De viris illustribus urbis Romae / Die berühmten Männer der Stadt Rom. Lateinisch und deutsch 9783534238521, 9783534712168, 9783534712205, 3534238524

Unter dem Namen des Aurelius Victor (Mitte 4. Jh.) überliefert, bildet die vorliegende Schrift den Mittelteil eines Abri

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De viris illustribus urbis Romae / Die berühmten Männer der Stadt Rom. Lateinisch und deutsch
 9783534238521, 9783534712168, 9783534712205, 3534238524

Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort
1 Einleitung
1.1 Text- und Überlieferungsgeschichte
1.2 Gattung und Werk
1.3 Quellen und Vorlagen
2 Text und Übersetzung
3 Kommentar
Literaturverzeichnis
Register
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TEXTE ZUR FORSCHUNG Band 110

PS. AURELIUS VICTOR

De viris illustribus urbis Romae Die berühmten Männer der Stadt Rom Lateinisch und deutsch

Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Joachim Fugmann

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© 2016 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Satz: Frederik Fischbach, Konstanz Einbandgestaltung: Neil McBeath, Stuttgart Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-23852-1 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-71216-8 eBook (epub): 978-3-534-71220-5

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



. Text- und Überlieferungsgeschichte . . . . . . .



. Gattung und Werk . . . . . . . . . . . . . . .



. Quellen und Vorlagen . . . . . . . . . . . . . .



 Text und Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . .



 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . .  Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

Vorwort Mit der vorliegenden Publikation schließt sich ein Kreis, der mit der Arbeit an meiner Dissertation begann. Diesen Weg haben viele begleitet, denen es ungenannt zu danken gilt, nicht zuletzt den Studierenden der Universität Konstanz für ihren Beitrag zur Erkundung dieser Schrift. Besonderer Dank gebührt Peter L. Schmidt, der als Doktorvater mein Interesse an diesem Text geweckt hat, und Markus Thumm, der jeden Teil dieses Bandes einer kritischen, formalen wie sprachlichen, Prüfung unterzogen und den Text mit den Anforderungen der neuen Rechtschreibung kompatibel gemacht hat. Als Glücksfall für die Erstellung einer druckfähigen Vorlage erwies sich gegen Ende der Arbeit die spontane Bereitschaft von Frederik Fischbach, eigenverantwortlich den kompletten Satz zu erstellen. Auch ihm sei hiermit herzlich gedankt. Und schließlich ist der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft für die Aufnahme in die Reihe ‚Texte zur Forschung‘ zu danken sowie Julia Rietsch als der verantwortlichen Lektorin, die geduldig alle Veränderungen und Verzögerungen im Werkprozess mitgetragen hat. Last, but not least möchte ich ganz herzlich Lisa danken, ohne deren Geduld und Verständnis während der vergangenen Jahre die Fertigstellung dieses Buches nicht möglich gewesen wäre. Ihr sei das Werk daher gewidmet. Konstanz, im Juni 

Joachim Fugmann

 Einleitung . Text- und Überlieferungsgeschichte Die Überlieferung der Schrift De viris illustribus urbis Romae beruht auf zwei Textfamilien, die auf einen gemeinsamen ‚Archetyp‘ zurückgehen, der nicht mit dem Exemplar des Autors identisch ist.¹ Einer längeren Textfassung im sog. Corpus Aurelianum (A) in  Kapiteln (von der Stadtgründung bis zum Tod der Kleopatra) steht eine kürzere, separat überlieferte Version (B) gegenüber, die mit dem Tod des Pompeius endet (,). Der Originaltitel des Werkes ist unbekannt; die übliche Denomination beruht auf den humanistischen Handschriften der Fam. B, berücksichtigt aber weder die Frauengestalten (: Cloelia; : Claudia; : Kleopatra) noch die auswärtigen Feinde Roms (: Hannibal; : Antiochos III.; : Mithridates VI.).² Auch über den Autor³ und die Entstehungszeit lässt sich nur spekulieren. Terminus ante quem bildet die Zusammenstellung des Corpus Aurelianum, die ihrerseits die Existenz der Historiae abbreviatae des Aurelius Victor (/) zur Voraussetzung hat. In Struktur und Typus fügt sich die Schrift am besten in den Kontext der spätantiken Breviarien des . Jh. (Periochae, Eutrop, Rufius Festus u. a.) ein, so dass sich eine Abfassung in der ersten Hälfte des . Jh. plausibel vermuten lässt.⁴ ¹ Dies belegen Bindefehler in A und B (etwa ,: Iovi delicio) oder der Ausfall des Namens des älteren Decius Mus zu Beginn von c.  (consecravit. bello); s. T () ; S (/). Die Überlieferungsgeschichte fassen zusammmen: D'E (); R/T (); S (c); F () –. Speziell zur Geschichte des Corpus s. außerdem F (). Zu allen Aspekten s. jetzt auch die neue zweisprachige, kommentierte Textausgabe von P.M. M () in der Reihe „Belles Lettres“, die erst nach Abschluss der inhaltlichen Arbeit am vorliegenden Band erschienen ist. ² Die ältesten Handschriften bieten Liber illustrium, De illustrium (V). Fam A. hat keinen vergleichbaren Titel. Der Genitiv illustrium weist auf den Ausfall eines Substantivs hin; der Originaltitel mag etwa De vita rebusque inlustrium virorum gelautet haben (so der Werktitel der Biographiensammlung des C. Iulius Hyginus bei Gell. ,,). ³ Auf Unkenntnis der Handschriften bzw. dem falschen Vertrauen auf S () beruht die Zuschreibung an den älteren Plinius durch B ()  f.; B ()  f. ⁴ Zu dieser Literaturgattung, die der Vergewisserung der (ruhmreichen) Vergangenheit Roms in komprimierter Form diente, s. S (), bes. – (DVI). Für



 Einleitung

Textfamilie A Das Corpus Aurelianum ist durch zwei Handschriften des . Jh. (Oxford, Bodl. Can. Lat. ; Brüssel –) tradiert. Nur indirekt in einzelnen Lesarten ist mit dem sog. Codex Metelli eine dritte Handschrift fassbar, die aus der Bibliothek des Cornelius Wouters (gest. ) stammte und Jean Matal (ca. –) aus Köln gehörte. Älter (./. Jh.) als die beiden anderen Codices der Textfamilie A handelte es sich gleichwohl nicht um deren Archetyp.⁵ Von den Titulaturen und Überleitungen ausgehend, lässt sich die Genese und Überlieferung des Corpus etwa wie folgt rekonstruieren: Nach der Mitte des . Jh. werden von einem Unbekannten drei ursprünglich unabhängige Schriften, die sog. Origo gentis Romanae, die Biographiensammlung De viris illustribus urbis Romae und die Kaisergeschichte (Historiae abbreviatae) des Aurelius Victor⁶, zu einer Gesamtdarstellung der Geschichte Roms von den mythischen Anfängen bis zum Ende der Herrschaft Constantius’ II. (/) vereint. Der Titel der Origo gentis Romanae wird dabei dem ganzen Corpus vorangestellt und zugleich um die Angabe des dargestellten Gesamtzeitraums und der zugrundeliegenden Quellen ergänzt.⁷ Um eine inhaltliche Überschneidung im Übergang von der Origo zu den Viri illustres zu vermeiden, werden in dieser ersten Redaktionsphase zudem durch den Bearbeiter der Schluss der Origo sowie der Anfang der Viri illustres

einen „paien lettré“ zur Zeit Kaiser Julians (–) mit Kenntnis des Christentums zuletzt M () bzw. M ()  („peut-être un grammaticus“); s. auch S (c) . Für einen späteren Datierungsansatz (Ende ./Anf. . Jh.) dagegen S () . ⁵ So zuletzt F () nach einer gründlichen Sichtung aller Zeugnisse. Die Merkmale sind rekonstruierbar aus dem Brief Matals an Stefan Pighi (um ) und der Einleitung S zu seinen Editionen von  (nur DVI) und  bzw.  (abgedruckt von S [] –). ⁶ Aurelii Victoris historiae abbreviatae (ab Augusto Octaviano, id est a fine Titi Livii, usque ad consulatum X Constantii Augusti et Iuliani Caesaris III ); s. Caes. ,: Iulius Constantius (–) annos tres atque viginti augustum imperium regens. Zur Zeitangabe als Eingriff des Redaktors s. S (g) . ⁷ Origo gentis Romanae a Iano et Saturno conditoribus per succedentes sibimet reges usque ad consulatum decimum Constantii digesta ex auctoribus Verrio Flacco, Antiate (ut quidem idem Verrius maluit dicere quam Antia), tum ex annalibus pontificum, dein Cincio, Egnatio, Veratio, Fabio Pictore, Licinio Marco, Varrone, Caesare, Tuberone, atque ex omni priscorum historia, proinde ut quisque neotericorum asseveravit, hoc est Livius et Victor Afer (Affer: p).

. Text- und Überlieferungsgeschichte



getilgt.⁸ Der Redaktor (ein Grammatiker?)⁹ begreift sein Werk als einen biographisch strukturierten Geschichtsabriss: a Iano et Saturno conditoribus (= Origo) per succedentes sibimet reges (= DVI) usque ad consulatum decimum Constantii Augusti (= Historiae abbreviatae). Die irrtümliche Identifizierung der Viri illustres, die unter der Rubrik reges subsumiert werden, als Livius deutet auf Unkenntnis des livianischen Werks hin.¹⁰ Das Wissen um die nordafrikanische Herkunft des Aurelius Victor (Afer), insbesondere aber das Ende dieses gesamtrömischen Geschichtsabrisses kurz vor dem Tod Constantius’ II. machen eine Entstehung des Corpus noch im . Jh. am wahrscheinlichsten.¹¹ Die Zeugnisse für die Tradierung des Corpus bis ins Mittelalter sind äußerst spärlich. Aus der Spätantike bezeugt nur Isidor von Sevilla die Kenntnis der A-Fassung durch eine Stelle seiner erstmals  publizierten Weltchronik, die dem Anfang der letzten Biographie der Viri illustres (c. ) fast wörtlich entspricht.¹² In einer zweiten Phase redaktioneller Arbeit am Corpus Aurelianum wird der Text der Viri illustres sodann aus der Historia ⁸ Die tradierte Überleitung ist in ihrer Form mittelalterlich (s. Anm. ), doch schließt dies die redaktionelle Bearbeitung bereits in der Spätantike keineswegs aus (vgl. den hypothetischen Vorschlag Ss [c] : T. Livius, Historia. Romulus auspicato urbem condidit, quam ex suo nomine). Wieviel am Ende der Origo ausgefallen ist, lässt sich nicht mehr eaxkt bestimmen, auf jeden Fall der Tod des Remus, sei es durch Romulus, sei es durch dessen Offizier Celer (s. Vir. ill. ,). Die Tilgung von c.  über den Sieg der Römer am Lacus Regillus im J.  geht dagegen nicht auf den spätantiken Redaktor zurück (so S [c] ; B [] ), sondern erfolgte erst im Mittelalter, wie seine (rekonstruierbare) Existenz im Codex Metelli beweist (s. F []  f.). ⁹ S () ; vgl. auch S () . ¹⁰ Anders M () : „There is no reason to think that the compiler was so incompetent as to attribute the ‚De viris illustribus‘ to Livy. He probably only meant that the material of the book was of Livian origin. To a great extent, though not entirely, he was wrong, but he lived before the time of German ‚Quellenforschung‘.“ ¹¹ Hierfür spricht auch, dass der Verfasser der sog. Epitome de Caesaribus die Kaisergeschichte des Aurelius Victor bis zu Theodosius I. († ) weitergeführt hat. Für eine Datierung des Corpus in die . Hälfte des . Jh. s. auch M () ; B () –; S () –; 'E () . ; S (b)  f.; M () ; S () –. Dagegen für die Zeit um : R () –. ¹² Zu Vir. ill. , (Cleopatra Ptolomaei regis Aegyptiorum filia, a fratre suo Ptolomaeo eodemque marito, quem fraudare regno voluerat, pulsa ad Caesarem bello civili in Alexandriam venit; ab eo specie sua et concubitu regnum Ptolomaei et necem impetravit) vgl. Chron. min. p. ,a M: Haec (sc. Cleopatra) Ptolomei regis Aegyptiorum fuit filia et fratris Ptolomei soror et coniux effecta. quem dum fraudare regnum voluisset, tempore belli civilis in Alexandria occurrit Caesari et per speciem atque stuprum regnum sibi et necem Ptolomei apud Iulium impetravit. Die paläographische Analyse verweist außerdem auf die Existenz einer Hs. des . Jh. (s. F [] ).



 Einleitung

miscella des Landolfus Sagax (verfaßt vor ) interpoliert, die in ihrer maßgeblichen Handschrift (Vat. Pal. ) um  von Süditalien nach Corvey gelangt war.¹³ Zugleich werden die Viri illustres mit der Origo als prima pars den Kaiserbiographien des Aurelius Victor als secunda pars gegenübergestellt.¹⁴ Dieser zweite Bearbeiter ist wahrscheinlich auch für die Transposition der Überschrift der Historiae abbreviatae des Aurelius Victor vor das ganze Corpus, wodurch dieses einen Namen erhielt, sowie für die erhaltene Form der Überleitung zwischen der Origo und den Viri illustres verantwortlich.¹⁵ Auf diese interpolierte Textfassung (Ende . Jh. bzw. . Jh.), gehen schließlich sowohl der verschollene Codex Metelli (. Jh.)¹⁶ als auch die Vorlage der beiden erhaltenen Handschriften des . Jh. zurück, d. h. des Codex Bruxellensis (Bibl. reg. –) und des Codex Oxoniensis (Bodl. Canon. Lat. ).¹⁷ Das Brüsseler Exemplar (p) wurde in der zweiten Hälfte des . Jh. von Johannes de Loemel, einem Kleriker aus Lüttich (gest. ), kopiert und kam danach in den Besitz Theodor Poelmans (Pulmannus), der ihn seinerseits Andreas Schott für seine editio princeps des Corpus () überließ. Bei der zweiten Handschrift (o) handelt es sich um einen  kopierten Codex des Kardinals Bessarion, dessen Weg sich aber über Nikolaus von Kues gleichfalls von Italien in den niederdeutschen Raum verfolgen läßt. Beide Manuskripte waren bis in das . Jh. verschollen. Der Bruxellensis verdankt seine Wiederentdeckung keinem Geringeren als Theodor Mommsen (), der Oxoniensis wurde sogar erst drei Jahrzehnte später (zwischen  und ) von Hirsch Hildesheimer wieder ans Licht gebracht.¹⁸ Die Überlieferung des Corpus ist damit ein¹³ Zur Datierung (richtig: , nicht ) und den Interpolationen s. F () ; ferner R/T () ; S (c)  f. Zur Historia miscella s. C (/) XIII–XLVI. Die mittelalterliche Textgeschichte im Überblick bieten P (); D'E () –; S () –; knapp S (b)  f.; weitere Lit. bei F () , Anm. . ¹⁴ explicit prima pars huius operis (o) bzw. finit prima pars huius operis. incipit secunda Aurelii Victoris (p). ¹⁵ Sed horum opinionibus omnium (omnium opinionibus: p) diversis repugnat nostrae memoriae proclamans historia Liviana, quae testatur, quod auspicato Romulus ex suo nomine Romam vocavit muniretque moenibus edixit, ne (. . .). Zur mittelalterlichen Provenienz, die in der Zuschreibung an Livius vorsichtig ist (historia Liviana), s. D'E () –; zurückhaltend R/ ()  f. Ungenau dagegen, obwohl F () als Referenz zitierend, M ()  (m. Anm. ), wenn er diesen Schritt dem spätantiken Redaktor zuschreibt. ¹⁶ Neben c.  verfügte der Codex Metelli auch noch über Kapitelüberschriften (s. F []  f.). ¹⁷ Für den Codex Bruxellensis (p) ist noch von einem Zwischenglied (. Jh./Anf. . Jh.?) auszugehen. Vgl. die stemmatische Aufarbeitung durch F ()  f. ¹⁸ Vgl. D'E ()  f.

. Text- und Überlieferungsgeschichte



deutig mit Deutschland verbunden, woher der Bruxellensis und der Codex Metelli direkt, der Oxoniensis indirekt stammen.

Textfamilie B Gegenüber der Corpus-Fassung ist die selbständige Textfassung (B) um die letzten neun Biographien (–) kürzer, enthält aber das erste und sechzehnte Kapitel vollständig. Die Handschriften (./. Jh.) zerfallen nach der unterschiedlichen Supplementierung des Textes am Ende der PompeiusVita (,) in die beiden Unterfamilien C und D. Der Überlieferungszweig C ist bisher durch insgesamt fünf Handschriften repräsentiert, die bis auf eine Ausnahme mit ad Ptolomaeum Alexandriae abbrechen.¹⁹ In der weitaus größeren Handschriftenklasse D dagegen wird das Schicksal des Pompeius bei seiner Ankunft in Ägypten ausführlich geschildert. Vermutlich handelt es sich bei diesem Textstück (= Vir. ill. ,–), das deutliche Parallelen zu Valerius Maximus, Lucan und Florus aufweist, um die Supplementierung des überlieferungsbedingt fehlenden Schlusses, wie er für diese Textfamilie (s. Unterfamilie C) charakteristisch ist.²⁰ Im Gegensatz zur Corpusfassung läuft der Text in der unabhängigen Tradition (B) unter dem Namen des Plinius, und zwar (nach der Trennung beider Plinii durch Giovanni de Matociis) unter dem des jüngeren Plinius.²¹ Mit Giovanni de Matociis, dem mansionarius (gest. ) der Kathedrale von Verona, gewinnt die Überlieferungsgeschichte der selbständigen Tradition, die sich im Gegensatz zum Corpus in Italien lokalisieren ¹⁹ Laur. Med. ,; Laur. Faes. ; Lond. BL Burn. ; Oxf. Colleg. Corp. Christi  (nach R/T [] ); abweichend Ricc.  (Vir. ill. ,: ad Ptolomaeum Alexandriae perfugit ab eoque interfectus [Zusatz: est], quem Caesar dum eius vidit caput flevit vindictamque de ipsius morte fecit; s. P/G; W). Zum Vergleich A: ad Ptolomaeum Alexandriae regem confugit. Eius imperio ab Achilla et Potino satellitibus occisus est (vgl. auch Liv. per. : Cn. Pompeius cum Aegyptum petisset, iussu Ptolemaei regis . . . auctore Theodoto praeceptore . . . et Pothino occisus est ab Achilla). Nach M ()  f. könnte der originale Schluss daher gelautet haben: ad Ptolomaeum Alexandriae confugit ab eiusque satellitibus interfectus (est); quem Caesar, dum eius vidit caput, flevit; sein scharfsinniger Vorschlag überzeugt jedoch insofern nicht, als sich hieraus eine Dublette zu Vir. ill. , ergibt, eine Doppelung, wie sie der Verfasser der Schrift sonst vermieden hat. Zudem besteht für die Tilgung von regem keine Notwendigkeit. Die in A überlieferte Wortstellung ad Ptolomaeum Alexandriae regem, die Alexandriae fälschlich zum Genitivattribut macht, lässt sich vielmehr plausibel als Wortvertauschung bzw. Irrtum im fehlerbehafteten ‚Archetyp‘ (s. Anm. ) bzw. im hs. Überlieferungsprozess deuten. ²⁰ Zur hypothetischen Zuweisung an Giovanni de Matociis s. R/T () . Zum Detail s. auch zu Vir. ill. ,. ²¹ Eine Zusammenstellung der einschlägigen Literatur zu den Hss. der Fam. B (über ) bietet S () .



 Einleitung

lässt, nach spärlichen Spuren im Mittelalter an Kontur. In seiner Brevis adnotatio de duobus Pliniis Veronensibus (zwischen  und )²² zählt er zu den Werken des jüngeren Plinius auch ein Librum Virorum Illustrium a Proca rege Albanorum usque ad Cleopatram in nonaginta octo capitulis, secundum ipsorum virorum numerum, in quo vitas ipsorum et merita mirabili et aperta brevitate describit. Der bisher wichtigste, aus dem Jahr  stammende Textzeuge der Handschriftenklasse D (Vat. Lat. ), der auf eine Handschrift G. de Matociis von  zurückgeht, enthält dagegen den Text der Viri illustres nur in der üblichen Kurzfassung mit dem bekannten interpolierten Schluss.²³ Ebenfalls  Kapitel weist auch eine Handschrift des . Jh. aus Neapel auf (Bibl. Orat. XL Pil. VI. nr. XIII), die überdies im zeitlichen Rahmen mit der Angabe Giovanni de Matociis’ übereinstimmt, in der aber gerade die letzten neun Biographien in Fam. A keine Entsprechung haben.²⁴ Gleichwohl lässt die mit der Corpusfassung übereinstimmende Zeitspanne von der Stadtgründung (a Proca rege) bis zum Ende der Republik (usque ad Cleopatram) plausibel einen originalen Textumfang der Viri illustres von , nicht  Kapiteln vermuten.²⁵ Eine gewichtige Stützung erfährt diese Annahme nicht zuletzt dadurch, dass sich die letzten neun Biographien weder in Duktus und Struktur noch in der sprachlichsyntaktischen Gestaltung vom Rest der Schrift unterscheiden.²⁶

²² Text der Adnotatio bei M () . ²³ Vgl. B ()  f.; einen Index als Quelle der Angabe Giovannis erwägen daher R/T () . Die Lesarten des Vat. Lat. () finden sich bei K (²). ²⁴ Octavian (), Brutus (), Cassius (), Sex. Pompeius (), Antonius () fehlen ganz, Cato () und Cicero () sind nicht mit A identisch, ein mögliches Kapitel über Kleopatra ist durch eine Lücke nicht verifizierbar. Vgl. B (); S (a). Möglicherweise handelt es sich sogar um dieselbe Langfassung wie in der Adnotatio des Giovanni de Matociis (so S []  f.; vorsichtiger R/T [] , Anm. ). Sachlich nicht zwingend ist daher die Verkürzung auf  Kapitel, wie sie S ()  m. Anm.  durch die Zusammenziehung der beiden ersten Kapitel favorisiert. ²⁵ R/T () : „The status of chapters – has been questioned, but nothing in their style or method convicts them of spuriousness, and the simplest explanation for their absence from these manuscripts (sc. B) and editions is a defect in the copy from which they all derive.“ Ähnlich B () –; B () –; S () –; B ()  f., Anm. ; S () .  f.; ablehnend dagegen T (); S (a); B () –; S ()  f.; S (c) . ²⁶ S. ‚Quellen und Vorlagen‘, bes. S. , Anm. .

. Text- und Überlieferungsgeschichte



Editionen Entsprechend der gespaltenen handschriftlichen Überlieferung ist auch die Drucklegung der Schrift De viris illustribus in zwei Etappen verlaufen: Die selbständige Fassung (B) erschien erstmals anonym  in Rom, sodann  in Venedig unter dem Namen des jüngeren Plinius, der wie in den Handschriften auch in den gedruckten Fassungen zumeist als Verfasser genannt ist.²⁷ Die Editio princeps des Corpus Aurelianum dagegen erfolgte erst  in Douai durch Andreas Schott, der bereits zwei Jahre zuvor die Viri illustres in der kürzeren Fassung, aber mit den letzten neun Viten im Corpus Aurelianum, publiziert hatte. Als Textzeugen standen ihm der Codex Bruxellensis Theodor Poelmans (p) sowie die indirekt vermittelten Lesarten des Codex Metelli zur Verfügung. Die Origo gentis Romanae und die Historiae abbreviatae wurden damit erstmals einem breiteren Leserkreis zugänglich. Bis in das . Jh. wurden die Viri illustres sowohl als Einzeltext wie auch innerhalb des Corpus mehrfach ediert.²⁸ Die bislang einzige moderne Gesamtausgabe des Corpus Aurelianum (Edition Teubner) stammt von Franz Pichlmayr () in der Überarbeitung durch Roland Gründel (⁴).²⁹ Die wegen ihres textkritischen Apparats wichtigste Separatausgabe der Viri illustres bildete lange Zeit die Dissertation von Inne R. Wijga (), der auch für die Einteilung der Handschriften in die beiden Textfamilien A bzw. B (= C/D) verantwortlich ist. Mit der zweisprachigen Ausgabe von Paul M. Martin in der Reihe „Belles Lettres“ liegt nun seit kurzem eine neue textkritische Edition vor, die allerdings für die Drucklegung des vorliegendes Band nicht mehr berücksichtigt werden konnte. Als digitales Medium (ohne textkritischen Apparat) steht dem Benutzer außerdem die gleichfalls lateinisch-französische Ausgabe von MariePierre Arnaud-Lindet () zur Verfügung, deren Basis die Edition von Pichlmayr/Gründel bildet. Einen editorischen Rückschritt stellt dagegen die Ausgabe von Walter K. Sherwin () dar, da sie sich zum einen allein auf die Handschriftenklasse der Familie D stützt, C überhaupt nicht ²⁷ Unter dem Namen des Sueton bzw. Cornelius Nepos dagegen in Mailand  bzw. . Vgl. F ()  f. Zur Diskussion der Verfasserfrage im italienischen Humanismus um  durch Aulo Giano Parrasio (–) s. jetzt I (). ²⁸ Für das Corpus sind noch zu nennen: S. P (Utrecht ); J. A (Amsterdam/Utrecht ); J.F. G (Coburg ). Wichtige Separatausgaben: F. S (Leipzig ) und (mit Kommentar) E. K (Breslau ²). Zur Editionsgeschichte: D'E () –; S ()  f.  f.; S (c) ; F ()  f. Zu den Schulausgaben des . Jh.: E/P (⁸) . ²⁹ Zu den textkritischen Schwächen für die Historiae abbreviatae des Aurelius Victor s. C ().



 Einleitung

berücksichtigt und Familie A aufgrund der Interpolationen ablehnt, zum anderen nur einen minimalen textkritischen Apparat aufweist. Infolge der Privilegierung von D fehlen bei Sherwin zudem die letzten neun Biographien der Corpusfassung (Vir. ill. –).

. Gattung und Werk Inhalt und Form Mit der Auflösung der republikanischen Geschichte in eine grob chronologisch strukturierte Sequenz einzelner Kapitel biographischen Zuschnittes spiegelt die Schrift De viris illustribus urbis Romae einerseits eine personalistische Geschichtsauffassung wider, die für Adelsgesellschaften wie der römischen mit ihrer sorgfältigen Pflege der gentilizischen Tradition charakteristisch ist, andererseits den Prozess der Kanonisierung der römischen Geschichte am Ende der Republik. Elogium und pompa funebris, bei der die in den Atrien aufbewahrten imagines maiorum mitgeführt wurden, kamen als Formen adliger Selbstrepräsentation besondere Bedeutung zu, weil sie die Verdienste der großen Familien um die res publica wachhielten, die auf diese Weise gleichsam als die Summe der Leistungen und Taten der Angehörigen dieser adligen Geschlechter erschien.³⁰ Die mit jeder Kanonbildung verbundene Selektion vollzog sich auf zwei Ebenen: zum einen in der Auswahl und Beschränkung auf einzelne Personen, zum anderen in der Reduktion der jeweiligen Vita auf exemplarisch-memorable Leistungen, Taten und Verdienste.³¹ Literarisch wird dieser Prozess von Kanonisierung und Personalisierung am Ende der Republik zum einen in den Imagines des Terentius Varro und Pomponius Atticus (Plin. nat. ,)³², zum anderen in den Biographiensammlungen des Cornelius Nepos und Iulius Hyginus fassbar. Seine monumentale Fixierung hat er dagegen in dem Programm des  v. Chr. eingeweihten Augustus-Forum gefunden, in den Statuen und Elogien der Mitglieder der Gens Iulia (unter ihnen Aeneas und die Könige von Alba Longa), der Könige Roms und insbesondere derjenigen Männer qui im³⁰ Vgl. etwa Cic. Sest. : Qua re imitemur nostros Brutos, Camillos, Ahalas, Decios, Curios, Fabricios, Maximos, Scipiones, Lentulos, Aemilios, innumerabiles alios, qui hanc rem publicam stabiliverunt. Zu „memoria und res publica“ s. grundlegend W (b); ein knappe und konzise Einführung in die Forschungsdiskussion zur römischen Erinnerungskultur bietet H (). ³¹ Zur Kanonbildung s. etwa T (); zur „costruzione dei viri illustres“ M (); zur Gattung der Viri illustres S (). ³² Zu Varros Hebdomades vel de imaginibus (Gell. ,,) s. G ().

