Die Kaiserviten. Berühmte Männer. De vita Caesarum. De viris illustribus. Lateinisch - Deutsch 3760816983, 9783760816982

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Die Kaiserviten. Berühmte Männer. De vita Caesarum. De viris illustribus. Lateinisch - Deutsch
 3760816983, 9783760816982

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SAMMLUNG

TUSCULUM

Wissenschaftliche Beratung: Gerhard Fink, Niklas Holzberg, Rainer Nickel, Bernhard Zimmermann

С. S U E T O N I U S T R A N Q U I L L U S

DIE K A I S E R V I T E N DE VITA C A E S A R U M BERÜHMTE M Ä N N E R DE VIRIS I L L U S T R I B U S Lateinisch-deutsch Herausgegeben und übersetzt von Hans Martinet

ARTEMIS & W I N K L E R

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

© 1991 Philipp Rcclam jun., Stuttgart (für die Viten von Vespasian, Titus und Domitian)

3. Auflage 2006 © 1997, 2000 Patmos Verlag G m b H & C o . K G Artemis & Winkler Verlag, Düsseldorf Alle Rechte vorbehalten. Druck und Verarbeitung: Friedrich Pustet, Regensburg I S B N 5-7608-1698-3 www.patmos.de

JULIANE filiae meae

INHALT

TEXT UND ÜBERSETZUNG Die Kaiserviten/De vita Caesarum Iulius Caesar Augustus Tiberius Caligula Claudius Nero Galba Otho Vitellius Vespasian Titus Domitian

16 142 320 440 540 626 732 770 792 824 866 884

Berühmte Männer/De viris illustribus Grammatiker Rhetoriker

932 972

ANHANG Zum Text Erläuterungen Nachwort Literaturhinweise Verzeichnis der Eigennamen

1000 1003 1198 1211 1216

С. SUETONITRANQUILLI DE VITA CAESARUM С. SUETONIUS TRANQUILLUS DIE KAISERVITEN

Liber I DIVUS IULIUS A n n u m agens sextum decimum patrem amisit; sequentibusque consulibus flamen Dialis destinatus dimissa Cossutia, ι quae familia equestri sed a d m o d u m dives praetextato desponsata fuerat, Corneliam Cinnae quater consulis filiam duxit uxorem, ex qua illi mox Iulia nata est; neque ut repudiaret compelli a dictatore Sulla ullo m o d o potuit. quare et ι sacerdotio et uxoris dote et gentilicis hereditatibus multatus diversarum partium habebatur, ut etiam discedere e medio et q u a m q u a m m o r b o quartanae adgravante p r o p e per singulas noctes commutare latebras cogeretur seque ab inquisitoribus pecunia redimeret, donee per virgines Vestales perque M a m e r c u m Aemilium et Aurelium C o t t a m p r o p i n q u o s et adfines suos veniam impetravit. satis constat Sullam, cum s deprecantibus amicissimis et ornatissimis viris aliquamdiu denegasset atque illi pertinaciter contenderent, expugnatum tandem proclamasse sive divinitus sive aliqua coniectura: vincerent ac sibi haberent, d u m m o d o scirent eum, q u e m incolumem tanto opere cuperent, q u a n d o q u e optimatium

Buch ι IULIUS CAESAR

Im Alter von sechzehn Jahren verlor Caesar seinen Vater; im darauffolgenden Jahr wurde er zum Flamen Dialis ernannt, noch im selben Jahr trennte er sich von Cossutia, einer Frau aus dem Ritterstand, welche aber angemessen reich war; sie war mit ihm verlobt worden, als er noch die Toga praetexta trug. Er heiratete Cornelia, die Tochter des Cinna, der viermal Konsul gewesen war; diese gebar ihm schon bald Iulia. Vom Diktator Sulla ließ er sich durch nichts bewegen, sich von ihr zu trennen. Deshalb bestrafte man ihn damit, daß er sein Priesteramt und die Mitgift seiner Frau sowie Erbansprüche gegenüber seinem Geschlecht verlor; darauf zählte man ihn unter die Anhänger der Gegenpartei, so daß er sich sogar gezwungen sah, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und fast jede Nacht seinen Schlupfwinkel zu wechseln - und das obwohl er an viertägigem Wechselfieber litt und diese Krankheit sich noch verschlimmerte - und sich von seinen Verfolgern mit Geld loszukaufen, bis die Vestalischen Jungfrauen, Mamercus Aemilius und Aurelius Cotta, seine Verwandten und Schwäger, seine Begnadigung erwirkten. Es ist hinlänglich bekannt, daß Sulla, als sich sehr vertraute und hochangesehene Männer bei ihm für Caesar einsetzten und er eine Zeitlang ihre Bitten abgelehnt hatte, sie aber weiterhin hartnäckig für ihn eintraten, schließlich — sei es aus einer göttlichen Ahnung oder einer dunklen Vermutung heraus - losgepoltert habe, er gebe sich geschlagen: Sollten sie doch siegen und ihn und ihren Willen haben, solange sie nur wüßten, daß der, von dem sie so sehr wünschten, daß ihm nichts geschehe, über kurz oder lang der Partei

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DIVUS 1ULIUS

partibus, quas secum simul defendissent, exitio futurum; nam Caesari multos Marios inesse. Stipendia prima in Asia fecit Marci Thermi praetoris con- 2 tubernio; a quo ad accersendam classem in Bithyniam missus desedit apud Nicomeden, поп sine rumore prostratae regi pudicitiae; quem rumorem auxit intra paucos rursus dies repetita Bithynia per causam exigendae pecuniae, quae deberetur cuidam libertino clienti suo. reliqua militia secundiore fama fuit et a Thermo in expugnatione Mytilenarum corona civica donatus est. meruit et sub Servilio Isau- 3 rico in Cilicia, sed brevi tempore, nam Sullae morte comperta, simul spe novae dissensionis, quae per Marcum Lepidum movebatur, Romam propere redit. et Lepidi quidem societate, quamquam magnis condicionibus invitaretur, abstinuit, cum ingenio eius diffisus tum occasione, quam minorem opinione offenderat. ceterum composita sediti- 4 one civili Cornelium Dolabellam consularem et triumphalem repetundarum postulavit; absolutoque Rhodum secedere statuit, et ad declinandam invidiam et ut per otium ac requiem Apollonio Moloni clarissimo tunc dicendi magistro operam daret. hue dum hibernis iam mensibus traicit,

IULIUS CAESAR

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der Optimalen, deren Interessen er und sie doch gleichermaßen verfochten hätten, den Garaus machen werde; denn in Caesar steckten mehr als ein Marius. Seine militärische Laufbahn begann er im Stab des Praetors Marcus Thermus; dieser hatte ihn nach Bithynien geschickt, um von dort die Flotte zu holen; Caesar aber saß untätig bei Nikomedes, so daß das Gerede nicht ausblieb, er habe dem König seine Unschuld hingegeben. Dieses Gerücht erhielt dadurch neue Nahrung, daß er innerhalb weniger Tage noch einmal nach Bithynien zurückkehrte, angeblich um dort Geld einzufordern, das einem seiner Klienten aus der Schar der Freigelassenen geschuldet wurde. Das Urteil über seinen restlichen Kriegsdienst ist weitaus günstiger; bei der Erstürmung von Mytilene ist er von Thermus sogar mit der Bürgerkrone ausgezeichnet worden. Er diente auch unter Servilius Isauricus in Kilikien, aber nur kurz. Denn als er vom Tod Sullas erfahren hatte, kehrte er eiligst nach Rom zurück, auch weil er auf neue Zwistigkeiten hoffte, die durch die Händel eines Marcus Lepidus zum Ausbruch kamen. Ein Bündnis mit Lepidus ging er aber nicht ein, obwohl man ihn wahrscheinlich durch weitreichende Zusagen dazu zu bewegen suchte. Denn er mißtraute sowohl dessen Talent als auch der eingetretenen Situation, die weit hinter seinen Erwartungen zurückblieb. Übrigens hat er, als der Aufruhr im Innern beigelegt war, Cornelius Dolabella, den ehemaligen Konsuln und Triumphator, vor Gericht auf Rückerstattung der in der Provinz erpreßten Gelder verklagt; nach dessen Freispruch faßte er den Entschiuß, sich nach Rhodos zurückzuziehen, um sich Gehässigkeiten zu entziehen und auch um ohne jede Ablenkung bei Apollonios Molon, dem berühmtesten Redelehrer jener Zeit, zu studieren. Es war bereits das Winterhalbjahr angebrochen, als er von dort nach Italien übersetzte; dabei ist er in der Nä-

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DIVUS

IULIUS

4-1 - ί

circa Pharmacussam insulam a praedonibus captus est mansitque apud eos non sine summa indignatione prope quadraginta dies cum uno medico et cubicularis duobus. nam 2 comites servosque ceteros initio statim ad expediendas pecunias, quibus redimeretur, dimiserat. numeratis deinde quinquaginta talentis expositus in litore non distulit quin e vestigio classe deducta persequeretur abeuntis ac redactos in potestatem supplicio, quod saepe illis minatus inter iocum fuerat, adficeret. vastante regiones proximas Mithridate, ne desidere in discrimine sociorum videretur, ab Rhodo, quo pertenderat, transiit in Asiam auxiliisque contractis et praefecto regis provincia expulso nutantis ac dubias civitates retinuit in fide.

Tribunatu militum, qui primus Romam reverso per suf- 5 fragia populi honor optigit, actores restituendae tribuniciae potestatis, cuius vim Sulla deminuerat, enixissime iuvit. L. etiam Cinnae uxoris fratri, et qui cum eo civili discordia Lepidum secuti post п е с е т consulis ad Sertorium confugerant, reditum in civitatem rogatione Plotia confecit habuitque et ipse super ea re contionem.

JULIUS CAESAR

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he der Insel Pharmakussa von Seeräubern gekidnappt worden. Er blieb ungefähr vierzig Tage bei ihnen, allerdings nicht ohne schärfstens gegen die Behandlung zu protestieren, in Begleitung von nur einem Arzt und zwei Kammerdienern. Denn seine Begleiter und die übrigen Diener hatte er gleich zu Anfang fortgeschickt, damit sie Gelder auftrieben, mit denen er sich loskaufen konnte. Er zahlte fünfzig Talente Lösegeld, dann wurde er an der Küste abgesetzt. Er ließ keine Zeit verstreichen, auf der Stelle mit einer Flotte in See zu stechen und den Piraten, die ungestraft davongekommen waren, nachzusetzen. Er wurde ihrer habhaft und ließ sie hinrichten, so wie er es ihnen oft angedroht hatte, als man seinen Spaß mit ihm trieb. Als Mithridates die Gebiete, die in seiner Nachbarschaft lagen, verwüstete, setzte er, damit es nicht den Anschein habe, er lege seine Hände in den Schoß, während Bundesgenossen in Gefahr seien, von Rhodos, wohin er gerade gesegelt war, nach Asien über, zog Hilfstruppen zusammen und vertrieb den Praefekten des Königs aus der Provinz; er brachte es auch fertig, daß Städte, die in ihrer Treue schwankten, und solche, die noch unentschlossen waren, Rom die Treue hielten. In seiner Funktion als Militärtribun—dieses Amt war ihm durch Volksbeschluß als erstes zugefallen, als er nach Rom zurückgekehrt war - unterstützte er mit aller Kraft die Leute, die sich dafür einsetzten, daß die Amtsbefugnisse des Tribunen wiederhergestellt würden; sein Einfluß war von Sulla herabgesetzt worden. Er setzte sogar durch, daß Lucius Cinna, der Bruder seiner Frau, und die Leute, die sich mit ihm während des Bürgerkrieges Lepidus angeschlossen hatten und nach dem Tode des Konsuls zu Sertorius geflüchtet waren, auf Grund des Gesetzesantrags des Plautius nach Rom zurückkehren durften. Er selbst hielt sogar wegen dieser Angelegenheit eine Rede vor der Volksversammlung.

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DIVUSIULIUS

6,1-7·^

Quaestor Iuliam amitam uxoremque Corneliam defunc- 6 tas laudavit e more pro rostris. [s]et in amitae quidem laudatione de eius ac patris sui utraque origine sic refert:

'Amitae meae Iuliae maternum genus ab regibus ortum, paternum cum diis inmortalibus coniunctum est. nam ab Anco Marcio sunt Marcii Reges, quo nomine fuit mater; a Venere Iulii, cuius gentis familia est nostra, est ergo in genere et sanctitas regum, qui plurimum inter homines pollent, et caerimonia deorum, quorum ipsi in potestate sunt reges.'

In Corneliae autem locum Pompeiam duxit Quinti Pom- ι pei filiam, L. Sullae neptem; cum qua deinde divortium fecit adulteratam opinatus a Publio Clodio, quem inter publicas caerimonias penetrasse ad earn muliebri veste tam constans fama erat, ut senatus quaestionem de pollutis sacris decreverit.

Quaestori ulterior Hispania obvenit; ubi cum mandatu 7 pr(aetoris) iure dicundo conventus circumiret Gadisque venisset, animadversa apud Herculis templum Magni Alexandri imagine ingemuit et quasi pertaesus ignaviam suam, quod nihil dum a se memorabile actum esset in aetate, qua iam Alexander orbem terrarum subegisset, missionem continuo efflagitavit ad captandas quam primum maiorum rerum occasiones in urbe. etiam confusum eum somnio ;

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Als Quaestor hielt er die Leichenreden auf seine Tante Iulia und seine Gattin Cornelia - so wie es Sitte war - von der Rednertribüne herab. Und gerade in der Leichenrede auf seine Tante berichtet er über ihre und die Herkunft seines Vaters folgendes: »Mütterlicherseits stammt das Geschlecht meiner Tante von den Königen ab, von Seiten des Vaters ist es mit den unsterblichen Göttern verwandt. Denn von Ancus Marcius stammen die Marcischen Könige ab, das war der Name ihrer Mutter; von Venus stammen die Iulier ab, unsere Familie gehört zu diesem Geschlecht. In der hohen Abkunft steckt also sowohl die Unverletzlichkeit der Könige, die bei den Menschen das größte Ansehen haben, wie auch die Heiligkeit der Götter; unter ihrer Macht stehen selbst Könige.« Anstelle der Cornelia wurde Pompeia, die Tochter des Quintus Pompeius, eine Enkelin des L. Sulla, seine Frau; später ließ er sich aber von ihr scheiden, weil er vermutete, sie habe sich von Publius Clodius zum Ehebruch verführen lassen. Er soll während einer öffentlichen Opferhandlung zu ihr in Frauenkleidern gegangen sein; dieses Gerücht hielt sich so unerschütterlich, daß der Senat eine Untersuchung über die Entweihung einer Opferhandlung anberaumte. Als Quaestor fiel ihm das südliche Spanien zu. Als er dort im Auftrag des Praetors von Kreistag zu Kreistag reiste, um Recht zu sprechen, und nach Gades kam, zog beim Tempel des Hercules eine Büste Alexander des Großen seine Aufmerksamkeit auf sich; er seufzte und war sozusagen seiner Trägheit ganz überdrüssig, weil er doch noch nichts Bemerkenswertes zuwege gebracht habe in einem Alter, in dem Alexander sich bereits den ganzen Erdkreis unterworfen habe. Er verlangte sofort seine Entlassung, um möglichst bald in Rom Gelegenheiten, Größeres zu leisten, abzupassen. Als er noch ganz durcheinander wegen eines Traumes der

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D I V U S

I U L I U S

-9.-

proximae noctis - nam visus erat per quietem stuprum matri intulisse - coiectores ad amplissimam spem incitaverunt arbitrium terrarum orbis portendi interpretantes, q u a n d o mater, quam subiectam sibi vidisset, non alia esset quam terra, quae o m n i u m , parens haberetur. decedens ergo ante 8 tempus colonias Latinas de petenda civitate agitantes adiit, et ad audendum aliquid concitasset, nisi consules conscriptas in Ciliciam legiones paulisper o b id ipsum retinuissent.

N e c eo setius maiora mox in urbe molitus est: siquidem 9 ante paucos dies quam aedilitatem iniret, venit in suspicionem conspirasse cum Marco C r a s s o consulari, item Publio Sulla et L . A u t r o n i o post designationem consulatus ambitus condemnatis, ut principio anni senatum adorirentur, et trucidatis quos placitum esset, dictaturam Crassus invaderet, ipse ab eo magister equitum diceretur constitutaque ad arbitrium re publica Sullae et A u t r o n i o consulatus restitueretur.meminerunt huius coniurationis Tanusius G e m i n u s in 2 historia, Marcus Bibulus in edictis, C . C u r i o pater in orationibus. de hac significare videtur et C i c e r o in quadam ad A x i u m epistula referens Caesarem in consulatu confirmasse

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vergangenen Nacht war - war es ihm doch so geschienen, als habe er, während er schlief, seiner Mutter Gewalt angetan stachelten ihn Traumdeuter zu den weitgespanntesten Hoffnungen auf, indem sie das Traumgesicht dahingehend auslegten, daß darin seine Herrschaft über die ganze Welt prophezeit werde, da die Mutter, die er sich - wie er ja gesehen habe - unterworfen hatte, niemand anders als die Erde sei, welche man für die Mutter von allen halte. Also verließ er die Provinz vor der gesetzlich festgelegten Zeit und suchte die Kolonien latinischen Rechts auf, die Möglichkeiten durchspielten, wie das römische Bürgerrecht zu erlangen sei; er hätte sie auch ermuntert, etwas zu wagen, wenn nicht die Konsuln die für Kilikien ausgehobenen Legionen gerade wegen dieser unsicheren Lage noch eine Weile zurückgehalten hätten. Dennoch hat er bald darauf in Rom auf Bedeutenderes hingearbeitet: Wenige Tage nämlich, bevor er das Amt des Aedilen antrat, kam er in den Verdacht, sich mit dem ehemaligen Konsul Marcus Crassus, ferner mit Publius Sulla und L. Autronius - beide waren nach der Ernennung zum Konsuln wegen Amtserschleichung verurteilt worden - verschworen zu haben, um unmittelbar zu Jahresanfang den Senat anzugreifen; wären erst einmal diejenigen niedergemetzelt, die man sich vorher ausgeguckt hatte, sollte Crassus die Diktatur an sich reißen, er selbst sollte von ihm zum Reiterobersten ernannt und Sulla und Autronius sollten, wenn der Staat nach ihrem Dafürhalten konsolidiert worden sei, wieder Konsuln werden. Diese Verschwörung erwähnen Tanusius Geminus in seinem Geschichtswerk, Marcus Bibulus in seinen Edikten und C. Curio der Altere in seinen Reden. Auch Cicero scheint in einem Brief an Axius darauf anzuspielen, in welchem er schreibt, Caesar habe sich in seinem Konsulat die Alleinherrschaft gesichert, auf die er

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9.2- I=.

regnum, de quo aedilis cogitarat. Tanusius adicit Crassum paenitentia vel metu diem caedi destinatum non obisse et idcirco ne Caesarem quidem signum, quod ab eo dari convenerat, dedisse; convenisse autem Curio ait, ut togam de umero deiceret. idem Curio sed et Μ. Actorius Naso auctores sunt conspirasse eum etiam cum Gnaeo Pisone adulescente, cui ob suspicionem urbanae coniurationis provincia Hispania ultro extra ordinem data sit; pactumque ut simul foris ille, ipse Romae ad res novas consurgerent, per + Ambranos et Transpadanos; destitutum utriusque consilium morte Pisonis.

;

Aedilis praeter comitium ac forum basilicasque etiam ic Capitolium ornavit porticibus ad tempus extructis, in quibus abundante rerum copia pars apparatus exponeretur. venationes autem ludosque et cum collega et separatim edidit, quo factum est, ut communium quoque inpensarum solus gratiam caperet nec dissimularet collega eius Marcus Bibulus, evenisse sibi quod Polluci: ut enim geminis fratribus aedes in foro constituta tantum Castoris vocaretur, ita suam Caesarisque munificentiam unius Caesaris dici. adiecit . insuper Caesar etiam gladiatorium munus, sed aliquanto paucioribus quam destinaverat paribus, nam cum multiplici

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schon als Aedil bedacht gewesen sei. Tanusius fügt hinzu, Crassus habe aus Reue oder aus Furcht den für das Morden festgesetzten Tag nicht abgewartet und deshalb habe nicht einmal Caesar das verabredete Zeichen gegeben. Und Curio sagt, man sei übereingekommen gewesen, er werde die Toga von den Schultern herabfallen lassen. Derselbe Curio, aber auch M. Actorius Naso sind die Gewährsleute dafür, daß er sich auch mit dem jungen Gnaeus Piso verschworen hatte, dem wegen des Verdachts, in Rom ein Komplott gegen den Staat zu planen, die spanische Provinz sogar unter Umgehung der üblichen Regularien gegeben worden sei; man habe ein Abkommen getroffen, daß sie beide zur gleichen Zeit gegen den Staat losschlagen sollten, jener draußen, er selbst in Rom; dabei sollten die Ambraner und Transpadaner helfen. Ihr Plan ist durch den Tod Pisos vereitelt worden. Als Aedil ließ er neben dem Comitium, dem Forum und den Basiliken auch noch den Tempel auf dem Kapitol mit Säulengängen, die ab Provisorium errichtet wurden, ausschmücken; dort sollte ein Teil der Prachtgeräte ausgestellt werden, von denen die Lagerhallen überquollen. Er veranstaltete auch Tierhetzen und Gladiatorenspiele teils zusammen mit seinen Amtskollegen, teils nur unter seiner Regie. Dadurch kam es, daß er auch allein den Dank für die Aufwendungen, die sie zusammen aufgebracht hatten, einstrich und sein Amtskollege Marcus Bibulus aus seiner Entrüstung keinen Hehl machte, nämlich daß es ihm wie Pollux ergangen sei: denn obwohl man auf dem Forum einen Tempel für beide Zwillingsbrüder erbaut habe, werde nur vom Tempel des Castor gesprochen, ebenso spreche man von seiner und Caesars Mildtätigkeit so, als sei es allein die Caesars. Zu alledem veranstaltete Caesar auch noch einen Gladiatorenkampf, aber mit beträchtlich weniger Kampfpartnern, als es seine feste Absicht gewesen war. Denn als er überall ei-

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undique familia conparata inimicos exterruisset, cautum est de numero gladiatorum, quo ne maiorem cuiquam habere Romae liceret. Conciliato populi favore temptavit per partem tribuno- ι1 rum, ut sibi Aegyptus provincia plebi scito daretur, nanctus extraordinarii imperii occasionem, quod Alexandrini regem suum socium atque amicum a senatu appellatum expulerant resque vulgo inprobabatur. nec obtinuit adversante optimatium factione: quorum auctoritatem ut quibus posset modis in vicem deminueret, tropaea Gai Mari de Iugurtha deque Cimbris atque Teutonis olim a Sulla disiecta restituit atque in exercenda de sicaris quaestione eos quoque sicariorum numero habuit, qui proscriptione ob relata civium Romanorum capita pecunias ex aerario acceperant, quamquam exceptos Cornells legibus, subornavit etiam qui Gaio 12 Rabirio perduellionis diem diceret, quo praecipuo adiutore aliquot ante annos Luci Saturnini seditiosum tribunatum senatus coercuerat, ac sorte iudex in reum ductus tarn cupide condemnavit, ut ad populum provocanti nihil aeque ac iudi-

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ne starke Truppe aufkaufte und dadurch seinen Gegnern großen Schrecken einjagte, legte man sicherheitshalber in einer Verfügung die Höchstzahl der Gladiatoren fest, die jemand in Rom halten durfte. Als er sich beim Volk beliebt gemacht hatte, versuchte er unter Beteiligung einiger Tribunen durchzusetzen, daß ihm die Verwaltung der Provinz Ägypten durch Volksbeschluß übertragen werde; der Zufall hatte ihm die Gelegenheit, ein außerordentliches Kommando zu erhalten, zugespielt; denn die Einwohner von Alexandria hatten ihren König, den der Senat Bundesgenosse und Freund genannt hatte, vertrieben; dies war aber nicht auf breite Zustimmung gestoßen. Sein Vorhaben mußte er aufgeben, da die Partei der Optimaten Front gegen ihn machte: um ihr Ansehen auf jede erdenkliche Weise nun seinerseits zu schmälern, ließ er die Siegeszeichen, die Gaius Marius anläßlich des Sieges über Jugurtha und über die Kimbern und Teutonen hatte errichten und die vor einiger Zeit Sulla hatte niederreißen lassen, wieder aufbauen; bei einer Untersuchung wegen Meuchelmordes rechnete er auch die unter die Meuchelmörder, welche, als die Proskriptionen im Gange waren, Gelder aus der Staatskasse dafür erhalten hatten, daß sie die Köpfe römischer Bürger abgeliefert hatten; dies tat er, obwohl die Cornelischen Gesetze diese Leute ausdrücklich von Strafe ausnahmen. Auch stiftete er jemanden dazu an, den Termin für die Eröffnung des Hochverratsprozesses gegen Gaius Rabirius festzusetzen; denn gerade der hatte entschieden dabei mitgeholfen, daß der Senat vor einigen Jahren Lucius Saturninus, der sein Tribunenamt zur Anstiftung von Unruhen genutzt hatte, hatte Zügel anlegen können. Als er durch Los zum Richter über diesen Angeklagten bestellt wurde, betrieb er dessen Verurteilung so parteiisch, daß diesem, als er vor das Volk in Berufung ging, nichts mehr genutzt hat,

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1 2 - Г4,2

cis acerbitas profuerit. deposita provinciae spe pontifica- 13 tum maximum petit non sine profusissima largitione; in qua reputans magnitudinem aeris alieni, cum mane ad comitia descenderet, praedixisse matri osculanti fertur domum se nisi pontificem non reversurum. atque ita potentissimos duos competitores multumque et aetate et dignitate antecedentes superavit, ut plura ipse in eorum tribubus suffragia quam uterque in omnibus tulerit.

Praetor creatus, detecta coniuratione Catilinae senatuque 14 universo in socios facinoris ultimam statuente poenam, solus municipatim dividendos custodiendosque publicatis bonis censuit. quin et tantum metum iniecit asperiora suadentibus, identidem ostentans quanta eos in posterum a plebe Romana maneret invidia, ut Decimum Silanum consulem designatum non piguerit sententiam suam, quia mutare turpe erat, interpretatione lenire, velut gravius atque ipse sensisset exceptant, obtinuisset adeo transductis iam ad г se pluribus et in his Cicerone consulis fratre, nisi labantem ordinem confirmasset M. Catonis oratio, ас ne sic quidem impedire rem destitit, quoad manus equitum Romanorum,

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als die gehässige Strenge des Richters. Als er seine Hoffnung, Statthalter der Provinz Ägypten zu werden, aufgegeben hatte, bewarb er sich um das Amt des Oberpriesters, nicht ohne riesige Summen an Bestechungsgeldern zu zahlen. Er dachte wohl bei seiner spendablen Haltung an den Schuldenberg, als er, wie man sagt, seiner Mutter, die ihm, als er frühmorgens zur Wahl ging, einen Kuß gab, vorhergesagt hat, er werde nur als Oberpriester nach Hause kommen. Und er hat zwei sehr mächtige Mitbewerber, die ihn auch noch an Alter und Würde weit überragten, so aus dem Rennen geworfen, daß er selbst in deren Wahlbezirken mehr Stimmen erhalten hat als beide in allen Bezirken. Er wurde zum Praetor gewählt; die Verschwörung des Catilina war gerade aufgedeckt worden, und der Senat beschloß einmütig die höchste Strafe für alle, die an der ruchlosen Tat beteiligt waren; da stand er als Praetor allein mit seiner Meinung, daß man die Verschwörer zuerst enteignen und dann auf die Munizipien verteilen und bewachen müsse. Ja sogar denjenigen, die zu einem härteren Vorgehen rieten, jagte er große Furcht ein, indem er ihnen wiederholt vor Augen führte, wieviel Haß sie von S e i t e n des Volkes in Zukunft zu erwarten hätten, so daß sich der designierte Konsul Decimus Silanus nicht schämte, seinen Antrag durch erläuternde Erklärungen etwas zu mildern (denn es galt als Verstoß gegen die guten Sitten, einen Antrag abzuändern), so als sei sein Antrag härter ausgelegt worden, als er selbst sich bewußt gewesen sei. Im Grunde genommen hätte er sich durchgesetzt, denn er hatte bereits mehrere Senatoren auf seine Seite gebracht, unter ihnen auch Cicero, den Bruder des amtierenden Konsuls, wenn nicht die Rede des M. Cato den schwankenden Senat beruhigt hätte. Und nicht einmal dadurch ließ er sich davon abbringen, eine Beschlußfassung zu verhindern, bis eine Trupp römischer Ritter, der am Ran-

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14,2 - 16,2

quae armata praesidii causa circumstabat, inmoderatius perseveranti п е с е т comminata est, etiam strictos gladios usque eo intentans, ut sedentem una proximi deseruerint, vix pauci complexu togaque obiecta protexerint. tunc plane deterritus поп modo cessit, sed et in reliquum anni tempus curia abstinuit.

Primo praeturae die Quintum Catulum de refectione 15 Capitoli ad disquisitionem populi vocavit rogatione promulgata, qua curationem earn in alium transferebat; verum impar optimatium conspiration!, quos relicto statim novorum consulum officio frequentes obstinatosque ad resistendum concucurrisse cernebat, banc quidem actionem deposuit. ceterum Caecilio Metello tribuno plebis turbulentissi- 16 mas leges adversus collegarum intercessionem ferenti auctorem propugnatoremque se pertinacissime praestitit, donee ambo administratione rei publicae decreto patrum submoverentur. ac nihilo minus permanere in magistratu et ius dicere ausus, ut comperit paratos, qui vi ас per arma prohiberent, dimissis lictoribus abiectaque praetexta domum clam refugit pro condicione temporum quieturus. multitu 2 dinem quoque biduo post sponte et ultro confluentem ope-

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de des Versammlungsplatzes in Waffen stand, um für Schutz zu sorgen, gedroht hat, ihn zu töten, weil er mehr als man ertragen konnte auf seiner Meinung beharrte. Sie zückten ihre Schwerter und richteten diese mit einer solchen Drohgebärde gegen ihn, daß die, die direkt neben ihm saßen, weiter wegrutschten und kaum einer ihn mit seinem Körper und mit vorgehaltener Toga zu schützen suchte. Völlig verschreckt gab er da nicht nur nach, nein, er betrat sogar für den Rest des Jahres die Kurie nicht mehr. Am ersten Tag seiner Praetur lud er Quintus Catulus zu einer Untersuchung über den Wiederaufbau des Kapitols vor das Volk; er hatte nämlich einen Gesetzesantrag veröffentlicht, in welchem er die Leitung jemand anderem übertrug. Dem einmütigen Zusammenschluß der Optimaten war er nicht gewachsen; diese hatten ihren Antrittsbesuch bei den neugewählten Konsuln sofort abgebrochen und sich in beschlußfähiger Stärke und fest entschlossen, nicht nachzugeben, versammelt; als er das sah, zog er den Antrag zurück. Aber für den Volkstribunen Caecilius Metellus, der entgegen dem Einspruch seiner Kollegen Gesetze einbrachte, die wie geschaffen waren, Unruhen zu erregen, hat er sich als ein energischer Verfechter von größter Zähigkeit eingesetzt, bis beide aus ihren Staatsämtern durch Senatsbeschluß entfernt wurden. Und doch hat er es gewagt, ohne Unterbrechung im Amt zu bleiben und weiter Recht zu sprechen; als er in Erfahrung brachte, daß Leute bereit standen, die ihn davon abbringen sollten, indem sie ihn unter Druck setzten und sogar zu den Waffen griffen, hat er seine Amtsdiener fortgeschickt, seine Toga praetexta abgelegt und ist heimlich nach Hause geflohen, um sich seiner augenblicklichen Lage entsprechend ruhig zu verhalten. Er beschwichtigte auch die Menschenmenge, die zwei Tage später freiwillig und aus eigenem Antrieb zusammenlief und ihm unter

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ramque sibi in adserenda dignitate tumultuosius pollicentem conpescuit. quod cum praeter opinionem evenisset, senatus o b eundem coetum festinato coactus gratias ei per primores viros egit accitumque in curiam et amplissimis verbis conlaudatum in integrum restituit inducto priore decreto.

Recidit rursus in discrimen aliud inter socios Catilinae 17 nominatus et apud Novium Nigrum quaestorem a Lucio Vettio indice et in senatu a Q u i n t o Curio, cui, quod primus consilia coniuratorum detexerat, constituta erant publice praemia. Curius e Catilina se cognovisse dicebat, Vettius etiam chirographum eius Catilinae datum pollicebatur. id 2 vero Caesar nullo modo tolerandum existimans, cum inplorato Ciceronis testimonio quaedam se de coniuratione ultro ad eum detulisse docuisset, ne Curio praemia darentur effecit; Vettium pignoribus captis et direpta supellectile male mulcatum ac pro rostris in contione paene discerptum coiecit in carcerem; eodem Novium quaestorem, quod compel lari apud se maiorem potestatem passus esset.

E x praetura ulteriorem sortitus Hispaniam retinentes ere 18 ditores interventu sponsorum removit ac neque more neque

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großem Lärm ihre Unterstützung versprach, wenn er seine Würde wiederherstellen wolle. Weil das wider jede Erwartung geschehen war, ließ der Senat, der eben wegen dieses Auflaufs eilig einberufen worden war, ihm durch Männer ersten Ranges Dank sagen, zitierte ihn in die Kurie, überhäufte ihn unter den ehrenvollsten Bekundungen mit Lob und setzte ihn wieder in Amt und Würden ein, nachdem man vorher den Senatsbeschluß für ungültig erklärt hatte. Andererseits geriet er in ganz anderer Hinsicht in eine schwierige Lage, als sein Name zusammen mit den Namen der Gefolgsleute des Catilina vor dem Quaestor Novius Niger von dem Denunzianten Lucius Vettius und im Senat von Quintus Curius genannt wurde; für letzteren hatte man, da er als erster die Pläne der Verschwörer aufgedeckt hatte, im Namen des Staates Belohnungen beschlossen. Curius sagte, er selbst habe davon von Catilina erfahren, Vettius versprach sogar ein Schriftstück beizubringen, das jener selbst geschrieben habe und das an Catilina gerichtet sei. Er war der Meinung, daß er das aber auf keinen Fall einfach hinnehmen dürfe; nachdem er unter Berufung auf Cicero als Zeugen klargestellt hatte, daß er Cicero von sich aus einiges über die Verschwörung hinterbracht hatte, setzte er durch, daß Curius die Belohnungen nicht erhielt. Vettius, der, als man sich Sicherheiten verschafft hatte und sein Hausrat verschleudert worden war, arg mitgenommen und vor der Rednerbühne in einer Versammlung fast zerfleischt worden war, ließ er ins Gefängnis werfen; ebenso erging es dem Quaestor Novius, weil er es doch zugelassen hatte, daß vor ihm ein Beamter mit höherer Machtbefugnis angeklagt wurde. Unmittelbar nach der Praetur fiel ihm durch Los das südliche Spanien zu; er schaffte sich seine Gläubiger, die ihn an der Abreise hindern wollten, dadurch vom Halse, daß Bürgen für ihn eintraten, und brach, was weder Recht noch

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DIVUS IULIUS

18,ι - 19.2

iure, ante quam provinciae or[di]narentur, profectus est: incertum metune iudicii, quod privato parabatur, an quo maturius sociis inplorantibus subveniret; pacataque provincia pari festinatione, non expectato successore ad triumphum simul consulatumque decessit. sed cum edictis iam 2 comitis ratio eius haberi non posset nisi privatus introisset urbem, et ambienti ut legibus solveretur multi contra dicerent, coactus est triumphum, ne consulatu excluderetur, dimittere. e duobus consulatus competitoribus, Lucio Luc- 19 ceio Marcoque Bibulo, Lucceium sibi adiunxit, pactus ut is, quoniam inferior gratia esset pecuniaque polieret, nummos de suo communi nomine per centurias pronuntiaret. qua cognita re optimates, quos metus ceperat nihil non ausurum eum in summo magistratu concordi et consentiente collega, auctores Bibulo fuerunt tantundem pollicendi, ac plerique pecunias contulerunt, ne Catone quidem abnuente earn largitionem e re publica fieri.

Igitur cum Bibulo consul creatur. eandem ob causam 2 opera ab optimatibus data est, ut provinciae futuris consuli-

IULIUS CAESAR

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Herkommen vorsahen, in die Provinz auf, noch bevor er in das Amt eingesetzt war: dabei ist unklar, ob er das aus Furcht vor einem Prozeß tat, der gegen ihn als Privatmann angestrengt wurde, oder um noch rechtzeitig Bundesgenossen zu Hilfe zu kommen, die ihn flehentlich um Beistand baten. Als er in der Provinz wieder Ruhe und Ordnung hergestellt hatte, reiste er genau so schnell, wie er gekommen war, und ohne auf die Ankunft seines Nachfolgers zu warten, ab, um in Rom seinen Triumph zu feiern und sich um das Konsulat zu bewerben. Da aber der Tag bereits festgesetzt war, an dem die Wahlversammlung zusammentreten sollte, und seine Kandidatur nur dann berücksichtigt werden konnte, wenn er als Privatmann die Stadt betrat, und sich viele, die er angegangen war, ihn von den gesetzlichen Vorschriften zu entbinden, dagegen ausgesprochen hatten, war er gezwungen, den Triumph fahren zu lassen, um nicht von der Kandidatur für das Konsulat ausgeschlossen zu werden. Von den beiden Mitbewerbern um das Konsulat, Lucius Lucceius und Marcus Bibulus, zog er Lucceius auf seine Seite; er war sich mit diesem einig geworden, daß dieser, da er ja in der Gunst niederer rangierte, aber mehr Geld zur Verfügung hatte, in ihrer beider Namen vor den Centurien Geldgeschenke versprechen solle. Als die Optimaten, welche die Befürchtung hegten, daß er im höchsten Amt alles wagen werde, wenn der Kollege und er ein Herz und eine Seele seien, davon erfahren hatten, drängten sie den Bibulus, dasselbe zu versprechen, und die meisten trugen die erforderlichen Summen bei, ja nicht einmal Cato konnte in Abrede stellen, daß diese Spende zum Nutzen des Gemeinwesens geschehe. Also wurde er mit Bibulus zusammen zum Konsul gewählt. Gerade deswegen haben sich die Optimaten dafür eingesetzt, daß den Konsuln nach ihrem Amtsantritt Amts-

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DIVUS IUL1US

19,2 - 2C,2

bus minimi negotii, id est silvae callesque, decernerentur. qua maxime iniuria instinctus omnibus officiis Gnaeum Pompeium adsectatus est offensum patribus, quod Mithridate rege victo cunctantius confirmarentur acta sua; Pompeioque Marcum Crassum reconciliavit veterem inimicum ex consulatu, quem summa discordia simul gesserant; ac societatem cum utroque iniit, ne quid ageretur in re publica, quod displicuisset ulli e tribus. inito honore primus 20 omnium instituit, ut tarn senatus quam populi diurna acta confierent et publicarentur. antiquum etiam re(t)tulit morem, ut quo mense fasces non haberet, accensus ante eum iret, lictores pone sequerentur. lege autem agraria promulgata obnuntiantem collegam armis foro expulit ac postero die in senatu conquestum nec quoquam reperto, qui super tali consternatione referre aut censere aliquid auderet, qualia multa saepe in levioribus turbis decreta erant, in earn coegit desperationem, ut, quoad potestate abiret, domo abditus nihil aliud quam per edicta obnuntiaret.

Unus ex eo tempore omnia in re publica et ad arbitrium 2 administravit, ut nonnulli urbanorum, cum quid per iocum

IULIUSCAESAR

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Vollmachten für weniger bedeutende Aufgaben gegeben wurden, also die Verwaltung der Waldgebiete und Gebirgstriften. Durch dieses offensichtliche Unrecht in höchstem Maße gereizt, schloß er sich auf das Verbindlichste Gnaeus Pompeius an, dem die Senatoren ein Dorn im Auge waren, weil sie nach seinem Sieg über Mithridates seine getroffenen Regelungen nur zögerlich bestätigten; mit Pompeius söhnte er Marcus Crassus aus, mit dem er seit ihrem Konsulat befeindet war; sie hatten dieses Amt zur selben Zeit bekleidet, waren aber in höchstem Maße zerstritten gewesen. Er ging mit beiden ein Bündnis ein, damit nichts im Staate geschehen könne, was einem von den Dreien gegen den Strich gehe. Am Tag der Amtsübernahme regelte er als erster von allen Konsuln, daß die Beschlüsse sowohl des Senats als auch der Volksversammlung täglich zusammengestellt und veröffentlicht werden sollten. Er erweckte auch den alten Brauch wieder zum Leben, daß in dem Monat, in welchem er nicht die Rutenbündel habe, ein Amtsdiener ihm voran gehen solle, die Büttel mit den Ruten ihm folgen sollten. Er ließ auch ein Ackergesetz bekanntmachen; als daraufhin sein Kollege ein ungünstiges Zeichen meldete, ließ er ihn mit Waffengewalt vom Forum verjagen und trieb ihn, als der auch noch am folgenden Tag im Senat sich beklagte und sich keiner fand, der gewagt hätte, etwas während solch einer wilden Aufregung darüber zu berichten oder eine Meinung zu äußern, obwohl viele Beschlüsse der Art schon oft in wankelmütigeren Scharen gefaßt worden waren, in eine solche Verzweiflung, daß er, bis er von seinem- Posten abtrat, nur aus seinem stillen Winkel zu Hause durch Edikte Gegenrede erhob. Er traf seitdem alle Entscheidungen im Staat allein und nach seinem Gutdünken, so daß einige Witzbolde, als sie etwas unterzeichneten, um die Richtigkeit des Geschriebenen zu bestätigen, sich einen Scherz erlaubten und nicht

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DIVUS

1ULIUS

2C.1 - 20,4

testandi gratia signarent, non Caesare et Bibulo, sed Iulio et Caesare consulibus actum scriberent bis eundem praeponentes nomine atque cognomine, utque vulgo mox ferrentur hi versus:

'non Bibulo quiddam nuper sed Caesare factum est: nam Bibulo fieri consule nil memini.'

campum Stellatem maioribus consecratum agrumque C a m panum ad subsidia rei publicae vectigalem relictum divisit extra sortem ad viginti milibus civium, quibus terni pluresve liberi essent. publicanos remissionem petentis tertia mercedum parte relevavit ac, ne in locatione novorum vectigalium inmoderatius licerentur, propalam monuit. cetera item, quae cuique libuissent, dilargitus est contra dicente nullo ac, si conaretur quis, absterrito. Marcum Catonem interpellantem extrahi curia per lictorem ducique in carcerem iussit. Lucio Lucullo liberius resistent! tantum calumniarum metum iniecit, ut ad genua ultro sibi accideret. C i c e r o n e in iudicio quodam deplorante temporum statum Publium Clodium inimicum eius, frustra iam pridem a patribus ad plebem transire nitentem, eodem die horaque nona transdu-

(

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JULIUS CAESAR

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schrieben, es sei unter den Konsuln Caesar und Bibulus geschehen, sondern datierten mit »Unter Iulius und Caesar«, wobei sie zweimal denselben Konsuln voranstellten und zwar einmal mit seinem Geschlechts-, das andere Mal mit seinem Beinamen; und so waren bald folgende Verse in aller Munde: »Nicht unter Bibulus, sondern unter Caesar ist vor kurzem etwas geregelt worden: soweit ich mich erinnere, ist unter dem Konsul Bibulus überhaupt nichts passiert.« Das Gebiet um Stella, das den Vorfahren heilig war, und das campanische Gebiet, auf das der Staat als Steuerquelle für den Notfall zurückgreifen konnte, das er aber bisher ungenutzt hatte liegen lassen, verteilte er ohne Losverfahren an zwanzigtausend Bürger, die drei oder mehr Kinder hatten. Als die Steuerpächter ihn um Nachlaß bei ihrer Pacht ersuchten, senkte er das Pachtgeld um ein Drittel und mahnte sie zugleich in aller Öffentlichkeit, bei der Verpachtung neuer Steuern mit mehr Augenmaß zu bieten. Ebenso freigebig verschenkte er an einen jeden, was dem gefallen hatte, ohne daß einer Einspruch erhob; und wenn einer dagegen zu reden versuchte, hat man ihn davon abgeschreckt. Marcus Cato, der Einspruch erhob, ließ er von einem Liktor aus der Kurie zerren und in den Kerker sperren. Lucius Lucullus, der sich ihm allzu offen widersetzte, flößte er eine so gewaltige Furcht vor einer Anklage wegen schikanösen Verhaltens ein, daß der sich sogar vor seine Knie warf. Als Cicero sogar in einem Prozeß über den Zustand der Zeiten klagte, ließ er Publius Clodius, dessen Feind, der schon seit langem alle Mittel aufgeboten hatte, aus dem Stand der Patrizier zu den Plebejern überzutreten, noch am selben Tag in der neunten

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DIVUS

IULIUS

xit. postremo in universos diversae factionis (indicem sub 5 ornavit Vettium) inductum praemiis, ut se de inferenda Pompeio nece sollicitatum a quibusdam profiteretur productusque pro rostris auctores ex conpacto nominaret; sed uno atque altero frustra nec sine suspicione fraudis nominatis desperans tarn praecipitis consilii eventum intercepisse veneno indicem creditur.

Sub idem tempus Calpurniam L. Pisonis filiam successuri 21 sibi in consulatu duxit uxorem suamque, Iuliam, G n a e o Pompeio conlocavit repudiato priore sponso Servilio Caepio n e , cuius vel praecipua opera paulo ante Bibulum inpugnaverat. ac post novam adfinitatem Pompeium primum rogare sententiam coepit, cum Crassum soleret essetque consuetudo, ut quem ordinem interrogandi sententias consul Kal. Ianuariis instituisset, eum toto anno conservaret.

Socero igitur generoque suffragantibus ex omni provinci- 22 arum copia Gallias potissimum elegit, ^cuius emolumento et oportunitate idonea sit materia triumphorum. et initio quidem Galliam Cisalpinam Illyrico adiecto lege Vatinia accepit; mox per senatum C o m a t a m quoque, veritis patribus ne,

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Stunde hinüberwechseln. Zu guter Letzt stiftete er den Denunzianten Vettius gegen alle Anhänger der Gegenpartei an - durch Bestechungsgelder hatte er ihn dazu gebracht - zu gestehen, den Mord an Pompeius im Auftrag von gewissen Leuten durchgeführt zu haben, und, vor die Rednerbühne geführt, die Anstifter zu benennen, so wie es abgesprochen war. Als er einen und noch einen grundlos benannt hatte und dabei nicht den Verdacht des Betrugs vermeiden konnte, sollen Caesar Zweifel gekommen sein, daß ein so übereilter Plan gut ausgehen könne, und er soll den Denunzianten durch Gift ausgeschaltet haben. Genau um diese Zeit heiratete er Calpurnia, die Tochter des L. Piso, der sein Nachfolger im Konsulat werden sollte, und gab seine Tochter Iulia dem Gnaeus Pompeius zur Frau, nachdem zuvor die Verlobung mit Servilius Caepio gelöst worden war; und gerade mit seiner ausgezeichneten Hilfe hatte er noch kurze Zeit vorher Bibulus bekämpft. Nachdem er gerade diese enge Beziehung zu Pompeius geknüpft hatte, begann er, diesen als ersten nach seiner Meinung zu fragen, obwohl er sonst immer Crassus zuerst gefragt hatte und es üblich war, daß der Konsul das ganze Jahr über die Reihenfolge beim Einholen der Meinungen beibehielt, wie er sie am ersten Januar festgelegt hatte. Da ihm also Schwiegervater und Schwiegersohn Unterstützung zukommen ließen, wählte er sich aus der ganzen Bandbreite der Provinzen gerade die beiden Gallien aus, weil sie ihm Möglichkeiten zu finanziellem Gewinn boten und ihre natürliche Beschaffenheit günstig war, eine brauchbare Voraussetzung für Triumphe. Am Anfang erhielt er nach der Lex Vatinia zwar nur Gallia Cisalpina, dem man noch Illyrien hinzugefügt hatte; bald übertrug der Senat ihm auch noch Gallia Comata, denn die Senatoren befürchteten, daß, sollten sie ihm diese Provinz verweigern, das

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DIVUS IULIUS

22,1 - 24,1

si ipsi negassent, populus et hanc daret. quo gaudio elatus 2 non temperavit, quin paucos post dies frequenti curia iactaret, invitis et gementibus adversaris adeptum se quae concupisset, proinde ex eo insultaturum omnium capitibus; ac negante quodam per contumeliam facile hoc ulli feminae fore, responderit quasi adludens: in Suria quoque regnasse Sameramin magnamque Asiae partem Amazonas tenuisse quondam.

Functus consulatu Gaio Memmio Lucioque Domitio 23 praetoribus de superioris anni actis referentibus cognitionem senatui detulit; nec illo suscipiente triduoque per inritas altercationes absumpto in provinciam abiit. et statim quaestor eius in praeiudicium aliquot criminibus arreptus est. mox et ipse a Lucio Antistio tr. pi. postulatus appellato demum collegio optinuit, cum rei publicae causa abesset reus ne fieret. ad securitatem ergo posteri temporis in 2 magno negotio habuit obligare semper annuos magistratus et e petitoribus non alios adiuvare aut ad honorem pati pervenire, quam qui sibi recepissent propugnaturos absentiam suam; cuius pacti non dubitavit a quibusdam ius iurandum atque etiam syngrapham exigere. sed cum Lucius Domitius 24 consulatus candidatus palam minaretur consulem se effecturum quod praetor nequisset adempturumque ei exercitus,

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Volk ihm auch diese geben werde. Vor Freude war er ganz außer sich, und so ließ er sich hinreißen, wenige Tage danach in der vollbesetzten Kurie zu prahlen, auch gegen den Willen seiner Gegner, und obwohl es sie schmerze, habe er doch das, was er gewollt habe, erreicht; ab sofort werde er allen auf den Köpfen herumtanzen; als jemand abfällig sagte, das werde für eine Frau nicht leicht sein, soll er, um darauf anzuspielen, erwidert haben: in Syrien wäre auch eine Semiramis Königin gewesen, und einen großen Teil Asiens hätten einst die Amazonen beherrscht. Nach Ablauf seines Konsulats trugen die Praetoren Gaius Memmius und Lucius Domitius das, was im vergangenen Jahr geschehen war, dem Senat zur Überprüfung vor; er beauftragte daraufhin den Senat mit einer gerichtlichen Untersuchung. Ais der aber die Untersuchung nicht aufnahm und drei Tage mit fruchtlosen Wortgefechten verbrachte, reiste er in seine Provinz ab. Und sofort hat man seinen Quaestor so mir nichts dir nichts wegen einiger Vergehen in eine Vorentscheidung vor Gericht gezogen. Bald ist auch er persönlich vom Volkstribunen Lucius Antistius vor Gericht gefordert worden; erst als er an das ganze Kollegium der Volkstribunen appelliert hatte, setzte er durch, daß er nicht angeklagt werden könne, solange er wegen Staatsangelegenheiten nicht anwesend sei. Mit Blick auf die Zukunft sah er es als eine große Aufgabe an, sich stets die jährlichen Beamten zu verpflichten und von den Bewerbern um ein Amt nur die zu unterstützen oder gar bis zu einem Amt kommen zu lassen, die ihm garantiert hatten, seine Interessen während seiner Abwesenheit zu verfechten. Von einigen verlangte er ohne Bedenken, daß sie diese Übereinkunft beschworen und sogar schriftlich bestätigten. Aber als Lucius Domitius bei der Bewerbung um das Konsulat öffentlich androhte, er werde als Konsul das durchsetzen, was ihm als Praetor nicht mög-

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24·'

Crassum Pompeiumque in urbem provinciae suae Lucam extractos conpulit, ut detrudendi Domitii causa consulatum alterum peterent, perfecitque per utrumque, ut in quinquennium sibi imperium prorogaretur. qua fiducia ad legiones, quas a re publica acceperat, alias privato sumptu addidit, unam etiam ex Transalpinis conscriptam, vocabulo quoque Gallico - Alauda enim appellabatur - , quam disciplina cultuque R o m a n o institutam et ornatam postea universam civitate donavit. nec deinde ulla belli occasione, (ne) iniusti quidem ac periculosi abstinuit, tarn foederatis quam infestis ac feris gentibus ultro lacessitis, adeo ut senatus quondam legatos ad explorandum statum Galliarum mittendos decreverit ac nonnulli dedendum eum hostibus censuerint. sed prospere [dejcedentibus rebus et saepius et plurium quam quisquam u m q u a m dierum supplicationes impetravit. gessit autem novem annis, quibus in imperio fuit, haec fere.

O m n e m Galliam, quae saltu Pyrenaeo Alpibusque et monte Cebenna, fluminibus Rheno ac Rhodano continetur patetque circuitu ad bis et tricies centum milia passuum, praeter socias ac bene meritas civitates in provinciae formam redegit, eique |CCCC| in singulos annos stipendii nomine inposuit. G e r m a n o s , qui trans Rhenum incolunt, primus

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lieh gewesen sei, und er werde ihm sein Heer wegnehmen, da nötigte er Crassus und Pompeius, nach Luca, die Hauptstadt seiner Provinz, zu kommen, und drang in sie, sich nochmals um das Konsulat zu bewerben, um dem Domitius keine Chance zu geben, gewählt zu werden. Mit Hilfe dieser beiden brachte er es fertig, daß sein Oberbefehl auf weitere fünf Jahre verlängert wurde. Das machte ihn dreist, und er verstärkte die Legionen, welche er vom Staat erhalten hatte, um weitere, die er aus eigenen Mitteln bezahlte; eine hatte er sogar im Gebiet jenseits der Alpen ausgehoben; sie erhielt einen gallischen Namen, nämlich Alauda; sie wurde vollkommen in römischer Disziplin und Lebensweise unterwiesen. Alle, die in dieser Legion dienten, beschenkte er später mit dem römischen Bürgerrecht. Seitdem hat er sich keine Gelegenheit, Krieg zu führen, entgehen lassen, nicht einmal wenn der ungerecht und gefährlich war. E r reizte sowohl verbündete als auch feindliche und wilde Volksstämme so sehr, daß der Senat einst beschloß, Gesandte zu entsenden, die die Lage in den beiden Gallien erkunden sollten. Einige waren darüber hinaus der Meinung, man solle ihn den Feinden übergeben. Da sich die Dinge aber günstig entwikkelten, erreichte er auf seine Bitten hin, daß der Senat ihm häufigere und längere Dankfeste bewilligte, als jemals einem römischen Feldherrn zuvor zugestanden worden waren. Er hat in den neun Jahren, während derer er den Oberbefehl hatte, ungefähr folgendes geleistet. Ganz Gallien, das sich in einem Umfang von 3200000 Schritten zwischen Pyrenäen, Alpen und dem Berg Cebenna sowie Rhein und Rhone erstreckt, machte er mit Ausnahme der verbündeten Stämme und solcher, die sich wohl verdient gemacht hatten, zur Provinz, und er legte ihr eine Kontribution in Höhe von 40 Millionen Sesterzen pro Jahr auf. Die Germanen, die auf der anderen Rheinseite wohn-

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DIVUS IULIUS

25.2 - 26.2

Romanorum ponte fabricato adgressus maximis adfecit cladibus; adgressus est et Britannos ignotos an tea superatisque pecunias et obsides imperavit; per tot successus ter nec amplius adversum casum expertus: in Britannia classe vi tempestatis prope absumpta et in Gallia ad Gergoviam legione fusa et in Germanorum finibus Titurio et Aurunculeio legatis per insidias caesis.

Eodem temporis spatio matrem primo, deinde filiam, nec multo post nepotem amisit. inter quae, consternata Publi Clodi caede re publica, cum senatus unum consulem nominatimque Gnaeum Pompeium fieri censuisset, egit cum tribunis plebis collegam se Pompeio destinantibus, id potius ad populum ferrent, ut absenti sibi, quandoque imperii tempus expleri coepisset, petitio secundi consulatus daretur, ne ea causa maturius et inperfecto adhuc bello decederet. quod ut adeptus est, altiora iam meditans [s]et spei plenus nullum largitionis aut officiorum in quemquam genus publice privatimque omisit. forum de manubiis incohavit, cuius area super sestertium milies constitit. munus populo epulum

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ten, hat er als erster Römer angegriffen, nachdem er eine Brücke hatte bauen lassen; er brachte ihnen sehr schwere Niederlagen bei. Er griff auch die Britanner an, die vorher außerhalb des Blickfeldes der Römer gelegen hatten, besiegte sie und befahl ihnen, Gelder zu zahlen und Geiseln zu stellen. Während er so viele Erfolge hatte, mußte er nicht mehr als dreimal einen Mißerfolg wegstecken: in Britannien vernichtete ein gewaltiger Sturm fast die gesamte Flotte, in Gallien wurde bei Gergovia eine Legion aus dem Felde geschlagen und auf germanischem Gebiet wurden die Legaten Titurius und Aurunculeius in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Genau in diesem Zeitraum verlor er zuerst seine Mutter, dann seine Tochter und wenig später seine Enkelin. Inzwischen hatte die Ermordung des Publius Clodius den Staat ganz aus den Fugen geraten lassen; der Senat hatte sich dafür ausgesprochen, daß nur ein Mann zum Konsul bestellt werden solle und zwar Pompeius; da trat er in Verhandlungen mit den Volkstribunen ein, die ihn als Kollegen des Pompeius ausersehen hatten, daß sie vielmehr folgendes vor das Volk brächten: da ja die Zeit seines Oberkommandos allmählich zu Ende gehe, solle ihm die Möglichkeit eingeräumt werden, sich in Abwesenheit ein zweites Mal um das Konsulat zu bewerben, damit er nicht deswegen die Provinz verlassen müsse, und das, obwohl die Zeit dazu noch gar nicht reif und der Krieg noch nicht beendet sei. Gerade haue er dieses Ziel erreicht, da dachte er im stillen schon an Höheres, ja er war voller Zuversicht, und so packte er als Amtsund auch als Privatperson jede Gelegenheit beim Schöpfe, sich gegenüber jedermann großzügig und gefällig zu erweisen. Aus dem Erlös der Kriegsbeute begann er mit der Anlage eines Forums; allein das Grundstück dafür kostete mehr als 100 Millionen Sesterzen. Im Gedenken an seine Tochter

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26,2-27,1

que pronuntiavit in filiae memoriam, quod ante eum nemo, quorum ut quam maxima expectatio esset, ea quae ad epulum pertinerent, quam vis macellaris ablocata, etiam domesticatim apparabat. gladiatores notos, sicubi infestis spectatoribus dimicarent, vi rapiendos reservandosque mandabat. tirones neque in ludo neque per lanistas, sed in domibus per equites Romanos atque etiam per senatores armorum peritos erudiebat, precibus enitens, quod epistulis eius ostenditur, ut disciplinam singulorum susciperent ipsique dictata exercentibus darent. legionibus Stipendium in perpetuum duplicavit. frumentum, quotiens copia esset, etiam sine modo mensuraque praebuit ac singula interdum mancipia e praeda viritim dedit. ad retinendam autem Pompei necessitudinem ac voluntatem Octaviam sororis suae neptem, quae Gaio Marcello nupta erat, condicionem ei detulit sibique filiam eius in matrimonium petit Fausto Sullae destinatam. omnibus vero circa eum atque etiam parte magna senatus gratuito aut levi faenore obstrictis, ex reliquo quoque ordinum genere vel invitatos vel sponte ad se commeantis uberrimo congiario prosequebatur, libertos insuper servulosque cuiusque, prout domino patronove gratus qui

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stellte er dem Volk ein Gladiatorenspiel und ein Festessen in Aussicht; dergleichen hatte vor ihm noch niemand getan. Die Belieferung des Festessens hatte er an die Fleischwarenhändler vergeben, doch ließ er alles, was zu diesem Mahl gehörte, auch noch einmal in Privathäusern herrichten, um die Erwartungen in beide Veranstaltungen ins Unermeßliche zu steigern. Bekannte Gladiatoren ließ er, wenn sie Gefahr liefen, die feindlich gesonnenen Zuschauer zu verlieren, mit Gewalt aus der Arena holen und für einen gefährlicheren Kampf aufsparen. Neulinge ließ er weder in einer Fechtschule noch durch Lehrmeister, sondern in Privathäusern durch römische Ritter und sogar durch Senatoren, die sich auf den Umgang mit Waffen verstanden, ausbilden; durch Bitten erreichte er, das geht aus seinen Briefen hervor, daß sie die Ausbildung jedes einzelnen übernahmen und ihnen die Kommandos persönlich gaben, wenn sie trainierten. Den Legionen verdoppelte er für alle Zeiten den Sold. Jedesmal, wenn genügend Getreide vorrätig war, ließ er es, ohne genau abzumessen, verteilen, und manchmal verteilte er auch einzelne Beutestücke an Einzelpersonen. Um sich die verwandtschafdiche Beziehung zu Pompeius und dessen Zuneigung aufrecht zu erhalten, trug er ihm die Enkeltochter seiner Schwester, Octavia, die mit Gaius Marcellus verheiratet gewesen war, als Partie an; er selbst hielt um die Hand seiner Tochter an, die dem Faustus Sulla versprochen war. Er hatte sich aber alle in der näheren Umgebung des Pompeius und auch einen Großteil des Senats durch Gelder, die er zinslos oder gegen geringe Zinsen auslieh, verpflichtet; auch bedachte er Leute aller Stände, die entweder auf seine Einladung hin oder aus eigenem Antrieb den Weg zu ihm gefunden hatten, mit den üppigsten Zuwendungen, ebenso die Freigelassenen und jungen Sklaven von allen, je nachdem wie sehr er sich deren Herrn oder Patron zu Dank

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esset, tum reorum aut obaeratorum aut prodigae inventutis subsidium unicum ac promptissimum erat, nisi quos gravior criminum vel inopiae luxuriaeve vis urgeret, quam ut subveniri posset a se; his plane palam bello civili opus esse dicebat.nec minore studio reges atque provincias per terrarum orbem adliciebat, aliis captivorum milia d o n o offerens, aliis citra senatus populique auctoritatem, quo vellent et quotiens vellent, auxilia submittens, superque Italiae Galliarumque et Hispaniarum, Asiae quoque et Graeciae potentissimas urbes praecipuis operibus exornans; donee, attonitis iam omnibus et quorsum ilia tenderent reputantibus, Marcus Claudius Marcellus consul edicto praefatus, de summa se re publica acturum, rettulit ad senatum, ut ei succederetur ante tempus, quoniam bello confecto pax esset ас dimitti deberet victor exercitus; et ne absentis ratio comiciis haberetur, quando nec plebi scito Pompeius postea abrogasset. acciderat autem, ut is legem de iure magistratuum ferens eo capite, quo petitione bonorum absentis submovebat, ne Caesarem quidem exciperet per oblivionem, ac mox lege iam in aes incisa et in aerarium condita corrigeret errorem. nec contentus Marcellus provincias Caesari et privile-

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verpflichtet glaubte. Damals half er Angeklagten, Schuldnern oder verschwenderischen jungen Leuten auf einzigartige Weise und äußerst bereitwillig, wenn diese Verbrechen, Geldmangel oder Verschwendungssucht nur so arg drückten, daß er ihnen aus eigener Kraft unter die Arme greifen konnte; zu diesen sagte er unverblümt und unverhohlen, ihnen könne nur noch ein Bürgerkrieg helfen. Ebenso war er darum bemüht, Könige und Provinzen überall auf der Welt für sich zu gewinnen; so bot er den einen tausend Gefangene als Geschenk an, den anderen schickte er, ohne dazu vom Volk oder Senat ermächtigt zu sein, Hilfstruppen, egal wohin und wie oft sie es wünschten; darüber hinaus ließ er die mächtigsten Städte Italiens, der beiden Gallien und Spanien, auch die Asiens und Griechenlands mit prächtigen Bauwerken ausstaffieren. Darüber waren bereits alle verblüfft; man fragte sich, worauf das alles abziele, bis endlich der Konsul Marcus Claudius Marcellus durch einen Erlaß ankündigte, er werde im Senat einen Antrag über Sein oder Nichtsein des Staates stellen; also beantragte er beim Senat, Caesar solle von seinem Kommando vor der Zeit abgelöst werden, da ja nach Beendigung des Krieges Friede eingekehrt sei und das siegreiche Heer entlassen werden müsse. Er solle auch nicht, da er ja abwesend sei, bei den Wahlversammlungen mitberücksichtigt werden, da Pompeius diesen Grundsatz auch später nicht durch einen Volksbeschluß abgeändert habe. Es war nämlich passiert, daß er, als er ein Gesetz über das Recht der Beamten einbrachte, in dem Paragraphen, in dem er Abwesende von der Bewerbung um Amter ausschloß, aus Vergeßlichkeit nicht einmal Caesar von dieser Regelung ausnahm; erst später - das Gesetz war bereits in Bronzetafeln eingehauen und im Staatsarchiv deponiert worden - beseitigte er den Irrtum. Marcellus gab sich nicht damit zufrieden, Caesar die Provinzen und sein Sonderrecht zu nehmen;

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2 8 , 3 - JO,L

gium eripere, re(t)tulit etiam, ut colonis, quos rogatione Vatinia Novum Comum deduxisset, civitas adimeretur, quod per ambitionem et ultra praescriptum data esset.

Commotus his Caesar ac iudicans, quod saepe ex eo audi- 29 tum ferunt, difficilius se principem civitatis a primo ordine in secundum quam ex secundo in novissimum detrudi, summa ope restitit, partim per intercessores tribunos, partim per Servium Sulpicium alterum consulem. insequenti quoque anno Gaio Marcello, qui fratri patrueli suo Marco in consulatu successerat, eadem temptante collegam eius Aemilium Paulum Gaiumque Curionem violentissimum tribunorum ingenti mercede defensores paravit. sed cum 1 obstinatius omnia agi videret et designatos etiam consules e parte diversa, senatum litteris deprecatus est, ne sibi beneficium populi adimeretur, aut ut ceteri quoque imperatores ab exercitibus discederent; confisus, ut putant, facilius se, simul atque libuisset, veteranos convocaturum quam Pompeium novos milites. cum aduersariis autem pepigit, ut dimissis octo legionibus Transalpinaque Gallia duae sibi legiones et Cisalpina provincia vel etiam una legio cum Illyrico concederetur, quoad consul fieret. verum neque senatu 3c interveniente et adversariis negantibus ullam se de re publica

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er setzte als weiteren Punkt auf die Tagesordnung, daß den Kolonisten, die Caesar nach dem Vatinischen Gesetz in Novum Comum angesiedelt hatte, das Bürgerrecht aberkannt werde, weil er es ihnen nur gegeben habe, um sich ihre Gunst zu erschleichen, auch gehe es weit über das hinaus, was die Gesetze vorsähen. Diese Vorgänge hatten Caesar sehr getroffen; und aus der Einschätzung der Lage heraus, daß es schwieriger sei, ihn, den Mann an der Spitze des Staates, vom ersten Rang auf den zweiten zu stoßen als vom zweiten auf den untersten (das soll man von ihm oft gehört haben), leistete er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Widerstand, teils durch die Tribunen, die die Beschlüsse stoppten, teils durch den zweiten Konsul Servius Sulpicius. Ais auch im folgenden Jahr Gaius Marcellus, der seinem Vetter Marcus im Amt des Konsuls gefolgt war, dasselbe versuchte, kaufte er sich für eine ungeheure Summe dessen Kollegen Aemilius Paullus und Gaius Curio, der von den Tribunen am ungestümsten war, als Verteidiger. Aber als er sah, daß alles nur noch mit größerer Hartnäckigkeit betrieben und auch die Konsuln für das nächste Jahr aus den Reihen der Gegenpartei genommen wurden, bat er in einem Brief den Senat, ihm nicht sein Vorrecht, das ihm das Volk gewährt hatte, zu nehmen, andernfalls sollten auch die übrigen Feldherren sich von ihren Heeren trennen; er vertraute darauf, wie man glaubt, daß es für ihn, sobald es ihm beliebe, leichter sei, die altgedienten Soldaten zusammenzurufen als für Pompeius neue Soldaten. Mit seinen Gegnern Schloß er einen Vergleich, so daß man ihm zugestand, er dürfe, wenn er acht Legionen entlassen und Gallia Transalpina abgetreten habe, zwei Legionen und das diesseitige Gallien oder auch eine Legion und Illyrien behalten, bis er Konsul werde. Als aber der Senat sich nicht dafür stark machte und seine Gegner es ablehnten, mit

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facturos pactionem, transiic in citeriorem Galliam, conventibusque peractis Ravennae substitit, bello vindicaturus si quid de tribunis plebis intercedentibus pro se gravius a senatu constitutum esset.

Et praetextum quidem illi civilium armorum hoc fuit; 2 causas autem alias fuisse opinantur. Gnaeus Pompeius ita dictitabat, quod neque opera consummare, quae instituerat, neque populi expectationem, quam de adventu suo fecerat, privatis opibus explere posset, turbare omnia ac permiscere voluisse. alii timuisse dicunt, ne eorum, quae primo consu- j latu adversus auspicia legesque et intercessiones gessisset, rationem reddere cogeretur; cum M . Cato identidem nec sine iure iurando denuntiaret delaturum se nomen eius, simul ac primum exercitum dimisisset; cumque vulgo fore praedicarent, ut si privatus redisset, Milonis exemplo circumpositis armatis causam apud iudices diceret. quod pro- 4 babilius facit Asinius Pollio, Pharsalica acie caesos profligatosque adversarios prospicientem haec eum ad verbum dixisse referens: 'hoc voluerunt; tantis rebus gestis Gaius Caesar condemnatus essem, nisi ab exercitu auxilium petissem.' quidam putant captum imperii consuetudine pensita s tisque suis et inimicorum viribus usum occasione rapiendae

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ihm irgendeine Vereinbarung über den Staat zu treffen, reiste er ins diesseitige Gallien ab, hielt Gerichtstage und machte daraufhin Station in Ravenna; dort stand er in Alarmbereitschaft, sich mit Krieg zu revanchieren, falls der Senat beschließen sollte, den Volkstribunen, die für ihn eintraten, Steine in den Weg zu legen. Gewiß war das sein Vorwand für eine bewaffnete Erhebung im Innern; man vermutet, daß es auch noch andere Gründe gab. Pompeius hat wiederholt ungefähr folgendes gesagt: da er nicht in der Lage sei, die Bauwerke, mit deren Bau er begonnen hatte, fertigzustellen noch die Erwartungen des Volkes, die es mit seiner Ankunft verknüpft hatte, aus eigenen Mitteln zu befriedigen, habe er alle sicheren Verhältnisse vollkommen durcheinanderbringen wollen. Andere sagen, er habe befürchtet, man würde ihn für alles, was er während seines ersten Konsulats entgegen den Wahrsagungen, den Gesetzen und den Einsprüchen durchgeführt habe, zur Rechenschaft heranziehen; hatte doch zum wiederholten Male M. Cato unter Eid drohend angekündigt, er werde gegen ihn beim Praetor eine Klage anstellen, sobald er sein Heer entlassen hätte. Senatoren sollen in aller Öffentlichkeit prophezeit haben, es werde ihm wie Milo ergehen, wenn er erst als Privatmann zurückgekehrt sei; ein Trupp Bewaffneter werde ihn in seine Mitte nehmen, und dann werde er sich vor Gericht zu verantworten haben. Dies gewinnt durch das Zitat des Asinius Pollio große Wahrscheinlichkeit: Caesar habe, als er in Pharsalos die Gegner, die in der Schlacht getötet und niedergemacht worden waren, vor sich liegen sah, wörtlich gesagt: »Sie haben es so gewollt; für solche Taten wäre ich als Gaius Caesar verurteilt worden, hätte ich nicht Hilfe vom Heer erbeten.« Einige glauben, er habe sich von seiner Rolle als Befehlshaber nicht trennen können, und so habe er die Stärke seiner Truppen und die seiner Feinde ge-

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DIVUS IULIUS

}o,s-jr ,1

dominations, quam aetate prima concupisset. quod existimasse videbatur et Cicero scribens 'de Officiis' tertio libro semper Caesarem in ore habuisse [est in Phoenissis: ] Euripidis versus, quos sic ipse convertit:

'nam si violandum est ius, (regnandi) gratia violandum est: aliis rebus pietatem colas.' C u m ergo sublatam tribunorum intercessionem ipsosque 31 urbe cessisse nuntiatum esset, praemissis confestim clam cohortibus, ne qua suspicio moveretur, et spectaculo publico per dissimulationem interfuit et formam, qua ludum gladiatorium erat aedificaturus, consideravit et ex consuetudine convivio se frequenti dedit. dein post solis 2 occasum mulis e proximo pistrino ad vehiculum iunctis occultissimum iter modico comitatu ingressus est; et cum luminibus extinctis decessisset via, diu errabundus tandem ad lucem duce reperto per angustissimos tramites pedibus evasit. consecutusque cohortis ad Rubiconem flumen, qui provinciae eius finis erat, paulum constitit, ac reputans quantum moliretur, conversus ad proximos: 'etiam nunc', inquit, 'regredi possumus; quod si ponticulum transieri-

IULIUS CAESAR

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geneinander abgewogen und die Gelegenheit genutzt, die Alleinherrschaft an sich zu reißen, worauf er seit frühester Jugend versessen gewesen sei. Derselben Meinung scheint auch Cicero gewesen zu sein, wenn er im dritten Buch seines Werkes »De officiis« schreibt, Caesar habe immer die Verse des Euripides zitiert [es sind die Verse 524/52$ aus den Phönikerinnen: 66

DIVUS AUGUSTUS

16,3-17,2

cros Regium pedibus iret et prospectis biremibus Pompeianis terram legentibus suas ratus descendisset ad litus, paene exceptus est. tunc etiam per devios tramites refugientem servus Aemili Pauli comitis eius, dolens proscriptum olim ab eo patrem Paulum et quasi occasione ultionis oblata, interficere conatus est.

Post Pompei fugam collegarum alterum M. Lepidum, quern ex Africa in auxilium evocarat, superbientem viginti legionum fiducia summasque sibi partes terrore et minis vindicantem spoliavit exercitu supplicemque concessa vita Cerceios in perpetuum relegavit.

4

M. Antoni[i] societatem semper dubiam et incertam 17 reconciliationibusque variis male focilatam abrupit tandem, et quo magis degenerasse eum a civili more approbaret, testamentum, quod is Romae etiam de Cleopatra liberis inter heredes nuncupatis reliquerat, aperiundum recitandumque pro contione curavit. remisit tamen hosti iudicato 2 necessitudines amicosque omnes atque inter alios C . Sosium et Т. Domitium tunc adhuc consules. Bononiensibus quoque publice, quod in Antoniorum clientela antiquitus erant, gratiam fecit coniurandi cum tota Italia pro partibus suis.

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Landweg an Lokri vorbei nach Regium marschierte, sah er in der Ferne Zweiruderer des Pompeius, die an der Küste entlangsegelten. Weil er sie für Schiffe der eigenen Flotte hielt, ging er zum Strand hinunter; da wäre er beinahe gefangengenommen worden. Als er damals auch noch auf abgelegenen Seitenwegen flüchtete, versuchte ein Sklave seines Begleiters Aemilius Paulus ihn zu töten, da dieser Schmerz darüber empfand, daß der Vater des Paulus einst von ihm geächtet worden war; nun schien sich ihm die Chance zu bieten, Rache zu nehmen. Nach der Flucht des Pompeius nahm Augustus dem anderen Kollegen, M. Lepidus, den er aus Afrika zu Hilfe gerufen hatte, das Heer weg, weil dieser im Vertrauen auf die zwanzig Legionen übermütig wurde und unter einschüchternden Drohungen den Anspruch erhob, der Kopf ihrer Verbindung zu sein; als der kniefällig um sein Leben bat, ließ er es ihm und verbannte ihn für alle Zeiten nach Cercei. Das Bündnis mit Antonius, das stets mit Vorsicht zu genießen und nicht fest und durch vielerlei Auffrischungsversuche nur kümmerlich wieder ins Leben gerufen worden war, brach Augustus schließlich ab. Und damit er um so einleuchtender machen konnte, daß dieser sich dem am Gemeinwohl ausgerichteten Benehmen entfremdet habe, ließ er das Testament, das dieser in Rom hinterlegt und in dem er sogar die Kinder der Kleopatra unter den Erben genannt hatte, öffnen und vor versammeltem Volke verlesen. Obwohl er ihn zum Staatsfeind erklärt hatte, schickte er ihm doch alle Familienangehörige und Freunde zurück, unter ihnen auch C. Sosius und Cn. Domitius, die zu jenem Zeitpunkt noch Konsuln waren. Sogar den Einwohnern von Bononia, die seit altersher zur Klientel der Antonii gehörten, gab er die Möglichkeit, mit ganz Italien sich öffentlich unter Eid mit ihm und seinen Vorstellungen zu verbinden.

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>7.1- '7.(

nec multo post navali proelio apud Actium vicit in serum dimicatione protracta, ut in nave victor pernoctaverit. ab ·, Actio cum Samum in hiberna se recepisset, turbatus nuntiis de seditione praemia et missionem poscentium, quos ex omni numero confecta victoria Brundisium praemiserat, repetit(a It)alia tempestate in traiectu bis conflictatus, primo inter promunturia Peloponensi atque Aetoliae, rursus circa montes Ceraunios utrubique p a n e liburnicarum demersa, simul eius, in qua vehebatur, fusis armamentis et gubernaculo diffracto; nec amplius quam Septem et viginti dies, donee + ad desideria militum ordinarentur, Brundisii commoratus, Asiae Syriaeque circuitu Aegyptum petit obsessaque Alexandrea, q u o Antonius cum Cleopatra confugerat, brevi potitus est. et A n t o n i u m quidem seras condiciones 4 pacis temptantem ad mortem adegit viditque mortuum. Cleopatrae, quam servatam triumpho magno opere cupiebat; etiam psyllos admovit, qui venenum ac virus exugerent, quod perisse morsu aspidis putabatur. ambobus c o m m u n e m sepulturae honorem tribuit ac tumulum ab ipsis incohatum perfici iussit. Antonium iuvenem, maiorem de 5 duobus Fulvia genitis, simulacro Divi Iuli, ad quod post multas et irritas preces confugerat, abreptum interemit.

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Und nicht lange danach siegte er in der Seeschlacht bei Actium, doch der Kampf zog sich bis spät in den Tag hinein, so daß der Sieger die Nacht auf dem Schiff verbringen mußte. Als er sich von Aktium nach Samos in das Winterlager zurückgezogen hatte, versetzten ihn Nachrichten von einem Aufruhr in Unruhe, der von Leuten ausging, die von ihm nach dem Sieg aus jeder Truppenabteilung nach Bnmdisium vorausgeschickt worden waren; die forderten jetzt ihre Belohnung und ihre Entlassung. Er brach eilends nach Italien auf; zweimal kam er durch einen Sturm auf der Überfahrt sehr ins Gedränge, das erste Mal zwischen dem Vorgebirge der Peloponnes und Aetoliens, das zweite Mal in der Nähe des Keraunischen Gebirges, beide Male ging ein Teil der Liburner-Schiffe unter. Gleichzeitig brach auf dem Schiff, auf dem er fuhr, das Segelwerk zusammen, und es zerbrach das Steuerruder. Er blieb nicht länger als siebenundzwanzig Tage, bis alles nach den Wünschen der Soldaten geregelt war, in Brundisium und segelte entlang der Küste Kleinasiens und Syriens nach Ägypten und belagerte Alexandria, wohin sich Antonius und Kleopatra geflüchtet hatten; die Belagerung dauerte nicht lange, und er war Herr über die Stadt. Und Antonius, der zu spät die Bedingungen für einen Frieden ausloten ließ, trieb er in den Tod und fand ihn tot vor. Für Kleopatra, an deren Rettung er mit Blick auf seinen Triumph besonders interessiert war, zog er sogar Psyller hinzu, die aus der Wunde das Schlangengift aussaugen sollten, weil man glaubte, daß sie durch den Biß einer Natter zugrunde gegangen sei. Beiden gewährte er dann aber doch die Ehre, gemeinsam bestattet zu werden, und ließ auch das Grabmal, mit dessen Bau sie selbst bereits begonnen hatten, fertigstellen. Den jungen Antonius, den älteren der zwei Söhne der Fulvia, ließ er vom Standbild des göttlichen Iulius, bei dem er nach zahlreichen, vergeblichen Bitten Zuflucht gesucht

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•7.5- '9.1

item Caesarionem, quem ex Caesare patre Cleopatra concepisse praedicabat, retractum e fuga supplicio adfecit. reliquos Antoni[i] reginaeque communes liberos non secus ac necessitudine iunctos sibi et conservavit et mox pro condicione cuiusque sustinuit ac fovit. per idem tempus conditorium et corpus Magni Alexandri, cum prolatum e penetrali subiecisset oculis, corona aurea imposita ac floribus aspersis veneratus est consultusque, num et Ptolemaeum inspicere vellet, regem se voluisse ait videre, non mortuos. Aegyptum in provinciae formam redactam ut feraciorem habilioremque annonae urbicae redderet, fossas omnis, in quas Nilus exaestuat, oblimatas longa vetustate militari opere detersit. quoque Actiacae victoriae memoria celebratior et in posterum esset, urbem Nicopolim apud Actium condidit ludosque illic quinquennales constituit et ampliato vetere Apollinis templo locum castrorum, quibus fuerat usus, exornatum navalibus spoliis Neptuno ac Marti consecravit.

Tumultus posthac et rerum novarum initia coniurationesque complures, prius quam invalescerent indicio detectas, compressit alias alio tempore: Lepidi iuvenis, deinde Varronis Murenae et Fanni Caepionis, mox M. Egnati, exin Plauti

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hatte, wegreißen und töten. Ebenso wurde Caesarion - Kleopatra pflegte in der Öffentlichkeit zu betonen, sie habe ihn von Caesar empfangen - vom Fluchtweg zurückgeschleppt und gleich danach hingerichtet. Die übrigen gemeinsamen Kinder von Antonius und der Königin ließ er am Leben; er war ihnen genauso verbunden wie denjenigen, mit denen er verwandt war, und förderte jeden in Zukunft entsprechend seiner Stellung. Zur selben Zeit erwies er Alexander dem Großen seine Reverenz, nachdem er den Sarg mit der Leiche Alexanders des Großen aus dem innersten Gemach hatte hervorholen und öffentlich ausstellen lassen; dabei legte er einen goldenen Kranz auf den Sarkophag und ließ Blumen streuen. Als man ihn fragte, ob er auch noch einen Blick in das Grabmal der Ptolemäer werfen wolle, sagte er, er habe einen König sehen wollen, nicht Verstorbene. Um Ägypten, das er zur Provinz gemacht hatte, fruchtbarer und für die Getreideversorgung Roms ergiebiger zu machen, ließ er die Soldaten alle Kanäle, in die der Nil einströmt und die - sie waren ja schon beträchtlich alt - verschlammt waren, reinigen. Und damit sein Sieg bei Actium auch noch für die Nachwelt in recht feierlicher Erinnerung blieb, gründete er bei Actium die Stadt Nikopolis, stiftete dort Spiele, die alle fünf Jahre gefeiert werden sollten, erweiterte den alten Tempel des Apoll, putzte den Lagerplatz, wo er auch einmal kampiert hatte, mit erbeuteten Schiffsschnäbeln heraus und weihte ihn Neptun und Mars. In den Jahren, die nun folgten, unterdrückte er Unruhen, Umsturzversuche in den Anfängen und zahlreiche Verschwörungen, noch bevor sie sich voll entfalten konnten; sie sind durch Verrat bekannt geworden und spielten sich an verschiedenen Schauplätzen und zu verschiedenen Zeiten ab: Die des jungen Lepidus, dann die von Varro Murena und Fannius Caepio, danach kam die des M. Egnatius, darauf die

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19,1 — 2C

Rufi Lucique Pauli progeneri sui, ac praeter has L. Audasi falsarum tabularum rei ac neque aetate neque corpore integri, item Asini Epicadi ex gente Parthina ibridae, ad extremum Telephi, mulieris servi nomenculatoris. nam ne ultimae quidem sortis hominum conspiratione et periculo caruit. Audasius atque Epicadus Iuliam filiam et Agrippam 2 nepotem ex insulis, quibus continebantur, rapere ad exercitus, Telephus quasi debita sibi fato dominatione et ipsum et senatum adgredi destinarant. quin etiam quondam iuxta cubiculum eius lixa quidam ex Illyrico exercitu, ianitoribus deceptis, noctu deprehensus est cultro venatorio cinctus, imposne mentis an simulata dementia incertum; nihil enim exprimi quaestione potuit.

Externa bella duo omnino per se gessit, Delmaticum adu- 20 lescens adhuc et Antonio devicto Cantabricum. Delmatico etiam vulnera excepit, una acie dextrum genu lapide ictus, altera et eras et utrumque brachium ruina pontis consauciatus. reliqua per legatos administravit, ut tamen quibusdam Pannonicis atque Germanicis aut interveniret aut non longe abesset, Ravennam vel Mediolanium vel Aquileiam usque ab

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des Plautus Rufus und Lucius Paulus, des Gatten seiner Enkelin, da war auch noch die des L. Audasius, der wegen Urkundenfälschung angeklagt wurde und altersschwach und auch nicht ganz gesund war, ferner die des Asinius Epicadus, eines Mischlings illyrischer Herkunft, zuletzt die des Telephus, eines Sklaven, der bei einer Dame die Funktion des Nomenciators innehatte. Ja er sah sich sogar gefährlichen Komplotts von Menschen aus dem niedrigsten Stand ausgesetzt. Audasius und Epicadus waren fest entschlossen gewesen, seine Tochter Iulia und seinen Enkel Agrippa von den Inseln, auf denen sie genötigt wurden sich aufzuhalten, gewaltsam zu den Heeren zu entführen; Telephus hatte sich vorgenommen, sowohl gegen Augustus selbst ab auch gegen den Senat einen Angriff zu führen, da ihm vom Schicksal bestimmt sei, alleine zu herrschen. Ja, eines Nachts wurde sogar in der Nähe seines Schlafgemachs ein Marketender aus dem illyrischen Heer aufgegriffen, bewaffnet mit einem Jagdmesser; die Türhüter hatten sich täuschen lassen. Ob er nicht Herr seiner Sinne war oder nur so tat, als sei er von Sinnen, blieb ungewiß; nichts konnte in einem peinlichen Verhör aus ihm herausgepreßt werden. Auswärtige Kriege, in denen er den Oberbefehl nicht delegiert hatte, hat Augustus lediglich zwei geführt: den Dalmatischen, damals war er noch ein ganz junger Mann und Antonius war vollends besiegt, und den Kantabrischen. Im Kantabrischen Krieg wurde er sogar verwundet: in der einen Schlacht traf ein Stein sein rechtes Knie, in der anderen Schlacht wurde er beim Einsturz einer Brücke sowohl am Schenkel als auch an beiden Armen schwer verletzt. Die übrigen Kriege führten Unterfeldherren für ihn, um dann doch bei einigen Gefechten in Pannonien und Germanien sich einzufinden oder zumindest nicht weit vom Kriegsschauplatz entfernt zu sein, indem er von Rom aus bis nach Ra-

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1С -

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urbe progrediens. domuit autem partim ductu partim au- 21 spiciis suis Cantabriam, Aquitaniam, Pannoniam, Delmatiam cum Illyrico omni, item Raetiam et Vindelicos ac Salassos, gentes Inalpinas. coercuit et Dacorum incursiones tribus eorum ducibus cum magna copia caesis, Germanosque ultra Albim fluvium summovit, ex quibus Suebos et Sigambros dedentis se traduxit in Galliam atque in proximis Rheno agris conlocavit. alias item nationes male quietas ad obsequium redegit. nec ulli genti sine iustis et necessariis 2 causis bellum intulit tantumque afuit a cupiditate quoquo modo imperium vel bellicam gloriam augendi, ut quorundam barbarorum principes in aede Martis Ultoris iurare coegerit mansuros se in fide ac pace quam peterent, a quibusdam vero novum genus obsidum, feminas, exigere temptaverit, quod neglegere marum pignera sentiebat; et tarnen potestatem semper omnibus fecit, quotiens vellent, obsides recipiendi. neque aut crebrius aut perfidiosius rebellantis graviore umquam ultus est poena, quam ut captivos sub lege venundaret, ne in vicina regione servirent neve intra tricensimum annum liberarentur. qua virtutis moderationisque 3 fama Indos etiam ac Scythas auditu modo cognitos pellexit

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venna, Mailand oder Aquileia vorrückte. Und er hat Kantabrien, Aquitanien, Pannonien, Dalmatien einschließlich ganz Illyriens, ferner Rätien und die Vindelicer und Salasser, zwei Volksstämme in den Alpen, unterworfen; dabei führte er einmal das Heer an, das andere Mal lief die Aktion unter ihm als Oberbefehlshaber. Auch den Angriffen der Daker setzte er ein Ende, als er drei ihrer Führer mitsamt einer großen Anzahl Soldaten niedermachte, und die Germanen drängte er über die Elbe zurück; aus diesem Stamm führte er die Sueben und Sugambrer, die sich freiwillig ergaben, nach Gallien hinüber und siedelte sie in Gebieten in der Nähe des Rheins an. Andere Stämme, die nicht genug zur Ruhe gebracht worden waren, machte er folgsam. Aber mit keinem Volk fing er ohne gerechte und zwingende Gründe einen Krieg an, und er war so weit von dem Verlangen entfernt, auf jede nur denkbare Art und Weise sein Reich oder den Kriegsruhm zu mehren, daß er einige Barbarenfürsten zwang, im Tempel des Mars Ultor zu schwören, in Treue gepaart mit Frieden, worum sie ja baten, zu verharren; so versuchte er auch, von einigen Stämmen zu fordern, daß sie eine neue Art von Geiseln stellten, nämlich Frauen; denn ihm war aufgefallen, daß sie um männliche Unterpfänder nicht viel gaben. Doch Augustus gab allen stets auch die Gelegenheit, die Geiseln zurückzuerhalten, wenn sie es wollten. Niemals hat er Volksstämmen, die entweder zu häufig oder mit zu großer Arglist den Krieg neu aufnahmen, als Rache eine schwerere Strafe auferlegt, als daß er Kriegsgefangene nur unter der Auflage verkaufte, daß sie nicht in einer angrenzenden Gegend Sklavendienst leisten und auch nicht in den nächsten dreißig Jahren freigelassen werden durften. Eben der Ruf, daß er tapfer war und sich zu mäßigen verstand, lockte auch die Inder und die Skythen, die man nur vom Hörensagen kannte, an, um um seine Freundschaft und

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21,3-25.2

ad amicitiam suam populique Rom. ultro per legatos petendam. Parthi quoque et Armeniam vindicanti facile cesserunt et signa militaria, quae M. Crasso et Μ. Antonio ademerant, reposcenti reddiderunt obsidesque insuper optulerunt, denique pluribus quondam de regno concertantibus, non nisi ab ipso electum probaverunt.

Ianum Quirinum semel atque iterum a condita urbe ante memoriam suam clausum in multo breviore temporis spatio terra marique pace parta ter clusit. bis ovans ingressus est urbem, post Philippense et rursus post Siculum bellum, curulis triumphos tris egit, Delmaticum, Actiacum, Alexandrinum, continuo triduo omnes.

Graves ignominias cladesque duas omnino nec alibi quam in Germania accepit, Lollianam et Varianam, sed Lollianam maioris infamiae quam detrimenti, Varianam paene exitiabilem tribus legionibus cum duce legatisque et auxiliis omnibus caesis. hac nuntiata excubias per urbem indixit, ne quis tumultus existeret, et praesidibus provinciarum propagavit imperium, ut a peritis et assuetis socii continerentur. vovit et magnos ludos Iovi Optimo Maximo, si res p. in meliorem

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die des römischen Volkes von sich aus durch Gesandte nachzusuchen. Als er auch auf Armenien Ansprüche erhob, gaben ihm sogar die Parther darin ohne großes Hin und Her nach; sie gaben auch die Feldzeichen, die sie M. Crassus und M. Antonius weggenommen hatten, zurück, als er ihre Herausgabe verlangte. Sie taten noch mehr: sie boten ihm die Stellung von Geiseln an; schließlich, als einmal mehrere Kandidaten untereinander um den Thron stritten, hießen sie nur den gut, der von ihm persönlich erwählt worden war. Den Tempel des Ianus Quirinus, der vor seiner Zeit seit der Gründung der Stadt insgesamt nur zweimal geschlossen worden war, ließ er in einem weit kürzeren Zeitraum dreimal schließen, nachdem er zu Lande und zu Wasser für Frieden gesorgt hatte. Zweimal betrat er die Stadt in einem kleinen Triumphzug, und zwar nach dem Krieg bei Philippi und zum zweiten Mal nach dem Sizilischen Krieg. Drei kurulische Triumphe feierte er, den dalmatischen, actischen und alexandrinischen, alle über drei Tage ohne Unterbrechung. Im ganzen hat er nur zwei schwere Niederlagen mit Schimpf und Schande erlitten; das war nirgendwo anders als in Germanien: die des Lollius und die des Varus. Bei der Niederlage des Lollius war die Schmach größer als die Schlappe, die Niederlage des Varus hätte fast das Ende bedeutet, waren doch drei Legionen und ihr Führer, die Legaten und alle Hilfstruppen niedergemacht worden. Als die Nachricht davon eintraf, ordnete er an, daß in der ganzen Stadt bei Tag und bei Nacht Wachen patrouillieren sollten, damit keine Unruhe entstehe; und den Statthaltern der Provinzen verlängerte er den Oberbefehl, damit die Bundesgenossen von erfahrenen und ihnen bekannten Männern im Gehorsam gehalten würden. Er gelobte auch große Spiele dem Iuppiter Optimus Maximus, wenn doch nur der Zustand des Staates wieder eine Wendung zum Besseren ge-

17»

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23,2-24.2

statum vertisset: quod factum C i m b r i c o Marsicoque bello erat, adeo denique consternatum ferunt, ut per continuos menses barba capilloque summisso caput interdum foribus illideret vociferans: 'Quintiii Vare, legiones redde!' diemque cladis quotannis maestum habuerit ac lugubrem.

In re militari et commutavit multa et instituit atque etiam ad antiquum morem nonnulla revocavit. disciplinam severissime rexit. ne legatorum quidem cuiquam, nisi gravate hibernisque demum mensibus, permisit uxorem intervisere. equitem R . , quod duobus filiis adulescentibus causa detrectandi sacramenti pollices amputasset, ipsum bonaque subiecit hastae; quem tarnen, quod inminere emptioni publicanos videbat, liberto suo addixit, ut relegatum in agros pro libero esse sineret. decimam legionem contumacius parentem cum ignominia totam dimisit, item alias immodeste missionem postulantes citra commoda emeritorum praemiorum exauctoravit. cohortes, si quae cessissent loco, decimatas hordeo pavit. centuriones statione deserta, itidem ut manipulares, capitali animadversione puniit, pro cetero delictorum genere variis ignominis adfecit, ut stare

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macht hätte: so wie es im Krieg gegen die Kimbern und Marser geschehen war. Schließlich soll er so aus der Fassung gebracht worden sein, daß er Bart und Haare über Monate hat wachsen lassen und manchmal den Kopf gegen die Tür schlug und dann sagte: »Quintilius Varus, gib mir die Legionen wieder!« Und den Tag der Niederlage soll er in jedem Jahr in Schwermut und ganz traurig verbracht haben. Auf dem militärischen Sektor führte er zahlreiche Veränderungen und Neuerungen durch; einiges hat er auch wieder eingeführt, wobei er sich an dem orientierte, was früher üblich gewesen war. Was die Disziplin anbelangte, so führte er ein sehr strenges Regiment. Nicht einmal den Legaten gestattete er, zwischendurch einmal ihre Frau zu besuchen, und dann machte er noch Schwierigkeiten; wenn er es erlaubte, dann nur in den Wintermonaten. Einen römischen Ritter verkaufte er in die Sklaverei, seine Güter ließ er versteigern, weil er seinen beiden heranwachsenden Söhnen die Daumen abgeschnitten hatte, damit sie nicht eingezogen würden. Doch weil er sah, daß die Steuerpächter darauf lauerten, ihn zu ersteigern, gab er einem seiner Freigelassenen den Zuschlag, damit er ihn aufs Land fortbringe und ihm gestatte, dort ein Leben wie ein freier Mann zu führen. Die zehnte Legion, die zu störrisch gehorchte, entließ er schimpflich bis auf den letzten Mann; ebenso verabschiedete er andere, die frech ihre Entlassung forderten, ohne daß sie in den Genuß von Belohnungen für ausgediente Soldaten kamen. Kohorten, die ihren Platz verlassen hatten, dezimierte er und gab ihnen nur Gerste. Wenn Centurionen ihren Posten verlassen hatten, bestrafte er sie genau wie gemeine Soldaten mit dem Tod; für alle übrigen Arten von Vergehen wurden die Delinquenten mit unterschiedlichen Strafen belegt, die ihnen alle Schimpf und Schande einbrachten: So soll er sie angewiesen haben, einen ganzen Tag vor dem Zelt

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per totum diem iuberet ante praetorium, interdum tunicatos discinctosque, nonnumquam cum decempedis, vel etiam caespitem portantes. neque post bella civilia aut in contione

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aut per edictum ullos militum commilitones appellabat, sed milites, ac ne a filiis quidem aut privignis suis imperio praeditis aliter appellari passus est, ambitiosius id existimans, quam aut ratio militaris aut temporum quies aut sua domusque suae maiestas postularet. libertino milite, praeterquam 1 R o m a e incendiorum causa et si tumultus in graviore annona metueretur, bis usus est: semel ad praesidium coloniarum Illyricum contingentium, iterum ad tutelam ripae Rheni fluminis; eosque, servos adhuc viris feminisque pecuniosioribus indictos ac sine mora manumissos, sub priore vexillo habuit, neque aut commixtos cum ingenuis aut eodem m o d o armatos.

D o n a militaria aliquanto facilius phaleras et torques, 3 quicquid auro argentoque constaret, quam vallares ac murales coronas, quae honore praecellerent, dabat; has quam parcissime et sine ambitione ac saepe etiam caligatis tribuit. M . Agrippam in Sicilia post navalem victoriam caeruleo vexillo donavit. solos triumphales, quamquam et socios expeditionum et participes victoriarum suarum, numquam donis impertiendos putavit, quod ipsi quoque ius habuissent

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des Feldherrn zu stehen, manchmal mit der Tunika und ohne Gürtel, manchmal ließ er sie dastehen mit einer Meßstange von zehn Fuß oder auch einem Rasenstück in der Hand. Nach den Bürgerkriegen redete er weder auf einer Versammlung noch in einer Verordnung Soldaten mit »Kameraden« an, sondern mit »Soldaten«, und er duldete es nicht einmal, daß seine Söhne oder Stiefsöhne, wenn sie das Oberkommando hatten, sie anders anredeten, denn er sah darin eine selbstsüchtige Rücksichtnahme, wie sie weder ein militärisches Kalkül noch die ruhige Lage, noch seine Würde, noch die seines Hauses erforderten. Einmal abgesehen von den Fällen, wenn in Rom Feuersbrünste wüteten oder man bei zu sehr gestiegenen Preisen für Getreide Angst vor einem Aufstand hatte, griff er auf Freigelassene als Soldaten nur zweimal zurück: einmal zum Schutz der Kolonien, die an der Grenze zu Illyrien lagen, das andere Mal zum Schutze des Rheinufers. Diese Leute, die noch als Sklaven von ziemlich begüterten Männern und Frauen gestellt und unverzüglich freigelassen worden waren, ließ er unter einem der ersten Fähnlein kämpfen; sie wurden aber weder mit den Reihen der Freigelassenen vermischt noch wurden sie genau wie diese bewaffnet. Soldaten verlieh er als Auszeichnungen bedeutend eher Brustschmuck und Habketten aus Gold oder Silber als Wall- und Mauerkronen, welche ja weit ehrenvoller waren; diese verteilte er so sparsam wie möglich und ohne dabei um die Gunst zu buhlen, oft sogar an gemeine Soldaten. M. Agrippa schenkte er auf Sizilien nach seinem Sieg zur See eine blaue Fahne. Er war der Ansicht, daß nur die Feldherren, die einen Triumph gefeiert hatten, niemals mit Geschenken bedacht werden dürften, wenn sie mit ihm auf einem Feldzug gewesen waren und Anteil an seinen Siegen hatten, denn sie hätten ja auch das Recht dazu gehabt, selbst Geschenke

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AUGUSTUS

25,3-26.2

tribuendi ea quibus vellent. nihil autem minus [injperfecto duci quam festinationem temeritatemque convenire arbitrabatur. crebro itaque ilia iaccabat: .4

uxore conquirerentur. aleae rumorem nullo modo expavit lusitque simpliciter et palam oblectamenti causa etiam senex ac praeterquam Decembri mense aliis quoque festis et profestis diebus. nee id dubium est. autographa quadam epi- 2 stula: 'cenavi', ait, 'miTiberi, cum isdem; accesserunt convivae Vinicius et Silius pater, inter cenam lusimus geronticos et heri et hodie; talis enim iactatis, ut quisque canem aut senionem miserat, in singulos talos singulos denarios in medium conferebat, quos tollebat universos, qui Venerem iecerat.' et rursus aliis litteris: 'nos, mi Tiberi, Quinquatrus 3 satis iucunde egimus; lusimus enim per omnis dies forumque aleatorum calfecimus. frater tuus magnis clamoribus rem gessit; ad summam tamen perdidit non multum, sed ex magnis detrimentis praeter spem paulatim retractum est. ego perdidi viginti milia nummum meo nomine, sed cum effuse in lusu liberalis fuissem, ut soleo plerumque. nam si quas manus remisi cuique exegissem aut retinuissem quod cuique donavi, vicissem vel quinquaginta milia. sed hoc malo; benignitas enim mea me ad caelestem gloriam eiferet.' scribit ad filiam: 'misi tibi denarios ducentos quinquaginta, 4 quos singulis convivis dederam, si vellent inter se inter cenam vel talis vel par impar ludere.'

AUGUSTUS

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zu schänden, die ihm von allen Seiten, sogar von seiner eigenen Frau verschafft worden sein sollen. Das Gerede von seinem Hang zum Würfelspiel machte ihm keine Angst, und er spielte noch als alter Mann offen und ehrlich nur zum Zeitvertreib, und zwar nicht nur im Dezember, sondern auch in anderen Monaten, an Fest- und Werktagen. In einem Brief, den er selbst geschrieben hat, heißt es: »Ich habe mit den Personen gespeist, mit denen ich immer zu Tische liege, mein lieber Tiberius; als Gäste gesellten sich Vinicius und der ältere Silius hinzu. Während wir zu Tische lagen, haben wir gespielt, wie es sich für Greise schickt, sowohl gestern als auch heute. Wir würfelten nämlich so, daß jeder, der einen Hund oder die Sechs geworfen hatte, für jeden Würfel einen Denar in die Mitte legen mußte, die konnte dann alle der einstecken, der die Venus geworfen hatte.« Und in einem anderen Brief schreibt er wiederum: »Wie haben, mein lieber Tiberius, das Minervafest recht angenehm zugebracht; wir haben nämlich an allen Tagen gespielt und das Würfelbrett nicht kalt werden lassen. Dein Bruder hat das Spiel mit großem Geschrei gemacht; doch aufs Ganze gesehen hat er nicht viel verloren, sondern vieles nach großen Verlusten wider Erwarten allmählich wettgemacht. Ich persönlich habe zwanzigtausend Sesterzen verloren, doch nur weil ich beim Spiel über alle Maßen freigebig gewesen bin, wie, du kennst mich ja, fast immer. Denn wenn ich die Würfe, die ich einem jeden geschenkt habe, eingefordert oder das behalten hätte, was ich den einzelnen Mitspielern geschenkt hatte, so hätte ich sogar fünfzigtausend Sesterzen gewonnen. Aber so ist es mir lieber. Meine Güte wird mich nämlich zu himmlischem Ruhm erheben.« An seine Tochter schreibt er: »Ich habe dir zweihundertfünfzig Denare geschickt; so viel hatte ich auch jedem meiner Gäste gegeben, wenn sie während des Essens miteinander entweder würfeln oder Gerade und Ungerade spielen wollten.«

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D1VUS A U G U S T U S

7'.ι

-72.)

In ceteris partibus vitae continentissimum constat ac sine suspicione ullius vitii. habitavit primo iuxta Romanum forum supra Scalas anularias, in d o m o quae Calvi oratoris fuerat; postea in Palatio, sed nihilo minus aedibus modicis Hortensianis, et neque laxitate neque cultu conspicuis, ut in quibus porticus breves essent Albanaram columnarum et sine marmore ullo aut insigni pavimento conclavia. ac per annos amplius quadraginta eodem cubiculo hieme et aestate mansit, quamvis parum salubrem valitudini suae urbem hieme experiretur assidueque in urbe hiemaret. si quando quid secreto aut sine interpellatione agere proposuisset, erat illi locus in edito singularis, quem Syracusas et technyphion vocabat: hue transibat aut in alicuius libertorum suburban u m ; aeger autem in domo Maecenatis cubabat. ex secessibus praecipue frequentavit maritima insulasque Campaniae aut proxima urbi oppida, Lanuvium, Praeneste, Tibur, ubi etiam in porticibus Herculis templi persaepe ius dixit, ampla et operosa praetoria gravabatur. et neptis quidem suae Iuliae, profuse ab ea extructa, etiam diruit ad solum, sua vero quamvis modica non tam statuarum tabularumque pictarum ornatu quam xystis et nemoribus excoluit rebusque

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Feststeht, daß Augustus in den übrigen Bereichen seines Lebens sehr enthaltsam war, und nicht der Funken eines Verdachts auf ein Laster existiert. Er wohnte anfangs gleich am Forum Romanum oberhalb der Ringmacherstraße in dem Haus, dessen Besitzer der Redner Calvus gewesen war; später auf dem Palatin, in einem Haus des Hortensius, das ebenso wohl mehr klein als groß war. Es war weder durch seine Weitläufigkeit noch durch seine Ausstattung ein Blickfang, so waren drinnen nur kurze Säulenhallen mit Säulen aus albanischem Peperin und Zimmer ohne jede Marmorverkleidung oder Fußböden mit Einlegearbeiten. Mehr als vierzig Jahre lang bewohnte er ein und dasselbe Schlafzimmer zur Winter- und zur Sommerzeit, obwohl er doch selbst erlebt hatte, daß der Aufenthalt in der Stadt im Winter seiner Gesundheit eher abträglich war, und er im Winter ohne Unterbrechung dort wohnte. Wenn er sich einmal vornahm, sich mit etwas ganz für sich und ohne Unterbrechung zu beschäftigen, so hatte er ein Zimmer, das im Obergeschoß ganz alleine lag und das er sein Syrakus und seine kleine Werkstatt nannte: dorthin verschwand er oder auf das Landgut eines seiner Freigelassenen in der Nähe von Rom. Und wenn er krank war, dann lag er im Hause des Maecenas. Von den Refugien, wo man sich erholen konnte, suchte er mit Vorliebe Orte an der Küste und die Inseln Kampaniens oder Städtchen in der unmittelbaren Nachbarschaft Roms auf, wie Lanuvium, Praeneste, Tibur, wo er sogar in den Säulenhallen des Herculestempels sehr häufig Recht sprach. Große und prachtvoll ausgestattete Herrensitze mochte er nicht. Ja er ließ sogar das Landhaus der Enkelin Iulia bis auf die Grundmauern niederreißen, das sie mit unmäßigem Aufwand gebaut hatte, seine eigenen aber - wie du weißt, waren sie bescheiden - schmückte er weniger durch Statuen und Gemälde aus als durch Promenaden und Parks und mit Din-

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DIVUS AUGUSTUS

72,3-74

vetustate ac raritate notabilibus, qualia sunt Capreis immanium beluarum ferarumque membra praegrandia, quae dicuntur gigantum ossa, et arma heroum. instrumenti eius 73 et supellectilis parsimonia apparet etiam nunc residuis lectis atque mensis, quorum pleraque vix privatae elegantiae sint. ne toro quidem cubuisse aiunt nisi humili et modice instrato. veste non temere alia quam domestica usus est, ab sorore et uxore et filia neptibusque confecta; togis neque restrictis neque fusis, clavo nec lato nee angusto, calciamentis altiusculis, ut procerior quam erat videretur. et forensia autem et calceos numquam non intra cubiculum habuit ad subitos repentinosque casus parata.

