Die Trierer Kirche und die Trierer Bischöfe in der ausgehenden Antike und am Beginn des Mittelalters: Bischöfe von der Wende des 4./5. Jahrhunderts bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts [1 ed.] 9783412515294, 9783412515270

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Die Trierer Kirche und die Trierer Bischöfe in der ausgehenden Antike und am Beginn des Mittelalters: Bischöfe von der Wende des 4./5. Jahrhunderts bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts [1 ed.]
 9783412515294, 9783412515270

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Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier I, 3

Der vorliegende Band führt das Projekt einer völligen Neuerarbeitung der Trierer Bischofsregesten weiter. Er erfasst für die Bischöfe von (Felix) Mauricius bis Sabaudus, also in etwa für das 5. bis 6. Jahrhundert, das einschlägige Quellenmaterial in innovativer Form. Das von den Bischöfen als Amts- und Herrschaftsträgern ausgehende und auf sie bezogene Schriftgut bildet das chronologische Gerüst, in das die relevanten Zeugnisse anderer Quellen wie Geschichtsschreibung, Biographik u. a. eingefügt sind. Damit werden für die Frühzeit des Bistums zahlreiche Möglichkeiten eines interdisziplinären Zugriffs eröffnet. Der Band stellt daher nicht nur eine Basis für die politische Geschichte, die Kirchengeschichte und die Landesgeschichte dar, sondern zeigt in seinen ausführlichen Kommentierungen auch neue Perspektiven und Befunde zu geschichtswissenschaftlicher Hermeneutik und Methodologie auf.

LXXXIII

Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier I I, 3 Die Trierer Kirche und die Trierer Bischöfe in der ausgehenden Antike und am Beginn des Mittelalters Hg. von Hans Hubert Anton

Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde

Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde

LXXXIII, I, 3

ISBN 978-3-412-51527-0

PUBLIKATIONEN DER GESELLSCHAFT FÜR RHEINISCHE GESCHICHTSKUNDE LXXXIII

Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier I Herausgegeben von Hans Hubert Anton

I, 3 Die Trierer Kirche und die Trierer Bischöfe in der ausgehenden Antike und am Beginn des Mittelalters Bischöfe von der Wende des 4./5. Jahrhunderts bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts

Bearbeitet von Hans Hubert Anton und Friedrich Pfeiffer unter Mitarbeit von Sigrun Anton

BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Bistums Trier, des Erzbistums Köln sowie des Landschaftsverbandes Rheinland

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. © 2019 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Venantius Honorius Clementianus Fortunatus: DE NICETIO EP(ISCOP)O TREUERENSE (Ms. 5354-61, fol. 16r, Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique) Korrektorat: Dore Wilken, Freiburg Satz und Layout: büro mn, Bielefeld Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51529-4

Vorwort

In meinem Vorwort kann ich mich zunächst wesentlich auf das Vorwort zu Band I, 1 der Trier-­Regesten beziehen. Dies gilt für die Konzeption der Publikation, die Aussage der Zeugnisse und ihre Verwertbarkeit. Vor allem gilt dies für die methodischen und hermeneutischen Implikationen der herangezogenen Quellen. Die Reflexivität zwischen den Informationen gebenden (oft nur fragmentarisch fassbaren) „Ereignissen“ und ihren Verformungen in Tradierungen und Rezeptionen ist herausgestellt. War schon im Vorwort zu I, 1 festzuhalten, dass die sich ergebende „Faktizität“ auf einer Ebene jenseits bloßer positivistisch zu erhebender Daten mit ihren jeweiligen religiösen, kultischen und politischen Konnotationen ein Wesenselement mittelalterlichen Selbst- und Weltverstehens offenlegen kann, so ist auf der Basis des für den jetzigen Teil gegebenen Zeugnisbestands auf die besonders von der Literaturwissenschaft gebotene Fassung des Begriffs der Rezeption hinzuweisen. Rezeption im Sinn einer vom aufnehmenden Subjekt, singulär oder kollektiv, reflektierten und verformten „Wirklichkeit“ kennzeichnet weite Phasen kirchlicher und kirchenpolitischer Aktionen. Dieses Vorwort muss wieder ein solches des Dankes sein. Auf die für das Unternehmen „Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier“ initiierende Rolle von Prof. Dr. Paul Egon Hübinger als Vorsitzendem der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde verweise ich hier noch einmal. Für den gegenwärtigen Teil ist die große Förderung durch den jetzigen Vorsitzenden der Gesellschaft, Herrn Dr. Frank M. Bischoff, und die stetige Hilfsbereitschaft von Herrn Dr. Max Plassmann dankbar zu erwähnen. Der hier vorzustellende Teil I, 3 ist in Zusammenarbeit des unterzeichnenden Herausgebers mit Herrn Dr. Friedrich Pfeiffer und Frau Sigrun Anton entstanden. Friedrich Pfeiffers wichtige Vorarbeiten sind in der Einleitung vorgestellt, zu dem aktuellen Werk trug er wesentliche Grundlagen bei, auf denen für aussagekräftige quellenkritische Analysen mit ihren angedeuteten Erheblichkeiten aufgebaut werden konnte. Auch für diesen Band ist von Seiten der Trierer wissenschaftlichen Bibliotheken und Archive für ausführliche Handschriftenkonsultationen vielfache Hilfe gewährt worden. Ständige Anlaufstellen waren die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars sowie die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv Trier. Den Leitern dieser Institutionen, Herrn Dr. Hans-­Joachim Cristea (BPS) und Herrn Prof. Dr. Michael Embach sowie Herrn Prof. Dr. Reiner Nolden (†) habe ich besonders zu danken. Für wichtige Hilfe danke ich auch Frau Judith Boswell vom Bistumsarchiv Trier. Dieser Teilband I, 3 steht natürlicherweise mit der Publikation I, 1 in enger Kontinuität. Die dort dankbar für die Bereitstellung einer großen Zahl wertvoller hand-

schriftlicher und verwandter Zeugnisse erwähnten Bibliotheken und Archive sollen hier vorweg allgemein genannt sein. Besonders nenne ich hier erneut Paris (BnF), ferner Bern (Burgerbibliothek), Darmstadt (ULB), Düsseldorf (ULB), München (BSB), St. Gallen (Stiftsbibliothek), Stuttgart (WLB ), Utrecht (UB ), Wolfenbüttel (HAB ), Zürich (ZBZ). Für diesen Band sind eingangs drei Institutionen speziell zu nennen, die auch schon für Teil I, 1 wichtige Hilfe gaben: das Archiv der Abtei Averbode (P. Herman Janssens), die SBB-PK Berlin (Herr Kurt Heydeck), die Handschriftenabteilung der KBR Brüssel (Herr Dr. Lucien Reynhout sowie sein Vorgänger Herr Dr. Michiel Verweij). Wichtige Informationen verdanke ich Herrn Dr. Martin Früh (Düsseldorf, LAV RW R), wieder Frau Dr. Annelen Ottermann (Mainz, Wissenschaftliche Stadtbibliothek) sowie Frau Dr. Martina Knichel (Koblenz, LHA). Für Übermittlung von Handschriftentexten resp. notwendigen Auskünften sei der gebührende Dank gesagt: Mme Laurence Richard (Laon, BM), Frau Dott. Valentina Longo (Rom, Bibliotheca Nazionale Centrale), Mme Myriam Colet Grave (Soissons, BM), Herrn Steven Vandewal (Tongern, Stadsarchief). Einen nicht leicht zugänglichen Venantius Fortunatus-­ Text übermittelte die Biblioteca Apostolica Vaticana. Am Schluss des Vorwortes sind mit großem Dank zu nennen die Institutionen, die den Druck des Bandes gefördert haben: der Landschaftsverband Rheinland, das Bistum Trier und das Erzbistum Köln. Hervorhebung verdient schließlich die gute Zusammenarbeit mit den Vertreterinnen der Verlagsgruppe, Frau Julia Beenken und Frau Kirsti Doepner (Böhlau) sowie Frau Jacqueline Eller (V&R). Konz-­Könen, Juli 2019

Hans Hubert ANTON

Inhalt

Vorwort  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handschriftenverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5 11  13  23  55  

Hauptteil  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  10. Mauricius  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Die trierische Kirche im gallischen und universalkirchlichen Kontext im Übergang vom 4. zum 5. Jahrhundert – Zur Chronologie der Pontifikate der Bischöfe Felix und Mauricius  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11. Leontius/Legontius  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12. Severus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

77 79 80

81 94 94 101 103 103 105 106 108 108 116 122 153 157 158 160 160 172 177 204

8 | Inhalt 13. Cyrillus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  209 Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  210 Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  212 A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  212

B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14. Jam(b)lychus  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  15. Emerus  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  16. Marus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  17. Volusianus  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

217 222 246 253 254 255 255 264 266 267 271 272 273 273 273 275 275 277 278 279 279 279 283 330 333 334 335 335 335 342 342

Inhalt |

18. Miletus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  343 Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  344 Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  345 A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  345

B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  19. Modestus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20. Maximianus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  21. Fibicius  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22. Abrunculus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

348 349 362 363 364 365 365 367 369 384 387 388 389 389 393 394 394 395 396 397 397 403 410 421 423 424 425 425 434 436 464

9

10 | Inhalt 23. Nicetius  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  467 Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  468 Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  470 A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  470

B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24. Rusticus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25. Magnericus (Magnerich)  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  26. Gunderich (Gundericus)  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  27. Sabaudus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Synopse des Quellenbefundes  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Regesten  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  A Der Bischof in seiner Zeit  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer H ­ istoriographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  C Der Bischof in Kult und Verehrung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  D Materielle Überreste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

534 543 623 633 634 635 635 644 647 657 659 660 662 662 697 706 738 745 746 747 747 748 749 749 751 752 753 753 755 759 765

Register  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  767

Abkürzungsverzeichnis

AA SS – Acta Sanctorum Abh. – Abhandlungen AfD – Archiv für Diplomatik AHC – Annuarium Historiae Conciliorum Ak. d. Wiss. – Akademie der Wissenschaften AKG – Archiv für Kulturgeschichte AmrhKG – Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte An. Boll. – Analecta Bollandiana Archiv – Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde B – Bibliothek (in Blockabkürzungen) BBKL – Biographisch-­Bibliographisches Kirchenlexikon BHL – Bibliotheca Hagiographica Latina Bibl., …-bibl. – Bibliothek, … bibliothek; Biblioteca, Bibliotek, Biblioteket, Bibliotheca, Bibliotheek, Bibliothèque can. – Kanon CC – Corpus Christianorum CM – Continuatio Mediaevalis SL – Series Latina CEEC – Codices Electronici Ecclesiae Coloniensis CIL – Corpus Inscriptionum Latinarum CLLA – Codices liturgici latini antiquiores Cod. – Codex DA – Deutsches Archiv für Erforschung (Geschichte) des Mittelalters DACL – Dictionnaire d’Archéologie Chrétienne et de Liturgie DHGE – Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques FSI – Fonti per la Storia d’Italia GP – Germania Pontificia sive Repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Germaniae ecclesiis monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum (Regesta Pontificum Romanorum) Hs(s). – Handschrift(en) HZ – Historische Zeitschrift IRHT – Institut de recherche et d’histoire des textes Jb(b). – Jahrbuch (Jahrbücher) JE – Jaffé/Ewald JK – Jaffé/Kaltenbrunner JL – Jaffé/Löwenfeld KDM – Kunstdenkmäler der Rheinprovinz LACL – Lexikon der antiken christlichen Literatur LexMA – Lexikon des Mittelalters LThK – Lexikon für Theologie und Kirche

12 | Abkürzungsverzeichnis MGH – Monumenta Germaniae Historica AA – Auctores antiquissimi

Conc. – Concilia

DD – Diplomata DD reg. et imp. Germ. – Diplomata regum et imperatorum Germaniae

Dt. Chron. – Deutsche Chroniken Epp. – Epistolae Poet. Lat. – Poetae Latini SS  – Scriptores SS rer. Germ. in us. schol. – Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum SS rer. Mer. – Scriptores rerum Merovingicarum MH – Martyrologium Hieronymianum MIÖG  – Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ms., ms., MS, Msc. – Manuscriptum, Manuskript, manoscritto, manuscript, manuscrit MUB – Mittelrheinisches Urkundenbuch NA – Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Ndr. – Neudruck(e); Nachdruck(e) N. F. – Neue Folge N. S. – Nova Series Phil.-Hist. Kl. – Philosophisch (Philologisch) Historische Klasse PL – Migne, Patrologia Latina PU – Papsturkunden RAC – Reallexikon für Antike und Christentum Rev. Bén. – Revue Bénédictine RGA – Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RHE – Revue d’Histoire Ecclésiastique RhVjbll. – Rheinische Vierteljahrsblätter RI – Regesta Imperii s. Böhmer/Zimmermann (s. Edierte Quellen …) RICG  – Recueil des inscriptions chrétiennes de la Gaule antérieures à la réforme carolingienne RQ – Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte SC – Sources Chrétiennes VuF – Vorträge und Forschungen ZGO – Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins ZKG – Zeitschrift für Kirchengeschichte ZRG GA – Zeitschrift der Savigny-­Stiftung für Rechtsgeschichte – Germanistische Abteilung ZRG KA – Zeitschrift der Savigny-­Stiftung für Rechtsgeschichte – Kanonistische Abteilung ZRG RA – Zeitschrift der Savigny-­Stiftung für Rechtsgeschichte – Romanistische Abteilung

Handschriftenverzeichnis

In diesem Verzeichnis werden die in Original, Faksimile, Fotografie, Mikrofilm und Digitalisat benutzten Handschriften aufgeführt, ferner diejenigen (seltenen), für die Lesungen am Ort überprüft und mitgeteilt wurden. Digitalisate sind generell vermerkt, auch für die Handschriften, die im Original und in anderer Form benutzt wurden. Albi, Bibl. municipale (BM) ms 2 (147) Amiens, Bibl. municipale (BM) ms. 18 (175 A) http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8452190t?rk=21459;2 Angers, Bibl. municipale (BM) ms. 18 (14) Averbode s. Scherpenheuvel-­Zichem Bamberg, Staatsbibl. Msc. Lit. 1 (alt A II 52) Msc. Lit. 159 Basel, Universitätsbibl. (UB) F III, 15b N I 2 Nr. 31 Berlin, Staatsbibl. zu Berlin-­Preußischer Kulturbesitz (SBB-PK) Ms. boruss. qu. 234 Ms. Görres 94 = theol. lat. fol. 733 Ms. Ham. 132 (Ms. lat. 435: Maassen, de Clercq) Ms. Phill. 1667 https://digital.staatsbibliothek-­berlin.de/werkansicht?PPN=PPN730558142&PHYSID=PHYS_​ 0001&DMDID= Ms. Phill. 1743 Ms. Phill. 1745 Ms. Phill. 1839 Ms. Phill. 1870 Bern, Burgerbibl. Cod. 289

14 | Handschriftenverzeichnis Brüssel, Koninklijke Bibl. van België – Bibl. Royale de Belgique (KBR) Brüssel Ms. 1813 Ms. 1814 – 1816 Ms. 3169 Ms. 5354 – 5361 Ms. 7147 Ms. 7666 – 7 1 Ms. 8780 – 93 Ms. 9188 – 9189 Ms. 9636 – 37 Ms. 14678 – 79 Ms. 14938 – 39 Ms. 20749 Cambridge, University Library Gg. 5. 35 Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI (Biblioteca Civica Codici sacri 6) Darmstadt, Universitäts- und Landesbibl. (ULB) Hs 51 http://tudigit.ulb.tu-­darmstadt.de/show/Hs-51/ Hs 891 http://tudigit.ulb.tu-­darmstadt.de/show/Hs-891 Hs 972 http://tudigit.ulb.tu-­darmstadt.de/show/Hs-972 Hs 1100 Hs 1946 http://tudigit.ulb.tu-­darmstadt.de/show/Hs-1946/0444/image Hs 4152 Douai, Bibl. municipale (BM) ms. 795 (753) Düsseldorf/Duisburg, Landesarchiv Nordrhein-­Westfalen – Abteilung Rheinland (LAV NRW R) RW 1023 Akten 108 AA 0171 Brauweiler Rep. u. Hs. Nr. 3 Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibl. (ULB) Ms. D 2 http://digital.ub.uni-­duesseldorf.de/ms/content/pageview/4587667

Handschriftenverzeichnis |

Engelberg, Stiftsbibl. Cod. 103 http://www.e-­codices.unifr.ch/de/list/one/bke/0103 Gent, Universiteitsbibl. (UB) Ms. 92 Heidelberg, Universitätsbibl. (UB) Ms. Sal. IX 42 a http://digi.ub.uni-­heidelberg.de/diglit/salIX42a – Karlsruhe, Badische Landesbibl. (BLB) Karlsruhe 504 https://digital.blb-­karlsruhe.de/id/1161183 Koblenz, Landeshauptarchiv (LHA) Best. 96 Nr. 3333 Best. 213 Nr. 781 Best. 701 Nr. 34 Best. 701 Nr. 109 Best. 701 Nr. 113 a Best. 701 Nr. 129 Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek (EDDB) Cod. 88 CEEC http://www.ceec.uni-­koeln.de/ Cod. 212 – Abschrift: Köln, Hist. Archiv der Stadt Köln, Best. 295 [GA] 202 CEEC http://www.ceec.uni-­koeln.de/ Laon, Bibl. municipale (BM) Ms. 469 Leiden, Universiteitsbibl. (UB) Ms. SCA 49 London, British Library (BL) Harley MS 2958 Harley MS 3091 Add MS 18043 Lüttich, Bibl. de l’Université de Liège ms. 326 Luxemburg, Bibl. nationale de Luxembourg (BnL) Ms. 121 (alt 50)

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16 | Handschriftenverzeichnis Mailand, Biblioteca Ambrosiana ms. C 74 sup. Mainz, Bibliotheken der Stadt Mainz – Wissenschaftliche Stadtbibliothek. (Wiss. StB) Hs II 13 Manchester, John Rylands University Library Ms. Lat. 116 Mons, Bibl. Centrale de l’Université de Mons-­Hainaut Ms. 26/210/8402 München, Bayerische Staatsbibl. (BSB) Clm 5256 Clm 5508 http://daten.digitale-­sammlungen.de/~db/0003/bsb00036890/images/ Clm 6243 http://daten.digitale-­sammlungen.de/~db/0005/bsb00054483/images/ Clm 6421 http://daten.digitale-­sammlungen.de/~db/0006/bsb00065163/images/ Clm 18100 http://daten.digitale-­sammlungen.de/~db/0002/bsb00021585/images/ Clm 18121 http://daten.digitale-­sammlungen.de/0011/bsb00113459/images/index.html?id=00113459&​ groesser=200%&fip=193.174.98.30&no=&seite=445 Clm 22058 Clm 22248 Münster, Universitäts- und Landesbibl. (ULB) Hs 353 (ULB) Universitätsbibliothek 22 (214 III) (vernichtet) Paris, Bibl. Mazarine Ms. 512 Paris, Bibl. nationale de France (BnF) lat. 1153 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b90778858.r=latin 1153 litanies?rk=21459;2 lat. 1451 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b84921438/f177.image.r=latin 1451 senioribus conciliis lat. 1564 http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9066891d?rk=21459 lat. 3837 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10032733h.r=sanctitatis tuae latin 3837?rk=21459;2

Handschriftenverzeichnis |

lat. 5544 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10035235j.r=latin 5544?rk=21459;2 lat. 8090 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10034712x/f2.image.r=latin 8090 lat. 8311 (Colbertinus) https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10034713c.r=8311 latin?rk=21459;2 lat. 8312 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10034714t/f3.image.r=latin 8312 lat. 9347 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9066678v.r=latin 9347?rk=21459;2 lat. 10018 https://gallica.bnf.fr/services/engine/search/sru?operation=searchRetrieve&version=1.2&query=(gallica all „latin 10018“) lat. 10157 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9068335p.r=latin 10157?rk=21459;2 lat. 10158 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9066767d.r=latin 10158?rk=21459;2 lat. 10837 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b6001113z.r=latinn 10837?rk=21459;2 lat. 12048 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b60000317.r=latin 12048?rk=21459;2 lat. 12097 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b525030636/f306.image.r=latin 12097 lat. 12410 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b105467826?rk=42918;4 lat. 13745 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b84267850.r=13745 latin?rk=21459;2 lat. 14144 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b100347158/f6.image.r=latin 14144 lat. 18005 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b84324746.r=18005 latin?rk=21459;2 nouv. acq. lat. 349 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b100332134 nouv. acq. lat. 1541 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10032249q Rom, Biblioteca Nazionale Centrale Ms. Sessoriano 63 Ms. Sessoriano 95 Scherpenheuvel-­Zichem (Averbode), Abdij der Norbertijnen van Averbode, Archief IV 48 Schaffhausen, StB, Ministerialbibl. Min. 10

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18 | Handschriftenverzeichnis Sélestat/Schlettstadt, Bibl. humaniste

MS 100 (alt 94)

http://bhnumerique.ville-­selestat.fr/client/fr_FR/search/asset/4941

Soissons, Bibl. municipale (BM) ms. 9 St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 196 https://www.e-­codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0196 Cod. Sang. 340 http://www.e-­codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0340 Cod. Sang. 381 http://www.e-­codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0381 Cod. Sang. 454 http://www.e-­codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0454 Cod. Sang. 914 https://www.e-­codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0914 St. Petersburg, Rossijskaja Nacionalnaja Biblioteka Cod. F. XIV 1 Stuttgart, Württembergische Landesbibl. (WLB) Cod. theol. et phil. fol. 209 http://digital.wlb-­stuttgart.de/purl/bsz35233343X Tongern, Stadsarchief, Archief Onze-­Lieve-­Vrouwe Nr. 13 Toulouse, Bibl. municipale (BM) Cod. 364 http://numerique.bibliotheque.toulouse.fr/ark:/74899/B315556101_MS0364 Trier: Trierer Handschriften aus dem Kloster St. Eucharius/St. Matthias sind zu finden über das Virtuelle Skriptorium St. Matthias http://stmatthias.uni-­trier.de/?l=n&s=suche hier gekennzeichnet „VS“ Trier, Bibl. des bischöflichen Priesterseminars (BPS) Hs 14  VS Hs 23  VS Hs 28  VS Hs 33 Hs 40  VS Hs 63  VS

Handschriftenverzeichnis |

Hs 67  VS Hs 75  VS Hs 98  VS Hs 123 Trier, Bistumsarchiv (BAT) Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734) Abt. 95 Nr. 62 Abt. 95 Nr. 429  VS Trier, Rheinisches Landesmuseum (RLM) Ms. M 1 Trier, Stadtbibl. (StB) Trier, StB Hs 14/1845 2o Trier, StB Hs 24 Trier, StB Hs 178/1205 2o Trier, StB Hs 358/1147 4o Trier, StB Hs 363/1027 4o Trier, StB Hs 380/1049 8o  VS Trier, StB Hs 406/896 4o Trier, StB Hs 427/1250 8o Trier, StB Hs 428/3 8o (verschollen) Trier, StB Hs 433/1928 8o  VS Trier, StB Hs 435/1915 8o Trier, StB Hs 441/1888 8o  VS Trier, StB Hs 448/1619 8o  VS Trier, StB Hs 469/1904 8o Trier, StB Hs 518/855 8o  VS Trier, StB Hs 1084/115 4o  VS Trier, StB Hs 1151/455 4o, (Bd. 3) Trier, StB Hs 1245/597 8o Trier, StB Hs 1246/596 4o Trier, StB Hs 1280/567 4o Trier, StB Hs 1284/563 8o Trier, StB Hs 1286/43 8o Trier, StB Hs 1343/94 4o Trier, StB Hs 1353/132 8o Trier, StB Hs 1362a/110a 4o Trier, StB Hs 1379/143 8o Trier, StB Hs 1390/150 4o Trier, StB Hs 1621/99 4o Trier, StB Hs 1622/405 4o Trier, StB Hs 1629/399 8o Trier, StB Hs 1634/394 4o

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20 | Handschriftenverzeichnis Trier, StB Hs 1635/48 4o Trier, StB Hs 1675/346 4o Trier, StB Hs 1709 Trier, StB Hs 1720/432 4o Trier, StB Hs 1721/433 8o Trier, StB Hs 1737/66 4o Trier, StB Hs 1894/1646 2o Trier, StB Hs 2039/670 4o Utrecht, Universiteitsbibliotheek (UB) Variora, THO: 3 – 49 bis 3 – 50 (beide Fragmente am Ende eines Drucks von 1498 des Bibelkommentars des Nikolaus von Lyra [† 1349] als Schutzblatt angeklebt) Valenciennes, Bibl. municipale (BM) ms. 131 ms. 174 (166) http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b84526308 ms. 343 (330 bis) https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8452589j.r=valenciennes 343%28330 bis%29?rk=21459;2 Vatikan, Bibl. Apostolica Vaticana (BAV) Barb. lat. 721 Pal. lat. 39 http://bibliotheca-­laureshamensis-­digital.de/bav/bav_pal_lat_39/0096/image Pal. lat. 574 http://bibliotheca-­laureshamensis-­digital.de/bav/bav_pal_lat_574 Pal. lat. 869 https://bibliotheca-­laureshamensis-­digital.de/bav/bav_pal_lat_869Vatikan, BAV Cod. Vat. Pal. lat. 869 Pal. lat. 1341 http://bibliotheca-­laureshamensis-­digital.de/bav/bav_pal_lat_1341/0227 Pal. lat. 1718 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Pal.lat.1718 Reg. lat. 329 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Reg.lat.329 Reg. lat. 1127 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Reg.lat.1127 Vat. lat. 552 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.lat.552 Vat. lat. 3806 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.lat.3806 Vat. lat. 3827 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.lat.3827 Vat. lat. 5845 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.lat.5845

Handschriftenverzeichnis |

Vercelli, Biblioteca Capitolare ms. CLXXXI (181) Verdun, Bibl. municipale (BM) Ms 10 http://www1.arkhenum.fr/bm_verdun_ms/_app/visualisation/hp?cote=MS0010 Wien, Österreichische Nationalbibl. (ÖNB) Cod. 576 https://bibliotheca-­laureshamensis-­digital.de/view/onb_cod576 Cod. 748 Cod. 1888 (Theol. 685) http://data.onb.ac.at/rep/1000B160 Wolfenbüttel, Herzog August Bibl. (HAB) Cod. Guelf. 1109 Helmst. Cod. Guelf. Aug. 85.10 2o Cod. Guelf. 81 Weiss. http://diglib.hab.de/mss/81-weiss/start.htm Zürich, Zentralbibl. Ms. C 8 b* Ms. Rh. 83

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Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur

Actus Silvestri: Sanctuarium seu vitae sanctorum II, hg. von Boninus Mombritius, Mailand um 1480, Paris ²1910 [Ndr. 1978], S. 508 – 531 [fol. 279r – 293v] Ada-­Evangeliar, Einbanddeckel s. Schnütgen, s. Jopek Adalgisel-­Grimo Testament von 634: Levison, Wilhelm: Das Testament des Diakons Adalgisel-­ Grimo vom Jahre 634, in: Ders., Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit. Ausgewählte Aufsätze, Düsseldorf 1948, S. 118 – 138 [zuerst 1932] Ado-­Kurzmartyrologium des älteren Kapiteloffiziums des Klosters Saint Airy (St. Agericus, Verdun) s. Sandmann Aigrain, René: L’hagiographie. Ses sources – ses méthodes – son histoire (Subsidia hagiographica 80), Brüssel 1953 (Ndr. 2000 mit Bibliographie-­Ergänzung von Robert Godding [S. 389 – 536]) Alkuin: Opera liturgica et moralia, ed. Froben Forster: Beati Flacci Albini seu Alcuini abbatis, Caroli Magni regis ac imperatoris magistri opera, Bd. 2, 2, Regensburg 1777, S. 111 – 116; danach: PL 101, 591 – 597 – Erstausgabe: Duchesne, André: Magistri Albini Flacci Alchvvini Officia per ferias seu psalmi secundum dies hebdomadae singulos, quibus in ecclesia cantantur, dispositi …, Paris 1617, S. 177 – 270 Amiet, Robert: Les Sacramentaires 88 et 137 du chapitre de Cologne, in: Scriptorium 9 (1955) S. 76 – 84 Anderson, Diane Warne: The Medieval Manuscripts of the Cologne Cathedral Library. Volume I, Mss. 1 – 100, Collegeville 1995 (rev. Web-­Version 1997) Andrieu, Michel (Hg.): Les Ordines Romani du haut Moyen Age 1 (Spicilegium sacrum Lovaniense 11), Löwen 1931 Annales Brunwilarenses, ed. Georg Heinrich Pertz MGH SS 16, Hannover 1859 (Ndr.), S. 724 – 728 Annales et notae Babenbergenses, ed. Philipp Jaffé MGH SS 17, Hannover 1861 (Ndr.), S. 634 – 642; Notae sancti Iacobi Babenbergenses S. 637 – 639 Anton, Hans Hubert: Bistumsgründungstraditionen in hagiographischen und hagiographiebezogenen Texten, in: Hagiographica XXIV (2017) S. 1 – 64 Anton, Hans Hubert: Die Trierer Kirche und das nördliche Gallien in spätrömischer und fränkischer Zeit, in: Ders.: Königtum – Kirche – Adel. Institutionen, Ideen, Räume von der Spätantike bis zum hohen Mittelalter, hg. von Burkhard Apsner/Thomas Bauer, Trier 2002, S. 15 – 38 [zuerst 1989] Anton, Hans Hubert: Kaiserliches Selbstverständnis in der Religionspolitik der Spätantike und päpstliche Herrschaftsinterpretation im 5. Jahrhundert, in: ZKG 88 (1977) S. 38 – 84 Anton, Hans Hubert: Neue Studien zu Trier im frühen und hohen Mittelalter: Zum Trierer hagiographischen Corpus und zu den Bischofsviten, in: RhVjbll. 71 (2007) S. 43 – 83 Anton, Hans Hubert: Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier I. I, 1 Grundlegung der kirchlichen Organisation, die ersten Bischöfe – ihre Spiegelung in Zeugnissen von der Spätantike bis zum späteren Mittelalter (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 83), Düsseldorf 2015 Anton, Hans Hubert: Rez. von Boshof, Egon: GP 10, 1, in: RhVjbll. 59 (1995) S. 354

24 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Anton, Hans Hubert: Rez. von: Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften, in: RHE  105, 3 – 4 (2010) S. 813 – 818 Anton, Hans Hubert: Studien zur sozialen und kirchlichen Führungsschicht Galliens: Germanus von Auxerre, Lupus von Troyes und Trierer Bischöfe des 5. Jahrhunderts, in: Ders., Königtum S. 39 – 70 [zuerst 1993] Anton, Hans Hubert: Trier im frühen Mittelalter (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte 9), Paderborn/München/Wien/Zürich 1987 Anton, Hans Hubert: Trier im Übergang von der römischen zur fränkischen Herrschaft, in: Francia 12 (1984) S. 1 – 52 Anton, Hans Hubert: Trier von der Spätantike bis zur ausgehenden Karolingerzeit, in: Trier im Mittelalter S. 1 – 118 Anton, Hans Hubert: Vorinstitutionelle Grundlagen einer wirkmächtigen Institution: Bischof Maximinus in der Reichskirche seiner Zeit, sein Nachwirken in Spätantike und Mittelalter, in: Die Abtei Trier-­St. Maximin von der Spätantike bis zur frühen Neuzeit (Beiträge der Trierer Tagung vom 16. – 17. Juli 2015), hg. von Michael Embach und Bernhard Simon (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 142), Mainz 2018, S. 11 – 55 Appendix I ad martyrologium Bedae. Kalendarium Anglicanum sive libellus annalis Ven. Bedae presbyteri, ed. Edmond Martène/Ursin Durand: Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium, amplissima collectio 6, Paris 1729, Sp. 637 – 649 Aubert, Roger: Art. Félix 54, in: DHGE 16, 1967, Sp. 906 Augustinus, Confessionum libri XIII, ed. Lucas Verheyen, CC SL 27, Turnhout 1981 Auspicius von Toul: Epistel an Arbogast, ed. Karl Strecker, Rhythmi aevi Merowingici et Carolini Nr. 79, MGH Poet. Lat. 4, 2, Berlin 1914 (Ndr.), S. 614 – 617; nach Strecker weitgehend CC SL 117, Turnhout 1975, S. 442 – 447 – s. auch Brandes Avitus von Vienne: Alcimi Ecdicii Aviti Viennensis episcopi opera quae supersunt, ed. Rudolf Peiper MGH AA 6, 2, Berlin 1883 (Ndr.) Babut, Ernest Charles: La date du concile de Turin et le développement de l’autorité pontificale au V e siècle, in: Revue historique 88 (1905) S. 57 – 82 Babut, Ernest Charles: Le concile de Turin: Essai sur l’histoire des églises provençales au 5e siècle et sur les origines de la monarchie ecclésiastique romaine (417 – 450) (Bibliothèque de la Fondation Thiers 6), Paris 1904 Babut, Ernest Charles: Saint Martin de Tours, Paris 1912 Bagnall, Roger S./Cameron, Alan/Schwartz, Seth R./Aworp, Klaus: Consuls of the Later Roman Empire (Philological Monographs of the American Philological Association 36), Atlanta 1987 Baratte, François u. a.: Vases antiques de métal au Musée de Chalon-­sur-­Saône, in: Revue archéologique de l’Est et du Centre-­Est 5 (1984), S. 120 Barberi, Claudio: Il Salterio di Egberto nella storia degli studi, in: Psalterium Egberti  2 S. 105 – 177 Barth, Medard: Elsässische Kalendare des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Archiv für elsässische Kirchengeschichte 3 (1928) S. 1 – 21 Bastgen, Hubert: Das liturgische Handbuch des Erzbischofs Balduin von Trier, in: Trierisches Archiv 17/18 (1911) S. 183 – 189 Batiffol, Pierre: Le siège apostolique (359 – 451), Paris 1924

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Bauer, Thomas: Die Verehrung heiliger Trierer Bischöfe aus Spätantike und Frühmittelalter (Anfänge bis ca. 930), in: Im Umbruch der Kulturen S. 341 – 404 Bauer, Thomas: Ms. Verehrung (Die Verehrung heiliger Trierer Bischöfe aus Spätantike und Frühmittelalter [Anfänge bis ca. 930]), (Trier ca. 2003) Beaujard, Brigitte: Le culte des saints en Gaule. Les premiers temps. D’Hilaire de Poitiers à la fin du VIe siècle (Histoire religieuse de la France 15), Paris 2000 Beaujard, Brigitte: Province ecclésiastique de Lyon (Topographie chrétienne des cités de la Gaule IV), Paris 1986 Becker, Petrus: Das frühe Trierer Mönchtum von den Anfängen bis zur anianischen Reform. Ein Überblick, in: Beiträge zu Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Germania Sacra, hg. von Irene Crusius (Veröffentlichungen des Max-­Planck-­Instituts für Geschichte 93 – Studien zur Germania Sacra 17), Göttingen 1989, S. 9 – 44 Becker, Petrus: Die Benediktinerabtei St. Eucharius-­St. Matthias vor Trier (Germania Sacra N. F. 34. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 8), Berlin/New York 1996 Becker, Petrus: Überlegungen zur Geschichte und zur Deutung des Kreuzreliquiars von St. Matthias, in: Kurtrierisches Jb. 35 (1995) S. 89 – 98 Becker, Petrus: Von Handschriften und Texten, trierischen in der Fremde und fremden in Trier, in: Kurtrierisches Jb. 21 (1981) S. 127 – 136 Beda Venerabilis: Baedae Historia Ecclesiastica gentis Anglorum, in: Venerabilis Baedae Opera historica, ed. Charles Plummer, Oxford 1896 (Ndr.), S. 1 – 363 – Bede’s Ecclesiastical History of the English People, ed. Bertram Colgrave/Roger Aubrey Baskerville Mynors, Oxford 1969 (Ndr.) Beisel, Fritz: Studien zu den fränkisch-­römischen Beziehungen. Von ihren Anfängen bis zum Ausgang des 6. Jahrhunderts (Wissenschaftliche Schriften im Wissenschaftlichen Verlag Dr. Schulz-­Kirchner 9/105), Idstein 1987 Beisel, Fritz: Theudebertus magnus rex Francorum: Persönlichkeit und Zeit (Wissenschaftliche Schriften im Wissenschaftlichen Verlag Dr.Schulz-­Kirchner 9/109), Idstein 1993 Beissel, Stephan: Geschichte der Trierer Kirchen, ihrer Reliquien und Kunstschätze 1 – 2, Trier ²1889 Bertocchi, Pietro: Art. Abrunculo, arcivescovo di Treveri, in: Bibliotheca Sanctorum 1, Rom 1962, Sp. 127 f. Besnard, Pierre: Les origines et les premiers siècles de l’Église Chalonnaise, in: Mémoires de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Chalon-­sur-­Saône 18 (1922) S. 41 – 98 Bienert, Bernd: Trier, in: RGA 31, 2006, S. 209 – 220 mit S. 227 – 229 (Lit.) Bienert, Bernd: Zur frühmittelalterlichen Besiedlung Triers und des Trierer Landes, in: Trier im Mittelalter S. 119 – 159 Bischoff, Bernhard: Das Reisegebet des Gildas (Spätes siebentes Jahrhundert ?), in: Ders.: Anecdota novissima. Texte des vierten bis sechzehnten Jahrhunderts (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 7), Stuttgart 1984, S. 154 – 161 Bischoff, Bernhard: Eine Sammelhandschrift Walahfrid Strabos (Cod. Sangall. 878), in: Ders.: Mittelalterliche Studien 2, Stuttgart 1967, S. 34 – 51 Bischoff, Bernhard: Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts 1 – 3; 2 – 3 hg. von Birgit Ebersperger – Gesamtregister bearb. von Birgit Ebersperger (Veröffentlichungen der Kommission für die Herausgabe der Mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz/Bayer. Ak. d. Wiss.), Wiesbaden 1998; 2004; 2014; 2017

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26 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Bischoff, Bernhard: Panorama der Handschriftenüberlieferung aus der Zeit Karls des Großen, in: Ders.: Mittelalterliche Studien 3, Stuttgart 1981, S. 1 – 38 [zuerst 1965] Bischofsliste Trier: Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301 Black, Jonathan: Psalm Uses in Carolingian Prayerbooks: Alcuin’s Confessio peccatorum pura and the Seven Penitential Psalms (Use 1), in: Mediaeval Studies 65 (2003) S. 1 – 56 Bleckmann, Bruno: Arelate metropolis: Überlegungen zur Datierung des Konzils von Turin und zur Geschichte Galliens im 5. Jahrhundert, in: RQ 98 (2003) S. 162 – 173 Bleckmann, Bruno: Honorius und das Ende der römischen Herrschaft in Westeuropa, in: HZ 265 (1997) S. 561 – 595 Bloch, Peter: Das Sakramentar Col. Metr. 88 in der Schatzkammer, in: Kölner Domblatt: Jb. des Zentraldombauvereins 21/22 (1963) S. 81 – 88 Boeckler, Albert: Eine verschollene Handschrift aus Sankt Maximin, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 53 (1936) S. 397 – 410 Boese, Helmut: Die lateinischen Handschriften der Sammlung Hamilton zu Berlin, Wiesbaden 1966 Böhmer/Zimmermann: Papstregesten 911 – 1024, bearb. von Harald Zimmermann, Wien/ Köln/Weimar ²1998 (RI II 5) Böhne, Winfried: Erzbischof Egbert von Trier und die Fuldaer Schreib- und Malschule des 10. Jahrhunderts, in: AmrhKG 42 (1990) S. 97 – 121 Böhner, Kurt: Das Trierer Land zur Merowingerzeit nach dem Zeugnis der Bodenfunde, in: Geschichte des Trierer Landes 1, hg. von Richard Laufner (Schriftenreihe zur Trierischen Landesgeschichte und Volkskunde 10), Trier 1964, S. 303 – 337 Böhner, Kurt: Die Anfänge der ehemaligen Abteikirche St. Martin zu Trier, in: Trierer Zs. 18 (1949) S. 107 – 131 Böhner, Kurt: Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes, 2 Bde. (Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Serie B), Berlin 1958 Bonifacius I.: s. Coustant, Epistolae 1 Sp. 1015 – 1018, danach: PL 20, 756 – 758 Bonnamour, Louis: Vases en bronzes d’époque romaine trouvés dans la Saône, in: Actes du IVe colloque international sur les bronzes antiques (17 – 21 mai 1976), Lyon 1977 (Annales de l’Université Jean Moulin. Lettres) S. 19 – 28 (Abbildungen) Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (MGH Libri memoriales 2, 1 – 3), Hannover 2001 Borst, Arno: Die karolingische Kalenderreform (MGH Schriften 46), Hannover 1998 Borst, Arno: Ein Forschungsbericht Hermanns des Lahmen, in: DA 40 (1984) S. 379 – 477 Boschen, Lothar: Die Annales Prumienses. Ihre nähere und ihre weitere Verwandtschaft, Düsseldorf 1972 Boshof, Egon (Bearb.): GP 10, 1 (Regesta Pontificum Romanorum – Germania Pontificia: Provincia Treverensis – Archidioecesis Treverensis), Göttingen 1992 Boshof, Egon: Das Erzstift Trier und seine Stellung zu Königtum und Papsttum im ausgehenden 10. Jahrhundert. Der Pontifikat des Theoderich (Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia 4), Köln/Wien 1972 Boshof, Egon: Die Rombeziehungen der Trierer Kirche im 4. und beginnenden 5. Jahrhundert, in: AHC 7 (1975) S. 82 – 108

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Boshof, Egon: Otto I. von Bamberg (1102 – 1132). Ein Reichsbischof im Spannungsfeld von Königtum und Papsttum, in: Zs. für bayerische Landesgeschichte 80 (2017) S. 351 – 421 Brandes, Wilhelm: Des Auspicius von Toul rhythmische Epistel an Arbogastes von Trier (Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Herzoglichen Gymnasiums zu Wolfenbüttel), Wolfenbüttel 1906 Brandmüller, Walter: Studien zur Frühgeschichte der Abtei Michelsberg. Mit Abdruck der Kalender aus den Handschriften Bamberg Lit. 1 und Karlsruhe 504, in: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 100 (1964) S. 95 – 135 Breviarium ad usum Ecclesie Lascurren[sis]. Auctoritate illustris ac Revere[n]­di in xpo (Christo) patris d[omi]­ni Jacobi de Fuxo, eiusdem sedis ep[iscopu]­s in lucem produxit M. D.XLI. Breviarium Trevirense, jussu … D. Francisci Georgii Trevirensis Archi-­Episcopi … recognitum et emendatum, 4 Bde., Frankfurt/Trier 1748 Bro(u)wer, Christoph: Annales Aug. Trevirorum civitatis ac dioecesis, libri XVIII, Köln 1626 Bro(u)wer, Christoph/Masen, Jacob: Antiquitatum et Annalium Trevirensium Libri XXV, 2 Bde., Lüttich 1670 Bro(u)wer, Christof/Masen, Jacob: Metropolis ecclesiasticae Trevericae … 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855 Brühl, Carlrichard: Palatium und civitas. Studien zur Profantopographie spätantiker Civitates vom 3. bis zum 13. Jahrhundert, Bd. 2: Belgica I, beide Germanien und Raetia  II, Köln/ Wien 1990 Bücheler, Franz: Carmina Latina epigraphica 1 (Anthologia Latina 2, 1), Leipzig 1895 (Ndr.) Buchner, Rudolf: Gregorii episcopi Turonensis historiarum libri X ed. alteram curavit Bruno Krusch, (1) in: ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414; (2) in: ZRG GA 68 (1951) S. 465 – 470 Bunjes, Hermann/Irsch, Nikolaus/Kentenich, Gottfried/Kutzbach, Friedrich/Lückger, Hans: Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Trier mit Ausnahme des Domes (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 13, 3), Düsseldorf 1938 (Ndr. 1981); (zitiert: Bunjes/Irsch, KDM 13, 3) Burchi, Pietro: Art. Eucario, in: Bibliotheca Sanctorum 5, Rom 1964, Sp. 137 – 139 Büttner, Heinrich: Frühes fränkisches Christentum am Mittelrhein, in: AmrhKG  3 (1951) S. 9 – 55 Büttner, Heinrich: Zum politischen Kräftespiel zwischen Mosel und Rhein im frühen Mittelalter. In: Lage und Raumbeziehungen der Gebiete um die mittlere Saar und der Nachbarlandschaften. Niederschrift über die Verhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für westdeutsche Landes- und Volksforschung in Zweibrücken 1955, bearb. von Georg Droege, Zweibrücken (1955), S. 9 – 22 Calmet, Augustin: Histoire de Lorraine 1 – 2, Nancy ²1745; 3 ²1748; (Ndr. 1973) Cambridger Lieder – Carmina Cantabrigiensia: ed. Karl Strecker: Die Cambridger Lieder MGH   SS rer. Germ. in us. schol. [40], Berlin 1926 (Ndr.); ed. Walther Bulst: Carmina Cantabrigiensia (Editiones Heidelbergenses 17), Heidelberg 1950; ed. Jan M. Ziolkowski: The Cambridge Songs (Carmina Cantabrigiensia) (Medieval and Renaissance Texts and Studies 192), Tempe (Arizona) 1998 – Faksimile: Doane, Alger N./Grade, Tiffany J. (Hg.): Deluxe and Illustrated Manuscripts Containing Technical and Literary Texts (Anglo-­Saxon Manuscripts in Microfiche Facsimile 9 = Medieval and Renaissance Texts and Studies 225), Tempe (Arizona) 2001, fol. 438r – ­v

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28 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Caspar, Erich: Geschichte des Papsttums von den Anfängen bis zur Höhe der Weltherrschaft 1. Römische Kirche und Imperium Romanum, Tübingen 1930 (Ndr.) Casus monasterii Petrishusensis, ed. Otto Abel/Ludwig Weiland MGH SS 20, Hannover 1868 (Ndr.), S. 621 – 683 – Casus monasterii Petrishusensis – Die Chronik des Klosters Petershausen, ed. Otto Feger (Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 3), Lindau 1956 (Ndr. 1978) Chadwick, Henry: Priscillian of Avila. The Occult and the Charismatic in the Early Church, Oxford 1976 Chastagnol, André: In ipso vestibulo resecandus: à propos de la date du concile de Turin, in: De Tertulliano aux Mozarabes: Mélanges offerts à Jacques Fontaine, I: Antiquité tardive, Paris 1992, S. 305 – 314 Chastagnol, André: Le repli sur Arles des services administratifs gaulois en l’an 407 de notre ère, in: RHE 249 (1973) S. 23 – 40 Chazelas, Jean: Les livrets de prières privées du IXe siècle (École Nationale des Chartes. Positions des thèses), Paris 1959 Chronik des Stiftes S. Simon und Judas in Goslar, ed. Ludwig Weiland MGH Dt. Chron. 2, Hannover 1877 (Ndr.), S. 586 – 604; Anhang. Chronicon s. Simonis et Iudae Goslariense S. 604 – 608 CIL XIII ed. Otto Hirschfeld/Karl Zangemeister; XIII 1, 1; 1,2 ed. Otto Hirschfeld, Berlin 1899; 1904 (Ndr.) Clauss, Joseph M. B.: Die Heiligen des Elsaß in ihrem Leben, ihrer Verehrung und ihrer Darstellung in der Kunst, Düsseldorf 1935 Clavis conciliorum occidentalium septem prioribus saeculis celebratorum … Bearb.: Andreas Weckwerth CC Claves – Subsidia 3, Turnhout 2013 Clavis des auteurs latins s. Jullien/Perelman Clemens, Lukas/Löhr, Hartwig: Jahresbericht des Landesamtes für Denkmalpflege, Abt. Archäologische Denkmalpflege, Amt Trier, für den Stadtbereich Trier 1994, in: Trierer Zs. 59 (1996) S. 257 – 286 Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Ders.: Recueil d’études Bollandiennes (Subsidia hagiographica 37), Brüssel 1963, S. 129 – 322 Coens, Maurice: Catalogus codicum hagiographicorum latinorum bibliothecae civitatis Treverensis, in: An. Boll. 52 (1934) S. 157 – 285 Coens, Maurice: Catalogus codicum hagiographicorum latinorum seminarii et ecclesiae cathedralis Treverensis, in: An. Boll. 49 (1931) S. 241 – 275 Coens, Maurice: En fréquentant les manuscrits, in: Albert Gruys (Hg.): Codicologica 1: Théories et principes (Litterae textuales), Leiden 1976, S. 13 – 26 Coens, Maurice: Le psautier de S. Wolbodon, écolâtre d’Utrecht, évêque de Liège, in: An. Boll. 54 (1936) S. 137 – 142 Coens, Maurice: Les plus anciennes litanies de Stavelot, in: An. Boll. 75 (1957) S. 5 – 16 Coens, Maurice: Les saints particulièrement honorés à l’abbaye de Saint-­Trond, in: An. Boll. 72 (1954) I: S. 85 – 133; II: S. 397 – 426; 73 (1955) II (suite) S. 140 – 192 Coens, Maurice: Les vies de s. Cunibert et la tradition manuscrite, in: An. Boll. 47 (1929) S. 338 – 367 Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 (1967) S. 128 – 142 Conciles Gaulois du IVe siècle, ed. Jean Gaudemet SC 241, Paris 1977

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Concilia aevi Merovingici, ed. Friedrich Maassen MGH Conc. 1, Hannover 1893 (Ndr.) Concilia Galliae A. 314–A. 506, ed. Charles Munier CC SL 148, Turnhout 1963 Concilia Galliae A. 511–A. 695, ed. Charles de Clercq CC SL 148A, Turnhout 1963 Coustant, Pierre (Hg.): Epistolae Romanorum Pontificum, …, a S. Clemente I. usque ad Innocentium III., 1, Paris 1721 Cüppers, Heinz: Das südliche Gräberfeld und die spätrömischen Bauten um St. Matthias, in: Trier. Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, hg. vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, Bd. 32, 1, Mainz 1977, S. 226 – 237 Cüppers, Heinz: Der bemalte Reliefsarkophag aus der Gruft unter der Quirinuskapelle auf dem Friedhof von St. Matthias, in: Trierer Zs. 32 (1969) S. 269 – 293 Cüppers, Heinz: Die „cella Eucharii“ auf dem Friedhof von St. Matthias, in: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 15 (1969) S. 102 – 110 Cüppers, Heinz: Dom und Domfreiheit in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit, in: Trier. Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 32, 1, Mainz 1977, S. 104 – 114 Cüppers, Heinz: Piesport-­Niederemmel, in: Die Römer in Rheinland-­Pfalz S. 523 f. Cüppers, Heinz: Spätantike Chorschranken in der St.-Matthias-­Kirche zu Trier, in: Trierer Zs. 31 (1968) S. 177 – 190 Cüppers, Heinz: St. Matthias. Frühchristliches Gräberfeld, in: Die Römer in Rheinland-­Pfalz S. 637 – 641; Archäologischer Befund S. 641 – 646 Cüppers, Heinz: St. Maximin, in: Die Römer in Rheinland-­Pfalz S. 644 f. Cyrillus-­Epitaph: Recueil des inscriptions chrétiennes de la Gaule (RICG) 1. Première Belgique, Paris 1975, Nr. 19 S. 146 – 149 (Nancy Gauthier); s. auch Newel Dahlhaus, Joachim: Aufkommen und Bedeutung der Rota in den Urkunden Papst Leos IX., in: Archivum Historiae Pontificiae 27 (1989) S. 7 – 84 Dassmann, Ernst: Die Anfänge der Kirche in Deutschland von der Spätantike bis zur frühfränkischen Zeit (Urban-­Taschenbücher 444), Stuttgart u. a. 1993 De calamitate abbatiae S. Martini Treverensis s. Sauerland, Geschichtsquellen S. 50 f. – MGH SS 15, 2 S. 739 – 741 (Georg Waitz) Dedicatio altaris S. Mariae ad martyres Treverensis, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1125 Dedicationes Bambergenses. Weihenotizen und Urkunden aus dem mittelalterlichen Bistum Bamberg, ed. Wilhelm Deinhardt (Beiträge zur Kirchengeschichte Deutschlands 1), Freiburg i. Br. 1936 Dedicationes Brunwilarenses, ed. Adolf Hofmeister MGH SS 30, 2, Leipzig 1926 – 1934 (Ndr.), S. 775 – 7 77 Dedicationes Constantienses. Kirch- und Altarweihen im Bistum Konstanz bis zum Jahre 1250, ed. Hermann Tüchle, Freiburg i. Br. 1949 Dedicationes monasterii Lacensis, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 970 f. Dedicationes s. auch Notae Degering, Hermann: Das Prümer Evangeliar (Ms. lat. theol. Fol. 733) in Berlin, in: Fünfzehn Jahre Königliche und Staatsbibliothek (Festschrift Adolf von Harnack), Berlin 1921, S. 132 – 148 Deinhardt s. Dedicationes Bambergenses

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30 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Delehaye, Hippolyte: Sanctus. Essai sur le culte des saints dans l’antiquité (Subsidia hagiographica 17), Brüssel 1927 Delisle, Léopold: Les autels de Saint-­Maximin de Trèves, in: Bibliothèque de l’École des Chartes 45 (1884) S. 578 – 580 Delisle, Léopold: Les évangiles de l’abbaye de Prüm, in: Journal des Savants, Septembre 1902, S. 461 – 475 de Marca, Petrus: Histoire de Béarn 1, Paris 1640, S. 69 f. Demougeot, Émilienne: Art. Gallia I, in: RAC 8, 1972, Sp. 822 – 927 Dengler-­Schreiber, Karin: Scriptorium und Bibliothek des Klosters Michelsberg in Bamberg (Studien zur Bibliotheksgeschichte 2), Graz 1979 Derolez, Albert: Lamberti S. Audomari canonici Liber Floridus, Gent 1968 Derolez, Albert: The Autograph Manuscript of the Liber Floridus. A Key to the Encyclopedia of Lambert of Saint-­Omer (CC Autographa Medii Aevi 4), Turnhout 1998 de Rossi s. Martyrologium Hieronymianum Deshusses, Jean: Le sacramentaire grégorien. Ses principales formes d’après les plus anciens manuscrits. Édition comparative, 3 Bde. (Spicilegium Friburgense 16; 24; 28), Freiburg (Schweiz) 1971; 1979; 1982 Die Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 1023 – 1059, ed. Detlev Jasper MGH Conc. 8, Hannover 2010 Die liturgischen Handschriften im Bistumsarchiv Trier, bearb. von Siffrin, Petrus und Laufner, Richard, ergänzt und hg. von Alois Thomas, 1969 (masch.) Die Römer in Rheinland-­Pfalz, hg. von Heinz Cüppers, Stuttgart 1990 (Ndr. 1996) Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, ed. Gerd Althoff/Joachim Wollasch (MGH Libri memoriales et necrologia. Nova Series 2), Hannover 1983 Divjak s. Kalenderhandbuch Dräger, Paul: Die Hystoria Treverorum. Herausgegeben, zum ersten Mal übersetzt und kommentiert, in: Kurtrierisches Jb. 55 (2015) S. 15 – 75 Dreves, Guido Maria: Hymnographi Latini 2. Folge (Analecta Hymnica Medii Aevi [50]), Leipzig 1907 Dubarat, Victor (Pierre): Le Bréviaire de Lescar de 1541. Réédité avec une Introduction et des Notes sur nos anciennes Liturgies locales, Pau/Paris 1891, S. XVI–XVIII Dubois, Jacques: Art. Martyrologium Hieronymianum, in: LexMA 6, 1993, Sp. 360 f. Dubois, Jacques (Hg.): Le martyrologe d’Usuard. Texte et commentaire (Subsidia hagiographica 40), Brüssel 1965 Dubois, Jacques: Les martyrologes du moyen âge latin (Typologie des sources du moyen âge occidental 26), Turnhout 1978 Dubois, Jacques/Lemaître, Jean-­Loup: Sources et méthodes de l’hagiographie médiévale, Paris 1993 Dubois, Jacques/Renaud, Geneviève: „Édition pratique des martyrologes de Bède, de l’anonyme Lyonnais et de Florus“ [IRHT], Paris 1976, S. I–VII Dubois, Jacques/Renaud, Geneviève (Hg.): Le martyrologe d’Adon. Ses deux familles, ses trois recensions. Texte et commentaire (Sources d’histoire médiévale), Paris 1984 Duchesne, Louis: Fastes épiscopaux de l’ancienne Gaule 1 – 3, Paris 21907, ²1910, 1915 (Duchesne, FE) Duchesne, Louis: Le concile de Turin, in: Revue historique 87 (1905) S. 278 – 302

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Dumas, Antoine/Deshusses, Jean: Liber Sacramentorum Gellonensis; Text: CC SL 159, Turnhout 1981, S. 487 – 513; Kommentar: CC SL 159A, Turnhout 1981, S. XXXII–XXXIV Dümmler, Ernst: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 25 (1885) S. 195 – 220 du Saussay, André: Martyrologium Gallicanum, Paris 1637 Eberwin von Trier s. Vita Magnerici Eckertz, Gottfried (Hg.): Brauweiler Chronik, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 17 (1866) S. 119 – 191 Eckertz, Gottfried (Hg.): Chronicon Brunwylrense, in: Fontes adhuc inediti rerum Rhenanarum. Niederrheinische Chroniken 2, Köln 1870, S. 139 – 328 Eckertz, Gottfried: Chronicon Brunwylrense, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 20 (1869) S. 248 – 260 Eckhardt, Wilhelm Alfred: Die Decretio Childeberti und ihre Überlieferung, in: ZRG GA 84 (1967) S. 1 – 7 1 Egbert-­Gedenkschrift s. Ronig Ehrensberger, Hugo: Libri liturgici Bibliothecae Apostolicae Vaticanae manu scripti, Freiburg i. Br. 1897 Eiden, Hans: Die Ergebnisse der Ausgrabungen im spätrömischen Kastell Bodobrica (= Boppard) und im Vicus Cardena (= Karden), in: Von der Spätantike S. 317 – 345 Eizenhöfer, Leo/Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landesund Hochschulbibliothek Darmstadt (Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2), Wiesbaden 1968 Embach, Michael: Die Adalbert-­Vita des Benediktinermönchs Ruodpert von Mettlach – Eine hagiographische Auftragsarbeit Erzbischof Egberts von Trier, in: Ronig, Egbert 2 S. 15 – 36 Embach, Michael: Trierer Literaturgeschichte. Das Mittelalter (Geschichte und Kultur des Trierer Landes 8), Trier 2007 Emonds, Hilarius (Hg.): Enkainia. Gesammelte Arbeiten zum 800jährigen Weihegedächtnis der Abteikirche Maria Laach am 24. August 1956, Düsseldorf 1956 Enen, Johannes: Medulla gestorum Treverensium …, Metz 1514 Ennodius von Pavia: Magni Felicis Ennodii Opera, ed. Friedrich Vogel MGH AA 7, Berlin 1885 (Ndr.) Enßlin, Wilhelm: Valentinians III. Novellen XVII und XVIII von 445. Ein Beitrag zur Stellung von Staat und Kirche, in: ZRG RA 57 (1937) S. 367 – 378 Epigramata cuiusdam scolastici picture que est in capitolo claustri s. Maximini de miraculis eiusdem confessoris, ed. Karl Strecker MGH Poet. Lat. 5, 1, Leipzig 1937 (Ndr.), S. 146 – 152 Epistolae aevi Merowingicae collectae, ed. Wilhelm Gundlach MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), Berlin 1892 (Ndr.), S. 434 – 468 Epistolae Arelatenses genuinae, ed. Wilhelm Gundlach MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), Berlin 1892 (Ndr.), S. 1 – 83 Epistolae Austrasicae, ed. Wilhelm Gundlach MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), Berlin 1892 (Ndr.), S. 110 – 153 Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 403 – 470 Epistulae imperatorum pontificum aliorum inde ab a. CCCLXVII usque ad a. DLIII datae. Avellana quae dicitur collectio, ed. Otto Günther CSEL 35, 1, 1895 (Ndr.)

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32 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Ewig, Eugen: Bemerkungen zur Vita des Bischofs Lupus von Troyes, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 505 – 517 [zuerst 1978] Ewig, Eugen: Beobachtungen zu den Bischofslisten der merowingischen Konzilien und Bischofsprivilegien. Die Synoden der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 427 – 455 [zuerst 1970] Ewig, Eugen: Civitas, Gau und Territorium in den Trierischen Mosellanden, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 1 S. 504 – 522 [zuerst 1952] Ewig, Eugen: Der Martinskult im Frühmittelalter, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 371 – 392 [zuerst 1962] Ewig, Eugen: Der Petrus- und Apostelkult im spätrömischen und fränkischen Gallien, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 318 – 354 [zuerst 1960] Ewig, Eugen: Der Raum zwischen Selz und Andernach vom 5. bis zum 7. Jahrhundert, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 417 – 442 [zuerst 1979] Ewig, Eugen: Die Kathedralpatrozinien im römischen und im fränkischen Gallien, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 260 – 317 [zuerst 1960] Ewig, Eugen: Die Klöster im östlichen Frankenreich um 700, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 495 – 504 [zuerst 1983] Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Imperium (Rhein.-Westf. Akad. d. Wiss., Vorträge G 261), Opladen 1983 Ewig, Eugen: Frühes Mittelalter (Rheinische Geschichte, hg. von Franz Petri/Georg Droege 1, 2), Düsseldorf 1980 Ewig, Eugen: Kaiserliche und apostolische Tradition im mittelalterlichen Trier, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 51 – 90 [zuerst 1956/1958] Ewig, Eugen: Observations sur la grandeur et la décadence de Trèves la romaine, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 21 – 32 [zuerst 1973] Ewig, Eugen: Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften 1 – 2 hg. von Hartmut Atsma (Beihefte der Francia 3, 1 – 2), München 1976;1979 Ewig, Eugen: Spätantikes und Fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften 3 (1974 – 2007), hg. von Matthias Becher/Theo Kölzer/Ulrich Nonn (Beihefte der Francia 3, 3), Ostfildern 2009 Ewig, Eugen: Trier im Merowingerreich. Civitas, Stadt, Bistum, Trier 1954 (Ndr. 1973) Ewig, Eugen: Von der Kaiserstadt zur Bischofsstadt. Beobachtungen zur Geschichte Triers im 5. Jahrhundert, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 33 – 50 [zuerst 1972] Ewig, Eugen: Zu Wimpfen und Worms, St. Dié und Trier im 7. Jahrhundert, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 451 – 459 [zuerst 1975] Ewig, Eugen: Zum christlichen Königsgedanken im Frühmittelalter, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 1 S. 3 – 7 1 [zuerst 1956] Ewig, Eugen: Zur Geschichte von Contrua-­Gondorf, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 443 – 449 [zuerst 1979] Ex translatione s. Celsi, MGH SS 8, S. 204 – 207; s. Gesta Treverorum Exner, Matthias: Die Fresken der Krypta von St. Maximin in Trier und ihre Stellung in der spätkarolingischen Wandmalerei (Trierer Zs. Beiheft 10), Trier 1989 Fabricius, Wilhelm: Die beiden Karten der kirchlichen Organisation, 1450 und 1610. Die Trierer und Mainzer Kirchenprovinz. Die Entwicklung der kirchlichen Verbände seit der Reformationszeit (Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz 5, 2 = Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 12), Bonn 1913

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Falkenstein, Ludwig: Art. Leonzio, vescovo di Treviri, in: Bibliotheca Sanctorum 7, Rom 1966, Sp. 1329 f. Felten, Franz J.: Die Bedeutung der ‚Benediktiner‘ im frühmittelalterlichen Rheinland. Reflexionen, Anmerkungen und Fragen, Teil 1, in: RhVjbll. 56 (1992) S. 21 – 58; Teil 2, in: RhVjbll. 57 (1993) S. 1 – 49 Finger, Heinz: Memoria im frühmittelalterlichen (Erz-)Bistum Köln, in: Nomen et Fraternitas (Festschrift Dieter Geuenich hg. von Uwe Ludwig/Thomas Schilp – RGA Erg.-Bd. 62), Berlin/New York 2008, S. 297 – 316 Flesch, Stefan: Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 20), Saarbrücken 1991 Flodoard: Historia Remensis Ecclesiae, ed. Martina Stratmann MGH SS 36, Hannover 1998 Florus: Martyrologium Rez. Echternach: Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert, fol. 5r – 107v; Teiledition: Quentin, Martyrologes S. 233 – 237 Floß, Heinrich Joseph: Romreise des Abtes Markward von Prüm und Uebertragung der hh. Chrysanthus und Daria nach Münstereifel im Jahre 844, Köln 1869, S. 101 – 112; (aus: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 20 [1869] S. 96 – 217) Flynn, William T.: Engelberg, Stiftsbibliothek, Cod. 103 e-­codices Schweiz 2010 https://www.e-­ codices.unifr.ch/de/bke/0103 Fontaine, Jacques: Vérité et fiction dans la chronologie de la Vita Martini, in: Saint Martin et son temps (Studia Anselmiana 46), Rom 1961, S. 189 – 236 Frank, Hieronymus: Das älteste Laacher Sakramentar (Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Cod 891), in: Emonds, Enkainia S. 263 – 303 Franz, Gunther: Die tausendjährige Geschichte der Handschrift und deren Faksimilierung, in: Gunther Franz/Franz J. Ronig (Hg.): Codex Egberti der Stadtbibliothek Trier: Entstehung und Geschichte der Handschrift (Cimelia Trevirensia 1), Wiesbaden 1984, S. 1 – 28 Freher, Marquard: Corpus Franciae historiae veteris et sincerae, Hannover 1613 Freise, Eckhard: Kalendarische und annalistische Grundformen der Memoria, in: Karl Schmid/ Joachim Wollasch (Hg.): Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter (Münstersche Mittelalter-­Schriften 48), München 1984, S. 567 – 577 Friedrich, Michael: Tradition – Imagination – Legitimation. Untersuchungen zur Visualisierung lokaler Sonderformen allgemeiner Heiligentraditionen am Beispiel der Hl. Helena. Rom Trier Köln Bonn Xanten, Diss. phil. Trier 2000 Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006 Fuhrmann, Horst: Studien zur Geschichte mittelalterlicher Patriarchate 1, in: ZRG KA  39 (1953) S. 112 – 176 Gamber, Klaus: Codices liturgci latini antiquiores (CLLA) (Spicilegium Friburgense, Subsidia 1, 1 – 2; 1A), Freiburg (Schweiz) ²1968; 1988 Garenfeld, Victor: Die Trierer Bischöfe des vierten Jahrhunderts, Phil. Diss. Bonn 1888 Gattermann, Günter (Hg.): Handschriftencensus Rheinland 1 – 2 (Schriften der Universitätsund Landesbibliothek Düsseldorf 18), Wiesbaden 1993 Gaudemet, Jean/Basdevant, Brigitte: Les canons des conciles mérovingiens (VIe–VIIe siècles) 1 (SC 353), Paris 1989

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34 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Gauthier, Nancy (Hg.): Recueil des inscriptions chrétiennes de la Gaule 1. Première Belgique, Paris 1975 (RICG) Gauthier, Nancy: L’episcopato delle Gallie alla vigilia del concilio di Torino, in: Atti del convegno internazionale di studi su Massimo di Torino nel XVI centenario del Concilio di Torino (398), Turin 1999, S. 167 – 181 Gauthier, Nancy: L’évangélisation des pays de la Moselle. La province romaine de Première Belgique entre Antiquité et Moyen-­Age (IIIe–VIIIe siècles), Paris 1980 Gauthier, Nancy: Province ecclésiastique de Trèves (Belgica Prima), (Topographie chrétienne des cités de la Gaule des origines au milieu du VIIIe siècle 1), Paris 1986 George, Judith W.: Venantius Fortunatus. A Latin Poet in Merovingian Gaule, Oxford 1992 Gerbert, Martin: Monumenta veteris Liturgiae Alemannicae 1, St. Blasien 1777 Gesta Alberonis archiepiscopi auctore Balderico, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 243 – 260 Gesta Boemundi, ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 463 – 488 Gesta Treverorum Continuatio secunda, ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379 Gesta Treverorum, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 260 Geuenich, Dieter: Chlodwig. Versuch einer Biographie, in: Chlodwig und die „Schlacht bei Zülpich“ – Geschichte eines Mythos, 496 – 1996. Begleitbuch zur Ausstellung in Zülpich 30. 08. – 26. 10. 1996, Euskirchen 21996, S. 48 – 54 Gierlich, Ernst: Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 65), Mainz 1990 Giersch, Paula/Schmid, Wolfgang (Hg.): Rheinland. Heiliges Land. Pilgerreisen und Kulturkontakte im Mittelalter … (Armarium Trevirense 1), Trier 2004 Gilles, Karl-­Josef: Die römischen und neuzeitlichen Kelterhäuser in Piesport-­Müstert, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 24 = Kurtrierisches Jb. 32 (1992) S. 19*–30* Gilles, Karl-­Josef: Die spätrömische Großkelteranlage von Piesport, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 19 = Kurtrierisches Jb. 27 (1987) S. 53*–59* Gilles, Karl-­Josef: Römerzeitliche Kelteranlagen an der Mosel, in: Neuere Forschungen zum römischen Weinbau an Mosel und Rhein (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums 11), Trier 1995, S. 5 – 59 Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten 1 (509 – 1152); 2 (1152 – 1237), Koblenz 1876 (Ndr.) Goetz, Hans-­Werner: Das Geschichts- und Weltbild der Chronik Hermanns von Reichenau, in: Felix Heinzer/Thomas Zotz (Hg.): Hermann der Lahme. Reichenauer Mönch und Universalgelehrter des 11. Jahrhunderts (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-­Württemberg. Reihe B, Forschungen 208), Stuttgart 2016, S. 87 – 131 Gose, Erich: Katalog der frühchristlichen Inschriften in Trier (Rheinisches Landesmuseum Trier. Trierer Grabungen und Forschungen 3), Trier 1958 Gras, Pierre: Le vase de Jamblique au Musée de Chalon. Étude de son inscription, in: Mémoires de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Chalon-­sur-­Saône 46 (1976) S. 67 – 73 Gregor von Tours: Historiae, ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951 Gregor von Tours: Zehn Bücher Geschichten 1 – 2, hg. von Rudolf Buchner (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr-­vom-­Stein-­Gedächtnisausgabe), Darmstadt 1955, 1956 (Ndr.)

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Gregor von Tours: Liber in Gloria confessorum, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. 1969 mit neuer Paginierung, S. 294 – 370 Gregor von Tours: Liber in Gloria martyrum, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. 1969 mit neuer Paginierung, S. 34 – 111 Gregor von Tours: Liber vitae patrum, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294 Gregor von Tours: Libri IV de virtutibus s. Martini, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 134 – 211 Greif, Ingrid: Trierer Bischöfe und kirchliche Organisation von Leontius bis Magnerich (ca. 450 – 600), Phil. Mag. Trier 1979 Grieser, Heike: Sklaverei im spätantiken und frühmittelalterlichen Gallien (5. – 7. Jh.). Das Zeugnis der christlichen Quellen (Forschungen zur antiken Sklaverei 28), Stuttgart 1997 Griffe, Élie: La date du concile de Turin (398 ou 417), in: Bulletin de la littérature ecclésiastique 64 (1973) S. 289 – 295 Griffe, Élie: La Gaule chrétienne à l’époque romaine 1, Paris 1947 (Ndr. 1964) Grosjean, Paul: Notes d’hagiographie celtique 27 – 36, in: An. Boll. 75 (1957) S. 158 – 260 Gundlach, Wilhelm: Die Sammlung der Epistolae Austrasicae, in: NA 13 (1888) S. 367 – 387 Gy, Pierre-­Marie: Les premiers bréviaires de Saint-­Gall (deuxième quart du XIe siècle), in: Liturgie. Gestalt und Vollzug (Festschrift Joseph Pascher, hg. von Walter Dürig), München 1963, S. 104 – 113 Haseloff, Arthur: Der Bildschmuck des Psalters Erzbischof Egberts von Trier in Cividale (Codex Gertrudianus) – Kunsthistorische Untersuchung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 43 – 198, s. Sauerland/Haseloff Haubrichs, Wolfgang: Basenvillare – Königsort und Heiligengrab. Zu den frühen Namen und zur Frühgeschichte von St. Wendel, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 28 (1980) S. 7 – 89 Haubrichs, Wolfgang: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit. Studien zur Heimat des althochdeutschen Georgsliedes (Rheinisches Archiv 105), Bonn 1979 Haubrichs, Wolfgang: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters. Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 15), Saarbrücken 1986 Haubrichs, Wolfgang: Neue Zeugnisse zur Reichenauer Kultgeschichte des neunten Jahrhunderts, in: ZGO 126 (1978) S. 1 – 43 Haubrichs, Wolfgang: Romano-­germanische Hybridnamen des frühen Mittelalters nördlich der Alpen, in: Akkulturation. Probleme einer germanisch-­romanischen Kultursynthese in Spätantike und frühem Mittelalter, hg. von Dieter Hägermann/Wolfgang Haubrichs/ Jörg Jarnut (RGA – Erg.-Bd. 41), Berlin u. a. 2004, S. 179 – 203 Hauck, Albert: Kirchengeschichte Deutschlands 1, Leipzig 3/41904 (Ndr.) Heesius, Nicolaus: Manipulus rerum memorabilium claustri Hemmenrodensis, Köln 1641 Heikkilä, Tuomas: Vita S. Symeonis Treverensis. Ein hochmittelalterlicher Heiligenkult im Kontext (Annales Academiae Scientiarum Fennicae. Humaniora 326), Helsinki 2002 Heiming, Odilo: Zur Heimat des Sakramentars Vat. lat. 3806, in: Jb. für Liturgiewissenschaft 4 (1924) S. 185 – 187 Heiming s. Liber Sacramentorum Augustodunensis

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36 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Heinemeyer, Karl: Das Erzbistum Mainz in römischer und fränkischer Zeit, Bd. 1: Die Anfänge der Diözese Mainz (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 39), Marburg 1979 Heinen, Heinz: Das Bistum Trier in der Zeit der Völkerwanderung. Vom Ende des Theodosius I. bis zum Ende der Römerzeit (395–Ende des 5. Jahrhunderts), in: Im Umbruch der Kulturen S. 91 – 115 Heinen, Heinz: Frühchristliches Trier von den Anfängen bis zur Völkerwanderung, Trier 1996 Heinen, Heinz: Trier und das Trevererland in römischer Zeit (2000 Jahre Trier 1), Trier 1985 (Ndr.) Heinen, Heinz: Zum Christentum im spätantiken Trier, in: Trierer Zs. 52 (1989) S. 391 – 4 13 Heinrich von Limburg: Zwei Schreiben des Herzogs „die Kirche auf dem Martinsberg bei Trier betreffend“ an Erzbischof Johann II. von Trier (1190 – 1212), MUB 2 Nr. 293 (I.), Nr. 294 (II.) S. 328 Heintz, Albert: Trier und Aquitanien. Ihre kirchlichen Beziehungen in spätrömischer und fränkischer Zeit, in: Pastor bonus. Trierer Theologische Zs. 64 (1955) S. 363 – 373 Heinz, Andreas: Die gedruckten liturgischen Bücher der Trierer Kirche (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 32), Trier 1997 Heinzelmann, Martin: Bischofsherrschaft in Gallien. Zur Kontinuität römischer Führungsschichten vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Soziale, prosopographische und bildungsgeschichtliche Aspekte (Beihefte der Francia 5), München 1976 Heinzelmann, Martin: Gregor von Tours (538 – 594). „Zehn Bücher Geschichte“. Historiographie und Gesellschaftskonzept im sechsten Jahrhundert, Darmstadt 1994 Heinzelmann, Martin: The ‚affair‘ of Hilary of Arles (445) and Gallo-­Roman identity in the fifth century, in: Fifth-­Century Gaul: A Crisis of Identity?, hg. von John Drinkwater/Hugh Elton, Cambridge 1992, S. 239 – 251 Heinzer, Felix: Rheinauer Handschriften und die Hirsauer Erneuerungsbewegung des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Ders., Klosterreform und mittelalterliche Buchkultur im deutschen Südwesten (Mittellateinische Studien und Texte 39), Leiden/Boston 2008, S. 386 – 405 [zuerst 2007] Heit, Alfred: Art. Trier, St. Martin, in: Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Rheinland-­Pfalz und Saarland, hg. von Friedhelm Jürgensmeier in Verbindung mit Elisabeth Schwerdtfeger (Germania Benedictina 9. Rheinland-­Pfalz und Saarland), St. Ottilien 1999, S. 980 – 1009 Henze, Ulrich: Die Kreuzreliquiare von Trier und Mettlach. Studien zur Beziehung zwischen Bild und Heiltum in der rheinischen Schatzkunst des frühen 13. Jahrhunderts, Diss. phil. Münster 1988 Heydenreich, Johanne: Die Metropolitangewalt der Erzbischöfe von Trier bis auf Baldewin (Marburger Studien zur älteren deutschen Geschichte 2, 5), Marburg 1938 Heyen, Franz-­Josef: Das Gebiet des nördlichen Mittelrheins als Teil der Germania prima in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit, in: Von der Spätantike S. 297 – 315 Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Paulin vor Trier (Germania Sacra N. F. 6. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 1), Berlin/New York 1972 Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania Sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Heyen, Franz-­Josef: Die Grabkirchen der Bischöfe von Trier, in: Festschrift Hermann Heimpel Bd. 3 (Veröffentlichungen des Max-­Planck-­Instituts für Geschichte 36/III), Göttingen 1972, S. 594 – 605 Heyen, Franz-­Josef: Die Öffnung der Paulinus-­Gruft in Trier im Jahre 1072 und die Trierer Märtyrerlegende (Mit dem erstmals veröffentlichten Text der „Passio sanctorum martirum Trevirensium“), in: AmrhKG 16 (1964) S. 23 – 66 Heyne, Sirka: Studien zur Mainzer und Fuldaer Liturgiegeschichte (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 73), Mainz 1996 Hillar, Maurus: Vindiciae historiae Trevirensis sive Historia Trevirensis de tribus primis episcopis Euchario, Valerio, Materno, Metz 1763 Hilliger, Benno: Die Urbare von S. Pantaleon in Köln (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 20, 1 – Rheinische Urbare 1), Bonn 1902 Hirschmann, Frank G.: Civitas Sancta – Religiöses Leben und sakrale Ausstattung im hochund spätmittelalterlichen Trier, in: Trier im Mittelalter S. 399 – 476 Hirschmann, Frank G.: Die „Translatio Sancti Modoaldi“ als Quelle für Topographie und Sakralausstattung Triers um 1100, in: Liber amicorum necnon et amicarum für Alfred Heit. Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte und geschichtlichen Landeskunde, hg. von Friedhelm Burgard/Christoph Cluse/Alfred Haverkamp (Trierer Historische Forschungen 28), Trier 1996, S. 17 – 33 Historiae et annales Windbergenses, ed. Philipp Jaffé MGH SS 17, Hannover 1861 (Ndr.), S. 559 – 566; Primordia Windbergensia S. 560 – 565 Hlawitschka, Eduard: Art. Andelot, in: LexMA 1, 1980, Sp. 595 Hochholzer, Elmar: Paläographische Beobachtungen, in: Nospickel, Johannes (Hg.): Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg (MGH Libri Memoriales et Necrologia. Nova Series 6), Hannover 2004, S. 21 – 50 Hoffmann, Hartmut: Bamberger Handschriften des 10. und des 11. Jahrhunderts (MGH Schriften 39), Hannover 1995 Hoffmann, Hartmut: Buchkunst und Königtum im ottonischen und frühsalischen Reich (MGH Schriften 30, 1), Stuttgart 1986 Hoffmann, Hartmut: Schreibschulen des 10. und 11. Jahrhunderts im Südwesten des Deutschen Reichs (MGH Schriften 53), Hannover 2004 Hoffmann, Hartmut: Weitere ottonische Handschriften aus Trier, in: Ronig, Egbert 2 S. 87 – 101 Hontheim, Johann Nikolaus von: Calendarium Collegiatae S. SIMEONIS, praefixum psalterio saeculi XI, in: Ders., Prodromus 1 S. 380 – 386 Hontheim, Johann Nikolaus von: Historia Trevirensis Diplomatica Et Pragmatica 1 – 3, Augsburg/Würzburg 1750 Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1 – 2, Augsburg 1757 Huffschmid, Maximilian: Zur Geschichte der Kirchen und Klöster auf dem Heiligenberg, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz 8 (1910) S. 156 – 174 Hugo von Flavigny: Chronik, ed. Georg Heinrich Pertz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 280 – 503 – Daniel Carlo Pangerl/ Doris Bauernfeind: Die Chronik des Hugo von Flavigny, hg. von G. H. Pertz in MGH SS 8 mit Besserungen von Mathias Lawo nach MGH Schriften 61: http://www.mgh.de/datenbanken/die-­chronik-­des-­hugo-­von-­flavigny/

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38 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Hulley, Joseph: Der Prachteinband eines trierischen Evangeliariums aus dem 12. Jahrhundert, in: Pastor bonus 9 (1897) S. 38 – 43 Hupe, Joachim: Studien zum Gott Merkur im römischen Gallien und Germanien, in: Trierer Zs. 60 (1997) S. 53 – 227 Huyghebaert, Nicolas: Notes sur un collectaire de l’abbaye de Stavelot, in: Bulletin de la Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 33 (1947) S. 93 – 109 Im Umbruch der Kulturen. Spätantike und Frühmittelalter – Geschichte des Bistums Trier 1, hg. von Heinz Heinen/Hans Hubert Anton/Winfried Weber (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 38 [!]), Trier 2003 IN FESTIVITATE S[AN]­C[T]­I MAGNERICI ARCHIEPISCOPI, ed. Heinrich Volbert Sauerland: Zur Geschichte der Abtei St. Martin in Trier, in: Ders., Trierer Geschichtsquellen S. 1 – 54 Jaffé, Philipp (Hg.): Regesta Pontificum Romanorum ab condita ecclesia ad annum post Christum natum MCXCVIII, 1, Leipzig ²1885 (bearb. von Samuel Löwenfeld [JL], Ferdinand Kaltenbrunner [JK], Paul Ewald [JE]) James, Montague Rhodes/(Taylor, Frank): A Descriptive Catalogue of the Latin Manuscripts in the John Rylands University Library at Manchester, 2 Bde., Manchester/London 1921 (Ndr. 1980) Jaski, Bart: Van schut tot schat: onderzoek naar handschriftfragmenten, in: Marco van Egmond/Bart Jaski/Hans Mulder (Hg.): Bijzonder Onderzoek. Een ontdekkingsreis door de Bijzondere Collecties van de Universiteitsbibliotheek Utrecht, Zwolle 2009, S. 32 – 38 Jasper, Detlev (Hg.): Die Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 1023 – 1059, MGH Conc. 8, Hannover 2010 Jauß, Hans Robert: Die Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft (Konstanzer Universitätsreden 3), Konstanz 1969 Jauß, Hans Robert: Die Theorie der Rezeption – Rückschau auf ihre unerkannte Vorgeschichte (Konstanzer Universitätsreden 166), Konstanz 1987 Johannes Cassianus: De incarnatione Domini contra Nestorium, ed. Michael Petschenig CSEL 17, 1888 (erg. Gottfried Kreuz 2004) Jopek, Norbert/Weber, Winfried: In: Stadtbibliothek und Universitätsbibliothek Trier. Kostbare Bücher und Dokumente aus Mittelalter und Neuzeit, Trier 1984 (Zu Ada-­Evangeliar, Einband) Jopek, Norbert: in: Schatzkunst Trier (Treveris Sacra 3), hg. von: Bischöfliches Generalvikariat Trier, Trier 1984, Nr. 135 S. 181 f. (Zu Ada-­Evangeliar, Einband) Jullien, Marie-­Hélène/Perelman, Françoise: Clavis des auteurs latins du moyen âge. Territoire français 735 – 987, 1 (CC CM Claves), Turnhout 1994 Kalenderhandbuch: Das Kalenderhandbuch von 354. Der Chronograph des Philocalus, hg. von Johannes Divjak/Wolfgang Wischmeyer, Wien 2014 Kautz, Michael: Bibliotheca Laureshamensis digital – Vatikan Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 39 http://www.ub.uni-­heidelberg.de/digi-­pdf-­katalogisate/sammlung51/werk/pdf/bav_pal_ lat_39.pdf Kellner, Karl Adam Heinrich: Heortologie oder die geschichtliche Entwicklung des Kirchenjahres und der Heiligenfeste von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Freiburg i. Br. ³1911

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Kempf, Theodor K[onrad]: Grundrißentwicklung und Baugeschichte des Trierer Doms, in: Das Münster 21 (1968) S. 1 – 32 Kempf, Theodor Konrad: Katalog der frühchristlichen Abteilung des Bischöflichen Museums Trier, in: Ders./Wilhelm Reusch: Frühchristliche Zeugnisse S. 175 – 276 Kempf, Theodor Konrad: Untersuchungen und Beobachtungen am Trierer Dom 1961 – 1963, in: Germania 42 (1964) S. 126 – 141 Kempf, Theodor Konrad/Reusch, Wilhelm: Frühchristliche Zeugnisse im Einzugsgebiet von Rhein und Mosel, Trier 1965 Kentenich, Gottfried: Der Kult der Thebäer am Niederrhein, in: RhVjbll. 1 (1931) S. 339 – 350 Kentenich, Gottfried: Die Geschichte der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Trier 1915 (Ndr.) Kentenich, Gottfried: Moselfahrer. Berichte aus siebzehn Jahrhunderten, Trier 1948 Kentenich, Gottfried: Über die Herkunft eines illustrierten Breviers aus dem 13. Jahrhundert in der Trierer Stadtbibliothek, in: Trierer Zs. 2 (1927) S. 171 – 177 Kentenich, Verzeichnis 10 s. Verzeichnis Kerff, Franz: Der Quadripartitus. Ein Handbuch der karolingischen Kirchenreform. Überlieferung, Quellen und Rezeption (Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter 1), Sigmaringen 1982 Keuffer, Max: Bücherei und Bücherwesen von S. Maximin im Mittelalter, in: Jahresberichte der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier von 1894 bis 1899 (1899) S. 48 – 95 Keuffer, Verzeichnis 4 s. Verzeichnis Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 s. Verzeichnis (Keuffer, Max:) Nachrichten über Kirchweihen in St. Maximin, in: Trierisches Archiv 3 (1899) S. 74 f. Knoblich, Isabel: Die Bibliothek des Klosters St. Maximin bei Trier bis zum 12. Jahrhundert, Trier 1996 Koebner, Richard: Venantius Fortunatus. Seine Persönlichkeit und seine Stellung in der geistigen Kultur des Merowinger-­Reiches (Beitraege zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 22), Leipzig/Berlin 1915 (Ndr. 1973) Kölzer, Theo: Merowingerstudien 2 (MGH Studien und Texte 26), Hannover 1999 Kölzer, Theo: Studien zu den Urkundenfälschungen des Klosters St.  Maximin vor Trier (10. – 12. Jahrhundert) (VuF Sonderbd. 36), Sigmaringen 1989 Kortüm, Hans-­Henning: Zur päpstlichen Urkundensprache im frühen Mittelalter. Die päpstlichen Privilegien 896 – 1046 (Beiträge zu Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 17), Sigmaringen 1995 Kramer, Johannes: Edition der Trierer Handschrift 1342b/97 der Gesta Treverorum, in: Kurtrierisches Jb. 55 (2015) S. 77 – 121 Kramer, Johannes: Trier in Schedels Weltchronik, in: Kurtrierisches Jb. 52 (2012) S. 69 – 90 Kraus, Franz Xaver: Die christlichen Inschriften der Rheinlande 1: Die altchristlichen Inschriften der Rheinlande; Freiburg i. Br. 1890 Kraus, Franz Xaver: Die christlichen Inschriften der Rheinlande 2: Die christlichen Inschriften von der Mitte des achten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./Leipzig 1894 Kraus, Franz Xaver: Horae Belgicae, in: Bonner Jbb. 50/51 (1871), S. 199 – 251 Kraus, Franz Xaver: Necrologium von St. Maximin, in: Bonner Jbb. 57 (1876), S. 108 – 119

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40 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Kremer, Dieter: Germanisch-­romanische oder romanisch-­germanische Hybridnamen?, in: Studien zu Literatur, Sprache und Geschichte in Europa (Festschrift Wolfgang Haubrichs, hg. von Albrecht Greule), St. Ingbert 2008, S. 345 – 374 Krönert, Klaus: La construction du passé de la cité de Trèves. VIIIe–XIe siècles. Étude d’un corpus hagiographique (Thèse à la carte), Lille 2005 Krönert, Klaus: L’exaltation de Trèves. Écriture hagiographique et passé historique de la métropole mosellane VIIIe – XIe siècle (Beihefte der Francia 70), Ostfildern 2010 Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007 Krusch, Bruno: Appendix MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 707 – 756 Krusch, Bruno: Das Leben des Bischofs Gaugerich von Cambrai, in: NA 16 (1891) S. 227 – 234 Krusch, Bruno: Die handschriftlichen Grundlagen der Historia Francorum Gregors von Tours, in: Historische Vierteljahrsschrift 27 (1932) S. 673 – 757; 28 (1933/1934) S. 1 – 21 Krusch, Bruno: Vita Aridii abbatis Lemovicini (Einleitung MGH SS rer. Mer. 3, Hannover 1896 [Ndr.], S. 576 – 581) Kubach, Hans Erich/Verbeek, Albert: Romanische Baukunst an Rhein und Maas. Katalog der vorromanischen und romanischen Denkmäler, 1 – 3, Berlin 1976 Kulikowski, Michael E.: Two Councils of Turin, in: Journal of Theological Studies 47, 1 (1996) S. 159 – 168 Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970 Kutzbach, Friedrich: Ausgrabungen auf den altchristlichen Friedhöfen Triers, in: Trierer Zs. 7 (1932) S. 199 – 201 Kyll, Nikolaus: Siedlung, Christianisierung und kirchliche Organisation in der Westeifel, in: RhVjbll. 26 (1961) S. 159 – 241 Labau, Denis: Les évêques et la cathédrale de Lescar des origines à la Réforme, Pau 1972 Ladewig, Paul/Müller, Theodor (Bearb.): Regesta episcoporum Constantiensium – Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Konstanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517 – 1496, 1: 517 – 1293, Innsbruck 1895 (Ndr. 1970) Lagemann, Adolf: Der Festkalender des Bistums Bamberg im Mittelalter. Entwicklung und Anwendung, aus: Historischer Verein Bamberg, Bericht 103, Bamberg 1967, S. 7 – 264 Lamprecht, Karl: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Untersuchungen über die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund der Quellen zunächst des Mosellandes 1 – 3, Leipzig 1885 – 1886 (Ndr. 1969) Langgärtner, Georg: Die Gallienpolitik der Päpste im 5. und 6. Jahrhundert. Eine Studie über den apostolischen Vikariat von Arles (Theophaneia 16), Bonn 1964 Lanzoni, Francesco: Le diocesi d’Italia dalle origini al principio del secolo VI (604) (Studi e Testi 35), Faenza 1927 (Ndr.) Lawo, Mathias: Studien zu Hugo von Flavigny (MGH Schriften 61), Hannover 2010 Le Blant, Edmond Frédéric: Inscriptions chrétiennes de la Gaule antérieures au VIIIe siècle I–II, Paris 1856 Leclercq, Henri: Art. Loup de Chalon (Saint), in: DACL 9, 2, 1930, Sp. 2566 – 2594 Leges Novellae ad Theodosianum pertinentes, ed. Paul M. Meyer/Theodor Mommsen (Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et Leges Novellae ad Theodosianum pertinentes 2), Berlin 1905 (Ndr.)

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Leitschuh, Friedrich/Fischer, Hans: Katalog der Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Bamberg, (Bamberg 1887 – 1912) rev. Ndr. Wiesbaden 1966 Lemaître, Jean-­Loup: Répertoire des documents nécrologiques français 1 – 2 (Recueil des historiens de la France. Obituaires VII), Paris 1980 Leo I. d. Gr: Sancti Leonis Magni Romani Pontificis Opera … 1, ed. Petrus Ballerini/Hieronymus Ballerini, Venedig 1753, Sp. 632 – 641 – Ausgabe übernommen PL 54, 628 – 636 Leroquais, Victor: Les Psautiers manuscrits latins des bibliothèques publiques de France 1, Mâcon 1940/1941 Leroquais, Victor: Les Sacramentaires et les Missels manuscrits des bibliothèques publiques de France, 3 Bde. + Tafelbd., Paris 1924 Leuppi, Heidi (Hg.): Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995 Levillain, Léon: La conversion et le baptême de Clovis, in: Revue d’histoire de l’Église de France 21 (1935), S. 161 – 192 Levison, Wilhelm: Bischof Germanus von Auxerre und die Quellen zu seiner Geschichte, in: NA  29 (1904) S. 95 – 175 Levison, Wilhelm: Conspectus codicum hagiographicorum MGH SS rer. Mer. 7, Hannover 1920 (Ndr.), S. 529 – 706 Levison, Wilhelm: Das Testament des Diakons Adalgisel-­Grimo vom Jahre 634, in: Ders., Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit. Ausgewählte Aufsätze, Düsseldorf 1948, S. 118 – 138 [zuerst 1932] Liber Sacramentorum Augustodunensis, ed. Odilo Heiming CC SL 159B, Turnhout 1984, S. 262 – 283 Liber Sacramentorum Gellonensis s. Dumas/Deshusses Lifshitz, Félice: The Name of the Saint. The Martyrology of Jerome and Access to the Sacred in Francia, 627 – 827 (Publications in Medieval Studies), Notre Dame, Indiana 2006 Lorenz, Rudolf: Das vierte bis sechste Jahrhundert (Westen) = Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch, Lieferung C, 1 Bd. 1, Göttingen 1970 Löwe, Heinz: Die Karolinger vom Vertrag von Verdun bis zum Herrschaftsantritt der Herrscher aus dem sächsischen Hause. Das westfränkische Reich (Wattenbach/Levison 5: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger 5), Weimar 1972 Loyen, André: Sidoine Apollinaire I Poèmes (Collection des universités de France), Paris 1960 Loyen, André: Sidoine Apollinaire II Lettres (Livres I–V) (Collection des universités de France), Paris 1970 Loyen, André: Sidoine Apollinaire III Lettres (Livres VI–IX) (Coll. univ. France), Paris 1970 Lückger, Hans/Bunjes, Hermann (Liebfrauenkirche): in: Bunjes, Hermann/Irsch, Nikolaus/ Kentenich, Gottfried/Kutzbach, Friedrich/Lückger, Hans: Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Trier mit Ausnahme des Domes (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 13, 3), Düsseldorf 1938 (Ndr. 1981) Lumpe, Adolf: Die Synode von Turin vom Jahre 398, in: AHC 4 (1972) S. 7 – 25 Lupus von Ferrières s. Vita Maximini (II) Lütkenhaus, Werner: Constantius III. Studien zu seiner Tätigkeit und Stellung im Westreich 411 – 421 (Habelts Dissertationsdrucke Reihe Alte Geschichte 44), Bonn 1998 Martène, Edmond/Durand, Ursin: Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium amplissima collectio 6, Paris 1729

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42 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Martyrologium Hieronymianum (gallische Fassung): Diplomatische Edition: de Rossi, Giovanni Battista/Duchesne, Louis AA SS Nov. II, 1, 1894 – Kritische Edition mit Kommentar: Quentin, Henri/Delehaye, Hippolyte AA SS Nov. II, 2, 1931 Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi nunc primum editum, in: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34 Martyrologium Romanum von 1584: Propylaeum ad Acta Sanctorum Decembris, hg. von Hippolytus Delehaye/Paulus Peeters/Mauritius Coens/Balduinus de Gaiffier/Paulus Grosjean/Franciscus Halkin: Martyrologium Romanum ad formam editionis typicae Scholiis historicis instructum, Brüssel 1940 Marx, Jakob d. Ä.: Geschichte des Erzstifts Trier als Kurfürstentum und Erzdiözese von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816. Abt. 2: Die Geschichte der Abteien, Klöster und Stifte. Bd. 1: Die Abteien des Benediktiner- und Zisterzienserordens (Bd. 3 des Gesamtwerks), Trier 1860 (Ndr.) Marx, Jakob: Handschriftenverzeichnis der Seminar-­Bibliothek zu Trier (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Trierische Geschichte und Denkmalpflege 4 – Trierisches Archiv. Erg.-Heft 13), Trier 1912 Masai, François: Les manuscrits à peintures de Sambre et Meuse aux XIe et XIIe siècles: Pour une critique plus méthodique, in: Cahiers de civilisation médiévale 3 (1960) S. 169 – 189 Mathisen, Ralph Whitney: Ecclesiastical factionalism and religious controversy in fifth-­century Gaul, Washington D. C. 1989 Mathisen, Ralph Whitney: Hilarius, Germanus, and Lupus: the aristocratic background of the Chelidonius affair, in: Phoenix 33 (1979) S. 160 – 169 Mathisen, Ralph Whitney: The Council of Turin (398/399) and the Reorganization of Gaul ca. 395/406, in: Journal of Late Antiquity 6 (2013) S. 264 – 307 Mathisen, Ralph Whitney: The Last Year of Saint Germanus of Auxerre, in: Ders.: Studies in the History, Literature and Society of Late Antiquity, Amsterdam 1991, S. 115 – 123 [zuerst 1981] Mathisen, Ralph Whitney: The Last Year of Saint Germanus of Auxerre. Some recent suggestions, in: The Patristic and Byzantine Review 9 (1990) S. 181 – 189 McCulloh, John M.: Herman the Lame’s Martyrology through Four Centuries of Scholarship, in: An. Boll. 104 (1986) S. 349 – 370 Meckelnborg, Christina: Die nichtarchivischen Handschriften der Signaturengruppe Best. 701 Nr. 1 – 190, ergänzt durch die im Görres-­Gymnasium Koblenz aufbewahrten Handschriften A, B und C (Mittelalterliche Handschriften im Landeshauptarchiv Koblenz 1 = Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-­Pfalz 78), Koblenz 1998 Meyer, Wilhelm: Der Gelegenheitsdichter Venantius Fortunatus, in: Abh. Ak. d. Wiss. Göttingen N. F. IV, 5 (1901) S. 5 – 15 Meyer, Wilhelm: Die rythmischen Jamben des Auspicius (Nachrichten kgl. Ges. d. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl.), 1906, S. 192 – 229; Ndr. in Ders.: Gesammelte Abhandlungen zur mittellateinischen Rythmik 3, Berlin 1936 (Ndr.), S. 1 – 4 1 Miesges, Peter: Der Trierer Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters (Trierisches Archiv. Erg.-Heft 15), Trier 1915 Mohr, Walter: Zur Problematik der Dagobert-­Konstantin-­Tradition des Klosters St. Maximin in Trier, in: Trierer Zs. 30 (1967) S. 148 – 160

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

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44 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Nolden, Reiner: Signaturenkonkordanz und Provenienzverzeichnis der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Trier (bis 1600). Eine vorläufige Bestandsaufnahme, Trier 1998 Nota dedicationis Luxemburgensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1282 f. Notae dedicationum monasterii Himmerode, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1283 Notae dedicationum s. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger/) Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280 Ältere Ausgabe: Iohannes Bollandus AA SS Feb. III, 1658, S. 453C–454D Notae dedicationum s. Mariae ad martyres Treverensis, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS  15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1272 – 1277 Notae dedicationum S. Maximini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland (nach Abschriften N[ovillanius] und W[iltheim]) MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1269 – 1272 Notae dedicationum S. Paulini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1275 – 1277 Notae Prumienses, ed. Friedrich Baethgen MGH SS 30, 2, Leipzig 1926 – 1934 (Ndr.), S. 766 f. Notae sancti Iacobi Babenbergenses: Annales et notae Babenbergenses, ed. Philipp Jaffé, MGH SS 17, Hannover 1861 (Ndr.), S. 634 – 642 Odenthal, Andreas: Der älteste Liber Ordinarius der Stiftskirche St. Aposteln in Köln. Untersuchungen zur Liturgie eines mittelalterlichen kölnischen Stifts (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 28), Siegburg 1994 Odenthal, Andreas: Die Messe Gregors des Großen? Überlegungen zu den Auswirkungen der bonifatianisch-­karolingischen Liturgiereform auf den Meßordo anhand des Fuldaer Sakramentars Codex 88 der Kölner Dombibliothek, in: Heinz Finger (Hg.): Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Erstes Symposion November 2004 (Libelli Rhenani 12), Köln 2004, S. 67 – 107 Odenthal, Andreas: Zwei Formulare des Apologientyps der Messe vor dem Jahre 1000. Zu Codex 88 und 137 der Kölner Dombibliothek, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 37 (1995) S. 25 – 44 Oediger, Friedrich Wilhelm: Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter: 313 – 1099 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21), Bonn 1954 – 1961 (Ndr.) Omlin, Ephrem: Das ältere Engelberger Osterspiel und der cod. 103 der Stiftsbibliothek Engelberg, in: Alfred A. Schmid u. a. (Hg.): Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz, Olten/Freiburg i. Br. 1964, S. 101 – 126 Ordinarius p[er]­f[e]­ctus s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem], per totu[m] annum tam de temp[or]­e q[uam] de sanctis …, Köln (Hermann Bungart) 1506 http://dfg-­viewer.de/show/?set[mets]=http%3A//www.dilibri.de%2Foai%2F%3Fverb%3​ DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D397432 Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem per totum annum tam de tempore quam de sanctis …, Köln (Hermann Bungart) 1506 http://dfg-­viewer.de/show/?set%5bmets%5d=http%3A//www.dilibri.de%2Foai%2F%3Fverb​ %3​D GetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D397908

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Otten, Clemens: Die Altäre der Laacher Kirche nach dem Rituale des Abtes Augustinus Machhausen, in: Emonds, Enkainia S. 347 – 364 Overgaauw, Eef: Die mittelalterlichen Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Wiesbaden 1996 Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993 Pabst, Heinrich: Die Brauweiler Geschichtsquellen, in: Archiv 12 (1874) S. 80 – 200 Palanque, Jean-­Rémy: Du nouveau sur la date du transfert de la préfecture des Gaules de Trèves à Arles, in: Provence historique 23 (1973) S. 29 – 38 Palanque, Jean-­Rémy: Les dissensions des églises des Gaules à la fin du IVe siècle et la date du concile de Turin, in: Revue de l’histoire de l’église de France 21 (1935) S. 481 – 501 Palazzo, Éric: Les sacramentaires de Fulda. Étude sur l’iconographie et la liturgie à l’époque ottonienne (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 77), Münster 1994 Pauly, Ferdinand: Das Reliquienverzeichnis des Augustiner-­Chorherrenstifts Springiersbach vom Jahre 1136, in: Festschrift Alois Thomas, Trier 1967, S. 285 – 288 Pauly, Ferdinand: Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel (Germania Sacra N. F. 19. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 3), Berlin/New York 1986 Pauly, Ferdinand: Die ältesten Urkunden für die Trierer Kirche St. Eucharius und ihre Bedeutung für die Frühgeschichte der Abtei, in: Kurtrierisches Jb. 8 (1968) S. 12 – 20 Pauly, Ferdinand: Die Stifte St. Severus in Boppard, St. Goar in St. Goar, Liebfrauen in Oberwesel, St. Martin in Oberwesel (Germania Sacra N. F. 14. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 2), Berlin/New York 1980 Pauly, Ferdinand: Germanisches Eigenkirchenrecht und Bistumsorganisation. Beobachtungen zu den Titelkirchen der Archidiakonate Tholey und Karden im alten Erzbistum Trier, in: AmrhKG 38 (1986) S. 11 – 46 Pauly, Ferdinand: Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier. Das Landkapitel Kaimt-­Zell (Rheinisches Archiv 49), Bonn 1957 Pauly, Ferdinand: Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier 6 (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 16), Trier 1968 Pauly, Ferdinand: Zur Frühgeschichte von Karden und zur Topographie des Kollegiatstifts St. Kastor, in: AmrhKG 31 (1979) S. 9 – 33 Persch, Martin: Art. Severus, Bf. von Trier, in: BBKL Bd. 9, 1995, Sp. 1529 f. Pešina z Čechorodu, Tomáš J. (Pessīna von Czechorod, Johann Thomas): Phosphorus septicornis stella alias matutina, h. e. metropolitanae divi Viti ecclesiae Pragensis maiestas et gloria, Prag 1673 Pfeiffer, Friedrich: Art. Modestus, in: LThK3, Bd. 7, 1998, Sp. 371 Pfeiffer, Friedrich: Einschlägige Lexikonbeiträge s. Einleitung Pfeiffer, Friedrich: Mission zwischen Maas und Rhein in Spätantike und beginnendem Mittelalter (ca. 300–ca. 600): Die Rolle der Bischöfe am Beispiel Trier, in: Michel Polfer (Hg.): L’évangélisation des régions entre Meuse et Moselle et la fondation de l’abbaye d’Echternach (Ve–IXe siècle). Actes des 10es Journées Lotharingiennes, 28 – 30 octobre 1998 Centre Universitaire de Luxembourg (Publications de la Section Historique de l’Institut Grand-­ Ducal de Luxembourg 117 = Publications du CLUDEM 16), Luxembourg 2000, S. 189 – 213

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46 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Pietri, Charles: Roma christiana: recherches sur l’Église de Rome, son organisation, sa politique, son idéologie de Miltiade à Sixte III (311 – 440) (École française de Rome), Paris/Rom 1976 Pietri, Luce: Clovis et l’Église de Tours, in: Clovis. Histoire et événement 1, hg. von Michel Rouche, Paris 1997, S. 321 – 330 Plinval, Gérard de: Les campagnes de saint Germain en Grande-­Bretagne contre les Pélagiens, in: Saint Germain d’Auxerre et son temps. Communications présentées à l’occasion du XIXe Congrès de l’Association Bourguignonne des Sociétés Savantes réuni à Auxerre (29 juillet–2 août 1948), pour commémorer le XVe centenaire de la mort de saint Germain d’Auxerre et le centenaire de la Société des Sciences historiques et naturelles de l’Yonne, Auxerre 1950, S. 135 – 149 Plotzek, Joachim M./(Surmann, Ulrike) (Hg.): Glaube und Wissen im Mittelalter – Die Kölner Dombibliothek, München 1998, (Andreas Odenthal/Ulrike Surmann) Pohlsander, Hans A.: A Call of Repentance. Bishop Nicetius of Trier to the Emperor Justinian, in: Byzantion 70 (2000) S. 456 – 473 Pohlsander, Hans A.: Die Anfänge des Christentums in der Stadt Trier, in: Trierer Zs. 60 (1997) S. 255 – 302 Poncelet, Albert: De Martyrologio Wolfhardi Haserensis, in: An. Boll. 17 (1898) S. 5 – 23 Poncelet, Albert: Treverensia: AA SS Nov. III, 1910, S. 62 – 64 Pontal, Odette: Die Synoden im Merowingerreich (Konziliengeschichte Reihe A, Darstellungen), Paderborn u. a. 1986 Posselt, Bernd: Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik (MGH Schriften 71), Wiesbaden 2015 Prinz, Friedrich: Frühes Mönchtum im Frankenreich. Kultur und Gesellschaft in Gallien, den Rheinlanden und Bayern am Beispiel der monastischen Entwicklung (4. – 8. Jahrhundert), München/Wien 1965, 21988 Propylaeum ad Acta Sanctorum Decembris s. Martyrologium Romanum Prosper, Epitoma chronicon, ed. Theodor Mommsen MGH AA 9, 1892 (Ndr.), S. 341 – 485 Psalterium Egberti: Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprintendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), Triest 2000 Puhl, Ronald W. L.: Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-­Mosel-­Raum. Philologisch-­onomastische Studien zur frühmittelalterlichen Raumorganisation anhand der Raumnamen und der mit ihnen spezifizierten Ortsnamen (Beiträge zur Sprache im Saar-­Mosel-­Raum 13), Saarbrücken 1999 Quentin s. Martyrologium Hieronymianum Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du martyrologe romain (Études d’histoire des dogmes et d’ancienne littérature ecclésiastique), Paris 1908 (Ndr. Aalen 1960) Ramorino, Francesco: La nuova edizione della epistola ritmica di Auspicio vescovo di Toul ad Arbogaste conte di Trier, in: Rivista Storico-­Critica delle Scienze Teologiche 2 (1906) S. 374 – 383 Reiche, Rainer: Ein rheinisches Schulbuch aus dem 11. Jahrhundert. Studien zur Sammelhandschrift Bonn UB. S 218 mit Edition von bisher unveröffentlichten Texten (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-­Forschung), München 1976

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Reichenbach, Klaus-­Martin: Die Münstereifeler Litanei. Die Anrufung der (365) Heiligen unter besonderer Beachtung der Verehrung der Pfarrpatrone der heiligen Chrysanthus und Daria und anderer Heiliger in Bad Münstereifel, Bad Münstereifel 2002 Reliquie indulgentieq[ue] Ecclesie Collegiatae Diui Archiep[iscop]­i ac Martyris Paulini in Treueri, Leipzig 1515 (http://daten.digitale-­sammlungen.de/bsb00003213/image_18) – Weiterer Druck: Nürnberg circa 1515 Resmini, Bertram: Die Benediktinerabtei Laach (Germania Sacra N. F. 31: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 7), Berlin/New York 1993 Resmini, Bertram: Die Benediktinerabtei St. Maximin vor Trier (Germania Sacra 3. Folge 11 – Das Erzbistum Trier 13, 1 – 2), Berlin/Boston 2016 Reverdy, Georges: Les rélations de Childebert II et de Byzance, in: Revue Historique 114 (1913) S. 61 – 86 RI II 5 s. Böhmer/Zimmermann Ribbeck, Walther: Noch einmal das Silvester-­Privileg, in: Westdeutsche Zs. 11 (1892) S. 72 – 75 Ristow, Sebastian: Frühchristliche Baptisterien (Jb. für Antike und Christentum Erg.-Bd. 27), Münster 1998 Roberg, Francesco: Das älteste „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier (MGH Libri memoriales et necrologia. Nova Series 8), Hannover 2008 Roberg, Francesco: Der sogenannte Lorscher Prototyp und der Kalender Manchester, John Rylands Library lat. 116. Beobachtungen zur Entwicklung der Gattung Kalender. Mit einem Editionsanhang, in: Archiv für Diplomatik 53 (2007) S. 27 – 58 Roberg, Francesco: Gefälschte Memoria. Diplomatisch-­Historische Studien zum ältesten „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier (MGH Studien und Texte 43), Hannover 2008 Rochais, Henri: Un abrégé du martyrologe d’Adon (Paris B. N. Lat. 5544, XI e S.), in: Rev. Bén. 89 (1979) S. 58 – 109 Rodenberg, Carl: Addendum zu Epistola Austriaca Nr. 7 (Nicetius an Kaiser Justinian) MGH Epp. 3 S. 720 Ronig, Franz Josef: Der Psalter des Trierer Erzbischofs Egbert in Cividale, in: Ders.,Egbert-­ Gedenkschrift 2 S. 163 – 168 Ronig, Franz J[osef]: Die Buchmalerei des 11. und 12. Jahrhunderts in Verdun, in: Aachener Kunstblätter 38 (1969) S. 7 – 212 Ronig, Franz Josef (Hg.): Egbert. Erzbischof von Trier 977 – 993. Gedenkschrift der Diözese Trier zum 1000. Todestag, Bd. 1: Katalog- und Tafelband; Bd. 2 Aufsätze (Trierer Zs., Beiheft 18), Trier 1993 Ronig, Franz J[ osef]: Kunst unter Balduin, in: Franz-­Josef Heyen (Hg.): Balduin von Luxemburg. Erzbischof von Trier – Kurfürst des Reiches. 1285 – 1354 (Festschrift aus Anlaß des 700. Geburtsjahres) (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 53), Mainz 1985, S. 489 – 556; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. Ronig, Franz Josef (Hg.): Schatzkunst Trier. Forschungen und Ergebnisse (Treveris Sacra. Kunst und Kultur in der Diözese Trier 3), Trier 1984 Rose, Valentin: Verzeichniss der Lateinischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Erster Band: Die Meermann-­Handschriften des Sir Thomas Phillipps (Die Handschriften-­Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Zwölfter Band), Berlin 1893

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48 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984 Rouche, Michel: Aquitaine des Wisigoths aux Arabes 418 – 781. Naisssance d’une région, Paris 1979 Różycki, Kasimir von: Das Evangeliarium Prumense, ein Geschenk des Kaisers Lothar I. an das Kloster Prüm, München 1904 Salvian von Marseille: De gubernatione Dei, ed. Karl Halm MGH AA 1, 1, Berlin 1877 (Ndr.), S. 1 – 108 Samaran, Charles/Marichal, Robert: Catalogue des manuscrits en écriture latine portant des indications, de date, de lieu ou de copiste 5, Paris 1965 Sanderson, Warren: Die frühmittelalterlichen Krypten von St. Maximin in Trier, in: Trierer Zs. 31 (1968) S. 7 – 172 Sanderus, Antonius: Chorographia sacra Brabantiae 2, den Haag ²1726 Sandmann, Mechthild: Kalendar und Martyrolog in Saint-­Airy zu Verdun, in: Vinculum Societatis (Festschrift Joachim Wollasch hg. von Franz Neiske/Dietrich Poeck/Mechthild Sandmann), Sigmaringendorf 1991, S. 233 – 275 Sauer, Christine: Fundatio und Memoria. Stifter und Klostergründer im Bild 1100 – 1350 (Veröffentlichungen des Max-­Planck-­Instituts für Geschichte 109), Göttingen 1993 Sauerland, Heinrich Volbert: Bau und Grundriß der Trierer Maximinkirche vor 950 Jahren, in: Pastor Bonus 1 (1889) S. 310 – 320 Sauerland, Heinrich Volbert: Der hl. Nicetius, Bischof von Trier (ca. 525 – 566). Ein Beitrag zur Geschichte des 6. Jahrhunderts, in: Pastor bonus 2 (1890) S. 80 – 94 Sauerland, Heinrich Volbert: Der Psalter des trierischen Erzbischofs Egbert in Cividale. Eine historisch-­kritische Untersuchung und Darlegung, in: Ders./Haseloff, Der Psalter Erzbischof Egberts S. 2 – 42 Sauerland, Heinrich Volbert: Die ursprüngliche Fassung des Trierer Silvesterprivilegs, in: Westdeutsche Zs. für Geschichte und Kunst 8 (1889) S. 335 – 351 Sauerland, Heinrich Volbert: Trierer Geschichtsquellen des XI. Jahrhunderts, Trier 1889 Sauerland, Heinrich Volbert/Haseloff, Arthur: Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier, Codex Gertrudianus, in Cividale. Historisch-­kritische Untersuchung (Festschrift der Gesellschaft für nützliche Forschungen zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens), Trier 1901 Savarino, Renzo: Il concilio di Torino, in: Atti del convegno internazionale di studi su Massimo di Torino nel XVI centenario del Concilio di Torino (398), Turin 1999, S. 203 – 227 Schäferdiek, Knut: Art. Germanenmission, in: RAC 10, 1978, Sp. 492 – 548 Schaller, Dieter/Könsgen, Ewald (Bearb.): Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum, Göttingen 1977 Scharf, Ralf: Germanus von Auxerre. Chronologie seiner Vita, in: Francia 18, 1 (1991) S. 1 – 19 Schatz, Willy: Art. Modestus, in: LThK2 Bd. 7, 1962, Sp. 516 Scheckmann, Johannes: Epitome alias medulla Trevirorum…, Metz 1517 Schedel, Hartmann: Registrum huius operis libri cronicarum cu[m] figuris et ymagi[ni]­bus ab inicio mundi, Nürnberg, Druck 1493 Scheibelreiter, Georg: Der Bischof in merowingischer Zeit (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 27), Wien/Köln/Graz 1983

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

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50 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Sproemberg, Heinrich: Niederlothringen, Flandern und Friesland, in: Wattenbach/Holtzmann [/Schmale], Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Deutsche Kaiserzeit 1, 1, Berlin 1938 (Ndr. Darmstadt 1967) S. 83 – 162 Staab, Franz: Les royaumes francs au Ve siècle, in: Clovis. Histoire et événement 1, hg. von Michel Rouche, Paris 1997, S. 539 – 566 Staub, Kurt Hans/Ulveling, Paul/Unterkircher, Franz: Echternacher Sakramentar und Antiphonar. Vollständige Faksimile-­Ausgabe im Originalformat der Hs 1946 aus dem Besitz der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Bd. 1 – 2 (Codices selecti 74), Graz 1982 Steenbock, Frauke: Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Beginn der Gotik (Jahresgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 1965), Berlin 1965 Steiner, Paul: Der Tempelberg (oder Lichtenberg) bei Neumagen und die Moselburg des Niketius, in: Trierer Zs. 3 (1928) S. 16 – 23 Steinhausen, Josef: Archäologische Siedlungskunde des Trierer Landes, Trier 1936 Steinhausen, Josef: Ortskunde Trier–Mettendorf. Textband zum 1. Halbblatt der Archäologischen Karte der Rheinprovinz (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 12, 3), Bonn 1932 Struck, Wolf-­Heino (Hg.): Das Nekrologium II des St. Lubentius-­Stiftes zu Dietkirchen a. d. Lahn (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 11), Mainz 1969 Struck, Wolf-­Heino: Das Stift St. Lubentius in Dietkirchen (Germania Sacra N. F. 22: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 4), Berlin/New York 1986 Sulpicius Severus: Chronica CSEL 1, ed. Karl Halm, 1866 (Ndr.), S. 1 – 105 – CC SL LXIII, ed. Piergiorgio Parroni, Turnhout 2017 Sulpicius Severus: Dialogi CSEL 1, ed. Karl Halm, 1866 (Ndr.), S. 152 – 216 Suntrup, Aloys: Studien zur politischen Theologie im mittelalterlichen Okzident. Die Aussage konziliarer Texte des gallischen und iberischen Raumes (Spanische Forschungen der Görres-­Gesellschaft II, 36), Münster 2001 Surius, Laurentius: De probatis sanctorum Historiis 3, Köln 1572 Thomas, Heinz: Studien zur Trierer Geschichtsschreibung des 11. Jahrhunderts (Rheinisches Archiv 68), Bonn 1968 Thompson, Edward A.: A Chronological Note on St. Germanus of Auxerre, in: An. Boll. 75 (1957) S. 135 – 138 Thompson, Edward A.: Saint Germanus of Auxerre and the End of Roman Britain (Studies in Celtic History 6), Suffolk 1984 Tille, Armin: Die Benediktinerabtei St. Martin bei Trier. Ein Beitrag zur Klostergeschichte, in: Trierisches Archiv 4 (1900) 1 – 94, S. 1*–39* Translatio s. Modoaldi, ed. Godefrey Henschen AA SS Mai III, 1680, S. 63 – 78 Teilausgabe: Philipp Jaffé MGH SS 12, Hannover 1856 (Ndr.), S. 284 – 310 Trier im Mittelalter, hg. von Hans Hubert Anton und Alfred Haverkamp (2000 Jahre Trier 2), Trier 1996 Tüchle s. Dedicationes Constantienses Tüchle, Hermann: Das Kalendar von Kempten, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 81 (1970) S. 7 – 21

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

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52 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Vita Maximini I, ed. Godefrey Henschen, AA SS Mai VII, 1688, S. 21 – 25 Vita Maximini (II), ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 3, Hannover 1896 (Ndr.), S. 71 – 82 – Neuausgabe: Romano, Antonio: L’opera agiografica di Lupo di Ferrières. Testo critico, traduzione e note della Vita Maximini, Galatina 1995 Vita Maximini (III) s. Epigramata Vita patrum Iurensium, Romani, Lupicini, Eugendi, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 3, Hannover 1896 (Ndr.), S. 131 – 143 Vita Paulini I, ed. Johannes Pinius, AA SS Aug. VI, 1743, S. 676 – 679 Vitae s. Helenae et s. Agritii, ed. Heinrich Volbert Sauerland: Trierer Geschichtsquellen des XI. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 173 – 211 Volkelt, Peter: Die Bauskulptur und Ausstattungsbildnerei des frühen und hohen Mittelalters im Saarland (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes 16), Saarbrücken 1969 von den Brincken, Anna-­Dorothee: Die Totenbücher der stadtkölnischen Stifte, Klöster und Pfarreien, in: Jb. des Kölnischen Geschichtsvereins 42 (1968) S. 137 – 175 von den Brincken, Anna-­Dorothee: Studien zur lateinischen Weltchronistik bis in das Zeitalter Ottos von Freising, Düsseldorf 1957 von den Steinen, Wolfram: Chlodwigs Übergang zum Christentum. Eine quellenkritische Studie, in: MIÖG Erg. Bd. 12, 1932/33, S. 417 – 501 (sep. Ndr.) Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Aktuelle Probleme in historischer und archäologischer Sicht, hg. von Joachim Werner und Eugen Ewig (VuF 25), Sigmaringen 1979 von Euw, Anton: Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (Monasterium Sancti Galli 3), St. Gallen 2008 von Euw, Anton: Sakramentar mit Kalendar, in: Anton Legner (Hg.): Ornamenta Ecclesiae 1, Köln 1985, C 18 S. 437 – 442 von Guttenberg, Erich: Das Bistum Bamberg 1 (Germania Sacra 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz 1), Berlin 1937 (Ndr. 1963) Waldhoff, Stephan: Alcuins Gebetbuch für Karl den Großen. Seine Rekonstruktion und seine Stellung in der frühmittelalterlichen Geschichte der libelli precum (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 89), Münster 2003 Waldhoff, Stephan: Memoria im privaten Beten des frühen Mittelalters. Anhand der Gebetstexte der Handschrift Paris, Bibl. Mazarine, ms. 512, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 38/39 (1996/97) S. 173 – 250 Walter, Conrad/Patzold, Steffen: Der Episkopat im Frankenreich der Merowinger: eine sich durch Verwandtschaft reproduzierende Elite, in: Steffen Patzold/Karl Ubl: Verwandtschaft, Name und soziale Ordnung (300 – 1000), Berlin/Boston 2014, S. 109 – 139 Walther, Hans (Bearb.): Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum (Carmina medii aevi posterioris Latina 1, 1), Göttingen ²1969 Wandalbert von Prüm: Vita et miracula sancti Goaris, ed. Heinz Erich Stiene (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 11), Frankfurt a. M./Bern 1981, Vita S. 2 – 38 Wasselynck, René: Art. Giuliano, vescovo di Lescar, in: Bibliotheca Sanctorum 6, Rom 1965, Sp. 1201 Weber, Winfried: Archäologische Zeugnisse aus der Spätantike und dem frühen Mittelalter zur Geschichte der Kirche im Bistum Trier (3. – 10. Jahrhundert n. Chr.), in: Im Umbruch der Kulturen S. 407 – 541

Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur |

Weber, Winfried: Der Basilikenkomplex auf dem Domfreihof in Trier. Die jüngsten Ausgrabungen im Bereich des Doms und der Liebfrauenkirche, in: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 27 (1996) S. 121 – 127 Weber, Winfried: Der „Quadratbau“ des Trierer Domes und sein polygonaler Einbau – eine „Herrenmemoria“?, in: Der heilige Rock zu Trier. Studien zur Geschichte und Verehrung der Tunika Christi anläßlich der Heilig-­Rock-­Wallfahrt 1996, hg. von Erich Aretz, Trier 1995, S. 915 – 940 Weber, Winfried: Trier: Antike Kirche im Bereich von Dom und Liebfrauen, in: Die Römer in Rheinland-­Pfalz S. 633 f. Weber, Winfried: Trier. Dom, in: Kirchliche Denkmalpflege im Bistum Trier: AmrhKG 64 (2012) S. 483 – 524 Weber, Winfried: Wallfahrtsheiligtümer in Trier. Zur architektonischen Ausgestaltung der Wallfahrtsstätten, in: Zwischen Andacht und Andenken. Kleinodien religiöser Kunst und Wallfahrtsandenken aus Trierer Sammlungen. Ein Katalog zur Gemeinschaftsausstellung des bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier und des städtischen Museums Simeonstift Trier vom 16. Oktober 1992 bis 17. Januar 1993, Trier 1992, S. 89 – 110 Weidemann, Margarete: Kulturgeschichte der Merowingerzeit nach den Werken Gregors von Tours (Monographien/Römisch-­Germanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte 3) 1 – 2, Bonn 1982 Weiner, Andreas: Katalog der Kunstwerke um Erzbischof Egbert, in: Egbert-­Gedenkschrift 1 S. 17 – 48 Wilkes, Carl: Die Zisterzienserabtei Himmerode im 12. und 13. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 12), Münster 1924 Wilmart, André: Art. Corbie (Manuscrits liturgiques de), in: DACL 3, 2, 1914, Sp. 2913 – 2958 Winheller, Ernst: Die Lebensbeschreibungen der vorkarolingischen Bischöfe von Trier (Rheinisches Archiv 27), Bonn 1935 Winterer, Christoph: Das Fuldaer Sakramentar in Göttingen, benediktinische Observanz und römische Liturgie (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 70), Petersberg 2009 Wischmeyer s. Kalenderhandbuch Wisplinghoff, Erich: Die Benediktinerabtei Brauweiler (Germania Sacra N. F. 29, Erzbistum Köln 5), Berlin/New York 1992 Wisplinghoff, Erich: Untersuchungen zur frühen Geschichte der Abtei S. Maximin bei Trier von den Anfängen bis etwa 1150 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 12), Mainz 1970 Wollasch, Joachim: Reichenauer Spuren im Scaliger-­Codex 49 der Universitätsbibliothek Leiden, in: Alemannica, landeskundliche Beiträge (Festschrift Bruno Boesch) (Alemannisches Jb. 1973/1975), Bühl 1976, S. 533 – 544 Wood, Ian: The End of Roman Britain: Continental Evidence and Parallels, in: Gildas. New approaches, hg. von Michael Lapidge/David Dumville (Studies in Celtic History 5), Suffolk 1984, S. 1 – 25 Wood, Ian: The Fall of the Western Empire and the End of Roman Britain, in: Britannia 18 (1987) S. 251 – 262 Wood, Ian: The Merovingian Kingdoms, 450 – 751, London/New York ³1995

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54 | Edierte Quellen – Regestenwerke – Literatur Würdtwein, Stephan Alexander: Commentatio liturgico-­historica de stationibus ecclesiae Moguntinae … addito ecclesiarum Treverensis et Coloniensis ritu illustrata, Mainz 1782 Wurm, Hubert: Studien und Texte zur Dekretalensammlung des Dionysius Exiguus (Kanonistische Studien und Texte 16), Bonn 1939 Zender, Matthias: Räume und Schichten mittelalterlicher Heiligenverehrung in ihrer Bedeutung für die Volkskunde. Die Heiligen des mittleren Maaslandes und der Rheinlande in Kultgeschichte und Kultverbreitung (Veröffentlichung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn), Köln ²1973 Zilliken, Georg: Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, in: Bonner Jbb. 119 (1910) S. 13 – 157 Zimmermann, PU 1: Zimmermann, Harald (Hg.): Papsturkunden 896 – 1046, Bd. 1 896 – 996 (Österr. Ak. d. Wiss., Denkschriften Phil.-Hist. Kl. 174 – Veröff. d. Hist. Komm. 3), Wien 1984 Zink, Jochen: Die Baugeschichte des Trierer Domes von den Anfängen im 4. Jahrhundert bis zur letzten Restaurierung, in: Der Trierer Dom, Red. Franz Ronig (Jahrbuch des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz 1978/79), Neuss 1980, S. 17 – 111 Ziolkowski s. Cambridger Lieder Zosimus s. Epistolae Arelatenses

Einleitung

Grundsätzliches zu Vorgeschichte, Anlage und Erstellung der Regesten ist in Band I 1 dargelegt 1. Vorrangige Entscheidung war: Der Ausgang der Eruierungen und der Darstellung sollten vom Beginn der kirchlichen Organisation im 3. Jahrhundert genommen und zunächst der Zeitrahmen bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts in Betracht gezogen werden. Es ist an der genannten Stelle ausgeführt, dass für die Anfangsphase des Bistums von der Mitte des 3. Jahrhunderts bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts spezifische Regesten, Regesten sui generis, zu erstellen waren; für klassische Regesten sind die quellenmäßigen Grundlagen nur sehr exzeptionell gegeben. Umso stärker und unerlässlicher war der breite Bereich von Zeugnissen für die Rezeption der frühen Pontifikate in der Zeit von der ausgehenden Antike bis zum späteren Mittelalter. Diese Zeugnisse sind, soweit erreichbar, in Teil I 1 präsentiert, weithin neu ediert und durchgehend ausgewertet. Für die stärker ins Licht tretenden Pontifikate der Bischöfe Agricius (um 314 – 330), Maximinus (330 – 347), Paulinus (347 – 358), Bonos(i)us (358–ca.  374) und Britto (ca. 374 – 386) sowie Felix (386 – 399/400) ist die Quellengrundlage insofern verändert, als für Regesten im überkommenen Verständnis maßgebliche Zeugnisse (Synodalakten, briefliche Verfügungen, theologische Schriften) vorhanden sind, auch wenn sie in besonders starkem Maß durch z. T. wesentlich spätere Texte (Viten) gespiegelt sind. Ab 1994 wurden durch den Forschungsfonds der Universität Trier sowie die Nikolaus-­Koch-­Stiftung (Trier) studentische Hilfskraftstellen bewilligt, vom 1. April 1995 bis zum 31. März 2000 Sachbeihilfen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In diesem Rahmen wurden Vorarbeiten für die Bischöfe der frühen Phase von Herrn Edwin Kleis (Agricius) sowie Herrn Christian Schieffer (Maximinus bis Felix) erstellt. Zu Maximinus ist jüngst von mir die Darstellung „Vorinstitutionelle Grundlagen einer wirkmächtigen Institution: Bischof Maximinus in der Reichskirche seiner Zeit, sein Nachwirken in Spätantike und Mittelalter“ erschienen 2, die in etwas ausgeführterer Form Maximin-­Regesten ersetzen könnte. Bischof Felix ist in einschlägigen Partien vor den Bischöfen des 5. bis 7. Jahrhunderts behandelt. Dr. Friedrich 1 Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier I, hg. von Hans Hubert Anton, I 1 Grund-

legung der kirchlichen Organisation, die ersten Bischöfe – ihre Spiegelung in Zeugnissen von der Spätantike bis zum späteren Mittelalter, bearbeitet von Hans Hubert Anton unter Mitarbeit von Sigrun Anton (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 83), Düsseldorf 2015, S. 1 – 19. 2 Erschienen in: Die Abtei Trier-­St. Maximin von der späten Antike bis zur frühen Neuzeit, hg. von Michael Embach und Bernhard Simon (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 142), Mainz 2018, S. 11 – 55.

56 | Einleitung Pfeiffer hatte in der frühen Phase der Projektbearbeitung diese Bischöfe untersucht und in der 2003 erschienenen Trierer Bistumsgeschichte einen beträchtlichen Teil der von ihm gefertigten Ausarbeitungen verwertet 3. Parallel dazu behandelt Pfeiffer für den jetzigen Teil I 3 einschlägige Bischöfe (Mauricius, Leontius, Severus, Cyrillus, Jamblychus, Emerus, Marus, Volusianus, Miletus, Modestus, Maximianus, Fibicius, Abrunculus, Nicetius, Rusticus, Magnerich, Gunderich, Sabaudus) in Beiträgen zu wissenschaftlichen Lexika 4. Ergab sich für die Pontifikate der historisch nur knapp fassbaren Gründungsphase, der Bischöfe Eucharius, Valerius, (Maternus)5, wie schon angedeutet, das Erfordernis, die einschlägigen Zeugnisse unter dem Gesichtspunkt ihres Verstehens- und Interpretationshorizonts auszuwerten, insofern sie jenseits der Faktizität grandiose lieux de mémoire im Sinn der primordialen Grundlagen konstituierten, so wandelt sich das Bild im folgenden 4. Jahrhundert. Die markierenden Bischofsgestalten Agricius, Maximinus, Paulinus und Felix sind hineingenommen in die Reichskirchenpolitik und die mit dieser (z. T. ansatzhaft) verknüpften theologisch-­dogmatischen Kontroversen der konstantinisch-­valentinianischen Ära des Römischen Reichs. Durch ihre Aktion sind sie mit dem ins Universale geführten Bild ihrer Erstvorgänger verbunden. Im hier vorzustellenden Teil I 3 „Die Trierer Kirche und die Trierer Bischöfe in der ausgehenden Antike und im beginnenden Mittealter“, in dem die Pontifikate von der Wende des 4. zum 5. Jahrhundert ([Felix], Mauricius) bis zu den Bischöfen Gunderich und Sabaudus (bis ca. 614) zu behandeln sind, ist zunächst im 5. Jahrhundert die Einbindung in die römisch-­päpstliche Politik (Päpste Bonifatius I., 418 – 422, und Leo I., 440 – 461) gegeben, sodass die Trierer Amtsträger, etwa die Bischöfe Mauricius und Leontius, von ihrem überkommenen Erbe her maßgebliche Funktionen in der gallischen Kirche übernahmen bzw. Träger missionarischer Aktionen bei den gentes der Germania I bzw. in Britannien (Bischof Severus) waren. Die Bischöfe Cyrillus und Volusianus stehen für die Evokation römischer Bindungen. Der erste knüpfte in Kult und Verehrung an die „von Rom gesandten“ Gründer des Bistums, Eucharius 3 Friedrich Pfeiffer: Die frühere fränkische Zeit (Ende 5. Jahrhundert – Anfang des 7. Jahr-

hunderts), in: Im Umbruch der Kulturen. Spätantike und Frühmittelalter – Geschichte des Bistums Trier 1, hg. von Heinz Heinen/Hans Hubert Anton/Winfried Weber (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 35, fälschlich 38 [!]), Trier 2003, S. 195 – 219. 4 BBKL: 18, 2001: Abrunculus Sp. 1 – 3; Cyrillus Sp. 327 – 332; Jamblychus Sp. 749 – 752; Marus Sp. 871 – 873; Maximinianus Sp. 893 – 895; Miletus Sp. 900 f.; Nicetius Sp. 1050 – 1057; Severus Sp. 1322 – 1327; Volusianus Sp. 1461 – 1463 19, 2001: Fibicius Sp. 386 – 389; Leontius/Legontius Sp. 893 – 896; Mauricius Sp. 961 – 963; Modestus Sp. 980 f.; Rusticus Sp. 1183 – 1186; Sabaudus Sp. 1187 f. 21, 2003: Magnerich Sp. 881 – 890 LThK3 7, 1998: Modestus Sp. 371 5 Siehe Einleitung Regesten Trier I 1 S. 4 f.

Einleitung |

und Valerius, an, Bischof Volusianus soll ein päpstliches Privileg haben „reskribieren“ lassen. Was hinter solchen Überlieferungen steht, ist schwer zu entschlüsseln. Jedenfalls hat eine ab dem 10. Jahrhundert fassbare Tradition die Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus und Severus als Empfänger „päpstlicher“ Privilegien gesehen. Wieso die Bischöfe Miletus und Abrunculus Aufnahme in das Martyrologium Hieronymianum (gallischer Zweig) fanden, ist wohl auch nicht mehr zu eruieren. Eine Beseitigung der Verheerungen der sog. Völkerwanderungszeit und eine Reorganisation (Wiederaufbau der von Bischof Felix für seinen Vorgänger Paulinus errichteten Basilika) sind bei Bischof Marus festzustellen. Im 6. Jahrhundert prägen führende Bischofsgestalten das Bild, vor allem Bischof Nicetius (525/526 – 566), sodann dessen Nachfolger Magnerich. Nicetius symbolisiert auf der einen Seite die Verbindung mit dem fränkisch-­merowingischen Königtum. König Theuderich I. (511 – 533), Chlodwigs ältester Sohn, brachte ihn auf den Trierer Bischofssitz, zum anderen steht Nicetius für das gallische Mönchtum, aus dem er stammte. Als Teilnehmer und bisweilen Leiter von Konzilien der Zeit (Clermont 535, Orléans 549, Toul um 550, Paris 551/552) stand er in Verbindung mit dem gesamtgallischen Episkopat. Vom zweiten Konzil von Orléans (549) war er mit theologischen Problemen im Gefolge des sog. Arianismus, näherhin des Monophysitismus, in Berührung gekommen. In Briefen an Kaiser Justinian und Chlodoswinda, die Frau des arianischen Langobardenkönigs Audoin, machte er sich zum Sprecher der als rechtgläubig gesehenen eigenen Position. Auch von außen her (Florianus, Abt von Romenum/Oberitalien) wurde er in dieser Beziehung zu seinen großen Vorläufern Maximinus und Paulinus in Parallele gesetzt. Magnerich ist besonders in der organisatorischen Erschließung seines Bistums hervorgetreten. Pfarrschulen und Visitationen im Westen sind bei ihm bezeugt, speziell die erste Pfarrei Ivois; Gaugerich, der spätere Bischof von Cambrai, ging durch seine Schulung. Es ist berichtet, dass Magnerich häufig von abbates umgeben war, den Leitern der großen städtischen Kommunitäten. Die Vorstufe eines Domkapitels könnte hier gegeben sein 6. Im Westen brachte Magnerich offenbar eremitische Aktivitäten in die Bahnen geordneter monastisch-­missionarischer Tätigkeit. In diesen Zusammenhang gehören Wulfilaich, Paulus (von Verdun), Beatus, Bantus, Ingobert, Disibod, Wendelin. Die bei Nicetius erwähnte Verbindung mit dem Königtum ist von Magnerich weitergeführt und intensiviert worden. Er wurde Taufpate Theudeberts II., des Sohnes König Childeberts II. († 596). Am äußerst wichtigen Vertrag von Andelot (586), mit dem die Konflikte zwischen König Guntram von Orléans-­Burgund und dessen austrasischer Schwägerin Königin Brunichilde sowie deren Sohn Childebert beigelegt wurden, hatte er Anteil und begleitete seinen König Childebert zu der Zusammenkunft. Anscheinend ist bei ihm auch eine Verbindung zu dem hohen Adel 6 Diese Erwägung verdanke ich einer mündlichen Mitteilung von B. Resmini.

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58 | Einleitung gegeben, eine Interzession für den bei seinem König in Ungnade gefallenen Herzog Gunthram-­Boso gehört in diesen Konnex. Die Bischöfe Rusticus, Gunderich und Sabaudus versinnbilden Triers missionarisches und kirchenorganisatorisches Ausgreifen nach Osten bzw. seine Indienstnahme durch das Königtum des fränkisch-­austrasischen Teilreichs mit der Hauptstadt Metz unter der bestimmenden politischen Ägide der genannten Königin Brunichilde. Die mit Problemen verschiedener Art belastete Erhellung des Bischofsamtes von Rusticus, der wohl Nicetius während dessen Verbannung ersetzt hatte, gibt wohl so viel her, dass er ordnend in die Missionstätigkeit des aquitanischen Eremiten Goar am Mittelrhein eingriff. Die Bischöfe Gunderich und Sabaudus könnten aufgrund ihrer Namen auf Einflussnahme bei ihrer Wahl und Einsetzung durch die mit Burgund verbundene Königin Brunichilde verweisen. Wenn auch die quellenmäßigen und weithin die methodischen Voraussetzungen und Implikationen andere sind als für die Phase der Gründerbischöfe, so ist das Gliederungsschema für die einzelnen Regestenteile auf den ersten Blick gleich bzw. fast identisch. Doch sind charakteristische Änderungen angezeigt: A Der Bischof in seiner Zeit – B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen – C Der Bischof in Kult und Verehrung – D Materielle Überreste. Im Gegensatz zu der Gliederung für die Regesten I 1 sind für den Block A Zeugnisse, die für „klassische“ Regesten konstitutiv, doch dort die Ausnahme sind, hier in relativ großer Breite gegeben, wie schon angedeutet wurde. Am Anfang der Phase nach den Bistumsgründern ist Bischof Agricius als Teilnehmer an der von Konstantin d. Gr. und dem römischen Bischof Silvester veranstalteten Synode in der die Reichskirche betreffenden Frage des Donatismus bezeugt 7. Überhaupt sind die Episkopate der Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus und Felix in „Primärzeugnissen“ zu fassen: Athanasius von Alexandria (Apologien, Briefe), einschlägige Textsammlungen (e. g. Collectio antiariana Parisina); zeitgenössische Synodalakten und Historiographie (speziell Sulpicius Severus) jeweils mit Bezug auf Bischof Felix. Für die Episkopate der Bischöfe Mauricius und Leontius sind Papstbriefe (Bonifatius I., Leo I.) relevant. Eine exzeptionelle Quellenlage gibt es zu Leontius. Sie ist insofern singulär, als in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Versionen fassbare Überlieferungen mit Leontius-­Reminiszenzen in der Liturgie (Béarn) ausgewertet werden können. Zu Bischof Severus ist eine aussagekräftige zeitgenössische Biographik (Viten der Bischöfe Lupus von Troyes und Germanus von Auxerre) mit Reflexen bei Beda Venerabilis im 8. Jahrhundert vorhanden. Bischof Cyrillus hat 7 Regesten Trier I 1 Maternus Nr. K 2 S. 724 – 727. Weckwerth, Andreas (Hg.): Clavis conciliorum occidentalium septem prioribus saeculis celebratorum …, CC Claves – Subsidia 3,

Turnhout 2013, S. 119 – 121 (Nr. 77 – 80).

Einleitung |

mit seiner Inschrift zu Ehren von Eucharius und Valerius ein für ihn und seine Zeit hochrangiges Zeugnis hinterlassen, für Bischof Jamblychus sind Briefe resp. Briefgedichte des Sidonius Apollinaris und des Auspicius von Toul erhellend. Für den in Verehrungszeugnissen (s. u.) stark gespiegelten Bischof Marus lässt eine zeitlich späte Inschrift erkennen, dass eine hagiographisch-­biographische Darstellung zu ihm vorlag. Im Zusammenhang mit dem in zeitlichem Abstand verfassten Trierer „Silvesterprivileg“ (10. Jahrhundert) wird Bischof Volusianus als Initiator einer in Rom gefertigten Reskription genannt. Die Bischöfe Miletus und Abrunculus haben, wie schon ausgeführt, um 600 Aufnahme in die gallische Fassung des Martyrologium Hieronymianum gefunden. Auf das Schicksal des Bischofs Maximianus wirft die Korrespondenz der Bischöfe Avitus von Vienne und Cäsarius von Arles im beginnenden 6. Jahrhundert bezeichnendes Licht. Die Bischöfe Nicetius und Sabaudus sind durch Synodenprotokolle belegt und mit ihren Wirkungskreisen präsentiert. Nicetius ist selbst als Briefautor hervorgetreten. Briefpartner von ihm und seinem Nachfolger Magnerich kommen relativ zahlreich in der Briefsammlung der Epistulae Austrasicae zu Wort. Nicetius hat eine zeitgenössische Vita durch Gregor von Tours erhalten, Magnerich prominente Beleuchtung in dessen Historiae, seine um 1000 von Abt Eberwin verfasste Vita geht nachweisbar auf zeitgenössische Vorlagen zurück. Bischof Rusticus ist in der Vita Goaris (8. Jahrhundert) präsent, auch hier geht der Autor auf zeitgenössisches Material (6. Jahrhundert) zurück. Zu Block B (vorwiegend 10. – 12. Jahrhundert) ist eine disparate Situation gegeben. Nimmt man die Episkopate von Agricius, Maximinus, Paulinus und Felix bis zu denen des beginnenden 7. Jahrhunderts (Sabaudus) resp. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts in den Blick, so sind die ersten des 4. Jahrhunderts von denjenigen des beginnenden 5. Jahrhunderts klar abzuheben. Die Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus sowie als Nachfolger des 5. Jahrhunderts Severus werden in Urkunden von Päpsten des 10. und 11. Jahrhunderts – Johannes  XIII. (965 – 972) von 969 Jan. 22, Benedikt  VI. (973 – 974) und Benedikt VII. (974 – 983) sowie Leo IX. (1049 – 1054) für die Erzbischöfe Theoderich (Dietrich) I. (965 – 972) sowie Eberhard (1047 – 1066) – als Vorempfänger solcher Verbriefungen genannt 8. Diese Zeugnisse führen in den Bereich historischer Rezeptionen, von deren hermeneutischer Dimension in Zusammenhang mit „Kult und Verehrung“ zu handeln ist. Jedenfalls ist in Bezug zu Bischof Agricius aus dem 10. Jahrhundert ein Pseudo-­Diplom überliefert, in dem Bischof/Papst Silvester († 335) Bischof

8 Belege: Regesten Trier I 1: Eucharius Nr. 25 S. 123 – 125 – Valerius Nr. 42; Maternus Nr. 16 –

Eucharius Nr. 26 S. 126 – Valerius Nr. 43; Maternus Nr. 17 – Eucharius Nr. 27 S. 127 f. – Valerius Nr. 44; Maternus Nr. 18 – Eucharius Nr. 38 S. 154 – 156 – Valerius Nr. 52; Maternus Nr. 28.

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60 | Einleitung Agricius einen/den Primat der trierischen Kirche verbrieft habe 9. Briefzeugnisse (Abt Florianus von Romenum/Oberitalien) sowie hagiographische Partien bei Gregor von Tours nennen im 6. Jahrhundert die Bischöfe Maximinus und Paulinus als Vorbilder für Bischof Nicetius. Zu Maximinus gehören drei biographisch-­hagiographische Erzeugnisse in der Rubrik „spätere Zeugnisse“ 10: die in der Königszeit Pippins (751 – 768) in dem nach dem Bischof benannten Kloster entstandene älteste Vita, die auf eine ausführlichere Quellengrundlage zurückgehende Bearbeitung (Réécriture) durch Abt Lupus von Ferrières (839 – 843) sowie schließlich die Ende des 10. Jahrhunderts abgefasste Versifizierung zu 24 um 975 im Kapitelsaal des Klosters geschaffenen Bildern „Epigramata cuiusdam scolastici“. Die entgegen dem fast einhelligen Urteil der Forschung in das 9. Jahrhundert zu datierende Vita Felicis ist hier anzuschließen, auch die in ein anderes mental-­geistiges Milieu gehörende Vita Agricii et Helenae (1050 – 1072). Bei den Bischöfen des 5. Jahrhundert entfallen analoge Zeugnisse ganz, jeweils wird ihre Präsentation in den Fassungen der Bischofsliste (Series episcoporum) gebracht, die ab dem 10. Jahrhundert einsetzen, sowie in den nicht selten für die Zeitpunkte ihrer Entstehung aufschlussreichen drei Rezensionen der Gesta Treverorum (1100/1130/1150). Hinsichtlich des Quellenmaterials stechen die Bischöfe des 6. Jahrhunderts von ihren Vorgängern des 5. Jahrhunderts ab. Bischof Nicetius hat als einziger Bischof der Phase vom 4. bis zum 7. Jahrhundert eine zeitgenössische Vita, die schon erwähnte des Gregor von Tours, erhalten. Sie hat ihren Ort im Rubrum A, in B ist sie im Rahmen des hagiographischen Schemas zu behandeln. Dasselbe gilt für die Vita Magnerichs des Abtes Eberwin. C „Der Bischof in Kult und Verehrung“ stellt wieder einen breiten Block dar. Zu nennen sind ihrem Wesen nach disparate Überreste (Reliquien; sog. Willibrord-­ Altar) und zeitlich von ihnen entfernt Aufnahmen in martyrologische und liturgisch-­ kalendarische Quellen. In Regesten I 1 sind als erste Martyrologien die auf die Kirche Roms zurückgehenden knappen Heiligenlisten aus konstantinischer Zeit mit Tagesund Monatsangaben vorgestellt 11. Diese Listen sind als Vorläufer des Martyrologium Hieronymianum zu betrachten. Dieses Martyrologium stellt mit seinen Rezeptionen 9 Sog. Silvesterprivileg: Regesten Trier I 1: Eucharius Nr. † 24 S. 119 – 123 – Valerius Nr. † 41;

Maternus Nr. † 15.

10 Dazu Anton, Vorinstitutionelle Grundlagen S. 27 f. 11 Regesten Trier I 1 S. 22 f. mit Anm. 57: Depositio martirum – Depositio episcoporum

bei dem römischen Chronographen des Jahres 354 mit den einschlägigen Ausgaben von Theodor Mommsen MGH AA 9, Berlin 1892 (Ndr.), S. 13 – 48; Nr. XII S. 71 f., Nr. XI S. 70, dazu die Kommentierung durch Roberto Valentini/Giuseppe Zucchetti: Codice topografico della città di Roma 2: FSI 88, Rom 1942. S. nun: Depositiones episcoporum Romanorum (255 – 352), hg. von Johannes Divjak/Wolfgang Wischmeyer: Das Kalenderhandbuch von 354. Die Chronologie des Philocalus. Textteil  II Listen der Verwaltung, Wien 2014, Nr. 16 S. 517 – 524 mit Appendix S. 574.

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von Heiligen ein einzigartiges Zeugnis für die Verbindung der universalen Kirche und den Lokalkirchen dar. Aus der frühesten Phase der Trierer Kirche sind Einträge zu Valerius, Maximinus und Paulinus verzeichnet. Wieso die aus der späteren Phase allein rezipierten Bischöfe Miletus und Abrunculus eine breitere universelle Heraushebung erfahren als Eucharius, Maternus und Nicetius, ist nicht zu erschließen. Präzisierungen, die vielleicht weitergeführt werden könnten, sind in den einschlägigen Regesten der genannten Bischöfe vorgenommen. Die von Miesges gründlich bearbeiteten Trierer Festkalender des Mittelalters setzen in der Regel erst später ein 12. Leider ist dort das Zeugnis eines liturgischen Kalenders des Stiftes St. Simeon (Trier) aus dem frühen 12. Jahrhundert ausgeblendet 13. Es findet sich hier eine große Zahl trierischer Bischöfe, wie in Derivaten des Martyrologium Hieronymianum, den historischen Martyrologien: Florus von Lyon (um 850) hier in der Metzer Rezension – Ado von Vienne (855/865/875), der namentlich mit einem großen Bestand Trierer Bischofsheiliger im Kloster Saint Airy von Verdun im ausgehenden 11. Jahrhundert rezipiert ist. Der ausführlichen und eindrucksvollen Reihung Trierer Bischöfe sind diejenigen in einer bayerischen Überarbeitung um 1130 des Martyrologiums des Hermann von der Reichenau an die Seite zu stellen. Im abschließenden Teil dieser Einleitung ist auf ein grundsätzliches Thema einzugehen, das in Teil I 1 der Regesten programmatisch vorzustellen war 14. Es geht um Rezeption, Perzeption und eine Rezeptionshermeneutik. Die herausgehobene Relevanz dieser Aspekte für die durchgehend in Spiegelung durch spätere Zeugnisse „fassbaren“ Gründerbischöfe und ihre Pontifikate ist evident. An dieser Stelle sind Anleihen aus der Literaturwissenschaft weiterführend anzuschließen. Danach ist der vielfach in die Irre führende Gesichtspunkt des Einflusses durch die Kategorie der Rezeption zu ersetzen. Die „Aneignungen“ von Gedanken und geistigen Strömungen erfolgen danach „im Kopf des Betrachters, er selektiert, interpretiert neu, verfälscht, deutet um“ 15.

12 Miesges, Peter: Der Trierer Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu

Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters (Trierisches Archiv. Erg.-Heft 15), Trier 1915. 13 Trier, StB Hs 14/1845 2o fol. 1v – 8r; Heyen, Franz Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania Sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 577 – 590. 14 Regesten I 1 S. 19 – 29. 15 Dies bei Hermann Gramp, in: FAZ 25. 7. 2018, S. N 3 Geisteswissenschaften in Aufnahme des Rezeptionsbegriffes von Hans Robert Jauß. Von diesem sind zu nennen: Die Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft (Konstanzer Universitätsreden 3), Konstanz 1969 und Die Theorie der Rezeption – Rückschau auf ihre unerkannte Vorgeschichte (Konstanzer Universitätsreden 166), Konstanz 1987.

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62 | Einleitung Für unseren Zusammenhang ist präzisierend festzuhalten: Wenn im Teil I 1 der Regesten im Titel von „Spiegelung“ durch Zeugnisse gesprochen ist, so hat der eher neutrale Begriff als Komponente diejenige direkten Einflusses sowie die der Aufnahme, Verarbeitung und Weiterbildung des perzipierenden Individuums oder der diesem korrespondierenden Institution bzw. Kommunität. Als terminologisches und sachliches Gemeinsames ist die Wirkung zu fassen. Hierher gehören die Versionen primordialer Gründungen, etwa durch Apostelschüler. Mit Blick auf die ersten Bischöfe entfalten sie bei den folgenden Bischöfen, so auch bei denen der Phase des 5. bis 7./8. Jahrhunderts, ihre Wirkungskraft. Auch oder vornehmlich im Bereich von Kult und Verehrung schlägt sich das nieder. Bischof Cyrillus stellt mit seiner Grabinschrift für die Bischöfe Eucharius und Valerius und mit seiner Anreihung an diese den Konnex am greifbarsten dar. Bischof Volusianus, von dem kein Zeugnis der Verehrung überliefert ist, ist irgendwie mit der Geschichte um Kaiser Konstantin und Bischof/Papst Silvester und deren Handeln für die trierische Kirche verbunden. Die Bischöfe Miletus und Abrunculus stehen mit ihrer Aufnahme in das Martyrologium Hieronymianum zumindest indirekt mit den dort rezipierten großen Vorgängern Valerius, Maximinus und Paulinus in besonderem Verbund. Das überraschende Fehlen von Nicetius im Martyrologium Hieronymianum kompensieren im Ansatz die großen historischen Martyrologien des 9. Jahrhunderts: Florus, Ado, Usuard. Schon äußerst wirksam hatte Gregor von Tours ihn als einen der drei Stadtpatrone von Trier, der neben Eucharius im Süden und Maximinus im Norden der Stadt in ihrer Mitte Schutz gebe und so auch ihn als Repräsentanten der Sakraltopographie herausgestellt 16, seine Wunderwirksamkeit mit der des Maximinus in Vergleich gesetzt 17. Schon mehrfach erwähnt ist das für Nicetius zeitgenössische Zeugnis des Abtes Florianus von Romenum/Oberitalien, nach dem Nicetius in der Imitatio von Maximinus und Paulinus kultisches Ansehen erworben habe. Über diese Zeugnisse hinaus hatte ein weiterer Korrespondenzpartner, Bischof Rufus von Octodurum (Martigny), Nicetius gegenüber auf die apostolische Gründung seiner Bischofssedes angespielt 18. Dieselbe höchste Kontinuität in der Sukzession wird auch dem Nachfolger des Nicetius, Bischof Magnerich, attestiert. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ist in der Chronik des Klosters Saint-­Vaast (Arras) eine sprechende Bezugsetzung zu dem im Auftrag des Apostels Petrus das Bistum gründenden Eucha 16 Gregor von Tours, Vita Nicetii: Liber Vitae Patrum, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio

Treverorum episcopo S. 277 – 283; c. 4 S. 281; s. Anton, Vorinstitutionelle Grundlagen S. 49 – 51. 17 Gregor von Tours, Liber in Gloria Confessorum: MGH SS rer. Mer. 1, 2 (wie Anm. 16) S. 294 – 370; c. 92 S. 357. 18 Nicetius Nr. 17.

Einleitung |

rius formuliert: Is est Magnericus, … vigesimus quintus episcopus post sanctissimum

EUCHARIUM , Petri apostolorum principis discipulum 19.

In das Zentrum unserer Überlegungen zu rezipierender Übernahme, rezipierender Anverwandlung und rezipierender Um(ver)wandlung gehören drei vornehmlich für den Bereich Kult und Verehrung konstituierende Elemente der Kontinuitätsherstellung. Es handelt sich einmal um den Aspekt der Parallelisierungen von Amtsträgern (römische Bischöfe/früheste Päpste – Trierer Bischöfe) auf markanten Symbolobjekten, zweitens um Kontinuitätsinvokationen in Litaneien, drittens um die kalendermäßig bestimmte Reihung der bischöflichen Amtsträger im liturgisch-­pastoralen Kontext von Breviarien und Ordinarien. Ein Zeugnis ersten Ranges für die Symbolobjekte ist die Beschriftung des 980 von Erzbischof Egbert partiell nach Trier transferierten Petrusstabs 20. In der in der neuesten Präsentation gebotenen Gliederung der Inschriften auf Schaft und Knauf in die Teile A–F 21 sind in Teil C dem Apostel Petrus als korrespondierend die Trierer Gründer, seine Schüler Eucharius, Maternus und Valerius, gegenübergestellt, in E– F sind parallelisiert Päpste Bischöfe Trier Clemens Agritius Linus Maximinus Cletus Paulinus Anacletus Felix Kalistus Severus Fabianus Marus Cornelius Nicetius Silvester Modoaldus Gregorius Liudovvinus Benedictus VII Egbertus Ersichtlich ist die römische Bischofsliste in ihren ersten Vertretern „harmonisiert“ 22. Was die Trierer Entsprechungen angeht, so befindet man sich zeitlich vor den ana 19 Douai, BM ms. 795 (753) fol. 51v – 52r. 20 Regesten I 1 Eucharius Nr. 31 S. 137 – 143. 21 Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften

70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 53 S. 102 – 108; S. 102 – 106 – Frühere Ausgabe: Kraus, Franz Xaver: Die christlichen Inschriften der Rheinlande 2: Die christlichen Inschriften von der Mitte des achten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./ Leipzig 1894, Nr. 457 S. 212 f. (Gregor ausgelassen) 22 Zu einem Kerntext der römischen Bischofsliste, dem Catalogus Liberianus, nun höchst gelehrt: Divjak/Wischmeyer, Kalenderhandbuch II 13, 1 – 13, 6 S. 525 – 576. – Eine vom

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64 | Einleitung chronistischen Auffüllungen der Bischofsliste an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Hätten diese Amplifizierungen schon vorgelegen, so wäre man möglicherweise zu einer Art chronologisch stimmender Parallelisierungen gelangt, wie sie etwa Bro(u)wer/Masen in der klassischen Darstellung bieten. Es mag also sein, dass man bei Kenntnis der Datierung der Bischofszeiten von Agricius bis auf Felix in das 4. Jahrhundert einen auch sonst in der Trierer Tradition bisweilen angenommenen heidnischen Hiat im Trierer Bistum zwischen Maternus und Agricius annahm. Die zweifellos historischen römischen Bischöfe des 3. Jahrhunderts Kalistus, Fabianus, Cornelius sowie der im sog. Silvesterprivileg und in der weiteren trierischen Tradition als „Inaugurator“ des Agricius gesehene römische Bischof Silvester († 335) haben Trierer Pendants der Zeit des 5. – 7. Jahrhunderts: Severus, Marus, Nicetius, Modoaldus († 646). In der historischen Reihe gehören also Papst Nr. 8 (Silvester) und Bischof Nr. 1 (Agricius) zusammen. Das am Schluss zeitaktuell gesetzte Paar Papst Benedikt  VII. († 983) und Erzbischof Egbert ist synchron, wobei sich Egbert hier, wie auch in anderen Zusammenhängen, an den Widonen Liutwin des frühen 8. Jahrhunderts anschließt. Dabei ist zu beachten, und damit ist vielleicht die Vorgeschichte der päpstlichen Privilegien des 10. Jahrhunderts klarer beleuchtet: In diesen Privilegien, wobei Papst Benedikt  VII. der letzte Verleiher des 10. Jahrhundert ist, sind von den fünf ersten Bischöfen der Trierer Reihe vier als Empfänger päpstlicher Privilegien genannt: Agricius, Maximinus, Paulinus und Severus. In der Summe ergibt sich, dass nach dem Vorgang der in besonderem Bezug zu dem Apostel Petrus stehenden Bistumsgründer Eucharius, Valerius, Maternus ein exzeptioneller Zusammenhang der Trierer Bischofskirche mit der römischen Kirche kunstvoll illustriert ist. Nun zu den Kontinuitätsinvokationen in Litaneien 23. Einem Psalterium, das Erzbischof Egbert um 980/990 in Auftrag gab, wurde eine Laetania universalis beigefügt 24, in der entsprechend einer Bildfolge in dem Psalterium nach der Invokation der Gründerheiligen von Eucharius bis Paulinus die Namen Nizetius, Marus, Felix und Modoald geführt sind. Dem auf dem Petrusstab in der historischen Reihe den Abschluss bildenden Liutwin folgen seine Vorgänger Legontius, Magnericus und Abrunculus. Willibrord führt die Gruppe zu Trier in besonderer Beziehung stehender Trierer Symbolzeugnis ausgehende Untersuchung mit Einfügung in einen umfassenden Kontext (Früheste römische Ämter- und Sukzessionslisten und deren Rezeption, Verschiebung gegenüber der „historischen“ Folge zu einer Priorität des Clemens von Rom, dessen singuläre Petrus-­Nähe in gallischer Mission, in korrespondierender hagiographischer und martyrologischer Tradition wie in Prägung von Geschichtsbildern des hohen Mittelalters) liegt in einem im Februar 2019 abgeschlossenen Manuskript von Hans Hubert Anton vor. 23 Zu den Litaneien Regesten I 1 S. 21 f. 24 Siehe Regesten I 1 Eucharius Nr. 49 am S. 193 – 195.

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Heiliger an: Castor, Florinus, Beatus, Goar und Adalbert (von Egmond). Mit Adalbert fühlte sich Egbert besonders verbunden, wie mit dem am Schluss der Trierer Bischofsreihe geführten Vorvorgänger, Bischof Heinrich I. († 964). Als wichtiger gemeinsamer Befund ist festzuhalten: Das auf Rom gerichtete Trierer Geschichts- und Verehrungsbild ist auf eine Abfolge der trierischen Bischöfe bis in die frühkarolingische Zeit (Liutwin) bestimmt. Die Bischöfe der hoch- und spätkarolingischen Epoche sind nicht aufgenommen. In diesen gedanklichen Zusammenhang gehört u. a. ein Zeugnis aus dem 11. bzw. dem 12. Jahrhundert: In der trierisch überarbeiteten Litanei Humili prece sind Trierer Bischöfe von Eucharius bis Nicetius z. T. chronologisch, z. T. sakraltopographisch geführt: Eucharius, Primus (!), Maternus Valeriusque, / Maximinus & Agritius atque Marus. / Paulinus, Felix, Severus Nicetiusque. / Treverici patres nos foveant inopes 25. Einen höchst markanten Fall der Erinnerungs- und Rezeptionskontinuität in geographischer Ferne bietet der Liber ordinarius, den 1260 Konrad von Mure für das Kanonikerstift Grossmünster St. Felix und Regula, Exuperantius in Zürich (Bistum Konstanz) erstellte, namentlich die darin gebotene Allerheiligenlitanei 26. Wenn in diesem Litaneitext viele Trierer Namen erscheinen, so geht dies wohl auf die engen Kontakte des Trierer Erzbischofs Bruno von Lauffen (1102 – 1124) zu dem Zürcher Grossmünster zurück. Erhalten die Zeugnisse aus dem Umkreis des Erzbischofs Egbert die Sicht des Verehrungszusammenhangs am Ende des 10. Jahrhunderts, so ist hier eine komplementäre Erfassung aus der Zeit etwa 150 Jahre später geboten. Unter dem Rubrum der Märtyrer sind aus der Anfangsphase der Trierer Kirche die Bischöfe Valerius, Maximinus, Maternus sowie Eucharius geführt, Maternus evtl. auch unter den discipuli domini 27. In der Märtyrerkategorie erscheinen von den späteren Trierer Bischöfen (Severus), Numerianus (646-…), Agricius, Modoaldus, Cirillus und Fibicius 28. In die Gruppe der discipuli domini ist vielleicht auch Bischof Marus eingeordnet 29. Es spricht viel dafür, dass die Vokative Nicenci, Magnerice (Hs.: ­Maguierice), die aufeinander folgen 30, für die Bischöfe Nicetius und seinen Nachfolger Magnerich stehen.

25 Siehe Regesten I 1 Eucharius Nr. 49 cc S. 233 – 235. 26 Hierzu Regesten I 1 Eucharius Nr. 49 ey S. 305 f. – Valerius Nr. 62 hw S. 636 f. – Maternus

Nr. 39 dt S. 910; Litanei: Zürich, Zentralbibl. Ms C 8 b* fol. 86r – 89v – Ausgabe: Leuppi, Heidi (Hg.): Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995, S. 307 – 316. 27 Zürich, Zentralbibl. Ms C 8 b* fol. 87r – ­v, Orationes 918, 920, 921 (880), 923 – Leuppi S. 312 f., S. 309. 28 Ebd. fol. 87v – 88r, Orationes 922, 926, 929, 942 – Leuppi S. 312, S. 313. 29 Ebd. fol. 86v, Oratio 870 – Leuppi S. 309. 30 Ebd. fol. 88r, Oratio 934, 935 – Leuppi S. 313.

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66 | Einleitung In dem umfangreichen Teil De sanctis des Liber stehen von Trierer Heiligen nur Valerius, Mathyas, Maximinus, Paulinus, Willibrord 31. Magnerich fehlt als Begleitheiliger des Apostels Jakobus, im Gegensatz zu Christophorus 32. Zum 1. Oktober stehen Germanus, Vedastus, Amandus 33, doch stellt das Fehlen des Nicetius nicht die oben gebrachte Identifizierung in Frage. Bestärkend kommt hinzu, dass in einem Kalenderzeugnis aus der Zeit um 1000 die Form Nicentus für Nicetius begegnet, die ganz am Ende des Mittelalters auch Hartmann Schedel führt 34. Zusammenfassend ist festzuhalten: Der die drei frühesten Bischöfe und Bischof Maximinus umfassende Bestand ist mit Agricius komplettiert. Aus dem Umkreis der frühen Bischöfe sind Castor und Goar gebracht 35. Von den Bischöfen des 5. bis 7. Jahrhunderts sind geführt: Severus, Cirillus, Marus, Fibicius, Nicetius, Magnerich. Aus dem 7. Jahrhundert werden noch die Bischöfe Modoald und Numerian invoziert. Diese sind vielleicht wegen ihrer Verbindung zu dem Schweizer Raum aufgenommen, Modoald über den aus Trier stammenden Germanus, den Gründer des Klosters Granfelden im Jura, Numerian wegen seiner Privilegierung des mit St. Maurice (Wallis) zusammenhängenden Klosters Saint Dié 36. Spätere Bischöfe sind nicht aufgenommen. Das erwähnte Zeugnis von Hartmann Schedel (s. Anm. 34: Nr. 113) führt zu einer weiteren Überlegung. Der Nürnberger Autor ist in dem einschlägigen Passus wörtlich von einer italienischen Vorlage abhängig, vom Supplementum chronicarum des Giacomo Filippo Foresti da Bergamo, das ab 1483 im 15. Jahrhundert mehrmals gedruckt wurde. Für die Anfänge des Christentums in Trier bietet Foresti und damit auch Schedel als erste Bischöfe die Bischöfe Valerius und Paulinus, bei dem dann angefügten Maximinus (Foresti; Maximus Schedel) ist ebenso wie bei Paulinus das Moment der Verteidigung des nicänischen Glaubens gegen Kaiser Constantius  II. hervorgehoben. Am Schluss ist Bischof Nicenus (Nicetius) an die drei Bischöfe des 3. und 4. Jahrhunderts angeschlossen. Es bedürfte einer Untersuchung, ob die im 13. Jahrhundert nachweisbare Variation zu Nicencius, dem die Form des 15. Jahrhunderts folgt, die Zusammengehörigkeit des Bischofs mit den pronicänischen Protagonisten des 4. Jahrhunderts dokumentieren soll, ob gegebenenfalls sein eigenes Auftreten gegen Kaiser Justinian und die „arianischen“ Langobarden inspiriert haben könnte. In einen liturgisch-­pastoralen Kontext gehören die auf Erzbischof Balduin (1308 – 1354) zurückgehenden einschlägigen Regelungen. Es handelt sich um das

31 Leuppi S. 328, S. 335, S. 362, S. 395, S. 427. 32 Leuppi S. 378. 33 Leuppi S. 412. 34 Nicetius Nr. 61, Nr. 113. 35 Zürich, Zentralbibl. Ms. C 8 b* fol. 88v, Orationes 950 und 955 – Leuppi S. 314. 36 Regesten I 1 Maternus Nr. 1 S. 727 – 733.

Einleitung |

Breviarium Balduini von 1336, das als Prachthandschrift erhalten ist 37. Es folgt der Ordinarius Balduins von 1345, der uns vornehmlich in zwei Handschriften vorliegt, einer unvollständigen sowie einer vollständigen, trotz ihrer Herstellung erst im beginnenden 15. Jahrhundert zuverlässigeren 38. Zum Kalender des Breviarium Balduini hält Christina Meckelnborg fest: Im Unterschied zu dem Kalender der Hs. 34 (14. Jh. 2. Hälfte) und dem des Liber ordinarius Balduins von 1345 (Trier StB, Hs. 1737/66 4o; Abschrift 15. Jh. Anfang) ist dem Balduin-­ Brevier kein rein liturgischer Kalender vorangestellt, sondern ein mit zahlreichen Heiligen aus den Martyrologien aufgefülltes Kalendar, das für jeden Tag mindestens einen Eintrag aufweist. Zugrundeliegt das Kalendarium der Diözese Trier 39.

Wenn Miesges festhält: Die unter der Sigle B zusammengefaßten Breviere sind alle nach dem Muster des Breviarium Balduini angelegt. Sie nehmen in einer gleichlautenden Vorrede auf ihr Vorbild Bezug mit der Überschrift: ‚Expositio Calendarii reverendissimi domini, domini nostri Baldewini Treverensis archiepiscopi, et continetur in eo totus ecclesiae Treverensis ordinarius‘; oder: ‚Expositio Calendarii ad intellegendum Calendarium secundum ecclesiam Treverensem anno Domini MCCCXLV a reverendo patre et domino domino Baldewino de Luczelnburg Treverensi archiepiscopo compositum.‘40,

so vermengt er Wesentliches. Die Breviarien beziehen sich auf den Ordinarius Balduini von 1345, nicht auf sein Breviarium. Für das Breviarium gilt: Eine große Zurückhaltung ist hier gegenüber den fiktiven Bischöfen aus den aufgefüllten späten Fassungen der Bischofsliste zu erkennen. Von sämtlichen Bischöfen der frühmittelalterlichen Phase (5. – 7. Jahrhundert) finden nur drei eine Behandlung bzw. Erwähnung sowohl im Kalender als auch im Proprium de 37 Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109; der Kalender dort fol. 2v – 8r; das Proprium de sanctis

fol. 359r – 493v. 38 Unvollständige Handschrift: Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, fol. 92r – 195v. Das spätere Exemplar: Trier, StB Hs 1737/66 4o, Trier Domkirche, Kalender 7 ungezählte Blätter; Ordinarius p. 1 – 325, Tertia pars, de sanctis secundum ecclesiam treuerensem ordinatis: p. 127 – 178, Septima pars, in ordinem missarum Ecclesie nostre treuerensis: p. 246 – 319. 39 Meckelnborg, Christina: Die nichtarchivischen Handschriften der Signaturengruppe Best. 701 Nr. 1 – 190, ergänzt durch die im Görres-­Gymnasium Koblenz aufbewahrten Handschriften A, B und C (Mittelalterliche Handschriften im Landeshauptarchiv Koblenz 1 = Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-­Pfalz 78), Koblenz 1998, S. 458 f. 40 Miesges, Festkalender S. 15 Anm. 1.

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68 | Einleitung sanctis: Marus, Nicetius, Magnerich. Im Liber ordinarius Balduins von 1345 finden dann zahlreiche fiktive Bischöfe aus den späten Fassungen der Bischofsliste Aufnahme. Im Unterschied zu dem Breviarium von 1336 schlägt sich hier eine an der Kathedrale weiterentwickelte liturgisch-­pastorale Praxis nieder. Die Breviere der Sigle B bei Miesges rezipieren mehr oder weniger vollständig die Bischofsfolge des Balduinischen Ordinarius, besonders extensiv ist dies bei dem Vollbrevier für das Kloster St. Maria ad martyres (Trier) der Fall 41. Einen vergleichbaren Heiligenbestand bietet das Trierer Proprium von 137042. Wie das Breviarium von 1336 lassen drei weitere Zeugnisse das Nebeneinander von kalendarischem Eintrag und Proprium de sanctis erkennen. Für den Liturgiehistoriker handelt es sich allein in diesem Fall um „liturgischen Kult“ 43. Im Sinne der oben getroffenen methodologischen Differenzierungen ist damit gleichsam die gesteigerte Form von Rezeptionswirkung gegeben. Für den Historiker – und insofern ist die Kritik Kurzejas an Miesges, wie eingestanden, von der geschilderten partiellen Warte her geführt – sind zur Rekonstruktion rezeptiver Erinnerung auch alle die Zeugnisse einschlägig und relevant, die die Namen der Heiligen tradieren, ohne den Bezug zum liturgischen Volloffizium aufzuweisen. Mit Blick auf Materielle Überreste (D) ist zu sagen: Für die Phase der Bistumsentwicklung ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts ist die Verbindung von Memorialstätten mit Grablegen herausragender Bischöfe mit ihren Reliquien und Wundern ein oder das konstituierende Moment. Zur Erläuterung und Vorgeschichte ist ein scheinbarer Umweg zu nehmen. In universaler Perspektive ist eine Verehrung Trierer Bischöfe schon im 5. Jahrhundert im südlichen Gallien (Bistum Antibes/Grasse) zu fassen. Die hier bezeugte Verehrung von Valerius und Maximinus ist in den Kontext derjenigen einer Gruppe sehr früher gallischer Bischöfe des 3. und 4. Jahrhunderts zu stellen, von denen zwei als Bistumsgründer gelten: Paulus von Narbonne und Martialis von Limoges. Daneben handelt es sich um Hilarius von Poitiers, Privatus von Gévaudan, Justus von Lyon, Martin und Brictius von Tours. Hierzu grundlegende Verbindungen aus dem Trier-­Metzer Raum wurden vielleicht in der Zeit der Trierer Bischöfe Leontius und Severus in der ersten Hälfte bzw. der Mitte des 5. Jahrhunderts geknüpft 44. Der in den Regesten sichtbar werdende Aktionsradius dieser Bischöfe könnte die schlüssige historische Hintergrundfolie liefern. Doch von den ideellen

41 Brüssel, KBR Ms. 14678 – 14679, nach 1381, fol. 2r – 7v. 42 Darmstadt, ULB Hs. 972, fol. 40v – 7 1v. 43 Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus.,

Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970, S. 58 f. 44 Siehe Anton, Vorinstitutionelle Grundlagen S. 48 f.; Regesten I 1 Valerius Nr. 62 b S. 464 f.

Einleitung |

Grundlagen der Verehrung führt der Weg zu ihrer mittelalterlichen Äußerung in dinglich-­materiellen Substraten. In der um 600 in Auxerre oder Luxeuil zusammengestellten gallischen Redaktion des Martyrologium Hieronymianum findet sich zum 29. Mai zu Maximinus im angelsächsischen Zweig und in einem der beiden kontinentalen Zweige die Aussage Treueris (natale) Maximini episcopi. Die spätestens um 772 entstandene Handschrift W (Wolfenbüttel aus Kloster Weißenburg/Fontenelle – St. Servatius [Maastricht]) bietet wie die übrigen Codices pleniores S, M, K, L, V treueris dep[ositio] maximi[ni] ep[iscop]­i de antiquis ubi multa signa et curationes fiunt 45. Für seine Zeit, das ausgehende 6. Jahrhundert, bezeugt Gregor von Tours die Wundermacht des Maximinus, die ihn zu dem großen populi advocatus mache. Er zieht auch auf dieser Ebene eine Verbindung zu Bischof Nicetius 46. Der Dichter Venantius Fortunatus bezeugt die Gräber von Agricius und Maximinus in dem später nach diesem benannten Kloster, sodann dortige Baumaßnahmen des Nicetius, der hier auch seine Ruhestätte finden sollte 47. Die spezifisch mittelalterliche Verbindung der Visualität des Heiligengrabes mit der Rechtssphäre formulierte der Diakon der Kirche von Verdun Adalgisel-­Grimo 634, als er in seinem Testament die basilica des Maximinus als Rechtssubjekt bedachte 48. Mit Bischof Maximinus dürften auch die baulichen Anfänge des Trierer Doms, der Kathedralkirche, in Beziehung stehen. In der neuesten archäologischen Forschung gilt als wahrscheinlich, dass nach einem ersten Kirchenbau unter Agricius Hauptkomplexe in den 330er Jahren, der Amtszeit des Maximinus, errichtet wurden, nach welchem Jahrzehnt einschlägige Münzzeugnisse nicht mehr nachweisbar sind 49. Bischof Nicetius betrieb unter seinen verschiedenen

45 Die Zeugnisse: Martyrologium Hieronymianum AA SS Nov. II, 2, bearb. von Hippolyte Delehaye/Henri Quentin, 1931, S. 280 – AA SS Nov.  II, 1, bearb. von Louis Duchesne/

Giovanni Battista de Rossi, 1894, S. [68].

46 Gregor von Tours, Historiarum libri X, ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer.

Mer. 1, 1, Hannover 21951 (Ndr.), 8, 12 S. 378 f.; Ders., In Gloria confessorum c. 91 S. 356; c. 92 S. 357; Ders., Vita Nicetii c. 6 S. 283 Z. 8 f. 47 Siehe Weber, Winfried: Archäologische Zeugnisse aus der Spätantike und dem frühen Mittelalter zur Geschichte der Kirche im Bistum Trier (3. – 10. Jahrhundert n. Chr.), in: Im Umbruch der Kulturen S. 407 – 541; S. 486 – 488. Zu der Bauentwicklung von St. Maximin s. ebd. S. 454 – 459 mit besonderem Rückgang auf Neyses, Adolf: Die Baugeschichte der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin bei Trier 1 (Kataloge und Schriften des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier VI. 1), Trier 2001. 48 Levison, Wilhelm: Das Testament des Diakons Adalgisel-­Grimo vom Jahre 634, in: Ders., Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit. Ausgewählte Aufsätze, Düsseldorf 1948, S. 118 – 138 [zuerst 1932], S. 137 Z. 42 f.: ad basilica[m] domni Maximini Treveris, ubi in corpore requiescit. 49 Weber, Archäologische Zeugnisse S. 425 – 428; S. 428 – 431; Ders.: Trier. Dom, in: Kirchliche Denkmalpflege im Bistum Trier, in: AmrhKG 64 (2012) S. 483 – 524.

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70 | Einleitung Reorganisationsmaßnahmen auch „die Wiederherstellung der frühchristlichen Kirchenanlage und Bischofskirche am alten Ort im ummauerten Bereich der Stadt“ 50. Ab dem 8. Jahrhundert ist das Petrus-­Patrozinium für die Kathedralkirche mit Sicherheit bezeugt. Mit der Translatio des Maternus in den Dom am 21. Oktober 1037 wurde auch im dinglich-­kultischen wie im liturgisch-­ideellen Bereich der Zusammenhang zwischen dem Apostel und einem seiner Schüler verdeutlicht 51. Der Bezug zwischen räumlich-­geographischer Situierung und biographischer Rezeption ist eindrucksvoll an der Figur des Maternus zu erfassen, der in der Trierer Kathedrale allein dem Hauptpatron Petrus zugeordnet ist. Historisch ist er ursprünglich sicher als Bischof von Köln bezeugt, der eine maßgebliche Rolle in der Auseinandersetzung Kaiser Konstantins mit den Donatisten besaß und in dieser Rolle an den Synoden des Kaisers 313 Okt. 2 in Rom und 314 Aug. 1 in Arles in wesentlicher Funktion teilnahm 52. Entgegen dieser sicheren Bezeugung für Köln fehlt eine solche für Trier in der frühen Zeit des Bistums. Damit sind wir beim trierischen Lokalbezug, bei den Grabstätten der ersten Bischöfe. Wie schon gesagt, hat in der Mitte des 5. Jahrhunderts Bischof Cyrillus eine Bauinschrift auf dem südlichen Gräberfeld, auf dem später das Klerikerkolleg/Kloster St. Eucharius (/St. Matthias) entstand anbringen lassen. In diesem Text, dem sog. Cyrillus-­Epitaph  53, sind die beiden Bischöfe als in besonderer concordia verbunden und beigesetzt dargestellt. Cyrillus, der sich mit seinem Grab den beiden großen Vorläufern zugesellt wissen möchte, weiß nichts von einer Verbindung mit Maternus, die später so prägend für das Trierer kirchliche Selbstverständnis werden sollte. Ohne methodisch Verwegenes zu unterfangen, kann man den Schluss wohl ziehen: In der Mitte des 5. Jahrhunderts gehört Maternus noch nicht in einen engen Konnex mit den beiden anderen, offenbar wohl auch noch nicht in die Trierer Bischofsreihe. In dieser ist er zwischen den Bischöfen Eucharius und Maximinus als zur Gruppe der ersten fünf Trierer Bischöfe gehörend in einem Privileg des Trierer Bischofs Numerianus aus dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts bezeugt 54. Maternus muss also in der Zeit zwischen Cyrillus und Numerianus, als Köln wie in der Folgezeit keinen Anspruch auf ihn erhob, treverisiert worden sein. Sucht man nach rechtlichen und hagiographischen Überlieferungen zum Grab des Maternus 55, so ergibt sich: Nach der ältesten einschlägigen Quelle, der zwischen 751 und 768 abgefassten Vita Maximini I, 50 Weber, Archäologische Zeugnisse S. 483; s. dort weiter S. 483 – 486; Ders., Trier. Dom

S. 508 – 513.

51 Regesten I 1 Maternus Translation S. 715 – 7 19, Nr. 39 al S. 829 – 833. 52 Regesten I 1 Maternus Nr. K 1 S. 721 – 724, Nr. K 2 S. 724 – 727. 53 Regesten I 1 Eucharius Nr. 1 S. 69 – 73; Valerius Nr. 1 S. 381 – 385. 54 Regesten I 1 Maternus Nr. 1 (662 – 675) S. 727 – 732. 55 Zum Folgenden s. Regesten I 1 Maternus Nr. 42, Nr. 43 S. 973 – 975.

Einleitung |

ist Maternus zusammen mit seinen beiden Vorgängern in einer Kirche bestattet, die sie gemeinsam gegründet hätten. 200 Jahre später schenkt Erzbischof Egbert am 9. August 978 Besitz ad sanctum Maternum, cuius basilica ad aquilonem basilicae sancti eucharii confessoris prope constructa est … restituens dono 56. Zu fragen ist, was mit der Restitution gemeint ist. So wäre das nach der Vita Maximini I vorhandene Ensemble bzw. gesehene Ensemble in der Weise aufgelöst worden, dass Maternus in der ganz nahe gelegenen Kapelle entsprechend seiner Trennung von den beiden eine Sondermemorienstätte erhalten hätte. Egbert hätte später die Kommunität mit Restitution unterstützt. Verdeutlichend ist hinzuzufügen, dass die Vita Maximini I für die Zeit um 335 eine Eucharius-­Memoria erwähnt, die die hundert Jahre jüngere Vita Maximini  II mit einer ecclesia beati Eucharii gleichsetzt 57. Jedenfalls lässt die in ihrer Endfassung um 900 erstellte Dreiervita (Eucharius, Valerius, Maternus) Maternus in der Nähe seiner Vorgänger (non longe a reliquiis SS Eucharii et Valerii) bestattet sein. Dieser Bericht könnte, wenn auch nicht zwingend, an die Existenz eines besonderen Maternus-­Baus denken lassen. 200 Jahre später lassen die Gesta Treverorum Maternus in Köln verstorben und von dort nach Trier überführt sein, die einschlägige Kölner Tradition schließt sich hieran an 58. Indem nach dieser Quelle Maternus Bischof von Trier, Köln und Tongern zusammen war, ist ersichtlicherweise der Versuch der Harmonisierung real bezeugter geschichtlicher Wirklichkeit (Köln) mit einer diese verändernden Trier-­Rezeption angegangen. Die Trierer Vindikation erhielt solche Kraft, dass im 13. Jahrhundert in einer Handschrift aus dem Kloster St. Vinzenz in Metz die eindeutige Applizierung im Cyrillus-­Epitaph auf Eucharius und Valerius zu der Dreiheit Eucharius, Valerius, Maternus „komplettiert“ wurde 59. Die zunächst dem hl. Johannes Evangelist geweihte Kirche enthielt analog zur Umpolung bei dem Kloster im Norden vom gleichen Apostel auf St. Maximin Eucharius als namengebenden Patron. Weiterer „Hausheiliger“ wurde erklärlicherweise Cyrillus, dazu der mit diesem in Verbund begegnende Modestus. An den bisher behandelten Fällen von Memorialkontinuität durch Grablegen (Agricius, Maximin, Nicetius: Kloster St. Maximin – Eucharius, Valerius, daneben Maternus, Cyrillus, Modestus: Kloster St. Eucharius – Maternus: Kathedrale) ist die Erheblichkeit des Phänomens deutlich geworden. Gleichsam eine besondere Akzentuierung in Hinsicht auf die mittelalterlichen Bischöfe kommt dem Stift St. Marien/ St. Paulin zu. Bischof Paulinus († 358), der Nachfolger des Maximinus, war wegen 56 Regesten I 1 Maternus Nr. 19 S. 768 f. 57 Siehe Regesten I 1 Valerius Nr. 63, Nr. 64 S. 693 ff. 58 Regesten I 1 Maternus Translation S. 714 f. – Gesta Treverorum, ed. Georg Waitz MGH SS

8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 260; S. 148.

59 Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1839 fol. 85r Eucharium loquitur Maternumque simul. / Maternus

eque iungitur non longe ab eis.

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72 | Einleitung seiner Haltung als entschiedener Anhänger von Athanasius, Julius von Rom, Maximin von Trier, Ossius von Cordoba und weiteren Bischöfen gegen den „arianischen“ Kaiser Constantius II. im kirchlich-­politischen Streit um die nicänische Aussage zur Wesensgleichheit von Vater und Sohn in der Gottheit nach Phrygien verbannt worden und dort gestorben. Nach dem Martyrologium Hieronymianum ist spätestens um 600 seine Beisetzung in Trier bezeugt und seine Kultstätte dort verehrt worden 60. Die hagiographisch-­historiographischen Quellen (Vita Felicis I; Vita Paulini I)61 liefern eher fragmentarische Stücke zu der Frage, wann und wie der Paulinus-­Sarg nach Trier überführt wurde. Die jeweiligen Nachfolgeviten des 12. Jahrhunderts nehmen Bischof Felix als maßgebenden Akteur und als Erbauer der Paulinus-­Basilika 62. Zu besonderer Vorsicht musste raten, dass die späteren Viten auf den Bericht auf einer 1072 gefundenen Bleitafel zurückzugehen schienen. In ausführlicher Diskussion kam Gauthier zu dem überzeugenden Ergebnis, dass die disparaten Aussagepartikel in der Vita s. Agritii noch vor dem Fund der Bleitafel zusammengeführt sind: … beatus Felix eiusdem episcopus metropolis, uir tante apud deum dignitatis, ut … adhuc in carne positum operatione magnificaret uirtutum (Deus sc.). precelsę operositatis ac preclare dignitatis monasterium construxit; in quo postea sancti patris Paulini corpus a Frigia translatum, dum debito honore fuisset collocatum, totum eiusdem loci optinuit principatum 63. Namentlich eine genauere Prüfung der Vita Felicis I und der ersten Paulinus-­Vita kann den von Gauthier gesehenen Zusammenhang bekräftigen und weiterführen. Zunächst zur Vita Felicis I: Der Autor schreibt offenbar in Bezug auf wesentliche Geschehnisse bewusst zurückhaltend. Nach den aus anderen zeitgenössischen Quellen bekannten desaströsen Ereignissen im Leben des Bischofs Felix deutet er die kirchlich-­politischen Fänge, in die der Bischof geraten war, nur an, um dann schlüssig seinen Amtsverzicht anzuschließen: Hic igitur post duodecimum episcopatus sui annum 60 Martyrologium Hieronymianum AA SS Nov. II , 2 S. 478: Treueris depositio s. Paulini

episcopi – dazu s. Gauthier, Nancy: L’évangélisation des pays de la Moselle. La province romaine de Première Belgique entre Antiquité et Moyen-­Age (IIIe–VIIIe siècles), Paris 1980, S. 76 mit dem Fund des wesentlichen Indizes, doch zu zurückhaltender Interpretation. 61 Vita Felicis I, 9. Jahrhundert 1. Hälfte, Trier, BPS Hs 75, fol. 48v – 51r – Vita Paulini I, 10. Jahrhundert, Trier, BPS Hs 75, fol. 40r – 48v 62 Von daher zurückhaltend bzw. für non liquet Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Paulin vor Trier (Germania Sacra N. F. 6. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 1), Berlin/New York 1972, S. 262 – 268; Weber, Archäologische Zeugnisse S. 459 – 465, dieser ohne Beachtung von Gauthier. Zu Gauthier s. im Text. 63 Vitae s. Helenae et s. Agritii, ed. Heinrich Volbert Sauerland: Trierer Geschichtsquellen des XI. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 173 – 211; c. 12 S. 191; Beweisführung Gauthier, Évangélisation S. 67 – 76; S. 79; zustimmend Anton, Hans Hubert: Trier im frühen Mittelalter (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte 9), Paderborn/München/ Wien/Zürich 1987, S. 74.

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rerum secularium effectus (!) tedio … dispensationi pontificali penitus renuntiavit 64. Signifikant ist wohl der anscheinend berichtete Bezug zu Bischof Paulinus: apud treueros gallorum metropolim celebris habetur, post beatum videlicet Paulinum, qui plurimum in ecclesiasticis commendatur hystoriis, tertius eiusdem civitatis episcopus 65. Mit der Ortsangabe in der betont antiken Form und dem Verweis auf die kirchlichen hystoriae ist die große Handlungsbühne bezeichnet. Der Name des Paulinus ist graphisch mit einem roten Strich besonders herausgehoben. Dieselbe symbolische Auszeichnung finden wir in der Apostrophe der Abschiedsszene des Felix 66. Im einzig berichteten Detail in der so stark unterstrichenen pastoralen Aktion heilt Felix die Frau eines Großen namens Hitto. Dieser Vorgang wird in Analogie zur Heilung der Schwiegermutter des Petrus durch Jesus gesehen 67. Im Zentrum seines Handelns steht nach der Vita seine Einrichtung der Marienkirche, überhaupt seine Sorge um Bau und Erneuerung von Kirchen. Alle irdischen Wirkungsmöglichkeiten … aut in ecclesiis tam in construendis quam reparandis expendit. … testimonium … ampla satis et magnifica in eadem civitate ecclesia, copiosis ab eo sumptibus in honore sanc­ tae dei genitricis constructa 68. Der Vitenautor „aktualisiert“ wohl anachronistisch, wenn er das zu seiner Zeit längst feststehende Marienpatrozinium von Bischof Felix gegeben sein lässt, anachronistisch, doch nicht aus dem Nichts. Spätestens auf die Reorganisationen durch Bischof Marus hundert Jahre später dürfte das damit noch exzeptionell alte Patrozinium der Gottesmutter zurückgehen 69. An früherer Stelle ist schon gezeigt, dass zwischen der Ende des 9. Jahrhunderts abgeschlossenen Vita der drei Bistumsgründer und der ersten Felix-­Vita Bezüge bestehen. Sie erstrecken sich sektoral auf die große Glaubenspredigt des Eucharius und die Abschiedspredigt des Felix 70. Es spricht schon die sektoral umgrenzte Bezugsetzung dafür, dass nicht eine direkte Interdependenz vorliegt. Auch der Charakter

64 Handschrift fol. 49v – 50r. 65 Handschrift fol. 48v. 66 Handschrift fol. 50v. 67 Handschrift fol. 49r – ­v; der biblische Vorgang Lc 34, 38 f., vgl. Mt 8, 14 f. 68 Handschrift fol. 49r; s. auch die Erwähnung bei seiner Resignation (fol. 50r) solitarius intra

predictam beate uirginis marie ecclesiam usque in finem uitae permansit.

69 Heyen, Paulin S. 75 mit Anm. 1. 70 Vita Eucharii, Valerii, Materni AA SS Jan. II, 1643, S. 918 – 922; II c. 8 – 12 S. 919 f. – Felix-­Vita fol. 50r. Speziell Vita Eucharii II c. 8 S. 919: error lapides et ligna et manufacta idola surda

colere – Vita Felicis fol. 50r Nolite … adorare idola muta – Hoc completo sermone, … om­ nium conpunctae sunt mentes, ut quasi ex uno ore omnes dicerent tali se deo potius credere oportere, qui celos quam lapides aut manufacta simulacra inhabitet. – Vita Eucharii II c. 11 S. 919: … se, ex castissima Virgine carnem assumendo, exhibuit. … . … morte occiderent. – Vita Felicis fol. 50v et in Jesum xpm (Christum) filium ejus, qui de Spiritu sancto in beate Mariae uirgineo utero conceptus, hominem assumpsit, quique postea … mortem subiit.

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74 | Einleitung der korrespondierenden Auszüge und ihre Übernahme apokryphen Materials berechtigen zu dem Schluss, dass aus trierischem Repertoire-­Commune zitiert wird 71. Die Vita Paulini I 72 kann als Komplementärquelle zur ersten Felix-­Vita gelesen werden. Die Überführung des Paulinus-­Leichnams in die Marienbasilika, die mirae magnitudinis ist, ist hier Gemeinschaftswerk der Treverici 73. Doch gibt es zwischen den beiden Viten auch noch wesentliche Unterschiede, die möglicherweise oder wahrscheinlich auf unterschiedliches Zeitkolorit hindeuten. Ist die erste Felix-­Vita auf Paulinus als Bezugsgröße gerichtet, so sind in der Vergleichsvita des Paulinus die Bischöfe Agricius und Maximinus in dieser Funktion. In den beiden Viten ist eine jeweils charakteristische Vergangenheitsrezeption mit unterschiedlicher Quellengrundlage zu konstatieren. Lässt die Vita Felicis I einen Rückgriff auf die Textsorte „Trierer Glaubenspredigt“ erkennen, die ihren Niederschlag im Werdeprozess der Vita des Eucharius und seiner „Begleiter“ gefunden hat, so fehlt dieser Bezug im Vergleichstext ganz. Die Maximin-­Vita und ihre Réécriture durch Lupus von Ferrières (um 843) haben in der Felix-­Vita keine Spuren. Das um 950 verfertigte sog. Silvesterprivileg 74 liegt außerhalb des Horizonts der Felix-­Biographie. Dagegen ist in der ersten Paulinus-­Vita der Einfluss der Vita Maximini I manifest. Nach ihrer Tradition gibt Quiriacus auf Eingebung eines Engels den Rat, Maximinus zum Nachfolger des Agricius zu machen 75. Die Predigt des Maximinus in der Kirche Johannes Evangelist übernimmt die Paulinus-­Vita aus der Maximin-­Vorlage 76. Es hat auch ganz den Anschein, dass der Passus über die Amtszeit des Agricius in der Paulinus-­Vita vom sog. Silvesterdiplom beeinflusst ist bzw. auf die zu diesem führende Gedankenwelt hinführt: Maximinus …, Galliarum partes adiit atque Treverim, …, pervenit, ubi sanctus Agricius ecclesiam apostolica sibi auctoritate commissam strenuissime rexisse dignoscitur 77. Die für unseren Kontext der Reminiszenzen-­Rezeption wichtigen Befunde lauten: Für die erste Felix-­Vita ist die Analogie Paulinus-­Felix wesensbestimmend. In der Paulinus-­Vita ist die trierische Tradition mit Agricius und Maximinus leitendes Movens. Waren Eucharius, Nicetius und Maximinus für Gregor von Tours faktisch 71 S. Regesten I 1 Eucharius Nr. 23 S. 109 – 119; S. 115 f. 72 Vita Paulini I AA SS Aug. VI, 1743, S. 676 – 679. 73 Vita Paulini I, I c. 2, 16; 2, 19 S. 678E; F. 74 Regesten I 1 Eucharius Nr. † 24 S. 119 – 123. 75 Vita Paulini I, I c. 4 S. 676D/E – Vita Maximini I c. 2 S. 21C/D Quiriacus nocturna perrexit vigilia ad S. Eucharium, vigilias custodiens noctis; Vita II: Vita Maximini … auctore Lupo, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 3, Hannover 1896, S. 71 – 82, c. 2 S. 74 f. beati Eucharii

ecclesiam nocturno tempore ingressus.

76 Vita Paulini I, I c. 6 S. 676 – Vita Maximini I c. 7 S. 22E/F; Vita Maximini II c. 13 S. 79

Z. 20 – 22.

77 Vita Paulini I, I c. 3 S. 676D.

Einleitung |

patroni der Stadt, so gibt die zweite Maximinvita ihrem Helden explizit dieses ­Epithet 78. Die Paulinus-­Vita leiht von dieser die Kennzeichnung 79. Um zur Vita Agricii zurückzukommen: Ihre Formulierung loci principatus könnte Rubrum sein für jene Reminiszenz und Rezeption, die die physische Aufnahme des Leichnams eines großen Märtyrers und Bekenners als Vorrangsermächtigung sieht. In mittelalterlicher Diktion (Klostergründung) wird Wesentliches zeitversetzt artikuliert. In dem so klassifizierten Monasterium, dem Stift St. Marien-­St. Paulin, hat Bischof Felix auch seine Ruhestätte gefunden. Bischof Marus ließ etwa hundert Jahre später Reorganisationen und Erweiterungen vornehmen 80. Die Gräber der Trias Paulinus-­ Felix-­Marus, die das Stift besaß 81, werden zu Identifikationssymbolen, die zugehörigen Bischöfe zu Identifikationsrepräsentanten des Stiftes, ihre Zusammengehörigkeit wird in Litaneitexten und Kalendereinträgen ausgesagt. Das Stift wurde zu einer Quasi-­Nekropole Trierer Bischöfe 82. Im Sinne unseres Ansatzes ist die „künstliche“ Anreicherung der Nekropole wichtig, so wenn 1047/1049 die Leichname der Bischöfe Bonosius, Abrunculus und Modoald nach St. Paulin transferiert wurden 83. Wenn man im sächsischen Helmarshausen und im Konstanzer Schaffhausen sich um die Überreste des Bischofs Leontius bemühte, die man in St. Paulin vermutete, sie nicht fand bzw. sich im Fund täuschte, so besagt dies doch die Wirkung der St. Pauliner Nekropole 84. Nach den spätantiken Vorgängern Paulinus, Bonosius, Felix kämen aus frühmittelalterlicher Zeit hinzu: Marus, Abrunculus, Rusticus, Modoald, Radbod (?).

78 Vita Maximini II c. 13 S. 79 Z. 14. 79 Vita Paulini I, II c. 16 S. 678D/E. 80 Zur hochmittelalterlichen Tradition zu Bischof Marus s. Anton, Trier S. 85 f. mit Anm. 190. 81 Zu den Gräbern von Felix und Marus: Heyen, Paulin S. 283 f., S. 290 f. 82 Zusammenfassung: Heyen, Paulin S. 266 – 304, S. 304 – 316. 83 Einzelheiten: Heyen, Paulin S. 278 – 281, S. 291 – 294, S. 295 – 298. 84 Zu Leontius in diesem Zusammenhang: Heyen, Paulin S. 294 f., S. 301, S. 305 f.

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HAUPTTEIL

10. MAURICIUS

Synopse des Quellenbefundes Die trierische Kirche im gallischen und universalkirchlichen Kontext im Übergang vom 4. zum 5. Jahrhundert – Zur Chronologie der Pontifikate der Bischöfe Felix und Mauricius (zitiert: Chronologie Felix-­Mauricius) Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

10. MAURICIUS (nach 398/399 oder 399/400 März 26 – … 419 … – vor 445)

Synopse des Quellenbefundes Durch die neun bzw. zehn Fassungen der Trierer Bischofsliste und die (diese ausschreibenden) Gesta Treverorum ist Mauricius als zehnter Trierer Bischof und direkter Nachfolger des Bischofs Felix belegt, der 398 oder 399 vom Amt zurücktrat und wohl am 26. März 399 oder 400 starb (siehe Chronologie Felix-­Mauricius). Rücktritt oder Tod des Felix bilden den Terminus post quem für den Beginn des Pontifikats von Mauricius. Der Terminus ante quem für das Ende der Amtszeit ist durch die Bezeugung des Nachfolgers Leontius zu 445 gegeben, doch dürfte es etliche Jahre vorher, jedoch nach 419 Juni 13, anzusetzen sein (siehe Leontius). In welchem Verhältnis Mauricius zu seinem Vorgänger in kirchenpolitischer Hinsicht stand, ist ebenso wie seine Herkunft nicht bekannt. Eine Schülerbeziehung zu Felix oder einem anderen Bischof ist nicht überliefert; eigene Schüler des Mauricius sind nicht bezeugt. 419 Juni 13 beauftragte Papst Bonifatius I. neben einer Reihe von 13 anderen gallischen Bischöfen auch einen Bischof Mauricius, den Bischof Maximus von Valence wegen verschiedener Vergehen auf einer Synode bis zum 1. November zu richten. Die Identität dieses Mauricius mit dem Trierer Bischof ist durch die fehlende Sedes-­ Angabe zwar nicht zweifelsfrei zu erweisen, doch spricht insgesamt mehr dafür als dagegen. Dies vorausgesetzt, werden auch in der Phase starker militärisch-­politischer Umbrüche an der Mosel lebendige Verbindungen des Trierer Bischofs nach Rom und bedeutsame Bezüge zur innergallischen Kirche erkennbar (siehe auch Leontius). Inwieweit die somit hervorgehobene Stellung des Mauricius im gallischen Klerus institutionell verfestigt war bzw. in welchem Maße sie auf persönlichem Ansehen oder besonderer Sachkompetenz beruhte, muss offen bleiben. Im römischen Schisma von 418/419 dürfte Mauricius jedenfalls kein Anhänger des schließlich unterlegenen Eulalius gewesen sein und Bonifatius I. zumindest neutral gegenübergestanden haben. In der Amtszeit des Mauricius wird mit dem Mönch Leporius vor ca. 425 ein Repräsentant des Pelagianismus in Trier klar fassbar, ohne dass allerdings wie bei dem zweiten Nachfolger des Mauricius, Severus (siehe Severus), Hinweise auf die Position des Mauricius zu dieser religiösen Strömung im allgemeinen oder zu Leporius im besonderen vorliegen. In den Episkopat des Mauricius fallen mit Sicherheit die ersten drei, vielleicht auch alle vier Eroberungen Triers in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts (410, 413, 419/420,

10. Mauricius |

428 oder 435). Reichsgeschichtlich ist auf die Bedeutung Triers für die Usurpatoren Konstantin III. (407 – 411), Jovinus (411 – 413), Sebastianus (412 – 413) und Johannes (423 – 425), aber auch für die legale römische Gewalt (nach 420) zu verweisen. Im Unterschied zu den Bischöfen des 4. Jahrhunderts bleibt die politische Haltung des Mauricius dabei völlig im Dunkeln. In der Trierer Tradition hat Mauricius – bis auf die offenbar korrekte Aufnahme seines Namens in den Trierer Bischofslisten – keine Spuren hinterlassen, was in Anbetracht eines mindestens zwei Jahrzehnte umfassenden Pontifikats durchaus auffällig ist. Von den Trierer Bischöfen des 5. Jahrhunderts weiß die Tradition nur von Jam(b)lychus noch weniger, der wohl außerhalb Triers, in Chalon-­sur-­Saône, starb und dort begraben wurde (siehe Jam[b]­lychus). Möglicherweise liegt der Fall bei Mauricius ähnlich. Vielleicht hat die Namensgleichheit des Mauricius mit einem der populären thebäischen Märtyrer die Entstehung eines an den Trierer Bischof geknüpften Mauricius-­Kultes erschwert. Eine Identifizierung des im Brief des Papstes Bonifatius I. von 419 genannten Mauricius mit dem Trierer Bischof hat erst die moderne Forschung vorgenommen und daraus entsprechend Folgerungen für die Stellung des Mauricius im Rahmen der gallischen Kirche und der Gesamtkirche gezogen. Sollte Mauricius – wie dies für seine Nachfolger Cyrillus, Marus und Volusianus (siehe diese) in den Gesta Treverorum berichtet wird – Konsolidierungs- oder Restaurierungsbemühungen nach den genannten drei oder vier Zerstörungen Triers unternommen haben, so hat sich keine Erinnerung daran erhalten.

Die trierische Kirche im gallischen und universalkirchlichen Kontext im Übergang vom 4. zum 5. Jahrhundert – Zur Chronologie der Pontifikate der Bischöfe Felix und Mauricius Für die zeitliche Einordnung des zehnten Trierer Bischofs Mauricius sind die mit der Chronologie seines Vorgängers Felix zusammenhängenden Fragen von entscheidender Bedeutung. Damit nicht Zirkelschlüsse gezogen werden, soll zunächst die erste Lebensbeschreibung dieses Bischofs (BHL 2893), die im Trierer Kloster St. Eucharius-­St. Matthias verfasst wurde, in den Blick genommen werden (handschriftliche Überlieferung: Trier, BPS Hs 75 [R IV. 11], 11. oder 12. Jahrhundert, fol. 48v – 51r. – Datierungen der Handschrift: Marx, Handschriftenverzeichnis Nr. 75 S. 60 f.; S. 61 [Nr. 5]: 11. Jahrhundert; Coens, Catalogus seminarii S. 254 f.; S. 255 [Nr. 9]: 12. Jahrhundert; Winheller, Lebensbeschreibungen S. 73: 11. oder 12. Jahrhundert; Becker, Eucharius S. 113 [Nr. 34]: 11. Jahrhundert. Die Vita als ganze ist noch ungedruckt. Abweichungen von Vita II [BHL 2892] in AA SS Mart. III, 1668, S. 622; S. 625 und

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82 | Hauptteil bei Winheller, Lebensbeschreibungen S. 73 f. Dort auch Behandlung S. 73 – 84, in Verbund mit Vita II). Diese Vita ist nach dem früheren Stand der Forschung „im 10. oder in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden“ (Winheller, Lebensbeschreibungen S. 82). In einer Art petitio principii, um die Abfassung der Vita mit Trierer Primatsbestrebungen und Primatstexten ab ca. 970 in Verbindung zu bringen, nennt Ulrich, Konzil S. 96 als Entstehungszeitraum das zweite Drittel des 10. oder die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. (Weitere neuere einschlägige Literatur, worin Bischof Felix von Trier und seine Vita nur peripher behandelt werden: Gauthier, L’episcopato; Savarino, Concilio; besonders Mathisen, Council, zu Felix von Trier S. 267, S. 272 – 274, bes. S. 273 mit Anm. 30 – 33, S. 300 mit Anm. 156, S. 301. Mathisen kommt von ganz anderen Perspektiven als den im hier gegebenen Resümee zu wesentlich gleichen Ergebnissen in Bezug auf Datum, Einmaligkeit und Intention des Konzils von Turin: bes. S. 270 ff., S. 276 ff., S. 280 ff. Sein Aufweis der Anomalität in den Akten der Synode und dem gewählten Versammlungsort ist zumindest teilweise stringent. Seine Erklärung mit überwältigendem und gleichsam konvergierendem Einfluss des „italischen“ Kaisertums von Honorius sowie der mailändischen Kirche unter den Bischöfen Ambrosius und Simplicianus in diesem Zusammenhang mag in ihrer Apodiktizität hinterfragt werden. Dies gilt auch für Gauthier, L’episcopato S. 176 f., die Interventionen des Ambrosius in Norditalien vermutet, ohne die Privilegien der zuständigen Metropoliten in ihren Provinzen zu berücksichtigen, und gar an eine analoge Wirkungsmöglichkeit der Trierer Erzbischöfe Maximinus und Paulinus in der Belgica I während der Anwesenheit des Kaiserhofs in Trier denkt.). Eine genauere Musterung inhaltlicher und stilistischer Momente der Vita (Terminus treueri Gallorum metropolis [fol. 48v]; Schilderung der Verwüstung und des Brandes von Trier [fol. 49r] eher mit Bezug auf Vorgänge des 5. Jahrhunderts als auf die Zerstörung durch die Normannen 882, an die in der Vita Eucharii, Valerii, Materni angeknüpft ist, s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 23, Valerius Nr. 40, Maternus Nr. 14; Fehlen von Reimprosa im Gegensatz zu der nach 1072 verfassten amplifizierenden Felix-­Vita II) ergibt: Die erste Lebensbeschreibung des Bischofs Felix ist wohl in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts abgefasst worden. Was historische Nachrichten angeht, so ist der wesentliche Gewährsmann des Verfassers Sulpicius Severus. Von ihm hat er die Nachricht, Felix sei auf einem Trierer Konzil des Jahres 386 ordiniert worden (fol. 48v), das unmittelbar im Anschluss an eine mit der Angelegenheit der spanischen Antipriszillianer-­Ithazianer vor Kaiser Maximus und in Anwesenheit Martins von Tours befassten synodalen Versammlung abgehalten worden sei. Auf die einschlägigen Nachrichten, die Sulpicius Severus dem Vitenautor lieferte, ist gleich zurückzukommen. Unabhängig von Sulpicius ist die Angabe, Felix habe das Bistum zwölf Jahre geleitet, sich dann rerum secularium effectus [affectus] tedio vom Amt zurückgezogen und sei bald danach gestorben (fol. 49v – 50r). Die Angabe hat zu Kontroversen in

10. Mauricius |

der Forschung geführt, zumal sie in den Konnex mit der Synode von Turin gezogen wurde, auf der im Kanon 6 der Beschlüsse die Distanzierung von einem (lebenden) Bischof Felix, wohl Bischof Felix von Trier, gefordert wurde (dazu s. u.). Babut fand, der Vitenverfasser habe sich nicht auf Bischofskataloge stützen können, er habe seine Chronologie krampfhaft nach Sulpicius Severus konstruiert. Felix habe mindestens 31 Jahre bis zu dem von Babut auf 417 datierten Konzil von Turin amtiert. Hatte schon Winheller sich in der Frage der Bischofskataloge Babut angeschlossen, ohne seine weiteren Konklusionen zu übernehmen, so sucht neuerdings Ulrich die einschlägigen Angaben in der Vita von hagiographischen Vorlagen her zu erklären (Babut, Saint Martin Anm. 4 S. 157 f.; Winheller, Lebensbeschreibungen S. 75; Ulrich, Konzil S. 95 – 98). Chadwick hingegen erwog, ob die Angaben nicht möglicherweise von einem Epitaph her stammen könnten, die Nachricht vom Amtsverzicht sei nicht ein reines hagiographisches Klischee (Chadwick, Priscillian S. 161 f.; S. 165). Hinzu kommt als wesentliches Element, dass Gauthier (Évangélisation S. 63 – 66) mit begründeter Wertung fand, die recht konkreten Angaben von Pontifikatsdaten der frühen Bischöfe gingen wohl auf alte, nicht mehr erhaltene Bischofskataloge zurück. Krampfhaftes Konstruieren liegt also bei Babut und Ulrich vor. Die von Ulrich bemühte hagiographische Topik wirkt im gegebenen Fall nicht überzeugend. Eine Andeutung bei Winheller ist hier überpointiert, ebenso eine weitere, nach der die Vita, wie ausgeführt, im Dienst Trierer Primatialpolitik im ausgehenden 10. und im 11. Jahrhundert stehen soll. Es ist also festzuhalten, dass die Angabe einer zwölfjährigen Amtszeit und eines Rücktritts vom Amt wohl historische Substanz hat. Diese Wertung wird durch die Tatsache bestärkt, dass die Bezeugung des 26. März als Todestag in der Vita Parallelen in gleichzeitigen oder früheren martyrologischen und liturgischen Zeugnissen aus dem Trierer Raum hat (Vita I fol. 51r: Depositus est autem septimo KALENDAS apri­ les. In der Grundschicht des Echternacher Florus-­Martyrologiums [Anlageschicht ca. Mitte 9. bis ca. Mitte 10. Jahrhundert] Paris BnF lat. 10158 fol. 27r: Eode[m] die treueris depositio s[an]­c[t]­i felicis archiep[iscop]­i et confessoris; Quentin, Martyrologes S. 234. In der Trier-­Prümer Abbreviatio des Martyrologium Hieronymianum findet sich der Zusatz aus dem 11. Jahrhundert zum 26. März: TR[eviris] Feucis [sc. Felicis] ep[iscop]­i: An. Boll. 2 [1883] S. 7 – 34; S. 17. Als weiteres flankierendes Zeugnis nenne ich nur die Laetania universalis des von Erzbischof Egbert von Trier in Auftrag gegebenen Psalteriums von 980/990, Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI fol. 210v; Barberi, Psalterium „Porträt“ innerhalb des Psalteriums fol. 127v. – Absolut überholter Stand bei Ulrich, Konzil S. 98: Erst Handschriften des Trierer Festkalenders ab dem 13. Jahrhundert brächten den Todestag, wohl in Abhängigkeit von der Vita. Korrekt, jedoch sehr allgemein zum Todestag in lokalen Quellen: Munier, Pratique S. 201 f.). Das Fazit ist demnach in der Weise zu konkretisieren, dass nach der Vita des Felix und flankierenden weiteren

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84 | Hauptteil Zeugnissen der glaubwürdige Befund lautet, Felix habe von 386 bis 398 oder 399 als Bischof von Trier amtiert, nach Rücktritt vom Amt sei er am 26. März 399 oder 400 gestorben. Der gezogene Schluss ist im Licht weiterer, von der trierischen Tradition unabhängiger Quellen zu prüfen bzw. in entsprechendem historischem Kontext zu konturieren. Der entscheidende Gewährsmann ist hier der oben genannte Sulpicius Severus. Er lässt die allgemeinen kirchlichen und politischen Hintergründe deutlich werden, die die Kaiserstadt Trier und die trierische Kirche in den Mittelpunkt des Geschehens geraten ließen. Innerhalb der spanischen Kirche hatte sich eine Opposition gegen die rigoristisch-­ asketische Richtung des Bischofs Priszillian von Avila gebildet. Die Führer der Opposition, die Bischöfe Ithacius von Ossonoba und Hydatius von Merida hatten sich noch vor Verhängung und Exekution der Todesstrafe gegen Priszillian in Trier dorthin an den Hof des dann für die Strafe verantwortlichen Kaisers/Usurpators Maximus begeben. Eine Bischofsversammlung in Trier, die die Wahl des Nachfolgers von Bischof Britto durchführen sollte, geriet in Konflikt in der Frage, wie mit dem Wortführer für die Kapitalstrafe gegen Priszillian, Ithacius, zu verfahren sei. Martin von Tours erschien auf der Versammlung. Nur unter der Konzession, mit der ithazianischen Gruppe in Communio zu treten, konnte er Maximus von weiteren Pressalien gegen die Priszillianer in Spanien abhalten (Allgemeine Hintergründe: Verurteilung der Priszillianer auf der Synode von Bordeaux 384/385: Sulpicius Severus, Chronica CSEL 1, ed. Karl Halm, S. 3 – 105, 1866 [Ndr.], II 49 – 50 S. 102 f. – CC SL LXIII, ed. Piergiorgio Parroni, Turnhout 2017, S. 106 f. mit S. 139; Todesstrafe gegen Priszillian: Sulpicius Severus, Chronica II 50 – 51 S. 103 – 105 – Parroni S. 106 – 108 mit S. 139 f.; Prosper, Epitoma chronicon MGH AA 9, ed. Theodor Mommsen, 1892 [Ndr.], S. 341 – 485; Nr. 1187 S. 462; s. auch Munier, Concilia Galliae I S. 46; Gaudemet, Conciles Gaulois S. 114/115; Konzil von Trier 386: Sulpicius Severus, Dialogi CSEL 1 S. 152 – 216; II [III] 11, 2 – 5; 12, 2 – 13, 6 S. 208 f.; S. 210 f.). Nach der Versammlung in Sachen der Priszillianer und Ithazianer fand eine weitere zur Wahl und Weihe des Britto-­Nachfolgers Felix statt. Dies geschah im Beisein der ithazianischen Bischöfe, in ihrer Gemeinschaft erscheint Felix. Der prononcierte Anhänger Martins von Tours Sulpicius Severus lässt dies deutlich werden (Chronica II 51, 8 – 10 S. 104 f. – Parroni S. 108 mit S. 140; Dialogi II [III] 13, 4 – 5 S. 211), darüber hinaus aber auch, dass Felix in besonderer geistig-­geistlicher Nähe zu Martin von Tours und seiner Richtung stand. Das ebenso pointierte wie resignierte Urteil postridie Felicis episcopi ordinatio parabatur, sanc­ tissimi sane uiri, et uere digni, qui meliore tempore sacerdos fieret (Dialogi II [III] 13, 1 – 2, bes. 2, S. 211; Munier, Concilia Galliae I S. 48; Gaudemet, Conciles Gaulois S. 120/121; wörtlich zitiert Vita Felicis I fol. 48v) drückt beides aus. Es vermittelt, dass Felix durch die politische Gegebenheit seiner Stadt in die ithazianische Richtung gezogen wurde, aber wohl auch, dass er zu der Zeit, als Sulpicius schrieb, 403/404, wohl schon tot war. Mögen die Umstände Felix zu seiner „kirchenpolitischen“ Position

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zwar gezwungen haben, so erlangte er wohl die Gemeinschaft und die Führung in der ithazianischen Gruppe des gallischen Episkopats, die nach Untergang des Kaisers Maximus und dem Schwenk in der kaiserlichen Religionspolitik 388 in Gegensatz zu dieser und zu so prominenten Kirchenmännern wie Martin von Tours, Proculus von Marseille und Ambrosius von Mailand geriet bzw. stand. Eine am 1. Oktober 396 in Nîmes zusammengetretene Synode wurde von 21 Bischöfen besucht, anscheinend alle Felizianer. An fünfter Stelle unterzeichnet ein Bischof Felix (Ego Felix subscripsi). Gerichtet sind die Synodalakten an die Bischöfe der Galliae und der Septem Provinciae. Zum ersten Mal begegnet die geographisch-­kirchenpolitische Zirkumskription der Septem Provinciae (Zu dem Komplex der Adresse quinque provinciae – septem provinciae s. Mathisen, Council S. 280 – 282 unter dem Aspekt, die Adresse quinque provinciae sei, als nach Maximus außerhalb Galliens weiter verwendet, Indiz für die Datierung des Konzils auf 398/399). Als Thema des Konzils ist die Behebung von Missständen und Spaltung in der Kirche benannt: ad tollenda ecclesiarum scan­ dala dissensionemque sedandam (Akten: Munier, Concilia Galliae I S. 49 – 51; S. 50; Unterschrift S. 51; Gaudemet, Conciles Gaulois S. 124 – 131; S. 126/127; S. 130/131). In dem unterzeichnenden Bischof Felix ist früher ein Amtsträger von Nîmes gesehen worden, doch bei diesem Namensträger handelt es sich um ein Phantasieprodukt (s. Duchesne, FE 1 S. 312 Anm. 1; Aubert, Félix 54: DHGE 16, Sp. 906). Im ausgehenden 4. Jahrhundert ist ein Bischof Felix nur für Trier nachzuweisen. Aus nicht zu rechtfertigender Vorsicht verzichten Duchesne und die Herausgeber der Akten auf eine Identifizierung mit dem 386 erhobenen Bischof von Trier. Sie ist jedoch sicher vorzunehmen (s. Winheller, Lebensbeschreibungen S. 76; Chadwick, Priscillian S. 158; Gauthier, Évangélisation S. 65; Anton, Trier S. 80 mit Anm. 167. Schwankend, wohl zu Unrecht, Mathisen, Council S. 300 Anm. 156. Der Konnex der neuen Adresse septem provinciae mit Trier [s. o. zu Maximus] passt zu der Präsenz des Bischofs Felix auf dem Konzil in Nîmes). Zu seiner Gruppe zählen – nach Ausweis der Akten – vier namentlich genannte Bischöfe aus dem Süden Galliens: Ursus/Ursio, Octavius, Remigius und Treferius/Triferius. Vier weitere stammen aus der Belgica oder deren Nachbarschaft: Adelfus (Metz); Urbanus (Langres); Melanius (Troyes); Epetemius (Angers). Martin von Tours und ihm klar zuzuordnende Bischöfe wie Victricius von Rouen und Valentinianus von Chartres hielten sich fern (Akten s. o.; zu Martin und seinen Gefolgsleuten Sulpicius Severus, Dialogi I [II] 13, 8 S. 196 f.; II [III] 2, 4 S. 200). Im Rampenlicht als Repräsentant der felizianisch-­ithazianischen Richtung wird Bischof Felix in den Akten einer an einem 22. September in Turin abgehaltenen Synode gezeigt, die von seinen Gegnern beherrscht wurde (Mathisen, Council S. 301 konkretisiert, diese Bischöfe stammten aus der Narbonensis II.). Um zu einem Ausgleich im gespaltenen gallischen Episkopat zu kommen, wird den Abgesandten der felizianischen Gruppe die Möglichkeit angeboten, die Communio mit den Synodenveranstaltern zu erlangen, sofern sie sich von Bischof Felix lösten. Dieser sechste

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86 | Hauptteil Kanon steht im Kontext weiterer Bestimmungen, die den Rangstreit in der früheren Viennensis zwischen Arles und Vienne regeln sollten sowie auch die Ordinationen jener vier (südgallischen) Bischöfe, die im Zusammenhang der Synode von Nîmes als Felizianer zu nennen waren, als Amtsanmaßungen brandmarken, doch auf Zusicherung künftiger Unterlassung hin legalisieren (Akten des Konzils: Munier, Concilia Galliae I S. 52 – 60; Gaudemet, Conciles Gaulois S. 133 – 145; Übernahme Savarino, Concilio S. 223 – 227 – Bezeugungen des Konzils und Bezugnahmen darauf s. Mathisen, Council S. 266 – 268. In zeitlicher Reihenfolge handelt es sich um vier Briefe des Papstes Zosimus von 417 – 418 [dazu s. u.], um die gallischen Konzilien von Riez [439], Orange [441], sowie last but not least um kanonistische Sammlungen der gallischen Synoden des 6. und 7. Jahrhunderts.). Am Beginn der Akten findet sich noch die traditionelle Adresse: fratribus dilectissimis per Gallias et quinque provincias constitutis (Concilia Galliae I S. 54; Conciles Gaulois S. 136/137; Mathisen s. o.), die in Nîmes durch die Formulierung per septem provincias (s. o.) ersetzt worden war, welche dann in päpstlichen Schreiben (Zosimus; Bonifatius I.) üblich werden sollte. Der Felix betreffende sechste Kanon lautet Illud praeterea decreuit sancta synodus ut, quoniam legatos episcopi Galliarum qui Felici communicant destinarunt, ut si quis ab eius communione se uoluerit sequestrare in nostrae pacis consortio suscipiatur, iuxta litteras uenerabilis memoriae Ambrosii episcopi uel Romanae ecclesiae sacerdotis dudum latas, quae in concilio legatis praesentibus recitatae sunt (Concilia Galliae I S. 57 f.; Conciles Gaulois S. 143 f./144 f.). Die Regelungen zur Rangfrage zwischen Narbonensis und Viennensis finden sich in den Kanones 1 und 2, die zu den Felizianern von Nîmes in Kanon 3. Aus den Beschlüssen kann man zu Felix entnehmen, dass er bei seiner Haltung verblieb und dass er zum Zeitpunkt der Synode offenbar am Leben und wohl auch noch im Amt war. Aus den für Felix einschlägigen Zeugnissen (Sulpicius Severus und Vita Felicis I) ergäbe sich, dass die Synode vor 403/404, und wohl spätestens 398/399, getagt haben müsste. Doch kann nicht nur mit der zu Felix erschlossenen Chronologie argumentiert werden. Sind doch im Kontext anderer Argumentationskreise gegen die durchgehende Ansetzung des Konzils auf die Jahre (397) 398 – 401 neuestens auch frühere Positionen bekräftigt worden, nach denen das Konzil zwischen 408 und 417, namentlich 417, getagt habe. (Zu den Ansätzen s. die Zusammenstellung bei Ulrich, Konzil S. 91 f.; zu den Spätansätzen bei Ulrich, Kulikowski und Lütkenhaus s. u.). Nach dieser Datierung des Konzils hätte Felix mindestens bis 407, bis zum Zeitraum 407 – 416, ja am wahrscheinlichsten bis 417 gelebt und amtiert. Die vornehmlich im Zusammenhang mit der Diskussion, die um den kirchlichen Primat in Südgallien an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert geführt wurde, vorgenommene Datierung des Konzils hatte zwei Positionen im Gefolge oder als Ergebnis (Zur Diskussion s. Mathisen, Council S. 270 ff., S. 274 ff., S. 280 ff.). Nach der einen gab es zwei Turiner Synoden, die für Felix einschlägige habe am 22. September 417

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getagt. Nach der anderen gab es nur eine, und zwar eine solche im Jahr 397 oder allgemeiner um 400 (Die erste Position bei Babut, Concile de Turin; Ders., Date. Dagegen für frühen Ansatz: Duchesne, Concile; Ders., FE 1 S. 86 – 146). Ein neuer Argumentationskreis war in der Forschungsdiskussion mit der Frage nach einem Zusammenhang zwischen staatlichen und kirchlichen Strukturen gegeben, d. h. der Frage, ob die Verlegung der Prätorianerpräfektur von Trier nach Arles die politische Folie für die neuen Primatsansprüche der Kirche von Arles bilde. Palanque sah die Verlegung der Präfektur um das Jahr 395 erfolgt und datierte das Konzil in das Jahr 398. Seine Argumente wurden von Griffe übernommen. Anfang der 1970er Jahre setzte Chastagnol die Verlegung der zivilen Verwaltung in das Jahr 407, das Konzil wieder in das Jahr 417. Direkt danach replizierte Palanque und vertrat wieder seine frühere Position. Für längere Zeit wurde der Zeitansatz des Konzils zu 398 bzw. 398/399 eine Art communis opinio (Palanque, Dissensions; Griffe, Gaule chrétienne 1 S. 336 – 340; Chastagnol, Repli; Palanque, Du nouveau. Danach wieder Chastagnol, In ipso vestibulo resecandus. Breite Übernahme bzw. Bekräftigung der Position von Duchesne und Palanque [in Auswahl]: Munier, Concilia Galliae S. 52; Lumpe, Synode S. 11 f.; Griffe, Date; Chadwick, Priscillian S. 162 – 174 [398 oder 399; eher 398]; Pietri, Roma S. 973 – 978 [398 oder 399]; Gaudemet, Conciles Gaulois S. 133 f.; S. 134, Mathisen, Council [398 oder 399]). In neuester Zeit ist Bewegung und Wende in die Diskussion gekommen. 1996 legte Kulikowski in einer kurzen Studie neue Argumente vor. Nach diesen müsse es zwei Konzilien von Turin gegeben haben. In seiner Korrespondenz aus dem Jahr 417 lobe Papst Zosimus einmal ein Konzil von Turin, das andere Mal kritisiere er ein solches. Namentlich erwähne der Papst die Maßregelung des Bischofs Lazarus von Aix wegen der fortgesetzten Behelligungen des Martin-­Nachfolgers Brictius. Diese fehle in den überlieferten Akten. Es müsse zwei Turiner Synoden gegeben haben, die erste habe zwischen 397, dem Todesjahr Martins, und 411 stattgefunden. In dieser Versammlung sei der Lazarus-­Fall behandelt worden. Die Akten dieses Konzils seien verloren. Die uns überlieferten und Felix tangierenden Akten seien die eines zwischen 407 und 416 abgehaltenen Konzils. Zu diesem Befund ist vorsichtige Zustimmung und korrigierende Platzierung der Synode auf 407 signalisiert worden (Kulikowski, Two Councils. Einschlägige Briefe des Papstes Zosimus in: Epistolae Arelatenses genuinae, ed. Wilhelm Gundlach MGH Epp. 3, 1892 [Ndr.]; hier Nr. 1 – 7; bes. Nr. 2 [Cum adversus: JK 331 vom 22. September 417] S. 7 f.; S. 7 [in Bezug auf Vorgänge von 407]: sed Lazarus, dudum in Taurinensi concilio gravissimorum episcoporum sententiis pro calumniatore damnatus, cum Bricii innocentis episcopi vitam falsis obiectionibus adpetisset, post vero indebitum sub eodem Proculo, qui inter ceteros in synodo dam­ nationis eius assederat, sacerdotium consecutus est [407 H. H. Anton], a quo se ipse vitae suae conscientia, datis litteris in abdicationem sui, sponte summovit! [411 H. H. A.]; s. auch Epistulae imperatorum pontificum aliorum inde ab a. CCCLXVII usque

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88 | Hauptteil ad a. DLIII datae. Avellana quae dicitur collectio, ed. Otto Günther CSEL 35, 1, 1895 [Ndr.], 46, 5 S. 104: Dort noch pointierter Proculus als Verurteiler des Lazarus und später als sein Ordinator genannt. Vorsichtige Zustimmung und Präzisierung zu Kulikowski: Lütkenhaus, Constantius III. S. 121 – 125; S. 124 Anm. 139). Eine umfassende Auseinandersetzung mit und Zurückweisung von Kulikowski bietet Mathisen, Council passim, doch kennt er nicht die Arbeit von Ulrich (S. auch Savarino, Concilio S. 210 – 214). Ulrich plädiert auf Spätdatierung der Synode von Turin, auf 417 (Ulrich, Konzil s. o.). Seine Argumente sind: Die Chronologie der trierischen Vita des Felix sei nicht zu verwerten, da aus hagiographischer Topik herzuleiten (Konzil S. 95 – 98); der Todestag Martins von Tours, der wegen der Involvierung seines auf der Synode als Betroffener genannten Nachfolgers Brictius relevant sei, lasse sich nach Gregor von Tours auf den 20. Oktober 402 festlegen (Konzil S. 98 – 107); besonders die Briefe des Papstes Zosimus vom September 417 (dazu s. o.) belegten, dass nur ein Konzil von Turin stattgefunden habe und zwar in direktem zeitlichem Zusammenhang mit der Papstkorrespondenz. Obwohl diese Positionen in essentiellen Momenten krass divergieren, ist in verschränkender Prüfung und Argumentation auf sie einzugehen. Die Einwände von der Chronologie der Felix-­Vita her sind als nicht stichhaltig erwiesen (s. o.), sollen aber zur Vermeidung eines Zirkelschlusses in diese Darlegung nicht einbezogen werden. Die Angaben des Gregor von Tours zu seinem großen Vorläufer Martin hatte Krusch „korrigiert“ und für 401 Nov. 11 als Todesdatum Martins plädiert (MGH SS rer. Mer. 1, 2, [1885], Ndr. S. 139 f. Anm. 8 und Anm. 1). Gegen Kruschs Eruierungen ließ sich schon einwenden, dass Gregor zwei Zählsysteme berücksichtigt. Von daher ergeben sich kleinere Unstimmigkeiten, doch als Todesjahr Martins 396/397. Dem korrespondiert, dass die nach der Emendation von Fontaine Gregor wohl vorliegende Angabe bei Sulpicius Severus uirtutis decem postea uixit annos (d. h. nach den Trierer Vorgängen 385/386) statt sedecim … annos (so Handschriften nach Graphie-­Verbesserung von uirtuti sdecem und Herausgeber) in Verbindung mit der weiteren Angabe bei Sulpicius, Martin sei bei jenen Trierer Vorgängen siebzigjährig gewesen, Gregor zur Berechnung von 81 Lebensjahren Martins führte (Angabe bei Sulpicius Severus, Dialogi II [III] 13, 6 S. 211; Konjektur: Fontaine, Vérité S. 195 f. mit bes. Anm. 19; eine sich scheinbar anbietende Lesung sed decim ist dort erwogen und zurückgestellt. Martin siebzigjährig: Sulpicius Severus, Dialogi I [II] 7, 4 S. 188 f.; Summierung bei Gregor: Liber de virtutibus I 3 MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 139). Ulrich bietet sehr scharfsinnige Erörterungen, die unabhängig von Krusch zu einem ähnlichen Ergebnis wie bei diesem führen, doch bleibt letztlich ein non liquet (s. Ulrich, Konzil S. 106). Es ist hier eine Feststellung von oben zu präzisieren. Es gibt bei Gregor im Wesentlichen zwei Rechensysteme: In den Historiae benutzt er die römische Datierung. In dem Martinswerk ist das System oder eines der Systeme, die Todesjahre Martins mit seinen Bischofsjahren und den Herrscherjahren seiner

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fränkischen Könige zu verschränken. Dies gelingt nicht völlig konkludent, doch das „System“ führt zu 400 – 402 als Todesjahr Martins. Gregor lagen offenbar schon zwei Zähltraditionen in Bezug auf die Todeszeit Martins vor (Hierzu ansatzweise auch Mathisen, Council S. 271 f.). Der von Ulrich behauptete stringente Konnex zwischen den drei Berechnungsgrundlagen besteht jedoch nicht. Es muss nicht an der aus Sulpicius erschlossenen Chronologie gerüttelt werden. Komplexer und komplizierter ist der Sachverhalt um die Briefe des Papstes Zosimus zum Vorrang der Kirche von Arles gegenüber der von Marseille (Collectio Avellana Nr. 45 [JK  329] Magnum pondus S. 99 – 103; Nr. 46 [JK  330] Posteaquam S. 103 – 108; Epp. Arelat. gen. Nr. 1 – 7, bes. 2 – 5, S. 5 – 13; S. 6 – 12). Sie führen keineswegs auf ein unmittelbar mit 417 zusammenhängendes Konzil, auch lässt sich die Differenzierung in zwei Konzilien nicht belegen. Zosimus spricht von einer synodus Taurinensis, einem concilium Taurinense (S. auch Mathisen, Council S. 279 f.; Savarino, Concilio S. 210 ff.). Diese Synode fand lange vor einer Bischofsordination des Lazarus von Aix statt, die zu Beginn der Herrschaft des Usurpators Konstantin III. 407 anzusetzen ist (Collectio Avellana Nr. 46 S. 104; Epp. Arelat. gen. Nr. 2 S. 7. Siehe auch die Darstellung bei Lütkenhaus, Constantius III. S. 121 f. mit Anm. 132 zu Coll. Avell. 46: Zosimus raffe zwar die Geschehnisse und frisiere sie im Parallelfall des Bischofs Heros [s. auch Lütkenhaus, Constantius III. S. 56 Anm. 14]. Doch ist an der Substanz der Darstellung zu Lazarus festzuhalten). – Nebenbei ist zu bemerken, dass die Lazarus-­Angelegenheit, seine Behelligungen des Brictius von Tours und ihre Verurteilung auf der Synode von Turin, sich nur bei Zosimus, nicht in den Akten von Turin findet. Ulrich bedenkt diese Schwierigkeit nicht, Kulikowski führt die Überlieferungslage zu seiner (nicht haltbaren) Zwei-­Synoden-­Hypothese. Es ist also zu folgern: Neben den erhaltenen „offiziellen“ Akten muss es noch Zusatzprotokolle gegeben haben (s. das oben zu Lütkenhaus Gesagte; anders gewendet diese Problematik bei Mathisen, Council S. 278 – 280). – Auch ist das Urteil des Papstes nicht gespalten. Die Verurteilung des missliebigen Lazarus findet sein Lob, die von Bischof Proculus von Marseille aus dem Konzil entgegen dessen Grundintentionen (Epp. Arelat. gen. Nr. 5) abgeleitete Ermächtigung zu eigenen Ordinationen missbilligt er in seiner Parteinahme für Arles. Die Setzung des Konzils lange Jahre vor 407 führt zu dem Zeitansatz von Duchesne, Palanque, Chadwick, Pietri u. a. Weitere, bisher kaum beachtete Gründe sprechen für einen Ansatz des Turiner Konzils auf 398/399. Nach dem zitierten Felix tangierenden Kanon 6 ist Ambrosius von Mailand († 397) tot, der römische Bischof noch am Leben. Bei diesem handelt es sich zweifellos um Siricius († 26. Nov. 399; zur Identifizierung u. a. Chadwick, Priscillian S. 164). Von Ambrosius und Siricius existierten nach dem Zeugnis der Synode von Toledo des Jahres 400 in der Tat Briefe an spanische Empfänger zum Umgang mit den Priszillianern (Kritische Ausgabe der Synode von Toledo: Chadwick, Priscillian S. 234 – 239; S. 236 f.; zum Zusammenhang ebd. S. 170 – 181; s. auch Gaudemet, Conciles Gaulois

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90 | Hauptteil S. 144 Anm. 1). Für den relativ frühen Ansatz der Synode von Turin spricht weiter die Adresse Fratribus … per Gallias et quinque prouincias constitutis. Gegenüber der Sendung an die septem provinciae handelt es sich um die ältere fiskalisch-­politische Zirkumskription. Die neue begegnet nach der Erstverwendung auf der Synode von Nîmes (s. o.; s. Gaudemet, Conciles Gaulois S. 102 Anm. 2; S. 126 mit Anm. 2; S. 136 Anm. 2) häufig ab dem 5. Jahrhundert, etwa bei den Päpsten Zosimus und Bonifatius I. (s. o.). Die die Priszillianer tolerierende Stellungnahme von Ambrosius und Siricius belegt wohl, dass die die Synode von Turin tragenden Antifelizianer (dazu s. o. Mathisen: Bischöfe der Narbonensis II) eine Versöhnungsformel suchten. Sie begegnen einerseits dem Martin-­Anhänger Proculus mit Verständnis (can. 1), verhängen aber (offenbar) eine Maßregelung des Proculus- und Martin-­Adepten Lazarus (s. o.). Disziplinarische Maßnahmen mit versöhnlicher Begleitnote gelten den oben genannten Teilnehmern des Konzils von Nîmes (can. 3; s. dazu can. 4 und 5). Der für Bischof Felix zentrale Kanon 6 bedeutet, dass er an seiner Richtung festhielt, dass er als der Protagonist der rigorosen Antipriszillianer von der gesuchten Einung ausgeschlossen sein sollte. Das gegebene Dilemma liegt wohl dem zitierten Urteil des Sulpicius Severus über den kurz vorher gestorbenen heiligmäßigen, in die Fänge der Zeitläufte geratenen Bischof Felix zugrunde. Entgegen dem fast einheitlichen Bild in der Forschung (Hauck, Kirchengeschichte 1 S. 59; Duchesne, FE 1 S. 36; besonders massiv: Batiffol, Siège S. 206 f.: disziplinarisches Vorgehen von Siricius und Ambrosius gegen Felix noch zu Lebzeiten Martins; Lorenz, Das vierte bis sechste Jahrhundert S. 51; Chadwick, Priscillian S. 164 f. [in ingeniösem Argumentationsgang]; Anton, Trier S. 80; krass überzeichnend Boshof, Rombeziehungen S. 101 f.; Ders., GP 10, 1 Nr. *11 S. 25) muss nicht gefolgert werden, dass Ambrosius und Siricius die Gemeinschaft mit Felix aufgesagt hatten, ihre Klärung kann die Versöhnungsaktion als solche gemeint haben ohne Spezifizierung auf Felix. Ohne dass die völlig unzulässigen Eingriffe in den Text, die Babut (Concile) vornahm, zu billigen wären, ist zu dessen sachlicher Auswertung zurückzukehren: Ein Schisma bestand innerhalb der gallischen Kirche, wobei Felix die Hauptgruppe repräsentiert (s. Sulpicius Severus, Chronica II 51, 9 f. S. 105 – Parroni S. 108. Von dem äußerst pejorativen Urteil des Sulpicius über die Mehrheitsgruppe ist Felix wohl ausgenommen), eine förmliche Absage von Mailand und Rom an Trier und seine Richtung liegt wohl nicht vor (Zum Verständnis von can. 6 s. Gaudemet, Conciles Gaulois S. 44 Anm. 2; Gauthier, Évangélisation S. 65 f.). Das Schisma und die felizianische Richtung fanden ohne Rom in Turin ihr Ende (Caspar, Papsttum 1 S. 287 f.). Die Untersuchungen in Auseinandersetzung mit der neuesten Literatur führen zu dem Ergebnis, dass der von der Chronologie der Felix-­Vita gegebene Rahmen bestätigt wird. Die für Felix desaströse Synode fand am 22. September 398 oder vielleicht eher 399 statt, der 26. November 399 ist Terminus ante quem. Nach dieser Synode verzichtete Felix wohl auf sein Amt und

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starb bald danach am 26. März 399 oder 400 (Zu diesem Konnex ein guter Ansatz bei Munier, Pratique S. 201 f. sowie Savarino, Concilio S. 216 f. – Von ganz anderer Perspektive der Versuch, das Kriterium der Präfekturverlegung zu relativieren, dafür einen gesteckten Prozess zu konstatieren und in der „Privilegierung“ von Arles zur metropolis durch Konstantin d. Gr. und die beiden ersten Kaiser der valentinianischen Dynastie den Anlass für die Rangstreitigkeiten zwischen Arles und dem mit administrativem Vorrang ausgestatteten von Vienne in der Viennensis zu fassen. Trotz mancher nicht zutreffender Argumente [etwa S. 166 mit Anm. 20 und S. 172] für die Datierung des mit der Materie befassten Konzils von Turin auf „um 400“: Bleckmann, Arelate bes. S. 167 ff.). Durch dieses Ergebnis ist der zeitliche Ansatz des Pontifikates von Bischof Mauricius, der nach einhelliger Setzung aller Fassungen der Trierer Bischofsliste unmittelbarer Nachfolger des Bischofs Felix war, festgelegt auf 399 oder 400. Quellen und Literatur:

Conciles Gaulois du IVe siècle, ed. Jean Gaudemet SC 241, Paris 1977 – Concilia Galliae A. 314-A. 506, ed. Charles Munier CC SL 148, Turnhout 1963 – Epistolae Arelatenses genuinae, ed. Wilhelm Gundlach MGH Epp. 3, 1892 (Ndr.), S. 1 – 83 – Epistulae imperatorum pontificum aliorum inde ab a. CCCLXVII usque ad a. DLIII datae. Avellana quae dicitur collectio, ed. Otto Günther CSEL 35, 1, 1895 [Ndr.] – Florus, Martyrologium Rez. Echternach: Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert, fol. 5r – 107v: Teiledition Quentin, Martyrologes S. 233 – 237 – Gregor von Tours: Libri IV de virtutibus s. Martini, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 134 – 211 – Prosper, Epitoma chronicon MGH AA 9, ed. Theodor Mommsen, 1892 (Ndr.), S. 341 – 485 – Psalterium Egberti: Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprintendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), + CDROM, Triest 2000 – Sulpicius Severus: Chronica CSEL 1, ed. Karl Halm, S. 3 – 105, 1866 (Ndr.) – CC SL LXIII, ed. Piergiorgio Parroni, Turnhout 2017 – Sulpicius Severus: Dialogi CSEL 1 S. 152 – 216 – Trier-­Prümer Martyrologium-­Hieronymianum-­Abbreviatio: Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi nunc primum editum, in: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34 – Vita Felicis (I), Trier, BPS Hs 75 (R IV. 11), 11./12. Jahrhundert, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias Trier, fol. 48v – 51r (BHL 2893); Teileditionen s. Vita II und Winheller, Lebensbeschreibungen S. 73 f. – Vita Felicis (II) AA SS Mart. III, 1668, S. 622 – 625; Teile der Vita I S. 622, S. 625 Babut, Ernest Charles: Le concile de Turin: Essai sur l’histoire des églises provençales au 5e siècle et sur les origines de la monarchie ecclésiastique romaine (417 – 450) (Bibliothèque de la Fondation Thiers 6), Paris 1904 – Duchesne, Louis: Le concile de

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92 | Hauptteil Turin, in: Revue historique 87 (1905) S. 278 – 302 – Hauck, Albert: Kirchengeschichte Deutschlands 1, Leipzig 3/41904 (Ndr.) – Babut, Ernest Charles: La date du concile de Turin et le développement de l’autorité pontificale au Ve siècle, in: Revue historique 88 (1905) S. 57 – 82 – Duchesne, Louis: Fastes épiscopaux de l’ancienne Gaule 1 – 3, Paris 2 1907, ²1910, 1915 (Duchesne, FE) – Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du martyrologe romain (Études d’histoire des dogmes et d’ancienne littérature ecclésiastique), Paris 1908 (Ndr.) – Marx, Jakob: Handschriftenverzeichnis der Seminar-­Bibliothek zu Trier (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Trierische Geschichte und Denkmalpflege 4 – Trierisches Archiv. Erg.-Heft 13), Trier 1912 – Babut, Ernest Charles: Saint Martin de Tours, Paris 1912 – Batiffol, Pierre: Le siège apostolique (359 – 451), Paris 1924 – Caspar, Erich: Geschichte des Papsttums von den Anfängen bis zur Höhe der Weltherrschaft 1. Römische Kirche und Imperium Romanum, Tübingen 1930 (Ndr.) – Coens, Maurice: Catalogus codicum hagiographicorum latinorum seminarii et ecclesiae cathedralis Treverensis, in: An. Boll. 49 (1931) S. 241 – 275 – Palanque, Jean-­Rémy: Les dissensions des églises des Gaules à la fin du IVe siècle et la date du concile de Turin, in: Revue de l’histoire de l’église de France 21 (1935) S. 481 – 501 – Winheller, Ernst: Die Lebensbeschreibungen der vorkarolingischen Bischöfe von Trier (Rheinisches Archiv 27), Bonn 1935 – Griffe, Élie: La Gaule chrétienne à l’époque romaine 1, Paris 1947 (Ndr. 1964) – Fontaine, Jacques: Vérité et fiction dans la chronologie de la Vita Martini, in: Saint Martin et son temps (Studia Anselmiana 46), Rom 1961, S. 189 – 236 – Aubert, Roger: Art. Félix 54, in: DHGE 16, 1967, Sp. 906 – Lorenz, Rudolf: Das vierte bis sechste Jahrhundert (Westen) = Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch, Lieferung C, 1 Bd. 1, Göttingen 1970 – Lumpe, Adolf: Die Synode von Turin vom Jahre 398, in: AHC 4 (1972) S. 7 – 25 – Chastagnol, André: Le repli sur Arles des services administratifs gaulois en l’an 407 de notre ère, in: RHE 249 (1973) S. 23 – 40 – Palanque, Jean-­Rémy: Du nouveau sur la date du transfert de la préfecture des Gaules de Trèves à Arles, in: Provence historique 23 (1973) S. 29 – 38 – Griffe, Élie: La date du concile de Turin (398 ou 417), in: Bulletin de la littérature ecclésiastique 64 (1973) S. 289 – 295 – Boshof, Egon: Die Rombeziehungen der Trierer Kirche im 4. und beginnenden 5. Jahrhundert, in: AHC 7 (1975) S. 82 – 108 – Chadwick, Henry: Priscillian of Avila. The Occult and the Charismatic in the Early Church, Oxford 1976 – Pietri, Charles: Roma christiana: recherches sur l’Église de Rome, son organisation, sa politique, son idéologie de Miltiade à Sixte III (311 – 440) (École française de Rome), Paris/Rom 1976 – Gauthier, Nancy: L’évangélisation des pays de la Moselle. La province romaine de Première Belgique entre Antiquité et Moyen-­Age (IIIe–­VIIIe siècles), Paris 1980 – Anton, Hans Hubert: Trier im frühen Mittelalter (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte 9), Paderborn/München/Wien/Zürich 1987 – Chastagnol, André: In ipso vestibulo resecandus: à propos de la date du concile de Turin, in: De Tertulliano aux Mozarabes: Mélanges offerts à Jacques Fontaine, I: Antiquité tardive, Paris 1992,

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S. 305 – 314 – Boshof, Egon (Hg.): GP 10, 1 (Regesta Pontificum Romanorum – Germania Pontificia: Provincia Treverensis – Archidioecesis Treverensis), Göttingen 1992 – Kulikowski, Michael E.: Two Councils of Turin, in: Journal of Theological Studies 47, 1 (1996) S. 159 – 168 – Becker, Petrus: Die Benediktinerabtei St. Eucharius-­St. Matthias vor Trier (Germania Sacra NF 34. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 8), Berlin/New York 1996 – Bleckmann, Bruno: Honorius und das Ende der römischen Herrschaft in Westeuropa, in: HZ 265 (1997) S. 561 – 595 – Ulrich, Jens: Das Konzil von Turin. Zu Datierung und historischer Bedeutung, in: Bonner Jbb. 197 (1997) S. 91 – 124 – Lütkenhaus, Werner: Constantius III. Studien zu seiner Tätigkeit und Stellung im Westreich 411 – 421 (Habelts Dissertationsdrucke Reihe Alte Geschichte 44), Bonn 1998 – Gauthier, Nancy: L’episcopato delle Gallie alla vigilia del concilio di Torino, in: Atti del convegno internazionale di studi su Massimo di Torino nel XVI centenario del Concilio di Torino (398), Turin 1999, S. 167 – 181 – Savarino, Renzo: Il concilio di Torino, in: Atti del convegno internazionale di studi su Massimo di Torino nel XVI centenario del Concilio di Torino (398), Turin 1999, S. 203 – 227 – Munier, Charles: La pratique conciliaire à la fin du IVe siècle dans les Gaules et en Italie du Nord, in: Atti del convegno internazionale di studi su Massimo di Torino nel XVI centenario del Concilio di Torino (398), Turin 1999, S. 182 – 202 – Bleckmann, Bruno: Arelate metropolis: Überlegungen zur Datierung des Konzils von Turin und zur Geschichte Galliens im 5. Jahrhundert, in: RQ 98 (2003) S. 162 – 173 – Mathisen, Ralph W.: The Council of Turin (398/399) and the Reorganization of Gaul ca. 395/406, in: Journal of Late Antiquity 6 (2013) S. 264 – 307 – Anton, Hans Hubert: Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier I. I, 1 Grundlegung der kirchlichen Organisation, die ersten Bischöfe – ihre Spiegelung in Zeugnissen von der Spätantike bis zum späteren Mittelalter (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 83), Düsseldorf 2015

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94 | Hauptteil

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 419 Jun. 13

Bonifatius I., Bischof von Rom, gibt Patroclus, Remigius, Maximus, Hilarius, Severus, Valerius, Iulianus, Castorius, Leontius, Constantinus, Johannes, Montanus, Marinus, Mauricius et ceteris episcopis per Gallias et septem provincias constitutis den Auftrag, den wegen verschiedener genannter Vergehen angeklagten Maximus, Bischof von Valence, auf einer bis zum 1. November abzuhaltenden Synode zu richten, deren Urteil er dann nach Prüfung bestätigen werde. Eintrag/Text:

BONIFACIUS episcopus PATROCLO, REMIGIO , MAXIMO , HILARIO , SEVERO, VA­ LERIO, JULIANO, CASTORIO, LEONTIO, JOANNI, MONTANO, MARINO, MAU­ RICIO , et caeteris episcopis per Gallias et septem provincias constitutis.