. Gattung und Werk



perium populi Romani ex minimo maximum reddissent (Suet. Aug. ,).³³ Die biographische Grundstruktur der Schrift De viris illustribus urbis Romae spiegelt damit sowohl das aufkommende Interesse an der Biographie als literarischer Gattungsform wie auch die Intention des Augustus-Forum wider, die Geschichte Roms als Abfolge einzelner principes viri zu kanonisieren.³⁴ Zugleich gewährt sie aber auch Einblick in die Tradierung der römischen Geschichte ab urbe condita in Kaiserzeit und Spätantike.³⁵ Entgegen der Ankündigung des (nicht originären) Titels haben nicht nur Könige und berühmte Feldherren sowie Politiker (viri illustres) Aufnahme gefunden, sondern auch Frauengestalten, die nach der Tradition für das Schicksal Roms eine wichtige Rolle gespielt haben.³⁶ Die Konzeption als Geschichtsabriss ab urbe condita hat weiterhin zur Inkorporierung sowohl eindeutig negativ (sei es wegen schimpflicher militärischer Niederlagen, sei es wegen innenpolitischer Unruhestiftung) besetzter Figuren der römischen Historie als auch berühmter äußerer Feinde geführt.³⁷ Der biographische Charakter der Viri illustres ist am deutlichsten in den Viten der sieben Könige sichtbar, bei denen Abstammung und Thronbesteigung, innere und äußere Leistungen sowie abschließend das Lebensende die Unterthemen bilden.³⁸ Dass der Verfasser der Viri illustres auch bei der Darstellung der republikanischen Geschichte von einer biographischen Strukturierung ausgegangen ist, beweisen nicht nur die zunehmende Voranstellung des Namens der behandelten Persönlichkeit, wie sie ab der Vita

³³ Frühere Zeugnisse dieser Entwicklung sind die Heldenschau (, ff.) und die Schildbeschreibung (, ff.) in der Aeneis Vergils sowie Carmen , des Horaz. ³⁴ Zum Typ vgl. E (/) –; L () –; B () –; S () –; S ()  f. ³⁵ Eine in Aufbau und Typ vergleichbare Parallele bietet einzig die sog. Origo gentis Romanorum, eine kurze stadtrömische Chronik (entstanden zwischen  und  n. Chr.), im sog. Chronographen von  (s. S [a]). ³⁶ Cloelia (); Claudia (); Kleopatra (). Vgl. auch Lucretia (), Verginia () und die uxor regis Orgiagontis (). ³⁷ Römer: Cn. Marcius Coriolanus (), Appius Claudius decemvir (), Manlius Capitolinus (), A. Hostilius Mancinus (), Ti. und C. Gracchus (, ), Livius Drusus (), C. Marius filius (), Cinna (), Flavius Fimbria (), L. Apuleius Saturninus (). Inwieweit dagegen auch die Consuln der Schmach von Caudium (), vor allem Sp. Postumius, ein ausschließlich negatives Image hatten (so S [] ), ist nicht so eindeutig zu beantworten (s. zu Vir. ill. ,). Nicht-Römer: Pyrrhus (), Hannibal (), Antiochus III. Megas (), Viriatus () und Mithridates (). ³⁸ Stellensynopse bei E (/)  ff. Wenig glücklich ist die Strukturanalyse nach sieben „patterns“ von S () –, dessen siebte Kategorie überhaupt fehlt (zu Recht ironisch S [] , Anm. : „presumably the seventh is the absence of pattern“).



 Einleitung

des Scipio Africanus () regelmäßig durchgehalten ist,³⁹ sondern auch der (relativ) biographische Aufbau vieler Viten, indem sie Auskunft über die Herkunft, über einzelne Leistungen und schließlich über die Todesumstände geben; ein Unterschied zwischen Römern und Nicht-Römern oder positiven und negativen Figuren lässt sich nicht erkennen.⁴⁰ Die Zunahme der biographischen Details in den späteren Viten ist auf den mit dem Aufkommen der römischen Historiographie seit dem Ende des . Jh. breiter fließenden Strom historischer Nachrichten zurückzuführen. Der Schwerpunkt innerhalb der einzelnen Biographien liegt auf den Leistungen für die res publica. Triumphe sowie Auszeichnungen durch den Staat, sei es zu Lebzeiten in Form von Goldkränzen, Land und Statuen, sei es nach dem Tod durch Staatsbegräbnis und Staatstrauer, sind oft vermerkt.⁴¹ Der den Einsatz für das Gemeinwesen betonende Grundtenor zeigt sich auch in der häufigen Wiederkehr des quis-primus-Gedankens; ein Gedanke, der auch für die elogia des Augustus-Forum kennzeichnend ist.⁴² Leitfaden bildet im Einzelfall der jeweilige cursus honorum, doch ist dieses Prinzip nicht konsequent durchgehalten, vielmehr ist des Öfteren auf die Angabe öffentlicher Ämter verzichtet bzw. statt der präzisen Amtsbezeichnung ein allgemeinerer Ausdruck gewählt.⁴³ Die individuelle Charakterzeichnung ist durchgängig auf sparsame, oft an den Beginn einer Biographie gestellte Notizen⁴⁴ oder exemplarische dicta und facta reduziert, die den betreffen-

³⁹ Ausnahmen: –, , –, , , , , , . Die Namensform folgt meist dem gängigen Schema der tria nomina. Besonderer Wert ist auf die Erklärung der Cognomina gelegt (fehlend: ,, da bereits in , genannt); dagegen ist häufig das Praenomen ausgelassen (,; ,; , etc.), zum Teil auch das Gentile (,; ,; ,; stets bei den Scipionen: ,; ,; ,; ,). Zum Detail s. S () . ⁴⁰ Vgl. etwa Pyrrhus (), Scipio Africanus (), Scipio Aemilianus () und Aemilius Scaurus (). ⁴¹ Teilweise steht der Triumph sogar am Anfang einer Biographie (,; ,; ,; ,; , etc.; vgl. auch ,); Goldkranz (,; vgl. auch ,); Land (,; ,; ,); Statuen (,; ,; ,); Begräbnis und Trauer (,; , vgl. auch ,; ,; ,); öffentliche Hilfe für Verwandte (,). Zur Struktur der Biographien s. auch S (). ⁴² Vgl. ,; ,; ,. ; , etc. ⁴³ Zum Detail s. S ()  f. ⁴⁴ Vgl. etwa Ancus Marcius (,: aequitate et religione avo similis), Tarquinius Superbus (,: cognomen moribus meruit), Mucius Cordus , (vir Romanae constantiae), Scipio Nasica (,: fortissimus, iustissimus), Cinna (,: flagitiosissimus) etc.

. Gattung und Werk



den Charakter plastisch hervortreten lassen (sollen).⁴⁵ Die Skizzierung des Privatlebens beschränkt sich auf knappe Bemerkungen.⁴⁶ Dem Charakter einer Biographiensammlung scheint eine Reihe von Kapiteln zu widersprechen, deren Inhalt sich ausschließlich oder zumindest weitgehend auf ein einziges Ereignis beschränkt. Eine Scheidung in biographische und historische Kapitel, wie sie von Teilen der Forschung⁴⁷ vertreten wird, ist jedoch bereits im Ansatz problematisch, da sie sowohl die Intention der Viri illustres als Geschichtsabriss zu wenig berücksichtigt, welche die Möglichkeit einer selektiven Behandlung biographischen Materials mitenthält, als auch wesentlichen Grundzügen römischer Historie und Historiographie nicht genügend Rechnung trägt. So lag für viele Gestalten, insbesondere für diejenigen der Frühen Republik, die nach der römischen Tradition Geschichte gemacht haben sollen, am Ende der Republik trotz annalistischer Fiktion und Ausschmückung kein ausreichendes Material für eine biographische Würdigung vor.⁴⁸ Auch der – nach modernem Verständnis – vielfach anekdotenhafte Charakter der römischen Tradition erlaubt keine schlüssige Trennung in biographische und historiographische Elemente, wie paradigmatisch die als Familienanekdote gestaltete Geschichte der Einführung der Licinisch-Sextischen Gesetze (/) durch Licinius Stolo verdeutlicht, durch welche die Plebeier erstmals Zugang zum Consulat erhielten.⁴⁹ Schließlich hat die genuin römische Denkfigur des exemplum dazu geführt, dass manche Gestalten der Geschichte Roms überhaupt

⁴⁵ Wie etwa die Antwort des Curius Dentatus an die Samniten (,): Legatis Samnitum aurum offerentibus, cum ipse in foco rapas torreret: Malo, inquit, haec in fictilibus meis esse et aurum habentibus imperare. ⁴⁶ Zu den verschiedenen Elementen einer Biographie vgl. die exemplarische Strukturanalyse der Vita des Aemilius Scaurus () durch E (/)  f. Die Berücksichtigung skandalträchtiger Notizen in den letzten neun Biographien der Corpus-Fassung (etwa ,: Gaius Iulius Caesa . . . cum saepe ad Nicomedem . . . commearet, impudicitiae infamatus est; , f.: Marcus Brutus . . . Cytheridem mimam cum Antonio et Gallo amavit) signalisiert dagegen kein quellenanalytisch verwertbares geändertes Interesse an einem gewissen ‚Haut goût‘ (so aber S [] ; vgl. auch B [] –), sondern erklärt sich plausibel aus der signifikant besseren Quellenlage für diesen Zeitraum (unnötig daher S []  f.). ⁴⁷ Vgl. zuletzt S () , der nach den Kriterien von E (/) folgende Kapitel als nicht-biographisch klassifiziert: , –, –, –, , –, , , , –, . Im Gegensatz zu B ()  f. beschränkt er sich jedoch auf eine inhaltliche Differenzierung und hebt sich damit positiv von dessen quellenanalytischem Ansatz ab (s. ‚Quellen und Vorlagen‘). ⁴⁸ Vgl. etwa T ();  U-S (). ⁴⁹ Die Geschichte (s. Vir. ill. ) repräsentiert damit einen Typ, der sich sowohl in einem biographischen als auch in einem historiographischen Werk vorstellen lässt.



 Einleitung

nur in ihrer Exemplarität tradiert wurden.⁵⁰ Einzelne Biographien ließen sich daher lediglich als eine Aneinanderreihung bzw. Zusammenstellung exemplarischer Taten und Handlungen schreiben oder unter sachlichen Aspekten zu biographischen Exemplareihen zusammenfassen. Die dieser Denkweise inhärente Reduktion wird etwa in der Weihe der zweiten spolia opima durch Cornelius Cossus (Vir. ill. ) deutlich, der allein mit dieser Leistung in das römische Geschichtsbild eingegangen ist. Genau diesen Aspekt kann man mit dem Begriff der „Exempla-Biographie“ erfassen.⁵¹ Die Schrift De viris illustribus urbis Romae stellt damit einen „nach Personen geordneten Abriss der römischen Geschichte von Romulus bis Augustus“ dar, deren primäres Anliegen in der Vermittlung eines historischen Grundwissens zu sehen ist und worin sie sich nicht von den vergleichbaren, gleichfalls paganen Geschichtswerken des . Jh. (Eutrop, Festus etc.) unterscheidet.⁵²

Aufbau und Struktur Die Anordnung der einzelnen Viten folgt, wie schon der Verfasser der Titulatur zum Corpus Aurelianum vermerkt hat (per succedentes sibimet reges), im Wesentlichen der Chronologie, die aber punktuell von genealogischen oder anderen sachlichen Bezügen überlagert wird. Grobe zeitliche Schnitzer lassen zudem den Schluss zu, dass der Verfasser der Viri illustres wahrscheinlich weder eine annalistisch strukturierte Vorlage noch eine Fastenliste zur Grundlage genommen hat.⁵³ Von der Chronologie auszugehend, lassen sich ⁵⁰ Vgl. etwa Quint. inst. ,,: . . . sed magis etiam, quae sunt tradita antiquitus dicta ac facta praeclare, et nosse et animo semper agitare conveniet. Quae profecto nusquam plura maioraque quam in nostrae civitatis monumentis reperientur. An fortitudinem, iustitiam, fidem, continentiam, frugalitatem, contemptum doloris ac mortis melius alii docebunt quam Fabricii, Curii, Reguli, Decii, Mucii aliique innumerabiles? Quantum enim Graeci praeceptis valent, tantum Romani, quod est maius, exemplis; Sen. epist. ,,: longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla. Zur auctoritas exempli s. S (). ⁵¹ B ()  (s. auch K [] ) hat diesen Terminus allerdings lediglich aufgrund der Tatsache geprägt, dass sich einzelne Viten ganz in Exemplasammlungen (Valerius Maximus, Frontin) wiederfinden. Eine etwas andere Akzentuierung, mit Blick auf das Programm des Augustus-Forum, bei S ()  („Im Rahmen einer solchen Geschichte in personalen Höhepunkten ist der Einzelne nicht an sich, sondern nur in Beziehung auf das große, imperiale Ganze von Interesse. [. . .] die Bezeichnung Exempla-Biographie [. . .] könnte [. . .] diesen exemplarischen Erfolg einer ganzen Existenz meinen.“). Zur Lösung der exempla aus dem gentilizischen Kontext und deren Funktionswandel im . Jh. im Sinne einer gesamtrömischen Geschichte s. T () –. ⁵² So kurz und prägnant bereits L () . Vgl. etwa auch S ()  f.; S () ; S () –. ⁵³ Vgl. auch S () . Zu weit in seinem Rekurs auf den genealogischen Aspekt als Gliederungsprinzip geht dagegen B ()  f.

. Gattung und Werk



jedoch die einzelnen Biographien zu größeren Einheiten zusammenfassen, die den verschiedenen Abschnitten der römische Geschichte entsprechen.⁵⁴ Das erste Kapitel ist der Stadtgründung und dem Schicksal der Zwillinge Romulus und Remus gewidmet. Als erster thematischer Block lässt sich die Zeit der Könige (–) eingrenzen, deren Anordnung vorgegeben war: Romulus (), Numa Pompilius (), Tullus Hostilius (), Ancus Marcius (), Tarquinius Priscus (), Servius Tullius (), Tarquinius Superbus (). Tarquinius Collatinus bzw. der Selbstmord der Lucretia () stehen am Übergang von der Königszeit zur Republik, gehören aber thematisch noch zur ersten Kapitelfolge. Iunius Brutus () als der Rächer der Lucretia und erster Consul markiert den Beginn der Republik im J. . Das Anordnungsprinzip der folgenden Viten ist schwierig zu erkennen: Unter dem Aspekt der Stabilisierung der res publica im Abwehrkampf gegen die Tarquinier ergeben die Kapitel – eine gewisse Einheit, allerdings bleibt in diesem Fall die Stellung des Valerius Publicola () unklar, da in seiner Biographie die Tarquinier nicht vorkommen.⁵⁵ Als Alternative bietet sich an, die Viten des Iunius Brutus und Valerius Publicola als den äußeren Bezugsrahmen für die Anfangsjahre der Republik (Ende . Jh.) zu sehen, in welche die traditionelle Sequenz zur Abwehr des Etruskerkönigs Porsenna mit Horatius Cocles (), Mucius Cordus () und Cloelia () eingebettet ist. Auf jeden Fall völlig falsch platziert ist der Untergang der Fabier an der Cremera (), der zeitlich in die erste Hälfte des . Jh. () gehört. Die nächsten Kapitel (–) stellen chronologisch eine äußerst wirre und heterogene Abfolge dar, deren Schwerpunkt auf Ereignissen des . Jh. liegt:  Sieg der Römer unter A. Postumius über die Latiner am See Regillus (), Quinctius Cincinnatus (), Auflösung der ersten secessio plebis  durch Menenius Agrippa (), der Marsch Coriolans auf Rom im J.  () und schließlich die Zwölftafelgesetzgebung bzw. der Sturz der Decemviri () in den Jahren –. Ungeschickt ist die Vita des Cincinnatus () mitten in die Ereignisse des ersten Dezenniums (–) eingeordnet; eine Stellung vor oder nach dem Decemvirat () wäre wegen der ersten Dictatur des Cincinnatus () logischer gewesen, zumal die anderen in diesem Kapitel zusammengefassten Ereignisse bis in das Jahr  reichen. Völlig falsch dagegen sind die Licinisch-Sextischen Gesetze des Jahres / () ⁵⁴ Die einzige weitere, im Detail aber abweichende (dazu im Folgenden) Strukturanalyse findet sich bei S () –. ⁵⁵ Für eine Gliederung von Vir. ill. – nach der Zugehörigkeit zu Patriciern und Plebeiern dagegen T.P. W (CR  []  f.); skeptisch hierzu S () , Anm. .



 Einleitung

sowie die Einführung des Aeskulap-Kultes () gestellt, die erst zu Beginn des . Jh. () erfolgt ist. Das . Jh. war außenpolitisch in seiner ersten Hälfte geprägt durch die Eroberung Veiis () und die Abwehr der Gallier nach der Niederlage an der Allia und der Einnahme Roms ( bzw. /), in seiner zweiten Hälfte durch die Kriege gegen die Latiner und Samniten. Die innere Entwicklung Roms dagegen bestimmte die Fortdauer des Ständekampfes, in dem die Plebeier mit der Zulassung zum Consulat (/) einen wichtigen Erfolg verbuchen konnten. Die Vita des Furius Camillus (), des Bezwingers von Veii und ‚Retters‘ der urbs Roma aus den Händen der Gallier, steht daher am Anfang der in das . Jh. gehörenden Biographien, gefolgt von der des Manlius Capitolinus (), dem Verteidiger des Capitols gegen die Kelten. Als erratischer Block, da noch in das . Jh. ( bzw. ) gehörend, schließt sich die Vita des Cornelius Cossus () mit der Gewinnung der zweiten spolia opima an. Die folgenden Kapitel (–) behandeln im Wesentlichen die Latinerund Samnitenkriege, folgen aber nicht der Chronologie, nach der zu gliedern wäre: Manlius Torquatus (), Valerius Corvus (), Decii Mures (–). Einerseits gehören Torquatus und Decius Mus pater () als die siegreichen Consuln über die Latiner in der Schlacht an der Veseris im J.  zusammen, in der erst die devotio des Decius den römischen Sieg brachte, andererseits Torquatus und Valerius Corvus (), da beide einen Gallier im Zweikampf besiegt haben sollen. Während sich die Abfolge ‚Cornelius Cossus – Decius Mus pater‘ vermutlich aus der Verwechslung des Spoliengewinners mit dem Consul des J.  (Cornelius Arvina) zu Beginn der Decius-Vita (,) erklärt,⁵⁶ waren für die Kombination der beiden Decii wahrscheinlich nicht nur der genealogische Aspekt (Vater und Sohn), sondern auch die strukturelle Parallelität (devotio) maßgebend; die Schlacht bei Sentinum , in der der jüngere Decius sich opferte, geriet dadurch in die Ereignisse des vierten Jahrhunderts. Diese Disposition ermöglichte aber zugleich die Folge ‚Manlius Torquatus – Valerius Corvus‘. Der Abfolge dieser Kapitel (–) lässt sich damit eine gewisse innere Logik nicht absprechen, die absolute Chronologie war aber nicht der entscheidende Gesichtspunkt für die Anordnung. Die nächste Sequenz (–), deren Schwerpunkt auf den Samnitenkriegen und der Auseinandersetzung Roms mit Pyrrhus von Epirus liegt, korrespondiert dagegen der historischen Entwicklung. Am Anfang steht die römische Niederlage und Schmach bei Caudium (), an die sich die Erfolge Roms unter den beiden prominenten, persönlich in einem Riva⁵⁶ Vgl. auch S ()  f.

. Gattung und Werk



litätsverhältnis stehenden Politikern dieser Zeit anschließen: des Papirius Cursor () und des Fabius Rullus (). Curius Dentatus () steht richtig, indem er einerseits die Samnitenkriege abschließt, andererseits bereits den Blick auf die Kämpfe mit Pyrrhus als dem ersten nicht-italischen Gegner Roms und auf das damit verbundene römische Ausgreifen nach Süditalien lenkt. Biographisch ist dieser Krieg aufgearbeitet einerseits durch die Vita des Pyrrhus (), andererseits durch diejenige des Appius Claudius Caecus (), die durch ihren Schluss, der die Intervention des Appius Claudius im Senat gegen einen Frieden mit Pyrrhus zum Gegenstand hat, die Brücke zu Pyrrhus schlägt.⁵⁷ Abschluss und Zäsur bildet schließlich die Einnahme von Volsinii () am Vorabend des Ersten Punischen Kriegs (). Der Erste Punische Krieg (–) ist in fünf Biographien aufgespalten, die einer klaren Disposition folgen:  (Ap. Claudius Caudex: Eröffnung des Kriegs),  (Cn. Duilius: erster wichtiger Seesieg),  (Atilius Calatinus: Einnahme Siziliens),  (Atilius Regulus: erste Landung in Nordafrika),  (Lutatius Catulus: Sieg bei den Aegatischen Inseln und Kriegsende).⁵⁸ Die folgende Sequenz (–) behandelt den Zweiten Punischen Krieg (–). Das Thema gibt die am Anfang stehende Vita Hannibals () vor, das Ende markiert Cornelius Scipio Africanus als dessen Bezwinger (). Die Binnenstruktur ist weniger klar: Die Viten des Fabius Maximus Cunctator (), Claudius Marcellus () und Claudius Nero () folgen grob dem Verlauf des Krieges, während die des Cornelius Scipio Nasica (), der Claudia () und des älteren Cato () in ihrer Stellung problematisch sind.⁵⁹ Den Schlüssel bietet vermutlich die Einholung der Magna Mater aus Ephesus im J. , bei welcher die Vestalin Claudia ihre angezweifelte pudicitia bewies und in die auch Scipio Nasica (cos. ) involviert war, dessen Biographie allerdings weitgehend mit der seines Sohnes, Scipio Nasica Corculum (cos. ), vermengt ist. Der ältere Cato dagegen hat an diesem Krieg nur am Rande teilgenommen:  als Militärtribun unter Claudius Marcellus in Sizilien und  als Quaestor unter Scipio in Africa.⁶⁰ Die Vita des Livius Salinator (), die erst am Ende des hannibalischen Krieges steht, verdankt ihre Stellung wahrscheinlich dem Umstand, dass Livius Salinator einerseits als Consul  am Zweiten Punischen Krieg ⁵⁷ Anders akzentuierend S ()  („Pyrrhus is introduced in a separate chapter that forms an appendix to the chapter on Appius“). ⁵⁸ Zur Liste der Persönlichkeiten vgl. auch Flor. ,,– bzw. Eutr. ,–. Zum Detail s. gleichfalls S () ; zu den vierzehn Biographien, welche die gesamte Zeit der Punischen Kriege umfassen, s. außerdem S (). ⁵⁹ Zu den signifikanten Übereinstimmungen mit Florus (,,–) und Ampelius (,; ,; ,; ,–) in Aufbau und Gestaltung des Hannibal-Krieges vgl. auch K ()  f.; kritisch dazu aber S () , Anm. . ⁶⁰ Vgl. zum Detail S () –.



 Einleitung

teilgenommen hat, zum anderen als Erster einen Triumph über die Illyrer feierte () und damit die folgende thematische Sequenz präfiguriert: die Expansion Roms ins östliche Mittelmeer.⁶¹ Nach den Hauptakzenten innerhalb der einzelnen Kapitel ergibt sich folgendes Gliederungsprinzip:  (Sieg des Flamininus  über Philipp V. von Makedonien) und  (Sieg des Fulvius Nobilior  bei Ambrakia über die Aetoler) für die Ereignisse in Griechenland. Die nächsten Kapitel (–) sind den Kämpfen mit Antiochus III. Megas von Syrien gewidmet, dessen Biographie genau in der Mitte steht (: Scipio Asiaticus; : Antiochus; : Manlius Vulso).⁶² Aemilius Paullus () und sein entscheidender Sieg bei Pydna () über Perseus von Makedonien, wodurch dieses als eigenständiges Machtgebilde eliminiert wurde, schließen den ersten Teil der Darstellung der Expansion im Osten ab. Mit Ti. Gracchus (), dem Vater der beiden Gracchen, verlagert sich der Schwerpunkt erneut in den Westen, wie es dem Gang der römischen Expansion entspricht, deren Marksteine die Zerstörung Karthagos  und Numantias  bildeten. Biographisch steht hierfür die Vita des jüngeren Scipio (), des Zerstörers beider Städte. Als Appendix zu Numantia, obgleich chronologisch früher, ist Hostilius Mancinus () angeschlossen, der  vor dieser Stadt kapitulierte. Mummius Achaicus () und Metellus Macedonicus () schließen dagegen thematisch (als zweiter Teil) das römische Ausgreifen im Osten ab, das mit der Vernichtung Korinths im J.  durch Mummius ein markantes Ende fand. Nach dem genealogischen Prinzip folgen Metellus Numidicus () und Metellus Pius ().⁶³ Die Späte Republik wird durch die beiden Gracchen, Ti. Gracchus () und C. Gracchus (), eingeleitet, an die sich die Vita des Livius Drusus () anschließt, dessen Ermordung  den sog. Bundesgenossenkrieg (–) auslöste. Die auf diese Trias der Volkstribunen folgenden Biographien umgreifen die Zeit des Marius und Cinna: Marius (), sein Sohn (), Cornelius Cinna () und Flavius Fimbria (). Während die beiden ⁶¹ Der innenpolitische Schwerpunkt seiner Biographie liegt auf der Censur des Jahres . Vgl. auch S ()  („chapter  is added [. . .] in the form of an appendix on the war“). ⁶² Aus diesem Grund hat der Verfasser der Viri illustres statt der zu erwartenden umgekehrten Reihenfolge vermutlich ebenfalls Fulvius Nobilior vor Scipio Asiaticus gestellt. Vgl. auch (im Detail abweichend) S ()  f. ⁶³ Die Überleitung bildet der Schluss der Vita des Metellus Macedonicus (,: Hic quattuor filiorum pater supremo tempore humeris eorum ad sepulcrum latus est; ex quibus tres consulares, unum etiam triumphantem vidit). Zu den genealogischen Schnitzern s. S () , Anm. .

. Gattung und Werk



Marii aufgrund des Vater-Sohn-Verhältnisses miteinander verbunden sind, steht Flavius Fimbria als Anhänger Cinnas nach diesem.⁶⁴ Völlig gegen die Chronologie folgt die nächste, intern aber zeitlich richtig gegliederte Sequenz mit Viriatus (), Aemilius Scaurus () und Ap(p)uleius Saturninus ().⁶⁵ Die Ära Sullas schließlich ist um dessen Vita gruppiert: Licinius Lucullus (), Cornelius Sulla () und Mithridates (). Die Kriege gegen den Letzteren bilden den roten Faden dieser Kapitel und leiten zugleich zu Cn. Pompeius () als dessen Bezwinger über. Charakteristisch für die Behandlung des Pompeius ist die Betonung seiner außenpolitischen Erfolge mit der Vergrößerung des Imperium Romanum; die Innenpolitik (sog. Erstes Triumvirat, Bürgerkrieg etc.) treten dagegen zurück. Den Anfang der folgenden, nur in der Corpus-Fassung (= Fam. A) tradierten Sequenz von neun Kapiteln eröffnen die Sieger in den beiden Bürgerkriegen: Iulius Caesar () und – als sein Adoptivsohn – Caesar Octavianus ().⁶⁶ Ihnen folgen ihre wichtigsten Gegner: Cato Uticensis (), Cicero ()⁶⁷, die Caesarmörder Iunius Brutus () und Cassius Longinus () für die Zeit Caesars, dagegen Sex. Pompeius (), Antonius () und Kleopatra () als die Kontrahenten Octavians.

Sprache und Stil Dem knapp informierenden Charakter der Schrift De viris illustribus entsprechen der einfache Stil und die unprätentiöse Sprache.⁶⁸ Die Rhythmisierung erscheint gleichmäßig. Kennzeichnend ist der parataktische Stil, der auf längere Satzperioden und ausführlichere Hypotaxen verzichtet. Typische Formen der Subordination sind Relativ- und Temporalsätze. Mit einer gewissen Vorliebe sind asyndetische Enumerationen und Satzkola verwendet,⁶⁹ deren Gerafftheit teilweise zu logischen Inkonzinnitäten ge⁶⁴ ,: Flavius Fimbria saevissimus, quippe Cinnae satelles . . .. ⁶⁵ Apuleius Saturninus gehört als Volkstribun des Jahres  vor Livius Drusus. Vgl. auch S ()  f. und dessen berechtigte Kritik an S () , der die Stellung des Viriatus auf die – nicht zutreffende – Verwechslung mit Sertorius zurückführt; allerdings ist auch die Alternative von S, die Kapitel – seien ein späterer Zusatz, rein spekulativ. ⁶⁶ Vgl. B ()  („eine große Caesar-Biographie“). ⁶⁷ Diese Einordnung Ciceros lässt sich insofern rechtfertigen, als er zunächst bei Ausbruch des Bürgerkriegs die Partei des Pompeius ergriffen hat (s. Vir. ill. , f.). ⁶⁸ Bedauerlicherweise ist die einzige systematische Untersuchung, die unpublizierte Magisterarbeit von W (), nicht mehr, auch in Ohio nicht, auffindbar. Zu Sprache und Stil vgl. noch die kurzen Ausführungen von B () – sowie S (). ⁶⁹ Asyndeta: ,; ,; , etc. Tautologie, bedingt durch Brachylogie bzw. dem Streben nach Antithesen: , (absens victus fugae, non pugnae interfuit).

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 Einleitung

führt hat und die eindeutig für die Bearbeitung bzw. Exzerpierung einer ausführlicheren Vorlage durch den Verfasser der Viri illustres sprechen. Den einfachen Stil bewirken auch die häufigen Ellipsen, sei es der Kopula esse, sei es von attributiven Substantiven.⁷⁰ Diese Tendenz ist auch in der Syntax sichtbar, indem etwa der pronominale Subjektsakkusativ ausgefallen ist.⁷¹ In die Spätantike weist die Verwendung des Demonstrativums oder von ubi bzw. unde als Satzeinleitung, wie sie auch in den vergleichbaren Texten des . Jh. zu finden ist.⁷² Dagegen müssen als Eigenheiten gelten: die durchgehende Verwendung des griechischen Accusativus pluralis bei Stammesbzw. Völkernamen, die Bevorzugung von gratia als Präposition statt causa und die Vorliebe für die kontrahierten Verbalformen des Perfektstammes sowie für einzelne Verben.⁷³ Charakteristisch für den mangelnden Stilisierungswillen ist der Gebrauch stereotyper Phrasen und Termini technici, im Einzelfall auch die Wiederholung einzelner Konjunktionen, längerer Passagen und vereinzelt auch ganzer Sätze. In letzterem Fall ist aber stets zu berücksichtigen, inwieweit die fehlende Variation nicht schon durch den Inhalt oder die sprachliche Festigkeit der Tradition bedingt ist.⁷⁴ Trotz dieser stilistisch wie sprachlich weitgehend simplen Gestaltung ohne literarische Ambitionen schimmert an einigen Stellen eine gewisse gehobene Sprache und Rhetorisierung durch (etwa in den einzelnen Gnomai). Wiederum ist allerdings die Frage zu stellen, inwieweit dies nicht schon auf die Vorlage zurückgeht.⁷⁵ Ist dem Text insgesamt die Anlehnung an die klassische Latinität nicht abzusprechen und kann man ihm mit Vorbehalt auch eine „gewisse Darstellungsfähigkeit“ und einen „leidlichen Stil“ zuer⁷⁰ esse: ,; ,; ,; , etc. Weglassung von Substantiven (homo): ,; ,; , etc. ⁷¹ Subjektsakkusativ: , (me); , (se) etc. ⁷² Demonstrativa: hic (,; ,; , etc.); ob hoc (,; ,; vgl. auch ,); ubi (,; ,; ,) etc.; dazu knapp L () . ⁷³ Acc. pl. auf -as: ,; , etc.; gratia: ,; ,; ,; ,; ,; , (x); causa: ,; ,; ,; r-Formen des Perfektstammes: , etc.; Verben: x concedere (,; ,; , etc.); x interficere (,; ,; , etc.); x instituere (,. ; , etc.). ⁷⁴ Konjunktionen: tunc (, f.); qua re (, f.). Stereotype Phrasen: immittere percussorem (,; ,; ,; ,; ,); Latinos bello domuit (,; ,); deditus nec receptus (,; ,); optionem muneris bzw. munerum (,; ,); etc. Termini technici: consul ante annos factus (,; ,); legem ferre (,; ,; ,); spolia opima consecrare (,; ,; ,); etc. Längere Satzglieder: in superiorem locum evasit (,; ,); nec precibus nec minis adduci potuit (,) bzw. nec pretio nec minis potuit adduci (,); etc. Gerade das Beispiel der Decii (, bzw. ,: impetu in hostes facto victoriam suis reliquit) zeigt aber auch die die Sprache prägende und normierende Kraft der Exempla. ⁷⁵ Vgl. etwa das der Poesie nahestehende morbo solutus (,) oder die Schlusspointe in der Vita des Camillus (,: Sic et oppidum civibus et cives oppido reddidit).