Convivabatur assidue nec umquam nisi recta, non sine 74 magno ordinum hominumque dilectu. Valerius Messala tradit, neminem umquam libertinorum adhibitum ab eo cenae excepto Mena, sed asserto in ingenuitatem post proditam Sexti Pompei classem. ipse scribit, invitasse se quondam, in cuius villa maneret, qui speculator suus olim fuisset. convivia nonnumquam et serius inibat et maturius relinquebat, cum convivae et cenare inciperent, prius quam ille discumberet, et permanerent digresso eo. cenam ternis ferculis aut

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gen, die durch ihr Alter und ihre Seltenheit bemerkenswert waren, da finden sich in seinem Haus auf Capri riesige Knochen gewaltiger Land- und Seetiere, die man die Knochen von Giganten nennt, und Waffen von Heroen. Daß er am Mobiliar und Geschirr gespart hat, wird einem klar, wenn man sich die auch in unseren Tagen noch erhaltenen Betten und Tische ansieht, von denen die meisten kaum dem Geschmack eines Privatmannes genügen. Er soll sogar nur in einem niedrigen und mit nur wenigen Decken bedeckten Bett geschlafen haben. Es mußte schon einen Grund haben, wenn er ein anderes Gewand als sein Hausgewand trug, das ihm von seiner Schwester, Gattin, seiner Tochter und seinen Enkelinnen angefertigt wurde; seine Togen waren weder zu eng noch zu weit, der Purpursaum weder zu breit noch zu schmal, sein Schuhwerk war dicker besohlt, damit er größer erschien, als er war. Seine Prunkgewänder und Schuhe hatte er immer in seinem Schlafzimmer für plötzliche und unvermutete Fälle bereitliegen. Ständig gab er Gesellschaften und immer mit einer ordentlichen Mahlzeit, bei der Einladung achtete er peinlich genau auf Rang und Persönlichkeit der Gäste. Valerius Messala überliefert, es sei niemand aus dem Stand der Freigelassenen jemals von ihm zum Essen geladen worden, mit einer Ausnahme, Mena, der aber ist in den Stand der Freigeborenen aufgenommen worden, nachdem er die Flotte des Sextus Pompeius verraten hatte. Augustus schreibt selbst, er habe einmal einen ehemaligen Mann aus seiner Ordonanz, in dessen Landhaus er Quartier bezogen hatte, eingeladen. Bei diesen Gelagen pflegte er manchmal etwas zu spät zu kommen und etwas früher wegzugehen, während die Gäste doch mit dem Essen anfangen konnten, bevor er Platz nahm, und bleiben durften, nachdem er bereits aufgebrochen war. Ein Mahl ließ er mit drei oder, dann gab es alles in Hülle und

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DIVUS AUGUSTUS

74-76.2

cum abundantissime senis praebebat, ut non nimio sumptu, ita summa comitate, nam et ad communionem sermonis tacentis vel summissim (abulantis provocabat, et aut acro(a)mata et histriones aut etiam triviales ex circo lud(i)os interponebat ac frequentius aretalogos.

Festos et sollemnes dies profusissime, nonnumquam tan- 75 tum ioculariter celebrabat. Saturnalibus, et si quando alias libuisset, modo munera dividebat, vestem et aurum et argentum, modo nummos omnis notae, etiam veteres regios ac peregrinos, interdum nihil praeter cilicia et spongias et rutabula et forpices atque alia id genus titulis obscuris et ambiguis. solebat et inaequalissimarum rerum sortes et aversas tabularum picturas in convivio venditare incertoque casu spem mercantium vel frustrari vel explere, ita ut per singulos lectos licitatio fieret et seu iactura seu lucrum communicaretur. cibi - nam ne haec quidem omiserim - minimi 76 erat atque vulgaris fere, secundarium panem et pisciculos minutos et caseum bibulum manu pressum et ficos virides biferas maxime appetebat; vescebaturque et ante cenam quocumque tempore et loco, quo stomachus desiderasset. verba ipsius ex epistulis sunt: 'nos in essedo panem et palmulas gustavimus.' et iterum: 'dum lectica ex regia domum 2

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Fülle, mit sechs Gängen auftragen; wenn auch nicht allzu großer Aufwand betrieben wurde, so konnte man doch die Geselligkeit voll genießen. Denn er hatte ein Händchen dafür, auch schweigsame Personen oder solche, die mit gedämpfter Stimme sich unterhielten, zu Beiträgen zum allgemeinen Gespräch zu bewegen, und er unterbrach das Gelage durch Einlagen von Musikern und Schauspielern oder auch gewöhnlichen Pantomimen aus dem Circus und häufiger dadurch, daß er Philosophen zum Geschwätz über die Tugend dazuholte. Fest- und Feiertage feierte er sehr ausgelassen, manchmal nur mit Kurzweil. An den Saturnalien, auch wenn es ihm ein andermal gerade in den Sinn kam, verteilte er bald Geschenke, Kleider, Gold und Silber, bald Münzen jeder Prägung, sogar alte königliche und ausländische, manchmal auch nur Decken aus Ziegenhaar, Schwämme, Schürhaken, Feuerzangen und andere Gegenstände mit dunklen und zweideutigen Aufschriften. Auch pflegte er während des Gastmahls Lose für Dinge zu verkaufen, die ganz und gar nicht dem Wert entsprachen, und auch Gemälde, die dem Betrachter nur die Rückseite dargeboten hatten, und da der Ausgang ungewiß war, pflegte er die Erwartung der Käufer entweder zu enttäuschen oder zu erfüllen. Das Gebot wurde dabei pro Tisch abgegeben, und man teilte sich mal den Verlust mal den Gewinn. Augustus aß - denn nicht einmal diesen Punkt möchte ich auslassen - sehr wenig und fast dasselbe, wie der Mann auf der Straße. Am liebsten aß er Brot der zweiten Sorte, kleine Fische, handgepreßten Käse mit Löchern und grüne Feigen von der Sorte, die zweimal im Jahr geerntet werden. Er aß auch vor der Hauptmahlzeit, wann und wo immer der Magen danach verlangte. Dazu bemerkt er selbst in seinen Briefen folgendes: »Wir haben im Wagen ein paar Bissen Brot und ein paar Datteln gegessen.« Oder

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DIVUS AUGUSTUS

76,2-78,2

redeo, panis unciam cum paucis acinis uvae duracinae comedi.' et rursus: 'ne Iudaeus quidem, mi Tiberi, tarn diligenter sabbatis ieiunium servat quam ego hodie servavi, qui in balineo demum post horam primam noctis duas buccas manducavi prius quam ungui inciperem.' ex hac inobservantia nonnumquam vel ante initum vel post dimissum convivium solus cenitabat, cum pleno convivio nihil tangeret. vini 77 quoque natura parcissimus erat, non amplius ter bibere eum solitum super cenam in castris apud Mutinam, Cornelius Nepos tradit. postea quotiens largissime se invitaret, senos sextantes non excessit, aut si excessisset, reiciebat. et maxime delectatus est Raetico neque temere interdiu bibit. pro potione sumebat perfusum aqua frigida panem aut cucumeris frustum vel lactuculae thyrsum aut recens aridumve pomum suci vinosioris.

Post cibum meridianum, ita ut vestitus calciatusque erat, 78 retectis pedibus paulisper conquiescebat opposita ad oculos manu, a cena in lecticulam se lucubratoriam recipiebat; ibi, donee residua diurni actus aut omnia aut ex maxima parte conficeret, ad multam noctem permanebat. in lectum inde transgressus non amplius cum plurimum quam septem horas dormiebat, ac ne eas quidem continuas, sed ut in illo temporis spatio ter aut quater expergisceretur. si interrup- 2 tum somnum reciperare, ut evenit, non posset, lectoribus

AUGUSTUS

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auch: »Als ich in der Sänfte von der Regia nach Hause unterwegs war, habe ich eine Unze Brot und ein paar hartschalige Weinbeeren gegessen.« Und dann auch noch: »Nicht einmal ein Jude, mein lieber Tiberius, hält am Sabbat das Fasten so gewissenhaft ein, wie ich es heute getan habe, der ich im Bad erst eine Stunde nach Sonnenuntergang zwei Bissen zu mir nahm, bevor man anfing, mich zu salben.« Weil er keine festen Essenszeiten beachtete, kam es, daß er entweder vor Beginn der Tafel oder nach Auflösung der Gesellschaft allein etwas aß, während er an der Tafel mit allen nichts anrührte. Wein genoß er von Natur aus äußerst mäßig. Gewöhnlich habe er im Lager vor Mutina nicht mehr als dreimal einen Schluck vor dem Essen getrunken, berichtet Cornelius Nepos. Wenn er sich später den Wein sehr reichlich schmecken ließ, trank er nie mehr als einen Liter, andernfalls mußte er sich übergeben. Am meisten sagte ihm der Räterwein zu; tagsüber trank er nicht ohne Grund. Statt etwas zu trinken, nahm er ein in kaltes Wasser getunktes Brot oder ein Stück Gurke, einen Lattichstengel oder frisches oder getrocknetes Obst mit einem weinartigen Geschmack zu sich. Nach dem Mittagessen pflegte er kurze Zeit der Ruhe, wobei er das, was er gerade an Kleidung und Schuhwerk anhatte, anbehielt, die Füße blieben unbedeckt, über die Augen legte er seine Hand. Von der Abendmahlzeit weg zog er sich auf seine Liege im Studierzimmer zurück; dort blieb er bis tief in die Nacht, bis er entweder alles oder doch den größten Teil dessen, was von den Angelegenheiten des Tages liegengeblieben war, erledigt hatte. Dann erst begab er sich zu Bett und schlief nicht länger als höchstens sieben Stunden, und die schlief er nicht einmal in einem durch, sondern wachte während dieser Zeit drei- oder viermal auf. War er einmal wach geworden und konnte, wie es vorkam, keinen Schlaf finden, ließ er Vorleser oder Geschichtenerzähler

274

DIVUS AUGUSTUS

78.2-79.2

aut fabulatoribus arcessitis resumebat producebatque ultra primam saepe lucem. nec in tenebris vigilavit umquam nisi assidente aliquo. matutina vigilia offendebatur; ac si vel officii vel sacri causa maturius vigilandum esset, ne id contra commodum faceret, in proximo cuiuscumque domesticorum cenaculo manebat. sic quoque saepe indigens somni, et dum per vicos deportaretur et deposita lectica inter aliquas moras condormiebat.

Forma fuit eximia et per omnes aetatis gradus venustissima, quamquam et omnis lenocinii neglegens; in capite comendo tam incuriosus, ut raptim compluribus simul tonsoribus operam daret ac modo tonderet modo räderet barbam eoque ipso tempore aut legeret aliquid aut etiam scriberet. vultu erat vel in sermone vel tacitus adeo tranquillo serenoque, ut quidam e primoribus Galliarum confessus sit inter suos, eo se inhibitum ac remollitum, quo minus, ut destinarat, in transitu Alpium per simulationem conloquii propius admissus in praecipitium propelleret. oculos habuit claros ac nitidos, quibus etiam existimari volebat inesse quiddam divini vigoris, gaudebatque, si qui sibi acrius contuenti quasi ad fulgorem solis vultum summitteret; sed in senecta sinistro minus vidit; denies raros et exiguos et sea-

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kommen, schlief wieder ein und schlief dann öfter durch bis nach Tagesanbruch. Im Dunkeln blieb er niemals wach, ohne daß jemand bei ihm saß. Früh aufstehen mochte er nicht. Wenn es wegen einer seiner Amtspflichten oder wegen einer Opferhandlung nicht zu vermeiden war, früher wach zu werden, so blieb er, damit es für ihn nicht mit Unbequemlichkeiten verbunden sei, im Speisezimmer im oberen Stockwerk des Hauses eines Freundes. Aber auch so blieb nicht aus, daß er oft noch Schlaf nachholen mußte; und er schlief, während man ihn durch die Straßen trug und während der Zeit, in der die Sänfte abgestellt wurde. Augustus' äußere Erscheinung war herausragend und durch alle Stufen des Alters hindurch voller Anmut, und das, obwohl er jede Art, den Körper herauszuputzen, vernachlässigte. In puncto Haarpflege war er so nachlässig, daß er sich von mehreren Friseuren gleichzeitig hastig bedienen und sich bald scheren, bald nur den Bart abrasieren ließ und währenddessen entweder las oder sogar etwas schrieb. Er hatte, sei es während er etwas sagte oder während er schwieg, einen so ruhigen und heiteren Ausdruck im Gesicht, daß ein vornehmer Gallier seinen Freunden eingestand, gerade dieser Gesichtsausdruck habe ihn abgehalten und davon abgebracht, ihn, wie er es beschlossen hatte, beim Übergang über die Alpen in einen Abgrund zu stoßen, nachdem es ihm unter dem Vorwand, sich mit ihm besprechen zu wollen, gelungen war, in seine unmittelbare Nähe gelassen zu werden. Er hatte helle und leuchtende Augen; er wollte, daß die Leute glaubten, es stecke in ihnen ein Funken einer göttlichen Kraft, und es machte ihm Freude, wenn der, den er etwas durchdringender ansah, den Blick senkte wie beim Gleißen der Sonne; im Alter aber sah er auf dem linken Auge nicht mehr so gut. Seine Zähne standen weit auseinander, waren klein und schäbig. Sein Haar war

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DIVUS AUGUSTUS

79,2-81,1

bros; capillum leviter inflexum et subflavum; supercilia coniuncta; mediocres aures; nasum et a summo eminentiorem et ab imo deductiorem; colorem inter aquilum candidumque; staturam brevem, - quam tarnen Iulius Marathus libertus e memoria quinque pedum et dodrantis fuisse tradit sed quae commoditate et aequitate membrorum occuleretur, ut non nisi ex comparatione astantis alicuius procerioris intellegi posset.

Corpore traditur maculoso dispersis per pectus atque 80 alvum genetivis notis in modum et ordinem ac numerum stellarum caelestis ursae, sed et callis quibusdam ex prurigine corporis adsiduoque et vehementi strigilis usu plurifariam concretis ad impetiginis formam. coxendice et femore et crure sinistro non perinde valebat, ut saepe etiam inclaudicaret; sed remedio harenarum atque harundinum confirmabatur. dextrae quoque manus digitum salutarem tam imbecillum interdum sentiebat, ut torpentem contractumque frigore vix cornei circuli supplemento scripturae admoveret. questus est et de vesica, cuius dolore calculis demum per urinam eiectis levabatur.

Graves et periculosas valitudines per omnem vitam ali- 81 quot expertus est: praecipue Cantabria domita, cum etiam destillationibus iocinere vitiato ad desperationem redactus

AUGUSTUS

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leicht gewellt und hellblond, die Augenbrauen waren zusammengewachsen, die Ohren mittelgroß, die Nase stand an der Nasenwurzel etwas hervor und war nach unten gebogen; er hatte eine dunkelbraune bis helle Hautfarbe; von Statur war er klein - doch sein Freigelassener, Iulius Marathus überliefert, er sei, wie er sich erinnere, fünf dreiviertel Fuß groß gewesen - , doch das sprang wegen des Ebenmaßes und der Symmetrie der Gliedmaßen nicht ins Auge, es sei denn, man konnte es erkennen, weil jemand, der größer war, dicht neben ihm stand und man so eine Vergleichsmöglichkeit hatte. Sein Körper war - wie wir aus der Überlieferung wissen mit Flecken übersät; seine Muttermale waren so über Brust und Bauch verstreut, daß sie eine Art Sternbild Großer Bär auch der Anordnung und Anzahl nach ergaben. Er hatte auch einige Schwielen, die sich aus dem Grind am Körper und durch den ständigen und kräftigen Gebrauch des Striegels an vielen Stellen zu einem Gebilde von chronischem Hautausschlag gebildet hatten. Links waren sein Hüftgelenk, sein Ober- und Unterschenkel nicht so kräftig wie auf der rechten Seite, so daß er oft sogar hinkte. Er versuchte dieses Gebrechen mit Hilfe von Sandbädern und Schienen aus Rohr zu beheben. Manchmal fühlte sich auch der Zeigefinger seiner rechten Hand so kraftlos an, daß er ihn, da kein Leben mehr in ihm steckte und er eiskalt war, nur mit Mühe unter Zuhilfenahme eines Ringes aus Horn zum Schreiben dazunehmen konnte. Er klagte auch über Blasenbeschwerden, diese Schmerzen ließen erst dann nach, wenn die Steine mit dem Urin ausgeschieden waren. An schweren und gefährlichen Krankheiten hat er während seines ganzen Lebens einiges zu ertragen gehabt; in besonderen Maße erkrankte er nach der Unterwerfung Kantabriens, als ihn die Schädigung der Leber durch krankhafte

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DIVUS A U G U S T U S

contrariam et ancipitem rationem medendi necessario subiit: quia calida fomenta поп proderant, frigidis curari coactus auctore Antonio Musa.

Quasdam et anniversarias ac tempore certo recurrentes 1 experiebatur: nam sub natalem suum plerumque languebat; et initio veris praecordiorum inflatione temptabatur, austrinis autem tempestatibus gravedine. quare quassato corpore neque frigora neque aestus facile tolerabat. hieme quaternis 8 2 cum pingui toga tunicis et subucula e(t) thorace laneo et feminalibus et tibialibus muniebatur, aestate apertis cubiculi foribus ac saepe in peristylo saliente aqua atque etiam ventilante aliquo cubabat. solis vero ne hiberni quidem patiens, domi quoque non nisi petasatus sub divo spatiabatur. itinera lectica et noctibus fere eaque lenta ac minuta faciebat, ut Praeneste vel Tibur biduo procederet; ac si quo pervenire man posset, potius navigabat. verum tantam infirmitatem 2 magna cura tuebatur, in primis lavandi raritate; unguebatur enim saepius aut sudabat ad flammam, deinde perfundebatur egelida aqua vel sole multo tepefacta. at quotiens nervorum causa marinis Albulisque calidis utendum esset, con-

AUGUSTUS

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Absonderungen an den Rand der Verzweiflung trieb und er sich notgedrungen nach einer Methode behandeln ließ, die dem, was bisher gemacht worden war, vollkommen zuwiderlief und leicht zum Nachteil ausschlagen konnte: da warme Umschläge nichts nützten, mußte er sich auf den Rat des Antonius Musa wohl oder übel mit kalten behandeln lassen. Manche Krankheiten machte er in jedem Jahr von neuem und zu bestimmten Zeiten wieder durch. Wenn es auf seinen Geburtstag zuging, fühlte er sich meist abgespannt; bei Frühlingsanfang packten ihn regelmäßig Brustentzündungen, und bei stürmischen Südwinden hatte er Schnupfen. Da sein Körper geschwächt war, ertrug er nicht so ohne weiteres Kälte und Hitze. Im Winter schützte er sich durch vier Tuniken und eine dicke Toga, einem Hemd und einer wollenen Jacke, Schenkelbinden und Wadenbinden. Im Sommer schlief er bei offenen Türen, oft im Innenhof bei einem Springbrunnen, auch ließ er sich noch von jemandem kühle Luft zufächeln. Nicht einmal die Wintersonne ertrug er, auch zu Hause ging er im Freien immer nur mit Hut spazieren. Reisen unternahm er fast nur in der Sänfte und nachts, dabei hetzte er sich nicht und reiste in kurzen Etappen, so brauchte er bis nach Praeneste und Tibur volle zwei Tage. Und wenn er einen Ort über das Meer erreichen konnte, benutzte er lieber das Schiff. Aber auf seine sehr schwache körperliche Konstitution gab er mit großer Rücksichtnahme acht, so vor allem dadurch, daß er selten ein Bad nahm; er ließ sich nämlich öfter salben oder schwitzte am Feuer, dann ließ er sich mit lauwarmem oder von starker Sonnenhitze erwärmtem Wasser übergießen. Wenn er einmal wieder wegen seiner Sehnen Anwendungen von Seewasser und die warmen Quellen des Albula brauchte, war er schon damit zufrieden, daß er, in einer hölzernen Badewanne sitzend, die er selbst mit dem spanischen Wort »Dureta«

28ο

DIVUS AUGUSTUS

82,2-84,2

tentus hoc erat ut insidens ligneo solio, quod ipse Hispanico verbo duretam vocabat, manus ac pedes alternis iactaret. Exercitationes campestres equorum et armorum statim 83 post civilia bella omisit et ad pilam primo folliculumque transiit, mox nihil aliud quam vectabatur et deambulabat, ita ut in extremis spatiis subsultim decurreret f sestertio vel lodicula involutus. animi laxandi causa modo piscabatur hämo, modo talis aut ocellatis nucibusque ludebat cum pueris minutis, quos facie et garrulitate amabilis undique conquirebat, praecipue Mauros et Syros. nam pumilos atque distortos et omnis generis eiusdem ut ludibria naturae malique ominis abhorrebat.

Eloquentiam studiaque liberalia ab aetate prima et cupide 84 et laboriosissime exercuit. Mutinensi bello in tanta mole rerum et legisse et scripsisse et declamasse cotidie traditur. nam deinceps neque in senatu neque apud populum neque apud milites locutus est umquam nisi meditata et composita oratione, quamvis non deficeretur ad subita extemporali facultate. ac ne periculum memoriae adiret aut in ediscendo 2 tempus absumeret, instituit recitare omnia, sermones quoque cum singulis atque etiam cum Livia sua graviores non

AUGUSTUS

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zu bezeichnen pflegte, abwechselnd Hände und Füße bewegte. Die Übungen zu Pferd und mit den Waffen, die auf dem Marsfeld durchgeführt wurden, gab er sofort nach den Bürgerkriegen auf und wechselte zum Spiel mit kleinen und großen Bällen, bald tat er nichts anderes als Reiten und Spazierengehen, so daß er das letzte Stück des Weges hüpfend lief, eingehüllt in .) oder in eine kleine gewebte Decke. Um zu entspannen, ging er das eine Mal angeln, ein anderes Mal spielte er mit Würfeln oder Steinchen und Nüssen in der Gesellschaft von kleinen Sklavenjungen, denen er besonders wegen ihres Äußeren und ihrer Geschwätzigkeit zugetan war und die er sich deshalb von überall her verschaffte, bevorzugt solche aus Mauretanien und Syrien. Denn von Zwergen und verwachsenen Menschen sowie allen anderen solcher Mißgeburten hielt er sich aus Abscheu fern, weil er in ihnen eine Laune der Natur und die Ankündigung von Unglück sah. Die Beredsamkeit und die freien Künste betrieb er von frühester Jugend an mit Ehrgeiz und verwandte sehr viel Energie darauf. Es wird überliefert, daß er während des mutinensischen Krieges trotz der Probleme, die er damals zu bewältigen hatte, täglich gelesen, geschrieben und deklamiert hat. Denn später hat er weder vor dem Senat noch vor dem Volk und auch nicht vor den Soldaten jemals wieder gesprochen, ohne seine Rede einstudiert und sorgsam ausgearbeitet zu haben, obwohl es ihm nicht an der Fähigkeit mangelte, wenn es drängte, auch aus dem Stegreif zu sprechen. Und damit er nicht einen Gedächtnisverlust habe oder mit dem Auswendiglernen Zeit vergeude, machte er es sich zur Regel, alles vom Blatt abzulesen. Sogar Gespräche mit Einzelpersonen, ja sogar solche von gewichtigerem Inhalt mit seiner Frau Livia führte er anhand von Aufzeichnungen aus

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D1VUS AUGUSTUS

84,2-86,1

nisi scriptos et e libello habebat, ne plus minusve loqueretur ex tempore, pronuntiabat dulci et proprio quodam oris sono dabatque assidue phonasco operam; sed nonnumquam infirmatis faucibus praeconis voce ad populum contionatus est. Multa varii generis prosa oratione composuit, ex quibus 8 5 nonnulla in coetu familiarium velut in auditorio recitavit, sicut 'rescripta Bruto de Catone', quae volumina cum iam senior ex magna parte legisset, fatigatus Tiberio tradidit perlegenda; item 'hortationes ad philosophiam', et aliqua 'de vita sua', quam tredecim libris Cantabrico tenus bello nec ultra exposuit. poetica summatim attigit. unus liber extat 2 scriptus ab eo hexametris versibus, cuius et argumentum et titulus est 'Sicilia'; extat alter aeque modicus 'epigrammatum', quae fere tempore balinei meditabatur. nam tragoediam magno impetu exorsus, non succedenti stilo, abolevit quaerentibusque amicis, quidnam 'Aiax' ageret, respondit Aiacem suum in spongiam incubuisse.

Genus eloquendi secutus est elegans et temperatum vitatis 86 sententiarum ineptiis atque concinnitate et 'reconditorum verborum', ut ipse dicit, 'fetoribus'; praecipuamque curam duxit sensum animi quam apertissime exprimere. quod quo facilius efficeret aut necubi lectorem vel auditorem obturba-

AUGUSTUS

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seinem Notizbuch, um auf Grund der Umstände nicht zu viel oder zu wenig zu sagen. Seine Stimme hatte einen angenehmen und gewissermaßen charakteristischen Klang, und er ließ sich ständig von einem Deklamationslehrer unterrichten. Aber manchmal, wenn er heiser war, ließ er seine Rede an das Volk von einem Herold halten. Viele Prosaschriften von unterschiedlichem Inhalt hat er verfaßt, von denen er einige bei Zusammenkünften mit Freunden, wie wenn die der Hörerkreis seien, vorlas, so zum Beispiel die »Gegenschrift gegen Brutus* Uber Cato«; als er - er war damals bereits etwas älter - die Schriftrollen zu einem großen Teil gelesen hatte, gab er sie erschöpft an Tiberius weiter, damit er sie zu Ende lese. Von ihm stammen auch »Aufforderungen zur Philosophie« und »Stationen des eigenen Lebens« in dreizehn Büchern, in denen er einiges aus seinem Leben ausschließlich bis in die Zeit des Kantabrischen Krieges darstellt. In der Dichtkunst hat er sich nur kurz versucht. Von ihm gibt es noch ein Buch im Versmaß des Hexameters, dessen Inhaltsangabe und Titel lautet »Sizilien«; es gibt auch noch ein zweites Werk, gleichermaßen bescheiden, »Epigramme«, die ihm in der Regel während er badete durch den Kopf gegangen sind. Er hatte mit großem Schwung eine Tragödie angefangen, doch das Schreiben wollte ihm nicht von der Hand gehen, deshalb vernichtete er sie und gab seinen Freunden auf ihre Frage, was denn der »Ajax« mache, zur Antwort, sein Ajax habe sich in den Schwamm gestürzt. Er strebte danach, sich auf eine feine und einfache Art auszudrücken, er vermied die Spielereien mit Sinnsprüchen und das Gedrechselte und, wie er sagt, »das Gebären von seltenen Wörtern«; ganz besonders war er darum bemüht, Gedanken adäquat und so verständlich wie möglich auszudrücken. Damit das um so leichter möglich sei und der Leser oder Zuhörer an keiner Stelle verwirrt werde oder nicht fol-

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DIVUS AUGUSTUS

86,1-87,1

ret ac moraretur, neque praepositiones urbibus addere neque coniuncciones saepius iterare dubitavit, quae detractae afferunt aliquid obscuritatis, etsi gratiam augent. caco- 2 zelos et antiquarios, ut diverso genere vitiosos, pari fastidio sprevit exagitabatque nonnumquam; in primis Maecenatem suum, cuius 'myrobrechis', ut ait, 'cincinnos' usque quaque persequitur et imitando per iocum irridet. sed nec Tiberio parcit et exoletas interdum et reconditas voces aucupanti. M. quidem Antonium ut insanum increpat, quasi ea scribentem, quae mirentur potius homines quam intellegant; deinde ludens malum et inconstans in eligendo genere dicendi ingenium eius, addit haec: 'tuque dubitas, Cimberne 3 Annius an Veranius Flaccus imitandi sint tibi, ita ut verbis, quae Crispus Sallustius excerpsit ex "Originibus" Catonis, utaris? an potius Asiaticorum oratorum inani[bu]s sententiis verborum volubilitas in nostrum sermonem transferenda?' et quadam epistula Agrippinae neptis ingenium conlaudans: 'sed opus est', inquit, 'dare te operam, ne moleste scribas et loquaris.'

Cotidiano sermone quaedam frequentius et notabiliter 87 usurpasse eum, litterae ipsius autographae ostentant, in quibus identidem, cum aliquos numquam soluturos significare vult, 'ad K(a)l(endas) Graecas soluturos' ait; et cum hortatur

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gen könne, hatte er keine Bedenken, bei Städtenamen eine Präposition hinzuzusetzen und Konjunktionen häufiger zu wiederholen; wenn man sie wegläßt, macht das die Aussage gleich etwas unverständlicher, wenn sie auch an Anmut gewinnt. Redner, die nur andere nachäfften, und solche, die sich altertümlich ausdrückten, verachtete er gleichermaßen, machten sie doch lauter Fehler von entgegengesetzter Art, er verspottete sie und tadelte sie manchmal. So erging es ganz besonders seinem Freund Maecenas, dessen »salbentriefende Schnörkeleien«, wie er sich ausdrückt, er bei jeder Gelegenheit tadelt und über die er sich, indem er sie im Scherz nachahmt, lustig macht. Aber auch Tiberius spart er nicht aus, der manchmal auf der Jagd nach aus dem allgemeinen Sprachgebrauch gekommenen und veralteten Ausdrükken war. Ja, er ruft M. Antonius höhnisch zu, er sei ja verrückt, weil er angeblich etwas schrieb, nur damit sich die Menschen vielmehr darüber wunderten, als es verstehen zu wollen. Dann fügt er, um auf sein schlechtes und unsicheres Talent in der Art seiner Wortwahl anzuspielen, hinzu: »Und du hast Zweifel, ob du Annius Cimber oder Veranius Flaccus nachahmen sollst, auf die Weise, daß du Wörter gebrauchst, die Crispus Sallustius sich aus den >Origines< des Cato herausgeschrieben hat? Oder ob du lieber die Krämersprache der asianischen Redner mit ihren leeren Sentenzen in unsere Sprache einführen sollst?« Und in einem gewissen Brief an seine Enkelin Agrippina, in dem er ihr Talent lobt, sagt er: »Du mußt darauf achten, daß du dich weder schriftlich noch mündlich gezwungen ausdrückst.« In der Alltagssprache gebrauchte er bestimmte Ausdrükke häufiger und auf eine merkwürdige Weise; das zeigen uns die Briefe von seiner Hand, in denen er zu wiederholten Malen, wenn er ausdrücken will, daß manche ihre Verbindlichkeiten nie einlösen werden, sagt, »sie werden an den griechi-

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87,1-88

ferenda esse praesentia, qualiacumque sint: 'contenti simus hoc Catone'; et ad exprimendam festinatae rei velocitatem: 'celerius quam asparagi cocuntur.' ponit assidue et pro stulto baceolum apud pullum pulleiaceum et pro cerrito vacerrosum et vapide se habere pro male et betizare pro languere, quod vulgo lachanizare dicitur; item simus pro sumus et domos genetivo casu singulari pro domuos. nec umquam aliter haec duo, ne quis mendam magis quam consuetudinem putet.

Notavi et in chirographo eius ilia praecipue: non dividit verba nec ab extrema parte versuum abundantis litteras in alterum transfert, sed ibidem statim subicit circumducitque. orthographiam, id est formulam rationemque scribendi a grammaticis institutam, non adeo custodi[i]t ac videtur eorum potius sequi opinionem, qui perinde scribendum ac loquamur existiment. nam quod saepe non litteras modo sed syllabas aut permutat aut praeterit, communis hominum error est. nec ego id notarem, nisi mihi mirum videretur tradidisse aliquos, legato eum consulari successorem dedisse ut rudi et indocto, cuius manu ixi pro ipsi scriptum animadver-

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sehen Kaienden zahlen«. Und wenn er daran erinnert, daß die augenblicklichen Verhältnisse so ertragen werden müssen, wie sie sind, sagt er: »Seien wir mit Cato zufrieden, wie wir ihn kennen!« Und wenn er ausdrücken will, wie schnell eine Sache getan worden sei, ist zu hören: »Schneller, als man Spargel kocht.« Er setzt regelmäßig anstelle von »töricht« »stockdumm«, für »schwarz« »schwarzfarbig«, für »verrückt« »mit einem Sparren im Kopf«, »Katzenjammer haben« für »in schlechter Verfassung sein« und »weich wie Mangold« für »erschlafft sein«, was im Volksmund »weich wie Gemüsekraut« heißt. Ebenso gebraucht er simus (»wir wollen sein«) statt sumus (»wir sind«) und domos als Genitiv Singular für domuos·, die beiden letzten Formen schreibt er niemals anders, damit niemand auf die Idee kommen könne, es sei wohl eher ein Schreibfehler als der herrschende Sprachgebrauch. Und an dem, was er mit eigener Hand geschrieben hat, ist mir besonders folgendes aufgefallen: er trennt die Wörter nicht und überträgt nicht die Buchstaben, die am Ende der Zeilen zu viel sind, auf die nächste Zeile, sondern setzt sie gleich unter das Wort und zieht sie mit einem Kreis in die obere Zeile. An die Orthographie, d. h. die von den Grammatikern eingeführte richtige Schreibweise, hält er sich nicht so streng und scheint sich mehr der Meinung der Leute angeschlossen zu haben, die die Ansicht vertreten, man müsse genau so schreiben wie man spreche. Denn daß er oft nicht nur Buchstaben, sondern ganze Silben entweder vertauscht oder wegläßt, ist ein Fehler, der ihm mit anderen Menschen gemein ist. Das würde ich gar nicht anmerken, würde es mir nicht seltsam erscheinen, daß einige überliefert haben, er habe einem Legaten von konsularischem Rang einen Nachfolger geschickt, weil er ihn für ungeübt und ununterrichtet hielt; denn er hatte bemerkt, daß er ixi statt ipsi

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88-89,2

terit. quotiens autem per notas scribit, В pro А , С pro В ас deinceps eadem ratione sequentis litteras ponit; pro X autem duplex A . N e Graecarum quidem disciplinarum leviore studio tenebatur. in quibus et ipsis praestabat largiter magistro dicendi usus Apoilodoro Pergameno, quem iam grandem natu Apolloniam quoque secum ab urbe iuvenis adhuc eduxerat, deinde eruditione etiam varia repletus [s]per Arei philosophi filiorumque eius Dionysi et Nicanoris contubernium; non tarnen ut aut loqueretur expedite aut componere aliquid auderet; nam et si quid res exigeret, Latine formabat vertendumque alii dabat. sed plane poematum quoque non imperitus, delectabatur etiam comoedia veteri et saepe earn exhibuit spectaculis publicis. In evolvendis utriusque linguae auctoribus nihil aeque sectabatur, quam praecepta et exempla publice vel privatim salubria, eaque ad verbum excerpta aut ad domesticos aut ad exercituum provinciarumque rectores aut ad urbis magistratus plerumque mittebat, prout quique monitione indigerent. etiam libros totos et senatui recitavit et populo notos per edictum saepe fecit, ut orationes Q . Metelli 'de prole augenda' et Rutiii 'de modo aedifici-

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geschrieben hatte. Wenn Augustus aber chiffriert ein Schreiben abfaßt, setzt er ein В für ein A, ein С für ein В und so fort die folgenden Buchstaben des Alphabets, und für ein X setzt er ein doppeltes A. Nicht geringen Eifer verwandte er auf das Studium der griechischen Sprache und Literatur. Und sogar auf diesem Gebiet tat er sich hinlänglich hervor. Sein Redelehrer war Apollodor von Pergamon. Als er noch ein junger Mann war, hatte er ihn - damals war Apollodor bereits älter - auch bei sich, als er von Rom nach Apollonia reiste. Später vervollkommnete er durch den Umgang mit dem Philosophen Areios und dessen Söhnen Dionysius und Nikanor seine Bildung und wurde in verschiedenen Wissensgebieten bewandert. Doch brachte er es nicht so weit, daß er Griechisch fließend sprechen konnte oder es gewagt hätte, etwas auf Griechisch abzufassen. Wenn es einmal erforderlich war, brachte er seine Gedanken auf latein zu Papier und gab sie jemandem, der sie übersetzte. Aber er war ein vorzüglicher Kenner der griechischen Poesie, hatte auch seine Freude an der Alten Komödie und ließ Stücke der Alten Komödie an Tagen, an denen öffentliche Schauspiele gegeben wurden, aufführen. Wenn er die Schriftsteller beider Sprachen studierte, galt seine besondere Aufmerksamkeit Regeln und Beispielen, die heilsam waren für das öffentliche oder private Leben. Die schrieb er sich Wort für Wort heraus und sandte sie meistens an die Angehörigen seines Harnes, an die Befehlshaber der Heere und die Statthalter der Provinzen oder die Beamten in der Hauptstadt, an alle ohne Ausnahme, so wie sie seiner Meinung nach eine Erinnerung brauchten. Er las im Senat sogar ganze Schriften vor und machte sie oft auch dem Volk durch eine Proklamation bekannt, ζ. B. die Reden des Q. Metellus »Uber die Steigerung der Geburten« und des Rutilius »Über die Bauvorschriften«, um die Leute

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89,2-91,1

orum', quo magis persuaderet utramque rem non a se primo animadversam, sed antiquis iam tunc curae fuisse. Ingenia saeculi sui omnibus modis fovit. recitantis et j benigne et patienter audiit, nee tantum carmina et historias, sed et orationes et dialogos. componi tarnen aliquid de se nisi et serio et a praestantissimis offendebatur, admonebatque praetores ne paterentur nomen suum commissionibus obsolefieri.

Circa religiones talem accepimus. tonitrua et fulgura 90 paulo infirmius expavescebat, ut semper et ubique pellem vituli marini circumferret pro remedio atque ad omnem maioris tempestatis suspicionem in abditum et concamaratum locum se reciperet, consternatus olim per nocturnum iter transcursu fulguris, ut praediximus.

Somnia neque sua neque aliena de se neglegebat. Philip- 91 pensi acie quamvis statuisset non egredi tabernaculo propter valitudinem, egressus est tarnen amici somnio monitus; cessitque res prospere, quando captis castris lectica eius, quasi ibi cubans remansisset, concursu hostium confossa atque lacerata est. ipse per omne ver plurima et formidulosissima et vana et irrita videbat, reliquo tempore rariora et minus

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etwas mehr davon zu überzeugen, daß er nicht als erster auf beide Punkte gekommen sei, sondern sich bereits die Vorfahren zu ihrer Zeit darüber Gedanken gemacht hatten. Die Begabten seiner Zeit unterstützte er in jeder Hinsicht. Er hörte ihnen wohlwollend und geduldig zu, wenn sie aus ihren Werken vorlasen, nicht nur aus Gedichten und Geschichtswerken, sondern auch aus Reden und Dialogen. Er wollte aber nicht, daß etwas über ihn geschrieben wurde, es sei denn, es wurde mit Ernst und von den talentiertesten Leuten verfaßt. Und an die Praetoren erging die Mahnung, nicht zuzulassen, daß sein Name bei einem Wettstreit der Redner etwas von seinem guten Klang einbüße. Über seine abergläubischen Vorstellungen haben wir folgendes in Erfahrung gebracht: Donner und Blitz versetzten ihn immer wieder vollkommen in Angst und Schrecken, so daß er stets und überall ein Robbenfeli als Abwehrmittel bei sich hatte und er sich beim leisesten Anschein, daß ein stärkeres Gewitter heraufziehe, an einen entlegenen Ort mit einer gewölbten Decke zurückzog; er war nämlich einmal, als er bei Nacht unterwegs war, vollständig aus der Fassung gebracht worden, als ein Blitz knapp an ihm vorbeischlug, wie wir bereits oben erwähnt haben. Sowohl seinen eigenen Träumen als auch dem, was andere von ihm träumten, schenkte er Beachtung. So bei der Schlacht bei Philippi: Obwohl er beschlossen hatte, wegen seiner gesundheitlichen Verfassung keinen Schritt aus dem Zelt zu tun, hat er es doch getan, weil ihn der Traum eines Freundes das tun ließ. Und das war sein Glück, denn das Lager fiel und seine Sänfte wurde von den Feinden, weil sie wohl wähnten, er liege krank darin, attackiert, durchbohrt und zertrümmert. Er selbst hatte den ganzen Frühling hindurch sehr viele und Grausen und Furcht erregende Träume, die sich aber als nichtig und ohne Folgen herausstellten; in

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9 1 , 1 - 92,2

vana. cum dedicatam in Capitolio aedem Tonanti Iovi assidue frequentaret, somniavit queri Capitolinum Iovem cultores sibi abduci seque respondisse Tonantem pro ianitore ei appositum; ideoque mox tintinnabulis fastigium aedis redimiit, quod ea fere ianuis dependebant. ex nocturno visu etiam stipem quotannis die certo emendicabat a populo cavam manum asses porrigentibus praebens.

Auspicia et omina quaedam pro certissimis observabat: si mane sibi calceus perperam ас sinister pro dextro induceretur, ut dirum; si terra marive ingrediente se longinquam profectionem forte rorasset, ut laetum maturique et prosperi reditus. sed et ostentis praecipue movebatur. enatam inter iuncturas lapidum ante domum suam palmam in conpluvium deorum Penatium transtulit, utque coalesceret magno opere curavit. apud insulam Capreas veterrimae ilicis demissos iam ad terram languentisque ramos convaluisse adventu suo, adeo laetatus est, ut eas cum re p. Neapolitanorum permutaverit Aenaria data, observabat et dies quosdam, ne aut postridie nundinas quoquam proficisceretur aut Nonis quicquam rei seriae incoharet; nihil in hoc quidem aliud devitans, ut ad Tiberium scribit, quam δυσφημίαν nominis.

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der verbleibenden Zeit des Jahres träumte er seltener, dafür solches, was häufiger eintraf. Als er den Tempel, den er dem Iuppiter Tonans auf dem Kapitol geweiht hatte, regelmäßig immer wieder aufsuchte, träumte er, daß sich der kapitolinische Iuppiter darüber beklage, ihm würden die Verehrer entzogen, und er habe ihm darauf geantwortet, er habe ihm den Iuppiter Tonans als Türsteher nebenan hingesetzt. Deswegen ließ er den Giebel des Tempels mit Schellen umwinden, weil diese gewöhnlich an den Türen hingen. Auf Grund eines Traumgesichtes bettelte er in jedem Jahr an einem bestimmten Tag beim Volk um ein Almosen, indem er denjenigen, die ihm ein As spendeten, die hohle Hand hinhielt. Gewisse Vorzeichen und Vorbedeutungen nahm er ganz besonders ernst: Wenn er sich in der Frühe die Schuhe verkehrt anzog, den linken statt des rechten, sah er darin eine unglückliche Vorbedeutung. Wenn an dem Tag, an dem er zu einer längeren Reise zu Lande oder zu Wasser aufbrach, zufällig Tau gefallen war, so nahm er das als ein günstiges Vorzeichen einer raschen und glücklichen Rückkehr. Aber auch für Wunderzeichen war er überaus empfänglich. Als zwischen den Fugen der Steine vor seinem Haus eine Palme gewachsen war, ließ er sie in das Compluvium verpflanzen, wo die Hausgötter stehen, und kümmerte sich mit viel Mühe darum, daß sie weiter wuchs. Darüber, daß auf der Insel Capri die Zweige einer uralten Steineiche, die schon schlaff bis auf die Erde hingen, bei seiner Ankunft wieder zu Kräften gekommen waren, freute er sich so sehr, daß er diese von der Stadtgemeinde Neapel gegen die Insel Aenaria eintauschte. Auch auf gewisse Tage achtete er; so gab er acht, daß er am Tag nach den Nundinen nirgendwo verreise oder an den Nonen etwas Wichtiges in Angriff nehme; und er gehe dabei nichts anderem aus dem Weg, wie er an Tiberius schreibt, als der ungünstigen Vorbedeutung dieses Namens.

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A U G U S T U S

9J-94.)

Peregrinarum caerimoniarum sicut veteres ac praeceptas 93 reverentissime coluit, ita ceteras contemptui habuit. namque Athenis initiatus, cum postea Romae pro tribunali de privilegio sacerdotum Atticae Cereris cognosceret et quaedam secretiora proponerentur, dimisso consilio et corona circumstantium solus audiit disceptantes. at contra non modo in peragranda Aegypto paulo deflectere ad visendum Apin supersedit, sed et Gaium nepotem, quod Iudaeam praetervehens apud Hierosolyma[m] non supplicasset, conlaudavit.

Et quoniam ad haec ventum est, non ab re fuerit subtexe- 94 re, quae ei prius quam nasceretur et ipso natali die ac deinceps evenerint, quibus futura magnitudo eius et perpetua felicitas sperari animadvertique posset.

Velitris antiquitus tacta de caelo parte muri responsum est 2 eius oppidi civem quandoque rerum potiturum; qua fiducia Veliterni et tunc statim et postea saepius paene ad exitium sui cum populo R. belligeraverant; sero tandem documentis apparuit ostentum illud Augusti potentiam portendisse.

Auetor est Iulius Marathus, ante paucos quam nasceretur 3 menses prodigium Romae factum publice, quo denuntiabatur, regem p(opulo) R(omano) naturam parturire; senatum

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Die alten und seit langer Zeit veranstalteten religiösen Gebräuche aus der Fremde hielt er ebenso heilig und hochehrwürdig, wie er die übrigen verachtete. Denn er hatte sich in Athen in die Mysterien einweihen lassen; als er später einmal in Rom über ein Privileg der Priester der attischen Ceres zu richten hatte und einige Geheimnisse auseinandergesetzt werden mußten, Schloß er das Richterkollegium und die versammelten Zuhörer von dieser Erörterung aus und hörte alleine zu. Dagegen ersparte er es sich, als er durch Ägypten reiste, ein wenig von seiner Reiseroute abzuweichen, um den Apis zu besuchen; und er lobte seinen Enkel Gaius ausdrücklich dafür, daß er, als er an Iudaea vorbeisegelte, in Jerusalem kein Dankgebet gesprochen habe. Da wir in unserer Darstellung an diesem Punkt angelangt sind, dürfte es nicht vom Zusammenhang wegführen, hier einzuflechten, was sich am Tag vor seiner Geburt, an seinem Geburtstag und am Tag danach ereignet hat, auf Grund dessen man seine künftige Größe und sein fortwährendes Glück erhoffen und erkennen konnte. Als in Velitrae in alter Zeit in einen Teil der Stadtmauer der Blitz eingeschlagen hatte, hatte man die Antwort erhalten, einst werde sich ein Bürger dieser Stadt zum Herrn der Welt machen. Im Vertrauen auf diese Prophezeiung hatten die Bürger von Velitrae gleich damals und auch später recht häufig mit dem römischen Volk Krieg geführt, der fast bis zu ihrem Untergang gegangen war. Es mußte erst viel Zeit ins Land gehen, da wurde ihnen aus den Vorgängen klar, daß jenes Zeichen von damals auf die Macht des Augustus hingewiesen hatte. Aus der Feder des Iulius Marathus stammt folgende Nachricht: wenige Monate vor seiner Geburt habe sich mitten in Rom ein Wunderzeichen ereignet, durch das kundgetan wurde, die Natur drohe, dem römischen Volk einen Kö-

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94·)-94.(

exterritum censuisse, ne quis illo anno genitus educaretur; eos qui gravidas uxores haberent, quod ad se quisque spem traheret, curasse ne senatus consultum ad aerarium deferretur.

In Asclepiadis Mendetis 'Theologumenon' libris lego, 4 Atiam, cum ad sollemne Apollinis sacrum media nocte venisset, posita in templo lectica, dum ceterae matronae dormirent, obdormisse; draconem repente irrepsisse ad earn pauloque post egressum; illam expergefactam quasi a concubicu mariti purificasse se; et statim in corpore eius extitisse maculam velut picti draconis nec potuisse umquam exigi, adeo ut mox publicis balineis perpetuo abstinuerit; Augustum natum mense decimo et ob hoc Apollinis filium existimatum. eadem Atia, prius quam pareret, somniavit intestina sua ferri ad sidera explicarique per omnem terrarum et caeli ambitum. somniavit et pater Octavius utero Atiae iubar solis exortum.

Q u o natus est die, cum de Catilinae coniuratione ageretur 5 in curia et Octavius ob uxoris puerperium serius affuisset, nota ac vulgata res est P. Nigidium comperta morae causa, ut horam quoque partus acceperit, affirmasse dominum terrarum orbi natum. Octavio postea, cum per secreta Thraciae

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nig hervorzubringen. Das schreckte den Senat auf, und er beschloß, daß kein Junge, der in dem betreffenden Jahr auf die Welt komme, großgezogen werden dürfe. Diejenigen, deren Frauen schwanger waren, hätten dafür gesorgt, daß der Senatsbeschluß nicht in Kraft trete; denn jeder bezog ja die Hoffnung eines solchen Sohnes auf sich. In den »Untersuchungen über Gott und göttliche Dinge« des Asklepiades aus Mendes lese ich: Als Atia um Mitternacht zu einem feierlichen Gottesdienst des Apollo gekommen war und man ihre Sänfte im Tempel abgestellt hatte, sei sie, während die übrigen Frauen bereits schliefen, auch eingenickt. Plötzlich sei eine Schlange zu ihr gekrochen, wenig später habe diese sie wieder verlassen; aufgewacht habe sie sich gereinigt, wie wenn sie mit ihrem Mann zusammen gewesen wäre. Und im gleichen Moment habe sich auf ihrem Körper ein Mal gezeigt, so ungefähr vom Aussehen einer Schlange, die man aufgemalt hat, und das habe sich niemals mehr entfernen lassen, so daß sie seitdem nie mehr in öffentliche Bäder gegangen sei. Augustus sei im zehnten Monat danach geboren worden und deswegen für einen Sohn des Apollo gehalten worden. Bevor sie niederkam, träumte Atia, das, was sie in sich trug, werde zu den Sternen getragen und breite sich über Himmel und Erde in ihrer ganzen Ausdehnung aus. Und auch der Vater Octavius träumte, aus Adas Schoß komme das strahlende Licht der Sonne hervor. An dem Tag, als er geboren wurde, verhandelte man im Senat über die Verschwörung des Catilina, und Octavius kam wegen der Niederkunft seiner Frau zu spät zur Sitzung; an diesem Tag ist es nun geschehen, es ist allen bekannt und jeder weiß es, daß P. Nigidius, als er den Grund für das Zuspätkommen herausbekommen und auch die Geburtsstunde in Erfahrung gebracht hatte, behauptet hat, es sei der Herr der Welt geboren. Als später Octavius durch die

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94.S-94.8

exercicum duceret, in Liberi patris luco barbara caerimonia de filio consulenti, idem affirmatum est a sacerdotibus, quod infuso super altaria mero tantum flammae emicuisset, ut supergressa fastigium templi ad caelum usque ferretur, unique omnino Magno Alexandra apud easdem aras sacrificanti simile provenisset ostentum. atque etiam sequenti sta- 6 tim nocte videre visus est filium mortali specie ampliorem, cum fulmine et sceptro exuviisque Iovis Optimi Maximi ac radiata corona, super laureatum currum, bis senis equis candore eximio trahentibus. infans adhuc, ut scriptum apud C. Drusum extat, repositus vespere in cunas a nutricula loco piano, postera luce non comparuit diuque quaesitus tandem in altissima turn repertus est iacens contra solis exortum.

Cum primum fari coepisset, in avito suburbano obstre- 7 pentis forte ranas silere iussit, atque ex eo negantur ibi ranae coaxare. ad quartum lapidem Campanae viae in nemore prandenti ex inproviso aquila panem ei e manu rapuit et, cum altissime evolasset, rursus ex inproviso leniter delapsa reddidit.

Q. Catulus post dedicatum Capitolium duabus continuis s noctibus somniavit: prima, Iovem Optimum Maximum e praetextatis compluribus circum aram ludentibus unum se-

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entlegenen Landstriche Thrakiens ein Heer führte und im Hain des Liber Pater die feierlichen Handlungen der Barbaren nach seinem Sohn befragte, wurde von den Priestern dasselbe behauptet, weil aus dem Wein, den man über die Altäre gegossen hatte, eine Flamme so hoch herausschoß, daß sie über den Giebel des Tempels bis zum Himmel hochgestiegen sei. Einzig und allein Alexander dem Großen sei genau an diesen Altären, als er ein Opfer darbrachte, ein ähnüches Wunderzeichen zuteil geworden. Und auch in der unmittelbar darauf folgenden Nacht schien es ihm, als sehe er seinen Sohn in übermenschlicher Größe mit Blitz und Zepter, im Prunkgewand des Iuppiter Optimus Maximus und mit einer Strahlenkrone, oben auf einem mit Lorbeer bekränzten Wagen, den zweimal sechs strahlendweiße Pferde zogen. Als er noch ein ganz kleines Kind war, hatte ihn das kann man noch bei C. Drusus nachlesen - seine Amme abends an einem Ort im Parterre in seine Wiege gelegt; am nächsten Morgen aber war er nicht mehr da, da hat man lange nach ihm gesucht und ihn schließlich im höchsten Zimmer eines Turmes gefunden, wo er der aufgehenden Sonne zugewandt lag. Als er zu sprechen anfing, befahl er auf dem Landgut seines Großvaters nahe der Stadt den Fröschen, die dort durch die Fügung des Schicksals Lärm machten, mit dem Gequake aufzuhören, und seitdem sollen dort die Frösche nicht mehr quaken, so heißt es. Als er beim vierten Meilenstein der Kampanischen Straße in einem Wald frühstückte, riß ihm ein Adler aus heiterem Himmel das Brot aus der Hand und glitt, nachdem er damit bis zum höchsten Punkt aufgestiegen war, sanft herab und gab es ihm wieder unversehens zurück. Q. Catulus träumte in den der Einweihung des Kapitols folgenden zwei Nächten folgendes: Iuppiter Optimus Maximus habe einen von mehreren Jungen, die um den Altar

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94,8-94,10

crevisse atque in eius sinum signum rei p. quod manu gestaret reposuisse; at insequenti, animadvertisse se in gremio Capitolini Iovis eundem puerum, quem cum detrahi iussisset, prohibitum monitu dei, tamquam is ad tutelam rei p. educaretur; ac die proximo obvium sibi Augustum, cum incognitum alias haberet, non sine admiratione contuitus simillimum dixit puero, de quo somniasset. quidam prius somnium Catuli aliter exponunt, quasi Iuppiter compluribus praetextatis tutorem a se poscentibus unum ex eis demonstrasset, ad quem omnia desideria sua referrent, eiusque osculum delibatum digitis ad os suum ret(t)ulisset.

M. Cicero C. Caesarem in Capitolium prosecutus som- 9 nium pristinae noctis familiaribus forte narrabat: puerum facie liberali demissum e caelo catena aurea ad fores Capitoli constitisse eique Iovem flagellum tradidisse; deinde repente Augusto viso, quem ignotum plerisque adhuc avunculus Caesar ad sacrificandum acciverat, affirmavit ipsum esse, cuius imago secundum quietem sibi obversata sit.

Sumenti virilem togam tunica lati clavi resuta ex utra- ю que parte ad pedes decidit. fuerunt qui interpretarentur,

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herum spielten, beiseite genommen und ihm das Siegel des römischen Staates, das er in der Hand trug, zurück in den Schoß gelegt; und in der darauf folgenden Nacht sah er denselben Jungen auf dem Schoß des Kapitolinischen Iuppiter, und als er befohlen habe, ihn herunterzuziehen, wurde er durch die Warnung des Gottes daran gehindert, mit der Feststellung, der Junge werde zum Schutz des Staates erzogen. Und als ihm am nächsten Tag Augustus begegnet sei, habe er ihn, obwohl er ihn sonst noch nie kennengelernt hatte, ganz verwundert angeschaut und gesagt, er sehe dem Jungen wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, von dem er geträumt habe. Einige erzählen den ersten der beiden Träume des Catulus anders, nämlich in folgender Version: Iuppiter habe, als mehrere Jungen von ihm einen Vormund verlangten, auf einen von ihnen gezeigt, dem sie alle ihre Wünsche vortragen sollten, und er habe seine Finger geküßt, diesen Kuß habe Iuppiter erwidert, indem er den Kuß von seinen Fingern auf den Mund nahm. Als M. Cicero einmal C. Caesar auf das Kapitol begleitete, erzählte er seinen Freunden so ganz nebenher von seinem Traum der vorausgegangenen Nacht: Ein Junge von edlem Aussehen sei an einer goldenen Kette vom Himmel herabgelassen worden, sei an der Tür des Kapitols stehen geblieben, und Iuppiter habe ihm eine Geißel übergeben. Da erblickte er plötzlich den Augustus, den die meisten bis dahin noch nicht kennengelernt hatten und den sein Onkel Caesar zum Opfer hatte hinzukommen lassen, und er versicherte, er sei der Junge, dessen Bild ihm während des Schlafes erschienen sei. Als Augustus die Männertoga anlegte, fiel ihm die Tunika mit dem breiten Purpursaum zu Füßen, weil an beiden Seiten die Naht aufgegangen war. Es gab Leute, die das so auslegten, dies könne nichts anderes bedeuten, als daß der

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non aliud significare, quam ut is ordo, cuius insigne id esset, quandoque ei subiceretur. Apud Mundam Divus Iulius castris locum capiens cum . ι silvam caederet, arborem palmae repertam conservari ut omen victoriae iussit; ex ea continuo enata suboles adeo in paucis diebus adolevit, ut non aequiperaret modo matricem, verum et obtegeret frequentareturque columbarum nidis, quam vis id avium genus duram et asperam frondem maxime vitet. illo et praecipue ostento motum Caesarem ferunt, ne quem alium sibi succedere quam sororis nepotem vellet.

In secessu Apolloniae Theogenis mathematici pergulam τ 2 comite Agrippa ascenderat; cum Agrippae, qui prior consulebat, magna et paene incredibilia praedicerentur, reticere ipse genituram suam nec velle edere perseverabat, metu ac pudore ne minor inveniretur. qua tamen post multas adhortationes vix et cunctanter edita exilivit Theogenes adoravitque eum. tantam mox fiduciam fati Augustus habuit, ut thema suum vulgaverit nummumque argenteum nota sideris Capricorni, quo natus est, percusserit.

Post п е с е т Caesaris reverso ab Apollonia et ingrediente 95 eo urbem repente liquido ac puro sereno circulus ad speciem caelestis arcus orbem solis ambiit ac subinde Iuliae Caesaris filiae monimentum fulmine ictum est. primo autem consulatu et augurium capienti duodecim se vultures ut Romulo

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Stand, dessen Zeichen dieser Saum sei, sich ihm einmal unterwerfen werde. Als der göttliche Iulius einmal bei Munda einen Wald abholzen ließ, um einen Lagerplatz zu haben, befahl er, eine Palme, die man gefunden hatte, als günstiges Zeichen für den Sieg stehen zu lassen. Sofort trieb sie einen Schößling hervor, der in wenigen Tagen so sehr wuchs, daß er nicht nur so groß war wie der Stamm, sondern den noch überdeckte und ganze Schwärme von Tauben darin ihre Nester bauten, wo doch gerade diese Vogelart sehr hartes Laub ganz besonders meidet. Besonders durch dieses Vorzeichen soll Caesar bewegt worden sein, keinen anderen als Nachfolger haben zu wollen als den Enkel seiner Schwester. Bei seinem Aufenthalt im fernen Apollonia war er in Begleitung Agrippas zum Observatorium des Astrologen Theogenes aufgestiegen. Als dem Agrippa, der ihn als erster befragte, Großes und fast Unglaubliches vorausgesagt wurde, schwieg er hartnäckig über seine Geburtsstunde und war nicht dazu zu bewegen, sie herauszurücken, aus Furcht oder Scham, daß sie als weniger bedeutend befunden werde. Als er sie dann doch nach vielem guten Zureden mit Mühe und zögerlich preisgab, sprang Theogenes auf und bezeigte ihm seine Verehrung. Für die Zukunft hatte Augustus so großes Vertrauen in sein Schicksal, daß er sein Sternbild allgemein bekannt machte und eine Silbermünze mit dem Sternbild des Steinbocks, unter dem er geboren wurde, prägen ließ. Als er nach Caesars Ermordung von Apollonia zurückkehrte und Rom betrat, umgab plötzlich - am Himmel war kein Wölkchen zu sehen - ein Kreis, der so aussah wie ein Regenbogen, die Sonne, und dann schlug in das Grabmal von Caesars Tochter Iulia ein Blitz ein. In seinem ersten Konsulat zeigten sich ihm, als er den Flug der Vögel beob-

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ostenderunt et immolanti omnium victimarum

9$-96,2

iocinera

replicata intrinsecus ab ima fibra paruerunt, nemine peritorum aliter coiectante quam laeta per haec et magna portendi.

Q u i n et bellorum omnium eventus ante praesensit. contractis ad Bononiam triumvirorum copiis aquila tentorio eius supersedens duos corvos hinc et inde infestantis afflixit et ad terrarn dedit, notante omni exercitu futuram quandoque inter collegas discordiam talem qualis secuta est, at(que) exitum praesagiente. (apud) Philippo(s) Thessalus quidam de futura victoria nuntiavit auctore Divo Caesare, cuius sibi species itinere avio occurrisset.

Circa Perusiam sacrificio non litanti cum augeri hostias imperasset ac subita eruptione hostes omnem rei divinae apparatum abstulissent, constitit inter haruspices, quae periculosa et adversa sacrificanti denuntiata essent, cuncta in ipsos recasura qui exta haberent; neque aliter evenit. pridie quam Siciliensem pugnam classe committeret, deambulanti in litore piscis e mari exilivit et ad pedes iacuit. apud Actium descendenti in aciem asellus cum asinario occurrit: homini Eutychus, bestiae Nicon erat nomen; utriusque simulacrum

AUGUSTUS

305

achtete, zwölf Geier, wie dem Romulus, und als er opferte, schien die Leber aller Opfertiere von der untersten Faser nach innen eingeschlagen; dies hat keiner derjenigen, die sich darauf verstanden, anders ausgelegt, als daß dadurch glücksträchtige und große Zeiten prophezeit würden. Ja, er hatte sogar im Gefühl, wie alle Kriege ausgehen würden. Als die Triumvirn ihre Truppen bei Bononia zusammengezogen hatten, setzte sich ein Adler auf die Zeltspitze und richtete zwei Raben, die ihn von zwei Seiten angriffen, übel zu und warf sie zu Boden. In diesem Vorfall sah das gesamte Heer einen Hinweis auf die Zwietracht, die zwischen den Kollegen über kurz oder lang eintreten werde, wie es dann ja auch gekommen ist, und es hatte auch schon eine Vorahnung, wie der Streit ausgehen werde. Bei Philippi kündigte ihm ein Mann aus Thessalien den bevorstehenden Sieg an; dahinter stand wohl der göttliche Caesar, dessen Gestalt ihm auf einem abgelegenen Weg entgegengekommen sei. Bei Perusia erhielt er beim Opfer keine günstigen Vorzeichen; nachdem er daraufhin befohlen hatte, die Zahl der Opfertiere zu erhöhen, und dann die Feinde auch noch plötzlich einen Ausfall gemacht und alles, was man für das Opfer hergerichtet hatte, mitgenommen hatten, waren die Opferschauer einhellig einer Meinung, nämlich daß alle Gefahren und das Mißgeschick, das ihm beim Opfer prophezeit worden sei, auf diejenigen zurückfielen, die die Eingeweide besäßen. Und genau so kam es. Als er am Tag vor der Seeschlacht bei Sizilien am Ufer einen Spaziergang machte, sprang ein Fisch aus dem Meer und blieb vor seinen Füßen liegen. Bei Aktium begegnete ihm auf seinem Weg zu seinem einsatzbereiten Flottenverband ein Esel mit seinem Treiber: der Mann hieß Eutychus, das Tier Nikon. Nach seinem Sieg stellte er ein ehernes Standbild von den beiden

JO6

DIVUS AUGUSTUS

96,2-98,1

aeneum victor posuit in templo, in quod castrorum suorum locum vertit. Mors quoque eius, de qua dehinc dicam, divinitasque post 97 mortem evidentissimis ostentis praecognita est. cum lustrum in campo Martio magna populi frequentia conderet, aquila eum saepius circumvolavit transgressaque in vicinam aedem super nomen Agrippae ad primam litteram sedit; quo animadverso vota, quae in proximum lustrum suscipi mos est, collegam suum Tiberium nuncupare iussit: nam se, quanquam conscriptis paratisque iam tabulis, negavit suscepturum quae non esset soluturus. sub idem tempus ictu 2 fulminis ex inscriptione statuae eius prima nominis littera effluxit; responsum est, centum solos dies posthac victurum, quem numerum С littera notaret, futurumque ut inter deos referretur, quod aesar, id est reliqua pars e Caesaris nomine, Etrusca lingua deus vocaretur.

Tiberium igitur in Illyricum dimissurus et Beneventum j usque prosecuturus, cum interpellatores aliis atque aliis causis in iure dicendo detinerent, exclamavit, quod et ipsum mox inter omina relatum est: non, si omnia morarentur, amplius se posthac Romae futurum; atque itinere incohato Asturam perrexit et inde praeter consuetudinem de nocte ad occasionem aurae evectus causam valitudinis contraxit ex profluvio alvi. tunc Campaniae ora proximisque insulis cir- 98

AUGUSTUS

307

in dem Tempelbezirk auf, den er aus dem Lagerplatz gemacht hatte. Auch sein Tod, über den ich im folgenden sprechen werde, und seine Aufnahme unter die Götter nach seinem Tod sind durch unverkennbare und augenscheinliche Zeichen vorher angekündigt worden. Ab er auf dem Marsfeld vor dem zahlreich versammelten Volk das Reinigungsopfer verrichtete, flog ein Adler mehrmals um ihn herum, flog in den Tempel, der in der Nähe stand, und setzte sich oberhalb des Namens Agrippa in der Höhe des ersten Buchstabens. Als er das bemerkte, ließ er seinen Kollegen Tiberius die Gelübde sprechen, von denen die Sitte vorsah, daß sie für eine folgende Amtsperiode geleistet wurden. Denn Augustus weigerte sich, Gelübde, obwohl sie bereits schriftlich vor ihm lagen, zu leisten, die er nicht mehr werde einlösen können. Fast zur gleichen Zeit verschwand durch einen Blitzschlag aus der Inschrift am Sockel seiner Statue der erste Buchstabe seines Namens. Er erhielt die Antwort, er habe nur noch hundert Tage zu leben, denn diese Zahl bedeutet das C, und er werde unter die Götter aufgenommen werden, weil aesar, das ist der verbliebene Teil des Namens Caesar, in der etruskischen Sprache Gott heiße. Also wollte er den Tiberius nach Illyrien entsenden und ihn bis Benevent begleiten; doch da ließen ihn die Leute, die ständig Einspruch einlegten, und die Prozeßflut nicht fort; da rief er aus - dieser Ausspruch wurde später auch mit zu den Hinweisen auf sein Ende genommen - , er werde nicht länger hiernach in Rom sein, wenn ihn auch alles zurückhalte. Und dann machte er sich auf die Reise und kam bis nach Astura; als er von dort entgegen seiner Gewohnheit bei Nacht mit dem Schiff ablegte, um den günstigen Wind zu nutzen, zog er sich einen Durchfall zu, das war der Anlaß seiner Erkrankung. Dann segelte er an den Küsten Kampaniens und der benachbarten Inseln vorbei, nahm sich sogar vier Tage Zeit, sich auf

}08

D1VUS AUGUSTUS

98,1-98,4

cuitis Caprearum quoque secessui quadriduum impendit remississimo ad otium et ad omnem comitatem animo. Forte Puteolanum sinum praetervehenti vectores nautae- 1 que de navi Alexandrina, quae tantum quod appulerat, candidati coronatique et tura libantes (austa omina et eximias laudes congesserant: per ilium se vivere, per ilium navigare, libertate atque fortunis per ilium frui. qua re admodum exhilaratus quadragenos aureos comitibus divisit iusque iurandum et cautionem exegit a singulis, non alio datam summam quam in emptionem Alexandrinarum mercium absumpturos. sed et ceteros continuos dies inter varia ) munuscula togas insuper ac pallia distribuit, lege proposita ut Romani Graeco, Graeci Romano habitu et sermone uterentur. spectavit assidue exercentes ephebos, quorum aliqua adhuc copia ex vetere instituto Capreis erat; isdem etiam epulum in conspectu suo praebuit permissa, immo exacta iocandi licentia diripiendique pomorum et obsoniorum rerumque omnium missilia. nullo denique genere hilaritatis abstinuit.

Vicinam Capreis insulam Apragopolim appellabat a desidia secedentium illuc e comitatu suo. sed ex dilectis unum, Masgaban nomine, quasi conditorem insulae κτίστην

4

AUGUSTUS

309

Capri von allem zurückzuziehen und ganz entspannt ohne Geschäftigkeit und bei ungetrübter Laune diese Zeit zu genießen. Als er gerade an der Bucht von Puteoli vorbeisegelte, haben ihn Passagiere und Seeleute von einem Schiff aus Alexandria, das eben erst eingelaufen war, in weißen Gewändern, mit Kränzen auf den Häuptern und Weihrauch opfernd mit Glückwünschen und besonderen Lobliedern überschüttet: durch ihn lebten sie, durch ihn führen sie zur See, durch ihn genössen sie Freiheit und Wohlstand. Diese Begegnung machte ihn in vollstem Sinne des Wortes aufgeräumt, und er verteilte an seine Begleiter vierzig Goldstücke und verlangte von jedem von ihnen Eid und Garantie, den gespendeten Betrag für nichts anderes als für den Kauf alexandrinischer Waren auszugeben. Aber auch an den übrigen Tagen, die nun folgten, verteilte er neben anderen kleinen Geschenken auch Togen und Mäntel; daran war die Bedingung geknüpft, daß die Römer sich griechisch, die Griechen sich römisch kleideten und sich auch entsprechend ausdrückten. Er sah auch ständig jungen Griechen beim Training zu, die in Vereinen Mitglied waren, von denen es auf Capri bis zu seiner Zeit noch eine ganze Reihe gab, die einer alten Ordnung gemäß überlebt hatten. Er veranstaltete für sie sogar ein Festessen, bei dem er persönlich anwesend war, und erlaubte, nein er forderte es von ihnen, ganz ungebunden zu schäkern und sich um das Obst, die Zukost und was sonst noch da war von dem, was der Kaiser unter das Volk zu werfen pflegte, zu reißen. Kurzum, er ließ nichts aus, was ihn heiter stimmen konnte. Eine Insel in der Nachbarschaft von Capri nannte er Apragopolis und zwar nach dem Müßiggang einiger Leute aus seinem Gefolge, die sich dorthin zurückgezogen hatten. Aber er hatte die Angewohnheit, einen seiner Lieblinge namens Masgabas Ktistes zu rufen, so als sei er der Gründer der Insel.

310

DIVUS AUGUSTUS

98,4-99,1

vocare consueverat. huius Masgabae ante annum defuncti tumulum cum e triclinio animadvertisset magna turba multisque luminibus frequentari, versum compositum ex tempore clare pronuntiavit: «κτίστου δέ τύμβον είσορώ πυρούμενον» conversusque ad Thrasyl(l)um Tiberi comitem contra accubantem et ignarum rei interrogavit, cuiusnam poetae putaret esse; quo haesitante subiecit alium:

S,2- 17.·

рапе retinuit. nam neque donavit neque manumisit, ne hereditatem quidem aut legata percepit ulla aliter quam ut peculio referret accepta. nihil ex eo tempore praetermissum est ad maiestatem eius augendam ac multo magis, postquam Agrippa abdicato atque seposito certum erat, uni spem successions incumbere; data rursus potestas tribunicia in quin- 16 quennium, delegatus pacandae Germaniae status, Parthorum legati mandatis Augusto Romae redditis eum quoque adire in provincia iussi. sed nuntiata Illyrici defectione transiit ad curam novi belli, quod gravissimum omnium externorum bellorum post Punica, per quindecim legiones paremque auxiliorum copiam triennio gessit in magnis omnium rerum difficultatibus summaque frugum inopia. et ι quanquam saepius revocaretur, tarnen perseveravit, metuens ne vicinus et praevalens hostis instaret ultro cedentibus. ac perseverantiae grande pretium tulit, toto Illyrico, quod inter Italiam regnumque Noricum et Thraciam et Macedoniam interque Danuvium flumen et sinum maris Hadriatici patet, perdomito et in dicionem redacto. cui gloriae amplior 17 adhuc ex oportunitate cumulus accessit. nam sub id fere

TIBERIUS

349

haupt aufgeführt, noch hat er das Recht, das er verloren hatte, sich irgendwie erhalten. Er machte nämlich weder Geschenke noch ließ er jemanden frei, nicht einmal eine Erbschaft oder irgendwelche Legate nahm er an, es sei denn, die Einnahmen wurden dem Sondergut zugerechnet. Nichts wurde seit dieser Zeit unterlassen, sein Ansehen zu steigern, und darum bemühte man sich um so mehr, seitdem Agrippa verstoßen und verbannt worden und es sicher war, daß doch nur er allein ganz nahe daran sei, Aussicht zu haben, Nachfolger zu werden. Andererseits wurde ihm für fünf Jahre die tribunizische Gewalt übertragen; er wurde beauftragt, dafür zu sorgen, daß in Germanien die Lage ruhig werde. Nachdem die Gesandten der Parther das, was ihnen aufgetragen worden war, in Rom Augustus vorgetragen hatten, erhielten sie den Befehl, auch Tiberius in der Provinz aufzusuchen. Ais aber die Nachricht eintraf, Illyrien sei abgefallen, da ließ er sich den neuen Krieg angelegen sein; es war der schwerste aller auswärtigen Kriege seit den Punischen Kriegen. Er führte ihn mit fünfzehn Legionen und gleich vielen Hilfstruppen drei Jahre lang, dabei waren die Schwierigkeiten auf allen Ebenen groß, und es herrschte äußerster Mangel an Getreide. Und obwohl man ihn öfter zurückbeorderte, blieb er dennoch vor Ort und kämpfte weiter, weil er befürchtete, der Feind, der vor ihrer Haustür stehe und die Oberhand habe, werde ihnen hart nachsetzen, wenn sie sich, dazu noch ohne Veranlassung, zurückzögen. Seine Hartnäckigkeit hat sich sehr gelohnt: Ganz Illyrien, soweit es sich erstreckt zwischen Italien und dem Königreich Noricum, Thrakien und Makedonien, zwischen der Donau und dem Küstenstreifen an der Adria, wurde vollkommen unterjocht und den Römern unterstellt. Weil auch noch der Zeitpunkt günstig war, trug er noch mehr Ruhm davon, der über das gewöhnliche Maß hinausging. Denn fast zur selben

3JO

TIBERIUS

17,1 - 1 8 , ι

tempus Quintilius Varus cum tribus legionibus in Germania periit, nemine dubitante quin victores Germani iuncturi se Pannoniis fuerint, nisi debellatum prius Illyricum esset, quas ob res triumphus ei decretus est multi(que) et magni honores. censuerunt etiam quidam ut Pannonicus, alii ut 1 Invictus, nonnulli ut Pius cognominaretur. sed de cognomine intercessit Augustus, eo contentum repromittens, quod se defuncto suscepturus esset, triumphum ipse distulit maesta civitate clade Variana; nihilo minus urbem praetextatus et laurea coronatus intravit positumque in Saeptis tribunal senatu astante conscendit ac medius inter duos consules cum Augusto simul sedit; unde populo consalutato circum templa deductus est.

Proximo anno repetita Germania cum animadverteret 18 Varianam cladem temeritate et neglegentia ducis accidisse, nihil non de consilii sententia egit; semper alias sui arbitrii contentusque se uno, tunc praeter consuetudinem cum compluribus de ratione belli communicavit. curam quoque solito exactiorem praestitit. traiecturus Rhenum commeatum omnem ad certam formulam adstrictum non ante trans-

TIBERIUS

3JI

Zeit ging in Germanien Quintilius Varus mit drei Legionen zugrunde, und niemand hatte irgendwelche Zweifel daran, daß sich die Germanen nach ihrem Sieg mit den Pannoniern verbündet hätten, wenn nicht zuvor Illyrien in einem Krieg vollkommen bezwungen worden wäre. Wegen dieser Verdienste wurde ihm ein Triumph zuerkannt und darüber hinaus auch noch große Ehrungen. Einige waren auch der Ansicht, man solle ihm den Beinamen »Pannonicus« verleihen, andere waren für »Invictus«, einige sprachen sich für »Pius« aus. Aber gegen einen Beinamen erhob Augustus Einspruch; er versprach hingegen, Tiberius werde mit dem Beinamen zufrieden sein können, den er nach seinem Ableben erhalten werde. Tiberius verschob den Triumph von sich aus auf einen späteren Zeitpunkt, da die Bürgerschaft wegen der Niederlage des Varus trauere. Seinen Einzug in die Stadt hielt er aber dennoch in der Praetexta und bekränzt mit dem Lorbeer und stieg, der Senat blieb aufrecht stehen, auf das Tribunal, das man in den Saepta errichtet hatte, und nahm in der Mitte zwischen den beiden Konsuln zur gleichen Zeit wie Augustus Platz. Von dort aus begrüßte er das Volk, und man geleitete ihn zu den Tempeln in der Nachbarschaft. Im folgenden Jahr ging er wieder nach Germanien; weil er erkannt hatte, daß es nur aus Unbesonnenheit und Nachlässigkeit des Führers zur Niederlage des Varus gekommen war, unternahm er nichts, ohne vorher den Kriegsrat um seine Ansicht gefragt zu haben. Sonst war immer alles nach seinem Dafürhalten gegangen, und er hatte sich nur auf sich selbst verlassen, damals aber beriet er sich entgegen seiner Gewohnheit mit mehreren über die Kriegführung. Auch bei seinem Kommando legte er größere Genauigkeit als üblich an den Tag. Als er daran ging, den Rhein zu überqueren, ließ er den gesamten Troß, den er auf ein bestimmtes Maß eingeschränkt hatte, nicht eher übersetzen, als er am Ufer selbst

352

TIBERIUS

misit, quam consistens apud ripam explorasset vehiculorum onera, ne qua deportarentur nisi concessa aut necessaria. trans Rhenum vero eum vitae ordinem tenuit, ut sedens in caespite nudo cibum caperet, saepe sine tentorio pernoctaret, praecepta sequentis diei omnia, et si quid subiti muneris iniungendum esset, per libellos daret; addita monitione ut, de quo quisque dubitaret, se nec alio interprete quacumque vel noctis hora uteretur. disciplinam acerrime exegit animadversionum et ignominiarum generibus ex antiquitate repetitis atque etiam legato legionis, q u o d paucos milites cum liberto suo trans ripam venatum misisset, ignominia notato. proelia, quamvis minimum fortunae casibusque permitteret, aliquanto constantius inibat, quotiens lucubrante se subito ас nullo propellente decideret lumen et extingueretur, confidens, ut aiebat, ostento sibi ac maioribus suis in omni ducatu expertissimo. sed re prospere gesta non multum afuit quin a Bructero quodam occideretur, cui inter proximos versanti et trepidatione detecto tormentis expressa confessio est cogitati facinoris. a Germania in urbem post biennium regressus triumphum, quem distulerat, egit prosequentibus etiam legatis, quibus triumphalia ornamenta

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Stellung bezogen und die Ladung der Wagen kontrolliert hatte, damit nur das hinüber transportiert werde, was er erlaubt hatte und was notwendig war. Auf der anderen Rheinseite aber gewöhnte er sich daran, in der Art zu leben, daß er sich auf den nackten Rasenboden setzte und etwas a£, oft ohne Zelt übernachtete und sämtliche Befehle für den folgenden Tag, auch wenn plötzlich noch eine Aufgabe hinzugefügt werden mußte, nur schriftlich gab. Er setzte die Aufforderung darunter, jeder, der hinsichtlich irgendeines Punktes Bedenken habe, solle sich, und zwar ohne Mittelsmann, direkt an ihn wenden, zu jeder Zeit, selbst in der Nacht. Disziplin forderte er mit äußerster Strenge ein, indem er auf Arten der Bestrafung und von Ehrverlust aus alter Zeit zurückgriff und einen Legionslegaten mit Schimpf brandmarkte, weil er ein paar Soldaten zusammen mit seinem Freigelassenen zur Jagd jenseits des Flusses geschickt hatte. Wenn er auch nur ganz wenig dem blinden Zufall überließ, so begann er doch Schlachten stets beträchtlich ruhiger, wenn das Licht, während er bei Nacht arbeitete, plötzlich und ohne daß es jemand umgestoßen hatte, herabfiel und verlosch; er verlasse sich, wie er sagte, fest auf ein Vorzeichen, was sich für ihn und seine Vorfahren bei jedem Kommando voll bewährt habe. Aber obwohl er einen Krieg erfolgreich geführt hatte, hätte nicht viel gefehlt und er wäre von einem Brukterer ermordet worden, der sich unter denjenigen bewegte, die mit ihm Tuchfühlung hatten; dieser hatte sich durch seine unruhige Hast verraten; unter der Folter hat man ihm das Geständnis herausgepreßt, eine schlimme Tat im Schilde geführt zu haben. Als er nach zweijähriger Abwesenheit aus Germanien nach Rom zurückkehrte, feierte er den Triumph, den er einst verschoben hatte, wobei ihm auch die Legaten das Geleit gaben, für die er die Triumphabzeichen erwirkt hatte. Bevor er seinen Wagen

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TIBERIUS

20- 21,3

impetrarat. ас prius quam in Capitolium flecteret, descend s e curru seque praesidenti patri ad genua summisit. Batonem Pannonium ducem ingentibus donatum praemiis Ravennam transtulit, gratiam referens, quod se quondam cum exercitu iniquitate loci circumclusum passus es(se)t evadere. prandium dehinc populo mille mensis et congiarium trecenos nummos viritim dedit. dedicavit et Concordiae aedem, item Pollucis et Castoris suo fratrisque nomine de manubiis. ac non multo post lege per consules lata, ut 21 provincias cum Augusto communiter administraret simulque censum a[u]geret, condito lustro in Illyricum profectus est. et statim ex itinere revocatus iam quidem adfectum, sed tamen spirantem adhuc Augustum repperit fuitque una secreto per totum diem.

Scio vulgo persuasum quasi egresso post secretum sermo- 2 nem Tiberio vox Augusti per cubicularios excepta sit: 'miserum populum R., qui sub tarn lentis maxillis erit.' ne illud quidem ignoro aliquos tradidisse, Augustum palam nec dissimulanter morum eius diritatem adeo improbasse, ut nonnumquam remissiores hilarioresque sermones superveniente eo abrumperet; sed expugnatum precibus uxoris adoptionem non abnuisse, vel etiam ambitione tractum, ut tali successore desiderabilior ipse quandoque fieret. adduci 3

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zum Kapitol hin lenkte, stieg er ab und fiel vor seinem Vater, der den Vorsitz hane, auf die Knie. Bato, den Anführer der Pannonier, beschenkte er mit reichlich Beutestücken und ließ ihn nach Ravenna umziehen, aus Dank dafür, daß er ihn einst mit seinem Heer aus einem schwierigen Gelände, wo er umzingelt war, hatte entkommen lassen. Sodann richtete er für das Volk ein zweites Frühstück an tausend Tischen aus und verteilte eine Geldspende von dreihundert Sesterzen pro Mann. Er stiftete aus der Kriegsbeute auch der Concordia einen Tempel, ferner einen Tempel für Pollux und Castor in seinem Namen und in dem seines Bruders. Wenig später setzten die Konsuln einen Gesetzesvorschlag durch, nach dem er die Provinzen gemeinsam mit Augustus verwalten und zusammen mit ihm eine Volkszählung durchführen sollte; nachdem das Sühnopfer dargebracht worden war, brach er nach Illyrien auf. Noch während des Marsches wurde er zurückgerufen, und so traf er Augustus zwar bereits angeschlagen, aber doch noch lebend an und war mit ihm den ganzen Tag unter vier Augen zusammen. Ich weiß, daß man allgemein glaubt, von den Dienern sei, als Tiberius nach dem Gespräch unter vier Augen das Zimmer verließ, folgende Bemerkung des Augustus aufgeschnappt worden: »Was ist doch das römische Volk arm, das unter so langsam zermalmende Zähne kommen wird.« Mir ist auch nicht unbekannt, daß einige berichtet haben, Augustus habe öffentlich und ganz ohne Hehl seine grausame Härte so sehr mißbilligt, daß er manchmal sogar recht ungezwungene und heitere Gespräche abbrach, wenn er dazu kam. Er habe sich aber von den Bitten seiner Gattin erweichen lassen und einer Adoption zugestimmt, es mag ihn auch nur sein Ehrgeiz verleitet haben, daß man sich irgendwann einmal nach ihm zurücksehnen werde, wenn ein solcher Mann sein Nachfolger sei. Doch kann man mich

3J6

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2 I,} - 2 1,6

tarnen nequeo quin existimem, circumspectissimum et prudentissimum principem in tanto praesertim negotio nihil temere fecisse; sed vitiis Tiberifi] virtutibusque perpensis potiores duxisse virtutes, praesertim cum et rei p. causa adoptare se eum pro contione iuraverit et epistulis aliquot ut peritissimum rei militaris utque unicum p. R. praesidium prosequatur. ex quibus in exemplum pauca hinc inde subieci.

'Vale, iucundissime Tiberi, et feliciter rem gere, έμοΐ και τοις μου ί σ ο σοίς τε στρατηγών.' 'iucundissime et ita sim felix, vir fortissime et dux νομιμώτατε, vale.'

'Ordinem aestivorum tuorum ego vero (laudo), mi Tiberi, et inter tot rerum difficultates και τ ο σ α ύ τ η ν άπούυμ[ε]ίαν των στρατευομένων non potuisse quemquam prudentius gerere se quam tu gesseris, existimo. [h]ii quoque qui tecum fuerunt omnes confitentur, versum ilium in te posse dici:

4

(

unus h o m o nobis vigilando restituit rem.'

'Sive quid incidit de quo sit cogitandum diligentius, sive 6 quid stomachor, valde medius Fidius Tiberium meum desidero succurritque versus ille Homericus:

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nicht soweit bringen zu glauben, der umsichtigste und klügste Herrscher habe gerade bei dieser so bedeutenden Amtshandlung vollkommen unbesonnen gehandelt. Ich bin vielmehr der Ansicht, Augustus habe die Schwächen des Tiberius und seine Vorzüge gegeneinander abgewogen und sei zu der Überzeugung gelangt, die Vorzüge würden überwiegen, zumal da er vor versammeltem Volk geschworen habe, er adoptiere ihn im Interesse des Staates. Auch soll er ihn in einigen Briefen als den erfahrensten Mann im Kriegswesen und als einzigartigen Beschützer des römischen Volkes schildern. Aus diesen habe ich einige Bemerkungen als Beweis hier und dort herausgesucht und lasse sie nun folgen: »Lebe wohl, mein liebster Tiberius, und habe eine glückliche Hand bei allem, was du anfaßt, für mich und meine und deine Kriegskameraden.« »Mein Liebster, und so wahr ich glücklich bin, tapferster Mann und verdienstvollster Feldherr, lebe wohl.« »Die Ordnung in deinem Winterlager aber findet mein Lob, mein lieber Tiberius, und ich glaube, daß bei einer solchen Häufung von äußeren Schwierigkeiten und der Mutlosigkeit, wie sie sich bei den Truppen breitgemacht hatte, niemand klüger hätte handeln können, ab du es getan hast. Das gestehen dir auch alle zu, die bei dir waren; es dürfte der bekannte Vers aus Ennius auf dich angewendet werden: Ein Mann hat durch sein unermüdliches Wirken den Staat wieder auf Vordermann gebracht.« »Wenn sich etwas zuträgt, über das man gründlicher nachdenken müßte, oder etwas, worüber ich mich ärgere, wünsche ich mir sehr meinen Tiberius herbei, Gott sei mein Zeuge; da fällt mir der allbekannte Vers des Homer ein:

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2 1,6 - 2 J

τούτου γ έσπ(ο)μένοιο και έκ πυρός αίΰομένοιο άμφω νοστήσαιμεν, έπ(ε)ΐ περίοιδε νοήσαι.' 'Attenuatum te esse continuatione laborum cum audio et lego, di me perdant, nisi cohorrescit corpus meum; teque oro ut parcas tibi, ne si te languere audierimus, et ego et mater tua expiremus et summa imperi sui populus R. periclitetur.'

'Nihil interest valeam ipse necne, si tu non valebis.' ' D e o s obsecro, ut te nobis conservent et valere nunc et semper patiantur, si non p. R. perosi sunt.' Excessum Augusti non prius palam fecit, quam Agrippa iuvene interempto. hunc tribunus militum custos appositus occidit lectis codicillis, quibus ut id faceret iubebatur; q u o s codicillos dubium fuit, Augustusne moriens reliquisset, q u o materiam tumultus post se subduceret; an nomine Augusti Livia et ea conscio Tiberio an ignaro, dictasset. Tiberius renuntianti tribuno, factum esse quod imperasset, neque imperasse se et redditurum eum senatui rationem respondit, invidiam scilicet in praesentia vitans. nam mox silentio rem obliteravit. iure autem tribuniciae potestatis coacto senatu

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In seiner Begleitung kehrten wir sogar aus flammendem Feuer beide zurück, weil keiner ihm gleicht an Erfindung.« »Wenn ich höre oder lese, du seist heruntergekommen, weil du dir bei all den Strapazen kein Verschnaufen gönnst, sollen mich die Götter zugrunde richten, wenn ich nicht am ganzen Körper erschaudere. Ich bitte dich, schone dich, daß ich und deine Mutter nicht, wenn wir hören, du seist krank, den letzten Atemzug tun und das römische Volk nicht um die Existenz seines Reiches bangen muß.« »Es kommt nicht darauf an, ob ich wohlauf bin oder nicht, wenn du nicht gut daran bist.« »Ich beschwöre die Götter, daß sie uns dich erhalten und dich heute und für alle Zeiten bei guter Gesundheit lassen, wenn sie dem römischen Volk nicht sehr gram sind.« Daß Augustus verstorben war, machte man nicht eher bekannt, bis auch der junge Agrippa getötet worden war. Diesen tötete ein Militärtribun, der ihm als Leibwächter an die Seite gestellt worden war, auf Grund einer Kabinettorder, die darauf lautete, dies zu erledigen. Was diese Weisung von höchster Stelle anbelangt, so ist zweifelhaft, ob Augustus sie auf seinem Sterbebett erlassen habe, um so einem Tumult nach seinem Ableben den Anlaß zu nehmen; oder ob Livia sie im Namen des Augustus diktiert habe, wobei dahingestellt bleibt, ob dies mit oder ohne Wissen des Tiberius geschah. Tiberius erteilte dem Tribunen, der Meldung machte, daß der Befehl ausgeführt sei, die Antwort, er habe den Befehl nicht gegeben und der Tribun habe sich vor dem Senat zu verantworten. Sicherlich tat er das nur, um übler Nachrede vorzubeugen. Denn danach hat er über die Sache kein Wort mehr verloren und sie so in Vergessenheit gebracht. Und kraft seiner tribunizischen Amtsgewalt rief er den Se-

Збо

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incohataque adlocutione derepente velut impar dolori congemuit, utque non solum vox sed et spiritus deficeret optavit ac perlegendum librum Druso filio tradidit. inlatum deinde Augusti testamentum, non admissis signatoribus nisi senator» ordinis, ceteris extra curiam signa agnoscentibus, recitavit per libertum. testamenti initium fuit: 'quoniam atrox fortuna Gaium et Lucium filios mihi eripuit, Tiberius Caesar mihi ex parte dimidia et sextante heres esto.' quo et ipso aucta suspicio est opinantium successorem ascitum eum necessitate magis quam iudicio, quando ita praefari non abstinuerit.

Principatum, quamvis neque occupare confestim neque 24 agere dubitasset, et statione militum, hoc est vi et specie dominationis assumpta, diu tarnen recusavit, impudentissimo mimo nunc adhortantis amicos increpans ut ignaros, quanta belua esset imperium, nunc precantem senatum et procumbentem sibi ad genua ambiguis responsis et callida cunctatione suspendens. ut quidam patientiam rumperent atque unus in tumultu proclamaret: 'aut agat aut desistat!'

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nat zusammen und begann, eine Ansprache zu halten; urplötzlich aber, wie wenn ihn ein Schmerz übermannte, seufzte er auf und wünschte sich, es möge ihm nicht nur die Stimme versagen, sondern er möge auch nicht mehr genug Lebensatem schöpfen können, und er gab seinem Sohn Drusus den Redetext, damit er ihn zu Ende vorlese. Dann brachte man das Testament des Augustus herein; anwesend waren von denjenigen, die die Richtigkeit des Testaments mit ihrer Unterschrift bestätigt hatten, nur die aus dem senatorischen Stand, die übrigen bestätigten ihre Unterschrift außerhalb der Kurie; dann ließ er das Testament von einem Freigelassenen verlesen. Das Testament begann wie folgt: »Da ein grausames Schicksal mir meine Söhne Gaius und Lucius geraubt hat, soll Tiberius Caesar als Erbe sieben Zwölftel meines Vermögens erhalten.« Und gerade diese Einleitung bestärkte diejenigen in ihrem Argwohn, die der Meinimg waren, er habe ihn eher als Nachfolger bestellt, weil Not am Manne war, als weil er von ihm eine gute Meinung hatte, da er es sich nicht hatte nehmen lassen, eine solche Feststellung vorauszuschicken. Sich eiligst an die erste Stelle im Staate zu setzen und sie auch auszufüllen, hatte er nicht gezögert, und er hatte sich auch eine Wache aus Soldaten, das heißt die Gewalt und das äußere Zeichen eines Alleinherrschers zugelegt, dennoch wies er lange Zeit die Alleinherrschaft von sich, indem er ganz unverschämt schauspielerte und bald die Freunde, die ihn drängten, schalt, sie wüßten ja nicht, was für ein Ungeheuer die Herrschaft sei, bald den Senat, der sich aufs Bitten verlegte und sich vor ihm auf die Knie warf, mit zweideutigen Antworten und raffiniertem Hinhalten im Ungewissen ließ, so daß einigen Senatoren der Geduldsfaden riß und einer im Lärm rief: »Entweder soll er endlich als Princeps handeln oder von dem Posten Abstand nehmen!« Ein ande-

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alter coram exprobraret ceteros, quod polliciti sint, tarde praestare, se^d) ipsum, quod praestet, tarde polliceri. tandem quasi coactus et querens miseram et onerosam iniungi sibi servitutem, recepit imperium; nec tarnen aliter, quam ut depositurum se quandoque spem faceret. ipsius verba sunt: 'dum veniam ad id tempus, quo vobis aequum possit videri dare vos aliquam senectuti meae requiem.'

Cunctandi causa erat metus undique imminentium discriminum, ut saepe lupum se auribus tenere diceret. nam et servus Agrippae Clemens nomine non contemnendam manum in ultionem domini compararat et L. Scribonius Libo vir nobilis res novas clam moliebatur et duplex seditio militum in Illyrico et in Germania exorta est. flagitabant ambo exercitus multa extra ordinem, ante omnia ut aequarentur stipendio praetoriani(s). Germaniciani quidem etiam principem detractabant non a se datum summaque vi Germanicum, qui tum iis praeerat, ad capessendam rem p. urgebant, quanquam obfirmate resistentem, quem maxime casum timens, partes sibi quas senatui liberet, tuendas in re p. depoposcit, quando universae sufficere solus nemo posset nisi cum altero vel etiam cum pluribus. simulavit et valitudinem, quo aequiore animo Germanicus celerem successio-

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rer erhob öffentlich den Vorwurf, andere Menschen täten, was sie versprochen hätten, säumig, er selbst aber verspreche nur säumig, was er bereits tue. Endlich übernahm er die Herrschaft, tat aber so, als habe man ihn gezwungen, und beklagte sich darüber, daß man ihm eine elende und lästige Sklavenarbeit aufbürde. Und er verhielt sich dabei so, als wolle er Hoffnung machen, er werde sich ihrer irgendwann einmal endedigen. Wörtlich bemerkt er: »...bis ich so alt geworden bin, daß euch der Zeitpunkt gekommen zu sein scheint, dem alten Mann etwas Ruhe zu gönnen.« Er zögerte nur deshalb, weil er fürchtete, von überallher drohten ihm Gefahren; so soll er oft gesagt haben, er halte einen Wolf bei den Ohren. Denn einerseits hatte ein Sklave des Agrippa namens Clemens eine beachdiche Schar zusammengebracht, um seinen Herrn zu rächen, andererseits traf L. Scribonius Libo, ein Mann aus vornehmen Kreisen, heimlich Vorbereitungen für einen Putsch, drittens war es bereits in zwei Gebieten, in Illyrien und in Germanien, zu einem Aufstand der Soldaten gekommen. Zwei Heere erhoben eine Reihe von Forderungen, die ihnen nicht zukamen; so verlangten sie vor allem, daß sie denselben Sold wie die Praetorianer erhielten. Die in Germanien stationierten Soldaten lehnten ihn als Kaiser sogar ab, da sie ihn ja nicht dazu gemacht hatten, und setzten Germanicus, der zu diesem Zeitpunkt ihr Oberbefehlshaber war, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu, sich an die Spitze des Staates zu setzen, obwohl dieser sich sehr hartnäckig dagegen sträubte. Besonders dieser Umstand machte ihm Angst; deshalb verlangte er vom Senat, ihn nur mit dem Teil der Amtsgeschäfte im Staat zu betrauen, die er für richtig halte, da einer allein nur im Team mit einem anderen oder auch mehreren der Aufgabe in ihrem Gesamtumfang genügen könne. Er gab vor, ein kranker Mann zu sein, damit Germanicus mit um so

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nem vel certe societatem principalis opperiretur. compositis seditionibus d e m e n t e m quoque fraude deceptum redegit in potestatem. Libonem, ne quid in novitate acerbius fieret, secundo demum anno in senatu coarguit, medio temporis spatio tantum cavere contentus; nam et inter pontifices sacrificanti simul pro secespita plumbeum cultrum subiciendum curavit et secretum petenti non nisi adhibito Druso filio dedit dextramque obambulantis veluti incumbens, quoad perageretur sermo, continuit.

Verum liberatus metu civilem admodum inter initia ac paulo minus quam privatum egit. ex plurimis maximisque honoribus praeter paucos et modicos non recepit. natalem suum plebeis incurrentem circensibus vix unius bigae adiectione honorari passus est. templa, flamines, sacerdotes decerni sibi prohibuit, etiam statuas atque imagines nisi permittente se poni; permisitque ea sola condicione, ne inter simulacra deorum sed inter ornamenta aedium ponerentur. intercessit et quo minus in acta sua iuraretur, et ne mensis September Tiberius, October Livius vocarentur. praenomen quoque imperatoris cognomenque patris patriae et civicam in vestibulo coronam recusavit; ac ne Augusti qui-

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mehr Gelassenheit darauf warte, rasch seine Nachfolge anzutreten, oder mindestens sich des Postens eines Mitregenten sicher sein könne. Die Aufstände legte er bei; dann führte er auch Clemens durch eine List hinters Licht und brachte ihn in seine Gewalt. Damit er als frisch bestallter Princeps bei keiner seiner Maßnahmen zu streng vorgehe, klagte er Libo erst im zweiten Jahr seiner Regierungszeit vor dem Senat an; in der Zwischenzeit gab er sich damit zufrieden, sich gegen ihn vorzusehen; denn zum einen ließ er ihm, als er mit den Priestern ein Opfer darbrachte, anstelle des Opfermessers ein Messer aus Blei in die Hand drücken, zum anderen gewährte er ihm eine Unterredung nur unter Beisein seines Sohnes Drusus und ließ, bis die Unterredung beendet war, dessen rechte Hand nicht los, als er im Zimmer herumging, als wenn er sich darauf stützen wollte. Doch als er sich von der Furcht befreit hatte, gab er sich anfangs ganz höflich und fast wie ein Privatmann. Von den zahlreichen und höchsten Ehrungen nahm er nur wenige und zwar die an, die Augenmaß erkennen ließen. Als sein Geburtstag einmal mit den plebejischen Circusspielen zusammenfiel, ließ er sich nur mit Mühe bewegen, ihm zu Ehren ein Zweigespann mehr laufen zu lassen als gewöhnlich. Ihm zu Ehren Tempel, Flamines und Priesterschaften zu stiften, verbot er. Auch Statuen und Bilder durften nur mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis aufgestellt werden, und dann auch nur unter der Bedingung, daß sie nicht zwischen den Götterbildern, sondern zwischen den Gegenständen zu stehen kamen, die den Tempel ausschmückten. Er schritt auch dagegen ein, daß man auf seine Verordnungen schwöre und den Monat September in Tiberius, den Oktober in Livius umbenenne. Auch den Vornamen »Imperator«, den Beinamen »pater patriae« und eine Bürgerkrone am Eingang seines Hauses lehnte er ab; nicht einmal den Namen »Augu-

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26,2-28

dem nomen, quanquam hereditarium, nullis nisi ad reges ас dynastas epistulis addidit. nec amplius quam mox tres consulates, unum paucis diebus, alterum tribus mensibus, tercium absens usque in Idus Maias gessit. Adulationes adeo aversatus est, ut neminem senatorum 27 aut officii aut negotii causa ad lecticam suam admiserit, consularem vero satisfacientem sibi ac per genua orare conantem ita suffugerit, ut caderet supinus; atque etiam, si quid in sermone vel in continua oratione blandius de se diceretur, non dubitaret interpellate ac reprehendere et commutare continuo. dominus appellatus a quodem denuntiavit, ne se amplius contumeliae causa nominaret. alium dicentem sacras eius occupationes et rursus alium, auctore eo senatum se a[u]disse, verba mutare et pro auctore suasorem, pro sacris laboriosas dicere coegit. sed et adversus convicia malos- 28 que rumores et famosa de se ac suis carmina firmus ac patiens subinde iactabat in civitate libera linguam mentemque liberas esse debere; et quondam senatu cognitionem de eius modi criminibus ac reis flagitante: 'non tantum', inquit, 'otii habemus, ut implicare nos pluribus negotiis debeamus; si hanc fenestram aperueritis, nihil aliud agi sinetis: omnium

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stus«, den er doch geerbt hatte, führte er, nur in Briefen an Könige und Fürsten setzte er ihn hinzu. Später hatte er auch das Konsulat nicht mehr als dreimal inne, eines nur für wenige Tage, das zweite drei Monate, das dritte in Abwesenheit bis zum fünfzehnten Mai. Schmeicheleien gegenüber war er dermaßen abgeneigt, daß er keinen Senator an seine Sänfte treten ließ, nur damit er ihm seine Aufwartung mache oder eine Aufgabe sich übertragen lasse; ja er soll vor einem ehemaligen Konsuln, der sich bei ihm gehörig entschuldigen wollte und dazu den Versuch unternahm, auf den Knien bei ihm Abbitte zu leisten, so davongestürzt sein, daß er rücklings zu Boden fiel. Es kam vor, daß in einem Gespräch oder in einer zusammenhängenden Rede man ihm einmal allzu schön tat, dann zögerte er sogar nicht, sich einzuschalten und den Betreffenden zurechtzuweisen und gleich darauf das Gesagte richtig zu stellen. Als ihn jemand mit Herr anredete, verbot er ihm, ihn noch einmal so zu nennen, da er diese Anrede als eine Beleidigung ansehe. Einen anderen, der von seinen Beschäftigungen als von heiligen Tätigkeiten sprach, und noch einen, der behauptete, er habe ihn veranlaßt, sich an den Senat zu wenden, zwang er, ihre Wortwahl zu ändern und statt von »Veranlassung< von >Ratheiligen< von >mühevollen< Tätigkeiten zu sprechen. Aber Spötteleien, übles Gerede und rufschädigende Gedichte über sich und seine Familie vermochten ihn ganz und gar nicht aus der Ruhe zu bringen; so bemerkte er mehr als einmal, in einem freien Staat müßten auch Zunge und Geist ungebunden sein; als der Senat einmal eine Untersuchung wegen Vergehen dieser Art und auch bezüglich derer, die dergleichen begangen hatten, forderte, sagte er: »Wir haben überhaupt keine Zeit mehr, uns mit noch mehr Angelegenheiten zu beschäftigen. Habt ihr erst einmal dieses Fenster geöffnet, dann laßt ihr zu, daß wir zu

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28-jo

inimicitiae hoc praetexto ad vos deferentur.' extat et sermo eius in senatu percivilis: 'siquidem locutus aliter fuerit, dabo operam ut rationem factorum meorum dictorumque reddam; si perseveraverit, in vicem eum odero.'

Atque haec eo notabiliora erant, quod ipse in appellandis 29 venerandisque et singulis et universis prope excesserat humanitatis modum. dissentiens in curia a Q . Haterio: 'ignoscas', inquit, 'rogo, si quid adversus te liberius sicut senator dixero.' et deinde omnis adloquens: 'dixi et nunc et saepe alias, p. c., bonum et salutarem principem, quem vos tanta et tam libera potestate instruxistis, senatui servire debere et universis civibus saepe et plerumque etiam singulis; neque id dixisse me paenitet, et bonos et aequos et faventes vos habui dominos et adhuc habeo.'

Quin etiam speciem libertatis quandam induxit conserva- 30 tis senatui ac magistratibus et maiestate pristina et potestate. neque tam parvum quicquam neque tam magnum publici privatique negotii fuit, de quo non ad patres conscriptos referretur: de vectigalibus ac monopoliis, de extruendis reficiendisve operibus, etiam de legendo vel exauctorando milite ac legionum et auxiliorum discriptione, deni-

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nichts anderem mehr kommen: Denn ihr liefert allen Leuten einen Vorwand, ihre persönlichen Feindschaften von euch schlichten zu lassen.« Von ihm existiert auch noch eine sehr leutselige Äußerung vor dem Senat: »Sollte jemand eine andere Meinung geäußert haben, werde ich mir Mühe geben, mein Tun und Reden vor ihm zu rechtfertigen; sollte er aber weiterhin auf seiner gehässigen Meinung beharren, werde ich zur Abwechslung ihn hassen.« Und dies war um so bemerkenswerter, weil gerade er bei der Begrüßung und bei der Achtung, mit der er sowohl Einzelpersonen als auch der Gesamtheit begegnete, fast übertrieben freundlich war. Als er bei einer Senatssitzung anderer Meinung als Q. Haterius war, sagte er: »Bitte verzeihe, sollte ich irgend etwas allzu offen gegen dich so wie ein Senator gesagt haben.« Dann sagte er zu allen Anwesenden: »Ich habe heute und häufig auch bei anderen Gelegenheiten gesagt, verehrte Senatoren, daß ein guter und heilbringender Kaiser, den ihr mit so gewaltigen und weitreichenden Vollmachten ausgestattet habt, dem Senat dienen müsse, oft auch den Bürgern in ihrer Gesamtheit und in einer großen Anzahl von Fällen sogar einzelnen Bürgern. Und ich bereue keineswegs, daß ich das gesagt habe, und in euch habe ich gute und gerechte und wohlwollende Herren gehabt und habe es noch.« Ja, er erweckte sogar den Eindruck, es existiere noch so etwas wie Freiheit, indem er dem Senat und den Beamten sowohl die frühere Würde als auch Macht ließ. Und nicht eine öffentliche und private Angelegenheit war so belanglos oder so bedeutend, daß darüber nicht im Senat berichtet wurde; so wurde dort verhandelt über Steuern und Monopole, über die Errichtung und Restaurierung von Bauwerken, sogar über die Aushebung und Entlassung der Soldaten und über die Stationierung von Legionen und Hilfstruppen,

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que quibus imperium prorogari aut extraordinaria bella mandari, quid et qua[m] formafm] regum litteris rescribi placeret. praefectum alae de vi et rapinis reum causam in senatu dicere coegit. numquam curiam nisi solus intravit; lectica quondam intro latus aeger comites a se removit. quae- 31 dam adversus sententiam suam decerni ne questus quidem est. negante eo destinatos magistratus abesse oportere, ut praesentes honori adquiescerent, praetor designatus liberam legationem impetravit. iterum censente, ut Trebianis legatam in opus novi theatri pecuniam ad munitionem viae transferre concederetur, optinere non potuit, quin rata voluntas legatoris esset, cum senatus consultum per discessionem forte fieret, transeuntem eum in alteram partem, in qua pauciores erant, secutus est nemo.

Cetera quoque non nisi per magistratus et iure ordinario 2 agebantur, tanta consulum auctoritate, ut legati ex Africa adierint eos querentes, trahi se a Caesare ad quem missi forent. nec mirum, cum palam esset, ipsum quoque eisdem et assurgere et decedere via. corripuit consulares exercitibus 3 2 praepositos, quod non de rebus gestis senatui scriberent quodque de tribuendis quibusdam militaribus donis ad se

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schließlich darüber, wem das Imperium verlängert oder die Leitung außergewöhnlicher Kriege übertragen werden sollte, über Inhalt und Form der Antwortschreiben an Könige. Er zwang auch den Kommandanten einer Schwadron, der wegen Gewalt und Raub angeklagt war, sich vor dem Senat zu verantworten. Die Kurie betrat er immer allein; als er einmal krank war, ließ er sich in einer Sänfte in die Kurie tragen; dann ließ er die Begleiter abtreten. Er erhob nicht einmal Einspruch dagegen, daß auch Beschlüsse gefaßt wurden, die seiner Ansicht zuwider liefen. Obwohl er der Ansicht war, daß Leute, die für ein Amt vorgesehen waren, unbedingt in Rom anwesend sein müßten, damit sie sich direkt und persönlich mit dem Amt einverstanden erklärten, erwirkte ein designierter Praetor eine Wahlgesandtschaft. Ein weiterer Beleg dafür ist: Er war der Meinung, den Einwohnern von Trebia solle gestattet werden, das Geld, das ihnen für den Bau eines neuen Theaters vermacht worden war, für die Befestigung einer Straße zu verwenden; er konnte sich nicht damit durchsetzen, da der Wille des Erblassers rechtlich bindend sei. Als es zu einem Senatsbeschluß zufällig nur durch Abstimmen kommen sollte, trat er auf die Seite, wo weniger standen, aber niemand folgte ihm. Auch alle anderen Angelegenheiten liefen nur über die Beamten und wurden nur nach dem ordentlichen Recht geregelt; das Ansehen der Konsuln war so gewaltig, daß Gesandte aus Afrika, die beklagten, daß sie der Kaiser, an den sie gesandt worden seien, nur hinhalte, sich an diese wandten. Darüber brauchte man sich weiter nicht zu wundern, da allgemein bekannt war, daß er persönlich sich vor ihnen erhob und ihnen auch Platz machte. Ehemalige Konsuln, die Befehlshaber beim Heer waren, tadelte er scharf, weil sie an den Senat über ihre Taten keine schriftlichen Berichte sandten und sich an ihn wandten, wenn es um die Verleihung von

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referrent, quasi non omnium tribuendorum ipsi ius haberent. praetorem conlaudavit, quod honore inito consuetudinem antiquam ret(t)ulisset de maioribus suis pro contione memorandi. quorundam illustrium exequias usque ad rogum frequentavit.

