Die Schule Immanuel Kants: Mit dem Text von Christian Schiffert über das Königsberger Collegium Fridericianum 9783787339457, 9783787311859

In den Jahren 1732 bis 1740 besuchte der Schüler Immanuel Kant das Königsberger Collegium Fridericianum, an dem Jahrzehn

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Die Schule Immanuel Kants: Mit dem Text von Christian Schiffert über das Königsberger Collegium Fridericianum
 9783787339457, 9783787311859

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Heiner F. Klemme (Hg.)

Die Schule Immanuel Kants

KANT-FORSCHUNGEN VI

KANT-FORSCHUNGEN Herausgegeben von Reinhard Brandt und Werner Stark

Band 6

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

Heiner F. Klemme (Hg.)

Die Schule Immanuel Kants Mit dem Text von Christian Schiffen über das Königsherger Collegium Fridericianum

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen ­Ausgabe ­identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche A ­ bweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-4000-2 ISBN eBook: 978-3-7873-3945-7

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1994. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany. www.meiner.de

VORWORT

Es ist verführerisch, das Werk eines Philosophen mit seinem persönlichen Werde­ gang, der Erziehung, die ihm zuteil wurde, und den Büchern, die er gelesen hat, in Beziehung zu setzen, um so Aufschlüsse über mögliche oder wirkliche Einfluß­ nahmen auf ihn zu gewinnen. Die Absicht, die mit dem vorliegenden Band er­ reicht werden soll, bewegt sich in wohldefinierten Grenzen. Es soll das Urteil über Art und Inhalt der Erziehung, die Immanuel Kant als Schüler am Collegium Fride­ ricianum zwischen 1 7 32 und 17 40 genossen hat, anband historisch belegbarer Sachverhalte geschärft und inhaltlich erweitert werden. Zu diesem Zweck wird der 1 7 4 1 von Christian Schiffert publizierte Bericht über diese Schulanstalt neu ediert und ausgewertet. Mein ursprüngliches Interesse, zu sehen, welche philoso­ phischen Bücher Kant während seiner Schulzeit gelesen hat, trat dabei zunehmend in den Hintergrund. Schifferts Text bietet Gelegenheit, einen umfassenderen Kon­ text auszubreiten, der nicht nur für den jungen Kant bestimmend wurde : Das Kö­ nigsberg der ersten Hälfte des 1 8. Jahrhunderts mit seinen Auseinandersetzungen zwischen lutherischer Orthodoxie und Pietismus, zwischen Wolffianismus und Aristotelismus. Es wird versucht, die institutionellen und personellen Verflech­ tungen herauszustellen, die das intellektuelle Klima dieser Stadt aus der Sicht des höheren Erziehungswesens geprägt haben. Daß der so benannte Kontext im Rah­ men dieses Bandes mehr angedeutet als abschließend inhaltlich aufgefüllt werden konnte, war nicht zu vermeiden. Das Königsberg Kants existiert heute in vielerlei Hinsicht und mancherlei RUcksicht nicht mehr. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, daß die hier herangezo­ genen Studien zumeist älteren Datums sind und teilweise nur sehr schwer be­ schafft werden konnten. Ihnen und den konsultierten Primärquellen sind Berichte, Ereignisse und Sachverhalte zu entnehmen, die uns erlauben, tradierte Äußerun­ gen und Ansichten über Kants Schulzeit zu korrigieren und zu ergänzen. Für wertvolle Hinweise und Anregungen danke ich insbesondere Reinhard Brandt und Werner Stark, der meinen Ausflug in das Königsberg Kants vielfältig unterstützt hat. Eine frühere Fassung meiner Ausführungen über Kants Schule war Grundlage eines Vortrags, den ich im Rahmen einer Tagung zum Thema »Philo­ sophie-Unterricht im 1 8. Jahrhundert I Teaching Philosophy in the Eighteenth Century« im Dezember 1 993 in der Wemer-Reimers- Stiftung Bad Hornburg ge­ halten habe. Marburg, im Februar 1994

Heiner

F.

Klemme

INHALT

Reiner F. Klemme Immanuel Kant und seine Schule ...................................................................

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I. Zur Einführung . . .. .. . . . . . . .. .. .. ...... .. .. ........ .. ...... .... .. .. .. .. .... .. .. .. . . . . .. .. .. .. .. .. .. II. Das Collegium Fridericianum in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens .. ... . ...... .. .... ...... .... ...... .. .. . . . . .. .. .. .. .. ...... .. .. .. .. . . . . . . . . .. .. .. .. .. .. .... .. III. Immanuel Kant als Friderizianer . . . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . ...... .. .. .. .. . . . . .

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Christian Schifiert Nachricht von den jetzigen Anstalten des Collegii Fridericiani ( 1 74 1 )

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Das erste Capitel Von den jungen Leuten, welche in diesen Anstalten unterrichtet und erzogen werden . . . ........ .. .. .. . . .. .. . . . . .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . .. .. .. .. ...... .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . .. ..

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Das andere Capitel Von der Information, und zwar I. II. 111.

IV. V. VI. VII. VIII. IX.

Von den täglichen Lectionibus überhaupt . .. .. .. ........ .. . . . . . . . . . ..... .. .. .. . . . . . . Von den Lectionibus ins besondere . .. . . . . .... .. .... ........ .. .... .. .. .... .. . . . . . . .. .... Von den Repetitionibus . . . . . .. . Von den Lectionibus in den deutschen Classen .. .. . . . . . . . . . . . . .. .. .. .... ...... Von den Examinibus . . . .. . .. . Von der Erziehung . . . .. Von der Verpflegung und Unkosten . . . .. . . . . ..... . Von den Vorgesetzten . . . . . . . Kurtzer Nachbericht . . . . . . .

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Editorische Notiz

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Bibliographie . . . . . . . . . . .... .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Namenregister

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Immanuel Kant und seine Schule

I. Zur Einführung Es kann eine Reihe von guten Gründen namhaft gemacht werden, die für eine nähere Beschäftigung mit der Geschichte und der Verfassung des Collegium Fri­ dericianum im Königsberg des 18. Jahrhunderts sprechen. Das Friedrichskolleg, wie es später genannt wurde, ist die erste staatlich sanktionierte Schulgründung in der preußischen Krönungsstadt am Pregel gewesen, die aus einer Privatinitiative heraus entstand und nicht in kirchlicher Trägerschaft betrieben wurde. Die Eta­ blierung der Anstalt, ihre förmliche Anerkennung und Förderung durch König Friedrich 1., ihre bald einsetzende Erweiterung und Blüte in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, waren mit zum Teil erheblichen Auseinandersetzungen verbunden, die mit den bereits bestehenden Schulanstalten, der lutherischen Orthodoxie und den philosophisch an Aristoteles orientierten Theologen der 1544 gestifteten Kö­ nigsberger Albertus-Universität geführt wurden. Die Gründung der Schule erfolgte nämlich unter zwei zentralen Gesichtspunk­ ten, die für ihr weiteres Schicksal konstitutiv werden sollten: Der Verbesserung des heruntergekommenen öffentlichen Schulsystems auf breiter Basis und der Förderung und Verbreitung des aus dem Westen des Landes kommenden Pietis­ mus lutherischer Ausrichtung. In beiden Hinsichten haben die von August Her­ mann Francke (1663-1727) ab 1695 in Halle a. S. mit der Unterstützung des Kö­ nigs errichteten Erziehungsanstalten' einen überragenden, aber keinen ausschließ­ lichen Einfluß ausgeübt. Während Deutschlands seinerzeit bedeutendster Philo­ soph, Christian Wolff (1679-1754), aufgrund seines Konflikts mit pietistischen Kreisen Halle 1723 bei Androhung des Galgens fluchtartig in Richtung Marburg verließ2 und erst 1740, nach dem Regierungsantritt Friedrichs II., zurückkehren durfte, wurden die Schriften Wolffs seit Anfang der dreißiger Jahre am Fried­ richskolleg geschätzt. Ü ber viele Jahre konnte es einen vergleichsweise hohen Ausbildungsstand garantieren und wurde zu einem maßgeblichen Faktor nicht nur im kulturellen Leben der Stadt. Als zeitweise führendes Institut seiner Art in Preußen wurde es auch von Schülern anderer Landesteile, Regionen und Staaten, etwa aus Litauen, Pommern und Polen,3 frequentiert. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörten der aus Stolp in Pommern stammende, später in Leyden als

Zur Geschichte der später so genannten Franckescben Stiftungen vgl. u. S. 385-584, Beyreuther 1 978, S. 1 23- 1 76, und Brecht 1993. 2 Zu Verlauf und Hintergrund der Auseinandersetzungen vgl. Bianco 1 986. Vgl. unten S. 1 1 3-1 14.

a. Ritscbl

1 884,

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H. Kiemme

Professor für Philologie tätige David Ruhnken (Ruhnkenius) ( 1 723- 1 798)4 und natürlich Immanuel Kant, dem im Abschnitt III unser besonderes Augenmerk gel­ ten wird. Kant besuchte diese Schulanstalt von Ostern 1732 bis zum Herbst 1740.5 Am 24. September dieses Jahres wurde er vom Rektor der Universität, dem Orientalisten Johann Bernhard Hahn ( 1 685- 1 755), immatrikuliert.6 Das Testimonium initiationis war ihm zuvor vom Dekan der philosophischen Fakultät, Christoph Langbansen ( 1 69 1 - 1 770), ausgestellt worden.7 Aus dem Kreis der Lehrer am Fridericianum, die auch mit Kants Namen ver­ bunden sind, sei an dieser Stelle nur auf J ohann Gottfried Herder ( 17 44- 1 803) und Krzysztof Celestyn Mrongovius ( 1 764- 1 855) verwiesen. Der aus dem ostpreußi­ schen Mobrungen stammende Herder hatte während seines Aufenthaltes in Kö­ nigsberg ( 1 762- 1 764) nicht nur eine Stelle als Inspizient und dann als Lehrer am Collegium Fridericianum inne, die ihm vielleicht auf Vermittlung von Johann Georg Hamann ( 1730- 1788) oder dem Verleger Johann Jakob Kanter ( 1738- 1 7 86) übertragen8 wurde, sondern besuchte auch die Vorlesungen Kants. Er ist sicher­ lich als der bedeutendste unmittelbare Schüler des Königsherger Philosophen an­ zusehen. Eine Generation später, nämlich seit 1 790,9 unterrichtete der aus Masu­ ren gebürtige Mrongovius während seines Studiums in Königsberg an Kants eheZu Ruhnkenius vgl. die Darstellungen bei Rink 1801 und Anonymus 1 802. Seine Schrif­ sind bei Meusel, Bd. 1 1 , 1 8 1 1 , S. 48 1 -483, verzeichnet 5 Kants Schulzeit hat das Maß des Üblichen nicht überschritten, wie ein Vergleich mit Borowski deutlich macht »Borowski besuchte von 1746 bis 1755 sämmtliche Klassen des Colle­ gii, zugleich mit Schlegel, Moldenhauer und Kelch, und bezog 1 755 zu Michael die Universität.« (Merleker 1 847, S. 18) - Kants Bruder Johann Heinrich, der später Prediger in Alt- und Neu-Rha­ den (Kurland) werden sollte, hat das Collegium Fridericianum ebenfalls besucht. Ostern 1 755 ist er aus ihm entlassen worden (Ellendt 1898, S. 6). 6 Kant (>>Kandt Eman., Regiomonte-Pruss., manu stip.«) wurde mit neun anderen Schülern und dem Vermerk »ex Collegio Fridericiano dimissi« zum akademischen Bürger erklärt. (Erler 1 9 1 1 / 1 2, II S. 385) Das Wintersemester begann mit dem Rektoratswechsel am 29. September (Michaelis); neuer Rektor wurde Johann Jakob Quandt. 7 Der Oberhofprediger und Konsistorialrat Langbansen war seit 1 7 1 9 Ordinarius für· Mathematik, 1 725 übernahm er eine Theologieprofessur, die er jedoch 1765 niederlegte. Langbansen war der Schwiegersohn von Heinrich Lysius; zu Kants Gedenkvers auf ihn vgl. AA XII, S. 395. 8 Zippel 1 898, S . 1 2 1 . Nach einer anderen Quelle hat Kant den jungen Herder Schiffert als Inspizient vorgeschlagen (vgl. den Brief von Seligo an Puttlieh vom 10. August 1 805, in Kant 1 990, S. 61-62). Zu Herdcrs Lehrertätigkeit vgl. auch Goldheck 1 782, S. 24 1, und Dobbeck 196 1 , 85 -90 und 95. Dobbeck weist jedoch darauf hin, daß Herder bereits am Tag nach seiner Immatri­ kulation die Stelle antrat, so daß es unwahrscheinlich ist, daß einer der genannten drei Personen in diesem Zusammenhang tätig geworden ist ( 1 96 1 , S. 85 und 2 1 5, Anm. 49). »Im Winter 1 762163 erhielt er [sc. Herder] zunächst nur den Rechenunterricht in der zweiten deutschen Klasse; Ostern 1 763 wurde ihm statt dessen die griechische, hebräische, französische und mathematische Klasse zuerteilt; ein Halbjahr später nahm man ihn unter die Lateinlehrer auf und übergab ihm sogleich die Untersekunda, wozu noch die erste historische und die philosophische Klasse kam; studierte er doch damals besonders eifrig die Kantische Philosophie. Nur den griechischen Unterricht gab er bei dieser Umänderung auf; Ostern 1764 liess er sich auch die französischen S tunden abnehmen. Am 22. November 1764 verliess er das Kollegium und Königsberg, um nach Riga zu gehen.« (Zippel 1 898, S. 122) Herder spielte zudem die Orgel und hielt Sonntags-Katechisationen. 9 Vgl. Merleker 1 847, S. 17. ten

Kant und seine Schule

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maliger Schule die polnische und die griechische Sprache. Mrongovius' Name ist jedem, der sich mit Kants Philosophie beschäftigt, ein Begriff: Von keinem ande­ ren zeitgenössischen Erstbesitzer sind so viele Kolleghefte Kantischer Vorlesun­ gen, beispielsweise über Moral, Metaphysik und Anthropologie, überliefert, wie von ihm.t o Der zeitweilige Niedergang des Friedrichskollegs setzte, wie noch zu zeigen sein wird, mit dem Tode von Johann Albert Schultz (und Christian Schiffert) in der zweiten Hälfte des 1 8. Jahrhunderts ein . 1 1 Eine Renaissance erlebte es dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als man es im Zuge der Umsetzung Humboldt­ scher Reformideen in das erste königliche Gymnasium Preußens umwandelte. Die feierliche Eröffnung der neuen Schule wurde am 28. November 1810 begangen;12 erster Direktor wurde Friedrich August Gotthold ( 1778- 1 858). Mit dem alten Königsberg sank auch das Friedrichskollegium in der Nacht vom 29./30. August 1944 »mit allen seinen wertvollen Sammlungen und Kunst­ werken, Archivalien und Erinnerungsstücken in Schutt und Asche. «13 Der Unter­ richt wurde im kleinen Rahmen noch bis zum 24. Januar 1945 in fünf behelfsmä­ ßigen Räumen des Elisabeth-Krankenhauses in der Ziegelstraße fortgesetzt.t4

Vgl. Zelamy I Stark 1987, bes. S. 28 1 -283 . Mrongovius' Bedeutung erschöpft sieb natür­ lich nicht hierin: » Im Gedächtnis der Nachwelt blieb er als Sprachwissenschaftler von Rang, Er­ forscher der masurischen und kaschubischen Kultur, Verbreiter und Bewahrer der polnischen Sprache. Er entwickelte eine originelle Metbode des Fremdsprachenunterrichts und verfaßte als einer der ersten Wörterbücher für Polniscb-Deutscb und Deutsch-Polnisch. Er hinterließ eine Rei­ he von wissenschaftlieben und populären Abbandlungen auf den Gebieten Sprachwissenschaft, Slawistik, Ethnographie, Theologie und Ethik. Die Bibliographie seiner Werke enthält außerdem Übersetzungen griechischer Autoren aus der Originalsprache. « (Zelamy I Stark 1987, S. 279) 11 Zur Bedeutung des siebenjährigen Krieges für die allgemeine Verscblecbterung des öf­ fentlichen Schulwesens in Ostpreußen vgl. Notbohm 1959, S . 1 86- 1 87 . 12 Merleker 1 847, S . 2 3 , und Zippel 1 898, S . 206. Scbumacher 1948, S . 20, Gause 1 968, I I S . 3 5 3 , und Gause 1973, S . 1 4 , nennen fälschlieb den 2 8 . Oktober als Termin. 13 Scbumacher 1 948, S . 48. Mit dem ganzen Schularchiv wurden aucb die seit dem 1 . April 1 750 erbalten gebliebenen Scbülerlisten der Lateinschule ein Raub der Flammen (vgl. Merleker 1847, S. 17). Reinschriften der obligatorischen Abschiedsreden der Dimittenden lagen seit 1737 vor; von Kant war jedoch keine erhalten geblieben. Zu den Beständen der Lehrerbibliothek vgl. Scbumacber 1 9 1 3 und Sommerfeldt 1918, der einen 1765 von D. H. Amoldt handschriftlich ange­ fertigten Katalog abdruckt. Die in ibm verzeichneten B ücher stammen »der Mehrzahl ihres Be­ standes nacb aus dem Vermächtnis des ehemaligen Inspektors der Anstalt, J. Cbr. Mabraun [ . . . ] , dessen Testament vom J ahre 1 7 54 datiert ist, und der dem Friedricbskolleg seit 1 7 46 als Lehrer angehört hatte.« (Sommerfeldt 1 9 1 8 , S. 444) Es ist bier darauf hinzuweisen, daß eine Reihe von Akten und Unterlagen zur Geschichte dieser Lehranstalt heute im Geheimen Staatsarchiv Preußi­ scher Kulturbesitz in Berlin archiviert sind. Unten ihnen befinden sieb aucb solche des früheren Königsherger Etatsministeriums (der Nachfolgeinstitution der Preußischen Regierung in Königs­ berg), dem das Friedricbskolleg unterstand. Diese Akten konnten im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht ausgewertet werden (vgl. jedoch u. a. Hollack I Tromnau 1 899, Notbobm 1959, Forst­ reuter 1969 und Koeppen 1972). Ein alphabetisches Register zu der seit 1750 vorbanden gewese­ nen Matrikel des Fridericianums, das Scbumacber während seiner Amtszeit als Oberstudiendirek­ tor der Schule anfertigen ließ, befindet sieb beispielsweise unter der Signatur XX. HA Rep. 75 b Nr. 1 . Eine Bestandsübersiebt des ehemaligen Staatsarchiv Königsberg gibt Forsteeuter 1955. 14 Scbumacber 1948, S . 48; Gause 1973, S . 28. 10

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Über die Geschichte des Friedrichskollegiums liegen uns eine Reihe von Be­ richten und Darstellungent s vor, die zumeist von Autoren verfaßt wurden, deren eigene Biographie eng mit der Geschichte dieses Instituts verknüpft ist. Zu ihnen gehört auch der längere Aufsatz, den Christi an Schiffert im Jahre 17 4 1 in seiner Funktion als Schulinspektor unter dem Titel Nachricht von den jetzigen Anstalten des Collegii Fridericiani in einem von Michael Lilienthai ( 1 686- 1 750) 16 betreu­ ten Periodikum in Königsberg veröffentlichte. Schiffert erblickte am 1 2 . November 1 689 in Rügenwalde (Pommern) das Licht der Welt. 1 7 Im Jahre 17 1 7 wurde er zum Konrektor, 1 720 zum Rektor der Lateinischen Stadtschule im nahegelegenen Stolp ernannt. Schiffert, dem Wald eine »Vorliebe vor frömmelnde Redensarten«1 8 nachsagt, löste wohl Ostern 1 73 2 den Schweden Daniel Salthenius ( 17 0 1 - 1 750),19 der 173 1 als Rektor an die Dom15

Vgl. Lysius 1 723, Amoldt 1 769, S . 684-695, Goldbeck 1 782, Wald 1 792 und 1 793, Ano­ nymus 1 835, Horkel 1 855, Gotthold 1 864, Zippel 1 898, Schumacher 1948 und Gause 1 973. 16 Lilienthal, der am 2. Dezember 1 7 1 1 eine Dissertation >>pro receptione in facultatem« über studentische Stammbücher vorgelegt hatte (vgl. Lilienth al 1 7 1 2), war seit 1 7 1 5 Diakon an der Domkirche im Kneiphof (ab 1 7 1 9 an der Altstädtischen Kirche), wo er auch Kants Eltern traute. In ihrem Gebet- oder Andachtsbuch schreibt Kants Mutter: »Anno 1 7 1 5 d. 13. November habe ich Anna Regina Reuterio mit meinem lieben Mann Johann George Kant unsern hochzeitlichen Eh­ rentag gehalten und sind vom Herrn M. Lilienthai copulirt worden in der Kneiphöfschen Thum Kirche [sc. der Domkirche] . « (Amoldt 1908, S. 107, Anm.; vgl. Vorländer 1 992, I S. 16). 17 Die biographischen Angaben nach Wald 179 1 , S. 75 1, und Zippel 1 8 98, S. 82-83. Wald weist einleitend darauf hin, daß es nicht länger üblich ist, ausschließlich »die grossen Thaten gros­ ser Männer« (S. 750), zu denen Schiffen zweifelsohne nicht zu zählen ist, zum Gegenstand histo­ rischer Forschung zu machen: »Dank sei es dem guten Genius der Geschichte, daß dieser Ton nur noch den Zeitungsschreibern und dem Sammler des politischen Journals eigen ist! Dank den B o­ lingbroken, Humen und Montesquieu, daß sie uns den Werth der Männer nach einem andern Maaßstabe bestimmen lehrten!« (S. 750-75 1 ) Wald konnte auf ein von Schiffen geführtes »Confe­ renzbuch« des Kollegiums zurückgreifen (vgl. S. 753, und unten S. 1 0 1 ). 18 Wald 1 79 1 , S. 753. 19 Salthenius (vgl. unten S . 21) wurde 1 729 Inspektor am Kollegium und zugleich zum Ex­ traordinarius für Logik und Metaphysik an der Albertina ernannt. Er trat die Nachfolge von J. G. Teske an, der eine theologische Professur übernahm. 1 732 wechselte auch er als Ordinarius in die theologische Fakultät. Salthenius besaß seinerzeit die vielleicht umfangreichste Privatbiblio­ thek in Ostpreußen, die nach seinem Tode versteigert wurde: »Der von ihm, mit vielen Anmer­ kungen ausgestattete Auktionskatalog seiner über 2 1 000 Bücher stark gewesenen Bibliothek, worunter 3200 Seltenheiten, gehört unter die besten Verzeichnisse dieser Art.>Schiffen Christ., Inspector collegii Fridericiaui, Rugenwalden. Pomer., gratis«. (Erler 191 1/12, II S. 352) Er wird den Status eines akademischen Bürgers erlangt haben, ohne im eigentlichen Sinne akademisches Glied der Universität zu sein, wie dies z. B. auch bei einem Universitätsdrucker und seinen Lehrlingen (»artis typograph. cultorDiese Prüfung [ . . . ] kann selbstverständlich bei der Fülle von Examinanden immer nur eine oberflächliche gewesen sein und war obligatorisch auch nur für sol­ che, die Ansprüche auf Stipendien, Freitisch oder auf das Alumnat erhoben. Demnach dürften auch im zweiten Säkulum der Albertina die Studenten mit sehr verschiedener Vorbildung der alma mater zugeführt worden sein.« Vgl. die nicht zutreffende Beschreibung bei Vorländer 1 986, S . 1 5. 57 Zum Procedere vgl. Erler 1910, S. LXXX-LXXXI. Nach Vorländer ( 1 992, I S. 44) wurde der Eid nur vorgelesen. Der Schüler ist dann durch Handschlag (»manu stip«) verpflichtet worden, wie dies auch im Falle von Kant gehandhabt wurde (vgl. oben S. 2, Anm. 6). 58 »Er [sc. Kant] stand in dem Rufe, als Dekan der philosophischen Fakultät ein strenger Examinator zu sein, aber er forderte von den ankommenden Studierenden gewiß nicht mehr, als sich bei dem damaligen Zustande der gelehrten Schulen erwarten ließ. Ich hatte selbst das Glück, bei meinem Eintritt auf die Universität von ihm als Dekan geprüft zu werden.« (Jachmann 1 9 1 2, S. 1 36/ 1 993, S . 1 20) In der zweiten Hälfte des 1 8 . Jahrhunderts wurde die Eingangsprüfung von Seiten der Universität wohl generell wesentlich ernster genommen als dies jemals zuvor der Fall gewesen war.