. Quellen und Vorlagen



kennen,⁷⁶ so sind andererseits sprachliche und stilistische Ungereimtheiten sowie Elemente eines späteren Sprachgebrauchs nicht zu übersehen, die eine Abfassung der Schrift in der ersten Hälfte des . Jh. wahrscheinlich machen.⁷⁷

. Quellen und Vorlagen Einigkeit über die Quellen der Viri illustres konnte in der Forschung bis jetzt noch nicht erzielt werden. Diskutiert wird zum einen das Verhältnis zu Livius und zur postlivianischen historiographischen Tradition (vor allem Florus, Periochae, Eutrop, Orosius), zum anderen das Verhältnis zu Cornelius Nepos, Iulius Hyginus, den Elogien des Forum Augusti und den biographisch strukturierten Partien des Liber memorialis des Lucius Ampelius. Das Spektrum der als Parallelen zitierten Texte und Autoren reicht von der (jüngeren) Annalistik bis zu Isidor von Sevilla, d. h. vom . Jh. v. Chr. bis zum . Jh. n. Chr.⁷⁸ Die radikalste Position in der aktuellen Diskussion vertritt Michael M. Sage, indem er jegliche Rückführungsmöglichkeit auf bestimmte Quellen ablehnt.⁷⁹ Stattdessen führt er die punktuelle Übereinstimmung der Viri illustres mit anderen Quellen des vierten nachchristlichen Jahrhunderts (Eutrop, Hieronymus, Cicero- und Iuvenalscholien) auf „certain stereotypical facts and modes of expression“ zurück, deren Standardisierung (sowohl auf sprachlicher als auch inhaltlicher Ebene) maßgeblich auf dem Einfluß der exempla und der Rhetorenschule beruhe.⁸⁰ Dieser Ansatz wird aber den sehr präzisen Informationen nicht gerecht, wie sie sich in einzelnen Biographien finden und die sich nicht nur aus der Addition bekannter exempla zusammensetzen. Ebensowenig lässt sich mit dieser Hypothese erklären, weshalb an verschiedenen Stellen einzelne Texte mit den Viri illustres inhaltlich (und zwar gerade im Falschen) konvergieren, andere aber nicht. Der ausschließliche Rekurs auf „certain historical conceptions prevalent about the Republic ⁷⁶ So B () . ⁷⁷ Vgl. , (anno statt annum); , (facere mit AcI im Sinne von iubere); , (expugnare = oppugnare), , (eiecere = educere). Vgl. L ()  f.; M () . ⁷⁸ Die ältere Literatur fassen zusammen V () –; S () –; S (c)  f. Zu den diskutierten Texten und grundlegenden Positionen der Forschung s. ausführlich F () –; F () –; F ()  f. ⁷⁹ Vgl. S () , Anm.  („In my opinion, the question of the specific sources of the ‚DVI‘ is beyond solution“); ähnlich S ()  f. ⁸⁰ S () ; zur Exempla-Tradition s. S () .



 Einleitung

in the late fourth century“ ist als Erklärung daher weder überzeugend noch ausreichend.⁸¹ Im Gegensatz zu Sage versuchen Luigi Braccesi und Lorenzo Bessone (als Vertreter einer Mehr-, genauer einer Zweiquellentheorie) die Quellen exakt(er) zu bestimmen.⁸² Ausgehend von inhaltlichen und sprachlich-stilistischen Übereinstimmungen zwischen den Viri illustres und den Elogien des Augustus-Forum nimmt Braccesi letztere als die Hauptquelle der Viri illustres an.⁸³ Da diese aber sachlich weit über die Elogien hinausgehen und einzelne Teile bzw. Kapitel nicht auf jene zurückführbar sind, kommt Braccesi nicht umhin, eine zweite, narrativ angelegte Vorlage zu postulieren. Diese identifiziert er aufgrund von Parallelen, die in einzelnen Biographien sowohl zu den Elogien als auch zu Florus bestehen, mit einer Livius-Epitome aus der Zeit des Tiberius, da diese auch bei Florus zugrunde liege, Florus aber von den Viri illustres nicht benutzt sei.⁸⁴ Abgesehen davon, dass die Livius-Epitome-Frage noch einer allseits akzeptierten Lösung harrt, beruht diese Quellenhypothese zum einen auf einem problematischen Rückschluss vom Inhalt (biographische vs. historiographische Tradition) auf die Quellen, zum anderen ignoriert sie den Liber memorialis des L. Ampelius, der in Aufbau und Struktur mit den Viri illustres in den vergleichbaren Passagen korrespondiert, und damit die Möglichkeit einer literarisch-biographischen Vorlage.⁸⁵ Auch die sprachlich-stilistische Konvergenz zwischen den Viri illustres und den Elogien ist keineswegs ein zwingendes quellenkritisches Argument, zumal Braccesi die Möglichkeit eines Exzerpts im Fall der Viri illustres sowie deren knapp informierenden Charakter nicht bzw. zu wenig berücksichtigt.⁸⁶ Bessone dagegen geht von einem geringeren Einfluß der Elogia auf die Viri illustres aus, indem er sie im Wesentlichen als Leitfaden und Anregung verstanden wissen will.⁸⁷ Die Viri illustres wertet er vor allem als das „ele⁸¹ S () . Leider beschränkt sich S überdies allzu sehr auf spätantike Texte als Vergleichsparameter. ⁸² S () – hingegen bleibt hinsichtlich der Quellen unbestimmt; er sieht zwar in den Elogien den wichtigsten Bezugspunkt (: „a basis or framework for the DVI“), schließt aber weder eine partielle Direktbenutzung des Livius noch andere Quellen (Exemplasammlung etc.) aus. ⁸³ Vgl. B () ; B (a); B (b) –. ⁸⁴ Vgl. B () – (Elogia). – (Livius-Epitome). ⁸⁵ Vgl. B () . Das gleiche Prinzip findet sich schon bei H ()  f.; H ()  f.; vgl. auch S () –. ⁸⁶ Seine These ist daher vielfach auf Kritik gestoßen (vgl. etwa die Rezz. von A. M, Aevum  []  f.; R.P.H. G, JRS  [] ; ferner S []; S []; positiv dagegen A. P, GIF  [] –). ⁸⁷ Vgl.  () .

. Quellen und Vorlagen



mento decisivo“ in der Frage der Livius-Epitome.⁸⁸ So vereinigt die Schrift De viris illustribus nach Bessone drei Typen von Nachrichten: () Material, das direkt auf Livius zurückführbar ist; () Übereinstimmungen mit der „per via mediata“ von Livius abhängigen Tradition; () Elemente nicht-livianischer Provenienz.⁸⁹ In den Viri illustres sieht er daher vor allem die Kombination zweier verschiedener Liviustraditionen: einer Epitome aus der Zeit des Tiberius, benutzt von Valerius Maximus und Orosius, der seinerseits außerdem Florus ausgeschrieben hat, sowie einer weiteren Epitome aus der zweiten Hälfte des ersten bzw. aus dem Anfang des zweiten Jahrhunderts, die Florus und Ampelius (mit Heranziehung des Florus) ausgewertet haben sollen, ohne jedoch die Details „di origine oscura“ in den Viri illustres näher zu bestimmen.⁹⁰ Gerade dieser Verzicht offenbart jedoch die Problematik seiner Quellenhypothese.⁹¹ Denn Bessone wie Braccesi, aber auch frühere Arbeiten⁹², sofern sie nicht partiell mit einer direkten Liviusrezeption rechnen, gehen davon aus, dass sich die Übereinstimmungen zwischen den Viri illustres und den Autoren der engeren post-livianischen Tradition (Florus, Periochae etc.) gegen Livius bei den Viri illustres in einem livianischen Kontext befinden. Auf eine gründliche, methodisch befriedigende, d. h. durchgängige, Abklärung der Beziehung zwischen Livius, soweit dessen Text erhalten ist, und den Viri illustres ist jedoch verzichtet.⁹³

⁸⁸ Vgl. B () . ⁸⁹ B ()  f.; s. auch B () . ⁹⁰ B ()  f.; vgl. auch B () ; B () , Anm. ; B () –; explizit gegen F auf der „tradizione liviana“ bei DVI insistierend: B (), bes.  mit Anm. . Zu den livianischen Periochae s. außerdem zusammenfassend B (), hier . ⁹¹ Gegen die Wucherungen einer bzw. mehrerer unbekannter Liviusauszüge dezidiert auch S (d). Vgl. auch F () , Anm. ; F () , Anm. . ⁹² H () –; H () –; vorsichtig auch S () – (= S [b]). ⁹³ Als einziger Vertreter der These einer indirekten Liviusbenutzung – allerdings nicht über eine Livius-Epitome, sondern Sueton – ist B () dieser Forderung nachgekommen, doch zeigt gerade seine Arbeit in ihrer methodischen Verfahrensweise paradigmatisch die Schwierigkeiten eines eindeutigen Nachweises livianischer Spuren (s. F [] –). Seine Benennung Suetons als direkte Quelle der Viri illustres beruht auf einer irrtümlichen Einschätzung von dessen rein literarhistorischem Werk De viris illustribus (s. die Rezz. von W.A. B, GGA  [] – und A. K, PhW  []  f.).



 Einleitung

Die bislang umfassendste Quellenhypothese hat, auf den Arbeiten von Friedrich Unger⁹⁴ und Alfred Klotz⁹⁵ aufbauend, Peter L. Schmidt entwickelt. Ihr Kern besteht in der Annahme einer zentralen Position der Exempla- (bei: Val. Maximus, Frontin) und Biographiensammlung (bei: den Elogien des Augustus-Forum, Velleius, Florus, Ampelius, DVI, Eutrop, Hieronymus, Cicero-Scholien u. a.) des augusteischen Antiquars und Bibliothekars C. Iulius Hyginus in Kaiserzeit und Spätantike.⁹⁶ Letztere wurde, so Schmidt, vom Verfasser der Viri illustres, vermutlich einem spätantiken Grammatiker, in der ersten Hälfte des vierten nachchristlichen Jahrhunderts „auf etwa ein Viertel gekürzt und zu einem historischen Kontinuum verschmolzen“.⁹⁷ Gleichzeitig bietet seine Rekonstruktion der Vitensammlung Hygins, für die sich eine nach Kategorien geordnete Gliederung erschließen lässt, eine plausible Erklärung für die chronologischen und strukturellen Unstimmigkeiten in den Viri illustres, wie sie wahrscheinlich bei der Umarbeitung der systematisch angelegten Vorlage entstanden sind.⁹⁸ ⁹⁴ U () hatte in einer scharfsinnigen Untersuchung den anonym überlieferten Liber de ducibus exterarum gentium Nepos ab- und Hygin zugesprochen. Seine These stieß allerdings damals auf heftige Ablehnung (vgl. etwa die Rezz. von B. L, NJPhP  [] –; H. R, PhA  [] –; ferner M []) ebenso wie ihre Wiederaufnahme durch S (s. G []; G []; zuletzt etwa A [] –; S [] –). ⁹⁵ Dieser (s. K []; K []) hatte in Reaktion auf die Wucherungen der Livius-Epitome-Hypothese die Übereinstimmungen zwischen Valerius Maximus und Seneca gegen Livius auf den Einfluss der Exempla, genauer einer Exemplasammlung, zurückgeführt, die auch Velleius, (Ps.) Frontin, Florus, Ampelius, dem Autor der Viri illustres sowie den Periochae vorgelegen habe und deren Verfasser K mit Hygin identifizierte. In einer späteren Arbeit (K [] –) zur Exempla-Tradition untermauerte er seine Hypothese, modifizierte aber zugleich seine Position zu den Viri illustres und Ampelius insofern, als er nunmehr in der Biographien- und nicht in der Exemplasammlung Hygins die Vorlage (über eine von ihm offen gelassene Zwischenstufe) dieser beiden Texte sah und die Parallelen mit einer weitgehenden Identität der stofflichen Grundlage der Biographien- bzw. Exemplasammlung Hygins erklärte. ⁹⁶ Vgl. seine „Genealogie der biographisch-historiographischen Tradition“: S () , dazu  f.  f. ⁹⁷ S () ; s. auch S (c)  f. E (/)  f. dagegen sah in den Viri illustres das Exzerpt einer biographisch strukturierten, chronologisch prozedierenden Gesamtgeschichte Roms, die mit den Albanerkönigen begonnen und in der Zeit Diokletians (/) geendet habe. Vgl. hierzu S ( f.). ⁹⁸ Neben den Viri illustres bilden die einschlägigen Partien im Liber memorialis des L. Ampelius, die Elogien des Augustus-Forum, der Liber de excellentibus ducibus exterarum gentium sowie die Zeugnisse Hygins (und negativ des Cornelius Nepos) die Grundlage seiner Rekonstruktion. Das Werk Hygins gliederte sich in insgesamt neun Bücher (s. S []  f.; zuletzt S [] –):  (griechische Historiker), – (reges),  (nicht-römische Feldherren, erhalten im Liber de excellentibus ducibus

. Quellen und Vorlagen



In der Folge konnte Joachim Fugmann in seinen quellenkritisch-historischen Untersuchungen zur römischen Königszeit und Frühen Republik überzeugend die Schrift De viris illustribus urbis Romae aus ihrer ‚livianischen Gefangenschaft‘ befreien und plausibel machen, dass die Viri illustres einen von Livius unabhängigen Traditionsstrang repräsentieren.⁹⁹ Zugleich bestätigten seine Arbeiten die These, dass es sich bei dieser Schrift im Wesentlichen um die epitomierende Bearbeitung einer ausführlicheren biographisch angelegten Vorlage handelt.¹⁰⁰ Ebenso konnte er plausibel machen, dass es sich bei den  Biographien der Corpus-Fassung um die originale Textlänge der Viri illustres handelt, die also den Zeitraum von der Stadtgründung bis Kleopatra umfassten.¹⁰¹ Für die Datierung der Vorlage ergibt sich damit als Terminus ante quem das Jahr  v. Chr., da die Informationen der Augustus-Vita chronologisch nicht über die Rückgabe der bei Carrhae erbeuteten römischen Feldzeichen durch die Parther hinausgehen (s. Vir. ill. ,).¹⁰² Einzelne Notizen insbesondere antiquarischer Provenienz machen gleichfalls eine Datierung exterarum gentium), – (römische Feldherren),  (Politiker und hervorragende Einzelleistungen),  (negative Helden). ⁹⁹ F (); F (); F (). Zustimmend etwa die Rezz. von J. P, AC  ()  f.; G. R, HZ  ()  f.; S. R, MH  ()  f.; B. L, HZ  ()  f.; J.-C. R, REL  ()  f.; T.P. W, CR  ()  f. Gegen einen direkten wie indirekten Einfluss des Livius bereits früher auch R () – und L () –; ferner zuletzt S ()  f.; S () ; S () ; S ()  f. Am livianischen Einfluss dagegen hält neben B (s. Anm. ) auch M ()  fest. Ein besonders illustratives Beispiel für die inhaltliche Nähe der Viri illustres zu den spätrepublikanischen Darstellungen (Diodor, Livius etc.) stellt die Biographie des Ap. Claudius Caecus () dar. ¹⁰⁰ Ähnlich zuletzt B () . ; bereits früher B () –. Die Kommentierung aller  Viten hat beide Ergebnisse für die gesamte Schrift bestätigt. Dies schließt allerdings keineswegs punktuelle, aktualisierende Zusätze des Verfassers der Viri illustres gegenüber seiner Vorlage aus (s. Anm. ). ¹⁰¹ Vgl. F (); damit übereinstimmend auch M (); M (). Vgl. außerdem die Konkordanz von C () –. ¹⁰² Einziges Detail, das gegen diese Hypothese zu sprechen scheint, ist die Bezeichnung divus Augustus (Vir. ill. ,), doch ist dies hier wie auch an anderen Stellen (etwa Vir. ill. ,; ,) als eine Ergänzung durch den kaiserzeitlichen Verfasser der Viri illustres erklärbar. Anders dagegen zuletzt B () , Anm. , der deshalb als Vorlage (auch bei Florus und Ampelius) eine auf Nepos basierende Biographiensammlung der Zeit Trajans postuliert. Allerdings vermögen weder sein Datierungsansatz, der sich lediglich auf zwei Anspielungen bzw. Nennungen Trajans bei Florus (Flor. praef. ; ,,) bzw. Ampelius (; ,) stützen kann, noch seine Quellenanalyse, welche die Parallelen zwischen DVI und den Elogien marginalisiert und einseitig Nepos zu Lasten Hygins priviliegiert (s. den Komm. zu Vir. ill. ,; ,), zu überzeugen. Überdies fehlt jegliches weitere Zeugnis für die Existenz einer solchen Biographiensammlung.



 Einleitung

des Praetextes in die zweite Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts (nach Varro) wahrscheinlich.¹⁰³ Eine weitere Stütze erfährt dieser Zeitansatz durch die Übereinstimmungen der Viri illustres mit den auf dem Forum des Augustus angebrachten Elogien berühmter Feldherren und Politiker.¹⁰⁴ Schließlich lässt die durchgängige Unabhängigkeit der Viri illustres von Livius vermuten, dass dessen Geschichtswerk ab urbe condita dem Verfasser der Vorlage (noch) nicht zur Verfügung gestanden hat.¹⁰⁵ Materialfülle, Sachbezüge und quellenkritischer Befund erlauben also eine relativ klare zeitliche Eingrenzung der Vorlage. Die Identifizierung ihres Verfassers mit dem augusteischen Hofbibliothekar Hygin kann sich dagegen – unabhängig von der strittigen Verfasserfrage des Liber de excellentibus ducibus exterarum ducum¹⁰⁶ – nur auf einige wenige Indizien bzw. Überlegungen stützen. Wichtigstes Argument bildet der durch die Augustus-Vita abgesteckte Zeitrahmen. Denn während für Cornelius Nepos jegliche über das Jahr  hinausgehende Nachricht fehlt, ist für Hygin eine Lebens- und Arbeitszeit bis ins erste nachchristliche Jahrhundert gut bezeugt.¹⁰⁷ Für einen Autor aus dem Umkreis des ersten Princeps ¹⁰³ Vgl. etwa , (Gestalt des Celer); , (Aufstellung der Ehrenstatue des Horatius Cocles); , (Ritt der Cloelia über den Tiber); , (Übernahme der Gesetze Solons durch die decemviri); , (Verwundungen und militärische Auszeichnungen des Manlius Capitolinus); , (Prozession der Ritter); , (Haus des Curius Dentatus); , (HerculesKult); zu Varro s. außerdem F () . ¹⁰⁴ Dass diese nicht die Vorlage der Viri illustres gewesen sind, sondern dass die Übereinstimmung auf der Benutzung einer gemeinsamen Vorlage beruhen muss, beweisen einerseits die gemeinsamen Bindefehler gegen die Parallelüberlieferung, andererseits die sachlichen Überschüsse der Elogien gegenüber den Viri illustres (s. etwa Vir. ill. ). Zur Forschungdiskussion s. ausführlich F () –; zum Programm der Statuengalerie sowie zur Struktur der augusteischen elogia vgl. detailliert S () – sowie G (), dessen hypothetische Inkorporierung von Frauengestalten (–) quellenmäßig allerdings nicht überzeugt; zu Augustus und dem Exempla-Charakter der elogia s. auch C () –. ¹⁰⁵ Zur Datierung des livianischen Arbeitsbeginns auf die Zeit um  v. Chr. (mit allerdings im Detail nicht immer überzeugenden Argumenten) s. B (); zu den biographischen Daten des Livius vgl. jetzt L (). ¹⁰⁶ Der Vergleich der Hannibal-Biographie bei den Viri illustres () mit dem entsprechenden Abschnitt bei Ampelius (,) sowie der im Liber de ducibus exterarum gentium (‚Nepos‘) überlieferten Vita Hannibals (Nep. Hann. ) zeigt, dass alle drei Texte letztlich auf einen einzigen Text zurückgehen. Während B ()  hieraus eine überarbeitete Fassung des Feldherrenbuches aus trajanischer Zeit erschließt, könnte die Konvergenz auch auf der in ihrer Existenz allerdings umstrittenen (positiv jetzt wieder B []) Erstfassung des Feldherrenbuches beruhen (so F []; s. auch S [] ; S [] ) – ein Ergebnis, das durch die Quellenanalyse zum Tod des Pyrrhus (Vir. ill. ,) gestützt wird. ¹⁰⁷ Zu den Testimonien für Nepos s. FRHist  T –; zu den Fragmenten s. HRR , fr. –* (Biographien) bzw. HRR , fr. –* (Exempla); zu diesen vgl. auch FRHist

. Quellen und Vorlagen



sprechen des Weiteren die unbestreitbaren Übereinstimmungen, zwischen den Elogien des Augustusforums und den Viri illustres.¹⁰⁸ Auch das antiquarische Interesse, das die Viri illustres (und damit deren Vorlage) an verschiedenen Stellen dokumentieren, ebenso wie die in der Ausgestaltung des Gründungsmythos fassbare Nähe der Darstellung zur Gens Iulia (s. Vir. ill. ,), passen zu dem biographischen Profil, das sich von dem augusteischen Antiquar und Bibliothekar C. Iulius Hyginus zeichnen lässt. Nicht zuletzt fügen sich die (wenigen) überlieferten Fragmente aus dessen Biographiensammlung harmonisch in den Rahmen und Kreis von Personen ein, der sich aus den Viri illustres, Ampelius und den elogia rekonstruieren lässt.¹⁰⁹ Umgekehrt findet sich kein stichhaltiger Beweis für die Benutzung der Biographiensammlung des Cornelius Nepos.¹¹⁰ Die bislang wenig beachtetete Schrift De viris illustribus urbis Romae verdient daher in dreifacher Hinsicht eine Neubewertung: erstens, als Text sui generis; zweitens, als Schlüsseltext für die Rekonstruktion einer Sammlung von Biographien im Übergang von der Republik zum Principat, deren Spuren¹¹¹ sowohl in der direkten post-livianischen Tradition als auch in anderen Texten aus Kaiserzeit und Spätantike zu finden sind; drittens, als historische Quelle, die nicht nur zahlreiche sonst nicht belegte Details und Informationen, sondern auch Einblick in den Diskurs konkurrierender Geschichtstraditionen bietet, wie sie am Ende der Republik in Rom zirkulierten.

 F –. Die relevanten Lebensdaten Hygins sind übersichtlich zusammengestellt bei S () f, der die Geburt auf ca.  v. Chr. datiert (vgl. auch FRHist  T –). Von den beiden einschlägigen Werken Hygins sind nur wenige direkt mit einer Namensnennung verbundene Fragmente erhalten: ein Fragment aus den Exempla (HRR , fr. ) und drei aus der Biographiensammlung (HRR , fr. –; FRHist  F –). ¹⁰⁸ Möglicherweise hat Hygin mit seinen Biographien sogar erst das Interesse des Augustus geweckt (so auch S [] ), der ihn im J.  zum Leiter seiner Bibliothek auf dem Palatin machte. ¹⁰⁹ So zutreffend bereits S () ; vgl. auch S () –; S ()  f. Zur strukturellen wie inhaltlichen Affinität der Viri illustres mit der Biographiensammlung bzw. dem Vergilkommentar Hygins vgl. die Viten des Curius Dentatus (Vir. ill. ,) bzw. Ap. Claudius Caecus (Vir. ill. ,). ¹¹⁰ Im Gegenteil: Die Detailuntersuchung hat sogar pace B ()  f. ergeben, dass Nepos für die Biographie des Manlius Capitolinus als Vorlage ausscheidet (s. zu Vir. ill. ,). Zur Unterscheidung beider Autoren s. auch N (a) bzw. N (b). ¹¹¹ Allerdings ist im Einzelfall zu prüfen, ob die Übereinstimmungen direkt auf die Vorlage der Viri illustres oder nur auf einen letztlich gemeinsamen Ursprung zurückgehen.

 Text und Übersetzung Die Textgestaltung folgt im Wesentlichen der Teubnerausgabe des Corpus Aurelianum von Franz Pichlmayr mit den Corrigenda von Roland Gründel (⁴). Im Einzelfall ist jedoch der Textgestaltung durch Inne R. Wijga () der Vorzug eingeräumt, dessen Varianten mit Ausnahme rein orthographischer Abweichungen stets mitnotiert sind. Punktuell erwies es sich zudem als sinnvoll, keiner der beiden Textausgaben zu folgen. Eine Berücksichtigung der neuen textkritischen Edition von Paul M. Martin () war dagegen infolge der zeitlichen Überschneidung mit dem Abschluss der inhaltlichen Arbeit an dem vorliegenden Band nicht mehr möglich. Die Übersetzung erhebt keinen literarischen Anspruch, sondern verfolgt das Ziel, die Struktur des Textes möglichst präzise wiederzugeben. Allerdings ist dies wegen des Epitomecharakters der Schrift, wie er sich vor allem in syntaktisch problematischen Junkturen zeigt, nicht immer möglich, sondern nötigt bisweilen zu einer freieren Wiedergabe des lateinischen Originals. Ältere deutsche Übersetzungen geben Karl August Cloß (/), dessen Fassung Egon und Gisela Gottwein in überarbeiteter Form auf ihrer Website¹ zur Verfügung stellen, sowie Albert Forbiger (). Eine moderne englische Übersetzung enthält die zweisprachige Ausgabe von Walter K. Sherwin (), eine französische (mit Kommentar) bieten Marie-Pierre Arnaud-Lindet () bzw. Paul M. Martin ().

¹ http://www.gottwein.de/Lat/AurVict/vict_vir_ill_01.php



 Text und Übersetzung

  Proca, rex Albanorum, Amulium et Numitorem filios habuit, quibus regnum annuis vicibus habendum reliquit, [ut alternis imperarent]¹. Sed Amulius fratri imperium non dedit et, ut eum subole privaret, filiam eius, Rheam Silviam, Vestae sacerdotem praefecit, ut virginitate perpetua teneretur; quae a Marte compressa Remum et Romulum edidit.  Amulius ipsam in vincula compegit, parvulos in Tiberim abiecit, quos aqua in sicco reliquit.  Ad vagitum lupa accurrit eosque uberibus suis aluit. Mox Faustulus pastor collectos Accae Laurentiae coniugi educandos dedit.  Qui postea Amulio interfecto Numitori avo regnum restituerunt; ipsi pastoribus adunatis civitatem condiderunt, quam Romulus augurio victor, quod ipse XII, Remus VI vultures viderat, Romam vocavit; et ut eam prius legibus muniret quam moenibus, edixit, ne quis vallum transiliret; quod Remus irridens transilivit et a Celere centurione rastro² fertur occisus.

¹ Obwohl der ut-Satz durch beide Textfamilien (A, B) einhellig belegt ist, ist er mit W und P/G als Glossem zu tilgen (zum ‚Archetyp‘ s. S. ). ² rastro] rutro G () – nach Fam. A (rutro vel rastro; s. aber Landolfus Sagax, Hist. misc. ,) und Ov. fast. , (rutro) bzw. Hier. chron. p. a, H (rutro pastorali).

 Procas



  Procas, der König der Albaner, hatte als Söhne Amulius und Numitor, denen er die Königsherrschaft mit der Bestimmung hinterließ, sie in jährlichem Wechsel auszuüben. Amulius aber gab die Herrschaft nicht an seinen Bruder ab und machte, um ihn der Nachkommenschaft zu berauben, dessen Tochter Rhea Silvia zur Priesterin der Vesta, damit sie an lebenslange Jungfräulichkeit gebunden sein sollte; diese jedoch wurde von Mars geschwängert und gebar Romulus und Remus.  Amulius ließ sie in den Kerker, die Kleinen in den Tiber werfen, welche das Wasser (jedoch) auf dem Trockenen zurückließ.  Auf ihr Wimmern eilte eine Wölfin herbei und nährte sie an ihren Zitzen. Bald darauf las sie der Hirte Faustulus auf und übergab sie seiner Frau Acca Laurentia, damit sie diese aufziehe.  In der Folgezeit töteten sie Amulius und gaben ihrem Großvater Numitor die Königsherrschaft zurück; sie selbst scharten Hirten um sich und gründeten eine Stadt, welcher Romulus als Sieger in der Beobachtung des Vogelfluges (denn er hatte zwölf, Remus sechs Geier gesehen), den Namen ‚Rom‘ gab; und um sie eher durch Gesetze als durch Mauern zu schützen, erließ er die Bestimmung, dass keiner den Wall überspringen dürfe; Remus jedoch übersprang ihn voller Spott und wurde, so die Kunde, von dem Centurio Celer mit einer Hacke erschlagen.