Parem moderationem minoribus quoque et personis et rebus exhibuit. cum Rhodiorum magistratus, quod litteras publicas sine subscriptione ad se dederant, evocasset, ne verbo quidem insectatus ac tantum modo iussos subscribere remisit. Diogenes grammaticus, disputare sabbatis Rhodi solitus, venientem eum, ut se extra ordinem audiret, non admiserat ac per servolum suum in septimum diem distulerat; hunc Romae salutandi sui causa pro foribus adstantem nihil amplius quam ut post septimum annum rediret admonuit. praesidibus onerandas tributo provincias suadentibus rescripsit boni pastoris esse tondere pecus, non deglubere.

Paulatim principem exeruit praestititque etsi varium diu, commodiorem tarnen saepius et ad utilitates publicas proniorem. ac primo eatenus interveniebat, ne quid perperam fieret. itaque et constitutiones senatus quasdam rescidit et magistratibus pro tribunali cognoscentibus plerumque se

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militärischen Auszeichnungen ging, als ob sie nicht durch ihr Amt befugt seien, alle Auszeichnungen zu verteilen. Einen Praetor lobte er, weil er bei seiner Amtseinführung die alte Gewohnheit wieder aufgegriffen hatte, vor der Versammlung auch der Vorfahren zu gedenken. Wenn hochgestellte Persönlichkeiten verstorben waren, gab er sehr häufig ihrem Leichenzug bis zum Scheiterhaufen das Geleit. Das gleiche taktvolle Verhalten legte er auch gegenüber Personen und Angelegenheiten von weniger Bedeutung an den Tag. Als er die Beamten der Rhodier vorlud, weil sie ihm ein amdiches Schreiben, ohne den freundlichen Wunsch am Schluß angefügt zu haben, übergeben hatten, fuhr er sie nicht einmal unhöflich an und gab ihnen nur den Befehl, eben diesen Wunsch noch anzufügen, dann sandte er sie zurück. Auf Rhodos pflegte der Grammatiker Diogenes seine Vorlesungen stets am Sabbat zu halten; als er einmal kam, um ihn an einem anderen Tag zu hören, hat er ihn nicht zugelassen und ihn dazu auch noch über einen jungen Sklaven auf den siebten Wochentag vertröstet. Als dieser Mann in Rom vor seiner Tür stand, um ihm seine morgendliche Aufwartung zu machen, bedeutete er ihm nichts weiter, als daß er nach sieben Jahren wiederkommen möge. Als die Statthalter ihm dazu rieten, in den Provinzen die Steuern anzuheben, schrieb er ihnen zurück, ein Hirte erweise sich als guter Hirte, wenn er das Vieh schere und ihm nicht die Haut über die Ohren ziehe. Allmählich ließ er den Herrscher durchblicken, und wenn er sich auch lange Zeit über launenhaft zeigte, gab er sich doch häufiger umgänglicher und war recht interessiert an Vorteilen für den Staat. Und anfangs mischte er sich nur insofern ein, als er verhindern wollte, daß etwas falsch lief. Deshalb hob er einerseits einige Verfügungen des Senats auf, andererseits bot er den Beamten, die auf dem Tribunal Recht

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offerebat consiliarium assidebatque iuxtim vel exadversum in p a n e primori; et si quem reorum elabi gratia rumor esset, subitus aderat iudicesque aut e piano aut e quaesitoris tribunali legum et religionis et noxae, de qua cognoscerent, admonebat; atque etiam, si qua in publicis moribus desidia aut mala consuetudine labarent, corrigenda suscepit. ludorum ac munerum impensas corripuit mercedibus scaenicorum recisis paribusque gladiatorum ad certum numerum redactis. Corinthiorum vasorum pretia in immensum exarsisse tresque mul(l)os triginta milibus nummum venisse graviter conquestus, adhibendum supellectili modum censuit annonamque macelli senatus arbitratu quotannis temperandam, dato aedilibus negotio popinas ganeasque usque eo inhibendi, ut ne opera quidem pistoria proponi venalia sinerent. et ut parsimoniam publicam exemplo quoque iuvaret, sollemnibus ipse cenis pridiana saepe ac semesa obsonia apposuit dimidiatumque aprum, affirmans omnia eadem habere, quae totum.

Cotidiana oscula edicto prohibuit, item strenarum commercium ne ultra Kal. Ian. exerceretur. consuerat quadriplam stren[u]am, et de manu, reddere; sed offensus interpel-

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sprachen, an, als Beisitzer zu fungieren; er setzte sich dann neben sie oder ihnen direkt gegenüber in die erste Reihe. Und wenn Gerede aufkam, einer der Angeklagten könne durch Parteilichkeit der Richter durch das Gesetz schlüpfen, stand er plötzlich da und erinnerte die Richter entweder aus dem Zuschauerraum heraus oder vom Sitz des Quaestors an die Gesetze, ihren heiligen Eid und auch das Vergehen, über das sie zu befinden hätten. Auch nahm er es auf sich, korrigierend einzugreifen, wenn die öffentliche Moral irgendwie entweder durch Schlendrian oder üble Gewohnheiten ins Wanken geriet. Die finanziellen Aufwendungen für szenische Darbietungen und auch für Gladiatorenkämpfe schränkte er ein, indem er die Gage der Darsteller kürzte und die Gladiatorenpaare auf eine Fixzahl reduzierte. Er beklagte sich heftig darüber, daß der Preis für Korinthische Gefäße ins Unermeßliche gestiegen war und man für drei Meerbarben dreißigtausend Sesterzen bezahlen mußte. Er war auch der Meinung, für den Hausrat sollte man ein oberes Limit festsetzen und der Senat möge in jedem Jahr eine gutachterliche Schätzung vornehmen und dann aufs Jahr für Lebensmittel einen maßvollen Preis festsetzen. Die Aedile bekamen von ihm die Aufgabe zugewiesen, die Garküchen und Kneipen dazu anzuhalten, nicht einmal Backwerk zum Kauf in die Auslage zu geben. Und um die öffentliche Sparsamkeit auch durch ein eigenes Beispiel zu fördern, ließ er bei Galadiners häufig Fischspeisen vom Vortag und solche, die man nur halb verzehrt hatte, auftragen, so auch ein halbes Wildschwein, wobei er versicherte, es sei genauso schmackhaft wie das ganze. Per Edikt verbot er den täglichen Begrüßungskuß, ebenso den Austausch von Neujahrsgeschenken über den ersten Januar hinaus. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Neujahrsgeschenke von vierfachem Wert zu machen und sie

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lari se toto mense ab iis qui potestatem sui die festo non habuissent, ultra non tulit. matronas prostratae pudicitiae, 3 5 quibus accusator publicus deesset, ut propinqui more maiorum de communi sententia coercerent auctor fuit. eq(uiti) R(omano) iuris iurandi gratiam fecit, uxorem in stupro generi compertam dimitteret, quam se numquam repudiaturum ante iuraverat. feminae famosae, ut ad evitandas legum г poenas iure ас dignitate matronali exolverentur, lenocinium profited coeperant, et ex iuventute utriusque ordinis profligatissimus quisque, quominus in opera scaenae harenaeque edenda senatus consulto teneretur, famosi iudicii notam sponte subibant; eos easque omnes, ne quod refugium in tali fraude cuiquam esset, exilio adfecit. senatori latum clavum ademit, cum cognosset sub Kal. Iul. demigrasse in hortos, quo vilius post diem aedes in urbe conduceret. alium e quaestura removit, quod uxorem pridie sortitionem ductam postridie repudiasset. externas caerimonias, Aegyptios 36 Iudaicosque ritus compescuit, coactis qui superstitione ea tenebantur religiosas vestes cum instrumento omni combu-

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persönlich zu überreichen. Aber ihn hatte zornig gemacht, daß er noch den ganzen Monat über von denjenigen belästigt wurde, die am Feiertag keine Gelegenheit, ihre Geschenke zu überreichen, gehabt hatten; das nahm er nicht länger hin. Er brachte auch den Vorschlag ein, daß verheiratete Frauen, die ihre Keuschheit frei darboten, gegen die aber kein öffentlicher Ankläger auftrat, von ihren Verwandten auf Grund eines gemeinsamen Beschlusses zur Ordnung gerufen werden sollten, wie es die Vorfahren auch praktiziert hatten. Einen römischen Ritter entband er von seinem Eid und gestattete ihm, sich von seiner Frau, die er beim Ehebruch mit dem Schwiegersohn ertappt hatte, scheiden zu lassen; zuvor hatte er nämlich geschworen, er werde sie niemals verstoßen. Es kam mittlerweile vor, daß sich Frauen von schlechtem Ruf für Kupplerinnen ausgaben, um sich von der Rechtsstellung und der Würde einer verheirateten Frau freizumachen und sich so den Strafen, die die Gesetze vorsahen, zu entziehen. Und die verkommensten jungen Leute aus beiden Ständen ließen es sich absichtlich gefallen, durch ein rufschädigendes Urteil gebrandmarkt zu werden, nur um nicht durch einen Senatsbeschluß daran gehindert zu werden, bei Veranstaltungen auf der Bühne oder in der Arena aufzutreten. Alle diese Männer und Frauen verbannte er, damit sich niemandem mehr bei solch einer Raffinesse irgendein Schlupfloch auftat. Einem Senator nahm er den breiten Streifen, weil er erfahren hatte, daß er vor dem ersten Juli aufs Land abgereist sei, um nach diesem Termin um so günstiger eine Wohnung in der Stadt zu mieten. Einen anderen enthob er als Quaestor, weil er die Frau, die er am Tag vor der Verteilung der Ämter geheiratet hatte, am Tag darauf verstoßen hatte. Auswärtige Religionen, die ägyptischen und jüdischen Riten unterdrückte er. Er zwang die unbeugsamen Anhänger solcher Afterreligionen, ihre religiösen

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rere. Iudaeorum iuventutem per speciem sacramenti in provincias gravioris caeli distribuit, reliquos gentis eiusdem vel similia sectantes urbe summovit, sub poena perpetuae servitutis nisi obtemperassent. expulit et mathematicos, sed deprecantibus ac se artem desituros promittentibus veniam dedit.

In primis tuendae pacis a grassaturis ac lacrociniis seditionumque licentia curam habuit. stationes militum per Italiam solito frequentiores disposuit. Romae castra constituit, quibus praetorianae cohortes vagae ante id tempus et per hospitia dispersae continerentur.

Populäres tumultus et ortos gravissime coercuit et ne orerentur sedulo cavit. caede in theatro per discordiam admissa capita factionum et histriones, propter quos dissidebatur, relegavit, nec ut revocaret umquam ullis populi precibus potuit evinci. cum Pollentina plebs funus cuiusdam primipilaris non prius ex foro misisset quam extorta pecunia per vim heredibus ad gladiatorium munus, cohortem ab urbe et aliam a Cotti regno dissimulata itineris causa detectis

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Gewänder und alle Opfergerätschaften zu verbrennen. Die jüdische Jugend stationierte er unter dem Vorwand, daß sie beim Militär Dienst zu tun hätte, in Provinzen mit recht ungesundem Klima. Den Rest eben dieses Volkes und solche Leute, die ähnlichen Riten anhingen, wies er aus der Stadt, wobei er ihnen ewig dauernde Knechtschaft androhte, wenn sie ihm nicht gehorchten. Auch die Astrologen jagte er aus der Stadt, doch wenn sie ihn inständig anflehten und versprachen, dieser Kunst den Rücken zu kehren, hatte er Nachsicht mit ihnen. Der Friede sollte gewahrt bleiben, unbehelligt von Landstreichern und Räuberbanden, nicht gestört von Truppen, die willkürlich Aufstände vom Zaune brachen, das war seine vordringlichste Sorge. Über ganz Italien verteilt stationierte er in größerer Zahl als bisher üblich Soldaten. In Rom ließ er eine Kaserne bauen, in die die Praetorianerkohorten, die zuvor ohne festes Quartier über die Stadt verteilt untergebracht gewesen waren, geschlossen stationiert wurden. Waren einmal Volksaufstände aufgelodert, sorgte er einerseits mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dafür, daß sie nicht weiter um sich griffen, andererseits setzte er alles daran, daß keine neuen ausbrachen. Als im Theater im Verlauf eines Streites ein Mord geschehen war, schickte er die Rädelsführer und die Schauspieler, derentwegen man sich zerstritten hatte, in die Verbannung und konnte durch keine Bitten des Volkes bewogen werden, sie zurückzurufen. Als einmal die Völksmasse von Pollentia den Leichenzug für einen Primipilar nicht eher vom Marktplatz hatte sich in Gang setzen lassen, bis sie den Erben durch die Androhung von Gewalt Geld zur Veranstaltung eines Gladiatorenspiels abgetrotzt hatte, ließ er eine Kohorte von Rom aus, eine weitere aus dem Königreich des Cottius losmarschieren, ohne mit dem Grund für den Marsch herauszurücken; plötzlich zeig-

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37.3-58

repente armis concinentibusque signis per diversas portas in oppidum immisit ac partem maiorem plebei ac decurionum in perpetua vincula coiecit. aboievit et ius moremque asylorum, quae usquam erant. Cyzicenis in cives R . violentius quaedam ausis publice libertatem ademit, quam Mithridatico bello meruerant.

Hostiles motus nulla postea expeditione suscepta per 4 legatos compescuit, ne per eos quidem nisi cunctanter et necessario. reges infestos suspectosque comminationibus magis et querelis quam vi repressit; quosdam per blanditias atque promissa extractos ad se non remisit, ut Marobodum G e r m a n u m , [tJRhascuporim T h r a c e m , Archelaum Cappadocem, cuius etiam regnum in formam provinciae redegit.

Biennio continuo post adeptum Imperium pedem porta 38 non extulit; sequenti tempore praeterquam in propinqua oppida et, cum longissime, Antio tenus nusquam afuit, idque perraro et paucos dies; quamvis provincias quoque et exercitus revisurum se saepe pronuntiasset et prope quotannis profectionem praepararet, vehiculis comprehensis, c o m meatibus per municipia et colonias dispositis, ad extremum vota pro itu et reditu suo suscipi passus, ut vulgo iam per iocum Callip(p)ides vocaretur, quem 'cursitare ac ne cubiti

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ten sie sich in voller Bewaffnung und die Signale zum Angriff ertönten, da ließ er sie in die Stadt einrücken; ein Großteil der Volksmasse und der Gemeinderäte ließ er lebenslänglich ins Gefängnis werfen. Überall hob er das Recht und die Praxis der Asylstätten auf. Allen Einwohnern von Kyzikos, die sich manches unter Anwendung von Gewalt gegen römische Bürger herausgenommen hatten, nahm er die Freiheit, die sie sich durch Verdienste im Krieg gegen Mithridates erworben hatten. Feindliche Erhebungen ließ er, nachdem er selbst keine Feldzüge mehr unternahm, durch Legaten im Zaume halten und auch das nur zögerlich und wenn es nicht zu umgehen war. Feindlich gesonnene Könige und solche, denen er nicht traute, hielt er mehr durch Drohungen und Beschwerden als durch Anwendung von Gewalt in Schach. Einigen ging er auch um den Bart und machte ihnen Versprechen; hatte er sie so erst einmal zu sich nach Rom gelockt, ließ er sie nicht mehr nach Hause zurück, so den Germanen Marbod, den Thraker Rhaskuporis und Archelaos aus Kappadokien, dessen Reich er sogar zur Provinz machte. Zwei Jahre lang setzte er nach der Machtübernahme keinen Fuß mehr vor die Stadtmauer. In den folgenden Jahren war das genauso, er verreiste lediglich in Städte, die nahe bei Rom lagen, höchstens bis nach Antium. Das kam sehr selten vor, und auch dann blieb er nur wenige Tage. Und das, obwohl er oft sogar den Provinzen und Heeren seinen baldigen Besuch angekündigt hatte und in fast jedem Jahr diese Reise vorbereitete, indem er Gefährte mit Beschlag belegte, die Reiseequipage auf die Land- und Koloniestädte verteilen ließ, ja er ging sogar soweit, daß er Gelübde für seine Reise und Rückkehr tun ließ, so daß er überall schon scherzhaft »Kallippides« genannt wurde, der, so heißt es in einem griechischen Sprichwort, »rennt und rennt und nicht einmal ei-

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38-4,

quidem mensuram progredi' proverbio Graeco notatum est. sed orbatus utroque filio, quorum Germanicus in Syria, 39 Drusus Romae obierat, secessum Campaniae petit; constant et opinione et sermone paene omnium quasi neque rediturus umquam et cito mortem etiam obiturus. quod paulo minus utrumque evenit; nam neque Romam amplius rediit [s]et paucos post dies iuxta Tarracinam in praetorio, cui Speluncae nomen est, incenante eo complura et ingentia saxa fortuito superne dilapsa sunt, multisque convivarum et ministrorum elisis praeter spem evasit.

Peragrata Campania, cum Capuae Capitolium, Nolae 40 templum Augusti, quam causam profectionis praetenderat, dedicasset, Capreas se contulit, praecipue delectatus insula, quod uno parvoque litore adiretur, saepta undique praeruptis immensae altitudinis rupibus et profundo marifs]. statimque revocante assidua obtestatione populo propter cladem, qua apud Fidenas supra viginti hominum milia gladiatorio munere amphitheatri ruina perierant, transiit in continentem potestatemque omnibus adeundi sui fecit: tanto magis, quod urbe egrediens ne quis se interpellaret edixerat ac toto itinere adeuntis submoverat.

Regressus in insulam rei p. quidem curam usque adeo 41 abiecit, ut postea non decurias equitum umquam supplerit, non tribunos militum praefectosque, non provinciarum

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ne Elle vorankommt«. Nach dem Verlust seiner beiden Söhne jedoch, Germanicus war in Syrien, Drusus in Rom gestorben, zog er sich in die Einsamkeit Kampaniens zurück. Fast alle waren der festen Überzeugung und sprachen sie auch aus, daß er nie mehr zurückkehren und sogar bald sterben werde. Und es hätte nicht viel gefehlt, und beides wäre eingetroffen. Nach Rom ging er nicht mehr zurück; denn als er wenige Tage nach seiner Abreise in der Nähe von Terracina in einem Landhaus, »Grone« genannt, zu Tische saß, da fielen zufällig mehrere gewaltige Felsbrocken von der Dekke herab und zermalmten viele Gäste und Diener; er kam wider alle Erwartung heil davon. Als er Kampanien bereiste, weihte er in Capua das Kapitol, in Nola einen Tempel für Augustus ein; dies gab er nach außen als Grund für seine Reise an. Dann begab er sich nach Capri; diese Insel hatte es ihm besonders deswegen angetan, weil man sie nur an einer einzigen, dabei schmalen Anlandestelle betreten konnte und sie rundherum von jäh in die Tiefe stürzenden Felsen gesäumt und von einem tiefen Meer umgeben war. Und als das Volk ihn unablässig anflehte zurückzukommen, setzte er sofort wieder aufs Festland über. Der Grund war ein Unglück in Fidenae; dort waren beim Einsturz des Amphitheaters während eines Gladiatorenkampfes über zwanzigtausend Menschen ums Leben gekommen; auf das Festland zurückgekehrt, war er für jeden zu sprechen: das war um so mehr geboten, da er bei seiner Abreise aus Rom angeordnet hatte, ihn nicht zu belästigen, und da er während der ganzen Reise Leute, die sich an ihn wandten, fortgeschickt hatte. Als er wieder auf die Insel zurückgekehrt war, ja da warf er die Staatsgeschäfte hin; er hat seine Fürsorge so weit aufgegeben, daß er seitdem die Dekurien der Ritter nicht mehr ergänzte, daß er Militärtribune, Praefekte und die Statthai-

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41 -41.*

praesides ullos mutaverit, Hispaniam et Syriam per aliquot annos sine consularibus legatis habuerit, Armeniam a Parthis occupari, Moesiam a Dacis Sarmatisque, Gallias a Germanis vastari neglexerit: magno dedecore imperii nec minore discrimine. ceterum secreti licentiam nanctus et quasi civitatis oculis remotis, cuncta simul vitia male diu dissimulata tandem profudit: de quibus singillatim ab exordio referam. in castris tiro etiam tum propter nimiam vini aviditatem pro Tiberio Biberius, pro Claudio Caldius, pro Nerone Mero vocabatur. postea princeps in ipsa publicorum morum correctione cum Pomponio Flacco et L. Pisone noctem continuumque biduum epulando potandoque consumpsit, quorum alteri Syriam provinciam, alteri praefecturam urbis confestim detulit, codicillis quoque iucundissimos et omnium horarum amicos professus. Cestio Gall[i]o, libidinoso ac prodigo seni, olim ab Augusto ignominia notato et a se ante paucos dies apud senatum increpito cenam ea lege condixit, ne quid ex consuetudine immutaret aut demeret, utque nudis puellis ministrantibus cenaretur. ignotissimum quaesturae candidatum nobilissimis anteposuit ob epotam in convivio propinante se vini amphoram. Asellio Sabino sestertia ducenta donavit pro dialogo, in quo

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ter in den Provinzen nicht versetzte, daß er Spanien und Syrien einige Jahre hindurch ohne konsularische Legaten ließ und gleichgültig zusah, wie die Parther Armenien besetzten, Daker und Sarmaten Mösien, die Germanen Gallien verwüsteten: das bedeutete eine große Schande und eine ebenso große Gefahr für das Reich. In der Abgeschiedenheit, gleichsam den Blicken der Öffentlichkeit entzogen, hat er die ersehnte Ungebundenheit erlangt; so ließ er all seine Laster, die er lange nur schlecht verborgen hatte, mit einem Male hervorbrechen. Über diese will ich im folgenden berichten, Laster für Laster, von Anfang an. Im Lager hieß er schon als junger Rekrut wegen seines übermäßigen Weingenusses statt Tiberius »Biberius«, statt Claudius »Caldius«, statt Nero »Mero«. Später als Kaiser brachte er, damals war er gerade mit der Hebung der öffentlichen Sitten befaßt, in der Gesellschaft von Pomponius Flaccus und Lucius Piso eine Nacht und zwei Tage hintereinander mit Prassen und Saufen zu. Den einen setzte er umgehend als Statthalter der Provinz Syrien ein, den anderen als Stadtpraefekten; auch in ihren Ernennungsurkunden nannte er sie frei heraus seine Zechkumpane und allerbesten Freunde in allen Stunden. Bei Sestius Gallus, einem lüsternen und verschwenderischen alten Mann, den einst Augustus mit einer entehrenden Strafe belegt und den er selbst vor wenigen Tagen im Senat scharf angefahren hatte, lud er zum Essen ein; dabei schrieb er ihm vor, genau so zu speisen, wie er es sonst auch tue, und nichts auszulassen, Mädchen sollten nackt beim Mahl aufwarten. Er zog einen gänzlich unbekannten Bewerber um die Quaestur Kandidaten aus den vornehmsten Familien vor, weil dieser bei einem Gelage einmal auf sein Zutrinken hin einen ganzen Krug Wein geleert hatte. Asellius Sabinus machte er zweihunderttausend Sesterzen zum Geschenk für einen Dialog, in dem dieser einen Champignon, eine

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boleti et ficedulae et ostreae et turdi certamen induxerat. novum denique officium instituit a voluptatibus, praeposito equite R. T. Caesonio Prisco. Secessu vero Caprensi etiam sellaria excogitavit, sedem 43 arcanarum libidinum, in quam undique conquisiti puellarum et exoletorum greges monstrosique concubitus repertores, quos spintrias appellabat, triplici serie conexi, in vicem incestarent coram ipso, ut aspectu deficientis libidines excitaret. cubicula plurifariam disposita tabellis ac sigillis 2 lascivissimarum picturarum et figurarum adornavit librisque Elephantidis instruxit, ne cui in opera edenda exemplar impe[t]ratae schemae deesset, in silvis quoque ac nemoribus passim Venerios locos commentus est prost[r]antisque per antra et cavas rupes ex utriusque sexus pube Paniscorum et Nympharum habitu, quae palam iam et vulgo nomine insulae abutentes Caprineum dictitabant.

Maiore adhuc ac turpiore infamia flagravit, vix ut referri 44 audirive, nedum credi fas sit, quasi pueros primae teneritudinis, quos pisciculos vocabat, institueret, ut natanti sibi inter femina versarentur ac luderent lingua morsuque sensim adpetentes; atque etiam quasi infantes firmiores, necdum tarnen lacte depulsos, inguini ceu papillae admoveret,

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Feigendrossel, eine Auster und einen Krammetsvogel auftreten und sich um den Vorrang streiten ließ. Endlich schaffte er ein neues Amt bei Hofe: den Vergnügungsminister; den Posten gab er dem römischen Ritter T. Caesonius Priscus. In seiner Abgeschiedenheit auf Capri aber kam ihm der Gedanke, ein Sesselzimmer, Ort für geheime Ausschweifungen, einzurichten. Von überallher hat man ihm ganze Scharen von Mädchen und Lustknaben sowie Erfinder widernatürlicher Beischlafmethoden, die er spmtriae nannte, dorthin geschafft; diese sollten, in Dreierreihe miteinander verbunden, so, daß er es genau sehen konnte, miteinander Unzucht treiben, damit durchs Zusehen seine nachlassenden sexuellen Gelüste wieder angestachelt würden. Die Schlafzimmer, die über viele Orte verteilt waren, stattete er mit Gemälden und Standbildchen mit Szenen voller Wollust aus und legte zur Information die Bücher der Elephantis aus, damit niemandem bei den sexuellen Praktiken ein Muster für die befohlene Stellung fehle. Auch in Wäldern und Hainen hatte er sich überall solche »Plätze für die Liebe« ausgedacht, und in Grotten und Felsenhöhlen boten sich dort junge Leute beiderlei Geschlechts, als Pane und Nymphen verkleidet, zur Liebe feil; das trug ihm bereits weit und breit, wobei man mit dem Namen der Insel sein Spiel trieb, den Namen »Caprineus« ein. Er mußte sich noch viel Schlimmeres und Schändlicheres nachsagen lassen; davon mag man gar nicht berichten oder hören, geschweige denn, daß man es glaubt, so sehr verstößt es gegen das moralische Empfinden. Er soll nämlich Jungen in ganz zartem Alter, die er seine Fischlein nannte, angelernt haben, ihm im Bade zwischen den Schenkeln zu sein und herumzuspielen, indem sie ihn mit der Zunge leckten und kaum merklich bissen. So habe er auch kleine Kinder, die schon etwas kräftiger, der Muttermilch aber noch nicht ent-

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44··

-4S

pronior sane ad id genus libidinis et natura et aetate. quare ι Parrasi quoque tabulam, in qua Meleagro Atalanta ore morigeratur, legatam sibi sub condicione, ut, si argumento offenderetur, decies pro ea sestertium acciperet, non modo praetulit, sed et in cubiculo dedicavit. fertur etiam in sacrificando quondam captus facie ministri acerram praeferentis nequisse abstinere, quin paene vixdum re divina peracta ibidem statim seductum constupraret simulque fratrem eius tibicinem; atque utrique mox, quod mutuo flagitium exprobrarant, crura fregisse. feminarum quoque, et quidem illu- 45 strium, capitibus quanto opere solitus sit inludere, evidentissime apparuit Malloniae cuiusdam exitu, quam perductam nec quicquam amplius pati constantissime recusantem delatoribus obiecit ac ne ream quidem interpellare desiit, ecquid paeniteret; donee ea relicto iudicio domum se abripuit ferroque transegit, obscaenitatefm] oris hirsuto atque olido seni clare exprobrata. unde mora in Atellanico exhodio proximis ludis adsensu maximo excepta percrebruit, 'hircum vetulum capreis naturam ligurire.'

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wöhnt waren, an sein Glied wie an eine Brust gelegt. Von seiner Veranlagung her und auf Grund seines Alters war er freilich sexuellen Freizügigkeiten solcher Art mehr zugetan. So hatte man ihm denn auch ein Gemälde des Parrhasios, auf dem Atalante den Meleager mit dem Mund befriedigt, unter der Bedingung vermacht, daß er statt des Bildes eine Million Sesterzen erhalten solle, wenn er an der dargestellten Szene Anstoß nehme; er hat nicht nur dem Bild den Vorzug gegeben, sondern es sogar in seinem Schlafzimmer aufgehängt. Beim Opfern soll er auch einmal vom Aussehen eines Dieners, der die Räucherpfanne vorantrug, so in den Bann gezogen worden sein, daß er sich nicht beherrschen konnte, ihn, kaum daß die Opferhandlung beendet war, an Ort und Stelle, er hatte ihn sofort etwas abseits geführt, zu mißbrauchen, ebenso seinen Bruder, einen Flötenspieler. Später ließ er beiden die Beine brechen, weil sie sich gegenseitig ihren Fehltritt zum Vorwurf gemacht hatten. Wie sehr es für ihn selbstverständlich war, sich auch an Frauen, und zwar aus vornehmen Familien, zu vergehen, zeigt am deutlichsten der Tod einer gewissen Mallonia, die man ihm zugeführt hatte, die sich aber beherzt und entschieden ihm verweigerte und ihm so klar machte, daß sie ihm nicht länger zu Willen sei; diese überantwortete er den Anklägern und hörte nicht einmal damit auf, sie zu fragen, ob es ihr nicht leid tue, als sie bereits angeklagt war, bis sie sich nach dem Verlassen des Gerichts nach Hause auf und davon machte und sich einen Dolch in die Brust stieß; zuvor hatte sie »dem alten, stinkenden Bock« klar und deutlich seine sexuelle Verkommenheit vorgeworfen. Daher stammt auch die Wendung, die sich, als danach wieder Stücke aufgeführt wurden, in einem Nachspiel zu einer Atellane fand und mit tosendein Applaus aufgenommen wurde und bald in aller Munde war: »Der alte Bock leckt den Ziegen ihre Schamteile.«

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46 — 48, ι

Pecuniae parcus ас tenax comites peregrinationum expe- 46 ditionumque numquam sadario, cibariis tantum sustentavit, una modo liberalitate ex indulgentia vitrici prosecutus, cum tribus classibus factis pro dignitate cuiusque, primae sescenta sestertia, secundae quadringenta distribuit, ducenta tertiae, quam non amicorum sed Graecorum appellabat.

Princeps neque opera ulla magnifica fecit - nam et quae 47 sola susceperat, Augusti templum restitutionemque Pompeiani theatri, imperfecta post tot annos reliquit - neque spectacula omnino edidit; et iis, quae ab aliquo ederentur, rarissime interfuit, ne quid exposceretur, utique postquam comoedum Actium coactus est manumittere. paucorum senatorum inopia sustentata, ne pluribus opem ferret, negavit se aliis subventurum, nisi senatui iustas necessitatium causas probassent. quo pacto plerosque modestia et pudore deterruit, in quibus Hortalum, Quinti Hortensi oratoris nepotem, qui permodica re familiari auctore Augusto quattuor liberos tulerat.

Publice munificentiam bis omnino exhibuit, pro posito 48 milies sesterium gratuito in trienni tempus et rursus quibus-

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Geld gab er nur sparsam aus, ja er war schon geizig; so erhielten Leute, die ihn auf seinen Reisen und Feldzügen begleiteten, niemals Geld, sondern nur ihre Verpflegungsration. Nur einmal zeigte er sich freigebig und das auch nur, weil sein Stiefvater so großzügig war; jeden seiner Begleiter wies er entsprechend seinem Rang einer von drei Klassen zu; an die erste verteilte er sechshunderttausend, an die zweite vierhunderttausend und an die dritte zweihunderttausend Sesterze, diese nannte er nicht Freunde, sondern Griechen. Als Kaiser hat er weder irgendwelche Prachtbauten errichten lassen - denn die paar, mit deren Bau er begonnen hatte, den Tempel des Augustus nämlich und den Wiederaufbau des Pompeiustheaters, hinterließ er nach so vielen Jahren als Bauruine - noch hat er überhaupt jemals Schauspiele veranstaltet. An denen, die von anderen Persönlichkeiten veranstaltet wurden, nahm er äußerst selten teil, damit man nicht mit Forderungen an ihn herantreten könne; jedenfalls handhabte er das so, seitdem man ihn genötigt hatte, dem Schauspieler Actius die Freiheit zu schenken. Als er wenigen Senatoren in einer finanziellen Notlage geholfen hatte, sagte er, er werde keinem anderen mehr unter die Arme greifen, wenn er nicht vor dem Senat triftige Gründe für seine Notlage hieb- und stichfest darlegen könne. Auf diese Weise schreckte er die meisten, die bescheiden waren und Schamgefühl besaßen, ab, unter anderen den Hortalus, den Enkel des Redners Hortensius, der trotz seines sehr bescheidenen Vermögens vier Kinder, dahinter steckte Augustus, groß gezogen hatte. Für die Allgemeinheit zeigte er sich im ganzen nur zweimal großzügig; einmal als er ein zinsloses Darlehen in Höhe von hundert Millionen Sesterzen mit einer Laufzeit von drei Jahren gewährte; das zweite Mal, als er einigen Eigentümern

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48.1-49.1

dam dominis insularum, quae in monte Caelio deflagraranc, pretio restituto. quorum alterum magna difficultate nummaria populo auxilium flagitante coactus est (acere, cum per senatus consultum sanxisset, ut faeneratores duas patrimonii partes in solo collocarent, debitores totidem aeris alieni statim solverent, nec res expediretur; alterum ad mitigandam temporum atrocitatem. quod tamen beneficium tanti aestimavit, ut montem Caelium appellatione mutata vocari Augustum iusserit. militi post duplicata ex Augusti testamento legata nihil umquam largitus est, praeterquam singula milia denariorum praetorianis, quod Seiano se non accommodassent, et quaedam munera Syriacis legionibus, quod solae nullam Seiani imaginem inter signa coluissent. atque etiam missiones veteranorum rarissimas fecit, ex senio mortem, ex morte compendium captans. ne provincias quidem liberalitate ulla sublevavit, excepta Asia, disiectis terrae motu civitatibus.

Procedente mox tempore etiam ad rapinas convertit animum. satis constat, Cn. Lentulum Augurem, cui census maximus fuerit, metu et angore ad fastidium vitae ab eo actum et ut ne quo nisi ipso berede moreretur; condemnatam et generosissimam feminam Lepidam in gratiam Qui-

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von Mietshäusern auf dem Caelius, als diese abgebrannt waren, den Wert ersetzte. Zu dem ersten Schritt hatte er sich gezwungenermaßen entschlossen, denn das Volk hatte Hilfe verlangt, als es äußerst schwierig gewesen war, an Geld zu kommen; denn er hatte durch einen Senatsbeschluß festgelegt, daß die Geldverleiher zwei Drittel ihres Vermögens in Grund und Boden anlegen mußten, für die Schuldner wurde derselbe Teil ihrer Schulden sofort fällig. Das aber hatte sich nicht durchführen lassen. Das zweite Mal wollte er zur Linderung einer schrecklichen Notlage beitragen. Doch diese gute Tat wurde von ihm so hoch veranschlagt, daß er die Umbenennung des Caeliushügels in Augustushügel anordnete. An die Soldaten zahlte er die ihnen von Augustus vermachten Legate in doppelter Höhe aus, danach erhielten sie von ihm aus Freigebigkeit nichts mehr geschenkt; darüber hinaus erhielten die Praetorianer pro Kopf tausend Denare, weil sie sich Sejan nicht angeschlossen hatten, und auch den in Syrien stationierten Legionen ließ er einige Spenden zukommen, weil nur sie dem Bildnis des Sejan im Fahnenheiligtum keine Ehre bezeugten. Auch Veteranen verabschiedete er ganz selten in den Ruhestand, denn er paßte infolge ihres fortgeschrittenen Alters nur ihren Tod ab, waren sie erst einmal tot, hatte er etwas gespart. Nicht einmal die Provinzen unterstützte er mit irgendeinem großzügigen Geschenk, mit Ausnahme Asien, als ein Erdbeben dort Städte zerstört hatte. Im Laufe der Zeit ging er bald sogar darauf aus, sich an anderen zu bereichern. Es ist hinlänglich bekannt, daß er den äußerst begüterten Cn. Lentulus Augur eingeschüchtert und ihm Angst gemacht hat; dadurch hat er ihn so weit gebracht, daß er die Lust am Leben verlor und starb, aber nicht ohne ihn persönlich als Erben bestellt zu haben. Er ließ sogar die rundum edelmütige Lepida zu Gunsten des steinrei-

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49.' -

50.2

rini consularis praedivitis et orbi, qui dimissam earn e matrimonii) post vicensimum annum veneni olim in se comparati arguebat; praeterea Galliarum et Hispaniarum Syriaeque et г Graeciae principes confiscatos ob tarn leve ac tarn inpudens calumniarum genus, ut quibusdam non aliud sit obiectum, quam quod partem rei familiaris in pecunia haberent; plurimis etiam civitatibus et privatis veteres immunitates et ius metallorum ac vectigalium adempta; sed et Vononem regem Parthorum, qui pulsus a suis quasi in fidem p. R. cum ingenti gaza Antiochiam se receperat, spoliatum perfidia et occisum.

Odium adversus necessitudines in Druso primum fratre 50 detexit, prodita eius epistula, qua secum de cogendo ad restituendam libertatem Augusto agebat, deinde et in reliquis. Iuliae uxori tantum afuit ut relegatae, quod minimum est, offici aut humanitatis aliquid impertiret, ut ex constitutione patris uno oppido clausam domo quoque egredi et commercio hominum frui vetuerit; sed et peculio concesso a patre praebitisque annuis fraudavit, per speciem publici iuris, quod nihil de his Augustus testamento cavisset. matrem Liviam gravatus velut partes sibi aequas potentiae 1

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chen und kinderlosen Konsularen Quirinius verurteilen; der beschuldigte seine von ihm vor zwanzig Jahren geschiedene Frau, sie habe damals in die Wege gesetzt, ihn zu vergiften. Außerdem zog er das Vermögen gallischer und spanischer, syrischer und griechischer Fürsten aufgrund von so haltlosen und unverschämten, ja trügerischen Anklagepunkten für die kaiserliche Kasse ein, daß er einigen nichts vorwerfen konnte, außer daß sie einen Teil ihres Vermögens in Bargeld liegen hätten. Auch nahm er den meisten Städten und Privatpersonen alte Privilegien und Rechte an Bergwerken und Steuereinnahmen. Ja, sogar den Partherkönig Vonones, den seine Untertanen aus dem Land gejagt hatten und der sich mit einem gewaltigen Schatz nach Antiochia in die Hand der Römer begeben hatte, ließ er heimtückisch ausrauben und umbringen. Seinen Haß auf Verwandte ließ er zuerst seinem Bruder Drusus gegenüber erkennen, indem er einen Brief von ihm veröffentlichte, in dem dieser mit ihm darüber verhandelt, wie Augustus gezwungen werden könne, die Freiheit wiederherzustellen. Danach bekamen die anderen Verwandten seinen Haß zu spüren. Seine Gattin Iulia in ihrer Verbannung ein wenig Höflichkeit und Menschlichkeit spüren zu lassen, was man ja mindestens erwarten kann, davon war er so weit entfernt, daß er ihr, die auf Grund einer Verfügung seines Vaters in einer einzigen Stadt eingesperrt war, auch noch verbot, einen Schritt vor das Haus zu tun und Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Ja, er betrog sie auch noch um das ihr von seinem Vater zugestandene Sondergut und die jährlichen Geldanweisungen, indem er vorgab, es sei voll und ganz dem allgemeinen Recht entsprechend, weil Augustus in seinem Testament nichts darüber verfügt habe. Seine Mutter Livia mochte er nicht, weil sie angeblich gleiche Anteile an der Herrschaft forderte, da sie ihr zustünden; er

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50,2 - 51,2

vindicantem, et congressum eius assiduum vitavit et longiores secretioresque sermones, ne consiliis, quibus tarnen interdum et egere et uti solebat, regi videretur. tulit etiam perindigne actum in senatu, ut titulis suis quasi Augusti, ita et Liviae filius adiceretur. quare non parentem patriae ) appellari, non ullum insignem honorem recipere publice passus est; sed et frequenter admonuit, maioribus nec feminae convenientibus negotiis abstineret, praecipue ut animadvertit incendio iuxta aedem Vestae et ipsam intervenisse populumque et milites, q u o enixius opem ferrent, adhortatam, sicut sub marito solita esset, dehinc ad simultatem

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usque processit hac, ut ferunt, de causa, instanti saepius, ut civitate donatum in decurias adlegeret, negavit alia se condicione adlecturum, quam si pateretur ascribi albo extortum id sibi a matre. at ilia c o m m o t a veteres quosdam ad se Augusti codicillos de acerbitate et intolerantia morum eius e sacrario protulit atque recitavit. hos et custoditos tarn diu et exprobratos tarn infeste adeo graviter tulit, ut quidam putent inter causas secessus banc ei vel praecipuam fuisse. toto quidem triennio, q u o vivente matre afuit, semel 2

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mied es, ihr ständig über den Weg zu laufen, ebenso mied er längere Gespräche mit ihr unter vier Augen, damit nicht der Anschein erweckt werde, er richte sich nach ihren Ratschlägen, auch wenn er sie manchmal nötig hatte und beherzigte. Sehr unwillig zeigte er sich darüber, daß man im Senat beschlossen hatte, seinen Titeln neben der Bezeichnung »Sohn des Augustus« noch »Sohn der Livia« hinzuzusetzen. Und so duldete er nicht, daß sie »Mutter des Vaterlandes« genannt wurde, und auch nicht, daß sie öffentlich eine hohe Ehrung erhielt. Ja, er hat sie sogar häufig ermahnt, sich aus bedeutenderen und einer Frau nicht zukommenden Aufgaben herauszuhalten, besonders in dem Moment, als er bemerkte, daß sie bei einem Brand in unmittelbarer Nachbarschaft des Vestatempels sogar persönlich gekommen war und die Menge und die Soldaten ermahnte, mit etwas mehr Eifer anzupacken; denn so war sie es zu Lebzeiten ihres Gatten gewohnt gewesen, und das tat sie nun weiterhin. Seitdem steigerte er sich bis in offene Feindschaft hinein; wie es heißt, aus folgendem Grund. Als sie zu oft in ihn drang, jemanden, dem das römische Bürgerrecht verliehen worden war, in die Dekurien der Richter aufzunehmen, sagte er, er werde es nur unter der Bedingung tun, daß sie erlaube, in der Liste den Vermerk hinzuzusetzen, ihm sei diese Aufnahme von seiner Mutter abgerungen worden. Und darüber war sie so aufgebracht, daß sie einige Briefe, die Augustus an sie geschrieben hatte und in denen er sich darüber ausließ, wie er einem Menschen alles verleide und wie unausstehlich er sei, aus ihrem Heiligtum hervorholte und verlas. Darüber, daß sie diese Briefe so lange aufbewahrt und ihm dann so feindselig vorgehalten hatte, war er so arg aufgebracht, daß einige darin den für ihn gewichtigsten Grund für seine Abreise aus Rom sehen. Jedenfalls hat er sie während der drei Jahre, die er von Rom abwesend war und

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(l.i-W.i

omnino earn nec amplius quam uno die paucissimis vidit horis; ac mox neque aegrae adesse curavit defunctamque et, dum adventus sui spem facit, complurium dierum mora corrupto demum et tabido с о ф о г е funeratam prohibuit consecrari, quasi id ipsa mandasset. testamenrum quoque eius pro irrito habuit omnisque amicitias et familiaritates, etiam quibus ea funeris sui curam moriens demandaverat, intra breve tempus afflixit, uno ex lis, equestris ordinis viro, et in antliam condemnato.

Filiorum neque naturalem Drusum neque adoptivum 52 Germanicum patria caritate dilexit, alterius vitiis infensus. nam Drusus fluxioris remissiorisque vitae erat, itaque ne mortuo quidem perinde adfectus est, sed tantum non statim a funere ad negotiorum consuetudinem rediit iustitio longiore inhibito. quin et Iliensium legatis paulo serius conso- 2 lantibus, quasi obliterata iam doloris memoria, irridens se quoque respondit vicem eorum dolere, quod egregium civem Hectorem amisissent. Germanico usque adeo obtrectavit, ut et praeclara facta eius pro supervacuis elevarit et gloriosissimas victorias ceu damnosas rei p. increparet. quod vero Alexandream propter immensam et repentinam famem

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während derer seine Mutter noch lebte, nur einmal und da auch nicht länger als ganz wenige Stunden an einem einzigen Tag gesehen. Und später, als sie erkrankt war, machte er sich nicht die Mühe, in ihrer Nähe zu sein; als sie verstorben war, ließ er mehrere Tage verstreichen, während er noch hoffen ließ, er werde kommen; sie wurde erst beigesetzt, nachdem der Leichnam bereits zusammengefallen und in Verwesung übergegangen war; schließlich verhinderte er, daß sie unter die Götter aufgenommen wurde, unter dem Vorwand, sie habe das selbst verfügt. Ihr Testament erklärte er für ungültig und demütigte innerhalb kurzer Zeit Freunde und Vertraute, denen sie sterbend auch aufgetragen hatte, sich um ihre Bestattung zu kümmern. Einen von diesen, einen Mann aus dem Ritterstand, hat er zur Zwangsarbeit am Schöpfrad verurteilt. Weder seinem leiblichen Sohn Drusus noch seinem Adoptivsohn Germanicus brachte er väterliche Liebe entgegen, gegen den einen war er voller Haß wegen seiner Fehler. Denn der Lebenswandel des Drusus war ihm zu locker und allzu lose. Und so nahm ihn nicht einmal sein Tod besonders mit, ja er ging nicht nur sofort von der Begräbnisfeier aus wieder seinen gewohnten Geschäften nach, sondern verbot auch einen längeren Stillstand der Gerichte. Ja, er trieb sogar sein Spiel mit den Gesandten aus Troja, die ihm ein wenig zu spät ihr Beileid bekundeten; was er ihnen antwortete, klang so, als habe er bereits die Erinnerung an den Schmerz aus seinem Gedächtnis gestrichen: auch er empfinde seinerseits mit ihnen, weil sie in Hektor einen hervorragenden Mitbürger verloren hätten. Germanicus gegenüber war er dermaßen mißgünstig eingestellt, daß er sowohl seine hervorragenden Taten als vollkommen unnütz abtat und auch seine Siege, die äußerst rühmlich waren, als schädlich für das Gemeinwesen verhöhnte. Doch darüber, daß er Alexandria

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inconsulto se adisset, questus est in senatu. etiam causa mortis fuisse ei per Cn. Pisonem legatum Syriae creditur, quern mox huius criminis reum putant quidam mandata prolaturum, nisi ea secreta ostentant(i auferenda curasset. propter) quae multifariam inscriptum et per noctes celeberrime adclamatum est: 'redde Germanicum!' quam suspicionem confirmavit ipse postea coniuge etiam ac liberis Germanici crudelem in modum afflictis.

N u r u m Agrippinam post mariti mortem liberius quiddam questam manu apprehendit Graecoque versu: 'si non dominaris', inquit, 'filiola, iniuriam te accipere existimas?' nec ullo mox sermone dignatus est. quondam vero inter cenam porrecta a se poma gustare non ausam etiam vocare desiit, simulans veneni se crimine accersi; cum praestructum utrumque consulto esset, ut et ipse temptandi gratia offerret et ilia quasi certissimum exitium caveret. novissime calumniatus modo ad statuam Augusti modo ad exercitus confugere velle, Pandatariam relegavit conviciantique oculum per centurionem verberibus excussit. rursus mori inedia desti-

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wegen einer plötzlichen Hungersnot von gewaltigem Ausmaß, ohne ihn zu fragen, besucht hatte, beklagte er sich vor dem Senat. Man glaubt auch, daß das der Grund für ihn war, Germanicus durch die Hand des Cn. Piso, seines Legaten in Syrien, umbringen zu lassen. Einige glauben, er habe später, als er wegen dieses Verbrechens vor Gericht stand, die kaiserlichen Befehle beibringen wollen, wenn man sie ihm, der sie im kleinen Kreise herumzeigte, nicht weggenommen hätte; so kam es, daß man an vielen Ortlichkeiten gekritzelt fand und man zur Nachtzeit überaus häufig laut brüllte: »Gib uns den Germanicus zurück!« Diesen Verdacht bestärkte er selbst, als er später sogar der Gattin und den Kindern des Germanicus auf grausame Art und Weise hart zusetzte. Als seine Schwiegertochter Agrippina sich nach dem Tode ihres Gatten über einiges allzu offenherzig beklagte, nahm er sie bei der Hand und zitierte den griechischen Vers: »Wenn du nicht herrschst, mein liebes Töchterchen, glaubst du, es werde dir Unrecht getan?« Seitdem hielt er sie nicht mehr wert, mit ihr noch ein Wort zu wechseln. Als er ihr aber einmal bei einem Mahl Früchte reichte, wagte sie nicht, davon zu kosten; seitdem erhielt sie auch keine Einladung mehr, denn anscheinend beschuldige sie ihn ja des versuchten Giftmordes. Doch beides hatte er genau im voraus berechnet, nämlich daß er ihr etwas anbieten werde, um sie auf die Probe zu stellen, und daß sie sich vorsehen werde, als bedeute es den sicheren Tod, davon zu kosten. Zuletzt beschuldigte er sie das eine Mal, sie wolle bei der Statue des Augustus, das andere Mal, sie wolle beim Heer Zuflucht suchen, also verbannte er sie nach Pandataria. Als sie ihm Vorhaltungen machte, ließ er sie von einem Hauptmann auspeitschen, dabei verlor sie ein Auge. Umgekehrt ließ er ihr, als sie sich entschlossen hatte, freiwillig durch Nahrungs-

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nanti per vim ore diducto infulciri cibum iussit. sed et perseverantem atque ita absumptam criminosissime insectatus, cum diem quoque natalem eius inter nefastos referendum suasisset, imputavit etiam, q u o d non laqueo strangulatam in Gemonias abiecerit: proque tali dementia interponi decretum passus est, quo sibi gratiae agerentur et Capitolino Iovi donum ex auro sacraretur.

C u m ex Germanico tres nepotes, Neronem et D r u s u m et Gaium, ex D r u s o unum Tiberium haberet, destitutus morte liberorum maximos natu de Germanici filiis, Neronem et D r u s u m , patribus conscriptis commendavit diemque utriusque tirocinii congiario plebei dato celebravit. sed ut comperit ineunte anno pro eorum quoque salute publice vota suscepta, egit cum senatu, non debere talia praemia tribui nisi expertis et aetate provectis. atque ex eo patefacta interiore animi sui nota omnium criminationibus obnoxios reddidit variaque fraude inductos, ut et concitarentur ad convicia et concitati proderentur, accusavit per litteras amarissime congestis etiam probris et iudicatos hostis fame necavit, Neronem in insula Pontia, D r u s u m in ima parte Palatii. putant Neronem ad voluntariam mortem coactum, cum ei carnifex quasi ex senatus auctoritate missus laqueos et uncos ostentaret, D r u s o autem adeo alimenta subducta, ut tomen-

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Verweigerung aus dem Leben zu scheiden, gewaltsam den Mund öffnen und Nahrung hineinstopfen. Sie aber gab nicht auf und schied so aus dem Leben. Er hingegen verfolgte sie weiterhin mit Anschuldigungen, die sie aufs ärgste verunglimpfen sollten: so riet er dazu, sogar ihren Geburtstag unter die Unglückstage einzureihen, und rechnete es sich als Verdienst, sogar als Wohltat an, daß er sie nicht mit dem Strick habe erdrosseln und über die Gemonien hinabwerfen lassen. Er ließ sogar geschehen, daß für eine solche Milde ein Beschluß gefaßt wurde, in dem man ihm dankte und dem Iuppiter Capitolinus ein Weihgeschenk aus Gold machte. Weil er von Germanicus drei Enkel, Nero, Drusus und Gaius, und von Drusus einen, nämlich den Tiberius, hatte und er ohne eigene Söhne dastand, da diese früh verstorben waren, empfahl er die beiden ältesten Söhne des Germanicus, Nero und Drusus, dem Senat und feierte den Tag ihrer Volljährigkeit dadurch, daß er an das Volk eine Spende machte. Aber als er erfuhr, daß zu Jahresbeginn auch ndch für ihr Wohl Gelübde getan wurden, machte er dem Senat deutlich, daß solche Auszeichnungen nur bewährten Männern in fortgeschrittenem Alter zuteil werden dürften. Damit hatte er klar gemacht, wie er im geheimen dachte; somit waren sie Anschuldigungen von allen Seiten preisgegeben. Durch die reiche Palette an Bosheiten, die er sich ausdachte, brachte er sie dazu, daß sie sich zu abfälligen Bemerkungen hinreißen ließen und sich ihm so ganz auslieferten; dann klagte er sie in einem bitterbös gehaltenen Brief, in dem alle Schmähungen auch noch zusammengetragen waren, an, ließ sie zu Staatsfeinden erklären und Hungers sterben, Nero auf der Insel Pontia, Drusus im untersten Verließ des Palatiums. Man glaubt, er habe Nero in den Selbstmord getrieben, indem er ihm den Henker, wozu ihn der Senat ermächtigt habe, sandte, der ihm Strick und Haken zeigte; Drusus habe er

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tum e culcita temptaverit mandere; amborum sic reliquias dispersas, ut vix quandoque colligi possent.

Super veteres amicos ac (amiliares viginti sibi e numero 5 5 principum civitatis depoposcerat velut consiliarios in negotiis publicis. horum omnium vix duos anne tres incolumis praestitit, ceteros alium alia de causa perculit, inter quos cum plurimorum clade Aelium Seianum; quem ad summam potentiam non tarn benivolentia provexerat, quam ut esset cuius ministerio ac fraudibus liberos Germanici circumveniret, nepotemque suum ex Druso filio naturalem ad successionem imperii confirmaret.

Nihilo lenior in convictores Graeculos, quibus vel 56 maxime adquiescebat, Xenonem quendam exquisitius sermocinantem cum interrogasset, quaenam ilia tam molesta dialectos esset, et ille respondisset Doridem, relegavit Cinariam, existimans exprobratum sibi veterem secessum, quod Dorice Rhodii loquantur. item cum soleret ex lectione cotidiana quaestiones super cenam proponere comperissetque Seleucum grammaticum a ministris suis perquirere, quos quoque tempore tractaret auctores, atque ita praeparatum venire, primum a contubernio removit, deinde etiam ad mortem compulit.

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so sehr die Essensrationen gekürzt, daß der sogar versucht haben soll, die Füllung der Polster zu essen. Die Überreste von beiden sollen so verstreut worden sein, daß man sie kaum einsammeln konnte. Neben seinen alten Freunden und Vertrauten hatte er sich noch zwanzig Persönlichkeiten aus den hochrangigsten Kreisen Roms als Ratgeber in öffentlichen Angelegenheiten ausbedungen. Von diesem kamen kaum zwei oder drei mit dem Leben davon, alle übrigen schmetterte er aus den verschiedensten Gründen zu Boden, unter ihnen war auch Aelius Seianus, der sehr viele mit ins Verderben nahm. Ihn hatte er nicht so sehr aus Wohlwollen zu höchster Macht befördert, sondern um in ihm einen Helfershelfer und Gauner zu haben, den Söhnen des Germanicus eine Falle zu stellen und so zu gewährleisten, da£ sein leiblicher Enkel, der Sohn des Drusus, sein Nachfolger im Amt werde. Ebenso hart ging Tiberius mit seinen griechischen Gesellschaftern um, obwohl er sich in ihrer Gesellschaft noch am meisten wohlfühlte. Als einmal ein gewisser Zeno sich zu ausgefallen bei einem Disput ausdrückte, fragte er ihn, was das für ein abgeschmackter Dialekt sei; und als jener darauf zur Antwort gab, es sei Dorisch, verbannte er ihn nach Kinaria; denn er glaubte, er wolle ihm seine frühere Abgeschiedenheit vorhalten, da die Bewohner von Rhodos Dorisch sprechen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, während des Essens Fragen zu stellen, die sich ihm bei der täglichen Lektüre ergeben hatten; als ihm zu Ohren gekommen war, daß der Grammatiker Seleukos seine Diener genau danach ausfrage, welche Autoren er gerade lese, und so die Erklärung dafür hatte, daß er immer vorbereitet komme, erging es ihm, wie dem Zuletztgenannten: zuerst entfernte er ihn aus seiner näheren Umgebung, dann trieb er ihn sogar in den Selbstmord.

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ί7-5δ

Saeva ac lenta natura ne in puero quidem latuit; quam 57 Theodorus Gadareus rhetoricae praeceptor et perspexisse primus sagaciter et assimilasse aptissime visus est, subinde in obiurgando appellans eum πηλό ν α ι μ α τ ι πεφυραμένον, id est lutum a sanguine maceratum. sed aliquanto magis in principe eluxit, etiam inter initia cum adhuc favorem hominum moderationis simulatione captaret. scurram, qui prae- 2 tereunte funere clare mortuo mandarat, ut nuntiaret Augusto nondum reddi legata quae plebei reliquisset, adtractum ad se recipere debitum ducique ad supplicium imperavit et patri suo verum referre. nec multo post in senatu Pompeio cuidam equiti R. quiddam perneganti, dum vincula minatur, affirmavit fore ut ex Pompeio Pompeianus fieret, acerba cavillatione simul hominis nomen incessens veteremque partium fortunam. sub idem tempus consulente praetore an 5 8 iudicia maiestatis cogi iuberet, exercendas esse leges respond s et atrocissime exercuit. statuae quidam Augusti caput dempserat, ut alterius imponeret; acta res in senatu et, quia

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Grausam und gefühllos war er von Natur aus; nicht einmal als kleiner Junge hat er das verbergen können. Theodoras aus Gadara, sein Lehrer für Rhetorik, hat tiefer geschaut und schien dies als erster erkannt und in einem äußerst treffenden Vergleich ausgedrückt zu haben; zu wiederholten Malen nannte er ihn, wenn er ihn tadelte, auf griechisch »einen mit Blut getränkten Lehmklumpen«. Seine Veranlagung aber zeigte sich erst mit aller Deutlichkeit und in ihrem ganzen Ausmaß, nachdem er Kaiser geworden war, sogar unmittelbar nach seinem Regierungsantritt, als er noch Mäßigung heucheln mußte, um die Gunst der Menschen zu erlangen. Laut vernehmlich hatte einmal ein Witzbold, als ein Leichenzug an ihm vorüberzog, dem Toten den Auftrag mit auf den Weg gegeben, Augustus zu melden, das, was er dem Volk vermacht habe, sei noch nicht ausgezahlt. Da ließ er diesen Mann aufgreifen und vor sich bringen, ließ den geschuldeten Betrag an ihn auszahlen und ihn zum Henker abführen; er befahl ihm, seinem Vater nun die Wahrheit zu berichten. Und nicht viel später kam es im Senat zu folgender Szene: Er machte einem gewissen Pompeius, einem römischen Ritter, der hartnäckig etwas nicht eingestehen wollte, während er ihm mit Gefängnis drohte, klar, daß schnell aus einem Pompeius ein Pompeianus werden könne; mit diesem üblen Scherz zog er zugleich gegen den Namen des Mannes wie auch gegen das ehemalige Schicksal der Partei der Pompeianer zu Felde. Um dieselbe Zeit fragte ein Praetor bei ihm an, ob er befehlen solle, die Gerichte, die sich mit Majestätsbeleidigung befassen, einzuberufen; dem gab er zur Antwort, Gesetze seien dafür da, daß sie angewendet würden; und er wandte sie ohne einen Funken von Milde an. Jemand hatte einer Statue des Augustus den Kopf abgenommen, um ihr einen anderen aufzusetzen. Es kam zu einer Verhandlung vor dem Senat und, weil bestehende Zweifel an

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58-59

ambigebatur, per tormenta quaesita est. damnato reo paulatim genus calumniae eo processit, ut haec quoque capitalia essent: circa Augusti simulacrum servum cecidisse, vestimenta mutasse, nummo vel anulo effigiem impressam latrinae aut iupanari intulisse, dictum ullum factumve eius existimatione aliqua laesisse. pent denique et is, qui honorem in colonia sua eodem die decerni sibi passus est, quo decreti et Augusto olim erant.

Multa praeterea specie gravitatis ac morum corrigendo- 59 rum, sed et magis naturae optemperans, ita saeve et atrociter factitavit, ut nonnulli versiculis quoque et praesentia exprobrarent et futura denuntiarent mala:

'Asper et immitis, breviter vis omnia dicam? dispeream, si te mater amare potest.

N o n es eques: quare? non sunt tibi milia centum; omnia si quaeras, et Rhodus exilium est.

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der Schuld des Angeklagten nicht ausgeräumt wurden, zu einer Untersuchung unter Anwendung der Folter. Es kam zu einer Verurteilung des Angeklagten; seitdem ging man mit der Zeit in der böswilligen Auslegung von Vorfällen so weit, daß schon folgendes unter die Kapitalverbrechen mit Todesfolgen fiel: in der Nähe eines Bildnisses des Augustus einen Sklaven zu prügeln, seine Kleider zu wechseln, eine Münze oder einen Ring mit dem Bild des Augustus auf die Toilette oder in das Bordell mitzunehmen oder einen Ansatz von Kritik an einem Wort oder einer Tat des Augustus vernehmen zu lassen. Das ging so weit, daß sogar der sein Leben verlor, der es zuließ, daß ihm genau an dem Tag in seiner Kolonie eine Ehre zuerkannt wurde, an dem auch Augustus einmal Ehren verliehen worden waren. Darüber hinaus machte er vieles, was er tat, unter dem Anschein von Charakterstärke und so, als gehe es ihm um die Hebung der Moral, aber es war wohl eher so, daß er seiner natürlichen Veranlagung nachgab, und dabei legte er eine solch grausame Strenge und Unbarmherzigkeit an den Tag, daß einige ihm in kurzen Versen sogar seine gegenwärtigen Fehler vorhielten als auch seine künftigen voraussagten: »Du gefühlloser Klotz, was willst du, daß ich alles in wenige Worte gedrängt sage? Ich will des Todes sein, wenn dich deine Mutter lieben kann. Du bist kein Ritter. Warum? Du hast keine hunderttausend Denare. Wenn du es ganz genau wissen willst, auch Rhodos war schließlich der Ort deiner Verbannung.

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ί9-6ο

Aurea mutasti Saturni saecula, C a e s a r : incolumi nam te ferrea semper erunt.

Fastidit v i n u m , quia iam sitit iste c r u o r e m : tarn bibit hunc avide, quam bibit ante merum.

A s p i c e felicem sibi, non tibi, R o m u l e , Sullam et M a r i u m , si vis, aspice, sed reducem, nec non Antoni civilia bella moventis non semel infectas aspice caede manus, et die: R o m a perit! regnavit sanguine multo, ad regnum quisquis venit ab exilio.'

quae primo, quasi ab impatientibus remedi(or)um ac non tarn ex animi sententia quam bile et stomacho fingerentur, volebat aeeipi dicebatque identidem: 'oderint, dum probent.' dein vera plane certaque esse ipse fecit fidem.

In paucis diebus quam Capreas attigit piscatori, qui sibi 60 secretum agenti grandem mullum inopinanter obtulerat,

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Die goldenen Jahrhunderte des Saturn hast du verdorben, Caesar: Denn solange du existierst, werden immer eisern sie sein. Wein will er doch nicht mehr trinken, jetzt nämlich dürstet es ihn nach Blut; das trinkt er jetzt in vollen Zügen, wie vorher er den Wein trank. Sieh, Römer, auf Sulla, der glücklich für sich, nicht für dich war, und sieh dir auch den Marius an, aber erst nach seiner Rückkehr nach Rom; und sieh dir auch die Hände des Antonius an, der die Bürgerkriege entfesselt, sieh dir die Hände an, die wieder und wieder mit Mordblut besudelt sind, und sage: Rom geht zugrunde! Viele sind den Alleinherrschern zum Opfer gefallen, die vom Exil den Schritt zur Herrschaft getan.« Anfangs wollte er, daß diese Verse als Produkt von Leuten angesehen wurden, die sich mit seinen Maßnahmen nicht anfreunden wollten, und daß sie die Verse nicht so sehr gedichtet hätten, weil sie tief und fest davon überzeugt wären, als vielmehr deshalb, weil ihnen die Galle überlief und sie ihrem Unmut Luft machen wollten; und so sagte er zu wiederholten Malen: »Sollen sie mich doch hassen, wenn sie meinen Maßnahmen nur Beifall spenden.« Später hat er dann selbst bewiesen, daß diese Machwerke vollkommen und ohne Zweifel am Platz gewesen waren. Wenige Tage, nachdem er auf Capri von Bord gegangen war, bot ihm, als er sich ganz für sich alleine zurückgezogen

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6θ-6[,2

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prefricari eodem pisce faciem iussit, territus q u o d is a tergo insulae per aspera et devia erepsisset ad se; gratulanti autem inter p o e n a m , q u o d non et lucustam, quam praegrandem ceperat, obtulisset, lucusta q u o q u e lacerari os imperavit. militem praetorianum ob subreptum e viridiario pavonem capite puniit. in quodam itinere lectica, qua vehebatur, vepribus impedita exploratorem viae, primarum cohortium centurionem, stratum humi paene ad п е с е т verberavit. mox in o m n e genus crudelitatis erupit numquam deficiente mate- 61 ria, c u m p r i m o matris, deinde nepotum et nurus, postremo Seiani familiares atque etiam notos persequeretur; post cuius interitum vel saevissimus extitit. quo maxime apparuit, non tarn ipsum ab Seiano concitari solitum, quam Seianum quaerenti occasiones sumministrasse; etsi commentario, quem de vita sua summatim breviterque composuit, ausus est scribere Seianum se punisse, q u o d comperisset furere adversus liberos Germanici filii sui; q u o r u m ipse alterum suspecto iam, alterum oppresso demum Seiano interemit.

Singillatim

crudeliter

facta eius exequi

longum

est; 2

genera, velut exemplaria saevitiae, enumerare sat erit. nullus a

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hatte, ein Fischer eine große Seebarbe unvorhergesehen dar; ihm ließ er eben mit diesem Fisch tüchtig durch das Gesicht fahren; er war nämlich darüber erschrocken, daß der Mann vom hinteren Teil der Insel durch rauhes und unwegsames Gelände zu ihm emporgeklettert war. Und als der Fischer sich noch, während man ihn bestrafte, glücklich schätzte, daß er ihm nicht auch noch die riesige Languste, die er gefangen hatte, dargeboten hatte, befahl er, ihm auch damit das Gesicht zu zerfetzen. Einen Soldaten seiner Leibgarde bestrafte er mit dem Tode, weil er aus seinem Garten einen Pfau gestohlen hatte. Als auf einer Reise die Sänfte, in der er saß, im Dornengestrüpp feststeckte, ließ er den Offizier, der den Weg zu erkunden hatte, zu Boden werfen und fast zu Tode peitschen. Bald erging er sich in Grausamkeiten aller Art; an Gelegenheiten, sie spüren zu lassen, mangelte es ja niemals; so verfolgte er anfangs nur die Freunde und sogar die Bekannten seiner Mutter, darauf die seiner Enkel und seiner Schwiegertochter, zuletzt die des Sejan. Nachdem er ihn aus dem Weg geräumt hatte, zeigte er sich grausam wie noch nie. Daraus dürfte doch ganz klar hervorgehen, daß es nicht Sejan war, der ihn immer und immer wieder zu solchem Verhalten getrieben hat, sondern daß Sejan ihm, der auf der Suche nach passenden Gelegenheiten war, zugearbeitet hat. Dennoch hat er sich sogar erdreistet, in einem Tagebuch, in dem er selbst sein Leben in groben Zügen und mit wenigen Worten darstellt, zu schreiben, er habe Sejan bestraft, weil er erfahren habe, daß er gegen die Kinder seines Sohnes Germanicus wüte; er selbst jedoch hatte den einen Sohn bereits umgebracht, als er den Sejan bereits verdächtigte, den anderen, als er bereits verhaftet war. Seine grausamen Taten einzeln durchzugehen, würde zu weit führen. Es wird hinreichen, sozusagen anhand von Beispielen die Arten seiner Grausamkeit aufzuzählen. Kein Tag

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61,2-61, Ϊ

poena hominum cessavit dies, ne religiosus quidem ac sacer; animadversum in quosdam ineunte anno novo, accusati damnatique multi cum liberis atque etiam a liberis suis, interdictum ne capite damnatos propinqui lugerent. decreta accusatoribus praecipua praemia, nonnumquam et testibus. nemini delatorum fides abrogata. omne crimen pro j capital] receptum, etiam paucorum simpliciumque verborum. obiectum est poetae, quod in tragoedia Agamemnonem probris lacessisset; obiectum et historico, quod Brutum Cassiumque ultimos Romanorum dixisset; animadversum statim in auctores scriptaque abolita, quamvis probarentur ante aliquot annos etiam Augusto audiente recitata. quibusdam custodiae traditis non modo studendi solacium 4 ademptum, sed etiam sermonis et conloqui usus, citati ad causam dicendam partim se domi vulneraverunt certi damnationis et ad vexationem ignominiamque vitandam, partim in media curia venenum hauserunt; et tarnen conligatis vulneribus ac semianimes palpitantesque adhuc in carcerem rapti. nemo punitorum non in Gemonias abiectus uncoque tractus, viginti uno die abiecti tractique, inter eos feminae et pueri. immaturae puellae, quia more tradito nefas esset vir- 5 gines strangulari, vitiatae prius a carnifice, dein strangulatae. mori volentibus vis adhibita vivendi, nam mortem adeo leve

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ging dahin, ohne daß gestraft wurde, nicht einmal ein Festund Feiertag. Es wurden sogar Leute am Neujahrstag hingerichtet. Viele wurden mit ihren Kindern und sogar von ihren Kindern angeklagt und verurteilt. Es war untersagt, daß Verwandte um г и т Tode Verurteilte trauerten. Für die Ankläger setzte man ausnehmend hohe Belohnungen aus, manchmal auch für die Zeugen. Keinem Denunzianten sprach man seine Glaubwürdigkeit ab. Jedes Verbrechen fiel unter die Kapitalverbrechen, selbst wenige und einfach hingesagte Worte wurden mit dem Tode bestraft. Einem Dichter wurde vorgeworfen, daß er in einer Tragödie Agamemnon beschimpft und geschmäht habe. Einem Historiker, daß er Brutus und Cassius die letzten Römer genannt habe. Sofort wurden beide Schriftsteller bestraft und ihre Werke vernichtet, obwohl sie einige Jahre zuvor noch vorgetragen worden waren und Beifall gefunden hatten, damals war Augustus noch als Zuhörer anwesend gewesen. Einigen Inhaftierten wurde nicht nur der Trost wissenschaftlicher Betätigung genommen, sondern auch die Möglichkeit, zu sprechen und sich zu unterhalten. Wurde man vor Gericht geladen, brachte man sich zum Teil zu Hause tödliche Wunden bei, weil man bereits der Verurteilung sicher war und um sich so die Folterung und entehrende Strafe zu ersparen, zum Teil schluckte man mitten in der Kurie Gift. Und doch wurden ihre Wunden verbunden, und sie wurden halbtot und zuckend doch noch ins Gefängnis geschleift. Alle Verurteilten wurden über die Gemonien hinabgestürzt und mit einem Haken geschleift, so erging es zwanzig Personen an einem einzigen Tag, darunter waren Frauen und kleine Jungen. Ganz junge Mädchen wurden zuerst vom Henker geschändet, dann erst erdrosselt, weil es ein schwerer Verstoß gegen das Herkommen gewesen wäre, eine Jungfrau zu erdrosseln. Diejenigen, die freiwillig sterben wollten, wurden

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i6

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61,5-62,2

supplicium putabat, ut cum audisset unum e reis, Camulum nomine, anticipasse earn, exclamaverit: 'Carnulus me evasit.' et in recognoscendis custodiis precanti cuidam poenae maturitatem respondit: 'nondum tecum in gratiam redii.' annalibus suis vir consularis inseruit, frequenti quodam convivio, cui et ipse affuerit, interrogatum eum subito et clare a quodam nano astante mensae inter copreas, cur Paconius maiestatis reus tarn diu viveret, statim quidem petulantiam linguae obiurgasse, ceterum post paucos dies scripsisse senarni, ut de poena Paconi quam primum statueret.

Auxit intenditque saevitiam exacerbatus indicio de т о п е filii sui Drusi. quem cum morbo et intemperantia perisse existimaret, ut tandem veneno interemptum fraude Livillae uxoris atque Seiani cognovit, neque tormentis neque supplicio cuiusquam pepercit, soli huic cognitioni adeo per totos dies deditus et internus, ut Rhodiensem hospitem, quem familiaribus litteris Romam evocarat, advenisse sibi nuntiatum torqueri sine mora iusserit, quasi aliquis ex necessariis quaestioni adesset, deinde errore detecto et occidi, ne vulgaret iniuriam. carnificinae eius ostenditur locus Capreis,

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gezwungen, weiter zu leben. Denn er hielt den Tod für eine so gelinde Strafe, daß er auf die Nachricht hin, ein Angeklagter namens Carnulus habe den Tod vorweggenommen, ausrief: »Carnulus ist mir entwischt.« Als ihn bei der Inspektion der Gefängnisse jemand bat, die Strafe endlich an ihm vollziehen zu lassen, gab er ihm zur Antwort: »Noch bin ich nicht mit dir versöhnt.« Folgenden Vorfall hat ein ehemaliger Konsul in seinen Aufzeichnungen vermerkt: Bei einem Gastmahl, das stark besucht und bei dem er auch persönlich anwesend war, habe ihn plötzlich und gut vernehmlich ein Zwerg, der mit anderen Possenreißern beim Tisch stand, gefragt, warum Paconius, der der Majestätsbeleidigung angeklagt sei, so lange am Leben bleibe; sofort habe Tiberius ihn zwar wegen seiner voreiligen Äußerung gescholten, aber ein paar Tage später habe er an den Senat geschrieben, so bald als möglich die Strafe für Paconius festzusetzen. Seine Grausamkeit nahm noch um einiges mehr zu, weil ihn die Entdeckung der Todesumstände des Drusus noch herber werden ließ. Tiberius hatte nämlich geglaubt, Drusus habe eine Krankheit und seine Unmäßigkeit dahingerafft; als er aber schließlich erfuhr, er sei durch ein Komplott seiner Frau Livilla und des Sejan vergiftet worden, da blieb keinem Folter und Tod erspart. Allein mit dieser einen Untersuchung war er ganze Tage ohne Unterbrechung so beschäftigt und in Anspruch genommen, daß er einen Gastfreund aus Rhodos, den er in einem vertraulichen Brief nach Rom gerufen hatte, nach der Meldung seiner Ankunft gleich zu foltern befahl, als wenn er einer der Hauptbeteiligten an der Untersuchung sei. Als später der Fehler ans Licht kam, ließ er ihn sogar töten, damit er nicht das Unrecht, das er erlitten hatte, überall herumerzählte. Sein Richtplatz wird noch heute auf Capri gezeigt, von wo er die Verurteilten

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62.2-6} ,2

unde damnatos post longa et exquisita tormenta praecipitari coram se in mare iubebat, excipiente classiariorum manu et contis atque remis elidente cadavera, ne cui residui spiritus quicquam inesset. excogitaverat autem inter genera cruciatus etiam, ut larga men potione per fallaciam oneratos, repente veretris deligatis, fidicularum simul urinaeque tormento distenderet. quod nisi eum et mors praevenisset et Thrasyllus consulto, ut aiunt, differre quaedam spe longioris vitae compulisset, plures aliquanto necaturus ac ne reliquis quidem nepotibus parsurus creditur, cum et Gaium suspectum haberet et Tiberium ut ex adulterio conceptum aspernaretur. nec abhorret a vero; namque identidem felicem Priamum vocabat, quod superstes omnium suorum extitisset.

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Quam inter haec non modo invisus ac detestabilis, sed 63 praetrepidus quoque atque etiam contumeliis obnoxius vixerit, multa indicia sunt, haruspices secreto ac sine testibus consuli vetuit. vicina vero urbi oracula etiam dis[s]icere conatus est, sed maiestate Praenestinarum sortium territus destitit, cum obsignatas devectasque Romam non repperisset in area nisi relata rursus ad templum. unum et alterum 2

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nach langen und ausgesuchten Folterungen vor seinen Augen ins Meer stürzen ließ; unten fing dann ein Trupp Matrosen die Leichname auf und schlug mit Stangen und Rudern auf sie ein, damit in ihnen nicht mehr ein Funken von Leben war. Und er hatte sich unter anderem folgende Foltermethode ausgedacht: Unter irgendeinem Vorwand gab er Leuten reichlich Wein zu trinken und machte sie betrunken, dann ließ er ihnen plötzlich ihr Glied zubinden, so daß er ihnen durch Schnüre und Harndrang unsägliche Folterqualen bereitete. Wäre der Tod für ihn nicht früher als erwartet gekommen und hätte nicht Thrasyllos ihn mit voller Absicht, wie man sagt, gedrängt, in der Hoffnung auf ein längeres Leben einige Hinrichtungen aufzuschieben, so würde er wohl noch weit mehr Menschen getötet haben und hätte wohl nicht einmal vor seinen noch lebenden Enkeln haltgemacht, zumal da ihm Gaius schon verdächtig war und er von Tiberius nichts wissen wollte, weil er die Frucht eines außerehelichen Fehltrittes war. Das dürfte dem recht nahe kommen, wie er wirklich empfand. Denn zu wiederholten Malen nannte er Priamus einen glücklichen Mann, weil er die Seinen alle überlebt habe. Was war er doch in dieser Zeit nicht nur ein verhaßter und auch verabscheuter Mensch, was für ein Leben führte er damals, ständig mußte er auch noch Angst haben und Schmähungen über sich ergehen lassen; dafür haben wir viele Beweise. £ingeweideschauer insgeheim und ohne Zeugen zu befragen, verbot er. Er unternahm sogar den Versuch, die Orakelstätten in der Nachbarschaft von Rom aufzulösen, aber die Orakellose von Praeneste jagten ihm durch ihre Erhabenheit Angst und Schrecken ein, und er nahm davon Abstand. Er hatte sie nämlich versiegeln und nach Rom schaffen lassen; dort fand er sie aber nicht im Kasten; erst als der wieder in den Tempel zurückgebracht worden war, tauchten

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65,2-65,2

consulares oblatis provinciis non ausus a se dimittere usque eo detinuit, donee successores post aliquot annos praesentibus daret, cum interim manente officii titulo etiam delegaret plurima assidue, quae illi per legatos et adiutores suos exequenda curarent. nurum ac nepotes numquam aliter post 64 damnationem quam catenatos obsutaque lectica loco movit, prohibitis per militem obviis ac viatoribus respicere usquam vel consistere.

Seianum res novas molientem, quamvis iam natalem eius 65 publice celebrari et imagines aureas coli passim videret, vix tandem et astu magis ac dolo quam principali auctoritate subvertit. nam primo, ut a se per speciem honoris dimitteret, collegam sibi assumpsit in quinto consulatu, quem longo intervallo absens ob id ipsum susceperat. deinde spe affinitatis ac tribuniciae potestatis deceptum inopinantem criminatus est pudenda miserandaque oratione, cum inter alia patres conscriptos precaretur, mitterent alterum e consulibus, qui se senem et solum in conspectum eorum cum aliquo militari praesidio perduceret. sic quoque diffidens 2 tumultumque metuens Drusum nepotem, quem vinculis adhuc Romae continebat, solvi, si res posceret, ducemque

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sie wieder auf. Zwei Konsulare, denen eine Provinz zur Verwaltung übertragen worden war, wagte er nicht fortzulassen; solange hielt er sie von ihrem Aufgabenbereich fern, bis er ihnen gleich vor Ort nach ein paar Jahren Nachfolger geben konnte; inzwischen ließ er ihnen ihre Titel und erteilte ihnen sogar ständig recht viele Aufträge, die sie dann durch Legaten und ihre Gehilfen ausführen ließen. Seine Schwiegertochter und Enkel durften sich nach ihrer Verurteilung niemals anders als gefesselt und in einer geschlossenen Sänfte fortbewegen; ein Soldat war dann dabei, der dagegen einschritt, daß Leute, die ihnen begegneten, und Reisende sich umschauten oder gar stehenblieben. Obwohl er mit ansehen mußte, wie Sejan einen Putsch ins Werk setzte und daß bereits sein Geburtstag öffentlich gefeiert wurde und überall von ihm goldene Bildnisse verehrt wurden, brachte er ihn schließlich so gerade noch zu Fall, allerdings mehr durch List und Trug als durch seine kaiserliche Autorität. Zuerst nahm er sich den Sejan, um ihn fortschicken zu können, wobei der Schein eines ehrenvollen Auftrags gewahrt werden konnte, in seinem fünften Konsulat, das er nach einer langen Pause und in Abwesenheit allein aus diesem Grunde übernommen hatte, zum Amtskollegen. Dann aber führte er ihn in die Irre, indem er ihm Hoffnungen auf verwandtschaftliche Bindungen und die tribunizische Gewalt machte, um dann gegen ihn, der überhaupt nichts ahnte, in einer häßlichen und bedauerswerten Anklageschrift Vorwürfe zu erheben, wobei er unter anderem den Senat darum bat, er möge doch einen von den beiden Konsuln schicken, damit er ihn, den alten und alleinstehenden Mann, unter militärischem Geleit vor sie hinführe. Da er doch noch recht mi£trauisch war und einen Aufruhr befürchtete, hatte er den Befehl gegeben, seinen Enkel Drusus, den er immer noch in Rom im Gefängnis festhielt, freizulas-

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6$,2 -67,1

constitui praeceperat. aptatis etiam navibus ad quascumque legiones meditabatur fugam, speculabundus ex altissima rupe identidem signa, quae, ne nuntii morarentur, tolli procul, ut quidque factum foret, mandaverat. verum et oppressa coniuratione Seiani nihilo securior aut constantior per novem proximos menses non egressus est villa, quae vocatur Iovis.

Urebant insuper anxiam mentem varia undique convicia, 66 nullo non damnatorum omne probri genus coram vel per libellos in orchestra positos ingerente. quibus quidem diversissime adficiebatur, modo ut prae pudore ignota et celata cuncta cuperet, nonnumquam eadem contemneret et proferret ultro atque vuigaret. quin et Artabani Parthorum regis laceratus est litteris parricidia et caedes et ignaviam et luxuriam obicientis monentisque, ut voluntaria morte maximo iustissimoque civium odio quam primum satis faceret. postremo semet ipse pertaesus, tali[s] epistulae princi- 67 pio tantum non summam malorum suorum professus est: 'quid scribam vobis, p. c., aut quo modo scribam, aut quid

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sen, wenn es erforderlich werde, und als Oberbefehlshaber zu bestellen. Auch Schiffe hatte er zum Auslaufen bereit machen lassen, denn er dachte auch an eine Flucht zu irgendwelchen Legionen; vom höchsten Punkt der Insel hielt er immer wieder Ausschau nach Signalen, die ihm aus der Ferne gegeben werden sollten, wie er angeordnet hatte, damit die Nachrichten nicht so lange auf sich warten ließen, je nachdem wie und was sich zugetragen hatte. Aber auch nachdem er die Verschwörung des Sejan unterdrückt hatte, fühlte er sich um nichts sicherer und gefestigter und setzte während der nächsten neun Monate keinen Fuß vor sein Landhaus, die sogenannte Iuppiter-Villa. Ferner belasteten sein ängstliches Gemüt die verschiedenen, von allen Seiten laut werdenden Schmähungen; ohne Ausnahme schleuderten nämlich alle Verurteilten ihm in aller Öffentlichkeit oder in Schmähschriften, die auf den Sitzen der Orchestra lagen, alle möglichen Vorwürfe entgegen. Mit solchen Vorwürfen pflegte er ganz unterschiedlich umzugehen : das eine Mal wünschte er sich vor lauter Scham, sie würden nicht weiter bekannt, und man hielte sie geheim, das andere Mal schenkte er ihnen keine Beachtung, ging sogar selbst hin und machte sie öffentlich. Ja, sogar der Partherkönig Artabanus verletzte ihn in einem Brief tief, indem er ihm die Ermordung seines Bruders und andere Morde, seine Faulheit und Genußsucht zum Vorwurf machte und ihm dringend riet, freiwillig aus dem Leben zu scheiden und so dem übergroßen und vollkommen berechtigten Haß der Mitbürger möglichst bald Genüge zu leisten. Zuletzt überkam ihn vor sich selbst der Ekel, und er gestand in einem Brief, der mit folgenden Worten beginnt, knapp zusammengefaßt das Ausmaß seines Elends: »Was soll ich euch schreiben, Senatoren, oder wie soll ich schreiben, oder was soll ich in diesem Moment nicht schreiben? Die Götter und die

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67,1 -68,1

omnino non scribam hoc tempore, dii me deaeque peius perdant quam cotidie perire sentio, si scio.' Existimant quidam praescisse haec eum peritia futurorum 2 ac multo ante, quanta se quandoque acerbitas et infamia maneret, prospexisse; ideoque, ut imperium inierit, et patris patriae appellationem et ne in acta sua iuraretur obstinatissime recusasse, ne mox maiore dedecore impar tantis honoribus inveniretur. quod sane ex oratione eius, quam de utra- 3 que re habuit, colligi potest; vel cum ait: similem se semper sui futurum nee umquam mutaturum mores suos, quam diu sanae mentis fuisset; sed exempli causa cavendum esse, ne se senatus in acta cuiusquam obligaret, quia aliquo casu mutari posset, et rursus:

'Si quando autem', inquit, 'de moribus meis devotoque vobis animo dubitaveritis, - quod prius quam eveniat, opto ut me supremus dies huic mutatae vestrae de me opinioni eripiat - nihil honoris adiciet mihi patria appellatio, vobis autem exprobrabit aut temeritatem delati mihi eius cognominis aut inconstantiam contrarii de me iudicii.'

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Corpore fuit amplo atque robusto, statura quae iustam 68 excederet; latus ab umeris et pectore, ceteris quoque mem-

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Göttinnen mögen mich schlimmer zugrunde gehen lassen, als ich mich täglich zugrunde gehen fühle, wenn ich es weiß.« Einige sind der Meinung, er habe das durch seine Gabe, in die Zukunft zu schauen, schon im voraus gewußt und habe schon lange vorher vorausgesehen, was für eine Bitterkeit und Schande er einmal zu gewärtigen habe. Deshalb habe er gleich bei seinem Regierungsantritt den Titel »Vater des Vaterlandes« mit äußerster Hartnäckigkeit von sich gewiesen und nicht zugelassen, daß man auf seine Taten schwöre. Denn später sollte ihn nicht die noch größere Schande treffen, daß man ihn solcher Ehren für unwürdig befinde. Ja, das kann man aus seiner Rede, die er über beide Punkte gehalten hat, wirklich herauslesen; so wenn er sagt, er werde sich selbst immer gleich bleiben und seinen Charakter niemals ändern, solange er noch klar bei Verstände sei. Aber man müsse sich wegen des beispielhaften Charakters vorsehen, daß der Senat sich nicht auf die Handlungen eines Menschen verpflichte, da dieser sich durch irgendeinen Zufall ändern könne. Und an einer anderen Stelle sagt er noch einmal: »Solltet ihr einmal an meinem Charakter und meiner Treue zu euch Zweifel haben - bevor es so weit kommt, wünsche ich mir, daß mir durch den Tod erspart bleibt, miterleben zu müssen, daß ihr eure Meinung über mich ändert - , wird für mich der Titel >Vater< keine weitere Ehrung sein, euch aber wird man entweder unüberlegtes Handeln vorhalten, weil ihr mir diesen Beinamen verliehen habt, oder Wankelmütigkeit, weil ihr eure Meinung ins Gegenteil verkehrt habt.« Sein Körper war ansehnlich und kräftig, von der Statur her lag er etwas über Normalgröße; Schultern und Brust waren breit, auch die übrigen Gliedmaßen bis hin zu den

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68,1 -69

bris usque ad inios pedes aequalis et congruens; sinistra manu agiliore ac validiore, articulis ita firmis, ut recens et integrum malum digito terebraret, caput pueri vel etiam adulescentis talitro vulneraret. colore erat candido, capillo 2 pone occipitium summissiore ut cervicem etiam obtegeret, quod gentile in illo videbatur; facie honesta, in qua tarnen crebri et subiti tumores, cum praegrandibus oculis et qui, quod mirum esset, noctu etiam et in tenebris viderent, sed ad breve et cum primum e somno patuissent; deinde rursum hebescebant. incedebat cervice rigida et obstipa, adducto j fere vultu, plerumque tacitus, nullo aut rarissimo etiam cum proximis sermone eoque tardissimo, nec sine molli quadam digitorum gesticulatione. quae omnia ingrata atque arrogantiae plena et animadvertit Augustus in eo et excusare temptavit saepe apud senatum ac populum professus naturae vitia esse, non animi. valitudine prosperrima usus est, 4 tempore quidem principatus paene toto prope inlaesa, quamvis a tricesimo aetatis anno arbitratu eam suo rexerit sine adiumento consiliove medicorum.

Circa deos ac religiones neglegentior, quippe addictus 69 mathematicae plenusque persuasionis cuncta fato agi, toni-

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Füßen standen im rechten Verhältnis zueinander und waren gut proportioniert. Seine linke Hand war beweglicher und kräftiger und ihre Gelenke so stark, daß er einen frisch gepflückten und kernigen Apfel mit einem Finger durchbohren und den Kopf eines Jungen oder sogar eines jungen Mannes durch das Schnellen mit den Fingern verwunden konnte. Er hatte eine weiße Haut, sein Haar trug er am Hinterkopf so lang, daß es auch noch den Nacken bedeckte; hier schien er die Familientradition fortzusetzen. Er hatte edle Gesichtszüge, doch zeigten sich im Gesicht sehr oft und plötzlich Geschwulste, er hatte sehr große Augen und konnte damit, und das ist merkwürdig, sogar bei Nacht und in der Dunkelheit sehen, aber nur ganz kurz und wenn er sie unmittelbar nach dem Schlaf öffnete. Dann begann ihre Sehkraft wieder schwächer zu werden. Er ging immer mit steifem, nach hinten gebogenem Nacken, fast immer machte er ein ernstes Gesicht, und meistens war er schweigsam, selbst mit seiner nächsten Umgebung sprach er kein Wort oder nur ganz selten, und auch dann sehr bedächtig, und dabei gestikulierte er immer ganz leicht mit den Fingern. Alle diese unangenehmen und dazu noch recht anmaßenden Verhaltensweisen hat bereits Augustus an ihm getadelt und oft beim Senat und beim Volk damit zu entschuldigen versucht, daß er erklärte, es seien ihm zur Natur gewordene schlechte Gewohnheiten, aber keine Charakterfehler. Er war immer kerngesund, und das blieb so fast während seiner ganzen Regierungszeit, obwohl er seit seinem dreißigsten Lebensjahr selbst entschied, was für seine Gesundheit gut und recht war, ohne daß er ärztliche Hilfe und Rat einholte. Den Göttern und religiösen Obliegenheiten gegenüber zeigte er sich recht gleichgültig, zumal er sich ganz der Astrologie verschrieben hatte und fest davon überzeugt war, daß alles vom Schicksal bestimmt werde. Dennoch schreck-

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trua tarnen praeter modum expavescebat et turbatiore caelo numquam non coronam lauream capite gestavit, quod fulmine afflari negetur id genus frondis. Artes liberales utriusque generis studiosissime coluit. in oratione Latina secutus est Corvinum Messalam, quem senem adulescens observarat. sed adfectatione et morositate nimia obscurabat stilum, ut aliquanto ex tempore quam a cura praestantior haberetur. composuit et carmen lyricum, cuius est titulus 'conquestio de morte L. Caesaris'. fecit et Graeca poemata imitatus Euphorionem et Rhianum et Parthenium, quibus poetis admodum delectatus scripta omnium et imagines publicis bibliothecis inter veteres et praecipuos auctores dedicavit; et ob hoc plerique eruditorum certatim ad eum multa de his ediderunt. maxime tamen curavit notitiam historiae fabularis usque ad ineptias atque derisum; nam et grammaticos, quod genus hominum praecipue, ut diximus, appetebat, eius modi fere quaestionibus experiebatur: quae mater Hecubae, quod Achilli nomen inter virgines fuisset, quid Sirenes cantare sint solitae. et quo primum die post excessum Augusti curiam intravit, quasi pietati simul ac religioni satis facturus Minonis exemplo ture quidem ac vino verum sine tibicine supplicavit, ut ille olim in morte filii. sermone Graeco quamquam alioqui

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te er über alle Maßen auf, wenn es donnerte, und wenn sich am Himmel Anzeichen von Wetterverschlechterungen zeigten, trug er immer einen Lorbeerkranz auf dem Kopf, weil man sagt, in dieses Laub fahre der Blitz nicht ein. Die freien Künste pflegte er in beiden Sprachen sehr eifrig. In der lateinischen Redekunst war Corvinus Messala sein Vorbild; ihn hatte er schon als junger Mann verehrt; damals war Corvinus bereits ein alter Mann gewesen. Aber durch seine gekünstelte und allzu pedantische Ausdrucksweise waren seine Reden immer schwer verständlich, so daß man seine Reden aus dem Stegreif höher schätzte als die, die er ausgearbeitet hatte. Er verfaßte auch ein lyrisches Gedicht mit dem Titel »Klage über L. Caesars Tod«. Auch griechische Gedichte schrieb er und ahmte dabei den Euphorion, Rhianos und Parthenios nach, an denen er so große Freude hatte, daß er die Schriften und Bildnisse dieser Drei zwischen den alten Größen unter den Dichtern aufstellen ließ. Das war auch der Grund dafür, daß recht viele Gelehrte über diese Drei um die Wette viel publizierten und ihm ihre Werke widmeten. Doch am meisten vertiefte er sich in die Mythologie, das ging bis hin zu Phantastereien und bis ins Lächerliche. Denn auch die Grammatiker, mit denen er, wie wir bereits festgestellt haben, ganz gerne zu tun hatte, stellte er mit Fragen etwa wie diesen auf die Probe: wer die Mutter der Hekuba gewesen sei, wie Achill bei den Mädchen geheißen habe, was für Lieder die Sirenen gesungen hätten. Und an dem Tag, an dem er zum ersten Mal nach dem Tode des Augustus wieder die Kurie betrat, brachte er, wohl um zugleich der Sohnespflicht als auch einer religiösen Obliegenheit genug zu tun, nach dem Vorbild des Minos ein Weihrauch· und Weinopfer dar, allerdings ohne daß dabei ein Flötenspieler aufspielte; Minos hatte einst dasselbe beim Tod seines Sohnes getan. Obwohl er sich gewandt und leicht

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71-72,2

promptus et facilis, non tamen usque quaque usus est abstinuitque maxime in senatu; adeo quidem, ut monopolium nominaturus veniam prius postularet, quod sibi verbo peregrino utendum esset, atque etiam cum in quodam decreto patrum έμβλημα recitaretur, commutandam censuit vocem et pro peregrina nostratem requirendam aut, si non reperiretur, vel pluribus et per ambitum verborum rem enuntiandam. militem quoque Graece testimonium interrogatum nisi Latino respondere vetuit.

Bis omnino toto secessus tempore Romam redire conatus, semel triremi usque ad proximos naumachiae hortos subvectus est disposita statione per ripas Tiberis, quae obviam prodeuntis submoveret, iterum Appia usque ad septimum lapidem; sed prospectis modo nee aditis urbis moenibus rediit, primo incertum qua de causa, postea ostento territus. erat ei in oblectamentis serpens draco, quem ex consuetudine manu sua cibaturus cum consumptum a formicis invenisset, monitus est ut vim multitudinis caveret. rediens ergo propere Campaniam Asturae in languorem incidit, quo paulum levatus Cerceios pertendit. ac ne quam suspicionem

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im Gespräch auf Griechisch ausdrücken konnte, bediente er sich des Griechischen nicht bei jeder Gelegenheit, und ganz besonders im Senat sprach er nicht Griechisch. Das ging sogar soweit, daß er, weil er nicht umhin komme, ein Fremdwort zu gebrauchen, um Nachsicht bat, das Wort »Monopol« verwenden zu dürfen. Ja, als in einem Senatsbeschluß einmal das Wort »Emblem« fiel, war er sogar der Meinung, das Wort gehöre abgeändert, und es müsse nach einem entsprechenden in der lateinischen Sprache gesucht werden und, sollte man keines finden, müsse der Sachverhalt eben durch mehrere und umschreibende Begriffe ausgedrückt werden. Einem Soldaten, der auf griechisch als Zeuge befragt wurde, verbot er zu antworten, es sei denn er antworte auf lateinisch. Nur zweimal machte er während der ganzen Zeit, die er fern von Rom lebte, den Versuch, nach Rom zurückzukehren: das eine Mal fuhr er auf einem Dreiruderer bis in die unmittelbare Nähe der Gärten bei der Naumachie; vorher hatten an den Ufern des Tiber Soldaten Posten bezogen, die Leute wegschicken sollten, die ihnen aus der Stadt entgegenkamen. Das zweite Mal kam er auf der Via Appia bis zum siebten Meilenstein an die Stadt heran. Aber beide Male sah er sich die Mauern der Stadt von außen an und betrat die Stadt nicht, sondern machte kehrt. Beim ersten Mal war nicht klar, warum er das tat. Das zweite Mal schreckte ihn ein Vorzeichen ab. Zum Zeitvertreib hielt er sich eine recht große Schlange; als er diese wie gewöhnlich eigenhändig füttern wollte, fand er sie von Ameisen verzehrt vor; das war für ihn eine Warnung, sich vor der gewalttätigen Menge zu hüten. Er kehrte also eilends nach Kampanien zurück, und in Astura verfiel er in Depressionen; als er sich davon ein wenig erholt hatte, setzte er seine Reise bis Circei fort. Damit man erst gar nicht zu munkeln anfange, er habe keine

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72,2-73,1

infirmitatis daret, castrensibus ludis non tantum interfuit, sed etiam missum in harenam aprum iaculis desuper petit; statimque latere convulso et, ut exaestuarat, afflatus aura in graviorem recidit morbum. sustentavit tamen aliquamdiu, quamvis Misenum usque devectus nihil ex ordine cotidiano praetermitteret, ne convivia quidem aut ceteras voluptates partim intemperantia partim dissimulatione. nam Chariclen medicum, quod commeatu afuturus e convivio egrediens manum sibi osculandi causa apprehendisset, existimans temptatas ab eo venas, remanere ac recumbere hortatus est cenamque protraxit. nec abstinuit consuetudine quin tunc quoque instans in medio triclinio astante lictore singulos valere dicentis appellaret. interim cum in actis senatus legisset dimissos ac ne auditos quidem quosdam reos, de quibus strictim et nihil aliud quam nominates ab indice scripserat, pro contempto se habitum fremens repetere Capreas quoquo modo destinavit, non temere quicquam nisi ex tuto ausurus. sed tempestatibus et ingravescente vi morbi retentus paulo post obiit in villa Lucullana octavo et septuagesimo aetatis anno, tertio et vicesimo imperii, XVII. Kai. Ap. Cn. Acerronio Proculo C. Pontio Nigr(in)o conss.

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Kraft mehr, war er bei den Lagerspielen nicht nur anwesend, sondern warf sogar von seinem Sitz herab mit Wurfspießen auf einen Eber, den man in die Arena gelassen hatte. Sofort spürte er einen stechenden Schmerz in der Seite und bekam, durchgeschwitzt wie er war, Zugluft mit und erlitt einen recht schweren Rückfall. Dennoch überstand er die Krankheit eine Zeitlang, obwohl er bis nach Misenum weitersegelte und nichts von seinem täglichen Pensum ausließ, nicht einmal Gelage und andere Vergnügungen, teils weil er ohne Maß und Ziel war, teils weil er sich etwas vormachte. Denn seinen Arzt Charikles, der seinen Urlaub antreten wollte und deswegen von der Tafel aufgestanden war und seine Hand zum Kuß ergriffen hatte, mahnte er in dem Glauben, er habe seinen Puls fühlen wollen, noch zu bleiben und wieder bei Tisch Platz zu nehmen, und so verlängerte er das Mahl. Ja, er gab damals sogar seine Gewohnheit nicht auf, sich mitten im Speisezimmer mit einem Liktor an der Seite hinzustellen und jedem, der sich verabschiedete, persönlich »Lebe wohl« zu sagen. Als er in der Zwischenzeit in den Protokollen der Senatssitzungen gelesen hatte, daß man einige Angeklagte entlassen und nicht einmal verhört hatte, über die er nur eine ganz kurze schriftliche Notiz geschickt hatte und nichts mehr, als daß man ihm ihre Namen hinterbracht habe, war er über diese Geringschätzung, mit der man ihn behandelte, unwirsch und fest entschlossen, auf alle Fälle nach Capri zurückzugehen; denn es schien ihm angebracht, dagegen nur etwas nach reiflicher Überlegung und aus sicherer Entfernung zu unternehmen. Aber Stürme und die schlimmer werdende Krankheit ließen ihn nicht fortkommen, und so starb er wenig später in der Villa Luculiana im achtuncisiebzigsten Lebensjahr, im dreiundzwanzigsten Jahr seiner Regierung, am ι έ . März, im Konsulatsjahr des Cn. Acerronius Proculus und des C . Pontius Nigrinus.

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73.I-7S.·

Sunt qui putent venenum ei a Gaio datum lentum atque ι tabificum; alii, in remissione fortuitae febris cibum desideranti negatum; nonnulli, pulvinum iniectum, cum extractum sibi deficienti anulum mox resipiscens requisisset. Seneca eum scribit intellecta defectione exemptum anulum quasi alicui traditurum parumper tenuisse, dein rursus aptasse digito et compressa sinistra manu iacuisse diu immobilem; subito vocatis ministris ас nemine respondente consurrexisse nec procul a lectulo deficientibus viribus concidisse.

Supremo natali suo Apollinem Temenitem et amplitudinis 74 et artis eximiae, advectum Syracusis ut in bibliotheca templi novi poneretur, viderat per quietem affirmantem sibi non posse se ab ipso dedicari. et ante paucos quam obiret dies, turris Phari terrae motu Capreis concidit. ac Miseni cinis e favilla et carbonibus ad calficiendum triclinium inlatis, extinctus iam et diu frigidus, exarsit repente prima vespera atque in multam noctem pertinaciter luxit.

Morte eius ita laetatus est populus, ut ad primum nuntium 75 discurrentes pars: 'Tiberium in Tiberim!' clamitarent, pars

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Einige sind der Ansicht, Gaius habe ihm Gift gegeben, das ihn ganz langsam und allmählich hinsiechen ließ. Es gibt allerdings auch Stimmen, die behaupten, man habe ihm die Nahrung verweigert, als einmal das unerwartet aufgetretene Fieber zurückging. Einige meinen auch, man habe ihn mit einem Kissen erstickt, als er wieder zu sich kam und dann auch den Ring zurückverlangte, den man ihm, da seine Kräfte im Schwinden waren, bereits abgezogen hatte. Seneca schreibt, er habe, als er sein Ende kommen sah, den Ring vom Finger gestreift, als wolle er ihn jemandem übergeben, und ihn kurz in der Hand gehalten, dann aber habe er ihn wieder an den Finger gesteckt und habe die Linke zusammengepreßt und sei so lange unbeweglich dagelegen. Plötzlich habe er nach seinen Dienern verlangt, niemand aber habe geantwortet; da sei er aufgestanden, und nicht weit vom Bett sei er entkräftet zusammengebrochen. An seinem letzten Geburtstag war ihm, als er sich zur Ruhe niedergelegt hatte, der Temenitische Apollo, eine ungemein große und kunstvolle Statue, die er aus Syrakus hatte nach Rom schaffen lassen, um sie in der Bibliothek eines neuen Tempels aufzustellen, erschienen und hatte ihm ganz klar gesagt, er werde von ihm nicht als Weihgeschenk aufgestellt werden können. Und wenige Tage vor seinem Tod stürzte auf Capri der Leuchtturm infolge eines Bebens zusammen. Und in Misenum fing die Asche aus der Loderasche und den Kohlestücken, die man zum Aufwärmen ins Speisezimmer getragen hatte, obwohl sie bereits gelöscht und schon längst erkaltet war, plötzlich am frühen Abend wieder Feuer und glühte hell bis tief in die Nacht, ohne zu verlöschen. Darüber, daß er tot war, freute sich das Volk so sehr, daß man in alle Himmelsrichtungen auseinanderlief, sobald man von seinem Tod erfahren hatte, und einige den Ruf anstimm-

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Terram matrem deosque Manes orarent, ne mortuo sedem ullam nisi inter impios darent, alii uncum et Gemonias cadaveri minarentur, exacerbati super memoriam pristinae crudelitatis etiam recenti atrocitate. nam cum senatus consulto cautum esset, ut poena damnatorum in decimum semper diem differretur, forte accidit ut quorundam supplicii dies is esset, quo nuntiatum de Tiberio erat, hos implorantis hominum fidem, quia absente adhuc Gaio nemo extabat qui adiri inteφellarique posset, custodes, ne quid adversus constitutum facerent, strangulaverunt abieceruntque in Gemonias. crevit igitur invidia, quasi etiam post mortem tyranni saevitia permanente, corpus ut moveri a Miseno coepit, conclamantibus plerisque Atellam potius deferendum et in amphitheatro semiustilandum, Romam per milites deportatum est crematumque publico funere.

Testamentum duplex ante biennium fecerat, alteram sua, alteram liberti manu, sed eodem exemplo, obsignaveratque etiam humillimorum signis. eo testamento heredes aequis partibus reliquit Gaium ex Germanico etTiberium ex Druso

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ten: »Tiberius in den Tiber!« Andere riefen die Mutter Erde und die Götter der Unterwelt an, ihm keine Wohnstätte zu geben, und wenn sich das nicht vermeiden lasse, dann nur dort, wo die Gottlosen wohnten. Andere wiederum drohten dem Leichnam Haken und Gemonien an; denn sie waren nicht nur aufgebracht bei der Erinnerung an seine altbekannte Grausamkeit, sondern auch noch über eine Scheußlichkeit, die erst unlängst passiert war. Denn weil durch einen Senatsbeschluß sicher gestellt war, daß die Bestrafung der Verurteilten stets um zehn Tage ausgesetzt war, traf es sich zufällig, daß die Hinrichtung einiger Verurteilter genau auf den Tag fiel, an dem die Nachricht vom Ableben des Tiberius in Rom eintraf. Diese flehten die Menschen um ihren Beistand an; da Gaius noch nicht da war und es niemanden gab, an den man sich hätte wenden und bei dem man mit seinen Bitten hätte vorstellig werden können, erdrosselten die Wächter, um nichts entgegen dem Beschluß zu tun, die Verurteilten und warfen sie die Gemonien hinab. Also wurde der Haß nur noch größer, schien es doch so, als sei es auch nach dem Tode des Tyrannen nicht vorbei mit seiner Grausamkeit. Als sich der Leichenzug von Misenum aus in Bewegung zu setzen begann, wurde von vielen Seiten die Forderung laut, man solle ihn lieber nach Atella bringen und im Amphitheater halb verbrennen; doch mit Hilfe der Soldaten schaffte man den Leichnam nach Rom und äscherte ihn bei einem Staatsbegräbnis ein. Er hatte vor zwei Jahren ein Testament in doppelter Ausfertigung gemacht; das eine hatte er selbst geschrieben, das andere ein Freigelassener, inhaltlich waren beide Ausführungen identisch. Leute ganz niederen Standes hatten mit ihrem Zeichen das Testament gegengezeichnet. In diesem Testament bestimmte er seine Enkel Gaius, den Sohn des Germanicus, und Tiberius, den Sohn des Drusus, als Erben

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nepotes substituitque in vicem; dedit et legata plerisque, inter quos virginibus Vestalibus, sed et militibus universis plebeique Romanae viritim atque etiam separatim vicorum magistris.

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zu gleichen Teilen und zu Erben auf Gegenseitigkeit. Er gab auch Legate an sehr viele Leute, unter anderem an die Vestalischen Jungfrauen, aber auch an die Soldaten in ihrer Gesamtheit und jeden einzelnen aus dem einfachen Volk von Rom und sogar noch ein Extralegat an die Vorsteher der Bezirke.

Liber IV С.

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Germanicus, С . Caesaris pater, Drusi et minoris Antoniae ι filius, a Tiberio patruo adoptatus, quaesturam quinquennio ante quam per leges liceret et post earn consulatum statim gessit, missusque ad exercitum in Germaniam, excessu Augusti nuntiato, legiones universas imperatorem Tiberium pertinacissime recusantis et sibi summam rei p. deferentis incertum pietate an constantia maiore compescuit atque hoste mox devicto triumphavit. consul deinde iterum crea- 2 tus ac prius quam honorem iniret ad componendum O r i e n tis statum expulsus, cum Armeniae regem dedisset, Cappadociam in provinciae formam redegisset, annum agens aetatis quartum et tricensimum diuturno m o r b o Antiochiae obiit, non sine veneni suspicione. nam praeter livores, qui toto corpore erant, et spumas, quae per os fluebant, cremati quoque cor inter ossa incorruptum repertum est, cuius ea natura existimatur, ut tinctum veneno igne confici nequeat.