Valentinae nos clerici civitatis adierunt, proponentes per libellum crimina, quae Ma­ ximum teste tota provincia asserunt commisisse;… Quem Manichaeorum involutum caligine, arguunt turpi secta olim ita, ne eum possit abluere, animum sordidassse, in probationem objectae rei gesta synodalia proferentes, … . Quidquid autem vestra Charitas de hac causa duxerit decernendum, cum ad nos relatum fuerit, nostra, ut condecet, necesse est auctoritate firmetur. Data sub die idus Junias, Monaxio viro cla­ rissimo consule. Quelle/Überlieferung:

Collectiones Dionysiana und Frisingensis. Nicht nur in inhaltlicher, sondern auch in überlieferungsmäßig-­formaler Hinsicht sind die Briefe/Dekretalen von Bonifatius I. exzeptionell. Im Gegensatz zu den oft gesammelt überlieferten Dekretalen seiner Vorgänger Siricius, Innozenz I., Zosimus und seines Nachfolgers Coelestin I. waren seine litterae nur als Einzelstücke in Umlauf. Präsentiert sind sie u. a. in den eng zusammenhängenden Sammlungen Collectio Dionysiana (7./8. – 10. Jahrhundert) und Collectio Frisingensis (8./9. Jahrhundert) sowie in einem Fall in der wohl mit der Frisingensis verbundenen Collectio Quesneliana (8./9. – 10. Jahrhundert). Dionysiana: (JK 349) Paris, BnF lat. 3837 (9. Jahrhundert – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4278 S. 90 s. Lit.), fol. 129v – 131r; Vatikan, BAV Vat. lat. 5845 (10. Jahrhundert), fol. 102v – 103v; Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Ms. Sessoriano 63 (8. Jahrhundert), fol. 123r – 125r Frisingensis: (JK 349) München, BSB Clm 6243 (8./9. Jahrhundert – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 3001 S. 233), fol. 83r – 84r

10. Mauricius |

Relevanter Vergleichstext: (JK 362) Paris, BnF lat. 3837, fol. 131r – ­v; Vatikan, BAV Vat. lat. 5845, fol. 104r – ­v; Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Ms. Sessoriano 63, fol. 125r – ­v; München, BSB Clm 6243, fol. 84r – ­v Angaben nach Wurm, Studien S. 79; S. 150 f.; S. 81 f. – Angaben zu Ms. Sessoriano 63: Dott. Valentina Longo – BSB Clm 6243. Dionysiana: Wurm Nr. 26: III Epistola Bonifati episcopi urbis (Sessoriano Orbis) Romae ad episco­ pos Galliae. De Maximo episcopo diuersis criminibus accusato. Bonifatius episcopus Patroclo Remigio Maximo Hilario Seuero Valerio Iuliano Castorio Leontio Constantino Iohanni Montano Marino Mauritio et ceteris episcopis per Gallias et septem prouincias constitutis. Valentinae nos … firmetur. Vergleichstext: Wurm Nr. 27: IIII Ut in unaquaque prouincia nemo contempto me­ tropolitano episcopus ordinetur. Bonifatius episcopus urbis Romae Hilario episcopo Narbonensi. Difficilem quidem … semper exspectet. (Texte nach Wurm, Studien S. 71) Frisingensis: Wurm Nr. 14: BONIFATIUS ep[iscopu]­s PATROCLO, Remigio, maximo, hilario, seuero, ualerio, luciano (Wurm fälschlich: licano), castorio, leontio, constantiano, iohanni, montano, marino, mavricio, et ceteris ep[iscop]­is per gallias, et vii prou[incias] consti­ tutis. Valentinae nos … auctoritate firmetur. Vergleichstext: Wurm Nr. 15: BONIFATIUS ep[iscopu]­s HILARIO ep[iscop]­o NAR­ BONENSI. Difficile quidem … expectet. (Texte: Wurm, Studien S. 237 f.) Quesneliana: Vergleichstext: Wurm Nr. 34: Bonifatius Hilario episcopo Narbonensi. Difficile quidem … expectet. (Text Wurm, Studien S. 246) Ausgabe(n):

Ep. III (JK  349): Coustant, Pierre (Hg.): Epistolae Romanorum Pontificum, …, a S. Clemente I. usque ad Innocentium III., 1, Paris 1721, Sp. 1015 – 1018; danach PL 20, Sp.756 – 758 (Ausgabe nach Dionysiana und späteren Collectiones) Ep. XII (JK 362): Coustant Sp. 1031 – 1034; danach PL 20, Sp. 772 – 7 75 Regesten:

Ep. III: JK 349 – Seeck, Regesten S. 342 – Boshof, GP 10, 1, Nr. ? 12 S. 26 Ep. XII: JK 362 – Seeck, Regesten S. 346

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96 | Hauptteil Kommentar:

Zur Einordnung der beiden Schreiben und damit zur Frage der Identifizierung des genannten Mauricius mit dem in der Trierer Bischofsliste für die Nachfolge des Bischofs Felix († 399/400, s. o.) bezeugten Amtsträger dieses Namens ist ein Resümee zur reichspolitischen und reichskirchenverfassungsgeschichtlichen Situation im Süden Galliens zu Beginn des 5. Jahrhunderts angezeigt. Wesentliche Bedeutung kommt auf dem staatlichen Sektor, mit möglichen Auswirkungen auf den Bereich von Kirchenverfasstheit und kirchlicher Organisation und Geographie, der Verlagerung der Präfektur (für Gallien, Spanien und Britannien) von Trier nach Arles zu. Von kleineren Differenzierungen abgesehen sind als Daten die Jahre um 395 oder 407 in Anschlag gebracht (knappe Zusammenfassung: Heinen, Bistum Trier S. 92. Für den früheren Zeitansatz: Palanque, Transfert; Ders., Du nouveau; Mathisen, Factionalism S. 18 f.; für 407: Chastagnol, Repli; für einen gestreckten Prozess: Bleckmann, Honorius S. 575 – 585; weiterführend mit Akzent auf Konzil von Turin: Ders., Arelate). – Ob diese Verlegung ca. 395 (Mathisen) bzw. kurz vor 400 (Palanque) oder erst 407 (Chastagnol) erfolgte oder sich in einem längeren Prozess entwickelte (s. Bleckmann, in doch wohl überstrapazierter Interpretation), fest steht, dass Trier und Arles in Konkurrenz (Palanque; Chastagnol) oder gar in faktisch-­institutioneller Kooperation (Bleckmann) aufeinander bezogen waren. In kirchenverfassungsgeschichtlicher Hinsicht ist kein direkter Bezug zwischen den beiden staatlichen und kirchlichen Metropolen zu erkennen. Doch ob dies aus dem Rekurs von Arles auf seinen gewachsenen kirchlichen Vorrang, wie er sich in Ausrichtung und Vorsitz von Konstantins antidonatistischer Synode 314 in den eigenen Mauern dokumentiert hatte (Bleckmann; s. auch Mathisen), oder aus der Rivalität mit Vienne um den kirchlichen Vorrang in der Viennensis erfolgte, im Jahr 417 kam es zu einem wesentlichen Zusammenwirken des magister militum Constantius mit Papst Zosimus (417 – 418) zugunsten von Arles, namentlich ihres Günstlings Patroclus auf dem dortigen Bischofsstuhl. Bereits wenige Tage nach seiner Ordination als Papst stellte Zosimus am 22. März 417 für Arles und seinen Bischof Patroclus ein markantes und weitreichendes Privileg aus. Mit ihm wurde faktisch die vordiokletianische Reichs-­Provinz Narbonensis als kirchlicher Jurisdiktions- und Herrschaftsbereich wieder eingerichtet (Dekretale Placuit apostolicae: JK  328; Seeck, Regesten S. 334; Ausgabe: Epp. Arelat. gen. Nr. 1 S. 5 f. Dazu s. Duchesne, FE  1 S. 95 – 108; Caspar, Papsttum 1 S. 345 – 349 und S. 607 f.; Pietri, Roma S. 1005 – 1021; Langgärtner, Gallienpolitik S. 33 – 52; Mathisen, Factionalism S. 48 – 60). Eine zunächst vorsichtige, doch dann einschneidende Korrektur dieser Maßnahme leitete der nachfolgende Papst Bonifatius I. (418 – 422) ein. Der erste hier einschlägige Brief des Papstes vom 13. Juni 419 ist an Patroclus von Arles und eine Reihe weiterer Bischöfe gerichtet, die noch zu behandeln sind. Es hat den Anschein, dass Papst Bonifatius den Rahmen der von seinem Vorgän-

10. Mauricius |

ger Zosimus erlassenen Regelungen im Sinn einer Restitution diokletianischer und vordiokletianischer Zustände und von deren Verlagerung in die kirchliche Sphäre berücksichtigte. Das heißt konkret, dass er die umfassende Reichs-(Kirchen-)Provinz als gegeben nahm, dazu aber in der Adresse ausdrücklich die neue Aufteilung Galliens in Galliae et septem provinciae (s. o. Chronologie Felix-­Mauricius) setzte (PL 20, 756B: Bonifacius episcopus Patroclo, Remigio, …, et caeteris episcopis per Gallias et septem provincias constitutis). In dem Brief geht es um einen Bischof Maximus von Valence (Kirchenprovinz Vienne), der verschiedener Vergehen beschuldigt wird, u. a. des Manichäismus, und den das weltliche Gericht bereits wegen Homicidiums verurteilt hatte. Von der Forschung ist richtig beobachtet worden, dass Patroclus von Arles im weiteren Gang des Briefs keine besondere Rolle spielt. Allerdings sind dessen große Antipoden, die Bischöfe Proculus von Marseille und Simplicius von Vienne, nicht unter den Adressaten des Schreibens. Die mehrfache Bezugnahme des Papstes auf die provincia (tota provincia: PL 20, 756C; a decessoribus meis provinciali delegata cognitione: PL 20, 757A; et decrevimus vestrum debere intra provinciam esse judicium, et congregari synodum ante diem kalendarum Novembrium: PL 20, 758A; Nos autem per omnes provincias litteras dirigimus, …, ut ad provinciam ire cogatur: PL 20, 758B) lässt erkennen, dass wohl die (historische) Großprovinz der Konzeption von Zosimus und Patroclus im Hintergrund steht. Doch die Erwähnung des Bischofs und Patroclus-­Antagonisten Hilarius von Narbonne und des möglicherweise weiteren Patroclus-Gegners Remigius in der Narbonensis II (s. Duchesne, FE 1 S. 101 f. Anm. 2; S. 288 und Anm. 4) in der Adresse kann das Suchen nach einem Kompromiss verdeutlichen, der eine auf der Synode von Turin (398) 399 eingeleitete Entwicklung aufgreifen und fortführen sollte. Diese Synode hatte, wenn sie auch in Bezug auf die Rangstreitigkeiten zwischen Arles und Vienne um den Vorrang in der Viennensis ausweichend blieb, die Bildung neuer, den staatlichen Provinzeinheiten kongruenter Kirchenprovinzen auf den Weg gebracht (Synode von Turin: Munier, Concilia Galliae I S. 52 – 60; can. 1 und 2 S. 54 – 56; Gaudemet, Conciles Gaulois S. 136 – 141; s. die in der Einführung genannte Literatur: Ulrich; Kulikowski; Mathisen, Council). In dem zweiten hier einschlägigen Brief des Papstes, den er am 9. Februar 422 an Hilarius von Narbonne richtete, hat Bonifatius diese neue Konzeption einer Entsprechung zwischen kirchlicher und staatlicher Provinz sanktioniert und dem Schema von Zosimus und Patroclus bald nach dem Tod von dessen Förderer Constantius († 421) den Abschied gegeben. Der Brief vom Juni 419 spiegelt demnach ein Transitorium, einen Schwebezustand. Das Schreiben ist okkasionell. Wie dasjenige an Hilarius hat es das besondere Interesse späterer Redaktoren kanonistischer Sammlungen (Pseudoisidor; Ivo von Chartres) gefunden (s. JK 349; JK 362). Versuche, die Adressaten von JK 349 genauer zu identifizieren, finden sich bei Duchesne (FE  1 und 2 passim), Pietri (Roma S. 1023) und entfernt bei Mathisen

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98 | Hauptteil (Factionalism S. 62 f.). Nach und zwischen den Metropoliten am Anfang, Patroclus (Arles) und Hilarius (Narbonne: Duchesne, FE 1 S. 303), sind weiter ermittelt bzw. erwogen (Anton): Remigius/Remedius (? Gap – Kirchenprovinz Aix/Narbonne II, s. auch Pietri, Roma S. 1023 mit Anm. 5; oder ? Antibes – Kirchenprovinz Aix/ Narbonne II, s. Duchesne, FE 1 S. 288 mit Anm. 4 und S. 101 f. Anm. 2); Seuerus (Vence – Kirchenprovinz Embrun: Duchesne, FE 1 S. 194); Valerius (? Couserans – Kirchenprovinz Eauze, s. Duchesne, FE 2 S. 99); Lucianus (? Viviers – Kirchenprovinz Vienne, s. Duchesne, FE 1 S. 237mit offenbar falschem Bezug auf Alarich II. statt Alarich I.); Castorius (Apt – Kirchenprovinz Aix/Narbonne II: Duchesne, FE 1 S. 282); Leontius (Fréjus – Kirchenprovinz Aix/Narbonne II: Duchesne, FE 1 S. 285); Constantianus/Constantinus (? Carpentras – Kirchenprovinz Arles, s. Duchesne, FE 1 S. 272). – Identifizieren lassen sich somit mehr oder weniger Teilnehmer aus drei resp. vier Provinzen, wobei die Viennensis – vielleicht in Opposition stehend, wie aus dem Fehlen des Simplicius (s. o.) möglicherweise zu folgern ist – schwach vertreten war. Stärker repräsentiert sind besonders Narbonne II, sodann Arles und Narbonne I. Hinzu kommt Embrun und evtl. Eauze. Was Mauricius betrifft, so folgt in zweifelhafter Überlieferung in einem möglichen Zeitkontext ein solcher Namensträger in der Bischofsliste von Sitten (Kirchenprovinz Tarentaise, s. Duchesne, FE 1 S. 245 Anm. 5). Doch schon Duchesne und Pietri (Roma S. 1023 Anm. 8) problematisierten dies. Boshof hat mit Bezug auf die einschlägige Literatur zu helvetischen Gegebenheiten (Marius Besson; Albert Brackmann; Heinrich Büttner) die Figur als Ergebnis literarischer Fiktion erwiesen (Boshof, Rombeziehungen S. 104 f.). Boshof hat dann auch besonders wegen der Anklagematerie gegen Bischof Maximus (Manichäismus – von den Zeitgenossen oft gleichgesetzt mit dem in Trier sehr bekannten Priszillianismus) und wegen der noch nicht lange zurückliegenden reichspolitischen und reichskirchlichen Bedeutung von Trier die Möglichkeit als wahrscheinlich erachtet, dass der in der Adresse von JK 349 zuletzt genannte Bischof Mauricius der in der Trierer Bischofsliste nach Bischof Felix († 399/400 s. o.) genannte Amtsträger dieses Namens sei (Boshof, Rombeziehungen S. 104 f.). Zustimmend aufgenommen ist Boshofs Erklärung bei Heinen (Heinen, Trier und das Trevererland S. 381; s. auch Ulrich, Konzil S. 98), weiter begründet wurde sie wegen der Platzierung des Mauricius am Schluss der Adressenliste in der Trier-­Monographie von Anton (Trier S. 81 mit Anm. 172). Obwohl Boshof seine Erklärung stark relativierte (Boshof, GP 10, 1 S. 26 Nr. ? 12; dies als übertriebene Skepsis gewertet von Anton, Rez. in: RhVjbll. 59 [1995] S. 354), hielt Anton pointiert an der früheren Deutung und dem Bezug auf Trier fest (Trierer Kirche S. 22, S. 24; Ders., Trier von der Spätantike S. 19). Als naheliegend ist diese Interpretation gewertet in einer Zusammenfassung von Heinen, doch weist er auf die seiner Meinung nach fehlende letzte Absicherung hin (Heinen, Bistum Trier S. 94 f.).

10. Mauricius |

Nach der obigen Erörterung zur okkasionellen kirchenpolitischen Situation sowie zur Überlieferung und Rezeption des Bonifatius-­Briefs darf man wohl etwas begründeter folgern: Die nicht identifizierten Bischöfe Johannes, Montanus und Marinus könnten Bischöfe der omnes bzw. ceterae provinciae sein und geographisch zu dem unmittelbar auf sie folgenden Mauricius leiten. Dieser stünde als Repräsentant der ceteri episcopi per Gallias et septem provincias constituti, jener, die alle die Dekretale des Papstes Bonifatius erhalten haben. – Zu zumindest hypothetisch zu erwägenden Involvierungen des Bischofs Mauricius (römische Vorgänge, theologische auch für Trier relevante Strömungen [Leporius], EroberungenTriers, Änderung der politischen Konstellation für Trier) siehe [a]–[f]. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Wertung der Erwähnung des Mauricius im Brief: Vgl. dazu die im Kommentar genannten Arbeiten von Boshof und Anton. [b] Institutionelle Stellung des Mauricius: In der Literatur wird diese Frage nur singulär diskutiert, s. o. Resümee. Vgl. auch die Darlegungen zu der ähnlichen Befassung seines Nachfolgers Leontius mit Arleser Angelegenheiten (s. Leontius). [c] Mögliche Haltung des Mauricius im römischen Schisma von 418/419 zwischen den Prätendenten Eulalius und Bonifatius I. (zu Verlauf und Hintergründen vgl.: Chantraine, Heinrich: Das Schisma von 418/19 und das Eingreifen der kaiserlichen Gewalt in die römische Bischofswahl, in: Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte. FS Karl Christ, hg. von Peter Kneißl / Volker Losemann, Darmstadt 1988, S. 79 – 94): Als Anhänger des Eulalius wäre Mauricius von Bonifatius I. als einziger nicht direkt betroffener Bischof wohl kaum mit südgallischen Angelegenheiten betraut worden. Gründe für die mutmaßliche Gegnerschaft des (süd-)gallischen Episkopats gegen Eulalius als Vertrautem von Papst Zosimus führt Chantraine, Schisma S. 93 f. an. Es ist durchaus denkbar, dass Mauricius als Teilnehmer für ein großes Konzil in Spoleto vorgesehen war, auf dem das Schisma entschieden werden sollte. [d] Haltung zu dem „häretischen“ Trierer Mönch Leporius (vor ca. 425): Auf das Verhältnis des Bischofs Mauricius zu Leporius, näherhin dazu, dass dem Bischof der Weggang des Leporius aus Trier zuzuschreiben sei, gibt es keinen Hinweis. Zu Leporius vgl. vor allem Ewig, Kaiserstadt S. 43 – 45 – Gauthier, Évangélisation S. 83 – Becker, Mönchtum S. 15 ff. (dort Näheres zu der von Leporius wohl vertretenen nestorianisch-­pelagianischen Strömung). Mit Bezug auf die antipelagianische Aktion des Bischofs Severus in Britannien siehe Heinen, Trier und das Trevererland S. 373, S. 381; Heinen erkennt interessanterweise in der moralischen Rigorosität, mit der Salvian von Marseille, Augenzeuge der dritten Eroberung von 419/420, die verkommene Trierer Gesellschaft in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts schildert (De Gub. Dei VI, 72 – 89), eine gewisse Nähe zum Pelagianismus. Zu überlegen wäre, ob

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100 | Hauptteil nicht gerade die durch die Germaneneinfälle hervorgerufene schwierige Situation in Trier (eine ähnliche Situation lag in Britannien vor) – als Gegenbewegung zu den traditionellen Verhaltensweisen vor allem in der Oberschicht (Zirkusspiele etc.) – pelagianischen Strömungen Zulauf gebracht haben könnte. Auch Salvian, der aus Trier oder Köln stammte, verließ vor 427 seine Heimat in Richtung Südgallien, ohne dass über sein Verhältnis zur Trierer Amtskirche unter Bischof Mauricius Hinweise vorlägen (dazu auch Heinen, Trier und das Trevererland S. 381). [e] Vier Eroberungen Triers: Ausführlich diskutiert bei Anton, Trier im Übergang S. 1 – 13; zusammenfassend: Ders., Trier von der Spätantike S. 5. Zu den Folgen für Kultur und Gesellschaft der Stadt vgl. auch Heinen, Trier und das Trevererland S. 372 ff., S. 379 f. [f] Bedeutung Triers für Usurpatoren und Reichsgewalt: Diese Bedeutung der civitas wird vor allem aus den Münzprägungen dieser Herrscher mit Trierer Münzzeichen gefolgert. Vgl. dazu zuletzt Anton, Trier von der Spätantike S. 8 mit der einschlägigen Literatur; eine zurückhaltendere Interpretation vertritt Heinen, Trier und das Trevererland S. 367 f. Zu den reichspolitischen Beziehungen der Vorgänger des Mauricius siehe das Verhalten der Bischöfe von Agricius bis Felix; dazu die übersteigerte Interpretation dieser Rolle bei Gauthier, Episcopato (s. Chronologie Felix-­Mauricius). [g] Literatur: Duchesne, FE  1 und 2 passim – Caspar, Papsttum 1 S. 287 f., S. 345 – 349, S. 382 f., S. 607 f. – Wurm, Hubert: Studien und Texte zur Dekretalensammlung des Dionysius Exiguus (Kanonistische Studien und Texte 16), Bonn 1939, S. 71, S. 79, S. 81 f., S. 82 – 87, S. 150 f. – Langgärtner, Georg: Die Gallienpolitik der Päpste im 5. und 6. Jahrhundert. Eine Studie über den apostolischen Vikariat von Arles (Theophaneia 16), Bonn 1964, S. 33 – 52, S. 53 – 57 – Boshof, Rombeziehungen S. 101 f., S. 104 f. – Ders.: GP 10, 1 = Regesta Pontificum Romanorum. Germania Pontificia: Provincia Treverensis – Archidioecesis Treverensis, Göttingen 1992, Nr. *11 S. 25, Nr. ? 12 S. 26 – Pietri, Roma S. 973 – 978, S. 1005 – 1026 – Gauthier, Évangélisation S. 63 – 66, S. 83, S. 128 – Heinen, Heinz: Trier und das Trevererland in römischer Zeit (2000 Jahre Trier 1), Trier 1985 (Ndr.), S. 367 f., S. 372 – 381 – Ders.: Das Bistum Trier in der Zeit der Völkerwanderung. Vom Ende des Theodosius I. bis zum Ende der Römerzeit (395-Ende des 5. Jahrhunderts), in: Im Umbruch der Kulturen. Spätantike und Frühmittelalter – Geschichte des Bistums Trier 1, hg. von Heinz Heinen / Hans Hubert Anton / Winfried Weber (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 38 [!]), Trier 2003, S. 91 – 115 – Anton, Trier S. 80 f. – Ders.: Die Trierer Kirche und das nördliche Gallien in spätrömischer und fränkischer Zeit, in: Ders.: Königtum – Kirche – Adel. Institutionen, Ideen, Räume von der Spätantike bis zum hohen Mittelalter, hg. von Burkhard Apsner / Thomas Bauer, Trier 2002, S. 15 – 38 [zuerst 1989] – Ders.: Studien zur sozialen und kirchlichen

10. Mauricius |

Führungsschicht Galliens: Germanus von Auxerre, Lupus von Troyes und Trierer Bischöfe des 5. Jahrhunderts, in: Ders., Königtum S. 39 – 70 [zuerst 1993] – Ders.: Trier von der Spätantike bis zur ausgehenden Karolingerzeit, in: Trier im Mittelalter, hg. von Hans Hubert Anton / Alfred Haverkamp (2000 Jahre Trier 2), Trier 1996, S. 1 – 118; S. 5, S. 8, S. 19 – Becker, Petrus: Das frühe Trierer Mönchtum von den Anfängen bis zur anianischen Reform. Ein Überblick, in: Beiträge zu Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Germania Sacra, hg. von Irene Crusius (Veröffentlichungen des Max-­ Planck-­Instituts für Geschichte 93 – Studien zur Germania Sacra 17), Göttingen 1989, S. 9 – 44; S. 15 ff.– Mathisen, Ralph Whitney: Ecclesiastical factionalism and religious controversy in fifth-­century Gaul, Washington D. C. 1989, S. 18 f., S. 48 – 64 – Ulrich, Jens: Das Konzil von Turin. Zu Datierung und historischer Bedeutung, in: Bonner Jahrbücher 197 (1997) S. 91 – 124; S. 91 f., S. 95 – 98, S. 106 – Bleckmann, Bruno: Honorius und das Ende der römischen Herrschaft in Westeuropa, in: HZ 265 (1997) S. 561 – 595 – Ders., Arelate – Bischoff, Bernhard: Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts 1 – 3; 2 – 3 hg. von Birgit Ebersperger – Gesamtregister bearb. von Birgit Ebersperger (Veröffentlichungen der Kommission für die Herausgabe der Mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz / Bayer. Ak. d. Wiss.), Wiesbaden 1998; 2004; 2014; 2017; 3 Nr. 4278 S. 90 B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 2 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Mauricius (Mauritius) zwischen den Bischöfen Felix und Leontius. Die Fassungen I–VII führen Mauricius an zehnter, die amplifizierend interpolierten Fassungen VIII und IX an 18. bzw. 33. Stelle. Eintrag/Text:

Felix, Mauricius (VII: Mauritius), Legontius (Legoncius, Legentius, Ligoncius) VI a: p[ost] h[un]­­c felix. p[ost] mau[..?..]. (? Versehen für: post hunc mauricius). post mauricium legoncius Quelle/Überlieferung:

Holder-­Egger, Oswald: Series archiepiscoporum s. Ausgabe S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt).

101

102 | Hauptteil Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, hg. von Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 36, S. 299 Z. 38, S. 301 Z. 38 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34, S. 33 Nr. 10, S. 36 Nr. 10 – VI a Anton nach Hs. Kommentar:

So dicht und gesichert die Überlieferung ist, so wird doch in der Bischofsliste Mauricius keinerlei Epithet beigegeben, nur in Fassung VI wird er wie alle anderen Bischöfe als archiepiscopus geführt. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne. – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 63; S. 59 – 66 3 um 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum führen Mauricius als Trierer Bischof (praesul) als Nachfolger von Bischof Felix und vor Bischof Leontius. Eintrag/Text:

Post obitum sancti Felicis, …, Mauricius Trebirorum praesul efficitur. Post quem sanctus Legontius (Namensvarianten: leguntius, leoncius, ligontius) (Rez. A 5b Deinde post Mauricium efficitur presul Treberorum sanctus Leguntius. Deinde post illum Auctor. Post illum Severus.) Quelle/Überlieferung:

Waitz, Vorrede zur Ausgabe S. 124 – 128; S. 124 zu Rez. A 5b; Ders.: MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.) S. 373 – 376 – Müller, Markus: Die spätmittelalterliche Bistumsgeschichtsschreibung. Überlieferung und Entwicklung (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 44), Köln/Weimar/Wien 1998, S. 156 – 162 – Embach, Michael: Trierer Literaturgeschichte. Das Mittelalter (Geschichte und Kultur des Trierer Landes 8), Trier 2007, S. 395 f., S. 398 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 58 f. (Zusammenhang mit Entstehung der amplifizierten Bischofslisten) Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 260, c. 23 S. 158 Z. 11 f. mit App. u Z. 32 f. Kommentar:

Die in den Gesta Treverorum fast stereotyp verwendete Amtsbezeichnung episcopus wird hier durch praesul ersetzt, das zwar seltener begegnet aber Parallelen hat bei der

10. Mauricius |

Nennung von Bischof Agricius (c. 18 S. 152 Z. 7 f., c. 19 Z. 22) und Bischof Paulinus (c. 19 S. 154 Z. 1 f.). Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung (4) Keine Bezeugung – keine Reliquien

Wenn Heyen (Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Simeon in Trier [Germania Sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9], Berlin/New York 2002, S. 581) implizit sagt, der in der frühesten Kalenderschicht des Stiftes St. Simeon (11. Jahrhundert, Eintrag zum 22. September: Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1 – 2, Augsburg 1757, 1 S. 384; Heyen S. 588) Geführte sei Bischof Mauricius von Trier, liegt ein Irrtum vor. Es handelt sich um den berühmten Heiligen der thebäischen Legion, seine Gefährten sind ausdrücklich angeführt. D Materielle Überreste (5) Das Grab des Mauricius ist nicht bekannt

Gierlich, Grabstätten S. 33 erwägt, ob das angebliche Bischofsgrab in der Nähe desjenigen von Felix, von dessen Auffindung Johannes Scheckmann (Epitome alias medulla Trevirorum …, Metz 1517) berichtet (Wiedergabe der Passage: Heyen, Paulin S. 282), nicht Britto, wie man damals annahm, sondern dem Felix-­Nachfolger Mauricius zuzuschreiben sein könnte. Dies erfordere nicht die Annahme, dass Felix die (Marien-) Kirche über dem Grab seines Vorgängers errichtet habe bzw. dass die Gebeine Brittos später dorthin transferiert worden seien. Dazu ist zu bedenken, dass nach Scheckmann ein ex veterioribus monumentum … inditium zu der Folgerung führte, dass man das Grab, das man aufgrund der den Gewändern des Felix ähnelnden Gewänder des Bestatteten (inventus est, ut non ambigitur, pontifex [Felici beatissimo similiter vesti­ tus]) als Bischofsgrab einstufte, als dasjenige Brittos identifizierte. Wenngleich offen bleibt, was für ein Hinweis aus welchen ‚alten Quellen‘ – Heyen, Paulin S. 282 erblickt darin die Grabbeigaben – gewonnen wurde, kann eine abweichende Zuschreibung an Mauricius durch die von Gierlich genannten Argumente kaum besser begründet werden. Auffällig bleibt, dass der Fund des Grabes „völlig unbeachtet geblieben ist“, weil der Identifizierung mit Britto von den Zeitgenossen kein Glaube geschenkt wurde (so einleuchtend: Heyen, Paulin S. 282). Für Mauricius als den Nachfolger des Felix hat man sich freilich ebenfalls nicht entschieden.

103

104 | Hauptteil Literatur:

Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Paulin vor Trier (Germania Sacra N. F. 6. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 1), Berlin/New York 1972, S. 282 – Gierlich, Ernst: Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 65), Mainz 1990, S. 33 (6) Bauten sind nicht bezeugt.

11. LEONTIUS/LEGONTIUS

Für den Trierer Bischof Leontius finden sich folgende Namensformen: Le(gi)ontius – Lecontius – Legentius – Legoncius – Legontius – Leguncius – ­Leguntinus – Leguntius – Leoncius – Leontius – Ligoncius – Ligontius – Liguntius – Lycontius (?) Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

11. LEONTIUS/LEGONTIUS (419/445 – 445/447)

Synopse des Quellenbefundes Terminus post quem für den Episkopatsbeginn von Leontius ist die in hohem Maß wahrscheinliche Bezeugung seines Vorgängers Mauricius zu 419 Juni 13; das Ende der Amtszeit liegt vor Antritt der Britannienfahrt seines Nachfolgers Severus im Spätsommer 445/447. Da 445 seine vetustas nachdrücklich hervorgehoben wird, dürfte Leontius bald nach 419 Bischof geworden sein. Von der Tätigkeit des Leontius als Bischof hat sich nur ein – hochbedeutsames – Zeugnis aus dem Ende seiner Amtszeit erhalten: die im Zusammenhang mit der Neuordnung der Arler Kirchenprovinz vorgenommene Bestallung zum Ehrensenior der gallischen Kirche durch Papst Leo I. 445. Leontius wird ohne Sedesangabe genannt, doch dürfte der in der neueren Forschung mitunter bestrittenen Identifizierung mit dem in der Trierer Tradition Legontius genannten Bischof große Wahrscheinlichkeit zukommen. Die spezifische Kennzeichnung des Leontius durch Leo I. könnte auf eine sonst nicht bekannte, bereits zu einem früheren Zeitpunkt vorgenommene und erfolgreich durchgeführte Befassung mit wichtigen Fragen der gallischen Kirche durch Rom hindeuten; vielleicht ist hier ein Zusammenhang mit der spät überlieferten Lehrerbeziehung des Leontius zum hl. Julian und dessen Missionstätigkeit an der Pyrenäengrenze gegeben. Eine in der späten Tradition behauptete aquitanische Herkunft, mitunter sogar als Zugehörigkeit zur Familie der Pontii konkretisiert, ist nicht gesichert. Die Zugehörigkeit zu den Kreisen des senatorischen Adels mittelgallischer Herkunft um Hilarius von Arles, Germanus von Auxerre und Lupus von Troyes ist in neuesten Forschungen erschlossen worden. In Trier lässt sich eine kultische Verehrung des Leontius, für den keine Vita überliefert ist und über den biographische Nachrichten erst aus der frühen Neuzeit bezeugt sind, seit dem Ende des 10. Jahrhunderts klar fassen. Um 1100 muss der Kult einige Bedeutung gehabt haben. Ein autochthoner, von Trier offenbar unabhängiger, freilich erst Mitte des 16. Jahrhunderts fassbarer Traditionsstrang sieht den hl. Julian, Gründer des Bistums Béarn-­ Lescar (Provinz Novempopulana), als Trierer Kleriker und Schüler des Ortsbischofs Leontius.

11. Leontius/Legontius |

Auffällig ist, zumal unter Berücksichtigung der aufeinanderfolgenden Festtage, die Existenz eines anscheinend zeit- und namensgleichen Bischofs Leontius in der Metzer Bischofsliste. Eine Identität mit dem Trierer Bischof wird in der Forschung gleichwohl nicht vertreten. Über das Datum des Todes von Leontius liegen keine gesicherten Nachrichten vor, doch ist es durch die Bestallung des schon im höheren Lebensalter stehenden Bischofs zum gallischen Ehrensenior im Frühjahr/Frühsommer 445 und die Bezeugung seines Nachfolgers Severus zum Spätsommer 445/447 recht genau einzugrenzen. Noch genauer präzisiert wäre sein Todesdatum, könnte die Nichterwähnung seiner Funktion und seines Namens im kaiserlichen Bestätigungsreskript als mehr gewertet werden als ein e-­silentio-­Argument. Zögernd ab dem 9./10. Jahrhundert, einhellig dann ab dem 14. Jahrhundert wird der 19. Februar als Festtag des Leontius (Tod?, Grablegung?) begangen. Das Grab von Leontius ist nicht gesichert, am ehesten aber bei dem Trierer Stift St. Paulin zu suchen. Bauten können ihm, trotz anzunehmender spätrömischer Zeitstellung einiger Trierer Kirchen, nicht zugewiesen werden.

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108 | Hauptteil

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 445 vor Jul. 8

Papst Leo I. billigt Leontius einen Ehrenseniorat bei provinzübergreifenden gallischen Synoden zu. Papst Leo an alle Bischöfe der Provinz Vienne: Er verurteilt die Einmischung des Hilarius, Bischof von Arles, in Angelegenheiten einer anderen Kirchenprovinz, entzieht ihm die (angemaßte) Verfügung über die alte, ungeteilte Provinz Viennensis und bestimmt, dass Bischofswahlen wie früher in jeder Provinz unter dem Vorsitz des zuständigen Metropoliten stattzufinden haben. Ohne Zustimmung des erprobten Mitbischofs Leontius, den Alter und Rechtschaffenheit empfehlen, soll – das Einverständnis der Adressaten vorausgesetzt – keine Synode in einer anderen Provinz, keine mehrere Provinzen übergreifende Synode, gehalten werden. Eintrag/Text:

Dilectissimis fratribus, universis episcopis per Viennensem provinciam contitutis, LEO Romae episcopus (nach J. Sirmond in einem alten Ms. Wortlaut des Protokolls: Dilectissimis fratribus universis episcopis per provincias Maximam Sequanorum et Viennensium constitutis; s. Ballerini Sp. 633 Anm. 2 = PL 54, 628D [Anm. n]. In der fassbaren Überlieferung nicht belegt). Divinae cultum … caeteris deferatur. Deus vos incolumes custodiat, fratres charissimi. … id statuentes ut si quisquam fratrum nostrorum in quacumque provincia decesserit, is sibi ordinationem vindicet sacerdotis, quem illius provinciae metropolitanum esse constiterit (c. 5). Nimmt der Metropolit das Ordinationsrecht in der Provinz nicht wahr, … is qui intra provinciam antiquitate episcopali caeteros praevenit sacerdotes, ordinandi sibi vindicet potestatem (c. 6). … Suis unaquaeque provincia sit contenta conciliis, nec ultra Hilarius audeat conventus indicere synodales … . Qui non tantum noverit se ab alieno jure depulsum, sed etiam Viennensis provinciae, quam male usurpaverat, potestate privatum (c. 7). Hinweis auf die Sorge des apostolischen Stuhls in der Nachfolge des Apostels Petrus um status und concordia aller Kirchen. Et quoniam honoranda est semper antiquitas fratrem et coepiscopum nostrum (coepiscopo nostro verb. Aa) Leontium (nostro Leontio fälschlich C) probabilem sacerdotem, hac, si vobis placet, dignitate volumus decorari: ut praeter ejus consensum alterius provinciae non indicatur a vestra sanctitate concilium, et a vobis omnibus, quem admodum vetustas ejus et probitas exigit, honoretur, metro­ politanis privilegii sui dignitate servata. Hinweis auf Ehrenvorrang auf amtsälteste Bischöfe in anderen Provinzen. Aequum est enim, nec ulli (illi At; Aa) de fratribus fieri videtur injuria, si his qui sacerdotii vetustate praecedunt, pro aetatis suae merito in suis provinciis a (a fehlt At; Aa) sacerdotibus caeteris deferatur (c. 9).

11. Leontius/Legontius |

Quelle/Überlieferung:

Wesentliche Überlieferung in frühen kanonistischen Sammlungen: Collectio Corbeiensis (C): Paris, BnF lat. 12097, 6. Jahrhundert, wohl bald nach 524, Kloster Corbie, fol. 82r – 86v Dilectissimis fratribus uniuersis per uien[nen]­­sim prouin­ ciam constitutis Leo. diuinae cultum … ceteris deferatur. Zu C s. auch Wurm, Studien S. 272 – 276; S. 274 Nr. 23; zur Handschrift S. 93 f. – Zu C auch grundlegend Turner, Cuthbert Hamilton: The Corbie MS now Paris lat. 12097, in: Journal of Theological Studies 30 (1929) S. 225 – 236; S. 225 f. – Silva-­Tarouca, Karl: Nuovi studi sulle antiche lettere dei papi, in: Gregorianum 12 (1931) S. 3 – 56, S. 349 – 452, S. 547 – 598; S. 350 f., S. 425, S. 593 Anm. 2. Collectio Albigensis (A): 1) Codex Tolosanus (At): Toulouse, BM 364 (I 63), 7. Jahrhundert, vor 667, fol. 67v – 72r – 2) Codex Albigensis (Aa): Albi, BM ms 2 (147), 9. Jahrhundert, fol. 95r – 100r Dilectissimis fratribus universis ep[iscopi]­s in (in fehlt Aa) Viennensium provinciam (provinciam fehlt Aa) constitutis Leo. Divinae cultum religionis … sacerdotibus ceteris deferatur. D[eu]­s vos incolumis custodiat fratres ca­ rissimi. EXPLICIT AMEN. Siehe auch Wurm, Studien S. 279 – 283, S. 281 Nr.47; zur Handschrift S. 94 f. – Grundlegend hierzu Turner, Cuthbert Hamilton: A Group of MSS Canons at Toulouse, Albi and Paris, in: Journal of Theological Studies 2 (1901) S. 266 – 273 – Bischoff, Bernhard: Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts 1 – 3; 2 – 3 hg. von Birgit Ebersperger – Gesamtregister bearb. von Birgit Ebersperger (Veröffentlichungen der Kommission für die Herausgabe der Mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz / Bayer. Ak. d. Wiss.), Wiesbaden 1998; 2004; 2014; 2017; 1 Nr. 16 S. 10 Sammlung Pithou (P): Paris, BnF lat. 1564, 9. Jahrhundert, fol. 65v – 68v LXV Dilectissi­ mis fratribus universis ep[iscop]­­is per viennensem prouinciam constitutis Leo. Diuinae cultum relegionis … ceteris deferatur. D[eu]­s uos incolumis custodiat fratres k[arissim]­i. Siehe auch Wurm, Studien S. 283 – 287; S. 285 Nr. 65; zur Handschrift S. 96 – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4027 S. 35 f. „ – Chelles, VIII./IX. Jh. – “ Die Handschriften C, A und P gehen auf dieselbe Quelle zurück (s. Wurm, Studien Anm. 42 S. 102). Collectio Lugdunensis: Einen Sonderfall stellt die Überlieferung in Teil II der Hs. von Lyon (Lugd = Dp) dar, entstanden im Rhonetal im 6. Jh., Hs. 7. Jh.: Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1745, fol. 91r – 96v im Anhang zur ursprünglichen Sammlung der Notitia Galliarum (fol. 88r) zu Provinz Lugdunensis I … Cum privilegiis suis, Provincia lug­ dunensis prima … . Epistola beati Leonis papae (urbis rome ad ep[iscopo]­s) provintiae vienninses. Dilectissimis fratribus universis episc[opis] per vienninsem provinciam contitutis Leo. Divinae cultum (fol. 91r). Siehe Rose, Valentin: Verzeichniss der La-

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110 | Hauptteil teinischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Erster Band: Die Meermann-­Handschriften des Sir Thomas Phillipps (Die Handschriften-­Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Zwölfter Band), Berlin 1893, S. 170 sowie Wurm, Studien Anm. 42 S. 101 f. Dort auch zum Zusammenhang mit Vita S. Romani, in: Vita patrum Iurensium, Romani, Lupicini, Eugendi: MGH SS rer. Mer. 3, ed. Bruno Krusch, Hannover 1896 (Ndr.), S. 131 – 143; c. 5 S. 134 f.: Hilarius hatte indebitam sibi per Gallias vindicans monarchiam den patriarcha der Provinz Maxima Sequanorum C(h)elidonius abgesetzt. Ob quod in audientiam beatissimi papae Leonis Romae mala gessisse convictus, …, apostolica auctoritate ob usurpationem inlicitam regulariter est increpatus. Extat denique exinde antedicti ac venerabilis papae ad Galliae episcopos … inserta canonibus epistola regularis, in qua priscum per Gallias metropolitanorum privilegium, calcata Hilarii superfluitate restituit. Zur Lugdunensis s. Wurm, Studien S. 101(f.). In beiden Texten ist der Bezug auf die Gallia über die Viennensis hinaus, ja auf die ganze Gallia, erkennbar. Zu explizitem Bezug auf Viennensis und Maxima Sequanorum in einem alten Text des Sirmond s. o. Eintrag/Text. Ausgabe(n):

Leo I. Epistola 10 Divinae cultum: Sancti Leonis Magni Romani Pontificis Opera … 1, ed. Petrus Ballerini / Hieronymus Ballerini, Venedig 1753, Sp. 632 – 641 (Ausgabe nach Sammlung C und späteren Sammlungen) – Ausgabe übernommen PL 54, 628 – 636; danach wird zitiert. Weitere, hier nicht einschlägige Ausgaben (Mauriner 1789; Mansi V; Tomasseti) s. JK 407. Regesten:

JK 407 – Seeck, Regesten S. 374 – Boshof, GP 10, 1 zu Nr. ? 12 S. 26 Kommentar:

I: Allgemeines Der Ehrenseniorat, in konkreter Ausformung ein Konsensvorbehalt des Leontius bei der Einberufung provinzübergreifender Synoden, bezeugt die besondere Vertrauensstellung des Bischofs Leontius beim Papst und innerhalb des gallischen Episkopats, an dessen Einverständnis die Verleihung der Würde gebunden ist. Der von Teilen der neueren Forschung bestrittenen Identifizierung des Leontius mit dem 11. Bischof der Trierer Bischofsliste kommt unter Verwertung der zu Mauricius und Severus erkennbaren Bezüge zu Rom bzw. zu den führenden Kräften des gallischen Episkopats große Wahrscheinlichkeit zu. Damit wird gerade auch unter Leontius die vitale Einbindung der Trierer Kirche in die größeren Gefüge klar fassbar, zumal die von Leo I. nachdrücklich hervorgehobene vetustas und probitas des Leontius darauf hindeuten könnte – was in der Forschung bislang nicht erwogen worden ist –, dass der Bischof bereits zuvor mit ähnlichen Aufgaben betraut gewesen war.

11. Leontius/Legontius |

Auffällig ist die Existenz eines zeit- und namensgleichen Metzer Bischofs Leontius. Eine – kirchenrechtlich sehr problematische – Identität mit dem Trierer Leontius wird nicht erwogen bzw. für nicht möglich gehalten; die Nähe der Festtage wird mit einer modifizierenden Übernahme des Metzer Datums erklärt. (siehe auch Nr. 2.) II: Forschungsliteratur – Diskussion [a] Zu Inhalt und Hintergrund des Briefes: Caspar, Papsttum 1 S. 439 – 447 – Fuhrmann, Horst: Studien zur Geschichte mittelalterlicher Patriarchate 1, in: ZRG KA 39 (1953) S. 112 – 176; S. 147 – 159 – Langgärtner, Gallienpolitik S. 61 – 74, bes. S. 67 ff. – Boshof, Rombeziehungen S. 105 – 107 – Mathisen, Factionalism S. 147 – 172, bes. S. 157 ff. – Heinzelmann, Martin: The ‚affair‘ of Hilary of Arles (445) and Gallo-­Roman identity in the fifth century, in: Fifth-­century Gaul: a crisis of identity ?, hg. von John Drinkwater / Hugh Elton, Cambridge 1992, S. 239 – 251; s. weiter bei [c].

[b] Zur Namensform: In den Quellen und dementsprechend in der Literatur werden unterschiedliche Namensformen verwendet. Welche Namensform als die authentische anzusehen ist, wird unterschiedlich beurteilt. Duchesne, FE 3 S. 36 (noch ohne Verwertung von JK  407) emendierte die Namensform Legontius (Legoncius, Legentius, Ligoncius) der verschiedenen Fassungen der Bischofsliste zu Leontius. Gauthier, Évangélisation S. 128 Anm. 32 erwägt, dass Legontius ein Vulgarismus für die inschriftlich in Trier bezeugte Form Lycontius (RICG I, Nr. 150) sein könne. Ewig und vor allem Anton, die den Trierer Bischof mit dem 445 genannten Leontius identifizieren, gehen von Authentizität dieser Namensform aus. Auffällig bleibt der fast einheitliche Gebrauch der Form Legontius in der Trierer Tradition (Nr. 3, Nr. 8, Nr. 9). Die verschiedenen Überlieferungen des Papstbriefes bringen einheitlich die Namensform Leontius. Hinzuweisen ist auch auf diese (konjizierte?) Namensform im Brevier von 1541 (siehe Nr. 5). [c] Frage der Identität: Die von der älteren Trierer Lokalgeschichtsschreibung für Leontius genannte (z. T. bis heute tradierte) Pontifikatsdauer 407 – 409 (Bro[u]­wer / Masen, Antiquitates 1 S. 280 f. [dazu bereits kritisch AA SS Febr. III, S. 133]; Schmitt, Philipp: Geschichtsbuch der Pfarrei St. Paulin angefangen im Jahre 1848 von dem Pastor Schmitt (Trier, Pfarrarchiv St. Paulin Nr. 4) S. 112, S. 446; Beissel, Stephan: Geschichte der Trierer Kirchen, ihrer Reliquien und Kunstschätze 1 – 2, Trier ²1889,1 S. 217; 1993 noch Embach, Michael: Die Adalbert-­Vita des Benediktinermönchs Ruodpert von Mettlach – Eine hagiographische Auftragsarbeit Erzbischof Egberts von Trier, in: Ronig, Franz Josef [Hg.]: Egbert. Erzbischof von Trier 977 – 993. Gedenkschrift der Diözese Trier zum

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112 | Hauptteil 1000. Todestag, Bd. 2: Aufsätze [Trierer Zeitschrift, Beiheft 18], Trier 1993, S. 15 – 36; S. 30) entbehrt jeder Grundlage. Seit Duchesne (FE  3 S. 36) gab es zum Trierer Bischof Leontius nur Verweise auf die Bischofsliste und keine Verknüpfung des in JK 407 genannten Leontius mit Trier. Dessen Sedes wurde gemäß der Adresse von JK 407 in der Kirchenprovinz Vienne vermutet (Duchesne, FE 1 S. 117; Fuhrmann, Patriarchate 1 S. 156 – 158; vgl. auch bes. S. 158 und S. 157 mit Anm. 151: Viennensis sei im Sinn des Arler Herrschaftsbereichs des Patroclus und des Hilarius zu verstehen. In logischer, doch kaum zutreffender Deutung heißt es, Leontius solle in gewisser Weise den Zusammenhalt des Arler Bereichs gewährleisten). Bei dem Ehrenseniorat dachte Caspar, Papsttum 1 S. 445 f. an eine gesamtgallische „Institution“, analog zu früheren Verhältnissen in Spanien, Afrika und vielleicht in Gallien. Pointierter konstatiert Langgärtner, Gallienpolitik S. 71 f. Anm. 27: „Das Recht zur Einberufung von Synoden, die sich über das Gebiet einer Provinz hinaus ausdehnte, übertrug Leo dem dienstältesten gallischen Bischof Leontius … .“ Mit der Deutung von Caspar und Langgärtner war bzw. ist ein gesamtgallischer Bezug vorgeformt. Die Identifizierung des 445 genannten Leontius mit dem Legontius der Trierer Bischofsliste wurde konkret erstmals vorgenommen 1954 von Ewig, Trier im Merowingerreich S. 39 – 43 (zurückhaltender: Ders.: Kaiserliche und apostolische Tradition im mittelalterlichen Trier, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2 S. 51 – 90 [zuerst 1956/1958], S. 83 Anm. 164; Ders., Kaiserstadt S. 46; deutlicher für Identität: Ders., Observations sur la grandeur et la décadence de Trèves la romaine, in: Spätantikes und fränkisches Gallien 2, S. 21 – 32 [zuerst 1973], S. 30 f.). Ewigs Identifizierung wurde 1972 von Heyen (Paulin S. 284) übernommen. Im Unterschied dazu fand 1975 Boshof (Rombeziehungen S. 105 – 107): Ewigs Argumentation sei chronologisch stimmig, aber von der Sache her unwahrscheinlich, da Leo I. bei der Regelung der südgallischen Metropolitanverhältnisse kaum eigene Richtlinien durch Bestallung eines provinzfremden Bischofs durchbrochen hätte (pointiert Boshof 1992: GP 10, 1 Anm. zu Nr. ? 12 S. 26). Zurückhaltende Aufnahme fand Ewigs These 1980 bei Gauthier, Évangélisation S. 128, S. 131 (ohne Kenntnis von Boshof). Anton plädiert seit 1987 nachdrücklich für Identität des in JK 407 genannten Leontius mit dem Trierer Bischof (Anton, Trier S. 81 f.; Ders., Trierer Kirche S. 22; Ders., Führungsschicht S. 50 mit Anm. 23, S. 64; Ders., Rez. von Boshof, GP 10, 1, in: RhVjbll. 59 (1995) S. 354; Ders., Trier von der Spätantike S. 19): Die innere Logik von JK 407 erfordere keine Sedes von Leontius im betroffenen Bezirk, da der Ehrenseniorat die Metropolitanordnung gerade überwölben sollte. Zudem gehe der gesamtgallische Bezug aus JK 407 und der kaiserlichen Verfügung explizit hervor (so auch Boshof, Rombeziehungen S. 106 f.). Wie oben bemerkt, ist die gesamtgallische Perspektive von Papst Leos Maßnahme in der Forschung gesehen (Caspar, Langgärtner). Eine solche Wertung kann sich nicht nur auf den Tenor von Leos Brief-­Dekretale stützen. Die Leos Verfügung aufnehmende und konfirmierende Novelle Kaiser Valentinians III. (Nr. 2) ist betont auf Gesamtgallien

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bezogen, und auch die Musterung im Speziellen zeigt: Leo reagiert auf die über die erweiterte Viennensis im Sinne des Arler Herrschaftsbereichs hinausgehenden Ausgriffe des Hilarius. Er maßregelt die Bischöfe Cheledonius und Proiectus. Der Erste hatte die Sedes der Provinz Maxima Sequanorum inne, der Zweite amtierte vielleicht auch außerhalb der Viennensis (s. Duchesne, FE 1 S. 114; Caspar, Papsttum 1 S. 440 f., S. 443 f.; Langgärtner, Gallienpolitik S. 61 f., S. 70 f., S. 73 f. [Proiectus evtl. Bischof in Provinz Alpes Maritimae; abstrus Mathisen, Factionalism S. 162]). Schon in der frühen Rezeption der Papstdekretale (Collectio Lugdunensis – Vita des Romanus) ist dann weiter dieses gesamtgallische Paradigma klar zu fassen. Doch mehr als das: Im April des Jahres 450 artikulieren eine Reihe von Bischöfen aus dem Süden Galliens in einem Schreiben an Papst Leo I. den Anspruch des Metropoliten Hilarius auf die Viennensis, sodann explizit auch auf seinen Vorrang über die gesamte gallische Kirche (Epistolae Arelatenses genuinae Nr. 12 S. 17 – 19; S. 18; S. 19: sicut ecclesia Arelatensis intra Gallias primatos in sacerdotio merito, ita etiam civitas ipsa principatum in saeculo oportunitatis gratia possideret). Leo schärft in seiner Dekretale klar den Rang der Metropoliten ein. So nennt er den Metropoliten Cheledonius frater et coepiscopus, ebenso Leontius. Leontius ist Nachbar der Diözese Besançon. Was konnte näherliegen, als in der gesamtgallischen Warte ihn generell mit dem Ehrenpräsidium für exzeptionelle, doch der Tradition vertraute überprovinziale Synoden zu betrauen? Leo sah sich dem rechtlich-­verfassungsmäßigen Anspruch auf die gesamte alte Provinz Gallien gegenüber, ja dem auf die Obergewalt über ganz Gallien. Dem stellt er den „Ehrenseniorat“ des gesamtgallischen Alterspräsidenten entgegen. Damit lässt er Hilarius ins Leere laufen (vgl. Langgärtner, Gallienpolitik S. 77, der die Obermetropolitangewalt des Papstes in Leontius symbolisiert sieht). Der scheinbar störende Schluss auf die Autonomie der Einzelprovinzen soll die neue Konstruktion der Verbindung einer leeren Prärogative mit der faktischen Alleinzuständigkeit der Metropoliten in ihren Provinzen bekräftigen. Gleichwohl ist mit Leontius ein Metropolit mit der provinzübergreifenden Ehrenaufgabe versehen. Eine Identifizierung mit dem zeit- und namensgleichen Metzer Bischof Leontius wird denn auch wegen dessen fehlenden Metropolitanrangs abgelehnt (Ewig, Trier im Merowingerreich S. 41; Anton, Trier S. 82 Anm. 173; siehe auch [g]). Ohne Kenntnis der Diskussion seit Ewig/Boshof sieht Mathisen, Factionalism S. 163 f. in abstruser Gedankenführung in Leontius den Bischof von Trois-­Châteaux (Prov. Vienne); er vermutet Identität mit dem gallischen Bischof Leontius, an den Papst Coelestin I. 431 u. a. seinen Brief Apostolici verba (PL 50 528 – 537; JK 381) gerichtet hatte, und sieht ihn als schärfsten Gegner von Hilarius. [d] Herkunft: Von Bro(u)wer aufgrund des Namens vermutete aquitanische Herkunft des Leontius und Zugehörigkeit zu den Pontii wurde bereits von den Bollandisten kritisiert (AA SS

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114 | Hauptteil Febr. III S. 133). Aufgegriffen aber ist die These bei Ewig, Trier im Merowingerreich S. 39 mit Anm. 143 unter Verweis auf die Beliebtheit des Namens bei den Pontii und Ruricii; dem folgt Heintz, Albert: Trier und Aquitanien. Ihre kirchlichen Beziehungen in spätrömischer und fränkischer Zeit, in: Pastor bonus 64 (1955) S. 363 – 373; S. 370. In der neueren Forschung (Boshof, Gauthier, Anton) wird die Frage nicht angesprochen. Ob allein ein zu dieser Zeit für Gallien eher häufiger Name (Belege bei Ewig, ebd. S. 39 Anm. 143) in diesem Zusammenhang ein verwertbares Indiz ist, scheint fraglich, doch ist auf die explizite Zuschreibung einer aquitanischen Herkunft in der Tradition von Béarn-­Lescar hinzuweisen (siehe Nr. 5). [e] Zur Zugehörigkeit zur Senatorenaristokratie: Anton, Führungsschicht S. 69. [f] Ehrenseniorat: Zu den Befugnissen vgl. [c] sowie die dort genannte Literatur. Die Deutung von Caspar, Papsttum 1 S. 445 (so auch Fuhrmann, Patriarchate 1 S. 158; Boshof, Rombeziehungen S. 107) als Vorsitz des amtsältesten Bischofs ist durch den Gesichtspunkt des hohen Lebensalters zu ergänzen. Zur Wertung für Trier: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 46 f.; Anton, Trier S. 81 f.; Ders., Trier von der Spätantike S. 19; Ders., Führungsschicht S. 64, S. 69; Ders., Trierer Kirche S. 22. [g] Namens-, Zeit- und Festgleichheit mit dem Metzer Bischof Legontius: Auffällig ist, dass in der Metzer Bischofsliste (Duchesne, FE 3 S. 44 – 54; S. 52 ff. Nr. 12) zur (mutmaßlich) gleichen Zeit ebenfalls ein Bischof Leontius aufgeführt ist. Dessen bereits Mitte des 9. Jahrhunderts belegter Festtag (18. Februar) weicht nur einen Tag von dem des Trierer Leontius (19. Februar) ab. (Siehe [c]; Nr. 6, Nr.17). Zu den Bezügen zwischen Metzer und Trierer Bischofslisten in diesem Zusammenhang s. Nr. 3. Literatur:

Siehe [a] und [c]. 2 445 Jul. 8

Kaiser Valentinian III. bestätigt in einer Novelle die Regelungen Papst Leos I. (ohne Erwähnung von Leontius), bezieht sie auf das gesamte Gallien und verfügt für dieses reichsrechtlich die Jurisdiktion des Papstes. Eintrag/Text:

DD. NN. IMPP. THEOD(OSIVS) ET VALENT(INIANVS) AA. AETIO VIRO INL(VSTRI) COM (ITI ) ET MAG (ISTRO ) VTRIVSQVE MILITIAE ET PATRICIO Certvm est et nobis … . … praecepta nostra violari. ET MANV DIVINA: DIVINITAS TE SERVET PER MULTOS ANNOS, … . DAT. VIII ID. IVL. ROMAE VALENTINIANO A. VI ET NOMO VC. CONSS.

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Angeführt sind die tumultus für die transalpinae ecclesiae, die Bischof Hilarius von Arles verursacht hatte. – … sicut venerabilis viri Leonis Romani papae fideli relatione conperimvs. Gegen diese Vergehen contra imperii maiestatem et contra reverentiam apostolicae sedis war die Sententia des römischen Bischofs ergangen. Et erat quidem ipsa sententia per Gallias etiam sine imperiali sanctione valitura …, hac perenni sanc­ tione censemvs, ne quid tam episcopis Gallicanis qvam aliarvm provinciarvm contra consvetvdinem veterem liceat sine viri venerabilis papae vrbis aeternae avctoritate temptare. Sed hoc illis omnibvsqve pro lege sit qvidqvid sanxit vel sanxerit apostolicae sedis avctoritas. Bei Verweigern der Folgeleistung, bei dem römischen Stuhl zu erscheinen, wird die Zwangsvorführung durch den moderator provinciae angeordnet. Quelle/Überlieferung:

Collectio Coloniensis: Köln, EDDB cod. 212, 6. Jahrhundert, Südfrankreich, fol. 27r – ­v (Eschatokoll fehlt); zu dieser Sammlung s. Prolegomena zur Ausgabe S. LVf., S. LXXVII. Zu weiteren hier einschlägigen Sammlungen ebd. S. XIII, S. XV, S. XVIII – XXIII. Ausgabe(n):

Leges Novellae ad Theodosianum pertinentes, ed. Paul M. Meyer / Theodor Mommsen (Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et Leges Novellae ad Theodosianum pertinentes 2), Berlin 1905 (Ndr.), Nr. XVII S. 101 – 103 Regesten:

Seeck, Regesten S. 376 Kommentar:

Die Bedeutung dieses Reskripts, das natürlicherweise Leontius weder nennt noch auf den Ehrenseniorat eingeht, für Trier liegt darin, dass es explizit den gesamtgallischen Bezug der Verfügung Leos I. – und damit implizit auch den der Bestallung von Leontius zum Ehrensenior – herstellt. (Siehe Nr. 1.) Literatur:

Duchesne, FE 1 S. 118 – Caspar, Papsttum 1 S. 446 f. – Enßlin, Wilhelm: Valentinians III. Novellen XVII und XVIII von 445. Ein Beitrag zur Stellung von Staat und Kirche, in: ZRG RA 57 (1937) S. 367 – 378; S. 374 ff. – Fuhrmann, Patriarchate 1 S. 158 f. – Langgärtner, Gallienpolitik S. 74 – 78 (S. 75: Leo habe das Schreiben wohl selbst mit seinem Brief nach Gallien gesandt; S 77: die obermetropolitane Gewalt über Gallien sei in Leontius symbolisiert) – Mathisen, Factionalism S. 164 – 166 – Anton, Hans Hubert: Kaiserliches Selbstverständnis in der Religionspolitik der Spätantike und päpstliche Herrschaftsinterpretation im 5. Jahrhundert, in: ZKG 88 (1977) S. 38 – 84; S. 67 – 69

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116 | Hauptteil B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen Zu den frühesten Nachweisen in martyrologischen, kalendarischen und liturgischen Zeugnissen ab dem späteren 9. Jahrhundert, im 10./11. Jahrhundert sowie an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert s. C (Kult und Verehrung). 3 10 Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt Bischof Leontius mit Ausnahme von Fassung VII. Die Fassungen I – VI bringen Leontius an 11., die Fassung VIII an 19. und Fassung IX an 34. Stelle. Der Name wird in den Schreibweisen Legontius (I, V, VI, VI a, VIII), Legoncius (II), Legentius (III, IV), Ligoncius (IX) verzeichnet. In Fassung VII fehlt Leontius. In Fassung VI ist ihm wie den Bischöfen von Eucharius bis Paulinus sowie den Bischöfen Felix, Marus, Abrunculus, Rusticus, Nicetius, Magnericus, Modoaldus, Basinus und Leutwinus das Epithet sanctus beigelegt, wie alle Bischöfe dieser Fassung ist er als archiepiscopus geführt. Eintrag/Text:

Abfolge in den Fassungen: I, V Mauricius, Legontius, Severus II Mauricius, Legoncius, Severus III, IV Mauricius, Legentius, Severus VI Mauricius archiepiscopus, sanctus Legontius archiepiscopus, Severus archiepiscopus VI a p[ost] mauricium legoncius. dein[de] Auctor. p[ost] h[un]­­c seuerus VII Mauritius, Severus VIII Mauricius, Legontius, Auctor, Severus IX Mauricius, Ligoncius, Auctor, Severus Quelle/Überlieferung:

Siehe Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 37, S. 299 Z. 40(f.), S. 301 Z. 39 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 11 – VI a H. H. Anton nach Hs.

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Kommentar:

Vor der Abfassung der Vita für einen apokryphen Bischof Auctor bald nach 1113 (s. MGH SS 8 S. 158 Anm. 14; der spätere Ansatz im 12. Jahrhundert: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 159 – 167) ist mit der Einfügung dieses Namens nach Legontius in Fassung VI a, VIII und IX eine Angleichung an die Abfolge der Metzer Bischöfe (Duchesne, FE 3 S. 52) des 5. Jahrhunderts gegeben. In den frühen Trierer Fassungen begegnet der Name Auctor nicht. D. h. es ist wohl mit zwei Trägern gleichen Namens in Trier (fiktiv) und Metz (real) zu rechnen. Die Amplifizierung der Trierer Listenfassungen gehört wohl in den Umkreis der entstehenden Gesta-­Treverorum-­ Rezension A im ausgehenden 11. Jahrhundert. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63. Ausführliche Literaturangaben Anton, Regesten Trier I, 1 S. 63 – 66; bes. dort S. 58 f. (Zusammenhang amplifizierte Bischofsliste – Gesta Treverorum Rez. A) – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 159 f. 4 um 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Leontius wird als Nachfolger des Bischofs Mauricius und als Vorgänger des (unhistorischen Trierer Bischofs) Auctor genannt. Eintrag/Text:

Post quem (Mauricius sc.) sanctus Legontius; deinde sanctus Auctor; post quem sanc­ tus Severus. (Die spätmittelalterlichen Hss. bieten die Namensform leguntius. Im Wolfenbütteler Codex B 2 [12. Jh.] der Handschriftenklasse B [Fassung der Gesta Treverorum um 1130] steht als Namensform: leoncius. Die Handschriftenklasse C [3. Fassung der Gesta – Hss. ab 12. Jh.] hat ligontius. Die spätmittelalterliche Hs. A 5b hat im Duktus: Deinde post Mauricium efficitur presul Treberorum sanctus Leguntius. Deinde post illum Auctor. Post illum Severus). Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; S. 124 zu Hs. A 5b. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 12 f. mit App. u. Z. 32 f. Kommentar:

Für die gebotene Abfolge der Bischöfe Mauricius, Legontius, Auctor, Severus ist wieder auf den bei der Bischofsliste (Nr. 3) genannten Zusammenhang zwischen der entstehenden Rezension A der Gesta Treverorum und den (späteren) Fassungen der Bischofsliste VI a, VIII und IX zu verweisen (s. Anton, Regesten Trier I, 1 S. 58, S. 58 f.).

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118 | Hauptteil Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1: Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 und die dort aufgeführte Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). 5 Zeit des Leontius, unbestimmt

Julian, ein Schüler des hl. Leontius, gründet nach frühneuzeitlicher Tradition das Bistum Béarn-­Lescar. Nach einem Brevier aus Béarn-­Lescar von 1541 war der Begründer des Bistums, der hl. Julian, Diakon der von dem Petrusschüler Valerius begründeten Trierer Kirche und wurde von Bischof Leontius, selbst aquitanischer Herkunft, zum Bischof geweiht, um die dem Götzendienst verfallenen Bewohner von Béarn zum christlichen Glauben zurückzuführen. Eintrag/Text:

Zum 20. August S. Leontii, episcopi Lectio I. Treveris, Gallie Belgice caput, civitas antiquissima, temporibus Abrae, a Tre­ beta, Nini Assiriorum regis germano (ut veterum narrant historie) condita, a seque nominata tante prerogativa dignitatis fulget, ut ejus archipresul e septem electoribus imperatoris dignior habitus sit. Ea sane civitas a Valerio episcopo, beati Petri discipulo, primum Christi evangelium suscepit. Lectiones II, III und IIII. Habuit et ipsa Leontium, episcopum totius sanctitatis virum, … . Ejus erat discipulus, mire sanctimonie vir, Julianus, scilicet magistri diligentissimus emulator. Leontius erfährt, dass die patria Bearnica nach schwacher Christianisierung nidoribus falsorum numinum involuta, incredula et in sceno superstitionum feda jaceret, illuc prefatum Julianum quam citius destinavit … . Cumque populum Bearnacensium prius, ut diximus, ydolis deditum, ad veram Christi religionem perduxisset, vir Dei Leontius, limina Jacobi apostoli, … visitare disposuit. Lectiones VI – IX. Tod, Wunder und Beisetzung des Leontius. … corpus, …, honorifice reconditum est altari sedis discipuli (Juliani sc.) Zu 21. August S. Juliani, conf[essoris], pont[ificis] Beatissimus Julianus Lascurensis urbem ingrediens, pastoris officium et felix patroci­ nium meruit. Lectiones I – III. Post Domini nostri Jesu Christi gloriosam Resurrectionem ejusque ad celos admirabilem Ascensionem, apud Treverorum civitatem, vir fuit quidam sanctis­ simus, nomine Leontius, ejusdem civitatis episcopus … . Sciens Galliarum per maxi­ mam partem cultui demonum esse deditam, nimium afficiebatur dolore, perpendens

11. Leontius/Legontius |

et considerans, quam esset iniustum et indecens, ut princeps tenebrarum in creatura Dei haberet dominatum. Missionsauftrag des Leontius an Julian. Lectiones IIII – VI. … Julianus, adjunctum secum duobus presbyteris Austriliano et Alpiniano, ita quod ei fuerat a Christi discipulo imperatum arripuit, et cum omni velocitate ceptam viam laborabat conficere. Unterwegs Tod eines der Gefährten, des Austrilianus. … Julianus iter ceptum dimisit et, velocissimo gressu ad beatum Christi discipulum rediens, quae in via sibi acciderant, eidem retulit. Leontius schickt Julianus mit seinem baculus zum Grab, um damit den Leichnam zu berühren. … Julianus … tetigit corpus defuncti baculo quem manu tenebat. – Post festum Juliani Lectio I Erweckung des Toten; Lectiones IIff. Missionswerk des Julianus. Quelle/Überlieferung:

Victor (Pierre) Dubarat: Le Bréviaire de Lescar de 1541. Réédité avec une Introduction et des Notes sur nos anciennes Liturgies locales, Pau/Paris 1891, S. XVI – XVIII; S. XVIII: « Le texte du bréviaire de Lescar a été plus ou moins emprunté au très ancien manuscrit relatant les miracles de S. Martial », s. auch S. XVI. Die Abhängigkeit von der Martial-­Legende bezieht sich vorrangig auf deren Miracula (s. Kommentar c); s.  BHL 5561; BHL 5562; s. Dubarat S.  LIX – LXV; zunächst Erstdruck in Diözesanarchiv des Erzbistums Auch: Fol. 1r: Breviarium ad usum Ecclesie Lascurren[sis]. Auctoritate illustris ac Revere[n]­di in xpo (Christo) patris d[omi]­­ni Jacobi de Fuxo, eiusdem sedis ep[iscopu]­­s in lucem produxit M.D.XLI. Proprium de sanctis (fol. 303r) fol. 1r – (fol. 552v) fol. 250r. Ausgabe(n):

Dubarat, Bréviaire S. 1 – 265; S. 164 f. (Leontius); S. 165 – 168 (Julianus); S. 254 f. (Kommentar) Regesten (regestenartige Zusammenfassungen):

Petrus de Marca: Histoire de Béarn 1, Paris 1640, S. 69 f. – Gallia Christiana, in provincias ecclesiasticas distributa … 1, Paris 1715 (Ndr. 1970), Sp. 285 – AA SS Aug. IV, Antwerpen 1739, S. 441B-E (referiert ist der frühe von Petrus de Marca gebotene Stand). Kommentar:

a) Allgemeines: Die Nachricht dürfte – im Gegensatz zur Auffassung der französischen Forschung – im Kern nicht ohne weiteres zu verwerfen sein, da hier ein offenbar von Trier unabhängiger Traditionsstrang fassbar wird. Die behauptete aquitanische Herkunft des Leontius lässt sich allerdings nicht erweisen. Zeitpunkt bzw. Hintergrund der Remissionierungsaktion Julians werden in der neueren Forschung nicht diskutiert; der ältere Ansatz von de Marca „um 400“ ist jedenfalls nicht mit den Pontifikatsdaten des

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120 | Hauptteil Leontius vereinbar. Zu beachten ist, dass Julian im Gebiet der 418 in Aquitanien angesiedelten arianischen Westgoten agierte. Ein Zusammenhang mit dem Ehrenseniorat des Leontius von 445 kann zwar nicht ausgeschlossen werden, doch ist die in Frage kommende Zeitspanne sehr kurz; eher dürfte die Mission früher anzusetzen sein. Auffällig ist, dass ein Schüler des Leontius zwar Bischof in Béarn-­Lescar wurde, dass der Nachfolger des Leontius, Severus, jedoch ein Schüler des Bischofs Lupus von Troyes war. b) Forschungsdiskussion: Die französische Forschung (diskutiert und erweitert um Mitteilungen aus dem Departementarchiv Basses Pyrénées in Pau bei Ewig, Trier im Merowingerreich S. 29 f. Anm. 144) verwirft weitestgehend den Bericht oder billigt ihm keinen eigenständigen Quellenwert zu; s. Duchesne, FE 2 S. 100 Anm. 1. Noch in Unkenntnis des Textes und seiner umfassenderen und eindringlichen Behandlung durch den Herausgeber Dubarat hält Ewig S. 40 mit sehr gewichtigen Gründen im Gegensatz dazu eine freie Erfindung im 16. Jahrhundert für schwer vorstellbar, zumal aus dem mittelalterlichen Trier keine derartige Überlieferung bekannt sei. Anton, Trier S. 82 misst dem Bericht unter Verweis auf Ewig Gewicht bei. Nicht erörtert ist er bei Gauthier und Boshof. c) Neue Perspektiven: Duchesne hatte seinen Landsmann Dubarat zu knapp abgetan. Dieser hatte in seiner umfassenden Einleitung (S.  XIV  – XXI ) den historischen Kern der legendenumrankten Darstellung herauszuarbeiten gesucht. Danach wäre Leontius zwischen 407 und 420 von Trier gekommen, wäre Bischof in Bordeaux geworden und hätte von dort seinen Trierer Diakon Julian zur Mission des Béarn gesandt, Julian sei bis mindestens 441 Bischof von Lescar gewesen. Fiktion sei zweifellos die Pilgerschaft des Leontius zum Grab des hl. Jacobus in Spanien; die Inanspruchnahme des Grabes des Leontius im Béarn erkläre sich aus dem Wunsch, mit anderen Kirchen Galliens bezüglich apostolischer Ansprüche gleichzuziehen. Die Missionstätigkeit des Julian, seine Begleitung durch zwei Diakone, den Tod des einen und die Erweckung mit dem Stab des Leontius sowie die Wundergeschichten am Grab des Julian seien aus der Tradition des Martialis von Limoges genommen (S.  XVI – XVIII). Für die Aussagen zum frühen Trier gelte „Tout cela sent la fable“ (S. 254; s. auch die weitere Kommentierung S. 254 f.). Zu diesem allem ist festzuhalten: Trotz guten historischen Sensus gelingt Dubarat eine im Ganzen nicht haltbare Rekonstruktion. Tragfähig sind seine Konklusionen zu Leontius, zu seiner Herkunft aus Trier und zu seinem Verhältnis zu Julian – also wesentliche Elemente in der Grundfrage. Offensichtlich sind Berührungen mit der Vita bzw. den Viten des Martialis von Limoges, besonders gilt das für die Wundergeschichten. Schwierig ist die Beantwortung der Frage, in welcher Version die Vita des Martialis dem Redaktor des Breviariums vorlag. Die Missionsfahrt des Julian

11. Leontius/Legontius |

nach Beauftragung durch Leontius, der Tod eines Begleiters unterwegs, die Rückwendung des Julian an Leontius, das Staberweckungswunder – all das hat Parallelen und explizite verbale Übereinstimmungen mit der Martialis-­Version. Doch ist diese in ihrer Verflechtung mit analogen Viten zu sehen. Unter diesen ist die Vita der Trierer Gründerbischöfe Eucharius, Valerius und Maternus die am nächsten stehende. (Die Zusammenhänge sind detailliert vorgestellt: Anton, Neue Studien S. 61 – 66; s. auch Ders., Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 23; Valerius Nr. 40; Maternus Nr. 18; neuestens weiterführend und z. T. klärend: Ders., Bistumsgründungstraditionen S. 53 ff.). Es ist zu beachten, dass Julian für seine Missionsaktion zwei Begleiter hat, die Martialisvita kennt in der ersten ausgeführten Form nur einen Begleiter, es kann aber wohl von ihrer späteren Aurelianus-­Version auf zwei Begleiter geschlossen werden. Wie das Breviarium von Wavre (1752) kennt das von Lescar zwei Begleiter (Dubarat, Bréviaire S. XVI Anm. 6). Im Gegensatz zur Martialis-­Vita, die bacterium bietet, und gemeinsam mit der Trierer Legende heißt das Werkzeug der Erweckung baculus. Einer im Trierer Text theologisch geprägten Glaubenspredigt korrespondiert ein knapper Passus im Lescar-­Breviarium (Dubarat, Bréviaire S. 167). Der Redaktor des Textes von Lescar orientiert sich am Trierer Muster. Dort sendet der Apostel Petrus Eucharius, Valerius und Maternus nach Trier, hier schickt der Trierer Leontius (der in der Nachfolge der ersten Trierer Bischöfe steht) Julian und seine zwei Gefährten. Der Schluss muss lauten, dass eine an der Trierer Fassung modifizierte Martialis-­Version benutzt wurde. – Die Passus zu Leontius sind klar mit fiktivem Legendengehalt ausgestattet, andererseits ist mit dem Eingang, den Dubarat nicht einordnen konnte, auf Trierer Fundus zurückgegriffen. Die Sicht von Trier als Kapitale der Gallia Belgica gehört zum relativ alten Trierer Traditionsbestand, die Gründung durch den namengebenden Trebeta seit dem hohen Mittelalter (s. etwa Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 36 S. 149 – 152: Hystoria Treverorum), die Rolle Triers im Kurfürstenkolleg, hier als vorrangig herausgestellt, verknüpft die Verfassungsgegebenheiten des späteren Mittelalters mit Rangansprüchen des 10. und 11. Jahrhunderts. Ganz besonders ist der Rekurs auf den Fundus trierischer Ideologie bei Valerius fassbar. Er wird als Petrusschüler präsentiert, der das Evangelium an die Civitas Trier vermittelt habe. In einem heortologischen Zeugnis ist Valerius in der Tat explizit als erster der Trierer Bischöfe als Petrusschüler apostrophiert, von den frühesten Bischöfen hat er Aufnahme in das Martyrologium Hieronymianum gefunden, und besonders wichtig – früh ist seine Verehrung im äußersten Süden Galliens bezeugt (Anton, Regesten Trier I, 1, Valerius Nr. 2 S. 385 – 389; S. 387; Nr. 62 b S. 464 f. sowie S. 31). Der Schluss ist unabweisbar: Man hatte in Béarn/Lescar – zwar legendarisch stark verformte, doch eindeutig substantielle – Reminiszenzen an den Trierer Bischof Leontius.

121

122 | Hauptteil Literatur:

Anton, Hans Hubert: Regesten Trier I, 1 s. Kommentar – Dubarat, Victor Pierre: Le Bréviaire de Lescar de 1541. Réédité avec une Introduction et des Notes sur nos anciennes Liturgies locales, Pau/Paris 1891, S. XIV – XIX; S. LIX – LXV – Duchesne, FE 2 S. 100 Anm. 1 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 39 – 43 – Bibliotheca Sanctorum 6, Rom 1965, Sp. 1201 (Wasselynck, René: Giuliano, vescovo di Lescar) – Bibliotheca Sanctorum 7, Rom 1966, Sp. 1329 f. (Falkenstein, Ludwig: Leonzio, vescovo di Treviri) – Labau, Denis: Les évêques et la cathédrale de Lescar des origines à la Réforme, Pau 1972, S. 34 – 36 mit S. 49 – 51 (ansprechende Darstellung eines gebildeten Arztes mit einem Kritik und Achtung der Poésie religieuse historischer Traditionen verbindenden sens historique) – Anton, Hans Hubert: Neue Studien zu Trier im frühen und hohen Mittelalter: Zum Trierer hagiographischen Corpus und zu den Bischofsviten, in: RhVbll. 71 (2007) S. 43 – 83; S. 66 – Ders.: Bistumsgründungstraditionen in hagiographischen und hagiographiebezogenen Texten, in: Hagiographica XXIV (2017) S. 1 – 64; S. 53 ff. Zu einem möglichen Hintergrund der Remissionierung: Rouche, Michel: Aquitaine des Wisigoths aux Arabes 418 – 781. Naisssance d’une région, Paris 1979 – Nixon, Charles E. V.: Relations between Visigoths and Romans in fifth-­century Gaul, in: Drinkwater / Elton, Fifth-­century Gaul S. 64 – 74 C Der Bischof in Kult und Verehrung Zur sanctus-­Apostrophierung des Leontius in der Bischofsliste (Fassung VI) und in den Gesta Treverorum s. Nr. 3 und Nr. 4. 6 ca. 850 – 10. Jh. Mitte

Die früheste Bezeugung des Leontius als eines Trierer heiligen Bischofs findet sich in der Echternacher Handschrift der Metzer Redaktion des Florus-­Martyrologiums und zwar zum 18. Februar. Eintrag/Text:

XII K[ a]­l[endas] Mart[ii] Treberis civitate, depositio s[an]­c[t]­i Legoncii ep[iscop]­i et

confessoris Dieser Eintrag ist ausradiert, von etwas späterer Hand über die Einträge zum 19. Februar gesetzt: treberis depositio s[an]­c[t]­i legoncii ep[iscop]­i et confessoris Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert Benediktinerkloster Echternach (Bistum Trier), fol. 5r – 107v; fol. 16v; fol. 17r http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9066767d/f87.item

11. Leontius/Legontius |

Ausgabe(n):

(Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du Martyrologe romain, Paris 1908 [Ndr. Aalen 1960], S. 234 – 237; S. 234) Kommentar:

In der Filiation der frühen historischen Martyrologien vom Beda-­Martyrologium über das Martyrologium Lugdunense (kurz vor 806) und die beiden Stufen des Martyrologiums des Florus von Lyon handelt es sich hier um Metzer Sonderüberlieferung, die klar das Grundgerüst des Martyrologium Hieronymianum erkennen lässt. Die Echternacher Fassung bietet sowohl in der Grundanlage wie auch in den späteren Zufügungen einen starken spezifisch Trierer Zuschnitt. Der Sachverhalt bedarf besonderer Untersuchung, doch steht nach den diffizilen und gründlichen Eruierungen von Quentin schon fest, dass in dem Pariser Manuskript des 12. Jahrhunderts der Eintrag von Legontius wie die Einträge der im Martyrologium Hieronymianum geführten Trierer Bischöfe Valerius, Maximinus, Paulinus, Miletus sowie auch die zu Eucharius, zu Maternus, Marus, Felix, Magnerich und Willibrord zur früheren Schicht gehören, deren Fixierung in der oben genannten Zeitspanne Quentin (S. 243; S. 682 – 690, S. 682 f.) ermittelt hat. – Das Metzer Datum 18. Februar für den dortigen Bischof Leontius ist bereits im 9. Jahrhundert bezeugt (s. Duchesne, FE 3 S. 47). In den das Echternacher Manuskript flankierenden Handschriften der Metzer Florus-­ Gruppe aus Toul und Remiremont findet sich dementsprechend der Eintrag XII Kl. mart. Mettis depositio sancti legontii ep[iscop]­i: Bnf lat. 10018, um 1300, fol. 35r – 95v; fol. 42v – 43r sowie XII Kl. mar. Metis ciuitate depositio s[an]­c[t]­i legoncii ep[iscop]­i et confessoris: BnF nouv. acq. lat. 349, 12. Jahrhundert, p. 217 – 348; p. 237 (Ausgabe: Quentin, Martyrologes S. 241) – Die Umdatierung des Memorientags auf den 19. Februar entspricht der Datierung des Nachtrags im Trier-­Prümer Hieronymianum abbreviatum (s. Nr. 9) und in den jüngeren Trierer liturgischen Kalendern. Literatur:

Siehe Kommentar. 7 980/990

Legontius wird in der Laetania universalis des von Erzbischof Egbert von Trier in Auftrag gegebenen Psalteriums in einer Abfolge Trierer Bischöfe als Heiliger angerufen. In der den Invozierten korrespondierenden Bildfolge innerhalb des Psalteriums ist er wie die übrigen als sanctus apostrophiert. Eintrag/Text:

Die Reihenfolge der heiligen Trierer Bischöfe (und anderer Trierer und Egbert verbundener Heiliger), die außer den Namen der Gottesmutter Maria (fol. 209r), der Apostel Petrus, Andreas (fol. 209r) und des Papstmärtyrers Clemens (fol. 209v) allein

123

124 | Hauptteil mit Goldtinte in Majuskeln geschrieben sind, lautet: fol. 210v: S[an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / S[an]­c[t]­e Agrici or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / S[an]­c[t]­e Nizeti or[a] / S[an]­c[t]­e Mare or[a] / S[an]­c[t]­e Felix or[a] / S[an]­c[t]­e Modualde or[a] – fol. 211r: S[an]­c[t]­e Liutuuine or[a] / S[an]­c[t]­e Legonti or[a] / S[an]­c[t]­e Magnerice or[a] / S[an]­c[t]­e Abruncule or[a] / S[an]­c[t]­e Uuillibrorde or[a] / S[an]­c[t]­e Castor or[a] / S[an]­c[t]­e Florine or[a] / S[an]­c[t]­e Beate or[a] / S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Babo or[a] / S[an]­c[t]­e Adalberte or[a] / S[an]­c[t]­e Heinrice or[a]. Bildbeischrift: S[AN]­C[TU]­S LEGONTIUS Quelle/Überlieferung:

Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI (Biblioteca Civica Codici sacri 6), fol. 209r – 212v; fol. 211r – Bild fol. 168v Ausgabe(n):

Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprintendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), Triest 2000; 1+ CD-ROM – Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier, Codex Gertrudianus, in Cividale. Historisch-­kritische Untersuchung (Festschrift der Gesellschaft für nützliche Forschungen zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens), hg. von Heinrich Volbert Sauerland / Arthur Haseloff, Trier 1901, S. 191 – 192; S. 192 – (Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Ders.: Recueil d’études Bollandiennes [Subsidia hagiographica 37], Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 205 – 213; S. 205) Kommentar:

Ob, wie Sauerland (S. 10) glaubt, eine einzige Hand die Litanei schrieb, muss offen bleiben. Nach Hoffmann, Buchkunst S. 315 wäre (anscheinend) die Trierer Namenfolge eine Zufügung des 11. Jahrhunderts. Dies ist mit paläographischen Argumenten zu widerlegen. Die zu Trier in Bezug stehenden universalen Heiligen (Maria, Petrus, Andreas, Clemens; letzterer ist wohl mit Blick auf den Egbert wichtigen Missionar Willibrord/Clemens genommen) sind in der gleichen goldenen Majuskel von gleicher Hand wie die Trierer Heiligen geschrieben. Außerdem sind die inhaltlichen Momente (Bezug spezieller Heiliger wie Bavo und Willibrord zu Erzbischof Egbert) sehr aussagekräftig; dies wird unterstrichen durch eine den Trierer Bischöfen geltende Miniaturenfolge. Die lange und immer noch strittige Frage, ob der Psalter auf der Reichenau (Haseloff; Sauerland) oder in Trier entstanden ist (zur Diskussion s. Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177), ist hier nicht weiter zu verfolgen. Offenbar sind die für Trier relevanten Namen in ein Reichenauer Litanei-­Schema (Paris, BnF lat. 18005; Sauerland/Haseloff, Psalter S. 194 f.; Coens, Litanies S. 211; Hoffmann, Buchkunst S. 338) mit Blick auf den trierischen Adressaten eingefügt worden.

11. Leontius/Legontius |

Literatur:

Sauerland, Heinrich Volbert: Der Psalter des trierischen Erzbischofs Egbert in Cividale. Eine historisch-­kritische Untersuchung und Darlegung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 2 – 42 – Haseloff, Arthur: Der Bildschmuck des Psalters Erzbischof Egberts von Trier in Cividale (Codex Gertrudianus) – Kunsthistorische Untersuchung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 43 – 198 – Coens, Litanies S. 204 – 213; S. 204 – 208 – Hoffmann, Hartmut: Buchkunst und Königtum im ottonischen und frühsalischen Reich (MGH Schriften 30, 1), Stuttgart 1986, S. 315; S. 338 – Barberi, Claudio: Il Salterio di Egberto nella storia degli studi, in: Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177 (Breite Wiedergabe des Forschungsgangs unter vor allem kunsthistorischen Fragestellungen) – Weiner, Andreas: Katalog der Kunstwerke um Erzbischof Egbert, in: Ronig, Franz Josef (Hg.): Egbert. Erzbischof von Trier 977 – 993. Gedenkschrift der Diözese Trier zum 1000. Todestag, Bd.1: Katalog- und Tafelband (Trierer Zeitschrift, Beiheft 18), Trier 1993, S. 17 – 48 – Embach, Michael: Die Adalbert-­Vita des Benediktinermönchs Ruodpert von Mettlach: eine hagiographische Auftragsarbeit Erzbischof Egberts von Trier, in: Egbert-­Gedenkschrift 2 S. 15 – 36 – Ronig, Franz Josef: Der Psalter des Trierer Erzbischofs Egbert in Cividale, in: Egbert-­Gedenkschrift 2 S. 163 – 168 8 11. Jh.

Legontius ist im Kalender einer Sammelhandschrift (aus dem Kanonikerstift [St. Marien-]­St. Paulin [Trier] ) nach komputistischen Texten zum 19. Februar als Erzbischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

S[ancti] Legontii treuiror[um] archiep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1084/115 4o, 11. Jahrhundert, fol. 86r – 91v; fol. 86v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Die von Kentenich und Kerff vorgetragenen Argumente für eine Herkunft der Handschrift bzw. weitgehender Teile aus dem Stift St. Paulin stoßen auf Skepsis bzw. Ablehnung bei Heyen und Becker. Becker argumentiert für die Herkunft namentlich des Kalenders aus dem Kloster St. Eucharius. Doch sprechen die Eintragungen der Bischöfe Marus fol. 86r, Bonosius fol. 86v (Nachtrag), Felix fol. 87r und (besonders hervorgehoben) Paulinus fol. 89v m. E. deutlich für eine Herkunft aus dem Stift St. Marien-­St. Paulin. Außer Paulinus erhalten nur Valerius, Maximinus, Leontius und Bonosius das Amtsepithet archiepiscopus.

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126 | Hauptteil Literatur:

Kentenich, Verzeichnis 10 S. 11 – 13; S. 11 f. (11. Jahrhundert) – Montebaur, Josef: Studien zur Geschichte der Bibliothek der Abtei St. Eucharius-­Matthias zu Trier (Römische Quartalschrift. Supplementheft 26), Freiburg i. Br. 1931, Nr. 512 S. 101 – Heyen, Paulin S. 62 (12. Jahrhundert) – Kerff, Franz: Der Quadripartitus. Ein Handbuch der karolingischen Kirchenreform. Überlieferung, Quellen und Rezeption (Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter 1), Sigmaringen 1982, S. 25 – 27 – Hoffmann, Buchkunst S. 491 (11. Jahrhundert; St. Paulin ?, später jedenfalls St. Eucharius) – Becker, Eucharius S. 111 (Nr. 27) – Nolden, Reiner: Signaturenkonkordanz und Provenienzverzeichnis der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Trier (bis 1600). Eine vorläufige Bestandsaufnahme, Trier 1998, S. 99 (11. Jahrhundert) 9 11. Jh.

In einem Nachtrag des Prüm-­Trierer Hieronymianum-­Kurzmartyrologiums wird Bischof Legontius zum 19. Februar geführt. Eintrag/Text:

XI K[a]­l[endas] Mar[tias] Publii, …, Barachei. Nachtrag: Legontii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert, aus dem Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 40r Ausgabe(n):

An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 15 Kommentar:

In der Prüm-­Trierer Redaktion des Martyrologium Hieronymianum ist die Nennung der Trierer Bischöfe ohne Ortsangabe die Regel (Agricius fol. 38v in margine; Marus fol. 39r; Bonosius, Legontius fol. 40r; Basinus fol. 40v in margine; Quirillus, Modoald fol. 43r; [Modestus fol. 44r]; Magnericus fol. 45v; Auctor fol. 46v; Maternus fol. 47v; Nicecius fol. 48r; Severus fol. 48v; [Willibrord fol. 49v]; dagegen mit Ortsangabe nur: Felix fol. 41r, Abrunculus fol. 42r, Bertanis [Britonis ?] fol. 42v). Die in ausführlicher Diskussion dargelegten Überlegungen zur Abhebung der Nachtragsschichten (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 10, Eucharius Nr. 9, Maternus Nr. 13) sind partiell zu korrigieren. Die durch die Führung der Ende des 10. Jahrhunderts kanonisierten Bischöfe Ulrich von Augsburg (fol. 45r) und Adalbert von Prag (fol. 42r) gegebenen Grenzmarkierungen führen in Verbindung mit der Tatsache, dass zum 20. August der Metzer Bischof Auctor, der in den späteren Fassungen der Trierer Bischofsliste und in den Gesta Treverorum treverisiert ist und hier im Nachtrag (fol. 46v) erscheint, zu dem Schluss: Die einschlägigen Nachträge gehören in das 11. Jahrhundert.

11. Leontius/Legontius |

Zahlreiche Nachträge stehen in margine, sie betreffen besonders viele Bischöfe bzw. andere Heilige, die der Spätantike angehören. Es handelt sich um: Agricius (fol. 38r), Lubentius (fol. 48v; fol. 39v interlinear), Castor (fol. 39v), Felix (fol. 41r), Britto/Bertanis (fol. 42v), Severus (fol. 48v). – Von mittelalterlichen Bischöfen sind zu nennen: Basinus (fol. 40v), Modoald (fol. 43r), Nicetius und Begleitheilige (fol. 48r), Willibrord (fol. 49v). Könnte es sein, dass bei der Redaktion von den früheren Bischöfen außer von den herausragenden Namensträgern Valerius, Maximinus, Paulinus, Eucharius kaum oder wenig Kenntnisse vorlagen? Der Kreis der mittelalterlichen Bischöfe endet im 7. Jahrhundert, wobei die Bischöfe Rusticus, Fibicius und Sabaudus fehlen. Bis auf Auctor sind die in den späteren Fassungen der Bischofsliste und den Gesta Treverorum überlieferten Namen von fiktiven Bischöfen, die ab dem frühen 13. und dann ab dem 14. Jahrhundert in beträchtlicher Zahl begegnen, nicht vertreten. Darin kann man ein klar stützendes Argument für die vorgenommene Zeitsetzung 11. Jahrhundert, mit dem letzten Drittel dieses Jahrhunderts als Terminus ante quem, sehen; hinzu kommt, dass der gegen Mitte des 11. Jahrhunderts kanonisierte Trierer Inkluse Simeon fehlt. Zur Vervollständigung des paläographischen Befundes ist anzumerken, dass bei dem erwähnten Bischof Adalbert von Prag (fol. 42r) der Zusatz „mr“ und Bischof Ulrich von Augsburg (fol. 45r) ganz in margine gebracht sind. – Noch nicht beachtet ist offenbar das Bezüge zum Kloster St. Maximin verratende Kolorit der Eintragungen (s. die Einträge zu Maximinus fol. 43v, fol. 47v und fol. 48v). Mehrere Fragen ergeben sich bezüglich der Person des Leontius und ihres Eintrags. Zur ersten Frage dürfte wohl klar sein, dass der Trierer und nicht der Metzer Bischof gemeint ist. Nicht-­trierische Bischöfe begegnen bisweilen ohne spezifizierenden Zusatz. Da der 18. Februar schon im 9. Jahrhundert dem Metzer Namensträger zugewiesen ist (s. Nr. 6 mit Duchesne, FE 3 S. 47), ist es schon von daher nicht wahrscheinlich, dass dieser zum 19. Februar gemeint ist. Literatur:

Zu Genese, Charakter und Überlieferungsgang des Kurzmartyrologiums s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f., S. 92 (Lit.), Valerius Nr. 10 S. 393 f., S. 394 (Lit.), spezieller Haubrichs, Borst, Lifshitz. 10 11. Jh. Ende

Le(g)ontius ist als Trierer heiliger Bischof im erweiterten Ado-­Kurzmartyrologium des älteren Kapiteloffiziums des Benediktinerklosters Saint-­Airy (St. Agericus) von Verdun zum 19. Februar geführt. Eintrag/Text:

XI Kal[endas] M[a]­R[tii] Treueris s[an]­c[t]­i Legontii ep[iscopi]

127

128 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Verdun, BM Ms. 10, 11. Jahrhundert Ende, in fast gleichzeitiger Nachtragsschicht, fol. 9v – 65r; fol. 19v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Nach der einschlägigen Forschung (Sandmann, Kalendar S. 234 – 240) müsste das Martyrologium in seinem ersten Teil (bis 4. April) vor 1089 entstanden sein. Dies müsste aber auch für den folgenden Teil gelten. Die hier interessierenden Nachträge sind nicht genau von der anlegenden Hand zu unterscheiden bzw. sind von ihr selbst vorgenommen, der mit dem Martyrologium eng zusammenhängende Kalender ist kurz nach 1089 entstanden. Es empfiehlt sich die oben gesetzte allgemeine Zeitangabe. – Die auf Lothringen verweisenden Nachträge umfassen größtenteils Verduner und Trierer Bischöfe (diese mit Ortsangabe) (vgl. auch Sandmann, Kalendar S. 238 f. mit Anm. 30). Als Trierer Nachträge sind zu nennen: Marus mit sanctus-­Epithet: fol. 16r; Bonosius: fol. 19v; Felix mit sanctus-­Epithet: fol. 25v; Abrunculus: fol. 30r; Britto (mit Hilarius und Nicetius): fol. 32r; Quirillus (Cyrillus): fol. 34v; Magnericus mit sanctus-­Epithet: fol. 45r. – Im Gegensatz dazu gehören zur früheren Schicht Eucharius: fol. 64r; Valerius ebenso wie Eucharius mit sanctus- und confessor-­Epithet: fol. 16v; Ma­ ximinus mit beatissimus-­Epithet: fol. 36r; Paulinus mit sanctus- und confessor-­Epithet: fol. 9v; Nicetius mit confessor-­Epithet: fol. 54r. Agricius und Maternus fehlen. – Für die Verduner Kirche gehört Legontius also zu den herausgehobenen Trierer, lotharingischen Bischöfen. Literatur:

Zu Kodikologie und Herkunft s. Anton, Regesten I, 1, Eucharius Nr. 49 cb S. 231 – 233 – spezieller: Lemaître, Jean-­Loup: Répertoire des documents nécrologiques français (Recueil des historiens de la France. Obituaires VII), Paris 1980, Nr. 1656 S. 709 f. – Sandmann, Mechthild: Kalendar und Martyrolog in Saint-­Airy zu Verdun, in: Franz Neiske / Dietrich Poeck / Mechthild Sandmann (Hg.): Vinculum Societatis (Festschrift Joachim Wollasch), Sigmaringendorf 1991, S. 233 – 275; S. 237 – 244. 11 12. Jh. Beginn

Le(gi)ontius ist in der zweiten Schicht eines Kalenders, der einem Psalterium des 11. Jahrhunderts des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) vorgebunden ist, zum 19. Februar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

XI K[a]­l[endas] [Martias] Leguntii ep[iscop]­i t[reuerensis]

11. Leontius/Legontius |

Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jh., fol. 1v – 8r; fol. 3r Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Treverensis Diplomaticae et Pragmaticae .1 – 2, Augsburg 1757; 1 S. 380 – 386 [Calendarium collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculi XI]. Die erste, nichttrierische Schicht. – Heyen, Franz-­ Josef: Das Stift St. Simeon in Trier [Germania sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9], Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 582) Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Literatur:

Miesges, Peter: Der Trierer Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, Trier 1915, S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) 12 1106/1107 März 25; Apr. 6 – 10

Abt Thietmar von Helmarshausen erbittet für sein Benediktinerkloster den Leichnam des Leontius. Die Gebeine werden nicht gefunden, Helmarshausen erhält die Modoald-­Reliquien. Eintrag/Text:

1106: Bitte des Abtes Thietmar von Helmarshausen (1080 – 1111) an Erzbischof Bruno von Trier (1102 – 1124): pro exorando et obtinendo corpore beati Legontii, archiepiscopi sedis suae, videlicet Treverensis ecclesiae. 1106 nach Oktober: Ansprache des Abtes an seinen Konvent: omnipotens Deus …,… quod in nobis coepit bonum, … confirmet atque perficiat, nostrum negotium erga de­ siderium beati Legontii compleat, … 1107 April 7: Ansprache des Trierer Erzbischofs: Quo dum forsitan beatus Legontius, pro quo res agitur, eventu sibi, ut audivimus, olim consuetudinario inveniri nec valeat nec velit, omnino est a nobis culpanda seu iudicanda haec occulta Dei dispositio … ei (dem Abt von Helmarshausen) patronum sanctum et probatum procuretis ex sacrario beati Paulini. 1107 April 10: Ansprache des Abtes von Helmarshausen: Et quoniam beatus Legontius, cui nos humillime devovimus, nec nostris miseriis flectitur nec laboribus movetur nec servitii nostri devotione delectatur, quemcumque divina largitas … in eius loco sub­

129

130 | Hauptteil rogare dignabitur, pari honore et reverentia … a nobis suscipiatur (folgt Ersatz durch Überlassung der Modoald-­Reliquien). Quelle/Überlieferung:

Siehe die Einführung zur Ausgabe von Philipp Jaffé MGH SS 12 S. 284 – 289; S. 287. Ausgabe(n):

Translatio s. Modoaldi ed. Philipp Jaffé MGH SS 12, Hannover 1856 (Ndr.), S. 284 – 310; c. 11 S. 295, bes. Z. 38 f.; c. 13 S. 296, bes. Z. 26 – 30; c. 17 S. 298, bes. Z. 3 – 6; c. 22 S. 299, bes. Z. 51 – 54 Kommentar:

Die Ausschnitte belegen eindringlich, welche Verehrung Bischof Legontius zuteilwurde. Woher die besondere Devotion im fernen Sachsen kam, ist nicht zu erklären. Eine Reminiszenz an die herausragende Rolle in der gallischen Kirche seiner Zeit wäre sicher in den protokollartigen Wiedergaben der Ansprachen erwähnt worden. Oder ließen die konkreten Zeitumstände – die Spätphase des Investiturstreits – eine Erwähnung päpstlich-­trierischer Konkordanz als inopportun erscheinen? Literatur:

Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970, S. 336 mit Anm. 1353 (mit unerklärlich krassem Fehler: 1047 statt 1107) – Heyen, Paulin S. 285 – Hirschmann, Frank G.: Die „Translatio Sancti Modoaldi“ als Quelle für Topographie und Sakralausstattung Triers um 1100, in: Liber amicorum necnon et amicarum für Alfred Heit. Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte und geschichtlichen Landeskunde, hg. von Friedhelm Burgard / Christoph Cluse / Alfred Haverkamp (Trierer Historische Forschungen 28), Trier 1996, S. 17 – 33 13 vor 1124

Die Translation Trierer Reliquien, darunter solcher des (inzwischen angeblich aufgefundenen) Leontius, in das Salvator-­Johannes-­Kloster (Allerheiligen) in Schaffhausen, ist in einem Mirakelbericht (verfasst 1125/1140) gespiegelt. Eintrag/Text:

(In Stift St. Paulin [Trier]): … quondam senem allocuti eumque de sancti Leguntii, Trevirorum quondam archiepiscopi, corpore sunt percontati, quia de eodem sancto ferebatur fuisse pridem revelatum seni predicto, quod non satis accurate iaceret tu­ mulatus in eodem monasterio. Ergo ab eis inventus et cum licentia episcopi sublatus, quasi candidissimum lilium rosis superioribus, id est sancti Constantis reliquiis, est coniunctus. Tanto igitur ditati thesauro, cum omni tandem hilaritate cordis ad Scafu­

11. Leontius/Legontius |

sensem locum verterunt gressum. Heilung eines plötzlich an Zahnschmerzen leidenden Reiseteilnehmers. (Erscheinung des Leontius bei einer um die Blindheit ihres blind geborenen Kindes trauernden Frau): Illa vero interrogante, quis esset, Leguntium Trevirorum quondam archiepiscopum se esse dixit, eidem monacho (dem Pförtner der Kirche), quod cicius de hoc seculo transiturus esset, mandavit pro signo. … . Qui mox, … oculos pueri palla sanctorum tersit, protinusque visum recepit. (Klage der Trierer Märtyrer Constans und Alexander nach ihrer Vorstellung bei einem erkrankten Mönch): … tertium autem Leguntium episcopum; seque et socium suum non parum moveri, quod fratres memoriam sui honorifice frequentarent, sanctum vero Leguntium nulla mentione excolerent. Quelle/Überlieferung:

Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 10, 12. Jh. (bzw. frühes 13. Jh.) Kloster Salvator/Johannes (Allerheiligen), fol. 1v – 6v; fol. 4v; fol. 5v; fol. 6r – ­v Ausgabe(n):

Narratio de reliquiis in monasterium Scafhusense translatis, ed. Oswald Holder-­ Egger SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 954 – 959; c. 7 S. 957 Z. 26 – 32; c. 13 S. 958; c. 17 S. 959 Z. 8 – 11 Kommentar:

Die Verbindung mit den Thebäer-­Heiligen Constans und Alexander bringt den Bezug des Leontius zu dem Stift St. Paulin (Trier) klar zum Ausdruck. Literatur:

Einleitung zur Ausgabe S. 954 14 um 1130

Leontius (Leguntius) ist in einer erweiterten Fassung aus Bayern des Martyrologiums Hermanns von der Reichenau zum 19. Februar als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

XI. K[alendas] M[artii] … Treueris s[an]­c[t]­i Leguntii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 5256, nach 1147, Chorherrenstift Herrenchiemsee, fol. 1v – 101r; fol. 14v

131

132 | Hauptteil Ausgabe(n):

(Dümmler, Ernst: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten, in: Forschungen zur deutschen Geschichte 25 [1885], S. 195 – 220; S. 214 ff., S. 215) Kommentar:

Zur schichtenweisen Entstehung des Martyrologiums s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 de S. 262 f. Wesentlich ist im hiesigen Zusammenhang die Reihe der Erweiterungen zu dem ursprünglichen Bestand (dazu s. ebd. Valerius Nr. 62 fe S. 574). In die Reihe gehören auffallend viele Elogien Trierer Heiliger, darunter der Eintrag zu Leontius (Leguntius). Zu den Trierer Neuaufnahmen gehören Agricius fol. 5r; Nycasius (!) fol. 6v; Marus fol. 9r; Castor fol. 13v; Leontius (fol. 14v); Celsus fol. 15r; Basinus, Quiriacus fol. 17r; Felix fol. 21r; Aprunculus fol. 26r; Modoaldus fol. 33r; Paulinus fol. 34v (translatio); Symeon, Chuono fol. 38r; Auspicius fol. 53r; Severa fol. 56v; Magnericus, Beatus fol. 57r; Maximinus fol. 74r (depositio); Maternus (fol. 75r); Liutwinus fol. 80r; Meginherus fol. 81v; Eucharius (fol. 99r). Literatur:

Dümmler, s. Ausgabe, S. 214 – 220 – McCulloh, John M.: Herman the Lame’s Martyrology through Four Centuries of Scholarship, in: An. Boll. 104 (1986), S. 349 – 370 – Borst, Arno: Die karolingische Kalenderreform (MGH Schriften 46), Hannover 1998, S. 367 f. (Lit.) – Ders.: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (MGH Libri memoriales 2, 1 – 3), Hannover 2001, S. 595 f. mit Anm. 9 (mit völlig verfehlter Angabe zu Chronologie und Amtszeit des Leontius) 15 1170 Mai 25/(1178 Jun. 1)

Leguntius (Legontius)-Reliquien werden anlässlich der Weihe der Kirche und des Hauptaltars des Zisterzienserklosters Himmerod (Diözese Trier) durch Erzbischof Arnold I. von Trier (1169 – 1183) im Hauptaltar niedergelegt. Eintrag/Text:

1170: Anno ab incarnatione Domini 1170, 8. Kalend. Iunii consecrata est ecclesia haec et altare maius a domno Arnoldo venerabili Trevirensi archiepiscopo in honorem sanctae et individuae Trinitatis et beatae Mariae virginis et matris. Et hae reliquiae continentur in eo: … Sanctorum confessorum Sylvestri, Martini, Nicolai, Hilarii, Eucharii, Valerii, Matterni, Severini, Germani, Agricii, Maximini, Felicis, Magni, Banti, Symeonis, Iusti, Leguntii, Potentini, Servatii, Maximi, Clementis, Arnulphi, Clodoaldi, Petri, Apri, Godonis, Remacli, Willebrordi, Amati, Adelfi, Balduini. (1178: CALENDIS IVNII ANNO M. C. LXXVIII A DOMINO ARNOLDO TREVIRORVM ARCHIEPISCOPO ECCLESIA HAEC ET SVMNVM ALTARE CONSECRATVM EST IN HONORE SANCTISSIMAE TRINITATIS ET SANCTAE MARIAE VIRGINIS ET

11. Leontius/Legontius |

CONTINENTVR IN EO SVBSCRIPTAE RELIQVIAE … SYLVESTRI VALERII MA­ TERNI SEVERINI MARTINI NICOLAI HILARII EVCHARII GERMANI AGRICII MAXIMINI MAGNI FELICIS BANTI SIMEONIS IVSTI LEGONTII POLENTINI SERVATII MAXIMI CLEMENTIS ARNOLFI MODOALDI PETRI APRI GODONIS REMACLI WILLEBRORDI AMATI ADOLPHI BALDEVINI …) Quelle/Überlieferung:

1170: Trier, StB Hs 1390/150 4o, 16. Jahrhundert Ende, fol. 201r – (1178: Inschrift bei Robert Bootz: Series abbatum claustri in Himmerode – Trier, StB Hs 1720/432 4o, p. 22 f.; p. 23 und 1721/433 8o; fol. 12v – 13v – Series abbatum claustri de B. M. V. de Himmerode, Koblenz, LHA Best. 96 Nr. 3333, p. 26) Ausgabe(n):

1170: Notae dedicationum monasterii Himmerode, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1283 Z. 37 – (1178: Kraus, Franz Xaver [Hg.]: Die christlichen Inschriften der Rheinlande 2: Die christlichen Inschriften von der Mitte des achten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./Leipzig 1894, Nr. 433 S. 205) Regest(en):

(1178: Goerz, Mittelrheinische Regesten 2 Nr. 407 S. 113) Kommentar:

Zur Diskrepanz in den Datumsangaben siehe die ausführliche Erörterung Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 dp S. 276 f., dort auch zu den Heiligen-­Reihen. – Zur Person des Legontius ist wichtig: Er begegnet nach der trierischen Folge Agricii, …, Symeonis. Von Justus († 287 in Beauvais) kamen Reliquien an zahlreiche Kirchen, u. a. ist er mit Trier verbunden (zu ihm s. Becker, Eucharius S. 40; S. 403 mit Anm. 2; S. 418 [S. 69 Nr. 30]). Legontius beschließt die Trierer Reihe vor Pontentinus von Karden, es handelt sich eindeutig um den Trierer Namensträger. Die folgenden Bischöfe aus Tongern, Utrecht, Metz, Toul u. a. bilden einen „organischen“ Zusammenhang. MODOALDI in der Inschrift von 1178 ist Verschreibung aus Clodoaldi. Literatur:

Zu 1170: Bro(u)wer, Annales l. XIV S. 808 = Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 2 l. XIV S. 74 – Wilkes, Carl: Die Zisterzienserabtei Himmerode im 12. und 13. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 12), Münster 1924, S. 21 f. – (Zu 1178: Heesius, Nicolaus: Manipulus rerum memorabilium claustri Hemmenrodensis, Köln 1641, S. 21 – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 205; S. 52 – 56; S. 55 – Wilkes, Himmerode S. 21 f. – Clauss, Joseph M. B.: Die Heiligen des Elsaß in ihrem Leben, ihrer Verehrung und ihrer Darstellung in der Kunst, Düsseldorf 1935, S. 92)

133

134 | Hauptteil 16 12. Jh. 2. H.

Leontius ist zum 19. Februar in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Eodem die depositio s[an]­c[t]­i ligontii ep[iscop]­i treberensis Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 8r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 17 12. Jh. Ende/13. Jh. Beginn

Bischof Leontius ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief nach seinem Vorgänger im 4. Jahrhundert Bonosius und vor den Heiligen Vincentius, Modovvaldus, Nicolaus und Martinus (fiktiver Trierer Bischof des 4. Jahrhunderts) mit Beischrift dargestellt. Auf weiteren Relief-­Bischofsreihen sind die Trierer Bischöfe Magnericus, Basinus, Marus, Nicetius vor, zwischen und nach den Heiligen Felicissimus und Severinus (evtl. fiktiver Bischof von Trier) dargestellt, sodann die Trierer Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix, schließlich „Papst“ Alexander, der Nachfolger Severus des Leontius, „Papst“ Silvester sowie der Nachfolger des Severus Cyrillus. Eintrag/Text:

(nach Ausgabe Fuchs 1) Hoc Altare BEATVS VVILLIBRORDVS IN HONORE D(OMI)NI SALVATORIS CONSECRAVIT – B (Verse) INTVITVM FLECTES … CORONAM IN HAC S(AN)C(T)VARII ARCVLA CONTINETVR  / SANC(T)E DEI GENITRIC(IS) MARIE VESTIS PARS ALIQVA. CAPVT ET BRACHIVM COSTIS S(AN)C(T)I PONTIANI [M(ARTY)RIS. VINCENTII. CIRIACI / STEPHANI P(A)P(E). MAVRICII. FELICIS P(A)P(E)]. D1 S(ANCTVS) MAG/NERIC(VS) S(ANCTVS) FELICISSIM(VS) S(ANCTVS) BA/SIN(VS) A

11. Leontius/Legontius |

D3

E1

E3

S(ANCTVS) MA//RVS S(ANCTVS) SEVE//RIN(VS) S(ANCTVS) NI//CET(IVS) S(ANCTVS) BO//NOSI(VS) S(ANCTVS) LEG//ONT(IVS) S(ANCTVS) VINC//ENT(IVS) S(ANCTVS) MODO/VVALDVS S(ANCTVS) NIC//OLAVS S(ANCTVS) MAR//TIN(VS) S(ANCTVS) / AGRICIVS S(ANCTVS) / MAXIMINVS S(ANCTVS) / PAVLIN(VS) S(ANCTVS) / FELIX S(ANCTVS) / ALEXAND(ER) P(A)P(A) S(ANCTVS) / SEVER(VS) // S(ANCTVS) / SYLVESTER S(ANCTVS) / CYRILLVS

Quelle/Überlieferung:

Tragaltar: Trier, Liebfrauenkirche aus Kloster St. Maria ad martyres (Trier), jetzt Leihgabe an Domschatz Trier. Beschreibung (mit Kommentierungen): Christof Bro(u)wer / Jacob Masen: Metropolis ecclesiasticae Trevericae …, 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855, S. 459 – 461 Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 109. Datierung „E. 11.-A. 12. Jh., um 1320 (?)“ S. 215 – 222 (S. 220 Nota q: Korrektur von falschen Lesungen bei Calmet und Hontheim zu D1; Nota s: korrekter Hinweis, dass Namen von Sylvester und Cyrillus [Teil E3] fehlten, wie aus Bro(u)wer / Masen / Stramberg S. 460 zu ersehen ist). Kommentar:

In den sorgfältig kommentierenden Untersuchungen zu seiner Ausgabe legt der Herausgeber Fuchs (S. 219) dar, dass zwei zeitlich zu unterscheidende Schichten voneinander abzuheben seien: A „von B und selbstredend von den gestanzten Inschriften [D, E]“. Dabei gebe es wohl kaum eine große zeitliche Distanz. In Anlehnung an Kraus (Inschriften 2 S. 175 f.) datiert er auf das 11. Jahrhundert, 15 Jahre vor 1100 oder danach, mit Vorzug des früheren Ansatzes (Fuchs S. 219 f.). Lückger / Bunjes hatten die Ausführung des „Kastens“ „gegen Ende des 12. Jh. angenommen“ (S. 199 f.).

135

136 | Hauptteil Ronig war auf eine schichtenabhebende Datierung, 12. Jahrhundert 1. Hälfte, 12. Jahrhundert Ende, um 1320, gelangt; ähnlich datierten Giersch / Schmid (S. 50 – 52) auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Neue Überlegungen, die in diesem Kommentar vorgetragen werden, führen zur sicheren Datierung auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert: Die Namen Severinus (D1) und Martinus (D2) sind dem Anschein nach aus den um 1101 bzw. kurz danach interpolierten späten Fassungen (VIII und IX) der Trierer Bischofsliste (MGH SS 13 S. 301) genommen; siehe ferner die Hinweise auf Nachtrag in Gesta Treverorum Rezension A (um 1101) und die Auslassung in den Rezensionen B und C (um 1130 und 1152: MGH SS 8 c. 16 S. 148 f. mit Anm. 31 – 36; c. 19 S. 152; S. 153). Diese „Bischöfe“ dürften also kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts gesetzt worden sein. Doch führt eine vergleichende Gegenüberstellung mit den Reliquienbeständen des Eigentümerklosters St. Maria ad martyres weiter. Die Dedikationsnotizen zu den Altarweihen vom 16. Dezember 1017 und vom 12. Mai 1209 (MGH SS 15, 2 S. 1272; S. 1272 – 1274) sind aussagekräftig: In der früheren Notiz (S. 1272 Z. 35 f.) sind Reliquien der Gottesmutter, des Märtyrers Pontianus (dazu s. Inschrift Teil B) und sancti Alexandri martyris genannt. 1209 ist ein Altar sancti Stephani prothomartyris mit Reliquien von Stephanus, Mauricius (S. 1272 Z. 44 f.-S. 1273 Z. 2 – s. Inschrift Teil B) genannt, ferner Reliquien sancti Nykolai, Modualdi (S. 1273 Z. 16 f. – s. Inschrift Teil D3), ferner Reliquien Mauricii, Silvestri pape (S. 1273 Z. 31, Z. 42 [Z. 27] – s. Inschrift Teil E3 Alexander papa, Sylvester [papa]), ferner Reliquien Felicissimi (S. 1274 Z. 5/4 – s. Inschrift Teil D1). Die Berührungen sind so eng, die Transformationen (siehe Alexander zu Alexander papa) so sprechend, dass die Relief-­Bischofsreihen in den Kontext des Marienklosters und damit an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert gehören müssten. – Es könnte erstaunen, dass die Trierer Gründerheiligen Eucharius, Valerius und Maternus in den Inschriften nicht begegnen. Dies erklärt sich wieder aus der Verbindung mit dem Benediktinerkloster an der Mosel. In dessen Dedikationsnotizen von 1017 Dez. 16 bis 1468 Apr. 29 ist Eucharius überhaupt nicht, Valerius einmal, Maternus zweimal vertreten (MGH SS 15, 2 S. 1272 – 1275; Valerius und Maternus: 1209 Mai 10: S. 1273 Z. 43, S. 1274 Z. 10; Maternus: 1468 Apr. 20: S. 1275 Z. 41). – Zur Anordnung der Reliefs und damit zur Platzierung des Le(g)ontius ist zu sagen: In seinem Block D3 steht er zwischen Bonosius (4. Jahrhundert) und Modoaldus (7. Jahrhundert) für das 5. Jahrhundert der trierischen Kirchengeschichte. Dieses Jahrhundert ist weiter auf E3 durch die an Päpste gereihten Bischöfe Severus und Cyrillus repräsentiert (zu Überlegungen zu Severus s. bei diesem). Die beiden weiteren Reliefteile geben wieder eine Art Bischofschronologie: E1 hat die Hauptrepräsentanten des großen vierten Jahrhunderts: Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix. D1 enthält mit Magnericus und Nicetius zwei profilierte Bischöfe des 6. Jahrhunderts, für dessen Beginn Marus stehen kann, Basinus zeigt den Übergang vom 7. zum 8. Jahrhundert. Einigermaßen lässt sich

11. Leontius/Legontius |

also ein (chronologischer) Zusammenhang bei den Reihungen erkennen. Der Block D3 mit Bonosius, Legontius und Modoaldus bietet Vertreter mehrerer Jahrhunderte, während die anderen stärkeren Bezug auf je ein Jahrhundert erkennen lassen können. Literatur:

Bro(u)wer, Christof / Masen, Jacob: Metropolis ecclesiasticae Trevericae …, 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855, S. 448 – 461; S. 457 – 461 – Kraus, Franz Xaver: Die christlichen Inschriften der Rheinlande 2: Die christlichen Inschriften von der Mitte des achten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./Leipzig 1894, Nr. 362 S. 174 – 176 – Lückger, Hans / Bunjes, Hermann (Liebfrauenkirche): in: Bunjes, Hermann / Irsch, Nikolaus / Kentenich, Gottfried / Kutzbach, Friedrich / Lückger, Hans: Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Trier mit Ausnahme des Domes (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 13, 3), Düsseldorf 1938 (Ndr. 1981), S. 124 – 203; S. 196 – 200 (Abb.: S. 199 – 201) – Ronig, Franz Josef (Hg.): Schatzkunst Trier. Forschungen und Ergebnisse (Treveris Sacra. Kunst und Kultur in der Diözese Trier 3), Trier 1984, Nr. 40 S. 110 f. – Giersch, Paula / Schmid, Wolfgang (Hg.): Rheinland. Heiliges Land. Pilgerreisen und Kulturkontakte im Mittelalter… (Armarium Trevirense 1), Trier 2004, S. 50 – 52 – Fuchs, Inschriften s. Ausgabe ? 18 13. Jh. Beginn

Im Kalender des Breviariums eines Trierer Augustinerkonvents ist Liguntius (Leontius) zum 18. Februar geführt. Eintrag/Text:

Liguntii (?)

Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 428/3 8o (verschollen), fol. 1r – 7r; fol. ?; Proprium de sanctis fol. 191r – 248v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 32) Kommentar:

Es stellt sich die schwierige Frage, ob der seit dem 9. Jahrhundert verehrte Metzer Namensträger des 5. Jahrhunderts gemeint ist oder der gleichzeitige Trierer Bischof. Obwohl in dem Zeugnis für Liguntius anders als für Bischöfe aus Trier, Verdun und Noyon (s. Keuffer, Verzeichnis 4 S. 46) anscheinend die Kennzeichnung ep. fehlt, neigt Miesges (S. 120) dazu, den Bischof mit dem Trierer Namensträger zu identifizieren. Dies stünde in Einklang mit der changierenden Datierung seines Festtages im Echternacher Florus-­Text (Nr. 6). – Ob nicht das Fehlen einer Kennzeichnung des Genannten das Zögern des Redaktors zu erkennen gibt, wie er auch Nicetius zum 5. Dezember als Bischof und nicht mit der üblichen Ortszuweisung Trier führt? Zu

137

138 | Hauptteil diesen Zusammenhängen bei Nicetius s. bei diesem. – Zu dem Proprium de sanctis (fol. 191r – 248r) lassen Keuffers Ausführungen S. 46 – 49 keine Aussage zu. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 46 – 49; Kalender S. 46 (Liguntius nicht erwähnt) – Miesges, Festkalender S. 17, S. 120 f. 19 13. Jh. 1. Hälfte, nach 1230

Leontius (Leguncius) ist im Kalender eines Psalteriums aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) zum 18. Februar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Leguncii episcopi Litaniae: Nach universalkirchlichen Heiligen sowie Brictius von Tours und Remigius von Reims Anrufung der trierischen Heiligen Eucharius, Valerius, Maternus, Willibrordus, (Severinus), Severus. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 435/1915 8o, fol. 1v – 7r; fol. 2r; Litanei fol. 163v – 164v; fol. 164r Ausgabe(n):

Kalender: (Keuffer, Verzeichnis 4 S. 55 f.; S. 55 – Miesges, Festkalender S. 32) Litaniae: --Kommentar:

Zur präziseren Datierung, dass der Kalender frühestens um 1230 geschrieben sein kann, s. Marus Nr. 31. Der Kalender bietet viele Trierer (Bischofs-)Heilige (Miesges, Festkalender S. 120 f., S. 124). War bei dem Kalender für den Trierer Augustinerkonvent (Nr. ? 18) die Frage zu erörtern, ob es sich um den schon seit dem 9. Jahrhundert zum 18. Februar geführten Metzer Bischof oder den später fast einhellig dem 19. Februar zugewiesenen Leontius von Trier handelt, so gibt es im Fall des Maximiner Psalteriums schlagende Belege für die zweite Möglichkeit. Der Namensträger findet sich in einem Umkreis neu aufgenommener Trierer Bischofsheiliger. Die Namensform Leguncius hat Parallelen in einer der Namensformen aus einer fast gleichzeitigen Handschrift der Rezension A der Gesta Treverorum (s. Nr. 4) wie auch in Martyrologien der Windesheimer Kongregation (Nr. 20). In weiterer Argumentation ist festzuhalten: Das Zeugnis des Echternacher Florus-­Martyrologiums und diese frühesten Trierer Kalenderbezeugungen lassen den Schluss zu, dass die Platzierung des Trierer Heiligen auf den 18. Februar möglicherweise Priorität hat, wenn auch die Zeugnisse des 11. und 12. Jahrhunderts (Nr. 8 – 11; Nr. 14) schon Belege für den 19. Februar bedeuten.

11. Leontius/Legontius |

Literatur:

Miesges, Festkalender S. 11, S. 120 f. – Keuffer, Verzeichnis 4 S. 55 f. – Kurzeja, Liber S. 314 f. Anm. 1441 (zur Litanei) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 eq S. 298 20 13. Jh. Ende/14. Jh. Beginn/15. Jh.

Leontius (Leguncius) ist in Martyrologien der Windesheimer Kongregation sowie in mittelniederländischen Martyrologien als Trierer Heiliger [1] bzw. als Trierer heiliger Bischof und Bekenner [2] geführt. Eintrag/Text:

[1] Treveris sancti Leguncii [2] Treveris sancti Leguncii episcopi et confessoris Quelle/Überlieferung:

[1] siehe Overgaauw, Martyrologes S. 399 – 403; S. 395 – 399 [2] siehe Overgaauw, Martyrologes S. 487 – 498; S. 317 – 421; S. 422 – 486 Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 629 f.; S. 630 Kommentar:

Nach dem Herausgeber handelt es sich in den Überlieferungen um eine „addition tréviroise“. Literatur:

s. Quelle/Überlieferung; dazu S. 341 f. 21 1336 (14. Jh. 2. Viertel)

Leontius (Legontius) ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 19. Februar als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Legontii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Erzbischof Balduins von Trier (1307 – 1354), Kalender fol. 2v – 8r; fol. 3r – Proprium de sanctis fol. 359r – 493v Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 33) Proprium: ---

139

140 | Hauptteil Kommentar:

Ist eine Notiz im Eingangsteil (fol. IVv) verlässlich, so hat Erzbischof Balduin das Buch 18 Jahre bis zu seinem Tod benutzt. Es wäre also 1336 fertig geworden. Zur Neuaufnahme Trierer Heiligengedächtnisfeste vgl. Miesges, Festkalender S. 121 f., dessen Zusammenstellung weitestgehend überholt ist. Zur Neuaufnahme von Heiligenfesten gegenüber dem Liber Ordinarius von 1305/1307 (s. Marus Nr. 34) s. Meckelnborg, Handschriften S. 464 f., dort finden sich als Trierer Bischofsheilige: Marus (26. Jan.), Valerius (29. Jan.), Maximinus (29. Mai), Magnericus (29. Jul.), Paulinus (31. Aug.), Maternus (14. Sept.), Nicetius (1. Okt.), (Willibrord [7. Nov.]), Eucharius (8. Dez.) (s. Nr. 22). Miesges, Festkalender S. 15 Anm. 1 ist eine folgenschwere Fehlbeurteilung unterlaufen, die auch von seinem Korrektor Levison nicht bemerkt wurde. Miesges hält fest, die von ihm mit Sigle B zusammengefassten Breviere seien alle nach dem Muster des Breviarium Balduini angelegt. Unsinnig ist dann, wenn er B1 auf Anfang des 14. Jahrhunderts (so auch Nolden), also vor den Orientierung gebenden Balduin-­Text, setzt (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678). Auch hätte eine liturgische Besonderheit, die Einführung des Festes „Praesentatio b. Mariae virg.“ 1381 in Trier, ihn zur Spätdatierung zweier hier einschlägiger Texte, darunter B1, führen müssen. – Doch überhaupt vermengt Miesges Breviarium Balduini und Ordinarius Balduini. An dem Ordinarius orientiert sich die Siglengruppe, nicht an dem Breviarium. Literatur:

Bastgen, Hubert: Das liturgische Handbuch des Erzbischofs Balduin von Trier, in: Trierisches Archiv 17/18 (1911) S. 183 – 189 – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Franz (J.): Brevier Balduins von Luxemburg (Mittelrhein [Köln], um 1336 [?]), in: Ders. (Hg.), Schatzkunst Nr. 85 S. 145 f. (Lit.) – Ronig, Franz J.: Kunst unter Balduin, in: Franz-­Josef Heyen (Hg.): Balduin von Luxemburg. Erzbischof von Trier – Kurfürst des Reiches. 1285 – 1354 (Festschrift aus Anlaß des 700. Geburtsjahres) (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 53), Mainz 1985, S. 489 – 556; S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Christina: Die nichtarchivischen Handschriften der Signaturengruppe Best. 701 Nr. 1 – 190, ergänzt durch die im Görres-­Gymnasium Koblenz aufbewahrten Handschriften A, B und C (Mittelalterliche Handschriften im Landeshauptarchiv Koblenz 1 = Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-­Pfalz 78), Koblenz 1998, S. 451 – 465; S. 458 f., S. 464 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 22 1345

Leontius ist im Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus im Kalender zum 19. Februar als Bischof von Trier

11. Leontius/Legontius |

erfasst. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Bonosii et Legu[n]­cii p[res]­b[ite]­rorum (Liturgische Maßgaben, u. a. Lit[ania] Ma[i]­or) Hs 1737 Kalender: Leguncii ep[iscop]­i tr[euerensis] Ordinarius de sanctis: Bonosii ep[iscop]­i tr[euerensis] (Liturgische Maßgaben) … eodem modo de sancto Legentio Ordinarius missarum: De s[an]­c[t]­is legunt[i]­o et bonesio ep[icop]­is tre[uerensibus] Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 99r) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 135 – 136 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit Septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 294 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol. 2v Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat) Ordinarius p[er]­f[e]­ctus s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem], per totu[m] annum tam de temp[or]­e q[uam] de sanctis …, Köln (Hermann Bungart) 1506 (Kalender nicht ediert) Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [168]-84r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem per totum annum tam de tempore quam de sanctis …, Köln (Hermann Bungart) 1506; Sequitur Ordinarius Missarum de Sanctis: [57]-28v – [104]-52r; [65]-32v Kalender: (Miesges, Festkalender S. 33 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 68 [Leguntii ep. tr.])

141

142 | Hauptteil Kommentar:

Im Liber Ordinarius des Erzbischofs Balduin von Trier (1307 – 1354) (Ordinarius horarum ecclesiae Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus) finden sich zahlreiche Normierungen für die liturgische Gestaltung der Feste Trierer Bischöfe. Eine Auswertung der von Kurzeja (Liber S. 67 – 78) gebotenen Synopse ergibt, dass unter Erzbischof Balduin, wohl ausgehend von dessen Breviarium (doch weit darüber hinausgehend: Anton) Mitte des 14. Jahrhunderts zahlreiche Bischofsheilige in die Domliturgie aufgenommen wurden: Bonosius (17. Feb.), Leguntius (19. Feb.), Basinus (4. März), Felix (26. März), Abrunculus (22. Apr.), Britto (5. Mai), Modoald (12. Mai), Fortunatus (10. Jun.), Maximinus (Transl. 20. Jun.), Numerianus (5. Jul.), Navitus (7. Jul.), Auspicius (8. Jul.), Cyrillus (9. Jul.), Hildolfus (11. Aug.), Miletus (19. Sept.), Metropolus (8. Okt.), Fibitius (5. Nov.), Sabaudus (26. Nov.); dazu Severus conf. tr. (15. Feb.). Schon im Liber Ordinarius von 1305/1307 sind nachgewiesen: Marus (26. Jan.), Valerius (29. Jan.), Maximinus (29. Mai), Magnericus (29. Jul.), Paulinus (31. Aug.), Maternus (14. Sept.), Nicetius (1. Okt.), Willibrord (7. Nov.), Eucharius (8. Dez.). Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Ms. 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Ms. 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Ms. 1737/66 4o Anf. 15. Jh., Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Ms. 1737/66 4o aus Domkirche), S. 62, S. 65 f. – Knoblich, Isabel: Die Bibliothek des Klosters St. Maximin bei Trier bis zum 12. Jahrhundert, Trier 1996, S. 170 (B 75: Heimat des Ms. 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 137 (wie Knoblich); S. 116 – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Andreas: Die gedruckten liturgischen Bücher der Trierer Kirche (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 32), Trier 1997, S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). 23 14. Jh. 1. Hälfte

Leontius (Leguntius) wird im Kalender eines Breviarium des Benediktinerklosters St. Eucharius/St. Matthias (Trier) zum 19. Februar als Bischof und Bekenner geführt.

11. Leontius/Legontius |

Eintrag/Text:

Leguncii ep[iscop]­i et con[fesso]­ris Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte, trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 3v Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60) – (Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Die Handschrift ist aus dem Kloster St. Eucharius/St. Matthias in die Stadtbibliothek Trier gelangt, anscheinend aber nicht in dem Kloster entstanden (Becker, Eucharius S. 70). Doch dürfte die Entstehung im Trierischen nicht zweifelhaft sein. – Im Brevierteil De sanctis (fol. 101r – 145v) ist Leontius nicht vertreten. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60 f. – Miesges, Festkalender S. 13, S. 121 f.; S. 122 – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51 24 um 1350

Leontius ist in einem Kalender mit Nekrolog des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) zum 19. Februar als Bischof und Märtyrer geführt. Eintrag/Text:

Legontii ep[icsop]­i et m[a]­r[tyris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1894/1646 2o, 14. Jahrhundert (um 1350), fol. 1r – 21r; fol. 3v Ausgabe:

(Miesges, Festkalender S. 33) Literatur:

Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gg S. 333 (Lit.) – Heyen, Simeon S. 557, S. 209 f. 25 ca. 1370

Ordinarius Missae des Trierer Doms – Trierer Proprium. Zum 19. Februar wird der Trierer Bischöfe Leontius (Leguncius) und Bonosius gedacht. Liturgische Regelungen sind genannt.

143

144 | Hauptteil Eintrag/Text:

De s[an]­c[t]­is. Legu[n]­cio et Bonosio. Vt infra. de. confess[ore] pont[ifice]. et si fueri[n]­t in d[omi]­nica. u[e]­l xl. Salte[m] de eis fit memo[ria] cu[m] coll[ecta] S[an]­c[t]­us et conpl[eta] in missa. Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v (Proprium sanctorum); fol. 46r Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358) Kommentar:

Im Proprium sanctorum findet sich eine markante Reihung bekannter und weniger bekannter Trierer Bischöfe der Spätantike und des Frühmittelalters. – Leontius und Bonosius sind evtl. wegen ihres gemeinsamen Bezugs zum Stift St. Paulin (Grab ?) zusammengenommen. Literatur:

Eizenhöfer / Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358 26 1372 – 1378

Leontius (Leguncius) ist im jüngeren Nekrolog des Kanonikerstifts St. Lubentius (Dietkirchen [Bistum Trier]) zum 19. Februar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Leguncii episcopi Quelle/Überlieferung:

Wiesbaden, Hessisches Hauptstaatsarchiv Abt. 19 (Dietkirchen, St. Lubentius, Chorherren) Urkunden Nr. 342, 1372 – 1378, p. 3 – 85; p. 12 Ausgabe(n):

Struck, Wolf-­Heino (Hg.): Das Nekrologium II des St. Lubentius-­Stiftes zu Dietkirchen a. d. Lahn (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 11), Mainz 1969, S. 21 – 65; S. 28 Kommentar:

Im älteren Nekrolog des Stiftes St. Lubentius (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 fb S. 307) begegnen als trierische Heilige Eucharius, Valerius, Maximinus, Paulinus und Simeon. Dieser Bestand ist hier um die Heiligen Castor, Leontius, Basinus vermehrt.

11. Leontius/Legontius |

Literatur:

Struck, Nekrologium II S. 1 – 20 – Struck, Wolf-­Heino: Das Stift St. Lubentius in Dietkirchen (Germania sacra N. F. 22: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 4), Berlin/New York 1986, S. 206 f. 27 nach 1381

Leontius ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 19. Februar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Leguncii ep[iscop]­i treu[erensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 2v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Zur formalen Anlage der von Miesges unter der Sigle B zusammengefassten Breviarien-­ Kalender nach dem Muster des Kalenders des Breviarium (recte: Ordinarius) Balduini (Nr. 21, Nr. 22) s. Miesges, Festkalender S. 15. Der Kalender des Klosters St. Marien/ St. Irminen stimmt fast völlig mit diesem überein. – Das Fest praesentatio b. Mariae virginis ist in Trier 1381 eingeführt worden (Kellner, Heortologie S. 200 f.). Miesges (Festkalender S. 122) konstatiert dieses Faktum, schließt sich aber (S. 15) der Frühdatierung auf Anfang des 14. Jahrhunderts von Keuffer (Verzeichnis 4 S. 77; so auch Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53) an. Miesges hätte ein Blick auf seine Belege für das Marienfest in Trierer Kalendern (S. 104/105) klarmachen können: Der Eintrag findet sich nur in späteren Texten resp. in früheren als Nachtrag. Der Kalender aus St. Marien/St. Irminen ist „nach 1381“ zu datieren. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77 f. – Kellner, Karl Adam Heinrich: Heortologie oder die geschichtliche Entwicklung des Kirchenjahres und der Heiligenfeste von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Freiburg i. Br. ³1911, S. 200 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 104/105 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678 (zur Datierung) – Während Agricius (fol. 1r), Valerius (fol. 1v), Maximinus (fol. 5v) und Maternus (fol. 10v) durch roten Eintrag hervorgehoben sind, fehlt Eucharius.

145

146 | Hauptteil 28 nach 1381

Leontius (Leguncius) ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 19. Februar als Bischof und Märtyrer geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Kalender: Leguncii ep[iscop]­i et m[a]­r[tyr]­is] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 2v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Zur formalen Gestaltung des Kalenders und der weiterer verwandter Brevierkalender nach dem Muster des Ordinarius Balduini (Nr. 22) s. Nr. 27. – Zur präzisierenden Korrektur der Datierung des Kalenders auf „nach 1381“ entgegen Miesges (Festkalender S. 15: 14. Jahrhundert) s. Nr. 27. Der Kalender bietet eine Fülle von Trierer Bischofsheiligen aus den früheren und besonders aus den amplifizierten Fassungen der Bischofsliste. Ein breites, weitestgehend an der Balduinischen Erweiterung orientiertes Spektrum trierischer Bischofsheiliger wird in diesem, einem der wenigen frühen Exemplare Trierer Vollbreviere (s. Kurzeja, Liber S. 436 mit Anm. 131) gebracht: Agricius, Valerius, Marus, Basinus, Felix, Abrunculus, Maximinus, Britto, Modowald, Numerianus, Paulinus, Auspicius, Hildolfus, Valentinus, Mar(t?)inus, Marcellus, Miletus, Quiriacus, Nicetius, Metropolus, Rusticus, Maternus, Severus, Florencius, Severinus, Fibicius, Sabaudus, Eucharius. Als archiepiscopi sind außer Abrunculus Maximinus, Paulinus, Britto, Modowald, Numerianus, Mar(t?)inus, Marcellus, Quiriacus, Metropolus, Severinus, Fibicius und Sabaudus geführt. Ersichtlicherweise greift man seit Balduin auf die späten (12. Jahrhundert), amplifizierten Fassungen der Trierer Bischofsliste zurück. Literatur:

van den Gheyn, Joseph: Catalogue des manuscrits de la Bibliothèque Royale de Belgique 1. Écriture sainte et liturgie, Brüssel 1901, Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Hubert: Handschriften aus Trier und aus Klöstern und Stiften des Trierer Raumes in Brüssel und Gent, in: Armaria Trevirensia. Beiträge zur Trierer Bibliotheksgeschichte, erg. Aufl. hg. von Gunther Franz, Wiesbaden 1985, S. 64 – 7 1 [zuerst 1960]; Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“)

11. Leontius/Legontius |

29 1389/1390

Leontius ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 19. Februar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Leontii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 14r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Karl: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Untersuchungen über die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund der Quellen zunächst des Mosellandes 1 – 3, Leipzig 1885 – 1886 (Ndr. 1969), 2 S. 703 f. – Keuffer/ Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 30 14. Jh. 2. H./Ende

Leontius ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 19. Februar als Bischof geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Legu[n]­tii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 7v; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33 mit S. 18) Kommentar:

Die Handschrift bietet neben dem Breviarium Balduini (Nr. 21) und dem Breviarium des Klosters St. Maria ad martyres (Nr. 28) eines der wenigen erhaltenen trierischen

147

148 | Hauptteil Vollbreviere des 14. Jahrhunderts. Es besteht weitgehende Konkordanz mit Erzbischof Balduins Liber Ordinarius von 1345 (Nr. 22). Die weitere Entwicklung der Trierer liturgischen Bücher der frühen Neuzeit ist von Übernahme des Balduinischen Schemas geprägt (Heinz, Liturgische Bücher: z. B. S. 126 f. Breviarium Trevirense von 1468; S. 129 – 132 Breviarien von 1501 und1502). Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 4 S. 44 f. – Miesges, Festkalender S. 15 (472 statt 427) – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (grundlegend) – Heyen, Simeon S. 205 f. – Heinz, Liturgische Bücher, s. Kommentar. 31 14. Jh.

Leontius ist im Nekrolog-­Kalender des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien (später St. Thomas) bei Andernach (Bistum Köln; heute Bistum Trier) zum 19. Februar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Legontii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 2039/670 4o, 14. Jahrhundert, fol. 1v – 49r; fol. 7v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Auf Andernachs Lage im umkämpften Grenzbereich der Bistümer Köln und Trier (Pfarrkirche 1194 trierisch, Krongut ab 1167 bei Köln, Besitz des Ortes für Köln 1205 definitiv bestätigt) mag zurückgehen (Auswertung [Anton] der Einträge bei Miesges, Festkalender S. 20 – 113), dass die Verfasser relevanter Texte um eine gewisse Balance zwischen Trierer und Kölner Bischöfen und Heiligen bemüht sind, die Trierer jedoch überwiegen. Dabei sind aus der Balduinischen Tradition gewählt: Agricius (fol. 1v), Marus, Valerius (fol. 4v), Castor (fol. 6v), Leontius (fol. 7v), Abrunculus (fol. 15v), Maximin (fol. 20v), Simeon (fol. 21v), Goar (fol. 25v), Paulin (fol. 32v), Maternus (fol. 34v, fol. 39v), Nicetius (fol. 37v), Willibrord (fol. 41v), Eucharius (fol. 46v). „Bischöfe“ der späten, fiktiven Listenfassungen sind nicht rezipiert. Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 206 – Miesges, Festkalender S. 16 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 150 – Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 gc S. 962

11. Leontius/Legontius |

32 um 1400/15. Jh. (Nachtrag 17. Jh.)

Leontius ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 19. Februar geführt, im Nachtrag ist sein Fest präziser normiert. Eintrag/Text:

De Leguntio Episcopo sicut de S[ancto] Bonosio Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 41v (p. 78) – Nachtrag fol. 141r – ­v (p. 277 f.); fol. 141r (p. 277) Ausgabe(n):

(Heyen, Paulin S. 360 – 389; nur Nachtrag: S. 364, S. 372) Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Leontius, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert.

149

150 | Hauptteil Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei.) 33 1468 Mai 22 – 24

Leontius (Lecontius) ist mit Eigentext im Martyrologium der Bursfelder Kongregation zum 19. Februar als heiliger Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

… Treueris, sancti Legontii ep[iscop]­i et co[n]­fessoris. T1 … Treberis, sancti leguncii ep[iscop]­i et confessoris T2 (Namensform in W: Würzburg [um 1495] und H: Hildesheim [1496 in margine] Licontii). Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung der Handschriften Rosenthal, Martyrologium S. 155S. 162; darunter: T1 = Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St. Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 3v – T2 = Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 12v Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 176 Z. 23 (Treveris, sancti Lecontii episcopi et confessoris) Kommentar:

Den Hauptbestand des Martyrologiums bieten gallische Folgetexte (Usuard, Ado) des Martyrologium Hieronymianum, woraus von Trierer Bischöfen bezogen sind Valerius (S. 171), Maximinus (S. 197), Paulinus (S. 223), bei Bischof Miletus (zum 19. 9. S. 229) ist direkt auf das Martyrologium Hieronymianum zurückgegriffen. Die für den Charakter des Martyrologiums bezeichnenden Eigentexte gelten besonders Bischöfen und Heiligen des gallischen Raumes (Metz, Toul, Verdun, Köln). Hervorstechend ist hier der trierische Bestand. Zu nennen sind die Eintragungen zu Celsus (4. 1. S. 164), Bonosius (17. 2. S. 176), Legontius (s. o.), Modestus (24./25. 2. S. 177/178), Basinus (4. 3. S. 179), Quiriacus presbyter (6. 3. S. 180), Felix (26. 3. S. 184), Helena re­

11. Leontius/Legontius |

gina (15. 4. S. 188; frühere Textschicht 18. 8. S. 220), Modoaldus (12. 5. S. 195), Cyrillus (19. 5. S. 197), Fortunatus (10. 6. S. 202), Numerianus (5. 7. S. 208), Severa virgo (20. 7. S. 212), Banto confessor (31. 7. S. 215), Maximinus (Neueintrag 12. 9. S. 227), Lutwinus (29. 9. S. 232), Thyrsus et socii (4. 10. S. 233), Palmatius et socii (5. 10. S. 234), Lubentius confessor (13. 10. S. 236), Rusticus (14. 10. S. 236), Severus (15. 10. S. 236), Eucharius (8. 12. S. 251). – Abzuheben hiervon wären die oft nicht weniger wichtigen Trierer Namensträger, die nur in Trierer Handschriften und deshalb in der Ausgabe im Variantenapparat geführt sind. Die Unterscheidung ist wichtig für die damals gesehene überregionale bzw. regionale Bedeutung der betreffenden Heiligen. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 14 – 83, S. 36 f.; S. 277 – 298, S. 292 – 294 34 15. Jh.

In dem Martyrologium des nahe Brüssel gelegenen Benediktinerinnenklosters Petit-­ Bigard (heute Erzbistum Mecheln/Brüssel) wird Leguntius von Trier in einer großen Reihe Trierer (Bischofs-)Heiliger als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Siehe Kommentar. Quelle/Überlieferung:

Bibliothèque des Bollandistes s. Ausgabe(n) Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 [1967] S. 128 – 142; S. 134 ff.) Kommentar:

Als Trierer Bischöfe bzw. weitere Trierer Heilige sind aufgeführt: Agricius, Marus, Valerius, Castor, Bonosius, Leguntius, Basinus, Abrunculus, Maximinus, Symeon, Goar, Severa, Modoald, Magnerich, Bantus, Maternus, Liutwin, Nicetius, Thyrsus, Thebäer, Fibicius. Literatur:

Coens, Martyrologes belges II S. 128 – 142 Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Die frühesten Hinweise auf eine kultische Verehrung des Leontius geben der Echternacher Text des Florus-­Martyrologs (ca. 850-ca.950) (Nr. 6), der um 980 entstandene sog. Egbertpsalter (in der dortigen Bildfolge sanctus Legontius in Orantenhaltung) und die im selben Codex befindliche, kaum spätere Laetania universalis (Anrufung als sanctus confessor) (Nr. 7). Im Psalter wie in der Laetania sind dieselben 14 Trierer

151

152 | Hauptteil Bischöfe in gleicher Reihenfolge aufgeführt, deren kaum willkürliche Auswahl und innere Ordnung noch nicht geklärt sind. – Es kommen hinzu das Prüm-­Trierer Kurzmartyrologium (Nr. 9) und die außertrierischen Belege aus Lothringen (Verdun Nr. 10) und Bayern (Nr. 14), mit z. T. singulär auszeichnendem sanctus-­Epithet. Von der Trierer Bischofsliste nennt nur die Fassung  VI (11. Jh.) (Nr.3) Leontius als Heiligen; auch die Gesta Treverorum erkennen Leontius das Heiligenepithet zu (Nr. 4). Dass der Leontius-­Kult in Trier um 1100 eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hatte, wird durch die Translatio s. Modoaldi bezeugt: Die sächsische Abtei Helmarshausen erbat 1107 zunächst die Gebeine des Leontius und erhielt nur ersatzweise, da das Grab unauffindbar blieb, diejenigen Modoalds (Nr. 12). Auch die nach der (vorgeblichen) Ermittlung des Grabes erfolgte Translation des Leontius nach Schaffhausen (vor 1124) bezeugt dessen – freilich von Zweifeln an der Authentizität der Reliquien nicht freie – kultische Verehrung (Nr. 13). Auf dem sog. Tragaltar Willibrords (Ende 12. Jh./Beginn 13. Jh.) (Nr. 17) ist Leontius als Heiliger verzeichnet. Wie für den Tragaltar sind Leontius-­Reliquien für den Hauptaltar des Zisterzienserklosters Himmerod bezeugt (1170/1178) (Nr. 15). 1641 erhielt der Luxemburger Gubernator Reichling Leontius-­Reliquien, aus dem Stift St. Paulin (?), (Nr. 35). In Trierer Festkalendern wird Leontius seit dem frühen 12. Jahrhundert (s. Nr. 11), spärlicher ab dem frühen 13. Jahrhundert und häufiger ab dem 14. Jahrhundert – hier spielt Erzbischof Balduin eine wesentliche Rolle (Breviarium, Ordinarius [ Nr. 21, Nr.  22] und zumindest mittelbarer Folgetext Trierer Dom-­Ordinarius von 1370 [ Nr. 25]) – geführt. In den jeweiligen Urfassungen der verbreitetesten frühmittelalterlichen Martyrologien (Hieronymianum, Beda, Florus, Ado, Wandalbert, Usuard) wird Leontius dagegen nicht genannt; auch in das Martyrologium Romanum hat Leontius nicht Eingang gefunden. Hiergegen bemerkenswert ist die breite Rezeption in modifizierte Usuard-­Martyrologien des belgischen und niederländischen Raumes (Nr. 20) sowie die heraushebende Führung im Martyrologium der Bursfelder Kongregation (Nr. 33). – Einen getrennt zu sehenden Sonderfall stellt die aquitanische Leontius-­Tradition dar (Nr. 5). 35 Reliquien

Nachdem 1107 die Translation der Leontius-­Gebeine nach Helmarshausen gescheitert war, weil das Grab nicht auffindbar war, wurden, nach dessen (vorgeblicher) Identifizierung, zwischen 1107 und 1124 die (angeblichen) Gebeine von Leontius in das Kloster Schaffhausen transferiert. Die Datierung der Translation ergibt sich aus dem Datum der erfolglosen Suche von 1107 und dem Pontifikatsende von Erzbischof Bruno von Lauffen (1102 – 1124), unter dem die Überführung erfolgte.

11. Leontius/Legontius |

Zu den Reliquientranslationen s. Nr. 12 und Nr. 13 Reliquien verblieben auch nach der Translation von 1107/1124 im Stift St. Paulin (Trier). Sie sind bei der Weihe des Himmeroder Hochaltars 1170 bezeugt (Nr. 15), und noch 1641 erhielt der Luxemburger Gubernator Reichling Leontius-­Reliquien aus St. Paulin (s. Heyen, Paulin S. 288 Anm. 2). Ein nennenswerter Kult um Leontius-­Reliquien ist nicht festzustellen, vielmehr bestanden in Schaffhausen Zweifel an deren Authentizität, die die Verehrung des Leontius nachhaltig behinderten (Nr. 13). Die räumliche Verbreitung blieb eng begrenzt. Außer für Himmerod sind keine Altarweihen mit Leontius-­Reliquien bekannt. D Materielle Überreste 36 Vermutungsweise wird das Grab des Leontius in die Kirche bzw. um die Kirche des Stiftes St. Paulin lokalisiert Für die Hypothese in Betracht gezogene Quellen und historiograhische Zeugnisse:

Epitaph des Auspicius (in situ) aus dem 5. Jh.  2. H. (Gauthier, RICG I Nr.  106 S. 298 – 302) – Epitaph eines Lycontius presbiter aus dem (vielleicht) 5. Jh. (Gauthier, RICG I Nr. 142 S. 372 f.) – Translatio s. Modoaldi (1106/1107) s. Nr. 12 – Narratio de reliquiis in monasterium Scafhusense translatis (1125/1140) s. Nr. 13 – Enen, Johannes: Medulla gestorum Treverensium … , Metz 1514, S. 66: s. Heyen, Paulin S. 286 f. – Scheckmann, Johannes: Epitome alias medulla Trevirorum …, Metz 1517, S. 51v: s. Heyen, Paulin S. 286 f. – Bro(u)wer / Masen / Stramberg, Metropolis 1 S. 201: s. Heyen, Paulin S. 286 f. Kommentar:

1107 suchte man, wie die Translatio s. Modoaldi berichtet, das Leontius-­Grab in und bei dem Stift St. Paulin, jedoch blieb man erfolglos. Wohl durch diesen Misserfolg veranlasst, folgten in St. Paulin Bemühungen zur Auffindung des Grabes. Diese waren zumindest vorgeblich erfolgreich, noch unter Erzbischof Bruno (d. h. vor 1124) wurden Reliquien des Leontius an das Kloster Schaffhausen abgeben (Nr. 13). Ob diesem Grab zwischen 1107 und 1124 durch eine Öffnung an der Stirnseite die Gebeine entnommen und nach Schaffhausen überführt wurden oder ob die Zuweisung an Leontius erst später erfolgte und wann dies evtl. geschah, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Warum man in St. Paulin Anfang des 12. Jahrhunderts das Grab des Leontius zu besitzen glaubte, ist unklar. Obwohl keines der St. Pauliner Gräber nach heutigem Kenntnisstand Leontius zugewiesen werden kann, wird man seine Bestattung in oder bei St. Paulin nicht gänzlich ausschließen können, zumal andere Trierer Kirchen keinen Anspruch darauf erhoben. Ein in der älteren Literatur genanntes Grab des Leontius im Trierer Benediktinerkloster St. Maria ad martyres dürfte auf Verwechslung mit dem Erstpatrozinium St. Marien des Stiftes St. Paulin beruhen.

153

154 | Hauptteil Literatur:

Kempf, Theodor Konrad: Katalog der frühchristlichen Abteilung des Bischöflichen Museums Trier, in: Ders. / Reusch, Wilhelm: Frühchristliche Zeugnisse im Einzugsgebiet von Rhein und Mosel, Trier 1965, S. 175 – 276; Nr. 11 S. 191 – 193 (erste Rekonstruktion des Auspicius-­Epitaphs mit Ablehnung der frühneuzeitlichen Deutung, an der Stelle des Auspicius-­Sarkophags hätten sich die Sarkophage der Bischöfe Bonosus, Leontius und Abrunculus befunden); S. 192 – Heyen, Paulin S. 284 – 289 – Gauthier, RICG s. o., bes. S. 302 – Gierlich, Grabstätten S. 34 – 36 (Forschungsstand) Ältere Literatur: AA SS Febr. III S. 133; danach Beissel, Trierer Kirchen 1 S. 217 (Hypothese der Bestattung in St. Maria ad martyres [Trier]) [a] Identifizierung des Le(g)ontius-­Grabes: Das mittlere Grab unter dem Clemensaltar, das Anfang des 16. Jahrhunderts (Scheckmann, Enen) Leontius zugewiesen wurde (die beiden anderen Gräber: Bonosus und Abrunculus), war zwar spätantik, gehörte aber einem Auspicius (Epitaph in situ). Der Zeitpunkt der erstmaligen Zuweisung an Leontius ist umstritten: Gierlich, Grabstätten S. 36 hält für möglich, dass (einem anderen Grab entnommene) nach der Translation in St. Paulin verbliebene Leontius-­Reliquien durch eine Öffnung an der Stirnwand dort deponiert wurden, nennt aber keinen Zeitpunkt. Aus der Beobachtung, dass die beiden anderen Särge im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts (wahrscheinlich vor 1148 angefertigte) Inschriften enthielten, aber im mittleren Grab anscheinend kein Epitaph war, schließt Heyen, Paulin S. 288, dass die Zuweisung dieses Sarges an Leontius erst später erfolgte. [b] Inanspruchnahme des Leontius-­Grabes für St. Paulin: Heyen, Paulin S. 289 vermutet den Grund für die Inanspruchnahme des Leontius-­ Grabes für das Stift St. Paulin in einer 1969 dort gefundenen spätantiken Inschrift für einen Lycontius presbiter. Dagegen findet sich ein stichhaltiger Einwand bei Gierlich, Grabstätten S. 36: Das Todesdatum der Inschrift (31. Oktober) stimmt nicht mit dem Leontius-­Festtag 19. Februar überein. [c] Immerhin hält Heyen (S. 288 f.) es für möglich, dass eine irgendwie gestaltete Reminiszenz an Reliquienpartikel auf einen möglichen Kern der frühneuzeitlichen Tradition führen könnte. Gauthier (RICG I Nr. 106 S. 301 f.) ist offenbar geneigt, in Erwägung zu ziehen, Auspicius sei an der Stelle der drei Bischöfe (etwas später) bestattet worden [d] Zur Inanspruchnahme des Leontius-­Grabes für das Klosters St. Maria ad martyres: Heyen, Paulin, S. 289 Anm. 3 und Gierlich, Grabstätten S. 36 Anm. 116 erklären wohl zu Recht die Inanspruchnahme des Leontius-­Grabes für St. Maria ad martyres mit einer Verwechslung des Marien-­Patroziniums (s. o.).

11. Leontius/Legontius |

? 37 Bauten: Laurentiuskirche?

Ob die Trierer Laurentiuskirche in die Zeit des Leontius zurückreicht, ist umstritten. Es ist aber nicht auszuschließen. Inschrift:

DN·PLACIDVS·VALENTINIANVS·PIVS FELIX·AVG·DEDICAVIT·AEDES·SCI·AC BEATISSIMI·MARTYRIS·LAVRENTIS Quellengrundlage und archäologische Deutung:

Zur komplexen Überlieferung Gauthier, RICG I Introduction § 144 S. 105 – Scaliger, Joseph Justus: Abschrift einer von ihm auf Trier bezogenen Inschrift auf der letzten (freien) Seite des BAV Vat. lat. 9146 – Le Blant, Edmond Frédéric: Inscriptions chrétiennes de la Gaule antérieures au VIIIe siècle I, Paris 1856, Nr. 260 S. 368 f. (Übernahme in die gängigen Inschrifteneditionen Dessau, Bücheler etc.) = RICG I (Nancy Gauthier), Nr. 8* S. 597 – weitere Ausgabe Kraus, Inschriften 1 Nr. 198 S. 104 – Zuweisung Scaligers an Trier wie der auf der letzten Seite des Codex eingetragenen wahrscheinlich trierischen Inschriften für Hilaritas und Lea (RICG I, Nr. 219 S. 518 – 521, Nr. 220 S. 522 f.). Zustimmung dazu bei dem Herausgeber Le Blant mit Konsultation des historiographisch tätigen Dompropstes Carl Josef Holzer, Trier. Zustimmung zu dieser Zuweisung findet sich zunächst bei Giovanni Battista de Rossi, Inscriptiones I, 1, 6 Nr. 6, doch mit Bezug auf einen in einer Inschrift desselben Pergaments (eadem membrana) erwähnten quattuorvir. Widerruf in Inscriptiones II, 1, 7 mit Option für die 435 geweihte St. Laurentius-­Kirche in Caesarea bei Ravenna. Diese Zuweisung ist positiv aufgenommen bei Kraus. Kraus macht aber auf eine Unstimmigkeit im relevanten Bericht der Bischofsgeschichte von Ravenna aufmerksam. Die vorliegende Inschrift wertet er sodann als Fälschung nach der Vorlage einer bei dem Ravennater Historiographen Agnellus summarisch erwähnten Inschrift. Desweiteren sucht Kraus Argumente für einen römischen Kirchenbau in Trier (Mosaikfußboden) zu falsifizieren und bezieht die von ihm angenommene Fälschung auf die Trierer Laurentius-­Kirche des 12. Jahrhunderts. Die Argumente von Kraus erscheinen in manchem zumindest sehr hypothetisch. – Zustimmung zur revidierten Sicht von de Rossi (pauschalisierend): Gauthier, RICG I Nr. 8*. – Eine positivere Sicht für eine Trierer Laurentius-­Kirche in spätrömischer Zeit bietet Klaus-­Peter Goethert in einer nicht veröffentlichten Spezialuntersuchung: siehe Weber, Winfried: Archäologische Zeugnisse aus der Spätantike und dem Frühmittelalter zur Geschichte der Kirche im Bistum Trier (3. – 10. Jahrhundert n. Chr.), in: Umbruch der Kulturen S. 407 – 541; S. 435 f. mit Anm. 94. Danach ist der mehrfach genannte Aspekt der Nichtbezeugung einer Anwesenheit Kaiser Valentinians III . in Trier „nicht stichhaltig genug, um die genannte Bauinschrift für Trier sicher ausschließen zu können“. Im Bereich der

155

156 | Hauptteil Laurentius-­Kirche aufgefundene christliche Grabinschriften und Sarkophage des 5. Jahrhunderts könnten zu einem in dieser Zeit bei der Kirche angelegten Friedhof gehören. Als wesentliches Moment ist bei Weber der Befund nach neueren Untersuchungen herausgestellt, „dass für das Kirchengebäude römische Mauern benutzt wurden und das Bodenniveau nur wenig über dem konstantinischen Niveau lag“. Literatur:

Mit vorwiegend historischer Perspektive: Für Gründung der Kirche im 5. Jahrhundert wegen des Laurentius-­Patroziniums, das auf Rombeziehungen schließen lasse: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 42 mit Anm. 152, der im Zusammenhang hiermit als einziger den Bezug zu Bischof Leontius diskutiert – Anton, Trier S. 60, S. 110 – Ders., Trier von der Spätantike S. 12, S. 26. – Für Gründung in merowingischer Zeit: Gauthier, Nancy: Province écclesiastique de Trèves (Belgica Prima) (Topographie chrétienne des cités de la Gaule 1), Paris 1986, S. 32 – Brühl, Carlrichard: Palatium und civitas. Studien zur Profantopographie spätantiker Civitates vom 3. bis zum 13. Jahrhundert, Bd. 2: Belgica I, beide Germanien und Raetia II, Köln/Wien 1990, S. 19 38 12. Jh. Ende / 13. Jh. Beginn

Bischof Leontius ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief dargestellt. Siehe Nr. 17.

12. SEVERUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

12. SEVERUS (446/447 – um 450)

Synopse des Quellenbefundes Severus, der in den dreißiger Jahren des 5. Jahrhunderts Schüler des Bischofs Lupus von Troyes war, begleitete Bischof Germanus von Auxerre bereits als Bischof von Trier auf dessen zweiter Britannienfahrt 446/447. Das Ende seiner Amtszeit lässt sich nur nach der zeitlichen Einordnung des Pontifikats seines Nachfolgers Cyrillus (um 460) bestimmen. Severus gehörte, wie sein Vorgänger Leontius, Kreisen des mittelgallischen Senatorenadels um Hilarius von Arles, Germanus von Auxerre und Lupus von Troyes an, deren geistig und spirituell prägender Ort das Kloster Lérins war bzw. er stand unter deren Einfluss. Die Besetzung der Trierer Sedes mit Severus zeigt den Einfluss dieser Gruppe im Osten Galliens und damit zugleich auch den besonderen Rang Triers in der Mitte des 5. Jahrhunderts. Für die genannte Britannienreise, die der Bekämpfung des Pelagianismus diente, wählte Germanus Severus zum Begleiter, was zum einen aus dessen Schülerverhältnis zu Lupus von Troyes und zum anderen vielleicht auch aus einer besonderen Sachkenntnis des Severus zu erklären ist, da in Trier pelagianische Strömungen bezeugt sind. Die Reise ist im (kirchen-)politischen Kontext der antipelagianischen Politik Papst Leos I. und Kaiser Valentinians III. zu sehen. Auch ein Hilfeersuchen der pro-­römischen Partei Britanniens an den Heermeister Aëtius könnte damit in Zusammenhang stehen. Mit seiner klar bezeugten Missionstätigkeit in der Germania I, d. h. bei den rheinischen Franken und Alamannen, im Gebiet von Untermosel und Mittelrhein, verfestigte Severus den im 4. Jahrhundert beginnenden Trierer Einfluss in diesem Raum. Dessen von der spätrömischen Verwaltungsgliederung abweichende Zugehörigkeit zur mittelalterlichen Trierer Diözese wurde spätestens unter Severus begründet. Für Severus besitzen wir keine Vita, doch wird er in den spätantiken Viten des Germanus von Auxerre und des Lupus von Troyes als „heilig“ bezeichnet. Eine liturgische und kultische Verehrung ist im Trierer Raum seit dem 10. und 11. Jahrhundert zu fassen und lässt sich noch im 16. Jahrhundert nachweisen. Außertrierische Zeugnisse sind frühe Belege für überlokale Rezeption. Im 10. Jahrhundert galt Severus als Empfänger eines Papstprivilegs. Zeitgenössische Rombeziehungen lassen sich nicht direkt nachweisen, doch könnten Britannienfahrt und Missionstätigkeit im Zusammenhang mit römischen Universalkonzeptionen zu sehen sein.

12. Severus |

Das Grab des Severus ist nicht bekannt, es ist am ehesten im Stift/Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) zu suchen. Kaum in Verbindung mit Severus lässt sich die untergegangene Trierer St. Victor-­ Kirche bringen, obgleich deren Patrozinium (Victor von Marseille) in das 5. Jahrhundert weist.

159

160 | Hauptteil

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 430/440

Severus ist als Schüler des Bischofs Lupus von Troyes bezeugt. Severus ist nach dem Zeugnis der Vita des Bischofs Lupus von Troyes (übernommen bei Beda) einer von drei namentlich bekannten „heiligen“ Schülern des Lupus. Eintrag/Text:

1. Vita Lupi: Cuius rei gestae relationem posteris tradiderunt exempla praecedentium factorum; quae fuerint vero ex scolis eiusdem discipulorum virtutes, exempla docue­ runt: nam cuncti insignibus miraculis praeminebant. Unde in sanctum Polychronium episcopum ecclesiae Viredunensis curationum gratia praelucebat, … . Sanctum Seve­ rum Triveris ordinatum, primae Germaniae gentibus praedicantem, apostolorum non ambigimus societate permixtum. Sanctum quoque Albinum Catalaunicae pontificem civitatis, resplendentem praerogativa diutinae sanctitatis locis plurimis, non silendum est, … . Merito in tantorum praeconiis magistri laus gloriosa signatur. Die Handschrift Brüssel KBR 9636 – 37, 11./12. Jh., fol. 216r – 217r hat neben anderen erklärenden Zusätzen zu „Severum“: ipsius nihilominus alumpnum 2. Beda Venerabilis: Namque adiuncto sibi Seuero, totius sanctitatis uiro, qui erat disci­ pulus beatissimi patris Lupi Trecasenorum episcopi, et tunc Treueris ordinatus episcopus, gentibus primae Germaniae uerbum praedicabat, mare conscendit (Germanus sc.). Quelle/Überlieferung (und Rezeption):

1. Vita Lupi: Einleitung des Herausgebers Krusch MGH SS rer. Mer. 7 S. 284 – 295; S. 289 ff. (früheste Handschriften aus dem 8. und 9. Jahrhundert, dann solche des 10., 11. und 12. Jahrhunderts vor der spätmittelalterlichen Überlieferung: Handschriftenklassen 1 – 3; dazu B 1 bis B 2: spätmittelalterliche-­frühneuzeitliche Handschriften). 2. (Beda: Beda Venerabilis: Historia ecclesiastica gentis Anglorum, s. bei dem Herausgeber Plummer: Introduction Part II: The Manuscripts, S. LXXX – CXLIV Wichtige Ergänzungen durch Mynors in der Ausgabe: Bede’s Ecclesiastical History of the English People, hg. von Bertram Colgrave / Roger A. B. Mynors, Oxford 1969 [Ndr.], S. XXXIX – LXXVI) Ausgabe(n):

1. Vita Lupi episcopi Trecensis, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/ Leipzig 1920 (Ndr.), S. 284 – 302; S. 295 – 302; c. 11 S. 301 f. 2. (Baedae Historia Ecclesiastica gentis Anglorum, in: Venerabilis Baedae Opera historica, ed. Charles Plummer, Oxford 1896 [Ndr.], S. 1 – 363; I c. 21 S. 40 – Bede’s Ecclesiastical History of the English People, ed. Bertram Colgrave / Roger Aubrey

12. Severus |

Baskerville Mynors, Oxford 1969 (Ndr.), S. 64/65. An der Stelle episcopi, et tunc Interpunktion wie Plummer, doch Komma zwischen episcopus und gentibus nicht übernommen). Kommentar:

Diese Nachricht der Vita Lupi ist unzweifelhaft glaubwürdig, zumal in der neueren Forschung die Abfassungszeit dieser Vita, aus der Beda schöpfte, auf die Spätantike eingegrenzt werden konnte (Literatur s. [a]). Auffallenderweise ist Severus nicht Schüler seines Vorgängers Leontius; offenbar nahm die „Lérins-­Fraktion“ des gallischen Episkopats (Hilarius von Arles, Germanus von Auxerre, Lupus von Troyes) maßgeblichen Einfluss auf die Besetzung der immer noch als wichtig erachteten Trierer Sedes. [a] Datierung der Vita Lupi und Frage der Identität des Bischofs Severus: Die Forschung hat schon früh den nur in der Vita Lupi (und bei Beda Venerabilis) sowie in der Trierer Bischofsliste als Nachfolger der Bischöfe Felix († um 400), Mauricius und Leontius (zur Bischofsliste s. Nr. 5) explizit bezeugten Trierer Bischof Severus mit jenem Bischof Severus identifiziert, der mit Bischof Germanus von Auxerre nach dessen um 480 von Constantius von Lyon verfasster Vita zur Bekämpfung des Pelagianismus nach Britannien reiste (Nr. 2). Die Vita des Lupus von Troyes war schon von Louis Duchesne (in: Bulletin critique 18 [1897] S. 418 – 420 und dann FE 2 S. 454) in das 5. Jahrhundert datiert worden; seine Spätdatierung auf die Zeit um 800 hatte Bruno Krusch zurückgenommen und, durch eine Selbstkorrektur genötigt, auf das 8. Jahrhundert fixiert (siehe Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 288 f. Frühe Identifizierungen in der Forschung Krusch, Ausgabe S. 302 Anm. 1, gewisse Relativierung Vorrede S. 288; Duchesne, FE 3 S. 36 Nr. 12). Doch schwerer wogen die Bedenken, die Wilhelm Levison schon in seiner monographischen Behandlung des Bischofs Germanus von Auxerre formuliert und in seiner Ausgabe von dessen Vita bekräftigt hatte (Levison, Wilhelm: Bischof Germanus von Auxerre und die Quellen zu seiner Geschichte, in: NA 29 [1904] S.. 95 – 175; S. 127; Ausgabe: Ders.: Vita Germani episcopi Autissiodorensis auctore Constantio: MGH SS rer. Mer. 7 S. 225 – 283; S. 247 ff.; c. 25 S. 269). Levison brachte die schon erwähnten Korrekturen zu Kruschs früher Sicht, so stellte er klar, dass Beda nicht Vorlage der Lupus-­Vita sei, sondern dass er die Angaben der beiden Viten verknüpfe und so Severus von Trier mit der Britannienfahrt des Germanus verbinde. In Wirklichkeit wiege schwer, dass die Lupus-­Vita nichts von der Britannienaktion des Trierer Bischofs Severus wisse, mehr spreche dafür, in diesem Severus den Bischof von Vence zu sehen. Überhaupt blieb Levison wie Krusch im Gegensatz zu Duchesne bei einer negativen Wertung der Lupus-­Vita (Levison, Germanus S. 128 f.; S. 152 Anm. 3; MGH SS rer. Mer. 7 S. 269 f.). Doch war mit Krusch und Levison ein Konnex zwischen der Vita Lupi und der des Germanus im Sinn einer Adaption der letzteren durch den Autor der Lupus-­Vita aufgezeigt.

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162 | Hauptteil Eine erste kritische Stellungnahme von Ewig gegen Krusch war im Grunde für weite Partien überholt, hatte der Kritiker doch von Kruschs bereits 1920 (!) bekundeter Revision von wesentlichen Elementen seiner Position von 1896 (der ersten Ausgabe der Lupus-­Vita in MGH SS rer. Mer. 3) nicht Kenntnis genommen. Doch ist aus Ewigs Überlegungen ein Moment als weiterführend für die Wertung der Lupus-­Vita zu nennen: Die korrekte Verwendung des römischen Administrationsbegriffs prima Germania könne auf eine spätantike Vorlage oder sogar auf eine Verwendung in der damaligen Zeit verweisen. – Zwanzig Jahre später hat Ewig diese Beobachtung um einen fundierten Einwand gegen Kruschs Abwertung der Lupus-­Vita vermehrt – und weiter um die Hypothese, die den faktischen Kontext für die Mitnahme des Trierer Bischofs Severus in einer Aktion gegen den Pelagianismus erklären könnte: Der Pelagianismus sei den Trierer Bischöfen als eigenes Problem vertraut gewesen (Ewig, Trier im Merowingerreich Anm. 150 S. 41 f.; Ders.: Kaiserstadt S. 45 f.). In einer Spezialstudie zur Vita des Lupus von 1978 führte Ewig eine Art systematischer Gegensicht gegen Krusch vor: Die chronologischen Angaben sowie die zur Lokaltradition von Troyes hielten, auch wenn sie in zeitlichem Abstand präsentiert zu sein schienen, einer kritischen Überprüfung stand. Zeitkolorit und Rechtsterminologie des 5. Jahrhunderts seien zu erkennen. Gleichwohl hält Ewig für zwei wesentliche Gesichtspunkte, die Kapitel über die Britannienreise und über die Lebensführung des Bischofs, mit Krusch und Levison an der Beeinflussung durch die Germanus-­Vita fest (Ewig, Eugen: Bemerkungen zur Vita des Bischofs Lupus von Troyes, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3, [Beihefte der Francia 3/3], Ostfildern 2009, S. 505 – 517 [zuerst 1978]). Die Ewig in hermeneutischem Ansatz und der methodischen Durchführung prinzipiell kritisch gegenüberstehende französische (Alt)Historikerin Nancy Gauthier übernahm das Argument einer sich spiegelnden Rechtsterminologie. Was Levisons Plädoyer für Bischof Severus von Vence als Teilnehmer an der Britannienreise angeht, so konzediert sie die Möglichkeit explizit, die quellenkritischen Klärungen von Levison zur Abhängigkeit Bedas von beiden vorliegenden Viten nimmt sie auf und belegt sie noch weiter, doch habe Beda offensichtlich über noch weitere Informationen verfügt. Er sei also nicht nur interpretierender Rezipient, sondern selbst Quelle. Die entfernte Lage des Bistums Vence und die Schülerbeziehung des Severus von Trier sprächen eindeutig für Bedas Version. Lupus könne Severus von Trier als seinen Vertreter nach Britannien mitgeschickt haben. Das ergibt den Schluss: Der Lupus-­Schüler Severus von Trier und der den Lupus-­Lehrer Germanus nach Britannien begleitende Severus sind identisch (Gauthier, Évangélisation S. 129 – 131 mit Datierung der Vita Lupi in das frühe 6. Jahrhundert. Datierung mit Duchesne in das 5. Jahrhundert u. a. Heinzelmann, Martin: Bischofsherrschaft in Gallien. Zur Kontinuität römischer Führungsschichten vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Soziale, prosopographische und bildungsgeschichtliche Aspekte [ Beihefte der Francia 5],

12. Severus |

München 1976, S. 110. Der neueste Herausgeber der Germanus-­Vita [René Borius SC 112, 1965, S. 38 f.] erwog, die Vita Lupi könne vor der Vita Germani entstanden sein). Diese Ausführungen sind in der Trier-­Forschung als weitgehend klärend angesehen worden (Heinen, Trier und das Trevererland S. 381 f.; Anton, Trier S. 82 Anm. 176; Ders., Trierer Kirche S. 22 f. Anm. 26). Abgesehen von weitreichenden Konstruktionen hat Petrus Becker eine Beobachtung von Ewig substantiiert: Durch die Tätigkeit des „Häretikers“ Leporius im frühen 5. Jahrhundert in Trier habe man mit dem Phänomen des Pelagianismus dort vertraut sein können (Becker, Mönchtum S. 18 f.). Trotz dieses Standes war die Frage nach absoluter Plausibilität der Beweisführungen und nach weiterbestehenden quellenkritischen Problemen nicht abzuweisen. Die Frage ist mit Bezug auf die Bischöfe von Vence in der Weise konkretisiert worden, dass der dortige Bischof Severus chronologisch zur Britannienfahrt passen könnte, dass seine und seines Nachfolgers Kontakte mit Rom die Einbeziehung in eine größere, dann freilich in Absprache mit Papst Leo I. gestartete Aktion erklären könnte. Noch drängender stellt sich das bei Gauthier und Ewig umgangene bzw. nicht gesehene Problem, wie bei einer angenommenen Dependenz der Vita des Lupus von der des Germanus das Fehlen der Britannienmission in der Lupus-­Vita zu erklären ist, m. a. W. wie das Verhältnis der beiden Viten zu fassen ist. Die Fragen sind bei Anton formuliert und an Quellengegenüberstellungen geprüft (Anton, Führungsschicht S. 42 – 48). Das Ergebnis lautet: Beda ist nur Interpret der beiden ihm vorliegenden Viten, er ist nicht selbst Quelle. Die Substanz der berichteten historischen und rechtsterminologischen Gegebenheiten erweist den hohen Quellenwert der Vita Lupi. Ewigs wichtige Hinweise lassen sich vermehren. Der hohe Informationsgehalt und die sprachliche Gestalt dieser Quelle lassen für die Jahre unmittelbar nach dem Tod des Lupus († 478/479) als Abfassungszeit und damit auf ungefähre Gleichzeitigkeit mit der Vita des Germanus schließen. Fürs Erste wäre aus dem Schweigen der Vita zu einer Teilnahme des Severus an der Britannienfahrt der Schluss naheliegend, mit dem nach Britannien mitreisenden Severus sei der Bischof von Vence gemeint. Doch ist bei der Ventilierung des Verhältnisses der beiden Viten zueinander wichtig: In den Details zur Britannienreise gibt es wesentliche Divergenzen. Ein Vergleich der Passus über die Lebensführung der Protagonisten legt den jeweiligen Rekurs auf ein Repertoire von Lérins (Honoratus- und Hilarius-­Kreis) nahe. Das bedeutet entgegen Levison, Krusch und Ewig, dass eine direkte Einwirkung der Germanus-­Vita auf die Lebensbeschreibung seines Schülers Lupus nicht nachzuweisen und auch nicht wahrscheinlich ist. Für die übergeordnete Frage bedeutet dies, dass der Lupus-­Biograph die Notiz über die Britannienreise des Severus nicht gekannt haben muss. Er könnte eine solche Kenntnis auch in maiorem gloriam seines Helden weggelassen haben. Die Hinweise auf die Vertrautheit in Trierer kirchlichen Kreisen mit dem Pelagianismus (Ewig; Becker) erhalten also volles Gewicht. Der Schluss lautet: Der Bischof Severus von Trier, den die Vita Lupi (und nach ihr Beda) als Schüler des Lupus führt, ist

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164 | Hauptteil identisch mit dem Bischof Severus, der nach der Vita Germani (und danach nach Beda) Begleiter des Bischofs von Auxerre nach Britannien war. Literatur: Siehe im vorausgehenden Text. [b] Datierung und Ort der Ausbildung: Ewig, Kaiserstadt S. 46 f.: nach 426/427 oder nach 429/430 – Anton, Führungsschicht S. 49: 430er Jahre. – Gauthier, Évangélisation S. 138 hält Troyes für den Ausbildungsort. [c] Wertung der Schülerbeziehung: Beobachtungen von Ewig, Kaiserstadt S. 47 f. aufgegriffen von Anton, Trierer Kirche S. 22 f. – Bei Anton, Führungsschicht S. 68 f. gedeutet im Zusammenhang mit einsetzender Neuorientierung Triers nach Mittelund Nordgallien. – Interpretation der Schülerschaft bei Gauthier, Évangélisation S. 153 und Prinz, Friedrich: Frühes Mönchtum im Frankenreich. Kultur und Gesellschaft in Gallien, den Rheinlanden und Bayern am Beispiel der monastischen Entwicklung (4. – 8. Jahrhundert), München/Wien 1965, 21988, S. 199 sowie Mathisen, Factionalism S. 139 als Zeichen für lérinischen Einfluss. Ewig, Kaiserstadt S. 46 erwägt Herkunft aus dem Trierer Klerus unter Leontius; die genannten Zeugnisse und Zusammenhänge (s. Leontius) sprechen jedoch nicht dafür. 2 446/447

Severus begleitet Bischof Germanus von Auxerre nach Britannien zur Bekämpfung des Pelagianismus. Der Vita Germani zufolge fährt Bischof Germanus von Auxerre adiuncto itaque Severo episcopo totius sanctitatis – Beda ordnet ihm die Trierer Sedes zu – zum zweiten Mal nach 429 nach Britannien zur Bekämpfung des dort erneut aufgeflackerten Pelagianismus. Eintrag/Text:

1. Vita Germani I: Interea ex Brittaniis nuntiatur, Pelagianam perversitatem iterato paucis auctoribus dilatari, rursusque ad beatissimum virum (Germanum sc.) preces sacerdotum omnium deferuntur, ut causam Dei , quam prius obtinuerat, tutaretur. Quo­ rum petitione festinus occurrit, … . Adiuncto itaque Severo episcopo totius sanctitatis, mare Christo auctore conscenditur; ad itineris tranquillitatem elementa consentiunt; navigium venti, fluctus, aera prosequuntur. 2. Beda Venerabilis: Namque adiuncto sibi Seuero, totius sanctitatis uiro, qui erat discipulus beatissimi patris Lupi Trecasenorum episcopi, et tunc Treueris ordinatus episcopus, gentibus primae Germaniae uerbum praedicabat, mare conscendit (Germanus sc.), tranquillo nauigio Brittanias petit.

12. Severus |

3. Vita Germani II: Adiuncto itaque Severo episcopo totius sanctitatis viro, qui tunc Treveris ordinatus episcopus, gentibus primae Germaniae verbum praedicabat, Parisius iterato dum expetit … iter praematurans inceptum Quelle/Überlieferung:

1. Vita Germani I: Levison, Vorrede zur Ausgabe der Vita Germani S. 225 – 246; S. 234 ff.: Differenzierung zwischen den Handschriftengruppen A mit der originären Vita und B mit der späteren interpolierten-­amplifizierten Form – Borius (Hg.), Constance de Lyon S. 9 – 11; S. 46 – 62 Introduction: beschränkt sich auf die älteren Mss. der ersten Gruppe, versuchtes Stemma S. 58; Klärung zusätzlich zu Levison zu einer Handschrift aus Chartres S. 52, S. 56 2. Beda: s. Nr. 1, Quelle und Überlieferung Ausgabe(n):

1. und 3.Vita Germani I und II : Vita Germani episcopi Autissiodorensis auctore Constantio, ed. Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 225 – 283; S. 247 – 283, c. 25 S. 269 f. (Vita I mit Zufügung des Passus von Vita II) – Constance de Lyon: Vie de Saint Germain d’Auxerre, ed. René Borius SC 112, Paris 1965, c. 25 S. 170/171. Zur Zeitstellung der originalen Vita Germani s. Levison, Vorrede zur Ausgabe S. 230 f. „c. a. 480 aut paulo post“; ebd. S. 245 zu Vita II: „Vita haec interpolata brevi post saeculum IX. medium iam extabat“. 2. BedaVenerabilis: Baedae Historia Ecclesiastica gentis Anglorum, in: Venerabilis Baedae Opera historica, ed. Charles Plummer, Oxford 1896 [Ndr.], S. 1 – 363; I c. 21 S. 40 – Bede’s Ecclesiastical History of the English People, ed. Bertram Colgrave / Roger Aubrey Baskerville Mynors, Oxford 1969 (Ndr.), S. 64/65 Kommentar:

Bedas früher z. T. kritisch bewertete Zuweisung der Trierer Sedes an Severus konnte von der neueren Forschung erwiesen werden; eine jetzt z. T. vertretene abweichende, damit nicht vereinbare Chronologie der Fahrt ist nicht haltbar. Die Teilnahme von Severus ist durch zwei Faktoren zu erklären: Severus war zum einen Schüler des Bischofs Lupus von Troyes, der 429 an der ersten Britannienfahrt des hl. Germanus zur Bekämpfung des Pelagianismus teilgenommen hatte; zum anderen sind vor 425 pelagianische Strömungen in Trier bezeugt, so dass Severus als Sachkundiger ausgewählt worden sein könnte. Die Bekämpfung des Pelagianismus ist, wie die Predigt in der Germania I (Nr. 3), in Missionsbemühungen einzuordnen, die möglicherweise vom Kloster Lérins ausgingen. Die Reise kann ferner in den Kontext der antipelagianischen Politik Papst Leos I. bzw. Kaiser Valentinians III. gehören; auch das an den Heermeister Aëtius gerichtete Hilfeersuchen einer pro-­römischen

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166 | Hauptteil Partei in Britannien ist hier zu nennen, die für eine Verbannung der Pelagianer in den Mittelmeerraum sorgte. [a] Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur: Identifizierung und Amtsantritt: Zur Identifizierung Anton, Führungsschicht bes. S. 50 – 64, mit ausführlicher Diskussion von Quellen und Literatur (s. Nr. 1 [a], besonders die Stellungnahme gegen Levisons abwertende Apostrophierung des Begleiters als „Severus Bedanus“). – In der angelsächsischen Literatur (s. u. [b]) keine Sedeszuweisung für Severus (Ausnahme: Mathisen, Factionalism S. 139: Severus von Trier). Aus Bedas Wendung tunc Treuiris ordinatus episcopus folgert Ewig, Trier im Merowingerreich S. 41 Anm. 150 einen kurz vor Reisebeginn erfolgten Amtsantritt des Severus. Dazu ablehnend jedoch: Gauthier, Évangélisation S. 131; Anton, Trier S. 82 Anm. 175: Ders., Führungsschicht S. 46 Anm. 12. In ihrer Ausgabe folgern Colgrave und Mynors S. 65 wohl unzutreffend, Severus sei erst nach der Britannienfahrt Bischof von Trier geworden. – Ungeachtet der Deutung der Beda-­Stelle ergibt sich ein ähnlicher Pontifikatsbeginn ca. 446/447 auch durch die Chronologie des Severus-­Vorgängers Leontius. [b] Chronologie der Britannienfahrt: Die zweite Britannienfahrt des Germanus von Auxerre wird zumeist auf 446/447 datiert: Duchesne, FE 3 S. 36 (ca. 447) – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 41 f. Anm. 150 (446/447) – Ders., Kaiserstadt S. 46 (446/447) – Ders., Observations S. 31 (447) – Ders., Der Raum zwischen Selz und Andernach vom 5. bis zum 7. Jahrhundert, in: Spätantikes und fränkisches Gallien 3, S. 417 – 442 [zuerst 1979]; S. 423 (um 446) – Gauthier, Évangélisation S. 130 f. (ca. 447) – Persch, Martin: Art. ‘Severus, Bf. von Trier’, in: BBKL Bd. 9, 1995 (um 447/448) – Anton, Trier S. 82 – Ders., Trierer Kirche S. 22 f. – Ders., Führungsschicht S. 50 – 64, bes. 60 ff. – Ders., Trier von der Spätantike S. 20 – Anders: Levison, Vorrede zur Ausgabe S. 228 mit Anm. 7 „fortasse non ante a. 444“ … „monui, ut iter illud aliquot annis ante factum esse possit“ – Plinval, Gérard de: Les campagnes de saint Germain en Grande-­ Bretagne contre les Pélagiens, in: Saint Germain d’Auxerre et son temps. Communications présentées à l’occasion du XIXe Congrès de l’Association Bourguignonne des Sociétés Savantes réuni à Auxerre (29 juillet-2 août 1948), pour commémorer le XVe centenaire de la mort de saint Germain d’Auxerre et le centenaire de la Société des Sciences historiques et naturelles de l’Yonne, Auxerre 1950, S. 135 – 149; S. 147 f. (440/441, jedenfalls vor 446) – Grosjean, Paul: Notes d’hagiographie celtique 27 – 36, in: An. Boll. 75 (1957) S. 158 – 260; S. 177 (ca. 445) – Thompson, Edward A.: A Chronological Note on St. Germanus of Auxerre, in: An. Boll. 75 (1957), S. 135 – 138; S. 137 f. (444) – Mathisen, Ralph W(hitney): The Last Year of Saint Germanus of Auxerre, in: Ders.: Studies in the History, Literature and Society of Late Antiquity, Amsterdam 1991, S. 115 – 123 [zuerst 1981], bes. S. 122 f. (444) – Thompson, Edward A.: Saint Germanus of Auxerre and the End of Roman Britain (Studies in Celtic History 6),

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Suffolk 1984, S. 55 – 70, bes. S. 65 (437) – Wood, Ian: The End of Roman Britain: Continental Evidence and Parallels, in: Gildas. New approaches, hg. von Michael Lapidge und David Dumville (Studies in Celtic history 5), Suffolk 1984, S. 1 – 25; S. 16 (ca. 435) – Mathisen, Ralph W(hitney): The Last Year of Saint Germanus of Auxerre. Some recent suggestions, in: The Patristic and Byzantine Review 9 (1990) S. 181 – 189; S. 181 f. (Mitte 440er Jahre, in Auseinandersetzung mit Thompson und Wood) – Im Anschluss an Mathisen Snyder, Christopher A.: An Age of Tyrants. Britain and the Britons A.D. 400 – 600 (Humanities 1004), Pennsylvania State University Press 1998, bes. S. 259 f. und S. 352 („c. 445“) – Wood, Ian: The Fall of the Western Empire and the End of Roman Britain, in: Britannia 18 (1987) S. 251 – 262; S. 251 (ca. 435) – Scharf, Ralf: Germanus von Auxerre. Chronologie seiner Vita, in: Francia 18, 1 (1991), S. 1 – 19 (440) – Mathisen, Factionalism S. 139 (444). – Ausführliche Diskussion der Literatur und Klärung der Chronologie: Anton, Führungsschicht bes. S. 40 – 64, bes. S. 60 ff. – Ders., Trier von der Spätantike S. 20 Anm. 52 – Zum Fehlen der Teilnahme des Severus in der Lupus-­Vita s. Nr. 1 [a]. [c] Gründe für eine Teilnahme des Severus: Durchgängig wird das Schülerverhältnis zu Lupus genannt: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 41 Anm. 150 – Gauthier, Évangélisation S. 131 – Anton, Trier S. 82 – Mathisen, Factionalism S. 139. Trierer Pelagianismus (s. [d]) als neues Argument zuerst bei Ewig und bei Becker, Mönchtum S. 18 f., aufgegriffen bei Anton, Führungsschicht bes. S. 48 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 20. Becker, Mönchtum S. 18 f. erwägt eine Severus vom Papst übertragene gallische „Primaswürde“ (s. [f]), doch ist eine Nachfolge des Severus im gallischen Ehrenseniorat des Leontius kaum wahrscheinlich. [d] Pelagianische Strömungen in Trier: Nach dem Zeugnis des Johannes Cassianus (De incarnatione Domini contra Nestorium, ed. Michael Petschenig CSEL 17, 1888 [erg. Gottfried Kreuz 2004], I, 2 und I, 3, S. 238 f., S. 241) von 430 war der Mönch Leporius aus Trier (ex maxima urbe Belgarum) Pelagianer, bevor er widerrief und in Afrika Priester wurde. Ausführlich: Ewig, Kaiserstadt S. 43 – 45 – Becker, Mönchtum S. 15 – 18 – zu Leporius s. auch Gauthier, Évangélisation S. 130. [e] Einfluss von Lérins auf Trier bzw. Severus: Ewig, Kaiserstadt S. 46 f. – Gauthier, Évangélisation S. 129, S. 153; Becker, Mönchtum S. 20, S. 24; Anton, Führungsschicht S. 69 f.; Ders., Trier von der Spätantike S. 20. Allgemein: Prinz, Mönchtum S. 47 – 87; Mathisen, Factionalism. [f] Britannienfahrt/(kirchen-)politische Hintergründe: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 42 Anm. 150 – Thompson, Saint Germanus – Wood, Fall bes. S. 253, S. 256, S. 260 f. – Mathisen, Factionalism S. 139 f. nimmt an, dass die Fahrt mit Hilarius von Arles (Lérins-­Fraktion) abgestimmt und auf kaiserliche Autorität gestützt war, vielleicht auch mit möglichen Plänen des Heermeisters Aëtius zu einer Intervention

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168 | Hauptteil in Britannien zusammenhing. Literatur ausführlich diskutiert bei Anton, Führungsschicht S. 63 f. (Zusammenfassung). Becker, Mönchtum S. 18 f. erwägt eine gemeinsame antipelagianische Aktion des gallischen Episkopats (Germanus) und des Papstes (Severus als gallischer „Primas“). Siehe aber [c]. 3 vor 455

Severus missioniert bei den Rheinfranken und Alamannen in der Germania I. Der Vita Lupi zufolge – danach auch Beda – predigte Severus den Völkern der Germania I, bei denen es sich um Rheinfranken und Alamannen gehandelt haben dürfte. Eintrag/Text:

1. Vita Lupi: Cuius rei gestae relationem posteris tradiderunt exempla praecedentium factorum; quae fuerint vero ex scolis eiusdem discipulorum virtutes, exempla docue­ runt: nam cuncti insignibus miraculis praeminebant. Unde in sanctum Polychronium episcopum ecclesiae Viredunensis curationum gratia praelucebat, … . Sanctum Seve­ rum Triveris ordinatum, primae Germaniae gentibus praedicantem, apostolorum non ambigimus societate permixtum. Sanctum quoque Albinum Catalaunicae pontificem civitatis, resplendentem praerogativa diutinae sanctitatis locis plurimis, non silendum est, … . Merito in tantorum praeconiis magistri laus gloriosa signatur. 2. Beda Venerabilis: Namque adiuncto sibi Seuero, totius sanctitatis uiro, qui erat disci­ pulus beatissimi patris Lupi Trecasenorum episcopi, et tunc Treueris ordinatus episcopus, gentibus primae Germaniae uerbum praedicabat, mare conscendit (Germanus sc.). Quelle/Überlieferung (und Rezeption):

1. Vita Lupi: Einleitung des Herausgebers Krusch MGH SS rer. Mer.7 S. 284 – 295; S. 289 ff. (früheste Handschriften aus dem 8. und 9. Jahrhundert, dann solche des 10., 11. und 12. Jahrhunderts vor der spätmittelalterlichen Überlieferung: Handschriftenklassen 1 – 3; dazu B 1 bis B 2: spätmittelalterliche-­frühneuzeitliche Handschriften). 2. (Beda: Beda Venerabilis: Historia ecclesiastica gentis Anglorum, s. bei dem Herausgeber Plummer: Introduction Part II: The Manuscripts, S. LXXX – CXLIV. Wichtige Ergänzungen durch Mynors in der Ausgabe: Bede’s Ecclesiastical History of the English People, hg. von Bertram Colgrave / Roger A. B. Mynors, Oxford 1969 [Ndr.], S. XXXIX – LXXVI) Zur (frühen) Datierung der Vita Lupi und zu den quellenmäßigen Zusammenhängen zwischen Vita Lupi, Vita Germani (dazu s. Nr. 2) und Beda s. Nr. 1 [a] Kommentar. Ausgabe(n):

1. Vita Lupi episcopi Trecensis, ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/ Leipzig 1920 (Ndr.), S. 284 – 302; S. 295 – 302; c. 11 S. 301 f.; S. 302

12. Severus |

2. (Baedae Historia Ecclesiastica gentis Anglorum, in: Venerabilis Baedae Opera historica, ed. Charles Plummer, Oxford 1896 [Ndr.], S. 1 – 363; I c. 21 S. 40 – Bede’s Ecclesiastical History of the English People, ed. Bertram Colgrave / Roger Aubrey Baskerville Mynors, Oxford 1969 (Ndr.), S. 64/65. An der Stelle episcopi, et tunc Interpunktion wie Plummer, doch Komma zwischen episcopus und gentibus nicht übernommen). Kommentar:

Vorweg ist herauszuheben, dass eine der frühen Zeitstellung und auch der informatorischen Qualität nach sehr wichtige und zuverlässige Quelle (s. auch Nr. 1 [a] Kommentar) die Missionstätigkeit des Bischofs Severus in der Germania prima bezeugt. Mit der Einreihung des Bischofs in die societas apostolorum könnte auf die (römisch-)apostolischen Anfänge der Trierer Kirche unter den als aus Rom gesandt angesehenen Gründerbischöfen Eucharius, Valerius und Maternus (s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius passim; Valerius passim; Maternus passim) angespielt sein. Eventuell könnte in einem Konnex damit das hochmittelalterliche Zeugnis aus dem 10. Jahrhundert gesehen werden, nach dem Severus, wie die erwähnten „Gründerbischöfe“ und nach den profilierten Bischöfen des 4. Jahrhunderts, Agricius, Maximinus und Paulinus, Empfänger eines päpstlichen Primatsprivilegs gewesen sein soll (Nr. 4). Auch könnten Reflexe einer päpstlichen Initiierung der Missionstätigkeit des Severus aufscheinen [b] Die als solche unstrittige Missionspredigt des Severus im Gebiet von Untermosel/ Mittelrhein wird im Hinblick auf die Identifizierung der gentes [a] und in der Frage nach den Konsequenzen für die mittelalterlichen Bistumsgrenzen [c] unterschiedlich gedeutet. Die Motivation [b] hat man vor allem mit Einflüssen von Lérins, aber auch mit römischen Impulsen und originär Trierer Missionsbemühungen erklärt. Die Völker hat man in wechselnden Kombinationen mit Alamannen, (rheinischen) Franken und Burgunden identifiziert; letztere sind aber auszuscheiden. Vielleicht galt die Missionspredigt germanischen Föderaten der Römer. Die auffälligerweise den spätantiken civitas-­Grenzen nicht entsprechende Zugehörigkeit von Gebieten an Untermosel und Mittelrhein zur Trierer (statt zur Mainzer) Kirche wurde unter Severus zwar nicht begründet, die unter Maximin (Castor, Lubentius) zu konstatierenden Ansätze einer auch rechtlichen Zuordnung zu Trier wurden durch seine Tätigkeit jedoch entscheidend verfestigt. Berücksichtigt man den Hintergrund der politisch-­ militärischen Lage im Rhein-­Moselgebiet, so dürfte Severus nach der Rückkehr aus Britannien, aber vor dem Zusammenbruch der römischen Rheinfront 454/455 [c] missioniert haben. Zu beachten sind auch die kultischen Gegebenheiten der heidnischen Zeit: Wenn in Pommern (bei Karden/Mosel) der Treverergott Lenus Mars verehrt wurde (Münzfunde bis in das 4. Jahrhundert), die Gegend also zum alten Stammesgebiet der Treverer zu zählen ist, deren Stammesheiligtum der Lenus Mars-­

169

170 | Hauptteil Tempel auf dem linken Moselufer der Stadt Trier war, dann ist es naheliegend, dass die christliche Mission des 4. Jahrhunderts – ungeachtet der poltischen Verwaltungsgliederung – diesen traditionellen Raumbeziehungen folgte. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Identifizierung der gentes: Alamannen, vielleicht auch Burgunden: Duchesne, FE 3 S. 36; unentschieden: Neuss, Wilhelm: Die Anfänge des Christentums in den Rheinlanden (Rheinische Neujahrsblätter 2), Bonn ²1933, S. 22 – Büttner, Heinrich: Frühes fränkisches Christentum am Mittelrhein, in: AmrhKG 3 (1951) S. 9 – 55; S. 26 f. – Franken oder Alamannen, wohl keine Burgunden: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 47 – Ewig später aber für Burgunden: Ders., Kaiserstadt S. 46 f. – Unentschieden: Ders., Observations S. 31 und Ders., Raum S. 289 – Demougeot, Émilienne: Art. Gallia I, in: RAC 8, 1972, Sp. 822 – 927; Sp. 922 (Barbaren). – Rheinfranken und Alamannen: Anton, Trier S. 82 f. – Ders., Trierer Kirche S. 23 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 20; aufgegriffen bei Schwinden, Lothar: Zu den frühchristlichen Inschriften von Karden an der Mosel, in: Trierer Zs. 54 (1991) S. 249 – 275; S. 274. Hingegen bezieht Gauthier, Évangélisation S. 129 ff., S. 155 f. die Predigt auf ansässige Romanen, nicht auf germanische Völker. Erwägung von Föderaten: Pfeiffer, Friedrich: Mission zwischen Maas und Rhein in Spätantike und beginnendem Mittelalter (ca. 300-ca. 600): Die Rolle der Bischöfe am Beispiel Trier, in: Michel Polfer (Hg.): L’évangélisation des régions entre Meuse et Moselle et la fondation de l’abbaye d’Echternach (Ve–IXe siècle). Actes des 10es Journées Lotharingiennes, 28 – 30 octobre 1998 Centre Universitaire de Luxembourg (Publications de la Section Historique de l’Institut Grand-­Ducal de Luxembourg 117= Publications du CLUDEM 16), Luxembourg 2000, S. 189 – 213; S. 191, S. 205 f. [b] Motivation: Lérins/Rom: Ewig, Kaiserstadt S. 46 f. – Anton, Trier S. 82 f. – Ders., Führungsschicht S. 44 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 20. Originär trierisch: Beisel, Fritz: Studien zu den fränkisch-­römischen Beziehungen. Von ihren Anfängen bis zum Ausgang des 6. Jahrhunderts (Wissenschaftliche Schriften im Wissenschaftlichen Verlag Dr. Schulz-­Kirchner 9/105), Idstein 1987, S. 160 f. – Siehe auch Nr. 2. [c] Bistumgsgrenzen / Raum der Mission: Eine wesentliche Verfestigung des im 4. Jahrhundert ansetzenden Trierer Einflusses sehen: Gauthier, Évangélisation S. 129 f. – Pauly, Ferdinand: Zur Frühgeschichte von Karden und zur Topographie des Kollegiatstifts St. Kastor, in: AmrhKG 31 (1979) S. 9 – 33; S. 16 – Heinemeyer, Karl: Das Erzbistum Mainz in römischer und fränkischer Zeit, Bd. 1: Die Anfänge der Diözese Mainz (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 39), Marburg 1979, S. 38 – Ewig, Eugen: Frühes Mittelalter, Düsseldorf 1980 (=Rheinische Geschichte, hg. von Franz Petri / Georg Droege 1, 2) S. 55 – Anton, Trier S. 82 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 20. – Siehe weiter die Behandlung mit Fokussierung auf Severus:

12. Severus |

Büttner, Frühes fränkisches Christentum S. 26 f. – Ders.: Zum politischen Kräftespiel zwischen Mosel und Rhein im frühen Mittelalter. In: Lage und Raumbeziehungen der Gebiete um die mittlere Saar und die Nachbarlandschaften. Niederschrift über die Verhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für westdeutsche Landes- und Volksforschung in Zweibrücken 1955, bearb. von Georg Droege, Zweibrücken (1955), S. 9 – 22; S. 9 – Persch, Severus. Heinen, Trier und das Trevererland S. 345 verneint Anfänge im 4. Jahrhundert, sieht aber eine Grundsteinlegung zur Verschiebung der Grenzen durch Severus (S. 382); ihm folgt Schwinden, Inschriften Karden S. 274. Grundsätzlich anders in Bezug auf Severus ist die Position von Heyen, Franz-­Josef: Das Gebiet des nördlichen Mittelrheins als Teil der Germania prima in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit, in: Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Aktuelle Probleme in historischer und archäologischer Sicht, hg. von Joachim Werner / Eugen Ewig (VuF 25), Sigmaringen 1979, S. 297 – 315; S. 306 f.: Die Severus-­Mission sei nicht sicher auf später zur Trierer Diözese gehörende Gebiete zu beziehen, allenfalls handele es sich um nachbarschaftliche Hilfe ohne Konsequenzen für Bistumsgrenzen, es liege kein Trierer Expansionsversuch vor; Trierer Einfluss im fraglichen Gebiet gebe es erst seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts. Ausführlich diskutiert und zurückgewiesen ist dies bei Pauly, Frühgeschichte Karden S. 10 – 18. Zu beachten ist, dass eine den civitates entsprechende Diözesangliederung – ein zumeist als Regel ohne Ausnahme verstandenes Prinzip – selbst in Süd- und Südostgallien erst im Verlauf des 5. Jahrhunderts durchgesetzt wurde, die Abweichung am Rhein also keineswegs so ungewöhnlich ist, wie oft suggeriert wird (in diesem Sinn Heinemeyer, Erzbistum Mainz S. 39 f.). [d] Datierung der Mission/Reihenfolge von Mission und Britannienfahrt: Mit leicht unterschiedlichen Zeitansätzen vertritt Ewig zeitlichen Vorrang der Mission vor Britannienfahrt: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 48 (vor 451) – Ders., Kaiserstadt S. 46, S. 50 – Ders., Raum S. 422 f. (um 446) – Ders., Observations S. 31 (447). Dagegen ist Anton, Führungsschicht S. 50 – 64 implizit die umgekehrte Reihenfolge zu entnehmen; aufgrund politisch-­militärischer Lage sei die Germanenmission am ehesten vor 455 zu setzen (endgültiger Zusammenbruch der römischen Rheinfront). Datierung ohne Reihenfolge: Heyen, Nördlicher Mittelrhein S. 306 (um 447/448). Aufgrund der Chronologie der Britannienfahrt und der Bezeugung des Severus-­ Vorgängers Leontius zu 445 (s. Nr. 1) ist die Mission in der Germania I nach der Rückkehr aus Britannien wohl wahrscheinlicher. Die Beda-­Stelle ist als Zusammenfassung der Severus-­Nachrichten in der Vita Germani und der Vita Lupi nicht für eine andere Chronologie verwertbar. Siehe auch Nr. 2 [b]. Am naheliegendsten ist vielleicht die hypothetische Erklärung: Der untere Moselraum wurde von Trier in den Blick genommen, als in Köln und Mainz noch kein Bischof amtierte, (vielleicht sogar vor der diokletianischen Gründung der Germania II).

171

172 | Hauptteil B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 4 969 Jan. 22 (973 Jan. 27, 975 Jan 18; 1049 Apr. 13)

Bischof Severus von Trier ist in Primatsprivilegien der Päpste Johannes XIII . (965 – 972), Benedikts VI. (973 – 974), Benedikts VII. (974 – 983) sowie Papst Leos IX. (1049 – 1054) für die Trierer Erzbischöfe Theoderich (Dietrich I.) (965 – 977) und Eberhard (1047 – 1066) in der Nachfolge der Trierer Gründerbischöfe Eucharius, Valerius, Maternus zusammen mit den Trierer Bischöfen des 4. Jahrhunderts Agricius († 329), Maximinus (329/330-ca. 347) und Paulinus (347 – 358) als Vorempfänger eines päpstlichen Privilegs genannt. Eintrag/Text:

969: Ideoque omnium vestrum nosse volumus sanctitatem et industriam, quod Theo­ derico dilectissimo fratre nostro, Treuerensis ęcclesię archiepiscopo, veniente Romam oratum ad sanctorum apostolorum limina audivimus, sicut eciam pridem audiendo, immo et legendo compertum habuimus, eandem [Treverensem ecclesiam sc.] ipsam pre cęteris Galliarum ęcclesiis Christianę religionis exordium catholicęque fidei prima rudimenta percepisse per sanctissimorum virorum Eucharii, Ualerii ac Materni et cęterorum evangelicam doctrinam, quos tempore suo predictus beatissimus Petrus apos­ tolus ordinavit et instruxit, necnon illuc ad predicandum direxit. Unde tocius ordinis nostrę sedis apostolicę consultu gratuitoque assensu iura privilegiorum, quę a sancta Romana matre ęcclesia prefatis sanctis eorumque reliquis successoribus, id est Agricio, Maximino, Paulino, Seuero, almificis et apostolicis viris, a primordio et usque nunc autentice concessa sunt quęque eciam ipsius civitatis excidio, incendio aliquoque casu consumpta approbantur, eidem Treuerensi ęcclesię predictoque fratri nostro Theode­ rico et per eum cunctis successoribus suis reconfirmare, recorroborare et omnimodo restituere dignum duximus, … decernentes … . Es folgen die Bestimmungen eines aktualisierten Primats. 973: Ideoque omnium vestrum nosse volumus sanctitatem et industriam, quod Theode­ rico dilectissimo fratre nostro, …, Romam suum dirigente legatarium … audivimus, … Es folgt der Text des Johannes-­Privilegs. 975: Übernahme wortgleich mit dem Text Johannes XIII. von 969 1049: privilegia nobis attulistis, quę primatum Gallię Belgice subscripto modo ves­ tris antecessoribus datum nostra apostolica sede asserebant, pro eo, quod in exordio christianę religionis vestra Treverensis ęcclesia prima illis in partibus fidei rudimenta percepisset per egregios dogmatistas Eucharium, Valerium, Maternum, quos beatis­ simus Petrus apostolorum princeps instruxit et instructos ordinavit et illuc ad pre­ dicandum direxit. In quibus privilegiis etiam antiquiora privilegia incendio memo­ rantur consumpta, quę prenominatis sanctis eorumque successoribus, id est Agricio,

12. Severus |

Maximino, Paulino, Severo, almificis utique viris, a primordio autentice concessa erant de eodem primatu. Quelle/Überlieferung:

969: Original nicht vorhanden – Zur kopialen Überlieferung s. Boshof, GP 10, 1 Nr. 69 S. 46 – Zimmermann, PU 1 (s. Ausgaben) – Böhmer/Zimmermann (s. Regesten) 973: Original nicht vorhanden – Zur kopialen Überlieferung s. Boshof, GP 10, 1 Nr. 71 S. 47 – Zimmermann, PU 1 (s. Ausgaben) – Böhmer/Zimmermann (s. Regesten) 975: Original nicht vorhanden – Zur kopialen Überlieferung s. Zimmermann PU 1 (s. Ausgaben) – Boshof, GP 10, 1 Nr. 73 S. 48 – Böhmer/Zimmermann (s. Regesten) 1049: Original nicht vorhanden – Nachzeichnung Ende 11. Jahrhundert: Koblenz, LHA Best. 1A Nr. 39 – Zur weiteren kopialen Überlieferung s. Boshof, GP 10, 1 Nr. 97 S. 57 Ausgabe(n):

969: Zimmermann, PU 1 Nr. † 195 S. 384 – 387 – Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 25 S. 124 973: Zimmermann, PU 1 Nr. † 222 S. 434 – 436 – Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 26 S. 126 975: Zimmermann, PU 1 Nr. † 235 S. 468 – 470 – Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 27 S. 128 1049: Jasper, Detlev (Hg.): Die Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 1023 – 1059, MGH Conc. 8, Hannover 2010, Nr. 25 A S. 214 – 218; S. 216 f. – Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 38 S. 155 Regesten:

969: Boshof, GP 10, 1 Nr. 69 S. 45 f. – Böhmer/Zimmermann, RI II, 5 Nr. 456 S. 140 f. – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 25 S. 123 – 126 973: Boshof, GP 10, 1 Nr. 71 S. 47 – Böhmer/Zimmermann, RI II 5 Nr. 511 S. 158 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 26 S. 126 975: Boshof, GP 10, 1 Nr. 73 S. 48; Nr. 2 S. 160 – Böhmer/Zimmermann, RI II 5 Nr. 538 S. 167 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 27 S. 127 f. 1049: Dahlhaus, Joachim: Aufkommen und Bedeutung der Rota in den Urkunden Papst Leos IX., in: Archivum Historiae Pontificiae 27 (1989) S. 7 – 84; Nr. 3 S. 74 – Boshof, GP 10, 1 Nr. 97 S. 57 f.; Nr. 3 S. 160 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 38 S. 154 – 156 Kommentar:

Unter den Empfängern von durch Zerstörung Triers, Brand und aus anderen Ursachen verlorenen Papstprivilegien wird in der Urkunde als letzter, zudem einziger Bischof des 5. Jahrhunderts, Severus genannt. In der Literatur ist strittig, ob ein echter Kern zugrundeliegt, ob eine Reminiszenz an Rombeziehungen des Severus vorliegt, ob die Nennung chronologisch (aus einem vor dem Hunnensturm 451 angesetzten

173

174 | Hauptteil Pontifikat des Severus) zu erklären ist oder ob die Missionsnachrichten der Vita Lupi und bei Beda (s. Nr. 3; Nr. 4) Anlass für die Einfügung des Severus waren. Die Einreihung des Severus in der Vita Lupi in die societas apostolorum und die direkte Verbindung dieser Wendung mit seiner Missionstätigkeit in der Germania I könnte dabei ein Argument von Gewicht sein. – Was die gegebene Datierung betrifft, so ist sie dem Charakter des Regestenwerkes entsprechend durch die konkreten Daten der Papstprivilegien vorgegeben. Es handelt sich aber um Vorstellungen, die in einem Entwicklungsprozess für längere Zeiträume im 10. Jahrhundert fassbar sind. Der 969 bezeugte Traditionsbezug mit seinen ideologischen Konnotationen ist mit Vorstellungen verknüpft, wie sie in Bezug auf die Trierer Kirche bei Widukind von Corvey (Res gestae Saxonicae II, 1) und im Trierer sog. Silvesterprivileg (s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius † 24 S. 119 – 123) formuliert sind, also in der Zeit um 940 und 950. – Dass Severus in der Germania I missionierte, mag in dieser Entwicklung 969 willkommenes Zeugnis gewesen sein, den Primat der Trierer Kirche in Gallien und Germanien als legitimiert zu sehen und ihn zu akzentuieren. – Mit dem Silvesterdiplom, in dem der römische Bischof Silvester als Verleiher des Primats über Galli und Germani an den patriarcha Agricius erscheint, ist der erste der vier für die Zeit ab dem 4. Jahrhundert erwähnten Empfänger genannt und seine Funktion im Trierer Geschichtsbild im 10. Jahrhunderts konturiert. Dabei ist zu beachten, dass dieses sog. Silvesterprivileg von einem späteren Bischof des 5. Jahrhunderts, Volusianus, reskribiert worden sein soll. Bischof Maximinus hatte in seiner reichskirchlichen Position enge Verbindungen mit dem römischen Bischof Julius I. (337 – 352). Dasselbe gilt für Maximins Nachfolger Paulinus mit seinen Verbindungen zu den römischen Bischöfen Julius I. und Liberius (zum Zusammenhang s. Anton, Hans Hubert: Vorinstitutionelle Grundlagen einer wirkmächtigen Institution: Bischof Maximinus in der Reichskirche seiner Zeit, sein Nachwirken in Spätantike und Mittelalter, in: Die Abtei Trier-­St. Maximin von der Spätantike bis zur frühen Neuzeit [Beiträge der Trierer Tagung vom 16. – 17. Juli 2015], hg. von Michael Embach und Bernhard Simon [Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 142], Mainz 2018, S. 11 – 55). Im diplomatisch-­technischen Sinn sind natürlich die gewährten Primatserteilungen anachronistisch. Es ist also mit einer mentalen Perspektivangleichung an hochmittelalterliche Vorstellungen zu rechnen. Enge Bindungen und Verbindungen der Trierer Bischöfe mit den römischen Bischöfen und den Päpsten konnten im 10. Jahrhundert in der Denkfigur der rechtlichen Primatsprivilegien bzw. im 11. Jahrhundert mit der Spezifizierung zu primatus Galliae Belgicae gesehen werden. Erläuterungen – Forschungsdiskussion – Literatur:

Erklärung für Nennung des Bischofs Severus: Abwegig Sauerland, Heinrich Volbert: Trierer Geschichtsquellen des 11. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 100 – 105: Mit der Zerstörung Triers sei der Hunnensturm von 451 gemeint, deswegen habe man den letzten

12. Severus |

davor amtierenden Bischof, Severus, als letzten Empfänger genannt. Abgelehnt ist dies bei Ewig, Trier im Merowingerreich S. 44, der ebenso abwegig die endgültige Einnahme Triers durch die Franken um 475 nennt. Ewig erwägt aber S. 47 Anm. 172 ein verschollenes Privileg (vorsichtiger wieder ebd. S. 48) – Ders., Tradition S. 83 mit Anm. 164, in Selbstkorrektur: Zugrunde lägen die Stellen bei Beda bzw. in der Vita Lupi. Dem folgt Boshof, Egon: Das Erzstift Trier und seine Stellung zu Königtum und Papsttum im ausgehenden 10. Jahrhundert. Der Pontifikat des Theoderich (Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia 4), Köln/Wien 1972, S. 51: Eine Verbindung des Severus zu den Gründungsbischöfen sei über den Missionsgedanken gegeben. Andere Akzente bietet Ders., Rombeziehungen S. 107 f.: Eine vage Erinnerung an Rombeziehungen von Severus, der vielleicht auch nur wegen Erwähnung der Missionstätigkeit bei Beda und in der Vita Lupi aufgenommen worden sei, könne vorliegen. Dagegen Ders., GP 10, 1 Nr. † 13 S. 26: Es gebe keinen echten Kern. – Anton, Trier im Übergang S. 44 Anm. 225a und Ders., Trier S. 83 mit Anm. 178: Ein echtes Privileg könne nicht völlig ausgeschlossen werden. So auch Ders., Führungsschicht S. 17: Die Stelle sei vor allem zu erklären aus Reminiszenzen an Rombeziehungen (Trierer Funktion in der päpstlichen Gallienpolitik und Rolle des Severus in päpstlichen Missionskonzeptionen). Spezielle Literatur zu den Privilegierungen des 10. und 11. Jahrhunderts s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 25 – 27, Nr. 38. 5 10. Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Severus. Die Fassungen I–VII führen Severus an 12. Stelle, Fassung VIII an 21. und Fassung IX an 36. Stelle. Eintrag/Text:

Legontius (Legoncius, Legentius), Severus, Quirillus p[ost] mauricium legoncius. dein[de] Auctor. p[ost] h[un]­c seuerus. p[ost] que[m] Cyerillus VII Mauritius, Severus, Quirillus VIII, IX Legontius (Ligoncius), Auctor, Severus, Quirillus I – VI VI a

In Fassung VI hat Severus wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archie­ piscopus.

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176 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 38, S. 299 Z. 42(f.), S. 301 Z. 41 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 12 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Wie die Gesta Treverorum (Nr. 6) bieten die Fassungen  VI a, VIII und IX die Abfolge Leontius, Auctor, Severus, Cyrillus (Quirillus). Zum Zusammenhang mit den früheren Metzer Bischofslisten und zur Verbindung mit dem Entstehungsprozess der Gesta Treverorum s. Leontius Nr. 3. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 6 um 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Severus wird in den Gesta Treverorum als Nachfolger von Bischof Auctor und als Vorgänger von Bischof Cyrillus geführt. Er habe das Wort Gottes in der Germania I gepredigt sowie mit den Bischöfen Germanus von Paris und Lupus von Troyes in Britannien die pelagianische Häresie vernichtet. Eintrag/Text:

… Auctor; post quem sanctus Severus. Hic apostolicis viris per omnia coaequandus, Germaniae verbum Dei praedicavit, et cum beato Germano Parisiorum episcopo et Lupo Trecassino in Brittannia Pelagianam heresim destruxit. Cui successit beatus Cirillus. (Das Epithet sanctus für Severus fehlt in den Hss. A 2, A 5, A 6. Die spätmittelalterliche Hs. A 5b gibt: Deinde post Mauricium efficitur presul Treberorum sanctus Leguntius. Deinde post illum Auctor. Post illum Severus – eine markante Übereinstimmung mit Duktus und Formulierung von Bischofsliste Fassung VI a: s. Nr. 5). Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; S. 124 zu Hs. A 5b. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 13 – 16 mit App. u-* und a Z. 32 – 35.

12. Severus |

Kommentar:

Für die gebotene Abfolge der Bischöfe Mauricius, Legontius, Auctor, Severus ist wieder auf den bei der Bischofsliste (Nr. 5) genannten Zusammenhang zwischen der entstehenden Rezension A der Gesta Treverorum und den (späteren) Fassungen der Bischofsliste VI a, VIII und IX zu verweisen (s. Anton, Regesten Trier I, 1 S. 58, S. 58 f.). Hauptvorlage für die Gesta Treverorum ist Beda (s. Nr. 2, Nr. 3), doch ist aus Germanus von Auxerre fälschlich, aber – wegen dessen größerer Bekanntheit doch verständlich – Germanus von Paris geworden. Den signifikanten Apostelvergleich hat wie die Verbindung zu Lupus von Troyes der Gesta-­Autor aus der Vita Lupi (Nr. 1). Ob er die Kontamination vornahm oder einer vermengenden Vorlage entlehnte, ist unklar, vielleicht ist Letzteres der Fall. Die Interpretation der Gesta (Mission als Apostelangleichung) ist eine Bekräftigung dessen, was bei Nr. 4 als ideologisch-­ politischer Hintergrund der trierisch-­römischen Versionen vorgestellt wurde. Der oben bei Eintrag/Text festgestellte Zusammenhang zwischen Gesta Treverorum Rez. A 5b und Fassung  VI  a der Bischofsliste kann den Ausgangspunkt für detaillierte Forschungen bilden. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung 7 um 480

In der im Bezug zu Severus fast zeitgenössischen Vita des Bischofs Germanus von Auxerre wird Severus als Bischof totius sanctitatis gewürdigt. Siehe Nr. 2. Kommentar:

Vor dem Hintergrund gesicherter Forschungsergebnisse zur Identifizierung des Severus in der ca. 480 verfassten Vita Germani mit dem Trierer Bischof, zur ungefähr gleichzeitigen Datierung der Vita Lupi, zur Selbständigkeit beider, erst von Beda Anfang des 8. Jahrhunderts kombinierten Viten bezeugen die Severus zuerkannten Epithete ein nachhaltiges Echo seiner Tätigkeit und ein hohes Ansehen seiner Person im süd- wie im mittel-/nordgallischen Raum. – Die fast zeitgenössischen Zeugnisse lassen eine für die Zeit eher ungewöhnliche Würdigung der Heiligkeit, die sogar zum Apostelvergleich geführt ist, und sakral-­kultisches Ansehen von Severus erkennen.

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178 | Hauptteil 8 Spätes 5. Jh. (frühes 6. Jh.)

In der ebenfalls in Bezug zu Severus fast zeitgenössischen Vita des Bischofs Lupus von Troyes ist sanctus Severus einer von drei namentlich bekannten „heiligen“ Schülern des Lupus. Er ist mit seiner Predigt in der Germania I der societas apostolorum beigesellt. Siehe Nr. 1; s. Nr. 7. ? 9 9. Jh., vor Mitte (830 – 850)

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Bischof Severus von Trier in einer einem Psalterium zugebundenen Litanei aus dem picardischen Raum (Kloster Corbie ?) wie andere Trierer Heilige angerufen, unter den confessores. Eintrag/Text:

(Reihe der Märtyrer) –… s[an]­c[t]­e Maximine or[a] … s[an]­c[t]­e Nicete or[a] …, s[an]­c[t]­e Basine or[a] (Reihe der Bekenner) – s[an]­c[t]­e Seuere or[a]… s[an]­c[t]­e Modeste or[a] Quelle/Überlieferung:

Amiens, BM 18 (175 A), 9. Jahrhundert Beginn, Litanei wenig später hinzugefügt, Kloster Corbie (?); fol. 142v – 144r; fol.143r; fol. 143v Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 603 – 610; S. 606 Z. 103, S. 607 Z. 137, Z. 144, S. 608 Z. 190, Z. 202 – (Leroquais, Victor: Les psautiers manuscrits latins des bibliothèques publiques de France 1, Mâcon 1940/1941, Nr. 4 S. 6 – 9) Kommentar:

Eine absolut schlüssige Zuweisung der Handschrift ist nicht möglich. Das Bistum Amiens steht fest. Die beiden Schwesterlitaneien (fol. 140r – 141r; fol. 141v – 142r) weisen deutlicher auf das Kloster Corbie (Coens), indem sie an das wohl unter Abt Adalhard (780 – 826) geschriebene Psalterium relativ bald angefügt wurden. In der ersten dieser Litaneien sind die Bezüge zu Trier manifest (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 11: Paulinus, Maximinus, Eucharius, Maternus). In der hier einschlägigen dritten Litanei sind Maximinus und Basinus eindeutig, bei Nicetus könnte an einen römischen Märtyrer gedacht sein. Zur doch wahrscheinlichen Zuweisung zu den Trierer Bischöfen s. Nicetius Nr. ? 42. Severus und Modestus stehen in gallischem Namenbereich und gehören wohl zu Trier. Für die Identifizierung mit den Trierer Bischöfen s. auch die Tabellen bei Krüger S. 507, S. 454, S. 523; [S. 505]. – Der dort auf S. 523 noch aufgeführte weitere Beleg „Severus“ aus einer um 850 in Nonantola verfassten Litanei (s. Krüger S. 323 f., S. 370) bringt stärkere Probleme mit sich. In der Namenliste (Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Ms. Sessoriano 95, fol. 39r – 41v;

12. Severus |

fol.40v – Krüger S. 821 – 824; S. 823 – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 5336 S. 277) folgt Severus auf Augustinus, Hieronymus und Geminianus, also auf außeritalische und italische Namen. Es könnte Bischof Severus von Ravenna gemeint sein, doch steht der Name vor einer Abfolge vorwiegend gallischer Namen. Literatur:

Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 32 S. 13 – Coens, Litanies S. 307 – 311 (bringt in Ausgabe 3. Litanei nicht) – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 125 f.; S. 330 (Katalog); Besprechung: Anton, RHE 105, 3 – 4 (2010) S. 813 – 818 10 980 Petrusstab

Die Stabhülse des Trierer Petrusstabs (s. Literatur) trägt eine Schaftinschrift, auf dem Knauf des Reliquiars sind bildlich und inschriftlich der Apostel Petrus und seine Missionsgesandten Eucharius, Maternus, Valerius gesetzt; auf dem Halsring sind in zwei Reihen je sechs Apostel mit Beischrift dargestellt; der Schaft bietet Medaillons mit Beischrift von zehn, neun frühen, Päpsten, denen eine entsprechende, ebenfalls chronologisch geordnete Folge (F) von zehn Trierer Erzbischöfen entspricht. Passend ist Severus darin an fünfter Stelle genannt. Eintrag/Text:

F: S(AN)C(TV)S AGRITIVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MAXIMINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S PAVLINVS ARCHIEP(ISCOPV)S/ S(AN)C(TV)S FELIX ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S SEVERVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MARVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S NICETIVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MODOALDVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S LIVDOVVINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / EGBERTVS ARCHIEP(ISCOPV)S Quelle/Überlieferung:

Siehe Ausgabe(n) Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 53 S. 102 – 108, S. 103 – 106 (Gliederung der Inschriften und Beischriften auf Schaft und Knauf in A-F), S. 103 – Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 31 S. 138 f. Regest(en):

Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten 1 (509 – 1152), Koblenz 1876 (Ndr.), Nr. 1072 S. 308

179

180 | Hauptteil Kommentar:

Erzbischof Egbert versinnbildet mit den Namengruppen ein kultisch-­ideologisch-­ kirchenpolitisches Programm. In diesem ist die Apostolizität der Trierer Kirche zentral. Die Romverbindung ist dabei markant herausgestellt. – Für den Gesichtspunkt der Verehrung ist festzuhalten: In Teil 1 A ist Eucharius als derjenige bezeichnet, der den von Petrus erhaltenen Stab nach Trier gebracht habe, in Teil 2 C ist die Abfolge Petrus, Eucharius, Maternus, Valerius. Da im Folgenden (D-F) die Apostel, eine Reihe frühester und früher Päpste sowie korrespondierend entsprechende Trierer Bischöfe gesetzt sind, ist die Aussage klar: Eucharius ist mit Maternus (und Valerius) betont in den apostolischen Kontext gestellt, als Vertreter einer kultischen Repräsentanz aber auch die Bischofsfolge, in die Severus eingefügt ist. – Die Gründungsbischöfe Eucharius, Valerius, Maternus sowie deren große Nachfolger im 4. Jahrhundert Agricius, Maximinus, Paulinus stehen symbolisch für den Romaspekt. Sie gelten als Empfänger päpstlicher Primatsprivilegien für die Trierer Kirche, Agricius speziell des sog. Silvesterprivilegs (s. Nr. 4). In der Urkunde von 969, in unmittelbaren Folgetexten sowie der Urkunde Papst Leos IX. von 1049 ist Bischof Severus dem illustren Kreis der Papstprivilegienempfänger beigegeben. Gleichsam als Repräsentanten ihrer Jahrhunderte sind auf dem Petrusstab die Bischöfe nach Felix gesetzt. Severus kann für das 5. Jahrhundert stehen, Marus für den Übergang zum 6. Jahrhundert, das seinerseits Nicetius als Prototypen hat. Auswahlkriterium ist neben der Chronologie anscheinend auch die Verbindung zu den großen städtischen Stiften/Klöstern (Dom/ St.Eucharius: Eucharius, Valerius, Maternus – Egbert; St. Maximin: Agricius, Maximinus, Nicetius; [St. Marien-]­St.Paulin: Paulinus, Felix, Marus, Modoaldus). Severus gilt als Empfänger eines frühen „Papstprivilegs“ wie Agricius, Maximinus, Paulinus. Liutwin (Liudovvinus) erfreute sich besonderer Verehrung des Erzbischofs Egbert. Interessanterweise ist in der fast gleichzeitigen Bildfolge und in der Litanei im Egbertpsalter (Leontius Nr. 7) (foll. 30v, 41v, 52v, 67v, 77v, 86v, 99v, 115v, 127v, 135v, 151v, 168v, 179v, 182v – fol. 210v, fol. 211r) die fast identische Gruppe trierischer Bischöfe aufgeführt. Aus dem Bestand des Petrusstabes fehlt allein Severus, zusätzlich stehen in der Laetania (Leontius Nr. 7) Legontius, Magnericus und Abrunculus. S. auch Marus Nr. 8, Nicetius Nr. 55. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 31 S. 137 – 143 (mit Lit.) 11 10. Jh. Ende

Bischof Severus von Trier wird wie einige seiner berühmten Vorgänger in der Litanei des nach Bischof Wolbodo von Lüttich (1018 – 1021) benannten Psalters angerufen.

12. Severus |

Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e Seuere / S[an]­c[t]­e Pauline / S[an]­c[t]­e Maximine / S[an]­c[t]­e Euchari / S[an]­c[t]­e Valeri / … / S[an]­c[t]­e Materne Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 9188 – 9189, 10. Jahrhundert Ende, fol. 1r – 2v; fol. 2r (Teil-)Ausgabe(n):

Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes (Subsidia hagiographica 37), Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 223 – 225; S. 224 Kommentar:

Wolbodo war vor seiner Bischofszeit Leiter der Kathedralschule in Utrecht gewesen: Der Text, und daher der trierische Einschlag, dürfte direkt oder mittelbar aus dem trierischen Umfeld des aus dem friesischen Raum stammenden Erzbischofs Egbert von Trier (977 – 993) kommen. Literatur:

Coens, Maurice: Le psautier de S. Wolbodon, écolâtre d’Utrecht, évêque de Liège, in: An. Boll. 54 (1936) S. 137 – 142 – Ders., Litanies S. 221 – 225 – Ders.: En fréquentant les manuscrits, in: Albert Gruys (Hg.): Codicologica 1: Théories et principes (Litterae textuales), Leiden 1976, S. 13 – 26; S. 16 – 20 – Hoffmann, Buchkunst S. 465 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 av S. 202 12 1039 – 1077 (1040 – 1050) – 11. Jh. 2. H.

Severus-­Reliquien sind wie solche der Heiligen Valerius und Maximinus für den Adel[v]­oldus-­Tragaltar und solche des Valerius für das zweite Gertrudiskreuz im Braunschweig-­Lüneburgischen Reliquienschatz bezeugt. Eintrag/Text:

Gertrudiskreuz: REL[IQUIAE] S[ANCTI] VALERII EP[ISCOP]­I PANCRATII M[ARTYRIS] DE LAPIDE POSITO SUP[RA] SEPULCHRU[M] D[OMI]­NI Adel[v]­oldus-­Schrein-­Tragaltar: Item in una bursa deaurata habentur reliquie: …; item S[ ancti] Valerii Treverensis archiep[iscop]­i; item de pallio S[ ancti] Maximini; item S[ancti] Severi Quelle/Überlieferung:

Gertrudiskreuz: Cleveland, The Cleveland Museum of Art, Acc. No. 31461 Adel[v]­oldus-­Schrein-­Tragaltar: Berlin, Kunstgewerbemuseum W 8 Ausgabe(n):

Siehe Quelle/Überlieferung – Molanus, Gerardus Wolterus: Lipsanographia sive thesaurus reliquiarum electoralis Brunsvico-­Lüneburgicus, Hannover 1697, Nr. VI;

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182 | Hauptteil Nr. XXIX (mit Nr. LXXXIV) – Neumann, Wilhelm Anton: Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-­Lüneburg, Wien 1891, Nr. 3 S. 97 – 103; S. 100; Nr. 12 S. 126 – 128; S. 128 Kommentar:

Die Reliquien sind in einem Goldbeutel im Altar eingelegt. – Zusammen mit der Inschrift auf der Rückseite des Gertrudiskreuzes ist verdeutlicht, wie sehr Severus zu den Hauptrepräsentanten der Trierer Bischöfe gehörte. Ein weiterer Schreinaltar enthielt Reliquien der Trierer Bischöfe Eucharius und Cyrillus (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 ck S. 242 f.). Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 cs S. 519 – 521 (Literatur) 13 11. Jh. (1042 – 1054)

Severus ist vor Valerius und dem trierisch-­thebäischen Märtyrer Constantius in einem Kalender (-Martyrologium) des Kanonikerstifts Honau (Bistum Straßburg) zum 29. Januar als Trierer (heiliger Bischof) geführt. Eintrag/Text:

Treueris Seueri. Ualerii. s[an]­c[t]­i Constantii mar[tyris] Quelle/Überlieferung:

Sélestat/Schlettstadt, Bibl. humaniste MS 100 (alt 94), fol. 64r – 69r; fol. 65r Ausgabe(n):

Barth, Medard: Elsässische Kalendare des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Archiv für elsässische Kirchengeschichte 3 (1928) S. 1 – 21; S. 7 – 15; S. 8 Kommentar:

Zur Abfassungszeit entgegen neuerer Literatur (Hoffmann) zwischen 1042 und 1054 und zu dem starken trierischen Anteil (Basinus [3. März], Felix [27. März mit Ortsnennung], Maximinus [29. Mai mit Ortsnennung], Symeon [1. Juni mit Ortsnennung]) s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 cu S. 521 f. Überlegungen, Bischof Severus von Ravenna könnte vorgezogen sein, sind müßig, sein Eintrag findet sich korrekt zum 1. Februar. Auch ist fraglich, ob ein unter Erzbischof Egbert nach Münstermaifeld überführter und danach im Trierischen kultisch stark verehrter italischer Severus (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ea S. 548) hier gemeint sein könnte. Das Nebeneinander von Reliquien der Heiligen Ambrosius, Valerius und Severus von Mailand (!) bei der Weihe des Klosters Hirsau (1091 Mai 2) ist ebenfalls nicht weiterführend und nicht beweiskräftig. Die Verbindung von Severus, Valerius und dem trierisch-­thebäischen hl. Constantius unter Treueris beweist klar: Severus ist Severus

12. Severus |

von Trier. Der Verbund mit Valerius führt zum Eintrag unter dessen Memorientag. Im 13. Jahrhundert stehen Severus und Valerius nebeneinander im Kalender des Disibodenberger/Sponheimer Breviarium antiquissimum aus dem frühen 13. Jahrhundert (Nr. 23; s. auch Anton, ebd. Valerius Nr. 62 hh S. 625 f.). Literatur:

Barth, Elsässische Kalendare S. 3 f. – Hoffmann, Hartmut: Schreibschulen des 10. und 11. Jahrhunderts im Südwesten des Deutschen Reichs (MGH Schriften 53), Hannover 2004, S. 159 14 11. Jh. Ende / 12. Jh. (nach 1072)

Severus wird in der trierisch überarbeiteten Litanei Humili prece aus dem Benediktinerkloster St. Gallen (Bistum Konstanz) in einer Reihe Trierer Bischöfe mit analoger Abfolge zu derjenigen auf dem Petrusstab (Nr. 10) angerufen. Eintrag/Text:

Eucharius, Primus (sic), Maternus Valeriusque, / Maximinus & Agritius atque Marus. / Paulinus, Felix, Severus Nicetiusque, / Treverici Patres nos foveant inopes. Quelle/Überlieferung:

Zur Überlieferung der St. Galler Grundform des Abtes Hartmann († 925) St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 381, p. 29 – 35 und der diversen lokalen Modifikationen: Dreves, Guido Maria: Hymnographi Latini 2. Folge (Analecta Hymnica Medii Aevi [50]), Leipzig 1907, S. 253 – 256; S. 255 – Sylloga codicis Sangallensis CCCLXXXI et appendix, MGH Poet. lat. 4, 1, ed. Paul von Winterfeld, Berlin 1899 (Ndr.), S. 315 – 349; Nr.  IV S. 319 – 321; S. 315 – 317 – Mainzer Modifikation mit Umstellungen: Wien, ÖNB Cod. 1888 (Theol. 685), Mainz, Kloster St. Alban 10. Jahrhundert, fol. 105r – 107v; Ausgabe: PL 138, 1082 – 1084 – Diese Fassung vornehmlich rezipiert in Ordo Romanus 50: Andrieu, Michel (Hg.): Les Ordines Romani du haut Moyen Age 5 (Spicilegium sacrum Lovaniense 29), Löwen 1961: Ordo L, c. 36, 60, S. 326 – 330; dazu ebd. S. 65 – 67 sowie Andrieu, Michel (Hg.): Les Ordines Romani du haut Moyen Age 1 (Spicilegium sacrum Lovaniense 11), Löwen 1931, S. 404 – 419; S. 412 – Überlieferung der abgewandelten Trierer Fassung, die sich an der St. Galler Grundfassung und der Mainzer Adaption orientiert: Stationarien der Zeit des Herausgebers Würdtwein. Ausgabe(n):

Würdtwein, Stephan Alexander: Commentatio liturgico-­historica de stationibus ecclesiae Moguntinae … addito ecclesiarum Treverensis et Coloniensis ritu illustrata, Mainz 1782, S. 240 – 243; S. 241

183

184 | Hauptteil Kommentar:

In der zugesetzten Strophe (8a) stehen die trierischen Bischöfe, im Wesentlichen in einer Verbindung von (metrisch bedingt) variierter chronologischer Reihung mit Zuordnung zu für sie charakteristischen Kirchen (St. Eucharius: Eucharius, Maternus, Valerius; Nicetius – St. Maximin: Maximinus, Agritius; Nicetius – St. Paulin: Marus, Paulinus, Felix). In der Strophe 11 der Grundfassung bzw. deren Mainzer Variierungen ist der Adressat des Gebets verändert zu O Ludwine Dei summi venerande sacerdos. Die darauf folgende belassene Aussage Hic tibi perpetuis resonent concentibus aedes, / Ossibus et sacris semper habetur honos ist wohl zu Recht auf das Kloster Mettlach des Trierer Bischofs Liutwin († 722/723) bezogen worden (Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445). Von daher ist weiter auf den im Auftrag Erzbischof Egberts von Trier (977 – 993) arbeitenden Abt Remigius von Mettlach als Redaktor geschlossen worden, was noch durch die früher eingefügte bzw. modifizierend gebrachte Nennung des von Egbert verehrten hl. Cyriacus (Quiriacus) und die Einfügung des unter Egbert kultisch besonders herausgehobenen italischen Severus von Münstermaifeld bestärkt würde (Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445; danach Flesch, Schriftkultur S. 70 f.; s. auch Schneider, Hinkmar S. 305 – 307). Doch ist zu bedenken, dass nach Strophe 6 der Grundfassung (Würdtwein S. 240) zwei trierische Strophen (6a und 6b) gebracht sind. In der zweiten trierisch modifizierten Strophe der Mainzer Version sind Märtyrer des 3. und 4. Jahrhunderts (darunter Ciriacus) Gegenstand der Rühmung. In der davor gesetzten, völlig neuen Trierer Strophe sind es die ab 1072 begegnenden Trierer thebäischen Märtyrer. Hinzu kommt, dass in Strophe 10 der erst ab Mitte des 11. Jahrhunderts mögliche Trierer Inkluse Simeon in Modifikation der Vorlage gesetzt ist. Will man nicht Trierer Einfügungen in zwei Schüben (erwogen bei Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445) oder gar in deren drei annehmen, bleibt nur der Schluss, dass 1072 den Terminus post quem bietet. Literatur:

S. bei Quelle und Überlieferung – Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445 – Flesch, Stefan: Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 20), Saarbrücken 1991, S. 70 f. – Schneider, Olaf: Erzbischof Hinkmar und die Folgen. Der vierhundertjährige Weg historischer Erinnerungsbilder von Reims nach Trier (Millenium-­Studien 22), Berlin/New York 2010, S. 305 – 307 15 11. Jh.

In der Prüm-­Trierer Kurzfassung des Martyrologium Hieronymianum ist Bischof Severus zum 15. Oktober in margine nachgetragen.

12. Severus |

Eintrag/Text:

Id[us] Oct[obres]. In Capua Luplilii. Furtunati. Seueri episcopi. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, Textschichten um 800, um 850, Nachträge größtenteils 11. Jh., fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 48v Ausgabe(n):

An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 29 Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 9. Die Form des Eintrags (letzte Nachtragsschicht besonders mit Trierer Bischöfen des 4. bis 8. Jahrhunderts) sowie die Übereinstimmung mit der späteren Tradition und ihrer einheitlichen Zuweisung zum 15. Oktober lassen keinen Zweifel, dass der Trierer Amtsträger Severus gemeint ist. Organisch ist er den beiden vorher Genannten angefügt (Furtunatus mit Namensform der konstantinisch-­athanasianischen Zeit). Literatur:

Zu Genese, Charakter und Überlieferungsgang des Kurzmartyrologiums s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f., S. 92 (Lit.), Valerius Nr. 10 S. 393 f., S. 394 (Lit.), spezieller Haubrichs, Borst, Lifshitz. 16 1109 Jul. 25

Severus-­Reliquien werden zusammen mit solchen der Bischöfe Eucharius, Valerius und Maternus bei der Weihe der Kirche des Bamberger Kanonikerstifts St. Jakob durch Bischof Otto I. von Bamberg (1102 – 1139) in den rechten Seitenaltar eingelegt. Eintrag/Text:

Anno ab incarnatione d[omi]­ni millesimo centesimo nono, in dictione s[e]­c[un]­da viiia K[a]­l[en]­darum aug[usti] dedicatu[m] est hoc monasteriu[m] a uenerabili Ottone huius s[an]­c[t]­ę babenb[er]­gensis eccl[esi]­e sedis octauo episcopo in honore … Altare in dextra parte dedicatum est in honore d[omi]­ni n[ost]­ri ih[s]­u [sc. iesu] Chr[ist]­i …. Reliquię aut[em] in eo continent[ur] Siluestri, Nicolai, Ŏdalrici, Willi­ baldi, Magni, Mat[er]­ni, Britii, Valerii, Seueri, Florini, Simeonis, Mauri, Eucharii, Domiciani, Iuuentini, Probi. Quelle/Überlieferung:

Bamberg, Staatsarchiv Stift St. Jakob, B 101 Nr. 1 (Liber copiarum ecclesiae collegiatae ad Sanctum Iacobum), um 1142, fol. 12r – 13v

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186 | Hauptteil Ausgabe(n):

Deinhardt, Wilhelm: Dedicationes Bambergenses. Weihenotizen und Urkunden aus dem mittelalterlichen Bistum Bamberg (Beiträge zur Kirchengeschichte Deutschlands 1) , Freiburg i. Br. 1936, Nr. 12 S. 9 f. – Jaffé, Philipp (Hg.): Annales et notae Babenbergenses MGH SS 17, Hannover 1861 (Ndr.), S. 634 – 642; Notae sancti Iacobi Babenbergenses S. 637 – 639; S. 637 Kommentar:

Wenn nicht alles täuscht, ist für den rechten Seitenaltar eine mit Maternus beginnende und mit Eucharius endende Reihe von Trierer Heiligen, in die Severus eingefügt ist, geboten, Britius wäre dann als Bischof Britto, Maurus als Marus zu verstehen. Literatur:

von Guttenberg, Erich: Das Bistum Bamberg 1 (Germania sacra 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz 1), Berlin 1937 (Ndr. 1963), S. 130 – Zu Bischof Otto I. s. Boshof, Egon: Otto I. von Bamberg (1102 – 1132). Ein Reichsbischof im Spannungsfeld von Königtum und Papsttum, in: Zs. für bayerische Landesgeschichte 80 (2017) S. 351 – 421 17 12. Jh. Beginn

Bischof Severus ist (zum 15. Oktober) mit liturgischer Angabe in einem Evangelistar aus dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) geführt. Eintrag/Text:

N[atale] Seueri ep[iscop]­i – Ev[angelium] Vigilate quia n[escitis] (Matth. 24, 42 – 47) Evangelientext fol. 183r – ­v Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 95 Nr. 429, (De sanctis) fol. (150r) 151v – 173v; fol. 171v (späterer Verweis auf Evangelientext, in margine: 183) Ausgabe(n):

(Becker, Eucharius S. 400 – 402; S. 401) Kommentar:

Das Datum des Festes lässt sich, da präzise Angaben fehlen, nur aus der Abfolge der Heiligenfeste erschließen. – In dem die „Eigenentwicklung“ des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias mit den „Hausheiligen“ Celsus, Agricius; Valerius (fol. 153v; fol. 154r – ­v, 155r), Cyrillus (fol. 159r), Medardus, Severa, Eucharius (fol. 151v) spiegelnden Festverzeichnis findet sich neben den profilierten Bischofsheiligen Maximinus und Paulinus mit besonders ausgeführtem Eintrag Maternus (fol. 168r – 169v) analog zu Eucharius, Valerius und Agricius. Von den späteren Bischöfen finden sich außer Severus Marus

12. Severus |

(mit maior missa), Bonosius, Magnericus, Nicetius, dieser mit maior m[issa], (sowie Willibrordus). Der genannte Evangelientext ist für Trierer Bischöfe geläufig. Literatur:

Zur Überlieferung: Siffrin, Petrus / Laufner, Richard (Bearb.): Die liturgischen Handschriften im Bistumsarchiv Trier, erg. und hg. von Alois Thomas, 1969 (masch.), S. 46 – 46A – Becker, Eucharius S. 66 (Nr. 4) – Zur Quelle: Becker, Eucharius S. 400 – 402, S. 402 (zu „Eigenentwicklung“ und „Hausheiligen“) 18 12. Jh. Beginn

Severus ist in der zweiten Schicht eines Kalenders, der einem Psalterium des 11. Jahrhunderts des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) vorgebunden ist, zum 15. Oktober als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

IDUS Oct[obres] S[an]­c[torum] Mauror[um]. Seueri ep[iscop]­i t[reuerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jahrhundert, fol. 1v – 8r; fol. 7r Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 380 – 386 [Calendarium Collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculo XI]: die erste, nichttrierische Schicht) – Heyen, Franz-­ Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania sacra N.F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 588 Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) 19 1148 Jan. 13

Severus-­Reliquien werden bei der Weihe des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Papst Eugen III. (1145 – 1153) und Erzbischof Adalbero von Trier (1131 – 1152) im Hauptaltar niedergelegt bzw. bezeugt.

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188 | Hauptteil Eintrag/Text:

Anno dominice incarnacionis Mo.Co.XL.VIIIo, LXImi decennovalis cycli anno nono, in­ dictione XI, presidente apostolico Eugenio IIIo. Romane ecclesie summo pontifice, anno papatus sui IIIo, imperii vero regni Conradi tercii regis gloriosi XImo, venerabilis autem Adalberonis huius civitatis archiepiscopi anno XVI, dedicatum est hoc monasterium ab eodem venerabili apostolico et ab Adelberone archipresule Idus Ianuarii; petente vene­ rando Bertoldo abbate, ordinacionis sue anno XIImo. Consecratum est autem principale altare in honore sancti Iohannis euangeliste et sancti Eucharii, apostolorum Philippi et Iacobi, Stephani pape et martiris. Quorum eciam reliquie inibi continentur. … Reliquie episcoporum et confessorum: Eucharii (fehlt Hs 28), Valerii, Materni, Agricii, Cirilli, de stola et de pallio sancti Maximini, Magnerici, Modesti, Auctoris, Mari, Modowaldi, Bonosii, Felicis, Severi Treverensium pontificum; … Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 98, 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 111v – Trier, BPS Hs 23, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert, fol. 182v (gleiche Schrift und gleicher Inhalt wie Hs 98) – Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen, 1486 – 1489 geschrieben, fol. 2r – 10r; fol. 2v Ausgabe(n):

Notae dedicationum S. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger), Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1278 Z. 12 – 31; Z. 29 Regest(en):

(Regestartiger Bericht) Gesta Treverorum Continuatio II , ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379; c. 7 S. 378 (s. auch Gesta Alberonis archiepiscopi auctore Balderico, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 [Ndr.], S. 243 – 260; c. 23 S. 255) – Goerz, Adam: Regesten der Erzbischöfe zu Trier von Hetti bis Johann II. 814 – 1503, Trier 1861 (Ndr.), S. 19 – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 2063 S. 567 – JL 2 S. 51 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *3 S. 222 f.; Nr. *258 S. 116 Kommentar:

Allgemeine Zusammenhänge s.  Anton, Regesten Trier  I, 1 Eucharius Nr.  49 dk S. 268 f. – Severus steht wieder im Kreis der herausgehobenen Trierer Bischöfe, hier an seine Vorgänger des späten 4. Jahrhunderts angeschlossen. Es fehlen Paulinus und Nicetius, die Heiligen konkurrierender Institute (Stift Paulin vor Trier – Kloster St. Maximin vor Trier).

12. Severus |

Literatur:

Marx, Jakob: Handschriftenverzeichnis der Seminar-­Bibliothek zu Trier (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Trierische Geschichte und Denkmalpflege 4 – Trierisches Archiv. Erg.-Heft 13), Trier 1912, S. 76; S. 17 (völlig verfehlte Kritik an der MGH-Ausgabe); (S. 23) – Coens, Maurice: Catalogus codicum hagiographicorum latinorum seminarii et ecclesiae cathedralis Treverensis, in: An. Boll. 49 (1931) S. 241 – 275; S. 256; S. 244 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *257 S. 115 f. – Becker, Eucharius S. 123 (Nr. 75); S. 125 (Nr. 86); S. 35 – 39; S. 435 – 438 20 12. Jh. 2. H.

Severus ist zum 15. Oktober in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Ipso die s[an]­c[t]­i seueri ep[iscop]­i treuerensis Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 35r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 21 12. Jh.

Severus ist in der Echternacher Handschrift der Metzer Redaktion des Florus-Martyrologiums zum 15. Oktober im Nachtrag als Erzbischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Eode[m] die Treberis s[an]­c[t]­i seueri archiepiscopi Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert, fol. 5r – 107v; fol. 88r Ausgabe(n):

(Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du martyrologe romain [Études d’histoire des dogmes et d’ancienne littérature ecclésiastique], Paris 1908 [Ndr.], S. 233 – 237; S. 236)

189

190 | Hauptteil Kommentar:

Von Trierer Bischöfen sind in der Anlageschicht (ca. 850-Mitte 10. Jahrhundert) Felix, Le(g)ontius, Marus, Miletus, Magnericus vertreten. Zu den Nachträgen des 12. Jahrhunderts gehören Severus, Auctor, Nicetius, Modoald, Hildulf. Bis auf Hildulf tragen sie den Titel archiepiscopus. Zur Abhebung der Schichten s. Quentin, Martyrologes S. 243; S. 682 – 690, S. 683. Literatur:

Quentin, Martyrologes S. 350 – 375; S 682 – 688 – Borst, Arno: Die karolingische Kalenderreform (MGH Schriften 46), Hannover 1998, S. 356 22 12. Jh. Ende / 13. Jh. Beginn

Bischof Severus ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief nach „Papst“ Alexander (2. Jahrhundert) und vor Papst Silvester (314 – 335) und seinem Amtsnachfolger Cyrillus mit Beischrift dargestellt. Auf weiteren Relief-­Bischofsreihen sind die Trierer Bischöfe Magnericus, Basinus, Marus, Nicetius mit Beischriften vor, zwischen und nach den Heiligen Felicissimus und Severinus (evtl. fiktiver Bischof von Trier) sowie die Bischöfe Bonosius, Legontius, Modovvaldus neben den Heiligen Vincentius, Nicolaus und Martinus (evtl. fiktiver Trierer Bischof des 4. Jahrhunderts) dargestellt. Eine weitere Reihe bietet die Reliefs der Trierer Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix. Eintrag/Text:

(nach Ausgabe Fuchs 1) A Hoc Altare BEATVS VVILLIBRORDVS IN HONORE D(OMI)NI SALVATORIS CONSECRAVIT – B (Verse) INTVITVM FLECTES … CORONAM IN HAC S(AN)C(T)VARII ARCVLA CONTINETVR  / SANC(T)E DEI GENITRIC(IS) MARIE VESTIS PARS ALIQVA. CAPVT ET BRACHIVM COSTIS S(AN)C(T)I PONTIANI [M(ARTY)RIS. VINCENTII. CIRIACI / STEPHANI P(A)P(E). MAVRICII. FELICIS P(A)P(E)]. D1 S(ANCTVS) MAG/NERIC(VS) S(ANCTVS) FELICISSIM(VS) S(ANCTVS) BA/SIN(VS) S(ANCTVS) MA//RVS S(ANCTVS) SEVE//RIN(VS) S(ANCTVS) NI//CET(IVS) D3 S(ANCTVS) BO//NOSI(VS) S(ANCTVS) LEG//ONT(IVS) S(ANCTVS) VINC//ENT(IVS) S(ANCTVS) MODO/VVALDVS

12. Severus |

E1

E3

S(ANCTVS) NIC//OLAVS S(ANCTVS) MAR//TIN(VS) S(ANCTVS) / AGRICIVS S(ANCTVS) / MAXIMINVS S(ANCTVS) / PAVLIN(VS) S(ANCTVS) / FELIX S(ANCTVS) / ALEXAND(ER) P(A)P(A) S(ANCTVS) / SEVER(VS) // S(ANCTVS) / SYLVESTER S(ANCTVS) / CYRILLVS

Quelle/Überlieferung:

Tragaltar: Trier, Liebfrauenkirche aus Kloster St. Maria ad martyres (Trier), jetzt Leihgabe an Domschatz Trier. – Beschreibung (mit Kommentierungen): Christof Bro(u) wer / Jacob Masen: Metropolis ecclesiasticae Trevericae …, 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855, S. 459 – 461 Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 109. Datierung „E. 11.-A. 12. Jh., um 1320 (?)“ S. 215 – 222 (S. 220 Nota q: Korrektur von falschen Lesungen bei Calmet und Hontheim zu D1; Nota s: korrekter Hinweis, dass Namen von Sylvester und Cyrillus [Teil E3] fehlten, wie aus Bro(u)wer/Masen/Stramberg S. 460 zu ersehen ist). Kommentar:

In den sorgfältig kommentierenden Untersuchungen zu seiner Ausgabe legt der Herausgeber Fuchs (S. 219) dar, dass zwei zeitlich zu unterscheidende Schichten voneinander abzuheben seien: A „von B und selbstredend von den gestanzten Inschriften [D, E]“. Dabei gebe es wohl kaum eine große zeitliche Distanz. In Anlehnung an Kraus (Inschriften 2 S. 175 f.) datiert er auf das 11. Jahrhundert, 15 Jahre vor 1100 oder danach, mit Vorzug des früheren Ansatzes (Fuchs S. 219 f.). Lückger / Bunjes hatten die Ausführung des „Kastens“ „gegen Ende des 12. Jh. angenommen“ (S. 199 f.). Ronig war auf eine schichtenabhebende Datierung, 12. Jahrhundert 1. Hälfte, 12. Jahrhundert Ende, um 1320, gelangt; ähnlich datierten Giersch / Schmid (S. 50 – 52) auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Neue Überlegungen, die in diesem Kommentar vorgetragen werden, führen zur sicheren Datierung auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert: Die Namen Severinus (D1) und Martinus (D2) sind dem Anschein nach aus den um 1101 bzw. kurz danach interpolierten späten Fassungen (VIII und IX) der Trierer Bischofsliste (MGH SS 13 S. 301) genommen; siehe ferner die Hinweise auf Nachtrag in Gesta Treverorum Rezension A (um 1101) und die Auslassung in den Rezensionen B und C (um 1130

191

192 | Hauptteil und 1152: MGH SS 8 c. 16 S. 148 f. mit Anm. 31 – 36; c. 19 S. 152; S. 153). Diese „Bischöfe“ dürften also kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts gesetzt worden sein. Doch führt eine vergleichende Gegenüberstellung mit den Reliquienbeständen des Eigentümerklosters St. Maria ad martyres weiter. Die Dedikationsnotizen zu den Altarweihen vom 16. Dezember 1017 und vom 12. Mai 1209 (MGH SS 15, 2 S. 1272; S. 1272 – 1274) sind aussagekräftig: In der früheren Notiz (S. 1272 Z. 35 f.) sind Reliquien der Gottesmutter, des Märtyrers Pontianus (dazu s. Inschrift Teil B) und sancti Alexandri martyris genannt. 1209 ist ein Altar sancti Stephani prothomartyris mit Reliquien von Stephanus, Mauricius (S. 1272 Z. 44 f.-S. 1273 Z. 2 – s. Inschrift Teil B) genannt, ferner Reliquien sancti Nykolai, Modualdi (S. 1273 Z. 16 f. – s. Inschrift Teil D3), ferner Reliquien Mauricii, Silvestri pape (S. 1273 Z. 31, Z. 42 [Z. 27] – s. Inschrift Teil E3 Alexander papa, Silvester [papa]), ferner Reliquien Felicissimi (S. 1274 Z. 5/4 – s. Inschrift Teil D1). Die Berührungen sind so eng, die Transformationen (siehe Alexander zu Alexander papa) so sprechend, dass die Relief-­Bischofsreihen in den Kontext des Marienklosters und damit an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert gehören müssten. – Es könnte erstaunen, dass die Trierer Gründerheiligen Eucharius, Valerius und Maternus in den Inschriften nicht begegnen. Dies erklärt sich wieder aus der Verbindung mit dem Benediktinerkloster an der Mosel. In dessen Dedikationsnotizen von 1017 Dez. 16 bis 1468 Apr. 29 ist Eucharius überhaupt nicht, Valerius einmal, Maternus zweimal vertreten (MGH SS 15, 2 S. 1272 – 1275; Valerius und Maternus: 1209 Mai 10: S. 1273 Z. 43, S. 1274 Z. 10; Maternus: 1468 Apr. 20: S. 1275 Z. 41). – Die Anordnung bei E3 könnte den Schluss nahelegen, Bischof Severus stehe für die Rombindung der trierischen Kirche. Diese Folgerung wäre sehr gewagt: Die chronologischen Zuordnungen des Severus zu dem „Papst“ Alexander des 2. Jahrhunderts und des Severus-­Nachfolgers Cyrillus zu Silvester passen nicht zusammen. Zudem hätte sich bei Silvester als Pendant der E1 vor Maximinus, Paulinus und Felix einleitende Agricius angeboten. Doch diese stehen für die beiden benachbarten Konvente von St. Maximin und St. Marien/St. Paulin. Die Erklärung, „Papst“ Alexander habe im 2. Jahrhundert nach dem Pontifikat des hl. Maternus die ersten Trierer Bischöfe eingesetzt, Silvester (also wohl in der Person des Agricius) die ersten Erzbischöfe (s. Bro[u]­wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 460) ist mehr als phantasievoll. – Zu einer vielleicht erkennbaren chronologischen Ordnung der Trierer Bischöfe in den einzelnen Relieffeldern s. Leontius Nr. 17. Literatur:

Bro(u)wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 448 – 461; S. 457 – 461 – Kraus, Inschriften 2 Nr. 362 S. 174 – 176 – Lückger / Bunjes (Liebfrauenkirche), in: KDM 3 S. 124 – 203; S. 196 – 200 (Abb.: S. 199 – 201) – Ronig, Schatzkunst Nr. 40 S. 110 f. – Giersch / Schmid, Rheinland S. 50 – 52 – Fuchs, Inschriften s. Ausgabe

12. Severus |

23 13. Jh. 1. Drittel

Severus ist im Kalender und im Kollektar einer hirsauisch geprägten liturgischen Sammelhandschrift (Breviarium) aus dem Benediktinerkloster Disibodenberg (Bistum Mainz) oder dem Benediktinerkloster Sponheim (Bistum Mainz) zum 29. Januar (im Kollektar als Bischof) geführt. Eintrag/Text:

Kalender: S[an]­c[t]­orum Seueri et Valerii – Kollektar: Valerii ep[iscop]­i. or[atio] ut de s[ancto] vrbano – Severi ep[iscop]­i. or[atio] ut de s[ancto] Siluestro. Quelle/Überlieferung:

Engelberg, Stiftsbibl. Cod. 103, 13. Jahrhundert 1. Drittel, Kloster Disibodenberg oder Kloster Sponheim, Kalender fol. 176v – 178r; fol. 176v; Kollektar, De Sanctis fol. 189r – 193r; fol. 189r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

In dem hirsauisch geprägten Kalender finden sich als weitere trierische Bischofsheilige Eucharius (fol. 178r), Maximinus (fol. 177r) und Paulinus (fol. 177r). – Im Abschnitt De sanctis des Kollektars sind auch Eucharius (fol. 192v or. ut de s. marco), Maximinus (fol. 190r or. ut de s. timot[heo]), Paulinus (fol. 191v or. ut de s. marco) geführt. Zur typisch hirsauischen liturgischen Verbindung von Valerius mit dem frühen Papst Urban I. (222 – 230) s. die Reihe von hirsauisch geprägten Libri ordinarii/Breviaria (Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 hh S. 625). War im liturgischen Kalender des Benediktinerklosters Disentis (Bistum Chur) Valerius zu Silvester gestellt (12. Jh. – Anton, ebd. Valerius Nr. 62 gy S. 615), so mag hier die Verbindung Severus – Silvester für trierisch-­römische Beziehungen stehen und somit ideologisch sehr aussagekräftig sein. – Eucharius, Maximinus und Paulinus wird dasselbe liturgische Offizium wie den Apostelschülern Marcus und Timotheus zugeordnet. – Zur Platzierung des Severus durch Verbindung mit Valerius auf den 29. Januar findet sich eine Parallele im Kalender-­Martyrologium des Stiftes Honau aus der Mitte des 11. Jahrhunderts (Nr. 13). Literatur:

Omlin, Ephrem: Das ältere Engelberger Osterspiel und der cod. 103 der Stiftsbibliothek Engelberg, in: Alfred A. Schmid u. a. (Hg.): Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz, Olten/Freiburg i. Br. 1964, S. 101 – 126 – Heinzer, Felix: Rheinauer Handschriften und die Hirsauer Erneuerungsbewegung des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Heinzer, Felix: Klosterreform und mittelalterliche Buchkultur im deutschen Südwesten (Mittellateinische Studien und Texte 39), Leiden/Boston 2008, S. 386 – 405 [zuerst 2007]; S. 393 f. – Flynn, William T.:

193

194 | Hauptteil Engelberg, Stiftsbibliothek, Cod. 103 e-­codices Schweiz 2010 (http://www.e-­codices. unifr.ch/de/desription/bke/0103) (eingesehen 21. 04. 2017) 24 13. Jh. 1. H. (nach 1230)

Severus ist im Kalender eines Psalteriums aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) zum 15. Oktober als Bischof geführt und wird in der Litanei unter den Bekennern angerufen. Eintrag/Text:

Kalender: Seueri ep[iscop]­i Litanei: S[an]­c[t]­e Martine or[a] / … / S[an]­c[t]­e Remigi or[a] / S[an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / S[an]­c[t]­e Willibrorde or[a] / S[an]­c[t]­e Seuerine or[a] / S[an]­c[t]­e Seuere or[a] / … Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 435/1915 8o, 13. Jahrhundert 1. Hälfte; Kalender fol. 1v – 7r; fol. 6r; Litanei fol. 163v – 164v; fol. 164r Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 94) Litaniae: --Kommentar:

Zur präziseren Datierung, dass der Kalender frühestens 1230 geschrieben sein kann, s. Marus Nr. 31. Der Kalender bietet viele Trierer (Bischofs-)Heilige (Miesges, Festkalender S. 120 f., S. 124). – Im Kalender (fol. 6r) steht zum 23. Oktober Materni epi Seuerini epi. Da bei Maternus der Translationstag den Bezug zu Trier sichert, ist vielleicht bei dem Begleitheiligen Severinus eher, wie Miesges, Festkalender S. 96 Anm. 1 deutet, einer der später in die Trierer Bischofsliste eingeschobenen 23 Bischöfe gemeint als der an dem Tag gefeierte Severinus von Köln. Dass Maternus und Severinus hier zusammen begegnen, macht bei dem eindeutigen Bezug des Maternus zu Trier eine Identifizierung des Severinus mit dem am gleichen Tag gefeierten Severinus von Köln nicht nötig.– Unter dem Gesichtspunkt der Verehrung ist besonders beachtenswert, dass Severus in der Litanei angerufen wird, und das nach den ihrerseits im gallischen Kontext stehenden Trierer Gründungsheiligen. Nach den zu dem Kalenderzeugnis zum 23. Oktober Ausgeführten bedeutet dies, dass in der Litanei die aufeinander folgenden Namen Severinus und Severus der eines fingierten und der des historischen Bischofs von Trier sind. Es könnte eine Reminiszenz an die herausgehobene Nennung des Severus im Zusammenhang der Trier-­Rom-­Beziehungen (Nr. 4) vorliegen. – In denselben Zeitraum wie unsere Kalenderzeugnisse und möglicherweise

12. Severus |

in dieselbe inhaltliche Intention gehören die Einträge im Breviarium des Klosters Disibodenberg / Kloster Sponheim (Nr. 23). Literatur:

Miesges, Festkalender S. 11; S. 120 f.; S. 124 – Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 435 S. 55 f. – Kurzeja, Liber S. 314 f. Anm. 1441 (zur Litanei) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 eq S. 298 25 13. Jh. Ende

Severus ist in einem Kalender des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 15. Oktober als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Severi Ep. Treveren. & SS Maurorum (Hontheim) Quelle/Überlieferung:

Handschrift verschollen. – Nach Hontheim, Prodromus S. 401 Bezug zu einem liber Hebdomadalis Ecclesie S. Simeonis in quarto, …, nunc servatus in bibliotheca Ausgabe(n):

Hontheim, Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae I, Augsburg 1757, S. 401 – 407; S. 406 Kommentar:

Mit Vorzug sind Bischöfe und Pseudo-­Bischöfe (von Trier) der frühesten Zeit (Eucharius S. 407; Agricius, Marus, Valerius S. 401; Maximinus S. 403, S. 405; Fortunatus S. 404; Felix, Cyrillus (?) S. 402; Auctor, Paulinus S. 405; Maternus S. 405, S. 406; Nicetius, Severus, Willibrord S. 406) gebracht. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12 (als „Vorlage“ eines Kalenders des 15. Jahrhunderts) – Heyen, Simeon S. 577 – 580, S. 578 26 1336 (14. Jh. 2. Viertel)

Severus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 15. Oktober als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Seueri ep[iscop]­i et s[an]­c[t]­or[um] mauror[um] Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Erzbischof Balduins von Trier (1307 – 1354), Kalender fol. 2v – 8r; fol. 7r – Proprium de sanctis fol. 359r – 493v

195

196 | Hauptteil Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 95) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. Literatur:

Bastgen, Handbuch – Miesges, Festkalender S. 14; S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 145 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 27 1345

Severus ist im Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus im Kalender zum 15. Oktober erfasst. Im Proprium de sanctis gilt ihm ein Offizium. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Severi ep[iscop]­i tr[euerensis] Eode[m] m[od]­o ut de Rustico ep[iscop]­o Hs 1737 Kalender: Seueri ep[iscop]­i tr[euerensis] Ordinarius de sanctis: Seue[r]­i ep[iscop]­i treueren[sis] Eodem m[od]­o (wie Rusticus) et s[an]­c[t]­orum maurorum Ordinarius missarum: Seueri ep[iscop]­i tre[uerensis] Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 128v) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jh. Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 170 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 316 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol. 6v Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat).