 Text und Übersetzung

  Romulus asylum convenis patefecit et magno exercitu facto, cum videret coniugia deesse, per legatos a finitimis civitatibus petiit.  Quibus negatis ludos Consualia simulavit; ad quos cum utriusque sexus multitudo venisset, dato suis signo virgines raptae sunt. Ex quibus cum una pulcherrima cum magna omnium admiratione duceretur, Talassio eam duci responsum est.  Quae nuptiae quia feliciter cesserant, institutum est, ut in omnibus nuptiis Talassii nomen iteretur. Cum feminas finitimorum Romani vi rapuissent, primi Caeninenses contra eos bellum sumpserunt. Adversus quos Romulus processit et exercitum eorum ac ducem Acronem singulari proelio devicit.  Spolia opima Iovi Feretrio in Capitolio consecravit. Sabini ob raptas bellum adversus Romanos sumpserunt.  Et cum Romae appropinquarent, Tarpeiam virginem nacti, quae aquae causa sacrorum hauriendae descenderat; ei T. Tatius optionem muneris dedit, si exercitum suum in arcem perduxisset.  Illa petiit, quod illi in sinistris manibus gerebant, videlicet anulos et armillas; quibus dolose repromissis Sabinos in arcem perduxit, ubi Tatius scutis eam obrui praecepit; nam et ea in laevis habuerant.  Romulus adversus Tatium qui montem Tarpeium tenebat, processit et in eo loco, ubi nunc forum Romanum est, pugnam conseruit: ibi Hostus Hostilius fortissime dimicans cecidit, cuius interitu consternati Romani fugere coeperunt.  Tunc Romulus Iovi Statori aedem vovit, et exercitus seu forte seu divinitus restitit.  Tunc raptae in medium processerunt et hinc patres inde coniuges deprecatae pacem conciliarunt.  Romulus foedus percussit et Sabinos in urbem recepit, populum a Curibus, oppido Sabinorum, Quirites vocavit. Centum senatores a pietate patres appellavit.  Tres equitum centurias instituit, quas suo nomine Ramnes, a Tito Tatio Tatienses, a luci communione Luceres appellavit.  Plebem in triginta curias distribuit easque raptarum nominibus appellavit.  Cum ad Caprae paludem exercitum lustraret, nusquam comparuit; unde inter patres et populum seditione orta Iulius Proculus, vir nobilis, in

 Romulus



  Romulus eröffnete (allen) Fremden eine Freistätte und warb, nachdem er ein großes Heer zusammengebracht hatte, (aber) sah, dass es an Eheverbindungen mangelte, für diese durch Gesandte in den Nachbargemeinden.  Da (ihm) diese aber verweigert wurden, veranstaltete er zum Schein Spiele zu Ehren des Gottes Consus; als zu ihnen eine große Zahl von Besuchern beiderlei Geschlechts gekommen war, wurden auf (s)ein Zeichen an die Seinen die jungen Frauen geraubt. Als eine von ihnen, eine außerordentliche Schönheit, unter der großen Bewunderung aller weggebracht wurde, erhielt man zur Antwort, sie werde Talassius zugeführt.  Und da diese Heirat einen glücklichen Ausgang nahm, kam es zu der Sitte, bei allen Hochzeiten den Namen des Talassius auszurufen. Nachdem die Römer die Frauen ihrer Nachbarn mit Gewalt geraubt hatten, eröffneten als Erste die Bewohner von Caenina den Krieg gegen sie. Ihnen zog Romulus entgegen und besiegte ihr Heer sowie ihren Anführer Acro im Zweikampf.  Die erbeutete (Feldherren-)Rüstung weihte er dem Iuppiter Feretrius auf dem Capitol(ium).  Die Sabiner eröffneten (gleichfalls) wegen der Geraubten den Krieg gegen die Römer. Und als sie sich Rom näherten, stießen sie auf Tarpeia, eine junge Frau, die (von der Burg) herabgestiegen war, um Wasser für ein Opfer zu holen; Titus Tatius ließ ihr die freie Wahl einer Belohnung, wenn sie sein Heer auf die Burg führe.  Sie verlangte, was jene an ihren linken (Händen und) Armen trugen, nämlich (deren) Ringe und Armreifen; nachdem diese ihr hinterlistig versprochen worden waren, führte sie die Sabiner auf die Burg, wo Tatius befahl, sie unter (den) Schilden zu begraben; denn auch diese hatten sie in der Linken gehabt.  Romulus rückte gegen Tatius vor, der den Tarpeischen Berg besetzt hielt, und begann an der Stelle, wo sich nun das Forum Romanum befindet, den Kampf: Hier fiel heldenhaft kämpfend Hostus Hostilius, bei dessen Tod die Römer bestürzt zu fliehen begannen.  Da gelobte Romulus dem Iuppiter Stator einen Tempel, und sein Heer fand – sei es durch Zufall oder durch göttliche Fügung – zum Widerstand zurück.  Daraufhin warfen sich die Geraubten dazwischen, flehten hier ihre Väter, dort ihre Gatten an und stifteten so Frieden.  Romulus schloss ein Bündnis und nahm die Sabiner in die Stadt auf, das Volk nannte er nach Cures, einer Stadt der Sabiner, Quiriten. Den hundert Senatoren gab er wegen ihrer väterlichen Sorge die Bezeichnung patres (‚Väter‘).  Er richtete drei Hundertschaften von Reitern ein, die er nach seinem Namen Ramnes, nach Titus Tatius Tatienses, nach der Gemeinschaft des (heiligen) Hains Luceres benannte.  Das Volk teilte er in dreißig Curien ein und gab ihnen die Namen geraubter Frauen.  Während er beim Ziegensumpf das Heer musterte, verschwand er unversehens aus dem Blick; als deshalb zwischen den ‚Vätern‘ und dem Volk Streit ausbrach, trat Iulius Proculus, ein vornehmer Mann, in der Versammlung auf und bekräftigte



 Text und Übersetzung

contionem processit et iureiurando firmavit Romulum a se in colle Quirinali visum augustiore forma, cum ad deos abiret; eundemque praecipere, ut seditionibus abstinerent, virtutem colerent; futurum, ut omnium gentium domini exsisterent.  Huius auctoritati creditum est. Aedes in colle Quirinali Romulo constituta, ipse pro deo cultus et Quirinus est appellatus.

 Romulus



durch einen Eid, Romulus sei von ihm auf dem Quirinalshügel in erhabener Gestalt gesehen worden, wie er auf dem Weg zu den Göttern war; und derselbe gebe ihnen den Befehl, sich von Zwistigkeiten fernzuhalten sowie Tapferkeit und Tugend zu pflegen; so würden sie zu Herren über alle Völker werden.  Seiner Autorität wurde Glauben geschenkt. Auf dem Quirinalshügel wurde für Romulus ein Tempel errichtet, er selbst wurde als Gott verehrt und ‚Quirinus‘ genannt.



 Text und Übersetzung

  Post consecrationem Romuli cum diu interregnum esset et seditiones orirentur, Numa Pompilius, Pomponii filius, Curibus, oppido Sabinorum, accitus, cum addicentibus avibus Romam venisset, ut populum ferum religione molliret, sacra plurima instituit. Aedem Vestae fecit, virgines Vestales legit, flamines tres, Dialem Martialem Quirinalem, Salios, Martis sacerdotes, quorum primus praesul vocatur, XII instituit, pontificem maximum creavit, portas Iano gemino aedificavit. Annum in XII menses distribuit additis Ianuario et Februario.  Leges quoque plures et utiles tulit, omnia, quae gerebat, iussu Egeriae nymphae, coniugis¹ suae, se facere simulans. Ob hanc tantam iustitiam bellum ei nemo intulit. Morbo solutus in Ianiculo sepultus est, ubi post annos arcula cum libris a Terentio quodam exarata; qui libri, quia leves quasdam sacrorum causas continebant, ex auctoritate patrum cremati sunt.

¹ coniugis] W; uxoris P/G.

 Numa Pompilius



  Als nach der Vergöttlichung des Romulus lange Zeit ein Zwischenkönigtum (interregnum) bestand und Unruhen entstanden, wurde Numa Pompilius, der Sohn des Pomponius, aus Cures, einer Stadt der Sabiner, herbeigeholt; nachdem er unter günstigen Vogelzeichen nach Rom gekommen war, richtete er, um das ungezähmte Volk durch Götterverehrung zu bändigen, sehr viele Kulte ein. Er baute einen Tempel für Vesta, wählte Jungfrauen als Priesterinnen der Vesta aus, bestellte drei Priester – einen für Iuppiter, einen für Mars, einen für Quirinus –, bestimmte die  Salier als Priester des Mars, deren Erster als praesul (‚Vortänzer‘) bezeichnet wird, setzte einen Oberpriester (pontifex maximus) ein und errichtete Tore für den doppelgesichtigen Ianus. Das Jahr teilte er, indem er den Januar und Februar hinzufügte, in zwölf Monate ein.  Auch brachte er zahlreiche nützliche Gesetze ein, wobei er vorgab, alles, was er tat, auf Anordnung der Nymphe Egeria, seiner Frau, zu machen. Wegen seiner großen Gerechtigkeit überzog ihn niemand mit Krieg. Von einer Krankheit dahingerafft, wurde er auf dem Ianiculum bestattet, wo nach Jahren von einem gewissen Terentius eine Truhe mit Schriften beim Pflügen ausgegraben wurde; diese Bücher aber wurden, da sie manche irreführenden Auslegungen kultischer Bräuche enthielten, auf Beschluss der ‚Väter‘ verbrannt.



 Text und Übersetzung

  Tullus Hostilius, quia bonam operam adversum Sabinos navaverat, rex creatus bellum Albanis indixit, quod trigeminorum certatione finivit.  Albam propter perfidiam ducis Mettii Sufetii¹ diruit, Albanos Romam transire iussit.  Curiam Hostiliam constituit. Montem Coelium urbi addidit.  Et dum Numam Pompilium sacrificiis imitatur, Iovi Elicio litare non potuit, fulmine ictus cum regia conflagravit.  Cum inter Romanos et Albanos bellum fuisset exortum, ducibus Hostilio et Sufetio placuit rem paucorum certamine finire.  Erant apud Romanos trigemini Horatii, tres apud Albanos Curiatii; quibus foedere icto concurrentibus statim duo Romanorum ceciderunt, tres Albanorum vulnerati.  Unus Horatius quamvis integer, quia tribus impar erat, fugam simulavit et singulos per intervalla, ut vulnerum dolor patiebatur, inaequentes interfecit.  Et cum spoliis onustus rediret, sororem obviam habuit, quae viso paludamento sponsi sui, qui unus ex Curiatiis erat, flere coepit. Frater eam occidit.  Qua re apud duumviros condemnatus ad populum provocavit; ubi patris lacrimis condonatus, ab eo expiandi gratia sub tigillum missus, quod nunc quoque viae superpositum Sororium appellatur.  Mettius Sufetius, dux Albanorum, cum se invidiosum apud cives videret, quod bellum sola trigeminorum certatione finisset, ut rem corrigeret, Veientes et Fidenates adversum Romanos incitavit.  Ipse ab Tullo in auxilium arcessitus aciem in collem subduxit, ut fortunam sequeretur. Qua re Tullus intellecta magna voce ait suo illud iussu Mettium facere.  Qua re hostes territi et victi sunt.  Postera die Mettius cum ad gratulandum Tullo venisset, iussu ipsius quadrigis religatus et in diversa distractus est.

¹ Sufetius / Sufetii / Sufetio] So auch der verlorene Codex Metelli (vgl. D'E [] ; F [] ); dagegen Fufetius W, P/G nach einer Konjektur von S.

 Tullus Hostilius



  Tullus Hostilius wurde zum König gewählt, weil er sich große Verdienste gegen die Sabiner erworben hatte, und erklärte den Albanern den Krieg, der mit dem Kampf der Drillingsbrüder endete.  Er zerstörte Alba (Longa) wegen der Treulosigkeit von dessen Feldherrn Mettius Sufetius (und) befahl den Albanern, nach Rom überzusiedeln.  Er ließ die Curia Hostilia errichten. Er bezog den Berg Caelius in die Stadt ein.  Und während er Numa Pompilius beim Opfer nachahmte, konnte er dem Iuppiter Elicius nicht unter günstigen Vorzeichen opfern, (sondern) wurde vom Blitz getroffen und verbrannte samt seinem Königspalast.  Als zwischen Römern und Albanern Krieg ausgebrochen war, beschlossen die Anführer Hostilius und Sufetius, die Angelegenheit durch den Kampf einiger weniger zu beenden.  Es gab bei den Römern Drillingsbrüder, die Horatier, (ebenso) drei bei den Albanern, die Curiatier; als diese nach dem Abschluss eines feierlichen Vertrages aufeinandertrafen, fielen sogleich zwei der Römer, die drei Albaner wurden nur verwundet.  Der letzte Horatier täuschte, obwohl unversehrt, vor zu fliehen, da er den Dreien nicht gewachsen war, und tötete seine Verfolger, die ihm in unterschiedlichem Abstand, wie es (jedem) der Schmerz erlaubte, nachsetzten, einen nach dem anderen.  Und als er beladen mit den erbeuteten Rüstungen nach Hause zurückkehrte, begegnete er seiner Schwester, die beim Anblick des Umhangs ihres Verlobten, der einer der Curiatier war, in Tränen ausbrach. Da tötete sie ihr Bruder.  Er wurde daher von den ‚Zweimännern‘ (duumviri) zum Tode verurteilt, appellierte aber an das Volk; in der Versammlung des Volkes aufgrund der Tränen seines Vaters begnadigt, wurde er von jenem zur Sühnung unter einen Querbalken geschickt; deshalb wird dieser, der auch heute noch über die Straße gelegt ist, tigillum sororium (‚der Schwesterbalken‘) genannt.  Da sich Mettius Sufetius, der Führer der Albaner, bei seinen Mitbürgern verhasst sah, weil er den Krieg allein durch den Kampf der Drillinge beendet hatte, stachelte er die Veienter und Fidenaten gegen die Römer auf, um dies wettzumachen.  Von Tullus zu Hilfe geholt, führte er selbst sein Heer in Schlachtformation auf einen Hügel, um (von dort) dem (Schlachten-)Glück zu folgen. Als Tullus dieses Manöver durchschaute, rief er mit lauter Stimme, Mettius tue dies auf seinen Befehl hin.  Die Feinde wurden dadurch in Schrecken versetzt und besiegt.  Als Mettius am nächsten Tag kam, um Tullus zu beglückwünschen, wurde er auf dessen Befehl an vier Pferde gebunden und in Stücke gerissen.



 Text und Übersetzung

  Ancus Marcius, Numae Pompilii ex filia nepos, aequitate et religione avo similis, Latinos bello domuit.  Aventinum et Murcium¹ montes urbi addidit, nova moenia oppido circumdedit. Silvas ad usum navium publicavit. Salinarum vectigal instituit.  Carcerem primus aedificavit. Ostiam coloniam maritimis commeatibus opportunam in ostio Tiberis deduxit.  Ius fetiale, quo legati ad res repetundas uterentur, ab Aequiculis transtulit, quod primus fertur Rhesus excogitasse².  His rebus confectis intra paucos dies³ immatura morte praereptus non potuit praestare qualem promiserat regem.

¹ Aventinum et Murcium] Die vorgeschlagene Lesart folgt C (Martium, Marcium), Teilen von D und dem Codex Metelli (s. F [] ). Die Lesart von A (Aventinum et Ianiculum), danach A-L, ist dagegen eine Interpolation aus der Historia miscella des Landolphus Sagax (,), der seinerseits Eutrop (,,) ausgeschrieben hat. Die Textgestaltung von P/G (Murcium et Ianiculum) folgt einer Konjektur von S; die Verkürzung auf Aventinum urbi addidit durch W ist gleichfalls nicht zwingend. ² quod primus fertur Rhesus excogitasse] Nicht auszuschließen ist hier, dass im Original die von S präferierte Fassung quod primus Fertor Resius excogitavit gestanden hat; vgl. auch W , dessen Vorschlag noch weitergeht (quod primus fertur rex eorum Fertor Resius excogitasse). ³ his rebus confectis intra paucos dies] So wohl zu Recht W und P/ G gegen die einhellige Überlieferung in A B (his rebus intra paucos dies confectis). Denn alle Maßnahmen des Ancus Marcius (Latinerkriege, Besiedlung des Aventin und Murcius, Gründung Ostias) lassen sich nicht auf wenige Tage reduzieren, so dass entweder ein Fehler im ‚Archetyp‘ oder eine Ungenauigkeit des Epitomators (B [] ) wahrscheinlich ist.

 Ancus Marcius



  Ancus Marcius, der Enkel des Numa Pompilius mütterlicherseits (und) seinem Großvater an Gerechtigkeit und Religiosität ähnlich, bezwang die Latiner im Krieg.  Er fügte der Stadt die Berge Aventin und Murcius hinzu (und) umgab die Stadt mit neuen Mauern. Er machte für den Bau von Schiffen die Wälder zum Eigentum des Staates.  Er führte eine Steuer auf Salz ein. Als Erster ließ er ein Gefängnis errichten. Er gründete an der Mündung des Tibers die Niederlassung (colonia) Ostia, die für die Versorgung von See her günstig lag.  Er übernahm von den Aequicolern das Fetialrecht, damit es Gesandte für die Rückforderung von Eigentum verwenden konnten – (ein Recht), das sich als erster Rhesus ausgedacht haben soll.  Als er all dies vollbracht hatte, wurde er innerhalb weniger Tage durch einen vorzeitigen Tod hinweggerafft und konnte sich so nicht als derjenige König erweisen, der er versprochen hatte zu sein.



 Text und Übersetzung

  Lucius Tarquinius Priscus, Demarati Corinthii filius, eius, qui Cypseli tyrannidem fugiens in Etruriam commigravit.  Ipse Lucumo dictus, urbe Tarquiniis profectus Romam petiit.  Advenienti aquila pilleum sustulit et, cum alte subvolasset, reposuit.  Tanaquil coniux, auguriorum perita, regnum ei portendi intellexit.  Tarquinius pecunia et industria dignitatem atque etiam Anci regis familiaritatem consecutus est; a quo tutor liberis relictus regnum intercepit et ita administravit, quasi iure adeptus fuisset.  Centum patres in curiam legit, qui minorum gentium sunt appellati.  Equitum centurias numero duplicavit, nomina mutare non potuit Atti Nevii auguris auctoritate deterritus, qui fidem artis suae novacula et cote firmavit.  Latinos bello domuit. Circum maximum aedificavit. Ludos magnos instituit. De Sabinis et priscis Latinis triumphavit. Murum lapideum urbi circumdedit.  Filium XIII annorum, quod in proelio hostem percussisset, praetexta bullaque donavit, unde haec puerorum ingenuorum insignia esse coeperunt.  Post ab Anci liberis immissis percussoribus per dolum regia excitus et interfectus est.

 Tarquinius Priscus



  Lucius Tarquinius Priscus (war) der Sohn des Demaratus aus Korinth, desjenigen (Mannes), der auf der Flucht vor der Gewaltherrschaft des Kypselos nach Etrurien einwanderte.  Er selbst wurde Lucumo genannt (und) kam nach seinem Aufbruch aus der Stadt Tarquinia nach Rom.  Bei der Ankunft entriss ihm ein Adler seine Kappe (aus Filz) und setzte sie ihm, nachdem er sich hoch in die Lüfte erhoben hatte, wieder auf.  Seine Frau Tanaquil, der Deutung von Vogelzeichen kundig, schloss daraus, dass ihm die Königswürde verheißen werde.  Tarquinius erlangte durch sein Geld und seinen Eifer großes Ansehen und auch eine vertrauensvolle Nähe zu König Ancus; von diesem (testamentarisch) als Vormund seiner Kinder eingesetzt, übernahm er die Königsherrschaft und übte sie so aus, als ob er sie rechtmäßig erlangt hätte.  Er nahm (weitere) hundert ‚Väter‘ in den Senat auf, die als ‚(Väter) der jüngeren Familien‘ bezeichnet wurden.  Er verdoppelte die Zahl der Reitercenturien, ihre Namen konnte er (allerdings) nicht ändern, da er durch die Autorität des Augur Attus Nevius davon abgehalten wurde, der das Vertrauen in seine Kunst durch (Scher-)Messer und Schleifstein bestätigte.  Er bezwang die Latiner durch Krieg. Er ließ den Circus Maximus erbauen. Er führte die ‚Großen Spiele‘ ein. Er triumphierte über die Sabiner und die ‚Alten Latiner‘. Er umgab die Stadt mit einer Mauer aus Stein.  Er schenkte seinem dreizehnjährigen Sohn mit der Begründung, dieser habe im Kampf einen Feind getötet, eine purpurverbrämte Toga und eine Bulla, weshalb beide seit damals die Abzeichen der freigeborenen Kinder zu sein begannen.  Später wurde er von Mördern, welche die Kinder des Ancus gedungen hatten, durch eine List aus dem Königspalast gelockt und getötet.



 Text und Übersetzung

  Servius Tullius, Spurii¹ Corniculani et Ocresiae captivae filius, cum in domo Tarquinii Prisci educaretur, flammae species caput eius amplexa est.  Hoc visu Tanaquil summam dignitatem ei² portendi intellexit.  Coniugi suasit, ut eum ita ut liberos suos educaret.  Qui cum adolevisset, gener a Tarquinio assumptus est, et cum rex occisus esset, Tanaquil ex altiore loco ad populum despiciens ait Priscum gravi quidem, sed non letali vulnere accepto petere, ut interim, dum convalescit, Servio Tullio dicto audientes essent.  Servius Tullius quasi precario regnare coepit, sed recte imperium administravit.  Etruscos saepe domuit, collem Quirinalem et Viminalem et Esquilias urbi addidit, aggerem fossasque fecit.  Populum in quattuor tribus distribuit ac post plebi distribuit annonam.  Mensuras pondera classes centuriasque constituit.  Latinorum populis persuasit, uti exemplo eorum, qui Dianae Ephesiae aedem fecissent, et ipsi aedem Dianae in Aventino aedificarent.  Quo facto bos cuidam Latino mirae magnitudinis nata, et responsum somnio datum eum populum summam imperii habiturum, cuius civis bovem illam Dianae immolasset.  Latinus bovem in Aventinum egit et causam sacerdoti Romano exposuit.  Ille callide dixit prius eum vivo flumine manus abluere debere.  Latinus dum ad Tiberim descendit, sacerdos bovem immolavit.  Ita imperium civibus et³ sibi gloriam facto consilioque quaesivit.  Servius Tullius filiam alteram ferocem, mitem alteram habens, cum Tarquinii filios pari animo videret, ut omnium mentes morum diversitate leniret, ferocem miti, mitem feroci in matrimonium dedit.  Sed mites seu forte seu fraude perierunt: feroces morum similitudo coniunxit.  Statim Tarquinius Superbus a Tullia incitatus advocato senatu regnum patrium repetere coepit.  Qua re audita Servius, dum ad curiam properat, iussu Tarquinii gradibus deiectus et domum refugiens interfectus

¹ Spurii] M (b)  nach Fam. A, C und einzelnen Hss. in D; Tullii W; P/G. ² ei] summam dignitatem portendi W, P/G (nach A, B). Für ei, das in zwei Hss. von D überliefert ist (s. W  ad loc.) spricht jedoch die fast wörtliche Parallele in Vir. ill. ,. ³ civibus et sibi] W; civibus, sibi P/G; zu et vgl. die Parallele in Vir. ill. ,.

 Servius Tullius



  Als Servius Tullius, der Sohn des Spurius Corniculanus und der Kriegsgefangenen Ocresia, im Haus des Tarquinius Priscus erzogen wurde, umgab ein Flammenschein sein Haupt.  Aufgrund dieser Erscheinung erkannte Tanaquil, dass ihm die höchste Würde verheißen werde.  Sie überredete ihren Gatten, diesem die gleiche Erziehung wie seinen eigenen Kindern zu geben.  Als er herangewachsen war, machte ihn Tarquinius zu seinem Schwiegersohn, und Tanaquil verkündete nach der Ermordung des Königs, von einer erhöhten Stelle auf die Volksmenge hinabblickend, dass Priscus zwar eine schwere, aber nicht tödliche Wunde erhalten habe und wünsche, sie möchten in der Zwischenzeit während seiner Genesung den Anordnungen des Servius Tullius Folge leisten.  Servius Tullius begann damit, gleichsam auf Widerruf König zu sein, übte aber die Herrschaft in rechter Art und Weise aus.  Er bezwang oft die Etrusker, erweiterte die Stadt um den Quirinal, Viminal und die Erhebungen des Esquilin und ließ einen Wall sowie Graben anlegen.  Das Volk teilte er in vier Tribus ein und verteilte später unter dem einfachen Volk Getreide.  Er führte Maße, Gewichte, Vermögensklassen und Centurien ein.  Er überredete die Stämme der Latiner nach dem Beispiel derjenigen, die der Diana von Ephesos einen Tempel gebaut hatten, auch selbst einen Tempel für Diana auf dem Aventin zu errichten.  Nachdem dies geschehen war, wurde einem Latiner eine Kuh von erstaunlicher Größe geboren und ihm im Traum verheißen, dass dasjenige Volk die Oberherrschaft erlangen werde, dessen Bürger jene Kuh der Diana opfere.  Der Latiner trieb (deshalb) die Kuh auf den Aventin und erzählte dem römischen Priester die Sache.  Dieser trug ihm schlau auf, zunächst seine Hände in fließendem Wasser zu waschen.  Während der Latiner zum Tiber hinabstieg, opferte der Priester die Kuh.  So erwarb er durch sein überlegtes Tun seinen Mitbürgern die Herrschaft und sich Ruhm.  Servius Tullius hatte zwei Töchter, die eine ungestüm, die andere sanftmütig; als er sah, dass die Söhne des Tarquinius von gleicher Veranlagung waren, gab er, um das Temperament aller durch die Verschiedenheit der Charaktere zu mildern, die Ungestüme dem Sanftmütigen, die Sanftmütige dem Ungestümen zur Frau.  Aber die beiden Sanftmütigen starben, sei es durch Zufall, sei es durch Arglist: (denn) die beiden Ungestümen brachte die Ähnlichkeit ihres Charakters zusammen.  Sogleich berief Tarquinius, von Tullia angestachelt, den Senat ein und begann den väterlichen Königstitel zurückzufordern.  Als Servius davon erfuhr, wurde er auf dem eiligen Weg in den Senat auf Befehl des Tarquinus von dessen Stufen hinabgestoßen und auf der Flucht nach Hause ge-



 Text und Übersetzung

est.  Tullia statim in forum properavit et prima coniugem regem salutavit; a quo iussa turba decedere, cum domum rediret, viso patris corpore mulionem evitantem super ipsum corpus carpentum agere praecepit: unde vicus ille Sceleratus dictus est⁴. Postea Tullia cum coniuge in exilium acta⁵.

⁴ dictus est] W; dictus P/G. ⁵ acta] W; acta est P/G.

 Servius Tullius



tötet.  Tullia (dagegen) eilte sogleich auf das Forum und war die erste, die ihren Gatten als König begrüßte; von diesem aufgefordert, aus dem Getümmel zu verschwinden, sah sie auf dem Heimweg den Leichnam ihres Vaters und befahl dem Lenker ihres Maultiergespanns, der ausweichen wollte, mit dem Wagen direkt über den Leichnam zu fahren; daher wurde jene Straße (vicus) Sceleratus (‚die Frevelstraße‘) genannt. Später wurde Tullia mit ihrem Gatten in die Verbannung gejagt.



 Text und Übersetzung

  Tarquinius Superbus cognomen moribus meruit. Occiso Servio Tullio regnum sceleste occupavit.  Tamen bello strenuus Latinos Sabinosque domuit; Suessam Pometiam Etruscis eripuit; Gabios per Sextum filium simulato transfugio in potestatem redegit et ferias Latinas primas instituit.  †Locos¹ in circo et cloacam maximam fecit, ubi totius populi viribus usus est, unde illae fossae Quiritium sunt dictae.  Cum Capitolium inciperet, caput hominis invenit, unde cognitum eam urbem caput gentium futuram.  Et cum in obsidione Ardeae filius eius Lucretiae stuprum intulisset, cum eo in exilium actus ad Porsennam, Etruriae regem, confugit, cuius ope regnum retinere tentavit.  Pulsus Cumas concessit, ubi per summam ignominiam reliquum vitae tempus exegit.

¹ †Locos] M (b) ; foros W; ludos P/G.

 Tarquinius Superbus



  Tarquinius Superbus verdiente aufgrund seines Charakters seinen Beinamen (‚der Hochmütige‘).  Nach der Ermordung des Servius Tullius bemächtigte er sich auf verbrecherische Art und Weise der Königsherrschaft. Im Krieg tüchtig, bezwang er Latiner und Sabiner; er entriss den Etruskern Suessa Pometia; Gabii brachte er durch seinen Sohn Sextus, der sich als Überlaufer ausgab, in seine Gewalt und führte erstmals die ‚Latinischen Feiertage‘ ein.  Er ließ im Circus (Maximus) Sitze errichten und die Cloaca Maxima bauen, wofür er die Kräfte des ganzen Volkes einsetzte, weshalb jene (auch) fossae Quiritium (‚Gräben der Quiriten‘) genannt wurde.  Als er mit dem Bau des Capitoliums begann, fand er einen Menschenkopf, woraus man schloss, dass diese Stadt (einst) die Hauptstadt der Völker sein werde.  Und als bei der Belagerung von Ardea sein Sohn Lucretia vergewaltigte, wurde er zusammen mit diesem ins Exil getrieben und floh zu Porsenna, dem König Etruriens, mit dessen Hilfe er seine Königsherrschaft wiederzugewinnen suchte.  Geschlagen begab er sich nach Cumae, wo er den Rest seines Lebens in größter Schande verbrachte.