Buch 4 CALIGULA Germanicus, der Vater des C. Caesar, der Sohn des Drusus und Antonia der Jüngeren, wurde von Tiberius, seinem Onkel väterlicherseits, adoptiert. Er war Quaestor vor der Zeit, die das Gesetz zubilligt; und unmittelbar im Anschluß an die Quaestur bekleidete er das Konsulat. Man schickte ihn zum Heer, das in Germanien stationiert war; als die Nachricht vom Tode des Augustus eintraf, haben alle Legionen ohne Ausnahme Tiberius als Kaiser sehr entschieden abgelehnt und ihm diese Position im Staate angetragen; Germanicus hielt diese Bestrebungen in Schranken, wobei ungewiß ist, ob er das aus Loyalität tat oder mehr deswegen, weil es für ihn keine Versuchung darstellte; bald darauf besiegte er den Feind völlig und feierte seinen Triumph. Danach wurde er zum zweiten Male zum Konsul gewählt; doch bevor er das Amt antreten konnte, nötigte man ihn, Rom zu verlassen, damit er im Orient die politischen Verhältnisse wieder in Ordnung bringe. Nachdem er Armenien einen König gegeben und Kappadokien zur Provinz gemacht hatte, starb er in Antiochia in seinem dreiundvierzigsten Lebensjahr an einer langwierigen Krankheit; daß man einen Giftmord argwöhnte, blieb nicht aus. Einmal abgesehen von den blauen und schwarzen Flecken, die sich am ganzen Körper fanden, und dem Schaum, der ihm vor den Mund trat, fand man nämlich nach der Verbrennung des Leichnams zwischen den Gebeinen auch noch sein Herz unversehrt. Man glaubt, daß das Herz von Natur aus so beschaffen sei, daß es, mit Gift getränkt, durch Feuer nicht aufgezehrt werden kann. Man nimmt an, daß er durch den

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2-3.3

obiit autem, ut opinio fuit, fraudeTiberi, ministerio et opera Cn. Pisonis, qui sub idem tempus Syriae praepositus, nec dissimulans offendendum sibi aut patrem aut filium, quasi plane ita necesse esset, etiam aegrum Germanicum gravissimis verborum ac rerum acerbitatibus nullo adhibito modo adfecit; propter quae, ut Romam rediit, paene discerptus a populo, a senatu capitis damnatus est. omnes Germanico corporis animique virtutes, et quantas nemini cuiquam, contigisse satis constat: formam et fortitudinem egregiam, ingenium in utroque eloquentiae doctrinaeque genere praecellens, benivolentiam singularem conciliandaeque hominum gratiae ac promerendi amoris mirum et efficax Studium. formae minus congruebat gracilitas crurum, sed ea quoque paulatim repleta assidua equi vectatione post cibum. hostem comminus saepe percussit. oravit causas etiam triumphalis; atque inter cetera studiorum monimenta reliquit et comoedias Graecas. domi forisque civilis, libera ac foederata oppida sine lictoribus adibat. sicubi clarorum virorum sepulcra cognosceret, inferias Manibus dabat. caesorum clade Variana veteres ac disperses reliquias uno tumulo humaturus, colligere sua manu et comportare primus adgressus est. obtrectatoribus etiam, qualescumque et quantacumque de causa nanctus esset, lenis adeo et inno-

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heimtückischen Anschlag des Tiberius dahinschied; Cn. Piso, der damals Statthalter von Syrien war, leistete ihm mit Rat und Tat Hilfe; der machte auch keinen Hehl daraus, daß er entweder den Vater oder den Sohn gegen sich aufbringen müsse, das sei sozusagen unumgehbar; so ging er hin und kränkte Germanicus, sogar als er schon erkrankt war, in Wort und Tat aufs bitterste; dabei kannte er keine Grenzen. Deswegen hätte ihn bei seiner Rückkehr nach Rom das Volk fast zerfetzt; der Senat verurteilte ihn zum Tode. Es kann als gesichert gelten, daß Germanicus alle körperlichen und geistigen Vorzüge in einem Ausmaß zuteil geworden waren, wie niemandem sonst jemals: Er war ausnehmend schön und tapfer, ausgenommen talentiert auf dem Gebiet der griechischen und römischen Beredsamkeit und gelehrten Bildung, er zeigte einzigartige Güte und war ausnehmend und erfolgreich darum bemüht, sich die Gunst der Menschen und ihre Liebe zu gewinnen. Zu seiner Gestalt wollten nicht so recht seine Stöckelbeine passen; aber auch die wurden mit der Zeit voller, weil er nach dem Essen immer ausritt. O f t tötete Germanicus den Feind im Nahkampf. Reden vor Gericht hielt er auch noch, nachdem er den Triumph abgehalten hatte. Er hinterließ neben anderen Zeugnissen seiner wissenschaftlichen Beschäftigimg auch griechische Komödien. Zu Hause und in der Stadt war er immer leutselig; freie und verbündete Städte besuchte er immer, ohne daß ihn Liktoren begleiteten. Wo immer er Grabmäler berühmter Männer besuchte, brachte er den Geistern der Verstorbenen ein Totenopfer dar. Er wollte die alten, überall verstreut herumliegenden Uberreste der in der Varusschlacht Gefallenen in einem Grabhügel bestatten, also machte er sich als erster daran, eigenhändig die Leichenteile zu sammeln und zusammenzutragen. Seinen Gegnern gegenüber, ganz gleich wer es war und was sie bewogen hatte, war er so milde und

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3.3 - ί

xius, ut Pisoni decreta sua rescindenti clientelas di[u]vexanti non prius suscensere in animum induxerit, quam veneficiis quoque et devotionibus impugnari se comperisset; ac ne tunc quidem ultra progressus, quam ut amicitiam ei more maiorum renuntiaret mandaretque domesticis ultionem, si quid sibi accideret. quarum virtutum fructum uberrimum 4 tulit, sic probatus et dilectus a suis, ut Augustus - omitto enim necessitudines reliquas - diu cunctatus an sibi successorem destinaret, adoptandum Tiberio dederit; sic vulgo favorabilis, ut plurimi tradant, quotiens aliquo adveniret vel sicunde discederet, prae turba occurrentium prosequentiumve nonnumquam eum discrimen vitae adisse, e Germania vero post compressam seditionem revertenti praetorianas cohortes universas prodisse obviam, quamvis pronuntiatum esset, ut duae tantum modo exirent, populi autem Romani sexum, aetatem, ordinem omnem usque ad vicesimum lapidem effudisse se. tarnen longe maiora et firmiora de eo iudi- 5 cia in morte ac post mortem extiterunt. quo defunctus est die, lapidata sunt templa, subversae deum arae, Lares a quibusdam familiares in publicum abiecti, partus coniugum expositi. quin et barbaros ferunt, quibus intestinum quibusque adversus nos bellum esset, velut in domestico com-

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wollte ihnen nichts Böses, daß er erst dann gegen Piso, obwohl dieser doch seine Dekrete aufgehoben und seinen Klienten übel mitgespielt hatte, zornig wurde, als er erfahren hatte, daß er ihm mit Giftgetränken und Verwünschungen nach dem Leben trachtete. Und auch jetzt ging er nur so weit, daß er ihm nach alter Sitte die Freundschaft aufkündigte und denjenigen, die mit ihm im Palast zusammenlebten, auftrug, ihn zu rächen, wenn ihm etwas zustoßen sollte. Diese guten Eigenschaften zeigten sehr große Wirkung; so waren die Seinen voll und ganz mit ihm zufrieden und hebten ihn, so daß Augustus - von dem Rest der Familie will ich hier erst gar nicht reden - lange zögerte, ob er ihn nicht zu seinem Nachfolger bestimmen solle; doch er ließ ihn von Tiberius adoptieren. Das Volk hatte er dermaßen auf seiner Seite, daß, wie die meisten überliefern, er manchmal, wenn er irgendwo ankam oder von irgendwo aufbrach, vor lauter Menschen, die ihm entgegeneilten oder ihn geleiteten, um sein Leben fürchten mußte und ihm bei seiner Rückkehr aus Germanien, wo er soeben einen Aufstand unterdrückt hatte, alle Praetorianerkohorten ohne Ausnahme aus der Stadt entgegeneilten; und dies trotz seines Befehls, daß höchstens zwei die Stadt verlassen durften; auch das römische Volk, Männer wie Frauen, alle strömten sie, ob alt oder jung, egal welchem Stand sie angehörten, bis zum zwanzigsten Meilenstein aus der Stadt ihm entgegen. Doch die Urteile über ihn bei und nach seinem Tod waren noch beträchtlich ehrenvoller und bestätigten dies alles. An dem Tag, an dem er verstarb, wurden Steine gegen die Tempel geschleudert, wurden Altäre der Götter umgestürzt, von einigen Leuten wurden die Laren auf die Straße geworfen, Kinder, die an diesem Tag zur Welt gekommen waren, wurden ausgesetzt. Ja, sogar die Barbaren, die sich in Kriegen untereinander oder mit uns befanden, sollen sich zu einer Kampfpause entschlossen ha-

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munique maerore consensisse ad indutias; regulos quosdam barbam posuisse et uxorum capita rasisse ad indicium maximi luctus; regum etiam regem et exercitatione venandi et convictu megistanum abstinuisse, quod apud Parthos iusti(ti) instar est. Romae quidem, cum ad primam famam 6 valitudinis attonita et maesta civitas sequentis nuntios opperiretur, et repente iam vesperi incertis auctoribus convaluisse tandem percrebruisset, passim cum luminibus et victimis in Capitolium concursum est ac paene revolsae templi fores, ne quid gestientis vota reddere moraretur, expergefactus e somno Tiberius gratulantium vocibus atque undique concinentium:

'salva Roma, salva patria, salvus est Germanicus.' et ut demum fato functum palam factum est, non solaciis 2 ullis, non edictis inhiberi luctus publicus potuit duravitque etiam per festos Decembris mensis dies, auxit gloriam desideriumque defuncti et atrocitas insequentium temporum, cunctis nec temere opinantibus reverentia eius ac metu repressam Tiberi saevitiam, quae mox eruperit. habuit in 7 matrimonio Agrippinam, M. Agrippae et Iuliae filiam, et ex ea novem liberos tulit: quorum duo infantes adhuc rapti,

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ben, als wenn sie einen der Ihren zu beklagen hätten und mit uns zusammen trauerten. Einige Könige kleinerer Länder sollen sich zum Zeichen tiefster Trauer den Bart abnehmen und ihren Frauen die Köpfe haben kahl scheren lassen. Sogar derKönigderKönigeistnicht auf die Jagd gegangen und hat an den Diners seiner Großen nicht teilgenommen; das bedeutet bei den Parthern soviel wie bei uns der Stillstand der Gerichte. In Rom aber waren die Bürger bei der ersten Nachricht von seiner Erkrankung wie betäubt und traurig und warteten auf weitere Nachrichten; schließlich verbreitete sich am Abend plötzlich überall das Gerücht - man weiß nicht, wer die Fäden zog — er sei wieder auf dem Wege der Besserung; man lief in großem Durcheinander mit Fakkeln und Opfertieren auf das Kapitol; dabei wären fast die Tempeltüren aus den Angeln gehoben worden, denn nichts sollte die Leute, die nichts anderes im Kopfe hatten, als ihre Gelübde einzulösen, aufhalten. Tiberius wurde aus dem Schlaf gerissen durch die Rufe derjenigen, die ihrer Freude freien Lauf ließen und überall sangen: »Gerettet ist Rom, gerettet das Vaterland, wohlbehalten ist Germanicus.« Als aber endlich bekannt wurde, er sei durch die Fügung des Schicksals gestorben, konnte man die allgemeine Trauer durch kein Wort des Trostes und auch nicht durch Edikte hemmen; sie hielt auch über die Festtage im Dezember an. Der Ruhm und die Sehnsucht nach dem Verstorbenen wurden durch die Not der folgenden Jahre noch größer. Nicht ohne Grund nämlich waren alle der Meinung, Tiberius habe seine Grausamkeit, die bald ans Licht kam, nur aus Achtung vor Germanicus und aus Furcht unterdrückt. Verheiratet war Germanicus mit Agrippina, der Tochter des M. Agrippa und der Iulia; mit ihr hatte er neun Kinder. Zwei dieser Kin-

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unus iam puerascens insigni festivitate, cuius effigiem habitu Cupidinis in aede Capitolinae Veneris Livia dedicavit, Augustus in cubiculo suo positam, quotiensque introiret, exosculabatur; ceteri superstites patri fuerunt, tres sexus feminini, Agrippina Drusilla Livilla, continuo triennio natae; totidem mares, N e r o et Drusus et С . Caesar. Neronem et Drusum senatus Tiberio criminante hostes iudicavit.

C . Caesar natus est pridie Kal. Sept. patre suo et С . Fon- 8 teio Capitone coss. ubi natus sit, incertum diversitas tradentium facit. C n . Lentulus Gaetulicus Tiburi genitum scribit, Plinius Secundus in Treveris vico Ambitarvio supra Confluentes; addit etiam pro argumento aras ibi ostendi inscriptas OB AGRIPPINAEPUERPERIUM, versiculi imperante mox eo divulgati apud hibernas legiones procreatum indicant:

'in castris natus, patriis nutritus in armis, iam designati principis omen erat.'

ego in actis Anti editum invenio. Gaetulicum refellit Plinius 2 quasi mentitum per adulationem, ut ad laudes iuvenis gloriosique principis aliquid etiam ex urbe Herculi sacra sume-

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der starben bereits, als sie noch ganz klein waren, eines, als es gerade ins Knabenalter kam; dieses war ein solcher Sonnenschein, daß Livia sein Bild als Cupido im Tempel der Kapitolinischen Venus weihte. Ein Exemplar stand im Schlafzimmer des Augustus; der küßte es jedesmal, wenn er eintrat. Die anderen Kinder haben den Vater überlebt, die drei Töchter Agrippina, Drusilla und Livilla; sie waren alle drei innerhalb von drei Jahren hintereinander zur Welt gekommen; er hatte ebenso viele Söhne, nämlich den Nero, Drusus und C. Caesar. Nero und Drusus erklärte der Senat zu Staatsfeinden, da Tiberius Anklage erhob. C. Caesar wurde am einunddreißigsten August geboren; und zwar in dem Jahr, in dem sein Vater und C. Fonteius Capito Konsuln waren. Über seinen Geburtsort läßt sich nichts Genaues sagen, da die Angaben hierüber vollkommen widersprüchlich sind. Cn. Lentulus Gaetulicus schreibt, er sei in Tibur geboren; nach Plinius Secundus ist er im Gebiet der Treverer in dem Dorf Ambitarvius oberhalb von Koblenz zur Welt gekommen. Er führt noch als Beweis dafür an, daß man dort Altäre mit der Aufschrift »Wegen der Niederkunft Agrippinas« zeigt. Später, als er Kaiser war, waren folgende Verse in Umlauf, die besagen, daß er bei den Legionen im Winterlager geboren wurde: »Im Lager kam er zur Welt, in den Kriegen des Vaters wurde er groß, das war bereits ein Zeichen dafür, daß er zum Herrscher bestimmt war.« Ich finde in den Akten, daß er in Antium auf die Welt gekommen sei. Den Gaetulicus widerlegt Plinius, dem er unterstellt, aus Schmeichelei eine falsche Angabe zu machen; er habe nämlich, um den jungen und ruhmreichen Prinzen etwas mehr herauszustellen, sogar als verbürgt behauptet, er

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ret, abusumque audentius mendacio, quod ante annum fere natus Germanico filius Tiburi fuerat, appellatus et ipse C . Caesar, de cuius amabili pueritia immaturoque obitu supra diximus. Plinium arguit ratio temporum. nam qui res j Augusti memoriae mandarunt, Germanicum exacto consulatu in Galliam missum consentiunt iam nato Gaio. nec Plini opinionem inscriptio arae quicquam adiuverit, cum Agrippina bis in ea regione filias enixa sit, et qualiscumque partus sine ullo sexus discrimine puerperium vocetur, quod antiqui etiam puellas pueras, sicut et pueros puellos dictitarent. extat et Augusti epistula, ante paucos quam obiret 4 menses ad Agrippinam neptem ita scripta de Gaio hoc neque enim quisquam iam alius infans nomine pari tunc supererat - : 'puerum Gaium XV. Kal. Iun. si dii volent, ut ducerent Talarius et Asillius, heri cum iis constitui. mitto praeterea cum eo ex servis meis medicum, quem scripsi Germanico si vellet ut retineret. valebis, mea Agrippina, et dabis operam ut valens pervenias ad Germanicum tuum.' abunde parere arbitror non potuisse ibi nasci Gaium, quo s prope bimulus demum perductus ab urbe sit. versiculorum quoque fidem eadem haec elevant et eo facilius, quod ii sine auctore sunt, sequenda est igitur, quae sola [auctor] restat et

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stamme aus einer dem Hercules heiligen Stadt. Er habe um so dreister gelogen, weil fast genau ein Jahr vorher in Tibur ein Sohn des Germanicus geboren worden war, der ebenfalls C. Caesar genannt worden war. Wir haben bereits weiter oben über diesen liebenswerten jungen Mann und seinen zu frühen Tod berichtet. Rechnet man genau die Zeitangaben nach, so wird klar, daß Plinius sich irrt. Denn diejenigen, die die Leistungen des Augustus der Nachwelt überlieferten, stimmen darin überein, daß Germanicus nach seinem Konsulat nach Gallien geschickt wurde, da war Gaius bereits geboren. Die Behauptung des Plinius erhält auch durch die Inschrift auf dem Altar überhaupt keine Stütze, da Agrippina in dieser Gegend zweimal eine Tochter zur Welt gebracht hat und man jede Geburt puerperium nennt, ganz gleich, ob ein Sohn oder eine Tochter geboren wurde; denn früher nannte man auch die Mädchen puerae und ebenso die Jungen puetti. Da wäre auch noch ein Brief des Augustus, den er wenige Monate vor seinem Tod an seine Enkelin Agrippina schrieb und in dem folgendes über Gaius—zu diesem Zeitpunkt lebte nämlich bereits kein kleines Kind mit dem gleichen Namen mehr - bemerkt: »Den jungen Gaius sollen Talarius und Asillius am achtzehnten Mai, falb die Götter es wollen, mit sich nehmen, das habe ich gestern mit den beiden vereinbart. Außerdem schicke ich mit ihm einen von meinen Sklaven, einen Arzt, den er, so habe ich dem Germanicus geschrieben, behalten kann, wenn er will. Lebe wohl, meine liebe Agrippina, und sorge dafür, daß du gesund bei deinem Germanicus ankommst.« Meiner Meinung nach geht daraus eindeutig hervor, daß Gaius nicht dort geboren sein kann, wohin man ihn erst als ein Kind von fast zwei Jahren gebracht hat. Dieselben Argumente erschüttern auch die Glaubwürdigkeit der Verse und das mit noch weniger Mühe, weil man nicht weiß, wer sie verfaßt hat. Also muß man

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8, j - ίο, ι

publici instrument! auctoritas, praesertim cum Gaius Antium omnibus semper locis atque secessibus praelatum non aliter quam natale solum dilexerit tradaturque etiam sedem ac domicilium imperii taedio urbis transferre eo destinasse.

Caligulae cognomen castrensi ioco traxit, quia manipulario habitu inter milites educabatur. apud quos quantum praeterea per banc nutrimentorum consuetudinem amore et gratia valuerit, maxime cognitum est, cum post excessum Augusti tumultuantis et in furorem usque praecipites solus baud dubie ex conspectu suo flexit. non enim prius destiterunt, quam ablegari eum ob seditionis periculum et in proximal» civitatem demandari animadvertissent; tunc demum ad paenitentiam versi reprenso ac retento vehiculo invidiam quae sibi fieret deprecati sunt, comitatus est patrem et Syriaca expeditione. unde reversus primum in matris, deinde ea relegata in Liviae Augustae proaviae suae contubernio mansit; quam defunctam praetextatus etiam tunc pro rostris laudavit. transitque ad Antoniam aviam et undevicensimo aetatis anno accitus Capreas a Tiberio uno atque eodem die togam sumpsit barbamque posuit, sine ullo honore qualis

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doch dem folgen, was noch als einziges verbleibt und was staatlich verbürgt ist, besonders da Gaius Antium stets vor allen anderen Plätzen und Urlaubsorten den Vorzug gegeben hat und es wie den Ort, an dem er geboren war, liebte. Er soll sogar - so wird überliefert - die Absicht gehabt haben, den Sitz und das Zentrum des Reiches dorthin zu verlegen, weil er Rom satt hatte. Zu dem Beinamen Caligula war er durch einen Scherz, den man mit ihm im Lager machte, gekommen; er lief nämlich in der Uniform eines gewöhnlichen Soldaten zwischen den Soldaten herum und wurde auch unter ihnen erzogen. Wie sehr er gerade durch den Verlauf der ersten Jugendjahre von ihnen geliebt wurde und wie sehr sie ihm wohlgesonnen waren, wurde ganz klar, als er nach dem Tode des Augustus die aufständischen, sich in blinde Wut stürzenden Leute allein, das steht ganz eindeutig fest, durch sein Erscheinen wieder zur Besinnung brachte. Nicht eher nämlich machten sie Schluß mit ihrem Verhalten, als bis sie bemerkt hatten, daß man ihn, weil man die Gefahr einer Meuterei kommen sah, seines Kommandos entheben und in die nächste Stadt zur Verwahrung geben wollte. Da erst bereuten sie ihr Verhalten, bemächtigten sich des Wagens und ließen ihn nicht passieren und baten flehentlich darum, ihnen die üble Nachrede zu ersparen. Er begleitete seinen Vater auch auf seinem Feldzug gegen Syrien. Nachdem er von dort zurückgekehrt war, lebte er zuerst einmal mit seiner Mutter zusammen; als diese verbannt worden war, zog er ins Haus seiner Urgroßmutter Livia Augusta. Als diese gestorben war, hielt er, damals trug er noch die Knabentoga, auf der Rednertribüne die Leichenrede auf sie. Dann zog er zu seiner Großmutter Antonia; als er auf die neunzehn Jahre zuging, rief ihn Tiberius zu sich nach Capri; an ein und demselben Tag legte er die Männertoga an und schor er sich zum ersten Male den

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10,1-12.1

contigerat tirocinio fratrum eius. hie omnibus insidiis ι temptatus elic(i)entium cogentiumque se ad querelas nuilam umquam occasionem dedit, perinde obliterate) suorum casu ac si nihil cuiquam accidisset, quae vero ipse pateretur incredibili dissimulatione transmittens tantique in avum et qui iuxta erant obsequii, ut non immerito sit dictum nec servum meliorem ullum nec deteriorem dominum fuisse. naturam tamen saevam atque probrosam ne tunc quidem inhibere 11 poterat, quin et animadversionibus poenisque ad supplicium datorum cupidissime interesset et ganeas atque adulteria capillamento celatus et veste longa noctibus obiret ac scaenicas saltandi canendique artes studiosissime appeteret, facile id sane Tiberio patiente, si per has mansuefieri posset ferum eius ingenium. quod sagacissimus senex ita prorsus perspexerat, ut aliquotiens praedicaret exitio suo omniumque Gaium vivere et se natricem [serpentis id genus] p(opulo) R(omano), Phaethontem orbi terrarum educare.

Non ita multo post Iuniam Claudillam M. Silani nobilis- 12 simi viri f(iliam) duxit uxorem. deinde augur in locum fratris sui Drusi destinatus, prius quam inauguraretur ad pontificatum traductus est insigni testimonio pietatis atque indo-

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Ban, ohne daß er ehrenvolle Aufgaben erhielt, wie seine Brüder sie am Tag ihrer Volljährigkeitserklärung erhalten hatten. Hier stellte man ihn auf die Probe, indem man ihm alles Mögliche vormachte; er aber gab denjenigen, die ihn verleiten und drängen wollten, daß er sich beklage, keine Chance. Er schien das, was seiner Familie widerfahren war, aus seinem Gedächtnis getilgt zu haben, so ab sei überhaupt niemandem etwas passiert; doch das, was er persönlich hinnehmen mußte, ließ er über sich mit unglaublicher Verstellung ergehen und war gegenüber seinem Großvater und dessen engere Umgebung dermaßen unterwürfig, daß er nicht ganz unschuldig war, wenn man von ihm behauptete, noch nie habe jemand einen besseren Sklaven und einen schlechteren Herrn abgegeben. Doch seine grausame, zu jeder Art von Lastern geneigte Natur hatte er nicht einmal zu jener Zeit in seiner Gewalt, so daß er ganz besessen darauf war, beim Vollzug der Todesstrafe und auch bei anderen Strafexekutionen dabei zu sein. Nachts suchte er Kneipen und Freudenhäuser auf, allerdings durch Perücke und lange Gewänder unkenntlich gemacht; Feuer und Flamme war er für Theaterstücke mit Tanz und Gesang. Tiberius ließ dies freilich gern zu, wenn dadurch nur sein unbändiger Charakter etwas ruhiger würde. Denn der alte Mann hatte ihn scharfsinnig und vollkommen durchschaut; so hat er mehr als einmal voraussehend bemerkt, Gaius lebe zu seinem und aller Untergang, er erziehe dem römischen Volk eine Natter, dem Erdkreis aber einen Phaethon. Nicht viel später heiratete er Iunia Claudilla, die Tochter des M. Silanus, eines Mannes aus einer sehr vornehmen Familie. Dann wurde er an Stelle seines Bruders Drusus zum Augur ernannt; doch noch vor Antritt dieser Stellung machte man ihn zum Oberpriester, weil er doch in ausnehmendem Maße seine Vaterliebe und seine gute Veranlagung un-

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lis, cum deserta desolataque reliquis subsidiis aula, Seiano hoste tunc suspecto mox et oppresso, ad spem successionis paulatim admoveretur. quam quo magis confirmaret, 2 amissa Iunia ex partu Enniam Naeviam, Macronis uxorem, qui tum praetorianis cohortibus praeerat, sollicitavit ad stuprum, pollicitus et matrimonium suum, si potitus imperio fuisset; deque ea re et iure iurando et chirographo cavit. per banc insinuatus Macroni veneno Tiberium adgressus est, ut quidam opinantur, spirantique adhuc detrahi anulum et, quoniam suspicionem retinentis dabat, pulvinum iussit inici atque etiam fauces manu sua oppressit, liberto, qui ob atrocitatem facinoris exclamaverat, confestim in crucem acto. nec abhorret a veritate, cum sint quidam auctores, ipsum ; postea etsi non de perfecto, at certe de cogitato quondam parricidio professum; gloriatum enim assidue in commemoranda sua pietate, ad ulciscendam п е с е т matris et fratrum introisse se cum pugione cubiculum Tiberifi] dormientis et misericordia correptum abiecto ferro recessisse; nec ilium, quanquam sensisset, aut inquirere quicquam aut exequi ausum.

Sic imperium adeptus, p(opulum) R(omanum), vel dicam 13 hominum genus, voti compotem fecit, exoptatissimus prin-

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ter Beweis gestellt habe. Damals stand der Hof ganz verlassen und ohne alle Schutztruppen da, Sejan wurde zu der Zeit als Staatsfeind beargwöhnt, und kurz darauf hat man ihm auch den Untergang bereitet; so nährte man allmählich in ihm die Hoffnung, er werde der Nachfolger auf dem Thron sein. Um sich in dieser Hinsicht noch mehr Zuversicht einzuflößen, verführte er, nachdem Iunia bei einer Geburt gestorben war, Ennia Naevia, die Frau des Macro, der damals den Oberbefehl über die Praetorianerkohorten hatte, zum Ehebruch und versprach ihr die Heirat, wenn er sich der Herrschaft bemächtigt hätte. Dies bekräftigte er durch seinen Eid und seine Unterschrift. Mit ihrer Hilfe wurden er und Macro enge Freunde; jetzt ging er daran, Tiberius zu vergiften, wie einige behaupten; obwohl Tiberius noch atmete, befahl er, ihm den Ring vom Finger zu ziehen und, als es den Anschein hatte, als wolle er ihn nicht hergeben, ein Kissen auf ihn zu werfen; er drückte ihm sogar eigenhändig die Kehle zu. Ein Freigelassener schrie wegen der Abscheulichkeit dieser Tat laut auf; er wurde unverzüglich ans Kreuz geschlagen. Dies entspricht sicher der Wahrheit; denn es gibt einige Gewährsleute dafür, daß er später selbst mindestens bekannt habe, daß er einmal daran gedacht habe, seinen Vater umzubringen, wenn er auch nicht die Ausführung des Mordes einräumt. Denn wenn er auf seine Sohnestreue zu sprechen gekommen sei, habe er sich ständig gerühmt, er. sei mit einem Dolch bewaffnet in das Schlafzimmer des Tiberius gegangen, als dieser schlief, um den Tod seiner Mutter und seiner Brüder zu rächen; doch das Mitleid habe ihn gepackt, und er habe den Dolch fallen gelassen und habe kehrtgemacht. Obwohl Tiberius das ganze mitbekommen habe, habe er nicht gewagt, eine Untersuchung anzustellen und ihn zu bestrafen. So kam Caligula an die Macht, und das römische Volk, oder soll ich sagen, die ganze Menschheit, bekam das erfüllt,

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Ч - '4.2

ceps maximae parti provincialium ac militum, quod infantem plerique cognoverant, sed et universae plebi urbanae ob memoriam Germanici patris miserationemque prope afflictae domus. itaque ut a Miseno movit quamvis lugentis habitu et funus Tiberi prosequens, tarnen inter akaria et victimas ardentisque taedas densissimo et laetissimo obviorum agmine incessit, super fausta nomina 'sidus' et 'pullum' et 'pupum' et 'alumnum' appellantium; ingressoque urbem, 14 statin) consensu senatus et irrumpentis in curiam turbae, inrita Tiberi voluntate, qui testamento alterum nepotem suum praetextatum adhuc coheredem ei dederat, ius arbitriumque omnium rerum iHi permissum est tanta publica laetitia, ut tribus proximis mensibus ac ne totis quidem supra centum sexaginta milia victimarum caesa tradantur.

Cum deinde paucos post dies in proximas Campaniae 2 insulas traiecisset, vota pro reditu suscepta sunt, ne minimam quidem occasionem quoquam omittente in testificanda sollicitudine et cura de incolumitate eius. ut vero in adversam valitudinem incidit, pernoctantibus cunctis circa Palatium, non defuerunt qui depugnaturos se armis prosalute aegri quique capita sua titulo proposito voverent.

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was man sich gewünscht hatte. Er schien der Kaiser zu sein, den sich der größte Teil der Menschen in den Provinzen und der Soldaten sehnlichst gewünscht hatte, hatten die meisten ihn doch noch als kleines Kind kennengelernt; das gleiche gilt für das gesamte Volk in Rom, denn dort erinnerte man sich an seinen Vater Germanicus und hatte Mideid mit der Familie, die fast ins Elend gestürzt war. Als er von Misenum aufbrach, schritt er, obwohl er doch Trauerkleider trug und dem Tiberius das letzte Geleit gab, zwischen Altären, Opfertieren und brennenden Fackeln doch in einem sehr dicht gedrängten und äußerst gut gelaunten Zug von Leuten, die' ihm entgegenkamen. Diese redeten ihn mit Namen, die voll günstiger Vorbedeutung waren, an, nannten ihn »ihren Stern, ihr Hühnchen, ihr Püppchen, ihren Sohn«. Er hatte gerade die Stadt betreten, da übertrug man ihm auch schon unter der Zustimmung des gesamten Senats und der Menge, die in die Kurie eingedrungen war, die volle Verfügungsgewalt und Entscheidungsbefugnis in allem; das Testament des Tiberius hatte seine Rechtskraft verloren; der nämlich hatte seinen anderen Enkel, der noch die Knabentoga trug, ihm zum Miterben bestimmt. Das Volk freute sich so sehr, daß in den nächsten, nicht einmal mehr ganz vollen Monaten mehr als einhundertundsechzigtausend Opfertiere getötet worden sein sollen, wie überliefert wird. Als er ein paar Tage später auf die Inseln vor der Küste Kampaniens übersetzte, legte man Gelübde für seine Rückkehr ab. Nicht einmal die kleinste Gelegenheit ließ man sich entgehen, offen zu zeigen, wie sehr man doch um sein Wohlergehen besorgt war. Als er einmal erkrankte, verbrachten alle die Nächte in der Nähe des Kaiserpalastes. Es fanden sich Leute, die feierlich gelobten, für die Genesung des Kranken in Waffen bis aufs Blut zu kämpfen, und auch solche, die in einem öffentlichen Anschlag ihr Leben für das

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•4.J - ΐί.-г

accessit ad immensum civium amorem notabilis etiam externorum favor, namque Artabanus Parthorum rex, odium semper contemptumque Tiberi prae se ferens, amicitiam huius ultro petiit venitque ad colloquium legati consularis et transgressus Euphraten aquilas et signa Romana Caesarumque imagines adoravit.

Incendebat et ipse studia hominum omni genere popularitatis. Tiberio cum plurimis lacrimis pro contione laudato funeratoque amplissime, confestim Pandateriam et Pontias ad transferendos matris fratrisque cineres festinavit, tempestate turbida, quo magis pietas emineret, adiitque venerabundus ac per semet in urnas condidit; nec minore scaena Ostiam praefixo in biremis puppe vexillo et inde Romam Tiberi subvectos per splendidissimum quemque equestris ordinis medio ac frequenti die duobus ferculis Mausoleo intulit, inferiasque is annua religione publice instituit, et eo amplius matri circenses carpentumque quo in pompa traduceretur. at in memoriam patris Septembrem mensem Ger-

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seine anboten. Zu der ungeheuren Zuneigung, die ihm die Bürger entgegenbrachten, kam noch eine bemerkenswerte Beliebtheit, deren er sich auch bei Ausländern erfreute. So suchte der Partherkönig Artabanus, der aus seinem Haß auf Tiberius und seiner Verachtung nie einen Hehl gemacht hatte, von sich aus die Freundschaft mit ihm; er kam zu einer Unterredung mit einem konsularischen Legaten, überschritt den Euphrat und bezeugte den römischen Adlern und Feldzeichen sowie den Bildnissen der Kaiser seine Verehrung. Er selbst tat das Seine dazu, um die Begeisterung der Menschen zu entflammen, indem er auf jede Art und Weise darum bemüht war, ihre Gunst zu gewinnen. Gleich nachdem er auf Tiberius unter reichlich Tränen vor versammeltem Volke die Leichenrede gehalten und ihn unter Prunk und Pracht beigesetzt hatte, eilte er nach Pandateria und zu den Pontischen Inseln, um die Asche seiner Mutter und seines Bruders zu überführen; das ganze tat er trotz stürmischen Wetters und damit sich noch deutlicher seine Liebe zeige. Voller Ehrfurcht ging er zum Grab und bestattete persönlich die Asche in die Urnen. Was nun folgte, inszenierte er nicht weniger theatralisch: Auf einem Zweiruderer brachte er die Urnen nach Ostia, am Heck dieses Schiffes hatte er eine Standarte anbringen lassen; von dort fuhr er tiberaufwärts nach Rom; dann trugen die glänzendsten Vertreter des Ritterstandes die Urnen gegen Mittag - zahlreiches Publikum hatte sich eingefunden - auf zwei Bahren ins Mausoleum. Er machte auch den Anfang mit den Totenfeiern, die in jedem Jahr in Zukunft wieder stattfinden sollten; ferner stiftete er zu Ehren seiner Mutter Circusspiele und einen Wagen, auf dem ihr Bild bei einer feierlichen Prozession mit herum geführt werden sollte. Und im Gedenken an seinen Vater benannte er den Monat September in Germanicus

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manicum appellavit. post haec Antoniae aviae, quidquid umquam Livia Augusta bonorum cepisset, uno senatus consulto congessit; patruum Claudium, equitem R. ad id tempus, collegam sibi in consulatu assumpsit; fratrem Tiberium die virilis togae adoptavit appellavitque principem iuventutis. de sororibus auctor fuit, ut omnibus sacramentis adicerentur: 'neque me liberosque meos cariores habebo quam Gaium habeo et sorores eius;' item relationibus consulum: 'quod bonum felixque sit C . Caesari sororibusque eius.'

Pari popularitate damnatos relegatosque restituit; criminum, si quae residua ex priore tempore manebant, omnium gratiam fecit; commentarios ad matris fratrumque suorum causas pertinentis, ne cui postmodum delatori aut testi maneret ullus metus, convectos in forum, et ante clare obtestatus deos neque legisse neque attigisse quicquam, concremavit; libellum de salute sua oblatum non recepit, contendens nihil sibi admissum cur cuiquam invisus esset, negavitque se delatoribus aures habere, spintrias monstrosarum libidinum aegre ne profundo mergeret exoratus, urbe submovit. Titi Labieni, Cordi Cremuti, Cassi Severi scripta senatus consultis abolita requiri et esse in manibus lectitari-

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um. Dann ließ er in nur einem Senatsbeschluß seiner Großmutter Antonia alle Ehren übertragen, die Livia Augusta jemals besessen hatte. Seinen Onkel Claudius, der bis zu diesem Zeitpunkt nur römischer Ritter gewesen war, nahm er sich zum Kollegen im Konsulat. Seinen Vetter Tiberius adoptierte er an dem Tag, an dem er die Männertoga anlegte, und ernannte ihn zum »Führer der Jugend«. Als Ehrung für seine Schwestern ließ er allen Eidesformeln folgende Worte hinzusetzen: »Ich werde weder mich noch meine Kinder lieber haben als Gaius und seine Schwestern.« Und auch den Berichten der Konsuln wurde hinzugefügt: »Zum Heil und zum Glück von Gaius und seinen Schwestern.« Aus dem gleichen Motiv, nämlich der Sucht nach Popularität, setzte er Verurteilte und Verbannte wieder in ihre alten Rechte ein. Alle Verfahren, die noch aus der Regierungszeit des Vorgängers angängig waren, schlug er nieder. Alle Protokolle, die etwas mit dem Prozeß seiner Mutter und seiner Brüder zu tun hatten, ließ er auf dem Forum zusammenbringen und verbrennen; kein Denunziant und Zeuge sollte weiter in Furcht leben müssen. Vorher hatte er mit lauter Stimme die Götter als Zeugen angerufen, daß er keines der Papiere gelesen oder auch nur berührt habe. Eine kleine Schrift, die man ihm aus Sorge um sein Leben hatte geben wollen, nahm er nicht entgegen; er behauptete nämlich, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, daß ihn jemand hassen müsse. Er sagte auch, daß er für Denunzianten keine Ohren habe. Nur mit Mühe ließ er sich durch Bitten dazu bringen, die spintriae, die Gespielen bei den widernatürlichen sexuellen Gelüsten des Tiberius, nicht im Meer zu versenken; also entfernte er sie aus der Stadt. Die Schriften des Titus Labienus, Cordus Cremutius und Cassius Severus, die auf Grund eines Senatsbeschlusses aus dem allgemeinen Verkehr gezogen worden waren, ließ er wieder hervorsu-

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16,1 - l6.)

que permisit, quando maxime sua interesset ut facta quaeque posteris tradantur. rationes imperii ab Augusto proponi solitas sed aTiberio intermissas publicavit. magistrati- 2 bus liberam iuris dictionem et sine sui appellatione concessit. equites R. severe curioseque nec sine moderatione recognovit, palam adempto equo quibus aut probri aliquid aut ignominiae inesset, eorum qui minore culpa tenerentur nominibus modo in recitatione praeteritis. ut levior labor iudicantibus foret, ad quattuor prions quintam decuriam addidit. temptavit et comitiorum more revocato suffragia populo reddere. legata ex testamento Tiberi quamquam 3 abolito, sed et Iuliae Augustae, quod Tiberius supresserat, cum fide ac sine calumnia repraesentata persolvit. ducentesimam auctionum Italiae remisit; multis incendiorum damna supplevit; ac si quibus regna restituit, adiecit et fructum omnem vectigaliorum et reditum medii temporis, ut Antiocho Commageno sestertium milies confiscatum.

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chen, in Umlauf bringen und lesen, da es ja gerade in seinem Interesse sei, daß die Nachwelt über alles, was geschehen sei, informiert werde. Bei Augustus war es üblich gewesen, Statistiken über das staatliche Budget allgemein bekannt zu machen, Tiberius aber hatte diese Praxis nicht beibehalten; er hingegen fing wieder damit an, sie zu veröffentlichen. Den Beamten gestand er eine unabhängige Rechtsprechung zu, das Appellationsverfahren an ihn gab es nicht mehr. Die römischen Ritter musterte er streng und sorgfältig, doch mit genügend Behutsamkeit. Ohne Rücksicht wurde denen das Pferd in aller Öffentlichkeit weggenommen, die sich mit einer verwerflichen Handlungsweise oder durch schimpfliches Verhalten einen Makel zugezogen hatten. Wer sich hingegen etwas weniger Schweres hatte zuschulden kommen lassen, den überging er lediglich, wenn er die Namen vorlas. Damit die Arbeit für die Richter eine weniger große Belastung werde, ergänzte er die bereits bestehenden vier Richterabteilungen um eine fünfte. Er versuchte auch, dem Volk das Wahlrecht wiederzugeben, indem er den alten Brauch der Wahlversammlungen wieder aufleben ließ. Die testamentarisch verfügten Legate des Tiberius zahlte er aus, wobei er Redlichkeit und keinerlei Prellerei praktizierte; das tat er, obwohl das Testament des Tiberius für ungültig erklärt worden war. Sogar den letzten Willen der Iulia Augusta erfüllte er; seinerzeit hatte Tiberius das verhindert. Auf die Steuer von einem halben Prozent, die bei Versteigerungen erhoben wurde, verzichtete er zugunsten Italiens. Die Verluste, die Leute durch Brandkatastrophen erlitten hatten, machte er durch Zuschüsse wieder wett. Und wenn er Könige wieder in ihre Herrschaft einsetzte, gab er ihnen gleichzeitig auch die gesamten Steuererträge und die Einnahmen der Zeit, die inzwischen verstrichen war, so erhielt Antiochos von Kommagene hundert Millionen Sesterzen, die

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16,4- 17,2

quoque magis nullius non boni exempli fautor videretur, 4 mulieri libertinae octingenta donavit, quod excruciata gravissimis tormentis de scelere patroni reticuisset. quas ob res inter reliquos honores decretus est ei clipeus aureus, quem quotannis certo die collegia sacerdotum in Capitolium ferrent, senatu prosequente nobilibusque pueris ac puellis carmine modulato laudes virtutum eius canentibus. decretum autem ut dies, quo cepisset imperium, Parilia vocaretur, velut argumentum rursus conditae urbis.

Consulatus quattuor gessit, primum ex Kal. Iul. per duos 17 menses, secundum ex Kal. Ian. per X X X dies, tertium usque in Idus Ian., quartum usque septimum Idus easdem. ex omnibus duos novissimos coniunxit. tertium autem Luguduni iniit solus, non ut quidam opinantur superbia neglegentiave, sed quod defunctum sub Kalendarum diem collegam rescisse absens non potuerat. congiarium populo 2 bis dedit trecenos sestertios, totiens abundantissimum epulum senatui equestrique ordini, etiam coniugibus ac liberis utrorumque; posteriore epulo forenSia insuper viris, feminis ac pueris fascias purpurae ac conchylii distribuit. et ut laetitiam publicam in perpetuum quoque augeret, adiecit diem Saturnalibus appellavitque Iuvenalem.

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man beschlagnahmt hatte. Damit deutlicher wurde, daß Anständigkeit seinen Beifall finde, beschenkte er eine Freigelassene mit achthunderttausend Sesterzen, weil sie nichts zu einem Verbrechen ihres Patrons gesagt hatte, obwohl man sie äußerst schwer gefoltert hatte. Wegen solcher Gesten hat man neben anderen Ehrungen beschlossen, ihm einen goldenen Schild zu schenken, den in jedem Jahr die Priesterkollegien an einem bestimmten Tag auf das Kapitol tragen sollten, wobei ihnen der Senat und Jungen und Mädchen aus vornehmen Häusern das Geleit geben sollten; dabei sollten sie ein Loblied auf die Tugenden des Caligula anstimmen. Es wurde auch beschlossen, den Tag, an dem er die Herrschaft angetreten hatte, »Parilia« zu nennen; das hatte symbolischen Wert, Rom sei nämlich damals noch einmal gegründet worden. Viermal bekleidete er das Konsulat, das erste Mai vom ersten Juli an für zwei Monate, das zweite Mal vom ersten bis zum dreißigsten Januar, das dritte Mal bis zum Fünfzehnten und das vierte Mal bis zum Siebten desselben Monats. Dabei war er zuletzt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren Konsul. Das dritte Konsulat trat er ohne Kollegen in Lugudunum an, nicht, wie einige behaupten, weil er hochmütig oder rücksichtslos gewesen sei, sondern weil er nicht hatte wissen können, daß sein Kollege am ersten Januar gestorben war; denn er war nicht in Rom gewesen. Geldspenden machte er zweimal an das Volk, je dreihundert Sesterzen pro Person, ebensooft gab er für den Senat und die Angehörigen des Ritterstandes ein opulentes Mahl, wozu auch die Frauen und Kinder beider Stände eingeladen waren. Beim letzten Festessen verteilte er auch noch Prunkgewänder an die Herren, die Frauen und Kinder erhielten purpur- und muschelfarbene Binden. Damit das Volk auch in Zukunft mehr Zeit habe, sich zu freuen, verlängerte er die Saturnalien um einen Tag und nannte diesen »Tag der Jugend«.

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18» ι — 19,2

Munera gladiatoria partim in amphitheatro Tauri partim 18 in Saeptis aliquot edidit, quibus inseruit catervas A f r o r u m Campanorumque pugilum ex utraque regione electissimorum. neque spectaculis semper ipse praesedit, sed interdum aut magistratibus aut amicis praesidendi munus iniunxit. scaenicos ludos et assidue et varii generis ac multifariam 2 fecit, quondam et nocturnos accensis tota urbe luminibus. sparsit et missilia variarum rerum et panaria cum obsonio viritim divisit; qua epulatione equiti R . contra se hilarius avidiusque vescenti partes suas misit, sed et senatori ob eandem causam codicillos, quibus praetorem eum extra ordinum designabat. edidit et circenses plurimos a mane ad 3 vesperam interiecta modo Africanarum venatione modo Troiae decursione, et quosdam praecipuos, minio et chrysocolla constrato circo nec ullis nisi ex senatorio ordine aurigantibus. commisit et subitos, cum e Gelotiana apparatum circi prospicientem pauci ex proximis Maenianis postulassent.

Novum praeterea atque inauditum genus spectaculi exco- 19 gitavit. nam Baiarum medium intervallum tPuteolanas moles, trium milium et sescentorum fere passuum spatium, ponte coniunxit contractis undique onerariis navibus et ordine duplici ad anc[h]oras conlocatis superiectoque terreno ac derecto in Appiae viae formam. per hunc pontem 2

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Er veranstaltete ein paar Gladiatorenspiele, teils im Amphitheater des Taurus, teils in den Saepten. Trupps der erlesensten Faustkämpfer aus Afrika und Kampanien gaben dort ihr Debüt. Nicht immer übernahm er den Vorsitz bei den Schauspielen; manchmal bürdete er diese Funktion einfach Beamten oder Freunden auf. Ständig veranstaltete er Theateraufführungen der unterschiedlichsten Genres und an vielen Orten, einmal sogar bei Nacht; überall in der Stadt hatte man Lichter angezündet. Er ließ auch verschiedene Dinge als Geschenk unter das Volk werfen und an alle Körbe mit Lebensmitteln verteilen. Bei einem solchen Mahl ließ er einem römischen Ritter, der ihm gegenübersaß und etwas zu jovial und unmäßig zulangte, auch seine Portion noch zukommen; einem Senator sandte er aus dem gleichen Anlaß eine Urkunde, durch die er ihn zum außerordentlichen Praetor ernannte. Er veranstaltete auch sehr viele Circusspiele, die von morgens bis abends dauerten; sie wurden einmal durch eine Jagd auf afrikanische Tiere, das andere Mal durch ein Trojaspiel unterbrochen. Veranstaltete er gewisse außergewöhnliche Spiele, wurde der Circus mit Mennig und Berggrün bestreut; dann waren ausschließlich Angehörige aus dem Senatorenstand die Wagenlenker. Er veranstaltete einmal auch aus heiterem Himmel Spiele im Circus, als ein paar Leute von den Baikonen der Nachbarhäuser erklärten, sie hätten Lust dazu; er schaute sich damals vom Haus des Gelotius gerade den Fuhrpark des Circus an. Außerdem dachte er sich eine neue, unerhörte Art von Schauspiel aus: Er ließ nämlich zwischen Baiae und dem Wehr von Puteoli, das bedeutet über eine Entfernung von fast dreitausendsechshundert Schritt, eine Brücke bauen; dafür zog man von überallher Lastschiffe zusammen, legte sie in einer Doppelreihe vor Anker, legte darüber eine Erdschicht und befestigte sie wie die Via Appia. Auf

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19,1 — 10

ultro citro commeavit biduo continenti, primo die phalerato equo insignisque quercea corona et caetra et gladio aureaque chlamyde, postridie quadrigario habitu curriculoque biiugi famosorum equorum, prae se ferens Dareum puerum ex Parthorum obsidibus, comitante praetorianorum agmine et in essedis cohorte amicorum. scio plerosque existimasse talem a Gaio pontem excogitatum aemulatione Xerxis, qui non sine admiratione aliquanto angustiorem Hellespontum contabulaverit; alios, ut Germaniam et Britanniam, quibus imminebat, alicuius inmensi operis fama territaret. sed avum meum narrantem puer audiebam, causam operis ab interioribus aulicis proditam, quod Thrasyl(l)us mathematicus anxio de successore Tiberio et in verum nepotem proniori affirm asset non magis Gaium imperaturum quam per Baianum sinum equis discursurum.

3

Edidit et peregre spectacula, in Sicilia Syracusis asticos 20 iudos et in Gallia Luguduni miscellos; sed hie certamen quoque Graecae Latinaeque facundiae, quo certamine ferunt victoribus praemia victos contulisse, eorundem et laudes componere coactos; eos autem, qui maxime displicu-

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dieser Brücke zog er während zweier aufeinanderfolgender Tage hin und zurück; am ersten Tag saß er zu Pferd; das war mit Brust und Stirnschmuck herausgeputzt; er trug eine Krone aus Eichenlaub, einen Lederschild, ein Schwert und einen goldenen Mantel; am nächsten Tag stand er in der Tracht eines Wagenlenkers auf einem Zweigespann, dem berühmte Pferde vorgespannt waren. Vor ihm marschierte der junge Dareus, einer von den Geiseln der Parther; ihn begleiteten ein Trupp Praetorianer und einige Freunde in Reisewagen. Ich weiß, daß sehr viele Leute der Ansicht sind, Gaius habe sich diese Brücke nur ausgedacht, um Xerxes die Stirn bieten zu können, der den um etliches engeren Hellespont überbrückt hatte und dafür sehr bewundert worden war. Andere sind der Ansicht, er habe den Germanen und Britannen, denen er sich zuwenden wollte, durch die Kunde eines Bauwerks von riesigen Ausmaßen einen Schrecken einjagen wollen. Doch als Junge habe ich meinen Großvater erzählen hören, ihm sei der wahre Grund für den Bau von Bediensteten verraten worden, die eine Vertrauensstellung bei Hofe hatten: Der Astrologe Thrasyllos habe Tiberius, als der sich Sorgen um einen Nachfolger machte und seinem eigenen Enkel recht zugetan war, versichert, Caius werde genausowenig Kaiser werden, wie er die Bucht von Baiae zu Pferd überqueren könne. Auch außerhalb der Stadt Rom veranstaltete er Schauspiele, so auf Sizilien, und zwar in Syrakus Spiele zu Ehren des Bacchus und in Lugudunum in Gallien Spiele, die sich aus mehreren Gattungen zusammensetzten. Dort veranstaltete er auch einen Wettkampf in griechischer und lateinischer Beredsamkeit; bei diesem - so sagt man - hätten die Besiegten den Siegern die Preise stiften müssen, auch seien sie genötigt worden, die Lobgesänge auf die Sieger zu komponieren. Denjenigen, die am meisten Mißfallenskundgebungen da-

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2 0 - 22,2

issent, scripta sua lingua veiut spongia delere iussos, nisi ferulis obiurgari aut flumine proximo mergi maluissent.

Opera sub Tiberio semiperfecta, templum Augusti theatrumque Pompei, absolvit. incohavit autem aquae ductum regione Tiburti et amphitheatrum iuxta Saepta, quorum operum a successore eius Claudio alterum peractum, omissum alterum est. Syracusis conlapsa vetustate moenia deorumque aedes refectae. destinaverat et Sami Polycratis regiam restituere, Mileti Didymeum peragere, in iugo Alpium urbem condere, sed ante omnia Isthmum in Achaia perfodere, miseratque iam ad dimetiendum opus primipilarem.

Hactenus quasi de principe, reliqua ut de monstro narranda sunt. Compluribus cognominibus adsumptis - nam et 'pius' et 'castrorum filius' et 'pater exercituum' et 'optimus maximus Caesar' vocabatur- cum audiret forte reges, qui officii causa in urbem advenerant, concertantis apud se super cenam de nobilitate generis, exclamavit:

nee multum afuit quin statim diadema sumeret speciemque principatus in regni formam converteret. verum admonitus

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vongetragen hatten, habe man befohlen, ihre Machwerke mit der Zunge wie mit einem Schwamm zu tilgen, wenn sie es nicht vorzogen, mit den Stengeln des Gertenkrauts verhauen oder im nächsten Fluß untergetaucht zu werden. Die Bauten, die unter Tiberius nur halb fertiggestellt worden waren, so der Tempel des Augustus und das Theater des Pompeius, ließ er fertig bauen. Er begann auch mit dem Bau einer Wasserleitung in der Gegend von Tibur und eines Amphitheaters in der Nähe der Saepten; von diesen Unternehmungen führte sein Nachfolger Claudius die erste zu Ende, die andere ließ er fallen. In Syrakus ließ er die infolge von Altersschwäche eingestürzten Stadtmauern und Tempel wieder in Stand setzen. Er hatte sich auch fest vorgenommen, auf Samos die Burg des Polykrates wieder aufzubauen, im Gebiet von Milet das Heiligtum des Apoll von Didyma fertigstellen zu lassen, auf dem Joch der Alpen eine Stadt zu bauen, aber zu allererst in Griechenland den Isthmus zu durchstechen; einen Primipilar hatte er bereits dorthin geschickt, damit er das ganze vermesse. Bis zu diesem Punkte haben wir sozusagen über den Kaiser Caligula erzählt, in dem, was nun folgt, müssen wir über das Ungeheuer sprechen. Er hatte bereits mehrere Beinamen angenommen - man nannte ihn nämlich den »Frommen«, den »Sohn des Lagers«, »Vater der Heere« und den »besten und größten Kaiser« da hörte er zufällig Könige, die nach Rom gekommen waren, um ihm ihre Ehrbezeugung zu erweisen, sich über die edle Abkunft ihres Geschlechtes streiten, als sie bei ihm zum Mahl geladen waren; da rief er: »Einer soll der Herrscher, einer der König sein!« Und es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sich das Diadem aufgesetzt und den Prinzipat in die Herrschaft eines Königs

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22,2-12,4

et principum et regum se excessisse fastigium, divinam ex eo maiestatem asserere sibi coepit; datoque negotio, ut simulacra numinum religione et arte praeclara, inter quae Olympii Iovis, apportarentur Graecia, quibus capite dempto suum imponeret, partem Palatii ad forum usque promovit, atque aede Castoris et Pollucis in vestibulum transfigurata, consistens saepe inter fratres deos, medium adorandum se adeuntibus exhibebat; et quidam eum 'Latiarem Iovem' consalutarunt. templum etiam numini suo proprium et j sacerdotes et excogitatissimas hostias instituit. in templo simulacrum stabat aureum iconicum amiciebaturque cotidie veste, quali ipse uteretur. magisteria sacerdotii ditissimus quisque et ambitione et licitatione maxima vicibus comparabant. hostiae erant phoenicopteri, pavones, tetraones, numidicae, meleagrides, phasianae, quae generatim per singulos dies immolarentur. et noctibus quidem plenam ful- 4 gentemque lunam invitabat assidue in amplexus atque concubitum, interdiu vero cum Capitolino love secreto fabulabatur, modo insusurrans ac praebens in vicem aurem, modo clarius nec sine iurgiis. nam vox comminantis audita est:

,

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umgewandelt. Doch man erinnerte ihn daran, daß er schon weit über dem Rang von Fürsten und Königen stehe; also begann er, für sich seitdem Würde zu beanspruchen, wie sie einem Gott zusteht. Also gab er den Auftrag, Götterbilder, die besonders verehrt und kunstvoll gearbeitet waren, unter anderem auch das Standbild des Iuppiter aus Olympia, von Griechenland nach Rom zu bringen, diesen dann den Kopf abzunehmen und ihnen den seinen aufzusetzen. Einen Teil des Palastes ließ er bis zum Forum ausweiten; den Tempel von Castor und Pollux ließ er zu dessen Vorhalle umgestalten und stellte sich oft zwischen die göttlichen Brüder; wenn er dann in ihrer Mitte stand, ließ er sich von den Besuchern anbeten. Einige begrüßten ihn sogar als »Iuppiter Latiaris«. Er stiftete auch einen Tempel allein für seine Gottheit, bestellte eigens Priester und ließ sich streng ausgesuchte Opfertiere darbringen. Im Tempel stand ein Bild, das seinem Portrait ähnelte und ihn lebensgroß darstellte; täglich legte man ihm das gleiche Gewand um, das auch er trug. Gerade die reichsten Leute versuchten eines der Priesterämter zu erhalten, indem sie um seine Gunst buhlten und sich gegenseitig durch Höchstgebote überboten. Geopfert wurden Flamingos, Pfaue, Auerhähne, numidische Hühner, Perlhühner und Fasane; jeden Tag wurde eine andere Art geopfert. In Nächten, in denen Luna ihren vollen Umfang erreicht hatte und leuchtete, lud er sie regelmäßig zu Umarmung und Beilager ein; bei Tage plauderte er in einem Vieraugengespräch mit dem Kapitolinischen Iuppiter, einmal flüsterte er ihm etwas ins Ohr und hielt ihm dann seinerseits das O h r hin, bald unterhielt er sich mit ihm ziemlich laut und es fielen dabei auch beleidigende Worte. Man hörte ihn einmal folgendermaßen drohen: »Entweder du hebst mich oder ich dich!«

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JJ.3

donee exoratus, ut referebat, et in contubernium ultro invitatus super templum Divi Augusti ponte transmisso Palatium Capitoliumque coniunxit. mox, quo propior esset, in area Capitolina novae domus fundamenta iecit.

Agrippae se nepotem neque credi neque dici ob ignobilitatem eius volebat suscensebatque, si qui vel oratione vel carmine imaginibus eum Caesarum insererent. praedicabat autem matrem suam ex incesto, quod Augustus cum Iulia filia admisisset, procreatam; ac non contentus hac Augusti insectatione Actiacas Si[n]culasque victorias, ut funestas p. R. et calamitosas, vetuit sollemnibus feriis celebrari. Liviam Augustam proaviam Ulixem stolatum identidem appellans, etiam ignobilitatis quadam ad senatum epistula arguere ausus est quasi materno avo decurione Fundano ortam, cum publicis monumentis certum sit, Aufidium Lurconem Romae honoribus functum. aviae Antoniae secretum petenti denegavit, nisi ut interveniret Macro praefectus, ac per istius modi indignitates et taedia causa extitit mortis, dato tarnen, ut quidam putant, et veneno; nec defunctae ullum honorem habuit prospexitque e triclinio ardentem rogum. fratrem Tiberium inopinantem repente immisso

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Schließlich habe er sich erweichen lassen - so erklärte er immer wieder - und sei eingeladen worden, mit ihm sein Haus zu teilen; also ließ er über den Tempel des göttlichen Augustus hinweg eine Brücke bauen und den Palast und das Kapitol verbinden. Dann ließ er, um dem Gott noch näher zu sein, auf dem Platz vor dem Kapitol die Fundamente eines neuen Palastes legen. Er wollte partout nicht, daß man in ihm den Enkel des Agrippa sehe oder von ihm als solchem spreche, denn dieser stammte nicht aus einer vornehmen Familie; und er wurde sogar zornig, wenn man diesen in einer Rede oder in einem Gedicht unter die Vorfahren der Kaiser reihte. Doch ganz stolz behauptete er, seine Mutter sei die Frucht aus einem Inzest des Augustus mit seiner Tochter Iulia. Mit dieser Verleumdung des Augustus gab er sich noch nicht zufrieden; so verbot er auch, die Siege bei Aktium und Sizilien jährlich mit Festen zu feiern, da sie doch dem römischen Volk nur Trauer und großes Unheil gebracht hätten. Seine Urgroßmutter Livia Augusta nannte er immer wieder einen Odysseus im Weiberrock; er war sogar so dreist, ihr in einem Brief an den Senat ihre niedere Abkunft vorzuhalten, da ja ihr Großvater mütterlicherseits in Fundi Gemeinderat gewesen sei, obwohl doch durch offizielle Urkunden feststeht, daß Aufidius Lurco in Rom Amter bekleidet hat. Er verweigerte seiner Großmutter Antonia ein Vieraugengespräch, als sie darum nachsuchte, es sei denn der Praefekt Macro könne dazukommen; und indem er sie auf solche empörende Weise behandelte und sie spüren ließ, daß er sie satt hatte, beförderte er ihren Tod, bei alledem habe er mit Gift nachgeholfen, wie einige meinen. Als sie verstorben war, erwies er ihr keinerlei Ehre und sah von seinem Speisezimmer aus zu, wie der Scheiterhaufen brannte. Seinen Bruder Tiberius ließ er, ohne daß er etwas ahnte, plötzlich durch einen Militärtribu-

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tribuno militum interemit. Silanum item socerum ad п е с е т secandasque novacula fauces compulit, causatus in utroque, quod hie ingressum se turbatius mare поп esset secutus ас spe occupandi urbem, si quid sibi per tempestates accideret, remansisset, ille antidotum obol[e]uisset, quasi ad praecavenda venena sua sumptum, cum et Silanus inpatientiam nauseae vitasset et molestiam navigandi, et Tiberius propter assiduam et ingravescentem tussim medicamento usus esset, nam Claudium patruum поп nisi in ludibrium reservavit.

Cum omnibus sororibus suis consuetudinem stupri fecit plenoque convivio singulas infra se vicissim conlocabat uxore supra cubante. ex iis Drusillam vitiasse virginem praetextatus adhuc creditur atque etiam in concubitu eius quondam deprehensus ab Antonia avia, apud quam simul educabantur; mox Lucio Cassio Longino consulari conloca tarn abduxit et in modum iustae uxoris propalam habuit; heredem quoque bonorum atque imperii aeger instituit. eadem defuncta iustitium indixit, in quo risisse lavisse cenasse cum parentibus aut coniuge liberisve capital fuit. ac

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nen, den er gesandt hatte, töten. Und auch seinen Schwiegersohn Silanus trieb er in den Tod; mit einem Rasiermesser schnitt dieser sich die Kehle durch. Gegen beide brachte er auch einiges vor; so soll letzterer ihm, als er bei stürmischer See hinausfahren wollte, nicht gefolgt und in der Stadt zurückgeblieben sein, weil er sich Hoffnungen machte, die Stadt in seine Hand zu bekommen, falls ihm bei dem Unwetter etwas zustoße. Bei Tiberius habe man das Gegengift riechen könne, das er eingenommen hatte, um sich vorbeugend gegen seine Gifte zu schützen. In Wirklichkeit verhielt es sich jedoch so, daß Silanus an Seekrankheit litt und sich den Beschwerlichkeiten einer Seereise nicht aussetzen wollte und Tiberius ein Mittel eingenommen hatte, weil er seinen Husten nicht loswurde und der sich auch noch verschlimmerte. Seinen Onkel Claudius freilich schonte er nur, weil er seinen Spott mit ihm haben wollte. Mit allen seinen Schwestern trieb er Unzucht und ließ sie bei einer Tischgesellschaft, wenn viele Gäste anwesend waren, abwechselnd alle einmal an seiner Seite Platz nehmen, während seine Gattin an seiner anderen Seite lag. Man glaubt, daß er von den Schwestern Drusilla die Jungfernschaft geraubt hat, als er noch im Knabenalter war, und auch von seiner Großmutter Antonia dabei ertappt wurde, wie er bei ihr lag; sie wurden beide von Antonia erzogen. Später heiratete sie den ehemaligen Konsuln Lucius Cassius Longinus; er nahm sie ihm wieder weg und behandelte sie in aller Öffentlichkeit wie seine rechtmäßig angetraute Gattin. Auch als Erbin seines Vermögens und als Nachfolgerin in der Regentschaft setzte er sie ein, als er erkrankte. Als sie starb, ordnete er den Stillstand der Gerichte an; und es wurde als Verbrechen, auf das die Todesstrafe stand, angesehen, zu lachen, zu baden, mit den Eltern, der Frau oder den Kindern gemeinsam zu speisen. Der Schmerz über den Verlust

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24.2-25.2

maeroris impatiens, cum repente noctu profugisset ab urbe transcucurrissetque Campaniam, Syracusas petit, rursusque inde propere rediit barba capilloque promisso; nec umquam postea quantiscumque de rebus, ne pro contione quidem populi aut apud milites, nisi per numen Drusillae deieravit. reliquas sorores nec cupiditate tanta nec dignatione dilexit, ut quas saepe exoletis suis prostrav(er)it; quo facilius eas in causa Aemili Lepidi condemnavit quasi adulteras et insidiarurn adversus se conscias ei nec solum chirographa omnium requisita fraude ac stupro divulgavit, sed et tres gladios in п е с е т suam praeparatos Marti Ultori addito elogio consesravit.

Matrimonia contraxerit turpius an dimiserit an tenuerit, поп est facile discernere. Liviam Orestillam C . Pisoni nubentem, cum ad officium et ipse venisset, ad se deduci imperavit intraque paucos dies repudiatam biennio post relegavit, quod repetisse usum prioris mariti tempore medio videbatur. alii tradunt adhibitum cenae nuptiali mandasse ad Pisonem contra accumbentem: 'noli uxorem meam premere', statimque e convivio abduxisse secum ac proximo die edixisse: matrimonium sibi repertum exemplo Romuli et Augusti. Lolliam Paulinam, C . Memmio consular! exerci-

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war ihm unerträglich; so verließ er plötzlich bei Nacht Hals über Kopf die Stadt und eilte nach Kampanien, dann nach Syrakus, dann machte er wieder kehrt und kam schnell nach Hause; er hatte sich den Bart stehen und das Haar wachsen lassen. Seitdem hat er niemals mehr bei sehr gewichtigen Angelegenheiten, selbst nicht einmal mehr vor versammeltem Volk oder vor den Soldaten, einen Eid abgelegt, ohne bei der »Gottheit Drusilla« zu schwören. Seine anderen Schwestern liebte er nicht so leidenschaftlich, noch stellte er sie so heraus; oft überließ er sie einfach seinen Lustknaben zu sexuellen Spielen. So fiel es ihm auch nicht sonderlich schwer, sie in einem Prozeß gegen Aemilius Lepidus zu verurteilen, unter dem Vorwand, daß sie Ehebruch begangen und eingeweiht seien in Anschläge, die man gegen ihn plane; und er veröffentlichte nicht nur die Briefe von allen, die sie eigenhändig geschrieben hatten; er hatte sich in ihren Besitz durch Raffinesse und durch Beischlaf gebracht. Er weihte auch noch drei Schwerter, die für seine Ermordung bereit gelegen hatten, dem Mars Ultor; dabei ließ er auch noch eine Inschrift anbringen. Ob er Ehen mit mehr Schimpf einging, löste oder weiterführte, ist nicht leicht auszumachen. Als Livia Orestilla und C. Piso heirateten, kam er persönlich zu ihrer Hochzeitsfeier und befahl, sie ihm zuzuführen; nach wenigen Tagen wollte er nichts mehr von ihr wissen; nach zwei Jahren verbannte er sie, weil sie anscheinend den Verkehr mit ihrem früheren Gatten wieder gesucht hatte. Andere überliefern, er habe beim Hochzeitsessen, zu dem man ihn eingeladen hatte, Piso, der ihm gegenüber lag, sagen lassen: »Lege dich ja nicht auf meine Frau!« Und er habe sie gleich von der Tafel mit sich fortgenommen und gleich am nächsten Tag verkündet, er habe sich bei dieser Hochzeit Romulus und Augustus zum Vorbild genommen. Lollia Paulina, die Gattin des

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ij.i - 26,ι

tus regenti nuptam, facta mentione aviae eius ut quondam pulcherrimae, subito ex provincia evocavit ac perductam a marito coniunxit sibi brevique missam fecit interdicto cuiusquam in perpetuum coitu. Caesoniam neque facie insigni neque aetate integra matremque iam ex alio viro trium filiarum, sed luxuriae ac lasciviae perditae, et ardentius et constantius amavit, ut saepe chlamyde peltaque et galea ornatam ac iuxta adequitantem militibus ostenderit, amicis vero etiam nudam. uxorio nomine non prius dignatus est quam enixam, uno atque eodem die professus et maritum se eius et patrem infantis ex ea natae. infantem autem, Iuliam Drusillam appellatam, per omnium dearum templa circumferens Minervae gremio imposuit alendamque et instituendam commendavit. nec ullo firmiore indicio sui seminis esse credebat quam feritatis, quae illi quoque tanta iam tunc erat, ut infestis digitis ora et oculos simul ludentium infantium incesseret. leve ac frigidum sit his addere, quo propinquos amicosque pacto tractaverit, Ptolemaeum regis Iubae filium, consobrinum suum - erat enim et is M. Antoni ex Selene filia nepos - et in primis ipsum Macronem, ipsam Enniam, adiutores imperii: quibus omnibus pro necessitudinis iure proque meritorum gratia cruenta mors persoluta est.

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Konsulars С. Memmius, der gerade ein Heer kommandierte, ließ er auf die Bemerkung hin, ihre Großmutter sei einst eine sehr schöne Frau gewesen, sofort aus der Provinz holen; ihr Gatte führte sie ihm zu, und er heiratete sie; nach kurzer Zeit aber löste er die Verbindung und untersagte ihr für alle Zeiten den Verkehr mit einem Mann. Caesonia liebte er innig und etwas beständiger, dabei war sie nicht einmal auffallend schön noch jung, war bereits Mutter von drei Töchtern, die sie mit einem anderen Mann hatte, aber sie war über alle Maßen genußsüchtig und zügellos. Oft zeigte er sie den Soldaten mit Mantel, Schild und Schwert und auf einem Pferd neben sich, Freunden aber zeigte er sie auch nackt. Erst als sie entbunden hatte, hielt er sie des Namens Gemahlin für würdig; noch an demselben Tag erklärte er, daß er ihr Gatte und der Vater des Kindes, das sie geboren hatte, sei. Das Kind erhielt den Namen Iulia Drusilla; er trug es durch die Tempel aller Göttinnen und setzte es Minerva in den Schoß und vertraute ihr sein Gedeihen und seine Ausbildung an. Und er war der Meinung, daß kein Beweis seiner Vaterschaft zuverlässiger sei, als sein wildes Wesen, das es schon damals in einem solchen Ausmaß hatte, daß es mit den Fingern gefährlich auf die Gesichter und Augen der Kinder, die mit ihm spielten, losging. Unerheblich und fade dürfte es wohl sein, jetzt noch hinzuzufügen, wie er Verwandte und Freunde behandelt hat, ζ. B. Ptolemaios, den Sohn des Königs Iuba, seinen Vetter - er war nämlich auch ein Enkel des M. Antonius, weil er der Sohn von dessen Tochter Selene war - und in besonderem Maße Macro und Ennia, mit deren Hilfe er an die Herrschaft gekommen war: Allen diesen bereitete er ein grausames Ende, statt ihnen auf Grund der verwandtschaftlichen Beziehungen ihr Recht zuzugestehen und ihnen entsprechend ihrer Verdienste dankbar zu sein.

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z6,2- 26,5

Nihilo reverentior leniorve erga senatum, quosdam sum- 2 mis honoribus functos ad essedum sibi currere togatos per aliquot passuum milia et cenanti modo ad pluteum modo ad pedes stare succinctos linteo passus est; alios cum clam interemisset, citare nihilo minus ut vivos perseveravit, paucos post dies voluntaria morte perisse mentitus. consulibus 3 oblitis de natali suo edicere abrogavit magistratum fuitque per triduum sine summa potestate res p. quaestorem suum in coniuratione nominatum flagellavit veste detracta subiectaque militum pedibus, quo firme verberaturi insisterent.

Simili superbia violentiaque ceteros tractavit ordines. 4 inquietatus fremitu gratuita in circo loca de media nocte occupantium, omnis fustibus abegit; elisi per eum tumultum viginti amplius equites R . , totidem matronae, super innumeram turbam ceteram. scaenicis ludis, inter plebem et equitem causam discordiarum ferens, decimas maturius dabat, ut equestri(a) ab infimo quoque occuparentur. gladi- 5 atorio munere reductis interdum flagrantissimo sole velis emitti quemquam vetabat, remotoque ordinario apparatu

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Mit ebenso wenig Ehrerbietung und Milde ging er mit dem Senat um. Einige Senatoren, die höchste Amter verwaltet hatten, ließ er einige Meilen in der Toga neben seinem Reisewagen herlaufen und, während er speiste, einmal hinter dem Sofa, einmal zu seinen Füßen nur mit einem Lendenschurz bekleidet stehen. Obwohl er andere heimlich hatte umbringen lassen, bestand er darauf, daß sie dennoch weiter im Senat namentlich aufgerufen wurden, als ob sie noch am Leben seien. Ein paar Tage danach gab er vor, sie hätten Selbstmord begangen. Als einmal die Konsuln vergessen hatten, ein Edikt, das seinen Geburtstag betraf, zu erlassen, enthob er sie des Amtes, und der Staat war für drei Tage ohne höchste Beamte. Seinem Quaestor, dessen Name in Zusammenhang mit einer Verschwörung gefallen war, ließ er die Kleider vom Leibe reißen und auspeitschen; den Soldaten wurden seine Kleidungsstücke unter die Füße gelegt, damit sie festeren Halt hätten, wenn sie auf ihn einschlügen. Ähnlich hochnäsig und gewaltsam ging er auch mit den anderen Ständen um. Ais ihn der Lärm derjenigen in seiner Ruhe störte, die mitten in der Nacht im Circus die Freiplätze besetzten, ließ er sie alle mit Stöcken davonjagen. Im Verlauf des Getümmels wurden mehr als zwanzig römische Ritter, ebenso viele Damen der vornehmen Gesellschaft und ungezählte andere zerquetscht. Bei den Theatervorstellungen pflegte er ein Zehntel der Plätze recht früh zu vergeben, so daß auf den Plätzen der Ritter sich auch Leute aus der Hefe des Volkes niederließen; damit wollte er einen Keim für Unfrieden zwischen dem einfachen Volk und dem Ritterstand legen. Manchmal wurden gerade, wenn die Sonne am heißesten schien, bei einem Gladiatorenkampf die Sonnensegel zurückgezogen; dann gab er den Befehl, niemanden hinauszulassen. Dann entfernte man den üblichen

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tabidas feras, vilissimos senioque confectos gladiatores, proque pegmate patres familiarum notos in bonam partem sed insignis debilitate aliqua corporis subiciebat. ac nonnumquam horreis praeclusis populo famem indixit.

Saevitiam ingenii per haec maxime ostendit. cum ad saginam ferarum muneri praeparatarum carius pecudes compararentur, ex noxiis laniandos adnotavit, et custodiarum Seriem recognoscens, nullius inspecto elogio, stans tantum modo intra porticum mediam, a calvo ad calvum duci imperavit. votum exegit ab eo, qui pro salute sua gladiatoriam operam promiserat, spectavitque ferro dimicantem nec dimisit nisi victorem et post multas preces. alterum, qui se periturum ea de causa voverat, cunctantem pueris tradidit, verbenatum infulatumque votum reposcentes per vicos agerent, quoad praecipitaretur ex aggere. multos honesti ordinis deformatos prius stigmatum notis ad metalla et munitiones viarum aut ad bestias condemnavit aut bestiarum more quadripedes cavea coercuit aut medios serra dissecuit, nec omnes gravibus ex causis, verum male de munere suo opina-

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Pomp aus der Arena, und dafür ließ er jetzt abgehalfterte Tiere, ganz billige und altersschwache Gladiatoren und ehrenwerte Familienväter, die aber irgendein körperliches Gebrechen hatten, vorn auf einem Brett auftreten. Manchmal schloß er einfach die Kornspeicher und verordnete dem Volk eine Hungerkur. Seine grausame Veranlagung zeigte sich besonders in folgendem. Als das Fleisch zur Fütterung der Raubtiere, die für eine Veranstaltung bestimmt waren, nur zu einem recht hohen Preis hätte beschafft werden können, da bestimmte er von den Verurteilten einige dazu, daß sie ihnen zum Fressen vorgeworfen werden sollten. Als er die Gefängnisse der Reihe nach inspizierte, warf er keinen Blick in das Schuldregister der Gefangenen, sondern stellte sich lediglich mitten in der Halle hin und befahl, sie von einem Kahlkopf zum anderen abzuführen. Er forderte die Einlösung des Gelübdes von demjenigen, der für seine Genesung versprochen hatte, als Gladiator aufzutreten; er sah zu, wie er mit dem Schwert kämpfte, und entließ ihn erst nach seinem Sieg und vielen Bitten. Einen anderen, der aus demselben Grund seinen Tod gelobt hatte, übergab er, da er zögerte, Sklaven; diese sollten von ihm, nachdem sie ihn mit heiligen Zweigen und einer Opferbinde geschmückt hatten, die Einlösung des Gelübdes verlangen und ihn durch die Gassen der Stadt treiben, bis er sich vom Wall herabstürzte. Viele ehrenwerte Leute ließ er erst durch das Brandmal ihrer Würde berauben, dann verurteilte er sie zur Arbeit in den Bergwerken, zum Straßenbau oder zum Kampf mit den wilden Tieren, ließ sie wie die wilden Tiere in Käfige sperren, wo sie sich auf allen Vieren bewegen mußten, oder ließ sie mitten durchsägen. Alle ereilte dieses Schicksal nicht, weil sie etwa wegen eines schweren Vergehens verurteilt waren, sondern weil sie sich abfällig über eine Veranstaltung, die er gegeben hatte, geäu-

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17,3-28

tos, vel quod nutnquam per genium suum deierassent. parentes supplicio filiorum interesse cogebat; quorum uni 4 valitudinem excusanti lecticam misit, alium a spectaculo poenae epulis statim adhibuit atque omni comitate ad hilaritatem et iocos provocavit. curatorem munerum ac venationum per continuos dies in conspectu suo catenis verberatum non prius occidit quam offensus putrefacti cerebri odore. Atellan[i]ae poetam ob ambigui ioci versiculum media amphitheatri harena igni cremavit. equitem R. obiectum feris, cum se innocentem proclamasset, reduxit abscisaque lingua rursus induxit. revocatum quendam a vetere exilio 28 sciscitatus, quidnam ibi facere consuesset, respondente eo per adulationem: 'deos semper oravi ut, quod evenit, periret Tiberius et tu imperares', opinans sibi quoque exules suos mortem imprecari, misit circum insulas, qui universos contrucidarent. cum discerpi senatorem concupisset, subornavit qui ingredientem curiam repente hostem publicum appellantes invaderent, graphisque confossum lacerandum ceteris traderent; nec ante satiatus est quam membra et artus

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ßert oder weil sie nie bei seinem Schutzgott geschworen hatten. Eltern zwang er, dabei zu sein, wenn ihre Söhne hingerichtet wurden. Als einmal einer sich wegen seines Gesundheitszustandes entschuldigen ließ, schickte er ihm eine Sänfte. Einen anderen lud er gleich vom Schauplatz der Bestrafung weg zum Essen ein und gab sich ganz aufgeräumt, um ihn so zu Heiterkeit und zum Scherzen zu ermuntern. Einen Aufseher über Spiele und Tierhetzen ließ er mehrere Tage hintereinander vor seinen Augen mit Ketten auspeitschen, aber nicht eher töten, bis ihn der Geruch des Gehirns, das schon in Fäulnis übergegangen war, störte. Den Autor einer Atellane ließ er wegen eines winzigen Verses, der einen zweideutigen Witz enthielt, mitten in der Arena des Amphitheaters verbrennen. Einen römischen Ritter, der schon zum Kampf mit den wilden Tieren in der Arena stand, ließ er zurückbringen, als er lauthals schrie, er sei unschuldig; dann ließ er ihm die Zunge abschneiden und ihn zurück in die Arena führen. Als er einmal von jemandem, den er aus dem Exil, das man ihm vor Zeiten auferlegt hatte, zurückgerufen hatte, wissen wollte, was er dort den ganzen Tag über gemacht habe, gab dieser ihm, um sich bei ihm einzuschmeicheln, zur Antwort: »Ich habe immer zu den Göttern gebetet, daß - es ist ja auch so gekommen - Tiberius sterben solle und du Kaiser werden mögest.« Da hatte er die fixe Idee, die Leute, die er verbannt habe, würden auch ihm persönlich den Tod anwünschen; also schickte er Leute auf alle Inseln, damit sie alle Verbannten ohne Ausnahme töteten. Als er einmal einen Senator unbedingt in Stücke reißen lassen wollte, stiftete er Leute an, die auf ihn beim Betreten der Kurie plötzlich zustürmen und ihn einen »Staatsfeind« titulieren sollten, dann sollten sie ihn mit ihren Schreibgriffeln durchbohren und ihn die anderen in Stücke reißen lassen. Und er war nicht eher zufriedengestellt, als bis er gesehen

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28- J0,1

et viscera hominis tracta per vicos atque ante se congesta vidisset. immanissima facta augebat atrocitate verborum. 29 nihil magis in natura sua laudare se ac probare dicebat quam, ut ipsius verbo utar, ά δ ι α τ ρ ε ψ ί α ν , hoc est inverecundiam. monenti Antoniae aviae tamquam parum esset non oboedire: 'memento', ait, 'omnia mihi et (in) omnis licere.' trucidaturus fratrem, quem metu venenorum praemuniri medicamentis suspicabatur: 'antidotum', inquit, 'adversus Caesarem', relegatis sororibus non solum insulas habere se, sed etiam gladios minabatur. praetorium virum ex secessu 2 Anticyrae, quam valitudinis causa petierat, propagari sibi commeatum saepius desiderantem cum mandasset interimi, adiecit necessariam esse sanguinis missionem, cui tarn diu non prodesset elleborum. decimo quoque die numerum puniendorum ex custodia subscribens rationem se purgare dicebat. Gallis Graecisque aliquot uno tempore condemnatis gloriabatur Gallograeciam se subegisse. non temere in 30 quemquam nisi crebris et minutis ictibus animadverti passus est, perpetuo no toque iam praecepto: 'ita feri ut se mori sen tiat.' punito per errorem nominis alio quam quem destina-

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hatte, wie man die Körperteile, Gliedmaßen und Gelenke, und die Eingeweide des Mannes durch die Gassen schleifte und vor ihm aufhäufte. Seine unmenschlichen und schrecklichen Taten ließ er noch schlimmer werden durch die Härte, wie sie in seinen Worten zum Ausdruck kam. Nichts - so sagte er gern - lobe und schätze er an dem, was die Natur ihm mitgegeben habe, mehr als seine, ich gebrauche hier ein Wort, dessen er sich dafür selbst bediente, άδιατρεψία, d. h. Schamlosigkeit. Als seine Großmutter Antonia ihn einmal zurechtwies, sagte er zu ihr, als wenn es nicht schon genug gewesen wäre, daß er ihr nicht gehorchte: »Denke daran, daß mir alles, auch gegen alle erlaubt ist!« Ais er sich anschickte, seinen Vetter zu ermorden, den er in Verdacht hatte, sich aus Furcht davor, vergiftet zu werden, durch Gegengifte vorbeugend zu schützen, sagte er: »Ein Gegengift gegen den Kaiser?« Seinen Schwestern, die er in die Verbannung geschickt hatte, drohte er, ihm stünden nicht nur Inseln, sondern auch Schwerter zur Verfügung. Als er den Auftrag gegeben hatte, einen Mann im Range eines Praetors, der von Antikyra aus, wohin er sich aus Rücksicht auf seine Gesundheit zurückgezogen hatte, schon oft um die Verlängerung seines Urlaubs nachgesucht hatte, umzubringen, fügte er dem Auftrag noch hinzu, er müsse zur Ader gelassen werden, nachdem ihm nach so langer Zeit die Nieswurz nicht geholfen habe. Wenn er alle zehn Tage seine Unterschrift unter die Liste der Gefangenen, die hingerichtet werden sollten, setzte, pflegte er zu sagen, er bezahle die Rechnung. Als einmal zur gleichen Zeit einige Gallier und Griechen abgeurteilt wurden, rühmte er sich, er habe Gallograecia unterworfen. Er ließ jeden wohlüberlegt nur mit vielen winzigen Stichen bestrafen; dabei befahl er immer wieder, heute ist dies jedermann bekannt: »Triff so, daß er fühlt, daß er stirbt!« Als einmal ein anderer bestraft worden war, als er

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)0,I-J1

verat, ipsum quoque paria meruisse dixit, tragicum illud subinde iactabat: 'oderint, dum metuant.' saepe in cunctos pariter senatores ut Seiani clientis, ut matris 2 ac fratrum suorum delatores, invectus est prolatis libellis, quos crematos simulaverat, defensaque Tiberi saevitia quasi necessaria, cum tot criminantibus credendum esset, equestrem ordinem ut scaenae harenaeque devotum assidue proscidit. infensus turbae faventi adversus Studium suum exclamavit: 'utinam p. R . unam cervicem haberet!' cumque Tetrinius latro postularetur, et qui postularent, Tetrinios esse ait. retiari tunicati quinque numero gregatim dimicantes 3 sine certamine ullo totidem secutoribus succubuerant; cum occidi iuberentur, unus resumpta fuscina omnes victores interemit: banc ut crudelissimam caedem et deflevit edicto et eos, qui spectare sustinuissent, execratus est. queri etiam 31 palam de condicione temporum suorum solebat, quod nullis calamitatibus publicis insignirentur; Augusti principatum clade Variana, Tiberi ruina spectaculorum apud Fidenas memorabilem factum, suo oblivionem imminere prosperi-

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bestimmt hatte, weil man die Namen verwechselt hatte, sagte er, auch dieser habe das Gleiche verdient gehabt. Oft vernahm man von ihm den bekannten Vers aus der Tragödie: »Sollen sie (mich) doch hassen, wenn sie (mich) nur fürchten!« Oft ging er gegen alle Senatoren ohne Unterschied los, wie wenn sie Klienten des Sejan und Denunzianten seiner Mutter und seiner Brüder gewesen seien, holte Dokumente hervor, die er angeblich verbrannt hatte; so hatte er jedenfalls behauptet: Er verteidigte auch die Grausamkeit des Tiberius, denn sie sei imbedingt notwendig gewesen, da er so vielen Anklägern habe glauben müssen. Den Ritterstand machte er ständig herunter, weil er zu sehr den Theateraufführungen und Gladiatorenkämpfen zugetan sei. Weil er auf die Menge wütend war, die entgegen seinen Interessen eine andere Partei favorisierte, rief er aus: »Hätte doch das römische Volk nur einen einzigen Hals!« Als man den Auftritt des Straßenräubers Tetrinius verlangte, sagte er, auch die, die den verlangten, seien ein Tetrinius. Fünf Kämpfer mit dem Netz, die eine Tunika trugen und in einem Team kämpften, hatten sich kampflos ebenso vielen Gladiatoren ergeben. Als man verlangte, daß sie getötet wurden, nahm einer von ihnen den Dreizack wieder in die Hand und tötete alle Sieger. Dieses Morden beweinte er in einem Edikt, als sei es das grausamste Töten gewesen, und stieß gegen diejenigen, die das hätten mit ansehen können, Verwünschungen aus. Er pflegte sich auch öffentlich darüber zu beklagen, in welchen Zeiten man doch leben müsse; sie stächen durch keine Katastrophen für die Allgemeinheit heraus. Der Prinzipat des Augustus sei durch die Niederlage des Varus, der des Tiberius durch den Einsturz der Zuschauertribüne bei Fidenae berühmt geworden; seiner Regierungszeit drohe das Verges-

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3·-3 2 ·3

täte rerum; atque identidem exercituum caedes, famem, pestilentiam, incendia, hiatum aliquem terrae optabat. Animum quoque remittenti ludoque et epulis dedito 3 eadem factorum dictorumque saevitia aderat. saepe in conspectu prandentis vel comisantis seriae quaestiones per tormenta habebantur, miles decollandi artifex quibuscumque e custodia capita amputabat. Puteolis dedicatione pontis, quem excogitatum ab eo significavimus, cum mukös e litore invitasset ad se, repente omnis praecipitavit, quosdam gubernacula apprehendentes contis remisque detrusit in mare. Romae publico epulo servum ob detractam lectis 1 argenteam laminam carnifici confestim tradidit, ut manibus abscisis atque ante pectus e collo pendentibus, praecedente titulo qui causam poenae indicaret, per coetus epulantium circumduceretur. murmillonem e ludo rudibus secum battuentem et sponte prostratum confodit ferrea sica ac more victorum cum palma discucurrit. admota altaribus victima 3 succinctus poparum habitu elato alte malleo cultrarium mactavit. lautiore convivio effusus subito in cachinnos consulibus, qui iuxta cubabant, quidnam rideret blande quaerentibus: 'quid', inquit, 'nisi uno meo nutu iugulari utrum-

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sen, weil alles zu glatt gehe. Und so wünschte er sich immer wieder Niederlagen der Heere, eine Hungerkatastrophe, eine Pest, Feuersbrünste und ein Erdbeben. Selbst wenn er sich Entspannung gönnte und ganz mit Spiel und Essen beschäftigt war, stellte sich bei ihm die gleiche Grausamkeit in Wort und Tat ein. Während er speiste oder zechte, wurden oft vor seinen Augen peinliche Verhöre unter Anwendung der Folter durchgeführt, enthauptete ein Soldat, ein Meister im Köpfen, alle, die aus dem Gefängnis geholt worden waren. Als er in Puteoli die Brücke einweihte, die er sich selbst ausgedacht hatte, wie wir bereits erwähnt haben, lud er viele, die sich am Strand aufhielten, zu sich ein, dann stürzte er sie plötzlich kopfüber ins Meer und ließ einige, die sich an den Steuerrudern festklammerten, mit Stangen und Rudern ins Meer zurückstoßen. In Rom übergab er einen Sklaven, der bei einem öffentlichen Gastmahl eine silberne Platte von einer Liege entwendet hatte, auf der Stelle dem Henker, daß der ihm die Hände abhacke und man sie ihm vom Hals herab vor die Brust hänge; dann sollte er zwischen der Gesellschaft der Leute, die gerade speisten, herumgeführt werden, wobei man eine Tafel vorantrug, auf der der Grund für die Strafe zu lesen war. Einen Gladiator aus der Fechtschule, der sich mit einem Rapier mit ihm schlug und sich zu Boden strecken ließ, ohne daß er etwas dazu getan hatte, durchbohrte er mit einem eisernen Dolch und lief mit einem Palmenzweig umher, wie das für Sieger üblich war. Einmal, die Opfertiere standen schon am Altar, kam er angezogen wie ein Opferschlächter und ebenso gerüstet, hob den Hammer hoch in die Höhe und schlug den Opferstecher tot. Bei einem Festessen brach er plötzlich in Lachen aus; da fragten ihn die Konsuln, die neben ihm lagen, schöntuend, worüber er denn lache; da sagte er: »Worüber

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μ·3-34··!

que vestrum statim posse?' inter varios iocos, cum assistens simulacro lovis Apellen tragoedum consuluisset uter illi maior videretur, cunctantem flagellis discidit conlaudans subinde vocem deprecantis quasi etiam in gemitu praedulcem. quotiens uxoris vel amiculae collum exoscularetur, addebat: 'tarn bona cervix simul ac iussero demetur.' quin et subinde iactabat exquisiturum se vel fidiculis de Caesonia sua, cur earn tanto opere diligeret.

Nec minore livore ac malignitate quam superbia saevitiaque paene adversus omnis aevi hominum genus grassatus est. statuas virorum inlustrium ab Augusto ex Capitolina area propter angustias in campum Martium conlatas ita subvertit atque disiecit ut restitui salvis titulis non potuerint, vetuitque posthac viventium cuiquam usquam statuam aut imaginem nisi consulto et auctore se poni. cogitavit etiam de Homeri carminibus abolendis, cur enim sibi non licere dicens, quod Platoni licuisset, qui eum e civitate quam constituebat eiecerit? sed et Vergili[i] ac Titi Livi scripta et imagines paulum afuit quin ex omnibus bibliothecis amoveret, quorum alteram ut nullius ingenii minimaeque doctrinae,

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schon? Es ist doch klar: Ein Wink von mir, und ich könnte euch auf der Stelle die Kehle durchschneiden lassen.« Von den vielen Witzen, die er machte, hier einige: Einmal stellte er sich neben das Iuppiterstandbild und fragte den tragischen Schauspieler Apelles, wer von beiden ihm größer zu sein scheine. Als dieser mit der Antwort auf sich warten ließ, ließ er ihn auspeitschen und lobte wiederholt die Stimme, die selbst dann noch äußerst angenehm klinge, wenn er flehentlich um Gnade winsele. Wenn er seiner Frau oder einem Liebchen den Hals küßte, setzte er hinzu: »So ein schöner Nacken wird vom Rumpf getrennt werden, sobald ich den Befehl dazu gebe.« Ja er brüstete sich oft damit, er werde aus seiner Caesonia schon herausbringen, warum sie ihn so sehr liebe, und wenn er sie auf die Folter spannen müsse. Caligula wütete gleichermaßen aus Neid und Übelwollen wie aus Hochmut und Grausamkeit gegen beinahe alle Menschen einer jeden Zeit. Die Statuen berühmter Männer, die Augustus vom Kapitol, weil dort kein Platz mehr war, auf das Marsfeld hatte bringen lassen, stürzte er um und zertrümmerte sie so, daß man sie mit den ehemaligen Inschriften nicht wiederherstellen konnte. Er verbot, daß in Zukunft jemandem zu seinen Lebzeiten an irgendeinem Ort eine Statue oder ein Bildnis aufgestellt werde, es sei denn man habe ihn gefragt und er sei der Stifter. Er dachte auch daran, die Gesänge des Homer zu vernichten; er fragte sich nämlich, warum ihm das nicht erlaubt sein solle, was einem Piaton erlaubt gewesen sei, der ihn auch aus seinem Staat verbannt hätte, den er geschaffen hatte. Ja, es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte die Schriften und Bilder des Vergil und des Titus Livius aus allen Bibliotheken entfernen lassen, indem er an dem einen herumkritelte, er habe kein Talent und sei überhaupt nicht gebildet, an dem anderen, daß er sich in seinem Geschichtswerk zu weitläufig mit Worten ergehe und

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34.2-3ί·5

aherum ut verbosum in historia neglegentemque carpebat. de iuris quoque consultis, quasi scientiae eorum omnem usum aboliturus, saepe iactavit se mehercule effecturum ne quid respondere possint praeter eum. Vetera familiarum insignia nobilissimo cuique ademit, Torquato torquem, Cincinnato crinem, Cn. Pompeio stirpis antiquae Magni cognomen. Ptolemaeum, de quo ret(t)uli, et arcessitum e regno et exceptum honorifice, non alia de causa repente percussit, quam quod edente se munus ingressum spectacula convertisse hominum oculos fulgore purpureae abollae animadvertit. pulchros et comatos, quotiens sibi occurrerent, occipitio raso deturpabat. erat Aesius Proculus patre primipilari, ob egregiam corporis amplitudinem et speciem Colosseros dictus; hunc spectaculis detractum repente et in harenam deductum Thr(a)eci et mox hoplomacho comparavit bisque victorem constringi sine mora iussit et pannis obsitum vicatim circumduci ac mulieribus ostendi, deinde iugulari. nullus denique tarn abiectae condicionis tamque extremae sortis fuit, cuius non commodis obtrectaret. Nemorensi regi, quod multos iam annos poteretur sacerdotio, validiorem adversarium subornavit. cum quodam die muneris essedario Porio post prosperam pugnam servum

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nachlässig gearbeitet habe. Auch über die Rechtsgelehrten äußerte er sich abfällig und brüstete sich, so als wolle er den gesamten Nutzen ihrer Zunft für nichtig erklären, damit, daß er es, beim Hercules, schon durchsetzen werde, daß sie keine Bescheide mehr ohne ihn geben könnten. Gerade den vornehmsten Familien nahm er die Auszeichnungen ihrer Ahnen weg: Torquatus den Halsreif, Cincinnatus die Haarlocke, Cn. Pompeius den Beinamen »der Große«, der zu diesem alten Geschlecht gehörte. Ptolemaios, von dem ich berichtet habe, hatte er aus seinem Reich nach Rom holen lassen und ihn mit allen Ehren empfangen. Plötzlich ließ er ihn lediglich deshalb umbringen, weil er bemerkt hatte, daß dieser, obwohl doch er der Veranstalter des Spieles war, beim Eintritt ins Amphitheater durch den Glanz seines purpurfarbenen Mantels die Augen aller auf sich gezogen hatte. Wenn ihm Leute mit schönem Haar begegneten, ließ er ihnen den Hinterkopf rasieren und verunstaltete sie auf diese Weise. Ein gewisser Aesius Proculus, dessen Vater Primipilar war, wurde wegen seiner außergewöhnlichen Größe und seiner schönen Gestalt »Colosseros« genannt. Diesen ließ er plötzlich von seinem Platz im Zuschauerraum zerren und in die Arena hinabführen; dort ließ er ihn sich zuerst mit einem Thraker und dann mit einem Schwerbewaffneten messen; beide Male war Aesius Sieger; er ließ keine Zeit verstreichen und befahl, ihn zu fesseln, ihm Lumpen anzuziehen und ihn dann durch alle Gassen zu führen und den Frauen zu zeigen; dann ließ er ihn erdrosseln. Schließlich gab es keinen Menschen, mochte er aus noch so niedrigen Verhältnissen und niedrigem Stand kommen, auf dessen Glück er nicht eifersüchtig war. Der Priesterkönig des Dianaheiligtums am Nemisee war bereits viele Jahre im Amte; deshalb hielt er einen mächtigeren Gegner in Bereitschaft. Als am Tag eines Wagenrennens der Wagenlenker Porius nach erfolgreich gelau-

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35.3- 37.'

su um manumittenti studiosius plausum esset, ita proripuit se spectaculis, ut calcata lacinia togae praeceps per gradus iret, indignabundus et clamitans dominum gentium populum ex re levissima plus honoris gladiatori tribuentem quam consecratis principibus aut praesenti sibi.

Pudicitiae (neque suae) neque alienae pepercit. M. Lepi- 36 dum, Mnesterem pantomimum, quosdam obsides dilexisse fertur commercio mutui stupri. Valerius Catullus, consulari familia iuvenis, stupratum a se ac latera sibi contubernio eius defessa etiam vociferatus est. super sororum incesta et notissimum prostitutae Pyrallidis amorem non temere ulla inlustriore femina abstinuit. quas plerumque cum maritis 2 ad cenam vocatas praeterque pedes suos transeuntis diligenter ac lente mercantium more considerabat, etiam faciem manu adlevans, si quae pudore submitterent; quotiens deinde libuisset egressus triclinio, cum maxime placitam sevocasset, paulo post recentibus adhuc lasciviae notis reversus vel laudabat palam vel vituperabat, singula enumerans bona malave corporis atque concubitus. quibusdam absentium maritorum nomine repudium ipse misit iussitque in acta ita referri.

Nepotatus sumptibus omnium prodigorum ingenia supe- 37 ravit, commentus novum balnearum usum, portentosissima

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fenem Rennen seinem Sklaven die Freiheit schenkte und man ihm etwas zu gewogen Beifall klatschte, eilte er so eilig aus dem Amphitheater, daß er auf den Zipfel seiner Toga trat und kopfüber die Stufen hinabstürzte. Außer sich vor Wut schrie er, das Volk, das doch der Herr der Welt sei, erweise einem Gladiator aus einem ganz unbedeutenden Anlaß größere Ehre als Fürsten, die unter die Götter erhoben seien, oder ihm, der hier stehe. £ r kannte selbst kein Schamgefühl, noch schonte er das der anderen. So sollen er und M. Lepidus, der Pantomime Mnester und einige Geiseln unzüchtig miteinander verkehrt haben. Valerius Catullus, ein junger Mann aus einer konsularischen Familie, schrie es sogar laut hinaus, daß er ihn geschändet habe und sein Körper durch den ständigen Beischlaf ganz geschwächt sei. Sieht man einmal von der Unzucht mit seinen Schwestern und seiner stadtbekannten Liebe zu der Prostituierten Pyrallis ab, so ohne weiteres ließ er auch keine der vornehmeren Damen in Ruhe. Meistens lud er sie mit ihren Ehemännern zum Essen ein; wenn sie dann an ihm vorbeigingen, sah er sie sich genau und bedächtig an, wie Händler es zu tun pflegen, hob auch mit der Hand ihr Gesicht hoch, wenn sie es aus Scham gesenkt hielten. Dann ging er, sooft es ihm beliebte, aus dem Speisezimmer und ließ diejenige, die ihm am meisten gefallen hatte, zu sich kommen; kurz darauf kam sie zurück, man sah noch die frischen Spuren seiner Wollust an ihr; entweder lobte er sie dann vor allen oder machte sie schlecht, indem er ihre körperlichen und sexuellen Vorzüge und Schwächen aufzählte. Einigen Frauen schickte er persönlich im Namen ihrer abwesenden Männer den Scheidebrief und ließ dies auch im Staatsanzeiger bekannt machen. In seiner Schwelgerei übertraf er alles, was man sich bisher an Verschwendung hatte einfallen lassen. Er erfand eine

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genera ciborum atque cenarum, ut calidis frigidisque unguentis lavaretur, pretiosissima margarita aceto liquefacta sorberet, convivis ex auro panes et obsonia apponeret, aut frugi hominem esse oportere dictitans aut Caesarem. quin et nummos non mediocris summae e fastigio basilicae Iuliae per aliquot dies sparsit in plebem. fabricavit et deceris 2 Liburnicas gemmatis puppibus, versicoloribus velis, magna thermarum et porticuum et tricliniorum laxitate magnaque etiam vitium et pomiferarum arborum varietate; quibus discumbens de die inter choros ac symphonias litora Campaniae peragraret. in extructionibus praetoriorum atque villarum omni ratione posthabita nihil tarn efficere concupiscebat quam quod posse effici negaretur. et iactae itaque moles j infesto ac profundo man et excisae rupes durissimi silicis et campi montibus aggere aequati et complanata fossuris montium iuga, incredibili quidem celeritate, cum morae culpa capite lueretur. ac ne singula enumerem, immensas opes totumque illud T(i). Caesaris vicies ac septies milies sestertium non toto vertente anno absumpsit.

Exhaustus igitur atque egens ad rapinas convertit animum 3 vario et exquisitissimo calumniarum et auctionum et vectigalium genere. negabat iure civitatem Romanam usurpare

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neue Α π von Bädern, die abstrusesten Gerichte und Speisen; er badete ζ. B. in warmem und kaltem Salböl, schlürfte die wertvollsten Perlen in Essig aufgelöst, setzte seinen Gästen Brote und Speisen mit einer Goldglasur vor, wobei er oft bemerkte, man müsse entweder ein sparsamer Mann oder Kaiser sein. Ja, er warf sogar einige Tage lang vom Dach der Iulischen Basilika nicht gerade wenige Münzen unter das Volk. Er ließ sich auch Schnellsegler bauen, die am Heck mit Edelsteinen geschmückt waren und farbige Segel hatten, sie waren so breit, daß sie Raum hatten für Thermen, Säulengänge und Speisesäle, groß war auch das Angebot an Reb- und Obstbaumsorten. Am Tage speiste er in dieser Umgebung und segelte von Tanz und Musik begleitet an den Küstenstrichen Kampaniens entlang. Wenn es um den Bau von Palästen und Landhäusern ging, stellte er jedes Gebot der Vernunft hintan; ihm ging es vor allem darum, etwas fertigzubringen, von dem man gesagt hatte, daß es unmöglich sei. Deshalb wurden Dämme dort errichtet, wo das Meer besonders gefährlich und tief war; Schluchten wurden dort aus dem Fels geschlagen, wo der hart wie Granit war; Ebenen wurden durch Aufschüttungen zu Bergen gemacht, Gebirge wurden durch das Abtragen der Berge eingeebnet. Und das alles ging unglaublich schnell, da auf Säumigkeit die Todesstrafe stand. Ich will hier aber nicht ins Detail gehen; er brauchte ungeheure Gelder und den gesamten Kronschatz des Tiberius in Höhe von zwei Milliarden siebenhundert Millionen Sesterzen auf, und das in noch nicht einmal einem Jahr. Die Folge war, daß er vollkommen ohne finanzielle Mittel dastand; also ging er darauf aus, das Geld zusammenzurauben, indem er sich einer bunten Fülle von ausgetüftelten falschen Anklagen, Versteigerungen und Steuern bediente. Er bestritt, daß diejenigen zu Recht das römische Bürgerrecht

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38.1-38,4

eos, quorum maiores sibi posterisque earn impetrassent, nisi si filii essent, neque enim intellegi debere posteros ultra hunc gradum; prolataque Divorum Iuli et Augusti diplomata ut Vetera et obsoleta deflabat. arguebat et perperam 1 editos census, quibus postea quacumque de causa quicquam incrementi accessisset. testamenta primipiiarium, qui ab initio Tiberi principatus neque ilium neque se heredem reliquissent, ut ingrata rescidit; item ceterorum ut irrita et vana, quoscumque quis diceret herede Caesare mori destinasse. quo metu iniecto cum iam et ab ignotis inter familiares et a parentibus inter liberos palam heres nuncuparetur, derisores vocabat, quod post nuncupationem vivere perseverarent, et multis venenatas matteas misit. cognoscebat autem de tali- 5 bus causis, taxato prius modo summae ad quem conficiendum consideret, confecto demum excitabatur. ac ne paululum quidem morae patiens super quadraginta reos quondam ex diversis criminibus una sententia condemnavit gloriatusque est expergefacta e somno Caesonia quantum egisset, dum ea meridiaret.

Auctione proposita reliquias omnium spectaculorum subiecit ac venditavit, exquirens per se pretia et usque eo exten-

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erworben hätten, deren Vorfahren es für sich und ihre Nachkommen erworben hatten, es sei denn, es seien direkte Söhne, denn als Nachkommen dürfe keiner angesehen werden, der noch entfernter mit diesen verwandt sei. Urkunden, die noch der vergöttlichte Iulius und Augustus ausgestellt hatten und die man hervorholte, fegte er als alt und verfallen vom Tisch. Er beschuldigte Leute, deren Vermögen sich seit der letzten Schätzung aus irgendeinem Grunde vergrößert hatte, damals falsche Angaben gemacht zu haben. Die Testamente von Primipilaren, die seit der Thronbesteigung des Tiberius weder diesen noch ihn als Erben eingesetzt hatten, erklärte er für ungültig, da sie nur von Undank zeugten. Ebenso erklärte er die Testamente derjenigen für ungültig und nicht rechtskräftig, wenn jemand behauptete, sie hätten doch eigentlich erst sterben wollen, nachdem der Kaiser als ihr Erbe bestellt sei. Dadurch hatte er den Leuten Furcht eingejagt; schon setzten ihn sogar Unbekannte neben ihren Freunden und Eltern neben ihren Kindern öffentlich als Erben ein; die pflegte er Spaßvögel zu nennen, wenn sie, nachdem sie ihn zum Erben erklärt hatten, noch weiter lebten; vielen schickte er dann vergiftete Leckerbissen. In solchen Fällen hatte er selbst den Vorsitz bei Gericht; noch bevor er mit der Verhandlung begann, bestimmte er bereits die Summe, auf die man es bringen müßte; erst wenn er es auf diese Summe gebracht hatte, stand er auf und ging. Er duldete nicht einmal die kleinste Verzögerung; einmal verurteilte er über vierzig Leute, die ganz verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren, in einem Urteilsspruch und rühmte sich bei Caesonia, als die ihr Schläfchen beendet hatte, was er nicht schon alles geleistet habe, während sie ihren Mittagsschlaf hielt. Einmal veranstaltete er eine Auktion; dabei ließ er Dinge, die bei allen möglichen Schauspielen zurückgelassen wor-

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dens, ut quidam immenso coacti quaedam emere ac bonis exuti venas sibi inciderent. nota res est, Aponio Saturnino inter subsellia dormitante, monitum a Gaio praeconem ne praetorium virum crebro capitis motu nutantem sibi praeteriret, nec licendi finem factum, quoad tredecim gladiatores sestertium nonagies ignoranti addicerentur. in Gallia quoque, cum damnatarum sororum оrnamenta et supellectilem et servos atque etiam libertos immensis pretiis vendidisset, invitatus lucro, quidquid instrumenti veteris aulae erat ab urbe repetiit, comprensis ad deortandum meritoriis quoque vehiculis et pistrinensibus iumentis, adeo ut et panis Romae saepe deficeret et litigatorum plerique, quod occurrere absentes ad vadimonium non possent, causa caderent. cui instrumento distrahendo nihil non fraudis ae lenocinii adhibuit, m o d o avaritiae singulos increpans et quod non puderet eos locupletiores esse quam se, m o d o paenitentiam simulans quod principalium rerum privatis copiam faceret. compererat provincialem locupletem ducenta sestertia numerasse vocatoribus, ut per fallaciam convivio interponeretur, nec tulerat moleste tarn magno aestimari honorem cenae suae;

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den waren, unter den Hammer kommen und verkaufen, wobei er allerdings die Preise festsetzte und sie so weit in die Höhe trieb, daß einige Leute, die genötigt worden waren, einiges für Unsummen zu erstehen, sich die Adern aufschnitten, da sie ihr ganzes Vermögen veräußert hatten. Bekannt ist folgender Fall: Aponius Saturninus war auf einer Bank eingeschlafen; da mahnte Caligula den Ausrufer, das häufige Kopfnicken des ehemaligen Praetors doch nicht einfach zu übergehen, der ihm damit doch seinen Zuschlag gebe; es wurde nicht eher mit den Geboten Schluß gemacht, bis ihm, ohne daß er davon etwas mitbekommen hatte, dreizehn Gladiatoren für neun Millionen Sesterzen zugesprochen waren. Als Caligula auch in Gallien die Schmucksachen, den Hausrat, die Sklaven und sogar die Freigelassenen seiner verurteilten Schwestern weit über Wert verkauft hatte, machte ihm der Gewinn den Mund wässerig, und er ließ aus Rom alles, was an Hausrat des alten Hofes noch vorhanden war, dorthin bringen. Für den Transport griff er auf die Mietwagen und die Gespanne der Stampfmühlen zurück, so daß in Rom oft das Brot knapp wurde und etliche von denjenigen, die prozessierten, den Prozeß verloren, weil sie nicht zum Termin da sein konnten, wenn sie von auswärts kamen. Damit er diesen Hausrat loswurde, griff er zu jeder List und zu jedem Lockmittel. Bald schalt er einzelne Herrschaften wegen ihres Geizes; sie sollten sich schon deswegen schämen, daß sie reicher als er seien. Bald tat er so, als bereue er es, daß er es Privatleuten ermögliche, an fürstliche Besitztümer zu kommen. Er hatte erfahren, daß ein reicher Mann aus der Provinz seinen Dienern, die die Gäste zur Tafel luden, zweihunderttausend Sesterzen gezahlt habe, um sich durch diese Betrügerei eine Einladung zum Gastmahl zu verschaffen, und er war gar nicht darüber aufgebracht, daß die Ehre, mit ihm zu speisen, so hoch geschätzt wurde. Die-

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huic postero die sedenti in auctione misit, qui nescio quid frivoli ducentis milibus traderet diceretque cenaturum apud Caesarem vocatu ipsius.