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phischen Fakultät im Beisein von Praedekan, Prodekan und Rektor einer Prüfung, die neben einer Übersetzung aus Ciceros Reden und Ovids Metamorphosen auch eine Übertragung aus David Humes Essay Von den Nationalcharakteren ins La­ teinische beinhaltete. Kant befüiWortete (wohl gegen den Willen von Schulinspek­ tor Domsien, der Schreiner die erforderliche Dimission verweigert hatte) die Immatrikulation, die drei Tage später, am 19. Oktober 1 779, erfolgte.s 9 Wenden wir uns wieder den ersten Jahren der Existenz des Friedrichskolle­ giums zu. Der König förderte bewußt diese Anstalt, weil er sich von ihr einen gu­ ten Einfluß auf die Verbesserung des Erziehungswesens versprach. Die offizielle Anerkennung des »Pietistenwinkels«,60 wie die Schule auch abschätzig genannt wurde, verdient dabei umso mehr hervorgehoben zu werden, als die Gehrsehe Pri­ vatschule nur eine unter annähernd 200 nicht-offiziellen Instituten dieser Zeit gewesen war, die ihrerseits die etablierten Anstalten in ihrer Existenz bedrohten. So mußte Friedrich I. am 22. Januar 1 707 ein Edikt erlassen, um die überhand­ nehmenden Winkelschulen zu beschränken: mit mäßigem Erfolg.61 Ein weiterer berühmter Sohn der Stadt, Johann Georg Hamann, hatte in seiner Juge�d mehrere Winkelschulen durchlaufen, bevor er einem Hofmeister und schließlich einer öf­ fentlichen Schule überantwortet wurde.62 Die Erziehung durch einen Hofmeister entsprach dabei nicht allein dem Bedürfnis, dem schlecht organisierten Unterricht in den öffentlichen Schulen zu entkommen,63 sondern stellte ein Ideal dar, wel­ ches in Rousseaus Emile ( 1762) seinen sinnfälligen Ausdruck fand: >>Die Hofmei­ stererziehung spukte als Ideal nicht nur in Rousseaus Kopf allein herum. Sie lag im Wesen der Zeit und hatte nur ihren glänzendsten Ausdruck im Hirn dieses ge­ nialen Franzosen gefunden. Das Altstädtische Schulalbum ist gespickt mit dem Ausdruck 'ex informatione domestica. ' Schon dieses würde zum Nachweis genü­ gen, daß der vornehme und mittlere Bürger Königsbergs des 1 8. Jahrhunderts eif­ rig bemüht war, den Tanz um die Hofmeistererziehung mitzumachen [ . . ] . «64 Schon im Februar 1 703 wurde ein auf der Burgfreiheit (einer zum Schloß gehörigen Vorstadt) »am Kreuztor« unweit der Löbenichtschen Kirche gelegenes .

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»Schreiner Car. Hnr., Jaeschkendorf. ad Liebmübl. Boruss. « (Erler 1 9 1 1112, II S . 558) Die Arcbivalie ist von Euler I Dietzscb 1 994 ermittelt und beschrieben worden. 60 Merleker 1 847, S. 6 (nach Borowski); zum Ausdruck » Pietistenberberge« vgl . Hippe! (unten S. 33, Anm. 66) und Stettiner 1894, S. 55. 61 Vgl. Möller 1 847, S. 1 9, sowie die detailreichen Ausführungen über die »Privatinforma­ tionen« bei Hollack I Tromnau 1 899, S. 1 7 1 -209 (bes. S. 1 95-196). Die beiden Autoren verweisen auf die Verordnung vom 25. Oktober 1 735, in der es beißt: »Alle diejenigen, welche Privatinfor­ mationen genossen und in keinen öffentlichen Schulen gewesen, sollen, ehe sie auf die Akademie gehen, jedesmal dem Inspectori des Orts vorgestellt werden, sodann von ihm sich examiniren las­ sen und ein Zeugnis von ihren Profectibus zu nehmen schuldig sein [ . . . ] . « Hollack I Tromnau be­ tonen jedoch, daß die Winkelschulen »in unverminderter Zahl« weiterbestanden (S. 1 96). 62 Vgl. Hollack I Tromnau 1 899, S . 1 84- 1 85. 63 »Um 1 740 sind die Schulen auf den tiefsten Stand in der öffentlichen Schätzung gesun­ ken, den sie überhaupt erreicht haben. Was sie trieben, galt in der Welt draußen nicht mehr; was draußen galt, trieben sie noch kaum.« (Paulsen 1 896, S. 607) 64 Hollack / Tromnau 1 899, S . 185.

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g e z v. G. P o o i e c n

l i rh

Des Landhofmeisters Saal auf der Burgfreiheit, 1 703

v.

H. S c h w a r z

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adliges Gebäude, der 1 632 errichtete Landhofmeistersaal, für nicht weniger als 5 600 Taler oder 1 6 800 polnische Gulden65 von den Erben des Obennarschall von Creytzen erworben, in dem dann auch Kant zur Schule gehen sollte. Das bau­ fällige Gebäude wurde für die Zwecke einer Erziehungsanstalt umgebaut, um ein Stockwerk erhöht und mit einem Direktorenwohnhaus, Pensionszimmern66 und einem Observatorium auf dem Dache des Haupthauses versehen. In Franckes Verbesserte(r) Methode des Paedagogii Regii ( 1 72 1 ) werden wir darüber unter­ richtet, auf welche Weise das Observatorium in Halle (und wohl auch in Königs­ berg) genutzt wurde : »Bei bequemem Wetter werden die zu dieser Klasse [sc. der Astronomieklasse] gehörigen Scholaren des Abends sowohl vor als nach der Mahlzeit (bisweilen aber auch wohl des Morgens vor Aufgang der Sonnen) unter genugsamer Aufsicht auf das hierzu erbaute Observatorium geführet und ihnen die Gestirne von einer Zeit zur andern gezeiget. Wenn Sonnen- und Mondfinster­ nisse, oder andere merkwürdige Phaenomena zu sehen sind, so stellet der Mathe­ maticus bei hellem Wetter seine Observationes an, wozu denn die jetzgedachten Scholaren vor andern mit gezogen werden.«67 Da das Friedrichskollegium von keiner Kirchengemeinde getragen wurde, war auch die Einrichtung einer schlichten Kapelle zum Zwecke des Abhaltens der Schulgottesdienste, der Katechisation und der halbjährlich stattfindenden öffentli­ chen Prüfungen notwendig geworden, die 1 707 mit einer kleinen Orgel aus der Werkstatt des Orgelbauers Josef Mosengel ausgestattet wurde. Mosengel war auch der Baumeister der Orgeln im Dom und in der Neuroßgärtschen Kirche.68 Die Kirche des Kollegiums, welche notdürftig aus einer alten Küche und einem Holzstall errichtet wurde, war jedoch so baufällig, »dasz Prediger und Zuhörer bei einfallendem Regenwetter ganz durchnässt wurden. «69 In diesem Gebäude, an dem man noch über Jahre arbeitete, war die Anstalt bis zum 1 9. März 1853 unter­ gebracht.70 Mit der königlichen Genehmigung der Anlage war auch eine Umbe65

Vgl. L,ysius 1 723, S . 374, und Zippel 1 898, S . 47 . Erst nach 20 Jahren konnte die Hälfte der Kaufsumme beglichen werden (vgl. Merleker 1 847, S . 7). - Auf die - zeitweilig sehr ange­ spannte - ökonomische Situation der Schule kann hier nicht weiter eingegangen werden (vgl. dazu die materialreiche Darstellung von Zippel 1 898). 66 Die Pensionsanstalt war die einzige ihrer Art in ganz Ost- und Westpreußen und wurde von bemittelten Schülern bewohnt, unter denen sieb eine Reihe von Ausländern wie Russen, Po­ len, Kur- und Livländem befanden (Merleker 1 847, S. 8); 1 8 1 0 wurde sie aufgelöst. 67 Zitiert nach Kramer 1 885, S. 356-357. Waschkies erwähnt das Königsherger Observato­ rium nicht ( 1 987, bes. S. 90-9 1 ; vgl. unten S. 15 und 42) . - Zum fortschreitenden Verfall des Ob­ servatoriums seit Mitte der sechziger Jahre vgl. Zippel 1 898, S. 142. Im Jahre 1 803 genehmigte das Oberschulkollegium zwar den Abbruch des Observatoriums, der von Wald aber nicht ausge­ führt wurde. Erst 1 8 1 7 fiel es anfallenden Reparaturarbeiten zum Opfer (Zippel 1898, S. 2 1 1 ) . 68 Merleker 1 847, S. 9. 69 Wald 1 792, S . 20; vgl. Horkel 1 8 55, S. 73. 70 Vgl. Scbumacher 1948, S. 26. Das alte Gebäude wurde abgerissen und durch ein neues ersetzt, das am 1 7 . Oktober 1 855 bezogen wurde (vgl. Gotthold 1 8 52) . D as Fridericianum zog 1 8 92 in die Jägerhofstraße Nr. 6 um . D as alte Gebäude wurde von der Burgschule am Roßgärter Markt übernommen (vgl. Sommerfeldt 1 9 14, S. 57, u. Gause 1973, S. 22, sowie die Abbildungen in Schumacber 1948 , S. 27 u. 33, und in Gemeinschaft ehemaliger Friderizianer 1973, S. 17 u. 2 1 ) .

Kant und seine Schule

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nennung verbunden; seit dem 10. Mai 1 703 durfte sie den ehrenvollen Namen eines Collegium Fridericianum tragen.7t Um 1738 war der Gebäudekomplex wie folgt eingeteilt: »Das Gebäude des linken Flügels enthielt die Klassen, die Bibliothek, die Wohnungen des zweiten Inspectors, der meisten Inspicienten und Pensionäre und die Oekonomie ; jezt [sc . 1847] die Klassen, ein Auditorium, das Conferenz- und Bibliothekszimmer nebst dem physikalischen Apparate und die Wohnungen zweier Oberlehrer und des Gymnasialdieners und Glöckners. Auf diesem Gebäude befand sich das Obser­ vatorium, noch 1793 nächst dem Reccardschen das einzige72 öffentliche in Kö­ nigsberg. Der rechte Flügel enthielt die Wohnung des Oberinspectors, jetzt des Direktors. Das Mittelgebäude war und ist noch die Kirche, wo jetzt an Sonn- und Festtagen von dem Prediger der Anstalt Vormittags Gottesdienst und am Morgen jedes Schultages von den Lehrern abwechselnd das Gebet gehalten wird; ehemals wurde an Sonn- und Festtagen sowol Vor- als Nachmittags daselbst öffentlicher Gottesdienst gehalten; die Frühpredigten und Katechisationen besorgten die bei­ den lnspectoren, zu Nachmittagspredigern wurden gewöhnlich Lehrer des Collegü gewählt. Zwischen diesen Gebäuden befindet sich ein kleiner freier Plaz, auf wel­ chem sich die Schuljugend in den Hauptpausen ergeht, und auf diesem Plaze in einer Ecke, der Kirche gegenüber, ein kleines Gärtchen des Direktors und ihm gegenüber eine Pumpe.«73 Auf Empfehlung Speners ernannte König Friedeich I. den aus Flensburg ge­ bürtigen Kandidaten der Theologie, Heinrich Lysius (24. Oktober 1 670 - 1 6. Ok­ tober 173 1 ), zum ersten Direktor der Schule.74 Lysius hatte sich eine breite Bil­ dung erworben; neben dem Erlernen der klassischen Sprachen sowie Syrisch, Chaldäisch, Rabbinisch und Hebräisch hatte er sich der Geometrie und Astrono­ mie gewidmet. An den Universitäten von Jena, Leipzig, Königsberg und Halle »trieb er Kartesische Philosophie, Befestigungskunst, Heraldik, Anatomie und manches andere ; vor allem aber suchte er in das theologische Studium nach allen Richtungen einzudringen. «75

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Vgl. Horkel 1 855, S . 75, und Zippel 1 898, S . 49-50. Es ist auch das erste seiner Art in Königsberg gewesen, vgl. Merleker 1 847, S. 8. Zu dem von Reccard (siehe unten, S. 29) gegründeten Observatorium, der 1 765 Diakon an der Sackheimer Kirche wurde, schreibt Zippel: >>Seine [sc. Reccards] liebste Beschäftigung war die Astronomie; er veröffentlichte einzelne astronomische Aufsätze, und an dem neuerbauten Sackheimer Pfarrhause errichtete er auf eigene Kosten eine Sternwarte, die das Haus um drei Stockwerke überragte, und von der er mit seinen akademischen Schülern Beobachtungen anstellte.« ( 1 898, S. 146) n Merleker 1 847, S. 1 1 ; vgl. die Abbildung unten S. 62. 74 Zu Lysius vgl. bes. Wald 1 792 sowie Zippel 1 898, S. 40 ff., und Horkel 1855, S. 5 1 -85, der Ulngere Auszüge aus der auch für die Verbreitung des Pietismus aufschlußreichen Autobiogra­ phie (sowie des Tagebuches) von Lysius bringt, die sich in zwei Abschriften in der Bibliothek des Friedeichskollegiums befand (Horkel 1855, S . III ) . Nach der Auskunft von Schurnacher (vgl. oben S. 3, Anm. 13) sind sie wohl vernichtet worden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befand sich eine (weitere ?) Abschrift in der Königlichen Universitätsbibliothek zu Königsberg, deren heutiger Verwahrungsort nicht bekannt ist (vgl. Steffenhagen 1 8 6 1 - 1 872, li S. 43). 75 Vgl. Horkel 1 855, S. 68, und Zippel 1 898, S . 40. n

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Lysius, der zugleich zum außerordentlichen Professor der Theologie berufen wurde, traf am 25. November 1702 in Königsberg ein.76 Unter der Leitung dieses für die Sache des Pietismus unermüdlich agierenden und praktisch begabten Mannes, der Francke persönlich kennengelernt hatte und Spener in einer Streit­ schrift verteidigte, wurde die Schule nach dem Vorbild des Hallenser Waisen­ hauses ausgebaut und begann zu prosperieren. Im Unterschied zu den anderen Schulen der Stadt legte Lysius Wert auf eine breite Unterrichtsbasis: »Vor der Gründung dieser Anstalt lehrte man in den Preussischen Schulen weder Geschich­ te, noch Geographie; keine Mathematik und Naturgeschichte, keine neuere Spra­ che; an Zeichnen und Realkenntnisse wurde gar nicht gedacht. Man trieb nur und trieb sie auch nur blos ohne allen Geschmack, die alten Sprachen. Lysius verwarf die allgemeine Classenverfassung und bestimmte jeder Wissenschaft und Sprache ihre besondere Classen, verschieden nach den Kenntnissen der Lehrer und den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Schüler.« Auch wenn Samuel Gottlieb Wald (1760- 1828), dem wir diese Schilderung verdankc:n,77 die historischen Sachver­ halte wohl nicht ganz korrekt wiedergibt - erst Schiffen richtete zu Michaelis 1732 die erste, Ostern 17 33 die zweite mathematische Klasse ein's - zeichnet sie plakativ den pädagogischen Neuaufbruch des Kollegiums. Der pragmatischen Reform der Schulausbildung diente auch die Einteilung in eine Lateinische und eine Deutsche Schule: der zukünftige Handwerker sollte nicht länger mit dem Erlernen des Lateinischen gequält werden.79 Während die Deutsche Schule auch Mädchen aufnahm, blieb die Lateinschule (wie die Universität) den Jungen vor­ behalten. Bemerkenswert ist, daß Lysius auch in der Lateinschule der deutschen Sprache einen großen Raum einräumt. Seine eigenhändig verfaßten juristischen Schriftstücke, die er im Verlaufe seiner vielfachen Streitigkeiten um seine Person und das Collegium Fridericianum ausarbeitete, hat er entgegen dem Usus der Zeit auf Deutsch geschrieben. so Vgl. Zippel 1 898, S. 45. Am 30. November ist er als akademischer B ürger aufgenommen worden: »Lysius Hnr., [Dr.) SS. lbeol. Hallae Magdeburg. promotus, designatus Prof. Extraordin. et Scholae novae [i. e. Collegium Fridericianwn) director«. (Erler 1 9 1 1112, II S. 233) n Wald 1 792, S. 33. 71 Vgl. Zippel 1 898, S. 1 07. Geschichte und Geographie waren zudem bereits von Gehr eingeführt worden, wobei jedoch »die Kirchengeschichte und Palästina das Centrum des Unter­ richts bildeten« (Horltel 1 855, S. 44). 79 Wald 1 792, S. 33. Von Zedlitz, der ein Konzept slllndiscber Erziehung befürwortete und sieb für die klare Trennung von Bauern-, Bürger- und Gelehrtenschulen einsetzte, bat es in einem Beitrag für die Btrlill iscM Mo1111 tsschrijt (Bd. 10, 1787) als »Tborbeit« bezeichnet, »den künftigen Schneider, Tischler, Krllmer, wie einen künftbigen Konsistorialratb oder Schulrektor zu erziehen, sie alle lateinisch, griechisch, bebrliscb zu lehren, und den Unterriebt in Kenntnissen, die jene nötbig haben, ganz zu übergeben.« (Zitiert nacb Krau1 1 984, S. 16) 10 Vgl. Gotthold 1 864, S. 96. Als Anzeichen der zunehmenden Bedeutung der deutseben 76

Sprache im Lehrbetrieb von Schule und Universillll mögen hier zwei weitere Hinweise genügen:

Seit dem Mai 1 736 wurde das Vorlesungsverzeichnis der Universillll in der WocMnllicht(n) K(J­ auch in deutscher Sprache publiziert (vgl. Stettiner 1 8 94, S. 48, und Rehberg 1 942, S. S0-5 1 und 75). Cölestin Cbrislian Flottweil wurde 1 744 die erste Professur für Beredsamlcei t in Königsberg übertragen.

nigsbtrgiscM(II) Frag- und Anuigungs-Nachrichltn

Karn und seine Schule

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Lysius führte in Königsberg öffentliche Schulprüfungen ein, die Vorbildfunk­ tion für alle anderen Schulen haben sollten. BI Eine zentrale Bedeutung kam natür­ lich der religiösen Unterweisung zu. Wald schreibt in seiner Lysius-Biographie: »Die Disziplin erleichterte er dadurch, dasz er alles, was seine Schüler thaten, oder thun sollten, auf Religion bezog. Daher das Morgen- und Abendgebet der Pensionäre; daher die paränetische Stunde, in welcher sich alle Schüler des Colle­ gii einfinden, und von ihrem obersten Aufseher zu religiösen Gesinnungen, durch Gesang, Gebet und väterliche Vorstellungen bewogen werden.«s2 Aber auch die lutherische Geistlichkeit der Stadt wurde von Lysius' energischem Einsatz für die Sache des rechten Glaubens und Handeins nicht verschont: »Das ungeistliehe Leben der Geistlichen, von denen manche [ ... ] aus vollen Bechern zechten und die Glokken auf ihren Kirchenthürmen zu ihrem Runda83 ziehen Hessen; andre, ohne eine Bibel im Hause zu haben doch Lehrer des göttlichen Worts seyn wollten, nahm bei seinem ernsten Eifer gegen solche Unmenschen ein Ende, und ernster Anstand gewann mehr Land. Aus allen Facultäten [sc. der Universität] nahm das Logomachienunwesen, auch die Astrologie, Magie und Alchymie, die Furcht vor Zaubereien, Teufelsbesitzungen u. dergl. ganz Abschied [ ...] .«84 Die Streitigkeiten wurden auf allen denkbaren Ebenen ausgefochten. Mit wel­ cher Härte hier auch gegen Lysius vorgegangen wurde, wird sinnfällig in einem vom Frühjahr 1710 datierten Bericht, den der Kunstmaler Johann Friedrich Bayer hinterlassen hat. Er schildert die ersten Reaktionen auf Lysius' Predigten in der neu errichteten Kirche, an dessen künstlerischer Ausgestaltung Bayer selber betei­ ligt gewesen war: »Als der Herr Doctor Lysius anno 1703 in der Königlichen Schule anfing zu predigen und zu catechisiren,85 so hatte er ein verachtetes Audi­ torium. Man schmähete und spottete seiner Person, beschuldigte ihn der Igno­ rantz, und daß er, als ein gewesener Kauffmann; jetzt in ein frembdt Ambt griffe, und ohnberuffen predigte. Man redete auch übel von dem Orte, nennete es einen Pferdstall, Küche, Hurenwinkel -. weil ehemals Schmausereyen daselbst gehalten wurden. Man klebete Pasquillen an die Tühren, warf in die Fenster, und bewarff die Gegendt und das Haus mit Koth und Unflath. Es war auch ein schlechtes Quartier, welches man die Kirche nennete, unten saße man auf Bänken von Blök­ ken und aufgelegten Brettern. Oben war das Dach so lecke, daß, wanns regnete, man immer rücken mußte, wollte man nicht durchher naß werden. Herr Doctor Lysius, wenn er predigte, nebst denen Informatoribus, wurden offt benetzet Des

II

Vgl. Wald 1792, s . 35. Wald 1 792, S. 34. 13 »Runda, ein Saufwort, durch welches, sonderlieb bey Handwerckspurscben, das Bier in den Leib begleitet wird; wiewohl aucb nicht zu lllugnen, daß zuweilen aucb bey vornehmen Ge­ sellscbafftcn dergleichen Runda mit angestimmet werden.« (Zedler, Bd. 32, 1 742, Sp. 18 13) 14 Bm>wski 1 793, S. 146- 147; vgl. Merleleer 1847, S. 7 . u Die Einweihung erfolgte am 19. Juni mit einer Predigt über Genesis 28, 16-22 (Merleker 1847, S. 8, Horkel 1 855, S. 73, Sommerfeldt 1 9 14). Als unricbtig muß die Angabe bei Zedler gel­ ten, wonach die Einweihung am 19. August 1702 stattfand (Zedler, Bd. 18, 1 737, Sp. 1 580). 12

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lacheten und spotteten die losen Leute, und agirten ihn und seine Zucht vor. «86 In Anerkennung der großen Verdienste, die sich Lysius für die Förderung des Schulwesens erworben hatte, berief ihn Friedrich I. gegen den Widerstand der an Aristoteles orientierten Theologen und Philosophen,R7 die ihn als Cartesianer und Kopernikaner verdächtigten, am 14. November 1 709 auf die freigewordene dritte ordentliche theologische Professur. Ähnlich wie in Halle, an der - mit einer kurz­ zeitigen Ausnahme - sämtliche theologische Professuren mit Pietisten besetzt worden waren, sollte auch in Königsberg den streitbaren orthodoxen Lutheranern entgegengearbeitet werden. Lysius wurde von Friedrich Wilhelm I. 1 7 1 5 zum Konsistorialrat und dritten Hofprediger an der Residenzkirche ernannt. 1 7 1 8 hörte seine Majestät Lysius predigen und war so beeindruckt, daß er ihn mit der Inspek­ tion über die Kirchen und Schulen in ganz Litauen beauftragte. Im gleichen Jahr wurde ihm die zweite, 172 1 gar die erste theologische Professur angetragen und er in die Ämter des Pfarrers an der Stadtkirche sowie des Inspektors der Schulen auf dem Löbenicht eingesetzt. Rektor der Universität ist er in den Jahren 1720, 1724 und 1728 (jeweils Winter) gewesen. Da insbesondere seine Inspektionstätigkeit mit längeren Reiseaufenthalten verknüpft waren, wurde 1 7 2 1 das Amt eines Inspektors eingeführt. Abraham Wolf, dem dieses Amt zuerst übertragen wurde, entlastete den Direktor und übernahm die innere Leitung des Collegium Frideri­ cianum, hielt die Predigten und die Katechisation und verwaltete die Kasse. Unter Lysius wurden die Pietisten in Königsberg zu einem beständig an Ein­ fluß gewinnenden Faktor. So waren sie die treibende Kraft hinter der Kabinetts­ order vom November 1725, in dem der Wolffianer und Extraordinarius für Natur­ lehre Christian Gabriel Fischer ( 1 683 ?- 1 75 1 ) gezwungen wurde, Königsberg bin-

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Es handelt sich um ein undatiertes Schreiben an den in Altona lebenden emeritierten Geistlichen Johann Michael (Michaelis) (zitiert nach Sommerfeldt 1 9 1 6, S. 1 3 6- 1 37; vgl. Som­ merfeldt 19 14, S . 45-46). 87 »In der Philosophie behauptete Aristoteles auch im 1 7 ten Jahrhundert und bis in die er­ sten Decennien des 1 8 ten, seine Herrschaft, und die Nachbeterei in einer Wissenschaft, welche ihrem eigensten Wesen nach auf dem Denken beruht, dauerte hier länger fort als vielleicht auf ir­ gend einer der anderen Universitäten, obwohl sich loh. Strauss [ 1 590- 1 630] und Albert Linemann [ 1 603- 1 653] dagegen sträubten.Bei der Er­ ziehung soll heutiges Tags dahin gesehen werden, daß es dem Lehrer schwer sey, dem Lehrlinge aber alles leicht gemacht werde; ehedem aber wars gewöbnlicb, daß es sieb der Lehrer bequem machte, und der Lehrling allein das Schwere zu verrichten hatte. Der Lehrer durfte den Schüler alles nur aufsagen lassen, jetzt aber soll der Lehrer nachdenken, wie er die schwaeben Fähigkeiten des Schülers am besten entwickle, und ibm vorarbeite. Doch wird diese neue Metbode sehr schwer allgemein werden; denn der geringe Lohn des Lehrers kann ihn nicht dazu bewegen, und es sind dazu schon cosmopolitiscbe Begriffe nötbig.« (Menschenkunde, S. 48 ; vgl. Anthropologie-Lenin­ grad, S. 29) In der Verfügung wird besonders die »kärgliche Besoldung der 15 Lehrer« gerügt (Zippel 1 898, S. 147). 139 Gotthold 1 864, S. 147 - 148; vgl. Goldheck 1 782, S. 242-246, Merleker 1 847 , S. 16, und Zippel 1 898, S . 146- 152. Zu nachfolgenden Reformversueben vgl. Paulsen 1 897, Scbwartz 1 9 1 0, S. 232-240 und (mit übergreifender Perspektive) Jeismann 1 974. 1 40 Zippel 1 898, S. 1 5 1 . 141 Vgl. Zippel 1 898, S . 145 ff. Der 1735 geborene Reccard wurde 1766 ordentlicher Profes­ sor für Theologie. Rektor der Universität war er im Winter 1782183 , 1 786/8 7, 1 790/9 1 und 1 794/95.