12. Severus |

Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [214]-107r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [99]49v bis [100]-50v Kalender: (Miesges, Festkalender S. 95 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 76 [Severi ep. tr.]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. – Die liturgischen Verweise beziehen sich auf das vorausgehende Rusticus-­Fest. Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Hs 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Hs 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Hs 1737/66 4o Anf. 15. Jh., Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Ms. 1737/66 4o aus Domkirche) – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). 28 14. Jh. 1. Hälfte

Severus ist im Kalender eines Breviarium des Benediktinerklosters St. Eucharius/ St. Matthias (Trier) zum 15. Oktober als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Seuevi (!) ep[iscop]­i. S[an]­c[t]­orum Maurorum m[a]­r[tyrum] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jh. 1. Hälfte, trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 8v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 95)

197

198 | Hauptteil Kommentar:

Die Handschrift ist aus dem Kloster St. Eucharius/St. Matthias in die Stadtbibliothek Trier gelangt, anscheinend aber nicht in dem Kloster entstanden (Becker, Eucharius S. 70). Doch dürfte die Entstehung im Trierischen nicht zweifelhaft sein. – Im Brevierteil De sanctis (fol. 101r – 145v) ist Severus nicht vertreten. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60 f. – Miesges, Festkalender S. 13, S. 121 f.; S. 122 – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51 29 um 1370 Ordinarius Missae des Trierer Doms – Trierer Proprium.

Im Ordinarius Missae der Trierer Domkirche ist Bischof Severus an zwei (?) Stellen geführt, zum Festtag (und zur Oktav [?] [ Verwechslung mit Bischof Severus von Ravenna?]) (15. und 22. Oktober). Eintrag/Text:

15. Oktober: Seueri ep[iscop]­i tr[euerorum]. Vt s[upra] de s[an]­c[t]­o max[im]­ino qu[um] e[st] p[os]­t pe[n]­t[ecosten] 22. Oktober: Seueri ep[iscop]­i tr[euerorum]. Vt infra de co[n]­fessor[e] pont[ifice] Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v; fol. 68r, fol.68v Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358, S. 359) Kommentar:

Der Ordinarius enthält sehr viele Trierer Bischöfe. Im älteren Dom-­Ordinarius von 1305/1307 (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 fo [a]; Valerius Nr. 62 is [a]; Maternus Nr. 39 ek) ist Severus noch nicht verzeichnet. Seine Rezeption in die Textgattung erfolgt unter Erzbischof Balduin (Breviarium, Kalender und Ordinarius [Nr. 26, Nr. 27]). Zum 22. Oktober herrscht Konfusion in den Texten. Miesges, Festkalender S. 94 f. gibt wohl zu Recht „Severi ep. conf. (in Ravenna)“. Im Dom-­Ordinarius Balduins (s. Kurzeja S. 76) findet sich zum 22. Oktober verzeichnet und damit abgehoben vom Eintrag zum 15. Oktober „Severi cf.“. Eine Pfalzeler Handschrift des 15. Jahrhunderts (Trier, StB Hs 358/1147 4o) hat zum 22.Oktober „Severi conf. Treverensis“, Miesges S. 94 Anm. h.

12. Severus |

Literatur:

Eizenhöfer / Knaus (s. Ausgabe) 30 nach 1381

Severus ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 15. Oktober als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Seueri ep[iscop]­i treu[erensis]. Maurorum Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 10r Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 78) – (Miesges, Festkalender S. 95) Kommentar:

Zur formalen Anlage der von Miesges unter der Sigle B zusammengefassten Breviarien-­ Kalender nach dem Muster des Kalenders des Breviarium (recte: Ordinarius) Balduini (Nr. 26 , Nr. 27) s. Miesges, Festkalender S. 15. Der Kalender des Klosters St. Marien/ St. Irminen stimmt fast völlig mit diesem überein. – Das Fest praesentatio b. Mariae virginis ist in Trier 1381 eingeführt worden (Kellner, Heortologie S. 200 f.). Miesges (Festkalender S. 122) konstatiert dieses Faktum, schließt sich aber (S. 15) der Frühdatierung auf Anfang des 14. Jahrhunderts von Keuffer (Verzeichnis 4 S. 77; so auch Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53) an. Miesges hätte ein Blick auf seine Belege für das Marienfest in Trierer Kalendern (S. 104/105) klarmachen können: Der Eintrag findet sich nur in späteren Texten resp. in früheren als Nachtrag. Der Kalender aus St. Marien/St. Irminen ist „nach 1381“ zu datieren (s. auch Eucharius Nr. 49 go). – Während Agricius (fol. 1r), Valerius (fol. 1v), Maximinus (fol. 5v) und Maternus (fol. 10v) durch roten Eintrag hervorgehoben sind, fehlt Eucharius. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77 f. – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 104/105 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678 31 nach 1381

Severus ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 15. Oktober als Bischof von Trier geführt. – Zum 15. Februar ist ein Seuerus confessor tre[uerensis] geführt.

199

200 | Hauptteil Eintrag/Text:

Kalender: 15. Oktober Seueri ep[iscop]­i tre[uerensis] S[an]­c][t]­or[um] mau[rorum] – 15. Februar Seueri confessoris tre[uerensis] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 6v – fol. 2v Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 95; S. 31) Kommentar:

Zur formalen Gestaltung des Kalenders und der weiterer verwandter Brevierkalender nach dem Muster des Ordinarius Balduini (Nr. 27) s. Nr. 30. – Zur präzisierenden Korrektur der Datierung des Kalenders auf „nach 1381“ entgegen Miesges (Festkalender S. 15: 14. Jahrhundert) s. Nr. 30. Der Kalender bietet eine Fülle von Trierer Bischofsheiligen aus den früheren und besonders aus den amplifizierten Fassungen der Bischofsliste. Eine Parallele hat der Eintrag eines Seuerus confessor tre[uerensis] zum 15. Februar in verschiedenen Handschriften, vereinzelt im 13. Jahrhundert (Trier, StB 435/1915 8o, St. Maximin, Trier, fol. 2r), sodann im Breviarium Balduini (Nr. 26) und im Ordinarius Balduins (Nr. 27, Kurzeja S. 68). Weitere späte Parallelen: Miesges, Festkalender S. 31 Anm. 3, Miesges erwägt dort eine Kontaminierung mit dem Bischof Severus von Trier (15. Oktober), denkt aber auch an einen Severus aus der Provinz Valeria. Zu diesem s. Nr. 35. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kur­ zeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“). Spätere Festkalender: s. Miesges, Festkalender S. 95 32 1389/1390

Severus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 15. Oktober als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Severi ep[iscop]­i S[an]­c[t]­or[um] Mauror[um] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 45v

12. Severus |

Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 95, S. 93) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 33 14. Jh. 2. H./Ende

Severus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 15. Oktober als Bischof von Trier geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Seueri ep[iscop]­i tr[euerensis] mauror[um] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 11v; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 95 mit S. 18) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30. 34 um 1400/15. Jh.

Severus ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 15. Oktober geführt. Eintrag/Text:

De Sancto Severo Episcopo Treverensi Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia

201

202 | Hauptteil Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 132r (p. 259) Ausgabe(n):

(fehlt bei Heyen, Paulin) Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei.) 35 1468 Mai 22 – 24

Severus ist mit Eigentext im Martyrologium der Bursfelder Kongregation zum 15. Oktober als heiliger Bischof von Trier geführt.

12. Severus |

Eintrag/Text:

Ipso die sancti seueri episcopi treuere[r]­um T1 Ipso die sancti seueri treberensis episcopi T2 Die Abfolge der drei Tageseinträge (Mauri [Köln], Anthiochus [Lyon], Severus [Trier]) ist in zwei frühen Handschriften verändert zu: Lyon, Trier, Köln). Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung der Handschriften Rosenthal, Martyrologium S. 155-S. 161; darunter: T1 = Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St. Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 36r – T2 = Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 61r Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 236 Z. 33 mit App. zu Z. 29 – 31 und Z. 33. Ipso die, sancti Severi, episcopi Treverensis. Kommentar:

Den Hauptbestand des Martyrologiums bieten gallische Folgetexte (Usuard, Ado) des Martyrologium Hieronymianum, woraus von Trierer Bischöfen bezogen sind Valerius (S. 171), Maximinus (S. 197), Paulinus (S. 223), bei Bischof Miletus (zum 19. 9. S. 229) ist direkt auf das Martyrologium Hieronymianum zurückgegriffen. Die für den Charakter des Martyrologiums besonders bezeichnenden Eigentexte gelten besonders Bischöfen und Heiligen des gallischen Raumes (Metz, Toul, Verdun, Köln). Hervorstechend ist hier der trierische Bestand. Zu nennen sind die Eintragungen zu Celsus (4. 1. S. 164), Bonosius (17. 2. S. 176), Legontius (19. 2. S. 176), Modestus (24./25. 2. S. 177/178), Basinus (4. 3. S. 179), Quiriacus presbyter (6. 3. S. 180), Felix (26. 3. S. 184), Helena regina (15. 4. S. 188; frühere Textschicht 18. 8. S. 220), Modoaldus (12. 5. S. 195), Cyrillus (19. 5. S. 197), Fortunatus (10. 6. S. 202), Numerianus (5. 7. S. 208), Severa virgo (20. 7. S. 212), Banto confessor (31. 7. S. 215), Maximinus (Neueintrag 12. 9. S. 227), Lutwinus (29. 9. S. 232), Thyrsus et socii (4. 10. S. 233), Palmatius et socii (5. 10. S. 234), Lubentius confessor (13. 10. S. 236), Rusticus (14. 10. S. 236), Severus (15. 10. S. 236), Eucharius (8. 12. S. 251). – Abzuheben hiervon wären die oft nicht weniger wichtigen Trierer Namensträger, die nur in Trierer Handschriften und deshalb in der Ausgabe im Variantenapparat geführt sind. Die Unterscheidung ist wichtig für die damals gesehene überregionale bzw. regionale Bedeutung der betreffenden Heiligen. Zum 15. Februar findet sich der Eintrag: Eodem die, beati Severi presbyteri et confes­ soris, cuius meminit beatus Gregorius in libro Dialogorum (Dialogi I, 12). Präzisiert ist damit die von Miesges (s. Nr. 31) vermerkte Spur „Valeria“.

203

204 | Hauptteil Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 14 – 83, S. 36 f.; S. 277 – 298, S. 292 – 294 Zu Severus in den Breviaria Trevirensia von 1468, 1501, 1502: Heinz, Liturgische Bücher S. 126, S. 129, S. 131 Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Die Severus-­Verehrung ist früh bezeugt und zwar schon außerhalb des Trierer Raumes (Bistum Amiens). Die spätantiken Traditionen (Vita Germani, Vita Lupi, Beda) haben zur Verbreitung wesentlich beigetragen. Durch das Trier-­Prümer Kurzmartyrologium zum Hieronymianum wird die seit dem 10./11. Jahrhundert im Trierischen stärker verbreitete Verehrung mit einer umfassenderen Zone der Rezeption verbunden (Bistum Mainz, Süddeutschland, Norddeutschland). In Trier war ein Zentrum das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias, wo auch ein Gebetbuch von 1559 (Trier, StB Hs 518/855 8o, fol. 3r, fol. 124r; s. Becker, Eucharius S. 231 [Nr. 392]) ein wichtiges Zeugnis ist. Severus gehört zu der relativ kleinen Schar von Trierer Bischöfen, die in das Martyrologium Romanum aufgenommen wurden, s. Stephan Hilpisch: Trier und Trierer Heilige im Martyrologium Romanum, in: TTZ – Pastor bonus 64 (1955) S. 295 – 303; S. 299. – Übrigens finden sich dort außer den erweiterten Einträgen zu Eucharius, Valerius, Maternus, Maximinus und Paulinus überproportional vertreten spätere, fingierte „Bischöfe“ von Trier. Einträge analog dem des Severus haben Agricius, Felix, Modestus, Fibicius, Rusticus, Nicetius, Magnerich, Modoald und Numerian (Tabelle bei Rosenthal, Martyrologium S. 293 f.). D Materielle Überreste 36 Grab

Nicht bekannt (St. Eucharius ?). Nachrichten über das Grab von Severus fehlen. Aufgrund der Quellen über Verehrung bzw. Reliquien dürfte es am ehesten in der Abtei St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) zu suchen sein. Literatur:

Gierlich, Grabstätten (zwischen Leontius und Cyrillus nicht erwähnt: S. 36) – Heyen, Franz-­Josef: Die Grabkirchen der Bischöfe von Trier, in: Festschrift Hermann Heimpel Bd. 3 (Veröffentlichungen des Max-­Planck-­Instituts für Geschichte 36/III), Göttingen 1972, S. 594 – 605; S. 598.

12. Severus |

37 Reliquien

Reliquien von Severus sind nur 1148 in St. Eucharius-­St. Matthias bei der Weihe des Hauptaltars bezeugt (Nr. 19). Ein Kult um Severus-­Reliquien ist nicht festzustellen; Severus-­Patrozinien und (andere) Severus-­Reliquien in der Trierer Diözese (z. B. Münstermaifeld, Boppard,) sind nicht auf den Trierer Bischof zu beziehen. 38 Bauten: Kirche St. Victor (Trier)?

Ob die Trierer St. Victor-­Kirche mit Severus in Verbindung gebracht werden kann, ist fraglich. In Betracht kommende Quellen:

Zuerst ist ein Victor-­Patrozinium für eine Trierer Kirche genannt in einer (interpolierten) Urkunde des Trierer Erzbischofs Theoderich (Dietrich I.) (965 – 977) von vor 975 Jan. 18 (vielleicht 974) für die Abtei St. Martin (Trier): MUB I, Nachtrag Nr. 2, S. 716 f., S. 716. Sauerland unterzog in seiner 1888 und 1889 erschienenen Darstellung „Trierer Geschichtsquellen“ drei für das Kloster St. Martin überlieferte Urkunden (eine des Papstes Benedikt VII., eine Kaiser Ottos II. und die des Erzbischofs Theoderich I.) einer gründlichen Prüfung: S. 25 – 35; S. 26, S. 28 f., S. 29 – 35. Das Ergebnis lautet: Die Urkunde Ottos  II . ist eine krasse Fälschung, die Papst- und die Bischofsurkunde sind für die wesentlichen Inhalte echt. Den von den enthaltenen Interpolationen durch Sauerland gereinigten Text der Bischofsurkunde (Eliminierung des falschen Schlusses und der Datierung) gab Armin Tille heraus: Tille, Armin: Die Benediktinerabtei St. Martin bei Trier. Ein Beitrag zur Klostergeschichte, in: Trierisches Archiv 4 (1900) S. 1 – 94, S. 1*–39*; S. 1*f., S. 2*. Als eine Art Pendanturkunde erscheint die schon erwähnte, angeblich durch Theoderich von Kaiser Otto II. erwirkte Urkunde von 975: MGH Diplomata regum et imperatorum Gemaniae II, 1, Hannover 1888 (Ndr.), Nr. 320 S. 277 f., nach Ansicht des Herausgebers Theodor Sickel (S. 3 „In jeder Beziehung so fehlerhaft, dass sogar die Benutzung irgend einer echten Urkunde ausgeschlossen erscheint. In Anbetracht der Ueberlieferung vielleicht nur moderne Fälschung“). Sickels Verdikt stimmt also mit Sauerlands Beurteilung überein und steigert sie noch. Unbeschadet dieser Verwerfungen ist die Nachricht von der Übertragung einer Victor-­Kirche an das Kloster St. Martin wohl fundiert. Nach Sauerlands Erhebungen könnte man die Übertragung der Victor-­Kirche auf Theoderich beziehen, doch ist die Nennung der frühmerowingischen Kirche St. Symphorian in Verbindung mit dieser Kirche ein möglicher Hinweis, es könne sich jeweils um frühes Schenkungsgut handeln. Die Frage ist, ab wann mit der Existenz der Victor-­Kirche zu rechnen und welchem hl. Victor das Patrozinium zuzuweisen ist.

205

206 | Hauptteil Generell ist zunächst zu verweisen auf Ewig, Trier im Merowingerreich S. 102 f. Anm. 62 (mit intelligenten, hoch hypothetischen Überlegungen zu Möglichkeit des Vorkommens des Victor-­Patroziniums in spätrömischer Zeit und der Einordnung in die von ihm wahrscheinlich gemachte Zuordnung Trier-­Troyes bzw. in frühmerowingischer Zeit), der später mit Hinweisen auf eigene Behandlungen (S. 166 f., S. 239) verunklärt, und auf die von Pauly, Siedlung 6 S. 265 – 269. Durch neuere Beobachtungen (Friedrich Pfeiffer) ist nun geklärt, dass das Patrozinium Victor von Marseille zuzuordnen ist, jedenfalls im 14. Jahrhundert: Im Liber Ordinarius der Trierer Kirche von 1305/1307 (Kurzeja, Liber S. 294, S. 510 Z. 18 f., S. 532 Z. 16 – 22 f.) ist dem hl. Victor von Marseille an seinem Festtag (21. Juli) als Statio die ihm geweihte Kirche genannt. Zumindest zu dieser Zeit wurde das Patrozinium der Kirche also auf Victor von Marseille bezogen. Als Fazit ergibt sich: Die Zuordnung der möglicherweise oder wahrscheinlich spätrömischen Kirche St. Victor in Trier zu Bischof Severus ist kaum wahrscheinlich zu machen, doch nicht völlig auszuschließen, da, auch nach Kurzejas Urteil, über den Ursprung der Statio nichts bekannt ist. Darüber hinaus ist natürlich nicht stringent zu belegen, mit welchem Victor-­Patrozinium Magnerich und Theoderich im 6. und 10. Jahrhundert ihre Schenkungen verbunden sahen. Erläuterungen, Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Zeitstellung der St. Victorkirche: Für möglichen spätrömischen Ursprung, sicher aber solchen im 6./7. Jahrhundert: Rütten, Felix: Die Victorverehrung im christlichen Altertum. Eine kultgeschichtliche und hagiographische Studie (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums 20, 1), Paderborn 1936, S. 46; Ewig, Trier im Merowingerreich S. 102 A. 62 (dazu s. auch oben und [b] und [c]; Pauly, Ferdinand: Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier 6 (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 16), Trier 1968, S. 267; Anton, Trier S. 60, S. 104, S. 109 (stärker für spätrömische Entstehung). Bei Anton, Trier von der Spätantike S. 10 – 13, S. 25 ff. ist die Kirche nicht unter denen des 5. und 6. Jahrhunderts genannt. Die Entstehung wird auf das 6. Jahrhundert zurückgeführt bei Bienert, Bernd: Zur frühmittelalterlichen Besiedlung Triers und des Trierer Landes, in: Trier im Mittelalter, hg. von Hans Hubert Anton und Alfred Haverkamp (2000 Jahre Trier 2), Trier 1996, S. 119 – 159; S. 138; Hirschmann, Frank G.: Civitas Sancta – Religiöses Leben und sakrale Ausstattung im hoch- und spätmittelalterlichen Trier, in: ebd. S. 399 – 476; S. 442 [b] Patrozinium: In der Literatur wurde kontrovers beurteilt, ob Victor von Marseille oder ein gleichnamiger Trierer (?) Märtyrer, speziell ein Thebäer, in Betracht komme. Gegen die letzte Möglichkeit: Kentenich, Gottfried: Der Kult der Thebäer am Niederrhein, in: RhVjbll. 1 (1931) S. 339 – 350; S. 344. Vorsichtig optieren für Victor von Marseille: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 103 Anm. 62 (s. o.); Heyen, Franz-­Josef: Die Öffnung der Paulinus-­Gruft in Trier im Jahre 1072 und die Trierer Märtyrer-

12. Severus |

legende. (Mit dem erstmals veröffentlichten Text der „Passio sanctorum martirum Trevirensium“), in: AmrhKG 16 (1964) S. 23 – 66; S. 32; Prinz, Mönchtum S. 98, S. 198 Anm. 208. Pauly, Siedlung und Pfarrorganisation 6 S. 268 f. erwägt sonst unbekannten Victor mit Festtag 30. März. Rütten, Victorverehrung S. 158 schließt Victor von Xanten aus und vermutet eine Erinnerung an Trierer Martyrien. Zu dem aus der spätmittelalterlichen Stationspraxis erschlossenen Patrozinium des Victor von Marseille s. o. (Belege bei Kurzeja). [c] Kirche St. Victor und Severus: Ein Bezug zu Severus ist erwogen bei Ewig, Trier im Merowingerreich S. 103 Anm. 62: Ein Patrozinium Victor von Marseille gehöre u. U. in einen dem Bischof Severus zuzuordnenden Zusammenhang Trier-­Troyes (Auxerre-­Marseille). Diese These ist in der neueren Forschung (Gauthier, Anton) nicht diskutiert. Mit dem Bezug zur Stationspraxis im Spätmittelalter erhält sie offenbar eine wichtige Bekräftigung. 39 12. Jh. Ende / 13. Jh. Beginn

Bischof Severus ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief dargestellt. Siehe Nr. 22.

207

13. CYRILLUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

13. CYRILLUS (um 460)

Synopse des Quellenbefundes Der Episkopat von Cyrillus (Cirillus, Quirillus) lässt sich nur ungefähr durch die Chronologie seines Vorgängers und seines Nachfolgers auf um 460 bestimmen. Das in der älteren Literatur, offenbar in Anschluss an Gallia Christiana 13, S. 378, häufig genannte Todesdatum 458 entbehrt der Begründung. Sein Name könnte auf eine Herkunft aus dem Rhone-­Raum oder aus einer griechisch-­orientalischen Kolonie in Trier deuten und eine interessante sprachliche Entwicklung (Kyrillos – Quirillus – Cyrillus) spiegeln. Eine abschriftlich erhaltene, in ihrer Textgestalt anscheinend nicht ganz eindeutige Weiheinschrift bezeugt die Errichtung eines Altars über den – möglicherweise von ihm transferierten – Gräbern der ersten Trierer Bischöfe Eucharius und Valerius, an deren Seite Cyrillus auch sein eigenes Grab wählte. Der Kult der Gründungsbischöfe ist damit erstmals bezeugt (vgl. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 1, Nr. 50; Valerius Nr. 1). Angeblich wissenschaftlich fundierte Infragestellungen der Existenz der Bischöfe Eucharius und Valerius überhaupt sind damit, besonders in der Verbindung des Zeugnisses mit der Trierer Bischofsliste, evident ad absurdum geführt. Die Inschrift dürfte zumindest teilweise auf Cyrillus zurückgehen. Diskutiert wird, ob sie ihre überlieferte Form erst nach seinem Tod erhalten hat. Die Verwendung von Textelementen einer Reimser Inschrift des 4. Jahrhunderts kann auf Trierer Kontakte zu Reims in der Mitte des 5. Jahrhunderts deuten. Direkt ist zwar nur die Altarsetzung bezeugt, doch ist die Errichtung einer Coemeterialkirche über den Gräbern von Eucharius und Valerius zu erschließen. Der archäologische und baugeschichtliche Befund lässt Grundriss, Größe und genauen Standort der Kirche (der jedenfalls unter der heutigen Abteikirche war) noch nicht exakt bestimmen. Zu diesem Bau gehörten wohl die in Resten erhaltenen spätantiken Chorschrankenelemente. Die Gesta Treverorum schreiben Cyrillus die Instandsetzung einer Euchariuskirche, die Translation von Eucharius und seiner Nachfolger sowie die Begründung eines monasterium zu. Ein historischer Gehalt ist diesen kontrovers beurteilten Nachrichten offenbar nicht völlig abzusprechen. Aufgrund archäologischer Untersuchungen kann die instandgesetzte Kirche möglicherweise mit einem Graboratorium an der Stelle der heutigen Quririnuskapelle (des Klosters) identifiziert werden. Klare Hinweise auf eine geistliche Kommunität im Bereich des späteren Klosters St. Eucharius(-St. Matthias) liegen erst für das Ende des 6. Jahrhunderts vor, doch sind Indizien für Vorstufen im 4. Jahrhundert nicht unbedingt zu übergehen, jedenfalls kann eine

13. Cyrillus |

Kommunität bereits unter Cyrillus zur Versorgung der Coemeterialkirche bestanden haben. Möglicherweise sind entsprechende Wohngebäude aus dem archäologischen Befund zu erschließen. Für Cyrillus ist keine Vita bekannt. Bischof Cyrillus wird ab dem 9. bzw. 10. Jahrhundert verehrt. Zentrum der Verehrung ist das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), Cyrillus begegnet dort mit Eucharius, Valerius, Maternus und Modestus in der Fünfergruppe der in besonderer Beziehung zu diesem Kloster stehenden Bischöfe. Die Verehrung ist schon früh im nordgallischen Raum (Litaneien 9. Jahrhundert) sowie im Trierer Suffraganbistum Verdun (11. Jahrhundert) nachzuweisen. Sie greift auch später bisweilen über die Stadt beträchtlich hinaus. Die Verbindung mit Eucharius und Valerius ließ Cyrillus zu einem markanten Repräsentanten kultisch-­ideellen Kirchentums der Salier und von deren Nachfolgern im mittel-/norddeutschen Raum (Goslar, Braunschweig-­Lüneburg) werden. Nicht rezipiert ist Cyrillus in den Usuard-­ Auctaria des belgisch-­niederländischen Raums. Zahlreiche Zeugnisse vom 15. bis zum 17. Jahrhundert zeigen die große Rolle des Cyrillus in der Liturgie des Hausklosters.

211

212 | Hauptteil

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 um 460

Bischof Cyrillus errichtet nach einer metrischen Bauinschrift über den Gräbern seiner Vorgänger Eucharius und Valerius einen Altar. Zu erschließen ist ein von ihm errichteter oder neu ausgestatteter Coemeterialbau (wohl neben der von ihm wiederhergestellten älteren Kirche). Offenbar wollte er als bischöflicher Nachfolger an der Seite seiner berühmten Vorgänger bestattet werden. Text:

Quam bene concordes divina potentia iungit, Membra sacerdotum, quae ornat locus iste, duorum, Eucharium loquitur Valeriumque simul. Sedem victuris gaudens componere membris, Fratribus hoc sanctis ponens altare Cyrillus Corporis hospitium sanctus metator adornat. (Interpunktion: Hans Hubert Anton) Wesentliche Abweichungen in den sich von Bro(u)wer und Wiltheim unterscheidenden Überlieferungen v. 5: ponis altare, Cyrille; v. 6: adorna(s); bisweilen sind die Verse 4 und 5 vertauscht. Die Phillipps-­Handschrift bietet einen zusätzlichen Vers (gezählt als 3a [H. H. Anton]): Maternus eque iungitur non longe ab eis. Quelle/Überlieferung:

Das Original der Inschrift ist nicht erhalten. Die vorliegenden Editionen basieren auf den Wiedergaben durch Bro(u)wer, Christoph: Annales Aug. Trevirorum civitatis ac dioecesis, libri XVIII, Köln 1626, S. 349 f. – Bro(u)wer, Christoph / Masen, Jacob: Antiquitatum et Annalium Trevirensium Libri XXV , 2 Bde., Lüttich 1670; 1 S. 297 – Wiltheim, Alexander: Origines et Annales coenobii D. Maximini t. I (Origines Maximiniani [!] ab anno 286 ad annum 333 et Annales ab anno 333 ad annum 911), 1652, Autograph: Brüssel, KBR Ms. 3169; Annalium coenobii D. Maximini liber II S. 5; zum Jahr 462 – Abschriften davon: a) St. Maximiner Abschriften: 1. Trier, Rheinisches Landesmuseum Ms. M 1, S. 399 – 2. Trier, StB Maximiniana Hs 1622/405 4o, I S. 352 – b) Abschrift Hontheims: Trier, StB Hs 1621/99 4o, II, S. 363 f. Hoch- und spätmittelalterliche Handschriften: Koblenz, LHA Best. 701 Nr.  129, 12. Jahrhundert letztes Viertel Münstermaifeld, fol. 95r (Im Anschluss an Vita Eucharii, Valerii, Materni mit Schlusszusatz BHL 2655 – 2657, fol. 75v – 80v, fol. 89r – 95r) – Berlin,

13. Cyrillus |

SBB -PK Ms. Phill. 1839, 13. Jahrhundert 2. Hälfte Benediktinerkloster St. Vinzenz (Metz), fol. 85r (Im Anschluss an Vita Eucharii, Valerii, Materni [fol. 81v – 84v: BHL 2655] und vor dem zweiteiligen Schlusszusatz [BHL 2656; 2657]) – Mons, Bibl. Centrale

de l’Université de Mons-­Hainaut Ms. 26/210/8402, 13. Jahrhundert, aus dem Zisterzienserinnenkloster St. Thomas an der Kyll, fol. 71r (Im Anschluss an Vita Eucharii, Valerii, Materni mit Schlusszusatz BHL 2655 – 2657; fol. 65r – 70v) – Koblenz, LHA Best. 701 Nr.113 a: Münstermaifelder Legendar, 14. Jahrhundert, fol. 381r (Im Anschluss an Vita Eucharii, Valerii, Materni mit Schlusszusatz BHL 2655 – 2657, fol. 375r – 381r) (Einrichtung und Abfolge des Textes wie in Koblenz Ms. 129 [s. o.]) – Trier, StB Hs 1353/132 8o, 15. Jahrhundert Augustiner-­Chorherrenstift Niederwerth, fol. 48r (Im Anschluss an Vita Eucharii, Valerii, Materni mit Schlusszusatz BHL 2655 – 2657, fol. 36r – 48r) – Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias, 14. – 16. Jahrhundert; 16. Jahrhundert, fol. 50r Ausgabe(n):

(Den Ausgaben von Bro[u]­wer / Masen und Wiltheim folgend): Le Blant, Edmond: Inscriptions chrétiennes de la Gaule antérieures au VIIIe siècle (ICG) 1: Provinces Gallicanes, Paris 1856 (Ndr.), Nr. 242 S. 346 – 349 – Kraus, Franz Xaver (Hg.): Die christlichen Inschriften der Rheinlande 1: Die altchristlichen Inschriften der Rheinlande von den Anfängen des Christenthums am Rheine bis zur Mitte des achten Jahrhunderts, Freiburg i. Br. 1890, Nr. 77 S. 43 – Bücheler, Franz: Carmina Latina epigraphica 2 (Anthologia Latina 2, 2), Leipzig 1897 (Ndr.), Nr. 1427 S. 680 (erwägt Verbindung zweier Gedichte, das zweite sei im Anschluss an Reimser Vorlage gestaltet, s. u.) – Diehl, Ernst: Inscriptiones Latinae Christianae Veteres (ILCV) 1, Berlin 21961, Nr. 2025 S. 400 – Gauthier, Nancy: Recueil des inscriptions chrétiennes de la Gaule antérieures à la réforme carolingienne (RICG) I, Paris 1975, Nr. 19 S. 146 – 149 – Newel, Norbert: Die Cyrillus-­Inschrift von St. Matthias in Trier (RICG I 19). Neue Quellen zu ihrer Überlieferungsgeschichte – Auswertung ihres Formulars, in: Trierer Zs. 58 (1995) S. 211 – 265 (Erschließung der handschriftlichen Überlieferung aus Spätmittelalter und früher Neuzeit, die die Herausgeber nicht kennen). Neue Edition (H. H. Anton) s. Text. Kommentar:

Die Herausgeber bis zu Gauthier sahen die frappierenden Anklänge an eine Reimser Inschrift der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts für den magister equitum und späteren Heermeister Iovinus (Das Original an der Fassade der Agricola-­Kirche in Reims ist nicht erhalten. Überliefert ist die Inschrift bei Flodoard: Historia Remensis Ecclesiae, ed. Martina Stratmann MGH SS 36, Hannover 1998, I, 6 S. 76 Z. 19 – 32-S. 77 Z. 3, bes. Z. 28 f. Ausgaben: Le Blant, ICG 1 Nr. 335 S. 443 – 445; Bücheler, Franz: Carmina Latina epigraphica 1 [Anthologia Latina 2, 1], Leipzig 1895 [Ndr.], Nr. 302 S. 301 f.; CIL

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214 | Hauptteil XIII, 1,2, hg. von Otto Hirschfeld, Berlin 1904 [Ndr.], Nr. 3256 S. 524; Diehl, ILCV 1 Nr. 61 S. 17). Die dort einschlägigen Verse lauten Sedem vivacem moribundis ponere membris / Corporis hospitium l[a]­etus metator adornat. Eine neue Situation für die Beurteilung ergab sich, als Newel die spätmittelalterlichen Überlieferungen in Handschriften des 13. – 15. Jahrhunderts erfasste (die Manuskripte aus Mons und Trier auch verzeichnet BHL ms: Dossier hagiographique de: Eucharius et Valerius Treverenses epp. et Maternus Coloniensis ep.; [hier: http://bhlms.fltr.ucl.ac.be/querysaintsection. cfm?code_bhl=2657a] [eingesehen 26. 04. 2017]). Vor dem von Newel ermittelten Bestand rangieren die Münstermaifelder Handschrift aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, im entsprechenden Teil Vorlage des Münstermaifelder Legendars des 14. Jahrhunderts, sowie das Phillipps-­Manuskript des 13. Jahrhunderts, dieses mit Präsentation der Verse nach der Vita und vor dem zweifachen Schlusszusatz. Dieser neue Befund erweitert einerseits den von Newel erfassten Bestand, erlaubt andererseits wesentlich neue Schlussfolgerungen. Die hoch- und spätmittelalterlichen Überlieferungen stimmen darin überein, dass sie in v. 5 (resp. 4) ponis und Cyrille bieten, in v. 6 adorna(s). Dagegen besteht in der Reihenfolge der Verse eine Differenz. In der Handschrift aus St. Thomas (Ms. Mons 26/210/8402) und in der Eintragung im Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) (Trier, BPS Hs 28) aus dem 16. Jahrhundert (Newel S. 224 – 226; S. 229 f.) sind die Verse 4 und 5 vertauscht. Auch die Phillipps-­Handschrift bietet diese Vertauschung, zusätzlich enthält sie einen Vers zu Maternus (v. 3a; s. o.). Die Überlieferung ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert zwingt nicht zu dem Schluss, die Verse seien im Anschluss an die Vita Eucharii, Valerii, Materni abgefasst. Ihre in den mittelalterlichen Zeugnissen ausschließliche handschriftliche Überlieferung im Anschluss an den (um den zweiteiligen Schlusszusatz erweiterten) Text der Vita bzw. zwischen Vita und Zusatz in einigen Manuskripten zeigt freilich eine spezifische Überlieferungskonstellation der Vita. Ein hochmittelalterlicher Autor hatte kaum Zugang zu der Reimser Inschrift bzw. ihrer Vorlage. Doch ist an die Verbindung zweier Gedichte gedacht (Bücheler) und nochmals die Sonderheit von zwei Verskomplexen betont worden (Newel S. 214 f.). Dazu ist festzuhalten: Die ersten drei Verse hängen für sich quasi in der Luft; sie wurden durch die Anleihe bei Reims ergänzt. Was die Vorrangigkeit der Textpräsentationen angeht, so sprechen die scheinbare traditio difficilior in Zeile 2 (quae) sowie der Anschluss an die objektiven Formen ponens und adornat in der Vorlage für die Version von Bro(u)wer und Wiltheim. Ihre Texte gehen wohl auf die spätantike Textgrundlage zurück. Offenbar ist später zu „bessern“ gesucht worden. Ein markanter Beleg dafür ist der zusätzliche Vers 3a in Ms. Phillipps 1839. Besonders diese Überlieferung erlaubt eine Entscheidung im Gegensatz zu dem von Newel resümierten Non liquet.

13. Cyrillus |

Es ist argumentiert worden, das Epithet sanctus schließe aus, dass Cyrillus die Inschrift in dieser Form selbst gesetzt habe. Im 4. und 5. Jahrhundert sei sanctus zwar als Ehrenbezeichnung auch für Lebende gebräuchlich, jedoch nie als Selbstbezeichnung (Delehaye, Sanctus S. 37 – 54), es sei kaum vorstellbar, dass Cyrillus sich selbst auf die Stufe von Eucharius und Valerius (v. 5) gesetzt habe, wie es im Kontext der Inschrift nicht anders verstanden werden könne. Es blieben mehrere Möglichkeiten. Im Fall der Authentizität der Überlieferung Bro(u)wer – Wiltheim könne die Inschrift evtl. kurz nach dem Tode des Cyrillus als Abschluss der Arbeiten und zugleich zu deren Würdigung gesetzt worden sein. Damit wären sowohl das Epithet für Cyrillus als auch die Präsensformen erklärt (so etwa Gauthier, RICG I S. 148; Newel S. 258). Wäre die in der anderen Überlieferung gebotene Apostrophe des Cyrillus authentisch, so ergäbe sich die Setzung der Inschrift nach seinem Tod. Vielleicht sei die im Aufbau zweigeteilte Inschrift im ersten Teil von Cyrillus selbst, im zweiten nach seinem Tod gesetzt (so Friedrich Pfeiffer). Dazu gilt: Aus der oben erwähnten Überlieferung käme nur die erste Möglichkeit in Betracht. Zudem konnte Cyrillus laetus aus der Reimser Vorlage für seinen Kontext nicht bringen. Sanctus bedeutet daher nicht unbedingt eine Inanspruchnahme des Heiligkeitsepithets durch Cyrillus. Als Fazit ergibt sich also: Die präsentischen Formen deuten auf eine Abfassung zur Zeit des Cyrillus. Sogar im Falle der Priorität der Apostrophierungen sprächen die Präsensformen für eine Abfassung kurz nach dem Tod des Bischofs. Dessen Kennzeichnung als sanctus nötigt nicht, wie Kraus meint, zu der Folgerung, er sei bei der Abfassung tot gewesen, Cyrillus will seine Zugehörigkeit zu den großen Vorgängern in der bischöflichen Reihe (sanctis – sanctus) anzeigen (s. auch Gauthier, RICG S. 148). Der Bau einer Grabkirche ist bei Verbindung mit dem archäologischen Befund aus der Inschrift gedeutet worden (Gauthier, Évangélisation S. 132 f. – Dies., Topographie S. 27; Anton, Trier S. 83 f. – Weber, Winfried: Wallfahrtsheiligtümer in Trier. Zur architektonischen Ausgestaltung der Wallfahrtsstätten, in: Zwischen Andacht und Andenken. Kleinodien religiöser Kunst und Wallfahrtsandenken aus Trierer Sammlungen. Ein Katalog zur Gemeinschaftsausstellung des bischöflichen Domund Diözesanmuseums Trier und des städtischen Museums Simeonstift Trier vom 16. Oktober 1992 bis 17. Januar 1993, Trier 1992, S. 89 – 110; S. 102 – Becker, Eucharius S. 395 – Newel S. 263). Zum archäologischen Befund Nr. 33. 1. – Zu der Vereinbarkeit mit dem Bericht der Gesta Treverorum s. Nr. 4. Literatur:

Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 1 S. 297 – Le Blant, ICG 1 S. 346 f. (die Inschrift sei sicheres Zeugnis, dass die Maternus-­Gebeine zur Zeit des Cyrillus noch nicht von Köln nach Trier transferiert gewesen seien) – Garenfeld, Victor: Die Trierer Bischöfe des vierten Jahrhunderts, Phil. Diss. Bonn 1888, S. 14 mit Anm. 5 (mit unzutreffendem Hinweis auf Relevanz der Apostrophierung als sacerdotes, nicht als episcopi) – Beis-

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216 | Hauptteil sel, Kirchen 1 S. 185 f. (weist auf patristische Zeugnisse des Metaphern-­Gebrauchs von metator für Johannes den Täufer hin; möglicherweise sei eine Bestattung der beiden ersten Bischöfe unter oder bei einem Altar Johannes des Täufers ausgesagt. Dies scheint im gegebenen Zusammenhang keine sinnvolle Interpretation.) – Kraus, Franz Xaver: Die christlichen Inschriften der Rheinlande 1: Die altchristlichen Inschriften der Rheinlande, Freiburg i. Br. 1890, S. 43 Nr. 77 (Die Inschrift sei noch im 5. Jahrhundert entstanden, aber stamme wegen des sanctus-­Epithets nicht von Cyrillus selbst) – Rose, Valentin: Verzeichniss der Lateinischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin 1. Die Meermann-­Handschriften des Sir Thomas Phillipps (Die Handschriftenverzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin 12), Berlin 1893, Nr. 123 S. 259 – 272; S. 262 – van den Gheyn, Catalogue 6. Histoire des ordres religieux et des églises particulières, Brüssel 1906, Nr. 3794 S. 132 f. – Marx, Handschriftenverzeichnis S. 23 – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 113; S. 26 f. – Kentenich, Gottfried: Die Geschichte der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Trier 1915 (Ndr.), S. 35 (mit nicht gerechtfertigter Skepsis, Cyrillus könne die beiden sacerdotes, Priester, hervorragende Mitglieder der Gemeinde, fälschlich zu Bischöfen gemacht haben) – Delehaye, Hippolyte: Sanctus. Essai sur le culte des saints dans l’antiquité (Subsidia hagiographica 17), Brüssel 1927, S. 37 – 54 – Neuss, Anfänge S. 14 (Wertung als ältestes Zeugnis für Eucharius und Valerius, Entstehung der Inschrift in zwei Phasen) – Coens, Maurice: Catalogus codicum hagiographicorum latinorum bibliothecae civitatis Treverensis, in: An. Boll. 52 (1934) S. 157 – 285; S. 252 – Burchi, Pietro: Art. Eucario, in: Bibliotheca Sanctorum 5, Rom 1964, Sp. 137 – 139 (Wertung als erstes Zeugnis für Eucharius und Valerius) – Kempf, Theodor Konrad / Reusch, Wilhelm: Frühchristliche Zeugnisse im Einzugsgebiet von Rhein und Mosel, Trier 1965, S. 218 (Änderung des urprünglichen Textes, laetus sei durch sanctus ersetzt) – Walther, Hans (Bearb.): Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum (Carmina medii aevi posterioris Latina 1, 1), Göttingen ²1969, Nr. 15123 S. 785 (Ms. Mons; mit kleineren Inkorrektheiten) – Gauthier, RICG I, Nr. 19 S. 146 – 149 (Wertung als sicheres Zeugnis; Epithet sanctus sei entgegen Kraus mit Cyrillus als Autor vereinbar, in Abweichen von der Reimser Vorlage [laetus] zeige er die ihm mit den beiden großen Vorläufern gemeinsame bischöfliche Würde an. Gauthier folgert [S. 148], wie in Évangélisation und Topographie, aus Vers 6, Cyrillus habe eine eigene Grabstätte vorbereitet.) – Schaller, Dieter / Könsgen, Ewald (Bearb.): Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum, Göttingen 1977, Nr. 12960 S. 577 (Ms. Mons, wie Walther; Ms. Berlin) – Gauthier, Évangélisation S. 11, S. 132 (Bemerkenswert sei das Fehlen von Maternus) – Dies.: Province ecclésiastique de Trèves (Belgica Prima), (Topographie chrétienne des cités de la Gaule des origines au milieu du VIIIe siècle. 1), Paris 1986, S. 27 – Anton, Trier S. 66 – Brühl, Carlrichard: Palatium und civitas. Studien zur Profantopographie spätantiker Civitates vom 3. bis zum 13. Jahrhundert 2: Belgica I, beide Germanien und Raetia II, Köln/

13. Cyrillus |

Wien 1990, S. 75 mit Anm. 118 (mit ungerechtfertigtem Zweifel an sicherem Aussagecharakter) – Weber, Wallfahrtsheiligtümer S. 102 – Dassmann, Ernst: Die Anfänge der Kirche in Deutschland von der Spätantike bis zur frühfränkischen Zeit (Urban-­Taschenbücher 444), Stuttgart u. a. 1993, S. 70 f. (Zeugnis für Eucharius und Valerius) – Newel, Cyrillus-­Inschrift S. 256 sanctus-­Epithet sei zeitgenössisch, bei Cyrillus möglich; S. 253 Folgerung zu eigener Grabstätte wie bei Gauthier – Becker, Eucharius S. 9, S. 395 – Pohlsander, Hans A.: Die Anfänge des Christentums in der Stadt Trier, in: Trierer Zs. 60 (1997) S. 255 – 302; S. 263 f. (Zeugnis für Eucharius und Valerius als historische Persönlichkeiten; für metator Verweis auf Beissels Erwägung [s. o.] als eine Möglichkeit) – Meckelnborg, Handschriften S. 180 – 182; S. 181 f. und S. 119 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 119 – Anton, Neue Studien S. 69 f. (konstatiert das Aufscheinen der concordes-­Aussage in der [frühen] Tradition der Vita Eucharii, Valerii, Materni.) ? 2 um 460

Eine klarer fassbare monastisch-­kanonikale Gemeinschaft wird von Bischof Cyrillus (neu-) gegründet. Siehe Nr. 4. B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 3 10. Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Cyrillus (Quirillus). Die Fassungen I–VII führen Quirillus (Cyrillus) an 13. Stelle, Fassung  VIII an 22. und Fassung IX an 37. Stelle. Eintrag/Text:

I Severus, Quirillus, Lamnecius II, III, VII, VIII Severus, Quirillus, Iamnerius IV Severus, Quirillus, Ia[m]­nerus V Severus, Quirillus, Ianetius VI Severus, Quirillus, Iamnerus VI a p[ost] h[un]­c seuerus. p[ost] que[m] Cyerillus. Dein[de] Jamnerius IX Severus, Quirillus, Panerius

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218 | Hauptteil Cyrillus (Quirillus) führt wie alle Bischöfe in Fassung VI der Bischofsliste das Amtsepithet archiepiscopus Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; Quirillus (Cyrillus): S. 298 Z. 39, S. 299 Z. 43, S. 301 Z. 42 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 13 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Bis auf die Fassung VI a (Cyerillus) begegnet durchgehend die Namensform Quirillus. Sie deutet auf in romanischsprachiger Umwelt der Redaktoren vorgenommene Wiedergabe des griechischen Namens Kyrillos hin. Die Kataloge gehen zeitlich in der Grundanlage noch vor das epigraphische Cyrilluszeugnis des 5. Jahrhunderts (Nr. 1) zurück. Die Namensformen gelten derselben Person, deren Herkunft aus dem griechisch-­orientalischen Bereich, evtl. aus dem griechisch beeinflussten südgallischen Bereich, ist nahegelegt. Ewig (Trier im Merowingerreich S. 24 Anm. 64), Falkenstein (Falkenstein, Ludwig: Art. Cirillo, in: Bibliotheca Sanctorum 3, Rom 1963, Sp. 1322) und Becker (Eucharius S. 395) denken auch an eine griechisch-­orientalische Kolonie in Trier. – Offenbar zeigen sich darüber hinaus wichtige Wechselbeziehungen: Die Namensformen (Cyerillus-­Cirillus und Iamnerius) in der Fassung VI a stimmen überein mit denen in den Gesta Treverorum (Nr. 4). Zu einem vergleichbaren Zusammengehen der Fassung VI a und der Gesta Treverorum s. Severus Nr. 6. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34; S. 37 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 4 um 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Cyrillus wird in den Gesta Treverorum als Nachfolger von Bischof Severus und als Vorgänger von Bischof Iamnerius geführt. Nach dem Bericht stellte er eine verbrannte und verlassene cella sancti Eucharii wieder her, erbaute in deren Nähe ein monasterium und übertrug in dieses die corpora des Eucharius und seiner Nachfolger. Er selbst habe neben diesen seine Ruhestätte gefunden.

13. Cyrillus |

Eintrag/Text:

Cui (Severo sc.) successit beatus Cirillus. Hic cellam sancti (A 5b beati) Eucharii incensam et desertam reparavit monasteriumque (monasteriumque quoque B 2) non longe a priori (priore A 5a.c, 6) loco constituit et illuc (illic B 6) corpora sanctorum (sanctorum fehlt A 5b) Eucharii et successorum (successorumque A 6) eius transtulit; iuxta quos et ipse requiescit (requievit A 6b). Cirillum (Quirillum B 2. 4. 6 – Post cyrillum C) Iamnerius (A 5, A 6; fehlt B 2; Ianerius A 2, A 5c), Iamnerium (et post iamnerium C) Emerus (Emerius A 5, A 6) subsecutus … . Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; S. 124 zu Hs. A 5b. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 15 – 19 mit Z. 35 – 37 Kommentar:

In der Vita Maximini I (ca. 751 – 768) ist für die Zeit um 335 eine Eucharius-Memoriastätte bezeugt. Quiriacus, ein Schüler des späteren Bischofs Maximinus, habe ad S. Eucharium vigilias noctis gehalten: S. Quiriacus nocturna perrexit vigilia ad S. Eucharium, vigilias custodiens noctis: Befehl eines Engels, zu Maximin zu gehen …. Qui pergens (AA SS Mai VII S. 21 C/D). Die von Lupus von Ferrières in der Mitte des 9. Jahrhunderts neu redigierte Vita Maximini lokalisiert den Vorgang in eine ecclesia beati Eucharii (MGH SS rer. Mer. 3, ed. Bruno Krusch, Hannover 1896 [Ndr.], S. 74 beati Eucharii ecclesiam … ingressus; Reflex davon in den um 990 entstandenen Epigramata cuiusdam scolastici picture que est in capitolo claustri s. Maximini de miraculis eiusdem confessoris, ed. Karl Strecker, MGH Poet. Lat. 5, 1, Leipzig 1937 [Ndr.], S. 146 – 152, S. 147 Z. 11: Eucharii templo fert angelus haec Quiriaco). Augustinus bezeugt in seinen Confessiones für die achtziger Jahre des 4. Jahrhunderts eine in einer casa lebende vormonastische Gemeinschaft. Ein Vertrauter Augustins berichtet von einem Spaziergang mit drei Gefährten apud Treueros … in hortos muris contiguos. Zwei von ihnen treten ein in quandam casam, ubi habitabant quidam servi tui (Dei sc.) spiritu pauperes, qualium est regnum caelorum, et invenisse ibi codicem, in quo scripta erat vita Antonii (Augustinus, Confessionum libri XIII, ed. Lucas Verheyen, CC SL 27, Turnhout 1981, VIII, 6 [15] S. 122). Die Lokalisierung (horti) lässt an das südliche Vorland der Stadt denken (zur Lokalisierung der casa Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 50 S. 347; ebd. zur Transposition in die Gründungstradition des nördlich [!] der Stadt gelegenen Klosters St. Maximin; Nr. 51 S. 350 f.). Die Stellen müssen in Zusammenhang mit zwei relevanten in den Gesta Treverorum, die von Baumaßnahmen des Eucharius berichten, gesehen werden: Gesta c. 15 S. 147 Z. 17 – 19: sepultus est (Eucharius sc.) in ecclesia beati Iohannis euan­

219

220 | Hauptteil gelistae (eine Handschriftenklasse, die Recensio B: baptiste), quam ipse ante portam Mediam construxerat, et in circuitu eius cimiterium benedixerat. Z. 22 f. sepultus est (Valerius sc.) et ipse in eadem ecclesia iuxta corpus sancti Eucharii. (Es folgt die über die trierische Tradition [Vita Eucharii, Valerii, Materni; Vita/Vitae Maximini] hinaus führende Amplifizierung zu Maternus). C. 16 S. 148 Z. 1 Tod des Maternus in Köln, Z. 10 – 12 Tunc Treberi corpus … Treberim revexerunt, et in ecclesia non longe a corporibus sanctorum Eucharii et Valerii honorabiliter sepulturae tradiderunt. C. 21 S. 156 Bericht nach Augustinus, der nicht genannt ist, über den Gang eines Pontianus Pontianus cum aliis tribus contubernalibus suis exivit deambulatum in hortos muri (A 5b, B , C wie Augustinus muris) contiguos. Illic forte uno eorum secum subsistente, alii duo venerunt ad cellam sancti Eucharii, ubi habitabant servi Dei pauperes, qualium est regnum coelorum … . Die beiden schließen sich der Gruppe der servi Dei an: illi autem manserunt in eodem loco. Die Auswertung ergibt: Dem Bericht in der Vita Maximini I zu Quiriacus ist nicht jede Beweiskraft abzusprechen. Der Träger eines östlichen Namens könnte zu der im Osten ab dem 3. Jahrhundert üblichen Form der Nachtvigilien passen, besonders dazu, dass eine anscheinend individuelle Vigilia geschildert ist. Ist insofern noch nicht auf eine (Vor-)Kommunität zu schließen, so ließe sich u. U. doch folgern, dass im ersten Drittel des 4. Jahrhunderts die Eucharius-­Memoria mit einem kleinen Kultbau verbunden gewesen sein könnte. Wäre schon mit einer Gruppe von Klerikern dort zu rechnen, was durch das Zeugnis der Vita Maximini I nicht bekräftigt, doch nicht völlig widerlegt wird, so könnte eine Verbindung zu dem Bericht des Augustinus gezogen werden. Die Vita Antonii spräche für östliche Orientierung einer irgendwie gearteten Vor-­Sozietät; vgl. das zu dem Namen Quiriacus Gesagte. Von diesen Vorgemeinschaften wissen die Quellen der Trierer Tradition in ihren Hauptteilen nichts. Die Vita Maximini I nennt noch einen völlig fiktiven Bau einer Johannes-­Kirche, den Eucharius, Valerius, Maternus am nördlichen Eingang der Stadt errichtet hätten, die zur Ruhestätte des Maximinus geworden sei. Sie selbst seien in einer Kirche, die sie sich ex altera parte civitatis erbaut hätten, beigesetzt worden (Vita Maximini I c. I, 7 S. 22E/F). Die Vita Eucharii, Valerii, Materni (um 900 abschließend redigiert, s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 23 S. 109 – 119) lässt Eucharius in ecclesia, quae est extra moenia civitatis ad meridianam plagam, beigesetzt werden (Vita … AA SS Jan. II S. 918 – 922; IV, 17 S. 921), Valerius in demselben Sarkophag wie Eucharius (ebd. V, 21 S. 921), Maternus non longe a reliquiis SS. Eucharii et Valerii (ebd. VI, 24 S. 922). Hier ist nicht davon die Rede, dass Eucharius bzw. er und die beiden anderen die Kirche erbaut hätten. Das Zeugnis der Dreiervita ist in Einklang mit dem Cyrillus-­Epitaph bezüglich der Verbindung von Eucharius und Valerius (concordes [Nr.1]). Die Gesta Treverorum folgen in c. 15 dem Bericht der Vita Eucharii, Valerii, Materni in den hier wesentlichen Punkten. Gemeinsam mit der Vita Maximini I haben

13. Cyrillus |

sie den Bau einer Kirche, hier Eucharius allein zugewiesen. Bei ihnen zuerst ist für die Kirche das Johannes-­Patrozinium genannt. Becker glaubte dieser in der frühen Tradition nicht gegebenen Zuschreibung Berechtigung absprechen zu sollen, fand aber „bemerkenswert, daß in der Folgezeit, etwa bei der Weihe des Hauptaltars im Jahre 1148, Johannes Evangelist als Konpatron, ja fast als Hauptpatron erscheint“ (Becker, Eucharius S. 241 f.). Es hat also den Anschein, dass die Gesta Treverorum hier eine echte Tradition überliefern und Eucharius und Valerius erst im 5. Jahrhundert, bei Cyrillus wohl, das Erstpatrozinium ergänzten. Der Bericht der Gesta Treverorum im c. 21 „präzisiert“ die casa Dei Augustins mit cella sancti Eucharii. Nach ihrem Bericht zu Cyrillus wäre diese cella etwa 70 Jahre später verbrannt und verlassen gewesen. Die Weiterführung, Cyrillus habe die corpora des hl. Eucharius und seiner Nachfolger in ein nahebei neu gegründetes Kloster überführt, steht offensichtlich nicht in Einklang mit dem Bericht in c. 15. Er folgt also einer anderen Überlieferung, die in Augustins casa die cella sancti Eucharii sah. Die Divergenz im Bericht führt also zur Annahme verschiedener Vorlagen der Gesta Treverorum. Wie bei dem Johannes-­Patrozinium könnten sie an spätantike Gegebenheiten anknüpfen. Die Translation illuc ist wohl auf das Gesamt cella/mo­ nasterium zu beziehen. Die Nachricht, Cyrillus habe die corpora des Eucharius und seiner Nachfolger (wohl Valerius und Maternus) überführen lassen, ist Interpretation der Gegebenheiten, wie sie in der ab dem 10. Jahrhundert errichteten Klosterkirche vorlagen (Gräber der drei Bischöfe: s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 51). – Weiterhin ist das von der Cyrillus-­Inschrift unabhängige Zeugnis der Gesta Treve­ rorum mit dem Nebeneinander cella und monasterium mit dem Grundphänomen einer Grabstätte und zugehörigem monasterium und Klerikerpersonal in Einklang zu bringen. – Die Stelle bei Augustinus und die zu Quiriacus in der ersten Maximin-­ Vita könnten an frühes Personal an der casa/cella denken lassen. Der Bericht über ein von Cyrillus gegründetes monasterium fügt sich u. U. in eine Ereignisfolge ein (Zu Personal an Coemeterialbasilika s. Becker, Eucharius S. 240 – 244; s. auch die Interpretation Gierlich, Grabstätten S. 15. Ablehnend zu geistlicher Kommunität: Gauthier, Évangélisation S. 132 f.; Dies., Topographie S. 28; für Ansatz der Klerikergemeinschaften auf spätestens Mitte des 6. Jahrhunderts Prinz, Mönchtum S. 199 sowie Pauly, Ferdinand: Die ältesten Urkunden für die Trierer Kirche St. Eucharius und ihre Bedeutung für die Frühgeschichte der Abtei, in: Kurtrierisches Jb. 8 [1968] S. 12 – 20; S. 18 – 20; Anton, Trier S. 144 vielleicht zu kategorisch für Beginn unter Bischof Magnerich). Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert).

221

222 | Hauptteil C Der Bischof in Kult und Verehrung 5 9. Jh. Mitte (840 – 850)

Cyrillus wird in einer einem Psalterium aus dem Westfrankenreich (vielleicht Benediktinerkloster Saint-­Remi [Reims] oder Saint-­Remy [Sens]) angefügten Litanei neben den Heiligen Eucharius ?, Paulinus, Felix, Nicet(i)us und Maximinus (alle Trier) und Bischof Aper aus dem Trierer Suffraganbistum Toul unter den Bekennern angerufen. Eintrag/Text:

S[ancte] sauine or[a] / S[ancte] pauline or[a] / … / S[ancte] felix or[a] / S[ancte] desideri or[a] / S[ancte] eucheri or[a] / … / S[ancte] nicete or[a] / …. / S[ancte] maximine or[a] / … / S[ancte] cyrille or[a] / … / S[ancte] aper or[a] Quelle/Überlieferung:

Angers, BM ms. 18 (14), 9. Jahrhundert Mitte, fol. 169v – 175r; fol. 172v; 173r Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 779 – 794; S. 786 Z. 302 ff.; Z. 303; Z. 307; S. 787 Z. 309; Z. 317 (cyrille); Z. 320 – Leroquais, Victor: Les Psautiers manuscrits latins des bibliothèques publiques de France 1, Mâcon 1940/1941, Nr. 12 S. 19 – 24; S. 21 f.; S. 22 Kommentar:

Der Litanei-­Ausschnitt bietet eine relativ breite Aufnahme trierischer Namen, an deren Schluss Cyrillus steht. Vielleicht erlaubt der trierische „Kontext“ die Identifizierung des Z. 307 genannten Eucherius mit Bischof Eucharius von Trier, wie ihn auch Krüger (S. 472) führt. Literatur:

Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 48 S. 16 (9. Jahrhundert 2. Drittel) – Waldhoff, Stephan: Alcuins Gebetbuch für Karl den Großen. Seine Rekonstruktion und seine Stellung in der frühmittelalterlichen Geschichte der libelli precum (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 89), Münster 2003, S. 161 f. – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 271 f.; S. 331 (Katalog) (Lit.); dazu Anton, RHE 105 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. ? 12 S. 95 f. ? 6 9. Jh. Mitte/2. H.

Cyrillus wird nach Eucharius (Eutharius), Valerius, Maternus und Paulinus, vor Nicet(i)us in einer Litanei geführt, die in einen im Benediktinerkloster Saint-­Amand (Bistum Noyon/Tournai) für die Kathedrale von Noyon bzw. das Benediktinerkloster Saint-­Eloy (Eligius) (Noyon) geschriebenen Libellus precum eingefügt ist.

13. Cyrillus |

Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e arnulfe or[a] / S[an]­c[t]­e euthari or[a] / S[an]­c[t]­e ualeri or[a] / S[an]­c[t]­e materne or[a] / S[an]­c[t]­e pauline or[a] / S[an]­c[t]­e amate or[a] / … / S[an]­c[t]­e cyrille or[a] / … / S[an]­c[t]­e nicete or[a] Quelle/Überlieferung:

Paris, Bibl. Mazarine Ms. 512, 9. Jahrhundert Ende, fol. 31r – 38r; fol. 36r; fol. 36v Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 659 – 688; S. 676(f.) Z. 667; (Z. 666 – 671); S. 678 Z. 732 Kommentar:

Der Libellus precum war in Noyon in Gebrauch. Die Schrift wurde von Bischoff in das Skriptorium des Klosters Saint-­Amand lokalisiert; zu seiner späteren Selbstkorrektur s. Literatur. Die mehr als 700 Namen umfassende Liste stellte vielleicht eine Sammlung für speziellere Litaneien dar. Die Verbindung von Euthari mit den drei folgenden Namen Trierer Bischöfe (Valerius, Maternus, Paulinus) macht deutlich, dass Eucharius gemeint ist. Zu beachten ist, dass im weiteren Gang (fol. 36v – Krüger S. 678 Z. 732) ein heiliger Cyrillus und (fol. 36v – Krüger S. 679 Z. 751) der schon in der Litanei aus dem Kloster Corbie (Krüger Lit. 13 c) (s. Nr. 5) angerufene Nicetus begegnen. Die Trierer Bischöfe sind in den weiteren Umkreis von Heiligen des westfränkisch-­lotharingischen Raumes gefügt (Châlons-­en-­Champagne, Toul, Metz, Lüttich). Literatur:

Bischoff, Bernhard: Das Reisegebet des Gildas (Spätes siebentes Jahrhundert ?), in: Ders.: Anecdota novissima. Texte des vierten bis sechzehnten Jahrhunderts (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 7), Stuttgart 1984, S. 154 – 161; S. 154 f. – Zur Korrektur: Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 3935 S. 13 „ – Nordostfrankreich (vielleicht Noyon IX. Jh. Ende) – “ – Waldhoff, Stephan: Memoria im privaten Beten des frühen Mittelalters. Anhand der Gebetstexte der Handschrift Paris, Bibl. Mazarine, ms. 512, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 38/39 (1996/97) S. 173 – 250; S. 181 Anm. 29 – Ders., Alcuins Gebetbuch S. 310 – 317; S. 310 f., S. 314 f. – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 179 – 188; S. 358 (Katalog); dazu Anton, RHE 105 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 14 S. 97 f. 7 1050 (?1051) (Jul. 2)

Im Reliquienverzeichnis zu der 1050 (?1051) (Jul. 2) erfolgten Weihe der Kirche des Kanonikerstifts (Pfalzstifts) St. Simon und Juda in Goslar (Bistum Hildesheim) sind

223

224 | Hauptteil aus Trier transferierte Reliquien des Cyrillus neben solchen von Eucharius; Valerius und Maternus bezeugt. Eintrag/Text:

Kaiser Heinrich III. schenkt: dat smer sancti Laurencii, gebeinte von sunte Dyonisio, de lichamme der hilgen Valerii, Materni, Cirilli, de sin arzebischoppe wesen to Trere, den arm sancti Eucharii – Dedit eciam pinguedinem beati Laurencii in vasculo precioso, reliquias sancti Dyonisii et corpora sanctorum Valerii, Materni, Cyrilli, Treverensium pontificum, brachium sancti Eucharii auro et gemmis honorifice decoratum Reliquienverzeichnis: In dem derden elpenbenen scrine der confessorum unde martirum sin dusse reliquien: ein kennebacke sancti Herardi, von dem arme sunte Cyrilli, von sunte Valerio, Crisogono, Peregrino, Euchario, Pancracio, Pamphilio. – In scrineo tercio eburneo confessorum et martirum hee reliquie continentur: mandibula sancti Herardi, de brachio sancti Cirilli, de sancto Valerio, de sancto Crisogono martire, de sancto Peregrino martire, de sancto Euchario episcopo, de sancto Pancracio martire, de sancto Pamphilio episcopo et martire. Quelle/Überlieferung:

Siehe Einleitung zur Ausgabe S. 586 – 591. Ausgabe(n):

Chronik des Stiftes S. Simon und Judas in Goslar, ed. Ludwig Weiland MGH Dt. Chron. 2, Hannover 1877 (Ndr.), S. 586 – 604; Anhang Chronicon s. Simonis et Iudae Goslariense S. 604 – 608: S. 593 Z. 9 f. – S. 605 Z. 20 – 22; Reliquienverzeichnis: S. 599 – 602 – S. 606 – 608: S. 602 Z. 28 – 30 – S. 608 Z. 27 – 30. Kommentar:

Zu den äußerst komplizierten Problemen der Datierung der Weihe s. die ausführliche Diskussion: Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bm S. 219 f. Eindeutig kommt von den Trierer Heiligen Bischof Valerius das Hauptgewicht bei Weihe und Reliquien zu. Die Verbindung Eucharius/Valerius mit Cyrillus erklärt sich vielleicht oder wahrscheinlich aus dem Cyrillus-­Epitaph. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bm S. 219 – 221 (Kommentar). 8 11. Jh. Ende

Cyrillus ist im erweiterten Ado-­Kurzmartyrologium des älteren Kapiteloffiziums des Benediktinerklosters Saint-­Airy (St. Agericus) von Verdun zum 19. Mai als Trierer Bischof geführt.

13. Cyrillus |

Eintrag/Text:

XIIII K[ a]­l[endas] Jun[ii] … Treueris Quirilli ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Verdun, BM Ms 10, 11. Jahrhundert Ende, fast gleichzeitige Nachtragsschicht, fol. 9v – 65r; fol. 34v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Nach den in sich nicht ganz schlüssigen Erörterungen von Sandmann (Kalendar S. 234 – 240) müsste das Martyrologium in seinem ersten Teil (bis 4. April) vor 1089 entstanden sein. Dies müsste aber auch für den folgenden Teil gelten. Notizen zu Heiligen von 1035/1042 bis 1089 finden sich dort als Nachträge. Doch sind Nachträge offenbar nicht genau von der anlegenden Hand zu unterscheiden bzw. sind von ihr selbst vorgenommen und ist das mit dem Martyrologium eng zusammenhängende Kalendar kurz nach 1089 entstanden. Es empfiehlt sich die allgemeinere Zeitangabe. – Die auf Lothringen verweisenden Nachträge umfassen größtenteils Verduner und Trierer Bischöfe (vgl. Sandmann, Kalendar S. 238 f. mit Anm. 30), Trierer Bischöfe mit Ortsangabe. Es handelt sich um: Agericus; Marus (fol. 16r), Bonosius, Legontius (beide fol. 19v), Felix (fol. 25v), Abrunculus (fol. 30r), Britto, Hilarius, Nicetius (Dreiergruppe fol. 32r), Quirillus (fol. 34v), Magnericus (fol. 45r), (Symeon [fol. 36r]); zu der früheren Schicht wie Eucharius (fol. 64r) gehören: Valerius (fol. 16v), Maximinus (fol. 36r), Paulinus (fol. 49v), Nicetius (fol. 54r); Agricius und Maternus fehlen. Für die Kirche von Verdun gehört Quirillus/Cyrillus also zu den herausgehobenen Trierer und Lothringer Bischöfen. – Das überformte Martyrolog ist eines der beiden frühesten Zeugnisse für den dies natalis (Todestag/Festtag) des Cyrillus. Literatur:

Zu Kodikologie und Herkunft s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cb S. 231 – 233, dort: Samaran, Charles / Marichal, Robert: Catalogue des manuscrits en écriture latine portant des indications, de date, de lieu ou de copiste 5, Paris 1965, S. 535 – Ronig, Franz J.: Die Buchmalerei des 11. und 12. Jahrhunderts in Verdun, in: Aachener Kunstblätter 38 (1969) S. 7 – 212; S. 18 f., S. 31 – 36; S. 36 – Spezieller: Lemaître, Jean-­Loup: Répertoire des documents nécrologiques français 1 – 2 (Recueil des historiens de la France. Obituaires VII), Paris 1980, 1 Nr. 1656 S. 709 f. – Sandmann, Mechthild: Kalendar und Martyrolog in Saint-­Airy zu Verdun, in: Franz Neiske / Dietrich Poeck / Mechthild Sandmann (Hg.): Vinculum Societatis (Festschrift Joachim Wollasch), Sigmaringendorf 1991, S. 233 – 275; S. 237 – 244

225

226 | Hauptteil 9 11. Jh.

In der Prüm-­Trierer Kurzfassung des Martyrologium Hieronymianum ist Bischof Cyrillus (Quirillus) zum 19. Mai nachgetragen. Eintrag/Text:

XIIII K[a]­l[endas] Jun[ii] Roma Caloceri. Potentiane m[a]­r[tyris] (Nachtragskorrektur:

virginis). Quinti. Emeli. Primoli. Nachtrag: Quirilli ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, Textschichten um 800, um 850, Nachträge größtenteils 11. Jh., fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 43r Ausgabe(n):

An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 20 Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 9. Die Form des Eintrags (letzte Nachtragsschicht besonders mit Trierer Bischöfen des 4. bis 8. Jahrhunderts) sowie die Übereinstimmung mit der späteren Tradition und ihrer einheitlichen Zuweisung zum 19. Mai lassen keinen Zweifel, dass der Trierer Amtsträger Cyrillus gemeint ist. Dem paläographischen Anschein nach handelt es sich um eine sehr späte Zufügung. Literatur:

Zu Genese, Charakter und Überlieferungsgang des Kurzmartyrologiums s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f., S. 92 (Lit.), Valerius Nr. 10 S. 393 f., S. 94 (Lit.), spezieller Haubrichs, Borst, Lifshitz. 10 11. Jh.

Cyrillus-­Reliquien sind zusammen mit solchen des Bischofs Eucharius in einem Schrein-­Tragaltar (des Hauses Braunschweig-­Lüneburg) bezeugt. Eintrag/Text:

„Ein kleines Päckchen in weissem Leinen mit: S. Eucharii conf. Sci Sirillii m.(?)“ Quelle/Überlieferung:

s. Ausgabe Neumann Ausgabe(n):

Molanus, Gerardus Wolterus: Lipsanographia sive thesaurus reliquiarum electoralis Brunsvico-­Lüneburgicus, Hannover 1697, Nr. LX – Neumann, Wilhelm Anton: Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-­Lüneburg, Wien 1891, Nr. 15 S. 138 – 141; S. 139

13. Cyrillus |

Kommentar:

Der stark beschädigte Schrein-­Tragaltar gehört zu den ältesten Stücken des Braunschweig-Lüneburgischen Reliquienschatzes. Z. T. vielleicht schon auf die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts gehen die Reliquien der Trierer Heiligen Valerius, Maximinus, Severus im Schatz des Hauses zurück (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 cs; Severus Nr. 12). Zum Konnex Eucharius-­Cyrillus: s. Nr. 1. Literatur:

Neumann, Reliquienschatz S. 138 – 141 – von Falke, Otto / Schmidt, Robert / Swarzenski, Georg (Hg.): Der Welfenschatz. Der Reliquienschatz des Braunschweiger Domes aus dem Besitze des herzoglichen Hauses Braunschweig-­Lüneburg, Frankfurt a. M. 1930, S. 11 – 94 – De Winter, Patrick M.: Der Welfenschatz. Zeugnis sakraler Kunst des deutschen Mittelalters, Hannover 1986 – Luckhardt, Jochen (Hg.): Heinrich der Löwe und seine Zeit 2, München 1995, S. 511 – 528 (Der Welfenschatz: Dietrich Kötzsche) 11 12. Jh. Beginn

Bischof Cyrillus ist (zum 19. Mai) mit einem Festeintrag in einem Evangelistar aus dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) geführt. (Die liturgische Maßgabe ist nachgefügt). Eintrag/Text:

N[atale] Cy•rilli ep[iscop]­i – Ev[angelium] Vigilate (Matth. 24, 42 – 47) Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 95 Nr. 429, (De sanctis) fol. (150r) 151v – 173v; fol. 159r (späterer Verweis auf Evangelientext, in margine: 183) Ausgabe(n):

(Becker, Eucharius S. 400 – 402; S. 400) Kommentar:

Das Datum des Festes lässt sich, da präzise Angaben fehlen, nur aus der Abfolge der Heiligen erschließen. – In dem die „Eigenentwicklung“ des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias mit den „Hausheiligen“ Celsus, Agricius, Valerius (fol 153v; fol. 154r – ­v), Cyrillus (fol. 159r), Medardus, Severa, Eucharius (fol. 151v) spiegelnden Festverzeichnis findet sich neben den profilierten Bischofsheiligen Maximinus und Paulinus mit besonders ausgeführtem Eintrag Maternus (fol. 168r – 169v) analog zu Eucharius, Valerius und Agricius. Von den späteren Bischöfen finden sich außer Cyrillus Marus (mit Maior missa), Bonosius, Magnericus, Nicetius mit maior m[issa], Severus (sowie Willibrordus). Der genannte Evangelientext ist für Trierer Bischöfe geläufig. – Bemerkenswert

227

228 | Hauptteil ist die Namensform „Cyrillus“, die mit der Prümer Fassung der Bischofsliste VI a und mit den Gesta Treverorum hier am frühesten bezeugt ist. Literatur:

Zur Überlieferung: Siffrin / Laufner / Thomas, Handschriften S. 46 – 46A – Becker, Eucharius S. 66 (Nr. 4) – Zur Quelle: Becker, Eucharius S. 400 – 402, S. 402 (zu „Eigenentwicklung“ und „Hausheiligen“). 12 1148 Jan. 13

Cyrillus-­Reliquien werden bei der Weihe des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Papst Eugen III. (1145 – 1153) und Erzbischof Adalbero von Trier (1131 – 1152) im Hauptaltar niedergelegt bzw. bezeugt. Eintrag/Text:

Anno dominice incarnacionis Mo.Co.XL .VIII o, LXI mi decennovalis cycli anno nono, indictione XI, presidente apostolico Eugenio IIIo. Romane ecclesie summo pontifice, anno papatus sui IIIo, imperii vero regni Conradi tercii regis gloriosi XImo, venerabilis autem Adalberonis huius civitatis archiepiscopi anno XVI, dedicatum est hoc monasterium ab eodem venerabili apostolico et ab Adelberone archipresule Idus Ianuarii; petente venerando Bertoldo abbate, ordinacionis sue anno XII mo. Consecratum est autem principale altare in honore sancti Iohannis euangeliste et sancti Eucharii, apostolorum Philippi et Iacobi, Stephani pape et martiris. Quorum eciam reliquie inibi continentur. … Reliquie episcoporum et confessorum: Eucharii (fehlt Hs 28), Valerii, Materni, Agricii, Cirilli, de stola et de pallio sancti Maximini, Magnerici, Modesti, Auctoris, Mari, Modowaldi, Bonosii, Felicis, Severi Treverensium pontificum; … Isti autem sunt cardinales qui (Hs 28: cum d[omin]­o ap[osto]­lico) interfuerunt huic consecracioni: … Omnes isti cardinales, quilibet eorum contulit omnibus visitantibus limina beatorum apostolorum Iohannis et Mathie, Philippi et Iacobi et sanctorum confessorum (Hs 28:atque pontificum) Eucharii, Valerii, Materni, Agritii (Hs 28: Cerilli, Modesti. Et) multorum aliorum sanctorum, qui in nostro monasterio requiescunt, annum unum penitencie …. Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 98, 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 111v – 112v– Trier, BPS Hs 23, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert, fol. 182v (gleiche Schrift und gleicher Inhalt wie Hs 98) – Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen 1486 – 1489 geschrieben, fol. 2r – 10r; fol. 2v – 3r

13. Cyrillus |

Ausgabe(n):

Notae dedicationum S. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger), Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1278 Z. 12 – 31; Z. 28 – S. 1279 Z. 25 – 39, App. z zu Z. 38 Regest(en):

(Regestartiger Bericht) Gesta Treverorum Continuatio II, ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379; c. 7 S. 378 (s. auch Gesta Alberonis archiepiscopi auctore Balderico, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 [Ndr.], S. 243 – 260; c. 23 S. 255) – Goerz, Regesten Trier S. 19 – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 2063 S. 567 – JL 2 S. 51 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *3 S. 222 f.; Nr. *258 S. 116 Kommentar:

Zu dem historischen Kontext und der Patrozinienfrage s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dk S. 267 – 269. – Die Heiligenreihe ist stark auf das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) bezogen, weitestgehende Analogie ist zu dem Verduner Zeugnis (Nr. 8) gegeben. Literatur:

Coens, Catalogus seminarii S. 256; S. 244 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *257 S. 115 f. – Becker, Eucharius S. 123 (Nr. 75); S. 125 (Nr. 86); S. 35 – 39; S. 435 – 438 13 um 1150

Cyrillus ist in einer einem Liber Capitulorum, der wohl aus dem Bistum Trier stammt, vorangestellten, fragmentarisch erhaltenen Festabfolge (6. Mai-5. Juni) (zum 19. Mai) als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Johannis ap[ostoli] ante p[ortam] L[atinam], Gordiani et Epimachi, Mamerti ep[iscopi], Modouualdi ep[iscopi], Gangulfi m[a]­r[tyris], Bonifacii m[a]­r[tyris], Cyrilli ep[iscopi], …, Maximini ep[iscopi], …, Symeonis c[on]­f[essoris], …, Bonifacii et soc[iorum] (Text hier nach Eizenhöfer/Knaus) Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 4152 (Fragment [für 6. Mai bis 5. Juni] eines Liber Capitulorum), um 1150 wohl Bistum Trier, fol. 1r – 2v; fol. 1v Ausgabe(n):

(Eizenhöfer / Knaus, Handschriften Nr. 95 S. 242 f.; S. 242)

229

230 | Hauptteil Kommentar:

Bei Eizenhöfer/Knaus ist wohl zu Recht als Hinweis auf die trierische Herkunft die relative Häufung trierischer Heiliger gesehen: Modoald, Cyrillus, Maximinus, Simeon. – Die einschlägige Namensform ist hier wieder Cyrillus. Literatur:

Eizenhöfer / Knaus, Handschriften Nr. 95 S. 242 f. – Zu Simeon, seinem Kult und dessen lokalem Zentrum (Stift in Trier): Schmid, Wolfgang: Von den Heiligen Drei Königen zum Heiligen Rock. Die Formierung der rheinischen Kultlandschaft im 11. und 12. Jahrhundert, in: Geschichte in Köln 63 (2016) S. 97 – 128; S. 101 f. 14 1156 Aug. 24

Cyrillus-­Reliquien werden bei der Weihe der Kirche des Benediktinerklosters Laach (Bistum Trier) durch Erzbischof Hillin von Trier (1152 – 1169) im Altar zu Ehren der Heiligen Stephanus, Laurentius und Vincentius niedergelegt. Eintrag/Text:

Altare in sinistro membro ęccl[es]­ię consecratu[m] est in honore s[an]c[t]or[um] m[a]r­ [tyru]­m Stephani, Laurentii, Vincentii. In quo continent[ur] ipsor[um] reliquię … et s[an]­c[t]­or[um] confessor[um] Valerii, Willebrordi, Cirilli, et s[an]­c[t]­ar[um] virginum … Es folgt (nach zwei weiteren Altären) der Text der Datierung der Kirchenweihe von einer Hand des 13. Jahrhunderts. – Eine Inschrift mit der Datierung ist verloren. Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 891, 12./13. Jahrhundert Kloster Maria Laach, fol. 169r – 170v; fol. 169v; Datierung: fol. 170v – Inschrift zur Weihe der Kirche: verloren. Ausgabe(n):

Dedicationes monasterii Lacensis, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 970 f. (nach Ms. Darmstadt 891); S. 971 Z. 3 – 6; Z. 5; Z. 16 – 20. (Inschrift zur Weihe der Kirche mit Datierung). Kommentar:

Im Unterschied zu Reliquien von Eucharius, Maternus, Agricius (Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dn S. 272 f.) werden solche nur für einen Altar erwähnt für Valerius, Willibrord, Cyrillus. Literatur:

Frank, Hieronymus: Das älteste Laacher Sakramentar (Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Cod 891), in: Hilarius Emonds (Hg.): Enkainia. Gesammelte Arbeiten zum 800jährigen Weihegedächtnis der Abteikirche Maria Laach am 24. August 1956, Düsseldorf 1956, S. 263 – 303; S. 263 – 267 – Otten, Clemens: Die

13. Cyrillus |

Altäre der Laacher Kirche nach dem Rituale des Abtes Augustinus Machhausen, in: Emonds, Enkainia S. 347 – 364; S. 354 – Eizenhöfer / Knaus, Handschriften Nr. 2 S. 38 – 43; S. 41 f. – Resmini, Bertram: Die Benediktinerabtei Laach (Germania sacra N. F. 31: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 7), Berlin/New York 1993, S. 18, S. 200, S. 63 (Nr. 9), S. 78 (Nr. 64). 15 12. Jh. 2. H.

Cyrillus ist zum 19. Mai in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Eodem die cyorilli ep[iscop]­i t[re]­be[re]­nsis Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o, fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 17v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Zur charakteristischen Bedeutung der Bischöfe Cyrillus und Modestus für die Zuordnung des Textes zu dem Kloster St. Eucharius s. ebd. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 16 12. Jh. Ende/13. Jh. Beginn

Bischof Cyrillus ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief nach „Papst“ Alexander (2. Jahrhundert), seinem Bischofsvorgänger Severus sowie „Papst“ Silvester (314 – 335) mit Beischrift dargestellt. Auf weiteren Relief-­Bischofsreihen sind die Trierer Bischöfe Magnericus, Basinus, Marus, Nicetius mit Beischriften vor, zwischen und nach den Heiligen Felicissimus und Severinus (evtl. fiktiver Bischof von Trier) sowie die Bischöfe Bonosius, Legontius, Modovvaldus neben den Heiligen Vincentius, Nicolaus und Martinus (evtl. fiktiver Trierer Bischof des 4. Jahrhunderts) dargestellt. Eine weitere Reihe bietet die Reliefs der Trierer Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix.

231

232 | Hauptteil Eintrag/Text:

(nach Ausgabe Fuchs 1) A Hoc Altare BEATVS VVILLIBRORDVS IN HONORE D(OMI)NI SALVATORIS CONSECRAVIT – B (Verse) INTVITVM FLECTES … CORONAM IN HAC S(AN)C(T)VARII ARCVLA CONTINETVR  / SANC(T)E DEI GENITRIC(IS) MARIE VESTIS PARS ALIQVA. CAPVT ET BRACHIVM COSTIS S(AN)C(T)I PONTIANI [M(ARTY)RIS. VINCENTII. CIRIACI / STEPHANI P(A)P(E). MAVRICII. FELICIS P(A)P(E)]. D1 S(ANCTVS) MAG/NERIC(VS) S(ANCTVS) FELICISSIM(VS) S(ANCTVS) BA/SIN(VS) S(ANCTVS) MA//RVS S(ANCTVS) SEVE//RIN(VS) S(ANCTVS) NI//CET(IVS) D3 S(ANCTVS) BO//NOSI(VS) S(ANCTVS) LEG//ONT(IVS) S(ANCTVS) VINC//ENT(IVS) S(ANCTVS) MODO/VVALDVS S(ANCTVS) NIC//OLAVS S(ANCTVS) MAR//TIN(VS) E1 S(ANCTVS) / AGRICIVS S(ANCTVS) / MAXIMINVS S(ANCTVS) / PAVLIN(VS) S(ANCTVS) / FELIX E3 S(ANCTVS) / ALEXAND(ER) P(A)P(A) S(ANCTVS) / SEVER(VS) // S(ANCTVS) / SYLVESTER S(ANCTVS) / CYRILLVS Quelle/Überlieferung:

Tragaltar: Trier, Liebfrauenkirche aus Kloster St. Maria ad martyres (Trier), jetzt Leihgabe an Domschatz Trier. – Beschreibung (mit Kommentierungen): Christof Bro(u)wer / Jacob Masen: Metropolis ecclesiasticae Trevericae …, 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855, S. 459 – 461 – Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts fehlen die Namen von Sylvester und Cyrillus, die noch von Bro(u)wer / Masen / von Stramberg (S. 460) gelesen wurden, siehe Fuchs, Inschriften I S. 220 Nota s.

13. Cyrillus |

Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 109. Datierung „E. 11.-A. 12. Jh., um 1320 (?)“ S. 215 – 222; S. 218 E3 (S. 220 Nota q: Korrektur von falschen Lesungen bei Calmet und Hontheim zu D1; Nota s: korrekter Hinweis, dass entgegen Kraus, Inschriften 2 S. 175 spätestens ab dem 18. Jh. die Namen von Sylvester und Cyrillus [Teil E3] fehlten, wie aus Bro(u)wer / Masen / von Stramberg S. 460 zu ersehen ist). Kommentar:

In den sorgfältig kommentierenden Untersuchungen zu seiner Ausgabe legt der Herausgeber Fuchs (S. 219) dar, dass zwei zeitlich zu unterscheidende Schichten voneinander abzuheben seien: A „von B und selbstredend von den gestanzten Inschriften [D, E]“. Dabei gebe es wohl kaum eine große zeitliche Distanz. In Anlehnung an Kraus (Inschriften 2 S. 175 f.) datiert er auf das 11. Jahrhundert, 15 Jahre vor 1100 oder danach, mit Vorzug des früheren Ansatzes (Fuchs S. 219 f.). Lückger / Bunjes hatten die Ausführung des „Kastens“ „gegen Ende des 12. Jh. angenommen“ (S. 199 f.). Ronig war auf eine schichtenabhebende Datierung, 12. Jahrhundert 1. Hälfte, 12. Jahrhundert Ende, um 1320, gelangt; ähnlich datierten Giersch / Schmid (S. 50 – 52) auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Neue Überlegungen, die hier vorgetragen werden, führen zur sicheren Datierung auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert: Die Namen Severinus (D1) und Martinus (D2) sind dem Anschein nach aus den um 1101 bzw. kurz danach interpolierten späten Fassungen (VIII und IX) der Trierer Bischofsliste (MGH SS 13 S. 301) genommen; siehe ferner die Hinweise auf Nachtrag in Gesta Treverorum Rezension A (um 1101) und die Auslassung in den Rezensionen B und C (um 1130 und 1152: MGH SS 8 c. 16 S. 148 f. mit Anm. 31 – 36; c. 19 S. 152; S. 153). Diese „Bischöfe“ dürften also kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts gesetzt worden sein. Doch führte eine vergleichende Gegenüberstellung mit den Reliquienbeständen des Eigentümerklosters St. Maria ad martyres weiter. Die Dedikationsnotizen zu den Altarweihen vom 16. Dezember 1017 und vom 12. Mai 1209 (MGH SS 15, 2 S. 1272; S. 1272 – 1274) sind aussagekräftig: In der früheren Notiz (S. 1272 Z. 35 f.) sind Reliquien der Gottesmutter, des Märtyrers Pontianus (dazu s. Inschrift Teil B) und sancti Alexandri martyris genannt. 1209 ist ein Altar sancti Stephani prothomartyris mit Reliquien von Stephanus, Mauricius (S. 1272 Z. 44 f.-S. 1273 Z. 2 – s. Inschrift Teil B) genannt, ferner Reliquien sancti Nykolai, Modualdi (S. 1273 Z. 16 f. – s. Inschrift Teil D3), ferner Reliquien Mauricii, Silvestri pape (S. 1273 Z. 31, Z. 42 [Z. 27] – s. Inschrift Teil E3 Alexander papa, Silvester [papa]), ferner Reliquien Felicissimi (S. 1274 Z. 5/4 – s. Inschrift Teil D1). Die Berührungen sind so eng, die Transformationen (siehe Alexander zu Alexander papa) so sprechend, dass die Relief-­Bischofsreihen in den Kontext des Marienklosters und damit an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert gehören müssten. – Es könnte

233

234 | Hauptteil erstaunen, dass die Trierer Gründerheiligen Eucharius, Valerius und Maternus in den Inschriften nicht begegnen. Dies erklärt sich wieder aus der Verbindung mit dem Benediktinerkloster an der Mosel. In dessen Dedikationsnotizen von 1017 Dez. 16 bis 1468 Apr. 29 ist Eucharius überhaupt nicht, Valerius einmal, Maternus zweimal vertreten (MGH SS 15, 2 S. 1272 – 1275; Valerius und Maternus: 1209 Mai 10: S. 1273 Z. 43, S. 1274 Z. 10; Maternus: 1468 Apr. 20: S. 1275 Z. 41). – Die Anordnung bei E3 könnte den Schluss nahelegen, Bischof Severus stehe für die Rombindung der trierischen Kirche. Diese Folgerung wäre sehr gewagt: Die chronologischen Zuordnungen des Severus zu dem „Papst“ Alexander des 2. Jahrhunderts und des Severus-­Nachfolgers Cyrillus zu Silvester passen nicht zusammen. Zudem hätte sich bei Silvester als Pendant der E1 vor Maximinus, Paulinus und Felix einleitende Agricius angeboten. Doch diese stehen für die beiden benachbarten Konvente von St. Maximin und St. Marien/St. Paulin. Die Erklärung, „Papst“ Alexander habe im 2. Jahrhundert nach dem Pontifikat des hl. Maternus die ersten Trierer Bischöfe eingesetzt, Silvester (also wohl in der Person des Agricius) die ersten Erzbischöfe (s. Bro[u]­wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 460) ist mehr als phantasievoll. – Zu einer vielleicht erkennbaren chronologischen Ordnung der Trierer Bischöfe in den einzelnen Relieffeldern s. Leontius Nr. 17. Literatur:

Bro(u)wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 448 – 461; S. 457 – 461 – Kraus, Inschriften 2 Nr. 362 S. 174 – 176 – Lückger / Bunjes (Liebfrauenkirche), in: KDM 3 S. 124 – 203; S. 196 – 200 (Abb.: S. 199 – 201) – Ronig, Schatzkunst Nr. 40 S. 110 f. – Giersch / Schmid, Rheinland S. 50 – 52 – Fuchs, Inschriften s. Ausgabe 17 12./13. Jh. Rückdeckel eines Evangeliars

Auf dem Rückdeckel eines nicht erhaltenen Evangeliars für das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias, einer gerahmten Elfenbeintafel, sind in der oberen und der unteren Reihe der Evangelist Johannes und Eucharius als erster Trierer Erzbischof herausgehoben. In je einem Feld sind oben links der hl. Modestus und der hl. Erzbischof Cyrillus, oben rechts die heiligen Erzbischöfe Maternus und Valerius dargestellt. Eintrag/Text:

S[AN]­C[TU]­S MODESTUS / S[ANCTUS] CIRILLUS ARCHIEP[ISCOPU]­C (C-->S) Siehe Nr. 34.

13. Cyrillus |

18 1244

Eine Handschrift der Dialogi Papst Gregors d. Gr. (590 – 604) aus dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias ist zu Lob und Verehrung der Apostel Johannes und Matthias sowie der heiligen Bekenner und Bischöfe Eucharius, Valerius, Maternus, Agricius, Celsus, Cirillus, Modestus und aller Heiligen geschrieben. Eintrag/Text:

Anno d[omi]­ni Mo.cco.xl.iiiio. Script[us] est hic Liber ap[u]­d sanctu[m] Evchariu[m] sub abbate Jacobo a Johanne Monacho et Dyachono labore Johannis Monachi et Sacerdotis ad laude[m] beatorum ap[osto]­lorum Johannis et Mathie et S[an]­c[t]­orum confessorum parit[er]­que pontificu[m] Evcharii. Valerii. Materni. Agritii. Celsi. Cirilli. atque Modesti. et omnium sanctorum. Que[m] siquis … . Amen … Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 67, 1244 Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 1r – 151r; fol. 151r Ausgabe(n):

Diese Handschrift ist nicht ediert. Die einschlägigen Editionen für Gregors Dialogi durch Umberto Moricca (FSI sec. VI), Rom 1924 sowie Grégoire le Grand: Dialogues 1 – 3, hg. und übers. von Adalbert de Voguë / Paul Antin (SC 251, 260, 265), Paris 1978, 1979, 1980, basieren auf älteren Handschriften. Kommentar:

Es handelt sich um die typischen Heiligen des Klosters. Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis Nr. 67 S. 54 f. – Montebaur, Josef: Studien zur Geschichte der Bibliothek der Abtei St. Eucharius-­Matthias zu Trier (Römische Quartalschrift. Supplementheft 26), Freiburg i. Br. 1931, Nr. 551 S. 105 – Becker , Eucharius S. 127 (Nr. 93) 19 nach 1246 (nach 1243)

Cyrillus-­Reliquien sind zusammen mit Celsus-­Reliquien in einer Kassette der Staurothek des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) aufbewahrt (Beischrift auf Pergamentstreifen: Celsus conf[essor] – Cyrillus ep[iscopus]). Eintrag/Text:

Cyrillus ep[iscopus] Quelle/Überlieferung:

Trier, Pfarrkirche St. Matthias (Staurothek/Kreuzreliquiar)

235

236 | Hauptteil Kommentar:

Nach der im Rahmen umlaufenden Inschrift brachte Ritter Heinrich von Ulmen 1207 eine Kreuzreliquie (lignum s[an]­c[t]­ae crucis) aus Konstantinopel mit und schenkte eine Partikel davon (hanc portionem ipsius sacri ligni) der Kirche des hl. Eucharius. Diese Kreuzreliquie wurde, mit zwanzig Reliquienkammern umgeben, in einer kostbaren Reliquientafel gefasst. – Die Sachreliquien neben dem anzunehmenden Haupt des Gekreuzigten sind auf das Leben Jesu bezogen, unmittelbar rechts und links des Kreuzesschaftes sind Reliquien Johannes des Täufers und von Aposteln gruppiert. Über diesen finden sich die Reliquien des Apostels Matthias (?), des Bekenners Celsus und des Bischofs Cyrillus. Reliquien von Valerius, Maternus und Agricius finden sich in außen (links) platzierten Kassetten. – Die gravierte Rückseite zeigt in einem Fries über der zentralen Darstellung der Majestas Domini hervorgehoben unter Arkaden: Nikolaus, Valerius, Petrus, die Gottesmutter, Johannes Ev., Maternus, Agricius (von links nach rechts), im Fries im unteren Teil stehen ebenfalls unter Arkaden zwischen für das Kloster wichtigen historischen Personen weltlichen und geistlichen Standes die Klosterpatrone Matthias und Eucharius. Literatur:

Henze, Ulrich: Die Kreuzreliquiare von Trier und Mettlach. Studien zur Beziehung zwischen Bild und Heiltum in der rheinischen Schatzkunst des frühen 13. Jahrhunderts, Diss. phil Münster 1988, S. 24 – 32, S. 74 – 92, S. 83; zur Datierung S. 77, S. 88 f., bes. S. 122 – 127 (vor 1222; nicht überzeugend) – Sauer, Christine: Fundatio und Memoria. Stifter und Klostergründer im Bild 1100 – 1350 (Veröffentlichungen des Max-­Planck-­ Instituts für Geschichte 109), Göttingen 1993, S. 299 – 306, S. 311 – 326, S. 303 – 318 – Becker, Petrus: Überlegungen zur Geschichte und zur Deutung des Kreuzreliquiars von St. Matthias, in: Kurtrierisches Jb. 35 (1995) S. 89 – 98 – Becker, Eucharius S. 63 f., S. 435 f. – Fuchs, Inschriften I Nr. 181 S. 366 – 372 20 1260

Cyrillus wird zusammen mit Fibicius in der Allerheiligenlitanei des Liber ordinarius des Konrad von Mure für das Kanonikerstift Grossmünster St. Felix und Regula, Exuperantius in Zürich (Bistum Konstanz) unter den Märtyrern angerufen. Eintrag/Text:

 … / Cyrille / Fibici / … Quelle/Überlieferung:

Liber ordinarius: Zürich, Zentralbibl. Ms. C 8 b*, 1260 von Kantor Konrad von Mure; Litanei fol. 86r – 89r, (or[ationes] 841 – 999); fol. 88r (or. 942)

13. Cyrillus |

Ausgabe(n):

Leuppi, Heidi: Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995, S. 307 – 316; S. 313 or. 942 Kommentar:

Nach den in gestörter Reihenfolge gesetzten Trierer Gründungsheiligen Valerius, Maximinus, Maternus, Eucharius folgen wie diese unter den Märtyrern (!) die Trierer Bischöfe Numerianus, Agricius, Magnericus, Modowaldus, Cirillus und Fibicius. Die engen Kontakte, die der Trierer Erzbischof Bruno von Lauffen (1102 – 1124) zu den Regularkanonikern des Grossmünsters unterhielt (Siegwart, Verhältnis S. 71 f.), mögen die Verbindung zu Trier (mit)vermittelt haben. Literatur:

Leuppi, Heidi (Hg.): Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995 (bes. die Beiträge von Pascal Ladner, Josef Siegwart, Anton Hänggi, Peter Wittwer) 21 1287 Dez. 8

Cyrillus-­Reliquien werden bei der Weihe der Quirinus-­Kapelle des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Bischof Petrus von Suda (Armenien, in partibus infidelium) in den Altar der Kapelle eingelegt. Eintrag/Text:

Epytafium capelle s[an]­c[t]­i Quirini. 1287. Anno d[om]­ini M CC octuagesimo septi[m]­o in festo b[ea]­tissimi Eucharii p[ri]­mi Treue[r]­or[um] archiep[iscop]­i VI ydus dece[m]­bris dedicata e[st] h[ec] capella i[n] honore … Quirini et georgii m[a]­r[tiru]­m … a v[e]­n[erabili] d[omi]­no fr[atr]­e pet[r]­o … suddensis ep[iscop]­o aucto[r]­itate et permissio[n]­e v[e]­n[erabilis] viri d[omi]­ni Arnoldi decani maioris et cap[itu]­li eccl[esi]­e Treue[re]­n[sis] sede Treue[r]­or[um] vacante p[er] obitu[m] … he[n]­rici t[re]­ueror[um] archiep[iscop]­i. Hee s[un]­t reliq[ui]­e recondite i[n] altari dicte capelle Quirini et sixsti m[a]­r[tiru]­m Eucharii Valerii Mat[er]­ni Modesti et cirilli ep[iscop]­or[um] Celsi confessoris Seuere v[ir]­g[ini]­s et de collegio xi miliu[m] v[ir]­g[inu]­m Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen 1486 – 1489 geschrieben, fol. 2r – 10r; fol. 7r

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238 | Hauptteil Ausgabe(n):

Notae dedicationum s. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger /) Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1280 Kommentar:

Nach den Märtyrern Quirinus und Sixtus erscheint Cyrillus (Cirillus) wieder zusammen mit Modestus im Kontext der Heiligen des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias. – Die in der Ausgabe folgende Angabe zu einer Capsis sancti Mathie (S. 1280 Z. 14 ff. – Trier, BPS Hs 98 fol. 112v; s. Nr. 23) gehört offenbar nicht zur Quirinus-­ Kapelle: s. Becker, Eucharius S. 437 f. Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis S. 23 – Becker, Eucharius S. 9; S. 49 f.; S. 437 f. 22 13. Jh.

Cyrillus -Reliquien sind zusammen mit solchen des Eucharius in einem Schrein-­ Tragaltar (des Hauses Braunschweig-­Lüneburg) bezeugt. Eintrag/Text:

„Ein länglich-­querer Zettel: Schrift des XII. Jahrhunderts: Hec sunt nomina scõr: … Schrift des XIII. Jahrhunderts: Ganz dieselben Reliquien, nur vermehrt um: Sancti Eucharii confessoris Sancti Cirilli ep. martiris“. Ausgabe(n):

Molanus, Gerardus Wolterus: Lipsanographia sive thesaurus reliquiarum electoralis Brunsvico-­Lüneburgicus, Hannover 1697, Nr. LX – Neumann, Wilhelm Anton: Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-­Lüneburg, Wien 1891, S. 138 – 141; S. 140 Kommentar:

Der stark beschädigte Schrein-­Tragaltar gehört zu den ältesten Stücken des Braunschweig-Lüneburgischen Reliquienschatzes. Die Reliquien von Eucharius und Cyrillus sind schon im 11. Jahrhundert im Reliquienschatz bezeugt, s. Nr. 10. Die dortige unsichere Lesung zu Cyrillus führte wohl zu seiner falschen Kennzeichnung als Märtyrer. Zum Konnex Cyrillus – Eucharius s. Nr. 1. Literatur:

Neumann, Reliquienschatz S. 138 – 141 – Clauss, Elsaß S. 59 – Zender, Matthias: Räume und Schichten mittelalterlicher Heiligenverehrung in ihrer Bedeutung für die Volkskunde. Die Heiligen des mittleren Maaslandes und der Rheinlande in Kultgeschichte und Kultverbreitung (Veröffentlichung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn), Köln ²1973, S. 217 Anm. 55 (verunklärend) – De Winter, Welfenschatz – Luckhardt, Heinrich der Löwe (Kötzsche) S. 511 – 528

13. Cyrillus |

23 13./14. Jh.

Cyrillus-­Reliquien sind für die Capsis sancti Mathie (Benediktinerkloster St. Eucharius-­St. Matthias [Trier]) bezeugt. Eintrag/Text:

He su[n]­t reliq[ui]­e que in capside s[an]­c[t]­i Mathie reco[n]­dite su[n]­t:  …. Reli­ q[ui]­e s[an]­c[t]­oru[m] Euch[arii], Valerii, Mat[er]­ni et Ag[ri]­cii, …, Cirilli ep[iscop]­i T[re]­v[erensis] … Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 98, 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert Kloster St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 112v (im Anschluss an Weihenotiz von 1148 Nr. 12) Ausgabe(n):

Becker, Petrus: Die Benediktinerabtei St. Eucharius – St. Matthias vor Trier (Germania sacra N. F. 34: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 8), Berlin/ New York 1996, S. 438 f. – Notae dedicationum S. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger), Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, 1888 (Ndr.), S. 1280 Z. 17 ff. Kommentar:

Die Tatsache, dass diese Notiz in den MGH unmittelbar im Anschluss an die Weihenotiz von 1287 (Quirinus-­Kapelle Nr. 21) ediert ist, hat manche Verwirrung gestiftet. Becker rückt die Angabe zu Recht von dieser Dedikationsnotiz weg, widerspricht sich aber (s. S. 123 [ Nr. 75] seine Datierung des Ms. 98), wenn er die Capsis „ins 13./14. Jahrhundert oder gar noch später, … datieren möchte“. Literatur:

Becker, Eucharius S. 437 – 439 24 1336 (14. Jh. 1. H.)

Cyrillus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 19. Mai als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Quirilli ep[iscop]­i Potentiane u[irgini]­s Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 4v; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis), fol. 407r ist nur Potentiana geführt.

239

240 | Hauptteil Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 55) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. Im Kalender findet sich zum 9. Juli (fol. 5v) der Eintrag Cirilli ep[iscop]­i et m[arty]­r[is]. Dieser Cirillus ist in der trierischen Tradition vereinzelt als Trierer Bischof bezeichnet (s. Nr. 25). Literatur:

Bastgen, Handbuch – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 145 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 25 1345

Möglicherweise ist Cyrillus im Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus zum 9. Juli als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: De s[an]­c[t]­o cirillo e[piscop]­o Hs 1737 Kalender: Cirilli ep[iscop]­i m[arty]­r[is] Ordinarius de sanctis: De sancto Cirillo e[piscopo] m[a]­rtyre Ordinarius missarum: --Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 113r) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 152 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit Septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); nicht geführt (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol. 6v

13. Cyrillus |

Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [191]-95v (Cyrilli episcopi treuerensis) Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; nicht geführt Kalender: (Miesges, Festkalender S. 69 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 73 [Cyrilli ep. m.]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Der Eintrag zu Cyrillus im Ordinarius de sanctis und im Kalender bringt jeweils, wie es in der Tradition nach dem Breviarium Balduini (Nr. 24) durchweg der Fall ist, Cyrillus nur als Bischof bzw. als Bischof und Märtyrer. Im Ordinarius missarum (Septima pars) fehlt Cyrillus in der Handschrift und im Druck von 1506. Im Ordinarius perfectus findet sich im Gegensatz zu der hier verwerteten handschriftlichen Grundlage die Zuweisung des Bischofs Cyrillus zu Trier. Dies hat eine singuläre Parallele in dem Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) (Nr. 30). Es ist zu erwägen, ob dem Kölner Druck nicht eine mit der uns bekannten verwandte, doch etwas abweichende Handschrift zugrunde lag. Die Verhältnisse sind offenbar komplizierter als Kurzeja und Heinz sie darstellen (s. auch Literatur). Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Ms. 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Ms. 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Ms. 1737/66 4o Anf. 15. Jh., Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Ms. 1737/66 4o aus Domkirche) – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. 26 14. Jh. 1. H.

Cyrillus ist im Kalender eines Breviariums des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) zum 19. Mai als Bischof geführt.

241

242 | Hauptteil Eintrag/Text:

Qirilli ep[iscop]­i. Pote[n]­ciane v[irginis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 5v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 55) Kommentar:

Kalender und Breviarium bieten ein breites Spektrum trierischer Bischofsheiliger. Im Brevierteil de sanctis (fol. 101v – 145v) ist Cyrillus nicht vertreten. Die Handschrift ist aus dem Besitz des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias in die Stadtbibliothek Trier gelangt, anscheinend aber nicht in dem Kloster entstanden (Becker, Eucharius S. 70). Doch dürfte die Entstehung im Trierischen außer Frage stehen. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60 f. – Miesges, Festkalender S. 13, S. 121 f., S. 122 – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51 Verweis: Zu einem weiteren Zeugnis des späten 14. Jahrhunderts und (spärlichen) Zeugnissen des 15. Jahrhunderts s. Miesges, Festkalender S. 55, S. 54 Anm. g. 27 nach 1381

Cyrillus ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 9. Juli als Bischof und Märtyrer geführt. Eintrag/Text:

Cyrilli ep[iscop]­i et m[a]­r[tyris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 7r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 69) Kommentar:

Der in alter martyrologischer Tradition zum 19. Mai geführte Bischof Cyrillus (Cerillus, Quirillus) von Trier ist in Trierer Kalendern ab dem Breviarium Balduini zu diesem Datum vertreten (s. Miesges, Festkalender S. 55). In eher unspezifischer Formulierung Cyrilli epi m begegnet ein Namensträger ab demselben Breviarium zum 9. Juli. Ausdrücklich ist in dem Vollbrevier des Stiftes St. Simeon (Trier) dieser Cyrillus als Bischof von Trier geführt (Nr. 30). In den Nachfolgetexten zu dem

13. Cyrillus |

Breviarium Balduini ist dieser Namensträger geführt, aber von dem Trierer Bischof abgehoben. Belege zu diesem Eintrag Miesges, Festkalender S. 69. 28 nach 1381

Cyrillus ist im Kalender eines Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 9. Juli als Bischof geführt, im Proprium ist er nicht vertreten Eintrag/Text:

Oct[au]­a uisitationis Cirilli ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v, fol. 5r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 69) Kommentar:

Zur Problematik der Zuweisung des Trierer Bischofs Cyrillus zum Eintrag 9. Juli s. Nr. 27. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kur­ zeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“). 29 1389/1390

Cyrillus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 19. Mai als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Quirilli ep[iscop]­i. Potenciane v[irginis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 26r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 55)

243

244 | Hauptteil Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 30 14. Jh. 2. H./Ende

Cyrillus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 9. Juli als Bischof von Trier und Märtyrer geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Cirilli ep[iscop]­i tr[euerensis] m[a]­r[tyris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 10r; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 68 Anm. c) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30. 31 1468 Mai 22 – 24

Cyrillus ist mit Eigentext im Martyrologium der Bursfelder Kongregation zum 19. Mai als heiliger Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Eodem die, sancti cirilli, episcopi treuerensis T1 Eodem die, sancti cyrilli, episcopi treberensis. Festum duplex min[us] T2 Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung der Handschriften Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 161; darunter: T1 = Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St. Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 14v – T2 = Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 28v

13. Cyrillus |

Weiterer Eigenfesteintrag zu Cyrillus: Breviarium, 1489, St. Eucharius-­St. Matthias, Sommerteil: Trier, StB Hs 433/1928 8o, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 4r Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 197 Z. 10 Eodem die, sancti Cyrilli, episcopi Treverensis. (Festum duplex min[us]); Der Bursfelder Festkalender: S. 258 – 357; Eigenfeste Trier Breviarium 1489: S. 325 – 332; S. 328 f. (Miesges, Festkalender S. 55 mit S. 18) Kommentar:

Den Hauptbestand des Martyrologiums bieten gallische Folgetexte (Usuard, Ado) des Martyrologium Hieronymianum, woraus von Trierer Bischöfen bezogen sind Valerius (S. 171), Maximinus (S. 197), Paulinus (S. 223), bei Bischof Miletus (zum 19. Sept. S. 229) ist direkt auf das Martyrologium Hieronymianum zurückgegriffen. Die für den Charakter des Martyrologiums besonders bezeichnenden Eigentexte gelten besonders Bischöfen und Heiligen des gallischen Raumes (Metz, Toul, Verdun, Köln). Hervorstechend ist hier der trierische Bestand. Zu nennen sind die Eintragungen zu Celsus (4. Jan. S. 164), Bonosius (17. Feb. S. 176), Legontius (19. Feb. S. 176), Modestus (24./25. Feb. S. 177/178), Basinus (4. März S. 179), Quiriacus presbyter (6. März S. 180), Felix (26. März S. 184), Helena regina (15. Apr. S. 188; frühere Textschicht 18. Aug. S. 220), Modoaldus (12. Mai S. 195), Cyrillus (19. Mai S. 197), Fortunatus (10. Jun. S. 202), Numerianus (5. Jul. S. 208), Severa virgo (20. Jul. S. 212), Banto confessor (31. Jul. S. 215), Maximinus (Neueintrag 12. Sept. S. 227), Lutwinus (29. Sept. S. 232), Thyrsus et socii (4. Okt. S. 233), Palmatius et socii (5. Okt. S. 234), Lubentius confessor (13. Okt. S. 236), Rusticus (14. Okt. S. 236), Severus (15. Okt. S. 236), Eucharius (8. Dez. S. 251). – Abzuheben hiervon wären die oft nicht weniger wichtigen Trierer Namensträger, die nur in Trierer Handschriften und deshalb in der Ausgabe im Variantenapparat geführt sind. Die Unterscheidung ist wichtig für die damals gesehene überregionale bzw. regionale Bedeutung der betreffenden Heiligen. Die Trierer Handschrift BPS Hs 63 fol. 2r – 7 7v aus dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias von 1482/86 bietet fol. 28v den Zusatz Festum duplex minus (s. o.). Literatur:

Rosenthal s. Quelle/Überlieferung, Ausgabe(n); Redaktion des Martyrologiums: S. 287, S. 293 – Miesges, Festkalender S. 13 – Becker, Eucharius S. 67 (Nr. 16), S. 68 (Nr. 18) Breviarium – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 47, S. 50

245

246 | Hauptteil D Materielle Überreste 32 Grab

Das Grab des Bischofs Cyrillus befand sich in der Kirche/dem Kloster St. Eucharius(-St. Matthias) (Trier). Inschriftliche und historiographische Quellen:

Cyrillus-­Inschrift für Eucharius und Valerius (RICG I Nr. 19), siehe Nr. 1. Gesta Treverorum, MGH SS 8, hier S. 158 Z. 18, s. Nr. 4 Cui (Severo sc.) successit beatus Cirillus. Hic cellam sancti Eucharii incensam et desertam reparavit, monasteriumque non longe a priori loco constituit, et illuc corpora Eucharii et successorum eius transtulit, iuxta quos et ipse requiescit. Kommentar:

Der von den Gesta gemeldete Begräbnisort St. Eucharius-­St. Matthias ist, zumal es keine Hinweise auf andere Grablegen gibt, durchaus wahrscheinlich. Aus der von Cyrillus gesetzten Inschrift (s. o. Nr. 1) geht dessen eigener Bestattungsort zwar nicht zwingend hervor, doch ist die Annahme naheliegend, dass er diesen bei Eucharius und Valerius wünschte, selbst wenn die Gesta-­Nachricht nur auf einer ausschmückenden Deutung der Inschrift beruhen sollte. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

Beisetzung in St. Eucharius: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 60 Anm. 243 – Unentschieden: Heyen, Grabkirchen S. 598 – Gierlich, Grabstätten S. 36 – 38 (Die Inschrift sei nicht eindeutig, die Gesta-­Nachricht beruhe auf der Inschrift.) – Positiv: Gauthier, RICG I S. 148 zu Nr. 19 – Dies., Évangélisation S. 133 (Die Gesta schmückten Inschrift nur aus, aus dieser sei jedoch die Bestattung des Cyrillus ad sanctos zu entnehmen. Die Errichtung einer Grabbasilika und eigene Beisetzung dort passten gut zu den bischöflichen Gewohnheiten seit dem Ende des 4. Jahrhunderts.) – Becker, Eucharius S. 394 f. (deutet die Grabinschrift konkret, die Gesta-­Nachricht gebe eine unbestrittene Tradition wieder wie auch ein Reliquienverzeichnis von 1513) – Newel, Cyrillus-­Epitaph bes. S. 262 (entnimmt der Inschrift eine Bestattung ad sanctos). Heutige Lage des Cyrillus-­Grabes: Newel S. 235 (westliche Nische in der Krypta der St. Matthias-­Basilika).

13. Cyrillus |

33 Bauten/Bautätigkeit 33. 1 Restauration der cella s. Eucharii Cyrillus restauriert die cella s. Eucharii. Schriftliche Quellen und archäologische Befunde:

Schriftquellen: (Vita Eucharii, Valerii, Materni [Endfassung um 900], AA SS Jan. II, S. 918 – 922, S. 920 Albana-­Legende) – Gesta Treverorum (s. Nr. 4) Archäologischer Befund: Kutzbach, Friedrich: Ausgrabungen auf den altchristlichen Friedhöfen Triers, in: Trierer Zs. 7 (1932) S. 199 – 201 mit Tf. 18 – Bunjes/Irsch, KDM 13, 3 S. 213 f., S. 265 f. – Cüppers, Heinz: Der bemalte Reliefsarkophag aus der Gruft unter der Quirinuskapelle auf dem Friedhof von St. Matthias, in: Trierer Zs. 32 (1969) S. 269 – 293; S. 271 – 275 – Ders., Das südliche Gräberfeld und die spätrömischen Bauten um St. Matthias, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, hg. vom Römisch-­Germanischen Zentralmuseum Mainz, Bd. 32, 1, Trier/Mainz 1977, S. 226 – 237; S. 228 – 234 mit Beilage 12 – Ders., St. Matthias. Frühchristliches Gräberfeld, in: Ders. (Hg.): Die Römer in Rheinland-­Pfalz, Stuttgart 1990,S. 637 – 641; zusammenfassend: Newel, Cyrillus-­Epitaph S. 260. Kommentar:

Strittig ist, ob Cyrillus einen bestehenden christlichen Kultbau über der sog. Albana­ gruft restaurierte oder selbst erst einen solchen im Bereich der heutigen Abteikirche errichtete. Verbunden damit ist die Frage, ob er den Sarkophag von Eucharius und Valerius transferierte. Archäologisch gesichert ist ein basilikales, mit einer Apsis versehenes, geostetes Gebäude (Außenmaße: 17 m lang, 7,50 m breit), das sich über der römerzeitlichen „Albanagruft“ erhob. Diese beherbergte einen auf ca. 275/280 zu datierenden Reliefsarkophag, der ursprünglich wohl in der Raummitte, bei der Erneuerung der Westwand jedoch schon in der Südwestecke platziert war. Erklärt wird dies damit, dass zur zentralen Aufstellung des Sarkophags von Eucharius und Valerius der Reliefsarkophag verrückt wurde und dort auch nach dessen Translation verblieb. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

Die Frage der Restaurierung eines bestehenden Kultgebäudes ist weitgehend abhängig von einer Verknüpfung der „Albanagruft“ mit Eucharius und Valerius bzw. der Glaubwürdigkeit der von den Gesta Treverorum dem Eucharius zugeschriebenen Gründung einer Kirche St. Johannes Ev. auf dem südlichen Gräberfeld (dazu Nr. 4). Für einen frühen Kultbau, von Cyrillus restauriert, plädiert: Cüppers, Heinz: Die „cella Eucharii“ auf dem Friedhof von St. Matthias, in: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 15 (1969) S. 102 – 110; bes. S. 106 ff. – Ders., Reliefsarkophag S. 271 (S. 275 mit Anm. 12: Erwägung, dass die großflächige Erneuerung der Westwand der Gruft auf Cyrillus zurückgehen könnte.) – Ders., Südliches Gräberfeld S. 234 – Ders., St. Matthias

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248 | Hauptteil S. 639. – Eher positiv: Heinen, Trier und das Trevererland S. 283 f. – Anton, Trier S. 67, S. 83 – Skeptisch oder ablehnend zur Restauration: Gauthier, Évangélisation S. 132 – Dies., Topographie S. 27 – Gierlich, Grabstätten S. 15 f. – Weber, Wallfahrtsheiligtümer S. 102 – Heinen, Heinz: Frühchristliches Trier von den Anfängen bis zur Völkerwanderung, Trier 1996, S. 62. Ungeachtet der schwierigen Frage der Authentizität der Albanatradition ist die Deutung von Cüppers nicht durch ein neues, befriedigendes Gesamtbild ersetzt. 33. 2 Errichtung einer Coemeterialbasilika

Cyrillus errichtet auf dem südlichen Gräberfeld über der Grablege von Eucharius und Valerius eine Coemeterialbasilika. Inschriftliche, urkundliche und historiographische Quellen:

Schriftquellen: Cyrillus-­Inschrift (5. Jahrhundert) (Nr. 1) – Gregor von Tours, Vita Nicetii, Liber Vitae Patrum XVII (Ende 6. Jahrhundert) MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885/) 1969 (Ndr.), S. 277 – 281; c. 4 S. 281 Z. 19 (Eucharius-­ Patrozinium) – Vita Maximini I (751 – 768), AA SS Mai VII S. 22 (ecclesia) – Vita Eucharii, Valerii, Materni (Endfassung um 900), AA SS Jan. II S. 922 (eius [Materni sc.] corpus non longe a reliquiis SS. Eucharii et Valerii honorabiliter posuerunt) – Urkunde Erzbischof Egberts von 978, MUB I Nr. 250 (basilica des Maternus nördlich [ad aquilonem] der basilica s. Eucharii) – Ex translatione s. Celsi, MGH SS 8, S. 205 Z. 36, Z. 48 f. (sacellum; redituum repositorium) – Gesta Treverorum (Anfang 12. Jh.), MGH SS 8, S. 147, S. 158 (siehe Nr. 4). (Eucharius sepultus est in ecclesia B. Iohannis Evangelistae, quam ipse ante portam mediam construxerat; Cyrillus cellam S. Eucharii incensam et desertam reparavit, monasteriumque non longe a priori loco constituit et illuc corpora sanctorum Eucharii et successorum eius transtulit, iuxta quos et ipse requiescit). Archäologischer/baugeschichtlicher Befund: Bunjes/Irsch, KDM 13, 3 S. 213 f. – Cüppers, Südliches Gräberfeld S. 234 – 237 und Beilage 12; ihm folgen Newel, Cyrillus-­ Epitaph S. 260 f. – Bienert, Bernd: Zur frühmittelalterlichen Besiedlung Triers und des Trierer Landes, in: Trier im Mittelalter, hg. von Hans Hubert Anton und Alfred Haverkamp (2000 Jahre Trier 2), Trier 1996, S. 119 – 159; S. 137. – Baugeschichte: Kubach, Hans Erich / Verbeek, Albert: Romanische Baukunst an Rhein und Maas. Katalog der vorromanischen und romanischen Denkmäler, 1 – 3, Berlin 1976, S. 1118. Kommentar:

Der Bau, der das Eucharius-­Patrozinium trug, ist in schriftlichen Quellen seit dem Ende des 6. Jahrhunderts (Gregor von Tours) bezeugt. Vermutlich sollte er das Gegenstück zu den großen Coemeterialanlagen im Norden der Stadt Trier bilden. Ob ein Vorgängerbau existierte, bleibt offen, ist aber durch das Zeugnis der Vita Maximini I für Gegebenheiten des 4. Jahrhunderts zumindest zu erwägen (s. Nr. 4). Am Ende

13. Cyrillus |

des 10. Jahrhunderts war die Anlage so unansehnlich geworden, dass man sie als Kapelle (sacellum) und sogar als Fruchtscheune (redituum repositorium) bezeichnete. Erzbischof Egbert hat die von Cyrillus errichtete Kirche durch einen Neubau ersetzt, für den neue Fundamente gelegt wurden. Archäologisch lassen sich mit dem spätantiken Bau vor allem Elemente einer Chor- bzw. Altarschrankenanlage aus dem 5. Jahrhundert in Verbindung bringen, während über das Gebäude selbst nur wenig bekannt ist. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

Gebäude: Zusammenfassende Interpretation der größtenteils unveröffentlichten Grabungen bei Cüppers, Südliches Gräberfeld S. 234 – 237 und Beilage 12 (Cyrillus-­ Kirche 20 m lang, ca. 8 m breit). Skeptisch ist dies bewertet von Becker, Eucharius S. 30, S. 242, S. 388 (Die Coemeterialbasilika habe sich an der Stelle der heutigen Basilika befunden, doch genauer Standort und Grundriss seien nicht gesichert.) – Baugeschichte: Becker, Eucharius S. 29 – 31 – Wertung als Gegenstück zu den nördlichen Coemeterialbauten: Anton, Trier S. 67 – Bienert, Besiedlung S. 137. – Nach Heinen, Trier und das Trevererland S. 283 f., stand über der Grablege von Eucharius und Valerius an der Stelle der heutigen Basilika bereits seit dem 4. Jahrhundert eine Coemeterialkirche und Cyrillus errichtete eine Grabkapelle. Wenngleich Grundriss und genauer Standort nicht gesichert sind, besteht kaum Zweifel, dass der Cyrillus-­Bau unter der heutigen Abteikirche oder in unmittelbarer Nähe zu ihr gelegen war. (Vgl. auch die Lokalisierung der Maternuskirche nördlich der Euchariusbasilika in der Urkunde von 978 mit dem archäologischen Befundplan [Kempf, Frühchristliche Zeugnisse, nach S. 174]). Dass bereits im 4. Jahrhundert eine Coemeterialkirche bestand, ist nicht gesichert. Chorschranken: Cüppers, Heinz: Spätantike Chorschranken in der St.-Matthias-­ Kirche zu Trier, in: Trierer Zs. 31 (1968) S. 177 – 190. Die von Cüppers gegebene zeitliche (5. Jahrhundert) und funktionale Zuweisung (Chor- bzw. Altarschranken) ist in der Forschung allgemein akzeptiert; vgl. Gauthier, Évangélisation S. 133 – Becker, Eucharius S. 30. ? 33. 3 Errichtung von Wohngebäuden für Kleriker unter Cyrillus

Cyrillus errichtet Wohngebäude für Kleriker der Coemeterialbasilika St. Eucharius? Durchaus möglich ist, dass Cyrillus für die Geistlichen der Coemeterialkirche St. Eucharius Wohnbauten errichtete, worauf archäologische Erhebungen hinweisen könnten, wenngleich eine eindeutige Interpretation des Befunds in dieser Hinsicht nicht möglich ist.

249

250 | Hauptteil Quellen:

Schriftquellen: Kein Hinweis. Archäologischer Befund: Cüppers, Südliches Gräberfeld S. 234 – 236 – Bienert, Besiedlung S. 137. Literatur:

Deutung des archäologischen Befundes als (zeitgenössische) Nebengebäude zur Coemeterialkirche: Cüppers, Südliches Gräberfeld S. 234 (Ambulatorien als Teil von klosterartigen Gebäuden) – Becker, Eucharius S. 243 (Überreste von Wohnbauten). Anders Bienert, Besiedlung S. 137 (Klosteranlage frühmittelalterlich). Keine Stellungnahme: Gauthier, Évangélisation S. 132 f. – Dies., Topographie S. 27 f. 34 12. Jh. Ende / 13. Jh. Beginn

Bischof Cyrillus ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief dargestellt. Siehe Nr. 16. 35 12./13. Jh.

Rückdeckel eines Evangeliars Auf dem Rückdeckel eines nicht erhaltenen Evangeliars für das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias, einer gerahmten Elfenbeintafel, sind in der oberen und der unteren Reihe der Evangelist Johannes und Eucharius als erster Trierer Erzbischof herausgehoben. In je einem Feld sind oben links der hl. Modestus und der hl. Erzbischof Cyrillus, oben rechts die heiligen Erzbischöfe Maternus und Valerius dargestellt. Eintrag/Text:

S[AN]­C[TU]­S MODESTUS / S[ANCTUS] CIRILLUS ARCHIEP[ISCOPU]­C (C-->S) Quelle/Überlieferung:

Die Deckel des Evangeliars befinden sich heute in der John Rylands Library Manchester: Rylands Collection, – Book Covers 17 – Trier Binding – Covers of a Gospel, (JRL1406415) https://luna.manchester.ac.uk/luna/servlet/detail/Manchester~91~1~424199~197895 Ausgabe(n):

James, Montague Rhodes / (Taylor, Frank): A Descriptive Catalogue of the Latin Manuscripts in the John Rylands University Library at Manchester, 2 Bde., Manchester, London 1921 (Ndr. 1980), S. 310 – 312; S. 311, S. 312 und Tafeln 186 und 187: S. 312; Tafel 187 (Fehllesung „Mamertus“ für „Maternus“) – Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006; Nr. 183 S. 373 – 376; S. 374

13. Cyrillus |

Kommentar:

Eine Elfenbeintafel (Osterfestkreis) ist gerahmt von insgesamt zehn metallenen Relieffeldern mit Darstellungen von Heiligen und zehn Feldern mit dekorativen Elementen. Eucharius hat einen hervorgehobenen Platz: In der unteren Reihe nimmt er das mittlere Feld allein ein wie ihm gegenüber in der oberen Reihe der Evangelist Johannes. In den übrigen Feldern sind je zwei Heilige dargestellt. Eucharius ist thronend, wie der Evangelist Johannes, mit Bart, Mitra, Messgewand, Pallium, Bischofsstab und Buch dargestellt. Neben Eucharius sind rechts Konstantin und Helena (rex; regina), links die Heiligen Celsus und Benedictus gesetzt. In den übrigen Feldern begegnen ähnlich ausgestattet wie Eucharius, aber stehend, oben links der „heilige Modestus“ und der „heilige Erzbischof Cirillus“, oben rechts die „heiligen Erzbischöfe Maternus und Valerius“. – Auf dem vorderen Deckel (Elfenbeintafel zu Weihnachtsfestkreis) (S. 311 und Tafel 186) sind Christus und Maria in den Johannes und Eucharius entsprechenden Feldern dargestellt. Hier findet sich von den Trierer Heiligen der „Erzbischof “ Agricius auf einem Feld zusammen mit dem Apostel Matthias. – James sieht eindeutige Hinweise auf das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (so schon mit Bezug auf Modestus und Cyrillus Hulley S. 42). Auch dürfte die Entsprechung Johannes Evangelist – Eucharius belegen, dass vor Eucharius der Evangelist Johannes Patron der Kirche / des Klosters war (so zu korrigieren die doch nicht ganz sichere Skepsis bei Becker, Eucharius S. 241 f.). Doch sind wohl auch Elemente der St. Maximiner Tradition (Johannes Evangelist, Konstantin und Helena, Agricius, „Bischof “ Martinus) eingebracht. Literatur:

Hulley, Joseph: Der Prachteinband eines trierischen Evangeliariums aus dem 12. Jahrhundert, in: Pastor bonus 9 (1897) S. 38 – 43 – James/(Taylor), Catalogue S. 310 – 312 – Steenbock, Frauke: Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Beginn der Gotik (Jahresgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 1965), Berlin 1965, Nr. 110 S. 210 f., Abb. 150, 151; Abb. 151 (Fehllesung „Mamertus“) – Volkelt, Peter: Die Bauskulptur und Ausstattungsbildnerei des frühen und hohen Mittelalters im Saarland (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes 16), Saarbrücken 1969, S. 322 – 324 – Becker, Eucharius S. 62 f. (nach Hulley) – Friedrich, Michael: Tradition – Imagination – Legitimation. Untersuchungen zur Visualisierung lokaler Sonderformen allgemeiner Heiligentraditionen am Beispiel der Hl. Helena. Rom Trier Köln Bonn Xanten, Diss. phil. Trier 2000, S. 103 – 109 (mit Rekonstruktionsvorschlag) – Fuchs, Inschriften I S. 373 – 376 (z. T. fehlerhaft)

251

252 | Hauptteil 36 1372

Reliquien des Bischofs Cyrillus sind im Jahr 1372 in die Prager Domkirche überführt worden. Eintrag/Text:

MAJUS 19. S[ancti] Cyrilli Ep[iscopi] pars inf[erior] allata per Car[olum] de Treviri an[no] 1372 Quelle/Überlieferung:

Siehe Ausgabe(n). Ausgabe(n):

Pešina z Čechorodu, Tomáš J. (Pessīna von Czechorod, Johann Thomas): Phosphorus septicornis stella alias matutina, h. e. metropolitanae divi Viti ecclesiae Pragensis maiestas et gloria, Prag 1673, SS. Reliquiarium et Diarium et Index S. 501 – 524; S. 510 mit S. 508 Kommentar:

In direktem Zusammenhang mit dem Erwerb der Cyrillus-­Reliquien steht der solcher von Bischof Maximinus von Trier zum 20. Mai (S. 510). Zum 29. Mai findet sich ein breiterer Eintrag zum Erwerb von Maximin-­Reliquien durch Karl IV. zum selben Jahr: 1372 S. Maximini Ep. et Conf. insigne frustum de brachio vel de crure; et aliud minus, allata per Carol. an. 1372. Item pars de baculo ipsius. Zur Präsenz von Reliquien der Heiligen Maternus, Marus, Celsus, Helena, Volusianus s. Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 fq S. 954 f., Marus Nr. 37, Volusianus C. Literatur:

Siehe Kommentar.

14. JAM(B)LYCHUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

14. JAM(B)LYCHUS (vor 475/476 – 490 [? 479])

Synopse des Quellenbefundes Jam(b)lychus amtierte im Jahre 475/476. Der Beginn seines Pontifikates lässt sich nicht näher bestimmen, das Ende ist auf 490 (? 479) anzusetzen. Jam(b)lychus ist in zwei bedeutenden zeitgenössischen Texten sicher bezeugt, während in der Trierer Tradition nicht einmal sein Name korrekt überliefert ist. Lediglich die Abfolge in der Bischofsreihe war bekannt. In der ersten Quelle, einem 475/476 geschriebenen Brief, schlägt Sidonius Apollinaris gegenüber dem Trierer comes Arbogast eine theologische Unterweisung aus und empfiehlt ihm stattdessen – außer dessen nicht namentlich genanntem Ortsbischof (Jam[b]­lychus) – die hochgelehrten Bischöfe Auspicius von Toul und Lupus von Troyes. Im zweiten Zeugnis, einer offenbar kurz darauf in Kenntnis des Sidonius-­Briefes verfassten längeren Versepistel, ermahnt Auspicius von Toul an einer Stelle comes Arbogast, ‚unserem Vater‘ Jam(b)lychus die schuldigen Ehren zuteilwerden zu lassen. Zusammengenommen lassen beide Texte erkennen, dass das Verhältnis zwischen Arbogast, dessen romanisierte, katholische Familie fränkischer Herkunft in den sechziger und siebziger Jahren in und um Trier einen für das Gallien des ausgehenden 5. Jahrhunderts typischen Spezialcomitat in lockerer Bindung an (Ost-)Rom führte, und Bischof Jam(b)­lychus vielleicht nicht konfliktfrei war. Jam(b)­lychus wird von Sidonius als heiligmäßiger Mann gerühmt, aber für die theologische Unterweisung vielleicht nur der Form halber empfohlen. Die Apostrophierung von Jam(b)lychus durch Auspicius als papa noster zeigt eindeutig, dass der Trierer Bischof zu dieser Zeit einen Metropolitanvorrang gegenüber Toul ausübte. Damit ist der Pontifikat des Jam(b)lychus ein wichtiges Bindeglied zwischen dem ideellen Vorrang der Trierer Kirche im 4. Jahrhundert und dem verfestigten Metropolitanverband des 6. Jahrhunderts. Das Grab von Jam(b)lychus ist möglicherweise in Chalon-­sur-­Saône zu suchen, wenn das dort gefundene Grabsteinfragment vom Ende des 5. Jahrhunderts, das einen Bischof Iamlychus nennt, auf den Trierer Bischof bezogen werden kann. In diesem, in der Literatur strittigen, Fall könnte Jam(b)lychus seinen Sprengel im Zusammenhang mit der fränkischen Inbesitznahme Triers gegen 486 verlassen haben und in Chalon gestorben sein. Verkompliziert wird die Identitätsfrage durch den Fund einer um 500 entstandenen, bei Chalon gefundenen christlichen Bronzekanne, deren unverständliche lateinische Inschrift einen Iamblecho nennt und deren Bezug zum Trierer bzw. Chaloner Jam(b)lychus strittig und eher auszuschließen ist.

14. Jam(b)lychus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 475/476

Sidonius Apollinaris rühmt gegenüber comes Arbogast von Trier dessen Ortsbischof (wohl Jam[b]­lychus). In einem Antwortbrief an comes Arbogast weist Sidonius Apollinaris es in (topischer) Bescheidenheit zurück, ihn in den heiligen Schriften zu unterweisen. Besser solle sich Arbogast für seine Fragen an die Bischöfe in seiner Gegend wenden, die im Alter fortgeschritten, berühmt in ihrem Glauben, bekannt durch ihr Werk, in der Rede gewandt, in der Denkkraft ungebrochen: überlegen durch die Gaben höchster Verdienste seien. Einen vollkommenen Mann, wie den Bischof seiner Stadt (Jam[b]­­ lychus), einen durch bewusste Kenntnis aller Tugenden und seinen Ruf nahezu Heiligen, nenne er erst gar nicht. Viel angemessener wäre es, sich mit seinen Fragen an die weit berühmten Väter und Protomysten Galliens zu wenden: Lupus (von Troyes), der nicht weit entfernt seinen Sitz habe, und in nächster Nähe Auspicius (von Toul), deren Gelehrsamkeit für seine Fragen in überreichem Maß ausgewiesen sei. Eintrag/Text:

SIDONIVS ARBOGASTI SVO SALVTEM

… 2. Quocirca sermonis pompa Romani, si qua adhuc uspiam est, Belgicis olim sive Rhenanis abolita terris in te resedit, quo uel incolumi uel perorante, etsi apud limitem Latina iura ceciderunt, uerba non titubant. Quapropter alternum salue rependens granditer laetor saltim in inlustri pectore tuo uanescentium litterarum remansisse uestigia … 3. De paginis sane quod spiritalibus uis ut aliquid interpres improbus garriam, iustius haec postulantur a sacerdotibus loco propinquis, aetate grandaevis, fide claris, opere uulgatis, ore promptis, memoria tenacibus, omni denique meritorum sublimium dote potioribus. Namque ut antistitem ciuitatis uestrae relinquam, consummatissimum uirum cunctarumque uirtutum conscientia et fama iuxta beatum, multo opportunius de quibuscumque quaestionibus tibi interrogantur incliti Galliarum patres et protomystae, nec satis positus in longinquo Lupus nec parum in proximo Auspicius, quorum doctrinae abundanti euentilandae nec consultatio tua sufficit. Proinde quod super hac precum parte non parui, benignus quidem sed et iustus ignosce, quia si uos imperitiam fugere par est, me quoque decet uitare iactantiam.Vale. Quelle/Überlieferung:

Loyen, André: Sidoine Apollinaire I Poèmes (Collection des universités de France), Paris 1960, S. XXXV-L; Ders.: Sidoine Apollinaire II Lettres (Livres I – V) (Collection des universités de France), Paris 1970, S. XLIX – LVIII

255

256 | Hauptteil Ausgabe(n):

Loyen, André: Sidoine Apollinaire II Lettres (Livres I – V) (Collection des universités de France), Paris 1970, IV, 17 S. 149 f., S. 230. Kommentar:

Der wohl auf 475/476 (und nicht auf 471) zu datierende Brief enthält wichtige Informationen zu dem namentlich nicht genannten, aber eindeutig zu identifizierenden Bischof Jam(b)lychus. Sidonius empfiehlt Arbogast für seine theologischen Fragen den Trierer Bischof, obgleich er diesen als heiligmäßigen Mann rühmt, anscheinend nur der Form halber. Er verweist den comes explizit an die hochgelehrten Bischöfe Lupus (von Troyes) und Auspicius (von Toul). Auffallend ist, dass Arbogast anscheinend nicht, wie an sich naheliegend, seine theologische Unterweisung bei Jam(b)lychus suchte. Möglicherweise ist ein Grund dafür, dass der Trierer Bischof als Theologe nicht die gleiche Bedeutung wie die beiden anderen besaß, vielleicht ist dies aber ein Hinweis auf gewisse Spannungen zwischen Jam(b)lychus und Arbogast, dessen romanisierte Familie fränkischer Herkunft seit den 460er Jahren in lockerer Bindung an Rom einen Spezialcomitat in und um Trier führte. – Es dürfte freilich klar sein, dass Sidonius uneingeschränkte Hochachtung für alle drei empfindet. Sie unterscheiden sich durch ihre Charismata: Der Trierer Bischof (Jam[b]­lychus) ragt durch heiligmäßige Lebensführung heraus, Bischof Lupus von Troyes (zu ihm s. Severus Nr. 1) sowie Auspicius, zu dem Arbogast freundschaftlichen Kontakt unterhielt (s. Nr. 2) und mit dem Sidonius korrespondierte (s. Loyen, André: Sidoine Apollinaire III Lettres [Livres VI – IX], Paris 1970, VII, 11 (10) S. 63 f. [um 472]) sind die intellektuellen Spitzenrepräsentanten des gallischen Episkopats. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung 471: Loyen, Sidoine Apollinaire II Lettres (Livres I – V) S. 149, S. 253, der davon ausgeht, Arbogast sei 474 Bischof von Chartres geworden. – 475/476: Brandes, Wilhelm: Des Auspicius von Toul rhythmische Epistel an Arbogastes von Trier (Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Herzoglichen Gymnasiums zu Wolfenbüttel), Wolfenbüttel 1906, S. 16 f. – Ewig, Kaiserstadt S. 41 f. mit Anm. 32 (vorsichtig und ohne zu bemerken, dass Loyen [Sidoine III Lettres , Paris 1970], IX, 11 S. 155 – 157 und S. 207 Anm. 38 und 39] nach seiner Sicht des Schicksals von Arbogast ab 474 ihn nicht noch 476/477 als comes von Trier ansprechen könnte) – Anton, Trier im Übergang S. 27; ihm folgt Heinen, Heinz: Zum Christentum im spätantiken Trier, in: Trierer Zs. 52 (1989) S. 391 – 413; S. 402 f. [b] Wertung im Sinne des Konflikts (überpointiert): Heinen, Christentum S. 403 f. Dagegen ist die Jam(b)lychus-­Stelle gedeutet als (uneingeschränkte) Hochschätzung durch Sidonius: Anton, Trier S. 84 – Ders., Trier von der Spätantike S. 20 f. [c] Spezialcomitat: Anton, Trier S. 50 – 59 – Ders., Trier von der Spätantike S. 5 f.

14. Jam(b)lychus |

2 476/477

Bischof Auspicius von Toul fordert in einer metrischen Epistel den Trierer comes Arbogast auf, ‚unseren Vater Iamlychus zu ehren und zu lieben‘. Zum Abschluss seiner metrischen Epistel ermahnt Auspicius in fünf Strophen den comes Arbogast, sich nicht fremden Gutes zu bemächtigen, sondern das Seinige den Heiligen zuteilwerden zu lassen. Arbogast solle bedenken, dass Auspicius ihn schon als für die Bischofswürde prädestiniert ansehe. Er solle diese Gnade bewahren und durch solche Verdienste wachsen, damit die heilige Stimme des Volkes, die bereits gesprochen habe, zum Himmel gelange. Er solle den für alle Heiligen und Ersten, ihren Vater Jamlychus, ehren und von Herzen lieben, damit er später selbst geliebt werde. Was er diesem zuteilwerden lasse, bereite er für sich selbst in Christus vor, um einst zu ernten, was er selbst gesät habe. Eintrag/Text:

EPISTULA AUSPICI EP[iscop]­I ECCLESIAE TULLENSIS AD ARBOGASTEM COMITEM TREUERORUM

Praecelso expectabili [/] his arbogasti comiti Auspicius qui diligo [/] salutem dico plurimam Magnas caelisti d[omi]­no [/] rependo corde gratias Quod te tullensi proxime [/] magnum in urbe uidimus Es folgen Verse über Korrespondenz zwischen merita und actus und über seine Herkunft. Pater in cunctis nobilis [/] fuit tibi arigius Cuius tu famam nobilem [/] aut renouas aut superas Sed tuus honor eius est [/] eiusque tibi permanet (Hs., Brandes; h. novus, vivus spätere Hgg.) Es folgen panegyrische Rühmungen der (kriegerischen) Taten, seiner Regentschaft über treuirorum ciuitas, sein christliches Bekenntnis, sodann eine cultoris pagina, d. h. amtsethisch-­paränetische, fürstenspiegelartige Mahnungen. Illudque super omnia [/] memor in corde retine Quod te iam sacerdotio [/] praefiguratum teneo … S[an]­c[tu]­m et primum omnibus [/] nostrumque papam iamlychum Honora corde dilige [/] ut diligaris postmodum [/]: Kennzeichnung des Verswechsels in der Ausgabe von Brandes. Quelle/Überlieferung:

Codex unicus: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, 9. Jahrhundert Kloster Lorsch, fol. 1v – 30v; fol. 19r – 20v; fol. 19r, fol. 20r. – Überlieferung als jambische Langzeilen von je 16 Silben im Zusammenhang der Epistulae Austrasicae; merowingerzeitlicher Grundtext,

257

258 | Hauptteil Korrekturen in der Handschrift aus dem 11./12. Jahrhundert. – S. auch Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6566 S. 417 Ausgabe(n):

Als Quaternarii-­Dimeter: Brandes, Wilhelm: Des Auspicius von Toul rhythmische Epistel an Arbogastes von Trier (Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Herzoglichen Gymnasiums zu Wolfenbüttel), Wolfenbüttel 1906, S. 6 – 8; zu Überlieferung, Kommentar: S. 3 ff., S. 8 ff., S. 13 ff., S. 25 ff. – Dazu kritische Würdigung: Ramorino, Francesco: La nuova edizione della epistola ritmica di Auspicio vescovo di Toul ad Arbogaste conte di Trier, in: Rivista Storico-­Critica delle Scienze Teologiche 2 (1906) S. 374 – 383. – Weitgehender Anschluss an die Edition von Brandes: Meyer, Wilhelm: Die rythmischen Jamben des Auspicius (Nachrichten kgl. Ges. d. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl.), 1906, S. 192 – 229; S. 194 – 197; Ndr. in Ders.: Gesammelte Abhandlungen zur mittellateinischen Rythmik 3, Berlin 1936 (Ndr.), S. 1 – 41, Edition S. 3 – 6 – Strecker, Karl: Rhythmi aevi Merowingici et Carolini Nr. 79, MGH Poet. Lat. 4, 2, Berlin 1914 (Ndr.), S. 614 – 617; nach Strecker weitgehend CC SL 117, Turnhout 1975, S. 442 – 447. Wichtig für die früheren Ausgaben: Freher, Marquard: Corpus Franciae historiae veteris et sincerae, Hannover 1613, S. 200 f.: Merowingische Fassung und Langzeilen wie Handschrift. So auch Gundlach, Wilhelm: MGH Epp. 3, Hannover 1892 (Ndr.), S. 135 – 137 = Epistolae Austrasicae Nr. 23. Kommentar:

Ausgerechnet die Namensform des zu ehrenden papa (Bischofs) ist durch die handschriftliche Überlieferung zu einer Art crux interpretum geworden. Die Forschung sah generell in der Präsentation iam lychum eine Worttrennung und damit eine Verkennung der Namensform durch den Schreiber. Dies ist nicht sicher, ist doch ein etwas größerer Abstand vor dem Buchstaben „l“ innerhalb eines Wortes bisweilen gegeben. Brandes, Meyer und Gundlach lesen also wohl zu Recht die Namensform iamlychum. Freher, Strecker und CC SL lesen in der Handschrift iam lychum und emendieren zu „Iamblichum“ (so auch Brandes und Meyer). Gundlach setzt „Iamlychum“. Es handelt sich um den griechischen Namen Iamblychos (vgl. Heinen, Christentum S. 402). Die im Zeitraum 475/476 bis 477, in jedem Fall nach dem Sidonius-­Brief und wohl in dessen Kenntnis verfasste Epistel nennt Jam(b)lychus nach vorherrschender Deutung als Trierer Metropoliten. Die Ansicht, es handele sich um eine reine Ehrenbezeichnung, hat sich nicht durchgesetzt. Das Quellenzeugnis ist also wohl von größter Bedeutung für die Genese der gallischen Metropolitanverfassung, zeigt es doch, dass sich der im 4. Jahrhundert bezeugte ideelle Vorrang Triers im 5. Jahrhundert trotz der Umbrüche der Völkerwanderungszeit zu einem (mindestens) Toul einschließenden Metropolitanverband gesteigert hatte. Die Eindringlichkeit der Mahnungen ist aus

14. Jam(b)lychus |

dem paränetischen Topos-­Schema zu erklären. Auf ein nicht konfliktfreies Verhältnis zwischen Arbogast und dem Bischof zu schließen, geht wohl fehl. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung: 475/476 – 477: Brandes, Epistel S. 17 – Anton, Trier im Übergang S. 29 f. – Andere genannte Daten: 460 (Gundlach: MGH Epp. 3 S. 135; CC SL S. 442) – 470 (Migne PL 61, Sp. 1005). [b] Reihenfolge Sidonius-­Brief/Auspicius-­Epistel; Kenntnis des Sidonius-­Briefes bei Auspicius: Brandes, Epistel S. 17 – Anton, Trier im Übergang S. 29 f. [c] Identifizierung: Eine Sedesangabe zu Jam(b)lychus ist nicht genannt, doch ist nach dem Kontext zweifellos der Trierer Bischof gemeint: Heinen, Christentum S. 402. In der Literatur ist die Sedesfrage meist nicht diskutiert: Vgl. etwa Ewig, Trier im Merowingerreich S. 44 Anm. 159 – Gauthier, Évangélisation S. 133 – Anton, Trier im Übergang S. 28 – Ders., Führungsschicht S. 65 ff. [d] Metropolitanvorrang: Entsprechende Deutung des papa noster: Brandes, Epistel S. 24 Anm. 1 – Schmidt, Hermann: Trier und Reims in ihrer verfassungsrechtlichen Entwicklung bis zum Primatialstreit des neunten Jahrhunderts, in: ZRG KA 49 (1929) S. 1 – 111; S. 17 f. – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 55 – Anton, Trier im Übergang S. 36 – Heinen, Trier und das Trevererland S. 382 – Anton, Trier S. 84, S. 136 – Ders., Trierer Kirche S. 23 f. – Heinen, Christentum S. 402 – Anton, Führungsschicht S. 65 – Ders., Trier von der Spätantike S. 21, S. 40. Nur Ehrentitel: Heydenreich, Johanne: Die Metropolitangewalt der Erzbischöfe von Trier bis auf Baldewin (Marburger Studien zur älteren deutschen Geschichte 2, 5), Marburg 1938, S. 6 f. und Anm. 17. Zu Jam(b)­ lychus nicht diskutiert: Gauthier, Évangélisation (vgl. aber ebd. S. 175, zu Nicetius). [e] Verhältnis zu Arbogast: Heinen, Christentum S. 403 ff. mit Überinterpretation. ? 3 490 (vor 479) Dez. 28

Eine in der Nähe von Chalon-­sur-­Saône gefundene Inschrift auf einer Marmortafel bezeugt die Depositio eines Bischofs Iamlychus. Eintrag/Text:

Über dem Text: Kreuz, Christusmonogramm in Kreis (mit unvollständigem R), Kreuz [conditu]­R HOC TVMVL[o bonae] [memo]­RIAE IAMLYCHVS EP[iscopus] [     ]­T IONIS (Symbol) V K[alendas] IA[nuarias] [     ]­I I CONS[ ] VIXIT AN[nos …]

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260 | Hauptteil Ergänzungen Textzeile 2: EP[iscopus in spe?]

Le Blant

3: [Resurrec]­TIONIS 4: [D N Zenone I]­II CONS[ule]

Le Blant Le Blant

2: EP[iscopus dies] Gauthier 3: [deposi]­TIONIS Gauthier oder: 2: [… di(es) de] 3: [posi]­TIONIS Gauthier (Für die vierte Zeile vermutet Gauthier Konsulnamen des späten 5. Jahrhunderts.) Parallelen für divergierende Supplementierungen: Mehrere Beispiele aus der nördlichen Viennensis: Le Blant Zwei Beispiele aus Trier: Gauthier Quelle/Überlieferung:

Fragment einer Marmorplatte gefunden 1852 in der Kirche von Saint-­Germain-­du-­ Plain bei Chalon-­sur-­Saône (Lugdunensis I) als Konsekrationsstein im Hauptaltar, später aufbewahrt in der Sakristei, heute in der linken Seitenwand der Pfarrkirche (Gauthier). Ausgabe(n):

Le Blant, Edmond: Inscriptions chrétiennes de la Gaule antérieures au VIIIe siècle, I – II, Paris 1856, II Nr. 661 S. 544 – 546; I S. LIf. – CIL XIII 1,1ed.Otto Hirschfeld, Berlin 1899 (Ndr.), Nr. 2601 S. 407 Abbildungen mit Kommentierungen: Gauthier, Évangélisation Tafel VIII, 4 S. 97 und S. 133 f. – Heinen, Christentum S. 404 und S. 405 – 410 Umzeichnung: Leclercq, Henri: Art. Loup de Chalon (Saint), in: DACL 9, 2, 1930, Sp. 2566 – 2594; Sp. 2583 f. Kommentar:

Umstritten ist, ob der in der Trierer Bischofsliste (Nr. 4) als Lamnecius, Iamnerius, Iamnerus, Ianetius, Panerius geführte und der zeitlich dazu passend zu 475/476 und 476/477 (s. [Nr. 1], Nr. 2) als Iamlychus bezeugte Trierer Bischof hier gemeint ist, der nach der fränkischen Besetzung Triers 485/486 im burgundischen Exil gestorben sein könnte, oder ein Bischof dieses Namens aus Chalon-­sur-­Saône, der in die schlecht überlieferte und seinen Namen nicht führende dortige Bischofsliste gegen Ende des 5. Jahrhunderts eingefügt werden müsste. Evident ist, dass die Lücke in der Inschrift zur Konsulangabe und damit zur Datierung des Todes des genannten Iamlychus auszufüllen ist. Le Blant nahm an, an dieser Stelle habe sich nur eine Namensnennung befunden, die überlieferten zwei Hasten müssten ergänzt werden. Es ergebe sich so das Jahr 479, in dem Kaiser Zeno allein, und zwar zum dritten Mal, Konsul gewesen

14. Jam(b)lychus |

sei. Le Blant dachte bei Iamlychus an den außerhalb seines Bistums gestorbenen Trierer Namensträger. Duchesne war in diesem Punkt skeptischer. Zunächst fand er, nichts beweise, dass Iamlychus nicht Ende der 70er Jahre in die Bischofsliste von Chalon gehöre, um bei der Bearbeitung der Trierer Series ein skeptisches Non liquet festzuhalten(FE 2 S. 193 Anm. 1; doch s. FE 3 S. 37 Anm. 1). Zu Datierung und Identifizierung schloss sich Ewig (Trier im Merowingerreich S. 58; Ders., Kaiserstadt S. 41 f.; Ders., Observations S. 31 f.) betont Le Blant an. Die Besonderheit der Überlieferung, dass die Konsulsangabe der Inschrift vor „II“ weggebrochen ist, dass bei einem Wegfall einer vorhergehenden Haste, was Le Blant annahm, oder einer Haste und des vorhergehenden Zahlzeichens „V“ auf einen consul III bzw. einen consul VIII zu schließen wäre (zu Le Blant und der gezogenen Konsequenz s. o. Zur zweiten Möglichkeit s. Heinen, Christentum S. 406 mit Anm. 34, Kaiser Valentinian III. sei 455 consul VIII gewesen; doch handelt es sich hierbei nach der praktischen Überlieferungsgegebenheit wohl um eine theoretische Spekulation), beschäftigte Duchesne nicht. Die Frage wurde wichtiger für Gauthier, die sich dem Lösungsvorschlag von Le Blant – der genannte Bischof sei der Trierer Amtsträger – anschloss, ohne dessen spezielle Option (Jahr 479) zu übernehmen. Einer mündlichen Mitteilung von Charles Pietri, zu supplementieren sei möglicherweise [ANTHEMIO AUG]­II, was zu dem Jahr 468 führe, ging sie nur en passant nach. Sie fand diese Setzung etwas früh und nannte sehr beachtenswerte Gründe für die Datierung in das ausgehende 5. Jahrhundert: Das konstantinische Monogramm habe Parallelen in der Viennensis, in einer Inschrift von 491, und in einer solchen aus der Lugdunensis I von 498, die Schrift und das Formular entsprächen Epitaphien vom Ende des 5. Jahrhunderts (Gauthier, Évangélisation S. 133 f.). Verlor sie das konkrete Jahr aus den Augen, so machte Heinen diese Frage zum Hauptproblem. Er führte als consules iterum in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts Amtsträger in den Jahren 462, 468, 472, 475, 476, 490, 493 sowie 497 auf. Nehme man hypothetisch hinzu, in der Lücke habe möglicherweise nur ein Konsulname Platz gefunden, so reduziere sich die Auswahl auf Anthemius 468, Zeno 475 und Anastasius 497, hinzu komme der Vorschlag von Le Blant Zeno 479 (Heinen, Christentum S. 406 f.). In früheren Befassungen mit der Problematik hatte sich Anton für eine Identifizierung des inschriftlich Genannten mit dem Trierer Bischof ausgesprochen und in Übereinstimmung mit Gauthier allgemein für eine Setzung an das Ende des 5. Jahrhunderts (479 – 490) plädiert (Anton, Trier im Übergang S. 28; Ders., Trier S. 56, S. 85 Anm. 186). Heinen wies darauf hin, dass bei Berücksichtigung des iterum-­Arguments Anton auf das Jahr 490, in dem Longinus zum zweiten Mal Konsul war, hätte schließen müssen. Doch dieser Schluss sei unsicher, weil er auf zwei Hypothesen beruhe. Die erste sei, dass die Inschrift Platz für einen zweiten Konsul geboten habe. Sei dies nicht der Fall, so gehöre die Inschrift „vermutlich in das Jahr 475. Denn in diesem Jahr war Zeno consul II sine collega“. Der Schluss, dass die Grabinschrift in das Jahr 490 und nicht in die (mög-

261

262 | Hauptteil lichen) Jahre 475 oder 476 gehöre, beruhe noch auf der weiteren hypothetischen Annahme, dass der Trierer Bischof Jamlychus nicht bereits 475 oder 476 gestorben sein könne. Es handele sich um eine Verknüpfung mehrerer Hypothesen (Heinen, Christentum S. 407). Darauf, dass bei Heinen methodisch unterschiedene Argumentationsgänge Antons unzulässig vermengt sind, ist schon hingewiesen (Anton, Führungsschicht S. 66). Und überdies: Unmittelbar und abrupt nach Präsentieren seines Lösungsvorschlags weist Heinen in demselben Aufsatz auf seinen neuen Kenntnisstand durch das 1987 erschienene Buch von Roger Bagnall u. a. hin. Dieser zwinge zum Verzicht auf die Lösung 475 (Heinen, Christentum S. 407 f.). Dasselbe gilt für den Vorschlag 476. Heinens Versuch, Antons Befund zu falsifizieren – ein Todesdatum des Trierer Bischofs Jam(b)lychus hätte auch die in Antons unterschiedenem Untersuchungsgang erzielten Ergebnisse in sich zusammenfallen lassen –, ist markant gescheitert. Doch neigt Heinen bei aller Skepsis eher dazu, den inschriftlich genannten Iamlychus mit einem Teil der regionalen (Chalon) und der neueren französischen Forschung mit einem Bischof von Chalon-­sur-­Saône zu identifizieren. U. a. soll der an zwölfter Stelle einer spät überlieferten Fassung der Chaloner Bischofsreihe stehende Amblacus als Iamlychus in Frage kommen (Heinen, Christentum S. 408 – 410, unter den französischen Forschern sind zu pauschal bzw. unzutreffend genannt Duchesne und Leclercq. Sehr affirmativ für einen Chaloner Bischof des Namens Iamlychus von etwas nach 470 bis etwa 490: Gras, Pierre: Le vase de Jamblique au Musée de Chalon. Étude de son inscription, in: Mémoires de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Chalon-­sur-­Saône 46 [1976] S. 67 – 73; S. 69; etwas zweifelnd hierzu Brigitte Beaujard in: Topographie chrétienne des cités de la Gaule IV: Province ecclésiastique de Lyon, hg. von Nancy Gauthier / Charles Picard, Paris 1986, S. 65 – 74; S. 70). Dagegen ist schon festzuhalten: Eine Aufstellung der Feste Chaloner Bischöfe im zeitlichen Umkreis des Iamlychus im Proprium von 1620 wie die Bischofsliste aus dem 13. Jahrhundert enthalten keinen Träger des Namens. Der Name Amblacus des im Verzeichnis an zwölfter Stelle genannten Bischofs stellt wohl eine germanische Namensform dar und führt in das 7. oder gar 8. Jahrhundert. Außerdem ist schon in früherem Zusammenhang darauf hingewiesen worden, dass außer den erwähnten Jahren 475 und 476 die Jahre 468, 472, 490, 493 und 497 für einen Chaloner Bischof des Namens nicht in Betracht kommen. Theoretisch möglich bliebe eine Amtszeit ganz im Ausgang der 70er Jahre des 5. Jahrhunderts (was Duchesne mit allen Kautelen erwog, s. o.), die im Sinn der Supplementierung durch Le Blant Ende Dezember 479 enden würde. Doch es spricht alles dafür zu bekräftigen: Die Namensform Iamlychus für einen zu 476/477 bezeugten Trierer Bischof und die des Grabepitaphs von Saint-­ Germain-­du-­Plain sind identisch. In der Bischofsgeschichte von Chalon-­sur-­Saône fehlt der Name ganz. Träfe die Ergänzung von Le Blant zu, wäre der Trierer Bischof nach bezeugten kriegerischen Wirren 479 im burgundischen Exil gestorben (Für dieses Datum außer Le Blant: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 58; Ders., Kaiser-

14. Jam(b)lychus |

stadt S. 42; Ders., Observations S. 31 f.). Noch eher ist dies für die Zeit nach dem Übergang von Trier 485/486 in die fränkische Herrschaftssphäre anzunehmen. Die Inschrift bot möglicherweise nur Platz für einen Konsulnamen, doch kann darum, wie ein Vergleich mit den zahlreichen datierten Inschriften aus der Viennensis (vgl. Françoise Descombes, RICG 15, Paris 1985, S. 49 ff. mit Nr. 259) ergibt, nicht sicher geschlossen werden, dass ein consul iterum sine collega amtierte. Zu 490 wäre im Epitaph zu supplementieren [Probo Fausto Longino]­II CONS(ulibus). Bei dem burgundischen Usus, oft nur den östlichen Amtsträger zu bringen, könnte auch allein Longinus genannt sein (Roger S. Bagnall / Alan Cameron / Seth R. Schwartz / Klaus Aworp: Consuls of the Later Roman Empire [Philological Monographs of the American Philological Association 36], Atlanta 1987, S. 490; zu diesem Datum Anton, Führungsschicht S. 68; Ders., Trier von der Spätantike S. 21; theoretisch kämen auch die Jahre 493 und 497 in Betracht: Bagnall S. 520, S. 528). Eine 1950 in der Saône nördlich von Chalon gefundene Kanne hat zwischen einem Alpha und einem Omega ein Christogramm und bietet den Namen IAMBLECHO, dazu (nach Pierre Gras) wohl einen Auszug aus Psalm 26, 6 (Diskussion: Heinen, Christentum S. 410 – 412).Gras nahm wohl mit Recht einen liturgischen Zweck der Kanne an. Der schon von Augustinus christologisch gedeutete Psalm ist wohl auf die Taufe zu beziehen. Der im Dativ genannte Iamblechus wäre wohl der Täufling. Die Schreibung des Namens mit merowingischem E weist auf eine andere Sprachkulturstufe als die Schreibungen Iamlychus/Iamblychus. Könnte die merowingische Namensform mit dem diffus bezeugten Namen des Bischofs Amblacus in Bezug gebracht werden? Man sollte den Namen (vorerst) aus der frühen Bischofsgeschichte herauslassen (zu voreilig Gauthier, Évangélisation S. 134 Anm. 76: Die Kanne nenne den Bischof Iamlychus „quel qu’ait été son siège“). Literatur:

[a] Datierung: 479: Le Blant, ICG II, Nr. 661 S. 544 – 546; I S.  LIf. – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 58 – Ders., Kaiserstadt S. 41 f. – Ders., Observations S. 31 f. – 490: Besnard, Pierre: Les origines et les premiers siècles de l’Église Chalonnaise, in: Mémoires de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Chalon-­sur-­Saône 18 (1922) S. 41 – 98; S. 44 – 50 (phantasievolles Konstrukt), S. 48 – Gras, Vase S. 71. – Ende 5. Jh.: Gauthier, Évangélisation S. 134 – Anton, Trier im Übergang S. 28 (nicht 479) – Ders., Trier S. 85 – Ders., Trierer Kirche S. 24 – 26 – Heinen, Christentum S. 406 ff. (mit detaillierter, z. T. hyperhypothetischer Diskussion der diversen Möglichkeiten) – Anton, Führungsschicht S. 66 – 68 [b] Identität: Bischof von Chalcis: Vgl. die Literatur bei Leclercq, Loup Sp. 2585. – Bischof von Chalon: Duchesne, Fastes 2 S. 193 Anm. 1; 3 S. 37 mit Anm. 1; jeweils mit Vorbehalt – Gras, Vase S. 73 – Beaujard, Chalon S. 70; mit Vorbehalt – Heinen, Christentum S. 404 – 412 – Staab, Franz: Les royaumes francs au Ve siècle, in: Clovis.

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264 | Hauptteil Histoire et événement, hg. von Michel Rouche, Paris 1997 (Clovis 1), S. 539 – 566; S. 555 – Bischof von Trier: Le Blant, ICG II Nr. 661 – Leclercq, Loup Sp. 2585 f. – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 58 – Ders., Kaiserstadt S. 41 f. – Ders., Observations S. 31 f. – Gauthier, Évangélisation S. 134 f. – Anton, Trier im Übergang S. 40 – Ders., Trier S. 84 f. – Ders., Trierer Kirche S. 23 f. – Ders., Führungsschicht S. 65 – 68 (neues Argument für Trier in Auseinandersetzung mit Heinen, Christentum S. 404 – 412: für Chaloner Bischof Jam(b)lychus sei kein Platz in dortiger Bischofsreihe) – Anton, Trier von der Spätantike S. 20 f. – Besnard, Origines S. 46 erwägt phantasievoll, dass Jam(b)lychus erst in Chalcis, dann in Trier und schließlich in Chalon amtierte. [c] Erklärung für Tod außerhalb Triers: Während Reise verstorben: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 58 (Reise erwogen, doch eher für Exil) – Ders., Observations S. 32 – Exil im Zusammenhang mit fränkischer Eroberung Triers: Le Blant, ICG II, Nr. 661 S. 544 – 546 – Besnard, Origines S. 47 – Leclercq, Loup Sp. 2585 f. – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 58 – Ders., Kaiserstadt S. 42 – Gauthier, Évangélisation S. 135 – Anton, Trier im Übergang S. 40, S. 43 – Ders., Trier S. 85 – Ders., Trierer Kirche S. 24 f. – Ders., Führungsschicht S. 65 f. – Gegen Exil: Staab, Royaumes S. 555 (Ein Exil von Jam[b]­lychus im arianischen Burgund sei per se unwahrscheinlich. Doch in Anbetracht der burgundischen Toleranzpolitik ist dies kein durchschlagendes Argument). Datum der fränkischen Besetzung von Trier: Anton, Trier im Übergang S. 42 – 44 – Ders., Trier von der Spätantike S. 6 – anders: Staab, Royaumes S. 554 ff. (nicht vor 496/97). B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 4 10. Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt an 14. bzw. 23. bzw. 38. Stelle Bischof Jam(b)lychus unter den Namensformen Lamnecius, Iamnerius, Iamnerus, Ianetius, Panerius. In Fassung  VI wird Jam(b)lychus wie alle dort verzeichneten Bischöfe als archiepi­ scopus geführt. Eintrag/Text:

An 14. Stelle: I Quirillus, Lamnecius, Emerus II, III, VII Quirillus, Iamnerius, Emerus IV, VI Quirillus, Iamnerus, Emerus V Quirillus, Ianetius, Emerus

14. Jam(b)lychus |

An 15.(?) Stelle: VI a p[ost] que[m] Cyerillus. Dein[de] Jamnerius. p[ost] Emerius An 23. Stelle: VIII Quirillus, Iamnerius, Emerus An 38. Stelle: IX Quirillus, Panerius, Emer Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI  a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 40, S. 299 Z. 44, S. 301 Z. 2 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 14 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Auffallend ist die große Varianz der Namensformen. Sie weichen alle von der durch Auspicius von Toul (und die Inschrift von Saint-­Germain-­du-­Plain) zeitgenössisch bezeugten Namensform Iam[b]­lychus ab. Die Anfangssilbe haben damit gemeinsam die Fassungen II, III, IV, VI, VI a, VII und VIII. Die Fassungen V und IX gehen auf eine mit Fassung I bzw. mit den Fassungen II, III, VII, VIII gemeinsame Vorlage zurück. Mit der zweifellos authentischen Form des Namens konnten die Redaktoren der Liste, der Fassungen, nichts anfangen. An der Identität kann kein Zweifel bestehen. Das Abweichen von der korrekten Form wie auch das Fehlen einer späteren Verehrung in Trier ist wohl aus dem zu erschließenden Ende des Bischofs (Flucht aus politischen Gründen aus der Stadt und Tod in der Fremde) zu erklären. Es empfiehlt sich, den in einer späten Fassung der Bischofsliste von Chalon-­sur-­ Saône genannten Amblacus (Leclercq, Loup Sp. 2584; Duchesne, FE 2 S. 192) von Jam(b)lychus von Trier zu trennen. Seine Identität mit einem Bischof Jamlychus von Chalon ist erwogen bei Besnard, Origines S. 44 ff.: Identität der Namensträger in Trier und Chalon; Leclercq, Loup Sp. 2585 erwägt dies skeptisch; Gras, Vase S. 69; Heinen, Christentum S. 408 erwägt mit Bedenken. Gegen diese Identifizierung s. Nr. 3, speziell Anton, Führungsschicht S. 67 f. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). – Identifizierung der Namen in der Trierer Bischofsliste mit Jam(b)lychus: Duchesne, Fastes 3 S. 33, S. 37 – Besnard, Origines S. 46 – Leclercq, Loup Sp. 2586 – Ewig, Trier

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266 | Hauptteil im Merowingerreich S. 58 – Gauthier, Évangélisation S. 133 – Anton, Trier S. 84 – Heinen, Christentum S. 401 – Anton, Führungsschicht S. 65. 5 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum erwähnen Bischof Iamnerius (Jam[b]­lychus) nur als Nachfolger von Bischof Cyrillus und als Vorgänger von Bischof Emerus. Eintrag/Text:

Cirillum Iamnerius, Iamnerium Emerus subsecutus. (An der ersten Stelle fehlt der Name in Handschrift 2 der Rezension B [12. Jahrhundert]. Die Handschriften 2 [13. Jahrhundert] und 5c [neuzeitlich nach älterer Vorlage] der Rezension A haben Lannerius, Lannerium; Handschrift 5b [14. – 16. Jahrhundert] sowie 6 [13.Jahrhundert]: Lamnerius, Lamnerium. Rezension C: et post Iamnerium). Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; S. 124 zu Hs. A 5b. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 18 f. mit Z. 37. Kommentar:

Die lakonische Nennung in der Reihe hängt mit der in Trier abgeschnittenen Erinnerung zusammen, s. Nr. 3, Nr. 4. Als Hauptnamensform ist die der Bischofslistenfassungen II, III, VI a, VII, VIII geboten. In einigen Varianten scheint das L der Listenfassung I durch. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung 6 475/476 – 476/477

Bischof Jam(b)lychus erfährt durch die Zeitgenossen, die Bischöfe Sidonius Apollinaris (Clermont) und Auspicius von Toul, über Topik hinausgehende Würdigung als heiligmäßiger Bischof.

14. Jam(b)lychus |

Zeugnisse:

Siehe Nr. 1 Sidonius Apollinaris, Epistulae IV, 17, 3 S. 150: … ut antistitem ciuitatis uestrae relinquam, consummatissimum uirum cunctarumque uirtutum conscientia et fama iuxta beatum … Siehe Nr. 2: Auspicius, Versepistel Vatikan, BAV Pal. lat. 869, fol. 20r/v: S[an]­c[tu]­m et primum omnibus [/] nostrumque papam iamlychum Honora corde dilige [/] ut diligaris postmodum Cui quidquid tribueris [/] tibi in xpo (Christo) pręparas Aus den mehrfach erwähnten Gründen fehlen in Trier und außerhalb der Stadt jegliche Hinweise auf eine mittelalterliche Verehrung (s. das Fehlen der Befunde in den einschlägigen Werken von Quentin, Miesges, Kurzeja). – Dieses Fehlen ist also zu erklären, schwer aber ein solches in Chalon-­sur-­Saône, hätte dort ein Bischof Jamlychus amtiert. D Materielle Überreste 7 Grab (? in Chalon-­sur-­Saône)

Siehe zur Grabinschrift: Nr. 3. ? 8 5. Jh. Ende ? Bronzekanne mit der Namensform Iamblecho.

Eine umlaufende eingeritzte Inschrift auf einer Bronzekanne, die 1950 in der Saône in Damerey (Gemeinde Saint-­Martin-­en-­Bresse) unweit von Chalon gefunden wurde und heute im Musée Denon, Chalon-­sur-­Saône aufbewahrt wird, enthält die Namensform Iamblecho. Eintrag/Text:

NEIAMBLECHO (zwischen zwei Palmen Alpha, Christogramm, Omega) EXSAIATALVGAPV (Nachzeichnung Baratte, s. Heinen S. 411) EXSAIATALVGAPV …… NEIAMBLECHO

Lesung so Baratte und Heinen Abbildungen:

Bonnamour, Louis: Vases en bronzes d’époque romaine trouvés dans la Saône, in: Actes du IVe colloque international sur les bronzes antiques (17 – 21 mai 1976), Lyon 1977 (Annales de l’Université Jean Moulin. Lettres) S. 19 – 28; S. 26 Abb. 4 – Heinen, Christentum S. 409 f. Abb. 2 u. 3.

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268 | Hauptteil Transkription der Inschrift:

Gras, Vase S. 67 – Heinen, Christentum S. 411. Kommentar:

Während über den christlichen Charakter und die Datierung der Kanne auf das ausgehende 5. Jahrhundert im wesentlichen Einigkeit besteht, gehen die Deutungen ihres Zwecks und des inmitten eines offenbar verderbten Textes zu lesenden Namens auseinander. Die fast gleiche Form des seltenen Namens mit dem Jam(b)lychus der Grabinschrift führte zur Zuweisung der Kanne, die als liturgisches Gefäß zur Spendung der Taufe gedient habe, an diesen Bischof. Gegen diese Deutung sind auf die – wenn auch geringen – Unterschiede in beiden Namensformen, den anderen Kasus, das Fehlen eines Amtstitels auf der Kanne und die unverständliche Inschrift verwiesen worden. In der Frage der Identität mit dem Trierer Jam(b)lychus ist die Kanne aufgrund ihres Fundortes als Gegenargument angeführt worden, andererseits hat man unter Berufung auf die Seltenheit des Namens an der Zuweisung von Inschrift und Kanne an den Trierer Bischof festgehalten. In Nr. 3 ist als Deutung vorgeschlagen, der Dativ könne den Täufling bezeichnen, der wegen der merowingerzeitlichen Namensschreibung in eine andere Sprachkulturstufe (6. Jahrhundert?) als der Bischof Iamlychus des Epitaphs gehören würde. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung: Ende 5. Jahrhundet: Bonnamour, Vases S. 25 – Gras, Vase S. 73 (paläographisch Ende 5./Anfang 6. Jahrhundert – In gewissem Zirkel: um 480). – Als möglich betrachtet von Heinen, Christentum S. 412 [b] Zweck: Deutung als liturgisches Gefäß zur Spendung der Taufe: Gras, Vase S. 72 f. Dagegen wird betont, ein christlicher Kontext sei sicher, doch auch ein profaner Gebrauch denkbar: Baratte, François u. a.: Vases antiques de métal au Musée de Chalon-­ sur-­Saône, in: Revue archéologique de l’Est et du Centre-­Est 5 (1984), S. 120 – Heinen, Christentum S. 412 (findet christlichen Kontext unbestreitbar, nennt als Argumente gegen einen offiziellen liturgischen Gebrauch: Ein Bischofstitel sei für den Namensträger nicht genannt, die Namensschreibweise unterscheide sich). [c] Name: Der unterschiedlichen Schreibweise und der Dativform messen keine Bedeutung bei und plädieren für die Identität von Iamblecho (Iamblechus) mit Bischof Jam(b)lychus: Gras, Vase S. 69 – Baratte u. a., Vases S. 120 – S. auch Gauthier, Évangélisation S. 134 Anm. 76 (Seltenheit des Namens, ohne Festlegung auf eine Sedes) – Generelle Skepsis Anton, Führungsschicht S. 67 – Vorbehalte: Heinen, Christentum S. 412 (ohne eigene Deutung). [d] Deutung der Inschrift: Psalm 26 Vers 6: Gras, Vase S. 68. Zweifel daran bei Heinen, Christentum S. 411 f. (ohne eigenen Vorschlag).

14. Jam(b)lychus |

[e] Identität mit Trierer Jam(b)lychus: Skepsis: Anton, Führungsschicht S. 67. Dagegen: Heinen, Christentum S. 412. Dafür (verwirrend, s. o.): Gauthier, Évangélisation S. 134 Anm. 76 Bei allen Zweifeln scheint angesichts des seltenen Namens und des unbestreitbar christlichen Kontextes und der annähernd gleichen Zeitstellung beider Zeugnisse zunächst wenig wahrscheinlich, dass zwei unterschiedliche Personen im Epitaph und auf der Kanne gemeint wären. Doch deuten die divergierende Schreibung und die wohl widmende Zuordnung eher auf verschiedene Personen.

269

15. EMERUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

15. EMERUS (nach 486/90)

Synopse des Quellenbefundes Emerus ist der einzige Bischof des 5. Jahrhunderts, über den außer dem Namen nichts bekannt ist. Weder in zeitgenössischen Zeugnissen noch in mittelalterlichen Quellen (abgesehen von der Bischofsliste) taucht sein Name auf. Gleichwohl gibt es keinen zwingenden Grund, ihn aus der Bischofsreihe zu streichen, wie die Beispiele von Jam(b)lychus und Maximianus zeigen, die zwar in der Trierer Tradition keine Spuren hinterlassen haben, aber durch auf den ersten Blick zufällige, jedoch gewichtige zeitgenössische Quellen bezeugt sind. Der offenbar nur sehr kurze Pontifikat des Emerus fällt in die Umbruchsphase, die Trier und das Moselland mit dem Ende der römischen Herrschaft 486/490 erlebten. Sofern sein Vorgänger Jam(b)lychus mit einem Teil der Christengemeinde das Exil wählte oder dazu gezwungen wurde, könnte Emerus zu einer Gruppe Trierer Christen gehört haben, die sich mit den neuen fränkischen Machthabern zu arrangieren suchte, oder er könnte im Exil amtiert haben. Größere Wirkungsmöglichkeiten hat Emerus offenbar nicht gehabt. Erst von seinen Nachfolgern Marus und Volusianus liegen Berichte über Restaurations- und Konsolidierungsbemühungen vor. Gleichwohl bildet vielleicht gerade der Pontifikat des Emerus die Verbindung zwischen der römischen und der fränkischen Trierer Bischofskirche und kann deshalb für deren Geschichte von Bedeutung sein. Die beiläufige Nachricht der Gesta Treverorum, dass Emerus seinen Nachfolger Marus einsetzte, beruht vielleicht auf Quellensplittern, die sich aus der Ausnahmesituation (Exil?) erklären ließen. Todestag und Todesjahr sowie das Grab des Emerus sind nicht bekannt, er wurde nicht als Heiliger verehrt. Die Heiligenkalender der Trierer Kirche (Miesges; Kurzeja) enthalten keinen Emerus-­Eintrag.

15. Emerus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit Zeitgenössische schriftliche Zeugnisse aus dem Pontifikat des Emerus oder mit Bezug auf ihn sind nicht bekannt. B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 1 10. Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt an 15. bzw. 24. bzw. 39. Stelle Bischof Emerus. Eintrag/Text:

An 15. Stelle: I Lamnecius, Emerus, Marus II Iamnerius, Emerus, Maurus III Iamnerius, Emerus, Marus IV, VI Iamnerus, Emerus, Marus V Ianetius, Emerus, Marus VII Iamnerius, Emerus, M….., Ma(u)rus An 15.(?) Stelle: VI a Dein[de] Jamnerius. p[ost] Emerius. hos seq[ui]­t[ur] s[anctus] mar[us] An 24. Stelle: VIII Iamnerius, Emerus, Marus An 39. Stelle: IX Panerius, Emer, Marus In Fassung  VI wird Emerus wie alle dort verzeichneten Bischöfe als archiepiscopus geführt. Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 41, S. 299 Z. 46, S. 301 Z. 3 – ­Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 15; S. 37: 15. Enemerus – VI a H. H. Anton nach Hs.

273

274 | Hauptteil Kommentar:

Die Historizität von Emerus wird in der Literatur z. T. bezweifelt, erwogen wird die Identität mit dem Nachfolger in der Bischofsliste Marus. Zwingend ist dies jedoch nicht, wie die ebenfalls nicht in korrekter Form gebotenen bzw. nicht ausführlichen Einträge der zeitgenössisch bezeugten Bischöfe Mauricius, Jam(b)lychus und Maximianus zeigen. Gegen eine Identität mit Marus spricht auch die Namensform Emerius in Fasssung VI a sowie in Varianten in den Gesta Treverorum (Nr. 2). Wieder wird der spezifische Konnex zwischen der Fassung VI a und handschriftlichen Zeugnissen aus der Werdezeit der Gesta Treverorum fassbar. Das Fehlen jeglicher Reflexe (s. C und D) könnte nahelegen, dass er wie sein Vorgänger Jam(b)lychus einem Teil der Gemeinde im Exil vorstand. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). Duchesne, FE 3 S. 33; S. 37: Namensform Enemerus (ohne Begründung) – Heyen, Grabkirchen S. 58 erwägt Identität mit Marus. 2 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Nach dem knappen Text der Gesta Treverorum folgt Emerus seinem Vorgänger Iamnerius (Jam[b]­lychus) und setzt seinen Nachfolger Marus ein. Eintrag/Text:

Iamnerium Emerus (Hss. A 2, 5, 6 emerius) subsecutus, Marum (Hss. A 5, 6 qui ma­ rum) post se constituit Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 19 mit Z. 37 f. Kommentar:

Die Angaben beruhen auf den ersten Blick nur auf der Bischofsliste. Die lakonische Knappheit korrespondiert mit dem Fehlen jeglicher Zeugnisse zu kultischer Verehrung oder anderer Nachwirkung im Mittelalter. Doch vielleicht sind Reflexe einer Reminiszenz zu fassen, die sonst nirgends anzutreffen sind. Die Gesta bringen durchweg die Nachfolge der jeweiligen Bischöfe in fast monotoner Formulierung post quem oder deinde oder (cui) successit. Bei dem Übergang von Emerus auf Marus ist von diesem Schema abgewichen und eine Einsetzung des Marus durch seinen

15. Emerus |

Vorgänger Emerus angegeben. Bei der Singularität dieser Abweichung ist es wohl nicht angebracht, das Bemühen des Gesta-­Redaktors um sprachliche Variation als Grund zu sehen. In Verbindung mit der zur Bischofsliste (Nr. 1) angedeuteten Hypothese, Emerus könnte im Exil amtiert haben, wäre erwägenswert, ob von daher sein betonter Anteil an der Bestimmung des Nachfolgers resultierte.- Zum Zusammenhang zwischen Handschriftenklassen der Gesta Treverorum und Fassung  VI a der Bischofsliste s. Nr. 2 Kommentar. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung Es existieren keine Zeugnisse. D Materielle Überreste Weder das Grab noch andere materielle Überreste sind bekannt.

275

16. MARUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

16. MARUS (Ende 5. Jh.)

Synopse des Quellenbefundes Marus amtierte um 490 als zweiter Bischof nach dem Ende der römischen Herrschaft in Trier, genauere Pontifikatsdaten sind nicht zu erschließen. Nach dem Bericht der hochmittelalterlichen Gesta Treverorum soll er von seinem Vorgänger Emerus eingesetzt worden sein. Eine Grundlage für diese Aussage ist nicht völlig auszuschließen. Es könnte an eine durch das Exil der Gemeinde und der Bischöfe Jam(b)lychus und Emerus (?) bedingte designierende Einsetzung zu denken sein. Nach glaubwürdiger Angabe derselben Quelle (ein archäologischer Nachweis steht aus) ließ Marus die (spätere) St. Maria-­St. Paulin Kirche instandsetzen, was als klares Zeichen der Konsolidierung der Trierer Kirche nach dem Ende der römischen Herrschaft unter den noch heidnischen (Rhein-)Franken zu deuten ist. In der Literatur wird erwogen, dass das Hauptpatrozinium Maria des späteren Stiftes St. Paulin auf Marus zurückgeht. Nicht erweisen lässt sich die Marus in den Gesta zugeschriebene Wiedererrichtung eines monasterium in St. Marien-­St. Paulin, wenngleich Anfänge einer dortigen Klerikergemeinschaft in der Spätantike liegen können. Marus genoss von den Trierer Bischöfen des 5. Jahrhunderts die mit Abstand stärkste, seit dem 9./10. Jahrhundert zu fassende Verehrung, deren Zentrum sein Bestattungsort St. Marien-­St. Paulin war und die sich von Trier aus in ganz Lotharingien und darüber hinaus verbreitete. Die Existenz einer Vita wird bezweifelt, ist aber nicht ganz in Frage zu stellen, ja eher wahrscheinlich, wenn auch nur Spuren erhalten sind. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts galt Marus als Helfer bei Arthritis. Von seiner stark zunehmenden Verehrung in der frühen Neuzeit zeugen u. a. Reliquienabgaben 1588, 1641 und 1673. Als Hauptfest wird der 26. Januar begangen, die Translation feiert man in der frühen Neuzeit am 27. Dezember. Dabei ist unklar, wann und wohin eine Übertragung der Gebeine vorgenommen wurde, die auf jeden Fall nur vorübergehend gewesen sein kann. Das Grab von Marus war nämlich, von kriegsbedingten Auslagerungen im 17. Jahrhundert abgesehen, immer in St. Marien-­St. Paulin, das als sein Erstbestattungsort anzusehen ist.

16. Marus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit Zeitgenössische Zeugnisse aus dem Pontifikat des Marus sind nicht bekannt. – Doch können hochmittelalterlichen Traditionen, nach denen er von seinem Vorgänger Emerus eingesetzt wurde und er die spätere St. Maria-­St. Paulin-­Kirche restaurieren ließ, reale Gegebenheiten zugrunde liegen. B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen ? 1 10./11. Jh. – 14. Jh. Beginn

Bischof Marus hat mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Lebensbeschreibung (Vita) erhalten. Eintrag/Text:

[1] 10./11. Jh.: P[RAESVL].S[ANCTVS].MAR[VS].D[E]­O.DIL[EC]­T[VS].MIL[IT]­A[N]­S.CARNE. VI[N]­C ENS.EGIT VIRTVTES.C[E]­T[ERA].EI[VS].VITE.LIB[ER].HAB[ET] Abweichende Textformen: MIL[IT]­A[ N]­S: MJLAS (Reliquie); MILITNS (Beissel); MVLTAS (Bro[u]­wer/Masen; Fuchs); MILA[N]­S (Heyen) VI[N]­C ENS: VIVENS (Bro[u]­wer/Masen; Fuchs)

C[E]­T[ERA]:CVNCTA (Fuchs) [2] 14. Jh. Beginn: MARI CONFESSORIS: Ant[iphona] Sacerdos et pontifex. Coll[ecta] Benedictionis tue Ad matut[inam] per omnia de confessore et pontifice. Novem lectiones de sua legenda. Quelle/Überlieferung:

[1] 10./11. Jh.: Zuerst in der Schrift: [Scheckmann, Johannes ?]: Reliquie indulgentieq[ue] Ecclesie Collegiatae Diui Archiep[iscop]­i ac Martyris Paulini in Treueri, [Leipzig 1515], S. 7v Weiterer Druck (dazu Beissel, Trierer Kirchen 2 S.  122; Heyen, Paulin S.  15 f.): Reliqui­[a]­e indulgenti[a]­eque Ecclesi[a]­e Collegiatae Divi Archiepiscopi ac Martyris Paulini in Treveri, Nürnberg circa 1515, S. 11 f.; S. 12 – Abschrift: Trier, BAT, Abt. 71, 7 Nr. 172, fol. 6v – Siehe weiter Fuchs, Inschriften I Nr. 107† S. 213 mit Benutzung von Bro(u)­wers Erstexemplar Bonn, ULB Hs. 412, fol. 39v; Fuchs S. 214 weitere Überlieferungen: Einen vielleicht direkteren Zugang zur Inschrift hatte Bro(u)wer/Masen,

279

280 | Hauptteil Antiquitates 1 S. 299. Bis auf MVLTAS ist der Bezug auf denselben Text zu erkennen. Die Konjektur VIVENS statt VINCENS passt dann zu MVLTAS VIRTVTES; CVNCTA statt CAETERA ist wohl nicht nötig. – Heyens Lesung MILA[ N]­S ist mindestens unverständlich. Man hat die Wahl zwischen der eingängigen, doch trivialen Zusammenfügung bei Bro(u)wer/Masen und Fuchs (s. dort S. 214 Anm. g) und der oben rekonstituierten Lesung, nach der DEO DILECTVS in Bezug zur militia Christi (in carne vincens) des Bischofs gesetzt ist. [2] 14. Jh.: Liber Ordinarius der Trierer Domkirche: Ms. London, BL Harley MS 2958, fol. 1r – 68r; fol. 17r – ­v Ausgabe(n):

[1] Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 1 S. 299 – Heyen, Paulin S. 290 – Fuchs, Inschriften I Nr. Nr. 107† S. 213 f. (dort Datierung „1072 bis 12. Jh. [?]“ in Widerspruch zu S. 214) [2] Kurzeja, Liber S. 459 Z. 28 f. Kommentar:

Die oben wiedergegebenen Divergenzen berühren die Aussage zu einem Liber vitae zunächst nicht. Bro(u)wer/Masen und Beissel sehen darin einen Hinweis auf eine verlorene Biographie. Heyen (Paulin S. 290) sieht hier „wenn nicht eine reine Verlegenheitslösung, …, eher einen Topos als einen Hinweis auf eine verlorene Vita“. Die intelligente Überlegung, es könne Gottes Liber vitae gemeint sein (Pfeiffer; s. auch Fuchs S. 213 f.), würde Heyens Aporie in gewisser Weise auffangen. Doch beides überzeugt nicht. Das konkrete HABET lässt an eine verlorene Vita denken. Heyen referiert nach Philipp Schmitt (St. Paulin 1859, S. 447), die Inschrift sei gegen 1100 angefertigt worden, im Grunde zustimmend Fuchs S. 214. Eine ältere Vorlage könnte vorhanden gewesen sein, da in den Gesta Treverorum erwähnte Baumaßnahmen nicht berichtet seien. Bezogen auf die wahrscheinliche Vita heißt dies, sie müsste vor dem genannten Zeitpunkt vorgelegen haben. Ein möglicher Konnex zwischen der ältesten Vita Felicis (wohl schon 9. Jahrhundert, s. Anton, Neue Studien S. 77 – 80; dazu Mauricius, Chronologie) und der ersten Vita Paulini (10. Jahrhundert) könnte gegeben sein. – Ein Zusammenhang der Vita mit den in der Domliturgie des frühen 14. Jahrhunderts bezeugten neun Lesungen de sua legenda kann bestehen. Literatur:

Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 1 S. 299 – Beissel, Trierer Kirchen 1 S. 220 – Heyen, Paulin S. 290; S. 15 – 17, S. 331 f. (zur Schrift Reliquie) – Kurzeja, Liber S. 17 – 22 (zur Hs. des Liber Ordinarius) – Fuchs, Inschriften I Nr. 107† S. 213 f.

16. Marus |

2 10 Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Marus (Maurus). Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Marus an 16. Stelle, Fassung  VIII an 25. und Fassung IX an 40. Stelle. Eintrag/Text:

Emerus, Marus, Volusianus p[ost] Emerius. hos seq[ui]­t[ur] s[anctus] mar[us]. p[ost] h[un]­c volusian[us] II Emerus, Maurus, Volusianus VII Emerus, M….., Ma(u)rus, --VIII Emerus, Marus, Volusianus IX Emer, Marus, Volusianus In den Fassungen II, III, VI und VI a ist zu Ma(u)rus das Epithet Sanctus gesetzt, in Fassung VI wird Marus wie alle dort verzeichneten Bischöfe als archiepiscopus geführt. I, III–VI VI a

Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 42, S. 299 Z. 47, Z. 47 f., S. 301 Z. 4 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 16; S. 37 (Nr. 16) Marus (Maris, Maurus ?) – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Es dürften kaum Zweifel an der Namensform Marus bestehen, der Wechsel zu Maurus ist leicht erklärbar als „Verbessern“, zu lectio facilior. Unverständlich ist die von Duchesne gegebene Alternativform Maris. Auch die z. T. erwogene Identität mit Emerus ist alles andere als wahrscheinlich. – In den Fassungen II, III und VI erhält Marus (Maurus) wie die Bischöfe von Eucharius bis Paulinus sowie die Bischöfe Felix, Nicetius, Magnericus und Leudoinus (in III auch Miletus, Rusticus, Modoaldus und Basinus, in VI weiterhin Legontius, Abrunculus, Rusticus) das Epithet sanctus, in Fassung VI a hat er allein dieses Epithet

281

282 | Hauptteil Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). – Heyen, Grabkirchen S. 58 (zur erwogenen Identität Emerus-­Marus). 3 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

[1] Nach dem Bericht der Gesta Treverorum wurde Bischof Marus von seinem Vorgänger Emerus eingesetzt. Er setzte das seit den Barbareneinfällen verlassene monaste­ rium St. Marien-­St. Paulin wieder in Stand. Dort fand er selbst seine letzte Ruhestätte. [2] Er wird daher in „Additamentum et continuatio prima“ in eine Kontinuität mit den Bischöfen Felix († 399/400) und Bruno von Lauffen († 1124) gestellt. Eintrag/Text:

[1]… Emerus subsecutus, Marum (Hs. A 2 marium) post se constituit; qui monasterium sancti Paulini a barbaris cum praedictis vastationibus (Hss. A 5, A 6 urbis vastatoribus, vastatoribus urbis) desolatum reparavit; ubi et ipse sepultus requiescit. [2] Sed et in Treveri (Bruno sc.) ecclesiam, in qua beati Paulini et aliorum confesso­ rum pontificum Treverensium necnon et corpora plurima martyrum Thebeorum sub Rictiovaro passorum requiescunt, quam, sicut patrum nostrorum relatu didicimus, sanctus Felix Treverorum episcopus, qui in ipsa requiescit, magno et spacioso ambitu primus fundavit, postmodum vero vetustate consumptam Marus (Hs. A 6c maurus), et ipse eiusdem civitatis episcopus, quique ibidem quiescit, in pristinum statum reparavit, iste (Bruno sc.) nostris temporibus ignis concremacione dirutam (1092) … reformavit. Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; bes. S. 126 f. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; [1] S. 158 Z. 19 – 21 mit Z. 38 – [2] Additamentum et continuatio prima S. 175 – 200; S. 198 Z. 7 – 15, Z. 11 f. Kommentar:

Dass die Nachricht von der Einsetzung des Bischofs Marus durch seinen Vorgänger Emerus in der historischen Ausnahmesituation begründet sein kann, ist bei Emerus dargelegt (Emerus Nr. 2). – Die Angaben über die Wiederherstellung der von Bischof Felix erbauten Kirche durch Bischof Marus sind nicht zu bezweifeln. Die Hinweise auf Barbareneinfälle [1] und auf Abnutzung durch Alter [2] müssen sich nicht widersprechen. Es ist nicht zu erkennen, warum man die Restaurierung der Kirche fälschlich

16. Marus |

Marus zugeschrieben haben sollte, wenn diese etwa erst auf Nicetius zurückginge. Die Bautätigkeit ist wohl klares Indiz für die Konsolidierung der Trierer Kirche nach dem Ende der römischen Herrschaft. – Dass Marus in dieser Kirche beigesetzt wurde, ist nicht zu bezweifeln. – Möglicherweise geht das Marienpatrozinium auf ihn zurück. Nicht zu entscheiden ist, ob die Anfänge oder die Wiederherstellung einer Klerikergemeinschaft mit Marus in Verbindung zu bringen sind. Irgendeine (Vor)Form müsste wohl existiert haben. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

Restaurationsarbeiten: Für Glaubwürdigkeit: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 60 – Heyen, Paulin S. 39 – Gauthier, Évangélisation S. 135 – Anton, Trier im Übergang S. 44 Anm. 225a – Ders., Trier S. 85 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 9 Marienpatrozinium: Erstpatrozinium unter Bischof Felix oder Wechsel von unbekanntem Patrozinium bei den Arbeiten unter Marus: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 46 Anm. 170 – Heyen, Paulin S. 74 f. – Stärker für Erstpatrozinium unter Marus: Anton, Trier S. 86 Klerikergemeinschaft: Wiederbegründung ist anscheinend angenommen in Rezension A der Gesta (s. o. [1]). Als Anachronismus gewertet bei Gauthier, Évangélisation S. 135. – Unentschieden Heyen, Paulin S. 72 f. Beide Autoren sind vielleicht zu skeptisch. Man hat die bei Heyen, Paulin S. 32 f. nach der Edition von Erich Gose (Katalog der frühchristlichen Inschriften in Trier [RLM Trier. Trierer Grabungen und Forschungen 3], Trier 1958, S. 70 Nr. 466, S. 53 Nr. 413, S. 69 Nr. 462) wiedergegebenen Klerikerinschriften sowie den Beleg bei Kempf, Zeugnisse S. 190 zu beachten. Klarer ist die Zeitdeutung bei Gauthier, RICG I Nr. 109 S. 305 f., Nr. 142 A S. 372 f., Nr. 165 S. 417 – 419, Nr. 170 S. 426 – 430: zweite Hälfte 5. Jahrhundert; 6./7. Jahrhundert; 8. Jahrhundert. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung 4 9. Jh. 2. H. (nach 849/853)

Marus ist in einem Kalender für das Kanonikerstift St. Marien-­St. Paulin (?) (Trier), der einem in dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) aufbewahrten Psalterium vorangesetzt ist, zum 26. Januar als Bischof und Bekenner geführt. – In einer möglicherweise ebenfalls auf St. Marien-­St. Paulin bezogenen Litanei wird er unter den Confessores nach Bischof Paulinus angerufen.

283

284 | Hauptteil Eintrag/Text:

Kalender: N[ a]­t[alis] s[an]­c[t]­i mari ep[iscop]­i conf[essoris] Et s[an]­c[t]­i policarpi ep[iscop]­i mar[tiris] Litanei: Nach Ausfall von Folia: S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / S[an]­c[t]­e Mare or[a] / S[an]­c[t]­e Castor or[a] / S[an]­c[t]­e Goare or[a] / … / S[an]­c[t]­e Uuilibrorde or[a] / … / S[an]­c[t]­a Helena or[a] / … / S[an]­c[t]­a Gertrudis or[a] / S[an]­c[t]­a Benedicta or[a] / S[an]­c[t]­a Modesta or[a] Quelle/Überlieferung:

Manchester, John Rylands University Library Ms. Lat. 116, Kalender fol. 1v – 7r; fol. 1v; Litaneifragment fol. 112r – ­v; fol. 112r, fol. 112v Ausgabe(n):

Kalender: Roberg, Francesco: Das älteste „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier (MGH Libri memoriales et necrologia. Nova Series 8), Hannover 2008, S. 69 – 157; S. 78 und Faksimile – Ders.: Der sogenannte Lorscher Prototyp und der Kalender Manchester, John Rylands Library lat. 116. Beobachtungen zur Entwicklung der Gattung Kalender. Mit einem Editionsanhang, in: Archiv für Diplomatik 53 (2007) S. 27 – 58; S. 46 – 57; S. 46 – Hontheim, Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae I, Augsburg 1757, S. 373 – 379; S. 373 (nach Exemplar aus Archiv des Klosters St. Maximin [Trier]) – (Miesges, Festkalender S. 108 [nach Hontheim]) Litanei: Kraus, Franz Xaver: Horae Belgicae, in: Bonner Jbb. 50/51 (1871), S. 199 – 251; S. 215 – (James, Montague Rhodes / (Taylor, Frank): A Descriptive Catalogue of the Latin Manuscripts in the John Rylands University Library at Manchester, 2 Bde., Manchester, London 1921 [Ndr. 1980], S. 211 – 217; S. 216) – (Coens, Litanies S. 213 – 215; S. 214, S. 215) – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 795 – 798 (Nr. 58); S. 795 Z. 1 – 5, Z. 20, S. 796 Z. 46, Z. 66 – 68; S. 347 (Katalog) Kommentar:

Für die dem Kalender zu Grunde liegende Darstellung s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 20, Valerius Nr. 35, Maternus Nr. 12. Wesentliche Konkretisierungen folgen hier. – Neuere Untersuchungen zur paläographischen Gestalt und künstlerischen Ausgestaltung hatten zur Datierung der Handschrift in die Zeit kurz nach dem Tod Karls des Großen (814) geführt (Bischoff, Panorama) bzw. in einer differenzierenden Sonderung ergeben: Der Psalter (fol. 8r – 88v) sowie der Kalender gehörten in das 9. Jahrhundert. Die Nekrolognotizen im Kalender seien um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert eingetragen worden. Drei Gebetstexte (fol. 109r) seien etwa im 3. Viertel des 10. Jahrhunderts hinzugekommen (Hoffmann). Nach Bischoffs Sicht stammt die Handschrift aus Trier, die Conclusio von Hoffmanns Befund lautet, sie müsse sich spätestens im 10. Jahrhundert in Trier (St. Maximin) befunden haben. Doch sei sie nach allen Indizien in Tours oder im Umkreis von

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Tours entstanden, und zwar wohl schon um die Wende zum 9. Jahrhundert, sicherlich im Zeitraum 800 – 820 (Knoblich). In seiner groß angelegten Kalenderforschung stellte Borst fest, die Handschrift sei in der Trierer Abtei St. Maximin geschrieben worden. In sich schlüssig folgerte er, dies müsse um 850 erfolgt sein, da der Tod des Trierer Chorbischofs Thegan († 849 – 853) zum 20. März schon von der anlegenden Hand festgehalten ist; es fehlten lokale Vorlieben. Es war der Forschung trotz eines knappen Hinweises von Reiche (Schulbuch S. 30 Anm. 104) entgangen, dass Hontheim 1757 aus dem Exemplar des Klosterarchivs den Kalender herausgegeben hatte und auf Grund dieser Ausgabe Miesges dessen ausführliche Analyse (römischer Grundstock: Sacramentarium Gelasianum, Sacramentarium Gregorianum, deren frühe Erweiterungen; fränkische und insulare, römische und orientalische Heilige) vorgenommen hatte (Miesges, Festkalender S. 115 – 118). Ebenda (S. 115) wird eine breite Berücksichtigung einheimischer Kulte festgestellt: die Feste der Bischöfe Agricius (13. Januar), Marus (26. Januar), Valerius (29. Januar), Maximinus (29. Mai), Paulinus (31. August), Eucharius (8. Dezember). – Dieser Befund ist zunächst zu präzisieren: Eucharius sowie Agricius, Marus, Valerius sind als episcopus confessor bezeichnet. Sie sind, und damit ist die neuere Forschung entscheidend zu korrigieren, aus der lokalen Perspektive gesetzt, die bei Maximinus und Paulinus zusätzlich gebrachte Angabe Treveris macht deutlich, dass sie (schematisch) aus einer außertrierisch-(universalen) Quelle übernommen sind. Wichtiges ergibt eine Zusammenstellung der Bischofseinträge: Außer den bei Miesges Genannten ist noch Maternus zum 14. September gebracht. Von den trierischen Bischöfen aus der Zeit vor dem 8. Jahrhundert steht von anlegender Hand zusätzlich zu den aufgeführten Bischöfen der Gründungsphase (3./4. Jahrhundert) nur Bischof Marus. Die Einträge zu Bischof Nicetius (1. Oktober) sowie zu Bischof Basin (4. März) sind nachgetragen. Sie ergänzen den durch Paulinus und Marus repräsentierten Kultbereich von (St. Marien-)St. Paulin. Weiterhin sind Spezifizierungen zu Bischof Maximinus (29. Juli, 30. Oktober, 12. September) später zugesetzt. Der außer Agricius und Maximinus häufig zu dessen Kloster in Bezug gesetzte Nicetius ist, wie gesagt, erst nachgetragen. Auch diese Befunde sprechen für das Kloster St. Maximin als „sekundäre“ Heimat des Kalenders. – Neuestens ist von Roberg eine kritische Edition vorgelegt worden. Nach Diskussion der Geschichte der Handschrift (S. 4 – 18) lautet das Non liquet: „Die Handschrift wird in Tours oder St. Maximin geschrieben worden sein“ (S. 6). – In der am Schluss der Handschrift stehenden Litanei (s. Hontheim S. 379; Coens; Krüger S. 273) fehlt mindestens das erste Blatt. Im erhaltenen Teil (fol. 112r – 113v; James S. 216 = Coens, Litanies S. 214 f.; Krüger S. 795 – 798) stehen von mit Trier verbundenen Heiligen: Paulinus, Marus, Castor, Lubentius, Goar, Willibrordus, unter den Virgines Gertrud und Modesta. Der Bezug der Laetania universalis des Egbert-­Psalters (s. Nr. 9) zu der vorliegenden Litanei ist evident. Die Heraushebung von Paulinus und Marus kann auf Bezug der Litanei und des

285

286 | Hauptteil gesamten Zusammenhangs zu dem Stift (St. Marien-)St. Paulin hindeuten, diese Vermutung schon bei Kraus (Horae Belgicae S. 215). Die paläographische Überprüfung ergibt: Bis auf klar erklärbare Zusätze (Hoffmann) ist der Codex eine Einheit. Litanei wie Kalender sind wohl ursprünglich mit dem Stift (St. Marien-)St. Paulin in Verbindung. Ein Vergleich mit dem wohl zu St. Paulin gehörenden Kalender der Handschrift Trier, StB Hs 1084/115 4o fol. 86r – 91v (11. Jahrhundert) zeigt wesentliche Übereinstimmungen. Die bei Coens so große Verwunderung auslösende Platzierung von Bischof Marus ist also schlüssig erklärt. Für die Entstehungszeit des Kalenders ist der Terminus post quem (nach 849/853) klar. Wären die Nekrolognotizen wenigstens z. T. zeitgenössisch (so etwa Kraus, Necrologium S. 109), dann wäre die Nennung Bischof Liutberts von Münster († 870) zum 26. April (Kraus, Necrologium S. 113) ein Indiz für die Anlage des Kalenders vor diesem Zeitpunkt. Die Entstehung ließe sich auf einen Zeitraum von knapp 20 Jahren einengen (zur Relevanz des Eintrags: Wisplinghoff, Erich: Untersuchungen zur frühen Geschichte der Abtei S. Maximin bei Trier von den Anfängen bis etwa 1150 [Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 12], Mainz 1970, S. 41; S. 5), doch neigt die neuere Forschung dazu, die Nekrologeinträge pauschal auf die Zeit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert bzw. auf um 1125 zu setzen (Hoffmann; Knoblich S. 58). Roberg sieht neuestens im Nekrolog eine im Zusammenhang mit Abt (Berengoz/)Benzo 1116 entstandene gezielte Falsifikation (Roberg, Memoria S. 217 – 220). Die oben gebrachten Beobachtungen lassen den Schluss zu: Der Trier-­B ezug bei dem Kalender ist offenbar, die Akzentuierung Maximins ist sekundär, Indizien sprechen eher für den Bezug von Kalender und Litanei zu dem Stift (St. Marien-) St. Paulin. Literatur:

Hontheim, Prodromus 1 S. 379 (Datierung 10. Jahrhundert) – Kraus, Franz Xaver: Necrologium von St. Maximin, in: Bonner Jbb. 57 (1876), S. 108 – 119; S. 109 – Miesges, Festkalender S. 11; S. 115 – 118 (wie Hontheim) – James, Montague Rhodes / (Taylor, Frank): A Descriptive Catalogue of the Latin Manuscripts in the John Rylands University Library at Manchester, 2 Bde., Manchester/London 1921 (Ndr. 1980), S. 211 – 217 (Datierung: 9./10. Jahrhundert); S. 39*f. (Addendum Taylors: 9. Jahrhundert wohl akzeptiert) – Schneider, Ambrosius: Rheinische Handschriften in englischen Bibliotheken, in: RhVjbll 27 (1962) S. 222 – 224; S. 224 (Datierung: 9./10. Jahrhundert) – Reiche, Rainer: Ein rheinisches Schulbuch aus dem 11. Jahrhundert. Studien zur Sammelhandschrift Bonn UB. S 218 mit Edition von bisher unveröffentlichten Texten (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-­Forschung), München 1976, S. 29 – 31 – Coens, Litanies S. 214 f. – Bischoff, Bernhard: Panorama der Handschriftenüberlieferung aus der Zeit Karls des Großen, in: Bischoff, Bernhard: Mittelalterliche

16. Marus |

Studien 3, Stuttgart 1981, S. 1 – 38 [zuerst 1965], S. 9 Anm. 17 – Hoffmann, Buchkunst S. 480 – Knoblich, Bibliothek S. 58 f.; Nr. 121 S. 160 – Borst, Reichskalender S. 80 – Black, Jonathan: Psalm Uses in Carolingian Prayerbooks: Alcuin’s Confessio peccato­ rum pura and the Seven Penitential Psalms (Use 1), in: Mediaeval Studies 65 (2003) S. 1 – 56; S. 19 Anm. 51; S. 26 (Datierung: 9. Jahrhundert Beginn) – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2679 S. 170 zu Entstehung und Zeitpunkt der Handschrift „[Westdeutschland Trier möglich IX. Jh., 2. Drittel]“ – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 795; S. 273 f.; S. 347 (Katalog), dazu Anton, RHE 105, 3 – 4 (2010) S. 813 – 818 – Roberg, Prototyp S. 30 – 45 – Ders.: Gefälschte Memoria. Diplomatisch-­Historische Studien zum ältesten „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier (MGH Studien und Texte 43), Hannover 2008. Zu den dortigen absurden Thesen zu Fälschung des Nekrologs Anton, Hans Hubert: RHE 105, 3 – 4 (2010) S. 818 – 822. – Schneider, Olaf: Erzbischof Hinkmar und die Folgen. Der vierhundertjährige Weg historischer Erinnerungsbilder von Reims nach Trier (Millenium-­Studien 22), Berlin/New York 2010, S. 292 (kennt nicht die handschriftliche Überlieferung und den neueren Forschungsstand) 5 ca. 850 – 10. Jh. Mitte

Marus ist in der Echternacher Handschrift der Metzer Redaktion des Florus-Martyrologiums zum 26. Januar als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

… Eode[m] die Treueris depositio s[an]­c[t]­i mari ep[iscop]­i et confessoris Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert, fol. 5r – 107v; fol. 11r Ausgabe(n):

(Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du Martyrologe romain, Paris 1908 [Ndr. Aalen 1960], S. 234 – 237; S. 234) Kommentar:

In der Filiation der frühen historischen Martyrologien vom Beda-­Martyrologium über das Martyrologium Lugdunense (kurz vor 806) und die beiden Stufen des Martyrologium des Florus von Lyon handelt es sich hier um Metzer Sonderüberlieferung, die klar das Grundgerüst des Martyrologium Hieronymianum erkennen lässt. Die Echternacher Fassung bietet sowohl in der Grundanlage wie auch in den späteren Zufügungen einen starken spezifisch Trierer Zuschnitt. Der Sachverhalt bedarf besonderer Untersuchung, doch steht nach den diffizilen und gründlichen Eruierungen von Quentin schon fest, dass in dem Pariser Manuskript des 12. Jahrhunderts der Eintrag von Marus wie die Einträge der im Martyrologium Hieronymianum geführten Trierer Bischöfe Valerius, Maximinus, Paulinus, Miletus sowie auch die zu Eucharius,

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288 | Hauptteil Maternus, Felix, Leontius, Magnerich und Willibrord zur früheren Schicht gehören, deren Fixierung in der oben genannten Zeitspanne Quentin (S. 243; S. 682 – 690, S. 682 f.) ermittelt hat. Literatur:

Quentin, Martyrologes S. 222 – 408, S. 233 – 246, S. 243; S. 682 – 690, S. 682 f. 6 10. Jh. 3. Viertel /10. Jh. 2. H.

Marus ist im Trierer Nachtrag zu dem Kalender eines (vielleicht) im Benediktinerkloster Fulda (Bistum Mainz) für Köln geschriebenen Sakramentars zum 26. Januar als Bischof geführt. Eine weitere spätere Nachtragshand hat Messtexte zu den Bischöfen Marus und Felix gesetzt. Eintrag/Text:

Kalender: Dep[ositio] S[ancti] Mari ep[iscop]­i Messtext: VII K[a]­lendas Feb[ruarias] NAT[A]­L[IS] S[AN]­C[T]­I MARI CONFESSORIS (Text) SECRETA (folgt Text) P[RAE]­FAT[IO] (folgt Text) Quelle/Überlieferung:

Köln, EDDB Cod. 88, 10. Jahrhundert 3. Viertel, 4. Viertel; Kalender fol. 3r – 8v, fol. 3r; Messtexte fol. 22v – 23r, fol. 22v (CEEC) Ausgabe(n):

Kalender: (Zilliken, Georg: Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, in: Bonner Jbb. 119 [1910] S. 13 – 157; S. 40) – (Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert [1 – 3] [MGH Libri memoriales 2], Hannover 2001, S. 509, S. 511 Anm. 12) Kommentar:

In einem (vielleicht) in Fulda wohl für Köln geschriebenen Sakramentar findet sich von erster Hand ein Kalender auf den fol. 3r – 8v (10. Jh. 2. H.). Dieses Sakramentar gelangte bald nach Trier (St. Maximin: Hoffmann, Buchkunst S. 158), wo (wohl schon im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts) Trierer Heilige im Kalender nachgetragen wurden: Marus (fol. 3r), Paulinus (fol. 6v), Eucharius zum 9. Dezember (fol. 8v), Irmina zum 24. Dezember (fol. 8v). In der Litanei sind Namen getilgt und durch die Trierer Heiliger ersetzt: Euchari, Valeri, Materne, Agrici, Maximine, Pauline, Hilari. Von zwei verschiedenen Händen sind wohl etwas später noch im 10. Jahrhundert aus dem Umkreis Erzbischof Egberts von Trier (977 – 993) Messtexte (fol. 15v – 22r; fol 22v – 23r) hinzugefügt worden. Von der ersten Hand sind es solche für Maximinus

16. Marus |

(Vigil und Depositio fol. 17v – 18r zu den falschen Daten 27./28. April; in diesen Zusammenhang gehört wohl auch der farblos eingeritzte Nachtrag von Maximinus im Kalender zum 27. April fol. 4v), Paulinus (fol. 19r – ­v) und Nicetius (fol. 21r). Eine weitere Hand hat solche zu Marus (fol. 22v) und Felix (fol. 23r) eingetragen. Die in der Forschung vorgeschlagene Lokalisierung der Trierer Zusätze in das Kloster St. Maximin macht bei der falschen Datierung des Maximinus-­Festes große Schwierigkeiten. Schneider (Hinkmar S. 291 f.) sieht auch hier einen Ausschnitt aus der werdenden Trierer Bischofsliste. Doch die inhomogene Zusammensetzung des Heiligenbestandes in Kalender, Litanei und Messtexten zeigt, wie selektiv auf das Reservoir der wohl schon vorhandenen Bischofsliste zurückgegriffen wurde. Deutlich ist nur, dass die frühen Bischöfe des 3. und 4. Jahrhunderts in der Verehrung Vorrang hatten und jeweils situativ und gleichsam exemplarisch spätere Bischöfe angefügt wurden: Marus, Nicetius, Liutwin. – Die Hinzufügung der Messtexte für Marus und Felix deuten vielleicht einen Bezug zu dem Stift (St. Marien-)St. Paulin an. Literatur:

Zilliken, Festkalender S. 25 f.; S. 127 – 129 – Amiet, Robert: Les Sacramentaires 88 et 137 du chapitre de Cologne, in: Scriptorium 9 (1955) S. 76 – 84; S. 78 – Bloch, Peter: Das Sakramentar Col. Metr. 88 in der Schatzkammer, in: Kölner Domblatt: Jb. des Zentraldombauvereins 21/22 (1963) S. 81 – 88 – Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 746 S. 353 mit Anm. 1; 1 A S. 86 – Deshusses, Jean: Le sacramentaire grégorien. Ses principales formes d’après les plus anciens manuscrits. Édition comparative, 3 Bde. (Spicilegium Friburgense 16; 24; 28), Freiburg (Schweiz) 1971; 1979; 1982; 1 S. 30; S. 36 f.; S. 74 – Ders., Sacramentaire 2 S. 21; S. 25 – Ders., Sacramentaire 3 S. 46 f. – von Euw, Anton: in: Anton Legner (Hg.): Ornamenta Ecclesiae 1, Köln 1985, Nr. C 18 S. 437/442 – Hoffmann, Buchkunst S. 156 – 158 – Böhne, Winfried: Erzbischof Egbert von Trier und die Fuldaer Schreib- und Malschule des 10. Jahrhunderts, in: AmrhKG 42 (1990) S. 97 – 121; S. 102 – 108 (zur Trierer Bischofsgruppe in [oben gebrachten] urkundlichen und kultisch-­liturgischen Zeugnissen) – Gattermann, Günter (Hg.): Handschriftencensus Rheinland 1 – 2 (Schriften der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf 18), Wiesbaden 1993, 1 Nr. 1051 S. 624 f. – Palazzo, Éric: Les sacramentaires de Fulda. Étude sur l’iconographie et la liturgie à l’époque ottonienne (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 77), Münster 1994, S. 24 f. (Zuweisung an Kloster St. Alban Mainz) – Odenthal, Andreas: Zwei Formulare des Apologientyps der Messe vor dem Jahre 1000. Zu Codex 88 und 137 der Kölner Dombibliothek, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 37 (1995) S. 25 – 44; S. 27 – 29 – Anderson, Diane Warne: The Medieval Manuscripts of the Cologne Cathedral Library. Volume I, Mss. 1 – 100, Collegeville 1995 (rev. Web-­Version 1997), 35, 314 – Bischoff, Festländische Handschriften 1 S. 395: nach Nr. 1908 – Plotzek, Joachim M. / (Surmann, Ulrike) (Hg.): Glaube und Wissen im Mittelalter – Die Kölner Dombibliothek, München 1998, Nr. 82 S. 394 – 400

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290 | Hauptteil (Andreas Odenthal / Ulrike Surmann) – Borst, Reichskalender S. 84 f. – Odenthal, Andreas: Die Messe Gregors des Großen? Überlegungen zu den Auswirkungen der bonifatianisch-­karolingischen Liturgiereform auf den Meßordo anhand des Fuldaer Sakramentars Codex 88 der Kölner Dombibliothek, in: Heinz Finger (Hg.): Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Erstes Symposion November 2004 (Libelli Rhenani 12), Köln 2004, S. 67 – 107; S. 69 – 7 1 – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 292 – 295 (mit vorsichtiger Erwägung einer Entstehung der Handschrift in Mainz), S. 342 f. (Katalog); dazu Anton, RHE 105, 3 – 4 (2010) S. 813 – 818 – Finger, Heinz: Memoria im frühmittelalterlichen (Erz-)Bistum Köln, in: Uwe Ludwig / Thomas Schilp (Hg.): Nomen et Fraternitas (Festschrift Dieter Geuenich) (RGA Erg.-Bd. 62), Berlin/ New York 2008, S. 297 – 316; S. 310 – Winterer, Christoph: Das Fuldaer Sakramentar in Göttingen, benediktinische Observanz und römische Liturgie (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 70), Petersberg 2009, S. 90 – 100, S. 471 („wohl bald nach 973, jedenfalls vor 983“), S. 479 f. – Schneider, Hinkmar S. 291 f. 7 970 – 1000

Marus ist im Kalender eines Missales/Sakramentars des Essener Damenstifts (Bistum Köln) zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Policarpi mar[tyris] Treueris mari ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Düsseldorf, ULB Ms. D 2, 10. Jahrhundert; Kalender fol. 11v – 17r; fol. 11v Ausgabe(n):

(Zilliken, Georg: Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, in: Bonner Jbb. 119 [1910] S. 13 – 157; S. 40) Kommentar:

Im Kalender werden von Trierer Bischöfen noch geführt: Valerius (fol. 11v), Maxim(in)us (fol. 13v), Paulinus (fol. 15r), Eucharius (fol. 17r). Maternus fehlt, der im weiteren Sinn trierische Heilige Willibrord erscheint als archiepiscopus (fol. 16v). Im Missale sind Trierer Bischöfe nicht vertreten. – Die obige Datierung orientiert sich an Zilliken und Munding. Literatur:

Zilliken, Festkalender S. 30 f., S. 130 f. (Marus fehlt) – Munding, Emmanuel: Die Kalendarien von St. Gallen aus 21 Handschriften. Neuntes bis elftes Jahrhundert (2): Untersuchungen (Texte und Arbeiten 37), Beuron 1951, S. XIII – Gattermann, Günter (Hg.): Handschriftencensus Rheinland 1 (Schriften der Universitäts- und Landes-

16. Marus |

bibliothek Düsseldorf 18), Wiesbaden 1993, Nr. 754 S. 445 f. (pauschale Datierung 10. Jahrhundert Anfang) – Borst, Kalenderreform S. 138 (nach 950) – Bauer, Thomas: Ms. Verehrung (Die Verehrung heiliger Trierer Bischöfe aus Spätantike und Frühmittelalter [Anfänge bis ca. 930]), (Trier ca. 2003), S. 71 Anm. 215 (allgemeiner Hinweis) 8 980 Petrusstab

Die Stabhülse des Petrusstabs trägt eine Schaftinschrift, auf dem Knauf des Reliquiars sind bildlich und inschriftlich der Apostel Petrus und seine Missionsgesandten Eucharius, Maternus, Valerius gesetzt; auf dem Halsring sind in zwei Reihen je sechs Apostel mit Beischrift dargestellt; der Schaft bietet Medaillons mit Beischrift von zehn, neun frühen, Päpsten, denen eine entsprechende, ebenfalls chronologisch geordnete Folge (F) von zehn Trierer Erzbischöfen entspricht. Passend ist Marus darin an sechster Stelle genannt. Eintrag/Text:

F: S(AN)C(TV)S AGRITIVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MAXIMINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S PAVLINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S FELIX ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S SEVERVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MARVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S NICETIVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MODOALDVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S LIVDOVVINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / EGBERTVS ARCHIEP(ISCOPV)S Quelle/Überlieferung:

Siehe Ausgabe(n) Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 53 S. 102 – 108, S. 103 – 106, S. 103 – Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 31 S. 138 f. Regest(en):

Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten 1 (509 – 1152), Koblenz 1876 (Ndr.), Nr. 1072 S. 308 Kommentar:

Erzbischof Egbert versinnbildet mit den Namengruppen ein kultisch-­ideologisch-­ kirchenpolitisches Programm. In diesem ist die Apostolizität der Trierer Kirche zentral. Die Romverbindung ist dabei markant herausgestellt. – Für den Gesichtspunkt der Verehrung ist festzuhalten: In Teil 1 A ist Eucharius als derjenige bezeichnet, der den von Petrus erhaltenen Stab nach Trier gebracht habe, in Teil 2 C ist die

291

292 | Hauptteil Abfolge Petrus, Eucharius, Maternus, Valerius. Da im Folgenden (D-F) die Apostel, eine Reihe frühester und früher Päpste sowie korrespondierend entsprechende Trierer Bischöfe gesetzt sind, ist die Aussage klar: Eucharius ist mit Maternus (und Valerius) betont in den apostolischen Kontext gestellt, als Vertreter einer kultischen Repräsentanz aber auch die Bischofsfolge, in die Marus eingefügt ist. – Gleichsam als Repräsentanten ihrer Jahrhunderte sind auf dem Petrusstab die Bischöfe nach Felix gesetzt. Severus kann für das 5. Jahrhundert stehen, Marus für den Übergang zum 6. Jahrhundert, das seinerseits Nicetius als Prototypen hat. Auswahlkriterium ist neben der Chronologie anscheinend auch die Verbindung zu den großen städtischen Stiften/Klöstern (Dom/St. Eucharius: Eucharius, Valerius, Maternus – Egbert; St. Maximin: Agricius, Maximinus, Nicetius; [ St. Marien-]­St. Paulin: Paulinus, Felix, Marus, Modoaldus). Severus gilt als Empfänger eines frühen „Papstprivilegs“ wie Agricius, Maximinus, Paulinus. Liutwin (Liudovvinus) erfreute sich besonderer Verehrung des Erzbischofs Egbert. Interessanterweise ist in der fast gleichzeitigen Bildfolge und in der Litanei im Egbertpsalter (Leontius Nr. 7) (foll. 30v, 41v, 52v, 67v, 77v, 86v, 99v, 115v, 127v, 135v, 151v, 168v, 179v, 182v – fol. 210v, fol. 211r) die fast identische Gruppe trierischer Bischöfe aufgeführt. Aus dem Bestand des Petrusstabes fehlt allein Severus, zusätzlich stehen in der Laetania (Nr. 9) Legontius, Magnericus und Abrunculus. S. auch Severus Nr. 10, Nicetius Nr. 55. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 31 S. 137 – 143 (mit Lit.) 9 980/990 (977 – 993)

Marus wird in der Laetania universalis des von Erzbischof Egbert in Auftrag gegebenen Psalteriums in der Reihe der Bekenner nach Eucharius, Valerius, Maternus in der Folge weiterer elf Trierer Bischöfe angerufen. In einer Miniaturenfolge ist sein Bild gebracht. Eintrag/Text:

Die Reihenfolge der heiligen Trierer Bischöfe (und anderer Trierer und Egbert verbundener Heiliger), die außer den Namen der Gottesmutter Maria (fol. 209r), der Apostel Petrus, Andreas (fol. 209r) und des Papstmärtyrers Clemens (fol. 209v) allein mit Goldtinte in Majuskeln geschrieben sind, lautet fol. 210v: S[an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / S[an]­c[t]­e Agrici or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / S[an]­c[t]­e Nizeti or[a] / S[an]­c[t]­e Mare or[a] / S[an]­c[t]­e Felix or[a] / S[an]­c[t]­e Modualde or[a] – fol. 211r: S[an]­c[t]­e Liutuuine or[a] / S[an]­c[t]­e Legonti or[a] / S[an]­c[t]­e Magnerice or[a] / S[an]­c[t]­e Abruncule or[a] / S[an]­c[t]­e Uuillibrorde or[a] / S[an]­c[t]­e Castor or[a] / S[an]­c[t]­e Florine or[a]

16. Marus |

/ S[an]­c[t]­e Beate or[a] / S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Babo or[a] / S[an]­c[t]­e Adalberte or[a] / S[an]­c[t]­e Heinrice or[a]. Quelle/Überlieferung:

Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI (Biblioteca Civica Codici sacri 6), Text: fol. 209r – 212v; fol. 210v – Miniatur fol. 115v Ausgabe(n):

Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprintendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), Triest 2000; 1+ CD-ROM – Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier, Codex Gertrudianus, in Cividale. Historisch-­kritische Untersuchung (Festschrift der Gesellschaft für nützliche Forschungen zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens), hg. von Heinrich Volbert Sauerland / Arthur Haseloff, Trier 1901, S. 191 – 192; S. 192 – (Coens, Litanies S. 205 – 213; S. 205) Kommentar:

Ob, wie Sauerland (S. 10) glaubt, eine einzige Hand die Litanei schrieb, muss offen bleiben. Nach Hoffmann, Buchkunst S. 315 wäre (anscheinend) die Trierer Namenfolge eine Zufügung des 11. Jahrhunderts. Dies ist mit paläographischen Argumenten zu widerlegen. Die zu Trier in Bezug stehenden universalen Heiligen (Maria, Petrus, Andreas, Clemens; letzterer ist wohl mit Blick auf den Egbert wichtigen Missionar Willibrord/Clemens genommen) sind in der gleichen goldenen Majuskel von gleicher Hand wie die Trierer Heiligen geschrieben. Außerdem sind die inhaltlichen Momente (Bezug spezieller Heiliger wie Bavo und Willibrord zu Erzbischof Egbert) sehr aussagekräftig; dies wird unterstrichen durch eine den Trierer Bischöfen geltende Miniaturenfolge. Die lange und immer noch strittige Frage, ob der Psalter auf der Reichenau (Haseloff, Sauerland) oder in Trier entstanden ist (zur Diskussion s. Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177), ist hier nicht weiter zu verfolgen. Offenbar sind die für Trier relevanten Namen in ein Reichenauer Litanei-­Schema (Paris, BnF lat. 18005; Sauerland/Haseloff, Psalter S. 194 f.; Coens, Litanies S. 211; Hoffmann, Buchkunst S. 338) mit Blick auf den trierischen Adressaten eingefügt worden. – Zu Egberts ideologisch aussagekräftiger Platzierung des Eucharius und der weiteren Trierer Bischöfe in den apostolischen Kontext in der Inschrift des Petrusstab-­Reliquiars s. Nr. 8. Literatur:

Sauerland, Heinrich Volbert: Der Psalter des trierischen Erzbischofs Egbert in Cividale. Eine historisch-­kritische Untersuchung und Darlegung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 2 – 42 – Haseloff, Arthur: Der Bildschmuck des Psalters Erzbischof Egberts von Trier in Cividale (Codex Gertrudianus) – Kunsthistorische Untersuchung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 43 – 198 – Coens, Litanies S. 204 – 213;

293

294 | Hauptteil S. 204 – 208 – Hoffmann, Buchkunst S. 315, S. 338 – Barberi, Claudio: Il Salterio di Egberto nella storia degli studi, in: Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177 (Breite Wiedergabe des Forschungsgangs unter vor allem kunsthistorischen Fragestellungen) – Schneider, Hinkmar S. 297 – 299 (sieht seiner Festlegung entsprechend hier eine „zweite Stufe der Sammelarbeit Egberts“ für die Bischofsliste) 10 10. Jh. Ende (980 – 1000)

Marus ist in einem Kalender, der sich vor einem Sakramentar findet und vielleicht aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) stammt, zum 26. Januar als Bischof und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Mari ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris]. Policarpi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 18005, 10. Jahrhundert Ende, fol. 4v – 10r; fol. 4v Teilausgabe(n):

Delisle, Léopold: Mémoire sur d’anciens sacramentaires (Mémoires de l’institut national de France. Académie des Inscriptions et Belles Lettres, 32), Paris 1886, Nr. 98 S. 250, S. 251 f.; S. 252 – (Keuffer, Max: Bücherei und Bücherwesen von S. Maximin im Mittelalter, in: Jahresberichte der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier von 1894 bis 1899 (1899) S. 48 – 95; S. 75 – 79; S. 76, S. 77) – Leroquais, Victor: Les Sacramentaires et les Missels manuscrits des bibliothèques publiques de France, 3 Bde. + Tafelbd., Paris 1924; 1 Nr. 46 S. 113 f. Kommentar:

Nach dem handschriftlichen Befund (s. Hoffmann, Buchkunst S. 338) dürfte das Sanctorale (Inhaltsbeschreibung des Sakramentars fol. 19v – 215r: Leroquais, Sacramentaires 1 S. 113 – 116) auf der Reichenau geschrieben worden sein, hierhin verweisen auch die Heiligen der Litanei (fol. 11v – 14r; fol. 13r: Delisle, Mémoire S. 251; Haseloff, Psalter S. 194 f.), wozu die Litanei des Egbert-­Psalters (Nr. 9) zu vergleichen ist. Geschrieben wurde die Handschrift wohl für die Trierer Kirche. Der Kalender, der auch Reichenauer Heilige bietet, kann mit seinem typisch trierischen Bestand – neben Eucharius (fol. 10r), der besonders hervorgehoben ist, Valerius (fol. 4v, Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bp), Agricius (fol. 4v), Marus (fol. 4v), Felix (fol. 5v), Modoald (fol. 6v), Bantus (fol. 7v), Paulinus (fol. 8r), Maternus(?)/Mamertus (fol. 8v), Liutwin (fol. 8v) und besonders Maximinus (fol. 6v 29. Mai; fol. 8v 12. September) – vielleicht auf St. Maximin (Trier) (Leroquais, Sacramentaires 1 S. 116; Coens, Litanies S. 211 f.) weisen. Nach Ausweis von Nachträgen ist die Handschrift später nach Verdun gelangt.

16. Marus |

Literatur:

Becker, Petrus: Von Handschriften und Texten, trierischen in der Fremde und fremden in Trier, in: Kurtrierisches Jb. 21 (1981) S. 127 – 136; S. 127 – 131 – Hoffmann, Buchkunst S. 338 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 as S. 201 f. (Lit.) 11 10. Jh. Ende

Marus erscheint im Libera-­nos-­Gebet eines Missalefragments aus Trier in der Folge Trierer Bischofsheiliger. Eintrag/Text:

… Euchario, Valerio, Materno, Agricio, Maximino, Paulino, Felice, Maro Quelle/Überlieferung:

Erfurt, Stadtarchiv Mappe 5/208 – 6/14 (Missale-­Fragment) Ausgabe(n):

(Hoffmann, Hartmut: Weitere ottonische Handschriften aus Trier, in: Franz Josef Ronig [Hg.]: Egbert. Erzbischof von Trier 977 – 993. Gedenkschrift der Diözese Trier zum 1000. Todestag, Bd. 2: Aufsätze [Trierer Zeitschrift, Beiheft 18], Trier 1993, S. 87 – 101; S. 88 f.) Kommentar:

Hoffmann bringt das Missale-­Fragment zum 1. und 2. Adventssonntag sowie zum Mittwoch und Freitag der ersten Adventswoche mit dem Stil des Egbert-­Codex in Verbindung. – Dieser Zusammenhang ist auch beim Libera-­nos-­Gebet im Sakramentar für Trier (Kloster St. Maximin) aus der Zeit 980 – 1000 gegeben (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 at). Die dortige Heiligenliste entspricht z. T. der des Erfurter Fragments. Die Erfurter Reihung Paulinus, Felix, Marus kann auf Entstehung im Stift (St. Marien-)St. Paulin (Trier) hindeuten. Bis auf die charakteristische Schlussreihung entspricht die Abfolge derjenigen in der Litanei der für Trierer Zwecke modifizierten Handschrift Köln, EDDB Cod. 88 (Nr. 6). Dort finden sich unter den nachgetragenen Messformularen solche für Marus (fol. 22v) und Felix (fol. 23r). – Im Erfurter Fragment könnte das Schema befolgt sein, die maßgebenden Repräsentanten der drei bzw. vier großen Trierer kirchlichen Institutionen Bischofskirche und Kloster St. Eucharius (Eucharius, Valerius, Maternus), Kloster St. Maximin (Agricius, Maximinus) und Stift (St. Marien-)St. Paulin (Paulinus, Felix, Marus) nebeneinander aufzuführen. Literatur:

Hoffmann, Weitere ottonische Handschriften S. 88 f.; S. 96 Abb. 3a

295

296 | Hauptteil ? 12 10./11. Jh.

Nach einer in der Kirche des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin (Trier) angebrachten Inschrift wirkte der hl. Bischof Marus Wunder und wurde eine Lebensbeschreibung (liber vitae) zu ihm verfasst. Damit in Zusammenhang stehen (vielleicht) in der Trierer Domliturgie des frühen 14. Jahrhunderts bezeugte novem lectiones de sua legenda. Verweis: Siehe Nr. ? 1. Kommentar:

Über den Aspekt der Verehrung hinaus sind die Wundertätigkeit, die hagiographische Darstellung und die liturgische Verwendung höchst markant. 13 um 1000

In einem im Kloster Lorsch (Bistum Mainz) um das Jahr 1000 verfertigten Kalender ist Marus zum 26. Januar als heiliger Bekenner geführt. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­i mari c[on]­fess[oris] Quelle/Überlieferung:

Vatikan, BAV Pal. lat. 1341, fol. 105v – 108r; fol. 105v Ausgabe(n):

Borst, Reichskalender S. 509 und S. 511 Anm. 12 Kommentar:

Neben Heiligen der Lorscher Tradition sind im Kalender auch Trierer Bischofsheilige geführt: Valerius (S[an]­c[t]­i ualerii ep[iscop]­i et c[on]­fess[oris]: fol. 105v), Maximinus (Treuiris s[an]­c[t]­i maximini ep[iscop]­i et conf[essoris]: fol. 106v), Paulinus (Treueris s[an]­c[t]­i paulini ep[iscop]­i et conf[essoris]: fol. 107r). In Anbetracht der Tatsache, dass prominente Trierer Heilige wie Eucharius und Maternus fehlen, ist die Aufnahme von Bischof Marus, der wie Paulinus für das Stift (St. Marien-)St. Paulin steht, signifikant. Literatur:

Borst, Reichskalender S. 91 f. (Lit.) 14 kurz vor 1009

Marus ist in einem Kalender des Benediktinerklosters Tegernsee (Bistum Freising) zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt.

16. Marus |

Eintrag/Text:

S[ancti] Policarpi ep[iscop]­i et m[artyris]. Theogenis m[artyris]. Sulpicii ep[iscop]­i. Mari ep[iscop]­i treueror[um] Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 18100, 1009 Kloster Tegernsee (?), fol. 2v – 8r; fol. 2v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Der Kalender des Klosters Tegernsee ist zusammen mit dem Martyrologium des Wolfhard von Herrieden überliefert, und zwar in der Hauptschicht von derselben Hand geschrieben. Fol. 8v ist 1009 als Datum der Handschrift angegeben. Die Entstehung des Martyrologiums ist auf die Zeit 882 – 895 festgelegt (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 30). In gründlicher Analyse hat Albert Poncelet (An. Boll. 17 [1898] S. 5 – 23) Martyrologium und Kalender geprüft. Zum ursprünglichen Bestand des Kalenders zählte er auch den Eintrag fol. 5r: In treueris s[an]­c[t])i symeonis. Da Simeon von Trier 1035 starb, wäre die genannte im Manuskript gegebene Datierung nicht zu halten. Gewisse Besonderheiten beim Simeon-­Eintrag (fehlender Punkt vor Eintrag, kleines Anlaut-­s) lassen vielleicht folgern, dass eine – von den anderen klar erkennbaren Nachträgen des 11. Jahrhunderts zu trennende – Zufügung vorliegt. Die Datierung des Kalenders ergibt sich danach aus zwei Merkmalen. Den Terminus post quem bietet der Eintrag des 993 kanonisierten Bischofs Ulrich von Augsburg in der Anlageschicht. 1009 als Terminus ante quem liefert die gegebene Datierung (fol. 8v). Der Kalender ist klar an dem in derselben Handschrift überlieferten Wolfhard-­ Martyrologium ausgerichtet. Gegenüber diesem, in dem sich Valerius, Maximinus, Paulinus und Nicetius finden, ist der Bestand Trierer Bischöfe stark ausgeweitet. So begegnen neben Eucharius die Bischöfe Marus (fol. 2v: ep[iscop]­i treuerorum), Felix (fol. 3r) und Maternus (fol. 6v). Für die Bedeutung von Bischof Marus kann sprechen, dass er allein neben Eucharius und Maximinus mit Trierer Ortsbezug geführt ist. Der nachwirkende Einfluss des Klosters St. Maximin (Trier) bei der Reform des Klosters Tegernsee im späteren 10. Jahrhundert ist klar erkennbar. Literatur:

Poncelet, Albert: De Martyrologio Wolfhardi Haserensis, in: An. Boll. 17 (1898) S. 5 – 23; S. 7 – 10 15 1049 Sept. 7 (? letztes Viertel 11. Jh.)

In einer Weiheinschrift ist die Weihe der Kirche des Kollegiatstiftes (St. Marien-) St.Paulin (Trier) durch Papst Leo IX. zu Ehren des Heiligen Kreuzes, des hl. Pauli-

297

298 | Hauptteil nus und aller Märtyrer, der dort bestatteten hl. Bischöfe Felix und Marus sowie des Modoald bezeugt. Eintrag/Text:

ANNO INC[ARNATIONIS] D[OMINI] MOXLIX. AB LEONE VIIII P[A]­P[A] ANNO PONTIFICATUS SUI I RO[MANAE SEDIS] S[IMU]­L ET PRA[E]­S[ULATUS] TVL[LENSIS] VII. ID[US] SEPTEMBRIS (HAEC ECCLESIA CONSECRATA) IN HONOREM S[ANCTAE] CRUC[IS],[ET] S[ANCTI] PAU(LINI [ET] MARTYRUM) OM[NIUM] [ET] S[ANCTORUM] PONTIF[ICUM] FELIC[IS] ET M[A]­R I, MODOALDI : QUOR[UM] H[ I]­C CORP[O]­R A (REQUIESCUNT), RE[GNANTE] HENRIC[O] IM[PER]­A[TORE] II ANNO IM[PER]­II SUI III Quelle/Überlieferung:

Inschrift verloren. Nachzeichnung: Christoph Bro(u)wer: Annales …, Bonn ULB Hs. 412, fol. 360r; diese ist benutzt für die maßgebliche Ausgabe: Fuchs, Inschriften I Nr. 96† S. 191 – 195; Text bei Bro(u)wer/Masen, Antiquitates lib. XI S. 527 (Danach mit angenommener Zeilengliederung bei Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, S. 1276 Anm. 1; ferner bei Heyen, Paulin S. 75). Konjekturen: Hans Hubert Anton (Angabe nach der Rekonstruktion durch Fuchs mit Rückgang auf Bro[u]­wers Erstexemplar bzw. auf den Druck durch Bro[u]­wer/Masen. Nicht ersichtlich ist, wie das bei Fuchs gesetzte P[A]­P[A]­T[US] erfassbar sein soll. Papatus begegnet als Terminus erst unmittelbar nach der Jahrhundertmitte, die technische Verwendung ist problematisch, sie spräche dann eher für die von Fuchs bevorzugte Datierung. Doch zur Überlieferung s. o.). Ausgabe(n):

Siehe Quelle/Überlieferung. Regesten:

Goerz, Regesten Trier S. 329 – Ders., Mittelrheinische Regesten I Nr. 1330 S. 378 – JL S. 532 – Boshof, GP 10, 1 S. 235 Nr. *1; S. 59 Nr. *102 Kommentar:

Es ist von der Echtheit der Inschrift auszugehen. Ob Heyens (Paulin S. 75 f.) Erklärung dafür, dass F. Schavard (s. Heyen, Paulin S. 338) und die jüngere Präsentation in MGH SS 15, 2 S. 1276 einen verknappten, auf den Clemensaltar bezogenen Bericht bieten (Unlesbarkeit der Inschrift) überzeugt, ist fraglich. Heyens Auffassung, eine spätere Wiedergabe der Inschrift müsse vorliegen, da sie in den Gesta Treverorum fehle, muss nicht durchschlagen. Er selbst nimmt auch in diesem Fall eine echte „Wiedergabe“ an. Schlagend für die Echtheit Fuchs I S. 192 – 195. Als Datierung bevorzugt Fuchs „eher 4. V. 11. Jh.“, ob unbedingt zwingend, ist nicht ganz unproblematisch. Dabei ist die faktische Grundlage wie bei Heyen klar. – Das ungefügt angehängte Modoaldi ist

16. Marus |

daher zu erklären, dass dieser Bischof nicht wie Paulinus, Felix und Marus originärer Hausheiliger des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin war, erst 1047 dorthin überführt wurde. Es ist unwahrscheinlich, dass vor Modoald ein ET ausgefallen ist, wie Fuchs S. 194 Anm. o zu bedenken gibt. Literatur:

Heyen, Paulin S. 74 – 76; zu den Bischofsgräbern s. ebd. S. 266 – 307; zu Modoald S. 295 – 299, S. 305 – Grundlegend, wenn auch bisweilen zu hypothetisch Fuchs, Inschriften I S. 191 – 195. 16 1097 Jan. 26

Marus-­Reliquien werden bei der Neuweihe des Benediktinerklosters St. Martin (Trier) (durch Erzbischof Egilbert [1079 – 1101]) niedergelegt. Eintrag/Text:

7. kal. Febr. dedicatum est hoc oratorium in honorem sanctae et individuae Trinitatis … sanctorum quorum reliquiae hic continentur: In medio altari reliquiae …, Magnerici archiepiscopi, Eucharii archiepiscopi, Rimacli episcopi, Mari, Modovaldi, Waltburge virginis. Quelle/Überlieferung:

Prämonstratenserstift Strahov (bei Prag) eingefügt in Evangeliar (9./10. Jahrhundert), Eintrag auf dem ersten Blatt des Johannes-­Evangeliums. Ausgabe(n):

Sauerland, Heinrich Volbert: Trierer Geschichtsquellen des XI. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 36 f.; S. 37 – Nota dedicationis S. Martini Treverensis, ed. Oswald Holder-­ Egger / Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1280 f. Regest(en):

Goerz, Regesten Trier S. 330 – (MUB 2 Nr. 437 S. 666) – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 1540 S. 431 (und Nr. 1541 S. 431 f.) Kommentar:

Zur Vornahme der Handlung durch Erzbischof Egilbert s. dessen Urkunde vom 3. Februar 1097: MUB 1 Nr. 391 S. 447 f. – Die Weihe erfolgt am Memorientag des Trierer Bischofs Marus. Es fällt auf, dass Magnerich und Eucharius als archiepiscopus bezeichnet werden, Marus und Modoald keine Kennzeichnung haben. Doch stehen sie offenbar für die im Trierer Stift (St. Marien-)St. Paulin beigesetzten Trierer Bischofsheiligen. Magnerich ist als Gründer des Klosters St. Martin hervorgehoben, als Gründer der gesamten Trierer Kirche steht Eucharius neben ihm.

299

300 | Hauptteil Literatur:

Sauerland, Geschichtsquellen S. 36 f. 17 11. Jh. 2. H.

Marus wird in einer Litanei aus dem Benediktinerkloster Stablo (Bistum Lüttich) nach Eucharius, Valerius, Maternus, Maximinus, Martinus und Paulinus sowie Willibrord im Verbund mit Bischof Felix und vor dem Inklusen Simeon angerufen. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e Euchari / S[an]­c[t]­e Valeri / S[an]­c[t]­e Materne / S[an]­c[t]­e Maximine / S[an]­c[t]­e Martine / S[an]­c[t]­e Pauline / … / S[an]­c[t]­e Vuillibrorde / … / S[an]­c[t]­e Felix / S[an]­c[t]­e Mare / … / S[an]­c[t]­e Simeon / … Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 1813, 11. Jahrhundert letztes Drittel?, Litanei fol. 155r – 156v; fol. 156r; Kalender fol. 5r – 10v Ausgabe(n):

Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes (Subsidia hagiographica 37), Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 237 f.; S. 238 Kommentar:

Das Collectar, das das Corpus des Manuskripts ausmacht, dürfte gegen die Mitte des 11. Jahrhunderts abgeschlossen worden sein (1040: Huyghebaert). Echternacher Einflüsse sind bei der künstlerischen (Schott) und wohl auch bei der inhaltlichen (Coens) Gestaltung wirksam. Das Kalender-­Nekrolog (fol. 5r – 10v) das nach der Mitte des Jahrhunderts Ergänzungen erfuhr und dessen Schlussfassung vielleicht in dem letzten Drittel des 11. Jahrhunderts erfolgte, belegt die Herkunft aus Stablo. Im Kalender finden sich neben Eucharius (fol. 10v) Valerius (fol. 5r), Maximinus (fol. 7r), Paulinus (fol. 8v). Auch für die Litanei nimmt Coens eine spätere Entstehung an (letztes Drittel des 11. Jahrhunderts). Hier ist ebenfalls Echternacher Einfluss zu erkennen (Willibrord, sein Vater Wilgis, Adalbert: fol. 156r), besonders stark solcher aus Trier. Eucharius, Valerius, Maternus, Maximinus, Martinus, Paulinus bilden einen breiten Block. In gewissem Abstand folgen die Bischöfe Felix und Marus, sodann der Inkluse Simeon. – Der Verbund Felix und Marus steht wohl in Bezug zu dem Trierer Stift (St. Marien-)St. Paulin, dessen „Gründungsheiliger“ Paulinus außer in Kalender und Litanei im Sanktorale (fo1. [13v] 15r – 158r) geführt ist, dort originär als einziger Trierer Heiliger (fol. 126r), Maximinus ist nachgetragen (fol. 140v). Literatur:

Schott, Max: Zwei Lütticher Sakramentare in Bamberg und Paris und ihre Verwandten. Zur Geschichte der Lütticher Buchmalerei im 11. Jahrhundert (Studien zur deutschen

16. Marus |

Kunstgeschichte 284), Straßburg 1931, S. 59; S. 170 Anm. 14 – Huyghebaert, Nicolas: Notes sur un collectaire de l’abbaye de Stavelot, in: Bulletin de la Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 33 (1947) S. 93 – 109 – Coens, Litanies S. 235 – 239 – Hoffmann, Buchkunst S. 90 f. 18 11. Jh. Ende

In der Nachtragsschicht des erweiterten Ado-­Kurzmartyrologiums im älteren Kapiteloffizium des Benediktinerklosters Saint-­Airy (St. Agericus) von Verdun ist Marus zum 26. Januar als Trierer Bischof geführt. Eintrag/Text:

VII K[a]­l[endas] Febr[uarias] … Treueris S[an]­c[t]­i Mari ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Verdun, BM Ms 10, 11. Jahrhundert Ende, in fast gleichzeitiger Nachtragsschicht, fol. 9v – 65r; fol. 16r Ausgabe(n):

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Kommentar:

Nach den in sich nicht ganz schlüssigen Erörterungen von Sandmann (Kalendar S. 234 – 240) müsste das Martyrologium in seinem ersten Teil (bis 4. April) vor 1089 entstanden sein. Dies müsste aber auch für den folgenden Teil gelten. Notizen zu Heiligen von 1035/1042 bis 1089 finden sich dort als Nachträge. Doch sind Nachträge offenbar nicht genau von der anlegenden Hand zu unterscheiden bzw. sind von ihr selbst vorgenommen und ist das mit dem Martyrologium eng zusammenhängende Kalendar kurz nach 1089 entstanden. Es empfiehlt sich die allgemeinere Zeitangabe. – Die auf Lothringen verweisenden Nachträge umfassen größtenteils Verduner und Trierer Bischöfe (s. Sandmann, Kalendar S. 238 f. mit Anm. 30). Mit Marus (s. o.), Bonosius und Legontius (fol. 19v), Felix (fol. 25v), Abrunculus (fol. 30r) und Britto (fol. 32r) sind die durch Bischofsgräber in der Stiftskirche St. Paulin „beheimateten“ heiligen Trierer Amtsträger stark rezipiert. Literatur:

Zu Kodikologie und Herkunft s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 49 cb S. 231 – 233. Die dort genannte Literatur: Samaran / Marichal, Catalogue 5 S. 535 – Ronig, Buchmalerei S. 18 f., S. 31 – 36, S. 36 (letztlich unentschieden zu Herkunft des Martyrologiums aus Saint-­Airy) – Lemaître, Répertoire 1 Nr. 1656 S. 709 f. – Sandmann, Kalendar S. 237 – 244

301

302 | Hauptteil 19 11. Jh.