 Text und Übersetzung

  Tarquinius Collatinus, sorore Tarquinii Superbi genitus, in contubernio iuvenum regiorum Ardeae erat; ubi cum forte in liberiore convivio coniugem suam unusquisque laudaret, placuit experiri. Itaque equis Romam petunt. Regias nurus in convivio vel lusu¹ deprehendunt.  Inde Collatiam petunt. Lucretiam inter ancillas in lanificio offendunt: itaque ea pudicissima iudicatur.  Ad quam corrumpendam Tarquinius Sextus nocte Collatiam rediit et iure propinquitatis in domum Collatini venit et cubiculum Lucretiae irrupit, pudicitiam expugnavit².  Illa postera³ die advocatis patre et coniuge rem exposuit et se cultro, quem veste texerat, occidit.  Illi in exitium regum coniurarunt eorumque exilio necem Lucretiae vindicaverunt.

¹ vel lusu] et lusu W; et luxu P/G; vel verdient, da in A, C und Teilen von D bezeugt, den Vorzug, ebenso lusu vor luxu, da es einen dynamischen, nicht statischen Zustand beschreibt und so besser zu einer ausgelassenen Runde passt (vgl. Ov. fast. , f.). ² et cubiculum Lucretiae irrupit, pudicitiam expugnavit] P/G. Die bildlich prägnantere Lesart bietet allerdings A (= W) mit et pudicitiam cubiculi expugnavit. ³ postera] W (vgl. Vir. ill. , und passim); postero P/G.

 Tarquinius Collatinus



  Tarquinius Collatinus, der Sohn einer Schwester des Tarquinius Superbus, befand sich vor Ardea in der Gesellschaft der königlichen Prinzen; als dort eines Tages jeder bei einem recht ausgelassenen Gelage voll des Lobes über seine Frau war, beschloss man, die Probe zu machen. Sie reiten daher nach Rom. Sie treffen die Schwiegertöchter des Königs bei Gelage bzw. Spiel an.  Von hier aus machen sie sich nach Collatia auf; sie finden Lucretia mit ihren Dienerinnen bei der Wollarbeit vor; daher wird sie als die Sittsamste beurteilt.  In der Absicht, diese zu verführen, kehrte Sextus Tarquinius bei Nacht nach Collatia zurück, kam unter Berufung auf das Verwandtschaftsrecht in das Haus des Collatinus, drang in das Schlafgemach der Lucretia ein (und) vergewaltigte sie.  Am nächsten Tag rief sie ihren Vater und ihren Gatten zu sich, berichtete ihnen den Vorfall und tötete sich mit dem Messer, das sie unter ihrem Kleid verborgen hatte.  Jene verschworen sich zum Untergang der königlichen Familie und rächten durch deren Vertreibung den Tod der Lucretia.



 Text und Übersetzung

  Iunius Brutus, sorore Tarquinii Superbi genitus, cum eandem fortunam timeret, quam¹ frater inciderat, qui ob divitias et prudentiam ab avunculo fuerat occisus, stultitiam finxit, unde Brutus dictus.  Iuvenibus regiis Delphos euntibus deridiculi gratia comes adscitus baculo sambuceo aurum infusum deo donum tulit.  Ubi responsum est eum Romae summam potestatem habiturum, qui primus matrem oscularetur, ipse terram osculatus est.  Deinde propter Lucretiae stuprum cum Tricipitino et Collatino in exitium regum coniuravit.  Quibus in exilium actis primus consul creatus filios suos, quod cum Aquiliis et Vitelliis ad recipiendos in urbem Tarquinios coniurarunt, virgis caesos securi percussit.  Deinde in proelio, quod adversus eos gerebat, singulari certamine cum Arunte, filio Tarquinii, congressus est, ubi ambo mutuis vulneribus ceciderunt.  Cuius corpus in foro positum a collega laudatum matronae anno luxerunt.

¹ quam] in quam W, P/G; für den Wegfall der Präposition spricht die Parallele bzw. Quellengemeinschaft mit Isidor von Sevilla (orig. ,: cum eundem casum timeret, quem frater inciderat); s. F () .

 Lucius Iunius Brutus



  Iunius Brutus, der Sohn einer Schwester des Tarquinius Superbus, stellte sich, weil er dasselbe Schicksal fürchtete, das seinem Bruder widerfahren war, der wegen seines Reichtums und seiner Klugheit von seinem Onkel getötet worden war, blödsinnig, weshalb er Brutus (‚der Blöde‘) genannt wurde.  Als die jungen Prinzen nach Delphi reisten, wurde er zur Belustigung als Begleiter mitgenommen und brachte dem Gott einen mit Gold ausgegossenen Stab aus Holunderholz als Geschenk dar.  Als das Orakel verkündete, dass derjenige die höchste Macht erlangen werde, der als Erster die Mutter küsse, küsste er die Erde.  In der Folgezeit verschwor er sich wegen der Vergewaltigung der Lucretia mit Tricipitinus und Collatinus zum Sturz der Königfamilie.  Nach deren Vertreibung wurde er als Erster zum Consul gewählt und ließ seine eigenen Söhne, weil sie sich mit den Aquiliern und Vitelliern dazu verschworen hatten, die Tarquinier in die Stadt zurückzuholen, mit Ruten auspeitschen und mit dem Beil hinrichten.  Später traf er in der Schlacht, die er gegen diese austrug, im Zweikampf auf Aruns, den Sohn des Tarquinius, in dessen Verlauf sich beide gegenseitig verwundeten und den Tod fanden.  Sein Leichnam wurde auf dem Forum aufgebahrt, von seinem Amtskollegen gewürdigt und von den (vornehmen) Frauen ein Jahr lang betrauert.



 Text und Übersetzung

  Porsenna, rex Etruscorum, cum Tarquinios in urbem restituere temptaret et primo impetu Ianiculum cepisset, Horatius Cocles (illo cognomine, quod in alio proelio oculum amiserat) pro ponte sublicio stetit et aciem hostium sustinuit¹, donec pons a tergo interrumperetur, cum quo in Tiberim decidit et armatus ad suos transnavit.  Ob hoc ei tantum agri publice datum, quantum uno die ambire ² potuisset. Statua quoque ei in Vulcanali posita.

¹ aciem hostium sustinuit] aciem hostium solus sustinuit W, P/G; zu solus (= Fam. A) als Interpolation aus Landolphus Sagax (Hist. misc. ,) vgl. F () . ² ambire ] Die Ergänzung vomere durch P/G vermag plausibel die Lesart amovere in C und Teilen von D zu erklären (s. F [] , Anm. ).

 Horatius Cocles



  Als Porsenna, der König der Etrusker, versuchte, die Tarquinier wieder in der Stadt einzusetzen, und im ersten Angriff den Ianiculum eingenommen hatte, stellte sich Horatius Cocles – er trug diesen Beinamen (‚der Einäugige‘), weil er in einem anderen Kampf ein Auge verloren hatte – vor die Pfahlbrücke und hielt das feindliche Heer solange auf, bis die Brücke in seinem Rücken abgebrochen war; zusammen mit ihr stürzte er (sich) in den Tiber und schwamm in voller Rüstung zu den Seinen.  Wegen seiner Heldentat erhielt er vom Staat soviel Ackerland, wie er an einem einzigen Tag umrunden konnte. Auch wurde ihm eine (Ehren-)Statue auf dem Vulcanal errichtet.



 Text und Übersetzung

  Cum Porsenna rex urbem obsideret, Mucius Cordus, vir Romanae constantiae, senatum adiit et veniam transfugiendi petiit necem regis repromittens.  Accepta potestate in castra Porsennae venit ibique purpuratum pro rege deceptus occidit.  Apprehensus et ad regem pertractus dextram aris imposuit, hoc supplicii a rea exigens, quod in caede peccasset.  Unde cum misericordia regis abstraheretur, quasi beneficium referens ait trecentos adversus eum similes coniurasse.  Qua re ille territus bellum acceptis obsidibus deposuit.  Mucio prata trans Tiberim data, ab eo Mucia appellata.  Statua quoque ei honoris gratia constituta est.

 Mucius Cordus



  Als der König Porsenna die Stadt belagerte, wandte sich Mucius Cordus, ein Mann von römischer Unerschrockenheit, an den Senat und bat um die Erlaubnis, (zum Feind) überlaufen zu dürfen, wofür er die Tötung des Königs versprach.  Nachdem er die Erlaubnis erhalten hatte, kam er in das Lager Porsennas und tötete dort irrtümlich einen in Purpur gekleideten Mann statt des Königs.  Ergriffen und vor den König gezerrt, legte er seine Rechte in das Altarfeuer und forderte (so) von der Schuldigen Strafe dafür ein, dass sie bei dem Attentat versagt hatte.  Als ihn der König aus Mitleid davon wegreißen ließ, erklärte er, gleichsam die Wohltat erwidernd, dass sich (weitere)  Gleichgesinnte gegen ihn verschworen hätten.  Hierdurch in Schrecken versetzt, beendete jener gegen die Stellung von Geiseln den Krieg.  Mucius (aber) erhielt jenseits des Tibers eine Wiesenfläche geschenkt, die man nach ihm ‚die Mucische‘ nannte.  Auch wurde ihm zu Ehren eine Statue errichtet.



 Text und Übersetzung

  Porsenna Cloeliam nobilem virginem inter obsides accepit, quae deceptis custodibus noctu castris eius egressa equum, quem fors dederat, arripuit et Tiberim traiecit.  A Porsenna per legatos repetita et reddita¹.  Cuius ille virtutem admiratus, cum quibus optasset, in patriam redire permisit.  Illa virgines puerosque elegit, quorum aetatem iniuriae obnoxiam sciebat. Huic statua equestris in foro posita.

¹ repetita et reddita] repetita reddita P/G; repetita ei reddita W. Textkritisch besteht keine Notwendigkeit, das überlieferte et (= Fam. A, C) zugunsten einiger Hss. in Fam. D zu tilgen bzw. eine Kopula (est) zu ergänzen, fehlt diese doch mehrfach bei DVI (vgl. Vir. ill. , u. a.). Ebenso ist die Konjektur W ei für et keineswegs zwingend.

 Cloelia



  Porsenna erhielt unter den Geiseln Cloelia, eine junge Frau aus vornehmem Haus, welche unter Täuschung der Wachen bei Nacht das Lager verließ, sich eines Pferdes, das ihr der Zufall in die Hände gespielt hatte, bemächtigte und den Tiber überquerte.  Von Porsenna durch Gesandte zurückgefordert, wurde sie auch zurückgegeben.  Da er ihren Mut bewunderte, erlaubte er ihr, in ihre Vaterstadt mit denen, die sie (mitnehmen) wollte, zurückzukehren.  Sie wählte nur Mädchen und Jungen aus, deren Alter sie durch Misshandlungen gefährdet wusste.  Ihr wurde (daher) auf dem Forum eine Reiterstatue errichtet.



 Text und Übersetzung

  Romani cum adversus Veientes bellarent, eos sibi hostes familia Fabiorum privato nomine depoposcit; et profecti trecenti sex duce Fabio consule.  Cum saepe victores exstitissent, apud Cremeram fluvium castra posuere.  Veientes ad dolos conversi pecora ex diverso in conspectu eorum¹ protulerunt; ad quae progressi Fabii in insidias delapsi usque ad unum occidione² perierunt.  Dies, quo id factum est, inter nefastos relatus.  Porta, qua profecti erant, Scelerata est appellata.  Unus ex ea gente propter impuberem aetatem domi relictus genus propagavit ad Q. Fabium Maximum, qui Hannibalem mora fregit, Cunctator ab obtrectatoribus dictus.

¹ eorum] W; illorum P/G. ² occidione] W; occisione P/G. occidio verdient den Vorzug, da es die Tötung von Gruppen, occisio dagegen diejenige von Individuen bezeichnet (s. K ).

 Familia Fabiorum



  Als die Römer gegen die Veienter Krieg führten, verlangte der Clan der Fabier, ihm allein diese Feinde zu überlassen; und so zogen  Fabier unter der Führung des Consuls Fabius los.  Nachdem sie mehrfach Sieger geblieben waren, schlugen sie beim Fluss Cremera ihr Lager auf.  Die Veienter griffen (daraufhin) zu einer List und trieben (dem Lager) gegenüber Vieh vor deren Augen einher; als deshalb die Fabier auf dieses hin ausrückten, gerieten sie in einen Hinterhalt und wurden alle bis auf den letzten Mann getötet.  Der Tag, an dem dies geschah, wurde unter die Unglückstage eingeordnet.  Das Tor, durch das sie ausgezogen waren, erhielt den Namen (porta) Scelerata (‚das Unglückstor‘).  Ein einziges Familienmitglied, das wegen seines knabenhaften Alters zu Hause gelassen worden war, sorgte für den Fortbestand des Geschlechtes bis zu Quintus Fabius Maximus, der Hannibal durch seine Verzögerungstaktik schwächte (und) daher von seinen Widersachern Cunctator (‚der Zauderer‘) genannt wurde.



 Text und Übersetzung

  Lucius Valerius, Volesi filius, primo de Veientibus, iterum de Sabinis, tertio de utrisque gentibus triumphavit.  Hic, quia in locum Tricipitini collegae consulem non subrogabat¹ et domum in Velia tutissimo loco habebat, in suspicionem regni affectati venit.  Quo cognito apud populum questus est, quod de se tale aliquid timuissent, et immisit, qui domum suam diruerent.  Secures etiam fascibus dempsit eosque in populi contione submisit.  Legem de provocatione a magistratibus ad populum tulit.  Hinc Publicola dictus. Cum diem obisset, publice sepultus et annuo matronarum luctu honoratus est.

¹ subrogabat] W; subrogaverat P/G.

 Valerius Publicola



  Lucius Valerius, der Sohn des Volesus, triumphierte das erste Mal über die Veienter, das zweite Mal über die Sabiner, das dritte Mal über beide Völker.  Weil er für seinen Amtskollegen Tricipitinus keinen (anderen) Consul nachwählen ließ und ein Haus auf der Velia an einer sehr geschützten Stelle besaß, geriet er in den Verdacht, nach der Königswürde zu streben.  Als er davon erfuhr, beklagte er sich vor dem Volk, dass man so etwas von ihm befürchtet habe, und schickte Leute, die sein Haus niederreißen sollten.  Er ließ auch die Beile aus den Rutenbündeln entfernen und diese in der Volksversammlung senken.  Er brachte ein Gesetz ein über die Appellation an das Volk gegen die Entscheidung(en) von Amtsträgern.  Deshalb wurde er Poplicola (der ‚Volksfreund‘) genannt. Nach seinem Tod erhielt er ein Staatsbegräbnis und wurde durch eine einjährige Trauer der (vornehmen) Frauen geehrt.



 Text und Übersetzung

  Tarquinius eiectus ad Mamilium Tusculanum generum suum confugit; qui cum Latio concitato Romanos graviter urgeret, A. Postumius dictator dictus apud Regilli lacum cum hostibus conflixit.  Ubi cum victoria nutaret, magister equitum equis frenos detrahi iussit, ut irrevocabili impetu ferrentur; ubi et aciem Latinorum fuderunt et castra ceperunt.  Sed inter eos duo iuvenes candidis equis insigni virtute apparuerunt, quos dictator quaesitos, ut dignis muneribus honoraret, non reperit: Castorem et Pollucem ratus communi titulo dedicavit.

 Aulus Postumius



  Tarquinius floh nach seiner Vertreibung zu seinem Schwiegersohn Mamilius von Tusculum; als dieser (ganz) Latium aufwiegelte und die Römer heftig bedrängte, wurde Aulus Postumius zum Dictator ernannt und stieß beim See Regillus mit den Feinden (im Kampf ) zusammen.  Als in diesem der Sieg wankte, befahl der Befehlshaber der Reiterei, den Pferden die Zügel abzunehmen, damit sie in unaufhaltsamem Lauf losstürmen konnten; da durchbrachen (die Römer) die Schlachtreihe der Latiner und nahmen ihr Lager ein.  Unter ihnen aber zeigten sich zwei Jünglinge von herausragender Tapferkeit auf weißen Pferden, welche der Dictator suchen ließ, um sie mit gebührenden Geschenken zu ehren, aber nicht finden konnte; überzeugt, es handle sich um Castor und Pollux, ehrte er sie durch eine gemeinsame (Weih-)Inschrift.



 Text und Übersetzung

  Lucius Quinctius Cincinnatus filium Caesonem petulantissimum abdicavit, qui et a censoribus notatus ad Volscos et Sabinos confugit, qui duce Cloelio Graccho bellum adversus Romanos gerebant et Q. Minucium consulem in Algido monte cum exercitu obsidebant. Quinctius dictator dictus, ad quem missi legati nudum eum arantem trans Tiberim offenderunt; qui insignibus sumptis consulem obsidio liberavit.  Quare a Minucio et eius exercitu corona aurea obsidionali¹ donatus est.  Hostes vicit², ducem eorum in deditionem accepit et triumphi die ante currum egit.  Sexto decimo³ die dictaturam, quam acceperat, deposuit et ad agri cultum⁴ reversus est.  Iterum post viginti annos dictator dictus Spurium Maelium regnum affectantem a Servilio Ahala magistro equitum occidi iussit; domum eius solo aequavit: unde locus Aequimelium⁵ dicitur.

¹ aurea obsidionali] W (vgl. auch Vir. ill. ,); aurea [et] obsidionali P/ G. ² hostes vicit] W; vicit hostes P/G. ³ sexto decimo] W; sextodecimo P/G. ⁴ ad agri cultum] W; ad agricultum P/G. ⁵ locus Aequimelium] W; locus [ille] Aequimelium P/G.

 Quinctius Cincinnatus



  Lucius Quinctius Cincinnatus verstieß seinen höchst frechen Sohn, der, auch von den Censoren getadelt, zu den Volskern und Sabinern floh, die unter der Führung des Cloelius Gracchus Krieg gegen die Römer führten und den Consul Quintus Minucius mit seinem Heer am Berg Algidus eingeschlossen hielten. Quinctius wurde (daher) zum Dictator ernannt; die Gesandten, die man zu ihm schickte, trafen ihn an, wie er, nur mit der Tunica bekleidet, jenseits des Tibers sein Land bestellte. Er nahm die Insignien seines (neuen) Amts an und befreite den Consul aus der Einschließung.  Deshalb wurde er von Minucius und dessen Heer mit einem Belagerungskranz aus Gold beschenkt.  Er besiegte die Feinde, nahm die Kapitulation ihres Befehlshabers an und ließ ihn am Tag des Triumphes vor seinem Wagen hergehen.  Am sechszehnten Tag, nachdem er die Dictatur übernommen hatte, legte er sie nieder und kehrte zur Bestellung seines Ackerlandes zurück.  Zwanzig Jahre später erneut zum Dictator ernannt, befahl er Servius Ahala, dem Befehlshaber der Reiterei, Spurius Maelius zu töten, als dieser nach der Königswürde strebte; sein Haus ließ er dem Erdboden gleichmachen; daher wird die Stelle Aequimelium (‚der ebene Platz des Maelius‘) genannt.



 Text und Übersetzung

  Menenius Agrippa cognomento Lanatus dux electus adversus Sabinos de his triumphavit.  Et cum populus a patribus secessisset, quod tributum et militiam toleraret, nec revocari posset, Agrippa apud eum: „Olim“, inquit, „humani artus, cum ventrem otiosum cernerent, ab eo discordarunt et suum illi ministerium negaverunt.  Cum eo pacto et ipsi deficerent, intellexerunt ventrem acceptos cibos per omnia membra disserere et cum eo in gratiam redierunt.  Sic senatus et populus quasi unum corpus discordia pereunt, concordia valent.“  Hac fabula populus regressus est.  Creavit tamen tribunos plebis, qui libertatem suam adversum superbiam nobilitatis¹ defenderent.  Menenius autem tanta paupertate decessit, ut eum populus collatis quadrantibus sepeliret, locum sepulcro senatus publice daret.

¹ adversus superbiam nobilitatis] adversum nobilitatem W; adversum nobilitatis superbiam P/G.

 Menenius Agrippa



  Menenius Agrippa mit dem Beinamen Lanatus (‚das Wollschaf‘) wurde zum Oberbefehlshaber gegen die Sabiner gewählt und triumphierte über sie.  Und als sich das Volk von den ‚Vätern‘ getrennt hatte, weil es Abgaben und Kriegsdienst zu ertragen hatte, und nicht zur Rückkehr bewegt werden konnte, sprach Agrippa vor ihm: „Einst entzweiten sich die Glieder des Menschen mit dem Magen, da sie ihn untätig sahen, und verweigerten ihm ihren Dienst.  Als sie (aber) auf diese Weise auch selbst schwach wurden, erkannten sie, dass der Magen die aufgenommenen Speisen in alle Glieder verteile, und versöhnten sich wieder mit ihm.  So gehen Senat und Volk, die gleichsam einen einzigen Körper bilden, durch Zwietracht zu Grunde, durch Eintracht aber sind sie stark.“  Dank dieser Fabel kehrte das Volk zurück.  Es wählte jedoch Volkstribunen, die seine Freiheit gegen den Hochmut des Adels schützen sollten.  Menenius aber starb in so großer Armut, dass das Volk für seine Bestattung ⁄-As-Münzen sammelte (und) der Senat den Grabplatz auf Staatskosten stiftete.



 Text und Übersetzung

  Gnaeus Marcius, captis Coriolis urbe Volscorum Coriolanus dictus, ob egregia militiae facinora a Postumio optionem munerum accipiens equum tantum et hospitem sumpsit, virtutis et pietatis exemplum.  Hic consul gravi annona advectum e Sicilia frumentum magno pretio populo dandum curavit, ut hac iniuria plebs agros, non seditiones coleret.  Ergo a tribuno plebis Decio die dicta ad Volscos concessit eosque duce Tito Tatio adversus Romanos concitavit et ad quartum ab urbe lapidem castra posuit.  Cumque nullis civium legationibus flecteretur, a Veturia matre et Volumnia uxore matronarum numero comitatis motus omisso bello ut proditor occisus.  Ibi templum Fortunae Muliebri constitutum est.

 Marcius Coriolanus



  Gnaeus Marcius, nach der Einnahme von Corioli, einer Stadt der Volsker, mit dem Beinamen Coriolanus ausgezeichnet, entschied sich, als ihm von Postumius wegen seiner herausragenden Kriegstaten die Wahl der Belohnungen überlassen wurde, lediglich für ein Pferd und einen gefangenen Gastfreund – ein Vorbild an Tapferkeit und Gefühl für Freundschaft.  Als Consul ließ er in einer schwierigen Versorgungslage aus Sizilien geliefertes Getreide zu einem hohen Preis an das Volk abgeben, um es durch diese ungerechte Vorgehensweise zu zwingen, die Felder zu bestellen, nicht Aufruhr anzuzetteln.  Als er deshalb von dem Volkstribunen Decius vor Gericht geladen wurde, begab er sich zu den Volskern, wiegelte sie unter ihrem Führer Titus Tatius gegen die Römer auf und schlug beim vierten Meilenstein vor der Stadt sein Lager auf.  Und während er sich durch keine Gesandtschaft seiner Mitbürger umstimmen ließ, wurde er (schließlich) durch seine Mutter Veturia und seine Ehefrau Volumnia, die eine Anzahl vornehmer Frauen begleitete, umgestimmt. Er ließ vom Krieg ab und wurde als Verräter getötet.  An jener Stelle wurde der Fortuna Muliebris ein Tempel errichtet.



 Text und Übersetzung

  Fabius Ambustus ex duabus filiabus alteram Licinio Stoloni plebeio, alteram Aulo Sulpicio patricio coniugem dedit. Quarum plebeia cum sororem salutaret, cuius vir tribunus militaris consulari potestate erat, fasces lictorios foribus appositos indecenter expavit. A sorore irrisa marito questa est; qui adiuvante socero, ut primum tribunatum plebis aggressus est, legem tulit, ut alter consul ex plebe crearetur.  Lex resistente Appio Claudio tamen lata, et primus Licinius Stolo consul factus.  Idem lege cavit, ne cui plus¹ quingenta iugera agri habere liceret.  Et ipse cum iugera quingenta haberet, altera emancipati filii nomine possideret, in iudicium vocatus et primus omnium sua lege punitus est.

¹ ne cui plus] ne cui plebeio plus AB. Möglicherweise gehörte das an dieser Stelle sinnlose plebeius ursprünglich zu consul . . . factus in §  (s. W ).

 Licinius Stolo



  Fabius Ambustus verheiratete die eine seiner beiden Töchtern mit dem Plebeier Licinius Stolo, die andere mit dem Patricier Aulus Sulpicius. Als die mit dem Plebeier Verheiratete ihrer Schwester, deren Mann Consulartribun war, einen Besuch machte, erschrak sie ungebührlich über die an der Tür abgestellten Rutenbündel der Lictoren. Von ihrer Schwester ausgelacht, beschwerte sie sich bei ihrem Mann; dieser brachte daher, sobald er das Amt des Volkstribunen angetreten hatte, unter Mithilfe seines Schwiegervaters ein Gesetz ein, dass einer der beiden Consuln aus den Plebeiern zu wählen sei.  Der Antrag ging trotz des Widerstandes des Appius Claudius durch, und Licinius Stolo wurde als Erster zum Consul gewählt.  Ebenso setzte er gesetzlich durch, dass es keinem erlaubt sein solle, mehr als  Joch Ackerland zu besitzen.  Und weil er selbst  Joch besaß und über weitere  im Namen seines Sohnes, den er aus der väterlichen Gewalt entlassen hatte, verfügte, wurde er vor Gericht geladen und als Erster von Allen aufgrund seines eigenen Gesetzes bestraft.



 Text und Übersetzung

  Populus Romanus cum seditiosos magistratus ferre non posset, decemviros legibus scribendis creavit, qui eas ex libris Solonis translatas duodecim tabulis exposuerunt.  Sed cum pacto dominationis magistratum sibi prorogarent, unus ex his Appius Claudius Virginiam, Virginii centurionis filiam in Algido militantis, adamavit. Quam cum corrumpere non posset, clientem subornavit, qui eam in servitium deposceret, facile victurus, cum ipse esset et accusator et iudex.  Pater re cognita cum ipso die iudicii supervenisset et filiam iam addictam videret, ultimo colloquio eius¹ impetrato eam in secretum abduxit et occidit; et corpus eius humeris gerens ad exercitum profugit et milites ad vindicandum facinus accendit; qui creatis decem tribunis Aventinum occuparunt, decemviros abdicare se magistratu coegerunt eosque omnes aut morte aut exilio punierunt. Appius Claudius in carcere necatus est.

¹ ultimo colloquio eius] W; ultimo eius colloquio P/G.

 Appius Claudius decemvir



  Als das römische Volk seine Unruhe stiftenden Amtsträger nicht (länger) ertragen konnte, wählte es zur schriftlichen Abfassung von Gesetzen zehn Männer, die diese aus den Büchern Solons übertrugen und auf zwölf Tafeln (öffentlich) ausstellten.  Als sie sich aber durch einen Herrschaftspakt ihr Amt verlängerten, verliebte sich einer von ihnen, Appius Claudius, in Virginia, die Tochter des Virginius, der als Centurio am Algidus Kriegsdienst leistete. Als er sie nicht verführen konnte, stiftete er einen Gefolgsmann an, sie als Sklavin (gerichtlich) einzufordern; denn er war überzeugt, leicht zu gewinnen, da er Ankläger und Richter zugleich war.  Als ihr Vater, nachdem er davon erfahren hatte, unvermutet noch am Gerichtstag kam und sah, dass seine Tochter (dem Klienten) bereits zugesprochen war, erreichte er durch Bitten ein letztes Gespräch mit ihr, führte sie an eine abgelegene Stelle und tötete sie; mit ihrem Leichnam auf den Schultern floh er zum Heer und brachte die Soldaten dazu, die Untat zu rächen; diese wählten zehn Tribune, besetzten den Aventin, zwangen die ‚Zehnmänner‘ (decemviri) zum Verzicht auf ihr Amt und bestraften sie alle entweder mit dem Tod oder der Verbannung. Appius Claudius wurde im Kerker hingerichtet.



 Text und Übersetzung

  Romani ob pestilentiam responso monente ad Aesculapium Epidauro arcessendum decem legatos principe Q. Ogulnio miserunt.  Qui cum eo venissent et simulacrum ingens mirarentur, anguis e sedibus eius elapsus venerabilis, non horribilis, per mediam urbem cum admiratione omnium ad navem Romanam perrexit et se in Ogulnii tabernaculo conspiravit.  Legati deum vehentes Antium pervecti, ubi per mollitiem maris anguis proximum Aesculapii fanum petiit et post paucos dies ad navem rediit; et cum adverso Tiberi subveheretur, in proximam insulam desilivit, ubi templum ei constitutum et pestilentia mira celeritate sedata est.

 Quintus Ogulnius



  Die Römer schickten wegen einer Seuche auf Geheiß des Orakels zehn Gesandte unter der Führung des Quintus Ogulnius aus, um den Aesculapius aus Epidaurus zu holen.  Als diese dort angekommen waren und das riesige Standbild bestaunten, glitt unter dessen Sockel eine Schlange – Ehrfurcht, nicht Schrecken erregend – hervor, schlängelte sich zur Verwunderung aller mitten durch die Stadt zum Schiff der Römer und ringelte sich in der Kajüte des Ogulnius zusammen.  Die Gesandten segelten, den Gott mit sich führend, bis Antium, wo die Schlange über das ruhige Meer zum nahe gelegenen Heiligtum des Aesculapius schwamm und nach wenigen Tagen auf das Schiff zurückkehrte; und als dieses den Tiber aufwärts fuhr, glitt sie bei der nächst gelegenen Insel von Bord, wo ihr ein Tempel errichtet wurde, und die Seuche beruhigte sich mit wunderbarer Schnelligkeit.



