Die Kaiserviten. Beruhmte Manner / De Vita Caesarum. De Viris Illustribus: Lateinisch - Deutsch [4 ed.] 3050063912, 9783050063911

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German, Latin Pages 1262 [1246] Year 2014

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Die Kaiserviten. Beruhmte Manner / De Vita Caesarum. De Viris Illustribus: Lateinisch - Deutsch [4 ed.]
 3050063912, 9783050063911

Table of contents :
Inhalt
Text Und Übersetzung: Die Kaiserviten/De Vita Caesarum
Iulius Caesar
Augustus
Tiberius
Caligula
Claudius
Nero
Galba
Otho
Vitellius
Vespasian
Titus
Domitian
Berühmte Männer/De viris illustribus
Grammatiker
Rhetoriker
ANHANG
Zum Text
Erläuterungen
Nachwort
Bibliographische Hinweise
Verzeichnis der Eigennamen

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SAMMLUNG TUSCULUM

Herausgeber: Nildas Holzberg Rainer Nickel Karl-Wilhelm Weeber Bernhard Zimmermann

C. SUETONIUS TRANQUILLUS

DIE KAISERVITEN DE VITA CAESARUM BERÜHMTE MÄNNER DE VIRIS ILLUSTRIBUS Lateinisch-deutsch

Herausgegeben und übersetzt von Hans Martinet 4., korrigierte Auflage

DEGRUYTER

ISBN 978-3-05-006391-1 e-ISBN (PDF) 978-3-05-006414-7 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-038060-6 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 1991 Philipp Reclam jun., Stuttgart (fur die Viten von Vespasian, Titus und Domitian) 4., korrigierte Auflage © 2014 Akademie Verlag GmbH, Berlin Ein Unternehmen von Waltet de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Für Einbandgestaltung verwendete Abbildungen: Cologny (Geneve), Fondarion Martin Bodmer, Cod. Bodmer 52: 6v/7r (www.e-codices.unifr.ch) Satz: Satzstudio Pfeifer, München Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen

9 Gedrudrt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

JULIANE filiae meae

INHALT

TEXT UND ÜBERSETZUNG Die Kaiserviten/De vita Caesarum Iulius Caesar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Augustus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tiberius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caligula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nero ...................................... Galba ..................................... Otho ...................................... Vitellius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vespasian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Titus ...................................... Domitian ..................................

r6 r42 320 440 540

626 732 770 792

824 866 884

Berühmte Männer/De viris illustribus Grammatiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 932 Rhetoriker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 ANHANG Zum Text .................................. Erläuterungen ............................... Nachwort .................................. Bibliographische Hinweise ..................... Verzeichnis der Eigennamen ....................

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C. SUETONI TRANQUILLI DE VITA CAESARUM C. SUETONIUS TRANQUILLUS DIE KAISERVITEN

Liber I DIVUS IULIUS Annum agens sexturn decimum patrem amisit; sequentibusque consulibus Hamen Dialis destinatus dimissa Cossutia, quae familia equestri sed admodum dives praetextato desponsata fuerat, Corneliam Cinnae quater consulis filiam duxit uxorem, ex qua illi mox Iulia nata est; neque ut repudiaret compelli a dictatore Sulla ullo modo potuit. quare et sacerdotio et uxoris dote et gentilicis hereditatibus multatus diversarum partium habebatur, ut etiam discedere e medio et quamquam morbo quartanae adgravante prope per singulas noctes commutare latebras cogeretur seque ab inquisitoribus pecunia redimeret, donec per virgines Vestales perque Mamercum Aemilium et Aurelium Cottam propinquos et adfines suos veniam impetravit. satis constat Sullam, cum deprecantibus amicissimis et ornatissimis viris aliquamdiu denegasset atque illi pertinaciter contenderent, expugnatum tandem prodarnasse sive divinitus sive aliqua coniectura: vincerent ac sibi haberent, dum modo scirent eum, quem incolumem tanto opere cuperent, quandoque optimatium

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z

Buch

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IULIUS CAESAR

Im Alter von sechzehn]ahren verlor Caesar seinen Vater; im darauffolgenden Jahr wurde er zum Flamen Dialis ernannt, noch im selben Jahr trennte er sich von Cossutia, einer Frau aus dem Ritterstand, welche aber angemessen reich war; sie war mit ihm verlobt worden, als er noch die Toga praetexta trug. Er heiratete Cornelia, die Tochter des Cinna, der viermal Konsul gewesen war; diese gebar ihm schon bald Iulia. Vom Diktator Sulla ließ er sich durch nichts bewegen, sich von ihr zu trennen. Deshalb bestrafte man ihn damit, daß er sein Priesteramt und die Mitgift seiner Frau sowie Erbansprüche gegenüber seinem Geschlecht verlor; darauf zählte man ihn unter die Anhänger der Gegenpartei, so daß er sich sogar gezwungen sah, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und fast jede Nacht seinen Schlupfwinkel zu wechseln - und das obwohl er an viertägigem Wechselfieber litt und diese Krankheit sich noch verschlimmerte - und sich von seinen Verfolgern mit Geld loszukaufen, bis die Vestalischen Jungfrauen, Mamercus Aemilius und Aurelius Cotta, seine Verwandten und Schwäger, seine Begnadigung erwirkten. Es ist hinlänglich bekannt, daß Sulla, als sich sehr vertraute und hochangesehene Männer bei ihm für Caesar einsetzten und er eine Zeitlang ihre Bitten abgelehnt hatte, sie aber weiterhin hartnäckig für ihn eintraten, schließlich- sei es aus einer göttlichen Ahnung oder einer dunklen Vermutung heraus - losgepoltert habe, er gebe sich geschlagen: Sollten sie doch siegen und ihn und ihren Willen haben, solange sie nur wüßten, daß der, von dem sie so sehr wünschten, daß ihm nichts geschehe, über kurz oder lang der Partei

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DIVUS IULIUS

partibus, quas secum simul defendissent, exitio futurum; nam Caesari multos Marios inesse. Stipendia prima in Asia fecit Marci Thermi praetoris con- 2 tubernio; a quo ad accersendam classem in Bithyniam missus desedit apud Nicomeden, non sine rumore prostratae regi pudicitiae; quem rumorem auxit intra paucos rursus dies repetita Bithynia per causam exigendae pecuniae, quae deberetur cuidam libertino clienti suo. reliqua militia secundiore fama fuit etaThermo in expugnatione Mytilenarum corona civica donatus est. meruit et sub Servilio Isau- 3 rico in Cilicia, sed brevi tempore. nam Sullae morte comperta, simul spe novae dissensionis, quae per Marcum Lepidum movebatur, Romam propere redit. et Lepidi quidem societate, quamquam magnis condicionibus invitaretur, abstinuit, cum ingenio eius diffisus turn occasione, quam minorem opinione offenderat. ceterum composita sediti- 4 one civili Cornelium Dolabellam consularem et triumphalem repetundarum postulavit; absolutoque Rhodum secedere statuit, et ad declinandam invidiam et ut per otium ac requiem Apollonio Moloni clarissimo tune dicendi magistro operam daret. huc dum hibernis iam mensibus traicit,

IULIUS CAESAR

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der Optimaten, deren Interessen er und sie doch gleichermaßen verfochten hätten, den Garaus machen werde; denn in Caesar steckten mehr als ein Marius. Seine militärische Laufbahn begann er im Stab des Praetors Marcus Thermus; dieser hatte ihn nach Bithynien geschickt, um von dort die Flotte zu holen; Caesar aber saß untätig bei Nikomedes, so daß das Gerede nicht ausblieb, er habe dem König seine Unschuld hingegeben. Dieses Gerücht erhielt dadurch neue Nahrung, daß er innerhalb weniger Tage noch einmal nach Bithynien zurückkehrte, angeblich um dort Geld einzufordern, das einem seiner Klienten aus der Schar der Freigelassenen geschuldet wurde. Das Urteil über seinen restlichen Kriegsdienst ist weitaus günstiger; bei der Erstürmung von Mytilene ist er von Thermus sogar mit der Bürgerkrone ausgezeichnet worden. Er diente auch unter Servilius Isauricus in Kilikien, aber nur kurz. Denn als er vom Tod Sullas erfahren hatte, kehrte er eiligst nach Rom zurück, auch weil er auf neue Zwistigkeiten hoffte, die durch die Händel eines Marcus Lepidus zum Ausbruch kamen. Ein Bündnis mit Lepidus ging er aber nicht ein, obwohl man ihn wahrscheinlich durch weitreichende Zusagen dazu zu bewegen suchte. Denn er mißtraute sowohl dessen Talent als auch der eingetretenen Situation, die weit hinter seinen Erwartungen zurückblieb. Übrigens hat er, als der Aufruhr im Innern beigelegt war, Cornelius Dolabella, den ehemaligen Konsuln und Triumphator, vor Gericht auf Rückerstattung der in der Provinz erpreßten Gelder verklagt; nach dessen Freispruch faßte er den Entschluß, sich nach Rhodos zurückzuziehen, um sich Gehässigkeiten zu entziehen und auch um ohne jede Ablenkung bei Apollonios Molon, dem berühmtesten Redelehrer jener Zeit, zu studieren. Es war bereits das Winterhalbjahr angebrochen, als er von dort nach Italien übersetzte; dabei ist er in der Nä-

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DIVUS IULIUS

circa Pharmacussam insulam a praedonibus captus est mansitque apud eos non sine summa indignatione prope quadraginta dies cum uno medico et cubicularis duobus. nam comites servosque ceteros initio statim ad expediendas pecunias, quibus redimeretur, dimiserat. numeratis deinde quinquaginta talentis expositus in litore non distulit quin e vestigio classe deducta persequeretur abeuntis ac redactos in potestatem supplicio, quod saepe illis minatus inter iocum fuerat, adficeret. vastante regiones proximas Mithridate, ne desidere in discrimine sociorum videretur, ab Rhodo, quo pertenderat, transiit in Asiam auxiliisque contractis et praefecto regis provincia expulso nutantis ac dubias civitates retinuit in fide.

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Tribunatu militum, qui primus Romam reverso per suf- 5 fragia populi honor optigit, actores restituendae tribuniciae potestatis, cuius vim Sulla deminuerat, enixissime iuvit. L. etiam Cinnae uxoris fratri, et qui cum eo civili discordia Lepidum secuti post necem consulis ad Sertorium confugerant, reditum in civitatem rogatione Plotia confecit habuitque et ipse super ea re contionem.

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he der Insel Pharmakussa von Seeräubern gekidnappt worden. Er blieb ungefähr vierzig Tage bei ihnen, allerdings nicht ohne schärfstens gegen die Behandlung zu protestieren, in Begleitung von nur einem Arzt und zwei Kammerdienern. Denn seine Begleiter und die übrigen Diener hatte er gleich zu Anfang fortgeschickt, damit sie Gelder auftrieben, mit denen er sich loskaufen konnte. Er zahlte fünfzig Talente Lösegeld, dann wurde er an der Küste abgesetzt. Er ließ keine Zeit verstreichen, auf der Stelle mit einer Flotte in See zu stechen und den Piraten, die ungestraft davongekommen waren, nachzusetzen. Er wurde ihrer habhaft und ließ sie hinrichten, so wie er es ihnen oft angedroht hatte, als man seinen Spaß mit ihm trieb. Als Mithridates die Gebiete, die in seiner Nachbarschaft lagen, verwüstete, setzte er, damit es nicht den Anschein habe, er lege seine Hände in den Schoß, während Bundesgenossen in Gefahr seien, von Rhodos, wohin er gerade gesegelt war, nach Asien über, zog Hilfstruppen zusammen und vertrieb den Praefekten des Königs aus der Provinz; er brachte es auch fertig, daß Städte, die in ihrer Treue schwankten, und solche, die noch unentschlossen waren, Rom die Treue hielten. In seiner Funktion als Militärtribun-diesesAmt war ihm durch Volksbeschluß als erstes zugefallen, als er nach Rom zurückgekehrt war- unterstützte er mit aller Kraft die Leute, die sich dafür einsetzten, daß die Amtsbefugnisse des Tribunen wiederhergestellt würden; sein Einfluß war von Sulla herabgesetzt worden. Er setzte sogar durch, daß Lucius Cinna, der Bruder seiner Frau, und die Leute, die sich mit ihm während des Bürgerkrieges Lepidus angeschlossen hatten und nach dem Tode des Konsuls zu Sertorius geflüchtet waren, auf Grund des Gesetzesantrags des Plautius nach Rom zurückkehren durften. Er selbst hielt sogar wegen dieser Angelegenheit eine Rede vor der Volksversammlung.

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DIVUS IULIUS

Quaestor Iuliam amitarn uxoremque Corneliam defunc- 6 tas laudavit e morepro rostris. [s]et in amitae quidem laudatione de eius ac patris sui utraque origine sie refert:

'Amitae meae Iuliae maternum genus ab regibus ortum, paternum cum diis inmortalibus coniunctum est. nam ab Anco Marcio sunt Marcii Reges, quo nomine fuit mater; a Venere Iulii, cuius gentis familia est nostra. est ergo in genere et sanctitas regum, qui plurimum inter hornirres pollent, et caerimonia deorum, quorum ipsi in potestate sunt reges.'

In Corneliae autem locum Pompeiam duxit Quinti Pompei filiam, L. Sullae neptem; cum qua deinde divortium fecit adulteratam opinatus a Publio Clodio, quem inter publicas caerimonias penetrasse ad eam muliebri veste tarn constans fama erat, ut senatus quaestionem de pollutis sacris decreverit.

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Quaestori ulterior Hispania obvenit; ubi cum mandatu 7 pr(aetoris) iure dicundo conventus circumiret Gadisque verrisset, animadversa apud Herculis templum Magni Alexandri imagine ingemuit et quasi pertaesus ignaviam suam, quod nihil dum a se memorabile actum esset in aetate, qua iam Alexander orbem terrarum subegisset, missionem continuo efflagitavit ad captandas quam primum maiorum rerum occasiones in urbe. etiam confusum eum somnio 2

IULIUS CAESAR

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Als Quaestor hielt er die Leichenreden auf seine Tante Iulia und seine Gattin Cornelia - so wie es Sitte war- von der Rednertribüne herab. Und gerade in der Leichenrede auf seine Tante berichtet er über ihre und die Herkunft seines Vaters folgendes: >>Mütterlicherseits stammt das Geschlecht meiner Tante von den Königen ab, vonseitendes Vaters ist es mit den unsterblichen Göttern verwandt. Denn von Ancus Marcius stammen die Mareischen Könige ab, das war derNameihrer Mutter; von Venus stammen die Iulier ab, unsere Familie gehört zu diesem Geschlecht. In der hohen Abkunft steckt also sowohl die Unverletzlichkeit der Könige, die bei den Menschen das größte Ansehen haben, wie auch die Heiligkeit der Götter; unter ihrer Macht stehen selbst Könige.>Unter Iulius und Caesar«, wobei sie zweimal denselben Konsuln voranstellten und zwar einmal mit seinem Geschlechts-, das andere Mal mit seinem Beinamen; und so waren bald folgende Verse in aller Munde: >>Nicht unter Bibulus, sondern unter Caesar ist vor kurzem etwas geregelt worden: soweit ich mich erinnere, ist unter dem Konsul Bibulus überhaupt nichts passiert.>Sie haben es so gewollt; für solche Taten wäre ich als Gaius Caesar verurteilt worden, hätte ich nicht Hilfe vom Heer erbeten.« Einige glauben, er habe sich von seiner Rolle als Befehlshaber nicht trennen können, und so habe er die Stärke seiner Truppen und die seiner Feinde ge-

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DIVUS IULIUS

dominationis, quam aetate prima concupisset. quod existimasse videbatur et Cicero scribens 'de Officiis' tertio libro semper Caesarem in ore habuisse [est in Phoenissis: >Du hast das Brot deiner Mutter auf dem Tisch in der primitivsten Bäckerei von Aricia gebacken: Ge-

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DIVUS AUGUSTUS

4,2-6

hanc finxit manibus collybo decoloratis Nerulonensis mensarius.' Natus est Augustus M. Tullio Cicerone C. Antonio conss. 5 VIIII. Kal. Octob. paulo ante solis exortum, regione Palati ad Capita bubula, ubi nunc sacrarium habet, aliquanto post quam excessit constitutum. nam ut senatus actis continetur, cum C. Laetorius, adulescens patricii generis, in deprecanda graviore adulterii poena praeter aetatem atque natales hoc quoque patribus conscriptis allegaret, esse possessorem ac velut aedituum soli, quod primum Divus Augustus nascens attigisset, peteretque donari quasi proprio suo ac peculiari deo, decretum est ut ea pars domus consecraretur. nutri- 6 mentorum eius ostenditur adhuc locus in avito suburbano iuxta Velitras permodicus et cellae penuariae instar, tenetque vicinitatem opinio tamquam et natus ibi sit. huc introire nisi necessario et caste religio est, concepta opinione veteri, quasi temere adeuntibus horror quidam et metus obiciatur, sed et mox confirmata. nam cum possessor villae novus seu forte seu temptandi causa cubitum se eo contulisset, evenit ut post paucissimas noctis horas exturbatus inde subita vi et

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formt hat es ein Geldwechsler aus Nerulum mit Händen, die noch schmutzig waren vom Aufpreis beim Geldwechseln.« Geboren wurde Augustus unter den Konsuln M. Tullius Cicero und C. Antonius am 23. September kurz vor Sonnenaufgang in der Gegend des Palatins >>Bei den RindsköpfenAls das ruhmreiche Rom gegründet war aufgrund erhabener (erlauchter) Vogelschau.« Als kleines Kind von vier Jahren verlor Augustus seinen Vater; mit zwölf hielt er vor versammeltem Volk die Leichenrede für seine Großmutter Iulia. Vier Jahre später, er hatte gerade die Männertoga angelegt, wurden ihm militärische Auszeichnungen beim afrikanischen Triumph Caesars verliehen, obwohl er wegen seines Alters am Krieg gar nicht teilgenommen hatte. Als sein Onkel kurz darauf nach Spanien gegen die Söhne des Pompeius auszog, folgte er ihm, obwohl er nach einer schweren Krankheit noch gar nicht wieder voll zu Kräften gekommen war, auf Wegen, auf denen er den Angriffen der Feinde ausgesetzt war, mit ganz wenigen Begleitern nach und erlitt auch noch einen Schiffbruch; er erwarb sich in hohem Grade Verdienste; schnell fanden auch neben seiner Einsatzkraft auf dem Marsch seine charakterlichen Vorzüge allgemeine Anerkennung. Nachdem Caesar die beiden spanischen Provinzen wieder aus der Gewalt des Feindes befreit hatte, entschloß er sich zu einem Feldzug gegen die Daker, und gleich anschließend sollte es gegen die Parther gehen. Augustus war nach Apollonia vorausgeschickt worden; dort hatte er Zeit zum Studieren. Sobald er erfuhr, daß Caesar einem Anschlag zum Opfer gefallen und er dessen Erbe sei, war er lange unschlüssig, ob er sich nicht an die in seiner Nachbarschaft stationierten Legionen um Hilfe wenden solle; von dieser Idee nahm er allerdings Abstand, da sie ihm zu übereilt und unausgereift schien. Im übrigen trat er- nach Rom zurückgekehrt - die Erbschaft an, obwohl seine Mutter Bedenken hatte und sein Stiefvater, der Konsular Marcus Philippus,

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DIVUS AUGUSTUS

8,J- 10,2

eo ternpore exercitibus cornparatis prirnurn curn M. Antonio M. que Lepido, deinde tanturn curn Antonio per duodecirn fere annos, novissirne per quattuor et quadraginta solus rern p. tenuit. Proposita vitae eius velut surnrna parte(s) singillatirn 9 neque per ternpora sed per species exequar, quo distinctius dernonstrari cognoscique possint.

Bella civilia quinque gessit: Mutinense, Philippense, Perusinurn, Siculurn, Actiacurn; e quibus prirnurn ac novissirnurn adversus M. Antoniurn, secundurn adversus Bruturn et Cassiurn, tertiurn adversus L. Antoniurn triurnviri fratrern, quarturn adversus Sexturn Pornpeiurn Cn. f(iliurn). ornniurn bellorurn initiurn et causarn hinc surnpsit: nihil ro convenientius ducens quarn necern avunculi vindicare tuerique acta, confestirn ut Apollonia rediit, Bruturn Cassiurnque et vi necopinantis et, quia provisurn periculurn subterfugerant, legibus adgredi reosque caedis absentis deferre statuit. ludos autern victoriae Caesaris non audentibus facere quibus optigerat id rnunus, ipse edidit. et quo constantius z cetera quoque exequeretur, in locurn tr. pl. forte dernortui candidaturn se ostendit, quanquarn patricius necdurn senator. sed adversante conatibus suis M. Antonio consule,

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sogar viele Gegenargumente anführte. Und seitdem hatte er -Heere hatte er angeworben- anfangs mit M. Antonius und M. Lepidus, dann nur mit Antonius fast zwölf Jahre lang, zuletzt über vierundvierzig Jahre hinweg ohne Kollegen die Herrschaft über den Staat. Vorausgeschickt habe ich die Rahmenbedingungen seines Lebens; im folgenden werde ich die Abschnitte seines Lebens für sich genommen nicht chronologisch, sondern nach leitenden Gesichtspunkten durchgehen, damit sie mit mehr Ordnung und klarerer Gedankenfolge vorgestellt und kennengelernt werden können. Bürgerkriege hat er fünf geführt: den von Mutina, Philippi, Perusia, Sizilien und Aktium; bei diesen war im ersten und letzten Antonius sein Gegner; den zweiten führte er gegen Brutus und Cassius, den dritten gegen L. Antonius, den Bruder des Triumvirn, den vierten gegen Sextus Pompeius, den Sohn des Gnaeus. Als Anlaß und Ursache aller Kriege erwähnte er folgendes: Seiner Auffassung nach war es nur schicklich, den Tod seines Onkels zu rächen und seine Verfügungen zu schützen; und so faßte er, kaum daß er aus Apollonia wieder da war, den Entschluß, gegen Brutus und Cassius sowohl mit Gewalt, solange sie noch ahnungslos waren, als auch mit Gesetzen vorzugehen, weil sie sich heimlich der Gefahr, die sie auf sich zukommen gesehen hatten, entzogen hatten, und sie in Abwesenheit des Mordes anzuklagen. Weil diejenigen, denen es von Amts wegen zugekommen wäre, die Spiele anläßlich des Sieges von Caesar zu veranstalten, dies nicht wagten, veranstaltete er sie. Damit auch alles übrige konsequenter umgesetzt werde, machte er sich als Bewerber um die Stelle des Volkstribunen, der zufällig gerade verstorben war, bemerkbar, und das, obwohl er Patrizier und noch nicht Senator war. Seinem Anlauf stellte sich aber der Konsul M. Antonius entgegen; gerade

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DIVUS AUGUSTUS

10,2-11

quem vel praecipuum adiutorem speraverat, ac ne publicum quidem et translativum ius ulla in re sibi sine pactione gravissimae mercedis impertiente, ad optimates se contulit, quibus eum invisum sentiebat, maxime quod D. Brutum obsessum Mutinae provincia a Caesare data et per senatum confirmata expellere armis niteretur. hortantibus itaque nonnullis percussores ei subornavit, ac fraude deprehensa periculum in vicem metuens veteranos simul in suum ac rei p. auxilium quanta potuit largitione contraxit; iussusque comparato exercitui pro praetore praeesse et cum Hirtio ac Pansa, qui consulatum susceperant, D. Bruto opem ferre, demandatum bellum tertio mense confecit duobus proeliis. priore Antonius fugisse eum scribit ac sine paludamento equoque post biduum demum apparuisse, sequenti satis constat non modo ducis, sed etiam militis functum munere atque in media dimicatione, aquilifero legionis suae graviter saucio, aquilam umeris subisse diuque portasse. hoc bello cum Hirtius in acie, Pansa paulo post ex vulnere perissent, rumor increbruit ambos opera eius occisos, ut Antonio fugato, re p. consulibus orbata solus victores exercitus occuparet. Pansae quidem adeo suspecta mors fuit, ut Glyco

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I I

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von ihm hatte er sich besonders Unterstützung erhofft; nicht einmal das allgemein übliche und übertragene Recht in irgendeiner Sache gewährte er ihm, ohne sich dafür ein horrendes Honorar auszubedingen. So wandte er sich an die Optimaten, von denen er wußte, daß Antonius ihnen verhaßt war, besonders weil erD. Brutus in Mutina belagerte und alle Kräfte aufbot, ihn aus der Provinz, die Caesar ihm sogar mit ausdrücklicher Zustimmung des Senats gegeben hatte, mit Waffengewalt zu vertreiben. Als daher ein paar Optimaten ihn zu handeln aufforderten, bestellte er für Antonius Mörder. Das hinterlistige Vorgehen flog auf. Nun mußte er seinerseits fürchten, in Gefahr zu sein, und so zog er gegen eine großzügige Zuwendung, wie sie in seinen Möglichkeiten lag, Veteranen zusammen, damit sie ihn und den Staat schützten. Er erhielt den Befehl, das angeworbene Heer als Praetor zu führen und zusammen mit Hirtius und Pansa, die das Konsulat übernommen hatten, dem D. Brutus Hilfe zu bringen; den Krieg, der ihm übertragen worden war, beendete er im dritten Monat durch zwei Schlachten. Antonius schreibt, er sei in der ersten davongelaufen und man habe ihn erst nach zwei Tagen ohne Feldherrnmantel und Pferd wieder zu Gesicht bekommen; feststeht, daß er in der nächsten Schlacht nicht nur als Führer, sondern auch als einfacher Soldat Dienst tat und mitten im Kampfgetümmel - der Adlerträger seiner Legion war schwer verwundet worden - den Adler schulterte und lange getragen hat. Als in diesem Krieg Hirtius auf dem Schlachtfeld gefallen, kurz darauf Pansa an einer Verwundung umgekommen war, machte das Gerücht die Runde, er habe bei dem Tode beider die Finger im Spiel gehabt, um, nachdem Antonius in die Flucht geschlagen und der Staat ohne Konsul dastehe, allein den Oberbefehl über die siegreichen Heere zu haben. Gerade der Tod des Pansa ist so sehr beargwöhnt worden, daß der

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li-

13,2

medicus custoditus sit, quasi venenum vulneri indidisset. adicit his Aquilius Niger alterum e consulibus Hirtium in pugnae tumultu ab ipso interemptum. sed ut cognovit Antonium post fugam a M. Lepido receptum ceterosque duces et exercitus consentire pro partibus, causam optimatium sine cunctatione deseruit, ad praetextum mutatae voluntatis dicta factaque quorundam calumniatus, quasi alii se puerum, alii ornandum tollendumque iactassent, ne aut sibi aut veteranis par gratia referretur. et quo magis paenitentiam prioris sectae approbaret, Nursinos grandi pecunia et quam pendere nequirent multatos extorres oppido egit, quod Mutinensi acie interemptorum civium tumulo publice extructo ascripserant pro libertate eos occubuisse.

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Inita cum Antonio et Lepido societate Philippense quo- 13 que bellum, quamquam invalidus atque aeger, duplici proelio transegit, quorum priore castris exutus vix ad Antoni cornu fuga evaserat. nec successum victoriae moderatus est, sed capite Bruti Romam misso, ut statuae Caesaris subiceretur, in splendidissimum quemque captivum non sine verbarum contumelia saeviit; ut quidem uni suppliciter sepultu- z

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Arzt Glykon unter Kuratel gestellt worden ist, weil er angeblich Gift in die Wunde getan habe. Das alles steigert Aquilius Niger noch durch seine Notiz, daß der andere Konsul, also Hirtius, im allgemeinen Kampfgetümmel von Augustus selbst getötet worden sei. Aber sobald Augustus wußte, daß Antonius nach seiner Flucht von M. Lepidus aufgenommen worden war und die übrigen Führer und Heere mit der Partei der Popularen sympathisierten, ließ er die Partei der Optimaten ohne zu zögern fallen und verdrehte, um seine Sinneswandlung zu bemänteln, böswillig Denk- und Handlungsweisen einiger Leute; so sollten die einen behauptet haben, er sei ein Knabe, die anderen, man müsse ihn auszeichnen und ihn befördern, damit der angemessene Dank weder ihm noch den Veteranen abgestattet werde. Und um allen zu zeigen, wie er seine frühere Parteizugehörigkeit bereute, trieb er die Einwohner von Nursia aus ihrer Heimatstadt, nachdem er über sie eine hohe Geldstrafe verhängt hatte und zwar eine, die sie nicht würden bezahlen können; sie hatten nämlich auf Kosten der Stadt ein Grabdenkmal für ihre bei Mutina gefallenen Mitbürger errichten lassen und folgende Inschrift angebracht: >>Sie fielen für die Freiheit.« Mit Antonius und Lepidus ging er ein Bündnis ein; dann brachte er auch den Krieg bei Philippi zu Ende, obwohl er krank und erschöpft war. Er mußte zweimal zur Schlacht antreten; in der ersten Schlacht war er gezwungen, sein Lager Lager sein zu lassen; nur mit Mühe hatte er herauskommen können, indem er zum Flügel des Antonius floh. Den siegreichen Ausgang kostete er voll aus und ließ, nachdem er den Kopf des Brutus nach Rom geschickt hatte, damit man ihn der Statue Caesars vor die Füße lege, gerade an den angesehensten Kriegsgefangenen seinen Übermut aus, indem er gegen sie ausfallend wurde. So soll er einem Mann, der knie-

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DIVUS AUGUSTUS

ram precanti respondisse dicitur iam istam volucrum fore potestatem; alios, patrem et filium, pro vita rogantis sortiri vel micare iussisse, ut alterutri concederetur, ac spectasse utrumque morientem, cum patre, quia se optulerat, occiso filius quoque voluntariam occubuisset necem. quare ceteri, in his M. Favonius ille Catonis aemulus, cum catenati producerentur, imperatore Antonio honorifice salutato, hunc foedissimo convicio coram prosciderunt.

Partitis post victoriam officiis cum Antonius Orientern ordinandum, ipse veteranos in Italiam reducendos et municipalibus agris collocandos recepisset, neque veteranorum neque possessorum gratiam tenuit, alteris pelli se, alteris non pro spe meritorum tractari querentibus. quo tempore I4 L. Antonium fiducia consulatus, quem gerebat, ac fraternae potentiae res novas molientern confugere Perusiam coegit et ad deditionem fame conpulit, non tarnen sine magnis suis et ante bellum et in bello discriminibus. nam cum spectaculo ludorum gregarium militem in quattuordecim ordinibus sedentem excitari per apparitorem iussisset, rumore ab obtrectatoribus dilato quasi eundem mox et discruciatum

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fällig um eine Bestattung bat, geantwortet haben, diese zu besorgen, werde den Vögel vergönnt sein. Einem Vater und seinem Sohn, die um ihr Leben bettelten, soll er befohlen haben, das Los oder das Fingerspiel entscheiden zu lassen, wem von beiden es vergönnt sein solle, weiter zu leben; und er soll zugesehen haben, wie beide starben; denn auch der Sohn sei, nachdem der Vater getötet worden war, weil er sich geopfert hatte, freiwillig in den Tod gegangen. Deshalb haben die übrigen, unter ihnen war der M. Favonius, der bekanntlich Cato nacheiferte, als sie in Ketten gelegt vorbeigeführt wurden, Antonius als Imperator ehrenvoll begrüßt, Augustus aber durch eine häßliche und schimpfliche Schelte vor aller Augen zurechtgewiesen. Nach dem Sieg teilten sie die Aufgaben untereinander auf: Antonius übernahm es, für den Osten eine Verwaltungsstruktur zu entwickeln; er selbst erhielt die Aufgabe, die altgedienten Soldaten nach Italien zurückzuführen und sie auf dem Gebiet der Kleinstädte anzusiedeln. Dafür erhielt er weder den Dank der Veteranen noch den der Besitzer, da die einen sich beklagten, daß sie vertrieben würden, die anderen, daß sie nicht so, wie sie es ihren Verdiensten entsprechend erwartet hatten, behandelt würden. Zu diesem Zeitpunkt plante L. Antonius im Vertrauen auf die Macht des Konsulamtes, das er bekleidete, und auf den brüderlichen Einfluß einen Umsturz; er zwang ihn, nach Perusia zu fliehen, und trieb ihn durch Aushungern zur Kapitulation, doch das war nur möglich unter großen Gefahren für Leib und Leben sowohl vor als auch während des Krieges. Denn als er während einer Aufführung im Circus befahl, daß ein öffentlicher Diener gegen einen gemeinen Soldaten, der in einer der vierzehn den Rittern vorbehaltenen Reihen saß, einschreite und ihn von dem Platz jage, wurde von Neidern das Gerücht in die Welt gesetzt, er habe eben diesen Mann,

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necasset, minimum afuit quin periret concursu et indignatione turbae militaris. saluti fuit, quod qui desiderabatur repente comparuit incolumis ac sine iniuria. circa Perusinum autem murum sacrificans paene interceptus est a manu gladiatorum, quae oppido eruperat. Perusia capta in pluri- 15 mos animadvertit, orare veniam vel excusare se conantibus una voce occurrens 'moriendum esse'. scribunt quidam trecentos ex dediticiis electos utriusque ordinis ad aram Divo Iulio extructam Idibus Martiis hostiarum more mactatos. extiterunt qui traderent con[ s]pecto eum ad arma isse, ut occulti adversarii et quos metus magis quam voluntas contineret, facultate L. Antoni ducis praebita, detegerentur devictisque is et confiscatis promissa veteranis praemia solverentur.

Siculum bellum incohavit in primis, sed diu traxit inter- 16 missum saepius, modo reparandarum classium causa, quas tempestatibus duplici naufragio et quidem per aestatem amiserat, modo pace facta, flagitante populo ob interclusos

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nachdem er zunächst auch noch Martern aller Art habe ausstehen müssen, bald danach töten lassen. Es hat nicht viel gefehlt, und er wäre bei dem Auflauf und der Entrüstung der kriegerischen Menge umgekommen. Er blieb nur am Leben, weil der Mann, den man nicht mehr gesehen hatte, sich plötzlich wieder unversehrt und ohne Schaden genommen zu haben einfand. Als er in der Nähe der Stadtmauer von Perusia ein Opfer darbrachte, wäre er beinahe von einer Handvoll Gladiatoren, die aus der Stadt ausgebrochen waren, plötzlich dem Leben entrissen worden. Nach der Einnahme von Perusia bestrafte er sehr viele, wobei er denen, die den Versuch unternahmen, Gnade zu erbitten oder eine Entschuldigung anzuführen, kurz und bündig entgegnete: >>Alle müssen sterben.>die Augen gerade aus« das in Reih und Glied aufgestellte Heer anschauen können, sondern er habe ganz verdutzt auf dem Rücken gelegen und den Himmel betrachtet. Er habe sich nicht eher erhoben und bei den Soldaten nicht eher sehen lassen, als die feindlichen Schiffe von M. Agrippa in die Flucht geschlagen worden seien. Einige machen ihm den folgenden Ausspruch und seine Handlungsweise zum Vorwurf, daß er, nachdem seine Flotten in einem Sturm untergegangen seien, ungefähr ausgerufen habe, auch gegen den Willen Neptuns werde er den Sieg davontragen, und daß er am Tag danach bei den Circusspielen aus dem feierlichen Festzug das Bildnis dieses Gottes herausgenommen habe. Und nicht von ungefähr begab er sich in einem anderen Treffen in noch mehr und auch noch größere Gefahren. Als er sein Heer nach Sizilien hatte übersetzen lassen und die auf dem Festland verbliebenen Truppenteile auch noch holen wollte, wurde er unversehens von Dernochares und Apollophanes, den Praefekten des Pompeius, überfallen und konnte nur mit Mühe und Not und mit nur einem Schiff entkommen. Als er ein anderes Mal auf dem

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cros Regium pedibus iret et prospectis biremibus Pompeianis terram legentibus suas ratus descendisset ad litus, paene exceptus est. tune etiam per devios tramites refugientem servus Aemili Pauli comitis eius, dolens proscripturn olim ab eo patrem Paulum et quasi occasione ultionis oblata, interficere conatus est.

Post Pompei fugam collegarum alterum M. Lepidum, quem ex Africa in auxilium evocarat, superbientem viginti legionum fiducia summasque sibi partes terrore et minis vindicantem spoliavit exercitu supplicemque concessa vita Cerceios in perpetuum relegavit.

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M. Antoni[i] societatem semper dubiam et irrcertarn 17 reconciliationibusque variis male focilatam abrupit tandem, et quo magis degenerasse eum a civili more approbaret, testamentum, quod is Romae etiam de Cleopatra liberis inter heredes nuncupatis reliquerat, aperiundum recitandumque pro contione curavit. remisit tarnen hosti iudicato z necessitudines amicosque omnes atque inter alios C. Sosium et T. Domitium tune adhuc consules. Bononiensibus quoque publice, quod in Antoniorum clientela antiquitus erant, gratiam fecit coniurandi cum tota Italia pro partibus suis.

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Landweg an Lokri vorbei nach Regium marschierte, sah er in der Ferne Zweiruderer des Pompeius, die an der Küste entlangsegelten. Weil er sie für Schiffe der eigenen Flotte hielt, ging er zum Strand hinunter; da wäre er beinahe gefangengenommen worden. Als er damals auch noch auf abgelegenen Seitenwegen flüchtete, versuchte ein Sklave seines Begleiters Aemilius Paulus ihn zu töten, da dieser Schmerz darüber empfand, daß der Vater des Paulus einst von ihm geächtet worden war; nun schien sich ihm die Chance zu bieten, Rache zu nehmen. Nach der Flucht des Pompeius nahm Augustus dem anderen Kollegen, M. Lepidus, den er aus Afrika zu Hilfe gerufen hatte, das Heer weg, weil dieser im Vertrauen auf die zwanzig Legionen übermütig wurde und unter einschüchternden Drohungen den Anspruch erhob, der Kopf ihrer Verbindung zu sein; als der kniefällig um sein Leben bat, ließ er es ihm und verbannte ihn für alle Zeiten nach Cercei. Das Bündnis mit Antonius, das stets mit Vorsicht zu genießen und nicht fest und durch vielerlei Auffrischungsversuche nur kümmerlich wieder ins Leben gerufen worden war, brach Augustus schließlich ab. Und damit er um so einleuchtender machen konnte, daß dieser sich dem am Gemeinwohl ausgerichteten Benehmen entfremdet habe, ließ er das Testament, das dieser in Rom hinterlegt und in dem er sogar die Kinder der Kleopatra unter den Erben genannt hatte, öffnen und vor versammeltem Volke verlesen. Obwohl er ihn zum Staatsfeind erklärt hatte, schickte er ihm doch alle Familienangehörige und Freunde zurück, unter ihnen auch C. Sosius und Cn. Domitius, die zu jenem Zeitpunkt noch Konsuln waren. Auch den Einwohnern von Bononia gegenüber zeigte er sich, weil sie seit altersher zur Klientel der Antonii gehörten, nachsichtig, in dem er ihnen öffentlich erließ zu schwören, zusammen mit ganz Italien für seine Interessen zu stehen.

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nec multo post navali proelio apud Actium vicit in serum dimicatione protracta, ut in nave victor pernoctaverit. ab Actio cum Samum in hiberna se recepisset, turbatus nuntiis de seditione praemia et missionem poscentium, quos ex omni numero confecta victoria Brundisium praemiserat, repetit(a It)alia tempestate in traiectu bis conflictatus, primo inter promunturia Peloponensi atque Aetoliae, rursus circa montes Ceraunios utrubique parte liburnicarum demersa, simul eius, in qua vehebatur, fusis armamentis et gubernaculo diffracto; nec amplius quam septem et viginti dies, donec tad desideria militum ordinarentur, Brundisii commoratus, Asiae Syriaeque circuitu Aegyptum petit obsessaque Alexandrea, quo Antonius cum Cleopatra confugerat, brevi potitus est. et Antonium quidem seras condiciones pacis temptantem ad mortem adegit viditque mortuum. Cleopatrae, quam servatam triumpho magno opere cupiebat; etiam psyllos admovit, qui venenum ac virus exugerent, quod perisse morsu aspidis putabatur. ambobus communem sepulturae honorem tribuit ac tumulum ab ipsis incohatum perfici iussit. Antonium iuvenem, maiorem de duobus Fulvia genitis, simulacro Divi Iuli, ad quod post multas et irritas preces confugerat, abreptum interemit.

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Und nicht lange danach siegte er in der Seeschlacht bei Actium, doch der Kampf zog sich bis spät in den Tag hinein, so daß der Sieger die Nacht auf dem Schiff verbringen mußte. Als er sich von Aktium nach Samos in das Winterlager zurückgezogen hatte, versetzten ihn Nachrichten von einem Aufruhr in Unruhe, der von Leuten ausging, die von ihm nach dem Sieg aus jeder Truppenabteilung nach Brundisium vorausgeschickt worden waren; die forderten jetzt ihre Belohnung und ihre Entlassung. Er brach eilends nach Italien auf; zweimal kam er durch einen Sturm auf der Überfahrt sehr ins Gedränge, das erste Mal zwischen dem Vorgebirge der Peloponnes und Aetoliens, das zweite Mal in der Nähe des Keraunischen Gebirges, beide Male ging ein Teil der Liburner-Schiffe unter. Gleichzeitig brach auf dem Schiff, auf dem er fuhr, das Segelwerk zusammen, und es zerbrach das Steuerruder. Er blieb nicht länger als siebenundzwanzig Tage, bis alles nach den Wünschen der Soldaten geregelt war, in Brundisium und segelte entlang der Küste Kleinasiens und Syriens nach Ägypten und belagerte Alexandria, wohin sich Antonius und Kleopatra geflüchtet hatten; die Belagerung dauerte nicht lange, und er war Herr über die Stadt. Und Antonius, der zu spät die Bedingungen für einen Frieden ausloten ließ, trieb er in den Tod und fand ihn tot vor. Für Kleopatra, an deren Rettung er mit Blick auf seinen Triumph besonders interessiert war, zog er sogar Psyller hinzu, die aus der Wunde das Schlangengift aussaugen sollten, weil man glaubte, daß sie durch den Biß einer Natter zugrunde gegangen sei. Beiden gewährte er dann aber doch die Ehre, gemeinsam bestattet zu werden, und ließ auch das Grabmal, mit dessen Bau sie selbst bereits begonnen hatten, fertigstellen. Den jungen Antonius, den älteren der zwei Söhne der Fulvia, ließ er vom Standbild des göttlichen Iulius, bei dem er nach zahlreichen, vergeblichen Bitten Zuflucht gesucht

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item Caesarionem, quem ex Caesare patre Cleopatra concepisse praedicabat, retractum e fuga supplicio adfecit. reliquos Antoni[i] reginaeque communes Iiberos non secus ac necessitudine iunctos sibi et conservavit et mox pro condicione cuiusque sustinuit ac fovit. per idem tempus condito- 18 rium et corpus Magni Alexandri, cum prolatum e penetrali subiecisset oculis, corona aurea imposita ac floribus aspersis veneratus est consultusque, num et Ptolemaeum inspicere vellet, regem se voluisse ait videre, non mortuos. Aegyptum 2 in provinciae formam redactam ut feraciorem habilioremque annonae urbicae redderet, fossas omnis, in quas Nilus exaestuat, oblimatas longa vetustate militari opere detersit. quoque Actiacae victoriae memoria celebratior et in posterum esset, urbem Nicopolim apud Actium condidit ludosque illic quinquennales constituit et ampliato vetere Apollinis templo locum castrorum, quibus fuerat usus, exornatum navalibus spoliis Neptuno ac Marti consecravit.

Tumultus posthac et rerum novarum initia coniurationes- 19 que complures, prius quam invalescerent indicio detectas, compressit alias alio tempore: Lepidi iuvenis, deinde Varronis Murenae et Fanni Caepionis, mox M. Egnati, exin Plauti

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hatte, wegreißen und töten. Ebenso wurde Caesarion- Kleopatra pflegte in der Öffentlichkeit zu betonen, sie habe ihn von Caesar empfangen -vom Fluchtweg zurückgeschleppt und gleich danach hingerichtet. Die übrigen gemeinsamen Kinder von Antonius und der Königin ließ er am Leben; er war ihnen genauso verbunden wie denjenigen, mit denen er verwandt war, und förderte jeden in Zukunft entsprechend seiner Stellung. Zur selben Zeit erwies er Alexander dem Großen seine Reverenz, nachdem er den Sarg mit der Leiche Alexanders des Großen aus dem innersten Gemach hatte hervorholen und öffentlich ausstellen lassen; dabei legte er einen goldenen Kranz auf den Sarkophag und ließ Blumen streuen. Als man ihn fragte, ob er auch noch einen Blick in das Grabmal der Ptolemäer werfen wolle, sagte er, er habe einen König sehen wollen, nicht Verstorbene. Um Ägypten, das er zur Provinz gemacht hatte, fruchtbarer und für die Getreideversorgung Roms ergiebiger zu machen, ließ er die Soldaten alle Kanäle, in die der Nil einströmt und die - sie waren ja schon beträchtlich alt- verschlammt waren, reinigen. Und damit sein Sieg bei Actium auch noch für die Nachwelt in recht feierlicher Erinnerung blieb, gründete er bei Actium die Stadt Nikopolis, stiftete dort Spiele, die alle fünf Jahre gefeiert werden sollten, erweiterte den alten Tempel des Apoll, putzte den Lagerplatz, wo er auch einmal kampiert hatte, mit erbeuteten Schiffsschnäbeln heraus und weihte ihn Neptun und Mars. In den Jahren, die nun folgten, unterdrückte er Unruhen, Umsturzversuche in den Anfängen und zahlreiche Verschwörungen, noch bevor sie sich voll entfalten konnten; sie sind durch Verrat bekannt geworden und spielten sich an verschiedenen Schauplätzen und zu verschiedenen Zeiten ab: Die des jungen Lepidus, dann die von Varro Murena und Fannius Caepio, danach kam die des M. Egnatius, darauf die

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Rufi Lucique Pauli progeneri sui, ac praeter has L. Audasi falsarum tabulamm rei ac neque aetate neque corpore integri, item Asini Epicadi ex gente Parthina ibridae, ad extremum Telephi, mulieris servi nomenculatoris. nam ne ultimae quidem sortis hominum conspiratione et periculo caruit. Audasius atque Epicadus Iuliam filiam et Agrippam nepotem ex insulis, quibus continebantur, rapere ad exercitus, Telephus quasi debita sibi fato dominatione et ipsum et senatum adgredi destinarant. quin etiam quondam iuxta cubiculum eius lixa quidam ex Illyrico exercitu, ianitoribus deceptis, noctu deprehensus est cultro venatorio cinctus, imposne mentis an simulata dementia incertum; nihil enim exprimi quaestione potuit.

Externa bella duo omnino per se gessit, Delmaticum adulescens adhuc et Antonio devicto Cantabricum. Delmatico etiam vulnera excepit, una acie dextrum genu lapide ictus, altera et crus et utrumque brachium ruina pontis consauciatus. reliqua per legatos administravit, ut tarnen quibusdam Pannonicis atque Germanicis aut interveniret aut non longe abesset, Ravennam vel Mediolanium vel Aquileiam usque ab

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des Plautus Rufus und Lucius Paulus, des Gatten seiner Enkelin, da war auch noch die des L. Audasius, der wegen Urkundenfälschung angeklagt wurde und altersschwach und auch nicht ganz gesund war, ferner die des Asinius Epicadus, eines Mischlings illyrischer Herkunft, zuletzt die des Telephus, eines Sklaven, der bei einer Dame die Funktion des Nomenclators innehatte. Ja er sah sich sogar gefährlichen Komplotts von Menschen aus dem niedrigsten Stand ausgesetzt. Audasius und Epicadus waren fest entschlossen gewesen, seine Tochter lulia und seinen Enkel Agrippa von den Inseln, auf denen sie genötigt wurden sich aufzuhalten, gewaltsam zu den Heeren zu entführen; Telephus hatte sich vorgenommen, sowohl gegen Augustus selbst als auch gegen den Senat einen Angriff zu führen, da ihm vom Schicksal bestimmt sei, alleine zu herrschen. Ja, eines Nachts wurde sogar in der Nähe seines Schlafgemachs ein Marketender aus dem illyrischen Heer aufgegriffen, bewaffnet mit einem Jagdmesser; die Türhüter hatten sich täuschen lassen. Ob er nicht Herr seiner Sinne war oder nur so tat, als sei er von Sinnen, blieb ungewiß; nichts konnte in einem peinlichen Verhör aus ihm herausgepreßt werden. Auswärtige Kriege, in denen er den Oberbefehl nicht delegiert hatte, hat Augustus lediglich zwei geführt: den Dalmatischen, damals war er noch ein ganz junger Mann, und, Antonius war bereits vollends besiegt, den Kantabrischen. Im Kautabrisehen Krieg wurde er sogar verwundet: in der einen Schlacht traf ein Stein sein rechtes Knie, in der anderen Schlacht wurde er beim Einsturz einer Brücke sowohl am Schenkel als auch an beiden Armen schwer verletzt. Die übrigen Kriege führten Unterfeldherren für ihn, um dann doch bei einigen Gefechten in Pannonien und Germanien sich einzufinden oder zumindest nicht weit vom Kriegsschauplatz entfernt zu sein, indem er von Rom aus bis nach Ra-

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urbe progrediens. domuit autem partim ductu partim auspiciis suis Cantabriam, Aquitaniam, Pannoniam, Delmatiam cum Illyrico omni, item Raetiam et Vindelicos ac Salassos, gentes Inalpinas. coercuit et Dacorum incursiones tribus eorum ducibus cum magna copia caesis, Germanosque ultra Albim fluvium summovit, ex quibus Suebos et Sigambros dedentis se traduxit in Galliam atque in proximis Rheno agris conlocavit. alias item nationes male quietas ad obsequium redegit. nec ulli genti sine iustis et necessariis causis bellum intulit tantumque afuit a cupiditate quoquo modo imperium vel bellicam gloriam augendi, ut quorundam barbarorum principes in aede Martis Ultoris iurare coegerit mansuros se in fide ac pace quam peterent, a quibusdam vero novum genus obsidum, feminas, exigere temptaverit, quod neglegere marum pignera sentiebat; et tarnen potestatem semper omnibus fecit, quotiens vellent, obsides recipiendi. neque aut crebrius aut perfidiosius rebellantis graviore umquam ultus est poena, quam ut captivos sub lege venundaret, nein vicina regione servirent neve intra tricensimum annum liberarentur. qua virtutis moderationisque fama Indos etiam ac Scythas auditu modo cognitos pellexit

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venna, Mailand oder Aquileia vorrückte. Und er hat Kantabrien, Aquitanien, Pannonien, Dalmatien einschließlich ganz Illyriens, ferner Rätien und die Vindelicer und Salasser, zwei Volksstämme in den Alpen, unterworfen; dabei führte er einmal das Heer an, das andere Mallief die Aktion unter ihm als Oberbefehlshaber. Auch den Angriffen der Daker setzte er ein Ende, als er drei ihrer Führer mitsamt einer großen Anzahl Soldaten niedermachte, und die Germanen drängte er über die Elbe zurück; aus diesem Stamm führte er die Sueben und Sugambrer, die sich freiwillig ergaben, nach Gallien hinüber und siedelte sie in Gebieten in der Nähe des Rheins an. Andere Stämme, die nicht genug zur Ruhe gebracht worden waren, machte er folgsam. Aber mit keinem Volk fing er ohne gerechte und zwingende Gründe einen Krieg an, und er war so weit von dem Verlangen entfernt, auf jede nur denkbare Art und Weise sein Reich oder den Kriegsruhm zu mehren, daß er einige Barbarenfürsten zwang, im Tempel des Mars Ultor zu schwören, in Treue gepaart mit Frieden, worum sie ja baten, zu verharren; so versuchte er auch, von einigen Stämmen zu fordern, daß sie eine neue Art von Geiseln stellten, nämlich Frauen; denn ihm war aufgefallen, daß sie um männliche Unterpfänder nicht viel gaben. Doch Augustus gab allen stets auch die Gelegenheit, die Geiseln zurückzuerhalten, wenn sie es wollten. Niemals hat er Volksstämmen, die entweder zu häufig oder mit zu großer Arglist den Krieg neu aufnahmen, als Rache eine schwerere Strafe auferlegt, als daß er Kriegsgefangene nur unter der Auflage verkaufte, daß sie nicht in einer angrenzenden Gegend Sklavendienst leisten und auch nicht in den nächsten dreißig Jahren freigelassen werden durften. Eben der Ruf, daß er tapfer war und sich zu mäßigen verstand, lockte auch die Inder und die Skythen, die man nur vom Hörensagen kannte, an, um um seine Freundschaft und

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ad amicitiam suam populique Rom. ultro per legatos petendam. Parthi quoque et Armeniam vindicanti facile cesserunt et signa militaria, quae M. Crasso et M. Antonio ademerant, reposcenti reddiderunt obsidesque irrsuper optulerunt, denique pluribus quondam de regno concertantibus, non nisi ab ipso electum probaverunt.

Ianum Quirinum semel atque iterum a condita urbe ante memoriam suam clausum in multo breviore temporis spatio terra marique pace parta ter clusit. bis ovans ingressus est urbem, post Philippense et rursus post Siculum bellum. curulis triumphos tris egit, Delmaticum, Actiacum, Alexandrinum, continuo triduo omnes.

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Graves ignominias cladesque duas omnino nec alibi quam in Germania accepit, Lollianam et Varianam, sed Lollianam maioris infamiae quam detrimenti, Varianam paene exitiabilem tribus legionibus cum duce legatisque et auxiliis omnibus caesis. hac nuntiata excubias per urbem indixit, ne quis tumultus existeret, et praesidibus provinciarum propagavit imperium, ut a peritis et assuetis socii continerentur. vovit et magnos ludos Iovi Optimo Maximo, si res p. in meliorem

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die des römischen Volkes von sich aus durch Gesandte nachzusuchen. Als er auch auf Armenien Ansprüche erhob, gaben ihm sogar die Parther darin ohne großes Hin und Her nach; sie gaben auch die Feldzeichen, die sie M. Crassus und M. Antonius weggenommen hatten, zurück, als er ihre Herausgabe verlangte. Sie taten noch mehr: sie boten ihm die Stellung von Geiseln an; schließlich, als einmal mehrere Kandidaten untereinander um den Thron stritten, hießen sie nur den gut, der von ihm persönlich erwählt worden war. Den Tempel des Ianus Quirinus, der vor seiner Zeit seit der Gründung der Stadt insgesamt nur zweimal geschlossen worden war, ließ er in einem weit kürzeren Zeitraum dreimal schließen, nachdem er zu Lande und zu Wasser für Frieden gesorgt hatte. Zweimal betrat er die Stadt in einem kleinen Triumphzug, und zwar nach dem Krieg bei Philippi und zum zweiten Mal nach dem Sizilischen Krieg. Drei kurulische Triumphe feierte er, den dalmatischen, actischen und alexandrinischen, alle über drei Tage ohne Unterbrechung. Im ganzen hat er nur zwei schwere Niederlagen mit Schimpf und Schande erlitten; das war nirgendwo anders als in Germanien: die des Lollius und die des Varus. Bei der Niederlage des Lollius war die Schmach größer als die Schlappe, die Niederlage des Varus hätte fast das Ende bedeutet, waren doch drei Legionen und ihr Führer, die Legaten und alle Hilfstruppen niedergemacht worden. Als die Nachricht davon eintraf, ordnete er an, daß in der ganzen Stadt bei Tag und bei Nacht Wachen patrouillieren sollten, damit keine Unruhe entstehe; und den Statthaltern der Provinzen verlängerte er den Oberbefehl, damit die Bundesgenossen von erfahrenen und ihnen bekannten Männern im Gehorsam gehalten würden. Er gelobte auch große Spiele dem Iuppiter Optimus Maximus, wenn doch nur der Zustand des Staates wieder eine Wendung zum Besseren ge-

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staturn vertisset: quod facturn Cirnbrico Marsicoque bello erat. adeo denique consternaturn ferunt, ut per continuos rnenses barba capilloque surnrnisso caput interdurn foribus illideret vociferans: 'Quintili Vare, legiones redde!' diernque cladis quotannis rnaesturn habuerit ac lugubrern.

In re rnilitari et cornrnutavit rnulta et instituit atque etiarn 24 ad antiquurn rnorern nonnulla revocavit. disciplinam severissirne rexit. ne legatorurn quidern cuiquarn, nisi gravate hibernisque dernurn rnensibus, perrnisit uxorern intervisere. equitern R., quod duobus filiis adulescentibus causa detrectandi sacrarnenti pollices arnputasset, ipsurn bonaque subiecit hastae; quern tarnen, quod inrninere ernptioni publicanos videbat, liberto suo addixit, ut relegaturn in agros pro libero esse sineret. decirnarn legionern conturna- z cius parentern curn ignorninia totarn dirnisit, itern alias irnrnodeste rnissionern postulantes citra cornrnoda erneritorurn praerniorurn exauctoravit. cohortes, si quae cessissent loco, decirnatas hordeo pavit. centuriones statione deserta, itidern ut rnanipulares, capitali anirnadversione puniit, pro cetero delictorurn genere variis ignorninis adfecit, ut stare

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macht hätte: so wie es im Krieg gegen die Kimbern und Marser geschehen war. Schließlich soll er so aus der Fassung gebracht worden sein, daß er Bart und Haare über Monate hat wachsen lassen und manchmal den Kopf gegen die Tür schlug und dann sagte: >>Quintilius Varus, gib mir die Legionen wieder!« Und den Tag der Niederlage soll er in jedem Jahr in Schwermut und ganz traurig verbracht haben. Auf dem militärischen Sektor führte er zahlreiche Veränderungen und Neuerungen durch; einiges hat er auch wieder eingeführt, wobei er sich an dem orientierte, was früher üblich gewesen war. Was die Disziplin anbelangte, so führte er ein sehr strenges Regiment. Nicht einmal den Legaten gestattete er, zwischendurch einmal ihre Frau zu besuchen, und dann machte er noch Schwierigkeiten; wenn er es erlaubte, dann nur in den Wintermonaten. Einen römischen Ritter verkaufte er in die Sklaverei, seine Güter ließ er versteigern, weil er seinen beiden heranwachsenden Söhnen die Daumen abgeschnitten hatte, damit sie nicht eingezogen würden. Doch weil er sah, daß die Steuerpächter darauf lauerten, ihn zu ersteigern, gab er einem seiner Freigelassenen den Zuschlag, damit er ihn aufs Land fortbringe und ihm gestatte, dort ein Leben wie ein freier Mann zu führen. Die zehnte Legion, die zu störrisch gehorchte, entließ er schimpflich bis auf den letzten Mann; ebenso verabschiedete er andere, die frech ihre Entlassung forderten, ohne daß sie in den Gerruß von Belohnungen für ausgediente Soldaten kamen. Kohorten, die ihren Platz verlassen hatten, dezimierte er und gab ihnen nur Gerste. Wenn Centurianen ihren Posten verlassen hatten, bestrafte er sie gerrau wie gemeine Soldaten mit dem Tod; für alle übrigen Arten von Vergehen wurden die Delinquenten mit unterschiedlichen Strafen belegt, die ihnen alle Schimpf und Schande einbrachten: So soll er sie angewiesen haben, einen ganzen Tag vor dem Zelt

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per totum diem iuberet ante praetorium, interdum tunicatos discinctosque, nonnumquam cum decempedis, vel etiam caespitem portantes. neque post bella civilia aut in contione aut per edictum ullos militum commilitones appellabat, sed milites, ac ne a filiis quidem aut privignis suis imperio praeditis aliter appellari passus est, ambitiosius id existimans, quam aut ratio militaris aut temporum quies aut sua domusque suae maiestas postularet. libertino milite, praeterquam Romae incendiorum causa et si tumultus in graviore annona metueretur, bis usus est: semelad praesidium coloniarum Illyricum contingentium, iterum ad tutelam ripae Rheni fluminis; eosque, servos adhuc viris feminisque pecuniosioribus irrdietos ac sine mora manumissos, sub priore vexillo habuit, neque aut commixtos cum ingenuis aut eodem modo armatos.

Dona militaria aliquanto facilius phaleras et torques, quicquid auro argentoque constaret, quam vallares ac murales coronas, quae honore praecellerent, dabat; has quam parcissime et sine ambitione ac saepe etiam caligatis tribuit. M. Agrippam in Sicilia post navalem victoriam caeruleo vexillo donavit. solos triumphales, quamquam et socios expeditionum et participes victoriarum suarum, numquam donis impertiendos putavit, quod ipsi quoque ius habuissent

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des Feldherrn zu stehen, manchmal mit der Tunika und ohne Gürtel, manchmalließ er sie dastehen mit einer Meßstange von zehn Fuß oder auch einem Rasenstück in der Hand. Nach den Bürgerkriegen redete er weder auf einer Versammlung noch in einer Verordnung Soldaten mit >>Kameraden« an, sondern mit >>SoldatenUntersuchungen über Gott und göttliche Dinge« des Asklepiades aus Mendes lese ich: Als Atia um Mitternacht zu einem feierlichen Gottesdienst des Apollo gekommen war und man ihre Sänfte im Tempel abgestellt hatte, sei sie, während die übrigen Frauen bereits schliefen, auch eingenickt. Plötzlich sei eine Schlange zu ihr gekrochen, wenig später habe diese sie wieder verlassen; aufgewacht habe sie sich gereinigt, wie wenn sie mit ihrem Mann zusammen gewesen wäre. Und im gleichen Moment habe sich auf ihrem Körper ein Mal gezeigt, so ungefähr vom Aussehen einer Schlange, die man aufgemalt hat, und das habe sich niemals mehr entfernen lassen, so daß sie seitdem nie mehr in öffentliche Bäder gegangen sei. Augustus sei im zehnten Monat danach geboren worden und deswegen für einen Sohn des Apollo gehalten worden. Bevor sie niederkam, träumte Atia, das, was sie in sich trug, werde zu den Sternen getragen und breite sich über Himmel und Erde in ihrer ganzen Ausdehnung aus. Und auch der Vater Octavius träumte, aus Atias Schoß komme das strahlende Licht der Sonne hervor. An dem Tag, als er geboren wurde, verhandelte man im Senat über die Verschwörung des Catilina, und Octavius kam wegen der Niederkunft seiner Frau zu spät zur Sitzung; an diesem Tag ist es nun geschehen, es ist allen bekannt und jeder weiß es, daß P. Nigidius, als er den Grund für das Zuspätkommen herausbekommen und auch die Geburtsstunde in Erfahrung gebracht hatte, behauptet hat, es sei der Herr der Welt geboren. Als später Octavius durch die

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exercitum duceret, in Liberi patris luco barbara caerimonia de filio consulenti, idem affirmatum est a sacerdotibus, quod infuso super altaria mero tantum flammae emicuisset, ut supergressa fastigium templi ad caelum usque ferretur, unique omnino Magno Alexandro apud easdem aras sacrificanti simile provenisset ostentum. atque etiam sequenti statim nocte videre visus est filium mortali specie ampliorem, cum fulmine et sceptro exuviisque Iovis Optimi Maximi ac radiata corona, super laureatum currum, bis senis equis candore eximio trahentibus. infans adhuc, ut scripturn apud C. Drusum extat, repositus vespere in cunas a nutricula loco plano, postera luce non comparuit diuque quaesitus tandem in altissima turri repertus est iacens contra solis exortum.

Cum primum fari coepisset, in avito suburbano obstrepentis forte ranas silere iussit, atque ex eo negantur ibi ranae coaxare. ad quartum lapidem Campanae viae in nemore prandenti ex inproviso aquila panem ei e manu rapuit et, cum altissime evolasset, rursus ex inproviso leniter delapsa reddidit.

Q. Catulus post dedicatum Capitolium duabus continuis noctibus somniavit: prima, Iovern Optimum Maximum e praetextatis compluribus circum aram ludentibus unum se-

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entlegenen Landstriche Thrakiens ein Heer führte und im Hain des Liber Pater die feierlichen Handlungen der Barbaren nach seinem Sohn befragte, wurde von den Priestern dasselbe behauptet, weil aus dem Wein, den man über die Altäre gegossen hatte, eine Flamme so hoch herausschoß, daß sie über den Giebel des Tempels bis zum Himmel hochgestiegen sei. Einzig und allein Alexander dem Großen sei genau an diesen Altären, als er ein Opfer darbrachte, ein ähnliches Wunderzeichen zuteil geworden. Und auch in der unmittelbar darauf folgenden Nacht schien es ihm, als sehe er seinen Sohn in übermenschlicher Größe mit Blitz und Zepter, im Prunkgewand des Iuppiter Optimus Maximus und mit einer Strahlenkrone, oben auf einem mit Lorbeer bekränzten Wagen, den zweimal sechs strahlendweiße Pferde zogen. Als er noch ein ganz kleines Kind war, hatte ihndas kann man noch bei C. Drusus nachlesen- seine Amme abends an einem Ort im Parterre in seine Wiege gelegt; am nächsten Morgen aber war er nicht mehr da, da hat man lange nach ihm gesucht und ihn schließlich im höchsten Zimmer eines Turmes gefunden, wo er der aufgehenden Sonne zugewandt lag. Als er zu sprechen anfing, befahl er auf dem Landgut seines Großvaters nahe der Stadt den Fröschen, die dort durch die Fügung des Schicksals Lärm machten, mit dem Gequake aufzuhören, und seitdem sollen dort die Frösche nicht mehr quaken, so heißt es. Als er beim vierten Meilenstein der Kampanischen Straße in einem Wald frühstückte, riß ihm ein Adler aus heiterem Himmel das Brot aus der Hand und glitt, nachdem er damit bis zum höchsten Punkt aufgestiegen war, sanft herab und gab es ihm wieder unversehens zurück. Q. Catulus träumte in den der Einweihung des Kapitols folgenden zwei Nächten folgendes: Iuppiter Optimus Maximus habe einen von mehreren Jungen, die um den Altar

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crevisse atque in eius sinum signum rei p. quod manu gestaret reposuisse; at insequenti, animadvertisse se in gremio Capitolini Iovis eundem puerum, quem cum detrahi iussisset, probibiturn monitu dei, tamquam is ad tutelam rei p. educaretur; ac die proximo obvium sibi Augustum, cum incognitum alias haberet, non sine admiratione contuitus simillimum dixit puero, de quo somniasset. quidam prius somnium Catuli aliter exponunt, quasi Iuppiter compluribus praetextatis tutorem a se poscentibus unum ex eis demonstrasset, ad quem omnia desideria sua referrent, eiusque osculum delibatum digitis ad os suum ret(t)ulisset.

M. Cicero C. Caesarem in Capitolium prosecutus somnium pristinae noctis familiaribus forte narrabat: puerum facie liberali demissum e caelo catena aurea ad fores Capitoli constitisse eique Iovern flagellum tradidisse; deinde repente Augusto viso, quem ignotum plerisque adhuc avunculus Caesar ad sacrificandum acciverat, affirmavit ipsum esse, cuius imago secundum quietem sibi obversata sit.

Sumenti virilem togam tunica lati clavi resuta ex utraque parte ad pedes decidit. fuerunt qui interpretarentur,

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herum spielten, beiseite genommen und ihm das Siegel des römischen Staates, das er in der Hand trug, zurück in den Schoß gelegt; und in der darauf folgenden Nacht sah er denselben Jungen auf dem Schoß des Kapitolinischen Iuppiter, und als er befohlen habe, ihn herunterzuziehen, wurde er durch die Warnung des Gottes daran gehindert, mit der Feststellung, der Junge werde zum Schutz des Staates erzogen. Und als ihm am nächsten Tag Augustus begegnet sei, habe er ihn, obwohl er ihn sonst noch nie kennengelernt hatte, ganz verwundert angeschaut und gesagt, er sehe dem Jungen wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, von dem er geträumt habe. Einige erzählen den ersten der beiden Träume des Catulus anders, nämlich in folgender Version: Iuppiter habe, als mehrere Jungen von ihm einen Vormund verlangten, auf einen von ihnen gezeigt, dem sie alle ihre Wünsche vortragen sollten, und er habe seine Finger geküßt, diesen Kuß habe Iuppiter erwidert, indem er den Kuß von seinen Fingern auf den Mund nahm. Als M. Cicero einmal C. Caesar auf das Kapitol begleitete, erzählte er seinen Freunden so ganz nebenher von seinem Traum der vorausgegangenen Nacht: Ein Junge von edlem Aussehen sei an einer goldenen Kette vom Himmel herabgelassen worden, sei an der Tür des Kapitols stehen geblieben, und Iuppiter habe ihm eine Geißel übergeben. Da erblickte er plötzlich den Augustus, den die meisten bis dahin noch nicht kennengelernt hatten und den sein Onkel Caesar zum Opfer hatte hinzukommen lassen, und er versicherte, er sei der Junge, dessen Bild ihm während des Schlafes erschienen se1. Als Augustus die Männertoga anlegte, fiel ihm die Tunika mit dem breiten Purpursaum zu Füßen, weil an beiden Seiten die Naht aufgegangen war. Es gab Leute, die das so auslegten, dies könne nichts anderes bedeuten, als daß der

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non aliud significare, quam ut is ordo, cuius insigne id esset, quandoque ei subiceretur. Apud Mundam Divus Iulius castris locum capiens cum silvam caederet, arborem palmae repertam conservari ut omen victoriae iussit; ex ea continuo enata suboles adeo in paucis diebus adolevit, ut non aequiperaret modo matricem, verum et obtegeret frequentareturque columbarum nidis, quamvis id avium genus duram et asperam frondem maxime vitet. illo et praecipue ostento motum Caesarem ferunt, ne quem alium sibi succedere quam sororis nepotem vellet.

In secessu Apolloniae Theogenis mathematici pergulam comite Agrippa ascenderat; cum Agrippae, qui prior consulebat, magna et paene incredibilia praedicerentur, reticere ipse genituram suam nec velle edere perseverabat, metu ac pudore ne minor inveniretur. qua tarnen post multas adhortationes vix et cunctanter edita exilivit Theogenes adoravitque eum. tantam mox fiduciam fati Augustus habuit, ut thema suum vulgaverit nummumque argenteum nota sideris Capricorni, quo natus est, percusserit.

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Post necem Caesaris reverso ab Apollonia et ingrediente 95 eo urbem repente liquido ac puro sereno circulus ad speciem caelestis arcus orbem solis ambiit ac subinde Iuliae Caesaris filiae monimentum fulmine ictum est. primo autem consulatu et augurium capienti duodecim se vultures ut Romulo

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Stand, dessen Zeichen dieser Saum sei, sich ihm einmal unterwerfen werde. Als der göttliche Iulius einmal bei Munda einen Wald abholzen ließ, um einen Lagerplatz zu haben, befahl er, eine Palme, die man gefunden hatte, als günstiges Zeichen für den Sieg stehen zu lassen. Sofort trieb sie einen Schößling hervor, der in wenigen Tagen so sehr wuchs, daß er nicht nur so groß war wie der Stamm, sondern den noch überdeckte und ganze Schwärme von Tauben darin ihre Nester bauten, wo doch gerade diese Vogelart sehr hartes Laub ganz besonders meidet. Besonders durch dieses Vorzeichen soll Caesar bewegt worden sein, keinen anderen als Nachfolger haben zu wollen als den Enkel seiner Schwester. Bei seinem Aufenthalt im fernen Apollonia war er in Begleitung Agrippas zum Observatorium des Astrologen Theogenes aufgestiegen. Als dem Agrippa, der ihn als erster befragte, Großes und fast Unglaubliches vorausgesagt wurde, schwieg er hartnäckig über seine Geburtsstunde und war nicht dazu zu bewegen, sie herauszurücken, aus Furcht oder Scham, daß sie als weniger bedeutend befunden werde. Als er sie dann doch nach vielem guten Zureden mit Mühe und zögerlich preisgab, sprang Theogenes auf und bezeigte ihm seine Verehrung. Für die Zukunft hatte Augustus so großes Vertrauen in sein Schicksal, daß er sein Sternbild allgemein bekannt machte und eine Silbermünze mit dem Sternbild des Steinbocks, unter dem er geboren wurde, prägen ließ. Als er nach Caesars Ermordung von Apollonia zurückkehrte und Rom betrat, umgab plötzlich- am Himmel war kein Wölkchen zu sehen - ein Kreis, der so aussah wie ein Regenbogen, die Sonne, und dann schlug in das Grabmal von Caesars Tochter Iulia ein Blitz ein. In seinem ersten Konsulat zeigten sich ihm, als er den Flug der Vögel beob-

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ostenderunt et immolanti omnium victimarum iocinera replicata intrinsecus ab ima fibra paruerunt, nemine peritorum aliter coiectante quam laeta per haec et magna portendi.

Quin et bellorum omnium eventus ante praesensit. con- 96 tractis ad Bononiam triumvirorum copiis aquila tentorio eius supersedens duos corvos hinc et inde infestantis afflixit et ad terram dedit, notante omni exercitu futuram quandoque inter collegas discordiam talem qualis secuta est, at(que) exitum praesagiente. (apud) Philippo(s) Thessalus quidam de futura victoria nuntiavit auctore Divo Caesare, cuius sibi species itinere avio occurrisset.

Circa Perusiam sacrificio non litanti cum augeri hostias imperasset ac subita eruptione hostes omnem rei divinae apparatum abstulissent, constitit inter haruspices, quae periculosa et adversa sacrificanti denuntiata essent, cuncta in ipsos recasura qui exta haberent; neque aliter evenit. pridie quam Siciliensem pugnam classe committeret, deambulanti in litore piscis e mari exilivit et ad pedes iacuit. apud Actium descendenti in aciem asellus cum asinario occurrit: homini Eutychus, bestiae Nicon erat nomen; utriusque simulacrum

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achtete, zwölf Geier, wie dem Romulus, und als er opferte, schien die Leber aller Opfertiere von der untersten Faser nach innen eingeschlagen; dies hat keiner derjenigen, die sich darauf verstanden, anders ausgelegt, als daß dadurch glücksträchtige und große Zeiten prophezeit würden. Ja, er hatte sogar im Gefühl, wie alle Kriege ausgehen würden. Als die Triumvirn ihre Truppen bei Bononia zusammengezogen hatten, setzte sich ein Adler auf die Zeltspitze und richtete zwei Raben, die ihn von zwei Seiten angriffen, übel zu und warf sie zu Boden. In diesem Vorfall sah das gesamte Heer einen Hinweis auf die Zwietracht, die zwischen den Kollegen über kurz oder lang eintreten werde, wie es dann ja auch gekommen ist, und es hatte auch schon eine Vorahnung, wie der Streit ausgehen werde. Bei Philippi kündigte ihm ein Mann aus Thessalien den bevorstehenden Sieg an; dahinter stand wohl der göttliche Caesar, dessen Gestalt ihm auf einem abgelegenen Weg entgegengekommen se1. Bei Perusia erhielt er beim Opfer keine günstigen Vorzeichen; nachdem er daraufhin befohlen hatte, die Zahl der Opfertiere zu erhöhen, und dann die Feinde auch noch plötzlich einen Ausfall gemacht und alles, was man für das Opfer hergerichtet hatte, mitgenommen hatten, waren die Opferschauer einhellig einer Meinung, nämlich daß alle Gefahren und das Mißgeschick, das ihm beim Opfer prophezeit worden sei, auf diejenigen zurückfielen, die die Eingeweide besäßen. Undgenauso kam es. Als er am Tag vor der Seeschlacht bei Sizilien am Ufer einen Spaziergang machte, sprang ein Fisch aus dem Meer und blieb vor seinen Füßen liegen. Bei Aktium begegnete ihm auf seinem Weg zu seinem einsatzbereiten Flottenverband ein Esel mit seinem Treiber: der Mann hieß Eutychus, das Tier Nikon. Nach seinem Sieg stellte er ein ehernes Standbild von den beiden

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aeneum victor posuit in templo, in quod castrorum suorum locum vertit. Mors quoque eius, de qua dehinc dicam, divinitasque post 97 mortem evidentissimis ostentis praecognita est. cum lustrum in campo Martio magna populi frequentia conderet, aquila eum saepius circumvolavit transgressaque in vicinam aedem super nomen Agrippae ad primam litteram sedit; quo animadverso vota, quae in proximum lustrum suscipi mos est, collegam suum Tiberium nuncupare iussit: nam se, quanquam conscriptis paratisque iam tabulis, negavit suscepturum quae non esset soluturus. sub idem tempus ictu 2 fulminis ex inscriptione statuae eius prima nominis littera effluxit; responsum est, centum solos dies posthac victurum, quem numerum C littera notaret, futurumque ut inter deos referretur, quod aesar, id est reliqua pars e Caesaris nomine, Etrusca lingua deus vocaretur.

Tiberium igitur in Illyricum dimissurus et Beneventum usque prosecuturus, cum interpellatores aliis atque aliis causis in iure dicendo detinerent, exclamavit, quod et ipsum mox inter omina relatum est: non, si omnia morarentur, amplius se posthac Romae futurum; atque itinere incohato Asturam perrexit et inde praeter consuetudinem de nocte ad occasionem aurae evectus causam valitudinis contraxit ex profluvio alvi. tune Campaniae ora proximisque insulis cir- 98

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in dem Tempelbezirk auf, den er aus dem Lagerplatz gemacht hatte. Auch sein Tod, über den ich im folgenden sprechen werde, und seine Aufnahme unter die Götter nach seinem Tod sind durch unverkennbare und augenscheinliche Zeichen vorher angekündigt worden. Als er auf dem Marsfeld vor dem zahlreich versammelten Volk das Reinigungsopfer verrichtete, flog ein Adler mehrmals um ihn herum, flog in den Tempel, der in der Nähe stand, und setzte sich oberhalb des Namens Agrippa in der Höhe des ersten Buchstabens. Als er das bemerkte, ließ er seinen Kollegen Tiberius die Gelübde sprechen, von denen die Sitte vorsah, daß sie für eine folgende Amtsperiode geleistet wurden. Denn Augustus weigerte sich, Gelübde, obwohl sie bereits schriftlich vor ihm lagen, zu leisten, die er nicht mehr werde einlösen können. Fast zur gleichen Zeit verschwand durch einen Blitzschlag aus der Inschrift am Sockel seiner Statue der erste Buchstabe seines Namens. Er erhielt die Antwort, er habe nur noch hundert Tage zu leben, denn diese Zahl bedeutet das C, und er werde unter die Götter aufgenommen werden, weil aesar, das ist der verbliebene Teil des Namens Caesar, in der etruskischen Sprache Gott heiße. Also wollte er den Tiberius nach Illyrien entsenden und ihn bis Benevent begleiten; doch da ließen ihn die Leute, die ständig Einspruch einlegten, und die Prozeßflut nicht fort; da rief er aus- dieser Ausspruch wurde später auch mit zu den Hinweisen auf sein Ende genommen-, er werde nicht länger hiernach in Rom sein, wenn ihn auch alles zurückhalte. Und dann machte er sich auf die Reise und kam bis nach Astura; als er von dort entgegen seiner Gewohnheit bei Nacht mit dem Schiff ablegte, um den günstigen Wind zu nutzen, zog er sich einen Durchfall zu, das war der Anlaß seiner Erkrankung. Dann segelte er an den Küsten Kampaniens und der benachbarten Inseln vorbei, nahm sich sogar vier Tage Zeit, sich auf

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cuitis Caprearum quoque secessui quadriduum impendit remississimo ad otium et ad omnem comitatem animo. Forte Puteolanum sinum praetervehenti vectores nautaeque de navi Alexandrina, quae tantum quod appulerat, candidati coronatique et tura libantes fausta omina et eximias laudes congesserant: per illum se vivere, per illum navigare, libertate atque fortunis per illum frui. qua re admodum exhilaratus quadragenos aureos comitibus divisit iusque iurandum et cautionem exegit a singulis, non alio datam summam quam in emptionem Alexandrinarum mercium absumpturos. sed et ceteros continuos dies inter varia munuscula togas insuper ac pallia distribuit, lege proposita ut Romani Graeco, Graeci Romano habitu et sermone uterentur. spectavit assidue exercentes ephebos, quorum aliqua adhuc copia ex vetere instituto Capreis erat; isdem etiam epulum in conspectu suo praebuit permissa, immo exacta iocandi licentia diripiendique pornorum et obsoniorum rerumque omnium missilia. nullo denique genere hilaritatis abstinuit.

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Vicinam Capreis insulam Apragopolim appellabat a desidia secedentium illuc e comitatu suo. sed ex dilectis unum, Masgaban nomine, quasi conditorem insulae K'riO"TIJV

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Capri von allem zurückzuziehen und ganz entspannt ohne Geschäftigkeit und bei ungetrübter Laune diese Zeit zu genießen. Als er gerade an der Bucht von Puteoli vorbeisegelte, haben ihn Passagiere und Seeleute von einem Schiff aus Alexandria, das eben erst eingelaufen war, in weißen Gewändern, mit Kränzen auf den Häuptern und Weihrauch opfernd mit Glückwünschen und besonderen Lobliedern überschüttet: durch ihn lebten sie, durch ihn führen sie zur See, durch ihn genössen sie Freiheit und Wohlstand. Diese Begegnung machte ihn in vollstem Sinne des Wortes aufgeräumt, und er verteilte an seine Begleiter vierzig Goldstücke und verlangte von jedem von ihnen Eid und Garantie, den gespendeten Betrag für nichts anderes als für den Kauf alexandrinischer Waren auszugeben. Aber auch an den übrigen Tagen, die nun folgten, verteilte er neben anderen kleinen Geschenken auch Togen und Mäntel; daran war die Bedingung geknüpft, daß die Römer sich griechisch, die Griechen sich römisch kleideten und sich auch entsprechend ausdrückten. Er sah auch ständig jungen Griechen beim Training zu, die in Vereinen Mitglied waren, von denen es auf Capri bis zu seiner Zeit noch eine ganze Reihe gab, die einer alten Ordnung gemäß überlebt hatten. Er veranstaltete für sie sogar ein Festessen, bei dem er persönlich anwesend war, und erlaubte, nein er forderte es von ihnen, ganz ungebunden zu schäkern und sich um das Obst, die Zukost und was sonst noch da war von dem, was der Kaiser unter das Volk zu werfen pflegte, zu reißen. Kurzum, er ließ nichts aus, was ihn heiter stimmen konnte. Eine Insel in der Nachbarschaft von Capri nannte er Apragopolis und zwar nach dem Müßiggang einiger Leute aus seinem Gefolge, die sich dorthin zurückgezogen hatten. Aber er hatte die Angewohnheit, einen seiner Lieblinge namens Masgabas Ktistes zu rufen, so als sei er der Gründer der Insel.