Marus ist im Kalender einer Sammelhandschrift (wohl aus dem Kanonikerstift [ St. Marien-]­St. Paulin [ Trier]) nach komputistischen Texten zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

S[ancti] Mari Treu[erensis] ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1084/115 4o, 11. Jahrhundert, fol. 86r – 91v; fol. 86r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Die von Kentenich und Kerff vorgetragenen Argumente für eine Herkunft der Handschrift bzw. weitgehender Teile aus dem Stift St. Paulin stoßen auf Skepsis bzw. Ablehnung bei Heyen und Becker. Becker argumentiert für die Herkunft namentlich des Kalenders aus dem Kloster St. Eucharius. Doch die herausgehobene Eintragung von Paulinus (fol. 89v) und die Setzung von Marus (fol. 86r), Legontius und Bonosius (fol. 86v) sowie von Felix (fol. 87r) und Modoald (fol. 88r) sind deutliche Indizien für die im Regestentext gegebene Zuweisung. Literatur:

Kentenich, Verzeichnis 10 S. 11 – 13; S. 11 f. (11. Jahrhundert) – Montebaur, Studien Nr. 512 S. 101 – Heyen, Paulin S. 62 (12. Jahrhundert) – Kerff, Quadripartitus S. 25 – 27 – Hoffmann, Buchkunst S. 491 (11. Jahrhundert; St. Paulin ?, später jedenfalls St. Eucharius) – Becker, Eucharius S. 111 (Nr. 27) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 99 (11. Jahrhundert) 20 11. Jh.

In der Prüm-­Trierer Kurzfassung des Martyrologium Hieronymianum ist Bischof Marus zum 26. Januar nachgetragen. Eintrag/Text:

VII K[a]­l[endas] F[ebruarias] Policarpi ep[iscop]­i. Arthemi. Fabiani. Sidonis. Leuducius.

Sanctae Paulae. Nachtrag: Mari ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, Textschichten um 800, um 850, Nachträge größtenteils 11. Jahrhundert, fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 39r

16. Marus |

Ausgabe(n):

An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 13 Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 9. Literatur:

Zu Genese, Charakter und Überlieferungsgang des Kurzmartyrologiums s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f., S. 92 (Lit.), Valerius Nr. 10 S. 393 f., S. 394 (Lit.), spezieller Haubrichs, Borst, Lifshitz. 21 11. Jh. Ende/12. Jh. (nach 1072)

Marus wird in der trierisch überarbeiteten Litanei Humili prece aus dem Benediktinerkloster St. Gallen (Bistum Konstanz) als Bischof von Trier und einer der Väter der Trierer Kirche angerufen. Eintrag/Text:

Eucharius, Primus (sic), Maternus Valeriusque, / Maximinus & Agritius atque Marus. / Paulinus, Felix, Severus Nicetiusque, / Treverici Patres nos foveant inopes. Quelle/Überlieferung:

Zur Überlieferung der St. Galler Grundform des Abtes Hartmann († 925) St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 381, p. 29 – 35 und der diversen lokalen Modifikationen: Dreves, Guido Maria: Hymnographi Latini 2. Folge (Analecta Hymnica Medii Aevi [50]), Leipzig 1907, S. 253 – 256; S. 255 – Sylloga codicis Sangallensis CCCLXXXI et appendix, MGH Poet. lat. 4, 1, ed. Paul von Winterfeld, Berlin 1899 (Ndr.), S. 315 – 349; Nr.  IV S. 319 – 321; S. 315 – 317 – Mainzer Modifikation mit Umstellungen: Wien, ÖNB Cod. 1888 (Theol. 685), Mainz, Kloster St. Alban 10. Jahrhundert, fol. 105r – 107v; Ausgabe: PL 138, 1082 – 1084 – Diese Fassung vornehmlich rezipiert in Ordo Romanus 50: Andrieu, Michel (Hg.): Les Ordines Romani du haut Moyen Age 5 (Spicilegium sacrum Lovaniense 29), Löwen 1961: Ordo L, c. 36, 60, S. 326 – 330; dazu ebd. S. 65 – 67 sowie Andrieu, Michel (Hg.): Les Ordines Romani du haut Moyen Age 1 (Spicilegium sacrum Lovaniense 11), Löwen 1931, S. 404 – 419; S. 412 – Überlieferung der abgewandelten Trierer Fassung, die sich an der St. Galler Grundfassung und der Mainzer Adaption orientiert: Stationarien der Zeit des Herausgebers Würdtwein. Ausgabe(n):

Würdtwein, Stephan Alexander: Commentatio liturgico-­historica de stationibus ecclesiae Moguntinae … addito ecclesiarum Treverensis et Coloniensis ritu illustrata, Mainz 1782, S. 240 – 243; S. 241

303

304 | Hauptteil Kommentar:

In der zugesetzten Strophe (8a) stehen die trierischen Bischöfe, im Wesentlichen in einer Verbindung von (metrisch bedingt) variierter chronologischer Reihung mit Zuordnung zu für sie charakteristischen Kirchen (St. Eucharius: Eucharius, Maternus, Valerius; Nicetius – St. Maximin: Maximinus, Agritius; Nicetius – St. Paulin: Marus, Paulinus, Felix). In der Strophe 11 der Grundfassung bzw. deren Mainzer Variierungen ist der Adressat des Gebets verändert zu O Ludwine Dei summi venerande sacerdos. Die darauf folgende belassene Aussage Hic tibi perpetuis resonent concentibus aedes, / Ossibus et sacris semper habetur honos ist wohl zu Recht auf das Kloster Mettlach des Trierer Bischofs Liutwin († 722/723) bezogen worden (Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445). Von daher ist weiter auf den im Auftrag Erzbischof Egberts von Trier (977 – 993) arbeitenden Abt Remigius von Mettlach als Redaktor geschlossen worden, was noch durch die früher eingefügte bzw. modifizierend gebrachte Nennung des von Egbert verehrten hl. Cyriacus (Quiriacus) und die Einfügung des unter Egbert kultisch besonders herausgehobenen italischen Severus von Münstermaifeld bestärkt würde (Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445; danach Flesch, Schriftkultur S. 70 f.; s. auch Schneider, Hinkmar S. 305 – 307). Doch ist zu bedenken, dass nach Strophe 6 der Grundfassung (Würdtwein S. 240) zwei trierische Strophen (6a und 6b) gebracht sind. In der zweiten trierisch modifizierten Strophe der Mainzer Version sind Märtyrer des 3. und 4. Jahrhunderts (darunter Ciriacus) Gegenstand der Rühmung. In der davor gesetzten, völlig neuen Trierer Strophe sind es die ab 1072 begegnenden Trierer thebäischen Märtyrer. Hinzu kommt, dass in Strophe 10 der erst ab Mitte des 11. Jahrhunderts mögliche Trierer Inkluse Simeon in Modifikation der Vorlage gesetzt ist. Will man nicht Trierer Einfügungen in zwei Schüben (erwogen bei Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445) oder gar in deren drei annehmen, bleibt nur der Schluss, dass 1072 den Terminus post quem bietet. Literatur:

S. bei Quelle und Überlieferung – Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445 – Flesch, S. 70 f. – Schneider, Hinkmar S. 305 – 307 22 1109 Jul. 25

Maurus (Marus)-Reliquien werden zusammen mit solchen weiterer Trierer Bischöfe bei der Weihe der Kirche des Bamberger Kanonikerstifts St. Jakob durch Bischof Otto I. von Bamberg (1102 – 1139) in den rechten Seitenaltar eingelegt. Eintrag/Text:

Anno ab incarnatione d[omi]­ni millesimo centesimo nono, in dictione s[e]­c[un]­da viiia K[a]­l[en]­darum aug[usti] dedicatu[m] est hoc monasteriu[m] a uenerabili Ottone huius s[an]­c[t]­ę babenb[er]­gensis eccl[esi]­e sedis octauo episcopo in honore …

16. Marus |

Altare in dextra parte dedicatum est in honore d[omi]­ni n[ost]­ri ih[s]­u [sc. iesu] Chr[ist]­i …. Reliquię aut[em] in eo continent[ur] Siluestri, Nicolai, Ŏdalrici, Willi­ baldi, Magni, Mat[er]­ni, Britii, Valerii, Seueri, Florini, Simeonis, Mauri, Eucharii, Domiciani, Iuuentini, Probi. Quelle/Überlieferung:

Bamberg, Staatsarchiv Stift St. Jakob, B 101 Nr. 1 (Liber copiarum ecclesiae collegiatae ad Sanctum Iacobum), um 1142, fol. 12r – 13v Ausgabe(n):

Deinhardt, Wilhelm: Dedicationes Bambergenses. Weihenotizen und Urkunden aus dem mittelalterlichen Bistum Bamberg (Beiträge zur Kirchengeschichte Deutschlands 1), Freiburg i. Br. 1936, Nr. 12 S. 9 f. – Jaffé, Philipp (Hg.): Annales et notae Babenbergenses MGH SS 17, Hannover 1861 (Ndr.), S. 634 – 642; Notae sancti Iacobi Babenbergenses S. 637 – 639; S. 637 Kommentar:

1072 (s. Eucharius Nr. 49 bv) sind bei der Weihe der Krypta des Stifts Reliquien der Trierer Gründerbischöfe erwähnt. Fast 40 Jahre später sind die Beziehungen zu Trier intensiver geworden. Reliquien des Valerius und des Maternus sind für gleich zwei Altäre bezeugt. Wenn nicht alles täuscht, ist für den rechten Seitenaltar eine mit Maternus beginnende und mit Eucharius endende Reihe von Trierer Heiligen geboten, Britius wäre dann als Bischof Britto, Maurus als Marus zu verstehen. Literatur:

von Guttenberg, Erich: Das Bistum Bamberg 1 (Germania sacra 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz 1), Berlin 1937 (Ndr. 1963), S. 130 – Boshof, Otto I. von Bamberg 23 12. Jh. Beginn

Marus ist in der zweiten Schicht eines Kalenders aus dem Kanonikerstift St. Simeon (Trier), der einem Psalterium des 11. Jahrhunderts vorgebunden ist, zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

VII K[a]­l[endas] [Februarias] Mari ep[iscop]­i treu[erensis] Policarpi m[artyris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jahrhundert, fol. 1v – 8r; fol. 1v Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 380 – 386 [Calendarium Collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculi XI: die erste, nicht-­trierische Schicht]) – Heyen, Franz-­

305

306 | Hauptteil Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 582 Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) 24 12. Jh. Beginn

Bischof Marus ist (zum 26. Januar) mit liturgischer Angabe in einem Evangelistar aus dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) geführt. Eintrag/Text:

N[atale] Mari ep[iscop]­i treuir[ensis] – Ev[angelium] Videte. uigilate (Mc 13, 33 ff.) Über der Zeile Maior missa Evangelientext fol. 183v Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 95 Nr. 429, (De sanctis) fol. (150r) 151v – 173v; fol. 154r Ausgabe(n):

(Becker, Eucharius S. 400 – 402; S. 400) Kommentar:

Das Datum des Festes lässt sich, da präzise Angaben fehlen, nur aus der Abfolge der Heiligen erschließen. – In dem die „Eigenentwicklung“ des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias mit den „Hausheiligen“ Celsus, Agricius; Valerius (fol. 153v; fol. 154r – ­v, fol. 155r), Cyrillus (fol. 159r), Severus (fol. 171r), Eucharius (fol. 151v) spiegelnden Festverzeichnis findet sich neben den profilierten Bischofsheiligen Maximinus und Paulinus mit besonders ausgeführtem Eintrag Maternus (fol. 168r – 169v) analog zu Eucharius, Valerius und Agricius. Von den späteren Bischöfen finden sich außer Marus, dieser mit Maior missa nach dem vorhergehenden ersten Tagesheiligen Policarp mit Prior missa, Bonosius, Magnericus, Nicetius mit maior m[issa] (sowie Willibrordus). Der genannte Evangelientext ist mit anderen für Trierer Bischöfe gebrachten Texten verwandt. Literatur:

Zur Überlieferung: Siffrin / Laufner / Thomas, Handschriften S. 46 – 46A – Becker, Eucharius S. 66 Nr. 4 – Zur Quelle: Becker, Eucharius S. 400 – 402, S. 402 (zu „Eigenentwicklung“ und „Hausheiligen“)

16. Marus |

25 um 1130

Marus ist in einer erweiterten Fassung des Martyrologiums Hermanns von der Reichenau aus Bayern zum 26. Januar als heiliger Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Rome s[ancti] uitaliani p[a]­p[ae] et c[on]­fessoris. Treueris s[ancti] mari ep[iscop]­i et c[on]­fessoris. Ite[m] ap[ud] biturigas ciuitat[em] beati sulpitii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 5256, nach 1147 Chorherrenstift Herrenchiemsee, fol. 1v – 101r; fol. 9r – Lücken in dem Ms. zu schließen durch die etwas jüngere Überlieferung München, BSB Clm 22058 aus dem Benediktinerkloster Wessobrunn. Ausgabe(n):

Borst, Reichskalender S. 509 und S. 511 Anm. 12 Kommentar:

Im Vergleich zur Martyrologienvorlage (Hermann), in der Valerius, Maximinus und Paulinus vertreten sind, ist in die bayerische Fassung eine beträchtliche Zahl Trierer Heiliger aufgenommen. Zu den Trierer Neuaufnahmen gehören Agricius fol. 5r; Nycasius (!) fol. 6v; Marus fol. 9r; Castor fol. 13v; Leontius (fol. 14v); Celsus fol. 15r; Basinus, Quiriacus fol. 17r; Felix fol. 21r; Aprunculus fol. 26r; Modoaldus fol. 33r; Paulinus fol. 34v (translatio); Symeon, Chuono fol. 38r; Auspicius fol. 53r; Severa fol. 56v; Magnericus, Beatus fol. 57r; Maximinus fol. 74r (depositio); Maternus (fol. 75r); Liutwinus fol. 80r; Meginherus fol. 81v; Eucharius (fol. 99r). Literatur:

Dümmler, Martyrologium S. 214 – 220 (Marus fehlt dort) – McCulloh, Herman the Lame’s Martyrology – Borst, Kalenderreform S. 367 f. (Lit.) 26 1148 Jan. 13

Marus-­Reliquien werden bei der Weihe des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Papst Eugen III. (1145 – 1153) und Erzbischof Adalbero von Trier (1131 – 1152) zusammen mit solchen weiterer Trierer Bischöfe und Bekenner im Hochaltar niedergelegt. Eintrag/Text:

Anno dominice incarnacionis Mo.Co.XL .VIII o, LXI mi decennovalis cycli anno nono, indictione XI, presidente apostolico Eugenio IIIo Romane ecclesie summo pontifice, anno papatus sui IIIo, imperii vero regni Conradi tercii regis gloriosi XImo, venerabilis autem Adalberonis huius civitatis archiepiscopi anno XVI, dedicatum est hoc monasterium ab eodem venerabili apostolico et ab Adelberone archipresule Idus Ianuarii; petente

307

308 | Hauptteil venerando Bertoldo abbate, ordinacionis sue anno XII mo. Consecratum est autem principale altare in honore sancti Iohannis euangeliste et sancti Eucharii, apostolorum Philippi et Iacobi, Stephani pape et martiris. Quorum eciam reliquie inibi continentur. … Reliquie episcoporum et confessorum: Eucharii (fehlt Hs 28), Valerii, Materni, Agricii, Cirilli, de stola et de pallio sancti Maximini, Magnerici, Modesti, Auctoris, Mari, Modowaldi, Bonosii, Felicis, Severi Treverensium pontificum; … Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 98, 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 111v – Trier, BPS Hs 23, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert, fol. 182v (gleiche Schrift und gleicher Inhalt wie Hs 98) – Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen 1486 – 1489 geschrieben, fol. 2r – 10r; fol. 2v – 3r Ausgabe(n):

Notae dedicationum S. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger), Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1278 Z. 12 ff., Z. 27 ff. – Ältere Ausgabe: Iohannes Bollandus AA SS Feb. III, 1658, S. 453C-454D; S. 453D; S. 453E Regest(en):

(Regestartiger Bericht) Gesta Treverorum Continuatio II, ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379; c. 7 S. 378 (s. auch Gesta Alberonis archiepiscopi auctore Balderico, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 [Ndr.], S. 243 – 260; c. 23 S. 255) – Goerz, Regesten Trier S. 19 – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 2063 S. 567 – JL 2 S. 51 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *3 S. 222 f.; Nr. *258 S. 116 Kommentar:

Zu dem Zeitpunkt der Weihe, nach der „inventio“ der Matthias-­Gebeine, und zu Johannes Evangelist und Eucharius als „Hauspatronen“ s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dk. Zu ihnen gehören neben Valerius und Maternus als Hausheilige Cyrillus und Modestus. Es fehlt zwar Bischof Paulinus, doch ist mit der Reihe Marus, Modoald, Bonosius und Felix eine Phalanx von im Stift (St. Marien-)St. Paulin bestatteten Bischofsheiligen aufgeboten (zu diesen Sepulturen Heyen, Paulin S. 266 – 306). Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis S. 76; S. 17 (völlig verfehlte Kritik an der MGH-Ausgabe); (S. 23) –– Coens, Catalogus seminarii S. 256, S. 244 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *257 S. 115 f. – Becker, Eucharius S. 123 (Nr. 75); S. 125 (Nr. 86); S. 35 – 39; S. 435 – 438

16. Marus |

27 1148 Jan. 31

Bei der Neuweihe des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) durch Papst Eugen III . wird nach der Weihe eines Felix-­Altars, des Hauptaltars und weiterer Altäre an der Sepulturstätte des Marus durch Erzbischof Balduin von Caesarea ein Marus-­Altar geweiht. Eintrag/Text:

Anno uero mocoxloviiio ab incarnac[i]­o[n]­e d[omi]­ni d[omi]­nus Eugenius papa tertius, anno pontificatus sui tertio, p[ri]­die kal[endas] Februarii su[per]­ue[n]­it et uestigia pre­ decessoris sui est subsecutus cu[m] solle[m]­pni b[e]­n[e]­dictione et priuilegii augme[n]­ tac[i]­o[n]­e. Idem monasteriu[m] rogatu d[omi]­ni Adelb[er]­onis archiep[iscop]­i i[n] p[ri]­stinu[m] gradu[m] r[e]­formauit atque c[on]­secrauit in honore s[an]­c[t]­e dei geni­ tricis marie et o[mn]­i[u]­m s[an]­c[t]­or[um]. Ip[s]­a ue[r]­o die c[on]­secratu[m] est altare s[an]­c[t]­i Felicis archiep[iscop]­i Treuer[ensis] cui[us] corpus ibide[m] requiescit. [1 a; 1 b. 2 gibt verkürzte Fassung]. … Eade[m] v[er]­o die consecratu[m] est ab ip[s]­o Balde­ wino Archiep[iscop]­o Altare s[an]­c[t]­i Mari In honore s[an]­c[t]­or[um] ap[osto]­lor[um] petri et pauli et s[an]­c[t]­i Mari cui[us] corp[us] ibide[m ]­r[e]­quiescit. Angeführt sind dann die Reliquien von Papst Stephan I., der Märtyrer Felicissimus, Agapitus, der (in St. Paulin bestatteten) Confessores Bonosius und Abrunculus und weiterer Heiliger. Quelle/Überlieferung:

1 a: Collatio super urbis recommendatione, sancti Paulini aperitione atque ecclesie ipsius religione, 25 habens capitula des Propstes Friedrich Schavard von St. Paulin (1399 – 1406): Paris, BnF lat. 10157, Stift St. Paulin (Trier), fol. 1r – 36v; fol. 18r – 19r – 1 b: Abschrift: Trier, StB Hs 1343/94 4o, 15. Jahrhundert, fol. 129r – 151r; fol. 148v – 149v – 2: Fast wörtlich entsprechend Weihenotiz Trier, StB Hs 1343/94 4o, 15. Jahrhundert, fol. 165r – 166v; fol. 165v; fol. 166v. Ausgabe(n):

Heyen, Paulin S. 77 f.; S. 339 – 341; S. 339 f.; S. 340 d (nach Erstexemplar Schavards) – Notae dedicationum S. Paulini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1275 – 1277 (nach den beiden jüngeren Hss., resp. nach 2); S. 1276 Z. 36 ff.; S. 1277 Z. 34 ff. Regest(en):

(Regestartiger Bericht) Gesta Treverorum Continuatio II, ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379; c. 7 S. 378 (s. auch Gesta Alberonis archiepiscopi auctore Balderico, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 [Ndr.], S. 243 – 260; c. 23 S. 255) – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 2065 S. 568 – JL 2 S. 51 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *6 S. 236; Nr. *259 S. 116

309

310 | Hauptteil Kommentar:

Bei der Neuweihe des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin durch Papst Eugen III. werden im Hauptaltar der Kirche nach Reliquien des Herrn, der Gottesmutter, von Aposteln, römischen Heiligen und Märtyrern unter vielen anderen solche der Trierer Bischöfe von Eucharius bis Maximinus niedergelegt. Im Matthias- und Paulinus-­Altar, der auch in honore sanctorum martirum Thebeorum geweiht ist, folgen auf vier herausgehobene römische Märtyrer u. a. die Bischöfe Maternus und Agricius. Beide sind auch in dem Aposteln- und Johannes Baptist-­Altar präsent. Der Marus-­Altar ist als Pendant zu dem Felix-­Altar angelegt, von beiden heißt es cuius corpus ibidem requiescit: Paulinus, Felix und Marus stehen für das Selbstverständnis und die Ideen des Stiftes St. Paulin. Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 17 – 20; S. 19 – Coens, Catalogus civitatis S. 250 – Heyen, Paulin S. 10 – 12; S. 77 f.; S. 97 f.; (S. 348) – Boshof, GP 10, 1 Nr. *257 S. 115 f. – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 118 28 12. Jh. 2. H.

Marus ist zum 26. Januar in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Natale sancti policarpi ep[iscop]­i et martyris … Eodem die s[an]­c[t]­or[um] … Ipso die treberis s[an]­c[t]­i mari ep[iscop]­i et confessoris Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 5r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Nach Heyen, Simeon S. 208 „bezeichnet als Martyrologium s. Hieronimi (nicht untersucht)“. Heyen war entgangen, dass Rosenthal (Martyrologium S. 28, S. 31 – 34) die Handschrift eingehender untersucht hatte und mit dem Verweis auf Quentin (Martyrologes S. 470 – 475) zu dem Befund gekommen war, der Text gehöre zur Gruppe der abgekürzten Ado-­Martyrologien. Rosenthal hatte (S. 32) schon überzeugende Indizien – besonders Einträge von Dedicationes und Inventiones – gefunden, dass trotz der Besitzvermerke der Handschrift für das Stift St. Simeon in direkter oder indirekter Weise das Kloster St. Eucharius als „Ursprungsort“ in Frage komme. Diese Indizien lassen sich in entscheidender Weise bekräftigen und vermehren. Die für

16. Marus |

St. Eucharius charakteristischen Heiligen Modestus (fol. 8v) und Cyrillus (fol. 17v) sind geführt. Neben der Heraushebung der im Martyrologium Hieronymianum geführten Heiligen Valerius (fol. 5r – ­v), Maximinus (fol. 18v; fol. 31v) und Paulinus (fol. 29v) ist über das Hieronymianum hinaus die Apostrophierung von und die Legende zu Eucharius (fol. 42v TREBERIS transitus s[an]­c[t]­issimi patris n[ost]­ri EVCHARII primi treuiror[um] archiep[iscop]­i qui …) mehr als aussagekräftig. Oben genannte charakteristische Merkmale liefern einen wesentlichen Unterschied zu der von Heyen, Simeon S. 580 – 590, bes. S. 580 f. eruierten frühen Heiligenschicht der Handschrift Trier, StB Hs 14/1845 2o, die nach Heyen ebenfalls nicht in St. Simeon geschrieben, doch früh zu ihrem Grundbestand wurde. Literatur:

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 29 12. Jh. Ende/13. Jh. Beginn

Bischof Marus ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief nach Bischof Magnerich, „Bischof “ Felicissimus und Bischof Basinus, vor den Bischöfen Severinus (evtl. fiktiver Trierer Bischof des 4. Jahrhunderts) und Nicetius mit Beischrift dargestellt. Eine weitere Reliefreihe bietet in analoger Form die Bischöfe Bonosius, Legontius, Modovvaldus neben den Heiligen Vincentius, Nicolaus und Martinus (evtl. fiktiver Trierer Bischof des 4. Jahrhunderts), eine andere die Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix. Bischof Cyrillus ist nach „Papst“ Alexander (2. Jahrhundert) und seinem Bischofsvorgänger Severus sowie „Papst“ Silvester (314 – 335) dargestellt. Eintrag/Text:

(nach Ausgabe Fuchs 1) A Hoc Altare BEATVS VVILLIBRORDVS IN HONORE D(OMI)NI SALVATORIS CONSECRAVIT – B (Verse) INTVITVM FLECTES … CORONAM IN HAC S(AN)C(T)VARII ARCVLA CONTINETVR  / SANC(T)E DEI GENITRIC(IS) MARIE VESTIS PARS ALIQVA. CAPVT ET BRACHIVM COSTIS S(AN)C(T)I PONTIANI [ M(ARTY)RIS. VINCENTII. CIRIACI / STEPHANI P(A)P(E). MAVRICII. FELICIS P(A)P(E)]. D1 S(ANCTVS) MAG/NERIC(VS) S(ANCTVS) FELICISSIM(VS) S(ANCTVS) BA/SIN(VS) S(ANCTVS) MA//RVS

311

312 | Hauptteil

D3

E1

E3

S(ANCTVS) SEVE//RIN(VS) S(ANCTVS) NI//CET(IVS) S(ANCTVS) BO//NOSI(VS) S(ANCTVS) LEG//ONT(IVS) S(ANCTVS) VINC//ENT(IVS) S(ANCTVS) MODO/VVALDVS S(ANCTVS) NIC//OLAVS S(ANCTVS) MAR//TIN(VS) S(ANCTVS) / AGRICIVS S(ANCTVS) / MAXIMINVS S(ANCTVS) / PAVLIN(VS) S(ANCTVS) / FELIX S(ANCTVS) / ALEXAND(ER) P(A)P(A) S(ANCTVS) / SEVER(VS) // S(ANCTVS) / SYLVESTER S(ANCTVS) / CYRILLVS

Quelle/Überlieferung:

Tragaltar: Trier, Liebfrauenkirche aus Kloster St. Maria ad martyres (Trier), jetzt Leihgabe an Domschatz Trier. – Beschreibung (mit Kommentierungen): Bro(u)wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 459 – 461 – Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts fehlen die Namen von Sylvester und Cyrillus, die noch von Bro(u)wer / Masen / von Stramberg (S. 460) gelesen wurden, siehe Fuchs, Inschriften I S. 220 Nota s. Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 109. Datierung „E. 11.-A. 12. Jh., um 1320 (?)“ S. 215 – 222; S. 218 E3 (S. 220 Nota q: Korrektur von falschen Lesungen bei Calmet und Hontheim zu D1; Nota s: korrekter Hinweis, dass entgegen Kraus, Inschriften 2 S. 175 spätestens ab dem 18. Jh. die Namen von Sylvester und Cyrillus [Teil E3] fehlten, wie aus Bro(u)wer / Masen / von Stramberg S. 460 zu ersehen ist). Kommentar:

In den sorgfältig kommentierenden Untersuchungen zu seiner Ausgabe legt der Herausgeber Fuchs (S. 219) dar, dass zwei zeitlich zu unterscheidende Schichten voneinander abzuheben seien: A „von B und selbstredend von den gestanzten Inschriften [D, E]“. Dabei gebe es wohl kaum eine große zeitliche Distanz. In Anlehnung an Kraus (Inschriften 2 S. 175 f.) datiert er auf das 11. Jahrhundert, 15 Jahre vor 1100 oder danach, mit Vorzug des früheren Ansatzes (Fuchs S. 219 f.). Lückger / Bunjes hatten die Ausführung des „Kastens“ „gegen Ende des 12. Jh. angenommen“ (S. 199 f.). Ronig war auf eine schichtenabhebende Datierung, 12. Jahrhundert 1. Hälfte, 12. Jahr-

16. Marus |

hundert Ende, um 1320, gelangt; ähnlich datierten Giersch / Schmid (S. 50 – 52) auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Neue Überlegungen, die hier vorgetragen werden, führen zur sicheren Datierung auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert: Die Namen Severinus (D1) und Martinus (D2) sind dem Anschein nach aus den um 1101 bzw. kurz danach interpolierten späten Fassungen (VIII und IX) der Trierer Bischofsliste (MGH SS 13 S. 301) genommen; siehe ferner die Hinweise auf Nachtrag in Gesta Treverorum Rezension A (um 1101) und die Auslassung in den Rezensionen B und C (um 1130 und 1152: MGH SS 8 c. 16 S. 148 f. mit Anm. 31 – 36; c. 19 S. 152; S. 153). Diese „Bischöfe“ dürften also kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts gesetzt worden sein. Doch führte eine vergleichende Gegenüberstellung mit den Reliquienbeständen des Eigentümerklosters St. Maria ad martyres weiter. Die Dedikationsnotizen zu den Altarweihen vom 16. Dezember 1017 und vom 12. Mai 1209 (MGH SS 15, 2 S. 1272; S. 1272 – 1274) sind aussagekräftig: In der früheren Notiz (S. 1272 Z. 35 f.) sind Reliquien der Gottesmutter, des Märtyrers Pontianus (dazu s. Inschrift Teil B) und sancti Alexandri martyris genannt. 1209 ist ein Altar sancti Stephani prothomartyris mit Reliquien von Stephanus, Mauricius (S. 1272 Z. 44 f.-S. 1273 Z. 2 – s. Inschrift Teil B) genannt, ferner Reliquien sancti Nykolai, Modualdi (S. 1273 Z. 16 f. – s. Inschrift Teil D3), ferner Reliquien Mauricii, Silvestri pape (S. 1273 Z. 31, Z. 42 [Z. 27] – s. Inschrift Teil E3 Alexander papa, Silvester [papa]), ferner Reliquien Felicissimi (S. 1274 Z. 5/4 – s. Inschrift Teil D1). Die Berührungen sind so eng, die Transformationen (siehe Alexander zu Alexander papa) so sprechend, dass die Relief-­Bischofsreihen in den Kontext des Marienklosters und damit an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert gehören müssten. – Es könnte erstaunen, dass die Trierer Gründerheiligen Eucharius, Valerius und Maternus in den Inschriften nicht begegnen. Dies erklärt sich wieder aus der Verbindung mit dem Marienkloster an der Mosel. In dessen Dedikationsnotizen von 1017 Dez. 16 bis 1468 Apr. 29 ist Eucharius überhaupt nicht, Valerius einmal, Maternus zweimal vertreten (MGH SS 15, 2 S. 1272 – 1275; Valerius und Maternus: 1209 Mai 10: S. 1273 Z. 43, S. 1274 Z. 10; Maternus: 1468 Apr. 20: S. 1275 Z. 41). – Die Anordnung bei E3 könnte den Schluss nahelegen, Bischof Severus stehe für die Rombindung der trierischen Kirche. Diese Folgerung wäre sehr gewagt: Die chronologischen Zuordnungen des Severus zu dem „Papst“ Alexander des 2. Jahrhunderts und des Severus-­Nachfolgers Cyrillus zu Silvester passen nicht zusammen. Zudem hätte sich bei Silvester als Pendant der E1 vor Maximinus, Paulinus und Felix einleitende Agricius angeboten. Doch diese stehen für die beiden benachbarten Konvente von St. Maximin und St. Marien/St. Paulin. Die Erklärung, „Papst“ Alexander habe im 2. Jahrhundert nach dem Pontifikat des hl. Maternus die ersten Trierer Bischöfe eingesetzt, Silvester (also wohl in der Person des Agricius) die ersten Erzbischöfe (s. Bro[u]­wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 460) ist mehr als phantasievoll. – Zu einer vielleicht erkennbaren chronologischen Ordnung der Trierer Bischöfe in den einzelnen Relieffeldern s. Leontius Nr. 17.

313

314 | Hauptteil Literatur:

Bro(u)wer / Masen / von Stramberg, Metropolis 1 S. 448 – 461; S. 457 – 461 – Kraus, Inschriften 2 Nr. 362 S. 174 – 176 – Lückger / Bunjes (Liebfrauenkirche), in: KDM 3 S. 124 – 203; S. 196 – 200 (Abb.: S. 199 – 201) – Ronig, Schatzkunst Nr. 40 S. 110 f. – Giersch / Schmid, Rheinland S. 50 – 52 – Fuchs, Inschriften s. Ausgabe 30 13. Jh. Beginn

Marus ist im Kalender eines Breviariums eines Augustinerkonvents (Trier) zum 26. Januar als Bischof (? von Trier) und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Mari ep[iscop]­i conf[essoris] (? Treverensis) Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 428/3 8o (verschollen), 13. Jahrhundert Beginn, fol. 1r – 7r; fol. 1r/1v (?); Proprium de sanctis fol. 191r – 248v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 26) Kommentar:

Der Eintrag ist vermutlich analog zu den bei Keuffer (S. 46) gebrachten Nennungen formuliert. Trierer Bischofsheilige sind im Proprium de sanctis (fol. 191r – 248r) nicht vertreten, ihre Namen sind nur am Rande vermerkt (Kurzeja). – Dieser Kalender steht an der Spitze einer Gruppe von Texten, die zahlreiche neue Nennungen und in steigendem Maß einheimische Namen bringen (Miesges). Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 428 S. 46 – 49 – Miesges, Festkalender S. 17, S. 120 – Kentenich, Gottfried: Über die Herkunft eines illustrierten Breviers aus dem 13. Jahrhundert in der Trierer Stadtbibliothek, in: Trierer Zs. 2 (1927) S. 171 – 177 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 – Nolden, Signaturenkonkordanz (führt die Handschrift nicht) 31 13. Jh. 1. H. (nach 1230)

Marus ist im Kalender eines Psalteriums aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) zum 26. Januar als Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Marii confessoris

16. Marus |

Litaniae: Nach universalkirchlichen Heiligen sowie Brictius von Tours und Remigius von Reims Anrufung der trierischen Heiligen Eucharius, Valerius, Maternus, Willibrordus, (Severinus), Severus. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 435/1915 8o, 13. Jahrhundert 1. Hälfte; Kalender fol. 1v – 7r; fol. 1v ; Litanei fol. 163v – 164v; fol. 164r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 26) Kommentar:

Entgegen den Datierungen in den Beginn des 13. Jahrhunderts (Miesges S. 11; Keuffer) ergibt sich aus den Eintragungen (s. Keuffer S. 56; Miesges S. 121) – der 1228 kanonisierte Franz von Assisi ist bereits erfasst (fol. 6r) –, dass der Kalender frühestens um 1230 geschrieben sein kann. – Neben Marus, der hier in singulärer Form als confessor erscheint und nicht herausgehoben ist, sind zahlreiche Trierer Bischöfe, z. T. mit liturgischer Auszeichnung, geführt. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 11, S. 120 f., S. 124 – Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 435 S. 55 f. – Kurzeja, Liber S. 314 f. Anm. 1441 (zur Litanei) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 eq S. 298 32 13. Jh. Ende

Marus ist in einem Kalender des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Mari Ep. Treveren. (Hontheim) Quelle/Überlieferung:

Handschrift verschollen. – Nach Hontheim, Prodromus S. 401 Bezug zu einem liber Hebdomadalis Ecclesie S. Simeonis in quarto, …, nunc servatus in bibliotheca Ausgabe(n):

Hontheim, Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae I, Augsburg 1757, S. 401 – 407; S. 401 Kommentar:

Mit Vorzug sind Bischöfe und Pseudo-­Bischöfe (von Trier) der frühesten Zeit (Eucharius S. 407; Valerius, Agricius S. 401; Maximinus S. 403, S. 405; Fortunatus S. 404;

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316 | Hauptteil Felix, Cyrillus (?) S. 402; Auctor, Paulinus S. 405; Maternus S. 405, S. 406; Nicetius, Severus, Willibrord S. 406) gebracht. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12 (als „Vorlage“ eines Kalenders des 15. Jahrhunderts) – Heyen, Simeon S. 577 – 580, S. 578 33 1305/1307

Für Bischof Marus ist im Liber Ordinarius der Trierer Domkirche ein Fest mit neun Lektionen aus seiner Legenda (? Vita) bezeugt. Eintrag/Text:

Mari Confessoris ant[iphona] Sacerdos et pontifex Coll[ecta] Benedictionis tue. Ad matut[inam] per omnia de confessore et pontifice. Novem lectiones de sua legenda. (Im [extrahierten] Kalender: zum 26. Januar „Mari“) Quelle/Überlieferung:

London, BL Harley MS 2958, frühes 14. Jahrhundert, fol. 1r – 68r; fol. 17r – ­v Ausgabe(n):

Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970, S. 429 – 562; S. 459 Z. 28 f.; extrahierter Kalender S. 67 – 78; S. 67. Kommentar:

Die Legenda kann auf den Liber vitae verweisen (Nr. ? 1). Kurzeja, Liber S. 357 f. weist darauf hin, dass der Liber Ordinarius analoge neun Lesungen an den Festen der Heiligen Maximin und Simeon vorsehe, im Unterschied zu Marus noch mit zusätzlicher Homilie. Die alte liturgische Praxis, die Passionen der Heiligen allein, ohne Schrifttext, zu verlesen, sei bei Marus „wahrscheinlich einfach“ vom Liber Ordinarius-­Redaktor aus „seine[r] Vorlage kopiert“. – Der Liber Ordinarius des frühen 14. Jahrhunderts belegt die herausgehobene Bedeutung des Bischofs Marus in Liturgie und Verehrung: Von Bischöfen aus der Zeit vor ihm wird außer den Gründerbischöfen Eucharius, Valerius, Maternus, Agricius, Maximinus, Paulinus nur der fiktive Amtsträger Auctor geführt. Aus der Zeit nach Marus sind von Bischöfen bis zur Karolingerzeit nur gebracht: Nicetius, Rusticus, Magnerich, Liutwin, Fortunatus. – Zum Officium pontificis in communi AA SS Jan. II, 1643, S. 731. Literatur:

Kurzeja, Liber S. 17 – 38 (zu Handschrift und Alter des Liber); S. 357 f. mit Anm. 1621 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 fo [a].

16. Marus |

34 1336 (14. Jh. 1. H.)

Marus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 26. Januar als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis findet sich zu seinem Festtag ein Offizium. Eintrag/Text:

Kalender: Mari ep[iscop]­i Proprium: Mari e[piscopi] m[artyris] D[eu]­s qui nos an[n]­ua b[eat]­i mari c[on]­fessoris tui atque pontificis solle[m]­pnitate letificas pr[esta] q[uesumu]­s ut et deuotis ea[m] m[en]­tib[u]­s] celebrem[us] et ei[us] p[at]­rocinio p[ro]­m[er]­ente ue[n]­ia[m] et i[n]­d[u]­lgentia[m] adipisci m[er]­eam[ur] Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354), Kalender fol. 2v – 8r; fol. 2v; Proprium de sanctis fol. 359r – 493v, fol. 383r Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 109) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. In dem umfangreichen Proprium ist ein Marus-­Offizium geboten wie schon in dem Liber Ordinarius von 1305/1307 (Nr. 33). Aus den im Kalender des Breviariums geführten Bischöfen von Leontius bis Sabaudus haben Aufnahme in das Proprium nur die Bischöfe Marus, Magnerich und Nicetius gefunden. Literatur:

Bastgen, Handbuch S. 185 – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 154 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 489 – 556; S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 35 1345

Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus. Marus ist im Kalender zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Mari ep[iscop]­i treu[er]­en[sis] Hs 1737 Kalender: Mari ep[iscop]­i tr[euerensis] / Policarpi ep[iscop]­i et m[a]­r[tyris]

317

318 | Hauptteil Ordinarius de sanctis: Liturgische Maßgaben, u. a. ein Johannes Chrysostomus-­Text. Ordinarius missarum: De b[ea]­ta (!) mar(ein Buchstabe ausradiert)o ar[chi]­ep[iscop]­o tre[uerensi] ut infra … Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 97r) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 133 f. p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 293 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender auch: Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol 2r Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [164]-82r bis [165]-82v Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [64]-32r Kalender: (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 67 [Mari ep. tr. / Policarpi]) – (Miesges, Festkalender S. 27 mit S. 18) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Literatur:

Keuffer/Kentenich; Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Hs 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Hs 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Hs 1737/66 4o: 15. Jh. Beginn, Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Hs 1737/66 4o aus Domkirche), S. 62, S. 65 f. – Knoblich, Bibliothek S. 170 (B 75: Heimat des Ms. 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 137 (wie Knoblich); S. 116 – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe

16. Marus |

der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). 36 um 1350

Marus ist in einem Kalender mit Nekrolog des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) zum 26. Januar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Mari ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1894/1646 2o, 14. Jahrhundert (um 1350), fol. 1r – 21r; fol. 2v Ausgabe:

(Miesges, Festkalender S. 27) Literatur:

Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gg S. 333 (Lit.) – Heyen, Simeon S. 557, S. 209 f. 37 1357 (?)

Marus-­Reliquien sind im Schatz des Prager Doms verzeichnet. Eintrag/Text:

S[ancti] Mari Ep[iscopi] Trevir[ensis] pars inf. Quelle/Überlieferung:

Siehe Ausgabe(n). Ausgabe(n):

Pešina z Čechorodu, Tomáš J. (Pessīna von Czechorod, Johann Thomas): Phosphorus septicornis stella alias matutina, h. e. metropolitanae divi Viti ecclesiae Pragensis maiestas et gloria, Prag 1673, SS. Reliquiarium et Diarium et Index S. 501 – 524; S. 503 Kommentar:

In der großangelegten Reliquienerwerbungspolitik Kaiser Karls IV. kommt Marus neben den Heiligen Valerius, Maternus und Castor offenbar besondere Bedeutung zu. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 js S. 671 f.; Maternus Nr. 39 fi S. 948 f.

319

320 | Hauptteil 38 um 1370

Erzbischof Marus ist im Ordinarius Missae der Trierer Domkirche (Trierer Proprium) mit einem Offizium vertreten. Eintrag/Text:

De s[an]­c[t]­o maro archiep[iscop]­o treue[re]­n[si]. ut infra de c[onfessore] po[n]­tifice Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Ms 972, ca. 1372, fol.41v – 7 1v (Proprium sanctorum), fol. 44v – 45r Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358) Kommentar:

Im Proprium sanctorum findet sich Marus in einer markanten Reihung bekannter und weniger bekannter Trierer Bischöfe der Spätantike und des Frühmittelalters. Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358 39 nach 1381

Marus ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Policarpi ep[iscop]­i. Mari ep[iscop]­i treu[erensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 1v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 27) Kommentar:

Zur formalen Anlage der von Miesges unter der Sigle B zusammengefassten Breviarien-­ Kalender nach dem Muster des Kalenders des Breviarium (recte: Ordinarius) Balduini (Nr. 34, Nr. 35) s. Miesges, Festkalender S. 15. Der Kalender des Klosters St. Marien/ St. Irminen stimmt fast völlig mit diesem überein. – Zu Korrektur der inkonsequenten und verfehlten Datierung durch Miesges und Keuffer s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678. – Während Agricius (fol. 1r), Valerius (fol. 1v), Maximinus (fol. 5v) und Maternus (fol. 10v) durch roten Eintrag hervorgehoben sind, fehlt Eucharius.

16. Marus |

Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77 f. – Miesges, Festkalender S. 15;S. 122; S. 104/105 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678 40 nach 1381

Marus ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt, im Proprium sanctorum als Bekenner. Eintrag/Text:

Kalender: Mari ep[iscop]­i tre[uerensis] Policarpi Proprium: Mari confess[oris]. Deus q[u]­i nos annua b[ea]­ti mari confessoris tui atque pont[ificis] solle[m]­pnitate letificas, p[rest]­a q[uesumu]­s, ut et deuotis ea[m] me[n]­­ tibus celebrem[us] et ei[us] patrocinio p[ro]­merente uenia[m] et i[n]­dulgencia[m] n[ost]­rar[um] c[u]­lpar[um] adipisci mereamur. Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v, fol. 2r; Proprium sanctorum fol. 301v – 385v, fol. 318r Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 27) Proprium: --Kommentar:

Zur formalen Gestaltung des Kalenders und der weiterer verwandter Brevierkalender nach dem Muster von Nr. 39 s. Miesges, Festkalender S. 15; S. 122. – Zur Präzisierung der Datierung s. Nr. 39 und Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 go S. 337. Im Kalender wie in dem recht umfangreichen Proprium sanctorum wird die fast vollständige Reihe Trierer Bischofsheiliger von Eucharius bis zu Basin (fol. 3r) und Liutwin (fol. 6r) geboten, dazu eine Reihe trierverbundener Heiliger. Im Proprium sind die Bischöfe der Gründungs- und Konsolidierungsphase, die z. T. auch im Martyrologium Hieronymianum geführt sind (Valerius fol. 318v – 319r, Maximinus fol. 330v – 331r, Paulinus fol. 359v – 361r, Maternus fol. 364r – ­v, fol. 371r Notiz zur Translatio am 23. Oktober, Eucharius fol. 308v – 310v) mit Offizien vertreten. Bei mit Trier verbundenen Heiligen und Bischöfen ist dies der Fall bei Castor (fol. 322v – 324r), Apostel Matthias (fol. 326r – 327r), Symeon (fol. 331r – ­v), Adalbert von Egmond, confessor (fol. 334r – ­v), Kaiserin Helena (fol. 354r – 355v), Willibrord (fol. 374v – 376v).Von den fiktiven Trierer Bischöfen ist keiner im Proprium sanctorum geführt, von den historischen außer Marus nur Liutwin (kurzer Nachtrag fol. 369r) sowie Nicetius (fol. 369v – 370v).

321

322 | Hauptteil Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“). 41 1389/1390

Marus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 26. Januar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Mari policarpi ep[iscop]­or[um] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 11v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 27) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 42 14. Jh. 2. H./Ende

Marus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 26. Januar als Bischof von Trier geführt und erscheint im Proprium sanctorum mit liturgischen Maßgaben. Eintrag/Text:

Kalender: Mari ep[iscop]­i tr[euerensis] Policarpi m[a]­r[tyris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 7r; Proprium fol. 295r – 421r; fol. 410r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 27 mit S. 18)

16. Marus |

Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Von den Trierer Bischöfen bzw. Heiligen sind in das Proprium nur die Gründerbischöfe Valerius (Kalender fol. 7r; Proprium fol. 410v), Maternus (Kalender fol. 11r; Proprium fol. 362v – 364v, fol. 374r [Translatio]) und Eucharius (Kalender fol. 12v; Proprium fol. 400v), sodann Maximinus (Kalender fol. 9r; Proprium fol. 301r – ­v), Paulinus (Kalender fol. 10v; Proprium fol. 356r – 357r), Willibrord (Kalender fol. 12r; Proprium fol. 378v), Simeon (Kalender fol. 9v; Proprium fol. 303r – 305r) aufgenommen. In der frühmittelalterlichen Gruppe hat außer Marus nur Nicetius (zusammen mit Remigius) Aufnahme in das Proprium gefunden. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30. 43 14. Jh.

Bischof Marus ist in einer Nachtragsschicht eines Kollektars des Stiftes St. Simeon (Trier) aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit weiteren (Trierer) Heiligen aufgenommen. Eintrag/Text:

Mari ep[iscop]­i et confess[oris] treu[erensis] Deus qui nos annua b[e]­ati mari confesso[r]­is tui atque po[n]­tificis solle[m]­pnitate letificas, pr[aest]­a q[uaesumu]­s, ut et deuotis ea[m] me[n]­tibus celebrem[us] et ei[us] p[at]­rocinio promerente uenia[m] et indulgentia[m] n[ost]­rarum culpar[um] adipisci meream[ur]. P[er] … Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 363/1027 4o, 13. Jahrhundert 1. Hälfte; Nachtragsschicht 14. Jahrhundert fol. 110r – 116v; fol. 110v. Die Kopie des 15. Jahrhunderts (Trier, SB Hs 473/1931 8o) hat die Ergänzungen eingearbeitet. Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Nach Kurzeja besteht ein Bezug zur Domliturgie des 14. Jahrhunderts und ist die Gruppe um Marus erst spät in die Handschrift aufgenommen worden. Literatur:

Kurzeja, Liber S. 23 f. mit Anm. 63, S. 60 mit Anm.193 – Heyen, Simeon S. 205 Verweis: Eine dichte Bezeugung des Bischofs Marus ist in Trierer Kalendern des 14. und 15. Jahrhunderts gegeben: Miesges, Festkalender S. 27. Schwerpunkte sind das

323

324 | Hauptteil Kloster St. Maximin und das Stift St. Simeon. – Literatur: Miesges, Festkalender S. 11 – 15, S. 121 – 123. 44 14. Jh.

Marus ist im Nekrolog-­Kalender des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien (später St. Thomas) bei Andernach (Bistum Köln; heute Bistum Trier) zum 26.Januar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Policarpi ep[iscop]­i et m[a]­r[tyris]. Mari ep[iscop]­e (!) Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 2039/670 4o, 14. Jahrhundert, fol. 1v – 49r; fol. 4v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 27) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 31. 45 um 1400/15. Jh.

Im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) ist das liturgische Offizium zum Fest des heiligen Bischofs Marus zum 26. Januar normiert. Im Anhang, dem Anfang einer Geschichte des Stifts St. Paulin, ist Marus nach dem „Constantius“-­Grab in der Kirche von St. Paulin und den Bischöfen Paulinus und Felix behandelt. Eintrag/Text:

In festo Beati Mari Episcopi Trevirensis ad vesperas 5que cerei et ponuntur Scrine cum Sanctuario Super altare Sancti Mari – Es folgen spezielle liturgische Normierungen. Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), 1. Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r (p. 1 – 275); fol. 36v (p. 68) – 4. Anhang: Geschichtlicher Abriss fol. 143r – 147r (p. 282 – 289); fol. 147r (p. 289): Am Grab des Marus geschehen zahlreiche Wunder. Ausgabe(n):

(Heyen, Paulin S. 369 f.)

16. Marus |

Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v (Nr. 19) markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 f., S. 363, S. 369 f., S. 389 46 1482/1486

Im Martyrologium der Bursfelder Kongregation ist Bischof Marus im Zusatz der zweiten Trierer Handschrift zum 26. Januar als heiliger Bischof und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Trebe[r]­is, sancti mari ep[iscop]­i et confessoris Quelle/Überlieferung:

Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 161 [Hs T2]: Trier, BPS Hs 63, fol. 2r – 7 7v; fol. 7v

325

326 | Hauptteil Ausgabe:

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 170 zu Zeile 23 Kommentar:

Im Unterschied zu der sehr breiten Rezeption von Bischof Marus in der mittelalterlichen Verehrung ist sein Festtag anders als der vieler anderer Trierer Bischöfe nicht in den normierten Haupttext des Martyrologiums übernommen worden. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 14 – 31, S. 155 – 163 (zu Überlieferung und Ausgabe) 47 1490/16. und 17. Jh.

Marus wird in Usuard-­Auctarien der Kölner Kartäuser und Nachfolgetexten zum 26. Januar als Trierer Bischof und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Mart. Köln 1490: Treuiris Mari Episcopi et Confessoris; qui in Ecclesia S. Pauli (Paulini sc.) requiescit Knappe Kennzeichnung als Bischof von Trier und Bekenner: Galesinius, Martyrologium …, 1578 – Johannes Molanus, Usuardi Martyrologium, Löwen ²1573 (s. Rosenthal, Martyrologium S. 294) – Johannes Ferrarius: ohne die Kennzeichnung als Bekenner – Ausführlicher (s. AA SS Jan. II S. 730: Heribert Rosweyde: Treuiris, Mari Episcopi et Confessoris. Item in Florario meo MS. Sanctorum: Treviris depositio S. Mari, ejusdem urbis Episcopi, anno salutis CCCCLXIX. Die chronologische Aussage ist nicht mit anderen ermittelten Fixpunkten kompatibel). Bezeugt unter der Namensform Marcus bei Petrus Cratepolius, Claudius Robertus sowie André du Saussay, Matyrologium Gallicanum 1637:Treuiris primae Belgicae metropoli, S. Marci Episcopi et Confessoris, magis emeritae beatitudinis gloria, quam gestorum consignatione celebris. Quelle/Überlieferung/Ausgabe(n):

S. Eintrag/Text – AA SS Jan. II, ed. Godefrey Henschen, 1643, S. 730 48 15. Jh.

In dem Martyrologium des nahe Brüssel gelegenen Benediktinerinnenklosters Petit-­ Bigard (heute Erzbistum Mecheln/Brüssel) wird Marus von Trier in einer großen Reihe Trierer (Bischofs-)Heiliger als Bischof geführt.

16. Marus |

Eintrag/Text:

Siehe Kommentar. Quelle/Überlieferung:

Bibliothèque des Bollandistes s. Ausgabe(n) Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 [1967] S. 128 – 142; S. 134 ff.) Kommentar:

Als Trierer Bischöfe bzw. weitere Trierer Heilige sind aufgeführt: Agricius, Marus, Valerius, Castor, Bonosius, Leguntius, Basinus, Abrunculus, Maximinus, Symeon, Goar, Severa, Modoald, Magnerich, Bantus, Maternus, Liutwin, Nicetius, Thyrsus, Thebäer, Fibicius. Literatur:

Coens, Martyrologes belges II S. 128 – 142 49 um 1500

Der heilige Marus gilt als äußerst wirkmächtig unter den Trierer Bischofsheiligen; die zu 1515/1517 berichtete Wunderheilung des nach Trier gepilgerten Sachsen Heinrich Duverß ist wohl darauf zu beziehen. Eintrag/Text:

[1] DE MIRACULIS S. MARI a. Bericht eines zur Heilung nach Trier gepilgerten Sachsen c. 3. b. Hoc quoque scias sanctissimum jam Marum inter maximos et sanctissimos Treui­ rorum archipontifices numerari. c. 5 [2] Obtulit VI alb. pro media lib. cere, dicens sanctum Marum sibi in suis necessitatibus miraculose subvenisse; de curru prostratus crure sinistro confracto semivivus iacens, invocavit s. Marum, qui eum, ut fermiter credit, sanitatem pristine restituit Quelle/Überlieferung/Ausgabe(n):

[1] De Miraculis S. Mari: AA SS Jan. II, ed. Godefrey Henschen, 1643, c. 3, c. 5 S. 730 f. [2] Bruderschaftsbuch St. Paulin 1515/1517, Trier, StB Hs 1675/346 4o, fol. 1r – 168r – Heyen, Paulin S. 290 f. mit Anm. 2. Kommentar:

Schon früh hat offenbar eine Mirakelsammlung für Marus existiert.

327

328 | Hauptteil Literatur:

Heyen, Paulin S. 290 f. mit Anm. 2; S. 357 f. (Bruderschaftsbuch) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 134 50 1588/1641/1673/1733

Partikel von Marus-­Reliquien werden nach Lissabon durch Johannes Borgia, nach Luxemburg an den Gubernator Reichling, an den Trierer Dompropst Damian von der Leyen, an den St. Pauliner (Trier) Dekan Osweiler (Kopfreliquiar für die Bischöfe Felix und Marus) gegeben. 1588 Lissabon: AA SS Jan. II S. 730 – Schmitt, St. Paulin S. 447 – Heyen, Paulin S. 291 1641 Luxemburg: Kapitelsprotokolle des Stiftes St. Paulin: K Abt. 213 Nr. 781 (1640 – 1700) S. 9; Heyen, Paulin S. 291; S. 71 1673 Damian von der Leyen: Kapitelsprotokolle des Stiftes St. Paulin: Koblenz, LHA Abt. 213 Nr. 781 (1640 – 1700) S. 129; Heyen, Paulin S. 291 1733 Dekan Osweiler: Heyen, Paulin S. 291, S. 334: g; S. 336: m 51 1748

Bischof Marus ist im Breviarium Trevirense von 1748 mit einem Fest mit neun Lektionen vertreten. Eintrag/Text:

DIE XXVI.JANUARII. In Festo SANCTI MARI & EPISCOPI CONFESSORIS. … Oratio … Oratio … In secundo Nocturno. Lectio IV: Marus Evemeri Archi-­Episcopi in Treverensi cathedra successor, post Pontificatum sancti Leonis primi sub Hilaro ejus successore floruisse creditur. Cujus res gestae cum temporum injuria a posterorum oculis sublatae sint, manserunt tamen nonnulla virtutum ejus insignia, Patrum traditione ad nostra usque tempora fideli memoriae commendata. … Lectio V: Potissimum vero ejus in restaurandis Martyrum Basilicis, sepulchrisque exor­ nandis studium; quod prae caeteris, in sanctissimae Dei Matris aede, quam olim beatus Felix Episcopus exstruxerat, ostendit, cum eam Hunnorum populatione, et communi urbis incendio vastatione e ruderibus excitavit. In qua post mortem suam inter plurima sanctorum Martyrum et Episcoporum, ac inprimis sancti Paulini Episcopi et Martyris sacra corpora, sepulturae locum meruit accipere. …

16. Marus |

Lectio VI: Wunderheilungen in antiqua sancti Paulini Basilica, ad quam populus Tre­ virensis celebri quondam supplicatione conveniens anniversarium diem festum agere consueverat. Die liturgischen Texte zum Marus-­Fest sind verbunden mit solchen zu dem weiteren Tagesheiligen, dem Märtyrer Polycarp. Quelle/Überlieferung/Ausgabe:

Breviarium Trevirense, jussu … D. Francisci Georgii Trevirensis … recognitum et emendatum, 4 Bde., Frankfurt/Trier 1748, 1: Pars hyemalis S. 493 – 672; S. 593 – 595 – Zu diesem Breviarium Heinz, Liturgische Bücher S. 141 – 145. – Zu Marus in den Breviaria Trevirensia von 1468, 1501, 1502: ebd. S. 126, S. 129, S. 130 f. Kommentar:

Es handelt sich um das in Nr. 33 bezeugte Marus-­Fest, das seit diesem Zeitpunkt einen, wahrscheinlich auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden, festen Platz hatte. – Die hier gebotene, nicht vertretbare Chronologie stimmt mit der von Heribert Rosweyde überein, s. Nr. 47. Literatur:

Kurzeja, Liber S. 176, S. 60 Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Bischof Marus wurde nach den Bischöfen der Gründungs- und Konsolidierungsphase des Bistums Trier – Maximin und Paulin übertreffen hier noch die ersten Bischöfe – die mit weitem Abstand stärkste Verehrung zuteil. Für die frühmittelalterliche Phase (ca. 500 – 915/956) rangiert er mit oder kurz nach Nicetius an der Spitze. Seine Verdienste um die Restaurierung seines (Begräbnis-)Stifts (St. Marien-)St. Paulin galten wohl als Signum einer Wiederbelebung nach einem guten Jahrhundert von Niedergang und Ruinen. War das Stift so initiierend und zentral für die Rezeption des Marus ab dem 9. Jahrhundert und stand dieser mit den Bischöfen Paulinus und Felix als Repräsentant für diese Institution, so strahlte seine Reputation auf weitere Trierer Klöster und Stifte aus, ja weit über sie hinaus in die trierische Kirchenprovinz und nach Lotharingien (Verdun, Köln) und weiter in den oberrheinischen, südostdeutschen und böhmischen Raum. Eine erschließbare Vita (10./11. Jahrhundert) geht der Mirakelsammlung des frühen 16. Jahrhunderts voraus. Mit beiden verknüpft ist anscheinend die im und ab dem frühen 14. Jahrhundert nachweisbare Legenda des Bischofs in der Domliturgie.

329

330 | Hauptteil D Materielle Überreste 52 Grab

Das Grab des Bischofs Marus ist mit Sicherheit in die Kirche des Stifts (St. Marien-) St. Paulin zu lokalisieren. [1] Grabinschrift 10./11. Jahrhundert: Siehe Nr. ? 1 [2] Gesta Treverorum Siehe Nr. 3. [3] Graböffnung 1515 Heyen, Paulin S. 290 Kommentar:

An der Bestattung von Marus in der Kirche des Stifts (St. Marien-)St. Paulin besteht in Anbetracht seines gut bezeugten und nachweislich verehrten Grabes kein Zweifel. Sein Grab war offenbar eine freistehende Tumba in der Apsis des südlichen Seitenschiffs, wo sich auch der 1148 geweihte Marus-­Altar befand. Bei der Graböffnung von 1515 war sein Körper wohl erhalten. Die Gebeine wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wegen Kriegsgefahr zusammen mit denen des hl. Felix in das Stift St. Simeon verbracht, 1655 zurückgeführt und vor der Zerstörung St. Paulins 1674 wieder in die Stadt Trier gebracht. Heute haben sie ihre Stätte in St. Paulin. Die Grabinschrift ist zuerst um 1515 überliefert, für ihre Datierung vor 1100 scheinen die Gesta Treverorum den Terminus ante quem zu liefern. Literatur:

Grab/Translationen: Heyen, Paulin S. 290 f. – Gierlich, Grabstätten S. 39 Datierung der Inschrift: Um 1100: Schmitt, St. Paulin S. 447 – Ihm folgt Beissel, Trierer Kirchen 1 S. 220 – An eine ältere Vorlage denkt Heyen, Paulin S. 290 (da in den Gesta erwähnte Baumaßnahmen nicht genannt seien) – Klärend Nr. ? 1 53 Reliquien

Marus-­Reliquien sind außerhalb von St. Paulin 1097 im Kloster St. Martin (Trier) und 1148 im Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) bezeugt (Nr. 16; Nr. 26). 1588, 1641 und 1673 werden Reliquien abgegeben (Nr. 50). Auffallend ist die Nachfrage nach Marus-­Reliquien in der frühen Neuzeit, was mit der ihnen zu dieser Zeit zugeschriebenen Heilkraft gegen Arthritis zusammenhängen könnte.

16. Marus |

54 Bauten/Bautätigkeit: St. Paulin

Nach Angabe der Gesta Treverorum führte Marus Instandsetzungsarbeiten an der von Bischof Felix erbauten (Paulinus-) Kirche durch. Quelle/Überlieferung:

[1] Schriftliches Zeugnis: Gesta Treverorum, siehe Nr. 3. [2] Archäologischer Befund: Heyen, Paulin S. 36 – 42 – Cüppers, Römer in Rheinland-­ Pfalz S. 635 ff. Kommentar:

Die unter Marus durchgeführten restaurierenden Baumaßnahmen sind lediglich aus den Gesta Treverorum bekannt, aber trotz fehlenden archäologischen Nachweises nicht zu bezweifeln. Das Ausmaß der Arbeiten kann allein aus den knappen hochmittelalterlichen Angaben nicht bestimmt werden, doch sicherte es Marus einen festen Platz in der Trierer Tradition. Sollte die Übertragung des Marienpatroziniums Marus zuzuschreiben sein, was recht wahrscheinlich ist, könnte dies darauf hindeuten, dass durch die Zerstörung der Völkerwanderungszeit bzw. wegen der Restaurierungsarbeiten eine Neuweihe des Hochaltars notwendig geworden war. Kentenichs These, dass Bischof Felix lediglich eine kleine Grabkirche erbaute und unter Bischof Marus die große Basilika errichtet wurde, ist in Anbetracht der Zeitumstände nicht haltbar. Siehe auch Nr. 3. Literatur:

Glaubwürdigkeit: Heyen, Paulin S. 39 – Marienpatrozinium: siehe Nr. 3 – Kentenich-­ These: Kentenich, Geschichte der Stadt Trier S. 47, S. 73 – ablehnend: Heyen, Paulin S. 38 Anm. 1 – Zum Kirchenbau des Bischofs Felix: Gauthier, Évangélisation S. 74 – 80 – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 459 – 465 55 12. Jh. Ende / 13. Jh. Beginn

Bischof Marus ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief dargestellt. Siehe Nr. 29.

331

17. VOLUSIANUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

17. VOLUSIANUS (Ende 5. Jh. – kurz nach „um 490“)

Synopse des Quellenbefundes Volusianus amtierte vermutlich im letzten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts, möglicherweise bis zur Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert. Die in der neuesten Forschung (Conrad Walter / Steffen Patzold) „erschlossene“ Verwandtschaft mit höchst einflussreichen Kreisen der galloromanischen Senatorenaristokratie um den gleichnamigen und gleichzeitigen Bischof Volusianus von Tours könnte bedeutsam sein für soziale-­ politische Zusammenhänge (Galloromanen-­Franken) in der Übergangszeit Triers und für die Erklärung des zu ihm berichteten Faktums der Sicherung spätantiker Ausstattung der Trierer Kirche. Der kurze Pontifikat des Volusianus lag vermutlich in der unter seinem direkten Vorgänger Marus einsetzenden Konsolidierungsphase nach der fränkischen Inbesitznahme Triers. Die hochmittelalterliche Tradition, nach der Volusianus das „Silvesterprivileg“ neu aufzeichnen ließ, kann nicht völlig verworfen werden. Eine sichernde Aufzeichnung von Texten aus der römischen Zeit, die für den Status der Trierer Kirche wichtig waren, könnte von Volusianus, als weitere Konsolidierungsmaßnahme nach den baulichen Restaurierungsarbeiten unter Marus, veranlasst worden sein. Dass dabei einem päpstlichen Privileg für Trier besondere Bedeutung zugekommen wäre, ist evident, doch kann die Existenz eines solchen Textes nicht nachgewiesen werden. Volusianus gehört zu den ganz wenigen Trierer Bischöfen aus Spätantike und Frühmittelalter, für die jedes klare Zeugnis einer liturgischen Verehrung fehlt, obwohl man mit ihm im hohen Mittelalter eine konkrete, über die bloße Weitergabe des Namens hinausgehende Vorstellung verband. Eine Erklärung für dieses erstaunliche Phänomen steht noch aus. In einem relevanten Beleg könnte er mit Volusianus von Tours zusammengesehen sein. Über ein Grab des Volusianus ist nichts bekannt.

17. Volusianus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit Zeitgenössische schriftliche Überreste aus und zu dem Pontifikat des Volusianus sind nicht bekannt. ? 1 Bischof Volusianus hat möglicherweise eine römisch-­päpstliche ­Verfügung für Trier zur Sicherung wiederaufzeichnen lassen.

Nach hochmittelalterlichen Zeugnissen lässt Bischof Volusianus das sog. Silvesterprivileg für Bischof Agricius resp. die Trierer Kirche aufzeichnen (bzw. vom Papst reskribieren). Siehe Nr. 2 [1] und [2]. B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 2 10. (11.) Jh.

Bischof Volusianus lässt das sog. Silvesterprivileg für Bischof Agricius resp. die Trierer Kirche aufzeichnen [1] (bzw. vom Papst reskribieren [2]). Eintrag/Text:

[1] (H in margine) Hoc est privilegium quo Silvester papa interventu Helenae augustae per Agricium patriarcham Trevirensem ditavit ecclesiam. (Ab hier H, W, C, E) Sicut in gentilitate propria virtute sortire et nunc Trevir prima (primas W, C, E) super (ac super C) Gallos spiritualem (spirituali W, spiritali E) et Germanos prioratum, quem tibi prae omnibus harum gentium episcopis in primitivis christianae religionis doctoribus, scilicet Euchario et Valerio et Materno (et fehlt W, C, E; in W folgt Martino), per baculum suum (suum fehlt C, E) caput ecclesiae Petrus signavit habendum, suam (suam fehlt E) quodammodo minuens (innuens W) dignitatem, ut te participem faceret. Quem ego Silvester servus eius successioneque indignus per patriarcham Agricium renovans, confirmo ad honorem dominae (patrię dominę E) augustae eiusdem metropolis indigenae, quam ipsa felix (felix fehlt W) per apostolum Mathiam a Iudaea (a fehlt C, E) translatum ceterisque reliquiis Domini magnifice ditavit specialiterque provexit. Huius privilegii conscii nocivi emuli communione dirimantur, quoniam anathemate maculantur (Huius … maculantur fehlt W). E PR (nur H) quod (Pri..iu W; exempla E) Volusianus archiepiscopus (episcopus C, E) rescribi (inscribi W; conscribi C) iussit. [2] Cui (Maro sc.) successit Volusianus. Hic (Qui B 2) privilegium dudum a papa Silvestro huic urbi per beatum Agricium delegatum, set iam (quo iam A 5, A 6) suo tempore Romae deletum, Romano (a Romano A 6) pontifici (pontifice A 5, A 6) rescribi (describi A 5b) fecit, et honorem priscum suae civitati renovavit.

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336 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

[1] H: Autograph der Chronik des Hugo von Flavigny, 1092 – 1100, als Nachtrag in margine breiter Beda-­Rezeption, Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1870, fol. 19r; zu der Überlieferung der Handschrift und dem speziellen Zusammenhang: Mathias Lawo: Studien zu Hugo von Flavigny (MGH Schriften 61), Hannover 2010, S. 49, S. 61 f.; S. 79 f. (Verdun-­Zentrierung), S. 132 (Platzierung in margine im Beda-­Zusammenhang) W: Von Jacques Sirmond benutzte, verlorene, Handschrift aus Verdun, Text erhalten bei Alexander Wiltheim: Origines et annales coenobii D. Maximini, (17. Jahrhundert): Trier, StB Hs 1621/99 4o, p. 87 f.; dazu s. Sauerland, Heinrich Volbert: Trierer Geschichtsquellen des 11. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 89; Boshof, GP 10, 1 Nr. † 1 S. 22 C: Augustin Calmet, Histoire de Lorraine I, Nancy ²1745, Preuves XI c. 30 p. 12 (Handschrift wie bei W); dazu s. Sauerland, Geschichtsquellen S. 89; Boshof, GP 10, 1 Nr. † 1 S. 23 E: Codex Egberti, Trier, StB Hs 24, 10. Jahrhundert Ende, Eintrag des Priuilegium Primatis agricii archiep[iscop]­i 11./12. Jahrhundert: fol. 1r (Grundlage wie W und C); dazu s. Sauerland, Geschichtsquellen S. 89; Boshof, GP 10, 1 Nr. † 1 S. 22; Gunther Franz: Die tausendjährige Geschichte der Handschrift und deren Faksimilierung, in: Gunther Franz / Franz J. Ronig (Hg.): Codex Egberti der Stadtbibliothek Trier: Entstehung und Geschichte der Handschrift (Cimelia Trevirensia 1), Wiesbaden 1984, S. 1 – 28; S. 7 f. [2] Gesta Treverorum s. Nr. 4 Ausgabe(n):

[1] H: Revision der Ausgabe von Georg Heinrich Pertz (MGH SS 8, Hannover 1848) siehe Lawo, Studien S. 306 (dort in Anm. 155 die Vermutung, H gehe wie W auf eine Verduner Handschrift zurück), s. nun die Einarbeitung der Lawo-­Vorschläge durch Daniel Carlo Pangerl und Doris Bauernfeind: Die Chronik des Hugo von Flavigny, hg. von G. H. Pertz in MGH SS 8 mit Besserungen von Mathias Lawo nach MGH Schriften 61: http://www.mgh.de/datenbanken/die-­chronik-­des-­hugo-­von-­flavigny/ (H), W, C, E: Sauerland, Geschichtsquellen S. 89 f.; zu E: Faksimile-­Ausgabe von Hubert Schiel, Basel 1960, fol. 1r, sowie Teilfaksimile-­Ausgabe Franz / Ronig, s. o. [2] Gesta Treverorum s. Nr. 4 Regesten:

Boshof, GP 10, 1 Nr. † 1 S. 22 f. (zu [1] teils irritierend); Nr. † * 14 S. 26 zu [2]) Kommentar:

Im Gegensatz zur ersten Fassung des „Silvesterprivilegs“ (siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. † 24) von ca. 950, die in den frühen Drucken von Bro(u)wer

17. Volusianus |

und Bro(u)wer/Masen geboten ist und die den Helena-­Metropolis-­Bezug und den Reliquienbezug nicht enthält, nennt die zweite Fassung Bischof Volusianus. Sirmond hat einen Verduner Codex (W) benutzt, anders als Lawo (Studien S. 306 Anm. 155) es sieht, gibt es zwar nicht die schlagenden Parallelen zwischen W und H, doch ist bei H eine Verduner Vorlage ohnehin wahrscheinlich. (Übrigens bietet die bei Masen, Epitome [1676] Nr. 73 gebrachte und auch auf Verdun zurückgeführte Fassung – irreführend hier Boshof, GP 10, 1 Nr. † 1 S. 23 – eine spätere Amplifizierung). – Die im gleichen Jahr wie seine ‚Geschichtsquellen‘ verfasste und ihrer Wertung diametral entgegengesetzte Studie Sauerlands (Ursprüngliche Fassung) erbringt scheinbar den Beleg, dass Bro(u)wer in seinem Trier, StB Hs 1362a/110a 4o gebotenen Autograph den Text in der amplifizierten Form als ursprünglichen betrachtet. Dagegen wandte sich Walther Ribbeck (Noch einmal das Silvester-­Privileg). H ist als beste Überlieferung zu betrachten. Dementsprechend ist das PR. aus E PR. mit W wohl als Privilegium zu verstehen (E PR. als E PR[ivilegio] zu lesen), die von E gebotene und aus anderen Gründen bei Lawo (Studien S. 306 Anm. 155) erwogene Lesart „Exemplar“ wohl auszuscheiden. Wesentliche Varianten in der Überlieferung können für die Wertung des Charakters des in Frage stehenden Schriftstücks erheblich sein. In Hugos Autograph wird, wie im Text (s. o. H) zu ersehen, zu dem Silvester-­Text hingeleitet mit der Aussage, Papst Silvester habe mit einem Privileg auf Intervention der Kaiserin Helena durch den Patriarchen Agricius die Trierer Kirche beschenkt (ditavit). Es ist nicht von einer rechtlichen Stellung Triers als metropolis oder primas die Rede, welche Vorstellungen und Termini Hugo für die Sendung von Eucharius, Valerius und Maternus nach Trier geläufig sind (siehe H fol.10v, fol. 11r; s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 42, Valerius Nr. 56, Maternus Nr. 32). Dem Einleitungspassus zu dem referierten Privileg korrespondiert, dass im Gegensatz zur Fassung I des „Silvesterprivilegs“ und den weiteren die zweite Fassung bietenden Versionen (W, C, E) Triers Stellung zurückgenommen präsentiert ist: Haben alle Vergleichsstellen das rechtlich relevante primas, das Pertz ursprünglich auch in der Hugo-­Ausgabe gesetzt hatte, so hat Lawo hier eine Verbesserung vorgenommen und darauf hingewiesen, dass bei Hugo steht sortire et nunc Trevir prima. Eine Parallele ist hierzu in der hervorragenden Gesta Treverorum-­Präsentation des guten Wolfenbütteler Codex (B 2) des 12. Jahrhunderts gegeben (Gesta Treverorum MGH SS 8 S. 152 Z.11 mit nota r; zur Handschrift s. Waitz ebd. S. 125; späte Vertreter der Rezension A der Gesta bieten primum). Hier ist einzufügen, dass Sauerland (Geschichtsquellen S. 105) begründete Überlegungen vorstellte, nach denen der Volusianus-­Passus mit der um Helena- und Reliquienzusatz erweiterten zweiten Fassung des „Silvesterprivilegs“ „nichts gemein“ habe und zur ersten passe, also zur Zeit um 950. Es ist mehr als rhetorisch gefragt, wenn man in Erwägung zieht, ob nicht schon Bro(u)wer und Bro(u)wer/Masen einen Text hatten, in dem ein rechtlich deutbarer primatus enthalten war. Das Wort prima bzw. primas

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338 | Hauptteil (Nominativ) fehlt darin. In der zweiten Fassung ist es in den meisten Versionen enthalten, doch mit super Gallos spiritualem et Germanos prioratum, quem tibi … Petrus signavit habendum entrechtlicht. Dies ist noch klarer in der wiederhergestellten Fassung Hugos, in der Trevir (Stadt) als prima bezeichnet ist. Die zweite Fassung dürfte also nicht lange nach der ersten entstanden sein. Zu der oben kurz erwähnten Kontroverse nach Sauerlands Widerruf seiner Rekonstruktion der Fassungen des Privilegs ist zu konkretisieren: Sauerland hatte seine neue Wertung mit der Überlieferung des Textes in der mit Codex autographus Broweri überschriebenen Handschrift (Trier, StB Hs 1362a/110a 4o), die dem Bibliotheksdirektor Wyttenbach 1819 für die Trierer Stadtbibliothek übergeben worden war, begründet. Der dort gebotene Text ist der der Gesta Treverorum, außer dass die Schlusspoen fehlt. Es ist der Text, den Masen 1676 in der Epitome (s. o.) bietet. Als charakteristische Variante zu den Fassungen H (W, C, E), aber auch zur amplifizierten Fassung in der Vita Agricii ist zu nennen, dass der Zusatz spiritualis bei prioratus fehlt. Sauerland ist wohl nicht zu folgen, wenn er hier den ursprünglichen Text erkennen will. Ribbeck (S. 73) konstatiert zu Recht, die vier Fassungen H, W, C, E stünden in der Mitte zwischen dem in den Drucken (Antiquitates 1 und 2; Metropolis; s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. † 24) und in der Fassung der Gesta Treverorum und der Agricius-­Vita. Die Überlegung, der Anfang der ersten Fassung, der wirklichen des „Privilegs“, könne Elemente der bei Hugo von Flavigny gebotenen Fassung mit enthalten haben, ist weiter im Auge zu behalten. Dass Volusianus mit der zweiten Fassung in Zusammenhang gebracht wurde, dürfte nicht reiner Zufall sein. Darauf ist später zurückzukommen – nach der Behandlung einer weiteren wichtigen Variante. Die von Bischof Volusianus veranlasste Sicherungsmaßnahme ist in W mit inscribi bezeichnet, was aber vielleicht Verschreibung von conscribi ist. Dieses conscribere aber ist in der trierischen Tradition für den Erstakt des Papstes Silvester in Verwendung: so in der zwischen 1054 und 1072 entstandenen Vita Agritii (Vita Agritii I, 7: Sauerland, Geschichtsquellen S. 188: papa Silvester conscripsit), so in den Gesta Treverorum und den ihren Bericht übernehmenden Gesta Boemundi (Gesta Treverorum MGH SS 8 c. 18 S. 152 Z. 60 f.; Gesta Boemundi ed. Georg Waitz MGH 24, Hannover 1879, S. 468 Z. 56 f. … cum privilegio, quod sanctus Silvester ad honorem Treverensis ecclesie hoc modo noscitur conscripsisse). Die von der Verbriefung des Papstes Silvester abgehobene Maßnahme des Volusianus heißt rescribere: rescribi iussit in H und rescribi fecit in E. H gibt wohl wieder, Volusianus habe eine Neuaufzeichnung der päpstlichen Urkunde vornehmen lassen, die von H abhängigen Gesta Treverorum setzen rescribi fecit zu der Aussage, Volusianus habe das Privileg vom Papst selbst neu ausfertigen lassen. In diesem Zusammenhang ist iussit nicht möglich, das rescribi fecit ohne Nennung des Romanus pontifex in E mag Vorstellungen der Gesta (um 1100) reflektieren. Entgegen einem Teil der früheren Forschung (Marx; Beissel, Trierer Kirche 2 S. 56) ist aus den Zeug-

17. Volusianus |

nissen nicht die Existenz des Silvesterprivilegs im ausgehenden 5. Jahrhundert als belegt anzusehen. Bischof Volusianus ist auch kaum als Bischof der Übergangszeit (so Sauerland, Geschichtsquellen S. 104 f.) genommen worden. Die Wertung der Aufzeichnung als freie Erfindung erklärt nicht, wieso man gerade Volusianus, der kultisch keine Rolle in der hochmittelalterlichen Trierer Kirche spielte (und nicht etwa dem etwa gleichzeitigen, vergleichsweise hochverehrten Marus), zugeschrieben haben sollte. Doch eröffnet hier die neue prosopographisch-­sozialgeschichtliche Erschließung der Verwandtschaft des Volusianus mit dem gleichnamigen und gleichzeitigen Amtsträger in Tours im einflussreichen Kreis der galloromanischen Senatorenaristokratie Erklärungsmöglichkeiten in zweierlei Hinsicht: Der Trierer Bischof könnte sich in besonderer Weise der römischen Tradition seiner Kirche verbunden gefühlt haben, andererseits könnte man ihn in der späteren Perzeption besonders mit solcher Traditionsbindung verknüpft haben. Vielleicht oder wahrscheinlich sind in der Reskribierungsaktion eine nicht weiter zu fassende Sorge des Bischofs um die Sicherung eines Textes oder einer Reihe von päpstlichen Texten gespiegelt, die für die Trierer Kirche rechtlich relevant waren (s. Ewig, Trier im Merowingerreich S. 44, S. 60; Anton, Trier im Übergang S. 44 Anm. 225a; Ders., Trier S. 86 Anm. 190; Ders., Trier von der Spätantike S. 9). Diese Bemühungen wären später, wie eben gesagt, mit der fiktiven Silvesterurkunde verknüpft worden. Die im Privileg Johannes XIII. von 969 erwähnten päpstlichen Urkunden für die Trierer Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Severus (Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 42), die nicht ohne jegliche Grundlagen sein müssen, könnten einen vergleichbaren Hintergrund haben. Konkludent in den Vorstellungen des 10. Jahrhunderts wäre, dass 969 eine Volusianus-­Urkunde nicht erwähnt wäre (völlig abzulehnen hier Ewig, Tradition S. 68 mit Anm. 93): Volusianus mit einer direkten päpstlichen Bestätigung als „Rescriptio“ in Verbindung zu bringen, geht auf die Gesta Treverorum zurück (s. o. [b]) und scheint möglicherweise in der Überlieferung des Codex Egberti auf. Sauerland (Geschichtsquellen) und Boshof sehen zu Recht die Formulierung in H, W, C als Ausgangspunkt für die neue Präsentation der Gesta Treverorum (s. Sauerland, Geschichtsquellen S. 103 f.; Boshof, GP 10, 1 Nr. † 14 S. 26). Lawo, Studien S. 132 f. nennt keine Quellen für den Trier betreffenden Einschub in ein Beda-­Exzerpt in H, führt H und W auf eine Verduner Silvester-­Vorlage zurück (Lawo, Studien S. 132 mit Anm.157, S. 306 mit Anm. 155; eine Abhängigkeit Gesta Treverorum – H, W, C lässt er wohl zu Recht außer Betracht). Eine sehr hypothetische Vermutung darf vielleicht angeschlossen werden. Genau an der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert sind bei Papst Symmachus (498 – 514) Befassungen mit der gallischen Kirche, speziell mit Arles und Vienne, festzustellen (499: JK 753; 500: JK 754; 501: 756; [513: JK 764; 514: JK 769]). Dass die Kreise um die Gesta Treverorum spezielle Kenntnisse über päpstliche Rechtsmaßnahmen in

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340 | Hauptteil Bezug auf alte Pendant-­Städte von Trier gehabt haben und sie daher zu oder in ihren Konstruktionen bestärkt haben könnten, ist vielleicht ein zu verwegener Gedanke. Doch in Anbetracht der neu aufgezeigten verwandtschaftlichen und gesellschaftlichen Einbindung des Volusianus mag die Überlegung nicht außerhalb jeder historischen Möglichkeit erscheinen. Literatur:

Zu der frühesten Fassung (um 950) s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. † 24 – Zur Diskussion des 19. Jahrhunderts (mit heute z. T. überholtem Stand) Sauerland, Geschichtsquellen S. 88 – 118; S. 104 f. (Volusianus-­Notiz fiktiv und willkürliche Setzung), S. 105 (Volusianus-­Passus wohl schon bei Erstfassung des Silvesterprivilegs) – Ders., Die ursprüngliche Fassung des Trierer Silvesterprivilegs, in: Westdeutsche Zs. für Geschichte und Kunst 8 (1889) S. 335 – 351 (mit wohl nicht zu akzeptierender Wertung, Bro[u]­wer habe mit der von ihm gebotenen Fassung des Textes in seiner am stärksten amplifizierten Form die ursprüngliche präsentiert; dazu s. o.) – Gegen diese Wertung Sauerlands schon Walther Ribbeck: Noch einmal das Silvester-­Privileg, in: Westdeutsche Zs. für Geschichte und Kunst 11 (1892) S. 72 – 75. Zu Überlieferung des Textes mit Volusianus-­Nennung: Boshof, GP 10, 1 s. Regesten – Lawo, Studien S. 132 mit Anm. 157, S. 306 mit Anm. 155, s. auch S. 49, S. 61, S. 79 f., S. 75; zur Hugo-­Ausgabe s. o. – Glaubwürdigkeit der Volusianus-­Tradition im Kern (noch ohne die im Kommentar vorgestellte Argumentation): Ewig, Trier im Merowingerreich S. 44, S. 60 – Anton, Trier im Übergang S. 44 Anm. 225a – Ders., Trier S. 86 Anm. 190 – Ders., Trier von der Spätantike S. 9 Erschlossenes gesellschaftlich-­verwandtschaftliches Umfeld des Volusianus: Walter, Conrad / Patzold, Steffen: Der Episkopat im Frankenreich der Merowinger: eine sich durch Verwandtschaft reproduzierende Elite, in: Steffen Patzold / Karl Ubl: Verwandtschaft, Name und soziale Ordnung (300 – 1000), Berlin/Boston 2014, S. 109 – 139; S. 126 – 135 Bischofslisten; S. 126 mit Anm. 83. 3 10. Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series Episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen (außer Fassung VII) Bischof Volusianus. Die Fassungen I–VI (VI a ?) führen Volusianus an 17. Stelle, Fassung VIII an 26. und Fassung IX an 41. Stelle.

17. Volusianus |

Eintrag/Text:

I, III–VI, VIII, IX Marus, Volusianus, Miletus VI a hos seq[ui]­t[ur] s[anctus] mar[us]. p[ost] h[un]­c volusian[us]. Milet[us] II Maurus, Volusianus, Miletus VII Ma(u)rus, --- , Miletus In Fassung  VI hat Volusianus wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archiepiscopus. Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 43, S. 299 Z. 49, Z. 49 f., S. 301 Z. 5 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 17; S. 37 Nr. 17 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Volusianus hat in keiner Fassung ein Heiligkeitsepithet. In Fassung VI ist er wie alle Bischöfe als archiepiscopus geführt. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur) 4 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

In den Gesta Treverorum ist Volusianus als Bischof genannt, der vom römischen Papst das zu seiner Zeit in Rom zerstörte Privileg, das von Papst Silvester Bischof Agricius von Trier erteilt worden war, habe reskribieren lassen: (so) habe er die Ehrenstellung seiner Stadt wiederhergestellt. Eintrag/Text:

Cui (Huic A 5b) (Maro sc.) successit Volusianus. Hic (Qui B 2) privilegium dudum a papa Silvestro huic urbi per beatum Agricium delegatum, set iam suo tempore Romae deletum, Romano pontifici (a Romano pontifice A 6) rescribi (describi A 5c) fecit, et honorem priscum (pristinum A 5c) suae civitati renovavit. Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129

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342 | Hauptteil Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 21 – 23 Kommentar:

Nach der Herausstellung des Renovierungswerks von Bischof Marus (Kirche [St. Marien-]­St. Paulin) sieht der Verfasser in Bischof Volusianus den Erneuerer der alten Würde Triers durch das auf urbs und civitas bezogene Silvesterprivileg. Die Wiedergabe des „Silvesterprivilegs“ in Zusammenhang mit Bischof Agricius (Gesta c. 18 S. 152 Z. 8 ff., Z. 11 – 21) gehört zur Gruppe der späteren, wesentlich amplifizierten Fassungen. Zur Relevanz dortiger Varianten für frühere Versionen s. Nr. 2. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung Ein Festtag des Bischofs Volusianus ist nicht bekannt. Sein Name fehlt in Trierer Festkalendern. Zum 18. Januar verzeichnet Pešina z Čechorodu für die Prager Domkirche in seinem SS. Reliquiarium et Diarium et Index S. 501 – 524, S. 502: S. Volusiani Ep[i­ scopi] et M[artyris] pars de brachio allata an[no] 1372 Aquisgrano. – Zum selben Jahr verzeichnet er den Erwerb weiterer „trierischer“ Reliquien (Celsus S. 505, Cyrillus S. 510, Maximinus S. 510, S. 511, Helena S. 516), nachdem vorher schon Maternus- und Marus-­Reliquien erworben waren. – Bei diesem Rückgriff auf Trier könnte man bei Volusianus an den Trierer Bischof denken. Das Epithet martyr ist für diesen aber auffallend bzw. störend. Es kommt hinzu, dass der homonyme und gleichzeitige Verwandte Volusianus von Tours (zumindest in etwas verklärender späterer Sicht) als Märtyrer galt. Außerdem ist der 18. Januar dessen Memorientag. Vielleicht liegt eine Kontamination der beiden aristokratischen Heiligen vor; zum Zusammenhang s. Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 fq S. 954 f. D Materielle Überreste Ein Grab des Bischofs Volusianus ist nicht bekannt

18. MILETUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

18. MILETUS (Ende 5. Jh. – kurz vor Wende 5./6. Jh.)

Synopse des Quellenbefundes Miletus amtierte nur kurze Zeit am Ende des 5. Jahrhunderts, kurz vor der Wende zum 6. Jahrhundert. Sein griechisch-­orientalischer Name könnte auf eine Herkunft aus dem Rhone-­Raum deuten, vielleicht war er aber auch Angehöriger der griechischen Kolonie in Trier. Im Unterschied zu seinen beiden Vorgängern sind von Miletus keine Konsolidierungsbemühungen überliefert. Auffallend ist die eindeutige Bezeugung im Martyrologium Hieronymianum, ohne dass zu klären ist, warum von den Trierer Bischöfen dieser Zeit gerade Miletus aufgenommen wurde. Einträge in nordfranzösischen/niederländischen Martyrologien des späteren Mittelalters sind Übernahmen aus dem Martyrologium Hieronymianum. Da sie das eigene Grundlagenmartyrolog (Usuard) ergänzen sollen, haben sie einen gewissen Wert für eine Miletus-­Verehrung. In Stadt und Bistum Trier wurde Miletus spätestens seit dem 9., dem 9./10. Jahrhundert, stärker ab dem 12. Jahrhundert als Heiliger (bewusst) rezipiert und verehrt. Die ersten Bezeugungen in einschlägigen Texten, dem Prümer Hieronymus-­Kurzmartyrologium und der Echternacher Redaktion der Metzer Fassung des Florus-­Martyrologiums lassen nur im zweiten Fall eine wichtige regionale Zuordnung erkennen, im ersten Text erscheint Miletus eher „unerkannt“ im Heiligenverbund des Tages. Der Miletus-­Kult erlangte indes keine große Bedeutung. Das Grab des Miletus ist nicht bekannt.

18. Miletus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 um 600 / (9. Jh.)

Miletus (Militus) ist im Martyrologium Hieronymianum (gallische Fassung) zum 18. bzw. 19. September als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Der wohl gesicherte Eintrag lautet: in Treveris civitate Militi episcopi Quelle/Überlieferung:

Zur Gesamtüberlieferung s. Lit. Die beiden Hauptzweige und die wesentlichsten späteren Handschriften: 1. Angelsächsischer Zweig E Paris, BnF lat. 10837, um 720 Kloster Echternach, vor 750 mit Willibrords Kalender verbunden, fol. 2r – 33v; fol. 25v: (18. Sept.) XIV K[alendas] Oct[obres] calcedo[ne] trophimi (es folgen Nikomedien, Mailand, Alexandrien, …, Neapel) in gal[liis] civi[tate] vienna ferrioli mar[tyris] treuer[is] militi ep[iscop]­i. Et alibi georgi … et alior[um] CL galliis uico uellano in ter[rritorio] beturicae … (http://gallica.bnf.fr/ ark:/12148/btv1b6001113z) 2. Kontinentaler Zweig W Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 81 Weiss., spätestens 772, aus Kloster Weißenburg; „letztlich aus Fontenelle“ (Borst), mit deutlichen Indizien für St. Servatius/Maastricht (Lifshitz), fol. 7r – 103r; fol. 82v: (19. Sept.) XIII K[a]­l[endas] Oct[obres]. In alex[an]­d[ria] nat[ale] s[an]­c[t]­orum dimetri palei … et in gal[liis] ciuit[ate] uienna nat[ale] s[an]­c[t]­i ferioli … et in ciuit[ate] treueris dep[ositio] militi ­ep[iscopi] et alibi … In gall[iis] terreturio betorio ciuit[ate] uico uelleuno … In territurio lingonice ciuit[ate] … B Bern, Burgerbibl. Cod. 289, 8. Jahrhundert Ende Kloster Saint-­Avold (Metz), fol. 53v – 129v; fol. 119r: (19. Sept.) XIII K[a]­l[endas] Oct[obres]. In ALEXAND[RIA] Demetri … IN GALL[IIS] CIUIT[ATE] uigennae. Ferreoli ep[iscop]­i et mart[yris] … IN TREUERIS ciuitate Militi ep[iscopi] et alibi Trogi ep[iscopi] … IN GALL[IIS] UICO uillano S. auch Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 570 S. 121 Differenzierung der Handschriftenteile. 3. Wesentliche spätere Handschriften, die W nahestehen, hier als Beispiel C Paris, BnF lat. 12410, vor 1100; aus Benediktinerkloster Corbie, 9. Jahrhundert, fol. (3v) 4v – 15r; fol. 13r: Text wie W

345

346 | Hauptteil Ausgabe(n):

Diplomatische Edition: de Rossi, Giovanni Battista / Duchesne, Louis AA SS Nov. II, 1, 1894, S. [122], S. [123] – Kritische Edition mit Kommentar: Quentin, Henri / Delehaye, Hippolyte AA SS Nov. II, 2, 1931, S. 516, S. 518 Handschriftliche Überlieferung und Ausgaben der Breviata/Abbreviata-­Formen des Martyrologium Hieronymianum: Martyrologium Gellonense, um 700, 8. Jahrhundert 1. Hälfte: Paris, BnF lat. 12048, 790 – 800 nördliches Frankreich, fol. 263r – 276v; fol. 273r: XIII K[alendas] OC[tobres] dimetri, niceci, castoris, militi, trogi, ianuarii, ferioli, sigonis – Dumas, Antoine / Deshusses, Jean: Liber Sacramentorum Gellonensis; Text: CC SL 159, Turnhout 1981, S. 487 – 513; Kommentar: CC SL 159A, Turnhout 1981, S. XXXII – XXXIV – Martyrologium Augustodunense: Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1667, 8. Jahrhundert Ende aus (dem Bistum) Autun, fol. 188r – 200r; fol. 196v: XIII K[ A]­L[ENDAS] OCT[OBRES] Dimetri niceti Castoris militi trogi ianuarii ferioli sigonis – Heiming, Odilo: Liber Sacramentorum Augustodunensis CC SL 159B, Turnhout 1984, S. 262 – 283; S. 277 Z. 712 f. – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 405 S. 85 – Prümer Hieronymus-­ Kurzmartyrologium: 8. Jahrhundert, Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 47v: XIII K[a]­l[endas] Oct[obres] Dimetri; Niceti, Castoris, Militi, Trogi, Ianuarii, Ferioli – Ausgabe: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 27. Reichenauer Martyrologien aus dem 9. Jahrhundert setzen nach Feriolus von Vienne: alibi Mileti episcopi (s. AA SS Nov. II, 2 S. 516). Kommentar:

Militus mit der Zuschreibung zu Trier begegnet in beiden Zweigen der Überlieferung des Martyrologium Hieronymianum und in ihren Familien. Im Gegensatz zu den übrigen Tageseinträgen, die Afrika, (Rom) und Italien betreffen, ist die Notiz zu Militus sprachlich klar gefasst. Dürften die ersten Einträge in der italischen Urfassung (um 450) gestanden haben, so deutet der erwähnte Befund darauf hin, dass der „geordnetere“ und ausführlichere Passus in der gallischen Überarbeitung um 600 hinzukam (zum Charakter dieser Fassung Quentin, Vorrede AA SS Nov. II , 2 S.  XVf.), die uns in den frühest erreichbaren Handschriften des Martyrologium Hieronymianum entgegentritt. NebenValerius, Maximinus, Paulinus, Abrunculus begegnet von den Trierer Bischöfen allein Miletus, und zwar unter der Namensform Militus im Martyrologium Hieronymianum. Es hat fast den Anschein, dass Treueris unter dem geographischen Rubrum Galliae gefasst ist, doch ist im Unterschied zu den innergallischen Civitates kein territorium benannt. Die Abbreviata rezipieren in den vorgestellten drei Beispielen die gleiche Abfolge von Namen, ohne Ortsangabe. Offenbar folgen sie einer gemeinsamen Vermittlerquelle. So hat die Prümer Fassung auch nichts weiter zu Militus zu bemerken. Das weitgehend vom Gellone-­Text gespeiste Reichenauer

18. Miletus |

Kurzmartyrologium (St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 914, um 800 – 830, p. 240 – 278) gibt p. 267 etwas variierend die Namenfolge des Gellonense. – Der Pontifikat des Miletus ist kurz vor der Wende des 5. zum 6. Jahrhundert anzusetzen. Die von Jean Carnandet AA SS Sept. VI , 1757, S. 27 f. als Todeszeit genannte Zeitspanne „circa Christi annum 470“ scheidet aus. Es ist die Frage, ob man der Nachricht des Trierer Suffragans als Bischof von Toul André du Saussay († 1675) in seinem Martyrologium Gallicanum von 1637 S. 636 „…, Volusiano ad praemium abeunte, cathedram eius ascendere compulsus est“ ein irgendwie verwertbares Zeugnis entnehmen kann, dass Miletus nach Übergang seiner Stadt (nach 486) von rheinfränkischer zu der großfränkischen Herrschaft Chlodwigs sein Amt auferlegt wurde. Die früheste Überlieferung, die beiden Zweige des Martyrologium Hieronymianum, differieren bei der Angabe des Todestages: 18. September E, 19. September W und B. In den späteren Martyrologien ist der Eintrag zum 19. September als dies depositionis übernommen. – Zur möglichen Herkunft des Miletus aus dem Rhone-­ Raum: Ewig, Kaiserstadt S. 48 mit Anm. 76 (Name vielleicht ursprünglich Meletios); Anton, Trier S. 83 (Rhone-­Raum oder Trierer griechische Kolonie). Literatur:

Zu Martyrologium Hieronymianum: de Rossi/Duchesne AA SS Nov. II, 1 S. VIII – XXI – Quentin, Henri, in: Quentin/Delehaye AA SS Nov. II , 2 S.  IX  – XXIII  – Gamber, CLLA 1, 2 S. 440 – 442, 1 A S. 115; 1, 1 Nr. 414 S. 234 f., 1 A S. 49 (zu E); 1, 2 Nr. 1062 S. 442 (zu W); Nr. 1065 S. 443, 1 A S. 115 (zu B) – Dubois, Jacques: Les martyrologes du moyen âge latin (Typologie des sources du moyen âge occidental 26), Turnhout 1978, S. 29 – 37 – Ders.: Artikel „Martyrologium Hieronymianum“, in: LexMA 6, 1993, Sp. 360 f. – Dubois, Jacques / Lemaître, Jean-­Loup: Sources et méthodes de l’hagiographie médiévale, Paris 1993, S. 106 – 109 – Borst, Kalenderreform S. 202 – 204 – Aigrain, René: L’hagiographie. Ses sources – ses méthodes – son histoire (Subsidia hagiographica 80), Brüssel 1953 (Ndr. 2000 mit Bibliographie-­Ergänzung von Robert Godding [ S. 389 – 536]), S. 32 – 50, S. 405; S. 23 – 26, S. 405 – Beaujard, Brigitte: Le culte des saints en Gaule. Les premiers temps. D’Hilaire de Poitiers à la fin du VIe siècle (Histoire religieuse de la France 15), Paris 2000, S. 459 – 461 – Lifshitz, Félice: The Name of the Saint. The Martyrology of Jerome and Access to the Sacred in Francia, 627 – 827 (Publications in Medieval Studies), Notre Dame, Indiana 2006, S. 13 – 29, S. 133 – 138, S. 141 – 150; S. 30 – 43; S. 44 – 54 (Maastricht); S. 82 – 89; S. 89 – 100; S. 110 – 117; S. 123 – 127 (Lifshitz vertritt die singuläre, gegenüber dem Forschungsstand revolutionäre, doch nicht durchschlagend überzeugende These, die Sammlung habe keine vorgallischen Vorstufen, sie sei 627/628 in Luxeuil [Agrestius] abgefasst und von Burgund mit Hilfe der Karolinger zu verschiedenen Stationen gebracht worden: Echternach, Metz-­Maastricht, Lorsch, Corbie usw.). – Zu Martyrologium Gellonense: Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 855 S. 392; 1 A S. 97 – Borst, Kalenderreform S. 224 f.

347

348 | Hauptteil (mit Lit. zur Hs.) – Lifshitz, Name S. 68 – 72 (sieht Einfluss Benedikts von Aniane als entscheidend) – Zu Cod. Sang. 914: Munding, Emmanuel: Die Kalendarien von St. Gallen aus XXI Handschriften. Neuntes bis elftes Jahrhundert (1): Texte (Texte und Arbeiten 36), Beuron 1948, S. 4 – 6 – Mordek, Hubert: Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta. Überlieferung und Zusammenhang der fränkischen Herrschererlasse (MGH Hilfsmittel 15), München 1995, Sg 7 S. 682; S. 965 – Borst, Kalenderreform S. 371 f. (Lit.) – Lifshitz, Name S. 123 f. – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 5874 S. 335 f. – Zu Martyrologium Augustodunense: Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 853 S. 390 f.; 1 A S. 96 – Borst, Kalenderreform S. 221 – 224 – Lifshitz, Name S. 57 – 68 (sieht Einfluss Benedikts von Aniane als entscheidend) – Zu Prümer Kurzmartyrologium: Borst, Kalenderreform S. 374 f. – Lifshitz, Name S. 125 – 127 B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 2 10 Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Miletus. Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Miletus an 18. Stelle, Fassung  VIII an 27. und Fassung IX an 42. Stelle. Eintrag/Text:

I–VI, VIII, IX Volusianus, Miletus, Modestus VI a p[ost] h[un]­c volusian[us]. Milet[us] et modest[us] VII --- , Miletus, Modestus In Fassung VI hat Miletus wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archie­ piscopus. Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 44, S. 299 Z. 51, S. 301 Z. 6 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 18; S. 37 Nr.18 – VI a H. H. Anton nach Hs.

18. Miletus |

Kommentar:

In Fassung III erhält Miletus wie die Bischöfe von Eucharius bis Paulinus sowie die Bischöfe Felix, Marus, Rusticus, Nicecius, Magnericus, Modoaldus, Basinus und Leudowinus das Epithet sanctus. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 3 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum berichten, Miletus habe nach Bischof Volusianus die Trierer Kirche geleitet. Eintrag/Text:

Post quem (Volusianum sc.) Miletus (militus A 5c) ecclesiam rexit; post Modestus; … (Zwischen Volusianus und Miletus fügen A 5 und A 6 ein: Post hunc Hildolphus deinde Severinus) Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; zu Handschrift A 5c S. 124 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 23 f. mit Z. 39 f. Kommentar:

Anders als bei seinen Vorgängern Marus undVolusianus bringen die Gesta Treverorum zu Miletus nur die nackte Angabe. Von gewissem Interesse könnte sein, dass der an sich schlechte Codex A 5c die alte Namensform des Martyrologium Hieronymianum Militus bietet. – Zu Severinus s. Sabaudus Nr. 4. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung 4 um 600

Miletus (Militus) ist im Martyrologium Hieronymianum (gallische Fassung) zum 18. bzw. 19. September als Bischof von Trier geführt. Siehe Nr. 1.

349

350 | Hauptteil 5 ca. 850 – 10. Jh. Mitte

Miletus ist in der Echternacher Handschrift der Metzer Redaktion des Florus-Martyrologiums zum 19. September als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

XIII K[ a]­l[endas] Octob[res] In neapoli campanię nat[a]­l[e] s[an]­c[t]­orum ianuarii

beneu(en)tanę ciuitatis ep[iscop]­i cu[m] sosio diacono mesenatę ciuitatis … (Es folgt Martyrium unter Kaiser Diokletian. Daran schließt die Behandlung Palestinas an). In territorio lingonicę ciuitatis s[an]­c[t]­i sigonis pr[es]­b[yte]­ri. Treueris deposit[io] s[an]­c[t]­i miletis ep[iscop]­i. Et alibi s[an]­c[t]­i eustochii. Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert Benediktinerkloster Echternach (Bistum Trier), fol. 5r – 107v; fol. 80v – 81r Ausgabe(n):

(Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du Martyrologe romain, Paris 1908 [Ndr. Aalen 1960], S. 234 – 237; S. 235, setzt fälschlich Militis) Kommentar:

In der Filiation der frühen historischen Martyrologien vom Beda-­Martyrologium über das Martyrologium Lugdunense (kurz vor 806) und die beiden Stufen des Martyrologiums des Florus von Lyon handelt es sich hier um Metzer Sonderüberlieferung, die klar das Grundgerüst des Martyrologium Hieronymianum erkennen lässt. Die Echternacher Fassung bietet sowohl in der Grundanlage wie auch in den späteren Zufügungen einen starken spezifisch Trierer Zuschnitt. Der Sachverhalt bedarf besonderer Untersuchung, doch steht nach den diffizilen und gründlichen Eruierungen von Quentin schon fest, dass in dem Pariser Manuskript des 12. Jahrhunderts der Eintrag von Miletus wie die Einträge der im Martyrologium Hieronymianum geführten Trierer Bischöfe Valerius, Maximinus, Paulinus sowie auch die zu Marus, Eucharius, Maternus, Felix, Leontius, Magnerich und Willibrord zur früheren Schicht gehören, deren Fixierung in der oben genannten Zeitspanne Quentin (S. 243; S. 682 – 690, S. 682 f.) ermittelt hat. Literatur:

Quentin, Martyrologes S. 222 – 408, S. 233 – 246, S. 243; S. 682 – 690, S. 682 f. 6 9. Jh. (8. Jh.)

Miletus (Militus) ist in einem Hieronymus-­Kurzmartyrologium aus dem Benediktinerkloster Prüm (Bistum Trier) zum 19. September ohne Sedes-­Angabe mit weiteren Tagesheiligen geführt.

18. Miletus |

Eintrag/Text:

XIII K[ a]­l[endas] Oct[obres] Dimetri; Niceti, Castoris, Militi, Trogi, Ianuarii, Ferioli Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert, aus dem Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 47v Ausgabe(n):

An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 27 Kommentar:

Das Prümer Hieronymus-­Kurzmartyrologium ist wegen seiner charakteristischen, die lokalen Bezüge stärker einbeziehenden Prägung gegenüber den anderen Hieronymianum-Derivaten (s. Nr. 1) gesondert zu behandeln. Die zeitliche Einordnung und die Sonderung der Schichten dieser Quelle bieten größte Schwierigkeiten. Argumente für eine Anlage des Grundstocks im frühen 8. Jahrhundert sind zur Edition (An. Boll. 2) vorgetragen und später (Siffrin) aufgenommen worden. Die neuere und neueste Forschung (Haubrichs, Borst) legt nahe, dass ein westfränkischer Kurzmartyrologium-­Text des Martyrologium Hieronymianum (Autun, besonders Einflüsse von Meaux) in Prüm um 850 resp. schon um 800 eine charakteristische Ausgestaltung der Heiligenliste erfuhr. – Zum Grundbestand aus dem Martyrologium Hieronymianum gehören die Einträge von Valerius, Maximinus und Paulinus, zu einem frühen Erweiterungsbestand wohl Eucharius. In Trier wurden im 11. Jahrhundert eine Reihe Trierer Bischöfe nachgetragen, die ab dem 4. bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts amtierten. Innere Kriterien ergeben, dass diese Einträge nicht vor dem 11. Jahrhundert (letztes Drittel als Terminus ante quem) vorgenommen wurden. Für diese Schicht ist kennzeichnend, dass diese Bischöfe in der Regel das Epithet episcopus führen. Eine Ortsnennung ist dagegen nur in den Ausnahmefällen der Bischöfe Felix (fol. 41r), Abrunculus (fol. 42r), Britto (? [Bertanis]) (fol. 42v) gegeben. Miletus (Militus) ist offenbar unerkannt aus einer vom Martyrologium Hieronymianum hergeleiteten Vermittlerquelle übernommen, die dem Prümer Text mit Texten aus Autun und Gellone gemeinsam ist, im Verbund mit den nicht als Bischöfe und ohne Ortsbezug geführten Heiligen (s. Nr. 1). Siehe auch Leontius Nr. 9. Literatur:

Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi, in: An. Boll. 2 (1883) S. 7 f. – Siffrin, Petrus: Der Collectar der Abtei Prüm im 9. Jahrhundert, in: Miscellanea Liturgica in honorem L. Cuniberti Mohlberg 2 (Ephemerides liturgicae. Sectio historica 23), Rom 1949, S. 223 – 244 – Haubrichs, Wolfgang: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit. Studien zur Heimat des althochdeutschen Georgsliedes (Rheinisches Archiv 105), Bonn 1979, S. 76, S. 91, S. 100 (Sondierung der Schichten; evtl. Vorlage

351

352 | Hauptteil eines Martyrologiums, das durch Mönche aus Meaux um 760/770 nach Prüm gelangt war) – Borst, Kalenderreform S. 374 f. (Borst gegenüber ist beim Zeitansatz zu differenzieren) – Borst, Reichskalender S. 178 f. (Wanderweg Autun – Paris – Reims – Trier – Prüm; Heiligenliste um 800) – Lifshitz, Name S. 125 – 127 – s. auch Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f., S. 92 (Lit.), Valerius Nr. 10 S. 393 f., S. 394 (Lit.) 7 12. Jh. Beginn

Miletus ist in der zweiten Schicht eines Kalenders, der einem Psalterium des 11. Jahrhunderts aus dem Stift St. Simeon (Trier) vorgebunden ist, zum 19. September als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

XIII K[a]­l[endas] [Octobres] Ianuarii cu[m] s[ociis]. Mileti ep[iscop]­i t[reuerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jahrhundert, fol. 1v – 8r; fol. 6v Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 380 – 386 [Calendarium Collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculi XI: die erste, nicht-­trierische Schicht]) – Heyen, Franz-­ Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 587 Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) 8 12. Jh. 2. H.

Miletus ist zum 19. September in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Treb[er]­is s[an]­c[t]­i mileti ep[iscop]­i et conf[essoris]

18. Miletus |

Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 32r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 9 12. Jh. Ende-13. Jh. Beginn (nach 1158)

Im erweiterten Usuard-­Martyrologium des Prämonstratenserklosters Prémontré (Bistum Laon, heute Soissons) ist zum 19. September zu den von Usuard gebotenen Tagesheiligen unter weiteren Heiligen Miletus als Bischof von Trier nach dem Martyrologium Hieronymianum zugefügt. Eintrag/Text:

Treueris: depositio s[an]­c[t]­i mileti ep[iscop]­i. Quelle/Überlieferung:

Soissons, BM ms. 9, 12. Jh. Ende-13. Jh. Beginn, fol. 16r – 120v; fol. 76r Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 549 – 1136; S. 947 f., S. 948 („Miletius“) Kommentar:

Nach den Studien und Aufweisen von Overgaauw ist die prämonstratensische Gruppe die einzige unter den von ihm untersuchten Usuard-­Modifikationen, die Miletius (!) zufügte, und zwar nach dem Martyrologium Hieronymianum. Die Gründe dürften wohl kaum in besonderem Wissen über den großen Unbekannten liegen, wohl aber im Respekt vor dem Martyrologium Hieronymianum, das Usuard nach Meinung der Redaktoren zu Unrecht ausgeschlossen hatte. – Der Prémontré-­Text (mileti) ist Basistext für weitere Zusatzrezeptionen in anderen Konventen der Bistümer Utrecht und Lüttich. Der erste Rezipiententext ist der des Klosters Averbode in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (Averbode, Abbaye, Archives IV 48, fol. 1v – 104v; fol. 75r). Zu Folgetexten gehört der der Abtei Park bei Löwen (1515 – 1543) – Zu einer wortgleichen Ergänzung in einem Text der Miscellanea-­Gruppe aus dem Stift Tongern vom Ende 14. / Beginn 15. Jahrhundert s. Overgaauw S. 487 – 523, S. 487 – 498.

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354 | Hauptteil Literatur:

Overgaauw, Martyrologes S. 231 – 244; Handschriften Prémontré und Averbode S. 231 ff., S. 237 – 241; S. 194 – 230 Hagiographisches, bes. S. 210 – 214, sowie S. 213, S. 221 – 229 10 13. Jh. 2. Viertel – frühes 14. Jh.

Miletus ist in einem Memorienbuch des Benediktinerklosters St. Pantaleon (Köln) und in dessen Nekrolog-­Abschrift zum 19. September als Bischof geführt. Eintrag/Text:

XIII. Kal[endas] Oct[obris] Miletis episcopus (!) Quelle/Überlieferung:

Berlin, SBB -PK Ms. boruss. qu. 234, kurz nach 1225, fol. 47r – 69v; fol. 63r – (Abschrift: Köln, Hist. Archiv der Stadt Köln, Best. 295 [GA] 202, 14. Jahrhundert Beginn, fol. 1 – 45; fol. ?) Ausgabe(n):

Hilliger, Benno: Die Urbare von S. Pantaleon in Köln (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 20, 1- Rheinische Urbare 1), Bonn 1902, S. 1 – 85; S. 62 – (Zilliken, Georg: Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, in: Bonner Jahrbücher 119 [1910], S. 13 – 157; S. 98 f.) Kommentar:

1226 (Tod des Franziskus von Assisi) ist Terminus post quem für die Einträge, sie sind auf das 2. Viertel des 13. Jahrhunderts zu datieren. Zum Zusammenhang von Memorienbuch und Nekrologium s. Zilliken, Festkalender S. 28. Vorlage war offenbar ein Memorienbuch, das bis in das 10. Jahrhundert zurückreichte (von den Brincken). Miletus komplettiert für Kölner Zeugnisse die Reihe der Trierer Bischöfe, die im Martyrologium Hieronymianum geführt sind: Valerius, Maximinus, Paulinus, Abrunculus (s. Abrunculus Nr. 20). Literatur:

Hilliger, Urbare S. 1 – 6 – Zilliken, Festkalender S. 28 – von den Brincken, Anna-­ Dorothee: Die Totenbücher der stadtkölnischen Stifte, Klöster und Pfarreien, in: Jb. des Kölnischen Geschichtsvereins 42 (1968) S. 137 – 175; S. 172 (Datierung: ca. 1225) 11 1336 (14. Jh. 1. H.)

Miletus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 19. September als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten.

18. Miletus |

Eintrag/Text:

Kalender: Ianuarii ep[iscop]­i et soc[iorum] ei[us] Mileti ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354), Kalender fol. 2v – 8r, fol. 6v; Proprium de sanctis fol. 359r – 493v; fol. 456v ist nur Januarius geführt. Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 87) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. – Die durch seine Aufnahme in das Martyrologium Hieronymianum (s. Nr. 1) herausgehobene Stellung des Miletus hat nicht zu einer Rezeption in das Breviarium Balduini geführt, wie in früheren Quellen ist seine Zugehörigkeit offenbar nicht erkannt. – Im Liber Ordinarius von 1305/1307(s. Marus Nr. 33) (fol. 63v – 64r; Kurzeja, Liber S. 545 f. Z. 34 ff.; S. 75) ist zum 19. September allein Januarius geführt. – Zum 29. September ist im Breviarum Balduini nach dem Erzengel Michael relativ ausführlich Bischof Liutwin von Trier gebracht (fol. 461r). Literatur:

Bastgen, Handbuch S. 185 – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 154 f. (Lit.) – Ronig, Kunst S. 549; Katalogband Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 12 1345

Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus. Miletus ist im Kalender zum 19. September als Bischof von Trier geführt, der Hauptheilige des Tages ist Januarius mit Gefährten. Im Proprium de sanctis gilt ihm eine Memoria. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Mileti ep[iscop]­i treueren[sis] fiat m[emoria] cum antiphon[a] O quam … Post benedictionem fiat memoria Hs 1737 Kalender: Ianuarii et so[ciorum] / Mileti ep[iscop]­i tr[euerensis] Ordinarius de sanctis: Mileti ep[iscop]­i treueren[sis] fiat m[emoria] cum antiphon[a] O quam … Post benedictionem fiat memoria Ordinarius missarum: Ianuarii et soc[i]­or[um] .. et fiat Memo[ria] de Mileto ar[chi]­ep[iscop]­o tre[uerensi]

355

356 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 125r) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 166 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 314 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, Landeshauptarchiv Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol 6r Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [208]-104r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [95]-47v Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Literatur:

Keuffer/Kentenich; Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Ms. 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Ms. 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Ms. 1737/66 4o: 15. Jh. Beginn, Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Ms. 1737/66 4o aus Domkirche) – Knoblich, Bibliothek S. 170 (B 75: Heimat des Ms. 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 137 (wie Knoblich); S. 116 – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25).

18. Miletus |

13 um 1350

Miletus ist in einem Kalender mit Nekrolog des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) zum 19. September als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Mileti ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1894/1646 2o, 14. Jahrhundert (um 1350), fol. 1r – 21r; fol. 15v Ausgabe:

(Miesges, Festkalender S. 87) Literatur:

Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gg S. 333 (Lit.) – Heyen, Simeon S. 557, S. 209 f. 14 um 1370

Im Ordinarius Missae des Trierer Doms, Trierer Proprium, ist zum 19. September Erzbischof Miletus zu den Heiligen Januarius und seinen Gefährten sowie weiteren Tagesheiligen mit einer Memoria (Kommemoration) geführt. Eintrag/Text:

Ianuarii et soc[iorum] … et fiat Memoria de Mileto archiep[iscop]­o tre[uere]­n[si] cu[m] coll[ecta] de ?n[????] Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v (Proprium sanctorum); fol. 66r Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358) Kommentar:

Im Proprium sanctorum findet sich eine markante Reihung bekannter (z. T. auch fiktiver) und weniger bekannter Trierer Bischöfe der Spätantike und des Frühmittelalters. – S. Eucharius Nr. 49 fo [c] – Die Zusammenschau der Zeugnisse Nr. 11 – 13 zeigt: Erst ab dem mittleren 14. Jahrhundert erhält Miletus nach vereinzelten Vorläufern die volle liturgische Rezeption in seinem Bistum, wenn auch auf gesenktem Niveau (Kommemoration). Dazu fügt sich, dass er in dem Liber Ordinarius vom frühen 14. Jahrhundert (1305/1307; s. Eucharius Nr. 49 fo [a]) noch nicht begegnet.

357

358 | Hauptteil Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358 15 nach 1381

Miletus ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 19. September als Bischof von Trier geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Januarii et socior[um]. Mileti ep[iscop]­i t[reuerensis] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v, fol. 6r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 87) Kommentar:

Zur formalen Gestaltung des Kalenders und der weiterer verwandter Brevierkalender s. Miesges, Festkalender S. 15 (doch s. Leontius Nr. 27, Nr. 28); S. 122. – Zur Präzisierung und Korrektur der Datierung gegen Miesges s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 go S. 337. Der Kalender bietet eine Fülle von Trierer Bischofsheiligen aus den früheren und besonders aus den amplifizierten Fassungen der Bischofsliste. Nach dem Breviarium Balduini (Nr. 11) ist der Festtag des Miletus noch zweimal in Kalendern, im (späteren) 14. Jahrhundert, etwas breiter im 15. Jahrhundert bezeugt, s. Miesges S. 87. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“). 16 1389/1390

Miletus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 19. September als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Mileti ep[iscop]­i

18. Miletus |

Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 42v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 87) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 17 14. Jh. 2. H./Ende

Miletus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 19. September als Bischof geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Januari ep[iscopi] soc[iorum] Myleti e[piscopi] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 11r; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 87 mit S. 18) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30. 17* 14. Jh. Ende (nach 1389)

Miletus ist als Bischof von Trier zum 19. September in einem erweiterten Usuard-­ Martyrologium aus Tongern bezeugt. Eintrag/Text:

Treueris: depositio sancti mileti ep[iscop]­i

359

360 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Tongern, Stadsarchief, Archief Onze-­Lieve-­Vrouwe Nr. 13, 14. Jahrhundert Ende, (fol. 56rff.), fol. 57(r)v-139r; fol. 116v Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 947 f.; S. 948 („Miletius“) Kommentar:

Overgaauw S. 947 f. sieht wohl zu Recht eine Übernahme aus dem Martyrologium Hieronymianum. Zur Führung des Miletus in diesem Martyrologium s. Nr. 1. Literatur:

Overgaauw, Martyrologes S. 487 – 523; S. 487 – 498 18 um 1400/15. Jh.

Miletus ist im Liber Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 19. September geführt. Eintrag/Text:

Januarii et Sociorum ejus … deinde fit memoria de S[anc]­to Mileto Episcopo Trevirensi Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 128r (p. 252) Ausgabe(n):

(fehlt Heyen, Paulin) Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden.

18. Miletus |

Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei) 19 1468 Mai 22 – 24

Miletus ist zum 19. September mit Eigentext in direktem Rückgang auf das Martyrologium Hieronymianum im Martyrologium der Bursfelder Kongregation als heiliger Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Treueris, sancti Mileti episcopi T1 Treberis, sancti Mileti episcopi T2 Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung der Handschriften Rosenthal, Martyrologium S. 155S. 161; darunter: T1 = Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St. Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 32r – T2 = Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 55r Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des

361

362 | Hauptteil Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 229 Z. 20 TREVERIS, sancti MI­

L eTI EPISCOPI Kommentar:

Den Hauptbestand des Martyrologiums bieten gallische Folgetexte (Usuard, Ado) des Martyrologium Hieronymianum, woraus von Trierer Bischöfen bezogen sind Valerius (S. 171), Maximinus (S. 197), Paulinus (S. 223), bei Bischof Miletus (zum 19. Sept. S. 229) ist – unter Hervorhebung – direkt auf das Martyrologium Hieronymianum zurückgegriffen. Die für den Charakter des Martyrologiums besonders bezeichnenden Eigentexte gelten besonders Bischöfen und Heiligen des gallischen Raumes (Metz, Toul, Verdun, Köln). Hervorstechend ist hier der trierische Bestand. Zu nennen sind die Eintragungen, außer zu Miletus, zu Celsus (4. Jan. S. 164), Bonosius (17. Feb. S. 176), Legontius (Leontius Nr. 33), Modestus (Modestus Nr. 14), Basinus (4. März S. 179), Quiriacus presbyter (6. März S. 180), Felix (26. März S. 184), Helena regina (15. Apr. S. 188; frühere Textschicht 18. Aug. S. 220), Modoaldus (12. Mai S. 195), Cyrillus (Cyrillus Nr. 31), Fortunatus (10. Jun. S. 202), Numerianus (5. Jul. S. 208), Severa virgo (20. Jul. S. 212), Banto confessor (31. Jul. S. 215), Maximinus (Neueintrag 12. Sept. S. 227), Lutwinus (29. Sept. S. 232), Thyrsus et socii (4. Okt. S. 233), Palmatius et socii (5. Okt. S. 234), Lubentius confessor (13. Okt. S. 236), Rusticus (Rusticus Nr. 17), Severus (Severus Nr. 35), Eucharius (Eucharius 8. Dez. S. 251). – Abzuheben hiervon wären die oft nicht weniger wichtigen Trierer Namensträger, die nur in Trierer Handschriften und deshalb in der Ausgabe im Variantenapparat geführt sind. Die Unterscheidung ist wichtig für die damals gesehene überregionale bzw. regionale Bedeutung der betreffenden Heiligen. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 14 – 83, S. 36 f.; S. 277 – 298, S. 292 – 294 D Materielle Überreste 20 Grab

Das Grab des Miletus ist nicht bekannt Literatur:

Heyen, Grabkirchen S. 598

19. MODESTUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

19. MODESTUS (Wende 5./6. Jh.)

Synopse des Quellenbefundes Über den kurzen Pontifikat des Modestus gegen Ende des 5. Jahrhunderts liegen keine Nachrichten vor. Frühneuzeitliche Zeugnisse, die als Todesjahr das Ende des 5. Jahrhunderts bzw. speziell 499 angeben, können auf soliden Grundlagen beruhen. In seine Amtszeit fällt möglicherweise das Ende der rheinfränkischen Herrschaft in Trier und dessen Einfügung in das großfränkische Reich Chlodwigs. Eine Modestus-­Verehrung, die bis ins 18. Jahrhundert von bemerkenswerter lokaler Bedeutung war, ist – nach einem Erstzeugnis (?) aus Corbie (Somme) in der Mitte des 9. Jahrhunderts – nicht vor der Mitte des 12. Jahrhunderts im Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) bezeugt. Anlass könnte für diese regionale Verehrung eine – freilich nur zu erschließende – Auffindung des Grabes gegen 1127 sein, als in St. Eucharius auch das Grab des Apostels Matthias entdeckt wurde. Kennzeichnend für den Modestus-­Kult ist die Verehrung zusammen mit vier anderen, in näherer Beziehung zu St. Eucharius-­St. Matthias stehenden Trierer Bischöfen (Eucharius, Valerius, Maternus, Cyrillus), wozu noch der (spätere) „Bischof “ Celsus kommt. Die starke Verbreitung des Modestus-­Festes in niederländischen und verwandten (Usuard-)Martyrologien ist vielleicht durch den gemeinsamen Festtag und Bestattungsort mit dem Apostel Matthias zu erklären. Konkrete Vorstellung von Leben und Werk waren mit der Modestus-­Verehrung nicht verbunden.

19. Modestus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit Zeitgenössische schriftliche Überreste aus dem Pontifikat von Modestus sind nicht bekannt. Prolegomenon – Rückschlüsse aus späteren Zeugnissen zu Amtszeit, Tod und Festtag: Mit größtem Vorbehalt wird im Folgenden auf Zeugnisse des späteren Mittelalters und der frühen Neuzeit zurückgegriffen. Methodisch ist nicht völlig auszuschließen, dass Reflexe von Notizen früher Bischofskataloge und verwandter Quellen aufgegriffen sein könnten. Dass die Amtszeit des Modestus an die des Bischofs Miletus anschloss, ist mehrfach bezeugt und steht in Einklang mit den Fassungen der Bischofsliste und den Gesta Treverorum (Nr. 1, Nr. 2). Ein anonymer Regularkanoniker überliefert am „präzisesten“ ein Datum, das Jahr 499 als Todesjahr (s. AA SS Feb. III, hg. von Godefrey Henschen, 1658, S. 462). Dies wäre nicht in Widerspruch zu der Darstellung des André du Saussay († 1675), der als Bischof von Toul Suffragan der Kirchenprovinz Trier war, in seinem Martyrologium Gallicanum von 1637. In markantem Unterschied zu seiner Präsentation des sonst viel exponierteren Bischofs Marus (AA SS Jan. II, hg. von Godefrey Henschen, 1643, S. 730, dort geführt wie im Bischofskatalog des Kölners Petrus Cratepolius [† 1605] vom Jahr 1578 als Marcus), hat er zu Modestus ein längeres Elogium: … Treuiris S. Modesti Episcopi et Confessoris, qui tempore Gelasii Papae hanc Ecclesiam gubernans, magno sanctitatis et sapientiae fulgoribus eandem irradiauit: diuites enim in officio pietatis continuit, pauperes re non minus quam con­ silio adiuuit, aberrantes in uiam reuocauit, omnes denique ad sancte agendi studium salutaribus documentis et uirtutum suarum admirabilium exemplis inflammauit, hisque locupletatus gratiae diuinae foenoribus, euocatus est ad praemium (Martyrologium Gallicanum S. 123; AA SS Feb. III S. 463). Die beiden Nachrichten konkordieren in gewisser Weise. Die entgegenstehenden Datumsangaben (s.  AA SS Feb. III S. 464 c. 2) bei dem schon erwähnten Petrus Cratepolius in seinem Bischofskatalog (486) (S. Modestus mundi gaudia, eiusque noxia blandimenta caduca neglexit, mortuus est anno CCCCLXXXVI) sowie 480 bei Christoph Bro(u)wer, Annales ,1626, l. 5 S. 356: Miletus per id tempus Treuiris naturae concesserat, uita innocenter acta in Diuorum fastis ad undeuigesimum Septembris diem uenerandus. Suscepit gregem inde Treuiricum Modestus Episcopus, qui item ob uirtutis absolutae pulchritudinem, Dei dignatione cohonestatus sextum Kalendarum Martii habet in feriis. Eius sacri memoriam cespitis seruat B. Mathie coetus. Porro hinc Ecclesiae Treuericae praefectus Antistes Maximianus, qui annum circiter quadringentesimum octogesimum attigit: …) scheiden aus: Zwischen Jam(b)lychus († 490 ?; 479 ?) und Modestus amtierten vier Bischöfe. Zudem ist die Angabe Bro(u)wers zum Amtsantritt von Maximianus falsch, dessen Pontifikat im Eingang des 6. Jahrhunderts bezeugt ist. Möglicherweise fällt in den Pontifikat des

365

366 | Hauptteil Modestus die Einfügung Triers in das fränkische Reich Chlodwigs. Anachronistisch ist anscheinend Bro(u)wers Einordnung der Bischöfe Miletus, Modestus, Maximianus in die Zeit des fränkischen Königs Childerich († 481/482) mit der prononcierten Bemerkung: neque interim ullis ad memoriam claris actionibus hi omnes Episcopi, quos diximus, innotuere: ut fatiget omnium successiones has nectere tam crebras, ut rerum etiam, quod caput est, inanes. Das Werk des Altmeisters Bro(u)wer ist wegen seiner impliziten chronologischen Strukturmängel z. T. nicht brauchbar. Zugrundegelegt ist die konstruierte Bischofsfolge der späten Fassungen der Bischofsliste, die von der Reprojektion der Anfänge des Bistums in apostolische Zeit her Hiate überbrücken. Der Bericht Bro(u)wers ist entsprechend nichtssagend, dies wird in der Divergenz der Darstelllung des Bischofs Miletus (s. dort) zum Bericht von du Saussay besonders deutlich. Infolge der konstruierten Chronologie hätten echte alte Bischofskataloge bei Bro(u)wer nur Verwirrung hinterlassen. Echte Stücke der Tradition sind dagegen bei dem anonymen Regularkanoniker und dem Bischof von Toul zu fassen. Du Saussays Korrelation der Pontifikate von Papst Gelasius I. und von Bischof Modestus fügten sich in eruierbare und eruierte chronologische Zusammenhänge. Bro(u)wers Einordnung des Modestus und seiner Vorgänger und Nachfolger in die fränkische Geschichte unter Chlodwigs Vater Childerich von Tournai († 481/482) ist angestrengte Konstruktion. Diese verführt Henschen zur Verknüpfung mit noch früheren Vorgängen der fränkischen Geschichte. Doch findet er den Rückgang zu Modestus in vorsichtiger Folgerung und inhaltlicher Aussage, die in Analogie zu der bei du Saussay steht (AA SS Feb. III S. 464D nach Schilderung fränkischer Verwüstungen in Trier: Inter illos igitur eorumque filios ac posteros vigilantis et fidelis pastoris partes procul dubio egit S. Modestus, gregem sibi commissum conatus veris fidei virtutumque documentis instruere, atque ad tutissimum aeternae salutis in ovile deducere). 499 könnte in der Tat das Todesjahr des Modestus sein, sein Pontifikat rückte damit unmittelbar an die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert. Wenn ein spätmittelalterliches Martyrologium aus Utrecht (15. Jahrhundert) (s. Nr. 13 Kommentar) abweichend vom Eintrag der Zweighandschriften (episcopus et confessor) bietet episcopus et martyr, kann dies wohl kaum auf besonderen Informationen, etwa über einen gewaltsamen Tod des Bischofs, beruhen. Todesjahr: Siehe oben. Festtag: In den liturgischen (?), kalendarischen und martyrologischen Zeugnissen des 9., 11. und 12. Jahrhunderts ist der 24. Februar als Festtag des Modestus genannt, in Zeugnissen aus dem Trierer Kloster St. Eucharius ist dies der Festtag, im annus bissextilis am 25. (oder 26.) Februar begangen (s. Rosenthal, Martyrologium S. 177 f.). Das Fest kann auch am Festtag des Apostels Matthias kommemoriert werden (s. AA SS Feb. III S. 464A). Die Platzierung des Festes auf den 23. Februar (so etwa bei Wilford, Martyrologium Anglicanum 1526, s. AA SS Feb. III S. 464A), dürfte an den jeweiligen liturgischen Maßgaben zum Schalttag liegen.

19. Modestus |

In niederländischen Handschriften des (modifizierten) Usuard-­Martyrologiums des 14. und 15. Jahrhunderts ist der 24. Februar der Festtag (Overgaauw, Martyrologes S. 635). Mit der nämlichen zeitlichen Fixierung und Elogienformulierung ist der Festtag im Martyrologium Romanum von 1584 geführt (Propylaeum ad Acta Sanctorum Decembris, hg. von Hippolytus Delehaye / Paulus Peeters / Mauritius Coens / Balduinus de Gaiffier, Paulus Grosjean, Franciscus Halkin: Martyrologium Romanum ad formam editionis typicae Scholiis historicis instructum, Brüssel 1940, S. 75 [Nr. 6]). Literatur:

Schatz, Willy: Art. Modestus, in: LThK2 Bd. 7, 1962, Sp. 516 – Wesentliche Korrekturen: Pfeiffer, Friedrich: Art. Modestus, in: LThK3, Bd. 7, 1998, Sp. 371 B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 1 10. Jh. Ende-12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Modestus. Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Modestus an 19. Stelle, Fassung VIII an 28. und Fassung IX an 43. Stelle. Eintrag/Text:

I–IX Miletus, Modestus, Maximianus VI a Milet[us] et modest[us]. p[ost] maximian[us] In Fassung  VI hat Modestus wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung ar­ chiepiscopus. Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34, S. 33 Nr. 19 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 45, S. 299 Z. 52(f.), S. 301 Z. 7 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 19; S. 37 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

In Fassung VI ist Modestus, wie alle verzeichneten Bischöfe, mit dem Amtsepithet ar­ chiepiscopus geführt. Ob der direkten Verbindung Miletus et modestus in Fassung VI a

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368 | Hauptteil eine besondere inhaltliche Bedeutung zukommt, kann allenfalls hypothetisch erwogen werden. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 2 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum berichten, Modestus habe nach Bischof Miletus und vor Bischof Maximianus die Trierer Kirche geleitet. Eintrag/Text:

Post quem (Volusianum sc.) Miletus (militus A 5c) ecclesiam rexit; post (post illum A 5b; post quem B, C) Modestus; deinde Maximianus (Maximinus A 5c); … Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; zu Handschrift A 5c S. 124 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 23 f. mit Z. 40 f. Kommentar:

Dem Autor der Fassung A der Gesta lagen offenbar keine über die schlichte Namensangabe hinausgehenden Informationen vor, obgleich er in St. Eucharius-­St. Matthias schrieb, wo es später eine nicht unbedeutende Modestus-­Verehrung gab. Für den genannten Aspekt, welche Kenntnisse über Modestus dem Redaktor bzw. den Redaktoren der Gesta vorlagen, ist die Überlieferung in den Rezensionen B und C von ca. 1130 und 1150 wesentlich. Die Redaktoren haben zu der Version der Redaktion A nicht selten Zusätze, oft bedeutenden Inhalts, eingefügt. Zu nennen sind c. 13 (MGH SS 8 S. 142 Z. 32 ff.; S. 143 Z. 25 ff.), bes. c. 14, wo S. 143 – 148 die aussagekräftige Hystoria Treverorum zusätzlich gebracht ist. – Siehe weiter die in Bezug auf die Modestus-­Behandlung in margine-­Ergänzung von Rez. C 1 zu dem im 12. Jahrhundert voll rezipierten fingierten heiligen „Bischof “ Celsus (c. 16 S. 148 Z. 21 f.). Neue Kunde und Interpretation ist hier angefügt. Siehe auch c. 19 S. 153 Z. 22 ff. sowie c. 20 S. 155 Z. 13 ff.; Z. 30 ff.; c. 24 S. 160 Z. 38 ff. u. a. mit Rezeption der Dagobert-­Tradition; S. 161 Z. 26 ff.; c. 27 S. 166 Z. 20 ff. Siehe generell die Zusätze ab c. 29 S. 168 ff. Der Schluss zu Modestus lautet: Die späteren Bearbeiter des 12. Jahrhunderts hatten noch keine weiteren Kenntnisse als die Erstredaktion in der Zeit um 1100 bietet.

19. Modestus |

Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung ? 3 9. Jh. erste H. (ca. 830 – 850)

Möglicherweise wird Bischof Modestus von Trier wie andere Trierer Bischofsheilige in zwei einem Psalterium aus dem Benediktinerkloster Corbie (Bistum Amiens) angefügten Schwesterlitaneien angerufen. Eintrag/Text:

Litanei Krüger 13 c: S[an]­c[t]­e maximine or[a] / … / S[an]­c[t]­e Nicete or[a] / … / S[an]­c[t]­e basine or[a] / … / S[an]­c[t]­e Seuere or[a] / … S[an]­c[t]­e aci or[a] / S[an]­c[t]­e Aciole or[a] / S[an]­c[t]­e Modeste or[a] / … Litanei Krüger 13 a: S[an]­c[t]­e pauline or[a] / S[an]­c[t]­e leo or[a] / S[an]­c[t]­e athanasi or[a] / … / S[an]­c[t]­e (?) aci or[a] / S[an]­c[t]­e pauline or[a] / S[an]­c[t]­e eciole or[a] / S[an]­c[t]­e modeste or[a] / S[an]­c[t]­e maxime or[a] / S[an]­c[t]­e memi or[a] / S[an]­c[t]­e euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / … Quelle/Überlieferung:

Amiens, BM ms. 18 (175 A), 9. Jahrhundert Beginn, Litaneien wenig später hinzugefügt; Kloster Corbie Litanei 13c fol.142v – 144r; fol. 143r – ­v; Litanei 13a fol. 140r – 141v; fol. 140v Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 603 – 610 (13 c), S. 606 Z. 103, S. 607 Z. 137, Z. 144, S. 608 Z. 190 (Z. 200 f. jeweils falsche Lesungen), Z. 202 – S. 592 – 598 (13 a), S. 593 Z. 66 ff., S. 594 Z. 104 (falsche Lesung Eti), Z. 105, (Z. 106), Z. 107, S. 595 Z. 127 f., Z. 138, Z. 139 Kommentar:

Die drei Litaneien, zu denen die hier vorgestellten gehören, wurden dem während des Abbatiats des Abtes Adalhard im picardischen Kloster geschriebenen Psalterium etwa gleichzeitig oder wenig später angefügt. Die Schrift wurde von Bischoff auf die Mitte des 9. Jahrhunderts datiert (Zu Zusammenhang und Zeitstellung s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 11). In der in der Handschrift als erste rangierenden Litanei (Krüger 13a) sind Eucharius und Maternus im – passenden – Kreis nordgallischer Bischöfe angeführt, in diesem Umkreis geht ihnen Maximinus voraus. Paulinus ist zunächst unter den großen Verteidigern der Rechtgläubigkeit Gregor, Leo d. Gr., Athanasius passend eingeordnet. Die zweite Invokation (?) seines (oder des) Namens ist in dem nordgallischen Kontext zu finden, dabei zwischen den beiden auf Amiens bezogenen Namen Acius und Aciolus. Hierauf folgt ein Modestus, auch, bis auf die

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370 | Hauptteil Nennung von Effrem (Z. 108), in nordgallischer „Umgebung“. In der dritten, hier als erste gebrachten Zusammenstellung sind unter den nicht völlig systematisch geführten Nomina martyrum Maximinus und – gegen Schluss – Nicetus und Basinus geführt, unter den Bekennern Severus und Modestus, beide in passendem geographischem Zusammenhang, wobei Modestus wieder nach den Amiens-­Heiligen steht. Die Verifizierung ist alles andere als klar gesichert. Doch fällt durchweg die äußerst spärliche Präsentation in die Augen, wie die Tabellen von Krüger zeigen: Nicetus (!) s. Tabelle S. 507 erscheint außer an der gebrachten Stelle nur noch – und zwar in trierischem Kontext – in der Litanei aus Angers, s. Krüger, Litanei Nr. 57, Ausgabe S. 687 f.: Paulinus, Felix, Eucherius (!), Nicetus, Maximinus, Cyrillus (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. ? 12 S. 95 f.). Basinus ist nur an der oben gebrachten Stelle belegt (Krüger, Tabelle S. 454), Severus außer an der oben gebrachten Stelle nur noch einmal (Krüger, Tabelle S. 523). Modestus (s. Krüger, Tabelle S. 505) ist bei den sechs Belegen in den zwei hier gebrachten, aufeinander bezogenen präsent, in einer der anderen Beleglitaneien (Krüger, Litanei Nr. 29 b) hat Modestus (S. 698 Z. 37) Maximinus und Paulinus (S. 699 Z. 91 f.) als trierische Gefährten. Bei den drei ersten Namen ist die Identifizierung mit den jeweiligen Trierer Bischöfen sicher. Im Fall von Modestus bleiben starke Zweifel. Die Belege für ihn wirken in dieser frühen Zeit sehr isoliert. Das von Borst gebrachte Zeugnis im nach 850 für Nevers verfertigten Kalender (Kalendarium Nivernense: London, BL Harley MS 3091, fol. 22r – 28v; genannte Stelle fol. 23r: Borst, Reichskalender S. 611 Anm. 15; zur Handschrift ebd. S. 189 f. – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2476 S. 120 f.) lässt sich an der Handschrift nicht verifizieren. Die mit anderen Kalendern gemeinsame Angabe zum Sternbild Bärenhüter (s. Borst, Reichskalender S. 609 mit S. 612 Anm. 21) ist im Kalender von Nevers offenbar falsch gelesen. Der von Borst (Reichskalender S. 611 Anm. 15) weiter genannte Beleg für Modestus in der um 1130 erweiterten Fassung des Martyrologiums Hermanns von der Reichenau, Clm 5256 fol. 1v – 101r; fol. 15v (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 de) ist auch nicht zutreffend. Bei dieser fehlenden Basis für Modestus-­Belege in der frühen Zeit ist für die Litaneien aus Corbie nur mit Vorbehalt zu schließen, dass Modestus als Trierer Bischof neben den anderen Trierer Bischöfen gemeint sein könnte. Eine etwas genauere Prüfung der bei Krüger gebotenen Belege hat jedoch ein eher für die Identifizierung sprechendes Ergebnis. Kriterium kann sein, ob Modestus in Verbund mit dem hl. Vitus, seinem Schüler, und der in ihrem Zusammenhang genannten hl. Crescentia begegnet. Der Tag des Martyriums von Modestus, Vitus und Crescentia wird am 15. Juni begangen. In einer der oben genannten Litaneien (Krüger, Litanei 29 b, Ausgabe S. 697 – 700) steht vor dem genannten Modestus-­ Zeugnis (Krüger S. 698 Z. 37) Vitus. Die trierischen Heiligen Maximinus und Paulinus (Krüger, Ausgabe S. 699 Z. 91 f.) als einem regionalen Kontext in Bezug zu Modestus zuzuordnen, ist also gewagt, freilich fehlt Crescentia in dieser Litanei. Doch wichtiger

19. Modestus |

ist wohl, dass Modestus in den vorgestellten Belegstellen der Litaneien (Krüger 13 c und 13 a), in denen weitere trierische Heilige begegnen, ohne Vitus erscheint. – Von Interesse in diesem Zusammenhang ist: Am Beginn des 12. Jahrhunderts wurde eine ältere Kalenderschicht vor einem Psalterium im Trierer Stift St. Simeon aufgefüllt (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu). Viele Trierer Bischofsheilige sind mit Ortskennzeichnung unter den Zusätzen. Doch zum 24. Februar fehlt Modestus. Zum 15.Juni war in der Vorschicht Viti martyris eingetragen, ergänzt wurde zum Tagesdatum Modesti (s. Heyen, Simeon S. 585). Offenbar befand man sich bei Modestus in einer Schwierigkeit, man setzte ihn nicht zum Matthias-­Fest, sondern nahm eine „Korrektur“ zum 15. Juni vor, indem Vitus mit Märtyrerepithet belassen wurde, Modestus ohne Epithet, wohl als Trierer Bischof verstanden, zugesetzt wurde. Literatur:

Wilmart, André: Art. Corbie (Manuscrits liturgiques de), in: DACL 3, 2, 1914, Sp. 2913 – 2958; Sp. 2925 Nr. 7 – Leroquais, Victor: Les Psautiers manuscrits latins des bibliothèques publiques de France 1, Mâcon 1940/1941, Nr. 4 S. 8 f. – Coens, Litanies S. 307 – 311 – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 32 S. 13 – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 125 f., S. 330 Katalog ? 4 11. Jh.

Modestus ist möglicherweise in einem Hieronymus-­Kurzmartyrologium aus dem Benediktinerkloster Prüm (Bistum Trier) zum 15. Juni ohne Epithet und Sedes-­Angabe in Verformung der Vorlage(n) nachgetragen. Eintrag/Text:

XVII K[a]­l[endas] Iul[ias] Isici. Cantiani. Nuci. Gaiani. Candide. Al[ibi] Viti. Clementis.

Nachtrag: Modesti. Crescentię v[irginis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert, aus dem Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 44r Ausgabe(n):

An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 22 Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 9. Im Martyrologium Hieronymianum ist zum 15. Juni für Sycilia der Festtag der Märtyrer Vitus, Modestus und Crescentia festgehalten (AA SS Nov. II, 2, 1931, S. [78]) B (Metz) IN SYCILIA Uiti. Modesti. crescentie E (Echternach) in sicilia viti modesti et crescentiae W (Weissenburg) In sicilia s[an]­c[t]­orum. modesti et criscenti

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372 | Hauptteil Die Kurzmartyrologien bieten hier ein nicht so einheitliches Bild wie im Fall von Bischof Miletus (Miletus Nr. 1). Das Reichenauer Exemplar übernimmt die Abfolge des Metzer Typs (B), das Martyrologium des Sakramentars von Autun bringt zum 16. Juni Heilige, die in Antiochien verehrt wurden, darunter Vitus, Modestus, Crescentus, Iulita martyr, Diugenis et Saturninus (Ausgabe Heiming S. 272 Z. 455 – 457). Mit veränderter Reihenfolge entspricht dem das Prümer Exemplar, bietet aber nicht den weiteren Schluss wie Autun. Autun hat zum 15. Juni von Isicus bis Candida die Folge wie Prüm (s. o.), dann eine mit Roma Uiti, Clementis einsetzende Namenfolge von Iuvianus bis Quintianus (Heiming S. 272 Z. 452 – 454), die bei Prüm fehlt. Fällt schon auf, dass statt Roma bei Prüm Alibi gesetzt ist, so ist die Abweichung zu Modestus, den Autun zu diesem Datum nicht führt, bemerkenswert. Die Trierer Kalender zeigen vom 10. Jahrhundert an in großer Geschlossenheit den Dreierverbund Vitus, Modestus, Crescentia zum 15. Juni, wobei Crescentia bisweilen fehlt (Miesges, Festkalender S. 60 f.; so auch im Liber Ordinarius des Erzbischofs Balduin von 1345, Kurzeja, Liber S. 72). Im Prümer Exemplar ist an der traditionellen Folge eine Änderung vorgenommen, Vitus aus der Vorlage übernommen, doch von Modestus, der nachgefügt wurde, getrennt. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass aus Verlegenheit der traditionelle Modestus mit dem Trierer Bischof (Festtag 24. Februar) zusammengesehen wurde. Bestimmte Kriterien lassen die Prümer Redaktion in das 11. Jahrhundert setzen. Charakteristisch ist die Nähe zum Kloster St. Maximin (Trier). In großer Anzahl betreffen die Nachträge und Zusätze Trierer Bischöfe aus der Zeit des 4. bis 8. Jahrhunderts. In nur drei Fällen wird der Ortsbezug genannt (s. Marus Nr. 20), durchweg aber das Bischofsepithet gesetzt. Im Fehlen dieses Epithets wäre Modestus analog zu den Bischöfen Magnerich (fol. 45v) und Nicetius (fol. 48r) geführt. Literatur:

Siehe Miletus Nr. 1, Literatur. – Zu Genese, Charakter und Überlieferungsgang des Kurzmartyrologiums s. Anton, Regesten I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f., S. 92 (Lit.), Valerius Nr. 10 S. 393 f., S. 394 (Lit.), spezieller Haubrichs, Borst, Lifshitz. ? 5 12. Jh. Beginn

Möglicherweise ist Modestus in der zweiten Schicht eines Kalenders, der einem Psalterium des 11. Jahrhunderts aus dem Stift St. Simeon (Trier) vorgebunden ist, zum 15. Juni – wohl in Kontamination mit dem traditionellen Märtyrer Modestus, dem Lehrer des Tagesheiligen und Märtyrers Vitus – ohne Epithete nachgefügt. An seinem Festdatum, dem 24. Februar fehlt er. Eintrag/Text:

XVII K[ a]­l[endas] [Iulii] Viti martyris (Zusatz:) Modesti

19. Modestus |

Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jahrhundert, fol. 1v – 8r; fol. 5r Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 380 – 386 [Calendarium Collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculi XI : die erste, nicht-­trierische Schicht], Vitus S. 383) – Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 585 Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Zu dem Spezialfall Modestus ist zunächst auf die Kommentare zu Nr. ? 3 und Nr. ? 4 (martyrologische Grundlagen) hinzuweisen. In der nachtragenden Redaktion sind die Trierer Bischöfe oft mit Ortsnennung, meist auch mit Angabe des Bischofsrangs verzeichnet. Dass zu Modestus eine Kennzeichnung fehlt, lässt vielleicht auf ein Schwanken zwischen einer Ergänzung aus traditionellem Bestand (Vitus, Modestus) und einer als notwendig betrachteten Vervollständigung aus der Trierer Bischofsfolge schließen. Die Setzung ohne Orts- und Rangbezug hat Modestus mit Bischof Udalrich von Augsburg (4. Juli, fol. 5v) gemeinsam. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) 6 1148 Jan. 13

Reliquien des Bischofs Modestus werden bei der Weihe des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Papst Eugen III. (1145 – 1153) und Erzbischof Adalbero von Trier (1131 – 1152) in dem Eucharius und den Aposteln Johannes Evangelist, Philippus, Jakobus sowie Papst Stephan I. geweihten Hauptaltar niedergelegt bzw. bezeugt. Eintrag/Text:

Anno dominice incarnacionis Mo.Co.XL.VIIIo, LXImi decennovalis cycli anno nono, in­ dictione XI, presidente apostolico Eugenio IIIo. Romane ecclesie summo pontifice, anno papatus sui IIIo, imperii vero regni Conradi tercii regis gloriosi XImo, venerabilis autem Adalberonis huius civitatis archiepiscopi anno XVI, dedicatum est hoc monasterium ab eodem venerabili apostolico et ab Adelberone archipresule Idus Ianuarii; petente vene­ rando Bertoldo abbate, ordinacionis sue anno XIImo. Consecratum est autem principale

373

374 | Hauptteil altare in honore sancti Iohannis euangeliste et sancti Eucharii, apostolorum Philippi et Iacobi, Stephani pape et martiris. Quorum eciam reliquie inibi continentur. … Reliquie episcoporum et confessorum: Eucharii (fehlt Hs 28), Valerii, Materni, Agricii, Cirilli, de stola et de pallio sancti Maximini, Magnerici, Modesti, Auctoris, Mari, Modowaldi, Bonosii, Felicis, Severi Treverensium pontificum; … … Omnes isti cardinales, quilibet eorum contulit omnibus visitantibus limina beatorum apostolorum Iohannis et Mathie, Philippi et Iacobi et sanctorum confessorum (Hs 28: atque pontificum) Eucharii, Valerii, Materni, Agritii (Hs 28: Cerilli, Modesti. Et) et multorum aliorum sanctorum, qui in nostro monasterio requiescunt, annum unum penitencie et centum dies et unam carenam. Diese Indulgenz tritt zu den für die einzelnen Altäre gewährten Indulgenzen hinzu. Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 98, 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 111v – 112v – Trier, BPS Hs 23, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert, fol. 182v (gleiche Schrift und gleicher Inhalt wie Hs 98) – Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen 1486 – 1489 geschrieben fol. 2r – 10r; fol. 2v – 3r Ausgabe(n):

Notae dedicationum S. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger), Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1278 Z. 12 ff., Z. 28; S. 1279 Z. 38 und Z. 52 f. – Ältere Ausgabe: Iohannes Bollandus AA SS Feb. III, 1658, S. 453D; S. 453E Regest(en):

(Regestartiger Bericht) Gesta Treverorum Continuatio II, ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379; c. 7 S. 378 (s. auch Gesta Alberonis archiepiscopi auctore Balderico, ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 [Ndr.], S. 243 – 260; c. 23 S. 255) – Goerz, Regesten Trier S. 19 – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 2063 S. 567 – JL 2 S. 51 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *3 S. 222 f.; Nr. *258 S. 116 Kommentar:

Nach der „inventio“ der Matthias-­Gebeine erfolgt bei der Weihe des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias durch Papst Eugen III. und Erzbischof Adalbero von Trier die Niederlegung zahlreicher Reliquien in den verschiedenen genannten Altären. Zu allgemeinen Voraussetzungen und Zusammenhängen s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dk; Valerius Nr. 62 fp; Maternus Nr. 39 cq. Zu Modestus fällt auf, dass seine Reliquien nur im Hauptaltar kondiert wurden. Die Abfolge von der besonders durch ihre Grabstätte mit der Kirche / dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias

19. Modestus |

verbundenen Heiligengruppe, die später, vermehrt um den neu kreierten „hl. Celsus“, üblich wird, ist hier durch die beiden „Maximiner“ Heiligen Maximinus und Magnerich unterbrochen. Bei den Trierer Bischöfen des Hauptaltars fehlen Paulinus und Nicetius. Vice versa fehlt Modestus bei der etwa zweieinhalb Wochen später vollzogenen Weihe der Stiftskirche St. Paulin (Trier). Das Ende des 15. Jahrhunderts geschriebene Memorienverzeichnis verkürzt die ursprüngliche Reihenfolge zu Eucharius, Valerius, Maternus, Agritius, Cyrillus, Modestus. Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis S. 76; S. 17 – (Montebaur, Studien Nr. 506 S. 100; Nr. 498 S. 99) – Coens, Catalogus seminarii S. 256; S. 244 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *257 S. 115 f. – Becker, Eucharius S. 123 (Nr. 75); S. 125 (Nr. 86); S. 35 – 39; S. 435 – 438 7 12. Jh. 2. H.

Modestus ist zum 24. Februar in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Ipso die depositio s[an]­c[t]­i modesti e[piscop]­i treberensis Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 8v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Zur charakteristischen Bedeutung der Bischöfe Modestus und Cyrillus für die Zuordnung des Textes zu dem Kloster St. Eucharius s. ebd. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 8 12./13. Jh.

Auf dem Rückdeckel eines nicht erhaltenen Evangeliars für das Benediktinerkloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) ist Modestus in einer Trierer Bischofsreihe dargestellt.

375

376 | Hauptteil Eintrag/Text:

S[AN]­C[TV]­S MODESTVS S[ANCTVS] CIRILLVS ARCHI[EPISCOPV]­C(=S) S[ANCTVS] IOH[ANN]­ES EVVANG[ELISTA] S[ANCTVS] MATERNVS ARCHI[EPISCOPV]­C(=S) S[ANCTVS] VALERIVC(=S) ARCHI[EPISCOPV]­C(=S) Quelle/Überlieferung:

Die Deckel des Evangeliars befinden sich heute in der John Rylands Library Manchester: Rylands Collection, – Book Covers 17 Trier Binding – Covers of a Gospel, (JRL1406415) https://luna.manchester.ac.uk/luna/servlet/detail/Manchester~91~1~424199~197895 Ausgabe(n):

James, Montague Rhodes / (Taylor, Frank): A Descriptive Catalogue of the Latin Manuscripts in the John Rylands University Library at Manchester, 2 Bde., Manchester, London 1921 (Ndr. 1980), S. 310 – 312; S. 311; S. 312 und Tafeln 186 und 187: S. 312; Tafel 187 (Fehllesung „Mamertus“ für „Maternus“) – Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006; Nr. 183 S. 373 – 376; S. 374 (z. T. problematisch) Kommentar:

Eine Elfenbeintafel (Osterfestkreis) ist gerahmt von insgesamt zehn metallenen Relieffeldern mit Darstellungen von Heiligen und zehn Feldern mit dekorativen Elementen. Eucharius hat einen hervorgehobenen Platz: In der unteren Reihe nimmt er das mittlere Feld allein ein wie ihm gegenüber in der oberen Reihe der Evangelist Johannes. In den übrigen Feldern sind je zwei Heilige dargestellt. Eucharius ist thronend, wie der Evangelist Johannes, mit Bart, Mitra, Messgewand, Pallium, Bischofsstab und Buch dargestellt. Neben Eucharius sind rechts Konstantin und Helena (rex; regina), links die Heiligen Celsus und Benedictus gesetzt. In den übrigen Feldern begegnen ähnlich ausgestattet wie Eucharius, aber stehend, oben links der „heilige Modestus“ mit Stab und Mitra und der „heilige Erzbischof Cirillus“, oben rechts die „heiligen Erzbischöfe Maternus und Valerius“. – Auf dem vorderen Deckel (Elfenbeintafel zum Weihnachtsfestkreis) (S. 311 und Tafel 186) sind Christus und Maria in den Johannes und Eucharius entsprechenden Feldern dargestellt. Hier findet sich von den Trierer Heiligen der „Erzbischof “ Agricius auf einem Feld zusammen mit dem Apostel Matthias. – James sieht eindeutige Hinweise auf das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (so schon mit Bezug auf Modestus und Cyrillus Hulley S. 42). Auch dürfte die Entsprechung Johannes Evangelist – Eucharius belegen, dass vor Eucharius der Evangelist Johannes Patron der Kirche / des Klosters war (so zu korrigieren die doch nicht ganz sichere Skepsis bei Becker, Eucharius S. 241 f.); s. auch Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dk.

19. Modestus |

Johannes Evangelist, Eucharius, Maternus und Valerius gehören wie Celsus und Benedictus in den monastischen Kontext des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias. In diesen ist das Paar Modestus und Cyrillus eingeschlossen. Verbal hat Modestus kein Bischofsattribut, doch wie die weiteren Bischöfe Mitra und Stab. Bei dem immer stärker als Bischof verstandenen Celsus fehlen verbale und symbolische Bischofsattribute. Sofern Agricius sowie Konstantin und Helena nicht für die frühe Phase des Erzbistums, der seiner Neukonstitution nach der Erstgründung durch Eucharius stehen, versinnbilden sie wie auch der als Maximiner geführte Bischof Martin die St. Maximiner Tradition. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 55. Im Einzelnen ist hinzuweisen auf: Hulley, Prachteinband – James/(Taylor), Catalogue S. 310 – 312 – Steenbock, Prachteinband Nr. 110 S. 210 f., Abb. 150, 151; Abb. 151 (Fehllesung „Mamertus“) – Becker, Eucharius S. 62 f. (nach Hulley) – Friedrich, Tradition S. 103 – 109 (mit Rekonstruktionsvorschlag) – Fuchs, Inschriften I S. 373 – 376 (z. T. fehlerhaft) 9 1244

Bischof Modestus von Trier ist in der Gruppe Trierer Bischofsheiliger (Eucharius, Valerius, Maternus, Agricius, Celsus, Cirillus) am Schluss genannt, zu deren Ehren wie zu Lob und Verehrung der Apostel Johannes und Matthias sowie aller Heiligen eine Abschrift der Dialogi Papst Gregors d. Gr. (590 – 604) in dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) gefertigt wurde. Eintrag/Text:

Anno d[omi]­ni Mo.cco.xl.iiiio. Script[us] est hic Liber ap[u]­d sanctu[m] Evchariu[m] sub abbate Jacobo a Johanne Monacho et Dyachono labore Johannis Monachi et Sacerdotis ad laude[m] beatorum ap[osto]­lorum Johannis et Mathie et S[an]­c[t]­orum confessorum parit[er]­que pontificu[m] Evcharii. Valerii. Materni. Agritii. Celsi. Cirilli. atque Modesti. et omnium sanctorum. Que[m] siquis … . Amen … Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 67, 1244 Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 1r – 151r; fol. 151r Ausgabe(n):

Fehlt für diese Handschrift. Die einschlägigen Editionen für Gregors Dialogi durch Umberto Moricca (FSI sec. VI), Rom 1924 sowie Grégoire le Grand: Dialogues 1 – 3, hg. und übers. von Adalbert de Voguë / Paul Antin (SC 251, 260, 265), Paris 1978, 1979, 1980, basieren auf älteren Handschriften. – Der obige Text: Marx, Handschriftenverzeichnis Nr. 67 S. 54.

377

378 | Hauptteil Kommentar:

In der Abfolge des ursprünglichen Patrons, des Apostels Johannes Ev., sodann des Apostels Matthias sowie der Gründerbischöfe der Trierer Kirche, Eucharius, Valerius, Maternus und des auf diese folgenden Agricius, des als hauszugehörig gesehenen „Bischofs“ Celsus, schließlich der Bischöfe Cyrillus und Modestus sind die – mit Ausnahme von Agricius – in besonderer Beziehung zu dem Kloster / der Kirche St. Eucharius/St. Matthias stehenden resp. gesehenen „Hausheiligen“ zusammengestellt. Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis Nr. 67 S. 54 f. – Montebaur, Studien Nr. 551 S. 105 – Becker, Eucharius S. 127 (Nr. 93) 10 1287 Dez. 8

Reliquien des Bischofs Modestus, im Verbund mit solchen des Bischofs Cyrillus, werden nach denen der drei Gründerbischöfe bei der Weihe der Quirinus-­Kapelle des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Bischof Petrus von Suda (Armenien, in partibus infidelium) in den Altar eingelegt. Eintrag/Text:

Epytafium capelle s[an]­c[t]­i Quirini. 1287. Anno d[om]­ini M CC octuagesimo septi[m]­o in festo b[ea]­tissimi Eucharii p[ri]­mi Treue[r]­or[um] archiep[iscop]­i VI ydus dece[m]­bris dedicata e[st] h[ec] capella i[n] honore … Quirini et georgii m[a]­r[tiru]­m … a v[e]­n[erabili] d[omi]­no fr[atr]­e pet[r]­o … suddensis ep[iscop]­o aucto[r]­itate et permissio[n]­e v[e]­n[erabilis] viri d[omi]­ni Arnoldi decani maioris et cap[itu]­li eccl[esi]­e Treue[re]­n[sis] sede Treue[r]­or[um] vacante p[er] obitu[m] … he[n]­rici t[re]­ueror[um] archie[iscop]­i. Hee s[un]­t reliq[ui]­e recondite i[n] altari dicte capelle Quirini et sixsti m[a]­r[tiru]­m Eucharii Valerii Mat[er]­ni Modesti et cirilli ep[iscop]­or[um] Celsi confessoris Seuere v[ir]­g[ini]­s et de collegio xi miliu[m] v[ir]­g[inu]­m … Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen 1486 – 1489 geschrieben, fol. 2r – 10r; fol. 7r Ausgabe(n):

Notae dedicationum s. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger/) Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1280 Z. 6 – 13; Z. 14 – 16, Z. 15

19. Modestus |

Kommentar:

Die in der Ausgabe folgende Angabe zu einer Capsis sancti Mathie (S. 1280 Z. 14 ff. – Trier, Priesterseminar Hs 98 fol. 112v) gehört nicht zur Quirinus-­Kapelle: s. Becker, Eucharius S. 437 f. – Mit den drei Gründerbischöfen sowie Modestus und Cyrillus sind die in der Kirche / dem Kloster ruhenden „Hausheiligen“ im Verbund. Wie bei dem Relief des Buchdeckels (Nr. 8) ist Celsus vertreten, doch noch nicht zum episcopus „promoviert“. Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis S. 23 – Becker, Eucharius S. 9; S. 49 f.; S. 437 f. 11 14. Jh. 1. H.

Ein Kalender eines Breviariums aus dem trierischen Bereich (früher dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias zugeordnet) führt Modestus zum 24. Februar als Bischof von Trier, im Teil De sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Mathie ap[osto]­li. Modesti ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 4r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Dem Eintrag im Kalender entspricht nicht eine Aufnahme in den Teil De sanctis (fol. 101v – 145v). Die Kalenderbezeugung zum 24. Februar ist die erste in einem Trierer Kalender, nach Vorstufen des Tastens zum 15. Juni im 11. und 12. Jahrhundert (s. Nr. ? 4, Nr. ? 5). Literatur:

Miesges, Festkalender S. 13, S. 122 (Zuordnung zu Kloster St. Eucharius-­St. Matthias) – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) (Korrigierende Präzisierung zu Miesges) 12 1389/1390

Modestus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 24. Februar als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Modesti ep[iscop]­i

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380 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 14v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 33) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Verweis: Abgesehen von einer einzigen Bezeugung im 15. Jahrhundert (s. Miesges, Festkalender S. 33, S. 13) erlischt die kalendarische Erfassung des Modestus in trierischen Kalendern des Mittelalters. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 13 14. Jh. Ende (nach 1389)

Modestus ist als Bischof von Trier zum 24. Februar in einem erweiterten Usuard-­ Martyrologium aus Tongern bezeugt. Eintrag/Text:

Treueris sancti modesti ep[iscop]­i et co[n]­fessoris Quelle/Überlieferung:

Tongern, Stadsarchief, Archief Onze-­Lieve-­Vrouwe Nr. 13, 14. Jahrhundert Ende, (fol. 56rff.), fol. 57(r)v-139r; fol. 69v Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 634 f. Kommentar:

Overgaauw listet 21 niederländische Usuard-­Martyrologien aus dem späten Mittelalter in lateinischer und mittelniederländischer Sprache auf, die Modestus als Bischof von Trier zum 24. Februar führen. Das hier vorgestellte ist das älteste der Gruppen. Bis auf eine einzige Ausnahme ist die Eloge die eben gegebene. Bei dieser einen Ausnahme, einem Zeugnis aus einem Augustinerkloster der Diözese Utrecht vom Ende des 15. Jahrhunderts (s. Overgaauw S. 385 – 389; S. 317 – 361, S. 341 f.; S. 420 f.) ist als

19. Modestus |

Eintrag geboten: Treveris, sancti Modesti episcopi et martyris. Die Überlegungen, die Bauer, Verehrung S. 382 hieran knüpft – eventuelles Martyrium des Modestus wegen politischer Umstellung in Trier – sind müßig. In Analogie zu Trierer Zeugnissen des 11. und 12. Jahrhunderts ist Modestus von Trier mit dem frühchristlichen Märtyrer Modestus in eins gesetzt. Literatur:

Overgaauw, Martyrologes S. 487 – 523, S. 487 – 498; S. 341 f.; S. 342 – Bauer, Thomas: Die Verehrung heiliger Trierer Bischöfe aus Spätantike und Frühmittelalter (Anfänge bis ca. 930), in: Im Umbruch der Kulturen S. 341 – 404; S. 381 f. 14 1468 Mai 22 – 24 (um 1480, 1482 – 1486; 1489)

Modestus ist im Martyrologium der Bursfelder Kongregation, zu der die Abtei St. Eucharius-­St. Matthias seit 1446 gehörte, mit Eigenfest sowie im Eigenkalender dieses Klosters zum 24. bzw. 25. Februar geführt. – Der Grundtext (B) führt im Gegensatz zu den einer anderen Gruppe angehörenden Handschriften Modestus zum 23. bzw. 24. Februar. Eintrag/Text:

(23. Februar) Septimo kl. marcii …. Treveris: b[ea]­ti modesti ep[iscop]­i. Et alio[rum] plu[rimorum] (24. Februar) Sexto kl. marcii … nach der Bemerkung: „No[mina] que sequu[n]­t[ur] in a[n]­no bissextili non legu[n]­t[ur]. Quia tu[n]­c lecta su[n]­t die p[re]­cedenti.“ … Treveris: b[ea]­ti modesti ep[iscop]­i. Et alio[rum] (24. Februar) nach Grundtext T1, T2: Treveris, beati Modesti episcopi (24. Februar) nach Grundtext mit allen Handschriften: T1: Treueris, beati Modesti episcopi – T2 Treberis. beati modesti episcopi et confess[oris]. Qui in cymiterio sancti eucharii requievit. Festum duplex minus transfertur. Breviarium 1489, St. Eucharius-­St. Matthias: Sommerteil: (24.  Februar): Mathie Apostoli  – (25.  Februar): Modesti ep[iscop]­i tre­uere[n]­sis Winterteil: (24. Februar): Mathie ap[osto]­li glor[io]­s[i] – (25. Februar): Modesti ep[i­ scop]­i treuere[n]­sis Quelle/Überlieferung:

Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 162, S. 50 – 66 Handschriften; darunter: Grundtext B = LAV NRW R, AA 0171 Brauweiler Rep. u. Hs. Nr. 3 fol. 4r – 66r; fol. 14r, fol. 14v (Mitteilung von Dr. Martin Früh, LAV NRW R) – T1 = Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St. Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 4r – T2 =

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382 | Hauptteil Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 14r Weitere Eigenfesteinträge zu Modestus: Breviarium, 1489, St. Eucharius-­St. Matthias, Sommerteil: Trier, StB Hs 433/1928 8o, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 2v – Winterteil: Trier, StB Hs 380/1049 8o, Kalender fol. 203v – 205v; fol. 203v Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 155 – 257; S. 177, S. 178 (Die abweichende zeitliche Einordnung des Grundtextes B ist nicht berücksichtigt); Der Bursfelder Festkalender: S. 258 – 357; Eigenfeste Trier Breviarium 1489: S. 325 – 332; S. 328 f. (Miesges, Festkalender S. 32 Anm. l) Breviarium: --Kommentar:

In der Bursfelder Kongregation erfährt Modestus besondere Rezeption und Verehrung, wie auch in der Handschrift Trier, BPS 63 seine Grabstätte im Kloster St. Eucharius-­St. Matthias explizit genannt ist. Zur durchgehenden liturgischen Präsenz des Modestus in diesem Kloster im 15. und 16. Jahrhundert s. Rosenthal S. 328 f. Literatur:

Rosenthal: siehe Quelle/Überlieferung und Ausgabe(n); Redaktion des Martyrologiums: S. 287, S. 294 – Miesges, Festkalender S. 13, S. 18 – Becker, Eucharius S. 67 (Nr. 16) zu T2, S. 68 (Nr. 17) Breviarium Winterteil, (Nr. 18) Breviarium Sommerteil – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 47, S. 50 15 1584

Modestus ist im Martyrologium Romanum mit einem Elogium geführt, das den Elementen der Trierer Texte des Bursfelder Martyrologiums entspricht. Eintrag/Text:

Treviris. sancti Modesti episcopi et confessoris Quelle/Überlieferung:

Siehe Ausgabe(n)

19. Modestus |

Ausgabe(n):

Propylaeum ad Acta Sanctorum Decembris, hg. von Hippolytus Delehaye / Paulus Peeters / Mauritius Coens / Balduinus de Gaiffier, Paulus Grosjean, Franciscus Halkin, Martyrologium Romanum ad formam editionis typicae Scholiis historicis instructum, Brüssel 1940, S. 75 (Nr. 6) 16 Anhang

Trierer Reliquien- und Festtagszeugnisse Reliquien: 1403 Reliquienzeigung (St. Eucharius-­St. Matthias), Becker, Eucharius S. 439 f. caput sancti Modesti et reliquie Agricii patriarche et Cirilli archiepiscopi 1438 Dedikationsnotiz des Pantaleon-­Altars in St. Maria ad martyres: MGH SS 15, 2 S. 1275 pontifices Nicolaus, Modestus, Cirillus et sancti confessores Beatus, Celsus 1472 Dedikation des Jakobus-­Altars in St. Eucharius-­St. Matthias, Becker, Eucharius S. 40 (Reliquien u. a. von Modestus, Celsus) 1513 Druckschrift von Caspar Hochfelder zur Reliquienzeigung in St. Eucharius-­St. Matthias, Becker, Eucharius S. 441 – 443; S. 442 Decimo ostenduntur capita Celsi et Modesti episcoporum Treverensium, caput Severe virginis et abbatisse, sororis sancti Modoaldi episcopi Treverensis et matertere sancte Gertrudis virginis 1667 Benedictionale des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias, Trier, BPS Hs 14, fol. 17r – ­v: nach Matthias sind weitere Patrone: Johannes, Philippus, Eucharius, Valerius, Maternus, Agricius, Cyrillus, Modestus, Celsus, Blasius, Justus. Festtagsgrad: 1435 – 1802 Becker, Eucharius S. 412 – 422, S. 46, S. 422: Festum medium am 25. und 26. Februar 1718 (für eineinhalb Jahrzehnt) Festum prioris Die für Trier charakteristische Verbindung von Modestus mit den Gründerbischöfen und Hauptrepräsentanten des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias Eucharius, Valerius, Maternus ist weit entfernt von Trier in der Diözese Lüttich nachzuweisen, wo Reliquien der Genannten für die Brüsseler Kathedrale St. Michael – St. Gudula bezeugt sind: Sanderus, Antonius: Chorographia sacra Brabantiae 2, den Haag ²1726, S. 244 – dazu Zender, Räume S. 218 mit Anm. 58 (Trierer Einfluss im reichsromanischen Ort der Diözese Lüttich). Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Sind die Überlegungen zu dem Litanei-­Zeugnis von Corbie nicht (völlig) unbegründet, so ist ein Vorläufer für die Verehrung des Modestus in der nördlichen Francia des 9. Jahrhunderts gegeben. Die Rezeption dieser Verehrung im Trierischen verlief nicht ohne Brüche. Zeugnisse des 11. und 12. Jahrhunderts (Prüm; Stift St. Simeon

383

384 | Hauptteil [Trier]) lassen ein Schwanken und eine gewisse Scheu erkennen, den Heiligen für

den 24. Februar neben den prominenten Apostel Matthias zu setzen. Man kombinierte ihn mit dem frühchristlichen Heiligen Modestus, der in Verbindung mit den Märtyrerheiligen Vitus und Crescentia am 15. Juni gefeiert wird. Die Unsicherheit zeigt sich darin, dass an den entsprechenden Stellen Modestus ohne ein Epithet (nicht Märtyrer, nicht Bischof) eingetragen ist. In Trier sind ab dem 12. Jahrhundert die immer noch nicht häufigen Zeugnisse klarer zu fassen. Schwerpunkt der Verehrung ist das Kloster St. Eucharius-­St. Matthias. Von späteren Überlieferungskonstellationen her (s. u. Grab) gewinnen Vermutungen (Pfeiffer) an Plausibilität, das Grab des Modestus sei im Zusammenhang mit der Matthias-­Inventio „gefunden worden“. Sichere Bezeugung liegt hier erst im 15. Jahrhundert vor (Nr. 17). Schwerpunkt von Kult und Verehrung waren in herausgehobener Weise Kirche und Kloster St. Eucharius-­St. Matthias. Besonders unter dem Einfluss der Bursfelder Reform erhielt die Verehrung Impulse. Modestus begegnet in der Fünfergruppe der „Hausheiligen“ des Klosters: Eucharius, Valerius, Maternus, Cyrillus, Modestus; bisweilen ist der später kreierte hl. Celsus hinzugefügt. Die verhältnismäßig dichte Rezeption in Usuard-­ Martyrologien der Bistümer Utrecht und Lüttich sowie in monastisch-­obödienzmäßig mit ihnen verbundenen Pendantmartyrologien, vor allem in Deutschland, ist ab dem späten 14. Jahrhundert und vor allem im 15. Jahrhundert auf trierische Ausstrahlung zurückgeführt (Overgaauw, Martyrologes S. 635). D Materielle Überreste 17 Grab

Es ist festgestellt worden, dass die um 1100 entstandenen Gesta Treverorum (Nr. 2) noch nichts zu einem Modestusgrab vermelden. Möglicherweise sei es erst bei denselben Baumaßnahmen entdeckt worden, die 1127 zur Auffindung des Grabes des Apostels Matthias führten (Pfeiffer). Diese Vermutung wird durch die Rezensionen B und C der Gesta (1130, 1150) nicht gestützt, die auch noch nichts von einem Grab des Modestus wissen. Es könnte sich allerdings im späteren 12. Jahrhundert eine Tradition gebildet haben, die zwei Inventiones zusammensah. In schriftlichen Quellen, und zwar in den im genannten Kloster entstandenen Martyrologien der Bursfelder Kongregation, ist die Grablege des Modestus im Kloster in der 1482/1486 abgefassten Rezension, wo sich die knappe Nachricht der ersten Rezension (um 1480) Treveris beati Modesti episcopi ergänzt findet: Treberis. beati modesti episcopi et confess[oris]. Qui in cymiterio sancti eucharii requievit. (Vgl. Nr. 14 und Rosenthal, Martyrologium S. 178 Z. 11 mit [Z. 35]). Eine Stütze für die Hypothese bzw. die sich verfestigende Tradition eines Zusammenhangs mit der Inventio der Matthias-­Gebeine könnte unter Umständen eine ergänzende Ausführung in der nämlichen Rezension des Bursfelder Martyrologiums sein: Treberis. natale sanctissimi mathie apostoli. Qui …

19. Modestus |

iudeam in sortem predicationis accepit, cuius sacrum corpus de iudea augusta helena eiusdem vrbis indigena vexit et in loco, quo primi pastores sancti locati sunt collocauit ubi et crebris choruscat miraculis (Martyrologium T2 fol. 14r – Ausgabe Rosenthal S. 178 Z. 2 f. mit Z. [30 ff.]). Die Version ist widergespiegelt in den Usuard-­Auctaria (s.  AA SS Jun. VI², hg. nach Jean Baptiste du Sollier [1714/1715] von Jean Carnandet, 1866, S. 111 f.). Die frühen Exemplare Brüssel und Hagenau bieten Versionen zu dem Apostel Matthias. Im ersten Fall, wobei die Version mit der des Bursfelder Martyrologiums in dessen Harmonisierung mit dem Silvesterprivileg zurückgeht, heißt es: Natale sancti ­Mathiae Apostoli, qui post ascensionem Domini ab Apostolis sorte electus atque in loco Iudae proditoris subrogatus, apud Iudaeam Christi Evangelium praedicavit. Cuius beati ­apostoli corpus per Helenam reginam, a Iudaea Romam translatum, sanctus Silvester Papa cum pluribus aliis reliquiis per Agritium episcopum, Treveris, ut fertur, transmisit. Eodem die … Treveris, sancti Modesti episcopi et confessoris, qui post Miletum, cum multo fructu ibi Dei ecclesiam rexit. Das Hagenauer Stück vermengt zu dem Apostel verschiedene Traditionen, um nach weiteren Ausführungen zu den Tagesmemorien (Haupt Johannes des Täufers; Sergius) abzuschließen: Treveris, depositio sancti Modesti episcopi et confessoris. Die Lübeck/Kölner Edition von 1490 bringt zunächst die Vorgeschichte des Apostels Matthias im Duktus des Hagenauer Berichts (Matthias zunächst in der Gruppe der zwölf Jünger Jesu), um nach Stilisierung seines Märtyrertodes nach dem Vorbild des Erzmärtyrers Stephanus mit konkreten Trier-­Applizierungen fortzufahren: Quem venerabilis Helena Augusta Treveris indigena, post multos annos de Iudaea ad urbem Romanam transvexit, et in ecclesia sanctae Mariae rotundae honorifice recondidit … Treveris in ecclesia sancti Eucharii, depositio sancti Modesti, eiusdem loci episcopi et confessoris. Greven gibt in seiner Kölner Ausgabe von 1515 zu Matthias und Modestus die gleichen Versionen wie der Lübeck/Kölner Druck, Molanus schließlich (1578) räumt zu den Tagesangaben Modestus bevorzugten Rang ein: Treberis, beati Modesti episcopi (Diese Lokalisierung des Modestus-­Grabes ist aufgegriffen Henschen, AA SS Feb. III S. 463C/F, S. 464D/E). Literatur:

Heyen, Grabkirchen S. 598 „begraben in St. Eucharius/St. Matthias“ – Gierlich, Grabstätten S. 39 f. „Grab vielleicht St. Eucharius“ – Becker, Eucharius S. 395 f. Verweis auf spätere Altarweihen und Reliquienverzeichnisse.

385

20. MAXIMIANUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

20. MAXIMIANUS (nach 499/500 – nach 503; um 506)

Synopse des Quellenbefundes Maximianus amtierte in den ersten Jahren des 6. Jahrhunderts. Als einer der wenigen Bischöfe dieser Zeit ist er in einer zeitgenössischen Quelle bezeugt. Bald nach 502, wohl um 506, reiste er über Vienne nach Arles, um ein Augenleiden behandeln zu lassen. Der Empfehlungsbrief, den auf seine Bitte hin der Vienner Bischof Avitus an Bischof Cäsarius von Arles richtete, bezeugt den Grund der Reise und erwähnt zudem eine Umwälzung im Raum des Maximianus, die sich auf die Einbeziehung Triers in das großfränkische Reich Chlodwigs beziehen könnte. Diese Ereignisse lagen offenbar nicht allzu lange zurück, andererseits hatte sich die Lage schon soweit stabilisiert, dass Maximianus seine Gemeinde für eine längere Reise verlassen konnte. Nach dem Zeugnis des Briefes stand Maximianus in direktem Kontakt mit dem Bischof von Vienne sowie in mittelbarer Verbindung mit Cäsarius von Arles und damit auch dem Ausstrahlungskreis des Klosters Lérins. Aus dem Text geht ferner hervor, dass in Arles die politischen Verhältnisse in Trier bekannt waren und man in Trier von den Fähigkeiten der Arleser Ärzte wusste. Dies lässt darauf schließen, dass die alten Kommunikationswege zwischen dem südgallischen Raum und dem Moselraum nach wie vor bestanden oder zumindest wieder aktiviert worden waren. Im Mittelalter ist der Brief nicht auf den Trierer Bischof bezogen worden. Aus Trier fehlt jedes Zeugnis einer kultischen Verehrung von Maximianus, den man offenbar allein aus der Bischofsliste kannte, auch sein Grab ist unbekannt. Eine Erklärung könnte darin liegen, dass Maximianus von seiner Reise nicht zurückkehrte.

20. Maximianus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 nach 503 – vor 514 – wohl um 506

Bischof Avitus von Vienne empfiehlt Bischof Cäsarius von Arles den nach Arles reisenden (Trierer) Bischof Maximianus. Bischof Avitus von Vienne an Bischof Cäsarius von Arles: Der Überbringer des Briefes, der ehrwürdige (Trierer) Bischof Maximianus, habe ihn um ein Empfehlungsschreiben an den Adressaten gebeten, wobei offenkundig sei, dass er, Avitus, durch das Schreiben eher von Maximianus als dieser von ihm empfohlen werden müsste. Maximianus – von der Umwälzung (subversio) in dessen Heimat Cäsarius zweifellos gehört habe – unterziehe sich der Mühsal der weiten und langdauernden Reise, um einen Arzt zur Linderung seines Augenleidens aufzusuchen. Die Heilung soll dem Kranken zu zweierlei verhelfen: erstens, seiner kulturellen und spirituellen Tätigkeit sowie zweitens seinem priesterlichen Amt nachzugehen. Avitus gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass Maximianus geheilt wird, und bittet Cäsarius nachdrücklich, den Mitbruder mit der gewohnten Freundlichkeit und der verdienten Ehrerbietung aufzunehmen und ihm in seiner Besorgnis Trost zu geben. Sollte die körperliche Heilung nicht gelingen, solle Maximianus priesterliche Zuwendung erfahren. Eintrag/Text:

Avitus episcopus Caesario episcopo. Licet ipsa se venerandi portitoris persona animis fraternae caritatis insinuet, sanctus tamen Maximianus antistes hanc peculiaris ad vos officii mei paginam petiit destinari: per quam me potius ab illo, quam illum a me commendari debere manifestum est. Et quia iubere dignatus est necessitates suas ser­ mone meo pandere, nihil dicendum de peregrinationis labore suscepi: quia, quantalibet vel temporum longitudine vel itineris vastitate genitalis patriae linquat habitaculum, peregrinus sacerdos dici non potest, ubi catholica reperiri ecclesia potest. Quamquam nec illa vobis regionis suae subversio quasi incognita exaggerari debeat: cum pietatem vestram quaerentem ubique misericordiae aditus non lateat, ubi est miseriae locus. Principalis tamen ei, quantum dignatur adserere, causa veniendi est, ut peritiorem medicum quocumque perquirat, qui imbecillitati corporeorum luminum cuiuscumque remedio artis succurrat. … eo temperamento hanc, quantum comperi, curam requirat, ut amatoribus potius suis satisfacere in huius studii necessitate contendat; simul et ne videatur per neglectae sanitatis culpam facultas in eo sacerdotalis officii reprehensibiliter minorata. … Quocirca suscipite fratrem sinceritate solita, reverentia digna: et si quid consolationis anxio debetur, impendite. … Quod certe si minus, saltem incorruptibi­ lem vultum pietatis alternae nulli obnoxius caecitati sacerdotalis conscientiae oculus recognoscat.

389

390 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Siehe Rudolf Peiper, Prooemium zu der Ausgabe: Alcimi Ecdicii Aviti Viennensis episcopi opera quae supersunt, MGH AA 6, 2, Berlin 1883 (Ndr.), S. V-XXVIII, S. XXVIII Stemma Ausgabe(n):

Peiper (s. Quelle/Überlieferung): Epistulae ad diversos, libri tres, S. 35 – 103; l. 1 S. 35 – 63, Ep. 11 S. 45 – nach der Ausgabe von Peiper mit geringfügiger Modifizierung: Morin, Germain: Maximien de Trèves dans une lettre d’Avit de Vienne, in: Rev. Bén. 17 (1935) S. 207 – 210; S. 208 Kommentar:

Der Brief wurde frühestens nach dem Amtsantritt des Bischofs Cäsarius von Arles, also 503 (so die neuere Cäsarius-­Chronologie; s. etwa Clemens Kasper: LACL 1998, S. 115 f.; S. 115; ältere Datierung 502: Duchesne, FE 1 S. 257 f.; Morin, Lettre S. 207) geschrieben. Eine genauere Untersuchung der Formulierungen, des Tenors und des allgemeinen wie speziellen historischen Hintergrunds des Briefes lässt vielleicht engere Eingrenzungen zu. Zu Atmosphäre und Tenor ist mit Morin (Lettre S. 207) „le ton de cordiale charité qui caractérise toute l’épître“ festzuhalten. Innerhalb der von ihm gesehenen zeitlichen Termini, Ende des Jahres 502 (nach ihm Beginn des Pontifikats des Cäsarius) und 5. Februar 518 (Tod des Avitus), gehöre der Brief wegen der herzlichen Fassung „plutôt peu après la première de ces dates“. Im Hintergrund dieses Briefes ist die Rangstreitigkeit um den Primat in der Provincia Viennensis zu sehen (s. hierzu Duchesne, FE  1 S. 133 – 135). Papst Symmachus (498 – 514) hatte 499/500, als Avitus in Vienne schon fünf bzw. sechs Jahre amtierte, dem schon das ganze 5. Jahrhundert durchziehenden Konflikt zugunsten des Arleser Bischofs Aeonius, der kurz danach (503) seinen Verwandten Cäsarius zu seinem Nachfolger im Bischofsamt bestimmte, eine Wendung im Sinne von Arles gegeben (JK 753; bes. 754), dabei eine für Vienne günstige Parteinahme seines Vorgängers Anastasius II. (496 – 498) (JK 748) revidierend. An der so kodifizierten Regelung ist in den folgenden Jahren nichts geändert worden, ein Brief von Symmachus vom 13. Oktober 501 an Avitus hat beschwichtigenden und hinhaltenden Charakter (JK 756: Avitus, Epp. ad diversos l. 2 Ep. 33 S. 63). Aus dem Briefcorpus des Avitus haben wir keinerlei Zeugnis, dass er danach in der Sache bei dem Papst auf Änderung drängte, zu Cäsarius ist der uns beschäftigende Brief der einzige in der Sammlung. In der Rangfrage schuf Papst Symmachus in den Jahren 513 und 514 definitive Regelungen im Sinne von Arles. Anfang November 513 bestätigte er auf Bitten des Cäsarius die auf Papst Leo I. (440 – 461) zurückgehende Teilung der Viennensis, übersandte Cäsarius das Pallium mit der Verleihung des römischen Dalmatika-­Gebrauchs für seine Diakone, schließlich das Vorrecht, die kirchlichen Angelegenheiten in der Gallia und der Hispania mit der Prärogative der Konzilien-

20. Maximianus |

einberufung zu überwachen (JK 765; 766: 513 Nov. 6; Nov. 13; JK 769: 514 Jun. 11). Die gleichsam testamentarische Statuierung des Papstes Symmachus löste im Gegensatz zu 500 und 501 bei Avitus Verstimmung aus. In Schreiben an Patriarch Petrus von Ravenna und Papst Hormisda (514 – 523) von 516/517 formuliert er den Anspruch, für die Provincia Viennensis zu sprechen, erwähnt gleichsam missbilligend, dass ihm Schreiben des Papstes durch Kleriker der Kirche von Arles überbracht wurden, um insistierender darauf zu verweisen, dass die päpstlichen Vorgänger ihm die ganze Provinz Viennensis übertragen hätten (Avitus, Epp. ad diversos l. 2 Ep. 40 [516/517] S. 68 f.; S. 68 Z. 33 f.: spricht für Provincia; Ep. 41 [516 Ende] S. 69 f.; S. 69 Z. 9 ff.; Z. 24 ff.: Unde sola causa servos vestros filios meos, …, totius provinciae Viennensis nomine, quae ecclesiae ad me pertinenti ab universis decessoribus vestris ab apostolica sede commissa est, cum praesenti famulatus pagina destinavi: …). Klare Zeugnisse für Verstimmung und Protest liegen also nur für die Zeit vor dem Episkopat des Cäsarius (500, 501) und dann zu dessen Bischofszeit 516 und 517 vor als Reaktion auf die päpstlichen Rechtssetzungen von 513 und 514. Für die Frage der zeitlichen Einordnung des Maximianus betreffenden Briefes von Avitus an Cäsarius heißt das also, dass für die erste Zeit des Pontifikats des Cäsarius die Jahre von 503 – 513/514 die Beziehungen der beiden Bischöfe nach außen ungestört erscheinen. Das von Morin genannte Kriterium einer (nicht) gespannten Atmosphäre ließe also für ein Jahrzehnt Raum. Es gilt, genauer eingrenzende Indizien zu suchen. Der Brief erweckt unzweideutig den Eindruck, dass Avitus, ca. 460 geboren und seit ca. 490 Bischof, empfehlend zu dem jüngeren Amtsbruder Cäsarius, ca. 470 geboren und seit 503 im Amt, spricht, ihm sogar reverentia digna im Umgang mit Maximian anrät. In der Zeitspanne von 503 bis 513 ist dies allerdings nur für die Anfangsjahre, also bis etwa 506, denkbar. Ein ungefährer Terminus für die Reise des Trierer Bischofs in den Süden Galliens wäre damit gewonnen. Die Sedes von Maximianus wird nicht genannt, doch ist an der vorgeschlagenen Identifizierung mit dem Trierer Bischof nicht zu zweifeln. Die im Brief erwähnte Umwälzung lässt sich nicht eindeutig einem bestimmten Ereignis zuordnen: In Betracht kommen die rheinfränkische Eroberung Triers 486 und vor allem die Einbeziehung in das Reich Chlodwigs nach dessen Alemannen-­Sieg 496/497, auch sonst nicht bekannte Geschehnisse können erwogen werden. Höchst aufschlussreich bezeugt das Empfehlungsschreiben zum einen die fortbestehenden oder wieder aufgenommenen Beziehungen der Trierer Bischofskirche zum Rhone-­Raum und mittelbar zum lérinischen Ausstrahlungskreis um Cäsarius von Arles; zum anderen lässt der Brief Kommunikationsinhalte und -wege zwischen Südgallien und dem Moselgebiet erkennen. Relevant ist der Brief auch für das zweifache Wirken des Maximianus, er ist (? als Autor) als spiritueller-­intellektueller Vermittler wohl der Lériner Ideale und Ideen tätig, auf der anderen Seite als Träger des pastoralen Amtes.

391

392 | Hauptteil Erläuterungen, Forschungsdiskussion, Literatur:

[a] Datierung: Bald nach Ende 502: Morin, Lettre S. 207. Übernommen von Ewig, Trier im Merowingerreich S. 60 – Ders., Kaiserstadt S. 48 f. – Ders., Observations S. 32 (ca. 503) – Gauthier, Évangélisation S. 170 – Anton, Trier im Übergang S. 50 f. – Ders., Trier S. 58. [b] Identifizierung mit dem Trierer Bischof: Morin, Lettre. Übernommen von Ewig, Trier im Merowingerreich S. 60 – Ders., Kaiserstadt S. 48 f. – Ders., Observations S. 32 – Gauthier, Évangélisation S. 170 – Anton, Trier im Übergang S. 50 f. – Ders., Trier S. 86 – Becker, Mönchtum S. 24 – Anton, Trierer Kirche S. 25 – Ders., Trier von der Spätantike S. 8. [c] Deutung und Datierung der subversio: Ende der römischen Herrschaft/Einbeziehung in Chlodwig-­Reich: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 60 (unentschieden) – Ders., Observations S. 32 (erwägt sonst nicht bekannte Ereignisse) – Gauthier, Évangélisation S. 170 (nennt nur allgemein Beginn der fränkischen Herrschaft Ende 5. Jahrhundert) – Anton, Trier im Übergang S. 50 f. – Ders., Trier S. 86 – Ders., Trierer Kirche, S. 25 (unentschieden) – Ders., Trier von der Spätantike S. 8 (mit Sicherheit Einbeziehung Triers in fränkischen Staatsverband Mitte der 480er Jahre gemeint). Die von Avitus gewählte Formulierung scheint auf ein nicht allzu lange zurückliegendes Ereignis und damit eher auf die Einbeziehung in das Chlodwig-­Reich als auf das Ende der römischen Herrschaft unter Arbogast zu deuten. Gleichwohl waren die Verhältnisse bereits so weit stabilisiert, dass der Bischof eine weite Reise unternehmen konnte. [d] Trierer Beziehungen zum Rhone-­Raum/Ausstrahlungskreis von Lérins: Ewig, Kaiserstadt S. 48 f. (zusätzlicher Hinweis auf durch Handschriftenüberlieferung bezeugte Trier-­Vienne-­Kontakte im frühen 6. Jahrhundert) – Becker, Mönchtum S. 24 – Anton, Trierer Kirche S. 25 f. – Ders., Trier S. 86 – Ders., Trier von der Spätantike S. 8. Zu beachten ist, dass Avitus Cäsarius gegenüber die Sedes von Maximian ebenso als bekannt voraussetzt wie die politischen Ereignisse des Trierer Raumes. Umgekehrt wusste man in Trier vom hohen medizinischen Ruf der Arleser Ärzte. Direkte Verbindungen zwischen Trier und Arles bestanden indes anscheinend nicht. [e] Zweifaches Wirken des Maximianus: Avitus, Epp. ad diversos l. 1 Ep. 11 S. 45 Z. 14 – 17 hanc, …, curam requirat, ut amatoribus potius suis in huius studii necessitate contendat; simul et ne videatur per neglectae sanitatis culpam facultas in eo sacerdotalis officii reprehensibiliter minorata.

20. Maximianus |

B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 2 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Maximianus zwischen den Bischöfen Modestus und Fibicius, in den Fassungen I – VII an 20., in den amplifizierend interpolierten Fassungen VIII und IX an 29. bzw. 44. Stelle. Eintrag/Text:

Modestus, Maximianus, Fibicius (Fibitius) Milet[us] et modest[us]. p[ost] maximian[us]. deinde fibici[us] II, VI Modestus, Maximianus, Fabicius V Modestus, Maximianus, Hibitius VII Modestus, Maximianus, Tibitius In Fassung VI ist Maximianus, wie alle verzeichneten Bischöfe, mit dem Amtsepithet archiepiscopus geführt. I, III, IV, IX, (VIII) VI a

Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 46, S. 299 Z. 54(f.), S. 301 Z. 8 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 20; S. 37 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

In Fassung VI ist Maximianus, wie alle verzeichneten Bischöfe, mit dem Amtsepithet archiepiscopus geführt. 3 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum führen Bischof Maximianus in rein zeitlicher Reihung nach Bischof Modestus und vor Bischof Fibicius an. Eintrag/Text:

… Modestus; deinde Maximianus (Maximinus A 5c); post quem Fibicius (Fibictus B 2); …

393

394 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; zu Handschrift A 5c S. 124 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 24 mit Z. 40 f. Kommentar:

Die Rezensionen B (1130) und C (1150) verfügen über keine weiteren Informationen als Fassung A. Im Gegensatz zu ihrem Usus häufiger erweiternder Modifizierungen (dazu s. Modestus Nr. 2) bringen sie hier nicht die geringste abweichende Nuance. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). C Der Bischof in Kult und Verehrung 4 um 503-um 506

Avitus von Vienne legt in seinem Empfehlungsbrief an seinen Amtsbruder Cäsarius von Arles Maximianus das Epithet sanctus bei. Siehe Nr. 1. Kommentar:

Diese Heraushebung ist singulär. In der Bischofsliste wird ihm im Unterschied zu manchen anderen Bischöfen dieses Epithet nicht beigegeben. D Materielle Überreste 5 Grab

Über eine Grabstätte des Maximianus ist nichts bekannt. Pfeiffer erwägt nicht unbegründet, Maximianus könne auf seiner Reise nach Arles verstorben sein.

21. FIBICIUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

21. FIBICIUS (nach um 506 – 511/525)

Synopse des Quellenbefundes Die Amtszeit von Fibicius ist zu erschließen aus der Bezeugung seines Vorgängers Maximianus zu der Zeit nach 503 bis um 506 und dem Amtsantritt seines zweiten Nachfolgers Nicetius 525/526. Aus seinem Pontifikat ist wenig bekannt. Wohl glaubwürdig ist die Nachricht der Vita Goaris I, dass sich der aquitanische Priester Goar zur Zeit König Childeberts I. (511 – 558) mit Erlaubnis von Fibicius am Mittelrhein ansiedelte. Von Bedeutung ist dabei zum einen, dass die Trierer Diözese nach diesem Zeugnis bereits im frühen 6. Jahrhundert an den Mittelrhein reichte und sich der seit der Spätantike in der Germania I fassbare Trierer Einfluss ungeachtet der Umbrüche der Völkerwanderungszeit weiter ausgedehnt und zu einer rechtlichen Zuordnung verdichtet hatte. Zum anderen könnte die Ansiedlung Goars im Zusammenhang mit einer Wiederaufnahme Trierer Missionsbemühungen zu sehen sein, doch ist nicht genau zu bestimmen, inwieweit Goars Tätigkeit – über deren Erlaubnis durch Fibicius als Diözesanbischof hinaus – von Trier initiiert war. Goar könnte einer derjenigen Kleriker gewesen sein, die durch König Theuderich I. 516/518 aus der Auvergne zur Unterstützung der Trierer Kirche abgeordnet worden waren. Dann wäre diese für den Wiederaufbau der Trierer Kirche sehr bedeutsame Maßnahme in den Pontifikat des Fibicius zu datieren und könnte einen Hinweis auf dessen politische Beziehungen zu den Chlodwig-­Franken liefern, die wohl schon unter seinem Vorgänger Maximianus die Herrschaft in Trier übernommen hatten. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert war man im Trierer Kloster St. Maximin der Auffassung, Fibicius habe als neunter Abt des Klosters amtiert, bevor er Bischof geworden sei. Davon ausgehend hat man in der Literatur in Verbindung mit anderen Nachrichten die Gründung einer klösterlichen Gemeinschaft im Bereich von St. Maximin (Hilariuszelle) durch Fibicius postuliert. Wenngleich die Existenz einer geistlichen Kommunität für die Zeit von Fibicius möglicherweise nicht auszuschließen ist, lässt sich deren Verknüpfung mit Fibicius beim jetzigen Forschungsstand kaum hinreichend wahrscheinlich machen. Eine kultische Verehrung von Fibicius, dessen Festtag am 5. November gefeiert wurde, ist seit dem 11. Jahrhundert bezeugt, blieb aber vergleichsweise unbedeutend. Sein Grab soll sich in der heute verschwundenen Nikolauskirche an der Moselbrücke befunden haben.

21. Fibicius |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit ? 1 516/518

König Theuderich I. ordnet (auf Bitte von Fibicius ?) zur Unterstützung der Trierer Kirche zahlreiche Kleriker aus der Auvergne ab. Nach dem Bericht Gregors von Tours sendet (führt) Theuderich I. (511 – 533) – wohl zur Zeit von Fibicius und vielleicht auf dessen Bitte hin – viele Kleriker aus der Auvergne nach Trier zur Unterstützung der dortigen Kirche. Eintrag/Text:

Nam tunc Theodoricus rex ex civibus Arvernis clericos multos adduxit, quos Trevericae ecclesiae ad reddendum famulatum Domino iussit adsistere, … Quelle/Überlieferung:

Einleitung des Herausgebers Krusch zur Ausgabe: MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 1 – 34; S. 4 f., S. 12 ff., S. 25 ff.; speziell S. 12 f. (Hss. 1 a, 1 b), S. 13 (Hs. 2), S. 14 – 17 (Hss.) Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Liber vitae patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2 ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; VI De sancto Gallo episcopo S. 229 – 236; c. 2 S. 231 Z. 11 – 13 Kommentar:

Die Zuführung frischer Kräfte aus der Auvergne war von entscheidender Bedeutung für den Wiederaufbau der durch die Umbrüche der Völkerwanderungszeit auch personell zweifellos erheblich geschwächten Trierer Kirche im 6. Jahrhundert, die dadurch ihrerseits zum Ausgangspunkt der Reorganisation der Bistümer in Köln und Mainz werden konnte. Gregors Angaben ermöglichen auf den ersten Blick lediglich eine Datierung der königlichen Maßnahme auf 511/525. Genauere Eruierungen lassen eine Eingrenzung auf die Zeit 516/518 zu. Sie wird in der Literatur z. T. in den Episkopat des Fibicius-­Nachfolgers Abrunculus gelegt, doch bietet die Tätigkeit des möglicherweise zu den arvernischen/auvergnatischen Klerikern zu rechnenden „Aquitaniers“ Goar (Nr. 2) einen Hinweis darauf, dass schon unter Fibicius der Trierer Kirche neue Kräfte zugeführt wurden. In diesem Fall liegt die Annahme nahe, dass der Trierer Bischof den König um Unterstützung gebeten hatte, was aus der Quelle indes nicht direkt hervorgeht.

397

398 | Hauptteil Literatur:

[a] Kleriker: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 88 – Ders., Frühes Mittelalter S. 55 f. – Gauthier, Évangélisation S. 169, S. 173 – Anton, Trier S. 132 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37 [b] Datierung: zu Abrunculus: Heintz, Albert: Trier und Aquitanien. Ihre kirchlichen Beziehungen in spätrömischer und fränkischer Zeit, in: Pastor bonus. Trierer Theologische Zs. 64 (1955) 363 – 373; S. 372. An Fibicius denkt vielleicht der Teil der Literatur, der eine arvernische Herkunft für Abrunculus vermutet (siehe auch Abrunculus Nr. ? 1): Ewig, Trier im Merowingerreich S. 96 f. – Anton, Trier S. 88, S. 133. Zur Eingrenzung auf 516/518 s. Abrunculus Nr. ? 1). [c] Bitte: Annahme Pfeiffer, in der Literatur nicht diskutiert; s. Pfeiffer, Friedrich: Artikel „Fibicius, Bischof von Trier, um 511“ in: BBKL 19, 2001, Sp. 386 – 389 2 nach 511 (516/518)

Bischof Felicius (Fibicius) von Trier erlaubt dem aquitanischen Priester Goar die Errichtung einer Kirche (im Bezirk von Oberwesel in der Trierer Diözese [suburbano Treverico]). Eintrag/Text:

[1] In diebus Childiberti regis Francorum, filio Chlodoveo, erat vir venerabilis nomine Goar, homo Aquitanicus, cuius pater vocatur Georgius et mater eius Valeria. Hic erat vir gloriosus …. . Es folgt eine breite Rühmung. Qui continuatis ieiuniis et orationi­ bus instans futura praenoscere meruit sacramenta. Hicque in Germaniorum oppedis conveniens super fluvium Reno infra terminum Wasaliacinse suburbano Treverico, ubi fluviolus Wocara vocatur, ibique ipse vir Dei una cum consenso episcopo, qui tunc temporis Treverorum presul esse denoscitur, qui noncupatur Felicius (Hs. A 1 Filitius) ęcclesiolam fecit multorumque ibique reliquias sanctorum collocavit, id est sanctae Mariae, matris Domini, sanctiquę baptistae Iohannis et duodecim apostolorum Christi et aliorum multorum sanctorum. [2] Goar igitur Aquitaniae prouintiae, quae est totius propemodum Galliae pars tertia, indigena fuit, genere a maioribus clarus, patre Georgio, matre uero Valeria. Fuit autem diebus Childeberti regis Francorum, qui ortus est ex prosapia regis famosissimi Hlu­ douuici, quem primum cum exercitu suo ad Christianam ueritatem beatus Remigius episcopus Remorum praedicando conuertit, mansitque usque ad Sigibertum regem, qui urbem Mediomatricum regni sedem habuit, … . Es folgt eine breite Rühmung, Priesterweihe. Dehinc cum in ampliorem supernorum bonorum concupiscentiam mens eius excresceret et uisibilia cuncta despiciens in inuisibilium appetitum se omni ex parte transfunderet, patriam parentesque deseruit et in ultimos Galliae fines peregrinus

21. Fibicius |

saeculo et caelestis patriae ciuis excessit. Veniens ergo in prouintiam, quae ripis Rheni fluminis contigua Trichoria nuncupatur atque ad diocesim pertinet Treuerorum, infra terminos Vuasaliacenses Deo libere seruire delegit. Ibi in quodam loco super riuulum, qui nunc Vuocara dicitur, cum permissu et uoluntate episcopi, qui tum urbi et populo Treuerorum praeerat, Felicis nomine ecclesiam pro suis uiribus construens sanctorum in ea plurima pignora collocauit, uidelicet sanctae Dei genetricis et beati Baptistae Iohannis aliorumque sanctorum, … . Quelle/Überlieferung:

[1] Krusch Einleitung zur Ausgabe MGH SS rer. Mer. 4, S. 402 – 411, Handschriften S. 406 ff., Ergänzungen S. 779 sowie SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920, S. 836 f. Krusch nennt (S. 406 f.) als „codicem … omnium vetustissimum optimumque“ A 1 Codex Basel, UB F III, 15b, wohl aus Fulda (9. Jahrhundert 1. Viertel), fol. 37v – 45; so auch Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 273 S. 61 [2] Stiene, Einleitung zur Ausgabe Wandalbert von Prüm S. XXIII – LX, Handschriften S. XLI – LVI Ausgabe(n):

[1] Vita Goaris confessoris Rhenani I, MGH SSS rer. Mer. 4, ed. Bruno Krusch, Hannover/Leipzig 1902, S. 411 – 423; c. 1 S. 411 [2] Überarbeitung durch Wandalbert von Prüm, 839: Wandalbert von Prüm, Vita et miracula sancti Goaris, ed. Heinz Erich Stiene (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 11), Frankfurt a. M./Bern 1981, Vita S. 2 – 38; c. 1 S. 6 – 8; Varianten von Wandalberts Überarbeitung: S. 119 – 142 Kommentar:

Die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht wird allgemein anerkannt. Auch ist die Identität von Felicius mit Fibicius schon früh gesehen worden. In der besten Handschrift, die Krusch unerfindlicherweise nur im Apparat bringt (Hs. A 1), steht Filitius (fol. 37v). Anscheinend reichte die Trierer Diözese bereits im frühen 6. Jahrhundert bis an den Mittelrhein. Die karitative und missionarische Tätigkeit Goars stand diesem Zeugnis zufolge unter einer gewissen Oberaufsicht des Trierer Diözesanbischofs, war aber, wie Vergleichsbeispiele zeigen, nicht unbedingt von diesem initiiert oder organisiert. Die „aquitanische“ Herkunft Goars könnte darauf hindeuten, dass er einer derjenigen auvergnatischen Kleriker war, die durch König Theuderich I. nach Trier geschickt worden waren. Dies ist gegen Krusch (Ausgabe S. 404) festzuhalten, der ihn entgegen der Vita Goaris erst am Rhein zum Priester geweiht sein lässt. Der von der Vita Goaris I hergestellte Bezug zu Childebert I. ist in erster Linie chronologisch (in diebus Childiberti) und muss daher nicht gegen eine Verbindung Goars mit Theuderich sprechen. Wenn Kruschs (Ausgabe S. 406) Vermutung zu Recht

399

400 | Hauptteil besteht, und dafür spricht viel, dass der Verfasser der Vita Goaris aus dem Kreis der Mönche stammt, die Pippin III. nach seiner (Neu)Gründung des Klosters Prüm 752 aus dem Kloster Meaux hatte kommen lassen, lag die Nennung von Theuderich I. (Halbbruder Childeberts I., des Königs des Reichsteils Paris) nahe. Mit der Frage nach dem Verfasser ist auch die Frage nach Entstehungszeit und Aussageintention der Vita gestellt. Krusch schließt aus der Praxis, ausgesetzte Säuglinge dem Bischof in conchae marmoreae zu präsentieren zwecks Weitervermittlung in die Adoption (Vita Goaris c. 7 S. 417 f. mit Wandalberts Kommentierung ebd. Anm. 1 und 2), dass die Vita zu Lebzeiten Pippins († 768) verfasst sein müsste. 765 hatte Pippin auf dem Reichstag in Attigny die Zelle Goar dem Kloster Prüm vergabt. Die Vita spiegelt demnach Spannungen zwischen dem neuen Eigentümer (Kloster Prüm) und dem zuständigen Bischof von Trier Weomad (ca. 762 – 781) in der Frühphase, die unter Pippins Sohn Karl d. Gr. in Lippspringe in der Abweisung von Weomads Ansprüchen und in der definitiven Eigentumsübertragung an das Eifelkloster kulminieren und beigelegt sein sollten. Die Vita des Goar beginnt mit einer nüchternen Schilderung: Im Einvernehmen mit dem Bischof von Trier (Filitius/Fibitius), dessen Zuständigkeit nicht in Frage gestellt ist, nimmt Goar die Gründung seiner cella bei Oberwesel vor. Die weiteren Schilderungen einer vom Teufel angestifteten Anfeindung des Goar durch Bischof Rusticus von Trier, deren einzelne Details Krusch (Ausgabe S. 404 f.) als absolut fiktiv betrachtet, mag er zu Recht auf die Spannungen zwischen der Abtei Prüm und dem Bistum Trier unter Bischof Weomad zurückführen, es ergäbe sich der Zeitraum zwischen 765 und 768. Doch ist zu beachten, dass die Schilderung nicht völlig in Disharmonie endet. Der sündige Bischof Rusticus ist bußbereit, Goar seinerseits will nicht dem Anerbieten König Sigiberts I. (561 – 575) folgen, zu Lebzeiten des Bischofs Rusticus dessen Stelle auf der Trierer Sedes einzunehmen (Vita Goaris c. 8 – 9 S. 419 – 421). So könnten bisher nicht gesehene Indizien für eine geistige Verbindung zwischen dem Prümer Autor und den trierischen bischofseigenen Klöstern/Stiften St. Maximin und St. Eucharius erklärt werden. In frappierender gemeinsamer Umgestaltung von biblischen Vorlagen (dazu s. Stiene; Wandalbert S. 98 Anm.19) ist die jeweilige Wundertätigkeit der Heiligen beschrieben (Vita Goaris c. 1 S. 412: Quod adsiduae, ubi ipse vir Dei sanctus Goar in corpore requiescit, quia ibi ceci inluminantur, surdi audiunt, demonia effugantur et a febribus vel aliis infirmitatibus multi iuvantur. Vgl. die etwa gleichzeitige Vita Maximini I AA SS Mai VII, 1688, I c. 3 S. 21E; Vita Eucharii, Valerii, Materni AA SS Jan. II, 1643, c. IV, 16 S. 921; c. VI, 25 S. 922; zu den frühen Grundlagen dieser um 900 (end)redigierten Vita s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 23 S. 109 – 119.

21. Fibicius |

Erläuterungen, Forschungsdiskussion, Literatur:

[a] Charakter und Aussage der Vita Goaris: s. Kommentar [b] Identifizierung von Felicius/Filitius mit Fibicius: Poncelet, Albert: De S. Fibicio, AA SS Nov. III, 1910, S. 63 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 88 – Gauthier, Évangélisation S. 170 – Stiene, Wandalbert S. 98 Anm. 16 – Pauly, Ferdinand: Die Stifte St. Severus in Boppard, St. Goar in St. Goar, Liebfrauen in Oberwesel, St. Martin in Oberwesel (Germania Sacra NF 14. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 2), Berlin/New York 1980, S. 159 f. – Anton, Trier S. 87 Anm. 196. – Die Identität von Felicius/Fibicius ist schon von Wiltheim erkannt (siehe Nr. 5). – Eine interessante Nuance zur Namensform Felicius (Filitius) in der Vita Goaris steuert Bauer bei (Verehrung S. 384; Beleg: Ders., Ms. Verehrung S. 80 f.): Aus einem Kalendereintrag in einem Plenarmissale der Kölner Stiftskirche St. Aposteln aus der Zeit „um 1400“ (s. Odenthal, Andreas: Der älteste Liber Ordinarius der Stiftskirche St. Aposteln in Köln. Untersuchungen zur Liturgie eines mittelalterlichen kölnischen Stifts [Studien zur Kölner Kirchengeschichte 28], Siegburg 1994, S. II 7 Nr. 8 S. 46 f.; Beleg in tabellarischer Zusammenstellung S. 289) zum 5. November „Felicis ep.“ glaubt er eine Umwandlung der Namensform Felicius zu Felix erfassen zu können. Felicius passe zu dem Datum. Der spätmittelalterliche Kölner Rezipient habe wohl an den Förderer des hl. Goar gedacht, sei sich aber der Identität mit dem Trierer Bischof nicht bewusst gewesen. Dies ist z. T. intelligent, aber überzogen. Die Kölner Kalender (s. Zilliken, Kölner Festkalender S. 112 f.) bringen zum 5. November korrekt „Felix presbyter et martyr“. Dem Eintrag Felix ep. liegt wohl eine Verwechslung oder Verschreibung zugrunde. [c] Datierung: Glaubwürdigkeit der Vita Goaris I: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 89 – Heyen, Franz-­Josef: St. Goar im frühen und hohen Mittelalter, in: Kurtrierisches Jb. 1 (1961) S. 87 – 106; S. 90 f. – Pauly, Stifte S. 159 f. – Anton, Trier S. 87 Anm. 196 – Pfeiffer (s. Nr. 1 [c]). Ablehnend: Gauthier, Évangélisation S. 170 f. (Vita ohne jeden Wert für das 6. Jahrhundert). Zur Lösung der aus der Rusticus-­Problematik folgenden chronologischen Probleme datiert Wandalbert in Abänderung der Vita I das Leben Goars in die Zeit Childeberts II. (592 – 596) und Sigiberts III. (634 – 656): Pauly, Stifte S. 162 f. – Stiene, Wandalbert S. 95 f. Anm. 6. [d] Ausdehnung der Trierer Diözese: Entsprechende Deutung der Vita Goaris I c. 1 S. 411 (in Germaniorum oppedis … infra terminum Wasaliacinse suburbano Treverico): Ewig, Trier im Merowingerreich S. 90 mit Anm.10 – Heyen, St. Goar S. 93 – Pfeiffer, Mission S. 199 mit Anm. 23, S. 206. Ablehnend: Heyen, Franz-­Josef: Das Gebiet des nördlichen Mittelrheins als Teil der Germania prima in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit, in: Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Aktuelle Probleme in historischer und archäologischer Sicht, hg. von Joachim Werner und Eugen Ewig

401

402 | Hauptteil (VuF 25), Sigmaringen 1979, S. 297 – 315; S. 308 (Ausübung diözesaner Rechte gegeben, aber nur vorübergehend). Wandalbert ersetzt suburbanum durch diocesis. Zum Begriff suburbanum: Vercauteren, Fernand: Étude sur les civitates de la Belgique Seconde (Académie royale de Belgique. Classe des Lettres. Mémoires 2 sér. 33), Brüssel 1934 (Ndr. Hildesheim/New York 1974), S. 390 f. – Stiene, Wandalbert S. 127. Die Ausdehnung der Trierer Diözese an den Mittelrhein ist durch die allgemein als glaubwürdig anerkannte Nachricht einer bischöflichen Erlaubnis für die Tätigkeit Goars gesichert, selbst wenn die Lokalisierung von Goars Zelle in der Trierer Diözese eine Rückprojektion aus der Abfassungszeit der Vita (Mitte 8. Jahrhundert) sein sollte. Die auffällige Bezeichnung der Diözese als suburbanum ist nicht zwingend auf eine ältere, nicht erhaltene Vorlage der Vita zurückzuführen, sondern kann möglicherweise der von Krusch ermittelten süd- oder westgallischen Herkunft des Verfassers zuzuschreiben sein. Wenn Ewig (Trier im Merowingerreich S. 90 Anm. 10) und Pauly (Stifte S. 159) finden, dass suburbanum als Bezeichnung der Diözese „altertümlich“ und für die Verhältnisse des 6. Jahrhunderts zutreffend sei, so kann dies ein Beleg sein, dass der frühkarolingische Verfasser Kenntnisse der früheren Verfassungsverhältnisse besaß. [e] Rolle des Trierer Bischofs: Goar-­Mission vom Trierer Bischof organisiert: So Anton, Trier S. 87, anscheinend auch Heyen, St. Goar S. 93 – Eher eigenständige Rolle Goars: Heyen, Nördlicher Mittelrhein S. 306 f., S. 313. Unentschieden: Pfeiffer, Mission S. 207 f. Wandalbert (s. o.) hebt gegenüber der Vita I („mit Konsens des Bischofs, …, Felicius/Filitius“) die Rolle von Fibicius stärker hervor („mit Erlaubnis und Willen des Bischofs, …, Felix [Fibicius]“). [f] Herkunft Goars: Glaubwürdig: Heyen, St. Goar S. 90 – Pfeiffer, Mission S. 208. Ablehnend: Krusch, Vorbemerkung zur Vita Goaris I S. 406 (aquitanische Herkunft Behauptung des franko-­gallischen Autors). [g] Bezug zu Childebert: Als ein Indiz für die Wertlosigkeit der Vita sieht Gauthier, Évangélisation S. 171 die Nennung Childeberts, da dieser nie in der Region regiert habe. In der sonstigen Literatur wird dies nicht gegen die Glaubwürdigkeit der Vita gewertet. Siehe auch oben, (s. [c]). Auch die chronologische Bezugsetzung zu Childebert könnte durch eine aus seiner Herkunft folgende spezielle Interessenlage des Viten-­Autors zu erklären sein; s. Kommentar, hier zu den merowingisch-­genealogischen Bezügen. Für Amtszeit, Todesjahr und Todestag des Bischofs Fibicius gilt: Aus den Erhebungen zu Bischof Maximianus ergibt sich, dass der Amtsantritt von Bischof Fibicius „um 506“ liegen muss. Sein Todesjahr hat als sicheren Terminus ante quem nur den Amtsbeginn des übernächsten Nachfolgers Nicetius. Zu oft willkürlichen und bizarren Ansätzen s. die Ausführungen: Poncelet: AA SS Nov. III, 1910, Treverensia:

21. Fibicius |

S. 62 – 64; S. 62. Als Todestag ist ab dem 11. Jahrhundert der 5. November festgehalten (s. Miesges, Festkalender S. 100 f.) B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 3 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Fibicius zwischen den Bischöfen Maximianus und Abrunculus, die Fassungen I – VII an 21., die amplifizierend interpolierten Fassungen VIII und IX an 30. bzw. 45. Stelle. Eintrag/Text:

Maximianus, Fibicius (Fibitius), Abrunculus p[ost] maximian[us]. deinde fibici[us]. p[ost] h[un]­c Abru[n]­c[u]­l[u]­s II, VI Maximianus, Fabicius, Abrunculus V Maximianus, Hibitius, Abrunculus VII Maximianus, Tibitius, Abrunculus In Fassung VI hat Fibicius wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archie­ piscopus. I, III, IV, IX, (VIII) VI a

Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung  VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 47, S. 299 Z. 56, S. 301 Z. 9 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 21; S. 37 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

In Fassung VI ist Fibicius, wie alle verzeichneten Bischöfe, mit dem Amtsepithet ar­ chiepiscopus geführt. – Hinzuweisen ist auf die Namenslesart Filitius im Fulda-­Baseler Codex der Vita Goaris I (9. Jahrhundert 1. Viertel) (Nr. 2). Die Änderung von „b“ zu „l“ ist leicht zu erklären. – Zu weiteren Namensformen s. Nr. 2 Erläuterungen [b]. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur).

403

404 | Hauptteil 4 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum führen Bischof Fibicius in rein zeitlicher Reihung nach Bischof Maximianus und vor Bischof Abrunculus an. Eintrag/Text:

…; deinde Maximianus (Maximinus A 5c); post quem Fibicius (Fibictus B 2); cui suc­ cessit Abrunculus; deinde Rusticus… Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129; zu Handschrift A 5c S. 124 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 158 Z. 24 f. mit Z. 41. Kommentar:

Die Rezensionen B (1130) und C (1150) verfügen über keine weiteren Informationen als Fassung A. Im Gegensatz zu ihrem Usus häufiger erweiternder Modifizierungen (dazu s. Modestus Nr. 2) bringen sie hier nicht die geringste abweichende Nuance. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165 mit der dort angeführten Literatur (Thomas – Pohlsander – Embach – Krönert). 5 12./13. Jh.

Nach Abtskatalogen des Klosters St. Maximin (Trier) amtiert Fibicius als Abt des von ihm als Hilariuszelle gegründeten Klosters. Die Abtskataloge nennen an zweiter und neunter Stelle einen Fibicius. Dieser (neunte) wurde spätestens seit dem 13. Jahrhundert mit dem Trierer Bischof identifiziert, später wird behauptet, dass Fibicius erst Abt und dann Bischof geworden sei. Eine Hilariuszelle als Vorgängerin von St. Maximin ist in einer im 10. Jahrhundert angefertigten angeblichen Urkunde König Dagoberts [6] genannt, während die Gesta Treverorum eine Hilariuszelle neben der Kirche des hl. Johannes Ev. (Hauptpatrozinium von St. Maximin) kennen. In Betracht kommende Quellenzeugnisse: [1] Abtskataloge: Handschriften nicht erhalten, Liste nur durch gelehrte Werke von Wiltheim und Calmet zu erschließen. Wiltheim, Alexander: Origines et Annales coenobii S. Maximini (ungedruckt, Autograph von 1642/1660: Brüssel, KBR Ms. 7147; gleichlautende Abschriften: Trier, StB Hs 1621/99 4o, Hs 1622/405 4o; Trier, Rheinisches Landesmuseum Hs. M 1) stützte sich

21. Fibicius |

nach eigenen Angaben (Hs 1621/99 4o p. 99; Hs 1622/405 4o p. 194) neben den in St. Maximin erhaltenen Katalogen vor allem auf eine zur Zeit Abt Konrads angefertigte, später in Maria Laach aufbewahrte Liste aus dem 12. Jahrhundert. Diese bringe Johannes und Vibicius an den ersten beiden Stellen; den an neunter Stelle genannten Fibicius identifiziert Wiltheim (Hs 1622/405 4o p. 361 f.; Hs 1621/99 4o p. 375 f.) mit dem Trierer Bischof des 6. Jahrhunderts. Calmet, Augustin: Histoire de Lorraine, Bd. 3, Nancy ²1748; (Ndr. 1973), Sp. cli-­clvi, hier Sp. cli, bemerkt, dass er die Liste aus den „monuments“ von St. Maximin erstellt habe. Der an zweiter Stelle genannte Felicius oder Fibicius I. sei gegen 342 gestorben. Der an neunter Stelle genannte Fibicius II. sei, wie man sage, im Jahre 511 gestorben, man glaube, dass er 498 Trierer Erzbischof geworden sei (Sp. clii). [2] Gregor von Tours, Vita Nicetii (Liber vitae patrum XVII), ed. Bruno Krusch: MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 277 – 283, hier c. 6 S. 283: (Nicetius) sepultusque est in basilicam sancti Maximini anstestitis. [3] Testament des Diakons Adalgisel-­Grimo von 634: Levison, Wilhelm: Das Testament des Diakons Adalgisel-­Grimo vom Jahre 634, in: Ders., Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit. Ausgewählte Aufsätze, Düsseldorf 1948, S. 118 – 138 [zuerst 1932]; S. 133: ad basilicam domni Maximini Treverense, ubi in corpore requiescit. [4] Notae dedicationum s. Maximini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland, in: MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1269 – 1272; S. 1269, zu 942 Okt. 13: dedicata est basilica in honore sancti Iohannis apostoli et euangelistae … et translata sunt in eandem ecclesiam corpora sanctorum archiepiscoporum Maximini, Agritii et Nicetii … (Die ursprüngliche Grablege wäre danach nicht in der Basilika gewesen, offenbar ist 942 eine erneute Umbettung vorgenommen worden). [5] (Angebliche) Urkunde Papst Agapits II. für Kloster St. Maximin (Trier) zu 950 Feb.  28, (angefertigt im 10.  Jahrhundert): Ausgabe: Zimmermann, PU 1 Nr.  121 S. 212 – 214; S. 214 – Regesten: Boshof, GP 10, 1 Nr. † 5 S. 201 f.: (monasterium) in vici­ nio Treuerensium murorum in honore sancti Iohannis euuangelistę fundatum sanctis sanctorum confessorum Maximini, Agricii atque Nicetii corporibus dicatum. – Böhmer/Zimmermann, RI II, 5 Nr. † 226 S. 66 f. – Nach vorwiegenden Bedenken gegen die Echtheit (Bresslau, Stengel, Oppermann) „Rehabilitierung“ durch Wisplinghoff, Untersuchungen S. 38, S. 134 f. Dagegen wieder für Fälschung nun des 10. Jahrhunderts Kölzer, Theo: Studien zu den Urkundenfälschungen des Klosters St. Maximin vor Trier (10. – 12. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen Sonderbd. 36), Sigmaringen 1989, S. 25, S. 57 ff., S. 67, S. 109 f., dazu kritisch Kortüm, Hans-­Henning: Zur päpstlichen Urkundensprache im frühen Mittelalter. Die päpstlichen Privilegien 896 – 1046 (Beiträge zu Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 17), Sigmaringen 1995, S. 306 Anm. 368. – Speziell zu der Urkunde Anton, Neue Studien S. 54 Anm. 36: Zu-

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406 | Hauptteil schreibung durch Eckhard Freise an Abt Sigehard, 90er Jahre des 10. Jahrhunderts; ebd. S. 55 f. Anm. 39. – Eher für Echtheit Resmini, Bertram: Die Benediktinerabtei St. Maximin vor Trier (Germania sacra 3. Folge 11 – Das Erzbistum Trier 13, 1 – 2), Berlin/Boston 2016, Bd. 1 S. 241, S. 544 f., S. 519, dazu S. 1289. [6] Angebliche Urkunde König Dagoberts I. (623 – 638/639) für Bischof Modoald von Trier (614/620 – 646): MGH DD Mer. 1, hg. von Theo Kölzer unter Mitwirkung von Andrea Stieldorff, Hannover 2001, Nr. † 33 S. 89 – 92 (Entstehung Ende des 10. Jahrhunderts: Kölzer Einleitung zur Ausgabe S. 90; Ders.: Merowingerstudien 2 [MGH Studien und Texte 26], Hannover 1999, S. 126 – 135); S. 91 f.: pręsul Modowaldus depre­ catus fuit sublimitatem nostram … . Cuius peticioni libenter assensum prębuimus, et hoc nostrę auctoritatis pręceptum erga ipsam ęcclesiam pro divino cultus amore et animę nostrę remedio fieri decrevimus, per quod pręcipimus, …, ut omnes res vel facultates ad ęcclesiam sancti Petri Treuericę urbis pertinentes, scilicet cellam sancti Hilarii, quę nunc appellatur cella sancti Maximini, quę est in predio sancti Petri constructa, … sub iure et potestate sancti Petri Treuerensis ęcclesię eiusque pontificis perpetualiter mancipaturae permaneant … . Dazu das „Privileg“ für das Kloster St. Maximin als Empfänger MGH DD Mer. 1 Nr. † 47 S. 121 – 124; S. 123 f.: In nomine Patris … . Omnium christianorum noverit industria, qualiter ego Dagobertus, rex potentissimus, cum convenienti consilio episcoporum meorum comitumque legatos de mea parte ad abbatem Memilianum direxi, mandans ei ut diligenter inquireret mihique per se ipsum indicaret, quibus auctoribus illud monasterium sancti Maximini constructum vel cuius imperio a pristinis tempo­ ribus esset subiectum … perlectisque in eodem loco quibusdam vetustissimis cartulis, inventum est id ipsum monasterium Constantini imperatoris fuisse regale templum atque iussu eius dedicatum fore in honore sancti Iohannis evangeliste a sancto Agri­ cio venerabili archiepiscopo. In quo videlicet templo, ut idem pater monasterii nostre regalitati certa relatione patefecit, Helena sacra famula petente et favente supradictus imperator pauperes Christi congregavit eisque virum Dei Iohannem preposuit, ut in servitio Dei semper vacarent et pro se orationibus insisterent. Unterstellung der Kleriker durch Konstantin nur sue successorumque imperatorum potestati. [7] Gesta Treverorum (Nr. 4) c. 25 S. 162 Z. 22-S. 163 Z. 3: Im Anschluss an Vita Hildulfi Einsetzung von Hildolfus als Bischof in der Treberica metropolis: Hic (Hildolfus sc.) construxit ecclesiam in honore sancti Iohannis evangeliste, iuxta cellam sancti Hilarii in campo Martio, in quam corpus sancti Maximini de cella sancti Eucharii transtulit, cum aliis 300 martirum corporibus a Rictiovaro passorum. Quem locum … centenum numerum monachorum constituit. [8] Sonstige Quellen: Trier, StB Hs 1634/394 4o, Kalendar und Martyrolog aus St. Maximin, 12./13. Jahrhundert, fol. 7r – 56r; darin fol. 51r Zusatz (Hand des 13. Jahrhunderts)

21. Fibicius |

zum Martyrolog zum 5. November: Ipso die S. Fibitii Tr[everensis] archiepiscopi et abbatis h[u]­i[us] loci (Ausgabe: Poncelet, De S. Fibicio, AA SS Nov. III S. 64 Anm. 18). Kommentar:

Eine Verwertbarkeit des Abtskataloges, dessen älteste Handschrift (nicht erhalten) aus dem 12. Jahrhundert stammen soll, für eine Klostergemeinschaft in St. Maximin im frühen 6. Jahrhundert bzw. für einen Abt Fibicius in dieser Zeit wird von der Forschung überwiegend abgelehnt, wobei die in der St. Maximiner Tradition seit dem 13. Jahrhundert fassbare Gleichsetzung des (zweiten) Abtes Fibicius mit dem Trierer Bischof nicht weiter diskutiert wird. Die aus anderen Quellen nicht bekannten Namen des Kataloges hält man für frei erfunden. Festzuhalten ist, dass drei Namen der Abtsreihe (1: Johannes, 4: Tranquillus; 13: Memilianus) für das Ende des 10. Jahrhunderts bezeugt sind, wobei unklar ist, ob Fibicius schon zu dieser Zeit als Abt angesehen wurde. Bei der Diskussion der Anfänge einer geistlichen Kommunität in St. Maximin wird z. T. nicht hinreichend berücksichtigt, dass bereits für das Ende des 4. Jahrhunderts durch Augustinus mönchsartiges Leben in einer casa vor Trier sicher bezeugt ist, wobei allerdings die Frage ist, ob diese eher im nördlichen als im südlichen Vorstadtbereich, also im Bereich von St. Maximin oder St. Paulin, zu lokalisieren ist. Zur Lokalisierung der casa im Süden s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 50 S. 347; ebd. zur Transposition in die Gründungstradition des nördlich [!] der Stadt gelegenen Klosters St. Maximin Nr. 51 S. 350 f.; s. auch Cyrillus Nr. 4. Unter Hinweis auf neuere Ausgrabungsergebnisse, die für das 4. Jahrhundert einen repräsentativen Coemeterialbaukomplex zutage gefördert haben, wird der hochmittelalterlichen Tradition eines Beginns in konstantinischer Zeit deutlich größeres Gewicht zugemessen als in Teilen der bisherigen Forschung. Schwierig ist die Bezeichnung von St. Maximin in DD Mer. 1 † 33 als cella sancti Hilarii zu deuten. Zum Teil wird aus diesem in das 6. Jahrhundert weisenden Patrozinium unter Heranziehung eines „gereinigten“ Abtskataloges die Gründung oder Erneuerung von St. Maximin als Hilariuskirche unter Abt/Bischof Fibicius gefolgert. Demgegenüber ist in der Literatur auf das vermutliche Erstpatrozinium St. Johannes Ev. verwiesen worden, das bereits zur Zeit Gregors von Tours (Ende 6. Jahrhundert) und Adalgisel-­Grimos (634) von demjenigen Maximins überlagert worden sei. Eine Vereinigung der sich scheinbar widersprechenden Quellenzeugnisse könnte möglich erscheinen in dem Sinn, dass, wie aus den Gesta Treverorum explizit hervorgeht, aber in der Literatur z. T. übersehen wird, zwei verschiedene Gebäude(-bereiche) gemeint sein sollen: das Hauptgebäude, das das Johannes-­Patrozinium trug und ein Bau mit dem Hilarius-­ Patrozinium, der seit Ende des 10. Jahrhunderts als Grablege von Bischof Maximin galt. Verwirrung ist entstanden, weil Gregor von Tours und Adalgisel-­Grimo mit der basilica S. Maximini offenbar die Hauptkirche bzw. die Gesamtanlage meinten. Der starke Kult St. Maximins hatte anscheinend dazu geführt, dass bereits im 6. Jahr-

407

408 | Hauptteil hundert dieser als Patron der Gesamtanlage galt, deren genauere Gestalt bisher noch nicht sicher rekonstruiert werden konnte. Damit besteht kein Grund, die Zeugnisse über eine Hilarius-­Zelle a priori zu verwerfen, deren Anfänge im 6. Jahrhundert zu suchen wären – nach neuerer Forschung indes eher gegen Mitte des Jahrhunderts unter Bischof Nicetius als zu Beginn des 6. Jahrhunderts unter Fibicius. Doch ist zu unterscheiden: Die Gesta Treverorum ziehen ihre Kenntnis zu dem von ihnen in das 8. Jahrhundert gesetzten Bischof Hildolf aus einer Vermengung ihrer Vorlagen mit der Vita Maximini I. Die Verweise bei Waitz halten schon fest (MGH SS 8 S. 163 Anm. 62 – 65), ohne präzise zu sein: Die Gesta Treverorum (s. [7]) vermengen einiges. Nach der Vita Maximini I (AA SS Mai VII, I c. 7 S. 21E) ließ Paulinus die Gebeine des Maximinus in einer Johannes geweihten Kirche beisetzen, doch sei diese von Eucharius für seine Beisetzung und die seiner Nachfolger erbaut worden. Daher wohl lassen die Gesta Treverorum Hildolf den Leichnam des Maximinus de cella sancti Eucharii transferieren. Dass der Vorgang Hildolf, und zwar als Bischof, zugewiesen ist, geht auf den Bericht der Vitae Maximini zurück, besonders vielleicht darauf, dass die Vita II aus der Mitte des 9. Jahrhunderts (MGH SS rer. Mer. 3 S. 79 f.) bei der Beisetzung durch Paulinus keinen Bezug zu einer Eucharius-­Gründung kennt (c. 13 S. 79 Z. 20 ff. Ita exceptum deductumque sacratissimum Maximinum insignis confessor Paulinus in ecclesia beatissimi euangelistae Iohannis magnificae sepulturae mandavit), doch die Verlegung an den Ort in der Basilika, wo Maximinus zur Zeit der Abfassung der Vita I (Mitte 8. Jahrhundert) verehrt wurde, in Anschluss an die Miracula der Vita I (II c. 9 S. 23E) auf venerabiles episcopi Hildulfus, Clemens atque Clodobertus zurückführt (c. 15 S. 79 f.). Die cella Hilarii als solche begegnet seit dem 10. Jahrhundert in der St. Maximiner Tradition. Es ist nicht auszuschließen, dass der Übergang von einer kleriker-­kollegialen zu einer monastischen Verfasstheit mit einer cella Hilarii im 7. Jahrhundert zusammenhing. Das Selbstverständnis des Klosters im späten 10. Jahrhundert ist im Rückgang auf Konstantin, Helena und Agricius in Kontraposition zur Domgründungsversion geprägt (s. Anton, Neue Studien S. 52 – 57, dort auch Schluss, das Dagobert-­Spurium Nr. † 47 sei entgegen Kölzer, Ausgabe S. 126 ff. möglicherweise schon an der Jahrtausendwende fabriziert worden). Zur Zeit des Fibicius wäre allenfalls die Leitung des Klerikerkollegs möglich. Erläuterungen: Forschungsgang – Literatur

[a] Verwertbarkeit des Abtskataloges: Positiv: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 93 – 96 – Ders., Trierer Land S. 237 – Prinz, Mönchtum S. 197 f. – Ewig, Eugen: Die Klöster im östlichen Frankenreich um 700, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 495 – 504; S. 496 mit Anm. 9 S. 502 [zuerst 1983] – Ablehnend: Wisplinghoff, Untersuchungen S. 8 – 15 (Die Namen seien größtenteils frei erfunden, offenbar nicht dem Inschriftenbestand entnommen) – Ihm folgen: Gauthier, Topographie S. 29 – Anton, Trier S. 87 f., S. 154 f. (Ein Abbatiat von Fibicius sei abzulehnen, eines von

21. Fibicius |

Bischof Numerian [ab 646][= Memilian der Abtsliste ?] möglich) – Kölzer, Urkundenfälschungen S. 81. Nicht erörtert bei Gauthier, Évangélisation S. 170 f. [b] Klostergemeinschaft in St. Maximin Anfang 6. Jahrhundert: Dafür: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 93 – 96 – Ders., Trierer Land S. 237 (Kloster um 500 unter provençalischem Einfluss entstanden vielleicht als Synoikismos der 386 bezeugten Asketenkolonien) – Prinz, Mönchtum S. 197 f. – Ewig, Klöster S. 26 f. – Ders.: Zu Wimpfen und Worms, St. Dié und Trier im 7. Jahrhundert, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 451 – 459; S. 453 [zuerst 1975] – Ablehnend: Wisplinghoff, Untersuchungen S. 8 – 15 (Entstehung des Klosters 634/698, schließt Klerikerkonvent für Anfang 6. Jahrhundert jedoch nicht aus) – Gauthier, Topographie S. 29 – Anton, Trier S. 87 f., S. 154 f. (Anfänge von „Klerikergemeinschaften“ unter Magnerich Ende 6. Jahrhundert, Umwandlung in Mönchskonvent unter Numerian 2. Hälfte 7. Jh.) – Ders., Trier von der Spätantike S. 42. – Unentschieden: Becker, Mönchtum S. 20 f. (Klerikergemeinschaft im 4. Jahrhundert, damit vielleicht bei Augustinus genannte Mönchsgemeinschaft [bei Hilariuszelle ?] verschmolzen). [c] Identifizierung: Zu Wiltheim und Calmet s. o. bei Quellen; vgl. auch die AA SS Nov. III, S. 64 angeführte ältere Literatur. In neuerer Literatur wird die Frage nicht diskutiert. Aus Wiltheims Ausführungen geht nicht hervor, ob bereits der Katalog des 12. Jahrhunderts Fibicius als Bischof identifiziert. Zu beachten ist das Fehlen von Fibicius in frühen Maximiner Liturgica (AA SS Nov. III S. 64). [d] Anfänge von St. Maximin in konstantinischer Zeit: Becker, Mönchtum S. 20 f. – Anton, Trier von der Spätantike S. 11. – Ders., Neue Studien S. 52 – 57. – Archäologischer Befund: Cüppers, Römer in Rheinland-­Pfalz S. 641 – 646 – Weber, Wallfahrtsheiligtümer S. 97 – 101 – Ders., Archäologische Zeugnisse aus der Spätantike und dem frühen Mittelalter zur Geschichte der Kirche im Bistum Trier (3. – 10. Jahrhundert n. Chr.), in: Im Umbruch der Kulturen. Spätantike und Frühmittelalter, hg. von Heinz Heinen, Hans Hubert Anton und Winfried Weber (Geschichte des Bistums Trier 1 = Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 38 [!]), Trier 2003, S. 407 – 541; S. 454 – 459 [e] Hilariuszelle: Deutung als Keimzelle von St. Maximin: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 93 f. (Gründung oder Restauration unter Fibicius). – Anfänge unter Nicetius: Anton, Trier von der Spätantike S. 39. – Lage neben der Johanneskirche: Ewig, Wimpfen S. 8 f. – Kölzer, Urkundenfälschungen S. 79. – Ablehnend: Wisplinghoff, Untersuchungen S. 14 f. (verwechselt Hilariuszelle mit Quiriacus-­Kirche im Klosterbereich) – Mohr, Walter: Zur Problematik der Dagobert-­Konstantin-­Tradition des Klosters St. Maximin in Trier, in: Trierer Zs. 30 (1967) S. 148 – 160; S. 150. – Nicht erörtert bei Gauthier, Topographie S. 28 – 30. – Becker, Mönchtum S. 21 erwägt monastische Gemeinschaft bei Hilariuszelle – S. auch Resmini, Maximin S. 202 ff.; S. 1021. – In der archäologischen Literatur (Zusammenfassung: Cüppers, Römer in Rheinland-­Pfalz

409

410 | Hauptteil S. 641 – 646) finden sich keine Versuche, die Zelle zu lokalisieren. – Zur Deutung des Patroziniums: Anton, Trierer Kirche S. 31 C Der Bischof in Kult und Verehrung 6 12. Jh. Beginn

Fibicius ist in einer jüngeren Schicht eines Kalenders aus dem Kanonikerstift St. Simeon (Trier) zum 5. November als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

NON [ Novembres] Fibicii ep[iscop]­i t[reuerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB 14/1845 2o, 11./12. Jahrhundert, fol. 1v – 8r; fol. 7v Dazu s. Heyen, Simeon S. 580 f., S. 203 Ausgabe(n):

Hontheim, Johann Nikolaus von: Calendarium Collegiatae S. SIMEONIS, praefixum psalterio saeculi XI: Prodromus Historiae Treverensis Diplomaticae et Pragmaticae .1 – 2, Augsburg 1757; 1 S. 380 – 386; S. 385 (Fibicii Episc[opi] Trev[erensis]) – Miesges, Festkalender S. 100 (nennt S. 12 Handschrift verschollen) – Heyen, Simeon S. 581 – 590; S. 589 Kommentar:

In der uns vorliegenden Handschrift gibt es in zwei Schichten von Kalender-­Einträgen (hierzu und zum Folgenden Heyen, Simeon S. 580 f.). Der Kalender ist einem Psalterium des 11. Jahrhunderts vorgebunden. – Hontheim, Prodromus 1 S. 380 gibt durch das Rubrum nur die Nachricht, dass der von ihm edierte Kalender einem Psalterium des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) aus dem 11. Jahrhundert vorangestellt war. – Hontheim hat eine paläographisch ausgewiesene Schicht von Kalendereinträgen ediert, die zu derselben Zeit und von derselben Hand wie das Psalterium geschrieben ist (11. Jahrhundert). In der von Hontheim edierten Schicht finden sich von Trierer Heiligen nur Paulinus, (Willibrord) und Irmina, alle ohne Ortsnennung. Heyen zählt irrtümlich zu dieser Gruppe auch den zum 22. September mit seinen Gefährten geführten Mauricius. Überhaupt ist entgegen Heyen diese Schicht nicht dem trierischen Kultkreis zuzuordnen. Zur Problematik um Fibicius s. u. Durch die bald nach der ersten Abfassung erfolgten umfangreichen Zusätze erhielt der Kalender ein trierisches Aussehen. Die Handschrift mit dem so erweiterten Kalender war verschollen. Miesges (Festkalender S. 12) wies darauf hin und erfasste logischerweise nur den Hontheimschen Bestand. In der von Heyen entdeckten jüngeren Schicht aus dem Beginn des 12. Jahrhunderts ist eine große Zahl trierischer (Bischofs)Heiliger neu aufgenommen: Eucharius

21. Fibicius |

(fol. 8r), Valerius (fol. 1v), Bonosius (fol. 3r), Felix (fol. 3v), Maximinus (fol. 4v), (nicht Maternus), dazu eine Reihe weiterer späterer Bischöfe, in der Regel mit Ortsnennung (darunter auch fingierter aus den späteren Fassungen der Bischofsliste): Marus (fol. 1v), Leg(i)ontius, Celsus (fol. 3r), Modestus (fol. 5r), Fortunatus, Numerianus, Hildulfus (fol. 5v), Auctor (fol. 6r), Miletus (fol. 6r), Rusticus, Severus (fol. 7r), Sabaudus (fol. 7v). – Der profilierte Bischof Nicetius von Trier fehlt zum 1. Oktober (fol. 7r) im Gegensatz zu seinen „Begleitheiligen“ Remigius, Germanus,, Vedastus. Zum 2. April (fol. 4r) ist ein Bischof Nicetius ohne Ortsangabe geführt, bei dem es sich wohl um Bischof Nicetius von Lyon handelt. Könnte eine Verwechslung oder Vermengung der namensgleichen Bischöfe vorliegen? – Zum 1. Juni ist der Trierer Inkluse Simeon nach dem traditionellen und bei Hontheim gebrachten Märtyrer Nicomedes nachgefügt (fol. 5r). Nicht nur an diesem Beispiel erweist sich Heyens Feststellung (S. 579), dass das von Hontheim (S. 387 – 393) edierte zweite Kalendarium von St. Simeon jünger sei als die von ihm, Heyen, neu edierte Fassung, nicht zutreffend ist. Heyens Darstellung kann verwirren, er bleibt die Erklärung schuldig, wieso Hontheim den paläographisch eindeutig als Nachtrag erwiesenen Fibicius bieten konnte, der die gleiche Form wie die weiteren Zufügungen (Ortsnennung Trier) besitzt. Der Eintrag zu Fibicius (nach Hontheim auch in der frühen Schicht) legt eher den Schluss nahe, dass Hontheim zumindest eine gewisse Kenntnis der Nachtragsschicht besaß, er dürfte die gesamten Zusätze bis auf Fibicius ignoriert haben. Zu der ursprünglichen nicht-­trierischen und vielleicht nicht ursprünglich in St. Simeon entstandenen Schicht sind die zahlreichen Zufügungen zweifellos im Stift St. Simeon vorgenommen worden. Entgegen Heyen S. 581 sind die Nachträge wohl nicht von einem Redaktor bzw. einem Schreiber verfasst: Der Nachtrag zum 21. November in rot Praesentatio beate Marie virginis muss wesentlich später erfolgt sein. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) 7 12. Jh. 2. H.

Fibicius ist zum 5. November in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

… Eodem die sancti fibicii (fibicii auf Rasur) episcopi treuerensi[s] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 37v

411

412 | Hauptteil Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 8 13. Jh. 1. Hälfte (nach 1230)

Fibicius ist im Kalender eines Psalteriums aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) zum 5. November als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Fibicii ep[iscop]­i Tr[everensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB 435/1915 8o, 13. Jahrhundert 1. Hälfte, fol.1v – 7r; fol. 6v; Litanei fol. 163v – 164v; fol. 164r Ausgabe(n):

Kalender: (Keuffer, Verzeichnis 4 S. 56) – (Miesges, Festkalender S. 100) Litaniae: --Kommentar:

Zur präziseren Datierung, dass der Kalender frühestens 1230 geschrieben sein kann, s. Marus Nr. 31. – Inhaltlich bietet er zu der kleinen Gruppe übernommener Trierer Bischofsheiliger viele einheimische (Bischofs-)Heilige. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 11, S. 120 f., S. 124 – Keuffer, Verzeichnis 4 S. 55 f. – Kurzeja, Liber S. 314 f. Anm. 1441 – Knoblich, Bibliothek S. 166 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 50 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 eq S. 298 9 1260

Fibicius wird in der Allerheiligenlitanei des Liber Ordinarius des Konrad von Mure für das Kanonikerstift Grossmünster St. Felix und Regula, Exuperantius in Zürich (Bistum Konstanz) unter den Märtyrern angerufen. Eintrag/Text:

 … / Valeri / … / Maximine / … / Materne / … / Eucharie / … / Numeriane / Agrici / Magnerice / … / Modowalde / … / Cirille, Fibici / …

21. Fibicius |

Quelle/Überlieferung:

Liber ordinarius: Zürich, Zentralbibl. Ms. C 8 b*, 1260 von Kantor Konrad von Mure; Litanei fol. 86r – 89r, (or[ationes] 841 – 999); fol. 87v, fol. 88r or. 942 Ausgabe(n):

Leuppi, Heidi: Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995, S. 307 – 316; S. 312 f.; S. 313, or. 942 Kommentar:

Von den Trierer Heiligen, die in großer Zahl begegnen, haben nur Valerius (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 hw S. 636 f.), Maximinus und Paulinus Aufnahme in das Proprium de sanctis gefunden, nicht Eucharius, Maternus sowie die aufgeführten späteren Bischöfe. Enge Kontakte unterhielt der Trierer Erzbischof Bruno von Lauffen (1102 – 1124) zu den Züricher Grossmünster-­Regularkanonikern (Siegwart S. 71 f.), hierher mögen die Verbindungen zu Trier rühren. Der gemeinsame Bezug zu dem Kloster St. Maximin (Trier) (s. auch Nr. 5 Fibicius als in der Tradition gesehener Abt der cella Hilarii) mag die enge Zusammenführung von Cyrillus und Fibicius erklären. Literatur:

Leuppi, Heidi (Hg.): Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995 – Darin die Beiträge von Pascal Ladner (S. 33 – 40), Josef Siegwart (S. 59 – 73), Anton Hänggi (S. 75 – 103), Peter Wittwer (S. 105 – 126) 10 (12.)/13. Jh.

Fibicius ist im Kalender/Martyrologium aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) des 13. Jahrhunderts zum 5. November als Bischof von Trier und Abt des Klosters St. Maximin geführt, im Kalender fehlt sein Name. Eintrag/Text:

(Nachtrag) … Ipso die S[ancti] Fibitii Tr[everensis] archiepiscopi et abbatis huius loci Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1634/394 4o, 12./13. Jahrhundert, Kalender/Martyrologium fol. 7r – 56r; fol. 51r Ausgabe(n):

(Poncelet, Albert: De S. Fibicio, AA SS Nov. III, 1910, S. 62 – 64; S. 64 Anm. 18) Kommentar:

Wichtig ist, dass hier (s. Nr. 5) zum ersten Mal Fibicius als Bischof von Trier und als Abt des Klosters St. Maximin genannt ist.

413

414 | Hauptteil Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S.  703  – Poncelet, De S.  Fibicio AA SS Nov. III S. 64E/F – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 (Datierung: 12. – 13. Jahrhundert: Martyrologium) – Knoblich, Bibliothek Nr. 171 S. 169 (Datierung nach Keuffer/Kentenich; Kalendarium) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 132 (Datierung: 13. Jahrhundert) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 eh S. 291 f. 11 1336 (14. Jh. 1. H.)

Fibicius ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 5. November als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Kalender: Fibicii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 7v; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis) Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 101) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. Breiter Raum ist im Breviarium Balduini zum 7. November Bischof Willibrord gewidmet (fol. 472v – 474r), die Tradition des Liber Ordinarius von 1305/1307 (s. Marus Nr. 33) (fol. 67r; Kurzeja, Liber S. 553 Z. 4 – 23; S. 77) aufnehmend. Literatur:

Bastgen, Handbuch S. 183 – 189 – Miesges, Festkalender S. 14; S. 118 (führt Fibicius als Neuaufnahme im Simeon-­Kalendar [s. Nr. 6]); (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 154 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549, Katalogband C 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 12 1345

Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus. Fibicius ist im Kalender des Ordinarius zum 5. November als Bischof von Trier geführt. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag.