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1 744 besucht hatte, durch D. H. Arnoldtl42 verhindert worden war, übernahm Christoph Samuel Domsien ( 1 765 bis 1 789)143 nach Schifferts Tod das Amt des Schulinspektors. Die Streitigkeiten um Domsien kamen erst mit dessen Tod am 1 9 . Juni 1 789 zu ihrem Ende. Seine Stelle nahm Samuel Gottlieb Waldl44 ein, der am 4. Mai ernannt und am 7 . Juni 1 790 in sein Amt eingeführt wurde. Wald war seit 1786 Professor für griechische, später für orientalische Sprache(n) an der Albertina. Als bedeutendes Mitglied der (Königlichen) Deutschen Gesellschaft, die 1 741 ( 1 742) von Coelestin Christian Flottweil ( 1 7 1 1 - 1759) begründet wurde (und gegen den Pietismus opponierte), war er auch der erste Professor, der als Lei­ ter des neugegründeten Seminarium scholasticuml4S in Königsberg pädagogische Vorlesungen im engeren Sinne gehalten hat. Dies ging auf eine von ihm initiierte Anordnung des Oberschulkollegiums vom 14. Dezember 1 790 zurück, daß mit dem Collegium Fridericianum ein Pädagogisches Seminar für kleine und größere Stadtschulen verbunden sein sollte, in dem 12 fähige Studenten durch den Oberin­ spektor theoretisch und praktisch ausgebildet werden sollten. I 46 Die Pädagogik­ vorlesungen an der Albertina wurden daraufhin vom Senat ausgesetzt.147 Auch Wald hat sich - letztlich vergeblich - in den neunziger Jahren um eine Erneuerung des Kollegiums bemüht. Als äußeres Zeichen seines guten Willens begründete er eine institutseigene Reihe von Programmschriften. In einer von ih­ nen gibt er 1793 eine kurze, mit einigem Pathos eingeleitete Übersicht über die Geschichte des Kollegiums. In der Vorrede wird neben anderen auch der Name Kants in Erinnerung gebracht. Eine Schule, die einen solch bedeutenden Schüler hervorgebracht hat, kann so schlecht nicht gewesen sein: »Soviel auch für und wider das Collegium Fridericianum in ältern und neuern Zeiten geschrieben wor­ den ist: so fehlet dennoch eine pragmatische Geschichte und eine offene Darle­ gung des Erziehungsplanes desselben [ . . . ]. Die ehemalige Winkelschule hat in dem Jahrhundert ihrer Existenz zur Verbreiterung vieler reellen gelehrten Kennt­ niss in Preußen beigetragen; hat Männer geliefert, die in ihren Fächern Epoche m achten [Anm. S. 3: Z. B . den berühmten Professor Ruhnkenius in Leiden; den

1 42 »Ostern 1748- 1 750 war er als Lehrer am Kollegium später an der Domschule thätig, dann war er 10 Jahre lang Rektor der Stadtschule in Riga, von wo er 1765 als Professor der Poesie wie­ der nach Königsberg kam.« (Zippel 1 898, S. 1 34- 1 35) Zu dem aus Smolsin bei Stolp stammenden Lindner, Kants Freund, vgl. unten S. 43 . 143 Wald 179 1 , S . 75 1 . Nach Gotthold ( 1 864, S. 1 30, 1 5 1 - 1 52) ist sehr wahrscheinlich, daß der Amtsantritt Domsiens zum Niedergang der Schulanstalt beigetragen hat. Zum Zeitpunkt seines Todes besuchten nur noch 79 Schüler die verschiedenen Klassen (vgl. auch Zippel 1898, S . 137, 140, 1 54, 1 56- 1 59, u. ö.). 144 Vgl. Zippel 1 898, S. 159-160. Wald war im Sommer 1 806 Rektor der Universität 145 Das vom Oberschulkollegium unter Leitung von Johann Christoph von Wöllner (17321 800) nach Hallenser Vorbild an der Albertina für die Lehrerausbildung geplante philologisch­ pädagogische Seminar wurde dagegen nicht realisiert (vgl. Forstreutet 1 969 u. unten S. 59). 1 46 Vgl. Gotthold 1 864, S . 88, Zippel 1898, S. 178-179, und Forstreutet 1 969, S . 6-7. Bereits 1 787 hatte Gedike am Friedrichs-Werdersehen Gymnasium in Berlin ein Seminar für Lehramts­ kandidaten einrichten lassen (vgl. Jeismann 1974, S. 100-101, und Kraul 1984, S. 23). 1 47 Vgl. Weisskopf 1 970, S. 99; vgl. unten S . 59 u. S. 60, Anm. 293 .

Kant und seine Schule

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Reformator der Philosophie, Hm. Prof. Kant; Hm. C. R . Leßi48 i n Hannover, Hm. Generalsuperint. Schlegell49 in Greifswalde u. v. a.] hat tausende gebildet, die auf den Kanzeln lieber gehört, vor den Gerichtsschranken oder an den Kran­ kenbetten mehr gebraucht wurden, als die Zöglinge anderer Schulen [ . . ] . « I SO Wald hat auch am 23. April 1 804 die erste Gedächtnisrede auf Kant gehalten, der am 1 2. Februar des Jahres verstorben war und am 28. Februar zu Grabe getragen wurde. Darüber hinaus scheint sich die Verehrung für Kant im Friedrichskollegium aber in Grenzen gehalten zu haben. Ein Anfang unseres Jahrhunderts angefertigter Katalog der Bestände der Lehrerbibliothek verzeichnet nur eine Schrift des Philo­ sophen. I SI Der Magistrat der Stadt hat jedoch dafür Sorge getragen, daß Kant in einer anderen Schulanstalt, im Altstädtischen Gymnasium, noch zu Lebzeiten auf besondere Weise gewürdigt wurde: »Hundert Jahre später, am 23. Sept. 1 795, fei­ erte die Schule ein zweites Jubiläum. Der damalige Conrektor Hamannl52 hatte dazu durch ein kurzes Programm eingeladen, der Stundenlehrer Riemann eine kurze Geschichte der Schule geschrieben [ . . . ] , der Magistrat153 endlich für eine angemessene Ausschmückung des Schullocals gesorgt, z. B. die Aula mit den Büsten des Plato, Aristoteles und Kant geziert u. s. w.«l54 .

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Gemeint ist der aus Westpreußen stammende Theologe Gottfried Leß ( 1 736- 1 797). Leß wurde Ostern 1752 aus der Schule entlassen (Ellendt 1898, S. 6). 149 Gottlieb Friedrich Schlegel ( 1 739- 1 8 1 0). Schlegel wurde Ostern 1755 auf die Universität entlassen und kehrte später für drei Jahre als Lehrer an seine Schule zurück (Eilendt 1 898, S. 6; Zippel 1898, S. 121). 150 Wald 1793, S . 3-4; vgl. S . 29-30. Im Jahr zuvor hatte Wald in seiner Lysius-Biographie nur Kant in einer Anmerkung hervorgehoben: »Unter der grossen Menge von Schülern, die in die­ ser Anstalt gebildet wurden, machten einige [Z.B. Hr. Prof. Kant.] in ihren Fächern Epoche. « ( 1 792 S . 47) I n seinem biographischen Beitrag über das Leben Schifferts erwähnt Wald K an t ne­ ben vielen anderen (1791, S. 752). Ein früllerer Schüler Kants und Verbreiter der kritischen Philo­ sophie in England, Friedrich August Nitsch, hat sich im Titelblatt seines Buches A general anti introductory View of Professor Kant 's Principles concerning Man, the World anti the Deity, sub­ mitted to the consideration of the learned (London 1 796; Nachdruck: New York I London 1 976) wohl nicht ohne Stolz als »Late Lecturer of the Latin Language and Mathematics in the Royal Fri­ dericianum College at Königsberg, and Pupil of Professor Kant« zu erkennen gegeben. Nitsch trat 1 790 als Lehrer in das Kollegium ein (vgl. Merleker 1 847, S. 1 7). Zu seiner Bedeutung für die Verbreitung der kantischen Philosophie in England vgl. Baum I Malter 1 99 1 . 151 E s handelt sich dabei um einen von Kant durchgesehenen Auszug dieser Schrift, der be­ sorgt wurde » von Job. Friedr. Gensieben als Anhang der von G. M. SODimer herausgegebenen Übersetzung von William Herschels Schriften über den Bau des Himmels. Königsberg 1 79 1 , bei Friedrich Nicolovius.« (AA I, S. 547; vgl. Adickes 1 89511 896, S. 1 1 , und Schumacher 1 9 1 3 , S . 60). Vorländer ( 1 992, I S . 4 2 Anm.) hat diesen Band übersehen. 152 Gemeint ist der älteste Sohn von Johann Georg Hamann, Johann Michael, der auch zu Kants letztem Geburtstag (22. April 1 803) geladen war (vgl. Reusch o. J., S. 14 Anm.) 153 Theodor Gottlieb von Hippel (1741- 1796) war zu dieser Zeit Bürgermeister der Stadt. 154 Möller 1 847, S. 1 5 . Falls es sich hier tatsächlich um eine Kant-Büste gehandelt haben sollte, dann dürfte die 1795 von Joseph Mattersberger (1 754-1 825) wohl nach dem Leben geschaf­ fene Plastik gemeint sein, von der mehrere Abgüsse angefertigt wurden (vgl. Kant-Studien 10, 1905, S . 236-237, Essers 1 974, S . 52-53, und Minden 1 868, S . 32).

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H. Klemme III . lmmanuel Kant als Friderizianer

Der wohl bedeutendste Philosoph deutscher Sprache wurde am Sonnabend, den 22. April 1724, morgens gegen 5 Uhr als viertes von neun Kindem tss des Rie­ mermeisters Johann Georg Kant (1683-1746) und dessen Frau Anna Regina (1697-1737), geb. Reuter, in der südlich des Pregel gelegenen »vorderen Vor­ stadt«, im Hause neben der sogenannten Sattlergasse1 s6, geboren. Getauft wurde er einen Tag später auf den Namen EmanueP S7 in der ältesten Kirche der Stadt, im Dom, der die Pfarrkirche des Kneiphofs und der zugehörigen Vorderen Vor­ stadt war. Erst in seinem Geburtsjahr haben sich die drei Städte Königsberg, die Altstadt ( 1286), der Löbenicht ( 1300) und der Kneiphof ( 1333) zu einer Gemein­ de vereinigt. Die Krönungsstadt der preußischen Könige war mit seinen rund 6 000 Häusern und 50 000 Einwohnern neben Berlin die größte Stadt des Landes und stellte ein bedeutendes Zentrum für den Handel mit den östlichen Ländern Europas dar. Neben vorwiegend lutherisch gläubigen Deutschen setzte sich die Einwohnerschaft aus einer V ielzahl von ganz unterschiedlichen religiösen und ethnischen Minderheiten und Nationen zusammen,ISB In einer zeitgenössischen Beschreibung der preußischen Krönungsstadt heißt es: »Was endlich die Einwohner der Stadt betrifft, so sind dieselbe meistentheils Deutsche. Darum denn auch die deutsche Sprache daselbst am meisten geredet wird. Wiewol wegen der Handlung mit Pohlen und Litthauen auch beyderley Sprachen im Gebrauch sind. Es haben auch die aus Franckreich vertriebene Refu­ g�es, auff Landes-Herrschafftliche allergnädigste Erlaubniß in Königsberg ihr Asylum gefunden, und sich ziemlich etabliret, daher auch ihre Sprache und Mo­ den, zumahl unter Vornehmen im Gebrauch kommen, auch die Strasse auff der Burg-Freyheit, wo die meiste wohnen, die Frantzösische Gasse genannt wird. Sonst sind die meisten Einwohner der Evangelisch-Lutherischen Religion zuge­ than. Nachdem aber Churfürst Johann Sigmund sich zur Reformirten Religion bekannt, t S9 ist das Exercitium dieser Religion auch allhier nach und nach intro-

1" �'6

Zum Stammbaum der Familie Kant vgl. Vorländer 1 992, II S. 384-38 5 . Die Sattlergasse trug später den Namen Bahnhofsstralle (vgl. Vorländer 1 992, I S. 1 5). m Vgl. die Eintragung von Kants Mutter in ihr Gebetsbuch (Amoldt 1 908, S. 1 08 ) und das Faksimile des TaufeintragS im Kirebenbuch der Domgemeinde (Gause I Lebubn 1989, S. 210). 1 51

Von den

1 032

Studenten im Jahre

1 744

stamm ten mehr als die Halfte aus Preußen; aus

dem übrigen Deutschland kamen 260 Studenten. Darüber binaus besuchten » 1 36 Polen, 1 33 Bal­

ten, 62 LilaUer, 12 Skandinavier, 6 Russen, 5 Siebenbürger, 4 Franzosen, 3 Ungarn, je 1 Hollän­ der, Schweizer und Italiener« die Universitllt (Hubatscb 1964, S. 28). Mehr als ein Drittel aller Immatrikulierten waren also zu der Zeit, als Kant in Königsberg studierte, Ausländer. Zu Anzahl und Herleuoft der 1bcologies1Udenten zwischen 1 736 und 1 780 vgl. Notbohm 1959, S. 200- 202 . 1 59 •Als Jobann Sigismund Weibnachten 1 6 1 3 zum reformierten Bekenntnis übertrat, ging ein S turm der Entrüslll ng durch Preußen. Die Bürgerschaft war so empört, daß sie die sonst übli­ che feierliebe Einholung unterließ, als der Kurfürst das nächste Mal nach Königsberg kam Beson­ ders entrüstet war die Universitllt, die Hochburg des Lutbenums. Wllbrend die mllrlti scbe Landes­ universitllt Frankfun an der Oder sieb jetzt den Reformierten öffnete, lehnte die Albertina jeden Calvinismus weiterhin streng ab.« (Gause 1 965, I S. 382) .

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duciret, und haben sich die Refonnirten so wohl aus Engelländern, Schotten, Hol­ ländern, Frantzosen, Pohlen und andern Frembden, als auch aus Einheimischen eine ansehnliche Gemeine gesammelet Denen Päbstlern aber ist, vennöge der zwischen Pohlen und Preussen auffgerichteten Pactorum, das freye Religions­ Exercitium allhier in gewisser Maaß verstattet, auch deshalb eine Kirche auff dem Sackheim zu ihrem Gottesdienst erbauet, wiewol ausser den Einwohnern der Stadt, wenig Leute von Condition sich zu dieser Religion bekennen. Die Juden haben auch ihre Synagoge, und die Mennonisten ihre Vennahnungen, welche aber von schlechter Consideration sind.«1 60 Kant ist in sehr bescheidenen, vielleicht sogar ärmlichen Verhältnissen aufge­ wachsen. Die Eltern - Kant erwähnt vor allem die Mutter - haben ihre Kinder im Geiste des Pietismus erzogen, wobei sie ihr besonderes Augenmerk auf die mora­ lische Erziehung der Kinder gelegt haben.161 Kant war seinen Eltern hierfür zeit­ lebens dankbar und hat sein Elternhaus immer in guter Erinnerung behalten - trotz des Pietismus, dessen»frömmelnden« Ton er in späteren Jahren nicht müde wur­ de zu verurteilen. 1 62 Auffällig ist die Gegensätzlichkeit, mit der Kant sein Ver­ hältnis einerseits zu Schultz163 und Johann Friedrich Heydenreich,1 64 seinem Lateinlehrer in Quinta, Quarta und Prima,165 andererseits zu seiner Schulzeit ins­ gesamt zeichnet, die er nicht scheute als»Jugendsklaverei«166 zu brandmarken. Seine Eltern - vielleicht auch nur die früh verstorbene Mutter -, haben die wö­ chentlichen Bibelstunden besucht, die Schultz in seiner Funktion als Pfarre r an der Altstädtischen Kirche abhielt. Kant wurde kurz vor Vollendung seines neunten

1 150

Anonymus 1 723, S. 228-229. Vgl. hierzu die Darsiellungen bei Amoldt 1908 sowie bei Vorlllnder 1 986 und 1992. 1 62 So beißt es im Streit der Falcultitten: »Aber nicht die Verachtung der Frömmigkeit ist es, was den Namen der Pietisten zum Sectennamen gemacht bat (mit dem immer eine gewisse Ver­ achnmg verbunden ist), sondern die phantastische und bei allem Schein der Demutb stolze Anma­ ßung sieb als Ubemalllrlicb-begUnstigle Kinder des Himme ls auszuzeichnen, wenn gleich ihr Wandel, so viel man sehen kann, vor dem der von ihnen so benannten Weilkinder in der MoraliUil nicht den mindeslen Vorzug zeigt« (AA VII, S. 57 Anm.) Nach der Religion innerhalb der Gun­ zen der bloßen Vernunft ( 1 793) gebt mit der zum »Religionsprincip« erhobenen Frömmigkeit eine »kMcluiscM Gemutbsan« (AA VI, S. 1 84 Anm.) einher. - Hollmann 1 899 zeichnet insgesamt ein zu positives Bild des Verbalmisses von Kant zum KOnigsberger Pietismus. 1 63 Zu Kants Verbalmis zu ScbuiiZ vgl. die in Kant 1990 zusammengestelllen Texle. 1 64 Heydenreicb (oder Heidenreicb) wurde am 27. Mlln 1 732 in die Matrikel der Albertina aufgenommen (Erler 1 9 1 1/12 II S. 348). Am Friedricbskolleg unterriebtele er von Michaelis 1 737 bis Ostern 1 740 in der ersieD lateinischen Klasse (Gottbold 1 853, S. 25 1). 1� Heydenreich stamm le aus Wussow bei Stolp und trat 1 7 34 als Hilfslehrer an der latei­ nischen Quinta in das Kollegium ein (vgl. Zippel 1898, S. 1 20; Vorlllnder 1 992, I S. 37, sowie Kant 1990, S. 1 1 3 und 404-405). 166 Hippel berichlet: »Herr Kant, der diese Drangsale der Jugend auch in vollem Maaße empfunden balle, obwohl er im Hause seiner Aeltem blieb und nur eine öffentliche Schule, die damals sogenannte Pietislen-Herberge, das Collegium Fridericianum, besuchte, pflegte zu sagen, daß ihn Schrecken und Bangigkeit überfiele, wenn er an jene Jugendsklaverei zurückdächte.« (Hippel 1 835, S. 39-40) 1 61

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Lebensjahresl67 auf das Friedeichskollegium geschickt. Inwieweit Schultz selber dafür Sorge getragen hat, daß der junge Kant diese auf ein Universitätsstudium vorbereitende Schule besuchen konnte, ist nicht mehr festzustellen.168 Seinen Elementarunterricht hat er jedoch zuvor auf der vorstädtschen Hospi­ talschule, einer Schule des St. Georgenhospitals, genossen_1 69 Nach einem zeit­ genössischen Bericht im Erleuterten Preußen verrichtete im » Vorstädtschen St. George Hospithal«, das zur Inspektion der Altstädtischen Kirche gehörte, ein »unordinirte(r) Prediger« seinen Dienst. Da zu dessen Amtsobliegenheiten auch die Unterweisung der Kinder gehört haben wird, hat Kant wohl in »Ludwich B oehm, aus Juditten, Minist. Cand. « seinen ersten Lehrer gehabt. I 70 Boehm wur­ de am 1 1 . April 1 699 in die Matrikel der Königsherger Universität aufgenom­ men171 und übernahm zehn Jahre später die Predigerstelle am St. Georgenhospi­ tal, die er für eine ungewöhnlich lange Zeit innehatte. Zu seinen Aufgaben wird auch die Betreuung von Häftlingen gehört haben: »Die in den Städtschen Gefäng­ nissen sitzenden besuchet der Prediger bey dem Georgen-Hospital wöchentlich einmal, und besorget alsdann ihre Erbauung. «172 Sicherlich wird Boehm nicht gezögert haben, das Elend straffällig gewordener Menschen seinen ihm anbefoh­ lenen Kindem eindringlich vor Augen zu führen. Als Friderizianer hatte Kant nun einen längeren Schulweg zu bewältigen: »Wenn er morgens zur Schule ging, kam er zunächst unweit des Holländer Baums vorbei, einer Zollschranke auf dem Pregel zur Erhebung von Gebühren der Schif­ fe. Der Weg führte ihn dann über die Grüne B rücke, an deren östlicher Seite die

1 67

Nach Schiffert (vgl. unten S . 65) sollten die Kinder »nicht wob! eher, als im zehnten Jah­ re ihres Alters, ins Collegium angenommen werden« . 1 61 Borowski ( 1 9 1 2, S. 14/1993, S . 12) der einen derartigen Einfluß behauptet, leitet ihn of­ fensichtlich aus der nicht zutreffenden Behauptung ab, daß Schultz zu dieser Zeit auch Direktor des Fridericianums gewesen ist (vgl. auch Wald in seiner Gedächtnisrede auf Kant in Reicke 1 860, S. 5). Dieser Fehler findet sich in der Literatur häufig; vgl. beispielsweise Scbultz 1 965 , S. 9, Matbieu 1993, S . 27, und Walford I Meerbote ( 1993, S. XXXV) : Schultz »arranged for tbe eight-year-old boy to enter tbe Collegium Fridericianum, of which he was tbe rector.« Nach Wa­ sianski bat Scbultz »Zuerst Kants große und seltene Anlagen [entdeckt] und zog das unbemerkte Genie, das ohne seinen Beitritt vielleicht verkümmert wäre, hervor.« (Wasianski 1912, S. 250 /1993, S. 22 1) Wann Scbultz Kants »Genie« entdeckte, bleibt auch hier unklar. 169 Diese Angabe geht auf Jacbmann zurück: »Den ersten Unterriebt im Lesen und Schrei­ ben genoß er in der Vorslädtsehen Hospitalsscbule; [ ... ] . « ( 1 9 1 2, S. 1 23/1993, S. 108-109) Hospi­ tal und Schule befanden sieb in der hinteren Vorstadt (vgl. Faber 1 840, S. 145). 1 70 Erleutertes Preußen, 1 1 . St., 5 . Bd., 1742, S. 748 und 750-75 1 ; vgl. auch Notbobm 1959, S. 1 9 1 - 192. »Die Schule beym St. Georgen Hospital in der Vorstadt, bey der 1 Lehrer stebet.« (Goldbeck 1782, S. 255; Nelson 1 929, erwähnt die Schule nicht; vgl. Gause 1965, I S. 70, und 1 968, II S. 1 26) . Nach Goldheck müssen die Lehrer an den kleinen Schulanstalten »auf der Uni­ versität studiert haben« und sind »mebrentbeils als Kantores oder Organisten zugleich Kirchenbe­ diente [ . . . ]. Die Kinder werden in denselben im Lesen, Schreiben, Rechnen, in der Religion, im Briefscbreiben; ja einigen derselben auch in den ersten Anfangsgründen der Naturlehre, der Erd­ beschreibung, Geschichte und der lateinischen Sprache unterrichtet.>dass Kant auf der Universität von seinem Vater entweder gar keine, oder keine der Rede werle Unlerstiitzung empfangen habe.auch wirtschaftliche Betrachtungen angeknüpft werden, 340, S . - Schiffert hat die Gliederung seines Buches von Freyer übernommen, der die drei Betrachtungsweisen der Geographie jedoch nicht kennt. 255 Notitia Orbis Antiqvi, Sive Geographia Plenior [. . . ]. Bd. I und II. Leipzig 1 7 0 1 , 1 707. Die beiden Bände umfassen mehr als 2 500 Seiten. Cellarius hat in seinen Schriften die Einteilung der Geschichte in Altertum, Neuzeit und Gegenwart popularisiert (vgl. dazu Neddermeyer 1 988, S . 1 5 3 - 1 60, 221 -222, u. ö.). Vgl. auch ders.: Historia Vniversalis Breviter Ac Perspicve Exposita, In Antiqvam, Et Medii Aevi Ac Novam Divina, Cvm Notis Perpetvis . Editio VI. Jena 1 720.