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vocare consueverat. huius Masgabae ante annum defuncti tumulum cum e triclinio animadvertisset magna turba multisque luminibus frequentari, versum compositum ex tempore clare pronuntiavit:

conversusque ad Thrasyl(l)um Tiberi comitem contra accubantem et ignarum rei interrogavit, cuiusnam poetae putaret esse; quo haesitante subiecit alium:

Livia, gedenke stets unseres gemeinsamen Lebens und lebe wohl!>Euthanasie>Pannonicus« verleihen, andere waren für >>lnvictuSPius>Was ist doch das römische Volk arm, das unter so langsam zermalmende Zähne kommen wird.« Mir ist auch nicht unbekannt, daß einige berichtet haben, Augustus habe öffentlich und ganz ohne Hehl seine grausame Härte so sehr mißbilligt, daß er manchmal sogar recht ungezwungene und heitere Gespräche abbrach, wenn er dazu kam. Er habe sich aber von den Bitten seiner Gattin erweichen lassen und einer Adoption zugestimmt, es mag ihn auch nur sein Ehrgeiz verleitet haben, daß man sich irgendwann einmal nach ihm zurücksehnen werde, wenn ein solcher Mann sein Nachfolger sei. Doch kann man mich

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tarnen nequeo quin existimem, circumspectissimum et prudentissimum principem in tanto praesertim negotio nihil temere fecisse; sed vitiis Tiberi[i] virtutibusque perpensis potiores duxisse virtutes, praesertim cum et rei p. causa adoptare se eum pro contione iuraverit et epistulis aliquot ut peritissimum rei militaris utque unicum p. R. praesidium prosequatur. ex quibus in exemplum pauca hinc inde subtect.

'Vale, iucundissime Tiberi, et feliciter rem gere, E~-tüt Kai 4 'toic;; ~-tOU tO"O croic;; 'tE O"'tPV.' 'iucundissime et ita sim felix, vir fortissime et dux VO~-tt~-trota'tE, vale.'

'Ordinem aestivorum tuorum ego vero (laudo), mi Tiberi, et inter tot rerum difficultates Kat 'tOO"V O"'tpffi VOO"'tfjO"at[.tEV, en(E)t 1rEptotÖE vof]crat.'

'Attenuatum te esse continuatione laborum cum audio et lego, di me perdant, nisi cohorrescit corpus meum; teque oro ut parcas tibi, ne si te languere audierimus, et ego et mater tua expiremus et summa imperi sui populus R. periclitetur.'

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'Nihil interest valeam ipse necne, si tu non valebis.' 'Deos obsecro, ut te nobis conservent et valere nunc et semper patiantur, si non p. R. perosi sunt.' Excessum Augusti non prius palam fecit, quam Agrippa iuvene interempto. hunc tribunus militum custos appositus occidit lectis codicillis, quibus ut id faceret iubebatur; quos codicillos dubium fuit, Augustusne moriens reliquisset, quo materiam tumultus post se subduceret; an nomine Augusti Livia et ea conscio Tiberio an ignaro, dictasset. Tiberius renuntianti tribuno, factum esse quod imperasset, neque imperasse se et redditurum eum senatui rationem respondit, invidiam scilicet in praesentia vitans. nam mox silentio rem obliteravit. iure autem tribuniciae potestatis coacto senatu

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In seiner Begleitung kehrten wir sogar aus flammendem Feuer beide zurück, weil keiner ihm gleicht an Erfindung.« >>Wenn ich höre oder lese, du seist heruntergekommen, weil du dir bei all den Strapazen kein Verschnaufen gönnst, sollen mich die Götter zugrunde richten, wenn ich nicht am ganzen Körper erschaudere. Ich bitte dich, schone dich, daß ich und deine Mutter nicht, wenn wir hören, du seist krank, den letzten Atemzug tun und das römische Volk nicht um die Existenz seines Reiches bangen muß.« >>Es kommt nicht darauf an, ob ich wohlauf bin oder nicht, wenn du nicht gut daran bist.« »Ich beschwöre die Götter, daß sie uns dich erhalten und dich heute und für alle Zeiten bei guter Gesundheit lassen, wenn sie dem römischen Volk nicht sehr gram sind.« Daß Augustus verstorben war, machte man nicht eher bekannt, bis auch der junge Agrippa getötet worden war. Diesen tötete ein Militärtribun, der ihm als Leibwächter an die Seite gestellt worden war, auf Grund einer Kabinettorder, die darauf lautete, dies zu erledigen. Was diese Weisung von höchster Stelle anbelangt, so ist zweifelhaft, ob Augustus sie auf seinem Sterbebett erlassen habe, um so einem Tumult nach seinem Ableben den Anlaß zu nehmen; oder ob Livia sie im Namen des Augustus diktiert habe, wobei dahingestellt bleibt, ob dies mit oder ohne Wissen des Tiberius geschah. Tiberius erteilte dem Tribunen, der Meldung machte, daß der Befehl ausgeführt sei, die Antwort, er habe den Befehl nicht gegeben und der Tribun habe sich vor dem Senat zu verantworten. Sicherlich tat er das nur, um übler Nachrede vorzubeugen. Denn danach hat er über die Sache kein Wort mehr verloren und sie so in Vergessenheit gebracht. Undkraft seiner tribunizischen Amtsgewalt rief er den Se-

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incohataque adlocutione derepente velut impar dolori congemuit, utque non solum vox sed et spiritus deficeret optavit ac perlegendum librum Druso filio tradidit. inlatum deinde Augusti testamentum, non admissis signatoribus nisi senatorii ordinis, ceteris extra curiam signa agnoscentibus, recitavit per libertum. testamenti initium fuit: 'quoniam atrox fortuna Gaium et Lucium filios mihi eripuit, Tiberius Caesar mihi ex parte dimidia et sextante heres esto.' quo et ipso aucta suspicio est opinantium successorem ascitum eum necessitate magis quam iudicio, quando ita praefari non abstinuerit.

Principatum, quamvis neque occupare confestim neque 24 agere dubitasset, et statione militum, hoc est vi et specie dominationis assumpta, diu tarnen recusavit, impudentissimo mimo nunc adhortantis amicos increpans ut ignaros, quanta belua esset imperium, nunc precantem senatum et procumbentem sibi ad genua ambiguis responsis et callida cunctatione suspendens. ut quidam patientiam rumperent atque unus in tumultu proclamaret: 'aut agat aut desistat!'

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nat zusammen und begann, eine Ansprache zu halten; urplötzlich aber, wie wenn ihn ein Schmerz übermannte, seufzte er auf und wünschte sich, es möge ihm nicht nur die Stimme versagen, sondern er möge auch nicht mehr genug Lebensatem schöpfen können, und er gab seinem Sohn Drusus den Redetext, damit er ihn zu Ende vorlese. Dann brachte man das Testament des Augustus herein; anwesend waren von denjenigen, die die Richtigkeit des Testaments mit ihrer Unterschrift bestätigt hatten, nur die aus dem senatorischen Stand, die übrigen bestätigten ihre Unterschrift außerhalb der Kurie; dann ließ er das Testament von einem Freigelassenen verlesen. Das Testament begann wie folgt: >>Da ein grausames Schicksal mir meine Söhne Gaius und Lucius geraubt hat, soll Tiberius Caesar als Erbe sieben Zwölftel meines Vermögens erhalten.>Entweder soll er endlich als Princeps handeln oder von dem Posten Abstand nehmen!> ••• bis ich so alt geworden bin, daß euch der Zeitpunkt gekommen zu sein scheint, dem alten Mann etwas Ruhe zu gönnen.« Er zögerte nur deshalb, weil er fürchtete, von überallher drohten ihm Gefahren; so soll er oft gesagt haben, er halte einen Wolf bei den Ohren. Denn einerseits hatte ein Sklave des Agrippa namens Clemens eine beachtliche Schar zusammengebracht, um seinen Herrn zu rächen, andererseits traf L. Scribonius Libo, ein Mann aus vornehmen Kreisen, heimlich Vorbereitungen für einen Putsch, drittens war es bereits in zwei Gebieten, in Illyrien und in Germanien, zu einem Aufstand der Soldaten gekommen. Zwei Heere erhoben eine Reihe von Forderungen, die ihnen nicht zukamen; so verlangten sie vor allem, daß sie denselben Sold wie die Praetorianer erhielten. Die in Germanien stationierten Soldaten lehnten ihn als Kaiser sogar ab, da sie ihn ja nicht dazu gemacht hatten, und setzten Germanicus, der zu diesem Zeitpunkt ihr Oberbefehlshaber war, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu, sich an die Spitze des Staates zu setzen, obwohl dieser sich sehr hartnäckig dagegen sträubte. Besonders dieser Umstand machte ihm Angst; deshalb verlangte er vom Senat, ihn nur mit dem Teil der Amtsgeschäfte im Staat zu betrauen, die er für richtig halte, da einer allein nur im Team mit einem anderen oder auch mehreren der Aufgabe in ihrem Gesamtumfang genügen könne. Er gab vor, ein kranker Mann zu sein, damit Germanicus mit um so

nem vel certe societatem principatus opperiretur. compositis seditionibus Clementem quoque fraude deceptum redegit in potestatem. Libonem, ne quid in novitate acerbius fieret, secundo demum anno in senatu coarguit, medio temporis spatio tantum cavere contentus; nam et inter pontifices sacrificanti simul pro secespita plumbeum cultrum subiciendum curavit et secretum petenti non nisi adhibito Druso filio dedit dextramque obambulantis veluti incumbens, quoad perageretur sermo, continuit.

Verum liberatus metu civilem admodum inter initia ac 26 paulo minus quam privatum egit. ex plurimis maximisque honoribus praeter paucos et modicos non recepit. natalem suum plebeis incurrentem circensibus vix unius bigae adiectione honorari passus est. templa, flamines, sacerdotes decerni sibi prohibuit, etiam statuas atque imagines nisi permittente se poni; permisitque ea sola condicione, ne inter simulacra deorum sed inter ornamenta aedium ponerentur. intercessit et quo minus in acta sua iuraretur, et ne mensis 2 September Tiberius, October Livius vocarentur. praenomen quoque imperatoris cognomenque patris patriae et civicam in vestibulo coronam recusavit; ac ne Augusti qui-

mehr Gelassenheit darauf warte, rasch seine Nachfolge anzutreten, oder mindestens sich des Postens eines Mitregenten sicher sein könne. Die Aufstände legte er bei; dann führte er auch Clemens durch eine List hinters Licht und brachte ihn in seine Gewalt. Damit er als frisch bestallter Princeps bei keiner seiner Maßnahmen zu streng vorgehe, klagte er Libo erst im zweiten Jahr seiner Regierungszeit vor dem Senat an; in der Zwischenzeit gab er sich damit zufrieden, sich gegen ihn vorzusehen; denn zum einen ließ er ihm, als er mit den Priestern ein Opfer darbrachte, anstelle des Opfermessers ein Messer aus Blei in die Hand drücken, zum anderen gewährte er ihm eine Unterredung nur unter Beisein seines Sohnes Drusus und ließ, bis die Unterredung beendet war, dessen rechte Hand nicht los, als er im Zimmer herumging, als wenn er sich darauf stützen wollte. Doch als er sich von der Furcht befreit hatte, gab er sich anfangs ganz höflich und fast wie ein Privatmann. Von den zahlreichen und höchsten Ehrungen nahm er nur wenige und zwar die an, die Augenmaß erkennen ließen. Als sein Geburtstag einmal mit den plebejischen Circusspielen zusammenfiel, ließ er sich nur mit Mühe bewegen, ihm zu Ehren ein Zweigespann mehr laufen zu lassen als gewöhnlich. Ihm zu Ehren Tempel, Flamines und Priesterschaftell zu stiften, verbot er. Auch Statuen und Bilder durften nur mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis aufgestellt werden, und dann auch nur unter der Bedingung, daß sie nicht zwischen den Götterbildern, sondern zwischen den Gegenständen zu stehen kamen, die den Tempel ausschmückten. Er schritt auch dagegen ein, daß man auf seine Verordnungen schwöre und den Monat September in Tiberius, den Oktober in Livius umbenenne. Auch den Vornamen >>Imperator«, den Beinamen >>pater patriae« und eine Bürgerkrone am Eingang seines Hauses lehnte er ab; nicht einmal den Namen >>Augu-

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dem nomen, quanquam hereditarium, nullis nisi ad reges ac dynastas epistulis addidit. nec amplius quam mox tres consulatus, unum paucis diebus, alterum tribus mensibus, tertium absens usque in Idus Maias gessit. Adulationes adeo aversatus est, ut neminem senatorum 27 aut officii aut negotii causa ad lecticam suam admiserit, consularem vero satisfacientem sibi ac per genua orare conantem ita suffugerit, ut caderet supinus; atque etiam, si quid in sermone vel in continua oratione blandius de se diceretur, non dubitaret interpellare ac reprehendere et commutare continuo. dominus appellatus a quodam denuntiavit, ne se amplius contumeliae causa nominaret. alium dieentern sacras eius occupationes et rursus alium, auctore eo senatum se a[u ]disse, verba mutare et pro auctore suasorem, pro sacris laboriosas dicere coegit. sed et adversus convicia malos- 28 que rumores et famosa de se ac suis carmina firmus ac patiens subinde iactabat in civitate libera linguam mentemque liberas esse debere; et quondam senatu cognitionem de eius modi criminibus ac reis flagitante: 'non tantum', inquit, 'otii habemus, ut implicare nos pluribus negotiis debeamus; si hanc fenestram aperueritis, nihil aliud agi sinetis: omnium

stus«, den er doch geerbt hatte, führte er, nur in Briefen an Könige und Fürsten setzte er ihn hinzu. Später hatte er auch das Konsulat nicht mehr als dreimal inne, eines nur für wenige Tage, das zweite drei Monate, das dritte in Abwesenheit bis zum fünfzehnten Mai. Schmeicheleien gegenüber war er dermaßen abgeneigt, daß er keinen Senator an seine Sänfte treten ließ, nur damit er ihm seine Aufwartung mache oder eine Aufgabe sich übertragen lasse; ja er soll vor einem ehemaligen Konsuln, der sich bei ihm gehörig entschuldigen wollte und dazu den Versuch unternahm, auf den Knien bei ihm Abbitte zu leisten, so davongestürzt sein, daß er rücklings zu Boden fiel. Es kam vor, daß in einem Gespräch oder in einer zusammenhängenden Rede man ihm einmal allzu schön tat, dann zögerte er sogar nicht, sich einzuschalten und den Betreffenden zurechtzuweisen und gleich darauf das Gesagte richtig zu stellen. Als ihn jemand mit Herr anredete, verbot er ihm, ihn noch einmal so zu nennen, da er diese Anrede als eine Beleidigung ansehe. Einen anderen, der von seinen Beschäftigungen als von heiligen Tätigkeiten sprach, und noch einen, der behauptete, er habe ihn veranlaßt, sich an den Senat zu wenden, zwang er, ihre Wortwahl zu ändern und statt von >Veranlassung< von >Ratheiligen< von >mühevollen< Tätigkeiten zu sprechen. Aber Spötteleien, übles Gerede und rufschädigende Gedichte über sich und seine Familie vermochten ihn ganz und gar nicht aus der Ruhe zu bringen; so bemerkte er mehr als einmal, in einem freien Staat müßten auch Zunge und Geist ungebunden sein; als der Senat einmal eine Untersuchung wegen Vergehen dieser Art und auch bezüglich derer, die dergleichen begangen hatten, forderte, sagte er: >>Wir haben überhaupt keine Zeit mehr, uns mit noch mehr Angelegenheiten zu beschäftigen. Habt ihr erst einmal dieses Fenster geöffnet, dann laßt ihr zu, daß wir zu

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inimicitiae hoc praetexto ad vos deferentur.' extat et sermo eius in senatu percivilis: 'siquidem locutus aliter fuerit, dabo operam ut rationem factorum meorum dictorumque reddam; si perseveraverit, in vicem eum odero.'

Atque haec eo notabiliora erant, quod ipse in appellandis 29 venerandisque et singulis et universis prope excesserat humanitatis modum. dissentiens in curia a Q. Haterio: 'ignoscas', inquit, 'rogo, si quid adversus te liberius sicut senator dixero.' et deinde omnis adloquens: 'dixi et nunc et saepe alias, p. c., borrum et salutarem principem, quem vos tanta et tarn libera potestate instruxistis, senatui servire debere et universis civibus saepe et plerumque etiam singulis; neque id dixisse me paenitet, et bonos et aequos et faventes vos habui dominos et adhuc habeo.'

Quin etiam speciem libertatis quandam induxit conserva- 30 tis senatui ac magistratibus et maiestate pristina et potestate. neque tarn parvum quicquam neque tarn magnum publici privatique negotii fuit, de quo non ad patres conscriptos referretur: de vectigalibus ac monopoliis, de extruendis reficiendisve operibus, etiam de legendo vel exauctorando milite ac legionum et auxiliorum discriptione, deni-

nichts anderem mehr kommen: Denn ihr liefert allen Leuten einen Vorwand, ihre persönlichen Feindschaften von euch schlichten zu lassen.« Von ihm existiert auch noch eine sehr leutselige Äußerung vor dem Senat: >>Sollte jemand eine andere Meinung geäußert haben, werde ich mir Mühe geben, mein Tun und Reden vor ihm zu rechtfertigen; sollte er aber weiterhin auf seiner gehässigen Meinung beharren, werde ich zur Abwechslung ihn hassen.« Und dies war um so bemerkenswerter, weil gerade er bei der Begrüßung und bei der Achtung, mit der er sowohl Einzelpersonen als auch der Gesamtheit begegnete, fast übertrieben freundlich war. Als er bei einer Senatssitzung anderer Meinung als Q. Haterius war, sagte er: >>Bitte verzeihe, sollte ich irgend etwas allzu offen gegen dich so wie ein Senator gesagt haben.>Ich habe heute und häufig auch bei anderen Gelegenheiten gesagt, verehrte Senatoren, daß ein guter und heilbringender Kaiser, den ihr mit so gewaltigen und weitreichenden Vollmachten ausgestattet habt, dem Senat dienen müsse, oft auch den Bürgern in ihrer Gesamtheit und in einer großen Anzahl von Fällen sogar einzelnen Bürgern. Und ich bereue keineswegs, daß ich das gesagt habe, und in euch habe ich gute und gerechte und wohlwollende Herren gehabt und habe es noch.>Grotte>Biberius«, statt Claudius >>Caldius«, statt Nero >>Mero«. Später als Kaiser brachte er, damals war er gerade mit der Hebung der öffentlichen Sitten befaßt, in der Gesellschaft von Pomponius Flaccus und Lucius Piso eine Nacht und zwei Tage hintereinander mit Prassen und Saufen zu. Den einen setzte er umgehend als Statthalter der Provinz Syrien ein, den anderen als Stadtpraefekten; auch in ihren Ernennungsurkunden nannte er sie frei heraus seine Zechkumpane und allerbesten Freunde in allen Stunden. Bei Sestius Gallus, einem lüsternen und verschwenderischen alten Mann, den einst Augustus mit einer entehrenden Strafe belegt und den er selbst vor wenigen Tagen im Senat scharf angefahren hatte, lud er zum Essen ein; dabei schrieb er ihm vor, genau so zu speisen, wie er es sonst auch tue, und nichts auszulassen, Mädchen sollten nackt beim Mahl aufwarten. Er zog einen gänzlich unbekannten Bewerber um die Quaestur Kandidaten aus den vornehmsten Familien vor, weil dieser bei einem Gelage einmal auf sein Zutrinken hin einen ganzen Krug Wein geleert hatte. Asellius Sabinus machte er zweihunderttausend Sesterzen zum Geschenk für einen Dialog, in dem dieser einen Champignon, eine

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boleti et ficedulae et ostreae et turdi certarnen induxerat. novum denique officium instituit a voluptatibus, praeposito equite R. T. Caesonio Prisco. Secessu vero Caprensi etiam sellaria excogitavit, seclern 4 3 arcanarum libidinum, in quam undique conquisiti puellarum et exoletorum greges monstrosique concubitus repertores, quos spintrias appellabat, triplici serie conexi, in vicem incestarent coram ipso, ut aspectu deficientis libidines excitaret. cubicula plurifariam disposita tabellis ac sigillis z lascivissimarum picturarum et figurarum adornavit librisque Elephantidis instruxit, ne cui in opera edenda exemplar impe[t]ratae schemae deesset. in silvis quoque ac nemoribus passim Venerios locos commentus est prost[r]antisque per antra et cavas rupes ex utriusque sexus pube Paniscorum et Nympharum habitu, quae palam iam et vulgo nomine insulae abutentes Caprineum dictitabant.

Maiore adhuc ac turpiore infamia flagravit, vix ut referri 44 audirive, nedum credi fas sit, quasi pueros primae teneritudinis, quos pisciculos vocabat, institueret, ut natanti sibi inter femina versarentur ac luderent lingua morsuque sensim adpetentes; atque etiam quasi infantes firmiores, necdum tarnen lacte depulsos, inguini ceu papillae admoveret,

Feigendrossel, eine Auster und einen Krammetsvogel auftreten und sich um den Vorrang streiten ließ. Endlich schaffte er ein neu es Amt bei Hofe: den Vergnügungsminister; den Posten gab er dem römischen Ritter T. Caesonius Priscus. In seiner Abgeschiedenheit auf Capri aber kam ihm auch der Gedanke, ein Sesselzimmer, Ort für geheime Ausschweifungen, einzurichten. Von überallher hat man ihm ganze Scharen von Mädchen und Lustknaben sowie Erfinder widernatürlicher Beischlafmethoden, die er spintriae nannte, dorthin geschafft; diese sollten, in Dreierreihe miteinander verbunden, so, daß er es genau sehen konnte, miteinander Unzucht treiben, damit durchs Zusehen seine nachlassenden sexuellen Gelüste wieder angestachelt würden. Die Schlafzimmer, die über viele Orte verteilt waren, stattete er mit Gemälden und Standbildehen mit Szenen voller Wollust aus und legte zur Information die Bücher der Elephantis aus, damit niemandem bei den sexuellen Praktiken ein Muster für die befohlene Stellung fehle. Auch in Wäldern und Hainen hatte er sich überall solche »Plätze für die Liebe>Caprineus>dem alten, stinkenden Bock« klar und deutlich seine sexuelle Verkommenheit vorgeworfen. Daher stammt auch die Wendung, die sich, als danach wieder Stücke aufgeführt wurden, in einem Nachspiel zu einer Atellane fand und mit tosendem Applaus aufgenommen wurde und bald in aller Munde war: »Der alte Bock leckt den Ziegen ihre Schamteile.>Sohn des Augustus« noch >>Sohn der Livia« hinzuzusetzen. Und so duldete er nicht, daß sie >>Mutter des Vaterlandes« genannt wurde, und auch nicht, daß sie öffentlich eine hohe Ehrung erhielt. Ja, er hat sie sogar häufig ermahnt, sich aus bedeutenderen und einer Frau nicht zukommenden Aufgaben herauszuhalten, besonders in dem Moment, als er bemerkte, daß sie bei einem Brand in unmittelbarer Nachbarschaft des Vestatempels sogar persönlich gekommen war und die Menge und die Soldaten ermahnte, mit etwas mehr Eifer anzupacken; denn so war sie es zu Lebzeiten ihres Gatten gewohnt gewesen, und das tat sie nun weiterhin. Seitdem steigerte er sich bis in offene Feindschaft hinein; wie es heißt, aus folgendem Grund. Als sie zu oft in ihn drang, jemanden, dem das römische Bürgerrecht verliehen worden war, in die Dekurien der Richter aufzunehmen, sagte er, er werde es nur unter der Bedingung tun, daß sie erlaube, in der Liste den Vermerk hinzuzusetzen, ihm sei diese Aufnahme von seiner Mutter abgerungen worden. Und darüber war sie so aufgebracht, daß sie einige Briefe, die Augustus an sie geschrieben hatte und in denen er sich darüber ausließ, wie er einem Menschen alles verleide und wie unausstehlich er sei, aus ihrem Heiligtum hervorholte und verlas. Darüber, daß sie diese Briefe so lange aufbewahrt und ihm dann so feindselig vorgehalten hatte, war er so arg aufgebracht, daß einige darin den für ihn gewichtigsten Grund für seine Abreise aus Rom sehen. Jedenfalls hat er sie während der drei Jahre, die er von Rom abwesend

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omnino eam nec amplius quam uno die paucissimis vidit horis; ac mox neque aegrae adesse curavit defunctamque et, dum adventus sui spem facit, complurium dierum mora corrupto demum et tabido corpore funeratam prohibuit consecrari, quasi id ipsa mandasset. testamenturn quoque eius pro irrito habuit omnisque amicitias et familiaritates, etiam quibus ea funeris sui curam moriens demandaverat, intra breve tempus afflixit, uno ex iis, equestris ordinis viro, et in antliam condemnato.

Filiorum neque naturalem Drusum neque adoptivum 52 Germanicum patria caritate dilexit, alterius vitiis infensus. nam Drusus fluxioris remissiorisque vitae erat. itaque ne mortuo quidem perinde adfectus est, sed tantum non statim a funere ad negotiorum consuetudinem rediit iustitio longiore inhibito. quin et Iliensium legatis paulo serius conso- 2 lantibus, quasi obliterata iam doloris memoria, irridens se quoque respondit vicem eorum dolere, quod egregium civem Hectorem amisissent. Germanico usque adeo obtrectavit, ut et praeclara facta eius pro supervacuis elevarit et gloriosissimas victorias ceu damnosas rei p. increparet. quod vero Alexandream propter immensam et repentinam famem

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war und während derer seine Mutter noch lebte, nur einmal und da auch nicht länger als ganz wenige Stunden an einem einzigen Tag gesehen. Und später, als sie erkrankt war, machte er sich nicht die Mühe, in ihrer Nähe zu sein; als sie verstorben war, ließ er mehrere Tage verstreichen, während er noch hoffen ließ, er werde kommen; sie wurde erst beigesetzt, nachdem der Leichnam bereits zusammengefallen und in Verwesung übergegangen war; schließlich verhinderte er, daß sie unter die Götter aufgenommen wurde, unter dem Vorwand, sie habe das selbst verfügt. Ihr Testament erklärte er für ungültig und demütigte innerhalb kurzer Zeit Freunde und Vertraute, denen sie sterbend auch aufgetragen hatte, sich um ihre Bestattung zu kümmern. Einen von diesen, einen Mann aus dem Ritterstand, hat er zur Zwangsarbeit am Schöpfrad verurteilt. Weder seinem leiblichen Sohn Drusus noch seinem Adoptivsohn Germanicus brachte er väterliche Liebe entgegen, gegen den einen war er voller Haß wegen seiner Fehler. Denn der Lebenswandel des Drusus war ihm zu locker und allzu lose. Und so nahm ihn nicht einmal sein Tod besonders mit, ja er ging nicht nur sofort von der Begräbnisfeier aus wieder seinen gewohnten Geschäften nach, sondern verbot auch einen längeren Stillstand der Gerichte. Ja, er trieb sogar sein Spiel mit den Gesandten aus Troja, die ihm ein wenig zu spät ihr Beileid bekundeten; was er ihnen antwortete, klang so, als habe er bereits die Erinnerung an den Schmerz aus seinem Gedächtnis gestrichen: auch er empfinde seinerseits mit ihnen, weil sie in Hektoreinen hervorragenden Mitbürger verloren hätten. Germanicus gegenüber war er dermaßen mißgünstig eingestellt, daß er sowohl seine hervorragenden Taten als vollkommen unnütz abtat und auch seine Siege, die äußerst rühmlich waren, als schädlich für das Gemeinwesen verhöhnte. Doch darüber, daß er Alexandria

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inconsulto se adisset, questus est in senatu. etiam causa mortis fuisse ei per Cn. Pisonem legatum Syriae creditur, quem mox huius criminis reum putant quidam mandata prolaturum, nisi ea secreta ostentant(i auferenda curasset. propter) quae multifariam irrscripturn et per noctes celeberrime adelamaturn est: 'redde Germanicum!' quam suspicionem confirmavit ipse postea coniuge etiam ac liberis Germanici emdelern in modum afflictis.

Nurum Agrippinam post mariti mortem liberius quid- 53 dam questam manu apprehendit Graecoque versu: 'si non dominaris', inquit, 'filiola, iniuriam te accipere existimas?' nec ullo mox sermone dignatus est. quondam vero inter cenam porrecta a se poma gustare non ausam etiam vocare desiit, simulans veneni se crimine accersi; cum praestructum utrumque consulto esset, ut et ipse temptandi gratia offerret et illa quasi certissimum exitium caveret. novissime calum- z niatus modo ad statuam Augusti modo ad exercitus confugere velle, Pandatariam relegavit conviciantique oculum per centurionem verberibus excussit. rursus mori inedia desti-

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wegen einer plötzlichen Hungersnot von gewaltigem Ausmaß, ohne ihn zu fragen, besucht hatte, beklagte er sich vor dem Senat. Man glaubt auch, daß das der Grund für ihn war, Germanicus durch die Hand des Cn. Piso, seines Legaten in Syrien, umbringen zu lassen. Einige glauben, er habe später, als er wegen dieses Verbrechens vor Gericht stand, die kaiserlichen Befehle beibringen wollen, wenn man sie ihm, der sie im kleinen Kreise herumzeigte, nicht weggenommen hätte; so kam es, daß man an vielen Örtlichkeiten gekritzelt fand und man zur Nachtzeit überaus häufig laut brüllte: >>Gib uns den Germanicus zurück!« Diesen Verdacht bestärkte er selbst, als er später sogar der Gattin und den Kindern des Germanicus auf grausame Art und Weise hart zusetzte. Als seine Schwiegertochter Agrippina sich nach dem Tode ihres Gatten über einiges allzu offenherzig beklagte, nahm er sie bei der Hand und zitierte den griechischen Vers: »Wenn du nicht herrschst, mein liebes Töchterchen, glaubst du, es werde dir Unrecht getan?« Seitdem hielt er sie nicht mehr wert, mit ihr noch ein Wort zu wechseln. Als er ihr aber einmal bei einem Mahl Früchte reichte, wagte sie nicht, davon zu kosten; seitdem erhielt sie auch keine Einladung mehr, denn anscheinend beschuldige sie ihn ja des versuchten Giftmordes. Doch beides hatte er genau im voraus berechnet, nämlich daß er ihr etwas anbieten werde, um sie auf die Probe zu stellen, und daß sie sich vorsehen werde, als bedeute es den sicheren Tod, davon zu kosten. Zuletzt beschuldigte er sie das eine Mal, sie wolle bei der Statue des Augustus, das andere Mal, sie wolle beim Heer Zuflucht suchen, also verbannte er sie nach Pandataria. Als sie ihm Vorhaltungen machte, ließ er sie von einem Hauptmann auspeitschen, dabei verlor sie ein Auge. Umgekehrt ließ er ihr, als sie sich entschlossen hatte, freiwillig durch Nahrungs-

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nanti per vim ore diducto infulciri cibum iussit. sed et perseverantem atque ita absumptam criminosissime insectatus, cum diem quoque natalem eius inter nefastos referendum suasisset, imputavit etiam, quod non laqueo strangulatam in Gemonias abiecerit: proque tali clementia interponi decretum passus est, quo sibi gratiae agerentur et Capitolino Iovi donum ex auro sacraretur.

Cum ex Germanico tres nepotes, Neronem et Drusum et 54 Gaium, ex Druso unum Tiberium haberet, destitutus morte liberorum maximos natu de Germanici filiis, Neronem et Drusum, patribus conscriptis commendavit diemque utriusque tirocinii congiario plebei dato celebravit. sed ut comperit ineunte anno pro eorum quoque salute publice vota suscepta, egit cum senatu, non debere talia praemia tribui nisi expertis et aetate provectis. atque ex eo patefacta inter- z iore animi sui nota omnium criminationibus obnoxios reddidit variaque fraude inductos, ut et concitarentur ad convicia et concitati proderentur, accusavit perlitteras amarissime congestis etiam probris et iudicatos hostis fame necavit, Neronem in insula Pontia, Drusum in ima parte Palatii. putant Neronem ad voluntariam mortem coactum, cum ei carnifex quasi ex senatus auctoritate missus laqueos et uncos ostentaret, Druso autem adeo alimenta subducta, ut tomen-

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verweigerung aus dem Leben zu scheiden, gewaltsam den Mund öffnen und Nahrung hineinstopfen. Sie aber gab nicht auf und schied so aus dem Leben. Er hingegen verfolgte sie weiterhin mit Anschuldigungen, die sie aufs ärgste verunglimpfen sollten: so riet er dazu, sogar ihren Geburtstag unter die Unglückstage einzureihen, und rechnete es sich als Verdienst, sogar als Wohltat an, daß er sie nicht mit dem Strick habe erdrosseln und über die Gernonien hinabwerfen lassen. Er ließ sogar geschehen, daß für eine solche Milde ein Beschluß gefaßt wurde, in dem man ihm dankte und dem Iuppiter Capitolinus ein Weihgeschenk aus Gold machte. Weil er von Germanicus drei Enkel, Nero, Drusus und Gaius, und von Drusus einen, nämlich den Tiberius, hatte und er ohne eigene Söhne dastand, da diese früh verstorben waren, empfahl er die beiden ältesten Söhne des Germanicus, Nero und Drusus, dem Senat und feierte den Tag ihrer Volljährigkeit dadurch, daß er an das Volk eine Spende machte. Aber als er erfuhr, daß zu Jahresbeginn auch noch für ihr Wohl Gelübde getan wurden, machte er dem Senat deutlich, daß solche Auszeichnungen nur bewährten Männern in fortgeschrittenem Alter zuteil werden dürften. Damit hatte er klar gemacht, wie er im geheimen dachte; somit waren sie Anschuldigungen von allen Seiten preisgegeben. Durch die reiche Palette an Bosheiten, die er sich ausdachte, brachte er sie dazu, daß sie sich zu abfälligen Bemerkungen hinreißen ließen und sich ihm so ganz auslieferten; dann klagte er sie in einem bitterbös gehaltenen Brief, in dem alle Schmähungen auch noch zusammengetragen waren, an, ließ sie zu Staatsfeinden erklären und Hungers sterben, Nero auf der Insel Pontia, Drusus im untersten Verließ des Palatiums. Man glaubt, er habe Nero in den Selbstmord getrieben, indem er ihm den Henker, wozu ihn der Senat ermächtigt habe, sandte, der ihm Strick und Haken zeigte; Drusus habe er

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turne eulcita temptaverit mandere; amborum sie reliquias dispersas, ut vix quandoque eolligi possent.

Super veteres amieos ae familiares viginti sibi e numero 55 prineipum eivitatis depoposeerat velut eonsiliarios in negotiis publieis. horum omnium vix duos anne tres ineolumis praestitit, eeteros alium alia de eausa pereulit, inter quos eum plurimorum clade Aelium Seianum; quem ad summam potentiam non tarn benivolentia provexerat, quam ut esset euius ministerio ae fraudibus liberos Germaniei eireumveniret, nepotemque suum ex Druso filio naturalem ad sueeessionem imperii eonfirmaret.

Nihilo lenior in eonvietores Graeeulos, quibus vel 56 maxime adquieseebat, Xenonern quendam exquisitius sermoeinantem eum interrogasset, quaenam illa tarn molesta dialeetos esset, et ille respondisset Doridem, relegavit Cinariam, existimans exprobratum sibi veterem seeessum, quod Doriee Rhodii loquantur. item eum soleret ex leetione eotidiana quaestiones super eenam proponere eomperissetque Seleueum grammatieum a ministris suis perquirere, quos quoque tempore traetaret auetores, atque ita praeparatum vemre, pnmum a eontubernio removit, deinde etiam ad mortem eompulit.

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so sehr die Essensrationen gekürzt, daß der sogar versucht haben soll, die Füllung der Polster zu essen. Die Überreste von beiden sollen so verstreut worden sein, daß man sie kaum einsammeln konnte. Neben seinen alten Freunden und Vertrauten hatte er sich noch zwanzig Persönlichkeiten aus den hochrangigsten Kreisen Roms als Ratgeber in öffentlichen Angelegenheiten ausbedungen. Von diesem kamen kaum zwei oder drei mit dem Leben davon, alle übrigen schmetterte er aus den verschiedensten Gründen zu Boden, unter ihnen war auch Aelius Seianus, der sehr viele mit ins Verderben nahm. Ihn hatte er nicht so sehr aus Wohlwollen zu höchster Macht befördert, sondern um in ihm einen Helfershelfer und Gauner zu haben, den Söhnen des Germanicus eine Falle zu stellen und so zu gewährleisten, daß sein leiblicher Enkel, der Sohn des Drusus, sein Nachfolger im Amt werde. Ebenso hart ging Tiberius mit seinen griechischen Gesellschaftern um, obwohl er sich in ihrer Gesellschaft noch am meisten wohlfühlte. Als einmal ein gewisser Zeno sich zu ausgefallen bei einem Disput ausdrückte, fragte er ihn, was das für ein abgeschmackter Dialekt sei; und als jener darauf zur Antwort gab, es sei Dorisch, verbannte er ihn nach Kinaria; denn er glaubte, er wolle ihm seine frühere Abgeschiedenheit vorhalten, da die Bewohner von Rhodos Dorisch sprechen. Er hatte es sich auch zur Gewohnheit gemacht, während des Essens Fragen zu stellen, die sich ihm bei der täglichen Lektüre ergeben hatten; als ihm zu Ohren gekommen war, daß der Grammatiker Seleukos seine Diener genau danach ausfrage, welche Autoren er gerade lese, und so die Erklärung dafür hatte, daß er immer vorbereitet komme, erging es ihm, wie dem Zuletztgenannten: zuerst entfernte er ihn aus seiner näheren Umgebung, dann trieb er ihn sogar in den Selbstmord.

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Saeva ac lenta natura ne in puero quidem latuit; quam 57 Theodorus Gadareus rhetoricae praeceptor et perspexisse primus sagaciter et assimilasse aptissime visus est, subinde in obiurgando appellans eum nTJAOV ai'~a'tt n~::qmpa~Evov, id est lutum a sanguine maceratum. sed aliquanto magis in principe eluxit, etiam inter initia cum adhuc favorem hominum moderationis simulatione captaret. scurram, qui prae- z tereunte funere clare mortuo mandarat, ut nuntiaret Augusto nondum reddi legata quae piebei reliquisset, adtractum ad se recipere debitum ducique ad supplicium imperavit et patri suo verum referre. nec multo post in senatu Pompeio cuidam equiti R. quiddam perneganti, dum vincula minatur, affirmavit fore ut ex Pompeio Pompeianus fieret, acerba cavillatione simul hominis nomen incessens veteremque partium fortunam. sub idem tempus consulente praetore an 58 iudicia maiestatis cogi iuberet, exercendas esse leges respondit et atrocissime exercuit. statuae quidam Augusti caput dempserat, ut alterius imponeret; acta res in senatu et, quia

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Grausam und gefühllos war er von Natur aus; nicht einmal als kleiner Junge hat er das verbergen können. Theodoros aus Gadara, sein Lehrer für Rhetorik, hat tiefer geschaut und schien dies als erster erkannt und in einem äußerst treffenden Vergleich ausgedrückt zu haben; zu wiederholten Malen nannte er ihn, wenn er ihn tadelte, auf griechisch »einen mit Blut getränkten Lehmklumpen«. Seine Veranlagung aber zeigte sich erst mit aller Deutlichkeit und in ihrem ganzen Ausmaß, nachdem er Kaiser geworden war, sogar unmittelbar nach seinem Regierungsantritt, als er noch Mäßigung heucheln mußte, um die Gunst der Menschen zu erlangen. Laut vernehmlich hatte einmal ein Witzbold, als ein Leichenzug an ihm vorüberzog, dem Toten den Auftrag mit auf den Weg gegeben, Augustus zu melden, das, was er dem Volk vermacht habe, sei noch nicht ausgezahlt. Da ließ er diesen Mann aufgreifen und vor sich bringen, ließ den geschuldeten Betrag an ihn auszahlen und ihn zum Henker abführen; er befahl ihm, seinem Vater nun die Wahrheit zu berichten. Und nicht viel später kam es im Senat zu folgender Szene: Er machte einem gewissen Pompeius, einem römischen Ritter, der hartnäckig etwas nicht eingestehen wollte, während er ihm mit Gefängnis drohte, klar, daß schnell aus einem Pompeius ein Pompeianus werden könne; mit diesem üblen Scherz zog er zugleich gegen den Namen des Mannes wie auch gegen das ehemalige Schicksal der Partei der Pompeianer zu Felde. Um dieselbe Zeit fragte ein Praetor bei ihm an, ob er befehlen solle, die Gerichte, die sich mit Majestätsbeleidigung befassen, einzuberufen; dem gab er zur Antwort, Gesetze seien dafür da, daß sie angewendet würden; und er wandte sie ohne einen Funken von Milde an. Jemand hatte einer Statue des Augustus den Kopf abgenommen, um ihr einen anderen aufzusetzen. Es kam zu einer Verhandlung vor dem Senat und, weil bestehende Zweifel an

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ambigebatur, per tormenta quaesita est. damnato reo paulatim genus calumniae eo processit, ut haec quoque capitalia essent: circa Augusti simulacrum servum cecidisse, vestimenta mutasse, nummo vel anulo effigiem impressam latrinae aut lupanari intulisse, dieturn ullum factumve eius existimatione aliqua laesisse. perit denique et is, qui honorem in colonia sua eodem die decerni sibi passus est, quo decreti et Augusto olim erant.

Multa praeterea specie gravitatis ac morum corrigendo- 59 rum, sed et magis naturae optemperans, ita saeve et atrociter factitavit, ut nonnulli versiculis quoque et praesentia exprobrarent et futura denuntiarent mala:

'Asper et immitis, breviter vis omnia dicam? dispeream, si te mater amare potest.

Non es eques: quare? non sunt tibi milia centum; omnia si quaeras, et Rhodus exilium est.

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der Schuld des Angeklagten nicht ausgeräumt wurden, zu einer Untersuchung unter Anwendung der Folter. Es kam zu einer Verurteilung des Angeklagten; seitdem ging man mit der Zeit in der böswilligen Auslegung von Vorfällen so weit, daß schon folgendes unter die Kapitalverbrechen mit Todesfolgen fiel: in der Nähe eines Bildnisses des Augustus einen Sklaven zu prügeln, seine Kleider zu wechseln, eine Münze oder einen Ring mit dem Bild des Augustus auf die Toilette oder in das Bordell mitzunehmen oder einen Ansatz von Kritik an einem Wort oder einer Tat des Augustus vernehmen zu lassen. Das ging so weit, daß sogar der sein Leben verlor, der es zuließ, daß ihm genau an dem Tag in seiner Kolonie eine Ehre zuerkannt wurde, an dem auch Augustus einmal Ehren verliehen worden waren. Darüber hinaus machte er vieles, was er tat, unter dem Anschein von Charakterstärke und so, als gehe es ihm um die Hebung der Moral, aber es war wohl eher so, daß er seiner natürlichen Veranlagung nachgab, und dabei legte er eine solch grausame Strenge und Unbarmherzigkeit an den Tag, daß einige ihm in kurzen Versen sogar seine gegenwärtigen Fehler vorhielten als auch seine künftigen voraussagten: >>Du gefühlloser Klotz, was willst du, daß ich alles in wenige Worte gedrängt sage? Ich will des Todes sein, wenn dich deine Mutter lieben kann. Du bist kein Ritter. Warum? Du hast keine hunderttausend Denare. Wenn du es ganz genau wissen willst, auch Rhodos war schließlich der Ort deiner Verbannung.

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Aurea mutasti Saturni saecula, Caesar: incolumi nam te ferrea semper erunt.

Fastidit vinum, quia iam sitit iste cruorem: tarn bibit hunc avide, quam bibit ante merum.

Aspice felicem sibi, non tibi, Romule, Sullam et Marium, si vis, aspice, sed reducem, nec non Antoni civilia bella moventis non semel infectas aspice caede manus, et die: Roma perit! regnavit sanguine multo, ad regnum quisquis venit ab exilio.'

quae primo, quasi ab impatientibus remedi(or)um ac non tarn ex animi sententia quam bile et stomacho fingerentur, volebat accipi dicebatque identidem: 'oderint, dum probent.' dein vera plane certaque esse ipse fecit fidem.

In paucis diebus quam Capreas attigit piscatori, qui sibi 6o secretum agenti grandem mullum inopinanter obtulerat,

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Die goldenen Jahrhunderte des Saturn hast du verdorben, Caesar: Denn solange du existierst, werden immer eisern sie sem. Wein will er doch nicht mehr trinken, jetzt nämlich dürstet es ihn nach Blut; das trinkt er jetzt in vollen Zügen, wie vorher er den Wein trank. Sieh, Römer, auf Sulla, der glücklich für sich, nicht für dich war, und sieh dir auch den Marius an wenn du willst, aber erst nach seiner Rückkehr nach Rom; und sieh dir auch die Hände des Antonius an, der die Bürgerkriege entfesselt, sieh dir die Hände an, die wieder und wieder mit Mordblut besudelt sind, und sage: Rom geht zugrunde! Viele sind den Alleinherrschern zum Opfer gefallen, die vom Exil den Schritt zur Herrschaft getan.« Anfangs wollte er, daß diese Verse als Produkt von Leuten angesehen wurden, die sich mit seinen Maßnahmen nicht anfreunden wollten, und daß sie die Verse nicht so sehr gedichtet hätten, weil sie tief und fest davon überzeugt wären, als vielmehr deshalb, weil ihnen die Galle überlief und sie ihrem Unmut Luft machen wollten; und so sagte er zu wiederholten Malen: >>Sollen sie mich doch hassen, wenn sie meinen Maßnahmen nur Beifall spenden.« Später hat er dann selbst bewiesen, daß diese Machwerke vollkommen und ohne Zweifel am Platz gewesen waren. Wenige Tage, nachdem er auf Capri von Bord gegangen war, bot ihm, als er sich ganz für sich alleine zurückgezogen

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prefricari eodem pisce faciem iussit, territus quod is a tergo insulae per aspera et devia erepsisset ad se; gratulanti autem inter poenam, quod non et lucustam, quam praegrandem ceperat, obtulisset, lucusta quoque lacerari os imperavit. militem praetorianum ob subreptum e viridiario pavonem capite puniit. in quodam itinere lectica, qua vehebatur, vepribus impedita exploratorem viae, primarum cohortium centurionem, stratum humi paene ad necem verberavit. mox 61 in omne genus crudelitatis erupit numquam deficiente materia, cum primo matris, deinde nepotum et nurus, postremo Seiani familiares atque etiam notos persequeretur; post cuius interitum vel saevissimus extitit. quo maxime apparuit, non tarn ipsum ab Seiano concitari solitum, quam Seiarrum quaerenti occasiones sumministrasse; etsi commentario, quem de vita sua summatim breviterque composuit, ausus est scribere Seianum se punisse, quod comperisset furere adversus liberos Germanici filii sui; quorum ipse alterum suspecto iam, alterum oppresso demum Seiano interemit.

Singillatim crudeliter facta eius exequi longum est; genera, velut exemplaria saevitiae, enumerare sat erit. nullus a

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hatte, ein Fischer eine große Seebarbe unvorhergesehen dar; ihm ließ er eben mit diesem Fisch tüchtig durch das Gesicht fahren; er war nämlich darüber erschrocken, daß der Mann vom hinteren Teil der Insel durch rauhes und unwegsames Gelände zu ihm emporgeklettert war. Und als der Fischer sich noch, während man ihn bestrafte, glücklich schätzte, daß er ihm nicht auch noch die riesige Languste, die er gefangen hatte, dargeboten hatte, befahl er, ihm auch damit das Gesicht zu zerfetzen. Einen Soldaten seiner Leibgarde bestrafte er mit dem Tode, weil er aus seinem Garten einen Pfau gestohlen hatte. Als auf einer Reise die Sänfte, in der er saß, im Dornengestrüpp feststeckte, ließ er den Offizier, der den Weg zu erkunden hatte, zu Boden werfen und fast zu Tode peitschen. Bald erging er sich in Grausamkeiten aller Art; an Gelegenheiten, sie spüren zu lassen, mangelte es ja niemals; so verfolgte er anfangs nur die Freunde und sogar die Bekannten seiner Mutter, darauf die seiner Enkel und seiner Schwiegertochter, zuletzt die des Sejan. Nachdem er ihn aus dem Weg geräumt hatte, zeigte er sich grausam wie noch nie. Daraus dürfte doch ganz klar hervorgehen, daß es nicht Sejan war, der ihn immer und immer wieder zu solchem Verhalten getrieben hat, sondern daß Sejan ihm, der auf der Suche nach passenden Gelegenheiten war, zugearbeitet hat. Dennoch hat er sich sogar erdreistet, in einem Tagebuch, in dem er selbst sein Leben in groben Zügen und mit wenigen Worten darstellt, zu schreiben, er habe Sejan bestraft, weil er erfahren habe, daß er gegen die Kinder seines Sohnes Germanicus wüte; er selbst jedoch hatte den einen Sohn bereits umgebracht, als er den Sejan bereits verdächtigte, den anderen, nachdem er ihm gerade den Untergang bereitet hatte. Seine grausamen Taten einzeln durchzugehen, würde zu weit führen. Es wird hinreichen, sozusagen anhand von Bei-

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poena hominum cessavit dies, ne religiosus quidem ac sacer; animadversum in quosdam ineunte anno novo. accusati damnatique multi cum liberis atque etiam a liberis suis. interdieturn ne capite damnatos propinqui lugerent. decreta accusatoribus praecipua praemia, nonnumquam et testibus. nemini delatorum fides abrogata. omne crimen pro capitali receptum, etiam paucorum simpliciumque verbarum. obiectum est poetae, quod in tragoedia Agamemnonern probris lacessisset; obiectum et historico, quod Brutum Cassiumque ultimos Rarnanorum dixisset; animadversum statim in auctores scriptaque abolita, quamvis probarentur ante aliquot annos etiam Augusto audiente recitata. quibusdam custodiae traditis non modo studendi solacium ademptum, sed etiam sermonis et conloqui usus. citati ad causam dicendam partim se domi vulneraverunt certi damnationis et ad vexationem ignominiamque vitandam, partim in media curia venenum hauserunt; et tarnen conligatis vulneribus ac semianimes palpitantesque adhuc in carcerem rapti. nemo punitorum non in Gemonias abiectus uncoque tractus, viginti uno die abiecti tractique, inter eos feminae et pueri. immaturae puellae, quia more tradito nefas esset virgines strangulari, vitiatae prius a carnifice, dein strangulatae. mori volentibus vis adhibita vivendi. nam mortem adeo leve

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spielen die Arten seiner Grausamkeit aufzuzählen. Kein Tag ging dahin, ohne daß gestraft wurde, nicht einmal ein Festund Feiertag. Es wurden sogar Leuteam Neujahrstag hingerichtet. Viele wurden mit ihren Kindern und sogar von ihren Kindern angeklagt und verurteilt. Es war untersagt, daß Verwandte um zum Tode Verurteilte trauerten. Für die Ankläger setzte man ausnehmend hohe Belohnungen aus, manchmal auch für die Zeugen. Keinem Denunzianten sprach man seine Glaubwürdigkeit ab. Jedes Verbrechen fiel unter die Kapitalverbrechen, selbst wenige und einfach hingesagte Worte wurden mit dem Tode bestraft. Einem Dichter wurde vorgeworfen, daß er in einer Tragödie Agamemnon beschimpft und geschmäht habe. Einem Historiker, daß er Brutus und Cassius die letzten Römer genannt habe. Sofort wurden beide Schriftsteller bestraft und ihre Werke vernichtet, obwohl sie einige Jahre zuvor noch vorgetragen worden waren und Beifall gefunden hatten, damals war Augustus noch als Zuhörer anwesend gewesen. Einigen Inhaftierten wurde nicht nur der Trost wissenschaftlicher Betätigung genommen, sondern auch die Möglichkeit, zu sprechen und sich zu unterhalten. Wurde man vor Gericht geladen, brachte man sich zum Teil zu Hause tödliche Wunden bei, weil man bereits der Verurteilung sicher war und um sich so die Folterung und entehrende Strafe zu ersparen, zum Teil schluckte man mitten in der Kurie Gift. Und doch wurden ihre Wunden verbunden, und sie wurden halbtot und zuckend doch noch ins Gefängnis geschleift. Alle Verurteilten wurden über die Gernonien hinabgestürzt und mit einem Haken geschleift, so erging es zwanzig Personen an einem einzigen Tag, darunter waren Frauen und kleine Jungen. Ganz junge Mädchen wurden zuerst vom Henker geschändet, dann erst erdrosselt, weil es ein schwerer Verstoß gegen das Herkommen gewesen wäre, eine Jungfrau zu er-

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supplicium putabat, ut cum audisset unum e reis, Carnulum nomine, anticipasse eam, exclamaverit: 'Carnulus me evasit.' et in recognoscendis custodiis precanti cuidam poenae maturitatem respondit: 'nondum tecum in gratiam redii.' annalibus suis vir consularis inseruit, frequenti quodam convivio, cui et ipse affuerit, interrogatum eum subito et clare a quodam nano astante mensae inter copreas, cur Paconius maiestatis reus tarn diu viveret, statim quidem petulantiam linguae obiurgasse, ceterum post paucos dies scripsisse senatui, ut de poena Paconi quam primum statueret.

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Auxit intenditque saevitiam exacerbatus indicio de morte 62 filii sui Drusi. quem cum morbo et intemperantia perisse existimaret, ut tandem veneno interemptum fraude Livillae uxoris atque Seiani cognovit, neque tormentis neque supplicio cuiusquam pepercit, soli huic cognitioni adeo per totos dies deditus et intentus, ut Rhodiensem hospitem, quem familiaribus litteris Romam evocarat, advenisse sibi nuntiatum torqueri sine mora iusserit, quasi aliquis ex necessariis quaestioni adesset, deinde errore detecto et occidi, ne vulgaret iniuriam. carnificinae eius ostenditur locus Capreis, 2

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drosseln. Diejenigen, die freiwillig sterben wollten, wurden gezwungen, weiter zu leben. Denn er hielt den Tod für eine so gelinde Strafe, daß er auf die Nachricht hin, ein Angeklagter namens Carnulus habe den Tod vorweggenommen, ausrief: »Carnulus ist mir entwischt.« Als ihn bei der Inspektion der Gefängnisse jemand bat, die Strafe endlich an ihm vollziehen zu lassen, gab er ihm zur Antwort: >>Noch bin ich nicht mit dir versöhnt.« Folgenden Vorfall hat ein ehemaliger Konsul in seinen Aufzeichnungen vermerkt: Bei einem Gastmahl, das stark besucht und bei dem er auch persönlich anwesend war, habe ihn plötzlich und gut vernehmlich ein Zwerg, der mit anderen Possenreißern beim Tisch stand, gefragt, warum Paconius, der der Majestätsbeleidigung angeklagt sei, so lange am Leben bleibe; sofort habe Tiberius ihn zwar wegen seiner voreiligen Äußerung gescholten, aber ein paarTage später habe er an den Senat geschrieben, so bald als möglich die Strafe für Paconius festzusetzen. Seine Grausamkeit nahm noch um einiges mehr zu, weil ihn die Entdeckung der Todesumstände seines Sohnes Drusus noch herber werden ließ. Tiberius hatte nämlich geglaubt, Drusus habe eine Krankheit und seine Unmäßigkeit dahingerafft; als er aber schließlich erfuhr, er sei durch ein Komplott seiner Frau Livilla und des Sejan vergiftet worden, da blieb keinem Folter und Tod erspart. Allein mit dieser einen Untersuchung war er ganze Tage ohne Unterbrechung so beschäftigt und in Anspruch genommen, daß er einen Gastfreund aus Rhodos, den er in einem vertraulichen Brief nach Rom gerufen hatte, nach der Meldung seiner Ankunft gleich zu foltern befahl, als wenn er einer der Hauptbeteiligten an der Untersuchung sei. Als später der Fehler ans Licht kam, ließ er ihn sogar töten, damit er nicht das Unrecht, das er erlitten hatte, überall herumerzählte. Sein Richtplatz wird noch heute auf Capri gezeigt, von wo er die

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unde damnatos post longa et exquisita tormenta praecipitari coram se in mare iubebat, excipiente classiariorum manu et contis atque remis elidente cadavera, ne cui residui spiritus quicquam inesset. excogitaverat autem inter genera cruciatus etiam, ut larga meri potione per fallaciam oneratos, repente veretris deligatis, fidicularum simul urinaeque tormento distenderet. quod nisi eum et mors praevenisset et Thrasyllus consulto, ut aiunt, differre quaedam spe longioris vitae compulisset, plures aliquanto necaturus ac ne reliquis quidem nepotibus parsurus creditur, cum et Gaium suspectum haberet et Tiberium ut ex adulterio conceptum aspernaretur. nec abhorret a vero; namque identidem felicem Priamum vocabat, quod superstes omnium suorum extitisset.

Quam inter haec non modo invisus ac detestabilis, sed 63 praetrepidus quoque atque etiam contumeliis obnoxius vixerit, multa indicia sunt. haruspices secreto ac sine testibus consuli vetuit. vicina vero urbi oracula etiam dis[ s]icere conatus est, sed maiestate Praenestinarum sortium territus destitit, cum obsignatas devectasque Romam non repperisset in arca nisi relata rursus ad templum. unum et alterum z

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Verurteilten nach langen und ausgesuchten Folterungen vor seinen Augen ins Meer stürzen ließ; unten fing dann ein Trupp Matrosen die Leichname auf und schlug mit Stangen und Rudern auf sie ein, damit in ihnen nicht mehr ein Funken von Leben war. Und er hatte sich unter anderem folgende Foltermethode ausgedacht: Unter irgendeinem Vorwand gab er Leuten reichlich Wein zu trinken und machte sie betrunken, dann ließ er ihnen plötzlich ihr Glied zubinden, so daß er ihnen durch Schnüre und Harndrang unsägliche Folterqualen bereitete. Wäre der Tod für ihn nicht früher als erwartet gekommen und hätte nicht Thrasyllos ihn mit voller Absicht, wie man sagt, gedrängt, in der Hoffnung auf ein längeres Leben einige Hinrichtungen aufzuschieben, so würde er wohl noch weit mehr Menschen getötet haben und hätte wohl nicht einmal vor seinen noch lebenden Enkeln haltgemacht, zumal da ihm Gaius schon verdächtig war und er von Tiberius nichts wissen wollte, weil er die Frucht eines außerehelichen Fehltrittes war. Das dürfte dem recht nahe kommen, wie er wirklich empfand. Denn zu wiederholten Malen nannte er Priamus einen glücklichen Mann, weil er die Seinen alle überlebt habe. Was war er doch in dieser Zeit nicht nur ein verhaßter und auch verabscheuter Mensch, was für ein Leben führte er damals, ständig mußte er auch noch Angst haben und Schmähungen über sich ergehen lassen; dafür haben wir viele Beweise. Eingeweideschauer insgeheim und ohne Zeugen zu befragen, verbot er. Er unternahm sogar den Versuch, die Orakelstätten in der Nachbarschaft von Rom aufzulösen, aber die Orakellose von Praeneste jagten ihm durch ihre Erhabenheit Angst und Schrecken ein, und er nahm davon Abstand. Er hatte sie nämlich versiegeln und nach Rom schaffen lassen; dort fand er sie aber nicht im Kasten; erst als der wieder in den Tempel zurückgebracht worden war, tauchten

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consulares oblatis provinciis non ausus a se dimittere usque eo detinuit, donec successores post aliquot annos praesentibus daret, cum interim manente officii titulo etiam delegaret plurima assidue, quae illi per legatos et adiutores suos exequenda curarent. nurum ac nepotes numquam aliter post 64 damnationem quam catenatos obsutaque lectica loco movit, prohibitis per militem obviis ac viatoribus respicere usquam vel consistere.

Seianum res novas molientem, quamvis iam natalem eius 65 publice celebrari et imagines aureas coli passim videret, vix tandem et astu magis ac dolo quam principali auctoritate subvertit. nam primo, ut a se per speciem honoris dimitteret, collegam sibi assumpsit in quinto consulatu, quem longo intervallo absens ob id ipsum susceperat. deinde spe affinitatis ac tribuniciae potestatis deceptum inopinantem criminatus est pudenda miserandaque oratione, cum inter alia patres conscriptos precaretur, mitterent alterum e consulibus, qui se senem et solum in conspectum eorum cum aliquo militari praesidio perduceret. sie quoque diffidens z tumultumque metuens Drusum nepotem, quem vinculis adhuc Romae continebat, solvi, si res posceret, ducemque

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sie wieder auf. Zwei Konsulare, denen eine Provinz zur Verwaltung übertragen worden war, wagte er nicht fortzulassen; solange hielt er sie von ihrem Aufgabenbereich fern, bis er ihnen gleich vor Ort nach ein paar Jahren Nachfolger geben konnte; inzwischen ließ er ihnen ihre Titel und erteilte ihnen sogar ständig recht viele Aufträge, die sie dann durch Legaten und ihre Gehilfen ausführen ließen. Seine Schwiegertochter und Enkel durften sich nach ihrer Verurteilung niemals anders als gefesselt und in einer geschlossenen Sänfte fortbewegen; ein Soldat war dann dabei, der dagegen einschritt, daß Leute, die ihnen begegneten, und Reisende sich umschauten oder gar stehenblieben. Obwohl er mit ansehen mußte, wie Sejan einen Putsch ins Werk setzte und daß bereits sein Geburtstag öffentlich gefeiert wurde und überall von ihm goldene Bildnisse verehrt wurden, brachte er ihn schließlich so gerade noch zu Fall, allerdings mehr durch List und Trug als durch seine kaiserliche Autorität. Zuerst nahm er sich den Sejan, um ihn fortschicken zu können, wobei der Schein eines ehrenvollen Auftrags gewahrt werden konnte, in seinem fünften Konsulat, das er nach einer langen Pause und in Abwesenheit allein aus diesem Grunde übernommen hatte, zum Amtskollegen. Dann aber führte er ihn in die Irre, indem er ihm Hoffnungen auf verwandtschaftliche Bindungen und die tribunizische Gewalt machte, um dann gegen ihn, der überhaupt nichts ahnte, in einer häßlichen und bedauerswerten Anklageschrift Vorwürfe zu erheben, wobei er unter anderem den Senat darum bat, er möge doch einen von den beiden Konsuln schicken, damit er ihn, den alten und alleinstehenden Mann, unter militärischem Geleit vor sie hinführe. Da er doch noch recht mißtrauisch war und einen Aufruhr befürchtete, hatte er den Befehl gegeben, seinen Enkel Drusus, den er immer noch in Rom im Gefängnis festhielt, freizulas-

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constitui praeceperat. aptatis etiarn navibus ad quascumque legiones meditabatur fugam, speculabundus ex altissima rupe identidem signa, quae, ne nuntii morarentur, tolli procul, ut quidque factum foret, mandaverat. verum et oppressa coniuratione Seiani nihilo securior aut constantior per novem proximos menses non egressus est villa, quae vocatur Iovis.

Urebant insuper anxiam mentem varia undique convicia, 66 nullo non damnatorum omne probri genus coram vel per libellos in orchestra positos ingerente. quibus quidem diversissime adficiebatur, modo ut prae pudore ignota et celata cuncta cuperet, nonnumquam eadem contemneret et proferret ultro atque vulgaret. quin et Artabani Parthorum regis laceratus est litteris parricidia et caedes et ignaviam et luxuriam obicientis monentisque, ut voluntaria morte maximo iustissimoque civium odio quam primum satis faceret. postremo semet ipse pertaesus, tali[s] epistulae princi- 67 pio tantum non summam malorum suorum professus est: 'quid scribam vobis, p. c., aut quo modo scribam, aut quid

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sen, wenn es erforderlich werde, und als Oberbefehlshaber zu bestellen. Auch Schiffe hatte er zum Auslaufen bereit machen lassen, denn er dachte auch an eine Flucht zu irgendwelchen Legionen; vom höchsten Punkt der Insel hielt er immer wieder Ausschau nach Signalen, die ihm aus der Ferne gegeben werden sollten, wie er angeordnet hatte, damit die Nachrichten nicht so lange auf sich warten ließen, je nachdem wie und was sich zugetragen hatte. Aber auch nachdem er die Verschwörung des Sejan unterdrückt hatte, fühlte er sich um nichts sicherer und gefestigter und setzte während der nächsten neun Monate keinen Fuß vor sein Landhaus, die sogenannte Iuppiter-Villa. Ferner belasteten sein ängstliches Gemüt die verschiedenen, von allen Seiten laut werdenden Schmähungen; ohne Ausnahme schleuderten nämlich alle Verurteilten ihm in aller Öffentlichkeit oder in Schmähschriften, die auf den Sitzen der Orchestra lagen, alle möglichen Vorwürfe entgegen. Mit solchen Vorwürfen pflegte er ganz unterschiedlich umzugehen: das eine Mal wünschte er sich vor lauter Scham, sie würden nicht weiter bekannt, und man hielte sie geheim, das andere Mal schenkte er ihnen keine Beachtung, ging sogar selbst hin und machte sie öffentlich. Ja, sogar der Partherkönig Artabanus verletzte ihn in einem Brief tief, indem er ihm die Ermordung seines Bruders und andere Morde, seine Faulheit und Gerrußsucht zum Vorwurf machte und ihm dringend riet, freiwillig aus dem Leben zu scheiden und so dem übergroßen und vollkommen berechtigten Haß der Mitbürger möglichst bald Genüge zu leisten. Zuletzt überkam ihn vor sich selbst der Ekel, und er gestand in einem Brief, der mit folgenden Worten beginnt, knapp zusammengefaßt das Ausmaß seines Elends: >>Was soll ich euch schreiben, Senatoren, oder wie soll ich schreiben, oder was soll ich in diesem Moment nicht schreiben? Die Götter und die

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omnino non scribam hoc tempore, dii me deaeque peius perdarrt quam cotidie perire sentio, si scio.' Existimant quidam praescisse haec eum peritia futurarum ac multo ante, quanta se quandoque acerbitas et infamia maneret, prospexisse; ideoque, ut imperium inierit, et patris patriae appellationem et ne in acta sua iuraretur obstinatissime recusasse, ne mox maiore dedecore impar tantis honoribus inveniretur. quod sane ex oratione eius, quam de utraquere habuit, colligi potest; vel cum ait: similem se semper sui futurum nec umquam mutaturum mores suos, quam diu sanae mentis fuisset; sed exempli causa cavendum esse, ne se senatus in acta cuiusquam obligaret, quia aliquo casu mutari posset. et rursus:

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'Si quando autem', inquit, 'de moribus meis devotoque vobis animo dubitaveritis, - quod prius quam eveniat, opto ut me supremus dies huic mutatae vestrae de me opinioni eripiat - nihil honoris adiciet mihi patria appellatio, vobis autem exprobrabit aut temeritatem delati mihi eius cognominis aut inconstantiam contrarii de me iudicii.'

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Corpore fuit amplo atque robusto, statura quae iustam 68 excederet; latus ab umeris et pectore, ceteris quoque mem-

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Göttinnen mögen mich schlimmer zugrunde gehen lassen, als ich mich täglich zugrunde gehen fühle, wenn ich es weiß.« Einige sind der Meinung, er habe das durch seine Gabe, in die Zukunft zu schauen, schon im voraus gewußt und habe schon lange vorher vorausgesehen, was für eine Bitterkeit und Schande er einmal zu gewärtigen habe. Deshalb habe er gleich bei seinem Regierungsantritt den Titel »Vater des Vaterlandes« mit äußerster Hartnäckigkeit von sich gewiesen und nicht zugelassen, daß man auf seine Taten schwöre. Denn später sollte ihn nicht die noch größere Schande treffen, daß man ihn solcher Ehren für unwürdig befinde. Ja, das kann man aus seiner Rede, die er über beide Punkte gehalten hat, wirklich herauslesen; so wenn er sagt, er werde sich selbst immer gleich bleiben und seinen Charakter niemals ändern, solange er noch klar bei Verstande sei. Aber man müsse sich wegen des beispielhaften Charakters vorsehen, daß der Senat sich nicht auf die Handlungen eines Menschen verpflichte, da dieser sich durch irgendeinen Zufall ändern könne. Und an einer anderen Stelle sagt er noch einmal: »Solltet ihr einmal an meinem Charakter und meiner Treue zu euch Zweifel haben - bevor es so weit kommt, wünsche ich mir, daß mir durch den Tod erspart bleibt, miterleben zu müssen, daß ihr eure Meinung über mich ändert -,wird für mich der Titel >Vater< keine weitere Ehrung sein, euch aber wird man entweder unüberlegtes Handeln vorhalten, weil ihr mir diesen Beinamen verliehen habt, oder Wankelmütigkeit, weil ihr eure Meinung ins Gegenteil verkehrt habt.« Sein Körper war ansehnlich und kräftig, von der Statur her lag er etwas über Normalgröße; Schultern und Brust waren breit, auch die übrigen Gliedmaßen bis hin zu den

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bris usque ad imos pedes aequalis et congruens; sinistra manu agiliore ac validiore, articulis ita firmis, ut recens et integrum malum digito terebraret, caput pueri vel etiam adulescentis talitro vulneraret. colore erat candido, capillo pone occipitium summissiore ut cervicem etiam obtegeret, quod gentile in illo videbatur; facie honesta, in qua tarnen crebri et subiti tumores, cum praegrandibus oculis et qui, quod mirum esset, noctu etiam et in tenebris viderent, sed ad breve et cum primum e somno patuissent; deinde rursum hebescebant. incedebat cervice rigida et obstipa, adducto fere vultu, plerumque tacitus, nullo aut rarissimo etiam cum proximis sermone eoque tardissimo, nec sine molli quadam digitorum gesticulatione. quae omnia ingrata atque arrogantiae plena et animadvertit Augustus in eo et excusare temptavit saepe apud senatum ac populum professus naturae vitia esse, non animi. valitudine prosperrima usus est, tempore quidem principatus paene toto prope inlaesa, quamvis a tricesimo aetatis anno arbitratu eam suo rexerit sine adiumento consiliove medicorum.

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Circa deos ac religiones neglegentior, quippe addictus 69 mathematicae plenusque persuasionis cuncta fato agi, toni-

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Füßen standen im rechten Verhältnis zueinander und waren gut proportioniert. Seine linke Hand war beweglicher und kräftiger und ihre Gelenke so stark, daß er einen frisch gepflückten und kernigen Apfel mit einem Finger durchbohren und den Kopf eines Jungen oder sogar eines jungen Mannes durch das Schnellen mit den Fingern verwunden konnte. Er hatte eine weiße Haut, sein Haar trug er am Hinterkopf so lang, daß es auch noch den Nacken bedeckte; hier schien er die Familientradition fortzusetzen. Er hatte edle Gesichtszüge, doch zeigten sich im Gesicht sehr oft und plötzlich Geschwulste, er hatte sehr große Augen und konnte damit, und das ist merkwürdig, sogar bei Nacht und in der Dunkelheit sehen, aber nur ganz kurz und wenn er sie unmittelbar nach dem Schlaf öffnete. Dann begann ihre Sehkraft wieder schwächer zu werden. Er ging immer mit steifem, nach hinten gebogenem Nacken, fast immer machte er ein ernstes Gesicht, und meistens war er schweigsam, selbst mit seiner nächsten Umgebung sprach er kein Wort oder nur ganz selten, und auch dann sehr bedächtig, und dabei gestikulierte er immer ganz leicht mit den Fingern. Alle diese unangenehmen und dazu noch recht anmaßenden Verhaltensweisen hat bereits Augustus an ihm getadelt und oft beim Senat und beim Volk damit zu entschuldigen versucht, daß er erklärte, es seien ihm zur Natur gewordene schlechte Gewohnheiten, aber keine Charakterfehler. Er war immer kerngesund, und das blieb so fast während seiner ganzen Regierungszeit, obwohl er seit seinem dreißigsten Lebensjahr selbst entschied, was für seine Gesundheit gut und recht war, ohne daß er ärztliche Hilfe und Rat einholte. Den Göttern und religiösen Obliegenheiten gegenüber zeigte er sich recht gleichgültig, zumal er sich ganz der Astrologie verschrieben hatte und fest davon überzeugt war, daß alles vom Schicksal bestimmt werde. Dennoch schreck-

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trua tarnen praeter modum expavescebat et turbatiore caelo numquam non coronam lauream capite gestavit, quod fulmine afflari negetur id genus frondis. Artes liberales utriusque generis studiosissime coluit. in 70 oratione Latina secutus est Corvinum Messalam, quem senem adulescens observarat. sed adfectatione et morositate nimia obscurabat stilum, ut aliquanto extempore quam a cura praestantior haberetur. composuit et carmen lyri- 2 cum, cuius est titulus 'conquestio de morte L. Caesaris'. fecit et Graeca poemata imitatus Euphorionem et Rhianum et Parthenium, quibus poetis admodum delectatus scripta omnium et imagines publicis bibliothecis inter veteres et praecipuos auctores dedicavit; et ob hoc plerique eruditorum certatim ad eum multa de his ediderunt. maximetarnen curavit notitiam historiae fabularis usque ad ineptias atque derisum; nam et grammaticos, quod genus hominum praecipue, ut diximus, appetebat, eius modi fere quaestionibus experiebatur: quae mater Hecubae, quod Achilli nomen inter virgines fuisset, quid Sirenes cantare sint solitae. et quo primum die post excessum Augusti curiam intravit, quasi pietati simul ac religioni satis facturus Minonis exemplo ture quidem ac vino verum sine tibicine supplicavit, ut ille olim in morte filii. sermone Graeco quamquam alioqui 71

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te er über alle Maßen auf, wenn es donnerte, und wenn sich am Himmel Anzeichen von Wetterverschlechterungen zeigten, trug er immer einen Lorbeerkranz auf dem Kopf, weil man sagt, in dieses Laub fahre der Blitz nicht ein. Die freien Künste pflegte er in beiden Sprachen sehr eifrig. In der lateinischen Redekunst war Corvinus Messala sein Vorbild; ihn hatte er schon als junger Mann verehrt; damals war Corvinus bereits ein alter Mann gewesen. Aber durch seine gekünstelte und allzu pedantische Ausdrucksweise waren seine Reden immer schwer verständlich, so daß man seine Reden aus dem Stegreif höher schätzte als die, die er ausgearbeitet hatte. Er verfaßte auch ein lyrisches Gedicht mit dem Titel >>Klage über L. Caesars Tod«. Auch griechische Gedichte schrieb er und ahmte dabei den Euphorion, Rhianos und Parthenios nach, an denen er so große Freude hatte, daß er die Schriften und Bildnisse dieser Drei in den öffentlichen Bibliotheken zwischen den alten Größen unter den Dichtern aufstellen ließ. Das war auch der Grund dafür, daß recht viele Gelehrte über diese Drei um die Wette viel publizierten und ihm ihre Werke widmeten. Doch am meisten vertiefte er sich in die Mythologie, das ging bis hin zu Phantastereien und bis ins Lächerliche. Denn auch die Grammatiker, mit denen er, wie wir bereits festgestellt haben, ganz gerne zu tun hatte, stellte er mit Fragen etwa wie diesen auf die Probe: wer die Mutter der Hekuba gewesen sei, wie Achill bei den Mädchen geheißen habe, was für Lieder die Sirenen gesungen hätten. Und an dem Tag, an dem er zum ersten Mal nach dem Tode des Augustus wieder die Kurie betrat, brachte er, wohl um zugleich der Sohnespflicht als auch einer religiösen Obliegenheit genug zu tun, nach dem Vorbild des Minos ein Weihrauch- und Weinopfer dar, allerdings ohne daß dabei ein Flötenspieler aufspielte; Minos hatte einst dasselbe beim Tod seines Sohnes getan.

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promptus et facilis, non tarnen usque quaque usus est abstinuitque maxime in senatu; adeo quidem, ut monopolium nominaturus veniam prius postularet, quod sibi verbo peregrino utendum esset. atque etiam cum in quodam decreto patrum EftßA.ru.u:x recitaretur, commutandam censuit vocem et pro peregrina nostratem requirendam aut, si non reperiretur, vel pluribus et per ambitum verbarum rem enuntiandam. militem quoque Graece testimonium interrogatum nisi Latino respondere vetuit.

Bis omnino toto secessus tempore Romam redire conatus, 72 semel triremi usque ad proximos naumachiae hortos subvectus est disposita statione per ripas Tiberis, quae obviam prodeuntis submoveret, iterum Appia usque ad septimum lapidem; sed prospectis modo nec aditis urbis moenibus rediit, primo incertum qua de causa, postea ostento territus. erat ei in oblectamentis serpens draco, quem ex consuetu- 2 dine manu sua cibaturus cum consumptum a formicis invenisset, monitus est ut vim multitudinis caveret. rediens ergo propere Campaniam Asturae in languorem incidit, quo paulum levatus Cerceios pertendit. ac ne quam suspicionem

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Obwohl er sich gewandt und leicht im Gespräch auf Griechisch ausdrücken konnte, bediente er sich des Griechischen nicht bei jeder Gelegenheit, und ganz besonders im Senat sprach er nicht Griechisch. Das ging sogar soweit, daß er, weil er nicht umhin komme, ein Fremdwort zu gebrauchen, um Nachsicht bat, das Wort >>Monopol« verwenden zu dürfen. Ja, als in einem Senatsbeschluß einmal das Wort >>Emblem« fiel, war er sogar der Meinung, das Wort gehöre abgeändert, und es müsse nach einem entsprechenden in der lateinischen Sprache gesucht werden und, sollte man keines finden, müsse der Sachverhalt eben durch mehrere und umschreibende Begriffe ausgedrückt werden. Einem Soldaten, der auf griechisch als Zeuge befragt wurde, verbot er zu antworten, es sei denn er antworte auf lateinisch. Nur zweimal machte er während der ganzen Zeit, die er fern von Rom lebte, den Versuch, nach Rom zurückzukehren: das eine Mal fuhr er auf einem Dreiruderer bis in die unmittelbare Nähe der Gärten bei der Naumachie; vorher hatten an den Ufern des Tiber Soldaten Posten bezogen, die Leute wegschicken sollten, die ihnen aus der Stadt entgegenkamen. Das zweite Mal kam er auf der Via Appia bis zum siebten Meilenstein an die Stadt heran. Aber beide Male sah er sich die Mauern der Stadt von außen an und betrat die Stadt nicht, sondern machte kehrt. Beim ersten Mal war nicht klar, warum er das tat. Das zweite Mal schreckte ihn ein Vorzeichen ab. Zum Zeitvertreib hielt er sich eine recht große Schlange; als er diese wie gewöhnlich eigenhändig füttern wollte, fand er sie von Ameisen verzehrt vor; das war für ihn eine Warnung, sich vor der gewalttätigen Menge zu hüten. Er kehrte also eilends nach Kampanien zurück, und in Astura verfiel er in Depressionen; als er sich davon ein wenig erholt hatte, setzte er seine Reise bis Circei fort. Damit man erst gar nicht zu munkeln anfange, er habe keine

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infirmitatis daret, castrensibus ludis non tantum interfuit, sed etiam missum in harenam aprum iaculis desuper petit; statimque latere convulso et, ut exaestuarat, afflatus aura in graviorem recidit morbum. sustentavit tarnen aliquamdiu, quamvis Misenum usque devectus nihil ex ordine cotidiano praetermitteret, ne convivia quidem aut ceteras voluptates partim intemperantia partim dissimulatione. nam Chariclen medicum, quod commeatu afuturus e convivio egrediens manum sibi osculandi causa apprehendisset, existimans temptatas ab eo venas, remanere ac recumbere hortatus est cenamque protraxit. nec abstinuit consuetudine quin tune quoque irrstans in medio triclinio astante lictore singulos valere dicentis appellaret. interim cum in actis 73 senatus legisset dimissos ac ne auditos quidem quosdam reos, de quibus strictim et nihil aliud quam nominatos ab indice scripserat, pro contempto se habitum fremens repetere Capreas quoquo modo destinavit, non temere quicquam nisi ex tuto ausurus. sed tempestatibus et ingravescente vi morbi retentus paulo post obiit in villa Lucullana octavo et septuagesimo aetatis anno, tertio et vicesimo imperii, XVII. Kal. Ap. Cn. Acerronio Proculo C. Pontio Nigr(in)o conss.