21. Fibicius |

Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Fibicii ep[iscop]­i treu[er]­en[sis]. Die f[er]­iali noct[e] d[o]­m[ini]­ca IX li[c]­t[iones] ut de confess[ore] pont[ifice] et d[o]­m[ini]­ca cu[m] festo seruetur Missa ut infra de conf[essore] pont[ifice] Hs 1737 Kalender: Fibicii ep[iscop]­i tr[euerensis] Ordinarius de sanctis: Fibicii ep[iscop]­i treu[er]­en[sis]. Die f[er]­iali noct[e] d[o]­m[ini]­ca IX li[c]­t[iones] ut de confess[ore] pont[ifice] et d[o]­m[ini]­ca cu[m] festo seruetur Missa ut infra de conf[essore] pont[ifice] … Ordinarius missarum: Fibitii ep[iscop]­i tre[uerensis] Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 137r) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 173 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 318 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol 7r Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [218]-109r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [101]-50v Kalender: (Miesges, Festkalender S. 101 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 77 [Fibitii ep. tr.]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Ms. 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Ms. 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Ms. 1737/66 4o Anf. 15. Jh., Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123, S. 62, S. 65 f. – Knoblich, Biblio-

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416 | Hauptteil thek S. 170 (B 75: Heimat des Ms. 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 137 (wie Knoblich); S. 116 – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht eine mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). 13 14. Jh. 1. H.

Fibicius ist im Kalender eines Breviariums aus dem Besitz des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) zum 5. November als Bischof geführt; in das Proprium de sanctis ist er nicht aufgenommen. Eintrag/Text:

Fibicii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte, trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 8v – De sanctis fol. 101v – 145r Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60) – (Miesges, Festkalender S. 101) Kommentar:

In der Handschrift, die im Besitz des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias gewesen war, aber anscheinend nicht dort entstanden (Becker, Eucharius S. 70), sind Trierer Bischofsheilige sowohl im Kalender wie im Breviarium in breitem Spektrum geboten. Fibicius ist im Proprium de sanctis nicht geführt. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60 f. – Poncelet, De S. Fibicio S. 64E/F mit Anm. 18 – Miesges, Festkalender S. 13, S. 121 f. – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51 14 um 1350

Fibicius ist in einem Kalender mit Nekrolog des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) zum 5. November als Bischof geführt.

21. Fibicius |

Eintrag/Text:

Fibicii ep[icsop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1894/1646 2o, 14. Jahrhundert (um 1350), fol. 1r – 21r; fol. 18r Ausgabe:

(Miesges, Festkalender S. 101) Literatur:

Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gg S. 333 (Lit.) – Heyen, Simeon S. 557, S. 209 f. 15 ca. 1370

Fibicius ist im Ordinarius Missae des Trierer Doms (Trierer Proprium) zum 5. November als Bischof von Trier mit liturgischer Maßgabe geführt. Eintrag/Text:

Fibicii ep[iscop]­i t[reverensis] Ut infra De confess[ore] et pont[ifice] Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v; fol. 70r Ausgabe(n):

(Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359; S. 359) Kommentar:

In einer markanten Häufung Trierer Bischöfe der Spätantike und des Frühmittelalters findet sich der Eintrag zu Fibicius. In der liturgischen Maßgabe zu ihm ist auf das Commune sanctorum verwiesen. Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften S. 357 – 359 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 fo S. 315 – 319, speziell [c] S. 317 f. 16 nach 1381

Fibicius ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 5. November als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Fibicii ep[iscop]­i treu[erensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 11v

417

418 | Hauptteil Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 78) – (Miesges, Festkalender S. 101) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 27. Während Agricius (fol. 1r), Valerius (fol. 1v), Maximinus (fol. 5v) und Maternus (fol. 10v) durch roten Eintrag hervorgehoben sind, fehlt Eucharius. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77 f. – Miesges, Festkalender S. 122 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 678 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678 17 nach 1381

Fibicius ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 5. November als Erzbischof von Trier geführt, im Proprium sanctorum ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Fibicii archiep[iscop]­i tre[uerensis] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 7r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 101) Kommentar:

Zur formalen Anlage der von Miesges unter der Sigle B zusammengefassten Breviarien-­ Kalender nach dem Muster des Kalenders des Breviarium (recte: Ordinarius) B ­ alduini (Nr. 11, Nr. 12) s. Miesges, Festkalender S. 15. Zur präzisierenden Datierung des Kalenders auf „nach 1381“ entgegen Miesges (Festkalender S. 15: 14. Jahrhundert) s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 go S. 337. Der Kalender bietet eine Fülle von Trierer Bischofsheiligen aus den früheren und den amplifizierten Fassungen der Bischofsliste. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Kellner, Heortologie S. 200 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“).

21. Fibicius |

18 1389/1390

Fibicius ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 5. November als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Fibicii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; 1389/1390 angelegtes Nekrologium: fol. 8r – 55v; fol. 48v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 101) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 19 14. Jh. 2. H./Ende

Fibicius ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 5. November als Bischof von Trier geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Fibicii ep[iscop]­i tr[euerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 12r; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 101 mit S. 18) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30 – Poncelet, Albert: De S. Fibicio AA SS Nov. III, 1910, S. 62 – 64; S. 64E/F mit Anm. 18

419

420 | Hauptteil 20 um 1400/15. Jh. Beginn

Fibicius ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 5. November geführt. Eintrag/Text:

Fibicii Episcopi Trevirensis Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 135r (p. 265). Ausgabe(n):

(Heyen, Paulin S. 388) Literatur:

Heyen, Paulin S. 388; S. 12 – 15, S. 360 – 364, S. 367 – 388 21 um 1480 – 1482 – 1486

Fibicius ist in Zusatzfassungen zum Text des Bursfelder Martyrologiums zum 5. November als Erzbischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Treueris, sancti fibitii archiepiscopi T1 Treberis, sancti fibicii treuyrensis archiepiscopi T2 Quelle/Überlieferung:

Überlieferung generell s. Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 162 T1 = Trier, StB  Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St.  Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 39v T2 = Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 66r Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 243 zu Z. 21 Treveris, sancti Fibitii archiepiscopi

21. Fibicius |

Kommentar:

Der Festtag des Fibicius ist anders als der vieler anderer Trierer Bischöfe nicht in den normierten Haupttext des Martyrologiums übernommen worden. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 14 – 31, S. 155 – 163 (zu Überlieferung und Ausgabe) Verweis:

Zu späteren Trierer Kalendern des späten14. und des 15. Jahrhunderts s. Miesges, Festkalender S. 101, zu Missalien dieser Zeit s. Poncelet, De S. Fibicio AA SS Feb. III S. 64E/F mit Anm. 18, zu einschlägigen frühen Drucken von Breviaria und Propria officii ab 1468 s. Heinz, Liturgische Bücher S. 126 – 132; S. 126, S. 129, S. 131. 22 15. Jh.

In dem Martyrologium des nahe Brüssel gelegenen Benediktinerinnenklosters Petit-­ Bigard (heute Erzbistum Mecheln/Brüssel) wird Fibicius von Trier in einer großen Reihe Trierer (Bischofs-)Heiliger als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Siehe Kommentar. Quelle/Überlieferung:

Bibliothèque des Bollandistes s. Ausgabe(n) Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 [1967] S. 128 – 142; S. 134 ff.) Kommentar:

Als Trierer Bischöfe bzw. weitere Trierer Heilige sind aufgeführt: Agricius, Marus, Valerius, Castor, Bonosius, Leguntius, Basinus, Abrunculus, Maximinus, Symeon, Goar, Severa, Modoald, Magnerich, Bantus, Maternus, Liutwin, Nicetius, Thyrsus, Thebäer, Fibicius. Literatur:

Coens, Martyrologes belges II S. 128 – 142 D Materielle Überreste 23 Grab

Eine Begräbnisstätte des Fibicius wird in der Nikolauskapelle bei der Mosel(-brücke) (Fibicius-­Kirche ?) vermutet.

421

422 | Hauptteil Quellen:

Siehe Zusammenfassung der Zeugnisse bei Gierlich, Grabstätten S. 40: Chronik des 16. Jahrhunderts aus dem Kloster St. Maximin (Hontheim, Prodromus S. 999): St. Nikolaus-­Kapelle an der Moselbrücke. – Maier von Regensburg, Peter: Trierer Bischofschronik 1525 (Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten, Koblenz 1876, Nr. 4 S. 3): Fibicius-­Kirche (ehemaliger Templer-­Besitz); Reliquien 1525 in Johanneskirche (Kirche der Johanniterkommende ?) transferiert. – Bro(u)wer-­Masen, Antiquitates I S. 304, Grab: Oratorium bei der Moselbrücke (ossa in oratorio iuxta pontem Mosellae tumulata) – Wiltheim, Annales et origines coenobii S. Maximini, Trier, StB Hs 1621/99, S. 377; Hs 1622/405, S. 363: In einem Gebäude in Moselnähe sei corpus eius in aede haud longe a Mosella tumulatum. Nikolauskapelle und Fibiciuskirche dürften identisch sein. Als Erstbestattungsort kommen sie durch ihre Lage innerhalb der antiken Stadtmauer nicht in Frage. Literatur:

Ewig, Trier im Merowingerreich S. 96 Anm. 34 – Kurzeja, Liber S. 320 mit Anm. 1462 – Heyen, Grabkirchen S. 594 – 605; S. 598 – Gierlich, Grabstätten S. 40

22. ABRUNCULUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

22. ABRUNCULUS (nach 511 ? – 525 [526])

Synopse des Quellenbefundes Die Pontifikatsdauer von Abrunculus wird eingegrenzt durch Bezeugung seines Vorgängers Fibicius zu nach 511 und dem Amtsantritt seines Nachfolgers Nicetius 525/526. Abrunculus gehörte möglicherweise zu den Klerikern, die von König Theuderich I. (511 – 533) aus der Auvergne zur Unterstützung der Trierer Kirche abgeordnet wurden. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Abrunculus aus dem Trierer Klerus stammte. Dafür spräche die mögliche Kürze seiner Amtszeit, über die kaum etwas bekannt ist. Man weiß lediglich, dass der Trierer Klerus nach dem Tod von Abrunculus den hl. Gallus, einen Vertrauten Theuderichs, als Nachfolger wünschte. Von herausgehobener Bedeutung ist, dass Abrunculus mit hoher Wahrscheinlichkeit in der gallischen Fassung des Martyrologium Hieronymianum geführt ist. Eine kultische Verehrung des Abrunculus lässt sich damit seit dem Ende des 6./ Anfang des 7. Jahrhunderts nachweisen. Entgegen bisheriger Sicht hatte er damit überregionale Bedeutung. In Trier ist seit dem Ende des 10. Jahrhunderts sein Kult bezeugt, ein Aufschwung ist in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu konstatieren, er wurde „kanonisiert“ und verstärkt unter Erzbischof Balduin von Trier (1307 – 1354). Abrunculus ist dabei mit den übrigen Trierer Bischöfen, die im Martyrologium Hieronymianum geführt sind, hervorgehoben. Ein regionales Zentrum des Abrunculus-­ Kultes wurde das Augustinerchorherrenstift Springiersbach, wohin seine Gebeine 1136 transferiert worden waren. In den späteren Fassungen (VIII und IX) der Trierer Bischofsliste und den Gesta Treverorum ist Abrunculus, wohl bedingt durch die Schwierigkeit, den durch die Vita Goaris bezeugten und in allen Fassungen der Bischofsliste geführten Bischof Rusticus einzuordnen, doppelt aufgeführt. Den historischen, durch Gregor von Tours als Vorgänger des Nicetius bezeugten Abrunculus identifizierte man korrekt mit dem Nachfolger des Bischofs Fibicius, fügte aber zusätzlich zwischen Rusticus und Nicetius einen Bischof Aponoculus ein, der mit Abrunculus (Aprunculus) identisch sein muss. Das Grab des Abrunculus befand sich bis 1047/1049 im Trierer Kloster St. Symphorian, bis 1136 in dem Stift St. Paulin (Trier) und danach in Springiersbach. Unklar ist, ob Abrunculus schon in einem Vorgängerbau von St. Symphorian beigesetzt war oder ob eine Translation von einem unbekannten Erstbestattungsort dorthin anzunehmen ist. Der Festtag des Abrunculus ist der 22. April (depositio, dies natalis).

22. Abrunculus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit ? 1 516/518

Abrunculus wird von König Theuderich I. aus der Auvergne nach Trier berufen und wird dort Bischof. Nach dem Bericht Gregors von Tours ordnete König Theuderich I. (511 – 533) viele Kleriker – darunter Abrunculus ? – aus der Auvergne zur Unterstützung der Trierer Kirche ab. (Vgl. Fibicius Nr. 1). Eintrag/Text:

Nam tunc Theodoricus rex ex civibus Arvernis clericos multos adduxit, quos Trevericae eclesiae ad reddendum famulatum Domino iussit adsistere; beatum vero Gallum a se nequaquam passus est separari. Quelle/Überlieferung:

Einleitung des Herausgebers Krusch zur Ausgabe: MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 1 – 34; S. 4 f., S. 12 ff., S. 25 ff.; speziell S. 12 f. (Hss. 1 a, 1 b), S. 13 (Hs. 2), S. 14 – 17 (Hss.); S. 229 Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Liber vitae patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2 ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; VI De sancto Gallo episcopo S. 229 – 236; c. 2 S. 231 Z. 11 – 14 Kommentar:

Die wohl eher in den Pontifikat des Fibicius als in den des Abrunculus zu datierende Maßnahme (Fibicius Nr. 1) wird z. T. für die Herkunft von Abrunculus verwertet, ohne dass in dieser Frage definitive Klärung zu erzielen ist. Dafür könnte sprechen, dass der unter seinem Vorgänger Fibicius bezeugte Einsiedler-­Missionar Goar möglicherweise zu den vom König berufenen Klerikern zählte, Abrunculus also gleichzeitig nach Trier gekommen sein könnte. Vor allem aber ist zu beachten, dass der Name Abrunculus (Aprunculus) im arvernischen Klerus vertreten ist. Der Nachfolger des Sidonius Apollinaris, der 479 aus seiner Sedes Langres vor den Burgunden nach Clermont floh, amtierte dort bis 490 (Duchesne, FE 2 S. 34 f.; S. 186). Die oben gebotene genauere chronologische Fixierung ist aus sich schlüssig ergänzenden Angaben bei Gregor von Tours gewonnen. Datierungskriterien sind das Vorgehen König Theuderichs I. gegen die regio Arvernorum resp. die Civitas Clermont, die Amtszeit des Bischofs Quintianus in dieser Stadt von Beginn des Jahres 516 bis 525 (526) sowie das Schicksal des Quintianus-­Nachfolgers Gallus in Clermont (525/526 – 14. Mai 551). Aus der Schrift De virtutibus sancti Iuliani (MGH SS rer. Mer. 1, 2) c. 23 S. 124 Z. 13 ff., Z. 15 ff. ergibt sich, dass Theuderichs Anrennen gegen die Arverner in den Pontifikat des Bischofs

425

426 | Hauptteil Quintianus zu datieren ist, dass zu dieser Zeit der dort lebende und 487 geborene Gallus adolescens war. Die überzeugend erschlossene Chronologie von Krusch S. 124 Anm. 4 (dazu s. weiter Krusch zu Gregor von Tours, Liber vitae patrum IV De sancto Quintiano c.2 S. 225 Z. 12 ff.; V De sancto Portiano c. 2 S. 228 Z. 19 f.; In gloria martyrum c. 51 S. 74 Z. 14 f.; Historiae [MGH SS rer. Mer. 1, 1] III, 12 S. 108) lässt sich aus dem zu Gallus gegebenen Detail (adolescens) einengend fortführen und präzisieren, dass sich nicht nur 525 als Terminus ante quem für Theuderichs siegreiche Aktion gegen die Arverner ergibt, sondern spezieller der Zeitraum 516/518. Die oben gebrachte einschlägige Angabe aus dem Julianus-­Text ergänzt die Mitteilung zu Gallus, dass er zur Zeit von Theuderichs Vorgehen pupillus war, in der Weise, dass Theuderich den zur Waise Gewordenen in seinen besonderen Schutz nahm et eum proprio filio plus amaret. Der in der Gallus-­Vita gegebene Anschluss Nam tunc … ist auch ein inhaltlich kausaler und verknüpft die Entsendung arvernischer/auvergnatischer Kleriker nach Trier mit Theuderichs Inbesitznahme des Arverner-­Gebietes. Auch diese ist damit auf 516/518 zu datieren und damit evtl. der Pontifikatsbeginn des Abrunculus. Literatur:

[a] Herkunft: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 96 f. – Ders., Trierer Land S. 237 – Anton, Trier S. 88, S. 98, S. 133. [b] Chronologie: Diskussion im Kommentar. 2 525 (526)

Abrunculus stirbt. Gregor von Tours berichtet, dass nach dem Tod des Abrunculus Nicetius Bischof von Trier wurde, obwohl der Trierer Klerus Gallus als Bischof wünschte (s. Nr. 1), der aber 525 (oder 526) Bischof in Clermont wurde. Zu 551 bemerkt Gregor, Gallus sei an einem Sonntag im 65. Lebensjahr und im 27. Amtsjahr als Bischof verstorben. – Venantius Fortunatus bringt gerafft die Ausbildung des Gallus durch Bischof Quintianus von Clermont, sein Leben am Hof des Königs Theuderich und die Nachfolge im Bischofsamt von Clermont nach dem Tod des Quintianus. Nach einer Amtszeit von 25 Jahren sei er etwa 65jährig verstorben. Eintrag/Text:

Gregor von Tours: Tunc etiam et Aprunculus Treverorum episcopus transiit; congre­ gatique clerici civitatis illius, ad Theodoricum regem sanctum Gallum petebant episco­ pum. Quibus ille ait: ‚Abscedite et alium requerite; Gallum enim diaconem alibi habeo distinatum‘. Tunc elegentes sanctum Nicetium episcopum acceperunt; Arverni vero clerici cum consensu insipientium facto et multa munera ad regem venerunt … . Post haec rex, …, Arvernis eum direxit … . Igitur exinde cum multo psallentio in civitatem

22. Abrunculus |

suscipitur et in sua eclesia episcopus ordinatur. … Adveniente autem die tertia, quae erat dominica dies … spiritum caelo intentum praemisit ad Dominum. Transiit autem aetatis suae anno sexagesimo quinto, episcopatus vero sui septimo et vigesimo anno. Venantius Fortunatus: Quintiano demum sancto erudiente magistro / pulchrius est auro corde probatus homo (sc. Gallus). / inde palatina regis translatus in aula, / Theuderice, tuo vixit amore pio. /. mox ubi destituens terras petit astra magister, / cessit discipulo cura tuenda gregem. / … sic pater ecclesiam regit in quinquennia quinque / bis terdena tamen lustra superstes agens (Leo, App.: vix terdena) (Redeyllet: uix) Quelle/Überlieferung:

Gregor von Tours s. Nr. 1. Venantius Fortunatus: Leo, Friedrich: Prooemium zur Ausgabe S. V-XXII – Redeyllet, Venance S. LXXI – LXXXIX Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Liber vitae patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2 ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; VI De sancto Gallo episcopo S. 229 – 236; c. 3 S. 232 Z. 14 ff., Z. 25 f., Z. 31 f.; c. 7 S. 235 Z. 7 f., Z. 12 ff. Venantius Fortunatus: Opera poetica, ed. Friedrich Leo MGH AA 4, 1, Berlin 1881 (Ndr.), IV, 4 S. 81 f.; S. 81 v. 13 – 18, S. 82 v. 29 f. – Venance Fortunat, Poèmes 1, Livres I – IV, ed. Marc Reydellet (Collection des universités de France), Paris 1994, IV, 4 S. 133 – 135; S. 134 v. 13 – 18, S. 135 v. 29 f. Kommentar:

Die unter Eintrag/Text ausführlich gebrachten Textauszüge sind hier notwendig, da die dort ineinander greifenden Datierungselemente allein einen, wenn auch hypothesenbelasteten Rückschluss auf das Amtsende des Bischofs Abrunculus in Trier erlauben. Zunächst ist bei Gregor von Tours der Tod des Bischofs Abrunculus in Trier in Verbindung gebracht mit der vom Trierer Klerus erwünschten Nachfolge durch den arvernischen Kleriker Gallus und dessen auf Betreiben des Königs Theuderich vorgenommene Einsetzung als Bischof in Clermont. In Konnex damit ist berichtet, dass Nicetius Nachfolger des Abrunculus in Trier wurde. Rückschlüsse auf den Amtsbeginn des Gallus sind in dem ausführlichen c. 7 zu seinem Tod gegeben. Er starb danach acht Jahre nach der in De sancto Gallo c. 6 S. 234 behandelten lues (Epidemie), die im Jahr 543 den Süden Galliens heimgesucht hatte. Als Todesjahr ergibt sich also 551, spezifizierend wird ausgeführt, dass der Todestag ein Sonntag war, und zwar der Sonntag vor Ascensio (Domini). In den korrelierenden Angaben bei Venantius Fortunatus ist eine Amtszeit von 25 Jahren und je nach Interpretation des fortführenden Verses ein Lebensalter von etwa 60 bzw. 65 Jahren genannt. In der älteren Forschung wurde bisweilen vorgeschlagen, das keinen Sinn ergebende bis terdena lustra so zu verstehen, dass damit 26 Jahre ausgedrückt seien, wobei lus­

427

428 | Hauptteil trum Jahr bedeute. Doch dies wäre singulär, wie Redeyllet S. 135 mit Anm. 25 betont. Terdena sei also Äquivalent von tredena, also dreizehn und sei dann mit Gregor von Tours zu vereinbaren, wenn das handschriftlich überlieferte bis in vix geändert würde, was schon Leo erwog. Vom Fixum 551 her ergäbe sich das Jahr 526 als Beginn der Amtszeit des Gallus und damit als Todesjahr des Abrunculus. Die chronologischen Zusammenhänge sind überzeugend dargelegt bei Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 235 Anm. 2. Mit Recht ist dort der Angabe Gregors gegenüber der vielleicht metrisch verstellten des Venantius Fortunatus der Vorzug gegeben. Krusch ist in der Weise entscheidend zu ergänzen, dass der Sonntag vor Ascensio Domini im Jahr 551 der 14. Mai war. Dies ist ohne Diskussion gebracht bei Duchesne, FE 2 S. 36 und ergibt im Rückschluss, dass Abrunculus 525 gestorben sein muss. 3 um 600 (9. Jh.)

Abrunculus ist (mit hoher Wahrscheinlichkeit) im Martyrologium Hieronymianum zum 21. April als Bischof geführt. Eintrag/Text:

(Der inkorrekte-­rektifizierte Text lautet wohl:) In Alexandria Aristi presbiteri. Romae Valeriani Tiburti Maximi. Terracina Campaniae sancti Caesarii. Depositio Aprunculi episcopi. (Additamentum Depositio Oedilvaldi presbiteri). Quelle/Überlieferung:

Zur Gesamtüberlieferung s. Literatur. Die beiden Hauptzweige und die wesentlichsten späteren Handschriften: 1. Angelsächsischer Zweig E Paris, BnF lat. 10837, um 720 Kloster Echternach, vor 750 mit Willibrords Kalender verbunden, fol. 2r – 33v; fol. 12r – ­v, fol. 12v: XI k[alendas] m[aii] alaxand[ria] ciui[tate] furtunatae aratoris pr[es]­b[iteri] felicis salui uitatis in cessar[…] quiescentis rom[ae] ualeriani maximi tiburti et in terracena campaniae s[an]­c[t]­i cessari in sicilia appelici et alibi uictoris papiae felicis depos[itio] aprunculi epis[copi] depos[itio] oedilualdi pr[es]­b[iteri] 2. Kontinentaler Zweig W Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 81 Weiss., spätestens 772, aus Kloster Weißenburg; „letztlich aus Fontenelle“ (Borst), mit deutlichen Indizien für St. Servatius/ Maastricht (Lifshitz), fol. 7r – 102v; fol. 37r – ­v; fol.37v XI K[a]­l[endas] Mai[i] In alex­ andria Nat[ale] s[an]­c[t]­orum furtunatę aratoris pr[es]­b[iter]­i felicis siluii uitalis in carcere requiescentes Rom[ę] … et in terracina campanię … Et in sicilia … et alibi dep[ositio] aprunculi ep[iscop]­i

22. Abrunculus |

Am Schluss entsprechend „ et alibi …“: C (Paris, BnF lat. 12410, vor 1100; aus Benediktinerkloster Corbie, 9. Jahrhundert) sowie S (Paris, BnF nouv. acq. lat. 1604, Sens, 10. Jahrhundert spät); L (Lucca, Archivio Storico Diocesano di Lucca – Bibl. capitolare Feliniana Ms. 618, vor 1100; aus Kathedrale Lucca, 9. Jahrhundert); V (auch „A“) Vatikan, BAV Pal. lat. 238 (Fragment), 9. Jahrhundert Kloster Lorsch. B Bern, Burgerbibl. Cod. 289, 8. Jahrhundert Ende Kloster Saint-­Avold (Metz), fol.  53v – 129v; fol.  80v XI K[ a]­l[endas] Mai[i] IN ALEXANDRIA   … ROME IN CI[MI]­T ER[IO] UIA APPIA … ET IN TERRACINA … ET IN SICILIA … et alibi Uictorii. Papie Felicis et depos[itio] Aprunculi ep[iscopi] Ausgabe(n):

Diplomatische Edition: de Rossi, Giovanni Battista / Duchesne, Louis AA SS Nov. II, 1, 1894; S. [47] – Kritische Edition mit Kommentar: Quentin, Henri / Delehaye, Hippolyte AA SS Nov. II, 2, 1931; S. 200 f. Handschriftliche Überlieferung und Ausgaben der Breviata/Abbreviata-­Formen des Martyrologium Hieronymianum: Martyrologium Gellonense, um 700, 8. Jahrhundert 1. Hälfte: Paris, BnF lat. 12048, 790 – 800 nördliches Frankreich, fol. 263r – 276v; fol. 268r: XI K[ a]­l[endas] m[a]­ii alex[andriae] fortunati aratoris uital[is] Rom[ae] ualeriani aprunculi maximi alibi cesar[i]. – Völlig übereinstimmend mit dem Gellonense das Martyrologium Augustodunense: Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1667, 8. Jahrhundert Ende aus (dem Bistum) Autun, fol. 188r – 200r; fol. 191v: Ausgabe Heiming, Odilo: Liber Sacramentorum Augustodunensis CC SL 159B, Turnhout 1984, S. 262 – 283; S. 268 Z. 307 f. – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 405 S. 85 – Prümer Hieronymus-­ Kurzmartyrologium: 8. Jahrhundert, Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 42r: XI K[a]­l[endas] m[a]­ii Alexandria Fortunati a Rasur s Vitalis. Roma Valeriani. Aprunculi – X K[a]­l[endas] m[a]­ii Roma Gai pape Lugduno Epepodi Sen[oni]­s Leonis episcopi (folgt Nachtragsschrift Trev[eris] Abrunculi ep[iscop]­i): Ausgabe: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 18 Die beiden Reichenauer Kurzmartyrologien, für deren Vorlage 9. Jahrhundert 1. Hälfte/Mitte erschlossen worden ist (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 2 S. 387, S. 389), folgen im Wesentlichen den Hauptüberlieferungen: Alexandria furtunati et aratoris pr[es]­b[iter]­i. Rom[a] ualeriani. maximi. tirbutii. … Et in sicilia s[an]­c[t]­i amphelici. alibi uictoris. papiae. aprunculi ep[iscopi] (Martyrologium Hieronymianum AA SS Nov. II, 1 S. [47]; II, 2 S. 200). Die Stelle ist für die Genese der Überlieferungsformen wohl aussagekräftig. Hieß es ursprünglich et alibi Victoris, Papiae, Felicis, so ist separat angeschlossen et depositio Aprunculi episcopi. Delehaye erklärt in seinem Kommentar: alibi: „Id est Romae“ (AA SS Nov. II, 2 S. 201 Anm. zu Z. 33). In der Vorlage für die Kurzmartyrologien von Gelonne, Autun und Prüm ist Aprunculus dementsprechend fälschlich zu Rom

429

430 | Hauptteil gezogen worden (Zum Zusammenhang dieser Abbreviata s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 22 S. 107 ff. sowie ebd. Nr. 9 S. 91). Wie bei dem Reichenau-­Text war in dieser Vorlage der hl. Felix weggefallen. Andererseits muss alibi natürlich nicht generell „Rom“ bedeuten. Die Reichenauer Texte bringen nach Ferreolus von Vienne den sonst zum Tagesdatum mit Angabe der Sedes Trier geführten Bischof Miletus et alibi Mileti episcopi (AA SS Nov. II, 2 S. 516). Kommentar:

Vorweg sind grundlegende Fragen der Identifizierung des genannten Aprunculus aufzunehmen. Die Bearbeiter der April-­Bände der AA SS (Apr. II S. 841; Apr. III S. 30 f.) behandeln den Namensträger als den bei Gregor von Tours bezeugten Bischof von Trier. Sie referieren weitere Nachrichten, die vornehmlich in den Usuard-­Auctaria, den frühen Drucken (Köln [Greven]; Molanus; Lübeck) sowie in der Chronik des André du Saussay geboten sind. Bei Letzterem werde als Erhebungsdatum der 22. Februar (vor der Translation durch Erzbischof Adalbero 1136) gegeben. Wenn in der kritischen Kommentierung des Martyrologium Hieronymianum durch Delehaye behauptet wird, die oben erwähnten Bearbeiter von AA SS April hätten den Namensträger des Martyrologium Hieronymianum mit dem Trierer Bischof identifiziert („Hunc [ Aprunculum sc.] esse episcopum Treverensem, de quo Gregorius Turonensis, coniectura nostrorum est“ AA SS Nov. II, 2 S. 201 mit Anm. zu Z. 39), so trifft das offenbar nicht zu. Die bollandistischen Vorgänger (nostri) erwähnen die Hieronymianum-­B ezeugung nicht. Die Mitteilung (offensichtlich) von Louis Duchesne zu Bischof Aprunculus von Trier „Celui-­ci est actuellement honoré le 22 avril, parcequ’on l’a identifié avec celui du martyrologe hiéronymien. L. D.“ führt Delehaye zu der Wertung, Duchesne denke bei dem Namensträger im Martyrologium Hieronymianum an einen „homonymum potius ignotae sedis antistitem“ (AA SS Nov. II, 2 S. 201 Anm. 9; S. 201 zu Z. 39). Gauthier schließt sich Duchesne pointiert an, Übertragungen in dem von diesem angenommenen Sinn seien „monnaie courante“. Die französische Forscherin führt aber entscheidend weiter mit ihrem Hinweis auf die Formulierung im Martyrologium Hieronymianum zu Aprunculus. Anstelle eines Hinweises allein durch den Genitiv, der natalis oder depositio ersetzt hätte, stehe hier eine explizite Hinleitung depositio Aprunculi episcopi. Dies lasse an eine gallische Zufügung zum Grundbestand des Martyrologium Hieronymianum denken (Gauthier, Évangélisation S. 171 f.). In der Tat ist die Abweichung in der Nennung des Aprunculus im Vergleich mit den anderen in dem komplizierten Memoriengefüge genannten Heiligen markant. Der Charakter der gallischen Erweiterungen wird noch durch das im Echternacher Exemplar zu Aprunculus gefügte Additamentum des angelsächsischen Heiligen Oedilvaldus unterstrichen. Ihre – weiterführende – Idee sucht Gauthier zu konkretisieren und zu verifizieren. Im gallischen Episkopat seien außer Aprunculus von Trier noch zwei Träger gleichen

22. Abrunculus |

Namens nachzuweisen, der auf der Sedes von Langres und der auf derjenigen von Auch (Gauthier, Évangélisation S. 172). Die Liste von Auch habe wenig Wert (dies im Einklang mit dem nicht erwähnten Duchesne, FE 2 S. 91 – 94 [S. 96 f.]). In die engere Wahl zieht Gauthier neben Aprunculus von Trier Aprunculus von Langres, der dort bis 479 amtierte, damals vor den Burgunden nach Clermont geflohen und dort Nachfolger des Sidonius Apollinaris geworden sei. Sein dortiger Episkopat, so ist aus den Daten des Nachfolgers Eufrasius zu folgern, dauerte bis 490 (Duchesne, FE 2 S. 186; S. 34 f., bes. S. 35). Aus der Tatsache, dass in der Liste von Langres der Vorgänger des Aprunculus Fraternus im Martyrologium Hieronymianum ohne Ortsangabe erscheint (Duchesne, FE  2 S. 186), die Trierer Bischöfe in dieser Quelle mit solcher geführt seien, sieht Gauthier S. 172 „une faible présomption en faveur“ des Bischofs von Langres. Das Argument ist sehr schwach, auch wenn man bedenkt, dass im Bischofskreis von Clermont Abrunculus von mehreren im Martyrologium Hieronymianum geführten Amtsträgern umgeben ist (Duchesne, FE 2 S. 34 – 36: Nr. 8 Rusticus, Nr. 11 Sidonius Apollinaris, Nr. 14 Apollinaris, Nr.18 Avitus). Gregor von Tours hebt bei Sidonius Apollinaris magnifica sanctitas hervor (Historiae II, 22 S. 67), bezeichnet Abrunculus von Langres als sanctus. In providentieller Sicht nämlich weissagt der todkranke Sidonius Apollinaris diesen Aprunculus als seinen Nachfolger (frater meus Aprunculus vivet), was sich nach dem Tod des Sidonius Apollinaris erfüllt (Historiae II, 23 S. 68 f.). In Zusammenhang mit Clermont heißt es über ihn post obitum beati Aprunculi sanctus Eufrasius duodecimus episcopus habetur (Historiae III, 2 S. 98). Sanctus wie beatus ist wie bei Bischof Gallus von Clermont (Liber Vitae Patrum VI, 2; 3 S. 231 f.) also auch bei Bischöfen üblich, die nicht im Martyrologium Hieronymianum erscheinen. Außerdem ist zu beachten: In den erhaltenen drei alten Bischofslisten des Bistums Langres sind einige Bischöfe mit dem Epithet sanctus bezeichnet, Abrunculus ist nicht darunter. Bevor in diesem Konnex spezieller zu Aprunculus von Trier zu kommen ist, soll noch bemerkt sein, dass wohl die von Gauthier gesehene ungewöhnliche Reihung im Martyrologium Hieronymianum die Vorlage(n) der Abbreviata von Gellone und Autun zu einer Glättung und Setzung des Aprunculus zu Valerianus von Rom veranlasst hat. Das Prümer Kurzmartyrologium hat im Falle von Miletus zum 19. September die ursprüngliche Verbundnennung von Heiligen zu dem Tage übrigens ohne Ortsangebe vorgenommen (fol. 47v). Im Fall von Aprunculus wird die Abbreviata-„Emendation“ in der Grundfassung des 8. Jahrhunderts schematisch beibehalten (fol. 42r). In der hochmittelalterlichen Redaktion (11. Jahrhundert) wird an den geographischen Rahmen Rom-­Lyon-­Sens Treu[eris] Abrunculi episcopi angeschlossen. Doch nun zu Bischof Aprunculus von Trier. Die zeitgenössische Bezeugung ist nur in dem einen Beleg von Gregor von Tours gegeben, der oben (Nr. 2) angeführt ist. Wenn im Unterschied zu den von Gregor reichlich vergebenen Epitheten für

431

432 | Hauptteil die bischöflichen Amtsträger seines Herkunftsraumes Clermont seine Erwähnung des Aprunculus von Trier protokollarisch knapp ausfällt Tunc etiam et Aprunculus Treverorum episcopus transiit und dies freilich schon von den mit sanctus geführten Bischöfen Gallus sowie Nicetius, der in Trier Nachfolger wurde (Liber Vitae Patrum VI, 3 S. 232 Z. 15, Z. 16, Z. 18), absticht, so mag dies bei der Nähe bzw. Distanz Gregors zu den Behandelten nicht allzu viel aussagen. Hierzu ist wohl auch zu rechnen, wenn Gregor zu Beginn seiner Lebensbeschreibung des Bischofs Nicetius von Trier dessen Vorgänger sogar ohne Namensnennung aufführt decedente Trevericae urbis sacerdote (Liber Vitae Patrum XVII, 1 S. 277). Im trierischen Bereich sind Zeugnisse für die Wertung des Aprunculus ab der Zeit des Erzbischofs Egbert (977 – 993) fassbar. In der Laetania universalis des von ihm 980/990 in Auftrag gegebenen Psalters werden 14 Trierer Bischöfe invoziert, diesen Nennungen korrespondieren bildliche Darstellungen an verschiedenen Stellen des Psalters. Von den Bischöfen sind die ersten sechs von Eucharius bis Paulinus in chronologischer Reihung gebracht, danach ist das Schema durchbrochen, als markante Repräsentanten sind Nicetius und Marus gewählt, sodann Felix und Modoald, die Bischofsreihe beschließen mit Liutwin, Leg(g)ontius, Magnerich und Abrunculus Amtsträger des 8., 5. und 6. Jahrhunderts. Aprunculus ist also nach den Gründerbischöfen des 3. und 4. Jahrhunderts im Kreis kultisch besonders verehrter Bischöfe vornehmlich des 6. bis 8. Jahrhunderts vorgestellt. Bestimmt nicht unwichtig ist, wenn in dem einem Graduale/Sakramentar des Klosters St. Gallen (Bistum Konstanz) aus dem dritten Viertel des 11. Jahrhunderts vorangestellten Kalender Aprunculus zusammen mit Eucharius, Valerius, Maximinus, (Auctor), Paulinus und Nicetius aufgeführt ist. Auf dieselbe Zeit führt der Ellinger-­Codex aus dem Kloster Tegernsee (Bistum Freising). In einer Litanei findet sich Abrunculus (Avurculus) zusammen mit Eucharius, Valerius, Maternus, Maximinus, Paulinus und Nicetius invoziert. Das in den beiden früheren Zeugnissen erkennbare Prinzip einer Anreihung an die ersten Bischöfe ist hier schlüssig zu verifizieren. Etwas erweitert ist das Reservoir Trierer Bischöfe im Ado-­Kurzmartyrologium des älteren Kapiteloffiziums des Klosters Saint Airy (St. Agericus, Verdun) vom Ende des 11. Jahrhunderts. Aprunculus ist nach dem Ado-­Eintrag zum 22. April nachgetragen. Die Prümer Fassung der Trierer Bischofsliste aus dem ausgehenden 11. und dem frühen 12. Jahrhundert hat das Epithet sanctus eklektisch vergeben. Es wird den ersten Bischöfen bis Paulinus, dann Felix, Le(g)ontius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius; Magnericus, Modoaldus, Basinus und Liutwinus zugeteilt. Es ist wohl deutlich geworden, dass Bischof Abrunculus ab dem 10. Jahrhundert unter den besonders herausgehobenen Trierer Bischöfen, besonders denjenigen der Phase des 4. bis 8. Jahrhunderts, gesehen wurde. Im Bistum Trier sind Zeugnisse um Erzbischof Egbert im späten 10. Jahrhundert und in Prüm im 11. Jahrhundert (Umredaktion des Martyrologium Hieronymianum) gegeben. Im Rahmen der Kirchen­

22. Abrunculus |

provinz ist die Rezeption in Verdun (spätes 11. Jahrhundert) zu fassen. Mit St. Gallen, Tegernsee und Köln (Stift St. Severin; Nr. 20) ist sie etwa gleichzeitig bzw. etwas später überregional verbreitet. Abrunculus gehört mit Eucharius, Valerius, Maternus; Agricius, Maximinus, Paulinus und Nicetius zu den besonders rezipierten Trierer Bischöfen. Drei von ihnen sind in das Martyrologium Hieronymianum aufgenommen. Der Trierer Bischof Abrunculus dürfte der dort zum 21. April geführte Namensträger sein. Die Verlagerung des Kults auf den Folgetag entspricht gängiger Praxis. Außer Valerius, Maximinus, Paulinus, Abrunculus ist von den Trierer Bischöfen allein noch Bischof Miletus im Martyrologium Hieronymianum geführt. Dass sich für ihn (s. Miletus) nicht eine vergleichbare Rezeptionsbreite fassen lässt, braucht nicht gegen die zu Abrunculus angeführten Überlegungen und Argumentationen zu sprechen. Zum Festtag: Als Todesjahr steht 525 fest (526 kann allenfalls mit Vorbehalt in Betracht gezogen werden). – Nach dem Martyrologium Hieronymianum ist der 21. April der Todestag (depositio). Trierer und trierverbundene Quellen nennen durchgehend ab der Mitte des 11. Jahrhunderts den 22. April als Todes- und Festtag. Literatur:

Zu Martyrologium Hieronymianum: de Rossi/Duchesne AA SS Nov. II, 1 S. VIII – XXI – Quentin, Henri, in: Quentin/Delehaye AA SS Nov. II, 2 S. IX – XXIII – Gamber, CLLA 1, 2 S. 440 – 442, 1 A S. 115; 1, 1 Nr. 414 S. 234 f., 1 A S. 49 (zu E); 1, 2 Nr. 1062 S. 442 (zu W); Nr. 1065 S. 443, 1 A S. 115 (zu B); Nr. 1066* 1 A S. 115 (zu A [V]) – Dubois, Jacques: Les martyrologes du moyen âge latin (Typologie des sources du moyen âge occidental 26), Turnhout 1978, S. 29 – 37 – Ders.: Artikel „Martyrologium Hieronymianum“, in: LexMA 6, 1993, Sp. 360 f. – Dubois, Jacques /Lemaître, Jean-­Loup: Sources et méthode de l’hagiographie médiévale (Neuausgabe mit Préface von J. van der Straeten), Paris 2007, S. 106 – 109 – Borst, Kalenderreform S. 202 – 204 – Aigrain(/Godding), L’hagiographieS. 32 – 50, S. 405; S. 23 – 26, S. 405 – Beaujard, Culte S. 459 – 461 – Lifshitz, Name S. 13 – 29, S. 133 – 138, S. 141 – 150; S. 30 – 43; S. 44 – 54 (Maastricht); S. 82 – 89; S. 89 – 100; S. 110 – 117; S. 123 – 127 (Lifshitz vertritt die singuläre, gegenüber dem Forschungsstand revolutionäre, doch nicht durchschlagend überzeugende These, die Sammlung habe keine vorgallischen Vorstufen, sie sei 627/628 in Luxeuil (Agrestius) abgefasst und von Burgund mit Hilfe der Karolinger zu verschiedenen Stationen gebracht worden: Echternach, Metz-­Maastricht, Lorsch, Corbie usw.) – Delisle, Léopold: Inventaire des manuscrits de Saint-­Germain-­des-­Prés conservés à la Bibliothèque impériale, Paris 1868, S. 50 (zu C) – Zu Martyrologium Gellonense: Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 855 S. 392; 1 A S. 97 – Borst, Kalenderreform S. 224 f. (mit Lit. zur Hs.) – Lifshitz, Name S. 68 – 72 (sieht Einfluss Benedikts von Aniane als entscheidend) – Zu Cod.. Sang. 914: Munding, Kalendarien 1 S. 4 – 6 – Mordek, Bibliotheca Sg 7 S. 682; S. 965 – Borst, Kalenderreform S. 371 f. (Lit.) – Lifshitz, Name S. 123 f. – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 5874 S. 335 f. – Zu Martyrologium Augustodunense: Gamber,

433

434 | Hauptteil CLLA 1, 2 Nr. 853 S. 390 f.; 1 A S. 96 – Borst, Kalenderreform S. 221 – 224 – Lifshitz,

Name S. 57 – 68 (sieht Einfluss Benedikts von Aniane als entscheidend) – Zu Prümer Kurzmartyrologium: Borst, Kalenderreform S. 374 f. – Lifshitz, Name S. 125 – 127 – Abrunculus von Trier im Martyrologium Hieronymianum: Bauer, Verehrung S. 384 f. (zögernd der Identifizierung zustimmend). B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 4 Ende 10. – Beginn 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt Bischof Abrunculus in Fassung I – VII an 22., in Fassung  VIII an 31., in Fassung  IX an 46. Stelle. – In Fassung  VIII ist an 33., in Fassung IX an 48. Stelle ein Bischof Aponoculus geführt. Eintrag/Text:

Fibicius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius (Nicecius) Fabicius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius Hibitius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius deinde fibici[us]. p[ost] h[un]­c Abru[n]­c[u]­l[u]­s. Rusticus. Nicecius Tibitius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius Fibitius (Fibicius), Abrunculus, Rusticus, Aponoculus, Nicetius (Nicecius) Allein in Fassung VI führt Abrunculus wie die Bischöfe Eucharius bis Paulinus sowie Legontius, Marus, Rusticus, Nicecius, Magnericus, Modoaldus, Basinus und Leutwinus das Epithet sanctus und hat wie alle in dieser Fassung geführten Bischöfe die Bezeichnung archiepiscopus. I, III, IV II, VI V VI a VII VIII, IX

Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34, S. 37 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 48, S. 300 Z. 2(f.), S. 301 Z. 10 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 22; S. 37 Nr. 23 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Die Einfügung von Aponoculus in zwei Fassungen der Bischofsliste ist wohl aus dem Bemühen zu erklären, die divergierenden Angaben bei Gregor von Tours und

22. Abrunculus |

in der Vita Goaris I mit dem gängigen Schema der Fassungen I – VII zu vereinbaren (s. Nr. 2; Fibicius Nr. 1, Nr. 2; Rusticus Nr. 4). Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 5 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Abrunculus wird in den Gesta Treverorum als Nachfolger von Fibicius und Vorgänger von Rusticus gebracht. Als dessen Nachfolger ist ein Aponoculus genannt. Die Gesta geraten bei diesem in völlige Konfusion und setzen ihn zunächst in zeitlichen Zusammenhang mit Bischof Eligius von Clermont (um 380). Nach der Wiedergabe eines längeren Passus aus Gregor von Tours (Liber Vitae Patrum) zum wunderbaren Wirken des hl. Eligius an der Tochter des „trierischen“ Kaisers (Usurpators) Maximus (385 – 388) kehren die Gesta zu dem bei Gregor von Tours gegebenen Zeitschema zurück und identifizieren dabei Aponoculus als Vorgänger des Bischofs Nicetius, ergo mit dem im vorangehenden Kapitel gebrachten Abrunculus, der dort als Vorgänger des Bischofs Rusticus präsentiert ist. Eintrag/Text:

post quem Fibicius; cui successit Abrunculus (arunculus A 5b; aprunculus A 5c); deinde Rusticus. Hic primo reprehensibilis, set postea per beatum Goarem (goarum A 5b, A 6a; gainem A 5c; gnarem B 2) correctus, in ecclesia beatae Mariae quae vocatur Litus ad (super B 6) martires 7 (IIIIor B 6) annis reclusus poenitentiam gessit.(A 5b folgt längerer Auszug aus Vita Goaris I zu Buße des Rusticus, dann Fortführung Defuncto Rustico Apponoculus …). Quo decedente, Aponoculus successit; cuius temporibus Arvernensis ecclesiae Illidius sacerdos exstitit. Cuius fama … . (Es folgt z. T. stark variiert das Wunderwirken dieses Heiligen an der Tochter des Maximus nach Gregor von Tours [De sancto Illidio, Liber Vitae Patrum II MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 218 – 222; c. 1 S. 219 Z. 11 – 25]). Eo tempore Theodericus rex ex civibus Arvernis clericos multos adduxit, quos Treberi­ cae ecclesiae ad reddendum Domino famulatum iussit assistere. Beatum vero Gallum nequaquam passus est a se separari. Defuncto vero Aponoculo episcopo, congregati clerici Treberici ad Theodericum regem, sanctum Gallum petebant episcopum. Qui­ bus ille ait: Ite et alium requirite, Gallum enim diaconum alibi habeo destinatum. Tunc eligentes sanctum Nicetium episcopum statuerunt, … . (Mit einer wesentlichen zeitlichen Modifizierung gleich mit Gregor von Tours, De sancto Gallo, Liber Vitae Patrum VI MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 229 – 236; c. 3 S. 232 Z. 14 – 18).

435

436 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Siehe Waitz, Einführung zur Ausgabe S. 123 – 129; zu Handschrift A 5b, A 5c S. 124 – Müller, Markus: Die spätmittelalterliche Bistumsgeschichtsschreibung. Überlieferung und Entwicklung (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 44), Köln/Weimar/Wien 1998, S. 156 – 162 – Embach, Michael: Trierer Literaturgeschichte. Das Mittelalter (Geschichte und Kultur des Trierer Landes 8), Trier 2007, S. 395 f., S. 398 f. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; c. 23 S. 158 Z. 24-S. 159 Z. 14; S. 158 Z. 24-S. 159 Z. 2; c. 24 S. 159 Z. 15 – 20 Kommentar:

Wie die Fassungen VIII und IX der Bischofsliste führen die Gesta Treverorum neben Bischof Abrunculus einen Bischof Aponoculus. Die Anachronismen werden implicite aufgehoben, indem die Identität Abrunculus-­Aponoculus hergestellt wird. Die z. T. unsinnigen Erörterungen zeigen das Bemühen, wie in den späten Fassungen der Bischofsliste des frühen 12. Jahrhunderts die in allen früheren Fassungen gegebene Abfolge Fibicius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius mit der Historiographie (Gregor von Tours) in Konkordanz zu bringen. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165; S. 165 (Literatur) – Dräger, Paul: Die Hystoria Treverorum. Herausgegeben, zum ersten Mal übersetzt und kommentiert, in: Kurtrierisches Jb. 55 (2015) S. 15 – 75 (voller gewagter Hypothesen) C Der Bischof in Kult und Verehrung 6 um 600/ab 10. Jh.

Abrunculus von Trier ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zum 21. April im Martyrologium Hieronymianum (gallische Fassung) als Bischof geführt. Inschriftliche und kalendarisch-­martyrologische Zeugnisse ab dem 10. (11.) Jahrhundert bringen seinen Festtag als Bischof von Trier zum 22. April (s. Nr. 3). Zur Rezeption des Abrunculus mit dem Datum 21. April in einem burgundischen Martyrologium des 11. Jahrhunderts, das sich am Martyrologium Hieronymianum orientiert s. Nr. 14. – Entsprechend ist die Führung des Abrunculus in der Grundschicht des Prümer Hieronymianum-­Abbreviatum, in dem er allerdings in der Redaktion des 11. Jahrhunderts als Trierer Bischof (mit Sedes-­Angabe) geführt ist, s. Nr. 13. 7 980/990 (977 – 993)

In der Laetania universalis des von Erzbischof Egbert (977 – 993) in Auftrag gegebenen Psalteriums wird Bischof Abrunculus in der Reihe der Bekenner unter zwölf heraus-

22. Abrunculus |

gehobenen Trierer Bischöfen angerufen. Sein Bild ist unter den über das Psalterium verteilten Bildern der invozierten Bischöfe. Eintrag/Text:

Die Reihenfolge der heiligen Trierer Bischöfe (und anderer Trierer sowie weiterer Egbert verbundener Heiliger), deren Namen außer dem der Gottesmutter Maria, der Apostel Petrus und Andreas (fol. 209r) und des Papstmärtyrers Clemens (fol. 209v) allein mit Goldtinte in Majuskeln geschrieben sind, lautet: fol. 210v: S[an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / S[an]­c[t]­e Agrici or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / S[an]­c[t]­e Nizeti or[a] / S[an]­c[t]­e Mare or[a] / S[an]­c[t]­e Felix or[a] / S[an]­c[t]­e Modualde or[a] – fol. 211r: S[an]­c[t]­e Liutuuine or[a] / S[an]­c[t]­e Legonti or[a] / S[an]­c[t]­e Magnerice or[a] / S[an]­c[t]­e Abruncule or[a] / S[an]­c[t]­e Uuillibrorde or[a] / S[an]­c[t]­e Castor or[a] / S[an]­c[t]­e Florine or[a] / S[an]­c[t]­e Beate or[a] / S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Babo or[a] / S[an]­c[t]­e Adalberte or[a] / S[an]­c[t]­e Heinrice or[a]. Quelle/Überlieferung:

Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI (Biblioteca Civica Codici sacri 6), fol. 209r – 212v; fol. 211r Bild im Psalterium: fol. 182v Ausgabe(n):

Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprintendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), Triest 2000; 1+ CD -ROM  – Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier, Codex Gertrudianus, in Cividale. Historisch-­kritische Untersuchung (Festschrift der Gesellschaft für nützliche Forschungen zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens), hg. von Heinrich Volbert Sauerland / Arthur Haseloff, Trier 1901, S. 191 – 192; S. 192 – (Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes [Subsidia hagiographica 37], Brüssel 1963, S. 129 – 322, S. 205 – 213; S. 205 f.) – Katalog: Ronig, Franz Josef (Hg.): Egbert. Erzbischof von Trier 977 – 993. Gedenkschrift der Diözese Trier zum 1000. Todestag, Bd.1: Katalog- und Tafelband (Trierer Zeitschrift, Beiheft 18 [1]), Trier 1993, S. 17 – 48; S. 20 Nr. 3 (Andreas Weiner) (unzulänglich) Kommentar:

Zu liturgiegeschichtlichen und kunsthistorischen Fragen s. die Zusammenfassung bei Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 am S. 194 – Die Erstaunen hervorrufende nicht chronologische Reihung ist schlüssig zu erklären: Egbert lässt die Gründerbischöfe von Eucharius bis Paulinus anordnen, als „Neugründer“ folgen Nicetius und Marus. Unter den für die Zeit vom späten 4. bis zum frühen 8. Jahrhundert

437

438 | Hauptteil herausgehobenen Bischöfen steht Abrunculus. Dieser hat also besonderen Rang in der Verehrung, außer ihm sind noch vier weitere im Martyrologium Hieronymianum genannte Trierer Bischöfe vertreten. Literatur:

Sauerland, Heinrich Volbert: Der Psalter des trierischen Erzbischofs Egbert in Cividale. Eine historisch-­kritische Untersuchung und Darlegung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 2 – 42 – Haseloff, Arthur: Der Bildschmuck des Psalters Erzbischof Egberts von Trier in Cividale (Codex Gertrudianus) – Kunsthistorische Untersuchung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 43 – 198 – Coens, Litanies S. 204 – 213; S. 204 – 208 – Hoffmann, Buchkunst S. 315 (problematisch); S. 338 – Barberi, Claudio: Il Salterio di Egberto nella storia degli studi, in: Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177 (Breite Wiedergabe des Forschungsgangs unter vor allem kunsthistorischen Fragestellungen) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 am S. 193 – 195 8 1047/1049

Inschriften bezeugen die Translation der Gebeine des Bischofs Abrunculus durch Erzbischof Eberhard von Trier (1047 – 1066) aus der Kirche St. Symphorian (Trier) oder einer Vorgängerkirche in die Stiftskirche von (St. Marien-)St. Paulin (Trier). Eintrag/Text:

[1] Außeninschrift: HIC IACET S[ANC]­TAE RECORDATIONIS APRVNCVLVS HVIVS SANCTAE SEDIS ARCHIEPISCOPVS CVIVS DEPOSITIONIS DIES XO KAL[ENDAS] MAII OBSERVATVR [2] Bleitafel aus dem Sarg: X. K[A]­L[ENDAS] MAI O[BIIT] [BEATUS] ABRUNCULUS TREVERORUM ARCHIEP[ISCOPUS] CUI[US] CORPUS IN ECCL[ESI]­A SANCTI SINPHORIANI COLLOCATUM AB EBERHARDO EI[US]­D[EM] SED[IS] EP[ISCOP]­I HUC EST TRANSLATUM Quelle/Überlieferung:

[1] Außeninschrift wohl 1674 vernichtet (Heyen, Paulin S. 292) [2] Wohl 1674 entnommen und später einem Reliquiar beigefügt, heute verschollen (Heyen, Paulin S. 292). – Schmitt, Philipp: Geschichtsbuch der Pfarrei St. Paulin angefangen im Jahre 1848 von dem Pastor Schmitt (Trier, Pfarrarchiv St. Paulin Nr. 4) gibt S. 449 an, die Bleitafel „bei den Reliquien des h. Aprunculus in St. Paulin“ selbst gefunden zu haben (Heyen, Paulin S. 292). Offenbar sah Kraus, Inschriften 2 S. 195 Nr. 405/10 die Tafel noch im Archiv der Pfarrei St. Paulin.

22. Abrunculus |

Ausgabe(n):

[1] und [2]: Heyen, Paulin S. 292 – Beissel, Trierer Kirchen 1 S. 221 [1] Ältere Ausgaben: Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 1 S. 312 – Schmitt, Paulin S. 89 – Kraus, Inschriften 2 S. 194 Nr. 402 [2]: Schmitt und Kraus s. bei Quelle/Überlieferung – Ehrentraut, Hartmut: Bleierne Inschriftentafeln aus mittelalterlichen Gräbern in den Rheinlanden, in: Bonner Jbb. 152 (1952) S. 190 – 225; S. 208 f. Kommentar:

Das Grab befand sich in einer kleinen Gruft unter dem Clemens-­Altar vor dem Chor der Stiftskirche. – Das Grab des Abrunculus befand sich bis 1047/1049 im Trierer Kloster St. Symphorian, bis 1136 in dem Stift St. Paulin (Trier) und danach in Springiersbach. Unklar ist, ob Abrunculus schon in einem Vorgängerbau von St. Symphorian beigesetzt war oder ob eine Translation von einem unbekannten Erstbestattungsort dorthin anzunehmen ist. Literatur:

Heyen, Paulin S. 292, S. 541 9 1049 Sept. 7

Bei der Weihe des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier), besonders des Clemens-­Altars und des Heiligkreuz-­Altars, durch Papst Leo IX. (1049 – 1055) auf Bitten Erzbischof Eberhards von Trier (1047 – 1066) werden Reliquien des Erzmärtyrers Stephanus, der Päpste und Märtyrer Clemens und Stephanus, weiterer Märtyrer, sodann der Trierer Bischöfe und Bekenner Bonosius, Abrunculus und Modowaldus erwähnt. Eintrag/Text:

Anno d[omi]­nice incarnac[i]­o[n]­is Mille[si]­mo Quadragesimo nono S[an]­ctissimus Leo papa … Treueri[m] ue[n]­iens ha[n]­c s[an]­ctissima[m] ęcc[lesi]­am deuotissima co[n]­­ secrauit sole[m]­pnitate viio ydus septe[m]­bris po[n]­tificat[us] sui an[n]­o secu[n]­do. Consecrauit q[uoqu]­e ide[m] d[omi]­n[u]­s papa Altare sancti Clementis ante chor[um] ecclesie p[re]­dicte i[n] honore[m] ecia[m] s[an]­c[t]­e Crucis in cui[us] venerat[i]­o[n]­­e ip[s]­am co[n]­secrauit ecc[les]­iam. Cui[us] quide[m] p[ar]­s in ip[s]­o co[n]­tinet[ur] cum istor[um] s[an]­c[t]­orum reliquiis, videlicet Stephani p[ro]­thom[arty]­ris, Cleme[n]­­tis pape et m[arty]­ris, Stephani p[a]­pe et m[arty]­ris, Ciriaci m[arty]­ris, … , Bonosii, Abrunculi, Modowaldi c[on]­fessor[um] et po[n]­tificu[m].

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440 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Collatio des Propstes Friedrich Schavard des Stiftes St. Paulin (Trier), Paris, BnF lat. 10157, Stift St. Paulin fol. 1r – 36v; fol. 17v – 18r Zur Collatio und den Abschriften s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dl S. 269 – 271; S. 270 Ausgabe(n):

Heyen, Paulin S. 338 (dispositiver Teil) – Notae dedicationum S. Paulini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1275 – 1277 (nach den jüngeren Abschriften); S. 1276 Z. 6 – 12 Kommentar:

In der Zeit 1047/1049 hatte Erzbischof Eberhard (1047 – 1066) die Gebeine der Bischöfe Bonosus, Abrunculus und Modoald in die Kirche des Stiftes St. Paulin übertragen lassen (s. Nr. 8). Die Weihe durch Papst Leo IX. verlieh der Translation durch den archiepiscopus et primas Eberhard höchste kultische Bekräftigung. Regest(en):

Boshof, GP 10, 1 S. 235 f. Nr. 2 Literatur:

Heyen, Paulin S. 542, S. 75 – 7 7 (verwirrend) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dl S. 270 f. (dort weitere Literatur) 10 1053 – 1072

Abrunculus ist in dem einem Graduale/Sakramentar des Klosters St. Gallen (Bistum Konstanz) vorangestellten Kalender zum 22. April als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Abrunculi treu[e]­r[ensis] ep[isccop]­i Quelle/Überlieferung:

St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 340, 11. Jahrhundert 3.Viertel, p. 10 – 37; p. 17 Ausgabe(n):

(Munding, Emmanuel: Die Kalendarien von St. Gallen aus XXI Handschriften. Neuntes bis elftes Jahrhundert [1]:Texte [Texte und Arbeiten 36], Beuron 1948, S. 35 – 91; S. 48) Kommentar:

Hochbedeutsam ist das eklektische Vorgehen: Es begegnen die Trierer Gründungsfiguren Eucharius, Valerius, Maximinus, Paulinus, Nicetius. Abrunculus ist in die exklusive Auswahl aufgenommen.

22. Abrunculus |

Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bh [c] S. 214 f. – Beleg vermerkt: Bauer, Verehrung S. 385 – Ders., Ms. Verehrung S. 83 mit Anm. 259 – Siehe auch Nicetius Nr. 78. 11 11. Jh. Mitte (3.Viertel)

Bischof Abrunculus wird in einer Litanei des „Ellinger-­Codex“ aus dem Benediktinerkloster Tegernsee (Bistum Freising) wie die Trierer Gründungsbischöfe Eucharius, Valerius, Maternus und deren unmittelbare Nachfolger im Umkreis vorwiegend maasländischer und kölnisch-­rheinischer Heiliger invoziert. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Urbane or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / … / S[ an]­c[t]­e Richari or[a] / S[ an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[ an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / … / S[an]­c[t]­e Symeon or[a] / … / S[an]­c[t]­e Auurcule or[a] („pour Aprunculus de Trèves“ Coens S. 182 Anm. 13) / S[ an]­c[t]­e Willibrorde or[a] / … / S[an]­c[t]­e Niceti or[a] / … Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 18121, 11. Jahrhundert Mitte; Litanei, eine kürzere (fol. 1r – 2v) enthaltend, fol. 219r – 222r; fol. 220v – 221r; fol. 221r Ausgabe(n):

Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes (Subsidia hagiographica 37), Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 177 – 185; S. 181 f.; S. 182 Kommentar:

Die paläographischen Indizien, die auf die Mitte bzw. auf das 3. Viertel des 11. Jahrhunderts weisen (Hoffmann), sind durch das inhaltliche Argument, das die Präsenz des hl. Simeon von Trier († 1035, kanonisiert 1042) liefert, wohl etwas konkretisiert worden (Anton, Regesten Trier). – Vor den Trierer Gründerbischöfen stehen (fol. 220v) aus dem trierischen Bereich Goar, Maximinus, Paulinus, Aper (Toul), Amatus, Romaricus, Felix, Adelphus, Arnual (alle Metz), nach ihnen (fol. 221r) die trierischen Heiligen Simeon, Abrunculus, Willibrord, Nicetius, erneut Aper (Toul) sowie Florinus (Koblenz), schließlich unter den Virgines Modesta (Remiremont-­Trier) (fol. 221r), Glodesinde (Metz), Daria (Prüm-­Münstereifel) (fol. 221v). Wieder ist Abrunculus unter die prägenden Bischöfe der Zeit vom 4.bis zum 6. Jahrhundert aufgenommen. Wie im Egbert-­Psalter (Nr. 7) ist er unmittelbar neben Willibrord geführt.

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442 | Hauptteil Literatur:

Hoffmann, Buchkunst S. 426, S. 427, S. 435 – Bauer, Verehrung S. 385 – Ders., Ms. Verehrung S. 83 mit Anm. 260 (zweifelnd, ob die zwingende Lesung von Coens gesichert ist) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bq S. 222 f. (Literatur) 12 11. Jh. Ende

Der Name des Bischofs Abrunculus von Trier findet sich wie die Namen weiterer Trierer Amtsbrüder in der Nachtragsschicht eines erweiterten Ado-­Kurzmartyrologiums des älteren Kapiteloffiziums des Benediktinerklosters Saint-­Airy (St. Agericus) von Verdun. Abrunculus ist zum 22. April geführt. Eintrag/Text:

Treueris Abrunculi episcopi Quelle/Überlieferung:

Verdun, BM ms. 10, 11. Jahrhundert Ende, fol. 9v – 65r; fol. 30v Ausgabe(n):

--Kommentar:

Zur Datierung in präzisierender Weiterführung von Sandmann (Kalendar S. 234 – 240) s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cb S. 232. – Zu der frühen Schicht des Textes gehören nach der Ado-­Vorgabe: Eucharius (fol. 64r), Valerius (fol. 16v), Maximinus (fol. 36r), Paulinus (fol. 49v), Nicetius (fol. 54r); Agricius und Maternus fehlen. Die Nachträge verweisen auf Lothringen und bieten größtenteils Verduner und Trierer Bischöfe (s. Sandmann, Kalendar S. 238 f. mit Anm. 30), die Trierer Bischöfe haben Ortsangabe. Es handelt sich außer um Abrunculus um: Marus (fol. 16r), Bonosius, Legontius (fol. 19v), Felix (fol. 25v), Britto, Hilarius, Nicetius (Dreiergruppe fol. 32r), Quirillus (fol. 34v), Magnericus (fol. 35r), (Symeon [fol. 36r]). – Abrunculus steht im Kontext ausgewählter Bischöfe des 5. und 6. Jahrhunderts. Literatur:

Sandmann, Kalendar S. 227 – 247 – Bauer, Verehrung S. 385 – Ders., Ms. Verehrung S. 83 mit Anm. 259 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cb S. 231 – 233 13 11. Jh. / Grundlegung 8. Jh. – um 800

Bischof Abrunculus ist in dem Trier-­Prümer Hieronymianum Kurzmartyrologium in der Überarbeitung der Vorlage von um 800 im 11. Jahrhundert zum 22. April als Bischof von Trier nachgetragen [2]. Die Grundlage, eine Umgestaltung des Martyro-

22. Abrunculus |

logium Hieronymianum (um 800) [1], bietet wie andere Abbreviata dieser Quelle zum 21. April Aprunculus neben Valerianus als zu Rom gehörigen Heiligen. Eintrag/Text:

[1] XI K[ a]­l[endas] Mai. Alexandria Fortunati. aRasurs. Vitalis. Roma Valeriani. Aprunculi (Lesart herzustellen aus Martyrologium Gellonense und Augustodunense [s. Nr. 3]): XI K[ a]­l[endas] m[a]­i alex[an]­d[riae] fortunati aratoris uital[is] Rom[ae] ualeriani aprunculi maximi alibi cesar[ii] [2] X K[a]­l[endas] Mai Gai papae. Lugduno Epipodii. Sen[oni]­s Leonis episcopi (folgt Nachtrag: Trev[eris] Abrunculi ep[iscop]­i) Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, Grundanlage 9. Jahrhundert aus dem Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 42r Ausgabe(n):

Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi nunc primum editum, in: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 18 Kommentar:

Es ist oben (Nr. 3) dargelegt, wie die Fassung(en) des Martyrologium Hieronymianum in den Abbreviata, zu denen der Trier-­Prümer Text gehört, „geglättet“ wurde(n). Der ungefügte Teil im Martyrologium Hieronymianum zur depositio Abrunculi episcopi wurde so zu Valerianus von Rom gestellt. Der Trier-­Prümer Text gehört zur Stufe der Überarbeitung durch die Abbreviata-­Vorlage und geht schon auf das spätere 8. Jahrhundert zurück. Die Nachtragsschicht im Trier-­Prümer Martyrologium aus dem Hochmittelalter enthält eine Reihe von Trierer Bischöfen des 4. bis 8. Jahrhunderts, die in der Ausgabe gekennzeichnet sind, abgesehen von drei Fällen ohne Angabe der Sedes. Der Auffassung des Herausgebers, der aus paläographischen Gründen den Text auf die Zeit vor dem 13. Jahrhundert gesetzt hatte und gefunden hatte, auch die Nachträge seien recht früh, ist im Grundsatz zugestimmt, so im konkreten Fall des Bischofs Maternus die Zeit des 9. und 10. Jahrhunderts zur Diskussion gestellt (Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 13 S. 750 f.). Im Prinzip könnte das richtig sein, doch bei erneuter näherer Betrachtung ergibt sich, dass für die Zufügungen in toto das 11. Jahrhundert in Betracht zu ziehen ist. Als wichtige Richtmarken ergeben sich in der Regel die Eintragungen von Papst Leo IX. († 1054) zum 19. April und des Einsiedlers Simeon von Trier (1042 Kanonisation) zum 1. Juni. Beide fehlen in dem Trier-­Prümer Text. Zieht man in Betracht, dass beide in Trierer Kalendern relativ spät rezipiert sind (s. Miesges, Festkalender S. 44; S. 58), so muss das Fehlen nicht allzu viel bedeuten. Sichere Indizien für die Zeit um 1000 als Terminus post quem für die

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444 | Hauptteil Ergänzungsredaktionen sind: Der 997 den Märtyrertod gestorbene und 999 von Papst Silvester II. kanonisierte Erzbischof Adalbert von Prag ist verzeichnet (fol. 42r), der als Confessor geführte hl. Adalbert (25. Juni, fol. 44v) verdankte Erzbischof Egbert wichtige Kultpropagierung (s. Miesges, Festkalender S. 64 f.). Bischof Ulrich von Augsburg wurde 993 kanonisiert (4. Juli, fol. 45r). Die Einführung des Festes wurde von Kaiser Konrad II. 1036 statuiert (s. Miesges, Festkalender S. 66 f., Anm.1 S. 67). Die Zeit um die Mitte des 11. Jahrhunderts scheint Terminus ad quem für die Ergänzungen zu sein. Doch der zum 20. August eingefügte Bischof Auctor (fol. 46v; Miesges, Festkalender S. 78 f.) ist in den späten Fassungen der Trierer Bischofsliste unter den zugesetzten Bischöfen geführt. Seine Rezeption ist in der Anfangsphase der Gesta Treverorum im späten 11. Jahrhundert gespiegelt (s. Anton, Regesten Trier I, 1 S. 58 f.). Zu Beginn des 12. Jahrhunderts, 1105, ist er in Trier so heimisch, dass „Reliquien“ von ihm im Zug der Translation Modoalds nach Helmarshausen „überführt“ wurden. Eine neue Beobachtung kann vielleicht Aufschluss geben, in welcher Zeitphase des 11. Jahrhunderts der Nachtrag des Trev[eris] Abrunculi ep[iscop]­i getätigt wurde. Wie schon gesagt, stehen die im Hochmittelalter nachgetragenen Trierer Bischofsnamen in der Regel ohne Sedes-­Angabe. Ausnahmen bilden nur die Nachträge zu Bischof Felix (386 – 399/400), seinem Vorgänger Britto (fol. 41r, fol. 42v) und eben der zu Abrunculus. In den beiden ersten Fällen ist dem Redaktor Ratlosigkeit anzumerken, bei Felix (VII Kal. Apr. – 25. März) bietet die Handschrift in margine Feucis für Felicis. Bei Britto ist die Angabe nicht weniger verwickelt. Es steht zu III Non. Mai (5. Mai) in margine: Tr Bertanis epi. Sollten diese beiden Eintragungen nicht zeitlich sehr spät, also gegen Ende des 11. Jahrhunderts, erfolgt sein? Gleiches wäre dann bei Treu[eris] Abrunculi ep[iscop]­i zu erwarten. Hier war die Schwierigkeit, dass zum 21. April Aprunculus in der von der Abbreviata-­Vorlage gegebenen Fassung in Verbindung mit Valerianus zu Rom stand. Wie in den Fällen von Miletus und Nicetius (fol. 47v, fol. 48r) übernimmt der Redaktor den im Martyrologium Hieronymianum und seiner Tradition geführten Namensträger in dem von der Abbreviata-­Vorlage gegebenen Verbund weiterer Heiliger, ohne den bestehenden Bezug zu Trier anzudeuten. Bei Abrunculus sah er sich durch die örtliche Kultpraxis veranlasst, zu dem Schema-­Eintrag Abrunculi zum 21. April Abrunculus zum 22. April mit Ortsnennung nachzutragen. Siehe auch Leontius Nr. 9. Literatur:

Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi S. 7 f. – de Rossi, Giovanni Battista: AA SS Nov. II, 1 (1894) S. [XXI]-[XXXVIII]; S. [XXXVII] Nr. 37 (Der Prümer Text sei formal abhängig von einem verkürzten Hieronymianum, das Gemeinsamkeiten mit dem Martyrologium Labbeanum und dem Martyrologium Gellonense aufweise.) – Duchesne, FE 3 S. 34 (übersieht offenbar dieses Zeugnis) – Winheller,

22. Abrunculus |

Lebensbeschreibungen S. 34 – Siffrin, Collectar – Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 1506 S. 550 (mit fehlerhafter Signatur) – Haubrichs, Prüm S. 100; S. 91 f. (Sondierung der Schichten; evtl. Vorlage eines Martyrologiums, das durch Mönche aus Meaux um 760/770 nach Prüm gelangt war) – Borst, Kalenderreform S. 374 f. (Borst gegenüber ist beim Zeitansatz zu differenzieren) – Borst, Reichskalender S. 178 f. (Wanderweg Autun – Paris – Reims – Trier – Prüm; Heiligenliste um 800) – Lifshitz, Name S. 125 – 127 – Krönert, Exaltation S. 34 f. Anm 121 (Pauschal in verunklärendem Kontext) 14 11. Jh.

In einem burgundischen Martyrologium, das auf einen Frühzweig des Martyrologium Hieronymianum zurückgeht, ist Abrunculus (von Trier), der Vorlage entsprechend, zum 21. April als Bischof geführt. Eintrag/Text:

XI cal[endas] Maii. Natale Fortunati, Arathoris presbyteri, Vitalis, Aprunculi episcopi, … Quelle/Überlieferung:

Verbleib des Ms. unbekannt, nach Herausgeber aus Bestand des königlichen Siegelbewahrers (reginorum sigillorum custodis) Chauvelin, 11. Jahrhundert Ausgabe(n):

Martène, Edmond / Durand, Ursin: Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium amplissima collectio 6, Paris 1729, Sp. 658 – 668; Sp. 663A Kommentar:

Im Unterschied zu dem Trier-­Prümer Kurzmartyrologium wie zu den übrigen Abbreviata (Nr. 3, Nr. 13) geht das burgundische Martyrologium ersichtlicherweise auf das Martyrologium Hieronymianum selbst zurück, namentlich auf W (s. AA SS Nov. II, 1 S. [47]). Wie in diesem (Nr. 3) ist hier Abrunculus von Trier gemeint. Die Rezeption könnte unwillkürlich-­schematisch erfolgt sein, allerdings sind in dem nur bis zum 16. August erhaltenen Text zwei weitere Trierer Bischöfe, die im Martyrologium Hieronymianum geführt sind, gebracht: Valerius (Sp. 659D: Treviris depositio Valerii episcopi), Maximinus (mit deutlichem Bezug zum Martyrologium Hieronymianum Sp. 664E: Treviris civitate Maximini episcopi, ubi multa mirabilia fiunt). – Vielleicht ist ein Hinweis auf das (Ado-)Martyrologium insignis ecclesiae Autissiodorensis ex ms. Colbertino (Auxerre) (Martène/Durand, Collectio 6 Sp. 685D-737/738B) angebracht, in dem Valerius (Sp. 689E), Maximinus (Sp. 706B), Nicetius (Sp. 714C neben Nicetius von Lyon Sp. 697D), Paulinus (Sp. 718E), Willibrord (Sp. 728E) geführt sind.

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446 | Hauptteil Literatur:

Martène/Durand, Collectio 6 Sp. 635/636 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ej S. 555 (dort zu Abrunculus irrtümlich X Kal Mai) 15 1106

Reliquien des Bischofs Abrunculus werden zusammen mit solchen des Bischofs Bonosus (? 358/360-vor 374) in Zusammenhang mit der Überführung der Gebeine des Bischofs Modoald (614/620 – 646/647) aus dem Stift (St. Marien-)St. Paulin (Trier) in das Benediktinerkloster Helmarshausen bei Kassel (Bistum Paderborn) transferiert. Eintrag/Text:

Nach Darstellung, dass Bischof Modoald seinen Bischofssitz Trier verlassen habe, als exul in dem sächsischen Kloster zu sein geruhe: Duorum etiam reverendae sanctitatis et praecipuae nobilitatis Pontificum dignissimae deferuntur Reliquiae: videlicet B. Abrunculi mandibulae cum dentibus, Sanctique Bonosi brachium, atque glorisissimi Beati Confessoris dens unus cum costa, aliorumque Sanctorum pretiosissima pignora. Quelle/Überlieferung:

Münster, (ULB) Universitätsbibliothek 22 (214 III) (vernichtet), 1449 Kloster Böddeken, fol. 147r-? Ausgabe(n):

(Surius, Laurentius: De probatis sanctorum Historiis 3, Köln 1572, S. 237 ff. [sehr verknappte Ausgabe aus nicht spezifiziertem Ms.]) – Henschen, Godefrey: AA SS Mai III, 1680, S. 63 – 78; IV c. 54 S. 75F – (Teilausgabe) Translatio Sancti Modoaldi, ed. Philipp Jaffé MGH SS 12, Hannover 1856 (Ndr.), S. 284 – 310 (nach Surius und Ms. Böddeken) c. 38 S. 307 Kommentar:

Ist Abrunculus nach gebrachten Kalender- und Litaneizeugnissen im süddeutsch-­ oberdeutschen Bereich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts präsent, so ist hier der manifeste Ausgriff nach Nordosten belegt. Literatur:

Hirschmann, Translatio – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 43 S. 166 f. 16 um 1130

Aprunculus ist in einer erweiterten Fassung des Martyrologiums Hermanns von der Reichenau aus Bayern zum 22. April als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

X K[alendas] M[ai] … Treveris s[an]­c[t]­i aprunculi episcopi et confessoris

22. Abrunculus |

Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 5256, nach 1147 Chorherrenstift Herrenchiemsee, fol.1v – 101r; fol. 26r – Lücken im Manuskript zu schließen durch die etwas jüngere Überlieferung München, BSB Clm 22058 aus dem Benediktinerkloster Wessobrunn. Ausgabe(n):

(Dümmler, Ernst: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 25 [1885] S. 195 – 220; S. 214 – 220; S. 216) Kommentar:

Das kalendarisch erweiterte Martyrologium hat in der Reihe seiner Erweiterungen auffallend viele Trierer Heilige. Außer Aprunculus sowie Eucharius (fol. 99r) und Maternus (fol. 75v): Agricius (fol. 5r), Nycasius (?) (fol. 6v), Marus (fol. 9r), Castor (fol 13v), Leguntius (fol. 14v), Celsus (fol. 15r), Basinus, Quiriacus (fol. 17r), Felix (fol. 21r), Modoaldus (fol. 33v), Paulinus (Transl. fol. 34v), Symeon, Chuono (fol. 38r), Auspicius (fol. 53r), Severa (fol. 56v), Magnericus, Beatus (fol. 57r), Maximinus (fol. 74v), ­Liutwinus (fol. 80r), Meginherus (fol. 81v). Literatur:

Dümmler, Martyrologium S. 195 – 220; S. 195 – 214 – McCulloh, Herman the Lame’s Martyrology – Borst, Kalenderreform S. 367 f. (Literatur) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 de S. 262 f. 17 1136 – 1136 Aug. 6

Der größte Teil der Gebeine des Bischofs Abrunculus wird durch Erzbischof Albero I. von Trier (1131 – 1152) aus der Kirche des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin in die Kirche der neugegründeten Abtei Springiersbach überführt. Eintrag/Text:

[1] Inschrift auf nicht mehr erhaltenem Reliquiar: Haec sunt ossa sancti Abrunculi episcopi et confessoris Trevirensis, qui fuit sepultus in ecclesia sancti Symphoriani et inde translata ab Everhardo archiepiscopo in ecclesiam sancti Paulini et inde iterum translata ab Alberone archiepiscopo in locum Sprinkirbac rogatu Richardi primi abbatis loci istius, qui ea reposuit in archam istam. [2] Verlorene Dedikationsschrift von Erzbischof Albero vom 6. August 1136: ANNO DOMINICAE INCARNAT[IONIS] MCXXXVI INDICT[IONE] XIV EPACTA XV REGNANTE LOTHARIO IMPERATORE PIISSIMO DEDICATA EST ECCLESIA IN SPRINCKIRSBACH VIII ID[US] AVGUS[TI] AB ARCHIPRAESULE TREVIRORUM DOMINO ALBERONE ET APOSTOLICAE SEDIS LEGATO ANNO SUAE ORDINA­ TIONIS V IN NOMINE SVMMAE ET INDIVIDVAE TRINITATIS ET IN HONORE

447

448 | Hauptteil S[ANCTAE] DEI GENITRICIS MARIAE VICTORIOSAE S[ANCTAE] CRUCIS S[ANC­ TORUM] PAULI APOSTOLI APRUNCULI EPISCOPI Quelle/Überlieferung:

[1] Inschrift eines nicht mehr erhaltenen Reliquiars, vielleicht am Schrein des hl. Abrunculus, von dem eine Beschreibung des 12. Jahrhunderts in einer Abschrift von 1572 erhalten ist, hg. von Ferdinand Pauly: Das Reliquienverzeichnis des Augustiner-­ Chorherrenstifts Springiersbach vom Jahre 1136, in: Festschrift Alois Thomas, Trier 1967, S. 285 – 288; s. Heyen, Paulin S. 293 [2] Verloren. Mitteilung bei Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 2 S. 33 „Seq[uenti] anno Sprinckirsbachcense templum Albero consecravit; quod publicis diligenter annotatum tabulis fidem eorum, quae commemoravimus, haud parum fulcit et adjuvat“. Ausgabe(n):

[1] Kraus, Inschriften 2 S. 209 Nr. 446; wiedergegeben bei Heyen, Paulin S. 293 [2] Bro(u)wer/Masen, Antiquitates 2 S. 33 – Kraus, Inschriften 2 S. 209 Nr. 444 Literatur:

Heyen, Paulin S. 292 f., S. 542 18 12. Jh. Mitte (um 1136)

Erzbischof Albero von Trier (1131 – 1152) weiht eine Abrunculus-­Kapelle, die neben dem Trierer Dom von dem fidelis laicus Wezilo und seiner Frau Drůtwin erbaut wurde, und lässt wahrscheinlich auch Reliquien des Heiligen dorthin verbringen. Eintrag/Text:

notum esse cupimus omnium fidelium uniuersitati. quod quidem fidelis laicus Wezelo nomine una cum deuotissima uxore sua Drůtwine in spe retributionis eterne et ad salutem tam precedentium parentum suorum quam subsequentium heredum capellam sancti Abrunculi a domino Alberone uenerabili Treuirorum archiepiscopo postea consecratam. que est ad parietes ecclesie beati Petri suis propriis expensis construxerunt. et que ad peragendum illuc iugiter diuinum officium preuenti morte unius plene ordinauerant filiis suis ad implendum relinquerunt. Es folgen die vertragliche Regelung zwischen den Erben der Stifter und dem Domdekan über die Wahl und Investitur des Priesters an der Kapelle sowie dessen und deren Unterhalt und die Nennung der Zeugen des dadurch auf 1173 bis 1189 festgelegten Vorgangs. Quelle/Überlieferung:

„Aus dem Temporale des Erzbischofs Baldewin von Trier in der gräfl. Kesselstadtischen Bibliothek zu Trier“ s. Ausgabe.

22. Abrunculus |

Ausgabe(n):

MUB 2, Koblenz 1865 (Ndr. 1974), Nr. 101 S. 136 – 138; S. 136 Kommentar:

Die Stiftung, Erbauung und Weihe der Kapelle ist in die Zeit des Erzbischofs Albero datiert. Die Vermutung Heyens (Paulin S. 293), es bestehe ein Zusammenhang mit der Translation (1136) durch diesen Erzbischof und damals seien wohl Teile der Reliquien an die Kapelle gekommen, hat viel für sich. Heyen (ebd. Anm. 1) vermerkt aber, dass 1668 eine Partikel des Heiligen von Springiersbach dem Vikar der Kapelle beim Dom überlassen wurde. Literatur:

Heyen, Paulin S. 293 19 1148 Jan. 31

Im Anschluss an die Weihe des Hochaltars der Kirche des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin durch Papst Eugen III. werden in dem von Erzbischof Baldewin von Caesarea geweihten St. Marus-­Altar im rechten Seitenchor Reliquien von Bischof Abrunculus eingelegt. Eintrag/Text:

Eade[m] v[er]­o die consecratu[m] est ab ip[s]­o Baldewino Archiep[iscop]­o Altare s[an]­c[t]­i Mari In honore s[an]­c[t]­or[um] ap[osto]­lor[um] petri et pauli et s[an]­c[t]­i Mari cui[us] corp[us] ibide[m ]­r[e]­quiescit. Hee aut[em] s[an]­c[t]­or[um] reliquie c[on]­tine[n]­t[ur] in altari s[ancti] Stephani p[a]­pe et m[arti]­ris Felicissimi, Agapiti m[arti]­rum, Bonosii, Abrunculi c[on]­fessor[um], Lazari, Mathie et Prisce v[irgin]­is. Quelle/Überlieferung:

Collatio super urbis recommendatione, sancti Paulini aperitione atque ecclesie ipsius religione, 25 habens capitula des Propstes Friedrich Schavard von St. Paulin (1399 – 1406): Paris, BnF lat. 10157, Stift St. Paulin (Trier), fol. 1r – 36v; fol. 19r Ausgabe(n):

Heyen, Paulin S. 340 (nach Erstexemplar Schavards) – Notae dedicationum S. Paulini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1275 – 1277 (nach jüngeren Hss.); S. 1277 Z. 34 – 38 Kommentar:

Marus und Felix sind nach Paulinus die frühen Hausheiligen des Stiftes. Bonos(i)us, Abrunculus und Modoaldus kommen nach der Translation von 1047/1049 hinzu. Literatur:

Heyen, Paulin S. 77 f., S. 193

449

450 | Hauptteil 20 12. Jh. letztes Drittel

Abrunculus ist in einem Kalender, der das Gerüst für ein Nekrolog des Kanonikerstifts St. Severin (Köln) bietet, zum 22. April als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Abrunculi ep[iscopi] Quelle/Überlieferung:

Köln, Hist. Archiv der Stadt Köln, Bst. 264 (Severin) RH 2, Nekrolog des Stiftes St. Severin (Köln), um 1200, Kalender 12. Jahrhundert letztes Drittel, fol. 2v – 8r; fol. 4r Ausgabe(n):

(Zilliken, Georg: Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, in: Bonner Jahrbücher 119 [1910], S. 13 – 157; S. 64) Kommentar:

Die nekrologischen Einträge, die zu dem kalendarischen Gerüst hinzukamen, enden offenbar um 1200 (Zilliken; von den Brincken). Im Kalender sind von Trierer Heiligen außer Abrunculus geführt: Eucharius, Valerius, Maximinus, Paulinus, Maternus, Willibrord; s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dt S. 181; Maternus Nr. 39 cs (K) S. 890 f. Der für das Erzbistum Köln singuläre Beleg zu Abrunculus ist besonders zu beachten. Im Kalender ist zum 21. April Aprunculus aus der Tradition des Martyrologium Hieronymianum nicht gebracht. Anscheinend ist in dem Zeugnis zum 22. April die Identität des trierischen Abrunculus mit jenem gesehen. – Von Trierer Bischöfen begegnet in kölnischen Zeugnissen schon früh Bischof Marus (10. Jahrhundert, Marus Nr. 6, Nr. 7). Spätmittelalterliche Zeugnisse sind vorhanden für Bischof Miletus (Miletus Nr. 10), der mit Valerius, Maximinus, Paulinus die Reihe Trierer Martyrologium Hieronymianum-­Heiliger darstellt, zu seinem Memorientag 19. September in zwei zusammenhängenden Zeugnissen der Kirche St. Pantaleon vom 13. und frühen 14. Jahrhundert (Zilliken, Kölner Festkalender S. 98 f.; Hilliger, Urbare S. 62), sodann für Bischof Nicetius in einem Kalender des Stiftes St. Kunibert (Zilliken S. 96; Nicetius Nr. 103). Agricius ist in Zeugnissen aus St. Pantaleon und aus St. Gereon aus dem 13. Jahrhundert gebracht (Zilliken S. 38 f.), derselbe Trierer Amtsträger ist im etwa gleichzeitigen Kalender des Stiftes St. Maria ad gradus als patriarcha und archiepiscopus Treverensis geführt (Zilliken S. 38 f.). Literatur:

Zilliken, Kölner Festkalender S. 27; S. 133 (In der dort gegebenen Auswertung ist Abrunculus nicht erwähnt.) – von den Brincken, Totenbücher S. 173 – Gattermann, Günter: Handschriftencensus Rheinland 2 (Schriften der Universitäts- und Lan-

22. Abrunculus |

desbibliothek Düsseldorf 18), Wiesbaden 1993, Nr. 2354 S. 1262 – Bauer, Verehrung S. 385 – Ders., Ms. Verehrung S. 83 21 13. Jh. Beginn

Abrunculus ist im Kalender des Breviariums eines Augustiner-­Konvents (Trier) zum 22. April als Bischof am Rand nachgefügt. Im Proprium de sanctis sind die Namen der Trierer Bischöfe am Rand vermerkt. Eintrag/Text:

Abrunculi (Randnachtrag) Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 428/3 8o (verschollen), 13. Jahrhundert Beginn, Kalender fol. 1r – 7r; fol. 2v/3r(?); Proprium de sanctis fol. 191r – 248v Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 46 Anm. b) – (Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 428 S. 46 [Abrunculi]) Kommentar:

Da die Handschrift offenbar verschollen ist, sind die Angaben aus der Literatur (Keuffer, Kentenich, Kurzeja) bezogen, die noch Zugang zu dem Ms. hatte. In seiner Synopse (S. 120 f.) hätte Miesges den Randnachtrag bringen und zu dem wachsenden Bestand trierischer Namen (Le[g]­ontius, Nicetius) zufügen sollen. Kurzejas Feststellung, das Proprium sei nicht das eines Breviarium Trevirense, ist um eine Folgerung aus dem Nachtrag trierischer Bischöfe in diesem Teil zu ergänzen: Eine auswärtige Vorlage, vielleicht aus dem Kölner Raum (Kurzeja), sollte allem Anschein nach trevirisiert werden. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 428 S. 46 – 49 – Miesges, Festkalender S. 17; S. 120 f. – Kentenich, Gottfried: Über die Herkunft eines illustrierten Breviers aus dem 13. Jahrhundert in der Trierer Stadtbibliothek, in: Trierer Zs. 2 (1927) S. 171 – 177 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 hf S. 623 f. 22 13. Jh. 1. Hälfte (nach 1230)

Abrunculus ist im Kalender eines Psalteriums aus dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) zum 22. April als Bischof geführt, in den Litaniae fehlt sein Name.

451

452 | Hauptteil Eintrag/Text:

Kalender: Abrunculi episcopi Tr[euerensis] – Litaniae: Nach universalkirchlichen Heiligen sowie Brictius von Tours und Remigius von Reims Anrufung der trierischen Heiligen Eucharius, Valerius, Maternus, Willibrordus, (Severinus), Severus. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 435/1915 8o, 13. Jahrhundert, Kalender fol.1v – 7r; fol. 3r; Litanei fol. 163v – 164v; fol. 164r Ausgabe(n):

Kalender: (Keuffer, Verzeichnis 4 S. 56) – (Miesges, Festkalender S. 46) Litaniae: --Kommentar:

Zur präziseren Datierung, dass der Kalender frühestens um 1230 geschrieben sein kann, s. Marus Nr. 31. Der Kalender bietet viele Trierer (Bischofs-)Heilige (Miesges, Festkalender S. 120 f., S. 124). Es fällt auf, dass Abrunculus in der sehr rudimentären Litanei fehlt, sein sonstiger „Litaneibegleiter“ Willibrord hingegen geführt ist. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 435 S. 55 f. – Miesges, Festkalender S. 11, S. 120 f., S. 124 – Kurzeja, Liber S. 314 f. Anm. 1441 (zur Litanei) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 eq S. 298; Maternus Nr. 39 do S. 906 – Bauer, Ms. Verehrung S. 83 23 1336 (14. Jh. 1. Hälfte)

Abrunculus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 22. April als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Kalender: Abrunculi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 4r; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis) Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 47) Proprium: ---

22. Abrunculus |

Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. – Die durch seine (wahrscheinliche) Aufnahme in das Martyrologium Hieronymianum (s. Nr. 3) herausgehobene Stellung des Abrunculus hat nicht zu einer Rezeption in das Breviarium Balduini geführt. Literatur:

Bastgen, Liturgisches Handbuch S. 183 – 189 – Miesges, Festkalender S. 14, (S. 121 f.), S. 125 – Ronig, Brevier Balduins S. 145 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549; Katalogband Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 24 1345

Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus. Abrunculus ist im Kalender zum 22. April als Bischof von Trier geführt. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis Abrunculi ep[iscop]­i tr[euerensis] ut s[upra]­de s[an]­c[t]­o felice ep[iscop]­o Treuer[e]­n[si] Hs 1737: Kalender Abrunculi ep[iscop]­i tre[uerensis]. Ordinarius de sanctis: Abrunculi ep[iccop]­i tr[euerensis] ut s[upra] de s[an]­c[t]­o felice Ordinarius missarum: Ambrunculi ep[iscop]­i tre[uerensis] ut de Ambrosio Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 103v) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 141 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 296 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol 3v

453

454 | Hauptteil Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [174]-87r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [68]-34r Kalender: (Miesges, Festkalender S. 47 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 70 [Abrunculi ep. tr.]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Ms. 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Ms. 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Ms. 1737/66 4o Anf. 15. Jh., Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Ms. 1737/66 4o aus Domkirche) – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). 25 14. Jh. 1. Hälfte

Abrunculus ist im Kalender eines Breviariums des Benediktinerklosters (St. Eucharius-)St. Matthias (Trier) zum 22. April als Bischof geführt. Eintrag/Text:

X Deposic[i]­o Abrunc[u]­li ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte, trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 5r; Proprium de sanctis fol. 101v – 145v Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60) – (Miesges, Festkalender S. 47)

22. Abrunculus |

Kommentar:

Kalender und Breviarium bieten ein breites Spektrum trierischer Bischofsheiliger. Die Handschrift ist aus dem Besitz des Klosters (St. Eucharius-)St. Matthias in die StadtbibliothekTrier gelangt, anscheinend aber nicht in dem Kloster entstanden (Becker). Doch die Entstehung im Trierischen soll außer Frage stehen. – In dem relativ ausführlichen Teil De sanctis fehlt Abrunculus, Bischof Marus z. B. wird dort geführt (fol. 104r). Das Fehlen von Abrunculus in diesem Text widerspricht einer durch die Präsenz von Marus u. U. angedeuteten Beziehung zu dem Stift (St. Marien-)St. Paulin. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60 f. – Miesges, Festkalender S. 13, S. 121 f., S. 122 – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gc S. 330 f. 26 um 1350

Abrunculus ist in einem Kalender mit Nekrolog des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) zum 22. April als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Abrunculi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 894/1646 2o, um 1350, fol. 1r – 21v; fol. 7v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 47) Literatur:

Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gg S. 333 (Lit.) – Heyen, Simeon S. 557, S. 209 f. 27 um 1370

Im Ordinarius Missae des Trierer Doms, Trierer Proprium, ist das Abrunculus-­Fest im Proprium sanctorum zum 22. April geregelt. Eintrag/Text:

Abru[n]­culi ep[iscop]­i. Ut de Ambrosio, et si fu[eri]­t in do[minica] tu[n]­c tantu[m] fit memoria in missa Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs. 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1r; fol. 47v

455

456 | Hauptteil Ausgabe(n):

(Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358) Kommentar:

Die ausführliche Zusammenstellung bei Eizenhöfer/Knaus belegt die Ausformung des trierischen (Bischofs-)Heiligenrepertoires seit Erzbischof Balduin. Das das Kirchenjahr abbildende Proprium sanctorum beginnt mit der Andreas-­Vigil (29. November) und endet mit dem Festtag des Trierer Bischofs Sabaudus aus dem frühen 7. Jahrhundert (26. November). Auf die Zeit Balduins geht die Hervorhebung des spoletinischen Knabenmärtyrers Gregor zurück (23. Dezember: fol. 43r Gregorii spoletani … . … M[emoria] de eo in eccl[es]­ia treu[er]­en[s]­i anticipetur. Die Zeugnisse für ihn ab Balduin: Miesges, Festkalender S. 112 f.; S. 113: frappierende Konkordanz mit den Belegen für Abrunculus). Unter den drei Gründerbischöfen Eucharius, Valerius (fol. 42r, fol. 45r) und Maternus ist der Kult des Letzteren akzentuiert (s. Eintrag zum 14. September: fol. 65r – ­v In exalta[tione] s[an]­c[t]­e crucis … (Collectio) … p[ri]­ma de mat[er]­no qui in altari sum[m]­o corp[or]­al[ite]­r h[ab]­etur. … postea ecc[les]­ia treu[er]­ica tenet aliam missam ad s[an]­ct]­am agnete[m] de festo nat[i]­u[it]­atis b[ea]­te marie … Sum[m]­a[m] missam tenet ecc[les]­ia t[re]­u[er]­ica de mat[er]­no. Mat[er]­ni ep[iscopi]). In der heortologisch-­ chronologischen Einfügung sind die Bischöfe bzw. Heiligen Marus, Leguncius, Bonosius, Basinus, Felix, Abrunculus, Britto, Modoald, Fortunatus, Maximinus, Numerianus, Auspicius, Hildulf, Valentinus, Helena regina, Paulinus, Depositio Maximini, Liutwinus und Nicetius gesetzt. Bei Nicetius (fol. 67r) findet sich die besondere Note: Nota quod ecc[les]­ia treu[erensis] tenet missa[m] de solo Nicetio tr[euerensi] archiep[iscop]­o. Zum 19. September ist besonders akzentuiert et fiat Memoria de Mileto archiep[iscop]­o tre[uere]­n[si]. Schließlich folgen die Trierer Bischöfe bzw. die fiktiven Amtsträger Metropolus, Rusticus, Severus, Florentius, Translatio Materni (fol.68r), Severinus, Fibicius, Willibrord, Sabaudus (fol. 68r; fol. 69r, fol. 70r, fol. 71r). Im Ganzen wird das Bestreben erkennbar, die trierische Kirche im Verbund mit der universalen, besonders der römischen zu zeigen: Abrunculus erhält dasselbe liturgische Offizium wie Ambrosius, Gregor von Spoleto ist herausgehoben, das Fest Kathedra Petri ist mit dem Credo der trierischen Consuetudo zu begehen, die Feste Helena regina, der „heimischen“ Kaiserin, und das Karls des Großen (fol. 62r, fol. 58r) werden geführt. Alle in das Martyrologium Hieronymianum rezipierten Trierer Bischöfe, Valerius, Abrunculus, Maximinus, Paulinus und Miletus, sind vertreten. Ob hier nicht ein von Balduin angestoßenes Hinwenden zur eigenen universalkirchlichen Tradition erkennbar wird? Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359

22. Abrunculus |

28 nach 1381

Abrunculus ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 22. April als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Abrunculi ep[iscop]­i treu[erensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 4v Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 78) – (Miesges, Festkalender S. 47) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 27. Rot geschrieben sind Agricius, Valerius, Cathedra s. Petri, Mathias, Maximinus, Helena, Maternus, Willibrord und andere. Eucharius fehlt. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77 f. – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678 (dort auch Bezug zu Miesges S. 104/105). 29 nach 1381

Abrunculus ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 22. April als Erzbischof von Trier geführt, im Proprium sanctorum ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Abru[n]­culi archiep[iscop]­i tre[uerensis] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v, fol. 3r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 47) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 28. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 go S. 337

457

458 | Hauptteil 30 1389/1390

Abrunculus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Abrunculi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15./16. Jahrhundert, Nekrolog 1389/1390, fol. 8r – 55v; fol. 22v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 47) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15./16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf 1389/1390 datiert worden. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169, Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 31 14. Jh. 2. H./Ende

Abrunculus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 22. April als Bischof von Trier geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Abru[n]­culi ep[iscop]­i tr[euerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 8v; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 47 mit S. 18) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30.

22. Abrunculus |

32 14. Jh.

Abrunculus ist im Nekrolog-­Kalender des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien (später St. Thomas) bei Andernach (Bistum Köln; heute Bistum Trier) zum 22. April als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Abrunculi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 2039/670 4o, 14. Jahrhundert, fol. 1v – 49r; fol. 15v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 47) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 31. Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 206 – Miesges, Festkalender S. 16 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 150 – Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 gc S. 962 33 um 1400/15. Jh. (Nachtrag 17. Jh.)

Abrunculus ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 22. April geführt, im Nachtrag ist sein Fest präziser normiert. Eintrag/Text:

Abrunculi Episcopi celebratio chori per omnia ut supra de Sancto Ambrosio Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 86r (p. 167) – Nachtrag fol. 141r – ­v (p. 277 f.); fol. 141r (p. 277) Ausgabe(n):

(Heyen, Paulin S. 360 – 389; S. 381 – Nachtrag: S. 363 f.) Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert.

459

460 | Hauptteil Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Abrunculus hat mit neun Lektionen ein herausgehobenes Offizium. Ein mit dem Liber Ordinarius des Stiftes fast gleichzeitiges Zeugnis des beginnenden 15. Jahrhunderts stellt in Bezug auf Abrunculus anscheinend der Kalender eines Breviers aus dem Benediktinerinnenkloster St. Irminen-­Oeren (Trier), später Jesuitenkolleg, dar (Trier, StB Hs 470/1912 8o, fol. 3r – 8v; fol. 4v – Miesges, Festkalender S. 15; Keuffer, Verzeichnis 4 S. 78 f.). Die eben gebrachten Zeugnisse zeigen, dass ab der Translation 1047 eine Schwerpunktsetzung auf Abrunculus und Bonosus im Stift St. Paulin gegeben ist. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei.) – Bauer, Ms. Verehrung S. 83 mit Anm. 258 34 15. Jh. 2. Viertel

Abrunculus ist (irrtümlich zum 5. November) im modifizierten Usuard-­Martyrologium des Stiftes St. Antonius von Albergen der Windesheimer Kongregation (Bistum Utrecht) als Bischof von Trier und Bekenner geführt.

22. Abrunculus |

Eintrag/Text:

Treveris, sancti Abrunculi episcopi et confessoris Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms 20749, 15. Jahrhundert 2. Viertel, möglicherweise auf der Grundlage eines franziskanischen Exemplars aus dem Bistum Münster, fol. 3v – 80r Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 549 – 1136; S. 1039 f. Kommentar:

Overgaauw hat übersehen, dass der Vorgängerbischof Fibicius am 5. November seinen Festtag hatte. Aus Verwechslung dürfte der zum 22. April gehörende Bischof Abrunculus gebracht worden sein. Ob ursprünglich an den zum 5. November gehörenden Fibicius oder den zum 22. April gehörenden Abrunculus gedacht war, kann nicht entschieden werden. Literatur:

Overgaauw, Martyrologes S. 317 – 363 (Texte der Kongregation Windesheim), bes. S. 353 ff.; S. 395 – 399 (Herkunft, Datierung, Indizien für franziskanische Grundlagen und Bistum Münster), S. 1040 (Erwägung einer „addition tréviroise?“, Aporie zu Platzierung) – Bauer, Verehrung S. 385 f. 35 1468, um 1480/1482

Bischof Abrunculus ist in Trierer Handschriften des Bursfelder Martyrologiums zum 22. April hinzugefügt. Eintrag/Text:

X Kal[endas] Mai Romae, via Appia, natale sancti Gaii papae et martyris sub Diocletiano principe. Apud Persidem, sanctorum martyrum, qui pro Christi nomine gladio iugulati sunt sub rege Sapore. In quo fidei certamine passus est Melissus episcopus … . Inter quas et Symeonis episcopi, soror nomine Tarbua cum pedissequa sua serra scissa est. – Zusatz T1: Treueris, sancti Abrunculi ep[iscop]­i; T2: Treberis, sancti Abrunculi eiusdem ciuitatis episcopi Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung der Handschriften Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 161; darunter: T1: Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Abtei St. Maria ad martyres (Trier),

461

462 | Hauptteil fol. 1r – 47r; fol. 11r – T2: Trier, BPS Hs 63, 1482/1486, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 2r – 7 7v; fol. 22v Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 155 – 257; S. 190 zu Z. 17 Treveris, sancti Ab­ runculi (eiusdem ciuitatis T2) episcopi. (Übersicht III: Die Trierer Bischöfe S. 293 f.; S. 294 [Nr. 46]) Kommentar:

In der Usuard-­Ausgabe von Molanus 1573 ist Abrunculus geführt, im Martyrologium Romanum von 1584 nicht (s. Übersicht bei Rosenthal S. 294). Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 50 – 66 (Trier Hss.); S. 150 – 163 (Hss. generell) Zu Abrunculus in den Breviaria Trevirensia von 1468, 1501, 1502: Heinz, Liturgische Bücher S. 126, S. 129, S. 130 f. 36 15. Jh.

In dem Martyrologium des nahe Brüssel gelegenen Benediktinerinnenklosters Petit-­ Bigard (heute Erzbistum Mecheln/Brüssel) wird Abrunculus von Trier in einer großen Reihe Trierer (Bischofs-)Heiliger als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Siehe Kommentar Quelle/Überlieferung:

Bibliothèque des Bollandistes s. Ausgabe(n) Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 [1967] S. 128 – 142; S. 134 ff.) Kommentar:

Als Trierer Bischöfe bzw. weitere Trierer Heilige sind aufgeführt: Agricius, Marus, Valerius, Castor, Bonosius, Leguntius, Basinus, Abrunculus, Maximinus, Symeon, Goar, Severa, Modoald, Magnerich, Bantus, Maternus, Liutwin, Nicetius, Thyrsus, Thebäer, Fibicius. Literatur:

Coens, Martyrologes belges II S. 128 – 142

22. Abrunculus |

Zusammenfassung zur Verehrung des Abrunculus (vom ­Martyrologium Hieronymianum bis zu Erzbischof Balduin von Trier)

Grundlegend ist die Tatsache, dass Abrunculus in der gallischen Fassung des Martyrologium Hieronymianum geführt wird. Durch oben vorgestellte Überlegungen kann als gesichert gelten, dass es sich bei dem Genannten um Bischof Abrunculus von Trier handelt. Die komplizierte Wirkungsgeschichte des Martyrologium Hieronymianum-­ Eintrags wird in der verformenden und verformten Rezeption gespiegelt. Die schon bei Delehaye nicht richtig erkannte Zusammenfügung des Grundtextes hat in den Abbreviata des Martyrologium Hieronymianum zu einer neuen lectio geführt, die Abrunculus zu anderen im verworrenen Grundgerüst genannten Tagesheiligen mit Ortsbezug Rom erscheinen ließ. In der weiteren Rezeption hat diese Platzierung besonders nachgewirkt und zur Folge gehabt, dass im verkürzten Martyrologium aus Prüm zum 21. April Abrunculus im Grundtext (um 800) in der von den Abbreviata gebotenen Konstellation erscheint, in der ergänzten Fassung des 11. Jahrhunderts als Trierer Bischofsheiliger zum 22. April genannt ist. Die frühesten Bezeugungen unter den Trierer Bischofsheiligen werden in Litaneizeugnissen ab dem 10. Jahrhundert (Trier und darüber hinaus im 11. Jahrhundert im Bistum Freising) geboten, wo naturgemäß eine Tageszuordnung fehlt. Zum 22. April zugewiesen bieten Abrunculus kalendarisch-­martyrologische Zeugnisse aus St. Gallen (1053 – 1072), Verdun (Kloster Saint-­Airy Ende 11. Jahrhundert) sowie eine bayerische Überarbeitung des Martyro­ logiums Hermanns von der Reichenau (um 1130). Mit anderen Worten: Wir sind damit in der Zeit der Präsentation in weiter geographischer Ausdehnung. In der Zeit zwischen dem Beginn des 9. Jahrhunderts und der Mitte des 11. Jahrhunderts muss die sekundäre Setzung zum 22. April für den trierischen Abrunculus, der mit dem im Martyrologium Hieronymianum und seinen direkten Filiationen zum Vortag geführten Aprunculus identisch ist, stattgefunden haben. In einem burgundischen Martyrologium aus dem 11. Jahrhundert, das direkt auf eine der Hauptüberlieferungen des Martyrologium Hieronymianum zurückgeht, ist der frühe Zusammenhang mit der Führung des Bischofs Aprunculus, hier in betont trierischem Kontext zum 21. April gewahrt. Einen Aufschwung erlebten die Verehrung und der Kult besonders seit der Translation durch Erzbischof Eberhard aus der Kirche St. Symphorian in das Stift St. Paulin (1047/1049), vor allem in der Zeit des Bischofs Albero, als auch die für die Folgezeit bedeutsame Reliquientranslation nach Springiersbach stattfand. Springiersbach wurde lokales Zentrum der Abrunculus-­Verehrung. Die Rezeption in Andernach und Albergen ist auf Vermittlung durch den Augustinerorden erklärt worden (Pfeiffer). In Anbetracht der Belege von Verdun (Ende 11. Jahrhundert), Köln (Ende 12. Jahrhundert) und Trier (ab 13. Jahrhundert) mag dahingestellt sein, ob der Kult in Lothringen als weniger wirksam (Bauer, Lotharingien S. 605) zu bezeichnen ist. Eine besondere Hausse erlebten Verehrung und Kult unter Erzbischof Balduin, namentlich ab seinem

463

464 | Hauptteil Breviarium ab ca. 1336. Die Reihe Trierer Bischofsheiliger wurde jetzt „kanonisch“, herausgehoben waren dabei die im Martyrologium Hieronymianum geführten Heiligen (Valerius, Abrunculus, Maximinus, Paulinus und Miletus). Literatur:

AA SS Apr. III S. 30 f. (Dort auch S. 31D/E zu Patronat des Abrunculus in Odenheim/ Bruchsal [mit Bonosius, Bistum Speyer] [Heyen, Paulin S. 279 Anm. 1, Skepsis bis Ablehnung] und Itzig [Fabricius, Wilhelm: Die beiden Karten der kirchlichen Orga-

nisation, 1450 und 1610. Die Trierer und Mainzer Kirchenprovinz. Die Entwicklung der kirchlichen Verbände seit der Reformationszeit , Bonn 1913, S. 76 Nr. 15]; „Patronat“ in Besslich [Bistum Trier] Fabricius, Erläuterungen 5, 2 S. 16 Nr. 16) – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 96 Anm. 35 – Bertocchi, Pietro: Art. Abrunculo, arcivescovo di Treveri, in: BiblSS 1, Sp. 127 f. – Bauer, Verehrung S. 384 – 386 – Ders., Ms. Verehrung S. 81 – 84 D Materielle Überreste 37 Grab

Vor der Translation der Gebeine in die Kirche des Stifts St. Paulin (Trier) 1047/1049 befand sich das Grab des Abrunculus in der Kirche St. Symphorian (Trier). 1136 fand eine weitere Translation in das neugegründete Augustinerchorherrenstift Springiersbach statt. Fest steht, dass St. Symphorian unter Modoald (614/620 – 646/647) als Kloster begründet wurde und als solches 882 im Normannensturm unterging, während die Pfarrkirche bis ins Spätmittelalter fortbestand. Strittig ist, ob eine weitere Translation des Abrunculus von einem unbekannten Erstbestattungsort nach St. Symphorian vorauszusetzen ist oder ob Abrunculus in einem etwa für Bonosus errichteten Grabbau beigesetzt wurde und Modoald an diesem Ort später das Kloster errichtete. Literatur:

St. Symphorian: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 118, S. 120 – Ders., Frühes Mittelalter S. 69 – Böhner, Fränkische Altertümer 1 S. 290 (der Lage nach möglicherweise aus römischen Bauten hervorgegangen); 2 S. 161 – Pauly, Siedlung und Pfarrorganisation 6 S. 247 – 250 – Gauthier, Évangélisation S. 354 – 356 – Dies., Topographie S. 31 – Anton, Trier S. 110, S. 146 f. – Gierlich, Grabstätten S. 32. Bestattungsort: Translation nach St. Symphorian: Schmitt, Paulin S. 88 – Beissel, Trierer Kirchen 1 S. 220. – Vorgängerbau von St. Symphorian Erstbestattungsort von Abrunculus: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 96 Anm. 35, S. 120 (schließt aber Translation unter Modoald nicht aus) – Heyen, Paulin S. 292 – Gierlich, Grabstätten S. 32, S. 41.

22. Abrunculus |

38 Reliquien

Zu den Reliquientranslationen von 1106, 1136 und 1668 s. Nr. 15, Nr. 17, Nr. 18. Es gibt keine Hinweise, dass Reliquien bei der Translation von 1047/1049 in der Kirche St. Symphorian verblieben. Zu einer in der Literatur behaupteten Reliquienübertragung nach Odenheim/Bruchsal ist nichts sicher verifizierbar (s. Zusammenfassung Verehrung [Lit]).

465

23. NICETIUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

23. NICETIUS (525 [526]–566)

Synopse des Quellenbefundes Nicetius war einer der führenden gallischen Bischöfe des 6. Jahrhunderts. Geboren wohl vor 490 erhielt er eine sorgfältige Erziehung durch seine gebildeten christlichen Eltern und wurde noch als Knabe zur weiteren Ausbildung in ein unbekanntes Kloster gegeben. Nach dem Tod des Abtes, der ihn dort erzogen hatte, übernahm Nicetius dessen Amt, übte es mit der für ihn charakteristischen asketischen Strenge aus und wurde 525 (526) auf Wunsch König Theuderichs I. (511 – 533), dessen Vertrauter er war, zum Trierer Bischof gewählt. Beim feierlichen Geleit nach Trier duldete er nicht, dass die Pferde seiner Begleiter die Felder der Armen beschädigten und zeigte damit den für ihn kennzeichnenden karitativen Einsatz ohne Scheu vor Konflikten mit den Großen. Während seiner gesamten Amtszeit bemühte sich Nicetius, der auch als Bischof eine mönchische Lebensweise befolgte, um Einflussnahme auf die z. T. in Trier residierenden Könige des austrasischen Reichsteils und um die Disziplinierung fränkischer Großer. Ein besonderes Anliegen war ihm neben dem Schutz der Schwachen die Durchsetzung der kanonischen Ehevorschriften. Dabei vertrat er seine von rigorosen moralischen und kirchenrechtlichen Maßstäben geleitete Haltung kompromisslos und ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile; eventuell bestehende politische Hintergründe lassen die Quellen nicht näher fassen. Auf dem Höhepunkt seines Einflusses und seines bis nach Italien reichenden Ansehens stand Nicetius um 550, als er gleichsam als „Reichsbischof “ des von König Theudebald (548 – 555) geführten austrasischen Reichsteils agierte. Wohl in dieser Funktion schrieb er im Zusammenhang mit dem Dreikapitelstreit an den oströmischen Kaiser Justinian einen Brief, dessen vor allem auf den ersten Blick simplizistische Theologie bereits „mittelalterliche“ Denk- und Argumentationsstrukturen erkennen lässt. Unter Übergehung des Reimser Bischofs nutzte Nicetius seinen Einfluss auf König Theudebald zur Einberufung einer Reichsteilsynode in Toul. Wie hoch dieser Einfluss auch außerhalb Galliens eingeschätzt wurde, zeigt die Bitte des Abtes Florianus von Romenum an Nicetius, sich bei dessen „Sohn“ Theudebald für die Freilassung von Gefangenen am Comer See einzusetzen. Von ständigen Konflikten geprägt, deren Hintergrund nicht bekannt ist, war hingegen sein Verhältnis zu König Chlothar I. (511 – 561), der Nicetius schließlich um 560 an einen nicht bekannten Ort verbannte und möglicherweise einen Gegenbischof berief. Nachdem ihn (nach) 561 König Sigibert I. (561 – 575) aus dem Exil zurückgerufen

23. Nicetius |

hatte, erlangte Nicetius seine Führungsposition unter den austrasischen Bischöfen wieder. Davon zeugt u. a. sein 563/565 verfasster Brief an die Langobardenkönigin Chlodoswinda, der zugleich eine wichtige Quelle für den fränkischen Heiligen- und Reliquienkult, für die Bekehrung Chlodwigs I. (481/482 – 511) zum Christentum und für die langobardische Christianisierung ist. Venantius Fortunatus widmete Nicetius kurz vor dessen Tod zwei Gedichte, die zentrale Informationen zu seiner Amtsführung und Bautätigkeit enthalten. Die Errichtung einer 565/566 noch im Bau befindlichen Befestigungsanlage in (?) (Mittelmosel) zeigt in Verbindung mit anderen Zeugnissen, dass Nicetius eine Stadt- und Regionalherrschaft spätantiken Typs ausübte. Abgesehen von der Reichsteilsynode in Toul um 550 hat Nicetius nachweislich an den Konzilien in Clermont (535), Orléans (549) und Paris (551 [552?]) teilgenommen. In zusammenfassender Wertung ergibt sich: Klar bezeugt ist der Metropolitanrang des Nicetius, doch ist Näheres über seine Beziehungen zu den Komprovinzialen-­ Suffraganen in Metz, Toul und Verdun nicht explizit bekannt, doch mit einiger Wahrscheinlichkeit zu erschließen. Große Bedeutung hatte die von Nicetius geleitete Klerikerschule, aus der u. a. sein Nachfolger Magnerich und Abt Aredius hervorgingen. Vermutlich wurden dort Kleriker für die Reorganisation der rheinischen Bistümer ausgebildet, aber auch der Bischof von Octodurum ließ dort Kleriker unterweisen. Weniger wahrscheinlich ist hingegen, dass die Schule der Ausbildung von Missionaren diente, wie überhaupt Hinweise auf eine von Nicetius gelenkte Missionstätigkeit fehlen. In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit legte Nicetius ein großangelegtes Bauprogramm auf, dessen Schwerpunkte die Restaurierung von Kirchen, insbesondere der Trierer Domgruppe, und die Errichtung einer Befestigungsanlage in Niederemmel (?) waren. Seine Baumaßnahmen am Quadratbau des Doms, zu denen er vermutlich italienische Handwerker einsetzte, sind baugeschichtlich eindeutig bezeugt; dagegen lassen sich Arbeiten an anderen Kirchen nicht sicher Nicetius zuweisen. Von der Befestigungsanlage, deren Lokalisierung kontrovers diskutiert wird, haben sich keine eindeutigen Spuren erhalten. Nicetius starb vermutlich im Herbst 566 und wurde in der Coemeterialbasilika St. Maximin, zu der er in näherer Beziehung stand, beigesetzt; sein Festtag ist der 5. Dezember, meist der 1. Oktober. Von großem Quellenwert ist die von Gregor von Tours 591 – 592 verfasste Vita Nicetii, bei der ihm der Nicetius-­Schüler Aredius als Gewährsmann diente. Zu seinen Lebzeiten genoss Nicetius weit über Trier hinaus heiligmäßiges Ansehen, auch erreichte seine Verehrung im Mittelalter große, unter den Trierer Bischöfen exzeptionelle Bedeutung. In den Gesta Treverorum wird er nur äußerst knapp gewürdigt. Außer den zwei erwähnten Briefen hat Nicetius keine Schriften hinterlassen; Werke, die ihm früher zugeschrieben wurden, sind anderen Autoren zuzuweisen oder unbekannter Verfasserschaft.

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470 | Hauptteil

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 vor 500

Nicetius erhält eine sorgfältige Erziehung durch seine Eltern und wird in ein Kloster gegeben. Als Säugling getauft, erhält Nicetius von seinen hochgelehrten Eltern eine Ausbildung in den Wissenschaften und wird dann als Knabe in ein Kloster gegeben. Eintrag/Text:

Igitur sanctus Nicetius episcopus ab ipso ortus sui tempore clericus designatus est. Nam cum partu fuisset effusus, omne caput eius, ut est consuetudo nascentium infantum, a capillis nudum cernebatur, in circuitu vero modicorum pilorum ordo apparuit, ut putares, ab eisdem coronam clerici fuisse signatam. Exinde studiosissimis enutritis parentibus, litteris institutus, abbati cuidam in monasterio conmendatur … Quelle/Überlieferung:

Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34. Hss. der von Krusch als herausragend bezeichneten Handschriftenklassen 1 – 4: S. 12, S. 13; S. 13, S. 14, S. 15. – Weitere Codices S. 16 ff. – Ders., Appendix MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 707 – 756; S. 717 – 725 Separatüberlieferungen der Vita Nicetii: Wien, ÖNB Cod. 576, 10. Jahrhundert, fol. 24r – 32r; Wien, ÖNB Cod. 748, 12. Jahrhundert, fol. 80v – 84r – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 3 f. – Heinzelmann, Martin: Gregor von Tours (538 – 594). „Zehn Bücher Geschichte“. Historiographie und Gesellschaftskonzept im sechsten Jahrhundert, Darmstadt 1994, S. 151 – 153, S. 153 Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283; c. 1 S. 278 Z. 11 – 15 Kommentar:

Die Eltern des Nicetius waren, wie aus der Taufe von Nicetius als Säugling hervorgeht, Christen, aus ihrer Gelehrsamkeit ist zu erschließen, dass sie von höherer sozialer Stellung waren. Wahrscheinlicher als aus dem Limousin dürfte Nicetius aus der Auvergne stammen. Da er vor 525 (526) Abt war und ihm um 550 ein sehr hohes Alter gewünscht wurde, wurde er kaum nach 490 geboren. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Abfassungszeit der Vita: Krusch, Praefatio in MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 4 f.: 591 – 592; nach Tod des Aredius 24./25. August 591 (dazu s. Nr. 10)

23. Nicetius |

[b] Taufe als Säugling: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 221. Zur signifikant verdeutlichten Vorherbestimmung zur Heiligkeit: Heinzelmann, Gregor von Tours S. 151 – 153, S. 153 f. mit Anm. 74 und 75 S. 239 [c] Soziale Herkunft: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 221. Gegen die Auffassung von Gauthier, Évangélisation S. 173 (zweifellos bescheidene Herkunft): Anton, Trier S. 135 Anm. 122. S. auch Nr. 5. [d] Räumliche Herkunft: Limousin: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 100 – Ders., Trierer Land S. 237 – Ders., Frühes Mittelalter S. 56. – (Eher) Auvergne: Anton, Trier S. 132 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 22. – Unbekannt: Gauthier, Évangélisation S. 173 (Herrschaftsbereich Theuderichs). – Zur Angabe der Vita Magnerici, dass Nicetius Abt in Limoges war, siehe Nr. 2. Die Herkunft des Nicetius-­Schülers Aredius aus Limoges und das Wirken von dessen ebendort gewonnenem Schüler Wulfilaich in der Trierer Diözese sind kaum für das Limousin als Heimat von Nicetius verwertbar. Dagegen spricht auch das Fehlen eines Martialis-­Kultes in Trier (vgl. auch Prinz, Mönchtum S. 198 Anm. 208). 2 vor 525 (526)

Nicetius amtiert als Abt eines unbekannten Klosters. Nicetius amtiert als Abt des Klosters, in dem er erzogen wurde, bis er von König Theuderich I. (511 – 533) zum Bischof von Trier bestellt wird. Eintrag/Text:

[1] Exinde studiosissimis enutritis parentibus, litteris institutus, abbati cuidam in monasterio conmendatur, in quo loco ita se devotum Deo exhibuit, ut, migrante abbate, ipse succederet. [2] Erat namque hic venerandus pater Nicetius eximiae sanctitatis, non solum in prae­ dicatione admirabilis facundiae, …; qui prius Lemovicinae urbis monachorum abbas, postea Trevericae urbis pontifex Quelle/Überlieferung:

[1] Zu Gregor s. Nr. 1.

[2] Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 f. – Embach, Literaturgeschichte S. 273 f. – Krönert, Klaus: La construction du passé de la cité de Trèves. VIIIe–XIe siècles. Étude d’un corpus hagiographique (Thèse à la carte), Lille 2005, S. 874

471

472 | Hauptteil Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1), c. 1 S. 278 Z. 14 – 16 [2] Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192, c. 1 S. 183F Kommentar:

Nach Gregor von Tours folgte Nicetius dem Abt, dem er zur Erziehung übergeben worden war, nach dessen Tod im Amt nach und führte ein strenges Regiment. Das von Gregor nicht lokalisierte Kloster wird in Aquitanien, bei Reims oder in bzw. bei Trier gesucht; mit einiger Sicherheit gehörte es zum Herrschaftsbereich König Theuderichs I. Die Angabe der Vita Magnerici, dass Nicetius Abt in Limoges war, beruht vermutlich auf eigenmächtiger Kombination verschiedener Nachrichten und besitzt keinen eigenständigen Quellenwert für die Herkunft von Nicetius. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Lokalisierung des Klosters: Aquitanien (Auvergne): Winheller, Lebensbeschreibungen S. 7 Anm. 31 (Auvergne oder Reims) – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 98 – Anton, Trier (S. 98), S. 132 f. – Ders., Trierer Kirche S. 26 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37. – Trier: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 221. Die Lage im Herrschaftsbereich Theuderichs I. ergibt sich aus dessen engem Kontakt zu Nicetius vor dessen Pontifikat. Weidemanns Folgerung aus dem Konsens des Trierer populus zur Bischofsernennung, Nicetius sei den Trierern bekannt gewesen und habe daher wohl einem Trierer Kloster vorgestanden, ist nicht zwingend. [b] Abbatiat in Limoges: Skeptisch bis ablehnend: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 7 Anm. 31 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 97 f. (schwankend, aber für Herkunft aus dem Limousin) – Gauthier, Évangélisation S. 173 – Anton, Trier S. 133. – Überzeugende Erklärung für Eberwins „Präzisierung“: Greif, Ingrid: Trierer Bischöfe und kirchliche Organisation von Leontius bis Magnerich (ca. 450 – 600), Phil. Mag. Trier 1979, S. 46. 3 511 – vor 525 (526)

Abt Nicetius ist enger Vertrauter König Theuderichs I. Eintrag/Text:

Venerabatur autem eum et rex Theodoricus magno honore, eo quod saepius vitia eius nudaret, ac crimina castigatus emendatior redderetur; et ob hanc gratiam, decedente Trevericae urbis sacerdote, eum ad episcopatum iussit arcessi. Cumque dato consensu populi ac decreto regis ad ordinandum a viris summo cum rege honore praeditis adducebatur. …

23. Nicetius |

Et ille (Nicetius sc.): ‚Vere‘, inquid, ‚dico vobis, quia distinavit rex, ut me evulsum a monasterio huic oneri consecrari iuberet. Fiet quidem voluntas Dei, nam regis voluntas in omnibus malis, me obstinente, non adimplebitur‘. Quelle/Überlieferung:

Zu Gregor s. Nr. 1. Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1) c. 1 S. 278 Z. 24 – 28; S. 279 Z. 4 – 6 Kommentar:

Nach Gregor von Tours verehrte Theuderich Nicetius – seinen Beichtvater? –, gerade weil dieser sich nicht scheute, die Sünden des Herrschers offenzulegen und Buße von ihm zu fordern. Nicetius habe nur deshalb auf Wunsch des Königs das Bischofsamt in Trier übernommen, weil er darin den göttlichen Willen gesehen habe. Anderenfalls hätte Nicetius sein Kloster trotz königlichen Drucks keinesfalls verlassen. Aus diesen Angaben wird man trotz mancher durch den hagiographischen Kontext bedingter Vorbehalte schließen dürfen, dass schon vor dem Amtsantritt als Bischof ein enges Verhältnis zwischen dem König und Nicetius bestand. Auch ein selbstbewusstes Auftreten dem Herrscher gegenüber ist nicht unglaubwürdig, da es nicht nur gut zu den Briefen an Justinian (Nr. 19) und an Chlodoswinda (Nr. 28) passt, sondern auch durch klare Zeugnisse für sein Verhalten späteren Herrschern gegenüber gedeckt ist. Literatur:

Winheller, Lebensbeschreibungen S. 7 Anm. 31 (seelsorgerlicher Verkehr) – Gauthier, Évangélisation S. 173 – Anton, Trier S. 98, S. 132 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 37 f. – Briefe: Siehe Nr. 19, Nr. 28. Verhältnis zu späteren Herrschern: siehe Nr. 9 (Theudebert I.); Nr. 18 (Theudebald); Nr. 24, Nr. 36 (Chlothar); Nr. 26, Nr. 36 (Sigibert). 4 525 (526)

Auf Wunsch König Theuderichs I. wählt der Trierer Klerus Abt Nicetius zum Bischof. Nach dem Tod von Abrunculus erbittet der Trierer Klerus von Theuderich I. als neuen Bischof den Theuderich-­Vertrauten Gallus. Als der König dies verweigert, wählt man auf seinen Befehl hin Abt Nicetius, was die Zustimmung des Trierer Volkes findet. Gallus wird 525 (526) Bischof von Clermont. Eintrag/Text:

[1] Tunc etiam et Aprunculus Treverorum episcopus transiit; congregatique clerici ci­ vitatis illius, ad Theodoricum regem sanctum Gallum petebant episcopum. Quibus ille ait: ‚Abscedite et alium requerite; Gallum enim diaconem alibi habeo distinatum‘. Tunc elegentes sanctum Nicetium episcopum acceperunt; …

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474 | Hauptteil [2] Venerabatur autem eum et rex Theodoricus magno honore, eo quod saepius vitia eius nudaret, ac crimina castigatus emendatior redderetur; et ob hanc gratiam, de­ cedente Trevericae urbis sacerdote, eum ad episcopatum iussit arcessi. Cumque dato consensu populi ac decreto regis ad ordinandum a viris summo cum rege honore prae­ ditis adducebatur. Quelle/Überlieferung:

[1] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34. Hss. der von Krusch als herausragend bezeichneten Handschriftenklassen 1 – 4: S. 12, S. 13; S. 13, S. 14, S. 15. – Weitere Codices S. 16 ff. – Ders., Appendix MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 707 – 756; S. 717 – 725 [2] Zu Gregor, Vita Nicetii s. Nr. 1. Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2 ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; VI De sancto Gallo episcopo S. 229 – 236; c. 3 S. 232 Z. 14 – 18 [2] Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283; c. 1 S. 278 Z. 24 – 28 Kommentar:

Gregor von Tours bezeugt in der Vita Galli für die Sedes Trier die unmittelbare Nachfolge des Nicetius auf Abrunculus. Dies ist besonders von Belang für die Einordnung des Pontifikates von Rusticus. Der Amtsantritt von Nicetius liegt unmittelbar vor dem – eher auf 525 (Gregor von Tours → Krusch) als auf 526 (Venantius Fortunatus) zu datierenden – Pontifikatsbeginn des Gallus in Clermont. Zu Unrecht lässt Duchesne, FE 2 S. 36 die Zeitangabe 525 – 526 offen. Grundlagen für die Chronologie des Gallus, die Krusch (Vita Galli S. 235 Anm. 2) zusammenfügte, ist erstens die Vita Galli c. 6 S. 234 Z. 15 ff. (Ruhrepidemie in der Provinz Arles 543) sanctus Gallus non tantum pro se quantum pro populo suo trepidus erat. … Engelsvision … post octo vero annos time – Tod also 551, c. 7 S. 235 Z. 3 ff.; Z. 13 ff. transiit autem aetatis suae anno sexagesimo quinto, episcopatus vero sui septimo et vigesimo anno. … Dum haec agerentur rogationes illae, quae post pascha fiunt, caelebrabantur (Sonntag vor Himmelfahrt des Herrn). Zweitens ist anzuführen Venantius Fortunatus, carmen IV, 4 v. 29 f. MGH AA 4, 1 S. 82 – Redeyllet, Venance 1 S. 135 Sic pater ecclesiam regit in quinquennia quinque, / (bis) vix terdena tamen lustra superstes agens. Zur Korrektur der Stelle s. Abrunculus Nr. ? 1. Gregor spricht in der Vita Galli von einer Wahl des Nicetius (Tunc elegentes sanctum Nicetium episcopum acceperunt), in der Vita Nicetii von einer auf Grund

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königlichen Befehls aber mit Konsens des Volkes erfolgten Einsetzung (eum ad epi­ scopatum iussit arcessi. … dato consensu populi ac decreto regis ad ordinandum … adducebatur. … distinavit rex); beide Rechtsakte wurden möglicherweise urkundlich fixiert. Die Kombination dieser Zeugnisse ergibt, dass Nicetius der vom König gewünschte Kandidat war, aber nicht einfach oktroyiert wurde. Nicetius wollte lieber Abt bleiben, fügte sich aber dem Befehl Theuderichs, weil er den göttlichen Willen zu erkennen glaubte. Mit dieser Feststellung muss nicht nur ein hagiographischer Topos formuliert sein. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung: Überzeugende Klärungen: Krusch, zu Vita Galli S. 235 Anm. 2. – Auf Grund der Divergenz der Quellen (Gregor-­Venantius Fortunatus) die beiden Jahre 525 und 526 erwägend: Duchesne, FE 2 S. 36 – Anton, Trier S. 88, S. 132. In diesem Sinne wohl auch Reydellet, Venance I Anm. zu v. 17 ff. S. 199 f. – Zu Gallus in der Stammtafel Gregors von Tours: Heinzelmann, Gregor von Tours S. 11 f., S. 9; zur Stilisierung der Gallus-­Biographie als betonter Heiligenvita ebd. S. 153. [b] Königlicher Einfluss bei Ernennung: Anton, Trier S. 98, S. 132 – Ders., Trierer Kirche S. 26 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37. [c] Urkundliche Fixierung: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 118. [d] Zögern des Nicetius: Vgl. Vita Nicetii c. 1 (Nr. 1). Siehe auch Nr. 3 mit weiteren Hinweisen. 5 525 (526)

Nicetius wird feierlich nach Trier geleitet Nicetius wird von einer von König Theuderich bestimmten Mannschaft feierlich nach Trier geleitet, wobei Nicetius nicht duldet, dass die Pferde seiner Begleiter nahe der Stadt die Saaten der Armen beschädigen. Eintrag/Text:

Cumque dato consensu populi ac decreto regis ad ordinandum a viris summo cum rege honore praeditis adducebatur. Verumtamen cum propinqui ad urbem, cadente sole, fixis tentoriis, mansionem pararent, illi confestim laxatis equitibus per segites pauperum dimiserunt; … Tunc cursu rapido abiens, eiecit equos a segite; et sic cum admiratione hominum illorum ad urbem deductus est. Non enim honorabat personam potentis, sed Deum tantum et in corde et in operibus metuebat. Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 1

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476 | Hauptteil Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1) c. 1 S. 278 Z. 27 – 30; S. 279 Z. 1 – 9, bes. Z. 6 ff. Kommentar:

Die misericordia des Nicetius, die sich im tätigen Einsatz für Arme äußerte und auch Konflikte mit den Großen nicht scheute, ist auch aus anderen, unmittelbar zeitgenössischen Zeugnissen zu erschließen und daher sicher nicht nur Element der hagiographischen Topik Gregors von Tours. Eine niedrige soziale Herkunft (Gau­ thier) lässt sich allein aus seinem Verhalten gegenüber Armen und Schutzbedürftigen kaum erschließen und ist überdies nicht vereinbar mit der – nach dem Bildungsstand zu schließen – gehobenen gesellschaftlichen Stellung seiner Eltern. Das besonders ehrenvolle Geleit durch eine vom König bestimmte Mannschaft illustriert die Position von Nicetius als königlichem Kandidaten und könnte u. U. auch auf erwartete Widerstände im Trierer Klerus hindeuten, die durch eine ostentative königliche Unterstützung überwunden werden sollten. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Schutz der pauperes: Keine Topik: Anton, Trier S. 134 f. – Siehe auch Nr. 20 (Einsatz für Gefangene), Nr. 30-Nr. 32 (Schützer der Schwachen, Moselburg). [b] Soziale Herkunft: Siehe Nr. 1. [c] Königlicher Kandidat: Siehe Nr. 4. 6 525 (526)

Nicetius wird zum Bischof geweiht. Eintrag/Text:

Inpositus itaque in cathedra, dum lectionum seriem auscultaret, sensit nescio quid gravi super cervicem suam. Cumque bis aut tertio manum clam ad temptandum inie­ cisset, nullius rei causa invenire potuit, quae hoc pondus inferret; divertensque caput ad dexteram et laevam, odoratus est odorem suavitatis, intellexitque, hoc onus esse sacerdotii ipsius dignitatem. Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 1 Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1) c. 1 S. 279 Z. 9 – 13 Kommentar:

Eingekleidet in einen Wunderbericht, aber in Bezug auf die Umstände nicht unglaubwürdig, erwähnt Gregor die Ordination von Nicetius im Rahmen eines feier-

23. Nicetius |

lichen Gottesdienstes mit Inthronisation. Wer ihn weihte, wird nicht gesagt. Der Ort ist nicht genannt, doch dürfte es sich um die Trierer Kathedrale gehandelt haben. Nicetius scheint bereits als Abt die Priesterweihe besessen zu haben, da von einer Weihe vor der Bischofsordination keine Rede ist. Literatur:

Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 118. 7 535 Nov. 8

Nicetius nimmt am Konzil von Clermont teil. Er erklärt zusammen mit 14 anderen Bischöfen durch seine Unterschrift unter die Konzilsakten sein Einverständnis mit den verabschiedeten Kanones. Er gehört zu den Absendern eines von der Synode an König Theudebert I. (533 – 548) gerichteten Schreibens. Eintrag/Text:

[1] C: Nicetius Deo propitio episcopus consensi et subscripsi – P, F: Nicecius in Christi nomine episcopus ecclesiae Treuerecae subscripsi (F: de treuerino) [2] F, V: Domino … Theodoberto regi …, Roritius, Nicecius, Flauius, Domitianus, … episcopi Quelle/Überlieferung:

Zusammenstellung, Datierung und Siglen der Handschriften: Maassen, Concilia 1 S. XII – XVII, S. 65 f. – de Clercq, Concilia S. VII-X, S. 104 C: Sammlung Corbie, Paris BnF lat. 12097, 6. – 7. Jahrhundert, fol. 139v – 141v; fol. 141v P: Sammlung Pithou, Paris BnF lat.  1564, 9.  Jahrhundert, 9.  Jahrhundert Ende, fol. 9v – 11r; fol. 11r F: Sammlung S. Maur (1), Paris BnF lat. 1451, 9. Jahrhundert, 800 – 816, fol. 85v – 87r; fol. 85v; fol. 87r V: Sammlung S. Maur (2), Vatikan, BAV Reg. lat. 1127, 9. – 10. Jahrhundert, fol. 117v – 119r; Epistola: fol. 117v – 118r L: Sammlung Lyon, Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1745, 7. Jahrhundert, fol. 52v – 56r (ohne Subscriptiones) M: Sammlung, burgundische, Brüssel KBR Ms. 8780 – 93, 9. Jahrhundert, 8. – 9. Jahrhundert, fol. 32v – 40r (ohne Subscriptiones) – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 725 S. 156 N: Sammlung Lorsch, Vatikan, BAV Pal. lat. 574, um 800, fol. 64r – 66v (ohne Subscriptiones) Ausgabe(n):

[1] Concilium Arvernense 535. Nov. 8, MGH Concilia 1, ed. Friedrich Maassen, Hannover 1893 (Ndr.), S. 65 – 7 1 (Unterschrift C: S. 70 Z. 8, P, F: Z. 24) – Concilium Clare-

477

478 | Hauptteil montanum seu Arvernense: Concilia Galliae A. 511–A. 695, ed. Charles de Clercq CC SL 148A, Turnhout 1963, S. 104 – 112 (Unterschrift C: S. 110 Z. 8, P, F: S. 111 Z. 13 f.) = Gaudemet, Jean / Basdevant, Brigitte: Les canons des conciles mérovingiens (VIe – ­VIIe siècles) 1 (SC 353), Paris 1989, S. 208 – 225 (Unterschrift C: S. 220) [2] (Epistola ad regem Theudebertum) MGH Concilia 1 S. 71 Z. 2 – Epistola ad regem Theodebertum I Concilia Galliae S. 111 f.; S. 111 Z. 3 = Gaudemet/Basdevant, Conciles 1 S. 222 ff.; S. 222 Ältere Ausgaben (Crabbe, Surius, Sirmond, Gonzalez) s. MGH Concilia 1 S. 65, Concilia Galliae S. X Kommentar:

Das Konzil versammelte 15 Bischöfe, von denen nur die Bischöfe von Clermont und Bourges 533 am Konzil von Orléans teilgenommen hatten. Nicetius unterschrieb die Akten an siebter Stelle. Unter den anders geordneten Absendern des Briefes, den die Konzilsteilnehmer an König Theudebert I. mit der Bitte um Respektierung kirchlicher Güter mit Besitzern aus anderen Reichsteilen schrieben, ist er als Fünfter genannt. Der explizit erwähnte Konsens des Königs zur Abhaltung des Konzils, der Brief an ihn und der Teilnehmerkreis weisen die Versammlung als Reichsteilsynode für den Machtbereich Theudeberts aus. Aus der Trierer Kirchenprovinz – die Metropolitanverfassung wird in can. 2 ausdrücklich bekräftigt – fehlte nur der Bischof von Toul. Nach dem Usus der Zeit sind die Subscriptiones bzw. Superscriptiones nicht in hierarchisch-­rangmäßiger Abfolge gebracht. Immerhin sind die Metropoliten der beiden belgischen Provinzen Flav(i)us (Reims) und Nicetius (Trier) jeweils in vice versa-­Folge nebeneinander aufgeführt. Die beiden belgischen Provinzen sind relativ stark repräsentiert, Trier mit zwei (Metz, Verdun) der drei Suffragane, Reims mit jedoch nur mit einem (Châlons-­en-­Champagne). Köln ist nur durch den Suffragan Tongern vertreten, die Metropole Mainz und ihre Bistümer fehlen ganz. Den Kernbestand bildet die aquitanische Kirchenprovinz Bourges mit Clermont (Gallus), Rodez (Dalmatius), Limoges (Ruricius/Roritius) und Gévaudan/Mende (Hilarius). Die breite Basis des Reichsteils bilden also Aquitanien und die Belgicae. Besondere Bedeutung hat die Teilnahme von Nicetius nicht zuletzt dadurch, dass dies die erste konziliare Tätigkeit eines Trierer Bischofs seit der Mitte des 5. Jahrhunderts ist. Die 16 Kanones befassen sich mit dem geistlichen Charakter des Konzils (can. 1), der Bestattung (can. 3; 7), mit dem Verhalten der Bischöfe (can. 10; 11), der Lebensweise des Klerus (can. 13; 15; 16), dem Schutz der Kirchengüter (can. 5; 8; 14), den Juden (can. 6; 9), der Einmischung der weltlichen Gewalten in kirchliche Angelegenheiten (can. 2; 4; 5) und mit Verwandtenehen (can. 12). An welchen Kanones Nicetius bei der Abfassung und Verabschiedung besonders beteiligt gewesen sein mag, bleibt offen: Angesichts seines gut bezeugten Engagements gegen Verwandtenehen

23. Nicetius |

ist am ehesten an can. 12 zu denken, zumal die dort vorgesehene Exkommunikation von Nicetius anscheinend besonders häufig angewendet wurde. Auch an den Bestimmungen über die Lebensweise des Klerus (can. 13; 15; 16) könnte er mitgewirkt haben, da er diesem Bereich nachweislich große Aufmerksamkeit widmete. Die in der Literatur vertretene Vermutung, Nicetius könne in Clermont Wortführer der gegen die Steuerpolitik König Theudeberts I. votierenden Bischöfe gewesen sein, bleibt spekulativ. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

Clavis conciliorum occidentalium septem prioribus saeculis celebratorum … Bearb.: Andreas Weckwerth CC Claves – Subsidia 3, Turnhout 2013, Nr. 131, Nr. 132 S. 150 f. [a] Teilnehmerkreis/politischer Hintergrund: Gauthier, Évangélisation S. 175 – Pontal, Odile: Die Synoden im Merowingerreich (Konziliengeschichte: Reihe A, Darstellungen), Paderborn (u. a.) 1986, S. 176 – Suntrup, Aloys: Studien zur politischen Theologie im mittelalterlichen Okzident. Die Aussage konziliarer Texte des gallischen und iberischen Raumes (Spanische Forschungen der Görres-­Gesellschaft II , 36), Münster 2001, S. 80 – 86, S. 83 [b] Konziliare Tätigkeit: Anton, Trier S. 136 – Ders., Trierer Kirche S. 29 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 40. – Ein letzter Nachweis für konziliare Tätigkeit eines Trierer Bischofs: 5. Jahrhundert Bischof Leontius (Leontius Nr. 1). [c] Inhalt der Kanones: Pontal, Synoden S. 76 ff. – Anton, Trier S. 136. – Haltung des Nicetius zu Verwandtenehen s. Nr. 9, Nr. 15; zu Klerusdisziplin Nr. 36, Nr. 37 [d] Wortführer: Beisel, Fritz: Theudebertus magnus rex Francorum : Persönlichkeit und Zeit (Wissenschaftliche Schriften im Wissenschaftlichen Verlag Dr. Schulz-­ Kirchner : Reihe 9; 109), Idstein 1993, S. 119 8 um 537

Nicetius kritisiert Maßnahmen des neuen Königs Theudebert I. und exkommuniziert im Zusammenhang damit Personen aus dem königlichen Gefolge S. Nr. 9 9 um 537

Nicetius unterbricht in Gegenwart König Theudeberts I. eine Messe, bis Exkommunizierte aus dessen Gefolge die Kirche verlassen. Während einer Sonntagsmesse nach der Lesung der liturgisch vorgeschriebenen Lektionen und der Darbringung der Opfergaben auf dem Altar weigert sich Nicetius, den Gottesdienst fortzusetzen, bis von ihm Exkommunizierte aus dem Gefolge des

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480 | Hauptteil anwesenden Königs Theudebert I. die Kirche verlassen hätten. Nach anfänglicher Weigerung ordnet der König – in der Darstellung der Quelle nach öffentlicher Anprangerung seiner Sünden durch einen Besessenen – die Entfernung der Exkommunizierten an. Eintrag/Text:

Nam cum, Theodorico decedente, Theodoberthus, filius eius, regnum ambisset ac multa inique exerceret, et ab eodem (Nicetio sc.) plerumque corriperetur, cur vel ipse perpetraret vel perpetrantes non argueret, advenit dies dominicus. Et ecce rex cum his qui ab hoc sacerdote communioni abesse iussi fuerant eclesiam est ingressus. Lectis igitur lectio­ nibus, quas canon sancxit antiquus, oblatis muneribus super altare Dei, ait sacerdos: ‚Non hic hodie missarum solemnia consummabuntur, nisi communione privati prius abscedant‘. Haec rege renitente, subito exclamat unus de populo, arreptus a daemone puer iuvenis, coepitque voce valida inter supplicia torturae suae et sancti virtutes et regis crimina confiteri. Dicebatque episcopum castum, regem adulterum; hunc timore Christi humilem, illum gloria regni superbum; istum sacerdotio inpollutum a Deo in posterum praeferendum, hunc ab auctore sceleris sui velociter elidendum. Cumque rex timore concussus peteret, ut hic inerguminus ab eclesia eiceretur, dixit episcopus: ‚Prius illi qui [te] secuti sunt, id est incesti, homicidae, adulteri, ab hac eclesia extrudantur, et hunc Deus silere iubebit‘. Et statim rex iussit omnes hos qui sacerdotis sententia damnati fuerant egredi ab eclesia. Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 1

Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1) c. 2 S. 279 Z. 4 – 32 Kommentar:

Der Vorgang ist nur aus der Vita Nicetii Gregors von Tours bekannt, der nur eine grobe Datierung auf die Anfänge der Regierungszeit Theudeberts I. gibt. Trotz der Einkleidung in eine Wundergeschichte ist ein authentischer Kern wohl gegeben. Der Grund des Konfliktes zwischen König und Bischof wird mit der Bezeichnung des Herrschers als Ehebrecher – wohl wegen seiner um 537 nach der Verstoßung von Deoteria geschlossenen Ehe mit Wisigarde – vermutlich nur teilweise benannt. Aus der Vita geht deutlich hervor, dass Nicetius auch andere vom König durchgeführte bzw. geduldete Maßnahmen scharf als Unrecht kritisierte, doch bleibt unklar, ob daraus eine Opposition des Trierer Bischofs gegen eine bestimmte Politik, etwa die Fiskalpolitik, gefolgert werden darf. Zumindest teilweise in Zusammenhang mit der Kritik am König, der (bei dieser Gelegenheit) selbst nicht exkommuniziert wurde, stand nach Darstellung der Vita die Exkommunikation einiger Personen – wohl (fränkischer) Großer – aus der Umgebung des Herrschers wegen Inzestes (Verwandtenehe),

23. Nicetius |

Mordes und Ehebruchs. Die chronologische Einordnung erfolgt mit Vorbehalt nach dem erschlossenen Datum der Eheschließung mit Wisigarde. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Ehebruchvorwurf: Vgl. Wood, Ian: The Merovingian Kingdoms, 450 – 751, London/ New York ³1995, S. 73, S. 132 – Dagegen: Uhalde, Kevin: Proof and Reproof: the Judicial Component of Episcopal Confrontation, in: Early Medieval Europe 8 (1999) S. 1 – 11; S. 9 f. (Hauptgrund: Anwesenheit der Exkommunizierten) – Ehen mit Deoteria und Wisigarde: Beisel, Theudebertus S. 28 – 30, S. 53 – 57 (Datierung). Gegen eine Reduzierung des Konfliktes auf die Entfernung der Gebannten spricht die Einbindung des Vorgangs durch Gregor von Tours in den Kontext der Kritik an Theudeberts früher Regierungszeit. [b] Stand der Exkommunizierten: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 221: Kleriker – Wegen der ihnen vorgeworfenen Verbrechen waren es aber sicher vor allem weltliche Große fränkischer Herkunft (siehe auch Nr. 15) [c] Gegner der Fiskalpolitik: Vgl. Beisel, Theudebertus S. 119 f. (hochspekulativ). 10 um 537, wohl unmittelbar danach

Nicetius gewinnt Aredius, der am Hof Theudeberts I. erzogen wird, in Trier zum Schüler – Nicetius führt eine Klerikerschule in Trier Eintrag/Text:

[1] Incipiunt de virtutibus vel de transitu Aredii abbate, qui hoc anno (591 sc.) terras relinquens, vocante Domino, migravit ad caelum. Lemovicinae urbis incola fuit, non mediocribus regiones suae ortus parentibus, sed valde ingenuis. Hic Theodeberto regi traditus aulicis palatinis adiungitur. Erat enim tunc temporis apud urbem Trivericam vir eximiae sanctitatis Nicetius episcopus, non solum in praedictione admirabilis facundiae, verum etiam in operibus bonis ac mirabilibus celeberrimus habebatur in plebe. Qui intuens puerum in regis palatio, nescio quid in vultu eius cernens divinum, praecepit ei se sequi. At ille, relicto regis palatio, secutus est eum. Cumque ingressi in cellulam, de his quae ad Deum pertinent confabularentur, expetiit adulescens a beato sacerdote se corrigi, ab eo edoceri, ab eo inbui ac in divinis voluminibus ab eodem exerceri. Cumque in huius studii flagrantia cum antestete memorato degeret, tonsorato iam capite, … . Exinde vir Dei, spiritu, ut diximus, sancto repletus, ad patriam, genitore ac germano defunctis, regreditur, consolaturus Pelagiam genitricem, … . Construxit templa Dei in honore sanctorum … cenobiumque fundavit, … [2] Qua de causa relatorem huius operis in medio ponere est necesse, ut hi qui veritati derogant confundantur. Noverint igitur, a beato Aridio abbate urbis Lemovicinae, qui ab ipso Nicetio antestite enutritus et clericatus ordinem sortitus est, haec quae subiecta

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482 | Hauptteil sunt me audisse; quem in hoc non credo fefellisse, cum per eum Deus eo tempore, quando mihi ista retulit, … Es folgen beglaubigende Wundertaten des Informanten und Wunder, die ihm zuteil wurden. … . Aiebat ergo memoratus sacerdos de antedicto antestite: ‚Multa quidem, dulcissime frater, bonorum virorum testimonio divulgatum cognovi, sed plurima oculis propriis inspexi vel etiam ab eo vix elicita cognovi‘. [3] … infra territurium urbis Lemovicinae … . Tertio quoque anno (größter Dürre) accidit, ut quidam iter agens, beati Clementis martyris, … reliquias exhiberet, quas Aridio ipsius urbis presbitero, viro in omni sanctitate religioso, detulit. Quelle/Überlieferung:

[1] Krusch, Einleitung zur Ausgabe S. XXII – XXXV – Ders., Historische Vierteljahrsschrift 27 (1932) S. 673 – 757; 28 (1933/1934) S. 1 – 21 – Buchner, Rudolf (Hg.): Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichten 1 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr-­vom-­Stein-­Gedächtnisausgabe), Darmstadt 1955 (Ndr.), S.  XXXIII – XXXVI – Ders., ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414 – Ders., ebd. 68 (1951) S. 465 – 470 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 167 – 175 mit Anm. 116 – 136 S. 245 – 249 [2] Siehe Nr. 1 [3] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34; S. 13 f., S. 17 f., S. 21 f., S. 32 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 266 Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Historiae ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951, X, 29 S. 522 – 525; S. 522 f. [2] Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1), Prolog S. 277 f. [3] Gregor von Tours, Liber in Gloria martyrum ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. 1969 mit neuer Paginierung, S. 34 – 111, c. 36 S. 61 Z. 6, Z. 19 – 21 Kommentar:

Nach dem zweifellos glaubwürdigen, wenngleich anekdotisch gefärbten Bericht Gregors warb Nicetius bei einem Besuch im Trierer Palast König Theudeberts I. Aredius, einen am Hof erzogenen aulicus palatinus, als Schüler und bildete ihn in seiner cella – dies ist zugleich ein klares Zeichen dafür, dass Nicetius auch als Bischof ein mönchisches Leben führte – zum Kleriker aus und weihte ihn zum Priester. Zugleich ist aus diesem Bericht in Verbindung mit anderen Zeugnissen die Existenz einer von Nicetius geleiteten Klerikerschule zu erschließen. Ob diese auch der Ausbildung von Missionaren diente, erscheint fraglich. Nicht unwahrscheinlich ist hingegen, dass die Reorganisation der Kölner, Mainzer und Straßburger Bischofskirchen mit Personal erfolgte, das von Nicetius in Trier ausgebildet worden war. Die Zeit der Anwerbung von Aredius ist zunächst durch die Regierungszeit des Königs auf 533 – 548 bestimmt.

23. Nicetius |

Aredius stieg bis zum Presbyter auf und kehrte nach dem Tod von Vater und Bruder in das heimatliche Limousin zurück, wo er als Presbyter wirkte und in Attanum (später St. Yrieix) ein Kloster gründete. Die dort befolgte Mischregel (Basilius von Caesarea, Johannes Cassianus u. a.) lässt in Verbindung mit anderen Zeugnissen Rückschlüsse auf die monastische Observanz seines vom Rhone-­Mönchtum geprägten Lehrers Nicetius zu. Es ist oben relativierend gesagt, dass die Regierungszeit König Theudeberts (533 – 548) zunächst den zeitlichen Rahmen gibt. Es fragt sich, ob weitere Zeitansätze zu fassen sind. Konkretere Margen könnte man aus der Vita des Abtes Aredius von Limoges erwarten, des von Gregor von Tours höchst verehrten älteren Freundes und namentlich in Bezug auf Nicetius wesentlichen Gewährsmanns (Zu diesem Gesichtspunkt Text [2], Prolog S. 277 f.). Zum Leben des Aredius siehe die Lebensbeschreibung durch Gregor von Tours: Text [1], ferner Text [3]; kritische Zusammenführung: Bruno Krusch: MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 7 f.; SS rer. Mer. 3 S. 576 – 581). Es sind deshalb im Folgenden Fährten zu verfolgen, die scheinbar von Nicetius wegführen. Die maßgebende Quelle zu den Anfängen des Aredius – Text [1] – ist bestimmt und unbestimmt zugleich. Festgehalten ist seine nicht niedere Herkunft aus Limoges. Anscheinend noch in Limoges wird er König Theudebert übergeben und wird Mitglied der aula palatina. Der unbestimmten Formulierung könnte zugrunde liegen, dass er schon dem König Theuderich I. († 533) übergeben wurde und im Rahmen von dessen Reorganisation des Trierer Klerus nach Trier gelangte. Jedenfalls kam er in Trier als Mitglied der Hofschule Theudeberts in Kontakt mit dem dortigen Ortsbischof Nicetius: Hic Theodoberto traditus, aulicis palatinis adiungitur. Erat autem tunc temporis apud Trivericam vir eximiae sanctitatis Nicetius episcopus, … . Qui intuens puerum in regis palatio, nescio quid in vultu eius cernens divinum, praecepit ei se sequi. At ille, relicto regis palatio, secutus est eum. (Anfänge in Limoges und Verlassen des Vaterlandes: Krusch, MGH SS rer. Mer. 3 S. 576). Die weiteren Lebensstationen des Aredius, die aus der Gregorschen Vita und Reflexen bei ihm erschlossen sind (Krusch, MGH SS rer. Mer. 3 S. 576 – 581; SS rer. Mer. 1, 2 S. 7 f.), haben einen bezeichnenden Fixpunkt in der Angabe, dass Aredius am 24./25. August 591, nur ganz wenige Jahre nach dem Tod seiner Mutter Pelagia († wohl 586) verstorben ist (MGH SS rer. Mer. 3 S. 576 f.). Beim Tod seines Vaters Jocundus (und seines Bruders Renosindus, den Gregor aber an anderer Stelle für die Zeit von 576 bis 581 patronus familiae sein lässt: MGH SS rer. Mer. 3 S. 576 Anm. 3) ging Aredius in seine Heimat zurück und gründete das Kloster Attanum nach der Regel der Heiligen Johannes Cassianus und Basilius (s. o.). Häufiger Kontakt mit Bischof Euphronius von Tours (556 – 573) und dessen Nachfolger, eben Gregor, ist bezeugt. Da seine Mutter ihm nur wenige Jahre im Tod vorausging, dürfte er bei seinem Tod – Gregor bringt keine der üblichen Floskeln zum hohen Alter – nicht über 70 bis 75 Jahre alt gewesen sein. Für seine Geburt ergäbe das: 516 – 521. Sehr gut passt das zur Aussage des Nicetius-­Biographen zur

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484 | Hauptteil Höflingszeit und zur Conversio des Aredius in Trier: Am Hof ist er puer, im Dienst des Nicetius adulescens (MGH SS rer. Mer. 1, 1 S. 521 Z. 13 – 16). Er wäre zwischen 17 und 20 Jahre alt gewesen. Mit aller Vorsicht wäre der Vorgang auf die Zeit „um 537, wohl unmittelbar danach“ zu datieren. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Glaubwürdigkeit: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 7 – Anton, Trier S. 135 (trotz Kennzeichnung als „anekdotenhafte Schilderung“). In der übrigen einschlägigen Literatur wird Glaubwürdigkeit als gegeben vorausgesetzt. Vgl. zusammenfassend zu Aredius: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 252 f. – Zu Aredius eingehende Behandlung im Kommentar. [b] Nicetius als Mönchsbischof: Gauthier, Évangélisation S. 174 – Scheibelreiter, Georg: Der Bischof in merowingischer Zeit (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 27), Wien/Köln/Graz 1983, S. 112 – Anton, Trier S. 135 – Becker, Mönchtum S. 25 – Anton, Trier von der Spätantike S. 39. [c] Klerikerschule: Missionarsausbildung: Kyll, Nikolaus: Siedlung, Christianisierung und kirchliche Organisation in der Westeifel, in: RhVjbll. 26 (1961) S. 159 – 241; S. 171 f., S. 209 – Ewig, Raum S. 290 f. – Anton, Trier von der Spätantike S. 39. – Skeptisch: Scheibelreiter, Bischof S. 83 f. (ohne Berücksichtung des Zeugnisses zu Aredius) – Pfeiffer, Mission S. 208 f. (Missionsanstrengungen unter Nicetius nicht zu belegen). Siehe auch Nr. 17, Nr. 27, Nr. 32. [d] Rheinische Bistümer: Ewig, Frühes Mittelalter S. 56 – Vgl. auch Anton, Trier von der Spätantike S. 38. – Zum Straßburger Bischof Arbogast und der aus dessen Namensgleichheit mit dem spätantiken Trierer comes gezogenen Folgerung vgl. Gauthier, Évangélisation S. 120 f. (erwägt Identität mit Trierer comes); ablehnend dazu: Anton, Trier im Übergang S. 38 f.; Ders., Trier S. 56. – Herkunft aus Trierer Familie: Ewig, Frühes Mittelalter S. 56 (unter Verweis auf den unter Nicetius bezeugten Priester Arboastis [siehe dazu Nr. 37]). Eine Schülerbeziehung rheinischer Bischöfe zu Nicetius ist nicht bezeugt, obgleich für Carentinus von Köln und Sidonius von Mainz Lobgedichte des Venantius Fortunatus vorliegen (George, Judith W.: Venantius Fortunatus. A latin poet in merovingian Gaule, Oxford 1992, S. 26 ff.). Diese Beobachtung erhält noch größeres Gewicht, wenn Nicetius das Bindeglied zwischen dem Dichter und den Bischöfen war (so ebd. S. 27 – Anton, Trier von der Spätantike S. 38). Der einzige bekannte Nicetius-­Schüler, der Bischof wurde, war sein Nachfolger Magnerich. [e] Presbyter: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 252. [f] Observanz von Nicetius: Prinz, Mönchtum S. 198, S. 302 – Anton, Trier S. 135 Anm. 123 – Becker, Mönchtum S. 26 f. – Felten, Franz J.: Die Bedeutung der ‚Benediktiner‘ im frühmittelalterlichen Rheinland. Reflexionen, Anmerkungen und Fragen,

23. Nicetius |

Teil 1, in: RhVjbll. 56 (1992) S. 21 – 58; Teil 2, in: RhVjbll. 57 (1993) S. 1 – 49; 1 S. 28 f. (zweifelnd: Ders., Benediktiner 2 S. 4) – Anton, Trier von der Spätantike S. 39. – Vgl. auch Ewig, Trier im Merowingerreich S. 101. [g] Prägung durch Rhone-­Mönchtum: Prinz, Mönchtum S. 198 f., S. 302 – Becker, Mönchtum S. 24 f. – Anton, Trier von der Spätantike S. 38 f. 11 549 Okt. 28

Nicetius nimmt am fünften Konzil von Orléans teil und erklärt durch seine Unterschrift sein Einverständnis für sich und seine Herren. Eintrag/Text:

Nicecius gratia Domini episcopus Triuerice civitatis consinsum meum vel domnorum meorum religi et subscripsi. (niceus HAB; nicasius N; Nicaecius L – gratia Domini: in christi nomine RHAB, fehlt I – Triuerice civitatis: treuericae ecclesiae RHABI – con­ sinsum … meorum: constitutionem nostram RHAB, constitutionem F – religi fehlt F) Quelle/Überlieferung:

Zusammenstellung, Datierung und Siglen der Handschriften: Maassen, Concilia 1 S.  XII  – XVII , S. 99 f. – de Clercq, Concilia S.  VII -X, S. 147 – Boese, Helmut: Die lateinischen Handschriften der Sammlung Hamilton zu Berlin, Wiesbaden 1966, S. 72 – 75; S. 72, S. 75 C: Sammlung Corbie, Paris BnF lat. 12097, 6. – 7. Jahrhundert, fol. 171r – 177r; fol. 175v K: Sammlung Köln, EDDB Cod. 212, 590 – 604, fol. 115v – 121v; fol. 120v L: Sammlung Lyon, Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1745, 7. – 8. Jahrhundert, 7. Jahrhundert, fol. 68r – 80r; fol. 77v R: Sammlung Reims, Berlin, SBB-PK Ms. Phill. 1743, 8. Jahrhundert, fol. 154r – 159r; fol. 158v H: (Sammlung aus Corbie, kurz nach 800), Berlin, SBB-PK Ms. Ham. 132 (Ms. lat. 435: Maassen, de Clercq), 9. Jahrhundert, fol. 146r – 149v; fol. 148v – 149r A: Sammlung Saint-­Amand, Paris, Bn F lat. 3846, 9. Jahrhundert, fol. 152v – 155v; fol.154v B: Sammlung Beauvais, Vatikan, BAV Vat. lat. 3827, 9./10. Jahrhundert, (fol. 104r – 106v) neue Zählung: fol. 14r – 16v; fol. 16r T: Sammlung Toulouse, Toulouse BM Cod. 364, vor 666/667, fol. 101r – 103v (keine Subscriptiones) I: Sammlung Albi, Albi BM Ms. 2 (147), 9. Jahrhundert, fol. 135v – 140v; fol. 140v F: Sammlung S. Maur, Paris BnF lat. 1451, 9. Jahrhundert, 800 – 816, fol. 87r – 90r; fol. 90r N: Sammlung Lorsch, Vatikan, BAV Pal. lat. 574, um 800, fol. 90v – 98v; fol. 97v

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486 | Hauptteil Ausgabe(n):

Concilium Aurelianense 549: MGH Concilia 1, ed. Friedrich Maassen, Hannover 1893 (Ndr.), S. 100 – 112 (Unterschrift S. 109 Z. 5 f.) – Concilia Galliae A. 511–A. 695, ed. Charles de Clercq CC SL 148A, Turnhout 1963, S. 148 – 161 (Unterschrift S. 157 Z. 256 f.) = Gaudemet, Jean / Basdevant, Brigitte: Les canons des conciles mérovingiens (VIe – ­VIIe siècles) 1 (SC 353), Paris 1989, S. 297 – 327 (Unterschrift S. 320) Ältere Ausgaben (Crabbe, Surius, Sirmond, Gonzalez) s.  MGH Concilia 1 S. 100, Concilia Galliae S. X Kommentar:

Nicetius unterschrieb als vierter der acht anwesenden Metropoliten. Insgesamt nahmen 50 Bischöfe sowie in Stellvertretung ihres Bischofs 21 Priester und Diakone teil. Mit ‚seinen Herren‘ sind vermutlich die ebenfalls anwesenden Bischöfe Desideratus von Verdun und Alodius von Toul gemeint, die an späterer Stelle ebenfalls unterschrieben. (Eine gewisse Parallele bietet die Unterschrift des Aspasius von Eauze: S. 209 Z. 8 f.). Diese Form der Unterschrift gilt als klares Zeugnis für das Bestehen einer Kirchenprovinz an der Mosel mit Trier als Metropole. Von den Kanones, die auf dem Konzil verabschiedet wurden, sind vor allem der in den Dreikapitelstreit eingreifende can. 1 (Verurteilung der Lehren des Eutyches und des Nestorius) und can. 23 (Pflicht der Metropoliten zu jährlichen Provinzialsynoden) zu erwähnen. Mit can. 1 hängt vermutlich der Brief von Nicetius an Kaiser Justinian (Nr. 19), mit can. 23 vielleicht die ca. 550 in Toul abgehaltene Provinzialsynode zusammen (Nr. 15). – Im Ganzen zeigt der Text das tastende Betreten des dogmatisch-­universalkirchlichen Terrains von der gallisch-­fränkischen Kirche her (Dreikapitel, Eutyches, Nestorius). Eminent wichtig ist die Verbindung der Trierer Metropolitankirche mit den vorrangig befassten Sitzen Lyon, Arles, Vienne und vor den innerfränkischen Metropolen Bourges, Eauze, Sens, Besançon. Der Erzbischof Mapinius von Reims, der zweite Metropolit der Belgica, ist durch einen Archidiakon vertreten. Literatur:

Clavis conciliorum Nr. 135 S. 152 f. [a] Form der Unterschrift, Kirchenprovinz: Schmidt, Trier und Reims S. 24 – Gauthier, Évangélisation S. 175 – Anton, Trier S. 136. Siehe auch Nr. 7. [b] Kanones, konziliare Tätigkeit, politische Theologie: Gauthier, Évangélisation S. 175 f. – Pontal, Synoden S. 95, S. 97 – 101 – Anton, Trier S. 136 – Ders., Trierer Kirche S. 29 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 40 – Suntrup, Studien S. 86 – 93. 12 um 550, Frühjahr

Nicetius exkommuniziert fränkische Große wegen Verwandtenehen. Ergibt sich aus Nr. 14, Nr. 15.

23. Nicetius |

13 um 550, April/Mai

König Theudebald beruft auf Wunsch von Nicetius eine Reichsteilsynode nach Toul ein, weil dieser durch von ihm exkommunizierte fränkische Große bedrängt wird. Akten nicht erhalten, ergibt sich aus Nr. 15. 14 um 550, Juni 1

Eine Reichsteilsynode in Toul behandelt die Angelegenheiten fränkischer Großer, die von Nicetius exkommuniziert worden waren und ihn deshalb bedrängten. Akten nicht erhalten, ergibt sich aus Nr. 15. 15 um 550, Juni

Bischof Mapinius von Reims verteidigt und entschuldigt gegenüber seinem Amtsbruder Nicetius von Trier sein Nichterscheinen auf der Synode in Toul mit Hinweis auf Nichtkenntnis der Verhandlungsmaterien für die von König Theudebald auf den 1. Juni anberaumte Synode. Im weiteren Verlauf darüber informiert, dass Schwierigkeiten des Nicetius (scandala seu anxietates multimodas) wegen seiner rigorosen Handhabung der kirchlichen Normen im Eherecht Gegenstand der Verhandlungen waren, beteuert Mapinius, nicht abweichend hiervon zu handeln, betont seine unter dem Haupt Christus gegebene tiefe Verbindung mit seinem Amtsbruder im Handeln. Im Verweis auf die tief theologisch begründete bischöfliche Gemeinsamkeit kritisiert er, dass Bischof Nicetius in dieser Angelegenheit eine königliche Initiative veranlasst habe. Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINO S[AN]­C[T]­O ET IN XPO (Christo) BEATISSIMO FRATRI NICETIO papae mapinius ep[iscopu]­s Paraphrasierende Wiedergabe des Briefes: 1. Nach Weisung des Evangeliums (Mc 3, 24) kann ein Reich, das in sich geteilt ist, nicht bestehen. Wenn dies für auf die Welt ausgerichtete Personen gelte, wie mit Recht geglaubt werden kann, gilt dies umso mehr für geistliche Personen (de sacerdotum personis), wenn sie als uneinig befunden werden. Mit welcher Gewissheit können wir unserem Schöpfer, der uns als Organe seines Leibes zu leben aufgab (nos in unitate conpages, quod est corpus suae deitatis uiuere praecepit), unsere Opfergebete darbringen, wenn wir uns wegen fehlender brüderlicher Liebe getrennt geben? Brüderliche Liebe soll herrschen in gegenseitigem Mitteilen und im Teilen der Mühen. 2. Um konkret zu werden, frömmster und in hohem Maß zu liebender Herr und Bruder, so viel: Wir erhielten einen Brief unseres Sohnes, des Herrn Königs Theudebald, mit der Aufforderung, am 1. Juni in Toul zu sein. Da kein Grund für die Ein-

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488 | Hauptteil berufung genannt war, haben wir im Antwortschreiben mitgeteilt, wegen Unkenntnis der Umstände nicht kommen zu müssen (nos illic accedere non debere). In weiterer Korrespondenz wurde ich in Kenntnis gesetzt, dass Eure Seligkeit vielfachen und skandalösen Anfeindungen ausgesetzt sei wegen rigorosen Vorgehens gegen etliche fränkische Große bis zum Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft (pro incestis condicionibus). 3. Nicht wenig beklagen wir, dass Ihr uns durch Euren Bericht nicht informiert habt, ob sie nach kanonischer Normsetzung verurteilt oder aus pastoralem Eifer wegen mittlerer Vergehen gebessert werden sollten. Da Ihr sicher im Einklang mit der Tradition der Väter gehandelt und nichts Neues statuiert habt, halten wir es für umso absurder, dass die von Euch nach kanonischer Norm Verurteilten von uns aufgenommen werden sollten. 4. So befinden und raten wir, dass Ihr uns in allen Euren Trübsalen und Freuden zu Teilhabern macht, da uns durch Vermittlung unseres Hauptes Christus (mediante capite nostro, quod est Christus) in all dem die Einheit grundgelegt ist. Mit schuldigem Respekt will ich freilich sagen: Es hätte sich geziemt, dass Ihr eher als den König uns mit der Sache befasst hättet, wie wir es unter gleichen Umständen jedenfalls getan hätten. 5. Unbeschadet der Liebe und des Gehorsams dem König gegenüber steht die Gemeinsamkeit der Bischöfe in schwerem Schicksal voran. 6. Eines soll noch zur Klarheit gesagt sein: Wenn der zweite königliche Brief am 26. oder 27. Mai bei uns eingetroffen wäre, wären wir am festgesetzten Ort und Termin erschienen. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 11: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 13r – 14r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 11 S. 126 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 429 f. – Dort nicht verarbeitet: Emendationsvorschlag zu (6): Reverdy, Georges. Les relations de Childebert II et de Byzance, in: Revue Historique 114 (1913) S. 61 – 86; S. 86 Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet, Mansi, PL) s. in Ausgabe CC SL S. 429. Kommentar:

Die Identität des Adressaten mit dem Trierer Bischof steht außer Frage. Der durch die Deutlichkeit seiner Kritik bemerkenswerte Brief des Reimser Bischofs beleuchtet

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das Konkurrenzverhältnis der beiden Bischöfe im austrasischen Reichsteil König Theudebalds. Nicetius hatte sich durch die Exkommunikation einiger fränkischer Großer offenbar so starke Feinde gemacht, dass er die Einberufung einer (Reichsteil-) Synode nach Toul für erforderlich hielt. Man wollte aus dem Schreiben den Versuch des Trierer Bischofs herauslesen, sich gegenüber seinem Reimser Amtsbruder als maßgeblicher Bischof („Reichsbischof “) des östlichen Reichsteils durchzusetzen. Vielleicht fällt einiges Licht auf die Beziehungen zwischen den Bischöfen von Trier und Reims, bezieht man ihre Präsenz auf den gallischen Konzilien von 535 und 549 in die Betrachtung ein: In Clermont 535 signieren Flav(i)us von Reims und Nicetius von Trier in der Abfolge Reims-­Trier: de Clercq, Concilia Galliae S. 110 Z. 7 f. – S. 111 Z. 11 – 14. 549 ist Nicetius unter den Traditionsmetropoliten Galliens Lyon, Arles, Vienne vor Bourges, Eauze usw.: de Clercq, Concilia Galliae S. 157 Z. 256: consinsum meum vel domnorum meorum (Hss. RAHBF constitutionem nostram). Der Metropolit Map(p)inius ist durch Archidiakon Protadius vertreten (de Clercq S. 161 Z. 353 Protadius archidiaconus directus a domno meo Mappinio episcopo ecclesiae Remorum subscripsi). Aus der Provinz Reims sind noch in Orléans: Gonotiernus (Senlis, S. 160 Z. 313), Beatus (Amiens, S. 160 Z. 315), Presbyter Vitalis für Bischof Agrestius (Tournai, S. 161 Z. 341 f.), Archidiakon Medulfus für Bischof Gennobaudus (Laon, S. 161 Z. 355 f.). Aus der Provinz Reims sind also zwei Bischöfe anwesend, der Metropolit und zwei weitere Bischöfe sind durch Vertreter beteiligt. Ob hier Spannungen zu Nicetius von Trier fassbar sind? 535 begleiten Nicetius die Bischöfe von Metz (Hesperius S. 111 Z. 25 f.) und von Verdun (Desideratus S. 111 Z. 27 f.). 549 nehmen Desideratus (S. 158 Z. 280 f.) und Alodius von Toul (S. 159 Z. 307) mit Nicetius an der Synode teil. Bischof Vilicus von Metz fehlt. Er erhält um 550 einen Brief von Bischof Mapinius von Reims (Epp. Austr. Nr. 15 S. 433 f.). Mapinius appliziert (provokativ?) auf den Metzer Suffragan des Nicetius die Christus-­Verheißung an Petrus: Joh 21, 17. Die Konfliktlinien um 550 sind damit beleuchtet: Mapinius geht zusammen mit Metz, Nicetius mit Toul und Verdun. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

Clavis conciliorum S. 174 (geführt unter Dvbia) [a] Datierung: Vgl. die Editionen. – Pontal, Synoden S. 105 (um 550) – Anton, Trier S. 99 (550), S. 136 (um 550) – Ders., Trier von der Spätantike S. 40 (550). – Unbestimmt: Gauthier, Évangélisation S. 179 [b] Als Antwortschreiben gesehen: Gauthier, Évangélisation S. 179 (wohl nicht haltbar). [c] Konkurrenzverhältnis/Reichsbischof: Schmidt, Trier und Reims S. 26 f. – Pontal, Synoden S. 105 f. – Anton, Trier S. 99, S. 136 – Ders., Trierer Kirche S. 26 f., S. 29 f. – Siehe nun die wesentlichen Ergänzungen im Kommentar.

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490 | Hauptteil [d] Exkommunikation: Pontal, Synoden S. 105 f. – Anton, Trier S. 99 [e] Synode: Von Großen einberufen, um Nicetius zurechtzuweisen: Gauthier, Évangélisation S. 179. Von Nicetius initiiert: Anton, Trier S. 99, S. 136 – Ders., Trierer Kirche S. 26 f., S. 29 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 40. Unsicherheit, ob die Synode stattgefunden hat: Pontal, Synoden S. 106. Charakter einer Teilreichssynode: Ewig, Eugen: Beobachtungen zu den Bischofslisten der merowingischen Konzilien und Bischofsprivilegien. Die Synoden der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952 – 1973), 2, hg. von Hartmut Atsma (Beihefte der Francia 3, 2), München 1979, S. 427 – 455 [zuerst 1970], S. 454 mit Anm. 93 – Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 355. Der Tagungsort muss kein Hinweis auf die Herkunft der Großen aus der Diözese Toul sein, da man einen Ort in der Mittellage des Reiches gesucht haben könnte. [f] Nennung als Sohn: In der Literatur nicht diskutiert. Da Mapinius von sich im Plural spricht, ist unklar, ob sich noster nur auf ihn oder auch auf Nicetius bezieht. Hinzuzuziehen ist die Nennung des Königs als filius des Nicetius im ersten Florianus-­Brief (siehe Nr. 18). Die aus letztgenanntem Zeugnis zunächst zu vermutende Taufpatenschaft des Nicetius für Theudebald (‚geistlicher Sohn‘) lässt sich kaum mit dem Mapinius-­Brief vereinbaren, es sei denn, dass dieser und Nicetius Paten des Königs gewesen wären. Wahrscheinlicher ist indes, dass die besondere Stellung von Nicetius und Mapinius als höchster Metropoliten des austrasischen Reichsteils gemeint war. Die Apostrophierung des Königs durch Mapinius als filius noster könnte der Reimser Bischof gewählt haben, um in Reaktion auf Nicetius seine mit diesem gleichberechtige Stellung zum König bzw. im austrasischen Reichsteil einzufordern, was gut zum gesamten Tenor des Briefes passen würde. Siehe auch Nr. 18, Nr. 22. [g] Politisch-­theologische Aussage: Das Mapinius-­Schreiben ist Zeugnis für eine markante theologische Weiterentwicklung. Die paulinische Lehre von der Kirche als corpus Christi, hier singulär spezifiziert als corpus suae deitatis (can. 1 S. 429 Z. 8 ff.), hat als logisches Korrelat: Christus ist in dem organologischen Gefüge medians ca­ put (can. 4 S. 430 Z. 38 ff.). Eine knappe systematische Zusammenstellung zu dem Komplex findet sich bei Suntrup, Studien S. 156 – 159, wo die hochrelevante Aussage des Mapinius – und zwar im konziliaren Kontext – fehlt. 16 um 550

Nicetius bittet Bischof Rufus von Octodurum (Martigny) um Anwerbung italienischer Handwerker. Die Bitte ergibt sich aus einem Brief des Rufus (Nr. 17).

23. Nicetius |

17 um 550

Bischof Rufus (von Octodurum [Martigny]) schickt Nicetius die gewünschten italienischen Handwerker, wobei er bedauert, dass er ihn nicht selbst wiedertreffen kann, und bittet ihn, zwei seiner Diakone zu grüßen. Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINO SEMPER SUO ET APOSTOLICO DOMNO ET PAPAE NICETIO RUFUS EPISCOPUS Paraphrasierende Wiedergabe des Briefes: 1. Auf den Wunsch des Nicetius hin schicke er die aus Italien herbeigerufenen und für ihre Sendung eidlich gesicherten Handwerker unter der Führung des Presbyters Amabilis. 2. Er lobt Nicetius als Zierde der Kirche, rühmt überschwänglich dessen Heiligkeit, Nächstenliebe, Demut, Reinheit, Berühmtheit, Reichtum, Weisheit, Großzügigkeit, Frömmigkeit und Wissen und bedauert tief, ihn nicht selbst wiedertreffen zu können. 3. Als Trost bleibe ihm, dass Nicetius in seinem Herzen sei. 4. Die Weite des Weges und die Gefahren der Reise würden ihn nicht abhalten, zu Nicetius zu kommen und sich mit seinen bei diesem weilenden Schülern an dessen Gelehrsamkeit zu erfreuen. 5. Weil er sich seinen Wunsch aber zurzeit nicht erfüllen könne, sollten jene (Schüler) genießen, dass sie bei Nicetius sein dürften. Wenn er selbst nicht die Gegenwart von Nicetius verdiene, werde er sich an einem durch einen Boten (nuntio currente) übermittelten Zuspruch erfreuen. Die göttliche Macht, die Nicetius als einen solchen Bischof eingesetzt habe, möge ihn zu höchstem Alter führen. Er bittet ihn, die Diakone Sunnovehus und Catellio, seine (des Rufus) „Mitdiener“ (conseruos) zu grüßen. 6. Nicetius möge ihn in seine Gebete einschließen: … domine sancte et apostolicae sedis dignissime et meus peculiaris domne. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 21: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 17v – 18v – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 21 S. 133 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 439 f. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 439.

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492 | Hauptteil Kommentar:

Der um 550 verfasste Brief des Bischofs von Octodurum (Martigny) (nicht Turin) ist ein wichtiges Zeugnis für die von Nicetius initiierten Bau- und Restaurierungsarbeiten, für die man italienische Spezialisten benötigte. Rufus, der Nicetius offenbar persönlich gut kannte, vermittelte die Handwerker auf dessen Bitte hin. Das Schreiben ist im Ton höchster Verehrung für Nicetius gehalten und ist ein weiterer Beweis für den herausragenden heiligmäßigen Ruf, den der Trierer Bischof weit über die Region hinaus genoss. Auch sein Wissen und seine Gelehrtheit werden hervorgehoben; anscheinend ließ Rufus eigene Kleriker bei Nicetius ausbilden, was ein weiterer, bislang nicht verwerteter Hinweis auf die von Nicetius geleitete Trierer Klerikerschule ist, die offensichtlich einen überregionalen Ruf genoss. Der Wunsch, dass Nicetius ein sehr hohes Alter erreichen möge, ist ein weiteres Indiz für dessen sicher deutlich vor der Jahrhundertwende liegendes Geburtsdatum. Offenbar ist im Schlussgruß domine sancte et apostolicae sedis dignissime das erste und bisher nicht gesehene Zeugnis für eine apostolische Gründung des Trierer Bistums gegeben. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung: Vgl. die Editionen. Rufus von Octodurum besuchte die Konzilien von Orléans 541 und 549; 565 ist sein Nachfolger bezeugt (Duchesne, FE 1 S. 246). [b] Identifizierung: Turin: Gundlach, Edition MGH, S. 133 – Duchesne, FE 1 S. 246 Anm. 1 – Scheibelreiter, Bischof S. 197. – Octodurum: Hontheim, Historia I S. 37 ff. – Kentenich, Kult S. 345 Anm. 26 – Lanzoni, Francesco: Le diocesi d’Italia dalle origini al principio del secolo VI (604) (Studi e Testi 35), Faenza 1927 (Ndr.), S. 1048 f., mit Verweis auf regionale Forschungen zum Wallis (Jean Gremaud) – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 5 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 102 – (Gundlach)/ Rochais, Edition CC SL S. 439 (doch fälschlich im Index nominum S. 666 „Rufus ep. Taurinensis“) – Gauthier, Évangélisation S. 186 – Anton, Trier S. 134 Anm. 121 – Ders., Trier von der Spätantike S. 25 Anm. 59. Gegen Turin spricht schon, dass nach eigenen Angaben des Rufus die Handwerker aus Italien zu ihm gekommen sind (de partibus Italiae accitus), er selbst also außerhalb der Italia lebte. [c] Persönliche Bekanntschaft: Gauthier, Évangélisation S. 186. Die Bekanntschaft könnte vom gemeinsamen Besuch des Konzils von Orléans 549 (Concilia Galliae S. 148 – 161; S. 158 Z. 272 Unterschrift: … Rufus episcopus Octorinsium ….) herrühren. [d] Bau-/Restaurierungsarbeiten: Siehe Nr. 29 – 32; Nr. 117. [e] Heiligmäßiger Ruf: Siehe die Summe der Rühmung sanctitate summus (CC SL S. 440 Z. 12), die der häufigen Verwendung des sanctus-­Epithets entspricht.

23. Nicetius |

[f] Schule: Siehe Nr. 10. Die Anwesenheit von Klerikern aus Octodurum zur Ausbildung in Trier ergibt sich aus den Absätzen 4 und 5 des Briefes. [g] Alter: Siehe Nr. 1. [h] Apostolische Tradition in Trier: Zur Tradition der Gründung der Trierer Kirche durch Schüler des Apostels Petrus, die man bisher nur allgemein in das frühe Mittelalter setzen kann: Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 23 S. 109 – 119 18 um 550

Abt Florianus von Romenum bittet Nicetius in Betätigung seiner misericordia, in der er auf der ganzen Welt Gefangene freikauft, um Intervention bei König Theudebald, domno filio vestro, zugunsten römischer Gefangener auf der Insel Christopolis (Comacina im Comer See). Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINO MERITIS BEATISSIMO ET APOSTOLICO PATRI nicetio ar­ chiep[iscop]­o florianus seruus xri (Christi) Paraphrasierende Wiedergabe des Briefes: Den ausgezeichneten Ruf Eurer Heiligkeit haben wir vernommen, der überall in rühmender Rede verbreitet ist. So danken wir Gott, dem Geber aller guten Dinge, der Dich für eine Zeit vorsah, da herbeiströmende Gefangene aus der ganzen Welt Dich als sichersten Hafen der Hilfe finden. Du kaufst nämlich Gefangene frei, Du unterstützt die Bedrückten, sättigst die Hungernden, tröstest die Kleinmütigen. So verdienst Du die Heiligkeit (Deiner Vorgänger) des Maximinus und Paulinus, die ein engelgleiches Leben in der Welt führten, Eure Heiligkeit erweist Euch als würdigsten Erben ihrer Glaubenstreue und ihrer Standhaftigkeit. Ich bitte bei dem, der Euch zu dem geistlichen Amt erhöht hat, für mich, den von unzähligen Übeln Bedrängten, die göttliche Barmherzigkeit anzuflehen. Dies aber erbitte ich flehentlich: Euren Herrn und Sohn, den ruhmreichsten König Theudebald, anzugehen, dass die eidlichen Zusagen, die seinen auf der Insel Christopolis (Comacina) weilenden römischen Sklaven gemacht worden sind, eingehalten werden. Bei dem Herrn Jesus Christus bitte ich Euch, so für mich zu beten, dass ich göttlichen Trost spüre und verdiene. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 6: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 6r – ­v (Korrektor 11. Jahrhundert: b)

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494 | Hauptteil Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 6 S. 117 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 415 f. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 415. Kommentar:

Der erste der beiden von dem Verfasser Florianus an Nicetius gerichteten Briefe, dessen Kloster Romenum (Romainmôtier?) im Schweizer Jura oder eher in der Mailänder Diözese zu lokalisieren ist, ist ein weiterer Beweis für ein geradezu heiligmäßiges Ansehen, das Nicetius weit über seinen Sprengel hinaus erlangt hatte. Implizit geht darüber hinaus aus dem Zeugnis die Anerkennung des Metropolitanranges des Adressaten hervor. Der Abt rühmt das soziale und karitative Wirken des Nicetius, das sich bischöflichem Amtsverständnis der Zeit entsprechend vor allem im Freikauf von Gefangenen zeigt. Die Bitte um Verwendung bei König Theudebald ist ein weiteres, bislang weniger beachtetes Zeugnis für den Einfluss auf den Herrscher, den man Nicetius zuschrieb. Von besonderer Bedeutung könnte die in der Literatur noch nicht diskutierte filius-­Apostrophierung des Herrschers sein, in der die Stellung des Nicetius als Reichsteilbischof gespiegelt sein könnte. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung: Vgl. die Editionen. Vergleicht man den Tenor beider Briefe des Abtes Florianus, bestehen kaum Zweifel, dass dieses Schreiben dem anderen (Nr. 20) vorausging: Der Abt kennt Nicetius offenbar noch nicht näher, wenn er anführt, dass er von dem großen Ruf des Bischofs gehört habe. Demgegenüber setzt der zweite Brief die beiderseitige Bekanntschaft voraus und ist auch im Ton deutlich freundschaftlicher gehalten. Sofern das Kloster im Jura zu lokalisieren wäre, könnte der erste Kontakt zu Nicetius angesichts der räumlichen Nähe durch Bischof Rufus von Octodurum vermittelt worden sein, der ebenfalls mit Nicetius. korrespondierte (Nr. 20), doch s. [b]. [b] Kloster: Romainmôtier: Prinz, Mönchtum S. 298 f., S. 302 – Anton, Trier S. 131 Anm. 111 – (Unbekanntes) Kloster in Diözese Mailand: Gundlach, MGH Epp. 3 S. 116 Anm. 1, bzw. CC SL 117 S. 413 Anm. 1 – Gundlach, Wilhelm: Die Sammlung der Epistolae Austrasicae, in: NA 13 (1888) S. 367 – 387; S. 379 f. – Gauthier, Évangélisation S. 178. – Unentschieden: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 101 Anm. 54. Für die Mailänder Diözese sprechen die Mailänder Herkunft des Florianus (Ambrosius von Mailand möge ihn ut proprium civem fördern), die Bezeichnung dominus meus für Bischof Datius von Mailand und die Verwendung für Gefangene bei Como. Dagegen ließe sich anführen, dass nur ein Kloster mit ähnlichem Namen, nämlich Romainmôtier, bekannt ist und dass Florianus die für Datius gebrauchte Bezeich-

23. Nicetius |

nung auch für Nicetius verwendet. Doch sind die Indizien für die Lokalisierung des Klosters in der Mailänder Diözese durchschlagender. [c] Ansehen: Abgesehen von einer kurzen Erwähnung bei Schmidt, Trier und Reims S. 22 sind beide Briefe des Florianus zu diesem Gesichtspunkt in der Literatur bislang nicht ausgewertet worden, doch sind sie für das überregionale Ansehen des Nicetius einzigartige Zeugnisse. [d] Metropolitanvorrang: Schmidt, Trier und Reims S.  22  – Anton, Trier S.  136 Anm. 127. [e] Identität mit Nicetius von Trier: Da der Adressat Nachfolger der Trierer Bischöfe Maximinus und Paulinus ist und im Reichsteil Theudebalds amtiert, kann nur Nicetius von Trier gemeint sein und nicht ein anderer Träger gleichen Namens. [f] Gefangenenfreikauf: Grieser, Heike: Sklaverei im spätantiken und frühmittelalterlichen Gallien (5. – 7. Jh.). Das Zeugnis der christlichen Quellen (Forschungen zur antiken Sklaverei 28), Stuttgart 1997, S. 179 Anm. 110, S. 186 Anm. 152, S. 187 (Ausmaß des Freikaufs von Florianus möglicherweise übertrieben). In der sonstigen Literatur ist das Zeugnis nicht diskutiert. Die Pflicht der Kirche zur Gefangenfürsorge wurde 549 auf dem Konzil von Orléans, an dem auch Nicetius teilnahm (siehe Nr. 11), fixiert (Concilium Aurelianense [549], CC SL 148A, can. 20 S. 155). Gefangenenfreikauf war vor allem bischöfliche Aufgabe (vgl. Grieser, Sklaverei S. 179 f.). [g] Einfluss auf den König: Abgesehen von einer kurzen Erwähnung bei Sauerland, Heinrich Volbert: Der hl. Nicetius, Bischof von Trier (ca. 525 – 566). Ein Beitrag zur Geschichte des 6. Jahrhunderts, in: Pastor bonus 2 (1890) S. 80 – 94; S. 89 ist dieses Zeugnis in der Literatur anders als die in die gleiche Richtung zu deutende Epistola Austrasica Nr. 11 (siehe Nr. 15) kaum herangezogen, obgleich sie kaum weniger aussagekräftig ist. [h] Apostrophierung des Königs als filius: Siehe Nr. 15 [f]. 19 550 – 553

Nicetius fordert Kaiser Justinian auf, die Lehren von Nestorius und Eutyches zu verdammen und die Verfolgung der Rechtgläubigen einzustellen. Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINO SEMPER SUO IUSTINIANO IMPERATORE (!) Nicetius cum suis humilis sed misericordia d[omi]­ni ep[iscopu]­s

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496 | Hauptteil Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Es herrscht Endzeit. Beatus ille homo quem cum uenerit xps (Christus) inuenerit ipsum uigilantem (Lc 12, 37). 2. Der Kaiser erglänzte auf der ganzen Welt als Sonne (splendebas ut sol) zum Wohlgefallen aller Bischöfe, doch als sein Fall verbreitet wurde (deuulgante fama ex lapsu uestro), wurden alle bis in die Erde betrübt und getroffen. 3. Wer, unser geliebtester Justinianus (dulcis noster Iustiniane), hat Dich zu solchen (Irr-)Lehren täuschend verführt? Wer, dass Du Christus als bloßen Menschen darstelltest? Wer, dass Du Dich unter die Konsorten des Judas einreihtest? Wer hat Dich so weit gebracht, dass Du die zu verehrenden Väter der Kirche mit Mord und Kreuzigungen überzogst? Wer hat Dich zur Zerstörung dessen bewogen, wofür Christus den Kreuzestod erlitt und alle Apostel gelitten haben? Wer mahnte Dich, das anzubeten, was schon ein-, zwei- und dreimal von allen Lenkern der Kirche verdammt worden ist? 4. Wer, der den anathematisierten Lehren von Nestorius und Eutyches folgte, hat Dir aufgetragen, Dich selbst umzubringen? Jener, der Adam verführte, der Judas, als er Christus purum hominem fecit et pro homine tradidit, ins ewige Feuer schickte, das Gott dem Teufel und seinen Gefolgsleuten von Anbeginn bereitete! 5. Unser geliebter und geschätzter Justinian, erinnere Dich, was Du in der Taufe versprochen hast: Unum filium manentem in duabus substantiis cum patre et spiritu sancto non duos Christos. Kehre um, besonders, da Du in höchstem Alter bist. Die Väter, von denen Du den Segen erwarten durftest, hast Du in die Verbannung geschickt. Als Lactantius Gallien besuchte und vor uns erschien, haben wir um die Inhalte, die Du hier liest, flehentlich gebeten und sie bei unserem Erlöser Jesus Christus beschworen. 6. Durch dieses Schreiben beschwören wir den gegenwärtigen Gott, dass Du rückkehrst und dazu gerufen wirst, die vielen, die Du zum Untergang durch Verfolgung bestimmt hast, zur Rückkehr zu bringen. Wenn Du dies nicht tust, ist iudex ille inter nos et te, …, cui tu honores tulisti et purum hominem fecisti, cum legisti: ego et pater unum sumus (folgt Paraphrase von Joh 14, 10 f. [17, 21]). 7. Eile, eile zur Umkehr! Wenn Dich Dein letzter Tag antrifft, wie Du heute dastehst: discenderis in inferiora terrae, et ad partes uulpium eris. Laetetur sancta ecclesia de regressu tuo … . Sprich nicht in Deinem Herzen: Feci, feci, uici, uici! 8. Uictus es et uinctus, sed inde, unde filius diabuli et inimicus iustitiae. Nam notum tibi sit quod tota Italia, integra Africa, Hispania uel Gallia coniuncta nomen tuum cum deperditione tua plorant, anathematizant. Et si non, quae docuisti, destruxeris et publica uoce clamaueris: Erraui, erraui, peccaui: anathema Nestorii, anathema Euticis! cum ipsis te ad supplicia sempiterna tradidisti.

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9. Salutamus plurimum, coniurantes per patrem et filium et spiritum sanctum, per illum, qui in unum trinus apparet et in tribus unus agnoscitur, ut te de horrenda secta et abominabili procecutione (!) remou[e]­as et illos, qui te suadente in ipsa ceciderunt, ad meliore[m] uiam uenire studeas. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 7: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 6v – 8r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 7 S. 118 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 417 f. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet, Mansi, [PL]) s. in Ausgabe CC SL S. 417. Kommentar:

Nicetius, dessen Identität mit dem Trierer Bischof außer Frage steht, schrieb den Brief – möglicherweise in der von ihm beanspruchten Position als „Reichsbischof “ – vermutlich im Anschluss an das fünfte Konzil von Orléans (549), das sich u. a. mit dem Dreikapitelstreit beschäftigt hatte. Nicetius, der den Kaiser in geradezu unhöflicher Direktheit ohne Beachtung des Protokolls anredet, geht nicht argumentativ auf die komplexen theologischen Auseinandersetzungen ein, sondern droht drastisch mit Höllenstrafen. Gemeinsam mit dem Konzil von Orléans ist die grob vereinfachende Subsumierung der im Osten ausgetragenen Kontroversen auf die Wendung gegen Eutyches und Nestorius, die als Exponenten einer vom jeweils anderen Extrem her verfochtenen Gegnerschaft zur Zweinaturenlehre des Konzils von Chalcedon gesehen wurden (Zu gelehrt hierzu vielleicht Gauthier, Évangélisation S. 176, die Verurteilung von Eutyches und Nestorius sei im Gefolge des Severus von Antiochia [† 538] der einzige gemeinsame Punkt der Chalcedonier und der Anti-­Chalcedonier auch im Osten gewesen). Es fällt auf, dass dies im Räsonnement des Nicetius keine (erkennbare) Rolle spielt. Ein Abgesandter des Metropoliten von Arles (Anastasius) war zwar in den Osten gegangen, sorgte aber dann im Westen für Irritationen mit Propagierung der kaiserlichen Positionen (s. u.). Allem Anschein nach hatte ein Presbyter Lactantius vom Kaiserhof Nicetius in Trier aufgesucht, der aber die Probleme für gallische Ohren zu sehr vereinfachte oder von Nicetius nicht verstanden wurde (Gauthier, Évangélisation S. 177). Eine Besonderheit bei Nicetius ist die Verkürzung des Vorwurfs von Nestorianismus gegen den Kaiser auf Adoptianismus: Christus als nudus homo. Das mag aus der trierischen Tradition genommen sein; das unter Bischof Maximinus von Trier (329 – 347) 346 gegen den Kölner Bischof Euphrates urteilende Kölner Konzil hatte den bei Pelagius und Prudentius begegnenden Gedanken als Vorwurf aktiviert (s. Anton,

497

498 | Hauptteil Vorinstitutionelle Grundlagen S. 43 f.). Im Übrigen ist im komplizierten Reagieren des Papstes Vigilius (538 – 556) gegen das von Kaiser Justinian 543 erlassene Dekret gegen die Drei Kapitel (siehe die päpstlichen Stellungnahmen JK 922, 548 Apr. 18; 926, 550 Aug. 15; 928, 551; 930/931, 551 Aug.; 935, 553 Mai 14; 936, 553 Mai 26) wohl ein Hauptgrund für die fränkische Retizenz in dieser Frage, die sich 549 im Konzil von Orléans, wo freilich in Konkordanz mit der apostolica sedes formuliert ist, und bei Nicetius fassen lässt. Auch in der päpstlichen Reaktion (e. g. JK 935 und 936) ist schon die simplifizierende Zusammenfassung auf Eutyches und Nestorius zu sehen. Zeitlich gehört der Brief also wohl in die Jahre 550 bis 553. Nicht unwichtig sind die Unterschiede zwischen den beiden Texten, dem Konzil von Orléans 549 can. 1 und dem Brief des Nicetius an Kaiser Justinian, sowie der Bezug zur Zwischenentwicklung, die aus Ep. Arelat. 45 (MGH Epp. 3 S. 67 und S. 66) und die darauf sich beziehende Briefintervention Mailänder Kleriker (MGH Epp. 3 Epistolae aevi Merowingici collectae Nr. 4 S. 438 – 442 von 552) insbesondere für die Zeit um 550 zu erschließen ist. 1. Der Kanon des Konzils, an dem namentlich wohl Aurelianus von Arles beteiligt war, hat das simplifizierende Schema: Verurteilung der sectae der Eutychianer und Nestorianer. Ausdrücklich beruft man sich dabei auf Konvergenz mit der sedes apostolica sancta. Nicht erwähnt ist im Konzilstext der Kaiser Justinian. 2. Aus den Texten zu 550 ist zu entnehmen, dass der Konstantinopel-­Gesandte des Metropoliten von Arles Anastasius in Gallien gegen die eigentliche Position des Papstes Vigilius zugunsten der kaiserlichen Seite agitierte. 3. Nicetius hat dieselbe simple Stoßrichtung gegen Eutychianer wie Nestorianer. Angriffsziel ist besonders der Kaiser, dem er zusätzlich die adoptianische Maske aufsetzt. Die apostolica sedes spielt bei ihm keine Rolle. Die Mailänder Kleriker versuchten, das Verhalten des Vigilius irgendwie zu verteidigen. Doch im Gegensatz zu 549, dem Jahr des Konzils von Orléans, mehren sich ab 550 päpstliche „Verurteilungen“ der Drei Kapitel: JK 926; 928; 930/931; 935; 938. Das Schweigen von Nicetius zu dem Papst passt also gut zu dieser Entwicklung von 550 bis 553. Agitationen wie die des Anastasius aus Arles mögen sein Schweigen zu dem Papst „bestärkt“ haben. Im theologischen Diskurs des Nicetius hat man einen spezifisch „mittelalterlichen“, von spätantiker Subtilität weit entfernten Zug seines Denkens gesehen. Man hat den Kontakt mit dem Kaiser an sich als Zeichen eines fortbestehenden Zugehörigkeitsgefühls zum Imperium gewertet, doch ist diese Ansicht mit dem Hinweis auf eine klare Distanzierung vom Osten und auf die Betonung des okzidentalen Eigencharakters als vordergründig kritisiert worden. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Adresse: cum suis: Wohl zu vergleichen mit der Subscriptio zu den Akten der Synode von Orléans 549 consinsum meum uel domnorum meorum (s. Nr. 11)

23. Nicetius |

[b] Datierung: Um 564: Krusch, MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 283 Anm. 1 (Offenbar nach Konzilienausgabe Sirmonds, überholt). – Bald nach dem Konzil von Orléans von 549: Gauthier, Évangélisation S. 178 (Der Passus über die westlichen Großländer, die Justinian verurteilten, wird als stringent gesehen. Die Entwicklung in Afrika und Italien mag passen, doch das Konzil von Orléans 549 ist in seiner Aussage überbetont.) – Anton, Trier S. 137 – Pohlsander, Hans A.: A call of repentance. Bishop Nicetius of Trier to the Emperor Justinian, in: Byzantion 70 (2000) S. 456 – 473; S. 469 – Um 552: Rodenberg, Carl: MGH Epp. 3 S. 720 (Korrektur/Präzisierung von Gundlach [und der Übernahme Rochais]: „ante 565“. Die Parallele zu dem Brief der Mailänder Kleriker, MGH Epp. 3 S. 438, der auf 552 datiert ist, ist wichtig). – 560/561: Beisel, Beziehungen S. 177 (Der Hinweis auf Papst Pelagius in der Argumentation führt in eine falsche Richtung.) – Als Datum erweist sich der Zeitraum 550 – 553 als wahrscheinlich. Auch dazu passt der Hinweis auf das hohe Alter Justinians. [c] Reichsbischof: Vgl. Ewig, Trier im Merowingerreich S. 101 (Der Brief zeige die Autorität und die umfassende Wirksamkeit von Nicetius). In der Literatur ist nicht näher diskutiert, warum gerade Nicetius an den Kaiser schrieb, doch könnte hier wie auch beim Brief an Chlodoswinda (Nr. 28) ein Zusammenhang mit seinen in dieser Zeit zu beobachtenden Bestrebungen bestehen (Nr. 11, Nr. 15, Nr. 18, Nr. 31), sich als oberster Bischof des sich formierenden Austrasien gegen Reims durchzusetzen. Zudem könnte auch die Tradition Triers als ehemalige Kaiserstadt eine Rolle gespielt haben; s. auch im Kommentar zu trierischer Theologietradition. [d] Form: Gauthier, Évangélisation S. 177 – Pohlsander, Nicetius S. 469 (Der Ton sei nicht respektlos, aber formal nicht korrekt). – Nicetius spricht von sich im Plural, redet den Kaiser aber in der 2. Person Singular an. Diese Anredeform verdeutlicht das pastoral-­adhortative Moment. [e] Argumentation: Gauthier, Évangélisation S. 176 ff. – Beisel, Beziehungen S. 178 – Anton, Trier S. 137, S. 142 – Ders., Trierer Kirche S. 30 – Ders., Trier von der Spätantike S. 40 f. – Pohlsander, Nicetius S. 467 – 471 (ausführliche Analyse; ebd., S. 460 – 462 zum Hintergrund des Dreikapitelstreites). [f] Verhältnis zum Imperium: Innere Verbundenheit mit Imperium: Ewig, Frühes Mittelalter S. 56 – Ders.: Die Merowinger und das Imperium (Rhein.-Westf. Akad. d. Wiss., Vorträge G 261), Opladen 1983, S. 137, S. 142. – Eigencharakter: Beisel, Beziehungen S. 177 – Anton, Trier S. 137 – Ders., Trierer Kirche S. 30 – Ders., Trier von der Spätantike S. 40 f.

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500 | Hauptteil 20 550 – 553

Abt Florianus von Romenum ersucht Nicetius um Fürbitte für sich und Bischof Datius von Mailand. Abt Florianus von Romenum erbittet von dem in der Abwehr von Irrlehren bewährten Bischof Nicetius, mit den Gebetshilfen des verstorbenen Bischofs Ennodius von Pavia, seines Taufpaten, der im Kampf gegen Nestorianer und Eutychianer die Lehre von Maria als Christotokos und Theotokos mit apostolischer Autorität verkündete, sodann des Bischofs Caesarius von Arles, der zum Kreis des Nicetius gehöre und ihm, Florianus, die Elemente des Alphabets und die Norm (regula) der catholica disciplina dargelegt habe, schließlich seines Vorgängers als Abt und auch Lehrers in den scripturae sacrae Theodatus für ihn einzutreten. Besonders bittet er um Schutz für sich als proprius civis und familiaris alumnus, den heiligsten Bekenner Ambrosius anzugehen. Schließlich bittet er um das Gebet des Nicetius als Nachfolger berühmter Bekenner (Maximinus und Paulinus) für den jetzigen Mailänder Bischof Datius, den Nachfolger des hl. Ambrosius. Über sein Wohlbefinden solle er ihm Nachricht geben. Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINO SUO NICETIO PAPAE FLORIANUS EX MOnasterio romeno Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Gepriesen sei die einige Dreifaltigkeit, unser Gott, der Euch wegen Eurer Verdienste auf den Gipfel des bischöflichen Amtes erhoben hat. Und dies nicht unverdient, da Ihr von Kindheit an in den Feldlagern des Herrn gekämpft und dabei gelernt habt, mit welchen Waffen Amalek hingestreckt werden könne (Ex 17, 8 – 16), da Ihr ja selbst, wie der Name (Nicetius) anzeigt, Sieger seid. 2. So seid Ihr unter Gottes Anleitung in den klösterlichen Lehren erzogen worden, dass Ihr unangefochten durch weltliche Fluten durch das Meer dieser Welt schreiten konntet, mit Moses den Hymnus des Triumphes singend: Cantemus d[omi]­no … equum et ascensorem proiecit in mare (Ex 15, 1 u. 21). So habt Ihr als persönlicher Begleiter des Elias nie die mit Demut erklommenen Höhen verlassen, von denen Ihr den verklärten Herrn und Erlöser erblicktet. 3. Da Euch also solche Vorzüge der Heiligkeit auszeichnen, bitte ich um Euer Gebet für mich. Denn Gott, der das Kommende kennt und schuf, wusste, dass ich der Hilfe heiliger Menschen bedürfe, und bereitete als guter Herr Hilfen vor. 4. Sieh also zu, welche Helfer Du verwendest, wenn Du für mich den heiligen Ennodius, Bischof der Kirche von Pavia, der den Adel vornehmen Blutes durch seine Demut zum Ruhm führte, dass er im Senat des himmlischen Vaterlandes Senator wurde, dessen unvergleichliche Gelehrsamkeit nicht nur der Westen (occidens), sondern auch der gebildete Osten (oriens instructa) bewundert: Als Blitzschlag gegen

23. Nicetius |

Nestorius, als Auslöscher des Eutyches lehrte er mit apostolischer Autorität, dass meine ruhmreiche und unversehrbare Herrin Maria Christus- und Gottesgebärerin sei. Er ist mein Vater aus der Taufe, ich vertraue darauf, dass er bei dem ewigen Vater durch den Sohn für mich als Sohn eintritt. 5. Weiter zu nennen ist der Genosse Eurer Schar, der Herr und Bischof heiligen Angedenkens Caesarius von Arles, der unter barbari fromm lebte, friedvoll inmitten von Kriegen, Vater der Waisen, Hirte der Bedürftigen, der bei so vielen Aufwendungen nichts verlor, durch Reden und Tun die Norm katholischer Lehre (catholicae regulam disciplinae) aufzeigte – er selbst brachte mir die Grundzüge des lateinischen Alphabets bei. So vertraue ich, dass auch er für seinen Schüler Hilfe erlangt. 6. Ich füge noch einen Dritten hinzu, ungleich an Würden, doch gleichrangig an Verdiensten, Theodatus, meinen Abt und Archimandriten heiligen Angedenkens, Verächter des diesseitigen Lebens, dem die Welt gekreuzigt war, würdigster Tempel der heiligsten Dreifaltigkeit, der mir die heiligen Schriften auslegte und die Blüten meines Bartflaums empfing, ich zweifle nicht daran, dass er für seinen Sohn, Schüler und, wenn auch unwürdigen, Nachfolger bereitwillig betet. 7. Durch ihr Gebet decken, mein Herr, so viele Gerechte eine Menge von Sünden zu, da also Euer Wandel im Himmel ist, wie der Apostel sagt (Phil 3, 20), betet mit diesen Genannten und bittet jenen meinen heiligsten Bekenner Ambrosius, mich als seinen besonderen Schüler zu schützen und als eigenen Mitbürger (von Mailand) zu fördern. 8. Mit meinem Schlussgruß bitte ich, dass Ihr für den heiligsten Mann, meinen Herrn Datius, den Bischof (von Mailand), Euren Bruder im Amt, immer betet. Es ist nämlich gerecht, dass Ihr, der herausragendste Nachfolger heiligmäßiger Bekenner (Maximinus und Paulinus von Trier), nicht aufhört, für den zu beten, den die klösterliche Heranbildung zum Nachfolger des heiligen Ambrosius heiligte. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 5: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 5v – 6r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 5 S. 116 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 413 – 415. – Dort nicht verarbeitete Emendationsvorschläge zu (1) und (4): Reverdy, Relations S. 86. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet, PL) s. in Ausgabe CC SL S. 413. Magni Felicis Ennodii Opera recensuit Friedrich Vogel MGH AA 7, Berlin 1885 (Ndr.), S. LIXf. (in der Praefatio)

501

502 | Hauptteil Kommentar:

Die Herausgeber haben den Brief des Abtes Florianus auf 551/552 datiert. Er ist in Zusammenhang zu sehen mit dem Schreiben von Mailänder Klerikern an einen nach Konstantinopel aufbrechenden fränkischen Gesandten (MGH Epp. 3 Epistolae aevi Merowingici collectae Nr. 4 S. 438 – 442 von 552), der (S. 441) mit Bezug zu dem Schreiben des Papstes Vigilius aus Konstantinopel an Bischof Aurelianus von Arles vom 29. April 550 (MGH Epp. 3 Epistolae Arelatenses genuinae Nr. 45 S. 66 – 68) eindeutig auf das Jahr 552 datiert worden ist. Weiter ist natürlich das Schreiben von Nicetius selbst an Kaiser Justinian (Nr. 19) in einem zeitlichen und thematischen Kontext mit dem Brief des Florianus zu sehen. Im Vergleich des Nicetius-­Schreibens an den Kaiser mit dem Brief der Mailänder Kleriker ist für das erste die Datierung auf 550 – 553 ermittelt worden. Zu dem Schreiben des Florianus an Nicetius ist festzuhalten, dass die von Gundlach gegebene und von Rochais übernommene regestierende Zusammenfassung vor dem Schreiben für dessen Schluss fehlerhaft ist. Überhaupt bietet Florianus einige höchst bedeutsame Gesichtspunkte, die bisher nicht bemerkt wurden. Das Schreiben setzt an mit einer Metaphorik der Militia Christi, die uns bekannte Einzelheiten zu Nicetius – früher Klostereintritt und monastische Prägung – bestätigen. Mit gekonntem Rückgriff auf die griechische Etymologie des Namens Nicetius (=Victor) wird ein Kampf des Bischofs mit dem biblischen Kampf gegen Amalek verglichen. Es handelt sich wohl um die Abwehr der mehrfach gebrandmarkten Häresien. Für diese steht der biblische König, der Gegner der rechtgläubigen Juden. Die Frage ist, ob Amalek für ein häretisches System steht oder gar für eine Person, möglicherweise sogar Justinian. Wäre das Letzte der Fall, so wäre ein klares Indiz gegeben, dass das Schreiben des Nicetius an den Kaiser vorausgegangen wäre. Doch die inhaltlichen Beziehungen der Schreiben deuten eher auf das Gegenteil. Beide Schreiben bieten die simplifizierende Sicht der Frontstellung gegen Nestorius und Eutyches. Während Florianus Bischof Ennodius von Pavia mit emphatischem Lob bedenkt, dass er gegen die erwähnten Irrlehrer die Sicht der Jungfrau Maria als Gottesgebärerin bekräftigte, verknüpft Nicetius hiermit seinen Affront gegen den „Nestorianismus“, mit Rückgriff auf die Theologie der Trierer Kirche bringt er die Variante der Theotokos-­Lehre, Christus sei nicht nur Mensch (purus homo) gewesen. Florianus lässt occidens und oriens instructa die Verwerfung der Irrlehre bezüglich der Theotokos bezeugen. Nicetius lässt den „Häretiker“ Justinian verflucht sein von tota Italia, integra Africa, Hispania vel Gallia coniuncta und bringt damit ein universales Szenario, dessen okkasionell-­faktische Aufgliederung im Schreiben der Mailänder Kleriker (MGH Epp. 3 S. 439 Z. 15 ff.; S. 440 Z. 20 ff.: Datius als Bischof für Teile von Gallia und Spania) entgegentritt. So könnte in etwas kühner Interpretation Bischof Datius von Mailand als real (Brief des Florianus und Brief der Mailänder) oder rezeptiv (Nicetius an Kaiser Justinian) präsent sein. Das ergäbe die Abfolge: Florianus – Mailänder Kleriker – Nicetius. Der Brief des

23. Nicetius |

Florianus müsste also auch auf die Zeit um 550 bis 553 datiert werden, Datius ist 552 (s. Mailänder Brief S. 441 Z. 34 ff.) 15 bzw. 16 Jahre im Exil. – Das Papsttum spielt auf dem Konzil von Orléans 549 und bei den Mailändern eine Rolle. Nicht erwähnt ist es bei Florianus und Nicetius. Der Kaiser ist Adressat des Nicetius und begegnet im Mailänder Schreiben, eventuell auch bei Florianus. Sehr bedeutsam sind noch die Kongruenzen, die Florianus zwischen Mailand und Trier sieht. Datius ist in Mailand ein Nachfolger des Ambrosius, der für ihn um Interzession gebetene Nicetius Nachfolger der Bekenner, womit die Bischöfe Maximinus und Paulinus gemeint sind, die Florianus in seinem früheren Brief (Nr. 18) explizit als solche angeführt hat. Literatur:

[a] Datierung: Siehe Kommentar. [b] Bestätigung der Vita: Rhone-­Mönchtum: Prinz, Mönchtum S. 198, S. 302 – Klostereintritt: Siehe Nr. 36. ? 21 551

Eine Synode in Metz (unter Vorsitz von Nicetius?) ordiniert Cautinus zum Bischof von Clermont nach der Bestimmung des Königs Theudebald, der ihn nach der Weihe förmlich „investiert“. Eintrag/Text:

[1] Cum autem (sanctus Gallus sc.) ab hoc mundo migrasset et ablutus in ecclesia deportatus fuisset, Cato presbiter continuo a clericis de episcopatu laudes accepit; et omnem rem ecclesiae, tamquam si iam esset episcopus, in sua redegit potestate, ordinatores removet, ministros respuit, cuncta per se ordinat. [2] Episcopi tamen qui advenerant ad sanctum Gallum sepeliendum, postquam eum sepelierant, dixerunt Catoni presbitero: ‚Videmus, quia te valde diligit pars maxima populorum, veni, consenti nobis, et benedicentes consecremus te ad episcopatum. Rex (Theudovaldus sc.) vero parvulus est, … Rede des Cato an die Bischöfe: ‚…; nam ego canonice adsumpturus sum hunc honorem‘. Haec audientes episcopi et in eum vanam gloriam exsecrantes, discesserunt. [3] Konflikt Cato-­Cautinus: Hic (Cautinus sc.) vero cum se cerneret humiliari atque calumniae subieci, languore simulato et per noctem civitatem egrediens, ad Theodovaldum regem petiit, adnuntians transitum sancti Galli. Quod ille audiens vel qui cum eo erant, convocatis sacerdotibus apud Metensem civitatem, Cautinus archidiaconus episcopus ordinatur. Cum autem venissent nuntii Catonis presbiteri, hic iam episcopus erat. Tunc ex iussu regis traditis ei clericis et omnia, quae hi de rebus ecclesiae exhibuerant,

503

504 | Hauptteil ordinatisque qui cum eodem pergere deberent episcopis et camerariis, Arverno eum direxerunt. Qui a civibus et clericis libenter exceptus, episcopus Arvernis est datus. Quelle/Überlieferung:

Krusch, Einleitung zur Ausgabe Gregor, Historiae S. XXII – XXXV – Ders., Historische Vierteljahrschrift 27 (1932) S. 653 – 757 – Ders., ebd. 28 (1933/1934) S. 1 – 21 – Buchner, Rudolf (Hg.): Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichten 1 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr-­vom-­Stein-­Gedächtnisausgabe), Darmstadt 1955 (Ndr.), S. XXXIII – XXXVI – Ders., ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414 – Ders., ebd. 68 (1951) S. 465 – 470 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 167 – 175 mit Anm. 116 – 136 S. 245 – 249 Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Historiae ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951, IV, 5 S. 138 Z. 25-S. 139 Z. 2 [2] ebd. IV, 6 S. 139 Z. 3 ff., Z. 19 f. [3] ebd. IV, 7 S. 139 Z. 27 – 35 Kommentar:

Das Regest ist mit einem Fragezeichen versehen, ist doch Bischof Nicetius nirgends namentlich erwähnt. Eine Beteiligung des Nicetius ist nahegelegt durch folgende Tatsachen: 1. Die Ordination des Bischofs Cautinus von Clermont fand auf einer von König Theudebald nach Metz berufenen Synode statt, einer Bischofsstadt, deren Metropolit Nicetius war. 2. Wie die oben gebrachten Stücke Nr. 13 und Nr. 15 zeigen, befand sich Nicetius in der Zeit um 550 im Einvernehmen mit dem König bzw. mit der für diesen als Kleinkind die Regierung führenden Entourage. Für den Vorsitz und damit für die Leitung der Ordination käme Nicetius in Frage: Vielleicht handelte er in Kooperation mit dem für Clermont zuständigen Metropoliten Probianus von Bourges (zu ihm s. Duchesne, FE 2 S. 28). Die im Anschluss an die Konzilien von Clermont (535 Nov. 8; s. Nr. 7) und Orléans (549 Aug. 28; s. Nr. 11) in Zusammenhang mit der Synode von Toul (um 550 Jun.; s. Nr. 15) erschlossene Konstellation im Episkopat der Belgica (Mapinius von Reims im Verbund mit Vilicus von Metz gegen Nicetius von Trier im Verbund mit Bischof Alodius von Toul) braucht nicht unbedingt gegen eine prominente Rolle des Nicetius 551 in Metz zu sprechen. Wenn der dux Dinamius Bischof Vilicus von Metz um Intervention beim König bittet, so können kaum Theudebert I. oder Theudebald I. gemeint sein, wie Gundlach und Rochais (Epp. Austr. Nr. 17) annehmen. In klarerem Licht erscheint Dinamius als Rector Provinciae (Provence) bei Gregor von Tours in den 80er Jahren des Jahrhunderts (Hist. VI, 7 S. 276 f.; VI, 11 S. 280 f.; IX, 11 S. 426). Die Epistolae Austrasicae führen

23. Nicetius |

zwei Briefe eines von den Herausgebern als dux gekennzeichneten Dinamius (Ep. 12, Ep. 17). Im ersten Fall ist der Adressat ein nicht genannter amicus, in der Ausgabe ist der Brief datiert „(ca. 580?)“, im zweiten Fall ist Bischof Vilicus von Metz Adressat, der um Intervention beim König gebeten wird, der Brief wird datiert „(542 – 568)“, unlogischerweise wird der König mit Theudebert I. oder Theudebald I. identifiziert. Im Annex zu den Briefen 12 und 17 heißt es: „Dinamium esse illum rectorem Provinciae, quem Gregorius … nominat, ueresimile est“. Als Adressat amicus wird ebenda der Dichter Venantius Fortunatus mit Verweis auf dessen an Dinamius gerichtete Carmina (VI , 9; VI , 10) vermutet. Ersichtlicherweise ist damit Verwirrung in die Chronologie des Dinamius und in die des Vilicus von Metz gebracht. Eingehende Forschung (Buchner, Rudolf: Die Provence in merowingischer Zeit. Verfassung – Wirtschaft – Kultur [Arbeiten zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte 9], Stuttgart 1933, S. 94[f.] mit Anm. 45; S. 78 – 82, S. 78 f. mit Anm. 56) hat die Identität des Dinamius erhärtet, seine Tätigkeit schon ab 565 in der Provence herausgestellt und die beiden Briefe auf „um 566“ datiert. Die Konsequenz ist, dass die Angaben von Duchesne, FE 2 S. 55 zu Bischof Vilicus von Metz zu korrigieren und zu präzisieren sind (Amtsdauer bis mindestens 566). Für unseren Duktus ist das Ergebnis, dass in Brief 17 nicht ein enger Kontakt um 550 von Vilicus zu König Theudebald belegt ist, er soll offenbar bei König Sigibert I. (561 – 575) interzedieren. Keinerlei zu Bischof Nicetius konträre Konstellation, in der der Bischof von Metz mit dem König zusammenwirkt, ist also belegt oder auch nur nahegelegt. – Nebenbei sei festgehalten, dass die neu erfasste Chronologie des Bischofs Vilicus für die Epistola Nr. 22 der Sammlung von Gogus (565 – 581 Vormund des austrasischen Königsohns Childebert II.) an den Nachfolger des Vilicus, Petrus, mit 566 nun in den passenden zeitlichen Rahmen gesetzt ist und die Erwähnung des am Moselufer mit Bauarbeiten Hervortretenden auf Bischof Nicetius von Trier am Schluss seiner Amtszeit um 565 zu beziehen ist. Literatur:

Clavis conciliorum S. 153 (Datierung: „a. 549/555“) Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 155 f. (Referat Gregors, keine Vermutung zu Nicetius) 22 551 (552?), vor Sept. 11

Nicetius (Etnecius) nimmt am zweiten Konzil von Paris teil und erklärt durch seine Unterschrift unter die Akten sein Einverständnis mit der Absetzung des Pariser Bischofs Saffaracus. Eintrag/Text:

Etnecius ep[iscopu]­s sub[scrips]­i

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506 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Zusammenstellung, Datierung und Siglen der Handschriften: Maassen, Concilia 1 S. XII – XVII, S. 115 – de Clercq, Concilia S. VII-X, S. 166 – Boese, Hamilton S. 72, S. 75 H: (Sammlung aus Corbie, kurz nach 800), Berlin SBB-PK Ms. Ham. 132 (lat. 435: Maassen, de Clercq), 9. Jahrhundert 2. Drittel, fol. 172r – ­v; fol. 172v – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 353 S. 74 A: Sammlung Saint-­Amand, Paris, BnF lat. 3846, 9. Jahrhundert, fol. 181v – 182r; fol.182r B: Sammlung Beauvais, Vatikan, BAV Vat. lat. 3827, 9./10. Jahrhundert, (fol. 123v – 124r) neue Zählung: fol. 33v – 34r; fol. 34r Ausgabe(n):

Concilium Parisiense 552: MGH Concilia 1 ed. Friedrich Maassen, Hannover 1893 (Ndr.), S. 115 – 117; S. 117 Z. 10 = Concilia Galliae A. 511–A. 695, ed. Charles de Clerq, Turnhout 1963 (CC SL 148A), S. 166 – 169; S. 168 Z. 42. Nicht aufgenommen bei Gaudemet/Basdevant, Conciles 1. Kommentar:

Für die Datierung der Synode wichtig sind die teilnehmenden bzw. an der Teilnahme verhinderten Bischöfe von Lyon und Arles. Gregor von Tours berichtet Hist. IV, 36 S. 168 Z. 16 – 18 Decedente vero apud Parisios post sinodum illam quae Saffaracum expulit Sacerdote Lugdunense episcopo, sanctus Nicetius ab ipso, sicut in libro vitae eius scripsimus, electus suscepit episcopatum. Ist hier ein deutliches Zeichen für die mit dem speziellen Fall der Bischofsaburteilung befasste Synode von Paris gegeben, so ist entgegen allgemeiner Setzung dieser Synode in das Jahr 552 noch einmal zu fragen, ob diese Datierung unbedingt sicher ist. Als entscheidendes Kriterium wurde das Grabepitaph des Bischofs Sacerdos von Lyon gewertet, das bei einem procès-­ verbal im Jahr 1308 in der Kirche Saint Nizier (Lyon) erfasst wurde, von dem auch 1883 Fragmente gefunden wurden. Nach der z. T. gewagten, doch auch im Wesentlichen überzeugenden Rekonstitution durch Edmond Le Blant lautet der einschlägige Passus: qui vixit … ANNIS LXV•OBiit iii id. sep•[xii] p. c. iustinI VIRI CLARISSIMI CONSOLIS•INDIctione prima (Le Blant, Inscriptions de la Gaule 1, Nr. 24; CIL XIII,1 Nr. 2398; Wiedergabe Duchesne, FE 2 S. 166). Besonders nach der erschlossenen Indiktionsangabe sah man die Jahresangabe 552 als gesichert an. Doch steht dazu im Widerspruch, was Gregor über die Amtszeit des von Sacerdos designierten (electus) Nachfolgers Nicetius (von Lyon) berichtet. Danach hat Nicetius 22 Jahre das Bischofsamt ausgeübt (Gregor, Hist. IV, 36 S. 168 Z. 25 f. und Liber vitae patrum VIII c. 5 S. 245 Z. 1 f.). Inschriftlich ist das Todesdatum des Nicetius von Lyon zweifelsfrei für den 2. April 573 bezeugt (Le Blant, Inscriptions Nr. 25; Wiedergabe Duchesne, FE 2 S. 167). Krusch, der die Zeitangaben Gregors zunächst als stringent ansah und bei dem Konnex zwischen dem Tod des Sacerdos und dem Konzil von Paris für beide auf das Jahr 551 schloss, sah sich mit Bezug auf das inschriftliche Zeugnis zu dem Schluss

23. Nicetius |

gezwungen, Gregor irre bei seinen spezifizierenden Angaben zu Nicetius von Lyon. Statt der bei ihm bezeugten 22 Amtsjahre sei auf 21 zu korrigieren. In neuerer Zeit hat Martin Heinzelmann die Relevanz der Gregorschen Angaben erneut betont und für den fraglichen Zeitansatz 551 bestimmt, allenfalls als alternative Möglichkeit 552 eingeräumt (Bischofsherrschaften S. 130 mit Anm. 210 und 211). Diese Festlegung trifft sich mit der hier gewählten, so dass 551 als Datum für das Konzil gesetzt ist. Für die engere zeitliche Eingrenzung der Pariser Synode kann möglicherweise herangezogen werden, dass nach dem Bericht Gregors von Tours Nicetius von Lyon von Sacerdos bereits als Bischof ausgewählt worden war und anscheinend in Paris unmittelbar die Nachfolge antrat. Es ist also eine nicht zu verwegene Überlegung, dass der am Schluss der Unterschriften zu den Akten ohne Sedesangabe erscheinende Migetius ep[isco­ pu]­s (Maassen, Conc. 1 S. 117 Z. 22 = deClercq S. 169 Z. 65) der für Lyon bestimmte Nicetius ist und schon als Episcopus electus unterschrieb. Weiter ist in diesem Zusammenhang darauf zu verweisen, dass für den in Lyon neben Sacerdos bestatteten Sohn des Sacerdos, Bischof Aurelianus von Arles, nachweislich der 16. Juni 551 als Todestag bezeugt ist (Duchesne, FE 1 S. 258 f.). Der an der Spitze der Subscribenten in Paris unterschreibende Sabaudus von Arles kann erst sehr kurz im Amt gewesen sein, seine Unterschrift spricht für ein Datum nahe am 11. September des Jahres. An dem Konzil, das die Absetzung des Pariser Bischofs Saffaracus bestätigte, nahmen insgesamt 27 Bischöfe teil. Als dritter von sechs Metropoliten unterschrieb ein Etnecius, der sehr wahrscheinlich mit Nicetius von Trier zu identifizieren ist, wie schon Maassen S. 117 Anm. 4 zu Recht vermutete, im Gegensatz zur Aporie bei de Clercq S. 168 zu Z. 42. Mit Sicherheit sprechen für die Identifizierung folgende Elemente: 549 unterschrieben in Orléans zunächst sieben Metropoliten: Lyon, Arles, Vienne, Trier sodann mittel- und nordgallische Metropoliten. 551 heißt die Abfolge: Arles, Vienne, Etnecius, dann mittel- und nordgallische Metropoliten. Dass hier Lyon am Anfang fehlt und allenfalls am Schluss entgegentritt, ist in den Darlegungen zu Sacerdos und Nicetius von Lyon erklärt. Als nur peripher mit der Angelegenheit befasst, ist der Reichsteil Reims, die Belgica, nur durch die Metropole Trier und den Reimser Suffragan Tournai vertreten. Literatur:

Clavis conciliorum Nr. 137 S. 154 [a] Identifizierung: Kein Vorschlag: Duchesne, FE 3 S. 38 Anm. 2 (Es handelt sich kaum um Nicetius, weil kein austrasischer Bischof anwesend sei.) – De Clercq, Conciles S. 168 Anm. („ignotae sedis, fortasse quidam metropolitanus“). Nicetius von Trier: Maassen, s. o. – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 4 Anm. 6 – Gauthier, Évangélisation S. 178 – Pontal, Synoden S. 102 – Anton, Trier S. 136 Anm. 26 – Ders., Trier von der Spätantike S. 40.

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508 | Hauptteil [b] Absetzung des Saffaracus: Pontal, Synoden S. 101 – 103 (mit Datierung: 551/552 vor Sept. 11). 23 vor 560

Nicetius exkommuniziert mehrmals König Chlothar I. Siehe Nr. 24 – 27. 24 um 560

Chlothar I. schickt Nicetius, der ihn mehrmals exkommuniziert hatte, aus Trier in die Verbannung. Eintrag/Text:

[1] Gaudet ergo patria qui talem meruit post tenebras accipere lumen … . fluuius mu­ sellae congratulatur uos post tempora reuidere. qui ante aduentum uestrum se homines (ibi erg. b; maesti erg. Anton) commanentes gaudia exultatione praeferre (Hgg. prae se ferre) non cessant? [2] Sed et Chlotharium regem pro iniustis operibus saepius excommunicavit, exiliumque minitanti numquam est territus. Quodam vero tempore cum iam ad exilium ductus, episcopis (ab episcopis Cod. Brüssel

KBR 7666 – 7 1) reliquis, qui adulatores regis effecti fuerant, removeretur, atque a suis

omnibus derelictus, uni diacono, qui adhuc perstabat in fide, ait: …

[3] …; dum quadam vice ad exilium … cogeretur, dumque omnium solatio destitutus, solus relinqueretur, iste unus, id est venerabilis vir Magnericus, tunc tempore diaconus, solus in fide persistendo, magistro specialiter adhaesit. Quelle/Überlieferung:

[1] Epistulae Austrasicae Nr. 24: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 20v – 21r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) [2] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34. Hss. der von Krusch als herausragend bezeichneten Handschriftenklassen 1 – 4: S. 12, S. 13; S. 13, S. 14 – 16, S. 26, S. 30 – Weitere Codices S. 16 ff. Separatüberlieferungen der Vita Nicetii (s. Krusch S. 24): Wien, ÖNB Cod. 576, 10. Jahrhundert, fol. 24r – 32r; ÖNB Cod. 748, 12. Jahrhundert, fol. 80v – 84r [3] Siehe Magnerich Nr.5, Nr. 17.

23. Nicetius |

Ausgabe(n):

[1] Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 24 S. 137 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 448 f. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 448. [2] Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283; c. 2 f. S. 280 [3] Eberwin, Vita Magnerici AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192; I, 4 S. 184A/B Kommentar:

Die Nachricht Gregors von Tours in der Vita Nicetii, Chlothar I. habe Nicetius in das Exil geschickt, ist nicht zu bezweifeln. Auch die Angabe, dass der Bischof den Herrscher mehrmals exkommunizierte, obwohl ihm dieser wiederholt mit dem Exil drohte, erscheint ebenso glaubwürdig wie die Nachricht, dass Nicetius keine Unterstützung durch seine dem König verpflichteten Mitbischöfe erhielt und sich auch der Trierer Klerus von ihm distanzierte. Ein offensichtliches Konstrukt der Vita ist allerdings, Nicetius habe sich nur einen Tag an seinem (nicht genannten) Verbannungsort aufgehalten, bevor er zurückgerufen worden sei. Schon das wohl anlässlich seiner Rückkehr entstandene Glückwunschschreiben eines unbekannten Nicetius-­ Schülers (Nr. 27) lässt recht klar erkennen, dass das Exil, dessen Ort nicht bekannt ist, längere Zeit gedauert hatte. Erst recht gilt dies, wenn Rusticus als Gegenbischof während der Verbannung von Nicetius amtiert haben sollte. Einzelheiten aus der Verbannungszeit sind nur aus der Vita bekannt, wobei die authentischen Elemente kaum von hagiographischer Stilisierung zu trennen sind. Die Angabe der Vita Magnerici, der Diakon, der der Vita Nicetii zufolge als einziger Nicetius im Exil treu geblieben sei, sei Magnerich gewesen, besitzt keinen eigenständigen Quellenwert. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Charakter der Vita Nicetii: Heinzelmann, Gregor von Tours S. 151 – 153, S. 121, S. 183 f. [b] Exilnachricht der Vita: Gauthier, Évangélisation S. 179 f. – Anton, Trier S. 99, S. 134. [c] Verbannungsdauer: Kurze Zeit: Gauthier, Évangélisation S. 180 (nach Vita) – Länger dauernd: Anton, Trier S. 99, S. 134 [d] Glückwunschschreiben: Siehe Nr. 27. [e] Rusticus-­Problem: Siehe Rusticus.

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510 | Hauptteil 25 um 560

Chlothar I. beruft nach der Verbannung des Nicetius möglicherweise Rusticus zum Bischof. Die Einsetzung von Rusticus an Stelle des exilierten Nicetius ist nicht direkt bezeugt, aber möglicherweise aus der Kombination verschiedener Nachrichten zu erschließen. Ausführliche Diskussion: Siehe Rusticus. 26 561 Ende/562 Beginn

König Sigibert I. (561 – 575) ruft (nach Absetzung oder Rücktritt des Rusticus) Nicetius aus dem Exil zurück. Eintrag/Text:

[1] Gaudet ergo patria qui talem meruit post tenebras accipere lumen … . fluuius mu­ sellae congratulatur uos post tempora reuidere. qui ante aduentum uestrum se homines (ibi erg. b; maesti erg. Anton) commanentes gaudia exultatione praeferre (Hgg. prae se ferre) non cessant? [2] Inluciscente autem die crastina, subito advenit legatus Sigiberti regis cum litteris, nuntians, regem Chlotarium esse defunctum, seque regnum debitum cum episcopi caritate debere percipere. Haec ille audiens, ad eclesiam regressus, potestati restituitur, confusisque his a quibus derelictus fuerat, omnes in caritate recepit. [3] Hanc quoque famam vel gestam novam (Bischof Rusticus der Sünde überführt; Goars Bereitschaft zur stellvertretenden Buße) audiens Sigibertus rex Francorum, statim sine mora transmissis legatariis suis, iussit beatum virum Dei Goarum ad se venire. … Mirante autem rege …, populus totus clamabat ad regem, ut ipsum virum Dei Goarum constitueret episcopum Treveris civitate. Quelle/Überlieferung:

[1] Epistulae Austrasicae Nr. 24: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 20v – 21r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) [2] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34. Hss. der von Krusch als herausragend bezeichneten Handschriftenklassen 1 – 4: S. 12, S. 13; S. 13, S. 14 – 16, S. 26, S. 30 – Weitere Codices S. 16 ff. Separatüberlieferungen der Vita Nicetii (s. Krusch S. 24): Wien, ÖNB Cod. 576, 10. Jahrhundert, fol. 24r – 32r; ÖNB Cod. 748, 12. Jahrhundert, fol. 80v – 84r [3] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 402 – 409; S. 406 ff.

23. Nicetius |

Ausgabe(n):

[1] Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 24 S. 137 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 448 f. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 448. [2] Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover 1885 (Ndr. mit neuer Paginierung 1969), S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283; c. 3 S. 280 Z. 18 – 22 [3] Vita Goaris confessoris Rhenani ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 4, Leipzig 1902 (Ndr.), S. 402 – 423; c. 8 – 10 S. 419 – 422 (Auszüge) Kommentar:

Die Rückberufung des Nicetius durch König Sigibert I. ist sicher belegt. Zur genauen zeitlichen Fixierung ist der Herrschaftswechsel von Chlothar I. auf Sigibert I. maßgebendes Kriterium. Gregor von Tours bezeugt für den Dezember 561 den Tod Chlothars (Hist. IV, 21 S. 154 Z. 13 f.). Genauer fixiert ist der 28. November des Jahres als Terminus post quem (siehe MGH SS rer. Mer. 7 S. 488). Frühestens könnte die Rückberufung des Nicetius im Dezember 561 erfolgt sein, wahrscheinlicher ist der Vorgang auf den Anfang des folgenden Jahres zu setzen. Literatur:

Siehe Rusticus. 27 nach 561 Nov. 28

Ein Schüler des Nicetius beglückwünscht ihn zur Rückkehr aus dem Exil. Eintrag/Text:

EPISTULA DIRECTA AD DOMNUM NICETIUM EPISCOPU[M]

Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Der erlauchte Kreis Eures apostolischen Amtes (= Nicetius und seine Suffragane) möge meiner Niedrigkeit Verzeihung gewähren, da meine Kühnheit so groß ist, mir anzumaßen, Euch Herren durch meinen Brief zur Last zu fallen. Doch da das von Euer Heiligkeit mir gegenüber geübte fromme Wohlwollen nicht aufgehoben ist, kann ich mich zu Recht freuen. Sind wir doch, wenn auch durch die räumliche Entfernung getrennt, in unseren geistigen Bemühungen durch das Band der Liebe verbunden. 2. Wer würde sich nicht freuen, in Euch die Mienen engelgleicher Schönheit zu erblicken? Wer würde nicht bewundern, dass die göttliche Macht uns jene leuchtende Quelle gezeigt hat, durch die das Wissen mit guten Werken erfüllt werden könnte, zu dem viele Generationen eilend zu heilsamem Ruhm gelangen könnten?

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512 | Hauptteil 3. Der Herr hat uns einen würdigen Palmbaum mit Früchten gefüllt, um uns aus der Hölle heraufzurufen, er hat uns gezeigt, im Schutz welchen Schattens wir gerettet werden, zu welchem angenehmen Gut er uns verhilft, mit welchen honigsüßen Segnungen wir gesättigt werden. Nicht genügend gelobt werden kann die Wirkkraft Eurer Heiligkeit, die wir nicht als von Menschen kommend, sondern als Segen Gottes erfahren haben. Es freut sich die Heimat, nach der Dunkelheit ein solches Licht zurückerhalten zu haben. Es freut sich auch die Erde, von Lieblichkeit und himmlischen Gaben erfüllt. 4. Wer konnte dort nicht unter Deinem helfenden Schutz mit Gunst bedacht sein, wo die Interzession Eurer Heiligkeit ein Hilfs- und Heilmittel erwirkte, das schon in Verzweiflung aufgegeben schien? Die Mosel beglückwünscht und freut sich, Euch nach langen Zeiten wiederzusehen. Wie sollen die Menschen, die vor Eurer Rückkehr traurig waren, nicht freudige Erhebung unaufhörlich vor sich hertragen? 5.Vieles gäbe es noch, was ziemlicherweise über Eure Milde hätte verbreitet und gerühmt werden sollen, doch weil für den Aufbruch zu Euch die Zeit für den Überbringer heftigst drängt, gewährt Verzeihung meiner Weitschweifigkeit, da ich nicht alles in Kürze fassen konnte. Ich grüße also meinen Herrn, wenn dies nicht als Anmaßung beleidigt, auf dem Bergrücken jenes himmlischen Jerusalems des in Ruhm errichteten apostolischen Segens. Ich bitte, mich, Euren niederen Diener, mit beständigem Gebet zu begleiten, durch welche Fürsprache wir die Gnade und Hilfe Gottes unseres Herrn und unserer Herren (Könige?) glücklich erlangen können. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 24: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 20v – 21r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 24 S. 137 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 448 f. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 448. Kommentar:

Der Brief ist offenbar sprachlich verderbt, der Sinn bleibt deswegen oft dunkel. Klar ist jedoch neben der Identifizierung des Adressaten mit dem Bischof von Trier, dass der Autor ein ehemaliger Schüler des Nicetius ist (kaum aber Florianus von Romenum), denn er kennt ihn persönlich und lobt ausführlich die theologische Unterweisung, die er von Nicetius erhalten habe. Hier liegt ein weiteres deutliches, noch kaum verwertetes Zeugnis für die langjährige Wirksamkeit der von Nicetius geleiteten Klerikerschule vor. Bisher nicht gesehen ist, dass der Verfasser am Beginn und viel-

23. Nicetius |

leicht am Schluss eine Gemeinschaft um den Adressaten als Metropoliten nennt (1.: coronam vestri apostolatus … vobis dominis; 5. per quam intercessionem possumus gratiam domini et dominorum nostrorum feliciter adimplere). Jedoch weist der Gedanke der Herausgeber bei der zweiten Stelle (zu 5. „Qui sint domini isti, nescio; anno 561, quo scripta est epistula, solum Sigebertum regem dici posse putes.“) die richtige nicht genug verfolgte Fährte. Das Gefüge der Aussage, nach der Nicetius intercessor zur Erlangung der gratia domini et dominorum nostrorum ist, erlaubt es kaum, die domini nostri als Suffragane des Nicetius oder als Angehörige eines weiteren Kreises seiner geistlichen Umgebung zu verstehen. Die Verbindung des Segens des göttlichen Herrn mit der Gunst der irdischen Herrscher hat eine lange Tradition. Es könnte also ein höchst relevantes Zeugnis für das weiterbestehende Konstrukt der merowingischen Brüdergemeinschaft vorliegen, in die neben Sigibert von Reims seine Brüder Gunthram von Orléans, Charibert von Paris und Chilperich von Soissons in die Samtherrschaft eingeschlossen wären. Konkreter gewendet könnte ein wichtiges Indiz gegeben sein, dass der Adressat Nicetius und der Briefschreiber in zwei verschiedenen Reichsteilen lebten, also zwei domini hätten. Außer Frage steht, dass der Brief ein Glückwunschschreiben anlässlich der Rückkehr von Nicetius nach Trier nach längerer Abwesenheit war. Schon von daher liegt nahe, dass das Ende des Exils gemeint war. Dies wird noch gestützt durch Formulierungen (3). Wenn dort die Rückkehr des Nicetius als Licht nach der Dunkelheit umschrieben und die wiedergekehrte Freude im Land gepriesen wird, passt dies zu einer erzwungenen längeren Abwesenheit. Manche Wendungen des Autors zeigen erstaunliche Parallelen zur Vita Nicetii: Wo er die Heiligkeit des Nicetius lobt (3) oder ihn um seine Fürbitte ersucht (5), verweist er geradezu pflichtschuldig auf Gott als alleinige Quelle des Heils – ein Punkt, den Nicetius seiner Vita zufolge gegenüber Leuten, die ihn als heilig verehrten, sehr betonte. Auch die Apostrophierung des Nicetius als tatkräftigen Schützers der Verzweifelten passt gut zur Darstellung der Vita. Offenbar hatte der Autor des Briefes ein sehr ähnliches Bild von Nicetius wie Aredius, der, ebenfalls Schüler von Nicetius, Gregor von Tours als Gewährsmann für die Vita Nicetii diente. Eine Identität des Autors mit Aredius ist vielleicht nicht völlig auszuschließen, zumal auch die eingangs des Briefes angesprochene große räumliche Entfernung dazu passen würde. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Sprache: Siehe die Emendationsvorschläge in Gundlachs Edition sowie die Emendation von Reverdy, Relations S. 86 zu (5). Vgl. auch Levison, Geschichtsquellen 1 S. 117. – Die Herausgeber bewältigen den Text nicht. Genannt seien folgende Korrekturen bzw. Konjekturen: zu 2: angelicae uultus Cod. – angelicos uultus b – angelicae [pulchritudinis] uultus Anton; zu 4: uos post tempora reuidere, qui ante aduentum uestrum se homines commanentes gaudia exultatione praeferre non cessant Cod. –

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514 | Hauptteil iterum uidere b – homines ibi b – gaudii exultatione b – ubi ante uos aduenientes homines, qui ibi remanserant, gaudium prae se ferre non cessant Hgg. – Qui (hier: Wie) ante aduentum uestrum [maesti] homines commanentes gaudia exultatione prae se ferre non cessant? Anton. [b] Identität des Adressaten: Diese ergibt sich zweifelsfrei aus 4 und aus der Verbindung mit anderen Zeugnissen (Gregor, Vita). [c] Identität des Autors: Florianus von Romenum: Coens, Maurice: Les vies de s. Cunibert et la tradition manuscrite, in: An. Boll. 47 (1929) S. 338 – 367; S. 356 (ohne Begründung) – übernommen von: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 5 – Die Frage ist nicht gestellt bei Gauthier, Évangélisation S. 180 – Anton, Trier S. 131 Anm. 111. Der Autor war ersichtlicherweise Schüler von Nicetius. Dies trifft für Florianus von Romenum sicher nicht zu. Der Stil des Briefes weist keinerlei Anklänge an die Diktion der Florianus-­Briefe auf. [d] Klerikerschule: Siehe Nr. 10, Nr. 17. [e] Rückkehr aus dem Exil: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 5 – Gauthier, Évangélisation S. 180 – Anton, Trier S. 134 Anm. 120 (mit Berufung auf Greif, Trierer Bischöfe S. 43 für längere Dauer des Exils). [f] Parallelen zur Vita: Vgl. Nr. 36. [g] Aredius: Siehe Nr. 10 28 um 563/565

Nicetius fordert Königin Chlodoswinda auf, ihren Gatten, den Langobardenkönig Alboin (560/565 – 572/573), nach dem Vorbild ihrer Großmutter, Königin Chrodechilde, der Gattin König Chlodwigs I., zum Katholizismus zu bekehren. Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINĘ CLEMENTISSIMAE IN XPO (CHRISTO ) FILIAE HLODO (S) INDĘ nicetius peccator Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Von Eurer Gesandtschaft zu den fränkischen Königen, Euren Brüdern, erfahren wir eben. Von daher haben wir hohes Lob über Eure Armenfürsorge, Eure Religiosität und Euer glänzendes Ansehen bei dem langobardischen Volk wegen Eures (vortrefflichen) Wandels vernommen. Dies möge Euch Gott (weiterhin) gewähren, der Dir den Geist der Weisheit und des Verstandes (vgl. Is 11, 2) schon gegeben hat. 2. Dies ist uns Grund zur Freude, gebe uns Christus auch über Deinen Mann Alboin Grund zur Freude, den Sieg über sein heidnisches Königsglück zu feiern (de felicitate

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sua triumphare). Wir stehen staunend davor, dass der, vor dem die Völker zittern, dem die Könige huldigen, den die Mächte ohne Unterlass loben, den selbst der Kaiser mit Befehlsaufträgen auszeichnet (statt cum etiam ipse imperius ipsum praeponit wohl zu konjizieren: cum etiam ipse [imperator] imperiis ipsum praeponit), sich nicht mit Vorrang um sein Seelenheil bekümmert. 3. Der solchermaßen, so sehr er auch in Ruhm und Ansehen glänzt, zu meinem Verwundern sich nicht um sein Seelenheil bemüht, dass er sich jenen anschließt (illos recipit, illis requiescit), die die Seelen eher an die Hölle verlieren als sie den Weg des Heils zu führen. Sie predigen nämlich, dass es zwei Götter gebe, der eine sei in der Göttlichkeit der Vater, der andere sei wesensverschieden in der Göttlichkeit, nämlich wegen seines Geschaffenseins Sohn (bewusst alterierend: alium [Vater] – alterum [Sohn]), obwohl die Schrift sagt: Ego sum salvator, et non est alius praeter me – Ich bin der Erlöser und kein anderer außer mir (ego autem Dominus Deus tuus … et salvator non est praeter me: Os 13, 4; vgl. Is 43, 11). 4. Dich, Chlodoswinda, beschwöre ich beim furchtbaren Tag des ewigen Gerichts, diesen Brief gut zu lesen und ihn gut (Deinem Gemahl) vorzulesen, ihn auszulegen und ihm die Frage zu stellen: Wer ist der Erlöser? 5. Wenn sie (die Homöer) den Sohn nennen, ist also der Vater nicht der Erlöser. Sollten sie den Vater nennen, ist also der Sohn nicht der Erlöser, … . Sollten sie sagen, es gebe zwei Erlöser, finden sie nichts anderes in der Schrift als: ego et pater unum sumus – Ich und der Vater sind eins (Io 10, 30). Daher ist der Vater im Sohn und mit dem Sohn (vgl. die Doxologie zum Abschluss des Hochgebets in der Messliturgie). 6. – 8. Es folgt eine ausführliche, mit reichen Schriftzitaten versehene Belehrung über das Mysterium der Trinität, in der u. a. mit kontrahierten Stellen aus dem Johannesevangelium (Io 1, 1; 1, 14) die Geburt Jesu aus Maria dargelegt wird. Der Taufbefehl in nomine … . In nomine dixit, non in nomina (nominibus b) … akzentuiere die Trinität. 9. Der heilige Geist ist davon nicht zu trennen, bekanntlich kommt von ihm die Gnade Gottes: … von ihm hat alles Gute Atem, wie der Apostel sagt: Denn aus ihm und durch ihn und in ihm ist alles (Rm 11, 36, hier die Doxologie [s. o.] explizit) … . 10. Abraham (vgl. Gn 18, 1 – 3), der als Freund Gottes genannt und beglaubigt ist, sah drei (Männer) und glaubte an den Einen, indem er drei anbetete. Die Trinität ruft er ins Gedächtnis, indem er bittet, in ein Haus einzutreten; er zeigt damit an, dass es sich um eine potestas (δύναμις – Μacht) handelt … . 11. Aber warum bei Einzelheiten verweilen? Lasst uns zu den zwölf Jüngern, die Jesus hatte und hat, kommen, weil ja selbst die Goten diesen und ihren Reliquien heute Verehrung zollen; im Raub nehmen sie sie an sich, doch haben sie nichts davon, weil

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516 | Hauptteil sie den Glauben an sie zu vernichten (adnullare Cod; s. auch Blasel S. 606 Anm. 57 – ad nulla re Hgg.) sich erfrechen. 12. Was ist damit, dass sie ihre Basiliken, wo man heute ihre Körper verehrt, nicht betreten? 13. Wie ist es damit, dass sie sich dort nichts anzumaßen wagen, außer dass sie diebisch wie Hunde von draußen (? zu vergleichen Apc 22,15, s. Blasel Anm. 57 S. 607) die Seelen täuschen, während König Alboin jene seine Getreuen dorthin schickt und zu den Schwellen von Petrus, Paulus, Johannes und den übrigen Heiligen führt? 14. Ob sie dort Messen zu halten wagen, sollen sie überlegen; doch sie wagen es nicht, weil sie offenbar nicht Schüler des Herrn Petrus sind und sich als Gegner Christi erweisen. … Aus welchem Grund nimmt ein so großer König und eine solche Zeit ihr Gift auf? 15. Er soll, wenn es ihm gefällt (iubet Cod.; iuvet Anton), diese zu dem heiligen Martin an dessen Festtag, der am 11. November ist, schicken und sie sollen dann, falls sie es wagen, etwas für sich in Anspruch nehmen, dort, wo man heute sieht und erlebt, dass Blinde das Augenlicht zurückerhalten, Taube und Stumme Gehör und Heilung. Und was soll ich sagen über die Aussätzigen und die vielen anderen, die mit wie vielen Krankheiten geschlagen sind und Jahr für Jahr geheilt werden? (Es ist bisher nicht gesehen, dass der Text über Blinde … und Aussätzige gestaltet zu sein scheint nach Actus Silvestri: Sanctuarium seu vitae sanctorum II, hg. von Boninus Mombritius, Mailand um 1480, Paris ²1910 [Ndr. 1978], S. 508 – 531 [fol. 279r – 293v]; II S. 526 [fol. 290v] Z. 41 ff.). 16. Aber vielleicht sagen sie dann, sie lassen sich Menschen als Blinde verstellen. Da Blinde aber offenbar von Geburt so sind, was sagen sie dann, wenn man sie mit Augenlicht erblickt und mit Gottes Hilfe nach Hause zurückkehren sieht? Was soll ich sagen über die Herren Bischöfe Germanus (von Auxerre), Hilarius (von Arles), Lupus (von Troyes), an deren Gräbern sich heute so viele Wunder ereignen, wie ich sie nicht in Worte fassen kann, wo die von Dämonen Besessenen so geheilt werden, dass sie diese heiligen Bischöfe als ihre Herren bekennen? 17. Warum tun sie solches nicht in ihren Kirchen? Sie tun es nicht, weil sie merken, dass Gott und die heiligen Bischöfe dort nicht wohnen, ein Dämon treibt einen anderen Dämon nicht aus … . Was soll ich sagen über die Herren Bischöfe Remigius (von Reims) und Medardus (von Noyon-­Soissons), die Du, wie ich glaube, selbst noch gesehen hast (videres Cod.; vidisti b; videras Anton)? Wir können nicht so Großes darstellen, wie wir an Wunderbarem von Gott durch diese gewirkt sehen.