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Der Stoff ist dabei nach folgenden Prinzipien zubereitet worden : »Die Geo­ graphie ist in Ansehung ihres Begrifs entweder generalis, welche von der Erdku­ gel überhaupt handelt, dabey man einen höltzernen Globum terrestrem zu gebrau­ chen pflegt; oder specialis, welche sich um einzelne Länder und Provintzen insbe­ sondere bekümmert, wobey die Landcharten gebrauchet werden. In Ansehung der Zeit aber ist sie antiqua, media und noua : auf die letztere, als welche am nöthig­ sten, hat man anitzo vornehmlich seine Absicht gerichtet gehabt; doch so, daß ein kurtzer und der studirenden Jugend hochnützlicher Anhang von der alten Geogra­ phie hinzugefüget worden. «256 Bei der Vollständigen Einleitung Zur Geographi­ schen Wissenschaft handelt es sich nach heutigem Wortgebrauch jedoch weder um eine Einleitung, noch um ein Lehrbuch. Man muß es wohl als Kompendium oder Nachschlagewerk bezeichnen. Nach einer kurzen »Allgemeine Vorerinne­ rung « (S. 1 - 1 1 ) werden die vier bekannten Kontinente der Reihe nach abgehandelt (Europa, S. 1 2-249; Asien, S. 250-30 1 ; Afrika, S. 302-3 1 7 ; Amerika; S. 3 1 8-330). In einem Anhang wird von den um Nordpol und Südpol gelegenen »Unbekanten Ländern« gehandelt (S. 330-332) und in einem Unterabschnitt einige »merkwür­ dige« Städte benannt (S. 333-344) . Die »Nacherinnerung « handelt schließlich »vom Globo« (S. 345-352). Alle Erläuterungen und Anmerkungen über Grenzen, Flüsse, Beschaffenheit und Teile der jeweiligen Länder werden ohne epische Breite gegeben. So heißt es beispielsweise über die Stadt Macerata lapidar: »Ma­ cerata, Macerata, eine bischöfliche Stadt mit einer Universität in der Anconitani­ schen Marck. « (S. 343) Im Abschnitt über Preußen findet sich auch ein Katalog von Fragen, der Auf­ schluß darüber gibt, was als wissenswert galt. Zur Illustration seien drei Fragen zitiert: »Wo wird das gesundeste Bier in Preussen gekochet? « (Frage 43, S. 229); »Wie heisst das berühmte Kloster, das so gar von Rom aus besuchet wird?« (Fra­ ge 44, S. 229) »Warum können die grössesten Schiffe nicht bis nach Königsberg kommen?« (Frage 72, S. 23 1 ) Besondere Beachtung verdient die »dreyfache Betrachtung der Erdkugel«, die in der » Vorerinnerung « erläutert wird : »Die Erdkugel kan auf eine dreyfache Weise betrachtet werden, und zwar Mathematice, nach ihrer Ausmessung, Physi­ ce, nach ihrer natürlichen Beschaffenheit, und Politice, nach ihren Reichen und Ländern. Von einem jeglichen soll kürtzlich gehandelt werden. « (S. 2) In dieser Dreiteilung - die sich bereits bei Christian Wolff257 findet - erken­ nen wir unschwer Kants Einteilung der Geographie aus dem Jahre 1757 wieder, wobei die Reihenfolge der drei Betrachtungsweisen vertauscht worden ist: »Die

256 [Schiffen] 1736, S. 1 . Die Unterscheidung zwischen allgemeiner und spezieller Geogra­ phie geht wohl auf das bedeutende Werk von Bernardus Varenius (1622- 1650) zurück: Geogra­ phia generaUs in qua affectiones generales Telluris explicantur (Amsterdam 1650 u. ö.; eine von Isaac Newton neu hrsg. Edition erschien Cambridge 1672). Vgl. auch Wolff, 1716, Sp. 665, sowie Fabricius 1752, S. 307-308 . 2S1 Vgl. Wolff 17 16, Sp. 664.

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Betrachtung der Erde ist vornehmlich dreifach. Die mathematische 25B sieht die Erde als einen beinahe kugelförmigen und von Geschöpfen leeren Weltkörper an, dessen Größe, Figur und Cirkel, die auf ihm müssen gedacht werden, sie erwägt. Die politische25 9 lehrt die Völkerschaften, die Gemeinschaft, die die Menschen unter einander durch die Regierungsform, Handlung und gegenseitiges Interesse haben, die Religion, Gebräuche u. s. w. kennen; die physische Geographie 26o er­ wägt bloß die Naturbeschaffenheit der Erdkugel und, was auf ihr befindlich ist: die Meere, das feste Land, die Gebirge, Flüsse, den Luftkreis, den Menschen, die Thiere, Pflanzen und Mineralien.» 26I In der Aufzählung der Literatur, die Kant sodann im Zusammenhang seiner physischen Geographie erwähnt, ist von Schif­ ferts Kompendium jedoch ebensowenig die Rede wie von Schatz, Cellarius oder Freyer. In der Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dem Winterhal­ benjahre von 1 765-1 766 bringt Kant eine modifizierte Einteilung der Geographie vor: »Diese Disciplin wird also eine physische, moralische und politische Geogra­ phie sein , worin zuerst die Merkwürdigkeiten der Natur durch ihre drei Reiche angezeigt werden, aber mit der Auswahl derjenigen unter unzählig andern, welche sich durch den Reiz ihrer Seltenheit, oder auch durch den Einfluß, welchen sie vermittels des Handels und der Gewerbe auf die Staaten haben, vornehmlich der allgemeinen Wißbegierde darbieten. «262 Wie bei Schiffert263 wird die physische Geographie als Voraussetzung der Geschichte bezeichnet: »Dieser Theil, welcher zugleich das natürliche Verhältniß aller Länder und Meere und den Grund ihrer Verknüpfung enthält, ist das eigentliche Fundament aller Geschichte, ohne wel­ ches sie von Märchenerzählungen wenig unterschieden ist. «264 An dieser Stelle drängt sich eine naheliegende Frage auf. Wenn die Geogra­ phie der »Grund der Geschichte «265 ist, wie fügt sich dann hier die von Kant im Wintersemester 1 772173 erstmals vorgetragene Anthropologie ein? Kant läßt kei­ nen Zweifel daran aufkommen, daß sie wie die Geographie eine der Geschichte vorausgehende Disziplin ist. In den Anthropologievorlesungen bringt Kant einen

251

Vgl. [Schiffert] 1736, S. 3-9. Vgl. [Schiffert] 1736, S. 9- 1 1 . 260 Vgl. [Schiffert] 1 736, S . 1 1 . 261 Entwurf und Ankündigung eines Collegii der physischen Geographie nebst dem Anhange einer kurzen Betrachtung über die Frage: Ob die Westwinde in unsern Gegenden darum feucht seien, weil sie über ein großes Meer streichen ( 1 757), in: AA II, S. 1 - 12. 262 AA II, S . 3 1 2. 263 Vgl. unten S . 86. 264 AA II, S. 3 1 2. Diese enge Verknüpfung von Geographie und Geschichte findet sich in der Literatur häufig, beispielsweise bei dem Göttinger Altphilologen und Pädagogen Johann Mat­ tbias Gesner (vgl. Gericke 1 9 1 1 , S. 34-35) und bei Herder: »Kurz die Geographie ist die Basis der Geschichte und die Geschichte ist nichts als eine in Bewegung gesetzte Geographie der Zeiten und Völker.« (Herder 1878, S. 1 02; vgl. auch Wolff 1 7 16, Sp. 664, der darauf hinweist, daß die politi­ sche Geographie »bey einigen Geographia historica« heißt.) Zur Stellung des Faches Geschichte im Lehrbetrieb deutscher Universitäten im Zeitalter der Aufklärung vgl. Bödeker u. a 1986. 265 AA IX, S . 164. 259

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systematischen Grund in Anschlag: Geographie und Anthropologie sind die bei­ den zur Weltkenntniß gehörenden Disziplinen, die als solche das Betreiben der an sich weniger interessanten - Geschichte (und der Moral) erst sinnvoll erschei­ nen lassen und Garant dafür sind, daß »Gelehrsamkeit nicht Pedantery wird« 266 : »Die Antropologie muß der Moral voraus gehen, Pragmatische Antropologie ist das Fundament zur Geschichte und die Geschichte lehret uns die Phaenomena der Menschen. «267 Daneben kann aber auch eine disziplinengeschichtliche Begründung angeführt werden. Es gibt Anlaß zu der Vermutung, daß sich die Anthropologie bei Kant aus der Geographievorlesung entwickelt hat. Über die moralische Geographie schreibt Kant nämlich 1765: »Die zweite Abtheilung [sc. der Geographie] betrachtet den Menschen nach der Mannigfaltigkeit seiner natürlichen Eigenschaften und dem Unterschiede desjenigen, was an ihm moralisch ist, auf der ganzen Erde ; eine sehr wichtige und eben so reizende Betrachtung, ohne welche man schwerlich allge­ meine Urtheile vom Menschen fällen kann , und wo die unter einander und mit dem moralischen Zustande älterer Zeiten geschehene Vergleichung uns eine große Karte des menschlichen Geschlechts vor Augen legt.«26B Die sehr interessante Fragestellung nach dem Verhältnis von Geographie und Anthropologie, Moral und Geschichte kann hier nicht weiter vertieft werden und ist sicherlich facettenreicher, als es nach den obigen Ausführungen erscheinen mag. Dies ist nicht zuletzt deshalb so, weil die Geschichtskonzeption Kants selber einer Entwicklung unterworfen ist, die zu einer (teleologisch) verfaßten Ge­ schichtsphilosophie einerseits, der Abwertung der Geschichte als bloßer Historie andererseits führt. Daneben tritt die Forderung nach einer pragmatischen Ge-

266 Anthropologie-Philippi, S. 2; vgl. Anthropologie-Pillau, S. b; AA VII, S. 1 22 und IX, S. 157. Das Vemältnis von Geschichte und Anthropologie ist ambivalent: »Eine andere Quelle der Anthropologie ist die Geschichte, aber doch muß vorher eine Anthropologie da seyn ; denn wenn ich nicht weiß, worauf ich acht zu geben habe, so werde ich durch die Erzählung allein nicht wis­ sen, was ich zu bemerken habe.« (Menschenkunde, S. 7). 267 Anthropologie-Euchel, S. 1 . In der Nachschrift einer Moralvorlesung Kants heißt es: »Die Wißenschaft der Regel, wie der Mensch sich verhalten soll, ist die practiscbe Philosophie, und die Wißenschaft der Regel des wirklieben Verhaltens ist die Anthropologie; diese beide Wißenschaften bangen sehr zusammen, und die Moral kann ohne die Anthropologie nicht beste­ hen, denn man muß das Subject erst kennen, ob es auch im Stande ist, das zu leisten, was man von ibm fordert, das es thun soll.« (AA XXVII, S. 244 ; vgl. Kant 1 990a, S. 1 2) Auffällig an Kants Äußerungen über das Verhältnis von Anthropologie und Moral in den Nachschriften der Moralvor­ lesungen ist, daß dort die Anthropologie nicht dezidiert als pragmatische ·bezeichnet wird. Nach Maßgabe der Moralphilosophie-Collins umfaßt der Bereich der praktischen Philosophie »eine pragmatische und moralische Philosophie, pragmatisch in Ansehung der Regeln der Klugheit, und moralisch in Ansehung der Regeln der Sittlichkeit.« (AA XXVII, S. 246; vgl. Kant 1 990a, S. 14) Eine Zuordnung der pragmatischen Klugbeitsregeln zum Bereich der pragmatischen Anthropolo­ gie ist ausgeschlossen, weil diese nicht Teil der praktischen Philosophie ist (vgl. AA XXVII, S. 244, und Kant 1990a, S . 12; vgl. zu diesem Problembefund Brandt 1 99 1 , S . 77-78, und 1 994). 268 AA Il, S. 3 1 2-3 1 3 ; zur politischen Geographie, die hier auch beachtet werden muß, vgl. AA II, S. 3 1 3 .

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schichtsschreibung auf.269 Zudem hat Kant, wie die uns erhaltenen Nachschriften seines Geographiekollegs bezeugen, an der Einteilung der Geographie und ihrem Verhältnis zu benachbarten Disziplinen immer wieder laboriert. 21o Institutionell schließlich dürfte von Interesse sein, daß Kant zwischen dem Wintersemester 1 772173 und dem Sommersemester 1 796 die beiden »Weltkenntniß« vermitteln­ den Disziplinen jeweils abwechselnd im Winter (pragmatische Anthropologie) und im Sommer (physische Geographie) gelesen hat, wobei die Anthropologie bei Kant die Disziplinenstelle einnimmt, die im traditionellen Universitätskanon der Geschichte zukam. Das Moralkolleg ist von Kant (unregelmäßig) zugleich mit der Anthropologie im Winter gehalten worden. Kant war übrigens nicht verpflichtet, über die genannten Fächer zu lesen; dies traf mit der Logik und Metaphysik nur für diejenigen beiden Disziplinen zu, die er als Professor offiziell vertrat und für die er besoldet wurde. In späteren Jahren hat Kant auch am Geographieunterricht seiner Jugendzeit kein gutes Haar gelassen. Wer seine diesbezügliche Ä ußerungen mit Schifferts Einleitung ( 1 736) vergleicht, dem steht deutlich vor Augen, daß sich hier ein Au­ tor zu Wort meldet, der sich als Opfer der alten Unterrichtsmethoden sieht. Da in den einschlägigen Textpassagen auch andere Unterrichtsfächer angesprochen werden, wollen wir Kant in längeren Zitaten zu Wort kommen lassen: »Bey denen Kinderen solte man vom Sinnlichen Anfangen. Die Geographie könnte ihnen so

269 »Eine Geschichte ist pragmatisch, so fern sie uns klug macht, in publiquen Affairen ge­ braucht zu werden, wenn wir nicht blos die theorie der Geschichte; sondern sie als ein principium der Klugheit lernen.« (Anthropologie-Leningrad, S. 4; vgl. AA IV, S. 4 1 8 ) Nach der Anthropolo­ gie-Mrongovius ist die Geschichte zweifach: » 1 .) scholastisch wenn ich nur weiß was geschehen ist und 2.) pragmatisch wenn ich die Privat Absichten des Menschen und die Publik Absichten des gemeinen Wesens untersuche. Die pragmatische Geschichte schaft eigentlich einen Nutzen; denn wenn ich die Geschichte nur scholastisch weiß, so nützt sie mir eben so viel als ein Märchen oder ein Roman. Die Anthropologie ist nun zur pragmatischen Geschichte unumgänglich nöthig.>Schönheit ist dauerhaft man findet daher keinen beßern Historiker als Hume.mercantilischen« und der »theologische(n)« Geographie weitere hinzugesellen; die morali­ sche Geographie wird dabei inhaltlich anders gefaßt als noch 1 766: »Die moralische Geographie, in der von den verschiedenen Sitten und Charakteren der Menschen nach den verschiedenen Ge­ genden geredet wird« (AA IX, S. 164) - Zur Problematik allgemein vgl. Adickes 1 9 1 1 .

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vorgetragen werden, daß sie dabey immer empfinden, und gerühret werden . so könnte man anstaU verbosus die Namen auswendig lernen zu laßen lieber die Merckwürdigkeiten des Meeres, die besondere Gebräuche fremder Nationen und Völcker etc. erzehlen, und ihnen nicht, wie es doch gemeinhin geschiehet, blos auf der Land-Charte, ohne was dabey anzumerken, zu zeigen: das ist Paris, das London etc. Aus der Historie könnte man ihnen wiederum die Begebenheiten, die sich zugetragen haben, auf die lebhafteste und rührendste Weise vortragen, so daß ihrer Gefühl, und Begierden dadurch verbeßert würden. mit reiferen Jahren könnte m an auch mit ihnen verschiedene Verstandes Übungen anfangen. man könnte sie selbst geschickte, ausgesuchte Gedichte, und gute Reden lesen, und darüber nach­ dencken laßen. nicht aber muß an sie, wie es doch gemeinhin in der Schule ge­ schieht, ehe sie oft noch dencken können, zu einer Oratorie zwingen, die ihnen doch nachhero gar nichts nutzet, als daß sie dieselbe vergeBen; denn was man ungern, oder gar noch durch Zwangs-Mittel hat erlernen müßen, das vergißt man gar bald, und von selbst. Trockene Erkenntniße, die doch so sehr beliebt werden, als die Namen der Örter, Kayser, die Jahres-Zahlen etc. herzusagen, verderben die Jugend aufs ärgste. Das Kind lernt dieselbe mit Verdruß, und behält sie nicht son­ deren sucht nur aus Furcht vor der Strafe seine Lection fertig herzusagen etc. [ . . ] Es wird daher natürlicher Weise nur das behalten, und zu behalten suchen, was ihm gefällt, und sein Gefühl rühret. wird nun alles auf solche Art vorgetragen, so würde es auch alles gerne, und mit Vergnügen behalten können.«271 Der Unter­ richtsstoff, so können wir schließen, hat nützlich zu sein und er muß auf eine Art und Weise vorgetragen werden, die Interesse bei den Kindem hervorruft. Von hieraus ist der Weg zum spielenden Erlernen nicht mehr weit. Das alles entschei­ dende Element, einen derartigen Unterricht zu gestalten, ist, wie Kant hervorhebt, in der Einbeziehung von Reisebeschreibungen zu sehen: Sie beleben den trocke­ nen Stoff und regen zum Denken an.272 In den Nachschriften von Kants Anthropologievorlesungen findet sich eine Fülle von Äußerungen über die »mechanische Erziehung« seiner Jugend, die dem Genie »zuwider«273 ist. Konnten wir oben von der Begeisterung berichten, die Kant mit Ruhnken und Cunde für das Studium der lateinischen Klassiker teilte, wird durch folgende Zitate deutlich, daß diese Begeisterung nicht dem Inhalt und der Unterrichtsmethode am Fridericianum gegolten haben kann: »Dem Genie und Aufkommen deßselben ist der mechanism der Unterweisung durch imitationes Ciceronianas regelmäßiger Ausarbeitung von Briefen, Versen p und durch den mechanism der Regierung, wenn der Vernunft und den Verstand Schranken gesetzt werden, zuwieder. Das Genie muß nicht unterdrükt sondern cultivirt werden - Durch den Mechanism auf Schulen wird der Schüler so dran gewöhnt daß er ohne Regeln gar nicht fort kommen kann. Mann sollte daher Kna.

27 1

AA XXIV, S. 61 -62 (Logik Blomberg). Herder wird später eine ähnlich gelagerte Kritik vorbringen (vgl. Herder 1878). 2n Vgl. AA XXVIII, S . 65 (Metaphysik Herder). 273 Anthropologie-Leningrad, S. 168; Menschenkunde, S. 235 .

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ben nicht in der Beredsamkeit unterweisen; sondern gute Dichter und Redner lesen laßen.«274 »Es ist daher unverantwortlich das Lehrer die Kinder in den Schulen, mit einer Art von Philosophie, Naturlehre, und andem dergleichen Wißenschaften beschwe­ ren, da sie sich doch nur flir ältere Leute schicken. Allein es ist ein allgemeiner Fehler der Eltern und Lehrer, daß sie Kinder wieder ihre Natur zu alten Leuten machen wollen, da sie doch dieselbe nur darinn unterrichten sollten, was sich für ihre Kindheit schickt. In disem Alter soll man sie viele Sachen sensitiv memoriren laßen, weil sie als denn am flihigsten dazu sind.«27S »Nichts schadet dem Genie mehr, als die Nachahmungen und man kann ganz sicher behaupten daß der Mangel an Genie bloß aus den Schulen herrühre, wo man den Kindem Regeln zu Briefen, Chrien p. vorschreibt, wo man ihnen die Lateinischen Phrases auswendig lernen läßt p.«276 »Bey den Deutschen findet man grösten theils den Geist der Nachahmung, woran unsre Schriftsteller viel Ursache haben, denn hier werden die Kinder mit nichts mehr, als mit Nachahmung und GedächtniS Sachen gequält. Ia das ganze lateinisch-lernen in den Schulen, da die Kinder sogar die Phrases auswendig ler­ nen müßen, und in Ausarbeitungen sich ihrer bedienen, hindert nur gar zu sehr den Schwung des Geistes. Ein jeder Mensch hat etwas eigenthümliches, aber durch solche Schulanstalten wird solches erstickt, und das Genie des Menschen gänzlich verdorben.«277 Kant hat Konsequenzen aus der Misere angemahnt, in der sich das Erzie­ hungswesen seiner Zeit befand. In den siebziger Jahren setzt er sich öffentlich mit Vehemenz für das von Johann Bemhard Basedow gegründete Dessauer Philan­ thropin ein.m Während er bei den drei Institutionen Staat, Universität und Kir­ che auf eine»allmähliche Reform« ihrer inneren Verfassung setzen wird, fordert er bei den Erziehungsanstalten eine»schnelle Revolution«2'9 lange Zeit bevor er selbst als Stifter einer solchen auf dem Gebiet der Philosophie hervortritt und die Bedeutung der Französischen Revolution für den Rechtsfortschritt der Menschheit aus der Beobachterperspektive hervorheben wird. Die Befreiung der Kinder aus ihrer unverschuldeten Knechtschaft ist ein Desiderat, das sofort in die Realität umzusetzen ist. Singulär dürfte die Radikalität sein, mit der er sich ftir eine institu­ tionelle Wandlung auf diesem Gebiet einsetzt. Für Kant kann kein Zweifel daran bestehen, daß Basedow in Dessau gelungen ist, was er selber noch vor einigen

274

m

S. 64; vgl. AA VII, S. 225. S. 1 1 3. S. 217. S. 305; vgl. Anlhropologie-Collins, S. 165, IDld AA XV, S. 340-

Anlhropologie-Mrongovius, Anthropologie-Parow,

276

Anthropologie-Parow,

m

Anthropologie-Parow,

341 (Refl. 778). 271 Die beiden kurzen AufsAtze erschienen im Mllrz 1 776 und im Mllrz 1777 in der Klinigs­ bergische(n) Cdlehne(n) und Politische(n) Zeitungen (vgl. AA II, S. 447-452, sowie Phi1onenko 1967). 279 AA U, S. 449. Zur Geschichte und zum Bedeutungswandel des Wortes ' Revolution' im 1 8 . Jabrbundert vgl. Bulst u. a. 1984, bes. S. 7 14-744.