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Kraft mehr, war er bei den Lagerspielen nicht nur anwesend, sondern warf sogar von seinem Sitz herab mit Wurfspießen auf einen Eber, den man in die Arena gelassen hatte. Sofort spürte er einen stechenden Schmerz in der Seite und bekam, durchgeschwitzt wie er war, Zugluft mit und erlitt einen recht schweren Rückfall. Dennoch überstand er die Krankheit eine Zeitlang, obwohl er bis nach Misenum weitersegelte und nichts von seinem täglichen Pensum ausließ, nicht einmal Gelage und andere Vergnügungen, teils weil er ohne Maß und Ziel war, teils weil er sich etwas vormachte. Denn seinen Arzt Charikles, der seinen Urlaub antreten wollte und deswegen von der Tafel aufgestanden war und seine Hand zum Kuß ergriffen hatte, mahnte er in dem Glauben, er habe seinen Puls fühlen wollen, noch zu bleiben und wieder bei Tisch Platz zu nehmen, und so verlängerte er das Mahl. Ja, er gab damals sogar seine Gewohnheit nicht auf, sich mitten im Speisezimmer mit einem Liktor an der Seite hinzustellen und jedem, der sich verabschiedete, persönlich >>Lebe wohl« zu sagen. Als er in der Zwischenzeit in den Protokollen der Senatssitzungen gelesen hatte, daß man einige Angeklagte entlassen und nicht einmal verhört hatte, über die er nur eine ganz kurze schriftliche Notiz geschickt hatte und nichts mehr, als daß man ihm ihre Namen hinterbracht habe, war er über diese Geringschätzung, mit der man ihn behandelte, unwirsch und fest entschlossen, auf alle Fälle nach Capri zurückzugehen; denn es schien ihm angebracht, dagegen nur etwas nach reiflicher Überlegung und aus sicherer Entfernung zu unternehmen. Aber Stürme und die schlimmer werdende Krankheit ließen ihn nicht fortkommen, und so starb er wenig später in der Villa Lucullana im achtundsiebzigsten Lebensjahr, im dreiundzwanzigsten Jahr seiner Regierung, am r6. März, im Konsulatsjahr des Cn. Acerronius Proculus und des C. Pontius Nigrinus.

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Sunt qui putent venenum ei a Gaio datum lentum atque tabificum; alii, in remissione fortuitae febris cibum desideranti negatum; nonnulli, pulvinum iniectum, cum extractum sibi deficienti anulum mox resipiscens requisisset. Seneca eum scribit intellecta defectione exemptum anulum quasi alicui traditurum parumper tenuisse, dein rursus aptasse digito et compressa sinistra manu iacuisse diu immobilem; subito vocatis ministris ac nemine respondente consurrexisse nec procul a lectulo deficientibus viribus concidisse.

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Supremo natali suo ApoHinern Temenitem et amplitudinis 74 et artis eximiae, advectum Syracusis ut in bibliotheca templi novi poneretur, viderat per quietem affirmantem sibi non posse se ab ipso dedicari. et ante paucos quam obiret dies, turris Phari terrae motu Capreis concidit. ac Miseni cinis e favilla et carbonibus ad calficiendum triclinium inlatis, extinctus iam et diu frigidus, exarsit repente prima vespera atque in multam noctem pertinaciter luxit.

Morte eius ita laetatus est populus, ut ad primum nuntium 75 discurrentes pars: 'Tiberium in Tiberim!' clamitarent, pars

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Einige sind der Ansicht, Gaius habe ihm Gift gegeben, das ihn ganz langsam und allmählich hinsiechen ließ. Es gibt allerdings auch Stimmen, die behaupten, man habe ihm die Nahrung verweigert, als einmal das unerwartet aufgetretene Fieber zurückging. Einige meinen auch, man habe ihn mit einem Kissen erstickt, als er wieder zu sich kam und dann auch den Ring zurückverlangte, den man ihm, da seine Kräfte im Schwinden waren, bereits abgezogen hatte. Seneca schreibt, er habe, als er sein Ende kommen sah, den Ring vom Finger gestreift, als wolle er ihn jemandem übergeben, und ihn kurz in der Hand gehalten, dann aber habe er ihn wieder an den Finger gesteckt und habe die Linke zusammengepreßt und sei so lange unbeweglich dagelegen. Plötzlich habe er nach seinen Dienern verlangt, niemand aber habe geantwortet; da sei er aufgestanden, und nicht weit vom Bett sei er entkräftet zusammengebrochen. An seinem letzten Geburtstag war ihm, als er sich zur Ruhe niedergelegt hatte, der Temenitische Apollo, eine ungemein große und kunstvolle Statue, die er aus Syrakus hatte nach Rom schaffen lassen, um sie in der Bibliothek eines neuen Tempels aufzustellen, erschienen und hatte ihm ganz klar gesagt, er werde von ihm nicht als Weihgeschenk aufgestellt werden können. Und wenige Tage vor seinem Tod stürzte auf Capri der Leuchtturm infolge eines Bebens zusammen. Und in Misenum fing die Asche aus der Loderasche und den Kohlestücken, die man zum Aufwärmen ins Speisezimmer getragen hatte, obwohl sie bereits gelöscht und schon längst erkaltet war, plötzlich am frühen Abend wieder Feuer und glühte hell bis tief in die Nacht, ohne zu verlöschen. Darüber, daß er tot war, freute sich das Volk so sehr, daß man in alle Himmelsrichtungen auseinanderlief, sobald man von seinem Tod erfahren hatte, und einige den Ruf anstimm-

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Terram matrem deosque Manes orarent, ne mortuo seclern ullam nisi inter impios darent, alii uncum et Gemonias cadaveri minarentur, exacerbati super memoriam pristinae crudelitatis etiam recenti atrocitate. nam cum senatus consulto cautum esset, ut poena damnatorum in decimum semper diem differretur, forte accidit ut quorundam supplicii dies is esset, quo nuntiatum de Tiberio erat. hos implorantis hominum fidem, quia absente adhuc Gaio nemo extabat qui adiri interpellarique posset, custodes, ne quid adversus constitutum facerent, strangulaverunt abieceruntque in Gemonias. crevit igitur invidia, quasi etiam post mortem tyranni saevitia permanente. corpus ut moveri a Miseno coepit, conclamantibus plerisque Atellam potius deferendum et in amphitheatro semiustilandum, Romam per milites deportatum est crematumque publico funere.

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Testamenturn duplex ante biennium fecerat, alterum sua, 76 alterum liberti manu, sed eodem exemplo, obsignaveratque etiam humillimorum signis. eo testamento heredes aequis partibus reliquit Gaium ex Germanico et Tiberium ex Druso

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ten: »Tiberius in den Tiber!« Andere riefen die Mutter Erde und die Götter der Unterwelt an, ihm keine Wohnstätte zu geben, und wenn sich das nicht vermeiden lasse, dann nur dort, wo die Gottlosen wohnten. Andere wiederum drohten dem Leichnam Haken und Gernonien an; denn sie waren nicht nur aufgebracht bei der Erinnerung an seine altbekannte Grausamkeit, sondern auch noch über eine Scheußlichkeit, die erst unlängst passiert war. Denn weil durch einen Senatsbeschluß sicher gestellt war, daß die Bestrafung der Verurteilten stets um zehn Tage ausgesetzt war, traf es sich zufällig, daß die Hinrichtung einiger Verurteilter genau auf den Tag fiel, an dem die Nachricht vom Ableben des Tiberius in Rom eintraf. Diese flehten die Menschen um ihren Beistand an; da Gaius noch nicht da war und es niemanden gab, an den man sich hätte wenden und bei dem man mit seinen Bitten hätte vorstellig werden können, erdrosselten die Wächter, um nichts entgegen dem Beschluß zu tun, die Verurteilten und warfen sie die Gernonien hinab. Also wurde der Haß nur noch größer, schien es doch so, als sei es auch nach dem Tode des Tyrannen nicht vorbei mit seiner Grausamkeit. Als sich der Leichenzug von Misenum aus in Bewegung zu setzen begann, wurde von vielen Seiten die Forderung laut, man solle ihn lieber nach Atella bringen und im Amphitheater halb verbrennen; doch mit Hilfe der Soldaten schaffte man den Leichnam nach Rom und äscherte ihn bei einem Staatsbegräbnis ein. Er hatte vor zwei Jahren ein Testament in doppelter Ausfertigung gemacht; das eine hatte er selbst geschrieben, das andere ein Freigelassener, inhaltlich waren beide Ausführungen identisch. Leute ganz niederen Standes hatten mit ihrem Zeichen das Testament gegengezeichnet. In diesem Testament bestimmte er seine Enkel Gaius, den Sohn des Germanicus, und Tiberius, den Sohn des Drusus, als Erben

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nepotes substituitque in vicem; dedit et legata plerisque, inter quos virginibus Vestalibus, sed et militibus universis plebeique Romanae viritim atque etiam separatim vicorum magistris.

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zu gleichen Teilen und zu Erben auf Gegenseitigkeit. Er gab auch Legate an sehr viele Leute, unter anderem an die Vestalischen Jungfrauen, aber auch an die Soldaten in ihrer Gesamtheit und jeden einzelnen aus dem einfachen Volk von Rom und sogar noch ein Extralegat an die Vorsteher der Bezirke.

Liber IV C. CALIGULA

Germanicus, C. Caesaris pater, Drusi et minoris Antoniae filius, a Tiberio patruo adoptatus, quaesturam quinquennio ante quam per leges liceret et post eam consulatum statim gessit, missusque ad exercitum in Germaniam, excessu Augusti nuntiato, legiones universas imperatorem Tiberium pertinacissime recusantis et sibi summam rei p. deferentis incertum pietate an constantia maiore compescuit atque hoste mox devicto triumphavit. consul deinde iterum creatus ac prius quam honorem iniret ad componendum Orientis statum expulsus, cum Armeniae regem dedisset, Cappadociam in provinciae formam redegisset, annum agens aetatis quartum et tricensimum diuturno morbo Antiochiae obiit, non sine veneni suspicione. nam praeter livores, qui toto corpore erant, et spumas, quae per os fluebant, cremati quoque cor inter ossa incorruptum repertum est, cuius ea natura existimatur, ut tinctum veneno igne confici nequeat.

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Buch4 CALIGULA

Germanicus, der Vater des C. Caesar, der Sohn des Drusus und Antonia der Jüngeren, wurde von Tiberius, seinem Onkel väterlicherseits, adoptiert. Er war Quaestor fünf Jahre vor der Zeit, die das Gesetz zubilligt; und unmittelbar im Anschluß an die Quaestur bekleidete er das Konsulat. Man schickte ihn zum Heer, das in Germanien stationiert war; als dieN achriebt vom Tode des Augustus eintraf, haben alle Legionen ohne Ausnahme Tiberius als Kaiser sehr entschieden abgelehnt und ihm diese Position im Staate angetragen; Germanicus hielt diese Bestrebungen in Schranken, wobei ungewiß ist, ob er das aus Loyalität tat oder mehr deswegen, weil es für ihn keine Versuchung darstellte; bald darauf besiegte er den Feind völlig und feierte seinen Triumph. Danach wurde er zum zweiten Male zum Konsul gewählt; doch bevor er das Amt antreten konnte, nötigte man ihn, Rom zu verlassen, damit er im Orient die politischen Verhältnisse wieder in Ordnung bringe. Nachdem er Armenien einen König gegeben und Kappadokien zur Provinz gemacht hatte, starb er in Antiochia in seinem dreiundvierzigsten Lebensjahr an einer langwierigen Krankheit; daß man einen Giftmord argwöhnte, blieb nicht aus. Einmal abgesehen von den blauen und schwarzen Flecken, die sich am ganzen Körper fanden, und dem Schaum, der ihm vor den Mund trat, fand man nämlich nach der Verbrennung des Leichnams zwischen den Gebeinen auch noch sein Herz unversehrt. Man glaubt, daß das Herz von Natur aus so beschaffen sei, daß es, mit Gift getränkt, durch Feuer nicht aufgezehrt werden kann. Man nimmt an, daß er durch den

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obiit autem, ut opinio fuit, fraude Tiberi, ministerio et opera 2 Cn. Pisonis, qui sub idem tempus Syriae praepositus, nec dissimulans offendendum sibi aut patrem aut filium, quasi plane ita necesse esset, etiam aegrum Germanicum gravissimis verbarum ac rerum acerbitatibus nullo adhibito modo adfecit; propter quae, ut Romam rediit, paene discerptus a populo, a senatu capitis damnatus est. omnes Germanico 3 corporis animique virtutes, et quantas nemini cuiquam, contigisse satis constat: formam et fortitudinem egregiam, ingenium in utroque eloquentiae doctrinaeque genere praecellens, benivolentiam singularem conciliandaeque hominum gratiae ac promerendi amoris mirum et efficax Studium. formae minus congruebat gracilitas crurum, sed ea quoque paulatim repleta assidua equi vectatione post cibum. hostem comminus saepe percussit. oravit causas 2 etiam triumphalis; atque inter cetera studiorum monimenta reliquit et comoedias Graecas. domi forisque civilis, libera ac foederata oppida sine lictoribus adibat. sicubi clarorum virorum sepulcra cognosceret, inferias Manibus dabat. caesorum clade Variana veteres ac dispersas reliquias uno tumulo humaturus, colligere sua manu et comportare primus adgressus est. obtrectatoribus etiam, qualescumque et quantacumque de causa nanctus esset, lenis adeo et inno-

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heimtückischen Anschlag des Tiberius dahinschied; Cn. Piso, der damals Statthalter von Syrien war, leistete ihm mit Rat und Tat Hilfe; der machte auch keinen Hehl daraus, daß er entweder den Vater oder den Sohn gegen sich aufbringen müsse, das sei sozusagen unumgehbar; so ging er hin und kränkte Germanicus, sogar als er schon erkrankt war, in Wort und Tat aufs bitterste; dabei kannte er keine Grenzen. Deswegen hätte ihn bei seiner Rückkehr nach Rom das Volk fast zerfetzt; der Senat verurteilte ihn zum Tode. Es kann als gesichert gelten, daß Germanicus alle körperlichen und geistigen Vorzüge in einem Ausmaß zuteil geworden waren, wie niemandem sonst jemals: Er war ausnehmend schön und tapfer, ausgenommen talentiert auf dem Gebiet der griechischen und römischen Beredsamkeit und gelehrten Bildung, er zeigte einzigartige Güte und war ausnehmend und erfolgreich darum bemüht, sich die Gunst der Menschen und ihre Liebe zu gewinnen. Zu seiner Gestalt wollten nicht so recht seine Stöckelbeine passen; aber auch die wurden mit der Zeit voller, weil er nach dem Essen immer ausritt. Oft tötete Germanicus den Feind im Nahkampf. Reden vor Gericht hielt er auch noch, nachdem er den Triumph abgehalten hatte. Er hinterließ neben anderen Zeugnissen seiner wissenschaftlichen Beschäftigung auch griechische Komödien. Zu Hause und in der Stadt war er immer leutselig; freie und verbündete Städte besuchte er immer, ohne daß ihn Liktoren begleiteten. Wo immer er Grabmäler berühmter Männer besuchte, brachte er den Geistern der Verstorbenen ein Totenopfer dar. Er wollte die alten, überall verstreut herumliegenden Überreste der in der Varusschlacht Gefallenen in einem Grabhügel bestatten, also machte er sich als erster daran, eigenhändig die Leichenteile zu sammeln und zusammenzutragen. Seinen Gegnern gegenüber, ganz gleich wer es war und was sie bewogen hatte, war er so milde und

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xius, ut Pisoni deereta sua reseindenti dientelas di[u ]vexanti non prius suseensere in animum induxerit, quam venefieiis quoque et devotionibus impugnari se eomperisset; ae ne tune quidem ultra progressus, quam ut amieitiam ei more maiorum renuntiaret mandaretque domestieis ultionem, si quid sibi aeeideret. quarum virtutum fruetum uberrimum 4 tulit, sie probatus et dileetus a suis, ut Augustus - omitto enim neeessitudines reliquas - diu eunetatus an sibi sueeessorem destinaret, adoptandum Tiberio dederit; sie vulgo favorabilis, ut plurimi tradant, quotiens aliquo adveniret vel sieunde diseederet, prae turba oeeurrentium prosequentiumve nonnumquam eum diserimen vitae adisse, e Germania vero post eompressam seditionem revertenti praetorianas eohortes universas prodisse obviam, quamvis pronuntiatum esset, ut duae tantum modo exirent, populi autem Romani sexum, aetatem, ordinem omnem usque ad vieesimum lapidem effudisse se. tarnen longe maiora et firmiora de eo iudi- 5 eia in morte ae post mortem extiterunt. quo defunetus est die, lapidata sunt templa, subversae deum arae, Lares a quibusdam familiares in publieum abieeti, partus eoniugum expositi. quin et barbaros ferunt, quibus intestinum quibusque adversus nos bellum esset, velut in domestieo eom-

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wollte ihnen nichts Böses, daß er erst dann gegen Piso, obwohl dieser doch seine Dekrete aufgehoben und seinen Klienten übel mitgespielt hatte, zornig wurde, als er erfahren hatte, daß er ihm mit Giftgetränken und Verwünschungen nach dem Leben trachtete. Und auch jetzt ging er nur so weit, daß er ihm nach alter Sitte die Freundschaft aufkündigte und denjenigen, die mit ihm im Palast zusammenlebten, auftrug, ihn zu rächen, wenn ihm etwas zustoßen sollte. Diese guten Eigenschaften zeigten sehr große Wirkung; so waren die Seinen voll und ganz mit ihm zufrieden und liebten ihn, so daß Augustus- von dem Rest der Familie will ich hier erst gar nicht reden -lange zögerte, ob er ihn nicht zu seinem Nachfolger bestimmen solle; doch er ließ ihn von Tiberius adoptieren. Das Volk hatte er dermaßen auf seiner Seite, daß, wie die meisten überliefern, er manchmal, wenn er irgendwo ankam oder von irgendwo aufbrach, vor lauter Menschen, die ihm entgegeneilten oder ihn geleiteten, um sein Leben fürchten mußte und ihm bei seiner Rückkehr aus Germanien, wo er soeben einen Aufstand unterdrückt hatte, alle Praetorianerkohorten ohne Ausnahme aus der Stadt entgegeneilten; und diestrotzseines Befehls, daß höchstens zwei die Stadt verlassen durften; auch das römische Volk, Männer wie Frauen, alle strömten sie, ob alt oder jung, egal welchem Stand sie angehörten, bis zum zwanzigsten Meilenstein aus der Stadt ihm entgegen. Doch die Urteile über ihn bei und nach seinem Tod waren noch beträchtlich ehrenvoller und bestätigten dies alles. An dem Tag, an dem er verstarb, wurden Steine gegen die Tempel geschleudert, wurden Altäre der Götter umgestürzt, von einigen Leuten wurden die Laren auf die Straße geworfen, Kinder, die an diesem Tag zur Welt gekommen waren, wurden ausgesetzt. Ja, sogar die Barbaren, die sich in Kriegen untereinander oder mit uns befanden, sollen sich zu einer Kampfpause entschlossen ha-

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munique maerore consensisse ad indutias; regulos quosdam barbam posuisse et uxorum capita rasisse ad indicium maximi luctus; regum etiam regem et exercitatione venandi et convictu megistanum abstinuisse, quod apud Parthos iusti(ti) instar est. Romae quidem, cum ad primam famam 6 valitudinis attonita et maesta civitas sequentis nuntios opperiretur, et repente iam vesperi incertis auctoribus convaluisse tandem percrebruisset, passim cum luminibus et victimis in Capitolium concursum est ac paene revolsae templi fores, ne quid gestientis vota reddere moraretur, expergefactus e somno Tiberius gratulantium vocibus atque undique concinentium:

'salva Roma, salva patria, salvus est Germanicus.' et ut demum fato functum palam factum est, non solaciis z ullis, non edictis inhiberi luctus publicus potuit duravitque etiam perfestos Decembris mensis dies. auxit gloriam desideriumque defuncti et atrocitas insequentium temporum, cunctis nec temere opinantibus reverentia eius ac metu repressam Tiberi saevitiam, quae mox eruperit. habuit in 7 matrimonio Agrippinam, M. Agrippae et Iuliae filiam, et ex ea novem liberos tulit: quorum duo infantes adhuc rapti,

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ben, als wenn sie einen der Ihren zu beklagen hätten und mit uns zusammen trauerten. Einige Könige kleinerer Länder sollen sich zum Zeichen tiefster Trauer den Bart abnehmen und ihren Frauen die Köpfe haben kahl scheren lassen. Sogar der König der Könige ist nicht auf dieJagdgegangen und hat an den Diners seiner Großen nicht teilgenommen; das bedeutet bei den Parthern soviel wie bei uns der Stillstand der Gerichte. In Rom aber waren die Bürger bei der ersten Nachricht von seiner Erkrankung wie betäubt und traurig und warteten auf weitere Nachrichten; schließlich verbreitete sich am Abend plötzlich überall das Gerücht - man weiß nicht, wer die Fäden zog- er sei wieder auf dem Wege der Besserung; man lief in großem Durcheinander mit Fakkeln und Opfertieren auf das Kapitol; dabei wären fast die Tempeltüren aus den Angeln gehoben worden, denn nichts sollte die Leute, die nichts anderes im Kopfe hatten, als ihre Gelübde einzulösen, aufhalten. Tiberius wurde aus dem Schlaf gerissen durch die Rufe derjenigen, die ihrer Freude freien Lauf ließen und überall sangen: >>Gerettet ist Rom, gerettet das Vaterland, wohlbehalten ist Germanicus.« Als aber endlich bekannt wurde, er sei durch die Fügung des Schicksals gestorben, konnte man die allgemeine Trauer durch kein Wort des Trostes und auch nicht durch Edikte hemmen; sie hielt auch über die Festtage im Dezember an. Der Ruhm und die Sehnsucht nach dem Verstorbenen wurden durch die Not der folgenden Jahre noch größer. Nicht ohne Grund nämlich waren alle der Meinung, Tiberius habe seine Grausamkeit, die bald ans Licht kam, nur aus Achtung vor Germanicus und aus Furcht unterdrückt. Verheiratet war Germanicus mit Agrippina, der Tochter des M. Agrippa und der Iulia; mit ihr hatte er neun Kinder. Zwei dieser Kin-

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unus iam puerascens insigni festivitate, cuius effigiem habitu Cupidinis in aede Capitolinae Veneris Livia dedicavit, Augustus in cubiculo suo positam, quotiensque introiret, exosculabatur; ceteri superstites patri fuerunt, tres sexus feminini, Agrippina Drusilla Livilla, continuo triennio natae; totidem mares, Nero et Drusus et C. Caesar. Neronem et Drusum senatus Tiberio criminante hostes iudicavit.

C. Caesar natus est pridie Kal. Sept. patre suo et C. Fon- 8 teio Capitone coss. ubi natus sit, incertum diversitas tradentium facit. Cn. Lentulus Gaetulicus Tiburi genitum scribit, Plinius Secundus in Treveris vico Ambitarvio supra Confluentes; addit etiam pro argumento aras ibi ostendi inscriptas OB AGRIPPINAE PUERPERIUM. versiculi imperante mox eo divulgati apud hibernas legiones procreatum indicant:

'in castris natus, patriis nutritus in armis, iam designati principis omen erat.'

ego in actis Anti editum invenio. Gaetulicum refellit Plinius quasi mentitum per adulationem, ut ad laudes iuvenis gloriosique principis aliquid etiam ex urbe Herculi sacra sume-

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der starben bereits, als sie noch ganz klein waren, eines, als es gerade ins Knabenalter kam; dieses war ein solcher Sonnenschein, daß Livia sein Bild als Cupido im Tempel der Kapitolinischen Venus weihte. Ein Exemplar stand im Schlafzimmer des Augustus; der küßte es jedesmal, wenn er eintrat. Die anderen Kinder haben den Vater überlebt, die drei Töchter Agrippina, Drusilla und Livilla; sie waren alle drei innerhalb von drei Jahren hintereinander zur Welt gekommen; er hatte ebenso viele Söhne, nämlich den Nero, Drusus und C. Caesar. Nero und Drusus erklärte der Senat zu Staatsfeinden, da Tiberius Anklage erhob. C. Caesar wurde am einunddreißigsten August geboren; und zwar in dem Jahr, in dem sein Vater und C. Fonteius Capito Konsuln waren. Über seinen Geburtsort läßt sich nichts Genaues sagen, da die Angaben hierüber vollkommen widersprüchlich sind. Cn. Lentulus Gaetulicus schreibt, er sei in Tibur geboren; nach Plinius Secundus ist er im Gebiet der Treverer in dem Dorf Ambitarvius oberhalb von Koblenz zur Welt gekommen. Er führt noch als Beweis dafür an, daß man dort Altäre mit der Aufschrift »Wegen der Niederkunft Agrippinas« zeigt. Später, als er Kaiser war, waren folgende Verse in Umlauf, die besagen, daß er bei den Legionen im Winterlager geboren wurde: >>Im Lager kam er zur Welt, in den Kriegen des Vaters wurde er groß, das war bereits ein Zeichen dafür, daß er zum Herrscher bestimmt war.« Ich finde in den Akten, daß er in Antium auf die Welt gekommen sei. Den Gaetulicus widerlegt Plinius, dem er unterstellt, aus Schmeichelei eine falsche Angabe zu machen; er habe nämlich, um den jungen und ruhmreichen Prinzen etwas mehr herauszustellen, sogar als verbürgt behauptet, er

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8,2-8,j

ret, abusumque audentius mendacio, quod ante annum fere natus Germanico filius Tiburi fuerat, appellatus et ipse C. Caesar, de cuius amabili pueritia immaturoque obitu supra diximus. Plinium arguit ratio temporum. nam qui res Augusti memoriae mandarunt, Germanicum exacto consulatu in Galliam missum consentiunt iam nato Gaio. nec Plini opinionem inscriptio arae quicquam adiuverit, cum Agrippina bis in ea regione filias enixa sit, et qualiscumque partus sine ullo sexus discrimine puerperium vocetur, quod antiqui etiam puellas pueras, sicut et pueros puellos dictitarent. extat et Augusti epistula, ante paucos quam obiret menses ad Agrippinam neptem ita scripta de Gaio hoc neque enim quisquam iam alius infans nomine pari tune supererat -: 'puerum Gaium XV. Kal. lun. si dii volent, ut ducerent Talarius et Asillius, heri cum iis constitui. mitto praeterea cum eo ex servis meis medicum, quem scripsi Germanico si vellet ut retineret. valebis, mea Agrippina, et dabis operam ut valens pervenias ad Germanicum tuum.' abunde parere arbitror non potuisse ibi nasci Gaium, quo prope bimulus demum perductus ab urbe sit. versiculorum quoque fidem eadem haec elevant et eo facilius, quod ii sine auctore sunt. sequenda est igitur, quae sola [auctor] restatet

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stamme aus einer dem Hercules heiligen Stadt. Er habe um so dreister gelogen, weil fast genau ein Jahr vorher in Tibur ein Sohn des Germanicus geboren worden war, der ebenfalls C. Caesar genannt worden war. Wir haben bereits weiter oben über diesen liebenswerten jungen Mann und seinen zu frühen Tod berichtet. Rechnet man genau die Zeitangaben nach, so wird klar, daß Plinius sich irrt. Denn diejenigen, die die Leistungen des Augustus der Nachwelt überlieferten, stimmen darin überein, daß Germanicus nach seinem Konsulat nach Gallien geschickt wurde, da war Gaius bereits geboren. Die Behauptung des Plinius erhält auch durch die Inschrift auf dem Altar überhaupt keine Stütze, da Agrippina in dieser Gegend zweimal eine Tochter zur Welt gebracht hat und man jede Geburt puerperium nennt, ganz gleich, ob ein Sohn oder eine Tochter geboren wurde; denn früher nannte man auch die Mädchen puerae und ebenso die Jungen puelli. Da wäre auch noch ein Brief des Augustus, den er wenige Monate vor seinem Tod an seine Enkelin Agrippina schrieb und in dem folgendes über Gaius- zu diesem Zeitpunkt lebte nämlich bereits kein kleines Kind mit dem gleichen Namen mehr - bemerkt: >>Den jungen Gaius sollen Talarius und Asillius am achtzehnten Mai, falls die Götter es wollen, mit sich nehmen, das habe ich gestern mit den beiden vereinbart. Außerdem schicke ich mit ihm einen von meinen Sklaven, einen Arzt, den er, so habe ich dem Germanicus geschrieben, behalten kann, wenn er will. Lebe wohl, meine liebe Agrippina, und sorge dafür, daß du gesund bei deinem Germanicus ankommst.« Meiner Meinung nach geht daraus eindeutig hervor, daß Gaius nicht dort geboren sein kann, wohin man ihn erst als ein Kind von fast zwei Jahren gebracht hat. Dieselben Argumente erschüttern auch die Glaubwürdigkeit der Verse und das mit noch weniger Mühe, weil man nicht weiß, wer sie verfaßt hat. Also muß man

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publiei instrumenti auetoritas, praesertim eum Gaius Antium omnibus semper loeis atque seeessibus praelatum non aliter quam natale solum dilexerit tradaturque etiam seclern ae domieilium imperii taedio urbis transferre eo destinasse.

Caligulae eognomen eastrensi ioeo traxit, quia manipula- 9 rio habitu inter milites edueabatur. apud quos quantum praeterea per hane nutrimentorum eonsuetudinem amore et gratia valuerit, maxime eognitum est, eum post exeessum Augusti tumultuantis et in furorem usque praeeipites solus haud dubie ex eonspeetu suo flexit. non enim prius destiterunt, quam ablegari eum ob seditionis perieulum et in proximam eivitatem demandari animadvertissent; tune demum ad paenitentiam versi reprenso ae retento vehieulo invidiam quae sibi fieret depreeati sunt. eomitatus est patrem et Syri- 10 aea expeditione. unde reversus primum in matris, deinde ea relegata in Liviae Augustae proaviae suae eontubernio mansit; quam defunetam praetextatus etiam tune pro rostris laudavit. transitque ad Antoniam aviam et undevieensimo aetatis anno aeeitus Capreas a Tiberio uno atque eodem die togam sumpsit barbamque posuit, sine ullo honore qualis

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doch dem folgen, was noch als einziges verbleibt und was staatlich verbürgt ist, besonders da Gaius Antium stets vor allen anderen Plätzen und Urlaubsorten den Vorzug gegeben hat und es wie den Ort, an dem er geboren war, liebte. Er soll sogar- so wird überliefert- die Absicht gehabt haben, den Sitz und das Zentrum des Reiches dorthin zu verlegen, weil er Rom satt hatte. Zu dem Beinamen Caligula war er durch einen Scherz, den man mit ihm im Lager machte, gekommen; er lief nämlich in der Uniform eines gewöhnlichen Soldaten zwischen den Soldaten herum und wurde auch unter ihnen erzogen. Wie sehr er gerade durch den Verlauf der ersten Jugendjahre von ihnen geliebt wurde und wie sehr sie ihm wohlgesonnen waren, wurde ganz klar, als er nach dem Tode des Augustus die aufständischen, sich in blinde Wut stürzenden Leute allein, das steht ganz eindeutig fest, durch sein Erscheinen wieder zur Besinnung brachte. Nicht eher nämlich machten sie Schluß mit ihrem Verhalten, als bis sie bemerkt hatten, daß man ihn, weil man die Gefahr einer Meuterei kommen sah, seines Kommandos entheben und in die nächste Stadt zur Verwahrung geben wollte. Da erst bereuten sie ihr Verhalten, bemächtigten sich des Wagens und ließen ihn nicht passieren und baten flehentlich darum, ihnen die üble Nachrede zu ersparen. Er begleitete seinen Vater auch auf seinem Feldzug gegen Syrien. Nachdem er von dort zurückgekehrt war, lebte er zuerst einmal mit seiner Mutter zusammen; als diese verbannt worden war, zog er ins Haus seiner Urgroßmutter Livia Augusta. Als diese gestorben war, hielt er, damals trug er noch die Knabentoga, auf der Rednertribüne die Leichenrede auf sie. Dann zog er zu seiner Großmutter Antonia; als er auf die neunzehn Jahre zuging, rief ihn Tiberius zu sich nach Capri; an ein und demselben Tag legte er die Männertoga an und schor er sich zum ersten Male den

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contigerat tirocinio fratrum eius. hic omnibus insidiis temptatus elic(i)entium cogentiumque se ad querelas nullam umquam occasionem dedit, perinde obliterato suorum casu ac si nihil cuiquam accidisset, quae vero ipse pateretur incredibili dissimulatione transmittens tantique in avum et qui iuxta erant obsequii, ut non immerito sit dieturn nec servum meliorem ullum nec deteriorem dominum fuisse. naturam tarnen saevam atque probrosam ne tune quidem inhibere poterat, quin et animadversionibus poenisque ad supplicium datorum cupidissime interesset et ganeas atque adulteria capillamento celatus et veste longa noctibus obiret ac scaenicas saltandi canendique artes studiosissime appeteret, facile id sane Tiberio patiente, si per has mansuefieri posset ferum eius ingenium. quod sagacissimus senex ita prorsus perspexerat, ut aliquotiens praedicaret exitio suo omniumque Gaium vivere et se natricem [serpentis id genus] p( opulo) R( omano ), Phaethontem orbi terrarum educare.

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Non ita multo post Iuniam Claudillam M. Silani nobilissimi viri f(iliam) duxit uxorem. deinde augur in locum fratris sui Drusi destinatus, prius quam inauguraretur ad pontificatum traductus est insigni testimonio pietatis atque indo-

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Bart, ohne daß er ehrenvolle Aufgaben erhielt, wie seine Brüder sie am Tag ihrer Volljährigkeitserklärung erhalten hatten. Hier stellte man ihn auf die Probe, indem man ihm alles Mögliche vormachte; er aber gab denjenigen, die ihn verleiten und drängen wollten, daß er sich beklage, überhaupt keine Chance. Er schien das, was seiner Familie widerfahren war, aus seinem Gedächtnis getilgt zu haben, so als sei überhaupt niemandem etwas passiert; doch das, was er persönlich hinnehmen mußte, ließ er über sich mit unglaublicher Verstellung ergehen und war gegenüber seinem Großvater und dessen engere Umgebung dermaßen unterwürfig, daß er nicht ganz unschuldig war, wenn man von ihm behauptete, noch nie habe jemand einen besseren Sklaven und einen schlechteren Herrn abgegeben. Doch seine grausame, zu jeder Art von Lastern geneigte Natur hatte er nicht einmal zu jener Zeit in seiner Gewalt, so daß er ganz besessen darauf war, beim Vollzug der Todesstrafe und auch bei anderen Strafexekutionen dabei zu sein. Nachts suchte er Kneipen und Freudenhäuser auf, allerdings durch Perükke und lange Gewänder unkenntlich gemacht; Feuer und Flamme war er für Theaterstücke mit Tanz und Gesang. Tiberius ließ dies freilich gern zu, wenn dadurch nur sein unbändiger Charakter etwas ruhiger würde. Denn der alte Mann hatte ihn scharfsinnig und vollkommen durchschaut; so hat er mehr als einmal voraussehend bemerkt, Gaius lebe zu seinem und aller Untergang, er erziehe dem römischen Volk eine Natter, dem Erdkreis aber einen Phaethon. Nicht viel später heiratete er Iunia Claudilla, die Tochter des M. Silanus, eines Mannes aus einer sehr vornehmen Familie. Dann wurde er an Stelle seines Bruders Drusus zum Augur ernannt; doch noch vor Antritt dieser Stellung machte man ihn zum Oberpriester, weil er doch in ausnehmendem Maße seine Vaterliebe und seine gute Veranlagung un-

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lis, eum deserta desolataque reliquis subsidiis aula, Seiano hoste tune suspeeto mox et oppresso, ad spem sueeessionis paulatim admoveretur. quam quo magis eonfirmaret, amissa Iunia ex partu Enniam Naeviam, Maeronis uxorem, qui turn praetorianis eohortibus praeerat, sollieitavit ad stuprum, pollieitus et matrimonium suum, si potitus imperio fuisset; deque ea re et iure iurando et ehirographo eavit. per hane insinuatus Maeroni veneno Tiberium adgressus est, ut quidam opinantur, spirantique adhue detrahi anulum et, quoniam suspieionem retinentis dabat, pulvinum iussit iniei atque etiam fauees manu sua oppressit, liberto, qui ob atroeitatem faeinoris exclamaverat, eonfestim in erueem aeto. nee abhorret a veritate, eum sint quidam auetores, ipsum postea etsi non de perfeeto, at eerte de eogitato quondam parrieidio professum; gloriaturn enim assidue in eommemoranda sua pietate, ad ulciseendam neeem matris et fratrum introisse se eum pugione eubieulum Tiberi[i] dormientis et miserieordia eorreptum abieeto ferro reeessisse; nee illum, quanquam sensisset, aut inquirere quiequam aut exequi aus um.

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Sieimperium adeptus, p(opulum) R(omanum), vel dieam 13 hominum genus, voti eompotem feeit, exoptatissimus prin-

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ter Beweis gestellt habe. Damals stand der Hof ganz verlassen und ohne alle Schutztruppen da, Sejan wurde zu der Zeit als Staatsfeind beargwöhnt, und kurz darauf hat man ihm auch den Untergang bereitet; so nährte man allmählich in ihm die Hoffnung, er werde der Nachfolger auf dem Thron sein. Um sich in dieser Hinsicht noch mehr Zuversicht einzuflößen, verführte er, nachdem Iunia bei einer Geburt gestorben war, Ennia Naevia, die Frau des Macro, der damals den Oberbefehl über die Praetorianerkohorten hatte, zum Ehebruch und versprach ihr die Heirat, wenn er sich der Herrschaft bemächtigt hätte. Dies bekräftigte er durch seinen Eid und seine Unterschrift. Mit ihrer Hilfe wurden er und Macro enge Freunde; jetzt ging er daran, Tiberius zu vergiften, wie einige behaupten; obwohl Tiberius noch atmete, befahl er, ihm den Ring vom Finger zu ziehen und, als es den Anschein hatte, als wolle er ihn nicht hergeben, ein Kissen auf ihn zu werfen; er drückte ihm sogar eigenhändig die Kehle zu. Ein Freigelassener schrie wegen der Abscheulichkeit dieser Tat laut auf; er wurde unverzüglich ans Kreuz geschlagen. Dies entspricht sicher der Wahrheit; denn es gibt einige Gewährsleute dafür, daß er später selbst mindestens bekannt habe, daß er einmal daran gedacht habe, seinen Vater umzubringen, wenn er auch nicht die Ausführung des Mordes einräumt. Denn wenn er auf seine Sohnestreue zu sprechen gekommen sei, habe er sich ständig gerühmt, er sei mit einem Dolch bewaffnet in das Schlafzimmer des Tiberius gegangen, als dieser schlief, um den Tod seiner Mutter und seiner Brüder zu rächen; doch das Mitleid habe ihn gepackt, und er habe den Dolch fallen gelassen und habe kehrtgemacht. Obwohl Tiberius das ganze mitbekommen habe, habe er nicht gewagt, eine Untersuchung anzustellen und ihn zu bestrafen. So kam Caligula an die Macht, und das römische Volk, oder soll ich sagen, die ganze Menschheit, bekam das erfüllt,

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ceps maximae parti provincialium ac militum, quod infantem plerique cognoverant, sed et universae plebi urbanae ob memoriam Germanici patris miserationemque prope afflictae domus. itaque ut a Miseno movit quamvis lugentis habitu et funus Tiberi prosequens, tarnen inter altaria et victimas ardentisque taedas densissimo et laetissimo obviorum agmine incessit, super fausta nomina 'sidus' et 'pullum' et 'pupum' et 'alumnum' appellantium; ingressoque urbem, 14 statim consensu senatus et irrumpentis in curiam turbae, inrita Tiberi voluntate, qui testamento alterum nepotem suum praetextatum adhuc coheredem ei dederat, ius arbitriumque omnium rerum illi permissum est tanta publica laetitia, ut tribus proximis mensibus ac ne totis quidem supra centum sexaginta milia victimarum caesa tradantur.

Cum deinde paucos post dies in proximas Campaniae insulas traiecisset, vota pro reditu suscepta sunt, ne minimam quidem occasionem quoquam omittente in testificanda sollicitudine et cura de incolumitate eius. ut vero in adversam valitudinem incidit, pernoctantibus cunctis circa Palatium, non defuerunt qui depugnaturos se armis prosalute aegri quique capita sua titulo proposito voverent.

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was man sich gewünscht hatte. Er schien der Kaiser zu sein, den sich der größte Teil der Menschen in den Provinzen und der Soldaten sehnliehst gewünscht hatte, hatten die meisten ihn doch noch als kleines Kind kennengelernt; das gleiche gilt für das gesamte Volk in Rom, denn dort erinnerte man sich an seinen Vater Germanicus und hatte Mitleid mit der Familie, die fast ins Elend gestürzt war. Als er von Misenum aufbrach, schritt er, obwohl er doch Trauerkleider trug und dem Tiberius das letzte Geleit gab, zwischen Altären, Opfertieren und brennenden Fackeln doch in einem sehr dicht gedrängten und äußerst gut gelaunten Zug von Leuten, die ihm entgegenkamen. Diese redeten ihn mit Namen, die voll günstiger Vorbedeutung waren, an, nannten ihn »ihren Stern, ihr Hühnchen, ihr Püppchen, ihren SohnFührer der Jugend«. Als Ehrung für seine Schwestern ließ er allen Eidesformeln folgende Worte hinzusetzen: >>Ich werde weder mich noch meine Kinder lieber haben als Gaius und seine Schwestern.« Und auch den Berichten der Konsuln wurde hinzugefügt: >>Zum Heil und zum Glück von Gaius und seinen Schwestern.>Parilia« zu nennen; das hatte symbolischen Wert, Rom sei nämlich damals noch einmal gegründet worden. Viermal bekleidete er das Konsulat, das erste Mal vom ersten Juli an für zwei Monate, das zweite Mal vom ersten bis zum dreißigsten Januar, das dritte Mal bis zum Fünfzehnten und das vierte Mal bis zum Siebten desselben Monats. Dabei war er zuletzt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren Konsul. Das dritte Konsulat trat er ohne Kollegen in Lugudunum an, nicht, wie einige behaupten, weil er hochmütig oder rücksichtslos gewesen sei, sondern weil er nicht hatte wissen können, daß sein Kollege am ersten Januar gestorben war; denn er war nicht in Rom gewesen. Geldspenden machte er zweimal an das Volk, je dreihundert Sesterzen pro Person, ebensooft gab er für den Senat und die Angehörigen des Ritterstandes ein opulentes Mahl, wozu auch die Frauen und Kinder beider Stände eingeladen waren. Beim letzten Festessen verteilte er auch noch Prunkgewänder an die Herren, die Frauen und Kinder erhielten purpur- und muschelfarbene Binden. Damit das Volk auch in Zukunft mehr Zeit habe, sich zu freuen, verlängerte er die Saturnalien um einen Tag und nannte diesen »Tag der JugendFrommenSohn des LagersVater der Heere>besten und größten KaiserEiner soll der Herrscher, einer der König sein!« Und es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sich sofort das Diadem aufgesetzt und den Prinzipat in die Herrschaft eines

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et principum et regum se excessisse fastigium, divinam ex eo maiestatem asserere sibi coepit; datoque negotio, ut simulacra numinum religione et arte praeclara, inter quae Olympii lovis, apportarentur Graecia, quibus capite dempto suum imponeret, partem Palatii ad forum usque promovit, atque aede Castoris et Poilucis in vestibulum transfigurata, consistens saepe inter fratres deos, medium adorandum se adeuntibus exhibebat; et quidam eum 'Latiarem Iovern' consalutarunt. templum etiam numini suo proprium et sacerdotes et excogitatissimas hostias instituit. in templo simulacrum stabat aureum iconicum amiciebaturque cotidie veste, quali ipse uteretur. magisteria sacerdotii ditissimus quisque et ambitione et licitatione maxima vicibus comparabant. hostiae erant phoenicopteri, pavones, tetraones, numidicae, meleagrides, phasianae, quae generatim per singulos dies immolarentur. et noctibus quidem plenam fulgentemque lunam invitabat assidue in amplexus atque concubitum, interdiu vero cum Capitolino Iove secreto fabulabatur, modo insusurrans ac praebens in vicem aurem, modo clarius nec sine iurgiis. nam vox comminantis audita est:

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Königs umgewandelt. Doch man erinnerte ihn daran, daß er schon weit über dem Rang von Fürsten und Königen stehe; also begann er, für sich seitdem Würde zu beanspruchen, wie sie einem Gott zusteht. Also gab er den Auftrag, Götterbilder, die besonders verehrt und kunstvoll gearbeitet waren, unter anderem auch das Standbild des Iuppiter aus Olympia, von Griechenland nach Rom zu bringen, diesen dann den Kopf abzunehmen und ihnen den seinen aufzusetzen. Einen Teil des Palastes ließ er bis zum Forum ausweiten; den Tempel von Castor und Pollux ließ er zu dessen Vorhalle umgestalten und stellte sich oft zwischen die göttlichen Brüder; wenn er dann in ihrer Mitte stand, ließ er sich von den Besuchern anbeten. Einige begrüßten ihn sogar als >>Iuppiter Latiaris«. Er stiftete auch einen Tempel allein für seine Gottheit, bestellte eigens Priester und ließ sich streng ausgesuchte Opfertiere darbringen. Im Tempel stand ein Bild aus Gold, das seinem Portrait ähnelte und ihn lebensgroß darstellte; täglich legte man ihm das gleiche Gewand um, das auch er trug. Gerade die reichsten Leute versuchten eines der Priesterämter zu erhalten, indem sie um seine Gunst buhlten und sich gegenseitig durch Höchstgebote überboten. Geopfert wurden Flamingos, Ffaue, Auerhähne, numidische Hühner, Perlhühner und Fasane; jeden Tag wurde eine andere Art geopfert. In Nächten, in denen Luna ihren vollen Umfang erreicht hatte und leuchtete, lud er sie regelmäßig zu Umarmung und Beilager ein; bei Tage aber plauderte er in einem Vieraugengespräch mit dem Kapitolinischen Iuppiter, einmal flüsterte er ihm etwas ins Ohr und hielt ihm dann seinerseits das Ohr hin, bald unterhielt er sich mit ihm ziemlich laut und es fielen dabei auch beleidigende Worte. Man hörte ihn einmal folgendermaßen drohen: >>Entweder du hebst mich oder ich dich!«

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donec exoratus, ut referebat, et in contuberniurn ultro invitatus super ternplurn Divi Augusti ponte transrnisso Palatiurn Capitoliurnque coniunxit. rnox, quo propior esset, in area Capitolina novae dornus fundarnenta iecit.

Agrippae se nepotern neque credi neque dici ob ignobili- 23 tatern eius volebat suscensebatque, si qui vel oratione vel carrnine irnaginibus eurn Caesarurn insererent. praedicabat autern rnatrern suarn ex incesto, quod Augustus curn Iulia filia adrnisisset, procreatarn; ac non contentus hac Augusti insectatione Actiacas Si[n]culasque victorias, ut funestas p. R. et calarnitosas, vetuit sollernnibus feriis celebrari. Liviarn 2 Augustarn proaviam Ulixern stolaturn identidern appellans, etiarn ignobilitatis quadarn ad senaturn epistula arguere ausus est quasi rnaterno avo decurione Fundano ortarn, curn publicis rnonurnentis certurn sit, Aufidiurn Lurconern Rornae honoribus functurn. aviae Antoniae secreturn petenti denegavit, nisi ut interveniret Macro praefectus, ac per istius rnodi indignitates et taedia causa extitit rnortis, dato tarnen, ut quidarn putant, et veneno; nec defunctae ullurn honorern habuit prospexitque e triclinio ardentern rogurn. fratrern Tiberiurn inopinantern repente irnrnisso

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Schließlich habe er sich erweichen lassen- so erklärte er immer wieder- und sei eingeladen worden, mit ihm sein Haus zu teilen; also ließ er über den Tempel des göttlichen Augustus hinweg eine Brücke bauen und den Palast und das Kapitol verbinden. Dann ließ er, um dem Gott noch näher zu sein, auf dem Platz vor dem Kapitol die Fundamente eines neuen Palastes legen. Er wollte partout nicht, daß man in ihm den Enkel des Agrippa sehe oder von ihm als solchem spreche, denn dieser stammte nicht aus einer vornehmen Familie; und er wurde sogar zornig, wenn man diesen in einer Rede oder in einem Gedicht unter die Vorfahren der Kaiser reihte. Doch ganz stolz behauptete er, seine Mutter sei die Frucht aus einem Inzest des Augustus mit seiner Tochter Iulia. Mit dieser Verleumdung des Augustus gab er sich noch nicht zufrieden; so verbot er auch, die Siege bei Aktium und Sizilien jährlich mit Festen zu feiern, da sie doch dem römischen Volk nur Trauer und großes Unheil gebracht hätten. Seine Urgroßmutter Livia Augusta nannte er immer wieder einen Odysseus im Weiberrock; er war sogar so dreist, ihr in einem Brief an den Senat ihre niedere Abkunft vorzuhalten, da ja ihr Großvater mütterlicherseits in Fundi Gemeinderat gewesen sei, obwohl doch durch offizielle Urkunden feststeht, daß Aufidius Lurco in Rom Ämter bekleidet hat. Er verweigerte seiner Großmutter Antonia ein Vieraugengespräch, als sie darum nachsuchte, es sei denn der Praefekt Macro könne dazukommen; und indem er sie auf solche empörende Weise behandelte und sie spüren ließ, daß er sie satt hatte, beförderte er ihren Tod, bei alledem habe er noch mit Gift nachgeholfen, wie einige meinen. Als sie verstorben war, erwies er ihr keinerlei Ehre und sah von seinem Speisezimmer aus zu, wie der Scheiterhaufen brannte. Seinen Bruder Tiberius ließ er, ohne daß er etwas ahnte, plötzlich durch einen Militärtribu-

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tribuno militum interemit. Silanum item socerum ad necem secandasque novacula fauces compulit, causatus in utroque, quod hic ingressum se turbatius mare non esset secutus ac spe occupandi urbem, si quid sibi per tempestates accideret, remansisset, ille antidotum obol[e]uisset, quasi ad praecavenda venena sua sumptum, cum et Silanus inpatientiam nauseae vitasset et molestiam navigandi, et Tiberius propter assiduam et ingravescentem tussim medicamento usus esset. nam Claudium patruum non nisi in ludibrium reservavit.

Cum omnibus sororibus suis consuetudinem stupri fecit 24 plenoque convivio singulas infra se vicissim conlocabat uxore supra cubante. ex iis Drusillam vitiasse virginem praetextatus adhuc creditur atque etiam in concubitu eius quondam deprehensus ab Antonia avia, apud quam simul educabantur; mox Lucio Cassio Longino consulari conloca tarn abduxit et in modum iustae uxoris propalam habuit; heredem quoque bonorum atque imperii aeger instituit. eadem defuncta iustitium indixit, in quo risisse lavisse z cenasse cum parentibus aut coniuge liberisve capital fuit. ac

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nen, den er gesandt hatte, töten. Und auch seinen Schwiegersohn Silanus trieb er in den Tod; mit einem Rasiermesser schnitt dieser sich die Kehle durch. Gegen beide brachte er auch einiges vor; so sollletzterer ihm, als er bei stürmischer See hinausfahren wollte, nicht gefolgt und in der Stadt zurückgeblieben sein, weil er sich Hoffnungen machte, die Stadt in seine Hand zu bekommen, falls ihm bei dem Unwetter etwas zustoße. Bei Tiberius habe man das Gegengift riechen könne, das er eingenommen hatte, um sich vorbeugend gegen seine Gifte zu schützen. In Wirklichkeit verhielt es sich jedoch so, daß Silanus an Seekrankheit litt und sich den Beschwerlichkeiten einer Seereise nicht aussetzen wollte und Tiberius ein Mittel eingenommen hatte, weil er seinen Husten nicht loswurde und der sich auch noch verschlimmerte. Seinen Onkel Claudius freilich schonte er nur, weil er seinen Spott mit ihm haben wollte. Mit allen seinen Schwestern trieb er Unzucht und ließ sie bei einer Tischgesellschaft, wenn viele Gäste anwesend waren, abwechselnd alle einmal an seiner Seite Platz nehmen, während seine Gattin an seiner anderen Seite lag. Man glaubt, daß er von den Schwestern Drusilla die Jungfernschaft geraubt hat, als er noch im Knabenalter war, und auch von seiner Großmutter Antonia dabei ertappt wurde, wie er bei ihr lag; sie wurden beide von Antonia erzogen. Später heiratete sie den ehemaligen Konsuln Lucius Cassius Longinus; er nahm sie ihm wieder weg und behandelte sie in aller Öffentlichkeit wie seine rechtmäßig angetraute Gattin. Auch als Erbin seines Vermögens und als Nachfolgerirr in der Regentschaft setzte er sie ein, als er erkrankte. Als sie starb, ordnete er den Stillstand der Gerichte an; und es wurde als Verbrechen, auf das die Todesstrafe stand, angesehen, zu lachen, zu baden, mit den Eltern, der Frau oder den Kindern gemeinsam zu speisen. Der Schmerz über den Verlust

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maeroris impatiens, cum repente noctu profugisset ab urbe transcucurrissetque Campaniam, Syracusas petit, rursusque inde propere rediit barba capilloque promisso; nec umquam postea quantiscumque de rebus, ne pro contione quidem populi aut apud milites, nisi per numen Drusillae deieravit. reliquas sorores nec cupiditate tanta nec dignatione dilexit, ut quas saepe exoletis suis prostrav(er)it; quo facilius eas in causa Aemili Lepidi condemnavit quasi adulteras et insidiarum adversus se conscias ei nec solum chirographa omnium requisita fraude ac stupro divulgavit, sed et tres gladios in necem suam praeparatos Marti Ultori addito elogio consecravit.

Matrimonia contraxerit turpius an dimiserit an tenuerit, 25 non est facile discernere. Liviam Orestillam C. Pisoni nubentem, cum ad officium et ipse venisset, ad se deduci imperavit intraque paucos dies repudiatam biennio post relegavit, quod repetisse usum prioris mariti tempore medio videbatur. alii tradunt adhibitum cenae nuptiali mandasse ad Pisonem contra accumbentem: 'noli uxorem meam premere', statimque e convivio abduxisse secum ac proximo die edixisse: matrimonium sibi repertum exemplo Romuli et Augusti. Lolliam Paulinam, C. Memmio consulari exerci- 2

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war ihm unerträglich; so verließ er plötzlich bei Nacht Hals über Kopf die Stadt und eilte nach Kampanien, dann nach Syrakus, dann machte er wieder kehrt und kam schnell nach Hause; er hatte sich den Bart stehen und das Haar wachsen lassen. Seitdem hat er niemals mehr bei sehr gewichtigen Angelegenheiten, selbst nicht einmal mehr vor versammeltem Volk oder vor den Soldaten, einen Eid abgelegt, ohne bei der >>Gottheit Drusilla« zu schwören. Seine anderen Schwestern liebte er nicht so leidenschaftlich, noch stellte er sie so heraus; oft überließ er sie einfach seinen Lustknaben zu sexuellen Spielen. So fiel es ihm auch nicht sonderlich schwer, sie in einem Prozeß gegen Aemilius Lepidus zu verurteilen, unter dem Vorwand, daß sie Ehebruch begangen und eingeweiht seien in Anschläge, die man gegen ihn plane; und er veröffentlichte nicht nur die Briefe von allen, die sie eigenhändig geschrieben hatten; er hatte sich in ihren Besitz durch Raffinesse und durch Beischlaf gebracht. Er weihte auch noch drei Schwerter, die für seine Ermordung bereit gelegen hatten, dem Mars Ultor; dabei ließ er auch noch eine Inschrift anbringen. Ob er Ehen mit mehr Schimpf einging, löste oder weiterführte, ist nicht leicht auszumachen. Als Livia Orestilla und C. Piso heirateten, kam er persönlich zu ihrer Hochzeitsfeier und befahl, sie ihm zuzuführen; nach wenigen Tagen wollte er nichts mehr von ihr wissen; nach zwei Jahren verbannte er sie, weil sie anscheinend den Verkehr mit ihrem früheren Gatten wieder gesucht hatte. Andere überliefern, er habe beim Hochzeitsessen, zu dem man ihn eingeladen hatte, Piso, der ihm gegenüber lag, sagen lassen: >>Lege dich ja nicht auf meine Frau!« Und er habe sie gleich von der Tafel mit sich fortgenommen und gleich am nächsten Tag verkündet, er habe sich bei dieser Hochzeit Romulus und Augustus zum Vorbild genommen. Lollia Paulina, die Gattin des

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tus regenti nuptam, facta mentione aviae eius ut quondam pulcherrimae, subito ex provincia evocavit ac perductarn a marito coniunxit sibi brevique missam fecit interdicto cuiusquam in perpetuum coitu. Caesoniam neque facie insigni neque aetate integra matremque iam ex alio viro trium filiarum, sed luxuriae ac lasciviae perditae, et ardentius et constantius amavit, ut saepe chlamyde peltaque et galea omatarn ac iuxta adequitantem militibus ostenderit, amicis vero etiam nudam. uxorio nomine non prius dignatus est quam enixam, uno atque eodem die professus et mariturn se eius et patrem infantis ex ea natae. infantem autem, Iuliam Drusil- 4 lam appellatam, per omnium dearum templa circumferens Minervae gremio imposuit alendamque et instituendam commendavit. nec ullo firmiore indicio sui seminis esse credebat quam feritatis, quae illi quoque tanta iam tune erat, ut infestis digitis ora et oculos simul ludentium infantium incesseret. leve ac frigidum sit his addere, quo propinquos 26 amicosque pacto tractaverit, Ptolemaeum regis Iubae filium, consobrinum suum- erat enim et is M. Antoni ex Selene filia nepos- et in primis ipsum Macronem, ipsam Enniam, adiutores imperii: quibus omnibuspro necessitudinis iure proque meritorum gratia cruenta mors persoluta est.

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Konsulars C. Memmius, der gerade ein Heer kommandierte, ließ er auf die Bemerkung hin, ihre Großmutter sei einst eine sehr schöne Frau gewesen, sofort aus der Provinz holen; ihr Gatte führte sie ihm zu, und er heiratete sie; nach kurzer Zeit aber löste er die Verbindung und untersagte ihr für alle Zeiten den Verkehr mit einem Mann. Caesonia liebte er innig und etwas beständiger, dabei war sie nicht einmal auffallend schön noch jung, war bereits Mutter von drei Töchtern, die sie mit einem anderen Mann hatte, aber sie war über alle Maßen gerrußsüchtig und zügellos. Oft zeigte er sie den Soldaten mit Mantel, Schild und Schwert und auf einem Pferd neben sich, Freunden aber zeigte er sie auch nackt. Erst als sie entbunden hatte, hielt er sie des Namens Gemahlin für würdig; noch an demselben Tag erklärte er, daß er ihr Gatte und der Vater des Kindes, das sie geboren hatte, sei. Das Kind erhielt den Namen Iulia Drusilla; er trug es durch die Tempel aller Göttinnen und setzte es Minerva in den Schoß und vertraute ihr sein Gedeihen und seine Ausbildung an. Und er war der Meinung, daß kein Beweis seiner Vaterschaft zuverlässiger sei, als sein wildes Wesen, das es schon damals in einem solchen Ausmaß hatte, daß es mit den Fingern gefährlich auf die Gesichter und Augen der Kinder, die mit ihm spielten, losging. Unerheblich und fade dürfte es wohl sein, jetzt noch hinzuzufügen, wie er Verwandte und Freunde behandelt hat, z. B. Ptolemaios, den Sohn des Königs Iuba, seinen Vetter- er war nämlich auch ein Enkel des M. Antonius, weil er der Sohn von dessen Tochter Selene war - und in besonderem Maße Macro und Ennia, mit deren Hilfe er an die Herrschaft gekommen war: Allen diesen bereitete er ein grausames Ende, statt ihnen auf Grund der verwandtschaftlichen Beziehungen ihr Recht zuzugestehen und ihnen entsprechend ihrer Verdienste dankbar zu sein.

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Nihilo reverentior leniorve erga senatum, quosdam summis honoribus functos ad essedum sibi currere togatos per aliquot passuum milia et cenanti modo ad pluteum modo ad pedes stare succinctos linteo passus est; alios cum clam interemisset, citare nihilo minus ut vivos perseveravit, paucos post dies voluntaria morte perisse mentitus. consulibus oblitis de natali suo edicere abrogavit magistratum fuitque per triduum sine summa potestate res p. quaestorem suum in coniuratione nominaturn flagellavit veste detracta subiectaque militum pedibus, quo firme verberaturi insisterent.

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Simili superbia violentiaque ceteros tractavit ordines. inquietatus fremitu gratuita in circo loca de media nocte occupantium, omnis fustibus abegit; elisi per eum tumultum viginti amplius equites R., totidem matronae, super innumeram turbam ceteram. scaenicis ludis, inter plebem et equitem causam discordiarum ferens, decimas maturius dabat, ut equestri(a) ab infimo quoque occuparentur. gladiatorio munere reductis interdum flagrantissimo sole velis emitti quemquam vetabat, remotoque ordinario apparatu

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Mit ebenso wenig Ehrerbietung und Milde ging er mit dem Senat um. Einige Senatoren, die höchste Ämter verwaltet hatten, ließ er einige Meilen in der Toga neben seinem Reisewagen herlaufen und, während er speiste, einmal hinter dem Sofa, einmal zu seinen Füßen nur mit einem Lendenschurz bekleidet stehen. Obwohl er andere heimlich hatte umbringen lassen, bestand er darauf, daß sie dennoch weiter im Senat namentlich aufgerufen wurden, als ob sie noch am Leben seien. Ein paar Tage danach gab er vor, sie hätten Selbstmord begangen. Als einmal die Konsuln vergessen hatten, ein Edikt, das seinen Geburtstag betraf, zu erlassen, enthob er sie des Amtes, und der Staat war für drei Tage ohne höchste Beamte. Seinem Quaestor, dessen Name in Zusammenhang mit einer Verschwörung gefallen war, ließ er die Kleider vom Leibe reißen und auspeitschen; den Soldaten wurden seine Kleidungsstücke unter die Füße gelegt, damit sie festeren Halt hätten, wenn sie auf ihn einschlügen. Ähnlich hochnäsig und gewaltsam ging er auch mit den anderen Ständen um. Als ihn der Lärm derjenigen in seiner Ruhe störte, die mitten in der Nacht im Circus die Freiplätze besetzten, ließ er sie alle mit Stöcken davon jagen. Im Verlauf des Getümmels wurden mehr als zwanzig römische Ritter, ebenso viele Damen der vornehmen Gesellschaft und ungezählte andere zerquetscht. Bei den Theatervorstellungen pflegte er ein Zehntel der Plätze recht früh zu vergeben, so daß auf den Plätzen der Ritter sich auch Leute aus der Hefe des Volkes niederließen; damit wollte er einen Keim für Unfrieden zwischen dem einfachen Volk und dem Ritterstand legen. Manchmal wurden gerade, wenn die Sonne am heißesten schien, bei einem Gladiatorenkampf die Sonnensegel zurückgezogen; dann gab er den Befehl, niemanden hinauszulassen. Dann entfernte man den üblichen

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tabidas feras, vilissimos senioque confectos gladiatores, proque pegmate patres familiarum notos in bonam partem sed insignis debilitate aliqua corporis subiciebat. ac nonnumquam horreis praeclusis populo famem indixit.

Saevitiam ingenii per haec maxime ostendit. cum ad sagi- 27 nam ferarum muneri praeparatarum carius pecudes compararentur, ex noxiis laniandos adnotavit, et custodiarum seriem recognoscens, nullius inspecto elogio, stans tantum modo intra porticum mediam, a calvo ad calvum duci imperavit. votum exegit ab eo, qui pro salute sua gladiatoriam 2 operam promiserat, spectavitque ferro dimicantem nec dimisit nisi victorem et post multas preces. alterum, qui se periturum ea de causa voverat, cunctantem pueris tradidit, verbenatum infulatumque votum reposcentes per vicos agerent, quoad praecipitaretur ex aggere. multos honesti ordinis deformatos prius stigmaturn notis ad metaHa et munitiones viarum aut ad bestias condemnavit aut bestiarum more quadripedes cavea coercuit aut medios serra dissecuit, nec omnes gravibus ex causis, verum male de munere suo opina-

Pomp aus der Arena, und dafür ließ er jetzt abgehalfterte Tiere, ganz billige und altersschwache Gladiatoren und ehrenwerte Familienväter, die aber irgendein körperliches Gebrechen hatten, vorn auf einem Brett auftreten. Manchmal schloß er einfach die Kornspeicher und verordnete dem Volk eine Hungerkur. Seine grausame Veranlagung zeigte sich besonders in folgendem. Als das Fleisch zur Fütterung der Raubtiere, die für eine Veranstaltung bestimmt waren, nur zu einem recht hohen Preis hätte beschafft werden können, da bestimmte er von den Verurteilten einige dazu, daß sie ihnen zum Fressen vorgeworfen werden sollten. Als er die Gefängnisse der Reihe nach inspizierte, warf er keinen Blick in das Schuldregister der Gefangenen, sondern stellte sich lediglich mitten in der Halle hin und befahl, sie von einem Kahlkopf zum anderen abzuführen. Er forderte die Einlösung des Gelübdes von demjenigen, der für seine Genesung versprochen hatte, als Gladiator aufzutreten; er sah zu, wie er mit dem Schwert kämpfte, und entließ ihn erst nach seinem Sieg und vielen Bitten. Einen anderen, der aus demselben Grund seinen Tod gelobt hatte, übergab er, da er zögerte, Sklaven; diese sollten von ihm, nachdem sie ihn mit heiligen Zweigen und einer Opferbinde geschmückt hatten, die Einlösung des Gelübdes verlangen und ihn durch die Gassen der Stadt treiben, bis er sich vom Wall herabstürzte. Viele ehrenwerte Leute ließ er erst durch das Brandmal ihrer Würde berauben, dann verurteilte er sie zur Arbeit in den Bergwerken, zum Straßenbau oder zum Kampf mit den wilden Tieren, ließ sie wie die wilden Tiere in Käfige sperren, wo sie sich auf allen Vieren bewegen mußten, oder ließ sie mitten durchsägen. Alle ereilte dieses Schicksal nicht, weil sie etwa wegen eines schweren Vergehens verurteilt waren, sondern weil sie sich abfällig über eine Veranstaltung, die er gegeben hatte, geäu-

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tos, vel quod numquam per genium suum deierassent. parentes supplicio filiorum interesse cogebat; quorum uni 4 valitudinem excusanti lecticam misit, alium a spectaculo poenae epulis statim adhibuit atque omni comitate ad hilaritatem et iocos provocavit. curatorem munerum ac venationum per continuos dies in conspectu suo catenis verberatum non prius occidit quam offensus putrefacti cerebri odore. Atellan[i]ae poetam ob ambigui ioci versiculum media amphitheatri harena igni cremavit. equitem R. obiectum feris, cum se innocentem proclamasset, reduxit abscisaque lingua rursus induxit. revocatum quendam a vetere exilio 28 sciscitatus, quidnam ibi facere consuesset, respondente eo per adulationem: 'deos semper oravi ut, quod evenit, periret Tiberius et tu imperares', opinans sibi quoque exules suos mortem imprecari, misit circum insulas, qui universos contrucidarent. cum discerpi senatorem concupisset, subornavit qui ingredientem curiam repente hostem publicum appellantes invaderent, graphisque confossum lacerandum ceteris traderent; nec ante satiatus est quam membra et artus

ßert oder weil sie nie bei seinem Schutzgott geschworen hatten. Eltern zwang er, dabei zu sein, wenn ihre Söhne hingerichtet wurden. Als einmal einer sich wegen seines Gesundheitszustandes entschuldigen ließ, schickte er ihm eine Sänfte. Einen anderen lud er gleich vom Schauplatz der Bestrafung weg zum Essen ein und gab sich ganz aufgeräumt, um ihn so zu Heiterkeit und zum Scherzen zu ermuntern. Einen Aufseher über Spiele und Tierhetzen ließ er mehrere Tage hintereinander vor seinen Augen mit Ketten auspeitschen, aber nicht eher töten, bis ihn der Geruch des Gehirns, das schon in Fäulnis übergegangen war, störte. Den Autor einer Atellane ließ er wegen eines winzigen Verses, der einen zweideutigen Witz enthielt, mitten in der Arena des Amphitheaters verbrennen. Einen römischen Ritter, der schon zum Kampf mit den wilden Tieren in der Arena stand, ließ er zurückbringen, als er lauthals schrie, er sei unschuldig; dann ließ er ihm die Zunge abschneiden und ihn zurück in die Arena führen. Als er einmal von jemandem, den er aus dem Exil, das man ihm vor Zeiten auferlegt hatte, zurückgerufen hatte, wissen wollte, was er dort den ganzen Tag über gemacht habe, gab dieser ihm, um sich bei ihm einzuschmeicheln, zur Antwort: >>Ich habe immer zu den Göttern gebetet, daß- es ist ja auch so gekommen- Tiberius sterben solle und du Kaiser werden mögest.« Da hatte er die fixe Idee, die Leute, die er verbannt habe, würden auch ihm persönlich den Tod anwünschen; also schickte er Leute auf alle Inseln, damit sie alle Verbannten ohne Ausnahme töteten. Als er einmal einen Senator unbedingt in Stücke reißen lassen wollte, stiftete er Leute an, die auf ihn beim Betreten der Kurie plötzlich zustürmen und ihn einen >>Staatsfeind« titulieren sollten, dann sollten sie ihn mit ihren Schreibgriffeln durchbohren und ihn die anderen in Stücke reißen lassen. Und er war nicht eher zufriedengestellt, als bis er gesehen

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et viscera hominis tracta per vicos atque ante se congesta vidisset. immanissima facta augebat atrocitate verborum. 29 nihil magis in natura sua laudare se ac pro bare dicebat quam, ut ipsius verbo utar, t'xota'tpc'Jfiav, hoc est inverecundiam. monenti Antoniae aviae tamquam parum esset non oboedire: 'memento', ait, 'omnia mihi et (in) omnis licere.' trucidaturus fratrem, quem metu venenorum praemuniri medicamentis suspicabatur: 'antidotum', inquit, 'adversus Caesarem', relegatis sororibus non solum insulas habere se, sed etiam gladios minabatur. praetorium virum ex secessu z Anticyrae, quam valitudinis causa petierat, propagari sibi commeatum saepius desiderantem cum mandasset interimi, adiecit necessariam esse sanguinis missionem, cui tarn diu non prodesset elleborum. decimo quoque die numerum puniendorum ex custodia subscribens rationem se purgare dicebat. Gallis Graecisque aliquot uno tempore condemnatis gloriabatur Gallograeciam se subegisse. non temere in 30 quemquam nisi crebris et minutis ictibus animadverti passus est, perpetuo notoque iam praecepto: 'ita feri ut se mori sentiat.' punito per errorem nominis alio quam quem destina-

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hatte, wie man die Körperteile, Gliedmaßen und Gelenke, und die Eingeweide des Mannes durch die Gassen schleifte und vor ihm aufhäufte. Seine unmenschlichen und schrecklichen Taten ließ er noch schlimmer werden durch die Härte, wie sie in seinen Worten zum Ausdruck kam. Nichts - so sagte er gern -lobe und schätze er an dem, was die Natur ihm mitgegeben habe, mehr als seine, ich gebrauche hier ein Wort, dessen er sich dafür selbst bediente, aOta'tpE'Jfla, d. h. Schamlosigkeit. Als seine Großmutter Antonia ihn einmal zurechtwies, sagte er zu ihr, als wenn es nicht schon genug gewesen wäre, daß er ihr nicht gehorchte: >>Denke daran, daß mir alles, auch gegen alle erlaubt ist!>Triff so, daß er fühlt, daß er stirbt!>So ein schöner Nacken wird vom Rumpf getrennt werden, sobald ich den Befehl dazu gebe.der Große«, der zu diesem alten Geschlecht gehörte. Ptolemaios, von dem ich berichtet habe, hatte er aus seinem Reich nach Rom holen lassen und ihn mit allen Ehren empfangen. Plötzlich ließ er ihn lediglich deshalb umbringen, weil er bemerkt hatte, daß dieser, obwohl doch er der Veranstalter des Spieles war, beim Eintritt ins Amphitheater durch den Glanz seines purpurfarbeneu Mantels die Augen aller auf sich gezogen hatte. Wenn ihm Leute mit schönem Haar begegneten, ließ er ihnen den Hinterkopf rasieren und verunstaltete sie auf diese Weise. Ein gewisser Aesius Proculus, dessen Vater Primipilar war, wurde wegen seiner außergewöhnlichen Größe und seiner schönen Gestalt >>Colosseros« genannt. Diesen ließ er plötzlich von seinem Platz im Zuschauerraum zerren und in die Arena hinabführen; dort ließ er ihn sich zuerst mit einem Thraker und dann mit einem Schwerbewaffneten messen; beide Male war Aesius Sieger; er ließ keine Zeit verstreichen und befahl, ihn zu fesseln, ihm Lumpen anzuziehen und ihn dann durch alle Gassen zu führen und den Frauen zu zeigen; dann ließ er ihn erdrosseln. Schließlich gab es keinen Menschen, mochte er aus noch so niedrigen Verhältnissen und niedrigem Stand kommen, auf dessen Glück er nicht eifersüchtig war. Der Priesterkönig des Dianaheiligtums am Nemisee war bereits viele Jahre im Amte; deshalb hielt er einen mächtigeren Gegner in Bereitschaft. Als am Tag eines Wagenrennens der Wagenlenker Porius nach erfolgreich gelau-

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suum manumittenti studiosius plausum esset, ita proripuit se spectaculis, ut calcata lacinia togae praeceps per gradus iret, indignabundus et damitans dominum gentium populum ex re levissima plus honoris gladiatori tribuentem quam consecratis principibus aut praesenti sibi.

Pudicitiae (neque suae) neque alienae pepercit. M. Lepi- 36 dum, Mnesterem pantomimum, quosdam obsides dilexisse fertur commercio mutui stupri. Valerius Catullus, consulari familia iuvenis, stupraturn a se ac latera sibi contubernio eius defessa etiam vociferatus est. super sororum incesta et notissimum prostitutae Pyrallidis amorem non temere ulla inlustriore femina abstinuit. quas plerumque cum maritis 2 ad cenam vocatas praeterque pedes suos transeuntis diligenter ac lente mercantium more considerabat, etiam faciem manu adlevans, si quae pudore submitterent; quotiens deinde libuisset egressus triclinio, cum maxime placitam sevocasset, paulo post recentibus adhuc lasciviae notis reversus vellaudabat palam vel vituperabat, singula enumerans bona malave corporis atque concubitus. quibusdam absentium maritorum nomine repudium ipse misit iussitque in acta ita referri.

Nepotatus sumptibus omnium prodigorum ingenia supe- 37 ravit, commentus novum balnearum usum, portentosissima

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fenem Rennen seinem Sklaven die Freiheit schenkte und man ihm etwas zu gewogen Beifall klatschte, eilte er so eilig aus dem Amphitheater, daß er auf den Zipfel seiner Toga trat und kopfüber die Stufen hinabstürzte. Außer sich vor Wut schrie er, das Volk, das doch der Herr der Welt sei, erweise einem Gladiator aus einem ganz unbedeutenden Anlaß größere Ehre als Fürsten, die unter die Götter erhoben seien, oder ihm, der hier stehe. Er kannte selbst kein Schamgefühl, noch schonte er das der anderen. So sollen er und M. Lepidus, der Pantomime Mnester und einige Geiseln unzüchtig miteinander verkehrt haben. Valerius Catullus, ein junger Mann aus einer konsularischen Familie, schrie es sogar laut hinaus, daß er ihn geschändet habe und sein Körper durch den ständigen Beischlaf ganz geschwächt sei. Sieht man einmal von der Unzucht mit seinen Schwestern und seiner stadtbekannten Liebe zu der Prostituierten Pyrallis ab, so ohne weiteres ließ er auch keine der vornehmeren Damen in Ruhe. Meistens lud er sie mit ihren Ehemännern zum Essen ein; wenn sie dann an ihm vorbeigingen, sah er sie sich genau und bedächtig an, wie Händler es zu tun pflegen, hob auch mit der Hand ihr Gesicht hoch, wenn sie es aus Scham gesenkt hielten. Dann ging er, sooft es ihm beliebte, aus dem Speisezimmer und ließ diejenige, die ihm am meisten gefallen hatte, zu sich kommen; kurz daraufkam sie zurück, man sah noch die frischen Spuren seiner Wollust an ihr; entweder lobte er sie dann vor allen oder machte sie schlecht, indem er ihre körperlichen und sexuellen Vorzüge und Schwächen aufzählte. Einigen Frauen schickte er persönlich im Namen ihrer abwesenden Männer den Scheidebrief und ließ dies auch im Staatsanzeiger bekannt machen. In seiner Schwelgerei übertraf er alles, was man sich bisher an Verschwendung hatte einfallen lassen. Er erfand eine

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genera ciborum atque cenarum, ut calidis frigidisque unguentis lavaretur, pretiosissima margarita aceto liquefacta sorberet, convivis ex auro panes et obsonia apponeret, aut frugi hornirrem esse oportere dictitans aut Caesarem. quin et nummos non mediocris summae e fastigio basilicae Iuliae per aliquot dies sparsit in plebem. fabricavit et deceris Liburnicas gemmatis puppibus, versicoloribus velis, magna thermarum et porticuum et tricliniorum laxitate magnaque etiam vitium et pomiferarum arborum varietate; quibus discumbens de die inter choros ac symphonias litora Campaniae peragraret. in extructionibus praetoriorum atque villarum omni ratione posthabita nihil tarn efficere concupiscebat quam quod posse effici negaretur. et iactae itaque moles infesto ac profundo mari et excisae rupes durissimi silicis et campi montibus aggere aequati et complanata fossuris montium iuga, incredibili quidem celeritate, cum morae culpa capite lueretur. ac ne singula enumerem, immensas opes totumque illud T(i). Caesaris vicies ac septies milies sestertium non toto vertente anno absumpsit.

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Exhaustus igitur atque egens ad rapinas convertit animum 38 vario et exquisitissimo calumniarum et auctionum et vectigalium genere. negabat iure civitatem Romanam usurpare

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neue Art von Bädern, die abstrusesten Gerichte und Speisen; er badete z. B. in warmem und kaltem Salböl, schlürfte die wertvollsten Perlen in Essig aufgelöst, setzte seinen Gästen Brote und Speisen mit einer Goldglasur vor, wobei er oft bemerkte, man müsse entweder ein sparsamer Mann oder Kaiser sein. Ja, er warf sogar einige Tage lang vom Dach der Julisehen Basilika nicht gerade wenige Münzen unter das Volk. Er ließ sich auch Schnellsegler bauen, die am Heck mit Edelsteinen geschmückt waren und farbige Segel hatten, sie waren so breit, daß sie Raum hatten für Thermen, Säulengänge und Speisesäle, groß war auch das Angebot an Reh- und Obstbaumsorten. Am Tage speiste er in dieser Umgebung und segelte von Tanz und Musik begleitet an den Küstenstrichen Kampaniens entlang. Wenn es um den Bau von Palästen und Landhäusern ging, stellte er jedes Gebot der Vernunft hintan; ihm ging es vor allem darum, etwas fertigzubringen, von dem man gesagt hatte, daß es unmöglich sei. Deshalb wurden Dämme dort errichtet, wo das Meer besonders gefährlich und tief war; Schluchten wurden dort aus dem Fels geschlagen, wo der hart wie Granit war; Ebenen wurden durch Aufschüttungen zu Bergen gemacht, Gebirge wurden durch das Abtragen der Berge eingeebnet. Und das alles ging unglaublich schnell, da auf Säumigkeit die Todesstrafe stand. Ich will hier aber nicht ins Detail gehen; er brauchte ungeheure Gelder und den gesamten Kronschatz des Tiberius in Höhe von zwei Milliarden siebenhundert Millionen Sesterzen auf, und das in noch nicht einmal einem Jahr. Die Folge war, daß er vollkommen ohne finanzielle Mittel dastand; also ging er darauf aus, das Geld zusammenzurauben, indem er sich einer bunten Fülle von ausgetüftelten falschen Anklagen, Versteigerungen und Steuern bediente. Er bestritt, daß diejenigen zu Recht das römische Bürgerrecht

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eos, quorum maiores sibi posterisque eam impetrassent, nisi si filii essent, neque enim intellegi debere posteras ultra hunc gradum; prolataque Divarum Iuli et Augusti diplomata ut vetera et obsoleta deflabat. arguebat et perperam editos census, quibus postea quacumque de causa quicquam incrementi accessisset. testamenta primipilarium, qui ab initio Tiberi principatus neque illum neque se heredem reliquissent, ut ingrata rescidit; item ceterorum ut irrita et vana, quoscumque quis diceret herede Caesare mori destinasse. quo metu iniecto cum iam et ab ignotis inter familiares et a parentibus inter liberos palam heres nuncuparetur, derisores vocabat, quod post nuncupationem vivere perseverarent, et multis venenatas matteas misit. cognoscebat autem de talibus causis, taxato prius modo summae ad quem conficiendum consideret, confecto demum excitabatur. ac ne paululum quidem morae patiens super quadraginta reos quondam ex diversis criminibus una sententia condemnavit gloriatusque est expergefacta e somno Caesonia quantum egisset, dum ea meridiaret.