23. Nicetius |

18. Du hast gehört, wie Deine Großmutter seligen Angedenkens Chrodechilde ins Frankenreich kam, wie sie ihren Gemahl Chlodwig zum katholischen Glauben (ad legem catholicam) führte; und da dieser ein Mann von sehr scharfem Verstand war, wollte er nicht Ruhe geben, bis er die Wahrheit erkennte. Als er aber das, was ich oben berichtet habe, als beglaubigt erkannte, fiel er demütig an der Schwelle des Grabes des heiligen Herrn Martin nieder und versprach, sich ohne Verzögerung taufen zu lassen. Wie Großes er nach seiner Taufe gegen die häretischen Herrscher Alarich (Westgotenkönig Alarich II.) und Gundobad (Burgundenkönig) vollführt hat, welche Schätze er und seine Söhne in dieser Welt besaßen, darüber seid Ihr nicht im Unklaren. 19. Ein solch ausgezeichneter Mann, als der König Alboin gilt, ein Mann solchen Rufes, wie ihn die Welt hervorhebt, warum bekehrt er sich nicht, warum scheint er so zögerlich, den Weg des Heiles aufzusuchen? Guter Gott, der Du Ruhm der Heiligen und das Heil aller bist, schicke Du Dich in ihn! Und Du, Herrin Chlodoswinda, wenn Du mit Worten auf ihn einredest, gib den Trost, dass wir uns alle über einen solchen Stern, über ein solchen Edelstein so freuen können, wie wir Gott gefallen können. Ich grüße in einem solchen Maß, wie ich nur grüßen kann, ich bitte inständig, dass Du nicht müßig seist; rufe ohne Unterlass, singe ohne Unterlass. Du hast das Schriftwort gehört: Es wird der ungläubige Mann durch die gläubige Frau gerettet werden (Vgl. I Cor 7, 14; von den Herausgebern zu Unrecht als direktes Zitat gekennzeichnet). Denn Du sollst wissen, vorrangig wird Heil und Vergebung dem zuteil, der den Sünder von seinem Irrtum zur Umkehr sich bekehren lässt. 20. Wache, wache, weil Du Gott Dir geneigt hast; ich bitte Dich, so zu handeln, dass Du das Volk der Langobarden tapfer gegen (und über) seine Feinde machst und uns Anlass gibst, uns über Dein Heil und das Deines Mannes zu freuen. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 8: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 8r – 10r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b; Korrekturen Anton) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 8 S. 119 – 122 – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 419 – 423 Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet, Mansi, PL) s. in Ausgabe CC SL S. 419. Ausführliche Behandlung mit regestierender Wiedergabe:

Blasel, Carl: Der Übertritt der Langobarden zum Christentum. Bis zur Okkupation Italiens, in: Archiv für katholisches Kirchenrecht 83 (1903) S. 577 – 619

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518 | Hauptteil Kommentar:

Der um 563/565 geschriebene Brief, dessen Adresse ein bemerkenswertes Zeugnis des christlichen Königsgedankens ist, verdeutlicht die hohe Stellung des Nicetius im östlichen Reichsteil, da die Gesandtschaft Chlodoswindas an ihre Brüder anscheinend über Trier reiste und auch ihm berichtete. Das Schreiben verfasste er daher wohl in der von ihm schon früher beanspruchten Funktion als „Reichsbischof “ des sich konsolidierenden Austrasien, die offenbar nach seiner Rückberufung aus dem Exil durch König Sigibert I. wieder wirksam geworden war. Das Anliegen von Nicetius war die Bekehrung Alboins – und damit auch der Langobarden – zum Katholizismus durch die Überzeugungsarbeit der Adressatin, der er für diesen Zweck Argumentationshilfen für die Diskussion mit der homöischen Umgebung des Königs vermitteln wollte (Einleitung: 1 – 4). Die hier erkennbare Theologie ist entwickelter als im Justinian-­Brief, aber insgesamt auf sehr einfachem Niveau gehalten. In einem ersten Teil (5 – 10) führt Nicetius eine Reihe von Bibelzitaten zur Trinität an. Es fällt das forcierte Bemühen auf, in großem Maß alttestamentliche Zitate – die eigentlich für den Beweiszweck nicht geeignet sind – zu bringen und mit neutestamentlichen Stellen zu verknüpfen. Die Verifizierungen der Herausgeber sind in diesem Zusammenhang besonders zu kritisieren. Im Gegensatz zu dem Brief an Kaiser Justinian (Nr. 19) begegnet hier (6) erstmals bei Nicetius das mariologische Thema. Maria fügt er in seine Einheitstheologie (Gott Vater und Sohn sind eins). Maria als Christotokos und Theotokos ist explizit im Brief des Abtes Florianus von Romenum an Nicetius (Nr. 20) gebracht, wo die Herausarbeitung der Rolle der Gottesmutter Bischof Ennodius von Pavia zugeschrieben ist. In zweiten Teil (11 – 17) verweist Nicetius für die Überlegenheit des Katholizismus, nachdem er die – offenbar charakteristische – gotisch-­homöische Apostelverehrung als verlogen angeprangert hat, auf die über jeden Zweifel erhabene und vielfach bewiesene Wunderkraft der Heiligen Martin (von Tours), Hilarius (eher von Arles als von Poitiers), Germanus (von Auxerre), Lupus (von Troyes), Remigius (von Reims) und Medardus (von Noyon-­Soissons). Diese Heiligenreihe hat in der Forschung große Beachtung gefunden. Einerseits wird der fortdauernde Bezug Triers zum inner- und nordgallischen Raum dokumentiert, andererseits lässt sich eine neue Frömmigkeitsstruktur erkennen, die den gallisch-­fränkischen Bischöfen, also typischen Repräsentanten mittelalterlicher Heiliger, die zentrale Rolle zuweist. Deutlich tritt ferner die besondere Verehrung für Gräber der Heiligen und ihre Reliquien hervor. Ohne diese Form des Kultes war nach Ansicht von Nicetius wahrer Glaube nicht möglich. Sprachlich ist nicht eindeutig, ob Nicetius von selbst erlebten oder lediglich von allgemein bekannten Wundern an den genannten Bischofsgräbern berichtet. Höchst relevant für die allgemeine Geschichte, besonders für die von Trier, ist das Faktum, dass er für die Wunder des heiligen Martin auf die Silvesterlegende rekurriert. Sie ist also in Trier schon im 6. Jahrhundert präsent. Neben Gregor von

23. Nicetius |

Tours (Hist. II, 31 S. 77), der bezeichnenderweise diese Quelle ebenfalls im Kontext der Taufe Chlodwigs bringt – Gregor mit Bezugsetzung zu Konstantin dem Großen und Papst Silvester –, gehört Nicetius zu den Erstrezipienten der in der folgenden Zeit so wirksam gewordenen Legende (Zum Komplex Silvester und Konstantin im frühmittelalterlichen Trier s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr † 24 S. 121 f.; S. 34 Anm. 93 – Zur Martinsverehrung Ewig, Eugen: Der Martinskult im Frühmittelalter, in: Spätantikes und fränkisches Gallien 2, 1979, S. 371 – 392 [zuerst 1962]; S. 378 mit Anm. 65 [mit sehr pauschalisierender Zitation, ohne den hier interessierenden Problemkreis]). Die Aufforderung an die Adressatin, ihren Mann nach dem Vorbild ihrer Großmutter Chrodechilde zum Katholizismus zu bekehren, ist eines der wichtigsten Zeugnisse für den Übertritt Chlodwigs I. zum Christentum, wobei nur diese Quelle – glaubwürdig – von einem Taufgelübde Chlodwigs in Tours berichtet. Aufschlussreich für die Denk- und Argumentationsstrukturen ist das von Nicetius abschließend gebrachte Argument, die Bekehrung zum Katholizismus werde auch den Langobarden Stärke über ihre Feinde verleihen, das traditionelle Argument des „stärkeren Gottes“. Nicetius zeigt sich in dem Brief, wohl aufgrund von Informationen Chlodoswindas, gut informiert über die politischen Beziehungen Alboins zu seinen Nachbarn, den Goten und dem kaiserlichen Hof in Byzanz. Auf die Goten, wohl entmachtete Reste der Ostgoten in Italien, geht Nicetius näher ein, weil er in ihnen die Vermittler eines – nach einer eher katholischen Ausrichtung der Langobarden um 548 – virulenten homöischen Einflusses sieht. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Textpräsentation: Die Herausgeber haben oft nicht genügend recherchiert. Einschlägige Mängel sind hier in der Regel stillschweigend behoben. [b] Datierung: Blasel, Übertritt S. 599 – 601 (sicher 561/566, vermutlich um 563) – von den Steinen, Wolfram: Chlodwigs Übergang zum Christentum. Eine quellenkritische Studie, in: MIÖG Erg. Bd. 12, 1932/33, S. 417 – 501 (sep. Ndr.); S. 470 mit Anm. 4 (um 565) – Danach Ewig, Trierer Land S. 238 – Ders.: Die Kathedralpatrozinien im römischen und im fränkischen Gallien, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2, 1979, S. 260 – 317 [zuerst 1960], S. 279 f. (um 565). Da die in (1) erwähnte Gesandschaft der Königin an ihre Brüder ging, ist der Brief sicher nach dem Tod ihres Vaters Chlothar I. (561 Ende) zu datieren. [c] Königsgedanke: Ewig, Eugen: Zum christlichen Königsgedanken im Frühmittelalter, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952 – 1973), hg. von Hartmut Atsma, Bd. 1, München 1976 (Beihefte der Francia 3, 1), S. 3 – 7 1 [zuerst 1956], S. 16 mit Anm. 54

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520 | Hauptteil [d] Gesandtschaft/Reichsbischof: Diese Thematik ist bisher in der Forschung nicht behandelt, doch ist ein deutlicher Hinweis durch die von Nicetius gewählte Formulierung gegeben (Cum legatos uestros per Francorum reges, germanos tuos, ire conspicimus). Zum „reichsbischöflichen“ Anspruch siehe Nr. 15, Nr. 18 – 20, Nr. 31. [e] Einfache Theologie: von den Steinen, Chlodwig S. 470 – Gauthier, Évangélisation S. 180 f., S. 252 f. – Anton, Trier S. 137 f. (weiterer „mittelalterlicher“ Zug). Das eher negativ klingende Urteil ist jedoch zumindest z. T. zu revidieren: Nicetius erfasst ansatzweise die von ihm angesprochenen Implikationen des Trinitätsproblems mit der Differenzierung Personen (proprietas personarum) – una deitas (essentiae / sub­ stantiae unitas) – una potestas (aequalitas in divina maiestate). [f] Hilarius: Hilarius wird in der Literatur durchgängig mit Hilarius von Poitiers identifiziert, so auch noch Anton, Trier S. 138 – Ders., Trierer Kirche S. 30 f. – Die Reihung der Heiligen ist chronologisch, daher ist wohl Hilarius von Arles gemeint: Mathisen, Ralph Whitney: Hilarius, Germanus, and Lupus: the aristocratic background of the Chelidonius affair, in: Phoenix 33 (1979) S. 160 – 169; S. 167 – erweitert bei Anton, Führungsschicht S. 69 – Ders., Trier von der Spätantike S. 41. [g] Gotische Apostelverehrung: Blasel, Übertritt S. 608 – 610. Blasel macht S. 609 f. wahrscheinlich, dass Nicetius dabei auf eine Orosius-­Stelle (Historiarum libri VII, 39) über die Schonung der Petrusbasilika durch den Westgotenkönig Alarich bei der Plünderung Roms 410 anspielt. [h] Heilige: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 103 – Ders., Kathedralpatrozinien S. 279 f. – Ders.: Der Petrus- und Apostelkult im spätrömischen und fränkischen Gallien, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 2, S. 318 – 354 [zuerst 1960]; S. 353 – Gauthier, Évangélisation S. 186 (besondere Verehrung der Gräber) – Anton, Trier S. 138 – Beisel, Beziehungen S. 186 (Petrus-­Verehrung ohne Rombindung) – Anton, Trierer Kirche S. 30 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 41 – Pietri, Luce: Clovis et l’Église de Tours, in: Clovis. Histoire et événement 1, hg. von Michel Rouche, Paris 1997, S. 321 – 330; S. 325 [i] Quellenwert für Chlodwig: von den Steinen, Chlodwig S. 470 – 477 – Levillain, Léon: La conversion et le baptême de Clovis, in: Revue d’histoire de l’Église de France 21 (1935), S. 161 – 192; S. 164 – 166 – Anton, Trier S. 137 – Ewig, Merowinger S. 22 – Geu­ enich, Dieter: Chlodwig. Versuch einer Biographie, in: Chlodwig und die „Schlacht bei Zülpich“ – Geschichte eines Mythos, 496 – 1996. Begleitbuch zur Ausstellung in Zülpich 30. 08. – 26. 10. 1996, Euskirchen 21996, S. 48 – 54; S. 52 – Pietri, Clovis S. 325 ff. [j] Beziehungen Alboins: Vgl. (2)-(5), (11)-(17). Bemerkenswert ist insbesondere die (13) zu entnehmende Gesandtschaft Alboins in das gotische (!) Rom, die zumindest in der Vorstellung des Nicetius möglich ist.

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[k] Goten: Blasel, Übertritt S. 607 – 610 – Schäferdiek, Knut: Art. Germanenmission, in: RAC 10, 1978, Sp. 492 – 548; Sp. 517 f. 29 vor 566 (ab ca. 550)

Nicetius restauriert mit Hilfe italienischer Bauhandwerker die Trierer Domgruppe und andere Kirchen. Eintrag/Text:

[1] Dum suauissimis pietatis uestrae imperiis plena deuotione famulari contendo, harum portitores artifices, de partibus Italiae accitus et sacramentorum legationi securitate traditus, ad uos, Domino ducente, transmisi. [2] Templa uetusta Dei reuocasti in culmine prisco / et floret senior te reparante domus. Quelle/Überlieferung:

[1] Siehe Nr. 17. [2] Siehe Nr. 31. Archäologischer Befund: Siehe Nr. 117. Ausgabe(n):

[1] Siehe Nr. 17, Brief des Bischofs Rufus von Octodurum an Nicetius, hier 1 S. 439 f. [2] Siehe Nr. 31, Venantius Fortunatus: Carmen III, 11 AA 4, 1 S. 63 f; v. 21 f. S. 64 – Reydellet, Venance I S. 106 f. Kommentar:

Offenbar in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit führte Nicetius ein großangelegtes, während seines Exils möglicherweise unterbrochenes Bauprogramm durch, das zwei Schwerpunkte besaß: die Instandsetzung von Kirchen, vor allem der Domgruppe (Nordbasilika=Dom; Südbasilika=später Liebfrauen, Baptisterium), und die Errichtung einer Befestigung bei Niederemmel (?). Unter Vermittlung des Bischofs von Octodurum ließ er aus Italien Bauhandwerker kommen, die vermutlich zur Restaurierung der Domgruppe benötigt wurden. Die Bauarbeiten am Dom (senior domus) bzw. an der Domgruppe sind durch Venantius Fortunatus explizit genannt und auch archäologisch/baugeschichtlich klar nachweisbar. Nach dem – sicher nicht nur topisch zu verstehenden – Zeugnis des Venantius ließ Nicetius auch andere Kirchen instandsetzen. Beim jetzigen archäologisch-­baugeschichtlichen Forschungsstand sind nur in zwei Fällen deutlichere Hinweise auf Baumaßnahmen gegeben, die mit diesem Bischof verbunden werden könnten: bei der Coemeterialbasilika St. Maximin, zu der Nicetius nach den Quellen in näherer Beziehung stand und wo er begraben wurde, und bei der Kirche St. Medardus, die er als nachweislicher Bewunderer des Medardus

521

522 | Hauptteil in Anknüpfung an eine spätrömische christliche Kultstätte gegründet haben könnte. Auch Bischof Germanus von Auxerre wurde von Nicetius nachweislich verehrt, so dass auch die Kirche St. Germanus (von Auxerre) ad undas auf ihn zurückgehen könnte. Denkbar ist ferner, dass Nicetius die Trierer Coemeterialbasiliken St. Eucharius und St. Paulin herrichtete; auch Kirchen außerhalb Triers in den Kastellorten des Bistums könnten in die bischöflichen Baumaßnahmen einbezogen gewesen sein. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Beziehung zu St. Maximin: Ewig, Trierer Land S. 239 – Gierlich, Grabstätten S. 42. – Entfernt könnten auch die Florianus-­Briefe (Nr. 18, Nr. 20) genannt werden, die Nicetius als wahren Nachfolger und Nacheiferer der Bischöfe Maximinus und Paulinus rühmen. S. auch Nr. 36, Nr. 37, Nr. 114 mit den dort angeführten Quellen; zum archäologischen Befund siehe Nr. 117. [b] St. Medardus: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 159 f. – Anton, Trier S. 110 – Ders., Trier von der Spätantike S. 26. – Zum archäologischen Befund siehe Nr. 117 – Nicetius und die Wundertätigkeit des Medardus s. Nr. 28. [c] St. Germanus: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 160 – Anton, Trier S. 110 – Ders., Trier von der Spätantike S. 26. – Nicetius und die Wundertätigkeit des Germanus s. Nr. 28. 30 bis 565/566

Nicetius errichtet zum Schutz der Bevölkerung eine militärische Befestigung an der Mittelmosel. An der Mittelmosel lässt Nicetius eine ausgedehnte Befestigungsanlage zum Schutz der Bevölkerung errichten, die im Frühjahr 566 wohl noch nicht fertiggestellt ist. Siehe Nr. 32. 31 565/566

Venantius Fortunatus rühmt in einem Gedicht Nicetius als Haupt der Bischöfe, verdienten Heiligen, Beschützer der Schwachen und Restaurator von Kirchen. Paraphrase:

Venantius preist Nicetius, der im ganzen Erdkreis geliebt werde, als Haupt der Bischöfe, hervorragendsten Hirten der apostolischen Herde. Durch seine Beharrlichkeit im göttlichen Werk lasse er das Weltliche hinter sich und werde durch seine guten Taten unsterblich. Das an sich für alle kurze Leben sei für die beati unvergänglich. Er solle, für sich selbst bescheiden, gegenüber den Bedürftigen so großzügig bleiben wie bisher. Seine Askese und seine Armenfürsorge gebe er nach biblischem Beispiel

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Gott (Vgl. Mt 25, 40). Er stehe den Gefangenen und den Verbannten bei und sättige die Hungrigen; durch Beilegung von Zwistigkeiten sorge er sich um die Traurigen. Er schütze seine Herde wirksam vor den Wölfen, wer seinen Schutz genieße, sei sicher. Den alten Tempeln Gottes habe er zu früherem Glanz verholfen, durch seine Instandsetzung erblühe das ältere Haus (senior domus). Er möge die langjährigen Gebete des Volkes erfüllen und noch lange sein Hirte bleiben, damit keine Schafe gerissen würden. Quelle/Überlieferung:

Leo Vorrede zur Ausgabe S. V-XXV – Reydellet, Venance I S. LXXI – LXXIX, S. 106 (Dort vorgestellte Hss., die das carmen XI enthalten): P Cod. Petropolitanus (früher Corbeiensis), St. Petersburg, Rossijskaja Nacionalnaja Biblioteka F. XIV 1, 8. Jahrhundert, fol. 71v (s. Leo S. VIII – XII, S. X; S. XVII, S. XXIIf. – Redeyllet S. LXXIIf. – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2317 S. 81) L Cod. Laudunensis, Laon BM Ms. 469, 9. Jahrhundert 2. Drittel (Bischoff entgegen Leo und Reydellet), fol. 1r – 142r; fol. 31v – 32r – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2129 S. 37 M Mailand, Biblioteca Ambrosiana, ms. C 74 sup., Umkreis Paris, ca. 825 (Bischoff entgegen Lokalisierung Bobbio und Datierung 10. Jahrhundert bei Leo und Reydellet), fol. 1r – 51r – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2630 S. 158 G Cod. Sangallensis, St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 196, 9. Jahrhundert, p. 2 – 373; p. 81 f. – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 5653 S. 313 D Paris, BnF lat. 9347, 9. Jahrhundert 1./2. Viertel, Reims, fol. 76r – 135v; fol. 90v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4570 S. 148 A Paris, BnF lat. 14144, 9. Jahrhundert, fol. 1r – 60r, fol. 15r – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4963 S. 217 C Paris, BnF lat. 8312, 9. Jahrhundert 1./2. Viertel, Umkreis Tours ((Bischoff entgegen Leo und Reydellet) fol. 2r – 178r; fol. 42r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4539 S. 141 R Vatikan, BAV Reg. lat. 329, 9. Jahrhundert, fol. 3r – 123r; fol. 30r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6636 S. 428 V Vatikan, BAV Vat. lat. 552, 9. Jahrhundert 2. Viertel / Mitte? (Bischoff entgegen Leo und Reydellet) fol. 62r – 180v; fol. 170v – 171r – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6838 S. 445 E Paris, BnF lat. 8311 (Colbertinus), 10. Jahrhundert, fol. 1r – 136r; fol. 27v B Paris, BnF lat. 8090, 9. Jahrhundert, aus Kloster Corbie (Bischoff entgegen Leo und Reydellet mit Rückgang auf Ganz) fol. 1r – 139v; fol. 31r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4528 S. 139

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524 | Hauptteil U Brüssel, KBR 5354 – 5361, 9. Jahrhundert 3. Drittel (Bischoff entgegen Reydellet), fol. 1r – 67r, fol. 16r – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 713 S. 154 F Vatikan, BAV Barb. lat. 721, 10./11. Jahrhundert, fol. 1v – 21r; fol. 12v – 13r W Vatikan, BAV Pal. lat. 1718, 11.Jahrhundert, p. 1 – 214; p. 34 – 35 Ausgabe(n):

Venantius Fortunatus: Opera poetica, ed. Friedrich Leo MGH AA 4, 1, Berlin 1881 (Ndr.), III, 11 S. 63 f. – Venance Fortunat, Poèmes 1, Livres I – IV, ed. Marc Reydellet (Collection des universités de France), Paris 1994, III, 11 S. 106 f. Kommentar:

In dem 566 entstandenen Gedicht ist, sieht man von der Topik des Bischofslobs ab, für Nicetius Folgendes bemerkenswert: Die Bezeichnung als Haupt der Bischöfe spielt sicher auf den Metropolitanrang und vermutlich auch auf die herausgehobene Position von Nicetius im (künftig) austrasischen Teilreich (‚Reichsbischof ‘) an. Sein aus anderen Quellen bekanntes überregionales, heiligmäßiges Ansehen wird auch hier thematisiert. Das gerühmte karitative Engagement ist allenfalls teilweise topisch; auffallend ist die für Nicetius an mehreren Stellen erwähnte Schutzfunktion für die Bevölkerung. Der abgewandelte ad multos annos-­Wunsch kann nicht auf das Lebensalter bezogen werden, dem in der Senectus stehenden Adressaten sollen noch viele Jahre beschieden sein, in denen er seine Herde beschützt. – Von hohem Quellenwert ist die Nachricht über die – nicht sicher zu identifizierenden – Kirchenrestaurierungen und die Instandsetzung der senior domus, des Doms. Für letzteres bietet Venantius die einzige zeitgenössische Quelle. Literatur:

[a] Datierung: Siehe Nr. 35 [b] Metropolitanrang: Anton, Trier S. 136 Anm. 127. – Reichsbischof: siehe Nr. 19, Nr. 15, Nr. 18, Nr. 28. [c] Ansehen: Siehe Nr. 18, Nr. 20, Nr. 27, Nr. 36. [d] Karitative Tätigkeit: Siehe Nr. 18, Nr. 36. [e] Schutz: Die mehrfache Erwähnung der Schutzfunktion dürfte sich auch auf das Moselkastell (Nr. 30, Nr. 32, Nr. 117 II) beziehen. 32 566 Frühjahr

Venantius Fortunatus preist die von Nicetius erbaute Befestigungsanlage an der Mosel.

23. Nicetius |

Paraphrase:

Ein massiger, steiler Hügel mit felsiger, verwilderter Spitze werde umflossen von der Mosel und der „kleinen Rhone“ (Rhodanus parvulus), die den Ort Mediolanus mit Fischen versorgten. Die Einwohner beteten im Anblick der mit grünen Halmen bedeckten Ackerfurchen für eine gute Ernte. In den Versen 13 – 16 (Cernit frugiferos congaudens incola sulcos, / uota ferens segeti fertilitate graui. / Agricolae pascunt oculos de messe futura, / ante metit uisu quam ferat annus opem.) muss nicht, wie Reydellet (S. 107 Anm. 75) meint, ein „Passage brutal du pluriel au singulier“ vorliegen. Agricolae kann Genitiv Singular sein. Die Verse 15 f. sind wohl zu rekonstituieren: Agricolae pascunt oculos de messe futura, / ante metit visu[s] quam ferat annus opem. Zu Vers 15 ist gedanklich wohl sulci als Subjekt zu denken, der Singular metit korrespondiert dem konjizierten visus. Nicetius habe hier der Herde den gewünschten (optatum) Schafstall gebaut. Den Hügel habe er mit einer dreißigtürmigen Mauer umgeben, deren Arme bis zum Ufer reichten. Auf der Spitze habe ein Schloss geglänzt und als Berg auf dem Berg werde ein Haus entstehen, das durch die Umschließung des weiten Feldes mit der Mauer wie ein Kastell sei. Das Schloss erhebe sich über marmornen Säulen. Im Sommer sehe man die Schiffe auf dem Fluss. Das weitläufige Gebäude sei in drei Ordnungen (Etagen?) gewachsen. Den rückwärtigen Anstieg beherrsche ein mit einem doppelläufigen Schleudergeschütz versehener Turm, der Ort der Heiligen und Waffenarsenal sei. Eine Mühle werde mit dem Wasser eines in Kanälen herangeleiteten Baches betrieben. An den vorher mit Gestrüpp bewachsenen Hängen habe Nicetius grünende Weinstöcke und Obstbäume pflanzen lassen. Der Duft der Blumen erfülle den Ort. Alles dies werde Nicetius als dem besten Hirten der Herde verdankt. Quelle/Überlieferung:

Leo Vorrede zur Ausgabe S. V-XXV – Reydellet, Venance I S. LXXI – LXXIX, S. 106 (Dort vorgestellte Hss., die das carmen XII enthalten) L Cod. Laudunensis, Laon BM Ms. 469, 9. Jahrhundert 2. Drittel (Bischoff entgegen Leo und Reydellet), fol. 1r – 142r; fol. 32r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2129 S. 37 M Mailand, Biblioteca Ambrosiana, ms. C 74 sup., Umkreis Paris, ca. 825 (Bischoff entgegen Lokalisierung Bobbio und Datierung 10. Jahrhundert bei Leo und Reydellet), fol. 1r – 51r – Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2630 S. 158 G Cod. Sangallensis, St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 196, 9. Jahrhundert 3. Viertel, p. 2 – 373; p. 82 – 84 – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 5653 S. 313 D Paris, BnF lat. 9347, 9. Jahrhundert 1./2. Viertel, Reims, fol. 76r – 135v; fol. 90v – 91r – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4570 S. 148 A Paris, BnF lat. 14144, 9. Jahrhundert, fol. 1r – 60r; fol. 15r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4963 S. 217

525

526 | Hauptteil C Paris, BnF lat. 8312, 9. Jahrhundert 1./2. Viertel, Umkreis Tours (Bischoff entgegen Leo und Reydellet) fol. 2r – 178r; fol. 42v – 43v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4539 S. 141 R Vatikan, BAV Reg. lat. 329, 9. Jahrhundert, fol. 3r – 123r; fol. 31r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6636 S. 428 V Vatikan, BAV Vat. lat. 552, 9. Jahrhundert 2. Viertel / Mitte? (Bischoff entgegen Leo und Reydellet) fol. 62r – 180v; fol. 171v – 172r – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6838 S. 445 E Paris, BnF lat. 8311 (Colbertinus), 10. Jahrhundert, fol. 1r – 136r; fol. 27v – 28v B Paris, BnF lat. 8090, 9. Jahrhundert, aus Kloster Corbie (Bischoff entgegen Leo und Reydellet mit Rückgang auf Ganz) fol. 1r – 139v; fol. 31v – 32r – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4528 S. 139 U Brüssel, KBR 5354 – 5361, 9. Jahrhundert 3. Drittel (Bischoff entgegen Reydellet), fol. 1r – 67r, fol. 16r – ­v – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 713 S. 154 F Vatikan, BAV Barb. lat. 721, 10./11. Jahrhundert, fol. 1v – 21r; fol. 13r W Vatikan, BAV Pal. lat. 1718, 11. Jahrhundert, p. 1 – 214; p. 35 Ausgabe(n):

Venantius Fortunatus: Opera poetica, ed. Friedrich Leo MGH AA 4, 1, Berlin 1881 (Ndr.), III, 12 S. 64 f. – Venance Fortunat, Poèmes 1, Livres I – IV, ed. Marc Reydellet (Collection des universités de France), Paris 1994, III, 12 S. 107 – 109 Kommentar:

Das im Frühjahr 566 entstandene Gedicht ist das einzige Zeugnis für die von Nicetius an der Mosel errichtete große Befestigungsanlage. Die Lokalisierung ist häufig diskutiert worden: Viel spricht nach der Landschaftsbeschreibung für die Moselschleife bei Niederemmel, wobei die ‚kleine Rhone‘ als Dhron und der Ort Mediolanus als Niederemmel zu identifizieren wären. Auch der archäologische Befund wäre damit zu vereinbaren. Möglich, aber weniger wahrscheinlich ist die Lokalisierung der Anlage auf dem nahegelegenen Neumagener Kronberg, wobei die Deutung von Mediolanus als eine Anspielung auf eine Siedlung Mailänder Bauhandwerker fragliche Hypothese bleibt. Unabhängig vom genauen Ort bleibt als verfassungsgeschichtlich hoch bedeutendes Faktum, dass Nicetius zumindest gegen Ende seiner Amtszeit weltliche Herrschaftsrechte weit außerhalb seiner Bischofsstadt, vermutlich im Raum Neumagen, ausübte. Nicht genügend beachtet wurde bisher, dass die Befestigung, die einen größeren Bezirk umfriedete, der Bevölkerung willkommen war, möglicherweise auf ihren Wunsch entstand. Die Ursache der offenbar konkret vorhandenen Unsicherheit (Schleudermaschine, Waffenarsenal) ist nicht bekannt. Zu den hier einschlägigen Versen 33 – 36 (Turris ab aduerso quae constitit obuia cliuo: / sanctorum locus est, arma tenenda uiris. / Illic est etiam gemino ballista uolatu / quae post se mor­ tem linquit et ipsa fugit.) ist in der Paraphrasierung die verbreitete Textinterpretation

23. Nicetius |

aufgenommen, die sich etwa bei Gauthier (Évangélisation S. 183) findet. Danach sind die Kapelle zur Reliquienbewahrung und die Waffenkammer nebeneinander. Reydellet, Venance 1 Nr. 79 S. 195 f. glaubt, das sei grammatisch unmöglich, arma tenenda uiris sei Apposition zu locus. Das grammatische Argument geht nicht auf, abgesehen davon legt der Fortgang des Textes mit ballista eine konkrete Deutung der Stelle mehr als nahe. Die genannten Schutzmaßnahmen korrespondieren mit der Aussage optatum ouile gregi. Nicetius und die Bevölkerung befürchteten offenbar Übergriffe fränkischer Großer, mit denen der Bischof oft in Konflikt war. Es wäre zu erwägen, ob nicht eine Rekonstruktion einer spätrömischen Abwehranlage gegen germanische Invasoren vorgenommen wurde. Bei der Lokalisierung im Raum Neumagen (Niederemmel oder Kronberg) dürfte an eine Funktion für die Sicherung des Anstiegs der Ausonius-­Straße auf den Hunsrück zu denken sein. Klare Hinweise auf ein Missionszentrum, das in der Literatur häufig im Zusammenhang mit der Anlage vermutet wird, liegen dagegen nicht vor; vielmehr dürfte es sich bei dem locus sanctorum um eine Art „Burgkapelle“ gehandelt haben, wobei die Heiligenreliquien im Geschützturm auch als ideelle Waffen fungiert haben könnten. Außer Frage steht durch die Äcker, die Wein- und Obstbaumpflanzungen und die Mühle mit einem kanalisierten Zufluss, dass die ausgedehnte Anlage dauerhaften Charakter als befestigter Siedlungsraum haben sollte und dass sie aufgrund ihrer prachtvollen Ausstattung (aula, Marmorsäulen) auch der Repräsentation des Bischofs diente. Gleichwohl fehlen spätere Nachrichten über sie. Auffallend ist aber, dass die nordöstliche Ecke des 897 dem Trierer Erzbischof Ratbod verliehenen Bannbezirks auf dem Hunsrück an der Mündung der Dhron in die Mosel liegt. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Datierung: Siehe Nr. 35. Aus der Beschreibung der Vegetation geht hervor, dass der Dichter eine Landschaft im Frühling vor Augen hatte. [b] Lokalisierung: Siehe Nr. .117 II. Anspielung auf Mailänder Bauhandwerker: Kentenich, Gottfried: Moselfahrer. Berichte aus siebzehn Jahrhunderten, Trier 1948, S. 45. [c] Archäologischer Befund/Gestalt der Bauten: Siehe Nr. 117 II. – Böhner, Kurt: Das Trierer Land zur Merowingerzeit nach dem Zeugnis der Bodenfunde, in: Geschichte des Trierer Landes 1, hg. von Richard Laufner (Schriftenreihe zur Trierischen Landesgeschichte und Volkskunde 10), Trier 1964, S. 303 – 337; S. 322. [d] Regionalherrschaft: Anton, Trier S. 127, S. 134, S. 142 – Ders., Trier von der Spätantike S. 33 – 36. – Zur militärischen Komponente s. [e] –[i]. [e] Wunsch der Bevölkerung: So ist optatum ouile in v. 20 sicher auf gregi zu beziehen. – Anders: Gauthier, Évangélisation S. 182 (übersetzt: „Nicetius … y établit en

527

528 | Hauptteil pasteur le bercail qu’il souhaitait pour son tropeau“) – Reydellet, Venance 1 S. 108 (übersetzt: „une bergerie parfaite“). Gemeint ist die Befestigung, die der Bevölkerung als schützendes ovile willkommen (oder von ihr gewünscht) war. [f] Bedrohungsursache: Siehe die Überlegungen im Kommentar. [g] Straßensicherung: Vgl. Steinhausen, Josef: Archäologische Siedlungskunde des Trierer Landes, Trier 1936, S. 470. [h] Missionszentrum: Ewig, Frühes Mittelalter S. 61 – Anton, Trier S. 114 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 33. [i] Burgkapelle: Gauthier, Évangélisation, S. 184 – Pfeiffer, Mission S. 209 – Vgl. auch Kentenich, Gottfried: Der Kult der Thebäer am Niederrhein, in: RhVjbll. 1 (1931) S. 339 – 350; S. 346 f. – Ders., Moselfahrer S. 37 f. Fraglich ist Kentenichs Identifizierung des locus sanctorum mit einem auf der Zummeterhöhe gelegenen Vorgängerbau der 1506 bezeugten Kapelle der Trierer Märtyrer am Fuß des Neumagener Kronbergs; auch sein damit verbundener Versuch, aus der hochmittelalterlichen Verehrung der Trierer Märtyrer einen Kult der Thebäer-­ Märtyrer unter Nicetius nachzuweisen, überzeugt in der Verknüpfung z. T. fragwürdiger Hypothesen nicht. [j] Bannbezirk: Urkunde: MGH DD Germ. Karol. 4, ed. Theodor Schieffer, Berlin 1960, D Zw 13 S. 39 – 41; S. 41 Z. 24 – 26 – Vgl. dazu: Puhl, Ronald W. L.: Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-­Mosel-­Raum. Philologisch-­onomastische Studien zur frühmittelalterlichen Raumorganisation anhand der Raumnamen und der mit ihnen spezifizierten Ortsnamen (Beiträge zur Sprache im Saar-­Mosel-­Raum 13), Saarbrücken 1999, S. 366 – 368. Ob hier Anknüpfungspunkte für eine Regionalherrschaft des Nicetius bzw. für den Bischofsstaat der spätmerowingischen Zeit liegen könnten, ist beim jetzigen Forschungsstand nicht zu beantworten. 33 vor 566

Nicetius bildet Magnerich (zu seinem Nachfolger?) aus. Venantius Fortunatus bezeugt in seinem Magnerich, dem Nachfolger des Nicetius im Trierer Bischofsamt, gewidmeten Gedicht, dass Nicetius Magnerich ausbildete. Eintrag/Text:

(Adresse, wohl nachgetragen) DOMINO S[AN]­C[T]­O MERITIS APOSTOLICIS PRAEDICANDO IN xpo (Christo) patri magnerico papae furtunatus humilis

23. Nicetius |

Wiedergabe der auf Nicetius bezogenen Verse 5 – 16: Discipule egregii bone magnerice niceti Nominis auspicium magne canende tuo (E: canendo; Br, L: auspicio Magne … tui) Clare sacro merito tanto informante magistro Quem reparas operum fructificante loco Cuius opime sequax sancta et uestigia seruans Rite minister agens ecce magister ades Auctorisque pii successor dignus haberis Heredisque sui frugi parensque manes (L u. Gundlach/Rochais; Cod., E, Br manet) Creuit post obitum pater et te crescere fecit Dum capit ille polum tu capis arce locum Grex alitur per te uice praecessoris alumne Nec sua damna dolet dum tua lucra tenet Quelle/Überlieferung:

[1] Epistulae Austrasicae Nr. 14: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 14v – 15r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) [1*] E: Eberwin (Br, L): Vita Magnerici, um 1000: Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier) (Anfang verloren bis zu Text in AA SS Jul. VI, c. IV 34 S. 188. Der verlorene Text ist zu erschließen aus Ausgabe AA SS), fol. 1r – 5v (p. 17 – 26); fol. 4r (p. 23) – Trier, StB Hs 1151/455 4o, (Bd. 3), 13. Jahrhundert, Kloster St. Maximin (Trier), fol. CCXIIIIv-­C CXXr; fol. CCXIIIIv-­ CCXVr = fol. 210v – 216r; fol. 210v – 211r. Zu diesen Handschriften: Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 f. mit Anm. 2 mit der wohl nicht zutreffenden Feststellung, den AA SS liege nur die spätere Handschrift zugrunde. – Coens, Catalogus civitatis S. 263 f., S. 263; S. 201 – 205, S. 204 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 f., dort S. 107 Anm. 4 zu Sauerland – Embach, Literaturgeschichte S. 273 – 276 Ausgabe(n):

[1] (mit Berücksichtigung von [1*]) Epistolae Austrasicae Nr. 14 MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), S. 128 f. = CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 432 f. [1*] Überlieferung in Eberwin, Vita Magnerici: (Br) Brower, Christoph: Venantii Honorii Clementiani Fortunati Carminum, Epistolarum, Expositionum libri XI, …, Mainz ²1617, III, 13 S. 83 dazu Notae S. 87 f.

529

530 | Hauptteil Entgegen der generell von ihm benutzten handschriftlichen Grundlage für seine einen Markstein in der Venantius-­Edition darstellende Ausgabe, wohl einem Codex Treverensis (s. Leo, Prooemium S.  XIV f.), hat Bro(u)wer das Fortunatus-­Gedicht auf Magnerich/Nicetius aus der Überlieferung der Vita Magnerici des Eberwin (Hs 1151/455 4o) genommen (s. Notae S. 87). Es ist fraglich, ob die weitere Eberwin-­Edition (E): Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI , 1729, S. 183 – 192; S. 191A-D „accuratius expressum est“ (Leo S. 291 Anm.). Die Frage ist wohl zu verneinen, Brower bietet im Vergleich nur geringfügige „Fehler“. (L) Leo, De Magnerico Treverensi episcopo (Appendix XXIV S. 291 f.) beruht auf der Grundlage von Eberwin und bezieht die Editionen Br und E des 17. und 18. Jahrhunderts in seine Textherstellung ein. Kommentar:

Die handschriftlichen Zusammenhänge sind bisher nicht geklärt. Eine Prüfung ergibt, dass der Magnerich-­Biograph Eberwin ein Exemplar zur Hand hatte, das mit dem in der austrasischen Sammlung benutzten sehr eng verwandt war. An einer Stelle (v. 3) Quem fidei titulo mercis erexit in altum (Epp. Austr.) bietet die Eberwinsche Version Br, E, L Quem fidei titulus meritis erexit in altum gegen die Sammlung die lectio recta. In v. 12 gehen der Codex der austrasischen Sammlung und die Fassungen E und Br gegen die korrigierende Konjektur des Herausgebers Leo (L), die bei seinen Nachfolgern Gundlach und Rochais übernommen ist, zusammen. In v. 6 gehen Br und L gegen die stark abweichende lectio der austrasischen Sammlung zusammen, E bietet hier eine „vermittelnde“ Fassung. Br bietet also hier die von Leo rezipierte bessere lectio gegenüber den Acta Sanctorum. Ebenso hat Br in v. 9 die korrekte Form sancta mit der austrasischen Sammlung und Leo gegen das unhaltbare sancto von E. In Bezug zu und in Korrektur von Meyer (Gelegenheitsdichter S. 11) hat Koebner (Venantius Fortunatus S. 14 – 28; S. 21 f. Anm. 1 sowie S. 27 f. mit Anm. 1 S. 28) herausgearbeitet, dass der Magnerich-­Text des Venantius eher Brief als Rede sei. Der Dichter sei vermutlich selbst in der austrasischen Kanzlei tätig gewesen, so dass dort sein „Lobspruch, der wohl als Brief an Magnerich ging, in dieser Kanzlei aufbewahrt wurde und von da in die Epist. Austr. gelangte“. Vom handschriftlichen Vergleich her lässt sich der von Koebner selbst skeptisch betrachtete Gedankengang eher bestätigen. Die Fassung Br-­E-L wäre die ursprünglichere. Die Hinführung in E cum ueridicus [ille] de tali sacerdote auctor Fortunatus metrice ita scribit …, was Leos objektiver Benennung De Magnerico Treverensi episcopo entspricht, hat eine wesentliche Parallele in den übrigen geläufigen carmina-­Fassungen De … bzw. Ad … . Für den Zweck der Briefsammlung wäre die exzeptionelle Verwendung der Adresse formuliert. – Eindeutig geht aus dem Briefgedicht der Bezug Nicetius-­Magnerich hervor, auch dass Nicetius Magnerich zu seinem Nachfolger ausgebildet hatte: In

23. Nicetius |

pastoraler Sorge (v. 15 f.) und in den Baumaßnahmen (v. 8 f.) tritt Magnerich zu Beginn seiner Laufbahn in die Fußstapfen seines Mentors. Literatur:

Siehe Ausgaben. [a] Gesamtzusammenhang der Überlieferung: Meyer, Wilhelm: Der Gelegenheitsdichter Venantius Fortunatus, in: Abh. Ak. d. Wiss. Göttingen N. F. IV , 5, Berlin 1901, S. 5 – 15 – Koebner, Richard: Venantius Fortunatus. Seine Persönlichkeit und seine Stellung in der geistigen Kultur des Merowinger-­Reiches, Leipzig/Berlin 1915 [b] Schülerverhältnis: Anton, Trier von der Spätantike S. 39 ? 34 566

(Hausmeier) Gogus schreibt an Bischof Petrus von Metz und bittet ihn, einige Metzer Kleriker sowie einen namentlich Ungenannten (Nicetius ?) zu grüßen. Eintrag/Text:

(Adresse) DOMINO UERE S[AN]­C[T]­O AC BEATISSIMO DOMNO ET PATRI Petro papae gogus Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Da er, Gogus, neuerdings Grundbesitzer in der Diözese des Adressaten geworden sei, durch günstige Lage sein Nachbar, dem er caritatis iure coniunctus (in der Nächstenliebe verbunden) sei, bitte er Petrus, das Gut in seinen Schutz zu nehmen. 2. Er grüße ihn selbst und ersuche ihn, eine Reihe namentlich genannter Metzer Kleriker zu grüßen. 3. Auch jener solle nicht ungegrüßt bleiben, der die Heiligen unaufhörlich besuche und der nun über den Ufern der Mosel die hohen Spitzen des Tempels errichtet habe und durch dessen Gelehrsamkeit (doctrina) die Paläste der Könige geschmückt seien. Sed nec illum insalutatum relinquo cuius gressibus indesinenter s[an]­c[t]­orum limina uisitantur et nunc super musellae litoribus praecelsa templi cernitur construxisse iam culmina et de cuius doctrina regum sunt ornata palatia. Quelle/Überlieferung:

Epistulae Austrasicae Nr. 22: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St.Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 18v – 19r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) Ausgabe(n):

Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 22 S. 134 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 440 – 442.

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532 | Hauptteil Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 441. Kommentar:

Gogus ist offenbar dem bischöflichen Adressaten freundschaftlich verbunden, vielleicht sogar verwandtschaftlich (caritatis iure) (1.). Wenn er im Folgenden (2.) ausführt Saluto igitur uenerabiliter peculiarem pontificem, in quem apostoli petri nomen radiat renouatum, quem decorat speculandi diu gratia pastoris probitas ac dispensatoris humanitas, könnte man den Eindruck haben, Petrus sei schon lange im Bischofsamt (speculandi diu gratia). Doch kann auch gemeint sein, dass Petrus schon lange (vor dem Amt) die Gabe des Bischofs (speculator) bewiesen hat. Dies findet sich in einem Kontext, der einerseits wie der Brief des Reimser Bischofs Mapinius an den Metzer Bischof Vilicus (Epp. Austr. Nr. 15) die Konkurrenz zur Metropole Trier spiegelt (Der Adressat Petrus erneuert den Namen des Apostels Petrus!), zum anderen offenbar Metzer Bezüge erkennen lässt. Die zu grüßenden Metzer Kleriker hatten vorwiegend administrative Funktionen im Bischofsdienst: rector domus ecclesiae, archidiaconus in reparatione ecclesiae, notarius. Von einem wird explizit sein Dienst unter dem Vorgängerbischof (qui sub praeterito sacerdote actionem ecclesiae laudabiliter gubernauit) hervorgehoben. Es wird offenbar der überkommene Apparat vorgestellt, in Bezug auf Petrus mag also der Begriff dispensator auch technische Bedeutung haben. Er wird demnach aus dem Führungskreis des Metzer Klerus kommen und erst kurz das neue Leitungsamt innehaben. – Der von Gundlach auf 568 ? datierte Brief des austrasischen Großen Gogus/Gogo († 581), der Vertrauter König Sigiberts I. und nach dessen Tod († 575) nutritor des unmündigen Königs Childebert II. war, spielt im dritten Absatz auf einen Mann an, der namentlich nicht genannt wird und nur durch die Charakteristika Pilgergang, Kirchenbautätigkeit an der Mosel, Gelehrsamkeit, Einfluss bei Hofe offenbar für Petrus unverwechselbar beschrieben wird. Die in der Literatur seit dem Ersteditor Freher einhellig vorgenommene Identifizierung mit Nicetius (Gundlach, Edition S. 135 Anm. 1 – Ders./Rochais, Edition S. 441 f. Anm. – Anton, Trier S. 99 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37) ist von Gauthier (Évangélisation S. 213) bestritten worden, ohne dass ihr die Forschung darin gefolgt ist. Gauthiers entscheidendes Argument ist, dass Venantius Fortunatus während seines ersten Aufenthalts an der Mosel 566 zwar Vilicus von Metz ebenso kennenlernte wie Nicetius, dass er aber nur von letzterem Tod und Nachfolge durch Magnerich miterlebte, während es keinen Hinweis gebe, dass der Dichter auch den Nachfolger von Vilicus, Petrus, kennenlernte. Dies ist ein argumentum e silentio. Es beißt sich mit Gauthiers Chronologie zu Nicetius an anderer Stelle (Évangélisation S. 181 und S. 161 Anm. 19): Danach hätte Nicetius bis 568 bzw. 569 gelebt. – Mit dem Gogus-­ Brief dürfte uns ein Zeugnis zu Nicetius ganz am Ende seines Pontifikates vorliegen. Ein pointiertes Bild für Nicetius gibt Gregor von Tours in der „Vita“ des Nicetius-­ Schülers Aredius (Historiae X, 29 S. 522), in dem die im Gogus-­Brief an Petrus von

23. Nicetius |

Metz genannten Aspekte (Gelehrsamkeit, facundia; Hof- und Königsnähe, in regis palatio) sogar explizit formuliert sind: apud urbem Trivericam vir eximiae sanctitatis Nicetius episcopus, non solum in praedicatione admirabilis facundiae, … celeberrimus habebatur in plebe. Qui intuens puerum in regis palatio, …, praecepit ei se sequi … . 35 566 Okt/Dez

Nicetius stirbt und wird in der Kirche des Klosters St. Maximin (Trier) beigesetzt. Als Todesjahr ist auf Grund von Zeugnissen des Venantius Fortunatus auf 566 zu schließen; die Beisetzung in der basilica St. Maximin ist durch Gregor von Tours bezeugt. Eintrag/Text:

[1] Venantius Fortunatus, Gedichte auf Nicetius: Carmina III, 11 und III, 12: s. Nr. 31, Nr. 32. [2] Venantius Fortunatus, Briefgedicht an Magnerich s. Nr. 33. [3] (a) Cum autem propinquum transitu tempus migrationis suae cognovisset, fratri­ bus retulit, dicens: ‚Vidi Paulum apostolum cum Iohanne baptista invitantem me ad requiem sempiternam …‘. Haec quibusdam fidelibus referens, post paucos dies modica febre pulsatus, spiritum praemisit ad Dominum, sepultusque est in basilicam sancti Maximini antestitis, cuius nunc tumulum plerumque divinis virtutibus inlustratur. [3] (b) Nicetius … elymosinae, caritatis, sanctitatisque totius refulsit merito, dum in corpore commoratus est. Hic a saeculo migrans, ad basilicam sancti Maximini praeces­ soris sui sepultus est. Ad cuius nunc tumulum vinctorum catenae franguntur, inergiam incursionis diabolicae patientes, extrusisque daemonibus, liberantur, caecorum oculi plerumque, remotis tenebris, lumine infunduntur. Iam de periuriis quid dicam? … Quelle/Überlieferung:

[1] Siehe Nr. 31, Nr. 32 [2] Siehe Nr. 33 [3] (a) Gregor von Tours, Vita Nicetii (Nr. 1) [3] (b) Gregor von Tours, Liber in Gloria Confessorum s. Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34; S. 12 – 15, S. 17 – Ders., Appendix MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 707 – 756; S. 717 – 725 Ausgabe(n):

[1] Siehe Nr. 31, Nr. 32 [2] Siehe Nr. 33

533

534 | Hauptteil [3] (a) Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283; c. 6 S. 283 Z. 3 – 9. [3] (b) Gregor von Tours, Liber in Gloria Confessorum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch S. 294 – 370; c. 92 S. 357 Z. 5 – 10 Kommentar:

Die Gedichte auf Nicetius wie auch der Brief an Magnerich wurden zweifellos im Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Venantius bei König Sigibert I. verfasst. Die Abreise des Dichters aus Italien 565, Sigiberts üblicherweise auf das Frühjahr 566 datierte Hochzeit mit Brunichilde und sein Übergang zu König Charibert von Paris im Sommer 567 geben die zeitlichen Anhaltspunkte (Koebner); die von Gau­ thier vertretene Spätdatierung der Hochzeit auf 569 hat sich in der Forschung nicht durchgesetzt. Venantius hat die Amtsübernahme Magnerichs evtl. unmittelbar mit dem Tod des Nicetius in Trier erlebt bzw. bald nach seiner Abreise aus Trier erfahren, wie die Briefform seines Magnerich gewidmeten Gedichtes nahelegen kann. Zu dieser Chronologie können die überlieferten mittelalterlichen Festtage des Nicetius (1. Oktober, 3. Oktober, 5. Dezember, s. C Der Bischof in Kult und Verehrung Nr. 46) präzisierende Daten geben. Die Beisetzung im Kloster St. Maximin (Trier) steht durch das Zeugnis Gregors von Tours außer Frage. Literatur:

[a] Aufenthalt bei König Sigibert/Zeitrahmen: Meyer, Gelegenheitsdichter S. 5 – 15, bes. S. 11 – Koebner, Venantius Fortunatus S. 14 – 22, bes. S. 21 f. Anm. 1 – Anton, Trier S. 132 Anm. 112 – George, Venantius Fortunatus S. 4, S. 27 f. – Reydellet, Venance 1 S. VIII–XI. – Anders: Gauthier, Évangélisation S. 161 Anm. 19; S. 181, im Widerspruch zu sich selbst S. 213, s. Nr. 34; gegen sie auch Reydellet, Venance 1 S. IX Anm. 9. [b] Briefform und Anwesenheit des Dichters beim Pontifikatswechsel von Nicetius zu Magnerich: Koebner, Venantius Fortunatus S. 21 f. Anm. 1 (Pontifikatsbeginn des Magnerich unmittelbar nach der Abreise des Dichters aus Trier) – Anders (Venantius zur Zeit des Pontifikatswechsels in Trier): Meyer, Gelegenheitsdichter S. 11 – Anton, Trier S. 132 Anm. 112 – Gauthier, Évangélisation S. 181, jedoch mit der nicht haltbaren chronologischen Fixierung auf 569. B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 36 591 – 593/594

Gregor von Tours: Vita Nicetii

23. Nicetius |

Text (Paraphrasierende Wiedergabe):

Im Prolog verteidigt Gregor von Tours die Glaubwürdigkeit der über Nicetius in knapper Auswahl berichteten Taten unter Verweis auf Abt Aredius von Limoges als Quelle der Informationen. Dieser Schüler des Bischofs sei umso vertrauenswürdiger, als er selbst von Gott durch Wunder ausgezeichnet worden sei. Gregor berichtet: (c. 1) Nicetius war von Geburt an zum Kleriker bestimmt, was sich daran zeigte, dass er schon mit einer Art Tonsur zur Welt kam. Von seinen hochgelehrten Eltern erhielt er Unterweisung in den Wissenschaften, bevor er dem Abt eines (nicht genannten) Klosters zur Erziehung übergeben wurde. Nach dem Tod seines Lehrers folgte er ihm im Amt nach und führte ein strenges Regiment: So erlaubte er den Mönchen nur zum Lob Gottes zu sprechen. König Theuderich verehrte Nicetius sehr, weil dieser seine Fehler scharf rügte, und bestimmte ihn deshalb nach dem Tod des Trierer Bischofs (Abrunculus) zu dessen Nachfolger. Nachdem der Konsens des Volkes und das königliche Dekret erteilt waren, wurde Nicetius feierlich nach Trier geleitet. Als der Zug am Ende des Tages nahe Trier das Lager aufschlug und die Begleiter ihre Pferde in die Saaten der Armen trieben, forderte sie Nicetius, von Mitleid bewegt, unter Androhung der Exkommunikation zur Entfernung der Pferde auf. Als sie ihm entgegenhielten, er sei noch nicht geweiht und wolle sie schon exkommunizieren, verwies Nicetius darauf, dass er nicht auf Befehl des Königs, sondern durch Gottes Willen Bischof werde. Anderenfalls hätte er sein Kloster selbst dann nicht verlassen, wenn ihm schwere Nachteile entstanden wären. Eigenhändig trieb er die Pferde aus den Saaten, denn er ehrte nicht den Machtträger (persona potentis, vgl. Sir 21, 25), sondern fürchtete Gott und handelte danach. Als er nach der Inthronisation den Lesungen lauschte, fühlte er eine Last auf seinem Nacken und erkannte am süßen Geruch, dass es die Bischofswürde war, die ihn drückte. (Verfassungsgeschichtlich wichtig ist die Aussage zur [faktisch vom König bestimmten] Bischofsbestellung: dato consensu populi ac decreto regis ad ordinandum a viris summo cum rege honore praeditis adducebatur). (c. 2) Auch sein Bischofsamt führte er mit großer Strenge, indem er denjenigen, die gegen Gottes Gebote verstießen, mit lauter Stimme den drohenden Tod vor Augen führte. Sonst sprach er nur aus wenigen Gründen: zur Kräftigung der priesterlichen Zucht, zur Unterweisung des Volkes und zur Besserung der anwesenden Könige. Er kritisierte den neuen König Theudebert scharf dafür, dass er Unrecht tat oder duldete. Als dieser dann eines Sonntags in Begleitung Exkommunizierter die Kirche betrat, unterbrach Nicetius den Gottesdienst und verlangte ihre Entfernung. Der König wollte dem zuerst nicht nachkommen, fügte sich aber, als ein Besessener die Untaten des Königs (Ehebruch und Überhebung) und die Verdienste des Bischofs herausrief. In täglicher Predigt vor dem Volk prangerte der Bischof Sünden an und

535

536 | Hauptteil machte sich dadurch viele Feinde. Jederzeit war er bereit, für die Gerechtigkeit zu sterben. König Chlothar exkommunizierte er mehrfach und ließ sich von der Androhung der Verbannung nie schrecken. (Hier und im Zusammenhang mit der Heilung von zehn Besessenen wird das Kreuzzeichen als signifikantes Merkmal heilender Tätigkeit herausgestellt – siehe auch c. 3, c. 4, c. 5. Evtl. ist ein Bezug zu der theologischen Trinitätsposition des Nicetius gegeben: s. Nr. 11, Nr. 19, Nr. 20, Nr. 28). (c. 3) Als er schließlich verbannt, von den dem König schmeichelnden Bischöfen gemieden und von seinen Klerikern verlassen wurde, hielt nur ein Diakon zu ihm. Diesem prophezeite er seine baldige Rückberufung und tatsächlich kam am nächsten Tag die Botschaft vom Tod König Chlothars und seiner Wiedereinsetzung durch dessen Nachfolger König Sigibert. Alle, die ihn verlassen hatten, nahm er in Liebe wieder auf. Wie der Apostel Paulus, so bezeugt der Gewährsmann (Aredius), hatte er viele Gefahren zu bestehen. Bei der Überfahrt über die Mosel ertrank er fast, weil sein Boot gegen die Brückenpfeiler schlug; auf einer Reise trat er beim Absitzen vom Pferd in ein Schlangennest und sah eine furchterregende Teufelserscheinung, die sich nach dem von Nicetius geschlagenen Kreuzzeichen verflüchtigte. (c. 4) Im Fasten war er sehr stark. Wenn die anderen aßen, besuchte er häufig, durch seine Kapuze unerkennbar gemacht, die Basiliken der Heiligen. Nicetius verfügte über die Gabe der Heilkraft: Einmal heilte er drei Besessene, die im Atrium des Klosters St. Maximin schliefen durch das Schlagen des Kreuzes. Als die Pest die Umgebung Triers heimsuchte, betete Nicetius unablässig um Gottes Hilfe. Schließlich bekannten die Geister nach einem lauten Donner über der Flussbrücke ihre Niederlage, da an einem Tor der hl. Eucharius, am anderen der hl. Maximin und in der Mitte der hl. Nicetius wache und diese der Stadt Schutz (tuitio) gäben (ad unam enim portam Eucharius sacerdos observat, ad aliam Maximinus excubat, in medio versatur Nicetius; …); danach starb niemand mehr an der Krankheit. Als der Bischof vom König eingeladen wurde und für diesen und seinen Hof Fische zubereiten lassen wollte, war der Weiher zunächst leer, füllte sich aber auf wundersame Weise mit Fischen im Überfluss. (c. 5) In einer nächtlichen Vision wurde Nicetius das Schicksal der Frankenkönige offenbart: Er sah einen großen Turm mit Gott auf der Spitze und Engeln auf den Warthöhen. Jeder Engel las aus einem Buch die Namen, Daten, Verdienste und Taten derjenigen fränkischen Könige, die zu der Zeit lebten wie auch derjenigen, die damals noch nicht geboren waren. Diese Prophezeiung erfüllte sich genau. Bei der Rückkehr von einem Besuch beim König schlief Nicetius auf dem Schiff ein. Ein Sturm kam auf, doch der Schlafende stöhnte nur. Als er von seinen Begleitern geweckt wurde, beruhigte er die Fluten (vgl. Mc 4, 39) durch das Kreuzzeichen und erzählte von seinem schweren Traum, in dem er sich als Fischer der ganzen Menschheit gesehen

23. Nicetius |

habe und nur Aredius ihm geholfen habe. Gott wollte damit Nicetius als Fischer zeigen, der täglich das Volk zum Gottesdienst „fing“. Einmal kam ein langhaariger bärtiger Mann zu ihm und dankte ihm für seine Errettung aus Seenot. Nicetius tadelte ihn, denn nicht er, sondern Gott habe ihn gerettet. Darauf erzählte der Mann, er habe als einziger Christ unter lauter Heiden (pagani, rustici) eine Schiffsreise nach Italien unternommen. Als ein Sturm aufgekommen sei, hätten diese Jupiter, Merkur, Minerva und Venus um Hilfe angerufen, doch er habe ihnen gesagt, dass diese keine Götter, sondern Dämonen seien und sie den hl. Nicetius um Hilfe anflehen sollten. Daraufhin hätten die Heiden Deus Niceti um Errettung angerufen und sofort habe der Sturm aufgehört. Auf Befehl des Bischofs erhielt der Mann die Tonsur und ging in seine Heimatstadt Clermont. Unzählige weitere Wunder habe Gregor von Aredius erfahren, die er nicht mehr schildern könne. (c. 6). Nicetius wurde sein Tod im Traum von dem Apostel Paulus und Johannes dem Täufer angekündigt, die ihm eine mit himmlischen Perlen geschmückte Krone zeigten. Nicetius teilte dies einigen Gläubigen mit, starb nach wenigen Tagen Fieber und wurde in der Basilika des hl. Maximin beigesetzt, wo sein Grab nun häufig durch Wunder erstrahle. In den Historiae beschreibt Gregor Nicetius als ausgezeichnet frommen Mann, der nicht allein Prediger von wunderbarer Beredsamkeit, sondern wegen seiner guten und wundertätigen Werke im Volk sehr hoch angesehen war. Besonders markant ist dort der Bericht (Hist. X, 29 S. 522), wie Nicetius im Königspalast Theudeberts I. in Trier, um 537, den Jüngling Aredius zum Schüler gewinnt (s. Nr. 10). Quelle/Überlieferung:

Vita Nicetii: Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34. Hss. der von Krusch als herausragend bezeichneten Handschriftenklassen 1 – 4: S. 12, S. 13; S. 13, S. 14, S. 15. – Weitere Codices S. 16 ff. – Ders., Appendix MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 707 – 756; S. 717 – 725 – Separatüberlieferungen der Vita Nicetii: Wien, ÖNB Cod. 576, 10. Jahrhundert, fol. 24r – 32r; Wien, ÖNB Cod. 748, 12. Jahrhundert, fol. 80v – 84r – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 3 f. – Heinzelmann, Gregor vonTours S. 151 – 153, S. 153 Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283 Kommentar:

Aus Gregor, Historiae X, 29 geht hervor, dass Gregor die Vita Nicetii ganz am Ende seines Lebens verfasst hat: 591 – 593/594.

537

538 | Hauptteil Gregor kannte Nicetius zwar nicht selbst, doch verfügte er über einen sehr guten Zeugen, seinen Freund Aredius, der Schüler des Bischofs gewesen war und offenbar ein enges Verhältnis zu seinem Lehrer hatte. Die Vita zeigt Nicetius als königsnahen Abt und Bischof, dessen moralische Rigorosität im Umgang mit dem Herrscher und den Großen nicht weniger hervortrat als in der Disziplinierung von Mönchskonvent und Bischofsklerus sowie in der Unterweisung des Volkes. Zugleich galt – durch Gottesfurcht motiviert – sein besonderes Augenmerk dem Schutz der Armen und Schwachen, was indes kaum auf eine niedere soziale Herkunft schließen lässt. Sein Verhältnis zum Königtum war wegen seines ausgeprägten Amtsbewusstseins nicht spannungsfrei: König Theuderich I. schätzte ihn zwar gerade wegen seiner offenen Kritik, doch schon auf dessen Sohn König Theudebert I. gewann er nur mühsam Einfluss. Die Regierungszeit Theudebalds I., in der Nicetius nach anderen Quellen eine Führungsrolle spielte, wird in der Vita erstaunlicherweise nicht erwähnt. Sein Verhältnis zu König Chlothar I. verschlechterte sich so stark, dass er von ihm in die – auch anderweitig bezeugte – Verbannung geschickt wurde, die entgegen der Vita wohl etwas länger bis zur Rückberufung durch König Sigibert I. dauerte. Das Verhältnis des Bischofs zu den Großen war offenbar generell problematisch, da Nicetius Verfehlungen konsequent mit der Exkommunikation rügte und vor persönlichen Nachteilen nicht zurückschreckte. Die Vita ist in dieser Hinsicht völlig glaubwürdig, da Schwierigkeiten des Bischofs mit exkommunizierten Großen aus einem zeitgenössischen Brief (Nr. 14) eindeutig hervorgehen. Auch als Bischof lebte Nicetius mönchisch, doch wird andeutungsweise auch eine bischöfliche Hofhaltung erkennbar: Fische aus den bischöflichen Teichen wurden unter Leitung des Chefkochs (praepositus cocorum) zubereitet. Schon zu Lebzeiten wurde Nicetius – wie auch durch andere Quellen klar bestätigt wird – weit über Trier hinaus als Heiliger verehrt. Wichtig für die Praxis des Nicetius ist seine häufige Verwendung des signum crucis, vielleicht ein Hinweis auf seine trinitarische Theologie (s. o.). Bemerkenswert ist, welche bedeutenden Heiligen (Apostel Paulus, Johannes der Täufer) Nicetius seinen Tod ankündigen. Die Vita enthält ferner eine Reihe wichtiger, hier nur stichwortartig zu nennender Informationen zu Trier und zum Trierer Land: Vor allem unter Theuderich und Theudebert erscheint Trier als königliche Residenz; ausdrücklich bezeugt ist die Moselbrücke, die jedoch möglicherweise nicht passierbar war (Moselüberquerung per Boot). An Kirchen sind außer dem Dom die Basiliken St. Eucharius und vor allem St. Maximin genannt. Von der Pest im Trierer Umland weiß man nur aus dieser Quelle. – Von Resten des Heidentums im Trierer Land oder von Missionsanstrengungen berichtet die Vita nichts. Nicht zu übergehen ist die c. 5 ausgeführte Szene, in der ein Christ auf einer Schiffsreise nach Italien sich allein unter Heiden befindet. In Seenot rufen diese erfolglos die heidnischen Götter an, der Christ verweist sie auf Bischof Nicetius

23. Nicetius |

als schließlich wirksamen Helfer. Die Stelle ist wohl ein wichtiges Zeugnis für das Weiterleben des Paganismus (im Gallien des 6. Jahrhunderts). Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Abfassungszeit: Zutreffende Reihenfolge bei Gregor von Tours: Liber in Gloria Confessorum ed. Bruno Krusch MGH SS rer. Mer. 1, 2, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 294 – 370; Praefatio S. 298 Z. 14 – 24, Liber Vitae Patrum: Z. 18 (septimum [libellum] de quorundam feliciosorum vita), dazu s. Krusch S. 298 Anm. 4, Anm. 5. – Krusch, Vorrede zu Libri octo miraculorum MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 4 Z. 34 ff. sieht den Tod des Aredius 591 als Terminus post quem für die Vita Nicetii. Zu dem Jahr 592 legt Krusch dar „Eodem tempore caput 17. de S. Nicetio Treverense scriptum videtur esse“. Siehe auch ebd. S. 5 Z. 9 – 12. [b] Grundaxiome des Gregorschen Weltbildes in Vita Nicetii: Heinzelmann, Gregor von Tours S. 154 mit Anm. 75 S. 239: Die Vita gehöre unter die diversen Texte, die als grundlegendes spirituelles Anliegen des Hagiographen das Streben der Heiligen nach Gott ab ihrer Jugend verdeutlichten. – Ders., S. 183 f.: Dass die Bischöfe (sacerdotes) als Wächter und Interpreten des Königsamtes erschienen, bringe Gregor besonders in der Vita Nicetii zum Ausdruck. [c] Aredius: Siehe Nr. 10. [d] Soziale Herkunft: Siehe Nr. 1. [e] Theudebert und Theudebald: Dass das Bild König Theudeberts bei Gregor von Tours changiere zwischen emphatischer Erhöhung, besonders in den Historiae, und der massiven Kritik des heiligen Bischofs in der Nicetius-­Vita, zeigt Heinzelmann, Gregor von Tours S. 121 – Uhalde, Proof – Dazu, dass Nicetius besonders unter König Theudebald als eine Art Reichsbischof erscheint, siehe Nr. 15, Nr. 18, Nr. 19, Nr. 22. [f] Schwierigkeiten mit exkommunizierten Großen: Siehe Nr. 14, Nr. 15. [g] Seltenheit der feierlichen Todesankündigung: Scheibelreiter, Bischof S. 240 f. sieht in der Ankündigung durch so herausgehobene Heilige auch eine Würdigung der Verdienste des Nicetius bei der „Ausbreitung des Christentums in der Moselgegend“. Dies ist weniger wahrscheinlich, wenn auch die Rolle der beiden Heiligen als „Missionare“ zu bedenken ist. [h] Signum crucis: Möglicher Bezug zur trinitarischen Theologie s. im Kommentar. [i] Frage des Heidentums: Gauthier, Évangélisation S. 205, S. 242 – 245: Kein Heidentum unter Galloromanen. Die Gerichtsszene (Nr. 37) belege unter den Franken zur Zeit des Nicetius noch Heiden.

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540 | Hauptteil 37 ca. 592 (ab 587)

Miracula Nicetii Gregor von Tours verzeichnet im Liber in Gloria Confessorum nach Wundern am Grab des hl. Maximin (Trier) aus der Zeit des Nicetius auch knapp Wunder an dessen Grab. Eintrag/Text:

(c. 91) (Wunder am Maximingrab): … . Sicque archidiaconus urbis ipsius, cum a Nicetio episcopo pro adulterii crimine pulsaretur, sacramento se ad huius sancti (Maximini sc.) sepulchrum purificari expetiit. Ingressusque primum criptae limen, restetit quasi stupens; dehinc descendens per gradus, ad alium ostium venit. Cumque ad tertium accedere velit, protinus febre correptus, …, in discrimine mortis est positus, Bitte an das Volk um Gebet um Hilfe des Heiligen und seines Bischofs (Nicetius). Sed statim ut confessus fuit ab inpulsu febris erutus, sui antistitis est in caritate receptus. (c. 92): Nicetius autem, ut supra diximus (s. Nr. 36), ipsius urbis episcopus, elymosinae, caritatis, sanctitatisque totius refulsit merito, dum in corpore commoratus est. Hic a saeculo migrans, ad basilicam sancti Maximini praecessoris sui sepultus est. Ad cuius nunc tumulum vinctorum catenae franguntur, inergiam incursionis diabolicae patien­ tes, extrusisque daemonibus, liberantur, caecorum oculi plerumque, remotis tenebris, lumine infunduntur. Iam de periuriis quid dicam? Si quis enim ibi falsum iuramentum proferre ausus fuerit, ilico divina ultione corregitur; … Quelle/Überlieferung:

Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 12 – 34; S. 12 – 15, S. 17 – Ders., Appendix MGH SS rer. Mer. 7, Hannover/Leipzig 1920 (Ndr.), S. 707 – 756; S. 717 – 725 Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Liber in Gloria Confessorum MGH SS rer. Mer. I, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 294 – 370; c. 91 S. 356 Z. 28-S. 357 Z. 4, c. 92 S. 357 Z. 5 – 13 Kommentar:

Die Angaben Gregors, die wohl wie die Vita auf Erzählungen des Nicetius-­Schülers Aredius beruhen, sind knapp, bieten aber wertvolle Ergänzungen zur Vita und enthalten darüber hinaus wichtige Informationen zum Trier des 6. Jahrhunderts. Die in der Vita nicht ausgeführten Maßnahmen des Bischofs zur Disziplinierung seines Klerus sind hier durch ein konkretes Beispiel illustriert, das zudem den ersten Nachweis des Amtes eines Archidiakons für die Trierer Diözese bietet. Es fällt auf, dass der Rechtsstreit zwischen einem offenbar romanischen Priester Arboastis (ein Nachfahre des Trierer comes Arbogast vom Ende des 5. Jahrhunderts?) und einem Franken (barbarus), der auf die Zeit des Königs Theudebert und damit auf die des Bischofs

23. Nicetius |

Nicetius datiert ist (c. 91 S. 356 Z. 18 – 28), allein vor dem Königsgericht ausgetragen wurde und von einer Mitwirkung des Bischofs nichts verlautet. Beide Episoden sind in der Literatur in Verbindung mit der Vita als Zeugnisse eines wuchernden Mirakelwesens schon mittelalterlicher Ausprägung gewertet worden. Auch die Verlagerung des Kultus zu den Trierer Grabbasiliken tritt bei Gregor von Tours klar hervor. Wunder am Grab von Nicetius nennt Gregor so summarisch und topisch, dass der Eindruck entsteht, die Verehrung des Nicetius sei nach seinem Tod zunächst nicht ausgeprägt gewesen. Für die Baugeschichte der Kirchenanlage St. Maximin ist – neben der Erwähnung eines Atriums in der Vita – der recht genau beschriebene Abstieg in drei Stufen in die Maximinkrypta von erheblichem Quellenwert. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Aredius als Informant: Gauthier, Évangélisation S. 172. [b] Archidiakon: Gauthier, Évangélisation S. 205 – Anton, Trier S. 141. [c] Arboastis/Arbogast: Gauthier, Évangélisation S. 243 Anm. 41. [d] Mirakelwesen: Gauthier, Évangélisation S. 253 – 256 – Anton, Trier S. 138 Anm. 130. [e] Kultverlagerung zu Grabbasiliken: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 158 ff. – Gauthier, Évangélisation S. 186 – Ewig., Kathedralpatrozinien S. 310 – 317 – Ders., Frühes Mittelalter S. 66 f. – Anton, Trier S. 138 Anm. 130 – Ders., Trier von der Spätantike S. 25 f. [f] Nicetius-­Verehrung: Siehe C Kult und Verehrung. [g] Baugeschichte: Gauthier, Évangélisation S. 187 – 189 – Siehe auch Nr. 117 I. 38 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Nicetius. Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Nicetius an 24. Stelle, Fassung VIII an 34. und Fassung IX an 49. Stelle. Eintrag/Text:

Abrunculus, Rusticus, Nicetius (Nicecius), Magnericus (Magnaricus) p[ost] h[un]­c Abru[n]­c[u]­l[u]­s. p[ost] Rusticus. p[ost] h[un]­c Nicecius. p[ost] magnericus VIII, IX Abrunculus, Rusticus, Aponoculus, Nicetius (Nicecius), Magnericus Allein in den Fassungen II, III und VI führt Nicetius wie die Bischöfe Eucharius bis Paulinus sowie Legontius, Marus, Abrunculus, Rusticus, Magnericus, Modoaldus, I – VII VI a

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542 | Hauptteil Basinus und Leutwinus das Epithet sanctus und hat in Fassung VI wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archiepiscopus. Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34, S. 37 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 50, S. 300 Z. 6(f.), S. 301 Z. 30 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 24; S. 37 Nr. 24 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Siehe Abrunculus Nr. 4. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 39 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Zu Bischof Nicetius und seinen unmittelbaren Vorgängern bieten die Gesta Treve­ rorum eine verwirrende Kombination hagiographischer Vorlagen. Bischof Abrunculus wird als Nachfolger von Fibicius und Vorgänger von Rusticus gebracht. Als dessen Nachfolger ist ein Aponoculus genannt. Die Gesta geraten bei diesem in völlige Konfusion und setzen ihn zunächst in zeitlichen Zusammenhang mit Bischof Eligius von Clermont (um 380). Nach der Wiedergabe eines längeren Passus aus Gregor von Tours (Liber Vitae Patrum) zum wunderbaren Wirken des hl. Eligius an der Tochter des „trierischen“ Kaisers (Usurpators) Maximus (385 – 388) kehren die Gesta zu dem bei Gregor von Tours gegebenen Zeitschema zurück und identifizieren dabei Aponoculus als Vorgänger des Bischofs Nicetius, ergo mit dem im vorangehenden Kapitel gebrachten Abrunculus, der dort als Vorgänger des Bischofs Rusticus präsentiert ist. Eintrag/Text:

(c. 23) Quo (Rustico sc.) decedente, Aponoculus successit; cuius temporibus Arvernensis ecclesiae Illidius sacerdos exstitit, cuius fama … (c. 24) … . Defuncto vero Aponoculo episcopo, congregati clerici Treberici ad Theo­ dericum regem, sanctum Gallum petebant episcopum. Quibus ille ait: Ite et alium requirite, Gallum enim diaconum alibi habeo destinatum. Tunc eligentes sanctum

23. Nicetius |

Nicetium (Nicetum A 2) episcopum statuerunt, abbatem urbis Lemovicinae (lemonicię A 1b). – Cui successit Magnericus, discipulus eiusdem Nicetii (nicetis A 1b, necetii A 5b). Quelle/Überlieferung:

Siehe Waitz, Einführung zur Ausgabe S. 123 – 129; S. 124 zu A 5b – Müller, Bistumsgeschichtsschreibung S. 156 – 162 – Embach, Literaturgeschichte S. 395 f., S. 398 f. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; c. 23 S. 159 Z. 1 f; c. 24 S. 159 Z. 17 – 21 Kommentar:

Die Gesta Treverorum stehen in Bezug zu den ihnen zeitgenössischen Fassungen der Bischofsliste VIII und IX (s. Nr. 38). Wie diese Fassungen führen die Gesta Treverorum neben Bischof Abrunculus einen Bischof Aponoculus. Die Anachronismen werden implicite aufgehoben, indem die Identität Abrunculus-­Aponoculus hergestellt wird. Die z. T. unsinnigen Erörterungen zeigen das Bemühen, wie in den späten Fassungen der Bischofsliste des frühen 12. Jahrhunderts die in allen früheren Fassungen gegebene Abfolge Fibicius, Abrunculus, Rusticus, Nicetius mit der Historiographie (Gregor von Tours) in Konkordanz zu bringen. Der Gesta-­Redaktor verrät hervorragende Kenntnisse der für Nicetius einschlägigen Stellen des Gregor von Tours in seinem Liber Vitae Patrum. In den abstrus konstruierten Zusammenhang sind eklektisch zusammengefügt 1. aus Gregor, Liber Vitae Patrum II De sancto Illidio († ca. 384) nach Nennung des Aponoculus ein Passus zum Wunderwirken des hl. Illidius an der besessenen Tochter des „trierischen“ Kaisers (Usurpators) Maximus in Trier (MGH SS 8 c. 24 S. 159 Z. 1 – 14, z. T. frei wiedergegeben nach MGH SS rer. Mer.1, 2 S. 219 Z. 11 – 25); 2. in den direkt für Nicetius einschlägigen Aussagen (MGH SS 8 c. 24 S. 159 Z. 15 – 21) die trierisch frisierten Auszüge Liber Vitae Patrum VI De sancto Gallo c. 2 S. 231 Z. 12 – 14, c. 3 S. 232 Z. 14 – 18, XVII De sancto Nicetio c. 1 S. 278 Z. 15 f. (Abt – Die Lokalisierung „Limoges“ in den Gesta ist wohl hergeleitet aus Praefatio S. 277 Z. 25 f.: a beato Aridio abbate urbis Lemovicinae, qui ab ipso Nicetio antestite enutritus est). Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165; S. 165 (Literatur) – Dräger, Hystoria Treverorum (voller gewagter Hypothesen) C Der Bischof in Kult und Verehrung 40 6. Jh. (ca. 550 – 553)

Nicetius wird schon zu Lebzeiten in seiner Heiligkeit mit seinen Vorgängern Maximinus und Paulinus verglichen.

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544 | Hauptteil Siehe die Zeugnisse Nr. 18, Nr. 20: Die Briefe des Abtes Florianus von Romenum (Diözese Mailand) an Nicetius. 41 591 – 593/594

In hagiographischen Zeugnissen belegt Gregor von Tours Verehrung, Wunder und Patronat des Nicetius für die Stadt Trier. Siehe Gregor von Tours: Nr. 1, Nr. 36 Vita Nicetii (dort c. 4 S. 281 Nicetius als „Stadtpatron“ neben Eucharius und Maximinus); sowie Ders., Historiae X, 29 S. 522 Nr. 36; s. auch Nr. 37 Miracula des Nicetius: Gregor, In Gloria Confessorum c. 91 – 92 S. 356 f. ? 42 ca. 830 – 850

Nicetius wird in einer einem Psalterium aus dem Benediktinerkloster Corbie (Bistum Amiens) angefügten Litanei neben den Trierer (Bischofs-)Heiligen Maximinus, Basinus, Goar, Severus und Modestus angerufen. Eintrag/Text:

(Reihe der Märtyrer) – … / s[an]­c[t]­e maximine or[a] / … / s[an]­c[t]­e gereon or[a] / … / s[an]­c[t]­e Saturnine or[a] / … / s[an]­c[t]­e Nicete or[a] / … / s[an]­c[t]­e Basine or[a] (Reihe der Bekenner) – … / s[an]­c[t]­e goar or[a] / … / s[an]­c[t]­e gaugerice or[a] / … / s[an]­c[t]­e Seuere or[a] / … / s[an]­c[t]­e Modeste or[a] Quelle/Überlieferung:

Amiens, BM 18 (175 A), 9. Jahrhundert Beginn, Litanei wenig später hinzugefügt, Kloster Corbie (?); fol. 142v – 144r; fol.143r; fol. 143v Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 603 – 610; S. 606 Z. 103, S. 607 Z. 137, Z. 144, S. 608 Z. 190, Z. 202 – (Leroquais, Victor: Les psautiers manuscrits latins des bibliothèques publiques de France 1, Mâcon 1940/1941, Nr. 4 S. 6 – 9) Kommentar:

Das Psalterium wurde wohl während des Abbatiats des Adalhard (780 – 826) im picardischen Kloster Corbie geschrieben und enthält drei Litaneien. Diese drei Litaneien, zu denen die hier angeführte gehört, wurden etwa gleichzeitig (Coens S. 307) bzw. wenig später (Krüger S. 125 f.) angefügt. Die Schrift der drei Litaneien datierte Bischoff in die Mitte des 9. Jahrhunderts. – Zu den starken Trier-­Bezügen in der Schwesterlitanei (fol. 140r – 141v, Krüger 13a S. 592 – 598) mit den Bischöfen Paulinus, Maximinus, Eucharius, Maternus s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 11 S. 94 f. – Eine eindeutige Zuordnung der Namen ist schwierig: Maximinus, Nicetus und Basinus sind unter denMärtyrern geführt (!) neben den eindeutig hierher gehörenden Gereon

23. Nicetius |

(Nachbarbistum Köln) und Saturninus (Toulouse). Unter den Bekennern stehen die trierischen Heiligen Goar, Severus und Modestus, außerdem Bischof Gaugerich aus dem Nachbarbistum Cambrai, der mit Bischof Magnerich von Trier, dem Nachfolger des Nicetius, in Verbindung war. Die eindeutige Trierer Präsenz in der Schwesterlitanei (s. o.) und die relativ singuläre Präsentation von Nicetus, Basinus, Severus und Modestus (s. die Tabellen bei Krüger S. 507; S. 454; S. 523; S. 505) sind wohl doch gewichtige Gründe dafür, in Nicetus (Nicete) den Trierer Bischof Nicetius zu sehen. Literatur:

Zusammenfassend Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 11 S. 94 f.; besonders: Leroquais, Psautiers 1 Nr. 4 S. 8 f. – Coens, Litanies S. 307 – 311 – Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 32 S. 13 – Krüger, Litanei- Handschriften S. 125 f.; S. 330 (Katalog) 43 840 – 850

Nicet(i)us wird in einer einem Psalterium aus dem Westfrankenreich, vielleicht Benediktinerabtei Saint-­Remi (Reims) oder Saint-­Remy (Sens) angefügten Litanei neben den Heiligen Paulinus, Felix, Eucherius (Eucharius?), Maximinus, Cyrillus (alle Trier) und Bischof Aper aus dem Trierer Suffraganbistum Toul unter den Bekennern angerufen. Eintrag/Text:

S[ancte] sauine or[a] / S[ancte] pauline or[a] / … / S[ancte] felix or[a] / S[ancte] desideri or[a] / S[ancte] eucheri or[a] / … / S[ancte] nicete or[a] / …. / S[ancte] maximine or[a] / … / S[ancte] cyrille or[a] / … / S[ancte] aper or[a] Quelle/Überlieferung:

Angers, BM ms. 18 (14), 9. Jahrhundert Mitte, fol. 169v – 175r; fol. 172v; 173r Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 779 – 794; S. 786 Z. 302 ff., Z. 303; Z. 307; S. 787 Z. 309 (nicete); Z. 317; Z. 320 – Leroquais, Victor: Les Psautiers manuscrits latins des bibliothèques publiques de France 1, Mâcon 1940/1941, Nr. 12 S. 19 – 24; S. 21 f.; S. 22 Kommentar:

Sind bei Eucharius noch Probleme der Zuweisung vorhanden (s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. ? 12 S. 95 f.), so spricht die weitere Reihung wohl dafür, Nicet(i)us Trier zuzuordnen.

545

546 | Hauptteil Literatur:

Zusammenfassend Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 12 S. 95 f.; besonders: Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 48 S. 16 (9. Jahrhundert 2. Drittel) – Krüger, Litanei- Handschriften S. 271 f.; S. 331 (Katalog) 44 9. Jh. Mitte (nach 840)

Nicetius wird in einer im Benediktinerkloster Saint-­Denis oder im Benediktinerkloster Saint-­Amand möglicherweise für den Gebrauch im Kloster Saint-­Denis (Paris) hergestellten und in einen Libellus precum eingearbeiteten Litanei(sammlung) geführt. Eintrag/Text:

[ Prima feria] S[an]­c[t]­e iuliane / S[an]­c[t]­e ualeri / S[an]­c[t]­e DYONISII / S[an]­c[t]­e rustice / S[an]­c[t]­e eleutherii / S[an]­c[t]­e uincenti / … / S[an]­c[t]­e gereon … //… / S[an]­c[t]­e saturnine / … / S[an]­c[t]­e marcialis / S[an]­c[t]­e firmine / S[an]­c[t]­e cassiane / S[an]­c[t]­e crispine / S[an]­c[t]­e crispiniane / … / S[an]­c[t]­e marcelle / … / S[an]­c[t]­e saturnine / S[an]­c[t]­e maximine / S[an]­c[t]­e christophore / … / S[an]­c[t]­e martine / … [Secunda feria] S[ an]­c[t]­e cesari / S[an]­c[t]­e iuuenalis / S[an]­c[t]­e niceti / S[an]­c[t]­e felicule / S[an]­c[t]­e lantberte / S[an]­c[t]­e bonefaci / … Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 1153, Mitte 9. Jahrhundert, fol. 78v – 83v; fol. 79v (Prima feria), fol. 80r (Secunda feria) Ausgabe(n):

PL 101, 591 – 597; 592D, 593A/B; 593B (nach Ausgabe von Forster, Froben: Beati Flacci

Albini seu Alcuini abbatis, Caroli Magni regis ac imperatoris magistri opera, Bd. 2, 2: Opera liturgica et moralia; …, Regensburg 1777, S. 111 – 116) – Erstausgabe: Duchesne, André: Magistri Albini Flacci Alchvvini Officia per ferias seu psalmi secundum dies hebdomadae singulos, quibus in ecclesia cantantur, dispositi …, Paris 1617, S. 177 – 270 Kommentar:

Offenbar handelt es sich um eine Sammlung für Litaneien. Die Verfasserschaft Alkuins wird nicht mehr vertreten. Die Lokalisierung nach Saint-­Denis (Paris) und der Zeitansatz (nach 840) sind gesichert. Der heilige Dionysius von Paris ist graphisch herausgehoben, seine beiden Begleitheiligen folgen auf ihn. In der Sammlung „prima feria“ stehen unter den repräsentativen gallischen Heiligen (aus Paris, Tours) Valerius und Maximinus von Trier. Für die „secunda feria“ ist die Lesung Nicetius entgegen der Skepsis bei Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. ? 21 S. 404 gesichert. Die Reihung des Nicetius unter die Märtyrer ist nicht ungewöhnlich.

23. Nicetius |

Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. ? 21 S. 404 f. – Chazelas, Jean: Les livrets de prières privées du IXe siècle (École Nationale des Chartes. Positions des thèses), Paris 1959, S. 19 f. (grundlegend für Vollständigkeit des Manuskriptes) – Krüger, Litanei-­ Handschriften S. 97 – 100; S. 360 f. (Katalog) – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4005 S. 31 „Weiterer Umkreis von Paris (?), IX. Jh., 1./2. Viertel“ 45 9. Jh. Mitte/2. H.

Nicetius wird in einer Litanei geführt, die in einen im Benediktinerkloster Saint-­ Amand (Bistum Noyon/Tournai) für die Kathedrale von Noyon bzw. das Benediktinerkloster Saint-­Eloy (Eligius) (Noyon) geschriebenen Libellus precum eingefügt ist. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e arnulfe or[a] / S[an]­c[t]­e euthari or[a] / S[an]­c[t]­e ualeri or[a] / S[an]­c[t]­e materne or[a] / S[an]­c[t]­e pauline or[a] / S[an]­c[t]­e amate or[a] / … / S[an]­c[t]­e cyrille or[a] / … / S[an]­c[t]­e nicete or[a] Quelle/Überlieferung:

Paris, Bibl. Mazarine Ms. 512, 9. Jahrhundert Ende, fol. 31r – 38r; fol. 36r; fol. 36v Ausgabe(n):

Krüger, Astrid: Litanei-­Handschriften der Karolingerzeit (MGH Hilfsmittel 24), Hannover 2007, S. 659 – 688; S. 676 f. (Z. 666 – 671), S. 678 Z. 732, S. 679 Z. 751 Kommentar:

Der Libellus precum war in Noyon in Gebrauch. Bischoff lokalisierte die Schrift in das Skriptorium des Klosters Saint-­Amand; zu seiner späteren Selbstkorrektur s. Literatur. Die Liste der Heiligen umfasst mehr als 700 Namen, vielleicht eine Sammlung für speziellere Litaneien. Der Anteil Trierer Bischöfe, im weiteren Umkreis von Heiligen des westfränkisch-­lotharingischen Raumes (Châlons-­en-­Champagne, Toul, Metz, Lüttich), ist beträchtlich. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 14 S. 97 f. – Bischoff, Reisegebet des Gildas 154 f. – Zur Korrektur: Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 3935 S. 13 „ – Nordostfrankreich (vielleicht Noyon IX. Jh. Ende) – “ – Waldhoff, Memoria S. 181 Anm. 29 – Ders., Alcuins Gebetbuch S. 310 – 317; S. 310 f., S. 314 f. – Krüger, Litanei-­ Handschriften S. 179 – 188; S. 358 (Katalog)

547

548 | Hauptteil 46 um 855 (865, 875)

Nicetius ist im Martyrologium des Ado von Vienne zum 5. Dezember als Trierer Bischof und Mann von besonderer Heiligkeit mit Ruhestätte in der Basilika des heiligen Maximinus (Trier) geführt. Eintrag/Text:

Item ipsa die, treueris, s[an]­c[t]­i nicetii ep[iscop]­i, totius s[an]­c[t]­itatis uiri, qui in basilica beati maximini ep[iscop]­i sepultus quiescit. Quelle/Überlieferung:

Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du martyrologe romain (Études d’histoire des dogmes et d’ancienne littérature ecclésiastique), Paris 1908 (Ndr.), S. 466 – 468; S. 674 – S. Ausgabe Dubois/Renaud S. IX – XII, S. XXIX (teils verwirrend) – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 24 S. 408 f. Ältestes Manuskript (der zweiten Redaktion der ersten Familie): St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. Sang. 454, um 880 Kloster St. Gallen, p. 2 – 340; p. 330 – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 5753 S. 324) Ausgabe(n):

Dubois, Jacques / Renaud, Geneviève (Hg.): Le martyrologe d’Adon. Ses deux familles, ses trois recensions. Texte et commentaire (Sources d’histoire médiévale), Paris 1984, S. 409 (dort statt maximini „Maximiani“: Versehen, oder Fehler bedingt durch vorhergehenden Text bei Ado temporibus Diocletiani et Maximiani) Kommentar:

Zur formalen Gestalt des Ado-­Martyrologiums (zwei Überlieferungsfamilien mit je zwei bzw. drei Fassungen/Rezensionen der ersten, je zwei der zweiten, um 875 nach Ados Tod von einem Redaktor aus Auxerre gestalteten mit lokalbezogenen Zufügungen) s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 24 S. 408 f. In der frühest fassbaren, durch die St. Galler Handschrift repräsentierten, Form der ersten Redaktion sind die Einträge zu den Trierer Bischöfen Valerius, Maximinus und Paulinus wie die gebotene Materie generell aus Florus (und oft letztlich dem Martyrologium von Lyon, um 806) übernommen. Anders ist es bei Nicetius, dessen Eintrag beide Familien haben. Ados Charakterisierung des Nicetius (tocius sanctitatis uiri) klingt an Formulierungen bei Gregor von Tours an (Nr. 35). Fraglich ist die Kommentierung bei Dubois/Renaud, Adon S. 409 zu 3: Ado habe die ältesten Kalender, die Nicetius zum 1. Oktober führten, sicher nicht gekannt und seine Setzung (5. Dezember) willkürlich vorgenommen. Dagegen gilt: Trierer Kalender führen das Datum 1. Oktober in der Regel erst ab dem 14. Jahrhundert, der einzige mit dem Datum 5. Dezember ist aus dem 13. Jahrhundert (Miesges, Festkalender S. 88 f., S. 108). Die besonders in Trier üblich gewordene Setzung zum 1. Oktober ist zuerst im Kloster St. Maximin

23. Nicetius |

in einem kalendarischen Nachtrag zum Beda-­Martyrologium von um 930 belegt (s. Nr. 50). Außerhalb von Trier begegnet diese Datierung in der Handschrift eines Regensburger Kalenders, die Borst als Zweighandschrift seines (freilich problematischen) Reichskalenders einordnete (s. Nr. 66). Die inhaltliche Konkretisierung zur Grabstätte des Nicetius in der Kirche des Klosters St. Maximin (Trier) gibt Ado im Anschluss an Gregor von Tours (Vita Nicetii und In Gloria Confessorum s. Nr. 35). In dem im Cod. Sang. 454 am Anfang gesetzten Kalender fehlen im Unterschied zu Maximinus und Paulinus die Bischöfe Valerius und Nicetius. Ados von Gregor von Tours inspiriertes Elogium führt eine neue Epoche der Sicht des Nicetius herauf. Als im ältesten „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier im 12. Jahrhundert zum 5. Dezember ein Nachtrag eingetragen wurde s[ancti] Nicecii ep[iscop]­i toci[us] sanctitatis viri (Ausgabe: Roberg, Francesco: Das älteste „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier [MGH Libri memoriales et necrologia. N. S. 8], Hannover 2008, S. 151), ist deutlich an Ado angeschlossen. Kurz vorher hatte, zu dem üblich gewordenen Termin 1. Oktober, ein Nachtrag gelautet: Nicecii trewiroru[m] archiep[iscop]­i (Roberg S. 135). Literatur:

Siehe Quelle/Überlieferung: Quentin, Dubois/Renaud S. IX – XXIX, Anton – Dubois / Lemaître, Sources S. 112 – 114 – Jullien, Marie-­Hélène / Perelman, Françoise: Clavis des auteurs latins du moyen âge. Territoire français 735 – 987, 1 (CC CM Claves), Turnhout 1994, S. 32 – 34 – Borst, Kalenderreform S. 357 f. – Aigrain (/Godding), L’hagiographie S. 56 – 62, S. 406 – von Euw, Anton: Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (Monasterium Sancti Galli 3), St. Gallen 2008, Nr. 116 S. 443 f.; S. 122; S. 174 f. – Borst, Reichskalender (S. 1563), S. 1564 Anm. 10 47 um 860

Nicetius ist im Martyrologium des Usuard zum 5. Dezember als besonders heiligmäßiger Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Ciuitate treueris s[an]­c[t]­i nicecii ep[iscop]­i totius s[an]­c[t]­itatis uiri Zur Überlieferung:

Quentin, Martyrologes S. 675 – 677 – Dubois, Jacques (Hg.): Le martyrologe d’Usuard. Texte et commentaire (Subsidia hagiographica 40), Brüssel 1965, S. 13 f., S. 64 – 7 1 – Overgaauw, Martyrologes S. 79 – 527 Originalmanuskript:

Paris, BnF lat. 13745, 9. Jahrhundert Kloster Saint-­Germain des Prés, fol. 4v – 88r; fol. 84r

549

550 | Hauptteil Dazu: Dubois, Usuard S. 15 – 37 – Ders.: Les martyrologes du moyen âge latin (Typologie des sources du moyen âge occidental 26), Turnhout 1978, S. 49 – 56 Ausgabe(n):

Dubois, Usuard S. 354 Kommentar:

Den Eintrag zu Nicetius entnimmt Usuard der Vorlage Ado und verknappt sie um den Beisetzungsort (s. auch Dubois, Usuard S. 86; in Bezug zu Trier unvollständig). Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 26 S. 410, dort weitere Literatur – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 4930 S. 210. 48 882 – 895

Nicetius ist in einem auf der Grundlage des Ado-­Martyrologiums von Wolfhard, Mönch/Chorherr des Benediktinerklosters/Kanonikerstifts Herrieden (Bistum Eichstätt), erstellten Martyrologium zum 5. Dezember in wesentlich erweiterter Ausarbeitung gegenüber der Grundvorlage als Bischof von Trier von wunderbarer, engelgleicher Heiligkeit geführt, der nach seinem Tod in der Basilika des heiligen Trierer Bischofs Maximinus seine Ruhestätte gefunden habe, wo er ständig und jährlich (am Todestag) vom Volk verehrt werde. Eintrag/Text:

NONAS DECEMB[RES] APUD COLONIAM THEBESTINAM in affrica s[an]­c[t]­ę

crispinę martyris triumphus magna celebratur cum gloria. … Nicecius etiam mire s[an]­c[t]­itatis episcopus, eodem die ad gaudium transit angelorum, quia uitam et simplicitatem est imitatus eorum. Hic post sanctam dormitionem qua requieuit in xro (Christo), beati maximini treuerenis episcopi e[st] tumulatus aecclesia, semperque et annue celebrat[ur] a populo. Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 18100, 1009 Kloster Tegernsee (?), fol. 10r – 125v; fol. 119r–v Ausgabe(n):

––

Kommentar:

Die Folia 10r – 125v sind wie die einen von dem Martyrologium abgeleiteten Kalender des Klosters Tegernsee bietenden fol. 2v – 8r von einer Haupthand geschrieben. Fol. 8v, wo Merkverse zur Zeiteinteilung beginnen, ist das Jahr 1009 als Datum der Handschrift angegeben. Durch chronologische Fixierungen zu Bischof Erchanbald von Eichstätt (892 – 912) ist die Entstehung des Martyrologiums auf die Zeit 882 bis 895

23. Nicetius |

festgelegt. Der Kalender ist in der Zeit kurz vor 1009 erstellt worden. Eine gründliche Analyse von Martyrologium und Kalender nahm Poncelet vor. Nach seinen Sondierungen gehört auch der Kalendereintrag fol. 5v In treueris s[an]­c[t]­i symeonis zum ursprünglichen Bestand des Kalenders. Da Simeon von Trier 1035 starb, wäre die in der Handschrift gegebene Datierung 1009 hinfällig. Gewisse Besonderheiten beim Simeon-­Eintrag lassen aber vielleicht folgern, dass eine – von den anderen klar erkennbaren Nachträgen des 11. Jahrhunderts abzuhebende – Zufügung vorliegt. In der Literatur (Poncelet; Quentin; Dubois) ist das Wolfhard-­Martyrologium zutreffend als Ado-­Derivat bezeichnet worden. In seiner Quellenanalyse zu Wolfhard (S. 10 – 22) ist Poncelet eine charakteristische Sonderbehandlung der von ihm gebrachten Trierer Bischöfe entgangen (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 30). Bei Maximinus (fol. 55r) und Paulinus (fol. 89r) ist die Vorlage befolgt, anders bei Valerius, bei dem die bei Ado (s. Valerius Nr. 24) mitgeteilte Petrusschülerschaft zum umfassenden Missionsauftrag ausgeweitet ist. Noch stärker ist die Erweiterung bei Nicetius. Er ist wie bei Ado im Märtyrerkontext platziert, für seine Beisetzungsstätte ist über Ado hinaus präzisierend auf dessen Vorlage (Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum XVII c. 6 MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 283 Z. 7 – 9, Ders., In Gloria Confessorum c. 92 ebd. S. 357 Z. 6 – 8) zurückgegriffen. Explizit bezeugt ist seine Verehrung durch das Volk, besonders annue, d. h. am 5. Dezember. Literatur:

Poncelet, Albert: De Martyrologio Wolfhardi Haserensis, in: An. Boll. 17 (1898) S. 5 – 23 – Quentin, Martyrologes S. 681 – Dubois, Martyrologes S. 57 f. – Dubois / Lemaître, Sources S. 119 – Aigrain (/Godding), Hagiographie S. 64, S. 407 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 30 S. 414 f. 49 um 890

Nicetius ist in einem in einen komputistischen Codex gefügten Kalender des Benediktinerklosters Saint-­Amand (Bistum Noyon/Tournai) zum 5. Dezember als heiliger Bischof von Trier und Bekenner geführt, offenbar in etwas späterer Ergänzung. Eintrag/Text:

NON[AS] Treueris (über der Zeile). Beati nicetii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris]. Et s[an]­c[t]­ę

crispinę m[a]­r[tyris]

Quelle/Überlieferung:

Valenciennes, BM ms. 174 (166), fol. 32r – 40r; fol. 39v

551

552 | Hauptteil Ausgabe(n):

Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (1 – 3) (MGH Libri memoriales 2), Hannover 2001, S. 1563 mit S. 1564 Anm. 9 und 10 Kommentar:

Nicetius findet sich in diesem Kalender zusammen mit weiteren Trierer Bischöfen, jenen aus der Gründungsphase: Valerius (fol. 33r), Maximinus (fol. 35v), Paulinus fol. (37v). Literatur:

Borst zählt die Handschrift als Unterzweig-­Handschrift seines (postulierten) Reichskalenders (c 8). Zu diesem Kalender Borst, Reichskalender S. 153 f. mit anscheinend unstimmigen Darlegungen. – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 31 S. 415 – B ­ ischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6364 S. 397 50 um 930/nach 942 Okt. 14

Nicetius ist in dem im Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) angelegten Kalender-­ Anhang zum Martyrologium des Beda Venerabilis zum 1. Oktober als Bischof von Trier geführt, zum 5. Dezember als Bischof; seine 942 erfolgte Translation innerhalb des Klosterkomplexes ist im Nachtrag zum 14. Oktober festgehalten, die Neuweihe der Kirche zum 13. Oktober. Eintrag/Text:

1. Oktober: Kalendis Octobris. Natale sanctorum Remigii, Germani, Vedasti, Bavonis et Pionis, et S. Nicetii episcopi Trevirensis. 14. Oktober: II Idus. Natale S. Calixti papae et S. Lupi (Et translatio corporum sanc­ torum confessorum Maximini, Agritii, atque Nicetii alia manu) 5. Dezember: Nonas Decembris. Natale S. Crispini martyris et S. Nicetii episcopi et confessoris. Quelle/Überlieferung:

Handschrift verschollen Ausgabe(n):

Appendix I ad martyrologium Bedae. Kalendarium Anglicanum sive libellus annalis Ven. Bedae presbyteri, ed. Martène, Edmond / Durand, Ursin: Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium, amplissima collectio 6, Paris 1729, Sp. 637 – 649; Sp. 646D, (Sp. 647A/B), Sp. 649A = PL 94, 1147 – 1158; 1155B, 1155C, 1157A

23. Nicetius |

Kommentar:

Das Zeugnis ist offenbar äußerst relevant für die Rezeption der Nicetius-­Verehrung und deren datenmäßige Modalitäten. Die Sedes-­Angabe Trier für Nicetius ist in den Zeugnissen zum 1. Oktober und zum 13. und 14. Oktober explizit genannt. Das Datum der Ado-­Tradition (5. Dezember) erscheint zwar auch, doch ist der hier geführte Nicetius episcopus et confessor neutral gehalten. Man könnte glauben, beim Tages-­Begleitheiligen liege offenbar bei Martène/Durand ein Lesefehler vor, es muss wohl heißen S. Crispine martyris. Memorientag der Märtyrerin Crispina ist der 5. Dezember, der der Märtyrer Crispinus und Crispinianus ist der 25. Oktober, wie in dem Trierer Beda-­Text korrekt vermerkt (Sp. 647). Doch wie im Memorialcodex des Klosters Fulda (Nr. 73) ist S. Crispini zum 5. Dezember gemeinsamer Lesefehler der Trierer Gruppe. Der 1. Oktober als Festtag des Nicetius hat sich im Trierischen durchgesetzt. Aussagekräftig ist hier: Die weiteren geführten Trierer Bischöfe erscheinen mit Sedes-­Bezug: Agricius (13. Jan. Martène/Durand Sp. 637D), Valerius (29. Jan. Martène/Durand Sp. 638B, s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ct S. 477), Maximinus (29. Mai Martène/Durand Sp. 642B), Paulinus (31. Aug. Martène/Durand Sp. 645C), Eucharius (8. Dez. Martène/Durand Sp. 649B, s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 ab S. 185 f.). Bei Nachfügung, explizit als solche gekennzeichnet, fehlt die Ortangabe: Maternus (14. Sept. Martène/Durand Sp. 646A) sowie Liutwin (29. Sept. Martène/Durand Sp. 646C ipso die S. Liutwini archiepiscopi). Literatur:

Munding, Kalendarien 2 S. 115, S. XII – Borst, Kalenderreform S. 118 – Ders., Reichskalender S. 83 f. 51 942 Okt. 13 (a)/Okt. 14 (b)

Weihe der neuen Kirche des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) (a) und folgende Translation der Gebeine von Nicetius sowie Maximinus und Agricius aus der früheren Kirche in die neugeweihte (b). Eintrag/Text:

1. Anno ab incarnatione Domini 942. Dedicata est basilica in honore sancti Iohannis apostoli et euangelistae apud urbem Trevericam a venerabili pontifice illius urbis Ru­ otperto; et translata sunt in eandem ecclesiam copora sanctorum archiepiscoporum Maximini, Agritii, Nicetii a reverendis praesulibus, Ruotperto videlicet archiepiscopo Treverensi, Adalberone praesule Mettensi, a religiosis abbatibus Ogone, eiusdem Sancti M[aximini] monasterii, qui ipsam ecclesiam pessumdatam solo a fundamentis strenuus erexit, Agenoldo etiam Gorziensi, …, praesente multo monachorum collegio ac copiosa populorum frequentia. … Dedicationis vero dies 3. Idus Octob. colitur.

553

554 | Hauptteil 2. Datierung: Siehe die Nachträge im sog. Martyrologium Bedae aus dem Kloster St. Maximin: (a) Oct. III idus, Natale SS. Fausti, Anastasii episcopi et Venantii confessoris (Treveris dedicatio basilicae S. Johannis apostoli et evangelistae alia manu) (b) Oct. II idus, Natale S. Calixti papae et S. Lupi (Et translatio corporum SS. confes­ sorum Maximini, Agritii atque Nicetii alia manu) 3. Grabinschrift: Handschrift 15. Jahrhundert (verloren), nach Kraus, Inschriften 2 Istic praecipui requiescunt corpore sancti / Agricius praesul Maximinusque beatus / Nicecius meritis sociatus et ordine sanctus / continuis precibus locus iste tuetur. Quelle/Überlieferung:

1. Notae S. Maximini Treverensis; s. Ausgabe MGH SS 15, 2 S. 967; S. 1269 – Ältestes erreichbares Ms.: Paris, BnF nouv. acq. lat. 1541 (Lektionar, wohl um 1000, vielleicht in Echternach entstanden: Hoffmann); der Anfang mit den Notae zu 942 fehlt, ebenso großenteils die Notae zu 949. – Dieses Ms. sowie ein vollständiges, verlorenes Ms. benutzt von: Novillanius, Nicolaus: Gesta abbatum monasterii S. Maximini, Trier, StB Hs 1629/399 8o; fol. 30v – sowie Wiltheim, Alexander: Origines et Annales coenobii D. Maximini t. II (Annales coenobii D. Maximini ab anno 911 ad annum 1130) Autograph: Brüssel, KBR Ms. 7147; p. 134 – 137; p. 134; p. 135, (Abschrift u. a. Trier, StB Hs 1621/99 4o, l. IV ad annum 952; Trier, StB Hs 1622/405 4o; p. 1039; p. 1040 f.) – Nick, [Johann]: Die ältesten bekannten Altarweihen im Kloster St. Maximin zu Trier, in: Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-­Orden 10 (1889) S. 82 – 87; S. 82 f. (Nick benutzt ein mit dem verlorenen Ms. von Novillanius und Wiltheim wohl identisches oder eng verwandtes Ms.) – Neyses, Adolf: Die Baugeschichte der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin bei Trier 1 (Kataloge und Schriften des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier  VI. 1), Trier 2001, S. 157 – 159, S. 168. Der Forschung war entgangen, dass Nick einen Berliner (jetzt Krakauer) Codex (Bibl. Jagiell. lat. quart. 927) benutzt, der gegenüber der Pariser die bessere Überlieferung bietet: s. Boeckler, Albert: Eine verschollene Handschrift aus Sankt Maximin, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 53 (1936) S. 397 – 410; S. 400 – 406. Zu dem früher Berliner, heute Krakauer Codex: Resmini, Maximin S. 657. 2. S. Nr. 50 und oben Text. 3. Kraus, Franz Xaver (Hg.): Die christlichen Inschriften der Rheinlande 2: Die christlichen Inschriften von der Mitte des achten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./Leipzig 1894, Nr. 375 S. 182

23. Nicetius |

Ausgabe(n):

1. Notae dedicationum S. Maximini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland (nach Abschriften N[ovillanius] und W[iltheim]) MGH SS 15, 2 S. 1269 – 1272; S. 1269 f. – Nick, [Johann]: Die ältesten bekannten Altarweihen im Kloster St. Maximin zu Trier, in: Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser- Orden 10 (1889) S. 82 – 87; S. 84 f. – Neyses, Adolf: Die Baugeschichte der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin bei Trier 1 (Kataloge und Schriften des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier  VI. 1), Trier 2001, S. 157 f. (nach Sauerland, Notae in Verbindung mit Nick, Altarweihen) 2. S. Nr. 50. 3. Kraus s. Quelle/Überlieferung. Kommentar:

Die genauere Datierung erhellt aus den zeitgenössischen Nachträgen im verlorenen Beda-­Martyrologium des Klosters St. Maximin. Der oben wiedergegebene Text nennt nur den dies dedicationis und schließt die Translation der Gebeine daran an. Literatur:

Samaran, Charles / Marichal, Robert: Catalogue des manuscrits en écriture latine portant des indications, de date, de lieu ou de copiste 4, 1, Paris 1981, S. 340 – Hoffmann, Buchkunst S. 502 f. – Knoblich, Bibliothek Nr. 133 S. 162 f. – Neyses, Baugeschichte S. 157 – 162; S. 161 f. (Details zur Lokalisierung der Altäre); S. 168 – Resmini, Maximin S. 77 f. 52 950 – 980

Nicetius wird in der einem Psalterium des Benediktinerklosters Stablo (Bistum Lüttich) angefügten Litanei unter den Bekennern und zwischen Märtyrern angerufen, nachdem in weiterem Abstand davor die fünf ersten Trierer Bischöfe (von Eucharius bis Paulinus) in Abfolge in der Rubrik der Confessores angerufen sind. Eintrag/Text:

Silvester, Eusebi, Hilari, Ambrosi, Athanasi, Martine, Hieronime, Augustine, Gregori, Euchari, Valeri, Materne, Maximine, Pauline, Sulpici, Remigi, Germane, Medarde, …, Goar,  …, Arnulfe, Servati, Willibrorde, Potentine, Romarice,  …, Hilarion, Niceti, Pachomi, … Quelle/Überlieferung:

London, BL Add MS 18043, 10. Jahrhundert, fol. 177v – 180r; fol. 179r

555

556 | Hauptteil Ausgabe(n):

Coens, Maurice: Les plus anciennes litanies de Stavelot, in: An. Boll. 75 (1957) S. 5 – 16; S. 6 – 8; S. 7 f.; S. 8 – (Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes [ Subsidia hagiographica 37], Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 225 – 229; S. 228) Kommentar:

Nach Bekennern der Universalkirche (Silvester bis Gregor d. Gr.), die ihrerseits an einen Block der Märtyrer (von Stephanus und den frühesten Päpsten Linus bis Cornelius) bis Eugenius anschließen, eröffnen die frühesten Trierer Bischöfe in der Abfolge der Bekenner eine Gruppe gallischer Bischöfe vor ihren Amtsbrüdern aus Bourges, Reims, Auxerre, Noyon/Soissons etc. Die Systematik ist im Folgenden durchbrochen. So steht nach einer sich verfestigenden Nicetius-­Tradition dieser im Confessores-­Kontext zwischen Märtyrern, bald nach Heiligen des moselländisch-­ belgischen Raumes (Arnulf; Servatius;Willibrord; Hadelinus; Potentinus von Karden [ Steinfeld]; Romaricus von Remiremont/Metz). Nicetius erhält klassischen Rang nach den Trierer Erstgründern. Zeitliche Anhaltspunkte für die Litanei sind aus den Daten zu einigen dieser und zu weiteren Heiligen gewonnen (Coens S. 231 – 235), sie lassen sich vielleicht zu der oben gegebenen Datierung einengen. Literatur:

Coens, Stavelot – Ders., Litanies S. 225 – 235; S. 229 – Zender, Räume S. 215 – 217 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 ac S. 186 f. 53 952

Nicetius-­Reliquien werden bei der Weihe der cripta superior des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) im Altar der Trierer Bischöfe feierlich niedergelegt. Eintrag/Text:

Anno ab incarnatione Domini DCCCLII, abbate Willero regimen monachile gubernante, Ruperto vero praesulatum disponente, dedicata est cripta superior ad pedes sanctorum confessorum Maximini, Agricii, Nicetii, … Altare quod est ad pedes sanctorum confessorum M[aximini], A[gricii], N[icecii] sa­ cratum est in honore episcoporum Treverensium; ac reliquiae ipsorum illorum (illo Ms. Paris; in ipso von Wiltheim benutzter Codex; in illo Sauerland) Eucharii, Valerii, Materni, Agricii, Maximini, Nicecii, Paulini, Liutwini, et reliquie sanctorum Lubentii, Maxencii (sancti Quiriaci, Lubentis, Maxencii Ms. Paris, Sauerland). Quelle/Überlieferung:

Notae S. Maximini Treverensis; s. Ausgabe MGH SS 15, 2 S. 967; S. 1269– Ältestes erreichbares Ms.: Paris, BnF nouv. acq. lat. 1541 (Lektionar, wohl um 1000, vielleicht

23. Nicetius |

in Echternach entstanden: Hoffmann) fol. 3r – ­v – Dieses Ms. sowie ein vollständiges, verlorenes Ms. benutzt von: Novillanius, Nicolaus: Gesta abbatum monasterii S. Maximini, Trier, StB Hs 1629/399 8o; fol. 30v – sowie Wiltheim, Alexander: Origines et Annales coenobii D. Maximini t. II (Annales coenobii D. Maximini ab anno 911 ad annum 1130) Autograph: Brüssel, KBR Ms. 7147, p. 134 – 137; p. 134, p. 135, zum Jahr 952 (Abschrift u. a. Trier, StB Hs 1621/99 4o, l. IV ad annum 952; Trier, StB Hs 1622/405 4o; p. 1039, p. 1040 f.) – Nick, [Johann]: Die ältesten bekannten Altarweihen im Kloster St. Maximin zu Trier, in: Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-­Orden 10 (1889) S. 82 – 87; S. 82 f. (Nick benutzt ein mit dem verlorenen Ms. von Novillanius und Wiltheim wohl identisches oder eng verwandtes Ms.). Zu dem von Boeckler ermittelten Exemplar Nicks, früher Berlin, jetzt Krakau s. Nr. 51, 1. – Sauerland, Heinrich Volbert: Bau und Grundriß der Trierer Maximinkirche vor 950 Jahren, in: Pastor Bonus 1 (1889) S. 310 – 320; S. 311 – Neyses, Adolf: Die Baugeschichte der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin bei Trier 1 (Kataloge und Schriften des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier VI. 1), Trier 2001, S. 157 – 159, S. 168 – Die obige Wiedergabe ist die einzige kritische, Grundtext ist der Text von Wiltheim, Origines, der zu Beginn des Ausschnitts auf seine Grundtexte („ex duobus antiquis codicibus“) hinweist. Gemeint sind also die Pariser Handschrift und diejenige, die Brüssel, KBR Ms. 7147 zugrundeliegt. Ausgaben:

Notae dedicationum S. Maximini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland (nach Ms. Paris und Abschriften N[ovillanius] und W[iltheim]) MGH SS 15, 2 S. 1269 – 1272; S. 1270 – Nick, [Johann]: Die ältesten bekannten Altarweihen im Kloster St. Maximin zu Trier, in: Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-­ Orden 10 (1889) S. 82 – 87; S. 84 f. – (Keuffer, Max:) Nachrichten über Kirchweihen in St. Maximin, in: Trierisches Archiv 3 (1899) S. 74 f. – Neyses, Baugeschichte S. 157 – 159; S. 158 (nach Sauerland, Notae in Verbindung mit Nick, Altarweihen) Ältere Ausgaben (nur Ms. Paris): Delisle, Léopold: Les autels de Saint-­Maximin de Trèves, in: Bibliothèque de l’École des Chartes 45 (1884) S. 578 – 580 – sowie Notae S. Maximini Treverensis, ed. Georg Waitz MGH SS 15, 2 S. 967 (Zur unzuverlässigen Wiedergabe des Novillanius-­Textes bei Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 2, Augsburg 1757, S. 1007 s. Sauerland, MGH SS 15, 2 S. 1269) Kommentar:

Nach ihren Ruhestätten sind Maximinus, Agricius und Nicetius die herausgehobenen „Hausheiligen“ der berühmten Abtei St. Maximin vor Trier. Nicetius ist, wie in den behandelten Litaneizeugnissen, an die frühesten Trierer Bischöfe angeschlossen, hier noch im engeren Verbund mit zweien aus diesem Kreis.

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558 | Hauptteil Literatur:

S. die Angaben Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 ad S. 187 f. – Heranzuziehen: Samaran/Marichal, Catalogue 4, 1 S. 340 – Hoffmann, Buchkunst S. 502 f. – Knoblich, Bibliothek Nr. 133 S. 162 f. – Neyses, Baugeschichte S. 157 – 162; S. 161 f. (Details zur Lokalisierung der Altäre), S. 168 54 um 975

Nicetius ist im Kalender in einem astronomisch-­komputistischen Sammelband, wohl aus dem Kloster Saint-­Amand (Bistum Noyon/Tournai), zum 5. Dezember als Bischof von Trier und Bekenner nachgetragen. Eintrag/Text:

Treueris Beati Nicetii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris]. Et s[an]­c[t]­e Crispine m[a]­r[tyris] Quelle/Überlieferung:

Valenciennes, BM ms. 343 (330 bis), fol. 27v – 35r; fol. 34v Ausgabe(n):

Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (1 – 3) (MGH Libri memoriales 2), Hannover 2001, S. 1563 mit S. 1564 Anm. 9 und 10 Kommentar:

Die Vorlage geht auf die Zeit um 880 zurück, in der auch Nr. 49 entstand. Borst führt die Handschrift als C 8 seines (postulierten) Reichskalenders Karls des Großen. In der Tradition dieses Kalenders ist die Angabe zu Nicetius (klar nachgetragen als Ergänzung). Bei Valerius (fol. 28r) ist zur Grundgestalt natiuitas s[an]­c[t]­i ualerii ep[iscop]­i nachgefügt treueris discip[uli] petri ap[osto]­li. Bei Maximinus (fol. 30v) ist zu nat[iuitas] s[an]­c[t]­i maximini conf[essoris] nachgefügt treu[eris], Paulinus (fol. 34v) ist ohne Sedes-­Angabe nachgetragen Paulini ep[iscop]­i et conf[essoris]. Literatur:

Boschen, Lothar: Die Annales Prumienses. Ihre nähere und ihre weitere Verwandtschaft, Düsseldorf 1972, S. 119 – 129 (Entstehung in Saint-­Amand) – Borst, Reichskalender S. 139 – 142 (Lit.) 55 980 Petrusstab

Die Stabhülse des Petrusstabs trägt eine Schaftinschrift, auf dem Knauf des Reliquiars sind bildlich und inschriftlich der Apostel Petrus und seine Missionsgesandten Eucharius, Maternus, Valerius gesetzt; auf dem Halsring sind in zwei Reihen je sechs

23. Nicetius |

Apostel mit Beischrift dargestellt; der Schaft bietet Medaillons mit Beischrift von zehn, neun frühen, Päpsten, denen eine entsprechende, ebenfalls chronologisch geordnete Folge (F) von zehn Trierer Erzbischöfen entspricht. Passend ist Nicetius darin an siebter Stelle genannt. Eintrag/Text:

F: S(AN)C(TV)S AGRITIVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MAXIMINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S PAVLINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S FELIX ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S SEVERVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MARVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S NICETIVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S MODOALDVS ARCHIEP(ISCOPV)S / S(AN)C(TV)S LIVDOVVINVS ARCHIEP(ISCOPV)S / EGBERTVS ARCHIEP(ISCOPV)S Quelle/Überlieferung:

Siehe Ausgabe(n). Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 53 S. 102 – 108, S. 103 – 106 (Gliederung der Inschriften und Beischriften auf Schaft und Knauf in A-F), S. 103 Ältere Ausgaben s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 31 S. 138 f. Regest(en):

Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten 1 (509 – 1152), Koblenz 1876 (Ndr.), Nr. 1072 S. 308 Kommentar:

Erzbischof Egbert versinnbildet mit den Namengruppen ein kultisch-­ideologisch-­ kirchenpolitisches Programm. In diesem ist die Apostolizität der Trierer Kirche zentral. Die Romverbindung ist dabei markant herausgestellt. Für den Gesichtspunkt der Verehrung ist festzuhalten: In Teil 1 A ist Eucharius als derjenige bezeichnet, der den von Petrus erhaltenen Stab nach Trier gebracht habe, in Teil 2 C ist die Abfolge Petrus, Eucharius, Maternus, Valerius. Da im Folgenden (D-F) die Apostel, eine Reihe frühester und früher Päpste sowie korrespondierend entsprechende Trierer Bischöfe gesetzt sind, ist die Aussage klar: Eucharius ist mit Maternus (und Valerius) betont in den apostolischen Kontext gestellt, als Vertreter einer kultischen Repräsentanz aber auch die Bischofsfolge, in die Nicetius eingefügt ist. Gleichsam als Repräsentanten ihrer Jahrhunderte sind auf dem Petrusstab die Bischöfe nach Felix gesetzt. Severus kann für das 5. Jahrhundert stehen, Marus für den Übergang zum 6. Jahrhundert, das seinerseits Nicetius als Prototypen hat. Auswahlkriterium ist neben der Chronologie anscheinend auch die Verbindung zu

559

560 | Hauptteil den großen städtischen Stiften/Klöstern (Dom/St.Eucharius: Eucharius, Valerius, Maternus – Egbert; St. Maximin: Agricius, Maximinus, Nicetius; [ St. Marien-]­St. Paulin: Paulinus, Felix, Marus, Modoaldus). Severus gilt als Empfänger eines frühen „Papstprivilegs“ wie Agricius, Maximinus, Paulinus. Liutwin (Liudovvinus) erfreute sich besonderer Verehrung des Erzbischofs Egbert. Interessanterweise ist in der fast gleichzeitigen Bildfolge und in der Litanei im Egbertpsalter (Nr. 56) (foll. 30v, 41v, 52v, 67v, 77v, 86v, 99v, 115v, 127v, 135v, 151v, 168v, 179v, 182v – fol. 210v, fol. 211r) die fast identische Gruppe trierischer Bischöfe aufgeführt. Aus dem Bestand des Petrusstabes fehlt allein Severus, zusätzlich stehen in der Laetania (Nr. 56) Legontius, Magnericus und Abrunculus. S. auch Severus Nr. 10, Marus Nr. 8. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 31 S. 137 – 143 (mit Lit.) 56 980/990 (977 – 993)

Nicetius wird in der Laetania universalis des von Erzbischof Egbert in Auftrag gegebenen Psalteriums an siebter Stelle in der Reihe der Bekenner nach den Trierer Gründerbischöfen und ihren unmittelbaren Nachfolgern angerufen. In einer Miniaturenfolge ist sein Bild gebracht. Eintrag/Text:

Die Reihenfolge der heiligen Trierer Bischöfe (und anderer Trierer und Egbert verbundener Heiliger), die außer den Namen der Gottesmutter Maria (fol. 209r), der Apostel Petrus, Andreas (fol. 209r) und des Papstmärtyrers Clemens (fol. 209v) allein mit Goldtinte in Majuskeln geschrieben sind, lautet: fol. 210v: S[an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / S[an]­c[t]­e Agrici or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / S[an]­c[t]­e Nizeti or[a] / S[an]­c[t]­e Mare or[a] / S[an]­c[t]­e Felix or[a] / S[an]­c[t]­e Modualde or[a] – fol. 211r: S[an]­c[t]­e Liutuuine or[a] / S[an]­c[t]­e Legonti or[a] / S[an]­c[t]­e Magnerice or[a] / S[an]­c[t]­e Abruncule or[a] / S[an]­c[t]­e Uuillibrorde or[a] / S[an]­c[t]­e Castor or[a] / S[an]­c[t]­e Florine or[a] / S[an]­c[t]­e Beate or[a] / S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Babo or[a] / S[an]­c[t]­e Adalberte or[a] / S[an]­c[t]­e Heinrice or[a]. Quelle/Überlieferung:

Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI (Biblioteca Civica Codici sacri 6), fol. 209r – 212v; Text: fol. 210v; Bild: fol. 99v Ausgabe(n):

Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprin-

23. Nicetius |

tendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), Triest 2000; 1+ CD -ROM  – Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier, Codex Gertrudianus, in Cividale. Historisch-­kritische Untersuchung (Festschrift der Gesellschaft für nützliche Forschungen zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens), hg. von Heinrich Volbert Sauerland / Arthur Haseloff, Trier 1901, S. 191 – 192; S. 192 – (Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes [Subsidia hagiographica 37], Brüssel 1963, S. 129 – 322, S. 205 – 213; S. 205) Kommentar:

Generell ist zu verweisen auf Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 am S. 193 – 195. Danach das Folgende: Ob, wie Sauerland (S. 10) glaubt, eine einzige Hand die Litanei schrieb, muss offen bleiben. Nach Hoffmann, Buchkunst S. 315 wäre (anscheinend) die Trierer Namenfolge eine Zufügung des 11. Jahrhunderts. Dies ist mit paläographischen Argumenten zu widerlegen. Die zu Trier in Bezug stehenden universalen Heiligen (Maria, Petrus, Andreas, Clemens; letzterer ist wohl mit Blick auf den Egbert wichtigen Missionar Willibrord/Clemens genommen) sind in der gleichen goldenen Majuskel von gleicher Hand wie die Trierer Heiligen geschrieben. Außerdem sind die inhaltlichen Momente (Bezug spezieller Heiliger wie Bavo und Willibrord zu Erzbischof Egbert) sehr aussagekräftig; dies wird unterstrichen durch die den Trierer Bischöfen geltende Miniaturenfolge. Die lange und immer noch strittige Frage, ob der Psalter auf der Reichenau (Haseloff, Sauerland) oder in Trier entstanden ist (zur Diskussion s. Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177), ist hier nicht weiter zu verfolgen. Offenbar sind die für Trier relevanten Namen in ein Reichenauer Litanei-­Schema (Paris, BnF lat. 18005; Sauerland/Haseloff, Psalter S. 194 f.; Coens, Litanies S. 211; Hoffmann, Buchkunst S. 338) mit Blick auf den trierischen Adressaten eingefügt worden. – Zu Egberts ideologisch aussagekräftiger Platzierung der drei Gründerbischöfe und der folgenden zehn Erzbischöfe in den apostolischen Kontext in der Inschrift des Petrusstab-­Reliquiars s. Nr. 55. Ist Nicetius dort in der chronologischen Auswahl für das 6. Jahrhundert gesetzt, so ist er hier an die Folge der klassischen Bistumsgründer und Organisatoren angeschlossen. Auf ihn folgen die ihm zeitlich vorausgehenden Bischöfe Marus und Felix , nach ihm Bischöfe des 7. (Modoald), des 8. (Liutwin), des 5. (Legontius) und des 6. (Magnerich, Abrunculus) Jahrhunderts. Jeweils ist das Epithet sanctus verwandt. Literatur:

Sauerland, Heinrich Volbert: Der Psalter des trierischen Erzbischofs Egbert in Cividale. Eine historisch-­kritische Untersuchung und Darlegung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 2 – 42 – Haseloff, Arthur: Der Bildschmuck des Psalters Erzbischof Egberts von Trier in Cividale (Codex Gertrudianus) – Kunsthistorische Untersuchung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 43 – 198 – Coens, Litanies S. 204 – 213;

561

562 | Hauptteil S. 204 – 208 – Hoffmann, Buchkunst S. 315; S. 338 – Barberi, Claudio: Il Salterio di Egberto nella storia degli studi, in: Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177 (Breite Wiedergabe des Forschungsgangs unter vor allem kunsthistorischen Fragestellungen) 57 987 Nov. 5, Nov. 6

Reliquien des Nicetius werden zusammen mit solchen von Maximinus, Agricius, Willibrord, Remaclus und Mansuetus bei der Weihe der Burgkapelle in Luxemburg durch Erzbischof Egbert von Trier im Martins- und Maximinus-­Altar eingelegt. Eintrag/Text:

Anno d[omi]­nice incarnationis nongentesimo octogesimo septimo, indictione XV ma, dedicata est eccl[esi]­a in castro Lucilenburco apellato a uenerabili treuirorum archiep[i­ scop]­o Egberto in honore[m] s[an]­c[t]­i Saluatoris S[an]­c[t]­eque cruci[s] et om[n]­i[u]­m s[an]­c[t]­orum sub die nonos nove[m]­bri[s] rogatu illustri[s] uiri comiti[s] Sigifridi d[e]­oque devote Hathauuych, ei[us] coniugis. … Postera die id est VIII id[u]­s nove[m]­bris, dedicata est capella in eode[m] castro in honore s[an]­c[t]­i Martini et s[an]­c[t]­i Maximini c[on]­fes[sorum] om[n]­iumque c[on]­fessoru[m]. Ara, que ibi statuta est, tenet reliq[ui]­as s[an]­c[t]­i Maximini, Agricii, Nicetii, Vuillebrordi, Remacli, Mansueti. Prefati s[an]­c[t]­i, nob[i]­s succurrite cuncti! Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 40 (R II. 7), Plenarium mit comes, 10./11. Jahrhundert; fol. 12v, 12. Jahrhundert nachgefügt – Sauerland, MGH SS 15, 2 S. 1282 – Marx, Handschriftenverzeichnis Nr. 40 S. 35 f. – Hoffmann, Buchkunst S. 507 Ausgabe(n):

Nota dedicationis Luxemburgensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, S. 1282 f.; S. 1282 Z. 37 – 40, S. 1283 Z. 9 – 12 Kommentar:

Graf Siegfried von Luxemburg († 998) hatte 963 das Kastell Luxemburg vom Kloster St. Maximin (Trier) erworben (Sauerland S. 1282 Anm. 3). Entsprechend sind bei der Altarbestückung die (Haus-)Heiligen des Klosters Maximinus, Agricius, Nicetius genannt, gefolgt von den Heiligen von Echternach (Willibrord), Stablo (Remaclus) und Toul (Mansuetus). Literatur:

S. Quelle und Überlieferung

23. Nicetius |

58 nach 993 – vor 1000

Nicetius ist im Kalender eines liturgischen Sammelwerks aus dem Benediktinerkloster (Marienabtei) Kempten (Bistum Augsburg) zum 1. Oktober geführt. Eintrag/Text:

Kalend[as] [Octobris] Confessorum Remedii ep[iscop]­i. Germani episcop[i]. Nicetii. Uedasti Quelle/Überlieferung:

Zürich, Zentralbibl. Ms. Rh. 83, fol. 1r – 10v; fol. 8r Ausgabe(n):

Tüchle, Hermann: Das Kalendar von Kempten, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 81 (1970) S. 7 – 21; S. 9 – 18; S. 16 (dazu: Borst, Kalenderreform S. 163 f.) – Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (1 – 3) (MGH Libri memoriales 2), Hannover 2001, S. 1355 Kommentar:

Zur Zeitstellung s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bi S. 489 – Als Trierer Bischöfe begegnen Valerius (fol. 1v; Tüchle S. 9; Borst, Reichskalender S. 518), Maximinus (fol. 4v; Tüchle S. 12; Borst, Reichskalender S. 929 f.), Paulinus (fol. 7r; Tüchle S. 15; Borst, Reichskalender 1242). Die Bischöfe Maximinus und Paulinus sind mit explizitem Trierbezug genannt. Ihre Festtage sind (durch Majuskelschrift) wie das Fest des Willlibrord (fol. 9r; Tüchle S. 17; Borst, Reichskalender S. 1471) als Kemptener Eigenfeste gekennzeichnet. Maximinus, Nicetius und vielleicht der erst 978 elevierte Bischof Aper von Toul (fol. 7v; Tüchle S. 15; Borst, Reichskalender S. 1295) könnten für Beziehungen zur lothringischen Klosterreform, besonders zu Kloster St. Maximin (Trier) sprechen (Tüchle S. 21, doch selbstrelativierend). In dem Zusammenhang ist wohl nicht unerheblich, dass der für das Trierer Kloster neben Maximinus und Nicetius wichtige Trierer Bischof Agricius fehlt. Ergo: Nicetius erscheint in einem eher süddeutsch-­salzburgisch geprägten Heiligenkreis neben Valerius, Maximinus und Paulinus als ein Repräsentant der Trierer Bischöfe. Literatur:

S. die Angaben Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bi S. 489 – Besonders zu nennen sind: Tüchle, Kempten S. 7 f.; S. 18 – 21 – Borst, Kalenderreform S. 163 f. – Ders., Reichskalender S. 231 f., S. 1358 – Hoffmann, Schreibschulen SW S. 236 f.

563

564 | Hauptteil 59 nach 993 – 1011

Nicetius ist in einem einem Sakramentar vorangestellten Kalender aus dem Benediktinerkloster Fulda (Bistum Mainz) zum 5. Dezember als Bischof und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Non(as) s(ancti) Dalmatii mart(yris) et s(ancti) Nicetii ep(iscopi) et conf(essoris) et s(anctę) Crispinę Quelle/Überlieferung:

Vercelli, Biblioteca Capitolare Ms. CLXXXI (181), fol. 3r – 8v; fol. 8v Ausgabe(n):

Heyne, Sirka: Studien zur Mainzer und Fuldaer Liturgiegeschichte (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 73), Mainz 1996, S. 113 – 127; S. 126 (nach Mikrofilm: danach Eintrag/Text) Kommentar:

Die Handschrift ist von Abt Erkanbald von Fulda (997 – 1011) an den Bischof von Würzburg ausgeliehen worden und kam im Verlauf des 11. oder 12. Jahrhunderts nach Vercelli. Nach Ausweis des Kalenders (Eintrag des hl. Ulrich von Augsburg zum 4. Juli: fol. 6r, Ausgabe S. 120) ist sie nach 993 entstanden (Hoffmann, Heyne; Zusammenfassung Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bj S. 489 f.). In Fuldaer Kalendertradition sind aus dem Trierer Bischofskreis Valerius (fol. 3r; S. 114), Maximinus (fol. 5v; S. 118 Nat. s. Maximini ep.) und Paulinus (fol. 6v; S. 122 depositio s. Paulini ep. et confessoris) geführt. Ist bei diesen die Tradition des Martyrologium Hieronymianum vorauszusetzen – entsprechend fehlen etwa Eucharius und Maternus –, so ist von der bei Ado (s. Nr. 46) eingeleiteten Praxis Nicetius hinzugenommen. Das gewonnene Bild erhält bekräftigende Konturen: Nicetius ist neben den drei Aufgeführten der repräsentative Trierer Bischof. Literatur:

Hoffmann, Buchkunst S. 174 f. – Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 972 S. 423 f., 1 A S. 109 – Heyne, Studien S. 111 f.; S. 282 – 285 – Borst, Reichskalender S. 255 f. – Winterer, Christoph: Das Fuldaer Sakramentar in Göttingen, benediktinische Observanz und römische Liturgie (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 70), Petersberg 2009, S. 232 – 235; S. 471 (Datierung 990 – 995), S. 484 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bj S. 489 f. (Nicetius nicht erfasst) 60 nach 994

Nicetius ist in einer modifizierten Kurzfassung des Martyrologiums Ados aus der Gegend von Narbonne zum 5. Dezember als Bischof von Trier geführt.

23. Nicetius |

Eintrag/Text:

Thebastine s[an]­c[t]­e crispine m[artyris] Item s[an]­c[t]­i Dalmatii m[artyris] Treueris s[an]­c[t]­i niceti ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 5544, 11. Jahrhundert aus der Gegend von Narbonne, fol. 2r – 15r; fol. 14r (auf nicht gezähltem vorgebundenem Papierblatt Notiz des 18. Jahrhunderts: Martyrologium Romanum Ecclesiae Gallicanae veteris) Ausgabe(n):

Rochais, Henri: Un abrégé du martyrologe d’Adon (Paris B. N. Lat. 5544, XIe S.), in: Rev. Bén. 89 (1979) S. 58 – 109; S. 65 – 109; S. 95 Kommentar:

Durch Kürzung von Ados Plenarmartyrologium (1. Textfamilie, 2. Redaktion) wurde dieses Martyrologium erstellt. Durch modifizierende Zusätze zeigt es seinen Herkunftsraum an. Abt Majolus von Cluny († 994 Mai 11) ist der rezentest geführte Heilige. Dies gibt den Terminus post quem. Nicht nur in Bezug auf regional bestimmte Zusätze sind modifizierende Martyrologien historisch aussagekräftig. Die Behandlung „auswärtiger“ Heiliger hat bei ihnen methodisch oft eine besondere Bedeutung. Für Trier heißt dies: Der südgallische Redaktor kürzt bei den drei von ihm aufgenommenen Trierer Bischöfen seine Vorlage in Bezug auf ihre Epithete und Charakterisierungen. Bei Valerius (fol. 3r; S. 69) lässt er die Petrusschülerschaft weg, bei Maximinus (fol. 7r; S. 78) nimmt er den Zusatz über die Unterstützung des Athanasius nicht auf, bei Nicetius nicht das Elogium seiner sanctitas und die Beisetzung in der Maximinbasilika, bei Paulinus (fol. 10v; S. 87) belässt er etwas verknappt die Würdigung seiner Glaubenstreue gegen den Kaiser Constantius. – Von der Komposition her ist in einem etwa gleichzeitigen Kalender vor einem Sakramentar für Bischof Abraham von Freising (München, BSB Clm 6421, fol. 1v – 16r; Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bk S. 490 f.) eine gewisse Parallele zu erkennen: Die drei Trierer im Martyrologium Hieronymianum geführten Bischöfe sind z. T. auf die Namensnennung und das Bischofsepithet „reduziert“, Maximinus (fol. 8r), Paulinus (fol. 11v), allein bei Valerius (fol. 2v) ist das knappe Gerüst der Vorlage gewahrt. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bl S. 491 f. – Besonders Rochais, Abrégé S. 58 – 65 – Borst, Reichskalender S. 379

565

566 | Hauptteil 61 997 – 1006/1011

Nicetius ist in dem Kalender-­Martyrologium (Martilogium per totius anni circulum) eines in Mainz für das Benediktinerkloster Fulda (Bistum Mainz) geschriebenen Sammelbandes zum 1. Oktober als Bischof (praesul) geführt. Eintrag/Text:

Kal[endis] Oct[obris] S[an]­c[t]­o[rum] praesulum remigii germ[ani] et ued[asti] nicentii bavonis piatonis Quelle/Überlieferung:

Basel, UB N I 2 Nr. 31, fol. 1r – 6v; fol. 5v Ausgabe(n):

Heyne, Sirka: Studien zur Mainzer und Fuldaer Liturgiegeschichte (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 73), Mainz 1996, S. 131 – 147; S. 144 Kommentar:

Aus dem Martyrologium Hieronymianum sind die Trierer Bischöfe Valerius (fol. 1r; Heyne S. 132), Maximinus (fol. 3r; S. 138) und Paulinus (fol. 4v; S. 142) rezipiert, dazu sind aufgenommen Eucharius (fol. 6v; S. 146) sowie Nicetius (nicentius), Letzterer aus der von Ado (Nr. 46) eingeleiteten Martyrologientradition. Von daher komplettiert Nicetius die Nr. 58 – 60 genannte Trias altmartyrologischer Tradition. – Möglicherweise oder wahrscheinlich begegnet Nicetius unter der Namensform Nicencius in der Allerheiligenlitanei des Konrad von Mure für das Züricher Grossmünster, wo die Invokation Nicenci am Schluss der Oratio 934 steht, die Oratio 935 beginnt mit Maguierice (für Magnerice). Die aufeinander folgenden Trierer Bischöfe folgten also auch in der Litanei aufeinander (s. Leuppi, Heidi: Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich [Spicilegium Friburgense 37], Freiburg [Schweiz] 1995, S. 307 – 316; S. 313 Or. 934, Or. 935). Zu Zusammenhang und Überlieferungskonstellation s. Magnerich Nr. 35. Literatur:

Bischoff, Bernhard: Eine Sammelhandschrift Walahfrid Strabos (Cod. Sangall. 878), in: Ders.: Mittelalterliche Studien 2, Stuttgart 1967, S. 34 – 51; S. 42 (Datierung 10. Jahrhundert) – Hoffmann, Buchkunst S. 233 f. (eingrenzende Datierung) – Heyne, Studien S. 129 f.; S. 282 – 285 – Borst, Reichskalender S. 254 f. – Anton, RegestenTrier I, 1, Eucharius Nr. 49 aq S. 197 f., Valerius Nr. 62 bn S. 493 (Nicetius fehlt dort).

23. Nicetius |

62 997 – 1024

Nicetius ist in dem Kalender zu einem gregorianischen Sakramentar, das im Kloster Fulda (Bistum Mainz) (für eine Bamberger Kirche [Benediktinerkloster Michelsberg]) geschrieben wurde, zum 5. Dezember geführt. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­i dalmatii et nicetii (et nicetii anscheinend von gleicher Hand mit anderer Tinte nachgefügt) Quelle/Überlieferung:

Bamberg, Staatsbibl. Msc. Lit. 1 (alt A II 52), fol. 4r – 11v; fol. 11r Ausgabe(n):

Brandmüller, Walter: Studien zur Frühgeschichte der Abtei Michelsberg. Mit Abdruck der Kalender aus den Handschriften Bamberg Lit. 1 und Karlsruhe 504, in: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 100 (1964) S. 95 – 135; Text: S. 116 – 135; S. 134 – Heyne, Sirka: Studien zur Mainzer und Fuldaer Liturgiegeschichte (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 73), Mainz 1996, S. 152 – 165; S. 164 Kommentar:

Zu beachten ist die Übereinstimmung in der Nennung von Heiligen mit dem Kalender für (St. Marien-)St. Paulin (Trier), der später dem dortigen Kloster St. Maximin gehörte(Nr. 46 Kommentar; Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 20 S. 105 – 107). Sie belegt die von Brandmüller (S. 99 f.) erwähnte Verbindung des Bambergischen Kalenders mit den Zentren der gorzischen Reformbewegung: den Klöstern St. Maximin (Trier) (Maximinus 29. Mai, fol. 7r), St. Symphorian (Metz) (Symphorianus 22. August, fol. 8v), St. Arnulf (Metz) (Arnulfus 16. August, fol. 8v), St. Privatus (Metz) (Privatus 21. August, fol. 8v), St. Aper (Toul) (Aper 15. September, fol. 9r). – Als weitere Trierer Heilige im Michelsberger Kalender sind zu nennen: Eucharius (fol. 11r), Valerius (fol. 4v), Maximinus (fol. 7r), Paulinus (fol. 9r), Lubentius (fol. 10r), Willibrord (fol. 10v). Der in Anton, RegestenTrier I, 1 zu Eucharius (Eucharius Nr. 49 ar) und Valerius (ValeriusNr. 62 bo) genannte Nicetius ist fälschlich zu Trier gerechnet, es handelt sich um Nicetius von Lyon, den Zeitgenossen des Trierer Namensvetters, der dort fehlt. – Der Eintrag zum 5. Dezember kann eine gewisse Aporie verraten, die sich auch im Trierer Beda-­Martyrologium (Nr. 50) findet. Dort ist Nicetius ohne Sedes-­Zuordnung neben der heiligen Crispina als Tagesheiliger des 5. Dezember geführt. Der Begleitheilige ist im Martyrologium für Kloster Michelsberg der passende Tagesheilige Bischof Dalmatius von Pavia († 304 als Märtyrer). Offenbar ist die Abweichung von der sonstigen Übung des Schreibers, vor zwei oder mehreren Heiligen den Plural „S[an]­c[t]­orum“ zu setzen, dadurch zu erklären, dass zunächst nur der

567

568 | Hauptteil Dalmatius-­Eintrag beabsichtigt war. – Im Missale (fol. 22r – 108r; fol. 109r – 177r) sind Trierer Heilige nicht vertreten. Literatur:

Brandmüller, Studien S. 96 – 107; S. 99 f. (Beziehungen zu St. Maximin [ Trier] als Gorzer Reformzentrum) – Bischoff, Sammelhandschrift S. 43 – Lagemann, Adolf: Der Festkalender des Bistums Bamberg im Mittelalter. Entwicklung und Anwendung, aus: Historischer Verein Bamberg, Bericht 103, Bamberg 1967, S. 7 – 264; S. 27 f. – Hoffmann, Buchkunst S. 139 f. (Provenienz und Datierung) – Ders.: Bamberger Handschriften des 10. und des 11. Jahrhunderts (MGH Schriften 39), Hannover 1995, S. 72 – 74; S. 141 f. – Heyne, Studien S. 149 – 151; S. 282 – 285 – Borst, Reichskalender S. 256 (datiert auf „nach 1000 bis wohl vor 1024“) – Winterer, Sakramentar S. 235 – 241; S. 471 (bald nach 997); S. 485 f. 63 10. Jh. Ende

Nicetius wird in der Litanei des Utrechter Wolbodo-­Psalters unter den Bekennern angerufen. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e Seuere / S[an]­c[t]­e Pauline / S[an]­c[t]­e Maximine / S[an]­c[t]­e Euchari / S[an]­c[t]­e Valeri / S[an]­c[t]­e Niceti / … / S[an]­c[t]­e Materne Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 9188 – 9189, 10. Jahrhundert Ende, fol. 1r – 2v; fol. 2r (Teil-)Ausgabe(n):

Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Ders.: Recueil d’études Bollandiennes (Subsidia hagiographica 37), Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 223 – 225; S. 224 Kommentar:

Der berühmte Psalter trägt seinen Namen nach dem Lütticher Bischof Wolbodo (1018 – 1021), der vor seiner Bischofszeit Leiter der Kathedralschule in Utrecht gewesen war. – Nicetius erscheint am Schluss der Reihe der bis auf Severus klassischen Trierer Bischöfe. Der Text dürfte direkt oder mittelbar aus dem trierischen Umfeld Erzbischof Egberts (977 – 993) kommen. Die Bischofsfolge könnte als Ausschnitt aus der Bischofsreihe der Laetania universalis des sog. Egbert-­Psalters (Nr. 56) gesehen werden. – Zur Problematik des in größerem Abstand folgenden Maternus (hier Bischof von Köln oder von Trier?) s. Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 ab S. 820 f. – Zur kodikologischen Zuweisung an Utrecht, Lüttich, Köln bzw. speziell zu einem Trierer Skriptorium (Coens, Hoffmann, Masai) s. ebd.

23. Nicetius |

Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 av S. 202, wesentlich dazu Maternus Nr. 39 ab S. 820 f. – Besonders Coens, Maurice: Le psautier de S. Wolbodon, écolâtre d’Utrecht, évêque de Liège, in: An. Boll. 54 (1936) S. 137 – 142 – Masai, François: Les manuscrits à peintures de Sambre et Meuse aux XIe et XIIe siècles: Pour une critique plus méthodique, in: Cahiers de civilisation médiévale 3 (1960) S. 169 – 189; S. 176 Anm. 28 – Coens, Litanies S. 221 – 225 – Ders.: En fréquentant les manuscrits, in: Albert Gruys (Hg.): Codicologica 1: Théories et principes (Litterae textuales), Leiden 1976, S. 13 – 26; S. 16 – 20 – Hoffmann, Buchkunst S. 465 f. 64 10. Jh. Ende

In einem vielleicht im Benediktinerkloster Fulda (Bistum Mainz) für Köln geschriebenen Sakramentar sind im Anschluss an nachgetragene Trierer Heilige in Kalender und Litanei von zwei verschiedenen Händen aus dem Umkreis des Erzbischofs Egbert von Trier (977 – 993) Messtexte hinzugefügt worden. Die Zusätze der ersten Hand betreffen Maximinus, Paulinus, Nicetius, die der zweiten Hand Marus und Felix. Eintrag/Text:

K[ alendas] oct[obres] NAT[ALE]  … EODE[ M] DIE S[AN]­C[ T]­I NICECII C[ON]­­ F[ESSORIS] OM[NI]­P[OTEN]­S SEMP[I]­T[ERNE] d[eu]­s qui in omnium s[an]­c[t]­orum ­tuorum es

uirtute mirabilis. da nob[is] beatissimi confessoris atque pontificis annuam sollempni­ tate[m] congrua deuocione cęlebrare, ut apud maiestatem tuam meritis ­ipsius p[ro]­­ tegamur et p[r]­ecib[us]: p[er]. SECR[ETA] Presentia munera q[uesumu]­s … . p[er] qua[m] confessor tuus nicecius

om[ni]­a oblectam[en]­ta mundi deuicit. p[er]

AD CO[MMUNE] P[ON]­T[IFICUM] D[eu]­s fidelium remunerator animaru[m] presta

q[uesumu]­s ut … indulgenciam consequamur Quelle/Überlieferung:

Köln, EDDB Cod. 88, 10. Jahrhundert 3. Viertel/4. Viertel; einschlägige Teile 10. Jahrhundert Ende: fol. 21r (fol. 22v Marus; fol. 23r Felix) Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Umfassende Präsentation und Diskussion Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 aw S. 202 – 204. Speziell für Nicetius kommt hinzu: Nicetius ist im Anschluss an die weiteren Heiligen des 1. Oktober in bekanntem Verbund Germanus, Remigius, Ve-

569

570 | Hauptteil dastus (fol. 20v – 21r) gebracht. Bei aller Problematik sprechen die Heiligen Maximinus und Nicetius für die Lokalisierung des Textes im Kloster St. Maximin (Trier), doch sprächen Paulinus, Marus und Felix für das Stift (St. Marien-)St. Paulin (Trier),wäre dort mit einer so frühen literarischen Produktion zu rechnen. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 aw S. 204. 65 10. Jh.

Nicetius wird in einer Litanei aus dem Benediktinerkloster/Kanonikerstift Münstereifel (Bistum Köln) nach den trierischen „Gründerbischöfen“ und vor Willibrord als Bekenner angerufen. Eintrag/Text:

Sancte Arnulfe or[a] / Sancte Maximine or[a] / Sancte Pauline or[a] / Sancte Euchari or[a] / Sancte Valeri or[a] / Sancte Materne or[a] / Sancte Agriti or[a] /Sancte Niceti or[a] / … / Sancte Willibrorde or[a] Quelle/Überlieferung:

Luxemburg, BnL Ms. 121 (alt 50) (= Abschrift eines verlorenen Ms. durch Tilman Pluynsch [oder Pluntsch] aus dem Jahr 1448), fol. 126r – 128v; fol 126v Ausgabe(n):

Reichenbach, Klaus-­Martin: Die Münstereifeler Litanei. Die Anrufung der (365) Heiligen unter besonderer Beachtung der Verehrung der Pfarrpatrone der heiligen Chrysanthus und Daria und anderer Heiliger in Bad Münstereifel, Bad Münstereifel 2002, S. 6 (Faksimile); S. 14(f.) – Floß, Heinrich Joseph: Romreise des Abtes Markward von Prüm und Uebertragung der hh. Chrysanthus und Daria nach Münstereifel im Jahre 844, Köln 1869, S. 101 – 112; S. 105; (aus: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 20 [1869] S. 96 – 217) – (Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Ders.: Recueil d’études Bollandiennes [Subsidia hagiographica 37], Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 217 – 220; S. 218) Kommentar:

Bei der Gruppe Trierer Bischofsheiliger ist auf die einschlägige Prümer Tradition des 9. Jahrhunderts zurückgegriffen (Nachweise Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 ay S. 205 f.). Nach der einschlägigen Forschungsdiskussion (Haubrichs, Prüm S. 102; Reichenbach S. 43; S. 65 ff.; S. 180) gehört eine „Vor-­vorform“ eher in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts, zu der auch diese Prümer Tradition führt. Spezifizierende Datierungen (Floß S. 101: vor 962; Haubrichs, Prüm S. 102 spätestens10. Jahrhundert) sind vorsichtig auf das 10. Jahrhundert (mit Coens, Litanies S. 216) gesetzt bei Anton, Regesten s. o.

23. Nicetius |

Literatur:

Floß, Romreise S. 101 f. – van Werveke, Nicolas: Catalogue descriptif des manuscrits de la bibliothèque de Luxembourg (Supplément du catalogue de la bibliothèque de Luxembourg 3), Luxemburg 1894, S. 271 – 277; S. 275 – Coens, Litanies S. 216 – 221 – Haubrichs, Prüm S. 102 – Reichenbach, Litanei S. 138 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 205 f. 66 10. Jh.

Nicetius ist in einem einem Sakramentar aus Regensburg oder aus dem Benediktinerkloster St. Gallen (Bistum Konstanz) vorangestellten Kalender-­Nekrolog zum 1. Oktober als Bischof geführt. Eintrag/Text:

K[A]­L[ENDAS] OCT[OBRES] Piatonis mar[tyris]. s[an]­c[t]­i niceti ep[iscop]­i bauonis. Remigii uedasti Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 1814 – 1816, 10. Jahrhundert aus Regensburg oder aus Kloster St. Gallen, fol. 1r – 17v; fol. 13v Ausgabe(n):

Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, ed. Gerd Althoff / Joachim Wollasch (MGH Libri memoriales et necrologia. Nova Series 2), Hannover 1983; Das Magdeburger Totenbuch (Faksimile) S. 33 – 68; S. 60 – Als Kalendarium aus Kloster Stablo: Martène, Edmond / Durand, Ursin (Hg.): Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium, amplissima collectio 6, Paris 1729, Sp. 668 – 678; Sp. 676C (= PL 138, 1193 – 1204; 1201A) Kommentar:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bx S. 501 f. ist zu Beginn festgehalten: „Über die Herkunft der Handschrift ist nach dem Stand der Forschung keine letzte Entscheidung möglich“. Der Herausgeber Althoff (Ausgabe S.  XXVIII) nennt das 10. Jahrhundert als Entstehungszeit und registriert Hinweise für deren Lokalisierung in St. Gallen, andererseits solche für Regensburg (Ausgabe S.  XXIXf.). Hoffmann (Buchkunst S. 376 ff.) (ähnlich Heyne, Studien S. 290) konstatiert für den Kalender St. Galler Kalligraphie und nennt als Zeitraum 960 – 990, zieht als Destinatär Regensburg in Betracht. Borst (Kalenderreform S. XXIV) erwägt die Entstehung in St. Gallen um 990 mit der Bestimmung für Magdeburg. In Magdeburg ist der Kalender in der Tat im 11. Jahrhundert benutzt und mit Zusätzen versehen worden. 1980 hatte Haubrichs (Basenvillare S. 30 – 44) hypothetisch geschlossen, ein romanischsprachiger Schreiber im Umkreis des Bischofs Wolfgang von Regensburg habe 972/973

571

572 | Hauptteil einen kalendarischen Text verfasst, der als Vorlage des Kalenders im Sakramentar des Bischofs Wolfgang von 993/994 (Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 an S. 195 f.), ferner des hier zu behandelnden sowie des folgenden (Nr. 67), wieder aus einem Regensburger Sakramentar/Pontifikale stammenden, gedient habe. Zu Recht betonte Haubrichs den hypothetischen Charakter seines Schlusses. Klareres Licht fällt von der Behandlung der Trierer Bischöfe auf die generelle Frage. Der erste von Haubrichs genannte Text ist daher auszuscheiden, umso deutlicher werden die Beziehungen zwischen den beiden anderen Zeugnissen beleuchtet. Nicht nur sind jeweils aus dem Trierer Bischofskreis dieselben Bischöfe Valerius, Maximinus, Paulinus und Nicetius ausgewählt. Die Einträge entsprechen sich: sancti Valerii episcopi (Ms. Brüssel fol. 2r – Regensburger Sakramentar um 1000 fol. 3r); Treueris depositio sancti Maximini episcopi (Ms. Brüssel fol. 7v – Regensburger Sakramentar um 1000 fol. 5r); beide Texte Treueris depositio sancti Paulini episcopi et confessoris. Zu dem obigen Text ist im Sakramentar von um 1000 zu vergleichen fol. 7v In pago Medenen­ tinse Piatonis martyris, Treueris s. Nicetii episcopi; Canda s. Bavonis et translatio SS Praesulum Remigii, Germani, Vedasti, vgl. Nr. 67. Die Eintragungen zu dem jeweils am 6. November geführten Willibrord ergeben dasselbe Bild. Ein weitreichender Schluss kann angeschlossen werden: Die Texte verweisen auf Regensburg, jeweils sind sie aus der Fuldaer Tradition genommen. – Die Handschrift gelangte in das Kloster Stablo, woraus sich die frühneuzeitliche Zuschreibung an dieses Kloster (Martène/ Durand; PL) erklärt. Literatur:

Haubrichs, Wolfgang: Basenvillare – Königsort und Heiligengrab. Zu den frühen Namen und zur Frühgeschichte von St. Wendel, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 28 (1980) S. 7 – 89; S. 16 – 52; bes. S. 30 – 44 – Althoff, Ausgabe S. XXVIII– XXXIV – Hoffmann, Buchkunst S. 376 – 378 – Heyne, Studien S. 290 und passim – Borst, Kalenderreform S. XXIV – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 bx S. 501 f. 67 um 1000

Nicetius ist im Kalender eines Sakramentars/Pontifikales aus Regensburg zum 1.Oktober als Bischof vonTrier geführt. Eintrag/Text:

In pago medenentinse piatonis m[a]­r[tyris]. Treueris s[an]­c[t]­i niceti ep[iscop]­i. Canda s[an]­c[t]­i bauonis. et transl[atio] s[an]­c[t]­orum p[rae]­sulum remigi, germani, uedasti Quelle/Überlieferung:

Vatikan, BAV Vat. lat. 3806, fol. 3r – 8v; fol. 7v

23. Nicetius |

Ausgabe(n):

Heyne, Sirka: Studien zur Mainzer und Fuldaer Liturgiegeschichte (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 73), Mainz 1996, S. 93 – 109; S. 106 Kommentar:

Die bei Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 cc S. 505, wo Nicetius fehlt, referierten Hypothesen über den regensburgisch-­fuldischen Charakter des Textes (Hoffmann, Heyne, Haubrichs) sind hier wesentlich und durch Vergleich in Nr. 66 belegt. Die komplizierten Überlegungen von Borst lassen sich nicht belegen. Die Parallelen bei den Trierer Bischöfen Valerius (fol. 3r; S. 96), Maximinus (fol. 5r; S. 100), Paulinus (fol. 6v; S. 105) sowie bei Willibrord (fol. 8r; S. 107) sind schlagend. Die Hypothesen von Haubrichs sind damit zu einem wesentlichen Teil bestätigt. Der von Bauer, Verehrung gesehene Initialcharakter zur Führung des Nicetius zum 1. Oktober ist in der Form nicht aufrechtzuerhalten (s. Nr. 50). Literatur:

Ehrensberger, Hugo: Libri liturgici Bibliothecae Apostolicae Vaticanae manu scripti, Freiburg i. Br. 1897, XV Nr. 10 S. 404 f. – Heiming, Odilo: Zur Heimat des Sakramentars Vat. lat. 3806, in: Jb. für Liturgiewissenschaft 4 (1924) S. 185 – 187 – Gamber, CLLA 1, 2 Nr. 941 S. 418 f., 1 A S. 104 – Haubrichs, Basenvillare S. 16 – 52 – Hoffmann, Buchkunst S. 299 f. – Heyne, Studien S. 93 f.; S. 279 – 281 – Borst, Reichskalender S. 252 f. 68 10./11. Jh.; 11. Jh. Ende

Bischof Nicetius ist in drei von neun Fassungen der Trierer Bischofsliste das Epithet sanctus zugelegt. Eintrag/Text:

Fassungen II und III: Sanctus Nicetius (Nicecius) Fassung VI: Sanctus Nicecius archiepiscopus Quelle/Überlieferung:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 56, S. 57 II: Series Lamberti Audomarensis (10./11. Jahrhundert, endend mit Bischof Egbert [977 – 993]) – Handschrift Gent, UB Ms. 92, frühes 12. Jahrhundert, vor 1121, fol. 240v III: Series Richenbacensis (10./11. Jahrhundert, endend mit Bischof Ludolf [994 – 1008], danach drei Namen radiert) – Handschrift Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 1109

Helmst., 994 – 1008, wohl Trier Dom, zwischenzeitlich Reichenbach (Bistum Regensburg), fol. 93r – 94v; fol. 93r VI : Series Prumiensis (ausgehendes 11. Jahrhundert, endend mit Bischof Egilbert

[1079 – 1101]) – Handschrift Trier, StB Hs 1709 (Liber aureus Prumiensis), fol. 108r

573

574 | Hauptteil Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301 (II und III S. 298 Z. 50; VI S. 300 Z. 6 f.) – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34; S. 33 Nr. 24 Einzelausgaben: II: Derolez, Albert: Lamberti S. Audomari canonici Liber Floridus, Gent 1968, S. 480 – dazu s. Derolez, Albert: The Autograph Manuscript of the Liber Floridus. A Key to the Encyclopedia of Lambert of Saint-­Omer (CC Autographa Medii Aevi 4), Turnhout 1998; bes. S. 166 III: Keine Einzelausgabe. VI: Faksimile-­Ausgabe: Nolden, Reiner (Hg.), Das „Goldene Buch“ von Prüm (Liber

aureus Prumiensis). Faksimile, Übersetzung der Urkunden, Einband, Prüm 1997, S. 229 Kommentar:

In den Fassungen II und III sind nach den ersten sechs Namensträgern (Eucharius bis Paulinus) nur die Bischöfe Felix (386 – 399/400), Marus, Miletus, Rusticus (nur III), mit dem sanctus-­Epithet geführt. Nicetius und Magnericus stechen in beiden Fassungen von ihrer Umgebung mit der Bezeichnung ab (in III: später noch Modoaldus, Basinus und Leudowinus). In FassungVI entspricht dem die Kennzeichnung von Eucharius bis Paulinus, dazu Legontius und Marus. Später ist mit dem Epithet abgehoben die Gruppe Abrunculus, Rusticus, Nicecius, Magnericus. Im Schlussteil sind dort abgehoben Modoald, Basin und Liutwin. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 66; S. 63 ff. 69 um 1000 (10. Jh. Ende/11. Jh. Beginn)

Nicetius wird in der Lebensbeschreibung seines Nachfolgers Magnerich durch Eberwin, Abt des Klosters St. Martin in Trier (und des Klosters Tholey), als Bischof von einzigartiger Heiligkeit und Lehrer der Schüler Aredius und Magnericus gewürdigt. Der als Erbe betrachtete Übergang des Trierer Bischofsamtes von Nicetius zu Magnerich wird in Entsprechung zu der Übertragung der Kirche von Jesus Christus an Petrus gesehen. Eintrag/Text:

Decedente apud urbem Trevericam viro sanctissimo Nicetio, ejusdem urbis episcopo, successit in episcopatum Magnericus, vir vitae laudabilis, cunctisque venerabilis, et tanti viri operum meritorumque consimilis; utpote qui ab ipso nutritus, ejus per omnia

23. Nicetius |

conversationis sanctaeque eruditionis ac virtutum ejus imitator effectus, atque ad sum­ mos ecclesiastici ordinis honores provectus. Erat namque hic venerandus pater Nicetius eximiae sanctitatis, non solum in praedicatione admirabilis facundiae, verum etiam in bonis operibus ac mirabilibus ubique famosus et celeberrimus. – Werdegang des ­Nicetius: Abt in Limoges, sodann Bischof von Trier, inter multos, quos suo discipulatui aggregaverat, specialiter hos Aredium atque Magnericum ecclesiastica instruendos eru­ ditione sibi delegerat. Beide eifern dem Lehrer nach, ejus quoque aemulari cupiebant sanctitatem, ut, procedente tempore, digni filii, digni patris essent successores, non tam dignitatis, quam meritorum ipsius et virtutum heredes. Standhafter Widerstand des Nicetius gegen König Chlothar I. Bereitschaft des Magnerich, Nicetius bis ans Kreuz zu folgen. Merito itaque sicut Petrus a Domino et post Dominum Ecclesiam suscepit gubernandam, sic et hic Petri imitator, quia magistro fidem servaverat, ejus quoque acsi hereditarie ecclesiam est sortitus regendam. Alttestamentliche Exempla für solche Amtsübergaben. Sic et iste Vir egregius, tanti patris discipulus, …, in loco ipsius ut filius ejus subrogatur, et rediviva in eo patris opera reparantur. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier) (Anfang verloren bis zu Text in AA SS Jul. VI, c. IV 34 S. 188. Der verlorene Text ist zu erschließen aus Ausgabe AA SS), fol. 1r – 5v (p. 17 – 26); verloren – Trier, StB Hs 1151/455 4o, (Bd. 3), 13. Jahrhundert, Kloster St. Maximin (Trier), fol. CCXIIIIv-­C CXXr; fol. CCXIIIIv-­ CCXVr = fol. 210v – 216r; fol. 210v – 211r. Zu diesen Handschriften: Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 f. mit Anm. 2 mit der wohl nicht zutreffenden Feststellung, den AA SS liege nur die spätere Handschrift zugrunde – Coens, Catalogus civitatis S. 263 f., S. 263; S. 201 – 205; S. 204 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 f., dort S. 107 Anm. 4 zu Sauerland – Embach, Literaturgeschichte S. 273 – 276 Ausgabe(n):

Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192; c. I 1 – 8 S. 183 f., bes. I 1 – 2 S. 183E/F, I 6 – 7 S. 184C Kommentar:

Über die Anlehnung an Gregor von Tours hinaus präsentiert Eberwin die bei Venantius Fortunatus (Nr. 33) bezeugte Nicetius-­Schülerschaft des Magnerich. Spezifizierungen des Verhaltens bei der Verfolgung des Nicetius sind wohl fingiert hinzugefügt. – Die ideologisch bedeutsame Analogie – Übertragung der Kirche von Christus an Petrus – derjenigen von Nicetius an Magnerich – erweckt hinsichtlich des Verhaltens

575

576 | Hauptteil des Petrus und des Magnerich bei der Verfolgung des Meisters (Verrat des Petrus – Treue des Magnerich) Verwunderung. Die dargestellte Christo- und Petromimese ist originell. Sie basiert z. T. auf der gerade im 10. Jahrhundert durch päpstliche Privilegien für Trierer Bischöfe beschworenen Petrusschülerschaft der Trierer Kirche (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 123 – 128: Nr. 25 Papst Johannes XIII. 969 Jan. 22; Nr. 26 Papst Benedikt VI. 973 Jan. 27; Nr. 27 Papst Benedikt VII. 975 Jan. 18). Die Vita führt den päpstlich-­trierischen Duktus gegen alle kanonischen Normen zur Erbvorstellung fort: Nicetius übergibt die trierische Kirche hereditarie. Literatur:

Wesentliche der genannten Aspekte sind in der Forschung nicht gesehen. – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 – 121; S. 117 f. (Abfassungszeit) – Embach, Literaturgeschichte S. 273 – 279 70 1009, kurz vor

Nicetius ist in einem Kalender des Benediktinerklosters Tegernsee (Bistum Freising) zum 5. Dezember als Bischof geführt. Eintrag/Text:

S[ancte] Crispine. m[artyris]. Talmatii. m[artyris]. Nicetii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 18100, 1009 Kloster Tegernsee (?), fol. 2v – 8r; fol. 8r Ausgabe(n):

–––

Kommentar:

Zur Problematik der Datierung der Handschrift s. Nr. 48. Die Datierung des Kalenders liefern zwei Merkmale: Der Eintrag des Bischofs Ulrich von Augsburg (kanonisiert 993) gibt denTerminus post quem. 1009 als Terminus ante quem findet sich in der Datierung im Anschluss an den Kalender (fol. 8v). Der Kalender ist nach dem Muster des in derselben Handschrift überlieferten Wolfhard-­Martyrologiums angelegt (Nr. 48). In diesem Text haben Valerius und Nicetius gegenüber der Vorlage erweiterte Rezeption gefunden, bei Maximinus und Paulinus ist die Vorlage übernommen. Gegenüber der Vorlage Wolfhard-­Martyrologium ist im Kalender der Bestand Trierer Bischöfe stark erweitert. Merkwürdigerweise sind hier anders als im Vortext Nicetius und Valerius (fol. 2v) ohne Ortsnennung gebracht. Ebenso verhält es sich bei Paulinus (fol. 6r), Willibrord (fol. 7v, offenbar nachgetragen) sowie bei dem hier nach dem Fest Kreuzerhöhung und der Märtyrer Cornelius und Cyprianus zum 14. September aufgenommenen Bischof Maternus (fol. 6v). Ausdrückliche Trier-­Nennung ist gegeben bei Bischof Marus (Übergang 5./6. Jahrhundert) (fol. 2v zum 26. Januar nach den

23. Nicetius |

Heiligen Policarpus, Theognis und Sulpicius: Mari ep[iscop]­i treueror[um]), bei dem Traditionsheiligen Maximinus (fol. 4v In treueris s[an]­c[t]­i] maximini ep[iscop]­i …) sowie bei dem neu rezipierten Eucharius (fol. 8r S[ancti] Euticiani p[a]­p[ae] Zenonis ep[iscop]­i et m[artyris]. Eucharii archiep[iscop]­i trev[erorum]). Literatur:

Poncelet, Albert: De Martyrologio Wolfhardi Haserensis, in: An. Boll. 17 (1898) S. 5 – 23; S. 7 – 10 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 bc S. 207; Valerius Nr. 30 S. 414 f. mit Nr. 62 cg S. 508 71 1016 (1029 – 1035)

Nach der Aussage eines Textes in der Cambridger Liedersammlung Nr. 25 laden nach und mit dem Apostel Petrus die Trierer Gründerbischöfe Eucharius, Valerius, Maternus sowie deren Nachfolger Agricius, Maximinus, Paulinus und Nicetius den Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg (1016 – 1047) in die Stadt zu deren Erneuerung ein. Eintrag/Text:

Strophe 4: Hinc Petrus te huc invitat … et Eucharius quiritat [Bulst für Ms. uritat; Strecker, Ziolkowski: vocitat] / Valerius te exigit, … Maternus ‘veni!’ concutit. Strophe 5: Cum Maximini precibus se coniungit Agricius / orans, ut felix venias et me fractam restituas Strophe 6: Me quidem si restituis turritamque redideris, / Paulini adiutorium habebis et Nicecium Quelle/Überlieferung:

Cambridge, University Library Gg. 5. 35, 11. Jahrhundert (nach 1039), fol. 432r – 441v (Carmina Cantabrigiensia); fol. 438r – ­v; fol. 438r Ausgabe(n):

Faksimile: Doane, Alger N. / Grade, Tiffany J. (Hg.): Deluxe and Illustrated Manuscripts Containing Technical and Literary Texts (Anglo-­Saxon Manuscripts in Microfiche Facsimile 9 = Medieval and Renaissance Texts and Studies 225), Tempe (Arizona) 2001, fol. 438r – ­v – Ziolkowski, Jan M. (Hg.): The Cambridge Songs (Carmina Cantabrigiensia) (Medieval and Renaissance Texts and Studies 192), Tempe (Arizona) 1998, S. 90 – 92; S. 244 – 249 – Bulst, Walther (Hg.): Carmina Cantabrigiensia (Editiones Heidelbergenses 17), Heidelberg 1950, S. 50 f.; S. 51 – Strecker, Karl (Hg,): Die Cambridger Lieder MGH SS rer. Germ. in us. schol. [40], Berlin 1926 (Ndr.), Nr. 25 S. 66 – 68; S. 67; S. 137 – (Ältere Ausgaben s. ebd. S. 66)

577

578 | Hauptteil Kommentar:

Eine neue Interpretation, nach der das Lied zweigeteilt ist und die ersten sechs Strophen die Begrüßung des neuen Erzbischofs bieten und damit das Entstehungsdatum für diesen Teil, ist vorgetragen und begründet bei Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 27 S. 152 ff. Wesentlich ist, dass Nicetius zu den großen Vorgängern gestellt ist. Wie sie hat er kirchlich-­politische Bedeutung für Bistum und Stadt. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 27 S. 152 ff. – Frühere Datierung: Thomas, Heinz: Studien zur Trierer Geschichtsschreibung des 11. Jahrhunderts (Rheinisches Archiv 68), Bonn 1968, S. 182 f. (entstanden 1029 – 1035 nach Strecker; wie Bulst) – Schiel, Hubert: Ein zeitgenössisches lateinisches Gedicht auf Erzbischof Poppo, seine Entstehungszeit und seine Deutung, in: Kurtrierisches Jb. 9 (1969) S. 32 – 44 (zwischen 1037 und 1042) – Ziolkowski, Songs S.  XIX – LXXIV; S. 244 – 249 – Doane/Grade, Manuscripts, hier: Descriptions S. 1 – 31; S. 26 – Heikkilä, Tuomas: Vita S. Symeonis Treverensis. Ein hochmittelalterlicher Heiligenkult im Kontext (Annales Academiae Scientiarum Fennicae. Humaniora 326), Helsinki 2002, S. 46 f. (Zwar beachtliche Argumente im Anschluss an Schiel, Simeon könne bei der Abfassung schon tot gewesen sein. – Dies würde aber nur für den zweiten Teil gelten.) 72 1018 März 2

Nicetius-­Reliquien werden bei der Weihe der Abtskapelle des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) durch Erzbischof Poppo von Trier (1016 – 1047) niedergelegt. Eintrag/Text:

Anno dominicae incarnationis millesimo octavo decimo, indictione 1, regnante Heinrico imperatore, venerabilis Poppo Trevirorum archiepiscopus, petitione devoti abbas (!) Winrici rogatus, oratorium, quod est capella abbatis, in honore omnium sanctorum 6. Nonas Marcii consecravit et his sanctorum reliquiis confirmavit: … sanctorum confes­ sorum Maximini, Agricii, Nicecii, Eucharii, Valerii, Modoaldi, Firmini, Vitoni, Basoli, Cornelii papae, Celsi, Nicolai; … Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 53 Ausgabe(n):

Notae dedicationum S. Maximini Treverensis, ed. Heinrich Volbert Sauerland (nach Ms. Paris und Abschriften N[ovillanius] und W[iltheim]) MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1271 Z. 9 – 17 – Delisle, Léopold: Les autels de Saint-­Maximin de Trèves, in: Bibliothèque de l’École des Chartes 45 (1884) S. 578 – 580 – Nick, [Johann]: Die ältesten bekannten Altarweihen im Kloster St. Maximin zu Trier, in: Studien und Mit-

23. Nicetius |

theilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-­Orden 10 (1889) S. 82 – 87; S. 85; zu Nicks Exemplar s. Nr. 51. – Neyses, Adolf: Die Baugeschichte der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin bei Trier 1 (Kataloge und Schriften des Bischöflichen Domund Diözesanmuseums Trier VI. 1), Trier 2001, S. 162 f. (nach Sauerland, Notae) Regest(en):

Goerz, Regesten Trier S. 328 – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 1197 S. 339 Kommentar:

Logischerweise steht die Trias der Klosterheiligen Maximinus, Agricius, Nicetius zuerst. Literatur:

Neyses, Baugeschichte S. 168 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bf S. 211 73 um 1022

Nicetius ist in einem Kalender im Memorialcodex des Benediktinerklosters Fulda (Bistum Mainz) zum 5. Dezember als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Non[as] Dec[embris] In Africa Julii, Potamiae et Crispini. Item in Africa Humili, Missi et Victuris. Sancti Dalmachii martyris. Treveris Nicetii episcopi. Quelle/Überlieferung:

Leiden, UB Ms. SCA 49, 1020 – 1030, um 1022, fol. 1r – 47r; fol. 47r Ausgabe(n):

Martyrologium Fuldense e codice Leidensi nunc primum editum, in: An. Boll. 1 (1882) S. 9 – 48; S. 47 – (Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert [1 – 3] [MGH Libri memoriales 2], Hannover 2001, S. 1564 Anm. 10) Kommentar:

Der Text stellt eine Mischform aus Martyrologium und Memorialkalender dar. Neben der Reichenauer Grundanlage (s. Borst, Reichskalender S. 261 [Lit.]) hat ein Trierer Exemplar als Vorlage gedient; Borst, Reichskalender S. 260 denkt an das (St. Maximiner ?) Exemplar von etwa 930 (s. Nr. 50). Trierer Heilige sind recht zahlreich vertreten (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bg S. 211 f.): Valerius [29. Januar], Maximinus [29. Mai], Paulinus [31. August, 4. September], Eucharius [9. Dezember]; zu Treveris genannt sind: Remigius ! (13. Januar), Agricius (13. Januar), Maternus (14. September), Nicetius (5. Dezember). Die Einträge zum 13. Januar scheinen auf den ersten Blick Borsts Annahme zu bestätigen. Doch wegen der beiden Paulinus-­Einträge, des Fehlens Willibrords im

579

580 | Hauptteil Maximin-­Exemplar von ca. 930, insbesondere der divergierenden Platzierung von Eucharius in den beiden Texten ist das Trierer Exemplar von 930 als direkte Vorlage auszuscheiden. Vor allem aus den Einträgen zum 1. Oktober und 5. Dezember, zu welchen Daten im Trierer Maximin-­Exemplar jeweils Nicetius erscheint, wogegen im Fuldaer Text dieser lediglich zum 5. Dezember steht (zur charakteristischen Differenz s. Nr. 50), ergeben sich wichtige Präzisierungen zu Borst. Der fehlerhafte Eintrag zum 5. Dezember (Crispini statt Crispine) zeigt den Rückgang beider Texte auf eine gemeinsame Trierer Vorlage. Anscheinend steht dieser der Text des Maximin-­Klosters näher als das Fuldaer Martyrologium; s. Nr. 50, Nr. 74. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 bg S. 211 f. – Frühere Positionen: Wollasch, Joachim: Reichenauer Spuren im Scaliger-­Codex 49 der Universitätsbibliothek Leiden, in: Alemannica, landeskundliche Beiträge (Festschrift Bruno Boesch) (= Alemannisches Jb. 1973/1975), Bühl 1976, S. 533 – 544 (für frühere Entstehung des Martyrologiums [9. Jahrhundert], wahrscheinlich Kloster Reichenau) – Haubrichs, Wolfgang: Neue Zeugnisse zur Reichenauer Kultgeschichte des neunten Jahrhunderts, in: ZGO 126 (1978) S. 1 – 43; S. 22 – 27 (Zeitansatz wie Wollasch; Entstehung wohl in einem ostfränkischen Zentrum mit angelsächsischem Einfluss) – Freise, Eckhard: Kalendarische und annalistische Grundformen der Memoria, in: Karl Schmid / Joachim Wollasch (Hg.): Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter (Münstersche Mittelalter-­Schriften 48), München 1984, S. 567 – 577 – Hoffmann, Buchkunst S. 158 – Borst, Reichskalender S. 259 – 261 74 um 1030/1040 (bis späteres 11. Jh.)

Nicetius ist zusammen mit den Bischöfen Remigius, Germanus, Vedastus und Amandus zum 1. Oktober in der Prüm-­Trierer Kurzfassung des Martyrologium Hieronymianum in margine nachgetragen. Eintrag/Text:

K[a]­l[endas] Oct[obres] Prisci. Criscentiani. Evagri. Remus Remedii episcopi et con­ fessoris. Nachtrag: Remigii. Germani. Nicecii. Vedasti et Amandi. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert, aus dem Kloster St. Martin (Trier), Textschichten um 800, um 850, Nachträge größtenteils 11. Jahrhundert, fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 48r Ausgabe(n):

Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi nunc primum editum, in: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 28 – (Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und

23. Nicetius |

seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert [1 – 3] [MGH Libri memoriales 2], Hannover 2001, S. 1538 Anm. 19) Kommentar:

Zu der westfränkischen Entstehungsschicht des 8. Jahrhunderts, zu der die frühen Trierer Bischöfe Valerius (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 10 S. 393 f.), Maximinus und Paulinus sowie der hl. Goar gehören, kam eine frühere Prümer Schicht (850 bzw. schon um 800), zu der Eucharius (fol. 50v) gehört (Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f.) hinzu. – In diesem Zusammenhang wesentlich sind die Ergänzungen aus späterer Zeit. Für sie ergeben die Nachträge der Ende des 10. Jahrhunderts kanonisierten Bischöfe Adalbert von Prag (23. April; fol. 42r) und Ulrich von Augsburg (4. Juli; fol. 45r) den Terminus a quo. Unter diesen Nachträgen findet sich zum 20. August ein solcher zu Bischof Auctor (fol. 46v). Nachgetragene Trierer Bischöfe vom 4. bis 8. Jahrhundert sind teils mit Sedes-­Angabe, teils ohne solche gebracht. Nicht ganz auszuschließen ist, dass es sich bei Auctor (ohne Sedes-­Angabe) um den Metzer Namensträger des 5. Jahrhunderts handeln könnte. Vielleicht wahrscheinlicher ist, dass mit dem in der spätesten Fassung der Trierer Bischofsliste, deren Anfänge auf das spätere 11. Jahrhundert zurückgehen (s. Anton, Regesten Trier I, 1 S. 58 f.), geführten Auctor der von Metz adaptierte fingierte Bischof gleichen Namens gemeint ist. Wir hätten die Zeit um 1000 und die kurz vor 1100 als Grenzmarken. Eine Einengung scheint damit gegeben, dass der 1042 kanonisierte heilige Simeon von Trier fehlt. Die Zeit der beginnenden vierziger Jahre des 11. Jahrhunderts böte demnach wohl den Schlussterminus. Jedoch ist wegen des Auctor-­Nachtrags das spätere 11. Jahrhundert im Blick zu behalten. (Zu früh daher die Datierung zu Maternus, der zu derselben Zeitschicht zählt, bei Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 13 S. 750 f.). Ausschlaggebend sind die Berührungen der drei „trierischen“ Texte: Nr. 50, Nr. 73; Nr. 74 (sowie mit dem Graduale/Sakramentar von St. Gallen, das spätestens im 3. Viertel des 11. Jahrhunderts zusammengestellt wurde: Nr. 78). Zu dem Text des Fuldaer Memorialcodex (Nr. 73) ist festgehalten, er sei der gemeinsamen Vorlage mit dem Kalender-­Martyrologium des Klosters St. Maximin (Trier) von ca. 930 (Nr. 50) anscheinend ferner als dieser Trierer Bezugstext. Die Vergleichung der Einträge zum 13. Januar gibt den gemeinsamen Fundus wieder (Verbindung Agricius-­Remigius), ebenso der gemeinsame Fehler in allen drei Texten zum 5. Dezember, wo statt der passenden Tagesheiligen Crispina als trierisches Fehler-­Commune Crispinus gesetzt ist. Das Hieronymianum-­Kurzmartyrologium hat mit dem Trierer Kalender-­Martyrologium von ca. 930 gemeinsam die Notiz zur Neuweihe der Maximinus-­Kirche (Trier), die in beiden nachgetragen ist, aber im Fuldaer Text fehlt. Die Notiz findet sich im Kalender des St. Galler Textes (p. 31; s. Nr. 78). Überhaupt zeigt das Kurzmartyrologium stärkeres Kolorit mit Bezug zu dem Kloster St. Maximin; s. außer dem 13. Oktober die Einträge zum 29. Mai und

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582 | Hauptteil 12. September sowie zum 13. August (Wigbert). Als wichtiges zusammenführendes Moment ist der Eintrag zum 1. Oktober zu werten. Im Trierer Text von ca. 930 ist ausdrücklich Nicetius als Bischof von Trier geführt, das Kurzmartyrologium hat die Notiz zu diesem Tag ohne die Ortsnennung als Nachtrag übernommen. Im Fuldaer Memorialcodex fehlt er noch traditionell zu diesem Tag, zum 5. Dezember steht er dort im Trier-­Prümer Bezugsrahmen sowie mit dem gemeinsamen Trierer Fehler (Crispinus). Die Fehler zu Paulinus und Eucharius im Fuldaer Text sondern diesen von den beiden anderen ab. Der Text von ca. 930 führt Willibrord nicht, die beiden anderen bringen ihn zum 5. November. Im Text von ca. 930 mag das bei der St. Maximiner Ausrichtung verwundern, doch ist der Text in gewisser Weise in Distanz zu Echternach; der Fuldaer Vergleichstext stellt bei Willibrord explizit den Bezug zu Echternach dar. Zum 23. Oktober bietet der Text von ca. 930: Natale Dorothei et Severini confessoris; der Fuldaer Vergleichstext hat einen umfassenderen Eintrag, dann eine explizite Köln-­Nennung zu Severin; das Kurzmartyrologium zeigt als Zusatz gekennzeichnet Col[onia] und ergänzt die ursprüngliche Namensform Severi zu Severini. Zum 5. Dezember hat das Kurzmartyrologium die ursprüngliche Folge Crispinus bis Amantius, Nicetius fehlt. Als wesentlicher Punkt ergibt sich hier, dass schon in der Grundschicht des 8. Jahrhunderts die fehlerhafte Lesung Crispinus grundgelegt ist als Ausgang für eine „trierische Tradition“. Als Fazit ergibt sich: Offenbar ist eine gemeinsame trierische Vorlage gegeben, die sich bei den Einträgen zum 13. Januar und zum 5. Dezember zeigt. Der zeitlich entferntere Fuldaer Text (man siehe den Eintrag zum 23. Oktober) hat eine ursprüngliche Fassung bewahrt. Offenbar ist schon vor 930 eine Umarbeitung des Grundtextes erfolgt. Diese hat die kölnischen Bezüge weggelassen und den Echternacher Willibrord eliminiert. Dieser Grundtext erfuhr, wohl bald nach 942, eine Ergänzung zum 13. Oktober, die Neuweihe der Klosterkirche St. Maximin von 942, sowie Einfügungen von Bischof Maternus zum 14. September und Bischof Liutwin zum 29. desselben Monats, vorher die des hl. Wigbert (13. August). Von dieser erweiterten Textgrundlage her arbeitet der Redaktor des Fuldaer Textes, dabei sind Changierungen revelatorisch. Der Text von ca. 930 zur Neuweihe der Maximin-­Kirche hatte korrekt das überkommene Patrozinium St. Johannes Evangelist genannt, im Fuldaer Text wird daraus Dedicatio S. Maximini. Damit ist die Frage der Zeitstellung des Trier-­Prümer Kurzmartyrologiums erneut aufgeworfen. Sie ist auf das 11. Jahrhundert, anscheinend näherhin auf den Beginn dieses Jahrhunderts bis etwa 1040 festgelegt (s. o.). Bischof Auctor, der erst in der letzten Fassung der Trierer Bischofsliste steht (und später in Trierer Zeugnissen erst ab dem 12. Jahrhundert begegnet: s. die Belege Anton, Regesten Trier I, 1 S. 985), ist schon gebracht. Die erwähnte und zu bedenkende Möglichkeit, dass der originäre Metzer Bischof des 5. Jahrhunderts gemeint sein könne, ist nach Heranziehung des St. Galler Kalendertextes (Nr. 78) so gut wie ausgeschlossen: Zum 20. August findet sich dort die Notiz Auctoris treu[erensis] ep[iscop]­i. Zur fast singulären Aufwertung

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des Nicetius in dem St. Galler Sakramentar-­Proprium, wie sie sich dort für Trierer Heilige allein bei Eucharius und der Kaiserin Helena findet, s. Nr. 78. Die dortigen Offizientexte entsprechen denjenigen für das Kloster Echternach (Nr. 75). Der um das Kloster St. Maximin (Trier) gruppierte Kreis erhält eine wesentliche Ergänzung. Die Trierer Bischofsliste ist ein oder wohl das Hauptreservoir für die wohl im Kloster St. Maximin vorgenommenen Ergänzungen der Vorlage Martyrologium Hieronymianum. Soweit zu sehen, begegnen aber nur Bischöfe des 4. bis 8. Jahrhunderts, die in den früheren Listenfassungen stehen. Unter nicht geringem Vorbehalt wird man die aktualisierenden Ergänzungen auf die Zeit 1030/1040 setzen, doch den weiteren Zeitraum bis zum Beginn des letzten Drittels des Jahrhunderts als möglich erwägen, also auch die auf Nicetius bezogenen (nachträgliche unspezifische Setzung zum 1. Oktober, Eliminierung zum 5. Dezember). Siehe auch Leontius Nr. 9. Literatur:

Siehe Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 9 S. 91 f. – Valerius Nr. 10 S. 393 f. – Maternus Nr. 13 S. 750 f. (mit zu frühem Zeitansatz) 75 um 1030

Bischof Nicetius ist im Proprium de sanctis eines Sakramentars des Benediktinerklosters Echternach (Bistum Trier) zum 1. Oktober als Bekenner geführt. Eintrag/Text:

S[ANCTORUM] REMIGII. GERMANI. UEDASTI. NICETII … COL[LECTA] Exaudi d[omi]­ne p[o]­p[u]­l[u]­m tuum et s[an]­c[t]­orum tuorum confessorum remigii. germani. uedasti. bauonis. atq[ue] nicetii antistitum sollempnia celebrantem. te[m]­­ poralis uitę nos tribue pace gaudere et aeternum repperire subsidium. p[er]  SEC[RETA] Preces n[ost]­ras q[uaesumu]­s d[omi]­ne et tuorum respice oblationes fidelium, ut tibi gratae sint in tuoru[m] festiuitate s[an]­c[t]­oru[m] et nobis conferant tuę p[ro]­pitiationis auxiliu[m]  AD C[OMMUNIONEM] Repleti sacramento reparationis humanae, p[rae]­sta q[uaesumu]­s d[omi]­ne, ut p[er] ea quę nob[is] munere prebére dignaris cęlesti p[er] hęc eadem tribuas nob[is] donis inherere cęlestibus. p[er] Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 1946, um 1030, Proprium fol. 21r – 235r; Teil 4 fol. 187v – 235r; fol. 225r – ­v

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584 | Hauptteil Ausgabe(n):

Staub, Kurt Hans / Ulveling, Paul / Unterkircher, Franz: Echternacher Sakramentar und Antiphonar. Vollständige Faksimile-­Ausgabe im Originalformat der Hs 1946 aus dem Besitz der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Bd. 1 – 2 (Codices selecti 74), Graz 1982 Kommentar:

Den Grundstock des Sanctorale gibt ein Gregorianum. Im hier nicht zu bringenden Teil des Proprium begegnen im Communicantes-­Gebet (fol. 13r) (auspunktiert) römisch-­gallische Heilige und (Einfluss von St. Paulin [Trier]) die Trierer Bischöfe Paulinus, Marus, Felix vor Willibrord. Dieser ist erklärlicherweise im Sakramentar häufig, z. T. mit situativem Bezug, hervorgehoben (s. fol. 230r – 231v; fol. 254v – 255r), auch in der knappen Litanei (fol. 144r) mit den Trierer Bischöfen Eucharius und Maximinus. – Nicetius gehört mit seinen Tages-­Begleitheiligen wie Eucharius und Willibrord zu dem „Mehr“ der 19 Feste gegenüber dem gregorianisch-­gelasianischen Bestand (Eizenhöfer/Knaus S. 38). Er gehört zu einer knappen Auswahl Trierer Bischofsheiliger, in der etwa Valerius und Maternus fehlen. Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 1 S. 33 – 38; S. 34 f. (Lit.), S. 38 –– Hoffmann, Buchkunst S. 460, S. 502, S. 515 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 bi S. 215 f. 75*  um 1030 – 1050

Nicetius ist in einem fragmentarisch erhaltenen Kalender (wohl aus Köln) vor einem Psalterium, das im zum Kloster Lorsch gehörenden Michaelskloster auf dem Heiligenberg bei Heidelberg aufbewahrt wurde, zum 1. Oktober als Bischof und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Remigii. Germani. Vedasti. Nicetii ep[iscop]­or[um] c[onfessorum] Quelle/Überlieferung:

Vatikan, BAV Pal. lat. 39, fol. (1r) 1v – 5v; fol. 4v Ausgabe(n):

Huffschmid, Maximilian: Zur Geschichte der Kirchen und Klöster auf dem Heiligenberg, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz 8 (1910) S. 156 – 174; S. 159 – 166; S. ## Kommentar:

Die bei Kautz, Bibliotheca S. 4 angeführte Edition von Borst, Reichskalender (S. 1355) bringt dem Aufbauprinzip entsprechend als Hauptheilige nur die ersten drei der

23. Nicetius |

Genannten. Die Eintragungen der Heiligen in diesem Kalender verweisen wohl auf Köln oder das Bistum Köln als Entstehungsort. Die von Borst, Reichskalender S. 96 und Hoffmann, Schreibschulen SW S. 179 aufrechterhaltene bzw. vorgenommene Zuweisung an Lorsch bzw. Elsass (?) ist im Anschluss an Forschungen von Walter Berschin (1986, 1991, 1992) neuestens von Roger Gryson und Hermann Schefers (2004, 2007) nicht übernommen und die Zuweisung an Köln vorgenommen worden. – Der nur fragmentarisch erhaltene Kalender (für März nur 5 Einträge) bringt die Monate April bis Dezember. Als Trierer Heilige begegnen außer Nicetius nur Maximinus, Paulinus, Goar und Willibrord. Eucharius, Valerius und Maternus fehlen. Literatur:

Kautz, Michael: Bibliotheca Laureshamensis digital – Vatikan Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 39 http://www.ub.uni-­heidelberg.de/digi-­pdf-­katalogisate/sammlung51/werk/pdf/bav_pal_lat_39.pdf 76 um 1035 – 1065

Nicetius ist in einem Mainzer Martyrologium aus dem 2. Drittel des 11. Jahrhunderts [1] zum 1. Oktober (irrtümlich für Lyon) und [2] zum 5. Dezember als Bischof geführt. Eintrag/Text:

[1] Translatio s[an]­c[t]­or[um] conf[essorum] pariterque pontificum xpi (Christi) germani autissiodorensis, remigii remensis, et uedasti atrebatensis, lugduno dep[ositio] s[an]­c[t]­i nicetii ep[iscop]­i et conf[essoris]. Ganda dep[ositio] s[an]­c[t]­i bauonis conf[essoris]. Siclinio s[an]­c[t]­i piatonis antiquissimi martyris. [2] Nat[ale] s[an]­c[t]­i dalmatii mar[tyris]. Treueris s[an]­c[t]­i nicetii ep[iscop]­i et conf[essoris] totius s[an]­c[t]­itatis uiri. In affrica nat[ale] s[an]­c[t]­ę crispinę mar[tyris] … Quelle/Überlieferung:

Mainz, Wiss. StB Hs II 13, 11. Jahrhundert 2. Drittel Mainz/Fulda, fol. 1r – 63r; [1] fol. 47r – ­v, [2] fol. 58r Ausgabe(n):

(Heyne, Sirka: Studien zur Mainzer und Fuldaer Liturgiegeschichte [Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 73], Mainz 1996, S. 188 – 235 [Synopse]; [1] S. 222 [völlig inkorrekt], [2] S. 232) Kommentar:

Außer Nicetius finden sich in der Fassung des 11. Jahrhunderts von Trierer Heiligen Maximinus (S. 205) und Paulinus (S. 218). Heynes Auskünfte zu Valerius sind fehlerhaft (S. 222). Maternus (fol. 44v) ist im 13. Jahrhundert nachgetragen. – Die Redaktoren befanden sich in Bezug auf Nicetius in ähnlicher Aporie wie ihre Trierer Vorgänger

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586 | Hauptteil aus dem Kloster St. Maximin etwa 100 Jahre früher (s. Nr. 50, Nr.73, Nr. 74). Jedoch ist der für die Trierer Texte gruppentypische Fehler (Crispinus statt Crispina) eliminiert. Die Eloge totius sanctitatis viri ist aus der Tradition der historischen Martyrologien genommen, s. Nr. 46 (Ado), Nr. 47 (Usuard). – Bei dem Eintrag zum 1. Oktober ist Nicetius von Trier im Kreis seiner begleitenden Tagesheiligen geführt, jedoch mit dem Namensvetter aus Lyon konfundiert, dessen Tag der 2. April ist. Heyne (S. 222) lässt unerklärlicherweise den Lyon zugeordneten Nicetius aus und bringt am Ende der Bischofsfolge „Nice(n)tii“. Klärend waren hier die Auskünfte von Frau Dr. Annelen Ottermann (Wiss. StB Mainz) vom 11. und 24. September 2018. Literatur:

Heyne, Studien S. 186 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 ed S. 919 77 um 1039 – 1045

Nicetius ist im Martyrologium Hieronymianum des Hermann von der Reichenau zum 5. Dezember als Bischof von Trier in aller Heiligkeit mit Ruhestätte in der Basilika St. Maximin (Trier) geführt. Eintrag/Text:

NON[AS] DEC[EMBRES] In affrica ap[ud] colonia[m] Thebestina[m] nat[ale] s[an]­c[t]­ę

crispinę. Que t[em]­p[o]­rib[u]­s dioclet[iani] … decollata e[st]. Eod[em] die dalmatii mar[tyris]. Ite[m] ipsa die treueris s[an]­c[t]­i nicetii ep[iscop]­i toci[us] s[an]­c[t]­itatis uiri qui in basilica beati maximini ep[iscop]­i sepult[us] q[ui]­escit Quelle/Überlieferung:

Stuttgart, WLB Cod. theol. et phil. fol. 209, nach 1100 im alemannischen Raum außerhalb des Klosters Reichenau; fol. 1r – 109r; fol. 107v (bestes Manuskript) – Zur weiteren Überlieferung: McCulloh, John M.: Herman the Lame’s Martyrology through Four Centuries of Scholarship, in: An. Boll. 104 (1986) S. 349 – 370; S. 349 – 352 Ausgabe(n):

Gesamtausgabe fehlt – Speziell zum 5. Dezember: Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (1 – 3) (MGH Libri memoriales 2), Hannover 2001, S. 1564 Anm. 10 Kommentar:

Hermann hatte von seinem Abt den Auftrag, ein kritisches Plenar-­Martyrologium im Anschluss an dasjenige Notkers des Stammlers zu erstellen. Die Angaben zu Valerius (fol. 12v), Maximinus (fol. 45v) und Paulinus (fol. 82r) gehen (über diesen) auf das Martyrologium Hieronymianum zurück. Die ergänzende Notiz zu Nicetius, der mit den drei Genannten aus dem Trierer Bischofskreis aufgenommen ist, geht ersichtlicherweise auf die Tradition Ados (Nr. 46) zurück.

23. Nicetius |

Literatur:

Dümmler, Ernst: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 25 (1885) S. 195 – 220; S. 209 – 213 – Borst, Arno: Ein Forschungsbericht Hermanns des Lahmen, in: DA 40 (1984) S. 379 – 477; S. 398 – 407 – McCulloh, Herman S. 354 – 370 – Dubois/Lemaître, Sources S. 119 – Borst, Kalenderreform S. 363 f. – Aigrain(/Godding), L’hagiographie S. 63 f., S. 407 – Zu Hermann zusammenfassend Goetz, Hans-­Werner: Das Geschichts- und Weltbild der Chronik Hermanns von Reichenau, in: Felix Heinzer / Thomas Zotz (Hg.): Hermann der Lahme. Reichenauer Mönch und Universalgelehrter des 11. Jahrhunderts (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-­Württemberg. Reihe B, Forschungen 208), Stuttgart 2016, S. 87 – 131 78 1053 – 1072

Nicetius ist in dem einem Graduale/Sakramentar vorangestellten Kalender des Klosters St. Gallen (Bistum Konstanz) als Bischof geführt; mit den im Kalender genannten Begleitheiligen ist er im Proprium des Sakramentars geführt. Eintrag/Text:

Kalender: Remigii ep[iscop]­i, Germani, Uedasti, Nicecii ep[iscop]­or[um] Proprium: KAL[ENDAS] OCT[OBRES] NAT[ALE] S[AN]­C[ T]­I CONF[ESSORIS] REMIGII … EODEM DIE NAT[ALE] S[AN]­C[ T]­OR[UM] GERMANI, UEDASTI, NICETII EP[IS­ COP]­OR[UM] / EXAUDI D[OMI]­N E POPULUM TUUM ET S[AN]­C[ T]­OR[UM] / tuorum Germani, Uedasti, Nicetii, antistitum solemnia celebrante[m], temporalis uitę nobis tribue pace gaudere et ęternum repperire subsidiu[m]. P[er]  SECR[ETA] Preces n[ost]­ras Q[UAESUMU]­S d[omi]­ne et tuorum respice oblationes fidelium, ut tibi gratę sint in tuoru[m] festiuitate s[an]­c[t]­or[um] et nobis conferant tuę p[ro]­pitiationis auxiliu[m]  AD COMM[UNIONEM] Repleti sacramento reparationis humanę, pręsta Q[UAESUMU]­S d[omi]­ne, ut inter­ cedentibus s[an]­c[t]­is tuis per ea quę nobis munere dignaris prębere cęlesti p[er] hęc eadem tribuas nobis inhęrere donis caelestibus. P[er] d[omi]­n[u]­m Quelle/Überlieferung:

St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. Sang. 340, 11. Jahrhundert 3. Viertel, Kalender p. 10 – 37; p. 30; Sakramentar p. 201 – 769 (799), Proprium p. 468 – 595; (p. 556), p. 557 f.

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588 | Hauptteil Ausgabe(n):

Kalender: Munding, Emmanuel: Die Kalendarien von St. Gallen aus XXI Handschriften. Neuntes bis elftes Jahrhundert (1): Texte (Texte und Arbeiten 36), Beuron 1948, S. 35 – 91; S. 77 Sakramentar: --Kommentar:

In dem Kalender findet sich eine breite Rezipierung Trierer Bischofsheiliger: Eucharius (p. 35), Valerius (p. 11), Maximinus (p. 20, p. 28), Auctor (p. 26), Abrunculus (p. 17), Paulinus (p. 27), Nicetius, Liutwin (p. 30), (Willibrord [p. 33], Lubentius [p. 31]). Weitreichende Schlüsse ergeben sich zu der Nr. 74 erarbeiteten Verbindung der Texte von ca. 930 (Nr. 50), von Fulda (Nr. 73) und dem Trier-­Prümer Kurzmartyrologium (Nr. 74). Bezeichnenderweise ist auch in dem St. Galler Text die Neuweihe des Klosters St. Maximin (Trier) von 942 zum 13. Oktober gebracht (p. 31). Die beiden Texte der Gruppe, die dem 11. Jahrhundert angehören, erhalten eine weiterführende Ergänzung im St. Galler Kalendertext, der zum 20. August geführte Bischof Auctor ist hier eindeutig als Trierer Bischof geführt (p. 26). Der Text des Proprium für Nicetius stimmt fast völlig mit jenem im Sakramentar des mit St. Maximin (Trier) eng verbundenen Benediktinerklosters Echternach von ca. 1030 überein (Nr. 75). Dieser Echternacher Text kommt wie der St. Galler Text erweiternd zu der genannten Gruppe hinzu. Von den Trierer Heiligen sind nur Eucharius (p. 591 – 593), Nicetius und Kaiserin Helena (p. 468 f.) in das Proprium des St. Galler Sakramentars aufgenommen. Literatur:

Munding, Kalendarien 1 S. 15; S. 28 (Datierung: 1035 – 1042) – Gy, Pierre-­Marie: Les premiers bréviaires de Saint-­Gall (deuxième quart du XIe siècle), in: Walter Dürig (Hg.): Liturgie. Gestalt und Vollzug (Festschrift Joseph Pascher), München 1963, S. 104 – 113; S. 106 f. (Datierung: 1053/54 – 1072) – Turner, Derek H.: Sacramentaries of Saint Gall in the tenth and eleventh Centuries, in: Rev. Bén. 81 (1971) S. 186 – 215; S. 193 – 195, S. 198 –– Borst, Reichskalender S. 245 (Datierung: um 1040) – von Euw, Buchkunst Nr. 164 S. 544 – 547 (Datierung: 3. Viertel 11. Jahrhundert); S. 273 – 282; S. 274 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 bh [c] S. 214 f. 79 11. Jh. Mitte (3.Viertel)

Nicetius wird nach weiteren trierischen Heiligen in einer Litanei des „Ellinger-­Codex“ aus dem Benediktinerkloster Tegernsee (Bistum Freising) als Bekenner angerufen. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Urbane or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / … / S[ an]­c[t]­e Richari or[a] / S[ an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[ an]­c[t]­e

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Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / … / S[an]­c[t]­e Symeon or[a] / … / S[an]­c[t]­e Auurcule or[a] („pour Aprunculus de Trèves“ Coens S. 182 Anm. 13) / S[ an]­c[t]­e Willibrorde or[a] / … / S[an]­c[t]­e Niceti or[a] / … Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 18121, 11. Jahrhundert Mitte; Litanei, eine kürzere (fol. 1r – 2v) enthaltend, fol. 219r – 222r; fol. 220v – 221r; fol. 221r Ausgabe(n):

Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes (Subsidia hagiographica 37), Brüssel 1963, S. 129 – 322; S. 177 – 185; S. 181 f.; S. 182 Kommentar:

Zu den sehr komplizierten Fragen über die Entstehungszeit der Handschrift, in denen paläographische Indizien auf die Mitte bzw. das 3.Viertel des 11. Jahrhunderts verweisen (Hoffmann) und ein wesentliches inhaltliches Moment 1042 als Terminus post quem bietet, s. Anton, Regesten Trier. Vor der Trias der Trierer „Gründerbischöfe“ sind aus dem trierischen Bereich (fol. 220v) Goar, Maximinus, Paulinus sowie Amtsbrüder aus Toul und Metz (Aper; Amatus, Adelphus, Arnualis) gesetzt. Die trierischen Heiligen Simeon, Abrunculus, Willibrord und Nicetius gehören ebenfalls zu dem starken Bestand an Heiligen aus dem Mosel-­Maas-­Raum sowie der kölnisch-­rheinischen Region (u. a. Florinus [Koblenz] sowie Daria [Prüm-­Münstereifel] fol. 221v). Literatur:

Coens, Litanies S. 176 – 185 – Hoffmann, Buchkunst S. 426, S. 427, S. 435 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 bq S. 222 f. Siehe auch Abrunculus Nr. 11. 80 1061 Okt. 30

Nicetius-­Reliquien werden bei der Neuweihe der Kirche des Benediktinerklosters Brauweiler (Bistum Köln) durch Erzbischof Anno II. von Köln (1056 – 1075) im Hauptaltar niedergelegt. Eintrag/Text:

Qui (Anno sc.) … eiusdem monasterii nostri dedicationem secundam sub veneratione sanctorum confessorum Christi, Nicolai scilicet et Medardi, anno autem millesimo sexagesimo primo, indictione XV., tercio kal. Novembris consummavit. Et istas reliquias in summo altari recondidit: … dextera scapula s[an]­c[t]­i Medardi ep[iscop]­i et reliquie s[an]­c[t]­or[um] Servacii, Maximini, Eucharii et Ambrosii ep[iscop]­or[um], Nicecii ep[iscop]­i, …

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590 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

LAV NRW R, RW 1023 Akten 108; 16. Jahrhundert, inseriert in Chronicon Brunwyl-

rense (nach 1525 zusammengestellt); fol. 45v – Zur fast übereinstimmenden Überlieferung eines Textes im Pfarrarchiv Brauweiler: Wisplinghoff, Brauweiler S. 138 Ausgabe(n):

Dedicationes Brunwilarenses, ed. Adolf Hofmeister MGH SS 30, 2, Leipzig 1926 – 1934 (Ndr.), S. 775 – 7 77; S. 776 – Eckertz, Gottfried (Hg.): Chronicon Brunwylrense, in: Annalen des HistorischenVereins für den Niederrhein 17 (1866) S. 119 – 191; S. 126 f., S. 126 – Ders. (Hg.): Chronicon Brunwylrense, in: Fontes adhuc inediti rerum Rhenanarum. Niederrheinische Chroniken 2, Köln 1870, S. 139 – 328; S. 146 f.; S. 146 Allgemeine historiographische und briefliche Zeugnisse: Pabst, Heinrich (Hg.): Brunwilarensis monasterii fundatorum actus c. 31; c. 34: Archiv 12 (1874) S. 147 – 200; S. 184; S. 189 – Waitz, Georg (Hg.): MGH SS 14, Hannover 1883, S. 140; S. 142 – Pertz, Georg Heinrich (Hg.): MGH SS 16, Hannover 1859, Annales Brunwilarenses zu 1061: Dedicatio monasterii secundi, S. 725 Regest(en):

Oediger, Friedrich Wilhelm: Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter: 313 – 1099 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21), Bonn 1954 – 1961 (Ndr.), Nr. 880 S. 253 f. Kommentar:

Unter jenen Heiligen, die nach den Märtyrern genannt werden, begegnen nach Medardus und Servatius sowie im Umkreis von Ambrosius die Trierer Bischöfe Maximinus, Eucharius und Nicetius. Markant ist, dass Nicetius mit Maximinus und Eucharius die Trierer Bischöfe repräsentiert. Literatur:

Eckertz, Gottfried: Chronicon Brunwylrense, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 20 (1869) S. 248 – 260; S. 257 f. – Pabst, Heinrich: Die Brauweiler Geschichtsquellen (Vorrede zu Dedicationes von 1085), in: Archiv 12 (1874), S. 80 – 146; S. 85 – 87 – Waitz, Georg: (Vorrede zur Ausgabe der Fundatorum actus), in: MGH SS 14, Hannover 1883, S. 122 – Wisplinghoff, Erich: Die Benediktinerabtei Brauweiler (Germania Sacra N.F. 29, Erzbistum Köln 5), Berlin/NewYork 1992, S. 136 – 142; S. 138 f.; S. 19 81 ca. 1072 – ca. 1100

Nicetius ist im Kalender einer Sammelhandschrift des Benediktinerklosters Michelsberg (Bamberg) zum 1. Oktober als Bischof und Bekenner geführt.

23. Nicetius |

Eintrag/Text:

Remigii ep[iscop]­i, Germani, Vedasti, Nicetii, Bavonis, Fronti ep[iscop]­or[um] et c[on­ fessorum] Quelle/Überlieferung:

Karlsruhe, BLB Karlsruhe 504, 1075 – 1119 Kloster Michelsberg, fol. 153r – 158v; fol. 157v Ausgabe(n):

Brandmüller, Walter: Studien zur Frühgeschichte der Abtei Michelsberg. Mit Abdruck der Kalender aus den Handschriften Bamberg Lit. 1 und Karlsruhe 504, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 100 (1964) S. 95 – 135; Text: S. 116 – 135; S. 131 (teils nicht korrekte Auflösung) Kommentar:

Der Kalender ist in eine Sammelhandschrift aus den Jahren 1075 – 1119 eingefügt. Zu cluniazensischem und süddeutschem Einfluss kommt die Intensivierung (s. Nr. 62) der Beziehungen zu dem gorzischen Zentrum St. Maximin (Trier): Das Patronatsfest des Klosterpatrons Maximinus (29. Mai fol. 155r) ist rangerhöht. Neu aufgenommen sind außer Nicetius die Trierer Heiligen Maternus (14. September fol. 157r), Liutwinus (29. September fol. 157r) und der Einsiedler Simeon (1. Juni fol. 155v). Die Sedes-­Angabe Trier ist bei Eucharius (8. Dezember fol. 158v) durch Majuskelschrift hervorgehoben. Die Sedes-­Angabe Trier findet sich auch bei Valerius (29. Januar fol. 153r), Paulinus (31. August fol. 156v), Maternus und Simeon. Sie fehlt bei Maximinus sowie den jüngeren Heiligen Nicetius und Liutwinus. Literatur:

Brandmüller, Studien S.  107 – 115 (S.  110 f. Datierung auf 1072 – 1075)  – Dengler-­ Schreiber, Karin: Scriptorium und Bibliothek des Klosters Michelsberg in Bamberg (Studien zur Bibliotheksgeschichte 2), Graz 1979; S. 36 – 38; S. 207 – 210 – Hoffmann, Bamberg S. 71 – 7 7; S. 73 f.; S. 179 – Borst, Reichskalender S. 323 f. (Datierung: „um 1100“. Doch ein nekrologischer Eintrag ergibt 1071 als Terminus post quem) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bw S. 228 f. 82 1098 Okt. 1

Nicetius wird bei der Weihe der Krypta in der Kirche des Benediktinerklosters Prüm (Bistum Trier) als Mit-­Patron eines Altares genannt. Eintrag/Text:

Anno ab incarnatione Domini millesimo XC. VIII. indictione VI. … kalendas Octobris rogatu inperatoris Heinrici IIII. et permissu domni Eigilberti Trevirorum archiepiscopi consecratum (!) est haec cripta a venerabili Wecelone Witernensi episcopo in honore sanctae et individuae Trinitatis …

591

592 | Hauptteil Eodem die consecratum est hoc altare in honore sanctorum confessorum et pontificum Remigii, Germani, Amandi, Nicetii, Bavonis, Mansueti, Eucharii, Valerii, Goaris, Ve­ dasti, Materni, Martini, Lupi, Leonis, Willibrordi, Maximini Quelle/Überlieferung:

Berlin, SBB-PK Ms. Görres 94 = theol. lat. fol. 733, 9. Jahrhundert Kloster Prüm ?; Zusatz (11./)12. Jahrhundert Kloster Prüm: fol. 233v – 234v; fol. 233v Ausgabe(n):

Notae Prumienses, ed. Friedrich Baethgen MGH SS 30, 2, Leipzig 1926 – 1934 (Ndr.), S. 766 f.; S. 767 – Schillmann, Fritz: Verzeichnis der Lateinischen Handschriften der Preussischen Staatsbibliothek zu Berlin 3: Die Görreshandschriften (Die Handschriftenverzeichnisse der Preussischen Staatsbibliothek zu Berlin 14) , Berlin 1919, S. 94 – 99; S. 94 f. – Różycki, Kasimir von: Das Evangeliarium Prumense, ein Geschenk des Kaisers Lothar I. an das Kloster Prüm, München 1904, S. 12 – 14; S. 14 – Delisle, Léopold: Les évangiles de l’abbaye de Prüm, in: Journal des Savants, Septembre 1902, S. 461 – 475; S. 474 f. – Bro(u)wer/Masen, Metropolis I S. 470 (unvollständig) – Kraus, Franz Xaver (Hg.): Die christlichen Inschriften der Rheinlande 2: Die christlichen Inschriften von der Mitte des achten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./ Leipzig 1894, Nr. 441 S. 208 (nach Bro[u]­wer/Masen) – Danach: Sauerland, Heinrich Volbert: MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1281 Regest(en):

Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 1545 S. 433 Kommentar:

Die oft diskutierte Frage, ob es sich bei der prachtvollen Evangelienhandschrift um das Geschenk Kaiser Lothars I. im Jahre 852 handelt, ist hier nicht zu verfolgen. Die hier einschlägigen Notizen sind im (11./)12. Jahrhundert nachgetragen. – ­Eucharius, Valerius, Maternus und Nicetius sind in der Reihe vorwiegend nordgallischer Bischöfe aufgeführt. Nicetius ist mit seinen Begleitheiligen zum 1. Oktober, dem aktuellen Weihetag, Remigius, Germanus, Amandus und Bavo genannt. Der weitere Tagesheilige Vedastus steht nach Bischof Mansuetus von Toul und den Trierer Gründerbischöfen, zwischen denen auch Goar eingereiht ist. – Der Herausgeber Baethgen identifiziert den Sitz des im Auftrag Erzbischof Egilberts von Trier (1079 – 1101) weihenden Bischofs mit „Witerna“ in Irland. Degering (S. 135 Anm. 2) vermutet „Guido Viterbiensis“. Literatur:

Degering, Hermann; Das Prümer Evangeliar (Ms. lat. theol. Fol. 733) in Berlin, in: Fünfzehn Jahre Königliche und Staatsbibliothek (Festschrift Adolf von Harnack), Berlin 1921, S. 132 – 148 – Haubrichs, Prüm S. 90 (Lit.); S. 97; S. 166 (Nr. 36) – Bischoff,

23. Nicetius |

Festländische Handschriften 1 Nr. 470 S. 99 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 bz S. 230 f. 83 11. Jh. Ende

Nicetius ist im erweiterten Ado-­Kurzmartyrologium des älteren Kapiteloffiziums des Benediktinerklosters Saint-­Airy (St. Agericus) von Verdun zum 1. Oktober als Bischof von Trier und Bekenner in der früheren Eintragsschicht geführt, zum 5. Mai ist er irrtümlich mit dem Namensträger aus Vienne konfundiert. Eintrag/Text:

Kal[endas] Octobr[es] Apud Autisiodorum n[a]­t[a]­le … s[ancti] Germani (folgt längerer Eintrag) … Treueris Nicetii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] (III Non[as] Maii Treueris, Brittonis, Hilarii et Nicet[ii] episcop[orum]) Quelle/Überlieferung:

Verdun, BM Ms 10, 11. Jahrhundert Ende, fol. 9v – 65r; fol. 54r (fol. 32r) Ausgabe(n):

–––

Kommentar:

Ein Martyrologium und ein kurz nach 1089 entstandener Kalender hängen eng zusammen. Die Darlegungen von Sandmann (Kalendar S. 234 – 240) sind nicht ganz schlüssig. Wie von Anton (Regesten Trier I, 1 S. 231 ff.) dargelegt ist, ist das Martyrologium kurz vorher entstanden. Dabei sind zwei Eintragsschichten zu unterscheiden. Zur früheren Schicht gehören mit der Angabe der Sedes Trier außer Nicetius die frühesten Bischöfe: Eucharius (fol. 64r), Valerius (fol. 16v), Maximinus (fol. 36r), Paulinus (fol. 49v). Die Rolle des Nicetius ist insofern besonders profiliert, als sogar die frühen Bischöfe Maternus und Agricius fehlen. In einer breiten, von der ersten Anlageschicht schwer zu unterscheidenden etwas späteren Schicht ist ein großes Repertoire Trierer Bischöfe und Heiliger mit Treveris-­Angabe geboten: Marus (fol. 16r), Bonosius, Legontius (beide fol. 19v), Felix (fol. 25v), Abrunculus (fol. 30r), Britto (fol. 32r), Quirillus (fol. 34v), Symeon (fol. 36r), Magnericus (fol. 45r), Willibrord (fol. 59r). Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 cb S. 231 – 233 (Lit.) – Daraus besonders zu nennen: Sandmann, Kalendar S. 237 – 244

593

594 | Hauptteil 84 11. Jh. Ende/12. Jh. (nach 1072)

Nicetius ist in der trierisch überarbeiteten Litanei Humili prece aus dem Benediktinerkloster St. Gallen (Bistum Konstanz) im Kreis von Trierer Bischöfen des 4. bis 6. Jahrhunderts geführt. Eintrag/Text:

Eucharius, Primus (sic), Maternus Valeriusque, / Maximinus & Agritius atque Marus. / Paulinus, Felix, Severus Nicetiusque, / Treverici Patres nos foveant inopes. Quelle/Überlieferung:

Zu der St. Galler Grundfassung und der Mainzer Adaption, an der sich in der abgewandelten Trierer Fassung das Stationarium orientierte, s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 cc S. 233 – 235. Ausgabe(n):

Würdtwein, Stephan Alexander: Commentatio liturgico-­historica de stationibus ecclesiae Moguntinae … addito ecclesiarum Treverensis et Coloniensis ritu illustrata, Mainz 1782, S. 240 – 243; S. 241 Kommentar:

Zu den komplexen Zusammenhängen der Komposition und der Chronologie s. die ausführliche Diskussion und Begründung Anton, Regesten Trier I, 1 S. 233 f. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 cc S. 233 – 235 – Kurzeja, Liber S. 315 f. mit Anm. 1445 – Flesch, Schriftkultur S. 70 f. – Schneider, Hinkmar S. 305 – 307 85 11. Jh.

Nicetius ist in einem Kalender/Nekrolog mit Regensburger Prägung zum 5. Dezember als Bischof und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Niceti Epi. et Conf. Quelle/Überlieferung:

Nach Angabe des Herausgebers: Codex des Klosters Muri (Bistum Konstanz). Im einschlägigen Katalog (Bretscher-­Gisiger, Charlotte / Gamper, Rudolf [Hg.]: Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-­ Zürich 2005) nicht zu verifizieren. Ausgabe(n):

Gerbert, Martin: Monumenta veteris Liturgiae Alemannicae 1, St.  Blasien 1777, S. 492 – 540; S. 500

23. Nicetius |

Kommentar:

In dem kalendarisch-­nekrologischen Text, der nach Angabe des Herausgebers aus dem Kloster Muri stammt, sind außer Kaisern und bayerischen Herzögen Bischöfe von Regensburg und Äbtissinnen des Klosters Niedermünster (Regensburg) genannt. – Außer Nicetius sind noch – mit Ortsnennung – Valerius (S. 493) und Paulinus (S. 498) als Trierer Bischöfe genannt. Literatur:

Gerbert, Monumenta S. 452; S. 492 Anm. 2 86 11. Jh. Ende/12. Jh. Beginn

Nicetius ist in einem wohl aus dem Benediktinerkloster Echternach stammenden Kalenderfragment zum 1. Oktober (als Bischof) geführt. Eintrag/Text:

Remigii, Germani, Nicecii, Vedasti, Amandi Bauo[nis] atque Piaton[is] Quelle/Überlieferung:

Utrecht, UB Variora, THO: 3 – 49 bis 3 – 50 (beide Fragmente am Ende eines Drucks von 1498 des Bibelkommentars des Nikolaus von Lyra [† 1349] als Schutzblatt angeklebt); 3 – 50–zr Ausgabe(n):

–––

Kommentar:

Der äußerst wichtige Fund ist Herrn Dr. Bart Jaski, Konservator der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Utrecht, zu verdanken. In großzügiger und zuvorkommender Weise gab er Kenntnis von diesem unveröffentlichten Textfragment. Er hat den Text wohl zu Recht mit dem Kloster Echternach in Verbindung gebracht. Der Eintrag der Kirchweihe Dedicat[io] eccl[esi]­e s[ancti] Willibrordi zum 19. Oktober ist wohl bezogen auf die Weihe der Echternacher Klosterkirche von 1031. 1031 ist also Terminus post quem. Erhalten sind die Einträge für die Monate Februar bis Mai und Oktober bis Dezember. Bischof Maximinus, dessen Trierer Abtei in besonderem Konnex zu Echternach stand, ist besonders herausgehoben. Auffallend ist die breite Rezeption Trierer und trierverbundener Heiliger, Februar: Castor, Bonosus; März: Basinus, Felix; Mai: Helena, Maximinus; Oktober: Nicecius, Lubentius, Translatio Materni; November: Willibrord; Dezember: Eucharius.

595

596 | Hauptteil Literatur:

Jaski, Bart: Van schut tot schat: onderzoek naar handschriftfragmenten, in: Marco van Egmond / Bart Jaski / Hans Mulder (Hg.): Bijzonder Onderzoek. Een ontdekkingsreis door de Bijzondere Collecties van de Universiteitsbibliotheek Utrecht, Zwolle 2009, S. 32 – 38; S. 35 – 37 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 cd S. 235 87 1100/1130/1150

Bischof Nicetius wird in allen drei Rezensionen der Gesta Treverorum das Epithet sanctus zugelegt. Eintrag/Text:

Tunc (nach Tod des Abrunculus) eligentes sanctum Nicetium (Nicetum) episcopum statuerunt … Ausgabe(n):

MGH SS 8 S. 159 Z. 19 f.

Ausführliche Behandlung: Nr. 39 Gesta Treverorum 88 12. Jh. Beginn

Im Heiligenkalender eines Evangelistars des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) ist das Fest des Nicetius als Bischof von Trier mit einer maior missa herausgehoben. Eintrag/Text:

Liutwini ep[iscop]­i / Hieronimi p[res]­b[ite]­ri / Remigii ep[iscop]­i (jeweils mit Angabe des Evangelientextes) / Nicetii ep[iscop]­i trev[erorum] (darüber: maior m[issa]) – Eu[angelium] Homo quidam nobilis (Lc 19, 12) Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 95 Nr. 429, 12. Jahrhundert Beginn, fol. 151v – 173v; fol. 170v Ausgabe(n):

Die liturgischen Handschriften im Bistumsarchiv Trier, bearb. von Siffrin, Petrus und Laufner, Richard, ergänzt und hg. von Alois Thomas, 1969 (Masch.-schr.) S. 46 – 46A – (Becker, Eucharius S. 400 f., S. 401) Kommentar:

Heraushebungen sind sonst gegeben bei den Bischöfen Agricius (pater bzw. patronus noster: Becker S. 400), Marus (S. 400), Maximinus S. 400/401), Eucharius (S. 401). – Im fast gleichzeitig ergänzten Kalender des Stiftes St. Simeon (Trier) (Trier, StB Hs 14/1845 2o) fehlt Nicetius von Trier. Zum 2. April ist dort (fol. 4r) ein Bischof Nicetius

23. Nicetius |

gebracht (Heyen, Simeon S. 583), bei dem es sich um Bischof Nicetius von Lyon handeln muss bzw. wegen expliziter Kennzeichnung depositio Vermengung vorliegen könnte (s. auch Fibicius Nr. 6). Literatur:

Becker, Eucharius S. 66 (Nr. 4), S. 400 – 402 (Die trierischen Heiligen seien zu dem Grundbestand des erweiterten Hadrianum und den diesem folgenden Mischsakramentaren des 11. Jahrhunderts hinzugefügt.) 89 1114 – 1124; nach 1124

Nicetius ist in zwei Nachträgen, [1] zum 1. Oktober, [2] zum 5. Dezember in einem Kalender für das Kanonikerstift (St. Marien-)St. Paulin (?) (Trier), der einem in dem Benediktinerkloster St. Maximin (Trier) aufbewahrten Psalterium vorangesetzt ist, als [1] Erzbischof der Trierer, [2] als Bischof mit aller Heiligkeit geführt. Eintrag/Text:

[1] K[A]­L[ENDAS] OCT[OBRES] N[a]­t[alis] s[an]­c[t]­orum remegi et germani et uedasti ep[iscop]­orum conf[essorum] (zwischen eporum und conf über der Zeile zugesetzt nicecii treuiroru[m] ep[iscop]­i, darüber archi) – Es folgt nekrologischer Eintrag. [2] NON[AS] DEC[EMBRES] N[a]­t[alis] s[an]­c[t]­i dalmatii mart[iris] (Nachtrag von anderer Hand: S[ancti] Nicecii ep[iscop]­i toci[us] sanctitati[s] viri Quelle/Überlieferung:

Manchester, John Rylands University Library Ms. lat. 116, Erstschicht nach 849/853; Nachträge; fol. 1v – 7r; [1] fol. 6r, [2] fol. 7r Ausgabe(n):

Roberg, Francesco: Das älteste „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier (MGH Libri memoriales et necrologia. N. S. 8), Hannover 2008, S. 69 – 157; [1] S. 135, [2] S. 151 und Facsimilia – (Ders., Prototyp [ohne die Nachträge]) – (Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 373 – 379; S. 378, S. 379 [nach Exemplar aus Archiv des Trierer Klosters St. Maximin, ohne die Nachträge]) – (Miesges, Festkalender S. 101 [nach Hontheim]) Kommentar:

Ausführliche Präsentation des Forschungsgangs, Auswertung und Interpretation: Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 20 S. 105 – 107 (mit Zuordnung zu dem Stift [St. Marien-]­St. Paulin). – Die Datierungen: Roberg, Ausgabe 2008 jeweils zur Stelle; ausführliche Diskussion ebd. S. 19 – 56. – Der Eintrag [1] vervollständigt den Text zum 1. Oktober mit eigener Wertung, [2] ist Rezeption von Ado (Nr. 46).

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598 | Hauptteil Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 20 S. 105 – 107 mit Literatur – Speziell: Bischoff, Festländische Handschriften 2 Nr. 2679 S. 170 – Borst, Reichskalender S. 1158 Anm. 19 (zu [1]), S. 1569 Anm. 9 (zu [2]) – Krüger, Litanei-­Handschriften S. 795; S. 273 f.; S. 347 (Katalog) – Roberg, Prototyp S. 30 – 45 – Ders.: Gefälschte Memoria. Diplomatisch-­Historische Studien zum ältesten „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier (MGH Studien und Texte 43), Hannover 2008. Zu den dortigen absurden Thesen zu Fälschung des Nekrologs Anton, RHE 105, 3 – 4 (2010) S. 818 – 822. 90 1129 Aug. 24

Reliquien der Trierer Bischofsheiligen Nicetius und Agricius werden bei der Weihe der Johannes-­Baptist-­Kapelle des Benediktinerklosters Petershausen (Bistum Konstanz) durch den Konstanzer Bischof Ulrich II. (1127 – 1138) niedergelegt. Eintrag/Text:

Anno ab incarn[ation]­e d[omin]­i mocoxxoviiiio (millesimo centesimo vicesimo nono). Indict[ione] VII . De Capella s[ancti] Ioh[ann]­is Bapt[istę]. … Dedicau[it] au[tem] ea[m] Ǒdalric[us] ep[iscopu]­s s[e]­c[un]­d[u]­s Die viiiio K[ alendas] Sept[embres] in honore s[an]­c[t]­i Ioh[ann]­is bapt[istę], Ioh[ann]­is eu[an]­g[e]­l[i]­stę, Iacobi fr[atr]­is ei[us] … . Continent[ur] q[uo]­q[ue] ibi reliq[ui]­ę … MART[IRUM]. Et s[an]­c[t]­or[um] c[on]­f[essorum] Paulini nolanens[is], Nicetii et Agritii, Ǒdalric[i] Quelle/Überlieferung:

Heidelberg, UB Ms. Sal. IX 42 a, 12. Jahrhundert Mitte Autograph Kloster Petershausen, fol. 35r – 98v; fol. 79v – 80r; fol. 80r Ausgabe(n):

Casus monasterii Petrishusensis, ed. Otto Abel / Ludwig Weiland MGH SS 20, Hannover 1868 (Ndr.), S. 621 – 683; IV c. 31 S. 667 – Tüchle, Hermann (Hg.): Dedicationes Constantienses. Kirch- und Altarweihen im Bistum Konstanz bis zum Jahre 1250, Freiburg i. Br. 1949, Nr. 97 S. 40 – Casus monasterii Petrishusensis – Die Chronik des Klosters Petershausen, ed. Otto Feger (Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 3), Lindau 1956 (Ndr. 1978); IV c. 31 S. 196 Regest(en):

Ladewig, Paul / Müller, Theodor (Bearb.): Regesta episcoporum Constantiensium – Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Konstanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517 – 1496, 1: 517 – 1293, Innsbruck 1895 (Ndr. 1970), (REC), Nr. 763 S. 92 Kommentar:

Kloster Petershausen gehörte wie weitere Konvente zur Hirsauer Reformrichtung. Entsprechend werden die Reliquien der Bischöfe betont im Anschluss an römische

23. Nicetius |

heilige Päpste geführt. Bei der Weihe der Hauptkirche am 28. August und der Capella interior am 22. November 1134 (fol. 83v; fol. 79v) wurden im Anschluss an römische Reliquien u. a. solche der Trierer Bischöfe Maximinus und Valerius sowie Maternus und Maximinus niedergelegt. Nach fol. 80r war der Presbyter Witigo, Kleriker in Petershausen, Kaplan des Erzbischofs Bruno von Trier (1102 – 1124) gewesen. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 fh S. 575 f. – Maternus Nr. 39 bz S. 869 f. 91 um 1130

Nicetius ist in einer erweiterten Fassung des Martyrologiums Hermanns von der Reichenau aus Bayern zum 14. Januar als Bischof von Trier und als Bekenner geführt. Eintrag/Text:

XVIIII K[alendas] F[ ebruarias] Treveris sancti Nycasii episcopi et confessoris. In Hy­

bernia sancte Ydae virginis gloriosae in miraculis

Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 5256, nach 1147 Chorherrenstift Herrenchiemsee, fol. 1v – 101r; fol. 6v – Lücken in dem Ms. zu schließen durch die etwas jüngere Überlieferung München, BSB Clm 22058 aus dem Benediktinerkloster Wessobrunn. Ausgabe(n):

Dümmler, Ernst: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 25 (1885) S. 195 – 220; S. 214 – 220; S. 214 Kommentar:

Das Martyrologium hat im Grundtext Valerius, in seinen Erweiterungen der Vorlage (Nr. 77) viele Elogien trierischer Heiliger. Außer der Rezeption des Valerius finden sich neben Nycasius (Nicetius) Eucharius (fol. 99r), Maternus (fol. 75r), Marus (fol. 9r), Castor (fol. 13v), Leguntius (fol. 14v), Celsus (fol. 15r), Basinus, Quiriacus (fol. 17r), Felix (fol. 21r), Aprunculus (fol. 26r), Modoaldus (fol. 33v), Paulinus (Translatio fol. 34v), Symeon, Chuono (fol. 38r), Auspicius (fol. 53r), Severa (fol. 56v), Magnericus, Beatus (fol. 57r), Maximinus (Depositio fol. 74r), Liutwinus (fol. 80r), Meginherus (fol. 81v). – Wie das Beispiel des Auspicius zeigt, ist hier ein, wenn auch singuläres Zeugnis für die Verbindung zu der erweiterten Trierer Bischofsliste des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts gegeben, doch ist zu beachten, dass der in Trier rezipierte Auctor von Metz offenbar fehlt, zum 9. August (fol. 62r) Auctor Mettensis geführt ist. – Die eigenwillig anachronistische Setzung des Nycasius (Nicetius), wobei schon die Namensform unklare Vorstellungen verrät, ist vielleicht so zu erklären, dass der Redaktor die Namen von Agricius und Nicetius in ihrem Bezug zu dem hl. Maximinus und näherhin zu dessen Trierer Kloster oft nebeneinander erwähnt

599

600 | Hauptteil fand und hier in Abfolge zum 13. Januar (Agricius) dessen vermutlich erschlossenen Begleiter zum 14. Januar platzierte. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 de S. 262 f. – Speziell Dümmler, Martyrologium S. 209 ff. – McCulloh, Herman S. 349 – 370 – Borst, Kalenderreform S. 367 f. (Lit.) 92 1146 – 1191 (vermutlich 1180er Jahre)

Nicetius-­Reliquien werden in der Gründungsurkunde des Prämonstratenserstifts/ ‑klos­ters Windberg (Bistum Regensburg) genannt. Eintrag/Text:

… allatae sunt huc reliquiae sanctorum subscriptorum  …: De inconsutili tunica Domini; … Valerii episcopi; Tyrsi martyris; Albani martyris; … Roudberti episcopi; Nicetii episcopi; … Helenae reginae Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 22248, 1146 – 1191 Kloster Windberg, fol. 122v – 126v; fol. 122v – 123r Ausgabe(n):

Historiae et annales Windbergenses, ed. Philipp Jaffé MGH SS 17, Hannover 1861 (Ndr.), S. 559 – 566; Primordia Windbergensia S. 560 – 565; S. 560 Z. 36 – 38, Z. 43 – 45, Z. 48 Kommentar:

Die relativ beträchtliche Zahl Trierer Reliquien ist bemerkenswert: tunica domini (Heiliger Rock) anscheinend mit sehr frühem Zeugnis, Valerius, Tyrsus, Alban, Ruodbert, Helena regina und Nicetius. Anscheinend sind bei der Klosterweihe am 28. November 1167 (MGH SS 17 S. 563 ff.) noch als trierische Bischofsreliquien verzeichnet: Maximinus (S. 564 Z. 15 ff.) und Rusticus (ebd. Z. 27). Literatur:

Anton, Trier Regesten I, 1 Valerius Nr. 62 fo S. 582 – Jaffé, Einleitung zur Ausgabe S. 559 f. – Heyen, Paulin S. 324 93 12. Jh. 1. H.

In einem Martyrologium des Klosters Michelsberg (Bamberg) ist Bischof Nicetius von Trier zum 1. Oktober mit einem ausführlichen Elogium vertreten, in dem auf die Nicetius-­Vita des Gregor von Tours zurückgegriffen ist. Eintrag/Text:

K[ A]­L[ENDAS] OCTOB[RES] Apud Autisiodoru[m] nat[ale] s[an]­c[t]­i germani ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] q[ui] multis uirtutib[us] doctrina et c[on]­tinentia clarus

23. Nicetius |

extitit. Remis ciuitate s[an]­c[t]­i remigii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] uiri p[re]­clarissimę uirtutis et s[an]­c[t]­itatis. Bekehrungswerk an den Franken, Episkopat von mehr als siebzig Jahren, Totenerweckung eines Mädchens. Treueris s[an]­c[t]­i nicetii ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] q[ui] de utero matris s[an]­c[t]­us erat, na[m] ab ipso ortus sui t[em]­p[o]­re mirabilit[er] clericus designatus est. Qu[m] partu itaque fuisset effusus toto capite ut est c[on]­suetudo nascentiu[m] a capillis nudo egressus est in circuitu modicor[um] ordine pilor[um] apparente. Es folgt Vedastus. Quelle/Überlieferung:

Bamberg, Staatsbibl. Msc. Lit. 159, Kloster Michelsberg (Bamberg) 12. Jahrhundert 1. Hälfte, fol.1v – 69r; fol. 52r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Über sonstige Rezeptionen der Vita Nicetii des Gregor von Tours in der Tradition Ados ist hier ein weiteres Detail über Ado hinaus genommen: Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum XVII c. 1 S. 278 Z. 11 – 14 (Nr. 1; Nr. 36). Zu vergleichen ist das Zeugnis mit dieser Erweiterung mit dem Martyrologium des Wolfhard von Herrieden (Nr. 48) sowie Nr. 107 [4]. Im Michelsberger Text erhält Nicetius neben Paulinus (fol. 46r – ­v) von den Trierer Bischöfen die breiteste Behandlung. Weiter vertreten sind von diesen, jedoch knapper, Eucharius (fol. 64v), Valerius (fol. 7r), Maximinus (fol. 29r), Maternus (fol. 49r). Literatur:

Leitschuh, Friedrich / Fischer, Hans: Katalog der Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Bamberg, (Bamberg 1887 – 1912) rev. Ndr. Wiesbaden 1966, S. 312 – Dengler-­Schreiber, passim – Hochholzer, Elmar: Paläographische Beobachtungen, in: Nospickel, Johannes (Hg.): Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg (MGH Libri Memoriales et Necrologia. Nova Series 6), Hannover 2004, S. 21 – 50 94 um 1150

Nicetius ist in dem Kalender eines Sakramentars des Benediktinerklosters Laach (Bistum Trier) zum 1. Oktober in einer Tagesheiligenreihe (Bischöfe) geführt. Eintrag/Text:

K[A]­L[ENDAS] (Octobres) Remigii Germani. Vedasti. Bauonis. Piat[onis] W[asnulfi]. Nicetii. Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 891, um 1150, Kalender fol. 1v – 7r, fol. 6r

601

602 | Hauptteil Ausgabe(n):

Frank, Hieronymus: Das älteste Laacher Sakramentar (Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Cod 891), in: Hilarius Emonds (Hg.): Enkainia. Gesammelte Arbeiten zum 800jährigen Weihegedächtnis der Abteikirche Maria Laach am 24. August 1956, Düsseldorf 1956, S. 263 – 303; S. 282 – 284; S. 284 – (Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 2 S. 38 – 43; S. 42) Kommentar:

Die Vorlagen des Sakramentars und des Kalenders sind durch Frank (S. 267 – 293) geklärt: Sie weisen auf das Bistum Trier und auf die Benediktinerabtei Affligem (Bistum Cambrai). Im Kalender begegnen außer Nicetius aus dem Trierer Heiligenkreis Eucharius, Valerius, Maximinus (zweimal), Simeon, Goar, Paulinus, Maternus (zweimal), Willibrord. Im Proprium sanctorum sind (wohl aus älterem Trierer Grundstock) nur Valerius, Maximinus, Paulinus, Eucharius, ferner das junge Fest des Simeon gebracht, d. h. die klassischen Heiligen des Martyrologium Hieronymianum und der prägenden Martyrologien des 9. Jahrhunderts um Eucharius und Simeon ergänzt. – Im Proprium sanctorum fol. 131v ist aus der Bischofsfolge zum 1. Oktober nur Nicetius ausgelassen. Literatur:

Frank, Sakramentar – Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 2 S. 38 – 43; S. 42; S. 43 – Reiche, Schulbuch S. 19 f., S. 255 ff. (zu einem evtl. im Ms. Bonn, ULB Cod. S 218 enthaltenen Fragment eines Trierer Vorlagekalenders) 95 1156 Aug. 24

Nicetius-­Reliquien werden bei der Weihe der Kirche des Benediktinerklosters Laach (Bistum Trier) durch Erzbischof Hillin von Trier (1152 – 1169) im Altar der Abtskapelle niedergelegt. Eintrag/Text:

Altare in capella domni abb[at]­is consecratu[m] est in honore s[an]­c[t]­ę Trinitatis et s[an]­c[t]­ę marię et s[an]­c[t]­i Lamberti. S[an]­c[t]­ique Benedicti. In quo c[on]­tinent[ur] reliq[ui]­ę (Es folgen Gottesmutter, Apostel, Märtyrer) Et s[an]­c[t]­or[um] c[on]­fessor[um] atque pontificu[m]. Maximini. Agricii. Nicetii. Beati. Et s[an]­c[t]­arum uirginu[m] … Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 891, (um 1150), fol. 169 – 170 12./13. Jahrhundert Kloster Maria Laach, fol. 169v (Texte für weitere Altäre mit anderen einschlägigen Heiligen: s. Anton,

23. Nicetius |

Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 dn S. 272 – 274 – Valerius Nr. 62 fv S. 591 f. mit Maternus Nr. 39 cl S. 882 – 884) Ausgabe(n):

Dedicationes monasterii Lacensis, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 970 f.; S. 970 Z. 40 ff.; Z. 43 Kommentar:

Im Verhältnis zu den Hauptheiligen Eucharius, Valerius, Maternus, Agricius und Maximinus ist die Nennung des Nicetius Einzelzeugnis. Nicetius ist in der Abtskapelle als dritter Hausheiliger des Klosters St. Maximin (Trier) nach Maximinus und Agricius kondiert. Literatur:

Frank, Sakramentar S. 263 – 267 – Otten, Clemens: Die Altäre der Laacher Kirche nach dem Rituale des Abtes Augustinus Machhausen, in: Emonds, Enkainia S. 347 – 364; bes. S. 354 – Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 2 S. 38 – 43; S. 38, S. 41 f. – Resmini, Bertram: Die Benediktinerabtei Laach (Germania sacra N. F. 31: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 7), Berlin/New York 1993, S. 18, S. 200, S. 63 (Nr. 9), S. 78 (Nr. 64) 96 12. Jh. 2. H.

Nicetius ist zum 1. Oktober in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Rome … Treueris s[an]­c[t]­i nicecii episcopi et confessoris. Remis translatio … Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 33r Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 97 12. Jh.

Nicetius ist in der Echternacher Ergänzung zu der Grundlagenschicht (9. Jahrhundert) der Metzer Redaktion des Martyrologiums des Florus von Lyon im 12. Jahrhundert zum 1. Oktober als Erzbischof von Trier und Bekenner gebracht.

603

604 | Hauptteil Eintrag/Text:

Grundtext: Apud autisiodoru[m] nat[a]­l[e] s[an]­c[t]­i germani ep[iscop]­i … . Ergänzung: Treberis s[an]­c[t]­i Nicetii archi ep[iscop]­i et c[on]­fessoris. Grundtext: Remis ciuit[ate] translatio … s[an]­c[t]­i Remigii ep[iscop]­i … Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert, fol. 5r – 107v; fol. 84v Ausgabe(n):

Teilediert bei Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du martyrologe romain (Études d’histoire des dogmes et d’ancienne littérature ecclésiastique), Paris 1908 (Ndr.), S. 233 – 237; S. 236 Kommentar:

Die Echternacher Fassung der Metzer Redaktion des Florus-­Martyrologiums bietet sowohl in der Grundanlage (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 13 S. 96 f. und Nr. 49 q S. 181 – Valerius Nr. 12 S. 395 f.) als auch in den Zufügungen einen starken spezifisch Trierer Zuschnitt. Als Trierer Bischofsheilige und weitere Trierer Heilige sind zu nennen: Marus, Valerius (fol. 11r, fol. 11v, beide Grundschicht), Lubentius discipulus Maximini (fol. 14r, Grundschicht; fol. 87v, Ergänzung), Bonosus (fol. 16r, Ergänzung), Legoncius (fol. 16v – 17r, Grundschicht), Quiriacus presbiter (fol. 22r, Grundschicht), Felix (fol. 27r, Grundschicht), Modoald (fol. 41v, Ergänzung), Maximinus (fol. 46r Translatio ab Aquitania; fol. 78v Obitus, Grundschicht), Simeon (fol. 47v), Adalbert von Egmond, discipulus Willibrordi (fol. 54v), Hildulf, presul (fol. 59v, Ergänzung), Magnerich (fol. 64r, Grundschicht), Beatus confessor, Bantus confessor (fol. 64v, fol. 65r, Ergänzung), Treberis Auctor (fol. 71v, Ergänzung), Paulinus (fol. 75r, Grundschicht), Willibrord, Bischofsweihe in St. Peter in Rom (fol. 77v, Grundschicht), Maternus (fol. 79r, Grundschicht; Ergänzung: treuiror[um] ar[chi]; fol.90r Translatio, Ergänzung), Miletus (fol. 81r, Grundschicht), Luitwin (fol. 83v, Grundschicht), Severus (fol. 88r, Ergänzung), Tyrsus, Palmatius und socii (fol. 89r, Ergänzung), Modesta (fol. 93v, Ergänzung), Willibrord (fol. 94v; Weihe Rom fol. 99r, Grundschicht), Eucharius (fol. 102v, Grundschicht). – In der traditionellen Bischofsreihe des 1. Oktober ist zwischen den Heiligen Germanus von Auxerre und Remigius von Reims die Notiz zu Nicetius verknappt eingetragen/nachgetragen. – Die Echternacher Redaktion hat zum 20. August Auctor von Trier, zum 10. August (fol. 68v) wie die Redaktion von Remiremont Auctor von Metz. – Ausgang der Eruierung Quentin, Martyrologes S. 234 – 243, kontrolliert, präzisiert, ergänzt von Anton. Literatur:

Quentin, Martyrologes S. 350 – 375; S. 682 – 688 – Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 39 dc S. 896 f.

23. Nicetius |

98 12. Jh. Ende/13. Jh.Beginn

Bischof Nicetius ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief nach „Bischof “ Severinus, den Bischöfen Marus, Basinus, „Felicissimus“ sowie Magnericus mit Beischrift dargestellt. Eine weitere Reliefreihe bietet in analoger Form die Bischöfe Bonosius, Legontius, Modovvaldus neben den Heiligen Vincentius, Nicolaus, Martinus; eine andere die Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix. Bischof Cyrillus ist nach „Papst“ Alexander (2. Jahrhundert), seinem Bischofsvorgänger Severus sowie „Papst“ Silvester (314 – 335) dargestellt. Eintrag/Text:

(nach Ausgabe Fuchs 1) A Hoc Altare BEATVS VVILLIBRORDVS IN HONORE D(OMI)NI SALVATORIS CONSECRAVIT – B (Verse) INTVITVM FLECTES … CORONAM IN HAC S(AN)C(T)VARII ARCVLA CONTINETVR  / SANC(T)E DEI GENITRIC(IS) MARIE VESTIS PARS ALIQVA. CAPVT ET BRACHIVM COSTIS S(AN)C(T)I PONTIANI [M(ARTY)RIS. VINCENTII. CIRIACI / STEPHANI P(A)P(E). MAVRICII. FELICIS P(A)P(E)]. D1 S(ANCTVS) MAG/NERIC(VS) S(ANCTVS) FELICISSIM(VS) S(ANCTVS) BA/SIN(VS) S(ANCTVS) MA//RVS S(ANCTVS) SEVE//RIN(VS) S(ANCTVS) NI//CET(IVS) D3 S(ANCTVS) BO//NOSI(VS) S(ANCTVS) LEG//ONT(IVS) S(ANCTVS) VINC//ENT(IVS) S(ANCTVS) MODO/VVALDVS S(ANCTVS) NIC//OLAVS S(ANCTVS) MAR//TIN(VS) E1 S(ANCTVS) / AGRICIVS S(ANCTVS) / MAXIMINVS S(ANCTVS) / PAVLIN(VS) S(ANCTVS) / FELIX E3 S(ANCTVS) / ALEXAND(ER) P(A)P(A) S(ANCTVS) / SEVER(VS) // S(ANCTVS) / SYLVESTER S(ANCTVS) / CYRILLVS

605

606 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Tragaltar: Trier, Liebfrauenkirche aus Kloster St. Maria ad martyres (Trier), jetzt Leihgabe an Domschatz Trier. Beschreibung (mit Kommentierungen): Christof Bro(u)wer / Jacob Masen: Metropolis ecclesiasticae Trevericae …, 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855, S. 459 – 461 Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 109. Datierung „E. 11.-A. 12. Jh., um 1320 (?)“ S. 215 – 222 (S. 220 Nota q: Korrektur von falschen Lesungen bei Calmet und Hontheim zu D1; Nota s: korrekter Hinweis, dass Namen von Sylvester und Cyrillus [Teil E3] fehlten, wie aus Bro(u)wer/Masen/Stramberg S. 460 zu ersehen ist). Kommentar:

Zu den komplizierten Datierungsproblemen (Fuchs in Anlehnung an Kraus: 11. Jahrhundert; KDM Rheinprovinz Bd. 13 Abt. 3: gegen Ende des 12. Jahrhunderts; Ronig: 12. – 14. Jahrhundert; Schmid/Giersch: Wende 12./13. Jahrhundert) s. die ausführliche neue Behandlung mit wesentlich weiterführenden Überlegungen und Argumenten Regest Leontius Nr. 17 (vgl. auch Severus Nr. 22; Cyrillus Nr. 16; Marus Nr. 29): Ergebnis ist, dass die Relief-­Bischofsreihen in den (Reliquien-)Kontext des Klosters St. Maria ad martyres (Trier) und zeitlich an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert gehören müssten. – Zu einer vielleicht erkennbaren chronologischen Reihung der Trierer Bischöfe in den einzelnen Reliefteilen s. ebd. Literatur:

Bro(u)wer/Masen/von Stramberg, Metropolis 1 S. 448 – 461; S. 457 – 461 – Kraus, Inschriften 2 Nr. 362 S. 174 – 176 – Lückger/Bunjes (Liebfrauenkirche), in: KDM  3 S. 124 – 203; S. 196 – 200 (Abb.: S. 199 – 201) – Ronig, Schatzkunst Nr. 40 S. 110 f. – Giersch/Schmid, Rheinland S. 50 – 52 – Fuchs, Inschriften s. Ausgabe 99 12./13. Jh.

Nicetius ist im Martyrologium des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 1. Oktober als Erzbischof von Trier genannt und im zugehörigen Kalender als sanctus episcopus geführt, Eintrag/Text:

Kalender: Vita s[ancti] Nicetii ep[iscop]­i Martyrologium: Depositio s[an]­c[t]­i NICECII TREVIROR[UM] archiep[iscop]­i

23. Nicetius |

Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1634/394 4o, Kalendar und Martyrolog aus St. Maximin, 12./13. Jahrhundert, Kalender fol. 1r – 6v; fol. 5v; Martyrologium fol. 7r – 56r; fol. 47v Ausgabe:

---

Kommentar:

Die Texte verdienten eine besondere Untersuchung wegen des Bezugs aufeinander. – Die Kalenderblätter sind im Codex durcheinandergeraten (November/Dezember; März-­Oktober; Januar/Februar). Literatur:

Zur Handschrift allgemein Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 (zitiert Lamprecht wörtlich). – Vermengend Resmini, Maximin S. 1007 ff., S. 1012 f. 100 12. Jh. Ende – 13. Jh. Beginn (sowie Folgetexte des 13., 13./14. und 16. Jh.)

Usuard-­Martyrologien des Prämonstratenser-­Ordens und ein Miscellanea-­Martyrolog der Diözesen Utrecht und Lüttich führen Nicetius wie der Grundlagentext Usuard zum 5. Dezember als Bischof von Trier, Bekenner und Mann großer Heiligkeit; in der spätesten Fassung ist das Bekenner- und Heiligkeitsepithet weggelassen. Eintrag/Text:

[1] Treveris sancti Nicetii episcopi et confessoris, magnae sanctitatis viri [2] Treveris sancti Nicetii episcopi Quelle/Überlieferung:

[1] Martyrologe de Prémontré: Soissons, BM ms. 9, 12. Jahrhundert Ende / 13. Jahrhundert Beginn, fol. 16r – 102v; fol. 96v (Folgetexte Averbode, Parc sowie Miscellanea-­Martyrolog Notre-­Dame Tongern) [2] Martyrolog Bern-­Molines der prämonstratensischen Gruppe von 1574 Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 549 – 1136; S. 1097 f., S. 1098

607

608 | Hauptteil Literatur:

Overgaauw, Martyrologes S. 8, S. 9, S. 194 – 230; S. 231 – 237 Martyrologe de Prémontré; S. 237 – 241 Martyrologe de Averbode; S. 241 – 244 Martyrolog von Parc bei Löwen; S. 487 – 493 Miscellanea-­Martyrologien; S. 493 – 498 Martyrolog von Notre-­Dame Tongern; S. 244 – 247 Martyrolog von Bern 1574 101 um 1239

Nicetius ist im Nekrologium und Memorienbuch mit Läuteordnung des Stiftes St. Kunibert (Köln) (Liber memorialis) zum 5. Dezember als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Nicetii ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Köln, Hist. Archiv der Stadt Köln, Best. 295 (GA) 143, um 1239, fol. 1r – 38r (März 5– Dez. 31); fol. 35r Ausgabe(n):

(Zilliken, Festkalender S. 120) Kommentar:

Angelegt ist das Buch um 1239 (s. fol. 38v Zinsverzeichnis). Im Zinsverzeichnis mit Eintragungen von Stiftungen seit dem 12. Jahrhundert beziehen sich verhältnismäßig viele Notizen auf Trierer Kanoniker (von den Brincken). Entsprechend herausgehoben erscheint Paulinus von Trier als Bischof und Märtyrer (fol. nicht zu lesen), Maximinus als Bischof (fol. 11v) und Eucharius (fol. 35r). Nicetius ist hier wieder in einem prominenten Viererkreis gebracht. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 ev S. 301 – 304 (zum Umkreis einschlägiger kölnischer Texte) – Korth, Leonard: Die Kölner Nekrologien im Stadtarchiv, in: Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Heft 9 (1886) S. 169 – 172; Nr. 12 S. 171 – Zilliken, Festkalender S. 28 – von den Brincken, Totenbücher S. 148 – Gattermann, Handschriftencensus 2 Nr. 1600 S. 931 102 13. Jh. 1. H.