Karll und seine Schule

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Jahren für nicht m öglich gehalten hatte , näm lich die Institutionalisierung von Rousseaus im Emile propagierten Erziehungsideen,280 die um eine dezidiert nütz­ liche und praktische Komponente erweitert, in einen kosmopolitischen Kon­ text21 1 gestellt und dam it praktikabel werden .2s2 Nicht zuletzt aus diesem Grun­ de dürfte Kant die Kritik der reinen Vernunft mit von Zedlitz einem Manne gewidmet haben, der sich wie er der desaströsen Situation des öffentlichen Erzie­ hungswesens bewußt war. Basedow wie Kant haben erwartet, daß der Staat für die Durchführung der Reformideen Sorge trägt. Welche konkreten Vorstellungen Kant mit einer den Kindem angemessenen Erziehung verbunden hat, werden in einer studentischen Nachsch rift seines An­ thropologiekollegs deutlich . Die Passage läßt die Kluft sichtbar werden, die uns bei aller im Einzelfal l berechtigten Zivilisationskritik von Kant, Rousseau und Locke283 trennt: Kinder, so fordert Kant, »müßen genügsam abgehärtet, fröhli­ chen Geistes, wacker, rüstig und geschäftig erzogen werden. Es ist sehr leicht ein Kind gnügsam zu erziehen . Kuchen, Milch und weises Brod sind schon Delicates­ sen für daßelbe . Die Weichlichkeit ist ihnen sehr schädlich. Damit sie abgehärtet werden, muß man sie ohne Mützen gehen und bey Regen Schnee und Kälte aus­ gehen laßen. Locke will haben daß sie solche Schuhe tragen sollen , die Waßer ziehen. Sie müßen m it Lust unaufhörlich thätig seyn. Wenn sie also wacker er­ zogen sind, so sind sie so erzogen, wie es Rousseau haben will. Wenn se in Kind mit aller Sorgfalt erzogen ist, so ist es nichts anders als was m an sonst für einen Gassenjungen hält. Rousseau sagt: es wird keiner als ein wackerer Mann erzogen, wenn er nicht vorher als ein Gaßeniung gantz roh erzogen ist. [ . . . ] Jetzt aber wer­ den die Kinder schon von Jungend auf geputzt, und gantz tände lnd erzogen [ . . . ]. Durch solche Weiblichkeilen bekom men sie niedrige Seelen , und sind zu nichts erhabenem und großmüthigem fähig. Das Kind muß nicht ge zwungen werden, sich zu verstellen und zu affectiren . Dieses geschieht dadurc h , wenn man ihm Dinge aufträgt, wozu er gar keine Neigung hat z. E. man zwingt es andächtig zu

210 »Es ist indessen geziemend daß ein Mensch sein Leben dazu verwende um so vielen zu­ gleich leben zu Iebren daß die Aufopferung seines eignen dagegen nicht zu achten ist. Schulen sind daber nötbig. Damit sie aber möglich werden muß man Emile ziehen. Es wlre zu wünschen daß Rousseau zeigete wie daraus Schulen entspringen können.« (Kant 1 99 1 , S. 28 / AA XX, S. 29; vgl. Kant 1 99 1 , S. 1 29 / AA XX, S. 1 75) :ll l Vgl. etwa Jobann Bembard Basedows Schrift Filr Cosmopoliten etwas zu lesen, zu den­ ken und zu thun (Leipzig 1775; zugleich in Latein). In einer Vorlesungsankündigung betont Kaot ebenfalls 1 775, daß Natur und Mensch in Geographie und Antbropologie »kosmologisch erwogen werden« müssen (AA II, S. 443). Man darf hier vielleicht einen unmittelbaren Zusammenbang herstellen. In den Antbropologieoacbscbrifteo flll lt das Stichwort einer »Cosmopolilischen Gesin­ nung« jedocb erst in der Anthropologie-Leningrad aus dem Winter 1 78 1/82 (S . 1 52; vgl. »cosmo­ poliliscbe Begriffe «, S. 30, und »cosmopoliliscbe Absichten«, S. 324). 212 Zum Fieberkanon vgl. Basedow 1965, S. 220-223, und Krau1 1 984, S. 17-18. :11 3 Lockes Schrift Some Thoughts concerning Education ( 1 693) ist nicht zuletzt für Rous­ seaus Emile von großer Bedeumng gewesen. Es gibt keine Belege dafür, daß Kant Lockes Scbrifl (in einer deutseben Überse tzung) gelesen bat; sein diesbezügliches Wissen bat er aus dem Emile beziehen können.

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seyn, da ihnen nun nicht so zu Muthe seyn kann so verstellen sie sich, und ihr Charackter wird corrumpirt.«284 Die Revolution, die Kant im Erziehungswesen fordert und unterstützt, weil vernünftiges Handeln nur über Erziehung285 erreicht werden kann, soll ihren Ausgangspunkt also von der Basedowschen Schulgründung nehmen. In einer auf den Winter 1775n6 zurückgehenden studentischen Nachschrift des Anthropolo­ giekollegs wird diese Hoffnung geradezu zur Gewißheit stilisiert: »Ueber die Er­ ziehung sind schon viele Vorschläge und Schriften von Philosophen vorhanden, man soll sich Mühe geben zu untersuchen, worinn der Hauptbegriff der Erziehung bestehe. Die jetzigen Basedowschen Anstalten sind die ersten, die nach dem voll­ kommenen Plan geschehen sind. Dieses ist das größte Phaenomen, was in diesem Jahrhundert zur Verbeßerung der Vollkommenheit der Menschheit erschienen ist, dadurch werden alle Schulen in der Welt eine andere Form bekommen, dadurch wird das menschliche Geschlecht aus dem Schulzwange gezogen, es ist zugleich eine Pflantzschule vieler Lehrmeister.«286 Kant bringt damit erstmals ein Motiv in Anschlag, welches uns im Streit der Fakultltten ( 1 798) in Form der Französischen Revolution wiederbegegnen wird: Die Französische Revolution wird als ein Vorgang gewürdigt, der zur Konstituti­ on der republikanischen Regierungsform führt. Der Enthusiasmus der Zuschauer, die diesem Ereignis applaudieren, weil sie in die Tat umgesetzt sehen, was die Rechtsvernunft fordert, ist ihm ein Beweis für den Rechtsfortschritt Die Französi­ sche Revolution wird so zum Ausgangspunkt einer letztlich global einsetzenden 284 215

Anthropologie-Ms 399, S . 769-77 1 . Mitte der siebziger Jahre hebt Kant hervor, daß dies auch für die zukünftigen Regenten gilt »Da die Regenten gezogen werden müßen, so können sie nicht beßer seyn, als die Gesinnun­ gen so im Publico ausgebreitet sind. Die Regenten werden schon von verderbten Personen gezo­ gen, wenn sie also übel regieren, so haben wir solches unsem Vorfahren zu dancken, die selbige so erzogen haben. Die Regierung kann also nicht beßer seyn als sie aus den Mitteln und Verfaßung des Landes gezogen ist.« Anthropologie-Ms 399, S. 675 . 286 Anthropologie-Ms 399, S . 761 -762. I n den Vorlesungen über Moral kommt Kant auch auf die »Basedowschen Anstalten der Erziehung« zu sprechen; für die Datierung dieser Vorlesun­ gen dürfte nicht uninteressant sein, daß sich Kant in ihnen vielleicht angesichts der im Herbst 1 777 mit dem Weggang von I. H. Campe sinnfäll ig gewordenen Schwierigkeiten, das Philanthropinum in der gewünschten Weise auf den Weg zu bringen, sehr viel reservierter über deren Bedeutung für die durch Erziehung zu erhoffende »Vollkommenheit der Menschheit« (Kant 1990a, S. 270) äu­ ßert (vgl. z. B. Kants Brief an Campe vom 3 1 . Oktober 1 777 in AA X, S . 216-218). Nunmehr sol­ len die Dessauer Anstalten nur Anlaß geben für »eine kleine, warme Hoffnung>Text die Vorlesung Kants über Ethik wiedergibt, wie er sie in den Jahren 1 775 [ ! ] - 1780 gehalten hat.« (Kant 1990a, S. 285; vgl. S . 292) Basedow bereitete seit dem Dezember 1 77 1 die Gründung des Philanthropins vor, das jedoch erst am 27. Dezember 1 774 eröffnet wurde (vgl. Reble 1965, S. 26 1 -262) . Im Winter 1 774n s hat Kant über Moral gelesen.

Kant und seine Schule

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Rechtsreform, für die sich die Zuschauer, deren Rechtsenthusiasmus nicht erkal­ tet, in ihren Ländern einsetzen.287 Kant selber hat ausweislich der Vorlesungsverzeichnisse zwischen dem Win­ tersemester 1776n7 und dem Wintersemester 17 86/87 turnusgemäß viermal Ver­ anstaltungen über Pädagogik gehalten,2BB über deren Natur wir nicht genau unter­ richtet sind ; die Aktenlage ist dünn; und was Rink 1 803 als Kantische Pädagogik publizierte, dürfte schwerlich einen korrekten Eindruck von dem vermitteln, was Kant seinen Studenten tatsächlich vortrug.28 9 Auch bereitet es Probleme, den genauen systematischen Ort zu bestimmen, den die Pädagogik im Kantischen Denken einnimmt. Wie die Anthropologie kann man sie weder zur Transzenden­ talphilosophie , noch überhaupt zum Bereich der theoretischen oder praktischen Philosophie, der Metaphysik der Natur oder der Sitten zählen.290 Sinnfällig ist, daß sie eine gegenüber der Moralphilosophie (und Rechtsphilosophie) nachgeord­ nete Stellung einnimmt; auch die Welt- und Menschenkenntnis, also Geographie und Anthropologie291, sind ihr systematisch vorgeordnet. Da Kant an Institutionen nur insofern ein theoretisches Interesse zeigte, als sie auf einem normativen Prinzip beruhen, welches den Weg ihrer Verbesserung und Reform anzeigt, wird die Suche nach der Pädagogik als eigenständiger Disziplin bei Kant zu einer Suche nach ihrem normativen Prinzip. Das aber kann kein ande­ res als der kategorische Imperativ sein. Er muß zum Grundsatz der öffentlichen Erziehung erhoben werden; die Fürsten der Welt sind angehalten, den Staatshaus-

287 Vgl. AA VII, S. 88, und AA XXII, S. 623 . In der Schrift Zum ewigen Frieden ( 1 795) heißt es: »Denn wenn das Glück es so fügt: daß ein mächtiges und aufgeklärtes Volk sich zu einer Re­ publik (die ihrer Natur nach zum ewigen Frieden geneigt sein muß) bilden kann, so gibt diese ei­ nen Mittelpunkt der föderativen Vereinigung für andere Staaten ab, um sich an sie anzuschließen und so den Freiheitszustand der S taaten gemäß der Idee des Völkerrechts zu sichern und sich durch mehrere Verbindungen dieser Art nach und nach immer auszubreiten.« (AA VIII, S. 356) Mitte der sechziger Jahre setzt Kant noch auf den guten Einfluß, der von den Predigern bei der Umsetzung von Rousseaus Idealen ausgehen kann: »Prediger auf dem Lande könnten dieses mit ihren eigenen Kindem und der Nachbarn ihren anfangen«. (Kant 199 1 , S. 28 / AA XX, S. 29) 288 Vgl. Amoldt 1909, S. 337-338, und Weisskopf 1 970, S. 98-99. Kant hat diese Veranstal­ tungen nicht aus eigenem Entschluß gehalten »Für ein Ptidagogisches Collegium sorgte Friedrich 11. auf eine eigenthümliche Weise: die 8 Professoren der philosophischen Fakultät mussten es alle halbe Jahre abwechselnd lesen. Wie das zuweilen ausfallen musste, ist begreiflich.« (Gotthold 1 864, S. 90) Das von Gotthold angesprochene Collegium Scholastico-Practicum geht auf ein Re­ skript aus dem Jahre 1 7 74 zurück (vgl. Paulsen 1 897, S. 8 1 ). In Königsberg hatten zuvor bereits Johann Gotthelf Lindner (Winter 1 765/66), Friedrich Samuel Bock (Sommer 1 769) und Pisanski (Winter 1 770n l und 1772/73) pädagogische Vorlesungen gehalten (vgl. Weisskopf 1970, S. 97, und oben S . 30 u . unten S. 60, Anm . 293). Seinem ersten pädagogischen Kolleg hat Kant Johann Bernhard Basedows Methodenbuch für Vtiter und Mütter der Familien und Völker (Altona 1 7701 77 1 ) zugrundegelegt; danach hatte er auf »obrigkeitliche Anordnung (praecepto regio)« (AA IX, S. 569) über Bocks Lehrbuch der Erziehungskunst zum Gebrauch für christliche Erzieher und künftige Jugendlehrer (Königsberg: Hartung 1780) zu lesen. 289 Zu dieser Problematik vgl. Weisskopf 1970, der insgesamt jedoch den kompendiarischen Charakter der Rink-Edition zu wenig hervorhebt 290 Vgl. u. a Klemme 1992, S. XIV-XV, und Brandt 1994. 291 Vgl. Anthropologie-Busolt, S. 5.

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halt nicht mit Kriegsvorbereitungen zu belasten, sondern das Geld für die Verbes­ serung der öffentlichen Erziehung auszugeben. Nur auf diesem Wege kann eine moralische Verbesserung der Menschheit erhofft werden.292 Diesem norm ativen Prinzip stellt Kant flankierend einige empirische Beobachtungen zur Seite, die seine Präferenzen, wie wir am Fall des Dessauer Philanthropinums sahen, bei der inhaltlichen (institutionellen) Umsetzung verraten. Da diese Beobachtungen oder Ratschläge vor allem aus der Anthropologie entnommen sind oder in ihr ohne weiteres untergebracht werden könnten, kann von einer eigenständigen Disziplin »Pädagogik« nur unter erheblichen Vorbehalten gesprochen werden.293 *

Vielleicht hat sich Kant - immer ein eifriger Beobachter des aktuellen Buchmark­ tes - im Jahre 1797 verwundert die Augen gerieben, als er bei der Lektüre des neuesten Meßkatalogs auf die Ankündigung eines Buches stieß, das seinen Namen trägt und dem Titel zufolge die lateinische Ü bersetzung eines Antwortschreiben des Professors Kant in Königsberg an den Abt Sieyes in Paris 1 796 enthält.294 Kant widerruft in seinem Schreiben an den Abbe Emmanuel Sieyes, der sich be­ kanntlich an den Königsherger Philosophen gewendet hatte, um diesen für ein engagiertes Eintreten für die Sache der Revolution zu gewinnen,295 seine bisheri­ ge Philosophie und bekennt sich ganz ausdrücklich zum Pietismus. Eine Erneue­ rung Frankreichs, so macht der Autor geltend, ist nur über den Weg einer religiö­ sen Umkehr möglich. Frankreich wird aufgefordert, den allgemeinen Frieden in Buropa durch einseitige Zugeständnisse zu ermöglichen: Alle Eroberungen sollen aufgegeben, die Festungen geschleift und ein freier Handelsverkehr ermöglicht werden. Wer diese Forderungen zur Kenntnis nimmt, vermutet zu Recht, daß Kant nicht der Autor des Schreibens sein kann. Ein namentlich nicht bekannter Zeitge­ nosse, der dem Pietismus nahezustehen scheint, wollte sich einen Scherz erlauben. Ob Kant, der das Buch womöglich niemals in Händen hielt, gelacht hätte?

m Der kategorische Imperativ soll zum obersten Erziehungsgnmdsatz erhoben werden (vgl. Klemme 1992, S. XXXV, Kant 1 990a, S. 270, sowie Anthropologie-Ms 399, S . 672 und 675-677). 293 Kant hat sich auch gegen die Einrichtung eines Pädagogikseminars an der Universität für zukünftige Lehrer ausgesprochen. Seines Erachtens hat der Lehrer während seiner eigenen Schul­ zeit schon genug Pädagogik gelernt; als eigenständiges Fach gehört die Pädagogik nicht auf die Universität (vgl. Kants Stellungnahme vom 16. März 1 791 , abgedruckt in Forstreuter 1969, S. 5). 294 Aus dem lateinischen Originale übersetzt. Absit invidia dictis. [o. 0.] 1 797. Zu diesem Buch vgl. den Aufsatz von Brandt 1922. 29S Vgl. dazu Ruiz 1 977, der jedoch auf das Antwortschreiben nicht hinweist

CHRISTIAN SCHIFFERT

Nachricht von den j etzigen Anstalten des Collegü Fridericiani

*

Königsberg 1741

*

Von dem Ursprung und ersten Einrichtung des Collegii Fridriciani, ist von dem sei. Herrn D. Henr. Lysio ein Aufsatz, in dem I. Tomo [ 1 724 (bzw. 1 723)] des Er!. Preussens p. 370 sqq. zu lesen. Diese Nachricht hat der itzige lnspector des Collegii, Tit Herr Christian Schiffert verfertiget.

9 e z.

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l i rh. , H

G. P o d l e c h

Collegium Fridericianum, 1797

S c n w a rz

Geehrtester Leser ! Man hat es vor nöthig erachtet, durch den Druck hiemit einige Nachricht von den Anstalten des Collegii Fridericiani zu ertheilen, damit so wohl die hiesige, als in­ sonderheit auch auswärtige Eltern, welche vorjetzo ihre Kinder darinn unterwei­ sen und erziehen lassen, oder solches künftig zu thun willens seyn dörften, wenig­ stens, was die Haupt-Stücke des Unterrichts und der Erziehung betrift, wissen mögen, wie beydes, unter Sr. Königl. Majestät allergnädigsten Protection einge­ richtet sey, und was sie davon, unter Göttlichem Segen, für ihre Kinder zu erwar­ ten haben. Man wird daraus zur Gnüge ersehen, wie der Zweck dieser gantzen Anstalten, und der daselbst stündlich fortgehenden Arbeit, darin bestehe, daß eines Theils die Untergebene aus ihrem geistlichen Verderben errettet, und das rechtschaffene Christenthum ihren Hertzen, von Jugend auf, eingepflanzet; andern Theils aber auch ihr zeitliches Wohlseyn befördert werden möge. Wie man denn, in Ansehung des letztem, alle mögliche Mittel und Vortheile suchet und anwendet, die Jugend in den so genannten Humanioribus1 zu üben , und nichts unterlässet, wodurch sie zu denen höhem Wissenschaften, nach einer Lehr-Art welche die Aufmercksam­ keit der Lernenden zu unterhalten am fähigsten ist, gründlich zubereitet, und sol­ che mit Nutzen zu treiben geschickt gemachet werden könne. Nur ist gleich vor­ läufig zu bemercken, daß da, nach der Allerhöchsten Intention Ihro Königl. Maje­ stät, die sämtliche Anstalten, nach dem Fuß des so berühmten als gesegneten Pae­ dagogii Regii zu Halle, so viel thunlich, eingerichtet worden: man auch diesen Bericht nach Art derjenigen Beschreibung abfassen wollen, welche von den dor­ tigen Verfassungen durch den Druck2 bekannt gemacht worden, damit einem je-

»Humanioria oder Humanitatis Studia, werden die freyen Künste geheissen, welche uns zu Erlernung höherer Faculttiten geschickt machen. Man verstehet aber gemeiniglich unter diesen Humanioribus die Philosophie, Historie, Antiquittiten, Poesie, Oratorie, Grammatic und Sprachen, gleich als ob sie den Menschen von denen übrigen Thieren unterscheideten. [ . ] Es sind aber jetzt genannte Wissenschafften jedem nölhig, welcher mit Nutzen die so genannte höhere Faculttiten tractiren will. Sie bereiten einen zu denenseihen zu, und machen, daß er nun dieselben vernünfftig und gründlich erlernen kan. Es verdienen also diejenigen, die sich diesen Humanioribus wiedmen, alles Lob, und sind desto höher zu halten, je seltener es Leute giebt, die sich eintzig und allein, und folglich mit desto grösserer Einsicht, darauf legen. Seit dem das Vorurlheil eingerissen, als ob man solche Dinge nur erlernen müsse, die einen gleich versorgten, hat man selbige vor brodlose Künste gehalten, und sie deswegen verachtet.>Experimental-Physic« (Kramer 1 885, S. 353-356) unterrichtet worden. Auch die Astronomie wurde eigens als Disziplin herausgestellt und nach Wolff gelehrt (Kramer 1885, S. 356-357; vgl. unten S. 88, Anm. 62). 3 Gemeint ist natürlich die (Königsberger) Universität. An der philosophischen Fakultät der Albertina lehrten Anfang der vierziger Jahre des 1 8 . Jahrhunderts die folgenden ordentlichen Professoren (in eckigen Klammem sind ihre Namen beigefügt): » 1 .) Der Professor der hebräischen Sprache [Johann Bemhard Hahn, seit 1 7 1 5] , 2.) der mathematischen Wißenschaften [Christoph Langhansen, seit 1 7 19], 3 .) der griechischen Sprache [Johann Behm, seit 1721], 4.) der Logic und Metaphysic [Johann David Kypke, seit 1 727; bis ins 1 7 . Jahrhundert war dies die Stelle der »Pro­ fessores ordinarii Dialectices«] , 5.) der practischen Philosophie [Johann Adam Gregorovius, seit 1 728], 6.) der Naturlehre [Johann Godfried Teske, seit 1 729] , 7.) der Poesie [Johann Georg Bock, ..

Nachricht von den jetzigen Anstalten

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treiben mögen ; jedoch sind solche nur wenige. Die meisten sind junge Leute, die allhie unterrichtet und erzogen werden. §2 Es sind diese aber theils Adeliche, theils Bürgerliche, zum Theil aus Königsberg, zum Theil aus andern Städten und Ländern gebürtig, und logiren, so viel man der­ selben lassen kan, auf dem Collegio selbst. Die übrigen Iogiren ausser dem Colle­ gio in der Stadt, wo und wie es ihren Eltern zu ordnen beliebet: wobei man ihnen dennoch, wenn man darum befraget wird, gern mit Rath und That, so viel mög­ lich, an die Hand gehet, damit die Kinder nicht in Häuser gemthen, in welchen sie Schaden leiden könten. §3 Bringen die Eltern ihre Kinder, ausser dem Collegio, in Häuser, die uns unbekant sind, so können wir für dieselbe, wie leicht zu erachten, weiter keine Sorge tragen, als was ihre Schul-Stunden anbetrift, indem sie , vor und nach denselben, in der Stadt mancherley Gelegenheit zum Ausschweifen bekommen: Dagegen ist man desto besser im Stande für diejenige zu sorgen, welche auch im Collegio wohnen, massen sie daselbst nicht allein, unter guter Aufsicht ihrer Lehrer in den Schul­ Stunden sind, sondern auch den gantzen Tag über in einer jedweden Wohnstube, ihren besondern lnspicienten haben; wie sich denn die jungen Leute, welche im Collegio logiren, ohne Unterschied des Collegii Verfassung gemäß verhalten müssen. Sie können aber ordentlicher Weise nicht wohl eher, als im zehnten Jahre ihres Alters , ins Collegium angenommen werden, weil sie vor solchem Jahre ihre Sa­ chen, auch nur in einiger Ordnung zu halten, nicht geschickt sind. 4

seit 1733], 8.) der Beredsamkeit und Geschichte [Cölestin Kowalewski, seit 1735] . « (Arnoldt, 2. Bd., 1 746, S. 346) Cölestin Christian Flottweil hatte zudem seit 1 743 eine ordentliche Professur für deutsche Beredsamkeit inne; allerdings besaß er weder S itz noch Stimme in der Fakultät und bezog auch kein festes Gehalt (vgl. Arnoldt, 2. Bd. 1746, S. 415, und Krollmann 1974, S. 1 8 8). Eine Übersicht über diejenigen akademischen Lehrer, die bis 1746 Ordinariate und Extraordinaria­ te an der ' unteren' Fakultät innehatten, findet sieb bei Arnoldt, 2. Bd., 1 746, S. 358-426. 4 Es wird also vorausgesetzt, daß die Schüler bereits einen Elementarunterricht auf einer anderen Schule genossen haben oder aber zumindest durch private Unterweisung vorbereitet wur­ den. In der vom König am 3. April 1 734 erlassenen Erneuerte(n) und erweiterte(n) Verordnung über das Kirchen- und Schul- Wesen in Preussen finden sich auch Vorschriften über den Zeitpunkt des ersten Schulbesuchs: »Damit aber die Kinder in Zeiten die Gründe des Christenthums und das edorderte Lesen gehörig erlernen, und bey anwachsenden Jahren dieselbe durch bäußlicbe Arbeit entweder nicht dürffen daran behindert, oder wenn sie bey ziemlieben Jahren erst müssen zur Schule gehalten werden, die Wirtschaft darunter leide: So wollen Wir ferner, daß dieselbe gleich vom 5ten oder 6ten Jahre an zur Schule gesandt werden [ ... ] . « Die Kinder sollen so lange in die Schule gehen, bis sie »fertig lesen können, und das Nötbige im Christentbum gelernet haben, auch ihnen von dem Pfarrer jeden Orts darüber, daß sie solches nunmehro wissen, ein Gezeugniß ertbei­ let werden, nach welchem es genug seyn kan, wenn sie biß zur Zeit der Praeparation gegen die Confirmation wöchentlich nur einige Stunden zur Schule, und Catecbisation gesendet werden, umb das einmahl erlernete desto besser zu behalten, und darinn sich desto mehr gründen.« (Zitiert nach Hubatsch 1 968, III S. 212.)