Vectigalia nova atque inaudita primum per publicanos, 40 deinde, quia lucrum exuberabat, per centuriones tribunosque praetorianos exercuit, nullo rerum aut hominum genere omisso, cui non tributi aliquid imponeret. pro edulibus, quae tota urbe venirent, certum statumque exigebatur; pro litibus ac iudiciis ubicumque conceptis quadragesima summae, de qua litigaretur, nec sine poena, si quis composuisse vel donasse negotium convinceretur; ex gerulorum diurnis quaestibus pars octava; ex capturis prostitutarum quantum quaeque uno concubitu mereret; additumque ad caput legis, ut tenerentur publico et quae meretricium quive lenocinium fecissent, nec non et matrimonia obnoxia essent. eius modi 41 vectigalibus indictis neque propositis, cum per ignorantiam scripturae multa commissa fierent, tandem flagitante populo proposuit quidem legem, sed et minutissimis litteris et angustissimo loco, uti ne cui describere liceret. ac ne quod non manubiarum genus experiretur, lupanar in Palatio constituit, districtisque et instructis pro loci dignitate com-

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sem Mann, der auch bei der Auktion dagesessen haue, ließ er am nächsten Tag irgendeine wertlose Kleinigkeit zum Preis von zweihunderttausend Sesterzen überbringen und ihm mitteilen, er dürfe nun beim Kaiser speisen, denn jetzt habe der ihn persönlich geladen. Neue, unerhörte Steuern ließ er zuerst durch Steuerpächter, dann, weil diese zu hohe Gewinne machten, durch die Centurionen und Tribunen der Praetorianerkohorten eintreiben. Es gab überhaupt nichts an Dingen und Menschen, worauf nicht irgendeine Abgabe lastete. Für Lebensrnittel, die in der ganzen Stadt verkauft wurden, wurde ein bestimmter, feststehender Satz gefordert. Bei allen Streitfällen und Prozessen, die irgendwo verhandelt wurden, bekam der Staat ein Vierzigstel der Streitsumme, und es wurde bestraft, wenn man jemandem nachwies, daß er einen Streitfall gütlich beigelegt oder zurückgezogen hatte. Träger hatten ein Achtel ihres Tagesverdienstes abzuführen. Vom Stundenlohn der Prostituierten kassierte der Staat so viel, wie eine Dirne mit einem Beischlaf verdiente. Dieser Gesetzesparagraph wurde noch dadurch ergänzt, daß auch die dem Staat zu diesen Steuern verpflichtet seien, die einmal dem Gewerbe einer Dirne oder eines Kupplers nachgegangen seien, ja sogar Ehefrauen fielen unter das Gesetz. Solche Gesetze wurden nur verkündet, nicht öffentlich angeschlagen; da man nicht wußte, was genau geschrieben stand, kam es zu vielen Übertretungen. Schließlich ließ er das Gesetz öffentlich anschlagen, da das Volk dies energisch verlangte, aber in ganz winzigen Buchstaben und an einem Ort, der dermaßen beengt war, daß es keinem möglich war, das Gesetz abzuschreiben. Und um keine Quelle, Gewinn zu machen, unerprobt zu lassen, errichtete er auf dem Palatin ein Bordell; dort hatte er mehrere kleine Räume abtrennen und einrichten lassen, so wie es der Würde des Ortes angemessen war;



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pluribus cellis, in quibus matronae ingenuique starent, misit circum fora et basilicas nomenculatores ad invitandos ad libidinem iuvenes senesque; praebita advenientibus pecunia faenebris appositique qui nomina palam subnotarent, quasi adiuvantium Caesaris reditus. ac ne ex lusu quidem aleae 2 compendium spernens plus mendacio atque etiam periurio lucrabatur. et quondam proximo conlusori demandata vice sua progressus in atrium domus, cum praetereuntis duos equites R. locupletis sine mora corripi confiscarique iussisset, exultans rediit gloriansque numquam se prosperiore alea usum.

Filia vero nata paupertatem nec iam imperatoria modo 4г sed et patria conquerens onera conlationes in alimonium ac dotem puellae recepit. edixit et strenas ineunte anno se recepturum stetitque in vestibulo aedium Kal. Ian. ad captandas stipes, quas plenis aute eum manibus ac sinu omnis generis turba fundebat. novissime contrectandae pecuniae cupidine incensus, saepe super immensos aureorum acervos patentissimo diffusos loco et nudis pedibus spatiatus et toto corpore aliquamdiu volutatus est.

Militiam resque bellicas semel attigit neque ex destinato, 4}

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in diesen Räumlichkeiten mußten sich verheiratete Frauen und freigeborenen junge Leute zur Liebe feilbieten. Dann schickte er Ausrufer über alle Foren und in alle Basiliken, die junge und alte Männer animieren sollten, ihre Lüste auszuleben. Denjenigen, die kamen, stellte er Geld gegen Zinsen zur Verfügung, und es standen Leute dabei, die ihre Namen öffentlich aufschrieben, so als seien das die Leute, die halfen, die Einkünfte des Kaisers aufzubessern. Nicht einmal Gewinne aus dem Würfelspiel verachtete er; er machte allerdings mehr Gewinn durch Falschspiel und sogar Meineid. Einmal ließ er einen Mitspieler, der neben ihm saß, seine Partie mitspielen, ging selbst ins Atrium des Hauses; da gab er den Befehl, zwei reiche römische Ritter, die gerade vorbeigingen, zu verhaften und ihr Vermögen einzuziehen. Ganz aufgeräumt ging er zum Spiel zurück und rühmte sich, niemals einen glücklicheren Wurf getan zu haben. Aber als ihm eine Tochter geboren wurde, klagte er über seine Armut und darüber, daß er nun nicht mehr nur die Lasten eines Kaisers, sondern auch noch die eines Vaters zu bestreiten habe; also nahm er Spenden für den Unterhalt und die Mitgift des Mädchens an. Er gab auch durch Edikt bekannt, daß er am Neujahrstag Geschenke entgegennehmen werde; am ersten Januar stand er dann im Vorraum seines Palastes, um die Spenden entgegenzunehmen, die Angehörige eines jeden Standes, die in Scharen gekommen waren und die Hände und den Bausch der Toga prall gefüllt hatten, vor ihm ausbreiteten. Zuletzt packte ihn ein so unbändiges Verlangen, im Geld zu wühlen, daß er die Goldmünzen auf riesige Haufen an einem ganz freien und weiten Platz verteilen ließ und dann mit nackten Füßen über sie spazieren ging und sich hin und wieder mit dem ganzen Körper darin herumwälzte. Einmal unternahm er einen Feldzug und versuchte sich

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sed cum ad visendum nemus flumenque Clitumni Mevaniam processisset, admonitus de supplendo numero Batavorum, quos circa se habebat, expeditionis Germanicae impetum cepit; neque distulit, sed legionibus et auxiliis undique excitis, dilectibus ubique acerbissime actis, contracto et omnis generis commeatu quanto numquam antea, iter ingressus est confecitque modo tarn festinanter et rapide, ut praetorianae cohortes contra morem signa iumentis imponere et ita subsequi cogerentur, interdum adeo segniter delicateque, ut octaphoro veheretur atque a propinquarum urbium plebe verri sibi vias et conspergi propter pulverem exigeret.

Postquam castra attigit, ut se acrem ac severum ducem ostenderet, legatos, qui auxilia serius ex diversis locis adduxerant, cum ignominia dimisit; at in exercitu recensendo plerisque centurionum maturis iam et nonnullis ante paucissimos quam consummaturi essent dies, primos pilos ademit, causatus senium cuiusque et imbecillitatem; ceterorum increpita cupiditate commoda emeritae militiae ad senum milium summam recidit. nihil autem amplius quam Adminio Cynobellini Britannorum regis filio, qui pulsus a patre

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im Kriegswesen, aber das lief nicht nach einem vorher ge(aßten Plan ab. Als er nach Mevania gekommen war, um den Hain und den Fluß Clitumnus zu sehen, wurde er daran erinnert, die Zahl der Bataver, die er immer um sich hatte, zu ergänzen; da hatte er den kühnen Gedanken, gegen Germanien zu Felde zu ziehen. Er ließ nicht viel Zeit verstreichen, von überallher wurden Legionen und Hilfstruppen zusammengezogen, überall führte man mit äußerster Strenge Aushebungen durch, Proviant von allem wurde in einem solchen Umfang zusammengebracht, wie noch nie dagewesen. Dann marschierte man los, und das bald in einem solchen Marschtempo, daß die Praetorianerkohorten ihre Feldzeichen auf die Zugtiere packen mußten, das war ganz und gar nicht üblich, und nun hinterher kamen; manchmal ging es aber auch so langsam und gemächlich voran, daß er selbst in einer Sänfte, die von acht Sklaven getragen wurde, reiste und von den Einwohnern der nächsten Städte verlangte, für ihn die Straßen zu fegen und sogar wegen des Staubs mit Wasser zu besprengen. Als er das Lager erreichte, wollte er sich als energischer und strenger Feldherr präsentieren; also entließ er Offiziere, die Hilfstruppen aus entlegenen Gegenden reichlich spät herangeführt hatten, mit Schimpf und Schande. Und bei der Musterung des Heeres nahm er den meisten Centurionen, die ohnehin bald ausgemustert wurden, und einigen, die nur noch ganz wenige Tage bis zum Ende ihrer Dienstzeit Dienst zu tun hatten, ihren Rang als Primipili. Als Grund dafür führte er ihr hohes Alter und ihre Gebrechlichkeit an. Den übrigen warf er Geldgier vor und beschnitt die Vergünstigungen, die sie sich für die Zeit nach Entlassung aus dem Militärdienst erworben hatten, auf sechstausend Sesterzen. Er konnte nichts weiter als Ergebnis verbuchen, als daß er Adminius, den Sohn des Cynobellinus, des Königs der Bri-

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cum exigua manu transfugerat, in deditionem recepto, quasi universa tradita insula, magnificas Romam litteras misit, monitis speculatoribus, ut vehiculo ad forum usque et curiam pertenderent nec nisi in aede Martis ac frequente senatu consulibus traderent.

M o x deficiente belli materia paucos de custodia Germanos traici occulique trans Rhenum iussit ac sibi post prandium quam tumultuosissime adesse hostem nuntiari. quo facto proripuit se cum amicis et parte equitum praetorianorum in proximam silvam, truncatisque arboribus et in modum tropaeorum adornatis ad lumina reversus, eorum quidem qui secuti non essent timiditatem et ignaviam corripuit, comites autem et participes victoriae novo genere ac nomine coronarum donavit, quas distinctas solis ac lunae siderumque specie exploratorias appellavit. rursus obsides quosdam abductos e litterario ludo clamque praemissos, deserto repente convivio, cum equitatu insecutus veluti profugos ac reprehensos in catenis reduxit; in hoc quoque m i m o praeter m o d u m intemperans. repetita cena renuntiantis coactum agmen sie ut erant loricatos ad discumbendum adhortatus est. monuit etiam notissimo Vergib versu 'durarent secundisque se rebus servarent'.

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tanner, der von seinem Vater aus dem Lande gejagt und mit einer Handvoll Leuten zu ihm übergelaufen war, in Gnaden aufgenommen hatte. Nach Rom schickte er großartige Berichte, deren zufolge ihm die gesamte Insel übergeben worden war; seinen Kundschaftern hatte er eingeschärft, mit dem Wagen direkt bis vor das Forum und Rathaus zu fahren und nur im Tempel des Mars und wenn der Senat vollzählig versammelt sei, den Konsuln die Berichte zu übergeben. Als es ihm schließlich aber an einem Anlaß fehlte, Krieg zu führen, ließ er ein paar Germanen aus seiner Leibwache über den Rhein setzen und sich dort verbergen; nachdem er zu Mittag gegessen hatte, sollten sie ihm ganz aufgeregt melden, der Feind sei da. Daraufhin stürzte er mit seinen Freunden und einem Teil der Praetorianer in den nächsten Wald davon, ließ Bäume fällen und wie Siegeszeichen herrichten; dann kehrte er bei Fackellicht ins Lager zurück. Diejenigen, die ihm nicht gefolgt waren, tadelte er scharf als Angsthasen und Feiglinge; diejenigen aber, die ihm gefolgt waren und am Sieg beteiligt gewesen waren, beschenkte er mit einer neuen Art von Kronen, die jetzt auch anders hießen. Sie waren verziert mit dem Bild von Sonne, Mond und Sternen, und er nannte sie »Aufklärungskronen«. Das nächste Mal ließ er einige Geiseln aus einer Elementarschule holen und schickte sie heimlich voraus; plötzlich verließ er die Tafel, setzte ihnen mit der Reiterei nach, als wenn sie entflohen wären, bekam sie zu fassen und brachte sie in Ketten zurück. Auch bei dieser Posse schoß er über das Maß hinaus. Er nahm wieder bei Tische Platz und forderte die Offiziere, die Meldung machten, daß die Truppe wieder geschlossen angetreten sei, auf, Platz zu nehmen, und zwar so wie sie gerade waren, in ihren Panzern. Er ermahnte sie auch noch mit dem sehr bekannten Vers Vergils, »auszuhalten und ihre Kräfte für glücklichere Tage aufzusparen«.

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Atque inter haec absentem senatum populumque gravis- 3 simo obiurgavit edicto, quod Caesare proeliante et tantis discriminibus obiecto tempestiva convivia, circum et theatra et amoenos secessus celebrarent. postremo quasi perpetra- 46 turns bellum, derecta acie in litore Oceani ac ballistis machinisque dispositis, nemine gnaro aut opinante quidnam coepturus esset, repente ut conchas legerent galeasque et sinus replerent imperavit, 'spolia Oceani' vocans 'Capitolio Palatioque debita', et in indicium victoriae altissimam turrem excitavit, ex qua ut Pharo noctibus ad regendos navium cursus ignes emicarent; pronuntiatoque militi donativo centenis viritim denariis, quasi omne exemplum liberalitatis supergressus, 'abite', inquit, 'laeti, abite locupletes.'

Conversus hinc ad curam triumphi praeter captivos ac 47 transfugas barbaros Galliarum quoque procerissimum quemque et, ut ipse dicebat, άξιο0ριάμβ(ε)υτον, ас nonnullos ex principibus legit ac seposuit ad pompam coegitque non tantum rutilare et summittere comam, sed et sermonem Germanicum addiscere et nomina barbarica ferre. praecepit etiam triremis, quibus introierat Oceanum, magna ex parte itinere terrestri Romam devehi. scripsit et procuratoribus,

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Während er das veranstaltete, machte er dem Senat und dem Volk, die ja nicht mitgekommen waren, schwerste Vorhaltungen deswegen, weil sie, während der Kaiser Schlachten schlage und sich so großen Gefahren aussetze, ganz ausgelassen Gelage in Saus und Braus feierten, in den Circus und ins Theater gingen und sich auf ihre anmutig gelegenen Feriendomizile zurückzögen. Um diesem Krieg sozusagen ein Ende zu machen, ließ er zuletzt das Heer an der Küste des Ozeans Aufstellung nehmen und Schleuderund Wurfmaschinen in Stellung bringen, während niemand wußte oder auch nur ahnte, was jetzt losgehen werde. Plötzlich befahl er, Muscheln zu sammeln und sie in Helme und Kleiderfalten zu stecken, wobei er meinte: »Das sind die Beutestücke, die wir dem Ozean abnehmen und die er dem Kapitol und Palatin schuldete.« Als Siegeszeichen ließ er einen sehr hohen Turm errichten, auf dem nachts, wie auf dem Turm von Pharos, Feuer leuchten sollten, um den Schiffen den Weg zu weisen. Jedem Soldaten wurde ein Geschenk von hundert Denaren versprochen; als wenn er damit jedes Beispiel von Freigebigkeit übertroffen hätte, sagte er: »Geht gut gelaunt weg, geht nun als reiche Leute weg!« Darauf wandte er seine ganze Aufmerksamkeit dem Triumphzug zu. Neben den Gefangenen und zu ihm übergelaufenen Barbaren suchte er sich noch die größten Leute Galliens und die, wie er selbst sagte, »triumphwürdigsten« und auch einige von den Fürsten aus und hob diese für den Festzug auf. Er zwang sie nicht nur, ihr Haar rot zu färben und wachsen zu lassen, sondern sie mußten auch noch Germanisch lernen und barbarische Namen annehmen. Er befahl auch noch, daß die Dreiruderer, mit denen er auf den Ozean hinausgefahren war, zu einem Großteil auf dem Landweg nach Rom gebracht werden sollten. Den Schatz-

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triumphum appararent quam minima summa, sed quantus numquam alius fuisset, quando in omnium hominum bona ius haberent. Prius quam provincia decederet, consilium iniit nefandae 48 atrocitatis legiones, quae post excessum Augusti seditionem olim moverant, contrucidandi, quod patrem suum Germanicum ducem et se infantem tunc obsedissent, vixque a tam praecipiti cogitatione revocatus, inhiberi nullo modo potuit quin decimare velle perseveraret. vocatas itaque ad contionem inermes, atque etiam gladiis depositis, equitatu armato circumdedit. sed cum videret suspecta re plerosque dilabi 1 ad resumenda si qua vis fieret arma, profugit contionem confestimque urbem petit, deflexa omni acerbitate in senatum, cui ad (a)vertendos tantorum dedecorum rumores palam minabatur, querens inter cetera fraudatum se iusto triumpho, cum ipse paulo ante, ne quid de honoribus suis ageretur, etiam sub mortis poena denuntiasset. aditus ergo 49 in itinere a legatis amplissimi ordinis ut maturaret orantibus, quam maxima voce: 'veniam', inquit, 'veniam, et hie

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meistern schrieb er, sie sollten einen Triumph vorbereiten, der möglichst wenig Geld verschlinge, aber doch alle bisherigen überbieten solle; ihnen stünde es ja frei, über das Vermögen von Jedermann zu verfügen. Bevor er aus der Provinz aufbrach, faßte er noch einen Plan von einer Grausamkeit, man kann es kaum aussprechen. Es sollten nämlich die Legionen, die einst nach dem Tode des Augustus gemeutert hätten, alle niedergemacht werden, weil sie seinen Vater Germanicus, ihren Kommandanten, und ihn selbst, der damals noch ein kleines Kind war, im Lager eingeschlossen hätten. Nur mit Mühe hat man ihn von diesem völlig abwegigen Einfall abbringen können; doch man konnte ihn durch gar nichts davon abbringen, darauf zu bestehen, jeden zehnten Mann töten zu lassen. Und so rief er sie ohne Waffen zu einer Versammlung, sogar die Schwerter hatten sie ablegen müssen, und umzingelte sie mit der Reiterei in voller Rüstung. Doch als er sah, daß den meisten die Prozedur schon verdächtig vorgekommen war und sie sich schon aus dem Staube machten, um ihre Waffen zu holen, falls man eine Gewalttat gegen sie plane, verließ er Hals über Kopf die Versammlung und eilte schnurstracks nach Rom. Seine ganze Grausamkeit bekam jetzt der Senat zu spüren, gegen den er in aller Öffentlichkeit Drohungen aussprach, um so Schluß mit den Gerüchten über sein unehrenhaftes Benehmen zu machen. Er beklagte sich unter anderem darüber, daß man ihn um den verdienten Triumph betrogen habe, obwohl er doch höchstpersönlich kurz vorher noch unter Androhung der Todesstrafe die Anweisimg gegeben habe, daß man über ihm gebührende Ehren keinen Antrag stellen solle. Als unterwegs Gesandte des höchsten Gremiums bei ihm vorstellig wurden und ihn baten, sich etwas zu beeilen, da brüllte er sie aus voller Brust an: »Ich werde kommen, ich komme schon, und das da wird mit mir

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mecum', capulum gladii crebro verberans, quo cinccus erat, edixit et reverti se, sed iis tantum qui optarent, equestri ordini et populo; nam se neque civem neque principem senatui amplius fore, vetuit etiam quemquam senatorum sibi occurrere. atque omisso vel dilato triumpho ovans urbem natali suo ingressus est; intraque quartum mensem periit, ingentia facinora ausus et aliquanto maiora moliens, siquidem proposuerat Antium, deinde Alexandream commigrare interempto prius utriusque ordinis electissimo quoque. quod ne cui dubium videatur, in secretis eius reperti sunt duo libelli diverso titulo, alteri 'gladius', alteri 'pugio' index erat; ambo nomina et notas continebant morti destinatorum. inventa et area ingens variorum venenorum plena, quibus mox a Claudio demersis infecta maria traduntur non sine piscium exitio, quos enectos aestus in proxima litora eiecit.

Statura fuit eminenti, colore expallido, corpore enormi, gracilitate maxima cervicis et crurum, oculis et temporibus concavis, fronte lata et torva, capillo raro at circa verticem nullo, hirsutus cetera, quare transeunte eo prospicere ex superiore parte aut omnino quacumque de causa capram nominare, criminosum et exitiale habebatur. vultum vero

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kommen!«, und wiederholt schlug er dabei auf den Knauf seines Schwertes, das er sich umgegürtet hatte. Er verkündete auch, daß er zurückkommen werde, aber nur für die, die wünschten, daß er komme, also für den Ritterstand und das Volk. Denn für den Senat werde er nicht länger Bürger und Kaiser sein. Er untersagte es auch allen Senatoren, ihm entgegenzugehen. Nachdem er auf den Triumph verzichtet oder ihn vielmehr aufgeschoben hatte, zog er an seinem Geburtstag in einem kleinen Triumph in die Stadt ein. Im Laufe der nächsten vier Monate starb er, nachdem er sich herausgenommen hatte, solch Ungeheuerliches zu begehen, und noch weit Schlimmeres plante; so hatte er sich vorgenommen, nach Antium, später nach Alexandria zu ziehen, nachdem er aber vorher noch gerade die Besten beider Stände umgebracht hätte. Daß dem so war, daran scheint niemand zu zweifeln; unter seinen geheimen Papieren fanden sich zwei kleine Bändchen mit verschiedenen Titeln; das eine trug die Aufschrift »Schwert«, das andere »Dolch«. Beide enthielten Namen und Schandflecke derjenigen, die er zum Tode auserkoren hatte. Man stieß auch auf eine große Kiste, die bis oben hin voll war mit den verschiedensten Giften; diese hat Claudius später im Meer versenken lassen, das dadurch verseucht wurde; die Fische starben; die Flut spülte ihre Kadaver an die umhegenden Küsten. Caligula war außerordentlich groß, sehr bleich, recht korpulent, Nacken und Schenkel hingegen waren sehr zart, Augen und Schläfen lagen tief in einer Höhlung; er hatte eine weite und finstere Stirn, kaum Haare, gar keine in der Gegend des Scheitels, am restlichen Körper war er stark behaart. Deshalb bedeutete es auch Anklage und ein tragisches Ende, auf ihn, wenn er vorüberging, von oben herab zu blicken oder aus irgendeinem Grunde das Wort »Ziege« überhaupt in den Mund zu nehmen. Sein Gesicht aber war

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natura horridum ас taetrum etiam ex industria efferabat componens ad speculum in omnem terrorem ac formidinem. Valitudo ei neque corporis neque animi constitit. puer 2 comitiali morbo vexatus, in adulescentia ita patiens laborum erat, ut tarnen nonnumquam subita defectione ingredi, stare, colligere semet ac sufferre vix posset, mentis valitudinem et ipse senserat ac subinde de secessu deque purgando cerebro cogitavit. creditur potionatus a Caesonia uxore amatorio quidem medicamento, sed quod in furorem verterit, incitabatur insomnio maxime; neque enim plus quam ; tribus nocturnis horis quiescebat ac ne iis quidem placida quiete, sed pavida miris rerum imaginibus, ut qui inter ceteras pelagi quondam speciem conloquentem secum videre visus sit. ideoque magna parte noctis vigiliae cubandique taedio nunc toro residens, nunc per longissimas porticus vagus invocare identidem atque expectare lucem consuerat.

N o n inmerito mentis valitudini attribuerim diversissima 51 in eodem vitia, summam confidentiam et contra nimium metum. nam qui deos tanto opere contemneret, ad minima tonitrua et fulgura conivere, caput obvolvere, at vero maiore

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von Natur aus schon abstoßend und häßlich; diese Wirkung suchte er absichtlich noch mehr zu betonen, indem er es vor dem Spiegel gänzlich zu einer Schreckensmiene entstellte. Körperlich und seelisch war er gesundheitlich nicht stabil. Als Junge litt er an Epilepsie, als junger Mann war er mit der Einschränkung fähig, Strapazen zu ertragen, daß es manchmal vorkam, daß er plötzlich abbaute und folglich nicht mehr weitergehen, stehen, kaum noch Kräfte sammeln und sich kaum aufrecht halten konnte. Die schwache seelische Konstitution hatte er auch selbst bemerkt; er dachte auch daran, sich zurückzuziehen und die Krankheit seines Gehirns heilen zu lassen. Man glaubt, seine Gattin Caesonia habe ihm einen Liebestrank verabreicht, der zwar ab Heilmittel gedacht gewesen sei, der habe ihn aber erst recht wahnsinnig gemacht. Ganz besonders regte ihn seine Schlaflosigkeit auf. Er schlief nämlich höchstens drei Stunden in der Nacht, und nicht einmal dann schlief er ruhig; Alpträume versetzten ihn in Angst. So soll er unter anderem in einem Traumgesicht gesehen haben, wie er sich einmal mit dem Geist des Meeres unterhielt. Deshalb saß er während eines großen Teils der Nacht bald auf dem Bett, bald lief er endlos durch die langen Säulenhallen, da er es satt hatte, wach im Bett zu liegen. Er pflegte dann immer wieder das Tageslicht anzurufen und darauf zu warten, daß es Tag werde. Nicht ganz zu Unrecht darf ich es wohl seiner Geisteskrankheit zuschreiben, daß sich in ihm zwei entgegengesetzte charakterliche Schwächen fanden, höchste Dreistigkeit und im Gegensatz dazu Furcht, die das normale Maß weit überschritt. Denn dieser Mann, der die Götter in einem solchen Maße verachtete, pflegte bereits die Augen zu schließen und sein Haupt zu verhüllen, wenn es einmal leise

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proripere se e strato sub lectumque condere solebat. peregrinatione quidem Siciliensi irrisis multum locorum miraculis repente a Messana noctu profugit Aetnaei verticis fumo ac murmure pavefactus. adversus barbaros quoque mina- 2 cissimus, cum trans Rhenum inter angustias densumque agmen iter essedo faceret, dicente quodam non mediocrem fore consternationem sicunde hostis appareat, equum ilico conscendit ac propere (re)versus ad pontes, ut eos calonibus et impedimentis stipatos repperit, impatiens morae per manus ac super capita hominum translatus est. mox etiam 3 audita rebellione Germaniae fugam et subsidia fugae classes apparabat, uno solacio adquiescens transmarinas certe sibi superfuturas provincias, si victores Alpium iuga, ut Cimbri, vel etiam urbem, ut Senones quondam, occuparent; unde credo percussoribus eius postea consilium natum apud tumultuantes milites ementiendi, ipsum sibi manus intulisse nuntio malae pugnae perterritum.

Vestitu calciatuque et cetero habitu neque patrio neque 52 civili, ac ne virili quidem ac denique humano semper usus est. saepe depictas gemmatasque indutus paenulas, manule-

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donnerte und kurz blitzte; wenn aber einmal ein stärkeres Gewitter aufzog, stand er sogar von seinem Bett auf und verkroch sich unters Bett. Auf seiner Reise durch Sizilien hatte er sich oft über die Wunderdinge, die sich hier und dort zugetragen haben sollten, lustig gemacht; er aber brach noch in der Nacht von Messana plötzlich Hals über Kopf auf, weil ihm der Rauch aus dem Gipfel des Aetna und sein Rumoren Angst einjagte. Auch gegen die Barbaren stieß er die schlimmsten Drohungen aus; als er aber jenseits des Rheins in einem Reisewagen durch einen Engpaß und mitten im dicht gedrängten Heer vorrückte und jemand bemerkte, das Entsetzen werde ja nicht gerade unerheblich sein, wenn sich plötzlich der Feind zeige, stieg er sofort auf ein Pferd und machte eilends kehrt zurück zu den Brücken; als er diese aber von Troßknechten und Troß verstopft antraf, wollte er nicht abwarten, also ließ er sich auf den Händen und über die Köpfe der Menschen hinweg hinübertragen. Auch als er später von einem Aufstand in Germanien hörte, traf er Vorkehrungen für seine Flucht und ließ auch die Flotten als Hilfsmittel in Bereitschaft versetzen. Ihn ließ lediglich die Tatsache Trost und Ruhe finden, daß ihm mit Sicherheit die überseeischen Provinzen blieben, falls die Sieger den Kamm der Alpen, wie die Kimbern, oder auch die Stadt Rom, wie einst die Senonen, besetzen sollten. Daraus wurde - wie ich glaube - später bei seinen Mördern der Plan geboren, bei den meuternden Soldaten die Lüge zu verbreiten, er habe selbst Hand an sich gelegt, weil ihn die Nachricht von einer verlorenen Schlacht ganz erschreckt habe. Er war weder so gekleidet noch trug er Schuhwerk, wie es die Vorfahren oder die Bürger taten; ja nicht einmal wie ein Mann, ja überhaupt nicht wie ein Mensch war er immer gekleidet. Oft trat er auch in der Öffentlichkeit in Mänteln, die

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atus et armillatus in publicum processit; aiiquando sericatus et cycladatus; ас modo in crepidis vel coturnis, modo in speculatoria caliga, nonnumquam socco muliebri; plerumque vero aurea barba, fulmen tenens aut fuscinam aut caduceum deorum insignia, atque etiam Veneris cuitu conspectus est. triumphalem quidem ornatum etiam ante expeditionem assidue gestavit, interdum et Magni Alexandri thoracem repetitum e conditorio eius.

Ex disciplinis liberalibus minimum eruditioni, eloquentiae plurimum attendit, quantumvis facundus et promptus, utique si perorandum in aliquem esset, irato et verba et sententiae suppetebant, pronuntiatio quoque et vox, ut neque eodem loci prae ardore consisteret et exaudiretur a procul stantibus, peroraturus stricturum se lucubrationis suae telum minabatur, lenius comptiusque scribendi genus adeo contemnens, ut Senecam tum maxime placentem 'commissiones meras' componere et 'harenam esse sine calce* diceret. solebat etiam prosperis oratorum actionibus rescribere et magnorum in senatu reorum accusationes defensionesque meditari ac, prout stilus cesserat, vel onerare sententia sua

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bunt bestickt und mit Edelsteinen besetzt waren, auf, oft trug er dabei auch Tuniken mit langen Ärmeln und einen Armreif; manchmal kleidete er sich auch in seidene Gewänder und dem Rundkleid der Damen; bald trug er Sandalen oder Kothurne, bald Soldatenstiefel, wie die Späher sie tragen, manchmal auch Damenschuhe. Meistens aber bekam man ihn mit goldenem Bart zu sehen, in der Hand hielt er dann den Blitz, Dreizack oder Heroldsstab, die Epitheta der Götter; man konnte ihn aber auch herausgeputzt wie die Venus zu sehen bekommen. Die Rüstung des Triumphators trug er gewöhnlich auch bereits vor dem Feldzug, manchmal auch den Panzer Alexanders des Großen, den er aus dessen Sarg hatte holen lassen. Von den freien Künsten wandte er sich am wenigsten der literarischen Bildung zu, am meisten der Beredsamkeit. Er war sehr redegewandt und schlagfertig, besonders wenn er gegen jemanden eine Rede halten mußte. Wenn er zornig war, standen ihm Worte und Gedanken in Hülle und Fülle zu Gebote, auch seine Aussprache und Stimme wurden klarer, so daß er im Taumel der Leidenschaft nicht an ein und demselben Ort stehen bleiben und auch von denjenigen deutlich gehört werden konnte, die weiter weg standen. Wenn er mit der Rede anfing, drohte er, das Schwert zu zükken, das er bei Nacht geschliffen habe. Einen zu weichen und zierlichen Stil verachtete er so sehr, daß er sagte, Seneca, der zu seiner Zeit am meisten Zuspruch hatte, verfasse »reine Prunkreden« und sein Stil sei wie »Sand ohne Kalk«. Er pflegte auch auf erfolgreiche Vorträge von Rednern Entgegnungen zu schreiben, arbeitete Anklage- und Verteidigungsreden für bedeutende Männer aus, die vor dem Senat angeklagt waren, und zwar brachte er sie durch sein Votum in noch größere Schwierigkeiten oder gab ihnen Unterstützung, je nachdem wie ihm das Schreiben gerade von der

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Π·'-ff·'

quemque vel sublevare, equestri quoque ordine ad audiendum invitato per edicta. Sed et aliorum generum artes studiosissime et diversissi- 54 mas exercuit. Thra(e)x et auriga, idem cantor atque saltator, battuebat pugnatoriis armis, aurigabat extructo plutifariam circo; canendi ac saltandi voluptate ita efferebatur, ut ne publicis quidem spectaculis temperaret quo minus et tragoedo pronuntianti concineret et gestum histrionis quasi laudans vel corrigens palam effingeret. nec alia de causa vide- 2 tur eo die, quo periit, pervigilium indixisse quam ut initium in scaenam prodeundi licentia temporis auspicaretur. saltabat autem nonnumquam etiam noctu; et quondam tres consulares secunda vigilia in Palatium accitos multaque et extrema metuentis super pulpitum conlocavit, deinde repente magno tibiarum et scabellorum crepitu cum palla tunicaque talari prosiluit ac desaltato cantico abiit. atque hic tarn docilis ad cetera natare nesciit.

Quorum vero studio teneretur, omnibus ad insaniam 55 favit. Mnesterem pantomimum etiam inter spectacula osculabatur, ac si qui saltante eo vel leviter obstreperet, detrahi iussum manu sua flagellabat. equiti R. tumultuanti per centurionem denuntiavit, abiret sine mora Ostiam perferretque

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Hand gegangen war. Auch der Ritterstand wurde durch Edikt eingeladen, ihm zuzuhören. Aber er beschäftigte sich mit größtem Interesse auch mit Künsten anderer Art, die vollkommen gegensätzlich waren. Er war Thraker und Wagenlenker, Sänger und Tänzer, kämpfte mit scharfen Waffen, fuhr Wagenrennen, dafür wurde an vielen Orten eine Rennbahn angelegt. Durch seine Freude an Gesang und Tanz ließ er sich so weit hinreißen, daß er nicht einmal bei öffentlichen Schauspielen darauf verzichtete, den Tragöden auf der Bühne mit seiner Stimme zu begleiten und vor dem Publikum die Gesten des Schauspielers nachzuahmen, wie wenn er ihn loben oder verbessern wollte. Aus keinem anderen Grund scheint er an dem Tag, an dem er gestorben ist, eine Nachtfeier angesagt zu haben, als daß er begünstigt durch den Zeitpunkt sein Debüt auf der Bühne geben könne. Er tanzte manchmal sogar nachts. Und einmal ließ er während der zweiten Nachtwache drei ehemalige Konsuln in den Palast kommen; die hatten große Angst und fürchteten schon das Schlimmste, doch er ließ sie auf einem Brettergerüst Platz nehmen, da sprang er plötzlich unter lautem Getöse von Flöten und Taktsohlen in Mantel und Tunika, die bis zu den Knöcheln reichten, hervor, tanzte zur Musik und trat ab. Er, der doch ein gelehriger Schüler in allen anderen Disziplinen war, konnte nicht schwimmen. Alle, die er aber wirklich mochte, förderte er so, daß es schon übertrieben war. Den Pantomimen Mnester küßte er sogar während der Vorstellungen; falls jemand auch nur das leiseste Geräusch machte, während dieser tanzte, ließ er ihn von seinem Platz fortschleppen und schlug ihn mit der eigenen Hand. Einem römischen Ritter, der Lärm machte, ließ er durch einen Centurio befehlen, ohne Verzug nach Ostia aufzubrechen und von dort einen Brief von ihm an den Kö-

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ad Ptolemaeum regem in Mauretaniam codicillos suos; quorum exemplum erat: 'ei quem istoc misi, neque boni quicquam neque mali feceris.' Thr(a)eces quosdam Germanis 2 corporis custodibus praeposuit. murmillonum armaturas recidit. Columbo victori, leviter tarnen saucio, venenum in plagam addidit, quod ex eo Columbinum appellavit; sic certe inter alia venena scriptum ab eo repertum est. prasinae factioni ita addictus et deditus, ut cenaret in stabulo assidue et maneret, agitatori Eutycho comisatione quadam in apophoretis vicies sestertium contulit. Incitato equo, cuius 3 causa pridie circenses, ne inquietaretur, viciniae silentium per milites indicere solebat, praeter equile marmoreum et praesaepe eburneum praeterque purpurea tegumenta ac monilia e gemmis domum etiam et familiam et supellectilem dedit, quo lautius nomine eius invitati acciperentur; consulatum quoque traditur destinasse.

Ita bacchantem atque grassantem non defuit plerisque 56 animus adoriri. sed una (atque) altera conspiratione detecta, aliiS per inopiam occasionis cunctantibus, duo consilium communicaverunt perfeceruntque, non sine conscientia potentissimorum libertorum praefectorumque praetori; quod ipsi quoque etsi falso in quadam coniuratione quasi participes nominati, suspectos tarnen se et invisos sen-

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nig Ptolemaios nach Mauretanien zu überbringen, darin stand wörtlich: »Dem Mann, den ich zu dir schicke, tue weder Gutes noch etwas Schlechtes.« Einige Thraker stellte er an die Spitze seiner germanischen Leibwache. Die Bewaffnung der Gladiatoren beschnitt er. Columbus, der zwar gesiegt hatte, aber leicht verwundet worden war, ließ er Gift in die Wunde tun, daß er nach ihm »Columbinum« nannte. So jedenfalls fand man es in der Auflistung von anderen Giften, die von seiner Hand geschrieben war. Der Partei der Grünen war er so sklavisch ergeben, daß er häufig in ihrer Behausung speiste und übernachtete; dem Wagenlenker Eutychus machte er bei einem Gelage zwei Millionen Sesterzen zum Gastgeschenk. Damit sein Pferd Incitatus, das am nächsten Tag im Circus starten sollte, nicht beunruhigt werde, pflegte er durch Soldaten der Nachbarschaft Ruhe zu verordnen. Außer einem Stall aus Marmor, einer Krippe aus Elfenbein, einer purpurnen Decke und Zaumzeug mit Edelsteinen gab er ihm auch noch einen eigenen Palast, Gesinde und Hausrat, damit die Gäste, die man im Namen des Pferdes geladen hatte, auch mit dem gebührenden Luxus empfangen werden könnten. Er soll sogar die Absicht gehabt haben, es zum Konsul zu machen. So konnte es nicht ausbleiben, daß die meisten gegen diesen rasenden Wüterich etwas unternehmen wollten. Aber die eine und andere Verschwörung flog auf; während andere wegen des Mangels an Gelegenheiten noch zögerten, entwarfen zwei Männer gemeinsam einen Plan und führten ihn durch; das ging nicht, ohne daß die einflußreichsten Freigelassenen und die Praetorianerpraefekten eingeweiht waren. Weil ihre Namen, wenn auch fälschlich, schon einmal in Zusammenhang mit einer gewissen Verschwörung gefallen waren, so als seien sie darin verwickelt gewesen, fühlten sie, daß er sie dennoch verdächtigte und mit seinem Haß ver-

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tiebant. nam et statim seductis magnam fecit invidiam destricto gladio affirmans sponte se periturum, si et illis morte dignus videretur, nec cessavit ex eo criminari alterum alteri atque inter se omnis committere.

C u m placuisset Palatinis ludis spectaculo egressum meri- 2 die adgredi, primas sibi partes Cassius Chaerea tribunus cohortis praetoriae depoposcit, quem Gaius seniorem iam et möllern et effeminatum denotare omni probro consuerat et modo signum petenti Priapum aut Venerem dare, modo ex aliqua causa agenti gratias osculandam manum offerre formatam commotamque in obscaenum modum.

Futurae caedis multa prodigia extiterunt. Olympiae 57 simulacrum Iovis, quod dissolvi transferrique Romam placuerat, tantum cachinnum repente edidit, ut machinis labefactis opifices diffugerint; supervenitque ilico quidam Cassius nomine, iussum se somnio affirmans immolare taurum Iovi. Capitolium Capuae Id. Mar(t.) de caelo tactum est, 2 item Romae cella Palatini atriensis. nec defuerunt qui coniectarent altero ostento periculum a custodibus domino portendi, altero caedem rursus insignem, qualis eodem die facta quondam fuisset. consulenti quoque de genitura sua Sulla mathematicus certissimam п е с е т appropinquare affir-

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folgte. Sofort hatte er sie nämlich beiseite führen lassen und gegen sie eine sehr üble Stimmung entfacht und ihnen mit dem gezückten Schwert in der Hand versichert, freiwillig werde er sich umbringen, wenn er ihnen würdig zu sterben scheine. Und seitdem ruhte er nicht, den einen beim anderen anzuschwärzen und alle aufeinander zu hetzen. Man beschloß, ihn an den Palatinischen Spielen zu überfallen, wenn er am Mittag das Theater verließ. Die Hauptrolle beanspruchte Cassius Chaerea für sich, ein Tribun einer Praetorianerkohorte; ihn pflegte nämlich Caligula bei jeder Gelegenheit als Weichling und als weibisch zu brandmarken und zu verletzen, obwohl er doch bereits älter war. So gab er ihm, wenn er um das Losungswort bat, immer »Priapus« oder »Venus«; wenn er sich aus irgendeinem Grunde bedankte, hielt er ihm seine Hand zum Kuß hin; doch die Art, wie er ihm die Hand entgegenhielt, hatte schon etwas Obszönes. Darauf daß Caligula ermordet werde, wiesen viele Vorzeichen hin. In Olympia lachte das Standbild des Iuppitcr, das, weil es ihm so gefiel, zerlegt und nach Rom geschafft werden sollte, plötzlich so schallend, daß die Gerüste ins Wanken gerieten und die Handwerker davonstoben. Darüber kam ein Mann namens Cassius dorthin, der beteuerte, ihm sei im Traum befohlen worden, Iuppiter einen Stier zu opfern. Im Kapitol von Capua schlug am fünfzehnten März der Blitz ein, in Rom geschah das gleiche mit der Wohnung des Verwalters des Kaiserpalastes. Es gab auch Leute, die daran die Vermutung knüpften, es werde auf die Gefahr hingewiesen, die dem Herrn von seinen Wächtern drohe; das erste Zeichen kündige die Ermordung eines herausragenden Mannes an; eine solche habe ja schon einmal an genau demselben Tag stattgefunden. Auch als Caligula den Astrologen Sulla über sein Horoskop befragte, da sagte er ihm ganz klar,

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57.2-58,1

mavit. monuerunt et Fortunae Antiatinae, ut a Cassio ) caveret; qua causa ille Cassium Longinum Asiae turn proconsulem occidendum delegaverat, inmemor Chaeream Cassium nominari. pridie quam periret, somniavit consistere se in caelo iuxta solium Iovis impulsumque ab eo dextri pedis pollice et in terras praecipitatum. prodigiorum loco habita sunt etiam, quae forte illo ipso die paulo prius acciderant. sacrificans respersus est phoenicopteri sangu- 4 ine; et pantomimus Mnester tragoediam saltavit, quam olim Neoptolemus tragoedus ludis, quibus rex Macedonum Philippus occisus est, egerat; et cum in Laureolo mimo, in quo a[u]ctor proripiens se ruina sanguinem vomit, plures secundarum certatim experimentum artis darent, cruore scaena abundavit. parabatur et in noctem spectaculum, quo argumenta inferorum per Aegyptios et Aethiopas explicarentur. V i l l i . Kai. Febr. hora fere sep- 58 tima cunctatus an ad prandium surgeret marcente adhuc stomacho pridiani cibi onere, tandem suadentibus amicis egressus est. cum in crypta, per quam transeundum erat, pueri nobiles ex Asia ad edendas in scaena operas evocati praepararentur, ut eos inspiceret hortareturque resti-

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daß er ganz sicher sein könne, daß seine Ermordung schon nahe sei. Auch die beiden Fortuna von Antium mahnten ihn, sich vor Cassius in acht zu nehmen. Deshalb hatte er jemandem den Befehl gegeben, Cassius Longinus, der damals Statthalter von Asien war, zu töten; dabei war ihm entfallen, daß auch Chaerea Cassius genannt wurde. Am Tag, bevor er starb, träumte er, er stehe im Himmel neben dem Thron Iuppiters, dieser habe ihm mit der großen Zehe seines rechten Fußes einen Stoß gegeben und er sei auf die Erde hinabgestürzt. Unter die Vorzeichen rechnete man auch die, die sich durch die Fügung des Schicksals an dem Tag zeigten, an dem er ermordet werden sollte, und zwar kurz bevor dies passierte. Als er ein Opfer darbrachte, bekam er Spritzer vom Blut des Flamingos ab. Und der Pantomime Mnester tanzte in einer Komödie den Part, den einst der Tragöde Neoptolemos in der Aufführung getanzt hatte, bei der Philipp, der König der Makedonen, ermordet worden war. Als in dem Mimus »Laureolus«, in dem der Schauspieler aus einem einstürzenden Haus hervorstürzt und Blut speit, mehrere Darsteller aus der zweiten Besetzung eine Probe ihres Könnens geben wollten und sich zu überbieten suchten, schwamm die Bühne in Blut. Es wurden auch Vorbereitungen für ein Schauspiel bei Nacht getroffen, bei der Begebenheiten aus der Unterwelt durch Ägypter und Äthiopier auf der Bühne umgesetzt werden sollten. Am vierundzwanzigsten Januar ungefähr zur siebten Stunde war er sich nicht schlüssig, ob er sich zum Mittagessen erheben sollte, da er noch gar keinen Appetit verspürte, weil seinen Magen noch das Mahl vom Vortag belastete; schließlich gaben ihm seine Freunde den Rat, doch das Theater zu verlassen. Im Korridor, durch den er gehen mußte, bereiteten sich noch vornehme junge Leute, die man aus Asien hatte kommen lassen, auf ihren Auftritt auf der Bühne vor; um ihnen zuzuschauen

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ί8,ι -59

tit, ас nisi princeps gregis algere se diceret, redire ac repraesentare spectaculum voluit. duplex dehinc fama est: alii tradunt adloquenti pueros a tergo Chaeream cervicem gladio caesim graviter percussisse praemissa voce: 'hoc age!' dehinc Cornelium Sabinum, alterum e coniuratis, tribunum ex adverso traiecisse pectus; alii Sabinum summota per conscios centuriones turba signum more militiae petisse et Gaio Iovem dante Chaeream exclamasse: 'accipe ratum!' respicientique maxillam ictu discidisse. iacentem contractisque membris clamitantem se vivere ceteri vulneribus triginta confecerunt; nam signum erat omnium: 'repete!' quidam etiam per obscaena ferrum adegerunt. ad primum tumultum lecticari cum asseribus in auxilium accucurrerunt, mox Germani corporis custodes, ac nonnullos ex percussoribus, quosdam etiam senatores innoxios interemerunt.

Vixit annis viginti novem, imperavit triennio et decern mensibus diebusque octo. cadaver eius clam in hortos Lamianos asportatum et tumultuario rogo semiambustum levi caespite obrutum est, postea per sorores ab exilio reversas erutum et crematum sepultumque. satis constat, prius quam id fieret, hortorum custodes umbris inquietatos; in ea

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und gut zuzureden, blieb er stehen. Hätte der Chef der Truppe nicht gesagt, ihm sei kalt, hätte er sicher umkehren wollen und die Vorstellung sofort beginnen lassen. Von dem, was nun folgte, gibt es zwei Versionen: Die einen berichten, Chaerea habe ihn, als er sich mit den Knaben unterhielt, von hinten am Nacken mit dem Schwert durch mehrere Stiche schwer verletzt, nachdem er zuvor noch die Worte vorausgeschickt habe: »Pack's an!« Als nächster habe Cornelius Sabinus, der andere von der Verschwörergruppe, ein Tribun, ihm von vorne die Brust durchbohrt. Andere berichten, Sabinus habe durch eingeweihte Centurionen die Gruppe entfernen lassen und, wie beim Militär üblich, die Losung verlangt und, ab Caligula »Iuppiter« sagte, habe Chaerea ausgerufen: »Hier hast du die Quittung!« Als Caligula sich umdrehte, habe er ihm mit einem Schlag die Kinnlade gespalten. Als er am Boden lag, sich krümmte und schrie, er lebe noch, bereiteten ihm die übrigen mit dreißig Stichen sein Ende. Denn sie hatten die Losung »Noch einmal!« Einige stießen ihm das Schwert sogar durch die Schamteile. Als es zum ersten Mal Lärm gab, eilten gleich die Sänftenträger mit Stangen zu Hilfe, dann auch die germanischen Leibwächter, und töteten einige von den Mördern, sowie auch einige Senatoren, die gar nichts damit zu schaffen hatten. Caligula wurde neunundzwanzig Jahre alt; Kaiser war er drei Jahre, zehn Monate und acht Tage. Seinen Leichnam brachte man heimlich in die Gärten des Lamia; dort wurde er auf einem in größter Eile errichteten Scheiterhaufen nur halb verbrannt und dann nur oberflächlich mit Rasenstükken abgedeckt. Später ließen seine Schwestern nach ihrer Rückkehr aus der Verbannung die Reste ausgraben, einäschern und beisetzen. Es steht hinreichend fest, daß die Parkwächter durch Schatten so lange nicht zur Ruhe kamen,

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quoque domo, in qua occubuerit, nullam noctem sine aliquo terrore transactam, donee ipsa domus incendio consumpta sit. perit una et uxor Caesonia gladio a centurione confossa et filia parieti inlisa.

Condicionem temporum illorum etiam per haec aestimare quivis possit. nam neque caede vulgata statim creditum est, fuitque suspicio ab ipso Gaio famam caedis simulatam et emissam, ut eo pacto hominum erga se mentes deprehenderet; neque coniurati cuiquam imperium destinaverunt; et senatus in asserenda libertate adeo consensit, ut consules primo non in curiam, quia Iulia vocabatur, sed in Capitolium convocarent, quidam vero sententiae loco abolendam Caesarum memoriam ac diruenda templa censuerint. observatum autem notatumque est in primis Caesares omnes, quibus Gai praenomen fuerit, ferro perisse, iam inde ab eo, qui Cinnanis temporibus sit occisus.

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wie das noch nicht geschehen war. Auch in dem Raum, in dem er umgekommen war, verging keine Nacht ohne Spuk, bis das ganze Haus niederbrannte. Mit ihm starben auch seine Frau Caesonia, die ein Centurio mit dem Schwert niederstach, und seine Tochter, die man gegen eine Wand schleuderte. Was das damals für Zeiten waren, darüber kann sich jeder, der will, auch aus folgendem ein Urteil bilden: Man wollte nicht sofort glauben, daß Caligula ermordet worden sei, nachdem es bekannt geworden war; man argwöhnte, Caligula selbst habe das Gerücht von seinem Tod erfunden und ausstreuen lassen, um dadurch hinter die Gesinnungen der Leute ihm gegenüber zu kommen. Und auch die Verschwörer hatten niemanden zur Übernahme der Regierung bestimmt. Und der Senat war sich in einem Punkte, nämlich die wiedererlangte Freiheit auch zu behalten, so sehr einig, daß die Konsuln den Senat zuerst nicht ins Rathaus, weil es das Iulische hieß, sondern auf das Kapitol zusammenriefen. Einige waren sogar der Ansicht, als die Reihe, die Meinung zu sagen, an sie kam, man müsse die Erinnerung an die Kaiser tilgen und auch ihre Tempel von Grund auf niederreißen. Es wurde aber ganz besonders darauf geachtet und bemerkt, daß alle Kaiser, die den Vornamen Gaius geführt hatten, durch das Schwert umgekommen seien; und das habe schon damals mit dem begonnen, der zur Zeit Cinnas umgebracht worden war.

Liber V DIVUS

CLAUDIUS

Patrem Claudi Caesaris D r u s u m , olim Decimum

mox

ι

Neronem praenomine, Livia, cum Augusto gravida nupsisset, intra mensem tertium peperit, fuitque suspicio ex vitrico per adulterii consuetudinem procreatum. statim certe vulgatus est versus:

is Drusus in quaesturae praeturaeque honore dux Raetici, 2 deinde Germanici belli O c e a n u m septemtrionalem primus R o m a n o r u m ducum navigavit transque Rhenum fossas navi et immensi operis effecit, quae nunc adhuc Drusinae vocantur. hostem etiam frequenter caesum ac penitus in intimas solitudines actum non prius destitit insequi, quam species barbarae mulieris humana amplior victorem tendere ultra sermone Latino prohibuisset. quas o b res ovandi ius et tri- } umphalia ornamenta percepit; ac post praeturam confestim inito consulatu atque expeditione repetita supremum diem m o r b o obiit in aestivis castris, quae ex eo Scelerata sunt appellata. corpus eius per municipiorum coloniarumque primores suscipientibus obviis scribarum decuriis ad urbem

Buch J CLAUDIUS

Den Vater des Kaisers Claudius, Drusus, der ursprünglich mit Vornamen Decimus, später Nero hieß, hat Livia im dritten Monat nach der Heirat mit Augustus - zu diesem Zeitpunkt war sie bereits schwanger - zur Welt gebracht. Man munkelte, er sei ein Sohn aus einem ehebrecherischen Verhältnis mit seinem Stiefvater. Eines steht fest, sofort machte der Vers die Runde: »Mit denen es das Glück gut meint, die haben sogar ein Dreimonatskind.« Dieser Drusus hatte als Quaestor und Praetor ein Kommando im Rätischen, danach im Germanischen Krieg; in dieser Funktion segelte er ab erster römischer Feldherr über den nördlichen Ozean und legte jenseits des Rheins Kanäle an; diese Arbeit trieb er tätig voran, es war ein gewaltiges Unternehmen. Diese Kanäle führen bis in unsere Zeit noch immer seinen Namen. Auch hatte er den Feind fast immer vernichtend geschlagen und ihn bis in die tiefsten Einöden getrieben, doch mit seiner Verfolgung hörte er nicht eher auf, bis dem Sieger die Erscheinung einer Einheimischen von übermenschlicher Größe auf Latein verbot, weiter zu marschieren. Wegen dieser Leistungen erhielt er das Recht auf einen kleinen Triumph und die Triumphalinsignien. Unmittelbar nach der Praetur hatte er das Konsulat angetreten und den Feldzug wieder aufgenommen, da erlag er einer Krankheit im Sommerlager; dieser Vorfall brachte diesem den Namen Unglückslager ein. Seinem Leichnam gaben die Honoratioren der Munizipien und Kolonien das Geleit, die Dekurien

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DIVUS CLAUDIUS

1,3-'. 5

devectum sepultumque est in campo Martio. ceterum exercitus honorarium ei tumulum excitavit, circa quern deinceps stato die quotannis miles decurreret Galliarumque civitates publice supplicarent. praeterea senatus inter alia complura marmoreum arcum cum tropaeis via Appia decrevit et G e r manici cognomen ipsi posterisque eius. fuisse autem credi- 4 tur non minus gloriosi quam civilis animi; nam ex hoste super victorias opima quoque spolia captasse summoque saepius discrimine duces Germanorum tota acie insectatus; nec dissimulasse umquam pristinum se rei p. statum, quandoque posset, restituturum. unde existimo nonnullos tradere ausos, suspectum eum Augusto revocatumque ex provincia et quia cunctaretur, interceptum veneno. quod equi- 5 dem magis ne praetermitterem rettuli, quam quia verum aut veri simile putem, cum Augustus tanto opere et vivum dilexerit, ut coheredem semper filiis instituerit, sicut quondam in senatu professus est, et defunctum ita pro contione laudaverit, ut deos precatus sit, similes ei Caesares suos facerent sibique tarn honestum quandoque exitum darent quam ml Ii dedissent. nec contentus elogium tumulo eius versibus a se

CLAUDIUS

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der Schreiber eilten ihnen entgegen und übernahmen den Leichnam, um ihn dann nach Rom zu schaffen; auf dem Marsfeld wurde er bestattet. Davon einmal abgesehen, hat das Heer ihm einen Kenotaph errichtet; seitdem marschieren in jedem Jahr an einem festgelegten Termin die Soldaten an diesem vorüber, und die Stämme der Gallier bringen in seiner Nähe ein öffentliches Dankopfer dar. Außerdem ehrte der Senat ihn neben vielen anderen Ehrenbezeugungen durch einen Bogen aus Marmor mit den Siegeszeichen an der Via Appia und den Beinamen Germanicus für ihn selbst und seine Nachkommen. Und man glaubt, daß sein Ruhmesstreben und seine republikanische Gesinnung ebenso stark ausgebildet waren. Denn abgesehen vom Sieg zog er dem Feind auch noch die Waffenrüstung als Beutestück aus und setzte des öfteren den Führern der Germanen unter äußerster Lebensgefahr mit dem ganzen Heere nach. Auch soll er nie einen Hehl daraus gemacht haben, daß er die altbewährte republikanische Verfassimg wiederherstellen werde, sobald er dazu in der Lage sei. Daher rührt es meines Erachtens wohl auch, daß einige zu überliefern wagen, er sei dem Augustus verdächtig gewesen, er habe ihn aus der Provinz nach Rom abberufen und ihn, weil er zögerte, vergiften lassen. Das habe ich lediglich erwähnt, um nichts auszulassen, nicht weil ich es für wahr oder wahrscheinlich hielte. Denn Augustus hat ihn auch zu Lebzeiten so sehr lieb gehabt, daß er ihn immer als Miterben seiner Söhne einsetzte, so wie er es im Senat auch einmal öffentlich erklärt hat; und in der Leichenrede vor versammeltem Volk rief er sogar die Götter an, sie möchten seine Caesaren dem Verstorbenen ähnlich machen und ihm selbst später einmal einen so ehrenvollen Tod zuteil werden lassen wie ihm. Und er gab sich nicht damit zufrieden, daß er auf sein Grabmal eine von ihm selbst entworfene Versinschrift hatte einmeißeln lassen,

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M-3.1

compositis insculpsisse, etiam vitae memoriam prosa oratione composuit. E x Antonia minore complures quidem liberos tulit, verum tres omnino reliquit: Germanicum, Livillam, Claudium. Claudius natus est Iullo Antonio Fabio Africano conss. Kal. Aug. Luguduni eo ipso die quo primum ara ibi Augusto dedicata est, appellatusque Tiberius Claudius Drusus. mox fratre maiore in Iuliam familiam adoptato Germanici cognomen assumpsit, infans autem relictus a patre ac per omne fere pueritiae atque adulescentiae tempus variis et tenacibus morbis conflictatus est, adeo ut animo simul et corpore hebetato ne progressa quidem aetate ulli publico privatoque muneri habilis existimaretur. diu atque etiam post tutelam receptam alieni arbitrii et sub paedagogo fuit; quem barbarum et olim superiumentarium ex industria sibi appositum, ut se quibuscumque de causis quam saevissime coerceret, ipse quodam libello conqueritur. ob banc eandem valitudinem et gladiatorio munere, quod simul cum fratre memoriae patris edebat, palliolatus novo more praesedit; et togae virilis die circa mediam noctem sine sollemni officio lectica in Capitolium latus est. disciplinis tarnen liberalibus ab aetate prima non mediocrem operam dedit ac saepe experimenta

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nein er verfaßte sogar noch eine Lebensbeschreibung in Prosaform. Von Antonia der Jüngeren hatte er zwar mehrere Kinder, doch nur drei überlebten ihn: Germanicus, Livilla und Claudius. Claudius wurde im Konsulatsjahr des Iullus Antonius und Fabius African us am ersten August in Lyon geboren, genau an dem Tag, an dem man zum ersten Male Augustus dort einen Altar errichtete. Er erhielt den Namen Tiberius Claudius Drusus. Später, als sein älterer Bruder in die Familie der Iulier aufgenommen wurde, fugte er den Beinamen Germanicus hinzu. Als er noch ein ganz kleines Kind war, starb sein Vater; als Knabe und junger Mann wurde er fast ständig von allen möglichen und hartnäckigen Krankheiten heimgesucht, so sehr, daß er geistig und auch körperlich zurückblieb und man ihn nicht einmal, als er älter war, für tauglich hielt, irgendeine öffentliche oder private Aufgabe zu übernehmen. Lange noch, auch nachdem er bereits mündig geworden war, konnte er nicht selbständig Entscheidungen treffen und stand unter der Aufsicht eines Erziehers. Der war ein Barbar und ein ehemaliger Aufseher über die Lasttierknechte; solch einen Mann hatte man ihm mit Absicht an die Seite gestellt, damit er ihn wegen jeder Kleinigkeit möglichst grausam zurechtweise. Es gibt einen Brief, in dem er sich darüber beklagt. Seine schlechte gesundheitliche Verfassung war auch der Grund dafür, daß er bei einem Gladiatorenkampf, den er zusammen mit seinem Bruder zum Gedenken an seinen Vater veranstaltete, in einem Kapuzenmantel den Vorsitz führte, das hatte es noch nie gegeben. Auch am Tag, an dem er volljährig wurde, trug man ihn um Mitternacht in einer Sänfte ohne feierliche Zeremonie auf das Kapitol. Dennoch betrieb er von frühester Jugend an recht intensiv gelehrte Studien und veröffentlichte oft Pro-

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cuiusque etiam publicavit. verum ne sic quidem quicquam dignitatis assequi aut spem de se commodiorem in posterum facere potuit. Mater Antonia portentum eum hominis dictitabat, nec 2 absolutum a natura, sed tantum incohatum; ac si quem socordiae argueret, stultiorem aiebat filio suo Claudio, avia Augusta pro despectissimo semper habuit, non affari nisi rarissime, non monere nisi acerbo et brevi scripto aut per internuntios solita. soror Livilla cum audisset quandoque imperaturum, tarn iniquam et tam indignam sortem p. R . palam et clare detestata est. nam avunculus maior Augustus quid de eo in utramque partem opinatus sit, quo certius cognoscatur, capita ex ipsius epistulis posui.

'Collocutus sum cum Tiberio, ut mandasti, mea Livia, 4 quid nepoti tuo Tiberio faciendum esset ludis Martialibus. consentit autem uterque nostrum, semel nobis esse statuendum, quod consilium in illo sequamur. nam si est artius, ut ita dicam, holocleros, quid est quod dubitemus, quin per eosdem articulos et gradus producendus sit, per quos frater eius productus sit?

Sin autem ή λ α τ τ ώ σ θ α ι sentimus eum et βεβλάφύαι ι και εις τ η ν τοϋ σώματος και εις την της ψ(υ)χής ά ρ τ ι ό τ η τ α , praebenda materia deridendi et ilium et nos non est hominibus τα τοιαύτα σκώπτειν και μ υ κ τ η ρ ί ζ ε ι ν είωΦόσιν. nam semper aestua bimus, si de singulis articulis

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ben aller seiner Studienfächer. Aber nicht einmal auf diesem Feld konnte er sich etwas Reputation verschaffen oder Aussicht auf Besserung in der Zukunft schaffen. Seine Mutter Antonia sprach von ihm immer als von einer Mißgeburt eines Menschen, die die Natur nicht vollendet, sondern erst begonnen habe. Und wenn sie jemandem Beschränktheit vorwarf, sagte sie, er sei noch dümmer als ihr Sohn Claudius. Seine Großmutter Augusta sah auf ihn mit der größten Geringschätzung herab und pflegte ihn nur äußerst selten anzusprechen; Kritik übte sie an ihm nur schriftlich mit bitterbösen und wenigen Worten oder durch Dritte. Als seine Schwester Livilla gehört hatte, er werde einmal Kaiser werden, da verwahrte sie sich öffentlich und laut vernehmlich gegen solch ein unangemessenes und unwürdiges Los, das dem römischen Volk zuteil werde. Damit man klarer sieht, wie sein Großonkel Augustus über die beiden Seiten seines Charakters dachte, lasse ich Abschnitte aus seiner Privatkorrespondenz folgen. »Ich habe mit Tiberius besprochen, wie du es mir aufgetragen hast, meine teure Livia, was dein Enkel Tiberius an den Spielen zu Ehren des Mars tun soll. Wir stimmen darin überein, daß ein für alle Male von uns entschieden werden muß, von welchen Grundsätzen wir uns ihm gegenüber leiten lassen wollen. Denn wenn er gesund und, um es so auszudrükken, ganz gesund ist, warum haben wir dann noch Bedenken, ihn auf denselben Stufen der Karriereleiter vorwärtszubringen, auf denen sein Bruder bereits befördert worden ist? Wenn wir aber der Meinung sind, ihm fehle etwas und er sei körperlich und außerdem auch noch geistig nicht vollkommen gesund, dann dürfen wir den Menschen, die gewohnt sind, über dergleichen ihre Späße zu machen und zu kichern, gar nicht erst einen Anlaß geben, ihn und auch uns zu verlachen. Wir werden nämlich immer im ungewissen

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temporum deliberabimus, μή π ρ ο ϋ π ο κ ε ι μ έ ν ο υ ή μ ϊ ν posse arbitremur eum gerere honores necne. in praesentia tamen 3 quibus de rebus consulis, curare eum ludis Martialibus triclinium sacerdotum non displicet nobis, si est passurus se ab Silvani filio homine sibi affini admoneri, ne quid faciat q u o d conspici et derideri possit. spectare eum circenses ex pulvinari non placet nobis; expositus enim in fronte prima spectaculorum conspicietur. in A l b a n u m montem ire eum non placet nobis aut esse Romae Latinarum diebus. cur enim non praeficitur urbi, si potest sequi fratrem suum in montem ? habes nostras, mea Livia, sententias, quibus placet 4 semel de tota re aliquid constitui, ne semper inter spem et metum fluctuemur. licebit autem, si voles, Antoniae q u o que nostrae des banc partem epistulae huius legendam.' rursus alteris litteris:

'Tiberium adulescentem ego vero, dum tu aberis, cotidie s invitabo ad cenam, ne solus cenet cum suo Sulpicio et A t h e nodoro. qui vellem diligentius et minus μετεώρως deligeret sibi aliquem, cuius motum et habitum et incessum imitaretur. misellus ά τ υ χ ε ΐ . nam έν τ ο ι ς σ π ο υ δ α ί ο ι ς , ubi non

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sein, wenn wir darüber nachdenken werden, wann jeweils der Zeitpunkt am geeignetsten ist, wenn von uns nicht vorher geklärt worden ist, ob wir glauben, daß er überhaupt in der Lage ist, Funktionen zu übernehmen, oder nicht. Als Lösung für den Augenblick, worauf deine Frage ja abzielt, können wir uns gut vorstellen, daß er sich an den Spielen zu Ehren des Mars um die Ausrichtung des Mahles für die Priester kümmert, vorausgesetzt, es macht ihm nichts aus, daß ihm der Sohn des Silvanus, mit dem er verwandt ist, hin und wieder einen Tip gibt, damit er nicht etwas tut, was von allen kritisch beäugt und verlacht werden könnte. Daß er den Circusspielen von unserem Tempel aus zuschaut, gefällt uns nicht; denn in die erste Reihe der Zuschauer gesetzt, dürfte er die Blicke der Zuschauer wie ein Magnet auf sich ziehen. Uns paßt auch nicht, daß er während des Latinerfestes auf den Albaner Berg geht oder in Rom sich aufhält. Warum machen wir ihn denn nicht zum Stadtpraefekten, wenn er seinem Bruder auf den Berg folgen kann? Was wir für richtig halten, meine teure Livia, kennst du; wir sind dafür, daß ein für alle Male über die ganz Angelegenheit eine Entscheidung getroffen wird, damit wir nicht immer zwischen Hoffen und Bangen hin und her schwanken. Und wenn du willst, dann kannst du auch unsere liebe Antonia diesen Passus des Briefes einmal lesen lassen.« In einem anderen Brief dagegen äußert er sich wie folgt: »Ich werde während deiner Abwesenheit den jungen Mann, unseren Tiberius, jeden Tag zum Essen einladen, damit er nicht nur in Gesellschaft seines teuren Sulpicius und Athenodorus speisen muß. Was gäbe ich darum, wenn er sich mit etwas mehr Sorgfalt und weniger unbedacht jemanden zum Freund wählen würde, dessen Bewegung, Haltung und Gang er nachahmen könnte. Der arme Kerl hat kein Glück, denn in wichtigen Angelegenheiten, wenn sein Geist einmal

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aberravit eius animus, satis apparet ή της ευγένεια.' item tertiis litteris: 'Tiberium nepotem tuum placere mihi potuisse, peream nisi, mea Livia, admiror. ά σ α φ ώ ς loquatur, qui possit cum declamat quae dicenda sunt, non video.'

4·ί-ί

ψυχής αϋτοϋ declamantem 6 nam qui tarn σαφώς dicere

N e c dubium est, quid post haec Augustus constituent, 7 qui reliquerit eum nullo praeter auguralis sacerdotii honore impertitum ac ne heredem quidem nisi inter tertios ас paene extraneos [n]e parte sexta nuncuparet, legatoque non amplius quam octingentorum sestertiorum prosecutus.

Tiberius patruus petenti honores consularia ornamenta 5 detulit; sed instantius legitimos flagitanti id solum codicillis rescripsit, quadraginta aureos in Saturnalia et Sigillari(a) misisse ei. tunc demum abiecta spe dignitatis ad otium concessit, modo in hortis et suburbana domo, modo in Campaniae secessu delitescens, atque ex contubernio sordidissimorum hominum super veterem segnitiae notam ebrietatis quoque et aleae infamiam subiit, cum interim, quanquam hoc modo agenti, numquam aut officium hominum aut reverentia publice defuit.

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voll bei der Sache ist, zeigt sich ganz klar der Adel seiner Seele.« In gleichem Tenor geht es in einem dritten Brief weiter: »Dein Enkel Tiberius hat mich beeindruckt, als ich ihn eine Übungsrede halten hörte; mit mir soll's aus sein, meine teure Livia, wenn ich ihm nicht meine Bewunderung zollte. Denn mir leuchtet nicht ein, wie einer, der so undeutlich spricht, so deutlich ausdrücken kann, was der Rede wert ist, wenn er eine Rede hält.« Es liegt auf der Hand, warum Augustus nach all dem seine Entscheidung getroffen hat: er hat ihn nämlich mit keinem Ehrenamt beschenkt, einmal abgesehen von der Funktion eines Auguralpriesters; in seinem Testament setzte er ihn nur als Erben dritten Grades ein und fast unter den Außenstehenden, mit einem Sechstel an Anteil, und er beschenkte ihn mit einem Legat, das sich auf maximal achthunderttausend Sesterze belief. Als er nach Ämtern verlangte, verlieh ihm sein Onkel Tiberius die Abzeichen eines Konsuls. Als er aber weiterhin hartnäckig reguläre Ämter forderte, teilte er ihm lediglich folgendes in einem Brief mit: er habe ihm vierzig Goldstükke für die Saturnalien und die Sigillarien beigelegt. Da erst gab er die Hoffnung auf eine ehrenvolle Stellung auf und überließ sich ganz dem Nichtstun; so verkroch er sich das eine Mal in seine Gärten und sein Haus vor den Toren der Stadt, ein anderes Mal zog er sich ganz in die Abgeschiedenheit Kampaniens zurück. Haftete ihm schon seit eh und je der Makel an, er sei schwerfällig, so brachte er sich infolge des Umgangs mit den pöbelhaftesten Elementen auch noch in den üblen Ruf, ein Trinker und Spieler zu sein. Obwohl er auf eine solche Art und Weise sein Leben eingerichtet hatte, hat man doch in der Öffentlichkeit es weder an Höflichkeitsbezeugungen noch an achtungsvoller Rücksichtnahme ihm gegenüber fehlen lassen.

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6-7

Equester ordo bis patronum eum perferendae pro se lega- 6 tionis elegit, semel cum deportandum Romam corpus Augusti [h]umeris suis ab consulibus exposcere[n]t, iterum cum oppressum Seianum apud eosdem gratularetur; quin et spectaculis advenienti assurgere et lacernas deponere solebat. senatus quoque, ut ad numerum sodalium Augusta- г lium sorte ductorum extra ordinem adiceretur, censuit et mox ut domus ei, quam incendio amiserat, publica impensa restitueretur, dicendaeque inter consulares sententiae ius esset, quod decretum abolitum est, excusante Tiberio imbecillitatem eius ac damnum liberalitate sua resarsurum pollicente. qui tarnen moriens et in tertiis heredibus eum ex parte tertia nuncupatum, legato etiam circa sestertium vicies prosecutus commendavit insuper exercitibus ac senatui populoque R. inter ceteras necessitudines nominatim.

Sub Gaio demum fratris filio secundam existimationem 7 circa initia imperii omnibus lenociniis colligente honores auspicatus consulatum gessit una per duos menses, evenitque ut primitus ingredienti cum fascibus forum praetervolans aquila dexteriore umero consideret. sortitus est et de altero consulatu in quartum annum; praeseditque nonnumquam spectaculis in Gai vicem, adclamante populo: 'feliciter'

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Der Ritterstand wählte ihn zweimal zu seinem Patron, als es darum ging, in seinem Namen eine Botschaft zu überbringen; das eine Mal wollte er von den Konsuln das Recht erwirken, den Leichnam des Augustus auf seinen Schultern nach Rom tragen zu dürfen, das zweite Mal, als man denselben Leuten seine Dankbarkeit dafür bekunden wollte, daß man mit Sejan fertig geworden sei. Bei seiner Ankunft im Theater pflegte man sogar aufzustehen und die Mäntel abzulegen. Auch der Senat war der Meinung, man solle ihn außer der Reihe unter die Sodales Augusti, die durch Los bestellt wurden, aufnehmen, und später trat er dafür ein, sein Haus, das er durch einen Brand verloren hatte, auf Staatskosten wieder aufzubauen; auch sollte er das Recht erhalten, seine Meinung zu äußern, wenn die ehemaligen Konsuln befragt wurden. Dieser Beschluß wurde aber wieder rückgängig gemacht; Tiberius entschuldigte diese Entscheidung mit seiner Kränklichkeit und versprach, für die Schäden an seinem Haus großzügig Mittel aus eigener Tasche zur Verfügung zu stellen. Doch als er im Sterben lag, hat er ihn zum Erben dritten Grades mit einem Drittel aus dem Vermögen eingesetzt, ihn mit einem Legat von ungefähr zwei Millionen Sesterzen ausgestattet und ihn auch noch unter seinen übrigen Verwandten ausdrücklich den Heeren, dem Senat und dem römischen Volk empfohlen. Erst unter Gaius, dem Sohn seines Bruders, der in den ersten Jahren seiner Herrschaft durch alle möglichen Schmeicheleien alle günstig für sich einzunehmen suchte, kam er zu Ämtern; mit ihm zusammen war er zwei Monate lang Konsul; dabei trug es sich zu, daß bei seinem ersten Auftritt auf dem Forum unter Begleitung seiner Rutenträger ein Adler vorbeiflog und sich auf seiner rechten Schulter niedersetzte. Das zweite Mal wurde er durch Losentscheid vier Jahre später Konsul. Manchmal führte er in Vertretung für Gaius

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7-9.1

partim 'patruo imperatoris' partim 'Germanici fratri!' nec 8 eo minus contumeliis obnoxius vixit. nam et si paulo serius ad praedictam cenae horam occurrisset, поп nisi aegre et circuito demum triclinio recipiebatur, et quotiens post cibum addormisceret, quod ei fere accidebat, olearum aut palmularum ossibus incessebatur, interdum ferula flagrove velut per ludum excitabatur a copreis. solebant et manibus stertentis socci induci, ut repente expergefactus faciem sibimet confricaret.

Sed ne discriminibus quidem caruit. primum in ipso con- 9 sulatu, quod Neronis et Drusi fratrum Caesaris statuas segnius locandas ponendasque curasset, paene honore summotus est; deinde extraneo vel etiam domesticorum aliquo deferente assidue varieque inquietatus. cum vero detecta esset Lepidi et Gaetulici coniuratio, missus in Germaniam inter legatos ad gratulandum etiam vitae periculum adiit, indignante ac fremente Gaio patruum potissimum ad se missum quasi ad puerum regendum, adeo ut поп defuerint, qui traderent praecipitatum quoque in flumen, sic ut vestitus

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auch den Vorsitz bei den Theateraufführungen, wobei ihm das Volk zum Teil begeisternd zurief: »Glück dem Onkel des Kaisers!«, zum Teil: »Glück dem Bruder des Germanicus!« Und doch mußte er mit Verunglimpfungen leben. Denn wenn er ein wenig zu spät zur verabredeten Stunde zum Essen kam, konnte er nur mit Mühe und erst, nachdem er um die ganze Tafel herumgelaufen war, Platz nehmen; und wenn er nach dem Essen eingeschlafen war, was fast an der Tagesordnung war, bewarf man ihn mit Oliven- und Dattelkernen, manchmal wurde er von Possenreißern mit einer Knute oder Peitsche aufgeweckt, so als wolle man ihm einen neckischen Streich spielen. Auch zogen sie ihm, jedesmal wenn er tief schlief, leichte Schuhe über die Hände, damit er sich, wenn er plötzlich aufwachte und sich durch das Gesicht rieb, das Gesicht zerkratze. Aber nicht einmal Gefahren blieben ihm erspart. Das begann gleich in seinem ersten Konsulat; weil er Statuen für Nero und Drusus, die Brüder des Kaisers, zu säumig in Auftrag gegeben hatte und aufstellen lassen, wäre er beinahe aus diesem Amt entfernt worden. Das andere Mal behelligten ihn Leute, mit denen er gar nichts zu tun hatte, oder sogar jemand aus seiner näheren Umgebung fortwährend mit Anklagen des unterschiedlichsten Inhalts. Als aber die Verschwörung des Lepidus und des Gaetulicus aufgedeckt worden war und er als einer der Gesandten nach Germanien geschickt wurde, um Gaius dazu Glückwünsche zu überbringen, geriet er sogar bei diesem Unterfangen in Lebensgefahr, denn Gaius war aufgebracht und schnaubte vor Wut, daß man gerade seinen Onkel zu ihm geschickt habe, so als ob man einen Jungen auf den rechten Weg bringen wolle; seine Reaktion war so heftig, daß es Leute gibt, die überliefern, er habe ihn sogar in der Kleidung, die er bei seiner Ankunft trug, kopfüber in den Fluß geworfen. Und seitdem

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9,1-10,2

advenerat. atque ex eo numquam non in senatu novissimus 2 consularium sententiam dixit, ignominiae causa post omnis interrogatus. etiam cognitio falsi testamenti recepta est, in quo et ipse signaverat. postremo sestertium octogies pro introitu novi sacerdotii coactus impendere, ad eas rei familiaris angustias decidit, ut cum obligatam aerario fidem liberare non posset, in vacuum lege praediatoria venalis pependerit sub edicto praefectorum. Per haec ac talia maxima 10 aetatis parte transacta quinquagesimo anno imperium cepit quantumvis mirabili casu. exclusus inter ceteros ab insidiatoribus Gai, cum quasi secretum eo desiderante turbam submoverent, in diaetam, cui nomen est Hermaeum, recesserat; neque multo post rumore caedis exterritus prorepsit ad solarium proximum interque praetenta foribus vela se abdidit. latentem discurrens forte gregarius miles, animadversis 2 pedibus, [e] studio sciscitandi quisnam esset, ad[co]gnovit extractumque et prae metu ad genua sibi adcidentem imperatorem salutavit. hinc ad alios commilitones fluctuantis nec quicquam adhuc quam frementis perduxit. ab his lecti-

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hat er immer als letzter der ehemaligen Konsuln im Senat seine Meinung gesagt, denn man wollte ihn verunglimpfen, deshalb wurde er am Schluß befragt. Auch eine Untersuchung wegen Testamentsfälschung, seine Unterschrift stand unter dem Testament, wurde eingeleitet. Zu guter Letzt zwang man ihn, für seinen Eintritt in ein neues Priesterkollegium acht Millionen Sesterzen zu zahlen; das brachte ihn in eine so enge finanzielle Lage, daß die Praefekten, als er seine Verpflichtungen, die er gegenüber der Staatskasse eingegangen war, nicht einlösen konnte und nach geltendem Pfandrecht seine Ansprüche auf seinen Besitz erloschen waren, seinen Besitz öffentlich durch Anschlag zum Verkauf stellten. Als er mit diesen und ähnlichen Dingen den größten Teil seines Lebens zugebracht hatte, kam er in seinem fünfzigsten Lebensjahr durch einen Zufall, der schon sehr merkwürdig war, an die Macht. Er wurde wie auch die anderen von den Leuten, die Gaius nach dem Leben trachteten, nicht zu diesem vorgelassen, denn sie wiesen unter dem Vorwand, er wünsche ungestört zu sein, seine nähere Umgebung ab; also hatte er sich in einen Pavillon, den man Hermaeum nannte, zurückgezogen; aber kurz darauf ließ ihn das Gerücht von der Ermordung des Gaius hochschrecken, und er kroch hervor auf eine nahe Terrasse und hielt sich hinter den Vorhängen, die man vor die Türen gezogen hatte, verborgen. Wie es der Zufall wollte, lief ein gemeiner Soldat an ihm, der sich verborgen hielt, vorüber; dessen Blick fiel auf seine Füße, und er wollte unbedingt wissen, wer das wohl sei; er erkannte ihn, zog ihn zwischen den Vorhängen hervor und begrüßte ihn, der aus Furcht vor diesem Soldaten auf die Knie gefallen war, als Kaiser. Der brachte ihn von dort zu seinen Kameraden, die noch unschlüssig waren und nichts anderes zu Wege brachten, als Äußerungen ihres Unwillens von sich zu geben. Die setzten ihn in eine Sänfte und

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10,2- 11,1

cae impositus et, quia sui diffugerant vicissim succollantibus in castra delatus est tristis ac trepidus, miserante obvia turba quasi ad poenam raperetur insons. receptus intra vallum inter excubias militum pernoctavit, aliquanto minore spe quam fiducia. nam consules cum senatu et cohortibus urbanis forum Capitoliumque occupaverant asserturi communem libertatem; accitusque et ipse per tr. pi. in curiam ad suadenda quae viderentur, vi se et necessitate teneri respondit. verum postero die et senatu segniore in exequendis conatibus per taedium ac dissensionem diversa censentium et multitudine, quae circumstabat, unum rectorem iam et nominatim exposcente, armatos pro contione iurare in nomen suum passus est promisitque singulis quina dena sestertia, primus Caesarum fidem militis etiam praemio pigneratus.

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Imperio stabilito nihil antiquius duxit quam id biduum, 11 quo de mutando rei p. statu haesitatum erat, memoriae eximere. omnium itaque factorum dictorumque in eo veniam et oblivionem in perpetuum sanxit ac praestitit, tribunis modo ас centurionibus paucis e coniuratorum in Gaium numero interemptis, exempli simul causa et quod suam quo-

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trugen ihn abwechselnd auf ihren Schultern, ihre Bediensteten waren davongelaufen, ins Lager; er machte ein trauriges Gesicht und zitterte vor Angst, so daß die Menge, der sie begegneten, Mitleid mit ihm hatte, wie mit einem, der unschuldig zur Bestrafung geschleift wird; das nahmen sie nämlich auch von ihm an. Hinter den Palisaden sammelte er sich wieder und verbrachte die Nacht zwischen den Wachtposten; augenblicklich war seine Hoffnung beträchtlich geringer als seine Beherztheit. Denn die Konsuln hatten zusammen mit dem Senat und den Stadtkohorten das Forum und das Kapitol besetzt, um die allgemeine Freiheit wiederherzustellen. Als ihn persönlich die Volkstribunen in die Kurie riefen, damit er ihnen rate, was jetzt das Richtige sei, antwortete er, er werde gezwungen, im Lager zu bleiben. Doch am folgenden Tag ließ er es zu, daß die Truppen auf ihn den Eid ablegten, denn der Senat war zu zögerlich bei der Umsetzung dessen, was man begonnen hatte, denn man war auch der Sache überdrüssig, und so war es zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten gekommen, und die Volksmenge, die ihn umstellt hielt, forderte bereits einen, der das Heft in die Hand nahm, und nannte diesen auch mit Namen; er gab auch das Versprechen, an jeden einzelnen fünfzehntausend Sesterzen zu zahlen. Als erster Kaiser hat er sich die Soldaten durch ein Geldgeschenk zur Treue verpflichtet. Nachdem seine Position als Herrscher nicht mehr zu erschüttern war, hielt er nichts für dringlicher, als die zwei Tage, an denen man über die Änderung der republikanischen Verfassung hin und her beratschlagt hatte, aus der Erinnerung zu tilgen. Deshalb ordnete er für alles, was in diesen zwei Tagen gesagt und getan worden war, eine Generalamnestie an und gewährte sie auch; lediglich ein paar Tribune und Centurione aus dem Kreis der Verschwörer gegen Gaius wurden aus dem Wege geräumt, einmal weil er damit

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que caedem depoposcisse cognoverat. conversus hinc ad 2 officia pietatis ius iurandum neque sanctius sibi neque crebrius instituit quam per Augustum. aviae Liviae divinos honores et circensi pompa currum elephantorum Augustino similem decernenda curavit; parentibus inferias publicas, et hoc amplius patri circenses annuos natali die, matri carpentum, quo per circum duceretur, et cognomen Augustae ab viva recusatum. ad fratris memoriam per omnem occasionem celebrata comoediam quoque Graecam Neapolitano certamine docuit ac de sententia iudicum coronavit. ne ) Marcum quidem Antonium inhonoratum ac sine grata mentione transmisit, testatus quondam per edictum, tanto impensius petere se ut natalem patris Drusi celebrarent, quod idem esset et avi sui Antoni[i]. Tiberio marmoreum arcum iuxta Pompei theatrum, decretum quidem olim a senatu verum omissum, peregit. Gai quoque etsi acta omnia rescidit, diem tamen necis, quamvis exordium principatus sui, vetuit inter festos referri.

At in semet augendo parcus atque civilis praenomine

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ein abschreckendes Beispiel statuieren wollte, zweitens weil er erfahren hatte, daß man auch seine Beseitigung gefordert hatte. Danach wandte er sich seinen Pflichten gegen seine Vorfahren zu, den Schwur beim Namen des Augustus bestimmte er als das Nonplusultra, nichts war für ihn heiliger und nichts kam häufiger vor. Seiner Großmutter Livia ließ er göttliche Ehren und beim Circusumzug einen von Elefanten gezogenen Wagen, so wie Augustus einen besaß, zuerkennen; für seine Eltern ließ er öffentliche Totenopfer zelebrieren, und darüber hinaus wurden noch weitere Ehren beschlossen, so sollten jährlich am Geburtstag seines Vaters ihm zu Ehren Circusspiele stattfinden, seine Mutter erhielt einen Wagen zuerkannt, auf dem ihr Bildnis durch den Circus geleitet werden sollte, und den Beinamen Augusta verliehen, den sie zu Lebzeiten abgelehnt hatte. Um die Erinnerung an seinen Bruder lebendig zu halten - er ließ keine Gelegenheit verstreichen, sie zu feiern - , führte er bei den Spielen in Neapel sogar seine Komödie in griechischer Sprache auf und teilte ihr, entsprechend dem Urteil der Richter, den Siegespreis zu. Nicht einmal den Marcus Antonius ließ er ohne ehrenvolle Auszeichnung und ohne wohltuende Erwähnung ; einst hatte er auf dem Wege einer Verordnung klar dargetan, daß er um so dringender darum bitte, daß man den Geburtstag seines Vaters Drusus festlich begehe, weil auch der seines Großvaters Antonius auf denselben Tag falle. Für Tiberius ließ er nahe dem Pompeiustheater einen Bogen aus Marmor errichten, den ihm einst der Senat zuerkannt, dann aber nicht ausgeführt hatte. Auch wenn er die Erlasse des Gaius allesamt für ungültig erklären ließ, verbot er dennoch, seinen Todestag unter die Festtage aufzunehmen, und das obwohl doch mit diesem Tag seine Regierungszeit begann. Zurückhaltend hingegen war er, wenn es darum ging, die eigene Würde zu mehren, und als leutseliger Herrscher

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ί 2,1 - ι 5,1

Imperatoris abscinuit, nimios honores recusavit, sponsalia filiae natalemque geniti nepotis silentio ac tan tum domestica religione transegit. neminem exulum nisi ex senatus auctoritate restituit. ut sibi in curiam praefectum praetori tribunosque militum secum inducere liceret utque rata essent quae procuratores sui in iudicando statuerent, precario exegit. ius nundinarum in privata praedia a consulibus petit. 2 cognitionibus magistratuum ut unus e consiliariis frequenter interfuit; eosdem spectacula edentis surgens et ipse cum cetera turba voce ac manu veneratus est. tr(ibunis) pl(ebis) adeuntibus se pro tribunali excusavit, quod propter angustias non posset audire eos nisi stantes. quare in brevi spatio ; tantum amoris favorisque collegit, ut cum profectum eum Ostiam perisse ex insidiis nuntiatum esset, magna consternatione populus et militem quasi proditorem et senatum quasi parricidam diris execrationibus incessere non ante destiterit, quam unus atque alter et mox plures a magistratibus in rostra producti salvum et appropinquare confirmarent.

Nec tamen expers insidiarum usque quaque permansit, 13 sed et a singulis et per factionem et denique civili bello infestatus est. e plebe homo nocte media iuxta cubiculum eius

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führte er auch den Imperator-Titel nicht als Vornamen; Ehrungen, die zu hoch waren, lehnte er ab, und über die Verlobung seiner Tochter und den Tag, an dem sein Enkel geboren wurde, verlor er weiter kein Wort und feierte beides nur im Kreise seiner nächsten Umgebung. Keinen Verbannten rief er zurück, wenn ihn dazu der Senat nicht ermächtigt hatte. Daß ihm erlaubt sei, in Begleitung des Kommandanten seiner Leibgarde und der Militärtribune die Kurie zu betreten, und das, was die Prokuratoren in Streitfällen entschieden, rechtskräftig sei, verlangte er bittweise. Das Recht, auf seinen eigenen Ländereien Markttage abzuhalten, erbat er sich von den Konsuln. Bei den Untersuchungen der Beamten war einer von den Ratgebern häufig anwesend. Und wenn eben diese Leute Schauspiele veranstalteten, erhob er sich und erwies ihnen zusammen mit dem übrigen Publikum durch Beifallsrufe und Klatschen seine Ehrerbietung. Als die Volkstribune an ihn herantraten, entschuldigte er sich vorn auf dem Tribunal bei ihnen, daß er sie nur stehend anhören könne, weil das Gedränge zu groß sei. Durch dieses Verhalten machte er sich in kurzer Zeit rundum so beliebt, daß das Volk auf die Nachricht, er sei auf seiner Reise nach Ostia einem hinterhältigen Anschlag zum Opfer gefallen, in große Bestürzung geriet und nicht eher damit aufhörte, auf das Heer als Verräter und den Senat wie den Mörder mit schrecklichen Verfluchungen loszugehen, bis der eine oder andere und schließlich eine ganze Reihe Zeugen von den Beamten auf der Rednertribüne präsentiert wurden und versicherten, daß er wohlauf und auf dem Wege nach Rom sei. Und dennoch war er auf Dauer auch von Anschlägen betroffen, ja er wurde von Einzelpersonen und von einer verschworenen Clique, schließlich sogar in einem Bürgerkrieg angegriffen. Man griff mitten in der Nacht ganz nahe bei seinem Schlafzimmer einen Mann aus dem Volk auf, der mit ei-

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13.

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cum pugione deprehensus est; reperti et equestris ordinis duo in publico cum dolone ac venatorio cultro praestolantes, alter ut egressum theatro, alter ut sacrificantem apud Maitis aedem adoreretur. conspiraverunt autem ad res 2 novas Gallus Asinius et Statilius Corvinus, Pollionis ac Messalae oratorum nepotes, assumptis compluribus libertis ipsius atque servis. bellum civile movit Furius Camillus Scnbonianus Delmatiae legatus; verum intra quintum diem oppressus est legionibus, quae sacramentum mutaverant, in paenitentiam religione conversis, postquam denuntiato ad novum imperatorem itinere casu quodam ac divinitus neque aquila ornari neque signa convelli moverique potuerunt.

Consulatus super pristinum quattuor gessit; ex quibus 14 duos primos iunctim, sequentis per intervallum quarto quemque anno, semenstrem novissimum, bimenstris ceteros, tertium autem novo circa principem exemplo in locum demortui suffectus. ius et consul et extra honorem laboriosissime dixit, etiam suis suorumque diebus sollemnibus, nonnumquam festis quoque antiquitus et religiosis. nec semper praescripta legum secutus duritiam lenitatemve multarum ex bono et aequo, perinde ut adficeretur, modera-

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nem Dolch bewaffnet war; auch zwei Angehörige des Ritterstandes wurden entdeckt, wie sie ihm mit Dolch und Jagdmesser in aller Öffentlichkeit auflauerten; der eine wollte auf ihn beim Verlassen des Theaters, der andere beim Opfern am Tempel des Mars losgehen. Und es wurden Umsturzpläne geschmiedet von Gallus Asinius und Statilius Corvinus, den Enkeln der Redner Pollio und Messala, dabei hatten sie sich eine ganze Reihe seiner eigenen Freigelassenen und Sklaven zu Helfershelfern gemacht. Den Bürgerkrieg setzte Furius Camillus Scribonianus, der Statthalter von Dalmatien, ins Werk; aber es brauchte nur fünf Tage, und er wurde von den Soldaten, die die Fahne gewechselt hatten, gebremst; ein Wimderzeichen hatte sie ihre Handlungsweise bereuen lassen: Nachdem sie den Befehl erhalten hatten, sich zum neuen Kaiser auf den Weg zu machen, konnten sie wegen eines Zufalls und weil es die Götter so gefügt hatten, ihre Adler weder schmücken noch ihre Feldzeichen aus dem Boden ziehen und von der Stelle bewegen. Außer seinem früheren Konsulat hat er noch vier weitere bekleidet; zwei von diesen folgten unmittelbar nacheinander, dann ließ er zwischen dem nächsten und übernächsten jeweils drei Jahre verstreichen, das letzte hat er nur für sechs, die übrigen nur zwei Monate ausgeübt, das dritte hat er an Stelle eines verstorbenen Konsuls angetreten, das war für einen Kaiser ganz ungewohnt. Recht hat er als Konsul und auch dann, wenn er das Amt nicht bekleidete, mit großem Engagement gesprochen, sogar an seinen eigenen Ehrentagen wie auch an denen seiner Verwandten, manchmal sogar auch an Tagen, die seit alters her Festtage waren, und an solchen, die von böser Vorbedeutung waren. Nicht immer ist er dem Buchstaben des Gesetzes gefolgt; die Strafen fielen vielmehr hart oder milde aus, je nachdem wie es ihm recht und billig schien, nämlich so wie ihn der jeweilige Fall be-

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'4- ι S.2

tus est; nam et iis, qui apud privatos iudices plus petendo formula excidissent, restituit actiones et in maiore fraude convictos legitimam poenam supergressus ad bestias condemnavit. in cognoscendo autem ac decernendo mira varie- 15 täte animi fuit, modo circumspectus et sagax, interdum inconsultus ac praeceps, nonnumquam frivolus amentique similis. cum decurias rerum actu expungeret, eum, qui dissimulate vacatione quam beneficio liberorum habebat responderat, ut cupidum iudicandi dimisit; alium interpellatum ab adversariis de propria lite negantemque cognitionis rem sed ordinari iuris esse, agere causam confestim apud se coegit, proprio negotio documentum daturum, quam aequus iudex in alieno negotio futurus esset, feminam non 2 agnoscentem filium suum dubia utrimque argumentorum fide ad confessionem compulit indicto matrimonio iuvenis. absentibus secundum praesentes facillime dabat, nullo dilectu culpane quis an aliqua necessitate cessasset. proclamante quodam praecidendas falsario manus, carnificem sta-

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rührte. Denn er ließ sogar für solche Leute den Prozeß wieder aufnehmen, die bei privaten Richtern den Prozeß verloren hatten, weil sie zu hohe Forderungen gestellt hatten; hatte er Leute eines schwereren Vergehens überführt, lag sein Strafmaß über dem, was das Gesetz vorsah, sie wurden verurteilt, in der Arena mit den wilden Tieren zu kämpfen. Wenn er zu Gericht saß und auch wenn er das Urteil fällte, kann man sich nur wundern, von welch einer Unbeständigkeit seine innere Haltung war; das eine Mal war er voller Umsicht und Scharfsinnigkeit, manchmal unüberlegt und kopflos, manchmal läppisch und eher wie einer, der seinen Verstand verloren hat. Wenn er die Dekurien der Richter für den laufenden Geschäftsgang revidierte, ließ er den, der erklärt hatte, er stehe als Richter zur Verfügung, dabei aber damit zurückgehalten hatte, daß er auf Grund des Dreikinderrechts beurlaubt sei, nicht als Richter zu, denn er sei ja versessen darauf zu richten. Ais in einem anderen Fall ein Richter von seinen Gegnern in einem privatrechtlichen Streitfall angeklagt worden war und erklärte, der Streitfall gehöre nicht vor das kaiserliche Gericht, sondern vor ein gewöhnliches Gericht, zwang ihn Claudius, augenblicklich vor ihm zu prozessieren, damit er in eigener Sache den Beweis dafür gebe, wie gerecht er als Richter in einer fremden Angelegenheit entscheiden werde. Eine Frau, die ihren Sohn nicht anerkennen wollte, es waren Zweifel an der Zuverlässigkeit der Beweise, die beide Seiten beigebracht hatten, angebracht, brachte er dazu, zu gestehen, indem er ihr befahl, den jungen Mann zu heiraten. Wenn eine Partei nicht erschienen war, entschied er, ohne die geringsten Umstände zu machen, zugunsten der Anwesenden, ohne einen Unterschied darin zu machen, ob jemand aus eigener Schuld oder wegen zwingender Umstände nicht vor Gericht erschienen sei. Als jemand lauthals verlangte, einem Fälscher sollten die

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tim acciri cum machaera mensaque lanioma flagitavit. peregrinitatis reurn orta inter advocatos levi contentione, togatumne an palliatum dicere causam oporteret, quasi aequitatem integram ostentans, mutare habitum saepius et prout accusaretur defendereturve, iussit. de quodam etiam nego- ) tio ita ex tabella pronuntiasse creditur, secundum eos se sentire, qui vera proposuissent. propter quae usque eo eviluit, ut passim ac propalam contemptui esset, excusans quidam testem e provincia ab eo vocatum negavit praesto esse posse dissimulata diu causa; ac post longas demum interrogationes: 'mortuus est', inquit, 'puto, licuit.' alius gratias agens quod reum defendi pateretur, adiecit: 'et tarnen fieri solet.' illud quoque a maioribus natu audiebam, adeo causidicos patientia eius solitos abuti, ut discedentem e tribunali non solum voce revocarent, sed et iacinia togae retenta, interdum pede apprehenso detinerent. ac ne cui haec mira sint, litigatori Graeculo vox in altercatione excidit: equitem quidem Romanum obscaenitatis in feminas reum, sed falso et ab impotentibus inimicis conficto

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Hände abgehackt werden, schickte er sofort nach dem Henker mit Schwert und Henkersbank. Jemand war angeklagt, sich als Ausländer das römische Bürgerrecht angemaßt zu haben; da entbrannte unter den Verteidigern ein Streit um nichts, nämlich darum, ob der Angeklagte sich in der Toga oder im Mantel vor Gericht verantworten solle. So als wolle er zeigen, daß die Gerechtigkeit unwandelbar sei, befahl er, er solle sich öfter umziehen, je nachdem, ob er gerade Angeklagter sei oder verteidigt werde. Man glaubt sogar, er habe in einem Prozeß folgendes Urteil vom Blatt her verkündet: er entscheide zugunsten der Leute, die die Wahrheit gesagt hätten. Dieses Vorgehen war der erste Schritt dahin, daß er dermaßen gering angesehen wurde, daß man ihm in aller Öffentlichkeit mit Gleichgültigkeit begegnete. Um einen Zeugen, der von Claudius aus der Provinz geladen worden war, zu entschuldigen, sagte jemand, der Zeuge könne nicht anwesend sein, dabei aber hielt er lange mit dem Grund dafür zurück; erst nach langem Nachfragen sagte er: »Er ist verstorben, glaube ich, das war ihm doch erlaubt.« Ein anderer bedankte sich dafür, daß er erlaube, daß ein Angeklagter verteidigt werde, und fügte hinzu: »Das ist doch eigentlich selbstverständlich.« Ich habe wiederholt von älteren Leuten folgendes gehört, es sei an der Tagesordnung gewesen, daß die Anwälte seine Geduld über die Maßen strapazierten, daß sie ihn beim Verlassen des Gerichts nicht nur laut zurückriefen, sondern ihn auch noch beim Zipfel seiner Toga zurückhielten, manchmal auch seinen Fuß packten und ihn nicht gehen ließen. Auch über das braucht sich niemand zu wundern: es zog einmal einer von den Griechen vor Gericht, da entfiel ihm folgende Äußerung: » Auch du bist ein alter Tor!« Ein römischer Ritter war einmal angeklagt wegen seines unzüchtigen Verhaltens gegenüber Frauen, die Anklage war falsch und von seinen Gegnern, die

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4.4-

crimine, satis constat, cum scorta meritoria citari adversus se et audiri pro testimonio videret, graphium et libellos, quos tenebat in manu, ita cum magna stultitiae et saevitiae exprobratione iecisse in faciem eius, ut genam non leviter perstrinxerit.

Gessit et censuram intermissam diu post Plancum Pau- 16 lumque censores, sed banc quoque inaequabiliter varioque et animo et eventu. recognitione equitum iuvenem probri plenum, sed quem pater probatissimum sibi affirmabat, sine ignominia dimisit, habere dicens censorem suum; alium corruptelis adulteriisque famosum nihil amplius quam monuit, ut aut parcius aetatulae indulgeret aut certe cautius; addiditque: 'quare enim ego scio, quam amicam habeas?' et cum orantibus familiaribus dempsisset cuidam appositam notam: 'litura tarnen', inquit, 'extet.' splendidum virum 2 Graeciaeque provinciae principem, verum Latini sermonis ignarum, non modo albo iudicum erasit, sed in peregrinitatem redegit. nec quemquam nisi sua voce, utcumque quis posset, ac sine patrono rationem uitae passus est reddere. notavitque multos, et quosdam inopinantis et ex causa novi

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nichts gegen ihn in der Hand hatten, aufgebracht worden; daran und an dem, was sich dann zutrug, gibt es keinen Zweifel: als er sah, daß man Huren gegen ihn aufbot und sie in den Zeugenstand rief, schleuderte er den Griffel und die Papiere, die er gerade in der Hand hatte, unter schweren Vorwürfen von Dummheit und Grausamkeit dem Claudius so ins Gesicht, daß er ihn recht schwer an der Wange verletzte. Er übernahm auch die Zensur; seit Plancus und Paulus hatte es lange Zeit keinen Zensor mehr gegeben; aber auch in diesem Amt war er ungerecht und wankelmütig und unberechenbar. Bei der Musterung der Ritter ließ er einen jungen Mann, der keinen Funken Anstand besaß, dessen Vater aber versicherte, er sei ein Ausbund an Tugendhaftigkeit, ohne einen Tadel davonkommen, wobei er anmerkte, er habe seinen eigenen Zensor. Einen anderen, der dafür berühmt war, daß er manche Frau zur Unzucht und zum Ehebruch verführt hatte, ließ er lediglich mit der Ermahnung davonkommen, sich seinen jugendlichen Ausschweifungen seltener oder doch mindestens mit mehr Vorsicht hinzugeben; er setzte hinzu: »Warum weiß ich nämlich, wer gerade deine Freundin ist?« Auch als einmal Freunde sich für jemanden verwendeten und er die Rüge, die er dem Namen des betreffenden hinzugesetzt hatte, wieder ausgestrichen hatte, sagte er: »Doch man soll sehen können, daß korrigiert worden ist.« Einen Mann, der sehr angesehenen war und in der Provinz Griechenland eine hohe Stellung innehatte, aber kein Wort Latein sprach, strich er nicht nur aus der Liste der Richter, sondern nahm ihm auch noch das Bürgerrecht. Er wollte es nämlich nicht zulassen, daß jemand in einer anderen Sprache als seiner, so gut er es eben vermochte, Rechenschaft über sein Leben ablege, dabei ließ er auch keinen Patron zu. Und er rügte viele - die hatten erst gar nicht damit gerechnet,

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I 6,2 - Τ 7, I

generis, quod se inscio ac sine commeatu Italia excessissent; quendam vero et quod comes regis in provincia fuisset, referens, maiorum temporibus Rabirio Postumo Ptolemaeum Alexandriam crediti servandi causa secuto crimen maiestatis apud iudices motum. plures notare conatus, magna inquisitorum neglegentia sed suo maiore dedecore, innoxios fere repperit, quibuscumque caelibatum aut orbitatem aut egestatem obiceret, maritos, patres, opulentos se probantibus; eo quidem, qui sibimet vim ferro intulisse arguebatur, inlaesum corpus veste deposita ostentante. fuerunt et ilia in censura eius notabilia, quod essedum argenteum sumptuose fabricatum ac venale ad Sigillaria redimi concidique coram imperavit; quodque uno die XX edicta proposuit, inter quae duo, quorum altero admonebat, ut uberi vinearum proventu bene dolia picarentur; altero, nihil aeque facere ad viperae morsum quam taxi arboris sucum.

Expeditionem unam omnino suscepit eamque modicam. cum decretis sibi a senatu ornamentis triumphalibus leviorem maiestati principali titulum arbitraretur velletque iusti triumphi decus, unde adquireret Britanniam potissimum

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und auch der Grund war vollkommen neu - , sie hätten Italien ohne sein Wissen und ohne Urlaubsgesuch verlassen. Einer erhielt eine Rüge auch deswegen, weil er in der Provinz den König begleitet habe, wobei er sich auf den Fall des Rabirius Postumus berief, gegen den zur Zeit der Vorfahren ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet worden war; er war nämlich Ptolemaios nach Alexandria gefolgt, um sein Geld zu retten, das er diesem geliehen hatte. Er versuchte noch mehr Leuten eine Rüge zu erteilen, fand aber fast nur rechtschaffene, denn die Leute, die belastendes Material herbeischaffen sollten, waren arg nachlässig, und er war ein noch viel größerer Schandkerl. Allen, denen er vorwarf, da£ sie unverheiratet, kinder- und mittellos seien, gelang es nachzuweisen, daß sie verheiratet, Väter und betuchte Leute waren. Ein Mann, den man beschuldigte, er habe sich mit dem Schwert umbringen wollen, hat sogar seine Kleider ausgezogen und so den Nachweis erbracht, daß sein Körper keine Verletzung aufweise. Auch folgendes, was noch wert ist anzumerken, soll sich während seiner Zensur abgespielt haben: er ließ einen Streitwagen, der mit viel Aufwand hergestellt worden war und der an den Sigillarien zum Verkauf stand, aufkaufen und vor aller Augen zertrümmern. An einem einzigen Tag erließ er zwanzig Edikte, darunter auch die beiden folgenden; in dem einen riet er, bei dem reichlichen Ertrag der Weinernte die Fässer ordentlich zu verpichen; in dem anderen erinnerte er daran, daß gegen einen Schlangenbiß nichts so gut helfe wie der Saft der Eibe. Nur einen einzigen Feldzug unternahm er, und der war nicht von Bedeutung. Der Senat hatte ihm daraufhin die Triumphabzeichen zuerkannt, er aber hielt diesen Titel für zu gering für die kaiserliche Majestät und wollte mit einem vollgültigen Triumph geehrt werden; um diesen zu erhalten, erhielt bei der Wahl des Betätigungsfeldes Britannien ganz

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17,1 - [8,1

elegit, neque temptatam ulli post Divum Iulium et tunc tumultuantem ob non redditos transfugas. hue cum ab O s t i a navigaret, vehementi circio bis paene demersus est, prope Liguriam iuxtaque Sto(e)chadas insulas. quare a Massilia Gesoriacum usque pedestri itinere confecto inde transmisit ac sine ullo proelio aut sanguine intra paucissimos dies parte insulae in deditionem recepta, sexto quam profectus erat mense Romam rediit triumphavitque maximo apparatu. ad cuius spectaculum commeare in urbem non solum praesidibus provinciarum permisit, verum etiam exulibus quibusdam; atque inter hostilia spolia navalem coronam fastigio Palatinae domus iuxta civicam fixit, traiecti et quasi domiti Oceani insigne. currum eius Messalina uxor carpento secuta est; secuti et triumphalia ornamenta eodem bello adepti, sed ceteri pedibus et in praetexta, M . Crassus Frugi equo phalerato et in veste palmata, quod eum honorem iteraverat.