 Text und Übersetzung

  Furius Camillus cum Faliscos obsideret ac ludi litterarii magister principum filios ad eum adduxisset, vinctum eum iisdem pueris in urbem redigendum et verberandum tradidit.  Statim Falisci se ei ob tantam iustitiam dediderunt.  Veios hieme obsidio domuit deque his triumphavit.  Postmodum crimini datum, quod albis equis triumphasset et praedam inique divisisset: die dicta ab Apuleio Saturnino tribuno plebis damnatus Ardeam concessit.  Mox cum Galli Senones relictis ob sterilitatem agris suis Clusium Italiae oppidum obsiderent, missi sunt Roma tres Fabii, qui Gallos monerent, ut ab oppugnatione desisterent.  Ex his unus contra ius gentium in aciem processit et ducem Senonum interfecit.  Quo commoti Galli petitis in deditionem legatis nec impetratis Romam petierunt et exercitum Romanum apud Alliam fluvium ceciderunt, die XVI Kal. August.; qui dies inter nefastos relatus, Alliensis dictus.  Victores Galli urbem intraverunt, ubi nobilissimos senum in curulibus et honorum insignibus primo ut deos venerati, deinde ut homines despicati interfecere.  Reliqua iuventus cum Manlio in Capitolium fugit, ubi obsessa Camilli virtute est servata. Qui absens dictator dictus collectis reliquiis Gallos improviso¹ internecione occidit.  Populum Romanum migrare Veios volentem retinuit. Sic et oppidum civibus et cives oppido reddidit.

¹ improviso] W; improvisos P/G.

 Furius Camillus



  Als Furius Camillus Falerii belagerte und ihm ein Schulmeister die Söhne der angesehensten Einwohner zugeführt hatte, ließ er diesen fesseln und übergab ihn den Knaben (mit der Auflage), diesen in die Stadt zurückzubringen und mit Ruten zu schlagen.  Auf der Stelle ergaben sich ihm die Falisker wegen eines so hohen Maßes an Gerechtigkeit.  Die Veienter bezwang er durch eine Belagerung im Winter und feierte einen Triumph über sie.  In der Folgezeit wurde er beschuldigt, mit weißen Pferden triumphiert und die Beute ungerecht geteilt zu haben; von dem Volkstribunen Apuleius Saturninus vor Gericht gebracht, wurde er verurteilt und ging nach Ardea.  Als wenig später die gallischen Senonen, die ihr Land wegen Unfruchtbarkeit verlassen hatten, die Stadt Clusium in Italien belagerten, wurden aus Rom drei Fabier ausgesandt, die die Gallier auffordern sollten, die Belagerung aufzugeben.  Einer von ihnen nahm (jedoch) gegen das Völkerrecht am Kampf teil und tötete einen Anführer der Senonen.  Über diese Tat erbittert, forderten die Gallier die Auslieferung der Gesandten, erreichten sie jedoch nicht; sie marschierten (daher) gegen Rom und schlugen das römische Heer beim Fluss Allia am . Tag vor den Kalenden des August (= . Juli); dieser Tag wurde unter die Unglückstage aufgenommen und der ‚Alliensische‘ (dies Alliensis) genannt.  Die siegreichen Gallier drangen in die Stadt ein, wo sie die Vornehmsten der alten Männer, die in ihrer Amtstracht auf ihren curulischen Stühlen saßen, töteten, nachdem sie ihnen zunächst Verehrung wie Göttern, dann aber Verachtung wie Menschen entgegen gebracht hatten.  Der Rest der (waffenfähigen) Jugend floh mit Manlius auf das Capitolium, wo er, belagert, durch die Tatkraft des Camillus gerettet wurde. Denn dieser, in Abwesenheit zum Dictator ernannt, hatte die Reste des Heeres gesammelt und richtete unvermutet unter den Galliern ein Gemetzel an.  Als das römische Volk nach Veii auswandern wollte, hielt er es davon ab. So gab er sowohl die Stadt den Bürgern als auch die Bürger der Stadt zurück.



 Text und Übersetzung

  Manlius ob defensum Capitolium Capitolinus dictus sedecim annorum voluntarium militem se obtulit.  Triginta septem militaribus donis a suis ducibus ornatus viginti tres cicatrices in corpore habuit.  Capta urbe auctor in Capitolium confugiendi fuit.  Quadam nocte clangore anseris excitatus Gallos ascendentes deiecit. Patronus a civibus appellatus et farre donatus.  Domum etiam in Capitolio publice accepit. Qua superbia elatus cum a senatu suppressisse Gallicos thesauros argueretur et addictos propria pecunia liberaret, regni affectati ¹ in carcerem coniectus populi consensu liberatus est.  Rursus cum in eadem culpa et gravius perseveraret, reus factus et ob conspectum Capitolii ampliatus est. Alio deinde loco damnatus et de saxo Tarpeio praecipitatus, domus diruta, bona publicata.  Gentilitas eius Manlii cognomen eiuravit, ne quis postea Capitolinus vocaretur.²

¹ ] W; P/G. Vgl. auch Amp. , (Manlius . . . suspectus regni affectati . . . praecipitatus est) sowie Vir. ill. , (dominationis suspectos). ² ne . . . vocaretur] Eine Tilgung als Glossem (W; P/G) ist nicht zwingend, da sich der Gliedsatz durchaus als Präzisierung des Eides verstehen lässt.

 Manlius Capitolinus



  Manlius, der wegen der Verteidigung des Capitoliums Capitolinus genannt wurde, meldete sich im Alter von  Jahren freiwillig als Soldat.  Er wurde von seinen Befehlshabern mit  militärischen Auszeichnungen geehrt und hatte  Narben am Körper.  Nach der Einnahme Roms war er es, der den Anstoß gab, auf das Capitolium zu fliehen.  Eines Nachts durch das Geschnatter einer Gans aufgeweckt, warf er die heraufsteigenden Gallier wieder hinab. Er wurde von den Bürgern ihr ‚Beschützer‘ (patronus) genannt und mit Spelt beschenkt.  Auch erhielt er auf Staatskosten ein Haus auf dem Capitolium. Dadurch zu Hochmut verleitet, wurde er, als ihn der Senat beschuldigte, die Schätze der Gallier unterschlagen zu haben, und er mit eigenem Geld zur Schuldknechtschaft Verurteilte freikaufte, des Strebens nach der Königswürde und ins Gefängnis geworfen, durch die Einigkeit des Volkes (aber) befreit.  Als er sich desselben Vergehens erneut und in noch gravierender Weise schuldig machte, wurde er angeklagt, doch wurde der Prozess wegen des Blicks auf das Capitolium vertagt. Er wurde darauf hin an einem anderen Ort verurteilt und vom Tarpeischen Felsen gestürzt; sein Haus wurde niedergerissen, sein Vermögen konfisziert.  Sein Geschlecht schwor dem Beinamen des Manlius ab, auf dass künftig keiner mehr Capitolinus genannt werden sollte.



 Text und Übersetzung

  Fidenates, veteres Romanorum hostes, ut sine spe veniae fortius dimicarent, legatos ad se missos interfecerunt; ad quos Quinctius Cincinnatus dictator missus magistrum equitum habuit Cornelium Cossum, qui Lartem Tolumnium ducem sua manu interfecit.  De eo spolia opima Iovi Feretrio secundus a Romulo consecravit.

 Cornelius Cossus



  Die Fidenaten, alte Feinde der Römer, töteten, um ohne Hoffnung auf Gnade noch tapferer zu kämpfen, die zu ihnen geschickten Gesandten; daher wurde gegen sie der Dictator Quinctius Cincinnatus (ins Feld) geschickt; als Befehlshaber der Reiterei hatte er Cornelius Cossus, der den (feindlichen) Anführer Lars Tolumnius eigenhändig tötete.  Dessen (Feldherren-)Rüstung weihte er als Zweiter nach Romulus dem Iuppiter Feretrius.



 Text und Übersetzung

  Publius Decius¹ bello Samnitico sub Valerio Maximo et Cornelio Cosso consulibus tribunus militum, exercitu in angustiis Gauri montis insidiis hostium clauso, accepto quod postulaverat praesidio in superiorem locum evasit, hostes terruit.  Ipse intempesta nocte per medias custodias somno oppressas incolumis evasit.  Ob hoc ab exercitu civica corona donatus est.  Consul bello Latino collega Manlio Torquato positis apud Veserim fluvium castris, cum utrique consuli somnio obvenisset eos victores futuros, quorum dux in proelio cecidisset,  tum collato cum collega somnio cum convenisset, ut, cuius cornu in acie laboraret, diis se manibus voveret, inclinante sua parte se et hostes per Valerium pontificem diis manibus devovit. Impetu in hostes facto victoriam suis reliquit.

¹ Publius Decius] W (nach Vir. ill. ,); Publius Decius Mus P/G. In den Hss. (Fam. A, B) folgt die Vita ohne jegliche Namensangabe unmittelbar auf den letzten Satz von Vir. ill. , (. . . consecravit. Hic bello Samnitico . . .).

 Publius Decius pater



  Publius Decius, Militärtribun im Krieg gegen die Samniten unter den Consuln Valerius Maximus und Cornelius Cossus, erhielt, als das Heer durch einen feindlichen Hinterhalt in den Engpässen des Berges Gaurus eingeschlossen worden war, einen Trupp Soldaten, den er gefordert hatte, machte einen Ausbruch auf eine Anhöhe und versetzte die Feinde in Angst und Schrecken.  Er selbst entkam in tiefer Nacht unversehrt mitten durch die fest schlafenden Wachen.  Deshalb wurde er vom Heer mit der Bürgerkrone beschenkt.  Im Krieg gegen die Latiner schlug er als Consul mit seinem Amtskollegen Manlius Torquatus das Lager beim Fluss Veseris auf. Als jedem der beiden Consuln träumte, dass diejenigen siegreich sein würden, deren Anführer im Kampf falle,  teilte Decius seinen Traum dem Amtskollegen mit und traf mit ihm die Abmachung, dass sich derjenige, dessen Flügel in der Schlacht in Bedrängnis komme, den Göttern der Unterwelt weihen solle; als dann sein Flügel zu wanken begann, ließ er sich und die Feinde durch den Priester Valerius den Göttern der Unterwelt weihen. Er stürzte sich (mitten) in die Feinde und hinterließ (so) den Seinen den Sieg.



 Text und Übersetzung

  Publius Decius filius¹ primo consul de Samnitibus triumphans spolia ex his Cereri consecravit.  Iterum et tertio consul multa domi militiaeque gessit.  Quarto consulatu cum Fabio Maximo, cum Galli, Samnites, Umbri, Tusci contra Romanos conspirassent, ibi exercitu in aciem ducto et cornu inclinante exemplum patris imitatus advocato Marco Livio pontifice hastae insistens et solemnia verba respondens se et hostes diis manibus devovit.  Impetu in hostes facto victoriam suis reliquit.  Corpus a collega laudatum magnifice sepultum est.

¹ Publius Decius filius] W; Publius Decius, Decii filius P/G; S. Die Ergänzung der in A und C fehlenden Filiationsangabe ist nicht zwingend, wie der Fall der beiden Marii zeigt (Vir. ill. ,: Gaius Marius; ,: Gaius Marius filius).

 Publius Decius filius



  Publius Decius, der Sohn, triumphierte in seinem ersten Consulat über die Samniten und weihte die Siegesbeute der Ceres.  In seinem zweiten und dritten Consulat vollbrachte er viele Taten in Rom und im Krieg.  Als sich in seinem vierten Consulat, das er zusammen mit Fabius Maximus bekleidete, die Gallier, Samniten, Umbrer und Etrusker gegen die Römer verbündeten, (da) führte er das Heer in die Schlacht und folgte, als sein Flügel in Bedrängnis kam, dem Vorbild seines Vaters; er ließ den Priester Marcus Livius rufen, sprach, auf einem Speer stehend, die Weiheformel nach und weihte sich sowie die Feinde den Göttern der Unterwelt.  Er stürzte sich (mitten) in die Feinde und hinterließ den Seinen den Sieg.  Sein Leichnam wurde prächtig bestattet, nachdem sein Amtskollege die Leichenrede gehalten hatte.



 Text und Übersetzung

  Titus Manlius Torquatus ob ingenii et linguae tarditatem a patre rus relegatus, cum audisset ei diem dictam a Pomponio tribuno plebis, nocte urbem petiit.  Secretum colloquium a tribuno impetravit et gladio stricto omittere eum accusationem terrore multo compulit.  Sulpicio dictatore tribunus militum Gallum provocatorem occidit. Torquem ei detractum cervici suae indidit.  Consul bello Latino filium suum, quod contra imperium pugnasset, securi percussit. Latinos apud Veserim fluvium Decii collegae devotione superavit.  Consulatum recusavit, quod diceret neque se populi vitia neque illum severitatem suam posse sufferre.

 Manlius Torquatus



  Titus Manlius Torquatus, wegen der Schwerfälligkeit seines Verstandes und seiner Zunge vom Vater aufs Land geschickt, begab sich, als er erfuhr, dieser sei von dem Volkstribunen Pomponius vor Gericht geladen worden, des Nachts in die Stadt.  Auf sein Bitten hin erreichte er bei dem Volkstribunen ein geheime Unterredung und zwang ihn mit gezücktem Schwert und heftiger Drohgebärde, die Anklage fallen zu lassen.  Als Militärtribun unter dem Dictator Sulpicius tötete er einen gallischen Herausforderer. Er nahm ihm seinen Halsreif ab und legte ihn um den eigenen Hals.  Als Consul ließ er im Krieg gegen die Latiner seinen eigenen Sohn durch das Beil (mit der Begründung) hinrichten, dieser habe gegen seinen Befehl gekämpft. Er besiegte die Latiner beim Fluss Veseris dank der Selbstaufopferung seines Amtskollegen Decius.  Ein (weiteres) Consulat lehnte er mit der Begründung ab, weder könne er die Lasterhaftigkeit des Volkes ertragen noch jenes seine Strenge.



 Text und Übersetzung

  Reliquias Senonum Camillus persequebatur. Adversum ingentem Gallum provocatorem solus Valerius tribunus militum omnibus territis processit.  Corvus ab ortu solis galeae eius insedit et inter pugnandum ora oculosque Galli everberavit. Hoste victo Valerius Corvinus dictus.  Hinc¹, cum ingens multitudo aere alieno oppressa Capuam occupare tentasset et ducem sibi Quinctium necessitate compulsum fecisset, sublato aere alieno seditionem compressit.

¹ Hinc] W; hic P/G.

 Valerius Corvinus



  Camillus verfolgte den Rest der Senonen. Gegen einen gallischen Herausforderer von riesiger Statur trat nur der Militärtribun Valerius Corvus nach vorn, während alle anderen vom Schrecken befallen waren.  Ein Rabe ließ sich von Osten her auf seinem Helm nieder und schlug während des Kampfes dem Gallier in das Gesicht und die Augen. Nach seinem Sieg über den Feind erhielt Valerius den Beinamen Corvinus (‚der Rabe‘).  Als eine große Menge unter dem Druck ihrer Schuldenlast Capua zu besetzen versuchte und Quinctius, der sich von ihrer Notlage bewegen ließ, zu ihrem Anführer gemacht hatte, beendete er durch einen Schuldenerlass die Rebellion.



 Text und Übersetzung

  Gaius¹ Veturius et Spurius Postumius consules bellum adversum Samnitas gerentes a Pontio Telesino duce hostium in insidias inducti sunt.  Nam ille simulatos transfugas misit, qui Romanis dicerent Luceriam Apulam a Samnitibus obsideri, quo duo itinera ducebant, aliud longius et tutius, aliud brevius et periculosius.  Festinatio brevius eligit; itaque cum insidias venissent² (qui locus Furculae Caudinae vocatur), Pontius accitum patrem Herennium rogavit, quid fieri placeret.  Ille ait aut omnes occidendos, ut vires frangerentur, aut omnes dimittendos, ut beneficio obligarentur. Utroque improbato consilio omnes sub iugum misit icto foedere, quod a Romanis postea improbatum est. Postumius Samnitibus deditus nec receptus est.

¹ Gaius] Titus W; P/G. Titus (= Fam. A) ist jedoch eine Korrektur nach der Historia miscella des Landolphus Sagax (s. F [] ). ² venissent] W; statuisset P/G. Aufgrund der Textkohärenz mit dem Vordersatz verdienen die Römer als Subjekt (= Fam. A) den Vorzug vor Pontius (= Fam. B).

 Spurius Postumius



  Als die Consuln Gaius Veturius und Spurius Postumius gegen die Samniten Krieg führten, wurden sie von Pontius Telesinus, dem Befehlshaber der Feinde, in einen Hinterhalt gelockt.  Denn dieser schickte vermeintliche Überläufer aus, die den Römern sagen sollten, dass Luceria in Apulien von den Samniten belagert werde, wohin zwei Wege führten, der eine länger und sicherer, der andere kürzer und gefährlicher.  Die Eile ließ den kürzeren wählen; als sie deshalb an der Stelle, welche Furculae Caudinae (‚die Caudinischen Gabeln‘) genannt wird, in einen Hinterhalt gerieten, rief Pontius seinen Vater Herennius herbei und fragte ihn, was seiner Meinung nach geschehen solle.  Dieser antwortete, entweder seien alle zu töten, um ihre Kräfte zu brechen, oder alle freizulassen, um sie durch diesen Gnadenakt zu verpflichten. Er (aber) verwarf beide Vorschläge und schickte alle unter das Joch, nachdem er einen Vertrag geschlossen hatte, der später von den Römern nicht anerkannt wurde. Postumius wurde an die Samniten ausgeliefert, (von diesen) aber nicht angenommen.



 Text und Übersetzung

  Lucius Papirius, a velocitate Cursor, cum consulem se adversis ominibus adversum Samnites progressum esse sensisset, ad auspicia repetenda Romam regressus edixit Fabio Rullo, quem exercitui praeponebat, ne manum cum hoste consereret.  Sed ille opportunitate ductus pugnavit. Reversus Papirius securi eum ferire voluit; ille in urbem confugit nec supplicem tribuni tuebantur.  Deinde pater lacrimis et¹ populus precibus veniam impetrarunt.  Papirius de Samnitibus triumphavit. Idem cum Praenestinum praetorem gravissime increpuisset: „Expedi“, inquit, „lictor, secures!“ Et cum eum metu mortis attonitum vidisset, incommodam ambulantibus radicem excidi iussit.

¹ et] W.

 Papirius Cursor



  Lucius Papirius, wegen seiner Schnelligkeit Cursor (‚der Läufer‘) genannt, kehrte, als er merkte, dass er als Consul unter ungünstigen Vorzeichen gegen die Samniten ausgerückt war, nach Rom zurück, um die Einholung der Auspicien zu wiederholen, und untersagte Fabius Rullus, dem er den Oberbefehl über das Heer übertrug, sich auf einen Kampf mit dem Feind einzulassen.  Dieser aber wagte, durch eine günstige Situation verleitet, den Kampf. Zurückgekehrt, wollte ihn Papirius durch das Beil hinrichten lassen; jener floh nach Rom, doch wollten die (Volks-)Tribunen dem Bittflehenden keinen Schutz gewähren.  Da erreichte sein Vater durch Tränen und das Volk durch Bitten seine Schonung.  Papirius feierte einen Triumph über die Samniten. Derselbe sagte, nachdem er einen Praetor von Praeneste auf das Heftigste gescholten hatte: „Mach, Lictor, die Beile bereit!“  Und als er ihn von Todesfurcht ganz betäubt sah, befahl er, eine Wurzel, die den Spaziergängern im Wege war, auszuhacken.



 Text und Übersetzung

  Quintus Fabius Rullus, primus ex ea familia ob virtutem Maximus, magister equitum a Papirio ob Samnitem victoriam securi paene percussus, primum de Apulis et Nucerinis, iterum de Samnitibus, tertio de Gallis Umbris Marsis atque Tuscis triumphavit.  Censor libertinos tribubus amovit. Iterum censor fieri noluit dicens non esse ex usu rei publicae eosdem censores saepius fieri.  Hic primus instituit, uti equites Romani Idibus Quinctilibus ab aede Honoris equis insidentes in Capitolium transirent.  Mortuo huic tantum aeris populi liberalitate congestum est, ut inde filius viscerationem et epulam publice daret.

 Fabius Rullus



  Quintus Fabius Rullus, der als Erster seiner Familie wegen seiner Tatkraft Maximus (‚der Größte‘) genannt wurde (und) der als Befehlshaber der Reiterei von Papirius wegen seines Sieges über die Samniten beinahe durch das Beil hingerichtet worden wäre, triumphierte zuerst über die Apuler und Nuceriner, ein zweites Mal über die Samniten, ein drittes Mal über die Gallier, Umbrer, Marser und Etrusker.  Als Censor entfernte er die Freigelassenen aus den Tribus. Ein zweites Mal Censor zu werden lehnte er mit der Begründung ab, es liege nicht im Interesse des Staates, wenn dieselben (Männer) zu oft das Amt des Censors bekleideten.  Als Erster führte er für die römischen Ritter die Sitte ein, an den Iden des Quinctilis (= . Juli) auf ihren Pferden vom Tempel für Honos zum Capitol zu reiten.  Nach seinem Tod kam durch die Freigebigkeit des Volkes eine so hohe Geldsumme zusammen, dass sein Sohn eine öffentliche Fleischverteilung und Speisung veranstalten konnte.



 Text und Übersetzung

  Marcus Curius Dentatus primo de Samnitibus triumphavit, quos usque ad mare superum perpacavit.  Regressus in contione ait: „Tantum agri cepi, ut solitudo futura fuerit, nisi tantum hominum cepissem; tantum porro hominum cepi, ut fame perituri fuerint, nisi tantum agri cepissem.“  Iterum de Sabinis triumphavit.  Tertio de Lucanis ovans urbem introiit. Pyrrhum Epirotam Italia expulit.  Quaterna dena agri iugera viritim populo divisit.  Sibi totidem¹ constituit dicens neminem esse debere, cui non tantum sufficeret.  Legatis Samnitum aurum offerentibus, cum ipse in foco rapas torreret: „Malo“, inquit, „hoc² in fictilibus meis esse et aurum habentibus imperare.“  Cum interversae pecuniae argueretur, gutum ligneum, quo uti ad sacrificia consueverat, in medium protulit iuravitque se nihil amplius de praeda hostili domum suam convertisse.  Aquam Anienem de manubiis hostium in urbem induxit.  Tribunus plebis patres auctores fieri coegit comitiis, quibus plebei magistratus creabantur. Ob haec merita domus ei apud Tiphatam³ et agri iugera quingenta publice data.

¹ sibi totidem] W; sibi deinde totidem P/G. ² hoc] W; haec P/G. ³ Tiphatam] Tifata W.

 Curius Dentatus



  Marcus Curius Dentatus feierte zum ersten Mal einen Triumph über die Samniten, die er bis zur Adria vollständig befriedete.  Nach seiner Rückkehr sagte er in einer Volksversammlung: „Ich habe so viel Land erobert, dass eine Einöde entstanden wäre, wenn ich nicht (auch) so viele Menschen gewonnen hätte; ferner habe ich so viele Menschen gewonnen, dass sie an Hunger gestorben wären, wenn ich nicht so viel Land erobert hätte.“  Ein zweites Mal triumphierte er über die Sabiner.  Ein drittes Mal zog er nach seinem Sieg über die Lucaner im kleinen Triumph (ovatio) in die Stadt ein. Pyrrhus aus Epirus vertrieb er aus Italien.  Er verteilte vierzehn Joch Ackerland pro Kopf unter das Volk.  Für sich selbst bestimmte er die gleiche Anzahl, wobei er sagte, es dürfe keinen geben, dem nicht so viel genüge.  Als ihm die Abgesandten der Samniten Gold anboten, während er selbst über dem Feuer Rüben röstete, antwortete er: „Ich will lieber dies in meinem eigenen Tongeschirr haben und über diejenigen gebieten, die Gold besitzen.“  Als er der Geldunterschlagung bezichtigt wurde, holte er vor aller Augen einen Holzkrug hervor, den er für die Opfer zu benutzen pflegte, und schwor, nichts weiter aus der Kriegsbeute mit nach Hause genommen zu haben.  Er ließ das Wasser des Anio aus dem Erlös der Kriegsbeute in die Stadt leiten.  Als Volkstribun zwang er die Senatoren, den Volksversammlungen, in denen Plebeier als Amtsträger gewählt wurden, ihre Zustimmung zu geben. Wegen dieser Verdienste wurden ihm von Staats wegen ein Haus bei Tiphata und  Joch Ackerland gegeben.



 Text und Übersetzung

  Appius Claudius Caecus in censura libertinos quoque in senatum legit. Epulandi decantandique¹ ius tibicinibus in publico ademit.  [Duae familiae ad Herculis sacra sunt destinatae, Potitiorum et Pinariorum.]² Potitios, Herculis sacerdotes, pretio corrupit, ut sacra Herculea servos publicos edocerent: unde caecatus est, gens Potitiorum funditus periit.  Ne consulatus cum plebeiis communicaretur, acerrime restitit.  Ne Fabius solus ad bellum mitteretur, contradixit.  Sabinos, Samnitas, Etruscos bello domuit.  Viam usque Brundisium lapide stravit, unde illa Appia dicitur.  Aquam Anienem in urbem induxit.  Censuram solus omnium quinquennio³ obtinuit.  Cum de pace Pyrrhi ageretur et gratia potentum per legatum Cineam pretio quaereretur, senex et caecus lectica in senatum latus turpissimas condiciones magnifica oratione discussit.

¹ decantandi] cantandi W; P/G. Die Lesart decantandi (= B) verdient als Lectio difficilior gegen A den Vorzug, zumal decantare im Sinne von ‚absingen‘ bzw. ‚etwas vortragen‘ gegen W auch sonst belegt ist (s. ThLL ,,). ² Obwohl durch beide Handschriftenzweige (A, B) überliefert, handelt es sich wahrscheinlich um ein Glossem, das bereits im ‚Archetyp‘ gestanden hat (s. auch Vir. ill. ,), und ist daher zu tilgen (K; danach W und P/G). ³ solus omnium quinquennio] solus omni quinquennio W.

 Appius Claudius Caecus



  Appius Claudius nahm in seiner Censur auch Freigelassene in den Senat auf. Den ‚Flötenspielern‘ entzog er das Recht, öffentlich zu schmausen und zu spielen.  [Zwei Familien waren zum Opferdienst für Hercules bestimmt, die der Potitier und der Pinarier]. Er bestach die Potitier, die Priester des Hercules, den Staatssklaven die Opferriten für Hercules zu lehren: deshalb verlor er sein Augenlicht, (und) das Geschlecht der Potitier starb gänzlich aus.  Der Absicht, die Plebeier am Consulat teilhaben zu lassen, widersetzte er sich auf das Heftigste.  Er sprach sich dagegen aus, Fabius allein (als Befehlshaber) in den Krieg zu schicken.  Er besiegte im Krieg die Sabiner, Samniten und Etrusker.  Er ließ die Straße bis nach Brundisium mit Steinen pflastern, weshalb sie Appia (‚die Appische‘) genannt wird.  Er ließ das Wasser des Anio in die Stadt leiten.  Als Einziger von allen bekleidete er die Censur (volle) fünf Jahre.  Als man über einen Friedensschluss mit Pyrrhus diskutierte und dessen Abgesandter Cineas die Gunst der Mächtigen durch Bestechung zu gewinnen suchte, ließ er sich, (schon) ein alter Mann und blind, in den Senat tragen und sorgte durch eine glanzvolle Rede für die Ablehnung der überaus schimpflichen Bedingungen.



 Text und Übersetzung

  Pyrrhus rex Epirotarum, materno genere ab Achille, paterno ab Hercule oriundus, cum imperium orbis agitaret et Romanos potentes videret, Apollinem de bello consuluit.  Ille ambigue respondit: „Aio te, Aeacida, Romanos vincere posse.“  Hoc dicto in voluntatem tracto auxilio Tarentinorum bellum Romanis intulit. Laevinum consulem apud Heracleam elephantorum novitate turbavit.  Cumque Romanos adversis vulneribus occisos videret: „Ego“, inquit, „talibus militibus brevi orbem terrarum subigere potuissem.“  Amicis gratulantibus: „Quid mihi cum tali victoria, inquit, ubi exercitus robur amittam?“  Ad vicesimum ab urbe lapidem castra posuit; captivos Fabricio gratis reddidit.  Viso Laevini exercitu eandem sibi ait adversum Romanos quam Herculi adversus hydram fuisse fortunam.  A Curio et Fabricio superatus Tarentum refugit, in Siciliam traiecit.  Mox in Italiam Locros regressus pecuniam Proserpinae avehere tentavit, sed ea naufragio relata est.  Tum in Graeciam regressus, dum Argos oppugnaret, ictu tegulae prostratus est.  Corpus ad Antigonum, regem Macedoniae, relatum magnifice sepultum.