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Chr. Schiffen

§4 Die Schüler überhaupt haben nicht einerley Zweck. Die meisten sollen studiren; und diese werden in Sprachen und andem Wissenschaften so lange unterwiesen, bis sie auf die Academie zu ziehen tüchtig sind. Andere gedencken nicht beym Studiren zu bleiben, jedoch werden diese, eben so wohl als jene, in der latei­ nischen auch französischen Sprache, wo sie sonst die letztere lernen wollen, des­ gleichen im Christenthum, Schreiben, Rechnen, in der Geographie , in den Ge­ schichten und im Briefschreiben unterrichtet.5 Wiewohl es uns lieb, und den jun­ gen Leuten selbst gut ist, wenn die Eltern uns wissen lassen, wozu sie ihre Kinder eigentlich gewidmet haben, damit man sich desto mehr darnach richten, den Kin­ dem desto nützlicher rathen, und sie nach solcher uns entdeckten Absicht der El­ tern, desto eigentlicher anführen, mithin selbige auf dasjenige den meisten Fleiß zu wenden anhalten könne, wozu sie gewidmet werden. §5 Uebrigens werden die Schüler zwar, nach ihrem Wachsthum und Geschicklich­ keit, in gewisse Classen eingetheilet; doch wird niemanden in einer Classe die unterste oder die oberste Stelle gegeben, sondern sie sind alle gleich und es wird, weil doch einige Ordnung seyn muß, einem jeden sein Ort nach seiner Grösse angewiesen, bey der Translocation aber, so alle halbe Jahre vorgenommen wird, werden nur die, so fleißig gewesen sind, auf höhere Classen gesetzet. Zum Fleiß im Studiren werden unsere Untergebene durch Vorhaltung dessen ermuntert: daß diejenigen unter ihnen, die sich die Furcht GOttes und ihre Arbeit am ernstliebsten angelegen seyn lassen, sich am allergeschicktesten machen, GOtt, seiner Kirche, und dem Vaterlande dereinst Dienste zu erweisen, ihren Eltern und Befreundten Freude zu erwecken, und ihr eigenes und wahres Bestes zu befördern am allermei­ sten in den Stand kommen.

In Langes programmatischer Vorrede zu seiner GrammlJtica (siehe unten, S. 73) heißt es: "Ausser denen Sprachen [sc. Latein, Griechisch und Hebräisch] werden in den grössem Schulen und Gymnasiis billig noch andere nützliche Wissenschaften getrieben: sonderlich das studium geograpbicum und bistoricum, als ein Spiegel göttlicher Providentz ; das mathematicum, zur Schärfung des Verstandes und zu andem Nutzbarkeiten; das pbysicum zur Erkenntniß des Schöp­ fers in seinen Geschöpfen. Das letzte wird, wo nicht gar bindangesetzet, doch mit den ersten ins­ gemein nicht recht tractiret. Denn man behilft sich gemeiniglich mit den compendiis pbysicae aristotelicae, darin doch wenig gesundes zu finden ist. " (S . 1 9 ' ) Lange bat sich in seiner Vorrede und andernorts mit Vehemenz auch gegen die herkömmliche Logik - insbesondere den Syllogis­ mus - des Anstoteies ausgesprochen, die ein bloßes Scheinwissen vermittle und die Gemüter nur verblende (vgl. Risse 1970, S. 568-570).

Nachricht von den jetzigen Anstalten

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Das andere Capitel Von der Infonnation, und zwar I. Von den täglichen Lectionibus überhaupt § 1 Die Lectiones sind so eingerichtet, daß ein jeglicher Schüler nicht nach der Grös­ se, oder nach dem Alter und der Stelle, die er auf andem Schulen gehabt; sondern allein nach seiner Fähigkeit, und dem erlangten Wachsthum in den nöthigen Wis­ senschaften, zu gleichen Mitschülern gesetzet werde: weil es sonst unmöglich ist, denjenigen, die versäumet worden, aufzuhelfen, und ihnen etwas gründliches bey­ zubringen, ohne daß nicht zugleich andere, die bereits mehrere Fähigkeiten und Wissenschaften haben, durch sie aufgehalten werden sollten. Wie sichs denn auch unter unsern Schülern wenige, durch GOttes Gnade, für schimpflich halten, daß sie in einer obern oder andem Classe sitzen, wenn sie gewahr werden, daß man sie nicht, nachdem sie höher sitzen, sondern nachdem sie sich fleißig und fromm ver­ halten, vor andern liebet und wehrt hält §2 Damit aber der Zweck in diesem Stück desto mehr erreichet werden möge: so sind in einer jeden Sprache und Wissenschaft besondere Classen in der Art angeordnet worden, daß zum Exempel ein Schüler, welcher nach seiner Geschicklichkeit in der Latinität in der ersten lateinischen Classe ist, nicht eben auch in der ersten griechischen und hebräischen, wie in andem Schulen gebräuchlich ist, nothwendig sitzen müsse, sondern in diesen letztem wohl in eine niedrige, nachdem er in die­ ser oder jener Sprache und Wissenschaft vorhin mehr angeflihret oder auch etwan versäumet worden, gesetzet werden könne. Folglich geschiehet es wohl, daß einer von 7-8 in der zweyten theologischen, von 8- 1 0 in der ersten lateinischen, von 1 0- 1 1 aber in der dritten hebräischen Classe u. s. f. sitzet; je nachdem es sein Zweck erfordert, und er in dem Wachs­ thum seines Studirens erfunden wird. §3 Frühe nach 5 Uhr, wenn das Zeichen mit der Glocke gegeben wird, werden die jungen Leute aufgeweckt; die kleinem auch wohl nur erst um 6 Uhr. Wenn sie sich angezogen haben, so wird das Gebet auf einer jeden Stube, in Beyseyn des Stuben-Inspectoris, verrichtet, welcher entweder selbst betet, oder auch die Kinder solches thun lässet; dabey ein kurzes Lied6 gesungen, ein ganzes

»Der Pietismus setzt das von ihm geschaffene neue Lied mit großem Nachdruck und in­ nerer Kraft ein, um die Glieder der in der Gefahr der Erstarrung befindlichen Kirche zu neuem Leben zu erwecken und ihnen das Erlebnis der Bekehrung zu vennitteln. So haben die Lieder vorwiegend Buße, Bekehrung und Heilsgewißheit zum Gegenstand. Das Lied ist zunächst für den

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oder halbes Capitel aus der Bibel gelesen und kürzlich zur Erbauung angewendet wird. Doch wird eben nicht zu jederzeit einerley Weise beobachtet, sondern nach Befinden auch eine Veränderung beliebet, damit es mit solcher Andacht nicht zur blossen Gewohnheit werde. Ueberhaupt aber ist dieses Morgen-Gebet in einer halben Stunde verrichtet. Wie es aber die Schüler, welche auf dem Collegio wohnen, unter Anführung ihrer Vorgesetzten in diesem Stück halten, so wird es auch denen, die in der Stadt wohnen, angerathen: indem eine solche gute Ordnung, wenn sie sich in der Ju­ gend dazu gewöhnet, ihnen in ihrem gantzen Leben nützet, und das wahre Gebet nicht allein eine schuldige Pflicht gegen den allerhöchsten Wohlthäter ist, sondern auch der rechte Segen über sie und ihre Arbeit daraus herfliessen muß. §4 Nach verrichtetem Gebet machen sich die Schüler auf ihren Stuben zu den fol­ genden Lectionibus bereit, nehmen gegen 7 Uhr ihr Frühstück, legen ihre Bücher zurecht, und sind auf dasjenige bedacht, was zur ordentlichen Eintheilung und Anwendung des gantzen Tages dienen kan ; und wenn sie einige nothwendige Sachen für sich in der Stadt zu bestellen haben, so werden dazu besondere Leute7 gehalten, durch welche sie solches ausrichten können. Uebrigens halten sie sich fertig, etwas vor 7 Uhr schon in die Classe zu gehen. §5 Hierauf gehen um 7 Uhr die Leeriones an, hiebey hat I) eine jede Classe ihr besonderes Auditorium, so daß keine der andern zur Stöh­ rung gereichet, 2) wird eine jede Lection mit dem Glocken-Schlage angefangen und geschlossen,

kleineren Kreis der Erweckten bestimmt. [ . . ] Die Melodien dieser Zeit sind meist ' Arien' für den Einzelgesang, passen sich aber später durch schlichte Gestaltung ' im Volkston' der damaligen Art des weltlichen Volksliedes an.« (Evangelisches Kirchengesangbuch o. J., S. 1 1 1 3 - 1 1 14) Aus dem Kreis der Hallenser Pietisten sind u. a. Joachim Lange, Johann Friedrich Ruopp ( 1 672- 1 708) und Christian Friedeich Richter ( 1 676- 1 7 1 1 ) als Verfasser von Kirchenliedern hervorgetreten. In den ersten beiden S trophen eines 1 704 geschriebenen Liedes von Ruopp, der 1 705 wegen seines pieti­ stischen Eifers aus dem Elsaß ausgewiesen wurde und nach Halle ging, heißt es beispielsweise: »Erneure mich, o ewigs Licht, und laß von deinem Angesicht mein Herz und See! mit deinem Schein durchleuchtet und erfüllet sein. I Schaff in mir, Herr, den neuen Geist, der dir mit Lust Gehorsam Ieist' und nichts sonst, als was du willst, will; ach Herr, mit ihm mein Herz erfüll.« (Evangelisches Kirchengesangbuch o. J., Nr. 264) In Königsberg ist Georg Friedeich Rogall als Herausgeber eines weit verbreiteten Gesangbuches tätig geworden, daß auch Kant in seinen Hän­ den gehalten haben wird: Kern Alter und Neuer Lieder, so in denen K6nigl. Preußischen und Chur- Brandenburg. Landen gebrliuchlich sind, mit einem erweckliehen Spruche über einem jeden Liede und einem erbaulichen Gebet-Buche auch nathigen Registern versehen, nebst einem· Unter­ richt wie man ein Gesangbuch zu seiner Erbauung rechl brauchen solle [ . ]. Nebst einem Anhang Geliertscher Lieder. Königsberg: Hartung o. J. [173 1 u. ö.] . , 855, < 1 7>, 64 ' , 35 " , S . 7 Über den Tätigkeitsbereich und den Alltag der Schuldiener konl)ten keine weitergehenden Informationen gewonnen werden. .

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3) muß bey dem Anfange und Beschluß, so wohl der Vor- als Nachmittags-Ar­ beit, ein jeder Präceptor in seiner Classe der erste und letzte seyn, und wenn die Schüler aus den Classen weggelassen werden, acht geben, ob sie auch von ihren Sachen etwas liegen lassen, auch wohl vorher fragen, ob ein jeder unter ihnen das Seinige habe? 4) wird der Anfang und Schluß einer jeden Lection von dem Lehrer selbst mit einem erweckliehen und kurzen Gebet gemachet: damit die Arbeit geheiliget und gesegnet sey, der Unterweisung aber dennoch nichts an der Zeit abgehen möge, 5 ) wird Vor-und Nachmittags, bey Endigung der Lectionen, mit einem Verse aus einem Liede der Schluß gemacht, 6) werden in allen Lectionibus die jungen Leute des Haupt-Zweckes, wenn es auch gleich nur mit wenigen Worten, um die Zeit zu gewinnen geschehen muß, fleißig erinnert, auf GOtt und dessen Verherrlichung geführet, und dahin angewiesen, daß sie den Unterricht selbst nicht anders, als vor dem Angesicht des allgegenwärtigen GOttes, annehmen mögen, 7) werden die Lectiones meist alle Stunden abgewechselt, da denn zugleich die Schüler, so nach den besondem Profectionibus, so sie in diesem und jenem Stücke haben, von einer Classe in die andere gehen, zu einem andern Lehrer und zu andern Mitschülern kommen, und durch solche Veränderung aufs neue zur Aufmercksamkeit ermuntert werden, 8) muß ein jeder Lehrer bey dem Lections-Wechsel so lange in der Classe blei­ ben, bis er von dem folgenden abgelöset wird: damit die Kinder bey solcher Abwechselung, wenn sie alleine sind, nicht in Unordnung gerathen mögen, 9) muß in der Unterweisung selbst der Lehrer alles durch Fragen und Antwort wiederholen und einschärfen, auch wenn er in seiner Classe und bey dem Un­ terricht auf einige, nach seiner Meynung, neue Vortheile im Unterweisen kommet, solche schriftlich aufsetzen und zuvorderst dem Inspectori zur fer­ nem Prüfung übergeben.

§6 Die Lectiones sind folgender massen eingerichtet. Von 7 bis 8 Uhr wird in fünf Classen die Theologie ; Von 8 bis 10 Uhr in 6 Classen das Lateinische gelehret Von 1 0 bis 1 1 Uhr wird in den dreyen obersten Classen das Griechische, in den übrigen aber und insonderheit den untersten, weil sie noch nicht Griechisch lernen können, das Conjugiren im Lateinischen, mit beständiger Application durch For­ mulen, vorgenommen; hingegen werden die Kinder, so in den obem Classen sit­ zen, und die Wissenschaften nicht eben ihr Hauptzweck seyn lassen, auch die Griechische Sprache nicht erlernen, in solche Classen hingewiesen, wo sie sich im Lateinischen fester setzen, oder auch diejenigen, so Französisch lernen, solches wiederholen können. Von 1 1 bis 12 wird in besondem Stuben gespeiset, und unter der Mahlzeit was nützliches vorgelesen. Von 12 bis 1 machen sich die jungen Leute, unter Aufsicht eines Inspectoris, auf dem Platz mit spazieren eine Bewegung und Veränderung. Von 1 bis 2 wer­ den die Vernunft-Lehre, Geschichte der Weltweisheit, und noch andere Stücke

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derselben, ferner die Erd-Beschreibung, die weltliche und Kirchen-Geschichte, und die Calligraphie oder nette Schreibart in unterschiedenen Classen gelehret Von 2 bis 3 komt das Hebräische und das Rechnen vor. Des Mittwochs und Sonn­ abends werden in diesen beyden Stunden die Schüler, welche dazu Lust haben, zur Vocal-Music und Mathematic angeführet. Von 3 bis 4 wird abermahls das Lateinische, des Mittwochs und Sonnabends aber ausserordentlich die französi­ sche Sprache gelehret Von 4 bis 5 machen sich die Schüler auf dem Platz wieder­ um eine Bewegung. Jedoch wird auch in dieser Stunde mit einigen Kindern, wel­ che sich dazu angeben, ausserordentlich das Polnische vorgenommen, und andere werden in der Instrumental-Music unterwiesen. Von 5 bis 7 verrichten und lernen sie dasjenige, so ihnen aufgegeben worden, und bereiten sich auf den folgenden Tag. Einige, so vor andern fähig sind, lassen sich auch wohl in diesen Stunden in der Instrumental-Music und dergleichen unterrichten. Von 7 bis 8 wird gespeiset, um 8 Uhr machen sie sich des Sommers eine Bewegung: im Winter aber verfügen sie sich auf ihre Stuben, bringen ihre Sachen in gute Ordnung, und nehmen der­ gleichen vor, wobey das Gemüth ruhen könne.

§7 Hierauf folget um 9 Uhr das Abend-Gebet, und um 10 Uhr muß das Licht in allen Stuben ausgelöscht seyn. II. Von den Lectionibus ins besondere

§ 1 Die Theologie wird von 7 bis 8 Uhr in fünf unterschiedenen Classen, den Sonn­ abend ausgenommen, täglich gelehret, und dabey folgender Gestalt verfahren: In Theologica quinta werden die Kinder vornehmlich im kleinen Catechismo des seligen Lutheri, s mit der Auslegung, dergestalt unterrichtet, daß selbiger fertig auswendig gelernet, dabey einfältig, und von Wort zu Wort, durch Frage und Antwort, erkläret wird, auch die vornehmsten Sprüche der heil. Schrift, so durch öfteres lautes Herlesen und Wiederholung auswendig gelernet werden, nebst des­ selben Fragstücken mitgenommen und nach der Ordnung des Heils verständlich

Martin Luthers Kleiner Katechismus ist in ungezählten Ausgaben und Auflagen erschie­ nen. Er findet sich unter anderem abgedruckt in Hieronymus Freyer: Theologisches Handbuch: In welchem Die vornehmsten Sprüche heiliger Schrift I wie sie in Herrn loh. Anastasii Freylinghau­ sens I Pastoris Adiuncti zu Glaucha vor Halle I Grundlegung der Theologie ausgeführet werden I nebst einigen auserlesenen Fest- und Sonntagssprüchen; lmgleichen Die von dem Wohlgedachten Auetore schon vormals edirte Ordnung des Heils; Ferner Unterschiedene nützliche Verzeichnisse I als da sind der bekanntesten Psalmen Davids I gewisser in Hebrtiischer und Griechischer Sprache zu lernen dienlicher Sprüche I einiger Morgen- Abend- und Tischgebete; Und endlich Der kleine Gatechismus des sel. Lutheri [S. 319-335) I Sammt dessen Christlichen Fragestücken und der Haustafel enthalten. Zum Gebrauch des PAEDAGOG/1 REG/1 daselbst ausgefertiget und mit be­ quemen Registern versehen. Halle: Waisenhaus 1 7 1 2. 344, S.

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durchcatechisiret werden. In einer Stunde werden ihnen auch gewisse Biblische Geschichte, auf eine diesen zarten Kindern faßliche Art, erzählet und durch Frage und Antwort beygebracht In Theologica quarta wird, nebst den übrigen Biblischen Geschichten, die Ordnung des Heils tractiret, die Sprüche, die sie in quinta Classe gelemet, wieder­ holet, und andere hinzugethan, durch Lutheri Catechismus etwas weitläufiger er­ läutert, und mit nöthigen Sprüchen bestärcket und gezeiget, wohin ein jedes Hauptstück desselben in besagter Ordnung des Heils gehöre. Wonebst denn über­ haupt fleißig dahin gesehen wird, daß sie lernen, wie jedweder Satz des Catechis­ mi in der Ordnung des Heils und diesem oder jenem Spruch bewiesen werde, auch wie alles ins Gebet zu bringen, und zum Christlichen Leben und Wandel anzu­ wenden sey; auf welche Weise es auch in den folgenden theologischen Classen gehalten wird. In Theologica tertia wird alles vorige wiederholet, das nöthige hie und da hin­ zugethan, und den j ungen Leuten in der Art eingeschärfet, daß diejenigen, so beym Studiren bleiben wollen, zu demjenigen, was in den obern Classen von der Theologie gelehret wird, vorbereitet werden; diejenigen aber, welche zu einer andern Profession sich begeben wollen, so viel von der Christlichen Religion fas­ sen und behalten mögen, als ihnen zum Gottgefälligen Verhalten, wenn sie sonst demselben gehörig nachdencken, in jedwedem Stande etwa nöthig seyn möchte. In Theologica secunda wird, vor der Hand, aus den hier gedruckten Tabellen des Herrn Christoph Starckens9 das vornehmste abgehandelt, und werden daraus die göttliche Wahrheiten deutlich vorgetragen, mit Sprüchen der heiligen Schrift bewiesen, und wobey eine jede Wahrheit ihren Einfluß ins Leben und in den Wandel habe, fleißig eingeschärfet. Und gleichwie man in der vorhergehenden Classe darauf siebet, daß unsere Schüler die deutsche Sprüche recht fassen, und den Beweiß daraus ziehen lernen: also fangen diejenigen, welche sich der Gottes-

Christoph Starcke ( 1 684-1 744) : Ordnung des Heils in Tabellen, sowol für Studirende; Theils den ersten Grund zur Theologie daraus zu legen, Theils die vornehmsten und nöthigsten Stücke derselben zu widerholen, und dem Gedächtniß desto besser einzuverleiben: Als auch für Einfliltige, Denenseiben einen ordentlichen Begriff der vornehmsten Christlichen Lehren, nach­ dem einjeder esflihig ist, beyzubringen, Jede Lehre durch beygefügte Pflicht und Trost krlijftig ins Hertz zu drücken; Ihnen alles mit Sprüchen reichlich zu beweisen, und sie in die Schrifft zu ftlhren: Nebst angehlingter kurtzer Ordnung der Lebens-Pflichten. Welche zu Beförderung der lebendigen Erkenntniß GOttes und JEsu Christi mit sonderbarem Fleiß in diese Form gebracht. Neue und von den vorigen Druckfehlern befreyete Auflage. Erfurt: Johann Friedeich Weber 1756. , , 52 S. (Eine in Königsberg erschienene Ausgabe lag mir nicht vor.) - Die vielfach gedruckte »Ordnung des Heils« aus der Feder des 1756 bereits verstorbenen Pfarrers und Garnisonspredigers in Driesen umfaßt in zwei Teilen (Teil t : Von Gott; Teil 2: Vom Menschen) insgesamt 39 Lehren, die jeweils kurz erläutert und mit Bibelstellen belegt werden. So wird der Schüler beispielsweise bekannt gemacht mit der Erkenntnis, dem Wesen und den Eigenschaften Gottes, mit der Schöp­ fung, den guten und bösen Engeln, dem Fall Adams, der Vorsehung, der Sünde, der Willensfrei­ heit, der Rechtfertigung, mit der Buße und der Bekehrung, mit dem Glauben, den guten Werken, der christlichen Kirche, dem Ehestand, dem Tod, dem ewigen Leben und mit der Hölle oder der Verdammnis sowie mit dem jüngsten Gericht und dem Ende der Welt.

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gelahrtheit widmen, an , i n dieser Classe die hebräischen und griechischen Sprü­ che, so vor andern zum Beweisthum dienen, zu erlernen, und mercken auf den Nachdruck, der in diesem oder jenen Worte lieget, welches etwa in einem Jahre geendiget wird. Wobey man in allen Classen sorgfältig darauf siebet, daß die in der ersten, andem und dritten theologischen Classe erlemete Biblische Sprüche wiederholet und nicht vergessen werden. In zwey Stunden wird eine Einleitung in das N. Testament, nach der allhie zum Gebrauch des Collegii gedruckten Anwei­ sung,10 gegeben. In Theologica prima liegen zwar oben erwähnte Tabe llen, noch zur Zeit gleichfals zum Grunde, werden aber von dem Lehrer genauer und gründlicher durchgegangen, so, daß erstlieh der Satz und dessen Erklärung, nebst dem nöthig­ sten theologischen Redens-Arten und Distinctionen, zum andern etwas vom Ge­ gensatz, zum dritten die Anwendung davon, in ande rthalb Jahren durchgegangen wird . In zwo Stunden, wird wöchentl ich eine Einleitung in die Bücher Altes Te­ staments nach der vorhergedachten Anweisung, gegeben, worin, I. Die Lehre von der Göttlichen Offenbarung überhaupt, II. Die Eintheilung der gantzen B ibel, und was mehr dazu gehöret, vorge­ nommen, nachhero ins besondere von jedes Buchs Verfasser, Zustand der Kirchen zu der Zeit, da es geschrieben worden, dessen Zweck, Gelegenheit bey welchen es geschrieben, Inhalt, Eintheilung, von den Haupt- desgleichen dunekelscheinenden Sprüchen, vornehmsten Beyspielen, Vorbildern, besondern Redens-Arten , kürtz­ lich und erbaulich gehandelt wird, dam it, wenn die Schüler auf die Academie

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Daniel Saltbenius: ll'll roductio in omnes libros sacros tam vtttris quam novi Ttstamel'll i,

ad usum studiosat iuvtntutis; cum praesationt dt ntctssariis quibusdam studii e:ugttico-biblici subsidiis. Königsberg: Hartung 1 736 (vgl. Heinsius 1 8 1 2, Bd. 3, Sp. 475, Meusel, Bd. 12, 1 8 1 2, S .