Ein Kollektar des Stiftes St. Simeon (Trier) enthält für Bischof Nicetius zusammen mit den Heiligen Remigius, Germanus, Vedastus und Amandus eine eigene Collecta. Eintrag/Text:

S[an]­c[t]­or[um] Remigii, Nicecii, Germani, Uedasti et Am[a]­ndi Beatorum confessorum pariterq[ue] pontificum Remigii, (ausradiert offenbar Nicecii),

23. Nicetius |

Germani, Vedasti et Amandi nos d[omi]­ne nos q[uaesumu]­s festa tueant[ur] et e[orum] co[m]­mendet oratio ueneranda. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 363/1027 4o, 13. Jahrhundert Beginn; de sanctis fol. 62r – 95r; fol. 88v – 89r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Es ist nicht ersichtlich, wieso zwischen Remigius und Germanus offenbar der Name des Nicetius ausradiert wurde, während er im Rubrum steht. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 9 („1ste Hälfte 13. Jhrh.“) – Kurzeja, Liber S. 193 mit Anm. 786 (13. Jahrhundert Anfang) – Heyen, Simeon S. 205 (13. Jahrhundert 1. Hälfte) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 46 („s 13 in“) 103 13. Jh. 1. H.

Nicetius ist im Kalender eines Liber horarum b. Mariae virginis des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) zum 3. Oktober als Märtyrer geführt. Eintrag/Text:

Niceti m[a]­r[tyris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 448/1619 8o, 13. Jahrhundert 1. Hälfte, fol. 1r – 6v; fol. 5v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 88) Kommentar:

Außer Nicetius stehen aus der Trierer Bischofsreihe nur Eucharius (fol. 6v), Paulinus (fol. 4v) und Felix (fol. 2r) in diesem Kalender. Das singuläre Märtyrerepithet mag auf die zeitweilige Verbannung des Nicetius durch König Chlothar I. zurückgehen. Kölnischer Einfluss ist stark, so dass mit Nr. 107 [4] verglichen werden kann. – Zu dem Datum 3. Oktober ist nur noch ein weiteres Zeugnis aus dem 15. Jahrhundert aus demselben Trierer Konvent erfasst (Miesges, Festkalender S. 89). Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 er S. 298 f. – Miesges, Festkalender S. 12 – Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 448 S. 65 – Becker, Eucharius S. 67 (Nr. 9) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51

609

610 | Hauptteil 104 13. Jh. Ende

Nicetius ist in einem Kalender des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 1. Oktober als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Nicetii Epi. Remigii & Sociorum ejus (Hontheim) Quelle/Überlieferung:

Handschrift verschollen. – Nach Hontheim, Prodromus S. 401 Bezug zu einem liber Hebdomadalis Ecclesie S. Simeonis in quarto, …, nunc servatus in bibliotheca Ausgabe(n):

Hontheim, Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae I, Augsburg 1757, S. 401 – 407; S. 406 Kommentar:

Mit Vorzug sind Bischöfe und Pseudo-­Bischöfe (von Trier) der frühesten Zeit (Eucharius S. 407; Agricius, Marus, Valerius S. 401; Maximinus S. 403, S. 405; Fortunatus S. 404; Felix, Cyrillus [?] S. 402; Auctor, Paulinus S. 405; Maternus S. 405, S. 406; Nicetius, Severus, Willibrord S. 406) gebracht. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12 (als „Vorlage“ eines Kalenders des 15. Jahrhunderts) – Heyen, Simeon S. 577 – 580, S. 578 105 13. Jh.

Nicetius ist im Kalender des Breviariums eines Augustinerkonvents (Trier) zum 5. Dezember als Bischof (von Trier?) geführt. Eintrag/Text:

Nicetii ep[iscopi] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 428/3 8o (verschollen), 13. Jahrhundert Beginn, fol. 1r – 7r; fol. 6v/7r (?); Proprium de sanctis fol. 191r – 248v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 108) Kommentar:

Nicetius erscheint hier noch mit der für Trierer Verhältnisse traditionellen Datierung zum 5. Dezember. Trierer Bischofsheilige sind im Proprium de sanctis (fol. 191r – 248r) nicht vertreten, ihre Namen sind nur am Rand vermerkt (Kurzeja). Zur möglichen

23. Nicetius |

Vorlage s. Lit. – Dieser Kalender steht an der Spitze einer Gruppe von Texten, die zahlreiche neue Nennungen und in steigendem Maß einheimische Namen bringen. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 Nr. 428 S. 46 – 49 – Miesges, Festkalender S. 17 – Kentenich, Herkunft eines illustrierten Breviers – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Vorlage vielleicht aus Kölner Raum). 106 ca. 1305/1307 – 15. Jh. Beginn

Trierer Libri ordinarii sowie das Breviarum Balduini geben die liturgische Normierung für das Fest des Bischofs Nicetius bzw. führen ihn in ihrem Kalender. [1] 1305/1307 Liber ordinarius der erzbischöflichen Kirche von Trier. Eintrag/Text:

Festtag (1. Okt.): NICETII EPISCOPI. Per omnia de confessore pontifice REMIGII ET ALIORUM cum ant[iphona] Isti sunt viri et coll[ecta] propria Beatorum confessorum. Lectiones de vita ipsius. Commemoratio dictorum sanctorum cum anti­ phona et collecta. In secundis vesperis Iuravit etc. Quelle/Überlieferung:

London, BL Harley MS 2958, frühes 14. Jahrhundert, fol. 1r – 68r; fol. 64v Ausgabe(n):

Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970, S. 429 – 562; S. 547 – (Extrahierter Kalender: S. 77 – 78; S. 76 [Nicetii / Remigii et aliorum]) Kommentar:

Offenbar ist das Fest des Bischofs Nicetius erst spät in die Domliturgie eingeführt worden, vielleicht durch Erzbischof Balduin (1307 – 1354) systematisiert. Die Feier im Domoffizium ist sekundär. Das Fest gehört in diesem Sinn zu der Schicht der Feste von Eucharius, Agricius, Valerius, Maximinus, Fortunatus, Magnerich, Auctor, Paulinus, Maternus, Liutwinus, Rusticus, Willibrord (Kurzeja, Liber S. 62). Das Nicetius-­Fest verdrängte das in Reginos Tonar und im Prümer liturgischen Sammelband (Trier, StB Hs 1245/597 8o [9. Jahrhundert], fol. 123v) bezeugte Remigius-­Fest (Kurzeja, Liber S. 204). Literatur:

Kurzeja, Liber S. 17 – 38 (zu Handschrift und Alter des Liber); S. 62; S. 204 (mit Blick auf Systematisierung zu präzisieren)

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612 | Hauptteil [2]  1336 (14. Jh. 1. H.) Nicetius ist im Kalender des Breviarum Balduini zum 1. Oktober als Bischof geführt, im Proprium de sanctis findet sich ein ausführliches Festtagsoffizium. Eintrag/Text:

Kalender: Nicetii ep[iscop]­i. Remigii et alior[um] Proprium: Nicetii. Remigii et alior[um] … Beator[um] c[on]­fessor[um] tuorum p[resb]­it[erorum] et pontificu[m]. Nicetii. Remigii. Germani. Vedasti amandi atque Bauonis. Liturgische Anweisungen. … s[an]­c[tu]­s niceti[us] ep[is]­c[opus] ab ip[s]­so ort[us] sui t[em]­p[or]­is clevic[us] (!) designat[us] … Text der Vita Nicetii (s. Nr. 36) bis zur Bischofserhebung Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 7r; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis), fol. 462r – ­v Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 89) Proprium: --Kommentar:

Die verknappten Angaben zur Vitenlesung in [1] sind als Anweisung genommen und konkretisiert: Vita Nicetii c. 1 S. 278 (vgl. Nr. 1, Nr. 36). – Aus der Reihe der Bischöfe von Leontius bis Sabaudus sind nur die Bischöfe Marus, Nicetius und Magnerich in das Proprium des Breviarium Balduini aufgenommen. Literatur:

Bastgen, Handbuch S. 185 – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 154 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 489 – 556; S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier  I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. [3] 1345 Ordinarius horarum ecclesie Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: De s[an]­c[t]­o Nycecio. Postea de Remigi[o, ue[dasto], a[mando] cum suffragiis. Set ubi Niceci[us] e[st] p[at]­ronus seruetur (breite liturgische Maßgaben) Es folgt: Et seruatur per o[mni]­a de s[an]­c[t]­o Nycecio q[u]­i nos suis pr[eci]­bus a peste ingwenar[ia] curauit. Hs 1737 Kalender: Nycecii ep[iscopi] tr[euerensis]. Remigii, Ued[asti], Am[andi] et Ba[uonis].

23. Nicetius |

Ordinarius de sanctis: De s[an]­c[t]­o Nycecio. Postea de Remigi[o], ue[dasto], a[mando] cum suffragiis. Set ubi Niceci[us] e[st] p[at]­ronus seruetur (breite liturgische Maßgaben) Es folgt: Et seruatur per o[mni]­a de s[an]­c[t]­o Nycecio q[u]­i nos suis pr[eci]­bus a peste inquinar[ia] curauit. Ordinarius missarum: Nota q[uod] ecc[les]­ia treue[r]­ica tenet missa[m] de solo Nicecio tre[uerensi] ar[chi]­ep[iscop]­o, quia eam in sua uita precibus suis a peste curauit igwinar[ia] … et fiat Memo[ria] de Remi[gio] ved[asto] et Aman[do]… Sed qui uult de eis simul celebrare teneat off[iciu]­m ut sequit[ur]: Nicecii Remigii et aliorum Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 127v) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt – (Kalender: Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol. 6v) Ordinarius p. 1 – 325: p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 169 Ordinarius missarum: p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 315 Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [212]-106r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [97]-48r Kalender: (Miesges, Festkalender s. S. 88 Nota h, S. 89 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 76 [Nicetii ep. tr. – Remigii, Vedasti, Amandi]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Klar gespiegelt ist die bei [1] erkennbare Verdrängung des traditionellen Remigius-­ Festes in der Domliturgie (nur Commemoratio). – Die wunderbare Heilung von der lues inguinaria (hier: pestis inquinaria / pestis igwenaria) ist berichtet bei Gregor von Tours, Vita Nicetii c. 4 S. 281 Z. 13 – 22 (Nr. 36), dazu s. [4] Kommentar.

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614 | Hauptteil Literatur:

Miesges, Festkalender S. 15 – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Hs 1737/66 4o aus Domkirche), S. 62, S. 65 – Knoblich, Bibliothek S. 170 (B 75: Heimat des Hs 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 fo [b] S. 316 f. – Valerius Nr. 62 is [b] S. 650 f. – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus vielleicht eine mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). [4] ca. 1370 Ordinarius Missae des Trierer Doms, Trierer Proprium. Das Fest des Erzbischofs Nicetius ist im Proprium sanctorum zum 1. Oktober unter Heraushebung geführt. Eintrag/Text:

Nota quod ecc[les]­ia treu[erensis] tenet missam de solo Nicetio tr[euerensi] archiep[iscop]­o Quia eam a peste curauit i[n]­gwinaria. Officium ut inf[ra] de confess[ore] pont[ifice] et fiat me[m]­o[ria] De Remig[io] vedas[to] et ama[ndo] cu[m] coll[ecta] … Set qui vvlt de eis simul celebrare teneat off[i]­ciu[m] ut sequit[ur] Rubrum: Nicecetii (!). Remigii Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v (Proprium sanctorum); fol. 67r – ­v Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 358) Kommentar:

Die Wundertätigkeit des Nicetius ist entnommen Gregor von Tours, Liber Vitae Patrum: MGH SS rer. Mer. 1, 2, ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. mit neuer Paginierung 1969, S. 211 – 294; XVII De sancto Nicetio Treverorum episcopo S. 277 – 283, c. 4 S. 281 Z. 13 ff. – Bemerkenswert ist die liturgische Alternativmöglichkeit: Messe allein des Nicetius oder gemeinsame Messe des Nicetius und Remigius. Die in [1] und [3] bezeugte Zurückdrängung des Remigius-­Festes ist teilweise aufgehoben. – Eine markante Reihung bekannter und weniger bekannter, darunter auch fiktiver, Trierer Bischöfe und Heiliger der Spätantike und des Frühmittelalters ist im Proprium sanc-

23. Nicetius |

torum geboten: außer Nicetius Eucharius (fol. 42v), Marus, Valerius, Castor (fol. 45r), Leguncius, Bonosius (fol. 46r), Basinus (fol. 46v), Felix, Abrunculus (fol. 47r), Britto, Modoald (fol. 49r), Maximinus (fol. 50r, fol. 52v, fol. 64r), Symeon (fol. 50v), Fortunatus (fol. 51v), Numerianus (fol. 55v), Natuitus, Auspicius, Hildulfus, Valentinus, Severa (fol. 56r), Helena regina (fol. 62r), Paulinus (fol. 63v), Marcellus (fol. 64r), Maternus (fol. 65v, fol. 68r), Miletus (fol. 66r Memoria), Liutwinus (fol. 67r), Metropolus (fol. 67v), Rusticus, Severus, Florentius (fol. 68r), Severinus (fol. 69r), Fibicius, Willibrord (fol. 70r), Sabaudus (fol. 71v). Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften S. 357 – 359 [5] Zu Nicetius im Liber ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) aus der Zeit um 1400 mit späteren Ergänzungen (Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 [Abschrift von 1734], fol. 3r – 140r – p. 1 – 275) s. Nr. 110. 107 14. Jh. 1. H./14. – 15. Jh.

In Trierer Festkalendern ist Nicetius zum 1. Oktober als Bischof resp. als Erzbischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Nicetii ep[iscop]­i bzw. archiep[iscop]­i Treverensis Quelle/Überlieferung:

Texte des 14. Jahrhunderts: Siehe Einzelverweise. – 15. Jh.: s. Nr. 111. Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 89) [1] Breviarium Balduini (1336 – 14. Jh. 1. H.) Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 7r; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis), fol. 462r – ­v; s. Nr. 106 [2]. [2] Breviarium des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias, 14. Jahrhundert 1. Hälfte, Trier, StB Hs 441/1888 8o, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 8r Nicecii ep[iscop]­i. Remigii et alior[um; De sanctis fol. 101r – 143r; fol. 137r Remigii. Nicecii (Rubrum) … nicecii remigii germani vedasti et amandi atque bauonis … Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 gc S. 330 f. (Lit.) [3] Breviarium Carthusianum 14. Jahrhundert Kloster St. Alban (Trier) Trier, BPS Hs 123, 14. Jahrhundert; Kalender fol. 4r – 15v; fol. 13r Nicecii ep[iscop]­i + REmigii ep[iscop]­i 3(!) l[ectiones]

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616 | Hauptteil Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gv S. 342 – Marx, Handschriftenverzeichnis S. 90 f. – Miesges, Festkalender S. 14 [4] Nekrolog-­Kalender des Augustiner-­Chorfrauenstifts St. Marien (später St. Thomas) bei Andernach (Bistum Köln; heute Bistum Trier) Trier, StB Hs 2039/670 4o, 14. Jahrhundert, fol. 1v – 49r; fol. 37v Remigii. Germ[an]­i. Vedas[ti], Nice[tii] Hierzu s. Leontius Nr. 31 – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 gw S. 342 (Lit.) [5] Kalender mit Nekrolog des Kanonikerstifts St. Simeon (Trier) Trier, StB Hs 1894/1646 2o, 14. Jahrhundert (um 1350), fol. 1r – 21r; fol. 16r Nicecii ep[i­ scop]­i Remigii Hierzu s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gg S. 333 (Lit.) – Heyen, Simeon S. 557, S. 209 f. [6] nach 1381 Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 6v Nicecii ep[iscop]­i t[reuerensis]. Remigii et socior[um] Zu diesem Eintrag und dem korrespondierenden ausführlichen Text im Proprium sanctorum (fol. 369v – 370r) s. Nr. 109. [7] Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 11v; Nicetii ep[i­ scop]­i (rot) Remigii (Ausgabe: Miesges, Festkalender S. 89 mit S. 18) – Proprium fol. 295r – 421r; fol. 369v – 370r zusammen mit Remigius (s. Marus Nr. 42). Siehe Leontius Nr. 30. [8] Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; Nekrolog-­Kalender 1389 – 1390, fol. 8r – 55v; fol. 44r Remigii ep[iscop]­i Nicetii ep[iscop]­i (Ausgabe: Miesges, Festkalender S. 89 und S. 88 Notae f und h) 108 1361

Nicetius ist in einem Martyrologium des Benediktinerklosters Sint Truiden/Saint-­ Trond (Bistum Lüttich) zum 1. Oktober in einer Confessores-­Gruppe geführt. Eintrag/Text:

Remis translatio sancti Remigii episcopi gloriosi. Eodem die sanctorum Germani, Nicetii, Vedasti, Bavonis, Piati, confessorum Christi Quelle/Überlieferung:

Lüttich, Bibl. de l’Université de Liège ms. 326, 1361, fol. 1r – 33r; fol. 24r

23. Nicetius |

Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Les saints particulièrement honorés à l’abbaye de Saint-­Trond, in: An. Boll. 72 [1954] I: S. 85 – 133; II: S. 397 – 426; S. 418 – 424; [S. 422]; 73 [1955] II [suite] S. 140 – 192) Kommentar:

In der Grundanlage dieses Martyrologiums (Ado [Nr. 46]) finden sich von Trierer Heiligen Valerius (fol. 3v), Maximinus und Paulinus. Der dortige Nicetius-­Eintrag ist trierisch überformt. Eucharius (fol. 30v) und Maternus (fol. 22v, 15. September) sind aus Trierer Bestand hinzugenommen. Literatur:

Coens, Saints … Saint-­Trond II S. 417 – 425 109 nach 1381

Nicetius ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 1. Oktober als Bischof von Trier geführt, im Proprium sanctorum gilt ihm ein ausführliches Offizium. Eintrag/Text:

Kalender: Nicecii ep[iscop]­i t[reuerensis]. Remigii et socior[um] Proprium: Liturgische Anweisung zum Fest von Nicetius, Remigius und weiterer Heiliger. – Beator[um] confessor[um] p[ar]­it[er]­que pontificu[m] Nicecii. Remigii. Germani. Vedasti. atque bauonis nos q[uesumu]­s d[omi]­ne festa tueantur et eor[um] commendet m[em]­o[ria uenera[n]­da. Es folgt eine in sechs liturgische Lesungen gegliederte Darstellung des Werdegangs des Nicetius von seiner Geburt bis zur Übernahme des Bischofsamtes in Trier nach der Vita Nicetii (c. 1 S. 278) des Gregor von Tours (s. Nr. 1): L[ectio] p[r]­ima. Igitur s[an]­c[tu]­s nicecius ep[iscopu]­s ab ip[s]­o ort[us] sui t[em]­p[or]­is (!) clericus designatus e[st] … .L[e]­c[ti]­o VIa.… atque decreto regis ad ordina[n]­du[m] … adducebat[ur]. Kurze liturgische Anweisung zu den weiteren Tagesheiligen. Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 6v; Proprium fol. 301v – 385v; fol. 369v – 370r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 89) Kommentar:

Siehe Marus Nr. 40.

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618 | Hauptteil Nicetius erfährt eine besonders ausführliche Würdigung, die der der Gründungsbischöfe und der aus dem Martyrologium Hieronymianum übernommenen Bischöfe entspricht, sie z. T. übertrifft. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kur­ zeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“). 109* 14. Jh. Ende (nach 1389)

Nicetius ist als Bischof von Trier zum 5. Dezember in einem erweiterten Usuard-­ Martyrologium aus Tongern bezeugt. Eintrag/Text:

Ciuitate treue[r]­i s[an]­c[t]­i nycetii ep[iscop]­i et co[n]­fessoris totius sanctitatis viri Quelle/Überlieferung:

Tongern, Stadsarchief, Archief Onze-­Lieve-­Vrouwe Nr. 13, 14. Jahrhundert Ende, (fol. 56rff.), fol. 57(r)v-139r; fol. 133r Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 1097 f. 110 um 1400/15. Jh.

Nicetius ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 1. Oktober geführt. Eintrag/Text:

De Sancto Nicetio Episcopo Trevirensi … de S[anc]­to Remigio et Sociorum ejus Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 130r – ­v (p. 255 f.) Ausgabe(n):

(fehlt Heyen, Paulin)

23. Nicetius |

Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei) 111 um 1463

Bischof Nicetius ist im Kalender vor einem Psalterium des Benediktinerklosters St. Maria ad martyres (Trier) mit Festtag zum 1. Oktober (12 Lektionen) geführt. Eintrag/Text:

K[ a]­l[endas] Octob[res] Nicecii e[piscopi] xii l[ectiones] (rot) a[ntiphona] Iste est Ama[uit] Iste ho[mo] Re[m]­igii G[er]­ma[n]­i Vedasti ep[iscop]­or[um]

619

620 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 51, Psalterium und Hymnar: Monastischer Chorpsalter, Trier St. Maria ad martyres, Kalender (März-­Dezember), fol. 1r – 5v; fol. 4v Ausgabe(n):

(Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 84 S. 214 – 216; S. 216) Literatur:

Siehe Ausgabe(n) Eine Art Paralleltext, ebenfalls Darmstadt, ULB Hs 1100, Brevier-­Sommerteil, Diözese Trier, fol. 235r – 375v von 1470/1471; s. hierzu Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 112 S. 278 – 280; S. 278 112 1468 Mai 22 – 24 (um 1480, 1482 – 1486; 1489)

Bischof Nicetius von Trier ist im Nachtrag der beiden Trierer Handschriften des Martyrologiums der Bursfelder Kongregation, zu der die Abtei St. Eucharius-­St. Matthias seit 1446 gehörte, vertreten. Im Eigenkalender dieser Abtei ist er zum 1. Oktober als herausgehobener Heiliger geführt. Eintrag/Text:

T1 (G): Kalendis Octobris Translatio sanctoru[m] confessoru[m] Remigii et Germani quoru[m] prior Remensem, alter vero Autisiodorensem gubernavit ecclesiam. (ZH ) Commemoratio de sancto Remigio. Zufügung: Treueris, sancti nycetii archiepiscopi. Festum celebre. (ZH) Eodem die, beatoru[m] confessoru[m] Medardi et Vedasti. (G) Civitate Tornaco beati Piatonis presbiteri, … . Romae natale beati Arethe martyris et aliorum quingentorum quattuor. T2 (G): Kalendis Octobris Translatio sanctoru[m] confessoru[m] remigii et germani quoru[m] prior remensem, alter vero autisiod[o]­rensem rexit ecclesiam. (ZH) Com­ memoratio de sancto remigio. Zufügung: Treberis, sancti nycetii episcopi. Duodecim lectiones. (ZH) Eodem die, beatoru[m] confessoru[m] medardi et vedasti. (G) Civitate tornaco beati piatonis presbiteri, … Breviarium: Eigenkalender Sommerteil: Nicecii ep[iscop]­i XII l[ectiones] Quelle/Überlieferung:

Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 162, S. 50 – 66 Handschriften; Becker, Eucharius S. 67 (Nr. 16) zu T2, S. 68 (Nr. 18) Breviarium Sommerteil T1: Trier, StB Hs 1246/596 4o, Kloster St. Maria ad martyres (Trier) um 1480, fol. 1r – 47r; fol. 33v

23. Nicetius |

T2: Trier, BPS Hs 63, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) um 1482, fol.2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 57v Breviarium, 1489, St. Eucharius-­St. Matthias, Sommerteil: Trier, StB Hs 433/1928 8o, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 6v Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Kalender der Bursfelder Kongregation (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 35), Münster 1984, S. 155 – 257; S. 232; Der Bursfelder Festkalender: S. 258 – 357, Eigenfeste Trier Breviarium 1489: S. 325 – 332; S. 330 (Miesges, Festkalender S. 89 mit S. 18) Kommentar:

Im Grundtext (G) bzw. im Zusatzhaupttext (ZH) werden von Trierer Bischöfen geführt: Valerius discipulus Petri apostoli (G S. 171), Bischof Modestus (ZH, Zufügung T2 S. 177 f.), Bischof Basinus (ZH S. 179), Quiriacus presb. (ZH S. 180), Bischof Felix (ZH S. 184), Kreuzauffindung durch Kaiserin Helena (G S. 192), Bischof Modoald (ZH S. 195), Bischof Maximinus (G S. 199; Zusätze T1 und T2 ZH S. 227), Simeon (ZH S. 200), Bischof Numerianus (ZH S. 208), Severa virgo (ZH S. 212), Kaiserin Helena (G S. 220), „Bischof “ Auctor (ZH S. 220), Paulinus (G mit traditionellem Elogium S. 223, Trierer Zusätze), Thyrsus und Gefährten (ZH S. 233, Trierer Zusätze), Palmatius (ZH S. 234, Trierer Zusätze), Bischof Rusticus, Bischof Severus (ZH S. 236), Bischof Willibrord (G S. 244), Eucharius (ZH mit Trierer Zufügung S. 251: breites Elogium und Bistumsgründung). – Auf der regionalen Stufe, nur repräsentiert durch Trierer Zusätze wie Nicetius, etwa Bischof Agricius (S. 167), Bischof Marus (S. 170), Bischof Abrunculus (S. 190), Bischof Britto (S. 193), „Bischof “ Navitus, „Bischof “ Auspicius (S. 209), Maternus (S. 228, S. 239), Bischof Fibicius (S. 243). – Zur wohl zu Recht erschlossenen Vorlage eines Martyrologiums aus dem Kloster St. Eucharius-­St. Matthias Rosenthal S. 28, S. 31 – 34. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 163: Handschriften; S. 50 – 66: Trierer Handschriften, s. auch Tabelle S. 290 – 292; S. 293 f.; Redaktion des Martyrologiums: S. 287, S. 294 – Becker, Eucharius s. Quelle/Überlieferung. Zu Nicetius in den Breviaria Trevirensia von 1468, 1501, 1502: Heinz, Liturgische Bücher S. 126, S. 129, S. 131. 113 1493

Hartmann Schedel nennt in seiner Weltchronik Bischof Nicenus (Nicetius) nach Valerius, Paulinus, Maxim[in]­us als Begründer des Christentums in Trier.

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622 | Hauptteil Eintrag/Text:

Ea sane ciuitas a Valerio ep[iscop]­o beati petri discipulo primo xpi (Christi) euangeliu[m] suscepit. inde a beato paulino eiusde[m] ep[iscop]­o viro s[an]­ctissimo illustrata fuit. Es folgt das traditionelle Elogium der Verfolgung des Bischofs durch Kaiser Constantius II. Ibi etiam floruit maximus ep[iscop]­us a quo athanasius … susceptus est. Habuit quoque hec ciuitas Nicenum ep[iscop]­um totius sanctitatis viru[m] et alios multos. Quelle/Überlieferung/Ausgabe:

Schedel, Hartmann: Registrum huius operis libri cronicarum cu[m] figuris et ymagi[ni]­bus ab inicio mundi, Nürnberg, Druck 1493, fol. XXIII Posselt, Bernd: Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik (MGH Schriften 71), Wiesbaden 2015, Anhang II Textsynopsen, Trier S. 514 – 517; S. 516 f.; dort Eruierung der Vorlage: Foresti, Giacomo Filippo da Bergamo: Supplementum chronicarum, Venedig 1483 u. ö., fol. 111r. Kommentar:

Schedel nimmt einen am Martyrologium Hieronymianum orientierten Sonderzweig der Überlieferung auf. Danach ist der Petrusschüler Valerius der Begründer des Christentums in Trier; Nicenus (Nicetius), mit den ihm von Ado (Nr. 46) zugelegten Attributen versehen, gehört zu der klassischen Vierergruppe. Als direkte Vorlage ist bei Posselt Foresti eruiert. Bei der Behandlung Triers S. 268 – 276 fehlt die kirchliche Seite ganz; S. 274 Anm. 109 zeigt, dass Posselt die virga, die Otto von Freising, Chronik III, 14 bringt und die nach ihm zwischen Köln und Trier zweigeteilt ist, Posselt nicht als Petrusstab erkennt! Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 la* S. 690 f. – Kramer, Johannes: Trier in Schedels Weltchronik, in : Kurtrierisches Jb. 52 (2012) S. 69 – 90; S. 79 – 83; S. 87 f.. 114 15. Jh.

In dem Martyrologium des nahe Brüssel gelegenen Benediktinerinnenklosters Petit-­ Bigard (heute Erzbistum Mecheln/Brüssel) wird Nicetius von Trier in einer großen Reihe Trierer (Bischofs-)Heiliger als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Siehe Kommentar. Quelle/Überlieferung:

Bibliothèque des Bollandistes s. Ausgabe(n)

23. Nicetius |

Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 [1967] S. 128 – 142; S. 134 ff.) Kommentar:

Als Trierer Bischöfe bzw. weitere Trierer Heilige sind aufgeführt: Agricius, Marus, Valerius, Castor, Bonosius, Leguntius, Basinus, Abrunculus, Maximinus, Symeon, Goar, Severa, Modoald, Magnerich, Bantus, Maternus, Liutwin, Nicetius, Thyrsus, Thebäer, Fibicius. Literatur:

Coens, Martyrologes belges II S. 128 – 142 Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Bischof Nicetius hat in Kult und Verehrung eine exzeptionelle Bedeutung erlangt, die nur mit entsprechenden Rezeptionen der Repräsentanten der Gründerphase Valerius, Maximinus, Paulinus verglichen werden kann. Bisweilen lässt er diese Bischöfe hinter sich, namentlich ist dies bei dem als der Gründerbischof gesehenen Eucharius der Fall. Über seine Aufnahme in die Martyrologien von Ado und Usuard hinaus ist seine Perzeption in der Weise gesteigert worden, dass die dort angedeuteten Aufnahmen von Texten Gregors von Tours zuweilen „komplettiert“ wurden. Bisweilen wird die Trier-­Präsentation durch die oben genannten im Martyrologium Hieronymianum vertretenen Trierer Bischöfe durch Nicetius erweitert. Entgegen weit verbreiteter Auffassung ist seine Platzierung weg von der vielleicht willkürlichen (Dubois) bei Ado zum 5. Dezember auf den 1. Oktober nicht außerhalb von Trier (Regensburg) zuerst bezeugt, sondern im trierischen Umkreis des Klosters St. Maximin im 10. Jahrhundert (Vorlagen des Pseudo-­Beda Martyrologiums von ca. 930). Diese Bezeugung lässt sich in einem höchst aussagekräftigen Komplex von in Beziehung zueinander stehenden Texten eindrucksvoll illustrieren. Der hier nicht spezieller zu verfolgende „hohe liturgische Aufwand“ (Pfeiffer) korrespondiert der konstatierten Singularität und Exemplarität. D Materielle Überreste 115 Grab des Nicetius

Die Beisetzung des Nicetius in der basilica St. Maximin (Trier) ist durch Gregor von Tours fast zeitgenössisch bezeugt. Eintrag/Text/Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours: Vita Nicetii (Nr. 36), c. 4 S. 281 (Beziehung des Nicetius zu St. Maximin; sein Besuch dort); c. 6 S. 283 (Beisetzung) – Ders., Liber in gloria confessorum (Nr. 35), hier c. 92 S. 357 (Wunder am Grab).

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624 | Hauptteil [2] Schenkung der Gräfin Erkanfrida von 853 Apr. 1 (MUB I Nr. 83 S. 88 f.; S. 88): ad monasterium s. Maximini. ubi sanctus corpore requiescit cum reliquis duobus s. Agricio et s. Nycetio. [3] Martyrologium des Ado von Vienne (um 855) (Nr. 46): Item ipsa die (Dez. 5), Treveris, sancti Nicetii episcopi, totius sanctitatis viri, qui in basilica beati Maximini episcopi sepultus quiescit (Dubois/Renaud, Martyrologe d’Adon S. 409). [4] (Angebliche) Urkunde Papst Agapits II. für das Kloster St. Maximin zu 950 Feb. 28, (angefertigt im 10. Jahrhundert) (Ausgabe: Zimmermann, PU 1 Nr. 121 S. 214 – Regesten: Boshof, GP 10, 1 S. 201 f. Nr. † 5 – Böhmer/Zimmermann, RI II, 5 Nr. † 226 S. 66 f.): (monasterium) in vicinio Treuerensium murorum in honore sancti Iohannis euuangelistę fundatum sanctis sanctorum confessorum Maximini, Agricii atque Nicetii corporibus dicatum. Zu dieser Urkunde s. Fibicius Nr. 5 [5]. [5] Bestattungsort nach 942: Siehe Nr. 116. Kommentar:

Das Zeugnis Gregors von Tours lässt keinen Zweifel daran, dass Nicetius von Anfang an in der Kirche St. Maximin bestattet war. Dies ging vermutlich auf seinen eigenen Wunsch zurück, da eine besondere Beziehung zu dieser Basilika ebenfalls durch Gregor zu fassen ist. Hinweise auf frühe Translationen liegen nicht vor, auch bei der Translation der Maximin-­Gebeine Ende des 7. Jahrhunderts (Vita Maximini I AA SS Mai VII c. II, 9 S. 23E; Vita II MGH SS rer. Mer. 3, 1896 [Ndr.], c. 15 S. 79 f.; s. Exner, Matthias: Die Fresken der Krypta von St. Maximin in Trier und ihre Stellung in der spätkarolingischen Wandmalerei [Trierer Zs. Beiheft 10], Trier 1989, S. 38 f.) wurde Nicetius, der wohl in deren Nähe beigesetzt war, nicht umgebettet. Erst 942 wurden seine Gebeine zusammen mit denjenigen von Agricius und Maximinus in die neuerrichtete Innenkrypta der Kirche transferiert. Literatur:

Bestattung in St. Maximin: Gauthier, Évangélisation S. 181 – Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 222 – Gierlich, Grabstätten S. 22 f. (Beisetzung in der Nähe der Maximinkrypta), S. 42 f. – Anton, Trier S. 132 – Ders., Trier von der Spätantike S. 41 – Verhältnis zu St. Maximin: Gierlich, Grabstätten S. 42. – Siehe auch Nr. 117 I [2] – Translation 942: Siehe Nr. 116. 116 942 Okt. 14/13

Translation der Nicetius-­Gebeine innerhalb der Klosteranlage St. Maximin 942 wurden die Gebeine von Agricius, Maximinus und Nicetius in die neugeweihte Kirche des Klosters St. Maximin übertragen.

23. Nicetius |

Eintrag/Text/Ausgabe(n):

[1] Translation: Notae dedicationum s. Maximini Treverensis, ed. Oswald Holder-­ Egger MGH SS 15, 2 S. 1269 f. – Neyses, Baugeschichte S. 157 f. Siehe Nr. 50, Nr. 51. [2] Grabinschrift: In einer (verlorenen) Handschrift des 15. Jahrhunderts überliefertes Epitaph für Maximinus, Agricius und Nicetius: Kraus, Inschriften 2 Nr. 375. Siehe Nr. 51. [3] Befund von 1936: Trierer Zs. 13 (1938) S. 250. Kommentar:

Von dem nicht genau zu ermittelnden Erstbestattungsort in der spätantiken/frühmittelalterlichen Kirche des Klosters St. Maximin wurden die Gebeine von Nicetius zusammen mit denjenigen von Agricius und Maximinus in den neuen Kirchenbau übertragen und in der neuerrichteten Innenkrypta unter dem Hauptaltar St. Johannes Ev. beigesetzt. Die Translation fand vermutlich am 14. Oktober 942, dem Tag nach der Dedikation des Neubaus, statt (s. Nr. 50, Nr. 51). Die nur abschriftlich erhaltene Grabinschrift wurde vermutlich mit der Maximin-­Kirche 1674 zerstört. Von 1512 bis zur Zerstörung 1794 befand sich der Sarkophag Maximins in der Mitte, links davon war der des Nicetius, rechts von Maximin der des Agricius. Reste der drei Bestattungen wurden 1936 gefunden. Literatur:

Gierlich, Grabstätten S. 22 f. – Weber, Wallfahrtsheiligtümer S. 99 (Translation, spätere Baumaßnahmen). Siehe Nr. 117 I [2]. 117 Bauten/Bautätigkeit I

Domgruppe und andere Kirchen

Mit Hilfe italienischer Bauhandwerker restauriert Nicetius die Trierer Domgruppe und andere Kirchen. Eintrag/Text/Ausgabe(n):

[1] Schriftliche Zeugnisse: Brief des Bischofs Rufus von Octodurum an Nicetius (Nr. 17). Venantius Fortunatus, Carmen III, 11 (Nr. 31). Brief des Gogus an Bischof Petrus von Metz (Nr. ? 34) [2] Archäologische und baugeschichtliche Befunde:

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626 | Hauptteil Nordbasilika/Dom: Kempf, Theodor K.: Untersuchungen und Beobachtungen am Trierer Dom 1961 – 1963, in: Germania 42 (1964) S. 126 – 141; S. 134 – 138 (ausführlich zu Kapitellen) – Ders., Grundrißentwicklung und Baugeschichte des Trierer Doms, in: Das Münster 21 (1968) S. 1 – 32; S. 4 f. – Cüppers, Heinz: Dom und Domfreiheit in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 32, 1, Mainz 1977, S. 104 – 114; S. 110 f. – Gauthier, Topographie S. 25 – Zink, Jochen: Die Baugeschichte des Trierer Domes von den Anfängen im 4. Jahrhundert bis zur letzten Restaurierung, in: Der Trierer Dom, Red. Franz Ronig (Jahrbuch des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz 1978/79), Neuss 1980, S. 17 – 111; S. 18 – 31 – Weber, Winfried: Trier: Antike Kirche im Bereich von Dom und Liebfrauen, in: Die Römer in Rheinland-­Pfalz, hg. von Heinz Cüppers, Darmstadt 1996, S. 633 f. – Ders., Der „Quadratbau“ des Trierer Domes und sein polygonaler Einbau – eine „Herrenmemoria“ ?, in: Der heilige Rock zu Trier. Studien zur Geschichte und Verehrung der Tunika Christi anläßlich der Heilig-­Rock-­ Wallfahrt 1996, hg. von Erich Aretz, Trier 1995, S. 915 – 940 (in kritischer Auseinandersetzung mit älterer Literatur und mit neuen Ergebnissen zum „frühchristlichen Kirchenzentrum“, Plan: S. 935) – Ders., Der Basilikenkomplex auf dem Domfreihof in Trier. Die jüngsten Ausgrabungen im Bereich des Doms und der Liebfrauenkirche, in: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 27 (1996) S. 121 – 127; S. 123 – 125 – Ausführlich zusammenfassend: Bienert, Besiedlung S. 125 (mit Einarbeitung unveröffentlichter Ergebnisse von Weber) – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 412 f., S. 425 – 433, S. 483 – 486 – Bienert, Bernd: Art. Trier, in: RGA 31, 2006, S. 209 – 220 mit S. 227 – 229 (Lit.); S. 217, S. 219 – Weber, Winfried: Trier. Dom, in: Kirchliche Denkmalpflege im Bistum Trier, in: AmrhKG 64 (2012) S. 483 – 524; S. 508 – 513 Südbasilika (Liebfrauen): Gauthier, Topographie S. 22 – Zink, Baugeschichte S. 19 f. – Weber, Antike Kirche S. 633 f. – Ders., Basilikenkomplex S. 124 f. – Zusammenfassend: Bienert, Besiedlung S. 125 – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 431 – 435 Baptisterium: Gauthier, Topographie S. 25 (Wiederaufnahme der Nutzung und Verkleidung des Beckens mit Kalkplatten in der Zeit des Nicetius) – Zink, Baugeschichte S. 20 f. – Weber, Basilikenkomplex S. 124 (nach Grabungen von 1992 – 1995) – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 428 f, kritisch zu Ristow, Sebastian: Frühchristliche Baptisterien (Jb. für Antike und Christentum Erg.-Bd. 27), Münster 1998, S. 55 f., S. 279 f., Nr. 811 f. (Deutung als „Atriumspiscina“) – Bienert, Trier S. 217 St. Maximin: Cüppers, St. Maximin, in: Römer in Rheinland-­Pfalz S. 644 f. – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 454 – 459, S. 486 – 488 St. Medardus: Clemens, Lukas/Löhr, Hartwig: Jahresbericht des Landesamtes für Denkmalpflege, Abt. Archäologische Denkmalpflege, Amt Trier, für den Stadtbereich

23. Nicetius |

Trier 1994, in: Trierer Zs. 59 (1996) S. 257 – 286; S. 267 – 272. – Überholt: Gauthier, Topographie S. 31 – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 488 St. Germanus ad undas: Böhner, Kurt: Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes, 2 Bde. (Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Serie B), Berlin 1958, 2 S. 155 – Bienert, Besiedlung S. 138 – Weber, Archäologische Zeugnisse S. 488 Kommentar:

Der frühchristliche Kirchenkomplex im Bereich Dom (Quadratbau und Nordostbasilika), Domfreihof (Nord[west]­basilika), Süd(ost)basilika („Liebfrauen“) und Südwestbasilika („Kurie von der Leyen“) trug während der Völkerwanderungszeit große Schäden davon. Wohl noch im 5. Jahrhundert wurde die Südbasilika zumindest teilweise instandgesetzt. Unzweifelhaft ist, dass erst Nicetius, vor allem im Bereich der Nordbasilika, größere Arbeiten durchführte, die für diese Zeit einzigartig im nordalpinen Raum sind. Er ließ – wohl durch die von Bischof Rufus von Octodurum vermittelten italienischen Bauleute (Nr. 17) – den römischen Quadratbau wiederherstellen: Der Schutt wurde einplaniert, was zu einer Erhöhung des Bodenniveaus um einen Meter führte und die Einfügung von vier Stufen zur westlich anschließenden Halle erforderte. An Stelle der zerborstenen Säulen aus Granit fügte man solche aus Kalkstein ein. Sie wurden mit passenden Kapitellen versehen, die in das 2. Jahrhundert zu datieren sind und möglicherweise aus einem römischen Tempel stammten. In Nachahmung spätantiker Bauausführung wurden die zerborstenen Schwibbögen erneuert. Den zerstörten Wandschmuck ersetzte man durch Putz und Malerei. Wichtig ist, dass die Baumaßnahmen unter Nicetius nach neuesten Befunden größer angelegt waren, als man früher annahm: Außer dem Quadratbau sollte nämlich auch die gesamte mehrschiffige Nord(ost)basilika (?) – diese allerdings mit offenem Dachstuhl – wiederhergestellt werden. Unklar ist das Schicksal der dem heutigen Dom westlich vorgelagerten Bauten. Möglicherweise gehen auch die Restaurierungsarbeiten am wiedergenutzten Baptisterium, die Auskleidung des Wasserbeckens mit Kalksteinplatten, auf Nicetius zurück. Relativ sicher ist nur, dass das bis in das 5. Jahrhundert genutzte Taufbecken – wohl in Folge des Ausfalls der römischen Wasserleitungen – im 5. oder 6. Jahrhundert verkleinert werden musste. Über die von Nicetius veranlassten Arbeiten an der Südbasilika herrscht weniger Klarheit. Nach Kempf sind diesem Bischof die Reparatur des Kirchenschiffs auf der gesamten Länge sowie die Anlage eines neuen Estrichs zuzuschreiben; die Südwestbasilika wurde in dieser Zeit aufgegeben. Zu vielen der hier angeschnittenen Fragen wird erst die Gesamtpublikation der Grabungen im Dombereich Klarheit bringen. Für andere Kirchen in Stadt und Bistum Trier sind bislang keine sicheren archäologisch-baugeschichtlichen Nachweise von Restaurierungsarbeiten unter Nicetius gelungen. Angesichts der den Schriftquellen zu entnehmenden näheren Beziehung des Bischofs zu St. Maximin wird erwogen, ob die Konstruktion der im 6. Jahrhundert

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628 | Hauptteil bezeugten Maximin-­Krypta und einer darüber gelegenen Basilika auf ihn zurückgeht. Auch der Einbau eines Bema und damit die liturgische Nutzung des Baus liegen möglicherweise in der Zeit von Nicetius. Eine neuere archäologische Untersuchung schreibt die Errichtung der Kirche St. Medardus Nicetius zu, der damit an eine spätantike christliche Kultstätte angeknüpft habe. Ebenso gut möglich ist allerdings, dass der Kirchenbau erst unter Magnerich erfolgte. Für die Kirche St. Germanus ad undas, deren Patrozinium in die Merowingerzeit weist, fehlen entsprechende archäologische Untersuchungen. Literatur:

Kirchenkomplex: Terminologie und Baugestalt nach Weber, Quadratbau, der sich kritisch mit älterer Literatur auseinandersetzt – Instandsetzung der Südbasilika: Gauthier, Topographie S. 22 (nach Kempf) – Arbeiten in Nordbasilika: Bienert, Besiedlung S. 125 (neue Deutung nach Weber) – Bienert, Trier S. 217, S. 219 – Baptisterium: Gauthier, Topographie S. 25 – Weber, Basilikenkomplex S. 124 (Verkleinerung) – Aufgabe der Südwestbasilika: Gauthier, Topographie S. 22 – Bienert, Besiedlung S. 125 – St. Maximin: Krypta, Basilika: Sanderson, Warren: Die frühmittelalterlichen Krypten von St. Maximin in Trier, in: Trierer Zs. 31 (1968) S. 7 – 172 – Gauthier, Topographie S. 29 – Weber, Wallfahrtsheiligtümer S. 98 – Neyses, Baugeschichte S. 20 – 66, S. 76 f. – Bienert, Trier S. 220 – Bema: Cüppers, St. Maximin S. 644 f. – Bienert, Besiedlung S. 133 – St. Medardus: Clemens/Löhr, Jahresbericht 1994 S. 272 – Das Patrozinium der spätantiken Kultstätte ist nicht bekannt. – St. Germanus ad undas: Bienert, Besiedlung S. 138 II „Nicetiusburg“ – Befestigungsanlage an der Mittelmosel

Nicetius errichtet, vermutlich bei Niederemmel, eine weitläufige, heute nicht mehr erhaltene Befestigung an der Mosel. Eintrag/Text/Ausgabe(n):

[1] Schriftliches Zeugnis: Venantius Fortunatus, carmen III, 12 (Nr. 32) [2] Archäologische Befunde: Hügel über Niederemmel: vgl. Böhner, Altertümer 1 S. 304 f. – Merkur-­Rosmerta-­Heiligtum: Hupe, Joachim: Studien zum Gott Merkur im römischen Gallien und Germanien, in: Trierer Zs. 60 (1997) S. 53 – 227; S. 113 – Ort Niederemmel und nähere Umgebung: Cüppers, Heinz: Piesport-­Niederemmel, in: Römer in Rheinland-­Pfalz S. 523 f. – Neumagener Kronberg: Kentenich, Moselfahrer S. 45 ff. – Neumagener Tempelberg: Steiner, Paul: Der Tempelberg (oder Lichtenberg) bei Neumagen und die Moselburg des Niketius, in: Trierer Zs. 3 (1928) S. 16 – 23; S. 17 – 19 Kommentar:

Die Anlage ist allein durch ein Gedicht des Venantius Fortunatus bekannt und wird meist im Raum Neumagen lokalisiert: auf dem Neumagener Kronberg, südöstlich

23. Nicetius |

von Neumagen, auf dem Neumagener Tempelberg, westlich des Ortes auf der linken Moselseite, und in der neueren Literatur zumeist bei Niederemmel. An allen drei Orten sind spätrömische Funde beobachtet worden, an keinem ist nach jetzigem archäologischem Forschungsstand eine sichere Verknüpfung mit der von Venantius geschilderten Anlage möglich. Deren Gliederung und die Gestalt der einzelnen Gebäude kann allein aufgrund der vom Dichter verwendeten Umschreibungen nicht eindeutig bestimmt werden, doch ist eine zumindest teilweise Anknüpfung an römische Bauten naheliegend. Welcher Art diese waren, wird unterschiedlich beurteilt: Während Kentenich den Ausbau eines – archäologisch nicht sicher nachgewiesenen – verfallenen römischen Militärlagers auf dem Kronberg erwägt und den Turm auf der Zummethöhe lokalisiert, plädiert Böhner für die Restaurierung einer Villa urbana bei Niederemmel und die Errichtung einer Burg auf der Niederemmeler Höhe, wobei er den Turm an Stelle der heutigen, auf römischen Fundamenten stehenden Pfarrkirche von Niederemmel sucht. Gauthier hat Böhner dahingehend korrigiert, dass Fortunatus nur ein Gebäude beschreibt: eine römische Villa auf dem Berg, die von Nicetius restauriert und ausgebaut wurde. Nicht auszuschließen ist auch, dass der Bischof das gutbezeugte Merkur-­Rosmerta-­Heiligtum auf der Höhe über Niederemmel umbaute (bisher nicht erörtert). Folgendes ist in Aufnahme und Weiterführung der genannten Literatur festzuhalten: Auf dem vermutlich über Niederemmel gelegenen Hügel, den er nach Rodungsarbeiten (quo ante nemus fuit, v. 22) mit einer dreißigtürmigen Mauer umgab (v. 21), restaurierte Nicetius eine römische Villa (aula nituit – domus erit, v. 25 f.). Mit einer weiteren Mauer, die wohl die Bergfestung integrierte und an beiden Seiten bis zur Mosel reichte, wurde die Landzunge nach Süden abgeriegelt (v. 23 f.). Eine dritte (?) Mauer umschloss den campus latus (v. 27); sie verlief möglicherweise entlang der Mosel um die Landzunge herum. Schon dadurch war das oben genannte Gebäude (haec casa) gleichsam ein Kastell (v. 27 f.). Dieses Haus war mit Marmorsäulen ausgestattet (v. 29). Böhner, Gauthier und Bienert haben es als eine dreiflügelige Villa mit einer dem Mittelbau vorgelagerten Halle gedeutet. Von der Beschreibung her ist auch ein weitläufiges Gebäude mit einem dreistöckigen Turm denkbar. Der rückwärtige Anstieg war durch den Geschützturm, zugleich Kapelle und Waffenarsenal, besonders gesichert (v. 33 f.). Angetrieben durch in Kanälen herbeigeführtes Wasser wurde eine Mühle betrieben (v. 37 f.). An unkultivierten Hängen ließ Nicetius Weinreben pflanzen (v. 39 f.). Hier könnten zum einen die für den Weinbau geeigneten, nach Süden bzw. Westen gerichteten Hänge über der Dhron und zum anderen Lagen in Piesport auf der gegenüberliegenden Moselseite gemeint sein. Dort wurde eine spätantike Großkelteranlage entdeckt, die – im Gegensatz zu den Kelterhäusern in Müstert – auch in fränkischer Zeit in Betrieb war. Obstbaumpflanzungen erstreckten sich überall (passim) auf der Landzunge (v. 41).

629

630 | Hauptteil Literatur:

Lokalisierung: Niederemmel: Böhner, Altertümer 1 S. 300 – 305 – Ders., Trierer Land S. 321 ff. – Böhner folgen Gauthier, Évangélisation S. 185 – Ewig, Frühes Mittelalter S. 61 – Anton, Trier S. 122 – Ders., Trier von der Spätantike S. 33 – Bienert, Besiedlung S. 154 (mit Vorbehalt). – Neumagener Kronberg: Kentenich, Kult S. 346 f. – Ders., Moselfahrer S. 30 – 47 (Böhner und Kentenich mit ausführlicher Analyse der topographischen Hinweise des Gedichts) – Raum Neumagen (Niederemmel oder Kronberg): Steinhausen, Siedlungskunde S. 470 f. (mit Lit.) – Steiner, Tempelberg (erwägt Lokalisierung Tempelberg gegenüber Neumagen auf der nördlichen Moselseite). Ältere Lokalisierungen mit mittelalterlichen Befestigungen bei Burgen (Burg Bischofsstein), Bernkastel (Burg Landshut), Karden und Kobern werden heute nicht mehr vertreten. Kentenich lässt außer Acht, dass von der dreißigtürmigen Bergfeste zu beiden Seiten – Venantius verwendet das Bild von Armen – Mauern zur Mosel gingen. Für den Kronberg passt dies nur schlecht, da zwar nach Westen der Fluss nur 1 km entfernt ist, dieser aber auf der gegenüberliegenden Seite erst nach etwa 4 km erreicht wird. Hingegen ist die Landzunge von Niederemmel an der schmalsten Stelle nur ca. 2 km breit und bietet sich von daher für die Abriegelung durch eine Mauer an. Bauten: Kentenich, Moselfahrer S. 30 – 47 – Böhner, Altertümer 1 S. 300 – 305 – Ders., Trierer Land S. 321 ff. – Gauthier, Évangélisation S. 184 f. mit Anm. 82 – Reydellet, Venance I S. 195 Anm. 77 (weitläufiges Gebäude mit dreistöckigem Turm) – Bienert, Besiedlung S. 154 (nach Böhner). Großkelteranlage: Gilles, Karl-­Josef: Die spätrömische Großkelteranlage von Piesport, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 19 = Kurtrierisches Jb. 27 (1987) S. 53*–59* – Ders.: Die römischen und neuzeitlichen Kelterhäuser in Piesport-­Müstert, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 24 = Kurtrierisches Jb. 32 (1992) S. 19*– 30* – Ders.: Römerzeitliche Kelteranlagen an der Mosel, in: Neuere Forschungen zum römischen Weinbau an Mosel und Rhein (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums 11), Trier 1995, S. 5 – 59; S. 26 – 30. – Zu beachten ist, dass bei Piesport die größte bislang bekannte zusammenhängende römische Rebfläche (ca. 60 ha) nördlich der Alpen nachgewiesen wurde (Gilles, Kelteranlagen S. 16 – 18). 118 12. Jh. Ende/13. Jh. Beginn

Bischof Nicetius ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief dargestellt. Siehe Nr. 98. 119 1499

Bischof Nicetius ist wie Johannes Evangelist und die Bischöfe Agricius und Maximinus auf dem von Abt Otto von Elten des Klosters St. Maximin (Trier) (1483 – 1502) in

23. Nicetius |

Auftrag gegebenen Goldeinband-­Vorderdeckel des Ada-­Evangeliars (9. Jahrhundert) mit der Beschriftung S.N.CZI dargestellt. Nicetius erscheint wie die ebenfalls im Kloster St. Maximin beigesetzten Bischöfe Agricius und Maximinus zusammen mit dem als Klosterpatron verehrten Johannes Evangelist in programmatischer Darstellung. Behandlung und Abbildungen:

Schnütgen, Alexander: Der Einbanddeckel I, in: Menzel, Karl u. a.: Die Trierer Ada-­ Handschrift (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 6), Leipzig 1889, S. 113 – 116; mit Tafel 1 – Jopek, Norbert: In: Bischöfliches Generalvikariat Trier (Hg.): Schatzkunst Trier (Treveris Sacra 3), Trier 1984, Nr. 135 S. 181 f. – Ders./Weber, Winfried: In: Stadtbibliothek und Universitätsbibliothek Trier, Kostbare Bücher und Dokumente aus Mittelalter und Neuzeit, Trier 1984, Nr. 3 S. 10 f. – Pohlsander, Nicetius S. 471 – 473; S. 473 – Fuchs, Inschriften Trier I Nr. 325 S. 616 f. – Resmini, Maximin S. 114 mit Anm. 331 (Lit.)

631

24. RUSTICUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

24. RUSTICUS (um 560 – 561)

Synopse des Quellenbefundes Die Historizität des Bischofs Rusticus ist in der Forschung umstritten. Gewichtige Gründe sprechen jedoch dafür, dass er keine bloße Erfindung der Vita Goaris (Mitte 8. Jahrhundert) ist, sondern um 560 an Stelle des durch König Chlothar I. verbannten Nicetius bischöfliche Funktionen in Trier ausgeübt hat. In diesem Fall dürfte Rusticus, der vielleicht aus dem Trierer Klerus stammte, seine Ernennung König Chlothar I. verdanken. Der in der Vita Goaris berichtete Konflikt mit dem Einsiedler Goar, der sich Anfang des 6. Jahrhunderts am Rhein angesiedelt hatte, könnte durch den Versuch des Rusticus zu erklären sein, ihn stärker in die Trierer Diözesanorganisation einzubinden. Die in der Vita Goaris berichtete Absicht König Sigiberts I. (561 – 575), Goar zur Übernahme des Trierer Bischofsamtes zu bewegen, muss keine freie Erfindung sein, sondern könnte einen erfolglosen Versuch spiegeln, das Trierer „Schisma“ (Nicetius-­Rusticus) durch die Ernennung eines Dritten zu lösen. Über das Schicksal des Rusticus nach der Rückberufung des Nicetius durch König Sigibert I. ist nichts Genaueres bekannt; vielleicht zog er sich nach St. Maria ad Litus (ad martyres) zurück, wo er den Gesta Treverorum zufolge als Rekluse für seine – der Vita Goaris entnommenen – Sünden büßte. Die frühesten Zeugnisse einer kultischen Verehrung, die keine nennenswerte Verbreitung erlangte, bieten zwei Fassungen der Bischofsliste des 11. und frühen 12. Jahrhunderts, die ihn als sanctus bezeichnen. Nach dem Vorgang eines Kalenders derselben Zeit ist ab dem späten 14. und besonders im 15. Jahrhundert eine breite Streuung der kalendarischen Belege zu konstatieren. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts glaubte man, dass Rusticus in der Kirche des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin-­begraben sei, ältere Hinweise auf sein Grab liegen nicht vor.

24. Rusticus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 um 560

König Chlothar I. beruft nach der Verbannung des Bischofs Nicetius möglicherweise Rusticus zum Bischof. Die Einsetzung von Rusticus an Stelle des exilierten Nicetius ist nicht direkt bezeugt, aber möglicherweise aus der Kombination verschiedener Nachrichten zu erschließen. Eintrag/Text:

[1] (Verbannung des Nicetius zu erschließen) Gaudet ergo patria qui talem meruit post tenebras accipere lumen … . fluuius musellae congratulatur uos post tempora reuidere. qui ante aduentum uestrum se homines (ibi erg. b; maesti erg. Anton) commanentes gaudia exultatione praeferre (Hgg. prae se ferre) non cessant? (S. Nicetius Nr. 24 [1], Nr. 26 [1]) [2] (Verbannung des Nicetius) Sed et Chlotharium regem pro iniustis operibus saepius excommunicavit, exiliumque minitanti numquam est territus. Quodam vero tempore cum iam ad exilium ductus, episcopis (ab episcopis Cod. Brüssel KBR 7666 – 7 1) reliquis, qui adulatores regis effecti fuerant, removeretur, atque a suis omnibus derelictus, uni diacono, qui adhuc perstabat in fide, ait: … (S. Nicetius Nr. 24 [2]) (Zur Rückberufung nach Trier s. Nr. 3) [3] (Person des Goar und seine Ankunft am Rhein): In diebus Childiberti regis Fran­ corum, filio Chlodoveo, erat vir venerabilis nomine Goar … . Hicque in Germanio­ rum oppedis conveniens super fluvium Reno infra terminum Wasaliacinse suburbano Treverico … (S. Fibicius Nr. 2 [1]) [4] Goar igitur Aquitaniae prouintiae … . Fuit autem diebus Childeberti regis Francorum, qui ortus est ex prosapia regis famosissimi Hludouuici … . Veniens ergo in prouintiam, quae ripis Rheni fluminis contigua Trichoria nuncupatur atque ad diocesim pertinet Treuerorum, … (S. Fibicius Nr. 2 [2]) Quelle/Überlieferung:

[1] Epistulae Austrasicae Nr. 24: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 20v – 21r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b); fol. 20v – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6566 S. 417

635

636 | Hauptteil [2] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 1 – 30; S. 4, S. 12 – 17, S. 24, S. 25 ff. – Ders., MGH SS rer. Mer. 7, 1920, S. 836 f. – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 3 f. – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 151 – 153, S. 121, S. 183 f. [3] Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 402 – 411; Handschriften S. 406 ff., Ergänzungen S. 779 sowie SS rer. Mer. 7, 1920, S. 836 f. – Krusch nennt (S. 406 f.) als „ codicem … omnium vetustissimum optimumque“ A 1 Codex Basel, UB F III, 15 b, wohl aus Fulda (9. Jahrhundert 1. Viertel) fol. 37v – 45r; so auch Bischoff, Festländische Handschriften 1 Nr. 273 S. 61 [4] Stiene, Einleitung zur Ausgabe S. XXIII – LX; III Handschriften S. XL – LVI Ausgabe(n):

[1] Epistolae Austrasicae Nr. 24: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), S. 137 f.; S. 138 = CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 448 f. (4) [2] Gregor von Tours, Vita Nicetii (Liber Vitae Patrum XVII), MGH SS rer. Mer. 1, 2 ed. Bruno Krusch, Hannover (1885) Ndr. 1969 mit neuer Paginierung, S. 277 – 283; c. 2 – 3 S. 280 Z. 8 – 12 [3] Vita Goaris confessoris Rhenani (Vita I) MGH SS rer. Mer. 4 ed. Bruno Krusch, Hannover/Leipzig 1902 (Ndr.), S. 402 – 423; c. 1 S. 411 Z. 6 f., Z. 12 f. [4] Wandalbert von Prüm: (Vita II): Vita et Miracula sancti Goaris, ed. Heinz Erich Stiene (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 11), Frankfurt a. M./Bern 1981, Vita S. 2 – 38; c. 1 S. 6 f. Z. 3, Z. 5 ff., Z. 16 – 18 (Varianten von Wandalberts Überarbeitung der Vita I S. 119 – 142) – Die „korrigierte“ Chronologie Wandalberts auch bei Regino von Prüm, Chronicon ed. Friedrich Kurze MGH SS rer. Germ. in us. schol. [50], Hannover 1890 (Ndr.), S. 26. Zu Gesta Treverorum s. Nr. 5. Kommentar:

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Verbannung des Bischofs Nicetius um 560 durch König Chlothar I., die Erwähnung eines Trierer Bischofs namens Rusticus zur Zeit König Sigiberts I. (561 – 575) in der Vita des Einsiedlers Goar, die Nennung eines Rusticus in den hochmittelalterlichen Trierer Bischofskatalogen, wo er zwischen Abrunculus und Nicetius platziert ist, und die Nachricht der Gesta Treverorum, dass Rusticus sieben Jahre im Kloster St. Maria ad Litus (ad martyres) gebüßt habe. Seiner Vita (I) zufolge siedelt sich der aquitanische Priester Goar mit Erlaubnis des Trierer Bischofs Felicius/Filitius (Fibicius) zur Zeit König Childeberts (I., 511 – 558) am Rhein an und errichtet dort eine kleine Marienkirche. Goar bekehrt viele Heiden, liest dem Volk täglich die Messe und nimmt Durchreisende bei sich auf (c. 1 – 2). Die Vita

24. Rusticus |

berichtet von Bischof Rusticus, er habe den Einsiedler Goar durch zwei seiner Kleriker, die diesen vorher in seiner Zelle besucht und einen Verstoß gegen die kanonischen Speisevorschriften (Goar frühstücke morgens mit seinen Gästen) gemeldet hatten, nach Trier bestellen lassen (c. 3 – 4). Während der Reise und nach seiner Ankunft in Trier wirkt Goar Wunder, die ihm als böse Magie ausgelegt werden (c. 5 – 6). Als Probe soll der Einsiedler ein dreitägiges Findelkind dazu bringen, den Namen seiner Eltern zu sagen. Als dieses den Bischof als seinen Vater und eine gewisse Afflagia als Mutter nennt, erkennt Rusticus die Heiligkeit Goars und ist zur Buße bereit (c. 7). König Sigibert, der von den Vorfällen gehört hat, bestellt Goar zu sich nach Metz und will ihn dem Wunsch des Volkes und des ganzen Trierer Klerus gemäß (preces populi et universo clero Treverorum) an Stelle von Rusticus zum Bischof von Trier ernennen. Goar weist dies zurück, fordert den König auf, Rusticus zu vergeben, und kehrt, als der König auf seinem Wunsch besteht, unter dem Vorwand, die Sache zu überdenken, in seine Zelle zurück (c. 8 – 9). Dort erkrankt er schwer und büßt sieben Jahre für Bischof Rusticus. Nach einer Fieberkrankheit von drei Jahren und drei Monaten stirbt er im hohen Alter und wird bei seiner Zelle begraben (c. 10 – 12). Die Historizität von Rusticus ist umstritten. Ein Teil der Forschung misst der Vita Goaris (I) in den auf Rusticus bezogenen Teilen keine Glaubwürdigkeit zu. In die Bischofsliste sei Rusticus nur geraten, weil er in der Vita erwähnt werde. Die Bischofsreihe lasse keinen Platz für ihn, da durch Gregor von Tours Abrunculus als Vorgänger von Nicetius und durch Venantius Fortunatus Magnerich als dessen Nachfolger eindeutig bezeugt seien. Zudem sei sein Name als Spottname für einen „bäuerischen“ Bischof erfunden. Die Vita selbst sei sprachlich bewusst altertümelnd verfasst worden, um ein hohes Alter vorzutäuschen. In Prüm selbst, dem mutmaßlichen Abfassungsort der Vita, habe man später die Chronologie der Vita nicht mehr verstanden. Deshalb habe Wandalbert 839 bei seiner sprachlichen Überarbeitung des Textes auch die Chronologie geändert, indem er offengelassen habe, ob er Childebert I. (511 – 558) oder Childebert II. (592 – 595) meine, während sich Regino von Prüm in seiner Chronik auf letzteren festgelegt habe. Andererseits spricht man der Vita (I), die Kenntnisse der Merowinger-­Genealogie des 6. Jahrhunderts verrate und zur Raumbezeichnung spezifisch merowingerzeitliche Termini (Germaniorum oppedis, suburbano Treverico) verwende, nicht jeden Quellenwert ab. Zwar hält man die ältere Auffassung, Goar und Rusticus könnten Trierer Chorbischöfe gewesen sein, für anachronistisch, doch verweist man auf die Möglichkeit, Rusticus könne als eine Art Gegenbischof während der Verbannung von Nicetius amtiert haben und in dieser Zeit könne der Konflikt mit Goar stattgefunden haben. Eine Entscheidung in der Rusticus-­Frage lässt sich nicht leicht treffen. Zunächst ist festzuhalten, dass Rusticus als Bischofsname in dieser Zeit häufig bezeugt ist und daher kein Spottname gewesen sein muss. Auch wäre bei einem Spottnamen die Frage,

637

638 | Hauptteil welcher Bischof damit gemeint sein sollte. Möglicherweise entstand die Vita in Prüm vor dem Hintergrund von Auseinandersetzungen zwischen dem Trierer Bischof und der Abtei Prüm um den Besitz der Zelle St. Goar. Bei aller parteiischen Färbung ist jedoch nicht zu erkennen, warum der Autor einen Trierer Bischof hätte frei erfinden sollen. In diesem Fall hätte der Vita aus Trierer Sicht jede Glaubwürdigkeit gefehlt, denn zweifellos bestanden bereits Mitte des 8. Jahrhunderts Bischofskataloge, auch wenn deren älteste Fassungen erst aus dem 10. Jahrhundert erhalten sind. Der Vita zufolge war Rusticus zwar sündig und schlecht beraten, wurde aber durch den Heiligen geläutert. Er ist also keineswegs nur eine Negativfigur. Zudem wird die prinzipielle Trierer Disziplinargewalt über Goar keineswegs bestritten, sondern an mehreren Stellen der Vita (auch in ihrer von Wandalbert überarbeiten Form) explizit anerkannt. Die Chronologie der Vita I ist zwar eigentümlich, aber nachvollziehbar. Die Datierung nach Childebert I. (511 – 558; König des Reichsteils Paris), der an der Mosel niemals herrschte, muss kein Argument gegen die Glaubwürdigkeit der Vita sein. Es bieten sich zwei Erklärungsmöglichkeiten an: Zum einen wurde die Abtei Prüm 752 von Mönchen aus St. Faro in Meaux besiedelt, das bei der Reichsteilung von 511 möglicherweise an Childebert I. gefallen war, zum anderen gehörten auch erhebliche Teile Aquitaniens als Annex zu dessen Herrschaftsgebiet. Da die Vita mit der aquitanischen Herkunft Goars einsetzt, ist es durchaus naheliegend, dass der Verfasser zur Datierung den seiner Meinung nach in Goars Heimat regierenden König und nicht den Herrscher des östlichen Reichsteils nennt. Doch auch ein Bezug von Goar zu Theuderich I. (511 – 533), dem Halbbruder Childeberts I. und Herrscher eben dieses östlichen Reichsteils (Reims), und zu dessen Auffüllung des Trierer Klerus aus der aquitanischen Auvergne ist denkbar. Dass Wandalbert und Regino im 9. Jahrhundert die Erwähnung Childeberts I. unverständlich fanden, ist zweifellos mit ihren Kenntnissen der austrasischen Geschichte des 6. Jahrhunderts zu erklären. Ihre Änderungen lassen sich aber nicht als Argument gegen den Quellenwert der Vita I heranziehen, sondern stellen gewissermaßen deren erste gelehrte Kritik dar. Die Niederlassung Goars am Rhein wird vom Autor chronologisch nicht näher bestimmt, sondern nur mit der Kirchenbauerlaubnis des Trierer Bischofs Felicius-­ Fibicius verknüpft, dem Vorgänger des 525 verstorbenen Abrunculus. Zusammen mit der Erwähnung Childeberts I. ergibt sich damit eine Datierung 511/525 für die Ankunft Goars am Rhein. Sein Geburtsjahr wäre dann auf etwa 490/495 anzusetzen. Der Konflikt zwischen Goar und Rusticus ist nur durch die Erwähnung König Sigiberts I. (561 – 575) zu datieren. Auch dies ist möglich, da Goar sieben Jahre nach dem Konflikt mit Rusticus und seiner Begegnung mit Sigibert im hohen Alter (in senectute bona) starb. Damit gibt es keinen hinreichenden Anlass, an der Historizität von Rusticus zu zweifeln. Es ist naheliegend, dass er auf Anweisung Chlothars I. während des Exils von Nicetius um 560 zumindest faktisch als Trierer Bischof fungierte. Unzweifelhaft

24. Rusticus |

ist nämlich, dass Nicetius während seiner Verbannung seiner bischöflichen Funktionen beraubt war, wenngleich Gregor von Tours in der Vita Nicetii offenlässt, ob jemand und gegebenenfalls wer diese in der Abwesenheit des Nicetius ausüben sollte. Denkbar ist, dass Rusticus aus dem Trierer Klerus stammte, der sich der Vita Nicetii zufolge größtenteils von Nicetius distanziert hatte und der Vita Goaris zufolge Goar als Trierer Bischof wünschte. Zu beachten ist, dass die Gesta Treverorum Rusticus zu dem Benediktinerkloster (St. Maria ad) Litus ad martyres in Beziehung setzen. Erläuterungen: Forschungsdiskussion – Literatur:

[a] Historizität: Bestreitung der Historizität, bzw. Skepsis: Krusch, Vorrede zur Vita Goaris (s. o. [3]) S. 405 (Name Rusticus zweifelsohne erfunden; Chorbischöfe anachronistisch für das 6. Jahrhundert) – Poncelet, De s. Fibicio, AA SS Nov. III S. 63 (wegen Vita in die Bischofsliste geraten) – Miesges, Festkalender S. 93 Anm. 4 (Rusticus Erfindung der Vita Goaris) – Wisplinghoff, Rez. von Ewig, Trier im Merowingerreich, in: RhVjbll. 19 (1954) S. 245 (Rusticus-­Teil der Vita erfunden) – Pauly, Goar S. 49 – 51 (Vita I absichtlich altertümelnd, Chronologie in Prüm geändert, Rusticus eine absichtlich in nicht nachprüfbare Zeit verlegte Prümer Erfindung) – Gauthier, Évangélisation S. 170 f., S. 441 – 443 (Vita aus der Mitte des 8. Jahrhunderts wertlos) – Anton, Trier S. 86 f. (nicht mit Entschiedenheit). Für die Historizität: Kraus, Franz Xaver: Die ältern Bischofskataloge von Trier, in: Bonner Jbb. 38 (1865) S. 27 – 46; S. 40 f. – Ders., Art. Goar, in: ADB 9, Leipzig 1879, S. 294 f.; S. 295 (Goar und Rusticus Landbischöfe) – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 89 (Rusticus möglicherweise Gegenbischof, Goar Anhänger der Nicetius-­Partei) – Heyen, St. Goar S. 92 mit Anm. 7 (echter Kern der Vita sicher gegeben) – Ders., Grabkirchen S. 599 (Rusticus Gegenbischof) – Heinemeyer, Erzbistum Mainz S. 94 – 97 – Pauly, Stifte S. 159 – 164 (folgt in Abänderung der früher vertretenen Position nun Ewig und Heyen, Verweis auf merowingerzeitliche Raumbezeichnungen). [b] Rusticus als Bischofsname vom 5. bis 7. Jahrhundert: Rusticus von Aire (um 584/85: Duchesne, FE 2 S. 100) – Rusticus von Clermont (5. Jahrhundert: ebd. S. 34) – Rusticus von Cahors (622 – 630: ebd. S. 46) – Rusticus von Genf (?, um 601/602: ebd. 1 S. 228 Anm. 4, S. 229 Anm. 2) – Rusticus von Limoges (um 672: ebd. 2 S. 52) – Rusticus von Lyon († 501: ebd. S. 163) – Rusticus von Narbonne (427 – 461: ebd. 1 S. 303) – Rusticus von Nevers (um 538/41: ebd. 2 S. 483) – Rusticus von Viviers (um 540: ebd. 1 S. 238). [c] Entstehungszeit und Kontext der Vita: Krusch, Vorrede zur Vita Goaris (s. o. [3]) S. 406 (Vita verfasst in Prüm 752/768 von einem Mönch romanischer Herkunft). Krusch ist in wesentlichen Gesichtspunkten zu ergänzen: Frappierende Indizien für eine geistige Verbindung des Verfassers der Vita Goaris I mit dem Redaktor der 751/768 im Trierer Bischofskloster St. Maximin entstandenen Vita Maximini I sind gebracht in dem Kommentar des Regests Fibicius Nr. 2. Merowingerzeitliche

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640 | Hauptteil Verfassungs- und Geographieterminologie in der Goar-­Vita könnten auf von dem Redaktor des 8. Jahrhunderts verwertete zeitgeschichtliche Notizen verweisen. Siehe Fibicius Nr. 2 Erläuterungen [d] und [e]. [d] Chronologie der Vita/Erwähnung Childeberts: Gauthier, Évangélisation S. 171 (Erwähnung Childeberts Argument gegen Glaubwürdigkeit) – anders: Pfeiffer, Mission S. 207 Anm. 56. – Prümer Mönche aus Meaux: Krusch, Vorrede zur Vita Goaris (s. o. [3]) S. 402. Herrschaftsbereich Childeberts I.: Ewig, Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511 – 613), in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien1, München 1976, S. 114 – 171 [zuerst 1952]; S. 116 (Meaux), S. 121 f. (Aquitanien). Mit diesem Befund wäre vereinbar, wenn Goar einer derjenigen auvergnatischen Kleriker wäre, die unter König Theuderich I. zur Unterstützung der Trierer Kirche an die Mosel entsandt wurden, er sich aber mit Erlaubnis des Trierer Bischofs Fibicius am Rhein angesiedelt hätte (siehe Fibicius Nr. 2). Durch die Quelle nicht gedeckt ist der Vorschlag von Depoin, Joseph: La légende de Saint Goar et les rois francs de Cologne, in: Revue des études historiques 75 (1909) S. 369 – 385, den in der Vita Goaris genannten König Sigibert mit dem um 500 lebenden rheinfränkischen König zu identifizieren. [e] Festsetzung Goars am Rhein: Siehe Fibicius Nr. 2, Erläuterungen [d] und [e]. [f] Entzug bischöflicher Funktion: Siehe Nr. 3. [g] Verhältnis Trierer Klerus/Nicetius: Siehe Nicetius Nr. 24, Nr. 36. [h] St. Maria ad Litus (ad martyres): Siehe Nr. 5 (Gesta). Eine Verbindung des Rusticus mit dem Konvent ist kaum zu fassen. Er fehlt in den einschlägigen Dedicationes (MGH SS 15, 2 S. 1125, S. 1272 – 1277). In den spärlichen und späten Kalenderzeugnissen (s. Miesges, Festkalender S. 92 f., freilich lückenhaft) findet sich nach dem frühen Zeugnis einer Kalenderüberarbeitung aus dem Trierer Stift St. Simeon aus dem beginnenden 12. Jahrhundert als einziges Verehrungszeugnis aus dem Kloster St. Maria ad martyres dasjenige aus einer breiten Trierer Bischofsfolge, ein nicht herausgehobener Beleg im Kalender des Breviarium Treverense aus dem späten 14. Jahrhundert: Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, fol.6v (14. Oktober). 2 um 560

Rusticus bestellt in Ausübung seiner bischöflichen Disziplinargewalt Goar nach Trier. Eintrag/Text:

(c. 3) Contigit, ut aliqui legatari episcopo Treverico, cuius nomen Rusticus nuncupatur, quorum vocabula sunt Alboinus et Adalwinus, ad cellulam viro Dei Goaro advenis­ sent quasi speculatores, ut ibi aliquam rem novam vel inaniam invenire potuissent et

24. Rusticus |

seniore eorum haec nuntiare procurassent. Sie finden einen Anklagegrund: Frühe Mahlzeit. … Dicebant, aliis et aliis multis et malis exemplis ibidem vidissent, quod ad partem parrochia Treverica nihil proficisset nisi ad malum exemplum; … (c. 4) Bischof ordnet inquisitio an. Tückischer Gruß der legatarii: ‚Episcopus noster Rusticus salutem tibi mandat‘, … – ‚et mandat te festinanter, ut ad ipsum ad Treveros civitate sine mora venias‘. (c. 5) Gesandte zwingen Goar zum Aufbruch, nennen unterwegs ihren Hunger und Durst. Hirschwunder des Goar: venerunt tres cervias mire magnitudinis, quasi sanctam trinitatem praefigurantes. Nach Anrufung der Trinität melkt Goar sie, Speisewunder für die Legaten. Goar erklärt Tierwunder. (c. 6) … et venerunt Treveras civitate zu dem Bischof: … invenerunt eum in civitate sedentem in solio suo una cum clero suo. Der Bischof untersucht, wer hinter den Wundern des Goar steht. (c. 7) … venit puer de clero Treverorum nomine Liobgisus, portans in brachio suo infantem tres noctes habentem, qui fuit iactatus in illa conca marmorea, sicut est con­ suetudo Treverorum, ut pauperculas feminas infantes eorum solent iactare. … Rusticus will Goars sapientia et virtutes erproben. Goar ruft die Trinität an, das Kind nennt Rusticus als Vater, Aflagia als Mutter. Rusticus fällt Goar zu Füßen und bekennt seine Schuld. Goar rät ihm zu harter Buße und erklärt, selbst bereit zu sein, sieben Jahre stellvertretend für ihn zu büßen. Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 1 [3]. Ausgabe(n):

Vita Goaris confessoris Rhenani (Vita I) MGH SS rer. Mer. 4 ed. Bruno Krusch, Hannover/Leipzig 1902 (Ndr.), S. 402 – 423; c. 3 – 7 S. 412 – 419 Kommentar:

Der historische Kern des stilisierten und legendenhaften Berichts der Vita Goaris von der Auseinandersetzung zwischen dem Trierer Bischof und dem Einsiedler Goar ist nicht eindeutig zu ermitteln. Vermutlich handelt es sich um einen Parallelfall zur Disziplinierung des Styliten Wulfilaich durch den Trierer Bischof Magnerich einige Jahre später (Parallele zu Wulfilaich: Pfeiffer, Mission S. 207, S. 210 f., S. 213). Rusticus könnte die Absicht verfolgt haben, den bislang weitgehend unabhängig agierenden Einsiedler stärker in die Trierer Diözesanorganisation einzubinden. Es ist zu vermerken, dass der Trinitätsgesichtspunkt, unter dessen beherrschender Wirkung das Trierer Kloster St. Maximin durch seinen Namensgeber stand, hier akzentuiert ist. Zu den Beziehungen der beiden Goar-­Viten s. Nr. 1 Kommentar.

641

642 | Hauptteil 3 561 Ende/562 Beginn

Nach Absetzung oder Rücktritt des von König Chlothar I. eingesetzten Rusticus ruft König Sigibert I. Nicetius aus dem Exil zurück. – Sigibert hatte nach anderer Überlieferung [3] Goar die Nachfolge des Rusticus angeboten. Eintrag/Text:

[1] Siehe Nr. 1 [1]. [2] Inluciscente autem die crastina, subito advenit legatus Sigiberti regis cum litteris, nuntians, regem Chlotharium esse defunctum, seque regnum debitum cum episcopi caritate debere percipere. Haec ille (Nicetius) audiens, ad eclesiam regressus, potestati restituitur, confusisque his a quibus derelictus fuerat, omnes in caritate recepit. [3] (c. 8) Hanc quoque famam vel gestam novam audiens Sigibertus rex Francorum, statim sine mora, transmissis legatariis suis, iussit beatum virum Dei Goarum ad se venire. Er erbittet Bericht zu allen Vorgängen (s. Nr. 2) von Goar, der zunächst schweigt. (c. 9) … populus totus clamabat ad regem, ut ipsum virum Dei Goarum constitueret episcopum Treveris civitate. Quo haec audiens rex, gratuitu animo has preces populi et universo clero Treverorum cupiebat implere et una cum consensu sacerdotum dixit ad beatum Goarum, ut episcopus fieret Treverorum. Statim autem ut hoc vir Dei audivit, dixit: ‚Melius est enim mihi mori quam super episcopum adhuc viventem ministerium illius accipere et peccare in conspectu Domini‘. … (c. 10) Goar leistet die dem Rusticus versprochene siebenjährige stellvertretende Buße. König spricht vor dem Tod des Goar ‚Non est ista pleps digna talem praesulem habere neque ego talem habere doctorem‘. Quelle/Überlieferung:

[1] Siehe Nr. 1 [1].

[2] Siehe Nr. 1 [2]. [3] Siehe Nr. 1 [3]. Ausgabe(n):

[1] Epistolae Austrasicae Nr. 24, siehe Nr. 1 [1]. [2] Vita Nicetii, siehe Nr. 1 [2], c. 3 S. 280 Z. 18 – 22. [3] Vita Goaris I, siehe Nr. 1 [3], c. 8 – 10 S. 419 – 422. Kommentar:

Die Rückberufung von Nicetius und seine Wiedereinsetzung in die bischöfliche Amtsgewalt nach dem Tod König Chlothars I. durch König Sigibert I. ist durch die

24. Rusticus |

Vita Nicetii des Gregor von Tours zweifelsfrei bezeugt. Sollte das in der Vita Goaris berichtete Angebot Sigiberts an Goar, ihn zum Trierer Bischof zu ernennen, einen historischen Kern haben, so ist denkbar, dass der König vor der Rückberufung des Nicetius erwog, das durch die Verbannung von Nicetius und Bestellung von Rusticus entstandene Trierer Bistumsschisma durch die Ernennung eines Dritten zu lösen. Ob die Weigerung Goars im Sinne einer Parteinahme für Nicetius zu deuten ist, bleibt fraglich. Primär lässt die Vita Goaris Goar in Achtung der kanonischen Normen zu Lebzeiten des regulären Bischofs (Rusticus) die Übernahme des Bischofsamtes ablehnen. Bemerkenswert ist, dass der König die sacerdotes, wohl die Mitbischöfe der Trierer Provinz, in die Bischofsbestellung einbezieht. Über das Schicksal von Rusticus machen weder die Vita Nicetii noch die Vita Goaris explizite Angaben: Der Vita Nicetii zufolge versöhnte sich der Exilierte nach seiner Rückkehr mit allen früheren Gegnern. Die Vita Goaris erwähnt Nicetius nicht, sondern berichtet nur von der Weigerung Goars, sich an Stelle von Rusticus zum Trierer Bischof ernennen zu lassen. Wer als Trierer Bischof amtierte, als Goar nach Ablauf von sieben Jahren von königlichen Gesandten erneut zur Übernahme des Bischofsamtes aufgefordert wurde, ist nicht gesagt. Man hat erwogen, dass das zweite Angebot nach dem Tod von Nicetius († 566) erfolgt sein könnte, doch spricht dagegen die klar bezeugte unmittelbare Nachfolge durch Magnerich, der auch Wunschkandidat seines Lehrers Nicetius gewesen sein dürfte. Die Gesta Treverorum melden, Rusticus habe sich zu einer siebenjährigen Buße – die Zahl ist offenbar der Vita Goaris entnommen – als Rekluse in das Benediktinerkloster St. Maria ad Litus (ad martyres) zurückgezogen. Möglicherweise ist dies so zu deuten, dass Rusticus nach der Rückberufung von Nicetius dort lebte. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an die hochmittelalterliche Tradition, diese Kirche habe zeitweise als Bischofssitz gedient. Jedoch hat die dortige Kommunität kaum Reminiszenzen an Rusticus bewahrt (s. Nr. 1 Literatur [h] und Nr. 3 [e]). Erläuterungen, Forschungsgang und Literatur:

[a] Datierung: Siehe Nicetius Nr. 26, (Nr. 27) [b] Hypothese Ernennung eines Dritten: Heyen, St. Goar S. 93 – Pauly, Stifte S. 163 f. (nach Heyen). [c] Hypothese Goar Anhänger von Nicetius: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 89 – Heyen, St. Goar S. 92 f. – Pauly, Stifte S. 163 f. [d] Zweites Angebot nach Tod des Nicetius: Heyen, St. Goar S. 93 – Pauly, Stifte S. 164 (nach Heyen). Zur Abfolge Nicetius-­Magnerich siehe Nicetius Nr. 33 – Magnerich Nr. 1, Nr. 2.

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644 | Hauptteil [e] St. Maria ad Litus (ad martyres): Zur spärlichen, doch kaum aussagekräftigen kalendarischen Bezeugung einer Reminiszenz an Rusticus im Konvent s. Nr. 1 [h]. Immerhin ist nach hochmittelalterlicher Tradition die Auffassung bezeugt, St. Maria ad martyres sei alter bzw. ältester Sitz der Trierer Bischöfe: Anton, Trier S. 109 mit Anm. 45. Die Zeugnisse sind: Urkunde des Erzbischofs Theoderich (Dietrich) von Trier vom Jahr 973 (MUB I Nr. 244 S. 299 – 301; S. 299: ecclesiam gloriosę dei genitricis et uirginis Marię in ripa. quę quondam ut referunt episcopali sede floruit; dazu Urkunde Papst Benedikts VII. für den Konvent (Zimmermann, PU 1 Nr. † 234 S. 466 – Regest: Boshof, GP 10, 1 S. 241 f. Nr. 1, dort zur inkorrekten Falsifizierung durch Zimmermann. – Korrektur bei Zimmermann, RI II, 5 Nr. 537 S. 166): ea scilicet de causa, quod Theoderico archiepiscopo narrante ibidem primitus constituta fuerit sedes Treverici episcopatus. – Zum Zeugnis der Gesta Treverorum s. Nr. 5. B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 4 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Rusticus. Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Rusticus an 23. Stelle, Fassung VIII an 32. und Fassung IX an 47. Stelle. Eintrag/Text:

Abrunculus, Rusticus, Nicetius (Nicecius), Magnericus (Magnaricus) p[ost] h[un]­c Abru[n]­c[u]­l[u]­s. p[ost] Rusticus. p[ost] h[un]­c Nicecius. p[ost] magnericus VIII, IX Abrunculus, Rusticus, Aponoculus, Nicetius (Nicecius), Magnericus Allein in den Fassungen  III und VI führt Rusticus wie die Bischöfe Eucharius bis Paulinus sowie Felix, Legontius, Marus, Abrunculus, Nicetius, Magnericus, Modoaldus, Basinus und Leutwinus das Epithet sanctus und hat in Fassung VI wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archiepiscopus. I–VII VI a

Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34, S. 37 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier, StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt).

24. Rusticus |

Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 49, S. 300 Z. 3(f.), S. 301 Z. 11 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 32 f. Nr. 23; S. 37 Nr. 22 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Die durchgehende Führung des Rusticus in allen Fassungen der Bischofsliste spricht für einen „echten“ Episkopat des Rusticus, nicht nur für eine künstliche Einfügung nach der Vita Goaris. Literatur:

Siehe Quelle/Überlieferung – Ausgabe(n): Holder-­Egger – Duchesne, FE 3 S. 37 (Erklärung einer Linearinversion der Abfolge Rusticus-­Abrunculus) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur) – ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 5 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Die Gesta Treverorum berichten, der sündige Bischof Rusticus sei durch den hl. Goar gebessert worden und habe sieben Jahre als Rekluse im Trierer Kloster St. Maria Litus ad martires gebüßt. Eintrag/Text:

… post quem Fibicius; cui successit Abrunculus; deinde Rusticus. Hic primo reprehen­ sibilis, set postea (fehlt A 2. A 5b; post A 5a; c) per beatum Goarem (goarum A 5. A 6a; gainem A 5c; gnarem B 2) correctus, in ecclesia beatae Mariae quae vocatur Litus ad (super B 6) martires 7 (IIIIor B 6) annis reclusus poenitentiam gessit (egit B 2. – A 5b fügt hinzu: Haec correctio ita accidit. Cum sanctus Goarus in cellula super litus Reni circa fluvium que Wocara dicitur morabatur multas ibidem reliquias … bona in pace quievit: Paraphrase von Vita Goaris I, MGH SS rer. Mer. 4 S. 411 Z. 13-S. 423 Z. 1). Quo decedente, Aponoculus successit. (Defuncto Rustico Apponoculus. A 5b) Quelle/Überlieferung:

Siehe Waitz, Einführung zur Ausgabe S. 123 – 129; S. 124 zu A 5b – Müller, Bistumsgeschichtsschreibung S. 156 – 162 – Embach, Literaturgeschichte 1 S. 395 f., S. 398 f. Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; c. 23 S. 158 Z. 24-S. 159 Z. 1.

645

646 | Hauptteil Kommentar:

Ersichtlich strukturieren die Gesta ihren Bericht nach den späten Fassungen  VIII und IX der Bischofsliste, die im zeitlichen Kontext zur ersten Rezension der Gesta entstanden sind. Zu allenfalls schwachen Reminiszenzen an Bischof Rusticus in dem Kloster St. Maria ad martyres s. Nr. 3 [e]. Die dort genannte Tradition eines frühen Bischofssitzes in der Kirche dieses Klosters ist besonders zu erwähnen. Die Verfasser bzw. Redaktoren der Gesta verwerten fraglos Informationen der Vita Goaris I. Eine Redaktion bietet sogar eine ausführliche Paraphrase. Die siebenjährige Buße übernahm der Vita zufolge Goar für Rusticus, während dieser in den Gesta selbst als Büßer erscheint. Nur dort findet sich die Angabe, Rusticus habe als Rekluse in St. Maria ad Litus (ad martyres) gelebt. Möglicherweise ist darin eine verlässliche ältere Überlieferung enthalten (s. die oben erwähnte Tradition des Bischofssitzes). Es wird jedoch auch erwogen (Heyen), der Verfasser der Gesta habe das Marien-­Patrozinium des Stifts St. Paulin, wo man seit Anfang des 16. Jahrhunderts das Rusticus-­Grab zu besitzen glaubte, mit dem der Kirche St. Maria ad Litus (ad martyres) verwechselt und eigentlich St. Paulin als Rückzugsort von Rusticus bezeichnen wollen. Diese Erwägung ist von ihrem Vertreter mit Recht relativiert worden. Die einschlägige Tradition des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin lokalisiert die Buße des Rusticus explizit in das Kloster am Moselufer. Hinzu kommt, Rusticus findet sich nicht in den frühen, mit hoher Wahrscheinlichkeit in dem Stift (St. Marien-)St. Paulin entstandenen Kalendertexten: 1. Manchester, John Rylands University Library Ms. lat. 116, 9. Jahrhundert 2. Hälfte fol. 1v – 7r mit Zusätzen; 2. Trier, StB Hs 1084/115 4o, 11. Jahrhundert, fol. 86r – 91v. – Im Ordinarius ecclesiasticus für das Stift (St. Marien-)St. Paulin Trier, Bistumsarchiv Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), fol. 3r – 140r, findet sich das Rusticus-­Fest fol. 131v im Grundbestand (um 1400/15. Jahrhundert Beginn); in einem Nachfügungsteil wohl aus dem 17. Jahrhundert (fol. 140v – 141v) finden sich abweichende Zusätze hauptsächlich zu Heiligen, die sich schon im Grundbestand befinden. Wohl wegen ihrer in diesem Stift verorteten Bischofsgräber sind dort die Bischöfe Bonosus (17. Feb.), Leontius (19. Feb.) sowie Rusticus (14. Okt.) (fol. 141r; fol. 141v) verzeichnet. Während die Feste der beiden ersten mit jeweils neun Lektionen begangen werden, ist Rusticus nur ein einfacher Festtag gewährt, der im 18. Jahrhundert noch auf den 14. Dezember verlegt wurde (Heyen, Paulin S. 13, S. 363 f., S. 372, S. 387). Literatur:

Heyen, Paulin, S. 294 f. – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 41 S. 163 – 165; S. 165 (Literatur)

24. Rusticus |

C Der Bischof in Kult und Verehrung 6 um 1000-um 1100

[1] Bischof Rusticus hat in der wohl am Trierer Dom entstandenen Fassung III der Trierer Bischofsliste (um 1000) neben ausgewählten weiteren Bischöfen das Epithet sanctus. [2] Bischof Rusticus hat in der in Prüm entstandenen Fassung VI der Trierer Bischofsliste (um 1100) neben ausgewählten weiteren Bischöfen das Epithet sanctus und führt wie alle Bischöfe die Amtsbezeichnung archiepiscopus. Eintrag/Text:

[1] Sanctus Rusticus. [2] Sanctus Rusticus archiepiscopus Quelle/Überlieferung:

[1] Series Richenbacensis: Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 1109 Helmst., 994 – 1008, wohl Trier Dom, zwischenzeitlich Reichenbach (Bistum Regensburg); fol. 93r – 94v; fol. 93v [2] Series Prumiensis: Trier, StB Hs 1709 (Liber aureus Prumiensis), ausgehendes 11. Jahrhundert; fol. 108r Ausgabe(n):

[1] und [2] Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 Z. 49; S. 300 Z. 4 f. – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 32 f. Nr. 23; S. 37 Nr. 22 [2] Faksimile-­Ausgabe: Nolden, Reiner (Hg.): Das „Goldene Buch“ von Prüm (Liber aureus Prumiensis). Faksimile, Übersetzung der Urkunden, Einband, Prüm 1997, S. 229 Literatur:

Siehe Nr. 4 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 56 f. 7 12. Jh. Beginn

Rusticus ist in der zweiten Schicht eines Kalenders aus dem Kanonikerstift St. Simeon (Trier) zum 14. Oktober als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

II ID [Octobres] Kalisti p[a]­p[e]; Zusatz: Rustici ep[iscop]­i t[reuerensis]

647

648 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jahrhundert, fol. 1v – 8r; fol. 7r Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 380 – 386 [Calendarium Collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculi XI: die erste, nicht-­trierische Schicht]) – Heyen, Franz-­Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchen­ provinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 588 Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen) Hinweis: In den insgesamt acht Kalendern aus dem Trierer Stift St. Simeon wird Rusticus nur noch in einem Exemplar aus dem Jahr 1440 gebracht (Trier, StB Hs 406/896 4o, fol. 9r – 14v; fol. 13v [Miesges, Festkalender S5, S. 12 – Heyen, Simeon S. 578 Nr. 7, S. 204 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 48] – Ausgabe: Miesges, Festkalender S. 93). Dieser Kalender bietet eine abundante Fülle trierischer (Bischofs-)Heiliger der spätantiken und frühmittelalterlichen Phase mit singulärem Einbezug (fol. 11v) von Erzbischof Poppo († 1047). 8 12. Jh. 2. H.

Rusticus ist zum 14. Oktober in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Treb[er]­is sancti rustici ep[iscop]­i et c[on]­f[essoris] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 35r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28.

24. Rusticus |

Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 9 1305/1307

Im ältesten Liber ordinarius der Trierer Domkirche wird Bischof Rusticus (zum 14. Oktober) mit einem Offizium geführt. Eintrag/Text:

CALIXTI PAPE ET RUSTICI EPISCOPI TREVERENSIS . Cantetur de pontifice et

habeatur memoria Calixti cum antiphona et coll[ecta] propria. ‚Deus qui conspicis‘ (Genommen aus Sacramentarium Gregorianum: Das Sacramentarium Gregorianum nach dem Aachener Urexemplar, ed. Hans Lietzmann [ Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 3], Münster i. W. 1921 [Ndr.], Nr. 171, 1 S. 97). Quelle/Überlieferung:

London, BL Harley MS 2958, frühes 14. Jahrhundert, fol. 1r – 68r; fol. 64v Ausgabe(n):

Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970, S. 429 – 562; S. 547 Z. 25 f. mit Nota; extrahierter Kalender S. 76: Rustici/Calisti. Kommentar:

In dem Eintrag wird deutlich, dass Bischof Rusticus von Trier den ursprünglichen Heiligen des Tages, „Papst“ Calixtus I., zurückgedrängt hat. Literatur:

Kurzeja, Liber S. 17 – 38 (zu Handschrift und Alter des Liber), S. 62 (zur Gruppe der im Trierer Dom-­Offizium sekundär rezipierten Feste), S. 205 Nr. 14 (Rusticus-­Fest in der Domliturgie, mit falscher liturgischer Zuweisung und der falschen Auffassung, dies sei anscheinend „das älteste Zeugnis für seinen Kult“. Der Stand zu Bischof Rusticus Anm. 879 ist weitgehend überholt). 10 1336 (14. Jh. 1. H.)

Rusticus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 14. Oktober als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Kalender: Calixti p[a]­pe et m[arty]­ris. Rustici ep[iscop]­i.

649

650 | Hauptteil Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 7r; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis), fol. 465r ist nur „Kalixtus“ geführt. Ausgabe(n):

Kalender: (Meckelnborg, Handschriften S. 459; Miesges, Festkalender S. 93: Rusticus fehlt) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. Es fällt auf, dass entgegen dem Liber ordinarius von 1305/1307 (Nr. 9), wo sich ein gemeinsames Calixtus- und Rusticus-­Offizium findet, und der Verbindung im eigenen Kalender im Proprium hier nur Kalixtus aufgenommen ist. Die Verbindung beider begegnet wieder im Ordinarius Balduini (Nr. 11). Literatur:

Bastgen, Handbuch – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 145 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 11 1345

Ordinarius horarum ecclesiae Treverensis a … Baldewino de Lutzellenburg innovatus et correctus. Rusticus ist im Kalender zum 14. Oktober als Bischof von Trier geführt. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Die feriali n[octe] IX lectione[s] Rustici e[piscopi] treu[erensis] ut unius pont[ificis]. Kalisti p[a]­p[ae] m[a]­r[tyris] fiat memoria ad diem … Et missa canetur de Kalixto p[a]­p[a] Justus ut palma (Ps. 91, 13) et fiat me[moria] de s[an]­c[t]­o Rustico ep[iscop]­o Hs 1737 Kalender: Rustici ep[iscop]­i tr[euerensis] / Kalixti p[a]­p[ae] Ordinarius de sanctis: Rustici ep[iscop]­i tr[euerensis]. Die feriali noct[e] d[o]­m[ini]­ca IX l[e]­ct[iones] ut unius confess[oris] pontif[icis]. Nach einem Passus zu Kalixtus (s. Hs. 1284) et fiat m[emoria] de s[an]­c[t]­o Rustico Ordinarius missarum: De sancto Lubentio confess[ore] tre[uerensi] … et fia[t] Me[mo­ ria] de s[an]­c[t]­o Rustico ar[chi]­ep[iscopo] tre[uerensi]

24. Rusticus |

Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 128r) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 170 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 316 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol. 6v Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [214]-107r Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [99]-49v Kalender: (Miesges, Festkalender S. 93 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 67 – 78; S. 76 [Rustici ep. tr. / Calisti]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 15 – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Ms. 1737/66 4o aus Domkirche), S. 62, S. 65 – Knoblich, Bibliothek S. 170 (B 75: Heimat des Ms. 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25).

651

652 | Hauptteil 12 ca. 1370

Ordinarius Missae des Trierer Doms – Trierer Proprium „Erzbischof “ Rusticus von Trier ist zum 14. Oktober nach dem Tagesheiligen Papst Kalixtus kommemoriert. Eintrag/Text:

Kalixti p[a]­p[e]. Iustus ut palma (Introitus: Ps 91, 13). Coll[ecta]. Deus qui c[on]­spicis (s. Nr. 9) et fiat me[m]­o[ria] De s[an]­c[t]­o rustico ar[chi]­ep[iscop]­o t[rever]­orum. cum coll[ecta] Liturgische Maßgaben: u. a. Epistel, II Tim 2, 4 ff.; Evangelium Mt 24, 42; wie bei Kalixtus Iustus ut palma. Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v (Proprium sanctorum); fol. 68r Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [ Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 359) Kommentar:

Im Proprium sanctorum findet sich eine markante Reihung bekannter und weniger bekannter Trierer Bischöfe der Spätantike und des Frühmittelalters. Das auf Kalixtus wie Rusticus applizierte Psalmwort Iustus ut palma gilt im Liber Ordinarius von 1305/1307 (Nr. 9) den Märtyrern Stephanus, Laurentius sowie Bischof Eucharius von Trier (s. Kurzeja, Liber S. 602). Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 fo [c] S. 317 f. 13 nach 1381

Rusticus ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 14. Oktober als Bischof von Trier geführt, im Proprium sanctorum ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Rustici ep[iscop]­i tre[uerensis] Calisti p[a]­pe Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 6v; Proprium sanctorum fol. 301v – 385v; fol. 6v

24. Rusticus |

Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 93) Kommentar:

Siehe Leontiius Nr. 28. Zu Miesges, Festkalender S. 92 f.; S. 93 Anm. 4 ist kritisch zu bemerken: Der steuernde Einfluss Erzbischof Balduins in Verbindung mit der Domliturgie bei der Rusticus-­ Verehrung wird nicht erfasst. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 go S. 337 (Lit.) 14 1389/1390

Rusticus ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 14. Oktober als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Calixti p[a]­p[ae] Rusctici ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; Nekrolog-­Kalender 1389 – 1390, fol. 8r – 55v; fol. 45v Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 93) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. – Zur Kritik an der verzerrenden Erfassung bei Miesges, Festkalender S. 92 f.: s. Nr. 13. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 Für weitere (zunehmend häufigere) Einträge in Festkalendern des 15. Jahrhunderts s. Miesges, Festkalender S. 93; S. 11 – 17

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654 | Hauptteil 15 14. Jh. 2. H./Ende

Rusticus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 14. Oktober als Bischof von Trier geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Rustici ep[iscop]­i tr[euerensis] Kalixti p[a]­p[ae] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 11v; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 93 mit S. 18) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30. 16 um 1400/15. Jh. (Nachtrag 17. Jh.)

Rusticus ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 14. Oktober geführt, im Nachtrag ist sein Fest präziser normiert. Eintrag/Text:

Rustici Episcopi Trevirensis Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 131v (p. 258) – fol. 141v (p. 278) Ausgabe(n):

(Heyen, Paulin S. 387 nur Nachtrag, S. 364) Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu

24. Rusticus |

dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei.) 17 1468 Mai 22 – 24

Rusticus ist mit Eigentext im Martyrologium der Bursfelder Kongregation zum 14. Oktober als heiliger Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Treueris, sancti Rustici episcopi et confessor[is] T1 Treberis, sancti Rustici episcopi et confessoris T2 Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung der Handschriften Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 161 darunter: T1 = Trier, StB Hs 1246/596 4o, um 1480, Kloster St. Maria ad martyres (Trier), fol. 1r – 47r; fol. 35v – T2 = Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v (auch Eigenfeste dieses Klosters); fol. 60v

655

656 | Hauptteil Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 163 – 257; S. 236 Z. 27 Treveris, sancti Rustici episcopi et confessoris. Kommentar:

Den Hauptbestand des Martyrologiums bieten gallische Folgetexte (Usuard, Ado) des Martyrologium Hieronymianum, woraus von Trierer Bischöfen bezogen sind Valerius (S. 171), Maximinus (S. 197), Paulinus (S. 223), bei Bischof Miletus (zum 19. Sept. S. 229) ist direkt auf das Martyrologium Hieronymianum zurückgegriffen. Die für den Charakter des Martyrologiums besonders bezeichnenden Eigentexte gelten besonders Bischöfen und Heiligen des gallischen Raumes (Metz, Toul, Verdun, Köln). Hervorstechend ist hier der trierische Bestand. Zu nennen sind die Eintragungen zu Celsus (4. Jan. S. 164), Bonosius (17. Feb. S. 176), Legontius (19. Feb. S. 176), Modestus (24./25. Feb. S. 177/178), Basinus (4. März S. 179), Quiriacus presbyter (6. März S. 180), Felix (26. März S. 184), Helena regina (15. Apr. S. 188; frühere Textschicht 18. Aug. S. 220), Modoaldus (12. Mai S. 195), Cyrillus (19. Mai S. 197), Fortunatus (10. Jun. S. 202), Numerianus (5. Jul. S. 208), Severa virgo (20. Jul. S. 212), Banto confessor (31. Jul. S. 215), Maximinus (Neueintrag 12. Sept. S. 227), Lutwinus (29. Sept. S. 232), Thyrsus et socii (4. Okt. S. 233), Palmatius et socii (5. Okt. S. 234), Lubentius confessor (13. Okt. S. 236), Rusticus (14. Okt. S. 236), Severus (15. Okt. S. 236), Eucharius (8. Dez. S. 251). – Abzuheben hiervon wären die oft nicht weniger wichtigen Trierer Namensträger, die nur in Trierer Handschriften und deshalb in der Ausgabe im Variantenapparat geführt sind. Die Unterscheidung ist wichtig für die damals gesehene überregionale bzw. regionale Bedeutung der betreffenden Heiligen. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 14 – 83, S. 36 f.; S. 277 – 298, S. 287 – 290, S. 292 – 294 Zu Rusticus in den Breviaria Trevirensia von 1468, 1501, 1502: Heinz, Liturgische Bücher S. 126, S. 129, S. 131. Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Für den nicht sehr ausgebreiteten Kult des Bischofs Rusticus im Mittelalter dürfen wohl als Vorstufen zwei sanctus-­Kennzeichnungen in Fassungen der Bischofsliste um 1000 bzw. um 1100 gesehen werden, wobei die erste am Trierer Dom oder in seinem Umkreis entstanden ist. Die weiteren Bezeugungen sind großenteils bisher nicht erfasst, so jene aus dem Stift St. Simeon (Trier) aus dem Beginn des 12. Jahrhunderts. Eine relative Verfestigung zeigt sich im 14. Jahrhundert, wobei die vorbalduinische und die balduinische Domliturgie prägenden Anteil hat. Die Rezeption des Festes

24. Rusticus |

als Eigenfest im Bursfelder Martyrologium von 1468 gibt gleichsam das Fazit zu dieser Entwicklung. D Materielle Überreste 18 Grab

Seit Anfang des 16. Jahrhunderts lokalisierte man das Grab des Rusticus in der Kirche des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin hinter dem Altar des Johannes Evangelist im rechten Seitenschiff. Zeugnisse:

[1] Enen, Johannes: Medulla gestorum Treverensium. …, Metz 1514, S. 66: Lokalisierung des Grabes hinter dem St. Johannes-­Evangelist-­Altar im rechten Seitenschiff der Kirche (Heyen, Paulin S. 294 f.). [2] Reliquie indulgentieque ecclesie collegiate divi archiepiscopi et martyris Paulini, ca. 1515, S. 13 f. (vgl. dazu Heyen, Paulin S. 15 – 17): Bericht über die Graböffnung mit päpstlichem Indult (s. Heyen, Paulin S. 294 f.). [3] Scheckmann, Johannes: Epitome alias medulla Trevirorum …, Metz 1517, fol. 23: Lokalisierung des Grabes hinter dem St. Johannes-­Evangelist-­Altar im rechten Seitenschiff von St. Paulin (Heyen, Paulin S. 295 – Gierlich, Grabstätten S. 43 Anm. 149). Kommentar:

Um 1400 wusste man offenbar noch nichts von einem Rusticus-­Grab in der Kirche des Stiftes (St. Marien-)St. Paulin; erst die Trierer Heiltumsschriften von 1514/1517 wissen es hinter dem St. Johannes-­Evangelist-­Altar im rechten Seitenschiff zu lokalisieren. 1515 wurde das Grab geöffnet und das Haupt entnommen. Es ist fraglich, ob die Lokalisierung des Rusticus-­Grabes in der Stiftskirche nicht auf einer Fehldeutung der Gesta Treverorum beruht, wobei man die dort als Aufenthaltsort des Reklusen Rusticus genannte Kirche St. Maria ad Litus (ad martyres) als dessen Begräbnisstätte ansah, diese aber mit dem Stift St. Paulin verwechselte, das ebenfalls Maria als Hauptpatrozinium besaß. Literatur:

Heyen, Paulin S. 294 f. – Gierlich, Grabstätten S. 43 f. (St. Paulin irrtümlich für St. Maria ad martyres).

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25. MAGNERICUS (MAGNERICH)

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

25. MAGNERICUS (MAGNERICH) (566 – nach 586)

Synopse des Quellenbefundes Magnerich folgte seinem Lehrer Nicetius im Herbst 566 als Bischof von Trier nach und war mindestens zwanzig Jahre im Amt. Das Ende seines Pontifikates lässt sich nicht näher eingrenzen. Er könnte der erste Bischof „germanischer“ Herkunft von Trier gewesen sein, doch erlaubt sein Name allein keine sicheren Rückschlüsse. Vermutlich war er aber lokaler Herkunft. Aus der ersten Hälfte von Magnerichs Amtszeit ist nur wenig bekannt. Das Glückwunschgedicht, das ihm Venantius Fortunatus zum Amtsantritt widmete, bietet kaum konkrete Informationen. Auch ist nicht sicher, ob Magnerich in dem um 566 verfassten Brief des austrasischen Großen Gogo gemeint ist, ja dies ist sogar unwahrscheinlich, angespielt ist wohl auf Nicetius. Wohl gegen 581 setzte sich Magnerich für seinen Amtsbruder Theodor von Marseille ein, als dieser als Gefangener über Trier zum Hof König Childeberts II. gebracht wurde. Dieses Engagements könnte, über die bischöfliche Solidarität hinaus, eine politische Komponente gehabt haben, da Theodor in den Streit zwischen den Königen von Austrasien und Orléans-­Burgund um die Herrschaft in Marseille verwickelt war. Am Hof Childeberts II. von Austrasien war Magnerich sehr einflussreich: 585 wurde er Taufpate Theudeberts (II.), im folgenden Jahr begleitete er Childebert II. und dessen Familie zum Treffen mit König Gunthram von Orléans-­Burgund in Andelot. Dort entging er nur knapp dem Tod, als er von dem als Hochverräter verurteilten Herzog Gunthram Boso als Geisel genommen und zur Intervention bei den Königen gezwungen wurde. Wohl zu Unrecht geriet Magnerich dadurch in den Verdacht der Konspiration. Gut bezeugt ist Magnerichs pastoral-­bischöfliche Tätigkeit, die er schwerpunktmäßig im Westen seiner Diözese entfaltete. Vor 585 brachte er, gestützt wohl auf die Autorität einer von ihm geleiteten Provinzialsynode, den bei La-­Ferté missionierenden Einsiedler und Styliten Wulfilaich dazu, ein coenobitisches Leben mit (seinen) Klosterbrüdern aufzunehmen. Vielleicht in Zusammenhang mit diesen Maßnahmen visitierte Magnerich mehrmals den in der Nähe von Wulfilaichs Wirkungsstätte gelegenen Kastellort Eposium/Yvois, der als die erste organisierte Pfarrei des Trierer Bistums bezeugt ist und wo eine Schule zur Heranziehung des Klerikernachwuchses bestand. Einer der Zöglinge war Gaugerich, der spätere Bischof von Cambrai, den Magnerich vor 584/590 zum Kleriker bestimmte und zum Diakon weihte.

25. Magnericus (Magnerich) |

In der Umgebung Magnerichs sind abbates genannt, worunter die Leiter von Klerikergemeinschaften an den großen Coemeterialbasiliken zu verstehen sind. Der Metropolitanvorrang der Trierer Kirche unter Magnerich ist klar bezeugt. Von den drei Martinskirchen, die Magnerich seiner hochmittelalterlichen Vita zufolge gründete, ist die Gründung der Martinskirche am Trierer Moselufer unstrittig. Fraglich ist hier, ob Magnerich dabei an einen älteren christlichen Kultbau (Heiligkreuz-­Kirche) anknüpfte. Auch die Archäologie hat hier keine Sicherheit erzielt. Über die Gründung in Cartadomus, die angeblich auf Familienbesitz erfolgte, ist nichts Näheres bekannt, da die Identifizierung des Ortes (Karden) durchaus möglich scheint, doch nicht ganz klar ist. Die dritte Kirchengründung in der Woëvre ist sehr zweifelhaft, da die entsprechende Stelle in der Magnerich-­Vita aus den Historiae Gregors von Tours genommen ist und umgeschrieben scheint (Weihebezug zu Magnerich). Ob die Trierer Kirche St. Martin auf dem Berge auf Magnerich zurückgeht, bleibt fraglich. Der Quellenwert der um 1000 von dem Abt Eberwin des Klosters St. Martin (Trier) verfassten Vita Magnerichs ist nach früherer Auffassung relativ gering. Genauere Eruierung hat aber ergeben, dass ihr Quellenwert bisweilen beträchtlich ist. Hierzu gehören u. a. die Nachrichten über die Kirchengründungen Magnerichs, über Einsiedler im Trierer Land zu dessen Zeit und natürlich die zur jüngeren Geschichte der Abtei. Die Vita bietet den frühesten Hinweis auf die – in der Form des frühen 11. Jahrhunderts bekannte – Liturgie des am 25. Juli gefeierten Magnerich-­Festes. Die seit dem 10. Jahrhundert nachweisbare kultische Verehrung Magnerichs ist wesentlich breiter, als es früher angenommen wurde. Das Grab Magnerichs befand sich in der Kirche des Trierer St. Martinsklosters am Moselufer, diese ist als sein Erstbestattungsort anzusehen. – Ein absolut singuläres Zeugnis (Translationstag 20. Oktober: Kalender aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts [Trier, StB Hs 441/1888 8o fol. 3r – 9v; fol. 8v]) ist schwer einzuordnen. Vielleich ist auf eine Umgestaltung des Grabes durch Erzbischof Ruotbert (931 – 956) Bezug genommen.

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662 | Hauptteil

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 vor 566

Nicetius bildet Magnerich (zu seinem Nachfolger?) aus. Venantius Fortunatus bezeugt in seinem Magnerich, dem Nachfolger des Nicetius im Trierer Bischofsamt, gewidmeten Briefgedicht, dass Nicetius Magnerich ausbildete. Eintrag/Text:

(Adresse, wohl nachgetragen) DOMINO S[AN]­C[T]­O MERITIS APOSTOLICIS PRAECICANDO IN xpo (Christo) patri magnerico papae furtunatus humilis Wiedergabe der einschlägigen Verse 5 – 16: Discipule egregii bone magnerice niceti Nominis auspicium magne canende tuo (E: canendo; Br, L: auspicio Magne … tui) Clare sacro merito tanto informante magistro Quem reparas operum fructificante loco Cuius opime sequax sancta et uestigia seruans Rite minister agens ecce magister ades Auctorisque pii successor dignus haberis Heredisque sui frugi parensque manes (L u. Gundlach/Rochais; Cod., E, Br manet) Creuit post obitum pater et te crescere fecit Dum capit ille polum tu capis arce locum Grex alitur per te uice praecessoris alumne Nec sua damna dolet dum tua lucra tenet Quelle/Überlieferung:

[1] Epistulae Austrasicae Nr. 14: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 14v – 15r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6566 S. 417 [1*] E: Eberwin (Br, L): Vita Magnerici, um 1000: Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier) (Anfang verloren bis zu Text in AA SS Jul. VI, c. IV, 34 S. 188. Der verlorene Text ist zu erschließen aus Ausgabe AA SS), fol. 1r – 5v (p. 17 – 26); fol. 4r (p. 23) – Trier, StB Hs 1151/455 4o, (Bd. 3), 13. Jahrhundert, Kloster St. Maximin (Trier), fol. CCXIIII v-­C CXXr; fol. CCXVr-­v = fol. 210v – 216r; fol. 211r – ­v Zu diesen Handschriften: Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 f. mit Anm. 2 mit der wohl nicht zutreffenden Feststellung, den AA SS liege nur die spätere Handschrift

25. Magnericus (Magnerich) |

zugrunde – Coens, Catalogus civitatis S. 263 f., S. 263; S. 201 – 205, S. 204 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 f., dort S. 107 Anm. 4 zu Sauerland – Embach, Literaturgeschichte S. 273 – 276 Ausgabe(n):

[1] (mit Berücksichtigung von [1*]) Epistolae Austrasicae Nr. 14 MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), S. 128 f. = CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 432 f. [1*] Überlieferung in Eberwin, Vita Magnerici: (Br) Bro(u)wer, Christoph: Venantii Honorii Clementiani Fortunati Carminum, Epistolarum, Expositionum libri XI, …, Mainz ²1617, III, 13 S. 83 dazu Notae S. 87 f. Entgegen der generell von ihm benutzten handschriftlichen Grundlage für seine einen Markstein in der Venantius-­Edition darstellenden Ausgabe, wohl einem Codex Treverensis (s. Leo, Prooemium S.  XIV f.), hat Bro(u)wer das Fortunatus-­Gedicht auf Magnerich/Nicetius aus der Überlieferung der Vita Magnerici des Eberwin (Trier, StB Hs 1151/455 4o) genommen (s. Notae S. 87). Es ist fraglich, ob die weitere Eberwin-­Edition (E): Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192; S. 191A-D „accuratius expressum est“ (Leo S. 291 Anm.). Die Frage ist wohl zu verneinen, Bro(u)wer bietet im Vergleich nur geringfügige „Fehler“. (L) Leo, De Magnerico Treverensi episcopo, in: Venantius Fortunatus: Opera poetica, ed. Friedrich Leo MGH AA 4, 1, Berlin 1881 (Ndr.), (Appendix XXIV S. 291 f.) beruht auf der Grundlage von Eberwin und bezieht die Editionen Br und E des 17. und 18. Jahrhunderts in seine Textherstellung ein. Kommentar:

Die handschriftlichen Zusammenhänge sind bisher nicht geklärt. Eine Prüfung ergibt, dass der Magnerich-­Biograph Eberwin ein Exemplar zur Hand hatte, das mit dem in der austrasischen Sammlung benutzten sehr eng verwandt war. An einer Stelle (v. 3) Quem fidei titulo mercis erexit in altum (Epp. Austr.) bietet die Eberwinsche Version Br, E, L Quem fidei titulus meritis erexit in altum gegen die Sammlung die lectio recta. In v. 12 gehen der Codex der austrasischen Sammlung und die Fassungen E und Br gegen die korrigierende Konjektur des Herausgebers Leo (L), die bei seinen Nachfolgern Gundlach und Rochais übernommen ist, zusammen. In v. 6 gehen Br und L gegen die stark abweichende lectio der austrasischen Sammlung zusammen, E bietet hier eine „vermittelnde“ Fassung. Br bietet also hier die von Leo rezipierte bessere lectio gegenüber den Acta Sanctorum. Ebenso hat Br in v. 9 die korrekte Form sancta mit der austrasischen Sammlung und Leo gegen das unhaltbare sancto von E. In Bezug zu und in Korrektur von Wilhelm Meyer (Gelegenheitsdichter S. 11) hat Richard Koeb­ ner (Venantius Fortunatus S. 14 – 28, S. 21 f. Anm. 1 sowie S. 27 f. mit Anm. 1 S. 28) herausgearbeitet, dass der Magnerich-­Text des Venantius eher Brief als Rede sei. Der

663

664 | Hauptteil Dichter sei vermutlich selbst in der austrasischen Kanzlei tätig gewesen, so dass dort sein „Lobspruch, der wohl als Brief an Magnerich ging, in dieser Kanzlei aufbewahrt wurde und von da in die Epist. Austr. gelangte“. Vom handschriftlichen Vergleich her lässt sich der von Koebner selbst skeptisch betrachtete Gedankengang eher bestätigen. Die Fassung Br-­E-L wäre die ursprünglichere. Die Hinführung in E cum ueridicus [ille] de tali sacerdote auctor Fortunatus metrice ita scribit …, was Leos objektiver Benennung De Magnerico Treverensi episcopo entspricht, hat eine wesentliche Parallele in den übrigen geläufigen carmina-­Fassungen De … bzw. Ad … . Für den Zweck der Briefsammlung wäre die exzeptionelle Verwendung der Adresse formuliert. – Eindeutig geht aus dem Briefgedicht der Bezug Nicetius-­Magnerich hervor, auch dass Nicetius Magnerich (wohl zu seinem Nachfolger) ausgebildet hatte: In pastoraler Sorge (v. 15 f.) und in den Baumaßnahmen (v. 8 f.) tritt Magnerich zu Beginn seiner Laufbahn in die Fußstapfen seines Mentors. Für das Schülerverhältnis s. besonders v. 7 tanto informante magistro, v. 10 Rite minister agens ecce magister ades; v. 13 Creuit post obitum pater et te crescere fecit, v. 15 Grex alitur per te vice praecessoris, alumne. Obwohl es aus dem Gedicht des Venantius nicht eindeutig hervorgeht, ist es gut möglich, dass Nicetius Magnerich als seinen Nachfolger vorgesehen hatte. Insbesondere v. 13 kann auf eine Nominierung Magnerichs durch seinen Lehrer hinweisen; auch die Schnelligkeit der Nachfolge spricht dafür. Einzelheiten über die Schülerzeit teilt der Dichter nicht mit; ob v. 10 eine Anspielung auf eine besondere Bewährung Magnerichs – etwa während des Exils von Nicetius – ist, bleibt unklar. Die Vita Magnerichs, die ihn als einzigen Trierer Kleriker treu zum verbannten Nicetius stehen lässt, hat anscheinend keinen selbständigen Quellenwert. Aufgrund seines als germanisch klassifizierten Namens wird Magnerich als erster Germane auf dem Trierer Bischofsstuhl bezeichnet, doch bleiben hier Zweifel. Keine Hinweise gibt es auf eine auswärtige Herkunft Magnerichs, vielmehr war er seiner Vita zufolge an der Mosel begütert. Literatur:

Siehe Ausgaben. [a] Gesamtzusammenhang der Überlieferung: Meyer, Wilhelm: Der GelegenheitsdichterVenantius Fortunatus, in: Abh. Ak. d. Wiss. Göttingen N. F. IV, 5, Berlin 1901, S. 5 – 15 – Koebner, Richard: Venantius Fortunatus. Seine Persönlichkeit und seine Stellung in der geistigen Kultur des Merowinger-­Reiches (Beitraege zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 22), Leipzig/Berlin 1915 (Ndr. 1973) [b] Schülerverhältnis: Anton, Trier von der Spätantike S. 39 (Ausbildung zum Nachfolger). Siehe auch Nr. 2. [c] Vita Magnerichs: Siehe Nr. 17.

25. Magnericus (Magnerich) |

[d] (Germanische) Herkunft: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 108 (germanischer Name erlaubt keinen sicheren Rückschluss auf die Herkunft) – Ders., Trierer Land S. 238 (lokaler Herkunft) – Anton, Trier S. 142 (germanisch). – Zu der wahrscheinlich eher germanischen als hybriden Namensform Haubrichs, Wolfgang: Romano-­ germanische Hybridnamen des frühen Mittelalters nördlich der Alpen, in: Akkulturation. Probleme einer germanisch-­romanischen Kultursynthese in Spätantike und frühem Mittelalter, hg. von Dieter Hägermann / Wolfgang Haubrichs / Jörg Jarnut (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde – Ergänzungsbände 41), Berlin u. a. 2004, S. 179 – 203; S. 192 – Kremer, Dieter: Germanisch-­romanische oder romanisch-­germanische Hybridnamen?, in: Studien zu Literatur, Sprache und Geschichte in Europa (Fs. Wolfgang Haubrichs, hg. von Albrecht Greule), St. Ingbert 2008, S. 345 – 374; S. 369 (möglicherweise lateinisches Namenelement + germanisches Zweitelement) 2 566 Okt./Dez.

Magnerich wird Bischof von Trier. Die von Venantius Fortunatus Nicetius und Magnerich gewidmeten Gedichte legen nahe, dass Magnerich unmittelbar nach dem Tod des Nicetius Bischof von Trier wurde. Eintrag/Text:

Briefgedicht des Venantius Fortunatus an Magnerich: (Adresse, wohl nachgetragen) DOMINO S[AN]­C[T]­O MERITIS APOSTOLICIS PRAECICANDO IN xpo (Christo) patri magnerico papae furtunatus humilis Wiedergabe der einschlägigen Verse 5 – 18 und 23 – 24: Discipule egregii bone magnerice niceti Nominis auspicium magne canende tuo (E: canendo; Br, L: auspicio Magne … tui) Clare sacro merito tanto informante magistro Quem reparas operum fructificante loco Cuius opime sequax sancta et uestigia seruans Rite minister agens ecce magister ades Auctorisque pii successor dignus haberis Heredisque sui frugi parensque manes (L u. Gundlach/Rochais; Cod., E, Br manet) Creuit post obitum pater et te crescere fecit Dum capit ille polum tu capis arce locum Grex alitur per te uice praecessoris alumne Nec sua damna dolet dum tua lucra tenet

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666 | Hauptteil Fratribus optandus iocundus honore ministris Carius et populis pastor amore places … Pro fůrtunato exorans quoque dulcis amator Spem mihi dans ueniae sit tibi palma pater Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 1. Ausgabe(n):

Siehe Nr. 1. Kommentar:

Das Briefgedicht an Magnerich ist in einer Sequenz zu den Carmina III, 11 und III, 12 (ed. Leo MGH AA 4, 1 S. 63 – 65 = Reydellet, Venance I S. 106 – 109. Siehe Nicetius Nr. 31, Nr. 32) an Nicetius zu sehen. Die Gedichte für Nicetius wurden zweifellos im Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Venantius bei König Sigibert I. 565 – 567 verfasst, wobei der Trierer Aufenthalt des Dichters auf das Frühjahr 566 zu datieren ist. Dabei lernte er Nicetius und wohl auch dessen Schüler Magnerich kennen. Das Magnerich gewidmete Gedicht ist in Briefform gehalten und wurde daher von Venantius wohl nach seiner Abreise aus Trier verfasst, als er vom dortigen Bischofswechsel erfahren hatte. Die unmittelbare Nachfolge geht aus Formulierungen im Magnerich-­Gedicht klar hervor (v. 9 – 11, v. 14 ff.). Wenig beachtet wurden bislang v. 17 f., die in Verbindung mit v. 11 und v. 14 wohl ausdrücken sollen, dass Magnerichs Nachfolge – außer von seinem Lehrer Nicetius – sowohl von seinen Mitbischöfen-­Konprovinzialen (fratres) als auch vom Trierer Klerus (ministri) und vom Volk gewünscht wurde. Die konstitutiven Bestandteile für die kanonische Bischofsbestellung sind hier formuliert. Zu folgern ist aus dem Text, dass die Bischofserhebung erst kurz vorher erfolgt war. Dass König Sigibert I. mit der Bischofserhebung Magnerichs einverstanden war, kann angenommen werden. Die Chronologie der Venantius-­Gedichte und die mittelalterlichen Festtage des Nicetius (1. Oktober, 5. Dezember) lassen darauf schließen, dass Magnerich sein Amt im Herbst/Winter 566 antrat. Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Chronologie: Siehe Nicetius Nr. 35 (Tod des Nicetius – Festtage). [b] Unmittelbare Nachfolge: Meyer, Gelegenheitsdichter S. 11 – Koebner, Venantius Fortunatus S. 21 f. Anm. 1 – Gauthier, Évangélisation S. 181 – Anton, Trier S. 132 Anm. 112. [c] Kanonische Bischofsbestellung (Mitbischöfe/Klerus/Volk): Mit fratres sind zweifellos die Amtsbrüder Magnerichs (Konprovinziale-­Suffragane) gemeint. Zur Deutung

25. Magnericus (Magnerich) |

von minister siehe v. 10, wo die Bezeichnung auf Magnerichs Funktion unter Nicetius bezogen wird. 3 566/567

Venantius Fortunatus lobt Magnerich als würdigen Schüler des Nicetius. Eintrag/Text:

Siehe Nr. 1 und Nr. 2. Paraphrase:

Dem heiligen Herrn und wegen seiner apostolischen Verdienste zu rühmenden (me­ ritis apostolicis praedicando) Vater in Christus, dem papa Magnerich, der demütige Fortunatus. In der Würde des Metropoliten (patru[m] pate[r], arce sacerdus) habe er den Gipfel des Aufstiegs erreicht. Durch Gottes Willen sei er, der Schüler des herausragenden Nicetius, an die Spitze der (Trierer) Kirche gelangt. Schon Magnerichs Name lasse Großes erwarten: Von einem so bedeutenden Lehrer ausgebildet fülle er aufgrund seiner Verdienste dessen Platz würdig aus. Schnell sei er ihm nachgefolgt; als Diener bewährt sei er nun selbst Lehrer. Man halte ihn für den würdigen Nachfolger seines frommen Vorgängers, dessen Erbe er verpflichtet bleibe. Ihn habe der Vater heranzogen, nach dessen Tod habe Magnerich seinen Platz eingenommen. Der Schüler nähre und schütze die Herde an Stelle des Vorgängers. Magnerich sei den Mitbischöfen (fratribus) erwünscht, dem (Trierer) Klerus (ministris) genehm und dem Volk teuer. Der Hungernde halte ihn für das Brot, der Gast für das Obdach, der Nackte für das Gewand, der Müde für die Rast und der Fremde für die Hoffnung. Indem er solches tue, solle er mehr erstreben, auf dass er das ihm Anvertraute verdoppele (dupla talenta feras: Laktanz, De pascha v. 95). Für ihn, Fortunatus, möge er, der liebe Freund (dulcis amator), Fürbitte leisten. Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 1.

Ausgabe(n):

Siehe Nr. 1.

Kommentar:

Das bald nach der Abreise des Venantius aus Trier verfasste Briefgedicht enthält in erster Linie Informationen zum Amtsantritt Magnerichs (Nr. 2). Offensichtlich kannte der Dichter den Adressaten, den er als seinen lieben Freund anredet, persönlich, teilt aber außer dessen Schülerverhältnis zu Nicetius kaum etwas Konkretes mit. V. 6 ist wahrscheinlich romanische Deutung des Namens. Ob über das Topische hinausgehende Informationen zu Magnerichs Rolle unter Nicetius enthalten sind,

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668 | Hauptteil lässt sich kaum entscheiden. Insbesondere bleibt fraglich, ob v. 10 auf eine loyale Haltung Magnerichs zu seinem Lehrer während dessen Verbannung anspielt. Hingegen lässt sich v. 13 dahingehend deuten, dass Nicetius ihn als seinen Nachfolger gewünscht hatte. Bemerkenswert ist die in v. 17 erwähnte, vielleicht nicht nur topisch zu verstehende positive Haltung der Bischöfe (Konprovinzialen), des Trierer Klerus und des Volkes zu Magnerichs Amtsübernahme. Von erheblicher Bedeutung ist die Anrede des neuen Bischofs als Metropolit, die zeigt, dass sich der Metropolitanrang Triers endgültig verfestigt und von der Person gelöst hatte. Literatur:

[a] Datierung: Siehe Nr. 1, Nr. 2 – Nicetius Nr. 35. [b] Zur Namensdeutung durch Romanen s. Nr. 1 [d] (Haubrichs) [c] Schülerverhältnis zu Nicetius, dessen Exil und dessen Nachfolge: Siehe Nr. 1, Nr. 2. [d] Kanonische Bischofsbestellung: Siehe Nr. 2. [e] Metropolitanrang: Schmidt, Trier und Reims S. 22 f. – Anton, Trier S. 142. (? 4) 566?/(vor) 581

(Hausmeier) Gogus (Gogo) schreibt an Bischof Petrus von Metz und bittet ihn, einige Metzer Kleriker sowie einen namentlich nicht Genannten zu grüßen. Als dieser käme u. U. Bischof Magnerich von Trier in Betracht, entfernt möglich wäre auch Bischof Trasericus/Trisoricus von Toul. Eintrag/Text:

[1] (Adresse) DOMINO UERE S[AN]­C[T]­O AC BEATISSIMO DOMNO ET PATRI Petro papae gogus Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Da er, Gogus, neuerdings Grundbesitzer in der Diözese des Adressaten geworden sei, durch günstige Lage sein Nachbar, dem er caritatis iure coniunctus (in der Nächstenliebe verbunden) sei, bitte er Petrus, das Gut in seinen Schutz zu nehmen. 2. Er grüße ihn selbst und ersuche ihn, eine Reihe namentlich genannter Metzer Kleriker zu grüßen. 3. Auch jener solle nicht ungegrüßt bleiben, der die Heiligen unaufhörlich besuche und der nun über den Ufern der Mosel die hohen Spitzen des Tempels errichtet habe und durch dessen Gelehrsamkeit (doctrina) die Paläste der Könige geschmückt seien. Sed nec illum insalutatum relinquo cuius gressibus indesinenter s[an]­c[t]­orum limina uisitantur et nunc super musellae litoribus praecelsa templi cernitur construxisse iam culmina et de cuius doctrina regum sunt ornata palatia.

25. Magnericus (Magnerich) |

[2] (a) EPISTULA GOGONIS AD TRASERICUM Paraphrasierende Wiedergabe: 1. Durchgehendes Lob der rhetorischen Gelehrsamkeit des Trasericus, die ihn zu verschiedenartiger Tätigkeit befähigt (quem ad ministrandum diffusio reddidit co­ tidiana repletum …) 2.  … et parentali affectu ostendetis.  … Nostra quoque pectora sermone dialectico aperuistis; 3. utrasque enim res uobis ad laudem facitis pertinere, cum agricolis culturam et nobis praeparatis in epistulis lectionem praecipuam (Norberg; praecipua Cod.). … Es sei nicht nötig, bei anderen um solches nachzusuchen, quod per proprios uates aliis possumus fenerare. …, cum te incola regio nostra unicum meruit habere doctorem. [2] (b) De oratorio Trasarici Die limina templi beherbergen die Reliquien der Apostel Petrus und Paulus.  – Rühmung der Heiligen Martinus und Remigius: … ecce sacerdotis sacri micat aula Remedi qui tenebras mundi liquit et astra tenet. Quelle/Überlieferung:

[1] Epistulae Austrasicae Nr. 22: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 18v – 19r – (Korrektor 11. Jahrhundert: b) – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6566 S. 417 [2] (a) Epistulae Austrasicae Nr. 16: Vatikan, BAV Pal. lat. 869, Kloster Lorsch St. Nazarius, 9. Jahrhundert, fol. 1v – 30v; fol. 15v – 16r – Bischoff, Festländische Handschriften 3 Nr. 6566 S. 417 [2] (b) Leo Vorrede zur Ausgabe S. V-XXV – Reydellet, Venance I S. LXXI – LXXIX – Siehe jeweils Apparat zur Stelle; s. bei Ausgabe(n). Ausgabe(n):

[1] Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 22 S. 134 f. – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 440 – 442. Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 441. [2] (a) Epistolae Austrasicae: MGH Epp. 3 (Epp. Merowingici et Karolini aevi 1), ed. Wilhelm Gundlach, Berlin 1892 (Ndr.), Nr. 16 S. 130 – Epistulae Austrasicae: CC SL 117, ed. Wilhelm Gundlach/Henri Rochais, Turnhout 1957, S. 434 f.

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670 | Hauptteil Ältere Ausgaben (Freher, du Chesne, Bouquet) s. in Ausgabe CC SL S. 434 [2] (b) Venantius Fortunatus: Opera poetica, ed. Friedrich Leo MGH AA 4, 1, Berlin 1881 (Ndr.), II, 13 S. 41 f. – Venance Fortunat, Poèmes 1, Livres I – IV, ed. Marc Reydellet (Collection des universités de France), Paris 1994, II, 13 S. 69 f., Anm. 92 S. 190 Kommentar:

[1] Hierzu Nicetius Nr. ? 34 Kommentar: „Gogus ist offenbar dem bischöflichen Adressaten freundschaftlich verbunden, vielleicht sogar verwandtschaftlich (caritatis iure) (1.). Wenn er im Folgenden (2.) ausführt Saluto igitur uenerabiliter peculiarem pontificem, in quem apostoli petri nomen radiat renouatum, quem decorat speculandi diu gratia pastoris probitas ac dispensatoris humanitas, könnte man den Eindruck haben, Petrus sei schon lange im Bischofsamt (speculandi diu gratia). Doch kann auch gemeint sein, dass Petrus schon lange (vor dem Amt) die Gabe des Bischofs (speculator) bewiesen hat. Dies findet sich in einem Kontext, der einerseits wie der Brief des Reimser Bischofs Mapinius an den Metzer Bischof Vilicus (Epp. Austr. Nr. 15) die Konkurrenz zur Metropole Trier spiegelt (Der Adressat Petrus erneuert den Namen des Apostels Petrus!), zum anderen offenbar Metzer Bezüge erkennen lässt. Die zu grüßenden Metzer Kleriker hatten vorwiegend administrative Funktionen im Bischofsdienst: rector domus ecclesiae, archidiaconus in reparatione ecclesiae, notarius. Von einem wird explizit sein Dienst unter dem Vorgängerbischof (qui sub praeterito sacerdote actionem ecclesiae laudabiliter gubernauit) hervorgehoben. Es wird offenbar der überkommene Apparat vorgestellt, in Bezug auf Petrus mag also der Begriff dispensator auch technische Bedeutung haben. Er wird also aus dem Führungskreis des Metzer Klerus kommen und erst kurz das neue Leitungsamt haben. – Der von Gundlach auf 568 ? datierte Brief des austrasischen Großen Gogus/Gogo († 581), der Vertrauter König Sigiberts I. und nach dessen Tod († 575) nutritor des unmündigen Königs Childebert II. war, spielt im dritten Absatz auf einen Mann an, der namentlich nicht genannt wird und nur durch die Charakteristika Pilgergang, Kirchenbautätigkeit an der Mosel, Gelehrsamkeit, Einfluss bei Hofe offenbar für Petrus unverwechselbar beschrieben wird. Die in der Literatur seit dem Ersteditor Freher einhellig vorgenommene Identifizierung mit Nicetius (Gundlach, Edition S. 135 Anm. 1 – Ders./Rochais, Edition S. 441 f. Anm. – Anton, Trier S. 99 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37) ist von Gauthier (Évangélisation S. 213) bestritten worden, ohne dass ihr die Forschung darin gefolgt ist. Gauthiers entscheidendes Argument ist, dass Venantius Fortunatus während seines ersten Aufenthalts an der Mosel 566 zwar Vilicus von Metz ebenso kennenlernte wie Nicetius, dass er aber nur von letzterem Tod und Nachfolge durch Magnerich miterlebte, während es keinen Hinweis gebe, dass der Dichter auch den Nachfolger von Vilicus, Petrus, kennenlernte. Dies ist ein argumentum e silentio. Es beißt sich mit Gauthiers Chronologie zu Nicetius an anderer Stelle (Évangélisation S. 181 und S. 161 Anm. 19):

25. Magnericus (Magnerich) |

Danach hätte Nicetius bis 568 bzw. 569 gelebt. – Mit dem Gogus-­Brief dürfte uns ein Zeugnis zu Nicetius ganz am Ende seines Pontifikates vorliegen.“ Über diese zu Nicetius getroffenen Feststellungen hinaus soll zum Zweck methodischer Verifizierung bzw. Falsifizierung davon ausgegangen werden, die von Gau­ thier an erster Stelle genannten chronologischen Gründe seien tragfähig. In diesem Fall wäre Nicetius als in Frage kommender Gruß-­Adressat auszuschließen, in die Betrachtung wären die Bischöfe Magnerich von Trier und Trisoricus/Trasericus von Toul zu nehmen. Für Magnerich könnte sprechen, dass sein Einfluss am austrasischen Königshof für 585/586 sehr klar bezeugt ist und der erwähnte Kirchenbau die Trierer Martinskirche meinen könnte, die am Moselufer liegt. Dagegen ist bei ihm von einer besonderen Gelehrsamkeit, von Pilgerschaft und von einer näheren Beziehung zu Gogus/Gogo sonst nichts bekannt. [2] (a) In dem zu Trisoricus/Trasericus herangezogenen Gogo-­Brief fehlen Intitulatio und Adresse, so dass man über den Stand des Adressaten im Unklaren sein könnte. Über die Vermutungen von Duchesne (FE 2 S. 61, S. 63) und Gauthier (Évangélisation S. 232 f.) hinaus lassen sich sichere Gründe anführen, dass der als Meister der Rhetorik präsentierte, mit dem Briefschreiber wohl verwandte Adressat Bischof ist, seine Facundia in der Praedicatio (praeconium) als uates betätigt und dies auch den agriculae zukommen lässt. Bei ihm träfe das Moment der Gelehrsamkeit in besonderer Weise zu. Die Gesichtspunkte der Königsnähe und des Kirchenbaus ließen sich, was bisher nicht gesehen ist, in spezieller Interpretation erschließen. [2] (b) Entgegen Reydellet (Venance 1 Anm. 92 S. 190) ist mit Gauthier (S. 32 f.) von der Identität des Erbauers des Oratoriums mit dem Bischof auszugehen. Seine Errichtung jenes übrigens nicht zu verifizierenden Heiligtums könnte nur angestrengt mit den praecelsa templi in Beziehung gesetzt werden. Die Reliquien, die für das Oratorium genannt sind, lassen nach den Universalheiligen Petrus und Paulus mit Martin und Remigius eine Verbindung zu den fränkisch-­merowingischen Reichsheiligen und vielleicht dem Königtum erkennen. Bei Remigius könnte, da auf seinen wohl nicht zu lange zurückliegenden Tod († 532/533) angespielt wird, ein besonderer Bezug vorliegen. Im Vergleich zu den Optionen der Kirche von Toul, s. Nicetius Nr. 11 und Nr. 15, wäre ein gewisses Renversement zu Reims hin festzustellen. Doch dies alles ist eher weithergeholt als prägnant auf die Umschreibung im Gogus-­Brief an Petrus von Metz passend. Mit anderen Worten: Bei Magnerich und Trisoricus/Trasericus lassen sich eventuelle Spuren falsifizieren. Dagegen gibt Gregor von Tours in der „Vita“ des Nicetius-­ Schülers Aredius (Historiae X, 29 S. 522) das pointierte Bild für Nicetius, wo die im Gogus-­Brief an Petrus von Metz genannten Aspekte (Gelehrsamkeit, facundia; Hof- und Königsnähe, in regis palatio) sogar explizit formuliert sind: apud urbem Trivericam vir eximiae sanctitatis Nicetius episcopus, non solum in praedicatione ad­

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672 | Hauptteil mirabilis facundiae, … celeberrimus habebatur in plebe. Qui intuens puerum in regis palatio, …, praecepit ei se sequi … . Historische Erläuterungen – Literatur:

[a] Datierung des Briefes an Petrus von Metz: Siehe Ausgabe(n). – Siehe [b]. – Gogo: Gauthier, Évangélisation S. 211 – Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 100 – George, Judith W.: Venantius Fortunatus. A latin poet in merovingian Gaule, Oxford 1992, S. 136 – 140 (dort auch zu dessen Bildung). [b] Identifizierung: Nicetius: Gundlach, MGH S. 135 Anm. 1 – Rochais, CC SL S. 441 f. Anm. 22 – Anton, Trier S. 99 – Ders., Trierer Kirche S. 27 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37 – Anders: Gauthier, Évangélisation S. 213 (nicht Nicetius, Identifizierung nicht möglich; zum impliziten Widerspsruch dort s. Kommentar). [c] Magnerich: Einfluss bei Hofe: siehe Nr. 9, Nr. 10; Kirchenbau: siehe Nr. 50. [d] Trisoricus: Korrespondenz mit Gogo, Bildung: siehe oben [2] (a), (b) – Gauthier, Évangélisation S. 232 f. – George, Venantius Fortunatus S. 14, S. 28, S. 137 – Kirchenbau: siehe [2] (b), dazu Gauthier, Évangélisation S. 233 f. 5 um 570 – 580

Der Langobarde Wulfilaich kommt von Abt Aredius aus Limoges zu Bischof Magnerich, er erhält auf seine Bitte einen Ort in der Nähe des castrum Eposium (Yvois), errichtet dort ein Oratorium (für sich und seine Gefährten). Diese Kirche weiht Magnerich, fordert Wulfilaich aber (zusammen mit anderen Bischöfen) auf, seine rigorose Lebensweise als Säulenheiliger aufzugeben, welcher Forderung Wulfilaich mit einem frater Folge leistet. Dem von Gregor von Tours überlieferten Bericht des Anachoreten Wulfilaich zufolge kamen eines Tages Bischöfe zu ihm und befahlen ihm, von seiner Säule zu steigen und ein gemeinsames Leben mit den Brüdern, die er um sich gesammelt hatte, zu führen. – Nach der Darstellung des Magnerich-­Biographen handelt Wulfilaich zunächst im Einvernehmen mit seinem Diözesanbischof, später ändert er auf dessen (und weiterer Bischöfe) Weisung seine Lebensform. Eintrag/Text:

[1] Beginn des Berichtes von Wulfilaich: Er erfährt als puer parvulus vom hl. Martin. Er begibt sich nach Gallien zu Aredius, pilgert mit ihm nach Tours. Deinde territu­ rium Trevericae urbis expetii, et in quo nunc estis monte habitaculum quod cernitis proprio labore construxi.

25. Magnericus (Magnerich) |

[2] (Bericht des Wulfilaich gegenüber Gregor von Tours und dessen Begleitern auf ihrer Reise von Koblenz nach Innergallien. Nach Gregor ist Wulfilaich diaconus mit clericatus officia). Et quia semper ipse invidus Deum quaerentibus nocere conatur, advenientibus episcopis, qui me magis ad hoc cohortare debuerant, ut coeptum opus sagaciter explicare deberem, dixerunt mihi: „Non est aequa haec via, quam sequeris, nec tu ignobilis Symeoni An­ thiochino, qui colomnae insedit, poteris conparare. Sed nec cruciatum hoc te sustenere patitur loci positio. Discende potius et cum fratribus, quos adgregasti tecum, inhabita“. Ad quorum verba, quia sacerdotes non obaudire adscribitur crimini, discendebam, fateor, et ambulabam cum eisdem ac cybum pariter capiebam. Quadam vero die, provocans me episcopus longius ad villam, emisit operarius cum scutis et malleis ac securibus, et eliserunt colomnam, in qua stare solitus eram. In crastinum autem veniens, inveni omnia dissipata. Flevi vehementer, sed erigere nequivi quae distruxerant, ne dicerer contrarius iussionibus sacerdotum; et ex hoc, sicut nunc habito, cum fratribus habitare contentus sum. [3] (35) De memorato autem superius ex Italia viro (sc. Wulfilaich), cujus et ipse Magnerici temporibus vitae conversationisque fuerit, libet ut dicamus. Hic etenim vir, genere Longobardus, nomine Vulsilaicus … folgt Jugendgeschichte wie bei [1]. Zug nach Gallien beato Aredio abbati, …, discipulo sancti Nicetii conjunctis, in ejus monasterio conversatus est, … . (36) Zug mit Aredius nach Tours zum hl. Martin (wie [1]) (37) Deinde ad Magnericum episcopum veniens, locum in territorio Trevericae urbis expetiit in monte, qui non longe ab Evosino castro VIII milibus distat; in cujus cacu­ mine oratorium nec non habitaculum proprio labore construxit, … . Dazu Säule analog Simeon von Antochien. Itaque cum hiemus (!) tempus advenisset, ita glaciali rigore urebatur, ut ungues pedum ejus vis algoris excuteret, et in barba ejus aqua congelata dependeret. Cibus ejus … (38) Predigt bei Landbevölkerung gegen Diana-­Heiligtum. Flexit Domini misericordia mentem rusticam, ut scilicet relictis idolis Dominum sequerentur. (39) … rogans, ut virtus illud divina destrueret. Rache des Teufels: Hautausschlag befällt totum corpus. (40) Eintritt in Kirche, Gebrauch der Ampulle mit heiligem Öl aus der Martinsbasilika (Tours). Wundersame Heilung. Ex quo apparet ulcera illa immissione diabolica viro Dei inflicta, sed curatione angelica divinitus fuisse sanata. (41) Ecclesiam ante, quam, ut diximus, aedificavit, Episcopo sacrante, beati Martini aliorumque sanctorum reliquiis illustravit; secumque nonnullos illuc fratrum aggregavit.

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674 | Hauptteil Er selbst bleibt in höchster Abtötung in columnae suae statione. Ad quem cum ex more vistationis gratia venisset Episcopus, videns eum tanto labore cruciari, …, compassus ejus doloribus, ad viam illum discretionis revocat, atque hac statione desistere utiliter suadet. (42) Wulfilaich solle sich nicht mit Simeon von Antiochien vergleichen. Er solle herabsteigen, et cum fratribus, quos secum aggregaverat, commanere jubet; magis hoc, id est communiter vivere, aliosque instruendo … lucrari, utilius esse approbans. Quam jussionem licet moleste suscipiens, quia tamen incongruum valde visum est, praeceptis non obedire pontificum, descendit et cum fratribus, quos aggregaverat, ambulabat, cibumque pariter capiebat. (43) Bischof schickt operarii zur Zerstörung der Säule, qui praedictam columnam incidentes, ad terram miserunt, finemque stationi illi simul et praesumptioni fecerunt. Nach Rückkehr aegre tulit, begibt sich mit seinen fratres an einen anderen Ort, in Gemeinschaft mit den Brüdern in sancta conversatione ad extremum usque permansit. (44) Tod und Beisetzung des Wulfilaich. Quelle/Überlieferung:

[1], [2] Krusch, Einleitung zur Ausgabe S. XXII – XXXV – Ders., Die handschriftlichen Grundlagen der Historia Francorum Gregors von Tours, in: Historische Vierteljahrsschrift 27 (1932) S. 673 – 757; 28 (1933/1934) S. 1 – 21 – Buchner, Gregor von Tours 1 S. XXXIII – XXXVI – Ders., ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414 – Ders., ebd. 68 (1951) S. 465 – 470 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 167 – 175 mit Anm. 116 – 136 S. 245 – 249 [3] Eberwin, Vita Magnerici, um 1000: Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier) (Anfang verloren bis zu Text in AA SS Jul. VI, c. IV 34 S. 188. Der verlorene Text ist zu erschließen aus Ausgabe AA SS), fol. 1r – 5v (p. 17 – 26) – Trier, StB Hs 1151/455 4o, (Bd. 3), 13. Jahrhundert, Kloster St. Maximin (Trier), fol. CCXIIIIv-­C CXXr = fol. 210v – 216r. Zu diesen Handschriften: Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 f. mit Anm. 2 mit der wohl nicht zutreffenden Feststellung, den AA SS liege nur die spätere Handschrift zugrunde – Coens, Catalogus civitatis S. 263 f., S. 263; S. 201 – 205, S. 204 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 f., dort S. 107 Anm. 4 zu Sauerland – Embach, Literaturgeschichte S. 273 – 276 Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Historiae ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951, VIII, 15 S. 380 Z. 24-S. 381 Z. 13 [2] Ebd. VIII, 15 (S. 380 Z. 13 – 19); S. 382 Z. 21-S. 383 Z. 7 [3] Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192; S. 188 f.

25. Magnericus (Magnerich) |

Kommentar:

Als Gregor von Tours im Oktober 585 vom Hof König Childeberts II. nach Tours zurückreiste, beherbergte ihn der frühere Eremit Wulfilaich in seinem in der Gegend von Eposium gelegenen Kloster, der dort eine magna basilica erbaut hatte. Er erzählte dem Bischof seine Lebensgeschichte. Nach diesen Angaben war Wulfilaich langobardischer Herkunft, war diaconus und hatte clericatus officia. Als Mönch hatte er im Kloster des (Nicetius-­Schülers und Gregor-­Freundes) Aredius gelebt, bis er sich zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt in der Trierer Diözese ([2]) auf einem Berg (St. Walfroy bei La-­Ferté-­sur-­Chiers) in der Gegend von Eposium (Yvois/Carignan) ansiedelte. Er erbaute dort einn habitaculum und predigte, auf einer Säule stehend, gegen heidnische Praktiken der lokalen ländlichen Bevölkerung, speziell gegen deren Dianakult. Mit einheimischen Helfern bringt er die Diana-­Statue zum Einsturz. Unvermittelt erscheinen in Gregors Bericht der Wulfilaich-­Rede Bischöfe (episcopi, qui me magis cohortare debuerant, ut coeptum opus sagaciter explicare deberem). Sie forderten ihn zum Herabsteigen von der Säule mit dem Hinweis auf, er könne sich als ignobilis nicht mit dem antiochenischen Styliten Simeon vergleichen. Das so von Wulfilaich geübte Styliten-­Leben sei als Anmaßung und als nicht geeignet für das gallische Klima (loci positio) befunden worden. Er habe widerwillig der Anweisung zur Aufnahme eines gemeinsamen Lebens mit seinen Mönchen gehorcht, quia sa­ cerdotes non obaudire adscribitur crimini. Er bestieg aber weiterhin seine Säule, bis diese heimlich vom wieder unvermittelt eingeführten Bischof zerstört wurde. Dessen Name wird zwar nicht genannt, doch besteht an der Identifizierung mit Magnerich kein Zweifel. Nach weinendem Widerstreben habe Wulfilaich nachgegeben, ne dicerer contrarius iussionibus sacerdotum, und mit den fratres das gemeinsame Leben geführt. Die Disziplinierung Wulfilaichs könnte zu der Aufmerksamkeit, die Magnerich der kirchlichen Organisation im äußersten Westen der Trierer Diözese widmete, gehören. Es ist im Gregor-­Kontext nicht explizit bezeugt, aber anzunehmen, dass Magnerich als zuständiger Diözesanbischof die von Wulfilaich erbaute Martinskirche geweiht hat, die Gregor von Tours 585 sah. Bei Gregors Darstellung ist zunächst formal zwischen seinem Rahmentext und dem referierten Bericht des Wulfilaich zu unterscheiden. In dem ersten teilt Gregor mit, dass er und seine Begleitung 585 (Oktober) zum castrum Yvois kamen, wo sie von Wulfilaich auf das freundlichste empfangen wurden. Zu dem genannten Zeitpunkt ist Wulfilaich diaconus, hat ein monasterium auf dem Ardennengipfel, wo er magnam basilicam aedificavit und mit vielen Reliquien des hl. Martin ausgestattet hatte. Bei der berichteten Bitte an Wulfilaich, über sein monastisches Leben (conversio) zu berichten, ist zugefügt, dass er zu dem clericatus officium als genere Langobardus gelangt sei. Zum Schluss des Rahmentextes bzw. eines selbständigen Zweitberichts referiert Wulfilaich auf Bitten seiner Besucher die von dem hl. Martin am Ort bewirkten Wunder (Historiae VIII, 16 S. 383 Z. 8-S. 384 Z. 7).

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676 | Hauptteil In dem (Haupt)Bericht, der von Gregor zumindest stilistisch überformt ist – (s. zu dem thematischen Anliegen Gregors auch Heinzelmann, Gregor S. 200 Anm. 55; man vgl. die inserierte Rede des Magnerich Historiae VIII, 12 S. 378 Z. 15-S. 379 Z. 9) –, legt Wulfilaich seine conversio-­Geschichte dar: Schon im Kindesalter (puer parvolus), in Italien also, habe er auf Kunde vom hl. Martin hin die Vigil des Heiligen gefeiert und zu seinen Ehren Almosen gegeben. In maiore aetate (14 – 18jährig) gab er sich, so sein weiterer Bericht, elementarer Aneignung der litterae hin. (In Gallien) schloss er sich Abt Aredius von Limoges an. Von diesem weiter ausgebildet, begab er sich mit ihm zum Grab des hl. Martin in Tours. Nach Rückkehr in das Kloster des Aredius in Limoges offenbarte ihm eine wundersame Vermehrung des Reliquienstaubs, sein ganzes Vertrauen in die Wundermacht des Heiligen zu setzen. Sehr gerafft offenbar wird der Bericht fortgeführt. Wulfilaich begab sich in territurium Trevericae urbis, wo er in eigener Arbeit auf dem Berg eine Aufenthaltsstätte (habitaculum) baute. Hinzuzudenken ist, dass er die Autorisation des Trierer Bischofs Magnerich erhielt, dass dieser seine von Gregor als basilica magna bezeichnete Kirche weihte. Er berichtet von einem Diana-­Heiligtum in der Gegend und seiner Errichtung einer Säule zu rigoroser Askese-­Übung. Auf Fragen fährt er fort, durch Predigt beim Landvolk gegen die Götzenverehrung angegangen zu sein und den Einsturz der Diana-­Statue bewirkt zu haben. Von einem auf der Stelle eingetretenen Hautausschlag befreite ihn eine Wunderheilung, Hilfe brachte ihm eine aus der Martinsbasilika mitgenommene Ampulle heiligen Öls (c. 15 S. 382 Z. 15 ff.). Diese Ampulle spielt nach Gregor eine Hauptrolle bei seinem Gewährsmann Aredius (s. etwa De virtutibus sancti Martini III, 24 MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 188). Unvermittelt bringt Wulfilaich dann die Gegenmacht des Teufels zu seinem Werk. Offenbar auf dessen Instigation erscheinen Bischöfe, die eigentlich sein Werk zur vollen Entfaltung hätten fördern müssen, die aber seine Lebensführung als die von einem ignobilis angemaßte Imitation des Styliten Simeon von Antiochien und den bei der Unwirtlichkeit der Gegend nicht erträglichen cruciatus missbilligen. Er solle von der Säule herabsteigen und cum fratribus quos adgregasti tecum, inhabita (c. 15 S. 382 Z. 21 ff.). Wieder wird das verknappend raffende Darstellen sichtbar – von fratres hätte vorher schon die Rede sein müssen. Auf das bischöfliche Geheiß hin verließ er, quia sacerdotes (!) non obaudire adscribitur crimini, die Säule und begann mit seinen fratres das coenobitische Leben. Erst hiernach wird wieder unvermittelt der Diözesanbischof – also Magnerich – angeführt. Er beruft ihn lon­ gius ad villam und lässt von Handwerkern seine Säule zerstören. Wulfilaich reagiert darauf weinend, will sich aber wieder aus Gehorsam gegen die geistliche Obrigkeit, ne dicerer contrarius iussionibus sacerdotum, fügen (c. 15 S. 383 Z. 1 ff.). Es verstört, dass Gregor den Namen des ihm vertrauten Bischofs Magnerich nicht nennt. Auch ist sehr fraglich, ob der Bericht zu den Bischöfen eine im Hintergrund stehende Synode erkennen lässt. Gregor hat für eine solche ein klares Terminologiereservoir (concilium, synodus), wovon hier nichts aufscheint.

25. Magnericus (Magnerich) |

Es ist oben schon in den Blick getreten (s. Nr. 1; Nicetius Nr. 33), dass der Magnerich-Biograph Eberwin in Bezug auf ein Gedicht des Venantius Fortunatus auf eine etwas bessere handschriftliche Grundlage als die Sammlung der Epistolae Austrasicae zurückgeht. Nun fällt auch dem flüchtigen Betrachter auf, dass die Partie des hochmittelalterlichen Magnerich-­Biographen zu Wulfilaich (AA SS Juli VI S. 183 – 192; c. IV, 35, 39 – 43 S. 188D-190B) weitgehend parallel zu dem Wulfilaich-­Bericht bei Gregor gestaltet ist. Der Herausgeber in den AA SS hatte sich vorsichtig zur Abhängigkeit geäußert (s. Praefatio § 15 und § 87, S. 176Ff.; S. 183C), Winheller sah durchweg Eberwin als Rezipienten Gregors (Lebensbeschreibungen S. 110 – 112), bemerkte allerdings, dass Eberwin mit der Nennung des Bischofs Magnerich als Besuchsadressaten Wulfilaichs in Trier gegen den in diesem Punkt (ver)schweigenden Gregor wohl im Recht sei (S. 112 Anm. 15). Im weitgehend parallelen, jedoch gerafften Bericht zum Zug des Wulfilaich zu Aredius wird dessen Schülerschaft bei Nicetius von Trier hinzugefügt. Schlüssig wird gebracht, dass nach dem Gang zusammen mit dem Nicetius-­Schüler Aredius nach Tours Wulfilaich nach Trier zu Bischof Magnerich im Trierer Territorium kam, um einen Ort auf einem Berg bei Eposium bat (diesen erhielt) und dort ein oratorium und ein habitaculum erbaute (Eberwin IV, 37 S. 189A/B). Die Aussage ist wohl zutreffender als die bei Gregor über eine basilica magna, die möglicherweise am Ende der Entwicklung bis 585 errichtet war. Logisch ist bei Eberwin später berichtet, dass Bischof Magnerich eine von Wulfilaich errichtete Kirche weihte (Eberwin IV , 41 S. 189 f.). Wesentlich für die Beurteilung der Filiationsverhältnisse ist, dass in weithin parallelen Berichten von Gregor gebrachte Bibelzitate bei Eberwin fehlen bzw. Eberwin eine Fortführung von solchen nicht hat (s. Gregor S. 381 Z. 24: Ps 113, 15; S. 382 Z. 1: Ps 106, 22; ebd. Z. 3: Ps 77, 1; Z. 13: Deut 28, 35 = Eberwin IV, 38 S. 189B und C). Es ist bei Eberwin nur Bischof Magnerich, der Wulfilaich wohlwollend zur Aufgabe der statio und zurück zur kirchlichen Zucht ruft (ad viam illum discretionis revocat: Eberwin V, 41 S. 190A; in V, 42 ist das bei Gregor um das Demonstrativum haec erweiterte Ezechiel-­Zitat [18, 25] non est aequa via S. 383 Z. 22 ohne das Demonstrativum in der Vulgata-­Form gebracht: V, 42 S. 190A). Auch bei Eberwin ist berichtet, dass Wulfilaich die iussio von Magnerich widerstrebend aufnahm, doch Folge leistete: quia tamen incongruum valde visum est praeceptis obedire pontificum (V, 42 S. 190A). Gleichwohl bietet Eberwin nicht eine harmonisierende Darstellung des Verhältnisses vonWulfilaich zu Magnerich. Der Bischof sieht das Verhalten des Styliten als praesumptio (V, 43 S. 190A). Zentrale Bedeutung kommt bei der Heilung vom Ausschlag auch bei Eberwin der Ölampulle zu. Ist bei Gregor nur die Rede davon, dass der Ausschlag durch Einwirkung des Teufels aufgetreten war (S. 382 Z. 18 f.), so bietet Eberwin die passende Kontrastierung: ulcera illa immissione dia­ bolica viro Dei inflicta, sed curatione angelica divinitus fuisse sanata (IV, 40 S. 189C).

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678 | Hauptteil Es ist festzuhalten: Bei Gregor offenbar fehlende Stücke sind bei Eberwin in logischer Fügung gebracht, bei Gregor gebrachte Bibelzitate fehlen bei Eberwin bzw. sind in korrekterer Form gegeben. Ein mittelalterlicher Autor hätte kaum auf biblische Belege der Vorlage verzichtet. Als Fazit bleibt: Beide Texte gehen auf eine gleiche Vorlage zurück, von der Eberwin z. T. die bessere Rezeption bietet. Die so in den Blick tretende Vorlage geht wohl auf Aredius mit einer Martinstradition zurück. Die bei Gregor im Schlussteil angeführten Wunder fehlen logischerweise bei Eberwin. Am Schluss seines Wulfilaich-­Teils weist Eberwin auf die Verbindung Magnerichs zu Gregor von Tours hin, den er dort anführt, wo Gregor Magnerich explizit als Gewährsmann bezeichnet. Die Wulfilaich-­Episode ist singuläres Zeugnis für offen geübte heidnische Praktiken (Diana-­Kult) in größeren ländlichen Bevölkerungsgruppen der Diözese Trier. Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Datum der Gregor-­Reise: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 215 [b] Wulfilaich-­Biographie: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 255 f. (nicht völlig korrekt) [c] Ortsidentifizierung: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 109 [d] Provinzialsynode: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 255 f., S. 367. – Nach den Erörterungen im Kommentar ist die Folgerung Weidemanns auf eine Provinzialsynode alles andere als gesichert. (Deutliche Skepsis: Clavis conciliorum S. 175). – Zu den bei Weidemann mit den Vorgängen im Oktober 585 verbundenen weiteren Schlüssen zur Chronologie von Gregors Aufenthalt in Koblenz und in den Ardennen (S. 215 ff.) skeptisch Heinzelmann, Gregor von Tours S. 61 und Anm. 55 S. 200. Es ist auch kein Rückbezug auf eine der direkt überlieferten Synoden der Zeit, etwa Mâcon Okt. (23?) (s. Clavis conciliorum Nr. 150 S. 163), möglich. Generell verwendet Gregor ein breites Terminologiereservoir für Synoden, hier keine Silbe. [e] Magnerich/kirchliche Organisation: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 108 f. – Gauthier, Évangélisation S. 193 ff., S. 240 ff. – Anton, Trier S. 140 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 28, S. 41 f. – S. auch Nr. 7 (Gaugerich). – Dass Kloster und Kirche Wulfilaichs in die bischöfliche Organisation eingebunden wurden, steht außer Zweifel. Unsere beiden gleichsam komplementär zu lesenden Quellen machen deutlich: Wulfilaichs Verhältnis zu seinem Bischof änderte sich in einem Entwicklungsprozess. Dass sich Wulfilaich den Ort seiner Ansiedlung zuvor von Magnerich als Wirkungsstätte erbeten hatte, ist alles andere als eine der Ausschmückungen der Vita Magnerichs. Dies ergibt sich auch bei solider Auswertung der Aussagen Gregors (s. Kommentar). Es ist denkbar, dass die Maßnahmen zur Einbindung Wulfilaichs im Zuge der Visitationen Magnerichs in und um Eposium erfolgten, von denen die

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Vita Gaugerichs berichtet (siehe Nr. 7, Nr. 8). Auch die Eberwin-­Vita bezeugt eine Visitation Magnerichs bei der Weihe der Kirche Wulfilaichs. [f] Heidnische Praktiken: Gauthier, Évangélisation S. 240 ff. – Pfeiffer, Mission S. 211. 6 581

Magnerich setzt sich für den in Haft genommenen Bischof Theodor von Marseille ein. Als die Eskorte, die den in Haft genommenen Bischof Theodor von Marseille zu König Childebert II. bringt, über Trier reist, setzt sich Magnerich über die angeordnete Isolation des Gefangenen hinweg, küsst ihn als geistlichen Bruder und versorgt ihn mit Kleidern. Als Magnerich dann am Grab des hl. Maximin für Theodor betet, schmäht ihn eine Besessene, er solle sich lieber um die Armen kümmern. Dazu bemerkt Gregor, es müsse schon ein großer Bischof sein, den der Satan so angreife. Eintrag/Text:

[1] Trier-­Episode: Theodorus vero episcopus a Gunthchrammo rege detentus est, sed nihil ei rex nocuit. Est enim vir egregiae sanctitatis et in oratione assiduus, de quo mihi Magnericus Treverensis episcopus haec retulit: Ante hos annos cum ad praesentia Childeberthi regis ita sub ardua custodia duceretur, ut, quandoque ad urbem aliquam venisset, neque episcopum neque quemquam de civibus videre permitteretur, adveniens Treverus, nuntiatum est episcopo, hunc iam in navi positum clam abduci. Surrexitque sacerdus tristis, ac velociter prosecutus, repperit eum ad litus; causatusque cum cus­ todibus, cur tanta esset impietas, ut non liceret fratri fratrem aspicere, visoque tandem, osculatus eum, indulgens aliquid vestimenti, discessit. Veniens itaque ad basilicam sancti Maximini, prosternitur sepulchro, illud apostoli Iacobi retinens: Orate pro invicem, ut salvimini (Iac 5, 16). Fusaque diu oratione cum lacrimis, ut fratre dignaretur Dominus adiuvare, egressus est foris. Et ecce ! mulier, quam spiritus erroris agitabat, clamare sacerdoti coepit ac dicere: ‚O sceleste et inveterate dierum, qui pro inimico nostro Theo­ doro orationem fundis ad Dominum, ecce ! nos cotidie querimus, qualiter ab his Galliis extrudatur, qui nos cotidianis incendiis conflat, et tu pro eo rogare non desinis ! Satius enim tibi erat, res aeclesiae tuae diligenter inquirere, ne pauperibus aliquid deperiret, quam pro hoc tam intente deposcere‘. Et agebat: ‚Vae nobis, qui eum non possumus expugnare‘. Et licet daemoniis credi non debeat, tamen qualis esset sacerdus, de quo haec daemon condolens declamabat, apparuit. [2] Vorgeschichte: Bischof Theodor von Marseille war in den Machtkampf zwischen König Gunthram und seinem Neffen Childebert II. um den Besitz der Stadt Marseille geraten. Dinamius, der rector provinciae wiegelt im Doppelspiel den Klerus von Marseille gegen Bischof Theodor auf. Der zwischenzeitlich abgesetzte Theodor wird wieder eingesetzt. Dinamius bringt König Gunthram gegen Theodor auf, Gunthram verfügt dessen Verhaftung und Exilierung. Der Bischof hält sich aber in der Stadt.

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680 | Hauptteil Cumque (Theodorus) ad haec festa, egressus civitatem, properaret, subito armati cum magno fremitu ab occultis insidiis scatentes, sanctum vallant anstistitem; deiectumque ab equo, fugant omnes comites eius, servientes alligant, clericos caedunt, ipsumque super miserabilem inponentes caballum, nullum de suis seque permittentes, ad regis deducunt praesentiam. Cumque per Aquensim praeterirent urbem, Pientius episcopus loci, condolens fratri, datis clericis ad solatium inpositisque necessariis, abire permisit. Dum haec agerentur, clerici iterum Massiliensis domus ecclesiae reserant, archana rimantur et alia discribunt, alia suis domibus inferunt. Episcopus vero ad regem deductus nec culpabilis inventus, ad civitatem suam redire permissus, cum grandi est a civibus laude susceptus. Ex hoc enim gravis inimicitia inter Guntchramnum regem et Childeberthum nepotem suum exoritur, disruptumque foedus, sibi invicem insidiabantur. Quelle/Überlieferung:

Krusch, Einleitung zur Ausgabe S.  XXII – XXXV – Ders., Grundlagen – Buchner, Gregor von Tours 1 S.  XXXIII – XXXVI – Ders., ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414 – Ders., ebd. 68 (1951) S. 465 – 470 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 167 – 175 mit Anm. 116 – 136 S. 245 – 249 Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Historiae ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951, VIII, 12 S. 378 Z. 13-S. 379 Z. 9 [2] Ebd. VI, 11 S. 280 Z. 13-S. 282 Z. 13 Kommentar:

Einzige Quelle dieser Episode ist Gregor von Tours, der Magnerich selbst als Gewährsmann nennt. Zweifel an der Authentizität sind nicht angebracht, obwohl eine Stilisierung unverkennbar ist. Gregor bringt den Bericht als Einschub zu den Ereignissen des Jahres 585 und bemerkt, nach Angaben Magnerichs habe der fragliche Aufenthalt Theodors in Trier einige Jahre zuvor (ante hos annos) stattgefunden. Da Theodor nachweislich dreimal verhaftet wurde, ist eine zweifelsfreie Datierung kaum möglich. Doch spricht vieles dafür, dass sich die Episode im Jahr 581 zutrug, als es um die Herrschaft in der Stadt Marseille zum Streit zwischen König Gunthram von Orléans-­Burgund und seinem Neffen Childebert II. von Austrasien kam. In diesem Zusammenhang ließ Gunthram Bischof Theodor verhaften und zu sich bringen, möglicherweise – dies berichtet Gregor nicht explizit – wurde Theodor auch zu Childebert II . geschickt. Gregor zufolge wurde Theodor als unschuldig befunden und kehrte nach Marseille zurück; die ganze Angelegenheit habe zu einem schweren Zerwürfnis zwischen beiden Königen geführt. Als die Eskorte mit Theodor über Trier reiste, muss sich Childebert östlich von Trier aufgehalten haben, z. B. in Koblenz oder Andernach: Der Gefangene kam nämlich aus dem Süden und wurde von Trier aus per Schiff zum König gebracht. Der

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Beistand Magnerichs für Theodor ist bemerkenswert, war aber nicht singulär, wie das von Gregor von Tours berichtete Verhalten des Bischofs von Aix (s. [2]) zeigt. Gregor schildert den Einsatz Magnerichs für Theodor als Akt der Caritas fraterna, als selbstverständliche Hilfe, die ein Bischof seinem bedrängten Amtsbruder erwies. Magnerichs Einfluss am Hof Childeberts II. und die beim Treffen von Andelot 586 erkennbare Feindschaft König Gunthrams ihm gegenüber lässt die Möglichkeit offen, dass auch eine politische Komponente eine Rolle spielte. Aufschlussreich für den Maximin-­Kult und für die andauernde Bedeutung der St. Maximin-­Basilika in der Zeit Magnerichs ist die Fürbitte, die dieser am Maximin-­ Grab für Theodor einlegte. Die Schmähung Magnerichs wegen dieser Fürbitte ist nicht eindeutig zu interpretieren. Ob die ‚Besessene‘ eine populäre Meinung über einen mangelnden Einsatz Magnerichs für die Armen wiedergab, bleibt fraglich, da Fakten und hagiographische Stilisierung kaum voneinander zu trennen sind. Außer Frage steht durch den Kontext der Episode, dass die Wertung Gregors, dass nur ein großer Bischof derart vom Satan geschmäht werde, Theodor meint, unter dem die Dämonen Feuerqualen erlitten. Die Aussage lässt sich damit nicht, wie dies in der Literatur z. T. geschieht, auf Magnerich beziehen. Historisch relevant ist auch das Gallienbewusstsein für die trierische Moselgegend (Galliae – ab his Galliis extrudatur). Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Datierung: So Gauthier, Évangélisation S. 193, nach Gregor von Tours, Historiae VI , 11 (Ursache des Zerwürfnisses zwischen den Königen möglicherweise Weigerung Childeberts, den Bischof zu verurteilen) – anders: Duchesne, FE 3 S. 38 (585, ohne Begründung) – Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 173 (nähere Datierung nicht möglich). Auch das Ausschlussverfahren spricht dafür, dass die Reise über Trier im Zuge der o. g. zweiten Verhaftung Theodors durch Gunthram stattfand: Die erste Inhaftnahme (Gregor von Tours, Historiae VI, 11) geschah ebenfalls 581, doch wurde der Bischof bald wieder freigelassen. Zum dritten Mal wurde Theodor 582 durch den dux Gunthram Boso inhaftiert und zusammen mit Bischof Epiphanius (von Fréjus?) zu König Gunthram gebracht. Diese Haft dauerte längere Zeit, höchstens aber bis 584 (Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 173). Es gibt keinen Hinweis darauf, warum König Gunthram bei dieser Gelegenheit Theodor zu Childebert, mit dem er zu dieser Zeit im Streit lag, gebracht haben sollte, die Zeitspanne ante hos annos (vor 585) trifft hier cum grano salis zu. [b] Aufenthaltsort Childeberts: In der Literatur nicht diskutiert. [c] Motivation des Beistands: Vgl. dazu Ewig, Trier im Merowingerreich S. 107 (eher karitativ) – Gauthier, Évangélisation S. 192 (eher politisch) – Ewig, Eugen: Zur Geschichte von Contrua-­Gondorf, in: Ders.: Spätantikes und fränkisches Gallien 3 S. 443 – 449 [zuerst 1979]; S. 448 f. (Magnerich vermittelt Aussöhnung Theodors mit

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682 | Hauptteil Gunthram, bei dem Magnerich Einfluss hatte und möglicherweise Kleriker anwarb) – Anton, Trier S. 100 f. – Ders., Trierer Kirche S. 27 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37 (Zeichen für Weite von Magnerichs Beziehungen). Politischer Einfluss/Andelot: siehe Nr. 10. [d] Populäre Meinung: Erwogen von Gauthier, Évangélisation S. 192. [e] Bezug der Wertung auf Magnerich: Gauthier, Évangélisation S. 192 – Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 222. 7 vor 584/590

Magnerich visitiert Eposium und bestimmt Gaugerich (später Bischof von Cambrai) zum Kleriker und stellt ihm die Weihe zum Diakon in Aussicht. Bei einer Visitationsreise durch sein Bistum gemäß den kanonischen Vorschriften besucht der Trierer Bischof Magnerich auch das castrum Eposium. Als er den örtlichen Geistlichen (sacerdos) nach den Zöglingen der Pfarrschule fragt, empfiehlt ihm dieser den Knaben Gaugerich, dessen christliche Eltern romanischer Herkunft sind, als besonders vielversprechenden Schüler. Magnerich lässt ihn sich vorstellen, befragt ihn und bestimmt ihn durch Handauflegen zum Klerikeramt. Gaugerich erklärt seine Bereitschaft dazu und nennt auf Magnerichs Frage hin Psalm 2, 8 als seine Lieblingsstelle aus der Heiligen Schrift. Der Bischof verspricht Gaugerich, ihn bei seiner nächsten Visitation zum Diakon zu weihen, wenn er bis dahin den Psalter auswendig gelernt habe. Gaugerich lernt Tag und Nacht, rezitiert bei einer zweiten Visitation dem Bischof den Psalter und wird von ihm zum Diakon geweiht. Eintrag/Text:

[1] (1) Igitur beatissimus Gaugericus episcopus Germani oppido Ebosio castro oriundus fuit parentibus secundum saeculi dignitatem non primis, non ultimis, Romanis nationes, christianitates vero religionem. Integritate colens, genitor eius Gaudentius, genetrix vero sua Austadiola nomen accepit. (2) Cumque provintia ipsa et caster memoratus a pontifice Treveris civitate ad doctrinam Christi aspicere videretur, contigit, iuxta canonum statuta ipse pontifex nomen Magnericus sollicitudine pastorale ipse parrotia circuiret, ut, quicquid ibidem pro Dei opus cognosceret oportere, omnimodis ordinaret. Veniens in memorato castro Ebosio, interrogans sacerdotem, cuius sollicitudinem de ipso castro conmiserat, quos haberet ad officium praeparatos, illi ita respondens, ait: ‚Abemus, domine pontifex, officialibus, inter quos quidam puerolus nomine Gaugericus, adhuc in scolis ad magisterium eruditionibus conmendatos, multum se divinis eloquiis noscetur enutrire. Audiens signum, ad eclesiam adhuc in habitu saeculare maturius primus adcurrit, et cum paris sui, qui cum ipso ad studium litterarum noscuntur esse sociati, cybum accipere accedunt, ipse diebus singulis ieiunans, cybum quod accipere debet pauberibus adsidue erogatur‘. (3) Et cum haec praedictus pontifex audisset,

25. Magnericus (Magnerich) |

praecepit, ut ipsum suo conspectui praesentaret. Cumque in eius praesentia advenisset, et cum paterna discussione adloqueretur et in ipso vultu ilari, facie formonsa, decoro aspectu, inspirante Domino, cognovisset, eum manibus suis clericati officium Dominum serviendum continuo coronavit. Interrogatus ad ipso pontifice, qualem lectionem de divinibus scribturis quas usitare videbatur haberet, in ordine ei patifacere deberit, ei taliter respondens, ait: ‚Domine sanctissime, pater episcope, hoc clericati officium, quem mihi inponere dignatus es, gavisus suscepi. Tamen capitulus lectionis mei hec habetur in ordine, Davitica sententia nuntiante, quae in secundo psalmo noscetur retenire: „Postula a me, et dabo tibi gentes“. (4) Et cum haec ipse pontifex cognovisset, quod cum integra devotione clericati officium suscepisset, et in ipsum divinam vidisset conpunctionis pietate retenire, ei praecepit, ut, cum alia vice ad ipsum castro ipse pontifex adveniret, totum psalterium ei memoriter recitaret, modis omnibus studiret; ei officium diaconati, actori Domino, continuo tradere destinaret. Cumque ordinatione pontificis cum multo gaudio suscepisset, iugiter die noctuque vigiliis ieiuniis, elimosinis usitans, memoriter totum psalterium pontifice recitavit. Cumque ipsum divinis eruditionibus vidisset instructum, eum diaconati honore continuo benedixit. [2] Zur Datierung: (6) Cum adsidue beatissime Gaugerici fama, inspirante Domi­ num, in bonis operibus provocaret, contigit, Camaracinse civitate episcopum fuisse defunctum. Cumque a clericis vel cuncto populo ad ipsum episcopatum Camaracinse civitate peteretur, et Hildeberto praecelso rege Austrasiorum, ut ipsum in praedicta civitate ordinaret episcopum, fuisse suggestum, divina inspiratione permotus, continuo a pontifice beato Egegio episcopo Remensium civitatis dedit epistolas, ut eum cum dignis honoribus in praedicta civitate Camaraco deberet episcopum ordinari. Accepta principali praeceptione, ut decuit Dei servum, taliter ipsum ordinavit episcopum, ita ut omnis populus vel clerici et universa pleps una voce clamarent, Gaugericum episcopatu esse dignissimum; felicem eclesiae, qui talem meruit recipere sacerdotem. Quelle/Überlieferung:

Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 650 f. Ausgabe(n):

[1] Vita Gaugerici, in: MGH SS rer. Mer. III, ed. Bruno Krusch, Hannover 1896 (Ndr.), S. 649 – 658; c. 1 – 4 S. 652 f. [2] Ebd. c. 6 S. 653 f. Kommentar:

Die Besuche Magnerichs in Eposium müssen deutlich vor der auf die Jahre 584 – 590 einzugrenzenden Weihe Gaugerichs zum Bischof von Cambrai stattgefunden haben. Eposium, das durch die noch im 7. Jahrhundert verfasste Vita Gaugerici als erste organisierte Pfarrei der Trierer Diözese nachgewiesen ist, stellte offenbar ein Zentrum der Kirchenorganisation im Westen des Trierer Bistums dar. Magnerich widmete

683

684 | Hauptteil diesem Raum, wie auch durch die Wulfilaich-­Episode deutlich wird, besondere Aufmerksamkeit, was sicher auch damit zusammenhängt, dass die Christianisierung hier noch nicht vollendet war. Höchst aufschlussreich ist der Nachweis einer Pfarrschule, die (vor allem) der Ausbildung des Klerikernachwuchses diente. Dieser wurde, wenn sich das Beispiel Gaugerichs verallgemeinern lässt, aus der ansässigen (romanischen?) Bevölkerung rekrutiert und vom örtlichen sacerdos unterrichtet. Die unter Nicetius bezeugte Trierer Klerikerschule konnte offensichtlich allein den Bedarf nicht mehr decken, so dass spätestens Magnerich auch an anderen Zentralorten der Diözese Ausbildungsstätten zur systematischen Nachwuchsförderung einrichtete. Die Laufbahn Gaugerichs lässt vermuten, dass Kleriker nicht nur für den Bedarf der Trierer Diözese ausgebildet wurden, sondern auch in weniger gut versorgte Bistümer entsandt wurden. Zu wenig wurde bislang beachtet, dass das Trierer Bistum in dieser Hinsicht nicht nur nach Osten an den Rhein, sondern auch in den Nordwesten ausstrahlte. Trotz unverkennbarer hagiographischer Stilisierung gibt die Vita Gaugerici einen Eindruck davon, welche Anforderungen das Klerikeramt stellte, wobei – neben den von der Vita stilisierten moralischen Fähigkeiten – insbesondere die Fähigkeit, lesen zu können, zu nennen ist. Dass Gaugerich als Qualifikationsnachweis den Psalter auswendig lernen musste, könnte darauf hindeuten, dass aufgrund eines Büchermangels es in großem Maße gefordert war, die notwendigen Texte auswendig zu beherrschen. Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Datierung der Bischofsweihe Gaugerichs: Krusch, Bruno: Das Leben des Bischofs Gaugerich von Cambrai, in: NA 16 (1891) S. 227 – 234; S. 230 – Duchesne, FE 3 S. 110 – Gauthier, Évangélisation S. 194. – Gaugerich wurde auf Befehl König Childeberts II., der frühestens seit Ende 584 über Cambrai verfügte (nach Gregor von Tours, Historiae VI, 1 S. 313 herrschte dort 584 noch Chilperich), von Bischof Egidius von Reims, der 590 abgesetzt und exiliert wurde (Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 184 ff.), zum Bischof von Cambrai geweiht. Gaugerich wurde noch als puerolus von Magnerich examiniert und ist frühestens mit Eintritt der Mündigkeit (15 Jahre) Kleriker geworden. Auch hat er offenbar einige Zeit als Diakon in Eposium gelebt (vgl. Vita Gaugerici c. 5 S. 653), bevor er Bischof wurde und als solcher 39 Jahre amtierte. Die Bischofsweihe war nach can. 6 der Synode von Orléans von 538 frühestens ein Jahr nach der Weihe zum Kleriker möglich (Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 115). [b] Abfassungszeit der Vita Gaugerici: Krusch, Vorrede zur Ausgabe S. 649 f. (ausgehendes 7. Jahrhundert) – Ders., Gaugerich S. 233 f. – Gauthier, Évangélisation S. 193 [c] Kirchenorganisation: Gauthier, Évangélisation S. 193 ff., S. 238 – Anton, Trier von der Spätantike S. 28 – Pfeiffer, Mission S. 211. [d] Pfarrschule: Müller, Hartmut: Die wallonischen Dekanate des Erzbistums Trier. Untersuchungen zur Pfarr- und Siedlungsgeschichte, Marburg 1966, S. 46 – Gauthier,

25. Magnericus (Magnerich) |

Évangélisation S. 194, S. 238 – Anton, Trier von der Spätantike S. 42. – Klerikerschule unter Nicetius: Nicetius Nr. 10. [e] Abgabe von Personal an andere Bistümer: Ewig, Eugen: Civitas, Gau und Territorium in den Trierischen Mosellanden, in: Ders., Spätantikes und fränkisches Gallien 1 [zuerst 1952], S. 504 – 522; S. 515 f. – Kyll, Westeifel S. 172 [f] Qualifikationsanforderungen: Gauthier, Évangélisation S. 238 8 vor 584/590

Magnerich visitiert erneut Eposium und ordiniert Gaugerich zum Diakon. Eintrag/Text:

Bei erneuter Visitation Magnerichs (alia vice): Cumque ipsum divinis eruditionibus vidisset instructum, eum diaconati honore continuo benedixit. Quelle/Überlieferung:

Siehe Nr. 7.

Ausgabe(n):

Vita Gaugerici, in: MGH SS rer. Mer. III, ed. Bruno Krusch, Hannover 1896 (Ndr.), S. 649 – 658; c. 4 S. 653 Z. 13, Z. 18 – 20 Kommentar:

Die Quelle macht keine direkten Angaben über den Abstand zwischen den beiden Visitationen, doch lässt sich aus der Intensität, mit der Gaugerich die noctuque lernte, auf einen recht kurzen Zeitraum schließen. Denkbar ist, dass die wiederholten Visitationen auch mit der Disziplinierung Wulfilaichs (Nr. 5, Nr. 9) zusammenhingen. Als Diakon lebte Gaugerich noch einige Zeit in Eposium, berichtet ist, dass er dort einen leprakranken Heiden bekehrte: Vita Gaugerici c. 5 S. 653 Z. 20 – 27: Et dum ministerium suum adsidue, ut decet dignum levitae Christi, fideliter adimpleret, quod­ dam vero die, dum orationibus circuiret, obviam abuit in castrum Ebosium quendam leprosum, quae adhuc gentilitatis errori tenebatur. Et cum divina inspiratione commotus, continuo ad sacerdotem perduxit et baptismi gratia condonavit, quem manibus suis de lavacro fontis excepit et clericati officium coronavit, quem postea in suum episcopa­ tum diaconum et presbiterum benedicens, quasi numquam fuisset a lepra infestatione nullatenus occupatus. 9 vor 585

Magnerich lässt die Säule Wulfilaichs zerstören. Siehe Nr. 5.

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686 | Hauptteil 10 585

Magnerich berichtet Gregor von Tours über seinen Einsatz für den gefangengenommenen Marseiller Bischof Theodor von Marseille in Trier. Siehe Nr. 6. Kommentar:

Da Gregor von Tours den Bericht im Zusammenhang mit den Ereignissen des Jahres 585 bringt, ist anzunehmen, dass er bei seiner Reise an den Hof Childeberts II. in Koblenz im Sommer/Herbst 585 in Trier Magnerich traf. (Zu Gregors Reise s. Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 215) 11 585

Magnerich wird Taufpate Theudeberts II., des ersten Sohns König Childeberts II. Eintrag/Text:

[1] Post haec (Tötung Magnowalds in Metz) Childebertho regi filius natus est, qui a Magnerico Treverorum episcopo de sacro fonte susceptus, Theodoberthus est vocitatus. [2] (Gunthram Boso:) O sanctus sacerdos (sc. Magnerich), scio enim, te patrem com­ munem cum rege esse filio eius, et novi, quoniam quaecumque petieris ab eo obtenebis, nec negare omnino poterit sanctitate tuae quaecumque poposceris. Quelle/Überlieferung:

Krusch, Einleitung zur Ausgabe S.  XXII – XXXV – Ders., Grundlagen – Buchner, Gregor von Tours 1 S.  XXXIII – XXXVI – Ders., ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414 – Ders., ebd. 68 (1951) S. 465 – 470 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 167 – 175 mit Anm. 116 – 136 S. 245 – 249 Ausgabe(n):

[1] Gregor von Tours, Historiae ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951, VIII, 37 S. 405 Z. 1 f. [2] Ebd. IX, 10 S. 424 Z. 19-S. 425 Z. 1; Textauszug: S. 425 Z. 5 – 8 Kommentar:

Die durch Gregor von Tours zeitgenössisch überlieferte und auf (Ende) 585 zu datierende Patenschaft für den Sohn König Childeberts II . zeigt deutlich das enge Verhältnis Magnerichs zum König und dessen einflussreicher Mutter Brunichilde, das auch im gemeinsamen Martinskult zum Ausdruck kommt. Wie stark die Zeitgenossen die Patenschaft als Zeichen des politischen Einflusses Magnerichs werteten, bezeugt eine entsprechende, bei Gregor von Tours überlieferte Äußerung Gunthram Bosos ([2]). Als Ort der Taufe kommen Metz oder Trier in Frage.

25. Magnericus (Magnerich) |

Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Datierung: Die Datierung ergibt sich aus der Platzierung bei Gregor von Tours: Geburt und Taufe sind die letzten Ereignisse, die in Historiae VIII, 37 zu 585 berichtet werden; mit VIII, 38 beginnt das Jahr 586. [b] Wertung der Patenschaft: Gauthier, Évangélisation S. 190 – Anton, Trier S. 100 – Ders., Trier von der Spätantike S. 37 f. Als Taufpaten für seinen zweiten Sohn Theuderich (II.) wählte Childebert 587 Bischof Veranus von Cavaillon aus dem Machtbereich König Gunthrams, um die Anwartschaft auf dessen Erbe zu verdeutlichen (vgl. Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 148) [c] Martinskult: Ewig, Martinskult S. 378, S. 381 – Anton, Trier S. 140, S. 142 – Ders., Trier von der Spätantike S. 38 Für Magnerichs Martinskult ist auf die gegründeten Martinskirchen zu verweisen (Nr. 13, Nr. 50). [d] Taufort: Anton, Trier von der Spätantike S. 25 (Trier) Für Metz spricht, dass Gregor von Tours Geburt und Taufe Theudeberts im Anschluss an die Tötung Magnowalds in Metz (nicht Trier, wie bei Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 295) berichtet. Andererseits wäre denkbar, dass Magnerich als Pate Trier durchgesetzt hätte. 12 586 vor Nov. 28

In Andelot (Dep. Haute-­Marne) findet ein Treffen der Könige Childebert II . und Gunthram unter Beteiligung Bischof Magnerichs statt. – Gunthram Boso erzwingt für sich die Intervention des Bischofs, der dabei fast zu Tode gekommen wäre. Magnerich reist in Begleitung seiner Kleriker und Diener (clerici et famuli) mit König Childebert II. von Austrasien und dessen Familie nach Andelot zu Verhandlungen mit König Gunthram von Orléans-­Burgund. Als der Große Gunthram Boso erfährt, dass die beiden Könige ihn zum Tode verurteilt haben, nimmt er Magnerich in dessen Quartier als Geisel, um ihn zur Intervention bei Childebert zu zwingen. Magnerich lässt die Forderungen Gunthram Bosos durch seine Äbte und Vertrauten (abbates et creditus) übermitteln. Durch eine fehlerhafte Wiedergabe entsteht bei Childebert II. der Eindruck, dass Magnerich Gunthram Boso schützen wolle. Der wütende König will daraufhin beide töten lassen. Als Magnerich davon erfährt, schickt er eine zweite Delegation an den Hof, um den Sachverhalt klarzustellen, doch nun lässt König Gunthram dessen ungeachtet das Quartier in Brand stecken, wobei er den Tod des Bischofs in Kauf nehmen will. Während Magnerich durch seine Kleriker gerettet werden kann, findet Gunthram Boso den Tod.

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688 | Hauptteil Eintrag/Text:

Dum haec autem agerentur, iterum misit Gunthchramnus rex ad nepotem suum Childeberthum, dicens: ‚Morae omnes abscedant, et veni, ut te videam. Est enim certae necessitatis causa tam pro vitae vestrae commoda quam pro utilitatibus publicis, ut videamur a nobis‘. Haec ille audiens, adsumpta matrem cum sorore et coniuge, ad occursum patrui distinat. Adfuit autem et Magnericus episcopus Trevericae urbis. Venit etiam Gunthchramnus Boso, quem Agericus Veredunensis episcopus sua in fide susciperat. Sed pontifex ille, qui pro eo fidem fecerat, non adfuit, quia convenerat, ut absque ullius defensione regi praesentaretur, scilicet ut, si ipse decerneret eum morte debere, non excusaretur a sacerdote; sin autem ille vitam concideret, liber abiret. Sed, coniunctis regibus, pro diversis facilitatibus culpabilis iudicatur; iussum est, ut interficeretur. Quod cum ille conperisset, ad mansionem Magnerici episcopi convolavit et, clausis osteis, segregatis ab eo clericis vel famulis, ait: ‚Scio te, beatissime sacerdos, magnum cum regibus honorem habere. Et nunc ad te confugio, ut evadam. Ecce percussores ad osteum, unde manifeste scias, quod, si a te non eruor, interfectu te, egradiar foris et moriar. Manifestissime enim noveris, quia aut mors una nos occupat aut par vita defensat. O sanctus sacerdos, scio enim, te patrem communem cum rege esse filio eius, et novi, quoniam quaecumque petieris ab eo obtenebis, nec negare omnino poterit sanctitate tuae quaecumque poposceris. Ideoque aut inpertire veniam, aut moriamur simul‘. Haec autem evaginato aiebat gladio. Turbatus auditu episcopus ait: ‚Et quid faciam, si hic a te tenior? Demitte me, ut eam et depraecer misericordiam regis, et fortassis miserebitur tui‘. Et ille: ‚Nequaquam, sed transmitte abbates et creditus tuos, ut haec quae loquor exponant‘. Verumtamen non haec rege, ut erant, nuntiata sunt; sed dixerunt, quod hic ab episcopo defensaretur. Unde factum est, ut commotus rex diceret: ‚Si episcopus exinde egredire noluerit, pariter cum illo auctore perfidiae pereat‘. Haec audiens episcopus, direxit nuntius ad regem. Qui cum ista narrassent, ait rex Gunthchramnus: ‚Inicite ignem in domo, et si exire nequiverit episcopus, pariter concrementur.‘ Haec audientes clerici, effractum vi osteum, sacerdotem eieciunt foris. Tunc miserrimus, cum videret se flammis validis ab utraque parte vallare, accinctus gladio accidit osteum. Verum ubi primum limen domus egrediens gressum foris fixit, statim unus e populo, eiecta lancia, frontem eius inlisit. At ille hoc ictu turbatus, quasi amens, gladio eiecere temptans, ab adstantibus ita lanciarum multitudine sauciatur, ut, defixis in lateribus eius spiculis et sustentantibus astilibus, ad terram ruere non possit. Quelle/Überlieferung:

Krusch, Einleitung zur Ausgabe S.  XXII – XXXV – Ders., Grundlagen – Buchner, Gregor von Tours 1 S.  XXXIII – XXXVI – Ders., ZRG GA 62 (1942) S. 404 – 414 – Ders., ebd. 68 (1951) S. 465 – 470 – Heinzelmann, Gregor von Tours S. 167 – 175 mit Anm. 116 – 136 S. 245 – 249

25. Magnericus (Magnerich) |

Ausgabe(n):

Gregor von Tours, Historiae ed. Bruno Krusch/Wilhelm Levison MGH SS rer. Mer. 1, 1, Hannover 21951, IX, 10 S. 424 Z. 9-S. 425 Z. 23. Kommentar:

Der durch Gregor von Tours zeitgenössisch überlieferte Vorgang, der wohl dem Vertrag von Andelot (586 Nov. 28: Text und Kontext Gregor, Historiae IX, 20 S. 434 – 439), unmittelbar vorausging, ist von großem Quellenwert für den Pontifikat Magnerichs. Er beweist, wie groß nach Ansicht der Zeitgenossen der Einfluss war, den Magnerich zu dieser Zeit am Hof Childeberts II . besaß. Gunthram Boso sah in dem Trierer Bischof, der als einziger teilnehmender Bischof namentlich bekannt ist, die letzte Möglichkeit, sein Leben trotz königlichen Todesurteils noch zu retten. – Der schon gebrachte Gesichtspunkt der Patenschaft (s. Nr. 11) spielt in der Sicht der Zeitgenossen und dementsprechend bei Gunthram Boso eine kaum hoch genug zu veranschlagende Rolle. – Andererseits geht aus dem Bericht, dessen Quelle Gregor von Tours nicht nennt, klar hervor, dass beide Könige dem Tod Gunthram Bosos klare Priorität vor dem Leben Magnerichs einräumten. Es ist schwer zu beurteilen, warum sich Magnerich für Gunthram Boso einsetzte: Die Darstellung Gregors von Tours lässt keinen Zweifel daran, dass der Trierer Bischof zu seiner Intervention gezwungen wurde (evaginato gladio). Aufhorchen lässt allerdings, dass die erste Delegation Magnerichs berichtete, dieser wolle Gunthram Boso verteidigen (defensare), was Childebert II. dahingehend interpretierte, der Bischof wolle durch seine Person den Verurteilten schützen. Möglicherweise hatten die Vertrauten Magnerichs ihn so (miss-)verstanden, dass er an Stelle des abwesenden Verduner Bischofs Agericus den Schutz Gunthram Bosos übernehmen wollte. Da man Agericus extra vom Treffen in Andelot ferngehalten hatte, um Gunthram Boso ohne Schwierigkeiten beseitigen zu können (Sed pontifex ille, qui pro eo fidem fecerat, non adfuit, quia convenerat, ut absque ullius defensione regi praesentaretur, scilicet ut, si ipse decerneret eum morte debere, non excusaretur a sacerdote), kann dies den großen Unmut der beiden Könige gegenüber Magnerich erklären. Gregor von Tours zufolge war Magnerich tatsächlich aber keineswegs bereit, für den Todeskandidaten über ein ‚unverbindliches‘ Gnadengesuch (misericordiam deprecari) hinaus in dieser Weise tätig (vgl. zu Agericus: fidem facere) zu werden und entsandte die zweite Delegation, um dies klarzustellen. Während eine Reaktion Childeberts II. nicht überliefert wird, wollte König Gunthram jetzt auch keine Rücksicht auf Magnerichs Leben mehr nehmen und befahl, die Unterkunft anzuzünden, um Gunthram Boso zu töten. Man wird daraus schließen können, dass das Verhältnis zwischen dem burgundischen König und dem Trierer Bischof auch zuvor schon nicht spannungsfrei gewesen war, wobei der Einsatz Magnerichs für Theodor von Marseille ein Grund gewesen sein könnte. Wesentliches Ergebnis des Königstreffens war der Vertrag von Andelot, der am 28. November 586 beurkundet

689

690 | Hauptteil wurde. Es ist anzunehmen, dass Magnerich auf austrasischer Seite wesentlich am Zustandekommen beteiligt war, doch fehlen explizite Zeugnisse. Wichtig für die Organisation der Trierer Kirche ist der durch die Vorgänge um Gunthram Boso gegebene Nachweis, dass clerici, insbesondere auch abbates, Magnerich auf diplomatischen Missionen begleiteten. Es dürfte sich bei diesen führenden Vertretern des Trierer Klerus um die Leiter von Klerikergemeinschaften gehandelt haben, die an den großen Coemeterialbasiliken St. Eucharius, (St. Marien-)St. Paulin und St. Maximin angesiedelt waren. Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Datierung des Treffens: Ältere Datierung 587 noch bei Gauthier, Évangélisation S. 190 – Nachweis von 586: Eckhardt, Wilhelm Alfred: Die Decretio Childeberti und ihre Überlieferung, in: ZRG GA 84 (1967) S. 1 – 7 1; S. 67 f. – Ihm folgen Anton, Trier S. 100 – Hlawitschka, Eduard: Art. Andelot, in: LexMA 1 (1980) Sp. 595 – Anton, Trier von der Spätantike S. 37 [b] Motivation der Intervention für Gunthram Boso: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 108 (unpolitischer Einsatz für Verfolgte) – Gauthier, Évangélisation S. 191 (Magnerich zu Recht der Konspiration mit Adel verdächtigt?) – Anton, Trier S. 100 f. (Adelsfamilien im Umfeld Magnerichs, aber er selbst treuer Gefolgsmann Childeberts II. und Brunichildes) – Ders., Trier von der Spätantike S. 37 – Vgl. auch Scheibelreiter, Georg: Die barbarische Gesellschaft. Mentalitätsgeschichte der europäischen Achsenzeit. 5. – 8. Jahrhundert, Darmstadt 1999, S. 224 f. (Intervention erzwungen). – Gesichtspunkt der Patenschaft s. Nr. 11. – Zur unklaren Rolle des Agericus: Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 225 f. (möglicherweise wurde Gunthram Boso für seine Familie Sicherheit gewährt, wenn er selbst sich stellte). [c] abbates: Gauthier, Évangélisation S. 205 – Weidemann, Kulturgeschichte 1 S. 240 f., S. 244 – Anton, Trier S. 141 f. (Auseinandersetzung mit Lit.) – Becker, Mönchtum S. 26 („Klostervorsteher“) – Anton, Trier von der Spätantike S. 42 Denkbar ist, dass auch die Magnerich-­Gründung St. Martin am Moselufer von einem abbas geleitet wurde (siehe Nr. 50 [1]) [d] Eigenwillige Deutung der Funktion des Kapitels als Lob des rex bonus Gunthchramn: Heinzelmann, Gregor von Tours S. 62 f. 13 (566)/nach 586

Magnerich gründet Martinskirchen in Trier, möglicherweise in Cartadomus, weiht Gründungen durch Wulfilaich und fränkischen Adel im Ardennengebiet (pagus Vabrensis – Woëvre).

25. Magnericus (Magnerich) |

Seiner Vita zufolge errichtete und weihte Magnerich drei Martinskirchen: eine in Trier, die auch sein Grab beherbergt, eine zweite auf einem Berg in der Woëvre, die er mit Martinsreliquien ausstattete, und eine dritte in villa Cartadomus, die der Überlieferung nach zu seinem Familienbesitz gehörte. Nach einer im 12. Jahrhundert möglicherweise angedeuteten, im 17. Jahrhundert explizit formulierten Überlieferung soll Magnerich ferner das Kloster St. Martin auf dem Berge (Trier) gegründet haben. Eintrag/Text:

[1] Hic quoniam maxime erga patrocinium sancti Martini semper deuotus extitit, nonnullas in episcopio suo aeclesias in eius honore construxit atque sacrauit, et in hoc quoque imitatus magistrum, de quo idem Fortunatus dicit: Templa antiqua dei in priscum renouauit honorem. Ex quibus illam esse praecipuam constat, in qua ipse corpore requiescit, alteram in monte in pago Vabrensi, quam beati Martini reliquiis illustrauit, terciam in uilla, quę Cartadomus dicitur, quam sui ditionis et proprietatis esse maiorum relatu didicimus. – (Ausgabe AA SS statt Cartadomus: Vasta domus, im Commentarius praevius: Casta domus) [2] Ecclesiam ante, quam, ut diximus, aedificavit (Wulfilaich), Episcopo sacrante, beati Martini aliorumque sanctorum reliquiis illustravit; … Bezug zu dieser Gründung Wulfilaichs: Gregor, Historiae VIII , 15 S. 380 Z. 16 f. (s. Nr. 5); VIII , 16 S. 383 Z. 8 ff., Z. 19 f., Z. 23 dazu die ebenfalls im Weihebereich Magnerichs gelegene Martinskirche (Adelsgründung Ursios) Gregor, ebd. IX , 12 S. 426 Z. 18 ff., s. IX, 9 S. 424 Z. 1 f. [3] Novissimum Caradoni (am Rand: Caraduni) perveteri Romanorum castello eidem Divo (Martin) templum consecravit. Quelle/Überlieferung:

[1] Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier), fol. 1r – 5v (p. 17 – 26); fol. 4r – ­v (p. 23 f.); dazu s. Nr. 1, Nr. 5 [2] Siehe Nr. 1, Nr. 5. [3] Siehe Ausgabe(n). Ausgabe(n):

[1] Eberwin, Vita Magnerici Teilausgabe Sauerland, Geschichtsquellen S. 41 – 45; S. 41 f. – Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192; VI, 52 S. 191B [2] AA SS Jul. VI: V, 41 S. 189F [3] Bro(u)wer, Christoph / Masen, Jacob: Antiquitatum et Annalium Trevirensium Libri XXV, 2 Bde., Lüttich 1670, 1 zu 587 S. 332

691

692 | Hauptteil Kommentar:

Von den drei Magnerich zugeschriebenen Kirchengründungen ist die Errichtung der Trierer Martinskirche am Moselufer unstrittig. Ob Magnerich dabei an einen spätantiken christlichen Kultbau, die angeblich 386 errichtete Heilig-­Kreuz-­Kirche der Tetradiuslegende, anknüpfte, ist fraglich, obwohl nach dem archäologischen Befund eine an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert errichtete Kirche vermutet wird. Die Legende ist erst 1514 bezeugt und beruht möglicherweise allein auf einer gelehrt-­frommen Interpretation der Vita Martins, in der die Bekehrung des Trierer Prokonsuls Tetradius durch den hl. Martin im Jahr 386 berichtet wird (Sulpicius Severus, Vita s. Martini, hg. von Karl Halm CSEL 1, 1866, S. 107 – 151; c. 17 S. 126; dazu c. 16 S. 125 f. – hg. von Jacques Fontaine, Sulpice Sévère: Vie de Saint Martin 1, SC 133, 1967 [Ndr.], c. 17, 1 – 4 S. 288/290, c. 16 S. 286/288) – nicht aber die 1514 behauptete Errichtung einer Heilig-­Kreuz-­Kirche an Stelle des Martinsklosters durch Tetradius. (Tetradiuslegende in St. Martiner Privilegiensammlung ‚Pro Abbatia b. Martini Treverensis …‘, Druck Köln 1514 [siehe Böhner, Kurt: Die Anfänge der ehemaligen Abteikirche St. Martin zu Trier, in: Trierer Zeitschrift 18 [1949] S. 107 – 131; S. 121 Anm. 31]. Die über Sulpicius Severus hinausgehende Erweiterung Tetradius domum suam divo Martino contulit, qui eam in ecclesiam transferendo ad honorem vivifici ligni crucis dominici consecravit gehört zur hochmittelalterlichen trierischen Tradition. Das für die Zeit charakteristische Epithet divus ist auch bei Bro[u]­wer gebracht.). – Die Legende von einer Abkunft Magnerichs von Tetradius ist 1784 erstmals klar fassbar und nicht mehr als ein fromm-­gelehrtes Konstrukt. Unklar ist, ob die Einrichtung einer geistlichen Kommunität auf Magnerich zurückgeht (wenn dies auch nicht unwahrscheinlich ist), und wie diese gegebenenfalls verfasst war. Zu den Kirchen im pagus Vabrensis und im Umkreis Wulfilaichs, für deren Weihe Magnerich zuständig war, s. Quelle/Überlieferung. Schwierig ist die Beurteilung der vieldiskutierten Kardener Frage: Die Identifizierung des Cartadomus der Vita Magnerichs mit Karden scheint gesichert, da auch im spätestens Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen Translationsbericht der Vita Castoris dieser Ortsname – gedeutet als ältere Form von Karadonum – genannt wird (AA SS Feb. II S. 663 – 666; c. 12 f. S. 665D/E). Zumindest der Autor des Translationsberichtes, der sich mit dem Verweis sicut in quibusdam scripturis legimus vermutlich auf die Vita Magnerichs bezog, war also der Auffassung, dass Eberwin mit Cartadomus den Ort Karden meinte. Beachtet ist bisher nicht die Nachricht bei Bro(u)wer [3], der eine abweichende Fassung der Martinsgründungen Magnerichs bietet, zu Caradonum als letzter Gründung Magnerichs. Dagegen spricht allerdings, dass keine (andere) mittelalterliche Quelle (außer der Vita Magnerichs) in Karden eine Martinskirche kennt, sondern lediglich eine Paulinuskirche (die spätere Stiftskirche St. Kastor) und eine Marienkirche erwähnt werden und auch archäologisch keine weitere Kirche nachweisbar ist. Pauly erwägt,

25. Magnericus (Magnerich) |

dass die von Magnerich restaurierte spätrömische Marienkirche Martin als zusätzlichen Patron erhielt, doch fehlt jeder Hinweis darauf. Zudem scheint eine besondere kultische Beziehung der späteren Stiftskirche St. Kastor zu Trier nur über Paulinus bezeugt, von dem 1967 eine – aus der frühen Paulinuskirche stammende ? – Reliquie im 1295 geweihten Stephanus-­Altar gefunden wurde, und der auch im Kardener Festkalender Mitte des 14. Jahrhunderts mit Hauptfest vertreten war, wie auch Martin zum 11. November. Magnerich ist dort hingegen nicht vertreten, was nicht unbedingt relevant sein muss. Auch lässt sich schwer wahrscheinlich machen, warum St. Martin (Trier) gerade eine Paulinus-­Kirche (so Pauly) in Karden gegründet haben soll. Ein erkennbarer, aber wenig signifikanter Bezug zu Martin könnte darin liegen, dass die Translation Kastors nach Koblenz im Jahr 836 am Martinsfesttag (11. November) stattfand. Da schließlich die von Eberwin genannte Martinskirche in Cartadomus dieses Patrozinium auch zu seiner Zeit (um 1000) offenbar noch hatte – zumindest fehlt jeder anderslautende Hinweis –, bleibt die Identifizierung des Cartadomus der Vita Magnerichs mit Karden mit Zweifeln behaftet, wenn auch durchaus im Bereich des Möglichen. Nicht unbeachtet sollte die Aussage Bro(u)wers [3] bleiben, dass die Magnerich-­Gründung in Caradonum in perveteri Romanorum castello erfolgte. Auch die in der Quelle De calamitate abbatiae S. Martini Treverensis (Sauerland, Geschichtsquellen S. 46 – 52; S. 50 f.) – etwa wohl gleichzeitig mit der Vita Eberwins (um 1000) oder etwas später von ihm oder in seinem Umkreis verfasst – als früherer Besitz von St. Martin angeführte ecclesia cum villa Cardiniacus wird in der wissenschaftlichen Literatur auf Karden bezogen, doch spricht dagegen zum einen die andere Form des Ortsnamens und zum anderen die zweifellos von Trier aus gedachte Lokalisierung des Verfassers ‚nicht weit von hier‘ (non longe hinc posita), die auf Karden (86 km) keinesfalls anwendbar ist und möglicherweise auf eine Wüstung Kardeney bei Neumagen (36 km) passt. Ferner wird in der Klageschrift als Beweis für die Zugehörigkeit von Kirche und Ort zu St. Martin lediglich auf die – angesichts der weiten Verbreitung des Datums als Zahlungstermin kaum aussagekräftige – Zinszahlung der Hörigen am Martinstag verwiesen, nicht aber – was den Anspruch von St. Martin (Trier) sehr viel besser gestützt hätte – auf eine Gründung durch Magnerich oder auf ein Martins-­Patrozinium der Kirche. Festzuhalten ist: Die Gründung der Trierer Martinskirche (an der Mosel) durch Magnerich kann als gesichert gelten. Die Gründungen im Woëvre-­Pagus und um Wulfilaich sind Magnerich nur indirekt (Weihe) zuzuweisen. Bei allen Zweifeln wird man die Gründung Magnerichs in Karden an der Mosel im Rahmen einer Fortsetzung trierischer Missionsaktivität in die Germania I (Maximin, Severus, Nicetius) für möglich erachten können. Fraglich bleibt, ob die Magnerich – nach Andeutung in den Amplifizierungen der Gesta Treverorum im 12. Jahrhundert – erst in der gelehrten Literatur der frühen Neuzeit (Bro[u]­wer) ausdrücklich zugeschriebene Gründung St. Martin auf dem Berge (Trier) ihm zu Recht zugewiesen wird.

693

694 | Hauptteil Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] St. Martin (Trier, Moselufer): Die Gründung durch Bischof Magnerich wird in der Forschung durchgängig als glaubwürdig beurteilt, unterschiedlich sind die Einschätzungen zu einer Anknüpfung an einen spätrömischen Kultbau, zu einer Verwandtschaft Magnerichs mit Tetradius und zu der Existenz eines Klosters oder Stifts im Umkreis der Kirche in vorkarolingischer Zeit: Für Anknüpfung (Umwandlung der römischen Hl.-Kreuz-­Kirche in Martinskirche): Böhner, Böhner, Kurt: Die Anfänge der ehemaligen Abteikirche St. Martin zu Trier, in: Trierer Zs. 18 (1949) S. 107 – 131; S. 121 – 125 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 50 mit Anm. 187, S. 108 – Anton, Trier S. 108 f. – Ders., Trier von der Spätantike S. 12 – Bienert, Besiedlung S. 134 f. – Ablehnend: Tille, Armin: Die Benediktinerabtei St. Martin bei Trier. Ein Beitrag zur Klostergeschichte, in: Trierisches Archiv 4 (1900) 1 – 94, S. 1*-39*; S. 11 f. (noch ohne Kenntnis des archäologischen Befunds; Verweis auf völliges Fehlen einer frühen Überlieferung der Legende) – Gauthier, Évangélisation S. 195 f., S. 198 f., S. 201 f. – Dies., Topographie S. 30 (Legende nicht authentisch; archäologischer Befund deutet nicht zwingend auf Kirche) – Gierlich, Grabstätten S. 45 (gelehrte Kombination). – Unentschieden: Heit, Alfred: Art. Trier, St. Martin, in: Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Rheinland-­Pfalz und Saarland, hg. von Friedhelm Jürgensmeier in Verbindung mit Elisabeth Schwerdtfeger (Germania Benedictina 9. Rheinland-­Pfalz und Saarland), St. Ottilien 1999, S. 980 – 1009; S. 1000. Abkunft Magnerichs von Tetradius: Legendär: Tille, St. Martin S. 12 – Böhner, St. Martin S. 123 Anm. 36 (Nachricht der Vita über Kirchengründung Magnerichs auf Familienbesitz missverständlich erweitert) – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 107. – Als glaubhaft verwertet: Böhner, Kurt: Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes, 2 Bde, (Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Serie B), Berlin 1958, 1 S. 288 (in Abänderung seiner oben referierten Auffassung) – Ewig, Observations S. 28. Gegen historische Verwertbarkeit der Tetradiuslegende im engen Sinn, deren Entstehung zu erklären ist (s. Kommentar), spricht vor allem ihre sehr späte Bezeugung in Verbindung mit der Nichterwähnung in der Vita Magnerichs und anderen frühen Quellen der Abteigeschichte. Den Anlass für die Nennung einer Heilig-­Kreuz-­Kirche könnte das entsprechende Nebenpatrozinium des 1097 in der Krypta von St. Martin geweihten Altars geboten haben (siehe Nr. 25 [Weihenotiz 1097]). Für Gründung einer geistlichen Gemeinschaft durch Magnerich: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 110 – Boshof, Egon: Das Erzstift Trier und seine Stellung zu Königtum und Papsttum im ausgehenden 10. Jahrhundert. Der Pontifikat des Theoderich (Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia 4), Köln/Wien 1972, S. 100 Anm. 10 – Becker, Mönchtum S. 30 (Verweis auf abbates in der Begleitung Magnerichs) – Gauthier, Évangélisation S. 199 (hält offenbar Klerikergemeinschaft für möglich) – Anton, Trier von der Spätantike S. 12 (bei Umwandlung in Martinskirche stärker monastisch-­coenobitäre Ausrichtung) – Skeptisch relativierend: Tille, St. Mar-

25. Magnericus (Magnerich) |

tin S. 13 – Anton, Trier S. 140 (Entwicklung zum Kloster im 9./10. Jahrhundert) – Bienert, Besiedlung S. 134. Archäologischer Befund: s. Nr. 50 [1] [b] St. Martin (Woëvre): Eine Entlehnung aus Gregor von Tours ist ohne Quellenwert für Magnerich stricto sensu: Gauthier, Évangélisation S. 202 – übernommen von Anton, Trier S. 140 Anm. 135. – Zum indirekten Bezug zu Magnerich s. Kommentar. [c] Identifizierung mit Karden – Glaubwürdigkeit der Kirchengründung: Dafür: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 108 – Pauly, Ferdinand: Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier. Das Landkapitel Kaimt-­Zell (Rheinisches Archiv 49), Bonn 1957, S. 87 – 90 (Durch Magnerich sei ein älterer Kultbau auf dem frühchristlichen Gräberfeld restauriert und das Martinspatrozinium hinzugefügt worden; Datierung des Translationsberichts: S. 78) – Heinemeyer, Erzbistum Mainz S. 37 – Pauly, Ferdinand: Zur Frühgeschichte von Karden und zur Topographie des Kollegiatstifts St. Kastor, in: AmrhKg 31 (1979) S. 9 – 33; S. 10 – 12, S. 22 (Kardener St. Paulin-­Kirche von St. Martin [Trier] erbaut) – Ders., Germanisches Eigenkirchenrecht und Bistumsorganisation. Beobachtungen zu den Titelkirchen der Archidiakonate Tholey und Karden im alten Erzbistum Trier, in: AmrhKG 38 (1986) S. 11 – 46; S. 24 – Ders., Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel (Germania Sacra NF 19. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 3), Berlin/New York 1986, S. 10 f., S. 49 – Ewig, Frühes Mittelalter S. 61 – Anton, Trier S. 115, S. 140 – Ders., Trier von der Spätantike S. 41. – Zweifel: Heyen, Nördlicher Mittelrhein S. 310 f. (ohne Verwertung der Vita Castoris) – Gauthier, Évangélisation S. 202 – 204 (Fehlen einer Martinskirche, einziger Bezug Translationstag, Kirchengründung durch Magnerich nicht glaubwürdig, von Eberwin lediglich aufgrund der Zinszahlung am Martinstag gefolgert). Archäologischer Befund: Nr. 50 [3]. [d] Paulinus-­Reliquie/Festkalender: Pauly, St. Kastor S. 52, S. 217. [e] Cardiniacus: Unbekannter Ort: Waitz, MGH SS 15, 2 S. 740 Anm. 3. – Kardeney: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 249 Anm. 70 – Heyen, Nördlicher Mittelrhein S. 310 (Verweis auf Nähe zu Trier). – Karden: Sauerland, Geschichtsquellen S. 50 Anm. 3 – Pauly, Landkapitel S. 88 – Ders., Frühgeschichte S. 22 – Gauthier, Évangélisation S. 203 f. – Pauly, St. Kastor S. 57 – Ders., Eigenkirchenrecht S. 30 – 32 – Heit, Art. Trier, St. Martin S. 990 – (Pauly, Gauthier und Heit ohne Diskussion der Lokalisierung in der Quelle non longe hinc [Trier] posita). – Siehe auch Nr. 17 [f]. [f] St. Martin auf dem Berge (Trier): Erstmals explizit: Bro(u)wer, Antiquitates 1 S. 332. Dafür: Bunjes, KDM Trier 3 S. 434 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 108 – Böhner, Altertümer 1 S. 289 f. – 2 S. 161 – Anton, Trier S. 60, S. 110 – Bienert, Besiedlung S. 136. – Dagegen: Gauthier, Topographie (nicht aufgenommen).

695

696 | Hauptteil Archäologischer Befund: Siehe speziell Nr. 50 [2] [a 3]. 14 (566)/nach 586

Verschiedene Quellen des hohen Mittelalters führen einzelne Besitzungen des Trierer Martinsklosters auf Magnerich zurück. Kommentar:

Es ist zwar naheliegend, dass Magnerich die Martinskirche, zumal wenn er bei ihr eine geistliche Kommunität begründet haben sollte, mit Gütern ausstattete, doch lässt sich kaum entscheiden, ob die in der mittelalterlichen Überlieferung genannten Zuweisungen zutreffen, besonders da es sich bei wesentlichen Teilen der urkundlichen Überlieferung um Fälschungen handelt. Wohl zu erschließen ist die Lokalisierung des Ortes Cartadomus, der der Vita zufolge Familienbesitz Magnerichs war; die Identität mit dem in den Calamitates genannten Ort Cardiniacus (s. Nr. 17 [f]) ist zweifelhaft. Eine verfälschte Urkunde Erzbischof Theoderichs zu 975 (Tille, St. Martin S. 1*f.; dazu s. das Falsum auf Kaiser Otto II. zum selben Jahr MGH DO 2 Nr. 320) nennt als Grundausstattung durch Magnerich Irsch, Hockweiler und Korlingen. Erzbischof Hillin führt in seiner Urkunde von 1168 (MUB 1 Nr. 653 S. 709 f.; S. 710) ohne Bezug auf Magnerich diese Orte ebenfalls auf, fügt aber, wobei er sich auf Kenntnisse aus seiner Zeit als Pfarrer von Graach beruft, als Magnerichs Familienbesitz den Hof Graach hinzu, der in der angeblichen Theoderich-­Urkunde nicht im Zusammenhang mit Magnerich genannt ist. Auch in einer Hs. des ausgehenden 11. Jahrhunderts aus St. Martin (Trier, StB Hs 178/1205 2o) werden die Graacher Weinberge als Schenkung Magnerichs bezeichnet (Tille, St. Martin S. 33 Anm. 3). Ein offensichtlicher Anachronismus ist die in der Theoderich-­Urkunde und in dem Spurium auf Otto II. genannte Schenkung Magnerichs an den Altar der hl. Gertrud von Nivelles, die mindestens fünf Jahrzehnte nach ihm starb. Die Bulle Papst Honorius III. (1217; Tille, St. Martin S. 33 Anm. 7) beruft sich sogar auf eine Schenkungsurkunde, die Magnerich mit Zustimmung des Domkapitels in Bezug auf die Irscher Kirche ausgestellt habe. Literatur:

Auswertung der Güterlisten: Tille, St. Martin S. 32 – 35 – Ewig, Trier im Merowingerreich S. 166 f., S. 229, S. 250 (als glaubwürdig verwertet) – Boshof, Erzstift S. 119 Anm. 81 – Heit, Art. Trier, St. Martin S. 990 (Irsch, Hockweiler, Korlingen und Graach dem frühesten Besitz zugeordnet).

25. Magnericus (Magnerich) |

B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 15 10. Jh. 2. H.

Bischof Magnerich von Trier ist in der Chronik des Benediktinerklosters Saint-­Vaast (Arras) als Täufer von König Childeberts II. (Austrasien) Sohn Theudebert II., als Bischof heiligmäßigen Lebens, als Lehrender und Benedizierender des Bischofs Gaugerich von Cambrai gewürdigt und von daher als 25. Nachfolger des Petrus-­Schülers Eucharius herausgehoben. Eintrag/Text:

Eidem regi Hildeberto filius natus est, qui a Magnerico Treverorum episcopo babtizatus Theodebertus vocatus est. Is est Magnericus, conversatione laudabilis, vitae sanctus, qui beatum pontificem nostrum Gaugericum litteris erudivit, aecclesiasticis gradibus decoravit, vigesimus quintus episcopus post sanctissimum EUCHARIUM, Petri apos­ tolorum principis discipulum. Quelle/Überlieferung:

Douai, BM ms. 795 (753), 10. Jahrhundert 2. Hälfte Kloster Saint-­Vaast, fol. 1r – 138v; fol. 51v – 52r (Teil-)Ausgabe(n):

Chronicon Vedastinum, ed. Georg Waitz MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 674 – 709; S. 689 Z. 6 – 10 Kommentar:

Im Gegensatz zu dem die Handschrift und das Werk auf das Ende des 11. Jahrhundert setzenden Herausgeber Waitz plädieren Sproemberg und von den Brincken, wohl begründet, für die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts. Im Wesentlichen ist eine bis zum Jahr 647 geführte und in Saint-­Vaast angelegte Kompilation (Hieronymus, Cassiodor, Isidor, Beda) aufgenommen (s. Mommsen, Theodor: Zu den Annales Vedastini, in: NA 16 [1891] S. 430 f. = Ders., Gesammelte Schriften 6, Berlin 1910, S. 640 – 642). Sie ist um fränkische Autoren (Gregor von Tours, Fredegar) und jüngere Annalenwerke ergänzt. Im für Magnerich sehr charakteristischen Ausschnitt ist zunächst Gregor von Tours (Historiae VIII, 37 S. 405) aufgenommen, dann sukzessiv, z. T. wörtlich folgend, Vita Gaugerici (MGH SS rer. Mer. 3, c. 2 – 5 S. 652 f.). Im Abschnitt ist die St. Vaast-­Redaktion Rezipient dieser Vorlagen, wie es breiter der fast gleichzeitige, wohl etwas spätere, Autor der Vita Magnerichs Eberwin ist (II, 1 – 15). Siehe Nr. 17. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 34 S. 147 f. – Besonders zu nennen: Sproemberg, Heinrich: Niederlothringen, Flandern und Friesland, in: Wattenbach/Holtzmann

697

698 | Hauptteil [/Schmale], Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Deutsche Kaiserzeit 1, 1, Berlin 1938 (Ndr.) [Darmstadt 1967], S. 83 – 162; S. 120 (Entstehung Ende 10. Jahrhundert) – von den Brincken, Anna-­Dorothee: Studien zur lateinischen Weltchronistik bis in das Zeitalter Ottos von Freising, Düsseldorf 1957, S. 141 – 144 (Entstehung zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts) – Löwe, Heinz: Die Karolinger vom Vertrag von Verdun bis zum Herrschaftsantritt der Herrscher aus dem sächsischen Hause. Das westfränkische Reich (Wattenbach/Levison 5: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger 5), Weimar 1972, S. 536 f. 16 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Magnerich. Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Magnerich an 25. Stelle, Fassung VIII an 35. und Fassung IX an 50. Stelle. Eintrag/Text:

Abrunculus, Rusticus, Nicetius (Nicecius), Ma[gnericus] Magnericus (Magnaricus), Gundericus (Gondericus) VI a p[ost] h[un]­c Abru[n]­c[u]­l[u]­s. p[ost] Rusticus. p[ost] h[un]­c Nicecius. p[ost] magnericus. p[ost] que[m] Gundericus VIII, IX Abrunculus, Rusticus, Aponoculus, Nicetius (Nicecius), Magnericus, Gondericus (Gundericus) In den Fassungen  II, III und VI führt Magnericus wie die Bischöfe Eucharius bis Paulinus sowie in II Felix, Maurus und Leudoinus, in III und VI Felix, Marus, Miletus, Rusticus, Nicetius, Modoaldus, Basinus und Leutwinus, in VI auch Legontius und Abrunculus, das Epithet sanctus und hat in Fassung VI wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archiepiscopus. I–VII

Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34, S. 38 Nr. 25 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; bes. S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 51, S. 300 Z. 8(f.), S. 301 Z. 14 – Duchesne, FE 3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 25; S. 38 Nr. 25 – VI a H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Das Epithet sanctus ist in Fassung  II heraushebend, in den Fassungen  III und VI wie bei den ersten Vorgängern und einigen weiteren Bischöfen selektiv gebraucht.

25. Magnericus (Magnerich) |

Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung: Holder-­Egger – Duchesne – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 55 – 63; S. 63 – 66 (Literatur). – Zu einer aus der Überlieferungskorruptel des Namens Magnericus (Fassung I: Ma….) entwickelten, nicht haltbaren Theorie von J. Mabillon (Ann. Ord. S. Ben. 1, Paris 1703, S. 22) der Existenz eines Bischofs Marinus (Macarius) s. ebd. S. 55, S. 60 f. – Anton, ebd. Maternus S. 712 – 7 14 (Literatur). 17 um 1000 Eberwin, Vita Magnerici (BHL 5149) Eintrag/Text:

Paraphrasierende Wiedergabe: (Siehe auch ausführliche Inhaltsangabe: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 108 – 110) (c. 1 – 2) Nach dem Tod des Nicetius folgte ihm sein Schüler Magnerich als Trierer Bischof nach, der in allen Verdiensten seinem Meister gleichkam. Nicetius, ein Mann herausragender Heiligkeit, der zuerst Abt der Mönche von Limoges gewesen war, wählte unter seinen vielen Schülern Aredius und Magnerich zur Unterweisung in kirchlicher Gelehrsamkeit besonders aus, indem er sie zu seinen Nachfolgern heranzog, wobei der eine (Aredius) Abt der Mönche von Limoges und der andere (Magnerich) Bischof von Trier wurde. (c. 3) Aredius war mit solcher Wunderkraft gesegnet, dass er nach Art der Apostel mit bloßer Berührung und dem Kreuzeszeichen Kranke heilte, Dämonen austrieb, Quellen hervorbrachte, Stürme durch Gebete so zähmte, dass er im Regen nicht nass wurde. (c. 4) Als König Chlothar (I.) Nicetius, der ihn häufig wegen seiner Sünden exkommunizierte, in die Verbannung schickte, blieb nur Magnerich, zu dieser Zeit Diakon, seinem Lehrer treu. (c. 5) Nicetius enthüllte ihm deshalb, dass er durch eine göttliche Vision seine baldige Rückberufung erfahren hatte, die tatsächlich am nächsten Tag durch einen Boten König Sigiberts I. erfolgte. (c. 6 – 7) Als Lohn für seine Treue zum Meister – wie die des Petrus zu Christus, des Josua zu Moses und des Elisa zu Elia – wurde Magnerich nach dem Tod des Nicetius mit Konsens des ganzen Volkes und der Großen zum Nachfolger gewählt. (c. 8) Fortunatus sagte über Magnerich Folgendes (Zitat aus Nr. 3, Reihenfolge: v. 7 – 8, v. 5 – 6, v. 9 – 11, v. 14). (c. 9 – 10) Er führte sein Amt in vorbildlicher Weise in der Zeit der Kaiser Justinus, Tiberius und Mauricius, der Päpste Vigilius, Pelagius und Gregor sowie der fränkischen Könige Chilperich, Guntram und Childebert. Zitat aus der Liturgie des Magnerich-­Festes (s. Nr. 22). (c. 11) Magnerich fand bei den Königen große Gnade: Sie fragten ihn oft um Rat, liebten ihn wie einen Vater und erwiesen ihm höchste Ehren. König Childebert wählte ihn sogar zum Taufpaten für seinen Sohn Theudebert (II.). (c. 12) Nicht wenig Mühe verwendete Magnerich auf seine Gemeinden. In priesterlicher Sorge kümmerte er sich

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700 | Hauptteil um die reine Lehre und bestärkte die Gläubigen in guten Werken und im christlichen Glauben. (c. 13 – 14) Auf einer gemäß den kanonischen Bestimmungen durchgeführten Visitationsreise durch seine Pfarreien wurde ihm in Eposium (c. 12: castrum Ivosium) der junge Gaugerich als vorbildlicher Pfarrschüler vorgestellt. Magnerich bestimmte ihn zum Kleriker und schnitt ihm selbst die Tonsur. (c. 15) Magnerich nahm Gaugerich bei einer erneuten Visite mit sich, bildete ihn weiter aus und weihte ihn zum Diakon. Gaugerich führte dem Geistlichen (von Eposium) einen Heiden zur Taufe zu und dieser genas daraufhin von der Lepra an Körper und Geist. (c. 16 – 20) Den als Gefangenen zu Schiff in Trier vorbeigebrachten Bischof Theodor von Marseille besuchte Magnerich, versorgte ihn mit Kleidern und legte Fürbitten am Grab des hl. Maximin für ihn ein, obwohl ihn eine Besessene schmähte, er solle sich lieber um Arme kümmern als um einen Reichsfeind. (c. 21 – 24) Eine wundersame nächtliche Lichterscheinung in der Gefängniszelle Theodors erwies dessen Unschuld. (c. 25) Zusammen mit Bischof Gregor von Tours setzte sich Magnerich bei König Childebert in Koblenz für Theodor ein, und sie erreichten, dass sich auch Childebert bei Guntram für den Marseiller Bischof verwendete. (c. 26) In Koblenz bewahrte ein Wunder ein überladenes Schiff, in dem die beiden Heiligen (Gregor und Magnerich) waren, vor dem Kentern. (c. 27 – 30) Danach kam Magnerich wieder in Todesgefahr, als bei einer Zusammenkunft Childeberts und Guntrams der Hochverräter Guntram Boso in Magnerichs Quartier eindrang und ihn zur Fürbitte beim König zwingen wollte. Das Haus wurde angezündet, und nur mit Mühe konnte Magnerich von seinen Klerikern gerettet werden. (c. 31 – 34) In der Amtszeit Magnerichs bestanden im Bereich Triers bzw. der Trierer Diözese (in suburbio seu territorio Trevericae urbis), vor allem in den Vogesen, die sich von den Alpen und dem Jura-­Gebirge fast bis zu den Trierer Stadtgrenzen erstrecken, eine Reihe von monastischen Institutionen (monasticae institutionis) (sic) und es lebten dort religiöse Männer. So wie sich zu Zeiten von Bischof Rusticus Goar ansiedelte, so kam unter Magnerich aus Italien der Langobarde Wulfilaich in Magnerichs Diözese. Ferner dienten Gott dort, in den Vogesen (Vosago in eius episcopio), Paulus, Ingobertus, Disibodus und Wandalinus. In den Vogesen, wo bis zur Zeit des Biographen viele damals gegründete Klöster bestanden, lebte der Eremit Carilessus. Der berühmte Ire Columban gründete dort mit Gallus das Kloster Luxeuil, musste allerdings von dort unter König Theudebert II., Magnerichs Patensohn, fliehen und gründete das Kloster Bobbio in Italien. Aus der Stadt Trier strebten Eremiten in das zu dieser Zeit wüste, nun kultivierte Umland: Noch heute werden Reliquien des Trierer Presbyters Bantus und seines Bruder Beatus verehrt, und es geschehen vom Verfasser selbst beobachtete Wunderheilungen an ihren Gräbern. (c. 35) Der Langobarde Wulfilaich hörte als Knabe von den Wundern des hl. Martin, begab sich nach Gallien zum hl. Abt Aredius, trat in dessen Kloster ein und wurde von ihm

25. Magnericus (Magnerich) |

unterrichtet. (c. 36 – 37) Nach einem Wunder bei einer gemeinsamen Wallfahrt zum Grab des hl Martin in Tours kam Wulfilaich zu Magnerich nach Trier, baute sich auf einem Berg in der Trierer Diözese acht Meilen von Eposium entfernt ein Oratorium und eine Unterkunft. Er errichtete sich eine Säule wie Simeon von Antiochia und stand auf ihr unter großen Entbehrungen. (c. 38 – 40) Er predigte der abergläubischen Landbevölkerung, die ein Dianabild verehrte, und erreichte unter Schwierigkeiten dessen Zerstörung. (c. 41 – 43) Wulfilaich hatte die genannte Kirche nach der Weihe durch den Bischof mit Reliquien des hl. Martin und anderer Heiliger ausgestattet, einige Brüder um sich geschart, war aber selbst auf der Säule geblieben. Als der Bischof bei einer Visitation Wulfilaichs daraus entstehende große körperliche Leiden sah, hatte er Mitleid mit dessen Schmerzen, befahl ihm herabzusteigen und mit seinen Brüdern zu leben. Nachdem Wulfilaich seine Säule verlassen hatte, ließ der Bischof diese heimlich zerstören. (c. 44 – 46) Als Wulfilaich starb, wurde er in der von ihm errichteten Kirche beigesetzt, wo an seinem Grab viele Wunder geschahen. Als zur Zeit des Verfassers die seit langem vernachlässigte Kirche abbrannte, blieben die Gebeine unversehrt. Bischof Egbert ließ sie dann nach Eposium überführen, wobei die Leiche trotz Regens bei der Translation nicht nass wurde. (c. 47 – 49) Der Verfasser nennt als Quelle seiner folgenden Ausführungen Gregor von Tours, der dafür Magnerich als seinen Gewährsmann nennt. Weitere Wunder zu Magnerich außer der Schmähung durch die Besessene anzuführen, sei nicht nötig; Magnerichs Verdienste zeige besser, dass er Hungernde gesättigt, Nackte gekleidet, Fremde und Pilger aufgenommen und fromme Werke der Barmherzigkeit getan habe. Im Gebet war er beständig, in der Gewinnung von Seelen eifrig, in der Gelehrsamkeit hervorragend, und er wachte als guter Hirte über die ihm anvertraute Herde. (c. 50 – 51) Gedicht des Venantius Fortunatus über Magnerich: (siehe Nr. 3). (c. 52) Magnerich war ein großer Verehrer des hl. Martin, dem er nach der Überlieferung (maiorum relatu) folgende Kirchen errichtete: diejenige, wo er selbst begraben ist (St. Martin in Trier), eine weitere auf einem Berg in der Woëvre, die er mit Martins-­ Reliquien schmückte, und eine dritte auf seinem Eigentum Cartadomus. (c. 53 – 54) Magnerich starb im fortgeschrittenen Alter an Fieber am 25. Juli. Aufgrund einer Vision des Mönchs Berengar aus dem Kloster St. Martin (Trier), in der Magnerich einen entsprechenden Auftrag erteilte, errichtete Bischof Ruotbert einen Altar und, wie es Sitte ist, darüber ein Dach (fastigium). (c. 55) Die Kirche war nämlich lange vernachlässigt worden und im Normannensturm abgebrannt. Bischof Ratbod übergab sie Abt Regino zum Wiederaufbau. In den ältesten Texten (scriptis; in der Martiner Hs. auf Rasur: privilegiis) der Kirche ist zu lesen, dass diese immer von Äbten geleitet wurde, weil dort, wie in anderen vornehmen Kirchen der Stadt, ein Bischofssitz war (quia ibi ut in aliis precipuis urbis aeclesiis statio, sedes et domus erat pontificis).

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702 | Hauptteil (Spätere Interpolation fügt hinzu: Als Tradition seit Magnerich trugen die Äbte die bischöfliche Kopfbinde [infula] und vertraten den Bischof in Abwesenheit bei der Feier des Gottesdienstes). (c. 56 – 57) Nach dem Tod Reginos wurde die Abtei Laien übergeben, zuerst Bertoald, dem Bruder Bischof Ruotgers, dann wurde sie sogar aufgeteilt. Unter den Herzögen Giselbert und Konrad wurde die Abtei völlig beraubt und bis auf die Grundmauern zerstört. (c. 58) Bischof Theoderich nahm das Kloster mit königlicher Unterstützung wieder in Besitz und übergab es (auf Rasur in der ältesten Hs.: zusammen mit den zugehörigen Gütern) Abt Engelbert. Zur Sicherung des Wiederaufbaus erwirkte der Bischof für St. Martin ein päpstliches Privileg, das den Besitzstand garantierte, die alleinige Unterstellung unter den Bischof beinhaltete und den Mönchen das Leben nach der Benediktregel und die freie Abtswahl zusicherte. (c. 60) Nach dem Tod Abt Engelberts wurde der Verfasser von den Mönchen mit Zustimmung des Bischofs zum Abt gewählt. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier) (Anfang verloren bis zu Text in AA SS Jul. VI, c. IV, 34 S. 188. Der verlorene Text ist zu erschließen aus Ausgabe AA SS), fol. 1r – 5v (p. 17 – 26) – Trier, StB Hs 1151/455 4o, (Bd. 3), 13. Jahrhundert, Kloster St. Maximin (Trier), fol. CCXIIIIv-­C CXXr = fol. 210v – 216r. Zu diesen Handschriften: Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 f. mit Anm. 2 mit der wohl nicht zutreffenden Feststellung, den AA SS liege nur die spätere Handschrift zugrunde – Coens, Catalogus civitatis S. 263 f., S. 263; S. 201 – 205, S. 204 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 f., dort S. 107 Anm. 4 zu Sauerland – Embach, Literaturgeschichte S. 273 – 276 Spätere Handschriften: Trier, BPS Hs 33 Stift St.  Paulin (Trier), Legendarium, 14. oder 15.  Jahrhundert, fol. 182v – 189r; dazu s. Marx, Handschriftenverzeichnis Nr. 33 S. 25 – 29; S. 28 – Coens, Maurice: Catalogus seminarii S. 245 – 248, S. 248 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 (Datierung: „saec. XIV oder XV“) – Heyen, Paulin S. 62 (14. Jahrhundert) Münster, (ULB) Universitätsbibliothek Hs 353 (1157 und 219), 15. Jahrhundert Kloster Böddeken, S. 97 – 109 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 – Offenbar verschollen, fehlt bei Overgaauw, Eef: Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsund Landesbibliothek Münster, Wiesbaden 1996 Trier, StB Hs 1390/150 4o, 15./16. Jahrhundert aus Trier, fol. 91r – 98r – Coens, Maurice: Catalogus civitatis S. 267 – 269, S. 268 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 106 („saec. XVI“) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 121 (s 15/16) Ausgaben:

Pinius, Joannes: AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192 (nach den Handschriften Trier, StB Hs 1379 und 1151) – Einschlägige Teilausgabe von c. 52 – 60 (nach den genannten Hand-

25. Magnericus (Magnerich) |

schriften und Trier, BPS Hs 33): Sauerland, Geschichtsquellen S. 41 – 45. – Weitere Auszüge: Waitz, MGH SS 8, 1848 (Ndr.) S. 208 f. = PL 154 Sp. 1243 f. – Reiffenberg, Frédéric Auguste Ferdinand Thomas, Baron de: in: Bulletin de l’Académie Royale des sciences et belles-­lettres de Bruxelles 11 (1844) S. 390 – 393 (De Wulfilaico: c. 35 – 47). Kommentar:

Eberwin, der zweite Abt nach der Reform des Klosters St. Martin (Trier) (975), verfasste die Vita Magnerichs um das Jahr 1000, um der im 10. Jahrhundert schwer geschädigten Institution durch die Verherrlichung ihres Gründers und die Darstellung ihrer jüngeren Geschichte eine erneuerte Tradition zu geben. Zu diesem Zweck schloss er an die eigentliche Lebensbeschreibung einen Abriss über die Geschichte St. Martins in jüngerer Zeit an. Der eigenständige Quellenwert der Vita für die Amtszeit Magnerichs ist nach früherer Auffassung in der Forschung relativ gering. Zum größten Teil, so glaubte man, stütze sich der Autor auf bekannte Quellen – explizit auf Gregor von Tours und Venantius Fortunatus, implizit auf die Viten Columbans, Gaugerichs, Goars, des Paulus von Verdun sowie auf Reginos Chronik –, wobei er vor allem Gregor von Tours zugunsten seines Helden frei ausgeschmückt habe und Magnerich an möglichst vielen Ereignissen habe teilnehmen lassen, die zu seiner Zeit stattfanden. Dies betreffe die Identifizierung des bei Gregor ungenannten Diakons, der Nicetius in die Verbannung folgte, mit Magnerich (c. 4), ein von Gregor erwähntes Lichtwunder (Historiae VI, 24) zugunsten des Bischofs Theodor von Marseille, das er nach Trier verlegt habe (c. 22), die Intervention für Theodor bei König Childebert II. und die wundersame Verhinderung eines Schiffsunglücks in Koblenz, woran er jeweils Magnerich beteiligt sein lasse (c. 25 – 26), die Errichtung einer Martinskirche in der Woëvre (c. 52), die er Magnerich zuweise, obwohl Gregor eindeutig den fränkischen Großen Ursio nenne. Die Version der Abtszeit des Nicetius in Limoges (c. 1) kann Eberwin über uns nicht mehr greifbare Nachrichten des dort tätig gewesenen Nicetius-­Schülers Aredius vermittelt worden sein. Im Kommentar zu Nr. 5 ist klargelegt, dass viele Inkriminierungen gegen Eberwin zu Unrecht erhoben wurden. So hat auch Winheller ein Pauschal-­Urteil gegen den Biographen gefällt, doch sieht er sich (S. 112 mit Anm. 19) genötigt, festzustellen, dass Eberwin mit der Mitteilung, Wulfilaich habe einen Antrittsbesuch bei Bischof Magnerich in Trier gemacht, wohl gegen Gregor im Recht sei. Dies hätte ihm Grund für jene oben gemachten Eruierungen sein müssen, die zu dem Schluss (Nr. 5) führten: Gregor wie Eberwin gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Besonders dort, wo Eberwin die Überlieferung der Abtei St. Martin einarbeitet oder Ereignisse seiner Zeit berichtet, kommt der Vita singulärer Quellenwert zu. Dies betrifft wohl auch die Angaben über Einsiedler im Trierer Land zur Zeit Magnerichs

703

704 | Hauptteil (c. 31 – 34), die Translation Wulfilaichs (c. 44 – 46), die Magnerich zugeschriebenen Kirchengründungen in Trier und Cartadomus (c. 52), die Baumaßnahmen an der Martinskirche unter Ruotbert (c. 54) und die Geschichte des Martinskloster im 10. Jahrhundert (c. 55). Seine Bemerkung, dass nach Aussage älterer Schriften (scrip­ tis) St. Martin immer von Äbten geleitet gewesen sei (c. 55), könnte auf die Existenz verlorener Texte mit Nennung von St. Martiner abbates deuten. Über die tatsächliche Verfasstheit der Kommunität (Stift oder Kloster) gibt dies allerdings keinen sicheren Aufschluss, zumal hier spätere Interpolationen eingefügt sind (Rechtsstatus; Äbte mit päpstlichen infulae). Historische Erläuterungen: Forschungsaspekte – Literatur:

[a] Verfasser/Datierung/Darstellungsabsicht: Marx, Jakob d. Ä.: Die Abtei St. Martin bei Trier, in: Ders., Geschichte des Erzstifts Trier als Kurfürstentum und Erzdiözese von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816. Abt. 2: Die Geschichte der Abteien, Klöster und Stifte. Bd. 1: Die Abteien des Benediktiner- und Zisterzienserordens (Bd. 3 des Gesamtwerks), Trier 1860 (Ndr.), S. 198, S. 257 – Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 – 5 – Winheller, Lebensbeschreibungen S. 118 f. – Haubrichs, Wolfgang: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters. Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 15), Saarbrücken 1986, S. 164 – 173 – Flesch, Stefan: Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 20), Saarbrücken 1991, S. 80 – 83. – Zum Zusammenhang klärend: Nr. 6 Kommentar (ergänzende Literatur: Anton, Trier S. 139 – neuestens Embach, Literaturgeschichte S. 274 – 277) [b] St. Martin/Woëvre: Weihebezug zu Magnerich s. Nr. 14 Kommentar. [c] Interpolation: Winheller, Lebensbeschreibungen S. 120 f., doch geht aus der genannten Referenz (Sauerland, Geschichtsquellen S. 15, S. 43 f.) eindeutig hervor, dass es sich um eine handschriftlich sekundäre in margine-­Zufügung zu einem echten Text handelt. [d] Eberwins Quellen: Detailliert Winheller, Lebensbeschreibungen S. 110 – 115 – zu Wulfilaich-­Passagen detailliert: Müller, Dekanate S. 137 ff. – Vita des Paulus von Verdun: Haubrichs, Abtslisten S. 67, S. 167. [e] Nennungen von abbates/Verfasstheit: Gauthier, Évangélisation S. 199 (optiert für Stift) [f] Anhang De calamitate abbatiae S. Martini Treverensis (Trier, StB Hs 1379/143 8o fol. 8r – 12r [p. 31 – 39]; fol. 10v[p. 36] Sauerland, Geschichtsquellen S. 50 f. – MGH SS 15, 2 S. 740): Ein wohl um 1025 verfasster Anhang zur Vita gilt der jüngsten Geschichte der Abtei St. Martin: Nach Anführung des Privilegs Papst Benedikts VII . für das

25. Magnericus (Magnerich) |

Kloster von 975 (s. Nr. 49 [2]) folgt eine Liste der unter den Bischöfen Liudolf und Megingaud durch den Propst Adalbero des Stiftes St. Paulin (Trier) entfremdeten Güter, darunter der Kirche und des zugehörigen Ortes Cardiniacus, und die Forderung nach deren Rückgabe. – Eberwin oder ein Autor aus seinem Umkreis ist wohl auch der Verfasser dieses wahrscheinlich im Pontifikat Erzbischof Poppos (1016 – 1047) entstandenen Anhangs (Sauerland, Geschichtsquellen S. 6; Haubrichs, Abtslisten S. 165; Flesch, Schriftkultur S. 81 ff.; Embach, Literaturgeschichte S. 177). Der nach Angaben der Quelle an der Mosel, in der Nähe von Trier (non longe hinc posita) gelegene Ort, ist kaum mit Karden an der Untermosel zu identifizieren, möglicherweise mit der Wüstung Kardeney bei Neumagen. Siehe auch Nr. 13. 18 um 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Magnerich wird als Nachfolger des Bischofs Nicetius und als Vorgänger des (für Trier fälschlich angeführten und wohl mit Gunderich verwechselten) Bischofs Gaugerich, dem Sabaudus gefolgt sei, genannt. Gestützt auf die z. T. falsch verstandene Vita Magnerici wird Magnerich relativ breit gewürdigt. Die Gesta berichten von Magnerich, dass er Schüler seines Vorgängers Nicetius war. Es folgt eine Aufzählung der in seinem Episkopat in der Trierer Diözese wirkenden Eremiten. Magnerich habe alte Gotteshäuser restauriert – hier verkürzen die Gesta missverständlich das Fortunatus-­Zitat der Vita Magnerici, die dies zutreffend auf Nicetius bezieht (s. Winheller, Lebensbeschreibungen S. 112) – und drei bzw. nach den Amplifizierungen des 12. Jahrhunderts vier Martinskirchen gegründet: eine in der Woëvre, eine in Karden und eine in Trier, in der er selbst begraben sei sowie eine in monte Iurano, auf dem Martinsberg. Eindeutig falsch ist die nicht der Vita entnommene Angabe, dass ihm sein Schüler Gaugerich, der tatsächlich Bischof von Cambrai wurde, im Amt nachfolgte. Es scheint hier eine Verwechslung mit dem in der Bischofsreihe folgenden Bischof Gunderich vorzuliegen. Eintrag/Text:

Cui (sc. Nicetius) successit Magnericus, discipulus eiusdem Nicetii. Cuius temporibus in parrochia Trebirorum magnae sanctitatis viri claruerunt; videlicet Paulus super montem Cebennam, qui ex eius nomine Pauli mons vocatur, Ingobertus, Disibodus, Wandelinus, Carilelfus, et quidam Longobardus nomine Vulfilaicus (wolfilaicus A 2, 5, 6; B, C), et presbiter Bantus (A 5c Vantus), eiusque germanus nomine et opere Beatus, aliique quam plurimi (quam plurimi fehlt B, C) heremiticam vitam ducebant. Hic Magnericus episcopus templa antiqua Dei in priscum renovavit honorem, et in honorem beati Martini ecclesiam construxit, unam in monte in pago Vabrensi, alteram in villa quae Carta (cara A 5, 6) domus dicitur, terciam (Zufügung in B, C: in monte Iurano qui ex nomine sancti Martini dicitur, quartam) in ipsa urbe, in qua et ipse post expletum vitae

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706 | Hauptteil suae cursum tumulatus est. – Cui successit Gaugericus, discipulus eius, qui in castro Trebirorum (Zufügung B, C: Evosio) fuerat educatus. Hoc quoque mortuo, Sabaudus pontificium subiit. Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129 – Kramer, Johannes: Edition der Trierer Handschrift 1342b/97 der Gesta Treverorum, in: Kurtrierisches Jb. 55 (2015) S. 77 – 121; S. 77 – 83 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 159 Z. 20-S. 160 Z. 4 Kommentar:

In der Literatur (s. Einführung vor Eintrag/Text) ist schon darauf hingewiesen, dass die Gesta-­Redaktoren auf Nicetius zu beziehende Aussagen (Venantius Fortunatus zu Kirchenbau, s. Nicetius Nr. 29, Nr. 31) fälschlich für Magnerich in Anspruch nehmen. Die wohl aus Namensähnlichkeit zu erklärende Verwechslung Gunderich-­ Gaugerich wird zur völligen Konfusion, wenn Aussagen zu Gaugerich (später Bischof von Cambrai) aus der Magnerich-­Vita des Eberwin spezifizierend zu dem „trierischen“ Gaugerich gebracht werden. Zu einer möglichen Rezeption und Weiterführung der Gaugerich-­Tradition des Klosters Saint-­Vaast (Arras) s. Nr.20. Die eindrucksvolle Reihung der unter Magnerich im Bistum Trier wirkenden Eremiten ist wiederum aus Eberwins Magnerich-­Vita genommen: IV, 31-V, 49 AA SS Jul. VI S. 189D-S. 190B. Literatur:

Außer den bei Anton (Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 36 [Hystoria Treverorum S. 148 – 152; S. 152] sowie Nr. 41 [Gesta Treverorum S. 163 – 165; S. 165; s. dort auch S. 58 f. genannte Literatur) zu speziellen Gesichtspunkten erwähnten Autoren (Winheller, Hellmann) s. die dort weiter angeführte Literatur. – Zusammenfassend auch: Embach, Literaturgeschichte S. 390 – 393, S. 393 – 399, S. 399 – 406 – Krönert, Exaltation S. 272 – 287, S. 277 f. – Zum Verhältnis Hystoria- Gesta Treverorum: Dräger, Paul: Die Hystoria Treverorum …, in: Kurtrierisches Jb. 55 (2015) S. 17 – 75 C Der Bischof in Kult und Verehrung 19 um 850 – 10. Jh. Mitte

Magnerich ist in der Echternacher Handschrift der Metzer Redaktion des Florus-­ Martyrologiums zum 25. Juli als Bischof von Trier geführt.