 Pyrrhus



  Als sich Pyrrhus, der König von Epirus, der mütterlicherseits von Achill, väterlicherseits von Hercules abstammte, mit dem Gedanken an die Weltherrschaft trug und die Macht Roms sah, befragte er Apoll über einen Krieg.  Dieser erteilte eine zweideutige Auskunft: „Aiacus’ Spross vermag, ich verkünde es, Rom zu besiegen.“  Er legte diesen Spruch in seinem Sinne aus und überzog, um Tarent zu helfen, Rom mit Krieg. Er stürzte den Consul Laevinus bei Heraclea durch den unbekannten Einsatz von Elefanten in Verwirrung.  Und als er sah, dass (alle) Römer mit Wunden vorn auf der Brust gefallen waren, sagte er: „Mit solchen Soldaten hätte ich in kurzer Zeit den Erdkreis unterwerfen können.“  Seinen Freunden, die ihn beglückwünschten, (entgegnete er): „Was nützt mir ein solcher Sieg, wenn ich dabei den Kern meines Heeres verliere?“  Er schlug beim zwanzigsten Meilenstein vor Rom sein Lager auf; die Gefangenen gab er Fabricius ohne Lösegeld zurück.  Als er das Heer des Laevinus erblickte, sagte er, es gehe ihm (nun so) mit den Römern, wie es dem Hercules gegen die Hydra ergangen sei.  Von Curius und Fabricius geschlagen, zog er sich nach Tarent zurück (und) setzte nach Sizilien über.  Bald darauf kehrte er nach Lokroi in Italien zurück und versuchte den (Tempel-)Schatz der Proserpina zu rauben, doch wurde dieser durch einen Schiffbruch zurückgebracht.  Hierauf kehrte er nach Griechenland zurück und wurde bei der Belagerung von Argos durch einen Ziegelwurf niedergestreckt.  Sein Leichnam wurde zu Antigonos, dem König von Makedonien, gebracht und prachtvoll bestattet.



 Text und Übersetzung

  Vulsinii, Etruriae nobile oppidum, luxuria paene perierunt. Nam cum temere servos manumitterent, dein in curiam legerent, consensu eorum oppressi.  Cum multa indigna paterentur, clam a Roma auxilium petierunt, missusque Decius Mus libertinos omnes aut¹ in carcere necavit aut dominis in servitutem restituit.

¹ omnes aut] omnes superavit et W.

 Decius Mus nepos



  Vulsinii, eine bedeutende Stadt Etruriens, wäre beinahe durch Übermut zugrunde gegangen. Als sie nämlich unüberlegt ihren Sklaven die Freiheit schenkte, später (sogar) in den Stadtrat aufnahm, wurde sie durch deren Komplott unterdrückt.  Da sie viel Entwürdigendes zu erdulden hatte, bat sie insgeheim Rom um Hilfe, und der (zur Hilfe) entsandte Decius Mus ließ alle Freigelassenen entweder im Kerker hinrichten oder gab sie ihren Herren als Sklaven zurück.



 Text und Übersetzung

  Appius Claudius victis Vulsiniensibus Caudex¹ dictus frater Caeci fuit.  Consul ad Mamertinos liberandos missus, quorum arcem Carthaginienses et Hiero rex Syracusanus obsidebant.  Primo ad explorandos hostes fretum piscatoria nave traiecit et cum duce Carthaginiensium egit, ut praesidium arce deduceret.  Regium regressus quinqueremem hostium copiis pedestribus cepit eaque² legionem in Siciliam traduxit. Carthaginienses Messana expulit.  Hieronem proelio apud Syracusas in deditionem accepit, qui eo periculo territus Romanorum amicitiam petiit iisque postea fidelissimus fuit.

¹ Caudex] W; cognomento Caudex P/G. ² eaque] W (vgl. Vir. ill. ,); ea P/G.

 Appius Claudius Caudex



  Appius Claudius, nach seinem Sieg über Volsinii Caudex (‚der Holzklotz‘) genannt, war der Bruder des (Ap. Claudius) Caecus.  Als Consul wurde er zur Befreiung der Mamertiner geschickt, deren Burg die Karthager und Hiero(n), der König von Syrakus, belagerten.  Er überquerte zunächst, um die Feinde auszukundschaften, mit einem Fischerboot die Meerenge und verhandelte mit dem Befehlshaber der Karthager, dass er die Besatzung von der Burg abziehe.  Nach R(h)egium zurückgekehrt, bemächtigte er sich eines feindlichen Fünfruderers mit einem Trupp Fußsoldaten und setzte auf diesem eine Legion nach Sizilien über. Er vertrieb die Karthager aus Messina.  Im Verlauf einer Schlacht in der Nähe von Syrakus nahm er die Kapitulation Hiero(n)s an, der sich, durch diese Gefahr in Schrecken versetzt, um die Freundschaft der Römer bemühte und ihnen in der Folgezeit auf das Treueste ergeben war.



 Text und Übersetzung

  Gnaeus Duellius primo Punico bello dux contra Carthaginienses missus, cum videret eos multum mari posse, classem validam fabrefecit et manus ferreas cum irrisu hostium primus instituit; sic inter pugnandum hostium naves apprehendit, qui victi et capti sunt¹.  Himilco dux classis Carthaginem fugit et a senatu quaesivit, quid faciendum censerent.  Omnibus, ut pugnaret, acclamantibus: „Feci“, inquit, „et victus sum.“ Sic poenam crucis effugit; nam apud Poenos dux male re gesta puniebatur.  Duellio concessum est, ut praelucente funali et praecinente tibicine a cena publice rediret.

¹ capti sunt] capti W.

 Gaius Duillius



  Gnaeus Duellius, im Ersten Punischen Krieg als Befehlshaber gegen die Karthager entsandt, ließ, als er sah, dass diese zur See mächtig waren, eine starke Flotte bauen und als Erster Haken aus Eisen unter dem Spott der Feinde anfertigen; so konnte er während des Kampfes die Schiffe der Feinde packen, die besiegt und gefangen genommen wurden.  Himilco, der Admiral ihrer Flotte, floh nach Karthago und fragte die Mitglieder des Senats um Rat, was ihrer Meinung nach zu tun sei.  Als ihm alle zuriefen, er solle kämpfen, sagte er: „Ich habe (dies) getan und bin besiegt worden.“ Auf diese Weise entging er der Kreuzigung; denn bei den Puniern wurde ein Befehlshaber nach einem Misserfolg gewöhnlich bestraft.  Duellius (aber) wurde gestattet, in aller Öffentlichkeit im Schein einer vorausleuchtenden Fackel und unter dem Spiel eines (vorangehenden) Flötenspielers vom Bankett nach Hause zurückkehren zu dürfen.



 Text und Übersetzung

  Atilius Calatinus, dux adversum Carthaginienses missus, ex maximis et munitissimis civitatibus, Enna¹, Drepano, Lilybaeo, hostilia praesidia deiecit.  Panormum cepit totamque Siciliam pervagatus paucis navibus magnam hostium classem duce Hamilcare superavit.  Sed cum ad Catinam² ab hostibus obsessam festinaret, a Poenis in angustiis clausus est; ubi tribunus militum Calpurnius Flamma acceptis trecentis sociis in superiorem locum evasit, consulem liberavit; ipse cum trecentis pugnans cecidit et³ postea ab Atilio semianimis inventus est⁴.  Sanatus magno postea terrori hostibus fuit. Atilius gloriose triumphavit.

¹ Enna] Henna W. ² Catinam] Camerinam W. ³ et] W; cecidit. Postea P/G. ⁴ inventus est] W; inventus et P/G.

 Atilius Calatinus



  Atilius Calatinus, als Befehlshaber gegen die Karthager entsandt, vertrieb die feindlichen Besatzungen aus den sehr großen und stark befestigten Städten Henna, Drepanum (und) Lilybaeum.  Er nahm Panormus ein und besiegte, nachdem er ganz Sizilien durchzogen hatte, mit nur wenigen Schiffen eine große Flotte des Feindes unter ihrem Admiral Hamilcar.  Als er aber dem von den Feinden belagerten Catina zu Hilfe eilte, wurde er von den Puniern in einem Engpass eingeschlossen; da besetzte der Militärtribun Calpurnius Flamma mit  Kameraden eine Anhöhe und befreite so den Consul; er selbst, den Kampf mit seinen Dreihundert führend, ging (schwer verwundet) zu Boden und wurde später halbtot von Atilius gefunden.  Geheilt verbreitete er in der Folgezeit unter den Feinden großen Schrecken. Atilius feierte einen glanzvollen Triumph.



 Text und Übersetzung

  Marcus Atilius Regulus consul fusis Sallentinis triumphavit primusque Romanorum ducum in Africam classem traiecit. Ea quassata¹ de Hamilcare naves longas tres et sexaginta cepit.  Oppida ducenta et hominum ducenta milia cepit. Absente eo coniugi eius et liberis ob paupertatem sumptus publice dati.  Mox arte Xanthippi Lacedaemonii mercenarii militis captus in carcerem missus.  Legatus de permutandis captivis Romam missus dato iureiurando, ut, si impetrasset, ita demum non rediret, in senatu condicionem dissuasit reiectisque ab amplexu coniuge et liberis Carthaginem regressus, ubi in arcam ligneam coniectus clavis introrsum adactis vigiliis ac dolore punitus est.

¹ quassata] quassatas W.

 Atilius Regulus



  Marcus Atilius Regulus feierte als Consul nach seinem Sieg über die Sallentiner einen Triumph und setzte als Erster unter den römischen Feldherren mit einer Flotte nach (Nord-)Afrika über. Obwohl diese Schaden genommen hatte, nahm er Hamilcar  Kriegsschiffe ab.  Er brachte  Städte und . Menschen in seine Gewalt. Während seiner Abwesenheit erhielten seine Frau und seine Kinder wegen ihrer Bedürftigkeit staatliche Unterstützung.  Bald darauf wurde er durch die (Kriegs-)Kunst des Xanthippus, eines spartanischen Söldners, gefangen genommen und in den Kerker geworfen.  Als Unterhändler für den Austausch von Gefangenen nach Rom geschickt, nachdem er einen Eid geschworen hatte, nur im Falle eines Erfolgs nicht zurückkehren zu müssen, riet er (gleichwohl) im Senat von der Annahme der Bedingung(en) ab, verweigerte seiner Frau und seinen Kindern, ihn zu umarmen, und kehrte nach Karthago zurück, wo er, in einen Kasten aus Holz eingeschlossen, in den man Nägel von außen getrieben hatte, mit ständigem Wachsein und Schmerz bestraft wurde.



 Text und Übersetzung

  Quintus Lutatius Catulus primo Punico bello trecentis navibus adversum Poenos profectus sexcentas eorum naves commeatibus et aliis oneribus impeditas duce Hannone apud Aegatas insulas inter Siciliam et Africam depressit aut cepit finemque bello imposuit.  Pacem petentibus hac condicione concessit, ut Sicilia, Sardinia et ceteris insulis inter Italiam Africamque decederent, Hispania citra Hiberum abstinerent¹.

¹ abstinerent] ut abstinerent W.

 Lutatius Catulus



  Quintus Lutatius Catulus stach im Ersten Punischen Krieg mit  Schiffen gegen die Punier in See, versenkte oder erbeutete bei den Aegatischen Inseln zwischen Sizilien und (Nord-)Afrika sechshundert ihrer mit Lebensmitteln und anderen Frachtgütern beladenen Schiffe, die von Hanno befehligt wurden, und machte (damit) dem Krieg ein Ende.  Ihrem Friedensgesuch entsprach er unter der Bedingung, dass sie sich aus Sizilien, Sardinien und den anderen Inseln zwischen Italien und (Nord-)Afrika zurückzogen und auf Spanien diesseits des Ebro verzichteten.



 Text und Übersetzung

  Hannibal, Hamilcaris filius, novem annos natus, a patre aris admotus odium in Romanos perenne iuravit.  Exinde socius et miles in castris patri fuit. Mortuo eo causam belli quaerens Saguntum Romanis foederatam¹ intra sex menses evertit.  Tum Alpibus patefactis in Italiam traiecit.  P. Scipionem apud Ticinum, Sempronium Longum apud Trebiam, Flaminium apud Trasimenum², Paulum³ et Varronem apud Cannas superavit.  Cumque urbem capere posset, in Campaniam devertit, cuius deliciis elanguit.  Et cum ad tertium ab urbe lapidem castra posuisset, tempestatibus repulsus, primum a Fabio Maximo frustratus⁴, deinde a Valerio Flacco repulsus, a Graccho et Marcello fugatus, in Africam revocatus, a Scipione superatus, ad Antiochum regem Syriae confugit eumque hostem Romanis fecit; quo victo ad Prusiam regem Bithyniae concessit; unde Romana legatione repetitus hausto, quod sub gemma anuli habebat, veneno absumptus est, positus apud Libyssam in arca lapidea, in qua hodieque inscriptum est: Hannibal hic situs est.

¹ foederatam] Das Femininum in Fam. A ist als Lectio difficilior dem Neutrum foederatum vorzuziehen (s. s. auch Liv. ,,: Sagunto excisa). ² Trasimenum] Trasumenum W. ³ Paulum] W (s. auch Vir. ill. ,); Paullum P/G. ⁴ frustratus] fractus W. Möglicherweise trifft aber der Vorschlag W mora fractus das Richtige (s. Vir. ill. , bzw. ,: mora fregit).

 Hannibal



  Hannibal, der Sohn Hamilcars, schwor im Alter von neun Jahren, als er von seinem Vater an den Altar geführt wurde, ewigen Hass auf die Römer.  Von da an war er dem Vater im Feldlager Kamerad und Soldat. Nach dessen Tod suchte er einen Anlass zum Krieg und zerstörte daher das mit Rom verbündete Sagunt innerhalb von sechs Monaten.  Darauf bahnte er sich einen Weg über die Alpen und drang in Italien ein.  Er schlug Publius Scipio am Ticinus, Sempronius Longus an der Trebia, Flaminius am Trasimener See, Paulus und Varro bei Cannae.  Und obwohl er Rom hätte einnehmen können, wandte er sich nach Campanien, dessen Genüsse ihn erschlaffen ließen.  Und als er am dritten Meilenstein vor der Stadt sein Lager aufschlug, wurde er durch ein Unwetter zum Abzug genötigt; zunächst von Fabius Maximus hingehalten, dann von Valerius Flacccus zurückgedrängt, von Gracchus und Marcellus zur Flucht gezwungen, nach (Nord-)Afrika zurückberufen und von Scipio besiegt, floh er zu Antiochus, dem König von Syrien, und machte diesen zum Feind der Römer; als auch dieser besiegt war, begab er sich zu Prusias, dem König von Bithynien; als eine römische Gesandtschaft bei diesem seine Auslieferung forderte, beging er Selbstmord, indem er das Gift nahm, das er unter dem Edelstein seines Ringes hatte; er wurde bei Libyssa in einem Steinsarg beigesetzt, auf dem noch heute die Inschrift eingemeißelt ist: Hier liegt Hannibal.



 Text und Übersetzung

  Quintus Fabius Maximus Cunctator, Verrucosus a verruca in labris sita, Ovicula a clementia morum dictus, consul de Liguribus triumphavit.  Hannibalem mora fregit.  Minucium magistrum equitum imperio sibi aequari passus est; nihilo minus periclitanti subvenit.  Hannibalem in agro Falerno inclusit.  Marium Statilium transfugere ad hostes volentem equo et armis donatis retinuit, et Lucano cuidam fortissimo ob amorem mulieris infrequenti eandem emptam dono dedit.  Tarentum ab hostibus recepit, Herculis signum inde translatum in Capitolio dedicavit.  De redemptione captivorum cum hostibus pepigit; quod pactum¹ cum a senatu improbaretur, fundum suum ducentis milibus vendidit et fidei satisfecit.

¹ quod pactum] quae pactio W.

 Fabius Maximus Cunctator



  Quintus Fabius Maximus Cunctator, wegen einer Warze auf den Lippen Verrucosus (‚die Warze‘), aufgrund der Sanftheit seines Charakters Ovicula (‚das Schäfchen‘) genannt, triumphierte als Consul über die Ligurer.  Er schwächte Hannibal durch seine Hinhaltetaktik.  Er duldete es, dass ihm Minucius, der Befehlshaber der Reiterei, in der Befehlsgewalt gleichstellt wurde; dennoch kam er ihm, als er sich in Gefahr befand, zu Hilfe.  Er schloss Hannibal im Gebiet von Falerii ein.  Als Marius Statilius zum Feind überlaufen wollte, hielt er ihn durch das Geschenk eines Pferdes und einer Waffenrüstung davon ab, und einem sehr tapferen Lucaner, der aus Liebe zu einer Frau nur selten (im Lager) anwesend war, kaufte er diese und machte sie ihm zum Geschenk.  Er nahm Tarent den Feinden wieder ab, ließ das Standbild des Hercules von dort (nach Rom) schaffen und auf dem Capitolium als Weihegeschenk aufstellen.  Er schloss mit den Feinden einen Vertrag über den Freikauf von Gefangenen; als dieses Abkommen vom Senat nicht gebilligt wurde, verkaufte er sein eigenes Landgut für zweihunderttausend (Sesterzen) und erfüllte (so) die Abmachung.



 Text und Übersetzung

  Publius Scipio Nasica, a senatu vir optimus iudicatus, Matrem deum hospitio recepit.  Is cum adversum auspicia consulem se a Graccho nominatum comperisset, magistratu se abdicavit.  Censor statuas, quas sibi quisque in foro per ambitionem ponebat, sustulit.  Consul Delminium, urbem Dalmatarum, expugnavit.  Imperatoris nomen a militibus et a senatu triumphum oblatum recusavit.  Eloquentia primus, iuris scientia consultissimus, ingenio sapientissimus, unde vulgo Corculum dictus.¹

¹ Gegen P/G ist es mit K, W und den älteren Editionen inhaltlich sinnvoll, den letzten Satz als eigenen Paragraphen zu zählen.

 Cornelius Scipio Nasica



  Publius Scipio Nasica, vom Senat zum besten Mann erklärt, nahm die Göttermutter gastfreundlich auf.  Als er erfuhr, dass er von Gracchus gegen die Auspicien zum Consul ernannt worden war, legte er sein Amt nieder.  Als Censor sorgte er für die Entfernung derjenigen Statuen, die jeder sich in seinem Ehrgeiz auf dem Forum errichten ließ.  Als Consul eroberte er Delminium, die Stadt der Dalmater.  Den ihm von seinen Soldaten angetragenen Titel Imperator und den ihm vom Senat zuerkannten Triumph lehnte er ab.  An Eloquenz war er der Erste, an Rechtskenntnis der Kundigste, an Verstand der Klügste, weshalb er allgemein Corculum (‚der Weise‘) genannt wurde.



 Text und Übersetzung

  Marcus Marcellus Viridomarum, Gallorum ducem, singulari proelio fudit.  Spolia opima Iovi Feretrio tertius a Romulo consecravit.  Primus docuit, quomodo milites cederent nec terga praeberent.  Hannibalem apud Nolam locorum angustia adiutus vinci docuit.  Syracusas per tres annos expugnavit.  Et cum¹ per calumniam triumphus a senatu negaretur, de sua sententia in Albano monte triumphavit.  Quinquies consul insidiis Hannibalis deceptus² et magnifice sepultus.  Ossa Romam remissa a praedonibus intercepta perierunt.

¹ cum] cum W (nach Vir. ill. ,). ² deceptus] deceptus W (s. Komm.).

 Claudius Marcellus



  Marcus Marcellus streckte Viridomarus, den Anführer der Gallier, im Zweikampf nieder.  Seine (Feldherren-)Rüstung weihte er dem Iuppiter Feretrius als Dritter nach Romulus.  Als Erster zeigte er, wie Soldaten zurückweichen können, ohne zu fliehen.  Bei Nola bewies er, unterstützt durch die Enge des Geländes, dass Hannibal zu besiegen war.  Er belagerte Syrakus drei Jahre lang.  Und als (ihm) aus Schikane vom Senat der Triumph verweigert wurde, triumphierte er eigenmächtig auf dem Albanerberg.  Zum fünften Mal Consul, geriet er in einen (tödlichen) Hinterhalt Hannibals und wurde prächtig bestattet.  Seine Gebeine wurden bei der Überführung nach Rom von Räubern abgefangen und gingen verloren.



 Text und Übersetzung

  Hannibale Italiam devastante ex responso librorum Sibyllinorum Mater deum a Pessinunte¹ arcessita cum adverso Tiberi veheretur, repente in alto stetit. Et cum moveri nullis viribus posset, ex libris cognitum castissimae demum feminae manu moveri posse.  Tum Claudia, virgo Vestalis, falso incesti suspecta deam oravit, ut, si pudicam sciret, sequeretur², et zona imposita navem movit.  Simulacrum Matris deum, dum templum aedificatur, Nasicae, qui vir optimus iudicabatur, quasi hospiti datum.

¹ a Pessinunte] Pessinunte W. ² ut . . . sequeretur] ut . . . sequeretur W.

 Claudia



  Während Hannibal Italien verwüstete, wurde aufgrund der Auskunft der Sibyllinischen Bücher die ‚Göttermutter‘ aus Pessinus herbeigeholt, verharrte jedoch bei der Fahrt tiberaufwärts plötzlich mitten im Fluss. Und als sie sich durch keine Kraftanstrengungen bewegen ließ, erfuhr man aus den (Sibyllinischen) Büchern, sie könne nur durch die Hand einer ganz reinen Frau in Bewegung gesetzt werden.  Da flehte Claudia, eine der vestalischen Jungfrauen, die zu Unrecht der Unkeuschheit verdächtigt wurde, die Göttin an, sie möge ihr, wenn sie wisse, dass sie keusch sei, folgen, befestigte ihren Gürtel an dem Schiff und setzte es in Bewegung.  Das Kultbild der Göttermutter wurde, während der Tempel errichtet wurde, Nasica, den man für den besten Mann erachtete, gleichsam als Gastgeber anvertraut.



 Text und Übersetzung

  Marcus Porcius Cato, genere Tusculanus, a Valerio Flacco Romam sollicitatus, tribunus militum in Sicilia, quaestor sub Scipione fortissimus, praetor iustissimus fuit. In praetura Sardiniam subegit, ubi ab Ennio Graecis litteris institutus.  Consul Celtiberos domuit et, ne rebellare possent, litteras ad singulas civitates misit, ut muros diruerent. Cum unaquaeque sibi soli imperari putaret, fecerunt.  Syriaco bello tribunus militum sub M. Acilio Glabrione occupatis Thermopylarum iugis praesidium hostium depulit.  Censor L. Flaminium consularem senatu movit, quod ille in Gallia ad cuiusdam scorti spectaculum eiectum quendam e carcere in convivio iugulari iussisset.  Basilicam suo nomine primus fecit.  Matronis ornamenta erepta Oppia lege repetentibus restitit.  Accusator assiduus malorum Galbam octogenarius accusavit, ipse quadragies quater accusatus gloriose absolutus.  Carthaginem delendam censuit.  Post octoginta annos filium genuit. Imago huius funeris gratia produci¹ solet.

¹ produci] produci W.

 Cato Censorius



  Marcus Porcius Cato, aus Tusculum stammend und von Valerius Flaccus nach Rom geholt, diente als Militärtribun auf Sizilien, war als Quaestor unter Scipio sehr energisch, als Praetor höchst gerecht. Während seiner Praetur unterwarf er Sardinien, wo er von Ennius im Griechischen unterrichtet wurde.  Als Consul bezwang er die Keltiberer und sandte, damit sie nicht wieder aufbegehren konnten, an jede einzelne Stadt einen Brief mit der Aufforderung, die Mauern niederzureißen. Da jede glaubte, nur ihr allein werde der Befehl erteilt, taten sie es.  Im Syrischen Krieg besetzte er als Militärtribun unter Marcus Acilius Glabrio die Anhöhen der Thermopylen und vertrieb die feindliche Besatzung.  Als Censor stieß er den ehemaligen Consul Lucius Flaminius aus dem Senat mit der Begründung, er habe in Gallien, um einer Hure ein Schauspiel zu bieten, einen Gefangenen aus dem Kerker holen und ihn bei einem Bankett töten lassen.  Als Erster ließ er in eigenem Namen eine Basilica errichten.  Er widersetzte sich den (ehrbaren) Frauen, als sie forderten, den ihnen durch das Oppische Gesetz verwehrten Schmuck wieder tragen zu dürfen.  Als unermüdlicher Ankläger von Übeltätern klagte er noch als Achtzigjähriger Galba an; er selbst wurde vierundvierzig Mal angeklagt, (doch stets) ruhmvoll freigesprochen worden.  Er war der festen Überzeugung, Karthago müsse zerstört werden.  Über achtzig Jahre alt zeugte er noch einen Sohn. Seine Ahnenmaske pflegt bei einem (feierlichen) Leichenbegängnis hervorgeholt und mitgeführt zu werden.



 Text und Übersetzung

  Hasdrubal, frater Hannibalis, ingentibus copiis in Italiam traiecit, actumque erat de Romano imperio, si iungere se Hannibali potuisset.  Sed Claudius Nero, qui in Apulia cum Hannibale castra coniunxerat, relicta in castris parte cum delectis¹ ad Hasdrubalem properavit et se Livio collegae apud Senam oppidum et Metaurum flumen² coniunxit amboque Hasdrubalem vicerunt.  Nero regressus pari celeritate, qua venerat, caput Hasdrubalis ante vallum Hannibalis proiecit.  Quo ille viso vinci se fortuna Carthaginis confessus.  Ob haec Livius triumphans, Nero ovans urbem introierunt.

¹ delectis] electis W. ² et Metaurum flumen] Metaurumque fluvium W.

 Claudius Nero



  Hasdrubal, der Bruder Hannibals, zog mit einem gewaltigen Heer nach Italien herüber, und es wäre um die römische Herrschaft geschehen gewesen, wenn er sich mit Hannibal hätte vereinigen können.  Doch Claudius Nero, der sein Lager in Apulien nahe bei Hannibal aufgeschlagen hatte, ließ einen Teil (seiner Soldaten) im Lager zurück und eilte mit ausgewählten Einheiten gegen Hasdrubal, vereinigte sich bei der Stadt Sena und dem Fluss Metaurus mit seinem Amtskollegen Livius, und gemeinsam besiegten sie Hasdrubal.  Nero kehrte mit der gleichen Schnelligkeit, mit der er gekommen war, zurück und ließ den Kopf Hasdrubals vor den Wall Hannibals werfen.  Bei dessen Anblick bekannte dieser, er erliege dem (unglücklichen) Geschick Carthagos.  Wegen dieses Sieges zog Livius im Triumph, Nero in einer Ovatio in die Stadt ein.



 Text und Übersetzung

  Publius Scipio ex virtute Africanus dictus, Iovis filius creditus: nam antequam conciperetur, serpens in lecto matris eius apparuit, et ipsi parvulo draco circumfusus nihil nocuit.  In Capitolium intempesta nocte euntem nunquam canes latraverunt.  Nec hic quicquam prius coepit, quam in cella Iovis diutissime sedisset, quasi divinam mentem acciperet.  Decem et octo annorum patrem apud Ticinum singulari virtute servavit.  Clade Cannensi nobilissimos iuvenes Italiam deserere cupientes sua auctoritate compescuit.  Reliquias incolumes per media hostium castra Canusium perduxit.  Viginti quattuor annorum praetor in Hispaniam missus Carthaginem, qua die venit, cepit.  Virginem pulcherrimam, ad cuius adspectum concurrebatur, ad se vetuit adduci patrique eius sponsor astitit¹.  Hasdrubalem Magonemque, fratres Hannibalis, Hispania expulit.  Amicitiam cum Syphace, Maurorum rege, coniunxit.  Massinissam in societatem recepit.  Victor domum regressus consul ante annos factus concedente collega in Africam classem traiecit.  Hasdrubalis et Syphacis castra una nocte perrupit.  Revocatum ex Italia Hannibalem superavit.  Victis Carthaginiensibus leges imposuit.  Bello Antiochi legatus fratri fuit; captum filium gratis recepit.  A Petillio Actaeo² tribuno plebis repetundarum accusatus librum rationum in conspectu populi scidit: „Hac die“, inquit, „Carthaginem vici; quare³, bonum factum, in Capitolium eamus et diis supplicemus!“  Inde in voluntarium exilium concessit, ubi reliquam egit aetatem.  Moriens ab uxore petiit, ne corpus suum Romam referretur.

¹ patrique eius sponsor astitit] patrique eius sponso restituit W. ² Petillio Actaeo] Petilio Ateio W. ³ quare] Quirites W.

 Cornelius Scipio Africanus



  Publius Scipio, wegen seiner Tüchtigkeit Africanus (‚der Afrikaner‘) genannt, galt als Sohn Iuppiters: Denn vor der Empfängnis zeigte sich eine Schlange im Bett seiner Mutter, und eine Schlange , die sich um ihn als Kleinkind schlang, tat ihm nichts.  Wenn er tief in der Nacht auf das Capitolium ging, bellten ihn die Hunde niemals an.  Auch begann er nie etwas, ohne sehr lange in der Cella des Iuppitertempels gesessen zu haben, so als ob er eine göttliche Eingebung empfange.  Im Alter von  Jahren rettete er seinen Vater am Ticinus durch seine außerordentliche Tapferkeit.  Als nach der Niederlage bei Cannae die vornehmsten jungen Männer Italien verlassen wollten, hielt er sie durch seine Autorität davon ab.  Die Reste (des Heeres) führte er unbeschadet mitten durch das feindliche Lager nach Canusium.  Im Alter von  Jahren als Praetor nach Spanien geschickt, nahm er noch am Tag seiner Ankunft Carthago (Nova) ein.  Er verbot, ein bildhübsches junges Mädchen, deren Aussehen alle herbeiströmen ließ, zu ihm zu bringen, und verbürgte sich ihrem Vater gegenüber.  Er vertrieb Hasdrubal und Mago, die Brüder Hannibals, aus Spanien.  Er verband sich in Freundschaft mit Syphax, dem König der Mauren.  Er schloss mit Massinissa ein Bündnis.  Als Sieger nach Hause zurückgekehrt, wurde er vor dem gesetzlichen (Mindest-)Alter zum Consul gewählt und setzte mit dem Einverständis seines Amtskollegen mit einer Flotte nach (Nord-)Afrika über.  Er überrumpelte das Lager des Hasdrubal und Syphax in nur einer Nacht.  Er besiegte den aus Italien zurückgerufenen Hannibal.  Er diktierte den Karthagern nach ihrer Niederlage die (Friedens-)Bedingungen.  Im Krieg gegen Antiochus diente er seinem Bruder als Legat; seinen gefangenen Sohn erhielt er ohne Lösegeld zurück.  Als er von dem Volkstribunen Petillius Actaeius wegen Erpressung(en) angeklagt wurde, zerriss er vor den Augen des Volkes das Rechnungsbuch: „Am heutigen Tag“, sagte er, „habe ich Carthago besiegt; wohlan denn lasst uns deshalb auf das Capitolium gehen und den Göttern danken!“  In der Folge ging er freiwillig ins Exil, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.  Auf dem Sterbebett bat er seine Ehefrau, seinen Leichnam nicht nach Rom zurückbringen zu lassen.