Urbis annonaeque curam sollicitissime semper egit. cum Aemiliana pertinacius arderent, in diribitorio duabus noctibus mansit ac deficiente militum ac familiarum turba auxilio

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besonders den Vorzug; es hatte nämlich seit dem vergöttlichten Iulius keiner mehr die Insel angegriffen, und gerade zu diesem Zeitpunkt waren dort Unruhen ausgebrochen, weil einige Überläufer nicht ausgeliefert worden waren. Als er dorthin von Ostia aus in See stach, wäre sein Schiff beinahe zweimal bei einem stürmischen Nordwest in den Fluten versunken, das eine Mal vor Ligurien, das andere Mal ganz nahe bei den Stoechadischen Inseln. Deshalb legte er die Strecke von Marseille bis Gesoriacum in einem Fußmarsch zurück und setzte von dort nach Britannien über; ohne eine Schlacht und ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, brachte er die Insel dazu, innerhalb weniger Tage zu kapitulieren. Sechs Monate nachdem er in See gestochen war, kehrte er nach Rom zurück und hielt einen Triumphzug unter größter Pracht und Prunk. Er gestattete nicht nur den Statthaltern der Provinzen, sondern auch einigen Verbannten zu diesem Schauspiel in die Stadt zu kommen. Zwischen den von den Feinden erbeuteten Rüstungen befestigte er eine Schiffskrone am Giebel seines Hauses auf dem Palatin gleich neben der Bürgerkrone; daran sah jeder, daß er über den Ozean gesetzt und ihn sozusagen bezwungen habe. Seinem Triumphwagen folgte seine Gattin Messalina in einer Karosse; es folgten auch die Leute, die sich in dem besagten Krieg Triumphabzeichen erworben hatten; aber alle mußten zu Fuß und in der Toga praetexta folgen, nur M. Crassus Frugi folgte auf einem Pferd, das mit Stirn- und Brustschmuck verziert war, und in einem Gewand, das mit eingestickten Palmenzweigen geziert war, weil ihm zum zweiten Mal diese Ehre zuteil geworden war. Die Stadt und ihre Versorgung mit Lebensmitteln ließ er sich immer ganz besonders angelegen sein. Als im Aemilianischen Viertel ein Brand immer wieder aufloderte, verbrachte er zwei Nächte im Gebäude, wo die Stimmen ausge-

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plebem per magistratus ex omnibus vicis convocavit ac positis ante se cum pecunia fiscis ad subveniendum hortatus est, repraesentans pro opera dignam cuique mercedem. artiore autem annona o b assiduas sterilitates detentus quondam medio foro a turba conviciisque et simul fragminibus panis ita infestatus, ut aegre nec nisi postico evadere in Palatium valuerit, nihil non ex[eo]cogitavit ad invehendos etiam tempore h i b e m o commeatus. nam et negotiatoribus certa lucra proposuit suscepto in se damno, si cui quid per tempestates accidisset, et naves mercaturae causa fabricantibus magna c o m m o d a constituit pro condicione cuiusque: civifs] vacatio n e m legis Papiae Poppaeae, Latino ius Quiritium, feminis ius I U I liberorum; quae constituta hodieque servantur.

O p e r a magna potius ac necessaria quam multa perfecit, sed vel praecipua: ductum aquarum a Gaio incohatum, item emissarium Fucini lacus portumque Ostiensem, quanquam sciret ex iis alterum ab Augusto precantibus assidue Marsis negatum, alterum a Divo Iulio saepius destinatum ac propter difficultatem omissum. Claudiae aquae gelidos et uberes fontes, quorum alteri Caeruleo, alteri Curtio et Albu-

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zählt wurden, und ließ, als man nicht genug Trupps von Soldaten und Dienern zur Verfügung hatte, durch die Beamten aus allen Stadtvierteln das Volk zu Hilfe rufen; dann stellte er Körbe voller Geld hin und rief auf, zu Hilfe zu kommen; jedem gab er für seine Hilfeleistung den angemessenen Lohn bar auf die Hand. Als aber wegen der anhaltenden schlechten Ernten die Getreidevorräte recht knapp wurden, wurde er einmal von einem Volkshaufen mitten auf dem Forum am Weitergehen gehindert und mit Schimpfworten und gleichzeitig mit Brocken von Brot so massiv angegriffen, daß er nur mit knapper Not und nur durch eine Hintertür in den Palast entkommen konnte; da sann er auf Mittel und Wege, auch für die Dauer des Winters Lebensmittel in die Stadt zu schaffen. Denn er stellte auch den Kaufleuten lukrativen Gewinn in Aussicht, da garantiert war, daß er für den Verlust aufkam, sollten einem die Stürme übel mitgespielt haben, und denjenigen, die Schiffe für den Handel bauen ließen, stellte er große Privilegien entsprechend der Rechtsstellung eines jeden in Aussicht: Bürgern die Befreiung von der Lex Papia Poppaea, Leuten latinischen Rechts das Vollbürgerrecht, Frauen das Vierkinderrecht; diese Verordnungen haben bis heute noch ihre Gültigkeit behalten. Er hat eher große und zweckdienliche als viele Bauten errichten lassen; aber wohl am bedeutendsten waren die folgenden: der Aquädukt, den Caligula begonnen hatte, ferner der Abflußkanal des Fuciner Sees und der Hafen von Ostia; er ließ diese bauen, obwohl er wußte, daß der eine Bau von Augustus den Marsern, die ihm deswegen mit ihren Bitten ständig in den Ohren gelegen hatten, abgelehnt worden war und der andere Bau vom göttlichen Iulius mehr als einmal geplant und schließlich wegen Schwierigkeiten aufgegeben worden war. Die eiskalten und wasserreichen Quellen der Aqua Claudia, von denen die eine »Die Blaue«, die andere

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2C, I -21,1

digno nomen est, simulque rivum Anienis novi lapideo opere in urbem perduxit divisitque in plurimos et ornatissimos lacus. Fucinum adgressus est non minus conpendii spe ι quam gloriae, cum quidam privato sumptu emissuros se repromitterent, si sibi siccati agri concederentur. per tria autem passuum milia partim effosso monte partim exciso canalem absolvit aegre et post undecim annos, quamvis continuis X X X hominum milibus sine intermissione operantibus. portum Ostiae extruxit circumducto dextra sinistra- } que brachio et ad introitum profundo iam solo mole obiecta; quam quo stabilius fundaret, navem ante demersit, qua magnus obeliscus ex Aegypto fuerat advectus, congestisque pilis superposuit altissimam turrem in exemplum Alexandrini Phari, ut ad nocturnos ignes cursum navigia dirigerent.

Congiaria populo saepius distribuit. spectacula quoque 21 complura et magnifica edidit, non usitata modo ас solitis locis, sed et commenticia et ex antiquitate repetita, et ubi praeterea nemo ante eum. ludos dedicationis Pompeiani theatri, quod ambustum restituerat, e tribunali posito in orchestra commisit, cum prius apud superiores aedes sup-

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»Curtius« und »Albudignus« heißt, leitete er zur gleichen Zeit wie den Anio novus in einem Aquädukt aus Stein in die Stadt und ihr Wasser in ganz viele, reichgeschmückte Wasserbecken. Die Arbeiten am Fuciner See nahm er in Angriff, weil er sich davon gleichermaßen materiellen Gewinn als auch Ruhm versprach, da einige Leute die Zusage machten, auf eigene Kosten das Wasser abzulassen, wenn ihnen als Gegenleistung das trockengelegte Gebiet überlassen werde. Auf eine Strecke von viereinhalb Kilometer mußte teils der Berg durchstochen, teils gesprengt werden; der Kanal wurde nur mit Mühe fertiggestellt und zwar nach elf Jahren, obwohl ständig dreißigtausend Leute ohne Unterbrechung am Werke waren. Den Hafen von Ostia baute er, und zwar ließ er von rechts und links zwei Dämme herumlegen und bei der Hafeneinfahrt, dort ist der Grund schon reichlich tief, eine Bastion vorbauen. Damit dafür ein um so sichereres Fundament gelegt sei, ließ er vorher das Schiff versenken, auf dem ein großer Obelisk aus Ägypten herantransportiert worden war; darauf rammte er Pfeiler hinein l u d errichtete darauf nach dem Beispiel des Pharos von Alexandria einen sehr hohen Turm, damit die Schiffe nach dessen Feuern bei Nacht ihren Kurs ausrichten könnten. Recht häufig machte er an das Volk Spenden. Auch mehrere prächtige Schauspiele veranstaltete er, nicht nur solche, die üblich waren, und auch nicht an den gewohnten Plätzen, sondern er dachte sich neue aus und nahm die Spiele aus längst vergangenen Zeiten wieder zurück ins Programm. Außerdem fanden sie an Plätzen statt, wo noch keiner vor ihm Spiele veranstaltet hatte. Die Spiele anläßlich der Einweihung des Pompeiustheaters, das halb niedergebrannt war und das er hatte wiederaufbauen lassen, ließ er von einem Tribunal in der Orchestra aus beginnen, nachdem er zuvor bei den höher gelegenen Tempeln ein Bitt- und Dank-

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plicasset perque mediam caveam sedentibus ac silentibus cunctis descendisset. fecit et saeculares, quasi anticipatos ab 2 Augusto nec legitimo tempori reservatos, quamvis ipse in historiis suis prodat, intermissos eos Augustum multo post diligentissime annorum ratione subducta in ordinem redegisse. quare vox praeconis irrisa est invitantis more sollemni ad ludos, quos nec spectasset quisquam nec spectaturus esset, cum superessent adhuc qui spectaverant, et quidam histrionum product! olim tunc quoque producerentur. circenses frequenter etiam in Vaticano commisit, nonnumquam interiecta per quinos missus venatione. circo vero j maximo marmoreis carceribus auratisque metis, quae utraque et tofina ac lignea antea fuerant, exculto propria senatoribus constituit ioca promiscue spectare solitis; ac super quadrigarum certamina Troiae lusum exhibuit et Africanas, conficiente turma equitum praetorianorum, ducibus tribunis ipsoque praefecto; praeterea Thessalos equites, qui feros tauros per spatia circi agunt insiiiuntque defessos et ad terram cornibus detrahunt.

Gladiatoria munera plurifariam ac multiplicia exhibuit: 4

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opfer dargebracht hatte und mitten durch den Zuschauerraum herabgestiegen war, während alle schweigend auf ihren Plätzen sitzen geblieben waren. Er hielt auch die Säkularspiele ab, wobei er so tat, als habe Augustus sie vor der Zeit veranstaltet und sie nicht für den rechten Zeitpunkt aufgespart, obwohl er selbst in seinem Geschichtswerk schreibt, diese Spiele hätten eine Zeitlang nicht stattgefunden, dann habe Augustus mit größter Sorgfalt die Jahre nachgerechnet und so wieder den richtigen kalendarischen Termin ermittelt. Deshalb gab es auch Gelächter beim Ruf des Herolds, der so, wie es üblich war, zu den Spielen einlud, die niemand gesehen habe noch jemals sehen würde; waren doch noch Leute am Leben, die sie einst gesehen hatten, und sollten doch auch noch einige von den Schauspielern, die damals aufgetreten waren, jetzt wieder auf der Bühne stehen. Circusspiele veranstaltete er häufig auch auf dem Vatikan, manchmal ließ er nach fünf Rennen eine Jagd dazwischenschieben. Sogar den Circus Maximus ließ er mit marmornen Schranken und vergoldeten Zielsäulen verschönern, beides war bis dahin aus Tuffstein und Holz gewesen; dann ließ er den Senatoren eigene Sitzreihen zuweisen, bisher hatte man ohne Unterscheidung der Stände gesessen und die Spiele verfolgt. Neben Wagenrennen mit vier Pferden veranstaltete er auch noch ein Trojaspiel und eine Tierhetze auf afrikanische Tiere, die eine Schwadron Reiter von den Praetorianern erlegte, angeführt von ihren Tribunen, ja sogar ihr Praefekt befehligte sie höchstpersönlich. Außerdem ließ er auch thessalische Reiter auftreten; diese jagten wilde Stiere von einem Ende des Circus bis zum anderen, waren diese dann ermüdet, sprangen sie auf sie und zogen sie an den Hörnern zu Boden. Gladiatorenspiele veranstaltete er an verschiedenen Orten, dabei stand vielerlei auf dem Programm: jedes Jahr ei-

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anniversarium in cascris praetorianis sine venatione apparatuque, iustum atque legitimum in Saeptis; ibidem extraordinarium et breve dierumque paucorum, quodque appellare coepit 'sportulam', quia primum daturu[m]s edixerat, velut ad subitam condictamque cenulam invitare se populum. nec t ullo spectaculi genere communior aut remissior erat, adeo ut oblatos victoribus aureos prolata sinistra pariter cum vulgo voce digitisque numeraret ac saepe hortando rogandoque ad hilaritatem homines provocaret, 'dominos' identidem appelians, immixtis interdum frigidis et arcessitis iocis; qualis est ut cum Palumbum postulantibus daturum se promisit, si captus esset, illud plane quantumvis salubriter et in tempore: cum essedario, pro quo quattuor fili deprecabantur, magno omnium favore indulsisset rudem, tabulam ilico misit admonens populum, quanto opere liberos suscipere deberet, quos videret et gladiatori praesidio gratiaeque esse, edidit et in Martio campo expugnationem direptio- 6 nemque oppidi ad imaginem bellicam et deditionem Britanniae regum praeseditque paludatus. quin et emissurus Fucinum lacum naumachiam ante commisit. sed cum proclamantibus naumachiariis: 'have imperator, morituri te salutant!' respondisset: 'aut non', neque post banc vocem quasi

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nes im Lager der Praetorianer ohne Jagd und großen Aufwand, eines auf dem Gelände für die Wahlen, vollständig, so wie man es eigentlich erwarten konnte. Am selben Ort ein außerordentliches und kurzes, was nur wenige Tage dauerte, dafür bürgerte er die Bezeichnung »Sportula« ein, weil er bei der ersten Bekanntmachung einer solchen Veranstaltung gesagt hatte, er lade das Volk gleichsam spontan zu einem kleinen Essen ohne große Vorbereitungen ein. Bei dieser Art von Schauspiel zeigte er sich so leutselig und locker wie sonst nie; genauso wie das Volk zählte er laut an den Fingern der vorgestreckten linken Hand die den Siegern auszuzahlenden Goldstücke ab und animierte die Zuschauer, heiter zu sein, indem er sie dazu aufforderte und sie bat, sie immer wieder »meine Herren« nannte und manchmal auch frostige und weithergeholte Witze einfließen ließ. Hier nun ein Beispiel eines solchen Scherzes: als das Publikum den Auftritt des Palumbus forderte, sagte er ihm diesen zu, sobald er gefangen sei. Die folgende Bemerkung war allerdings sehr heilsam und angebracht: Als er unter tosendem Beifall aller Zuschauer einem Wagenlenker, für den seine vier Söhne inständig um Gnade baten, das Rapier gewährte, ließ er sofort eine Tafel herumtragen, worauf er das Volk daran erinnerte, wie nötig es sei, Kinder großzuziehen, die, man sehe es ja in diesem Fall, auch einem Gladiator Stütze und Hilfe sein könnten. Auf dem Marsfeld ließ er auch die Eroberung und Plünderung einer Stadt so ähnlich, wie sie sich im Krieg abspielt, und die Unterwerfung der Könige Britanniens veranstalten, wobei er selbst im roten Feldherrnmantel den Vorsitz führte. Ja, er veranstaltete sogar, bevor man den Fuciner See abließ, eine Seeschlacht. Aber als er den Kämpfern an Bord, die ihm entgegenbrüllten: »Heil dir, Imperator, die, die ihren Tod vor Augen haben, grüßen dich!« antwortete: »Oder auch nicht«, und keiner nach diesem Wort mehr

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venia data quisquam dimicare vellet, diu cunctatus an omnes igni ferroque absumeret, tandem e sede sua prosiluit ac per ambitum lacus non sine foeda vacillatione discurrens partim minando partim adhortando ad pugnam compulit. hoc spectaculo classis Sicula et Rhodia concurrerunt, duodenarum triremium singulae, exciente bucina Tritone argenteo, qui e medio lacu per machinam emerserat.

Quaedam circa caerimonias civilemque et militarem morem, item circa omnium ordinum statum domi forisque aut correxit aut exoleta revocavit aut etiam nova instituit. in cooptandis per collegia sacerdotibus neminem nisi iuratus nominavit; observavitque sedulo, ut quotiens terra in urbe movisset, ferias advocata contione praetor indiceret, utque dira ave in Capitolio visa obsecratio haberetur, eamque ipse iure maximi pontificis pro rostris populo praeiret summotaque operariorum servorumque turba.

Rerum actum divisum antea in hibernos aestivosque menses coniunxit. iuris dictionem de fidei commissis quotannis et tantum in urbe delegari magistratibus soiitam in perpe-

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kämpfen wollte, weil man annahm, man sei begnadigt worden, da war er sich lange Zeit nicht im klaren darüber, ob er allen mit Feuer und Schwert den Garaus machen solle. Schließlich sprang er von seinem Sitz hoch und rannte, natürlich in seinem häßlichen, wackelnden Gang, am Rand des Sees entlang und trieb sie zum Kampf an, wobei er teils Drohungen aussprach, teils sie auch nur ermahnte. Bei diesem Schauspiel stießen die sizilische und rhodische Flotte zusammen, jede war zwölf Dreiruderer stark, und ein silberner Triton, der mitten aus dem See mittels einer technischen Vorrichtung aufgetaucht war, blies auf seinem Horn zum Angriff. Im Bereich der religiösen, zivilen und militärischen Bräuche, ebenso betreffs des Zustands aller Stände nahm er in Rom und auch vor den Toren der Stadt entweder Verbesserungen vor, rief alte Gebräuche wieder ins Leben oder führte auch neue ein. Wenn die Priester mittels ihrer Kollegien Wahlen zu ihrer Ergänzung durchführten, benannte er niemanden, ohne nicht vorher den Eid abgelegt zu haben. Er sah mit aller Sorgfalt darauf, daß der Praetor sofort, wenn in Rom die Erde gebebt hatte, die Volksversammlung einberief und Gerichtsferien verkündete und daß, wenn ein unheilverkündender Vogel auf dem Kapitol gesehen worden war, ein öffentliches Gebet abgehalten werde, wobei er selbst in seiner Eigenschaft als Oberpriester von der Rednertribüne herab dem Volk die Gebetsformel vorsprach; ausgeschlossen war die Masse der Handwerker und Sklaven. Waren bisher die Sitzungsperioden des Gerichts über die Winter- und Sommermonate verteilt gewesen, so rückte Claudius diese Zeiten, wo man zu Gericht saß, zusammen. War es bisher das übliche Verfahren gewesen, die Entscheidung in Fideikommißangelegenheiten nur für die Dauer eines Jahres und dann auch nur an Beamte in Rom zu übertra-

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2J, 1 - 2 4 . ·

tuum atque etiam per provincias potestatibus demandavit. capiti Papiae Poppaeae legis aTiberio Caesare, quasi sexagenarii generare non possent, addito obrogavit. sanxit ut pupillis extra ordinem tutores a consulibus darentur, utque ii, quibus a magistratibus provinciae interdicerentur, urbe quoque et Italia summoverentur. ipse quosdam novo exemplo relegavit, ut ultra lapidem tertium vetaret egredi ab urbe.

De maiore negotio acturus in curia medius inter consulum sellas tribunicio subsellio sedebat. commeatus a senatu peti solitos benefici sui fecit, ornamenta consularia etiam procuratoribus ducenariis indulsit. senatoriam dignitatem recusantibus equestrem quoque ademit. latum clavum, quamvis initio affirmasset non lecturum se senatorem nisi civis R. abnepotem, etiam libertini filio tribuit, sed sub condicione si prius ab equite R. adoptatus esset; ас sic quoque reprehensionem verens, et Appium Caecum censorem, generis sui proauctorem, libertinorum filios in senatum adlegisse docuit, ignarus temporibus Appi et deinceps aliquamdiu libertinos dictos non ipsos, qui manu emitterentur,

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gen, so übertrug er diese ohne zeitliche Befristung und auch an Personen, die in den Provinzen Amtsgewalt hatten. Der Kaiser Tiberius war von der Annahme ausgegangen, Sechzigjährige könnten keine Kinder mehr zeugen, und hatte deshalb der Lex Papia Poppaea einen Paragraphen hinzugefügt, dieser verlor unter Claudius seine Gültigkeit. Er setzte fest, daß die Konsuln - das war sonst nicht üblich gewesen für die Waisen Vormünder bestellen sollten und daß diejenigen, die Beamte in einer Provinz aus ihrem Amtsbereich ausgewiesen hatten, auch aus Rom und Italien verbannt werden sollten. Einige Leute internierte er auf eine ganz neue Art, indem er ihnen verbot, die Stadt Rom weiter als bis zum dritten Meilenstein zu verlassen. Wenn es darum ging, eine bedeutendere Angelegenheit in der Kurie zu verhandeln, nahm er regelmäßig auf der Tribunenbank mitten zwischen den Sitzen der Konsuln Platz. Es war üblich gewesen, beim Senat um Urlaub zu ersuchen, das machte er zur Chefsache. Die Abzeichen der Konsuln verlieh Claudius auch an Prokuratoren mit einem Gehalt von zweihunderttausend Sesterzen. Lehnte jemand die Würde eines Senators ab, nahm er ihm auch seine Ritterwürde. Hatte er beim Amtsantritt noch fest versichert, er werde niemanden zum Senator ernennen, wenn er nicht der Urenkel eines römischen Bürgers sei, so verlieh er später sogar dem Sohn eines Freigelassenen den breiten Streifen, allerdings unter der Bedingung, daß er sich zuerst von einem römischen Ritter adoptieren lasse. Doch auch bei diesem Verfahren fürchtete er Kritik, also erklärte er, auch der Zensor Appius Caecus, der Erzahnherr seines Geschlechts, habe Söhne von Freigelassenen in den Senat aufgenommen; dabei wußte er nicht, daß zu Zeiten des Appius und auch noch beträchtliche Zeit später eben nicht diejenigen »Freigelassene« genannt wurden, die aus der Sklaverei freigelassen worden

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24.1-25,1

sed ingenuos ex his procreatos. collegio quaestorum pro 2 stratura viarum gladiatonum munus iniunxit detractaque Ostiensi et Gallica provincia curam aerari Saturni reddidit, quam medio tempore praetores aut, uti nunc, praetura functi sustinuerant.

Triumphalia ornamenta Silano, filiae suae sponso, non- 3 dum puberi dedit, maioribus vero natu tarn multis tamque facile, ut epistula c o m m u n i s ] legionum nomine extiterit petentium, ut legatis consularibus simul cum exercitu et triumphalia darentur, ne causam belli quoquo modo quaererent. Aulo Plautio etiam ovationem decrevit ingressoque urbem obviam progressus et in Capitolium eunti et inde rursus revertenti latus texit. Gabinio Secundo Cauchis gente Germanica superatis cognomen Cauchius usurpare concessit.

Equestris militias ita ordinavit, ut post cohortem alam, 25 post alam tribunatum legionis daret; stipendiaque instituit et imaginariae militiae genus, quod vocatur supra numerum, quo absentes et titulo tenus fungerentur. milites domus senatorias salutandi causa ingredi etiam patrum decreto prohibuit. libertinos, qui se pro equitibus R. agerent, publica-

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waren, sondern die Söhne, die als Freigeborene gezeugt worden waren. Dem Kollegium der Quaestoren erlegte er anstelle der Pflasterung der Straßen die Ausrichtung eines Gladiatorenkampfes auf; es verlor seine Zuständigkeit für Ostia und Gallia Gisalpina und erhielt dafür die Aufsicht über das Aerarium Saturni zurück, die in der Zwischenzeit die Praetoren oder, wie auch in unseren Tagen, die ehemaligen Praetoren übernommen hatten. Die Triumphabzeichen verlieh er Silanus, dem Verlobten seiner Tochter, obwohl der noch nicht erwachsen war; in den Genuß dieser Auszeichnung kamen aber ältere Personen in so großer Zahl und so leicht, daß es sogar einen Brief gibt, in dem die Legionen in aller Namen darum ersuchen, den konsularischen Statthaltern gleichzeitig mit dem Truppenkommando auch die Triumphabzeichen zu verleihen, damit sie gar nicht erst einen Anlaß, Krieg zu führen, mit allen Mitteln suchen müßten. Aulus Plautius erkannte er auch einen kleinen Triumph zu und ging ihm, als er die Stadt betrat, entgegen und schritt auf dem Weg zum Kapitol und von dort zurück an seiner Seite. Gabinius Secundus gestattete er, für seinen Sieg über den germanischen Stamm der Cauchen sich den Beinamen Cauchius zuzulegen. Folgende Laufbahnordnung für Ritter im Militärdienst schuf er: nach einer Kohorte sollte ein Ritter eine Reiterabteilung kommandieren, danach sollte er in die Stellung eines Legionstribunen weiterrücken. Er führte neue Soldstufen ein und so etwas wie Dienst auf dem Papier, man spricht von einer Abteilung der Leute, die überzählig waren; dort taten Leute Dienst, ohne anwesend zu sein und nur dem Titel nach. In einem Beschluß des Senats ließ er sogar Soldaten verbieten, zur Begrüßung das Haus eines Senators zu betreten. Freigelassenen, die sich so verhielten, als seien sie römische Ritter, konfiszierte er ihr Vermögen, solche, die sich

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Μ.1-2$,4

vit, ingratos et de quibus patroni quererentur revocavit in servitutem advocatisque eorum negavit se adversus libertos ipsorum ius dicturum. cum quidam aegra et adfecta manci- 2 pia in insulam Aesculapi[i] taedio medendi exponerent, omnes qui exponerentur liberos esse sanxit, nec redire in dicionem domini, si convaluissent; quod si quis necare quem mallet quam exponere, caedis crimine teneri. viatores ne per Italiae oppida nisi aut pedibus aut sella aut lectica transirent, monuit edicto. Puteolis et Ostiae singulas cohortes ad arcendos incendiorum casus collocavit.

Peregrinae condicionis homines vetuit usurpare Romana j nomina dum taxat gentilicia. civitatem R. usurpantes in campo Esquilino securi percussit. provincias Achaiam et Macedoniam, quas Tiberius ad curam suam transtulerat, senatui reddidit. Lyciis ob exitiabiles inter se discordias libertatem ademit, Rhodiis ob paenitentiam veterum delictorum reddidit. Iliensibus quasi Romanae gentis auctoribus tributa in perpetuum remisit recitata vetere epistula Graeca senatus populique R. Seleuco regi amicitiam et societatem ita demum pollicentis, si consanguineos suos Iiienses ab omni onere immunes praestitisset. Iudaeos impulsore Chre- 4 sto assidue tumultuantis Roma expulit. Germanorum lega-

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undankbar zeigten und über die sich ihre Patrone beklagten, erklärte er wieder zu Sklaven, und ihren Anwälten teilte er mit, er werde nicht mehr die Appellationsinstanz für sie gegen ihre eigenen Freigelassenen sein. Als gewisse Leute Sklaven, die krank und dem Ende nahe waren, auf der Insel des Äskulap aussetzten, weil es ihnen zuwider ging, diesen zu helfen, setzte er fest, daß alle, die man aussetze, freie Leute seien und nicht wieder unter die Gewalt ihres Herrn kämen, sollten sie wieder zu Kräften kommen; sollte aber einer es vorziehen, einen Sklaven zu töten als ihn auszusetzen, werde der wie ein Mörder belangt. Reisende warnte er in einem Edikt, durch die Städte Italiens anders als entweder zu Fuß oder im Tragsessel oder in der Sänfte zu reisen. In Puteoli und Ostia stationierte er je eine Kohorte, die die Aufgabe hatte, Feuersbrünste zu verhindern. Leuten vom Rechtsstand eines Ausländers verbot er, sich römische Namen, Geschlechternamen versteht sich, zuzulegen. Diejenigen, die sich das römische Bürgerrecht anmaßten, ließ er auf dem Gelände am Esquilin mit dem Beil hinrichten. Die Provinzen Achaia und Makedonien, die Tiberius in seine Verwaltung übernommen hatte, gab er an den Senat zurück. Den Lykiern nahm er wegen ihrer inneren Streitereien, die geeignet waren, den Untergang herbeizuführen, ihre Freiheit; die Rhodier erhielten ihre Freiheit zurück, weil sie ihre alten Vergehen bereuten. Den Bewohnern von Troja als den Ahnherren des römischen Volkes erließ er die Tributzahlungen für alle Zeiten; vorher hatte er einen alten Brief in griechischer Sprache vorgelesen, in welchem Senat und Volk von Rom dem König Seleukos erst dann Freundschaft und ein Bündnis versprachen, wenn er ihre Blutsverwandten in Troja von jeglichen Abgaben befreie. Die Juden, die sich von Chrestos ständig zu Unruhen anstiftet ließen, vertrieb er aus Rom. Den Gesandten der Germa-

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tis in orchestra sedere permisit, simplicitate eorum et fiducia commotus, quod in popularia deducti, cum animadvertissent Parthos et Armenios sedentis in senatu, ad eadem loca sponte transierant, nihilo deteriorem virtutem aut condicionem suam praedicantes. Druidarum religionern apud Gallos 5 dirae immanitatis et tantum civibus sub Augusto interdictam penitus abolevit; contra sacra Eleusinia etiam transferre ex Attica Romam conatus est, templumque in Sicilia Veneris Erycinae vetustate conlapsum ut ex aerario pop. R. reficeretur, auctor fuit. cum regibus foedus in foro i[e]cit porca caesa ac vetere fetialium praefatione adhibita. sed et haec et cetera totumque adeo ex parte magna principatum non tarn suo quam uxorum libertorumque arbitrio administravit, talis ubique plerumque, qualem esse eum aut expediret illis aut liberet.

Sponsas admodum adulescens duas habuit: Aemiliam 26 Lepidam Augusti proneptem, item Liviam Medullinam, cui et cognomen Camillae erat, e genere antiquo dictatoris Camilli. priorem, quod parentes eius Augustum offenderant, virginem adhuc repudiavit, posteriorem ipso die, qui

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nen erlaubte er auf der Orchestra zu sitzen; dazu hatte er sich durch ihre Unbefangenheit und ihre Beherztheit hinreißen lassen, denn als sie bemerkt hatten, daß Parther und Armenier dort saßen, wo auch die Senatoren ihre Plätze hatten, waren auch sie, obwohl sie dorthin geleitet worden waren, wo das Volk saß, einfach mir nichts dir nichts zu diesen Plätzen hingegangen. Als Erklärung sagten sie, sie stünden diesen Leuten an Tapferkeit und Rechtsstellung in nichts nach. Die religiösen Gebräuche der Druiden mit ihrem grauenvollen, barbarischen Charakter verbot er bei den Galliern ganz und gar; an ihnen teilzunehmen war zur Zeit des Augustus nur römischen Bürgern untersagt gewesen. Den Eleusinischen Mysterienkult hingegen versuchte er sogar von Attika nach Rom zu holen; auf seine Veranlassimg hin sollte auch auf Sizilien der Tempel der Venus vom Eryx, der aus Altersschwäche zusammengestürzt war, aus der Kasse des römischen Volkes wieder aufgebaut werden. Mit Königen Schloß er Bündnisse auf dem Forum, dabei opferte er ein Schwein und sprach die alte Gebetsformel der Fetialen. Während seiner gesamten Regierungszeit, zumindest während eines großen Teils davon, traf er solche und andere Maßnahmen weniger nach seinen persönlichen Entscheidungen ab vielmehr nach dem Gutdünken seiner Frauen und Freigelassenen ; er war in den meisten Fällen bei allen Gelegenheiten ein solcher Herrscher, wie er ihnen ins Konzept paßte und wie sie ihn haben wollten. Bereits als ganz junger Mann war er zweimal verlobt gewesen: das eine Mal mit Aemilia Lepida, der Urenkelin des Augustus, das zweite Mal mit Livia Medullina, die mit Beinamen auch Camilla hieß, weil sie aus dem alten Geschlecht des Diktators Camillus stammte. Von seiner ersten Verlobten trennte er sich, weil ihre Eltern Augustus beleidigt hatten, da war sie noch Jungfrau; seine zweite Braut verlor er

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26,1 - 26,3

erat nuptiis destinatus, ex valitudine amisit. uxores deinde 2 duxit Plautiam Urgulanillam triumphali et mox Aeliam Paetinam consulari patre. cum utraque divortium fecit, sed cum Paetina ex levibus offensis, cum Urgulanilla ob libidinum probra et homicidii suspicionem. post has Valeriam Messalinam, Barbati Messalae consobrini sui filiam, in matrimonium accepit. quam cum comperisset super cetera flagitia atque dedecora C . Silio etiam nupsisse dote inter auspices consignata, supplicio adfecit confirmavitque pro contione apud praetorianos, quatenus sibi matrimonia male cederent, permansurum se in caelibatu, ac nisi permansisset, non recusaturum confodi manibus ipsorum. nec durare 3 valuit quin de condicionibus continuo tractaret, etiam de Paetinae, quam olim exegerat, deque Lolliae Paulinae, quae С . Caesari nupta fuerat. verum inlecebris Agrippinae, Germanici fratris sui filiae, per ius osculi et blanditiarum occasiones pellectus in amorem, subornavit proximo senatu qui censerent, cogendum se ad ducendum eam uxorem, quasi rei p. maxime interesset, dandamque ceteris veniam talium coniugiorum, quae ad id tempus incesta habebantur. ac vix uno interposito die confecit nuptias, non repertis qui sequerentur exemplum, excepto libertino quodam et altero primipilari, cuius nuptiarum officium et ipse cum Agrippina cele-

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genau an dem Tag, der für die Hochzeit festgesetzt worden war, auf Grund einer Krankheit. Dann heiratete er Plautia Urgulanilla, deren Vater einen Triumph gefeiert hatte, und später Aelia Paetina, deren Vater ein Konsul gewesen war. Von beiden ließ er sich scheiden, von Paetina wegen nur geringfügiger Ungereimtheiten, von Urgulanilla deswegen, weil man ihr Ausschweifungen zum Vorwurf machte und sie im Verdacht stand, einen Menschen ermordet zu haben. Nach diesen wurde Valeria Messalina, die Tochter seines Vetters Barbatus Messala, seine Frau. Als er aber erfahren hatte, daß sie neben anderen entehrenden Schandtaten auch noch den C. Silius geheiratet hatte und unter Anwesenheit der Auguren ein Ehevertrag über die Mitgift besiegelt worden war, ließ er sie hinrichten und versicherte in einer Versammlung vor den Praetorianern, er werde, da ihm die Ehen schlecht bekommen seien, Junggeselle bleiben und werde zulassen, daß sie ihn eigenhändig erstächen, wenn er das nicht für alle Zeiten bleibe. Aber er konnte es nicht lassen, sofort wieder über die Bedingungen des Zusammenlebens zu verhandeln, sogar mit Paetina, die er einst verstoßen hatte, und Lollia Paulina, die mit C. Caesar verheiratet gewesen war. Aber Agrippina, die Tochter seines Bruders Germanicus, machte ihn durch ihre Reize ganz in sich verliebt, sie durfte ihn ja anstandslos küssen und hatte Gelegenheiten, ihm schön zu tun; und so kam es, daß er in der nächsten Senatssitzung Leute angestiftet hatte, die Meinung zu vertreten, man müsse ihn zwingen, diese Frau zu heiraten, da es für den Staat von größter Wichtigkeit sei, und man solle allen anderen erlauben, solche Ehen einzugehen, die bis dahin als Inzest gegolten hatten. Kaum einen Tag später vollzog er die Hochzeit. Es fand sich aber niemand, der seinem Beispiel folgen wollte, ausgenommen ein Freigelassener und ein Primipilar, an dessen Hochzeitsfeier er sogar persönlich

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26,3-28

bravit. liberos ex tribus uxoribus tulit: ex Urgulanilla Dru- 27 sum et Claudiam, ex Paetina Antoniam, ex Messalina Octaviam et quem primo Germanicum, mox Britannicum cognominavit. Drusum prope iam puberem amisit piro per lusum in sublime iactato et hiatu oris excepto strangulatum, cum ei ante paucos dies filiam Seiani despondisset. quo magis miror fuisse qui traderent fraude a Seiano necatum. Claudiam ex liberto suo Botere conceptam, quamvis ante quintum mensem divortii natam alique coeptam, exponi tarnen ad matris ianuam et nudam iussit abici. Antoniam 2 C n . Pompeio Magno, deinde Fausto Sullae, nobilissimis iuvenibus, Octaviam Neroni privigno suo collocavit, Silano ante desponsam. Britannicum vicesimo imperii die natum sibi inque secundo consulatu, parvulum etiam tum, et militi pro contione manibus suis gestans et plebi per spectacula gremio aut ante se retinens assidue commendabat faustisque om(i)nibus cum adclamantium turba prosequebatur. e generis Neronem adoptavit, Pompeium atque Silanum non recusavit modo, sed et interemit.

Libertorum praecipue suspexit Posiden spadonem, quem 28 etiam Britannico triumpho inter militares viros hasta pura

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in Begleitung von Agrippina teilnahm. Von seinen drei Frauen hatte er folgende Kinder: von Urgulanilla Drusus und Claudia, von Paetina die Antonia, von Messalina die Octavia und einen Sohn, dem er ursprünglich den Beinamen Germanicus, später Britannicus gegeben hat. Drusus verlor er, da war dieser fast noch ein Kind; er hatte im Spiel eine Birne in die Höhe geworfen und mit dem offenen Mund aufgefangen, er erstickte; nur ein paar Tage zuvor hatte er ihn mit einer Tochter des Sejan verlobt. Um so mehr wundere ich mich darüber, daß es Leute gibt, die überliefern, er sei von Sejan hinterrücks ermordet worden. Obwohl Claudia, die sein Freigelassener Boter gezeugt hatte, im fünften Monat vor der Scheidung geboren wurde und er sie anfangs wie sein Kind aufgezogen hatte, ließ er sie schließlich doch vor der Tür der Mutter aussetzen, und zwar ließ er sie nackt auf den Boden legen. Antonia gab er Cn. Pompeius Magnus, dann dem Faustus Sulla, beides junge Männer aus sehr vornehmer Familie, Octavia seinem Stiefsohn Nero zur Frau, nachdem sie vorher mit Silanus verlobt gewesen war. Britannicus kam am zwanzigsten Tag seiner Regierung auf die Welt; er empfahl ihn in seinem zweiten Konsulat, damals war er noch ein kleiner Wicht, dem Militär, indem er ihn vor versammelter Mannschaft auf seinen Händen trug, und auch beständig dem Volke, indem er ihn bei Schauspielen auf den Schoß oder vor sich nahm, und geleitete ihn unter glückverheißenden Wünschen zusammen mit der Menge derjenigen, die laut ihren Beifall bekundeten. Von seinen Schwiegersöhnen adoptierte er Nero, gegen Pompeius und auch gegen Silanus hatte er nicht nur etwas, sondern er ließ sie sogar aus dem Weg räumen. Von seinen Freigelassenen schätzte er ganz besonders den Eunuchen Posides, den er sogar bei seinem Triumph über Britannien wie die im Kriege erprobten Männer mit einem

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28-29,1

donavit; пес minus Felicem, quem cohortibus et alis provinciaeque Iudaeae praeposuit, trium reginarum maritum; et Harpocran, cui lectica per urbem vehendi spectaculaque publice edendi ius tribuit; ac super hos Polybium ab studiis, qui saepe inter duos consules ambulabat; sed ante omnis Narcissum ab epistulis et Pallantem a rationibus, quos decreto quoque senatus поп praemiis modo ingentibus, sed et quaestoriis praetoriisque ornamentis honorari libens passus est; tantum praeterea adquirere et rapere, ut querente eo quondam de fisci exiguitate поп absurde dictum sit, abundaturum, si a duobus libertis in consortium reciperetur. his, ut 29 dixi, uxoribusque addictus, поп principem [se], sed ministrum egit, compendio cuiusque horum vel etiam studio aut libidine honores exercitus impunitates supplicia largitus est, et quidem insciens plerumque et ignarus. ac ne singillatim minora quoque enumerem, revocatas liberalitates eius, iudicia rescissa, suppositos aut etiam palam immutatos datorum officiorum codicillos: Appium Silanum consocerum suum Iuliasque, alteram Drusi, alteram Germanici filiam, crimine

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Lanzenschaft beschenkte. Nicht weniger hoch im Kurs stand bei ihm Felix, der es bis zum Kohorten- und Schwadronskommandanten und zum Statthalter der Provinz Iudaea brachte; er war der Ehemann von drei Königinnen; da gab es noch Harpokras, dem er erlaubte, sich durch die Stadt in einer Sänfte tragen zu lassen und Schauspiele wie ein Inhaber eines öffentlichen Amtes zu veranstalten. Und noch höher als diese war Polybios, sein Kultusminister, aufgestiegen, er pflegte oft zwischen den beiden Konsuln zu schreiten. Aber vor allen anderen achtete er Narcissus, seinen Sekretär, und Pallas, seinen Finanzminister, hoch; ihnen ließ er sogar durch Senatsbeschluß nicht nur riesige Belohnungen, sondern auch noch die Abzeichen eines Quaestors und eines Praetors als Auszeichnung bereitwillig zuerkennen. Außerdem ließ er zu, daß sie so viel zusammenbrachten und rafften, daß man, als er sich einmal über die leeren Staatskassen beklagte, ganz gescheit bemerkte, er könne nur so im Gelde schwimmen, wenn ihn seine zwei Freigelassenen als Miteigentümer aufnähmen. Wie ich schon festgestellt habe, war Claudius diesen Leuten und seinen Frauen ganz ergeben, er agierte nicht als Fürst, sondern als ein Diener. Sei es, daß es für jeden einzelnen dieser Leute von Vorteil war oder daß einer sich sogar darum bemühte oder daß er gerade darauf Lust hatte, Claudius beschenkte sie reichlich mit Posten, Legatenstellen, gewährte ihnen Amnestie und Bestrafungen mit dem Tode, und zwar wußte er meistens davon nichts Genaues. Ich will auch gar nicht erst im einzelnen hier aufzählen, was zu unbedeutend ist, wie die Geschenke, die er zurückrief, die Urteile, die er aufhob, die untergeschobenen oder auch ganz öffentlich abgeänderten kaiserlichen Schreiben, in denen Amter vergeben wurden; hier nur dieses: Den Appius Silanus, den Schwiegervater seiner Tochter, und die beiden Iulias, eine war die Tochter des Drusus, die andere

бос

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incerto nee defensione ulla data occidit, item Cn. Pompeium maioris filiae virum et L. Silanum minoris sponsum. ex quibus Pompeius in concubitu dilecti adulescentuli confossus est, Silanus abdicare se praetura ante IUI. Kai. Ian. morique initio anni coactus die ipso Claudi[i] et Agrippinae nuptiarum. in quinque et triginta senatores trecentosque amplius equites R. tanta facilitate animadvertit, ut, cum de nece consularis viri renuntiante centurione factum esse quod imperasset, negaret quicquam se imperasse, nihilo minus rem comprobaret, affirmantibus libertis officio milites functos, quod ad ultionem imperatoris ultro procucurrissent. nam illud omnem fidem excesserit quod nuptiis, quas Messalina cum adultero Silio fecerat, tabellas dotis et ipse consignaverit, inductus, quasi de industria simularentur ad avertendum transferendumque periculum, quod imminere ipsi per quaedam ostenta portenderetur.

Auctoritas dignitasque formae поп defuit ei vel stanti vel sedenti ac praecipue quiescenti, nam et prolixo пес exili cor-

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die des Germanicus, ließ er auf Grund einer Anschuldigung, die auf schwachen Füßen stand, und ohne daß sie sich verteidigen konnten, töten; genauso erging es Cn. Pompeius, dem Mann seiner älteren, und L. Silanus, dem Verlobten seiner jüngeren Tochter. Diese fanden folgendes Ende: Pompeius wurde erdolcht, als er mit einem geliebten Jüngelchen im Bett lag, Silanus wurde am neunundzwanzigsten Dezember gezwungen, seinen Verzicht auf die Übernahme der Praetur zu erklären und am ersten Tag des neuen Jahres aus dem Leben zu scheiden, genau an dem Tag, an welchem Claudius und Agrippina geheiratet hatten. Er machte sich überhaupt nichts daraus, fünfunddreißig Senatoren und mehr als dreihundert römische Ritter hinrichten zu lassen, so daß er, als ein Centurio die Rückmeldung von der Hinrichtung eines Mannes vom Rang eines gewesenen Konsuls machte und sagte, der Befehl sei ausgeführt, leugnete, irgend etwas befohlen zu haben; trotzdem billigte er, was geschehen war, da seine Freigelassenen versicherten, die Soldaten hätten ihre Pflicht getan, weil sie von sich aus vorgeprescht seien, um für ihren Feldherrn Rache zu nehmen. Dem folgenden geht jede Glaubwürdigkeit ab: Er soll bei der Ehe, die Messalina mit ihrem Hausfreund Silius eingegangen war, sogar selbst den Ehevertrag unterzeichnet haben; dazu habe man ihn durch die Behauptung gebracht, alles geschehe nur zum Schein und aus der Absicht heraus, eine Gefahr, die ihm gewisse unheilvolle Wunderzeichen für die nächste Zukunft in Aussicht gestellt hätten, von ihm abzuwenden und auf jemand anderen zu übertragen. Seiner äußeren Erscheinung fehlte es keineswegs an Autorität und Würde, weder wenn er stand, noch wenn er saß, ganz besonders deutlich wurde das, wenn er sich hingelegt hatte; denn er war vom Körperbau her hochgewachsen, da-

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pore erat et specie canitieque pulchra, opimis cervicibus; ceterum et ingredientem destituebant poplites minus firmi, et remisse quid vel serio agentem multa dehonestabant: risus indecens, ira turpior spumante rictu, umentibus naribus, praeterea linguae titubantia caputque cum semper turn in quantulocumque actu vel maxime tremulum. valitudine 31 sicut olim gravi, ita princeps prospera usus est excepto stomachi dolore, quo se correptum etiam de consciscenda morte cogitasse dixit.

Convivia agitavit et ampla et assidua ac fere patentissimis 32 locis, ut plerumque sesceni simul discumberent. convivatus est et super emissarium Fucini lacus ac paene summersus, cum emissa impetu aqua redundasset. adhibebat omni cenae et liberos suos cum pueris puellisque nobilibus, qui more veteri ad fulcra lectorum sedentes vescerentur. convivae, qui pridie scyphum aureum subripuisse existimabatur, revocato in diem posterum calicem fictilem apposuit. dicitur etiam meditatus edictum, quo veniam daret flatum crepitumque ventris in convivio emittendi, cum periclitatum quendam prae pudore ex continentia repperisset.

Cibi vinique quocumque et tempore et loco appetentissi- 33

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bei aber nicht schmal, er hatte ein schönes Gesicht, schöne Haare und einen feisten Nacken; aber wenn er einherging, da ließen ihn seine weniger kräftigen Kniegelenke im Stich, und wenn er etwas scherzend oder in vollem Ernst tat, da tat einiges seinem ehrenwerten Äußeren Abbruch: sein unanständiges Lachen; wenn er zornig war, war er regelrecht entstellt, vor dem aufgerissenen Mund stand Schaum, seine Nase lief, außerdem stotterte er, sein Kopf zitterte ohnehin schon dauernd, erst recht bei jeder noch so kleinen Tätigkeit. In dem Maße, wie er einst an schweren Krankheiten gelitten hatte, erfreute er sich als Kaiser einer guten Gesundheit, sieht man einmal von seinen Magenschmerzen ab; er sagte, er habe sogar daran gedacht, Selbstmord zu begehen, so plagten ihn diese. Er gab große, regelmäßige Gelage, fast immer an besonders weiten, geräumigen Plätzen, so daß meistens sechshundert Gäste gleichzeitig bei Tische lagen. Er veranstaltete sogar ein Gelage, während der Fuciner See abgelassen wurde, und wäre beinahe ertrunken, da es eine Überschwemmung gab, als das Wasser sich mit Druck ergoß. Bei jedem Essen waren auch seine Kinder in Begleitung vornehmer Jungen und Mädchen dabei; sie saßen dann bei den Kopfstützen der Liegen, wie es eine alte Sitte wollte, und speisten. Einen Gast, von dem man annahm, er habe am Vortag einen goldenen Becher mitgehen lassen, lud er am folgenden Tag wieder ein, setzte ihm aber nur einen solchen aus Ton vor. Er soll auch daran gedacht haben, per Edikt zu erlauben, während eines Gastmahls Blähungen leise und auch mit Geräusch herauszulassen; denn er hatte erfahren, jemand sei gefährlich erkrankt, weil er aus Scham Blähungen zurückgehalten hatte. Egal, was die Uhr sagte und wo er sich gerade aufhielt, zu essen und zu trinken konnte er nicht genug bekommen. Als

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35."-34.1

mus, cognoscens quondam in Augusti foro ictusque nidore prandii, quod in proxima Martis aede Saliis apparabatur, deserto tribunali ascendit ad sacerdotes unaque decubuit. nec temere umquam triclinio abscessit nisi distentus ac madens, et ut statim supino ac per somnum hianti pinna in os inderetur ad exonerandum stomachum. somni brevissimi erat, nam ante mediam noctem plerumque vigilabat, ut tarnen interdiu nonnumquam in iure dicendo obdormisceret vixque ab advocatis de industria vocem augentibus excitaretur. libidinis in feminas profusissimae, marum omnino expers. aleam studiosissime lusit, de cuius arte librum quoque emisit, solitus etiam in gestatione ludere, ita essedo alveoque adaptatis ne lusus confunderetur.

Saevum et sanguinarium natura fuisse, magnis minimisque apparuit rebus, tormenta quaestionum poenasque parricidarum repraesentabat exigebatque coram, cum spectare antiqui moris supplicium Tiburi concupisset et deligatis ad palum noxiis carnifex deesset, accitum ab urbe vesperam usque opperiri perseveravit. quocumque gladiatorio munere, vel suo vel alieno, etiam forte prolapsos iugulari iubebat, maxime retiarios, ut expirantium facies videret. cum par quoddam mutuis ictibus concidisset, cultellos sibi

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er einmal auf dem Forum des Augustus zu Gericht saß, stieg ihm der Geruch des Essens in die Nase, das im nahen Marstempel für die Salier zubereitet wurde, also verließ er seinen Richterstuhl, begab sich zu den Priestern hinauf und legte sich mit ihnen zusammen zu Tisch. Nie erhob er sich von der Tafel, bevor er sich nicht bis oben hin vollgestopft hatte, und so hat man ihm, wenn er auf dem Rücken lag und mit offenem Munde schlief, eine Feder in den Rachen geführt, damit er seinen Magen entlasten konnte. Er fand immer nur ganz wenig Zeit zu schlafen. Denn vor Mitternacht lag er meistens wach da, so daß er manchmal bei Gerichtsverhandlungen einnickte und von den Anwälten, die absichtlich ihre Stimme erhoben, kaum wachzukriegen war. Er war sexbesessen bezüglich Frauen, sexuelle Kontakte zu Männern pflegte er überhaupt nicht zu haben. Er war ein eifriger Würfelspieler; über diese Kunst veröffentlichte er sogar ein Buch; selbst bei der Fahrt mit dem Wagen pflegte er zu spielen, Wagen und Spielbrett waren folglich so eingerichtet, daß das Spiel nicht beeinträchtigt wurde. Von Natur aus neigte er zu Brutalität und Blutrünstigkeit, das zeigte sich in großen und ganz unbedeutenden Dingen. Verhöre auf der Folter und Bestrafungen von Mördern pflegte er auf der Stelle vollziehen und in seinem Beisein vollstrecken zu lassen. Als er einmal wünschte, in Tibur bei einer Hinrichtung nach alter Art zusehen zu dürfen, und die Verbrecher bereits an den Pfahl gebunden waren, aber kein Henker da war, ließ er einen aus Rom herbeiholen und wartete beharrlich auf ihn bis zum Abend. Bei allen Gladiatorenspielen, ganz gleich ob er oder ein anderer der Veranstalter war, ließ er sogar die töten, die zufällig zu Fall gekommen waren, ganz gern die Netzkämpfer, um ihr Gesicht zu sehen, wenn sie ihr Leben aushauchten. Als sich einmal ein Kampfpaar gegenseitig erstochen hatte, befahl er, ihm un-

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34.2-35,2

parvulos ex utroque ferro in usum fieri sine mora iussit. bestiaris meridianisque adeo delectabatur, ut et prima luce ad spectaculum descenderet et meridie dimisso ad prandium populo persederet praeterque destinatos etiam levi subitaque de causa quosdam committeret, de fabrorum quoque ac ministrorum atque id genus numero, si automatum vel pegma vel quid tale aliud parum cessisset. induxit et unum ex nomenculatoribus suis, sic ut erat togatus.

Sed nihil aeque quam timidus ac diffidens fuit. primis imperii diebus quanquam, ut diximus, iactator civilitatis, neque convivia inire ausus est nisi ut speculatores cum lanceis circumstarent militesque vice ministrorum fungerentur, neque aegrum quemquam visitavit nisi explorato prius cubiculo culcitisque et stragulis praetemptatis et excussis. reliquo autem tempore salutatoribus scrutatores semper apposuit, et quidem omnibus et acerbissimos. sero enim ac vix remisit, ne feminae praetextatique pueri et puellae contrectarentur et ne cuius comiti aut librario calamariae et graphiariae thecae adimerentur. motu civili cum eum Camillus, non dubitans etiam citra bellum posse terreri, contumeliosa

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verzüglich aus ihren beiden Schwertern kleine Messerchen für den alltäglichen Gebrauch zu machen. An den Tierkämpfen und an den Vorstellungen in der Mittagspause hatte er so viel Freude, daß er in aller Frühe zum Schauspiel ging und mittags, wenn das Volk essen gegangen war, sitzen blieb und außer denjenigen, die zum Kampf bestimmt waren, aus einem geringfügigen Anlaß, der ihm gerade in den Sinn gekommen war, noch ein paar andere auftreten ließ, so sogar einige von den Handwerkern und Dienern und andere dergleichen, wenn ein Automat, eine Maschine oder etwas in dieser Art nicht recht funktioniert hatte. Er schickte auch einen seiner Nomenciatoren in den Kampf, so wie er war, in der Toga. Aber alle seine Eigenschaften wurden überboten durch seine Ängstlichkeit und sein Mißtrauen. Obwohl er, wir haben es bereits oben angesprochen, in den ersten Tagen nach dem Regierungsantritt eine gewaltige Leutseligkeit zur Schau stellte, wagte er es nicht, zu Gastmählern zu gehen, es sei denn, Leibwächter mit Lanzen schirmten ihn ab und Soldaten walteten als Diener; nicht einmal einem Kranken stattete er einen Besuch ab, wenn nicht vorher das Schlafzimmer durchsucht und die Kissen und Decken sehr sorgfältig abgetastet und ausgeschüttelt worden waren. Und ansonsten ließ er stets neben die Leute, die ihm ihre Aufwartung machten, Diener treten, die bei diesen eine Leibesvisitation vornahmen; da wurde niemand ausgenommen, und man prüfte peinlich genau. Allerdings verzichtete er nach langer Zeit dann endlich doch darauf, daß Frauen, Knaben, die noch die Toga praetexta trugen, und Mädchen durchsucht wurden und daß den Begleitern und Sekretären der Besucher die Etuis mit den Schreibrohren und Metallgriffeln weggenommen wurden. Als Camillus damals, als er Unruhe im Innern schürte, ihn in einem Brief, der voll von Be-

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55·2-37Ί

et minaci et contumaci epistula cedere imperio iuberet vitamque otiosam in privata re agere, dubitavit adhibitis principibus viris an optemperaret. quasdam insidias temere 36 delatas adeo expavit, ut deponere imperium temptaverit. quodam, ut supra rettuli, cum ferro circa sacrificantem se deprehenso, senatum per praecones propere convocavit lacrimisque et vociferatione miseratus est condicionem suam, cui nihil tuti usquam esset, ас diu publico abstinuit. Messalinae quoque amorem (lagrantissimum non tarn indignitate contumeliarum quam periculi metu abiecit, cum adultero Silio adquiri imperium credidisset; quo tempore foedum in modum trepidus ad castra confugit, nihil tota via quam essetne sibi salvum imperium requirens. nulla adeo suspi- 37 cio, nullus auctor tarn levis extitit, a quo non mediocri scrupulo iniecto ad cavendum ulciscendumque compelleretur. unus ex litigatoribus seducto in salutatione affirmavit, vidisse se per quietem occidi eum a quodam; dein paulo post, quasi percussorem agnosceret, libellum tradentem adversarium suum demonstravit: confestimque is pro

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schimpfungen, Drohungen und Frechheiten war, aufforderte, als Kaiser zurückzutreten und ein beschauliches Leben als Privatmann zu führen, denn er hatte keinen Zweifel daran, daß man ihn auch ohne Krieg in Schrecken versetzen könne, da war er unschlüssig, ob er ihm nicht nachgeben solle; also holte er Rat bei den führenden Männern des Staates ein. Allein die Tatsache, daß ihm unüberlegt einige Anschläge hinterbracht worden waren, jagte ihm so große Angst ein, daß er nahe davor stand, die Herrschaft niederzulegen. Als jemand mit einem Dolch, ich habe oben bereits davon berichtet, beim Opfern ganz in seiner Nähe aufgegriffen wurde, ließ er den Senat eilig durch Herolde zusammenrufen und bedauerte unter Tränen und lautem Klagen seine Lage, nämlich daß er nirgends sich sicher fühlen könne; und lange ließ er sich in der Öffentlichkeit nicht sehen. Sogar von Messalina, für die er Feuer und Flamme war, trennte er sich, nicht so sehr, weil er über ihre Unverschämtheiten entrüstet war, als vielmehr deshalb, weil er fürchtete, von ihr drohe ihm Gefahr, denn er meinte, sie wolle ihrem Geliebten Silius die Herrschaft verschaffen. Das war auch die Zeit, als er in einer häßlichen Art und Weise ängstlich hin und her lief und Zuflucht im Lager der Praetorianer suchte; auf dem ganzen Weg erkundigte er sich nach nichts anderem als danach, ob sein Thron auch noch fest stehe. Kein Verdacht war so geringfügig, kein Denunziant so unbedeutend, daß er ihn nicht doch zu größerer Umsicht und Rachsucht trieb, wenn er erst einmal vor Unruhe angefangen hatte, ganz wenig zu zweifeln. Bei der morgendlichen Begrüßung hat ihn einer von den Prozeßbeteiligten beiseite geführt und ihm versichert, er habe im Traum gesehen, daß er von jemand ganz bestimmtem umgebracht werde. Dann zeigte er wenig später, so als habe er den Mörder erkannt, auf seinen Prozeßgegner, als der gerade sein Gesuch an Claudius über-

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deprenso ad poenam raptus est. pari modo oppressum ferunt Appium Silanum: quem cum Messalina et Narcissus conspirassent perdere, divisis partibus alter ante lucem similis attonito patroni cubiculum inrupit, affirmans somniasse se vim ei ab Appio inlatam; altera in admirationem formata sibi quoque eandem speciem aliquot iam noctibus obversari rettulit; nec multo post ex composito inrumpere Appius nuntiatus, cui pridie ad id temporis ut adesset praeceptum erat, quasi plane repraesentaretur somnii fides, arcessi statim ac mori iussus est. nec dubitavit postero die Claudius ordinem rei gestae perferre ad senatum ac liberto gratias agere, quod pro salute sua etiam dormiens excubaret. irae atque iracundiae conscius sibi, utramque excusavit edicto distinxitque, pollicitus alteram quidem brevem et innoxiam, alteram non iniustam fore. Ostiensibus, quia sibi subeunti Tiberim scaphas obviam non miserint, graviter correptis eaque cum invidia, ut in ordinem se coactum conscriberet, repente tantum non satis facientis modo veniam dedit. quosdam in publico parum tempestive adeuntis manu sua reppulit. item scribam quaestorium itemque praetura functum senatorem

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gab: Sofort hat man diesen, als sei er auf frischer Tat ertappt worden, zur Hinrichtung geschleppt. Ebenso soll man dem Appius Silanus den Untergang bereitet haben: Messalina und Narcissus hatten sich verschworen, ihn aus dem Weg zu räumen, deshalb hatten sie die Rollen folgendermaßen verteilt : Der eine stürzte noch vor Tagesanfang wie jemand, den der Schlag getroffen hat, ins Schlafzimmer seines Patrons und versicherte, er habe geträumt, diesem sei von Appius Gewalt angetan worden; Messalina tat ganz erstaunt und erzählte, auch ihr erscheine bereits seit einigen Nächten dasselbe Traumgesicht. Und nicht viel später wurde - ganz wie man verabredet hatte - gemeldet, Appius sei im Anmarsch; dem war tags zuvor aufgetragen worden, sich zu diesem Zeitpunkt einzufinden; so bewahrheitete sich sozusagen der Traum völlig. Er ließ ihn auf der Stelle herbeirufen und hinrichten. Und Claudius zögerte am folgenden Tag nicht, dem Senat den Ablauf der Ereignisse zu schildern und seinem Freigelassenen dafür zu danken, daß er sogar im Schlafe über sein Wohl wache. Daß er leicht heftig reagierte und zu Jähzorn neigte, das wußte er selbst; für beides entschuldigte er sich in einem Edikt, und dabei unterschied er zwischen beidem; er versprach, die eine Veranlagung werde man auf jeden Fall nur kurz und ohne Schaden hinnehmen müssen, die andere werde nie ungerechtfertigt sein. Die Einwohner von Ostia tadelte er sehr, weil sie ihm, als er vom Meer aus in die Tibermündung einfuhr, keine Boote entgegengesandt hatten; er ging mit seinen bitteren Vorwürfen so weit, daß er ihnen schrieb, sie hätten ihn in seiner Würde herabgesetzt; plötzlich verzieh er ihnen fast in der Art eines Menschen, der sich entschuldigt. Einige, die sich in der Öffentlichkeit zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt an ihn wandten, stieß er eigenhändig zurück. Ebenso schickte er den Schreiber eines Quaestors und auch einen Praetor, der im Senat saß, oh-

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inauditos et innoxios relegavit, quod ille adversus privatum se intemperantius affuisset, hie in aedilitate inquilinos praediorum suorum contra vetitum cocta vendentes multasset vilicumque intervenientem flagellasset. qua de causa etiam coercitionem popinarum aedilibus ademit.

Ac ne stultitiam quidem suam reticuit simulatamque a se ex industria sub Gaio, quod aliter evasurus perventurusque ad susceptam stationem non fuerit, quibusdam oratiunculis testatus est; nec tarnen persuasit, cum intra breve tempus liber editus sit, cui index erat μωρών έπανάστασις, argumentum autem stultitiam neminem fingere.

Inter cetera in eo mirati sunt homines et oblivionem et inconsiderantiam, vel ut Graece diciam, μετεωρίαν et άβλεψίαν. occisa Messalina, paulo post quam in triclinio deeubuit, cur domina non veniret requisiit. multos ex iis, quos capite damnaverat, postero statim die et in consilium et ad aleae lusum admoneri iussit et, quasi morarentur, ut somniculosos per nuntium increpuit. dueturus contra fas Agrippinam uxorem, non cessavit omni oratione filiam et alumnam et in gremio suo natam atque educatam praedicare. adsciturus in nomen Neronem, quasi parum repre-

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ne sie anzuhören und obwohl sie unschuldig waren, in die Verbannung, den Ersteren, weil er, als Claudius noch Privatmann war, gegen ihn zu feindselig aufgetreten war, den Letzten, weil er als Aedil die Pächter seiner Landgüter, die trotz Verbots gekochte Speisen verkauften, bestraft und den Verwalter, der dagegen eingeschritten war, mit der Geißel geschlagen hatte. Das war auch der Grund, warum er den Aedilen die Kontrolle über die Garküchenbesitzer entzog. Nicht einmal seine Dummheit überging er mit Schweigen; er habe sich absichtlich dumm gestellt, solange Caligula an der Macht war, denn anders hätte er ihm nicht entrinnen und auf den Posten, den er jetzt bekleide, nicht gelangen können; das versicherte er in einigen kurzen Reden. Doch er hat nicht zu überzeugen vermocht, denn es dauerte nicht lange, und ein Buch erschien mit dem Titel »Aufstand der Dummköpfe«; in diesem Buch geht es darum, daß niemand Dummheit vorgibt. Neben anderen Dingen haben sich die Menschen über seine Vergeßlichkeit und seine Unüberlegtheit gewundert, oder um es mit den griechischen Begriffen zu sagen, über seine μετεωρίαν und άβλεψίαν. So erkundigte er sich nach der Ermordung der Messalina, kurz nachdem er sich zu Tische gelegt hatte, warum seine Gattin nicht komme. Viele von denjenigen, die er zum Tode verurteilt hatte, ließ er gleich am nächsten Tag zur Beratung und auch zum Würfelspiel bitten und, als hätten sie zu lange auf sich warten lassen, wie Schlafmützen durch einen Boten schelten. Als er davor stand, Agrippina zu heiraten, was sich nicht schickte, hörte er nicht damit auf, von ihr als seiner Tochter, seinem Zögling, dem Kind, was auf seinem Schoß geboren und erzogen worden sei, zu sprechen. Als er im Begriff stand, Nero zu adoptieren, ließ er, als werde er zu wenig getadelt, weil

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D I V U S

C L A U D I U S

39,2-40,3

henderetur, quod adulco iam filio privignum adoptaret, identidem divulgavit neminem umquam per adoptionem familiae Claudiae insertum. Sermonis vero rerumque tantam saepe neglegentiam 40 ostendit, ut nec quis nec inter quos, quove tempore ac loco verba faceret, scire aut cogitare existimaretur. cum de laniis ac vinariis ageretur, exclamavit in curia: 'rogo vos, quis potest sine offula vivere?' descripsit(que) abundantiam veterum tabernarum, unde solitus esset vinum olim et ipse petere. de quaesturae quodam candidate inter causas suf- г fragationis suae posuit, quod pater eius frigidam aegro sibi tempestive dedisset. inducta teste in senatu: 'haec', inquit, 'matris meae liberta et ornatrix fuit, sed me patronum semper existimavit; hoc ideo dixi, quod quidam sunt adbuc in domo mea, qui me patronum non putant.' sed et pro tribu- 3 nali Ostiensibus quiddam publice orantibus cum excanduisset, nihil habere se vociferatus est, quare eos demereatur; si quem alium, et se liberum esse, nam ilia eius cotidiana et plane omnium horarum et momentorum erant: 'quid, ego tibi Telegenius videor?' et: ίγγανε>, mul-

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er seinen Stiefsohn adoptiere, obwohl sein eigener Sohn doch bereits erwachsen sei, es unaufhörlich alle wissen, daß noch nie jemand durch Adoption Mitglied der Familie der Claudier geworden sei. Häufig zeigte er sich dermaßen nachlässig in seiner Ausdrucksweise und ließ sein Gegenüber so außer acht, daß man glaubte, er sei sich weder bewußt, noch verschwende er einen Gedanken daran, wer er sei noch bei wem er sich gerade befinde oder wann und wo er spreche. Wenn über Metzger und Weinhändler debattiert wurde, rief er laut in der Kurie aus: »Ich bitte euch, wer kann denn ohne ein Stückchen Fleisch leben?« Dann schilderte er das reichhaltige Angebot der alten Weinschenken, von wo er einst sogar selbst seinen Wein zu holen pflegte. Unter den Gründen, warum er einem Bewerber um die Quaestur seine Unterstützung zukommen lasse, führte er unter anderem an, daß dessen Vater ihm, als er krank war, rechtzeitig einen kühlen Schluck Wasser zu trinken gegeben habe. Als eine Zeugin in den Senat geführt wurde, sagte er: »Das ist eine Freigelassene meiner Mutter, die sich um deren Äußeres gekümmert hat, mich aber hat sie immer als ihren Patron angesehen. Das sage ich nur deswegen, weil es in meinem Hause immer noch Leute gibt, die mich nicht für ihren Patron halten.« Als vor seinem Tribunal Abgeordnete der Stadt Ostia im Auftrag der Gemeinde in einer bestimmten Sache vorstellig wurden, bekam er einen Wutanfall und brüllte, er habe überhaupt keinen Grund, warum er ihnen einen Gefallen tun solle. Wenn überhaupt einer, dann sei er doch frei in seinen Entscheidungen. Er hatte zum Beispiel folgende Redewendungen, die man von ihm aber auch täglich und zu jeder Stunde und bei allen Gelegenheiten hörte: »Was? Ich bin in deinen Augen ein Telegenius?« und »Rede ruhig, aber rühre mich nicht an!« Und vieles in dieser Art

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40.3-4'.}

taque talia etiam privatis deformia, nedum principi, neque infacundo neque indocto, immo etiam pertinaciter liberalibus studiis dedico. Historiam in adulescentia honanteT. Livio, Sulpicio vero Flavo etiam adiuvante, scribere adgressus est. et cum primum frequenti auditorio commisisset, aegre perlegit refrigeratus saepe a semet ipso, nam cum initio recitationis defractis compluribus subsellis obesitate cuiusdam risus exortus esset, ne sedato quidem tumultu temperare potuit, quin ex intervallo subinde facti reminisceretur cachinnosque revocaret. in principatu quoque et scripsit plurimum et assidue recitavit per lectorem. initium autem sumpsit historiae post caedem Caesaris dictatoris, sed et transiit ad inferiora tempora coepitque a pace civili, cum sentiret neque libere neque vere sibi de superioribus tradendi potestatem relictam, correptus saepe et a matre et ab avia. prioris materiae duo volumina, posterioris unum et quadraginta reliquit. composuit et de vita sua octo volumina, magis inepte quam ineleganter; item Ciceronis defensionem adversus Asini Galli libros satis eruditam. novas etiam commentus

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war sogar für Privatleute unangebracht, erst recht schickte es sich nicht für einen Kaiser, der doch durchaus beredt und gebildet war, ja sogar sich ganz und mit Verbissenheit den freien Künsten verschrieben hatte. Als er ein junger Mann war, ermunterte ihn T. Livius, Geschichte zu schreiben, und so packte er es an, Sulpicius Flavias ging ihm dabei sogar zur Hand. Und als er zum ersten Mal vor einer großen Zuhörerschaft auftrat, konnte er kaum zu Ende lesen, da die Zuhörerschaft durch seine eigene Schuld mehrfach das Interesse verlor. Denn als gleich zu Beginn des Vortrags mehrere Bänke auf Grund der Fettleibigkeit eines Zuhörers zu Bruch gegangen waren, brach er in ein solches Gelächter aus, daß er sich nicht einmal, als die Unruhe sich gelegt hatte, fassen konnte, ja sogar unmittelbar nach der Unterbrechung sich öfter an das, was geschehen war, erinnerte und wiederum in schallendes Gelächter ausbrach. Auch als Kaiser schrieb er sehr viel und ließ es häufig durch einen Vorleser vortragen. Sein Geschichtswerk begann unmittelbar nach der Ermordung des Diktators Caesar, ging dann zu den Ereignissen der jüngeren Vergangenheit über und setzte genau da ein, als der Bürgerkrieg beigelegt war; denn er merkte, daß es für ihn nicht möglich sein könne, unbefangen und wahrheitsgetreu über das, was diesem Datum voranging, zu berichten; seine Mutter und auch seine Großmutter hatten ihn gerade in dieser Hinsicht bereits scharf getadelt. Über den ersten Zeitabschnitt hinterließ er zwei Bücher, über den zweiten einundvierzig. Er schrieb auch seine Autobiographie, acht Bände stark; sie zeichnete sich eher dadurch aus, daß sie viel dummes Geschwätz enthielt, als daß sie nicht geschmackvoll war. Und auch seine »Verteidigung Ciceros gegen die Bücher des Asinius Gallus« zeigt hinreichend, daß er ein gebildeter Mann war. Drei neue Buchstaben hat er auch noch erfunden und

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est litteras tres ac numero veterum quasi maxime necessarias addidit; de quarum ratione cum privatus adhuc volumen edidisset, mox princeps non difficulter optinuit ut in usu quoque promiscuo essent. extat talis scriptura in plerisque libris ac diurnis titulisque operum.

Nec minore cura Graeca studia secutus est, amorem prae- 42 stantiamque linguae occasione omni professus. cuidam barbaro Graece ac Latine disserenti: 'cum utroque' inquit, 'sermone nostro sis paratus'; et in commendanda patribus conscriptis Achaia, gratam sibi provinciam ait communium studiorum commercio; ac saepe in senatu legatis perpetua oratione respondit. multum vero pro tribunali etiam Homericis locutus est versibus. quotiens quidem hostem vel insidiatorem ultus esset, excubitori tribuno signum de more poscenti non temere aliud dedit quam:

, nec defuit qui ostentum sic interpretaretur:

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dauerten nie länger als Sonnenuntergang, und es wurde danach auch nicht gezecht. Denn bis zur Schlafenszeit ging er nur noch spazieren, und zwar allein und fern von allem. Domitian war von übermäßiger Wollust; seinen Beischlaf ohne Unterbrechung nannte er, wie wenn es eine Übung sei, »Bettgymnastik«. Man sagte auch, er enthaare seine Liebchen selbst und schwimme mit den gemeinsten Dirnen. Die Tochter seines Bruders war ihm als ganz junges Mädchen zur Ehe angetragen worden, er wies sie aber sehr hartnäckig zurück, da er noch völlig im Banne seiner Domitia stand. Wenig später, als sie einem anderen zur Frau gegeben war, verführte er sie - und damals lebte Titus noch. Als sie dann ohne Vater und Mann dastand, liebte er sie leidenschaftlich und hielt das auch nicht geheim. Er trug auch Schuld an ihrem Tod, denn er hat sie gezwungen, das Kind, das sie von ihm empfangen hatte, abzutreiben. Die Ermordung Domitians nahm das Volk gleichgültig hin, die Soldaten trugen sehr schwer daran, sie versuchten sofort, ihn den »Göttlichen« zu nennen, und waren sogar bereit, ihn zu rächen, wenn es nicht an Führern gefehlt hätte. Sie haben dies wenig später durchgesetzt, indem sie unnachgiebig die Bestrafung der Mörder verlangten. Die Senatoren hingegen waren so froh, daß sie um die Wette ins Rathaus liefen und nicht an sich halten konnten, den toten Kaiser mit den schmachvollsten und bittersten Beschimpfungen zu verunglimpfen, sie befahlen, auch Leitern hereinzubringen und seine Ehrenschilde und Bildnisse vor aller Augen herunterzureißen und auf den Boden zu schmettern. Zuletzt beschloß der Senat, überall auf Inschriften seinen Namen auszutilgen und jedes Gedenken an ihn auszulöschen. Wenige Monate bevor er ermordet wurde, hat eine Krähe auf dem Kapitol herumgeschrien: »Es wird alles gutgehen«. Und es fand sich jemand, der dieses Vorzeichen so auslegte:

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DOMITI ANUS

'nuper Tarpeio quae sedit culmine comix "est bene" non potuit dicere, dixit: "erit".'

ipsum etiam Domitianum ferunt somniasse gibbam sibi pone cervicem auream enatam, pro certoque habuisse beatiorem post se laetioremque portendi rei publicae statum, sicut sane brevi evenit abstinentia et moderatione insequentium principum.

DOMITIAN

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»Neulich konnte die Krähe, die oben auf dem Tarpeischen Felsen gesessen hat, nicht sagen: >Es geht gut!Es wird sein!« Man sagt, daß auch Domitian selbst geträumt habe, es sei ihm hinten aus dem Nacken ein goldener Buckel gewachsen, und er habe es als Zusicherung genommen, daß nach ihm der Staat glücklicher und besser dastehen werde. Und ganz genau so ist es ja kurz danach eingetreten durch die Selbstbeschränkung und die Milde der Kaiser, die auf ihn folgten.

С. SUETONIUS TRANQUILLUS DE VIRIS ILLUSTRIBUS С. SUETONIUS TRANQUILLUS BERÜHMTE MÄNNER

INDEX

Grammatici

Item

L. Aelius Praeconi(n)us Sevius Nicanor Aurelius Opillus M . Antonius G n i p h o M . Pompilius Andronicus L. Orbilius L. Ateius Philologus P. Valerius C a t o Cornelius Epicadus L. Staberius Curtius Nicia Lenaeus Q . Caecilius M . Verrius Flaccus L. Crassicius Scribonius Aphrodisius C . Iulius Hyginus C . Melissus

L. Plotius Gallus M ' . Otacilius Pitholaus M. Epidius Sex. Clodius C. Albucius Silus L. Cestius Pius M . Porcius Latro Q . Curtius Rufus L. Valerius Primanus Verginius Flavus L. Statius Ursulus P. Clodius Quirinalis M. Antonius Liberalis Sex. Iulius Gabinianus M. Fabius Quintiiianus ( C . ) Iulius Tiro

M . Pomponius Marcellus Q . Remmius Valerius Probus

Rhetores

NAMENSVERZEICHNIS Grammatiker Aelius Praeconinus Sevius Nicanor Aurelius Opillus M. Antonius Gnipho M. Pompilius Andronicus L. Orbilius L. Ateius Philologus P. Valerius Cato Cornelius Epicadus L. Staberius Curtius Nicia Lenaeus Q. Caecilius M. Verrius Flaccus L. Crassicius Scribonius Aphrodisius C. Iulius Hyginus C. Melissus M. Pomponius Marcellus Q. Remmius Valerius Probus

Rhetoren L. Plotius Gallus M'. Otacilius Pitholaus M. Epidius Sex. Clodius C. Albucius Silus L. Cestius Pius M. Porcius Latro Q. Curtius Rufus L. Valerius Primanus Verginius Flavus L. Statius Ursulus P. Clodius Quirinalis M. Antonius Liberalis Sex. Iulius Gabinianus M. Fabius Quintiiianus C. Iulius Tiro

DE

GRAMMATICIS

Grammatica Romae ne in usu quidem olim, nedum in ι honore ullo erat, rudi scilicet ас bellicosa etiam tum civitate, necdum magnopere liberalibus disciplinis vacante. initium 2 quoque eius mediocre extitit, siquidem antiquissimi doctorum, qui[dem] et poetae et semigraeci erant (Livium et Ennium dico, quos utraque lingua domi forisque docuisse ad(huc) notum est), nihil amplius quam Graecos interpretabantur, aut si quid ipsi Latine composuissent praelegebant. 3 nam quod nonnulli tradunt duos libros de litteris syllabisque, item de metris, ab eodem Ennio editos, iure arguit L. Cotta non poetae sed posterioris Ennii esse, cuius etiam de augurali disciplina volumina ferantur.

Primus igitur, quantum opinamur, Studium grammaticae 2 in urbem intulit Crates Mallotes, Aristarchi aequalis; qui, 2 missus ad senatum ab Attalo rege inter secundum ас tertium Punicum bellum sub ipsam Ennii mortem, cum regione Palatii prolapsus in cloacae foramen crus fregisset, per omne

GRAMMATIKER

Auf die Beschäftigung mit der Sprache hat man vor Zeiten in Rom nicht einmal Zeit verwendet, geschweige denn, daß sie irgendein Ansehen genoß; kein Wunder, denn die Römer waren ein ungebildetes und damals auch noch auf Kriege versessenes Volk, das auch noch keine Muße hatte, sich mit den freien Künsten angelegentlich zu beschäftigen. Auch ihre ersten Gehversuche waren nur von mäßiger Qualität, legten die Ältesten von denen, die in diesem Metier von Rang waren, es waren Dichter und halbe Griechen (ich spreche von Livius und Ennius, von denen auch heute noch jeder weiß, daß sie privat und in der Öffentlichkeit in beiden Sprachen versiert waren), doch lediglich die griechischen Autoren aus und erklärten sie oder lasen etwas von dem vor, was sie selbst auf Latein verfaßt hatten. Denn wenn einige überliefern, der eben genannte Ennius habe zwei Bücher über Buchstaben und Silben, ferner über die Metrik herausgegeben, so behauptet L. Cotta mit Fug und Recht, daß sie sich irren und daß nicht der Dichter Ennius, sondern ein Ennius, der später gelebt habe, diese verfaßt habe; es sei der Ennius, dem man auch Bücher über die Kunst der Weissagung zuschreibe. Als erster hat, wir dürfen das jedenfalls stark annehmen, die intensive Auseinandersetzung mit der Sprache und ihren Systemen Krates von Mallos, ein Zeitgenosse des Aristarch, nach Rom gebracht. Diesen hatte der König Attalos zwischen dem Zweiten und Dritten Punischen Krieg zum Senat gesandt, das muß um die Zeit gewesen sein, als Ennius gestorben ist; als er im Rahmen dieser Mission in der Region beim Palatin ausrutschte und sich in einem Abwasserschacht das Schienbein brach, da hielt dieser Mann die ganze

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2 . 2 - J,2

legationis simul et valetudinis tempus plurimas ά κ ρ ο ά σ ε ι ς subinde fecit assidueque disseruit, ac nostris exemplo fuit ad imitandum. hactenus tarnen imitati, ut carmina parum j adhuc divulgata, vel defunctorum amicorum vel si quorum aliorum probassent, diligentius retractarent ac legendo commentandoque etiam ceteris nota facerent; ut C . Octa- 4 vius Lampadio Naevii 'Punicum bellum', quod uno volumine et continenti scriptura expositum divisit in Septem libros; ut postea Q . Vargunteius 'annales' Enni, quos certis diebus in magna frequentia pronuntiabat; ut Laelius Archelaus Vettiusque Philocomus Luciii 'saturas' familiaris sui, quas legisse se apud Archelaum Pompeius Lenaeus, apud Philocomum Valerius Cato praedicant.

Instruxerunt auxeruntque ab omni parte grammaticam L. 3 Aelius Lanuvinus generque Aelii Ser. Clodius, uterque eques Romanus multique ac varii et in doctrina et in re publica usus.

Aelius cognomine duplici fuit: nam et Praeconinus, quod 2 pater eius praeconium fecerat, vocabatur, et Stilo, quod orationes nobilissimo cuique scribere solebat; tantum optimatium fautor, ut (Q.) Metellum Numidicum in exilium comitatus sit. Servius, cum librum soceri nondum editum

GRAMMATIKER

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Zeit, die seine Gesandtschaft und auch seine Genesung dauerte, zu wiederholten Malen eine ganze Reihe von Vorträgen und ließ sich in einem fort über dieses Thema aus; das führte dazu, daß unsere Vorfahren dieses Beispiel aufgriffen und in seine Fußstapfen traten. Doch sie führten seine Anregungen nur insofern aus, als sie bisher wenig bekannte Gedichte verstorbener Freunde oder anderer Leute, wenn sie Gefallen gefunden hatten, einer recht umsichtigen Überarbeitung unterzogen und sie den übrigen bekannt machten, indem sie diese vorlasen und erläuterten; so hat C. Octavius Lampadio sich den »Punischen Krieg« des Naevius noch einmal vorgenommen und diese Darstellung, die in einem Buch und ohne Kapiteleinteilung geschrieben war, in sieben Bücher unterteilt. Q. Vargunteius hat die »Annalen« des Ennius publiziert: er pflegte diese an bestimmten Tagen einem großen Zuhörerkreis vorzutragen. In diese Reihe gehören auch Laelius Archelaus und Vettius Philocomus und die Satiren ihres Freundes Lucilius: sie berichten, daß sie Pompeius Lenaeus bei Archelaus und Valerius Cato bei Philocomus vorgelesen haben. Das nötige Rüstzeug und entsprechende Förderung in jeder Hinsicht haben der Beschäftigung mit der Sprache L. Aelius aus Lanuvium und sein Schwiegersohn Servius Clodius zukommen lassen; beide waren sie römische Ritter, die sich durch ein breites Spektrum an Erfahrungen sowohl auf wissenschaftlichem als auch auf politischem Gebiet auswiesen. Aelius führte einen doppelten Beinamen: zum einen wurde er nämlich Praeconinus genannt, weil sein Vater Ausrufer gewesen war, zum anderen hieß er Stilo, weil in der Regel die Reden gerade der Leute aus sehr vornehmem Hause aus seiner Feder stammten. Der Partei der Optimaten war er so zugetan, daß er (Q.) Metellus Numidicus ins Exil begleitete. Als Servius ein Buch seines Schwiegervaters, das noch nicht

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J.2-4·;

fraude intercepisset, et ob hoc repudiatus pudore ac taedio secessisset ab urbe, in podagrae m o r b u m incidit; cuius inpatiens veneno sibi perunxit pedes et enecuit ita, ut parte ea corporis quasi praemortua viveret.

Posthac magis ac magis et gratia et cura artis increvit, ut ne clarissimi quidem viri abstinuerint quo minus et ipsi aliquid de ea scriberent, utque temporibus quibusdam super viginti celebres scholae fuisse in urbe tradantur; pretia vero grammaticorum tanta mercedesque tam magnae, ut constet Lutatium Daphnidem, quem Laevius Melissus per cavillationem nominis Π ά ν ο ς άγάπημα dicit, septingentis milibus nummum a. Q . Catulo emptum ac brevi manumissum, L . A p p u leium ab Aeficio Calvino equite R o m a n o praedivite quadringenis annuis conductum ut Oscae doceret. nam in provincias quoque grammatica penetraverat, ac nonnulli de notissimis doctoribus peregre docuerunt, maxime in Gallia Togata; inter quos Octavius Teucer et Sescenius Iacchus et O p p i u s Chares; hic quidem ad ultimam aetatem, et cum iam non ingressu m o d o deficeretur sed et visu.

Appellatio grammaticorum Graeca consuetudine invaluit; sed initio litterati vocabantur. Cornelius quoque N e p o s libello, quo distinguit litteratum ab erudito, litteratos vulgo

GRAMMATIKER

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publiziert worden war, auf betrügerische Art und Weise beiseite geschafft und deswegen seine ganze Reputation verloren hatte, verließ er aus Scham und Ekel vor sich selbst die Stadt, dann erkrankte er an der Gicht. Weil er nicht geneigt war, diese zu ertragen, bestrich er seine Füße mit einer giftigen Salbe und brachte sich langsam so um, daß er lebte, obwohl dieser Körperteil sozusagen vor der Zeit abgestorben war. Danach nahmen Ansehen und Pflege dieser Kunst immer mehr zu, so daß es sich nicht einmal die berühmtesten Männer nehmen ließen, auch persönlich etwas über diese zu schreiben; der Uberlieferung zufolge sollen zeitweise über zwanzig Schulen, die stark besucht waren, in der Stadt existiert haben. Aber die Preise für Philologen und ihr Honorar waren so hoch, daß — wie bekannt ist — Lutatius Daphnides, den Laevius Melissus mit seinem Spitznamen »Liebling des Pan* nannte, von Q. Catullus zum Preis von siebenhunderttausend Sesterzen gekauft und kurz darauf freigelassen wurde, L. Appuleius von Aeficius Calvinus, einem römischen Ritter, der von Geld nur so strotzte, für ein Jahresgehalt von vierzigtausend Sesterzen verpflichtet wurde, in Osca zu lehren. Denn auch bis tief in die Provinzen war die Philologie vorgedrungen, und einige von den bekanntesten gelehrten Persönlichkeiten lehrten außerhalb der Stadt, vor allem in der Gallia Togata; unter ihnen waren Octavius Teucer, Sescenius Iacchus und Oppius Chares. Dieser übte seine Lehrtätigkeit bis in seine letzten Tage aus, und das, obwohl er bereits nicht nur nicht mehr laufen konnte, sondern auch noch seine Sehkraft nachließ. Es bürgerte sich die Bezeichnung »Grammatiker« ein, die auch bei den Griechen üblich war. Auch Cornelius Nepos sagt in einem kleinen Buch, in dem er zwischen dem Grammatiker und dem Gebildeten unterscheidet, als Grammati-

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DE GRAMMATICIS

quidem appellari ait eos qui aliquid diligenter et acute scienterque possint aut dicere aut scribere, ceterum proprie sic

appellandos

γραμματικοί

poetarum

interpretes,

nominentur. eosdem

qui

a

litteratores

Graecis vocitatos

Messalla Corvinus in quadam epistula ostendit, non esse sibi dicens rem cum Furio Bibaculo, ne cum Ticida quidem aut litteratore C a t o n e ; significat enim haud dubie Valerium Catonem,

poetam

simul grammaticumque

notissimum.

sunt qui litteratum a litteratore distinguant, ut Graeci γραμματικόν a γραμματίστα, et ilium quidem absolute, hunc mediocriter doctum existiment. quorum opinionem Orbilius etiam exemplis confirmat; namque apud maiores ait, cum familia alieuius venalis produceretur, non temere quem litteratum in titulo, sed litteratorem inscribi solitum esse, quasi non perfectum litteris, sed imbutum.

Veteres grammatici et rhetoricam docebant ac multorum de utraque arte commentarii feruntur. secundum

quam

consuetudinem posteriores quoque existimo, quamquam iam tum discretis professionibus, nihilo minus vel retinuisse vel instituisse et ipsos quaedam genera meditationum ad eloquentiam praeparandam, ut problemata, paraphrasis, adlocutiones, ethologias atque alias hoc genus; ne scilicet sicci omnino atque aridi pueri rhetoribus traderentur. quae qui-

GRAMMATIKER

941

ker bezeichne man im allgemeinen diejenigen, die etwas sorgfältig und scharfsinnig und fundiert in Wort oder Schrift ausdrücken könnten, allerdings müsse man so auch treffend die Erklärer der Dichter bezeichnen, die von den Griechen γραμματικοί genannt würden. Eben diese Leute würden aber auch »Leute mit halber Bildung« genannt, so Messalla Corvinus in einem Brief; dabei stellt er klar, er habe nichts mit Furius Bibaculus, nicht einmal mit Ticida oder dem gebildeten Cato zu tun. Er zielt hier zweifelsohne auf Valerius Cato, der ein ausgezeichneter Dichter und Grammatiker in einer Person war. Es gibt auch Leute, die einen Unterschied machen zwischen einem litteratm und einem litterator, wie auch die Griechen zwischen einem γραμματικόν und einem γραμματίστα unterscheiden. Und zwar sind sie der Ansicht, ersterer sei universal, letzterer nur mittelmäßig gebildet. Ihre Ansicht untermauert Orbilius auch noch durch Beispiele. Bei den Vorfahren, so sagt er, sei nämlich, wenn das Gesinde von jemandem zum Verkauf stand, nicht so einfach jemand auf dem Qualitätsetikett litteratus, sondern immer litterator betitelt worden, was soviel hieß, daß er mit der Literatur nicht perfekt, sondern nur recht oberflächlich vertraut sei. Die alten Philologen waren auch die Lehrer der Redekunst, und es sind von vielen ihrer Zunft Exzerpte über beide Gebiete in Umlauf. Entsprechend dieser Praxis haben auch unsere Vorfahren meiner Meinung nach bestimmte Arten von Übungen entweder beibehalten oder neu aufleben lassen, wenn es darum ging, Beredsamkeit zu schulen, auch wenn sie damals bereits zwischen zwei Berufszweigen unterschieden; hier wären Streitgespräche, Überzeugungsreden, Beweisführungen, Charakterschilderungen und noch mehr dergleichen zu nennen. Der Grund war natürlich der, daß ihre Söhne nicht ganz ohne Kenntnisse und unbedarft

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DE G R A M M A T I C I S

4.8-6,2

dem omitti ianri video desidia quorundam et infantia; non enim fastidio putem. me quidem adulescentulo, repeto 9 quendam Principem nomine alternis diebus declamare, alternis disputare, nonnullis mane vero disserere, post meridiem remoto pulpito declamare solitum. audiebam etiam, ю memoria patrum, quosdam e grammatici statim ludo transisse in forum atque in numerum praestantissimorum patronorum receptos.

Clari professores et de quibus prodi possit aliquid, dum π taxat a nobis, fere hi fuerunt. Sevius Nicanor primus ad famam dignationemquc 5 docendo pervenit, fecitque, praeter commentarios quorum tamen pars maxima intercepta dicitur, saturam quoque, in qua libertinum se ac duplici cognomine esse per haec indicat:

Sevius Nicanor Marci libertus? negabit Sevius Nicanor. Pothos isdem ac Marcus docebit.

Sunt qui tradant ob infamiam quandam eum in Sardiniam secessisse ibique diem obisse. Aurelius Opillus, Epicurei cuiusdam libertus, philoso- 6 phiam primo, deinde rhetoricam, novissime grammaticam docuit. dimissa autem schola, Rutilium Rufum damnatum 1

GRAMMATIKER

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den Redelehrern anvertraut würden. Doch das hat man heutzutage aufgegeben, weil gewisse Leute müßig dahocken und unfertig im Reden sind. Ich kann nämlich nicht glauben, daß man dessen überdrüssig war. Ich jedenfalls erinnere mich, daß in meiner frühen Jugendzeit ein gewisser Princeps immer abwechselnd an einem Tag einen Vortrag hielt, am nächsten ein Thema unter Abwägung von Pro und Contra erörterte, an einigen Tage aber am Morgen sich zu einem Thema ausließ, am Nachmittag einen Vortrag hielt, wenn das Katheder bereits entfernt worden war. Ich habe auch gehört, so steht es in den Aufzeichnungen unserer Vorfahren, daß einige gleich von der Schulbank eines Philologen weg auf das Forum gewechselt hätten und unter die Elite der Rechtsanwälte aufgenommen worden seien. Berühmte Lehrer, über sie können wir immerhin noch etwas berichten, waren etwa folgende: Sevius Nicanor war der erste, der es durch seine Lehrtätigkeit zu Ruhm und Ansehen brachte. Einmal abgesehen von seinen Kommentaren, von denen doch der größte Teil gestohlen sein soll, hat er auch eine Satire verfaßt, in der er durch folgende Bemerkungen darauf hinweist, daß er ein Freigelassener sei und auch ein zweifaches Cognomen führe: Sevius Nicanor ein Freigelassener des Marcus? Das wird Sevius Nicanor abstreiten. Pothos, er ist derselbe wie Marcus, wird es nachweisen. Es gibt auch Berichte, nach denen er sich nach Sizilien zurückgezogen habe, wo er auch gestorben sei. Aurelius Opillus, der Freigelassene eines Epikureers, war zuerst Lehrer der Philosophie, danach der Rhetorik, zuletzt der Philologie. Dann hat seine Schule geschlossen, und er ist

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DE

GRAMMATICIS

6,г-7,4

in A s i a m secutus, ibidemque Z m y r n a e sirnul consenuit; conposuitque variae eruditionis aliquot volumina, ex quibus novem unius corporis; [qui] quia scriptores ас poetas sub clientela M u s a r u m iudicaret, non absurde et fecisse et (in)scripsisse se ait ex numero divarum et appellatione. huius c o g n o m e n in plerisque indicibus et titulis per unam ( L ) litte- 3 ram scriptum animadverto, verum ipse id per duas eifert in parastichide Iibelli, qui inscribitur π ί ν α ξ .

Μ . Antonius G n i p h o , ingenuus in Gallia natus sed expositus, a nutritore suo manumissus institutusque (Alexandriae quidem, ut aliqui tradunt, in contubernio Dionysii Scytobrachionis; quod equidem non temere crediderim, cum temporum ratio vix congruat) fuisse dicitur ingenii magni, memoriae singularis, nec minus Graece quam Latine doctus; praeterea comi facilique natura, nec umquam de mercedibus pactus, eoque plura ex liberalitate discentium consecutus. docuit primum in divi Iuli domo pueri adhuc, deinde in sua privata; docuit autem et rhetoricam, ita ut cotidie praecepta eloquentiae traderet, declamaret vero nonnisi nundinis. scholam eius claros quoque viros frequentasse aiunt, in his Μ . Ciceronem, etiam cum praetura fungeretur. scripsit

7

j

5 4

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Rutilius Rufus nach dessen Verurteilung nach Asien in die Verbannung gefolgt, wo er in Smyrna bis ins hohe Alter lebte. Er verfaßte einige Bücher, die von seiner vielseitigen Gelehrsamkeit zeugen; neun von diesen sind zu einer einzigartigen Sammlung zusammengefaßt. Weil für ihn Schriftsteller und Dichter Schützlinge der Musen sind, sagt er, und das ist vollkommen einleuchtend, hätten Anzahl und auch Name der Göttinnen Pate gestanden bei seinen Dichtungen und ihren Titeln. Mir ist aufgefallen, daß sein Cognomen in den meisten Katalogen und bei den Buchtiteln durch die Initiale L. aufgeführt ist. In einem Akrostichon eines kleinen Bändchens, das den Titel »Pinax« trägt, gibt er selbst das Cognomen mit zwei Buchstaben an. M. Antonius Gnipho wurde in Gallien als freier Mann geboren, dann aber ausgesetzt; sein Pflegevater ließ ihn frei und unterweisen, und zwar in Alexandria, wie einige berichten, in der Schule des Dionysios Skytobrachion; davon bin ich aber nicht so ohne weiteres überzeugt, da das zeitlich nicht zueinander paßt. Man sagt, er sei hoch talentiert gewesen, habe ein fabelhaftes Gedächtnis gehabt und sei sowohl im Griechischen als auch im Lateinischen ein gebildeter Mann gewesen. Außerdem war er von Natur aus leutselig und umgänglich. Niemals hat er sich für Lohn jemandem verpflichtet; durch die Freigebigkeit seiner Schüler hat er viel mehr erhalten. Zuerst unterrichtete er im Haus des vergöttlichten Iulius, der war damals noch ein Kind, später in seinem eigenen. Er war aber auch Lehrer der Rhetorik; seine Methode war die, daß er täglich die Regeln der Beredsamkeit behandelte, aber nur an den Tagen des Wochenmarktes Übungsreden hielt. Seine Schule sollen berühmte Männer besucht haben, einer von ihnen war M. Cicero, und das war zu der Zeit, als er schon Praetor war. Er schrieb viel, und das

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DE GRAMMATICIS

7.4-9.*

multa, quamvis annum aetatis quinquagesimum non excesserit; etsi Ateius Philologus duo tantum volumina de Latino sermone reliquisse eum tradit; nam cetera scripta discipulorum eius esse, non ipsius, in quibus et suum alicubi reperiri nomen Ά τ ή ι ο ς . Μ. Pompilius Andronicus, natione Syrus, studio Epicu- 8 reae sectae desidiosior in professione grammatica habebatur minusque idoneus ad tuendam scholam. itaque cum se in 2 urbe non solum Antonio Gniphoni, sed ceteris etiam deterioribus postponi videret, Cumas transiit ibique in otio vixit et multa conposuit; verum adeo inops atque egens ut coactus sit praecipuum illud opusculum suum 'annalium' Enni elenchorum X V I milibus nummum cuidam vendere, quos libros Orbilius suppressos redemisse se dicit vulgandosque curasse nomine auctoris.

L. Orbilius Pupillus Beneventanus, morte parentum, una 9 atque eadem die, inimicorum dolo interemptorum, destitutus, primo apparituram magistratibus fecit; deinde in Macedonia corniculo, mox equo meruit; functusque militia studia repetit, quae iam inde a puero non leviter attigerat; ac pro- 2 fessus diu in patria, quinquagesimo demum anno Romam consule Cicerone transiit docuitque maiore fama quam emolumento; namque iam persenex pauperem se et habitare

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obwohl er nicht älter als fünfzig wurde, wenn auch Ateius Philologus überliefert, er habe nur zwei Bücher über die lateinische Sprache hinterlassen, denn die anderen Werke stammten aus der Feder seiner Schüler und nicht aus seiner; auch sein eigener Name Άτήιος findet sich irgendwo in dem Werk. M. Pompilius Andronicus, einen Syrer, hielt man wegen seiner Vorliebe für die Lehre des Epikur für zu träge, den Beruf des Philologen auszuüben, und für zu wenig geeignet, eine Schule als Oberhaupt zu führen. Deshalb ging er, als er sah, daß er in Rom nicht nur Antonius Gnipho, sondern auch noch anderen, die weniger gut waren, hintangestellt wurde, nach Cumae; dort führte er ein Leben in Muße und schrieb viele Bücher. Er war aber ein so armer Schlucker, daß er gezwungen war, sein wirklich ausgezeichnetes Register zu den »Annalen« des Ennius für sechzehntausend Sesterzen an jemanden zu verkaufen. Orbilius sagt, er habe die Bücher, die noch nicht verlegt worden waren, zurückgekauft und unter dem Namen des Verfassers veröffentlichen lassen. L. Orbilius Pupillus aus Benevent war nach dem Tode seiner Eltern, die an ein und demselben Tag einem Anschlag ihrer Feinde zum Opfer gefallen waren, ganz auf sich allein gestellt; zuerst verdingte er sich als Gehilfe der Beamten; dann tat er in Makedonien als Gefreiter, danach als Reiter seinen Dienst. Nach dem Militärdienst wandte er sich wieder den Studien zu, die er schon von Kindheit an ernsthaft betrieben hatte. Lange war er in seiner Heimatstadt Lehrer, erst im Alter von fünfzig Jahren siedelte er nach Rom über, das war in dem Jahr, als Cicero Konsul war. Seine Lehrtätigkeit brachte ihm mehr Ruhm als Nutzen ein. Denn er war bereits ein sehr alter Mann, als er in einer Schrift eingesteht, daß er arm

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9,2 - 1 0 , 2

sub tegulis quodam scripto fatetur. librum etiam, cui est titulus π ε ρ ι ά λ ο γ ο ς , edidit continentem querelas de iniuriis, quas professores neglegentia aut ambitione parentum acciperent. fuit autem naturae acerbae, non m o d o in antisophistas, quos omni in occasione laceravit, sed etiam in discipulos, ut et Horatius significat 'plagosum e u m ' appellans, et Domitius Marsus scribens:

'Si quos Orbilius ferula scuticaque cecidit.' ac ne principum quidem virorum insectatione abstinuit; siquidem ignotus adhuc, cum iudicio frequenti testimonium diceret, interrogatus a Varrone (Murena), diversae partis advocato, quidnam ageret et q u o artificio uteretur, gibberosos se de sole in umbram transferre respondit; quod Murena gibber erat, vixit p r o p e ad centesimum aetatis annum, amissa iam pridem m e m o r i a , ut versus Bibaculi docet:

'Orbilius ubinam est, litterarum oblivio?'

Statua eius Beneventi ostenditur in Capitolio ad sinistrum latus marmorea habitu sedentis ac palliati, adpositis duobus scriniis. reliquit filium O r b i l i u m , et ipsum grammaticum professorem.

( L . ) Ateius Philologus libertinus Athenis est natus. hunc C a p i t o Ateius [notus] iuris consultus inter grammaticos

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sei und unter dem Dach wohne. Er hat auch ein Buch mit dem Titel περιάλογος herausgegeben; darin klagt er über die Ungerechtigkeiten, welche die Lehrer durch die Geringschätzung und den Ehrgeiz der Eltern hinzunehmen hätten. Er war ein strenger Mann, nicht nur gegen die, die sich gegen die Weisheit und ihre Verfechter stellten, über solche Leute zog er bei jeder Gelegenheit her, sondern auch gegen seine Schüler; sogar Horaz bezeichnet ihn treffend als Mann, »der gerne Schläge austeilt«, und Domitius Marsus schreibt: »Wenn Orbilius sie mit Rute und Peitsche schlug.« Nicht einmal angesehene Männer blieben von seiner Verunglimpfung verschont; er war noch unbekannt, als er in einer zahlreich besuchten Gerichtsversammlung als Zeuge auftrat; da wurde er von Varro Murena, dem Anwalt der Gegenpartei, gefragt, was er so mache und welchen Beruf er ausübe; er gab ihm zur Antwort, er trage Buckelige aus der Sonne in den Schatten; die Antwort versteht sich: Murena hatte einen Buckel. Er wurde fast hundert Jahre alt; schon seit längerem hatte er sich nichts mehr merken können, wie uns ein Vers des Bibaculus zeigt: »Orbilius, wo in aller Welt steckt er; die Wissenschaft vergaß er.« In Benevent kann man eine Marmorstatue auf der linken Seite des Kapitols sehen; sie zeigt ihn in sitzender Haltung und im Mantel, wie ihn die Griechen tragen, neben ihm stehen zwei Kapseln für Bücher. Er hinterließ einen Sohn, Orbilius; auch der war Lehrer der Philologie. L. Ateius Philologus, ein Freigelassener, wurde in Athen geboren. Von ihm sagt der Jurist Capito Ateius, er sei unter

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D E

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1 0 , 2 - 10,8

rhetorem, inter rhetores grammaticum fuisse ait. de eodem Asinius Pollio in libro, quo Sallusti scripta reprehendit ut nimia priscorum verborum affectatione oblita, ita tradit: in earn rem adiutorium ei fecit maxime quidam Ateius, praetextatis nobis grammaticus Latinus, declamantium deinde auditor atque praeceptor, ad summam Philologus ab semet nominatus. ipse ad Laelium Hermam scripsit, se in Graecis litteris magnum processum habere et in Latinis nonnullum, audisse Antonium Gniphonem eiusque here^des; Her)mam postea docuisse; praecepisse autem multis et claris iuvenibus, in quis Appio quoque et Pulchro Claudiis fratribus, quorum etiam comes in provincia fuerit. Philologi appellationem adsumpsisse videtur, quia, sic ut Eratosthenes, qui primus hoc cognomen sibi vindicavit, multiplici variaque doctrina censebatur. quod sane ex commentariis eius adparet, quamquam paucissimi extent; de quorum tamen copia sic altera ad eundem Hermam epistula significat: hylen nostram aliis memento commendare, quam omnis generis coegimus, uti scis, octingentos in libros. coluit postea familiarissime C. Sallustium et eo defuncto Asinium Pollionem, quos historiam conponere adgressos, alterum breviario rerum omnium Romanarum, ex quibus quas vellet eligeret, instruxit, alterum praeceptis de ratione scribendi. quo

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95 [

den Philologen der Rhetor, unter den Rhetoren der Philologe gewesen. Uber ihn sagt auch Asinius Pollio in dem Buch, in dem er gegen die Schriften des Sallust wettert, er habe allzu sehr nach altertümlicher Ausdrucksweise gesucht, aber dabei vollkommen übersehen, daß die veraltet sei, folgendes: In seinem Bemühen habe ihm ganz besonders ein gewisser Ateius geholfen, der uns, als wir noch nicht sechzehn Jahre alt waren, als Philologe Latein lehrte, später war er Zuhörer und Lehrer von Übungsvorträgen; er selbst hat sich kurz und knapp den Namen »Philologus« zugelegt. Er selbst schrieb an Laelius Hermas, er habe in der griechischen Literatur einen großen Schritt vorwärts, in der lateinischen den ein oder anderen Fortschritt gemacht. Er habe Antonius Gnipho gehört und auch seine Nachfolger. Später habe er Hermas unterrichtet. Er sei auch der Lehrer vieler berühmter junger Männer gewesen, unter anderem auch der Brüder Appius und Pulcher Claudius, zu deren Gefolge er auch in der Provinz gehört habe. Den Namen »Philologus« scheint er sich aus dem Grunde zugelegt zu haben, weil er, wie Eratosthenes, der für sich als erster diesen Beinamen beanspruchte, als ein Mann von breiter und vielseitiger Gelehrsamkeit galt. Das wird vollkommen ersichtlich an seinen Kommentaren, wenn auch nur ganz wenige noch existieren. Doch erhalten wir einen Hinweis auf deren Umfang aus einem anderen Brief an den besagten Hermas: »Denke ja daran, anderen meine Materialien zu empfehlen, die ich, wie du weißt, aus allen Disziplinen in achthundert Büchern zusammengetragen habe.« Später verehrte er wie ein ganz enger Freund C. Sallustius und nach dessen Tod Asinius Pollio; als diese sich daran gemacht hatten, ein Geschichtswerk zu schreiben, stellte er dem einen einen kurzen Abriß der römischen Geschichte zusammen, aus dem er so viel nehmen dürfe, wie er wolle, dem anderen gab er Tips, wie er sich

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lo.S-ι

magis miror Asinium credidisse, antiqua eum verba et figuras solitum esse colligere Sallustio, cum sibi sciat nihil aliud suadere quam ut noto civilique et proprio sermone utatur, vitetque maxime obscuritatem Sallustii et audaciam in translationibus.

P. Valerius C a t o , ut nonnulli tradiderunt, Burrieni cuiusdam libertus ex Gallia; ipse libello, cui est titulus 'indignatio', ingenuum se natum ait et pupillum relictum, eoque facilius licentia Sullani temporis exutum patrimonio. docuit multos et nobiles, visusque est peridoneus

praeceptor

maxime ad poeticam tendentibus, ut quidem apparere vel his versiculis potest:

' C a t o grammaticus, Latina Siren, qui solus legit ас facit poetas.' Is scripsit praeter grammaticos libellos etiam poemata, ex quibus praecipue probantur 'Lydia' et 'Diana'. Ticida meminit: 'Lydia doctorum maxima cura liber';

'Dianae' C i n n a : 'saecula per maneat nostri Dictynna Catonis.'