25. Magnericus (Magnerich) |

Eintrag/Text:

VIII K[a]­l[endas] Aug[ustas] … Eodem die deposit[io] s[an]­c[t]­i Magnerici treuerensis

ep[iscop]­i

Quelle/Überlieferung:

Paris, BnF lat. 10158, 12. Jahrhundert Benediktinerkloster Echternach (Bistum Trier), fol. 5r – 107v; fol. 64r Ausgabe(n):

Teilediert bei Quentin, Henri: Les martyrologes historiques du moyen âge. Étude sur la formation du martyrologe romain (Études d’histoire des dogmes et d’ancienne littérature ecclésiastique), Paris 1908 (Ndr.), S. 233 – 237; S. 235 – Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (1 – 3) (MGH Libri memoriales 2), Hannover 2001, S. 1124 Anm. 16, mit wohl inkorrekter Spätdatierung. Kommentar:

Die komplizierten Zusammenhänge der Überlieferung des Florus-­Martyrologiums wie seiner verschiedenen Amplifizierungsstufen mit besonderer Anpassung an regionale Gegebenheiten sind von Quentin mustergültig geklärt (s. hierzu die Einleitung von Jacques Dubois und Geneviève Renaud zu ihrer „Édition pratique des martyrologes de Bède, de l’anonyme Lyonnais et de Florus“ [IRHT], Paris 1976, S. I – VII). Quentin hat gezeigt (s. S. 241 – 243), dass neben einer besonders wichtigen handschriftlichen Überlieferung des Florus-­Martyrologiums aus Mâcon (um die Mitte des 9. Jahrhunderts) eine Metzer Redaktion vorlag, repräsentiert durch die Fassungen: Echternach (E), Toul (T) und Remiremont (R). In der Grundanlage des Florus sind von Trierer Bischöfen nach der Vorgabe des Martyrologium Hieronymianum geführt: Valerius (E: Paris, BnF lat. 10158, fol. 11v; R: Paris, BnF nouv. acq. lat. 349, p. 217 – 348; p. 230; T: Paris, BnF lat. 10018, fol. 35r – 95v; fol. 40v), Maximinus (E: Paris, BnF lat. 10158, fol. 46v; R: Paris, BnF nouv. acq. lat. 349, p. 276; T: Paris, BnF lat. 10018, fol. 59r) sowie Paulinus (E: Paris, BnF lat. 10158, fol. 75r; R: Paris, BnF nouv. acq. lat. 349, p. 313; T: Paris, BnF lat. 10018, fol. 76v). In der Echternacher Fassung, deren Grundgestalt vor dem 10. Jahrhundert entstand (s. Quentin, Martyrologes S. 233 – 243; S. 243, S. 243 – 246, S. 682 – 688; S. 683), sind von Trierer Bischöfen geführt Eucharius und Maternus (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 13 S. 96 f.; Maternus Nr. 8 S. 745) sowie (weitere Belege Quentin S. 233 – 237) außer Magnerich die Bischöfe Marus, Legoncius, Felix, Maximinus (Translatio 29. Mai; Depositio 12. September), Miletus, Liutwin. Nachträge, wohl des 12. Jahrhunderts, von zweiter Hand wären die Stellen zu Bonosus, Modoald, Hildulf, Auctor, Zusatz zu Maternus (Trevirorum archiepiscopi), Nicetius, Severus, Translatio Materni (23. Oktober), die zu Bischof Magnerich gehörenden Inklusen Beatus und Bantus.

707

708 | Hauptteil In der Handschrift E sind zwei Hände zu unterscheiden, die Haupthand, die historische Einträge bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (Trierer Bischöfe Poppo und Udo) bietet, ist in das 12. Jahrhundert zu datieren. Nachträge in margine, interlinear und in Zwischenräumen sind etwas später vorgenommen. Ist so auf den ersten Blick ein disparates Bild geboten, so ergeben sich Argumente dafür, dass die Einträge Trierer Bischöfe durch die Haupthand zu 850 bzw. zu dem Zeitraum von 850 bis 10. Jahrhundert Mitte gehören: Eucharius ist in den drei Handschriften des Metzer Bestandes geführt, dieser Eintrag gehört klar in die Mitte des 9. Jahrhunderts. Der Eintrag des Maternus zum 14. September umfasst ursprünglich nur Treveris natale sancti Materni, von zweiter Hand ist ergänzt Trevirorum archiepiscopi. Ebenso ist auch der Eintrag seiner Translatio zum 23. Oktober, wie in späterer Tradition üblich, nur von späterer Hand (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Maternus Nr. 8 S. 745; Nr. 39 dc S. 896 f.). Für die Eintragung der von der ersten Hand gebrachten weiteren Bischöfe außer Magnerich vor der Mitte des 10. Jahrhunderts können historische Argumente genannt werden: Le(g)ontius hatte im 5. Jahrhundert eine prominente Rolle im gallischen Episkopat, bei Bischof Marus ist sehr früh Verehrung bezeugt, Bischof Miletus ist schon im Martyrologium Hieronymianum zu finden, Liutwin genoss breite Verehrung im ganzen später lotharingischen Raum. Es gibt also gute Gründe, der früheren Schreibschicht länger bestehende Einträge zu entnehmen. Die Ergänzungen des 12. Jahrhunderts sind in Parallele zu den Zeugnissen des Prüm-­Trierer Hieronymianum (s. Nr. 24), der Verduner Quelle (Nr. 26), des Festkalenders des Trierer Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Nr. 28) und der bayerischen Erweiterung des Hermann von der Reichenau (Nr. 29) zu sehen. Literatur:

(Ohne die Beobachtungen zu den Trierer Bischöfen) Quentin, Martyrologes S. 233 – 246, S. 350 – 385, S. 682 – 688 20 10. Jh. 2. H.

In der Chronik des Klosters Saint-­Vaast (Arras) ist Bischof Magnerich als conversatione laudabilis, vitae sanctus, qui beatum pontificem nostrum Gaugericum litteris erudivit, aecclesiaticis gradibus decoravit gewürdigt und als 25. Nachfolger in besonderen Bezug zu dem Petrusschüler (und Trierer Bistumsgründer) Eucharius gebracht. Text/Überlieferung/Kommentar/Literatur:

Siehe Nr. 15.

Ergänzende Beobachtung: Vielleicht sind hier gewisse Parallelen zu der konfundierenden Darstellung von Gaugerich/Gunderich in den Gesta Treverorum (Nr. 18) zu erkennen.

25. Magnericus (Magnerich) |

21 980/990 (977 – 993)

Bischof Magnerich wird in der Laetania universalis des von Erzbischof Egbert in Auftrag gegebenen Psalteriums gegen Ende einer mit Eucharius, Valerius und Maternus einsetzenden Reihe von 14 Trierer Bischöfen und vor vier weiteren auf Trier bezogenen Heiligen angerufen. In dem korrespondierenden Bildprogramm, das an verschiedenen Stellen des Psalteriums Porträts der einzelnen Bischöfe gibt, ist Magnerich in Orantenhaltung dargestellt. Eintrag/Text:

Reihenfolge der heiligen Trierer Bischöfe (und der anderen auf Trier bezogenen und mit Erzbischof Egbert verbundenen Heiligen), die außer den profiliertesten nomina sacra (Gottesmutter Maria: fol. 209r, Apostel Petrus und Andreas: fol. 209r, Papstmärtyrer Clemens: fol. 209v) allein mit Goldtinte in Majuskeln geschrieben sind: fol. 210v: S[an]­c[t]­e Euchari or[a] / S[an]­c[t]­e Valeri or[a] / S[an]­c[t]­e Materne or[a] / S[an]­c[t]­e Agrici or[a] / S[an]­c[t]­e Maximine or[a] / S[an]­c[t]­e Pauline or[a] / S[an]­c[t]­e Nizeti or[a] / S[an]­c[t]­e Mare or[a] / S[an]­c[t]­e Felix or[a] / S[an]­c[t]­e Mo­ dualde or[a] – fol. 211r: S[an]­c[t]­e Liutuuine or[a] / S[an]­c[t]­e Legonti or[a] / S[an]­c[t]­e Magnerice or[a] / S[an]­c[t]­e Abruncule or[a] / S[an]­c[t]­e Uuillibrorde or[a] / S[an]­c[t]­e Castor or[a] / S[an]­c[t]­e Florine or[a] / S[an]­c[t]­e Beate or[a] / S[an]­c[t]­e Goar or[a] / S[an]­c[t]­e Babo or[a] / S[an]­c[t]­e Adalberte or[a] / S[an]­c[t]­e Heinrice or[a]. Quelle/Überlieferung:

Cividale, Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli Ms. CXXXVI (Biblioteca Civica Codici sacri 6), fol. 209r – 212v; fol. 210v – 211v; fol. 211r – Porträt: fol. 173v Ausgabe(n):

Barberi, Claudio: Psalterium Egberti, facsimile del ms. CXXXVI del Museo Archeologico Nazionale di Cividale del Friuli, 2 Bde. + CD-ROM (Relazioni della Soprintendenza per i Beni Ambientali, Architettonici, Archeologici, Artistici e Storici del Friuli-­Venezia Giulia 13), Triest 2000; 1+ CD-ROM – Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier, Codex Gertrudianus, in Cividale. Historisch-­kritische Untersuchung (Festschrift der Gesellschaft für nützliche Forschungen zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens), hg. von Heinrich Volbert Sauerland / Arthur Haseloff, Trier 1901, S. 191 – 192; S. 192 + Bild Tafel 31 – (Coens, Maurice: Anciennes litanies des saints, in: Maurice Coens: Recueil d’études Bollandiennes [ Subsidia hagiographica 37], Brüssel 1963, S. 129 – 322, S. 205 – 213; S. 205[f.]) Kommentar:

Ob, wie Sauerland (S. 10) glaubt, eine einzige Hand die Litanei schrieb, muss offen bleiben. Nach Hoffmann, Buchkunst S. 315 wäre (anscheinend) die Trierer Namenfolge eine Zufügung des 11. Jahrhunderts. Dies ist mit paläographischen Argumenten

709

710 | Hauptteil zu widerlegen. Die zu Trier in Bezug stehenden universalen Heiligen (Maria, Petrus, Andreas, Clemens; letzterer ist wohl mit Blick auf den Egbert wichtigen Missionar Willibrord/Clemens genommen) sind in der gleichen goldenen Majuskel von gleicher Hand wie die Trierer Heiligen geschrieben. Außerdem sind die inhaltlichen Momente (Bezug spezieller Heiliger wie Bavo und Willibrord zu Erzbischof Egbert) sehr aussagekräftig; dies wird unterstrichen durch eine den Trierer Bischöfen geltende Miniaturenfolge. Die lange und immer noch strittige Frage, ob der Psalter auf der Reichenau (Haseloff, Sauerland) oder in Trier entstanden ist (zur Diskussion s. Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177), ist hier nicht weiter zu verfolgen. Offenbar sind die für Trier relevanten Namen in ein Reichenauer Litanei-­Schema (Paris, BnF lat. 18005; Sauerland/Haseloff, Psalter S. 194 f.; Coens, Litanies S. 211; Hoffmann, Buchkunst S. 338) mit Blick auf den trierischen Adressaten eingefügt worden. – Magnerichs Name ist zwar einer der letzten der Trierer Bischöfe, doch steht er mit Abrunculus unmittelbar vor den schon erwähnten mit Egbert besonders verbundenen Heiligen: Willibrord, Bavo, Adalbert sowie seinem Vorvorgänger Bischof Heinrich I. Literatur:

Sauerland, Heinrich Volbert: Der Psalter des trierischen Erzbischofs Egbert in Cividale. Eine historisch-­kritische Untersuchung und Darlegung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 2 – 42 – Haseloff, Arthur: Der Bildschmuck des Psalters Erzbischof Egberts von Trier in Cividale (Codex Gertrudianus) – Kunsthistorische Untersuchung, in: Der Psalter Erzbischof Egberts S. 43 – 198 – Coens, Litanies S. 204 – 213; S. 204 – 208 – Hoffmann, Buchkunst S. 315; S. 338 – Barberi, Claudio: Il Salterio di Egberto nella storia degli studi, in: Barberi, Psalterium 2 S. 105 – 177 (Breite Wiedergabe des Forschungsgangs unter vor allem kunsthistorischen Fragestellungen) 22 um 1000; kurz danach

Korrespondierende Zeugnisse der Vita Magnerici des Eberwin ([1]) und der wohl ebenfalls von diesem verfassten Liturgie des Magnerichfestes ([2]) würdigen den vorbildlichen Heiligen. Eintrag/Text:

[1] (a) (I, 10 S. 184E): Sub horum (genannte oströmische Kaiser, Päpste, fränkische Könige) floruit in praedicta urbe (Trier) venerabilis Pontifex, Deo amabilis et vitae honestate ac probitate laudabilis, ut merito, quod in magni sacerdotis laude canimus, ei convenienter adscribatur: Ecce sacerdos magnus, qui in diebus suis placuit Deo, et inventus est justus (vgl. Sir 50, 1 und 3 + 44, 16 f.) et cetera: quae quamvis ad nonnullos Sanctorum, ad idipsum quoque non mediocriter pertinere videatur; qui magnus sacer­ dotii dignitate et auctoritate, magnus pietate, magnus praedicatione, magnus religiosae

25. Magnericus (Magnerich) |

vitae exstitit conversatione. Sicut et magnum sanctum Paulum in Ecclesia vociferamus, non tam ex apostolatus gratia, quam ex assidua, qua plus ceteris laboravit, praedicatione. (b) (II, 11 S. 185D): Et quia invenit gratiam coram oculis Domini, magnificavit eum Dominus in conspectu regum, ut plurimum etiam apud illos gratiam inveniret, ut … seu patrem diligerent ac summum ei honorem, ut apostolico Viro deferrent. Magnerich wird compater Childeberts II. (II, 12 S. 185E): beatus iste Magnericus episcopus (c) (II, 16 S. 186A): Ceterum, cujus etiam fuerit caritatis et benignitatis, quantae com­ passionis sicut saepe alias, ita et in venerabili viro Theoderico, Massiliensi episcopo, …, laudabiliter ostendit (II, 18 S. 186C): Adveniens itaque Treveros …, tandem ipsum (Theodor) est oscula­ tus, … verbis est consolatus (II, 19 f. S. 186C/D): Nach Gebet am Grab des hl. Maximinus Vaticinium des Teufels: Alterius (Magnerichs) … intellegitur caritas, et erga pauperes devota, quam semper exhibebat humanitas (d) (III, 22 S. 187C): … signa de hujus praeclari viri, id est Treverici sacerdotis, quis rogo de tantis velit dubitare meritis? (III, 24 S. 187D): speciosum Magnericus operatus est miraculum, quando fratri et co­ episcopo in necessitate posito, regium parvi pendens edictum, materna plenus caritate occurrit, dolenti condoluit, patienti compassus est. (III , 28 S. 187F): Flehentliche Rede des Gunthram Boso an Magnerich: O sancte Sacerdos, scio namque te patrem communem cum rege … nec negare omnino poterit sanctitati tuae (e) (V, 48 S. 190D/E – 49 S. 190E): Magnerich als Gewährsmann des Gregor von Tours: curationis vero suae gratiam omnino reticuit, quam videlicet in illa obsessa femina (s. Gregor, Historiae VIII, 12) orante sancto Sacerdote, nullo modo credimus praetermissam. Quid enim miracula in illa necesse est requirere; quae plerumque et reprobis sunt communia? Praesertim cum Dominus dicat: Multi mihi dicent in illa die: Domine, Domine, nonne in nomine tuo prophetavimus, et in nomine tuo daemonia ejecimus, et virtutes multas fecimus? Cum potius alia et meliora in eo elucerent virtutum insignia. – Nam alere esurientes, vestire nudos, suscipere hospites et peregrinos …, ista in eo fuerunt specialia. Ad hoc orationi assidue deditus, …, ut pastor bonus pro commisso grege vigilabat, et ut duplicata Domino talenta referret, Praesul optimus satagebat. (f) (VI, 50 f. S. 190F-191A/B): Nec nostro ista necesse est de eo approbare testimonio; cum veridicus de tali sacerdote auctor Fortunatus metrice ita scribit: Es folgt das Magnerich-­Gedicht des Venantius Fortunatus (s. Nr. 1; Nicetius Nr. 33), aus dem schon I, 8 S. 184 vier Distichen mutato ordine zitiert sind.

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712 | Hauptteil (g) (VI, 52 S. 191B): Hic quoniam maxime erga patrocinium sancti Martini semper devotus exstitit (Kirchenbauten) (VI, 53 S. 191B/C): Sicque venerabilis et Deo dignus Pontifex meritis clarus, virtutibus plenus, omnibus gratus, omnibus carus, cum jam provectae esset aetatis, tandem febre corripitur, et vitae suae terminum octavo Kalendas Augusti sortitur. Corpus ejus in ecclesia, quam diximus, est tumulatum: ubi et condigno nunc honore veneratur. [2] (a) A[NTIPHONA] Gloriose Christi pontifex, MAGNERICE, hac qua meruisti luce cęlos penetrare! Nos tui flagitamus seruuli, ut te implorante post decursum huius uitę supernę patrię mereamur gaudia percipere. AD CANTICA A[NTIPHONA] In sapientia domini semper moratus est presul Magnericus; ideo me­ moria eius in benedictione erit, et elemosinas illius enarrabit omnis ecclesia sanctorum. RES[PONSORIVM] … (b) VENERANDE dei antistes, Magnerice, qui decedente eximio Nicecio meruisti pon­ tificale decus (diese Wendung Venantius Fortunatus, Appendix XXXIV, s. Nr. 1, v. 2) subire, tua nos assidua , rogitamus, succurre prece, ut mereamur … : Tua nos … (c) R[ESPONSORIVM] Hic sanctus dei presul studuit se omnibus talem prebere, ut in eius laude debeat plebs fidelis personare. V[ERSVS] Ecce sacerdos magnus qui in diebus suis placuit deo et inuentus est iustus (vgl. Sir 50, 1 und 3 + 44, 16 f.). Vt in eius … (d) R[ESPONSORIVM] Miraculorum indicia non sunt in hoc presule specialiter con­ sideranda, in quo omnium uirtutum claruerunt insignia . U[ERSUS] Nam ut pastor bonus pro commissa grege uigilanter instabat et assidue deo commendare satagebat . In quo … R[ESPONSORIVM] Deo dilectus adletha Magnericus, meritis clarus, uirtutibus ple­ nus, omnibus gratus et carus, qui tandem ualetudine correptus huius peregrinę uitę clauserat tempus . V[ERSVS] Cuius sacrum corpusculum in loco destinato commendatum poscentibus prebet optatum beneficium. Qui tandem … (e) IN MAT[VTINIS] LAVDIBVS Elf Verse aus Venantius Fortunatus, Appendix XXXIV in Umstellung; zum Verfahren s. Vita I, 8 S. 184D, dazu [1] (f) IN EVANGELIO A[NTIPHONA] zu Mc 13, 33; 35 f. Videte, uigilate Alia: A[NTIPHONA] Exaudi, pastor eterne, uoces ad te clamantium per gratum tibi anti­ stitem Magnericum; et cuius nos uoluisti patrociniis gubernari in terris, ipsius meritis redemptas oues inferas paradysiacis pascuis.

25. Magnericus (Magnerich) |

Quelle/Überlieferung:

[1] Trier, StB Hs 1379/143 8o, 11. Jahrhundert Kloster St. Martin (Trier), fol. 1r – 5v = p. 17 – 26 [2] ebd. fol. 12r – 13r = p. 39 – 41 Ausgabe(n):

[1] Eberwin, Vita Magnerici, ed. Joannes Pinius AA SS Jul. VI, 1729, S. 183 – 192. – Einzelnachweise (nach Ausgabe) s. Eintrag/Text. [2] IN FESTIVITATE S[AN]­C[ T]­I MAGNERICI ARCHIEPISCOPI , ed. Heinrich Volbert Sauerland: Zur Geschichte der Abtei St. Martin in Trier, in: Ders., Trierer Geschichtsquellen des XI. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 1 – 54; Texte 3, S. 53 f. Kommentar:

Auffallende Übereinstimmungen zwischen Teilen beider Texte sind in der Forschung schon bemerkt worden (Sauerland, Geschichtsquellen S. 5 – 8; Apparat zur Ausgabe). Winheller, der sich allein mit der Vita Magnerici befasste, den in der Handschrift gebotenen Anhang (Magnerich-­Offizium) nicht einbezog, also logischerweise nicht eine Wechselbeziehung zwischen der Vita und dem liturgischen Magnerich-­Text behandelte, fand bei der Aufführung der von Eberwin für die Vita benutzten Quellen, dass für die oben mit [1] (a) bezeichnete Stelle der Vita quod in magni sacerdotis laude canimus, ei convenienter adscribatur: Ecce sacerdos … der liturgische Text des Officium commune confessoris pontificis benutzt sei (Winheller, Lebensbeschreibungen S. 121: „1. Antiphon der Vesper und Laudes“ des genannten Offiziums). Unabhängig von Winheller könnte dies zu einer Fährte führen, die wesentlich für die Beziehung zwischen Vita Magnerici und Magnerich-­Offizium sein könnte. Man könnte zu der Überlegung geführt sein, dass die Stelle der Liturgie in Vita und Offizium ihren primären Ort im Officum habe und die Vita dem folge. Gegen die mögliche Stringenz solcher Überlegung kann eingewendet werden, dass der entsprechende liturgische Passus jeweils an derselben Stelle abgeschnitten ist. Der liturgiekundige Autor könnte auch im hagiographischen Werk verkürzt haben, so dass die Korrelation der Texte eher ein Indiz dafür wäre, dass der Verfasser zur selben Zeit an beiden Texten gearbeitet habe bzw. dass der hagiographische Text den Rahmen für das Offizium biete. Sauerland, der bei aller Akribie den behandelten Zusammenhang der Magnerich-­ Texte nicht kennt bzw. nennt, weist auf die Parallelen weiterer Stücke hin, die bei Winheller naturgemäß nicht behandelt sind. Die Beziehungen zwischen [1] (e) und [2] (d) gehen weiter, als Sauerland bemerkt hat. Alle diese Parallelen sprechen ebenso wie die methodisch analoge Verwendung der Fortunatus-­Verse [1] (f) und [2] (e) für die Priorität der Vita. Eberwin dürfte beide Texte zur selben Zeit bearbeitet haben. Für denselben Verfasser spricht auch die Verwendung eines für die trierische Tradition charakteristischen Textes aus dem

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714 | Hauptteil Markusevangelium; sonst wird häufiger der entsprechende synoptische Text (Mt 24, 36) herangezogen. Unter dem Aspekt Kult und Verehrung ist zu beachten: Im frühen 11. Jahrhundert erhält Magnerich in seiner Kirche St. Martin ein liturgisches Offizium zu seinem Festttag. Literatur:

Sauerland, Geschichtsquellen S. 3 – 8; S. 5 ff. mit Zuordnung Vita-Liturgischer Text ohne dezidierte Stellungnahme zur Verfasserschaft – (Winheller, Lebensbeschreibungen S. 121) 23 10. Jh. Ende/11. Jh. – 11. Jh. Ende/12. Jh. Beginn Series episcoporum

In der Trierer Bischofsliste Fasssung II (Fassung des Lambert von Saint-­Omer, die mit dem Eintrag des Erzbischofs Egbert [977 – 993] endet), dann in Fassung III (mit Erzbischof Ludolf [994 – 1008] endend) sowie in der des Prümer Liber aureus (Fassung VI), in der als letzter Erzbischof Egilbert (1079 – 1101) geführt ist, ist Magnerich das Epithet sanctus beigelegt. Eintrag/Text:

Siehe die speziellen Angaben Nr. 16. Quelle/Überlieferung:

Fassung II: Gent, UB Ms. 92, frühes 12. Jahrhundert, vor 1121; fol. 240v Fassung III: Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 1109 Helmst., 994 – 1008, wohl Trier Dom, zwischenzeitlich Reichenbach (Bistum Regensburg); fol. 93r – 94v; fol. 94r Fassung  VI: Trier, StB Hs 1709 (Liber aureus Prumiensis); fol. 108r (Erster Zusatz zum Liber aureus) Ausgabe(n):

Siehe Nr. 16 Ausgaben von Holder-­Egger und Duchesne. Fassung  II: Derolez, Albert: Lamberti S. Audomari canonici Liber Floridus, Gent 1968, S. 480 – s. Derolez, Albert: The Autograph Manuscript of the Liber Floridus. A Key to the Encyclopedia of Lambert of Saint-­Omer (CC Autographa Medii Aevi 4), Turnhout 1998; bes. S. 166 Fassung III: Siehe Nr. 16. Fassung  VI : Faksimile-­Ausgabe: Nolden, Reiner (Hg.): Das „Goldene Buch“ von Prüm (Liber aureus Prumiensis). Faksimile, Übersetzung der Urkunden, Einband, Prüm 1997, S. 229

25. Magnericus (Magnerich) |

Kommentar:

Siehe Nr. 16. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius S. 56 zu II und III, S. 57 zu VI. 24 um 1030/1040 (bis späteres 11. Jh.)

Magnerich ist in einem Nachtrag zur Kurzfassung des Martyrologium Hieronymianum aus dem Benediktinerkloster Prüm (Bistum Trier) zum 25. Juli geführt. Eintrag/Text:

VII K[a]­l[endas] A[u]­g[ustas] Roma Aconti. Et passio sancti Jacobi apostoli fratrem (!)

Johannis. Zufügungen: Magnerici. xpistofori. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1245/597 8o, 9. Jahrhundert, aus dem Kloster St. Martin (Trier), fol. (36v – 37v) 38r – 51r; fol. 45v Ausgabe(n):

Martyrologium Hieronymianum e codice Trevirensi nunc primum editum, in: An. Boll. 2 (1883) S. 7 – 34; S. 24 Kommentar:

Die komplizierten und komplexen Zusammenhänge um die drei Schichten der Einträge sind hier nur gerafft vorzustellen (Für ausführliche Darlegungen s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 9 S. 91 f.; Valerius Nr. 10 S. 393 f.; zu Maternus Nr. 13 S. 750 f.; hierzu s. auch in diesem Kommentar). Zu einer frühen Grundanlage (8. Jahrhundert) westfränkischen Ursprungs (Autun; besonders Einflüsse von Meaux) gehören die mit Sedes-­Angabe geführten Trierer Bischöfe Valerius, Maximinus und Paulinus (fol. 39r, fol. 43v, fol. 47r). Die neuere und neueste Forschung (Haubrichs; Borst) legt nahe, der so strukturierte Text habe um 850 resp. schon um 800 eine charakteristische Formung der Heiligenliste erfahren. Zu dieser Erweiterungsschicht gehört Bischof Eucharius (fol. 50v). Später (in Trier: Haubrichs) wurden Trierer Bischöfe nachgefügt, die vom 4. bis zum 8. Jahrhundert amtiert hatten. Zu dieser Schicht gehört auch Maternus. Die im genannten Regest zu ihm (s. o.) angegebene Zeitspanne „9. Jh. 2. H. (10. Jh.?)“ kann wesentlich korrigiert und präzisiert werden und somit ein neuer Forschungsstand festgehalten werden: Die um die Jahrtausendwende (10./11. Jahrhundert) kanonisierten Heiligen Adalbert von Prag (fol. 42r) sowie Ulrich von Augsburg (fol. 45r) geben einen klaren Terminus post quem. Das Fehlen des 1035 verstorbenen und 1042 heiliggesprochenen Trierer Eremiten Simeon zum 1. Juni könnte den Terminus ante anzeigen. Die Präsentation des für Trier fiktiven Bischofs Auctor (richtig: von Metz) zum 20. August (fol. 46v), der in den spätesten Fassungen der Bischofsliste und in

715

716 | Hauptteil dem Werdestadium der Gesta Treverorum im späten 11. Jahrhundert voll „trierisch“ wurde, gebietet den oben zunächst enger gefassten Zeitansatz (1030/1040) auf das spätere 11. Jahrhundert auszudehnen (s. Nicetius Nr. 74). Auf den Ort der quantitativ starken Ergänzung in Trier ist mit den spezifizierenden Einträgen zu dem hl. Maximinus (fol. 47v; fol. 48v) verwiesen: das berühmte Kloster dieses Heiligen (Einzelheiten s. Nicetius Nr. 74). Die Trierer Bischöfe dieser Schicht erscheinen bisweilen mit Bischofsrang resp. mit Confessor-­Epithet: Agricius (fol. 38v in margine: martyr), Legontius (fol. 40r), Modoald, Quirillus (fol. 43r), Auctor (fol. 46v), Maternus (fol. 47v), (Willibrord: fol. 49r), z. T. auch mit zugefügter Sedesangabe: Felix (fol. 41r), Abrunculus (fol. 42r), Bertanis (Britto: fol. 42v). Bei der Gruppennennung mehrerer Tagesheiliger ist ohne Zusatz Magnerich genannt wie sein Vorgänger Nicetius (fol. 48r). Literatur:

Siehe die in den Behandlungen von Eucharius und Valerius (s. o. Kommentar) genannte Literatur. – Spezieller: Haubrichs, Prüm S. 100, S. 91 f. – Borst, Reichskalender S. 178 f. – Ders., Kalenderreform S. 374 f. – Lifshitz, Name S. 125 – 127 – Speziell zum Zeugnis für Magnerich: Borst, Reichskalender S. 1124 Anm. 16 – Grundlegend für den weiteren Zusammenhang Nicetius Nr. 74 Kommentar. 25 1097 Jan. 26

Reliquien des Erzbischofs Magnerich werden bei der Neuweihe des Benediktinerklosters St. Martin (Trier) (durch Erzbischof Egilbert [1079 – 1101]) niedergelegt. Eintrag/Text:

7. Kal. Febr. dedicatum est hoc oratorium in honorem sanctae et individuae Trinitatis et victoriosissime sancte crucis et sanctae Marie perpetue virginis et sanctorum quorum reliquiae hic continentur: In medio altari reliquiae …, Magnerici archiepiscopi, Eucharii archiepiscopi, Rimacli episcopi, Mari, Modovaldi, Waltburge virginis. Quelle/Überlieferung:

Prämonstratenserstift Strahov (bei Prag) eingefügt in Evangeliar (9./10. Jahrhundert), Eintrag auf dem ersten Blatt des Johannes-­Evangeliums. Ausgabe(n):

Sauerland, Heinrich Volbert: Zur Geschichte der Abtei St. Martin in Trier, in: Ders., Trierer Geschichtsquellen des XI. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 1 – 54; S. 36 f.; S. 37 – Nota dedicationis S. Martini Treverensis, ed. Oswald Holder-­Egger / Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1280 f.; S. 1281

25. Magnericus (Magnerich) |

Regest(en):

Goerz, Regesten Trier S. 330 – (MUB 2 Nr. 437 S. 666) – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 1540 S. 431 (und Nr. 1541 S. 431 f.) Kommentar:

Zur Vornahme der Weihehandlung durch Erzbischof Egilbert am 26. Januar 1097 s. dessen Urkunde vom 8. Februar 1097: MUB 1 Nr. 391 S. 447 f. – Wie in der Chronik von Saint-­Vaast (Nr. 15) sind Magnerich und Eucharius nah aneinander gerückt, im Unterschied zu den Bischöfen Marus und Modovaldus mit dem Titel archiepiscopus versehen. Magnerichs pointierte Hervorhebung gilt hier dem Gründungsbischof und -heiligen des Klosters. Die Weihe erfolgt am Memorientag des Trierer Bischofs Marus, dessen Reliquien mit denen des oft mit ihm in Zusammenhang genannten Bischofs Modoald kondiert sind. Diese beiden Bischöfe stehen in näherem Bezug zu dem nicht weit entfernt gelegenen Stift (St. Marien-)St. Paulin. – Der geweihte Altar war möglicherweise identisch mit dem Marienaltar, in dessen Nähe man 1506 das Magnerich-­Grab öffnete (Bunjes, KDM 13, 3 S. 452; Gierlich, Grabstätten S. 46 Anm.158). 26 11. Jh. Ende

Magnerich ist im erweiterten Ado-­Kurzmartyrologium des älteren Kapiteloffiziums des Benediktinerklosters Saint-­Airy (St. Agericus) von Verdun zum 25. Juli als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

VIII Kal[endas] AVG[VSTAS] … Treueris S[an]­c[t]­i Magnerici ep[iscop]­i conf[essoris] Quelle/Überlieferung:

Verdun, BM Ms 10, 11. Jahrhundert Ende, fol. 9v – 65r; fol. 45r Ausgabe(n):

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Kommentar:

Nachträge sind von der anlegenden Hand nicht genau zu unterscheiden bzw. von ihr selbst vorgenommen worden. Für den mit dem Martyrologium eng zusammenhängenden Kalender ist 1089 der Terminus post quem. Fast analog zu dem Prümer Kurz-­Hieronymianum (Nr. 24) gehören zu der frühen Schicht Eucharius (fol. 64r), Valerius (fol. 16v), Maximinus (fol. 36r), Paulinus (fol. 49v), doch auch Nicetius (fol. 58r). Agricius und Maternus fehlen. Die auf Lothringen verweisenden Nachträge (s. Sandmann, Kalendar S. 238 f. mit Anm. 30) umfassen größtenteils Trierer Bischöfe, die jeweils mit Sedes-­Angabe gekennzeichnet sind. Außer Magnerich: Marus (fol. 16r), Bonosius, Legontius (beide fol. 19v), Felix (fol. 25v), Abrunculus (fol. 30r), Britto,

717

718 | Hauptteil Hilarius, Nicetius (Dreiergruppe fol. 32r), Quirillus (fol. 34v), (Symeon beatissimus confessor[fol. 36r in margine]), Willibrord (fol. 59v ohne Ortsbezug). Literatur:

Ronig, Buchmalerei S. 18 f.; S. 31 – 36; S. 36 (letztlich unentschieden zu Herkunft des Martyrologiums aus Saint-­Airy) – Lemaître, Répertoire 1 Nr. 1656 S. 709 f. – Sandmann, Kalendar S. 237 – 244 – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cb S. 231 – 233 27 11. Jh.

Magnerich ist im Kalender einer Sammelhandschrift aus dem Kanonikerstift (St. Marien-)St. Paulin (Trier) oder aus dem Benediktinerkloster St. Eucharius (Trier) nach komputistischen Texten zum 25. Juli als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

24. Juli: vig[i]­l[i]­a S[ancti] Iacobi ap[osto]­li. 25. Juli: Nat[ale] ei[us]­de[m] et s[ancti] Cristophori Mart[yris] et s[ancti] Magnerici ep[iscop]­i treu[irorum] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1084/115 4o, 11. Jahrhundert, fol. 86v – 91v; fol.89r Ausgabe(n):

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Kommentar:

Die von Kentenich und Kerff vorgetragenen Argumente für eine Herkunft der Handschrift bzw. großer Teile aus dem Stift (St. Marien-)St. Paulin stoßen auf Skepsis bzw. Ablehnung bei Heyen und Becker. Becker argumentiert für die Herkunft namentlich des Kalenders aus dem Kloster St. Eucharius. – Der Kalender fehlt bei Miesges. Daher rührt die folgenschwere Beurteilung bei ihm (S. 122 f.), in der Brüsseler Handschrift aus St. Maria ad martyres (Trier) (nach 1381) sei Bischof Modoald zuerst in einem Kalender geführt (s. Nr. 42). Die prononcierte Rolle von Paulinus (fol. 89v), der Bischöfe Marus (fol. 86v), Felix (fol. 87v) und Modovvaldus (fol. 88r) sprechen für das Stift (St. Marien-)St. Paulin. Literatur:

Kentenich, Verzeichnis 10 S. 11 – 13; S. 11 f. (11. Jahrhundert) – Montebaur, Studien Nr. 512 S. 101 – Heyen, Paulin S. 62 (12. Jahrhundert) – Kerff, Quadripartitus S. 25 – 27 – Hoffmann, Buchkunst S. 491 (11. Jahrhundert; St. Paulin?, später jedenfalls St. Eucharius) – Becker, Eucharius S. 111 (Nr. 27) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 99 (11. Jahrhundert)

25. Magnericus (Magnerich) |

28 12. Jh. Beginn

Bischof Magnerich ist in einem Evangelistar des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) zum 25. Juli als Bischof von Trier unter Maßgabe der Liturgie geführt. Eintrag/Text:

Magnerici ep[iscop]­i. Ev[angelium] Vigilate quia n[escitis] (Mt 24, 42 ff.; 25, 13 ff.) – Über Magnerici ep[iscop]­i ist in kleinerer Schrift gesetzt: Prior m[issa] Iacobi ap[osto]­li . Ev[angelium] Accessit ad ihm (Iesum) – Über Iacobi ap[osto]­li ist in kleinerer Schrift gesetzt: Maior m[issa] Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 95 Nr. 429, 12. Jahrhundert Beginn, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias, fol. (150r) fol. 151v – 173v; fol.163v Ausgabe(n):

(Siffrin, Petrus / Laufner, Richard [Bearb.]: Die liturgischen Handschriften im Bistumsarchiv Trier, erg. und hg. von Alois Thomas, 1969 [masch.], S. 46 – 46A; S. 46A – Becker, Eucharius S. 400 – 402; S. 401) Kommentar:

Es handelt sich um „den ersten voll ausgebildeten Heiligenkalender“ (Becker S. 400) des Klosters. Bemerkenswert ist, dass der Evangelientext des speziellen Magnerich-­ Offiziums vom beginnenden 11. Jahrhundert (Mc 13, 33; 35 f.; s. Nr. 25) hier das synoptische Analogon (Mt 24, 42 ff.; 25, 13 ff.) hat. Mit den Trierer heiligen Bischöfen und weiteren Trierer Heiligen Agricius (pater oder patronus noster 13. Januar), Marus (26. Januar), Valerius (29. Januar), Bonosus (17. Februar), Modoald (12. Mai), Cyrillus (19. Mai), Maximinus (Translatio 29. Mai), Beatus und Bantus (26. und 31. Juli), Paulinus (31. August), Maximinus (Depositio 12. September), Maternus (14. September), Liutwinus (30. September), Nicetius (Maior missa 1. Oktober), Severus (15. Oktober), Willibrord (7. November), Eucharius (8. Dezember) – Belege bei Siffrin/Laufner und Becker, Eucharius S. 400 f. – bietet der Festkalender einen Bestand trierischer Heiliger, der demjenigen des Trier-­Prümer Kurzmartyrologiums (Nr. 24), demjenigen des Kapiteloffiziums von Verdun (Nr. 26) sowie der zeitlich bald folgenden Reihung des bayerischen Hermann (Nr. 29) an die Seite zu stellen ist. Vergleichbar ist auch die zweite Kalenderschicht des Kalenders des Stiftes St. Simeon (Trier) (Trier, StB Hs 14/1845 2o, hg. von Heyen, Simeon S. 580 – 590), die zeitgleich zu dem Matheiser Festkalender ist. Im Simeon-­Kalender fehlt jedoch Magnerich, „seine“ Eremiten Beatus und Bantus (fol. 5v) sind vertreten. Literatur:

Becker, Eucharius S. 66 (Nr. 4), S. 400 – 402, S. 402 („Hausheilige“ des Klosters)

719

720 | Hauptteil 29 um 1130

Magnerich ist als Erzbischof von Trier neben dem hl. Erzbischof Laurentius von Mailand in einer erweiterten Fassung aus Bayern des Martyrologiums Hermanns von der Reichenau geführt, unmittelbar vor „seinem“ Einsiedler Beatus. Eintrag/Text:

VIII K[alendas] A[ugustas] … Item s[an]­c[t]­orum confessor[um] Laurentii Mediolanen­

sis et Magnerici Treuerensis archiep[iscop]­orum. Treueris s[an]­c[t]­i Beati c[on]f[essoris]. Metis s[an]­c[t]­e Glodesinde virg[inis] Quelle/Überlieferung:

München, BSB Clm 5256, nach 1147 Chorherrenstift Herrenchiemsee, fol. 1v – 101r; fol. 57r Ausgabe(n):

Teilausgaben: Dümmler, Ernst: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 25 (1885) S. 195 – 220; S. 214 – 220; S. 218 – Borst, Arno: Der karolingische Reichskalender und seine Überlieferung bis ins 12. Jahrhundert (1 – 3) (MGH Libri memoriales 2), Hannover 2001, S. 1124 Anm. 16 Kommentar:

Dümmler hat in seiner ‚thematischen Ausgabe‘ vorangeschickt: „Indem ich nachstehend vor allem diejenigen der durchweg kurz gehaltenen Einschiebsel mittheile, welche der Zeit ihres Verfassers nahe stehen, habe ich doch auch einen Theil der auf frühere Jahrhunderte bezüglichen nicht ausschließen wollen, weil sie das Bestreben verrathen, die Deutschen Heiligen, daneben allerdings auch die Irischen u. a. vollständiger als es die Vorgänger gethan hatten, der Nachwelt zu überliefern. Trier tritt darin auffallend hervor“. In der Tat ist die Änderung gegenüber dem Grundtext, Hermanns Martyrologium, beträchtlich. Hatte dieser von den Trierer Heiligen nur die im Martyrologium Hieronymianum geführten Valerius, Maximinus und Paulinus und dazu Nicetius geboten, so wird hier schon die neue Akzentuierung erkennbar: Wird in der bayerischen Redaktion wie in der Vorlage bei Valerius die Petrus-­Schülerschaft gebracht (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 fe S. 574; Clm 5256 fol. 9v), so ist bei den neu aufgenommenen Bischöfen Eucharius (Anton, Regesten Eucharius Nr. 49 de S. 262 f; Clm 5256 fol. 99r) sowie Maternus (Anton, Regesten Maternus Nr. 39 by S. 868 f.; Clm 5256 fol. 75r) der genannte Akzent eindrucksvoll dokumentiert. Bei jenem wird vermerkt, er sei der erste Bischof der Stadt Trier gewesen, dorthin habe ihn der Apostel Petrus zur Missionspredigt gesandt, bei Maternus wird darauf hingewiesen, er sei der dritte Bischof der Stadt gewesen. Der exzeptionellen Herausstellung der apostolischen Grundlagen und Sukzessionen entsprechend ist im Folgenden ein Bestand Trierer

25. Magnericus (Magnerich) |

Bischöfe und weiterer Heiliger aufgeführt, der dem im Trier-­Prümer Kurzmartyrologium (Nr. 24), dessen Verduner Pendant (Nr. 26) sowie dem im Festkalender von St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) (Nr. 28) korrespondiert. Ökumenischen Bezug stellt der bayerische Redaktor bei Magnerich her, indem er ihn mit Laurentius von Mailand verbindet – beide Inhaber der Sedes in den spätantiken Kaiserresidenzen. Als breites trierisches Reservoir zu Magnerich und Beatus hinzu ist zu nennen: Agricius (fol. 5v), Nycasius (!)(fol. 6v), Marus (fol. 9r), Castor (fol. 13v), Leguntius (fol. 14v), Celsus (fol. 15r), Basinus, Quiriacus (fol. 17v), Felix (fol. 21r), Aprunculus (fol. 26r), Paulinus (Translatio 13. Mai fol. 34v), Symeon, Chuono (fol. 38r), Auspicius (fol. 53r), Severa (fol. 56v), Maximinus (Depositio 12. September fol. 74r), Liutwinus (fol. 80r), Meginherius (fol. 81v): Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 de S. 262 f. – Dümmler, Martyrologium S. 195 – 220 – Borst, Kalenderreform S. 36 ff. 30 1148 Jan. 13

Magnerich-­Reliquien werden bei der Weihe des Benediktinerklosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) durch Papst Eugen III. (1145 – 1153) und Erzbischof Adalbero von Trier (1132 – 1152) in dem von diesen Konsekratoren geweihten Hauptaltar, der die Heiligen Johannes Evangelist, Eucharius (von Trier), die Apostel Philippus und Jakobus, den Märtyrerpapst Stephan (I.) (254 – 257) als Patrone hat, zusammen mit weiteren Reliquien von Trierer Bischöfen in der Gruppe der episcopi et confessores niedergelegt. Eintrag/Text:

Anno dominice incarnacionis Mo.Co.XL.VIIIo, LXImi decennovalis cycli anno nono, in­ dictione XI, presidente apostolico Eugenio IIIo. Romane ecclesie summo pontifice, anno papatus sui IIIo, imperii vero regni Conradi tercii regis gloriosi XImo, venerabilis autem Adalberonis huius civitatis archiepiscopi anno XVI, dedicatum est hoc monasterium ab eodem venerabili apostolico et ab Adelberone archipresule Idus Ianuarii; petente vene­ rando Bertoldo abbate, ordinacionis sue anno XIImo. Consecratum est autem principale altare in honore sancti Iohannis euangeliste et sancti Eucharii, apostolorum Philippi et Iacobi, Stephani pape et martiris. Quorum eciam reliquie inibi continentur. … Reliquie episcoporum et confessorum: Eucharii (fehlt Hs 28), Valerii, Materni, Agricii, Cirilli, de stola et de pallio sancti Maximini, Magnerici, Modesti, Auctoris, Mari, Modowaldi, Bonosii, Felicis, Severi Treverensium pontificum; … Omnes isti cardinales (anwesende Konsekratoren weiterer Altäre), quilibet eorum con­ tulit omnibus visitantibus limina beatorum apostolorum Iohannis et Mathie, Philippi et Iacobi et sanctorum confessorum (Hs 28: atque pontificum) Eucharii, Valerii, Materni,

721

722 | Hauptteil Agritii (Hs 28: Cerilli, Modesti. Et) et multorum aliorum sanctorum, qui in nostro monasterio requiescunt, annum unum penitencie et centum dies et unam carenam. Quelle/Überlieferung:

Trier, BPS Hs 98, 13. Jahrhundert Ende/14. Jahrhundert Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), fol. 111v – 112v Trier, BPS Hs 23, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier), 13. Jahrhundert Ende/​ 14. Jahrhundert, fol. 182v (gleiche Schrift und gleicher Inhalt wie Hs 98) Trier, BPS Hs 28, Memorienverzeichnis des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) 14. – 16. Jahrhundert; Ablässe und Altarweihen 1486 – 1489 geschrieben fol. 2r – 10r; fol. 2v – 3r Ausgabe(n):

Notae dedicationum S. Eucharii Treverensis, ed. (Oswald Holder-­Egger), Heinrich Volbert Sauerland MGH SS 15, 2, Hannover 1888 (Ndr.), S. 1277 – 1280; S. 1278 Z. 12 ff., Z. 28 Ältere Ausgabe: Iohannes Bollandus AA SS Feb. III, 1658, S. 453C–454D; S. 453E Regest(en):

(Regestartiger Bericht) Gesta Treverorum Continuatio II , ed. Georg Waitz MGH SS 24, Hannover 1879 (Ndr.), S. 376 – 379; c. 7 S. 378 – Goerz, Regesten Trier S. 19 – Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 2063 S. 567 – JL 2 S. 51 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *3 S. 222 f.; Nr. *258 S. 116 Kommentar:

Nach der „inventio“ der Matthias-­Gebeine erfolgte die Weihe des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias durch die beiden obersten kirchlichen Würdenträger, Papst Eugen III. und Erzbischof Adalbero von Trier. Dass Johannes Evangelist als Erstpatron vor Eucharius in Betracht kommt, ist dargelegt: Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 dk S. 267 – 269; S. 268 f. Matthias ist bei weiteren der Altäre als Patron und Reliquiengeber genannt. Die Schlussindulgenz fügt Johannes Evangelist und Matthias zusammen. Hier sind weiter die direkt im Kloster ruhenden „Hausheiligen“ (s. Becker, Eucharius S. 402) angeführt. Bei den für den Hauptaltar bezeugten Reliquien begegnen sie unter anderen Trierer Heiligen, die für andere Institutionen der Stadt stehen: Agricius und Maximinus für das Kloster St. Maximin, Felix und Marus für das Stift St. Paulin, wobei hier der namengebende Gründer fehlt, Bischof Magnerich steht wohl für das erneuerte Kloster St. Martin. Literatur:

Marx, Handschriftenverzeichnis S. 76, S. 17 – Coens, Catalogus seminarii S. 256; S. 244 – Boshof, GP 10, 1 Nr. *257 S. 115 f. – Becker, Eucharius S. 123 (Nr. 75); S. 125 (Nr. 86); S. 35 – 39; S. 435 – 438

25. Magnericus (Magnerich) |

31 12. Jh. 2. H.

Magnerich ist zum 25. Juli in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Natale beati iacobi … Mettis sanctę glodesindis uirginis. Treberis s[an]­c[t]­i magnerici ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v–46v (41 überschlagen); fol. 25r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 32 12. Jh. Ende/13. Jh. Beginn

Bischof Magnerich ist auf dem sog. Willibrord-­Altar in einer Relief-­Bischofsreihe mit Beischrift vor „Bischof “ Felicissimus und den Bischöfen Basinus, Marus, Severinus (fiktiver Trierer Bischof) sowie Nicetius dargestellt. Eine weitere Reliefreihe bietet in analoger Form die Bischöfe Bonosius, Legontius, Modovvaldus neben den Heiligen Vincentius, Nicolaus und Martinus (evtl. fiktiver Trierer Bischof), eine andere die Bischöfe Agricius, Maximinus, Paulinus, Felix. Bischof Cyrillus ist nach „Papst“ Alexander (2. Jahrhundert) und seinem Bischofsvorgänger Severus sowie „Papst“ Silvester (314 – 335) dargestellt. Eintrag/Text:

(nach Ausgabe Fuchs 1) A Hoc Altare BEATVS VVILLIBRORDVS IN HONORE D(OMI)NI SALVATORIS CONSECRAVIT – B (Verse) INTVITVM FLECTES … CORONAM IN HAC S(AN)C(T)VARII ARCVLA CONTINETVR  / SANC(T)E DEI GENITRIC(IS) MARIE VESTIS PARS ALIQVA. CAPVT ET BRACHIVM COSTIS S(AN)C(T)I PONTIANI [M(ARTY)RIS. VINCENTII. CIRIACI / STEPHANI P(A)P(E). MAVRICII. FELICIS P(A)P(E)]. D1 S(ANCTVS) MAG/NERIC(VS) S(ANCTVS) FELICISSIM(VS)

723

724 | Hauptteil S(ANCTVS) BA/SIN(VS) S(ANCTVS) MA//RVS S(ANCTVS) SEVE//RIN(VS) S(ANCTVS) NI//CET(IVS) D3 S(ANCTVS) BO//NOSI(VS) S(ANCTVS) LEG//ONT(IVS) S(ANCTVS) VINC//ENT(IVS) S(ANCTVS) MODO/VVALDVS S(ANCTVS) NIC//OLAVS S(ANCTVS) MAR//TIN(VS) E1 S(ANCTVS) / AGRICIVS S(ANCTVS) / MAXIMINVS S(ANCTVS) / PAVLIN(VS) S(ANCTVS) / FELIX E3 S(ANCTVS) / ALEXAND(ER) P(A)P(A) S(ANCTVS) / SEVER(VS) // S(ANCTVS) / SYLVESTER S(ANCTVS) / CYRILLVS Quelle/Überlieferung:

Tragaltar: Trier, Liebfrauenkirche aus Kloster St. Maria ad martyres (Trier), jetzt Leihgabe an Domschatz Trier. Beschreibung (mit Kommentierungen): Christof Bro(u)wer / Jacob Masen: Metropolis ecclesiasticae Trevericae …, 1, verb. und vermehrte Ausgabe von Christian von Stramberg, Koblenz 1855, S. 459 – 461 Zu Überlieferungsausfällen in E3 (Sylvester, Cyrillus) s. Cyrillus Nr. 16. Ausgabe(n):

Fuchs, Rüdiger (Hg.): Die Inschriften der Stadt Trier I (bis 1500) (Die Deutschen Inschriften 70 = Mainzer Reihe 10), Wiesbaden 2006, Nr. 109. Datierung „E. 11.-A. 12. Jh., um 1320 (?)“ S. 215 – 222 (S. 220 Nota q: Korrektur von falschen Lesungen bei Calmet und Hontheim zu D1; Nota s: korrekter Hinweis, dass Namen von Sylvester und Cyrillus [Teil E3] fehlten, wie aus Bro(u)wer/Masen/von Stramberg S. 460 zu ersehen ist); S. 217 D1. Kommentar:

Zu den komplizierten Datierungsroblemen (Fuchs in Anlehnung an Kraus: 11. Jahrhundert; Lückger/Bunjes, KDM 13, 3: gegen Ende 12. Jahrhundert; Ronig: 12. – 14. Jahrhundert; Schmid/Giersch: Wende 12./13. Jahrhundert) s. die ausführliche neue Behandlung mit wesentlich weiterführenden Überlegungen und Argumenten: Leontius Nr. 17 (vgl. auch Severus Nr. 22; Cyrillus Nr. 17; Marus Nr. 29): Ergebnis ist, dass die

25. Magnericus (Magnerich) |

Relief-­Bischofsreihen in den (Reliquien-)Kontext des Klosters St. Maria ad martyres und zeitlich in die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert gehören müssen. Zu einer vielleicht erkennbaren chronologischen Reihung der Trierer Bischöfe in den einzelnen Reliefteilen s. ebd. Literatur:

Bro(u)wer/Masen/von Stramberg, Metropolis 1 S. 448 – 461; S. 457 – 461 – Kraus, Inschriften 2 Nr. 362 S. 174 – 176 – Lückger/Bunjes (Liebfrauenkirche), in: KDM 13, 3 S. 124 – 203; S. 196 – 200 (Abb.: S. 199 – 201) – Ronig, Schatzkunst Nr. 40 S. 110 f. – Giersch/Schmid, Rheinland S. 50 – 52 – Fuchs, Inschriften s. Ausgabe 33 12./13. Jh.

Magnerich ist im Martyrologium des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 25. Juli als Erzbischof von Trier genannt und im zugehörigen Kalender als sanctus geführt, Eintrag/Text:

Kalender: Vita s[ancti] Magnerici Martyrologium: Treueris s[an]­c[t]­i magnerici eiusdem civitatis archiep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1634/394 4o, Kalendar und Martyrolog aus St. Maximin, 12./13. Jahrhundert, Kalender fol. 1r – 6v; fol. 4r; Martyrologium fol. 7r – 56r; fol. 39r Ausgabe:

---

Kommentar:

Die Texte verdienten eine besondere Untersuchung wegen des Bezugs aufeinander. – Die Kalenderblätter sind im Codex durcheinandergeraten (November/Dezember; März-­Oktober; Januar/Februar). Literatur:

Zur Handschrift allgemein Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 (zitiert Lamprecht wörtlich). – Vermengend Resmini, Maximin S. 1007 ff., S. 1012 f. 34 13. Jh. Beginn

Ein Kollektar des Stiftes St. Simeon (Trier) enthält für Bischof Magnerich eine eigene Collecta.

725

726 | Hauptteil Eintrag/Text:

Magnerici m[arty]­ris D[eu]­s qui beatu[m] MAGNERICU[M] confessore[m] tuu[m] atque pontifice[m] sa­ cris decorasti uirtutib[us] largire p[ro]­pici[us] ut qui ei[us] depositionis die[m] debita uenaratione recolimus eius meritis et intercessionibus (Folgendes unleserlich) Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 363/1027 4o, 13. Jahrhundert Beginn; de sanctis fol. 62r – 95r; fol. 78v Ausgabe(n):

---

Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 9 („1ste Hälfte 13. Jhrh.“) – Kurzeja, Liber S. 193 mit Anm. 786 (13. Jahrhundert Anfang) – Heyen, Simeon S. 205 (13. Jahrhundert 1. Hälfte) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 46 („s 13 in“) 35 1260

Magnerich wird in der Allerheiligenlitanei des Liber Ordinarius des Konrad von Mure für das Kanonikerstift Grossmünster St. Felix und Regula, Exuperantius in Zürich (Bistum Konstanz) unter den Märtyrern angerufen. Eintrag/Text:

or. 926 / … / Numeriane / … / ; or. 929 / … / Agrici; or. 934 / … / Nicenci; or. 935 Ma­ gnerice (Maguierice cod.) / …; or. 937 … / Modowalde / …; or. 942 / … / Cirille / … / Fibici Quelle/Überlieferung:

Liber ordinarius: Zürich, Zentralbibl. Ms. C 8 b*, 1260 von Kantor Konrad von Mure; Litanei fol. 86r – 89r, (or[ationes] 841 – 999); fol. 88r Ausgabe(n):

Leuppi, Heidi: Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich (Spicilegium Friburgense 37), Freiburg (Schweiz) 1995, S. 307 – 316; S. 312 f.; S. 313 or. 935 Kommentar:

Zum breiten Fundus Trierer Bischofsheiliger s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cy S. 305 f., Valerius Nr. 62 hw S. 637, Maternus Nr. 39 dt S. 910. Valerius, Maximinus und Paulinus sind in das Proprium de sanctis aufgenommen. Vor den angeführten Bischöfen des 4. bis 7. Jahrhunderts sind die Bischöfe Valerius, Maximinus, Maternus und Eucharius schon invoziert. Magnerich ist angeschlossen zwischen repräsentativen Vertretern des 7. Jahrhunderts sowie der Gründungsphase der

25. Magnericus (Magnerich) |

Trierer Kirche und vor solchen der Entfaltung im 5. und 6. Jahrhundert. Unmittelbar vor Magnerich (Maguierice) ist invoziert Nicenci (or. 934 S. 313), vielleicht oder wahrscheinlich Magnerichs Vorgänger Nicetius. Zu einer analogen Namensvariante s. Nicetius Nr. 61. – Der Trierer Erzbischof Bruno von Lauffen (1102 – 1124) hatte enge Kontakte zu den Regularkanonikern des Grossmünsters (s. Siegwart S. 71 f.). Dies mag der Hintergrund der breiten Rezeption Trierer Heiliger sein. Literatur:

Leuppi, Heidi: Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich [Spicilegium Friburgense 37], Freiburg (Schweiz) 1995, darin die Beiträge von Pascal Ladner (S. 33 ff.), Leuppi (S. 41 ff.), Josef Siegwart (S. 59 ff.), Anton Hänggi (S. 75 ff.), Peter Wittwer (S. 105 ff.). – Anton, Regesten s. Kommentar. 36 1305/1307

Der Liber ordinarius der erzbischöflichen Kirche von Trier gibt die liturgische Normierung für das Magnerich-­Fest (25. Juli). Festtag: Eintrag/Text:

BEATI IACOBI . Ad Vesperas per omnia de apostolis. Coll[ecta] Esto domine plebi tue

(Fränk. Sacramentarium Gelasianum in alaman. Überlieferung, ed. C. Mohlberg: 1009) Post Benedicamus MAGNERICI. Antiphona et collecta de confessore pontifice. CHRISTOPHORI et CLODESINDIS. De pluribus antiphona et coll[ecta]. Beati Christophori In Matut[inis] Lectiones de vita ipsius. Omelia Accessit ad Ihesum (Mt 20, 20 – 23). Oratio Esto domine. De s. Magnerico et Christophoro antiphona et collecta (s. auch [extrahierten] Kalender Kurzeja, Liber S. 73 zu 25. Juli: Jacobi / Magnerici / Christo­ phori et Glodesindae) Quelle/Überlieferung:

London, BL Harley MS 2958, frühes 14. Jahrhundert, fol. 1r – 68r; fol. 58r Ausgabe(n):

Kurzeja, Adalbert: Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster 1970, S. 429 – 562; S. 533 Kommentar:

Mit dem Hauptfest Jakobus sind in Kommemoration die üblichen Offizien von Magnerich, Christophorus und Glodesinde verbunden. – Der Magnerich „zugeordnete“ Einsiedler Beatus folgt als Confessor mit Antiphon und Collecta am 26. Juli.

727

728 | Hauptteil Literatur:

Kurzeja, Liber S. 17 – 38 (zu Handschrift und Alter des Liber); S. 193: Kommemoration des Magnerich zu Jakobus-­Fest. – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 cs S. 650 f. 37 um 1336

Magnerich ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 25. Juli als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis findet sich zu seinem Festtag eine Commemoratio de c[on]­fessore et pont[ifice]. Eintrag/Text:

Kalender: Iacobi ap[ostol]­i Cristofori m[arty]­r[is] magnerici ep[iscopi] Proprium de sanctis: Iacobi Apostoli … Post[e]­a c[om]­m[emoratio] Magnerici a[nti­ phona] et coll[ecta] de c[on]­fessore et pont[ifice] Se[qui]­t[ur] c[om]­m[emoratio] xpofori et Glodesind[is] a[ntiphona] de pl[ur]­ib[u]­s Beati xpofori m[arty]­ris tui d[omi]­ne coll[ecta] … Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 5v; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis), fol. 425r Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 72 f.; S. 73) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. Der Text im Proprium de sanctis entspricht weitestgehend dem Eintrag im Liber ordinarius von 1305/1307 (Nr. 36). Korrespondierend mit dem Eintrag zu Nr. 36 findet sich gleichsam im Gefolge des Magnerich sein Schüler Beatus im Breviarium Balduini (Kalender fol. 5v; Proprium fol. 427r), hier jeweils in Verbindung mit dem Fest der Marienmutter Anna zum 26. Juli. Diese Verbindung findet sich auch im Ordinarius Balduini von 1345 (Nr. 38). Literatur:

Bastgen, Handbuch – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 145 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465; S. 458 f. (Kalender), S. 464 f. (Proprium)– Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f.

25. Magnericus (Magnerich) |

38 1345

Der Ordinarius horarum ecclesiae Treverensis … a Baldewino de Lutzellenburg renovatus et correctus führt im Kalender das Magnerich-­Fest als Kommemorationsfest zum 25. Juli nach dem Fest des Apostels Jakobus. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: Cristine u[irginis] Jacobi apostoli … De s[an]­c[t]­o magne[ri]­co, cum coll[ecta] de com[m]­uni. Cristoferi et glodesindus (!) Hs 1737 Kalender: Iacobi ap[ostoli] Xpofori m[a]­r[tyris] Magn[erici] e[t] Gled[esindis] v[irg]­o Odinarius de sanctis: … fiat m[emoria] de Magnerico ep[iscop]­o tr[euerensi] cum ant[iphona] Ordinarius missarum: Vigil[ia] Jacobi … In die s[an]­c[t]­o p[r]­ima de magne[r]­i[c]­o archiep[iscop]­o tre[uerensi], s[e]­c[un]­da de xpofero, iii a de Glodesinde, iiii a de om[n]­ i­b[us] s[an]­c[t]­is addentur Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 114v) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325 p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 154 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 306 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) Kalender: auch Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v; fol 5r Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r – [223]-111v; [193]-96v Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [83]-41v Kalender: (Miesges, Festkalender S. 73 mit S. 18; S. 72 Nota h [im Widerspruch zur Ausgabe]) – (Kurzeja, Liber S. 73 [Jacobi/Magnerici/Christophori et Glodesindae])

729

730 | Hauptteil Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Die liturgische Klassifizierung im Kalender entspricht der im Liber Ordinarius von 1305/1307 (Nr. 36). Literatur:

Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Hs 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Hs 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Hs 1737/66 4o Anf. 15. Jh., Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123, S. 62, S. 65 f. – Knoblich, Bibliothek S. 170 (B 75: Heimat der Hs 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 137 (wie Knoblich); S. 116 – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]-41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25). 39 14. Jh. 1. H.

Magnerich wird im Kalender eines Breviariums, das mit dem Benediktinerkloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) in Zusammenhang steht, am 25. Juli nach dem Fest der Heiligen Jakobus und Christophorus kommemoriert; dem entspricht die Behandlung in dem genau korrespondierenden Proprium de sanctis. Eintrag/Text:

Kalender: Jacobi a[postoli] χριstofori m[a]­rtyris. Magn[er]­ici. Proprium: Jacobi ap[ostol]­i … Beati χριstofori … Eodem die D[ eu]­s qui b[eatu]­m magn[er]­icu[m] co[n]­fessorem tuu[m] atque pontifice[m] sac[ris] decorasti u[ir]­tutib[us] largire p[ro]­pici[us] ut qu[i] eius deposi[tionis] die[m] debita ven[er]­ac[i]­o[n]­e recoli­ mus eiusde[m] m[er]­itis et i[n]­t[er]­cessionibus muniam[ur] et in regione uiuoru[m] … mereamur gaudiis admisceri. Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 6v; De sanctis fol. 101v – 145v; (fol. 120v), fol. 121r Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60) – (Miesges, Festkalender S. 72 f., S. 73)

25. Magnericus (Magnerich) |

Kommentar:

Kalender und Breviarium bieten ein breites Spektrum trierischer Bischofsheiliger. Die Handschrift ist aus dem Besitz des Klosters St. Eucharius-­St. Matthias in die Stadtbibliothek Trier gelangt, anscheinend aber nicht in dem Kloster entstanden (Becker, Eucharius S. 70). Doch dürfte die Entstehung im Trierischen außer Frage stehen. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60 f. – Miesges, Festkalender S. 13; S. 121 f.; S. 122 – Becker, Eucharius S. 70 (Nr. 38) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 51 40 um 1370

Ordinarius Missae des Trierer Doms – Trierer Proprium. Das Magnerich-­Fest ist im Proprium sanctorum zum 25. Juli mit liturgischen Angaben der Kommemoration geführt. Eintrag/Text:

In die s[an]­c[t]­o [Iacobi] … P[ri]­ma [missa] de magnerico s[e]­c[un]­da de χριstoforo. IIIa de glodesinde IIII de omnib[us] s[an]­c[t]­is Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v (Proprium sanctorum); fol. 57r–v Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Im Proprium sanctorum findet sich eine markante Reihung bekannter und weniger bekannter Trierer Bischöfe der Spätantike und des Frühmittelalters. Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 156 S. 357 – 359 (erwähnt Jakobus-­Fest und Kommemorationen nicht) 41 nach 1381

Magnerich ist im Kalender eines Breviarium Trevirense des Augustiner-Chorfrauenstifts St. Marien/St. Irminen-­Oeren (Trier) zum 25. Juli geführt. Eintrag/Text:

Jacobi ap[osto]­li Xpofori m[artyris] m[a]­gner[ic]­i glo[desindi]­s Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 469/1904 8o, 14./15. Jahrhundert, fol. 1r – 12v; fol. 7v

731

732 | Hauptteil Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 72 f.; S. 73) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 27. Zur Datierung des Breviariums (entgegen Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77, Miesges, Festkalender S. 15, Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53) auf „nach 1381“ s. Leontius Nr. 27 sowie Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678. – Auch Magnerichs „Gefährten“ Beatus (26. Juli, fol. 7v) und Bantus (31. Juli, fol. 7v) sind vertreten. – Während Agricius (fol. 1r), Valerius (fol. 1v), Maximinus (fol. 5v) und Maternus (fol. 10v) durch roten Eintrag hervorgehoben sind, fehlt Eucharius. Literatur:

Keuffer, Verzeichnis 4 S. 77 f. – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 53 – Anton, Regesten Trier I, 1 Valerius Nr. 62 ke S. 678 42 nach 1381

Magnerich ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 25. Juli geführt, im Proprium sanctorum ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Iacobi ap[osto]­li. Xp[ist]­ofori. Mag[nerici] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v; fol. 5r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 72 f., S. 73) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 28. Im Proprium (fol. 343r – 344v) erscheinen nur der Apostel Jakobus und der Märtyrer Christophorus, Magnerich fehlt dort. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131

25. Magnericus (Magnerich) |

43 1389/1390

Magnerich ist in einem Nekrolog-­Kalender des Benediktinerklosters St. Maximin (Trier) zum 25. Juli als Bischof geführt. Eintrag/Text:

IACOBI AP[OSTO]­L I XP[I]­STOFOR[I] MAGNERICI EP[ISCOP]­I Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1635/48 4o, 15. – 16. Jahrhundert; Nekrolog-­Kalender 1389 – 1390, fol. 8r – 55v; fol. 35r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 72 f., S. 73) Kommentar:

Der Nekrolog-­Kalender in der Sammelhandschrift des 15. – 16. Jahrhunderts ist von Lamprecht präzise auf „1389 – 1390“ datiert worden. – Zum 26. und 31. Juli sind fol. 35v die Begleiter/Schüler des Magnerich Beatus und Bantus geführt. Literatur:

Lamprecht, Wirtschaftsleben 2 S. 703 f. – Keuffer/Kentenich, Verzeichnis 8 S. 122 f. – Miesges, Festkalender S. 11 – Knoblich, Bibliothek Nr. 173 S. 169; Nr. 201 S. 173 – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 133 – Anton, RegestenTrier I, 1 Maternus Nr. 39 fv S. 958 Für weitere Einträge in Festkalendern des 15. Jahrhunderts sieh die Belege bei Miesges, Festkalender S. 73, S. 11 – 18. 44 um 1400/15. Jh.

Magnerich ist im Ordinarius des Kanonikerstifts (St. Marien-)St. Paulin (Trier) zum 25. Juli geführt. Eintrag/Text:

Iacobi Apostoli … Beati Christophori, Magnerici antiph[ona] Sacerdos et Pontifex Quelle/Überleferung:

Trier, BAT Abt. 71, 7 Nr. 37 (Abschrift von 1734), Ordinarius ad vsum Ecclesiae Sancti Paulini (Ordinarius Ecclesiasticus quid et quo ordine per totius anni circulum in Ecclesia Sancti Paulini Episcopi et Martyris ad omnes horas canonicas tenendum sit, qualiterque in stationibus agendum sit) fol. 3r – 140r = p. 1 – 275; fol. 117r (p. 229) Ausgabe(n):

(fehlt Heyen, Paulin)

733

734 | Hauptteil Kommentar:

In dem Hauptteil des Ordinarius, der wahrscheinlich auf den Beginn des 14. Jahrhunderts (s. Lit.) zurückgeht, wie auch in den liturgischen Präzisierungen des 17. Jahrhunderts zu einigen Bischöfen und Heiligen ist die Sonderstellung der mit dem Stift in besonderem Bezug stehenden Bischöfe, darunter Abrunculus, deutlich markiert. Diese spätere Zusammenstellung der Sonderregelungen deckt sich im Wesentlichen mit den im Haupttext herausgehobenen Bischofsheiligen mit besonderem Bezug zu dem Stift: Marus, Modoald, Bonosus, Leontius, Felix, Abrunculus, Paulinus. Vornehmlich in dem Nachtrag sind sie mit den Repräsentanten der Märtyrertradition des Stiftes verbunden. Die Entwicklung der Verehrung im Stift St. Paulin wird von dem Zeugnis des Kalenders in Trier, StB Hs 1084/115 4o, fol. 86r – 91v markant beleuchtet, das entgegen Heyen (S. 62) und Becker (Eucharius S. 111 Nr. 27) wohl dem 11. Jahrhundert und entgegen denselben Autoren zu St. Paulin gehört, wie Kentenich vermutete (s. Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cl S. 243). Es finden sich darin die typischen Stiftsheiligen Marus (26. Jan. fol. 86r), Legontius (19. Feb. fol. 86v), Felix (26. März fol. 87r), Modowald (12. Mai fol. 88r), Maximinus (29. Mai und 12. Sept. fol. 88r, fol. 90r), Magnerich (25. Jul. fol. 89r), Paulinus (31. Aug. fol. 89v). Es finden sich schließlich Liutwin (29. Sept. fol. 90r), Nicetius (1. Okt. im Verbund mit weiteren Heiligen, fol. 90v), Willibrord (7. Nov. fol. 91r), Eucharius (8. Dez. fol. 91v). Als archiepiscopi gelten Valerius, Legontius, Paulinus, Maximinus. Abrunculus und Bonosus fehlen hier noch, bzw. der Eintrag zum 17. Feb. Depositio bonosii treueroru[m] arch[i]­ep[iscopi] ist nachgefügt. Die Zuordnung beider erfolgt erst ab dem folgenden Jahrhundert. Literatur:

Heyen, Paulin S. 12 – 15 (S. 14 f. Datierung: Die Handschrift als Vorlage der Abschrift stamme sehr wahrscheinlich aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts [„um 1400“]), S. 360 – 364, (S. 361: Stärkerer Bezug zu Dom-­Ordinarius von 1305/1307 als zu Liber Ordinarius Balduins von 1345; dies deute vielleicht auf eine ältere Vorlage des Paulinus-­Liber-­Odinarius aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die kurz nach 1400 mit Rekurs auf den Liber Ordinarius Balduins überarbeitet worden sei.) – Bauer, Ms. Verehrung S. 83 mit Anm. 258 45 15. Jh.: 1425 – 1450, 1458, 15. Jh. und 2. H.

Magnerich wird in allen so weit geführten Usuard-­Auctaria-­Martyrologien der Regularkanoniker der Windesheimer Kongregation, in allen mittelniederländischen Usuard-­Auctaria sowie im Martyrologium der Zisterze Stein zum 25. Juli als Bischof von Trier und Bekenner geführt.

25. Magnericus (Magnerich) |

Eintrag/Text:

Treveris, sancti Magnerici episcopi et confessoris Quelle/Überlieferung:

Siehe die Zusammenstellung bei Overgaauw, Martyrologes S. 853. Älteste Zeugnisse sind in der Windesheimer Gruppe gegeben: [1] 15. Jahrhundert 2. Viertel: Albergen, Regularkanonikerstift St. Antonius, Brüssel, KBR Ms. 20749, fol. 3v – 80r; s. Overgaauw, Martyrologes S. 395 – 399, nach seiner Ansicht adaptiertes Martyrologium franziskanischer Prägung aus dem Bistum Münster (Westfalen); s. schon Jean Baptiste du Sollier Usuard-­Ausgabe PL 123, 571. [2] 1458: Valenciennes, BM ms. 131, fol. 140r – 220r; s. Overgaauw, Martyrologes S. 367 – 371, nach ihm S. 370 wohl ursprünglich franziskanisch. [3] 15. Jahrhundert Mitte: Leiden, Augustinerinnenkloster S. Caecilia, Brüssel, KBR Ms. 14938 – 39, fol. 3v – 66v; s. Overgaauw, Martyrologes S. 403 – 407; diese Handschrift des Codex Leydensis von Jean Baptiste du Sollier für seine Usuard-­Ausgabe gebraucht. [4] 15. Jahrhundert Mitte/2. Hälfte: Utrecht, Regularkanoniker, Wolfenbüttel HAB Cod. Guelf. Aug. 85.10 2o, fol. 2v – 80v; s. Overgaauw, Martyrologes S. 376 – 380 Ausgabe(n):

Overgaauw, Everardus Adrianus (Eef): Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard, 2 Bde. (Middeleeuwse Studies en Bronnen 30), Hilversum 1993, S. 449 – 1136; S. 853, S. 855 Siehe die ältere Ausgabe von Jean Baptiste du Sollier, AA SS Jun. VII, S. 373 – 7 79; S. 425 f. sowie Borst, Reichskalender S. 1124 Kommentar:

Abweichend von der Usuard-­Grundanlage hat Magnerich in den einschlägigen Auctaria eine breite Rezeption gefunden, so auch in den frühen Drucken von Molanus und Greven. Literatur:

Overgaauw, s. Quelle/Überlieferung, dazu S. 341 f.; S. 342 46 1470/1471

Magnerich ist im Sanctorale eines Breviers (Sommerteil) aus dem Bistum Trier genannt.

735

736 | Hauptteil Eintrag/Text:

De sancto Magnerico Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs. 1100, fol. 235v (nach fehlender Lage einsetzend mit Fest des hl. Maximinus, 29. Mai) -375v (schließend mit Saturnini Chrysanthi et Darie, 29. November) Ausgabe(n):

(Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 112 S. 278 – 280; S. 278) Kommentar:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften S. 278 geben den Hinweis auf den Vorderspiegel, wo mit S’kiberti (Eizenhöfer zu Recht: Kuniberti) auf das Kölner Stift dieses Namens hingedeutet scheine. Die einzige erhaltene Kalenderseite (fol. 1r: 8. – 31. Dezember) weise jedoch mit Eucharii episcopi treverensis, Anastasie virginis treverensis, Yrmine virginis treverensis und der Datierung Gregorii spolitani martiris nach Trierer Usus auf den 23. Dezember statt auf den Vortag wie in Köln nach Trier. Die Liturgie verrate mit Symeon, Adalbertus episc. Trev., Magnericus, Helena, Auctor (fol. 304r), Paulinus, Depositio S. Maximini, Maternus (zweimal), Lautwinus, Nicetius, Marty­ rum innumerabilium treverensium, Metropolus trierischen Ursprung. So sei an eine Kunibertkirche im Trierischen (etwa Zeltingen) zu denken. Die Schlussheiligen des Proprium de sanctis mit Chrysanthus et Daria (Prüm, Münstereifel) könnten einen Provenienzort trierisch/kölnischer Interferenzen in Betracht ziehen lassen. Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften Nr. 112 S. 278 – 280; dort S. 279 Verweis auf hymnologische Literatur 47 (1468) um 1480, 1482 – 1486

Magnerich ist im Trierer Nachtrag zum Bursfelder Martyrologium zum 25. Juli als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

Natale beati Jacobi. Ciuitate Barcinona, natale s[ancti] Cucufatis martyris (folgt Trierer Zusatz): Treueris, sancti Magnerici ep[iscop]­i T1 Natale beati iacobi. …. Ciuitate Barcinona, natale sancti Cucufatis (folgt Trierer Zusatz): Treberis, sancti magnerici ep[iscop]­i T2 Quelle/Überlieferung:

T1: Trier, StB  Hs 1246/596 4o, um 1480 Trier Kloster Sancta Maria ad martyres, fol. 1r – 47v; fol. 23v – T2: Trier, BPS Hs 63, 1482 – 1486, Kloster St. Eucharius-­St. Matthias, fol. 2r – 7 7v; fol. 42r – ­v

25. Magnericus (Magnerich) |

Ausgabe(n):

Rosenthal, Anselm: Martyrologium und Festkalender der Bursfelder Kongregation. Von den Anfängen der Kongregation (1446) bis zum nachtridentinischen Martyrologium Romanum (1584) (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 35), Münster 1984, S. 155 – 257; S. 213 Z. 30 mit Z. 39 Natale beati Jacobi. Ciuitate Barcinona, natale s[ancti] Cucufatis martyris (folgt Trierer Zusatz): Treveris, sancti Magnerici ep[iscop]­i Kommentar:

Während das Fest im Kalender (s. Rosenthal S. 271) nicht erscheint, ist es im Martyrologium nachgetragen bzw. als Kommemoration gebracht. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 155 – 163 (Einleitung zur Ausgabe); S. 278 – 297, S. 291, S. 294, S. 328 Zusammenfassung zu C: Der Bischof in Kult und Verehrung

Der Kult des Bischofs Magnerich war bedeutsamer als gewöhnlich angenommen. Markante und frühe Zeugen sind die Führung in der Metzer Grundschicht des Echternacher Florus auctus mit einer Zeitstellung der Spanne von der Mitte des 9. bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts sowie das Kalendar aus dem Stift (St. Marien-)St. Paulin (Trier) (11. Jahrhundert, Trier, StB Hs 1084/115 8o). Um die Jahrtausendwende entstand eine (auch) kultisch-­liturgischer Verehrung dienende Vita, von daher ein inhaltlich und liturgisch korrelierendes Offizium. Wie bei vielen Trierer Bischofsheiligen erfuhr die kalendarisch-­liturgische Verehrung ab Erzbischof Balduin eine im späten Mittelalter prägende breite Streuung. Ergänzend sei noch auf das für die Persistenz der Magnerich-­Verehrung aussagekräftige Brevier von 1748 verwiesen. Es weist das Fest am 27. Juli mit drei Nokturnen aus: Kurzeja, Liber S. 193. Zu diesem Text des Erzbischofs Franz Georg von Schönborn: Heinz, Liturgische Bücher S. 141 – 145. 48 15. Jh.

In dem Martyrologium des nahe Brüssel gelegenen Benediktinerinnenklosters Petit-­ Bigard (heute Erzbistum Mecheln/Brüssel) wird Magnerich von Trier in einer großen Reihe Trierer (Bischofs-)Heiliger als Bischof geführt. Eintrag/Text:

Siehe Kommentar. Quelle/Überlieferung:

Bibliothèque des Bollandistes s. Ausgabe(n)

737

738 | Hauptteil Ausgabe(n):

(Coens, Maurice: Martyrologes belges manuscrits de la Bibliothèque des Bollandistes II: Martyrologe de Petit-­Bigard, in: An. Boll. 85 [1967] S. 128 – 142; S. 134 ff.) Kommentar:

Als Trierer Bischöfe bzw. weitere Trierer Heilige sind aufgeführt: Agricius, Marus, Valerius, Castor, Bonosius, Leguntius, Basinus, Abrunculus, Maximinus, Symeon, Goar, Severa, Modoald, Magnerich, Bantus, Maternus, Liutwin, Nicetius, Thyrsus, Thebäer, Fibicius. Literatur:

Coens, Martyrologes belges II S. 128 – 142 D Materielle Überreste 49 Grab des Bischofs Magnerich: St. Martin (Trier)

Das Grab des Bischof Magnerich im Kloster St. Martin (Trier) ist seit ca. 1000 bezeugt. Eintrag/Text/Ausgabe[n]/Regest(en):

[1] Vita Magnerichs, um 1000 (Nr. 17), VI, 53 S. 191B/C: Corpus ejus in ecclesia, quam diximus, est tumulatum: ubi et condigno nunc honore veneratur. Quod cum aliquibus ab altari pedibus esset humatum, nostris temporibus (Zeit Eberwins) cuidam honesto viro, nomine Berengario, ejusdem ecclesiae monacho, per visionem sanctus Sacerdos apparuit, et ut sepulchro altarium aptaret, praecepit. VI, 54 S. 191C: … Tunc episcopus (sc. Robertus/Ruotbert) ad ecclesiam veniens, et videns, quo modo se res haberet, secundum jussionem sancti Sacerdotis sepulchro altarium sanctum jussit aptari, et desuper, ut moris est, fastigium componi. [2] Urkunde Papst Benedikts VII . für das Kloster St. Martin (Trier), 975 Jan. 18: quoddam monasterium, ubi sanctus Magnericus corpore requiescit (Zimmermann, PU 1 Nr. † 233 S. 463 – Sauerland, Geschichtsquellen S. 46 f. – Tille, St. Martin S. 2*–4* – Regesten: JL 3780; Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 1050 S. 300; Boshof, GP 10, 1 S. 230 Nr. 3; Böhmer/Zimmermann, RI II, 5 Nr. 536 S. 166) Zur Authentizität der interpolierten Urkunde, die im ca. 1025 verfassten Anhang zur Vita Magnerichs (Nr. 17 [f]) überliefert ist, siehe Boshof, Erzstift S. 137 – 139; S. 147 f. sowie die neueren Regestierungen Böhmer/Zimmermann und Boshof. Die Interpolationen betreffen die fragliche Stelle nicht. [3] Gesta Treverorum (Nr. 18), Rez. A (1101) S. 159 f. Z. 26 ff.: Hic Magnericus episco­ pus …, et in honorem beati Martini ecclesiam construxit, …, terciam in ipsa urbe, in qua et ipse post expletum vitae suae cursum tumulatus est; Rez. B, C (ca. 1132) S. 169 Z. 16 – 17: (Theodericus: Erzbischof Theoderich [ Dietrich] I. † 977) ecclesiis sancti

25. Magnericus (Magnerich) |

Martini, ubi sanctus Magnericus requiescit, et beati Paulini donaria multa dedit et collapsa vetustate renovavit. Kommentar:

Es gilt als sicher, dass das Grab Magnerichs von Anfang an in der von ihm (wieder-) begründeten Kirche St. Martin am Trierer Moselufer war. Das Grab wurde der Vita zufolge unter Erzbischof Ruotbert (931 – 956) umgestaltet, indem ein Altar angefügt und darüber ein fastigium errichtet wurde. Unklar ist, ob darunter eine Außenkrypta, eine Grabkapelle oder eher ein Ziborium zu verstehen ist, da der Bauzustand dieser Zeit nicht näher rekonstruierbar ist. 1506 und noch bis zur Säkularisation war die Grabkrypta dreischiffig; nach der Aufhebung des Klosters wurde dort 1807 der Brennofen der Trierer Porzellanfabrik eingerichtet. Die Gebeine Magnerichs wurden bei der Niederlegung des Klosters gerettet, sind aber verschollen. Literatur:

[a] Bestattung in St. Martin: Bunjes, KDM 13, 3 S. 451 f. (mit späteren Quellen zur Gestalt des Grabes) – Gierlich, Grabstätten S. 44 – 46. – Mit Gierlich ist festzuhalten, daß die Vita als älteste Quelle eindeutig von einer Bestattung in der Kirche spricht und anläßlich des Umbaus keine Translation erwähnt. [b] Umgestaltung: Bunjes, KDM 13, 3 S. 451 f. (Grabkapelle oder Außenkrypta, einbezogen bei Neubau der Kirche 1097) – Gierlich, Grabstätten S. 46 (Ziborium). [c] Jüngere Geschichte: Tille, St. Martin S. 10 f. – Bunjes, KDM 13, 3 S. 451 f. – Heit, Art. Trier, St. Martin S. 982 – 1001. [d] Reliquien: Magnerich-­Reliquien sind außerhalb seines Beisetzungsortes St. Martin (Trier), wo sie 1097 bei einer Altarweihe deponiert wurden, lediglich 1148 im Kloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) bezeugt (Nr. 25; Nr. 30). 50 Bauten/Bautätigkeit des Bischofs Magnerich

[1] Kirche St. Martin am Moselufer (Trier) Magnerich gründet, möglicherweise in Anknüpfung an eine spätrömische christliche Kultstätte, die Kirche St. Martin am Moselufer und lässt sich in ihr beisetzen. Zeugnisse und Befunde:

[a] Historiographisches Zeugnis: Vita Magnerici VI, 52 S. 191B (Siehe Nr. 13 [1]; dort auch die späteren Quellen) [b] Archäologischer und baugeschichtlicher Befund: Bunjes, KDM 13, 3 S. 451 – 455 – Böhner, St. Martin bes. S. 114 – Zur Deutung von Böhner: Gauthier, Évangélisation S. 201 f. – Dies., Topographie S. 30 – Bienert, Besiedlung S. 134 f.

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740 | Hauptteil Kommentar:

Die Deutung des archäologischen Befunds ist umstritten: Einigkeit besteht darüber, dass das spätere Klostergelände im Bereich einer spätrömischen Villa suburbana (Periode I) lag und dort seit etwa 400 (Datierung des dort gefundenen Sarkophags 1) Sarkophagbestattungen vorgenommen wurden, die merowingerzeitliche Nachbestattungen erhielten. Während Böhner und die ihm folgende Literatur das Gebäude der Periode II durch die von Anfang an bei ihm vorgenommenen Bestattungen (Lage von Sarkophag 1) als Kirche deuten, datiert Gauthier die entsprechenden Mauerzüge in das 6. Jahrhundert und verweist auf die generell nicht signifikanten späteren Beisetzungen in spätrömischen Gebäuderesten. Festzuhalten bleibt Folgendes: Die Bestattungen in Sarkophagen lassen zusammen mit dem weitgehenden Fehlen von Beigaben, insbesondere von Waffen, auf Gräber der romanischen Provinzialbevölkerung schließen. Gauthier berücksichtigt mit ihren Einwänden nicht hinreichend die Lage von Sarkophag 1, dessen Datierung auch von ihr nicht bestritten wird. Fraglich bleibt indes, ob Böhners Deutung als Kirche zwingend ist, wobei selbst in diesem Fall die Tetradiuslegende des 16. Jahrhunderts nicht ‚bewiesen‘ wäre. Literatur:

Kirche: Böhner, St. Martin S. 114 – Ders., Altertümer 2 S. 155 f. – Siehe auch Nr. 13. – Dagegen: vgl. die zu [b] genannten Arbeiten Gauthiers. Nicht hinreichende Berücksichtigung von Sarkophag 1 bei Gauthier: Gierlich, Grabstätten S. 45 Anm. 157. Gräber der Provinzialbevölkerung: Bienert, Besiedlung S. 134 f. – Vgl. Ders., Art. Trier. Archäologisch, in: RGA 31, 2006, S. 209 – 220; S. 227 – 229; S. 220 [2] Kirche St. Martin auf dem Berge (Trier) Die Gründung dieser Kirche wird in Zeugnissen ab dem 12. Jahrhundert andeutungsweise mit Bischof Magnerich in Verbindung gebracht, ab dem17. Jahrhundert ihm explizit zugewiesen. Zeugnisse und Befunde:

[a] Historiographische und urkundliche Zeugnisse: [a 1] um 1000, Vita Magnerici des Eberwin: siehe Nr. 13. Magnerich werden drei Martinskirchen zugeschrieben: Kirche St. Martin am Moselufer (Trier); Kirche in pagus Vabrensis; Kirche in Cartadomus (Cartadunum). Die Trierer Kirche St. Martin auf dem Berge wird nicht erwähnt. [a 2] um 1100, Gesta Treverorum Rez. A: siehe Nr. 18. Magnerich werden drei Martinskirchen zugeschrieben: Kirche im pagus Vabrensis; Kirche in Cartadomus; Kirche in ipsa urbe, ubi tumulatus est. [a 3] um 1132/1150, Gesta Treverorum Rez. B, C: siehe Nr. 18. Magnerich werden vier Martinskirchen zugeschrieben: Kirche im pagus Vabrensis; Kirche in Cartadomus;

25. Magnericus (Magnerich) |

Kirche in monte Iurano, qui ex nomine sancti Martini dicitur (s. Waitz, MGH SS 8 S. 160 Anm. 39 Z. 54 f. „Germanice Mertesberg“); Kirche in urbe, ubi tumulatus est. – Hier erfolgt in Erweiterung des Textes [a 2] die erste Erwähnung einer Kirche auf dem „mons Iuranus / mons Martini“. [a 4] 1190 – 1212, Zwei Schreiben des Herzogs Heinrich von Limburg, „die Kirche auf dem Martinsberg bei Trier betreffend“ an Erzbischof Johann I. von Trier (1189 – 1212), MUB 2 Nr. 293 (I.), Nr. 294 (II.) S. 328. I.: Bitte des magister W., Dekan von St. Dionisius in Lüttich, an Herzog Heinrich quatenus hiis que a uobis et ab aliis religiosis uiris ad honorem dei possunt ordinari in ecclesia s. Martini de monte, cuius patronatum a uobis et ecclesia treuerensi habeo. et Wilhelmus de Helfensten tenet a me. uellem con­ sensum adhibere. … consentio et rationem habeo. quicquid per uos et archidiaconum et Wilhelmum de Helfensten ad laudem et obsequium dei potest in predicta ecclesia ordinari. – II .: Inhaltsgleich an Wilhelmus de Helfensten: quatenus hiis que a te et domino treuerensi archiepiscopo. et archidiacono ad honorem dei possunt ordinari in ecclesia s. Martini de monte. cuius a nobis habes patronatum uellemus adhibere consensum … (Unterstreichungen Anton) [a 5] 1670, Bro(u)wer/Masen, Antiquitates S. 332 Magnerichs Verehrung des Divus Martinus in Kirchengründungen: Primum propter amnem Mosellam, quà respicit oc­ cidentem civitas, aedem sanctae Crucis, quondam a Tetradio senatore, Martino adhuc tum superstite, locatam, iam vero seu communi urbis excidio, seu vetustate collapsam, liberali sumptu restauravit. Klostergründung zu Ehren des hl. Martin, Herbeiziehung von Mönchen der Obödienz des hl. Benedikt, Einsetzung des Abtes Isinger (Inger). Mox etiam aliud in monte Martio, qui Orientem versus, campum Martium olim in­ clusit, templum B. Martino construxit, quod temporum iniuria tamen, iam prorsus excidit. Novissimum Caradoni, perveteri Romanorum castello, eidem Divo templum consecravit. Es folgt Erörterung zur Martinskirche in pago Vabrensi. [b] Archäologischer und baugeschichtlicher Befund: Steinhausen, Josef: Ortskunde Trier–Mettendorf. Textband zum 1. Halbblatt der Archäologischen Karte der Rheinprovinz (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 12, 3), Bonn 1932, S. 321 f. (In Umgebung Mauerreste einer ausgedehnten römischen Villenanlage) – Bunjes, KDM 13, 3 S. 434 f. (hält auf Grund des Martinspatroziniums Trier Überlieferung über Gründung durch Magnerich für wahrscheinlich; doch ist seine Quellenabstützung, Magnerichs Gründung sei in der Eberwin-­Vita bezeugt, völlig falsch) – Böhner, Altertümer 1 S. 289 f.; 2 S. 161 (Ausgang der Überlegungen wie bei Steinhausen und Bunjes, konstatiert Sarkophage christlicher Spätantike [ergraben 1943]. In kühnem Schluss folgert er, das römische Ambiente und das Martinspatrozinium sprächen für Magnerich, der Kern der Tetradiuslegende

741

742 | Hauptteil werde wohl bestätigt, Magnerich habe die Heilig-­Kreuz-­Kirche, zu der in spätantiker Zeit Tetradius seine Villa umgewandelt habe, wohl erneuert.) Kommentar:

Die Kirche St. Martin auf dem Berge stand im Bereich einer ausgedehnten römischen Villenanlage und bietet von daher und wegen ihres Patroziniums eine Parallele zur Kirche St. Martin am Moselufer, deren Gründung zur Zeit Magnerichs feststeht. Sieht man die möglichen Indizien und die historiographisch und urkundlich erst im 12. Jahrhundert fassbare Andeutung einer Magnerich-­Gründung dieser Martinskirche zusammen, so ist wohl zu schließen, dass eine vielleicht irgendwie auf römische Grundlagen zurückgehende Kirche, die wie die frühesten historiographischen Zeugnisse zeigen, ursprünglich nicht mit Magnerich in Verbindung gebracht wurde, wegen ihres in merowingischer oder etwas späterer Zeit gegebenen Martinspatrozinium ab dem 12. Jahrhundert auf Magnerich bezogen wurde. Literatur:

Siehe [b] Archäologischer und baugeschichtlicher Befund. [3] (Mögliche) Martinskirche in Cartadomus (Karden) Der Vita Eberwins zufolge gründete Magnerich eine Martinskirche in Cartadomus, spätere Quellen, mit z. T. anderer Grundlage, stimmen damit überein. Zeugnisse und Befunde:

[a] Historiographische Zeugnisse: Siehe Nr. 50 [2] die Zeugnisse [a 1], [a 2], [a 3], [a5] sowie Nr. 13, Nr. 18. [b] Archäologischer und baugeschichtlicher Befund: Eiden, Hans: Die Ergebnisse der Ausgrabungen im spätrömischen Kastell Bodobrica (=Boppard) und im Vicus Cardena (=Karden), in: Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Aktuelle Probleme in historischer und archäologischer Sicht, hg. von Joachim Werner und Eugen Ewig (VuF 25), Sigmaringen 1979, S. 317 – 345; S. 336 – 345. Kommentar:

Zwar kann die Nachricht der Vita Eberwins und der weiteren Quellen über eine Kirchengründung Magnerichs in Cartadomus zutreffen, doch scheitert eine Überprüfung an der bislang nicht gesicherten Lokalisierung des Ortes. Für das häufig vorgeschlagene Karden ist keine Martinskirche bekannt. Zweifelsfrei nachgewiesen ist dort die wohl im 8. Jahrhundert im Norden des Ortes errichtete Paulinuskirche als Vorgängerbau der späteren Stiftskirche St. Kastor. Nicht eindeutig bestimmen lässt sich der Zweck eines vormerowingerzeitlichen saalartigen Baus auf dem spätrömischen Gräberfeld am Südwestrand der Siedlung im Bereich der 1280 bezeugten Pfarrkirche St. Maria (Nennung dieser Kirche 1280: Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten IV, Koblenz 1886, Nr. 694 S. 156). Man vermutet darin einen Sakralbau,

25. Magnericus (Magnerich) |

der auf dem spätrömisch-­frühchristlichen Friedhof im Zusammenhang mit einem besonders verehrten Grabbezirk entstanden sein könnte. Noch im hohen Mittelalter, vor der Errichtung der Pfarrkirche, scheint an dieser Stelle eine kleinere Kirche gestanden zu haben, die in der Vita des Potentinus als ecclesiola ohne Patrozinium (AA SS Jun. III c. 8 S. 475) und in der Vita Kastors als ecclesia mit dem Patrozinium Jesus und Maria (AA SS Feb. II S. 664 f.) genannt ist. Dort müsste jedenfalls, sollte Cartadomus mit Karden zu identifizieren sein, die von Magnerich errichtete oder wiederhergestellte Kirche gesucht werden. Ein sehr gewichtiges Ensemble von Argumenten für eine Martinsgründung in Karden bieten die oben genannten historiographischen Quellen, die z. T. auf verschiedene Vorlagen zurückgehen. Eine pauschale Falsifizierung dieser Zeugnisse ist daher nicht möglich. Wie sollten die Autoren zu dieser Aussage gekommen sein? Problematisch erscheint daher, ob die Frage nach dem frühen Christentum und dem Trierer Einfluss an der Untermosel (Vgl. zu den Kardener frühchristlichen Inschriften: Schwinden, Lothar: Ein frühchristliches Grabinschriftenfragment mit Architekturdarstellung. Zu den ältesten Spuren des Christentums in Karden an der Mosel, in: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 36 [1990] S. 53 – 63 – Ders.: Zu den frühchristlichen Inschriften von Karden an der Mosel, in: Trierer Zs. 54 [1991] S. 249 – 275) von diesem Problemkreis getrennt werden kann. Nicht zu übersehen ist die Bedeutung des hl. Martin im Kardener Kultgeschehen: s. Nr. 13 (Kommentar). Magnerich könnte an eine begonnene Trierer Einflussnahme angeknüpft haben. Literatur:

Lokalisierung: s. Nr. 13 Frühes Christentum/Trierer Einfluss: Vgl. Pfeiffer, Mission S. 197 f. – Die Beiträge von Schwinden sind nicht unproblematisch; insofern, als es nicht angeht, das Einsetzen christlichen Lebens und christlicher Mission im 4. Jahrhundert unter Bischof Maximinus von Trier auszuschließen mit dem Argument, der Beginn christlicher Inschriftenzeugnisse im 5. Jahrhundert gebe den Terminus a quo. Realgeschichtliche Ansätze erhalten in der Regel erst später Spiegelung in der Überlieferung; s. hierzu Anton, Trier von der Spätantike S. 18, S. 27 f. (mit weiterer Literatur und Diskussion). 51 12. Jh. Ende / 13. Jh. Beginn

Bischof Magnerich ist auf dem sog. Willibrord-­Altar im Relief dargestellt. Siehe Nr. 32.

743

26. GUNDERICH (GUNDERICUS)

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

26. GUNDERICH (GUNDERICUS) (nach 586 – vor 614)

Synopse des Quellenbefundes Über Gunderich ist lediglich sein Platz in der Bischofsreihe bekannt. Ansonsten fehlen jegliche Quellen über ihn. Seine Amtszeit lässt sich nur grob eingrenzen durch die Bezeugung seines Vorgängers Magnerich noch Ende 586 und die Teilnahme seines Nachfolgers Sabaudus am Pariser Konzil von 614. Gunderichs germanischer Name (evtl. burgundischer Herkunftsraum) könnte auf eine entsprechende Herkunft deuten. Zeugnisse einer mittelalterlichen Verehrung fehlen gänzlich, auch ein Festtag ist nicht überliefert. Sein Grab ist nicht bekannt.

26. Gunderich (Gundericus) |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 Herkunft

Zeitgenössische Zeugnisse aus und zu dem Pontifikat des Gunderich sind nicht bekannt. Von seinem germanischen Namen her wird auf eine entsprechende Herkunft (burgundischer Raum?) geschlossen. Eintrag/Belege:

Sämtliche Fassungen der Bischofsliste (Nr. 3) führen Bischof Gunderich: Gundericus (Gondericus Fassungen III, IV, VIII). Kommentar:

Gunderich gilt als germanischer Name. Sollte sich daraus eine entsprechende Herkunft folgern lassen, was nicht unwahrscheinlich ist, wäre er – abhängig von der Einstufung Magnerichs – der erste oder zweite Trierer Bischof germanischer Herkunft. – Der Name des Gunderich wie der seines Nachfolgers Sabaudus könnte für eine Herkunft aus dem burgundischen Raum, der politischen Heimat der Königin Brunichilde, sprechen und für die Verortung beider in deren Zentralisationspolitik. – Die Variante Gondericus in den Fassungen III, IV, VIII kann auf romanische Aussprache zurückgehen. Literatur:

(Germanische) Herkunft: Ewig, Trierer Land S.  238 (lokaler Herkunft)  – Ders., Contrua-­Gondorf S. 449 (Name klingt an Elsässer Herzog Gundoin an) – Anton, Trier S. 142 (Germane). – Zu Magnerich s. bei ihm Nr. 1. – Burgundische Herkunft: Anton, Hans Hubert: Raumbestimmende politische, verfassungsmäßige und geistige Voraussetzungen und Strukturen im fränkischen Reich der merowingischen und karolingischen Zeit, in: Umbruch der Kulturen S. 127 – 194; S. 137; zu diesem Problemkreis s. Sabaudus Nr. 1 [b]. 2 Tod und Festtag

Todestag und Todesjahr sind nicht bekannt. Es ist kein Festtag bezeugt.

747

748 | Hauptteil B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 3 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Gunderich (Gonderich). Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Gunderich an 26. Stelle, Fassung  VIII an 36. und Fassung IX an 51. Stelle. Eintrag/Text:

I–IX Ma[gnericus] Magnericus (Magnaricus), Gundericus (Gondericus III, IV, VIII), Sabaudus VI a p[ost] magnericus. p[ost] que[m] Gundericus et p[ost] eu[m] Sabaudus. In Fassung  VI hat Gunderich wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung archiepiscopus. Quelle/Überlieferung:

S. Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34 – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; S. 55 zu Fassung I; S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 52, S. 300 Z. 10(f.), S. 301 Z. 15 (Holder-­Egger orientiert sich für Fassung I an den Lesungen von Hontheim, Johann Nikolaus von: Historia Trevirensis Diplomatica Et Pragmatica 1 – 3, Augsburg/Würzburg 1750; 1: Ab anno Domini CCCCXVIII. usque ad annum MCCCI.; 1 S.  XXIVf. und Hillar, Maurus: Vindiciae historiae Trevirensis sive Historia Trevirensis de tribus primis episcopis Euchario, Valerio, Materno, Metz 1763, S. 71 [liest: Gunerus]; Hontheim und Hillar konnten den Namen Gundericus in der Handschrift Brüssel, KBR Ms. II 976 nicht oder nur unvollständig lesen) – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34; S. 33 Nr. 26 – Zur Abfassung von Fassung I von nur einer Hand entgegen Mabillon s. Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – Fassung VI a: H. H. Anton nach Hs. Literatur:

Bro(u)wer/Masen s. Nr. 4.

26. Gunderich (Gundericus) |

4 um 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Gunderich ist entgegen der in der Bischofsliste verbürgten Bezeugung wohl mit Bischof Gaugerich (richtig: Bischof von Cambrai) verwechselt, der als Nachfolger des Bischofs Magnerich und als Vorgänger des Bischofs Sabaudus genannt wird. Eintrag/Text:

Cui (Magnerich) successit Gaugericus, discipulus eius, qui in castro Trebirorum (Zufügung B, C: Evosio) fuerat educatus. Hoc quoque mortuo, Sabaudus pontificium subiit. Quelle/Überlieferung:

S. die Einführung zur Ausgabe von Waitz S. 123 – 129 – Kramer, Edition S. 77 – 83 Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; S. 160 Z. 2 – 4 Kommentar:

Der Verwechslung entsprechend werden zu Gaugerich gehörende Nachrichten referiert, die in den späteren Rezensionen noch „konkretisiert“ sind (castrum Ivois). Die Magnerich-­Schülerschaft des Gaugerich mag ein Ausgangspunkt des Fehlers sein, zum anderen sind die Möglichkeiten paläographischer (auditiver) Fehlaufnahme (s. Magnerich Nr. 18) in Erwägung zu ziehen. Dieses Moment kann hier weiter ausgeführt werden: Die Gesta Treverorum haben erwiesenermaßen die Fassung VIII der Bischofsliste (oder eine entsprechende) zur Vorlage (Abfolge der Bischöfe in den Gesta wie in Fassungen VIII und IX: Magnerich, Gunderich [Gesta: Gaugerich], Sabaudus, Severinus, Modoaldus – in I – VII: Magnerich, Gunderich, Sabaudus, Modoaldus). Der die Fassung VIII enthaltende Codex (Paris, BnF lat. 4280, 12. Jahrhundert, ehemals ein Colbertinus) bietet Bischofslisten des gallisch-­französischen Raumes, Gundericus ist als Gondericus geführt, so könnte ein Hörfehler zu Gaugericus geführt haben. Literatur:

Siehe Magnerich Nr. 18. – Eine ausführliche Diskussion der Verwechslung schon bei Bro(u)wer/Masen, Antiquitates S. 336 f. C Der Bischof in Kult und Verehrung Keine Bezeugung, siehe Miesges, Festkalender – Kurzeja, Liber. D Materielle Überreste Nicht bekannt. Ein Grab wird nirgends erwähnt, s. Heyen, Grabkirchen S. 599 – Gierlich, Grabstätten.

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27. SABAUDUS

Synopse des Quellenbefundes Regesten

A Der Bischof in seiner Zeit B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen C Der Bischof in Kult und Verehrung D Materielle Überreste

27. SABAUDUS (vor 614 – vor 620)

Synopse des Quellenbefundes Bischof Sabaudus amtierte um 614. Die einzige zeitgenössische Quelle zu und aus seinem Pontifikat ist seine Unterschrift unter die Akten des 5. Pariser Konzils von 614. Aufgrund seines Namens vermutet man eine burgundische Herkunft; so könnte seine Einsetzung auf Königin Brunichilde zurückgehen. Sonst ist von ihm nichts bekannt. Das früheste Zeugnis einer mittelalterlichen Verehrung ist der Eintrag in einem Kalender aus dem frühen 12. Jahrhundert, es folgen weitere Einträge ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sein Grab ist nicht bekannt.

27. Sabaudus |

Regesten A Der Bischof in seiner Zeit 1 614 Okt. 10

Bischof Sabaudus nimmt am fünften Konzil von Paris teil. Sabaudus erklärt durch seine Unterschrift unter die Konzilsakten sein Einverständnis mit den verabschiedeten Kanones. Eintrag/Text:

Ex ciuitate Lugdonum Aridius episcopus. / Ex ciuitate Arelate Florianus episcopus. / Ex ciuitate Uienna Domulus episcopus. / Ex ciuitate Rodomagum Hildulfus episcopus. / Ex ciuitate Treueris Sabaudus episcopus. / Ex ciuitate Bessuntione Proardus episcopus. / Ex ciuitate Colonia Solacius episcopus. / … / Ex ciuitate Remus Sunacius / … Quelle/Überlieferung:

Maassen, MGH Conc. 1 S. XI – XVII; S. XIV (Nr. IX, Nr. X): 1. Sammlung Diessensis (D) 8. Jahrhundert, München, BSB Clm 5508, fol. 103v – 106r; fol. 105v; 2. Sammlung Remensis (R) 8./9. Jahrhundert, Berlin, SBB-PK Phill. 1743, fol. 298v – 300v; vorausgehend Edictum Clotha(cha)rii fol. 297r – 298r – de Clercq, Concilia S. 274 – Bei Maassen (und de Clercq) sind verwertet die Ausgaben von Sirmond (1629), der einen vollständigeren Text von R hatte, und von Amort (1757) und Friedrich (1867), die unter Heranziehung von D eine vollständige Edition gaben. Ausgabe(n):

Concilium Parisiense 614 Oct. 10, in: MGH Concilia 1, ed. Friedrich Maassen, Hannover 1893 (Ndr.), S. 185 – 192; S. 190 – 192; S. 190 Z. 22 = Concilia Galliae A. 511-A. 695, ed. Charles de Clerq CC SL 148A, Turnhout 1963, S. 274 – 282; S. 280 – 282; (S. 280 Z. 154) = Gaudemet, Jean / Basdevant, Brigitte: Les canons des conciles mérovingiens (VIe – ­VIIe siècles) 2 (SC 354), Paris 1989, S. 506 – 525; S. 520 – 525; S. 520 Kommentar:

Sabaudus unterschrieb als fünfter der zwölf anwesenden Metropoliten; dazu nahmen 65 gallische Bischöfe sowie aus England ein Bischof und ein Abt teil. Aus der Trierer Kirchenprovinz waren außer Sabaudus die Bischöfe Eudila von Toul (Maassen S. 192 Z. 13; de Clercq S. 282 Z. 206) und Harimeris von Verdun (Maassen S. 192 Z. 25; de Clercq S. 282 Z. 218) vertreten. Die Konzilsakten sind das erste Zeugnis über die Metropolitanstellung des Trierer Bischofs seit Magnerich. Sabaudus erscheint nach eingespieltem Usus nach den Bischöfen der großen Metropolen des Südens (Lyon, Arles, Vienne). Der Umkreis nördlicher Amtsbrüder ist breiter. Zu Rouen, Besançon, Bourges, Bordeaux ist das traditionelle Belgica-­Pendant Reims (Maassen S. 191 Z. 6; de Clercq S. 280 Z. 160) gesetzt und – ziemlich neu – Köln (Maassen S. 191 Z. 2; de

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754 | Hauptteil Clercq S. 280 Z. 156) sowie (für Mainz, woher der Metropolit fehlt) Worms (Maassen S. 192 Z. 16; de Clercq S. 282 Z. 209) und Straßburg und Speyer (Maassen S. 192 Z. 30, Z. 31; de Clercq S. 282 Z. 223, Z. 224). Zugleich stellen die Akten die einzige zeitgenössische Quelle zum Pontifikat des Sabaudus dar. Von ihm wird wegen seines Namens vermutet, dass er aus Burgund (Sapaudia) stammte und seine Einsetzung der von dort kommenden Königin Brunichilde verdankte. Sein Amtsantritt lässt sich nicht näher datieren, der Nachfolger Modoald wurde wohl bereits vor 620 Bischof von Trier. Das fünfte Pariser Konzil wurde von König Chlothar II. ein Jahr nach seinem Herrschaftsantritt im gesamten Frankenreich einberufen. Von der Teilnehmerzahl her war es das bedeutendste der merowingischen Konzilien. Die Bischöfe befassten sich in insgesamt 17 Kanones, deren Gültigkeit eingeschärft wird (can. 1), mit der Freiheit der Bischofswahl (can. 2), mit dem Verbot, zu Lebzeiten eines Bischofs den Nachfolger zu wählen (can. 3), mit der Absetzung von Äbten (can. 4), mit Geistlichen, die Schutz bei Mächtigen suchen (can. 5), mit dem Prüfungsrecht der Bischöfe bei Prozessen gegen Geistliche und Freigelassene unter Kirchenschutz (can. 6 – 7), mit der Unverletzlichkeit der Kirchengüter und der Gültigkeit von Schenkungen an die Kirche (can. 8 – 12), mit der Regelung von Streitfällen von Bischöfen untereinander durch den Metropoliten (can. 13), mit dem Klosteraustritt von Mönchen und Nonnen (can. 14), mit der Heirat vormals geistlich lebender Witwen und Jungfrauen (can. 15), mit dem Verbot von Verwandtenehen (can. 16) sowie mit dem Verbot für Juden, Amtsgewalt über Christen zu übernehmen (can. 17). Diese Kanones wurden von Chlothar II. acht Tage später mit Modifikationen bestätigt (de Clercq S. 283 – 285). Erläuterungen: Forschungsgang – Literatur:

Clavis conciliorum Nr. 154, Nr. 155 S. 167 f.

[a] Metropolitanrang: Schmidt, Trier und Reims S. 31 – Gauthier, Évangélisation S. 347 – Anton, Trier S. 142 [b] Herkunft: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 117 – Ders., Trierer Land S. 238 (lokaler Herkunft) – Ders., Contrua-­Gondorf S. 449 (Name ist eindeutige Herkunftsbezeichnung) – Anton, Trier S. 142 – Ders., Trier von der Spätantike S. 38 – s. auch Ders., Raumbestimmende S. 137 [c] Einfluss Brunichildes: So Ewig, Trier im Merowingerreich S. 117 – Ders., Trierer Land S. 238 – Anton, Trier S. 101, S. 142 – Ders., Trier von der Spätantike S. 38 – Anders: Ewig, Contrua-­Gondorf S. 377 (Einfluss Brunichildes scheidet aus) – Zu beachten ist, dass ein gleichzeitiger Bischof, aus Meaux, Gundobaldus hieß (Maassen S. 192 Z. 5; de Clercq S. 282 Z. 198)

27. Sabaudus |

[d] Pontifikatsdaten: Ewig, Trier im Merowingerreich S. 117 (nach der Niederlage Theudeberts II . 612?) – anders Ders., Contrua-­Gondorf S. 377 (Amtsantritt nach 596/602) – Modoald: Anton, Trier S. 143 [e] Konzil: Pontal, Synoden S. 182 – 188 – Suntrup, Studien S. 110 – 116 (wesentlich zu Ideologie und Gesellschaftslehre) 2 Tod / Festtag

Das Todesjahr des Sabaudus ist nicht bekannt. Sein Festtag ist für das frühe 12. Jahrhundert, dann mehrfach für das 14. Jahrhundert zum 26. November bezeugt (Heyen, Simeon S. 589; Miesges, Festkalender S. 104 f.) B Der Bischof in späteren Überrestzeugnissen, späterer ­Historiographie, Hagiographie und weiteren Zeugnissen 3 10. Jh. Ende – 12. Jh. Beginn Series episcoporum

Die Trierer Bischofsliste, erhalten in ihren Fassungen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts bis zum frühen 12. Jahrhundert, führt in allen Fassungen Bischof Sabaudus. Die Fassungen I–VII (VI a ?) führen Sabaudus an 27. Stelle, Fassung VIII an 37. und Fassung IX an 52. Stelle. Eintrag/Text:

I – VII Gundericus (Gondericus), Sabaudus, Modoaldus VI a p[ost] que[m] Gundericus et p[ost] eu[m] Sabaudus. et illi modealdus VIII, IX Gondericus (Gundericus), Sabaudus, Severinus, Modoaldus In Fassung  VI hat Sabaudus wie alle dort geführten Bischöfe die Bezeichnung ar­ chiepiscopus. Quelle/Überlieferung:

Siehe Einleitung zur Ausgabe Holder-­Egger S. 296 f. – Duchesne, FE 3 S. 30 – 34; S. 33 (Nr. 27) – Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – 59; S. 55 zu Fassung I; S. 57 f. zu Fassung VI a (Trier StB Hs 1286/43 8o, nachgefügt auf Vorsatzblatt). Ausgabe(n):

Series archiepiscoporum Treverensium, ed. Oswald Holder-­Egger MGH SS 13, Hannover 1881 (Ndr.), S. 296 – 301; S. 298 – 301; S. 298 Z. 53, S. 300 Z. 12(f.), S. 301 Z. 16 (Holder-­Egger liest für Fassung I offenbar S..b…, gibt in Nota b die Lesung Hillars an). Hontheim, Johann Nikolaus von: Historia Trevirensis Diplomatica Et Pragmatica 1 – 3, Augsburg/Würzburg 1750; 1: Ab anno Domini CCCCXVIII. usque ad annum MCCCI, 1 S. XXV kann den Namen nicht entziffern und lässt die Stelle offen. Hillar,

755

756 | Hauptteil Maurus: Vindiciae historiae Trevirensis sive Historia Trevirensis de tribus primis episcopis Euchario, Valerio, Materno, Metz 1763, S. 71 bietet Sebaudus) – Duchesne, FE  3 S. 32 – 34; S. 33 Nr. 27 (findet, offenbar zu Recht die Überlieferung Sabaudus unproblematisch), S. 38 Nr. 27 – Zur Abfassung von Fassung I von nur einer Hand entgegen Mabillon s. Anton, Regesten Trier I, 1 S. 55 – Fassung  VI a: H. H. Anton nach Hs. Kommentar:

Zu dem in den Fassungen VIII und IX nach Sabaudus und vor Modoaldus geführten Severinus s. Nr. 4. Literatur:

Duchesne, FE 3 S. 38 Nr. 27– Siehe Nr. 4. 4 1100/1130/1150 Gesta Treverorum

Bischof Sabaudus wird als Nachfolger von Bischof Gaugerich (für Gunderich) und als Vorgänger des Bischofs Severinus gebracht, der als Vorgänger von Modoaldus eingeschoben ist und zu dem die beiden späteren Rezensionen einen Zusatz zu seiner Vita geben. Eintrag/Text:

Hoc (Gaugerich für Gunderich) quoque mortuo Sabaudus (Rez. A 5 sabano; saba­ rio 5b) pontificium (A 1 pontificum, A 5, 6 pontificatum) subiit. Post quem Severinus ecclesiam rexit (Zusatz B, C: divina dignus allocutione; cui dictum est a Domino, ut a sede sua Burdegolam transmigraret ibique verbum Dei praedicaret. Quo tendenti beatus Amandus illius ecclesiae episcopus nichilominus a Domino ammonitus extra castra obviam venit, honorificeque introductum suscepit ipseque loco cessit, Severino sede relicta, ibi sepultus requiescit.) – Deinde Modowaldus episcopatum suscepit … . Quelle/Überlieferung:

Siehe Waitz, Einführung zur Ausgabe S. 123 – 129 – Müller, Bistumsgeschichtsschreibung S. 156 – 162 – Embach, Literaturgeschichte S. 395 f., S. 398 f. – Zu Severinus: Quentin, Henri: La plus ancienne vie de saint Seurin de Bordeaux, in: Mélanges Léonce Couture …, Toulouse 1902, S. 23 – 63 – Levison, Wilhelm: Die Entwicklung der Legende Severins von Köln, in: Ders., Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit. Ausgewählte Aufsätze, Düsseldorf 1948 [zuerst 1909], S. 28 – 48; S. 28 – 40 – Ders., (Ausgabe Vita Severini) MGH SS rer. Mer. 7, Hannover 1920 (Ndr.), S. 205 – 224; S. 205 – 218 mit S. 858

27. Sabaudus |

Ausgabe(n):

Gesta Treverorum ed. Georg Waitz MGH SS 8, Hannover 1848 (Ndr.), S. 111 – 200; c. 24 S. 160 Z. 2 – 5; Z. 15 – 18 Kommentar:

In der Trierer Bischofsliste erscheint der Name Severinus an zwei Stellen, jeweils in den späten Fassungen VIII und IX. – Im ersten Fall (MGH SS 13 S. 301 Z. 27) befindet sich Severinus in einem aus der Tongern-­Lütticher Bischofsliste genommenen Auszug, wohin er seinerseits aus der kölnischen Liste gelangt ist (s. Bauer, Thomas: Trierer Bischofsliste und apostolische Bistumslegende. Zur Herkunft und Bedeutung der 22 [23] von den Gesta Treverorum zwischen Maternus und Agricius inserierten Namen, in: Liber amicorum S. 3 – 15; S. 12). Nach Bauer wurde ab dem 11. Jahrhundert in den Trierer Kalendern der kölnische Severin am 23. Oktober verehrt, am 24. Oktober der aus Tongern importierte. Vermengend dazu Levison, Vita Severini (MGH SS rer. Mer. 7 S. 210 mit Anm. 3 und 4) sowie Miesges, Festkalender S. 96. – Der zweite Severinus steht in den Fassungen  VIII und IX (MGH SS 13 S. 301 Z. 16) zwischen Sabaudus und Modoaldus. Zu diesem Namensträger findet sich in den Rezensionen B und C der oben zitierte Zusatz, der berichtet, der Bischof sei von Trier durch eine göttliche Weisung nach Bordeaux zur Missionspredigt geschickt worden, wo ihm der dortige Bischof Amandus seine Sedes abgetreten habe, Severinus sie übernommen habe, wo er gestorben und begraben worden sei. Gregor von Tours behandelt im 44. Kapitel seines Werkes In Gloria confessorum (MGH SS rer. Mer. 1, 2 S. 325) Bischof Severinus von Bordeaux. Er beruft sich auf eine Burdegalensium clericorum fidelis relatio, nach der der Bischof de partibus Orientis in die Stadt geschickt worden sei. Angeschlossen ist der Bericht vom einvernehmlichen Amtswechsel von Amandus auf Severinus, vom Tod des Severinus nach wenigen Jahren. Amandus habe dann das Amt wiedererhalten. In einer Anfügung teilt Gregor mit, dass er nach Abschluss seiner Darstellung Kenntnis von einer von dem Presbyter Fortunatus verfassten Vita des Severinus erhalten habe. Durch die Forschungen von Quentin und besonders von Levison ist wahrscheinlich gemacht worden, dass diese Vita in Handschriften ab dem 9. Jahrhundert, für den Kölner Bischof Severinus von Venantius Fortunatus verfasst, vorliegt. Lässt sich die sprachliche, in ihrer von dem Sprachvirtuosen Fortunatus abweichenden Form nur durch die späte Überlieferung (200 Jahre nach der Abfassung) erklären, so hat Levison nicht nur hierin, sondern auch in der inhaltlichen Ausführung eine wesentliche Diskrepanz zur Schilderung Gregors von Tours gesehen. Als wichtige unterscheidende Momente sind zu nennen: Der kölnische Severinus des Venantius war zuerst Bischof von Trier (Beatissimus Severinus Treverorum episcopus MGH SS rer. Mer. 7 S. 219 Z. 1), nach dem ausführlicher und ausschmückender geschilderten Amtsübergang von Amandus auf Severinus in Bordeaux wird beim Tode des Severinus berichtet, dass Amandus ein furtum sacrum durch die Trierer befürch-

757

758 | Hauptteil tete, im Stil jener Translation der hl. Fidis von Agen nach Conques: Quem (Severin) beatus Amandus metuens cives Trevericus (!), ne sibi sanctum furarent occulte cripta condeta gloriose tradidit sepulture. … Dass die sekundäre kölnische Überlieferung jeweils die Bezüge auf Trier durch solche auf Köln ersetzt hat, interessiert hier nicht. Im Gegensatz zum Bericht Gregors von Tours findet sich in der Venantius-­Vita nicht die Notiz, dass Amandus nach dem Tod des Severinus sein Amt wieder angetreten habe. Den wesentlichen Unterschied in der Angabe der Herkunft des Severinus (ex Oriente oder aus Trier) kann man wohl nicht mit Quentin harmonisierend auflösen. Levison glaubte, dass im Klerus von Bordeaux unklare Vorstellungen in dieser Frage geherrscht hätten und man einmal die unbestimmte, das andere Mal die auf Trier bezogene spezifizierende Angabe mitgeteilt habe. Krusch (NA 35 [1910] S. 272 f.) nahm an, dass man in Bordeaux mit der im Grunde unbestimmten Herkunftsangabe unzufrieden kühn einfach einen weniger entfernten Raum genannt habe, Trier. Beide Erklärungen befriedigen nicht. Sieht man auf die im Allgemeinen doch stärker aufeinander bezogenen Darstellungen bei Gregor und bei Venantius Fortunatus und andererseits auf ihre wesentlichen Unterschiede, so ist wohl mit Vorsicht zu folgern, dass beide irgendwie auf gemeinsame Vorlagen zurückgehen. Keinesfalls besteht ein Anlass, an der Abfolge der Trierer Bischöfe, wie sie in den Fassungen I – VII und VI a der Bischofsliste geboten wird, zu zweifeln. Von der fernen Quelle, die im Verlauf der Zeit noch Umprägungen erfahren haben mag (sacrum furtum ?) ist bis zur Zeit um 1100 Kenntnis nach Trier gelangt. Dementsprechend wurden die Fassungen VIII und IX und die Gesta Treverorum, deren spätere Rezensionen explizites Zeugnis geben, um Severinus ergänzt. Mit Recht glaubte Levison, dass nicht von der Vita des Venantius auf einen sonst nicht überlieferten Bischof Severinus von Trier aus dem 5. Jahrhundert zu schließen sei. Als wesentlich neuer Gesichtspunkt ist hinzuzufügen, womöglich oder wahrscheinlich verdankt der Bischof Severinus von Trier der Zeit um 600 seine „Existenz“ einer Vermengung mit dem echten Bischof Severus von Trier. Die Namensform Sebaudus, die Hillar in Fassung I der Bischofsliste las, hat eine Entsprechung in der Vita des Bischofs Modoald aus der Feder des Stephan von Lüttich von kurz nach 1107; s. Nr. 5. – Auch im Martyrologium aus dem Stift St. Simeon mit Grundlage im Kloster St. Eucharius findet sich diese Namensform, s. Nr. 7, ebenso im Breviarium Treverense von nach 1381, s. Nr. 12. Literatur:

Siehe Quelle und Überlieferung. 5 1107, kurz nach

Sebaudus (Sabaudus) wird in der von Abt Stephan des Klosters St. Jakob in Lüttich verfassten Vita (BHL 5984) des Bischofs Modoald von Trier (614/620 – 646) als unmittelbarer Vorgänger des Bischofs Modoald bezeugt.

27. Sabaudus |

Eintrag/Text:

Interea uenerandus antistes Sebaudus ęccl[esi]­ę Treuerensis rebus humanis excessit. Cui successor (Modoald) …, …, haut (Ausgabe: hic) longe dignissimus repp[er]­it[ur]. … modoaldi fama … Quelle/Überlieferung:

Trier, BAT Abt. 95 Nr. 62 (Dombibliothek Hs 62), 12. Jahrhundert Beginn, aus Abdinghof Paderborn, fol. 75r – 98r (daneben neue Bleistiftzählung); fol. 84v . Dazu s. Winheller, Lebensbeschreibungen S. 145 – Archiv 8 (1843) S. 608 – Coens, Catalogus seminarii S. 263 f.; S. 264 – Weitere, spätmittelalterliche Handschriften s. Winheller S. 145. Ausgabe(n):

AA SS Mai III, hg. von Godefrey Henschen, 1680,S. 51 – 62; c. 21 S. 56D Kommentar:

Anders als die anderen Zeugnisse des frühen 12. Jahrhunderts (späteste Fassungen der Bischofsliste [ Nr. 3]; Gesta Treverorum [ Nr. 4]) bezeugt Stephan von Lüttich in seiner Vita Modoaldi die unmittelbare Abfolge Sabaudus-­Modoald. – Die Form Sebaudus entspricht Hillars Lesung in der ersten Fassung der Bischofsliste (s. Nr. 3). Literatur:

Winheller, Lebensbeschreibungen S. 145 – 158; S. 150 – 154 – Waitz, MGH SS 8 S. 160 Anm. 32. C Der Bischof in Kult und Verehrung 6 12. Jh. Beginn

Sabaudus ist in der zweiten Schicht eines Kalenders aus dem Stift St. Simeon (Trier), der einem Psalterium des 11. Jahrhunderts vorgebunden ist, zum 26. November als Bischof von Trier geführt. Eintrag/Text:

(Nachtrag) VI K[a]­l[endas] [Decembres] Lini p[a]­p[e]. Sabaudi ep[iscop]­i t[reuerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 14/1845 2o, 11. – 12. Jahrhundert, fol. 1r – 8r; fol. 7v Ausgabe(n):

(Hontheim, Johann Nikolaus von: Prodromus Historiae Trevirensis Diplomaticae et Pragmaticae 1, Augsburg 1757, S. 380 – 386 [Calendarium Collegiatae s. Simeonis, praefixum psalterio saeculi XI: die erste, nicht-­trierische Schicht]) – Heyen, Franz-­ Josef: Das Stift St. Simeon in Trier (Germania sacra N. F. 41: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 9), Berlin/New York 2002, S. 580 – 590; S. 589

759

760 | Hauptteil Kommentar:

Siehe Fibicius Nr. 6. Mit diesem Beleg rückt das erste Zeugnis zu Sabaudus vom früheren 14. Jahrhundert (Miesges; Festkalender S. 105, S. 121) auf die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Literatur:

Miesges, Festkalender S. 12, S. 118 f. (z. T. überholt) – Heyen, Simeon S. 577 – 581; S. 578, S. 580 f., S. 203 (Lit.) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 cu [a] S. 252 f. (Korrekturen und erste Fortführung zu Heyen; zu Regesten Trier I, 1 gewisse Korrekturen im Kommentar Fibicius Nr. 6) 7 12. Jh. 2. H.

Sabaudus ist zum 26. November in einem im Trierer Stift St. Simeon aufbewahrten (wohl in der Anlage aus dem Kloster St. Eucharius stammenden) Martyrologium als Bischof von Trier und Bekenner geführt. Eintrag/Text:

Treb[er]­is sancti sebaudi ep[iscop]­i et confessoris Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 1280/567 4o fol. 1v – 46v (41 überschlagen); fol. 40r Ausgabe(n):

---

Kommentar:

Siehe Marus Nr. 28. – Hier wie in den Gesta Treverorum (Nr. 4) und der Modoald-­Vita (Nr. 5) steht die Namensform Sebaudus. Zum 21. Dezember findet sich hier (fol. 44r) ein Bischof Severinus von Trier, der in den jüngsten Fassungen der Bischofsliste (Nr. 3) und in den Gesta Treverorum (Nr. 4)erscheint. Literatur:

Rosenthal, Martyrologium S. 28, S. 31 – 34 – Heyen, Simeon S. 208 f. 8 um 1336

Sabaudus ist im Kalender des Breviarium Balduini zum 26. November als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist er, wie auch Papst Linus, nicht vertreten.

27. Sabaudus |

Eintrag/Text:

Kalender: Lini p[a]­pe Sabaudi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Koblenz, LHA Best. 701 Nr. 109, Prachthandschrift Gebetbuch Balduins (1307 – 1354) fol. 2v – 8r (Kalender), fol. 7v; fol. 359r – 493v (Proprium de sanctis) Ausgabe(n):

Kalender: (Miesges, Festkalender S. 104 f.; S. 105) Proprium: --Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 21. Literatur:

Bastgen, Handbuch – Miesges, Festkalender S. 14; (S. 121 f.); S. 125 – Ronig, Brevier Balduins Nr. 85 S. 145 f. (Lit.) – Ders., Kunst S. 549; Katalogband 1985, Nr. C. 41 S. 82 f. – Meckelnborg, Handschriften S. 451 – 465; S. 458 f. (Kalender), S. 464 f. (Proprium) – Anton, Regesten Trier I, 1 Eucharius Nr. 49 gb S. 329 f.; Valerius Nr. 62 jj S. 665; Maternus Nr. 39 fb S. 942 f. 9 1345

Der Ordinarius horarum ecclesiae Treverensis … a Baldewino de Lutzellenburg renovatus et correctus führt im Kalender Sabaudus zum 26. November als Bischof von Trier. In den Teilen Ordinarius de sanctis sowie Ordinarius missarum finden sich liturgische Maßgaben zu seinem Festtag. Eintrag/Text:

Hs 1284 De sanctis: De s[an]­c[t]­a Kath[eri]­na Coll[ecta] B[enedictiones] Postea fit Me[moria] de s[an]­c[t]­o Sabano (!). An[tiphona] Sacerdos et pont[ifex] Hs 1737 Kalender: Sabaudi ep[iscop]­i tr[euerensis] Odinarius de sanctis: De sancta Katherina … B[enedictiones] postea fit M[emoria] de sancto Sabaudo ep[iscop]­o tr[euerensi] an[tiphona] Sacerdos et pont[ifex] Ordinarius missarum: De sancto Sabaudo ep[iscop]­o treu[erensi] Quelle/Überlieferung:

(Trier, StB Hs 1284/563 8o, 14. Jahrhundert, kein Kalender; De sanctis fol. 92r – 135r; [am Ende unvollständig]; fol. 134r – 135v) Trier, StB Hs 1737/66 4o, 15. Jahrhundert Beginn Domkirche Trier; Kalender: 7 Blätter ungezählt Ordinarius p. 1 – 325

761

762 | Hauptteil p. 127 – 178: De sanctis (p. 127 Incipit tertia pars ordinarii de s[an]­c[t]­is secundu[m] ecc[les]­iam treu[erensem] ordinatis); p. 177 p. 246 – 319: Ordinarius missarum ecclesie Treverensis (p. 246: Incipit Septima p[ar]­s in ordine[m] missarum Ecclesie nostre treu[erensis] – p. 289: Incipit septima p[ar]­s de s[an]­c[t]­is. Weitere in der Regel liturgische Präzisierungen); p. 319 (Weitere, meist unvollständige Kopien s. Kurzeja, Liber S. 40 mit Anm. 122) – Kalender: Koblenz, auch LHA Best. 701 Nr. 34, fol. 2r – 7v Ausgabe(n):

([Seiten-]­Zählung nach Digitalisat). Ordinarius p[er]­f[e]­ctus … s[e]­c[un]­d[um] ecclesia[m] et diocesim Treveren[sem] …, Köln 1506 Ordinarius de sanctis: [158]-79r–[229]-111v Beigebunden ist dem Ordinarius perfectus: Ordinarius missarum secundum dyocesim Treuerensem: [57]-28v – [104]-52r; [104]-52r Kalender: (Miesges, Festkalender S. 105 mit S. 18) – (Kurzeja, Liber S. 77 [Sabaudi ep. tr.]) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 22. Die synoptische Präsentation von Kurzeja macht deutlich, dass entgegen dem Ordinarius der Trierer Domkirche von 1305/1307 (siehe z. B. Magnerich Nr. 36) hier Sabaudus in der einschlägigen Textgattung zuerst geführt wird (zum Ordinarius Missae des Trierer Doms von ca. 1370 s. Nr. 11). Literatur:

Keuffer/Kentenich; Verzeichnis 8 S. 81 f. (zu Hs 1737/66 4o; fehlerhaft); S. 265 (zu Hs 1284/563 8o) – Miesges, Festkalender S. 15 (zu Hs 1737/66 4o: 15. Jh. Beginn, Herkunft unbestimmt) – Kurzeja, Liber S. 40 f. mit Anm. 123 (zur handschriftlichen Überlieferung; überzeugende Argumente für Herkunft von Hs 1737/66 4o aus Domkirche), S. 62, S. 65 f. – Knoblich, Bibliothek S. 170 (B 75: Heimat des Hs 1737/66 4o Kloster St. Maximin [Trier]) – Nolden, Signaturenkonkordanz S. 137 (wie Knoblich); S. 116 – Meckelnborg, Handschriften S. 64 – Zu den Drucken von 1506: Heinz, Liturgische Bücher S. 237 f., S. 239 (Unklarheit über die handschriftlichen Grundlagen, besonders darüber, dass der im Druck beigebundene Teil „Ordinarius missarum“ die Ausgabe der „Septima pars“ der Handschrift 1737 oder einer eng verwandten Handschrift ist. – Klarer Beleg, dass dem Druck des Ordinarius missarum die „Septima pars“ zugrunde liegt, ist etwa die Stelle zu Magnerich [Hs 1737 p. 306; Druck 1506 [83]‑41v]. Dazu dass für den Ordinarius perfectus eine vielleicht mit Hs 1737 eng verwandte Version benutzt ist, s. Cyrillus Nr. 25).

27. Sabaudus |

10 14. Jh. 1. H.

Sabaudus wird im Kalender eines Breviariums, das mit dem Benediktinerkloster St. Eucharius-­St. Matthias (Trier) in Zusammenhang steht, zum 26. November als Bischof geführt. Im Proprium de sanctis ist ihm keine Rubrik gewidmet. Eintrag/Text:

Lini p[a]­p[ae]. Sebaudi ep[iscop]­i Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 441/1888 8o, 14. Jahrhundert 1. Hälfte trierisch, Kalender fol. 3r – 9v; fol. 9r Ausgabe(n):

(Keuffer, Verzeichnis 4 S. 60) – (Miesges, Festkalender S. 104 f.; S. 105) Kommentar:

Kalender und Breviarium bieten ein breites Spektrum trierischer Bischofsheiliger. Die Handschrift ist aus dem Besitz des Klosters St. Eucharius/St. Matthias in die Stadtbibliothek Trier gelangt, anscheinend aber nicht in dem Kloster entstanden (Becker, Eucharius S. 70 [38]). Doch dürfte die Entstehung im Trierischen außer Frage stehen. Literatur:

Anton, Regesten Trier I, 1, Valerius Nr. 62 jk S. 666 11 ca. 1370 Ordinarius Missae des Trierer Doms – Trierer Proprium

Das Sabaudus-­Fest ist zu dem Verehrungsdatum 26. November geführt im Proprium sanctorum des Ordinarius Missae des Trierer Doms. Eintrag/Text:

De sabaudo ep[iscop]­o Vt infra de co[mmun]­i conf[essore] ponti[fice]. Quelle/Überlieferung:

Darmstadt, ULB Hs. 972, ca. 1372, fol. 40v – 7 1v (Proprium sanctorum); fol. 71v Ausgabe(n):

(Eizenhöfer, Leo / Knaus, Hermann [Hg.]: Die liturgischen Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt [Die Handschriften der hessischen Landes- und Hochschulbibliothek 2], Wiesbaden 1968, Nr. 156 S. 357 – 359; S. 359) Kommentar:

Das Sabaudus-­Fest beschließt das mit der Andreas-­Vigil einsetzende Proprium sanctorum. Eine eindrucksvolle Präsentation trierischer (Bischofs-)Heiliger findet sich bei Eizenhöfer/Knaus S. 358 f.

763

764 | Hauptteil Literatur:

Eizenhöfer/Knaus, Handschriften S. 357 – 359 12 nach 1381

Sabaudus ist im Kalender des Breviarium Treverense aus dem Benediktinerkloster St. Maria ad martyres (Trier) zum 26. November als Erzbischof von Trier geführt, im Proprium sanctorum ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Sebaudi archiep[iscop]­i tre[uerensis] Quelle/Überlieferung:

Brüssel, KBR Ms. 14678 – 79, nach 1381, Kalender fol. 2r – 7v, fol. 7r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 104 f.; S. 105) Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 28. Zur Namensform Sebaudus s. Nr. 4. Literatur:

van den Gheyn, Catalogue 1 Nr. 556 S. 351 – Miesges, Festkalender S. 15; S. 122; S. 122 f. (Aufnahme weiterer trierischer Bischöfe) – Schiel, Handschriften Nr. 41 S. 70 – Kurzeja, Liber S. 43 f. mit Anm. 131 (Würdigung des Textes als „eines der wenigen trierischen Vollbreviere des 14. Jahrhunderts, die uns erhalten sind“) – Anton, Regesten Trier I, 1, Eucharius Nr. 49 go S. 337 (Lit.) 13 14. Jh. 2. H./Ende

Sabaudus ist im Kalender eines Breviarium Treverense des Stiftes St. Simeon (Trier) zum 26. November als Bischof von Trier geführt, im Proprium ist er nicht vertreten. Eintrag/Text:

Sabaudi ep[iscop]­i tr[euerensis] Quelle/Überlieferung:

Trier, StB Hs 427/1250 8o, 14. Jahrhundert, Kalender fol. 7r – 12v; fol. 12v; Proprium fol. 295r – 421r Ausgabe(n):

(Miesges, Festkalender S. 105 mit S. 18)

27. Sabaudus |

Kommentar:

Siehe Leontius Nr. 30. Literatur:

Siehe Leontius Nr. 30. Weitere Kalenderzeugnisse, zum 15. Jahrhundert sieben Belege: Miesges, Festkalender S. 105. Zu Sebaudus/Sabaudus in den Breviaria Trevirensia von 1468, 1501, 1502: Heinz, Liturgische Bücher S. 126, S. 129, S. 131 D Materielle Überreste Über ein Grab des Sabaudus ist nichts bekannt (s. Heyen, Grabkirchen S. 599 – Gierlich, Grabstätten), ebenso nichts über Bautätigkeiten.

765

Register Vorbemerkung In diesem Register sind erfasst das jeweilige Regest, der zugehörige Kommentar, nicht die Teile Eintrag/Text, Quelle/Überlieferung, Ausgabe(n), Literatur. Abkürzungen (außer allgemein üblichen): B – Bischof; Btm. – Bistum; EB – Erzbischof; Ebtm. – Erzbistum, Kl. – Kloster A Abbates  ​25, 57, 661, 687, 690, 704 Abbreviata  ​s. Martyrolog(ium) Abraham, B v. Freising (956/957 – 993/994)  ​ 565 Abrunculus, B v. Trier (nach 511? – 525[526]), Aprunculus, Aponocolus, Avurculus  ​56 f., 59, 61 f., 64, 75, 116, 126, 128, 142, 146, 148 f., 151, 180, 202, 225, 281, 292, 301, 325, 327, 346, 351, 354, 360 f. 397, 403 f., 421, 423 – 465, 473 f., 535, 542 f., 560 f., 574, 588 f., 593, 615, 619, 621, 623, 636 – 638, 654 f., 710, 716 f., 734, 738 Abrunculus-­Kapelle  ​448 Abtskataloge, -reihe Kl. St. Maximin Trier  ​ 404 – 408 Aciolus, Hl. Amiens  ​369 Acius, Hl. Amiens  ​369 Ada-­Evangeliar (9. Jh.)  ​631 Adalbero von Montreuil, Albero, EB v. Trier (1131 – 1152)  ​187, 228, 307, 373 f., 430, 447 – 449, 463, 721 f. Adalbero, Propst Stift St. Paulin Trier (11. Jh,)  ​ 705 Adalbert von Egmond († um 740)  ​65, 300, 321, 444, 604, 710 Adalbert, EB v. Magdeburg (968 – 981)  ​736 Adalbert, EB v. Prag, Märtyrer (982 – 997)  ​ 126 f., 444, 581, 715 Adalgisel-­Grimo, Diakon Verdun († nach 634)  ​ 69, 405, 407 Adalhard, Abt Kl. Corbie (ca. 780 – 826)  ​178, 369, 544 Adel, frk.  ​passim Adel, senatorischer  ​106, 158, 334, 339 Adel(v)oldus Schrein- Tragaltar  ​181

Adelphus, Adelfus, B v. Metz (Ende 4. Jh./ Beginn 5. Jh.)  ​85, 441, 589 Ado, B v. Vienne (859 – 875)  ​ s. Martyrolog(ium) Adoptianismus  ​497  f. Aeonius, EB v. Arles (484 – 502)  ​390 Aëtius, Heermeister (magister militum) († 454)  ​158, 165, 167 Afflagia, Aflagia, Geliebte des B Rusticus v. Trier  ​637 Affligem, Kl.  ​602 Agapit II., Papst (946 – 955)  ​405, 624 Agapitus, Märtyrer († 258)  ​309 Agericus, B v. Verdun (554 – 588)  ​325, 689 f. Agnellus von Ravenna, Historiograph († nach 846)  ​155 Agrestius, B v. Tournai (bez. 549, 552)  ​489 Agricius, Agritius B v. Trier (ab spätestens 314 – 329/330)  ​55 – 60, 63 – 66, 69, 71 f., 74 f., 100, 103, 126 – 128, 132 f., 136, 145 f., 148, 151, 169, 172, 174, 180, 184, 186, 190, 192, 195, 199, 204, 213, 225, 227, 230 f., 234 – 237, 251, 265, 288, 292, 295, 304, 306 f., 310 f., 313, 315 f., 320, 327, 335, 337 – 339, 341 f., 375 – 378, 383, 408, 418, 421, 433, 442, 447, 450, 457, 462, 553, 557, 560, 562 f., 577, 579, 581, 593, 596, 598 f., 603, 605, 610 f., 621, 623 – 625, 635 f., 716 f., 719, 721 – 723, 731, 738, 757 Aix, EB v. (Pientius bez. 581, 585)  ​680 (Text) Alamannen, alemannisch  ​158, 168 f. Albana, röm. Witwe in Trier  ​247 f. Albanus (von England), Märtyrer (4./5. Jh.?)  ​ 600 Albergen, Stift St. Antonius  ​460, 463 Albero  ​s. Adalbero von Montreuil Alboin, Langobardenkönig (560/565 – 572/573)  ​ 518 – 520

768 | Register Alexander, B v. Rom (2. Jh.)  ​134, 136, 190, 192, 231, 233 f., 311, 313, 605, 723 Alexander, theb. Märtyrer Trier  ​131 Alkuin, Angelsachse, Leiter der Hofschule Karls d. Gr. († 804)  ​546 Alodius, B v. Toul (bez. 549)  ​486, 489, 504 Amalek (bibl.: Feind Israels)  ​502 Amandus, B v. Bordeaux (frühes 5. Jh.)  ​757 Amandus. B v. Maastricht (? 647-? 650)  ​66, 580, 591, 608 Amantius, B v. Rodez (5. Jh.)  ​582 Amatus, Gründerabt Kl. Remiremont († 629)  ​ 441, 589 Amblacus, ? 12. B v. Chalon-­sur-­Saône (? 7./8. Jh.)  ​262  f., 265 Ambrosius, B v. Mailand (374 – 397)  ​82, 85, 89 f., 182, 456. 494, 500 f., 503, 590 Amiens, Btm.  ​178, 204, 369 f., 489 Anacletus, B v. Rom (1. Jh.)  ​63 Anastasia, „konstantinische“ Virgo, Märtyrerin († 304), angebl. Schwester Konstantins d. Gr.  ​736 Anastasius II., Papst (496 – 498)  ​261, 390 Anastasius, Gesandter des EB Aurelianus v. Arles (6. Jh. Mitte)  ​497 f. Anastasius, röm. Ks. (491 – 518)  ​261 Andelot, Vertrag von (586)  ​57, 660, 681, 687, 689 Andernach  ​680 –– Stift St. Marien/St. Thomas  ​148, 324, 459, 463, 616 Andreas, Apostel  ​124, 293, 456, 561, 709 f., 763 Anna, Hl., Mutter Mariens  ​728 Anno II., EB v. Köln (1056 – 1075)  ​589 Anthemius, weström. Ks. (467 – 472)  ​261 Antibes/Grasse, Btm.  ​68 Antike, Spätantike  ​passim Antiochien  ​372 (dort verehrte Heilige: Crescentus, Iulita martyr, Diugenis, Saturninus) Antipriszillianer  ​82, 90 Aper, B v. Toul (500 – 507)  ​222, 441, 563, 567, 589 Aponocolus  ​s. Abrunculus Apostel, apostolisch  ​passim Apostelschüler  ​62, 193 –– Petrusschüler  ​63, 70, 118, 121, 493, 551, 565, 576, 622, 697, 708, 720

Apostelverehrung, gotische  ​518, 520 Apostelvergleich  ​177 Apostolizität  ​180, 291, 559 Aprunculus, B v. Langres (456 – 479), B v. Clermont (479 – 490)  ​431 Aquitanien, aquitanisch, Aquitanier  ​58, 106, 114, 118, 120, 152, 396 – 399, 472, 478, 604, 634, 638 Arboastis, romanischer Priester Trier (6. Jh., ? Nachfahre des Trierer comes Arbogast)  ​ 540 Arbogast, B v. Straßburg (6. Jh.)  ​484 Arbogast, röm.-frk. comes Trier (5. Jh., 470er Jahre)  ​254 – 257, 259, 392, 590 Archidiakon, Archidiakonat  ​486, 489, 532, 540, 670, 741 Ardennen  ​675, 678, 690 Aredius, Schüler des B Nicetius von Trier, Abt Kl. Attanum bei Limoges († 591)  ​469 – 471, 481 – 484, 513, 531, 538, 540, 574, 671 f., 575 – 678, 703 Arianismus, arianisch  ​57, 66, 72, 120, 264 Arles, Ebtm.  ​86 f., 89, 96 – 98, 106, 108, 112 f., 339, 388 – 392, 474, 486, 489, 497 f., 506 f., 518, 753 –– Weltliche Metropole, Präfektur  ​87, 91, 96 Arnual, B v. Metz(601 – 609)  ​441, 589 Arnulf, B v. Metz (614 – 629)  ​566 f. Arras, Btm., Kl. Saint-­Vaast  ​62, 97, 706, 708 Arverner, arvernisch  ​397, 425 – 427 Aspasius, B v. Eauze (bez. 533 – 551)  ​486 Athanasius, Patriarch v. Alexandria († 373)  ​ 58, 72, 185, 369, 565 Attanum (St. Yrieix), Kl.  ​483 Attigny, Reichstag 765   ​400 Auctaria  ​s. Martyrolog(ium) Auctor, B v. Metz (5. Jh. Mitte), real  ​117, 126, (176), 581 f., 599, 604, 715 Auctor, B v. Trier, fiktiv  ​117, 126 f., 176 f., 190, 195, 326, 411, 432, 444, 581 f., 588, 599, 604, 610 f., 621, 707, 715 f. Audoin, Langobardenkönig (546 – 566)  ​57 Augustinus, B v. Hippo, Kirchenvater († 430)  ​ 179, 219 – 221, 263, 407, 409 Aurelianus, EB v. Arles (546 – 551/552)  ​498, 502, 507 Aurelianus, fiktiver Autor einer Martialis-­Vita  ​ 121 Ausonius-­Straße  ​527

Register |

Auspicius, B v. Toul (5. Jh., 470er Jahre)  ​59, 254 – 257, 265 f. Auspicius, Epitaph St. Paulin, Trier  ​153 f. Auspicius, fiktiver B v. Trier  ​132, 142, 146, 154, 447, 456, 599, 615, 621 Austrasien, austrasisch  ​57 f., 468 f., 489 f., 499, 505, 518, 524, 530, 532, 638, 660, 663 f., 670 f., 680, 687, 690, 697 Autograph  ​337  f., 404 Autun, Btm. 351, 372, 431, 715 Auvergne, auvergnatisch  ​396 f., 399, 424 – 426, 470 – 472, 638, 640 Auxerre, Btm.  ​65, 164, 207, 445, 548, 556 Avitus, EB v. Vienne (494 – 518)  ​59, 388 – 392, 394, 431 Avurculus (Abrunculus) B v. Trier  ​432 B Balduin, Baldewin, EB v. Caesarea (? – ? 1156)  ​ 309, 449 Balduin, Baldewin, EB v. Trier  ​(1308 – 1354) (Breviarium, Ordinarius)  ​66 – 68, 139 f., 142, 145 – 148, 152, 195 f., 198 – 200, 239 – 243, 317, 320, 354 f., 358, 372, 414, 418, 424, 452 f., 456, 473, 611 f., 649 f., 653, 656, 728 f., 737, 760 f. Bamberg –– Kanonikerstift St. Jakob  ​185, 304 –– Kl. Michelsberg  ​567, 590, 600 Bantus, Banto, Eremit (Umkreis B Magnerichs v. Trier, 6. Jh.)  ​57, 151, 203, 245, 294, 327, 362, 421, 462, 604, 623, 656, 700, 707, 719, 732 f., 738 Barbaren  ​170, 282, 540 Basilius, EB v. Caesarea, Kirchenlehrer (330 [370]–379)  ​483 Basinus, B v. Trier (vor 698 – 705)  ​116, 126 f., 132 f., 136, 142, 144, 146, 150 f., 178, 182, 190, 203, 231, 245, 281, 307, 311, 327, 343, 362, 370, 421, 432, 447, 456, 462, 542, 544 f., 574, 595, 599, 605, 615, 621, 623, 656, 721, 723, 728 Bauinschrift  ​70, 155, 212 – s. auch Cyrillus-­ Inschrift Bau, Baumaßnahmen, Bauprogramm, Bautätigkeit  ​57, 69, 72 f., 104, 207, 155 f., 205, 210 – 212, 215, 218 – 221, 247 – 249, 280, 282 f., 332, 334, 384, 396 f. 407 f., 424, 429, 448 f., 464, 469, 492, 505, 521 f., 524 – 528, 531 f.,

541, 625, 627 – 629, 638, 661, 664, 670 f., 675 – 677, 692, 692 f., 704, 706, 739 – 742, 765 Bauhandwerker  ​492, 521, 526 f., 625, 627 Bavo, Hl., Gent († um 655)  ​124, 293, 561, 572, 592, 710 Bayern, bayerisch  ​61, 131, 152, 307, 446, 463, 595, 599, 708, 719 – 721 Béarn/Lescar, Btm.  ​58, 106, 114, 118, 120 f. Beatus, B v. Amiens (bez. 549)  ​489 Beatus, Eremit (Umkreis B Magnerichs v. Trier, 6. Jh.)  ​57, 64, 132, 307, 383, 447, 594, 604, 700, 707, 719 – 721, 727 f., 732 f. Beda Venerabilis, angelsächs. Historiograph (673 – 735)  ​58, 160 – 166, 168, 171, 174 f., 177, 204, 339, 697 Bekenner  ​passim Belgica  ​82, 85, 121, 174, 478, 486, 504, 507, 753 Belgien, belgisch  ​152, 211, 556 Benedikt VI., Papst (973 – 974)  ​59, 172, 576 Benedikt VII., Papst  ​(974 – 983)  ​59, 64, 172, 205, 576, 644, 704 Benedikt v. Nursia, Ordensgründer († 547)  ​ 741 Benzo (Berengoz), Abt St. Maximin Trier (um 1105 – 1125), Abt Werden, Abt St. Arnulf Metz  ​286 Berengoz  ​s. Benzo Bertanis (?=Britonis), B v. Trier  ​126 f., 351, 444, 716 Besançon, Ebtm.  ​113, 486, 753 Bischofsbestellung, -wahl (kanonische)  ​58, 84, 89, 108, 112, 468, 472 – 474, 535, 634, 643, 666, 754 Bischofsliste, Bischofskatalog  ​60, 63 f., 98, 107, 114, 176, 261 f., 265, 340, 365, 431, 749, 757 Bischofsliste (Series episcoporum) Trier  ​ passim –– Bischöfe von Trier, fiktive  ​67 f., 117, 127, 134, 148, 190, 194 f., 231, 311, 315 f., 321, 357, 456, 610, 715, 723, 756 Bistumsgrenzen  ​169 – 171 Bleitafel 1072  ​72, (438) Böhmen, böhmisch  ​329 Bonifatius I., Papst (418 – 422)  ​56, 58, 80 f., 86, 90, 94, 96 f., 99 Bonos(i)us, B v. Trier (?358/360-[vor] 374)  ​55, 75, 125 f., 128, 34, 136 f., 142 – 144, 149 – 151, 154, 187, 190, 202 f., 225, 227, 231,

769

770 | Register 245, 301 f., 306, 308, 321, 325, 327, 360 – 362, 411, 421, 439 f., 442, 446, 449, 456, 460, 462, 464, 593, 595, 604 f., 615, 619, 623, 646, 655 f., 707, 717, 719, 723, 734, 738 Boppard  ​205, 401 Bordeaux, Ebtm.  ​120, 753, 757 f. Borgia, Johannes  ​328 Bourges, Ebtm.  ​478, 486, 489, 556, 753 Braunschweig-­Lüneburg (Schreinaltar, Gertrudiskreuz, Reliquienschatz)  ​181, 211, 226 f., 238 Brauweiler, Kl.  ​589 Breviarium, Brevier  ​63, 67 f., 111, 118, 120 f., 123, 137, 139 f., 142 f., 145 – 148, 152, 183, 193, 195, 197 – 201, 239, 241 – 244, 314, 317, 320 – 322, 328, 354 f., 358 f., 379, 414, 416, 419, 421, 451 – 455, 457 f., 460, 463 f., 610 – 612, (615 f.), 617 – 620, 640, 649, 652, 654, 728, 730 – 732, 735, 737, 758 – 760, 763 f. Brictius, B v. Tours (397-um 444)  ​68, 87 – 89 Brief, Briefgedicht, Briefsammlung  ​55, 57 – 60, 81, 86 – 89, 96 f., 99, 111 – 113, 254 – 256, 258 f., 338, 388 – 391, 394, 468 f., 473, 478, 486, 488 – 495, 497 – 499, 502 f., 504, 512 – 519, 522, 530, 532, 534, 538, 543 f., 625, 660, 662 – 667, 670 – 672 Britannien, britannisch  ​56, 96, 99 f., 106, 158, 161 – 169, 171, 176 Britius  ​s. Britto Britto, B v. Trier (vor 374 – 386)  ​57, 84, 103, 126 – 128, 142, 146, 186, 225, 301, 301, 305, 351, 442, 444, 456, 593, 615, 621, 716 f. – s. auch Bertanis Bronzekanne  ​254, 263, 267 – 269 Brüdergemeinschaft, merowingische  ​513 Brunichilde, frk. Königin († 613)  ​57 f., 534, 686, 690, 747, 752, 754 Bruno von Lauffen, EB v. Trier (1102 – 1124)  ​ 65, 152 f., 237, 282, 413, 599, 727 Brüssel  ​151, 326, 383, 385, 421, 462, 622, 718, 730 Buchdeckel  ​234, 250 f., 375 f., 379, 631 Burgund, Burgunden, burgundisch  ​57 f., 169 f., 260, 262 – 264, 425, 431, 433, 436, 445, 463, 660, 680, 687, 689, 746 f., 752, 754 Bursfelder Kongregation, Martyrologium  ​ 150, 152, 202, 244, 325, 361, 381 f., 384 f., 420, 461, 620, 655, 657, 736

Bursfelder Reform d. Kl. St. Eucharius Trier  ​ 384 Byzanz  ​519 C Caesarea bei Ravenna, Laurentiuskirche  ​155 Caesarius, EB v. Arles (503 – 542)  ​388 – 392, 394, 500 Calixtus  ​s. Kalixtus Candida, röm. Märtyrerin (3./4. Jh.)  ​372 Capsis sancti Matthiae  ​238 f., 379 Cardiniacus  ​693, 695 f., 705 Carentinus, B v. Köln (bez. bis-567)  ​484 Cartadomus, ? Karden  ​661, 690, 693, 696, 701, 704, 740, 742 f. Casa  ​219, 221, 407 Cassiodor, spätröm.-ostgot. Staatsmann (†  um 580)  ​697 Castor / Kastor von Karden, von Trier, Schüler des B Maximinus v. Trier, Einsiedler († um 400)  ​65, 127, 132, 144, 148, 151, 169, 285, 307, 319, 321, 327, 421, 447, 461, 595, 599, 615, 623, 692 f., 695, 721, 738, 743 Castorius, B v. Apt (bez. 419, † vor 426)  ​94, 98 Catalogus Liberianus  ​63 Anm. 22 Cautinus, B v. Clermont (551 – 571)  ​503 f. Cella  ​218, 220 f., 247, 400, 407 f., 413 Celsus, Hl. und B (fiktiv) v. Trier  ​132, 150, 186, 203, 227, 235 f., 245, 251 f., 306 f., 342, 362, 364, 368, 375 – 379, 383 f., 411, 447, 599, 656, 721 Chalcedon 497 Chalon-­sur-­Saône  ​81, 254, 259  –  265, 267  f. Châlons-­en-­Champagne, Btm.  ​223, 478, 547 Charibert von Paris, frk. Kg. (561 – 567)  ​513, 534 Cheledonius, EB v. Besançon (um 444- 451?)  ​ 113 Childebert I., frk. Kg. (511 – 558)  ​399 f., 402, 636 – 638 Childebert II., frk. Kg. (592 – 596)  ​57, 401, 505, 532, 660, 670, 675, 679 – 681, 684, 686 f., 689 f., 697, 703 Childerich, frk. Kg. († 481/482)  ​366 Chilperich von Soissons, frk. Kg. (561 – 584)  ​ 513, 684 Chlodoswinda, Langobardenkönigin (6. Jh. 2. H.)  ​57, 469, 473, 499, 514, 518 f.

Register |

Chlodwig I., frk. Kg. (481 – 511)  ​57, 347, 364, 366, 368, 391 f., 396, 469, 514, 517, 519 f. Chlothar I., frk. Kg. (511 – 561)  ​468, 508, 510 f., 519, 536, 538, 575, 609, 634 – 636. 638, 642 Chlothar II., frk. Kg. (584-nach 18. 10. 629)  ​ 754 Chorbischof  ​285, 637, 639 Christomimese  ​576 Christophorus, früher Märtyrer (legendarisch)  ​66, 727, 730, 732 Christopolis  ​Insel (Comacina im Comer See)  ​493 Chrodechilde, frk. Kg.in, Gemahlin Kg. Chlodwigs I. († 544)  ​514, 519 Chronik  ​62, 430, 621 f., 637, 697, 703, 708, 717 Chronologie Felix-­Mauricius  ​81  –  93 Chrysanthus, röm. Märtyrer († 304)  ​570, 736 Chuono, Kuno I. von Pfullingen, EB v. Trier (1066 – 1066)  ​132, 307, 447, 599, 721 Clemens  ​s. Willibrord Clemens, B v. Rom, Märtyrer (1. Jh.)  ​63 mit Anm. 22, 124, 154, 293, 298, 439, 560 f., 710 Clermont, Btm.  ​57, 266, 425 – 427, 431 f., 435, 469, 473 f., 477 – 479. 489, 503 f., 537, 542 Cletus, B v. Rom (1. Jh.)  ​63 Codex Egberti  ​s. Egbert Coelestin I., Papst (422 – 432)  ​94, 113 Coemeterialbasilika, -bau, -kirche  ​210 – 212, 231, 248 – 250, 407, 469, 521 f., 661, 690 Collectar, Kollektar  ​193, 300, 323, 608, 725 Collectio antiariana Parisina  ​58 Columban, irischer Wandermönch, Missionar (†  615)  ​700, 703 Comacina  ​493 Confessor  ​passim Constans, theb. Märtyrer Trier  ​131 Constantinus, Constantianus B v. Carpentras (?) (bez. 439 – 451)  ​94, 98 Constantius, magister militum, weström. Mitkaiser (†421)  ​96  f. Constantius, theb. Märtyrer Trier  ​182 Constantius II., (ost-)röm. Ks. ([337] 350 – 361)  ​ 66, 72, 565 Corbie, Kl.  ​178, 223, 364, 369 f., 383, 544 Cornelius, B v. Rom, Märtyrer († 253)  ​63 f., 556, 576 Cratepolius, Petrus († 1605)  ​365 Crescentia, Frau des Märtyrers Modestus († 304)  ​370 – 372, 384

Crescentus, Hl. verehrt in Antiochien  ​372 Crispina, Märtyrerin († 304)  ​553, 567, 580 f., 586 Crispinianus, Märtyrer († 287)  ​553 Crispinus, Märtyrer († 287)  ​553, 580 – 582, 586 Cyprianus, B v. Karthago, Märtyrer († 258)  ​ 576 Cyriacus, Ciriacus, Quiriacus Märtyrer Rom um 305  ​184, 304 Cyrillus. Cirillus, Quirillus, Kyrillos, B v. Trier (um 460)  ​56, 58, 65 f., 70 f., 812, 126, 128, 134, 136, 142, 151, 158, 176, 182, 186, 190, 192, 195, 203, 209 – 252, 266, 306, 308, 311, 313, 316, 342, 362, 364, 370, 375 – 379, 383 f., 413, 443, 545, 593, 605 f., 610, 656, 716, 718 f., 723 f, Cyrillus-­Inschrift  ​59, 62, 70 f., 210, 212 – 217 D Dagobert I., frk. Kg. (623 – 638/639)  ​(268), 409 –– Fälschung für Modoald, B v. Trier  ​404 –– Fälschung für Kl. St. Maximin Trier  ​408 Dalmatika  ​390 Dalmatius, B v. Pavia, Märtyrer († 304)  ​567 f. Dalmatius, B v. Rodez (ca. 535-ca. 580)  ​478 Damerey (Gemeinde Saint-­Martin-­en-­Bresse)  ​ 267 Damian von der Leyen, Dompropst Trier (bez. 1673)  ​328 Daria, röm Märtyrerin († um 304)  ​441, 570, 589, 736 Datius, Dacius, EB v. Mailand (ca. 530-ca. 552)  ​ 494, 500, 502 f. de Marca, Petrus, EB v. Paris, Historiker (†  1662)  ​119 Dedikation  ​136, 192, 233 f., 239, 313, 383, 625 Dekretale  ​94, 96, 99, 112 f. Deoteria, Geliebte/Gemahlin Kg. Theudeberts I.  ​481  f. Depositio  ​passim Depositio martirum  ​60 Anm. 11 Depositiones episcoporum  ​60 Anm. 11 Desideratus, B v. Verdun (bez. 535, 549)  ​486, 489 Diakon  ​69, 118, 120, 390, 405, 486, 491, 509, 536, 660, 682, 684 f., 703 Diana (Kult, Heiligtum)  ​675 f., 678

771

772 | Register Dies natalis, Festtag  ​106, 111, 114, 137, 141, 154, 198, 206 f., 225, 317, 326, 342, 358, 364 – 367, 371 f., 383, 396, 414, 421, 424, 433, 436, 453, 456, 462, 469, 534, 553, 563, 611 f., 619, 646, 666, 693, 727 – 729, 746 f., 755, 761 Dietrich (Theoderich) I., EB v. Trier (965 – 977)  ​59, 172, 205, 644 Dinamius, Rector der Provence (ab 565)  ​ 504 f. Diokletian, röm. Ks. (284 – 305), diokletianisch, vordiokletianisch  ​96 f., 171 Dionysius, angebl. von Rom gesandter GründerB v. Paris (um 250), Märtyrer  ​546 Diözesangliederung  ​171 Disentis, Kl. (Btm. Chur)  ​193 Disibod, Eremit (6. Jh., Umkreis B Magnerichs v. Trier)  ​57 Disibodenberg, Kl.  ​183, 193, 195 Dom  ​69 f., 143, 152, 180, 198, 252, 291, 316, 319, 320, 342, 357, 408, 417, 448 f., 455, 469, 521, 523 f., 538, 560, 625, 627, 647, 649, 652, 731 Domkapitel  ​57 Domliturgie  ​142, 280, 296, 323, 611, 653, 656, 763 Donatismus, antidonatistisch  ​58, 70, 96 Dreiervita (Eucharius, Valerius, Maternus)  ​ 71, 220 Dreikapitelstreit  ​468, 486, 497 Drůtwin, Ehefrau von Wezilo (12. Jh. Mitte)  ​ 448 du Saussay, André, B v. Toul (1655 – 1675)  ​326, 347, 365 f., 430 Dynastie, valentinianische  ​91 E Eberhard, EB v. Trier (1047 – 1066)  ​59, 172, 438 – 440, 463 Eberwin, Abt Kl. St. Martin Trier (um 995 – 1040), Historiograph  ​59 f., 472, 530, 574 f., 661, 663, 677 – 679, 692 f., 697, 699, 703 – 706, 710, 713, 742 Echternach, Kl.  ​300, 461, 582 f., 588, 595 –– Florus-­Redaktion  ​83, 122 f., 137 f., 151, 189, 287, 344, 350, 430, 603 f., 706 f., 737 Effrem der Syrer, Eremit († 373)  ​370 Egbert, EB v. Trier (977 – 993)  ​63 – 65, 71, 83, 123 f., 180 – 182, 184, 249, 288, 291 – 293, 304, 432, 436 f., 444, 559 – 562, 568 f., 701, 709 f., 714

–– Codex  ​295, 339 –– Psalterium mit Laetania universalis  ​64, 83, 123, 151, 180, 285, 291 – 294, 436 f., 441, 560, 568, 709 Egidius, EB v. Reims (abgesetzt 590)  ​684 Egilbert, EB v. Trier (1079 – 1101)  ​299, 592, 714, 716 f. Ehevorschriften, kanonische  ​468 Ehrensenior, Ehrenseniorat  ​106 – 108, 110, 112, 115, 120, 167 Einsiedler, Eremit, eremitisch  ​57 f., 425, 443, 591, 634, 636 f., 641, 660 f., 675, 703, 705 f., 715, 719 f., 724 Elfenbeintafel  ​234, 250 f., 376 Eligius, Illidius, B v. Clermont (um 380)  ​435, 542 f. Ellinger-­Codex  ​s. Tegernsee Elogium, Elogien  ​132, 365, 367, 382, 549, 565, 599 f., 621 Elsass  ​585 Emerus, B v. Trier (nach 486/490)  ​56, 266, 271 – 275, 278 f., 281 f. Ennodius, B v. Pavia (514 – 521)  ​500, 502, 518 Epetemius, Apothemius, B v. Angers (bez. 4. Jh. Ende)  ​85 Epiphanius, B (Fréjus ?, bez. 582)  ​681 Episkopat  ​passim Epistolae Arelatenses  ​85, 113, 502 Epistulae (Epistolae) Austrasicae  ​59, 504, 677 Epitaph  ​83, 153 f., 261 – 263, 268 f., 506, 625; s. auch Cyrillus-­Inschrift Epithet  ​75, 102, 125, 128, 177, 218, 342, 351, 367, 371 f., 384, 393, 403, 431, 542, 565, 607, 609, 692, 716 –– Epithet sanctus  ​passim Eposium/Yvois, Kastellort, erste Pfarrei im Btm. Trier  ​660, 672, 675, 677 f., 682 – 685, 700 f. Erchanbald, B v. Eichstätt (892 – 912)  ​550 Eremit  ​s. Einsiedler Erfurt, Missalefragment  ​295 Erkanbald, Abt Kl. Fulda (997 – 1011)  ​564 Erkanfrida, lotharingische Gräfin (Schenkung/Testament 853)  ​624 Essen, Damenstift  ​290 Etnecius  ​s. Nicetius Eucharius, B v. Trier (3. Jh. 2. H./3. Drittel)  ​ 56, 59, 61 – 65, 70 f., 73 f., 116, 121, 123, 127 f., 132, 136, 138, 140, 142, 144 – 146, 148 f.,

Register |

151, 169, 172, 178 – 180, 182, 184, 186, 192 f., 195, 199, 202 – 204, 210 – 212, 215, 219 – 227, 230, 234 – 238, 245 – 251, 281, 285, 287 f., 290 – 297, 299 f., 305 – 308, 310 f., 313, 315 f., 320 f., 323, 325, 337, 349 – 351, 361 f., 364, 369 f., 373, 375 – 378, 383 f., 408, 413, 418, 432 – 434, 437, 440 – 442, 447, 450, 456, 460, 536, 544 f., 553, 555, 558 f., 564, 566 f., 574, 577, 579 – 585, 588, 590 – 593, 595 f., 599, 601 – 604, 608 – 611, 615, 617, 619, 621, 623, 652, 655 f., 697, 707 – 709, 715, 717, 719 – 722, 732, 734, 756 Eucharius-­Memoria  ​219  f. Eucherius / Eucharius  ​222 Eudila, (Eutulanus), B v. Toul (bez. 614)  ​753 Eugen III., Papst (1145 – 1153)  ​187, 218, 307, 309 f., 373 f., 449, 721 f. Eugenius, ? B v. Toledo, Märtyrer (? um 250)  ​ 556 Eulalius, Gegenpapst  ​418/419 gegen Papst Bonifatius I.(† 423)  ​80, 99 Euphrates, B v. Köln (343 – 346)  ​497 Euphronius, B v. Tours (556 – 573)  ​483 Eutharius = Eucharius  ​222 Eutyches, Presbyter, Monophysit (378-nach 454)  ​486, 495, 497 f., 502 Evangeliar  ​234, 250, 299, 375, 631 Evangelistar  ​186, 227, 306, 556, 719 Exil, Verbannung  ​58, 166, 260, 262, 264, 272, 274 f., 278, 468, 503, 508 – 511, 513, 518, 521, 538, 609, 635 – 539, 642 f., 664, 668, 679, 684, 703 Exkommunikation, exkommunizieren  ​ 479 – 481, 486 f., 489, 508 f., 538 F Fabianus, B v. Rom (236 – 250), Märtyrer  ​63 f. Felicissimus, Diakon, Märtyrer († 258)  ​192, 233, 313, (309, 449 in Text) Felicissimus, aufgeführt zwischen Trierer BB  ​ 134, 136, 190, 231, 311, 605, 723 Felicius ? = Felix  ​401 Felicius  ​s. Fibicius Felix, B v. Metz (4. Jh.)  ​441 Felix, B v. Trier (386 – 399/400)  ​55 – 59, 63 – 65, 72 – 75, 79 – 91, 96, 98, 100 – 103, 116, 123, 125 – 128, 132, 134, 136, 142, 146, 149 f., 161, 180, 182, 184, 190, 192, 195, 202 – 204, 222, 225, 231, 234, 245, 281 – 283, 288 f., 292,

294 f., 297 – 302, 304, 307 f., 310 f., 313, 316, 324 f., 328 – 331, 349 – 351, 360 – 362, 370, 432, 442, 444, 447, 449, 456, 460, 545, 559 – 561, 569 f., 584, 593, 595, 599, 604 f., 609 f., 615, 619, 621, 655 f., 707, 716 – 7 18, 721 – 723, 734 Felix, presbyter et martyr (1. Jh.)  ​401 Felizianer  ​85  f., 90 Festkalender –– Trier  ​61, 83, 342, 615, 693, 708, 719, 721 –– Köln  ​290, 401, 450 Fibicius, Fibitius B v. Trier (nach um 506 – 511/525), Felicius, Filitius  ​58, 65 f., 127, 142, 146, 151, 204, 237, 327, 393, 395 – 422, 424 f., 435 f., 456, 461 f., 542 f., 615, 621, 623, 636, 638, 640, 738 –– angeblich Abt St. Maximin (Vibicius)  ​405 Fidis von Agen, Märtyrerin († 287 oder 303)  ​ 758 Filitius  ​s. Fibicius filius-­Apostrophierung  ​494 Flav(i)us, B v. Reims (bez. 535)  ​478, 489 Florentius, Florencius, fiktiver B v. Trier  ​146, 456, 615 Florianus, Abt von Romenum (Oberitalien) (6. Jh.)  ​57, 60, 62, 468, 490, 493 – 495, 500, 502 f., 512, 514, 518, 544 Florinus, Hl. aus Chur (†856)  ​65, 441, 589 Florus von Lyon, Diakon, Theologe († 860)  ​ s. Martyrolog(ium) Föderaten  ​169  f. Foresti, Giacomo Filippo da Bergamo († 1520)  ​ 66, 622 Fortunatus, EB v. Trier (809 – 814)  ​142, 151, 195, 203, 245, 315 f., 362, 411, 456, 610 f., 615, 656 Francia  ​383 Franken, fränkisch  ​57 f., 89, 164, 175, 222 f., 254, 256, 260, 263 f., 272, 285, 334, 347 – 351, 364, 366, 388, 392 f., 396, 404 f., 480 f., 486 f., 489, 498, 502, 518, 527, 539 f., 545, 547, 581, 629, 671, 690, 697, 703, 715, 744 –– Rhein-­Franken, rheinfränkisch  ​158, 168  f., 178, 347, 364, 391 Franko-­gallisch  ​402, 486, 518 Franziskus, Franz von Assisi († 1226)  ​354 Fredegar, frk. Geschichtskompendium  ​697 Freising, Btm.  ​463 Friesland, friesisch  ​181

773

774 | Register Fulda, Kl.  ​288, 403, 553, 564, 566 f., 569, 572, 579 – 583, 588 Furtunatus (? Furtunatianus, B v. Aquileja Mitte 4. Jh.)  ​185 G Gallia, Galliae  ​74, 85, 90, 94, 97, 99, 113, 346, 350, 502, 681 Gallia Belgica  ​121, 174 Gallien, gallisch  ​56 f., 64 Anm. 22, 68 f., 79 – 81, 85 f., 90, 96 f., 99 f., 105 – 108, 110, 112 – 115, 120 f., 130, 150, 158, 161, 164, 167 f., 171, 174 f., 177 – 179, 194, 203, 211, 218, 245, 254 – 256, 258, 339, 345 f., 349, 361, 369 f., 388, 391, 402, 424, 427, 430, 436, 463, 468, 489, 497 f., 507, 518, 539, 546, 556, 565, 584, 552, 656, 675 f., 681, 708, 745, 753 Gallus, B v. Clermont (525/526 – 551)  ​ 424 – 428. 431 f., 473 – 475, 478 Gaugerich, B v. Cambrai (584 – 623), davor Diakon Eposium  ​57, 545, 660, 678 f., 682 – 685, 697, 700, 703, 705 f., 708, 749 f., 756 Gefangenenfreikauf  ​468, 494  f. Gegenbischof  ​468, 509, 637, 639 Gelasius I., Papst (492 – 496)  ​366 Gelasianum  ​s. Sakramentar, Sacramentarium Gellonense  ​s. Martyrolog(ium) Hieronymianum, Abbreviata/Breviata Geminianus, B v. Modena (341 – 349)  ​179 Gennobaudus, B v. Laon (bez. 549)  ​489 Gentes  ​56, 169  f. Gereon, theb. Märtyrer Köln  ​544 Germanen, germanisch  ​100, 169 – 171, 262, (338), 527, (637), 660, 664 f., 746 f. Germania I  ​56, 158, 162, 165, 168, 171, 174, 176, 178, 396, 401, 693 Germania II  ​171, (174) Germanus, B v. Auxerre (418 – 448)  ​58, 66, 106, 158, 161 – 166, 171, 177, 204, 411, 516, 518, 522, 569, 572, 580, 592, 604, 608 f. Germanus, B v. Paris (550 – 576)  ​176 f. Germanus, Gründer-­Abt Kl. Granfelden (†  675)  ​66 Gertrud, Äbtissin Nivelles († 659)  ​285, 383, 696 Gertrudiskreuz  ​181  f. Gesta Treverorum  ​passim Gévaudan/Mende, Btm.  ​68, 478

Glaubenspredigt, Missionspredigt Trierer  ​ 73 f., 121, 169, 720, 755 Glodesinde, Äbtissin Metz († 608)  ​441, 727 Goar, Priester aus Aquitanien, Missionar am Rhein († 575)  ​65 f., 148, 151, 285, 327, 396 – 402, 421, 425, 441, 462, 510, 544 f., 581, 585, 589, 592, 602, 623, 634, 636 – 643, 645, 700, 703, 738 Gogus, Gogo, (565 – 581), Nutritor Kg. Childeberts II., (Hausmeier)  ​505, 531 f., 660, 668, 670 – 672 Gonotiernus, B v. Senlis (bez. 549)  ​589 Gorze, Kl., gorzisch  ​567, 591 Goslar  ​211, 223 Graach  ​696 Grab, Grablege, Grabstätte, Ruhestätte, Sepultur, Bestattungsort  ​passim Graboratorium  ​210 Gregor I., d. Gr., Papst (590 – 604)  ​63, 203, 235, 367, 377, 556, 699 Gregor (II. ?), Papst (715 – 731)  ​63 Gregor (III. ?), Papst (731 – 741)  ​63 Gregor von Spoleto, Märtyrer († um 304)  ​ 456, 736 Gregor von Tours, B v. Tours (573 – 593/594), Historiograph  ​59 f., 62, 69, 74, 88 f., 248, 337, 405, 407, 424 – 426, 430 – 432, 434 f., 469, 472 – 476, 480 – 483, 504, 506 f., 509, 511, 513 f., 518 f., 532 – 534, 537 – 544, 548 f., 551, 575, 600 f., 613 f., 623 f., 636, 639, 643, 671 – 673, 675 – 681, 684, 686 f., 689, 691, 695, 697, 703, 757 f. Gregorianum  ​s. Sakramentar Griechisch  ​210, 218, 258, 344, 347, 502 Gründerbischof, Bistumsgründer  ​56, 58, 61 – 64, 68, 73, 106, 118, 121, 136, 169, 172, 175, 180, 192, 194, 210, 234, 27, 284, 293, 305, 313, 316, 321, 323, 329, 378 f., 383, 432, 437, 440 f., 456, 552, 556, 560 f., 570, 577, 589, 591, 618, 621, 623, 708, 717, 726 Gründung, apostolische  s. Trier, Kirche Gunderich, Gondericus, B v. Trier (nach 586-vor 614)  ​56, 58, 705 f., 745 – 749, 756 Gundo(b)aldus, B v. Meaux (vor 614-nach 626/627)  ​754 Gunthram-­Boso, frk. Herzog (bez. 585)  ​58, 660, 686 f., 689 f., 711

Register |

Gunthram, Guntram von Orléans-­Burgund, frk. Kg. (561 – 592)  ​57, 513, 660, 679. 682, 687. 689, 699 f. H Hadelinus, Kl.-Gründer Hennegau († 690)  ​ 556 Hagenau  ​385 Hagiographie, hagiographisch  ​58 – 60, 64 Anm. 22, 70, 72, 83, 88, 296, 473, 475 f., 509, 539, 542, 544, 681, 684, 713; jeweils Rubrum B Handwerker, italienische  ​s. Bauhandwerker Harimeris, (? Charimeres), B v. Verdun (um 590 – 614 …)  ​753 Hausheilige (Kl. St. Eucharius-­St. Matthias Trier)  ​71, 186, 227, 299, 306, 308, 378 f., 384, 449, 557, 603, 722 Heermeister  ​s. magister militum Heiligengrab  ​69, 518 Heiligenkalender  ​s. Festkalender Heiliger Rock, tunica domini  ​600 Heilig-­Kreuz-­Kirche  ​s. Trier, Stifte: St. Marien-­St. Paulin Heiligmäßig  ​90, 254, 256, 266, 469, 492, 494, 524, 549, 697 Heiltumsschriften, Trier 1514/1517  ​657 Heinrich I., EB v. Trier (956 – 964)  ​65, 710 Heinrich (III.), Herzog von Limburg (1167 – 1221)  ​741 Heinrich von Ulmen, Kreuzritter (1207)  ​236 Helena, Mutter Ks. Konstantins d. Gr. († um 330)  ​150, 203, 245, 251 f., 321, 337, 42, 362, 376 f., 385, 406, 408, 456 f., 583, 588, 595, 600, 615, 621, 656, 736 Helmarshausen, Kl.  ​75, 129, 152, 444, 446 Heortologie  ​121, 456 Hermann von der Reichenau († 1054)  ​ s. Martyrolog(ium) Heros, EB v. Arles (408 – 4 12)  ​89 Herrenschüler, discipuli domini  ​65 Hesperius, B v. Metz (526 – 542)  ​489 Hiat, heidnischer  ​64, 366 Hieronymus, Kirchenvater († 420)  ​179, 697 Hilaritas (Inschrift)  ​155 Hilarius, B v. Gévaudan/Mende (515 – 535)  ​ 478

Hilarius, EB, Metropolit Arles (430 – 449)  ​ 106, 108, 112 f., 128, 158, 161, 163, 167, 225, 442, 518, 520, 718 Hilarius, B, Metropolit Narbonne (bez. 417 – 422)  ​94, 97 f. Hilarius, B v. Poitiers (vor 356 – 367/368)  ​68, 518, 520 Hilariuszelle  ​288, 396, 404, 407 – 409 Hildolfus, Hildulfus, ChorB v. Trier (um 700)  ​ 142, 146, 190, 406, 408, 411, 456, 604, 615, 707 Hillin von Falmagne, EB v. Trier (1152 – 1169)  ​ 230, 602, 696 Himmerod,, Kl.  ​131, 152 f. Hirsau, Kl., hirsauisch  ​182, 193, 598 Hispania  ​s. Spanien Historiographie  ​s. jeweils Rubrum B Hockweiler  ​696 Homicidium  ​97 Homöer, homöisch  ​518 Honau, Kanonikerstift  ​182, 193 Honoratus, Gründer Lérins, EB v. Arles (426 – 430)  ​163 Honorius, Ks. (395 – 423)  ​82 Honorius III., Papst (1216 – 1227)  ​696 Hormisda, Papst (514 – 523)  ​391 Hugo von Flavigny, Mönch, Chronist (1065nach 1111)  ​337  f. Humili prece  ​s. Litanei Hunnen, Hunnensturm  ​173  f. Hydatius, EB v. Merida (379 – 386)  ​84 Hystoria Treverorum  ​368 Hystoriae  ​73 I Iamblecho  ​s. Ja(m)blychus Iamlychus  ​s. Jam(b)lychus Iamlychus, ? B v. Chalon-­sur Saône  ​261 f. Ingobert, Eremit Umkreis B Magnerichs  ​57, 700 Instandsetzung  ​s. Restaurierung Insular  ​285 Inventio, Auffindung  ​103, 153, 308, 310, 364, 374, 384, 722 Investiturstreit  ​130 Iovinus, magister equitum, Heermeister, Usurpator (†  413)  ​213 Irmina, Yrmina, Klostergründerin, Äbtissin (†  704/710)  ​288, 410

775

776 | Register Irsch bei Trier  ​696 Isicus, Märtyrer (4. Jh.)  ​372 Isidor, EB v. Sevilla, Enzyklopädist († 636)  ​ 697 Italia, italisch, Italien, italienisch  ​57, 60, 62, 66, 82, 179, 182, 184, 346, 468 f., 490 – 492, 499, 502, 519, 521, 534, 538, 625, 627, 677 Ithacius, B v. Ossonoba (bez. 380)  ​84 Ithazianer  ​82, 84 Iuvianus, Märtyrer  ​372 Ivo, B v. Chartres, Kanonist (1089 – 1115)  ​97 Ivois  ​s. Yvois (Carignan) J Jakobus, Jacobus Apostel  ​66, 120, 373, 383, 721, 727, 729 f., 732 Jam(b)lychus, B v. Trier (vor 475/476 – 490[? 479])  ​56, 59, 81, 253 – 269, 272, 274, 278, 365 –– Namensformen 260, 264 – 266 Januarius, B v. Benevent († um 305)  ​355, 357 Johann I., EB v. Trier (1189 – 1212)  ​741 Johannes Baptist, der Täufer  ​216, 236, 310, 385, 438 Johannes Cassianus, Abt, Klostergründer (360 – 435)  ​167, 483 Johannes Evangelist  ​71, 74, 234 – 236, 250 f., 308, 373., 376 – 378, 383, 404, 408, 582, 625, 630 f., 657, 721 Johannes Evangelist, Kirche – St. Eucharius/ St. Matthias Kl.  ​221, 247, 722 Johannes XIII., Papst (965 – 972)  ​59, 172, 339 Johannes, angebl. Abt St. Maximin Trier (4. Jh.)  ​405, 407 Johannes, B (?), Gallien (bez. 419)  ​94, 99 Johannes, Usurpator (423 – 425)  ​81 Jovinus, Usurpator  ​s. Iovinus Julian, B, Gründer Btm. Béarn/Lescar (5. Jh. 1. H.)  ​106, 118 – 121, 425 f. Julianus / Lucianus, B v. Viviers (?) (frühes 5. Jh.)  ​94, (95), 98 Julius I., B v. Rom (337–352)  ​72, 174 Jurisdiktion  ​96, 114 Justinian I, oström. Ks. (527 – 565)  ​57, 66, 468, 473, 486, 495, 498 f., 502, 518 Justus von Beauvais, frühchristl. Märtyrer (†  287)  ​133, 383 Justus, B v. Lyon (4. Jh. 2. H.)  ​68, 133, 383

K Kaiserhof, Kaiserresidenz –– Konstantinopel  ​497 –– Mailand  ​721 –– Trier  ​82, 721 Kalender  ​s. Festkalender und passim –– Breviarium- Kalender  ​67 f., 137, 139, 142, 145 – 147, 183, 193, 195, 197 – 201, 239, 241 – 244, 314, 317, 320 – 322, 354, 358 f., 379, 414, 416 – 419, 451 f., 454 f., 457 f., 610, 617, 640, 649, 652, 654, 728, 730 – 732, 760, 763 f. – s. auch Breviarium –– Nekrolog-­Kalender  ​143, 147  f., 200  f., 243 f., 284, 286, 300, 319, 322 f., 357 – 359, 379 f., 419, 450, 455, 458 f., 571, 594 f., 616, 653, 733 – s. auch Nekrolog Kalixtus (I.), Kalistus, Calixtus, Calistus, B v. Rom, Papst (217 – 222)  ​63 f., 649 f., 652 Kapitelsprotokolle Stift St. Paulin Trier  ​328 Karadonum / Karden  ​692 Karden  ​133, 169, 556, 630, 661, 692 f., 705, 741, 743 Kardeney, Wüstung bei Neumagen  ​693, 705 – s. auch Cardiniacus Karl d. Gr., frk. Kg. und Ks. (768 – 814)  ​284, 286, 400, 456, 558 Karl IV., röm.-dt. Kg. und Ks. (1346 – 1378)  ​ 252, 319 Karolinger, karolingisch  ​65, 316, 402, 694 Kathedra Petri (Fest)  ​456 Katholizismus, katholisch  ​254, 514, 518 Kempten, Kl.  ​563 Kirchenprovinz  ​82, 96 – 98, 106, 108, 110, 112 f., 200, 329, 366, 391, 432 f., 469, 474, 478, 486, 489, 643, 660, 668, 678, 753 Kleriker, Mailänder (6. Jh. Mitte)  ​498 f., 502 f. Klerikergemeinschaft, -kolleg  ​70, 120 f., 249, 268, 283, 408 f., 661, 690, 694 Klerikerschule  ​469, 481, 484, 492, 512, 660, 684 Klerus Trier  ​473 Klosterreform  ​297, 384, 563, 567, 598, 703 Koblenz  ​441, 589, 678, 680, 686, 703 Köln, Btm., Ebtm.  ​70 f., 100, 148, 150, 171, 194, 203, 220, 241, 245, 288, 329, 354, 362, 385, 397, 433, 450 f., 463, 478, 482, 484, 497, 545, 568 f., 582, 584 f., 609, 622, 656, 736, 757 f.

Register |

Köln, Klöster, Stifte –– St. Aposteln, Stift  ​401 –– St. Gereon, Stift  ​450 –– Kartäuser-­Kl.  ​326 –– St. Kunibert, Stift  ​450, 608, 736 –– St. Maria ad gradus, Stift  ​450 –– St. Pantaleon, Kl.  ​354, 450 –– St. Severin, Stift  ​433, 450 Kölnisch-­rheinisch  ​451, 589 Königsgedanke  ​518 Königtum, fränkisch, merowingisch  ​57 f., 538, 671 Kollektar  ​s. Collectar Kolonie, griech.(-oriental.) Trier  ​210, 218, 344, 347 Kommemoration  ​passim Komputistik, komputistisch  ​125, 302, 551, 558, 718 Konprovinziale  ​469, 666, 668 Konrad, Abt St. Maximin Trier (12. Jh.)  ​405 Konrad II., frk.-dt. Kg. und Ks. (1024 – 1039)  ​ 444 Konrad von Mure, Kantor Grossmünstser Zürich († 1281)  ​65, 236, 412, 566, 726 Konstantin (d. Gr.), röm. Ks. (306 – 337)  ​56, 58, 60, 62, 70, 91, 96, 156, 185, 251, 261, 376 f., 406 – 509, 519 Konstantin III., Usurpator (408 – 414)  ​81, 89 Konstantinopel  ​236, 498, 502 Konstanz, Btm.  ​598 Kontinuität  ​62 – 65, 71, 162 Konzil / Synode –– Arles 314  ​58, 70, 96 –– Bordeaux 384/385  ​84 –– Chalcedon 451  ​497 –– Clermont 535  ​57, (59), 469, 477 f., 489, 504 –– Köln 346  ​497 –– Mâcon 585  ​678 –– Metz (?) 551  ​503 f., 506 –– Nîmes 396  ​85 f., 90 –– Orange 441  ​86 –– Orléans II 533  ​478 –– Orléans III 538  ​684 –– Orléans IV 541  ​492 –– Orléans V 549  ​57, (59), 469, 478, 485 f., 489, 492, 495, 497 – 499, 504 –– Paris 551/552  ​57, 469, 505 – 507 –– Paris 614  ​(59), 746, 752 – 754 –– Riez 439  ​86

–– Rom 313  ​70 –– Spoleto (geplant, frühes 5. Jh.)  ​99 –– Toledo 400  ​89 –– Toul um 550  ​59, 468 f., 486 f., 489 f., 504 –– Trier 386  ​82, 84 –– Turin 398/399  ​82 – 91, 96 f. Korlingen  ​696 Kreuzauffindung  ​621 Kreuzerhöhung  ​576 Kreuzreliquie  ​236 Kreuzzeichen, signum crucis  ​536, 538 f., 699 Krypta, cripta  ​146, 305, 541, 556, 591, 624 f., 628, 694, 739, 758 Kuno  ​s. Chuono Kurfürstenkolleg  ​121 Kurzmartyrologium, Trier-­Prümer  ​ s. Martyrolog(ium) L Laach (Maria Laach), Kl.  ​230, 405, 601 f. Lactantius, Presbyter (6. Jh.)  ​497 Laetania universalis  ​s. Egbert, Psalter Lambert von Saint-­Omer, Kanoniker (um 1120)  ​741 Langobarden, langobardisch  ​57, 66, 469, 514, 518 f., 672, 675 Laon, Btm.  ​489 Laurentius, röm. Diakon, Märtyrer († 258)  ​ 230, 652 Laurentius I., EB v. Mailand (490 – 512)  ​420 f. Lazarus, B v. Aix (… – 411)  ​87 – 90 Lea (Inschrift)  ​155 Legat(en) d. B Rusticus  ​(641) Legenda d. B Marus  ​280, 296, 316, 329 Legendar  ​214 Legende, legendarisch  ​121 Lenus-­Mars, Treverergott  ​169 Leo I., d. Gr., Papst (440 – 461)  ​56, 106, 108, 110, 112-115 Leo IX., Papst (1049 – 1054)  ​59, 68 Leontius, B v. Fréjus (bez. 419 – 433)  ​94, 98 Leontius, Legontius  ​B v. Metz (5. Jh.)  ​107, 111, 113 f., 127, 137 f. Leontius (Legontius….), B v. Trier (419/445 – 445/447)  ​56, 58, 64, 75, 80, 99, 101 f., 105 – 156, 158, 161, 164, 166 f., 171, 177, 180, 190, 202 f., 225, 231, 245, 281, 288, 292, 301 f., 307, 311, 317, 325, 350, 360 – 362, 442,

777

778 | Register 460, 479, 560 f., 574, 593, 605, 612, 619, 646, 655 f., 716 f., 723, 734 –– Namensformen  ​105 Leporius, Mönch, Häretiker Trier (frühes 5. Jh.)  ​80, 99, 163, 167 Lérins, Kl.  ​158, 161, 163 – 165, 167, 169, 388, 391 f. Libellus precum  ​226 f., 546 f. Liber vitae  ​280, 296, 316 Libera nos-­Gebet  ​295 Liberius, B v. Rom (352 – 366)  ​174 Lieux de mémoire  ​56 Limoges, Btm. u. Kl.  ​68, 471 f., 478, 483, 543, 672, 676, 703 Limousin  ​470 – 472, 483 Linus, B v. Rom (1. Jh.)  ​63 Lippspringe, Reichstag 782  ​400 Lissabon  ​328 Litanei  ​63 – 65, 75, 124, 178, 180, 194, 211, 222 f., 226, 283, 285 f., 288 f., 293 – 295, 300, 315, 369 – 371, 383, 412, 432, 441, 446, 452, 463, 544 – 547, 555 – 557, 561, 568 – 570, 584, 588, 710 –– Allerheiligenlitanei  ​65, 412, 566, 726 –– Humili prece  ​65, 183, 303, 594 –– Laetania universalis  ​s. Egbert, Psalterium Liturgie, liturgisch  ​58, 60 f., 63, 66, 68, 70 und passim Liudolf, Ludolf, EB v. Trier (994 – 1008)  ​705, 714 Liutbert, B v. Münster (849 – 870)  ​286 Liutwin (Luitwinus, Liudovvinus, Leudowinus, Lautwinus, Leutwinus, Lutwinus), B v. Trier (705 – 721/722)  ​ 63 – 65, 116, 132, 145, 151, 180, 184, 202 f., 245, 289, 292, 294, 304, 316, 321, 325, 327, 355, 361 f., 421, 432, 447, 456, 460, 462., 553, 560 f., 574, 582, 588, 591, 599, 604, 611, 615, 619, 655 f., 707 f., 719, 721, 734, 736, 738 Longinus, oström. Konsul (486, 491)  ​261, 263 Lorsch, Kl.  ​296, 584 f. Lothar I., frk. Kg. u. Ks. (840/843 – 855)  ​592 Lotharingien, lotharingisch 128, 223, 278, 329, 547, 708 Lothringen, lothringisch  ​128, 152, 225, 301, 442, 463, 563, 717 Lubentius, Schüler des B Maximinus Trier, Missionar an Untermosel und Lahn  ​127,

151, 169, 203, 245, 283, 362, 567, 588, 595, 602, 666 Lucianus  ​s. Julianus, B v. Viviers (?) Lüttich, Btm.  ​203, 353, 383 f., 547, 607, 757 –– Kl. St. Jakob 758 Lugdunense  ​s. Martyrolog(ium) Lupus, Abt von Ferrières, Biograph († nach 861)  ​60, 74, 219 Lupus, B v. Troyes (426 – 478)  ​58, 106, 120, 158, 160 – 163, 165, 167, 176, 178, 254 – 256 Luxemburg  ​152 f., 328, 562 Luxeuil, Kl.  ​69 Lycontius presbyter, Inschrift St. Paulin, Trier  ​ 153 f. Lyon, Btm., Ebtm.  ​411, 431, 486, 489, 506 f., 585 f., 753 M Maas, maasländisch  ​441, 589 Mâcon  ​707 Magdeburg, Ebtm.  ​571 Magie  ​637 Magister militum, Heermeister  ​96, 158, 165, 167, 213 Magnerich, B v. Trier (566-nach 586)  ​56 f., 69 f., 62 – 66, 68, 116, 123, 126, 128, 132, 134, 136, 140, 142, 149, 151, 180, 187, 190, 202, 204, 206, 221, 225, 227, 231, 237, 281, 281, 288, 292, 299, 306 f., 311, 316 f., 325, 327, 349 f., 361, 372, 375, 409, 416, 421, 432, 441, 447, 460, 462, 469, 484, 509, 528, 530 – 532, 534, 545, 560 f., 566, 574, 576, 593, 599, 504 f., 611 f., 619, 623, 628, 637, 641, 643, 655, 657 – 743, 746, 749, 753, 762 Magnowald, frk. Großer (hingerichtet 585)  ​ 686 f. Mailand, Ebtm.  ​81, 90, 494 f., 498, 500, 502 f., 720 f. Mainz, Btm., Kirchenprovinz  ​169, 171, 184, 204, 304, 397, 478, 482, 566, 568, 585, 754 Majestas Domini  ​236 Majolus, Abt Kl. Cluny (954/964 – 994)  ​565 Mamertus ?=Maternus  ​250, 294, 376 f. Manichäismus  ​97  f. Mansuetus, B v. Toul (4. Jh.)  ​552, 592 Mapinius, Map(p)inius, EB v. Reims (bez. 549)  ​486 f., 489 f., 504, 532, 670 Marcellus, fiktiver B v. Trier  ​146, 615

Register |

Maria, Gottesmuster  ​73, 124, 136, 192, 233, 236, 251, 278, 293, 310, 313, 376, 500, 518, 561, 657, 710 –– Christotokos  ​500, 518 –– Theotokos  ​500, 502, 518 Marienfest  ​s. Praesentatio beatae Mariae virginis Marinus, B in Gallien (bez. 419)  ​94, 99 Marcus, Markus, Apostelschüler, Evangelist  ​ 193, 714 Marseille, Btm.  ​85, 89, 97, 159, 206 f., 660, 679 f., 686 Martialis, B v. Limoges (3. Jh.)  ​68, 120 f., 471 Martin, B v. Tours (372 – 397)  ​68, 82, 84 f., 87 f., 90, 190, 231, 311, 518 f., 605, 661, 671, 675, 678, 686 f., 690 – 696, 703 – 705, 723, 739 – 743 Martinskult (und -kirchen)  ​519, 661, 675 f., 678, 686 f., 690 f., 693, 694 – 696, 703 – 705, 739 – 743 Martinus, fiktiver B v. Trier  ​134, 136, 190 f., 231, 233, 251, 300, 311, 313, 377, 723 Märtyrer  ​65, 75; passim, unter ihren Namen geführt –– thebäische, trierische  ​s. Thebäer Märtyrertradition  ​149, 202, 325, 360, 460, 619, 655, 734 Martyrolog(ium) –– Allgemeines, Historische und institutionenbezogene Martyrologien  ​57, 59 – 62, 64 Anm. 22, 83, 116, 134, 139, 151 f., 182, 189, 193, 231, 242, 287, 310, 326, 344, 347, 350, 352, 364, 366, 373, 375, 384, 411, 413, 420 f., 445, 463, 565 – 567, 573 f., 581, 585 f., 600, 602 f., 606, 616 f., 622, 648, 723, 725, 734, 737, 758, 760 –– Martyrologium Hieronymianum  ​57, 59 – 62, 69, 72, 121, 123, 150, 203, 245, 287, 311, 321, 344 – 347, 349 – 351, 353 – 355, 360 – 362, 371, 424, 428, 430 – 432, 436, 438, 443, 445, 450, 453, 456, 463 f., 564 – 566, 583, 586, 602, 618, 622 f., 656, 707 f., 720 –– Martyrologium Hieronymianum, Abbreviata/Breviata (A – Autun, Aug – Reichenau, G – Gellone, P – Prüm) –– A, Aug., G, P  ​346 f., 429 –– A, G, P  ​351, 431, –– A, Aug., P  ​371 f

–– A, P  ​715 –– P  ​83, 123, 126, 152, 184, 204, 226, 228, 302, 344, 350 f., 436, 442 f., 445, 463, 570, 580 – 582, 588, 708, 717 –– Martyrologien, historische speziell und genannter Autoren –– Ado von Vienne, B v. Vienne († 875)  ​ 61 f., 127, 150, 152, 203, 224, 245, 301, 310, 362, 432, 445, 548 – 551, 553, 564 – 566, 586, 593, 597, 601, 617, 622 f., 656, 717 –– Beda Venerabilis, angelsächsischer Mönch, Historiker († 735)  ​123, 152, 287, 350 –– sog. Martyrologium uenerabilis Bedae presbyteri  ​549, 552 – 555, 567, 623 –– Florus von Lyon, Diakon, Publizist († 860)  ​61 f., 123, 152, 287, 350, 548, 707 –– Metzer Redaktion  ​83, 122 f., 137 f., 151, 189, 287, 344, 350, 603 f., 706, 737 –– Hermann von der Reichenau, Mönch, Historiograph († 1054)  ​307, 586, 720 –– Bayer. Erweiterung d. M. (um 1130)  ​ 61, 131, 307, 370, 446, 463, 599, 708, 719 f. –– M. Lugdunense (vor 806)  ​123, 287, 350, 548 –– Notker von St. Gallen, Mönch, Gelehrter (†  912)  ​586 –– Usuard(us), Mönch Kl. Saint-­Germain des Prés († um 877)  ​62, 150, 152, 203, 245, 344, 353, 361, 364, 462, 549 f., 586, 607, 623, 656, 735 –– Usuard-­Auctaria  ​211, 326, 353, 359, 367, 380, 384 f., 430, 460, 607, 618, 734 f. –– Wandalbert von Prüm, Mönch, Dichter (†  ? 870)  ​152 –– Wolfhard von Herrieden, Mönch, Domdekan Eichstätt († nach 899)  ​297, 550 f., 576, 601 –– Martyrologien, spätmittelalterlich und neuzeitlich –– Martyrologium Bursfelder Kongregation  ​150, 152, 202, 24 f., 325 f., 360, 362, 381 f., 384 f., 420 f., 461, 620, 655 – 657, 736 f. –– Martyrologium Gallicanum  ​347, 365 –– Martyrologium Romanum  ​152, 204, 367, 382, 462

779

780 | Register –– Martyrologium der Windesheimer Kongregation  ​138  f. Marus, (selten Maurus), B v. Trier (Ende 5. Jh.)  ​56 f., 59, 63 – 66, 68, 73, 75, 81, 116, 123, 125 f., 128, 132, 134, 136, 140, 142, 146, 148 f., 151, 180, 184, 186, 190, 195, 202, 225, 227, 231, 252, 272, 274, 277 – 331, 334, 339, 342, 349 f., 360 f., 365, 411, 421, 431, 437, 442, 447, 449 f., 455 f., 460, 462, 559 – 561, 569 f., 574, 576, 584, 593, 596, 599, 604 f., 610, 612, 619, 621. 623, 655, 707 f., 717 – 7 19, 721 – 723, 734 f., 738 Maternus, B v. Köln (bez. 313, 314)  ​70 f., 568 Maternus, gesehen als B v. Tongern (4. Jh.)  ​ 71 Maternus, gesehen als B v. Trier (4. Jh.)  ​56, 61, 63 – 65, 70 f., 121, 123, 126, 128, 131, 136, 140, 142, 146, 148, 151, 169, 172, 178 – 180, 184 – 186, 192, 194, 199, 204, 211, 220 – 225, 227, 230, 234 – 237, 250 – 252, 285, 288, 290 – 292, 294 – 297, 300, 304 – 308, 310, 313, 315 f., 319 – 321, 323, 327, 337, 342, 350, 364, 369, 375 – 378, 383 f., 411, 413, 418, 4221, 432 f., 441, 443, 447, 450, 456 f., 462, 544, 553, 558 – 561, 564, 568, 576 f., 579, 581 f., 584 f., 591 – 593, 595, 599, 602 – 604, 610 f., 615, 617, 621, 623, 707 – 709, 715 – 7 17, 719 f., 726, 731, 736, 738, 757 Matthias, Apostel  ​235 f., 251, 308, 310, 321, 364, 366, 371, 374, 376 – 378, 384 f., 457, 722 Mauricius, B v. Trier (nach 399/400 – 4 19/vor 445)  ​56, 58, 79 – 104, 106, 110, 117, 161, 177, 274 Mauricius, theb. Märtyrer Saint-­Maurice d’Agaune  ​136, 192, 233, 313, 410 Maximianus, B v. Trier (nach 499/500-nach 503; um 506)  ​56, 59, 272, 274, 365 f., 368, 388 – 394, 396, 402 f. Maximinus, B v. Trier (329/330-ca. 347)  ​ 55 – 66, 68 – 72, 74, 82, 123, 125, 127 f., 132, 134, 136, 140, 142, 144, 146, 148 – 151, 169, 172, 174, 178, 180 – 182, 184, 186, 190, 192 f., 195, 199, 202 – 204, 219, 222, 225, 227, 230 f., 234, 237, 245, 252, 285 – 289, 292, 294 – 297, 300, 306 f., 310 f., 313, 315 f., 320, 323, 325, 327, 329, 339, 342, 346, 350 f., 354, 361 f., 369 f., 375, 377, 407 f., 411, 413, 418, 421, 432 f., 440 – 442, 445, 447, 450, 456, 460, 462, 464, 493, 495, 497, 500, 503, 522, 540,

543 – 546, 548 – 553, 557 f., 564 – 567, 569 f., 572 f., 579, 581, 584 – 586, 588 – 591, 593, 595 f., 599 – 606, 608, 610 f., 615, 617, 619, 621, 623 – 625, 630 f., 655 f., 679, 681, 693, 700, 707, 711, 715 – 7 17, 719, 723, 726, 732, 734, 736, 738 Maximus, B v. Valence (400 – 4 19)  ​80, 94, 97 f. Maximus, Usurpator (383), Ks. (384/Trier 385 – 388)  ​82, 84 f., 435, 542 f. Meaux, Btm., Kl.  ​351 f., 400, 445, 638, 640, 715, 754 Medardus, B v. Soissons – Vermandois, Noyon, Tournai († 545)  ​186, 227, 516, 518, 521, 590 Mediolanus  ​? Niederemmel  ​526 Megingaud, EB v. Trier (1008 – 1015)  ​705 Meginherus von Falmagne, EB v. Trier (1127 – 1130)  ​132, 307, 447, 599, 721 Melanius, B v. Troyes (bez. 4. Jh. Ende)  ​85 Memilianus, angebl. Abt Kl. St. Maximin Trier (? Numerianus)  ​407 Memoria, liturgisch  ​355, 357, 456, 615 Memorialkalender, -codex  ​533, 579, 581 f. Memorialstätte  ​68 f., 71, 219 f. Memorienbuch  ​354, 608 Merkur-­Rosmerta-­Heiligtum  ​629 Merowinger, merowingisch  ​57, 205 f., 263, 268, 402, 513, 528, 628, 637, 639 f., 671, 740 f., 754 Metropole, Metropolit  ​72 f., 82, 96, 98, 108, 112 f., 254, 258, 337, 406, 469, 478, 486, 489 f., 494, 497 f., 504, 507, 513, 524, 532, 661, 668, 670, 753 f. Metropolis, staatlich  ​91, 96 Metropolitanverband  ​112, 254, 258 Metropolitanverfassung  ​258, 478 Metopolitanvorrang  ​113, 254, 469, 486, 494, 524, 661, 668, 753 Metropolus, fiktiver B v. Trier  ​142, 146, 456, 615, 736 Mettlach, Kl.  ​184, 304 Metz, Btm., Stadt  ​58, 68, 85, 107, 111, 113 f., 117, 123, 126 f., 133, 137 f., 150, 176, 203, 223, 245, 362, 441, 469, 478, 489, 503 – 505, 531 f., 547, 556, 581 f., 589, 599, 637, 656, 668, 670, 686 f., 715 Metz, Klöster –– Kl. St. Arnulf  ​567

Register |

–– Kl. St. Privatus  ​567 –– Kl. St. Symphorian  ​567 –– Kl. St. Vinzenz  ​71 Michael, Erzengel  ​355 Michaelskloster auf dem Heiligenberg bei Heidelberg (zu Kl. Lorsch)  ​584 Miletus, Militus B v. Trier (Ende 5. Jh. – kurz vor Wende 5./6. Jh.)  ​56 f., 59, 61 f., 123, 142, 146, 150, 190, 202, 245, 281, 287, 343 – 362, 365 – 368, 372, 411, 431, 433, 444, 450, 456, 464, 574, 604, 615, 656, 707 Mirakel  ​130, 327, 329, 541 Mischregel, monastische  ​483 Missale  ​290, 205, 401, 568 Mission, Missionar, missionarisch  ​56 – 58, 106, 119 – 121, 124, 158, 163, 165, 168 – 172, 174 f., 177, 179, 291, 293, 396, 399, 402, 425, 469, 482, 484, 527, 538 f., 551, 558, 561, 660, 693, 710, 720 Mittelalter, mittelalterlich  ​passim Mittelrhein  ​58, 158, 169, 396, 399, 402 Modesta, Äbtissin Kl. St. Marien/St. Irminen Trier († nach 659)  ​285, 441, 604 Modestus, B v. Trier (Wende 5./6. Jh.)  ​56, 71, 126, 150, 178, 203 f., 211, 231, 234 f., 238, 245, 250 f., 308, 311, 361, 363 – 385, 393 f., 411, 544 f., 621, 656 Modestus, Märtyrer († 304)  ​370 – 373, 381, 384 Modoald(us) (Modualdus, Modovaldus, Modovvaldus, Modowaldus), B v. Trier (614/620 – 646)  ​63 – 66, 75, 116, 126 f., 129, 132, 134 – 137, 142, 146, 149, 151 – 153, 180, 190, 192, 202 – 204, 230 f., 237, 245, 281, 292, 294, 298 f., 302, 307 f., 311, 313, 325, 327, 349, 360 – 362, 383, 406, 421, 432, 434, 439 f., 444, 446 f., 449, 456, 460, 462, 464, 560 f., 574, 599, 604 f., 619, 621, 623, 655 f., 707, 716 – 7 19, 723, 734, 738, 743, 754, 756, 759 Monasterium, Mönch, monastisch  ​57, 72, 75, 210, 217 – 219, 221, 278, 282, 377, 384, 400, 406 – 409, 468, 482 f., 485, 502, 538, 638, 675, 699, 702, 754 Monophysitismus  ​57 Montanus, B in Gallien (bez. 419)  ​94, 99 Mosel  ​80, 158, 169 f., 171, 272, 388, 391, 469, 486, 505, 522, 524, 526 f., 532, 538 f., 556, 589, 628 – 630, 638, 640, 664, 670, 681, 705, 743 Münstereifel, Kl., Stift  ​441, 570, 589, 736

Münstermaifeld, Kl./Stift, Legendar  ​182, 184, 205, 214, 304 Münzprägung  ​100 Müstert  ​629 N Narbonensis  ​86, 96 –– Narbonensis I  ​98 –– Narbonensis II  ​85, 90, 97 f. Narbonne, Btm.  ​98, 564 Navitus, Natuitus, Natvitus, fiktiver B v. Trier  ​ 142, 615, 621 Nekrolog, Necrologium  ​143 f., 147 f., 203 f., 286, 300, 319, 322, 324, 354, 357 – 359, 379 f., 416, 419, 450, 455, 458 f., 549, 571, 594 f., 608, 616, 653, 733 Nekropole  ​75 Nestorius, Patriarch v. Konstantinopel (428 – 431), Nestorianer, nestorianisch  ​99, 486, 495, 497 f., 501 f. Neumagen  ​526 – 528, 693, 709 Nicäa, nicänisch  ​66, 72 Nicetius (Nigetius ?), B v. Lyon (552/553 – 573)  ​ 411, 445, 506 f., 567, 597 Nicetius (Nicecius, Nicetus, Nicencius, Nicent[i]us, Nicenus, Nicetus, Nizetius, Nycasius, Etnecius), B v. Trier (525 [526]–566); zuvor Abt eines unbekannten Kl. (Limoges ?)  ​56 – 66, 68 f., 71, 74, 116, 126 – 128, 132, 134, 134, 136 – 138, 140, 142, 146, 148 f., 151, 178, 180, 184, 187 f., 190, 195, 202, 204, 222 f., 225, 227, 231, 281, 283, 285, 289, 292, 297, 304, 306 f., 311, 316 f., 321, 323, 325, 327, 329, 349, 361, 370, 372, 375, 396, 402, 408, 411, 421, 424, 426 f., 432, 435, 437, 440 – 442, 444 f., 447, 450 f., 456, 460, 462, 467 – 631, 634 – 639, 642 f., 655, 660 – 662, 662 – 668, 670 f., 675, 677, 684, 693, 699, 703, 705 – 707, 716 – 720, 723, 727, 734, 736, 738 Nicetiusburg  ​628 Nicetus, röm. Märtyrer (?)  ​178, 223, 390 Nicolaus, B v. Myra (4. Jh. 1. H. / Mitte)  ​134, 190, 231, 236, 311, 605, 723 Nicomedes, früher christl. Märtyrer (?)  ​411 Niederemmel  ​s. Nicetiusburg Niederlande, niederländisch  ​139, 152, 211, 344, 367, 380, 734 Nonantola, Kl.  ​478

781

782 | Register Nordosten (des mittelalterlichen Reichs)  ​446 Normannen  ​82, 464, 701 Notker von St. Gallen, Mönch, Gelehrter (†  912)  ​s. Martyrolog(ium) Noyon, Btm., Saint-­Eloy, Kl., Libellus precum  ​ 137, 222 f., 518, 547, 556 Numerian(us), B v. Trier (646/647-vor 697/698)  ​65 f., 70, 146, 151, 203 f., 237, 362, 409, 411, 456, 615, 621, 656 O Oberrheinisch  ​329 Oberwesel (Bezirk von)  ​398, 400 Observanz, monastische  ​483 Octavius, B (Südgallien) (bez. 4. Jh. Ende)  ​85 Octodurum, Btm.  ​62, 469, 490 – 493, 521, 627 Odenheim/Bruchsal  ​465 Offizium (Officium)  ​68, 127, 193, 196, 224, 301, 316 f., 320 f., 324, 432, 442, 456, 460, 583, 593, 611 f., 617, 649 f., 713 f., 717, 719, 727, 737 Okzident, okzidental  ​498, 502 Ordinarius, Liber ordinarius  ​63, 65, 67 f., 140 – 143, 145 f., 148 – 150, 152, 193, 196, 198 – 202, 206, 236, 240 f., 316 f., 320, 324, 355, 357, 360, 372, 401, 412, 414, 416 – 4 18, 420, 453, 455, 459 f., 566, 617 – 619, 646, 649 f., 652, 654, 726 – 731, 733 f., 761 – 763 Ordination, Weihe  ​82, 84, 86, 88 f., 96, 166, 399, 476 f., 482, 503 f., 604, 660 f., 682 – 685 Organisation, kirchlich  ​55, 57 f., 70, 73, 75, 96, 397, 399, 469, 482 f., 561, 634, 641, 660, 675, 678, 683, 690 Organologie, organologisch  ​133, 490 Orient, orientalisch  ​285, 502, 757 f. Orléans, Btm.  ​57, 469, 478, 485, 489, 492, 495, 497 f., 503 f., 507, 684 Ossius, B v. Cordoba (um 297 – 357/358)  ​72 Ostgoten  ​519 Ost-­Rom, (Ost-)Rom, oströmisch  ​154, 468 Osweiler, Dekan Kl. St. Paulin Trier (bez. 1733)  ​328 Otto I., B v. Bamberg (1102 – 1139)  ​185, 304 Otto II., röm.-deutscher Kg. und Ks. (973 – 983)  ​205, 696 Otto von Elten, Abt Kl. St. Maximin Trier (1483 – 1502)  ​630

P Paganismus, Heidentum  ​538f., 636, 685 Pallium  ​251, 376, 390 Palmatius, theb. Märtyrer Trier  ​151, 203, 245, 263, 604, 621, 656 Papst, Papsttum, päpstlich  ​56 – 59, 63 f., 80 f., 86 – 90, 96 f., 106, 108, 110, 112 – 114, 130, 158, 163, 165, 167 – 169, 174 f., 179 f., 187, 193, 228, 291 f., 297, 307, 309 f., 339, 366, 373 f., 390, 439 f., 443, 449, 458, 502 f., 519, 556, 559, 599, 649, 652, 721 f. Papstbrief, -privileg, -urkunde  ​57 – 59, 64, 80 f., 86 – 90, 96 f., 99, 108, 113, 158, 169, 172 – 175, 180, 205, 292, 334 f., 337 – 339, 341, 391, 405, 502, 560, 576, 624, 644, 696, 706, 738 Paränetisch  ​259 Paris, Btm.  ​57, 176 f., 352, 445, 469, 505 – 507, 546, 746, 752 – 754 –– Kl. Saint-­Denis  ​546 Park bei Löwen, Abtei  ​353 Passio  ​316 Pastoral  ​63, 66, 68, 73, 391, 499, 531, 660, 664 Pate, Patenschaft  ​57, 490, 500, 686 f., 689 f. Patriarch  ​174, 337, 383, 391, 450 Patroclus, B/EB, Metropolit v. Arles (412/417 – 426)  ​94, 96 – 98, 112 Patron(us)  ​62, 70 f., 75, 221, 236, 251, 308, 376, 378, 383, 408, 544, 591, 596, 631, 693, 719, 721 Patrozinium  ​70, 73, 153 f., 159, 205 – 207, 221, 229, 248, 278, 283, 331, 404, 407, 410, 582, 628, 646, 657, 693 – 695, 741 – 743 Paulinus, B v. Trier (um 347-um 358)  ​55 – 66, 71 – 75, 81, 103, 116, 123, 125, 127 f., 132, 134, 136, 140, 142, 144, 146, 149 f., 169, 172, 174, 178, 180, 184, 186, 188, 190, 192 f., 195, 202 – 204, 222 f., 225, 227, 231, 234, 245, 281, 283, 285, 287 – 290, 292, 294 – 297, 299 f., 302, 304, 306 – 308, 310 f., 313, 316, 321, 323, 325, 329, 339, 346, 349 – 351, 354, 360 – 362, 369 f., 375, 408, 410, 413, 432 f., 437, 440, 442, 445, 447, 449 f., 456, 460, 464, 495, 500, 503, 522, 543 – 545, 548 f., 551 – 553, 555, 558, 560, 563 – 567, 569 f., 572 – 574, 576 f., 579, 581 f., 584 – 586, 588 f., 591, 593, 595, 599, 601 f., 604 f., 608 – 611, 615, 617, 619 – 621, 623, 645, 655 f., 693, 707, 715, 717 – 721, 723, 726, 734, 736

Register |

Paulus, Apostel  ​516, 538, 671 Paulus, B v. Narbonne (3. Jh. Mitte)  ​68 Paulus, B v. Verdun (vor 626 – 643/647)  ​57, 700, 703 Pelagianismus, pelagianisch  ​80, 99 f., 158 – 168, 176 Pelagius, Mönch, Theologe († 418/420)  ​497 Pelagius I., Papst (555 – 561)  ​499 Petershausen, Kl.  ​598  f. Petit Bigard, Kl.  ​151, 326, 421, 462, 622, 737 Petromimese  ​576 Petrus, Apostel  ​62 – 64, 70, 73, 121, 124, 129 f., 236, 291 – 293, 338, 489, 493, 532, 558 f., 561, 574 – 577, 670 f., 710, 720 Petrusschüler  ​s. Apostelschüler Petrus, B v. Metz (566/568 – 578)  ​505, 531 f., 668, 670 f. Petrus, B Patriarch v. Ravenna (494 – 519)  ​391 Petrus, B v. Suda (Armenien) (bez. 1287)  ​237, 378 Petrusstab  ​63 f., 179 f., 183, 291 – 293, 558 – 561, 622 Pfarrschule  ​57, 682, 684 Philippus, Apostel  ​373, 383, 721 Picardisch  ​178, 369, 544 Piesport  ​629 Pippin I., frk. Kg. (751 – 768), als Hausmeier Pippin III.  ​60, 400 Plenarmartyrologium  ​s. Martyrolog(ium) Poitiers, Btm.  ​68, 518 Policarp (Polycarp, Polykarp) B v. Smyrma († um 155)  ​306, 329, 577 Pommern (Mosel)  ​169 Pontianus, B v. Rom (230 – 235), Märtyrer  ​ 136, 192, 233, 313 Pontianus (Trier, 4. Jh.) laut Augustinus  ​220 Pontifkale  ​572 Pontifikat  ​55 f., 61, 79 – 81, 83, 91, 111, 119, 152, 158, 166, 174, 192, 234, 254, 272 f., 278 f., 313, 334 f., 347, 364 f., 366, 390 f., 396, 424 – 426, 472, 474, 532, 660, 671, 689, 705, 745, 752 Pontii, gall. Senatorenfamilie  ​106, 113 f. Poppo von Babenberg, EB v. Trier (1016 – 1047)  ​577 f., 648, 705, 708 Potentinus, von Karden/ von Steinfeld (4. Jh.), Umkreis Castors  ​556, 743 Prämonstrantenser, prämonstratensisch  ​353, 607

Praesentatio beatae Mariae virginis  ​140, 145, 199 Prag, Ebtm.  ​252, 319, 342 Prätorianerpräfektur  ​87, 91, 96 Prémontré, Kl.  ​353 Primas, primatial  ​167 f., 337, 440 Primat, Primatsbestrebungen, Primatstexte  ​ 60, 82 f., 86 f., 113, 169, 171, 174, 176, 180, 337, 390 Primordium, primordial  ​56, 61 Primus (!), missverstanden als Bischofsname  ​ 65 Priszillian, B v. Avila (381 – 385)  ​84 Priszillianer  ​82, 84, 89 f. 98 Privatus, GünderB v. Gévaudan/Mende (? Beginn 4. Jh.)  ​68, 567 Privileg(ien)  ​s. Papstbriefe Probianus, B v. Bourges (552 – 568)  ​504 Proculus, B v. Marseille (ca. 381-ca. 428)  ​85, 88 – 90, 97 Proiectus, B v. (Alpes Maritimae ?) (5. Jh. Mitte)  ​113 Proprium, Trierer  ​s. Ordinarius Prosopographisch  ​339 Protadius, Archidiakon Reims (bez. 549)  ​489 Protomystes, hier: herausragender B  ​255 Provence  ​504  f. Provinz, kirchlich  ​82, 85 f., 94, 97 – 99, 106, 108, 110, 112 f., 200, 329, 365, 390 f., 423, 469, 474, 478, 486, 489, 643, 660, 666, 668, 678, 753 Provinz, Provincia, staatlich  ​85 f., 90, 96 f., 106, 113, 504 f., 740 Prudentius, frühchristl. Dichter (348 – 4 13)  ​ 497 Prüm, Kl.  ​350 f., 383, 400, 432, 441, 570, 589, 591, 611, 637 – 640, 714, 736 – s. auch Martyrolog(ium), Breviata Psalter  ​682, 684 Psalterium  ​128, 138, 178, 180, 1887, 194, 222, 283 f., 305, 314, 352, 369, 371 f., 410, 412, 451, 544 f., 555, 568, 584, 597, 619, 759 – s. auch Egbert Pseudo-­Isidor  ​97 Q Quintianus, Märtyrer (? 3. Jh.)  ​372 Quintianus, B v. Clermont (516 – 525/526)  ​ 425 f.

783

784 | Register Quiriacus, presbyter, Schüler des B Maximinus v. Trier (4. Jh.)  ​74, 132, 146, 150, 203, 219 – 221, 245, 307, 362, 409, 447, 599, 604, 621, 656, 721 Quiriacus, Märtyrer (um 305)  ​s. Cyriakus Quirinus, röm. Märtyrer, ? 2. Jh. oder ? 3. Jh.  ​ 238 Quirinus-­Kapelle  ​234, 378 R Ratbod (Radbod), EB v. Trier (883 – 915), Abt Kl. Echternach (893 – 897)  ​75, 527, 701 Ravenna, Ebtm., Patriarchat  ​155, 179, 182, 198, 391 Réécriture  ​60, 74 Regensburg, Btm.  ​549, 571 – 573, 594 f., 623 Regino von Prüm, (um 840 – 915), Abt Kl. Prüm (892 – 899), Reorganisator St. Martin Trier, Musiktheoretiker, Kanonist, Geschichtsschreiber  ​611, 637 f., 701 – 703 Regionalherrschaft, bischöflich-­weltlich  ​469, 526, 528 Regularkanoniker  ​237, 365 f., 413, 427, 734 Reich, mittelalterliches heiliges römisches  ​ 498 f. Reich, römisches  ​56, 81, 96, 98, 110, 114 Reichenau, Kl.  ​124, 293 f., 346, 372, 429, 561, 579, 710 Reichling, Gubernator Luxemburg (bez. 1641)  ​ 152 f., 328 Reichsbischof  ​468, 489, 494, 497, 518, 520, 524 Reichsheilige  ​672 Reichskalender  ​370, 549, 558 Reichskirche, Reichskirchenpolitik  ​56, 58, 96 – 98, 174 Reichsteil  ​478, 494, 513, 638 –– austrasischer (Reims/Metz)  ​468, 478, 489 f., 495, 499, 507, 518, 527 –– Paris  ​400, 513, 638 Reichsteilsynode  ​468 f., 478, 487, 489 Reims, Ebtm.  ​210, 352, 445, 468, 472, 478, 488 – 490, 499, 507, 518, 556, 671, 753 –– Inschrift  ​213 – 216 –– Kl. Saint-­Remi  ​222, 545 Rekluse  ​634, 643, 645 f., 657 Reliquien  ​passim –– Reliquienzeigung  ​383

Remaclus, Gründerabt Kl. Stablo u. Kl. Malmedy (†  673/679)  ​562 Remigius, Abt Mettlach (um 995-um 1008)  ​ 184, 304 Remigius, B v. Reims (459 – 533)  ​315, 323, 411, 516, 518, 569, 579 – 589, 592, 604, 608, 611, 613 f., 671 Remigius/Remedius, B v. Gap (?) oder Antibes (?) (bez. [? 396, 399] 417, 419)  ​ 85(?), 94, 97 f. Remiremont, Kl.  ​123, 441, 556, 604, 707 Reskript  ​107, 115 Reskription, reskribieren  ​57, 59, 174, 338 f., 341 Restaurierung, Instandsetzung, Erneuerung  ​ 73, 81, 210, 247, 272 f., 277 – 279, 282, 329, 331, 334, 409, 427, 465, 492, 521 f. , 524, 624 f., 627, 629, 693, 695, 705, 722, 742 Rezeption (geschichtsphilosophisch)  ​55, 59 – 61, 63 Anm. 22, 65, 68, 70 f., 74 f., 368 Rezeption (Kult, Text)  ​99, 113, 152, 158, 198, 204, 326, 329, 353, 355, 357, 368, 382 – 384, 433 – 436, 444 f., 453, 463, 553, 576, 595, 597, 599, 601, 623, 626, 678, 706, 727, 735 Rhein, rheinisch  ​169, 171, 329, 399, 441, 469, 484, 589, 634 – 636, 638, 640, 684 – s. auch Mittelrhein Rheinfranken, rheinfränkisch  ​s. Franken Rhone-­Mönchtum  ​483, 485 –– Rhone-­Raum  ​210, 344, 347, 391 f. Rhone, kleine, Rhodanus parvulus, (?) Dhron  ​ 525 f. Rodez, Btm.  ​478 Rom, römische Kirche  ​58, 60, 89 f., 94 – 99, 115, 158, 165, 169, 174, 335, 390, 598 f., 604 Rombeziehungen, Rombindung (Trier)  ​56, 59, 63 – 65, 80, 94 – 99, 106, 110, 115, 158, 163, 169, 173 f., 177, 180, 192 – 194, 234, 272, 291, 313, 335, 339, 341, 456, 459 Romainmôtier, Kl.  ​494 Romaricus, Gründer, Abt Remiremont († 653)  ​ 441, 556 Romenum, Kl. in Oberitalien  ​57, 60, 62, 468, 493 f., 500, 512, 514, 518 Rouen, Ebtm.  ​85, 753 Rufus, B v. Octodurum (Martigny) (bez. 541, 549)  ​62, 490 – 492, 627 Ruotbert, Ruodbert, EB v. Trier (931 – 956)  ​ 600, 661, 704, 739

Register |

Ruricius/Roritius II., B v. Limoges (ca. 507– nach 549)  ​478 Rusticus (Name außertrierischer BB)  ​431, 639 Rusticus, (Gegen)B v. Trier (um 560 – 561)  ​56, 58 f., 75, 116, 127, 146, 151, 203 f., 245, 281, 316, 400 f., 411, 432, 435 f., 456, 478, 509 f., 542 f., 574, 611, 615, 621, 633 – 657, 700 S Sabaudus, EB v. Arles (551/552 – 586)  ​507 Sabaudus, Sebaudus, B v. Trier (vor 614-vor 620)  ​56, 58 f., 127, 142, 146, 317, 411, 456, 612, 615, 705, 746 – 749, 757 – 765 Sacerdos, EB v. Lyon (545 – 551/552)  ​506 f. Sacramentarium, Gelasianum  ​285; Gregorianum  ​285, 584 Saffaracus, B v. Paris (545 – 552)  ​505, 507 f. Saint – s. auch St. Saint-­Amand, Kl.  ​222 f., 546 f., 551, 558 Saint-­Denis, Kl.  ​546 Saint-­Dié, Kl.  ​66 Saint-­Germain-­du-­Plain  ​262, 265 Saint-­Maurice, Kl.  ​66 Saint-­Trond, Kl.  ​s. Sint Truiden Sakraltopographie  ​62, 65 Sakramentar  ​288, 290, 294 f., 372, 432, 440, 564 f., 567, 569, 571 f., 581, 583 f., 587 f., 601 f. Salvian von Marseille, Presbyter, Historiograph († um 475)  ​99 f. Sammlungen, kanonistische  ​s. Pseudo-­ Isidor; s. Ivo von Chartres Sapaudia, Sabaudia, burgundische Landschaft  ​ 754 Saturninus, GründerB v. Toulouse († um 250)  ​ 545 Saturninus, Hl., verehrt in Antiochien  ​372 Schaffhausen, Kl.  ​75, 130, 152 f. Schedel, Hartmann (Weltchronik)  ​67, 621 f. Schisma  ​80, 90, 99, 634, 643 Schriften, theologische  ​55 Schüler von Bischöfen  ​80, 106, 118, 120, 158, 160 – 165, 167, 178, 219, 370, 469, 471, 481 f., 484, 509, 511 – 514, 532, 535, 537 f., 540, 574 f., 664, 666 f., 671, 675, 677, 682, 703, 705, 728, 733, 749 Schweiz, helvetisch  ​66, 98, 494 Sebastianus, Usurpator († 413)  ​81 Senatorenaristokratie  ​106, 114, 158, 334, 339

Senlis, Btm.  ​489 Sens, Ebtm. Saint-­Remy, Kl.  ​222, 430, 486, 545 Septem Provinciae  ​85 f., 90, 94, 97, 99 Sergius, Märtyrer Cäsarea († um 304)  ​385 Servatius, B v. Tongern (um 340 – 359)  ​566, 590 Severa, Äbtissin Kl. St. Symphorian Trier (7. Jh. 1. H.)  ​132, 151, 186, 203, 227, 245, 307, 327, 362, 421, 447, 462, 599, 615, 621, 623, 656, 721, 738 Severinus, B v. Bordeaux (? Köln), (fiktiv ?)  ​ 757 f. Severinus, B v. Köln (bez. 397)  ​194, 582, 757 f. Severinus, fiktiver B v. Tongern  ​757 Severinus, fiktiver B v. Trier  ​134, 136, 146, 190 f., 194, 231, 233, 311, 313, 456, 605, 615, 723, 749, 756 – 758, 760 Severus von Antiochia († 538)  ​497 Severus, Hl. aus der Provinz Valeria, ab 14. Jh. in Trier adaptiert, Severus, confessor Treverensis  ​142, 199  f. Severus von Mailand, Hl.  ​182 Severus von Münstermaifeld, ital. Hl., Translation 10. Jh.  ​304 Severus, B v. Ravenna (ca. 342 – 344/346)  ​179, 182, 198 Severus, B v. Trier (446/447-um 450)  ​56 – 59, 63 – 66, 68, 80, 99, 106 f., 110, 117, 120, 127, 134, 136, 138, 146, 151, 157 – 207, 218, 227, 234, 245, 292, 306, 311, 315, 339, 362, 370, 441, 452, 544 f., 559 f., 568, 594, 604 f., 615, 621, 656, 693, 707, 719, 723, 758 Severus, B v. Vence (bez. 419, 439)  ​94, 98, 161 Sidonius Apollinaris, B v. Clermont (469/470 – 479), Schriftsteller  ​59, 254 – 256, 258 f., 266, 425, 431 Sidonius, B v. Mainz (bez. 6. Jh. Mitte)  ​484 Siegfried, Graf von Luxemburg († 998)  ​562 Sigibert I., frk. Kg. (561 – 575)  ​400, 468, 505, 510 f., 513, 518, 532, 534, 536, 538, 634, 636 – 638, 642 f., 666, 670 Sigibert III., frk. (Unter)Kg., Kg. (634 – 656)  ​ 401 Sigibert von Köln, rheinfrk. Kg (um 500)  ​ 640 Silvester I., B v. Rom (Papst) (314 – 335)  ​58 f., 62 – 64, 134, 174, 190, 192 f., 231, 233 f., 311, 313, 337 f., 341, 385, 519, 556, 606, 723

785

786 | Register Silvester II., Papst (999 – 1003)  ​444 Silvesterlegende  ​518 Silvesterprivileg, sog., Silvesterdiplom  ​59, 64, 74, 174, 180, 334 – 337, 339 f., 341 f., 385 Simeon, Stylit, Antiochien (5. Jh.)  ​675 f. Simeon, Symeon, Inkluse Trier († 1035)  ​127, 132 f., 144, 148, 151, 182, 184, 189, 225, 230, 297, 300, 304, 307, 316, 321, 323, 327, 411, 421, 441 – 443, 447, 462, 551, 581, 591, 593, 599, 602, 604, 615, 621, 623, 715, 721, 736, 738 Simplicianus, EB v. Mailand (397-ca. 400)  ​82 Simplicius, B v. Vienne (bez. 399/400-ca. 420)  ​ 97 f. Sint Truiden/Saint-­Trond, Kl.  ​616 Siricius, B v. Rom, Papst (384 – 399)  ​89 f., 94 Sitten, Btm.  ​98 Sixtus ? I. (2. Jh.) /? II. (3. Jh.), B v. Rom, Märtyrer  ​238 Soissons, Btm.  ​516, 618, 556 Spätantike, spätantik  ​75, 127, 144, 154, 158, 161 f., 169, 204, 210, 214, 221, 249, 278, 320, 334, 357, 396, 417, 469, 484, 498, 614, 625, 627, 629, 648, 652, 692, 721, 731, 741 f. Spanien, spanisch  ​390 Speisevorschriften, kanonische  ​637 Speyer, Btm.  ​754 Sponheim, Kl.  ​183, 193, 195 Springiersbach, Stift  ​424, 439, 447, 449, 463 f. St. Gallen, Kl.  ​183, 303, 432 f., 440, 463, 571, 581, 587, 594 St. Goar, Zelle, Kirche  ​398, 400, 402, 636 – 638 St. Lubentius, Stift Dietkirchen  ​144 St. Thomas an der Kyll, Kl.  ​214 Stablo, Kl.  ​300, 555, 562, 572 Stadtherrschaft  ​469 Stadtpatron  ​62, 75, 544 Statio  ​206  f. Staurothek, Kreuzreliquiar  ​235  f. Stein, Zisterze, Umgebung von Gouda  ​734 Stephan, Abt Kl. St. Jakob Lüttich (12. Jh. Beginn)  ​758  f. Stephanus I., B v. Rom (Papst), Märtyrer (254 – 257)  ​373, 439, 721 Stephanus, Protomartyr, Erzmärtyrer (ca. 36 – 40)  ​136, 192, 230, 233, 313, 385, 439, 556, 652, 693 Steuerpolitik, Fiskalpolitik  ​479  f. Straßburg, Btm.  ​482, 484, 752

Stylit, Säulenheiliger  ​641, 660, 672, 675 – 677 Suburbanum  ​398, 401 f., 637 Süddeutsch-­oberdeutsch  ​204, 446, 563, 591 Südostdeutsch  ​329, 563 Suffragan, -bistum  ​211, 222, 347, 365, 469, 478, 489, 507, 513, 545, 666 Sukzession  ​62, 720 Sulpicius II., EB v. Bourges (623 – 647)  ​577 Sulpicius Severus, Historiograph (4. Jh. 2. H./ 5. Jh. 1. Viertel)  ​58, 82 – 84, 86, 88 – 90, 692 Symmachus, Papst (498 – 514)  ​339, 390 f. Symphorianus, Märtyrer († um 178)  ​567 Synode  ​s. Konzil T Taufe  ​263, 268, 470, 519, 627, 686 f., 697 Tegernsee, Kl.  ​296 f., 432 f., 441, 450, 576, 588 Teilreich  ​58, 524 Teilreichssynode  ​490 Testament  ​69, 391, 405 Tetradius, Prokonsul Trier (4. Jh.)  ​692, 694, 742 Tetradiuslegende  ​692, 694, 740 f. Thebäer, thebäisch (Thebäische Legion) (3./4. Jh.)  ​s. unter den Namen der Märtyrer –– Alexander –– Constans –– Constantius –– Gereon –– Mauricius –– Palmatius –– Thyrsus Thegan, ChorB v. Trier, Biograph (†849 – 853)  ​ 285 Theodatus, Abt Romenum (6. Jh.)  ​500 Theoderich (Dietrich) I., EB v. Trier (965 – 977)  ​59, 172, 205 f., 644, 696, 738 Theodor, EB v. Marseille (um 566-um 591)  ​ 660, 679 – 681, 686, 689. 700, 703 Theognis (Theogenes), B v. Hippo Regius (†  nach 256)  ​577 Theudebald, frk. Kg. (548 – 555)  ​468, 487, 489 f., 493 – 495, 503 – 505, 538 f. Theudebert I., frk. Kg. (533 – 548)  ​477 – 483, 504 f., 538 – 540 Theudebert II., frk. Kg. (596–612)  ​57, 660, 686 f., 697, 699 f., 755

Register |

Theuderich I., frk. Kg. (511 – 533)  ​57, 396 f., 399 f., 424 – 427, 468, 471 – 473, 475, 483, 525, 538, 638, 640 Thietmar I., Abt Helmarshausen (1080 – 1111)  ​ 129 Thyrsus, theb. Märtyrer Trier  ​151, 203, 245, 327, 327, 362, 421, 462, 600, 604, 621, 623, 656, 738 Tongern, Btm., Marienstift  ​71, 133, 353, 359, 380, 478, 618, 757 Topik, hagiographisch  ​83, 88, (259), 266, 475 f., 524 Toul, Btm.  ​59, 123, 132, 150, 203, 222 f., 245, 254 – 258, 347, 362, 365 f., 441, 468 f., 478, 486 f., 489 f., 504, 545, 547, 561, 563, 567, 589, 592, 656, 668, 671, 753 Toulouse  ​545 Tournai, Btm.  ​507 Tours, Btm.  ​284 f., 334, 339, 342, 483, 518 f., 546, 675 – 677 Tranquillus, angebl. 4. Abt Kl. St. Maximin Trier  ​407 Translatio, Translation  ​70, 130. 132, 152 – 154, 194, 210, 221, 247, 278, 307, 321, 323, 424, 430, 438 – 440, 444, 449, 456, 460, 463, 465, 552 f., 555, 572, 595, 599, 604, 624 f., 661, 692 f., 695, 707 f., 719, 721, 758 Trebeta, Stiefsohn der Kg.in Semiramis, Gründer und Namengeber von Trier  ​121 Treferius/Triferius, B in Südgallien (? Aix) (4. Jh. Ende)  ​85 Trever, Treverensis, Treverer, Trevericus  ​65, 73 f., 82, 149, 169, 198, 202, 219, 297, 325, 338, 361, 365, 406, 432, 450, 460, 530, 577, 582, 619, 624, 637, 644, 655, 676, 693, 707 f., 734, 736, 741, 757 f. Treveris  ​69, 74, 83, 126, 139, 149, 182, 202, 219, 285, 296 f., 346, 381, 384 f., 406, 444 f., 451, 460, 551, 558, 572, 577, 579, 593, 708 Trevir = Trier  ​337 f. Trier, Kirche –– Bistum, Erzbistum  ​passim –– Apostolische Gründung  ​56, 62, 169, 180, 292 f., 366, 492 f., 559, 561, 720 –– Dom, Kathedrale  ​68 – 7 1, 142, 152, 180, 198, 280, 292, 296, 316, 320, 323, 342, 357, 408, 417, 455, 469, 477, 521, 524, 538, 560, 611, 613, 625 – 627, 647 – 649, 652 f., 656, 696, 731, 762 f.

–– Kirchen und Kapellen: –– Abrunculus-­Kapelle  ​448 –– St. Germanus ad undas  ​522, 628 –– St. Laurentius  ​155  f. –– St. Medardus  ​521, 628 –– St. Nikolaus, St. Nikolaus-­Kapelle  ​386, 421 –– St. Victor  ​159, 205 – 207 –– Klöster: –– Augustinerkonvent  ​137 f., 314, 451, 610 –– St. Eucharius-­St. Matthias, ursprüngl. Klerikerkolleg  ​70 f., 81, 93, 125, 134, 142 f., 159, 180, 184, 186 f., 189, 197 f., 204 f., 210 f., 214, 227 – 229, 231, 234 f., 237 – 239, 241 f., 245 f., 249 – 251, 292, 295, 302, 304, 306 f., 310 f., 330, 352, 364, 366, 368, 373 – 379, 381 – 384, 400, 411, 416, 454 f., 522, 538, 560, 596, 603, 609, 620 f., 648, 690, 708, 718 f., 721 – 723, 730 f., 758, 760, 763 –– St. Maria ad martyres, ad Litus  ​68, 136, 146 f., 153 f., 192, 199, 233, 243, 313, 321, 358, 383, 418, 450, 457, 606, 616 f., 619, 634, 636, 639 f., 643 f., 646, 652, 657, 718, 725, 732, 764 –– St. Marien/Irminen-­Oeren  ​145, 199, 242, 320, 416, 457, 460, 731 –– St. Martin (am Moselufer)  ​205, 299, 330, 574, 661, 671, 690 – 696, 703 – 705, 714, 716, 722, 738 – 742 –– St. Martin auf dem Berge  ​661, 691, 693, 705, 740 – 742 –– St. Maximin  ​71, 127, 138, 147, 184, 188, 192, 194, 200, 219, 234, 243, 251, 283 f., 288 f., 292, 294 f., 297, 304, 313 f., 322, 324, 358, 372, 377, 379, 396, 400, 404 – 409, 412 f., 419, 422, 451, 458, 469, 521, 533 f., 536, 538, 541, 548 f., 552 f., 555 – 557, 560, 562 f., 567, 570, 578 – 583, 586, 588, 591, 597, 603, 606, 623 – 625, 627, 630 f., 639, 641, 653, 681, 690, 722, 725, 733 –– St. Symphorian  ​205, 424, 438 f., 463 – 465 –– Stifte: –– St. Marien-­St. Paulin  ​71, 75, 107, 125, 131, 144, 149, 152 – 154, 180, 184, 188, 193, 201 f., 234, 278, 282 f., 285 f., 289, 292, 295 – 297, 299 f., 301 f., 304, 308 – 310, 313,

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788 | Register 324 f., 328 – 331, 342, 360 f., 375, 407, 420, 424, 438 – 440 f., 446 f., 449, 455, 459 f., 463 f., 522, 560, 567, 570, 584, 597, 614, 618 f., 634, 646, 654 f., 657, 690, 705, 717 f., 722, 733 f., 737 –– St. Simeon  ​61, 103, 128, 134, 143, 147, 187, 189, 195, 201, 231, 241 f., 244, 305, 310 f., 315, 319, 322 – 324, 330, 352, 357, 359, 371 f., 375, 383, 410 f., 416, 419, 455, 458, 596, 603, 608, 610, 618, 640, 647 f., 654 f., 656, 719, 723, 725, 758 – 760, 764 Trier-­Rom-­B eziehungen  ​s. Rom, Rombeziehungen; s. Trier, apostolische Gründung Trier, Stadt  ​passim –– Kaiserhof, Kaiserresidenz, Kaiserstadt  ​82, 84, 499, 721 –– Königsresidenz  ​468, 482, 537 f., 671 Trinität, trinitarisch  ​518, 520, 538 f., 641 Trisoricus, Trasericus, B v. Toul (6. Jh.)  ​668, 671 f. Troyes, Btm.  ​85, 158, 160, 162, 164, 206 f., 255 f. – s. auch Lupus von Troyes Turin, Btm.  ​82 – 91, 96 f., 492 U Udo, EB v. Trier (1066 – 1078)  ​708 Ulrich, Udalrich, B v. Augsburg (923 – 973)  ​ 126 f., 297, 373, 444, 564, 576, 581, 715 Ulrich II., B v. Konstanz (1127 – 1138)  ​598 Universalkirche, universalkirchlich  ​79, 81, 456, 486, 556 Urban I., B v. Rom (222/223 – 230)  ​193 Urbanus, B v. Langres (bez. 4. Jh. Ende)  ​85 Ursio, frk. Großer (6. Jh. 2. H.)  ​703 Ursus/Ursio, B (unbestimmt) (4. Jh. Ende)  ​ 85 Usuard  ​s. Martyrolog(ium) Utrecht, Btm.  ​133, 181, 353, 366, 380, 384, 468, 607 V Valence, Btm.  ​97 Valentinian III., weström. Ks. (425 – 455)  ​112, 114, 155, 158, 165, 261 Valentinianus, B v. Chartres (um 395)  ​85 Valentinus, fiktiver B v. Trier  ​146, 456, 615 Valeria, Provinz  ​200, 203 Valerianus, Hl. verehrt in Rom  ​431, 443 f.

Valerius, B v. Trier (3. Jh. 3. Drittel–4. Jh. Beginn)  ​56 f., 59, 61 – 66, 68 – 7 1, 118, 121, 123, 125, 127 f., 136, 138, 140, 142, 144 – 146, 148 – 151, 169, 172, 179 – 186, 192 f., 195, 199, 202 – 204, 210 – 212, 215, 220 – 225, 227, 230, 234 – 237, 245, 247 – 251, 285, 287, 290 – 292, 294 – 297, 230, 234 – 237, 245, 247 – 251, 285, 287, 290 – 292, 294 – 297, 300, 304 – 308, 311, 313, 315 f., 319 – 321, 323, 325, 327, 337, 346, 350 f., 354, 361 f., 364, 375 – 378, 383 f., 411, 413, 418, 421, 432 f., 440 – 442, 445, 450, 452, 456 f., 460, 462, 464, 546, 548 f., 551 – 553, 558 – 560, 563 – 567, 572 f., 576 f., 579, 581, 584 – 586, 588, 591 – 593, 595, 599 – 604, 610 f., 615, 617, 619, 621 – 623, 655 f., 707, 709, 715, 717, 719 f., 726, 732, 734, 738 Valerius, B v. (? Couserans) (5. Jh. 1. H.)  ​94, 98 Vedastus, B v. Arras/Cambrai (ca. 500 – 540)  ​ 66, 411, 580, 592, 601, 608 Venantius Fortunatus, B v. Poitiers, Dichter, Hagiograph († zw. 600 und 610)  ​69, 426 – 428, 469, 474 f., 484, 505, 521 f., 524, 528, 530, 532 – 534, 575, 628 – 630, 637, 660, 662 – 667, 670, 677, 703, 706, 711 f., 757 f. Vence, Btm.  ​161 – 163 Veranus, B v. Cavaillon (bez. 555, 589)  ​687 Verbannung  ​s. Exil Verdun, Btm.  ​69, 128, 137, 150 f., 203, 211, 225, 229, 245, 294, 301, 329, (337), 339, 362, 433, 442, 463, 469, 478, 486, 489, 656, 689, 753 –– Kl. St. Airy (Agericus)  ​61, 127, 224, 229, 301, 433, 442, 463, 593, 717, 719, 721 Verwandtenehe  ​478 – 480, 486, 754 Vetustas  ​106, 110 Vibicius, angebl. Abt St. Maximin Trier (4. Jh.)  ​405 Victor, Märtyrer Marseille († 287/288)  ​159, 206 Victor-­Patrozinium  ​159, 205  –  207 Victricius, B v. Rouen (vor 390 – 407/409)  ​85 Vienne, Btm./Ebtm.  ​59, 86, 91, 96, 98, 108, 112, 339, 388, 390, 392, 486, 489, 507, 593 Viennensis  ​86, 91, 96 – 98, 108, 110, 112 f., 261, 263, 390 f. Vigilius, Papst (537 – 556)  ​498, 502 Vilicus, B v. Metz (um 550 – 566/568)  ​489, 504 f., 532, 570

Register |

Vincentius, frühchristl. Märtyrer († um 304)  ​ 134, 190, 230 f., 311, 605, 723 Visitation  ​57, 660, 678 f., 682, 685, 700 f. Vita, Vitae, Viten (allgemein)  ​55 – 60, 106, 158, 211, 278 – 280, 296, 316, 713 Vita Agricii (Agritii)  ​s. Vitae s. Helenae et s. Agritii Vita Antonii  ​219  f. Vita Aredii  ​483, 532, 540, 671 Vita Auctoris  ​117 Vita Castoris  ​692, 743 Vita Eucharii, Valerii, Materni (Dreiervita)  ​ 71, 73 f., 82, 121, 214, 220, 247, 400 Vita Felicis I  ​60, 72 – 74, 81 – 84, 86, 88, 280 –– II  ​72 – 74 Vita Galli  ​426, 474 f. Vita Gaugerici  ​679, 683 – 685, 697 Vita Germani  ​58, 158, 161 – 164, 171, 177, 204 Vita Goaris –– I  ​59, 396, 399 – 403, 424, 435, 634, 636 – 641, 643, 646 f. –– II  ​401, 637 – 639, 641 Vita Hildulfi  ​406 Vita Lupi  ​58, 158, 160 – 163, 168, 171, 174 f., 177 f., 204 Vita Magnerici  ​59, 472, 509, 661, 664, 678, 691 – 694, 696 f., 699 – 705, 705 f., 710, 713, 737 – 742 Vita (?) Mari  ​276 – 280, 296, 316, 329 Vita (Vitae) Martialis  ​120 f. Vita Martini  ​692 Vita Maximini –– I  ​60, 70 f., 74, 219 – 221, 248, 400, 408, 624, 639 –– II  ​60, 71, 74 f., 219 f., 408, 624 –– III (Epigramata)  ​60, 219 Vita Modoaldi  ​758 – 760 Vita Nicetii  ​59 f., 405, 469, 474 f., 480, 506, 509, 513, 534 – 539, 544, 549, 576, 600 f., 612 – 614, 639, 643 Vita Paulini –– I  ​72, 74  f. –– II  ​72, 74  f. Vita Potentini  ​743 Vita Romani  ​113 Vita Severini  ​756 – 758 Vitae s. Helenae et s. Agritii  ​60, 72, 75, 338 Vitus, Schüler des Märtyrers Modestus († 304)  ​ 370 – 373

Völkerwanderung  ​57, 258, 331, 396 f., 627 Volusianus, B v. Tours (491 – 498)  ​334, 339, 342 Volusianus, B v. Trier (Ende 5. Jh.– kurz nach „um 490“)  ​56 f., 59, 62, 81, 174, 252, 272, 333 – 342, 349 W Wandalbert, Mönch Kl. Prüm, Dichter († ? 870)  ​399 – 402, 636 – 638 – s. auch Martyrolog(ium) Weihe (Altar, Kirche, Kloster)  ​84, 132, 136, 153, 182, 185, 187, 192, 205, 210, 221, 223 f., 228, 230, 233, 237, 251, 296, 304 f., 307 – 310, 313, 331, 373 – 376, 378, 439 f., 449, 473, 552 – 554, 556 f., 561, 578, 581 f., 588 f., 591 f., 595, 598 – 602, 661, 691 – 694, 716 f., 721 Wendelin, Eremit im Umkreis B Magnerichs  ​ 57 Weomad, EB v. Trier (ca. 762 – 791)  ​400 Wezilo, fidelis laicus (12. Jh. Mitte)  ​448 Widonen  ​64 Widukind von Corvey, Mönch, Geschichtsschreiber († nach 973)  ​174 Wigbert, Wigbod (? Abt Kl. St. Maximin, Trier; Gesandter Karls d. Gr.)  ​582 Wilgis, Vater Willibrords  ​300 Willibrord(us), B v. Utrecht († 739), Neugründer Kl. Echternach  ​64, 66, 123 f., 126 f., 140, 142, 148 f., 187, 195, 202, 227, 230, 285, 288, 290, 293, 300, 306, 316, 321, 323, 325, 350, 361, 410, 414, 441, 445, 450, 452, 456 f., 560 – 562, 567, 570, 572 f., 576, 579, 582, 584 f., 588 f., 593, 595, 602, 610 f., 615, 619, 621, 655, 710, 716, 718 f., 731 –– Willibrord-­Altar  ​60, 134, 152, 156, 190, 207, 231, 250, 311, 331, 605, 630, 723, 743 Windberg, Stift, Kl.  ​600 Windesheimer Kongregation  ​138 f., 460, 734 Wisigarde, Gemahlin Kg. Theudeberts I.  ​ 480 f. Witigo, Presbyter, Kleriker Petershausen; vorher Kaplan des EB Bruno v. Trier  ​599 Woëvre, frz. Landschaft zwischen Maas und Mosel  ​661, 690 f., 693, 703 – 705 Wolbodo, B v. Lüttich (1018 – 1021)  ​180 f., 568 Wolfgang, B v. Regensburg (972 – 994)  ​571 f. Wolfhard von Herrieden  ​s. Martyrolog(ium) Worms, Btm.  ​754

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790 | Register Wulfilaich, Aredius-­Schüler, Eremit, Stylit (6. Jh.)  ​57, 471, 641, 660, 672, 675 – 677, 679, 684 f., 690, 692 f., 703 f. Würzburg, Btm.  ​564 Y Yvois (Carignan)  ​s. Eposium Z Zeltingen  ​736 Zeno, oström. Ks. (474 – 491)  ​260 f. Zosimus, Papst (417 – 4 18)  ​86 – 90, 96 f., 99 Zürich, Grossmünster  ​65, 236, 412 f., 566, 726 Zummethöhe  ​629 Zweinaturenlehre  ​497