3 1 , sowie die unten erwähnte Zweitaußage, S. i ) . Die Angaben ü ber den Autor und den Titel die­ ses Werkes schwanken. Als Verfasser wird in der Literatur auch Jobann Heinrich Daniel Melden­ hauer genannt (vgl. Meusel, Bd. 9, 1 809, S. 236, Zippel 1 898, S. 96, 1 0 1 , und Sommerfeldt 1 9 1 8 , S . 450). Moldenbauer zeichnet fü r die unter seinem Namen 1 744 erschienene (überarbeitete und erweitene) Zweitauflage verantwortlich: ll'llrodvctio In Omnts Libros Canonicos, Cvm Vtttris, Tvm Novi Fottkris, Vt Et Eos, Qvi Apocryphi Dicvntur. Cvm Apptndict, Quat Tradit Acta Apo­ stoli Pavli Chronologict Digtsta . Königsberg: Hartung 1 744. , 44 1 , < I > S. Den zwei Haupt­ teilen der Schrift sind separate Titelblätter vorangestellt (z. B. von Teil 2: »lntroductio in Libros Canonicos novi Testamenti, ad Vsvm Stvdiosae Jvventvtis. Königsberg: Hanung 1 744), die in dem mir vorliegenden Exemplar (aus der UniversitJUsbibliotbek Heidelberg) jedoch venauscbt wurden. »Er [sc. Moldenbauer] behandelt darin die Entstehungszeit, den wesentlichen Inhalt, die Grundlebren und besonders schwierige Stellen eines jeden bibllscben Buches. Grosses Gewicht legt er auf die Chronologie, der er im Alten Testament die jüdische Wellllra, im Neuen daneben die römische und die christliche zu Grunde legt. Im Alten Testament werden ganz besonders vor­ bildliebe Hinweisungen und Prophezeibungen auf Christus aufgesucht. Sein Streben war darauf gerichtet, das Verständnis der Bibel zu fördern und zu ihrem Studium zu ermuntern. Nach diesem Lehrbuch ging man mit den Sekundanern das Neue, mit den Primanern das Alte Testament durch.« (Zippel 1 898, S. 96-97) - Die für den internen Gebrauch des Kollegiums verfaßten Bücher sind bei dem Verleger Hartung erschienen, worüber es später zu einem Rechtsstreit mit der Kö­ nigsberger Hofbucbdruckerei, die auf ihrem PrivilegiiDII bebarne, die Schulbücher drucken zu dür­ fen, gekommen ist (vgl. Zippe1 1 898, S. 1 26-1 33, und Hollack / Tromnau 1 899, S. 277-280).

Nachriebt von den jetzigen Anstalren

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gehen, ihnen das Wort GOttes nicht unbekandt sey. Hiedurch werden nun zwar diejenigen, so sich der Gottesgelahrtheit wiedmen, zu den Academischen Lectio­ nen gründlich zubereitet: es ist aber denenjenigen, so ein anderes Studi um zu er­ wählen gedencken, eben so nöthig und vortheilhaft, weil sie mehrentheils auf der Acade m ie dergleichen gar nicht tractiren, und sich gleichwohl in ihrem gantzen Leben darauf gründen müssen.

§2 Was die Lateinische S prache angelanget, so wird sel bige in 6 Classe n, wöchent­ lich 1 8 S tunden in den untern, 16 Stunden in den drey obern Classen getrieben, und des Herrn D . Langens Lateinische Gramm atic • • zur Zeit durchgängig ge­ brauchet In diesen Classen werden die Kinder folgender Gestalt angeführet, als

1. In Latina quinta Werden von 8 bis 9 die nöthigsten Lateinischen Vocabula, zumahlen die Stam m ­ wörter, aus d e m Vocabulario, s o z u m Gebrauch der untern Classen d e s Collegii

gedruckt worden, t 2 durch öfters und lautes Herlesen und Fragen ins Gedichtniß gefasset; wobey noch das Genus Nominum angemercket, und das Decliniren flei­ ßig getrieben wird ; auch werden die geübten Kinder bisweilen, mit kurtzen aus dem Stegreif vorgelegten, und aus den Vocabulis zusammengesetzten Formuln geübeL Diese Arbeit geschieht vornehmlich des Montags, Dienstags, Donnertags und Freytags: des Mittwochs und Sonnabends aber werden hauptsächlich die un­ ter den

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Declinationibus stehende Regeln vom Genere Nom inum, nebst den 7

Haupt-Regeln aus der Syntaxi eingeschärfet. Von 9 bis 10 werden die Conj uga­ tiones, in jedem halben Jahr dreymahl nach einander durchgegangen ; da denn im ersten Cursu das allernothwendigste gelernet, im zweyten und dritten das übrige hinzugethan, und das Tirocinium t J aus Langens Grammatic exponiret wird. Doch darf m an hierauf nicht allemal eine gantze S tu nde wenden, sondern noch etwas von derselben zu den Colloqviis14 in der folgenden Lection nehmen. Des Mitt­ wochs, wird ein gantz leichtes Exercitium an der Tafel gemacht. Von 10 bis 1 1 exponiren die Kinder die Colloqvia, dabey die Exposition durch den Gebrauch des Vocabulari i , worin die Vocabula und Phrases aus dem Tiroci11

Joacbim Lange ( 1670- 1 744): Verbtssene und Erleichterte Lateinische Grammatica mit

einem Paradigmatischen und Dialogischen Tirocinio. Vier und zwantzigste Edition, Mit stehend bleibenden Schriften aber um mehrerer Richtigkeit willen Die Vierte. Halle: Waisenbaus 1738.

64•, 427, , 20 S. Der Band enthalt eine programmatische Vorrede: .. von Verbesserung des Schulwesens« (S. 5 •-49•; vgl. oben S. 66, Anm. 5). Gotthold ( 1 864, S. 1 1 8) erwllbnt eine 44. Aus­ gabe 1788, die seinen Erlaurerungen nach mit dem Satzspiegel der hier von Schiffen genannren übereinstimmt. Langes Grammatik wurde 1 752 durch eine von Schiffen speziell für die Bedarf· nisse des Kollegiums verfaSre Lateinische Grammatilc (Königsberg) ersetzt, die 1 778 wiederaufge­ legt wurde (vgl. Wald 1 79 1 , S. 753 Anm ., und Zippel, 1 898, S. 98). ll Nicbt llllcbgewiesen (vgl. Zippe1 1 898, S . 98). 13 "Tirocinivm paradigmaticvm in vsvm declinationvm et conivgationvm.« (S . 378-390) "Tirocini pars postcrior dialogica, continens centvriam ro1loqviarum.« (S. 392-427) 14 ..nrocinü Pars Poslerior Dialogica, Continens Centvriam Colloqviorvm.« (S. 39 1 -427)

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nio und Colloqviis zu finden, ihnen ungemein erleichtert wird. Anbey werden sie beständig ans Decliniren und Conjugiren geführet, auch mit einigen leichten For­ muln geübet, wonebst die fähigsten in dieser Classe, auch die Angenehmsten von den exponirten Colloqviis auswendig lernen, und in einer Stunde des Mittwochs, je zween und zween colloqviren: damit sie eine Dreistigkeit erlangen, wenn sie sonst etwas vortragen sollen. Von 1 bis 3 sind die Schreib- und Rechen-Stunden, wovon hernach besonders gehandelt wird. Von 3 bis 4 wird Latein und Teutsches gelesen: damit sie darin zu noch immer mehrerer Fertigkeit, und deutlicher Aussprache kommen mögen. 2. Latina quarta In dieser Classe werden Langens Colloqvia vollkommen durch exponiret, und den Kindem durch mancherley Uebungen recht beygebracht; alle Wörter und Phrases aus dem Vocabulario ins Gedächtnis gefasset, die Syntaxis fleißig getrieben, und eine kurtze Anweisung zum Briefschreiben gegeben. Von 8 bis 9 wird wöchentlich in 5 Stunden, ein gewisses Pensum aus dem Vocabulario durchgefraget, worauf ungefehr eine gute Viertel Stunde gehet, und am Freytage als Ende der Wochen werden alle diese Pensa widerholet Die übrige Zeit wird mit Wiederholung der Declinationum zugebracht; jedoch also, daß sie Adjectivum und Substantivum aus unterschiedenen Declinationen zusammen de­ cliniren müssen. Mithin hält diese Wiederholung alles in sich, was in gedachter Langens Grammatic von p. 1 bis 48 stehet. 1 S Des Sonnabends wird eine Vorbe­ reitung zum teutschen Briefschreiben gegeben, und dabey auf die Orthographie sorgfältig gesehen. Von 9 bis 10 werden Langens Colloqvia exponiret, die Analysis fleißig getrie­ ben, auch die Schüler mit Formeln, so aus dem Stegreif vorgeleget werden, ge­ übet. Des Freytags, wird ein Stück aus dem Nepote1 6 hinzugethan, zu dem Ende allhier ein besonderer B ogen aus demselben, und zwar nach der Construction ge­ druckt ist, damit die Kinder dadurch zur künftigen Exposition des Auctoris selb­ sten bereitet werden. Von 10 bis 1 1 werden drey Stunden wöchentlich, als des Montags, Dienstags, Donnerstags und Freytags, die in Quinta gelernete vier Conjugationes wiederho­ let, die Anomala und dazu sonst gehörige Anmerckungen von p. 49 bis 951 7 mit Fleiß durchgegangen, worauf denn auch bey der Analysi der Colloqviorum gese­ hen wird. Des Mittwochs wird aus der Grammatic das Stück von den Particulis p. 98- 12818 hergelesen und durchgefraget. Von 1 bis 3 sind die Schreib- und Rechen- Stunden. Von 3 bis 4 werden die Regeln aus der Syntaxi erkläret, mit den darunter ste-

»Im Namen Jesu ! Vorbereitung.« (S. 1 -3) »Pars Prima von den Nominibvs.« (S. 4-48) Comelius Nepos (um 100-25 v. Chr.) : De Viris Illustribus (Von berühmten Männem); eine sechzehnbändige Samm lung von Biographien, zuerst 35134 v. Cbr. erschienen. 17 »Pars Secunda. Von den Verbis.« (S. 49-96) 1s »Pars Tertia De Particvlis.« (S. 98- 1 28 ) 15

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Nachricht von den jetzigen Anstalten

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henden deutlichsten Exempeln erläutert, und am meisten in Fonnuln, so in der Eil vorgeleget werden, die schweren Regeln aber auch in geschriebenen Exercitiis angebracht. Im ersten Cursu werden nächst den 7 Haupt-Regeln, nur die vornehm­ sten genommen; im andem und dritten mehrere hinzugethan, doch so, daß die er­ sten allemahl wiederholet werden. Die Schüler müssen hier die Colloqvia, so sie durch das Exponiren fast auswendig gelemet, gleichfals gegen einander auswen­ dig hersagen, damit sie zu einer anständigen Dreistigkeit, wie auch zu einer reinen Aussprache, sich allmählich gewöhnen, welches in einer Stunde des Mittwochs geschiehet. 3. Latina tertia In dieser Classe hat man in der Latinität, vornehmlich den Comelium Nepotem zum Grunde geleget, jedoch also, daß aus demselben nur die leichtesten Imperato­ res exponiret und imitiret werden; dabey wird die Syntaxis ausführlicher mitge­ nommen, und mit mehrenn eingeschärfet, auch der Anfang mit der Lateinischen Poesie gemachet. Von 8 bis 10 wird der Nepos exponiret, die besten Phrases werden durch man­ cherley in der Eil aufgegebene Fonnuln, in genere, tempore & persona verändert: Sodann müssen die Kinder das Pensum ins teutsche übersetzen, eine daraus ge­ nommene kurtze Imitation verfertigen, und endlich den Inhalt dieses exponirten und ihnen bekandten Capitels, so viel möglich, mit den Worten des Verfassers selbst, auswendig erzählen. Des Mittwochs wird ein Exercitium extraordinarium geschrieben, und die auf der vorigen Classe bereits gelemeten Colloqvia werden kurtz wiederholet. Des Sonnabends, wird aus der Lateinischen Grammatic, der andere und dritte Theil von p. 98 bis 1 28 und aus dem vierten von p. 235 bis 25219 widerholet; auch die Uebung im Briefschreiben fortgesetzet. Wozu auch des Freytags die Stunde von 9 bis 10 genommen, und die Grammarie von p. 1 bis 96 sorgfältig wiederholet wird, damit die Schüler, wenn der Grund recht fest geleget ist, in den obem Classen, desto geschwinder und sicherer fortkommen mögen. Von 3 bis 4 wird die Syntaxis durch Fonnuln und kurtze Imitationes, was die vornehmsten Regeln anlangt, getrieben, und alles, so noch rückständig gewesen, hinzugethan. Des Freytags aber wird die Prosodie20 vorgenommen. Noch ist zu mercken, daß täglich ein Pensum aus dem Vocabulario, kurtz vor der Lection wiederholet und durchgefraget wird; welches auch in andem Classen geschiehet, damit theils das Gelemete nicht vergessen; theils, so einer oder der andere etwan nachgeblieben wäre, solchem nachgeholfen werde; zur Ermunterung wird ihnen auch eine Sententz, oder ein Adagium als ein Denckspruch gegeben.

»Pars Qvarta de Syn taxi . « (S . 130-252) »Besondere Anmerckungen von einigen vieldeu­ tigen Teutschen Wörtern.« (S. 235-252) 20 »Jede Prosodia lehret, wie man Verse machen solle. Hierzu muß man wissen 1) quantita­ tem syllabarum 2) scansionem 3) pedes, und 4) genera carminum.« (Erleichterte Griechische Grammlllica, 1720, S. 323 ; vgl. unten S. 79, Anm. 39) 19

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4. Latina secunda inferior

In dieser Classe wird der Nepos nochmahls, aber gantz durchgegangen: und zwar werden die Imperatores, so sie in der dritten Classe schon exponiret, nur gleich­ sam im Vorbeygehen, die übrigen aber, mit gehöriger Gründlichkeit abgehandelt. Es wird auch hier mehr darauf gesehen, daß jedes abgehandeltes Capitel seinem Inhalt nach, mit den Worten des Comelii auswendig erzählet werde. Aus den 1 6 Büchern der Briefe Ciceronis a d familiares, 2t werden in 2 Stunden wöchentlich, die leichtesten und nützlichsten Briefe hinzugethan. Bey Anfange einer Lection wird alle Tage ein gewisses Pensum aus dem Lexico Manuali,22 so des Tages vorher aufgegeben worden, durchgefraget. Des Sonnabends von 7 bis 8 werden die schwersten Stücke aus der Grammatic wiederholet, und durch beständige Uebung eingeschärfet. Von 8 bis 10 haben die Schüler des Montags und Dienstags, den Nepoten: des Donnerstags, Ciceronis Briefe: des Mittwochs die Oratorie,23 daraus sie sich in der Lehre von den Perioden und leichten Chrien24 mehr, und gründlicher als bis­ her geschehen können, üben, aus dem Capitel per antecedens 6 consequens den Grund Briefe zu schreiben besser fassen, und endlich sich die Theorie de tropis & figures bekandt machen: des Freytags exponiren sie Freyers25 Fasciculum Poema­ ticum von pag. 1 bis 6726 und aus dem Supplemento von pag. 56 1 bis 57627 und weil dieser letztere gewisse und nützliche Sprüche aus den alten Poeten in sich hält; so müssen sie dieselbigen nach und nach auswendig lernen, so daß ein Schü-

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Marcus Tullius Cicero ( 1 06-43 v. Cbr.): Epistolae Ad Familiares; eine S amm lung von Briefen an Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Politiker usw., die in den Jahren 62 bis 43 v. Cbr. entstanden sind. 22 Welches lateinische Wörterbuch benutzt worden ist, konnte nicht festgestellt werden. Möglicherweise ist das Lexicon manuale (wie auch andernorts nicht unüblich) eigens für das Fri­ dericianum verfaßt und gedruckt worden. Verwiesen sei hier auf das von Benjamin Hederich ( 1 67 5 - 1 748) verfaßte Lexicon Manvale Latino-Germanicvm [. . ]. Leipzig 1739 [Mikrokopie: Er­ langen 1988] . 23 »Rede-Kunst, Lat. Oratoria, Ars loquendi, Griech. Rhetorica, ist eine vemünfftige An­ weisung zur Beredsamkeit, das ist, zu der Geschicklichkeit, solche Wörter zu gebrauchen, welche mit unsem Gedancken genau überein kommen, und in solcher Ordnung mit solcher Art seine Ge­ dancken fürzustellen, daß in denen, die unsere Worte hören oder lesen, eben die Gedancken und Regungen entstehen, die wir ihnen beybringen wollen, damit die Glückseligkeit des menschlichen Geschlechts befördert, und der Umgang unter ihnen angenehm gemacht werde.« (Zedler, Bd. 30, 1 74 1 , Sp. 1 605; vgl. unten S . 82, Anm. 47) 24 »Chria, ist in der Rede-Kunst eine Art der Disposition zu einer kurtzen Rede, doch könn­ te man besser es eine Art der Invention derer Gedancken, zu einem nur kurtz auszuführenden Sat­ ze, nennen.« (Zedler, Bd. 5, 1 733, Sp. 2202) 25 Hieronymus Freyer: Fascicvlvs Poematvm Latinorvm. Ex Optimis Antiqvi Et Recentioris Aevi Poetis Collectvs. Editio II. Halle: Waisenhaus 1 725. , 659, S. Die Ausgabe enthält neben vielen anderen Auszüge aus Boethius, De consulatione philosophiae; Vergil, Aeneis; Horaz, Carmina und Satirae; Ovid, Metamorphoseon Libri und Tristiae; Iuvenalis, Saturarum Libri V; Phaedrus, Fabulae Aesopiae und Lukrez, De rerum natura (zur Ergänzung vgl. Zippel 1 898, S . 1 02- 103). 26 »Pars I Ad Vsvm Classis Poeticae Infmtae Accommodata.« (S . 1 -67) 27 »Svpplementvm I Ad Vsvm Classis Poeticae Infmtae Accommodatvm.« (S . 561 -576) .

Nachricht von den jetzigen Anstalten

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ler, wenn er translociret wird, diese Sententien, die nur einen Bogen ausmachen, völlig inne haben muß: des Sonnabends werden Cellarii Antiquitas Romanae28 mitgenommen, und sonst die wöchentlichen Lectiones wiederholet. Von 3 bis 4 wird des Montags und Donnerstags, eine Imitation oder Exerciti­ um subitaneum gegeben, und der Nepos und Cicero wiederholet: des Dienstags, das Exercitium Ordinarium in den drey obem Classen geschrieben, und des Frey­ tags die Poesie getrieben. Ueberdem wird auch alle Sonnabend von dieser Classe ein Brief geliefert, welches in den folgenden Classen gleichermassen geschiehet, davon hernach ein mehreres folgen wird. Was das Corrigiren der Elaborationum betrifft, so wird, wie in dieser, also auch in den folgenden Classen, solches von dem Präceptore ausser der Schul-Stunden verrichtet, damit die Zeit in der Classe nicht hiedurch weggehe ; auch, indem einigen ihre Elaboration corrigiret würde, die andem inzwischen nicht müßig sitzen dürfen. Sodann nimmt der Präceptor die corrigirten Elaborationes in die Classe, und ehe er selbige den Kindem zurück gegeben, zeiget er ihnen die Fehler an, welche er sich auf einen Zettel besonders gemercket, da denn diejenigen, so sie begangen haben, solche öffentlich verbes­ sern müssen, damit von jeder Correctur die gantze Classe ihren Nutzen habe. 5 . Latina secunda superior In dieser Classe werden Ciceronis Briefe, nebst dem Julio Cäsare,29 erkläret und appliciret, und zwar in eben den Stunden, wie bey secunda inferiore gemeldet worden: nur, daß, wenn dorten der Nepos, hie der Julius Cäsar exponiret und imi­ tiret wird. Aus den Episteln Ciceronis werden solche ausgelesen, die sie in secun­ da inferiore noch nicht exponiret, und wird ad Imitationem30 ein anderer Brief dictiret. Ausser dem, müssen die Schüler wöchentlich auch einen Brief selbst aus­ arbeiten, wozu der Lehrer ihnen entweder den Haupt-Satz, oder bisweilen die Disposition desselben giebet; bisweilen lässet er einen jeglichen nach Gefallen ein Thema erwählen. Wenn solche Briefe des Sonnabends übergeben werden, beur­ theilet er dieselben entweder so fort, oder nimmt sie mit sich, und zeiget künftig die Fehler. Und gleichwie sie in secunda inferiori, mit Ausarbeitung der Perioden und Chrien geübet werden, also setzen sie solches in dieser Classe fort, und thun noch andere Arten hinzu. Des Freytags exponiren sie aus Freyhers Fasciculo den

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Christophorus Cellarius ( 1 63 8 - 1 707) : Breviarivm Antiqvitatvm Romanarvm Accvrante Hieronymo Freyero. Editio Sexta. Halle: Waisenhaus 1740. < 1 0> 144 S. Die Ausgabe er­ schien nach Maßgabe des Vorwortes zuerst im Jahre 1 7 1 5 . Cellarius informiert seine Leser in 1 5 Kapiteln und zwei Anhängen unter anderem über die Heiligtümer, die Verwaltung, das Militär, die Gesetze, die Literatur und die Bestattungsrituale der Römer. - Von Kurfürst Friedrich III. wurde Cellarius 1693 auf die neugegründete Universität Halle berufen und förderte dort nicht zuletzt das Studium der Geschichte und der Geographie. Seine zahlreichen Bücher fanden weite Verbreitung. 29 Gaius Iulius Caesar ( 1 00-44 v. Chr.); in seinen 5215 1 v. Chr. entstandenen Commentarii De Bello Gallico (Ausführungen über den Gallischen Krieg) berichtet Cäsar in 8 Büchern (Autor des 8. Buches ist jedoch Aulus Hirtius) über die Ereignisse der Jahre 58-50 v. Chr. Die Commen­ tarii De Bello Civili (Ausführungen über den Bürgerkrieg) wurden um 45 v. Chr. geschrieben. 30 Zu dieser Praxis und ihrer Kritik durch Kant vgl. oben S . 55-56.