'Lydiae'

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schriftlich ausdrücken solle. Um so mehr wundert es mich, daß Asinius geglaubt haben soll, er sei immer auf der Suche nach altertümlichen Wörtern und Redefiguren für Sallust gewesen, obwohl er doch ganz genau wußte, daß er ihm geraten hatte, sich einer Ausdrucksweise zu bedienen, die vertraut und allgemein verständlich, doch individuell sei, ganz besonders solle er die Unverständlichkeit des Sallust und dessen Kühnheit bei den Metaphern vermeiden. P. Valerius Cato soll, so überliefern es jedenfalls einige, ein Freigelassener eines gewissen Burrienus aus Gallien gewesen sein. Er selbst sagt in einem Büchlein mit dem Titel »Indignatio«, er sei frei geboren und Waise geworden, und so sei es ein leichtes gewesen, ihn in der Ära Sullas, in der alles erlaubt war, um sein Vermögen zu bringen. Er hat viele vornehme Leute unterrichtet; wie es scheint, war er der ideale Lehrer ganz besonders für Leute, denen es die Dichtkunst angetan hatte, wie es uns ja in besonderem Maße die folgenden Verse zeigen: »Der Philologe Cato, die lateinische Sirene, der als einziger Dichter liest und Dichter ausbildet.« Er schrieb neben kleinen philologischen Abhandlungen auch Gedichte; von denen werden seine »Lydia« und »Diana« als ausgezeichnet gelungen beurteilt. An »Lydia« erinnert Ticida: »Lydia ist ein Buch, das den Gelehrten ganz besonders am Herzen liegt.« Zu »Diana« bemerkt Cinna: »Jahrhunderte möge überdauern die Dictynna unseres Cato.«

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ι ι .4 - ι i

vixit ad extremam senectam, sed in s u m m a pauperie et paene 4 inopia, abditus modice gurgustio, postquam Tusculana villa creditoribus cesserat, ut auctor est Bibaculus:

'si quis forte mei d o m u m C a t o n i s , depictas minio assulas, et illos custodis videt hortulos Priapi: miratur quibus ille disciplinis tantam sit sapientiam assecutus, quem tres cauliculi, selibra farris, racemi d u o tegula sub una ad s u m m a m prope nutriant senectam.'

E t rursus: 'Catonis m o d o , Galle, Tusculanum tota creditor urbe venditabat. mirati sumus unicum magistrum, s u m m u m grammaticum, o p t i m u m poetam omnes solvere posse quaestiones, unum difficile: expedire nomen. en cor Z e n o d o t i , en iecur Cratetis.'

Cornelius E p i c a d u s , L . Cornelii Sullae dictatoris libertus calatorque in sacerdotio augurali, filio quoque eius Fausto gratissimus f u i t ; quare nunquam non utriusque se libertum

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Er erreichte ein sehr hohes Alter, lebte aber in größter Armut, ja er war fast völlig mittellos; ganz zurückgezogen lebte er bescheiden in einer erbärmlichen Hütte, nachdem er sein Landhaus in Tusculum an seine Gläubiger hatte abtreten müssen, wie Bibaculus berichtet: »Wenn jemand zufällig das Haus meines Cato, ein verschaltes Bretterhaus, zinnoberrot angestrichen, und jene kleinen Gärtchen, wo Priapus Wache steht, sieht, wird er sich wundern, was ihn zu solcher Weisheit gebracht hat, den drei zarte Kohlstengel, ein halbes Pfund Brot und zwei Beeren unter einem Dachziegel fast bis zum höchsten Alter durchgebracht haben.« Er fährt fort: »Eben hat, mein lieber Gallus, Catos Landsitz in Tusculum sein Gläubiger in der ganzen Stadt zum Verkauf angeboten. Wir sind ganz verwundert; unser einmaliger Lehrer, der größte Philologe, der beste Dichter ist auf allen Gebieten bewandert und weiß immer eine Erklärung, nur in einem Punkt hat er Schwierigkeiten: seinen Namen aus der Schuldnerliste zu streichen. Da steht er nun, das Herz eines Zenodotus, die Leber eines Crates.« Cornelius Epicadus, ein Freigelassener des Diktators L. Cornelius Sulla und Diener beim Priesterkollegium der Auguren, war auch seinem Sohn Faustus ein überaus angenehmer Gesellschafter. Das war auch der Grund, warum er sich immer als

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12-14.)

edidit; librum autem, quem Sulla novissimum de rebus suis inperfectum reliquerat, ipse supplevit.

L . Staberius E r o s , natus in Syria, emptus de catasta et pro-

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pter litterarum Studium manumissus, docuit inter ceteros B r u t u m et Cassium. sunt qui tradant tanta eum honestate praeditum, ut temporibus Sullanis proscriptorum liberos gratis [et sine mercede ulla] in disciplinam receperit.

C u r t i u s N i c i a haesit C n . P o m p e i o et C . M e m m i o ; sed 14 cum codicillos M e m m i ad Pompei uxorem de stupro pertulisset, proditus ab ea, P o m p e i u m o f f e n d i t d o m o q u e ei interdictum est. fuit et M . Ciceronis familiaris; in cuius epistula 2 ad Dolabellam haec de eo legimus: 'nihil R o m a e geritur quod te putem scire curare, nisi forte scire vis, me inter N i c i a m nostrum et V i d i u m iudicem esse, profert alter, opinor, duobus versiculis expensum (Niciae). alter Aristarchus hos ό β ε λ ί ζ ε ι : ego, tanquam criticus antiquus, iudicaturus sum utrum sint τ ο ϋ ( π ο ι η τ ο ϋ an π α ρ ε μ β ε β λ η μ έ ν ο ι ) . ' j item ad A t t i c u m : ' D e N i c i a quod scribis, si ita me haberem ut eius humanitate frui possem, in primis vellem mecum illum habere; sed mihi solitudo et recessus provincia est.

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Freigelassener von beiden ausgab. Auch das letzte Buch, das Sulla über seine Taten verfaßt, aber unvollendet hinterlassen hatte, schrieb er zu Ende. L. Staberius Eros kommt aus Syrien; man hatte ihn vom Schaugerüst eines Sklavenhändlers weg gekauft und ihm wegen seines Interesses an der Sprachwissenschaft die Freiheit geschenkt; er war unter anderem der Lehrer des Brutus und Cassius. Er war ein solch anständiger Mann, wie einige berichten, daß er in der Ära Sullas die Kinder der Proskribierten ganz ohne Entgelt an seinem Unterricht teilnehmen ließ. Curtius Nicias hing stets eng mit Gn. Pompeius und C. Memmius zusammen. Doch als er Briefe des Memmius, in denen Memmius der Gattin des Pompeius unsittliche Anträge machte, dieser überbrachte, behielt diese den Vorfall nicht für sich; damit verspielte er sich die Gunst des Pompeius und erhielt Hausverbot. Er war auch ein enger Freund des M. Cicero. In dessen Brief an Dolabella lesen wir über ihn folgendes: »In Rom passiert nichts, das für dich zu wissen wichtig wäre, wie ich glaube. Es sei denn, daß es dich zufällig interessiert, daß ich Richter bin in einem Streit zwischen unserem Nicias und Vidius. Der eine, vermute ich, weist an zwei Versen nach, daß sie aus der Feder des Nicias stammen; der andere, ein neuer Aristarch, tilgt diese. Ich soll sozusagen als alter Literaturkritiker nun entscheiden, ob sie vom Dichter stammen oder ob es sich um interpolierte Verse handelt.« Auch in einem Brief an Atticus lesen wir: »Was du mir über Nicias schreibst, ich würde ihn, läge mir etwas daran, in den Genuß seiner feinen Bildung zu kommen, vor allen anderen um mich haben. Aber ich habe mir nun einmal die Einsamkeit und Zurückgezogenheit als Le-

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4·3- '6.'

praeterea nosti Niciae nostri imbecillitatem, mollitiam, consuetudinem victus. cur ergo illi molestus esse (velim, cum mihi ille iucundus esse) non possit? voluntas tarnen eius mihi grata est.' huius de Lucilio libros etiam Santra conpro-

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bat. Lenaeus, Magni Pompei libertus et paene omnium expe- 15 ditionum comes, defuncto eo filiisque eius, schola se sustentavit; docuitque in Carinis ad Telluris, in qua regione P o m peiorum domus fuerat; ac tanto amore erga patroni memo- 2 riam extitit, ut Sallustium historicum, quod eum oris probi, animo inverecundo scripsisset, acerbissima satura laceraverit, lastaurum et lurconem et nebulonem popinonemque appellans, et vita scriptisque monstrosum, praeterea priscorum Catonisque verborum ineruditissimum furem. tradi- 3 tur autem puer adhuc, catenis subreptus, refugisse in patriam, perceptisque liberalibus disciplinis, pretium suum domino rettulisse, verum o b ingenium atque doctrinam gratis manumissus.

Q . Caecilius Epirota, Tusculi natus, libertus Attici equitis R o m a n i , ad quem sunt Ciceronis epistulae, cum filiam

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bensinhalt gewählt. Außerdem ist dir Nicias' Mangel an Energie, seine Verzärtelung, ja seine ganze Lebensweise bekannt. Ich sehe keinen Grund, warum ich ihm lästig sein wollte, da er auch mir kein angenehmer Geselle sein könnte. Doch seine geistige Richtung ist mir angenehm.« Seine Bücher über Lucilius finden auch Santras Anerkennung. Lenaeus, ein Freigelassener des Pompeius Magnus und sein Begleiter auf fast allen Feldzügen, bestritt nach dessen Tod und dem seiner Söhne seinen Lebensunterhalt durch seine Lehrtätigkeit. Er war in Carinae in der Nähe des Tempels derTellus Lehrer; in diesem Bezirk hatte auch das Haus der Familie des Pompeius gestanden. Er bewahrte eine so große Liebe gegen das Andenken seines Schutzherrn, daß er den Historiker Sallust in einer Satire voller bissigem Witz zerriß, weil dieser geschrieben hatte, Pompeius gebe sich nur den Anschein eines rechtschaffenen Mannes, tief im Herzen sei er ein Mann ohne Scheu und Scham. Er nennt ihn auch einen liederlichen Menschen, Wüstling, Taugenichts und Schlemmer; er stellt ihn dar als ein Ungeheuer sowohl im Leben als auch in dem, was er geschrieben hat. Außerdem nennt er ihn einen Dieb ganz ohne Bildung, der sich altertümliche Wörter und solche, die ein Cato benutzt habe, gestohlen habe. Man liest auch, er habe sich heimlich von seinen Ketten befreit und sei noch als kleiner Junge zurück in seine Heimat geflohen, habe dort das Studium der freien Künste abgeschlossen und dann seinem Herrn den Preis, den er für ihn bezahlt hatte, zurückerstattet, sei aber wegen seines Talentes und seiner Gelehrsamkeit freigelassen worden, ohne dafür etwas bezahlt zu haben. Q . Caecilius Epirota ist in Tusculum geboren und war ein Freigelassener des römischen Ritters Atticus, an den Cicero einige Briefe adressiert. Als er die Tochter seines Schutz-

9бо

DE

GRAMMATICIS

16,1 - 17,

patroni nuptam M . Agrippae doceret, suspectus in ea et o b hoc remotus, ad Cornelium Galium se contulit vixitque una familiarissime, quod ipsi Gallo inter gravissima crimina ab Augusto obicitur. post deinde damnationem mortemque Galli scholam aperuit, sed ita ut paucis et tantum adulescentibus praeciperet, praetextato nemini, nisi si cuius parenti hoc officium negare non posset, primus dicitur Latine ex tempore disputasse, primusque Vergilium et alios poetas novos praelegere coepisse, quod etiam Domiti Marsi versiculus indicat:

'Epirota, tenellorum nutricula vatum.' M . Verrius Flaccus libertinus docendi genere maxime inclaruit. namque ad exercitanda discentium ingenia aequales inter se committere solebat, proposita non solum materia quam scriberent, sed et praemio quod victor auferret; id erat liber aliquis antiquus, pulcher aut rarior. quare ab Augusto quoque nepotibus eius praeceptor electus, transiit in Palatium cum tota schola, verum ut ne quem amplius posthac discipulum reciperet; docuitque in atrio Catilinae domus, quae pars Palati tunc erat, et centena sestertia in annum accepit. decessit aetatis exactae sub Tiberio. statuam habet

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herrn, die mit M. Agrippa verheiratet war, unterrichtete, wurde er verdächtigt, mit ihr ein Verhältnis zu haben; er wurde aus dem Haus gejagt. Dann trat er in ein Verhältnis zu Cornelius Gallus und lebte mit ihm zusammen auf sehr vertrauliche Art und Weise; das kreidete Augustus gerade dem Gallus als ein äußerst schweres Vergehen an. Nach der Verurteilung und dem Tod des Gallus eröffnete er eine Schule, dort wurden aber nur wenige Jungen, und auch nur heranwachsende Jugendliche von ihm unterrichtet, keiner war unter sechzehn, es sei denn, er konnte ihrem Vater seinen Dienst nicht verweigern. Er soll als erster Erörterungen in lateinischer Sprache vorgetragen haben; er soll auch als erster damit begonnen haben, Vergil und andere neue Dichter vorzulesen, was auch der Vers des Domitius Marsus belegt: »Epirota, du Amme sehr zarter Dichter.« M. Verrius Flaccus, ein Freigelassener, erlangte sehr große Berühmtheit durch die Art und Weise, wie er unterrichtete. Denn bei ihm war es üblich, daß Schüler, die gleich weit im Stoff waren, miteinander wetteiferten, damit sie ihre Fähigkeiten anwenden und ausbilden lernten. Es wurde nicht nur das Thema vorgegeben, zu dem sie eine Abhandlung schreiben sollten, sondern auch eine Belohnung ausgesetzt, die der Sieger mitnahm. Die Belohnung bestand aus einem alten, schönen und recht seltenen Buch. Deshalb wurde er auch von Augustus als Lehrer für seine Enkelkinder ausgewählt; darauf zog er mit seiner ganzen Schule in den Palast; doch wohl auch deshalb, damit er keinen weiteren Schüler mehr aufnehme. Er unterrichtete im Atrium des catilinischen Hauses; das gehörte damals zum Palast; er erhielt ein Jahresgehalt von einhunderttausend Sesterzen. Er starb im hohen Alter unter Tiberius. Seine Statue steht in Praeneste

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1 7 . } - ДО,I

Praeneste, in superiore Fort(unae) parte circa hemicyclium, in q u o fastos a se ordinatos et m a r m o r e o parieti incisos publicarat.

L . Crassicius, genereTarentinus, ordinis libertini, cogno-

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mine Pasicles, mox Pansam se transnominavit. hie initio 2 circa scenam versatus est, dum m i m o g r a p h o s

adiuvat;

deinde in pergula docuit, donee commentario ' Z m y r n a e ' edito adeo inclaruit, ut haec de eo scriberentur:

'uni Crassicio se credere Z m y r n a probavit: desinite, indocti, coniugio banc petere. soli Crassicio se dixit nubere velle, intima cui soli nota sua extitcrint.'

Sed cum edoceret iam multos ac nobiles, in his Iullum A n t o - ( nium, triumviri filium, ut Verrio q u o q u e Flacco compararetur, dimissa repente schola, transiit ad Q . Sexti philosophi sectam.

Scribonius A p h r o d i s i u s , Orbili servus atque discipulus,

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mox a Scribonia Libonis filia, quae p r i o r Augusti u x o r fuerat, redemptus et manumissus, docuit q u o Verrius tempore, cuius etiam libris de orthographia rescripsit, non sine insectatione studiorum m o r u m q u e eius.

C . Iulius H y g i n u s , Augusti libertus, natione Hispanus

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im oberen Teil des Tempels der Fortuna, nahe beim Hemicyclium; dort hatte er einen Kalender, den er in die rechte Ordnung gebracht hatte, in eine Wand aus Marmor eingehauen und ihn so der ganzen Stadt zugänglich gemacht. L. Crassicius stammte aus Tarent, war der Sohn eines Freigelassenen und führte den Beinamen Pasicles, den er aber bald gegen Pansa austauschte. Anfangs war er am Theater tätig und ging den Verfassern mimischer Gedichte zur Hand. Dann unterrichtete er in einem ärmlichen Schulbau, bis er es durch die Veröffentlichung eines Kommentars zur »Smyrna« zu solcher Berühmtheit brachte, daß man folgendes über ihn schrieb: »Allein dem Crassicius sich anzuvertrauen billigte Smyrna. Laßt's gut sein, ihr ungebildeten Klötze, sie zur Frau zu begehren. Sie hat erklärt, allein den Crassicius wolle sie heiraten, nur ihm werde sie ihr Innerstes öffnen.« Doch als er viele vornehme Schüler unterrichtet hatte, unter ihnen war auch Iullus Antonius, der Sohn des Triumvirn, man verglich ihn sogar schon mit Verrius Flaccus, da löste er plötzlich die Schule auf und wurde ein Anhänger der Schule des Philosophen Q. Sextius. Scribonius Aphrodisius, ein Sklave und Schüler des Orbilius, wurde später von Scribonia, der Tochter des Libo und früheren Gattin des Augustus, gekauft und freigelassen. Er lehrte zur gleichen Zeit wie Verrius, dessen Bücher über die Rechtschreibung er sogar widerlegte, nicht ohne seine Werke und seinen Charakter zu attackieren. C. Iulius Hyginus, ein Freigelassener des Augustus, kam

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22,1 - 2!,4

(nonnulli Alexandrinum putant et a Caesare puerum Romam adductum Alexandria capta), studiose et audiit et imitatus est Cornelium Alexandrum grammaticum Graecum, quem propter antiquitatis notitiam Polyhistorem multi, quidam Historiam vocabant. praefuit Palatinae bybliothecae, nec eo secius plurimos docuit: fuitque familiarissimus Ovidio poetae et Clodio Licino consulari historico, qui eum admodum pauperem decessisse tradit et liberalitate sua, quoad vixerit, sustentatum. huius libertus fuit Iulius Modestus, in studiis atque doctrina vestigia patroni secutus.

C . Melissus, Spoleti natus ingenuus, sed ob discordiam parentum expositus, cura et industria educatoris sui altiora studia percepit, ac Maecenati pro grammatico muneri datus est. cui cum se gratum et acceptum in modum amici videret, quanquam adserente matre, permansit tarnen in statu servitutis praesentemque condicionem verae origini anteposuit; quare cito manumissus, Augusto etiam insinuatus est. quo delegante, curam ordinandarum bybliothecarum in Octaviae porticu suscepit. atque, ut ipse tradit, sexagesimum aetatis annum agens, libellos Ineptiarum, qui nunc 'Iocorum' inscribuntur, conponere instituit, absolvitque centum

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aus Spanien (einige vertreten die Ansicht, er stamme aus Alexandria und Caesar habe ihn als kleinen Jungen nach der Eroberung der Stadt mit nach Rom genommen). Mit großem Interesse hörte er den griechischen Philologen Cornelius Alexander und trat in seine Fußstapfen; Cornelius Alexander nannten viele wegen seiner Kenntnisse des Altertums Polyhistor, einige auch »Die Geschichte«. Er stand der Palatinischen Bibliothek vor und unterrichtete trotzdem noch sehr viele Leute; er war ein enger Freund des Dichters Ovid und des Historikers Clodius Licinus, eines ehemaligen Konsuls. Letzterer überliefert uns, daß er als sehr armer Mann gestorben sei und er sich, solange er lebte, nur durch seine Freigebigkeit habe am Leben erhalten können. Sein Freigelassener war Iulius Modestus; dieser folgte in seinen wissenschaftlichen Interessen und seiner Lehre den Spuren seines Schutzherrn. C. Melissus stammt aus Spoletium, seine Eltern waren frei geboren; man entledigte sich jedoch seiner, weil er zum Gegenstand des Streits zwischen den Eltern geworden war. Weil sich aber sein Erzieher um ihn geflissentlich kümmerte, brachte er es zu höherer Bildung, und man schenkte ihn dem Maecenas, damit er einen Philologen habe. Als er sah, daß er diesem willkommen war und von ihm wie ein Freund aufgenommen wurde, blieb er, obwohl seine Mutter erklärte, er sei frei geboren, im Stand eines Sklaven und zog die augenblickliche Stellung seiner wahren Herkunft vor. Deshalb ließ man ihn schnell frei, und er wurde sogar mit Augustus innig befreundet. Auf seine Weisung hin übernahm er es, in der Säulenhalle der Octavia eine Bibliothek einzurichten. Wie er selbst berichtet, begann er im Alter von sechzig Jahren kleine Werke über törichte Einfälle zu verfassen, die nun den Titel »Schwänke« führen. Einhundertfünfzig brachte er

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JI.4-23,2

et quinquaginta, quibus et alios diversi operis postea addidit. fecit et novum genus togatarum inscripsitque 'trabeatas'. M. Pomponius Marcellus sermonis Latini exactor molestissimus, in advocatione quadam (nam interdum et causas agebat) soloecismum ab adversario factum usque adeo arguere perseveravit, quoad Cassius Severus, interpellatis iudicibus, dilationem petit, ut litigator suus alium grammaticum adhiberet: quando non putat is cum adversario de iure sibi, sed de soloecismo controversiam futuram. hie idem, cum ex oratione Tiberi (in)us(itatum) verbum reprehendisset, adfirmante Ateio Capitone et esse illud Latinum, et si non esset, futurum certe iam inde: 'mentitur', inquit, 'Capito: tu enim, Caesar, civitatem dare potes hominibus, verba non potes.' pugilem olim fuisse, Asinius Gallus hoc in eum epig r a m m a t e Ostend it:

'qui caput ad laevam didicit, glossemata nobis praecipit: os nullum, vel potius pugilis.'

Q . Remmius Palaemon, Vicetinus, mulieris verna, primo, ut ferunt, textrinam, deinde, erilem filium dum comitatur in scholam, litteras didicit. postea manumissus docuit Romae ac principem locum inter grammaticos tenuit, quamquam

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fertig; diese hat er später um weitere aus einem ganz anderen Werk ergänzt. Er schuf auch eine neue Art Nationalschauspiel, das er »Trabeatae« nannte. M. Pomponius Marcellus war peinlichst darauf bedacht, daß die lateinische Sprache rein bleibe; als er als Beistand vor Gericht fungierte, denn manchmal führte er auch Prozesse, ließ er nicht davon ab, seinem Gegner einen Verstoß gegen die Grammatik so lange vorzuhalten, daß Cassius Severus die Richter anrief und um Vertagung des Prozesses ersuchte, damit seine Partei auch einen Philologen hinzuziehen könne, weil der da ja glaube, er führe mit dem Gegner keinen Rechtsstreit, sondern einen Streit über grammatische Belange. Als Tiberius in einer Rede ein ungebräuchliches Wort verwendet und Marcellus das getadelt hatte, sagte derselbeAteius Capito hatte ihm noch beigepflichtet - , es sei ein im Lateinischen gebräuchliches Wort, und wenn nicht, sei es das ganz gewiß von diesem Augenblick an. Marcellus bemerkte dazu: »Capito lügt! Du, Caesar, kannst in der Tat Menschen das Bürgerrecht geben, nicht aber Wörter.« Einst soll er ein Faustkämpfer gewesen sein, das deutet Asinius Gallus in dem folgenden Epigramm, das er auf ihn gedichtet hat, an: »Er, der gelernt hat, seinen Kopf nach links zu bewegen, gibt uns Unterweisungen in korrekter Sprache: Beredsamkeit besitzt der nicht, höchstens die eines Faustkämpfers.« Q. Remmius Palaemon aus Vicetia war der Haussklave einer Frau; zuerst soll er das Weberhandwerk, dann, als er den Sohn des Hauses in die Schule begleitete, lesen gelernt haben. Später übte er nach seiner Freilassung in Rom seine Lehrtätigkeit aus und war der Beste unter den Philologen,

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infamis omnibus vitiis palamque et Tiberio et mox Claudio praedicantibus nemini minus institutionem puerorum vel iuvenum committendam. sed capiebat homines cum memoria rerum, tum facilitate sermonis; nec non etiam poemata faciebat ex tempore; scripsit vero variis, nec vulgaribus metris. arrogantia fuit tanta, ut M. Varronem porcum appellaret; secum et natas et morituras litteras iactaret; nomen suum in bucolicis non temere positum, sed praesagiente Vergilio fore quandoque omnium poetarum ac poematum Palaemonem iudicem. gloriabatur etiam latrones quondam sibi propter nominis celebritatem pepercisse. luxuriae ita indulsit, ut saepius in die lavaret nec sufficeret sumptibus, quanquam ex schola quadringena annua caperet, ac non multo minus ex re familiari; cuius diligentissimus erat, cum et officinas promercalium vestium exerceret, et agros adeo coleret, ut vitem manu eius insitam satis constet C C C L X V (dies quotannis) uvas edidisse. sed maxime flagrabat libidinibus in mulieres, usque ad infamiam (am)oris; dicto quoque non infaceto notatum ferunt cuiusdam, qui cum eum in turba osculum sibi ingerentem quanquam refugiens devitare non posset: 'vis tu', inquit, 'magister, quotiens festinantem aliquem vides, abligurire?'

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obwohl er aller möglichen Laster wegen verschrien war und Tiberius und später auch Claudius in aller Öffentlichkeit erklärten, jedem, nur nicht ihm dürfe man die Erziehung der Jungen und jungen Leute anvertrauen. Die Menschen aber nahm er dadurch gefangen, daß er vieles wußte und sehr rede- und wortgewandt war. Er dichtete sogar Gedichte aus dem Stegreif, dabei bediente er sich verschiedener, aber nicht der gewöhnlichen Versmaße. Er war so anmaßend, daß er M. Varro ein Schwein nannte und damit prahlte, mit ihm habe die Wissenschaft erst angefangen, mit ihm werde sie auch aussterben. Nicht ohne Grund sei sein Name in die Hirtengedichte des Vergil gelangt, nein, Vergil habe bereits geahnt, daß dereinst Palaemon der Richter über alle Dichter und Dichtungen sein werde. Auch rühmt er sich, Räuber hätten ihn einst wegen seines berühmten Namens geschont. Er frönte so sehr dem Luxus, daß er mehrere Male am Tag ein Bad nahm und trotz seiner Bezüge von vierhunderttausend Sesterzen, die er aus der Schule erhielt, und einer fast ebenso hohen Summe aus seinem Vermögen mit seinem Geld nicht auskam. Mit seinem Vermögen ging er sehr umsichtig um, da er Werkstätten betrieb, in denen Kleider für den Verkauf hergestellt wurden, und seine Äcker so sehr pflegte, daß ein Weinstock, den er persönlich gepflanzt hatte, in jedem Jahr dreihundertfünfundsechzigTage lang Trauben trug; das ist ja allgemein bekannt. Aber am meisten hatten es ihm die Frauen angetan, das ging so weit, daß Liebe durch ihn in schlechten Ruf kam. Er soll sogar durch eine nicht einmal abgeschmackte Bemerkung von jemandem gerügt worden sein; als dieser in der Menge, obwohl er die Flucht ergriff, ihm nicht ausweichen konnte, als er ihn küssen wollte, sagte er: »Willst du, Meister, jedesmal denjenigen ablecken, den du sich sputen siehst?«

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24.1-24. (

M. Valerius Probus, Berytius, diu centuriatum petiit, donec taedio ad studia se contulit. legerat (enim) in provincia quosdam veteres libellos apud grammatistam, durante adhuc ibi antiquorum memoria, necdum omnino abolita sicut Romae. hos cum diligentius repeteret atque alios deinceps cognoscere cuperet, quamvis omnes contemni magisque obprobrio legentibus quam gloriae et fructui esse animadverteret, nihilo minus in proposito mansit; multaque exemplaria contracta emendare ac distinguere et adnotare curavit, soli huic nec ulli praeterea grammaticae parti deditus. hic non tarn discipulos quam sectatores aliquot habuit; nunquam enim ita docuit ut magistri personam sustineret; unum et alterum, vel cum plurimum tres aut quattuor postmeridianis horis admittere solebat, cubansque inter longos ac vulgares sermones legere quaedam, idque perraro. vivus pauca et exigua de quibusdam minutis quaestiunculis edidit; reliquit autem non mediocrem silvam observationum sermonis antiqui.

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Μ. Valerius Probus aus Berytus strebte lange danach, einen Hauptmannsposten zu erhalten; schließlich war er dessen leid und widmete sich den Wissenschaften. In der Provinz hatte er nämlich bei einem Elementarlehrer einige alte kurze Schriften gelesen; bis in seine Zeit erinnerte man sich dort immer noch der alten Autoren; man hatte sie nicht, wie in Rom, ganz dem Vergessen anheim gegeben. Als er sich diese mit etwas mehr Sorgfalt noch einmal vornehmen wollte und darauf versessen war, dann auch noch weitere kennenzulernen, obwohl er bemerkte, daß alle gleichgültig beiseite gelegt wurden und von den Lesern mehr Vorwürfe ernteten, als daß sie gelobt wurden und den Lesern Genuß bereiteten, hielt er dennoch an seinem Vorhaben fest. Er trug also viele Abschriften zusammen, befreite sie von Fehlern und versah sie mit Interpunktionszeichen und Anmerkungen. Er hat sich mit seiner ganzen Energie einzig und allein diesem Teilgebiet der Philologie zugewandt. Er hatte nicht so sehr Schüler als vielmehr einige Anhänger. Niemals hat er nämlich so unterrichtet, daß er einen Lehrer vorstellte. In der Regel ließ er den einen oder anderen, wenn es hochkam drei oder vier in den Nachmittagsstunden zu sich vor, er lag auf einer Liege und las zwischen langen und belanglosen Gesprächen etwas vor, dies kam aber ganz selten vor. Solange er lebte, veröffentlichte er nur wenige und kurze Abhandlungen über gewisse Bagatellfragen. Er hinterließ eine keineswegs mittelmäßige Sammlung von Beobachtungen zum alten Latein.

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Rhetorica quoque apud nos perinde atque grammatica sero recepta est, paululo etiam difficilius, quippe quam constet nonnunquam etiam prohibitam exerceri. quod ne cui dubium sit, vetus (senatus consultum) item censorum edictum subiciam: (C.) Fannio Strabone M. Valerio Messalla consulibus, M. Pomponius praetor senatum consuluit. quod verba facta sunt de philosophis et rhetoribus, de ea re ita censuerunt, ut M. Pomponius praetor animadverteret curaretque, uti ei e re publica fideque sua videretur, uti Romae ne essent. de iisdem interiecto tempore Cn. Dominus Ahenobarbus (et) L. Licinius Crassus censores ita edixerunt (in contio)ne: 'renuntiatum est nobis esse homines qui novum genus disciplinae instituerunt, ad quos iuventus in ludum conveniat; eos sibi nomen imposuisse Latinos rhetoras: ibi homines adolescentulos dies totos desidere. maiores nostri, quae liberos suos discere et quos in ludos itare vellent, instituerunt. haec nova, quae praeter consuetudinem ac morem maiorum fiunt, neque placent neque recta videntur. quapropter et iis qui eos ludos habent, et iis qui eo venire consuerunt, videtur faciundum ut ostenderemus nostram sententiam, nobis non placere.'

RHETOREN Auch die Rhetorik hat bei uns genau wie die Philologie erst spät Aufnahme gefunden; es war für sie noch ein wenig schwieriger, gutgeheißen zu werden, da es bekanntlich sogar zeitweise verboten war, sie zu betreiben. Damit das auch niemand mehr bezweifelt, lasse ich hier einen alten Senatsbeschluß und auch noch ein Edikt der Zensoren folgen: C. Fannius Strabo und M. Valerius Messalla waren Konsuln, als der Praetor M. Pomponius an den Senat eine Anfrage richtete. Uber die Philosophen und Rhetoren folgte eine Aussprache; hinsichtlich des Problems selbst war man der Meinung, der Praetor M. Pomponius möge ein Auge auf diese Leute haben und dafür sorgen, daß sie sich nicht mehr in Rom aufhielten, sobald es ihm im Interesse des Staates und nach seiner Überzeugung angebracht erscheine. In derselben Angelegenheit ließen sich, nachdem einige Zeit verflossen war, die Zensoren Cn. Domitius Ahenobarbus und L. Licinius Crassus vor versammeltem Volke folgendermaßen vernehmen: »Uns wurde gemeldet, es gebe ein paar Leute, die eine neue Kirnst ins Leben gerufen hätten; zu diesen Leuten gehe unsere Jugend in die Schule. Sie hätten sich den Namen >Lateinische Rhetoren« zugelegt. Dort brächten junge Leute ganze Tage mit Nichtstun zu. Unsere Vorfahren regelten, was ihre Kinder zu lernen und in welche Schulen sie zu gehen hätten. Es ging dies alles nach ihrem Willen. Diese neuen Verfahrensweisen, die ganz an dem vorbeigehen, was unsere Vorfahren zu tun pflegten und was bei ihnen üblich war, finden weder unsere Zustimmung, noch scheinen sie uns richtig. Deshalb scheint es uns ein Muß, daß denjenigen, die solche Schulen betreiben, und denjenigen, die es sich zur Regel gemacht haben, dorthin zu gehen, unsere Meinung kundgetan wird: Uns gefällt das nicht.«

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DK R H E T O R I BUS

Paulatim et ipsa utilis honestaque apparuit, multique earn et praesidii causa et gloriae appetiverunt. Cicero ad praeturam usque etiam Graece declamitavit, Latine vero senior quoque et quidem cum consulibus Hirtio et Pansa, quos discipulos et grandis praetextatos vocabat. C n . Pompeium quidam historici tradiderunt sub ipsum civile bellum, quo facilius C . Curioni promptissimo iuveni, causam Caesaris defendenti, contradiceret, repetisse declamandi consuetudinem. M. Antonium, item Augustum ne Mutinensi quidem bello omisisse. Nero Caesar, primo imperii anno, publice bis quoque antea, declamavit. plerique autem oratorum etiam declamationes ediderunt. quare magno studio hominibus iniecto, magna etiam professorum ac doctorum profluxit copia, adeoque floruit, ut nonnulli ex infima fortuna in ordinem senatorium atque ad summos honores processerint.

Sed ratio docendi nec una omnibus, nee singulis eadem semper fuit, quando vario modo quisque discipulos exercuerunt. nam et dicta praeclara per omnes figuras, per casus et apologos aliter atque aliter exponere, et narrationes cum breviter ac presse tum latius et uberius explicare consuerant;

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Doch allmählich wurde klar, daß gerade die Rhetorik nützlich und ehrenvoll war; viele wollten sie beherrschen, weil sie ein Mittel war, sich zu verteidigen und sich Ruhm zu sichern. Cicero hat bis zu seiner Praetur noch Übungsreden auf Griechisch gehalten, doch als er älter war, hat er solche auf Latein gehalten und zwar zusammen mit den Konsuln Hirtius und Pansa, die er seine Schüler und etwas älteren Kinder nannte. Einige Historiker berichten, Cn. Pompeius habe es sich sogar während des Bürgerkrieges wieder zur Gewohnheit gemacht zu deklamieren, um dem jungen C. Curio, der blitzschnell parieren konnte und die Sache Caesars verfocht, Paroli bieten zu können. M. Antonius habe wie Augustus nicht einmal in den Zeiten des Mutinensischen Krieges die Deklamationsübungen ganz eingestellt. Kaiser Nero hat im ersten Jahr seiner Regierung, vorher auch bereits zweimal in aller Öffentlichkeit Übungsreden gehalten. Die meisten Redner haben ihre Deklamationsreden sogar veröffentlicht. So kam es, daß die Menschen ganz besessen wurden auf die Redekunst und Lehrer und Gebildete in dieser Kunst reichlich hervortraten; ja, sie stand so hoch im Kurs, daß einige Redner aus ganz kleinen Verhältnissen den Aufstieg in den Senatorenstand geschafft und es bis auf die Spitze der Karriereleiter gebracht haben. Doch was die Methodik der Vermittlung anbelangte, so hatten nicht alle eine einheitliche, ja nicht einmal jeder einzelne bediente sich immer derselben, da jeder seine Schüler auf mannigfaltige Art und Weise fit machte. Denn es war die Regel, daß sie berühmte Aussprüche mittels aller möglichen rhetorischen Figuren, durch das Einbetten in andere Zusammenhänge und mittels allegorischer Erzählungen einmal auf diese, das andere Mal auf jene Weise erklärten, über Erzählungen pflegten sie sich sowohl kurz und wortkarg als auch recht breit und mit einem gehörigen Wortschwall auszulas-

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interdum Graecorum scripta convertere, ac viros illustres laudare vel vituperare: quaedam etiam ad usum communis vitae institute tum utilia et necessaria, tum perniciosa et supervacanea ostendere; saepe fabulis fidem firmare aut

demere, quod genus θέσεις et άνασκευάς et κατασκευάς Graeci vocant; donec sensim haec exolverunt, et ad controversiam ventum est.

Veteres controversiae aut ex historiis trahebantur, sicut sane nonnullae usque adhuc, aut ex veritate ac re, si qua forte recens accidisset; itaque locorum etiam

appellationibus

additis proponi solebant. sie certe collectae editaeque se habent, ex quibus non alienum fuerit unam et alteram exempli causa ad verbum referre:

Aestivo tempore adulescentes urbani cum Ostiam venissent, litus ingressi, piscatores trahentes rete adierunt et pepigerunt bolum quanti emerent: nummos solverunt; diu expectaverunt, dum retia extraherentur: aliquando extractis, piscis nullus infuit, sed sporta auri obsuta. tum emptores bolum suum aiunt, piscatores suum.

Venalicius cum Brundusi gregem venalium e navi educeret, formoso et pretioso puero, quod portitores verebatur,

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sen. Manchmal übersetzten sie auch griechische Werke und lobten oder tadelten auch berühmte Männer. Auch einiges, was zum Vorteil für das Leben einer Gemeinschaft eingerichtet war, ließen sie einmal als nützlich und notwendig, das andere Mal als schädlich und völlig überflüssig erscheinen. Oft untermauerten sie die Glaubwürdigkeit von Geschichten oder sprachen sie ihnen ab; die Griechen nennen diese Art der Argumentation das Aufstellen einer These in Widerlegung und förmliche Behauptung. Schließlich ist das dann ganz aus der Mode gekommen, und man ging über zur Kontroverse. In vergangenen Zeiten zogen die Kontroversen ihren Stoff aus Geschichtswerken, so wie es ja bis in unsere Tage noch einige machen, oder aus einem konkreten Fall, wenn sich zufällig gerade etwas zugetragen hatte. In der Regel wurden sie dann vorgetragen unter Erwähnung der näheren Umstände. So verhält es sich gewiß im Falle der gesammelten und veröffentlichten Kontroversen; es dürfte ganz gut passen, hier die eine oder andere aus dem vorhandenen Material wörtlich anzuführen, damit man sich darunter etwas vorstellen kann: Es waren einmal im Sommer junge Leute aus Rom nach Ostia gekommen; dort gingen sie an den Strand zu Fischern, die gerade ihr Netz auslegten; sie kamen über den Preis für den Fang, den sie beim nächsten Auswurf des Netzes machen würden, überein und zahlten den Preis. Lange warteten sie, bis die Netze eingeholt wurden. Als man sie endlich eingeholt hatte, war kein Fisch im Netz, sondern ein Korb voll mit Geld; der Korb war zugenäht. Da behaupteten die Käufer, der Fang gehöre ihnen, umgekehrt argumentierten die Fischer, es sei der ihre. Als ein Sklavenhändler in Brundisium eine Schar Sklaven, die zum Verkauf bestimmt war, von Bord brachte, zog er einem schönen Jungen, der ihm eine beträchtliche Summe

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ΐί.' 7-27,1

bullam et praetextam togam inposuit; facile fallaciam celavit. R o m a m venitur, res cognita est, petitur puer, q u o d domini voluntate fuerit über, in libertatem.

O l i m autem eas appellatione G r a e c a υ π ο θ έ σ ε ι ς vocabant:

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mox controversias quidem, sed aut fictas aut iudiciales.

Illustres professores, et quorum memoria aliqua extet, 19 non temere alii reperientur quam de quibus tradam.

L . Plotius Gallus, de hoc Cicero in epistula ad M . Titi- 26 nium sie refert: 'equidem memoria teneo, pueris nobis prim u m Latine docere coepisse Plotium quendam. ad quem cum fieret concursus, et studiosissimus quisque apud eum exerceretur, dolebam mihi idem non licere. continebar autem doctissimorum hominum auetoritate, qui existimabant Graecis exercitationibus ali melius ingenia posse.' hunc г eundem (nam diutissime vixit) M . Caelius in oratione, quam p r o se de vi habuit, significat dictasse Atratino, accusatori suo, actionem; subtractoque nomine, hordearium eum rhetorem appellat, deridens ut inflatum ac levem et s o r d i d u m .

M ' . Otacilius Pitholaus servisse dicitur atque etiam ostia- 27

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einbringen würde, eine goldene Kapsel und die Toga praetexta an, weil er den Zoll scheute. Es war ein Leichtes, seine Betrügerei zu verheimlichen. Er kam nach Rom, der Betrug flog auf, man verlangte für den Jungen die Freiheit, sei er doch bereits nach dem Willen seines Herrn ein freier Mensch gewesen. Man hat solche strittigen Fälle ehemals mit dem griechischen Ausdruck »Hypothesen« genannt; später hießen sie jedenfalls »Kontroversen«, doch entweder erdichtete oder solche vor Gericht. Man wird nicht leicht berühmte Lehrer und andere, an die man sich immerhin noch erinnert, finden als die, über die ich im folgenden einiges erzählen werde. L. Plotius Gallus. Über ihn sagt Cicero in einem an M. Titinius gerichteten Brief folgendes: »Mit ist noch gut im Gedächtnis, daß ein gewisser Plotius damals, als ich noch ein Kind war, als erster damit anfing, auf Latein zu lehren. Damals liefen alle zu ihm hin, und jeder war wie versessen darauf, bei ihm ausgebildet zu werden; ich war betrübt, daß dies mir nicht erlaubt war. Ich mußte das bleiben lassen, weil hochgelehrte Männer sich dafür stark machten; sie waren nämlich der Meinung, Übungen auf Griechisch seien förderlicher für die Ausbildung der geistigen Anlagen.« Auf genau diesen Mann - er lebte nämlich sehr lange - verweist M. Caelius in einer Rede, die er in eigener Sache wegen der Anklage, ein Gewaltverbrechen begangen zu haben, hielt; er sagt darin, eben dieser Plotius habe Atratinus, seinem Ankläger, die Klagerede aufgesetzt. Ohne ihn beim Namen zu nennen, nennt er ihn einen aufgeblähten Wortverdreher und verspottet ihn als eitlen, verlogenen und niederträchtigen Redner. Von M'. Otacilius Pitholaus heißt es, er sei ein Sklave ge-

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rius vetere m o r e in catena f u i s s e , d o n e c o b i n g e n i u m ac Stu-

dium litterarum manumissus, accusanti patrono subscripsit. deinde rhetoricam professus, C n . Pompeium Magnum 2 docuit, patrisque eius res gestas, nec minus ipsius, compluribus libris exposuit; primus omnium libertinorum, ut C o r nelius Nepos opinatur, scribere historiam orsus, nonnisi ab honestissimo quoque scribi solitam ad id tempus.

(M.) Epidius, calumnia notatus, ludum dicendi aperuit 28 docuitque inter ceteros M. Antonium et Augustum; quibus quondam Ti. Cannutius, obicientibus sibi quod in re publica administranda potissimum consularis Isaurici sectam sequeretur, malle respondit Isaurici esse discipulum quam Epidii calumniatoris. hic Epidius ortum se а С . Epidio Nucerino 2 praedicabat, quem ferunt olim praecipitatum in fontem fluminis Sarni, paulo post cum cornibus aureis extitisse, ac statim non conparuisse in numeroque deorum habitum.

Sextus Clodius, e Sicilia, Latinae simul Graecaeque elo- 29 quentiae professor, male oculatus et dicax, par oculorum in amicitia M. Antonii triumviri extinctum esse aiebat; eiusdem uxorem Fulviam, cui altera bucca inflatior erat, acumen stili temptare dixit, nec eo minus, immo vel magis ob hoc Antonio gratus. a quo mox consule ingens etiam congia- 2

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wesen und habe sogar als Türhüter nach alter Sitte noch in Ketten gelegen, bis man ihn wegen seines Talents und seiner wissenschaftlichen Bildung freigelassen habe; er unterstützte dann seinen Herrn, als der angeklagt wurde. Dann war er als Lehrer der Redekunst tätig und unterrichtete Cn. Pompeius Magnus. Die Leistungen des Vaters von Pompeius und ebenso dessen eigene stellte er in mehreren Büchern heraus. Von allen Freigelassenen war er der erste, das jedenfalls meint Cornelius Nepos, der damit begann, Geschichte zu schreiben; auf diesem Feld waren bis zu dieser Zeit nur die Angehörigen der vornehmsten Kreise tätig. M. Epidius, er hatte vom Zensor eine Rüge wegen Verleumdung erhalten, eröffnete eine Rednerschule und unterrichtete unter anderen M. Antonius und Augustus. Diese machten einmal dem Ti. Cannutius zum Vorwurf, daß er bei den Staatsgeschäften hauptsächlich der Lehre des ehemaligen Konsuls Isauricus folge; da erwiderte Cannutius ihnen, er wolle lieber ein Schüler des Isauricus sein als des Verleumders Epidius. Unser Epidius rühmte sich, ein Sohn des C. Epidius Nucerinus zu sein, der einst in die Quelle des Sarnus gestürzt und nicht gleich wieder aufgetaucht sei, erst wenig später sei er mit goldenen Hörnern wieder zum Vorschein gekommen und unter die Götter aufgenommen worden. Sextus Clodius aus Sizilien lehrte beides, lateinische wie griechische Rhetorik; er hatte schlechte Augen und eine spitze Zunge; er sagte, seine Augen hätten während seiner Freundschaft mit den Triumvirn Antonius an Kraft verloren; dessen Gattin Fulvia, deren eine Backe geschwollen war, führe die Spitze der Feder in Versuchung. Trotz allem, oder eher gerade deswegen war er dem Antonius um so mehr erwünscht. Von Antonius erhielt er später, als er Kon-

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29.2-JO.J

rium accepit, ut ei in 'Philippicis' Cicero obicit: 'adhibes ioci causa magistrum, suffragio tuo et com potatorum tuorum rhetorem, (cui) concessisti ut in (te) quae vellet diceret, salsum omnino hominem, sed materia facilis (in te) et in tuos (dicta) dicere. at quanta merces rhetori est data? audite, audite, patres conscripti, et cognoscite rei publicae volnera. duo milia iugerum campi Leontini Sex. Clodio rhetori assignasti et quidem immunia, ut (populi Romani) tanta mercede nihil sapere disceres.'

C . Albucius Silus, Novariensis, cum aedilitate in patria 30 fungeretur, cum forte ius diceret, ab his contra quos pronuntiabat pedibus e tribunali detractus est. quod indigne 2 ferens, statim contendit ad portam et inde Romam, receptusque in Planci oratoris contubernium, cui declamaturo mos erat prius aiiquem qui ante diceret excitare, suscepit eas partes, atque ita implevit ut Planco silentium imponeret, non audenti in comparationem se demittere. sed ex eo 3 clar(i)us propria auditoria instituit, solitus proposita controversia sedens incipere, et calore demum provectus consurgere ac perorare, declamare aut(em) genere vario: modo splendide atque adornate, tum, ne usque quaque scholasti-

RHETOREN

983

sul war, ein sehr großes Geldgeschenk, wie Cicero ihm in den »Philippischen Reden« vorwirft: »Du holst dir zum Spaß einen Lehrer, weil du es für richtig hältst und deine Zechkumpane dir Beifall geben, einen Rhetor, dem du erlaubt hast, über dich, einen durchaus witzigen Mann, zu sagen, was er wolle. Aber es ist ja eine leichte Aufgabe, sich über dich und deine Freunde auszulassen. Und was für einen Lohn hat dieser Rhetor erhalten? Hört, hört, ehrenwerte Senatoren, und nehmt zur Kenntnis, warum unser Staat ausblutet. Zweitausend Joch im Gebiet von Leontini hast du dem Rhetor Sex. Clodius angewiesen, und zwar befreit von Abgaben; was ist das doch für ein hoher Preis, den das römische Volk dafür zahlen muß, damit du lernst, daß du von nichts etwas verstehst.« C. Albucius Silus stammt aus Novaria. Als er in seiner Heimatstadt Aedil war und einmal Recht sprach, wurde er von denjenigen, gegen die er entschieden hatte, an den Füßen vom Tribunal gezogen. Darüber war er außer sich; er eilte sofort zum Stadttor und dann weiter nach Rom; dort fand er Aufnahme unter den Schülern des Redners Plancus. Wenn der eine Übungsrede halten wollte, hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, jemanden aufzufordern, vor ihm zu sprechen; er übernahm diese Rolle und füllte sie so vortrefflich aus, daß es dem Plancus das Wort verschlug und der es nicht wagte, mit ihm einen Wettstreit anzufangen. Aber das machte ihn um so berühmter, und er richtete eigene Hörsäle ein. Er warf gewöhnlich eine Streitfrage auf und begann sie im Sitzen zu erörtern, dann steigerte er sich immer mehr hinein, erhob sich und brachte die Rede zu Ende. Übungsreden hielt er auf verschiedene Art und Weisen: einmal hielt er glänzende, herausgeputzte Reden, dann wieder, um nicht immer für einen Schulmenschen gehalten zu werden, kurze

984

DE R H E T O R I B U S

30.5-31

cus existimaretur, circumcise ас sordide et tantum non trivialibus verbis, egit et causas, verum rarius, dum amplissimam quamque sectatur, nec alium in ulla locum quam perorandi. postea renuntiavit foro partim pudore, partim metu; nam cum in lite quadam centumvirali adversario, quem ut impium erga parentes incessebat, ius iurandum quasi per figuram sie obtulisset: 'iura per patris matrisque cineres, qui inconditi iacent', et alia in hunc modum, arripiente eo condicionem, nec iudieibus aspernantibus, non sine magna sua invidia negotium afflixit. et rursus in cognitione caedis Mediolani apud L. Pisonem proconsulem defendens reum, cum cohiberent lictores nimias laudantium voces, ita excanduit, ut deplorato Italiae statu, quasi iterum in formam provinciae redigeretur, M. insuper Brutum, cuius statua in conspectu erat, invocaret legum auetorem ac libertatis vindicem, et paene poenas luit. iam autem senior ob vitium vomicae Novariam redit, convocataque plebe causis, propter quas mori destinasset, diu ac more contionantis redditis, abstinuit eibo.

L. Cestius Pius Smyrnaeus rhetor Latine Romae doeuit.

RHETOREN

985

und schmucklose, in denen er sich fast sogar der gemeinen Wortwahl bediente. Er führte auch Prozesse, aber äußerst selten; er war nämlich immer nur hinter den bedeutendsten her, und jedesmal war ihm nur daran gelegen, die Schlußrede zu halten. Später gab er seine Betätigungen vor Gericht auf, teils aus Scham, teils aus Furcht. Denn in einem Streit vor dem Centumviralgericht sprach er einem Gegner, den er anklagte, gegen seine Eltern pflichtvergessen zu sein, die Eidesformel in folgender Version vor - wohl weil er sich einer rhetorischen Figur bedienen wollte: »Schwöre bei der Asche deines Vaters und deiner Mutter, die unbestattet daliegen.« Und es passierte ihm noch mehr in dieser Art. Die Gegenpartei nutzte die Situation, die Richter hatten keine Einwände, er verlor den Prozeß und machte sich sehr verhaßt. Ein anderes Mal war er in einem Mordprozeß in Mailand unter dem Vorsitz des Prokonsuls L. Piso der Verteidiger eines Angeklagten. Als die Gerichtsdiener es zu allzu lauten Beifallsäußerungen nicht kommen ließen, wurde er so wütend, daß er den Zustand Italiens beklagte, so als werde es wieder zu einer Provinz, und auch noch den M. Brutus, dessen Statue in seinem Blickfeld lag, als den Vater der Gesetze und den Garanten der Freiheit anrief. Und es wäre fast so weit gekommen, und er wäre bestraft worden. Er war schon recht alt, als er nach Novaria zurückging, weil ihn Geschwüre quälten. Dann rief er das Volk zusammen und legte ihm lange und wie einer, der in der Volksversammlung eine Rede hält, die Gründe dar, warum er beschlossen habe zu sterben. Danach nahm er keine Nahrung mehr zu sich.

L. Cestius Pius aus Smyrna lehrte in Rom die Redekunst auf Latein.

986

DE R H E T O R I B U S

52-41

Μ. Porcius Latro Latinus declamator taedio duplicis 32 quartanae semet ipsum interficit. Q . Curtius Rufus.

33

L. Valerius Primanus.

34

Verginius Flavus.

35

L. Statius Ursulus Tolosensis celeberrime in Gallia rheto- 36 ricam docet. P. Clodius Quirinalis rhetor Arelatensis Romae insignis- 37 sime docet. M. Antonius Liberalis Latinus rhetor gravissimas inimici- 3 8 tias cum Palaemone exercet. Sex. Iulius Gabinianus celeberrimi nominis rhetor in Gal- 39 lia docuit. M. Fabius Quintiiianus Romam a Galba perducitur.

40

Quintiiianus, ex Hispania Calagurritanus, (qui) primus 2 Romae publicam scholam (aperuit) et salarium e fisco accepit, et claruit. (C.) Iulius Tiro.

41

RHETOREN

987

Μ. Porcius Latro war ein Redelehrer, der seinen Unterricht auf Latein hielt; er beging Selbstmord, weil er ein zweifaches Viertagefieber nicht mehr aushielt. Q. Curtius Rufus. L. Valerius Primanus. Verginius Flavus. L. Statius Ursulus aus Tolosa lehrte in Gallien die Redekunst, was ihm große Berühmtheit einbrachte. P. Clodius Quirinalis aus Arelate war Rhetoriklehrer ohne Beispiel in Rom. M. Antonius Liberalis, ein lateinischer Rhetor, trug die erbittertsten Feindseligkeiten mit Palaemon aus. Sex. Iulius Gabinianus, ein Rhetor mit einem sehr berühmten Namen, lehrte in Gallien. M. Fabius Quintiiianus wurde von Galba endgültig nach Rom gebracht. Quintilian, aus Spanien, und dort aus Calagurris, war der erste, der in Rom eine staatliche Schule eröffnete und vom Staat bezahlt wurde; er war ein ausgezeichneter Mann. C. Iulius Tiro.

ANHANG

ZUM T E X T Der lateinische Text von De vita Caesarum folgt der Ausgabe von Maximilian Ihm: C. SuetoniTranquilli Opera, Vol. 1: De vita Caesarum Libri VIII, Leipzig: Teubner, 1908/1933, Neudr. Stuttgart 1958 (Bibliotheca Teubneriana). Der lateinische Text von De viris illustribus folgt der Ausgabe von F. Deila Corte: Suetonio, Grammatici e Retori,Turin: Biblioteca Loescheriana, '1968. Abweichungen gibt es an folgenden Stellen: Teubner

Tusculum

Iul. 20,5:

(indicem

Iul. 24,1:

perfecitque futrumque, ut

Iul. 60:

quantum (

Iul. 81,1:

Illo prognatus

Iul. 86,1:

cum gladiis tad inspectanti- cum gladiis stipantium um (Hensius) cavere sollicitum malucavere (...) solitum ferunt isse. quindam dicere solitum ferunt (Roth) illorum (...) illorum (facta) (....) non (munera) non (Perizon.)

Iul. 86,2: Aug. 31,5: Aug. 43,1:

) inductum

) hostem

Aug. 79,2: Aug. 96,1:

etiam memoriam eius (...) Philippo(s)

Aug. 98,3:

rerumque (...)

Tib. 2,1: Tib.5: Tib. 19: Tib. 21,4:

tTibus per bellum sibi a maioribus suis ταϊς+ μουισασαιστ

(indicem subornavit Vettium) inductum (Roth) perfecitque per utrumque, ut quantum (auferre calamitas posset, nullum umquam) hostem fudit Iulo prognatus

e memoria (apud) Philippo(s) (Salmasius) rerumque (omnium) Claudius post bellum (Π QPST) sibi ас maioribus suis ταΐς μου ίσα σαις τε {Roth)

ZUM TEXT

ιοοι

Teubner

Tusculum

Tib. 21,5:

ego vero (...),

Tib. 52,}:

ea secreto ostentant ( quae

Tib. 65,2:

quae vocatur Ionis

ego vero (laudo) (Steph.) ea secreta ostentant(i auferenda curasset. propter) quae quae vocatur Iovis

Cal. 1,2:

cum Armeniae regem devicisset Seiano f vete

)

Cal. 26,5: Cal. 44,1: Cal. 48,2:

cum Armeniae regem dedisset (Lips.) Seiano hoste tunc (Ο,Ρ,Τ) spongia linguave lingua velut spongia (Helmreich) nomine dignatus est fquam nomine non prius dignatus est quam (Roth) quoque paegniaris proque pegmate ad fsescentorum ad senum (Lipsius) urbemfomnem игЬет(У)

Claud. 4,7:

constituent et reliquerit

Cal. 12,1: Cal. 20: Cal. 25,3:

Claud. 30: Claud. 44,1:

constituent, qui reliquerit (Roth) a fratis memoria ad fratis memoriam (Y) potius fquam potius ac (Bentley) fpompeium puberem prope iam puberem (Bentley) imperii die inque secundo imperii die natum sibi consulatu, natum sibi parvu- inque secundo consulalum tu, parvulum (Clinton) fet veterum ei vel (Becker) arguebant urguebant (Madvig)

Nero 6,4: Nero 32,3:

fad eosdem coronarum, quae

Claud, ι ι , ι : Claud. 20,1: Claud. 27,1: Claud. 27,2:

Nero 33,2: Nero 3 5,2:

[ad] eosdem (OST) coronarum, quas (Bentley) Lucusta, venenariorum Lucusta, venenaria inindice, cluta, qui fingeret dolo stupratam qui dolo finxisset et a se fateretur stupratam a se fateretur

1002

ZUM TEXT

Teubner

Tusculum

Galba 13,3:

A Gaio Caesare ( in locum Gaetu)lici farris tpaene

Α Gaio Caesare (legatus Germaniae superioris Gaetu)lici vice (Heins.) farris frusta (S)

Vit. 12: Vit. 14,1:

furacitatem tantum non ad

ferocitatem (X) tantum ad (Μ)

Vesp. Vesp. Vesp. Vesp.

manebantque provinciam tAppellari tragoedo semper alias

monent hodieque provinciam (suam) Apelli tragoedo (OS) super aleam

Tit. 8,4:

nihil publice nisi perisse testatus

nihil nisi publice perisse testatus

Dom 14,1:

(amicorum)

conspiratione amicorum

gramm. gramm. gramm. gramm.

C. Cotta L. Apuleium a Varrone (Gibba) Ateius Praetextatus; nobis

L. Cotta L. Appuleium a Varrone (Murena) Ateius, praetextatis nobis (A"; Lebek) Catilinae (X, B, D) constet CCCLXV^dies quotannis) uvas edidisse ( C C C L X V ü ) ; dies Murgia; quotannis Kaster) legerat (enim) in provincia (Kaster)

Galba 6,2:

1,2: 4,6: 19, ι: 22:

[i],3 [3],$ [9],5 [10],3

gramm. [i7],2: Catulinae gramm. [23],6: constet C C C L X uvas edidisse

gramm. [24],2: legerat in provincia rhet. [25],18:

rhet. [27], ι: rhet. [28],2:

olim autem eas conpellati- olim autem eas appellaones, Graeci συντάσεις, tione Graeca vocabant ύποθέσεις vocabant (Schott; Wolf) L. Voltacilius Plutus M'. Otacilius Pitholaus (Lewis) cum cornibus (pro) auri- cum cornibus aureis bus (ON)

ERLÄUTERUNGEN Die Kaiserviten Iulius

Caesar

Die Bestandteile der Eigennamen, die nicht im Sueton-Text stehen, sind in Klammern gesetzt. 1,1 Im Alter von sechzehn Jahren: i. J. 85. Caesar war am 13. Juli 100 (oder auch 102) als Sohn des Gaius Iulius Caesar geboren worden. - im darauffolgenden Jahr: also 85 v.Chr. Caesar erhält auf Betreiben seines Schwiegervaters Cinna das Amt des Iuppiter-Priesters ('flamen Dialis); der Träger dieses Amtes genoß viele Ehrenrechte, hatte aber auch eine Reihe von Pflichten zu erfüllen, so hatte er viele Opfer durchzuführen. Zahlreiche Belastungen und Beschränkungen dürften das Amt unattraktiv für Bewerber gemacht haben; so durfte der Iuppiter-Priester kein Pferd besteigen, ein bewaffnetes Heer durfte ihm nicht vor die Augen kommen, in seinem Haus durfte sich kein Knoten befinden. Für Cinna war es offenbar wichtig, daß ein ihm nahestehender Mann dieses Amt erhielt. Übrigens mußte der Iuppiter-Priester mit einer Patrizierin verheiratet sein, und Cornelia erfüllte diese Bedingung. - Toga praetexta: eine Toga mit Purpurstreifen, die Knaben bis zum 1$. oder auch 18. Lebensjahr trugen. - Er heiratete Cornelia, die Tochter des Cinna: i. J. 84. Die Iulier rechneten ihrem politischen Rang nach schon längst nicht mehr zur Spitze der römischen Gesellschaft. Die Verbindung mit Cinna stellte also eine besondere Auszeichnung dar. Cinna wird bei der Wahl seines Schwiegersohnes wohl auch bedacht haben, daß Caesar der Neffe des erfolgreichen Marius war. Es war für ihn von großer Bedeutung, sich eine solide Machtbasis zu schaffen. Caesar war zunächst einmal auf bestimmte Verbündete festgelegt und vor allem gegen die alte Nobilität. - (Lucius Cornelius) Cinna: gegen die Interessen Sullas, der an der Macht war, i. J. 88 zum Konsul gewählt; ließ sich bis 84 jährlich zum Konsuln wählen, war darum bemüht, die durch die Kriege zerrütteten wirtschaftlichen Verhältnisse wieder in Ordnung zu bringen und leidliche Beziehungen zum Senat zu ge-

I004

ERLÄUTERUNGEN

winnen; strebte einen Ausgleich mit seinem Gegner Sulla an; als dies nicht gelingen wollte, rüstete er zu einem Krieg gegen Sulla; 84 v. Chr. von meuternden Soldaten erschlagen. - diese gebar ihm schon bald lulia: i. J. 76. 59 v. Chr. mit Gnaeus Pompeius Magnus vermählt, brachte Anfang 54 ein Kind zur Welt, starb im Wochenbett. - Vom Diktator Sulla: i. J. 82. Als N e f f e des Marius und Schwiegersohn des Cinna wurde Caesar vielleicht einmal in der Lage sein, die Anhänger seiner Verwandten auf sich zu vereinigen; diese könnten Sullas Reformen einmal im Wege stehen. - (L. Cornelius) Sulla (Felix): 138 - 78 v. Chr., Vertreter der Adelspartei, nahm als Quaestor am Krieg gegen Jugurtha (111 - 105) und am Krieg gegen die Kimbern und Teutonen (113 - 101) teil, erhielt vom Senat den Oberbefehl im Krieg gegen Mithridates (88 - 84), w u r d e zu einem erbitterten Feind des Marius, Konsul 88, seit 82 Diktator auf unbestimmte Zeit, legt die Diktatur Ende 80 oder 79 nieder. Sulla verstand sein Glück als eine besondere G u n s t der Aphrodite/Venus. Seine Feinde behaupteten, in ihm steckten ein Fuchs und ein Löwe. 1.2 Vestalische Jungfrauen: hochangesehene, jungfräuliche Priesterinnen, die im Tempel der Vesta das heilige Feuer hüteten; eine Verletzung des Keuschheitsgelübdes wurde als böses Vorzeichen für den Staat angesehen, die Vestalin hart bestraft; sie wurde lebendig begraben. 1.3 Partei der Optimaten: die konservativen Mitglieder der Senatspartei; sie bezeichneten sich als die Guten (boni) oder als die Bürger ersten Ranges (optimi cives, optimates). - denn in Caesar steckten mehr als ein Marius: Gaius Marius (Volkstribun 119; Praetor 115, Konsul 107 v. Chr.; Oberbefehlshaber im Krieg gegen Sulla, Sieger über die Kimbern und Teutonen, Reformator des römischen Heeres, von Sulla geächtet) pflegte enge Verbindung zur oppositionellen Strömung gegen den Adel und dessen Parteiherrschaft. Es sollen Erinnerungen an das grausame Wüten des Marius gegen seine Gegner wachgerufen werden, nachdem der Senat Marius und Cinna eingeladen hatte, nach Rom zurückzukehren, das war i. J. 87. 2 Seine militärische Laufbahn begann er: i. J. 80. Bis 78 blieb er im Stab des Praetors Marcus Thermus. Eine ungewöhnlich lange Zeit. - Bithynien: Landschaft im nordwestlichen Kleinasien. - Nikomedes (III. Euergetes): 128 - 94 v. Chr., König von Bithynien. - erhabe dem König seine Unschuld hingegeben . . . . D i e K n a -

3

IULIUS CAESAR

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benliebe wurde anders als in Griechenland verachtet. Caesar kamen öfter Anzüglichkeiten auf diese Episode seines Lebens zu Ohren; vgl. Kap. 22,2; auch bei Caesars gallischem Triumph sang man Spottlieder, vgl. Kap. 49,4. — Das Urteil über seinen restlichen Kriegsdienst ist weitaus günstiger: Caesar blieb nicht nur im Stab des Praetors, wie das in der Regel die Söhne der vornehmen Familien Roms zu tun pflegten, sondern kämpfte in vorderster Linie mit. - Mytilene: Stadt auf der Insel Lesbos. - mit der Bürgerkrone ausgezeichnet: eine selten verliehene hohe Auszeichnung; ein Eichenkranz, den der Geehrte bei allen festlichen Anlässen tragen durfte. Wenn er an öffentlichen Veranstaltungen teilnahm, erhoben sich bei seinem Eintreten alle Anwesenden, sogar die Senatoren. Caesar hatte einem Kameraden das Leben gerettet. 3 er diente auch... Kilikien, aber nur kurz: Sueton spielt hier wohl auf die Teilnahme Caesars an einer Expedition gegen die Seeräuber an der Küste Kleinasiens an. - Kilikien: Landschaft im Südosten Kleinasiens, an der Grenze zu Syrien. - Tod Sullas: i. J. 78 in Puteoli (dem heutigen Pozzuoli). Sulla hatte im Jahre 88 den Bürgerkrieg eröffnet; Marius, den Retter Roms, ließ er zum Staatsfeind erklären, führte Reformen im Sinne des Senats durch. Dann überließ er es dem Senat, mit den Problemen, die die Staatsführung aufwarf, allein fertig zu werden. Caesar hatte im Laufe des Bürgerkrieges den schwachen Senat kennen- und geringschätzen gelernt. Vielleicht will Sueton hier darauf hinweisen, da£ Caesar diesem »Retter und Vater« Roms nacheifern wollte. - weder auf neue Zwisdgkeiten hoffte: Die Hoffnung als solche war nicht ganz unbegründet; gab es in Italien doch eine ganze Reihe Leute, die von Sulla geächtet worden waren und nun ihre Chance gekommen sahen; ähnlich warteten die Anhänger Cinnas auf ihre Rückkehr an die Macht. Senat und Lepidus waren unschlüssig, was das im Augenblick Notwendige sei. Sallust sagt über diesen Lepidus: »Er fürchtete den Frieden, aber er haßte auch den Krieg.« Caesar aber besaß den Instinkt für das Machbare und erkannte klar, daß die Zeichen auf Ruhe und Frieden standen, und handelte dementsprechend. - Marcus (Aemilius) Lepidus: Vater des Triumvirn des Jahres 43 v. Chr., Konsul d. J. 78, Gegner Sullas, bereicherte sich bei den Proskriptionen unter Sulla, erpreßte als Statthalter Siziliens Gelder, um sich das schönste Haus in der damaligen Zeit zu bauen, dessen Türschwellen aus numidischem Marmor waren.

хооб

ERLÄUTERUNGEN

4,1 (Gnaeus) Cornelius Dolabella: treuer Gefolgsmann Sullas, Konsul 81, Prokonsul in Makedonien 80 - 78 v. Chr.; vor Gericht verklagt i. J . 74. Caesar vertrat in diesem Prozeß die Interessen der Griechen. Er stach durch sein elegantes Latein hervor und erregte die Aufmerksamkeit des römischen Publikums. Es war nicht wichtig, daß der Angeklagte verurteilt wurde (was bei den damaligen Verhältnissen des Pairsgericht recht unwahrscheinlich war); wichtig war, daß man bekannt wurde. - sich nach Rhodos zurückzuziehen: Da Bildungsreisen nach Griechenland damals noch recht selten waren, gewinnt Suetons Vermutung über den Anlaß der Reise an Gewicht: Caesars Anklage eines bekannten Sullaners mußte in Senatskreisen als Angriff auf das korrupte Senatsregime verstanden werden (hatte er doch noch einen Mann Sullas, Gaius Antonius, angeklagt). Apollonios Mohn: berühmter Redner und Redelehrer auf Rhodos, durfte 81 v. Chr. als Gesandter der Rhodier als erster ohne Dolmetscher vor dem römischen Senat sprechen; auch Cicero war 78/77 sein Hörer. - Pharmakussa: kleine Insel südlich Milets. - dabei ist er ... gekidnappt worden: Plutarch (Caesar 1; 2) überliefert die Vorgänge ausgeschmückter als Sueton. Die ursprünglich geforderte Lösegeldsumme von zwanzig Talenten war Caesar zu gering gewesen, er bot den Seeräubern fünfzig. Ein Vertreter der römischen Oberschicht hatte den kleinasiatischen Städten viel wert zu sein, konnte man es doch so sehen, daß sie Schuld trugen, daß so etwas überhaupt möglich war. 4 J ließ sie hinrichten: Der Statthalter Asiens zögerte, die Seeräuber zu bestrafen. Da ließ Caesar sie eigenmächtig ans Kreuz schlagen, nachdem er sie - in Reminiszenz der alten Bekanntschaft - vorher hatte erdrosseln lassen. - Als Mithridates die Gebiete ... verwüstete: i. J . 74. Mithridates VI. Eupator (132 - 63 v. Chr.; König von Pontus am Schwarzen Meer) war in Bithynien einmarschiert, das die Römer gerade von Caesars Freund Nikomedes geerbt hatten. Er versuchte auch die ganze Provinz Asia zum Abfall von den Römern zu bewegen. - vertrieb den Praefekten des Königs: Caesar handelte ohne Amt, vollkommen eigenmächtig; aber Rom war in Gefahr, da hatte ein echter Römer Entschlossenheit zu praktizieren (man denke hier an Sallusts Brief des Mithridates, der als Medium gedacht war, den Verantwortlichen Roms das rechte Verhalten vor Augen zu stellen). - daß Städte ... Rom die Treue hielten: Sie werden sich gefragt

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IULIUS CAESAR

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haben, was für ein Rom erst hinter einem so entschlossen handelnden jungen Mann stehen mußte. 5 In seiner Funktion als Militärtribun: i. J . 73 oder 72. Caesar hat wahrscheinlich in dieser Position am Sklavenkrieg des Jahres 73 teilgenommen. Die 24 Militärtribunen wirkten bei Truppenaushebungen mit und bekamen gelegentlich kleine Kommandos übertragen. - die Amtsbefugnisse des Tribunen wiederhergestellt: Die Volkstribunen durften nur noch das vor die Volksversammlung bringen, was der Senat vorher genehmigt hatte. Damit war das Gesetzgebungsrecht der Volkstribunen faktisch aufgehoben. Ferner durfte derjenige, der Volkstribun gewesen war, sich um kein weiteres Amt mehr bewerben. - (Quintus) Sertorius: Parteigänger des Marius, 83 Praetor in Spanien, entfachte dort einen Aufstand gegen die Senatspartei, der trotz des Eingreifens des Pompeius erst durch die Ermordung des Sertorius i. J. 72 v. Chr. beendet wurde. - auf Grund des Gesetzesantrags des Plautius: i. J. 70 brachte der Volkstribun Plautius ein Gesetz ein, das den Anhängern des Lepidus, die zu Sertorius geflohen waren, gestattete, nach Rom zurückzukehren. Caesar stellt sich mit seiner Politik ganz klar auf die Seite der Populären (vgl. Cassius Dio 44,47,4). 6,1 Als Quaestor: i. J. 70, d. h. im Alter von dreißig Jahren; mit der Übernahme der Quaestur begann man die römische Ämterlaufbahn. - die Leichenreden auf seine Tante Iulia: In Rom war man gespannt, was Caesar wohl über den Gatten seiner Tante, Marius, sagen werde. Über den Inhalt der Rede ist nichts bekannt. Caesar nutzte den Leichenzug als Mittel zur Propaganda. Er ließ neben den Masken seiner Vorfahren auch das Bild des Marius im Leichenzug mitführen und machte deutlich, wo er seinen Platz in der römischen Gesellschaft gesehen haben wollte: Er sollte als Vorkämpfer für die Rechte des Volkes wie der große Marius erscheinen. Hiermit zog er sich Mißbilligung, aber auch Beifall zu. - seine Gattin Cornelia: verstorben i. J . 68; es widersprach dem Herkommen, eine Leichenrede auf eine Frau, die so jung verstorben war, zuhalten. - berichteter über ihre und die Herkunft seines Vaters: Die Iulier wurden nicht unter die politisch führenden Familien Roms gezählt. Ihre Familie konnte zwischen 267 und 157 nur zwei Konsuln vorweisen; man war höchstens bis zur Praetur, dem zweithöchsten Amt, aufgestiegen. Ihren Stolz aber hatten sie bewahrt. Die Verbindung zur Venus ließ

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ERLÄUTERUNGEN

sich über einen mythischen Helden namens Iullus, der der G r ü n d e r von A l b a L o n g a gewesen sein soll, herstellen. Im M y t h o s gilt Iullus als der Sohn des Aeneas, der wiederum der Sohn der Venus war. Dieser w a r von Troja nach Italien gekommen, hatte dorthin die H a u s götter mitgebracht. Auf ihn führte man die A b s t a m m u n g der Mutter der G r ü n d e r R o m s , R o m u l u s und Remus, zurück, die Sohne des Mars waren. Caesar mußte bei der Herleitung seiner A b s t a m m u n g ein wenig nachhelfen, da er ja keine ruhmreichen Vorfahren aus der Zeit der Republik beibringen konnte. - Ancus Marcius: vierter der sagenhaften Könige R o m s . 6,2 Anstelle der Cornelia wurde Pompeia ... seine Frau: i. J . 68. Vielleicht wollte Caesar versuchen, zu den Sullanern eine Verbindung aufzubauen. Vielleicht w a r es eine Heirat aus Liebe, da Caesar an seinen politischen Grundsätzen festhält. - Quintus Pompeius (Rufus): Schwiegersohn Sullas und Schwiegervater Caesars. - später ließ er sich ... von ihr scheiden: Seine Angehörigen mußten auch von jedem Verdacht frei sein. - Publius Clodius (Pulcher): berüchtigte Persönlichkeit, setzte die Verbannung Ciceros durch; besaß eine Bande, mit der er R o m tyrannisierte; trat in den Stand der Plebejer über, davon zeugt die Ä n d e r u n g des Gentilnamens Claudius in das umgangssprachliche C l o d i u s , um als Volkstribun die Massen zu beherrschen. - Ende 62 kam es zu diesem Skandal; im Hause Caesars wurde das Fest der Bona D e a gefeiert, zu dem nur Frauen zugelassen waren. C i c e r o bestand auf der genauen Untersuchung des Vorfalls. C l o d i u s kam durch Bestechungsgelder seiner Freunde frei. Caesar tat, als wisse er von nichts. 7.1 fiel ihm das südliche Spanien zu: i. J . 69. E r hatte die A u f g a b e , in Teilen der Provinz bei Gerichtsverhandlungen den Vorsitz zu f ü h ren. D a s Gebiet umfaßte den südlich des E b r o gelegenen Teil der römischen Provinz Hispania. - Gades: das heutige C a d i z an der M ü n d u n g des Guadalquivir. - Büste Alexander des Großen: Alexander d. G r . , K ö n i g der Makedonen 3 3 6 - 3 2 3 4 Chr., Sohn Philipps II.; Alexander-Vergleiche lagen im damaligen R o m in der L u f t . 7.2 wegen eines Traumes: Plutarch (Caes. 32; vgl. H e r o d o t 6 , 1 0 7 ) legt diesen Traum in die N a c h t vor dem Überschreiten des Rubicon. 8 verließ er die Provinz vor der gesetzlich festgelegten Zeit: Sueton bringt hier wohl zwei Vorgänge durcheinander. A u s dem Jahre 60 gibt es Belege f ü r einen vorzeitigen Aufbruch aus der spanischen

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Statthalterschaft. - Kolonien latinischen Rechts: Die Einwohner der Städte von Gallia Cisalpina waren zwar weitgehend romanisiert, besaßen aber noch nicht das volle römische Bürgerrecht. Caesar macht sich zu ihrem Fürsprecher, um sich so eine große Klientel zu verschaffen. Denn die führenden Familien der Provinz, die bereits das volle Bürgerrecht besaßen, übten in Rom großen Einfluß bei Wahlversammlungen aus. Es ist unwahrscheinlich, daß er sie zum Aufstand gegen Rom anstiften wollte. - die für Kilikien ausgehobenen Legionen: wohl um gegen die Seeräuber vorzugehen, die es sogar gewagt hatten, bis in den Hafen Ostia vorzudringen. 9.1 bevor er das Amt des Aedilen antrat: i. J.66 wurde er zum Aedil gewählt und hatte damit polizeiliche Vollmachten als öffentliche Ordnungsmacht und Marktpolizei, als Aufseher über die Bäder und Bordelle, er hatte die Oberaufsicht über die Getreideversorgung und -Verteilung. Die regulären Spiele auszurichten war ebenfalb eine Aufgabe des Aedilen. - Marcus Crassus... Publius Sulla und L. Autronius: Wir hören Ende 66 von einer Verschwörung. Die für 65 gewählten Konsuln waren wegen Wahlbestechung verurteilt worden, konnten also ihr Amt nicht antreten. Die abgesetzten Konsuln planten die an ihre Stelle neu gewählten Konsuln zu ermorden. Es kam aber nicht zur Ausführung des Planes. Engen Kontakt soll Crassus mit den Verschwörern unterhalten haben, nicht aber Caesar, den man fälschlich mit der Verschwörung in Verbindung bringt. Möglich ist, daß man aus der Verbindung zwischen Caesar und Crassus eine Beteiligung konstruiert hat. - Marcus (Liattius) Crassus: 115-5} v.Chr.; Roms reichster Mann, verstand es, seinen Reichtum politisch klug einzusetzen, verstieg sich zu der Meinung, sein Reichtum könne ihn zum führenden Mann in Rom werden lassen, Rivale des Pompeius im Krieg gegen Spartakus und die Sklaven, 70; 55 Konsul, 65 Zensor, Triumvir mit Pompeius i. J. 60, 53 bei Karrhae im Krieg gegen die Parther gefallen. - Publius (Cornelius) Sulla: Neffe des Diktators Sulla. 9.2 Tanusius Geminus: Verfasser eines Geschichtswerks (nicht erhalten), wohl um 50 oder nach 44 entstanden, mit caesarfeindlicher Tendenz. - Marcus Bibulus in seinen Edikten: Hier spielt Sueton auf die verbitterte Reaktion des Bibulus an, den Caesar ausgebootet hatte. 59 zog sich Bibulus von seinen Amtsgeschäften zurück und drohte damit, an den Komitialtagen eine Himmelsschau durchzu-

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führen; zu seinen bissigen Edikten vgl. Kap. 49. - C. (Scribonius) Curia der Ältere: Konsul 76 v. Chr. Anhänger der Partei Sullas, auf selten Ciceros gegen Catilina, scharfer Gegner Caesars; verfaßte 5 5 eine Invektive, in der gegen die Statthalterschaft Caesars in Gallien Anklage erhoben wurde. - in einem Brief an Axius: Axius war vor 73 v. Chr. Quaestor; Senator; die Briefsammlung M. Tullius Ciceros, »Epistulae ad Q. Axium«, ist verlorengegangen. - alsAedd: 1. J. 65. 9,3 M. Actorius Naso: Verfasser eines geschichtlichen Werkes über Caesar oder seine Zeit. - Ambraner: wahrscheinlich ein keltischer Stamm, der sich den Kimbern und Teutonen angeschlossen hatte, 102 v. Chr. mit den Teutonen bei Aquae Sextiae (heute Aix en Provence) von Marius besiegt. - Transpadaner: Bewohner der Transpadana, der Gegend nördlich des Po. 10.1 ab Aedil: Das Amt des Aedilen war von großem Interesse, da der Römer am Anfang seiner Laufbahn sich durch die Ausrichtung der regulären Feiern und Spiele eine große Anhängerschaft für die nächste Wahl auf einen höheren Posten gewinnen konnte. - Basiliken: gemeint sind wohl die Basilica Porcia (184), Basilica Aemilia (179), Basilica Sempronia (169) und die Basilica Opimia (121 v.Chr.). - Kapitol: der westlich vom Forum gelegene Burgberg Roms mit zwei Kuppen; auf der nördlichen standen der Tempel der Iuno Moneta und der Concordia, auf der südlichen der Iuppitertempel. Am Südostabhang des Kapitols lag der Tarpeische Felsen. - Er veranstaltete auch Tierhetzen: im September 6 5. Dadurch erreichte er, daß gerade ihm Dank und Gunst der Masse zuflössen. - Gladiatorenspiele: zu Ehren seines i. J. 8 5 verstorbenen Vaters. Der Abstand zum Todesjahr zeigt deutlich die Funktion solcher Veranstaltungen: Sie sollten bei der Bewerbung des jungen Mannes um die höchsten Amter allen noch frisch im Gedächtnis sein. - Pollux ... Castor: Söhne des Zeus bzw. Tyndareos und der Leda; ein Zwillingspaar; die Dioskuren wurden als unzertrennliches ritterliches Paar gedacht, das in jeder Not, besonders in Kampf und Sturm, zu Hilfe eilte; Schutzpatrone der Seeleute. 10.2 aber mit beträchtlich weniger Kampfpartnem: 320 Paare sollten gegeneinander antreten. Er soll das durch diese Verfügung gesparte Geld dafür verwendet haben, die Kämpfer mit silbernen Rüstungen auszustatten. Über den Kampf ist uns nichts bekannt. Verfügung: Uber den Zeitpunkt ihres Inkrafttretens, ob vor oder nach dem Kampf, wissen wir nichts.

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11 Alexandria: von Alexander d. Gr. an der Nilmiindung gegründete Stadt, die zum kulturellen Zentrum der antiken Welt wurde. - da die Partei der Optimaten Front gegen ihn machte: Den Senatoren war klar geworden, daß Caesar an die Macht wollte, und zwar mit Hilfe des Volkes und unter Beschneidung ihrer Kompetenzen. Also stimmten sie dem Vorschlag der Volkstribunen, Caesar solle Truppenkontingente erhalten, um Ägypten zu erobern und es zur römischen Provinz zu machen, nicht zu. Ein entschiedener Gegner Caesars war Cicero. Es hieß, lieber wolle man ohne Ägypten sein, als Caesar eine Armee geben. - ließ er die Siegeszeichen, die Gaius Marius: Als Aedil war Caesar ja zuständig für Straßen und Plätze. Ganz offensichtlich nutzt er dieses Amt, um weiter fortzuschreiten auf dem populären Wege. Lutatius Catulus soll gesagt haben, Caesar greife die Republik nicht mehr in Minengängen, sondern schon mit Sturmböcken an. - Jugurtha: König von Numidien, von Marius nach einem langwierigen Krieg besiegt, io$ v. Chr. von Bocchus den Römern ausgeliefert, 104 in Rom erdrosselt. - Kimbern: germanischer Stamm, 1 ο 1 v. Chr. von Marius bei Vercellae (zwischen Mailand und Turin) entscheidend geschlagen. - Teutonen: Volksstamm an der Westküste Jütlands und an der Elbmündung. 102 v. Chr. bei Aquae Sextiae (heute A ix en Provence) von Marius besiegt. - als die Proskriptionen im Gange waren: Von Staatsfeinden und politischen Gegnern wurden die Namen auf Tafeln veröffentlicht; wer seinen Namen dort aufgeführt fand, war vogelfrei. - die Comelischen Gesetze: Im Oktober des Jahres 82 ordnete Sulla an, daß alle, die nach seiner Landung in Italien (Frühjahr 83) gegen ihn gekämpft hatten, getötet werden sollten. Durch die lex Cornelia de proscriptione wurden die Modalitäten der Ächtung näher fixiert, so erklärte man die Proskribierten bis zum 1.6.81 für vogelfrei; wer einen Proskribierten tötete, erhielt ein Prämie, das Vermögen des Geächteten fiel an den Staat; die Nachkommen der Proskribierten sollten bis in die Generation der Enkel von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen bleiben. Den Proskriptionen sollen 40 Senatoren, 1600 Ritter und zahlreiche andere Bürger zum Opfer gefallen sein. 12 Termin für die Eröffnung des Hochverratsprozesses: Im Jahre 100, also vor 37 Jahren, hatte Gaius Rabirius unter Billigung führender Senatoren den Volkstribunen Lucius Saturninus ermordet. Rabirius hatte sich Marius gestellt; dieser hatte ihn im Senatsgebäude fest-

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gesetzt; Rabirius w u r d e dennoch ermordet. Caesar will d u r c h die A u f n a h m e dieses Prozesses wohl jeden Bürger abschrecken, sich als Werkzeug d e m Senat zur Verfügung zu stellen. - Lucius (Appuleius) Saturninus: Volkstribun 103 und 100 v. C h r . ; er setzte den von Marius erhobenen A n s p r u c h auf eine Ackerversorgung f ü r die von diesem angeworbenen besitzlosen Soldaten in einem Ackergesetz d u r c h ; dann w u r d e er umgebracht. E r war das O p f e r eines sich n e u formierenden, gegenüber populären A k t i o n e n intoleranten Senatsadels. - durch Los zum Richter über diesen Angeklagten bestellt: D e r P r o z e ß fand vor d e m Z w e i - M ä n n e r - G e r i c h t statt, einer ganz altertümlichen Einrichtung. Caesars Urteil: H i n r i c h t u n g wegen Hochverrats, Kreuzigung auf dem Marsfeld. Cicero h o b als Konsul dieses Urteil auf. 13 bewarb er sich um das Amt des Oberpriesters: Mitte 63. G e wählt w u r d e einer der Pontifices in der Volksversammlung von 17 Tribus (Wahlbezirken), wobei die Stimmen der städtischen Plebs benachteiligt w u r d e n . In der Regel setzte sich bei der Wahl der älteste und würdigste Priester durch. Es kandidierten Catulus (Konsul 78) und Publius Servilius Vatia Isauricus (Konsul 79; ihm hatte Caesar 74 seine Dienste im Krieg gegen die Seeräuber angeboten). Gegen das H e r k o m m e n b e w a r b sich auch Caesar; er hatte bei der römischen Plebs eine große Anhängerschaft sowie einflußreiche F r e u n d e ; den Ausschlag f ü r seine Wahl gaben aber die Bestechungsgelder, die er zahlte. Caesar k o n n t e seinen Aufstieg in die ersten Ränge der Senatsaristokratie auch äußerlich manifestieren: Er bezog seinen Amtssitz an der Via Sacra, am Palatin. Die Bedeutung des Amtes wird deutlich, wenn m a n die Abhängigkeit der politischen Macht von der Bestätigung der Rechtmäßigkeit ihrer H a n d l u n g e n durch eine religiöse Zeremonie bedenkt. 14,1 zum Praetor gewählt: Mitte 6}. - der Senat beschloß einmütig: am 5. D e z e m b e r 63 im Tempel der C o n c o r d i a , zu F ü ß e n des Kapitols. Diesen Tempel k o n n t e man gut sichern; dieser A s p e k t war wichtig, da Freigelassene und Klienten der Verhafteten begonnen hatten, Vorkehrungen f ü r ihre Befreiung zu treffen. Die Mamertinen, die Hinrichtungsstätte f ü r die z u m Tode Verurteilten, befanden sich in der N ä h e . - da stand er als Praetor allein: als designierter Praetor. A n f a n g s scheint Caesar den Mitgliedern des Senats z u z u stimmen. D o c h dann erklärt er, die G ö t t e r hätten den Tod doch w o h l

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kaum als Strafe gedacht. Auch sei es verboten, jemanden ohne ordentliches Gerichtsurteil mit dem Tode zu bestrafen. Er plädiere für eine lebenslängliche Haft in verschiedenen Städten Italiens. So werde auch dem Volk und solchen, die sich des Volkes bedienen konnten, um gegen diesen Beschluß zu agitieren, der Wind aus den Segeln genommen. - Decimus Silanus: Er stellt richtig, daß er unter »Höchste Strafe« natürlich auch die lebenslängliche Haft verstanden habe. - Im Grunde genommen hätte er sich durchgesetzt: Ciesajs\ntrag fand die Zustimmung fast aller, die nach ihm nach ihrer Meinung befragt wurden; er trägt also einen Sieg gegen die geschlossene Autorität der Konsularen davon. 14,2 Rede des M. (Porcius) Cato: Er war mit 32 Jahren eines der jüngsten Mitglieder des Senats, designierter Volkstribun; Cato machte das Verhalten der Vorfahren zum Maßstab für das rechte Verhalten in der Gegenwart; er vertrat die Meinung, man müsse so handeln, wie es die Vorfahren unter den gegebenen Umständen getan hätten. - um für Schutz zu sorgen: Einige Quellen berichten, diese Szene habe sich beim Ausgang abgespielt. Caesar sei nur deswegen gerettet worden, weil Cicero dazwischengetreten sei. - Die Кипе: Die Senatssitzung hatte im Tempel der Concordia stattgefunden. 15 Am ersten Tag der Praetur: also am 1. Januar 62. Auf den Antrag Caesars hin, mußte Catulus, der princeps senatus, Rechenschaft über den Wiederaufbau des Kapitols ablegen. Caesar demütigte den alten Herrn dadurch, daß er zu seinen Füßen, nicht von der Rednertribüne herab, zu sprechen hatte. - Quintus (Lutatius) Catulus: entschiedener Verfechter der sullanischen Politik; einer der führenden Persönlichkeiten des Senats. Konsul i. J. 78 zusammen mit M. Aemilius Lepidus, einem Gegner Sullas. Unterlag i. J. 63 Caesar bei der Bewerbung um das Amt des Pontifex Maximus. Er bleibt ein Gegner Caesars. Daraus ist wohl auch sein Vorwurf gegen Caesar zu verstehen, dieser sei an der Verschwörung des Catilina beteiligt. Möglich ist auch, daß man Caesar allein deswegen verdächtigte, weil er Crassus nahe stand, der L. Sergius Catilina bei seiner Bewerbung um das Konsulat i. J. 63 unterstützt hatte. - Zusammenschluß der Optimaten: Hier sieht man deutlich, daß Sueton Caesar als den Vertreter der Interessen der Populären gesehen wissen will. - zog er den Antrag zurück: Sein Unterfangen hatte ja Erfolg gehabt; Catulus hatte mit seinen Verdächtigungen nichts erreicht.

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16,1 (Q.) Caecilius Metellus (Nepos): Nepos stellte den Antrag, Pompeius zur Wiederherstellung der Ordnung mit der Armee nach Italien zu holen, und drohte damit, Pompeius werde Cicero und alle, die gegen die Provokationsgesetze verstoßen hätten, zur Rechenschaft ziehen. Der Senat erklärte, wer dergleichen versuche, sei der Feind der Stadt. Nepos versuchte seinen Antrag mit Gewalt durchzusetzen, und ließ das Forum von seinen Anhängern besetzen. Nepos konnte seinen Antrag nicht durchsetzen und floh zu Pompeius. - bis beide aus ihren Staatsämtern ... entfernt wurden: Das mag Teil der sehr entschiedenen Politik Catos gewesen sein, vielleicht aber auch Ausdruck des Argers der Senatsmehrheit darüber, daß die herausfordernden Angriffe auf das höchste Gremium zunahmen. - Amtsdiener: Die Liktoren begleiteten die Magistrate überall hin, verschafften ihnen Platz und Respekt; als Symbol ihrer exekutiven Gewalt trugen sie in der Stadt das Rutenbündel, im Feld das Rutenbündel mit den Beilen darin verborgen. Den Konsuln begleiteten zwölf, den Praetor sechs. 17,1 es ist keineswegs ausgeschlossen: daß er den Verschwörern Mut machte, allein deswegen, weil eine nachhaltige Störung des öffentlichen Lebens eine bewaffnete Rückkehr des Pompeius ermöglichen werde. Sallust bemerkt: »Alle, die nicht die Sache des Senats verfochten, wollten lieber, daß das Gemeinwesen in Unordnung gerate, als daß sie selber weniger Gewicht hätten.« - Novius Niger: Gehilfe Ciceros. - Lucius Vettius: Vermutlich war er Aedil. - Quintus Curius: Teilnehmer an der catilinarischen Verschwörung, verriet das Komplott und lieferte die ersten Informationen. 18,1 Unmittelbar nach der Praetur: i . J . ö i . - daß Bürgen für ihn eintraten: Crassus bürgte für 830 Talente, also mit einem Achtel seines Vermögens, und Crassus war der reichste Mann Roms. - Als er in der Provinz wieder Ruhe und Ordnung hergestellt hatte: Gerade in der Provinz angekommen, war Caesar gegen Volksstämme im heutigen Portugal und in Nordwestspanien zu Felde gezogen. Er konnte große Erfolge verzeichnen und Beute vorweisen. Seine Soldaten akklamierten ihn als Imperator. Der Senat billigte ihm einen Triumph zu. Caesar kümmerte sich aber auch um die Verwaltung und Rechtsprechung in der Provinz. - reiste er... ab: im Frühjahr 60. - um in Rom einen Triumph zu feiern: Zunächst mußte er vor der geheiligten Stadtgrenze verweilen. Erst am Tag des Triumphes

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durfte er sie überschreiten. - um das Konsulat zu bewerben: Anfang Juli mußte er seine Bewerbung um das Konsulat in der Stadt anmelden. 18,2 sich viele ... dagegen ausgesprochen hatten: Cato hielt eine lange Rede und verhinderte, daß man über Caesars Antrag zu einer Entscheidung kam. Aus anderen Quellen wissen wir, daß die Mehrheit des Senats Caesars Antrag positiv bescheiden wollte. 19.1 Von den beiden Mitbewerbern um das Konsulat: Caesar Schloß ein Wahlbündnis mit Lucceius, dem wohlhabenden Freund des Pompeius. Auch Crassus und Pompeius traten für ihn ein. Crassus brachte große Teile der Ritterschaft mit, Caesar Klienten, Freunde und seinen Ruf. — Marcus (Calpumius) Bibulus: Schwiegersohn Catos; ein ernster, strenger Mann, der einen geraden Kurs steuern konnte. Konkurrent Caesars seit der Aedilität. - vor den Centurien: Diese wählten Anfang Juli auf dem Marsfeld die Konsuln. 19.2 Amtsvollmachten für weniger bedeutende Aufgaben: Damit wurden die Anreize für eine Kandidatur, insbesondere die Caesars, genommen. - ein Bündnis: das sog. erste Triumvirat: i. J . 60. Caesar war mit überwältigender Mehrheit zum Konsul gewählt worden; einige Quellen sprechen davon, daß alle Centimen ihm ihre Stimme gegeben hätten. - Mit dem Dreibund wollten die Partner sicherstellen, daß im Staate nichts mehr geschehen sollte, was einem von ihnen nicht paßte. Alle wollten sie in Rom der Erste sein; eine schlechte Voraussetzung für erfolgreiche Politik. 20,1 Am Tag der Amtsübernahme: dem 1. Januar 60. Caesar wollte dazu beitragen, daß das politische Leben sachorientierter wurde; er dachte ganz praktisch, also im Sinne einer populären Politik. So ließen sich Fehldarstellungen von Senatsdebatten leichter in den Griff bekommen. - Er ließ auch ein Ackergesetz bekanntmachen: Wohl in den ersten Tagen des Jahres 60. Caesar wollte Land beschaffen, indem das Ackerland, das im Besitz von Gemeinden war, aufgeteilt wurde, ausgenommen war hier Kampanien; auch mit Beutegeldern des Pompeius sollte Land aufgekauft werden. - Anfang April war das Gesetzgebungsprogramm erledigt. - ließ er ihn mit Waffengewalt vom Forum verjagen: Der Amtskollege Caesars, der Konsul Bibulus, und drei Volkstribune, die ihn begleiteten, wurden die Stufen des Castortempels hinabgestoßen. Sie konnten ihre Einwände nicht vorbringen. Uber Bibulus entleerte man einen Korb voller

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Mist, seinen Liktoren zerbrach man die Rutenbündel. Caesars Gesetz wurde gebilligt. - ein ungünstiges Zeichen: Das war meist ein Grund gewesen, von seinem Handeln Abstand zu nehmen. Als Cato sich offen gegen das Gesetz aussprach, ließ Caesar ihn festnehmen und ins Gefängnis stecken. Gegen das Gesetz sprach, daß Pompeius wesentlich mehr Macht bekam. - nur... Gegenrede erhob: Bibulus wurde in seinem Haus stark bewacht und von Banden des Vatinius umlagert. 20.2 folgende Verse: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 330. 20.3 Das Gebiet um Stella: fruchtbares Land in Kampanien. - Als die Steuerpächter: d. h. die Steuerpächter Asiens. 20.4 Lucius (Licinius) Lucullus, der sich allzu offen widersetzte: Konsul des Jahrs 74; als solcher hatte er den Oberbefehl gegen Mithridates erhalten, war sieben Jahre lang ein erfolgreicher Feldherr, aber schlechter Führer seiner Soldaten gewesen. Er begriff sich als den eigentlichen Sieger über Mithridates und sah sich von Pompeius um die Anerkennung gebracht. - Publius Clodius (Pulcher): Angehörige des alten patrizischen Adels durften nicht Volkstribun werden. Eben dies aber wollte Clodius seit dem Bona-Dea-Skandal von 62/61. Neben den vielen Absichten, die er mit seinen Ambitionen verband, war wohl eine entscheidend, nämlich die Rache an Cicero, der ihm damals sein Alibi bestritten hatte. - noch am selben Tag: Ausdruck der Mißachtung der alten Bräuche. In der Regel hatte der Betreffende einen Antrag auf Ubertritt in den Plebejerstand zu stellen, der dann von den Pontifices geprüft wurde. Nach einer Frist von drei Wochen erging dann der Bescheid und die formelle Überwechslung in den anderen Stand. 20.5 stiftete er den Denunzianten (Lucius) Vettius ... an: Mitte 59. Vettius hatte bei einer Untersuchung durch den Senat angegeben, junge Adlige planten ein Attentat auf Pompeius, u. a. Brutus und Bibulus. Letzterer aber hatte Pompeius vor einem Attentat gewarnt. Vettius verstrickte sich in Widersprüche und nannte bei verschiedenen Anlässen unterschiedliche Beteiligte. 21 gab seine Tochter Iulia dem Gnaeus Pompeius zur Frau: im April 59. - begann er, diesen als ersten nach seiner Meinung zu fragen: Diese Änderung nahm er im Mai 59 vor. 22,1 wählte er ...die beiden Gallien aus: Gallia Cisalpina, das heutige Oberitalien, und Gallia Transalpina, die heutige Provence und

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das Languedoc; wahrscheinlich sah er hier größere Chancen, sich militärisch auszuzeichnen. - nach der Lex Vatinia: ein Gesetz, das Caesars Handlanger Publius Vatinius einbrachte. Es wurden ihm Gallia Cisalpina und Illyrien für fünf Jahre übertragen. 22,2 das werde für eine Frau nicht leicht sein: Anspielung auf das Verhältnis Caesars mit Nikomedes, vgl. Iul. 2; 49. - Semtramis: legendäre babylonische Königin. - Amazonen: legendäres kriegerisches Frauenvolk in Kleinasien, das Männer nur zur Fortpflanzung duldete. - Hier zeigt sich Caesars Schlagfertigkeit. 23 Nach Ablauf seines Konsulats: Anfang 58. - trugen die Praetoren: Beide waren caesarfeindlich. Es sollte untersucht werden, ob Caesar seine Gesetze rechtmäßig eingebracht hatte. - reiste er in seine Provinz: entzog sich also den Maßnahmen des Senats. 24.1 als Lucius Domitius (Ahenobarbus) ... androhte: Domitius bewarb sich für 5 5 um das Konsulat; er war ein Adliger mit weitreichendem Einfluß, ein enger Freund Catos. - Luca: das heutige Lucca. Mitte April traf er hier mit Pompeius zusammen; es war der Ort seiner Provinz, der Rom am nächsten lag. - sich nochmals um das Konsulat zu bewerben: Caesar mußte einen Weg finden, daß sein Kommando verlängert, seine Aushebungen legalisiert und die Offiziersstellen in seinem Heer erhöht würden. Also sollten sich Pompeius und Crassus für $$ um das Konsulat bewerben und dafür Kommanden in den Provinzen für ebenfalls fünf Jahre erhalten. daß sein Oberbefehl... verlängert werde: Das geschah 55; ferner kam man überein, daß der Senat über seine Provinzen nicht vor dem ι. März 50 verhandeln dürfe. 24.2 er verstärkte die Legionen: Caesar hatte i. J. $7 die Legionen von vier auf acht verdoppelt. - Alauda: keltisches Wort für »Haubenlerche«; die Legion erhielt ihren Namen nach dem Helmschmuck. 24.3 Dankfeste: Zu Caesars Zeit eine Art Ehrung für den Sieger. Im Jahre 5 7 bewilligte man Caesar ein Dankfest von 15, i. J. 55 eines von 20 Tagen. 25.1 Ganz Gallien ... machte er ... zur Provinz: von j8 bis 50 v. Chr. - Berg Cebenna: die heutigen Cevennen. 25.2 nachdem er eine Brücke hatte bauen lassen: i. J. 5 5. Caesar wollte, daß die Germanen die Macht Roms in ihrem eigenen Land zu spüren bekamen und in Zukunft nicht mehr in Gallien einfielen. Al-

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so eilte er den Ubiern zu Hilfe und führte gleichzeitig eine Strafaktion gegen die Sugambrer durch. - Er griff auch die Britanner an: i.}. 55. Einmal ging es ihm darum, Gallien zu sichern; andererseits vermutete man auf der Insel Zinn-, Gold-, Silber- und Eisenerzvorkommen. - ...fast die gesamte Flotte: Sueton spielt hier wohl auf die Expedition Caesars i. J. 54 an. - bei Gergovia: i. J. 52. Stadt der Averner, westlich des Flusses Allier, südlich von Clermont-Ferrand; vgl. Caesar, Bellum Gallicum 7,36 ff. - die Legaten (Quintus) Titurius Sabinus und (Lucius) Aurunculeius (Cotta): Im Jahr 54 verlor Caesar 15 Kohorten; vgl. Caesar, Bellum Gallicum 5,24 - 37. Die Eburonen unter ihrem Führer Ambiorix hatten Tiberius und seine Truppen umzingelt und niedergemacht. 26,1 verlor er... seine Mutter: Aurelia, Tochter des Lucius Aurelius Cotta, des Konsuls von 119 v. Chr. Sie war es gewesen, die Publius Clodius entdeckt hatte, als er sich am Bona-Dea-Fest Ende 62 in Caesars Haus geschlichen hatte. Sie starb vor September 54. - dann seine Tochter und wenig später seine Enkelin: 54 stirbt Iulia im Wochenbett mit ihrem Kind. Mit Iulia verliert Caesar das Bindeglied zwischen sich und Pompeius. Als i. J. 5 3 auch noch Crassus umkommt, verliert er seinen wichtigsten Verbündeten, der Pompeius in Schranken halten könnte, solange er in Gallien war. - hatte die Ermordung des Publius Clodius: In Rom bewarben sich Clodius und Milo um das Konsulat bzw. die Praetur. Es kam zu regelrechten Bandenkriegen, bei denen Clodius von den Leuten Milos verwundet und schließlich im Januar 52 v. Chr. auf Befehl Milos ermordet wurde. Seine Leiche verbrannten die Anhänger Milos in der Kurie, die auch in Flammen aufging. - der Senat hatte sich dafür ausgesprochen: Der Senat war schwach, ganz so wie Caesar es gewollt hatte. Doch nun ergeht ein senatus consultum ultimum, wodurch Pompeius die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung übertragen wird. - sich in Abwesenheit: Caesar hätte nach Rom gehen können; doch das wäre gleichbedeutend mit dem Verlust Galliens gewesen. Für ihn war aber noch wichtiger, nicht als Privatmann nach Rom zu kommen, da er sich dann hätte verantworten müssen. - und der Krieg noch nicht beendet sei: Im Herbst $4 erhoben sich die Gallier erneut, denn ihnen war klar geworden, was der Verlust der Freiheit bedeutete. Die Eburonen besiegten die eineinhalb Legionen völlig, die in ihrem Gebiet Quartier bezogen hatten. Treverer, Nervier und andere Stämme schlossen sich der Aufstandsbewegung an.

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27.1 Gaius Marcellus: vgl. Iul. 29. - Faustus Sulla: Sohn des Diktators Sulla. 28.2 Marcus Claudius Marcellus: Konsul von 51 v. Chr. Marcellus konnte sich erst nach längeren Debatten durchsetzen, da sich Pompeius an die Zusage gebunden fühlte, die er Caesar gegeben hatte, nämlich nicht vor dem 1. März 50 über die Provinzen Caesars zu beraten. 28p Novum Comum: heute: Como am Corner See. Marcellus ließ auch einen Bürger dieser Kolonie auspeitschen, um klar zu machen, daß dieser kein römischer Bürger sei, obwohl Caesar ihn zu einem solchen gemacht hatte. 29.1 Widerstand, teils durch die Tribunen: Pompeius hatte aber bereits erklärt, ein Veto von ihrer Seite käme einer Mißachtung des Senats durch Caesar gleich. - Servius Sulpicius (Rufus): Konsul 51 v. Chr.; römischer Jurist; er ruft den Römern die Bürgerkriege in Erinnerung und versucht damit klar zu machen, daß man wieder auf dem besten Wege in ähnliche Verhältnisse sei. — Gaius Marcellus: Konsul jov. Chr.; verheiratet mit Octavia. - (Lucius) Aemilius Paullus und Gaius (Scribonius) Curia: Caesar soll ihnen viele Millionen Sesterze gezahlt haben; um ihre Schulden begleichen zu können, benötigten sie vierzig Millionen. Paullus hatte Schulden für den Wiederaufbau einer Basilika am Forum, Curio durch den Bau eines Theaters und die Veranstaltung von Spielen gemacht. - als Verteidiger: Als der Senat am i. März 50 beschloß, Caesar sofort seine Nachfolger in die Provinz zu schicken, interzedierte Curio; Paullus gelang es, die Beratungen hinzuziehen. 29.2 aus den Reiben der Gegenpartei: C. Marcellus und L. Cornelius Lentulus Crus wurden zu Konsuln für 49 v. Chr. gewählt. 30,1 in Ravenna: im Dezember 50 v. Chr. 30.3 M. (Poraus) Cato: die Seele des Widerstands gegen Caesar, vgl. Iul. 14,2. - (Titus Annius) Milo: Volkstribun von 57, bekämpfte mit seinen Banden Clodius (vgl. Iul. 26,1); Milo wurde verurteilt und in die Verbannung geschickt. 30.4 (C.) Asinius Pottio: 76 v. - 4 n. Chr.; Offizier Caesars, berühmt als Redner, Dichter von Tragödien und Geschichtsschreiber der Bürgerkriege. - Pharsalos: Schlacht 1. J. 48; vgl. Iul. 35. 30.5 (M. Tullius) Cicero: De officiis 3,21,82. 31,1 den Einspruch der Tribunen vom Usch gefegt: Der Senat war am 7. Januar 49 zusammengetreten, und das senatum consultum ulti-

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mum war ergangen. Dagegen gab es keine Interzession. Zuvor hatte Caesar weitgehende Zugeständnisse an den Senat und Pompeius gemacht, nicht aber seinen Verzicht auf eine Bewerbung für das Konsulat erklärt. 31,2 Rubicon: mündet nördlich von Rimini in die Adria. Caesar überschritt in der Nacht vom 10. zum 11. Januar den Grenzfluß seiner Provinz. - 'Noch gibt es für uns ein Zurück·: Cicero bemerkt, Caesar habe den Krieg nicht gewollt, sondern nur nicht gefürchtet. Die Gegner seien es gewesen, die den Krieg gewollt hätten. - Der Würfel ist gefallen: vgl. Plutarch, Caesar 32; Appian 2,35, dort lesen wir: „So soll der Würfel also gefallen sein." 33 das Recht auf den Ring: das Zeichen und das Mindestvermögen der Angehörigen des Ritterstandes. 34.1 Er besetzte Picenum, Umbrien und Etrurien: Anfang Februar nach Eintreffen der 12. Legion. Caesar traf auf keinen Widerstand, trotz der großen Anhängerschaft des Pompeius in Picenum; Caesar war einfach militärisch überlegen. - Lucius Domitius (Ahenobarbus): In Corfinium standen 30 Kohorten unter seinem Kommando; er wollte Caesar dort in den Abruzzen einschließen und vernichtend schlagen. Doch Mitte Februar wurde Domitius in Corfinium eingeschlossen. Die Soldaten kapitulierten. Caesar legte ein großartiges Beispiel seiner dementia (Milde) ab, indem er Senatoren und ihre Angehörigen und den Ritterstand begnadigte. 34.2 nach Rom: Am 11. März erhielten die freien Einwohner der Provinz Gallia Cisalpina das römische Bürgerrecht. Caesar lud den Rest des Senats, der in Italien verblieben war, für den 1. April zu einer Senatssitzung ein, zu der sich nur drei Konsulare einfanden. - M. Petreius: Legat des Pompeius in Hispania Ulterior. - L. Afranius: Legat des Pompeius in Hispania Citerior; er und Petreius wurden bei Herda durch das kluge taktische Operieren Caesars besiegt und baten um Begnadigung. - M. Terentius Varro: 49 folgte er Petreius als Legat, ergab sich kampflos. - Massilia: wie bereits im April desselben Jahres; heute: Marseille. 35,1 bei Pharsalos: am 8. August 48; das Schlachtfeld in Thessalien war mit Leichen übersät. - Als er ihn dort getötet vorfand: am 2. Oktober 48. - König Ptolemaios: Ptolemaios XIII. Philopator Philadelphus. - schwierigen Krieg: Ptolemaios und seine Schwester KleopatraVII. stritten um die Herrschaft. Laut Testament waren die

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Geschwister nach dem Tod ihrer Eltern Regenten geworden. Höflinge, die für den erst dreizehnjährigen Ptolemaios die Herrschaft ausübten, hatten Kleopatra aus dem Lande gejagt. Diese betrieb von Syrien aus ihre Rückkehr, indem sie Caesar für sich einnahm. Davon erfuhr Ptolemaios und wiegelte das Volk von Alexandria auf, den Palast zu stürmen. 35,2 stach er... in See: Ende Mai / Anfang Juni; zuvor unternahm er mit Kleopatra eine Fahrt auf dem Nil. - Pontus: Königreich an der Südküste des Schwarzen Meeres. - Pharnakes: Seit d. J . 48 versucht dieser das Reich seines Vaters zurückzuerobern, siegt über die Römer bei Nikopolis in Armenien, rückt auf die Provinz Asia vor; Caesar besiegt ihn am 2. August 48 bei Zela (veni, vidi, vici). - (Q. Caecilius MeteUus) Scipio: Schwiegervater des Pompeius, Konsul 52; Kommandant bei Pharsalos; Niederlage bei Thapsos i. J. 46, begeht Selbstmord. - Iuba: König von Numidien; fiel im Zweikampf mit einem führenden Pompeianer. Caesar macht Numidien zur Provinz Africa Nova. 36 C. Curia: vgl. Iul. 29. - C. Antonius: Bruder des Triumvirn; wurde i.J. 49 geschlagen. - P. (Cornelius) Dolabella: i-J. 49. - Cn. Domitius Calvinus. Konsul 4 3 ; i. J. 47 bei Nikopolis in Armenien von Pharnakes besiegt, vgl. Iul. 35,2. - Dyrrhachium: an der Küste Albaniens, i . J . 48; vgl. Iul. 68. 37.1 erfolgreich zu Ende: am 25. Juli 46 war Caesar wieder in Rom. 37.2 am Velabrum: vor dem Tempel der Fortuna. 38,1 neben den zehn Scheffeln Getreide: ca. 90 Liter; die doppelte Monatsration. 39.1 ein ehemaliger Senator: A m Gladiatorenkampf aktiv teilzunehmen, ziemte sich nicht für Angehörige des Senatorenstandes. - Bithynien: Landschaft in der Nordwesttürkei. 39.2 Decimus Laberius: 1 0 6 - 4 3 v· Chr. römischer Ritter; setzt die Tradition derpalliata, togata und Atellane (verschiedene Formen des röm. Lustspiels) fort. - Orchestra: Raum vor der Bühne; hier hatten die Senatoren eigens für sie reservierte Plätze. - Circus: der Circus Maximus zwischen Palatin und Aventin; zwischen 40 000 und 60 000 Zuschauer fanden hier Platz. - Trojaspiel: vgl. Aug. 43>2·

39,4 auf der kleinen

Codeta:

auf dem Marsfeld.