Auctione proposita reliquias omnium spectaculorum subiecit ac venditavit, exquirens per se pretia et usque eo exten-

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erworben hätten, deren Vorfahren es für sich und ihre Nachkommen erworben hatten, es sei denn, es seien direkte Söhne, denn als Nachkommen dürfe keiner angesehen werden, der noch entfernter mit diesen verwandt sei. Urkunden, die noch der vergöttlichte Iulius und Augustus ausgestellt hatten und die man hervorholte, fegte er als alt und verfallen vom Tisch. Er beschuldigte Leute, deren Vermögen sich seit der letzten Schätzung aus irgendeinem Grunde vergrößert hatte, damals falsche Angaben gemacht zu haben. Die Testamente von Primipilaren, die seit der Thronbesteigung des Tiberius weder diesen noch ihn als Erben eingesetzt hatten, erklärte er für ungültig, da sie nur von Undank zeugten. Ebenso erklärte er die Testamente derjenigen für ungültig und nicht rechtskräftig, wenn jemand behauptete, sie hätten doch eigentlich erst sterben wollen, nachdem der Kaiser als ihr Erbe bestellt sei. Dadurch hatte er den Leuten Furcht eingejagt; schon setzten ihn sogar Unbekannte neben ihren Freunden und Eltern neben ihren Kindern öffentlich als Erben ein; die pflegte er Spaßvögel zu nennen, wenn sie, nachdem sie ihn zum Erben erklärt hatten, noch weiter lebten; vielen schickte er dann vergiftete Leckerbissen. In solchen Fällen hatte er selbst den Vorsitz bei Gericht; noch bevor er mit der Verhandlung begann, bestimmte er bereits die Summe, auf die man es bringen müßte; erst wenn er es auf diese Summe gebracht hatte, stand er auf und ging. Er duldete nicht einmal die kleinste Verzögerung; einmal verurteilte er über vierzig Leute, die ganz verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren, in einem Urteilsspruch und rühmte sich bei Caesonia, als die ihr Schläfchen beendet hatte, was er nicht schon alles geleistet habe, während sie ihren Mittagsschlaf hielt. Einmal veranstaltete er eine Auktion; dabei ließ er Dinge, die bei allen möglichen Schauspielen zurückgelassen wor-

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dens, ut quidam immenso coacti quaedam emere ac bonis exuti verras sibi inciderent. nota res est, Aponio Saturnino inter subsellia dormitante, monitum a Gaio praeconem ne praetorium virum crebro capitis motu nutantem sibi praeteriret, nec licendi finem factum, quoad tredecim gladiatores sestertium nonagies ignoranti addicerentur. in Gallia quo- 39 que, cum damnatarum sororum ornamenta et supellectilem et servos atque etiam libertos immensis pretiis vendidisset, invitatus lucro, quidquid instrumenti veteris aulae erat ab urbe repetiit, comprensis ad deportandum meritoriis quoque vehiculis et pistrinensibus iumentis, adeo ut et panis Romae saepe deficeret et litigatorum plerique, quod occurrere absentes ad vadimonium non possent, causa caderent. cui z instrumento distrahendo nihil non fraudis ae lenocinii adhibuit, modo avaritiae singulos increpans et quod non puderet eos locupletiores esse quam se, modo paenitentiam simulans quod principalium rerum privatis copiam faceret. compererat provincialem locupletem ducenta sestertia numerasse vocatoribus, ut per fallaciam convivio interponeretur, nec tulerat moleste tarn magno aestimari honorem cenae suae;

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den waren, unter den Hammer kommen und verkaufen, wobei er allerdings die Preise festsetzte und sie so weit in die Höhe trieb, daß einige Leute, die genötigt worden waren, einiges für Unsummen zu erstehen, sich die Adern aufschnitten, da sie ihr ganzes Vermögen veräußert hatten. Bekannt ist folgender Fall: Aponius Saturninus war auf einer Bank eingeschlafen; da mahnte Caligula den Ausrufer, das häufige Kopfnicken des ehemaligen Praetors doch nicht einfach zu übergehen, der ihm damit doch seinen Zuschlag gebe; es wurde nicht eher mit den Geboten Schluß gemacht, bis ihm, ohne daß er davon etwas mitbekommen hatte, dreizehn Gladiatoren für neun Millionen Sesterzen zugesprochen waren. Als Caligula auch in Gallien die Schmucksachen, den Hausrat, die Sklaven und sogar die Freigelassenen seiner verurteilten Schwestern weit über Wert verkauft hatte, machte ihm der Gewinn den Mund wässerig, und er ließ aus Rom alles, was an Hausrat des alten Hofes noch vorhanden war, dorthin bringen. Für den Transport griff er auf die Mietwagen und die Gespanne der Stampfmühlen zurück, so daß in Rom oft das Brot knapp wurde und etliche von denjenigen, die prozessierten, den Prozeß verloren, weil sie nicht zum Termin da sein konnten, wenn sie von auswärts kamen. Damit er diesen Hausrat loswurde, griff er zu jeder List und zu jedem Lockmittel. Bald schalt er einzelne Herrschaften wegen ihres Geizes; sie sollten sich schon deswegen schämen, daß sie reicher als er seien. Bald tat er so, als bereue er es, daß er es Privatleuten ermögliche, an fürstliche Besitztümer zu kommen. Er hatte erfahren, daß ein reicher Mann aus der Provinz seinen Dienern, die die Gäste zur Tafel luden, zweihunderttausend Sesterzen gezahlt habe, um sich durch diese Betrügerei eine Einladung zum Gastmahl zu verschaffen, und er war gar nicht darüber aufgebracht, daß die Ehre, mit ihm zu speisen, so hoch geschätzt wurde. Die-

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huic postero die sedenti in auctione rnisit, qui nescio quid frivoli ducentis rnilibus traderet diceretque cenatururn apud Caesarern vocatu ipsius.

Vectigalia nova atque inaudita prirnurn per publicanos, 40 deinde, quia lucrurn exuberabat, per centuriones tribunosque praetorianos exercuit, nullo rerurn aut horninurn genere ornisso, cui non tributi aliquid irnponeret. pro edulibus, quae tota urbe venirent, certurn staturnque exigebatur; pro litibus ac iudiciis ubicurnque conceptis quadragesirna surnrnae, de qua litigaretur, nec sine poena, si quis cornposuisse vel donasse negotiurn convinceretur; ex gerulorurn diurnis quaestibus pars octava; ex capturis prostitutarurn quanturn quaeque uno concubitu rnereret; additurnque ad caput legis, ut tenerentur publico et quae rneretriciurn quive lenociniurn fecissent, nec non et rnatrirnonia obnoxia essent. eius rnodi 41 vectigalibus indictis neque propositis, curn per ignorantiarn scripturae rnulta cornrnissa fierent, tandern flagitante populo proposuit quidern Iegern, sed et rninutissirnis litteris et angustissirno loco, uti ne cui describere liceret. ac ne quod non rnanubiarurn genus experiretur, lupanar in Palatio constituit, districtisque et instructis pro loci dignitate corn-

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sem Mann, der auch bei der Auktion dagesessen hatte, ließ er am nächsten Tag irgendeine wertlose Kleinigkeit zum Preis von zweihunderttausend Sesterzen überbringen und ihm mitteilen, er dürfe nun beim Kaiser speisen, denn jetzt habe der ihn persönlich geladen. Neue, unerhörte Steuern ließ er zuerst durch Steuerpächter, dann, weil diese zu hohe Gewinne machten, durch die Centurionen und Tribunen der Praetorianerkohorten eintreiben. Es gab überhaupt nichts an Dingen und Menschen, worauf nicht irgendeine Abgabe lastete. Für Lebensmittel, die in der ganzen Stadt verkauft wurden, wurde ein bestimmter, feststehender Satz gefordert. Bei allen Streitfällen und Prozessen, die irgendwo verhandelt wurden, bekam der Staat ein Vierzigste! der Streitsumme, und es wurde bestraft, wenn man jemandem nachwies, daß er einen Streitfall gütlich beigelegt oder zurückgezogen hatte. Träger hatten ein Achtel ihres Tagesverdienstes abzuführen. Vom Stundenlohn der Prostituierten kassierte der Staat so viel, wie eine Dirne mit einem Beischlaf verdiente. Dieser Gesetzesparagraph wurde noch dadurch ergänzt, daß auch die dem Staat zu diesen Steuern verpflichtet seien, die einmal dem Gewerbe einer Dirne oder eines Kupplers nachgegangen seien, ja sogar Ehefrauen fielen unter das Gesetz. Solche Gesetze wurden nur verkündet, nicht öffentlich angeschlagen; da man nicht wußte, was genau geschrieben stand, kam es zu vielen Übertretungen. Schließlich ließ er das Gesetz öffentlich anschlagen, da das Volk dies energisch verlangte, aber in ganz winzigen Buchstaben und an einem Ort, der dermaßen beengt war, daß es keinem möglich war, das Gesetz abzuschreiben. Und um keine Quelle, Gewinn zu machen, unerprobt zu lassen, errichtete er auf dem Palatin ein Bordell; dort hatte er mehrere kleine Räume abtrennen und einrichten lassen, so wie es der Würde des Ortes angemessen war;

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pluribus cellis, in quibus matronae ingenuique starent, misit circum fora et basilicas nomenculatores ad invitandos ad libidinem iuvenes senesque; praebita advenientibus pecunia faenebris appositique qui nomina palam subnotarent, quasi adiuvantium Caesaris reditus. ac ne ex lusu quidem aleae compendium spemens plus mendacio atque etiam periurio lucrabatur. et quondam proximo conlusori demandata vice sua progressus in atrium domus, cum praetereuntis duos equites R. locupletis sine mora corripi confiscarique iussisset, exultans rediit gloriansque numquam se prosperiore alea usum.

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Filia vero nata paupertatem nec iam imperatoria modo 42 sed et patria conquerens onera conlationes in alimonium ac dotem puellae recepit. edixit et strenas ineunte anno se recepturum stetitque in vestibulo aedium Kal. Ian. ad captandas stipes, quas plenis aute eum manibus ac sinu omnis generis turba fundebat. novissime contrectandae pecuniae cupidine incensus, saepe super immensos aureorum acervos patentissimo diffusos loco et nudis pedibus spatiatus et toto corpore aliquamdiu volutatus est.

Militiam resque bellicas semel attigit neque ex destinato, 4 3

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in diesen Räumlichkeiten mußten sich verheiratete Frauen und freigeborenen junge Leute zur Liebe feilbieten. Dann schickte er Ausrufer über alle Foren und in alle Basiliken, die junge und alte Männer animieren sollten, ihre Lüste auszuleben. Denjenigen, die kamen, stellte er Geld gegen Zinsen zur Verfügung, und es standen Leute dabei, die ihre Namen öffentlich aufschrieben, so als seien das die Leute, die halfen, die Einkünfte des Kaisers aufzubessern. Nicht einmal Gewinne aus dem Würfelspiel verachtete er; er machte allerdings mehr Gewinn durch Falschspiel und sogar Meineid. Einmalließ er einen Mitspieler, der neben ihm saß, seine Partie mitspielen, ging selbst ins Atrium des Hauses; da gab er den Befehl, zwei reiche römische Ritter, die gerade vorbeigingen, zu verhaften und ihr Vermögen einzuziehen. Ganz aufgeräumt ging er zum Spiel zurück und rühmte sich, niemals einen glücklicheren Wurf getan zu haben. Aber als ihm eine Tochter geboren wurde, klagte er über seine Armut und darüber, daß er nun nicht mehr nur die Lasten eines Kaisers, sondern auch noch die eines Vaters zu bestreiten habe; also nahm er Spenden für den Unterhalt und die Mitgift des Mädchens an. Er gab auch durch Edikt bekannt, daß er am Neujahrstag Geschenke entgegennehmen werde; am ersten Januar stand er dann im Vorraum seines Palastes, um die Spenden entgegenzunehmen, die Angehörige eines jeden Standes, die in Scharen gekommen waren und die Hände und den Bausch der Toga prall gefüllt hatten, vor ihm ausbreiteten. Zuletzt packte ihn ein so unbändiges Verlangen, im Geld zu wühlen, daß er die Goldmünzen auf riesige Haufen an einem ganz freien und weiten Platz verteilen ließ und dann mit nackten Füßen über sie spazieren ging und sich hin und wieder mit dem ganzen Körper darin herumwälzte. Einmal unternahm er einen Feldzug und versuchte sich

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sed cum ad visendum nemus flumenque Clitumni Mevaniam processisset, admonitus de supplendo numero Batavorum, quos circa se habebat, expeditionis Germanicae impetum cepit; neque distulit, sed legionibus et auxiliis undique excitis, dilectibus ubique acerbissime actis, contracto et omnis generis commeatu quanto numquam antea, iter ingressus est confecitque modo tarn festinanter et rapide, ut praetorianae cohortes contra morem signa iumentis imponere et ita subsequi cogerentur, interdum adeo segniter delicateque, ut octaphoro veheretur atque a propinquarum urbium plebe verri sibi vias et conspergi propter pulverem exigeret.

Postquam castra attigit, ut se acrem ac severum ducem 44 ostenderet, legatos, qui auxilia serius ex diversis locis adduxerant, cum ignominia dimisit; at in exercitu recensendo plerisque centurionum maturis iam et nonnullis ante paucissimos quam consummaturi essent dies, primos pilos ademit, causatus senium cuiusque et imbecillitatem; ceterorum increpita cupiditate commoda emeritae militiae ad senum milium summam recidit. nihil autem amplius quam Admi- 2 nio Cynobellini Britannorum regis filio, qui pulsus a patre

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im Kriegswesen, aber das lief nicht nach einem vorher gefaßten Plan ab. Als er nach Mevania gekommen war, um den Hain und den Fluß Clitumnus zu sehen, wurde er daran erinnert, die Zahl der Bataver, die er immer um sich hatte, zu ergänzen; da hatte er den kühnen Gedanken, gegen Germanien zu Felde zu ziehen. Er ließ nicht viel Zeit verstreichen, von überallher wurden Legionen und Hilfstruppen zusammengezogen, überall führte man mit äußerster Strenge Aushebungen durch, Proviant von allem wurde in einem solchen Umfang zusammengebracht, wie noch nie dagewesen. Dann marschierte man los, und das bald in einem solchen Marschtempo, daß die Praetorianerkohorten ihre Feldzeichen auf die Zugtiere packen mußten, das war ganz und gar nicht üblich, und nun hinterher kamen; manchmal ging es aber auch so langsam und gemächlich voran, daß er selbst in einer Sänfte, die von acht Sklaven getragen wurde, reiste und von den Einwohnern der nächsten Städte verlangte, für ihn die Straßen zu fegen und sogar wegen des Staubs mit Wasser zu besprengen. Als er das Lager erreichte, wollte er sich als energischer und strenger Feldherr präsentieren; also entließ er Offiziere, die Hilfstruppen aus entlegenen Gegenden reichlich spät herangeführt hatten, mit Schimpf und Schande. Und bei der Musterung des Heeres nahm er den meisten Centurionen, die ohnehin bald ausgemustert wurden, und einigen, die nur noch ganz wenige Tage bis zum Ende ihrer Dienstzeit Dienst zu tun hatten, ihren Rang als Primipili. Als Grund dafür führte er ihr hohes Alter und ihre Gebrechlichkeit an. Den übrigen warf er Geldgier vor und beschnitt die Vergünstigungen, die sie sich für die Zeit nach Entlassung aus dem Militärdienst erworben hatten, auf sechstausend Sesterzen. Er konnte nichts weiter als Ergebnis verbuchen, als daß er Adminius, den Sohn des Cynobellinus, des Königs der Bri-

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cum exigua manu transfugerat, in deditionem recepto, quasi universa tradita insula, magnificas Romam litteras misit, monitis speculatoribus, ut vehiculo ad forum usque et curiam pertenderent nec nisi in aede Martis ac frequente senatu consulibus traderent.

Mox deficiente belli materia paucos de custodia Germa- 45 nos traici occulique trans Rhenum iussit ac sibi post prandium quam tumultuosissime adesse hostem nuntiari. quo facto proripuit se cum amicis et parte equitum praetorianorum in proximam silvam, truncatisque arboribus et in modum tropaeorum adornatis ad Iumina reversus, eorum quidem qui secuti non essent timiditatem et ignaviam corripuit, comites autem et participes victoriae novo genere ac nomine coronarum donavit, quas distinctas solis ac lunae siderumque specie exploratorias appellavit. rursus obsides 2 quosdam abductos e litterario ludo clamque praemissos, deserto repente convivio, cum equitatu insecutus veluti profugos ac reprehensos in catenis reduxit; in hoc quoque mimo praeter modum intemperans. repetita cena renuntiantis coactum agmen sie ut erant loricatos ad discumbendum adhortatus est. monuit etiam notissimo Vergili versu 'durareut secundisque se rebus servarent'.

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tanner, der von seinem Vater aus dem Lande gejagt und mit einer Handvoll Leuten zu ihm übergelaufen war, in Gnaden aufgenommen hatte. Nach Rom schickte er großartige Berichte, deren zufolge ihm die gesamte Insel übergeben worden war; seinen Kundschaftern hatte er eingeschärft, mit dem Wagen direkt bis vor das Forum und Rathaus zu fahren und nur im Tempel des Mars und wenn der Senat vollzählig versammelt sei, den Konsuln die Berichte zu übergeben. Als es ihm schließlich aber an einem Anlaß fehlte, Krieg zu führen, ließ er ein paar Germanen aus seiner Leibwache über den Rhein setzen und sich dort verbergen; nachdem er zu Mittag gegessen hatte, sollten sie ihm ganz aufgeregt melden, der Feind sei da. Daraufhin stürzte er mit seinen Freunden und einem Teil der Praetorianer in den nächsten Wald davon, ließ Bäume fällen und wie Siegeszeichen herrichten; dann kehrte er bei Fackellicht ins Lager zurück. Diejenigen, die ihm nicht gefolgt waren, tadelte er scharf als Angsthasen und Feiglinge; diejenigen aber, die ihm gefolgt waren und am Sieg beteiligt gewesen waren, beschenkte er mit einer neuen Art von Kronen, die jetzt auch anders hießen. Sie waren verziert mit dem Bild von Sonne, Mond und Sternen, und er nannte sie >>Aufklärungskronen«. Das nächste Mal ließ er einige Geiseln aus einer Elementarschule holen und schickte sie heimlich voraus; plötzlich verließ er die Tafel, setzte ihnen mit der Reiterei nach, als wenn sie entflohen wären, bekam sie zu fassen und brachte sie in Ketten zurück. Auch bei dieser Posse schoß er über das Maß hinaus. Er nahm wieder bei Tische Platz und forderte die Offiziere, die Meldung machten, daß die Truppe wieder geschlossen angetreten sei, auf, Platz zu nehmen, und zwar so wie siegerade waren, in ihren Panzern. Er ermahnte sie auch noch mit dem sehr bekannten Vers Vergils, >>auszuhalten und ihre Kräfte für glücklichere Tage aufzusparen«.

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Atque inter haec absentem senatum populumque gravissimo obiurgavit edicto, quod Caesare proeliante et tantis discriminibus obiecto tempestiva convivia, circum et theatra et amoenos secessus celebrarent. postremo quasi perpetra- 46 turus bellum, derecta acie in litore Oceani ac ballistis machinisque dispositis, nemine gnaro aut opinante quidnam coepturus esset, repente ut conchas legerent galeasque et sinus replerent imperavit, 'spolia Oceani' vocans 'Capitolio Palatioque debita', et in indicium victoriae altissimam turrem excitavit, ex qua ut Pharo noctibus ad regendos navium cursus ignes emicarent; pronuntiatoque militi donativo centenis viritim denariis, quasi omne exemplum liberalitatis supergressus, 'abite', inquit, 'laeti, abite locupletes.'

Conversus hinc ad curam triumphi praeter captivos ac 47 transfugas barbaros Galliarum quoque procerissimum quemque et, ut ipse dicebat, a~to'Öpta!!ß(c)mov, ac nonnullos ex principibus legit ac seposuit ad pompam coegitque non tantum rutilare et summittere comam, sed et sermonem Germanicum addiscere et nomina barbarica ferre. praecepit etiam triremis, quibus introierat Oceanum, magna ex parte itinere terrestri Romam devehi. scripsit et procuratoribus,

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Während er das veranstaltete, machte er dem Senat und dem Volk, die ja nicht mitgekommen waren, schwerste Vorhaltungen deswegen, weil sie, während der Kaiser Schlachten schlage und sich so großen Gefahren aussetze, ganz ausgelassen Gelage in Saus und Braus feierten, in den Circus und ins Theater gingen und sich auf ihre anmutig gelegenen Feriendomizile zurückzögen. Um diesem Krieg sozusagen ein Ende zu machen, ließ er zuletzt das Heer an der Küste des Ozeans Aufstellung nehmen und Schleuderund Wurfmaschinen in Stellung bringen, während niemand wußte oder auch nur ahnte, was jetzt losgehen werde. Plötzlich befahl er, Muscheln zu sammeln und sie in Helme und Kleiderfalten zu stecken, wobei er meinte: >>Das sind die Beutestücke, die wir dem Ozean abnehmen und die er dem Kapitol und Palatin schuldete.« Als Siegeszeichen ließ er einen sehr hohen Turm errichten, auf dem nachts, wie auf dem Turm von Pharos, Feuer leuchten sollten, um den Schiffen den Weg zu weisen. Jedem Soldaten wurde ein Geschenk von hundert Denaren versprochen; als wenn er damit jedes Beispiel von Freigebigkeit übertroffen hätte, sagte er: »Geht gut gelaunt weg, geht nun als reiche Leute weg!reine Prunkreden« und sein Stil sei wie >>Sand ohne KalkColumbinum« nannte. So jedenfalls fand man es in der Auflistung von anderen Giften, die von seiner Hand geschrieben war. Der Partei der Grünen war er so sklavisch ergeben, daß er häufig in ihrer Behausung speiste und übernachtete; dem Wagenlenker Eutychus machte er bei einem Gelage zwei Millionen Sesterzen zum Gastgeschenk Damit sein PEerd Incitatus, das am nächsten Tag im Circus starten sollte, nicht beunruhigt werde, pflegte er durch Soldaten der Nachbarschaft Ruhe zu verordnen. Außer einem Stall aus Marmor, einer Krippe aus Elfenbein, einer purpurneu Decke und Zaumzeug mit Edelsteinen gab er ihm auch noch einen eigenen Palast, Gesinde und Hausrat, damit die Gäste, die man im Namen des Pferdes geladen hatte, auch mit dem gebührenden Luxus empfangen werden könnten. Er soll sogar die Absicht gehabt haben, es zum Konsul zu machen. So konnte es nicht ausbleiben, daß die meisten gegen diesen rasenden Wüterich etwas unternehmen wollten. Aber die eine und andere Verschwörung flog auf; während andere wegen des Mangels an Gelegenheiten noch zögerten, entwarfen zwei Männer gemeinsam einen Plan und führten ihn durch; das ging nicht, ohne daß die einflußreichsten Freigelassenen und die Praetorianerpraefekten eingeweiht waren. Weil ihre Namen, wenn auch fälschlich, schon einmal in Zusammenhang mit einer gewissen Verschwörung gefallen waren, so als seien sie darin verwickelt gewesen, fühlten sie, daß er sie dennoch verdächtigte und mit seinem Haß ver-

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tiebant. nam et statim seductis magnam fecit invidiam destricto gladio affirmans sponte se periturum, si et illis morte dignus videretur, nec cessavit ex eo criminari alterum alteri atque inter se omnis committere.

Cum placuisset Palatinis ludis spectaculo egressum meridie adgredi, primas sibi partes Cassius Chaerea tribunus cohortis praetoriae depoposcit, quem Gaius seniorem iam et mollem et effeminatum denotare omni probro consuerat et modo signum petenti Priapum aut Venerem dare, modo ex aliqua causa agenti gratias osculandam manum offerre formatam commotamque in obscaenum modum.

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Futurae caedis multa prodigia extiterunt. Olympiae 57 simulacrum Iovis, quod dissolvi transferrique Romam placuerat, tantum cachinnum repente edidit, ut machinis labefactis opifices diffugerint; supervenitque ilico quidam Cassius nomine, iussum se somnio affirmans immolare taurum Iovi. Capitolium Capuae Id. Mar(t.) de caelo tactum est, 2 item Romae cella Palatini atriensis. nec defuerunt qui coniectarent altero ostento periculum a custodibus domino portendi, altero caedem rursus insignem, qualis eodem die facta quondam fuisset. consulenti quoque de genitura sua Sulla mathematicus certissimam necem appropinquare affir-

CALIGULA

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folgte. Sofort hatte er sie nämlich beiseite führen lassen und gegen sie eine sehr üble Stimmung entfacht und ihnen mit dem gezückten Schwert in der Hand versichert, freiwillig werde er sich umbringen, wenn er auch ihnen würdig zu sterben scheine. Und seitdem ruhte er nicht, den einen beim anderen anzuschwärzen und alle aufeinander zu hetzen. Man beschloß, ihn an den Palatinischen Spielen zu überfallen, wenn er am Mittag das Theater verließ. Die Hauptrolle beanspruchte Cassius Chaerea für sich, ein Tribun einer Praetorianerkohorte; ihn pflegte nämlich Caligula bei jeder Gelegenheit als Weichling und als weibisch zu brandmarken und zu verletzen, obwohl er doch bereits älter war. So gab er ihm, wenn er um das Losungswort bat, immer >>Priapus>VenusLaureolusPack's an!« Als nächster habe Cornelius Sabinus, der andere von der Verschwörergruppe, ein Tribun, ihm von vorne die Brust durchbohrt. Andere berichten, Sabinus habe durch eingeweihte Centurianen die Gruppe entfernen lassen und, wie beim Militär üblich, die Losung verlangt und, als Caligula >>luppiter« sagte, habe Chaerea ausgerufen: >>Hier hast du die Quittung!>Noch einmal!Ich habe mit Tiberius besprochen, wie du es mir aufgetragen hast, meine teure Livia, was dein Enkel Tiberius an den Spielen zu Ehren des Mars tun soll. Wir stimmen darin überein, daß ein für alle Male von uns entschieden werden muß, von welchen Grundsätzen wir uns ihm gegenüber leiten lassen wollen. Denn wenn er gesund und, um es so auszudrükken, ganz gesund ist, warum haben wir dann noch Bedenken, ihn auf denselben Stufen der Karriereleiter vorwärtszubringen, auf denen sein Bruder bereits befördert worden ist? Wenn wir aber der Meinung sind, ihm fehle etwas und er sei körperlich und außerdem auch noch geistig nicht vollkommen gesund, dann dürfen wir den Menschen, die gewohnt sind, über dergleichen ihre Späße zu machen und zu kichern, gar nicht erst einen Anlaß geben, ihn und auch uns zu verlachen. Wir werden nämlich immer im ungewissen

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DIVUS CLAUDIUS

temporum deliberabimus, ~~ rcpoürcoK:Etf.IEvou ft~iv posse arbitremur eum gerere honores necne. in praesentia tarnen quibus de rebus consulis, curare eum ludis Martialibus triclinium sacerdotum non displicet nobis, si est passums se ab Silvani filio homine sibi affini admoneri, ne quid faciat quod conspici et derideri possit. spectare eum circenses ex pulvinari non placet nobis; expositus enim in fronte prima spectaculorum conspicietur. in Albanum montem ire eum non placet nobis aut esse Romae Latinarum diebus. cur enim non praeficitur urbi, si potest sequi fratrem suum in montem? habes nostras, mea Livia, sententias, quibus placet semel de tota re aliquid constitui, ne semper inter spem et metum fluctuemur. licebit autem, si voles, Antoniae quoque nostrae des hanc partem epistulae huius legendam.' rursus alteris litteris :

'Tiberium adulescentem ego vero, dum tu aberis, cotidie invitabo ad cenam, ne solus cenet cum suo Sulpicio et Athenodoro. qui vellem diligentius et minus ~E'tEffipro~ deligeret sibi aliquem, cuius motum et habitum et incessum imitaretur. misellus >Glück dem Onkel des Kaisers!Glück dem Bruder des Germanicus!>Er ist verstorben, glaube ich, das war ihm doch erlaubt.« Ein anderer bedankte sich dafür, daß er erlaube, daß ein Angeklagter verteidigt werde, und fügte hinzu: >>Das ist doch eigentlich selbstverständlich.« Ich habe wiederholt von älteren Leuten auch folgendes gehört, es sei an der Tagesordnung gewesen, daß die Anwälte seine Geduld über die Maßen strapazierten, daß sie ihn beim Verlassen des Gerichts nicht nur laut zurückriefen, sondern ihn auch noch beim Zipfel seiner Toga zurückhielten, manchmal auch seinen Fuß packten und ihn nicht gehen ließen. Auch über das braucht sich niemand zu wundern: es zog einmal einer von den Griechen vor Gericht, da entfiel ihm folgende Äußerung: >> Auch du bist ein alter Tor!« Ein römischer Ritter war einmal angeklagt wegen seines unzüchtigen Verhaltens gegenüber Frauen, die Anklage war falsch und von seinen Gegnern, die

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crimine, satis constat, cum scorta meritoria citari adversus se et audiri pro testimonio videret, graphium et libellos, quos tenebat in manu, ita cum magna stultitiae et saevitiae exprobratione iecisse in faciem eius, ut genam non leviter perstrinxerit.

Gessit et censuram intermissam diu post Plancum Pau- 16 lumque censores, sed hanc quoque inaequabiliter varioque et animo et eventu. recognitione equitum iuvenem probri plenum, sed quem pater probatissimum sibi affirmabat, sine ignominia dimisit, habere dicens censorem suum; alium corruptelis adulteriisque famosum nihil amplius quam monuit, ut aut parcius aetatulae indulgeret aut certe cautius; addiditque: 'quare enim ego scio, quam amicam habeas ?' et cum orantibus familiaribus dempsisset cuidam appositam notam: 'litura tarnen', inquit, 'extet.' splendidum virum 2 Graeciaeque provinciae principem, verum Latini sermonis ignarum, non modo albo iudicum erasit, sed in peregrinitatem redegit. nec quemquam nisi sua voce, utcumque quis posset, ac sine patrono rationem uitae passus est reddere. notavitque multos, et quosdam inopinantis et ex causa novi

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nichts gegen ihn in der Hand hatten, aufgebracht worden; daran und an dem, was sich dann zutrug, gibt es keinen Zweifel: als er sah, daß man Huren gegen ihn aufbot und sie in den Zeugenstand rief, schleuderte er den Griffel und die Papiere, die er gerade in der Hand hatte, unter schweren Vorwürfen von Dummheit und Grausamkeit dem Claudius so ins Gesicht, daß er ihn recht schwer an der Wange verletzte. Er übernahm auch die Zensur; seit Plancus und Paulus hatte es lange Zeit keinen Zensor mehr gegeben; aber auch in diesem Amt war er ungerecht und wankelmütig und unberechenbar. Bei der Musterung der Ritter ließ er einen jungen Mann, der keinen Funken Anstand besaß, dessen Vater aber versicherte, er sei ein Ausbund an Tugendhaftigkeit, ohne einen Tadel davonkommen, wobei er anmerkte, er habe seinen eigenen Zensor. Einen anderen, der dafür berühmt war, daß er manche Frau zur Unzucht und zum Ehebruch verführt hatte, ließ er lediglich mit der Ermahnung davonkommen, sich seinen jugendlichen Ausschweifungen seltener oder doch mindestens mit mehr Vorsicht hinzugeben; er setzte hinzu: >>Warum weiß ich nämlich, wer gerade deine Freundin ist?« Auch als einmal Freunde sich für jemanden verwendeten und er die Rüge, die er dem Namen des betreffenden hinzugesetzt hatte, wieder ausgestrichen hatte, sagte er: >>Doch man soll sehen können, daß korrigiert worden ist.« Einen Mann, der sehr angesehenen war und in der Provinz Griechenland eine hohe Stellung innehatte, aber kein Wort Latein sprach, strich er nicht nur aus der Liste der Richter, sondern nahm ihm auch noch das Bürgerrecht. Er wollte es nämlich nicht zulassen, daß jemand in einer anderen Sprache als seiner, so gut er es eben vermochte, Rechenschaft über sein Leben ablege, dabei ließ er auch keinen Patron zu. Und er rügte viele - die hatten erst gar nicht damit gerechnet,

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generis, quod se inscio ac sine commeatu Italia excessissent; quendam vero et quod comes regis in provincia fuisset, referens, maiorum temporibus Rabirio Postumo Ptolemaeum Alexandriam crediti servandi causa secuto crimen maiestatis apud iudices motum. plures notare conatus, magna inquisitorum neglegentia sed suo maiore dedecore, innoxios fere repperit, quibuscumque caelibatum aut orbitatem aut egestatem obiceret, maritos, patres, opulentos se probantibus; eo quidem, qui sibimet vim ferro intulisse arguebatur, inlaesum corpus veste deposita ostentante. fuerunt et illa in censura eius notabilia, quod essedum argenteum sumptuose fabricatum ac venale ad Sigillaria redimi concidique coram imperavit; quodque unodie XX edicta proposuit, inter quae duo, quorum altero admonebat, ut uberi vinearum proventu bene dolia picarentur; altero, nihil aeque facere ad viperae morsum quam taxi arboris sucum.

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Expeditionern unam omnino suscepit eamque modicam. 17 cum decretis sibi a senatu ornamentis triumphalibus leviorem maiestati principali titulum arbitraretur velletque iusti triumphi decus, unde adquireret Britanniam potissimum

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und auch der Grund war vollkommen neu-, sie hätten Italien ohne sein Wissen und ohne Urlaubsgesuch verlassen. Einer erhielt eine Rüge auch deswegen, weil er in der Provinz den König begleitet habe, wobei er sich auf den Fall des Rabirius Postumus berief, gegen den zur Zeit der Vorfahren ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet worden war; er war nämlich Ptolemaios nach Alexandria gefolgt, um sein Geld zu retten, das er diesem geliehen hatte. Er versuchte noch mehr Leuten eine Rüge zu erteilen, fand aber fast nur rechtschaffene, denn die Leute, die belastendes Material herbeischaffen sollten, waren arg nachlässig, und er war ein noch viel größerer Schandkerl. Allen, denen er vorwarf, daß sie unverheiratet, kinder- und mittellos seien, gelang es nachzuweisen, daß sie verheiratet, Väter und betuchte Leute waren. Ein Mann, den man beschuldigte, er habe sich mit dem Schwert umbringen wollen, hat sogar seine Kleider ausgezogen und so den Nachweis erbracht, daß sein Körper keine Verletzung aufweise. Auch folgendes, was noch wert ist anzumerken, soll sich während seiner Zensur abgespielt haben: er ließ einen silbernen Streitwagen, der mit viel Aufwand hergestellt worden war und der an den Sigillarien zum Verkauf stand, aufkaufen und vor aller Augen zertrümmern. An einem einzigen Tag erließ er zwanzig Edikte, darunter auch die beiden folgenden; in dem einen riet er, bei dem reichlichen Ertrag der Weinernte die Fässer ordentlich zu verpichen; in dem anderen erinnerte er daran, daß gegen einen Schlangenbiß nichts so gut helfe wie der Saft der Eibe. Nur einen einzigen Feldzug unternahm er, und der war nicht von Bedeutung. Der Senat hatte ihm daraufhin die Triumphabzeichen zuerkannt, er aber hielt diesen Titel für zu gering für die kaiserliche Majestät und wollte mit einem vollgültigen Triumph geehrt werden; um diesen zu erhalten, gab er bei der Wahl des Betätigungsfeldes Britannien ganz

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elegit, neque temptatam ulli post Divum Iulium et tune tumultuantem ob non redditos transfugas. huc cum ab Ostia navigaret, vehementi circio bis paene demersus est, prope Liguriam iuxtaque Sto(e)chadas insulas. quare a Massilia Gesoriacum usque pedestri itinere confecto inde transmisit ac sine ullo proelio aut sanguine intra paucissimos dies parte insulae in deditionem recepta, sexto quam profectus erat mense Romam rediit triumphavitque maximo apparatu. ad cuius spectaculum commeare in urbem non solum praesidibus provinciarum permisit, verum etiam exulibus quibusdam; atque inter hostilia spolia navalem coronam fastigio Palatinae domus iuxta civicam fixit, traiecti et quasi domiti Oceani insigne. currum eius Messalina uxor carpento secuta est; secuti et triumphalia ornamenta eodem bello adepti, sed ceteri pedibus et in praetexta, M. Crassus Frugi equo phalerato et in veste palmata, quod eum honorem iteraverat.

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Urbis annonaeque curam sollicitissime semper egit. cum 18 Aemiliana pertinacius arderent, in diribitorio duabus noctibus mansit ac deficiente militum ac familiarum turba auxilio

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besonders den Vorzug; es hatte nämlich seit dem vergöttlichten Iulius keiner mehr die Insel angegriffen, und gerade zu diesem Zeitpunkt waren dort Unruhen ausgebrochen, weil einige Überläufer nicht ausgeliefert worden waren. Als er dorthin von Ostia aus in See stach, wäre sein Schiff beinahe zweimal bei einem stürmischen Nordwest in den Fluten versunken, das eine Mal vor Ligurien, das andere Mal ganz nahe bei den Stoechadischen Inseln. Deshalb legte er die Strecke von Marseille bis Gesoriacum in einem Fußmarsch zurück und setzte von dort nach Britannien über; ohne eine Schlacht und ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, brachte er einen Teil der Insel dazu, innerhalb weniger Tage zu kapitulieren. Sechs Monate nachdem er in See gestochen war, kehrte er nach Rom zurück und hielt einen Triumphzug unter größter Pracht und Prunk. Er gestattete nicht nur den Statthaltern der Provinzen, sondern auch einigen Verbannten zu diesem Schauspiel in die Stadt zu kommen. Zwischen den von den Feinden erbeuteten Rüstungen befestigte er eine Schiffskrone am Giebel seines Hauses auf dem Palatin gleich neben der Bürgerkrone; daran sah jeder, daß er über den Ozean gesetzt und ihn sozusagen bezwungen habe. Seinem Triumphwagen folgte seine Gattin Messalina in einer Karosse; es folgten auch die Leute, die sich in dem besagten KriegTriumphabzeichen erworben hatten; aber alle mußten zu Fuß und in der Toga praetexta folgen, nur M. Crassus Frugi folgte auf einem Pferd, das mit Stirn- und Brustschmuck verziert war, und in einem Gewand, das mit eingestickten Palmenzweigen geziert war, weil ihm zum zweiten Mal diese Ehre zuteil geworden war. Die Stadt und ihre Versorgung mit Lebensmitteln ließ er sich immer ganz besonders angelegen sein. Als im Aemilianischen Viertel ein Brand immer wieder aufloderte, verbrachte er zwei Nächte im Gebäude, wo die Stimmen ausge-

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I8,I-20,I

plebem per magistratus ex omnibus vicis convocavit ac positis ante se cum pecunia fiscis ad subveniendum hortatus est, repraesentans pro opera dignam cuique mercedem. artiore 2 autem annona ob assiduas sterilitates detentus quondam medio foro a turba conviciisque et simul fragminibus panis ita infestatus, ut aegre nec nisi postico evadere in Palatium valuerit, nihil non ex[ eo ]cogitavit ad invehendos etiam tempore hiberno commeatus. nam et negotiatoribus certa lucra proposuit suscepto in se damno, si cui quid per tempestates accidisset, et naves mercaturae causa fabricantibus magna commoda constituit pro condicione cuiusque: civi[s] vacati- 19 onem legis Papiae Poppaeae, Latino ius Quiritium, feminis ius 1111 liberorum; quae constituta hodieque servantur.

Opera magna potius ac necessaria quam multa perfecit, sed vel praecipua: ducturn aquarum a Gaio incohatum, item emissarium Fucini lacus portumque Ostiensem, quanquam sciret ex iis alterum ab Augusto precantibus assidue Marsis negatum, alterum a Divo Iulio saepius destinatum ac propter difficultatem omissum. Claudiae aquae gelidos et uberes fontes, quorum alteri Caeruleo, alteri Curtio et Albu-

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zählt wurden, und ließ, als man nicht genug Trupps von Soldaten und Dienern zur Verfügung hatte, durch die Beamten aus allen Stadtvierteln das Volk zu Hilfe rufen; dann stellte er Körbe voller Geld vor sich hin und rief auf, zu Hilfe zu kommen; jedem gab er für seine Hilfeleistung den angemessenen Lohn bar auf die Hand. Als aber wegen der anhaltenden schlechten Ernten die Getreidevorräte recht knapp wurden, wurde er einmal von einem Volkshaufen mitten auf dem Forum am Weitergehen gehindert und mit Schimpfworten und gleichzeitig mit Brocken von Brot so massiv angegriffen, daß er nur mit knapper Not und nur durch eine Hintertür in den Palast entkommen konnte; da sann er auf Mittel und Wege, auch für die Dauer des Winters Lebensmittel in die Stadt zu schaffen. Denn er stellte auch den Kaufleuten lukrativen Gewinn in Aussicht, da garantiert war, daß er für den Verlust aufkam, sollten einem die Stürme übel mitgespielt haben, und denjenigen, die Schiffe für den Handel bauen ließen, stellte er große Privilegien entsprechend der Rechtsstellung eines jeden in Aussicht: Bürgern die Befreiung von der Lex Papia Poppaea, Leuten latinischen Rechts das Vollbürgerrecht, Frauen das Vierkinderrecht; diese Verordnungen haben bis heute noch ihre Gültigkeit behalten. Er hat eher große und zweckdienliche als viele Bauten errichten lassen; aber wohl am bedeutendsten waren die folgenden: der Aquädukt, den Caligula begonnen hatte, ferner der Abflußkanal des Fuciner Sees und der Hafen von Ostia; er ließ diese bauen, obwohl er wußte, daß der eine Bau von Augustus den Marsern, die ihm deswegen mit ihren Bitten ständig in den Ohren gelegen hatten, abgelehnt worden war und der andere Bau vom göttlichen Iulius mehr als einmal geplant und schließlich wegen Schwierigkeiten aufgegeben worden war. Die eiskalten und wasserreichen Quellen der Aqua Claudia, von denen die eine >>Die Blaue«, die andere

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20,I-2I,I

digno nomen est, simulque rivum Anienis novi lapideo operein urbem perduxit divisitque in plurimos et ornatissimos lacus. Fucinum adgressus est non minus conpendii spe quam gloriae, cum quidam privato sumptu emissuros se repromitterent, si sibi siccati agri concederentur. per tria autem passuum milia partim effosso monte partim exciso canalem absolvit aegre et post undecim annos, quamvis continuis XXX hominum milibus sine intermissione operantibus. portum Ostiae extruxit circumducto dextra sinistraque brachio et ad introitum profundo iam solo mole obiecta; quam quo stabilius fundaret, navem ante demersit, qua magnus obeliscus ex Aegypto fuerat advectus, congestisque pilis superposuit altissimam turrem in exemplum Alexandrini Phari, ut ad nocturnos ignes cursum navigia dirigerent.

Congiaria populo saepius distribuit. spectacula quoque complura et magnifica edidit, non usitata modo ac solitis locis, sed et commenticia et ex antiquitate repetita, et ubi praeterea nemo ante eum. ludos dedicationis Pompeiani theatri, quod ambustum restituerat, e tribunali posito in orchestra commisit, cum prius apud superiores aedes sup-

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>>Curtius« und >>Albudignus« heißt, leitete er zur gleichen Zeit wie den Anio novus in einem Aquädukt aus Stein in die Stadt und ihr Wasser in ganz viele, reichgeschmückte Wasserbecken. Die Arbeiten am Fuciner See nahm er in Angriff, weil er sich davon gleichermaßen materiellen Gewinn als auch Ruhm versprach, da einige Leute die Zusage machten, auf eigene Kosten das Wasser abzulassen, wenn ihnen als Gegenleistung das trockengelegte Gebiet überlassen werde. Auf eine Strecke von viereinhalb Kilometer mußte teils der Berg durchstochen, teils gesprengt werden; der Kanal wurde nur mit Mühe fertiggestellt und zwar nach elf Jahren, obwohl ständig dreißigtausend Leute ohne Unterbrechung am Werke waren. Den Hafen von Ostia baute er, und zwar ließ er von rechts und links zwei Dämme herumlegen und bei der Hafeneinfahrt, dort ist der Grund schon reichlich tief, eine Bastion vorbauen. Damit dafür ein um so sichereres Fundament gelegt sei, ließ er vorher das Schiff versenken, auf dem ein großer Obelisk aus Ägypten herantransportiert worden war; darauf rammte er Pfeiler hinein und errichtete darauf nach dem Beispiel des Pharos von Alexandria einen sehr hohen Turm, damit die Schiffe nach dessen Feuern bei Nacht ihren Kurs ausrichten könnten. Recht häufig machte er an das Volk Spenden. Auch mehrere prächtige Schauspiele veranstaltete er, nicht nur solche, die üblich waren, und auch nicht an den gewohnten Plätzen, sondern er dachte sich neue aus und nahm die Spiele aus längst vergangeneo Zeiten wieder zurück ins Programm. Außerdem fanden sie an Plätzen statt, wo noch keiner vor ihm Spiele veranstaltet hatte. Die Spiele anläßlich der Einweihung des Pompeiustheaters, das halb niedergebrannt war und das er hatte wiederaufbauen lassen, ließ er von einem Tribunal in der Orchestra aus beginnen, nachdem er zuvor bei den höher gelegenen Tempeln ein Bitt- und Dank-

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plicasset perque mediam caveam sedentibus ac silentibus cunctis descendisset. fecit et saeculares, quasi anticipatos ab Augusto nec legitimo tempori reservatos, quamvis ipse in historiis suis prodat, intermissos eos Augustum multo post diligentissime annorum ratione subducta in ordinem redegisse. quare vox praeconis irrisa est invitantis more sollemni ad ludos, quos nec spectasset quisquam nec spectaturus esset, cum superessent adhuc qui spectaverant, et quidam histrionum producti olim tune quoque producerentur. circenses frequenter etiam in Vaticano commisit, nonnumquam interiecta per quinos missus venatione. circo vero maximo marmoreis carceribus auratisque metis, quae utraque et tofina ac lignea antea fuerant, exculto propria senatoribus constituit loca promiscue spectare solitis; ac super quadrigarum certamina Troiae lusum exhibuit et Africanas, conficiente turma equitum praetorianorum, ducibus tribunis ipsoque praefecto; praeterea Thessalos equites, qui feros tauros per spatia circi agunt insiliuntque defessos et ad terram cornibus detrahunt.

Gladiatoria munera plurifariam ac multiplicia exhibuit:

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opfer dargebracht hatte und mitten durch den Zuschauerraum herabgestiegen war, während alle schweigend auf ihren Plätzen sitzen geblieben waren. Er hielt auch die Säkularspiele ab, wobei er so tat, als habe Augustus sie vor der Zeit veranstaltet und sie nicht für den rechten Zeitpunkt aufgespart, obwohl er selbst in seinem Geschichtswerk schreibt, diese Spiele hätten eine Zeitlang nicht stattgefunden, dann habe Augustus mit größter Sorgfalt die Jahre nachgerechnet und so wieder den richtigen kalendarischen Termin ermittelt. Deshalb gab es auch Gelächter beim Ruf des Herolds, der so, wie es üblich war, zu den Spielen einlud, die niemand gesehen habe noch jemals sehen würde; waren doch noch Leute am Leben, die sie einst gesehen hatten, und sollten doch auch noch einige von den Schauspielern, die damals aufgetreten waren, jetzt wieder auf der Bühne stehen. Circusspiele veranstaltete er häufig auch auf dem Vatikan, manchmalließ er nach fünf Rennen eine Jagd dazwischenschieben. Sogar den Circus Maximus ließ er mit marmornen Schranken und vergoldeten Zielsäulen verschönern, beides war bis dahin aus Tuffstein und Holz gewesen; dann ließ er den Senatoren eigene Sitzreihen zuweisen, bisher hatte man ohne Unterscheidung der Stände gesessen und die Spiele verfolgt. Neben Wagenrennen mit vier Fferden veranstaltete er auch noch ein Trojaspiel und eine Tierhetze auf afrikanische Tiere, die eine Schwadron Reiter von den Praetorianern erlegte, angeführt von ihren Tribunen, ja sogar ihr Praefekt befehligte sie höchstpersönlich. Außerdem ließ er auch thessalische Reiter auftreten; diese jagten wilde Stiere von einem Ende des Circus bis zum anderen, waren diese dann ermüdet, sprangen sie auf sie und zogen sie an den Hörnern zu Boden. Gladiatorenspiele veranstaltete er an verschiedenen Orten, dabei stand vielerlei auf dem Programm: jedes Jahr ei-

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anniversariurn in castris praetorianis sine venatione apparatuque, iusturn atque legitirnurn in Saeptis; ibidern extraordinariurn et breve dierurnque paucorurn, quodque appellare coepit 'sportularn', quia prirnurn daturu[ rn ]s edixerat, velut ad subitarn condictarnque cenularn invitare se populurn. nec ullo spectaculi genere cornrnunior aut rernissior erat, adeout oblatos victoribus aureos prolata sinistra pariter curn vulgo voce digitisque nurneraret ac saepe hortando rogandoque ad hilaritatern hornirres provocaret, 'dorninos' identidern appellans, irnrnixtis interdurn frigidis et arcessitis iocis; qualis est ut curn Palurnburn postulantibus datururn se prornisit, si captus esset. illud plane quanturnvis salubriter et internpore: curn essedario, pro quo quattuor fili deprecabantur, rnagno ornniurn favore indulsisset rudern, tabularn ilico rnisit adrnonens populurn, quanto opere liberos suscipere deberet, quos videret et gladiatori praesidio gratiaeque esse. edidit et in Martio carnpo expugnationern direptionernque oppidi ad irnaginern bellicam et deditionern Britanniae regurn praeseditque paludatus. quin et ernissums Fucinurn lacurn naurnachiarn ante cornrnisit. sed curn proclarnantibus naurnachiariis: 'have irnperator, rnorituri te salutant!' respondisset: 'aut non', neque post hanc vocern quasi

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nes im Lager der Praetorianer ohne Jagd und großen Aufwand, eines auf dem Gelände für die Wahlen, vollständig, so wie man es eigentlich erwarten konnte. Am selben Ort ein außerordentliches und kurzes, was nur wenige Tage dauerte, dafür bürgerte er die Bezeichnung >>Sportula« ein, weil er bei der ersten Bekanntmachung einer solchen Veranstaltung gesagt hatte, er lade das Volk gleichsam spontan zu einem kleinen Essen ohne große Vorbereitungen ein. Bei dieser Art von Schauspiel zeigte er sich so leutselig und locker wie sonst nie; genauso wie das Volk zählte er laut an den Fingern der vorgestreckten linken Hand die den Siegern auszuzahlenden Goldstücke ab und animierte die Zuschauer, heiter zu sein, indem er sie dazu aufforderte und sie bat, sie immer wieder >>meine Herren>Heil dir, Imperator, die, die ihren Tod vor Augen haben, grüßen dich!ov· Ntpcov ioiav !.lTI'tEpa {mEJC'tttVE.>

'Quis negat Aeneae magna de stirpe Neronem? sustulit hic matrem, sustulit ille patrem.

Dum tendit citharam noster, dum cornua Parthus, noster erit Paean, ille Hecatebeletes.

Roma domus fiet: Veios migrate, Quirites, si non et Veios occupat ista domus.' sed neque auctores requisiit et quosdam per indicem delatos ad senatum adfici graviore poena prohibuit. transeuntem eum Isidorus Cynicus in publico clara voce corripuerat, quod Naupli mala bene cantitaret, sua bona male disponeret; et Datus Atellanarum histrio in cantico quodam

yiatVE 1tcX'tEp, UytatvE !.lfl'tEp>

ita demonstraverat, ut bibentem natantemque faceret, exitum scilicet Claudi Agrippinaeque significans, et in novissima clausula 'Orcus vobis ducit pedes' senatum gestu notarat. histrionem et philosophum Nero

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»Nero, Orest, Alkmeon: alles Muttermörder! Eine neue Meinungsäußerung: Nero tötete seine eigene Mutter!>Wer bestreitet, daß Nero kommt aus dem großen Stamm des Aeneas? beseitigt hat dieser seine Mutter, hochgehoben jener seinen Vater. Unser Mann spannt die Leier, der Parther die Enden seines Bogens, Unser Herrscher wird ein Sänger sein, jener der treffsichere Apoll. Rom wird ein Haus werden: Wandert aus, Römer, nach Veji, wenn nicht auch noch Veji dieses Haus da einnimmt.« Aber er ließ nicht nach den Urhebern forschen; er verhinderte auch, daß einige Leute, die Denunzianten beim Senat angezeigt hatten, allzu schwer bestraft wurden. Als Nero einmal an Isidor, einem Kyniker, vorbeiging, hatte der ihn in aller Öffentlichkeit mit lauter Stimme heftig zurechtgewiesen, er könne zwar gut das Unglück des Nauplios besingen, was er aber Gutes zu leisten vermöge, bringe er schlecht ein. Und der Schauspieler Datus bei den Atellanen hatte in einem ganz bestimmten Gesang das >>Lebe wohl, Vater! Lebe wohl, Mutter!>den Schild der Minerva, der Beschirmerin der Stadt>Du bist mein ErbeGlück auf! Auch die Chaldäer sagen, daß es noch vor dem besagten Termin keinen Vitellius Germanicus an irgendeinem Flekken mehr geben werde.« Er geriet auch beim Tode sei-

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matris fuit, quasi aegrae praeberi cibum prohibuisset, vaticinante Chatta muliere, cui velut oraculo adquiescebat, ita demum firmiter ac diutissime imperaturum, si superstes parenti extitisset. alii tradunt ipsam taedio praesentium et imminentium metu venenum a filio impetrasse, haud sane difficulter.

Octavo imperii mense desciverunt ab eo exercitus Moesi- 15 arum atque Pannoniae, item ex transmarinis Iudaicus et Syriaticus, ac pars in absentis pars in praesentis Vespasiani verba iurarunt. ad retinendum ergo ceterorum hominum studium ac favorem nihil non publice privatimque nullo adhibito modo largitus est. dilectum quoque ea condicione in urbe egit, ut voluntariis non modo missionem post victoriam, sed etiam veteranorum iustaeque militiae commoda polliceretur. urgenti deinde terra marique hosti hinc fra- z trem cum classe ac tironibus et gladiatorum manu opposuit, hinc Betriacenses copias et duces; atque ubique aut superatus aut proditus salutem sibi et milies sestertium a Flavio Sabino Vespasiani fratre pepigit; statimque pro gradibus Palati apud frequentes milites cedere se imperio quod invi-

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ner Mutter unter Verdacht; man vermutete nämlich, er habe verboten, der Kranken zu essen zu geben, da eine Frau aus dem Stamm der Chatten, der er wie einem Orakel Glauben schenkte, prophezeit hatte, erst dann werde er als Herrscher fest im Sattel sitzen und sehr lange regieren, wenn er seine Mutter überlebt habe. Andere berichten, die Mutter habe selbst von ihrem Sohn Gift erbeten, weil sie mit den Verhältnissen, wie sie augenblicklich waren, und mit denen, die bevorstünden, nicht mehr leben konnte; das Gift habe sie ohne Schwierigkeiten erhalten. Im achten Monat seiner Regierung fielen von ihm die Heere in Mösien und Pannonien, von den in Übersee stationierten Heeren das in Iudaea und Syrien ab; diese leisteten auf Vespasian den Treueid, zum Teil in seiner Abwesenheit, zum Teil vor ihm persönlich. Um sich wenigstens noch die Ergebenheit und Gunst der übrigen zu sichern, gab es nichts, was man von ihm nicht auf Staatskosten und aus seinem eigenen Vermögen geschenkt erhalten konnte, er gab alles ohne Maß und Ziel. Er rekrutierte sich sogar in der Hauptstadt ein Heer; dabei wurde vereinbart, daß diejenigen, die sich freiwillig zum Dienst gemeldet hatten, nach dem Sieg nicht nur entlassen würden, sondern auch noch in den Gerruß der Vorteile von Veteranen nach der regulären Dienstzeit kommen sollten. Als ihn dann zu Wasser und zu Lande der Feind hart bedrängte, stellte er ihm zum einen seinen Bruder mit einer Flotte und einem Trupp Rekruten und Gladiatoren entgegen, andererseits die Truppen und Kommandanten von Betriacum. Er wurde auf der ganzen Linie besiegt oder verraten; dann ließ er sich von Flavius Sabinus, dem Bruder Vespasians, sein Leben und hundert Millionen Sesterzen fest versprechen. Und sofort gab er an den Stufen zum Palast vor den versammelten Soldaten bekannt, daß er zurücktrete, habe er doch ohnehin einst die Herr-

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tus recepisset professus, cunctis reclamantibus rem distulit ac nocte interposita primo diluculo sordidatus descendit ad rostra multisque cum lacrimis eadem illa, verum e libello testatus est. rursus interpellante milite ac populo et ne deficeret hortante omnemque operam suam certatim pollicente, animum resumpsit Sabinumque et reliquos Flavianos nihil iam metuentis vi subita in Capitolium compulit succensoque templo Iovis Optimi Maximi oppressit, cum et proelium et incendium e Tiberiana prospiceret domo inter epulas. non multo post paenitens facti et in alios culpam conferens vocata contione iuravit coegitque iurare et ceteros nihil sibi antiquius quiete publica fore. tune solutum a latere 4 pugionem consuli primum, deinde illo recusante magistratibus ac mox senatoribus singulis porrigens, nullo recipiente, quasi in aede Concordiae positurus abscessit. sed quibusdam adclamantibus ipsum esse Concordiam, rediit nec solum retinere se ferrum affirmavit, verum etiam Concordiae recipere cognomen; suasitque senatui, ut legatos cum 16 virginibus Vestalibus mitterent pacem aut certe tempus ad consultandum petituros.

Postridie responsa opperienti nuntiatum est per exploratorem hostes appropinquare. continuo igitur abstrusus

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schaft nur widerwillig übernommen. Doch als alle laut ihr Mißfallen darüber vernehmen ließen, gewährte er sich noch etwas Bedenkzeit und ließ eine Nacht verstreichen; dann begab er sich, als es gerade hell wurde, in Trauerkleidung hinab zur Rednerbühne und gab unter Tränen noch einmal dieselbe Erklärung ab, allerdings las er sie dieses Mal von einem Manuskript ab. Wieder bestürmten ihn Soldaten und Volk und baten ihn, nicht abzudanken; sie versprachen ihm um die Wette alle Hilfe, die sie geben könnten. Da faßte er wieder Mut, fiel plötzlich über Sabinus und die anderen Anhänger der Flavier, die bereits ganz sorglos geworden waren, her und trieb sie auf dem Kapitol zusammen und bereitete ihnen ihren Untergang, indem er den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus in Brand setzen ließ; währenddessen saß er zu Tisch und schaute dem Kampf und dem Feuer vom Palast des Tiberius aus zu. Wenig später bereute er, was er getan hatte, und suchte die Schuld dafür auf andere abzuwälzen; also berief er eine Versammlung ein, schwor -auch alle anderen zwang er zu schwören-, daß ihm nichts wichtiger sei als die öffentliche Ruhe. Dann löste er den Dolch von seiner Seite, hielt ihn zuerst dem Konsul, dann, als der ihn nicht haben wollte, den Beamten und schließlich jedem einzelnen Senator hin; als ihn niemand nahm, ging er fort, angeblich um ihn im Tempel der Concordia abzulegen. Als aber einige ihm zuriefen, er selbst sei die Eintracht, kam er wieder zurück und versicherte, er werde nicht nur den Dolch behalten, sondern auch den Beinamen Concordia annehmen. Dem Senat riet er, eine Gesandtschaft in Begleitung der Vestalischen Jungfrauen zu entsenden, die um Frieden oder mindestens um eine Beratungsfrist nachsuchen sollten. Als er am folgenden Tag auf eine Nachricht wartete, wurde durch Kundschafter gemeldet, die Feinde seien im An-

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gestatoria sella duobus solis comitibus, pistore et coco, Aventinum et paternam domum clam petit, ut inde in Campaniam fugeret; mox levi rumore et incerto, tamquam pax impetrata esset, referri se in Palatium passus est. ubi cum deserta omnia repperisset, dilabentibus et qui simul erant, zona se aureorum plena circumdedit confugitque in cellulam ianitoris, religato pro foribus cane lectoque et culcita obiectis.

Irruperant iam agmmts antecessores ac nemine obvio 17 rimabantur, ut fit, singula. ab his extractus e latebra, sciscitantes, quis esset - nam ignorabatur - et ubi esse Vitellium sciret, mendacio elusit; deinde agnitus rogare non destitit, quasi quaedam de salute Vespasiani dicturus, ut custodiretur interim vel in carcere, donec religatis post terga manibus, iniecto cervicibus laqueo, veste discissa seminudus inforum tractus est inter magna rerum verborumque ludibria per totum viae Sacrae spatium, reducto coma capite, ceu noxii solent, atque etiam mento mucrone gladii subrecto, ut visendam praeberet faciem neve summitteret; quibusdam z stercore et caeno incessentibus, aliis incendiarium et patinarium vociferantibus, parte vulgi etiam corporis vitia expro-

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marsch. Sofort verkroch er sich in eine Sänfte und brach heimlich mit nur zwei Begleitern, seinem Bäcker und seinem Koch, auf zum Aventin in das Haus seines Vaters, um von dort nach Kampanien zu fliehen. Als aber bald darauf das vage und unsichere Gerücht aufkam, man sei sozusagen mit den Bitten um Frieden durchgedrungen, ließ er sich zurück in den Palast tragen. Dort fand er alles verlassen vor, und auch die, die ihn begleitet hatten, hatten nichts Eiligeres zu tun als davonzulaufen; er schnallte sich einen mit Gold gepolsterten Gürtel um und flüchtete sich in die Kammer des Pförtners, band vor der Tür den Hund an und verrammelte von innen die Tür mit einem Bett und einer Matratze. Schon war die feindliche Vorhut in den Palast eingedrungen und ging, da sich ihnen niemand in den Weg stellte, daran, die einzelnen Räume zu durchsuchen, wie das im Krieg immer so geht. Sie zerrten ihn aus seinem Schlupfwinkel heraus und wollten wissen, wer er sei- denn sie kannten ihn ja nicht- und ob er wisse, wo Vitellius stecke. Er log sich durch Lügen heraus. Doch dann erkannte man ihn, und er erging sich in Bitten, ihn, so als habe er einiges zu sagen, was das Leben Vespasians betreffe, festzusetzen, es mochte auch der Kerker sein; schließlich band man ihm die Hände auf den Rücken, legte ihm eine Schlinge um den Hals, zerriß ihm sein Gewand und schleppte ihn halbnackt auf das Forum; auf der ganzen Strecke über die Via Sacra machte man sich mit ihm in Wort und Tat seinen Spaß, und das nicht zu gering; sein Kopf wurde an den Haaren nach hinten gerissen, wie das bei Verbrechern die Regel war, und man hielt ihm die Spitze eines Schwertes unter das Kinn, damit er sein Gesicht sehen lassen mußte und nicht zur Erde senken konnte. Einige bewarfen ihn mit Mist und Kot, andere schimpften ihn einen Brandstifter und Fresser, ein Teil des Pöbels hielt ihm sogar seine körperlichen Gebrechen vor. Er

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brante; erat enim in eo enormis proceritas, facies rubida plerumque ex vinulentia, venter obesus, alterum fern ur subdebile impulsu olim quadrigae, cum auriganti Gaio ministratorem exhiberet. tandem apud Gemonias minutissimis ictibus excarnificatus atque confectus est et inde unco tractus in Tiberim. Periit cum fratre et filio anno vitae septimo quinquage- 18 simo; nec fefellit coiectura eorum qui augurio, quod factum ei Viennae ostendimus, non aliud portendi praedixerant quam venturum in alicuius Gallicani hominis potestatem, siquidem ab Antonio Primo adversarum partium duce oppressus est, cui Tolosae nato cognomen in pueritia Becco fuerat: id valet gallinacei rostrum.

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war nämlich sehr hoch aufgeschossen, hatte ein rotes Gesicht, meistens vom übermäßigen Weingenuß, einen fetten Bauch, ein Bein lahmte etwas, seit er einmal von einem Viergespann angefahren worden war, als er Helfer des Gaius beim Wettrennen war. Zuletzt wurde er bei den Gernonien durch lauter kleine Stiche zu Tode gefoltert und nach seinem Tode auch noch mit einem Haken in den Tiber geschleift. Er stand im siebenundfünfzigsten Lebensjahr, als er zusammen mit seinem Bruder und seinem Sohn starb. Und es bestätigte sich voll und ganz die Deutung derjenigen, die bei dem Vorzeichen, das ihm bei Vienna zuteil geworden war, wir haben das erwähnt, vorausgesagt hatten, daß es nichts anderes bedeute, als daß er einem Mann von gallischer Herkunft in die Hände fallen werde. Er wurde ja von Antonius Primus, einem Feldherrn des Gegners, überwältigt, der in Tolosa geboren war und in seiner Jugend den Beinamen Becco geführt hatte, was >>Hahnenschnabel« bedeutet.

LiberVIII DIVUS VESPASIANUS DIVUS TITUS DOMITIANUS 0

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DIVUS VESPASIANUS Rebellione triurn principurn et caede irrcerturn diu et quasi vagurn irnperiurn suscepit firrnavitque tandern gens Flavia, obscura illa quidern ac sine ullis rnaiorurn irnaginibus, sed tarnen rei po nequaquarn paenitenda, constet licet Dornitianurn cupiditatis ac saevitiae rnerito poenas luisseo

To Flavius Petro, rnuniceps Reatinus, bello civili Pornpeianarurn partiurn centurio an evocatus, profugit ex Pharsalica acie dornurnque se contulit, ubi deinde venia et rnissione irnpetrata coactiones argentarias factitavito huius filius, cognornine Sabinus, expers rnilitiae- etsi quidarn eurn prirnipilarern, nonnulli, curn adhuc ordines duceret, sacrarnento soluturn per causarn valitudinis tradunt - publicurn quadragesirnae in Asia egit; rnonent hodieque irnagines a civitatibus ei positae sub hoc titulo: KAAQ:L TEAQ. NH:LANTI. postea faenus apud Helvetios exercuit ibique diern obiit superstitibus uxore Vespasia Polla et duobus ex ea

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BuchS VESPASIAN · TITUS · DOMITIAN VESPASIAN

Lange war durch die bewaffnete Revolte dreier Kaiser und deren Ermordung die Herrschaft umstritten und sozusagen schwankend gewesen; da übernahm sie das Geschlecht der Flavier und stellte sie endlich auf eine feste Grundlage. Die Anfänge desselben lagen zwar im dunkeln, und dazu fehlte es ihm noch an Ahnenbildern, aber dennoch sollte das Gemeinwesen sich seiner nicht schämen müssen, wenn auch bekannt ist, daß Domitian für seine Habgier und Grausamkeit zu Recht gebüßt hat. T. Flavius Petro stammt aus der Landstadt Reate. Während des Bürgerkrieges war er Centurio oder Evocatus auf der Seite des Pompeius gewesen, vom Schlachtfeld von Pharsalos stahl er sich davon und lief nach Hause, wo er, nachdem man ihm verziehen und ihn ehrenhaft entlassen hatte, damit beschäftigt war, die Gelder von Versteigerungen einzutreiben. Sein Sohn, mit dem Beinamen Sabinus, hat nicht gedient, wenn auch einige berichten, er sei Primipilar gewesen, einige, er habe ein Kommando gehabt, bis er aus Gesundheitsgründen vom Fahneneid entbunden worden sei. In der ProvinzAsiatrieb er als Steuereinnehmer den Vierzigsten ein. Davon zeugen auch heute noch Statuen, die ihm Bürgerschaften aufgestellt haben, mit folgender Basisaufschrift: KaAiö~ 'tEAWVf]>Dem rechtschaffenen Zöllner«). Später machte er bei den Helvetiern seinen Reibach mit dem Verleihen von Geld; dort ist er auch gestorben. Er hinterließ seine Gattin Vespasia Polla und zwei ge-

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liberis, quorum maior Sabinus ad praefecturam urbis, minor Vespasianus ad principatum usque processit. Polla Nursiae honesto genere orta patrem habuit Vespasium Pollionem, ter triburrum militum praefectumque castrorum, fratrem senatorem praetoriae dignitatis. locus etiam ad sexturn miliarium a Nursia Spoletium euntibus in monte summo appellatur Vespasiae, ubi Vespasiorum complura monumenta extant, magnum indicium splendoris familiae et vetustatis. non negaverim iactatum a quibusdam Petronis patrem e regione Transpadana fuisse mancipem operarum, quae ex Umbria in Sabinos ad culturam agrorum quotannis commeare soleant; subsedisse autem in oppido Reatino uxore ibidem ducta. ipse ne vestigium quidem de hoc, quamvis satis curiose inquirerem, inveni.

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Vespasianus natus est in Sabinis ultra Reate vico modico, cui nomen est Falacrinae, XV. Kal. Decb. vesperi, Q. Sulpicio Camerino C. Poppaeo Sabino cons., quinquennio ante quam Augustus excederet; educatus sub paterna avia Tertulla in praediis Cosanis. quare princeps quoque et locum incunabulorum assidue frequentavit, manente villa qualis fuerat olim, ne quid scilicet oculorum consuetudini deperiret; et aviae memoriam tanto opere dilexit, ut sollemnibus ac festis diebus pocillo quoque eius argenteo potare perseveraverit.

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Sumpta virili toga latum clavum, quanquam fratre adepto, diu aversatus est, nec ut tandem appeteret compelli nisi a

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meinsame Kinder. Der ältere Sohn, Sabinus, brachte es bis zum Stadtpraefekten, der jüngere, Vespasian, bis zum Kaiser. Polla stammte aus einer vornehmen Familie in Nursia. Zum Vater hatte sie den dreimaligen Militärtribunen und Lagerpraefekten Vespasius Pollio, zum Bruder einen Senator im Rang eines Praetors. Kommt man von Nursia nach Spoletium, so liegt beim sechsten Meilenstein auf einer Bergspitze ferner ein Ort, der Vespasiae heißt; dort stehen noch einige Denkmäler der Vespasier, ein wichtiger Hinweis auf Ansehen und Alter der Familie. Ich will nicht leugnen, daß einige wiederholt erwähnen, daß der Vater des Petro aus der Transpadana sein Geld mit der Vermietung von Arbeitern verdient habe, die jedes Jahr von Umbrien ins Sabinerland ziehen, um landwirtschaftliche Arbeiten zu verrichten; er habe sich in Reate niedergelassen und dort auch geheiratet. Davon habe ich nicht einmal ein Anzeichen finden können, obwohl ich recht sorgfältig nachgeforscht habe. Vespasian ist im Sabinerland oberhalb von Reate in einem nicht allzu großen Dorf namens Falacrinae am Abend des 17. November unter dem Konsulat des Q. Sulpicius Camerinus und des C. Poppaeus Sabinus geboren worden, fünf Jahre vor dem Tod des Augustus. Erzogen wurde er unter der Leitung von Tertulla, seiner Großmutter väterlicherseits, auf den Landgütern bei Cosa. Deshalb hat er den Ort, an dem seine Wiege stand, auch noch als Kaiser regelmäßig aufgesucht, und das Landhaus blieb im Zustand von damals, damit nämlich der vertraute Anblick fortbestünde. Überdies pflegte er die Erinnerung an seine Großmutter so sehr, daß er an Feier- und Festtagen darauf beharrte, auch aus ihrem silbernen Becher zu trinken. Nachdem er die Männertoga angelegt hatte, verschmähte er noch lange die breitgestreifte Toga, obwohl sein Bruder sie bereits erlangt hatte. Nur durch seine Mutter konnte er

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matre potuit. ea demum extudit magis convicio quam precibus vel auctoritate, dum eum identidem per contumeliam anteambulonem fratris appellat.

Tribunaturn militum in Thracia meruit; quaestor Cretam et Cyrenas provinciam sorte cepit; aedilitatis ac mox praeturae candidatus, illam non sine repulsa sextoque vix adeptus est loco, (h)a(n)c primastatim petitione et in primis. praetor infensum senatui Gaium ne quo non genere demereretur, ludos extraordinarios pro victoria eius Germanica depoposcit poenaeque coniuratorum addendum censuit, ut insepulti proicerentur. egit et gratias ei apud amplissimum ordinem, quod se honore cenae dignatus esset.

Inter haec Flaviam Domitillam duxit uxorem, Statili 3 Capellae equitis R. Sabratensis ex Africa delicatam olim Latinaeque condicionis, sed mox ingenuam et civem Rom. reciperatorio iudicio pronuntiatam, patre asserente Flavio Liberale Ferenti genito nec quicquam amplius quam quaestorio scriba. ex hac liberos tulit Titum et Domitianum et Domitillam. uxori ac filiae superstes fuit atque utramque adhuc privatus amisit. post uxoris excessum Caenidem, Antoniae libertam et a manu, dilectam quondam sibi revocavit in contubernium habuitque etiam imperator paene iustae uxoris loco.

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bewogen werden, dem Bruder darin nicht länger nachzustehen. Dazu hat sie ihn zuletzt mehr durch Schelten als durch Bitten oder ihre mütterliche Autorität gebracht, indem sie ihn wiederholt in Schmähreden den Lakaien seines Bruders nannte. Militärtribun war er in Thrakien. Als Quaestor fielen ihm durch Los Kreta und Kyrene als Provinz zu. Dann bewarb er sich um das Amt des Aedilen und bald darauf auch um die Praetur. Aedil ist er erst nach einer Zurückweisung seiner Bewerbung geworden, und auch dann kam er nur mit knapper Not auf den sechsten Platz. Praetor wurde er gleich beim ersten Anlauf und war auch unter den Ersten. Um Caligula, dem der Senat verhaßt war, für sich zu gewinnen - ganz gleich auf welche Weise -, forderte er als Praetor für dessen Sieg in Germanien außerordentliche Spiele, ferner beantragte er, die Strafe für die Verschwörer dadurch zu verschärfen, daß man sie unbeerdigt liegen lasse. Dem Caligula sagte er zudem vor dem hohen Hause des Senats dafür Dank, daß er ihn für würdig befunden habe, mit ihm zu speisen. In diesen Jahren heiratete er Flavia Domitilla, die ehemalige Geliebte des römischen Ritters Statilius Capella aus Sabrata in Afrika; sie besaß nur das latinische Bürgerrecht. Aber später wurde sie in einem Verfahren vor den Rekuperatoren für freigeboren und zur römischen Bürgerin erklärt. Denn Flavius Liberalis aus Ferenti, der nur der Schreibereines Quaestors war, trat für sie als Vater ein. Mit ihr hatte Vespasian drei Kinder: Titus, Domitian und Domitilla. Er überlebte Gattin und Tochter; beide verlor er, als er noch Privatmann war. Nach dem Tode seiner Gattin lebte er mit seiner einstigen Geliebten Caenis, einer Freigelassenen und Sekretärin der Antonia, in einer eheähnlichen Gemeinschaft, und sie nahm fast den Platz einer rechtmäßigen Gattin ein, auch als er Kaiser war.

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Claudio principe Narcissi gratia legatus legionis in Ger- 4 maniam missus est; inde in Britanniam translatus tricies cum hoste conflixit. duas validissimas gentes superque viginti oppida et insulam Vectem Britanniae proximam in dicionem redegit partim Auli Plauti legati consularis partim Claudi[i] ipsius ductu. quare triumphalia ornamenta et in brevi spa- 2 tio duplex sacerdotium accepit, praeterea consulatum, quem gessit per duos novissimos anni menses. medium tempus ad proconsulatum usque in otio secessuque egit, Agrippinam timens potentem adhuc apud filium et defuncti quoque Narcissi amici perosam.

Exim sortitus Africam integerrime nec sine magna dignatione administravit, nisi quod Hadrumeti seditione quadam rapa in eum iacta sunt. rediit certe nihilo opulentior, ut qui prope labefactata iam fide omnia praedia fratri obligaret necessarioque ad mangonicos quaestus sustinendae dignitatis causa descenderit; propter quod vulgo 'mulio' vocabatur. convictus quoque dicitur ducenta sestertia expressisse iuveni, cui latum clavum adversus patris voluntatem impetrarat, eoque nomine graviter increpitus.

Peregrinatione Achaica inter comites Neronis cum cantante eo aut discederet saepius aut praesens obdormisceret,

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Als Claudius Kaiser war, machte Narcissus seinen Einfluß geltend, und man schickte Vespasian als Legionslegat nach Germanien; von dort wurde er nach Britannien versetzt, wo er in dreißig Kämpfen mit dem Feind zusammenstieß. Er unterwarf zwei sehr starke Volksstämme, ferner zwanzig Städte und die Insel Vectis, die nahe bei Britannien liegt; teils hatte hierbei der Konsularlegat Aulus Plautus, teils Claudius selbst das Kommando. Deshalb erhielt er die Triumphabzeichen und in kurzer Folge gleich zwei Priesterämter, außerdem machte man ihn für die letzten zwei Monate des Jahres zum Konsul. Die Zeit bis zum Prokonsulat brachte er in Muße und Zurückgezogenheit zu; denn er hatte Angst vor Agrippina, die immer noch bei ihrem Sohn viel bewirken konnte und voller Haß auf seinen Freund Narcissus war, auch noch nach dessen Tod. Schließlich fiel ihm durchs Los Afrika zu; dies verwaltete er völlig uneigennützig und nicht ohne große Anerkennung für sein Tun zu finden, sieht man einmal davon ab, daß bei einem Aufstand in Hadrumetum Rüben nach ihm geworfen wurden. Jedenfalls kehrte er heim, ohne sich um einen Pfennig bereichert zu haben, so daß er, da fast schon seine Kreditwürdigkeit in Zweifel gezogen wurde, alle seine Güter dem Bruder verpfänden und sich notgedrungen auf Geschäfte in der Art zwielichtiger Händler einlassen mußte, um seine Stellung zu behaupten. Deswegen nannte ihn der Volksmund »Maultiertreiber«. Auch soll er überführt worden sein, einem Jüngling 200 ooo Sesterzen abgepreß t zu haben, dem er gegen den Willen des Vaters den breiten Purpurstreifen verschafft hatte; deswegen sollen gegen ihn schwere Vorwürfe erhoben worden sein. Auf der Griechenlandreise Neros befand er sich unter dessen Begleitern; als er sich, während dieser sang, entweder zu oft entfernte oder, wenn er anwesend war, schnell ein-

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gravissimam contraxit offensam, prohibitusque non contubernio modo sed etiam publica salutatione secessit in parvam ac deviam civitatem, quoad latenti etiamque extrema metuenti provincia cum exercitu oblata est.

Percrebruerat Oriente toto vetus et constans opinio esse in fatis ut eo tempore Iudaea profecti rerum potirentur. id de imperatore Romano, quantum postea eventu paruit, praedictum Iudaei ad se trahentes rebellarunt caesoque praeposito legatum insuper Syriae consularem suppetias ferentem rapta aquila fugaverunt. ad hunc motum comprimendum cum exercitu ampliore et non instrenuo duce, cui tarnen tuto tanta res committeretur, opus esset, ipse potissimum delectus est ut et industriae expertae nec metuendus ullo modo ob humilitatem generis ac nominis. additis igitur ad copias duabus legionibus, octo alis, cohortibus decem, atque inter legatos maiore filio assumpto. ut primum provinciam (suam) attigit, proximas quoque convertit in se, correcta statim castrorum disciplina, unoque et altero proelio tarn constanter inito, ut in oppugnatione castelli lapidis ictum genu scutoque sagittas aliquot exceperit.

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Post Neronem Galbamque Othone ac Vitellio de princi- 5

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schlief, wurde ihm dies sehr übel genommen, und er wurde nicht nur aus dem Gefolge des Kaisers ausgeschlossen, sondern auch von den öffentlichen Empfängen; so zog er sich in eine kleine, abgelegene Stadt zurück, bis ihm, der sich verborgen hielt und immer noch das Schlimmste befürchtete, eine Provinz mit militärischem Kommando angeboten wurde. Im ganzen Orient war die alte, sich immer noch hartnäkkig haltende Meinung verbreitet gewesen, daß man sich nach einem Schicksalsspruch von Iudaea aus zu eben dieser Zeit der Weltherrschaft bemächtigen werde. Dies war über einen römischen Kaiser geweissagt worden, wie es ja der spätere Verlauf der Ereignisse voll und ganz bestätigt hat; die Juden bezogen den Spruch jedoch auf sich und machten einen Aufstand. Sie ermordeten den Statthalter, beraubten ferner den Konsularlegaten von Syrien, als er zu Hilfe eilte, des Legionsadlers und schlugen ihn in die Flucht. Da es, um diesen Aufstand niederzuschlagen, eines größeren Heeres und eines entschlossenen Führers bedurfte, dem man gleichwohl eine so große Aufgabe voll und ganz übertragen konnte, wählte man gerade ihn, weil ja einerseits sein energisches Auftreten erprobt war und man andererseits von ihm keineswegs etwas zu befürchten hatte, da er von niederer Herkunft und sein Name unbedeutend war. Also verstärkte man die Truppen um zwei Legionen, acht Alen und zehn Kohorten und machte den ältesten Sohn zu einem der Legaten. Sobald er seine Provinz betrat, zog er die Aufmerksamkeit auch der Nachbarprovinzen auf sich, und die Disziplin im Lager wurde sofort in Ordnung gebracht; in etliche Gefechte zog er so beherzt, daß er bei der Belagerung eines Kastells von einem Stein am Knie getroffen wurde und etliche Pfeile in seinem Schild staken. Während sich nach Neros und Galbas Herrschaft Otho und Vitellius um das Prinzipat stritten, machte Vespasian

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patu certantibus in spem imperii venit iam pridem sibi per haec ostenta conceptam. In suburbano Flaviorum quercus antiqua, quae erat Marti sacra, per tres Vespasiae partus singulos repente ramos a frutice dedit, haud dubia signa futuri cuiusque fati: primum exilem et cito arefactum, ideoque puella nata non perannavit, secund um praevalidum ac prolixum et qui magnam felicitatem portenderet, tertium vero instar arboris. quare patrem Sabinum ferunt, haruspicio irrsuper confirmatum, renuntiasse matri, nepotem ei Caesarem genitum; nec illam quicquam aliud quam cachinnasse, mirantem quod adhuc se mentis compote deliraret iam filius suus.