Cbr. Schiffen

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andern Theil, von p. 68 bis 3 1 031 und aus dem Supp1emento wird zur Uebung des Gedächtnisses, der 2te Theil hinzugethan von p. 576 bis 6 1 932 wobey sie auch das Pensum, so in der vorigen Classe ge1ernet worden, widerholen. Endlich wird hier gleichtals beobachtet, daß ein Pensum aus dem Lexico Manuali vorgegeben, und bey Anfang der Stunde durchgefraget wird. Von 3 bis 4 Nachmittags bleibet es hier so, wie bey secunda inferiori angezei­ get worden. 6. Latina prima Gleichwie in den vorigen Classen ein guter Grund zur Latinität geleget worden; also wird selbiger in eben den Stunden mit dieser Classe viel genauer getrieben. Zu dem Ende, werden Ciceronis und Mureti Reden33, abwechselungs weise nebst dem Curtio34 gelesen und appliciret, so daß ein Periodus nach dem andern, auch wohl ein gantzes Stück einer Rede in einer andern aufgegebenen Materie nachge­ ahmet wird, damit die jungen Leute solcher Gestalt sich im Stilo recht feste set­ zen. Man nimmt auch bisweilen Plinii Briefe,35 und Ciceronis Officia36 dazu, damit die Jugend, so im Stilo gemeiniglich die Weitläufigkeit zu lieben pfleget, denselben mehr einzuziehen sich gewöhnen möge. Des Freytags wird hier, wie in vorigen Classen Freyhers Fasciculus und zwar von p. 3 1 1 bis 56037 erkläret: aus dem Supplemento aber der erste und andere Theil von p. 56 1 bis 6 1 9 widerholet, und das dritte Stück von p. 620 bis 64338 hinzugethan, daß also diejenigen, wel­ che hier ihre ordentliche Zeit aushalten, den Fasciculum, worinn eine so auserle­ sene Sammlung von allerley Generibus carminum, aus den besten alten und neuen Poeten, und zum Theil auch ziemlich schwere Stücke enthalten, ganzt durchzule­ sen, und die sinnreichen poetischen Sprüche aus den Supplementis, welche sie nicht nur in der Prosodie, sondern auch sonst in mancherley Fällen nützlich ge­ brauchen können, dem Gedächtniß einzudrucken, die beste Gelegenheit haben. Aus dem Lexico Manuali, wird beym Anfang einer Stunde auch hier ein Stück wiederholet. Von 3 bis 4 hält man es hier eben also, wie in den andern Classen, der Curtius wird nebst Ciceronis Reden wiederholet, oder ein Exercitium extemporale dictiret,

»Pars l i A d V s vm C!al;sis Poeticae Mediae Accommodata.« (S. 67-3 10) »Svpplementvm II Ad Vsvm CWsis Poelicae Mediae Accommodatvm.« (S . 576-61 9) 33 Marcus Tullius Cicero: Catalinariae Orationes (Catalinische Reden); vier Reden Cice­ ros, geschrieben während seines Konsulats im Jahre 63 v. Chr. - Marcus Antonius Muretos (Mare Antoine Muret, 1526- 1 585): Epistolae (Briefe). 34 Quintus Curtius Rufus ( 1 . Jahrh. n. Cbr.): Historia Alexandri Magni Regis Macedonum (Geschichte Alexanders des Großen, des Makedonenkönigs). 35 Plinius der Jüngere (Gajus Plinius Caecilius Secundus, 61/62- 1 1 2 v. Chr.): Epistolae; neun Bücher mit 248 Privatschreiben an 165 verschiedene Adressaten. 36 Marcus Tullius Cicero: De Offrciis (Über die Pflichten); ethisch-philosophische Schrift in drei Büchern; Ciceros letztes philosophisches Werk (44 v. Chr.). Siehe oben S. 49. 37 »Pars III Ad Vsvm C!al;sis Poeticae Svpremae Accommodala. « (S. 3 10-560) 38 »Svpplementvm III Ad Vsvm Classis Poeticae Svprernae Accommodatvm.« (S. 620-645) 31

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Nachriebt von den jetzigen Anstalten

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des Dienstags aber das Ordinarium geschrieben. Schließlich muß noch alle Monat, und zwar im ersten oder andern Tage, ein Excercitium exploratorium in Gegen­ wart des Lehrers gemacht und dem Inspectori übergeben werden; damit er sehe, wie weit ein Schüler von Monat zu Monat zunehme, der gleichen in allen andern Classen durchgängig geschiehet. Das Lateinreden wird zwar nach Langens Colloquiis auch schon in der vierten Classe versuchet; indem der Informator, wenn er ein Colloquium exponiret hat, solches mit einiger Veränderung mit den geübtem Kindern wiederholet, daß sie ihm auf seine Fragen Lateinisch antworten, und die Vocabula dazu aus dem Col­ loquio nehmen. In der dritten Classe kan dieses etwas mehr, und in secunda infe­ riori noch besser geübet werden. In den beyden obern Classen aber, wird schon genauer darauf gesehen, daß sie unter sich bey aller Gelegenheit und mit den Prä­ ceptoribus Latein reden mögen, allennassen denn auch die Schüler in diesen ober­ sten Classen, bey den Präceptoribus in einigen Wissenschaften, nicht in der deut­ schen sondern lateinischen Sprache examiniret und gefraget, auch die Fragen in solcher beantwortet werden. Da auch zur Lateinischen Sprache, und insonderheit die Auetores zu erklären, das Studium antiquitatis gehöret, so wird des Sonnabends eine halbe, oder auch wohl eine gantze Stunde auf Cellarii Antiquitates Romanas gewand; und der Leh­ rer suchet die vornehmsten Sachen in ein Exercitium extemporale einzukleiden, um dadurch den Schülern dieselben desto bekandter zu machen. §3

Wir schreiten nunmehr zur Griechischen Sprache. Solche wird wöchentlich in 5 Stunden, und zwar Vormittags von 10 bis 1 1 in dreyen, oder, wenn es höchst nö­ thig ist, auch wohl in vier Classen gelehret, und die zu Halle im Waysenhause herausgegebene erleichterte Griechische Grammatic39 zum Grunde geleget. Meh­ rere Classen in dieser, und in der Hebräischen Sprache anzulegen, findet man unnöthig; weil die jungen Leute, wenn sie das Griechische anfangen, schon die Lateinische Grammatic ziemlich inne haben, mithin vom Decliniren, Conjugiren, den Generibus und dergleichen überhaupt einen Begriff erlanget, welches ihnen allhier sehr zu Hülfe kommt; zudem auch in diesen Sprachen eben so grosse Fer­ tigkeit, als in der Lateinischen aus der Schulen zu bringen, nicht erfordert wird. Was nun insonderheit betrifft

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Erleichterte Griechische Grammatica, Oder Gründliche Anführung ZUr Griechischen Sprache, In Deutlichen Regeln abgefasset und mit hinltinglichen Exempeln versehen . Die vierte verbesserte Edition. Halle: Waisenbaus 1720. , 348, < 1 1 > S. Die erste, 1 707 erschienene Auf­ lage ist von Joacbim Lange verfaßt (vgl. Georgius 1 742, S. 380). Der Bearbeiter der vorliegenden 4. Auflage ist laut Vorwort Jobann Heinrieb Scbultz (2. Auflage 1 7 1 1 , 3. Auflage 1 7 1 6). - Daß mit einer (später von Kant vielfältig in Anseblag gebrachten) Deduktion ein Herleitungsverfahren be­ zeichnet wird, das nicht nur der zeitgenössischen j uristischen Praxis vertraut ist. wird in dem Ab­ schnitt »Von der Deductione und Formatione Temp orum>Streit der Fakultäten«. In: Brandt / Stark 1 987, S. 3 1 -78. I Stark, Werner (Hrsg. ) : Neue Autographen und Dokumente zu Kants Leben, Schrif­ ten und Vorlesungen. Harnburg 1 987 [ Kant-Forschungen, Bd. 1 ] . I Klemme, Reiner: David Hume i n Deutschland. Literatur zur Hume-Rezeption in Marburger Bibliotheken. Marburg 1989. Beobachtungen zur Anthropologie bei Kant (und Hegel). In: Hespe, Franz I Tusch­ ling, Burkhard (Hrsg.): Psychologie und Anthropologie oder Philosophie des Geistes. Beiträge zu einer Regel-Tagung in Marburg 1 989. Stuttgart-Bad Cannstatt 1 99 1 , S . 75- 1 06. =

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NAMENREGISTER

Adickes, E. : 3 1 , 50, 54 Adler, G. Chr. : 6 Ammon, Chr. F. : 26, 36 Anonymus: 2, 4, 33 d' Argens, J. B. de Boyer, Marquis: 38 Aristoteles: 1, 4, 1 8 , 3 1 , 66, 80, 90 Arnoldt, D . H . : 3-5 , 9- 1 1 , 1 9-20, 25-26, 29-30, 34, 39, 65 , 87, 89, 1 1 2, 1 1 5 Arnoldt, E.: 4, 32-33, 36, 4 1 , 59 B aczko, L. von: 28, 38 Basedow, J. B.: 27-28, 56-57, 59, 101 B aum, G.: 3 1 B aumgarten, A. G . : 3 8 B ayer, J. Fr. : 1 7 B ayerer, W . G . : 38 Behm, J . : 25 , 64 Benninghoven, Fr. : 23, 35 Berens, J. Chr.: 37, 43 Beyreuther, E. : 1 Bianco, B . : 1 Biester, J. E. : 28 Blount, Ch. : 24 Bock, F. S . : 59, 86-87 Bock, J. G.: 26, 64 Bödeker, H . E. : 52 Boehm, L.: 34 Boethius: 76 B ohlius, J. Chr. : 36 Bolingbroke, H . S. J., Viscount: 4 B orowski, L. E . : 2, 4, 8 , 1 2, 1 7- 1 8 , 2 1 22, 24-25 , 34-36, 39, 1 1 5 Brandt, 0. : 60 Brandt, R.: V, 53-54, 59, 89 Brecht, M. : 1 Breithaupt, J. J. : 6 Brucker, J. J. : 3 8 , 49, 89 Buddeus, J. F. : 90 Büsching, A. Fr. : 50 Bulst, N . : 56 Caesar: 77 Campe, J. H . : 58 Campo, M. : 8

Carpov, J. : 36 Catull: 46 Cellarius (Keller) , Chr . : 50, 52, 77, 79, 85-86 Chucholovius, Chr. A.: 39 Cicero: 10, 12, 28, 46, 49, 55, 76-78 Cocceji, S., Freiherr von: 27 Collins, A.: 24 Comelius : 28, 76 Creytzen, Obermarschall von: 1 4 Cunde (Kunde), J . : 35 , 3 9 , 4 1 , 4 6 , 49, 55 Curtius: 10, 46 Danz: 8 1 Decius, N . : 96 Demosthenes: 46 Derham, W. : 43 Des Pepliers: 82 Dieterici : 8 Dietericus, C. : 1 9 Dietzsch, St.: 1 2 Dobbeck, W. : 2 Domsien, Chr. S . : 10, 1 2 , 28, 30 Ebrovius: 8 Ellendt, G. A. : 2, 5, 3 1 , 46 Engel, J. J . : 28 Erasmus von Rotterdam: 4 Erdmann, B . : 2 1 , 24, 27 Erler, G . : 2, 5, 1 1 - 1 2 , 1 6, 22, 33-34, 3940, 87 Essers, V.: 3 1 Euler, W. : 1 2 Faber, K.: 34 Fabricius, J. A.: 4, 43 , 45 , 5 1 , 85, 89-90 Falk: 7 Fischer, Chr. G.: 1 8- 1 9 Flottwell, C . Chr. : 1 6, 30, 65 Forstreuter, K. : 3, 23, 30, 60 Francke, A. H . : 1 , 6, 1 4, 1 6 , 20, 27, 63, 64, 86, 88, 90 Francke, G. A.: 23, 64 Freier (Freyer), H. : 28, 50, 52, 64, 70,

1 28

Namenregister

76-78, 80, 82-83, 86

Heilsberg, Chr. Fr. : 35-37, 4 1

Freylinghausen, J. A . : 64, 70 Friedrich,

Kronprinz in Preußen:

Hein, G. Chr. : 3 9 �

Friedrich li. Friedrich I., König i n Preußen : 1 , 7, 9, 1 2 , 15, 1 8, 77 Friedrich II. , König von Preußen: 1, 24, 26-27 , 49, 5 9 Friedrich I I I . , Kurfürst von Branden­ burg:



Friedrich I.

Friedrich Wilhelm I., Kö nig in Preußen: 9 , 1 8 , 20, 24

Heinsius, W. : 7 2 Helvetius, C . A . : 38 Henricus, J . Fr. : 2 1 Herbert von Cherbury : 4 Herder, J. G . : 2, 52, 54-55 Herodian: 80 Herodot: 80 Herrlitz, H . G . : 9, 80 Herrmann, U.: 44 Hersehe!, W. : 3 1

Frühbrodt, P. G . : 5

Hesiod: 80

Fuhrmann, J. Chr. : 3 9

Hinske, N. : 47 Hippe!, Th. G. von: 1 2 , 22, 3 1 , 3 3 , 4 1

Gassendi, P. : 4, 3 8

Hirtius : 77

Gause, F. : 3-4, 6 - 7 , 14, 32, 34, 92

Hobbe s, Th.: 4, 38

Gedike, F. : 28, 30

Hollack, E.: 3 , 6-9, 1 2 , 20-2 1 , 23-26 , 35 ,

Gehr, J . : 6

72, 9 1 -92

Gehr, Th. : 6-7, 1 2

Hollmann, G.: 5, 26, 33, 36, 64

Gensichen, J . Fr. : 3 1

Homer: 46, 80

Georgius, Th. : 79

Horaz: 46, 76

Gericke, J. E. : 1 1 6

Horkel, J. : 4, 6-8, 1 4- 1 7 , 20, 96

Gericke, Th. : 52

Hoynovius, M . : 8

Gesner, J. M.: 46-47, 52, 80, 94

Hubatsch, W. : 7, 25, 32, 65, 97, 99

Gilde, L . : 24-25 , 27

Hübner, J . : 1 9 , 8 6 , 89

Götz, A. : 43

Humboldt, W. von: 3

Goldbach, B . : 8

Hume, D. : 4, 1 2 , 49, 54

Goldbeck, J. Fr. : 2, 4-5 , 8, 29, 34 Gotthold, F. A . : 3 - 5 , 1 4, 1 6, 1 8- 1 9 , 2930, 33, 35, 38-40, 46, 48, 59, 73

Ittig, Th.: 1 9 Iuvenalis: 76

Gottorp, Herzog von: 6 Gottsched, J. Chr. : 2 6

Jachrnann, R. B . : 1 1 , 34, 3 6 , 47

Gräf, J . H. : 1 1

Jeismann, K.-E. : 29-30

Graubner, H . : 43 , 47

Jöcher, Chr. G.: 39

Gregorovius, J. A. : 8, 64

Johann Sigmund, Kurfürst von Preußen:

Grotius, H . : 4, 3 8

32 Juncker, Chr . : 85

Haagen, B . : 3 7 H ah n : 46

Kahnert, W. B.: 38

Hahn, J. B . : 2, 5, 35-36, 64

Kant, A. R . : 4, 32

Hamann, J. G. : 2, 1 2 , 3 1 , 37, 43 , 9 8

Kant, 1.: V, 1 -3 , 5 , 8 , 1 0- 1 2 , 1 4, 2 1 , 25-

Hamann, J. M.: 3 1

27, 29-60, 77, 79, 84, 86, 89, 98

Hamberger, G . Chr. : 8 9

Kant, J. G. : 4, 32

Hammerstein, N. : 1 8

Kant, J. H . : 2

Harnack: 1 1 3

Kanter, J. 1 . : 2

Hartknoch, G. G.: 1 1

Kelch: 2

Hartung, J . H . : 72

Klemm, G . : 4

Hederich, B . : 7 6

Klemme, H . : V, I , 54, 59-60

Hegel , G. W . Fr. : 5 4

Knuth, G.: 50, 64

Heidenreich (Heydenreich), F. : 33, 40

Knutzen, M. : 25-26, 36-3 8 , 40, 43 , 48

Namenregister Koeppen, H.: 3, 1 1 3 Konschel, P. : 1 9 , 26-27 Kowalewski, C . : 65 Kramer, G . : 14, 64, 86, 8 8 , 90 Kraul, M. : 1 6 , 30, 57, 5 8 Kraus, Chr. J . : 40 Kreimendahl, L.: 26, 36 Krollmann, Chr. : 4, 2 1 , 65 Kypke, G. D . : 40, 46, 8 1 Kypke, J . D . : 19, 25, 40-4 1 , 49, 64 Lange , J. : 1 9 , 2 1 , 27, 50, 66, 6 8 , 73-74, 79, 90 Lange!, H . : 5, 26, 49 Langhansen, Chr. : 2, 25, 38, 64 Lau : 8 Lavater, J. C . : 44 Layritz, P. E. : 49 Lebuhn, J . : 32 Leß, C. R.: 3 1 Lieb1er, G . : 90 Lietzau, I. E.: 10 Lilienthal, M. : 4, 1 1 5 Lilienthal, Th. Chr. : 25 Lindemann-Stark, A. : 1 1 6 Lindner, J. G . : 29-30, 43 , 59 Linemann, A. : 1 8 Livius: 46 Locke, J . : 40, 49, 57 Lukian: 80 Lukrez (Lucretius) : 4, 40, 76 Luther, M. : 7, 19, 47 , 70-7 1 , 96, 99 Lysius, H . : 2, 4-5 , 7-8, 14-2 1 , 3 1 , 48, 6 1 , 96 Lysius, J. H.: 25 Machiavelli, N . : 4 Mahraun, J. Chr. : 3 Malter, R.: 3 1 Mandeville, B . de : 24 Manitius: 1 1 3 Mathieu, V. : 34 Mattersberger, J . : 3 1 Meerbote, R. : 34 Meier (Meyer), G. Fr. : 3 8 Menzer, P. : 5 8 Mer1eker, K . Fr. : 2-3, 5 , 1 2 , 14- 1 5 , 1 7 , 20-2 1 , 29, 3 1 , 39, 1 1 3 Meuse1, J. G.: 2, 4, 49, 72, 87 Michael, J. : 1 8 Minden, D . : 3 1

Möller, R . : 8 , 12, 3 1 Moldenhauer (Moldenhawer), J . H . D . : 2, 5 , 72 Montaigne, M . : 40 Montesquieu, J. B. S. de: 4 Morgan, Th. : 24 Moritz, K. Ph. : 44 Morus, Th.: 4 Mosenge1, J . : 14 Mosheim, J. L.: 82 Motherby, G . : 27 Motherby, R.: 27 Mrongovius, K. C.: 2-3 Müller, G. E.: 83 Muretus (Muret), M. A.: 78 Neddermeyer, U . : 50 Nelson, P. : 34 Nepos: 46, 74-77 Neukirch, B . : 84-85 Newton, I . : 5 1 Nicolovius, Fr. : 3 1 Niemeyer, J . A.: 86 Niketas von Remesiana: 96 Nitsch, Fr. A.: 3 1 Notbohm, H . : 3 , 24-25, 27, 32, 34 Ovid: 1 2 , 46, 76 Parvish, S. : 24 Paulsen, Fr. : 12, 22, 29, 59, 80 Phaedrus: 76 Philonenko, A. : 56 Pindar: 80 Pinloche, A.: 27 Pisanski, G. C.: 8 , 26, 49, 59 Platon: 4, 3 1 , 46, 90 Plinius d. J . : 78 Plotin: 4 Plutarch: 80 Pozzo, R. : 8, 20, 48 Pritius, J. G.: 19 Preuck: 8 Puttlich, Chr. Fr. : 2 Quandt, J. J . : 2, 20, 23-25 , 27 Quintilian: 28 Rabe, P. : 8, 19, 24, 48-49 Rambach, J. J . : 27 Rau, J. J . : 39, 8 1

1 29

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Namenregister

Rauschke, von: 8 Reble, A. : 27, 5 8 Reccard, G . : 1 5 , 2 9 Rechenberg, A. : 1 9-20 Rehberg, B . : 1 6, 1 1 5 Reicke, R. : 1 0, 34-36, 40, 42 Reimarus, H. S . : 28 Reinbeck, J. G. : 22 Reusch, Chr. Fr. : 3 1 Richey, M.: 40 Richter, Chr. Fr. : 68 Riedesel, E. : 8, 1 8-20, 25, 27 Riemann, J. J.: 3 1 Rink, Fr. Th . : 2 , 35-36, 4 1 , 54, 59 Risse, W. : 48, 66, 90 Ritschl, A. : I, 50 Rogall, G. Fr. : 19-2 1 , 23-25 , 48, 68, 97 Rogowski, M.: 39 Rollin, Ch. : 42-43, 83 Rondeau, P. : 82 Rousseau, J. J.: 1 2 , 37, 44-46, 57, 59 Rufus : 78 Ruhnken (Ruhnkenius), D.: 2 , 30, 35 , 40-4 1 , 45-46, 55 Ruiz, A. : 60 Ruopp, J. Fr. : 68 Salthenius, D.: 4-5 , 2 1 , 25 , 72, 90, 1 1 5 Schaarschmidt, J. S . : 6 Schatz, J. J . : 50, 52 Scheffner, J. G. : 44, 47-48 Schelz (Scheltz), J. Chr. : 39 Schiffert, Chr.: V, 3-5 , 1 6 , 2 1 -23, 26, 30-3 1 , 34, 39-42 , 44, 46-52, 54, 6 1 , 64, 73, 80-8 1 , 85-86, 92 , 1 0 1 , 1 1 21 1 3, 1 1 5 - 1 1 6 Schlegel , G . Fr. : 2 , 3 1 Schmidt: 8 Schrader, Chr. : 6 Schreiner, C. H. : 1 1 - 1 2 Schütz, F. : 37 Schultz, J. A.: 3 , 20-27 , 29, 33-37, 394 1 , 44, 47-48, 92, 96, 1 1 3 Schultz, J. H . : 79 Schultz, St. : 39 Schultz, U . : 34 Schumacher, B . : 3-4, 14- 1 5 , 3 1 , 43, 48, 89-90, 1 1 5 Schwab, J. J . : 42-43 Schwartz, P. : 10, 29 Selbach, R . : 89

Seligo: 2 Seile, G. von: 1 8- 1 9 , 25-27 Seneca: 40, 46 Sextus Empiricus: 4, 46, 80 Siehr, E. L.: 39 Siey�s. E.: 60 Singer, H. W. : 1 1 6 Sommer, G. M. : 3 1 Sommerfeldt, G. : 3, 8 , 14, 1 7- 1 8 , 48, 50, 72, 8 1 , 87, 89-90 Specht, R . : 40 Spener, Ph. J.: 6, 1 5 - 1 6, 1 9 Spinoza, B. de : 4 Starcke, Chr. : 7 1 Stark, W. : V, 3 , 2 8 , 3 6 , 8 6 Steffenhagen, A . J. H.: 15 Steinkopff, G.: 39 Stettiner, P. : 1 0- 1 2, 16, 19, 24, 36 Stichweh, R. : 45 Stillingfleet, E.: 82 Strauss, J.: 1 8 Streich, G. : 4 Strobel, J. C . : 39, 92 Tacitus: 46 Teske, J. G.: 4, 26, 36, 64 Theophrast: 80 Thomasius, Chr. : 4, 1 8 Thukydides: 46, 80 Tillotson, J.: 82 Tindal , M.: 24 Toland, J . : 24 Tonelli , G.: 5, 8, 49 Trescho, S. Fr. : 2 1 , 26-27, 36 Tromnau, E. : --+ Hollack Trummer, J. G. : 40, 46 Varenius, B . : 5 1 Vergil : 46, 76 Voltaire, F. M. A.: 49 Vorländer, K. : 4-5 , 1 1 , 3 1 -33, 35-36, 38, 4 1 , 46-47 , 50, 1 1 5 Walch, J. G . : 89-90 Wald, S. G . : 4-5 , 8, 14, 1 6- 1 7, 2 1 , 24, 28, 30-3 1 , 34-36, 38, 73, 1 0 1 Walford, D . : 34 Wallenrodt d J . , J. E. von: 27 Warda, A.: 37-38 Waschkies, H.-J. : 14, 26, 37, 43, 47 Wasianski, E. A. Chr. : 34, 37

Namenregister

Wegner, G.: 8 Weisskopf, T. : 30, 45 , 59 Wiener, Chr. L. : 43 Wilden: 39 Winter, A.: 5, 36, 40, 97 Wlömer, J. H . : 35 Wöllner, J. Chr. von: 30 Wolff (Wolf), A. : 5, 1 8- 1 9 , 22, 25-26 Wolff, Chr. : 1 , 4, 20-22 , 25-26, 3 8 , 48, 5 1 -52, 64, 87, 89-90 Woolston, Th. : 24 Wotschke, Th. : 6, 1 9-20, 23 Wundt, M.: 8

Xenophon: 80 Zedler, J. H. : 1 7 , 20-23, 6 3 , 76, 87-8 8 , 97 Zedlitz, K. A . , Freiherr von: 1 6 , 27-2 8 , 57, 89 Zelazny, M.: 3 Zierold, J. W. : 90 Zippel, G . : 2-8, 14- 1 6 , 20-2 1 , 23, 25 , 28-3 1 , 33, 3 5 , 4 1 -42, 46-48 , 50, 7273, 76, 1 15 Zopf, J. H. : 90

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