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ERLÄUTERUNGEN

40,1 Er verbesserte den Kalender: Die Römer hatten ein Mondjahr; alle zwei Jahre mußte ein Schaltmonat eingefügt werden. In den Wirren der Bürgerkriege der späten Republik hatte man dies öfter versäumt. Caesar setzt anstelle des Mondjahres das Sonnenjahr. Im Februar 46 hatte er bereits einen normalen Schaltmonat eingefügt, zwischen November und Dezember schob er dann nochmals 66 Tage ein. Caesar stützte sich bei der Neuordnung des Kalenders wahrscheinlich auf die Erkenntnisse des griechischen Astronomen Sosigenes. 42,3 alle Vereine ... löste er auf: Er wollte verhindern, daß sich politische Zirkel bildeten, die einen Umsturz planten. Nicht berührt wurden die Kollegien der Priester, Künstler und Handwerker. 44.1 sollte der See: das kleine Codetafeld auf dem Marsfeld. Der See war für die Feiern anläßlich seines Triumphes künstlich angelegt worden. - an den Tarpejischen Felsen: Westlich vom Kapitol sollte das Theater gebaut werden; man ging daran, Häuser und Tempel in dieser Gegend abzureißen. Erst Augustus ließ dieses Theater, das Marcellus-Theater, bauen. 44.2 Marcus (Terentius)Varro: vgl. Iul. 34,2. 44.3 die Pontinischen Sümpfe: südlich Roms; Caesar erhielt durch Gesetz den Auftrag. - Fuciner See: See in den Apenninen; vgl. Claud. 20. - Isthmus von Korinth: vgl. Cal. 2 1 ; Nero 19. - Dacer: Volksstamm im heutigen Rumänien; ihr König Burebista hatte seine Herrschaft nach Süden bis über die Donau ausgedehnt. - Pontus: Landschaft an der Südküste des Schwarzen Meeres. - Thrakien: antike Landschaft zwischen Donau, Schwarzem Meer, Agäischem Meer und Makedonien. - mit den Parthern: Volksstamm jenseits des Euphrats, an der Grenze der römischen Provinz Syrien, ihr Reich reichte bis ins heutige Persien. Im Jahre 53 war Crassus von ihnen besiegt worden und hatte die römischen Feldzeichen verloren. Unter Caesar waren sie auf dem Vormarsch in die östlichen Provinzen Roms. Also plante Caesar einen Feldzug, der die Menschen an die Leistungen Alexanders des Großen erinnern sollte. 44.4 vorzeitig der Tod: am 15. März 44 v. Chr. 46 Subura: berüchtigter Stadtteil Roms. - nach seiner Wahl zum Pontifex: i. J. 63; vgl. Iul. 13. - in der Gegend des Nemisees: neben dem Albanersee; berühmt wegen des Heiligtums der Diana. 47 Nach Britannien: i. d. J. 55 und 54, vgl. Iul. 25,2.

54

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49.1 Nikomedes: vgl. Iul. 2. - Verse des Calvus Licinius: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 322. - Reden Dolabellas: Cn. Cornelius Dolabella, Konsul von 81. - des älteren Curio: С. Scribonius Curio, Konsul von 76; vgl. Iul. 9,2. 49.2 Bibulus: vgl. Iul. 9,2. - Octavius: ansonsten unbekannt. - Gaius Memmius: einer der Gegner Caesars bei der Kandidatur um das Amt des Praetors i. J. 59; Memmius hatte Erfolg; vgl. Iul. 73. 49,4 Verse: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 330. 50.1 Servius Sulpicius: vgl. Iul 29,1. - Aulus Gabinius: Handlanger von Pompeius und Caesar; Volkstribun 67, beantragt ein großes prokonsularisches Imperium für die Befriedung des Mittelmeeres, wobei er den Pompeius als geeigneten Mann im Auge hatte. Nach großen Tumulten wurde dieser dann auch mit der Aufgabe betraut. Caesar unterstützte den Antrag. Gabinius wurde Legat des Pompeius. Im Jahre 59 setzte Caesar den Gabinius bei den Wahlen zum Konsulat durch, um so sicher zu stellen, daß er nach Beendigung seines Konsulats nicht belangt werde. - dem älteren Curia: vgl. Iul. 9,2. - Aigisth(os): in der Abwesenheit Agamemnons Geliebter seiner Gattin Klytaimnestra; mit ihr tötet er Agamemnon nach seiner Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg. 50.2 während seines ersten Konsulats: i. J. 59. - Tertia: d. h. der Preis war um ein Drittel reduziert; andererseits hieß die Tochter der Servilia Tertia; Servilia soll diese Caesar angetragen haben. 51 Zweizeiler: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 330. 52.1 Eunoe: Gattin des Bogud, des Königs über das westliche Mauretanien (im heutigen Marokko gelegen). Eunoe lernte Caesar wahrscheinlich i. J. 46 kennen, als er Numidien zur Provinz Africa Nova machte und ihm die Nachbarkönige ihre Aufwartung machten. Der Gatte der Eunoe wird 45 bei Munda die Schlacht zu Caesars Gunsten wenden. - Kleopatra: vgl. Iul. 35,1. - Sohn: Caesarion. 52.2 Gaius Marius: enger Vertrauter Caesars. - Gaius Oppius: römischer Ritter, Vertrauter Caesars, seit 54 bevollmächtigter Geschäftsführer Caesars in Rom. Verfasser einer Schrift über Caesar, nicht jedoch von commentarii des caesarischen Corpus, so Sueton irrtümlich Iul. 56,1. Oppius ist einer der von Sueton herangezogenen Autoren. 53 Marcus (Porcius) Cato: vgl. Iul. 14,2. 54,1 Lusitanien: das heutige Portugal.

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ERLÄUTERUNGEN

54,i In seinem ersten Konsulat: i.J. 59. - Ptolemaios (XIl. Auletes): hatte sich von Gabinius viel Geld geborgt, nachdem er aus Ägypten hatte fliehen müssen; wurde 5 5 v. Chr. von Gabinius wieder als Herrscher über Ägypten eingesetzt. 55.1 Anklage Dolabellas: vgl. Iul. 4,1. - Cicero im »Brutus*: Brutus 75, 261 f. - Cornelius Nepos: vgl. gramm. 4,2. 55.2 Redestil Caesar Strabos: C. Iulius Caesar Strabo, Tragödiendichter und Redner, schrieb 103 v. Chr. die Rede »Für die Sardinier«, in welcher er den Statthalter der Provinz Sardinien der Erpressung anklagte; 85 V. Chr. ermordet. 55.3 Quintus (Caecilius) Metellus: vgl. Iul. 16,1. 55.4 Asinius Pollio: vgl. Iul. 30,4. 56,1 Cicero in ...: Brutus 75,261 f. - 56,3 Hirtius: Bellum Gallicum 8 praef. 5/6. 56.5 »Analogie*: geschrieben 55 oder 54 v. Chr., ein grammatisches und sprachwissenschaftliches Werk. - ·Anticato*: geschrieben 45 v. Chr. im Feldlager vor Munda, Schrift gegen Cato; eine Entgegnung auf Ciceros Lob des Cato; verwertet wird eine Broschüre des Metellus Scipio. Cato verkörperte altrömische Sitte und republikanische Gesinnung; indem Caesar seinem Haß auf Cato freien Lauf ließ, wußte man über seine Einstellung zu den mores maiorum und der Republik. - »Die Reise*: ein Gedicht, verfaßt auf seiner Reise nach Spanien. 56.6 Briefe: einige seiner Briefe sind in Ciceros Briefen an Atticus erhalten (ζ. B. 9,6a; 7c; 13a; 14; 16). 58.1 nach Britannien: 55 und 54 v.Chr. - wenn er nicht persönlich: Im »Bellum Gallicum« (4,21) läßt Caesar C. Volusenus die Erkundung unternehmen. 58.2 Brundisium: das heutige Brindisi in Unteritalien. - Dyrrhachium: Januar 48; in Albanien. - Er hat nicht eher enthüllt: vgl. Plutarch, Caesar 38,3. 59 Scipio undluba: vgl. Iul. 35,2. - Salvito: nicht zu erklären. 61 Venus Genetrix: die Mutter des Aeneas, des sagenhaften Ahnherrn der Römer. Den Tempel hatte Caesar am 26. September 46 auf dem Forum Iulium eingeweiht. 63 Hellespont: der antike Name der Dardanellen. - Lucius Crassus: ansonsten unbekannt. 64 In Alexandria: i. J. 47. Die Szene trug sich zu, als Caesar ver-

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suchte, die Insel Pharos und den Damm, der die Insel mit dem Festland verband, zu erobern. 66 Iuba: vgl. Iul. 35,2. 67,2 Titurius: vgl. Iul. 25,2. 68,2 eine Art Brot aus Kräutern: April 48. Man vermutet, daß es sich bei den Kräutern um eine dem Aronstab verwandte Pflanze handelt, das sog. Arum italicum Miller; vgl. Caesar, Bellum civile 3,48. 68.4 Kynaigeiros: ein Athener, der in der Schlacht bei Marathon kämpfte, vgl. Herodot 6,114. 69 bei Placentia: i. J. 49; heute: Piacenza in Norditalien. 71 Masintha: wahrscheinlich der Sohn des Numiderkönigs Hiarbas. Masintha floh vor Hiempsal nach Rom. Dessen Sohn Iuba verlangte 63 in einem Prozeß die Auslieferung Masinthas. 61 brachte Caesar Masintha in seiner eigenen Sänfte aus Rom weg. - Hiempsal: König von Numidien; von Hiarbas vertrieben, 81 von Pompeius wieder eingesetzt. - Praetur: i. J. 62; also 61 v. Chr. 72 Gaius Oppins: vgl. Iul. 52,2. 73 Gaius Memmius: Gegner Caesars; Praetor 58; 54 erfolglose Bewerbung um das Konsulat; später Freund Caesars; Dichter erotischer Dichtungen und Redner. - Gaius (Licinius) Calvus: vgl. Iul. 49,1. - (C.) Valerius Catullus: 84 - 54 ν. Chr., aus Verona, Nachkomme römischer Kolonisten. Herausragender Dichter aus dem Kreis der Neoteriker. - Mamurra: römischer Ritter, widerlicher Günstling Caesars, den Catull in zahlreich Spott- und Schmähgedichten (ζ. B. 29; 41; 57; 94; 105; 114; 115) angreift und ihn mit dem obszönen Spitznamen mentula (»Schwanz«) belegt. Catull zielt natürlich mit diesen Versen auf Caesar. 74.1 Piraten: vgl. Iul. 4. - Cornelius Phagita: vgl. Iul. 1,2. 74.2 Publius Clodius: vgl. Iul. 6,2. 75.2 Herda: in Spanien; i. J. 49. - Afranius undPetreius: vgl. Iul. 34.2· 75.3 Faustus: vgl. Iul. 27,1. - Lucius Caesar: Enkel des Iulius Caesar Strabo, stand 49 auf der Seite des Pompeius. 75.5 Aulus Caeäna: Freund Ciceros, Anhänger des Pompeius, wurde 48 v. Chr. wegen einer Schmähschrift gegen Caesar verbannt. - (Lucius Voltacüius) Pitholaus: vgl. rhet. 27. 76,1 Ehrenbezeugungen: seit Ende 45. - den Vornamen »Imperator»: nach dem Sieg Caesars bei Munda. - Orchestra: vgl. Iul.

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ERLÄUTERUNGEN

39,2. - Panpriester: Die beiden bereits bestehenden Kollegien zu Ehren des Lupercus ergänzte Caesar um ein drittes. — einen Monat: den Juli, den Geburtsmonat Caesars. 76.2 Sein drittesund viertes Konsulat: i. d . J . 46 und 45. - fiirnur noch wenige Stunden: C. Caninius, am 31. Dezember 45 gegen 13 U h r ; vgl. Cicero, Epistulae ad familiares 7,30. 76.3 Aufsicht über die Münze und die Steuern: Er nahm diese also dem Senat bzw. den Rittern aus den Händen. 77 Titus Ampius (Baibus): Volkstribun 63, erwirkt für Pompeius das Recht, bei Circusspielen im Triumphalgewand, bei Theatervorstellungen mit dem Goldkranz zu erscheinen; Praetor 5 9, Statthalter Asiens 58, vielleicht auch 57, von Caesar 48 verbannt; war auch als Geschichtsschreiber tätig. - die Diktatur niederlegte: i.J. 79 v.Chr. 78.1 sitzend vor dem Tempel: Caesar war gerade dabei, Aufträge an Künstler zu vergeben, als die Senatoren erschienen. Sein Verhalten stellte einen ungeheuren Affront gegenüber dem Senat dar. Als er merkte, daß er zu weit gegangen war, entschuldigte er sein Verhalten mit Unwohlsein. - Venus Genetrix: vgl. Iul. 61. - Gaius Trebatius (Testa): um 84 v. - 4 n. Chr., römischer Jurist. Juristischer Berater und Gesellschafter Caesars. Schrieb u.a. »De religionibus« und »De civili iure«. 78.2 (L.) Pontius Aquila: Volkstribun 45 v.Chr. 79.1 Bundesfest der Latiner: Fest des Latinischen Bundes in den Albaner Bergen. - eine weiße Binde: das Zeichen der Königsherrschaft. 79.2 er sei Caesar und nicht König: am 26. Januar 44; rex (dt. »König«) war ja auch der Beiname der Familie seiner Großmutter. - Lupercalienfest: am 15. Februar 44. Bisher hatte Caesar stets gezögert, sich in die Rolle des Alleinherrschers drängen zu lassen. Diktator perpetuus zu werden, hatte er bis kurz vor diesem Tag noch abgelehnt. Dann aber nahm er die Diktatur an: Es war nun unmißverständlich klar geworden, daß die Monarchie begonnen hatte. - Am Luperealienfest zu Ehren des Hirtengottes Pan trug sich die vorliegende Szene zu. Caesars Kollege im Amt des Konsuls, M. Antonius, setzte ihm das Diadem auf. Caesar aber ließ es zu Iuppiter als dem einzigen König Roms bringen. Caesar war es wohl vor allem darum gegangen, der ganzen Welt deutlich zu zeigen, daß er nicht nach der Königswürde strebe.

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79.3 in den Schicksalsbüchern: den Sibyllinischen Büchern. Der Hinweis auf die genannte Bedingung für einen Sieg über die Parther war konstruiert worden. - Parther: Caesar hatte bereits in Spanien, also um 45, beschlossen, gegen die Parther zu Felde zu ziehen und 44 bereits alle Vorkehrungen getroffen, da£ während seiner Abwesenheit von Rom in den Jahren 43 und 42 seine Interessen gewahrt blieben; vgl. Iul. 44,3. 80,2 Verse: Fragments Poetarum Romanorum, S. 330. - Quintus Maximus: i. J. 45. Caesar trat also das Amt des Konsuls mit Füßen. - er sei ja gar nicht Konsul: Wohl deswegen, weil Caesar ihn einfach ernannt hatte und nicht hatte wählen lassen. 80p Lucius Brutus: hatte um 510 v.Chr. den letzten König Roms, Tarquinius Superbus, vertrieben. - »Brutus.... guter Letzt*: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 330. 80.4 C. Cassius (Longinus): 44 Praetor mit seinem Schwager M. Brutus, mit dem zusammen er auch 41 Konsul werden sollte. - von der Brücke stoßen: Die Wähler mußten vor der Stimmabgabe eine Holzbrücke passieren. 81.1 Capua: Der Sage nach hatte Capua der Trojaner Capys, der mit Aeneas nach Italien gekommen war, gegründet, vgl. Vergil, Aeneis 10,145. ~ lulus: Namenserweiterung für Askanios, der auch den Beinamen Ilos trägt, der Gründer von Alba Longa, Sohn des Aeneas, Enkel des Anchises. 81.2 Cornelius Baibus: genoß Caesars volles Vertrauen; verfaßte eine Biographie Caesars. - Rubicon: vgl. Iul. 31,2. 81,4 zur fünften Stunde: gegen 11 Uhr. - Unterwegs steckte ihm jemand einen Brief zu: vielleicht Artemidor von Knidos, ein griechischer Gelehrter. 82,1 Cimher TtUius: L. Tillius Cimber, Anhänger Caesars; erhält die Praetur für 4 5 und das proconsularische Imperium über Bithynien und Pontus für 44. Wohl weil Caesar sein Begnadigungsgesuch für seinen Bruder ablehnte, Schloß er sich den Verschwörern an. - (P.Servilius) Casca (Longus): Volkstribun 43; 42 Legat unter Brutus im Osten. 82p *Auch du, mein Sohn ? 2 2 3 7°>i Caesareae urbes A u g . 60 Caesarianus, -a, -um N e r o 3,1 Caesario A u g . 17,5 Caesetius Flavus tr. pl. Iul. 79,1 80,3 T. Caesonius Priscus eq. R o m . Tib. 42,2 Caesonia uxor Caligulae Cal. *5-3 33 38.3 50,2 59 Calagurricani Aug. 49,1 rhet. 40,2 Caldius s. Biberius Caligula s. Gaius imp. Callippides Tib. 38 Q . Calpenus Iul. 39,1 Calpurnii: C n . Piso adulescens Iul. 9,3 L . Piso socer Caesaris Iul. 21 83,1 L . Piso (pontifex) rhet. 30,6 L . Piso Tib. 42,1 C n . Piso legatus Syriae Tib. 52.3 C a l . 2 3,3 Vit. 2,3 C . Piso, maritus Liviae Orestillae C a l . 25,1 cf. Pisoniana coniuratio Piso Frugi Licinianus G . 17 O . 5,1 6,3 Calpurnia L . Pisonis f. uxor Caesaris Iul. 21 81,3

Calvinorum familia N e r o 1 , 1 Calvinus i . Domitius Calvina s. Iunia Calvus s. Licinius Camerinus s. Sulpicius Camilla s. Livia Medullina Camillus s. Furius Campania Aug. 72,2 98,1 Tib. 1 1 . 1 39 40 72,2 Cal. 14,2 24,2 37.2 Claud. 5 Vit. 16 Vesp. 24 Tit. 8,3 8,4 Campanus, -a, -um ager Iul. 20.3 A u g . 4,2 via A u g . 94,7 pugiles Cal. 18,1 C a m p u s s. Marti us campus Canace N e r o 2 1 , 3 Caninius Rebilus N e r o 15,2 (cf. Iul. 76) Ti. Cannutius rhet. 28,1 Cantabria Aug. 2 1 , 1 8 1 , 1 G . 8,2 Cantabricus, -a, -um bellum A u g . 20 85,1 expeditio Aug. 29,3 Tib. 9,1 Canus choraula G . 12,3 Capeila s. Statilius ad Capita bubula A u g . 5 Capito s. Ateius; Fonteius Capitolium Iul. 10,1 15 37,2 54.3 79,2 Aug. 29,1 57,1 59 9 1 , 2 94,8 94,9 Tib. 1,2 2,4 3,2 20 C a l . 6,1 16,4 22,4 46 60 Claud. 2,2 10,3 22 24,3 N e r o 12.4 1 3 , 2 46,2 Vit. 15,3 Vesp. 8,5 18 D o m . 1,2 5 1 3 , 2 15,2 23,2 gramm. 9,7 C a p u a e T i b . 40 Cal. 57,2 Capitolinus, -a, -um area Cal. 22,4 34,1 certamen D o m . 1 3 , 1 s. Q . Catulus, Iuppiter, Venus Cappadocia Cal. 1,2 Vesp. 8,4 Cappadox Tib. 37,4

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Capreae Aug. 72,3 92,2 98,1 98,3 98,4 Tib. 40 60 62,2 73,1 74 Cal. ιο,ι Vit. 3,2 с/.Tib. 4$ Caprensis secessus Tib. 43,1 Capricornus Aug. 94,12 Caprineus Tib. 43,2 Capua Iul. 81,1 Tib. 40 Cal. 57.2 Capys Iul. 81,1 Carchedoniacon historiae Claudi Claud. 42,2 Carinae Tib. 15,1 Carmelideioraculum Vesp. 5,6 Carnulus Tib. 61,$ Carthago nova G. 9,2 Cascae duo Iul. 82,1 82,2 Caspiae portae Nero 19,2 Cassiope Nero 22,3 Cassius Iuppiter Nero 22,3 Cassius quidam Cal. $7,1 C. Cassius Iul. 80,4 85 Aug. 9 10.1 Tib. 61,3 Nero 3,1 37,1 G. 3,2 O. 10,1 L. (?) Cassius Iul. 63 Cassius Chaerea Cal. 56,2 57,3 58.2 C. Cassius Longinus gramra. 13.1 . L. Cassius Longinus consularis Cal. 24,1 j7,3 Cassius Longinus iuris consultus Nero 37,1 Cassius Parmensis Aug. 4,2 Cassius Patavinus Aug. 51,1 Cassius Scaevacenturio Iul. 68,4 Cassius Severus Aug. 56,3 Cal. 16.1 Vit. 2,1 gramm. 22,1 Castor Iul. 10,1 Tib. 20 Cal. 22.2 ad Castoris 0 . 9 , 2 Castricius Aug. $6,4 (L. Sergius) Catilina Iul. 14,1 17.1 Aug. 3,1 94,5 gramm. 17.2

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M. Porcius Cato (censorius) Aug. 86,3 (ex Originibus) gramm 15,2 M. (Porcius) Cato (Uticensis) Iul. 14,2 19,1 20,4 30,3 53,1 Aug. 13,2 85,1 87,1 Cato s. Valerius Catullus s. Valerius Q. Catulus Capitolinus Iul. 15, Aug. 94,8 G. 2 3,4 Catulus s. Lutatius Cauchi Claud. 24,3 Cauchius s. Gabinius Secundus Caudex s. Claudius Cebenna (mons) Iul. 25,1 Celadus lib. Aug. 67,1 Ceraunii montes Aug. 17,3 Cercei Aug. 16,4 Tib. 72,2 Cerealis s. Civica Ceres Aug. 93 (Atticae) Nero 12,4 (sacerdotes) Cerrinius Gallus Aug. 53,3 Cerylus libertus Vesp. 23,1 Cestius Gallus Hb. 42,2 L. Cestius Pius rhet. 31 Chaerea s. Cassius Chares s. Oppius Chaldaei Vit. 14,4 Dom. 14,1 Charicles medicus Tib. 72,3 Chatta mulier Vit. 14,5 Chatti Dom. 6,1 Chii Tib. 8 Chrestus Claud. 25,4 Christiani Nero 16,2 Cicero s. Tullius Cilicia Iul. 3 8 Vesp. 8,4 (Trachiam) C. Cilnius Maecenas s. Maecenas С . Cilnius Melissus gramm. 21,1-4 Cimber s. Annius, Tillius Cimbri Iul. Ii Cal. $1,3

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Cimbricum bellum Aug. 23,2 Cinaria Tib. 56 Cincinnatus Cal. 35,1 Cinna s. Cornelius, Helvius Cinnanus, -a, -um Cal. 60 (temporibus) Cisalpinus s. Gallia Civica Cerealis Dom. 10,2 Claudilla s. Iunia M. Claudius Marcellus Iul. 28.2 28,3 29,1 Claudius, -a, -um Tib. 1,1 Claud. 20,1 39,2 Claudii Tib. 2,1 2,4 6,2 L. Claudii duo Tib. 1,2 Atta Claudius Tib. 1,1 Claudius Regillianus decemvir Tib. 2,2 gramm. 10,4 Appius Claudius Caecus Tib. 2,1 3,1 Claud. 24,1 Claudius Caudex Caeci frater Tib. 2,1 Tib. (?) (Claudius) Nero Tib. 2,1 Tib. (Claudius) Nero Caeci f. Tib. 3,1 Ap. Claudius Pulcher Caeci f. Tib. 2,2 2,3 3,1 gramm. 10,4 Claudius Drusus (an Russus?) Tib. 2,2 Tib. (Claudius) Nero Liviae maritus Aug. 62,2 Tib. 4,1 Claudius Nero s. Tiberius imp. Claudius imp. T. Claudius Drusus Claud. 2,1 Tiberius Claud. 4,1 4,; 4,6 Claudius Cal. 15,2 21 23,3 49,3 Claud. 1,6 2,1 3,2 29,2 37,2 Nero 6,2 6,3 6,47,1 7 , 2 8 9 3 3 , 1 35,4 39.3 G. 7,1 14,3 O. 1,2 1,3 Vit. 2,4 2,5 4 Vesp. 4,1 25 Tit. 2 Dom. 4,3 Claudius Caesar Claud. 1,1 Divus Claudius

Vesp. 9,1 (templum) gramm. 23,2 Germanicus cogn. Claud. 2,1 Claudia Caeci f. Tib. 2,3 Claudia (Quinta) Caeci neptis Tib. 2,3 Claudia virgo Vestalis Tib. 2,4 Claudia Fulviae ex P. Clodio filia Aug. 62,1 Claudia Divi Claudi f. Claud. 27.« Claudia Augusta Neronis f. Nero 35,3 Clemens Agrippae servus Tib. ' 25>3 Clemens s. Arrecinus, Flavius Cleopatra Iul. 35,1 52,1 52,2 Aug. 17 Nero 3,2 Clitumnus (nemus flumenque) Cal. 43 Clodia lex Dom. 9,3 Clodianus cornicularius Dom. '7.2 P. Clodius (Pulcher) Iul. 6,2 20,4 26,1 74,2 Aug. 62,1 Tib. 2,4 P. Clodius Quirinalis rhet. 37 Ser. Clodius gramm. 3, 1,3 Sex. Clodius rhet. 29, 1-2 Clodius Licinus gramm. 20,2 Clodius Macer legatus G. 11 Clodius Pollio praetorius Dom. ι,ι Clunia G. 9,2 Cluvius Rufus consularis Nero 21,2 Coa Venus Vesp. 18 Cocceianus s. Salvius Codeta (minor) Iul. 39,4 Colosseros Cal. 35,2 colossus Nero 31,1 Vesp. 18 Columbinum venerium Cal. 55>*

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Columbus Cal. 55,2 Comata s. Gallia Commagene Vesp. 8,4 Commagenus Cal. 16,3 Compitales Lares Aug. 31,4 Compitalicii ludi Aug. 31,4 Comum s. Novum Comum Concordia (Vitellius) Vit. 15,4 Concordiae aedes H b . 20 Vit. "M Confluentes Cal. 8,1 Cordubensis Aug. 51,2 Cordus s. Cremutius Corfinium Iul. 34,1 Nero 2,2 Corinthia vasa Aug. 70,2 Tib. 34.1

Corinthiarius Aug. 70,2 Corinthus G . 3,4 Corneliorum genus Iul. 59 Cornelius, -a, -um Iul. 11 Aug. ЗЗД. Cornelius s. Scipio, Sulla Cornelius centurio Aug. 26,1 Cornelius Baibus Iul. 78,1 81,2 Aug. 29,5 L. Cornelius Alexander gramm. 20,1 (L. Cornelius) Cinna quater consul Iul. 1,1 L. (Cornelius) Cinna filius Iul. Cornelius Cinna Iul. 85 (Gnaeus) Cornelius Dolabella consularis Iul. 4,149,1 j 1,1 P. (Cornelius) Dolabella Iul.36 gramm. 14,2 Cn. Dolabella G . 12,2 L. Cornelius Epicadus gramm. 12,1 L. Cornelius Faustus gramm. 12,1 Cornelius Fuscus praef. coh. praet. Dom. 6,1

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Cornelius Gallus Aug. 66,1 66,2 gramm. 11,4 16,1,2 Cornelius Laco praef. praet. G . 14,2 L. Cornelius Nepos Iul. 55,1 Aug. 77 gramm. 4,2 27,2 Cornelius Phagita Iul. 74,1 Cornelius Sabinus Cal. 58,2 Cornelia Cinnae quater consulis f. Iul. 1,1 6,1 6,2 Cornelia virgo maxima Vest. Dom. 8,4 L. Cornificius Aug. 29,4 Corvinus s. Statilius, Valerius Cosana praedia Vesp. 2,1 Cosmus servus Aug. 67,1 Cossutia Iul. 1,1 Cotiso Getarum rex Aug.63,2 Cotta s. Aurelius Cottius Tib. 37,3 (regnum) Nero 18 L. Crassicius Pansa gramm. 18,1-3 Crassus s. Licinius Crates gramm. 2,1,2 11,4 Cremona Vesp. 7,1 Cremutius Cordus Aug. 35,2 Cal. 16,1 (cf. Tib. 61) Creta Vesp. 2,3 Crispinus s. Rufrius Crispus s. Passienus, Sallustius, Vibius Cumae gramm. 7,2 Cupido Cal. 7 G . 20,2 C . (Scribonius) Curio pater Iul. 9,2 9,3 49,1 52,3 filius Iul. 29,1 36 rhet. 2j,7 Curiones pater et filius Iul. 50,1 Q . Curius Iul. 17,1 17,2 Curti lacus Aug. 57,1 G . 20,2 Curtius fons Claud. 20,1 Curtius Nicia gramm. 14,1-4 Q . Curtius Rufus rhet. 33

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Custos s. Iuppiter Cutiliae Vesp. 24 Cybiosactes Vesp. 19,2 Cynegirus Iul. 68,4 Cynicus s. Demetrius, Isidorus Cynobellinus Britannorum rex Cal. 44,2 Cyrenae Vesp. 2,3 Cyrus Iul. 87 Cyziceni Tib. 37,3 Daci Iul. 44,3 Aug. 8,2 21,1 Tib. 41 Dom. 6,1 Dalmatae Tib. 9,2 s. DelmDanuvius Tib. 16,2 Daphnis s. Lutatius Dareus puer Parthus Cal. 19,2 Datus histrio Nero 39,3 December mensis Iul. 40,2 Aug. 32,3 7 1 , 1 Cal. 6,2 Delmatia (Dam- O. 9,3) Aug. 21,1 Claud. 13,2 О. 9,з Delmaticus, -a, -um bellum Aug. 20 triumphus Aug. 22 Delphi Nero 40,3 Demetrius Cynicus Vesp. 13 Demochares Aug. 16,3 Dertosa G. 10,4 Dialis,-e Iul. 1,1 (flamen)Aug. 31,4 (flamonium) Dom. 4,4 (sacerdote) Diana gramm. 11,3 Dianae aedes Aug. 29,5 Dictynna gramm. 11,3 Dido regina Nero 31 Didymeum Mileti Cal. 21 Diodorus citharoedus Vesp. Diogenes grammaticus Tib. Diomedes dispensator Aug. 67,1 Dionysius Arei f. Aug. 89,1

Dionysius Scytobrachion gramm. 7,1 Dioscurides Aug. 5 о Dis pater O. 8,3 Dius Fidius Tib. 21,6 Dolabella s. Cornelius Domitia gens Nero 1,1 (Domitia) Lepida Neronis amita Nero 5,2 6,3 7,1 Domitia Longina Domitiani uxor Tit. 10,2 Dom. 1,3 3,1 (Augusta) 22 Domitianus imp. Domitianus Vesp. 1,1 3 Dom. 1,1 17,2 23,2 Caesar Dom. 1,3 3,1 12.2 Germanicus Dom. 13,3 Divus Dom. 23,1 Domitianus mensis Dom. 13,3 Domitianus Flavi Clementis f. Dom. 15,1 Domitilla s. Flavia Domitiorum gentile monumentum Nero 50 praenomina duo Nero 1,2 L. Domitius Ahenobarbus primus Nero 1,1 Cn. Domitius Neronis atavus Nero 2,1 Cn. Domitius Calvinus Iul. 36 L. Domitius praetor, abavus Neronis Iul. 23,1 24,1 34,1 rhet. 25,2 Cn. (trad. Т.) Domitius cos. Aug. 17,2 (с/. Nero 3) Domitius Neronis avus Nero 4 (Cn.) Domitius Ahenobarbus pater Neronis Nero 6,1 9 28 G. 5,1 6,1 O. 2,1 Vit. 2,2 cf. Nero 5 Domitius Marsus gramm. 9,4 16.3 Dorice Tib. 56 Doris dialectos Tib. 56

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Doryphorus üb. Nero 29 Drausus Tib. 3,2 Druidae Claud. 25,5 Drusi s. Livii Drusilla s. Iulia, Livia Drusinae fossae Claud. 1,2 Drusus primus Tib. 3,2 Drusus s. Claudius Drusus Tiberi avus Tib. 7,1 Drusus Tiberi frater olim Decimus mox Nero praenomine Claud, ι,ι Drusus Aug. 99,1 Tib. 7,3 50,1 76 Cal. ι,ι Claud. 1,1 ι,2 11,j 46 Nero Tib. 4,3 Germanicus Claud. i»3 C. Drusus Aug. 94,6 Drusus Caesar Tiberi f. Aug. 100,3 ioi,2 "ЛЬ. 7,2 ι j , i 23 25>3 39 5^,1 54.' 55 62,1 Vit. 3,2 (Drusus Caesar cos.) Drusus Germanici f. Tib. 54,1 54,2 65,2 Cal. 7 12,1 Claud. 9.1 O. 1,3 Drusus Divi Claudi f. Claud. 27." Dyrrachium Iul. 36 58,2 68,3 Dyrrachinus, -a, -urn Iul. 68,2 (munitione) Ecloge nutrix Nero 50 Q. Eglogus (?) Vit. 1,2 Μ. Egnatius Aug. 19,1 Electra Iul. 84,2 Elephantidis libri H b . 43,2 Eleusinia sacra Claud. 25,5 Nero 34,4 Q. fElogi libellus Vit. 1,2 Ennia Naevia Macronis uxor Cal. 12,2 26,1 Q. Ennius poeta Aug. 7,2 с/. Tib. 21,5 gramm. 1,2,3 2 > 2 4 8.2

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Ennius minor gramm. 1,3 Epaphroditus a libellis Nero 49,3 Dom. 14,4 Epicadus s. Asinius; Cornelius Epidius Marullus tr. pi. Iul. 79.1 80,3 C. Epidius Nucerinus rhet. 28.2 M. Epidius rhet. 28,1-2 Epirota s. Caecilius Eratosthenes gramm. 10,5 Eros s. Staberius Erycina Venus Claud. 25,5 Esius s. Aesius Esquiliae Tib. 15,1 Nero 31,1 Esquilinus campus Claud. 25,3 Etruria Iul. 34,1 O . 1,1 Etrusca lingua Aug. 97,2 Q . Eulogius (?) Vit. 1,2 Eunoe Iul. 52,1 Euphorion Tib. 70,2 Euphrates Cal. 14,3 Euripides Iul. 30,5 с/. Aug. *5>4 Eutychus agitator Cal. 55,2 Eutychus asinarius Aug. 96,2 Fabiani tribules Aug. 40,2 Fabius Africanus cos. a. 10 a. C. Claud. 2,1 M. Fabius Quintilianus rhet. 40,1-2 Q . (Fabius) Maximus cos. Iul. 80,2 Falacrina Vesp. 2,1 Fannius Caepio Aug. 19,1 Tib. 8 C. Fannius Strabo rhet. 25,2 Faunus Aboriginum rex Vit. 1,2 Μ. Favonius Aug. 13,2 Favor archimimus Vesp. 19,2 Faustus Sulla nob. iuvenis Claud. 27,2 с/. Sulla

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Faustus s. Cornelius Felicitatis simulacrum Tib. 5 Felix lib. Claudii Claud. 28 cf. L. Sulla dictator Ferentium O . 1,1 Vesp. 3 Fidenae Tib. 40 Cal. 31 Fidius Tib. 21,6 (medius Fidius) Flaccus s. Norbanus, Pomponius, Veranius, Verrius Flaminiavia Aug. 30,1 100,4 Flavialium collegium D o m . Ή Flaviani Vit. 15,3 Flavii Vit. 5,2 (suburbanum Flaviorum) Flavius, -a cf. Domitianus, Titus, Vespasianus Flavius Clemens Domitiani patruelis Dom. i $ , i Flavius Liberalis Vespasiani socer Vesp. 3 T. Flavius Petro municeps Reatinus Vesp. 1,2 1,4 Flavius Sabinus Petronis f. Vespasiani pater Vesp. 1,2 5,2 Flavius Sabinus Vespasiani frater Vit. 15,2 15,3 Vesp. 1,3 Dom. 1,2 Flavius Sabinus Domitiani patruelis Dom. 10,4 Flavia Domitilla Vespasiani uxor Vesp. 3 (Flavia) Domitilla Vespasiani f. Vesp.3 (Flavia) Domitilla dementis uxor Dom. 17,1 Flavius, -a, -um gens Vesp. 1,1 gentis templum Dom. ι,ι j 15,2 17,3 generis origo Vesp. 12 Flavus s. Caesetius, Sulpicius, Verginius Florales ludi G . 6,1 Floras (Flaurus) s. Mestrius

C . Fonteius Capito cos. a. 12 Cal. 8,i Fonteius Capito legatus G . 11 Formiani Vit. 7,2 Fortuna Aug. 65,1 Nero 23,3 G . 4,3 18,2 Dom. i5,2(Praenestina); gramm. 17,3 (Primigenia) Fortunae Antiatinae Cal. 57,3 Forum Appi Tib. 2,2 Frugi 5. Calpurnius, Licinius Fucinus lacus Iul. 44,3 Claud. 20.1 20,2 21,6 32 Fulvia Aug. 17,5 62,1 rhet. 29,1 Fundanus, -a Cal. 23,2 Fundana (avia Tiberi) Tib. 5 cf. Galeria Fundi Tib. 5 G . 4,1 8,1 Furiae Nero 34,4 M. Furius Bibaculus gramm. 4,39,611,4 (Furius) Camillus dictator Tib. 3,2 Claud. 26,1 (Furius) Camillus Arruntius cos. a. }2 O . 2,1 Furius Camillus Scribonianus, Delmatiae legatus Claud. 13.2 35,2 0. 1,2 Furius Leptinus Iul. 39,1 Furnilla s. Marcia Fuscus s. Cornelius Gabinianus 5. Iulius A. Gabinius Iul. 50,1 Gabinius Secundus Cauchius Claud. 24,3 Gadareus Tib. 57,1 Gades Iul. 7,1 Gaetulicus s. Lentulus Gaiana nex Tit. 1 Gaius (Caligula) imp. Caligula Cal. 9 Gaius Tib. 54,1 62,3 73,2 7$,2 76 Cal. 8,3 8,4 8,5

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Ч.З I9>3 38>4 S6,2 58,260 Claud. 7 9 , 1 10,ι 1 1 , 1 n , 3 20,ι 38,3 Nero 6,3 30,1 G . 6,3 7,1 Ο. 6,i Vit. 4 17,2 Vesp. 2 , з С . Caesar Cal. 1,1 7 8,1 8,2 15,3 Claud. 26,3 Nero 6,2 7,1 G. 6,2 Vit. 2,5 Vesp. 5,3 Caesar Cal. 29,1 39,2 41,1 45,3 Claud. 9,1 optimus maximus Caesar Cal. 22.1 Iuppiter Latiaris Cal. 22.2 Galba s. Sulpicius Galeria Fundana Vit. 6 Gallia Iul. 25,1 25,2 51 54 Aug. 21.1 Tib. 3,2 4,1 9,2 Cal. 8,3 20 39,1 G. 3,2 6,3 Vit. 10,1 Dom. 2,1 gramm. 7,1 1 1 , 1 rhet. 36 39 Cisalpina Iul. 22,1 29.2 citerior Iul. 30,1 56,5 Comata Iul. 22,1 "ЛЬ. 9,1 Togata gramm. 3,6 Transalpina Iul. 29,2 Galliae Iul. 22,1 24,3 28,1 49,4 Aug. 79,1 Tib. 41 49,2 Cal. 47 Claud. 1,3 Nero 40,4 43,1 43,2 G. 9,2 12,1 Galli Iul. 76,3 80,2 Cal. 29,2 Claud. 25,5 Nero 40,1 45,2 G. 3,1 16,2 Gallus Aug. 40,3 Nero 41,2 Gallicanus Nero 43,1 Vit. 18 Gallicus, -a, -um bellum Iul. 56,1 69 Nero 38,2 exercitus Nero 2,2 habitus Iul. 58,1 provincia Claud. 24,2 triumphuslul. 37,1 37,2 49,4 51 vocabulum Iul. 24,2 ad Gallinas villa G. 1 M. Gallius senator Tib. 6,3 Q. Gallius praetor Aug. 27,4 Gallograecia Iul. 29,2 Gallus s. Galli

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Gallus s. Asinius, Cerrinius, Cestius, Cornelius, Plotius gallus Matris deum Aug. 68 Gamala urbs Iudaeae Tit. 4,3 Gebenna s. Cebenna Gelotiana domus Cal. 18,3 Geminus s. Tanusius Gemoniae Tib. 53,2 61,4 75,1 75,2 Vit. 17,2 Genetrix s. Venus Genius Aug. 60 (Augusti) Cal. 27,8 (Gai) Gergovia Iul. 25,2 Germania Iul. 58,1 Aug. 23,1 Tib. 7,3 16,1 17,1 18,1 20 25.1 Cal. 1 , 1 4 19,3 $1,3 Claud. 9,1 G . 8,1 1 1 Vesp. 4,1 Tit. 4,1 Dom. 16,1 inferior Vit. 7,1 superior G . 16.2 Dom. 6,2 (с/. G . 6,2 Vit. 8,2) Germaniae Dom. 2,1 Germani Iul. 25,2 Aug. 2 1 , 1 49,1 Tib. 17,1 41 Cal. 45,1 $$,2 $8,3 Claud. 1,4 25,4 Nero 34,1 G. 12,2 Germanus (Marobodus) H b . 37,4 Germaniciani Tib. 25,2 G . 20,1 Germanicianus exercitus O. 8.1 Vesp. 6,2 Germanicus, -a, -um bellum Aug. 20 Tib. 9,1 9,2 Claud. 1.2 Nero 4,1 expeditio Cal. 43 gens Claud. 24,3 legiones Vesp. 6,4 res Vit. 9 sermo Cal. 47 victoria Vesp. 2,3 Germanicus Caesar Drusi f. Aug. 34,264,1 101,2 Tib. 15,225,225,3 3952,1 $2,2 52.3 54,i 55 61,1 76 Cal. 1,1 2 3,1 6,1 8,2 8,3 8,4 13 48 Claud. 1,6 7 26,3 29,1 Nero 5,2 O. 1,3 Vit. 2,3

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Germanicus s. Bricannicus, Claudius, Domitianus, Drusus, Vitellius Germanicus mensis Cal. 15,2 Dom. 13,3 Germanus s. Germani Geryonis oraculum Tib. 14,3 Gesoriacum Claud. 17,2 Getae s. Cotiso gigantum ossa Aug. 72,3 Glabrio s. Acilius Glycias viator Claudi Pulchri Tib. 2,2 Glyco medicus Aug. 11 Gnipho s. Antonius Gracchi Tib. 3,2 Graecanica toga Dom. 4,4 Graecia Iul. 28,1 Tib. 49,2 Cal. 22,2 Claud. 16,2 Nero 25,1 28,2 34,4 53 Graeci Iul. 52,2 68,4 Aug. 98,3 Tib. 46 Cal. 29,2 Nero 22,3 gramm. 1,2 4,2 4,4 rhet. 25,6 25,13 25,18 Graeculi Tib. 1 1 , 1 56 Claud. 15,4 (sing.) Graecus, -a, -um bibliotheca Iul. 44,2 Aug. 29,3 certamen Aug. 45,2 cliens Aug. 40,3 comoediae Cal. 3,2 Claud. 11,2 disciplinae Aug. 89,1 epistula Claud. 25,3 facundia Cal. 20 genus Aug. 31,1 habitus Aug. 98,3 historiae Claud. 42,2 inscriptio Nero 45,2 calendae Aug. 87,1 litterae Iul. 81,1 mos Nero 12,3 poemata Tib. 70,2 proverbiumTib. 38 Nero 20,1 33,1 pugiles Aug. 45,2 rhetores Vesp. 18 sermo Aug. 98,3 Tib. 71,1 Nero 20,2 studia Claud. 42,1 verba Iul. 81,1

versus Tib. 53,1 Vesp. 23,1 vox Claud. 43 gramm. 4,1 10.4 20,1 rhet. 26,1 29,1 Graece Tib. 71 Claud. 39,1 42,1 Nero 7,2 39,2 Tit. 3,2 Dom. 4,4 13,2 gramm. 7,1 Hadriaticum mare Tib. 16,2 Hadrumetum Vesp. 4,3 Halosis Ilii Nero 38,2 Halotus spado praegustator Claud. 44,2 G. 15,2 Hannibal Tib. 2,1 Dom. 10,3 Harpocras Claud. 28 Hasdrubal Tib. 2,1 Q. Haterius Tib. 29 (cf. 27) Hecatebeletes Nero 39,2 Hector Tib. 52,2 Nero 22,1 Hecuba Tib. 70,3 Helius lib. Nero 23,1 Hellespontus Iul. 63 Cal. 19,3 Helvetii Vesp. 1,3 Helvidius Priscus Vesp. 15 Dom. 10,3 filius Dom. 10,3 С . Helvius Cinna gramm. Helvius Cinna Iul. 52,3 85 Hercules Iul. 7,1 56,7 Aug. 29.5 72,2 Cal. 8,2 Nero 21,3 53 Vesp. 12 Herma s. Laelius Hermaeum Claud. 10,1 Hermogenes Tarsensis Dom. 10.1 heroides Nero 21,3 heroum arma Aug. 72,3 Hiempsal Iul. 71 Hierosolyma Aug. 93 Nero 40.2 Tit. 5,2 Hilario Aug. lib. Aug. 101,1 Hipparchus Vesp. 13 A. Hirtius Iul. 56,1 56,3 Aug. 10.3 11 68 Tib. 5 rhet. 25,6

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Hispania Iul. 9,3 34,2 35,2 36 54,1 55,4 71 Aug. 68Tib. 2,i 41 G. 3,1 3,2 9,2 14,2 16,Z 22 23 rhet. 40,2 Tarraconensis G. 8,1 ulterior Iul. 7,1 18,1 56,5 Hispaniae Iul. 28,1 Aug. 8,1 8,2 ü b . 49,2 Nero 42,1 G. 12,1 Hispani Iul. 86,4 Hispanicus, -a, -um Aug. 82,2 Vit. 13,2 Hispaniensis, -e Iul. 37,1 38,2 56,1 Vesp. 6,2 Historia 5. Cornelius Alexander Histria Dom. 12,3 Homeri carmina Cal. 34,2 Nero 47,1 Homerici versus Tib. 21,6 Claud. 42,1 cf. Aug. 65,4 Cal. 22,1 22,4 Claud. 42,1 Nero 49,3 G. 20,2 Vesp. 23,1 Dom. 12,3 18,2 Homerii scyphi Nero 47,1 Q. Horatius Flaccus gramm. Hortalus Tib. 47 Q. Hortensius orator Tib. 47 Hortensianae aedes Aug. 72,1 Collis Hortulorum Nero 50 Hyginus s. Iulius Ну las pantomimus Aug. 45,4 Iacchus s. Sescenius Ianiculum Vit. 1,3 Ianuariae kalendae Iul. 40,2 lanus geminus Nero 13,2 Quirinus Aug. 22 marmoreus Aug. 31,5 IaniDom. 13,2 Icarus Nero 12,2 Icelus Galbae libertus Nero 49,4 G. 14,2 (Marciani cognomine ornatus) 22 Idaea Mater deum Tib. 2,3

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Herda Iul. 75,2 Iiienses Tib. $2,2 Claud. 25,3 Nero 7,2 Ilium Iul. 79,3 Nero 38,2 Illyricum Iul. 22,1 29,2 36 Aug. 21,1 2$,2 97,3 Tib. 14,3 16,1 16,2 17,1 2 1 , 1 25,1 О .

ι,ι Illyricus exercitus Aug. 19,2 Imperatoris praenomen Iul. 76.1 Tib. 26,2 Claud. 12,1 Inalpinae gentes Aug. 21,1 Incendium togata Afrani Nero 11.2

Incitatus equus Cal. 55,3 Indi Aug. 21,3 Inferum mare Aug. 49,1 Invictus Tib. 17,2 (cogn. ПЬеп) Iosephus Vesp. 5,6 Iovis villa (Capreis) Tib. 65,2 Isauricus s. Servilius Isiacus Dom. t,2 Isidis sacra О . 12,1 Isidorus cynicus Nero 39,3 Isthmia Nero 24,2 Isthmus von Korinth Iul. 44,3 Cal. 21 Nero 19,2 37,3 Italia Iul. 28,1 38,2 42,1 54,2 7 M 79.3 81.1 Aue. 13,3 17,2 17,345,4 46 «9 Tib. 2,28 16,2 37,1 Cal. 16,3 Claud. 16,2 23,2 25,2 Nero 31,3 39,3 Vit. 14,4 Vesp. 7,1 Tit. 5,3 Dom. 7,2 10,3 rhet. 30,6 Italici Vesp. 9,2 drones Nero 19, г Iuba Iul. 35,2 59 66 71 filius Cal. 26,1 Iudaea Aug. 93 Claud. 28 G. 23 Vesp. 4,5 5,6Tit. 4,3 5,2 Iudaei Iul. 84,5 Tib. 36 Claud. 25,4 Vesp. 4 , j 8,1 sing. Aug. 76,2

I2}2

VERZEICHNIS DER E I G E N N A M E N

Iudaicus, -a, -um cxercitus Vit. 15.1 Vesp. 6,3 fiscus Dom. 12.2 ritusTib. 36 triumphus Dom. 2,1 vita Dom. 12,2 Iugurtha Iul. I i Iuliani milites Iul. 75,2 Iulii Iul. 6,1 Iuliae Aug. 65,1 65.4 101,3 Claud. 29,1 Iulius, -а (с/. Caesar) C . Iulius Caesar dictator Caesar Iul. 1,3 9,2 10,1 10,2 17,2 20,2 28,3 29,1 30,5 32 49»1 49.4 5*,3 S3 55. 1 55.3 S 6 . 1 S6>4 79>2 79·3 80.2 80,3 8 1 , 1 8 1 , 2 82,2 85 86.1 88 89 Aug. 8,1 8,2 10,1 10.2 1 3 , 1 17,5 35,1 45,1 68 94,9 94,11 95 Tib. 4,1 N e r o 37.1 gramm. 7,2 20,1 rhet. 25,7 Caesar dictator Iul. 4 1 . 2 Claud. 4 1 , 2 Gaius Caesar Iul. 30,4 Aug. 4,1 3 1 , 5 94,9 Tib. 4,1 N e r o 2,2 Iulius Caesar G . 3,2 Iulius Iul. 20,2 Divus Caesar Aug. 96,1 Divus Iulius Aug. 2,1 15 17.5 3 1 , 2 94,11 100,3 Cal. 38,1 Claud. 17,1 20,1 Vit. 8,i Vesp. 5,7 C . Iulius Caesar Octavianus s. Augustus Iulia Tante Caesars Iul. 6,1 Iulia soror Caesaris Iul. 74,2 Aug. 4,1 8,1 Iulia dictatoris f. Iul. 1,1 21 84.1 Aug. 95 Iulia Augusta s. Livia Drusilla Iulia Augusti f. Aug. 19,263,1 63.2 64,1 65,1 101,3 Tib. 7,2 7,3 11,4 50,1 Cal. 7,1 23,1 Iulia Augusti neptis Aug. 64,1 65,1 65,4 72,3 101,3 Iulia Tiberi neptis Claud. 29,1

Iulia Livilla Germania filia Cal. 7 Claud. 29,1 Iulia Drusilla soror Caligulae Cal. 7 24,1 24,2 Claud. 29,1 Iulia Drusilla filia Caligulae Cal. 25,4 Iulia Titi f. Dom. 17,3 Iulius, -a, -um basilica Cal. 37,1 curia Cal. 60 familia Claud. 2,1 lex Iul. 81,1 Aug. 4,1 Nero 33,2 portus Aug. 16.1 (Iulius) mensis Iul. 76,1 Sex. Iulius Gabinianus rhet. 39 C. Iulius Hyginus gramm. 20,1-3 Iulius Marathus lib. Aug. 79,2 94.З Iulius Modestus gramm. 20,3 C. Iulius Nero s. Nero Iulius Saturninus Aug. 27,2 C . Iulius Tiberius s. Tiberius С/) Iulius Tiro rhet. 41 uliusVindex Nero 4 0 , 1 4 1 , 1 41.2 45,2 46,3 G . 9,2 11 16,2 Iulus Iul. 81,1 Iulius s. Antonius M. Iunius Brutus s. Brutus Iunius Novatus Aug. 51,1 Iunius Rusticus Dom. 10,3 D. (Iunius) Silanus cos. des. Iul. 14,1 M. (Iunius) Silanus Cal. 12,1 2 3'3 Appius (Iunius) Silanus Claud. 29. ι .37.* . L. (Iunius) Silanus Appi f. Claud. 24,3 27,2 29,1 29,2 Iunia Claudilla M. Silani f. Cal. 12,1 12,2 Iunia Calvina e gente Augusti Vesp. 23,4 Iuno Dom. 4,4

V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

luppiter Iul. 81,3 Aug. 70,1 94,8 94,9 Cal. 33 57,1 57,1 57,3 58,2 G. 2 9,2 i2,i Dom. 4,4 15,3 Optimus Maximus Iul. 79,2 Aug. 23,2 94,6 94,8 Vit. i5,3Vesp. 5,7Capitolinus Iul. 84,3 Aug. 26,3 30,2 91,2 94,8 Tib. 53,2 Cal. 22,4 Nero 10,2 Dom. 4,4 6,1 8,5 Cassius Nero 22,3 Custos Dom. 5 Latiaris Cal. 22,2 Olympius Aug. 60 Cal. 22,2 Tonans Aug. 29,1 29,3 91,2 Tragoedus Aug. 57,1 Iuvenalis,-e Cal. 17,2 Nero 11,1 Labeo s. Antistius D. Laberius Iul. 39,2 T. Labienus Cal. 16,1 Lacedaemonii Tib. 6,2 Laches Vesp. 23,1 Laco s. Cornelius Laelius Archelaus gramm. 2,4 Laelius Herma gramm. 10,4,6 C. Laetorius adulescens patricii generis Aug. 5 Laetus s. Suetonius Laevius Melissus gramm. 3,5 Lamia s. Aelius Lamiani horti Cal. 59 Lampadio s. Octavius Lanuvinus s. Aelius Lanuvium Aug. 72,2 Laodiceni Tib. 8 Lares Aug. 7,1 31,4 Cal. 5 Nero 46,2 Vit. 2,5 Dom. 17,2 Latiaris luppiter Cal. 22,2 Latinitas Aug. 47 Latinus iure Claud. 19 Latinus mimus Dom. 15,3 Latinus, -a, -um bibliothecae Iul. 44,2 Aug. 29,3 carmen

1233

Nero 12,3 coloniae Iul. 8 condicio Vesp. 3 facundia Cal. 20 (feriae) Iul. 79,1 Claud. 4,3 Nero 7,2 genus Aug. 31,1 oratio Tib. 70,1 pugiles Aug. 45,2 rhetores Vesp. 18 sermo Claud. 1,2 16,2 via Dom. 17,3 gramm. 7,4 10,3 10,4 11,3 22,1 22,2 rhet. 25,4 29,1 32 38 Latine Aug. 89,1 Tib. 71 Claud. 42,1 Nero 7,2 39,2 Tit. 3,2 Dom. 4,4 gramm. 1,2 7,1 16,3 rhet. 25,6 26,1 31 Latium Vit. 1,2 Latro s. Porcius Lavicanum Iul. 83,1 Laureolus mimus Cal. 57,4 Lenaeus s. Pompeius Cn. Lentulus cos. a. j a. C. G. 4.1 Cn. Lentulus Augur Tib. 49.1 Cn. Lentulus Gaetulicus Cal. 8.1 8,2 Claud. 9,1 G. 6,2 Leontinus (campus) rhet. 29,2 Lepidus, -a s. Aemilius, Dominus Lepida uxor Quirini Tib. 49,1 Lepida Galbae uxor G. 5,1 Leptinus s. Furius Liber pater Aug. 94,5 Liberalis s. Antonius, Flavius, Salvius Libertatis atrium Aug. 29,5 Libitina Nero 39,1 Libo s. Scribonius liburnica Aug. 17,3 Cal. 37,2 Nero 34,2 Licinianus s. Calpurnius Piso Frugi Licinius Crassus orator Nero 2.2 rhet. 25,3

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VERZEICHNISDEREIGENNAMEN

Μ. (Licinius) Crassus Iul. 9,1 9.2 19,2 21 24,1 50,1 Aug. 21,3 Tib. 9,i С . Licinius Calvus Iul. 4 9 , 1 7 3 Aug. 72,1 M. (Licinius) Crassus Frugi Claud. 17,3 Licinius Mucianus Vesp. 6,4 13 Licinus üb. Aug. 67,1 Licinus s. Clodius Liguria Claud. 17,2 Livii Tib. 3,1 (Liviorum familia) Livii DrusiTib. 3,1 с/. Drusus Livius mensis Tib. 26,2 Т. Livius Cal. 34,2 Claud. 4 1 , 1 Dom. 10,3 Livius Andronicus gramm. 1,2 Livius Drusus primus Tib. 3,2 (Livius) Drusus Tiberi avus Tib. 7,i Livius Salinator Tib. 3,1 3,2 Livia Drusilla Aug. 62,2 Tib. 4.3 Drusilla Aug. 69,2 Livia Aug. 29,4 40,3 63,1 69,1 84,2 99,1 101,2 Tib. 6,2 14,2 22 jo,2 Cal. 7 Claud. 1,1 4,ι 4,4 4,6 1 1 , 2 G . ι Livia Augusta Cal. 10,1 15,2 23,2 G . 5,2 O . 1,1 Iulia Augusta Cal. 16,3 Augusta Claud. 3,2 1 1 , 2 Livia Medullina Camilla Claud. 26,1 Livia Ocellina G . 3,4 4,1 Livia Orestilla Cal. 25,1 Livilla Drusi f. Tib. 62,1 Claud. 1,6 3,2 Livilla Germanici f. Cal. 7 s. Iulia Locri Aug. 16,3 Lollia A . Gabini Iul. 50,1 Lollia Paulina Cal. 25,2 Claud. 26,3

Lolliana clades A u g . 23,1 M. Lollius Tib. 12,2 13,2 Longina s. Domitia Longinus s. Cassius Luca Iul. 24,1 L. Lucceius Iul. 19,1 C . Lucilius gramm. 2,4 14,4 Lucrinus lacus Aug. 16,1 Lucullana villa Tib. 73,1 Luculleae lanceae D o m . 10,3 L . Lucullus Iul. 20,4 Lucullus s. Sallustius Lucusta N e r o 33,2 33,3 47,1 Lugudunum Cal. 17,1 20 Claud. 2,1 Lunensis ara Nero 50 Lupercale sacrum Aug. 31,4 Lupercalia Iul.79,2 Aug. 31,4 (luperci Iul. 76,1) Lurco s. Aufidius Luscio poema Neronis D o m . 1.1 Lusitani Iul. 54,1 G . 3,2 Lusitania O . 3,2 Q . Lutatius Catulus gramm. 3,; Q . Lutatius Daphnis gramm. Lycia Aug. 65,1 Vesp. 8,4 Lycii Claud. 25,3 Lycius adulescens Aug. 43,3 Lydia gramm. 1 1 , 3 Macedones Cal. 57,4 Macedonia Iul. 35,1 Aug. 3,1 4,1 Tib. 14,3 16,2 Claud. 25,3 gramm. 9,1 Macer s. Clodius, Pompeius Macro praef. coh. praetor. Cal. 12,2 23,2 26,1 C . Cilnius Maecenas Aug. 66,3 72,2 86,2 gramm. 2 1 , 1 - 2 Maecenatianus, -a, -um Tib. 15,1 N e r o 38,2

V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

Maecius Dom. 20 Maeniana Cal. 18,3 Magi Nero 34,4 Magnus s. Alexander, Mithridates, Pompeius Mago Dom. 10,3 Mallia Aug. 70,1 Mallonia Tib. 4$ ad Malum Punicum Dom. 1,1 Mamercus s. Aemilius Mamurra Iul. 73 Manesdii Tib. 75,1 Cal. 3,2 Nero 34,4 O. 7,2 Marathus s. Iulius Marcellae sorores duae Aug. 63,1 Marcellianum theatrum Vesp. 19,1 (Marcelli Aug. 29,4 43Λ) Marcellus s. Asinius, Claudius, Pomponius C. Marcellus Iul. 29,1 C. Marcellus Octaviae maritus Iul. 27,1 M. Marcellus Octaviae filius Aug. 29,4 43,5 63,1 66,3 Tib. 6,410,1 Marcia Fumilla splendidi generis Tit. 4,2 Marcianus s. Icelus Marcii Reges Iul. 6,1 Ancus Marcius Iul. 6,1 Marcius Philippus Aug. 8,229,5 Marii Iul. 1,3 C. Marius Iul. 11 Tib. 59,2 Marobodus Germanus Hb. 37.4 Mars Aug. ι 18,229,1 29,2 Vit. 10,3 Vesp. 5,2 Martis aedes Cal. 44,2 Claud. 13,1 33,1 delubrum Vit. 8,1 templum Iul. 44,1 M. Ultor Aug. 21,2 29,1 Cal. 24,3

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Marsi Claud. 20,1 Marsicum bellum Aug. 23,2 Marsus s. Dommus Idus Martiae Iul. 88 Martiales ludi Claud. 4,14,3 Martius campus Iul. 39,3 84,1 Claud. 21,6 Nero 12,1 27,2 Vit. 11,2 campus Martius Aug. 43,197,1 Cal. 34,1 Claud. 1,3 Nero 50 campus Iul. 80,4 84,1 Aug. 100,3 Marullus s. Epidius Masgabas Aug. 98,4 Masintha Iul. 71 Massilia Iul. 34,2 68,4 Aug. 65.1 Claud. 17,2 Massiiienses Nero 2,3 Mater deum Aug. 68 O. 8,3 IdaeaTib. 2,3 Matianum malum Dom. 21 C. Marius Iul.52,2 Mauretania Cal. 55,1 Maurus Iul. 52,1 Aug. 83 Mausoleum Aug. 100,4 I0I >4 Cal. 15,1 Nero 46,2 Vit. 10,3 Vesp. 13,4 Maximus Partheni libertus Dom. 17,2 Maximus s. (Fabius) Mazacum turba Nero 30,3 Mediolanium Aug. 20 Mediolanum rhet. 30,6 Medullina s. Livia Meleager Tib. 44,2 meleagrides Cal. 22,3 Melissus s. Cilnius Melissus Melissus s. Laevius C. Memmius gramm. 14,1 C. Memmius praetor Iul. 23,1 49.2 73 . C. Memmius consularis Cal. 25.2 Memphis Tit. 5,3

I2}6

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Menandri frg. Vesp. 23,1 Menas üb. Aug. 74 Mendes Aug. 94,4 Menecrates citharoedus Nero Mero s. Biberius Messala 5. Valerius Messalina s. Statilia, Valeria Messana Cal. 51,1 Mestrius Floras (Flaurus) consularis Vesp. 22 Metellus s. Caecilius Mettius Pompusianus Vesp. 14 Dom. 10,3 Mettius Rufus Dom. 4,2 Mevania Cal. 43 Miletus Cal. 21 Milo Iul. 30,3 Minerva Cal. 25,4 Vit. 13,2 Dom. 4,4 15,3 Minos Tib. 70,3 G. 2 Misenum Aug. 49,1 Tib. 72,3 74 75.3 Cal. 13 Nero 31,3 Mithridates VI. Eupator Iul. 4,2 19,2 35,2 (Magni) Nero 24.2 (Mithrad-) Mithridaticus, -a, -um Tib. 37.3 Mnester pantomimus Cal. 36,1 55." 57.4 Modestus s. Iulius Moesia Tib. 41 О . 9,3 Vesp. 6,3 MoesiaeVit. 15,1 Moesiacus exercitus Vesp. 6,2 Molo s. Apollonius Morbovia Vesp. 14 MuciaCn. Pompei Iul. 50,1 gramm. 14,1 Mucianus s. Licinius L. Mummius G. 3,4 Mummia Achaica neptis Catuli G. 3,4 L. Munatius Plancus Aug. 7,2

29,5 Tib. 5 Claud. 16,1 Nero 4 rhet. 30,2 L. (Munatius) Plancus cos. a. 1} Aug. 101,1 Munda Aug. 94,11 Mundense proelium Iul. 56,5 Murena s. Varro Musa s. Antonius Musae s. Hercules Musium Alexandriae Claud. 42,2 Mutina Aug. 10,2 77 Mutinensis, -e acies Aug, 12 bellum Aug. 9,1 84,1 rhet. 25,8 Mylae Aug. 16,1 Mytilenae Iul. 2 Aug. 66,3 Tib. 10, ι Naevia s. Ennia Cn. Naevius gramm. 2,4 Nais s. Servilia Narbo Tib. 4, ι Narcissus ab epistulis Claud. 28 37,2 Vit. 2,5 Vesp. 4,1 4,2 Tit. 2 Naso s. Actorius Naulochus Aug. 16,1 Nauplius Nero 39,3 Neapolis Aug. 98,5 Tib. 4,2 6,1 Nero 20,2 20,3 25,1 40,4 Neapolitani Aug. 92,2 Neapolitanum certamen Claud. 11,2 Nemausenses Tib. 13,1 Nemorensis Iul. 46 Cal. 35,3 Nemorensis lacus Iul. 46 Neoptolemus tragoedus Cal. 57.4 Nepos s. Cornelius Neptunus Aug. 16,2 18,2 Nero vox Sabina Tib. 1,2 Nero s. Claudius, Iulius, Salvius Otho, Tiberius, Titus

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Nero Germanici f. Tib. 54,1 54.2 Cal. 7 Claud. 9,1 Nero imp. Ahenobarbus Nero 7.1 41,1 Augustus Nero 46,3 Nero Caesar Vit. 2,2 Nero Claud. 27,2 39,2 43 45 Nero 1.2 5,1 5,2 6,2 7,1 23,1 39,2 39>2 39.3 4°.* 4 M 48.2 48.З 49.3 57,2 G. ι 2 6,1 8,1 8,2 9,1 9,2 10,1 io,5 1 1 I2 > 2 Ч · 1 15,2 22 О. 2,2 3,1 4,1 6,1 io,2 Vit. 4 11,2 Vesp. 4,4 5,1 5.5 5.76,39,1 I4 2 5 Dom. 1,1 14,4 rhet. 25,9 Nero falsus Nero 57,2 Nerones Tib. 4,3 Neroneus,-a,-um Nero 21,1 55 Vit. 4 Neronia Nero 12,3 Neronianus, -a, -um Vit. 11,2 cf. Patrobius Neropolis Nero 55 Nerulonensis Aug. 4,2 Nerva Dom. 1,1 5 (forum) Nicanor Arei f. Aug. 89,1 Nicanor s. Sevius Nicia s. Curtius Nicomedes Iul. 2 49 Nicon nomen aselli Aug. 96,2 Nicopolis Aug. 18,2 Niger s. Aquilius, Novius P. Nigidius Aug. 94,5 Nigrinus s. Pontius Nilus Aug. 18,2 Nioba Nero 21,2 Nola Aug. 98,5 100,2 Tib. 40 Nomentanavia Nero 48,1 Nonius Asprenas Torquatus Au g · 43.* 56,3 Cal. 35,i Norbanus Flaccus cos. a. if Vit. 3,2 Noricum regnum Tib. 16,2 Novaria retb. 30,3

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Novariensis rhet. 30,1 Novatus s. Iunius November mensis Iul. 40,2 Aug. 32,3 Novira rhet. 30,3 Novius Niger quaest. Iul. 17,1 Novum Comum Iul. 28,3 Nuceria Vit. 1,3 2,2 Nucerinus s. Epidius Numidicae Cal. 22,3 Numidicus s. Caecilius Numidicus lapis Iul. 8 5 Nursia Vesp. 1,3 Nursini Aug. 12 Nymphae Tib. 43,2 Nymphidius Sabinus praef. praet. G. 11 16,1 Nysa Iul. 49,3 Oceanus Cal. 46 47 Claud. 1,2 17.З Ocellare cognomen G. 4,1 Ocellina s. Livia Octavia gens Aug. 1 Octavii Aug. 1 2,2 Octavii proavus et avus Augusti Aug. 2,2 2,3 Octavius vicus Velitris Aug. 1 Octavius dux Veliternorum Aug. ι C. Octavius Lampadio gramm. 2 >4 C. Octavius Rufus Aug. 2,1 Octavius Teucer gramm. 3,6 Octavius quidam Iul. 49,2 C. Octavius pater Augusti Aug. 3,1 3,2 7,1 27,1 94,4 95,5 100,1 Octavius s. Augustus Octavia maior Augusti soror Aug. 4,1 Octavia minor Augusti soror

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Iul. 27,1 Aug. 4,1 29,4 61,2 63,1 Tib. 6,4 Octaviae porticus Aug. 29,4 gramm. 21,3 Octavia Divi Claudi f. Claud. 27,1 27,2 Nero 7,2 35,1 35,3 46.1 57,i October mensis Aug. 35,3 Tib. 26.2 Dom. 13,3 Oculatae sorores Dom. 8,4 odium Dom. 5 Oedipus Iul. $6,7 Nero 21,3 46,3 Oenone Dom. 10,4 Olympia Cal. 57,1 Nero 12,4 23,1 24,2 53 Olympiaca corona Nero 25,1 Olympius s. Iuppiter Onesimus G. 13 Opillus s. Aurelius C. Oppius Iul. 52,2 $3 56,1 72 Oppius Chares gramm. 3,6 Oppius Sabinus consularis Dom. 6,1 L. Orbilius Pupillus gramm. 4.5 .8,2 9.1-7 '9,1 Orbilius filius gramm. 9,7 orcivi senatores Aug. 35,1 Orcus Nero 39,3 Orestes Nero 21,3 39,2 Orestilla s. Livia Orfitus s. Salvidienus Oriens Aug. 13,3 Tib. 9,1 12,2 Cal. i,2 Nero 5,1 39,1 40,2 Vesp. 4,5 5,7 6,4Tit. 5,3 Dom. 2,2 Origines Catonis Aug. 86,3 Osca gramm. 35 Ostia Tib. 10,2 1 1 , 1 Cal. 15,1 55.1 Claud. 12,3 17,2 20,3 25.2 Nero 16,1 27,3 31,347,1 Vesp. 8,3 rhet. 25,16 Ostiensis,-e Claud. 20,1 24,2 Ostienses Claud. 38,1 40,3 Μ'. Otacilius Pitholaus rhet. 27,1

Otho s. Salvius P. Ovidius Naso gramm. 20,2 Pacis templum Vesp. 9,1 Paconius Tib. 61,6 Pacuvius Iul. 84,2 Paean Nero 39,2 Paetina s. Aelia Paetus Thrasea Nero 37,1 Dom. 10,3 Palaemon s. Remmius Palatium Aug. 5 29,1 72,1 Tib. 5 54,2 Cal. 14,2 22,2 22,4 41,1 46 54,2 Claud. 18,2 Nero 8 25,2 31,1 34,1 G. 14,2 18.1 O. 1,3 6,1 6,2 7,1 8,2 Vit. 15,2 iöTit. 2 gramm. 2,2 17 '}

Palatinus, -a, -um Apollo s. Apollo atriensis Cal. 57,2 bybliotheca gramm. 20,2 domus Aug. 29,3 57,2 Claud. 17,3 Vesp. 25 Dom. 15,2 ludi Cal. 56,2 Palfurius Sura Dom. 13,1 Pallas a rationibus Claud. 28 Vit. 2,5 Palumbus Claud. 21,5 Pandataria (-eria) Tib. 53,2 Cal. 15,1 Paneros Nero 30,2 Panisci Tib. 43,2 Pannonia Aug. 21,1 O. 9,3 Vit. 1 J.1 Pannonicus cogn. Tiberi Tib. 17.2 bellum Aug. 2oTib. 9,19,2 Pannonius Tib. 17,1 20 Pansa s. Crassicius C. Vibius Pansa Aug. 10,3 11 Tib. 5 rhet. 25,6 Paphia Venus Tit. 5,1 Papia Poppaea lex Claud. 19 23,1 Nero 10,1

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Papus s. Aemilius Parilia Cal. 16,4 Paris Troianus Dom. 10,4 Paris histrio Nero 54 Paris pantomimus Dom. 3,1 10.1 Parmensis 5. Cassius Parrasius Tib. 44,2 Parricidium Iul. 88 Parthenius poeta Tib. 70,2 Parthenius cubiculo praepositus Dom. 16,2 17,2 Parthi Iul. 44,3 79,3 Aug. 8,2 21,3 43,4 Tib. 9,1 16,1 41 49.2 66 Cal. 5 14,3 19,2 Claud. 25,4 Nero 47,2 57,2 Vit. 2,4 Vesp. 23,4 Dom. 2,2 sing. Nero 39,2 Vesp. 6,4 Parthia Vit. 13,2 Parthinagens Aug. 19,1 Parthus s. Parthi Pasicles s. Crassicius Pasiphaa Nero 12,2 G. 2 Passienus Crispus Nero 6,3 Patavinus s. Cassius Patavium Tib. 14,3 Patris patriae cogn. Iul. 76,1 Aug. 58,1 Tib. 26,2 67,2 Nero 8 Vesp.12 Patrobius Neronianus G. 20,2 Paulina s. Lollia Paulus s. Aemilius Pax Vesp. 9,1 (templum) Pedia lex Nero 3,1 G. 3,2 Q. Pedius Iul. 83,2 Peloponensus Aug. 17,3 Penates dii Aug. 92,1 Nero 32>4 Pergamenus Aug. 89,1 Perusia Aug. 14 15 96,2 Tib. 4.2 Perusinus, -a, -um Aug. 9 14 M. Petreius Iul. 34,2 75,2

1239

Petro s. Flavius Petronia uxor Vitelli Vit. 6 Petronianus Vitelli imp. f. Vit. 6

Phaethon Cal. 11 Phagita s. Cornelius Phaiacrina s. FalPhaon lib. Nero 48,1 48,3 49,2 Pharmacussa insula Iul. 4,1 Pharnaces Iul. 35,2 Pharsalicus, -a, -um acies Iul. 30,4 63 75,2 Nero 2,3 Vesp. 1,2 proelium Iul. 35,1 Pharus Tib. 74 Cal. 46 Claud. 20,3 phasianae Cal. 22,3 Vit. 13,2 Philemon servus Iul. 74,1 Philippi Aug. 96,1 Tib. 14,3 Philippensis,-e acies Aug. 91,1 bellum Aug. 9 13,1 22 29,2 Tib. 5 Philippus rex Macedonum Cal. 57*4 Philippus s. Marcius Philocomus s. Vettius Philologus s. Ateius Philopoemen s. Vinius Phoebe liberta Aug. 65,2 Phoebus Aug. 70,1 Phoenissae (Euripidis) Iul. 30,$ cf. Aug. 25,4 Phyllis nutrix Dom. 17,3 Picenum Iul. 34,1 L. Pinarius Iul. 83,2 Pinarius eq. Rom. Aug.27,3 Piso s. Calpurnius Pisoniana coniuratio Nero 3 6,1 Pitholaus Iul. 75,5 Pius Tib. 17,2 (cogn. Tiberi) Cal. 22,1 (cogn. Gai) Pius s. Caestius Placentia Iul. 69 O. 9,2 Plancus s. Munatius

1240

VERZEICHNIS DER

EIGENNAMEN

Plato Cal. 34,2 (Plautius) s. Silvanus A. Plautius legatus Claud. 24,2 Vesp. 4,i A. Plautius iuvenis N e r o 3 5,4 Plautius Rufus Aug. 19,1 Plautia Urgulanilla Claud. 26,2 *7>' Plinius Secundus Cal. 8,1 8,2 8,3 PloTia rogatio Iul. 5 L. Plotius Gallus rhet. 26,1-2 Poeni Tib. 2,i Polemo N e r o 18 Polla s. Vespasia Pollentina plebs Tib. 37,3 Pollio s. Asinius, Clodius, Vespasius Pollux Iul. 10,1 Tib. 20 Cal. 22,2 Polus lib. Aug. 67,2 Polybius Aug. lib. Aug. 101,ι Polybius ab studiis Claud. 28 Polycratis regia (Sami) Cal. 21 Polyhistor s. Cornelius Alexander [Pompei urbs] e coni. incerta Claud. 27,1 Pompei (Plural.) gramm. 15,1 Q . Pompeius (Rufus) Iul. 6,2 Pompeia Q . Pompei f. Iul. 6,2 74.* C n . Pompeius (Magnus Pompeius Aug. 4,1) Iul. 19,220,5 21 24,1 26,1 27,1 28,2 29,2 30,2 3 4 , 2 3 5 , 1 3 5 , 2 3637,1 49,2 50,1 54,3 68,268,3 69 75,1 75,4 83,1 Aug. 8,1 31,5 N e r o 2,3 gramm. 14,1 15,1-2 rhet. 25,7 27,2 Pompei curia Iul. 80,4 84,3 theatrum Aug. 31,5 Cal. 21 Claud. 11,3 N e ro 46,1

Pompeianus, -a, -um bellum Iul. 56,1 biremes Aug. 16,3 curia Iul. 81,3 d o m u s T i b . 15.1 partes Vesp. 1,2 theatrum Tib. 47 Claud. 21,1 Pompeianus Tib. 57,2 C n . Pompeius Lenaeus gramm. *>4 4 - 1 - 3 Sex. Pompeius C n . f. Aug. 9 16 47 68 74 Tib. 4,3 6,3 Pompeia Sex. Pompei soror Tib. 6,3 Pompeius Macer Iul. 56,7 Sex. Pompeius cos. a. 14 p. C. Aug. 100,1 Pompeius quidam eq. R o m . Tib. 57,2 C n . Pompeius Magnus, maritus Antoniae Claudi f. Cal. 35,1 Claud. 27,2 29,1 29,2 Pompeius Strabo rhet. 27,2 M. Pompilius Andronicus gramm. 8,1-2 Pomponia Atticula, Gattin des Agrippa gramm. 16,1 T. Pomponius Atticus gramm. 14,3 ' f 1 Pomponius Flaccus Tib. 42,1 Μ. Pomponius praetor rhet. 25.2 M. Pomponius Marcellus gramm. 22,1-3 Pomptinae paludes Iul. 44,3 Pompusianus s. Mettius Pontia insula Tib. 54,2 Pontiae Cal. 15,1 Pontius Aquila Iul. 78,2 C. Pontius Nigrinus cos. Tib. 73,' Pontus Iul. 35,2 36 44,3 N e r o 18 Ponticus triumphus Iul. 37,' 37,2 Poppaea s. Papia

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

PoppaeaSabina Nero 35,1 55,3 35.4)5.5 O . J , I C. Poppaeus Sabinus cos. 1.9 Vesp. 2,1 M. Porcius Cato s. Cato M. Porcius Latro rhet. 32 Porius essedarius Ca]. 35,3 Posides spado Claud. 28 Postumia Ser. Sulpici Iul. 50,1 Postumus s. Rabirius Pothos i. Sevius Praeconinus s. Aelius Praeneste Aug. 72,2 82,1 Tib. 4,2 gramm. 17,3 Praenestinus, -a, -um Tib. 63,1 (sortium) s. Fortuna Priamus Tib. 62,3 Priapus Cal. 56,2 gramm. 11,4 Primanus s. Valerius Primus s. Antonius Princeps gramm. 4,9 Priscus s. Caesonius, Helvidius, Tarquinius Probus s. Valerius Proculus s. Acerronius, Aesius Proserpinae raptus Nero 46,2 Ptolemaeum Aug. 18,1 Ptolemaeus (Auletes) Iul. 54,3 Claud, ιέ,2 Ptolemaeus (Auletae f.) Iul. 3 5,1 Ptolemaeus Iubae regis f. Cal. 26,1 35,1 5 J , I Pulcher s. Claudius Punicus, -a, -um bellum Aug. 2,2 bellaTib. 16,1 Nero 38,2 ad Malum Punicum Dom. 1,1 Pupillus s. Orbilius Puteoli Aug. 44,1 Cal. 32,1 Claud. 25,2 Vit. 12 Vesp. 8,3 Tit. 5,3 Puteolanus, -a, -um Aug. 98,2 Cal. 19,1

1241

Pylades Aug. 45,4 Pyrallis Cal. 36,1 Pyrenaeus saltus Iul. 25,1 Pyrgi Nero $,2 Pyrrus rex Tib. 2,1 Pythia corona Nero 25,1 Quinctilius Varus Aug. 23,2 Tib. 17,1 Quinquatrus Aug. 71,3 Nero 34,2 Dom. 4,4 (Quinquatria) Quintiiianus s. Fabius Quirinalis s. Clodius Quirinius consularis Tib. 49,1 Quirinus s. Ianus Quirites Iul. 70 Claud. 19 Nero 39,2 C . Rabirius Iul. 12 Rabirius Postumus Claud. 16,2 Raetia Aug. 2 1 , 1 Raeticus, -a, -um belliun Tib. 9,1 9,2 Claud. 1,2 vinum Aug. 77 Ravenna Iul. 30,1 Aug. 20 49,1 Tib. 20 Reate Vesp. 2,1 Reatinus, -a, -um conditores Vesp. 12 municeps Vesp. 1,2 oppidum Vesp. 1,4 rura Vesp. 2 4 Rebilus s. Caninius Reges s. Marcius Regilli opp. Sabinorum Tib. 1,1 Regillianus s. Claudius Regium Aug. 16,3 Tib. $,3 Q . Remmius Palaemon gramm. 2 3 , 1 - 7 rhet. 38 Rhascuporis Thrax Tib. 37,4 Rhenus Iul. 25,1 25,2 Aug. 2 1 , 1 25,2 Tib. 9,2 18,1 18,2 Cal. 45,1 51,2 Claud. 1,2 Dom. 6,2

1242

V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

Rhianus Tib. 70,2 Rhodanus Iul. 2 j , i Rhodia classis Claud. 2 1 , 6 Rhodiensis hospes Tib. 62,1 Rhodii Tib. 32,2 56 Claud. 25,3 N e r o 7,2 Rhodus Iul. 4,1 4,2 Tib. 1 1 , 1 1 2 . 1 12,2 1 3 , 1 4 , 4 32,2 59,ι N e r o 34,1 Vesp. 8,4 R o m a Iul. 3 5 9,3 10,2 34,2 38.2 42,2 70 Aug. 7,2 1 3 , 1 1 7 . 1 25,2 26,3 44,1 46 52 58,1 6 0 9 3 94.3 97.З Tib. 1 , 1 2,3 4,3 $ 7,з ιο,2 Ι 5 , ι ι 6 , ι 75,3 32.2 37,1 39 5 9 , 2 6 2 , 1 63,1 65,2 72,1 Cal. 2 6,1 1 5 , 1 23,2 32,2 39,1 4 4 , 2 4 7 57,1 57,2 Claud. 3,4 6,1 17,2 25,4 25,5 N e r o 5,1 12,3 2 1 , 1 22,3 25,1 28.2 34,1 36,1 3 9 , 2 4 1 , 2 55 G . I i Vit. 1,2 7,2 14,2 Vesp. 8,3 Tit. 5,3 8,3 D o m . 6,2 gramm. I , 1 9,2 14,2 20,1 23,2 24,2 rhet. 25,2 2 5 , 1 7 30,2 31 37 40,1 40,2 Romani Iul. 25,2 Aug. 40,5 98.3 Tib. 6 1 , 3 Romanus, -a, -um civis, cives Iul. 1 1 Tib. 37,3 Claud. 24,1 G . 9,1 Vesp. 3 civitas A u g . 40,3 Cal. 38,1 Claud. 25,3 N e r o 1 2 , 1 24,2 G . 14,3 (plur.) disciplina cultusque Iul. 24,2 duces Claud. 1 , 1 equites Iul. 14,2 26,3 A u g . 40.1 43,3 57,1 Cal. 16,2 26,4 4 1 . 2 Claud. 25,1 29,2 N e r o 4 12,1 G . 1 5 , 1 D o m . 7,2 14,3 eques Iul. 39,2 48 Aug. 24,1 27.3 Tib. 7,2 35,1 42,2 57,2 Cal. 1 5 , 2 18,2 27,4 35,1 Claud. 15,4 24,1 N e r o 5,1 II,231,435,1 37,341,20.

1.3 Vit. 2,1 2,2 14,3 Vesp. 3 8.4 9,2 Tit. 4,2 6,1 D o m . 8,3 forum A u g . 72, ι gens Claud. 25,3 habitus Aug. 98,3 imperator Vesp. 4,5 nomina Claud. 25,3 plebs Iul. 14,1 Tib. 76 populus A u g . 2 1 , 3 3 1 , 5 4 7 5 8 , 2 6 5 , 3 9 4 , 2 94,3 1 0 1 , 2 Tib. 2 1 , 2 2 1 , 3 2 1 , 7 49,2 Cal. 4 I i 13 23,1 30,2 Claud. 3,2 6,2 25,3 25,5 43 N e r o 37,3 G . 10,1 15,2 sermo A u g . 98,3 s i g n a C a i . 14,3 gramm. 3,1 3,5 10,7 16,1 Romulus A u g . 7,2 95 Tib. 1 , 1 59,2 Cal. 25,1 Rubico Iul. 3 1 , 2 8 1 , 2 Rubria virgoVestaiis N e r o 28,1 Rufilla A u g . 69,2 R u f i o liberti Caesaris filius Iul. 76'3 Rufrius Crispinus privignus Neronis N e r o 35,5 R u f u s s. Cluvius, Curtius, Mettius, Octavius, Plautius, (Pompeius), Rutilius, Salvidienus Russus (?) s, Claudius Rusticus s. Iunius Rustius Caepio D o m . 9,2 Rutilius (Rufus) Aug. 89,2 P. Rutilius R u f u s gramm. 6,2 Sabbata A u g . 76,2 Tib. 32,2 Sabini Tib. i . i V i t . 1,2 Vesp. 1,4 2,1 Tit. 10,1 Sabina lingua Tib. 1,2 Sabina s. Poppaea Sabinus s. Asellius, Cornelius, Flavius, N y m p h i d i u s , O p p i us, Poppaeus Sabratensis Vesp. 3 Sacra via Iul. 46, 80,4 Vit. 1 7 , 1

V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

Saeculares ludi Aug. 31,4 Claud. 21,2 Vit. z,$ Dom. 4,3 Saepta Aug. 43,1 43,4 Tib. 17,2 Cal. 18, ι 21 Claud. 21,4 Nero 12,4 Salaria via Nero 48,1 Vesp. 12 Salassi Aug. 21,1 Salinator s. Livius Salii Claud. 33,1 С. Sallustius Crispus Aug. 86,3 gramm. 10,3,7,8 15,2 Sallustius Lucullus leg. Britanniae Dom. 10,3 cf. Lucullus Salvia Titisenia Aug. 69,2 Salvidienus Orfitus Nero 37,1 Salvidienus Orfitus Dom. 10,2 Salvidienus Rufus Aug. 66,1 Salvito Iul. 59 M. Salvius Otho avus imperatoris O. 1,1 L. Salvius Otho pater imperatoris G. 6,1 O. 1 , 2 M. Salvius Otho imp. Μ. Salvius Otho G. 1 7 M . O . 1,3 Otho G. 6,1 19,1 19,2 20,2 O. 1,1 3,2 ιο,ι i2,i Vit. 9 10,1 10,3 Vesp. $,1 6,2 6r4 Otho imp. Ο. 2,i Dom. 10,3 Nero O. 7,1 L. (Salvius) Titianus Othonis imp. frater O. 1,3 Salvius Cocceianus Dom. 10,3 Salvius Liberalis Vesp. 13 Salutis augurium Aug. 31,4 Sameramis Iul. 22,2 Samniticum bellum Vit. 1,3 Samus Aug. 17,3 26,3 Tib. 12,2 Cal. 21 Vesp. 8,4 Sandalianus s. Apollo Santra gramm. 14,4 Sardi Iul. 55,2 Sardinia Aug. 47 gramm. 5 Sarmatae Tib. 41 Dom. 6,1

1243

Sarnus rhet. 28,2 Satur decurio cubiculariorum Dom. 17,2 Saturnalia Aug. 75 Cal. 17,2 Claud. 5 Vesp. 19,1 L. (Appuleius) Saturninus Iul. 12

Saturninus s. Aponius, Iulius Saturnus Tib. 59,1 aedes Aug. 29,5 O. 6,2 aerarium Claud. 24,2

Scaeva s. Cassius Scalae anulariae Aug. 72,1 Scantinia lex Dom. 8,3 Scaptienses tribules Aug. 40,2 Scelerata castra Claud. 1,3 P. Cornelius Scipio Iul. 35,2 37,1 59 Tib. 4,1 Scribonia Aug. 62,1 63,1 69 gramm. 19,1 Scribonianus s. Furius Scribonius s. Curio Scribonius mathematicus Tib. 14· 2 Scribonius Aphrodisius gramm. 19,1 L. Scribonius Libo gramm. L. Scribonius Libo Tib. 25,1 Scutarius quidam Aug. 56,4 Scythae Aug. 21,3 Scytobrachion s. Dionysius Secundus s. Gabimus, Plinius Seianus 5. Aelius Selene Cal. 26,1 Seleucus rex Claud. 25,3 Seleucus grammaticus Tib. 56 Seleucus mathematicus 0 . 4 , 1 6,1

Semiramis s. SamerSeneca s. Annaeus Senones Tib. 3,2 Cal. 51,3

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V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

S e p t e m b e r mensis A u g . 3 1 , 2 35,3 100,3 T i b . 26,2 C a l . 15,2 D o m . 13,3 Septimontiale sacrum D o m . 4,5 S e p t i z o n i u m Tit. 1 Serapis Vesp. 7,1 7,2 ( Q u i n t u s ) Sertorius Iul. 5 Servilia mater M . Bruti Iul. Servilia N a i s N e r o 3,2 Serviliani horti N e r o 47,1 Servilius C a e p i o Iul. 21 Servilius Isauricus Iul. 3 P. Servilius Isauricus A u g . 62,1 T i b . 5 rhet. 28,1 Sescenius Iacchus g r a m m . 3,6 Sestilia mater Vitelli Vit. 3,1 Severus s. C a s s i u s M . Sevius p a t r o n u s g r a m m . 5,1 M . Sevius N i c a n o r P o t h o s g r a m m . 5,1 Sextiiis mensis A u g . 31,2 Q . Sextius g r a m m . 18,3 Sibyllini libri A u g . 3 1 , 1 Sicilia A u g . 2,2 16,3 25,3 47 85,2 T i b . 2,1 2,2 4,2 6,2 6,3 C a l . 20 C l a u d . 25,5 rhet. 29,1 Siciliensis, -e A u g . 70,2 96,2 C a l . 51,1 Siculus, -a, - u m bellum A u g . 9 16.1 22 classis C l a u d . 21,6 ( f r e t u m T i b . 2,1) victoriae C a l . 23,1 Sigambri A u g . 21,1 Sigillaria C l a u d . 5 16,4 N e r o 28.2 Silanus s. Iunius C . Silius cos. A u g . 7 1 , 2 101,1 C . Silius adulter Messalinae C l a u d . 26,2 29,3 36 Silus s. A l b u c i u s Silvanus ( M . Plautius) C l a u d . 4.3

Sinuessani Vit. 7,2 Siren(es) T i b . 70,3 g r a m m . 11,2 S m y r n a g r a m m . 6,2 18,2 (literarisches Werk) S m y r n a e u s rhet. 31 Sol deus N e r o 5 3 C . S o s i u s cos. A u g . 17,2 Spanien s. H i s p a n i a Spartacus A u g . 3,1 Spelunca T i b . 39 Sphinx A u g . 50 Spiculus m u r m i l l o N e r o 30,2 47.3 Spoletium Vesp. 1,3 g r a m m . 21,1 S p o r a s N e r o 28,1 28,2 29 46,2 48.1 49.З Spurinna haruspex Iul. 81,2 81,4 L . Staberius E r o s g r a m m . 13,1 Statilius C a p e l l a eq. R o m . Vesp.3 Statilius C o r v i n u s C l a u d . 13,2 Statilius Taurus A u g . 29,5 C a l . 18.1 N e r o 35,1 Statilia Messalina N e r o 35,1 O . 10.2 L . Statius U r s u l u s rhet. 36 Stellatis c a m p u s Iul. 20,3 Stephanio togatarius A u g . 45,4 Stephanus D o m i t i l l a e p r o c u r a tor D o m . 17,1 17,2 Stilo s. Aelius Stoechades insulae C l a u d . 17,2 S t r a b o C a e s a r Iul. 5 5,2 Strabo s. Fannius S u b u r a Iul. 46 Suebi A u g . 21,1 Suetonius L a e t u s pater scriptoris O . 10,1 L . ( C o r n e l i u s ) Sulla Felix dictator Iul. 1,1 1,2 3 5 6,2 11 45.3 74.1 75.4 7 7 T i b . 59,2 g r a m m . 12,1

V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

P. (Cornelius) Sulla Iul. 9,1 (Cornelius) Sulla Faustus Iul. 27. 1 75.3 Faustus Sulla nobilissimus iuvenis Claud. 27,2 Sulla mathematicus Cal. 57,2 Sulpicius Claud. 4,5 Ser. Sulpicius Iul. 29,1 50,1 Q. Sulpicius Camerinus cos. a. 9 Vesp. 2,1 Sulpicius Flavus Claud. 41,1 Sulpicii (Galbae) G. 3,1 (3,3) Sulpicius Galba primus G . 3'1 Ser. (Sulpicius) Galba consularis, orator G. 3,2 C. (Sulpicius) Galba imperatoris frater G. 3,4 Ser. Sulpicius Galba imp. Ser. Galba imp. G . 4,1 Servius G. 3,4 4,1 Caesar G. 11 O. 5,2 L. Livius Ocella G. 4,1 Galba Nero 32,4 40,3 42,1 47.2 48,2 49,3 G . 2 3,3 4,2 5,1 6,2 20,2 O. 4,1 5,1 6,1 6,2 6,3 7,2 10,1 12,2 Vit. 7,1 8,2 9 ιο,ι Vesp. 5,1 $,76,2 16,ι Tit. 5,1 rhet. 40,1 Galba Cupido G. 20,2 Superum mare Iul. 34,1 44,3 Aug. 49,1 Sura s. PaJfurius Suria s. Syria Surrentum Aug. 65,1 Syracusae Tib. 74 Cal. 20 21 24,2 Augusti: Aug. 72,2 Syripueri Aug. 83 Syria (Suria Iul. 22,2) Iul. 35,2 Aug. 17,3 Tib. 14,3 3941 42,1 49,2 52,3 Cal. 2 Nero 39,1 Vit. 2,4 2,5 Vesp. 4,5 6,3 15 gramm. 13 dea Syria Nero 5 6

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Syriacus, -a, -um Tib. 48,2 Cal. 10,1 Vesp. 6,4 Syriaticus exercitus Vit. 15,1 Syrus gramm. 8,1 Talarius Cal. 8,4 Tanusius Geminus Iul. 9,2 Tarentinus gramm. 18,1 Tarichaeae urbs Iudaeae Tit. 4,3 Tarpeius Iul. 44,1 Dom. 23,2 Tarquinius Priscus Aug. 2,1 Tarracina Tib. 39 G . 4,1 Tarraco Aug. 26,3 Tarraconenses G. 12,1 Tarraconensis Hispania G . 8,1 Tarsensis Dom. 10,1 T. Tatius Tib. 1,1 Taurus s. Statilius Tedius Afer Aug. 27,3 Tegea Vesp. 7,3 Telegenius Claud. 40,3 Telephus servus Aug. 19,1 19,2 Temenites s. Apollo Terentia s. Albia Terentia Maecenatis Aug. 66,3 Terentilla Aug. 69,2 M. Terentius Varro s. Varro Terpnus citharoedus Nero 20,1 Vesp. 19,1 Terra mater Tib. 7$, 1 (с/. Iul. 7) Tertia soror M. Bruti Iul. 50,2 Tertulla M. Crassi Iul. 50,1 Tertulla Aug. 69,2 Tertulla Vespasiani avia Vesp. 2,1 Tertulla s. Arrecina Tetrinius latro Cal. 30,2 Teutoni Iul. 1 1 Thallus servus Aug. 67,2 Thasius lapis Nero 50 Theodorus Gadareus Tib. 57,1 Theogenes mathematicus Aug. 94."

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V E R Z E I C H N I S DER E I G E N N A M E N

M. Thermus praetor Iul. 2 Thessali Tib. 8 Claud. 21,} Thessalus quidam Aug. 96,1 Thoranius s. TorThracia Iul. 44,3 Aug. 94,5 Tib. 16,2 Vesp. 2,3 Thraces Aug. 3,2 sing. Tib. 37.4 Thraex Cal. 35,2 54,1 Dom. ιο,ι Thraeces Cal. 55,2Tit. 8,2 Thrasea s. Paetus Thrasyllus mathematicus Aug. 98,4 Tib. 14,4 62,3 Cal. 19,3 Thrax s. Thraces Thurinus,-a,-um Aug. 2,3 3,1 7>\ Thurinus cogn. August1 Aug. 7· 1 Thyatireni Tib. 8 Tiberianus, -a, -um Vit. 3,2 . »J.3 Tiberinum vadum Tib. 2,3 Tiberis Iul. 44,3 82,4 83,2 Aug. 30,1 37 43,1 ioo,4Tib. 72,1 75.1 Cal. 15,1 Claud. 38,1 Nero 27,3 47,3 O. 8,3 Vit. 17.2 Vesp. 19,2 Dom. 1,2 4,2 Tiberius imp. Tiberius Claudius Nero Tib. 42,1 Tiberius Nero Tib.4,3 Τί. Caesar Tib. 3,1 23 Cal. 37,3 Claud. 23,1 Dom. 20 Caesar Tib. 31,2 $9,1 Tiberius Aug. 40,3 51,3 63,2 65,1 71,2 71,3 76,2 85,1 86.2 92,297,1 97,3 98,4 98,5 100,3 101,2 Tib. 4,1 5 21,2 21.3 21,4 2I >5 2I>6 2 2 75. 1 75.2 Cal. 1,1 2 4 6,1 6,2 7 10,1 11 12,2 12,3 13 14,1 14,3 15,1 16,1 16,3 19,3 21 28 30,2 31 38,2 Claud. 4,1 5 6,2 11,3 25.3 Nero 5,2 6,1 30,1 G. 3,4

4.1 5,2 O. 1,2 Vit. 2,2Tit. 8,1 gramm. 17,2 22,2 23,2 Augustus Tib. 26,2 Pannonicus, Invictus, Pius Tib. 17,2 Tiberius mensis Tib. 26,2 Tiberius s. Claudius imp. Tiberius imperatoris nepos Tib. 54,1 62,3 76 Cal. 15,2 . 2 3.3 Tiberius Alexander praef. Aegypti Vesp. 6,3 Tibur Aug. 72,2 82,1 Cal. 8,1 8.2 Claud. 34,1 Tiburti regio Cal. 21 Ticida gramm. 4,3 11,3 Tigillinus G. ι j,2 Tieranes Tib. 9,1 Tillius Cimber Iul. 82,1 Tiridates Armeniae rex Nero 13,1 30,2 Tiro s. Iulius Titianus s. Salvius Titii sodales G. 8,1 M.Titinius rhet. 26,1 Titisenia s. Salvia Tituriana clades Iul. 67,2 TituriuslegatusCaesaris Iul. 25,2 Titus imp. Titus cognomine paterno Tit. ι alius Nero Tit. 7,1 Titus Vesp. 3 23,3 Tit. 2 Dom. 10,2 17,3 22 Tolosa Vit. 18 Tolosensis rhet. 36 Tonans Iuppiter s. Iuppiter C.Toranius Aug. 27,1 Toranius mango Aug. 69,1 Torquatus s. Nonius Tortor s. Apollo Trachia Cilicia Vesp. 8,4 Tragoedus Iuppiter Aug. 57,1 Trafliani Tib. 8 Transalpini Iul. 24,2 s. Gallia Transpadani Iul. 9,3

VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN

Transpadana regio Vesp. 1,4 C.Trebatius Iul. 78,1 Trebiani Tib. 3 1 , 1 Treveri Cal. 8,1 Triton Claud. 21,6 Troia lusus Iul. 39,2 Aug. 43,2 Tib. 6,4 Cal. 18,3 Claud. 21,3 Nero 7,1 s. auch Ilium Q.Tubero Iul. 83,1 Ser. Tullius Aug. 2,r M. Tullius Cicero Aug. j M. Cicero Aug. 3,2 94,9 Cicero Iul. 9,2 17,2 20,4 30, j 42,3 49,3 50,2 $5,i $6,i 56,6Tib. 2,4 7,2 Claud. 41,3 gramm. 7,3 9,2 14,2 16,1 rhet. 25,6 26,1 29,2 Q. (Tullius) Cicero Iul. 14,2 (Cicerone consults fratre) Aug. 3,2 Turnus Vergili Nero $4 Tusculana Fortuna G . 18,2; villa gramm. 11,4 Tusculanum gramm. 11,4 Tusculum G . 4,3 18,2 Tuscus Nero 3$,5 Tyrrhenicon historiae Claudi Claud. 42,2 Tyrus Nero 31,4 Tyrius, -a, -um Iul. 39,4 Nero Ulixes stolatus Cal. 23,2 Ultor s. Mars Umbria Iul. 34,1 Vesp. 1,4 Urgulanilla s. Plautia P. Valerius Burrienus gramm. 1 1 , 1 P. Valerius Cato gramm. 2,4 4,3 11,1-4 (C.) Valerius Catullus Iul. 73 Valerius Catullus consular! familia iuvenis Cal. 36,1

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M. Valerius Messala Corvinus Aug. 58,1 58,2 74 Tib. 70,1 Claud. 13,2 gramm. 4,3 Μ. Valerius Messalla rhet. 25,2 M. Valerius Messala cos. 3. } G . 4,1 Valerius Messala Barbatus Claud. 26,2 L. Valerius Primanus rhet. 34 M. Valerius Probus gramm. Valeria Messalina Claudi uxor Claud. 17,3 26,2 27,1 29,3 36 37.2 39,1 Nero 6,4 Vit. 2,$ Q. Vargunteius gramm. 2,4 Variana clades Aug. 23,1 49,1 Tib. 17,2 18,1 Cal. 3,2 31 M. (Terentius) Varro (Reatinus) Iul. 34,2 44,2 gramm. *3 A Varro Murena Aug. 19,1 56,4 66.3 Tib. 8 Varro Murena gramm. 9,5 Varronilla Dom. 8,4 Varus s. Quinctilius Vaticanum Claud. 21,2 Vatinia lex Iul. 22,1 rogatio Iul. 28,3 Vectis insula Vesp. 4,1 Vei Nero 39,2 Veientanum G . 1 Velabrum Iul. 37,2 Nero 25,2 Veliterni Aug. 94,2 Velitrae Aug. 1 6 94,2 Veneta factio Vit. 7,1 14,3 Venus Iul. 6,1 49,3 Cal. 52 $6,2 Capitolina Cal. 7 G . 18,2 Coa Vesp. 18 Erycina Claud. 25,5 Genet rix Iul. 61 78,1 84,1 PaphiaTit. $,1 iactus Veneris Aug. 71,2 Venerii loci Tib. 43,2 Veranius Flaccus Aug. 86,3

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VERZEICHNIS DER E I G E N N A M E N

P. Vergilius (Maro) Cal. 34,2 45.2 Nero 54 Dom. 9,1 gramm. 16,3 23,4 cf. Aug. 40,5 Nero 47,2 Verginius Flavus rhet. 3 5 M. Verrius Flaccus gramm. 1 7 , 1 - 3 18,3 19,1 Vespasiae locus Vesp. 1,3 Vespasia Polla Vesp. 1,3 5,2 Vespasiorum monumenta Vesp. '•3 . Vespasius Pollio ter trib. mil. Vesp. 1,3 Vespasianus imp. Caesar Vesp. 5,2 13 Vespasianus Claud. 45 G . 23 Vit. 15,1 15,2 17,1 Vesp. 1,3 2,1 5,7 6,3 6,4 7,3 15 22 Dom. 1,3 2,2 15,2 Vespasianus Flavi Clementis f. Dom. 15,1 Vestae aedes Tib. 50,3 Nero Vestaiis virgo Tib. 2,4 Nero 28,1 virgo maxima Iul. 83,1 Dom. 8,4 Vestales virgines Iul. 1,2 Aug. 31.3 44,3 1 0 1 , 1 Tib. 76 Nero 12.4 Vit. 16 Dom. 8,3 VestinusAtticuscos. N e r o 3 5 , i Vesuvius mons Tit. 8,3 8,4 L. Vettius Iul. 17,1 1 7 , 2 ( 0 / 20.5) Vettius Philocomus gramm. 2,4 Vibius Crispus Dom. 3,1 Vicetinus gramm. 23,1 Victoria Aug. 100,2 G . 10,4 Vidius gramm. 14,2 Vienna Vit. 9 18 Vindelici Aug. 21,1 Vindelicum bellum Tib. 9 , 1 9 , 2 Vindex s. Iulius L. Vinicius Aug. 64,2 Vinicius Aug. 71,2

Viniciana coniuratio Nero 36,1 T. Vinius legatus G . 14,2 Vit. 7.1 T. Vinius Philopoemen Aug. Vipsanius s. Agrippa Viriatinum bellum G . 3,2 Vitellia colonia Vit. 1,3 Vitelliadea Vit. 1,2 Vitellia via Vit. 1,3 Vitelliani milites Vesp. 8,2 Vitellianum bellum Dom. 1,2 Vitellii Vit. 1,1 1,2 1,3 Q . Vitellius Divi Augusti quaestor Vit. 1,2 P. Vitellius imperatoris avus Vit. 2,2 A . Vitellius imperatoris patruus Vit. 2,2 P. Vitellius P. f. imperatoris patruus Vit. 2,2 2,3 Q . Vitellius imperatoris patruus Vit. 2,2 L. Vitellius P. f. imperatoris pater Vit. 2,2 2,4 3,2 A . Vitellius L. f. imp. Vit. 3,2 imp. Vit, 1,1 Augustus Vit. 8.2 Caesar Vit. 8,2 Vitellius O . 8,1 9,1 Vit. 7,3 17,1 Vesp. 5,1 6,2 6,4 7,1 14 Germanicus Vit. 8,2 14,4 Concordia Vit. >5.4 Vitellius s. Petronianus Vologaesus Parthorum rex Nero 57,2 Vesp. 6,4 Dom. 2,2 Vonones rex Parthorum Tib.49,2 Xenon (Zen-vulg.) Tib. 56 Xenophon Iul. 87 Xerxes Cal. 19,3 Zenodotus gramm. 11,4 Zmyrna s. Smyrna