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Mox, cum aedilem eum C. Caesar, succensens curam verrendis viis non adhibitam, luto iussisset oppleri congesto per milites in praetextae sinum, non defuerunt qui interpretarentur, quandoque proculcatam desertamque rem p. civili aliqua perturbatione in tutelam eius ac velut in gremium deventuram.

Prandente eo quondam canis extrarius e trivio manum humanam intulit mensaeque subiecit. cenante rursus bos arator decusso iugo triclinium irrupit ac fugatis ministris quasi repente defessus procidit ad ipsos accumbentis pedes cervicemque summisit. arbor quoque cupressus in agro

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sich Hoffnung auf den Kaiserthron; diese Hoffnung hatte er schon längst auf Grund folgender Vorzeichen gehegt. Auf dem Landgut der Flavier nahe bei der Stadt trieb eine alte Eiche, die dem Mars geweiht war, bei jeder der drei Geburten der Vespasia am Stammende plötzlich einen Zweig hervor, zweifellos als Zeichen für das Schicksal eines jeden der Kinder: Zuerst war es ein schwacher und schnell verdorrender Zweig, und so überlebte das Mädchen, das sie gebar, das erste Jahr nicht; der zweite Zweig war überaus stark und weit verästelt, er sollte großes Glück voraussagen; der dritte Zweig aber war so groß wie ein Baum. Deshalb soll sein Vater Sabinus, in seiner Meinung noch durch einen Opferschauer bestärkt, seiner Mutter gemeldet haben, ihr sei ein Enkel geboren, der einst Kaiser würde. Sie aber habe nur schallend gelacht und sich gewundert, daß ihr Sohn bereits verblöde, während sie noch aller Sinne mächtig sei. Später, als C. Caesar darüber aufgebracht war, daß Vespasian als Aedil nicht peinliehst für die Säuberung der Straßen gesorgt habe, und ihm den Bausch der Toga praetexta mit dem von Soldaten zusammengetragenem Kot anfüllen ließ, da gab es Leute, die das so auslegten: Über kurz oder lang werde das mit Füßen getretene und sich selbst überlassene Staatswesen in einem Bürgerkrieg bei ihm Schutz suchen, es werde sich sozusagen in seinen Schoß flüchten. Einst war er gerade beim Frühstück, da trug ein Hund, der nicht zum Haus gehörte, von der Straßenkreuzung eine Hand herein und legte sie unter den Tisch. Ein andermal, er war wieder beim Essen, stürmte ein Pflugstier, der das Joch abgeworfen hatte, ins Speisezimmer, die Diener ergriffen die Flucht, und er fiel, wie wenn er plötzlich keine Kraft mehr habe, genau Vespasian vor die Füße, während der zu Tische lag, und beugte vor ihm seinen Nacken. Ferner war eine Zypresse auf dem Land, das er von seinem Großvater

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avito sine ulla vi ternpestatis evulsa radicitus atque prostrata insequenti die viridior ac firrnior resurrexit.

At in Achaia sornniavit initiurn sibi suisque felicitatis futururn, sirnul ac dens Neroni exernptus esset; evenitque ut sequenti die progressus in atriurn rnedicus dentern ei ostenderet tanturnque quod exernpturn. Apud Iudaearn Carrneli dei oraculurn consulentern ita 6 confirrnavere sortes, ut quidquid cogitaret volveretque anirno quarnlibet rnagnurn, id esse proventururn pollicerentur; et unus ex nobilibus captivis Iosephus, curn coiceretur in vincula, constantissirne asseveravit fore ut ab eodern brevi solveretur, verurn iarn irnperatore. nuntiabantur et ex urbe 7 praesagia: Neronern diebus ultirnis rnoniturn per quietern, ut tensarn Iovis Optirni Maxirni e sacrario in dornurn Vespasiani et inde in circurn deduceret; ac non rnulto post cornitia secundi consulatus ineunte Galba statua(rn) Divi Iuli ad Orientern sponte conversa(rn), acieque Betriacensi, prius quam cornrnitteretur, duas aquilas in conspectu ornniurn conflixisse victaque altera supervenisse tertiarn ab solis exortu ac victricern abegisse. nec tarnen quicquarn ante 6 ternptavit, prornptissirnis atque etiarn instantibus suis, quarn sollicitatus quorundarn et ignotorurn et absentiurn fortuito favore.

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geerbt hatte, ohne die Einwirkung eines Sturmes entwurzelt worden und umgefallen; am folgenden Tag richtete sie sich wieder auf, und zwar in frischerem Grün und von kräftigerem Wuchs. Und in Griechenland träumte er, für ihn und seine Familie werde der glückliche Erfolg einsetzen, sobald Nero ein Zahn gezogen worden sei. Und es kam so, daß am folgenden Tag ein Arzt in die Vorhalle hinaustrat und ihm einen Zahn zeigte, den er soeben Nero gezogen hatte. In Iudaea befragte er das Orakel des Gottes vom Karmel. Die Orakelsprüche machten ihn sehr zuversichtlich, insofern sie zu versprechen schienen, daß ihm das gelingen werde, was er sich in den Kopf setze und plane, mochte es auch noch so Bedeutendes sein. UndJosephus, einervon den vornehmen Gefangenen, versicherte zuversichtlich und sehr entschieden, als man ihn in Fesseln legte, daß er genau von diesem Mann in Kürze befreit werde, dann aber sei er bereits Kaiser. Auch aus der Stadt wurden Vorzeichen gemeldet: N ero sei in den letzten Tagen im Traum eingegeben worden, er solle den Wagen des Iuppiter Optimus Maximus aus seinem Heiligtum ins Haus des Vespasian und von dort in den Circus geleiten. Und kurz darauf, als Galba nach dem Wahlvorgang um sein zweites Konsulat zur Volksversammlung ging, da habe sich die Statue des göttlichen Iulius von selbst nach Osten gedreht. Am Tag der Schlacht bei Betriacum sollen, noch bevor die Schlacht begonnen hatte, zwei Adler vor aller Augen gekämpft haben. Als der eine besiegt war, soll ein dritter von Osten gekommen sein und den Sieger vertrieben haben. Und dennoch hat Vespasian nicht eher etwas unternommen, obwohl seine Anhänger fest entschlossen waren und drängten, bis ihn dazu eine zufällige Gunstbezeugung einiger Leute bewogen hat, die er nicht kannte und die auch nicht aus seiner näheren Umgebung stammten.

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Moesiaci exercitus bina e tribus legionibus milia missa auxilio Othoni, postquam ingressis iter nuntiatum est victum eum ac vim vitae suae attulisse, nihilo setius Aquileiam usque perseveraverunt, quasi rumori minus crederent. ibi per occasionem ac licentiam omni rapinarum genere grassati, cum timerent ne sibi reversis reddenda ratio ac subeunda poena esset, consilium inierunt eligendi creandique imperatoris; neque enim deteriores esse aut Hispaniensi exercitu qui Galbam, aut praetoriano qui Othonem, aut Germaniciano qui Vitellium fecissent. propositis itaque nominibus legatorum consularium, quot ubique tune erant, cum ceteros alium alia de causa improbarent et quidam e legione tertia, quae sub exitu Neronis translata ex Syria in Moesiam fuerat, Vespasianum laudibus ferrent, assensere cuncti nomenque eius vexillis omnibus sine mora inscripserunt. et tune quidem compressa res est revocatis ad officium numeris parumper. ceterum divulgato facto Tiberius Alexander praefectus Aegypti primus in verba Vespasiani Iegiones adegit Kal. Iul., qui principatus dies in posterum observatus est; Iudaicus deinde exercitus V Idus Iul. apud ipsum iuravit.

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Plurimum coeptis contulerunt iactatum exemplar epistulae verae sive falsae defuncti Othonis ad Vespasianum extrema obtestatione ultionem mandantis et ut rei p. subve-

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Je 2000 Mann von den drei Legionen des in Mösien stationierten Heeres waren Otho zu Hilfe geschickt worden. Nachdem sie den Marsch angetreten hatten und ihnen die Nachricht überbracht worden war, daß er besiegt worden sei und Selbstmord begangen habe, marschierten sie trotzdem bis Aquileia, weil sie angeblich der unverbürgten Nachricht zu wenig Glauben schenkten. Dort hatten sie Gelegenheit, sich auszutoben und alles zum Objekt ihrer Raubgier zu machen. Da sie fürchteten, daß sie nach ihrer Rückkehr Rechenschaft ablegen müßten und bestraft würden, faßten sie den Entschluß, einen Feldherrn durch Wahl zum Kaiser zu machen. Denn sie seien nicht weniger gut als das spanische Heer, welches Galba, oder als die Praetorianerkohorten, die den Otho, oder als das Heer in Germanien, welches den Vitellius zum Kaiser ausgerufen hatte. Und so wurden die Namen aller Konsularlegaten aufgeschrieben, die es damals irgendwo gab. Weil jeder aus einem anderen Grunde an den anderen etwas auszusetzen hatte und einige aus der dritten Legion, die nach dem Tode Neros von Syrien nach Mösien verlegt worden war, den Vespasian priesen, stimmten alle zu und schrieben seinenNamenohne Aufbegehren auf alle Fahnen. Damals wurde diese Erhebung schnell zum Verstummen gebracht, indem man einige Abteilungen auf ihre Posten zurückbeorderte. Übrigens ließ, als diese Tat doch noch bekannt geworden war, Tiberius Alexander, der Praefekt von Ägypten, als erster seine Legionen den Eid aufVespasian ablegen, und zwar am I. Juli. Dieses Datum galt auch später als der Tag der Thronbesteigung. Als nächstes leistete ihm am Ir. Juli sein Heer in Iudaea den Treueid. Am meisten hat dem Beginnen genützt, daß die Abschrift eines echten oder auch gefälschten Briefes des verstorbenen Otho unters Volk gebracht wurde, worin dieser Vespasian äußerst eindringlich beschwört, ihn zu rächen, und in dem

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niret optantis, simul rumor dissipatus destinasse victorem Vitellium permutare hiberna legionum et Germanicas transferre in Orientern ad securiorem mollioremque militiam, praeterea ex praesidibus provinciarum Licinius Mucianus et e regibus Vologaesus Parthus; ille deposita simultate, quam in id tempus ex aemulatione non obscure gerebat, Syriacum promisit exercitum, hic quadraginta milia sagittariorum.

Suscepto igitur civili bello ac ducibus copiisque in Italiam 7 praemissis interim Alexandriam transiit, ut claustra Aegypti optineret. hic cum de firmitate imperii capturus auspicium aedem Serapidis summotis omnibus solus intrasset ac propitiato multum deo tandem se convertisset, verbenas coronasque et panificia, ut illic assolet, Basilides libertus obtulisse ei visus est; quem neque admissum a quoquam et iam pridem propter nervorum valitudinem vix ingredi longeque abesse constabat. ac statim advenere litterae fusas apud Cremonam Vitelli copias, ipsum in urbe interemptum nuntiantes.

Auctoritas et quasi maiestas quaedam ut scilicet inopinato et adhuc novo principi deerat; haec quoque accessit. e plebe quidam luminibus orbatus, item alius debili crure sedentem

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er ihn bittet, dem Staat zu Hilfe zu kommen. Dem Unternehmen war auch förderlich, daß man das Gerücht ausstreute, der siegreiche Vitellius beabsichtige, die Winterlager der Legionen gänzlich zu verlegen und die germanischen Legionen in den Orient zu beordern, damit der Kriegsdienst gefahrloser und weniger hart sei; außerdem stünden von den Statthaltern der Provinzen Licinius Mucianus und von den Königen der Parther Vologaeses auf der Seite Vespasians. Nachdem sie ihre Rivalität abgelegt hatten, welche sie auf Grund von Eifersüchtelei bis dahin unverhohlen ausgefochten hatten, sagte jener ihm die Unterstützung durch das syrische Heer, dieser die von 40 ooo Bogenschützen zu. Also begann der Bürgerkrieg. Die Kommandanten wurden mit ihren Truppen nach Italien vorausgeschickt, er setzte inzwischen nach Alexandria über, um die Schlüsselpositionen von Ägypten fest im Griff zu haben. Weil er ein Orakel über die Dauerhaftigkeit seiner Herrschaft wollte, betrat er allein den Tempel des Sarapis; alle seine Begleiter hatte er fortgeschickt; die Gottheit machte er sich sehr geneigt. Schließlich wandte er sich zum Gehen, da schien ihm sein Freigelassener Basilides heilige Büschel, Kränze und Opferkuchen zu bringen, so wie es dort üblich war: feststand, daß diesen niemand eingelassen hatte und er schon seit langer Zeit wegen eines Nervenleidens kaum gehen konnte und auch weit weg war. Ja, auf der Stelle traf ein Brief ein, in dem stand, die Truppen des Vitellius seien bei Cremona aufgerieben und er selbst sei in der Stadt aus dem Wege geräumt worden. Ansehen und, man möchte sagen, eine gewisse Größe fehlten ihm als Kaiser noch, was ja verständlich ist, da er unerwartet und eben erst Herrscher geworden war. Diese Eigenschaften erwarb er sich aber noch. Als er vorn auf dem Tribunal saß, wandte sich aus dem Volk jemand an ihn, der

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pro tribunali pariter adierunt orantes opem valitudini demonstratam aSerapide per quietem: restituturum oculos, si inspuisset; confirmaturum crus, si dignaretur calce contingere. cum vix fides esset ullo modo rem successuram ideoque ne experiri quidem auderet, extremo hortantibus amicis palam pro contione utrumque temptavit, nec eventus defuit. per idem tempus Tegeae in Arc[h]adia instinctu vaticinantium effossa sunt sacrato loco vasa operis antiqui atque in iis assimilis Vespasiano imago.

Talis tantaque cum fama in urbem reversus acto de Iudaeis 8 triumpho consulatus octo veteri addidit; suscepit et censuram ac per totum inperii tempus nihil habuit antiquius quam prope afflictam nutantemque rem p. Stabilire primo, deinde et ornare.

Milites pars victoriae fiducia, pars ignominiae dolore ad omnem licentiam audaciamque processerant; sed et provinciae civitatesque liberae, nec non et regna quaedam tumultuosius inter se agebant. quare Vitellianorum quidem et exauctoravit plurimos et coercuit, participibus autem victoriae adeo nihil extra ordinem indulsit, ut etiam legitima prae-

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erblindet war, und noch einer, der ein lahmes Bein hatte. Sie baten ihn, ihnen die Hilfe für ihre körperlichen Gebrechen zukommen zu lassen, die ihnen die Gottheit gezeigt hatte, während sie schliefen: er werde das Augenlicht wiedergeben, wenn er die Augen mit dem Speichel seines Mundes bestreiche, die Beine würden wieder kräftig, wenn er nur geruhe, sie mit der Ferse zu berühren. Da er aber kaum darauf vertraute, daß die Prozedur zu irgendeinem Erfolg führen werde, und er deswegen nicht einmal wagte, es zu versuchen, sprachen ihm schließlich seine Freunde gut zu, und er berührte beide öffentlich vor versammeltem Volk; und der Erfolg blieb nicht aus. Zur gleichen Zeit sind in Tegea in Arkadien auf eine Eingebung der Seher hin Gefäße mit alter Kunstarbeit an einem geweihten Ort ausgegraben worden; in diesen befand sich ein Bildnis, das Vespasian recht ähnlich sah. Aus dieser Position heraus und einen so guten Ruf genießend, kehrte er nach Rom zurück, feierte seinen Triumph über die Juden und fügte seinem letzten Konsulat noch weitere acht hinzu. Er übernahm auch noch die Zensur. Und während seiner gesamten Regierungszeit lag ihm nichts mehr am Herzen, als das nahezu angeschlagene und schwankende Staatswesen zu festigen und ihm förderlich zu sem. Teils aus Vertrauen auf Grund des Sieges, teils aus Unwillen über ihre Brandmarkung hatten sich die Soldaten zu jeder Art von Zügellosigkeit und Verwegenheit verstiegen. Aber auch Provinzen und freie Bürgerschaften, ja sogar einige Königreiche gingen miteinander in einer Weise um, die alarmierend war. Deshalb entließ er zwar einen Großteil der Soldaten des Vitellius und setzte dem Rest enge Schranken; denjenigen aber, die am Sieg beteiligt gewesen waren, irgendwelche außerordentlichen Geschenke zu bewilligen,

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mia sero persolverit. ac ne quam occasionem corrigendi disciplinam praetermitteret, adulescentulum fragrantem unguento, cum sibi pro impetrata praefectura gratias ageret, nutu aspernatus, voce etiam gravissima increpuit: 'maluissem alium oboluisses', litterasque revocavit. classiarios vero, qui ab Ostia et Puteolis Romam pedibus per vices commeant, petentes constitui aliquid sibi calciarii nomine, quasi parum esset sine responso abegisse, iussit posthac excalciatos cursitare; et ex eo ita cursitant.

Achaiam, Lyciam, Rhodum, Byzantium, Samum libertate adempta, item Trachiam Ciliciam et Commagenen dicionis regiae usque ad id tempus, in provinciarum formam redegit. Cappadociae propter adsiduos barbarorum incursus legiones addidit consularemque rectorem imposuit pro eq.R. Deformis urbs veteribus incendiis ac ruinis erat; vacuas areas occupare et aedificare, si possessores cessarent, cuicumque permisit. ipse restitutionem Capitolii adgressus ruderibus purgandis manus primus admovit ac suo collo quaedam extulit; aerearumque tabularum tria milia, quae simul conflagraverant, restituenda suscepit undique investigatis exemplaribus: instrumenturn imperii pulcherrimum ac

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davon war er weit entfernt, so daß er ihnen auch die Belohnungen, die ihnen rechtmäßig zustanden, erst spät zahlte. Um keine Gelegenheit, die Zucht und Ordnung zu verbessern, verstreichen zu lassen, wies er einen jungen Mann, der nach Salben duftete, mit einer Bewegung seines Kopfes ab, als dieser sich bei ihm dafür bedanken wollte, daß er eine Praefektur erhalten habe, und fuhr ihn sehr barsch an: >>Mir wäre es lieber, du würdest nach Knoblauch stinken«. Die Ernennungsurkunde ließ er einziehen. Als aber die Marinesoldaten, die abwechselnd von Ostia und Puteoli nach Rom gehen müssen, verlangten, er möge ihnen eine Art >>Schuhgeld>Vater des Vaterlandes« gestattete er erst spät. Ja, er hatte, als der Bürgerkrieg noch andauerte, das übliche Verfahren, beim morgendlichen Empfang die Gäste zu durchsuchen, aufgegeben. Die Offenheit der Freunde im Gespräch, die Anspielungen der Advokaten und die Störrigkeit der Philosophen ertrug er mit größter Gelassenheit. Den Licinius Mucianus, dessen unzüchtiges Treiben bekannt war, der ihm aber- im Vertrauen auf Verdienste um Vespasian- zu wenig Ehrfurcht entgegenbrachte, tadelte er nur heimlich und insofern er, als

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ut apud communem aliquem amicum querens adderet clausulam: 'ego tarnen vir sum.' Salvium Liberalem in defensione divitis rei ausum dicere: 'quid ad Caesarem, si Hipparchus sestertium milies habet?' et ipse laudavit. Demetrium Cynicum in itinere obvium sibi post damnationem ac neque assurgere neque salutare se dignantem, oblatrantem etiam nescio quid, satis habuit canem appellare.

Offensarum inimicitiarumque mm1me memor execu- 14 torve Vitelli[i] hostis sui filiam splendidissime maritavit, dotavit etiam et instruxit. trepidum eum interdicta aulasub Nerone quaerentemque, quidnam ageret aut quo abiret, quidam ex officio admissionis simul expellens abire Morboviam iusserat. in hunc postea deprecantem non ultra verba excanduit, et quidem totidem fere atque eadem. nam ut suspicione aliqua vel metu ad perniciem cuiusquam compelleretur tantum afuit, ut monentibus amicis cavendum esse Mettium Pompusianum, quod volgo crederetur genesim habere imperatoriam, irrsuper consulem fecerit, spondens quandoque beneficii memorem futurum.

Non temere quis punitus insons reperi[r]etur nisi absente 15

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er sich bei einem gemeinsamen Freund beklagte, die Schlußworte hinzusetzte: >>Ich bin doch wenigstens ein Mann«. Er lobte sogar persönlich den Salvius Liberalis, der es gewagt hatte, bei der Verteidigung eines reichen Angeklagten zu sagen: »Warum ist es für den Kaiser von Belang, wenn Hipparchus hundert Millionen Sesterzen hat?« Als der Kyniker Demetrios ihm auf einer Reise nach seiner Verurteilung begegnete und es nicht für angemessen hielt, sich zu erheben noch zu grüßen, sondern, ich weiß nicht warum, ihn anbellte, da begnügte er sich, ihn einen Hund zu nennen. Er trug Beleidigungen und Feindseligkeiten überhaupt nicht nach, noch rächte er sich dafür; so hat er die Tochter seines Feindes Vitellius überaus prächtig verheiratet, ihr auch noch eine Mitgift gegeben und sie gut ausgestattet. Als er Angst um sein Leben hatte, nachdem er unter Nero vom Hof verbannt worden war, und fragte, was er tun oder wohin er gehen solle, da hatte jemand aus dem Amt, das die Bewilligung von Audienzen beim Kaiser aussprach, befohlen, er solle dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst; dabei komplimentierte er ihn bereits hinaus. Als dieser ihn später um Verzeihung bat, ließ er sich in seiner Erregung nicht zu mehr Worten hinreißen, ja er gebrauchte fast gleich viele und dieselben. Ja, ihm war es so zuwider, sich auf Grund irgendeines Verdachtes oder aus Furcht nötigen zu lassen, jemanden ins Verderben zu stürzen, daß er, trotzder Mahnungen seiner Freunde, sich vor Mettius Pompusianus in acht zu nehmen, weil man allgemein glaubte, dieser sei auf Grund seiner Nativität zum Kaiser bestimmt, ihn sogar zum Konsul machte; dabei versicherte er, daß dieser sich zu gegebener Zeit jener Wohltat erinnern werde. Man wird kaum jemanden finden, der, ohne Schuld zu haben, bestraft worden ist, es sei denn, es geschah in Vespasians Abwesenheit und ohne sein Wissen oder mit Sicherheit

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eo et ignaro aut certe invito atque decepto. Helvidio Prisco, qui et reversum se ex Syria solus privato nomine Vespasianum salutaverat et in praetura omnibus edictis sine honore ac mentione ulla transmiserat, non ante succensuit quam altercationibus insolentissimis paene in ordinem redactus. hunc quoque, quamvis relegatum primo, deinde et interfici iussum, magni aestimavit servare quoquo modo, missis qui percussores revocarent; et servasset, nisi iam perisse falso renuntiatum esset. ceterum neque caede cuiusquam umquam (. ..... ) iustis suppliciis inlacrimavit etiam et ingemuit.

Sola est, in qua merito culpetur, pecuniae cupiditas. non 16 enim contentus omissa sub Galba vectigalia revocasse, nova et gravia addidisse, auxisse tributa provinciis, nonnullis et duplicasse, negotiationes quoque vel privato pudendas propalam exercuit, coemendo quaedam tantum ut pluris postea distraheret. ne candidatis quidem honores reisve tarn inno- 2 xiis quam nocentibus absolutiones venditare cunctatus est. creditur etiam procuratorum rapacissimum quemque ad ampliora officia ex industria solitus promovere, quo locupletiores mox condemnaret; quibus quidem volgo pro spongiis dicebatur uti, quod quasi et siccos madefaceret et exprimeret umentis.

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gegen seinen Willen und weil man ihn hintergangen hatte. Über Helvidius Priscus, der ihn nach seiner Rückkehr aus Syrien als einziger nur mit seinem Namen Vespasian begrüßt und ihn während seiner Praetur in allen Edikten ohne jede ehrenvolle Erwähnung übergangen hatte, war er erst dann aufgebracht, als er von ihm in außergewöhnlichen Wortgefechten in Schranken gewiesen worden war. Wenn er ihn auch zuerst verbannt und dann auch noch befohlen hatte, ihn zu töten, hielt er es dennoch für wichtig, auch ihn auf jeden Fall zu retten; dazu sandte er Leute aus, die die Henker zurückrufen sollten. Er hätte ihn auch gerettet, wenn nicht fälschlich rückgemeldet worden wäre, er sei bereits tot. Er hat sich übrigens nie über die Hinrichtung eines Menschen gefreut; selbst wenn die Hinrichtung zu Recht erfolgt war, vergoß er noch Tränen und ließ einen Seufzer hören. Das einzige, was man zu Recht mißbilligen kann, ist seine Habgier. Er gab sich nämlich nicht damit zufrieden, die unter Galba erlassenen Steuern wieder eingeführt, neue und drückende hinzugefügt, die Tributzahlungen für die Provinzen erhöht, sie für einige sogar verdoppelt zu haben, er hatte auch vor aller Welt in Händeln seine Finger, für die sich selbst ein Privatmann schämen mußte; er kaufte nämlich einiges nur auf, um es später teurer zu veräußern. Er schreckte nicht einmal davor zurück, Amtsbewerbern Ämter oder Angeklagten, egal ob sie schuldig oder nicht schuldig waren, Freisprüche zu verkaufen. Man glaubt sogar, daß er darauf sah, gerade die raffgierigsten Prokuratoren absichtlich auf recht bedeutende Posten zu befördern, um sie, sobald sie sich bereichert hatten, zu verurteilen. Er soll gerade diese Leute im allgemeinen wie einen Schwamm gebraucht haben, weil er sie sozusagen, wenn sie trocken waren, tränkte und dann, wenn sie sich vollgesogen hatten, auspreßte.

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Quidam natura cupidissimum tradunt, idque exprobratum ei a sene bubulco, qui negata[m] sibi gratuita[m] libertate[ m ], quam imperium ade[ m ]ptum suppliciter orabat, proclamaverit, 'vulpem pilum mutare, non mores'. sunt contra qui opinentur ad manubias et rapinas necessitate compulsum summa aerarii fiscique inopia, de qua testificatus sit initio statim principatus, professus quadringenties milies opus esse, ut res p. stare posset. quod et veri similius videtur, quando et male partis optime usus est. in omne 17 hominum genus liberalissimus explevit censum senatorium, consulares inopes quingenis sestertiis annuis sustentavit, plurimas per totum orbem civitates terrae motu aut incendio afflictas restituit in melius, ingenia et artes vel maxime fovit. 18 primus e fisco Latinis Graecisque rhetoribus annua centena constituit; praestantis poetas, nec non et artifices, Coae Veneris, item Colossi refectorem insigni congiario magnaque mercede donavit; mechanico quoque grandis columnas exigua impensa perducturum in Capitolium pollicenti praemium pro commento non mediocre optulit, operam remisit praefatus sineret se plebiculam pascere. ludis, per quos 19

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Einige berichten, daß er von Natur aus sehr gierig war; dies ist ihm auch von einem alten Ochsentreiber vorgeworfen worden; dieser bat Vespasian demütig, als er die Herrschaft angetreten hatte, ihm die Freiheit zu schenken, ohne dafür etwas zu bezahlen; als Vespasian dies ablehnte, schrie er: >>Ein Fuchs ändert seinen Pelz, nicht aber seinen Charakter«. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Leute, die behaupten, zu den Beute- und Raubzügen sei er durch die hohen und dringenden Ausgaben der Staatskasse und den Engpaß in der kaiserlichen Privatkasse gedrängt worden, was er gleich zu Beginn seines Prinzipats an den Tag legte, als er öffentlich erklärte, es seien vierzig Milliarden Sesterzen erforderlich, damit der Staat weiter bestehen könne. Dies scheint auch der Wahrheit näherzukommen, weil er das, was doch auf verwerfliche Weise erworben war, für sehr gute Zwecke gebrauchte. Gegenüber Menschen jeden Standes war er sehr freigebig; er stockte Senatoren das Vermögen auf, mittellose Konsulare unterstützte er mit fünfhunderttausend Sesterzen jährlich, auf dem ganzen Erdkreis ließ er sehr viele Städte, die durch Erdbeben oder Feuersbrünste verwüstet worden waren, weit schöner wiederherstellen; in ganz besonderem Maße unterstützte er Schriftstellertalente und Künstler. Als erster sagte er den lateinischen und griechischen Rhetoriklehrern hunderttausend Sesterzen alsJahresgehaltaus der kaiserlichen Privatkasse zu. Herausragenden Dichtern und ganz besonders Künstlern, dem Restaurator der koischen Venus und dem des Kolosses ließ er ein beachtenswertes Geschenk und ein hohes Honorar zukommen. Auch einem Ingenieur, der versprach, hohe Säulen mit geringem Kostenaufwand auf das Kapitol zu schaffen, bot er eine stattliche Belohnung für den Einfall an. Den Entwurf schickte er zurück und bemerkte gleich obenan, er möge ihm erlauben, den kleinen Mann sich seinen Lebensunterhalt verdienen zu

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scaena Marcelliani theatri restituta dedicabatur, vetera quoque acroamata revocaverat. Apelli tragoedo quadringenta, Terpno Diodoroque citharoedis ducena, nonnullis centena, quibus minimum, quadragena sestertia super plurimas coronas aureas dedit. sed et convivabatur assidue ac saepius recta et dapsile, ut maceilarios adiuvaret. dabat sicut Saturnalibus viris apophoreta, ita per Kal. Mart. feminis. et tarnen ne sie quidem pristina cupiditatis infamia caruit. Alexandrini Cybiosacten eum vocare perseveraverunt, cognomine unius e regibus suis turpissimarum sordium. sed et in funere Favor archimimus personam eius ferens imitansque, ut est mos, facta ac dicta vivi, interrogatis palam procuratoribus, quanti funus et pompa constaret, ut audit sestertium centiens, exclamavit, centum sibi sestertia darent ac se vel in Tiberim proicerent.

Statura fuit quadrata, compactis firmisque membris, vultu velut nitentis; de quo quidam urbanorum non infacete, siquidem petenti, ut et in se aliquid diceret: 'dicam', inquit, 'cum ventrem exonerare desieris.' valitudine prosperrima usus est, quamvis ad tuendam eam nihil amplius quam fauces ceteraque membra sibimet ad numerum in

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lassen. Bei den Spielen, mit denen die wiederaufgebaute Bühne des Theaters des Marcellus eingeweiht wurde, ließ er auch alte Virtuosen wieder auftreten. Dem Tragöden Apelles zahlte er vierhunderttausend Sesterzen, den Kitharöden Terpnus und Diodorus zweihunderttausend, einigen hunderttausend, einigen das Minimum von vierzigtausend Sesterzen, und außerdem verlieh er ihnen sehr viele goldene Kränze. Aber er gab auch ständig Tischgesellschaften und noch häufiger reguläre und üppige Essen, um die Fleischwarenhändler zu subventionieren. Wie die Männer an den Saturnalien, so erhielten die Frauen am ersten März von ihm Geschenke. Und doch wurde er nicht einmal auf diese Weise die alte üble Nachrede, er sei habgierig, los. Die Einwohner von Alexandria nannten ihn auch weiterhin Kybiosaktes, Beiname eines ihrer Könige von äußerst niedriger und schmutziger Gesinnung. Bei seiner Beerdigung trug der Obermime Favor seine Maske und ahmte, wie es Brauch ist, die Handlungs- und Redeweisen des Lebenden nach; ja, da geschah es, daß er in aller Öffentlichkeit die Prokuratoren fragte, wie teuer denn Leichenbegängnis und Festzug kämen; als erhörte, zehn Millionen Sesterzen, rief er aus, sie sollten ihm hunderttausend Sesterzen geben und ihn ruhig in den Tiber schmeißen. Er war von mittlerer Größe, seine Gliedmaßen waren untersetzt und fest, sein Gesichtsausdruck war der eines Mannes, der sozusagen dauernd angestrengt ist. Über ihn sagte auf eine nicht plumpe Art einer von den Scherzbolden, wenn auch erst, als Vespasian ihn aufgefordert hatte, auch gegen ihn etwas zu sagen: »Ich werde etwas sagen, wenn du aufgehört hast, den Bauch zu entlasten«. Er konnte mit seiner Gesundheit voll zufrieden sein, obwohl er, um sich zu schützen, nichts weiter tat, als sich selbst den Hals und die übrigen Körperteile vollständig im Ballspiel-

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sphaeristerio defricaret inediamque unius diei per singulos menses interponeret. Ordinem vitae hunc fere tenuit. in principatu maturius semper ac de nocte vigilabat; dein perlectis epistulis officiorumque omnium breviariis, amicos admittebat, ac dum salutabatur, et calciabat ipse se et amiciebat; postque decisa quaecumque obvenissent negotia gestationi et inde quieti vacabat, accubante aliqua pallacarum, quas in locum defunctae Caenidis plurimas constituerat; a secreto in balineum tricliniumque transibat. nec ullo tempore facilior aut indulgentior traditur, eaque momenta domestici ad aliquid petendum magno (o)pere captabant.

Et super cenam autem et super aleam comissimus multa ioco transigebat; erat enim dicacitatis plurimae, etsi scurrilis et sordidae, ut ne praetextatis quidem verbis abstineret. et tarnen nonnulla eius facetissima extant, in quibus et haec. Mestrium Florum consularem, admonitus ab eo plaustra potius quam plostra dicenda, postero die Flaurum salutavit. expugnatus autem a quadam, quasi amore suo deperiret, cum perductae pro concubitu sestertia quadringenta donasset, admonente dispensatore, quem ad modum summam rationibus vellet inferri: 'Vespasiano', inquit, 'adamato.'

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saalabzutrocknen und jeden Monat eine Diät von einem Tag einzulegen. An ungefähr folgender Tagesdisposition hielt er fest. Während seiner Regierungszeit wachte er in aller Frühe auf, während es noch Nacht war; dann las er die Briefe und kurzen Berichte aller Beamten durch und ließ schließlich die Freunde zu sich ein. Während man ihm seine Aufwartung machte, zog er sich selbst Schuhe und Oberkleid an. Nach Erledigung aller Angelegenheiten, die angefallen waren, nahm er sich Zeit für eine Ausfahrt und dann für ein Mittagsschläfchen; eine von den Beischläferinnen, von denen er eine ganze Reihe an die Stelle der verstorbenen Caenis eingesetzt hatte, lag dann bei ihm; von seinem Privatgemach ging er ins Bad und ins Speisezimmer. Zu keinem Zeitpunkt sei er zugänglicher und gütiger gewesen, so wird berichtet. Und ganz besonders diese Augenblicke nutzten die Bediensteten, um Bitten vorzutragen. Und während des Essens und beim Würfelspiel war er aufgeräumt und tat vieles mit einem Scherz ab. Er war nämlich meist zu Späßen aufgelegt, die Ausdrücke waren allerdings kräftig und schmutzig, so daß er nicht einmal vor unzüchtigen Worten haltmachte. Und doch gibt es von ihm einige vortreffliche Witze, wie auch der folgende: Den Konsular Mestrius Florus, von dem er daran erinnert worden war, man müsse wohl eher plaustrum statt plostrum sagen, begrüßte er am folgenden Tag mit >>Flaums«. Ferner: Er ließ sich von einer Frau im Sturm erobern, da sie sich wohl unsterblich in ihn verliebt hatte; als er der Verführten für den Beischlaf vierhunderttausend Sesterzen geschenkt hatte, gab ihm sein Buchhalter zu bedenken, wie der Betrag in der Bilanz ausgewiesen werden solle. Da sagte er: >>Für unsterbliche Liebe zu Vespasian«. Er zitierte auch griechische Verse recht treffend, einmal in bezug auf

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utebatur et versibus Graecis ternpestive satis, et de quodarn procerae staturae irnprobiusque nato:

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et de Cerylo liberto, qui dives adrnodurn ob subterfugiendurn quandoque ius fisci ingenuurn se et Lachetern rnutato nornine coeperat ferre:

Salvium Cocceianum, quod Othonis imperatoris patrui sui diem natalem celebraverat; Mettium Pompusianum, quod habere imperatoriam genesim vulgo ferebatur et quod depictum orbem terraein membrana[s] contionesque regum ac ducum ex Tito Livio circumferret quodque servis nomina Magonis et Hannibalis indidisset; Sallustium

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noch nicht erwachsen und gerade zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt war, ließ er töten, weil er in der künstlerischen Darbietung und vom Äußeren seinem Lehrer recht ähnlich zu sein schien. Genauso erging es auch Herrnogerres von Tarsos wegen gewisser satirischer Anspielungen in seinem Geschichtswerk. Die Kopisten, die das Werk abgeschrieben hatten, ließ er sogar ans Kreuz schlagen. Einen einfachen Mann, der im Circus gesagt hatte, ein Thrakischer Kämpfer sei zwar einem Murmillo gewachsen, nicht aber dem Veranstalter der Spiele, ließ er von seinem Platz holen und in der Arena den Hunden vorwerfen, wobei ein Zettel um seinen Nacken hing: >>Ein Anhänger der Thraker, der ohne gebührenden Respekt vor seiner Majestät gesprochen hat«. Eine ganze Reihe Senatoren, unter ihnen auch einige Konsulare, ließ er ausschalten, unter anderen den Civica Cerealis, gerade als er in Asien Prokonsul war, den Salvidienus Orfitus und Acilius Glabrio im Exil, da sie angeblich auf einen Umsturz aus waren, alle anderen aus ganz unbedeutenden Gründen: Aelius Lamia wegen allerdings verdächtiger, aber abgeschmackter und dazu noch harmloser Witze. Er hatte nämlich, nachdem ihm Domitian die Frau weggenommen hatte, zu jemandem gesagt, der seine Stimme lobte: >>Ich lebe enthaltsam«. Und dem Titus hatte er geantwortet, als dieser ihn drängte, wieder zu heiraten: >>Willst nicht auch du heiraten?« Salvius Cocceianus ließ er umbringen, weil er den Geburtstag seines Onkels, des Kaisers Otho, gefeiert hatte; Mettius Pompusianus, weil, wie allgemein gesagt wurde, sein Horoskop ihm die Herrschaft über das Reich prophezeite und weil er eine Weltkarte, die auf Pergament gemalt war, und die Reden der Könige und Feldherren aus Titus Livius mit sich herumtrug und seine Sklaven Mago und Hannibal nannte. Sallustius Lucullus, der Legat von

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Lucullum Britanniae legatum, quod lanceas novae formae appellari Luculleas passus esset; Iunium Rusticum, quod Paeti Thraseae et Helvidi Prisci Iaudes edidisset appellassetque eos sanctissimos viros; cuius criminis occasione philosophos omnis urbe Italiaque summovit. occidit et Helvidium filium, quasi scaenico exodio sub persona Paridis et Oenones divortium suum cum uxore taxasset; Flavium Sabinum alterum e patruelibus, quod eum comitiorum consularium die destinatum perperam praeco non consulem ad populum, sed imperatorem pronuntiasset.

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Verum aliquanto post civilis belli victoriam saevior, plerosque partis adversae, dum etiam latentis conscios investigat[ o ], novo quaestionis genere distorsit immisso per obscaena igne; nonnullis et manus amputavit. satisque constat duos solos e notioribus venia donatos, tribunum laticlavium et centurionem, qui se, quo facilius expertes culpae ostenderent, impudicos probaveraut et ob id neque apud ducem neque apud milites ullius momenti esse potuisse.

Erat autem non solum magnae, sed etiam callidae inopinataeque saevitiae. a[u ]ctorem summarum pridie quam cruci figeret in cubiculum vocavit, assidere in toro iuxta coegit, securum hilaremque dimisit, partibus etiam de cena dignatus est. Arrecinum Clementem consularem, unum e familiaribus et emissariis suis, capitis condemnaturus in eadem vel etiam maiore gratia habuit, quoad novissime

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Britannien, mußte sterben, weil er es zugelassen hatte, daß Lanzen von einerneuen Form >>Lukullische« genannt wurden. lunius Rusticus, weil er Lobreden auf Paetus Thrasea und Helvidius Priscus veröffentlicht und sie die untadeligsten Männer genannt hatte. Diesen Prozeß nutzte er als Gelegenheit, alle Philosophen aus Rom und Italien zu verbannen. Er ließ auch den jungen Helvidius töten, da er in einer Posse am Schluß eines ernsten Schauspiels in der Rolle des Paris und der Oinone bezüglich der Scheidung von seiner Frau herumgestichelt habe. Flavius Sabinus, einer seiner beiden Vettern, starb, weil ihn der Herold am Tage der Konsulwahlen irrtümlich dem Volk nicht als designierten Konsuln, sondern als Kaiser bekannt gemacht hatte. Weit grausamer aber wurde er nach dem Sieg im Bürgerkrieg. Die meisten Anhänger der Gegenpartei folterte er, um auch die Mitwisser im Verborgenen aufzuspüren, in einer neuen Art des Verhörs, er ließ ihnen die Schamteile verbrennen. Einigen ließ er auch die Hände abschlagen. Es ist hinlänglich bekannt, daß er nur zwei der bekannteren Teilnehmer begnadigte, einen Tribunen aus dem Senatorenstand und einen Centurio, die, um ihre Unschuld leichter zu beweisen, den Nachweis erbrachten, daß sie homosexuell seien und deshalb weder beim Feldherrn noch bei den Soldaten irgendeinen Einfluß hätten haben können. Seine Grausamkeit war aber nicht nur groß, sondern auch hinterlistig und unberechenbar. Am Tag, bevor er einen Kassenbeamten ans Kreuz schlagen ließ, rief er ihn in sein Schlafzimmer und drängte ihn, sich neben ihn aufs Bett zu setzen; er entließ ihn sorglos und aufgeräumt, ja er hielt ihn sogar für würdig, ihm von der Tafel des Kaisers Speisen zu senden. Dem ehemaligen Konsuln Arrecinus Clemens, seinem Vertrauten und Geheimagenten, dessen Hinrichtung beschlossene Sache war, erwies er dieselbe, ja sogar noch eine größere

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rr,I-12,2

simul gestanti, conspecto delatore eius: 'vis', inquit, 'hunc nequissimum servum cras audiamus ?' Et quo contemptius abuteretur patientia hominum, numquam tristiorem sententiam sine praefatione clementiae pronuntiavit, ut non aliud iam certius atrocis exitus signum esset quam principii lenitas. quosdam maiestatis reos in curiam induxerat, et cum praedixisset experturum se illa die quam carus senatui esset, facile perfecerat ut etiam more maiorum puniendi condemnarentur; deinde atrocitate poenae conterritus, ad leniendam invidiam intercessit his verbis - neque enim ab re fuerit ipsa cognoscere -: 'permittite, patres conscripti, a pietate vestra impetrari, quod scio me difficulter impetraturum, ut damnatis liberum mortis arbitrium indulgeatis; nam et parcetis oculis vestris et intellegent me omnes senatui interfuisse.'

Exhaustus operum ac munerum inpensis stipendioque, quod adiecerat, temptavit quidem ad relevandos castrenses sumptus numerum militum deminuere; sed cum et obnoxium se barbaris per hoc animadverteret neque eo setius in explicandis oneribus haereret, nihil pensi habuit quin praedaretur omni modo. bona vivorum ac mortuorum usquequaque quolibet et accusatore et crimine corripiebantur. satis erat obici qualecumque factum dictum[ q]ve adversus maiestatem principis. confiscabantur alienissimae heredita-

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Gunst, bis er endlich, als er mit ihm zusammen in einer Sänfte fuhr und des Anklägers gewahr wurde, sagte: »Willst du, daß wir diesen nichtsnutzigen Sklaven morgen anhören?>Gestattet mir, Senatoren, angesichts eurer Loyalität mir gegenüber darum zu bitten, daß ihr, ich weiß ja, daß ihr mir diese Bitte nur schwer gewähren werdet, die Verurteilten ihre Todesart frei wählen laßt. Denn ihr erspart euren Augen, Unangenehmes zu sehen, und alle werden auch erkennen, daß ich an der Sitzung des Senats teilgenommen habeUnserem Herrn und unserer Herrin, Glück!« Aber als bei einem Wettstreit auf dem Kapitol alle einstimmig baten, den Palfurius Sura, der einst aus dem Senat ausgestoßen worden war, wieder aufzunehmen - er war da-

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de oratoribus coronatum, nullo responso dignatus tacere tantum modo iussit voce praeconis. pari arrogantia, cum procuratorum suorum nomine formalem dictaret epistulam, sie coepit: 'dominus et deus noster hoc fieri iubet.' unde institutum posthac, ut ne scripto quidem ac sermone cuiusquam appellaretur aliter. statuas sibi in Capitolio non nisi aureas et argenteas poni permisit ac ponderis certi. Ianos arcusque cum quadrigis et insignibus triumphorum per regiones urbis tantos ac tot extruxit, ut cuidam Graece irrscripturn sit: 'arci.' consulatus septemdecim cepit, quot ante eum nemo; ex quibus septem medios continuavit, omnes autem paene titulo tenus gessit nec quemquam ultra Kal. Mai., plerosque ad Idus usque Ianuarias. post autem duos triumphos Germanici cognomine assumpto Septembrem mensem et Octobrem ex appellationibus suis Germanicum Domitianumque transnominavit, quod altero suscepisset imperium, altero natus esset.

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Per haec terribilis cunctis et invisus, tandem oppressus est 14 conspiratione amicorum libertorumque intimorum simul et uxoris. annum diemque ultimum vitae iam pridem suspectum habebat, horam etiam nec non et genus mortis. adulescentulo Chaldaei cuncta praedixerant; pater quoque super cenam quondam fungis abstinentem palam irriserat ut ignarum sortis suae, quod non ferrum potius timeret. quare 2 pavidus semper atque anxius minimis etiam suspicionibus praeter modum commovebatur. ut edicti de excidendis

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mals im Wettstreit der Redner mit einem Siegeskranz bekränzt worden-, da fand er es nicht nötig zu antworten, nur durch den Ruf des Herolds ließ er Schweigen anordnen. Er zeigte sich von gleicher Arroganz, als er eine Verfügung im Namen seiner Prokuratoren diktierte; er begann nämlich so: >>Unser Herr und Gott befiehlt, daß folgendes zu geschehen habeEs ist genug, nec defuit qui ostenturn sie interpretaretur:

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dauerten nie länger als Sonnenuntergang, und es wurde danach auch nicht gezecht. Denn bis zur Schlafenszeit ging er nur noch spazieren, und zwar allein und fern von allem. Domitian war von übermäßiger Wollust; seinen Beischlaf ohne Unterbrechung nannte er, wie wenn es eine Übung sei, »BettgymnastikGöttlichen« zu nennen, und waren sogar bereit, ihn zu rächen, wenn es nicht an Führern gefehlt hätte. Sie haben dies wenig später durchgesetzt, indem sie unnachgiebig die Bestrafung der Mörder verlangten. Die Senatoren hingegen waren so froh, daß sie um die Wette ins Rathaus liefen und nicht an sich halten konnten, den toten Kaiser mit den schmachvollsten und bittersten Beschimpfungen zu verunglimpfen, sie befahlen, auch Leitern hereinzubringen und seine Ehrenschilde und Bildnisse vor aller Augen herunterzureißen und auf den Boden zu schmettern. Zuletzt beschloß der Senat, überall auf Inschriften seinen Namen auszutilgen und jedes Gedenken an ihn auszulöschen. Wenige Monate bevor er ermordet wurde, hat eine Krähe auf dem Kapitol herumgeschrien: >>Es wird alles gutgehen>Punischen Krieg>Annalen>Smyrna« zu solcher Berühmtheit brachte, daß man folgendes über ihn schrieb:

>>Allein dem Crassicius sich anzuvertrauen billigte Smyrna. Laßt's gut sein, ihr ungebildeten Klötze, sie zur Frau zu begehren. Sie hat erklärt, allein den Crassicius wolle sie heiraten, nur ihm werde sie ihr Innerstes öffnen.« Doch als er viele vornehme Schüler unterrichtet hatte, unter ihnen war auch Iullus Antonius, der Sohn des Triumvirn, man verglich ihn sogar schon mit Verrius Flaccus, da löste er plötzlich die Schule auf und wurde ein Anhänger der Schule des Philosophen Q. Sextius. Scribonius Aphrodisius, ein Sklave und Schüler des Orbilius, wurde später von Scribonia, der Tochter des Libo und früheren Gattin des Augustus, gekauft und freigelassen. Er lehrte zur gleichen Zeit wie Verrius, dessen Bücher über die Rechtschreibung er sogar widerlegte, nicht ohne seine Werke und seinen Charakter zu attackieren.

C. Iulius Hyginus, ein Freigelassener des Augustus, kam

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(nonnulli Alexandrinum putant et a Caesare puerum Romam adductum Alexandria capta), studiose et audiit et imitatus est Cornelium Alexandrum grammaticum Graecum, quem propter antiquitatis notitiam Polyhistorern multi, quidam Historiam vocabant. praefuit Palatinae bybliothecae, nec eo secius plurimos docuit: fuitque familiarissimus Ovidio poetae et Clodio Licino consulari historico, qui eum admodum pauperem decessisse tradit et liberalitate sua, quoad vixerit, sustentatum. huius libertus fuit Iulius Modestus, in studiis atque doctrina vestigia patroni secutus.

C. Melissus, Spoleti natus ingenuus, sed ob discordiam parentum expositus, cura et industria educatoris sui altiora studia percepit, ac Maecenati pro grammatico muneri datus est. cui cum se gratum et acceptum in modum amici videret, quanquam adserente matre, permansit tarnen in statu servitutis praesentemque condicionem verae origini anteposuit; quare cito manumissus, Augusto etiam insinuatus est. quo delegante, curam ordinandarum bybliothecarum in Octaviae porticu suscepit. atque, ut ipse tradit, sexagesimum aetatis annum agens, libellos lneptiarum, qui nunc 'Iocorum' inscribuntur, conponere instituit, absolvitque centum

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aus Spanien (einige vertreten die Ansicht, er stamme aus Alexandria und Caesar habe ihn als kleinenJungen nach der Eroberung der Stadt mit nach Rom genommen). Mit großem Interesse hörte er den griechischen Philologen Cornelius Alexander und trat in seine Fußstapfen; Cornelius Alexander nannten viele wegen seiner Kenntnisse des Altertums Polyhistor, einige auch >>Die Geschichte«. Er stand der Palatinischen Bibliothek vor und unterrichtete trotzdem noch sehr viele Leute; er war ein enger Freund des Dichters Ovid und des Historikers Clodius Licinus, eines ehemaligen Konsuls. Letzterer überliefert uns, daß er als sehr armer Mann gestorben sei und er sich, solange er lebte, nur durch seine Freigebigkeit habe am Leben erhalten können. Sein Freigelassener war lulius Modestus; dieser folgte in seinen wissenschaftlichen Interessen und seiner Lehre den Spuren seines Schutzherrn.

C. Melissus stammt aus Spoletium, seine Eltern waren frei geboren; man entledigte sich jedoch seiner, weil er zum Gegenstand des Streits zwischen den Eltern geworden war. Weil sich aber sein Erzieher um ihn geflissentlich kümmerte, brachte er es zu höherer Bildung, und man schenkte ihn dem Maecenas, damit er einen Philologen habe. Als er sah, daß er diesem willkommen war und von ihm wie ein Freund aufgenommen wurde, blieb er, obwohl seine Mutter erklärte, er sei frei geboren, im Stand eines Sklaven und zog die augenblickliche Stellung seiner wahren Herkunft vor. Deshalb ließ man ihn schnell frei, und er wurde sogar mit Augustus innig befreundet. Auf seine Weisung hin übernahm er es, in der Säulenhalle der Octavia eine Bibliothek einzurichten. Wie er selbst berichtet, begann er im Alter von sechzig Jahren kleine Werke über törichte Einfälle zu verfassen, die nun den Titel >>Schwänke« führen. Einhundertfünfzig brachte er

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et quinquaginta, quibus et alios diversi operis postea addidit. fecit et novum genus togatarum inscripsitque 'trabeatas'. M. Pomponius Marcellus sermonis Latini exactor molestissimus, in advocatione quadam (nam interdum et causas agebat) soloecismum ab adversario factum usque adeo arguere perseveravit, quoad Cassius Severus, interpellatis iudicibus, dilationem petit, ut litigator suus alium grammaticum adhiberet: quando non putat is cum adversario de iure sibi, sed de soloecismo controversiam futuram. hic idem, cum ex oratione Tiberi (in)us(itatum) verbum reprehendisset, adfirmante Ateio Capitone et esse illud Latinum, et si non esset, futurum certe iam inde: 'mentitur', inquit, 'Capito: tu enim, Caesar, civitatem dare potes hominibus, verba non potes.' pugilem olim fuisse, Asinius Gallus hoc in eum epigrammate ostendit:

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'qui caput ad laevam didicit, glossemata nobis praecipit: os nullum, vel potius pugilis.'

Q. Remmius Palaemon, Vicetinus, mulieris verna, primo, ut

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ferunt, textrinam, deinde, erilem filium dum comitatur in scholam, litteras didicit. postea manumissus docuit Romae ac principem locum inter grammaticos tenuit, quamquam

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fertig; diese hat er später um weitere aus einem ganz anderen Werk ergänzt. Er schuf auch eine neue Art Nationalschauspiel, das er »Trabeatae>Capito lügt! Du, Caesar, kannst in der Tat Menschen das Bürgerrecht geben, nicht aber Wörter.>Er, der gelernt hat, seinen Kopf nach links zu bewegen, gibt uns Unterweisungen in korrekter Sprache: Beredsamkeit besitzt der nicht, höchstens die eines Faustkämpfers.>Willst du, Meister, jedesmal denjenigen ablecken, den du sich sputen siehst?«

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DE GRAMMATICIS

M. Valerius Probus, Berytius, diu centuriatum petiit, 24 donec taedio ad studia se contulit. legerat (enim) in provin- z cia quosdam veteres libellos apud grammatistam, durante adhuc ibi antiquarum memoria, necdum omnino abolita sicut Romae. hos cum diligentius repeteret atque alios deinceps cognoscere cuperet, quamvis omnes contemni magisque obprobrio legentibus quam gloriae et fructui esse animadverteret, nihilo minus in proposito mansit; multaque exemplaria contracta emendare ac distinguere et adnotare curavit, soli huic nec ulli praeterea grammaticae parti deditus. hic non tarn discipulos quam sectatores aliquot habuit; 4 nunquam enim ita docuit ut magistri personam sustineret; unum et alterum, vel cum plurimum tres aut quattuor postmeridianis horis admittere solebat, cubansque inter longos ac vulgares sermones legere quaedam, idque perraro. vivus pauca et exigua de quibusdam minutis quaestiunculis edidit; reliquit autem non mediocrem silvam observationum sermonis antiqui.

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M. Valerius Probus aus Berytus strebte lange danach, einen Hauptmannsposten zu erhalten; schließlich war er dessen leid und widmete sich den Wissenschaften. In der Provinz hatte er nämlich bei einem Elementarlehrer einige alte kurze Schriften gelesen; bis in seine Zeit erinnerte man sich dort immer noch der alten Autoren; man hatte sie nicht, wie in Rom, ganz dem Vergessen anheim gegeben. Als er sich diese mit etwas mehr Sorgfalt noch einmal vornehmen wollte und darauf versessen war, dann auch noch weitere kennenzulernen, obwohl er bemerkte, daß alle gleichgültig beiseite gelegt wurden und von den Lesern mehr Vorwürfe ernteten, als daß sie gelobt wurden und den Lesern Gerruß bereiteten, hielt er dennoch an seinem Vorhaben fest. Er trug also viele Abschriften zusammen, befreite sie von Fehlern und versah sie mit Interpunktionszeichen und Anmerkungen. Er hat sich mit seiner ganzen Energie einzig und allein diesem Teilgebiet der Philologie zugewandt. Er hatte nicht so sehr Schüler als vielmehr einige Anhänger. Niemals hat er nämlich so unterrichtet, daß er einen Lehrer vorstellte. In der Regelließ er den einen oder anderen, wenn es hochkam drei oder vier in den Nachmittagsstunden zu sich vor, er lag auf einer Liege und las zwischen langen und belanglosen Gesprächen etwas vor, dies kam aber ganz selten vor. Solange er lebte, veröffentlichte er nur wenige und kurze Abhandlungen über gewisse Bagatellfragen. Er hinterließ eine keineswegs mittelmäßige Sammlung von Beobachtungen zum alten Latein.

DE RHETORIBUS

Rhetorica quoque apud nos perinde atque grammatica sero 25 recepta est, paululo etiam difficilius, quippe quam constet nonnunquam etiam probibitarn exerceri. quod ne cui 2 dubium sit, vetus (senatus consultum) item censorum edictum subiciam: (C.) Fannio Strabone M. Valerio Messalla consulibus, M. Pomponius praetor senatum consuluit. quod verba facta sunt de philosophis et rhetoribus, de ea re ita censuerunt, ut M. Pomponius praetor animadverteret curaretque, uti ei e re publica fideque sua videretur, uti Romae ne essent. de iisdem interiecto tempore Cn. Domitius Ahenobarbus (et) L. Licinius Crassus censores ita edixerunt (in contio)ne: 'renuntiatum est nobis esse homines qui 4 novum genus disciplinae instituerunt, ad quos iuventus in ludum conveniat; eos sibi nomen imposuisse Latinos rhetores: ibi homines adolescentulos dies totos desidere. maiores nostri, quae liberos suos discere et quos in ludos itare vellent, instituerunt. haec nova, quae praeter consuetudinem ac morem maiorum fiunt, neque placent neque recta videntur. quapropter et iis qui eos ludos habent, et iis qui eo venire consuerunt, videtur faciundum ut Ostenderemus nostram sententiam, nobis non placere.'

RHETOREN

Auch die Rhetorik hat bei uns gerrau wie die Philologie erst spät Aufnahme gefunden; es war für sie noch ein wenig schwieriger, gutgeheißen zu werden, da es bekanntlich sogar zeitweise verboten war, sie zu betreiben. Damit das auch niemand mehr bezweifelt, lasse ich hier einen alten Senatsbeschluß und auch noch ein Edikt der Zensoren folgen: C. Fannius Strabo und M. Valerius Messalla waren Konsuln, als der Praetor M. Pomponius an den Senat eine Anfrage richtete. Über die Philosophen und Rhetoren folgte eine Aussprache; hinsichtlich des Problems selbst war man der Meinung, der Praetor M. Pomponius möge ein Auge auf diese Leute haben und dafür sorgen, daß sie sich nicht mehr in Rom aufhielten, sobald es ihm im Interesse des Staates und nach seiner Überzeugung angebracht erscheine. In derselben Angelegenheit ließen sich, nachdem einige Zeit verflossen war, die Zensoren Cn. Domitius Ahenobarbus und L. Licinius Crassus vor versammeltem Volke folgendermaßen vernehmen: >>Uns wurde gemeldet, es gebe ein paar Leute, die eine neue Kunst ins Leben gerufen hätten; zu diesen Leuten gehe unsere Jugend in die Schule. Sie hätten sich den Namen >Lateinische Rhetoren< zugelegt. Dort brächten junge Leute ganze Tage mit Nichtstun zu. Unsere Vorfahren regelten, was ihre Kinder zu lernen und in welche Schulen sie zu gehen hätten. Es ging dies alles nach ihrem Willen. Diese neuen Verfahrensweisen, die ganz an dem vorbeigehen, was unsere Vorfahren zu tun pflegten und was bei ihnen üblich war, finden weder unsere Zustimmung, noch scheinen sie uns richtig. Deshalb scheint es uns ein Muß, daß denjenigen, die solche Schulen betreiben, und denjenigen, die es sich zur Regel gemacht haben, dorthin zu gehen, unsere Meinung kundgetan wird: Uns gefällt das nicht.«

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DE RHETORIBOS

Paulatim et ipsa utilis honestaque apparuit, multique eam et praesidii causa et gloriae appetiverunt. Cicero ad praeturam usque etiam Graece declamitavit, Latine vero senior quoque et quidem cum consulibus Hirtio et Pansa, quos discipulos et grandis praetextatos vocabat. Cn. Pompeium quidam historici tradiderunt sub ipsum civile bellum, quo facilius C. Curioni promptissimo iuveni, causam Caesaris defendenti, contradiceret, repetisse declamandi consuetudinem. M. Antonium, item Augustum ne Mutinensi quidem bello omisisse. Nero Caesar, primo imperii anno, publice bis quoque antea, declamavit. plerique autem oratorum etiam declamationes ediderunt. quare magno studio hominibus iniecto, magna etiam professorum ac doctorum profluxit copia, adeoque floruit, ut nonnulli ex infima fortuna in ordinem senatorium atque ad summos honores processerint.

Sed ratio docendi nec una omnibus, nec singulis eadem semper fuit, quando vario modo quisque discipulos exercuerunt. nam et dicta praeclara per omnes figuras, per casus et apologos aliter atque aliter exponere, et narrationes cum breviter ac presse turn latius et uberius explicare consuerant;

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Doch allmählich wurde klar, daß gerade die Rhetorik nützlich und ehrenvoll war; viele wollten sie beherrschen, weil sie ein Mittel war, sich zu verteidigen und sich Ruhm zu sichern. Cicero hat bis zu seiner Praetur noch Übungsreden auf Griechisch gehalten, doch als er älter war, hat er solche auch auf Latein gehalten und zwar zusammen mit den Konsuln Hirtius und Pansa, die er seine Schüler und etwas älteren Kinder nannte. Einige Historiker berichten, Cn. Pompeius habe es sich sogar während des Bürgerkrieges wieder zur Gewohnheit gemacht zu deklamieren, um dem jungen C. Curio, der blitzschnell parieren konnte und die Sache Caesars verfocht, Paroli bieten zu können. M. Antonius habe wie Augustus nicht einmal in den Zeiten des Mutinensischen Krieges die Deklamationsübungen ganz eingestellt. Kaiser Nero hat im ersten Jahr seiner Regierung, vorher auch bereits zweimal in aller Öffentlichkeit Übungsreden gehalten. Die meisten Redner haben ihre Deklamationsreden sogar veröffentlicht. So kam es, daß die Menschen ganz besessen wurden auf die Redekunst und Lehrer und Gebildete in dieser Kunst reichlich hervortraten; ja, sie stand so hoch im Kurs, daß einige Redner aus ganz kleinen Verhältnissen den Aufstieg in den Senatorenstand geschafft und es bis auf die Spitze der Karriereleiter gebracht haben. Doch was die Methodik der Vermittlung anbelangte, so hatten nicht alle eine einheitliche, ja nicht einmal jeder einzelne bediente sich immer derselben, da jeder seine Schüler auf mannigfaltige Art und Weise fit machte. Denn es war die Regel, daß sie berühmte Aussprüche mittels aller möglichen rhetorischen Figuren, durch das Einbetten in andere Zusammenhänge und mittels allegorischer Erzählungen einmal auf diese, das andere Mal auf jene Weise erklärten, über Erzählungen pflegten sie sich sowohl kurz und wortkarg als auch recht breit und mit einem gehörigen Wortschwall auszulas-

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interdurn Graecorurn scripta convertere, ac viros illustres laudare vel vituperare: quaedarn etiarn ad usurn cornrnunis vitae instituta turn utilia et necessaria, turn perniciosa et supervacanea ostendere; saepe fabulis fidern firrnare aut dernere, quod genus 'ÖEO"Et~ et UVCXO"KEUU~ et KCX'tCXO"KEUU~ Graeci vocant; donec sensirn haec exolverunt, et ad controversiarn venturn est.

Veteres controversiae aut ex historiis trahebantur, sicut '4 sane nonnullae usque adhuc, aut ex veritate ac re, si qua forte recens accidisset; itaque locorurn etiarn appellationibus additis proponi solebant. sie certe collectae editaeque se , 5 habent, ex quibus non alienurn fuerit unarn et alterarn exernpli causa ad verburn referre:

Aestivo ternpore adulescentes urbani curn Ostiarn venissent, litus ingressi, piscatores trahentes rete adierunt et pepigerunt bolurn quanti ernerent: nurnrnos solverunt; diu expectaverunt, durn retia extraherentur: aliquando extractis, piscis nullus infuit, sed sporta auri obsuta. turn ernptores bolurn suurn aiunt, piscatores suurn.

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Venalicius curn Brundusi gregern venaliurn e navi educeret, formoso et pretioso puero, quod portitores verebatur,

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sen. Manchmal übersetzten sie auch griechische Werke und lobten oder tadelten auch berühmte Männer. Auch einiges, was zum Vorteil für das Leben einer Gemeinschaft eingerichtet war, ließen sie einmal als nützlich und notwendig, das andere Mal als schädlich und völlig überflüssig erscheinen. Oft untermauerten sie die Glaubwürdigkeit von Geschichten oder sprachen sie ihnen ab; die Griechen nennen diese Art der Argumentation das Aufstellen einer These in Widerlegung und förmliche Behauptung. Schließlich ist das dann ganz aus der Mode gekommen, und man ging über zur Kontroverse. In vergangeneu Zeiten zogen die Kontroversen ihren Stoff entweder aus Geschichtswerken, so wie es ja bis in unsere Tage noch einige machen, oder aus einem konkreten Fall, wenn sich zufällig gerade etwas zugetragen hatte. In der Regel wurden sie dann vorgetragen unter Erwähnung der näheren Umstände. So verhält es sich gewiß im Falle der gesammelten und veröffentlichten Kontroversen; es dürfte ganz gut passen, hier die eine oder andere aus dem vorhandenen Material wörtlich anzuführen, damit man sich darunter etwas vorstellen kann: Es waren einmal im Sommer junge Leute aus Rom nach Ostia gekommen; dort gingen sie an den Strand zu Fischern, die gerade ihr Netz auslegten; sie kamen über den Preis für den Fang, den sie beim nächsten Auswurf des Netzes machen würden, überein und zahlten den Preis. Lange warteten sie, bis die Netze eingeholt wurden. Als man sie endlich eingeholt hatte, war kein Fisch im Netz, sondern ein Korb voll mit Geld; der Korb war zugenäht. Da behaupteten die Käufer, der Fang gehöre ihnen, umgekehrt argumentierten die Fischer, es sei der ihre. Als ein Sklavenhändler in Brundisium eine Schar Sklaven, die zum Verkauf bestimmt war, von Bord brachte, zog er einem schönen Jungen, der ihm eine beträchtliche Summe

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bullam et praetextam togam inposuit; facile fallaciam celavit. Romam venitur, res cognita est, petitur puer, quod domini voluntate fuerit liber, in libertatem.

Olim autem eas appellatione Graeca 'Örco'ÖEO"ttc;vocabant: mox controversias quidem, sed aut fictas aut iudiciales.

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Illustres professores, et quorum memoria aliqua extet, non temere alii reperientur quam de quibus tradam.

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L. Plotius Gallus. de hoc Cicero in epistula ad M. Titi- 26 nium sie refert: 'equidem memoria teneo, pueris nobis primum Latine docere coepisse Plotium quendam. ad quem cum fieret concursus, et studiosissimus quisque apud eum exerceretur, dolebam mihi idem non licere. continebar autem doctissimorum hominum auctoritate, qui existimabant Graecis exercitationibus ali melius ingenia posse.' hunc z eundem (nam diutissime vixit) M. Caelius in oratione, quam pro se de vi habuit, significat dictasse Atratino, accusatori suo, actionem; subtractoque nomine, hordearium eum rhetorem appellat, deridens ut inflatum ac levem et sordidum.

M'. Otacilius Pitholaus servisse dicitur atque etiam ostia- 27

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einbringen würde, eine goldene Kapsel und die Toga praetexta an, weil er den Zoll scheute. Es war ein Leichtes, seine Betrügerei zu verheimlichen. Er kam nach Rom, der Betrug flog auf, man verlangte für den Jungen die Freiheit, sei er doch bereits nach dem Willen seines Herrn ein freier Mensch gewesen. Man hat solche strittigen Fälle ehemals mit dem griechischen Ausdruck >>Hypothesen« genannt; später hießen sie jedenfalls >>Kontroversen«, doch entweder erdichtete oder solche vor Gericht. Man wird nicht leicht berühmte Lehrer und andere, an die man sich immerhin noch erinnert, finden als die, über die ich im folgenden einiges erzählen werde. L. Plotius Gallus. Über ihn sagt Cicero in einem an M. Titinius gerichteten Brief folgendes: >>Mit ist noch gut im Gedächtnis, daß ein gewisser Plotius damals, als ich noch ein Kind war, als erster damit anfing, auf Latein zu lehren. Damals liefen alle zu ihm hin, und jeder war wie versessen darauf, bei ihm ausgebildet zu werden; ich war betrübt, daß dies mir nicht erlaubt war. Ich mußte das bleiben lassen, weil hochgelehrte Männer sich dafür stark machten; sie waren nämlich der Meinung, Übungen auf Griechisch seien förderlicher für die Ausbildung der geistigen Anlagen.« Auf gerrau diesen Mann- er lebte nämlich sehr lange -verweist M. Caelius in einer Rede, die er in eigener Sache wegen der Anklage, ein Gewaltverbrechen begangen zu haben, hielt; er sagt darin, eben dieser Plotius habe Atratinus, seinem Ankläger, die Klagerede aufgesetzt. Ohne ihn beim Namen zu nennen, nennt er ihn einen aufgeblähten Wortverdreher und verspottet ihn als eitlen, verlogenen und niederträchtigen Redner. Von M'. Otacilius Pitholaus heißt es, er sei ein Sklave ge-

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rius vetere more in catena fuisse, donec ob ingenium ac studium litteramm manumissus, accusanti patrono subscripsit. deinde rhetoricam professus, Cn. Pompeium Magnum docuit, patrisque eius res gestas, nec minus ipsius, compluribus libris exposuit; primus omnium libertinorum, ut Cornelius Nepos opinatur, scribere historiam orsus, nonnisi ab honestissimo quoque scribi solitarn ad id tempus.

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(M.) Epidius, calumnia notatus, ludum dicendi aperuit 28 docuitque inter ceteros M. Antonium et Augustum; quibus quondam Ti. Cannutius, obicientibus sibi quod in re publica administranda potissimum consularis Isaurici sectarn sequeretur, malle respondit Isaurici esse discipulum quam Epidii calumniatoris. hic Epidius ortum se a C. Epidio Nucerino 2 praedicabat, quem ferunt olim praecipitatum in fontem fluminis Sarni, paulo post cum cornibus aureis extitisse, ac statim non conparuisse in numeroque deorum habitum.

Sextus Clodius, e Sicilia, Latinae simul Graecaeque elo- 29 quentiae professor, male oculatus et dicax, par oculorum in amicitia M. Antonii triumviri extinctum esse aiebat; eiusdem uxorem Fulviam, cui altera bucca inflatior erat, acumen stili temptare dixit, nec eo minus, immo vel magis ob hoc Antonio gratus. a quo mox consule ingens etiam congia- 2

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wesen und habe sogar als Türhüter nach alter Sitte noch in Ketten gelegen, bis man ihn wegen seines Talents und seiner wissenschaftlichen Bildung freigelassen habe; er unterstützte dann seinen Herrn, als der angeklagt wurde. Dann war er als Lehrer der Redekunst tätig und unterrichtete Cn. Pompeius Magnus. Die Leistungen des Vaters von Pompeius und ebenso dessen eigene stellte er in mehreren Büchern heraus. Von allen Freigelassenen war er der erste, das jedenfalls meint Cornelius Nepos, der damit begann, Geschichte zu schreiben; auf diesem Feld waren bis zu dieser Zeit nur die Angehörigen der vornehmsten Kreise tätig. M. Epidius, er hatte vom Zensor eine Rüge wegen Verleumdung erhalten, eröffnete eine Rednerschule und unterrichtete unter anderen M. Antonius und Augustus. Diese machten einmal dem Ti. Cannutius zum Vorwurf, daß er bei den Staatsgeschäften hauptsächlich der Lehre des ehemaligen Konsuls Isauricus folge; da erwiderte Cannutius ihnen, er wolle lieber ein Schüler des Isauricus sein als des Verleumders Epidius. Unser Epidius rühmte sich, ein Sohn des C. Epidius Nucerinus zu sein, der einst in die Quelle des Sarnus gestürzt und nicht gleich wieder aufgetaucht sei, erst wenig später sei er mit goldenen Hörnern wieder zum Vorschein gekommen und unter die Götter aufgenommen worden. Sextus Clodius aus Sizilien lehrte beides, lateinische wie griechische Rhetorik; er hatte schlechte Augen und eine spitze Zunge; er sagte, seine Augen hätten während seiner Freundschaft mit den Triumvirn Antonius an Kraft verloren; dessen Gattin Fulvia, deren eine Backe geschwollen war, führe die Spitze der Feder in Versuchung. Trotz allem, oder eher gerade deswegen war er dem Antonius um so mehr erwünscht. Von Antonius erhielt er später, als er Kon-

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rium accepit, ut ei in 'Philippicis' Cicero obicit: 'adhibes ioci causa magistrum, suffragio tuo et compotatorum tuorum rhetorem, (cui) concessisti ut in (te) quae vellet diceret, salsum omnino hominem, sed materia facilis (in te) et in tuos (dicta) dicere. at quanta merces rhetori est data? audite, audite, patres conscripti, et cognoscite rei publicae volnera. duo milia iugerum campi Leontini Sex. Clodio rhetori assignasti et quidem immunia, ut (populi Romani) tanta mercede nihil sapere disceres.'

C. Albucius Silus, Novariensis, cum aedilitate in patria 30 fungeretur, cum forte ius diceret, ab his contra quos pronuntiabat pedibus e tribunali detractus est. quod indigne 2 ferens, statim contendit ad portam et inde Romam, receptusque in Planci oratoris contubernium, cui declamaturo mos erat prius aliquem qui ante diceret excitare, suscepit eas partes, atque ita implevit ut Planco silentium imponeret, non audenti in comparationem se demittere. sed ex eo clar(i)us propria auditoria instituit, solitus proposita controversia sedens incipere, et calore demum provectus consurgere ac perorare, declamare aut(em) genere vario: modo splendide atque adornate, turn, ne usque quaque scholasti-

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sul war, ein sehr großes Geldgeschenk, wie Cicero ihm in den »Philippischen Reden« vorwirft: »Du holst dir zum Spaß einen Lehrer, weil du es für richtig hältst und deine Zechkumpane dir Beifall geben, einen Rhetor, dem du erlaubt hast, über dich, einen durchaus witzigen Mann, zu sagen, was er wolle. Aber es ist ja eine leichte Aufgabe, sich über dich und deine Freunde auszulassen. Und was für einen Lohn hat dieser Rhetor erhalten? Hört, hört, ehrenwerte Senatoren, und nehmt zur Kenntnis, warum unser Staat ausblutet. ZweitausendJoch im Gebiet von Leontini hast du dem Rhetor Sex. Clodius angewiesen, und zwar befreit von Abgaben; was ist das doch für ein hoher Preis, den das römische Volk dafür zahlen muß, damit du lernst, daß du von nichts etwas verstehst.>Schranken«, innerhalb deren das Volk bei den Volksversammlungen abstimmte; sie wurden einmal auf dem Forum, das andere Mal auch auf dem Campus Martius errichtet. - für ein Seegefecht ... , wo in unseren Tagen der Hain der Caesaren zu finden ist: anläßtich der Einweihung des Mars UltorTempels im1ahre 2 v. Chr.; es wurde die Schlacht zwischen Persern und Athenern bei Salamis zur Erinnerung an seinen Sieg bei Actium geboten. Dafür hatte man ein Becken von 540 m Länge und360m Breite ausgehoben; später errichtete man an dieser Stelle eine Gedenkstätte für Gaius und Lucius Caesar. 43,2 Trojaspiel: ein Ritterspiel, das auf dem Marsfeld stattfand. Der Stifter war der Sage nach Aeneas. Die Söhne aus den vornehmen Häusern erhielten hier die Gelegenheit, sich in ihren prachtvoll geputzten Waffen dem Volk vorzustellen. - Nonius Asprenas: wahrscheinlich der Sohn des Konsuls des 1ahres 6 n. Chr. - Asinius Pollio: C. Asinius Pollio, 76 v. Chr. - 5 n. Chr., Anhänger von Caesar und Antonius, Offizier im Bürgerkrieg 4 3 -40, Konsul i. 1. 40 v. Chr.; sein Konsulat wird von Vergil in der vierten Ekloge gefeiert. Verhält sich 3I v. Chr. neutral. Historiker, Redner, Tragödiendichter und Verfasser grammatischer Schriften. Förderer und Liebhaber der Literatur: Er stiftete in Rom die erste öffentliche Bibliothek im Atrium Libertatis. - EnkelAeserninus: ansonsten unbekannt 43,3 Lycius: ansonsten unbekannt 43,4 an dem Tag, an dem zum ersten Male die Parther Geiseln nach Rom geschickt hatten: Phraates, der König der Parther, hatte seine vier Söhne als Geiseln nach Rom gesandt. Augustus wollte den Barbaren die römische Sozialordnung klar machen, ihnen also auch die Überlegenheit des Herrschers vor Augen führen. Gleichzeitig trägt er ihrer Stellung im Partherreich Rechnung. - Es kam auch außerhalb der Termine für Schauspiele immer wieder vor: Das Volk mußte bei Laune gehalten werden, damit das Interesse an solchen Spielen, das zu erlahmen begann, wach gehalten wurde. Der erste Tiger dürfte in Rom I I v. Chr. bei der Einweihung des Marcellus-Theaters vorgeführt worden sein. - Comitium: ehemaliger Platz für Volksversammlungen in der Nähe des Forums

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43,5 bei Circusspielen, die er gelobt hatte, gesundheitlich stark mitgenommen: Bei der sog. pompa circensis führte der Herrscher als Triumphator gekleidet die Prozession der Götterwagen mit den Bildnissen der entsprechenden Gottheiten an. - Spiele, mit denen er das Theater des Marcellus einweihte: im Jahre I I v. Chr. Vgl. Aug. 29, 4· 44,1 Puteoli: heute: Puzzuoli, bei Neapel. - in der Orchestra: der Raum unmittelbar vor der Bühne, wo seit dem Jahre I94 v. Chr. die Senatoren ihre Plätze hatten. 44,2 die noch die Toga praetexta trugen: also unter fünf-/sechzehn Jahre alt waren. 44,3 Allein den Vestalischen Jungfrauen räumte er im Theater einen Platz ein: Seit Augustusoblag es dem Praetor, die Spiele auszurichten; die Vestalinnen saßen also an einem Ehrenplatz. - an den Spielen, die der Pontifexmaximus veranstaltete: Diese Spiele wurden seit 28 v. Chr. in einem Rhythmus von vier Jahren im Gedenken an den Sieg des Augustus bei Actium veranstaltet. Frauen war es verboten, die Spiele zu besuchen, denn die Athleten traten nackt auf. Hier setzt Augustus fest, daß die Frauen nicht vor ca. elf Uhr erscheinen durften. 45,1 Er selbst schaute sich Circusspiele an: Auch in seinen »Res gestae« stellt Augustus die Circusspiele in den Vordergrund: er habe IO ooo Gladiatoren und Athleten aus aller Welt auftreten lassen, 26 Jagden veranstaltet und 3 500 Tiere aus Afrika herbeischaffen lassen. - darin war sein Vater Caesar ... gewöhnlich getadelt worden: Anwesenheit und Anteilnahme ist zur politischen Pflicht des Herrschers geworden. 45,2 daß er aus seiner Privatkasse kleine Kränze und Belohnungen: Der Kaiser erlaubt Veranstaltungen von Privatleuten zum Ausdruck ihrer loyalen Gesinnung, die Zahl der Kampfpaare ist aber auf I20 begrenzt. Der Kaiser macht deutlich, daß ihm die Ausrichtung von Spielen und damit auch die Vergabe von Preisen eigentlich alleine zusteht. 45,3 verbot, Kämpfe zu veranstalten, in denen die Gladiatoren bis zum Tode kämpfen mußten: Hier nimmt er dem römischen Volk das ihm bisher zugestandene Recht, über Tod und Leben eines Kämpfers (oder eines zum Kampf Verurteilten) zu entscheiden. 45,4 Denn die Freizügigkeit der Schauspieler hat er so sehr unterdrückt: Augustus setzt wohl den Intrigen und propagandistischen

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Machenschaften der Schauspieler Grenzen. - Stephanio, einen Schauspieler der fabula togata: Er tritt also in Stücken auf, deren Inhalt echt römische Stoffe sind. Er wurde wohl im Theater des Pompeius, Marcellus und Baibus ausgepeitscht. - Hylas, einen Pantomimen: Schüler des Pylades, durfte r8 v. Chr. aus seinem Exil nach Rom zurückkehren. - Pylades: Pylades gilt neben Bathyllos als Erfinder der Pantomime; ihren Stoff nimmt sie aus Götter- und Heldenmythen um Pan und Echo, Satyr und Amor. 46 bevölkerte er Italien mit achtundzwanzig Kolonien: Augustus gründete die Kolonien wohl in erster Linie deswegen, weil er seine Soldaten nach Beendigung ihrer Dienstzeit versorgen mußte und so verhindern wollte, daß das Proletariat in der Hauptstadt anwuchs und die Gefahr von Unruhen zunahm. Gleichzeitig hatte er so indirekt eine Kontrolle durch seine ihm treu ergebenen Veteranen über ganz Italien. Vgl. Res gestae 28. - er stellte sie ... der Hauptstadt ... gleich: Von dieser Regelung lesen wir in keiner anderen Quelle. Es ist aber zu vermuten, daß Sueton hier Tatsachen nennt. Denn gerade die Stadträte in den Kolonien und Munizipien entwickelten eine ungeheure Aktivität, das wirtschaftliche Leben ihrer Städte zum Blühen zu bringen. Sie machten durch ihre zalrlreichen Stiftungen das Leben in diesen Städten erst angenehm. Reiche Freigelassene ließen sich dort mit großem Engagement nieder und wurden zu einer der Stützen der römischen Herrschaft. 47 Die bedeutenderen Provinzen und solche ... übernahm er selbst: Nach 27 v. Chr. unterscheidet man zwischen Provinzen, die dem Princeps, und solchen, die dem Senat unterstanden. In den Aufgabenbereich des Augustus fallen Spanien, Gallien, Syrien und Ägypten, das aber ganz besonderen Kriterien unterliegt. Der Senat behielt die Verwaltung von zehn Provinzen: Asia und Afrika, von ehemaligen Konsuln als Statthaltern verwaltet, Sizilien, Sardinien, die Baetica, Macedonia, Achaia, Dalmatia, Creta, die Cyrenaica, Bithynia und Pontus, denen ehemalige Praetoren vorstehen. Damit unterstanden dem Princeps die meisten Truppen, senatorische Statthalter kommandierten nur noch fünf bis sechs Legionen. - Es gibt ... keine Provinz, wenn man einmal Afrika und Sardinien ausnimmt, die er nicht besucht hat: Der römische Senat hatte also keinen autonomen Verwaltungsbereich. Sardinien hatte Sextus Pompeius gehört, Afrika dem Lepidus. - nachdem er Sextus Pompeius

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in die Flucht geschlagen hatte: Diese Episode gehört in den Winter 36135·

48 Verbündete Könige: Man denke an Polemo, den König von Pontus, und Dynamis, die Königin des Reiches am Bosporus. - die Kinder der meisten Fürsten ließ er mit seinen eigenen erziehen und unterrichten: Agrippa, der Enkel des Herodes, wurde mit Drusus, dem Sohn des Tiberius, in Rom unterrichtet; Iuba II., wahrscheinlich auch Tigranes II. aus Armenien. 49,1 Von seinen Truppen verteilte er die Legionen ... auf die einzelnen Provinzen: Sueton behandelt hier ansatzweise die Heeresreform des Augustus, der die Truppenstärke von 70 Legionen nach 30 v. Chr. auf 28 Legionen reduzierte. - eine Flotte stationierte er in Misenum: heute: Kap Miseno, Militärhafen in der Bucht von Neapel. Die Hauptaufgabe dieser Flotte war die Überwachung des lebenswichtigen Seeverkehrs zwischen Alexandria und Puteoli, zwischen Spanien, Nordafrika und Ostia. - eine andere in Ravenna: Stadt in Norditalien, Flottenbasis des Imperium Romanum. Octavian setzt seine Erfahrungen aus der Auseinandersetzung mit Sextus Pompeius um: die Küsten Italiens müssen geschützt und der Verkehr auf dem Mittelmeer muß gewährleistet werden. - bis zum endgültigen Sieg über Antonius hatte er eine Abteilung der Calagurritani: Eliteeinheit aus Calagurris im Ebrotal. - bis zur Niederlage des Varus einen Trupp Germanen: Diese Germani corporis custodes nalrmen unter den Hilfstruppen eine Sonderstellung ein, waren vorwiegend aus Batavern und Ubiern zusammengesetzt und wurden nach Sueton nach 9 n. Chr. von Augustus aufgelöst; vgl. Aug. 23,r. - dennoch duldete er niemals, daß mehr als drei Kohorten in Rom stationiert waren: Augustus knüpft hier an die Ordnung der (späten) republikanischen Zeit an. Damals hatten die Feldherren besonders ausgebildete Garden, die sie auf ihren Feldzügen begleiteten und ihnen natürlich besonderstreuergeben waren. Nach 27 v. Chr. baut Augustus sich seine eigene Garde wieder neu auf, das sind neun Kohorten, die sog. cohortes praetoriae, die sechzehn Jalrr Dienst taten und dafür den dreifachen Sold des Legionssoldaten erhielten; sie waren in kleineren Abteilungen außerhalb Roms stationiert. 5 n. Chr. stellte Augustus zwölf cohortes urbanae auf, je 500 Mann stark; mit ihnen konnte er Unruhen und Ausschreitungen wirkungsvoll begegnen. Auch sie waren in kleine Abteilungen aufgegliedert, so daß sich nie-

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mand provoziert zu fühlen brauchte. Nur drei von ihnen durften sich in der Stadt aufhalten. Augustus zeigt also Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Macht und in ihrer Sicherung. 49,2 Alle, die als Soldat Dienst taten, ... verpflichtete er zu: Die Dienstzeit in den Legionen belief sich auf 20 bis 2 5Jalrren. - richtete er eine Militärkasse ... ein: 6 n. Chr. rief Augustus das aerarium militare ins Leben; eine Kasse, welche die gesamte Besoldung und Zivilversorgung der römischen Armee zu bestreiten hatte. Augustus hatte 170 Millionen Sesterzen als Einlage zur Verfügung gestellt, ansonsten wurde die Kasse aufgefüllt durch die Erträge der einprozentigen Warenverkaufssteuer (centesima rerum venalium) und der Erbschaftssteuer von fünf Prozent (vicesima hereditatum). 49,3 verteilte er ... junge Leute ... auf den Heerstraßen: Diese Einrichtung, den sog. cursus publicus, gab es schon in der Zeit der Republik. Jugendliche der italischen Städte hatten als Stafettenläufer militärische Nachrichten zu übermitteln. Augustus läßt längs der Fernstraßen Zugtiere und Wagen verteilen, damit die Kuriere schneller befördert werden können. Die Kuriere konnten jetzt auch persönlich über die Lage in entfernteren Gegenden befragt werden und nähere Informationen zu den Berichten von Statthaltern, hohen Verwaltungsbeamten und Truppenbefehlshabern geben, die sie zu befördern hatten. 50 benutzte er anfangs dazu ein Siegel mit einer Sphinx, später: Die Sphinx steht wohl für Ägypten, der Provinz, die ihm in besonderer Weise unterstand. Augustus hat sich mit Alexander bezüglich seiner virtus verglichen und sich ihm gleich gestellt. - von der Hand des Dioskurides: berühmtester Gemmenschneider der augusteischen Zeit. Das Siegel wurde von ihm 3r v. Chr. angefertigt. 51,2 Corduba: heute: Cordoba in Spanien am Guadalquivir. 52 es sei denn, sie wurden für ihn zusammen mit der Göttin Roma geweiht: Göttliche Verehrung genoß Augustus zu seinen Lebzeiten nur in den Provinzen, meist zusammen mit der Dea Roma, in Rom selbst zollte man allenfalls seinem Genius zwischen den Laren Verehrung; hier ist auf das von Drusus im Jahre r2 v. Chr. in Lugdunum, dem heutigen Lyon, eingeweihte Heiligtum für Roma und Augustus zu verweisen. - goldene Dreifüße zu Ehren des Palatinischen Apollo: Der Dreifuß war neben der Sibylle, Kithara und der Sphinx Symbole des Apollo; diese standen für eine bessere Zukunft; vgl. Aug.

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29; 3I,I. - die Diktatur: 22 v. Chr. drohte in Rom eine Hungersnot auszubrechen, deshalb wurde Augustus dieses Amt einmal in Abwesenheit, das zweite Mal persönlich von Volk und Senat(!) angetragen. Da Sulla und auch Caesar dieses Amt als Grundlage für die Errichtung der Alleinherrschaft genutzt hatten, lehnte Augustus diese Amt ab, um nicht in den Geruch zu kommen, er sei auf Ähnliches aus. Ferner hatte der Senat nach der Ermordung Caesars dieses Amt für immer verboten. 53,1 im Mimus: Gerade im Prinzipat des Augustus erlebte der Mimus einen großen Aufschwung. Der Mimus ist eine vulgäre Komödie, mit obszönen Scherzen, seine Thematik kreist vorzugsweise um den Ehebruch. - »0 gerechter und guter Herr!«: Die Sklaven pflegten ihren Herrn mit »Herr« anzusprechen. 53,3 Gallus Cerrinius: ansonsten unbekannt. 54 Bei der Säuberung des Senats: I 8 v. Chr.; vgl. Aug. 3 5. - Antistius Labeo: M. Antistius Labeo, 50 v. Chr.- IO!r I n. Chr., hervorragendsterJuristder augusteischen Zeit, der sich gegen die Einbindung der Rechtsprechung in das neue politische System stellte, indem er wiederholt auf die tyrannische Herrschaft seiner Zeit und die Freiheit in den vergangeneo Zeiten zu sprechen kam. - M. Lepidus: vgl. Aug. I6,4. 56,1 um die Frechheit in Testamenten zu unterbinden: In den Testamenten griff man oft die Hinterbliebenen böswillig an oder übte bittere Kritik am Staat. 56,2 Er ließ sein Forum auf engerem Raume bauen: vgl. Aug. 29,r. - Als sie noch die Toga praetexta trugen: d. h. noch unterfünfzehn Jahre alt waren; sie hatten also noch gar keine Gelegenheit gehabt, sich Verdienste um den Staat zu erwerben. 56,3 Asprenas Nonius: L. Nonius Asprenas, er war angeklagt, bei einem Festmahl I 30 Gäste vergiftet zu haben. - Cassius Severus: 44 v. Chr.- 32 n. Chr., glänzender Redner, gefürchtet wegen seines verletzenden Witzes. Im Jahre I2 n. Chr.ließ Augustus ihn wegen Majestätsbeleidigung anklagen und nach Kreta verbannen. 56,4 Castricius: verriet dem Augustus die Verschwörung des A. Terentius Varro Murena. - von der Verschwörung des Murena: vgl. Aug. I9,r. 57,1 warfen ... einen Obolus in den See des Curtius: Der See lag in der Mitte des Forum Romanum. - Apollo Sandaliarius: Das Bild

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des Apollo stand also in der »Sandalenmachergasse«, lat. vicus sandaliarius. - I uppiter Tragoedus: benannt nach seinem Standort, dem vicus tragoedus. 57,2 Für den Wiederaufbau seines Palastes auf dem Palatin: zerstört im Jahre 3 n. Chr. 58,1 Den Beinamen» Vater des Vaterlandes«: 2 v. Chr. Augustus war der paterfamiliasdes als riesige Familie aufgefaßten Staates, und das bereits, seitdem er seinen Genius zusammen mit den Laren an den Wegkreuzungen verehren ließ. - nach Antium: Küstenort südlich von Rom, heute: Porto d'Anzio. - Valerius Messala: M. Valerius Messala Corvinus, 64 v. Chr.- I 3 n. Chr., ehemaliger Republikaner, Anhänger des Antonius, schließlich des Octavian, beteiligt an dessen Siegen in Dalmatien gegen die Aquitaner, bei Actium und in Ägypten. 59 Antonius Musa: griechischer Freigelassener, der Augustus im Jahre 23 v. Chr. von einem Leberleiden heilte, wurde in den Ritterstand erhoben. - Asklepios: Sohn des Apollo und der Koronis, griechischer Gott der Heilkunst, im Jahre 29 3 v. Chr. nach Rom geholt. 60 Fertigstellung des Tempels des Olympischen Zeus in Athen: Der Tempel stand östlich der Akropolis, wurde erst unter Hadrian vollendet. 61,2 Seine Mutter verlor er: Atia, Nichte Caesars, starb 43 v. Chr.; vgl. Aug. 4,r. - seine Schwester Octavia: IO v. Chr.; vgl. Aug. 4,!. 62,1 mit der Tochter des P. Servilius lsauricus: P. Servilius Vatia

Isauricus, 48 v. Chr. mit Caesar Konsul, 46- 44 Statthalter in Kleinasien, nach Caesars Tod Anhänger Octavians. - als er sich nach ersten Unstimmigkeiten mit Antonius wieder versöhnt hatte: 43 v. Chr. schlossen beide und Lepidus das zweite Triumvirat. - heiratete er dessen Stieftochter Claudia, eine Tochter der Pulvia mit P. Clodius: zu P. Clodius Puleher vgl. Iu!. 6. - die gerade so alt war, daß sie verheiratet werden konnte: also I 3 oder I 4 Jahre alt war. 62,2 heiratete er Scribonia: Schwester des Scribonius Libo, des Schwiegervaters und engen Beraters des Sextus Pompeius. Vor Augustus war sie mit Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus und P. Cornelius Scipio verheiratet gewesen. 40 v. Chr. heiratete Augustus sie aus politischen Rücksichtnahmen heraus: es sollte der Bruch mit Sextus Pompeius vermieden werden. 39 v. Chr. ließ sich Augustus

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von der zwanzig Jahre älteren Frau scheiden, die ihm gerade seine Tochter Iulia geboren hatte. - nahm er Livia Drusilla ihrem Gatten Tiberius Nero weg: Augustus heiratete 38 v. Chr. Livia Claudia Drusilla, die Frau des Tiberius Claudius Nero, Mutter des Tiberius und des Drusus, mit Drusus ging sie im sechsten Monat schwanger, als Augustus sie sah und sich in sie verliebte. 63,1 Iulia gab er zuerst Marcellus: Augustus hatte ihn als seinen Nachfolger ausgeguckt; er starb aber bereits 23 v. Chr. - mit M. Agrippa: 2I v. Chr. Es war dessen dritte Ehe, in erster Ehe war er mit Caecilia, der Tochter von Ciceros Freund und Verleger Atticus, in zweiter Ehe mit Marcella, der Tochter Octavia der Älteren und älteren Schwester des Marcellus verheiratet gewesen; vgl. Aug. I6,2. 63,2 sah er sich viel und lange ... um: Möglicherweise wollte er sich auch gegen den großen Einfluß, den seine Gattin Livia zugunsten ihres Sohnes nahm, durchsetzen. - seine Wahl fiel auf seinen Stiefsohn Tiberius: der spätere Kaiser (I4- 37 n. Chr.). Augustus kannte natürlich die Feldherrnqualitäten des Tiberius. Dieser wußte, daß diese Entscheidung eine rein politische war. - zwang diesen, sich von seiner Frau ... scheiden zu lassen: Seine Frau war Vipsania Agrippa, Tochter des M. Vipsanius Agrippa und der Caecilia; mit ihr hatte Tiberius einen Sohn, Tiberius Drusus (I4 v. Chr. - 23 n. Chr.). - M. Antonius schreibt: Antonius will wohl nur von sich und Kleopatra ablenken. - Cotiso, dem König der Geten: Cotiso herrschte über das Gebiet, das zwischen Dalmatien und Makedonien lag. 64,1 Von Agrippa und I ulia hatte er drei Enkel ... und zwei Enkelinnen: Vgl. Aug. 26,2 und I9,2. Vipsania Agrippina d. Ä., geh. I4 v. Chr., 5 n. Chr. Heirat mit Germanicus, 29 n. Chr. von Tiberius auf die Insel Pandataria verbannt, wo sie Selbstmord beging. - Iulia verheiratete er mit L. Paullus: Dieser L. Aemilius Paullus war sicher der Kopf der Verschwörung, derentwegen Iulia verbannt wird; vgl. Aug. I6,3. - Agrippina mit Germanicus: vgl. Aug. 34,2. - Gaius und Lucius adoptierte er: I 7 v. Chr.; Augustus macht Tiberius durch die Adoption der Agrippa-Söhne klar, wem seine persönliche und politische Zuneigung gehört; vgl. hierzu Gellius, Noctes Atticae I5,7,3· - As: ursprünglich eine Gewichtseinheit, as libralis, ein Kupferbarren von I Pfund (327 g); in I2 Unzen unterteilt, stellte eine einzelne Münze sicherlich eher einen symbolischen Kaufpreis

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dar. - als designierte Konsuln: 5 v. Chr. wurde Gaius, der ältere der Söhne des Agrippa, in den Senat aufgenommen und für das Jahr I n. Chr. zum Konsul designiert; Lucius entsprechend im Jahre 2 v. Chr. für das Jahr 4 n. Chr. 64,2 Seine Tochter und Enkelinnen erzog er so: Hier haben wir ein schönes Beispiel dafür, daß er sich auch im privaten häuslichen Bereich um die Wiederbelebung der altrömischen Lebensweise bemühte. - L. Vinicius: Sohn des Konsuls von 33 v. Chr., verwandt auch mit dem Feldherrn des Augustus, M. Vinicius. - Baiae: berühmter Badeort zwischen Cumae und Misenum. 65,1 Iulia, Tochter und Enkelin, verbannte er: vgl. Aug. I9,2. - Gaius starb in Lykien: 4 n. Chr., er hatte während seines wenig erfolgreichen Orientkommandos eine schwere Verwundung erlitten. - Lucius in Massilia: 2 n. Chr.; das heutige Marseille. - seinen dritten EnkelAgrippa adoptierte er: 4 n. Chr. adoptierte Augustus seinen ihm nie sonderlich sympathischen Stiefsohn Tiberius und den jüngsten Sohn der Iulia, Agrippa Postumus. Augustus wollte in der Frage seines Nachfolgers sicher gehen, verkannte dabei, welche großen Spannungen er durch diese doppelte Adoption für das kaiserliche Haus schuf. - verbannte ihn nach Surrentum: heute: Sorrent am Golf von Neapel. 65,4 »Wäre ich doch ... «: Homer, Ilias 3,40. 67,1 Als Patron: es folgen Beispiele für die Strenge (severitas) und die Milde (clementia) des Augustus. - (L.) Licinius: Freigelassener, ursprünglich ein Gefangener Caesars; Augustus machte ihn zum Prokurator von Gallien. - Celadus: kaiserlicher Freigelassener; entlarvte zwischen 7 und 4 v.Chr. den Sohn des Herodes als falschen Alexander. - Diomedes: nicht eindeutig zu identifizieren. 67,2 Gaius: vgl. Aug. 26,2. 68 er habe sich die Adoption ... dadurch verdient: »verdienen«, lat. mereri, subst. meretrix: »die Frau, die einem Mann Dienste für Geld erweist, die Dirne«. Vorwürfe der Homosexualität finden sich häufig unter den Angriffen politischer Gegner, vgl. Cicero, pro Caelio 6. - Lucius (Antonius): Gegen ihn führte Augustus bei Perusia Krieg. - habe er in Spanien: im Frühsommer 4 5 v. Chr. - Aulus Hirtius: vgl. Iu!. 56; Aug. Ir. - ein Priester der Magna Mater: Der Kult der Kybele oder Magna Mater stammt aus Kleinasien. Von dort kam er i. J. 205/204 nach Rom. Seine Anhängerschaft bestand vor-

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nehmlich aus Frauen. Kybele hatte einen Sohn, Attis, mit dem sie zusammenlebte; sie wurde schwanger. Ihr Vater tötete Attis. Kybele raste vor Schmerz, schrie immerfort und schlug eine Trommel. Sie wanderte bis zu den Hyperboreern. Apollo befahl schließlich, daß Kybele als Göttin verehrt werde. Die Phryger bauten für Kybele und Attis in Pessinus einen Tempel und feierten dort herrliche Opfer. Die Priester der Kybele, lat. galli, sind Eunuchen. Nach der Meinung der Zeit lagen Eunuchenturn und Homosexualität eng beieinander. So bezieht sich cinaedus sowohl auf die Priester der Kybele als auch auf Augustus. Augustus überließ diesen Kult mit seinen orgiastischen Tänzen den Freigelassenen. - »Siehst du ... «: Comicorum incertae aetatis fragmenta p. I43· - mit dem Finger den Kreis regiert: Dies kann heißen: (a) er spielt die Trommel; (b) er regiert die Welt, denn das lat. orbisbeinhaltet beides. Diese Episode gehört wohl in die Zeit zwischen d. J. 41 und 39· 69,1 M. Antonius hielt ihm neben der: vgl. Aug. 2,3; 62,2. - weil sie sich ... über den allzu großen Einfluß einer Geliebten: vielleicht Livia Drusilla, vgl. Aug. 62,2. - Sklavenhändler: Sie präsentierten ihre Ware nackt, damit der Käufer sah, daß sie keine Mängel hatte. 69,2 daß ich mit einer Königin schlafe: d. i. Kleopatra. Antonius brüstet sich hier. Denn meist kamen seine Liebchen aus den Kreisen von Schauspielern und Dirnen. - Sie ist meine Frau: nicht nach dem Gesetz, denn Antonius ist bis 32 v. Chr. mit Octavia, der Schwester des Octavian/Augustus, verheiratet. - Terentilla: höchstwahrscheinlich die Frau des Maecenas, vgl. Aug. 66,3. 70,1 Zwölfer-Tafel: Die Episode fällt wahrscheinlich in den Winter 39/38 v. Chr. Bei den zwölf Göttern handelt es sich vermutlich um: Iuno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana, Venus, Mars, Merkur, Iuppiter, Neptun, Vulkan und Apollo. - im Aufzug des Apollo: vgl. Aug. 29,1. - Verse: Fragmenta poetarum romanorum, S. 340. - den Choragen: Er kümmerte sich um die Kostüme und Requisiten, konnte auch als Theaterinspizient tätig werden. - M allia: ansonsten unbekannt. 70,2 Apollo der Folterer: Es gibt mehrere Erklärungen für den Beinamen: (a) Apollo erhielt diesen Namen nach einer Statue im Stadtviertel der Henkersknechte und der Werkstatt für entsprechende Geräte. (b) Apollo hatte einst im Wettstreit mit Marsyas gelegen; Apollo siegte und zog seinem Gegner als Strafe für seine Vermessen-

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heit, sich mit einem Gott messen zu wollen, bei lebendigem Leibe die Haut ab. - während der Zeit der Proskriptionen: um 43 v. Chr. Augustus sah in den Proskriptionen lediglich ein Strafgericht gegen alle diejenigen, die den Mord an Caesar zugelassen hatten. - Argentarius ... Korinthiarius: Der Vater war Geldwechsler, Bankier, Makler (eben argentarius) gewesen, er war Sammler kostbarer Gefäße aus Korinth (eben korinthiarius). - während des Sizilischen Krieges: vgl. Aug. I6. - Nachdem er zweimal zu Wasser besiegt die Schiffe verloren hat: 38 v. Chr., vgl. Aug. I6. 71,1 nach der Einnahme von Alexandria: 30 v. Chr. Alexandria war die kulturelle Hauptstadt des Mittelmeeres. Die Marmorstadt konnte prächtige Tempel, Paläste, Säulengänge, Straßen und Brunnen vorweisen. Die Bibliothek von Alexandria besaß eine halbe Million Papyrusrollen, die gesamte Literatur der Antike. Hier waren wissenschaftliche Institute, Observatorien, botanische und zoologische Gärten angesiedelt. Die Stadt war wie ein Magnet für die gebildete Welt der Antike. - er spielte ... nicht nur im Dezember: an den Saturnalien, vom I7. bis 23. Dezember, vgl. Aug. 75· 71,2 (M.) Vinicius: ein homo novus aus Kampanien, 25 v. Chr. Statthalter in Gallien, Konsul suffectus I9 v. Chr., I4- I3 v. Chr. mit einem Sonderkommando im Save-Gebiet betraut, I I- 8 v. Chr. erster Statthalter in Illyrien, I - 3/4 n. Chr. Statthalter in Germanien, erhielt die Triumphalinsignien. - der ältere Silius: P. Silius Nerva, Konsul2o v. Chr., I9- I6 v. Chr. tüchtiger Feldherr in Spanien, Illyrien und den Alpen, Spezialist für den Gebirgskampf. - Wir würfelten nämlich so, daß: Als Würfel verwendete man kleine Knochen, die auf den Längsseiten jeweils eine Zahl trugen (I,3,4,6). Würfelte man viermal die I, so war das der Hundewurf; zeigten alle Würfe verschiedene Zahlen, hatte man den Venuswurf geworfen. 71,3 Minervafest: am fünften Tag nach den Iden des März, vom I9. bis 23·3· Minerva war die Beschützerinder Handwerker, Künstler, Lehrer, Dichter; die Schutzgottheit Roms. 71,4 oder Gerade und Ungerade spielen wollten: Ein Spieler hält Nüsse oder andere kleine Gegenstände in der Hand, und die Mitspieler müssen raten, ob deren Anzahl gerade oder ungerade ist. 72,1 Er wohnte ... oberhalb der Ringmacherstraße: also am nördlichen Fuß des Palatin. - Redner Calvus: C. Licinius Macer Calvus,

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82- 47 v. Chr., Freund und Zeitgenosse Catulls, bekannter Dichter, ausgezeichneter Redner, führender Vertreter des Attizismus. - später auf dem Palatin: Dort stand neben dem Tempel des Apollo und dem der Kybele der Palast des Kaisers. - (Q.) Hortensius Hortalus: rr4- 50 v. Chr., Konsul69 v. Chr.; der berühmteste Redner neben Cicero. - aus albanischem Peperin: aus schwarzem vulkanischem Tuffstein aus den Albaner Bergen, also aus recht billigem Material, wie es typisch für die älteren Bauten war; das Haus stach also nicht durch Luxus hervor. 72,2 das er sein Syrakus ... nannte: Er kann also ganz abgeschieden vom täglichen Trubel ungestört arbeiten wie einst Archimedes, der, während Syrakus erobert wurde, seinen wissenschaftlichen Forschungen nachging und nichts vom Kriegslärm mitbekam. - Maecenas: 70 - 8 v. Chr.; stammte aus einem alten etruskischen Geschlecht; römischer Ritter mit großem Einfluß; seit 36 Vertreter des Octavian/Augustus, wenn dieser von Rom abwesend war; seit d. J. r6 Rückzug ins Privatleben; Maecenas war begütert und konnte es sich leisten, die Dichtkunst besonders zu fördern; er gehört ebenfalls unter die Dichter. - Maecenas hatte das Haus auf dem Esquilin Augustus vererbt. - Kampaniens: Landschaft an der Westküste Mittelitaliens. - Lanuvium: südlich Romsam Südhang der Albaner Berge gelegen, heute: Cita Lavinia. - Praeneste: südöstlich von Rom gelegen, heute: Palästrina. - Tibur: östlich von Rom gelegen, heute: Tivoli. 72,3 Capri: Insel im Golf von Neapel. 74 Valerius Messala: vgl. Aug. 58,r. - Mena: Flottenkommandant unter Sextus Pompeius, dessen Flotte er 38 v. Chr. an Octavian/ Augustus verriet; 37 ging er wieder zu Pompeius über, 36 v. Chr. zu Octavian/Augustus. 75 An den Saturnalien: vom 17. bis 19. r2. Mit diesem Fest ehrte man den Gott Saturn, der den Ackerbau nach Latium gebracht hat und für das »Goldene Zeitalter>Prinzen« öffentlich zeigte. Diese Verteilung der Ränge bleibt auch während der Feldzüge, die Marcellus und Tiberius unter Augustus in Spanien und Gallien bestreiten, so bestehen. - Spiele: szenische Aufführungen. Bacchus: griech. Dionysos, Sohn des Zeus und der Semele, Gott des Weines; ihm zu Ehren wurden die Dionysien veranstaltet. - Trojaspiel: vgl. Iul. 39,2 und Aug. 43,2. 7,1 Nachdem er die Männertoga angelegt hatte: am 24. April27 v. Chr. - seines Großvaters Drusus: M. Livius Drusus Claudianus, s. Tib. 3,r. - ausgediente Gladiatoren: Als Zeichen ihrer ehrenhaften Entlassung hatten sie von ihren Herren das hölzerne Rapier, die rudis, erhalten, daher rudiarii. 7,2 (Vipsania) Agrippina: 33 v. Chr.- 20 n. Chr., Tochter des M. Vipsanius Agrippa (s. Aug. r 6,2) und der Caecilia Attica. Sie war von r6 bis r2 v. Chr. mit Tiberius verheiratet, anschließend mit Asinius Gallus. - (Titus Pomponius) Atticus: Nach der Adoption durch seinen Oheim Quintus Caecilius nannte er sich Q. Caecilus Pomponianus Atticus, ein guter Freund Ciceros und Verleger seiner Werke, Liebhaber der Kunst und der Wissenschaft. - Drusus (Iulius Caesar): r5/r4 v. Chr.- 23 n. Chr., angeblich von seiner Gattin Livilla und Sejan ermordet (s. Tib. 62,r). - Iulia ... zu heiraten: rr v. Chr., zu Iulia vgl. Aug. 63-65. Diese Heirat und die Trennung von seiner ersten, im Gegensatz zu Iulia geliebten Frau Vipsania waren die ersten großen menschlichen Opfer, die Tiberius für den Staat bringen mußte. - der gemeinsame Sohn: ro v. Chr. geboren, bald darauf verstorben; sonst weiter unbekannt. - Aquileia: an der nördlichen Adria gelegener Militärstützpunkt. - Seinen Bruder Drusus verlor er in Germanien: Am q. Sept. 9 v. Chr. kam Drusus während seines letzten Feldzuges in Germanien, bei dem er bis zur Eibe vorstieß, durch einen Sturz vom Pferd ums Leben. Tiberius, der sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls zusammen mit Augustus in Germanien befand, eilte augenblicklich zum Unglücksort, wo er Drusus noch lebend antraf. Nach dem Tod des Bruders geleitete er die Leiche bis nach Oberitalien, ein Akt der pietas, einer der höchsten römischen Tugenden.

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8 er verteidigte den König Archelaos: Archelaos Sisines Philopatris, König von Kappadokien (Landstrich in der Zentraltürkei) seit 36v. Chr., wurde 25l26 oder I9- I6v. Chr. in einem von seinen eigenen Landsleuten gegen ihn geführten Prozeß von Tiberius verteidigt. Später wurde Tiberius von ihm brüskiert, I 7 n. Chr. rief Tiberius ihn nach Rom, wo der kränkliche alte Mann starb. I8/r9 n. Chr. wurde Kappadokien römische Provinz. - Trallia, Laodicea, Thyatira: Städte in Lydien (Provinz Asia). - Thessalien: Landschaft im nördlichen Griechenland, seit 27l26 v. Chr. Teil der röm. Provinz Achaia. - Chios: Insel in der Ägäis vor der kleinasiatischen Küste. - Erdbeben: 26l25 v. Chr. - Fannius Caepio ... Komplott: wohl 23 oder 22 v. Chr., vgl. Aug. I9,I; 56,4; 66,3. - Versorgung mit Getreide: Als Quaestor unterstützte Tiberius 22 v. Chr. Augustus bei der Behebung der Not in Rom. Augustus hatte auf seine Kosten Getreide aufkaufen und äußerst billig an das Volk abgeben lassen. Die Versorgung mit Getreide lag ansonsten in der Kompetenz der Aedile. - Arbeitshäuser: Kammern für Sklaven, die man dort angebunden unterbrachte. Sie lagen oft im Keller der Landhäuser, hatten enge Fenster, die aber vom Boden aus nicht erreicht werden konnten; vgl. Aug. J2,r. 9,1 Seinen ersten Militärdienst: 26 v. Chr.- im Alter von sechzehn Jahren- begleitet er Augustus auf seinem Feldzug gegen die spanischen Asturer und Kantabrer; vgl. Aug. 20. - Tigranes: Der romfeindliche, partherfreundliche König Artaxes wird ermordet, und im Jahre 20 v. Chr. wird dessen Bruder, Tigranes II, im Auftrag des Augustus als König von Armenien eingesetzt. - die die Parther dem M. Crassus abgenommen hatten: vgl. dazu Aug. 2 I ,3: Augustus hatte auf diplomatischem Wege im Mai 20 v. Chr. die Rückgabe der Feldzeichen durch die Parther erreicht. - Statthalter der Gallia Comata: Wohl I6 v. Chr. wurde Tiberius als Praetor in das jenseits der Alpen gelegene, von Caesar unterworfene Gallien geschickt, wegen der Haartracht seiner Bewohner »Gallia Comata>der Unbesiegte«. - Pius: >>der Fromme«. - den er nach seinen Ableben erhalten werde: Caesar Augustus. - Seinen Einzug in die Stadt: Die purpurne Toga und der Lorbeerkranz waren die Insignien des Triumphators. Der Einzug in Rom fand am r6. Januar 9 n. Chr. statt, also vor der endgültigen Niederschlagung des Auf-

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standes. - Saepta (Iulia): Abstimmungshalle auf dem Marsfeld, Caesar hatte mit ihrem Bau begonnen, 26 v. Chr. von Agrippa eingeweiht. - in der Mitte zwischen den beiden Konsuln: Augustus hatte neben sich einen weiteren Platz fürTiberius schaffen lassen, um in aller Öffentlichkeit zu zeigen, daß er seinen Sohn zum Mitregenten und zukünftigen Princeps erhob. Am folgenden Tag weihte Tiberius in Rom einen Altar für das numen (das göttliche Wesen) des Augustus. 18,1 Im folgenden Jahr: IOn. Chr. - unternahm aber nichts: Varus, der sich während seiner Statthalterschaft zum erstenmal in Germanien aufhielt, hatte die Warnungen seiner Ratgeber in den Wind geschlagen und war mit der germanischen Bevölkerung genauso umgegangen, wie er es mit dem seit langem unter römischer Herrschaft stehenden Syrien getan hatte. Tiberius hatte aus den Fehlern gelernt und schenkte den landeskundigen Beratern Gehör, die besser die Reaktion der Bevölkerung vorhersehen konnten als er. Die Germanienpolitik beschränkte sich nach der Varusniederlage lediglich auf die Befestigung der Grenze, wozu die Rheinarmee auf acht Legionen verstärkt wurde. Man verzichtete auf weitere Feldzüge zur Gebietserweiterung, da Augustus nach den Aufständen in Illyrien und Germanien erkannt hatte, daß sich das Reich nicht unbegrenzt weiter ausbreiten konnte, ohne an innerer Stabilität zu verlieren. - den Rhein zu überqueren: I I n. Chr. - damit nur das hinüber transportiert werde: Varus war mit vollem Troß unterwegs gewesen, als er in die Hände der Germanen fiel. - die Aufforderung: So hoffte er zu verhindern, daß es, bedingt durch der Größe des Heeres und die Menge der Offiziere, zu gegensätzlichen Befehlen kam. 19 Legionslegaten: Befehlshaber einer Legion vom Range eines Praetors. - Bruketer: zwischen Ems und Lippe siedelnder germanischer Volksstamm. - er wäre ... ermordet worden: I2 n. Chr. 20 feierte er den Triumph: am 23. Oktober I2 n. Chr. Der Triumph war ihm für die siegreiche Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes gewährt worden (vgl. Tib. I7,2). - Kapitol: vgl. Iul. Io,r. - Bato, der Anführerder Pannonier: Es muß heißen: Bato, der Anführer der Dalmater. Der Pannonische Aufstand wurde von zwei Heerführern gleichen Namens geführt, die Sueton an dieser Stelle verwechselt. Der pannonische Bato vom Stamm der Breuker verlor im Laufe des Krieges das Vertrauen auf den Sieg und lief zu den Rö-

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mern über, woraufhin er von dem Anführer der Dalmater, Bato, gefangengesetzt und ermordet wurde. - Ravenna: römischer Flottenstützpunkt, war auch der Zufluchtsort von Thumelicus, Marbod u. a. - Concordia: an der Nordwestseite des Forums. - Pollux und Castor: vgl. Iul. ro, r. 21,1 nach dem er die Provinzen gemeinsam mitAugustus verwalten ... sollte: wohl 13 n. Chr. Tiberius erhält das imperium proconsulare maius. Er ist Mitregent des Augustus. Vgl. auch Aug. 47· - eine Volkszählung durchführen: Der hier erwähnte Zensus fand vermutlich am rr. Mai 14 n. Chr. statt (vgl. Aug. 27,5). - nach Illyrien: Er wollte sich in Brundisium (Brindisi) einschiffen, vgl. Aug. 97·3· - traf er Augustus ... doch noch lebend an: vgl. Aug. 97· Sowohl in der Antike, wie auch in der heutigen Forschung ist es strittig, ob Tiberius Augustus noch lebend angetroffen hat. Gerade Tacitus vertritt in seiner Tiberius- und Liviafeindlichen Berichtserstattung die Auffassung, daß Augustus bereits vor Tiberius' Eintreffen verstorben war und Livia die Nachricht nur zurückgehalten hatte, um jeden Zweifel an der Nachfolge ihres Sohnes aus dem Weg zu räumen. 21,2 »Was ist doch das römische Volk arm!«: Sueton läßt an dieser Stelle erstmals eine Wende in dem bisher eher positiven Tiberiusbild durchscheinen. 21,3 habe ... unbesonnen gehandelt: Sueton steht Augustus äußerst positiv gegenüber, war er doch selbst ein Leidtragender des Prinzipats, wie es sich unter einigen Nachfolgern des Tiberius entwickelt hatte. - einzigartigen Beschützer des römischen Volkes: Der Wandel im Verhältnis des Augustus zu seinem Stiefsohn läßt sich mit dessen hervorragenden Erfolgen in Illyrien und Germanien (6 - r 2 n. Chr., vgl. Tib. r6-r9) erklären. 21,5 Ein Mann hat durch: Ennius, Annales 370. Augustus ändert das Zitat unus homo nobis cunctando restituit rem, das sich auf den Gegner Hannibals im Zweiten Punischen Krieg, Fabius Cunctator, bezieht, ab: statt cunctando (>>Zögern«) setzt er vigilando (»wachsame Sorge«). 21,6 Homer: Ilias X, 246/247, Diomedes wählt sich Odysseus als Begleiter auf einem Erkundungsgang. - Nicht um die Existenz seines Reiches bangen muß: Augustus ist nur noch ein Nachfolgekandidat geblieben.

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22 bis auch der junge Agrippa getötet worden war: Zu Agrippa Postumus, dem leiblichen Enkel des Augustus, vgl. Aug. 65. Er war außer Tiberius der einzige überlebende mögliche Nachfolger. - ob dies mit oder ohne Wissen des Tiberius geschah: Da Tiberius (oder Livia, wie Tacitus berichtet) den Tod des Augustus erst nach der Ermordung des Agrippa bekanntgegeben hat, liegt die Vermutung nahe, daß er tatsächlich von dem Geheimbefehl gewußt hatte. - in Vergessenheit gebracht: Die Erörterung dieses Themas wurde im Senat von Sallustius Crispus, dem Neffen und Adaptivsohn des Historikers, mit der Begründung verhindert, daß von einem Soldaten Gehorsam verlangt werde und man deshalb diesen Tribun nicht bestrafen dürfe, nur weil er einen Befehl ausgeführt hatte. Was Tiberius selbst betraf, so verwies Sallustius darauf, daß dieser seine Vormachtstellung verlieren würde, wenn er alles dem Senat offen vorlege. 23 rief er den Senat zusammen: Anfang September 14. - Dann brachte man das Testament des Augustus herein: vgl. Aug. ror. - von einem Freigelassenen: nämlich Polybius; er hatte das Testament auch zum Teil geschrieben. - meine Söhne Gaius und Lucius: vgl. Tib. ro,r. 24,1 eine Wache aus Soldaten: die Praetorianergarde. - mit ... raffiniertem Hinhalten im Ungewissen ließ: Er führte unter anderem Gründe wie sein hohes Alter oder seine schwachen Augen (Cassius Dio, LVII 2,4) an und betonte, daß nur ein so genialer Geist wie der des Augustus in der Lage sei, all die Aufgaben und Pflichten, die der Principat mit sich bringe, zu bewältigen. 24,2 Endlich übernahm er die Herrschaft: In der Senatssitzung vom 17. September 14 erklärt sich Tiberius bereit, die Herrschaft zu übernehmen. - er werde sich ihrer irgendwann einmal entledigen: Nach der Darstellung des Tacitus zögerte Tiberius, weil er die Herrschaft nicht durch die »Intrigen eines Weibes und Adoption seitens eines altersschwachen Greises«, sondern durch die Bitte von Volk und Senat erlangen wollte. Auch Augustus hatte sich nicht selbst zum Herrscher aufgeschwungen, sondern war vom römischen Volk und Senat in diese Stellung »hineingebeten« worden, so daß Tiberius ebenfalls seine Macht auf den Willen des Volkes beruhen lassen mußte, sollte der Prinzipat länger Bestand haben. 25,1 er halte einen Wolf bei den Ohren: griech. Sprichwort (Terenz, Phormio 506). Die Herrschaft erscheint Tiberius wie ein Wolf,

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von dem er weder weiß, wie er ihn am besten losläßt, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, noch wie er ihn sicher festhalten kann (die Ohren eines Wolfes sind bekanntlich sehr klein). - Clemens: Er wollte Agrippa Postumus nach dem Tode des Augustus von Planasia, dem Ort der Verbannung, zu den germanischen Heeren bringen. Da er zu spät kam, stahl er die Asche des Ermordeten und gab sich selbst als der Tote aus. Mit der Anhängerschar, die sich um ihn bildete, stellte er eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Tiberius dar; i. J. r6. - L. Scribonius Libo (Drusus): Das richtige Praenomen heißt Marcus; Neffe der Scribonia (vgl. Aug. 62,2; 63,r), Praetor r6 n. Chr., stand unter dem Verdacht, einen Umsturz zu planen. Er wurde r 6 n. Chr. unter dem Vorwand der Geisterbeschwörung vor dem Senatsgericht angeklagt, entzog sich der Verurteilung aber durch Selbstmord. In diesem Prozeß traten erstmals die berüchtigten delatores (berufsmäßige Ankläger) auf, die in den folgenden Jahren die Prozesse beherrschten und Angeklagte unter fadenscheinigen Vorwänden verurteilen ließen. - Aufstand: Den Regierungswechsel sahen viele der alten Soldaten in den verdienten Legionen als Gelegenheit, ihren Unmut über ihre Behandlung kundzutun. Sie warfen dem Princeps vor, daß Entlassungstermine nicht eingehalten würden und die Zivilversorgung nach Beendigung der Wehrzeit nicht gewährleistet wäre. Zudem kam noch die kurz zuvor erfolgte Erhöhung der Dienstzeitvon r6 auf 2o]ahre dazu. Zu denAufständen vgl. Ca!. r,r; 9 und 48,r. 25,2 denselben Sold wie die Praetorianer: Praetorianer erhielten mehr als den dreifachen Sold und ein fast doppelt so hohes Entlassungsgeld bei vier Jahren kürzerer Dienstzeit als gewöhnliche Legionäre. - Germanicus: vgl. Tib. r5,2. Wie schon sein Vater Drusus vermochte er mehr als der in sich gekehrte Tiberius die Menschen zu begeistern und für sich zu gewinnen. - da einer allein nur im Team mit einem anderen oder auch mehreren: Den Antrag stellte er noch während der zweiten Senatssitzung des Interregnums am !7· September 14 n. Chr. Die Bitte nach einer Aufteilung der Aufgaben wurde von C. Asinus mit der Bemerkung beantwortet, daß das Reich eine Einheit sei und daß es deshalb einen einzigen Herrn verlange. Für Germanicus beantragte Tiberius schließlich das prokonsularische imperium maius, so daß dieser zwar nicht Mitregent, wohl aber Helfer des Princeps in den Provinzen wurde. - 25,3 führte er auch Clemens

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durch eine List hinters Licht: vgl. Tib. 25 ,r. Der von Tiberius mit dieser Angelegenheit betraute Sallustius Crispus schickte Agenten zu Clemens, die durch falsche Geldversprechungen sein Vertrauen gewannen und ihn überwältigen konnten. Tiberius ließ Clemens aus Furcht vor der Öffentlichkeit in den entlegenen Teilen des Palastes hinrichten und seine Leiche fortschaffen. - Libo: s. Tib. 25>r. 26,1 Geburtstag: I6. Nov. 42 v. Chr. - Flamines: vgl. Iul. 76,r. - Ihm zu Ehren Tempel: zum Herrscherkult vgl. Aug. 52· 26,2 auf seine Verordnungen schwöre: Caesar hatte den Eid 45 v. Chr. eingeführt. M. Antonius beanspruchte dieses Recht nach Caesars Tod für sich, und auch Augustus ließ die Senatoren stets am I. Januar auf seine Verordnungen schwören. Tiberius empfand dies als zu monarchisch und lehnte es für sich ab. Auf die acta des Augustus dagegen ließ er die Senatoren weiterhin den Eid ablegen. - den Vornamen »Imperator«: vgl. Iul. 76,r. - den Beinamen »pater patriae«: vgl. Aug. 58. Der Beiname war wahrscheinlich nichts Besonderes mehr. - eine Bürgerkrone: Auszeichnung für die Rettung eines Römers aus großer Gefahr. - den Namen »Augustus«: vgl. Aug. 7,2. - das Konsulat: Als KaiserwarTiberius in den Jahren I8, 2I und 3 I n. Chr. Konsul; bevor er Kaiser wurde, bereits I 3 und 7 v. Chr. (vgl. Tib. 9,3). Seit 27 n. Chr. hatte Tiberius Rom nicht mehr betreten. 27 vor einem ehemaligen Konsuln: Q. Haterius. - da er diese Anrede als eine Beleidigung ansehe: Die Anrededominus geziemte sich für einen Sklaven, der seinen Herrn ansprach, nicht aber für das freie Volk der Römer; vgl. auch Aug. 53, I. - er habe ihn veranlaßt: In den Anfangsjahren seiner Regierungszeit bemühte sich Tiberius, dem Senat, der von Augustus praktisch entmachtet worden war, seine frühere Rolle zurückzugeben und die Macht auf zwei Kräfte, den Senat und den Princeps, zu verteilen. 28 in einem freien Staat müßten auch Zunge und Geist ungebunden sein: Es geht vor allem um die Freiheit der Rede, die die Kaiser in ihrer Propaganda, man sei frei, häufig hervorheben. 29 Q. Haterius: 5 v. Chr. Consul suffectus, begegnet uns als Schmeichler bei Sueton, Tib. 27, der dort allerdings seinen Namen nicht nennt; stirbt 26 n. Chr. im Alter von neunzig Jahren; vielleicht entschuldigt das hohe Alter an der vorliegenden Stelle den Haterius. - dem Senat dienen müsse: Ob Tiberius sich hier vor der Souveränität des Volkes, die auf den Senat übergegangen war, verbeugt

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oder ob Tiberius als Herrscher von einer stoischen Grundhaltung geprägt ist, ist unklar. 30 im Senat: Bezeichnend für den Claudier Tiberius ist, daß er nur die Rechte des Senats zu stärken versuchte, nicht aber die der Volksversammlung. Damit knüpft er an die Machtverteilung der frühen Republik an, als die Verwaltung des Staates ausschließlich dem Senat und damit den Patriziern überlassen war. - Die Kurie betrat er immer allein: wie alle Senatoren auch, deren Dienerschaft keinen Zutritt zur Kurie hatte. 31,1 Trebia: kleine wohlhabende Stadt im westl. Umbrien, an der Via Flaminia gelegen. Heute: Trevi (zwischen Foligno und Spoleto). - nur durch Abstimmen: durch »Hammelsprung«. 31,2 Auch alle anderen Angelegenheiten: Wahrung republikanischer Grundsätze. - sich vor ihnen erhob: um seine Achtung vor dieser Institution der Republik zu zeigen. 32,1 ehemalige Konsuln ... tadelte er: Bekannt ist ein Fall des Apronius, des Prokonsuls von Afrika, aus dem Jahre 20. 32,2 Grammatiker Diogenes: sonst unbekannt. - am Sabbat: Es wird hier das aus dem jüdischen Wortschatz stammende Wort »Sabbata« verwendet, das aber nicht den jüdischen Sabbat meint, sondern lediglich den jeweils siebten Tag der Woche. Die Vorträge haben also alle sieben Tage stattgefunden. 33 war recht interessiert an Vorteilen für den Staat: Tiberius' Versuche, die alte Machtstellung des Senats wieder aufzubauen, waren gescheitert, da der Senat nach der Dezimierung durch die zahlreichen Proskriptionen des vergangenenJahrhunderts und der Bedeutungslosigkeit während der Regierungzeit des Augustus kein Standbein des Staates mehr darstellen konnte. - als Beisitzer zu fungieren: Zu Beginn seiner Regierungszeit bewies Tiberius einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und hielt sich bei Verhandlungen in der Regel zurück, um die Richter nicht zu beeinflußen und um nicht den Anschein monarchischer Willkür zu erwecken. 34,1 daß der Preis für Korinthische Gefäße ins Unermeßliche gestiegen war: Hierbei handelte es sich um Gefäße aus einer bestimmten Legierung; Tiberius versucht also den Luxus einzudämmen. Meerbarben: ein relativ kleiner Fisch; die verwöhnten reichen Römer wollten nur die größten Exemplare auf der Tafel vorfinden und ließen sich das viel kosten.

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34,2 verbot er den täglichen Begrüßungskuß: wohl auch, um die Übertragung von Krankheiten einzuschränken. - das nahm er nicht länger hin: Nach Cassius Dio hielt sich Tiberius am Neujahrstag nach Möglichkeit nicht in Rom auf, damit sich niemand in Unkosten stürzte, um ihm ein Geschenk zu machen. So förderte er die Sparsamkeit und entzog sich den lästigen Schmeicheleien. 35,2 die die Gesetze vorsahen: die Ehegesetze des Augustus. daran gehindert zu werden, bei Veranstaltungen auf der Bühne: Für Leute aus dem Ritter- und Senatorenstand geziemten sich solche Auftritte nicht, vgl. Iul. 39; Aug. 43·3· - verbannte er: Ein weit gewichtigerer Grund für die Verbannung der Schauspieler waren die Unruhen in den Theatern im ersten Regierungsjahr des Tiberius, bei denen es sogar zu Todesopfern kam. Nachdem die Forderung nach körperlicher Züchtigung der Schauspieler im Senat unter Berufung auf die liberale Haltung des Augustus in dieser Angelegenheit abgeschlagen worden war und es den mit dem Problem beauftragten Praetoren nicht gelungen war, für Ordnung zu sorgen, sah sich Tiberius gezwungen, 23 n. Chr. die Verbannung anzuordnen. - den breiten Streifen: das Standesabzeichen der Senatoren. - daß er vor dem ersten Juli aufs Land abgereist sei: Am ersten Juli zog man in Rom anscheinend gerne um. Das Einschreiten gegen den Senator versucht man damit zu erklären, daß der Senator nicht mehr die finanziellen Voraussetzungen für seinen Stand erfüllte. - weil er die Frau ... verstoßen hatte: Da sich nach dem Ehegesetz des Augustus nur Verheiratete um ein Amt bewerben durften, war dieser Quaestor eine Scheinehe eingegangen. Die Amtsbereiche der Praetoren und Quaestoren wurde nach jeder Wahlper Los festgesetzt. 36 Auswärtige Religionen ... unterdrückte er: In den Zeiten ihrer Expansion waren die Römer fremden Religionen gegenüber sehr offen gewesen und hatten zahlreiche ausländische Kulte in Rom eingeführt. - ihre religiösen Gewänder: die weißen Leinengewänder der Isispriester, vgl. Dom. r,2. - Leute, die ähnlichen Riten anhingen: die Proselyten. - wies er aus der Stadt: wohl aus ihrem Wohnviertel jenseits des Tibers.r9 n. Chr. wurden 4000 Personen aus dem Stand der Freigelassenen, die sich dieser Sekte angeschlossen hatten, vermutlich auf Initiative des Sejan nach Sardinien gebracht, wo sie in sumpfigem Gelände stationiert wurden; vielleicht war der Grund ein Skandal, in den römische Senatorengattinnen verwickelt waren. -

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die Astrologen jagte er aus der Stadt: vermutlich in den Jahren I 6 und I7 n. Chr. Diese Berufsgruppe brachte mit ihren Vorhersagen oft Unruhe ins Volk und betrieb zweifelhafte Geschäftspraktiken, so kam es häufig zu solchen Reaktionen der Herscher. 37,1 eine Kaserne bauen: 2 I - 23 n. Chr., zwischen der Via Nomentana und Tiburtina gelegen. - Praetorianerkohorten: vgl. Aug. 49,!.

37,2 Als im Theater: Es kam zu Streitereien zwischen den Schauspielern, in die die Zuschauer entsprechend ihrer Favorisierung der Parteien eingriffen; diese Auseinandersetzungen begannen i. J. I4, setzten sich i. J. I 5 fort, wobei einige Todesopfer zu beklagen waren; i. J. 2 3 verbannte Tiberius schließlich alle Schauspieler aus Rom. 37,3 Pollentia: heute: Pollenzo in Piemont/Oberitalien am Tanaro. - Primipilar: pensionierter Kommandant der ersten Kohorte. - aus dem Königreich des Cottius: Gebiet in den Westalpen an der französisch-italienischen Grenze mit der Hauptstadt Susa, heute noch >>Cottische Alpen« genannt. Augustus hatte den Stammeshäuptling M. Iulius Cottius dort als König eingesetzt, das Reich wurde später aber von Nero (vgl. Nero I8) wieder eingezogen. Überall hob er das Recht und die Praxis der Asylstätten auf: Das Asylrecht, das Tempel und heilige Bezirke Verfolgten gewährten, wurde immer häufiger auch von kriminellen Subjekten mißbraucht. Über den Mißbrauch des Asyls in griechischen Städten ist in den Jahren 22 und 2 3 im römischen Senat heftig diskutiert worden. Tiberius schränkte die gängige Praxis sicherlich nur ein. Sueton geht mit seiner Bemerkung zu weit. - Kyzikos: bedeutende Handelsmetropole auf der Insel Arktonnesos an der Südküste der Propontis (MarmaraMeer). In den Mithridatischen Kriegen hatte sie den Status einer civitas libera erhalten. Als solche konnte sie ihre inneren Angelegenheiten unabhängig von Rom verwalten. 2 5 n. Chr. wurde sie infolge der geschilderten Ereignisse Teil der Provinz Asia. - Krieg gegen Mithridates: vgl. Iu!. 4,2. 37,4 Feldzüge: Tiberius war darum bemüht, aufgrundseiner Lebensklugheit den Frieden auf dem Felde der Diplomatie mit allen ihren Möglichkeiten zu festigen statt durch militärische Aktionen; so ja auch die Tendenz Suetons. - den Germanen Marbod: König der Markomannen, hatte sich um 8 v. Chr. ein gewaltiges Reich im heutigen Böhmen aufgebaut; als dieses Reich I9 n. Chr. zerfiel, ging er

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nachRavennains Exil, wo eri.J. 41 starb. - Rhaskuporis: Königder Thraker, als solcher von Augustus über den Teil Thrakiens als Herrscher eingesetzt, der gebirgig, unfruchtbar war und an der Grenze zu feindlichen Volksstämmen lag, während sein Neffe Cotys den besseren Teil Thrakiens erhielt. Er versuchte, sich immer größere Gebiete des Cotys-Reiches anzueignen, ließ schließlich Cotys kidnappen und umbringen. Dem Tiberius suchte er vorzumachen, Cotys habe Selbstmord begangen. Tiberius bestand auf einer gerichtlichen Untersuchung in Rom, entsandte Pomponius Flaccus, einen erfahrenen Militär und Freund des Königs, der Rhaskuporis durch Versprechungen in das Gebiet der römischen Besatzungstruppen und schließlich unter Bewachung nach Rom brachte. Rhaskuporis kam i. J. 19 vor Gericht, wurde nach Alexandria gebracht und dort bei einem Fluchtversuch umgebracht. - Archelaos aus Kappadokien: vgl. Tib. 8. Während Tiberius auf Rhodos im Exil war, hatte Archelaos ihm keinerlei Höflichkeit erwiesen; er war wohl gewarnt worden, das zu tun. Die Mutter des Tiberius hatte ihm nun, um ihn so nach Rom zu locken, Aussichten gemacht, daß er sich mit Tiberius versöhnen könne. Archelaos reist an, wird ungnädig empfangen und vor Gericht gestellt. Er stirbt i. J. r 7 in Rom eines natürlichen Todes oder endet durch Selbstmord. r8/r9 machtTiberius sein Reich zur römischen Provinz. 38 Antium: südlich von Ostia gelegen; hier verbrachten die reichen Römer die Sommermonate. - der, so heißt es: bezieht sich wohl auf ein Traumerlebnis; vgl. Cicero, Att. 13,2,3. 39 Germanicus: i. J. r9; vgl. Tib. 15,2; 52,3. - Drusus: i. J. 23; vgl. Tib. 7,2; 62,r. - Terracina: ca. 85 km südlich von Rom gelegenen Küstenstadt an der ViaAppia, direkt an der Grenze zu Kampanien. - »Grotte«: Südlich von Tarracina bei Fundi; die Gegend ist reich an Naturhöhlen; diese hatte man in den Bau der kaiserlichen Villa miteinbezogen, so erklärt sich der Name. - er kam ... heil davon: Dies ist auf das Eingreifen Sejans zurückzuführen, der sich schützend über den Princeps beugte (vgl. Tacitus, Annales 4,59,rf.). Nach diesem Ereignis ist auch das Vertrauen, das Tiberius dem Praetorianerpraefekten schenkte, zu verstehen. 40 in Capua das Kapitol: Ort in Kampanien am Fuß des Tifata. Auf dem Kapitol befand sich ein Iuppitertempel, dessen Restauration Tiberius veranlaßte. - Nola: Stadt nördöstlich des Vesuvs; hier

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war Augustus gestorben (vgl. Aug. 98,5 ). - Capri: die »Ziegeninsel« (von caper, capri: >>der Ziegenbock«). Kleine Insel an der Küste Kampaniens vor dem Golf von Puteoli. Sie ist nur über eine kleine Anlagestelle im Süden und einen Hafen an ihrer Nordküste zugänglich. Überreste der kaiserlichen Villenanlage sind heute noch erhalten. - Fidenae: latinische Stadt, ca. IO km nördlich von Rom an der Via Salaria gelegen. Das Unglück ereignete sich i. J. 27; die Zahl der Opfer wird zwischen zwanzig- und fünfzigtausend angegeben. 41 da warf er die Staatsgeschäfte hin: Er übertrug sie auf Sejan, dem er seit dem Vorfall in Tarracina (vgl. Tib. 40) uneingeschränktes Vertrauen schenkte. - Dekurien der Ritter: Abteilungen von Richtern, die in der Regel einfach decuriae genannt wurden. Nach dem Ausschluß der Senatoren kam zu Beginn des 2. Jahrhunderts die Bezeichnung decuriae equitum auf. - ohne konsularischen Legaten: Syrien wurde Aelius Lamia übertragen, der die Provinz in absentia durch Legaten verwalten ließ, ebenso ist Lucius Arruntius mit Spanien verfahren. - wie die Parther Armenien besetzten: Artahanos III. versuchte 35/36 sich Armeniens zu bemächtigen, wurde aber von Lucius Vitellius, dem Beauftragten des Tiberius für den Orient und Vater des späteren Kaisers, durch Kriegsdrohungen dazu gebracht, Armenien aufzugeben. Suetons Darstellung ist vor diesem Hintergrund nicht haltbar. - Mösien: Landschaft südlich Thrakiens; von den hier geschilderten Vorfällen ist sonst nichts bekannt. - die Germanen Gallien verwüsteten: In den Jahren 2I/22 n. Chr. kam es in Gallien wegen der römischen Steuerpolitik zum Aufstand des Florus und des Sacrovir. Aus dem gleichen Grund erhoben sich 28 n. Chr. die Friesen jenseits des Rheins gegen die römische Abhängigkeit. Diesen Aufstand konnten die Römer tatsächlich nicht niederwerfen. 42,1 Biberius: von bibere »trinken«, also soviel wie »Trinker«. - Caldius: wohl von caldum: warmes Getränk, also soviel wie >>Einer, der dem Glühwein zusprach«. - Mero: von merum: nicht mit Wasser vermischter Wein; den tranken nur Leute, die dem Wein ganz ergeben waren. - (Lucius) Pomponius Flaccus: Konsul I7 n. Chr., 32 Statthalter in Syrien. Er stirbt 33 n. Chr. in Armenien. Lucius (Calpurnius) Piso: Konsul I5 v. Chr., Feldherr unter Augustus, Prokonsul in Asia 312 v. Chr., Statthalter von Syrien 4 - I v. Chr., überaus milder Stadtpraefekt I 3- 32 n. Chr. Sueton irrt mit der Bemerkung über die Übertragung des Amtes, vielleicht auch Tacitus,

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aus dessen Werken wir über Piso nähere Angaben haben. - Stadtpraefekt: bedeutendes Amt; der Stadtpraefekt vertrat den Kaiser und war für Ruhe und Sicherheit zuständig. 42,2 Sestius Gallus: sonst unbekannt. - Asellius Sabinus: wahrscheinlich identisch mit dem Rhetor Sabinus Asillius, dem Begleiter des jungen Caligula (vgl. Ca!. 8,4). - Vergnügungsminister: Vermutlich hatte auch der Dichter Petronius am Hofe N eros diese Funktion ausgeübt. - T. Caesonius Priscus: ansonsten unbekannt. 43,1 spintriae: feminine Weiterbildung des griech. Wortes sphinkter: »Schließmuskel oder Armband«; hier >>unzüchtiger Mann«. 43,2 Bücher der Elephantis: griech. Hetärenname, unter dem zur frühen Kaiserzeit eine Reihe pornographischer Schriften, wohl dem Kamasutra ähnlich, veröffentlicht wurden. Solche Schriften entstanden im Zeitalter des späten Hellenismus (2.- r. Jh. v. Chr.) und griffen, wie auch das lockere Liebesleben und die Knabenliebe, von Griechenland auf Rom über. - Pane: junge Männer, die als Pan kostümiert waren. Pan, ein bocksbeiniger Hirtengott, galt als Inbegriff der Triebhaftigkeit. - Nymphen: Töchter des Zeus, verführerische Naturgottheiten, denen der Hirtengott Pan nachstellte. - »Caprineus«: Dieser Spitzname kann sowohl >>Mann von der Ziegeninsel« oder »alter, stinkender (geiler) Bock« bedeuten (von caper »Ziegenbock«). 44,2 Parrhasios: Maler aus Attika (um 440- 390 v. Chr.), wurde zusammen mit Zeuxis und Apelles als einer der bedeutendsten antiken Maler gewürdigt. Von seinen Werken sind weder Originale noch Kopien erhalten. - Atalante: Sagenhafte jungfräuliche Jägerin, brachte bei der kalydonischen Jagd dem Eber, den Artemis dem König Oineus von Kalydonien geschickt hatte, weil dieser vergessen hatte, ihr zu opfern, die erste Wunde bei. Sie wurde später Geliebte des Meleager. - Meleager: Sohn der Königs Oineus von Kalydonien. - die Beine brechen: eine in erster Linie an Sklaven vollzogene Strafe. 45 Mallonia: ansonsten unbekannt. - Atellane: Volkstümliche Posse mit Tendenz zum Obszönen. -Zum Vers: Comicorum incertae aetatis fragmenta, p. 33 3. 46 Griechen: Wen genau Sueton mit >>Griechen« meint, ist unklar. Möglich wäre ein Bezug aus Tiberius' Begleiter aus seiner Zeit in Rhodos, vielleicht meint er auch die griechischen Gelehrten und

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Spaßmacher, die jeder reiche Römer in seinem Gefolge hatte, die aber nur uneigentlich den comites zugezählt werden. Eine weitere Möglichkeit der Deutung besteht darin, daß hier ein Überlieferungsfehler vorliegt und es ursprünglich gratorum statt Graecorum geheißen hat. Damit würde Sueton zwischen den amici (»Freunden«) und den grati (den »Willkommenen«, die aber nicht zwangsläufig Freunde sein müssen) unterscheiden. 47 weder irgendwelche Prachtbauten: Als Schriftsteller des 2. Jh.s n. Chr. hatte Sueton die Kaiser als luxusliebende Bauherren großartiger Prachtbauten erlebt, die sich dadurch selbst ein Denkmal setzen wollten. Tiberius dagegen, der zumindest im Ansatz noch republikanische Ansichten vertrat, war diese Selbstdarstellung zu monarchisch. Dies trug in der verwöhnten, gerrußsüchtigen Gesellschaft des r. Jh.s n. Chr. nicht unbedingt zu seiner Popularität bei. - Tempel des Augustus: nicht exakt lokalisierbar; vermutlich befand er sich am Fuße des Palatins in der Nähe der Sa. Maria Antiqua (vgl. Tib. 74). - Pompeiustheaters: vgl. Aug. 3 r,5; bei einem Brand 22 n. Chr. wurde wahrscheinlich nur die hölzerne Bühne zerstört. - hinterließ er ... als Bauruine: Die Einweihung des Tempels des Augustus vollzog Caligula im Jahre 37 (vgl. Ca!. 2 r ). Cassius Dio (57,ro,r f.) berichtet von der Fertigstellung verschiedener unter Augustus begonnener Bauwerke und Restaurierungen, bei denen Tiberius darauf verzichtete, sich auf Inschriften als Bauherrn nennen zu lassen. - nahm er äußerst selten teil: Im Gegensatz dazu Cassius Dio (57,rr,4 f.); laut seiner Überlieferung hat Tiberius sehr wohl Vorstellungen besucht oder hielt sich in der Nähe derselben auf, allerdings nur um schnell erreichbar zu sein, nicht etwa aus Interesse an solchen Veranstaltungen (vgl. Tib. 34,r). - Actius: ansonsten unbekannt - (M. Hortensius) Hortalus: Tacitus nennt den Fall des Hortalus aus dem Jahre r6 als Beispiel für die Hartherzigkeit des Tiberius; allerdings erhält Hortalus die Unterstützung seitens des Princeps. - (Q.) Hortensius (Hortalus): neben Cicero der bedeutendste Redner der republikanischen Zeit (vgl. Aug. 72,r). - dahinter steckte Augustus: Augustus hatte gelegentlich ärmeren Senatoren das vorgestreckt, was ihnen zum Mindestvermögen eines Senators fehlte (vgl. Aug. 4r,r). Dem Hortalus hatte er Geld geschenkt, damit dieser heiraten konnte. Tiberius dagegen weigerte sich, heruntergekommene Senatoren weiter zu unterstützen. Als Hortalus i. J. r6

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während einer Senatsitzung mit seinen vier Söhnen erschien, um seiner Forderung um eine Vermögenserhöhung auf die für Senatoren geforderte Summe Nachdruck zu verleihen, wies ihn Tiberius, dem dieses theatralische Gehabe zuwider war, scharf zurecht. Später zahlte er dennoch 200 ooo Sesterzen an jeden der Söhne. 48,1 Mietshäusern: insulae, mehrstöckige Wohnhäuser, häufig mit Geschäften und Tavernen im Erdgeschoß; durch die Holzkonstruktion stark feuergefährdet. - Caelius: der südöstlichste der sieben Hügel Roms, wurde erst im 4· Jh. v. Chr. in das Stadtgebiet miteinbezogen, in der spätrepublikanischen Zeit mit zahlreichen Mietshäusern stark bevölkert, Großbrand 27 n. Chr., nach dem Wiederaufbau überwiegend Wohngebiet der Nobilität. - in Grund und Boden: eine Orientierung an die Sitten der republikanischen Zeit, als die Senatoren ihr Vermögen in Landbesitz anlegen mußten, da ihnen jede geschäftliche Betätigung untersagt war. - Das aber hatte sich nicht durchführen lassen: Eine gerrauere Schilderung der wirtschaftlichen Krise des Jahres 33 gibtTacitus (Annales 4,I6 f.). Durch die rigorose Kontrolle der Geldverleiher entstand eine Geldknappheit, die der Senat nicht beheben konnte und die zum totalen Zusammenbruch des Geldverkehrs führte. Zur Behebung der Krise steuerte Tiberius finanzielle Mittel aus eigener Tasche bei. - inAugustushügel: Bei dem Brand des Caelius blieb wie durch ein Wunder nur die Augustusstatue erhalten. Dies ist wohl eher der Grund für die Umbenennung des Hügels, zumal Tiberius selbst auf den Titel »Augustus« weitgehend verzichtete und ihn nur Briefen an ausländische Fürsten und Könige beifügte (vgl. Tib. 26,2). 48,2 von Augustus vermachten Legate: vgl. Aug. IOI,2. Die Verdoppelung der Legate soll Germanicus den germanischen Legionen, als diese nach dem Tod des Augustus einen Aufstand machten, in einem fingierten Brief des Tiberius in Aussicht gestellt und schließlich aus eigener Tasche ausgezahlt haben. - (L. Aelius) Sejan: geh. 20/r 6 v. Chr., 3 I n. Chr. hingerichtet wegen Hochverrats, Sohn des L. Seius Strabo, adoptiert von C. Aelius Gallus, Praetorianerpraefekt von Rom. Seit dem Vorfall in der Grotte bei Terracina (vgl. Tib. 39) und seiner Fürsprache bei Gaius während Tiberius' Rhodosaufenthalts genoß er dessen uneingeschränktes Vertrauen. Nach dem Rückzug des Princeps erlangte er eine ungeheure Machtfülle und war praktisch der alleinige Machthaber in Rom. Durch die Ermordung des

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Drusus (zusammen mit dessen Gattin Livilla, die er verführte, vgl. Tib. 62) und die Verfolgung der Familie des Germanicus (vgl. Tib. 53 f.) bemühte er sich, alle potentiellen Thronfolger aus dem Weg zu räumen, um selbst, seit 3 I verlobt mit Drusus' Tochter Iulia und Konsul desselben] ahres zusammen mit Tiberius, den Kaiserthron zu besteigen. 3 I n. Chr. berichtete Antonia, die Witwe des Drusus, Tiberius von dem Treiben Sejans und seinen Umsturzplänen. Sejan wurde daraufhin verhaftet und wegen Hochverrats hingerichtet, die meisten seiner Anhänger fielen den nachfolgenden Proskriptionen des Tiberius zum Opfer. - keine Ehre bezeugten: Sejan war der einzige Römer außerhalb der kaiserlichen Familie, dem das Recht eingeräumt worden war, seine Büste in den Fahnenheiligtümern unter den Feldzeichen aufzustellen. - als ein Erdbeben dort Städte zerstört hatte: i. J. I7 (vgl. Tib. 8). Als Dank für die finanzielle Hilfe und den Steuererlaß wollte man ihm in mehreren Städten Tempel weihen, doch Tiberius ließ nur den Bau eines einzigen Tempels in Smyrna zu. 49,1 Cn. (Cornelius) LentulusAugur: Konsul I4 v. Chr., von Augustus gefördert, erhielt die ornamenta triumphalia für seine Siege gegen die Daker und Sarmater (I- 4 n. Chr.), wurde 24 n. Chr. von dem delator C. Vibius Serenus unschuldig in einen Majestätsprozeß verwickelt und beschuldigt, einen Umsturz zu planen. Tiberius setzte sich sofort für eine Aussetzung der Verurteilung ein und forderte auch für den Hauptangeklagten in dieser Angelegenheit, dem Vater des Vibius Serenus, eine milde Bestrafung anstatt der beantragten Todesstrafe. Lentulus Augur starb hochbetagt im darauffolgenden Jahr. Nach Seneca besaß er mit 400 Mi!!. Sesterzen das größte überlieferte Privatvermögen der Antike. Über eine Erbschaft an Tiberius wird sonst nirgendwo berichtet. - (Aemilia) Lepida: Lepida, zu deren Vorfahren Sulla und Pompeius zählten (deshalb generosissima), war zunächst mit Lucius Caesar verlobt, nach dessen Tod zunächst mit P. Sulpicius Quirinius, später mit Aemilius Scaurus verheiratet. (P. Sulpicius) Quirinius: Konsul I2 v. Chr, gestorben 2I n. Chr. seine ... vor zwanzigfahren geschiedene Frau: Die Zeitangabe kann nicht gerrau stimmen, da Lepidas erster Verlobter, Lucius Caesar, erst 2 n. Chr. ums Leben kam. - ihn zu vergiften: Dieser Prozeß wird bei Tacitus (Annales 3, 22 ff.) ausführlich geschildert. Lepida wurde in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen, so daß sie verbannt, ihr Vermögen allerdings - nach Tacitus - nicht konfisziert

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wurde. In dem Prozeß ging es unter anderem darum, daß Lepida wohl einen Sohn von Quirinius hatte und dieser Erbansprüche geltend machen konnte. Tiberius war wohl darauf aus, das gesamte Vermögen an sich zu bringen. Um seine Absicht zu verschleiern, gab er erst nach der Verurteilung bekannt, daß der Vorwurf, Lepida habe ihren Gatten vergiften wolle, zurecht erhoben worden sei. 49,2 in Bargeld liegen hätten: Vgl. dazu Tib. 48,r. - Vonones: 8 bis I 2 n. Chr. König der Parther, dann König von Armenien, i. J. I 8 von Germanicus nach Pompeiopolis in Kilikien entfernt, bei einem Fluchtversuch erstochen. Die Darstellung Suetons läßt sich anhand der übrigen Überlieferung nicht festmachen. 50 Bruder Drusus: vgl. Tib. 4; 7,3. Das Verhältnis des Tiberius gegenüber Drusus wird in der übrigen Überlieferung als ein ausgesprochen freundschaftliches beschrieben. - Gattin Iulia: vgl. Aug. 65, I-3· - Sondergut: das eigene Gut der Tochter, das sie außer ihrer Mitgift in die Ehe brachte; vgl. Tib. I I,4. 50,2 »Sohn der Livia« hinzuzusetzen: Dies war etruskische, nicht römische Sitte. Der Antrag wurde unmittelbar nach dem Tod des Augustus, in der Senatssitzung vom q. September I4 n. Chr. eingebracht. Des weiteren gehört wahrscheinlich auch der Vorschlag, einen Monat in >>Livius« umzubenennen (vgl. Tib. 26) zu den Ehrungen, die man Livia zukommen lassen wollte. 50,3 einer Frau nicht zukommenden Aufgaben: Durch die Verleihung des »Augusta«-Titels sah sie sich gewissermaßen als Mitregentin des Tiberius. - bei einem Brand ... des Vestatempels: auf dem Forum gelegen; die Parallelüberlieferung berichtet von einem Brand I4 n.Chr. 51 Dekurien der Richter: vgl. Aug. 32,3; Tib. 4r. - aus ihrem Heiligtum: das sacrarium, ein Schrein, in dem die Hausgötter ihren Platz hatten; hier wurden auch wichtige Dokumente (die sacra suppellex) aufbewahrt. 51,2 während der drei fahre: 27-29. - ganz wenige Stunden ... gesehen: wahrscheinlich bei einem Gastmahl26 n. Chr. - als sie verstorben war: Livia starb mit 87 Jahren 29 n. Chr. Tiberius ließ sie im Mausoleum des Augustus bestatten und befahl, daß die römischen Frauen einJahrlang um sie trauern sollten. - unter die Götter: Tiberius lehnte die Apotheose grundsätzlich ab, er wirkte auch Versuchen des Senats und asiatischer Bürgergemeinden entgegen, seiner

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eigenen Person die Vergottung zukommen zu lassen. Erst Claudius erhob Livia zur Gottheit und setzte ihr Standbild in den Tempel des Augustus, allerdings weniger aus Achtung, als vielmehr, um seine eigene Stellung zu erhöhen. - erklärte er für ungültig: Die testamentarischen Verfügungen wurden erst unter Caligula, der auch die Leichenrede auf seine Großmutter hielt, vollstreckt (vgl. Ca!. r6,3). 52,1 Drusus: vgl. Tib. 7,2. - Germanicus: vgl. Tib. 15,2; Ca!. 1-6. - einen längeren Stillstand der Gerichte: Während der Staatstrauer, die nach dem Tod eines Mitglieds des Kaiserhauses angeordnet wurde, durften normalerweise keine Gerichtsverhandlungen stattfinden (vgl. Ca!. 24). Über die Glaubwürdigkeit dieser Überlieferung kann man streiten, da sich bei keinem der anderen Historiker ein so düsteres Bild des Tiberius findet wie hier, teilweise stößt man anderswo sogar auf Schilderungen, die ganz in die entgegengesetzte Richtung gehen. Sueton widerspricht sich sogar selbst, wenn er in Kap. 55 und 62,1 ein gutes Verhältnis des Princeps zu seinem Sohn betont. - Troja: in Kleinasien; die Heimat des sagenhaften Ahnherrn der Römer, des Aeneas. - Rektor: trojanischer Held, Sohn des Priamos und der Hekabe, wurde von Achilleus im Zweikampf getötet. - als schädlich für das Gemeinwesen verhöhnte: Sueton bezieht sich hier (a) auf die Germanienfeldzüge des Germanicus in den Jahren 14- 16. Um die Soldaten nach den Unruhen 14 n. Chr. zu beschäftigen, drang er ohne Auftrag bis in den Teuteburger Wald vor, wo er die Leichen der dort 9 n. Chr. umgekommenen Römer bestattete; er gewann auch die verlorenen Feldzeichen der Varus-Legionen zurück. Tiberius, der seit der Varus-Niederlage 9 n. Chr. die Germanienpolitik auf Befestigung der Rheingrenze beschränken wollte, rief seinen Stiefsohn 17 n. Chr. von dort zurück; (b) auf die von Germanicus zwischen 17 und 19 im Osten durchgeführte Ordnung der Verhältnisse. - daß er Alexandria ... besucht hatte: Ägypten durfte nur mit einer Sondergenehmigung des Kaisers betreten werden, bestand doch die Gefahr, daß hohe römische Würdenträger dort als neuer Pharao begrüßt und geehrt wurden, also dem Kaiser ein möglicher Gegenkaiser erwuchs. Tiberius' Verhalten ist um so verständlicher, als Germanicus sich großer und breiter Beliebtheit erfreute. 52,3 Cn. (Calpurnius) Piso: 40 v. Chr.- 20 n. Chr., Konsul 7 v. Chr., als guter Freund des Augustus und auch des Tiberius war er 6 v. Chr. - 12 n. Chr. Prokonsul in der Provinz Afrika, ab 17 n. Chr.

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Statthalter in Syrien. Er wurde von Tiberius dem mit einem außerordentlichen Kommando ausgestatteten Germanicus als Berater zur Seite gestellt. Allerdings kam es bald zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen den beiden, an dem die jeweiligen Ehefrauen (Agrippina und Plancia, eine Vertraute der Livia) wohl nicht ganz unschuldig waren. Als Germanicus I9 n. Chr. plötzlich erkrankte und bald darauf verstarb, beschuldigte seine Witwe Agrippina Piso und Plancia des Giftmordes, unter Mitwisserschaft der Livia und des Tiberius. In einem Senatsprozeß, in dem Tiberius Neutralität bewalrrte, wurde Piso verurteilt, entzog sich aber der Vollstreckung durch Selbstmord (vgl. auch Cal. 2; Nero 33). - der Gattin: nämlich Agrippina; vgl. Tib. 53· - den Kindern: also Nero und Drusus, vgl. Tib. 54· 53,1 (Vipsania) Agrippina: vgl. Aug 64,r. - »es werde dir Unrecht getan«: diese Vorhaltungen gehören wohl in das Jalrr 26; vgl. Tacitus, Annales 4,p,I-3. Zum griechischen Vers vgl. Kock, Commicorum Atticorum Fragmenta III p. 449· - ihn ja des versuchten Giftmordes: Nach Tacitus steht hinter diesem Vorfall Sejan, der durch Intrigen wie dieser versuchte, die Kluft zwischen Tiberius und Agrippina, der Mutter der potentiellen Thronfolger, zu vertiefen. Sejan hatte Vertraute zu Agrippina geschickt, die diese vor einem angeblichen Giftanschlag warnen sollten. Dadurch schürte er das Mißtrauen zwischen dem Princeps und seiner Schwiegertochter. Weder an dieser Stelle, noch in Kap. 52 erwähnt Sueton auch nur die Möglichkeit einer Einflußnalrme Sejans, den er im schlimmsten Falle als Handlanger des Princeps sieht (vgl. auch Claud. 27,I). 53,2 beim Heer Zuflucht suchen: Wenn Agrippina tatsächlich die Heere, die zu Germanicus loyal standen, auf ihre Seite ziehen und gegen Tiberius intrigieren wollte, so wäre das Hochverrat gewesen. - Pandataria: nordwestlich von Ischia, heute: Ventotene. Agrippina wurde i. J. 29 im Senat angeklagt und gemeinsam mit ihrem Sohn Nero in die Verbannung geschickt. - schied so aus dem Leben: am I8. Oktober 33· Ihre Urne wurde unmittelbar nach der Thronbesteigung Caligulas im Mausoleum des Augustus beigesetzt (vgl. Cal. I 5). - Gemonien: »Seufzertreppe«, von lat. gemere >>seufzen« oder von einem Gernonius abgeleitet, dem ersten Verbrecher, an dem diese Art der Hinrichtung vollführt wurde. Es handelte sich um einen Stufenpfad, der vom Mamertinischen Kerker zum Kapitol führte und in der Nähe des Iuno Moneta-Tempels endete, der gerraue

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Verlauf ist unbekannt. Die Leichen hingerichteter Verbrecher wurden von einem Henker an einem Haken über die Stufen geschleift und zur Schau gestellt, bis sie schließlich in den Tiber geworfen wurden. Nach dem Sturz des Sejan war dies die Verbreiteteste Hinrichtungsmethode. 54,1 Nero (Iulius Caesar): 6 n. Chr.- 3 In. Chr., der älteste Sohn des Germanicus, heiratete i. J. 2I die Tochter des Drusus und hielt i. J. 23 eine Leichenrede auf seinen verstorbenen Schwiegervater. Er wurde auf Sejans Drängen hin zum Staatsfeind erklärt und auf die pontischen Inseln verbannt, wo er i. J. JI den Tod fand. - Drusus (Iulius Caesar): 8 n. Chr.- 33 n. Chr., wurde von Sejan in den Kerkern des Palatin interniert und starb dort. Für seinen Tod ist Tiberius sicherlich mitverantwortlich, da er seinen Enkel auch nach dem Sturz des Sejan (3 In. Chr.) weiterhin in Haft behielt. Vermutlich hat Macros Befehl bei Sejans Entmachtung, Drusus im Falle einer Erhebung zum Princeps zu bestimmen, sein Mißtrauen erregt. - Gaius (Iulius Caesar): I2 n. Chr.- 4I n. Chr., der spätere Kaiser Caligula, er entkam den Nachstellungen Sejans und wurde 33 n. Chr. zusammen mit Tiberius Gemellus besonders gefördert und als Haupterbe eingesetzt. - SohnDrusus: vgl. Tib. 7,2. - Tiberius (Iulius Caesar): Sohn des Drusus und der Claudia Livilla, I9!2o n. Chr.- 37 n. Chr., zur Unterscheidung auch Gemellus genannt. Von Tiberius als Nachfolger ausersehen (vgl. Tib. 55; 62,3), wurde kurz nach der Thronbesteigung Caligulas ermordet. - ohne eigene Söhne: also 23 n. Chr., nach dem Tod des Drusus. - den Tag ihrer Volljährigkeit: zum Anlegen der Toga virilis vgl. Aug. 26,2. Nero legte am 7· Juni 20, Drusus im Jahre 23 die Toga virilis an. 54,2 Insel Pontia: südlich von Latium, heute: Ponza. Im Jahre 3r. - im untersten Verließ des Palatiums: vgl. Tib. 5· Im Jahre 33· - und Haken zeigte: Der Haken (uncus) war das Henkerswerkzeug bei den Gernonien (vgl. Tib. 53,2). - daß man sie kaum einsammeln konnte: vgl. dagegen Ca!. I5,r. 55 Aelius Seianus: vgl. Tib. 48,2. Der Sturz Sejans hatte blutige Säuberungsaktionen zur Folge, bei denen weite Teile der Nobilität hingerichtet und über die Gernonien geschleift wurden. Ausführliche Berichte zu den Proskriptionen finden sich bei Cassius Dio 58,I4-I6. Es paßt gut zu Suetons sejanfreundlicherTendenz, daß er den Sturz Sejans, den viele als Befreiung empfunden haben werden,

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unter die Grausamkeiten des Tiberius auflistet. - den Söhnen des Germanicus: vgl. Tib. 54· - sein leiblicher Enkel: nämlich Tiberius (Gemellus), vgl. Ca!. 54,r. - sein Nachfolger im Amt werde: so auch Tacitus, Annales 6,46,r; Suet. Ca!. 19,3· Ganz anders: Sueton, Tib. 62,J. 56 mit seinen griechischen Gesellschaftern: seine Begleiter nach Capri (26 n. Chr.). ÜberTiberius' literarische Beschäftigung vgl. Tib. 70,3. - Zeno: griech. Grammatiker aus Myndos, hielt sich am Hofe des Kaisers auf. - Kinaria: heute: Kinara, ödes, felsiges Eiland in der Gruppe der Sporaden. - seine frühere Abgeschiedenheit: zu Tiberius' Aufenthalt in Rhodos vgl. Tib. ro-q. - Seleukos: alexandrinischer Grammatiker. 57,1 Theodoros aus Gadara: berühmter, attizistischer Rhetoriker aus dem Ostjordanland. Es bestehen Zweifel daran, daß Theodoros sich längere Zeit in Rom aufgehalten hat. Sicher ist, daß Tiberius während seines Aufenthalts in Rhodas (6 v. Chr.- 2 n. Chr., vgl. Tib. ro-r4) zu seinen Hörern zählte. - »einen mit Blut getränkten Lehmklumpen«: Es soll soviel bedeuten, daß Tiberius sich leidenschaftlich auflehnt, aber durch innere Hemmungen in seiner Heftigkeit beeinträchtigt wird. - nachdem er Kaiser geworden war: 14 n. Chr. 57,2 das, was er dem Volk vermacht habe: vgl. Aug. ror, 2 f. - Pompeius: vielleicht identisch mit dem 32 n. Chr. als Anhänger Sejans hingerichteten Pompeius. - aus einem Pompeius ein Pompeianus werden könne: Tiberius droht dem Pompeius an, daß ihn schnell das gleiche Schicksal ereilen könne, das die Anhänger des Pompeius 48 v. Chr. nach der Schlacht bei Pharsalos getroffen hatte, die Proskription. 58 ein Praetor: nämlich Pompeius Macer. - Majestätsbeleidigung: Zu allen Zeiten hat es Gesetze gegeben, die Leute unter Strafe stellten, die sich an der Gesamtheit des römischen Volkes schuldig gemacht hatten. Im Jahre r2 n. Chr. setzt Augustus die lex Iulia maiestatis des Iulius Caesar wieder in Kraft. Das Neue an der Handhabung dieses Gesetzes unter Augustus war, daß man nun wegen Beleidigungen gegen eine Einzelperson verfolgt werden konnte. Damit eröffnet dieses Gesetz dem Kaiser die Möglichkeit, unliebsame Persönlichkeiten zu entfernen. Tiberius antwortet auf die Anfrage des Pompeius Macer klug; er verheimlicht seine wahren Absichten. -

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Jemand hatte der Statue des Augustus den Kopf abgenommen: Granius Marcellus, dem Praetor von Bithynien, wird vorgeworfen, er habe einer Statue des Augustus den Kopf abgenommen und den des Tiberius an dessen Stelle gesetzt. Da es sich um eine statua consecrata handelte, war die Anklage recht schwerwiegend. Tacitus (Annales I ,74) berichtet- im Gegensatz zu Sueton -, Marcellus sei freigesprochen worden. 59,1 Hebung der Moral: vgl. Tib. 3 5· - auch Rhodoswar ... Ort deiner Verbannung: Der Verfasser dieses Epigramms spielt auf die Zeit direkt nach der Verbannung nach Rhodos (6 v. Chr. - 2 n. Chr.) an, als Tiberius von Augustus adoptiert wurde (vgl. Tib. I5,2) und nur noch das peculium besaß, so daß er nicht einmal über die 400 ooo Sesterzen verfügte, die nötig waren, um in den Ritterstand aufgenommen zu werden. Besondere Bosheit liegt darin, daß der Verfasser Tiberius' Vermögensverlust nicht mit der Adoption, sondern mit der Verbannung begründet. - Verse: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 3 59· - Die goldenen Jahrhunderte des Saturn hast du verdorben: Anspielung auf die vier Weltalter. Wie mit Augustus das saeculum Augustum begonnen hatte, so erwartete man von Tiberius ebenfalls den Anbruch eines neuen, eines Goldenen Zeitalters. den Wein trank: vgl. Tib. 42. 59,2 Sulla, der glücklich: L. Cornelius Sulla (vgl. Iu!. I,I) gab sich selbst den Beinamen Felix (>>Der Glückliche«). - (C.) Marius: vgl. Iu!. Ir. - (M.) Antonius: vgl. Iu!. p,2. - Die vom Exil den Schritt zur Herrschaft getan: Allen drei Machthabern ist gemeinsam, daß sie nach einem Exil bzw. einer Ächtung nach Rom zurückkehrten (Sulla 82 v. Chr., Marius 87 v. Chr., Antonius 43 v. Chr.) und ihrer Machtübernahme eine Zeit der Proskriptionen folgte, für Rom also ganz schlimme Zeiten anbrachen. - »Sollen sie mich doch hassen, wenn sie ... «: vgl. den Ausspruch des Atreus in der Tragödie des Accius: oderint dum metuant. In dem Ausspruch des Tiberius zeigt sich seine Gleichgültigkeit gegenüber seinen Untertanen und sein Überzeugtsein von der Richtigkeit seines Tuns. 60 auf Capri von Bord gegangen: i. J. 27. - er war nämlich darüber erschrocken: vgl. Tib. 40. 61,1 so verfolgte er: nach dem Tod der Livia (vgl. Tib. p,2) und der Verbannung Agrippinas (vgl. Tib. 53,2) i. J. 29, im Jahre 29 bzw. 30, nachdem er Drusus und Tiberius zu Staatsfeinden erklärt hatte

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(vgl. Tib. 54,2), und nach dem Sturz Sejans i. J. 31 (Vgl. Tib. 55; 65). - zeigte er sich grausam wie noch nie: Man hatte sich allgemein Hoffnungen gemacht, daß er nach dem Tode Sejans Agrippina und ihren Sohn Drusus rehabilitieren werde. - passende Gelegenheiten: vgl. Kap. 54· Sueton spricht hier, wie aus dem nächsten Satz hervorgeht, nur von den beiden ältesten Söhnen des Germanicus. - Kinder seines Sohnes Germanicus: gemeint sind Nero und Drusus. Nero starb i. J. JI, Drusus i. J. 33· 61,2 am Neujahrstag hingerichtet: Der Neujahrstag galt als sacer. - mit ihren Kindern: Bekannt ist nur die Anklage der Kinder des Sejan. - von ihren Kindern angeklagt: Wir kennen nur den Fall des Lentulus Augur, in dem Vibius Serenus den eigenen Vater verklagte. - daß Verwandten ... trauerten: Vermutlich bezieht sich Sueton hier auf die Hinrichtung der Vitia, der Mutter des Fufius Geminus. 61,3 Einem Dichter: Der Gerichtsredner Mamercus Aemilius Scaurus stand i. J. 34 vor Gericht; Macro hatte ihn bei Tiberius wegen seiner Tragödie »Atreus« denunziert und dem Tiberius einige Verse zitiert, die dieser auf sich beziehen konnte. Tiberius soll bemerkt haben: »Er hat mich wegen Blutvergießens zum Atreus gemacht, ich will ihn zum Aiax machen.« (Aiax hatte Selbstmord begangen.) Scaurus wurde unter anderem auch des Ehebruchs mit Livia und der Beteiligung an dem Geheimdienst der Magier angeklagt. Seiner Verurteilung entzog er sich durch Selbstmord. - Agamemnon: König von Mykene, Sohn des Atreus und Anführer der Griechen im trojanischen Krieg, wurde nach seiner Heimkehr von seiner Gattin Klytaimnestra ermordet. Daß Sueton Agamemnon statt Atreus schreibt, mag damit zu erklären sein, daß Tiberius auch als »Atrides« bezeichnet wurde (Iuvenal4,65). - Historiker: A. Cremutius Cordus (vgl. Aug. 35,2 ), Verfechter der republikanischen Staatsform, der in seinen Werken die Caesarmörder für ihre Tat lobte. Im Jahre 2 5 wurde er angeklagt und beging Selbstmord. - Brutus und Cassius: vgl. Iul. 49,2; 80,4. 61,4 zu sprechen und sich zu unterhalten: bekanntestes Beispiel ist Asinius Gallus, der Mann von Tiberius' erster Frau Vipsania Agrippina. - brachte man sich ... zuHause tödliche Wunden bei: wie z. B. Cremutius Cordus. - in der Kurie Gift: so Vibullius Agrippa i.J. 36; vgl. Tacitus, Annales 6,4o,r. - die Gemonien: vgl. Tib. 53,2. 61,5 dann erst erdrosselt: Sueton spielt hier auf die Hinrichtung

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von Iunilla, der Tochter Sejans, im Jahre 3 I an. - Carnulus: ansonsten unbekannt. 61,6 ein ehemaliger Konsul: vermutlich der Historiker M. Servilius Nonianus (Konsul35 n. Chr.). - (M.) Paconius: Legat des Silanus, des Prokonsuls in Asia 20/21 n. Chr., trat i. J. 22 in einem Repetundenprozeß gegen diesen als Kläger auf (vgl. Tacitus, Annales 3,67,I), wurde wegen Majestätsbeleidigung angeklagt und hingerichtet. - an den Senat geschrieben: Tiberius befand sich immer noch auf Capri, so daß sämtliche Kommunikation durch Briefe stattfand. 62,1 Drusus: vgl. Tib. 7,2. - (Livia Iulia) Livilla: Tochter des Nero Claudius Drusus und der Antonia minor, seit 4 n. Chr. mit Drusus verheiratet. Sie erlag den Verführungen Sejans und vergiftete gemeinsam mit ihrem Liebhaber i. J. 23 ihren Gatten. Nach dem Sturz Sejans wurde sie i. J. 3 I hingerichtet. - vergiftet worden: Drusus starb am I4. September 23 n. Chr. Von dem Mord erfuhrTiberius erst i. J. 3 I durch Apicata, die geschiedene Gattin des Sejan, kurz vor deren Selbstmord. Tiberius hegte seitdem den Verdacht, daß seinEnkel Tiberius Gemellus, Sohn der von Sejan verführten Livilla, nicht Drusus' leiblicher Sohn, sondern das Kind Sejans war. Interessant ist, daß Sueton trotz seiner sejanfreundlichen Berichterstattung die geplante Verschwörung des Gardepraefekten eingesteht. 62,2 Sein Richtplatz: nicht identisch mit der »Salto di Tiberio« auf Capri. 62,3 der Tod ... nicht früher als erwartet: Tiberius starb i. J. 37 im Alter von 78 Jahren. - Thrasyllos: vgl. Tib. I4,4· - Gaius: der spätere Kaiser Caligula. - Frucht eines ... Fehltrittes: vgl. Tib. 54,1. Dies steht im Widerspruch zu der Aussage in Kap. 55, wo Tiberius den Gemellus als Nachfolger vorstellt. - Priamos: König von Troja, der alle seine neunundvierzig Kinder überlebte. 63,1 Orakellose von Praeneste: Bei dem berühmten Orakel der Fortuna Primigenia in Praeneste (südöstlich von Rom; heute: Palästrina) wurden mit Zeichen versehene Eichenstäbchen aus einem Kästchen gezogen, die man anschließend zu Worten und Orakelsprüchen zusammenlegte. Eine Beschreibung des Orakels findet sich bei Cicero, De divinatione 2,85-87. 63,2 wagte er nicht fortzulassen: Aelius Lamia und Lucius Arruntius, vgl. Tib. 41.

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64 Seine Schwiegertochter und seine Enkel: Zu Agrippina und ihren Söhnen vgl. Tib. 53 und 54· 65,1 Sejan: vgl. Tib. 48. Über den genauenAblauf des Sturzesam I8. Oktober JI ist auf Grund der gravierenden Lücken des 5· Annalenbuches des Tacitus nur die Überlieferung des Cassius Dio (58, 4 ff.) als ausführlicher historischer Text erhalten. - in seinem fünften Konsulat: i. J. 3I; sein viertes Konsulat lag genau zehn Jahre zurück. - Hoffnung auf verwandtschaftliche Bindungen: Man nimmt an, daß Sejan mit der Schwiegertochter des Tiberius, Claudia Livilla, verlobt war. - tribunizische Gewalt: Sejan soll sich noch am Morgen des I8. Oktober Hoffnungen gemacht haben. Zur Bedeutung der tribunizischen Gewalt vgl. Aug. 27,5. - von den beiden Konsuln: L. Fulcinius Trio und P. Memmius Regulus waren i. J. 3 I Konsuln. 65,2 Drusus: vgl. Tib. 54· Auch andere Quellen erwähnen die Anweisung des Tiberius, Drusus als Führer gegen Sejan im Falle eines bewaffneten Widerstandes zu bestellen. Macro, der dies iniziierte, wird von Sueton nicht erwähnt. - Flucht zu: Vermutlich hatte Tiberius vor, nach Syrien zu flüchten, da dort der Einfluß Sejans nicht allzu groß war. - vom höchsten Punkt der Insel: im Ostteil der Insel; von dort kann man das gegenüberliegende Festland gut sehen. An dieser Stelle wurden auch die Überreste einer kaiserlichen Villa entdeckt, bei der es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die unten erwähnte Iuppiter-Villa handelt. - Signalen: vermutlich Rauch- oder Lichtzeichen. - Iuppiter-Villa: andere Lesart: villa ... lonis; dann wäre die Villa nach Io (Iokaste ), der Geliebten des Zeus und Priesterin der Hera benannt. Diese Übersetzung orientiert sich an Tacitus, Annales 4,67,3, nach dem die zwölf Villen des Tiberius nach den zwölf Hauptgöttern benannt worden waren, zu denen Iuppiter, nicht aber Io zählte. 66 Orchestra: vgl. Aug. 44· Im Theater der Halbkreis zwischen Zuschauerraum und Bühne; dort waren die Plätze für die Senatoren. - machte sie öffentlich: Nach Tacitus (Annales, 6,38,2 f.) ließ Tiberius die gegen ihn vorgebrachten Schmähungen und Vorwürfe im Testament des Fulcinius Trio öffentlich vorlesen. - Artahanos (/Il): selbstbewußter König der Parther I2 n. Chr.- 38 n. Chr., aus der armenischen Königsdynastie der Arsakiden, vom partbischen Volk ernannter König, der sich zunächst gegen den von Augustus

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TIBERIUS

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eingesetzten Vonones (vgl. Tib. 49,2), später gegen den von Tiberius zum Partherkönig bestimmten Tiridates durchsetzte. Auch auf Armenien erhob er Ansprüche. 67,1 in einem Brief" i. J. p, also unmittelbar nach dem Verrat des Sejan, über den Tiberius zutiefst erschüttert war. Diese in der Angelegenheit des Cotta Messalinus an den Senat gerichteten Worte finden sich auch bei Tacitus wieder (vgl. Annales 6,6,1). Beide Schriftsteller konstruieren hier ganz nach der platonischen Tyrannenmorphologie das Bild des sich selbst überdrüssig gewordenen Tyrannen, für den die Herrschaft nur noch eine Last bedeutet. 67,2 in die Zukunft zu schauen: zu Tiberius' Hang zur Astrologie vgl. Tib. 14 und 69. Dem kommt auch Suetons Schilderung in Kap. 24 nach, wo sich Tiberius zunächst weigert, die Bürde der Herrschaft auf sich zu nehmen. - mit ... Hartnäckigkeit von sich gewiesen: vgl. Tib. 26,2. 69 Astrologie: vgl. dazu Tib. 14, die Berufung des Thrasyllos. - vom Schicksal bestimmt werde: So dachten auch die Stoiker. - fahre der Blitz nicht ein: Gewitterfurcht findet sich auch bei Augustus (vgl. Aug. 90). Dabei ist auffallend, daß Sueton bei Augustus eine beschönigendere Fomulierung verwendet (paulo infirmius) als bei Tiberius (praeter modum). 70,1 in beiden Sprachen: lateinisch und griechisch. - sehr eifrig: Die Bildung des Tiberius (wie auch die des Claudius) geht weit über die der späteren Kaiser hinaus. - (M. Valerius) Messala Corvinus: vgl. Aug. 58,r. - durch seine ... Ausdrucksweise: Zu Tiberius' durch ungewohnte Wendungen und Archaismen geprägten Sprachstil vgl. auch Aug. 86,2. 70,2 »Klage über Lucius Caesars Tod«: zu Lucius Caesar, dem Enkel des Augustus, vgl. Tib. ro,r. Vermutlich wollteTiberius nach seiner Rückkehr aus Rhodos durch das Gedicht seine Bereitschaft zur Versöhnung mit Augustus und seinen Enkeln betonen. - Euphorion: Dichter aus Chalkis auf Euboia (3. Jh.), ein führender Vertreter des Epyllion. Seine Werke beschäftigen sich überwiegend mit Mythen und sind in einer dunklen, mit Archaismen durchsetzten Sprache gehalten. Vorbild der Neoteriker. - Rhianos: 3· Jh., aus Kreta, epischer Dichter, der sich vor allem der Lokalgeschichte widmete. - Parthenios: Kam im ersten J alrrhundert v. Chr. als Gefangener nach Rom. Als Dichter beeinflußte erz. B. Gallus und Vergil.

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70,3 wie wir bereits festgestellt haben: vgl. Tib. 56. - Hekuba: Für die Mutter der Hekuba, der Gattin des Priamus von Troia, gab die antike Literatur eine Vielzahl von Namen an, so daß eine eindeutige Antwort (wie auch bei den anderen Fragen des Tiberius) nicht möglich war. Tiberius' Kenntnis der griechischen Mythologie zeigt sich auch in den zitierten Aussprüchen aus Tib. 52 und 62. - Achill bei den Mädchen: Da der Nymphe Thetis, der Mutter des Achill, geweissagt worden war, daß ihr Sohn im trojanischen Krieg fallen würde, versteckte sie ihn unter den Töchtern des Lykomedes auf Skyros. Dank einer List des Odysseus wurde er aber dennoch entdeckt. Als Mädchen wurde Achill enrweder Pyrrha, Kerkesyra oder Issa gerufen. - Lieder die Sirenen: Die Sirenen treten in Homers »Odyssee>Naturalis Historia«; die vorliegende Feststellung traf er wahrscheinlich in seinem Werk »Libri bellorum Germanorum4· 31 Niederlage des Varus: vgl. Aug. 23,I; 49,r. - Einsturz der Zuschauertribüne: vgl. Tib. 40. 32,1 in Puteoli: vgl. Ca!. I9,I, 3· 32,2 Einen Gladiator: Der lateinische Text nennt ihn murmillo; dieser Gladiator trug einen gallischen Helm, auf dessen Spitze ein Fisch zu sehen war. 33 Apelles: der berühmteste Tragiker seiner Zeit. - Caesonia: vgl. Ca!. 25>334,2 Platon: In seinem Idealbild eines Staates haben die Gesänge des Homer keinen Platz, vgl. Platon, Politeia 377-393. - des Vergil und des Titus Livius: Beide unterstützten in ihren Werken >>Aeneis« bzw. >>Ab urbe condita libri« die augusteische Politik in ihrer Tendenz. Vergil sieht im Kampf zwischen Augustus und Antonius einen Kampf zwischen dem Osten und dem Westen. Diese Drohung ist wohl im Zusammenhang mit seiner generellen Haltung gegenüber Augustus zu sehen, vgl. Ca!. 23, I; 26, r. 35,1 (D. Iunius Silanus) Torquatus: der Name leitet sich her vom lateinischen Substantiv torques >>Halskette«; die Torquati führten diesen Namen nach ihrem Vorfahr Manlius, der einem Gallier, den er

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in einem Zweikampf getötet hatte, seine goldene Halskette abnahm; vgl. Aug. 43,2. - (L. Quinctius) Cincinnatus: 460 v. Chr. Konsul, 4 58 Diktator, hatte seinen Namen auf Grund seines lockigen Haares erhalten, lat. cincinnus »das gekräuselte Haar«. - Cn. Pompeius (Magnus): vgl. Claud. 27,2. - Ptolemaios: vgl. Cal. 26. 35,2 Primipilar: vgl. Ca!. 2r. - »Colosseros«: sprechender Name »Riesiger Cupido«; den Gladiatoren sagte man im Volksmund gewaltige sexuelle Energie nach. - Thraker: ein Gladiator mit thrakischer Rüstung und Waffen, vgl. Tit. 8,2. 35,4 Der Priesterkönig des Dianaheiligtums am Nemisee: ein entlaufener Sklave, der König des Haines war, also Priester der Diana in Aricia. Der Tempel der Diana lag neben dem des Iuppiter Latiaris in den Albaner Bergen. Der Nachfolger des Priesterkönigs mußte im Hain einen (goldenen) Zweig pflücken. - Porius: ansonsten unbekannt. 36,1 M. (Aemilius) Lepidus: vgl. Cal. 24>3- - Mnester: Er war später der Geliebte von Messalina, der Gattin des Claudius; wurde mit ihr i. J. 48 umgebracht. - Valerius Catullus: ansonsten unbekannt. - Pyrallis: wahrscheinlich eine Freigelassene. 37,1 der Julisehen Basilika: nördlich des Tempels des Augustus auf dem Forum zwischen Palatin und Kapitol gelegen. 38,2 von Primipilaren: das sind ehemalige Centurionen. 38,3 Caesonia: vgl. Cal. 25,3. 38,4 (M.?) Aponius Saturninus: ein wohlhabender Senator, ein Mitglied der Delegation des Senats an Claudius, nachdem Caligula ermordet worden war. 42 als ihm eine Tochter geboren wurde: nämlich Drusilla, vgl. Ca!. 25,4. - am Neujahrstag: vgl. Aug. 57,2; Tib. 34,2. 43 einen Feldzug: zwischen September 39 und Frühjahr 40. - Mevania: eine Stadt ca. I 50 km nördlich von Rom an der Via Flaminia; bekannt wegen ihrer Tempel und Orakel; ein Kur- und Badeort. - Bataver: Einwohner einer Insel im Mündungsgebiet des Rheins; aus diesem Volksstamm rekrutierten die römischen Kaiser ihre Leibwache, wohl weil die Bataver nicht in Korruptionsaffären verwickelt waren. 44,1 bis zum Ende ihrer Dienstzeit: Augustus hat die Dienstzeit auf zwanzig Jahre erhöht, doch sie ging oft länger, so daß die Soldaten häufig erst im Alter von sechzig Jahren entlassen wurden.

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CALIGULA

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44,2 Adminius: Sohn des Cynobellinus, des Königs der Catuvellauni, des mächtigsten Stammes im Südwesten der Insel. Über die Hintergründe des Konfliktes zwischen Vater und Sohn ist nichts bekannt. 45,2 Vers Vergils: Vergil, Aeneis I,207. 46 Pharos: Insel mit dem gleichnamigen Leuchtturm vor Alexandria in Ägypten gelegen. 49,2 an seinem Geburtstag: dem 3 I. August. - in einem kleinen Triumph: vgl. Aug. 22. - starb er: am 24. Januar 4I, also fast fünf Monate nach seinem Einzug in Rom, wurde er ermordet, vgl. Ca!. 58,r. - er hatte sich vorgenommen: vgl. Ca!. 8,5; 5!·3· 50,2 Epilepsie: die »heilige Krankheit«, lat. morbus comitialis, wohl deswegen lateinisch so genannt, weil wegen solcher Anfälle zahlreiche Versammlungen, lat. comitia, unterbrochen werden mußten. - Caesonia: vgl. Ca!. 25,3. 51,1 Reise durch Sizilien: Die Reise fand zwischen dem IO. Juni (Tod der Drusilla) und dem 23. September 38 statt. - Messana: an dem Zipfel Siziliens gelegen, wo sich das Festland Italiens und der Insel am nächsten kommen. 51,3 Kimbern: vgl. Iu!. Ir. - Senonen: keltischer Volksstamm, stieß im 4· Jh. v. Chr. bis nach Rom vor. 52 Kothurne: die hohen Bühnenschuhe der tragischen Schauspieler. - Blitz, Dreizack oder Heroldsstab: Er trat also als Iuppiter, Neptun und Mercur auf. 53,2 (L. Annaeus) Seneca: wohl Seneca der Ältere. 54,1 Thraker: vgl. Ca!. 32,2. 54,2 der zweiten Nachtwache: also zwischen 2I und 24 Uhr. 55,1 Mnester: vgl. Ca!. 36,r. - Ptolemaios: i. J. 39, bevor Caligula von Rom aufbrach; denn Ptolemaios wurde im darauffolgenden Winter ermordet, vgl. Ca!. 3 5, I. 55,2 Partei der Grünen: vgl. Ca!. I 8,3. - Eutychus: »der Glückspilz«. 56,1 die eine oder andere Verschwörung: vgl. 26,3; 27,4; J2,r. - zwei Männer gemeinsam: nämlich Cassius Chaerea, vgl. Ca!. I6,4, und Cornelius Sabinus, vgl. Ca!. 58,2. 56,2 an den Palatinischen Spielen: von Livia zu Ehren des vergöttlichtenAugustus ins Leben gerufen; sie begannen am q.Januar. 57,1 das Standbild des Iuppiter: vgl. Ca!. 22,2. - Cassius: ein schlechtes Zeichen, denn so hieß einer der Mörder Caesars.

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57,2 Im Kapitol von Capua: Capua in Kampanien in der Nähe des Golfs von Neapel hatte ein Kapitol, das dem Roms nachgebaut worden war; hier stand ein Tempel des Iuppiter. - am fünfzehnten März: dem Todestag Iulius Caesars. - Sulla: ansonsten unbekannt. 57,3 die beiden Fortuna von Antium: zwei Schwestergottheiten, die dort Orakel verkündeten. - (C.) Cassius Longinus: Consul suffectus 30, Bruder des ersten Ehemanns von Caligulas Schwester Drusilla. Nach Cassius Dio wurde Cassius Longinus als Gefangener von Asien nach Rom gebracht, blieb aber am Leben, weil Caligula vorzeitig ermordet wurde; unter Claudius wurde er Statthalter von Syrien, Nero schickte ihn in die Verbannung. 57,4 Mnester: vgl. Cal. 36,r. - Neoptolemos: ein sehr berühmter tragischer Schauspieler am Hofe Phitipps II. von Makedonien (359 bis 336 v. Chr.). Bei der Hochzeit seiner Tochter soll Philipp ohne Leibwache das Theater betreten haben und ermordet worden sein, vgl. Diodor r6,9r-94· - »Laureolus«: ein Mimus aus der Feder eines Catull; darin werden die Abenteuer, die Gefangennahme und Kreuzigung eines entlaufenen Sklaven dargestellt, der es bis zum Bandenchef gebracht hatte. 58,1 zur siebten Stunde: gegen 13 Uhr. 58,2 Cornelius Sabinus: vgl. Cal. 56,r. 59 Gärten des Lamia: auf dem Esquilin, etwas außerhalb der Stadtgrenze; wahrscheinlich angelegt von L. Aelius Lamia, Konsul 3 n. Chr., seit Tiberius im Besitz der kaiserlichen Familie. - seine Schwestern nach ihrer Rückkehr: Agrippina und Iulia Livilla, vgl. Cal. 24,3; 29,r. - Caesonia, die ein Centurio:Ti. Iulius Lupus tötete Caesonia. Inwieweit und ob Caesonia in die Mordpläne mit einbezogen war, bleibt unklar. Kaiser Claudius ließ Lupus hinrichten; denn es war nicht legitim, auch die Familie eines Tyrannen zu ermorden. - seine Tochter: Drusilla. 60 zur Zeit Cinnas: Die Zeit, in der Cinna, Konsul 87 - 84 v. Chr., Diktator war, gilt als Zeitraum, in dem alles drüber und drunter gegangen ist. Sueton meint hier wohl C. Iulius Caesar Strabo, der Konsul werden wollte, ohne zuvor das Amt des Praetors bekleidet zu haben; er wurde 87 v. Chr. ermordet.

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Claudius 1,1 Den Vater des Kaisers: Decimus Claudius Drusus Nero; Nero wurde einer Mode entsprechend zum Vornamen gemacht, wohl erst nach der Aufnahme in den Haushalt des Augustus; Sohn des Tiberius Claudius Nero. - nach der Heirat mit Augustus: Livia Drusilla heiratete Octavian/Augustus am 17· Januar 38 v. Chr., war aber mit ihm seit 39 v. Chr. bekannt; vgl. Aug. 62,2. - Vers: Comicorum Atticorum Fragmenta, S. 449, S. 2I3. 1,2 Drusus hatte als Quaestor und Praetor: I8 v. Chr. war Drusus Quaestor, I6 v. Chr. Praetor; der Krieg gegen die Räter fällt allerdings erst in das Jahr I 5, der gegen die Germanen begann im Jahr I 2 und dauerte bis 9 v. Chr. - legte jenseits des Rheins Kanäle an: Drusus soll den nördlichen Rheinarm mit der Overijsselschen Vecht verbunden und diese verbreitert haben. Damit war eine Verbindung zur Nordsee und damit die Möglichkeit für militärische Operationen von der Land- und gleichzeitig von der Seeseite aus geschaffen. 1,3 Recht auf einen kleinen Triumph: Ende I I v. Chr. Jeder Sieg war ein Sieg des Kaisers, ihm allein stand folglich auch der Triumph zu. Zum kleinen Triumph vgl. Aug. 22. - hatte er das Konsulat angetreten: erst 9 v. Chr., IO v. Chr. kämpfte er bereits wieder in Germanien; Herbst 9 v. Chr. brach er sich ein Bein und starb. - die Dekurien der Schreiber: wohl die Sekretäre der Beamten-Kollegien in Rom; sie entstammten meist dem Ritterstand. Es gab sechs Dekurien (»Zehnerschaften«). Vgl. Tib. 7•3· - auf dem Marsfeld: Hier fand die Einäscherung statt, beigesetzt wurde die Urne im Mausoleum des Augustus. - Bogen aus Marmor: Standort unbekannt. 1,4 Waffenrüstung als Beutestück: Diese durfte er dann dem Iuppiter Feretrius darbringen. - vergiften lassen: vgl. Tib. 50. 1,5 als Miterben seiner Söhne: also seine Adaptivsöhne C. und L. Caesar. - Leichenrede: wohl im Circus Flaminius. 1,6 Von Antonia der jüngeren: 31.1.36 v. Chr.- 1.5.37 n. Chr. Tochter des M. Antonius und der Octavia. - Germanicus (Iulius Caesar): seit seiner Adoption durch Tiberius 4 n. Chr.; ursprünglich hieß er Nero Claudius Drusus (bzw. Tiberius Claudius Nero); geh. 24.5.I5 v. Chr., gest. IO.IO.I9 n. Chr. - Livilla: Livia Iulia, Gemah-

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!in des C. Caesar und des Drusus Caesar, des Sohnes des Tiberius. - (Tiberius) Claudius (Drusus): der spätere Kaiser Claudius. 2,1 Claudius wurde ... geboren: am r. Aug. IO v. Chr. - Lyon: am Zusammenfluß von Saöne und Rhöne; während der Germanenkriege befand sich hier das Hauptquartier seines Vaters Drusus. Lyon sollte zum Mittelpunkt des Kaiserkultus für ganz Gallien werden. - Altar: ein Altar der Roma und des Augustus, wohl I 2 v. Chr. erbaut. - sein älterer Bruder: s. Claud. I,6. - starb sein Vater: Claudius war gerade ein Jahr alt. - Krankheiten: zurückzuführen auf eine Encephalitis im frühen Kindesalter oder auf eine vorzeitige und schwierige Geburt; vgl. Claud. 30: hinkender Gang, Kopfwakkeln, Sprachstörungen. 2,2 nachdem er bereits mündig war: Starb der Vater, so wurde für die Kinder bis zum vierzehnten Lebensjahr ein Vormund bestellt. - unter der Aufsicht eines Erziehers: Der begleitete eigentlich minderjährige Kinder in der Öffentlichkeit. - Gladiatorenkampf: wohli.J. 6n. Chr. - am Tag, andemervolljährigwurde: also im Alter von I 5 oder I 6 Jahren; vgl. Aug. 66,4. 3,2 Seine Goßmutter Augusta: Livia Drusilla, durch eine testamentarische Verfügung des Augustus in die iulische Familie aufgenommen, seitdem: Iulia Augusta. - Großonkel Augustus: Augustus war der Bruder von der Großmutter des Claudius, der Octavra. 4,1 »Ich habe ... «: Der Brief (Augustus, Epistulae fr. I Malcovati) ist wohl in die Jahre nach 4 n. Chr. zu datieren. - an den Spielen zu

Ehren des Mars: im Mai I2 n. Chr. zum Gedenken an die Einweihung des Mars Ultor Tempels im Jahre 2 v. Chr. durch Augustus. - auf denselben Stufen der Karriereleiter ... , auf denen sein Bruder ... befördert worden ist: Germanicus war 7 n. Chr. Quaestor, gehörte zum Priesterkollegium der Auguren, i. J. 9 erhielt er die Ornamenta praetoria, I2 n. Chr. war er Konsul. 4,3 Ausrichtung des Mahles für die Priester: gemeint sind wohl die Salierpriester. - Sohn des Silvanus: M. Plautius Silvanus, Sohn des Konsuls d.J. 2 v. Chr.; der Vaterwar septemvirepulonum. - mit dem er verwandt ist: Claudius war in erster Ehe mit der Schwester des Silvanus, der Plautia Urgulanilla, verheiratet; vgl. Claud. 26,2. - von unserem Tempel aus: Augustus hatte beim Circus Maximus diesen »Tempel« errichten lassen, von dem aus er die Spiele ver-

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folgte; die Bezeichnung» Tempel« dürfte auch den sakralen Charakter der Spiele unterstreichen. - während des Latinerfestes auf den Albaner Berg: Auf dem Mons Albanus, dem höchsten der Albaner Berge, stand ein Heiligtum des Iuppiter Latiaris, zu dem die römischen Beamten während des Latinischen Bundesfestes (im April) unter Führung der Konsuln zogen. In Rom führte während der Abwesenheit der Konsuln ein Stadtpraefekt die Geschäfte. Dazu wurde in der Regel ein junger Mann aus vornehmer Familie ausersehen. Dem Amt kam in diesem Zusammenhang keinerlei Bedeutung zu. wenn er seinem Bruder auf den Berg folgen kann: Germanicus war r2 n. Chr. Konsul. 4,4 unsere liebe Antonia: die Mutter des Claudius. - In einem anderen Brief: Augustus, Epistulae fr. 2 Malcovati. 4,5 Sulpicius (Flavus): Er ging Claudius bei der Abfassung seines historischen Werkes zur Hand. - Athenodorus: sonst unbekannt. - denn in wichtigen Angelegenheiten: wohl die Studien, die Claudius betrieb. 4,7 Funktion eines Auguralpriesters: wohl erst 8 n. Chr.; die Auguren beobachteten den Vogelflug und das Geschrei der Vögel, aber auch den Blitz und deuteten diese Vorzeichen. - Erben dritten Grades: Als solcher kam er erst dann in Betracht, wenn die Erben ersten Grades das Erbe nicht antraten; oft hat man Freunde so bedacht. 5 verlieh ihm: Der Kaiser schlug Kandidaten vor, die in der Regel auch gewählt wurden. - die Abzeichen eines Konsuls: also die Toga mit dem Purpurstreifen, der calceus senatorius, d. h. der aus rotem Leder gefertigte Schuh mit einem Metallplättchen in Form eines Halbmonds an der Ferse, den Amtssessel, das Recht, von zwölf Liktoren begleitet zu werden. - für die Saturnalien: Fest zu Ehren des Saturn, vom q. Dezember für ein paar Tage gefeiert. Herren und Sklaven feiern gemeinsam und ausgelassen; die Sklaven genießen die >>Dezemberfreiheit«, d. h., sie dürfen ihren Herren auch einmal die Meinung sagen; vgl. Aug. 75. - die Sigillarien: Während der sieben Tage im Anschluß an die Saturnalien fand ein Markt statt; hier wurden Weihebilder des Saturn, also kleine Figuren (sigilla), verkauft und auch verschenkt, aber auch andere Gegenstände gehandelt. - in die Abgeschiedenheit Kampaniens: Hier verbrachten die vornehmen Römer oft ihren Erholungsurlaub. - infolge des Umgangs: Einige der Gesellschafter des Claudius sind bekannt, so der Ritter Iulius Pae-

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lignus und der Konsul d. J. I9 n. Chr. P. Petronius; wer die »pöbelhaftesten Elemente« waren, von denen Sueton spricht, wissen wir nicht. 6,1 Der Ritterstand wählte ihn: deswegen, weil Claudius bis 38 n. Chr. selbst Angehöriger des Ritterstandes und weil er Mitglied des Kaiserhauses war. - den Leichnam des Augustus: vgl. Aug. I00,2. - Sejan: L. Aelius Seianus hatte als Praetorianerpraefekt unter Tiberius eine Schlüsselstellung des Reiches in Händen, 2 3 n. Chr. hatte er die aus zwölf Kohorten bestehende Garde in Rom stationiert und damit faktisch die militärische Gewalt über Rom in Händen, seine Tochter war mit einem Sohn des Claudius verlobt; er genoß das uneingeschränkte Vertrauen des Tiberius, plante aber insgeheim dessen Beseitigung; als seine Absichten verraten wurden, erhob Tiberius, nachdem er sich der Treue der Praetorianer versichert hatte, im Senat Anklage gegen Sejan, ließ ihn am I8.IO.JI festnehmen und noch am seihen Tage hinrichten. - und die Mäntel abzulegen: Augustus' Regelung hatte also nicht gegriffen; vgl. Aug. 40,5. Hier bekundet das Publikum Claudius seinen Respekt. 6,2 die Sodales Augusti: ein I 4 n. Chr. geschaffenes, 2 I Mitglieder umfassendes Kollegium; diese Priesterschaft hatte den Kult des Divus Augustus zu betreuen, d. h. unter anderem dafür Sorge zu tragen, daß für ihn die gebührenden Opfer dargebracht wurden. 7 unter Gaius: gemeint ist Caligula, der Sohn des Germanicus. - zwei Monate lang Konsul: Juli/August 37 n. Chr. - ein Adler: Der Adler, der sich auf die rechte, d. h. die glückverheißende Seite niederläßt, ist neben seiner Bedeutung als Zeichen der höchsten Macht, er ist der Vogel des Iuppiter, ein sehr günstiges Vorzeichen. - Das zweite Mal: 4r. - »Glück dem Bruder des Germanicus!«: Adaptivsohn des Tiberius, Vater des Kaisers Caligula. Germanicus genießt also immer noch große Popularität. 8 leichte Schuhe: wie sie in Rom nur Frauen und Weichlinge trugen. 9,1 Statuen für Nero und Drusus: Die beiden ältesten Söhne des Germanicus waren den Intrigen Sejans zum Opfer gefallen; durch die Aufstellung von Ehrenstatuen wollte Caligula sie rehabilitieren. Vgl. Tib. 54,2; 6I,r. -Als aberdie Verschwörung ... aufgedecktworden war: 39 n. Chr. sollen der Statthalter von Obergermanien, Cn. Cornelius Lentulus Gaetulicus, und sein Schwager M. Aemilius Lepidus, verheiratet mit Drusilla, der Schwester des Caligula, eine Ver-

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schwörung angezettelt haben, die Caligula aufgedeckt hat. Vgl. Cal. 24,3. - Gaius war aufgebracht: wohl auch deswegen, weil gegen seine ausdrückliche Anordnung ein Verwandter mit einer solchen ehrenvollen Aufgabe betraut worden war. 9,2 seine Unterschrift stand unter dem Testament: Gerade diese Tatsache hätte eigentlich schon hingereicht, einen solchen Verdacht erst gar nicht aufkommen zu lassen. - für seinen Eintritt in ein neues Priesterkollegium: Caligula hatte für sich einen Tempel mit allen dazugehörigen kultischen Dienstleistungen geschaffen; jeder, der zum Priester für das Kollegium bestellt wurde, mußte eine hohe Summe spenden. - daß die Praefekten: korrekt wäre wohl: die Praetoren. 10,1 in seinem fünfzigsten Lebensjahr: Am 24.r.4r brachten der Praetorianer-Tribun Cassius Chaerea und andere Mitverschwörer Caligula um; vgl. Cal. 56,2-58. 10,2 der aus Furcht ... auf die Knie gefallen war: Seine Angst war begreiflich, denn er konnte beobachten, wie die Leibwächter die Köpfe einiger Senatoren forttrugen. - ins Lager: das der Praetorianer nahe der Porta Viminalis; nach anderen Quellen hatten die Praetorianer gleich nach Caligulas Ermordung beschlossen, daß Claudius Kaiser werden sollte. 10,3 war seine Hoffnung beträchtlich geringer als seine Beherztheit: Er war zwar seines Lebens sicher, nicht aber, ob er nun tatsächlich der neue Princeps werde. - die Konsuln: Cn. Sentius Saturninus und Q. Pomponius Secundus. - das Kapitol: Auf dem Kapitol stand der Tempel des höchsten römischen Staatsgottes, des Iuppiter Optimus Maximus. - in die Kurie: meint hier das Tagungsgebäude des Senats, in diesem Fall den Tempel des Iuppiter auf dem Kapitol. 10,4 am folgenden Tag: am 25.1.45. - Als erster Kaiser: Man denke an Tiberius und Caligula; hier irrt also Sueton. 11,1 Nachdem seine Position als Herrscher nicht mehr zu erschüttern war: Der Senat hatte ihn als Princeps anerkannt. - ein paar Tribune: Cassius Chaerea und Iulius Lupus. 11,2 Augustus: Seine Regierungszeit war das große Vorbild eines glücklichen Prinzipats. - Seiner Großmutter Livia: Diese verstarb 29 n. Chr., Tiberius verhinderte ihre Apotheose; am 17.1.42 begründete Claudius ihren Kult, ließ ihr Kultbild im Tempel des Divus Augustus auf dem Palatin aufstellen; die Vestalinnen besorgten die üblichen Opfer. - beim Circusumzug: Bei der Veranstaltung von Cir-

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cusspielen wurden die Bildnisse der römischen Staatsgötter auf einem Wagen in feierlicher Prozession in den Circus geleitet, wo sie dann einen Ehrenplatz erhielten. - den Beinamen Augusta: Bereits i.J. 38 wird sie so genannt. - bei denSpielen in Neapel: wohl i.J. 42. 11,3 Nicht einmal den Marcus Antonius: Sein Großvater mütterlicherseits war nach der Schlacht bei Actium zum Staatsfeind erklärt worden. - den Geburtstag: Antonius' Geburtstag fällt auf den q. Januar. Drusus soll drei Monate nach der Heirat des Augustus und der Livia geboren worden sein, diese Heirat hat am 17. Januar stattgefunden. Denkbar ist, daß Antonius' Geburtstag nach dem vorjulianischen Kalender auf Ende März, Anfang April fiel. - nahe dem Pompeiustheater: 6r v. Chr. begonnen, 55 v. Chr. fertiggestellt; das erste steinerne Theater Roms. - Erlasse des Gaius: Man hatte Caligula zum Staatsfeind erklärt; auch seine Bilder wurden zerstört und sein Name auf vielen Inschriften getilgt. 12,1 Zurückhaltend hingegen: Er will den Anschein wahren, er bewege sich im Rahmen der Verfassung; auch Augustus hat es- auf andere Weise - verstanden, diesen Schein zu wahren. - führte er auch den Imperator-Titel nicht als Vornamen: im Gegensatz zu Augustus; er wollte wohl das Engagement der Senatoren für den Staat fördern. - Ehrungen, die zu hoch waren, lehnte er ab: z. B. den Titel pater patriae, allerdings hat er ihn im Jahre 42 dann doch angenommen; die göttliche Verehrung. - die Verlobung seiner Tochter: 41 verlobte er Octavia mit L. Silanus und verheiratete Antonia mit Cn. Pompeius Magnus; er ging sogar seinen üblichen Geschäften nach. - sein Enkel: wohl der Sohn der Antonia aus ihrer Ehe mit Faustus Sulla, geh. um 47· - rief er zurück: darunter die Schwestern des Caligula, Agrippina und Iulia Livilla. Claudius bewegt sich also im Rahmen der republikanischen Ordnung unter Respektierung des Senats. - was die Prokuratoren .... entschieden: in Steuerfragen. 12,2 Das Recht: Darüber entschied der Senat, hier seine Vorsitzenden. 12,3 auf der Rednertribüne: Die Szene spielt sich also auf dem Forum ab. 13,1 zweiAngehörige des Ritterstandes: Der eine Versuch wurde wohl im Jahre 4 3 unternommen; eine weiterer Anschlag wurde vom Vater des späteren Kaisers Otho entdeckt; aus dem Jahre 47 ist der Attentatsversuch eines Cn. Nonius bekannt.

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13,2 es wurden Umsturzpläne geschmiedet: wohl i. J. 46; die Verschwörer stammten aus sehr vornehmen Häusern: Asinius Gallus war der Sohn des C. Asinius Gallus, Konsul9 v. Chr., und der VipsaniaAgrippa, war Enkel des C. Asinius Pollio (76 v.- 5 n. Chr.), Feldherr unter Caesar und Antonius, 40 Konsul, und des M. Vipsanius Agrippa; Taurus Statilius Corvinus, Konsul45, war Sohn des T. Statilius Taurus, Konsul I I n. Chr., und der Valeria Messalina, Enkel des M. Valerius Messalla Corvinus, 64 v. - 8/r3 n. Chr., bedeutender Staatsmann und Feldherr, wie Asinius Pollio bedeutender Redner. - Den Bürgerkrieg setzte Furius Camillus Scribonianus: Konsul p, von Caligula als Statthalter nach Dalmatien entsandt, seine i. J. 42 zusammen mit einigen Senatoren unternommene Erhebung mißlingt, denn die Truppen versagen ihre Unterstützung; Scribonianus flieht auf die Insel Issa, dort wird er von seinen Soldaten ermordet. - Soldaten, die die Fahne gewechselt hatten: Die siebte und zwölfte Legion hatten auf ihn den Eid abgelegt, besannen sich dann aber. - sich zum neuen Kaiser auf den Weg zu machen: nach Salonae, der Residenz des Statthalters. 14 Außer seinem früheren Konsulat: i. J. 37, vgl. Claud. 7; das Konsulat bekleidete er ferner in den Jalrren 42,43,47 und F· - das letzte hat er nur für sechs: Hier irrt wohl Sueton: i. J. 47 war er wohl für sechs Monate Konsul, i. J. 5I war er vielleicht sogar ein ganzes Jalrr Konsul. - er ließ sogar für solche Leute den Prozeß wieder aufnehmen: Der Praetor konnte einen privatrechtliehen Prozeß an einen »privaten Richter« zur Erörterung und Entscheidung verweisen. Verlor der Kläger wegen zu weit gehender Ansprüche den Prozeß, ordnete der Praetor ganz selten ein Wiederaufnahmeverfahren an. 15,1 die Dekurien der Richter: Seit Caligula gab es fünf solcher Dekurien; ihre Revision nalrmen die Kaiser regelmäßig vor. - auf Grund des Dreikinderrechts: 9 n. Chr. versuchte Augustus durch die lex Papia Poppaea die alten Werte der Römer wieder zu beleben, Unverheiratete und Kinderlose wurden stärker belastet und in ihren Rechten eingeschränkt, Familienväter mit mindestens drei Kindern wurden u. a. von der lästigen Tätigkeit als Richter befreit. 15,2 entschied er . .. zugunsten der Anwesenden: Claudius versuchte wohl auf diese Weise zu verhindern, daß Parteien Prozesse verschleppen wollten. - einem Fälscher sollten: Auf solche Delikte stand die Verbannung. - ob der Angeklagte sich in der Toga: also der

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Tracht des Römers, während ihn der Mantel, den die Griechen bevorzugt trugen, als Ausländer auswies. 15,3 er entscheide zu Gunsten der Leute: das Gericht hätte die Wahrheit finden und dann entsprechend urteilen müssen. 16,1 Er übernahm auch die Zensur: 47l48 zusammen mit L. Vitellius. - seit Plancus und Paulus hatte: L. Munatius Plancus und L. Aemilius Lepidus Paullus waren 22 v. Chr. Zensoren gewesen; Augustus und Tiberius hatten die Aufgaben eines Zensors besorgt, aber das Amt wohl wegen seiner Ausnahmestellung nicht bekleidet. - Bei der Musterung der Ritter: vgl. Aug. 38 und 39· 16,2 Einen Mann ... strich er nicht nur aus der Liste der Richter: Angehörige der provinzialen Oberschicht finden wir als Ritter und auch unter den Prokuratoren; da die Prozesse in Rom nur auf Iatein geführt wurden, ist die Maßnalrme des Claudius korrekt. Das Bürgerrecht muß er diesem Mann aber in seiner Funktion als Kaiser aberkannt haben. - sie hätten Italien ... verlassen: wohl Senatorensöhne aus dem Ritterstand, sie durften Italien nur verlassen, wenn sie die kaiserliche Erlaubnis eingeholt hatten. Rabirius Postumus: Claudius kennt als gebildeter Römer die Rede, die M. Tullius Cicero 5415 3 v. Chr. für Rabirius, der nach dem Repetundengesetz angeklagt war, gehalten hat. Ptolemaios XII. Auletes war aus Ägypten geflohen und 55 v. Chr. wieder als Herrscher eingesetzt worden, dabei war ihm Rabirius nach Ägypten gefolgt. 16,3 daß sie unverheiratet, kinder- und mittellos seien: Bereits Kaiser Augustus hatte im Rahmen seiner Ehegesetze die allgemeine Moral und Lebenskraft des römischen Volkes zu heben versucht, vgl. Aug. 34; Ritter und Senatoren mußten ein bestimmtes Mindestvermögen besitzen. 16,4 Sigillarien: vgl. Claud. 5· - der Saft der Eibe: nur hier als Gegenmittel bei Schlangenbiß. 17,1 Nur einen einzigen Feldzug: i. J. 43· - die Triumphabzeichen zuerkannt: i. J. 41, er war noch unter Caligula an der Niederschlagung eines Aufstandes in Mauretanien beteiligt gewesen. - seit dem vergöttlichten Iulius: 55 und 54 v. Chr. hatte Caesar nach Britannien übergesetzt. 17,2 Ostia: der Hafen Roms. - vor Ligurien: Landschaft Italiensam Golf von Genua. - bei den Stoechadischen Inseln: heute: lies

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d'Hyeres, Inselgruppe vor der Küste Südfrankreichs. - Gesoriacum: heute: Boulogne-sur-Mer; von hier schiffte man sich nach Britannien ein, wohl die kürzeste Strecke für die Überfahrt. - ohne eine Schlacht und ohne einen Tropfen Blut: Die Leistung des Claudius wird von Sueton sicher nicht angemessen gewürdigt: Claudius soll sechzehn Tage in Britannien gewesen sein, überquerte die Themse und eroberte Colchester, den Hauptort der Catuvellauni. - einen Triumphzug: i. J. 44· 17,3 Schiffskrone: Vorbild für Claudius war wohl Agrippa, der Feldherr des Augustus, der hiermit für seinen Seesieg gegen Sex. Pompeius geehrt worden war. - Bürgerkrone: Auszeichnung für die Rettung eines Mitbürgers im Kampf; Augustus war 27 v. Chr. auch dadurch geehrt worden, daß man eine Bürgerkrone über den Eingang seines Hauses hängte. - seine Gattin Messalina: Seit 39 war Claudius in dritter Ehe mit ihr verheiratet, vgl. Claud. 26,2. - in einer Karosse: Nur Vestalinnen war es bisher- an Feiertagen- erlaubt gewesen, mit einem solchen Wagen zu fahren. - in der Toga praetexta: die Tracht der Magistrate und Priester, besetzt mit dem Purpurstreifen. - M. (Licinius) Crassus Frugi: Konsul 27, Vater des Cn. Pompeius Magnus, des Schwiegersohns des Claudius, war wohl als Legat von Mauretanien bereits mit den Triumphalinsignien geehrt worden. - Gewand, das mit eingestickten Palmenzweigen verziert war: wie sie der Triumphator trug. 18,1 Versorgung mit Lebensmitteln: Bereits Augustus ließ sich dies sehr angelegen sein, denn aus Getreideknappheit konnten leicht Aufstände gegen den Machthaber entstehen oder geschürt werden. - im Aemilianischen Viertel: ein Viertel in der Vorstadt; unklar ist, wann der Brand zu datieren ist, vielleicht in die Jahre 53 oder 54· - im Gebäude, wo die Stimmen ausgezählt wurden: von Agrippa und Augustus hinter den Saepta Iulia errichtet, hier wurden die Stimmen nach den Wahlversammlungen ausgezählt. - Trupps von Soldaten: wohl die cohortes vigilum, die Augustus als Brandschatzund -bekämpfungstruppe geschaffen hatte. - aus allen Stadtvierteln: vgl. Aug. 30,1. 18,2 Als ... die Getreidevorräte recht knapp wurden: i. J. 51. - und denjenigen, die Schiffe für den Handel bauen ließen: Diese Schiffe mußten eine Kapazität von zehntausend Scheffeln (ca. 10 t) Getreide fassen und sechs Jahre lang Getreide nach Rom transportie-

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ren. Bereits die Gracchen hatten beklagt, daß weite Teile Italiens nicht mehr für den Anbau von Getreide genutzt wurden. 19 Lex Papia Poppaea: Gesetz aus dem Jahre 9 n. Chr., sah für Unverheiratete und Kinderlose erbrechtliche Nachteile vor; Claudius stellt also eine Befreiung von dieser gesetzlichen Maßnahme in Aussicht. - Frauen das Vierkinderrecht: Diese Regel betrifft freigelassene Frauen, die nach der Geburt von vier Kindern oder durch Erhalt dieses Rechtsstatus aus der Vormundschaft ihres Herrn entlassen wurden. 20,1 der Aquädukt: Aqua Claudia und Anio Vetus, vgl. Cal. 2r. - Fuciner See: in den Abruzzen in Mittelitalien, einst der größte See Italiens mit Überschwemmungen von 40 km 2 im Umland; vgl. Iul. 44,3. - Hafen von Ostia: Die Getreideversorgung sollte verbessert werden. - den Marsern: Volk in Mittelitalien. Sie waren an der Ableitung besonders interessiert, da sie von den Überschwemmungen betroffen waren. - Aqua Claudia: führt Quellwasser aus den Colles Simbruini bei Subiaco nach Rom. Caligula hatte ihren Bau zusammen mit dem des Anio Novus 38 begonnen, Claudius stellt sie fertig im Jahre 52. Täglich brachten diese Leitungen ca. I90 ooo mJ nach Rom. 20,2 der Kanal wurde ... fertiggestellt: i. J. 52· Die Fertigstellung dieses Projekts wurde mit einer Seeschlacht gefeiert, vgl. Claud. 2I ,6. 20,3 ein großer Obelisk: steht heute auf dem Petersplatz. - nach dem Beispiel des Pharos von Alexandria: eines der sieben Weltwunder, auf der Insel Pharos bei Alexandria in Ägypten; 28o/279 v. Chr. im Auftrag von Ptolemaios II. Philadelphos fertiggestellt, über I20 Meterhoch. 21,1 Spenden: Natural- und in späterer Zeit auch Geldspenden; nach seinem Sieg in Britannien und im Jahre 5 I, als Nero volljährig wurde. - Einweihung des Pompeiustheaters: 55 v. Chr. erbaut, 22 n. Chr. zum Teil niedergebrannt. Tiberius und Caligula betrieben den Wiederaufbau; Claudius weihte i. J. 4I den Neubau ein. Vgl. Claud. I I,J. - bei den höher gelegenen Tempeln: Oberhalb des Zuschauerraumes lag ein von Pompeius gestifteter Tempel der Venus Victrix, mit Heiligtümern für Honos, Virtus und Felicitas. Der feierliche Rahmen dieser Zeremonie wird unterstrichen durch das Volk, das in Schweigen verharrt. 21,2 auch die Säkularspiele: i. J. 47; ein saeculum kann hundert, aber auch hundertundzehn Jahre umfassen; Augustus hatte I7 v.

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Chr. diese Spiele gefeiert. - in seinem Geschichtswerk: vgl. Claud. 41; verfaßt, als er noch nicht Kaiser war, also sich um die Frage der

Fundierang seines Prinzipats keine Gedanken zu machen brauchte. - einige von den Schauspielern, die: Wir wissen nur von einem Tänzernamens Stephanio. - Circusspiele ... auf dem Vatikan: Claudius hatte in den Gärten der Agrippina den Circus Vaticanus bauen lassen. - nach fünf Rennen: Zur Zeit des Claudius waren zwanzig bis vierundzwanzig am Tag die Regel. 21,3 Circus Maximus: in der Senke zwischen Palatin und Aventin, bereits von Caesar und Augustus weiter verschönert. - Trojaspiel: vgl. Iu!. 39,2; Aug. 43,2. - an den Hörnern zu Boden: Sie drehten dann den Stieren den Kopf und brachen ihnen so das Genick. 21,4 auf dem Gelände für die Wahlen: auf dem Marsfeld. »Sportula«: in der Regel kleine Körbchen mit Lebensmitteln oder auch mit kleinen Geldgeschenken. 21,5 Palumbus: >>der Täuberich«. - Rapier: vgl. Tib. 7,1 21,6 Fuciner See: vgl. Claud. 20,1. - als er den Kämpfern an Bord: ca. 19 ooo zum Tode verurteilte Verbrecher. - die sizilische und rhodisehe Flotte: Beide Inseln waren der Inbegriff für tüchtige Seefahrer; es ist an kein konkretes Ereignis gedacht. - zwölfDreiruderer: Andere Autoren sprechen von fünfzig Schiffen, was der oben genannten Zahl von Verurteilten, die kämpfen mußten, schon näher kommt, aber auch nicht ganz ausreichend sein dürfte. - Triton: Meeresgottheit mit Fischunterleib, hält oft ein Muschelhorn in der Hand. 22 Wenn die Priester ... Wahlen ... durchführten: Die Mitglieder der Priester-Kollegien schlugen Kandidaten vor. Claudius war Mitglied der großen Priester-Kollegien, hatte also ein gewichtiges Vorschlagsrecht. - ohne nicht vorher den Eid abgelegt zu haben: nämlich: nur wirklich würdige Kandidaten zu benennen. - ausgeschlossen war: Das feierliche Gebet an die Götter um Hilfe sollte nicht durch Leute, die ihren Geschäften nachgingen, und von solchen, die nicht römische Bürger waren, gestört werden. 23,1 in Fideikommißangelegenheiten: Hierbei ging es darum, daß einem Dritten, dem kein reguläres Legat aus der Erbschaft zustand, von den Erben bestimmte Leistungen gewährt werden sollten. Seit Claudius waren nicht mehr nur die Konsuln oder die zwei prae-

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tores fidei commissarii, sondern auch die Provinzstatthalter für Streitfälle dieser Art zuständig. - der Lex Papiae Poppaeae einen Paragraphen: vgl. Iul. 28,3. Claudius änderte das Gesetz insofern ab, als jetzt auch Männer über sechzig in den Genuß der Vorteile hinsichtlich der Vererbung ihres Vermögens kamen, wenn sie eine Frau unter fünfzig heirateten. 23,2 Er setzte fest, daß die Konsuln: Bisher hatten der Praetor urbanus und die Mehrzahl der Volkstribune den Vormund bestellt. - nicht üblich gewesen: so hatten sich z. B. viele Statthalter nach Ablauf ihrer Amtszeit auf Urlaub statt nach Rom begeben, um Rechenschaft über ihre Amtsführung abzulegen. 24,1 an Prokuratoren: z. B. an P. Graecinius Laco und Iunius Cilo. - den breiten Streifen: Der breite Purpurstreifen an der Tunika war das Abzeichen des Senatorenstandes. Angehörigen des Ritterstandes verliehen die Kaiser dieses Abzeichen, um deutlich zu machen, daß sie diesen Leuten den Weg in die senatorische Laufbahn eröffnen wollten. - Appius (Claudius) Caecus: Konsul 307 und 296, Zensor pr v. Chr., ein berühmter Vorfahr des Kaisers, aber nicht der Begründer des Geschlechts der Claudier, vgl. Tib. r,r. 24,2 Dem Kollegium der Quaestoren: i. J. 47· - Zuständigkeit für Ostia: Zum Aufgabenbereich dieses Quaestors gehörten der Hafen von Ostia und damit zusammenhängend die Getreideeinfuhr. - die Aufsicht über das Aerarium Saturni: i. J. 44· Sie hatten also die Aufsicht über die Staatskasse und damit über die Finanzen Roms. Ihr Sitz lag im Tempel des Saturn, zwischen Forum und Kapitol. Die Amtszeit dieser Quaestoren dauerte drei Jahre. 24,3 (L. lunius) Silanus: Verlobter von Octavia, der Tochter des Claudius; ausgezeichnet nach dem Britannien-Feldzug im Alter von achtzehn Jahren. - Aulus Plautius: Konsul 29, leitet die Invasion nach Britannien und wird erster Statthalter der Provinz. Feiert 47 den kleinen Triumph; vgl. auch Aug. 22. - zum Kapitol: zum Tempel des höchsten Staatsgottes, des Iuppiter Optimus Maximus. - (P.) Gabinius Secundus: Consul suffectus 35, Statthaltervon Germania inferior, 41 Sieg über die Chauci (ein Volksstamm zwischen der Eibe und der unteren Ems), bringt die letzten Adler der Legionen des Varus wieder in römische Hand. 25,1 In einem Beschluß des Senats ließ er ... verbieten: Er wollte wohl verhindern, daß Leute, die einen Umsturz planten, sich An-

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hänger aus den Praetorianerkohorten sammelten. - Freigelassenen: Ein römischer Ritter soll vierhundert Freigelassene wegen solchen Verhaltens, sie pflegten z. B. den goldenen Ritterring zu tragen, angeklagt haben, als Claudius Zensor war. 25,2 auf der Insel des Äskulap: Seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. wurde der Heilgott Äskulap auf der Insel im Tiber, südlich des Marsfeldes, in einem Tempel verehrt. Viele Kranke versprachen sich Heilung, wenn sie im Tempel ihr Bett aufschlugen. - setzte er fest: in einem Edikt im Jahre 47· - In Puteoli und Ostia stationierte er je eine Kohorte: In diesen Hafenstädten gab es zahlreiche Getreidespeicher, in denen das Getreide für Rom gelagert wurde. 25,3 Auf dem Gelände am Esquilin: also vor der Porta Esquilina. - Den Lykiern: i. J. 43, Lykien wird römische Provinz. - die Rhodier: 44 n. Chr. hatten die Rhodier römische Bürger ans Kreuz geschlagen, deswegen ihre Freiheit verloren; sie gehörten fortan zur Provinz Asia. 53 erhalten sie ihren alten Rechtszustand zurück. den Bewohnern von Troja: i. J. 53· Troja war die Heimat des Ahnherrn der Römer, des Aeneas, und die Heimat der römischen Penaten. - einen alten Brief in griechischer Sprache: gerichtet an Seleukos II. Kallinikos. 25,4 die Juden, die sich von Chrestos ständig zu Unruhen anstiften ließen: Die römischen Behörden unter Claudius sind wohl öfter gegen die Juden eingeschritten, so in den Jahren 41, 49 und wohl auch 52· Sueton könnte hier eine Maßnahme nach einer der beiden letzten Erhebungen meinen. - Den Gesandten der Germanen: wohl i. J. 47· - Orchestra: vgl. Aug. 44,1. 25,5 Die religiösen Gebräuche der Druiden: also der Priesterschaft der Kelten, die bei diesen äußerst großen Einfluß hatte. Sueton spielt hier sicher darauf an, daß den Druiden Zauberkünste nachgesagt und sie mit Menschenopfern in Verbindung gebracht wurden. - Den Eleusinischen Mysterienkult: vgl. Aug. 93· - der Tempel der Venus: Aeneas soll seiner Mutter, der Stammmutter des Julisehen Geschlechts, auf dem Berg Eryx diesen Tempel erbaut haben. Claudius greift hier eine Aufgabe an, die Tiberius nicht aufgegriffen bzw. nicht fertiggebracht hatte. - Mit Königen schloß er Bündnisse: u. a. mit Herades Agrippa und Antiochus von Kommagene. - dabei opferte er ein Schwein: wie es die Fetialen, die Priesterschaft, die für Kriegserklärungen und den Abschluß von Verträgen zuständig war, getan hatten.

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26,1 Aemilia Lepida: Tochter des L. Aemilius Paullus, Konsul2 n. Chr., und der Iulia, der Enkelin des Augustus. - Livia Medullina: Tochter des M. Furius Camillus, Konsul 8 n. Chr., und der Scribonia. - Geschlecht des Diktators Camillus: M. Furius Camillus eroberte 396 Veji, soll fünfmal Diktator gewesen sein. - Von seiner ersten Verlobten trennte er sich: i. J. 8 n. Chr., Aemilius Paullus wurde einer Verschwörung angeklagt, und seiner Gattin wurden sexuelle Verfehlungen vorgeworfen. 26,2 Plautia Urgulanilla: Tochter des M. Plautius Silvanus, Konsul 2 v. Chr., erhielt 9 n. Chr. die Triumphalabzeichen als Anerkennung für seine Siege in Pannonien. Claudius heiratete sie zwischen 9 und r2 n. Chr. - Aelia Paetina: Tochter des Sex. Aelius Catus, Konsul4 n. Chr. - weil man ihr Ausschweifungen zum Vorwurf machte: vgl. Claud. 27,r. - Valeria Messalina: Tochter des M. Valerius Messalla Barbatus und der Marcella der Jüngeren, deren Halbschwester Antonia war die Mutter des Claudius. - C. Silius: i. J. 48, Silius war designierter Konsul für 49· - ließ er sie hinrichten: Der einflußreiche Freigelassene am Hofe des Claudius, Narcissus, ließ Messalina hinrichten; er wollte sichergehen, daß Claudius nicht mehr wankelmütig werden könne. - Auguren: Sie meldeten, daß die Auspizien dem Brautpaar günstig seien. 26,3 Lollia Paulina: 49 entledigte sich Iulia Agrippina ihrer Rivalin, indem sie in die Verbannung geschickt und dort umgebracht wurde. - C. Caesar: Gemeint ist der Kaiser Caligula; vgl. Ca!. 25.2. - (lulia)Agrippina: die Frau von Cn. Domitius Ahenobarbus, Konsul p, nach dessen Tod (40/4r) die von C. Sallustius Crispus Passienus, Konsul 27 und 44· - sie durfte ihn anstandslos küssen: Der unter Verwandten übliche Begrüßungskuß bot hierzu bereits hinreichend Gelegenheit. - daß er ... Leute angestiftet hatte: L. Vitellius, der Amtskollege des Claudius in der Zensur, war Claudius' Mann für diese Initiative im Senat. - die bis dahin als Inzest gegolten hatten: Seit dem zweiten Jahrhundert v. Chr. waren Ehen zwischen Vettern und Kusinen erlaubt. - vollzog er die Heirat: i. J. 49· - Primipilar: der ranghöchste Centurio in einer Legion, hier ist wohl Alledius Severus gemeint. 27,1 (Tiberius Claudius) Germanicus: geh. am r2. Februar 41, erhielt 43 durch Senatsbeschluß den Beinamen Britannicus. - hatte er ihn mit einer Tochter des Sejan verlobt: Bereits i. J. 20 hatten Clau-

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dius und Sejan wohl eine Verheiratung ihrer Kinder abgemacht; die Verlobung müßte i. J. 23 stattgefunden haben, dem Todesjahr des Drusus. - Boter: sonst unbekannt; vgl. auch Claud. 26,2. 27,2 Cn. Pompeius Magnus: Sohn des M. Licinius Crassus Frugi, des Konsuls von 27, und der Scribonia, einer Urenkelin des großen Pompeius. Heirat i. J. 41, stirbt 46. - Faustus (Cornelius) Sulla (Felix): Sohn des Faustus Cornelius Sulla und der Domitia Lepida. Octavia seinem Stiefsohn Nero: Claudia Octavia, die Tochter des Claudius mit Messalina, wurde 49 mit Nero verlobt, 53 mit ihm verheiratet. - (L. lunius) Silanus: vgl. Claud. 29,2. - Britannicus kam ... auf die Welt: am r2. Februar 41. - in seinem zweiten Konsulat: i.J. 42. - adoptierte er Nero: i.J. 50. - Pompeius und ... Silanus: vgl. Claud. 29, r-2. 28 mit einem Lanzenschaft: Auszeichnung aus Silber, meist an Centurianen oder höhere Militärs vergeben. - (M. Antonius) Felix: Freigelassener der Antonia, der Mutter des Claudius, wurde 52 Prokurator von ludaea. - Ehemann von drei Königinnen: Bekannt sind nur Drusilla, die Tochter lubas II. von Mauretanien, und Kleopatra Selene, die Enkelin der Kleopatra. - Harpokras: wohl der Freigelassene und Prokurator Ti. Claudius Arphokras. - sich durch die Stadt in einer Sänfte tragen zu lassen: vgl. Iu!. 43,r. - Polybios: Er war wohl der Berater des Claudius in Fragen der Literatur und allgemein der Bildung; er war eine hochgebildete und einflußreiche Persönlichkeit. 47 oder 48 wird er das Opfer einer Intrige der Messalina. - Narcissus: vgl. Titus 2. - (M. Antonius) Pallas: seit etwa 48 einflußreicher Mann am Hofe des Claudius, Vertrauter der Agrippina, 62 von Nero ermordet. - ließ er sogar durch Senatsbeschluß: Freigelassene durch senatorische Ränge zu ehren, stieß auf heftige Kritik bei den Angehörigen des Senats. 29,1 Wie ich ... festgestellt habe: Claud. 25. - (C.)Appius (Iunius) Silanus: Konsul28, war Schwiegervater des Claudius, da Appius die Mutter der Messalina, Domitia Lepida, geheiratet hatte. Vgl. 37,2. - die beiden Iulias: r. lulia, Tochter des jüngeren Drusus und der Livilla, wurde i. J. 43 Opfer der Eifersucht der Messalina; 2. lulia Livilla, Tochter des Germanicus und der Agrippina, wurde 41 auf Betreiben der Messalina verbannt und getötet. - Cn. Pompeius: getötet i. J. 47; war wohl an einer Verschwörung beteiligt oder ist einer Intrige der Messalina zum Opfer gefallen; vgl. Claud. 27,2. - L. Si-

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lanus: Sohn des M. Iunius Silanus, Konsul des Jahres I9, und der Aemilia Lepida, stand Agrippina bei ihren Plänen der Verheiratung ihres Sohnes mit Octavia im Wege; vgl. Claud. 24,3; 27,2. 29,2 Silanus: Er soll mit seiner Schwester Iunia Calvina sexuellen Umgang gepflegt haben; Ende 48 mußte er seine Praetur niederlegen; er nahm sich das Leben. 29,3 Silius: vgl. Claud. 26,2. 32 während der Fuciner See abgelassen wurde: vgl. Claud. 20, I-2. - Einen Gast: nänrlich T. Vinius Rufus. 33,1 Forum des Augustus: schloß sich nordöstlich an Caesars Forum Iulium an. - die Salier: altehrwürdige Priesterschaft; vgl. Otho 8,3. 33,2 ein eifriger Würfe/spieler: In der »Apocolocyntosis« des Se-

neca lesen wir, daß Claudius in der Unterwelt dazu verdammt war, auf ewig mit einem durchlöcherten Becher zu würfeln. Vgl. Aug. 7I, I - 3· 34,1 Bestrafungen von Mördern: Mörder von Verwandten wurden zuerst ausgepeitscht, dann mit einem Hund, einem Hahn, einer Schlange und einem Affen in einen Sack eingenäht und ins Meer oder in einen Fluß geworfen. - in Tibur: Stadt ca. 2 5 km östlich von Rom am Anio, heute: Tivoli, hier hielt sich Claudius während der Sommermonate auf und sprach auch Recht. - Hinrichtung nach alter Art: dabei wurden zwei Hölzer in Form eines A zusammengefügt, so daß sie auf Hals und Nacken drückten; die Hände waren an den beiden Enden festgebunden. - die Netzkämpfer, um ihr Gesicht zu sehen: Sie waren nur mit einem Netz, einem Dreizack oder Dolch bewaffnet, sonst vollkommen ungeschützt, ihr Gesicht wurde also auch nicht durch einen Helm verdeckt. 34,2 An den Tierkämpfen: also am Morgen des Veranstaltungstages. - Nomenclatoren: Sklaven, die ihrem Herrn die Namen der Besucher oder der Leute, die ihnen unterwegs begegneten, angeben mußten. 35,1 Wir haben es ... angesprochen: Claud. I2. - wagte er es nicht: Caligula war ermordet worden, und man hatte Claudius nicht gerade begeistert als Kaiser anerkannt. - Leibwächter: eine elitäre Sondertruppe der Praetorianer. 35,2 Toga praetexta: eine Toga mit Purpurstreifen. - Camillus: vgl. Claud. I3,2.

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36 ich habe oben bereits davon berichtet: Kap. IJ,r. - von Messalina ... trennte er sich: hierhinter steckte wohl Narcissus. 37,2 Appius Silanus: vgl. Claud. 29,1. 38,1 Die Einwohner von Ostia tadelte er sehr: Der Zeitpunkt ist unklar. 38,2 Schreiber eines Quaestors: Ritter, die dem Leiter der Staatskasse zur Hand gingen. - trotz Verbots: Tiberius hatte das Angebot der Garküchen in Rom erheblich eingeschränkt und diese der Aufsicht der Aedile unterstellt. - die Kontrolle ... entzog: i. ].4r. 39,1 nach der Ermordungder Messalina: i.J. 48, vgl. Claud. 26,2. 39,2 Agrippina zu heiraten: vgl. Claud. 26,3. - Nero zu adoptieren: vgl. Claud. 27,2. 40,2 Als eine Zeugin in den Senat geführt wurde: Der Senat richtete über Straftaten der Oberschicht, es richteten also Gleiche über Gleiche. - mich aber hat sie immer als ihren Patron angesehen: Er war ja der Sohn der Frau, die ihr die Freiheit geschenkt hatte, und damit standen ihm als Erben die Rechte des Patrons zu. - immer noch Leute gibt, die: nämlich die Freigelassenen wie Narcissus, die am Hofe des Claudius sich eine herrschende Stellung verschafft hatten. 40,3 »Ich bin ... ein Telegenius«: Sinn des Ausspruchs ist unklar. 41,1 T. Livius: 59 v. Chr.- 12, aber wahrscheinlicher 17 n. Chr.; römischer Historiker aus Patavium (Padua), sein historisches Hauptwerk >>Ab urbe condita libri CXLII« behandelte die römische Geschichte von den Anfängen bis zum Tode des Drusus im Jahre 9 v. Chr. - Geschichte zu schreiben: Claudius verfaßte eine Geschichte Roms, die mit dem Übergang von der Zeit der Republik zur Prinzipatsepoche einsetzte, s. Claud. 41,2. - Sulpicius Flavus: wohl ein Grammaticus. - mehrere Bänke ... zu Bruch gegangen: Die Sitzreihen waren wie in Hörsälen stufenweise angeordnet; die beleibte Person war wohl bei dem Zusammenbruch ihrer Bank weiter nach unter gefallen, und dabei waren weitere Bänke zu Bruch gegangen. 41,2 ließ es ... vortragen: denn Claudius stotterte. - Ermordung des Diktators Caesar: 1 5. März 44 v. Chr.; der Bürgerkrieg zwischen Antonius und Octavian beginnt. - setzte genau da ein: nach Actium, also 29 v. Chr. - seine Mutter und auch seine Großmutter: Antonia und Livia. - Über den ersten Zeitabschnitt: also über die Zeit des Bürgerkriegs. - über den zweiten: den Prinzipat des Augustus und vielleicht die nächsten Jahre.

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41,3 Autobiographie: Wir kennen nur den Umfang dieses Werkes. - (C.) Asinius Gallus: Sohn des Asinius Pollio, verfaßte die Schrift »De comparatione patris et Ciceronis«, in welcher er seinen Vater besser beurteilte als Cicero und Kritik an der Sprache Ciceros übte; starb 33 n. Chr. - Drei neue Buchstaben: nämlich das >>Digamma inversum« (d) zur Bezeichnung des konsonantischen V, das Antisigma (;,)für den Doppelkonsonanten PS bzw. BS und das Zeichen~ fürY. 42,1 als er Griechenland den Senatoren empfahl: i. J. 44 wird Griechenland Senatsprovinz, vgl. Claud. 25,3. - dem wachhabenden Tribunen: Eine Kohorte der Praetorianer stand im Kaiserpalast Wache. - »Abzuwehren ... «: vgl. Homer, Ilias 24,369; Odyssee r6,72; 2I,I33· 42,2 Geschichtswerke auf griechisch: Wir kennen nur die Themen. - über die Tyrrhener: also die Etrusker. - Museion in Alexandria: von Ptolemaios I. gegründet, Stätte der Literatur und Wissenschaft mit einer riesigen Bibliothek, die die Ptolemäer im Laufe von zweiJahrhundertenzusammengetragen hatten; ihr Buchbestand belief sich auf etwa eine halbe Million Papyrusrollen. 43 alle seine Ehefrauen seien nicht keusch: zu Plautia Urgulanilla und Messalina s. Claud. 26,2; auch Agrippina wird nachgesagt, sie habe ein Verhältnis mit dem einflußreichen Freigelassenen Pallas gehabt. - »Derjenige, der dich verwundet hat ... «: So lautete die Antwort des Orakels an den mysischen König Telephos, den Achill verwundet hatte. An unserer Stelle heißt das wohl: Claudius werde Britannicus die ihm gebührende Stelle im Hause des Princeps fortan einräumen. - dem noch zu jungen: Er wurde erst im Frühjahr 55 vierzehn Jahre alt. 44,1 faßte er auch sein Testament ab: Britannicus war hierin wohl neben Nero als gleichberechtigter Erbe bestimmt; deshalb wurde das Testament nach dem Tod des Claudius nicht öffentlich gemacht. den Eunuchen Halotus: Er gehörte dem Kollegium der »VorkosterSalzstraße«. Auf ihr soll das Salz aus den Salzbergwerken in der Nähe von Ostia in das Innere Italiens transportiert worden sein. - tribunizische Gewalt: wohl im Dezember 69. - »Vater des Vaterlandes«: wahrscheinlich seit 7r. Im Jahre 2 v. Chr. nannten Senat, Ritterschaft und Volk von Rom Augustus pater patriae. 13 (C.). Salvius Liberalis (Nonius Bassus): aus der Urbs Salvia in Picenum. Berühmt als freimütiger Redner in Rom. Von Vespasian und Titus war er während ihrer Zensur in den Senat aufgenommen worden (73/74). Unter Domitian wurde er angeklagt (was man ihm vorwarf, ist nicht bekannt) und wahrscheinlich verbannt. - Hipparchus: Vielleicht handelt es sich hier um (Ti. Claudius) Hipparchus. Er wurde wegen Hochverrats angeklagt. Sein Vermögen wurde eingezogen. - Demetrios: Er lebte in Rom, war ein Freund von Seneca, Thrasea Paetus und Apollonius. Seneca spricht lobend über ihn. Nero vertrieb ihn im Jahre 66 aus Rom; nach seiner Rückkehr wurde er im Jahre 71 von Vespasian auf eine Insel verbannt. Unter Domitian lebte er in Puteoli. - einen Hund: Das war nichts anderes als die volkstümliche Bezeichnung für die Kyniker, das griechische Wort KUVtK6S trägt beide Bedeutungen: »hündisch« und >>der kynischen Philosophie angehörig«. Gemeint ist wohl unser »Tu doch, was du willst«, worin ja auch ein Unterton von Mißbilligung mitklingt. 14 Mettius Pompusianus: Konsul zwischen 70 und 75. - zu gegebener Zeit: d. h., wenn er einmal Kaiser wäre.

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VESPASIAN

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15 Helvidius Priscus: Er gehörte zur Opposition gegen die Flavier und betonte immer wieder die Freiheit des Senats. Vielleicht wollte er den Mitbürgern die Herrschaft des Augustus wieder ins Gedächtnis rufen, der ja die alten republikanischen Institutionen wenigstens formell wieder ins Leben zu rufen suchte. - Mit seinem Schwiegervater Thrasea Paetus feierte er die Geburtstage von Cassius und Brutus. Später war er in einen Prozeß des Schwiegervaters verwickelt und wurde (66) von Nero verbannt. Unter Vespasian wurde er Praetor (70 ), wurde aber von diesem auch in die Verbannung geschickt. Im Jahre 73 ordnete der Kaiser an, ihn zu töten. 16,3 vierzig Milliarden: Bude liest hier: quadragies, also vier Milliarden Sesterzen. 18 sagte er ... Jahresgehalt ... zu: Vespasian handelt hier aus Staatsinteresse. Der Römer, der hohe Staatsposten bekleiden sollte, mußte dazu befähigt werden. Ein wichtiger Schritt hierzu war die Ausbildung bei einem Rhetor. Der erste besoldete Rhetorikprofessor war Quintilian. - kaisehe Venus: Es ist nicht klar, worauf Sueton hier anspielt. Denkbar wäre, daß es sich bei dieser koischen Venus um die Aphrodite anadyomene des Apelles handelt. - Kolosses: Der Nero-Koloß des Zenodor; etwa30m hoch. Nach ihm trägt das Colosseum seinen Namen. - den kleinen Mann ... verdienen zu lassen: Es ist fraglich, ob Vespasian hier sozial oder fiskalisch denkt. Er will auf der einen Seite Staatsgelder sparen, auf der anderen Seite braucht er die Gunst des Volkes. 19,1 Marcellus: Sohn der Octavia, der Schwester des Augustus, und der Schwiegersohn des Augustus, starb im Alter von 20 Jahren im Jahre 23 v. Chr. Caesar hatte 44 den Bau eines großen Theaters geplant und selbst den Grundstein gelegt. Augustus führte das Unternehmen zu Ende und nannte das Theater nach eben diesem Marcellus. Im Jahr 13 oder rr v. Chr. fand die Einweihung statt. 69 n. Chr. wurde das Theater des Marcellus zusammen mit dem Kapitol zerstört. - Apelles: Unter Caligula war Apelles von Askalon als Tragöde berühmt. Es ist zweifelhaft, ob der hier gemeint sein kann. Terpnus: Er lehrte Nero die Kithara zu spielen und dazu zu singen (vgl. Ner. 2o,r), begleitete ihn auch auf seiner Griechenlandreise (Vesp. 4,4), trat ohne Erfolg gegen ihn als Konkurrent auf. - Diodorus: Wie Terpnus begleitete Diodorus Nero auf seiner Griechenlandreise. Als der Kaiser nach seiner Tournee als gefeierter Künstler in

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ERLÄUTERUNGEN

Rom einzog, soll er Diodorus gestattet haben, neben ihm auf dem Triumphwagen zu stehen. - an den Saturnalien: Am 17. Dezember eines jeden J abres wurde das Fest der Saturnalien gefeiert. Es kann mit unserem Karneval verglichen werden. Man gab sich ausgelassen, feierte Gelage, und auch den Sklaven war es erlaubt, an diesem Tag ihre Späße selbst mit ihren Herren zu treiben. Dieses Fest konnte bis zu fünfTage dauern. - erhielten die Frauen ... Geschenke: Man feierte am r. März das Fest der Matronalien, ein Fest, das auf den Stiftungstag des Tempels der Iuno Lucina, der Geburtsgöttin, fiel. Zu ihr beteten die Frauen um Erhalt ihrer Ehen und um glückliche Geburten. Die Männer beschenkten an diesem Tag ihre Frauen. - Vespasian zeigt sich hier gar nicht knauserig. Es dient schließlich seinem eigenen Vorteil. 19,2 Kybiosaktes: »Pökelfischhändler«. In Alexandria hatte man großartige Geschenke von ihm erwartet. Vespasian hingegen war nur darauf aus, neue Steuerquellen zu erschließen. - Favor: Auf Inschriften begegnet dieser Name häufig als Name von Schauspielern. - 22 (L.) Mestrius Florus: ein gebildeter Mann aus kleinen Verhältnissen, Freund des Plutarch. Er war 75 oder 76 Konsul. Als Konsular war er einer der Ratgeber des Kaisers. Im Jahre 83/84 oder 88/89 war er Prokonsul der Provinz Asia. -Unsere Episode geht wohl zurück auf die Bitte des Florus, der Kaiser möge ihm erlauben, einen Reisewagen zu benutzen, dabei habe er sich der unüblichen Form plaustrum statt des gebräuchlichen plastrum bedient. 23,1 »Wandelt er ... «: Homer, Ilias 7,213. - Kerylos: Auf ihn bezieht sich wohl das Epigramm r,67 von Martial: >Liber homo es nimium,< dicis mihi, Ceryle, semper. In te qui dicit, Ceryle, liber homo est. - »0 Laches, Laches«: Menander frg. 223,2 Kock. 23,4 Iunia Calvina: Urenkelin des Augustus und als solche wohl im Mausoleum des Augustus beigesetzt. Ihre Mutter war Aemilia Lepida, Tochter des Aemilius Paulus und der Iulia. Man hat sie wohl fälschlich des Inzests mit ihrem Bruder Silanus beschuldigt. Sie wurde aus Italien verbannt und von Nero aus der Verbannung zurückgerufen. 24 Cutiliae: Im Sabinerland an der Via Salaria gelegen, in der Nähe von Reate.

TITUS

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Titus 1 Cognomen des Vaters: In der Kaiserzeit unterschied man die Söhne eines Vaters durch das Cognomen. Es wurde meist der Verwandtschaft entnommen, häufig so, daß der älteste Sohn das Cognomen des Vaters, der jüngere ein vom Gentilnamen der Mutter abgeleitetes Cognomen erhielt. - öffentlich Vorwürfe: Die Rollen des verantwortlichen Herrschers (Vespasian) und des unter ihm stehenden Thronfolgers waren so verteilt, daß der letztere die >>Akte der Kabinettsjustiz« zu verantworten hatte, während der Kaiser mehr dann in Erscheinung trat, wenn Gnaden verteilt wurden. Vgl. aber auch die Beschreibung des Titus und seiner Handlungsweisen in Kapitel6 und 7, r. - Septizonium: Da es hier als Ortsangabe dient, muß es ein bekanntes Gebäude gewesen sein. Vielleicht ein monumentaler öffentlicher Wochentagskalender. - kleinen und finsteren Zimmer: Vgl. Dom. r,r. 2 (Ti. Claudius Caesar) Britannicus: Sohn des Kaisers Claudius und seiner dritten Gemahlin Valeria Messalina: geboren wahrscheinlich am r2. Februar 41 n. Chr. Der gewaltsame Tod seiner Mutter hatte für Britannicus schlimme Folgen: Im Jahre 49 n. Chr. heiratete sein Vater Claudius seine Nichte Iulia Agrippina und adoptierte im folgenden Jahr deren Sohn unter dem Namen Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus. Britannicus wurde auf Betreiben seiner Stiefmutter in der Folge hinter Nero zurückgesetzt und permanent gedemütigt. Nach der Thronübernahme durch Nero ließ dieser ihn im Jahre 55 durch Gift töten. - Disziplinen: Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um die Beherrschung der lateinischen und griechischen Sprache in gebundener und freier Rede sowie um Unterweisung in Musik und Gesang. - denselben Lehrern: Einer der Lehrer ist bekannt: Sosibius. - Metoposkopen: sein Name (»Phrenologe«, »Anhänger der Schädellehre>Institutionis oratoriae libri XII«, die uns Einblick in den Lehrstoff und in das Verständnis von Bildung und Erziehung in der Antike geben. - Calagurris: bedeutende Stadt am Iberus, heute: Calalrorra. 41 C. Iulius Tiro: vgl. Plinius, Epistulae 6,JI,7.

NACHWORT Zu Leben und Werk Suetons Der Biograph Sueton wurde 70 oder 75 n. Chr. als Sohn eines Offiziers in Hippo Regius (im heutigen Algerien) geboren. Seine Familie gehörte dem Ritterstand an und hatte Verbindungen zum kaiserlichen Hof. Wie es in den vornehmen Familien Roms üblich war, so war auch C. Suetonius Tranquillus zunächst in Rom als Redner und Anwalt tätig, bevor er in die Dienste des Kaisers trat. Er war mit Plinius d. J. befreundet. Dieser erwirkte für ihn bei Trajan, obwohl Sueton kinderlos war, das ius trium liberorum: Die Gewährung dieser Gunst dürfte bei Trajan, der mit der Verleihung dieses besonderen Rechtes recht sparsam umging, eine hohe Wertschätzung für beide Persönlichkeiten ausdrücken. Sueton, der uns in den antiken Beschreibungen als Mann der Wissenschaft begegnet, brachte es unter Hadrian zu dem einflußreichen Amt des vir ab epistulis, des Kabinettsekretärs und Kanzleichefs. Dieses Amt hat dem Sammler Sueton Einblick in das Funktionieren des Reiches und Zugang zu wichtigen Akten verschafft, die in den Archiven ruhten. Diese Informationen boten reichlich Stoff für die Biographien der römischen Caesaren von Caesar bis Domitian. Im Jahre 121 büßte Sueton seine Funktion bei Hofe ein wegen der angeblichen Verwicklung in eine Intrige, bei welcher die Etikette der Kaiserin Sabina verletzt worden war. Zwischen 130 und 140 ist Sueton gestorben. Während der großen Zeitspanne zwischen 121 und 140 hat er wohl nur noch für seine Studien gelebt. Es entstanden Werke historischen, kulturhistorischen, grammatischen und naturwissen-

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schaftliehen Inhalts, die meist nur in fragmentarischer Form überliefert sind. So kennen wir aus seinem Sammelband De viris illustribus Kurzbiographien von Rednern, Grammatikern und Philosophen. Aus diesen Lebensbeschreibungen erhalten wir einen höchst eindrucksvollen Einblick in das Leben und Wirken der entsprechenden Persönlichkeit, wichtige Kenntnisse über das Werden der Philologie in einem Rom, das stärker nach Eigenständigkeit in Auseinandersetzung mit dem Griechischen strebte, als viele moderne Klassische Philologen wahr haben wollen. Suetons Werk De poetis ist uns zum großen Teil nur noch indirekt faßbar. Vieles aus der literarischen Produktion des Sueton ist verlorengegangen und uns nur noch über Dritte zugänglich, z. B. aus der Weltchronik des Kirchenvaters Hieronymus oder den Kommentaren zu lateinischen Dichtern, die aus der Feder spätantiker Gelehrter stammen, die in den Schriften Suetons belesen waren und ihn zitieren. Erhalten sind hingegen die Biographien der römischen Kaiser von Caesar bis Domitian, herausgegeben um r2o, acht Bücher mit den Biographien von zwölf römischen Kaisern. Verlorengegangen sind das Vorwort und die einleitenden Kapitel der Caesar-Vita. Zwei Dinge haben wir zu bedenken, wenn wir Suetons Biographien lesen: sie entstanden in der Regierungszeit Hadrians. Die schlimme Regentschaft Domitians war also noch lebendig, nachdem das flavische Haus 69 n. Chr. mit Vespasian so vielversprechend begonnen hatte, durch Titus unter einem glücklichen Stern fortgeführt worden und schließlich unter Domitian - wie so oft in der Geschichte - entartet war. Doch von Resignation ist bei Sueton, im Gegensatz zur Geschichtsschreibung des Tacitus, nichts zu spüren. Sodann wählt Sueton eine andere Art der Darstellung als Livius oder Tacitus. Er überträgt das Schema der alexandrinischen Biographie auf die Darstellung von Herrscherper-

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sönlichkeiten. Dabei kann er auf die römischen Vorgänger Varro und Nepos verweisen. Diese Art der Bewältigung des historischen Geschehens hat natürlich Konsequenzen für die Darstellung: Im Mittelpunkt steht die Person des Herrschers; er verkörpert das handelnd-gestaltende Prinzip. Dies wird auch deutlich, wenn wir einen Blick auf die sprachliche Durchformung der Viten werfen. Der Kaiser ist in der Regel grammatisches oder logisches Subjekt der tragenden Sätze (vgl. Tit. 4,3). Seine Handlungsweisen bedeuten für Staat und Volk gute oder schlechte Zeiten. So ist es begreiflich, daß Sueton seine Viten u. a. nach Tugenden und Lastern der Herrscherpersönlichkeiten unterteilt. Hierdurch erhält er zudem die Möglichkeit, moralisch belehrend zu wirken. Die Gefahr einer solchen Darstellungsweise besteht darin, daß diese Biographien auf den Leser wie eine Ansammlung von Einzelfakten wirken, deren Herkunft uns heute nicht immer deutlich wird, denn viele Quellen literarischer oder amtlicher Provenienz aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. sind verlorengegangen, und manches wurde gar nicht schriftlich fixiert, wie der Hofklatsch. Der Biograph Sueton hat sich mit der gewählten Form der Darstellung historischen Geschehens die Freiheit genommen, Fakten auszuwählen, sie frei, teilweise auch unkritisch und planlos zu komponieren. Diese Art der Darstellung war den Römern seit alters her vertraut, etwa durch die überkommenen Formen des Elogiums, der laudatio funebris und der tituli. Ein Interesse am Werdegang einer gens bzw. der Einzelpersönlichkeit konnte Sueton bei den Römern voraussetzen. Der Aufbau der Viten folgt im wesentlichen einem stereotypen Schema: Herkunft, Familie, Kindheit, Jugend, öffentliches Wirken, Privatleben, Charakter, Verhältnis zu den Vorzeichen, äußere Erscheinung, Tod (vgl. S.r202-r2r9).

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Die Aufteilung in Rubriken trägt sicher zur besseren Überschaubarkeit bei, weist aber den Charakter des Zettelkastenprinzips auf; dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß Verweise auf vorausgehende bzw. nachfolgende Viten fehlen, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß die Herrscherpersönlichkeiten an ihren Vorgängern gemessen werden. Sueton trägt Informationen in Fülle zusammen und zeichnet ein buntes Porträt der Kaiser mit Licht- und Schattenseiten. Hierin liegt wohl der eigentliche Wert seines Werkes. Seine Darstellung muß in Beziehung zu der Parallelüberlieferung gesetzt werden, um ihre Nuancen zu erkennen. Suetons Stil ist einfach und klar, frei von jeder Künstelei, wie wir sie bei vielen seiner Zeitgenossen finden. Steht Sueton im wesentlichen in der Tradition Ciceros, so war er selbst wiederum stilistisches Vorbild und Quelle für spätantike Autoren wie Aurelius Victor, Eutropius und Orosius und für die Sammlung von Kaiserbiographien aus dem vierten Jahrhundert, die Historia Augusta. Der Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, aber auch christliche Schriftsteller wie Paulinus, der Verfasser der Vita des Ambrosius, oder Einhard, der Biograph Karls d. Gr., sind von ihm (stark) beeinflußt. Vergleicht man die Kaiserbiographien und das Werk De viris illustribus unter sprachlichen Aspekten, so fällt auf, daß letzteres leichter und fließender geschrieben ist, abwägender und differenzierter formuliert ist als die Kaiserbiographien. Beim Leser setzt sich anfangs der Eindruck fest, es handle sich um einen anderen Sueton als den, den er aus den Kaiserbiographien gewohnt ist. Die ausführliche Beschäftigung und sprachliche Analyse der Biographien der Kaiser macht aber deutlich, daß Sueton auch in diesem Werk darum bemüht ist, ähnlich differenziert zu schreiben. Durch die häufige Verwendung von Par-

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tikeln wie igitur, vero u.ä. verknüpft Sueton Fakten logisch teilweise ganz geschickt und zeigt Entwicklungslinien auf. Die Fülle des Materials und seine Auflistung all seiner Kenntnisse bedingen den Eindruck des Kunstlosen, doch der ist nur oberflächlich und hält bei gerrauerem Hinsehen als Urteil über den Autor Sueton nicht stand. Die Untersuchungen Suetons rücken zu sehr die Struktur der einzelnen Biographien und ihr starres Raster in den Vordergrund, betonen zu wenig, daß Sueton dieses Raster als Rahmen nutzt, den er nach Bedarf variiert. Entsprechend der Fülle des Materials, das Sueton seinen Lesern darbieten will, verdichtet sich auch seine Sprache, das zeigen die zahlreichen Ablativus-absolutus-Konstruktionen, durch die es ihm andererseits ermöglicht wird, Wertungen und Urteile vorzunehmen; die Aussagen werden infolgedessen nicht immer eindeutig, dem Leser wird ein endgültiges Urteil überlassen; man könnte auch sagen, Sueton setzt bei seinen Lesern eine breite Kenntnis der historischen Zusammenhänge voraus, die dem heutigen Leser infolge der zeitlichen Distanz und der fehlenden Quellen und Zeitzeugnisse vielfach fehlen. Im Folgenden möchte ich anhand der Vita KaiserNeros und anhand der Vitenzweier Kaiser aus dem Haus der Flavier, nämlich des Vespasian und des Titus, einen Einblick in die Arbeitsweise Suetons geben. Dabei wird deutlich, dass Sueton die Viten nicht stur nach einem starren Prinzip komponiert hat.

Bemerkungen zur Vita des Nero Sueton präsentiert L. Domitius Ahenobarbus Nero als einen Menschen, der weit mehr Untugenden als Tugenden hatte (Ende Kapitel2).

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Die ersten fünf Kapitel der Nero-Vita sollen dem Leser deutlich machen, daß die charakterlichen Anlagen der Domitii Ahenobarbi in Nero kulminierten, wobei die Tugenden der Vorfahren in diesen Kapiteln nur wenige Zeilen gegenüber einer breiten- sowohl Zeilen- als auch inhaltsmäßig umfangreichen- Palette von Untugenden ausmachen. Wirken diese Kapitel auf den ersten Blick auf den Leser wie eine nüchterne Auskunft über beliebig zusammengetragene virtutes bzw. vitia zur Veranschaulichung einer zu hohen Ämtern gelangten, fast durchweg charakterlich verkommenen Familie, so haben sie sicherlich die bedeutungsvollere Aufgabe, Nero als einen in sich zerrissenen Menschen wie aus einem Sumpf aufsteigen zu lassen. Dabei ist das Cognomen Ahenobarbus bereits Programm; es bedeutet soviel wie >>Rotbart«. Sueton verknüpft mit der kupfernen Bartfarbe Eigenschaften wie gefühllos (2,2), zu wenig charakterfest, zu hart (2,3), anmaßend, verschwenderisch, grausam (4), unredlich (5,2) u.a. Der Name wie auch die Betonung, daß die Familie ihre Vornamen nie änderte, sollen wohl auch auf die beständige Weitervererbung von Vorzügen und vor allem Untugenden hinweisen; deswegen wohl auch die Einbettung des Exkurses über die Erfolge der Domitii Ahenobarbi zwischen den Ausführungen zur Namengebung; ansonsten blieben letztere ohne tiefere Begründung. Den ersten fünf Kapiteln der Vita liegt also ein gestalterisches Prinzip für die Gesamtdarstellung zugrunde. Andererseits erlauben diese Passagen Rückschlüsse auf seine Arbeitsweise: Oft wird vom »Zettelkastenprinzip« bezüglich des Aufbaus der Kapitel gesprochen. Die Beispiele in den genannten Abschnitten wirken wie eine Aneinanderreihung von Stichwörtern, allerdings unter der Beachtung der Zielsetzung, ein in sich stimmiges Bild Neros zu entwerfen.

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Hier zeigt sich auch, daß es Sueton nicht um eine lückenlose, in sich geschlossene historische Darstellung geht; er will aber >>den Zusammenhang eines Lebensbildes>Retter der Republik«; vgl. Cicero, Cat. 3,26). Die Kapitel I I und I2 führen Nero als Veranstalter von Schauspielen vor, wenn er auch nicht immer den Vorsitz innehatte (vgl. Kapitel Io), als den Initiator der Neronia, den Stifter von Thermen und eines Gymnasiums - also der Gebiete, die, so wie er es empfand, seinen natürlichen Anlagen entsprachen. Und vor allem: Nero gewinnt immer mehr Popularität beim Volk von Rom- auf Kosten der Senatsaristokratie. Werden auch hier wieder seine Freigebigkeit (liberalitas) und Milde (clementia) betont, so bietet Sueton in diesem Kapitel auch Einblicke in die veränderten Verhältnisse einer neuen Zeit: Angehörige des Ritter- und Senatorenstandes haben hier ihren Auftritt, ehemalige Konsuln dürfen den Posten des Kampfrichters bekleiden, Vestalinnen bei den Wettkämpfen der Athleten anwesend sein. Alle diese Veranstaltungen dienen nur der Selbstdarstellung Neros: Bezüglich des zuletzt angeführten Punktes setzt er sich über ein Verbot des Augustus hinweg; er bricht mit altrömischem Denken. Ihm wird der Siegeskranz für römische Rede- und Dichtkunst überreicht. Sueton merkt dazu an, daß Nero für diesen Akt zu den Senatoren hinabschreitet, um dann jedoch den Siegespreis zur Statue des Augustus

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bringen zu lassen. Auch den gymnischen Wettkampf nutzt Nero, um sich in einer großen Zeremonie den ersten Bart abnehmen zu lassen und die kostbare Büchse mit den Bartstoppeln als Weihegeschenk dem Iuppiter zu stiften. Der Höhepunkt, sich in Szene zu setzen, folgt in Kapitel I 3: Der König von Armenien, Tiridates, hält in Rom Einzug. Nero verbucht den Erfolg des Generals Domitius Corbulo für sich (s. Erläuterung z. St.) und tritt als Triumphator auf; er läßt denJanusbogen schließen, als ob Frieden auf Erden herrsche. Nero präsentiert sich als der große Feldherr und Friedensfürst, dem der Osten als neuem Herrscher huldigt. Es sind die Züge des Diktators, die Sueton aus dem Wesen Neros deutlich herausarbeitet; Nero ist nicht mehr der Princeps, der Erste unter Gleichen, er ist derjenige, der den anderen die Tätigkeitsfelder huldvoll zuweist, die Erfolge anderer für sich in Anspruch nimmt. In Kapitel 14 konstatiert Sueton nüchtern den Umgang Neros mit dem Konsulat, der in der Kaiserzeit durchaus gängig war. Kapitel I 5, I schildert das Vorgehen Neros bei Gerichtsverfahren: Nach außen hin tat er alles, um große Objektivität zu wahren, bei Urteilsfindung und Richterspruch verfährt er hingegen vollkommen subjektiv. Die Kapitelq,2 bis I7legen auf der einen Seite erforderliche Korrekturen Neros an Mißständen dar, die sich im öffentlichen und privaten Bereich bis hin zur Rechtssicherung eingeschlichen hatten, auf der anderen Seite wird Neros starker Hang zu Restriktion, seine Abkehr von der gängigen Praxis seines großen Vorgängers Augustus bei Gerichtsverfahren betont. Bei seinen Maßnahmen, die Luxus und Stadterneuerung betreffen, werden die Zeitgenossen sich an Augustus erinnert fühlen. Allerdings betont Sueton auch, daß neue Mißstände unter Nero Einzug ins öffentliche Leben nehmen (Abzeichen des Triumphators; Umgang mit dem Senat).

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Der harte Umgang mit den Christen scheint Suetons Billigung zu finden, wenn wir seinen Kommentar richtig deuten (16,2). Die zuletzt besprochenen Kapitellesen sich wie ein Allerlei von anschaulichen Beispielen, die einmal beliebig kurz dargestellt, ein anderes Mal breiter ausgeführt werden. Nach der Auflistung der innenpolitischen Maßnahmen Neros folgt ein kurzer Blick auf die Außenpolitik dieses Kaisers (Kapitel 1 8): Hier wird betont, daß Neros Interesse nicht auf Expansion des römischen Machtbereiches gerichtet war und daß er, wenn er das Reich erweiterte, sehr weitsichtig und klug im Einvernehmen mit der betroffenen Macht vorging. Es folgt in Kapitel 19 die Feststellung, Nero habe nur zwei Auslandsreisen unternommen. Sueton legt dann aber den Schwerpunkt auf Neros Aberglauben und seine Aktivitäten am Isthmus. Der Hinweis auf geplante militärische Aktivitäten an der Kaspischen Pforte wirkt angehängt. Im dritten Absatz des 19. Kapitels erhält man die Richtschnur für die Gliederung der Vita. Haben bis zu dieser Stelle die virtutes im Mittelpunkt gestanden, so folgen jetzt die probra und scelera des Kaisers Nero. Sueton beginnt das Kapitel 20 mit der nüchternen Feststellung, Nero habe in seiner Jugend eine breit angelegte Ausbildung erhalten, zu der auch das Fach Musik gezählt habe. Ob Sueton die folgende Entwicklung zur dominanten Herrscherpersönlichkeit ursächlich mit der Ausbildung in Neros Jugend verknüpft sieht oder nicht, läßt sich nicht entscheiden, wird aber durch den einleitenden Satz nahegelegt. Sueton entwirft das Bild eines Nero, der jede Gelegenheit nutzt, Proben seines musikalischen und theatralischen Könnens zu geben und Beifall zu ernten. Der Leser gewinnt da-

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bei einen Eindruck davon, wie unterwürfig die Römer wohl waren (21,1), und davon, daß solche Veranstaltungen kein Kunstgenuß, sondern nur noch Farce gewesen sein müssen (2o,3; 21,1), auch davon, wie geschmacklos dieser Kaiser war (21,3). Neros Leidenschaft für Pferderennen ist Kapitel 22 gewidmet; dann allerdings werden die Griechen in ähnlich devoter Haltung wie zuvor die Römer gezeigt. Ihnen verlieh Nero das Prädikat digni studiis suis. Nero zeigt keine Selbstzweifel, kein Gespür für Maßhalten, keinen Respekt vor der Kunst (vgl. Kapitel 23,1), ihn bringt nichts davon ab, die musische Bühne ganz für sich zu beanspruchen. Er macht sich zum Maßstab aller Dinge (Du müßtest >>mir doch eigentlich raten und wünschen, daß ich eines Nero würdig zurückkehre«, 23,1). Gemäß Kapitel23, 2 und 23,3 ist Nero in sich gespalten: Einmal zeigt der Kaiser menschliche, aber im Ansatz pathologische Züge, im nächsten Moment manipuliert und droht er ungeschlacht, dann wieder spitzfindig. Der Biograph zeigt die Ausmaße der Besessenheit Neros: Niemand kann ohne weiteres diesem Kaiser entkommen. Der Leser gewinnt Einblick, wie unglücklich und verzweifelt viele Menschen unter Nero gewesen sein müssen, wie ausweglos ihr Los war (23,1; 23,3). Kapitel24 schildert einen Mann, der um jeden Preis glänzen will, zeichnet auch gefügige, in der Scharade Mitwirkende, denen nichts anderes übrig bleibt als mitzuspielen. Nero überläßt nichts dem Zufall, beherzigt nicht einmal mehr das, was er an anderen getadelt hatte, lohnt unterwürfiges Verhalten großzügig (24,1). Neros Geltungssucht gipfelt (25. Kapitel) in einem Triumphzug von Süditalien bis nach Rom. Er läßt sich als neuer Augustus, der mit den Mitteln seines Gesanges die Welt er-

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obert hat, feiern, wie der Hinweis Suetons auf die Münzprägungen zeigt. Bei allem, was Nero fortan tut, ist er ein sich feiern lassender Held, der je nach Applaus Freundschaften oder Feindschaften erklärt, wie Sueton vermutet (25,3). Das 26. Kapitel beginnt Sueton mit der Auflistung der vitia, welche die Leitlinien für die Charakterisierung Neros in den folgenden Kapiteln sind: petulantia, Iibido, luxuria, avaritia, crudelitas (im übrigen vitia, die teilweise bereits bei Sallust, Catilina, ro f. als Ursachen für den Niedergang des römischen Staates genannt werden). Sueton bemerkt ein immer stärker werdendes Hervortreten dieser Charakterfehler (vgl. 27,r), die Nero bereits seit seiner Jugend von Natur aus besaß. Er betont aber auch, daß man dievitiades Nero als angeborene Schwächen frühzeitig hätte erkennen müssen; die Zeitgenossen neigten jedoch dazu, dem Kaiser viele seiner Fehltritte nachzusehen. In den Kapiteln 26 bis 32 belegt Sueton, wie und wo sich diese vitia des Nero zeigten: Er ist ein grausamer, immer mehr sich als Feigling entlarvender Kaiser (26,2), der sich im Schutze seines Amtes (vgl. auch 3 r,4; 32,2; 37,3) auf Kosten der römischen dekadenten Gesellschaft (vgl. 27,3; 28; 29) auslebt. Das Ausmaß solchen Handeins unterstreicht Sueton dadurch, daß er Nero am Ende dieser Passage als Tempelschänder darstellt (32,4). Es folgt die umfangreiche Rubrik caedes Neronis (Kapitel 33 bis 37). Nach Sueton handelt es sich bei Nero um einen Mann, den ein arglistiger, grausamer Charakter, manchmal mit Neid und pathologischer Furcht gepaart, dazu treibt, mit seiner kriminellen Energie Menschen übel mitzuspielen (vgl. Kapitel37). Neros Freude am Morden scheint durch. Sueton streut in diese Rubrik wichtige historische Fakten ein (so u.a. die Verschwörung des Piso und die des Vinicia-

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nus, 36,1) und läßt die Grausamkeit Neros gegenüber der Aristokratie augenscheinlich werden (36; 37,3), ebenso seine Entehrung der hohen Werte der amicitia, der fides und der pietas. Er zeigt hier einen Kaiser, dem niemand und nichts in seinem Wüten (saevitia) entgehen kann. Diese Rubrik gipfelt in Kapitel38. Die ersten Zeilen haben Scharniercharakter für die Verbindung der Kapitel 37 und 38, der Schilderung des Brandes Roms. Höhepunkt ist der sich am Brand Roms weidende Sänger Nero. Er erscheint als ein habgieriger, eigensüchtiger, alte Werte und Denkmäler, welche die vergangenen Zeiten überdauert hatten, auslöschender Kaiser. Auf das Kapitel der mala und probra Neronis folgt die Rubrik fortuita: Seuchen und Schicksalsschläge im außenpolitischen Bereich (Kap. 39), die Nero nichts anzuhaben scheinen. Denn Nero sind Menschliches und Göttliches gleichgültig, er läßt sich durch nichts im Ausleben seines Charakters und Amtes aufhalten. Mit Kapitel39leitet Sueton zur kritischen Haltung vieler Römer hin. Hierbei betont er, daß Nero auffallend zurückhaltend auf die öffentlichen Verlautbarungen herber Kritik reagiert habe. Die Beispiele gehören historisch in einen anderen Zusammenhang, z.B. den des Mordes an Agrippina (vgl. Cassius Dio); Sueton setzt diese Verweise hier also kompositorisch ein, um zum EndeNeros überzuleiten. Über die Haltung des Kaisers gegenüber einer sich formierenden Anti-Nero-Partei ist viel nachgedacht worden. Sueton gibt gegen Ende von Kapitel 39 zwei Erklärungen: Nero habe auf üble Nachreden nicht viel gegeben. Hätte er öffentlich eingestanden, daß ihn Reaktionen wie die in Kapitel 39 geschilderten wirklich träfen, hätte er wahrscheinlich als Kaiser nicht mehr lange überleben können. Zur Erklärung seines Verhaltens, daß er üblen Nachreden mit

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Gleichgültigkeit begegnet, kann aber auch die Einordnung der Reaktionen der Römer unter die fortuita beitragen: Nero folgt stoischem Denken, er macht sich die Lehre seines Lehrers Seneca zu Diensten: Das Schicksal verleiht die Herrschaft. Versuche, ihn vom Thron zu stoßen, bewirken nichts. Er hat in der stoischen Philosophie eine Nische gefunden, in die er sich in der äußerst angespannten Situation zurückziehen und weiter seine Menschenverachtung üben kann; er kann sogar die stoische Opposition mit ihrer eigenen Philosophie wehrlos machen. Stilistisch geschickt sagt Sueton Anfang Kapitel 40 das, was der terrarum orbis gefühlt haben muß: Endlich ist Schluß mit einem solchen Princeps. Mit der ganzen Meisterschaft sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten bildet Sueton das Ausmaß des Leidens der Welt (terrarum orbis) ab, gipfelnd in dem verstärkten (per- )pessus. Aus dem Objektszustand rückt die Welt in die Rolle des handelnden Subjekts, die sich (er)lösend von Nero, einem solchen Princeps (talem principem, 40,1), befreit. Sueton schließt folgerichtig den Aufstand des Vindex an (s. Erläuterung z. St., 49,1; dann weiter 49,4); 49,2-3 fügt er in Form eines Exkurses schicksalhafte Andeutungen vom EndeNeros ein. In den folgenden Kapiteln (39,4-49) gibt Sueton Einblikke in die psychische Verfassung der Rat- und Hilflosigkeit Neros, macht aber auch deutlich, daß Nero die Bühne als seine Domäne ansah, auf der er niemanden neben sich duldete (41,2; 42,2). Diese Kapitel streichen auch noch einmal die Laster (vitialprobra) heraus, die Nero von Natur aus besaß und die in dieser extremen Situation noch einmal voll zu Tage treten. Sueton streut ab Kapitel 44,2 deutliche Äußerungen der Opposition gegen Nero als Princeps und Künstler ein, er-

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gänzt durch Vorzeichen, die auf das EndeNeros hinweisen. Nero steht schließlich fast völlig allein gelassen da (47,3). Mit ein paar Freigelassenen tritt er die Flucht aus Rom an (48,1). Sueton setzt Nero in diesen Kapiteln in seiner ganzen Erbärmlichkeit in Szene und unterstreicht die Würdelosigkeit, mit der er von der Bühne des Herrschers abtritt. Diesen Abgang läßt Sueton (ab Kapitel47) Nero immer wieder vorbereiten; durch das Auf und Ab der Umstände und durch die Unentschlossenheit des Kaisers wird Neros Weg zum Ende dramatisch lang hinausgezögert. Erst in Kapitel49,4 folgt der Selbstmord Neros. Sueton trägt in Kapitel 50 einige Einzelheiten zur Bestattung Neros zusammen. In Kapitel 51 folgt die Rubrik »Äußeres«; in Kapitel 52 kommt Sueton auf die Ausbildung und die künstlerischen Fertigkeiten Neros zu sprechen; der Künstler Nero erntet von Sueton große Anerkennung. Seneca wird getadelt, weil er Nero des eigenen Ruhmes wegen von sich abhängig halten wollte. Die Kapitel 53 und 54 stehen unter dem Stichwort popularitas. Das Kapitel 55 unter dem Stichwort aeternitatis perpetuaeque famae cupido endet mit dem Urteil, Neros Methoden, die gloria aeterna zu erlangen, seien falsch gewesen. Nero als religionum contemptor ist Thema des vorletzten Kapitels. Die Vita endet mit dem Tod Neros und dessen Aufnahme durch die Römer und das Volk der Parther (Kapitel 57). Zum Schluß der Vita (Kapitel 50 bis 57) setzt sich noch einmal die rubrifizierende Darstellungsweise Suetons durch. Sueton schrieb die Nero-Vita nicht sine ira et studio, aus diesem Grund nennt er die positiven Folgen vieler Maßnahmen dieses Kaisers nicht, wie z.B. seinen Plan, die Stadt Rom durch einen Kanal mit dem Hafen Ostia zu verbinden

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(vgl. Kapitel 16,1). Kein Wort verliert er über die Vermutung, die Christen trügen Schuld am Brand Roms.

Bemerkungen zur Vita des Vespasian Sueton nimmt die Disposition der Vita des Vespasian im einleitenden Kapitel (1,1) in ihren wesentlichen Punkten vorweg: Vespasian ist ein Mann, der für den Staat gelebt hat und sein Handeln an der Staatsräson orientierte. Wenn er auch nicht durch ruhmreiche Ahnen für eine so herausragende Rolle wie die ihm schließlich zuteil gewordene bestimmt war, so ist letztlich doch seine Herkunft die Ausgangsposition für den weiteren Aufstieg (4, 5). Er brauchte sich seiner Familie und seiner eigenen Handlungsweisen nicht zu schämen, wenn er auch manches getan hat, was nicht die Zustimmung aller gefunden hat (vgl. 4,3 sowie die Kapitel 16-19). In seinen Unternehmungen finden sich die schon bei seinen Vorfahren in Ansätzen nachzuweisenden Charakterzüge eines tüchtigen Militärs und geschickten Finanziers (vgl. 1,2-4). Diese Merkmale der Vorfahren sind es u.a., die Vespasian geeignet erscheinen lassen als Kandidaten für den Kaiserthron, sie bestimmen den späteren Kaiser oft in seinem Vorgehen. Allerdings sagt Sueton ausdrücklich, daß Vespasians Aufstieg weitaus schneller erfolgte, als zu erwarten war (7,2). Sueton (wie auch Tacitus) läßt Vespasian als eine Person erscheinen, die Bedenken trägt, selbst die Initiative zu ergreifen, um ihre stille Hoffnung auf den Thron zu verwirklichen (5,1; 6); Vespasian muß also von außen her dazu motiviert werden. Zu bedenken ist hierbei, daß er, der Horoskopen jeder Art gleichsam hörig war, dabei nur abzuwarten brauchte, bis seine begründete Hoffnung erfüllt wurde (Kap. 5). Er wird wie sein Sohn

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Titus fest davon überzeugt gewesen sein, daß das Schicksal die Herrschaft verleihe (vgl. dazu auch 2,3; Tit. 9, r ). Kein Mensch wird zufällig, sondern durch die Fügung des Schicksals an den ihm bestimmten Platz gestellt (vgl. auch die Kombination der Kapitel4,5 und 5). Vespasian, dessen Aufstieg nicht immer geradlinig verlaufen ist (4,r; 4,4), läßt sich wohl von einer gesunden Skepsis leiten, die seine Aktivitäten bei kriegerischen Auseinandersetzungen bremst (4,r; 4,6). Er wächst- durch eigene, von Vorzeichen bekräftigte Hoffnungen und von starken Freunden motiviert- in die Herrschaft hinein. Sueton läßt ihn seine höhere Legitimation im Sarapis-Tempel in Ägypten erfahren. In der Diskussion um die Bedeutung der Wunderheilungen in Alexandria und um den Besuch im Sarapisheiligtum sind u.a. das 7· Kapitel bei Sueton und die entsprechenden Nachrichten in den Historien des Tacitus (4,8r-82) miteinander zu vergleichen. Bei Tacitus gehen die Wunderheilungen dem Besuch des Heiligtums des Sarapis voran. Sueton hat in seiner Erzählung diesen Bericht wohl umkomponiert, auch läßt er Vespasian die Nachricht vom flavischen Sieg bei Betriacum (Oktober 69) fälschlicherweise nach dem Besuch des Sarapisheiligtums (Dezember 69) erhalten. Tacitus und Sueton berichten aber übereinstimmend, daß der Gott Sarapis die Kranken geheißen habe, Vespasian um Heilung zu bitten, beide lassen somit die Gottheit Vespasian gewogen erscheinen. Meines Erachtens will Sueton mit seiner Darstellung zeigen, daß der bedachtsame Vespasian Antrieb von außen braucht, um sich endgültig für die Übernahme der Herrschaft in Rom zu entscheiden, und so werden die Fakten tendenziös geordnet: Vespasian erscheint als der verheißene Herrscher, der aus dem Osten kommt (vgl. 4,5). Während Vespasian bei Tacitus ein Werkzeug der Gottheit ist, ist er bei Sueton die Verkörperung

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des Sarapis. Er erhält also eine höhere Empfehlung, an der es ihm infolge fehlender Ahnenbilder bisher noch gemangelt hatte. Im Kapitel 8,1 stellt Sueton schließlich fest, daß Vespasian aus einer gesicherten Position heraus und mit einem guten Ruf nach Rom kommt. Sueton deutet also, wie auch andere Autoren der Zeit, Vespasians planvollen und vorsichtigen Aufstieg an, der einer besonderen äußeren Legitimation bedurfte, wenn sich Vespasian in Rom auf Dauer durchsetzen wollte. Entsprechend seinem Verhalten in Iudaea, wo er die Disziplin der Truppe besserte, ergreift er auch in Rom und Italien, ja im gesamten Römischen Reich Maßnahmen zur Stärkung von Zucht und Ordnung. Vom Volk wurden viele Maßnahmen Vespasians als Ausdruck von Geldgier empfunden (vgl. die Kapitel 16 bis 19), doch Sueton interpretiert sie als Ausdruck einer höheren Zielsetzung: der Förderung des Staatswesens ( 16,3; vgl. 8,1 ). Ob er somit die These vertritt, eine Handlungsweise sei schon dann gut, wenn sie dem Staat nützt, muß hier fraglich bleiben. Vespasian ist der Kritik an seinen Maßnahmen bekanntlich mit sarkastischen Witzen begegnet (23,3) 1 Gliederung der Vita des Titus An der Titus-Vita möchte ich Suetons Arbeitsweise aufzeigen, das sogenannte Zettelkastenprinzip. Er variiert bzw. kürzt die Rubriken dabei je nach Bedarf. Zu Beginn eines jeden Kapitels oder auch Paragraphen nennt Sueton das Stichwort, unter welchem seine folgenden Ausführungen zu fassen sind. 2 ' Vgl. W. Steidle, Sueton und die antike Biographie, München '1963, S. 102-104; H. Heubner, P. Cornelius Tacitus. Die Historien. Kommentar, Bd. 4, Beideiberg 1 976. ' Vgl. Steidle, S. 106f.

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Der Aufbau der Titus-Vita Kap. r a) Allgemeine Charakterisierung des Titus - als Kaiser (in imperio) - als Privatperson (privatus atque sub patre principe) b) Herkunft (natus est ... prope Septizodium sordidis aedibus ... ) Kap.

2

Erziehung und Vorgänge bei Hofe um Titus und Britannicus (educatus in aula cum Britannico)

Kap. 3 Körperliche und geistige Vorzüge (corporis animique dotes) Kap. 4 Laufbahn a) Kriegsdienst (tribunus militum et in Germania et in Britannia) b) Engagement auf dem Forum (post stipendia foro operam dedit) c) Quaestor und Legat in Iudaea (ex quaesturae ... honore legioni praepositus) Kap. 5 Titus und der Thron a) Gerede um eine mögliche Adoption durch Galba (convertit homines, quasi adoptionis gratia arcesseretur) b) Das Orakel von Paphos (aditoque Paphiae Veneris oraculo, ... de imperii spe confirmatus est) c) Die Hoffnung erfüllt sich (cuius (sc. spez) brevi compos) d) Imperatorakklamation (ut (milites) in gratulatione imperatorem eum consalutaverint) e) Verdacht des Abfallens vom Vater(... nata suspicio est)

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Der Besuch in Alexandria und Memphis bekräftigt den Verdacht ((Titus) suspicionem auxit) Loyalitätsbekundung des Titus gegenüber Vespasian (quare festinans in I taliam) Kap. 6 Teilhaber an der Herrschaft, Mitherrscher; seine Funktionen (neque ex eo destitit participem atque etiam tutorem imperii agere) In dieser Rolle macht er sich der Bevölkerung verhaßt (... ut non temere quis tam adverso rumore magisque invitis omnibus transierat ad principatum) Kap. 7 Negative Charakterzüge des Titus (vitia: saevitia, luxuria, Libido, rapacitas) Wandlung des Titus in seiner Handlungs- und Lebensweise (neque vitio ullo reperto et contra virtutibus summis) Kap. 8 Gute Charakteranlagen (virtutes) a) Güte (natura benevolentissimus) b) Leutseligkeit (comitas) Schwere Schicksalsschläge treffen die Bevölkerung während seiner Regentschaft, er aber c) ist besorgt wie ein Vater (in iis tot adversis ac talibus non modo principis sollicitudinem sed et parentis affectum unicum praestitit) d) er geht mit Strafen und Verboten gegen das Delatorenunwesen vor (inter adversa temporum . .. ) Kap. 9

Titus hält seine Hände rein (puras servabat manus ... , quamvis interdum ulciscendi causanon deesset)

Kap. ro Zu früher Tod (morte praeventus est)- Titus bereut eine einzige Tat (unum factum paenitendum est)

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Kap. rr Tod (excessit) und Ehrungen (laudesque) für den Verstorbenen

Wichtige antike Quellen zum Leben des C. Suetonius Tranquillus Im Folgenden sind die elf wichtigsten antiken Quellen zum Leben des Caius Suetonius Tranquillus aufgeführt: (r) In einerlnschrift, gefunden im Jahre r9p (Annee Epigraphique 1953, Nr. 73), heißt es: C SVETONIO . FIL .......... TRANQUILLO FLAMIN! ......... . ADLECTO INTER SELECTOS A DIVO TRA IANO PARTHICO PONT VOLCANALI .................. A STUDIIS A BYBLIOTHECIS AB EPISTULIS IMP. CAES. TRAIANI HADRIANI AUG. HIPPONENSES REGII DDPP

(2) Suda 4> s8r, s. I9-27 Adler, s.v. Tpa'{KUAAO~: IIEpt ,;&v :n:ap' "EA.ATJm :n:atotffiv ßtßA.iov a'. IIEpt ,;&v :n:apa 'Pm~-taiot~ ~Eroptffiv Kat &.y6Jvrov ßtßA.ia ß', IIEpt ,;oü Ka'ta 'Pm~-taiou~ Evtamoü a', IIEpt ,;ffiv EV ,;oi~ ßtßA.tot~ OTJ[.tEtffiV a', IIEpt 'tfJ~ KtKEprovo~ JtOAt'tEta~ a', IIEpt övo~-ta•mv KUptrov Kat ioea~ EO~TJ~-ta•mv Kat il:n:o8TJ~-ta•mv Kat 'tffiv äA.A.rov o{~ 'tt~ cX[.t>Als zwanzig Jahre später, ich war damals ein junger Mann, jemand, dessen Herkunft im Dunkeln lag, auftrat und von sich behauptete, er sei Nero ... « (5) Suet. Dom, I2, 2: interfuisse me adulescentulum memini, cum a procuratore frequentissimoque consilio inspiceretur nonagenarius senex, an circumsectus esset. »Ich erinnere mich, dass ich als ganz junger Mann dabei war, als von einem Prokurator und seinen zahlreich versammelten Ratgebern bei einem 9ojährigen nachgeprüft wurde, ob er beschnitten set.>Du schreibst, dich habe ein Traum ganz aus der Fassung gebracht, und deswegen fürchtest du nun, in deinem Prozess könne es passieren, dass etwas gegen den Strich laufe. Du bittest mich also, eine Vertagung zu erwirken und dich für ein paar Tage, ganz sicher aber für morgen, zu entschuldigen.>Mein Freund Tranquillus möchte das kleine Gut deines Freundes kaufen ... Sorge bitte dafür, dass der Preis angemessen ist... Bei diesem kleinen Gut reizen viele Aspekte, die ganz nach seinem Geschmack sind, meinen Tranquillus zum Kauf, wenn nur der Preis stimmt: Da wären einmal die Nähe zu Rom, der bequeme Weg, das Landhaus, das seinem Stand entspricht, der Umfang des Grund und Bodens ... Ferner reicht den Herren Gelehrten, wie er einer ist, gerade so viel Grund und Boden, dass sie ihren Kopf erleichtern, ihre Augen entspannen, an der Grenze langsam auf und ab gehen, immer ein und denselben Pfad laufen, alle ihre Weinstöcke kennen und ihre Bäumchen zählen können.CaesaresLes XII CesarsNeroLivesedacitas< und >liberalitas< (Sueton, Gal. 22,I). In: Rheinisches Museum, I45, 3-4 (2002), s. 354-365. Wallace-Hadrill, A.: Suetonius. The scholar and his Caesars. London I983. Wardle, D.: Cluvius Rufus and Suetonius. In: Hermes I20 (I992), s. 466-482. Wardle, D.: Suetonius: the >Change< in and the >generosity< ofTitus. In: Antichton 35 (2ooi), S. 64-69. Wardle, D.: Suetonius as >ab epistulis2

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Petro s. Flavius Petronia uxor Vitelli Vit. 6 Petronianus Vitelli imp. f. Vit. 6 Phaethon Ca!. I I Phagita s. Cornelius Phalacrina s. FalPhaon lib. Nero 48,I 48,3 49,2 Pharmacussa insula Iul. 4, I Pharnaces Iul. 35,2 Pharsalicus, -a, -um acies Iul. 30,4 63 75,2 Nero 2,3 Vesp. I,2 proelium Iul. 35,I Pharos Tib. 74 Ca!. 46 Claud. 20,3 phasianae Ca!. 22,3 Vit. I3,2 Philernen servus Iul. 74,I Philippi Aug. 96,I Tib. I4,3 Philippensis, -e acies Aug. 9I,I bellum Aug. 9 I 3, I 22 29,2 Tib. 5 Philippus rex Macedonum Ca!. 57>4 Philippus s. Marcius Philocomus s. Vettius Philologus s. Ateius Philopoemen s. Vinius Phoebe liberta Aug. 65,2 Phoebus Aug. 70,I Phoenissae (Euripidis) Iul. 30,5 cf. Aug. 2 5,4 Phyllis nutrix Dom. I7,3 Picenum Iul. J4,I L. Pinarius Iul. 83,2 Pinarius eq. Rom. Aug.27,3 Piso s. Calpurnius Pisonianaconiuratio Nero 36,I Pitholaus Iul. 75,5 Pius Tib. I7,2 (cogn. Tiben) Ca!. 22,I (cogn. Gru) Pius s. Cestius Placentia Iul. 69 0. 9,2 Plancus s. Munatius

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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Plato Ca!. 34,2 (Plautius) s. Silvanus A. Plautius legatus Claud. 24,2 Vesp. 4,r A. Plautius iuvenis Nero 35,4 Plautius Rufus Aug. r9,r Plautia Urgulanilla Claud. 26,2 27,1

Plinius Secundus Ca!. 8,r 8,2 8,3

PloTia rogatio Iul. 5 L. Plotius Gallus rhet. 26, r-2 Poeni Tib. 2,r Polemo Nero r8 Polla s. Vespasia Pollentina plebs Tib. 37,3 Pollio s. Asinius, Clodius, Vespasms Pollux Iul. ro,r Tib. 20 Cal. 22,2

Polus lib. Aug. 67,2 Polybius Aug.lib. Aug. ror,r Polybius ab studiis Claud. 28 Polycratis regia (Sami) Ca!. 2r Polyhistor s. Cornelius Alexander [Pompei urbs] e coni. incerta Claud. 27,1 Pompei (Plural.) gramm. r5,r Q. Pompeins (Rufus) Iul. 6,2 Pompeia Q. Pompei f. Iul. 6,2 74> 2

Cn. Pompeins (Magnus PompeiusAug. 4,r) Iul. r9,2 20,5

2! 24,1 26,r 27,1 28,2 29,2 30,2 34,2 35,1 35,2 36 37,1 49,2 50, I 54>3 68,2 68,3 69 75,r 75>4 83,r Aug. 8,r p,5 Nero 2,3 gramm. r4,r r5,r-2 rhet. 25,7 27,2 Pompei curia Iul. 80,4 84,3 theatrum Aug. p,5 Cal. 2r Claud. rr,3 Nero 46,r

Pompeianus, -a, -um bellum Iul. 56,r biremes Aug. r6,3 curia Iul. 8r,3 domus Tib. r 5,r partes Vesp. r,2 theatrum Tib. 47 Claud. 2r,r Pompeianus Tib. 57,2 Cn. Pompeins Lenaeus gramm. 2,4 15,1-3

Sex. Pompeins Cn. f. Aug. 9 r6 47 68 74 Tib. 4,3 6,3 Pompeia Sex. Pompei soror Tib. 6,3 Pompeins Macer Iul. 56,7 Sex. Pompeins cos. a. I4 p. C. Aug. roo,r Pompeinsquidam eq. Rom. Tib. 57,2 Cn. Pompeins Magnus, maritus Antoniae Claudi f. Ca!. 35, r Claud. 27,2 29,r 29,2 Pompeins Strabo rhet. 27,2 M. Pompilius Andronicus gramm. 8,r-2 Pomponia Atticula, Gattin des Agrippa gramm. r6,r T. Pomponins Atticus gramm. 14,3 r6,r

Pomponins Flaccus Tib. 42,r M. Pomponins praetor rhet. 25,2

M. Pomponins Marcellus gramm. 22,1-3 Pomptinae paludes Iul. 44,3 Pompusianus s. Mettius Pontia insula Tib. 54,2 Pontiae Ca!. r5>r Pontius Aquila Iul. 78,2 C. Pontius Nigrinus cos. Tib. 73,I

Pontus Iul. 35,2 3644,3 Nero r8 Ponticus triumphus Iul. 37,I 37> 2

Poppaea s. Papia

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Poppaea Sabina Nero 35,1 35,3 35>4 35>5 0. 3,1 C. Poppaeus Sabinus cos. a. 9 Vesp. 2,r M. Porcius Cato s. Cato M. Porcius Latro rhet. 32 Porius essedarius Ca!. 3 5,3 Posides spado Claud. 28 Postumia Ser. Sulpici Iul. 50,1 Postumus s. Rabirius Pothos s. Sevius Praeconinus s. Aelius Praeneste Aug. 72,2 82,1 Tib. 4,2 gramm. 17,3 Praenestinus, -a, -um Tib. 63,1 (sortium) s. Fortuna Priamus Tib. 62,3 Priapus Ca!. 56,2 gramm. n,4 Primanus s. Valerius Primus s. Antonius Princeps gramm. 4,9 Priscus s. Caesonius, Helvidius, Tarquinius Probus s. Valerius Proculus s. Acerronius, Aesius Proserpinae raptus Nero 46,2 Ptolemaeum Aug. r8,r Ptolemaeus (Auletes) Iul. 54,3 Claud. 16,2 Ptolemaeus (Auletae f.) Iul. 35>1 Ptolemaeus Iubae regis f. Cal. 26,r 35,1 55,1 Puleher s. Claudius

Punicus, -a, -um bellum Aug. 2,2 bella Tib. r6,r Nero 38,2 ad Malum Punicum Dom. I,I

Pupillus s. Orbilius Puteoli Aug. 44,1 Cal. p,r Claud. 25,2 Vit. 12 Vesp. 8,3 Tit. 5,3 Puteolanus, -a, -um Aug. 98,2 Ca!. 19,1

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Pylades Aug. 45,4 Pyrallis Ca!. 36, r Pyrenaeus saltus Iul. 25,1 Pyrgi Nero 5,2 Pyrrus rex Tib. 2,1 Pythia corona Nero 25>1 Quinctilius Varus Aug. 23,2 Tib. 17,1 Quinquatrus Aug. 71,3 Nero 34,2 Dom. 4,4 (Quinquatria) Quintilianus s. Fabius Quirinalis s. Clodius Quirinius consularis Tib. 49,1 Quirinus s. Ianus Quirites Iul. 70 Claud. 19 Nero 39,2 C. Rabirius Iul. r2 Rabirius Postumus Claud. r6,2 Raetia Aug. 2r,r Raeticus, -a, -um bellum Tib. 9,1 9,2 Claud. r,2 vinum Aug. 77 Ravenna Iul. 30,1 Aug. 20 49,1 Tib. 20 Reate Vesp. 2,r Reatinus, -a, -um conditores Vesp. 12 municeps Vesp. r,2 oppidum Vesp. r,4 rura Vesp. 24

Rebilus s. Caninius Reges s. Marcius Regilli opp. Sabinorum Tib. r,1 Regillianus s. Claudius Regium Aug. r6,3 Tib. 5,3 Q. Remmius Palaemon gramm. 23,1-7 rhet. 38 Rhascuporis Thrax Tib. 37,4 Rhenus Iul. 25,1 25,2 Aug. 21,1 25,2 Tib. 9,2 r8,r 18,2 Cal. 45,1 p,2 Claud. r,2 Dom. 6,2

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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Rhianus Tib. 70,2 Rhodanus Iul. 25,I Rhodia classis Claud. 2I,6 Rhodiensis hospes Tib. 62,I Rhodii Tib. 32,2 56 Claud. 25,3 Nero 7,2 Rhodus Iul. 4,I 4,2 Tib. rr,I I2,I I2,2 I3,I I4,4 32,2 59,I Nero J4,I Vesp. 8,4 Roma Iul. 3 5 9,3 I0,2 34,2 38,2 42,2 70 Aug. 7,2 I3,I I7,I 25,2 26,3 44,I 46 52 58, I 6o 93 94,3 97,3 Tib. I,I 2,3 4,3 5 7,3 I0,2 I5,I I6,I 75,3 J2,2 37,I 39 59,2 62,I 63,I 65,2 72,I Ca!. 2 6,I I5>I 23,2 32,2 39,I 44,2 47 57,I 57,2 Claud. 3,4 6,I I7,2 25,4 25,5 Nero 5,I I2,3 2I,I 22,3 25,I 28,2 J4,I 36,I 39,2 4I,2 55 G. rr Vit. I,2 7,2 I4,2 Vesp. 8,3 Tit. 5,3 8,3 Dom. 6,2 gramm. I,I 9,2 I4,2 2o,I 23,2 24,2 rhet. 25,2 25,17 30,2 3I 37 40,I 40,2 Romani Iul. 25,2 Aug. 40,5 98,3 Tib. 6I,3 Romanus, -a, -um civis, cives Iul. I I Tib. 37,3 Claud. 24,I G. 9,I Vesp. 3 civitas Aug. 40,3 Ca!. 38,I Claud. 25.3 Nero I2,I 24,2 G. 14,3 (plur.) disciplina cultusque Iul. 24,2 duces Claud. I, I equites Iul. I4,2 26,3 Aug. 40,I 43,3 57,I Ca!. I6,2 26,4 4I,2 Claud. 25,I 29,2 Nero 4 I2,I G. I5,I Dom. 7,2 I4,3 eques Iul. 39,2 48 Aug. 24,I 27,3 Tib. 7,2 35,I 42,2 57,2 Ca!. I 5,2 I8,2 27,4 35,I Claud. I5,4 24,I Nero 5,I II,2 3I,4 35,I 37,3 4I,2 Ü.

I,3 Vit. 2,I 2,2 I4,3 Vesp. 3 8,4 9,2 Tit. 4,2 6,I Dom. 8,3 forum Aug. 72,I gens Claud. 25,3 habitus Aug. 98,3 imperator Vesp. 4,5 nomina Claud. 2 5,3 plebs Iul. I4, I Tib. 76 populus Aug. 2I,3 3I,5 47 58,2 65,3 94,2 94,3 IOI,2 Tib. 2I,2 2I,3 2I,7 49,2 Ca!. 4 rr I3 23,I 30,2 Claud. 3,2 6,2 25,3 25,5 43 Nero 37,3 G. IO,I I5,2 sermo Aug. 98,3 signa Ca!. I4,3 gramm. 3,I 3,5 I0,7 I6,I Romulus Aug. 7,2 95 Tib. I,I 59,2 Ca!. 25,I Rubico Iul. 3I,2 8I,2 Rubria virgo Vestalis Nero 28, I Rufilla Aug. 69,2 Rufio liberti Caesaris filius Iul. 76,3 Rufrius Crispinus privignus Neronis Nero 35,5 Rufus s. Cluvius, Curtius, Mettius, Octavius, Plautius, (Pompeius), Rutilius, Salvidienus Russus (?) s. Claudius Rusticus s. Iunius Rustius Caepio Dom. 9,2 Rutilius (Rufus) Aug. 89,2 P. Ruti!ius Rufus gramm. 6,2 Sabbata Aug. 76,2 Tib. 32,2 Sabini Tib. I,I Vit. I,2 Vesp. I,4 2,I Tit. IO,I Sabina lingua Tib. I,2 Sabina s. Poppaea Sabinus s. Asellius, Cornelius, Flavius, Nymphidius, Oppius, Poppaeus Sabratensis Vesp. 3 Sacra via Iul. 46, 80,4 Vit. I7,I

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Saeculares ludi Aug. 3I,4 Claud. 2I,2 Vit. 2,5 Dom. 4,3 Saepta Aug. 43,I 43,4 Tib. 17,2 Cal. I8,I 2I Claud. 2I,4 Nero 12,4 Salaria via Nero 48,I Vesp. I2 Salassi Aug. 2 I, I Salinator s. Livius Salii Claud. 33, I C. Sallustius Crispus Aug. 86,3 gramm. ro,3,7,8 I5,2 Sallustius Lucullus leg. Britanniae Dom. I0,3 cf. Lucullus Salvia Titisenia Aug. 69,2 Salvidienus Orfitus Nero 37,I Salvidienus Orfitus Dom. I0,2 Salvidienus Rufus Aug. 66, I Salvito Iul. 59 M. Salvius Otho avus imperatoris 0. I,I L. Salvius Otho pater imperatoris G. 6,I 0. I,2 M. Salvius Otho imp. M. Salvius Otho G. 17M. 0. I,3 Otho G. 6,I I9,I I9,2 20,2 0. I,I 3,2 IO,I I2,I Vit. 9 IO,I I0,3 Vesp. 5>I 6,2 6,4 Otho imp. 0. 2,I Dom. I0,3 NeroO. 7,I L. (Salvius) Titianus Othonis imp. frater 0. I,3 Salvius Cocceianus Dom. I0,3 Salvius Liberalis Vesp. I 3 Salutis augurium Aug. 3I,4 Sameramis Iul. 22,2 Samniticum bellum Vit. I,3 Samus Aug. 17,3 26,3 Tib. I2,2 Cal. 21 Vesp. 8,4 Sandaliarius s. Apollo Santra gramm. I4,4 Sardi Iul. 5p Sardinia Aug. 47 gramm. 5 Sarmatae Tib. 4I Dom. 6,1

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Sarnus rhet. 28,2 Satur decurio cubiculariorum Dom. 17,2 Saturnalia Aug. 75 Cal. q,2 Claud. 5 Vesp. I9,1 L. (Appuleius) Saturninus Iul. 12 Saturninus s. Aponius, Iulius Saturnus Tib. 59, I aedes Aug. 29,5 0. 6,2 aerarium Claud. 24,2 Scaeva s. Cassius Scalae anulariae Aug. 72, I Scantinia lex Dom. 8,3 Scaptienses tribules Aug. 40,2 Scelerata castra Claud. I,3 P. Cornelius Scipio Iul. 35,2 37,1 59 Tib. 4,1 Scribonia Aug. 62,I 63,I 69 gramm. I9,I Scribonianus s. Furius Scribonius s. Curio Scribonius mathematicus Tib. I4,2 Scribonius Aphrodisius gramm. I9,I L. Scribonius Libo gramm. I9,1 L. Scribonius Libo Tib. 25,1 2 5>3 Scutarius quidam Aug. 56,4 Scythae Aug. 21,3 Scytobrachion s. Dionysius Secundus s. Gabinius, Plinius Seianus s. Aelius Selene Cal. 26,1 Seleucus rex Claud. 25,3 Seleucus grammaticus Tib. 56 Seleucus mathematicus 0. 4,1 6,I Semiramis s. SamerSeneca s. Annaeus Senones Tib. 3,2 Cal. 51,3

I258

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

September mensis Aug. 3 I,2 35,3 Ioo,3 Tib. 26,2 Ca!. I5,2 Dom. I3,3 Septimantiale sacrum Dom. 4,5 Septizonium Tit. I Serapis Vesp. 7,I 7,2 (Quintus) Sertorius Iul. 5 Servilia mater M. Bruti Iul. 50,2

Servilia Nais Nero 3,2 Serviliani horti Nero 47,I Servilius Caepio Iul. 2I Servilius Isauricus Iul. 3 P. Servilius Isauricus Aug. 62, I Tib. 5 rhet. 28,I Sescenius Iacchus gramm. 3,6 Sestilia mater Vitelli Vit. 3, I Severus s. Cassius M. Sevius patronus gramm. 5,I M. Sevius Nicanor Pothos gramm. 5,I Sextilis mensis Aug. p,2 Q. Sextius gramm. I8,3 Sibyllini libri Aug. 3 I,I Sicilia Aug. 2,2 I6,3 25>3 47 8 5,2 Tib. 2, I 2,2 4,2 6,2 6,3 Ca!. 20 Claud. 2 5, 5 rhet. 29, I Siciliensis, -e Aug. 70,2 96,2 Ca!. p,I Siculus, -a, -um bellum Aug. 9 I 6, I 22 classis Claud. 2 I ,6 (fretum Tib. 2, I) victoriae Ca!. 23,I Sigambri Aug. 2I,I Sigillaria Claud. 5 I 6,4 N ero 28,2

Silanus s. Iunius C. Silius cos. Aug. 7I,2 IOI,I C. Silius adulter Messalinae Claud. 26,2 29,3 36 Silus s. Albucius Silvanus (M. Plautius) Claud. 4>3

Sinuessani Vit. 7,2 Siren(es) Tib. 70,3 gramm. I I,2 Smyrna gramm. 6,2 I8,2 (literarisches Werk) Smyrnaeus rhet. 3I Soldeus Nero 53 C. Sosius cos. Aug. I7,2 Spanien s. Hispania Spartacus Aug. 3,I Spelunca Tib. 39 Sphinx Aug. 50 Spiculus murmillo Nero 30,2 47>3

Spoletium Vesp. I,3 gramm. 21,1

Sporus Nero 28,I 28,2 29 46,2 48,I 49,3

Spurinnaharuspex Iul. 8I,2 8I,4 L. Staberius Eros gramm. I3,I Statilius Capella eq. Rom. Vesp. 3 Statilius Corvinus Claud. I3,2 Statilius Taurus Aug. 29,5 Ca!. I8,I Nero 35,I Statilia Messalina Nero 35,I 0. 10,2

L. Statius U rsulus rhet. 36 Stellatis campus Iul. 20,3

Stephanio togatarius Aug. 4 5,4 Stephanus Domitillae procurator Dom. I7,I I7,2 Stilo s. Aelius Stoechades insulae Claud. q,2 Strabo Caesar Iul. 55,2 Strabo s. Fannius Subura Iul. 46 Suebi Aug. 2I,I Suetonius Laetus pater scriptoris 0. IO,I L. (Cornelius) Sulla Felix dictator Iul. I, I I,2 3 5 6,2 rr 45,3 74,I 75,4 77Tib. 59,2 gramm. I2,I

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

P. (Cornelius) Sulla Iul. 9,I (Cornelius) Sulla Faustus Iul. 27,I 75>3 Faustus Sulla nobilissimus iuvenis Claud. 27,2 Sulla matbematicus Cal. 57,2 Sulpicius Claud. 4, 5 Ser. Sulpicius Iul. 29,I 50,I Q. Sulpicius Camerinus cos. a. 9 Vesp. 2,I Sulpicius Flavus Claud. 4I,1 Sulpicii (Galbae) G. 3,1 (3,3) Sulpicius Galba primus G. 3,I Ser. (Sulpicius) Galba consularis, oratorG. 3,2 C. (Sulpicius) Galba imperatoris frater G. 3,4 Ser. Sulpicius Galba imp. Ser. Galbaimp. G. 4,I Servius G. 3,4 4,I Caesar G. I I 0. 5,2 L. Livius Ocella G. 4,I Galba Nero 32,4 40,3 42,I 47,2 48,2 49,3 G. 2 3,3 4,2 5,I 6,2 20,2 0. 4,I 5,I 6,I 6,2 6,3 7,2 IO,I I2,2 Vit. 7,I 8,2 9 IO,I Vesp. 5,I 5,7 6,2 I6,I Tit. 5,1 rhet. 40,I Galba Cupido G. 20,2 Superummare Iul. 34,I 44,3 Aug. 49,I Sura s. Palfurius Suria s. Syria Surrenturn Aug. 65,I Syracusae Tib. 74 Cal. 20 2I 24,2 Augusti: Aug. 72,2 Syri pueri Aug. 83 Syria (Suria Iul. 22,2) Iul. 35,2 Aug. I7,3 Tib. I4,3 39 4I 42,I 49,2 52,3 Cal. 2 Nero 39,I Vit. 2,4 2,5 Vesp. 4,5 6,3 I5 gramm. I3 dea Syria Nero 56

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Syriacus, -a, -um Tib. 48,2 Cal. 10,1 Vesp. 6,4 Syriaticus exercitus Vit. I 5, I Syrus gramm. 8,I Talarius Cal. 8,4 Tanusius Geminus Iul. 9,2 Tarentinus gramm. I8,I Tarichaeae urbs Iudaeae Tit. 4,3 Tarpeius Iul. 44,I Dom. 23,2 Tarquinius Priscus Aug. 2,I Tarracina Tib. 39 G. 4,1 Tarraco Aug. 26,3 Tarraconenses G. 12,I Tarraconensis Hispania G. 8,I Tarsensis Dom. IO,I T. Tatius Tib. I, I Taurus s. Statilius Tedius Afer Aug. 27,3 Tegea Vesp. 7,3 Telegenius Claud. 40,3 Telephus servus Aug. I9,I I9,2 Temenites s. Apollo Terentia s. Albia Terentia Maecenatis Aug. 66,3 Terentilla Aug. 69,2 M. Terentius Varro s. Varro Terpnus citharoedus Nero 2o,I Vesp. I9,1 Terramater Tib. 75,I (cf. Iul. 7) Tertia soror M. Bruti Iul. 50,2 Tertulla M. Crassi Iul. 50, I Tertulla Aug. 69,2 Tertulla Vespasiani avia Vesp. 2,I Tertulla s. Arrecina Tetrinius latro Cal. 3o,2 Teutoni Iul. I I Thallus servus Aug. 67,2 Thasius lapis Nero 50 Theodorus Gadareus Tib. 57,I Theogenes mathematicus Aug. 94,12

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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

M. Thermus praetor Iul. 2 Thessali Tib. 8 Claud. 21,3 Thessalus quidam Aug. 96,r Thoranius s. TorThracia Iul. 44,3 Aug. 94,5 Tib. r6,2 Vesp. 2,3 Thraces Aug. 3,2 sing. Tib. 37>4 Thraex Cal. 35>2 54,1 Dom. ro, r Thraeces Cal. 55,2 Tit. 8,2 Thrasea s. Paetus Thrasyllus mathematicus Aug. 98,4 Tib. 14,4 62,3 Cal. r9,3 Thrax s. Thraces Thurinus, -a, -um Aug. 2,3 3,r 7,I Thurinus cogn. Augusti Aug. 7,I Thyatireni Tib. 8 Tiberianus, -a, -um Vit. 3,2 I 5,3 Tiberinum vadum Tib. 2,3 Tiberis Iul. 44,3 82,4 83,2 Aug. 30,! 37 43,I !00,4 Tib. 72,! 75,1 Ca!. r5,r Claud. 38,r Nero 27,3 47,3 0. 8,3 Vit. q,2 Vesp. 19,2 Dom. r,2 4,2 Tiberius imp. Tiberius Claudius Nero Tib. 42,r Tiberius Nero Tib. 4,3 Ti. CaesarTib. 3,r 23 Cal. 37,3 Claud. 23,r Dom. 20 CaesarTib. JI,2 59,r Tiberius Aug. 40,3 51,3 63,2 65,1 71,2 71,3 76,2 85,1 86,2 92,2 97,1 97,3 98,4 98,5 !00,3 IOI,2 Tib. 4,I 5 2!,2 21,3 21,4 21,5 21,6 22 75>1 75,2 Ca!. r,r 2 4 6,r 6,2 7 IO,I II 12,2 12,3 13 14,1 14,3 r5,r r6,r r6,3 19,3 21 28 30,2 31 38,2 Claud. 4,r 5 6,2 rr,3 25,3 Nero 5>2 6,r 30,r G. 3,4

4,r 5,2 0. r,2 Vit. 2,2 Tit. 8,r gramm. 17,2 22,2 23,2 Augustus Tib. 26,2 Pannonicus, Invictus, Pius Tib. 17,2 Tiberius mensis Tib. 26,2 Tiberius s. Claudius imp. Tiberius imperatoris nepos Tib. 54,1 62,3 76 Ca!. rp 23,3 Tiberius Alexander praef. Aegypti Vesp. 6,3 Tibur Aug. 72,2 82,r Ca!. 8,r 8,2 Claud. 34,1 Tiburti regio Cal. 2r Ticida gramm. 4,3 rr,3 Tigillinus G. 15,2 Tigranes Tib. 9,r Tillius Cimber Iul. 82,r Tiridates Armeniae rex Nero 13,1 30,2 Tiro s. Iulius Titianus s. Salvius Titii sodales G. 8,r M. Titinius rhet. 26,r Titisenia s. Salvia Tituriana clades Iul. 67,2 Titurius legatus Caesaris Iul. 25,2 Titus imp. Titus cognomine paterno Tit. r alius Nero Tit. 7,r Titus Vesp. 3 23,3 Tit. 2 Dom. ro,2 17,3 22 Tolosa Vit. r8 Tolosensis rhet. 36 Tonans Iuppiter s. Iuppiter C. Toranius Aug. 27,r Toranius mango Aug. 69, r Torquatus s. Nonius Tortor s. Apollo Trachia Cilicia Vesp. 8,4 Tragoedus Iuppiter Aug. 57,1 Tralliani Tib. 8 Transalpini Iu!. 24,2 s. Gallia Transpadani Iul. 9,3

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Transpadana regio Vesp. r ,4 C. Trebatius Iul. 78,r Trebiani Tib. 3r,r Treveri Cal. 8,r Triton Claud. 2r,6 Troia lusus Iul. 39,2 Aug. 43,2 Tib. 6,4 Cal. r8,3 Claud. 21,3 Nero 7,r s. auch Ilium Q. Tubero Iul. 83,1 Ser. Tullius Aug. 2,r M. Tullius Cicero Aug. 5 M. Cicero Aug. 3,2 94,9 Cicero Iul. 9,2 q,2 20,4 30,5 42,3 49,3 50,2 55,r 56,r 56,6Tib. 2,4 7,2 Claud. 41,3 gramm. 7,3 9,2 14,2 r6,r rhet. 25,6 26,r 29,2 Q. (Tullius) Cicero Iul. 14,2 (Cicerone consulis fratre) Aug. 3,2 Turnus Vergili Nero 54 TusculanaFortuna G. r8,2;villa gramm. r r ,4 Tusculanum gramm. r r,4 Tusculum G. 4,3 r8,2 Tuscus Nero 35,5 Tyrrhenicon historiae Claudi Claud. 42,2 Tyrus Nero 31,4 Tyrius, -a, -um Iul. 39,4 Nero 32>3

Ulixes stolatus Cal. 23,2 Ultor s. Mars Umbria Iul. 34,r Vesp. r,4 Urgulanilla s. Plautia P. Valerius Burrienus gramm. rr, r P. Valerius Cato gramm. 2,4 4,3 I I,I-4 (C.) Valerius Catullus Iul. 73 Valerius Catullus consulari familia iuvenis Cal. 36,r

126r

M. Valerius Messala Corvinus Aug. 58,r 58,2 74 Tib. 70,r Claud. r3,2 gramm. 4,3 M. Valerius Messalla rhet. 2 5>2 M. Valerius Messala cos. a. 3 G. 4,I Valerius Messala Barbatus Claud. 26,2 L. Valerius Primanus rhet. 34 M. Valerius Probus gramm. 24,1-5 Valeria Messalina Claudi uxor Claud. 17,3 26,2 27,1 29,3 36 37,2 39,r Nero 6,4 Vit. 2,5 Q. Vargunteius gramm. 2,4 Variana clades Aug. 23,1 49,1 Tib. q,2 r8,r Cal. 3,2 3I M. (Terentius) Varro (Reatinus) Iul. 34,2 44,2 gramm. 23,4 Varro Murena Aug. r9,r 56,4 66,3 Tib. 8 Varro Murena gramm. 9,5 Varronilla Dom. 8,4 Varus s. Quinctilius Vaticanum Claud. 2r,2 Vatinia lex Iul. 22,r rogatio Iul. 28,3 Vectis insula Vesp. 4,1 Vei Nero 39,2 Veientanum G. r Velabrom Iul. 37,2 Nero 25,2 Veliterni Aug. 94,2 Velitrae Aug. r 6 94,2 Yeneta factio Vit. 7,r 14,3 Venus Iul. 6,r 49,3 Cal. 52 56,2 Capitolina Cal. 7 G. r8,2 Coa Vesp. r8 Erycina Claud. 25,5 Genetrix Iul. 6r 78,r 84, r Paphia Tit. 5, r iactus Veneris Aug. 71,2 Venerii loci Tib. 43,2 Veranius Flaccus Aug. 86,3

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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

P. Vergilius (Maro) Ca!. 34,2 45,2 Nero 54 Dom. 9,I gramm. I6,3 23,4 cf. Aug. 40,5 Nero 47,2 Verginius Flavus rhet. 35 M. Verrius Flaccus gramm. I7,I-3 I8,3 I9,I Vespasiae locus Vesp. I,3 Vespasia Polla Vesp. I,3 5,2 Vespasiorum monumenta Vesp. I,3 Vespasius Pollio ter trib. mil. Vesp. I,3 Vespasianus imp. Caesar Vesp. 5.2 I 3 Vespasianus Claud. 4 5 G. 23 Vit. I5,I I5,2 I7,I Vesp. I,3 2,I 5,7 6,3 6,4 7,3 I5 22Dom. I,3 2,2 I5,2 Vespasianus Flavi Clementis f. Dom. I5>I Vestae aedes Tib. 50,3 Nero I9,I Vestalis virgo Tib. 2,4 Nero 28,I virgo maxima Iul. 83,I Dom. 8,4 Vestales virgines Iul. I,2 Aug. 31,3 44,3 IOI,I Tib. 76 Nero I2,4 Vit. I6 Dom. 8,3 Vestinus Atticus cos. N ero 3 5, I Vesuvius mons Tit. 8,3 8,4 L. Vettius Iul. I7,I I7,2 (cf. 20,5) Vettius Philocomus gramm. 2,4 Vibius Crispus Dom. 3,I Vicetinus gramm. 23,I Victoria Aug. I00,2 G. I0,4 Vidius gramm. I4,2 Vienna Vit. 9 I 8 Vindelici Aug. 2I,I Vindelicum bellum Tib. 9,I 9,2 Vindex s. Iulius L. Vinicius Aug. 64,2 Vinicius Aug. 7I,2

Viniciana coniuratio Nero 36,I T. Vinius legatus G. I4,2 Vit. 7,I T. Vinius Philopoemen Aug. 27,2 Vipsanius s. Agrippa Viriatinum bellum G. 3,2 Vitellia colonia Vit. I ,3 Vitellia dea Vit. I ,2 Vitellia via Vit. I,3 Vitelliani milites Vesp. 8,2 Vitellianum bellum Dom. I,2 Vitellii Vit. I, I I,2 I,3 Q. Vitellius Divi Augusti quaestor Vit. I ,2 P. Vitellius imperatoris avus Vit. 2,2 A. Vitellius imperatoris patruus Vit. 2,2 P. Vitellius P. f. imperatoris patruus Vit. 2,2 2,3 Q. Vitellius imperatoris patruus Vit. 2,2 L. Vitellius P. f. imperatoris pater Vit. 2,2 2,4 3,2 A. Vitellius L. f. imp. Vit. 3,2 imp. Vit, I,I Augustus Vit. 8,2 Caesar Vit. 8,2 Vitellius 0. 8,I 9,I Vit. 7,3 I7,I Vesp. 5,I 6,2 6,4 7,I I4 Germanicus Vit. 8,2 I4,4 Concordia Vit. I5,4 Vitellius s. Petronianus Vologaesus Parthorum rex Nero 57,2 Vesp. 6,4 Dom. 2,2 Vonones rex Parthorum Tib.49,2 Xenon (Zen-vulg.) Tib. 56 Xenophon Iul. 87 Xerxes Ca!. I9,3 Zenodotus gramm. rr,4 Zmyrna s. Smyrna