 Text und Übersetzung

  Livius Salinator primo consul de Illyriis triumphavit, deinde¹ ex invidia peculatus reus ab omnibus tribubus excepta Metia² condemnatus.  Iterum cum Claudio Nerone inimico suo consul, ne res publica discordia male administraretur, amicitiam cum eo iunxit et de Hasdrubale triumphavit.  Censor cum eodem collega omnes tribus excepta Metia aerarias fecit, stipendio privavit eo crimine, quod aut prius se iniuste condemnassent aut postea tantos honores non recte tribuissent.

¹ deinde] tum W. ² Metia] Maecia W.

 Livius Salinator



  Livius Salinator feierte in seinem ersten Consulat einen Triumph über die Illyrer, dann wurde er aus Neid der Unterschlagung angeklagt und von allen Tribus mit Ausnahme der (Tribus) Metia verurteilt.  Zum zweiten Mal Consul gemeinsam mit seinem Feind Claudius Nero, söhnte er sich mit ihm aus, damit der Staat nicht infolge ihrer Uneinigkeit schlecht geführt werde, und triumphierte über Hasdrubal.  Als Censor mit demselben Amtskollegen versetzte er alle Tribus mit Ausnahme der (Tribus) Metia unter die Aerarier und schloss sie mit der Beschuldigung, ihn entweder zunächst zu Unrecht verurteilt oder ihm später so hohe Ämter unzulässigerweise übertragen zu haben, vom Soldempfang aus.



 Text und Übersetzung

  Quintus Flaminius, Flaminii, qui apud Trasumenum periit, filius, consul Macedoniam sortitus, ducibus Charopae principis pastoribus provinciam ingressus regem Philippum proelio fudit, castris exuit.  Filium eius Demetrium obsidem accepit, quem pecunia mulctatum in regnum restituit.  A Nabide quoque Lacedaemonio filium obsidem accepit.  †Ludos Iunonis Samiae per praeconem pronuntiavit.  Legatus etiam ad Prusiam, ut Hannibalem repeteret, missus.

 Quinctius Flamininus



  Quintus Flaminius, der Sohn desjenigen Flaminius, der am Trasimenischen See gefallen war, erhielt als Consul durch das Los Makedonien; von Hirten des Fürsten Charops geführt, drang er in seine Provinz ein, schlug den König Philippus in der Schlacht und zwang ihn, sein Lager im Stich zu lassen.  Er erhielt dessen Sohn Demetrius als Geisel, ihn aber setzte er wieder in seine Königsherrschaft ein, nachdem er ihm die Zahlung einer Geldsumme auferlegt hatte.  Auch von dem Spartaner Nabis erhielt er den Sohn als Geisel.  †Er ließ durch einen Herold die Spiele für die Iuno von Samos ankündigen.  Desgleichen wurde er als Gesandter zu Prusias geschickt, um die Auslieferung Hannibals zu fordern.



 Text und Übersetzung

  Quintus Fulvius Nobilior consul Vettonas Oretanosque superavit, unde ovans urbem introiit.  Consul Aetolos, qui bello Macedonico Romanis affuerant, post ad Antiochum defecerant, proeliis frequentibus victos et in Ambraciam oppidum coactos in deditionem accepit, tamen signis tabulisque pictis spoliavit; de quibus triumphavit.  Quam victoriam per se magnificam Ennius amicus eius insigni laude celebravit.

 Fulvius Nobilior



  Quintus Fulvius Nobilior besiegte als Consul die Vettonen und Oretaner, weshalb er in einer Ovatio in die Stadt einzog.  Als Consul besiegte er die Aetoler, die im Makedonischen Krieg auf der Seite Roms gestanden hatten, dann aber zu Antiochus abgefallen waren, wiederholt in der Schlacht und nahm, nachdem er sie in die Stadt Ambracia gedrängt hatte, ihre Kapitulation an, beraubte sie jedoch ihrer Statuen und Gemälde; in der Folge feierte er einen Triumph über sie.  Und diesen an sich schon glänzenden Sieg verherrlichte sein Freund Ennius in einem ausgezeichneten Lobgedicht.



 Text und Übersetzung

  Scipio Asiaticus, frater Africani, infirmo corpore, tamen in Africa virtutis nomine a fratre laudatus, consul Antiochum regem Syriae legato fratre apud Sipylum montem, cum arcus hostium pluvia hebetati fuissent, vicit et regni parte privavit: hinc Asiaticus dictus.  Post reus pecuniae interceptae, ne in carcerem duceretur, Gracchus pater tribunus plebis, inimicus eius, intercessit. M. Cato censor equum ei ignominiae causa ademit.

 Cornelius Scipio Asiaticus



  Scipio Asiaticus, der Bruder des Africanus, von schwächlicher Konstitution, aber dennoch von seinem Bruder in (Nord-)Afrika wegen seiner Tapferkeit belobigt, besiegte als Consul mit seinem Bruder als Legaten zur Seite Antiochus, den König von Syrien, am Berg Sipylus, weil die Bogen der Feinde durch Regenfälle schlaff geworden waren, und nahm ihm einen Teil seines Königreiches ab: er wurde deshalb Asiaticus (‚der Asiate‘) genannt.  Als er in der Folgezeit der Unterschlagung von Geld angeklagt wurde, verhinderte der Volkstribun Gracchus, der Vater, obwohl sein Feind, durch sein Eingreifen, dass er ins Gefängnis abgeführt wurde. Der Censor Marcus Cato nahm ihm, um ihn seines guten Namens zu berauben, sein (Staats-)Pferd weg.



 Text und Übersetzung

  Antiochus, rex Syriae, nimia opum fiducia bellum Romanis intulit, specie Lysimachiae repetundae, quam a maioribus suis in Thracia conditam Romani possidebant, statimque Graeciam insulasque eius occupavit. In Euboea luxuria elanguit.  Adventu M. Acilii Glabrionis excitatus Thermopylas occupavit; unde industria Marci Catonis eiectus in Asiam refugit.  Navali proelio, cui Hannibalem praefecerat, a L. Aemilio Regillo superatus filium Scipionis Africani, quem inter navigandum ceperat, patri remisit, qui ei quasi pro reddenda gratia suasit, ut amicitiam Romanam peteret.  Antiochus spreto consilio apud Sipylum montem cum L. Scipione conflixit. Victus et ultra Taurum montem relegatus a sodalibus, quos temulentus in convivio pulsarat, occisus est.

 Antiochus Megas



  Antiochus, der König von Syrien, überzog in allzu großem Vertrauen auf seine Macht die Römer mit Krieg – unter dem Vorwand, Lysimachia zurückgewinnen zu wollen, das von seinen Vorfahren in Thrakien gegründet worden war, die Römer aber in Besitz hatten – und besetzte sogleich Griechenland und dessen Inseln. Auf Euböa (aber) ließ ihn sein ausschweifender Lebensstil schlaff werden.  Durch die Ankunft des Marcus Acilius Glabrio aufgeschreckt, besetzte er die Thermopylen; von dort durch die Tatkraft des Marcus Cato vertrieben, floh er nach (Klein-)Asien.  In einer Seeschlacht, für die er Hannibal den Oberbefehl übertragen hatte, von Lucius Aemilius Regillus besiegt, schickte er den Sohn des Scipio Africanus, den er auf See gefangen genommen hatte, zu seinem Vater zurück, der ihm gleichsam als Dank den Rat gab, sich um die Freundschaft Roms zu bemühen.  Antiochus (aber) befolgte den Ratschlag nicht und ließ sich am Berg Sipylus auf eine Schlacht mit Lucius Scipio ein. Besiegt und (auf das Gebiet) jenseits des Taurusgebirges verwiesen, wurde er von seinen Zechbrüdern, die er betrunken beim Gelage misshandelt hatte, getötet.



 Text und Übersetzung

  Gaius Manlius Vulso missus ad ordinandam Scipionis Asiatici provinciam cupidine triumphi bellum Pisidis et Gallograecis, qui Antiocho affuerant, intulit.  His facile victis inter captivos uxor regis Orgiagontis centurioni cuidam in custodiam data; a quo vi stuprata de iniuria tacuit et post impetrata redemptione marito adulterum interficiendum tradidit.

 Manlius Vulso



  Gaius Manlius Vulso, mit dem Auftrag entsandt, die Verhältnisse in der Provinz des Scipio Asiaticus zu ordnen, fing aus Begierde nach einem Triumph einen Krieg mit den Pisidiern und Gallograecern an, die Antiochus unterstützt hatten.  Diese wurden von ihm ohne Mühe besiegt, die Frau des Königs Orgiagon, die sich unter den Gefangenen befand, wurde einem Centurio in Gewahrsam gegeben; obwohl von diesem vergewaltigt, schwieg sie über die Misshandlung und überantwortete erst später, als sie freigekauft war, den Vergewaltiger ihrem Ehemann, damit er ihn töte(n lasse).



 Text und Übersetzung

  Lucius Aemilius Paulus, filius eius, qui apud Cannas cecidit, primo consulatu, quem post tres repulsas adeptus erat, de Liguribus triumphavit.  Rerum gestarum ordinem in tabula pictum publice posuit.  Iterum consul Persen Philippi filium regem Macedonum apud Samothracas deos cepit; quem¹ victum flevit et assidere sibi iussit, tamen in triumphum duxit.  In hac laetitia duos filios amisit, et progressus ad populum gratias Fortunae egit, quod, si quid adversi rei publicae imminebat, sua esset calamitate decisum.  Ob haec omnia ei a populo et a senatu concessum est, ut ludis circensibus triumphali veste uteretur.  Ob huius continentiam et paupertatem post mortem eius dos uxori nisi venditis possessionibus non potuit exsolvi.

¹ cepit; quem victum] cepit, victum W.

 Aemilius Paulus



  Lucius Aemilius Paulus, der Sohn desjenigen (Mannes), der bei Cannae gefallen ist, feierte in seinem ersten Consulat, das er (erst) nach drei vergeblichen Versuchen erlangt hatte, einen Triumph über die Ligurer.  Er ließ die Abfolge seiner Taten bildlich auf einer Tafel festhalten und diese öffentlich aufstellen.  Zum zweiten Mal Consul, nahm er den Makedonenkönig Perses, den Sohn des Philippus, bei den Göttern von Samothrake gefangen; er beweinte zwar dessen Niederlage und ließ ihn neben sich Platz nehmen, nahm ihn aber dennoch für seinen Triumph mit.  Mitten in dieser Freude verlor er zwei Söhne und dankte, vor das Volk tretend, dem Schicksal, dass, wenn irgendein Unheil dem Staat drohte, (dieses) durch sein persönliches Unglück abgewendet worden sei.  Wegen all dessen wurde ihm vom Volk und Senat gestattet, bei den Spielen im Circus die Kleidung des Triumphators zu tragen.  Aufgrund seiner Zurückhaltung und seiner bescheidenen Vermögensverhältnisse konnte seiner Frau nach seinem Tod ihre Mitgift nur durch den Verkauf seines Besitzes ausgezahlt werden.



 Text und Übersetzung

  Tiberius Sempronius Gracchus nobilissima familia ortus Scipionem Asiaticum, quamvis inimicum, duci in carcerem non est passus.  Praetor Galliam domuit, consul Hispaniam, altero consulatu Sardiniam tantumque captivorum adduxit, ut longa venditione res in proverbium veniret „Sardi venales“.  Censor libertinos, qui rusticas tribus occuparant, in quattuor urbanas divisit; ob quod a populo¹ collega eius Claudius (nam ipsum auctoritas tuebatur) reus factus; et cum eum duae classes condemnassent, Tiberius iuravit se cum illo in exilium iturum: ita reus absolutus est.  Cum in domo Tiberii duo angues e geniali toro erepsissent, responso dato eum de dominis periturum, cuius sexus anguis fuisset occisus, amore Corneliae coniugis marem iussit interfici.

¹ a populo] apud populum W.

 Tiberius Sempronius Gracchus



  Tiberius Sempronius Gracchus, einer sehr vornehmen Familie entstammend, ließ es nicht zu, dass Scipio Asiaticus, obwohl er sein Feind war, ins Gefängnis abgeführt wurde.  Er bezwang als Praetor Gallien, als Consul Spanien, in seinem zweiten Consulat Sardinien und brachte eine so große Zahl an Gefangenen mit, dass aufgrund der langen Verkaufsdauer das Sprichwort aufkam: „Sarden zu verkaufen“.  Als Censor verteilte er die Freigelassenen, welche die ländlichen Stimmbezirke gefüllt hatten, auf die vier städtischen; deswegen wurde sein Amtskollege Claudius (denn ihn selbst schützte sein Ansehen) vom Volk angeklagt; und als diesen zwei Bürgerklassen (bereits) verurteilt hatten, schwor Tiberius, er werde mit ihm ins Exil gehen; so wurde der Angeklagte freigesprochen.  Als im Haus des Tiberius zwei Schlangen aus dem Ehebett hervorgekrochen waren, erhielt er die Weissagung, dass von den Herrschaften diejenige Person sterben werde, deren Geschlecht die Schlange, die man töte, habe, und gab daher aus Liebe zu seiner Frau Cornelia den Befehl, die männliche zu töten.



 Text und Übersetzung

  Publius Scipio Aemilianus, Pauli Macedonici filius, a Scipione Africano adoptatus, in Macedonia cum patre agens victum Persen tam pertinaciter persecutus est, ut media nocte in castra redierit.  Lucullo in Hispania legatus apud Intercatiam oppidum provocatorem singulari proelio vicit.  Muros hostilis civitatis primus ascendit.  Tribunus in Africa sub T. Manilio imperatore octo cohortes obsidione vallatas consilio et virtute servavit, a quibus corona obsidionali aurea donatus.  Cum aedilitatem peteret, consul ante annos ultro factus Carthaginem intra sex menses delevit.  Numantiam in Hispania correcta prius militum disciplina fame vicit; hinc Numantinus¹.  Gaio Laelio² plurimum usus; ad reges adeundos missus duos secum praeter eum servos duxit.  Ob res gestas superbus Gracchum iure caesum videri respondit; obstrepente populo: „Taceant“, inquit, „quibus Italia noverca, non mater est“, et addidit: „Quos ego sub corona vendidi.“  Censor Mummio collega segniore in senatu ait: „Utinam mihi collegam aut dedissetis aut non dedissetis!“  Suscepta agrariorum causa domi repente exanimis inventus obvoluto capite elatus, ne livor in ore appareret.  Huius patrimonium tam exiguum³, ut XXXII libras argenti, duas et semilibram auri reliquerit.

¹ Numantinus] Numantinus dictus W. ² Gaio Laelio] Panaetio philosopho W. ³ exiguum] W; exiguum P/G.

 Cornelius Scipio Aemilianus



  Publius Scipio Aemilianus, der Sohn des Paulus Macedonicus und Adoptivsohn des Scipio Africanus, verfolgte, als er mit seinem Vater in Makedonien im Feld stand, den besiegten Perses so hartnäckig, dass er (erst) mitten in der Nacht ins Lager zurückkehrte.  Als Legat des Lucullus in Spanien besiegte er im Zweikampf bei der Stadt Intercatia den Herausforderer.  Er bestieg als Erster die Mauern der feindlichen Stadt.  Als (Militär-)Tribun in (Nord-)Afrika unter dem Feldherrn Titus Manilius rettete er durch seine Umsicht und Tapferkeit acht eingeschlossene Cohorten, von denen er mit dem Belagerungskranz aus Gold beschenkt wurde.  Als er sich um die Aedilität bewarb, wurde er ohne eigenes Zutun noch vor dem gesetzlichen (Mindest-)Alter zum Consul gewählt und zerstörte Karthago innerhalb von sechs Monaten.  In Spanien bezwang er Numantia durch Aushungerung, nachdem er zuvor die soldatische Disziplin wiederhergestellt hatte; daher (erhielt er den Beinamen) Numantinus (‚der Numantiner‘).  Mit Gaius Laelius war er aufs Engste befreundet; als er mit einer Mission zu Königen betraut wurde, nahm er außer diesem (nur noch) zwei Sklaven mit.  Im Stolz auf seine Taten erklärte er, Gracchus scheine ihm zu Recht getötet worden zu sein; als das Volk laut seinem Missfallen Ausdruck verlieh, sagte er: „Diejenigen mögen schweigen, für die Italien die Stiefmutter, nicht die Mutter ist“, und er fügte hinzu: „Sie, die ich als Sklaven verkauft habe.“  Da er als Censor in Mummius einen ziemlich trägen Amtskollegen hatte, sagte er im Senat: „Hättet ihr mir doch einen Amtskollegen gegeben oder keinen!“  Nachdem er sich der Sache der Grundbesitzer angenommen hatte, wurde er überraschend in seinem Haus tot aufgefunden und mit verhülltem Haupt zu Grabe getragen, damit die blauroten Flecken in seinem Gesicht nicht zu sehen waren.  Sein Vermögen war so gering, dass er nur  Pfund Silber und  ⁄ Pfund Gold hinterließ.



 Text und Übersetzung

  Aulus Hostilius Mancinus praetor adversum Numantinos vetantibus avibus et nescio qua voce revocante profectus, cum ad Numantiam venisset, exercitum Pompei acceptum prius corrigere decrevit et solitudinem petiit.  Eo die Numantinis forte sollemni nuptum filias locabant; et unam speciosam duobus competentibus pater puellae conditionem tulit, ut ei illa nuberet, qui hostis dexteram attulisset.  Profecti iuvenes abscessum Romanorum in modum fugae properantium cognoscunt, rem ad suos referunt. Illi statim quattuor milibus suorum viginti milia Romanorum ceciderunt.  Mancinus auctore Tiberio Graccho quaestore suo in leges hostium foedus percussit; quo per senatum improbato Mancinus Numantinis deditus nec receptus, augurio in castra reductus¹, praeturam postea consecutus est.

¹ reductus] W; deductus P/G.

 Hostilius Mancinus



  Aulus Hostilius Mancinus zog als Praetor, obwohl die Vögel es verboten und eine unbekannte Stimme ihn zurückrief, gegen die Numantiner ins Feld; als er vor Numantia angekommen war, beschloss er, zunächst Zucht und Ordnung in dem von Pompeius übernommenen Heer wiederherzustellen und nahm sich deshalb eine abgelegene Gegend zum Ziel.  Zufällig war dieser Tag für die Numantiner derjenige Festtag, an dem sie ihre Töchter zu verheiraten pflegten; und als gleichzeitig zwei Bewerber für eine Schönheit auftraten, stellte der Vater des Mädchens die Bedingung, dass sie denjenigen heiraten werde, der die Rechte eines Feindes bringe.  Die jungen Männer machten sich umgehend auf den Weg, stießen auf den eiligen, einer Flucht gleichenden Abmarsch der Römer und meldeten dies ihren Landsleuten. Diese töteten sogleich mit viertausend eigenen Leuten zwanzigtausend Römer.  Auf Betreiben seines Quaestors Tiberius Gracchus schloss Mancinus zu den Bedingungen des Feindes einen Vertrag; da der Senat diesen jedoch nicht billigte, wurde Mancinus an die Numantiner ausgeliefert, (von diesen) aber nicht angenommen, sondern aufgrund eines Vorzeichens ins Lager zurückgebracht; in der Folgezeit erreichte er (noch) die Praetur.



 Text und Übersetzung

  Lucius Mummius, devicta Achaia Achaicus dictus, consul adversum Corinthios missus victoriam alieno labore quaesitam intercepit.  Nam cum illos Metellus Macedonicus apud Heracleam fudisset et duce Critolao privasset, cum lictoribus et paucis equitibus in Metelli castra properavit et Corinthios apud Leucopetram vicit duce Diaeo; qui domum refugit eamque incendit, coniugem interfecit et in ignem praecipitavit, ipse veneno interiit.  Mummius Corinthum signis tabulisque spoliavit; quibus cum totam replesset Italiam, in domum suam nihil contulit.

 Lucius Mummius



  Lucius Mummius, wegen seines entscheidenden Sieges über Achaia Achaicus (‚der Achäer‘) genannt, nahm, als Consul gegen die Korinther (ins Feld) geschickt, einen durch fremde Anstrengung erworbenen Sieg für sich in Anspruch.  Denn als Metellus Macedonicus jene bei Heraclea geschlagen und ihres Führers Critolaus beraubt hatte, eilte er mit seinen Lictoren und wenigen Reitern in das Lager des Metellus und besiegte die Korinther bei Leucopetra unter ihrem Führer Diaeus; dieser aber floh in sein Haus und setzte es in Brand, tötete seine Ehefrau und stürzte sie in die Flammen, er selbst beging durch Gift Selbstmord.  Mummius beraubte Korinth seiner Statuen und Gemälde; und obwohl er ganz Italien damit reichlich versah, trug er nichts in sein eigenes Haus.



 Text und Übersetzung

  Quintus Caecilius Metellus, domita Macedonia Macedonicus dictus, praetor Pseudophilippum, qui idem Andriscus dictus est, vicit.  Achaeos bis proelio fudit triumphandos Mummio tradidit.  Invisus plebi ob nimiam severitatem et ideo post duas repulsas consul aegre factus Arbacos¹ in Hispania domuit.  Apud Contrebiam oppidum cohortes² loco pulsas redire et locam recipere iussit.  Cum omnia proprio et subito consilio ageret, amico cuidam, quid acturus esset, roganti: „Tunicam“, inquit, „meam exurerem, si eam consilium meum scire existimarem.“  Hic quattuor filiorum pater supremo tempore humeris eorum ad sepulcrum latus est; ex quibus tres consulares, unum etiam triumphantem vidit.

¹ Arbacos] Arevacos W. ² cohortes] [V] cohortes W.

 Caecilius Metellus Macedonicus



  Quintus Caecilius Metellus, wegen der Unterwerfung Makedoniens Macedonicus (‚der Makedonier‘) genannt, besiegte als Praetor den Pseudophilippus, der auch Andriscus genannt wurde.  Er schlug die Achaeer zweimal in der Schlacht, musste aber dem Mummius den Triumph über sie überlassen.  Der Plebs wegen seiner allzu großen Strenge verhasst und daher nur mit Mühe erst nach zwei vergeblichen Anläufen zum Consul gewählt, bezwang er die Arbacer in Spanien.  Bei der Stadt Contrebia befahl er den Kohorten, die sich aus ihrer Stellung hatten vertreiben lassen, umzukehren und ihre Stellung wieder einzunehmen.  Da er alles aus eigener und spontaner Entscheidung tat, antwortete er auf die Frage eines Freundes, was er vorhabe: „Ich würde meine Tunica verbrennen, wenn ich glaubte, sie kenne meine Absicht.“  Als Vater von vier Söhnen wurde er bei seinem Tod auf deren Schultern zu Grabe getragen; von diesen hat er drei als ehemalige Consuln, einen sogar als Triumphator erlebt.



 Text und Übersetzung

  Quintus Caecilius Metellus Numidicus, qui de Iugurtha rege triumphavit, censor Quin(c)tium¹, qui se Tiberii Gracchi filium mentiebatur, in censum non recepit.  Idem in legem Apuleiam per vim latam iurare noluit; quare in exilium actus Smyrnae exulavit.  Calidia deinde rogatione revocatus cum ludis forte litteras in theatro accepisset, non prius eas legere dignatus est, quam spectaculum finiretur.  Metellae sororis suae virum laudare noluit, quod is olim iudicium contra leges detrectarat.

¹ Quin(c)tium] Equitium W.

 Caecilius Metellus Numidicus



  Quintus Caecilius Metellus Numidicus, der einen Triumph über den König Iugurtha feierte, nahm als Censor den Quin(c)tius, der vorgab, ein Sohn des Tiberius Gracchus zu sein, nicht in die Bürgerliste auf.  Auch weigerte er sich, auf das mit Gewalt durchgesetzte Gesetz des Apuleius zu schwören; deshalb in die Verbannung getrieben, verbrachte er das Exil in Smyrna.  Als er dann, auf Antrag des Calidius zurückgerufen, die schriftliche Benachrichtigung zufällig im Theater erhielt, erachtete er es für unangemessen, diese vor dem Ende der Vorstellung zu lesen.  Dem Mann seiner Schwester Metella wollte er kein günstiges Zeugnis ausstellen, da sich dieser vormals entgegen der Gesetzeslage geweigert hatte, ein Gerichtsurteil anzuerkennen.



 Text und Übersetzung

  Quintus Metellus Pius, Numidici filius, Pius dictus¹, quia patrem lacrimis et precibus assidue revocavit, praetor bello sociali Q. Popedium Marsorum ducem, interfecit.  Consul in Hispania Herculeios fratres oppressit, Sertorium Hispania expulit.  Adolescens in petitione praeturae et pontificatus consularibus viris praelatus est.

¹ Pius dictus] W (s. Vir. ill. ,); Pius P/G.

 Caecilius Metellus Pius



  Quintus Metellus Pius, der Sohn des Numidicus, Pius (‚der Liebevolle‘) genannt, weil er sich beharrlich für die Rückberufung des Vaters mit Tränen und Bitten eingesetzt hat, tötete als Praetor im Bundesgenossenkrieg Quintus Popedius, den Anführer der Marser.  Als Consul bezwang er in Spanien die Brüder Herculeius (und) vertrieb Sertorius aus Spanien.  Als junger Mann wurde er bei der Bewerbung um die Praetur und das Amt eines Pontifex ehemaligen Consuln vorgezogen.



 Text und Übersetzung

  Tiberius Gracchus, Africani ex filia nepos, quaestor Mancino in Hispania foedus eius flagitiosum probavit.  Periculum deditionis eloquentiae gratia effugit.  Tribunus plebis legem tulit, ne quis plus mille agri iugera haberet.  Octavio collegae intercedenti novo exemplo magistratum abrogavit.  Dein tulit, ut de ea pecunia, quae ex Attali hereditate erat, ageretur et¹ populo divideretur.  Deinde cum prorogare sibi potestatem vellet, adversis auspiciis in publicum processit statimque Capitolium petiit manum ad caput referens, quo salutem suam populo commendabat.  Hoc nobilitas ita accepit, quasi diadema posceretur; segniterque cessante Mucio consule Scipio Nasica sequi se iussit, qui salvam rem publicam vellent, Gracchum² in Capitolium persecutus oppressit.  Cuius corpus Lucretii aedilis manu in Tiberim missum, unde ille Vispillo dictus.  Nasica ut invidiae subtraheretur, per speciem legationis in Asiam ablegatus est.

¹ et] ut W. ² Gracchum] et Gracchum W.

 Tiberius Gracchus



  Tiberius Gracchus, mütterlicherseits ein Enkel des Africanus, billigte als Quaestor unter Mancinus in Spanien dessen schändlichen Vertrag.  Der Gefahr der Auslieferung entging er dank seiner Beredsamkeit.  Als Volkstribun brachte er ein Gesetz ein, dass niemand mehr als  Joch Ackerland besitzen dürfe.  Seinem Amtskollegen Octavius erkannte er, als dieser Einspruch erhob, in einer beispiellosen Vorgehensweise sein Amt ab.  Dann beantragte er, über das Geld, das aus der Erbschaft des Attalus stammte, zu verhandeln und es unter das Volk zu verteilen.  Als er sich in der Folge seine Amtsgewalt verlängern lassen wollte, trat er trotz ungünstiger Auspicien vor das Volk und strebte sogleich auf das Capitolium, wobei er als Zeichen, dass er sein Leben dem Volk anvertraue, die Hand an den Kopf legte.  Dies (aber) nahm die Nobilität so auf, als fordere er ein Diadem; und als der Consul Mucius unentschlossen zauderte, rief Scipio Nasica (all) diejenigen, die den Staat bewahrt wissen wollten, auf, sich ihm anzuschließen, verfolgte Gracchus bis auf das Capitolium und brachte ihn um.  Dessen Leichnam warf der Aedil Lucretius eigenhändig in den Tiber, weshalb er Vispillo (‚der Leichenträger‘) genannt wurde.  Um Nasica dem Hass (des Volkes) zu entziehen, wurde er unter dem Schein einer Gesandtschaft nach (Klein-)Asien geschickt.



 Text und Übersetzung

  Gaius Gracchus pestilentem Sardiniam quaestor sortitus non veniente successore sua sponte discessit.  Asculanae et Fregellanae defectionis invidiam sustinuit.  Tribunus plebis agrarias et frumentarias leges tulit, colonos etiam Capuam et Tarentum mittendos censuit.  Triumviros agris dividendis se et Fulvium Flaccum et C. Crassum constituit.  Minucio Rufo tribuno plebis legibus suis obrogante in Capitolium venit; ubi cum Antullius¹ praeco Opimii consulis in turba fuisset occisus, in forum descendit et imprudens contionem a tribuno plebis avocavit; qua re arcessitus cum in senatum non venisset, armata familia Aventinum occupavit; ubi ab Opimio victus, dum a templo Lunae desilit, talum intorsit et Pomponio amico apud portam Trigeminam, P. Laetorio in ponte sublicio persequentibus resistente in lucum Furinae pervenit.  Ibi vel sua vel servi Euphori manu interfectus; caput a Septimuleio amico Gracchi ad Opimium relatum auro expensum fertur propter avaritiam infuso plumbo gravius effectum.

¹ Antullius] W; Antyllius P/G.

 Gaius Gracchus



  Gaius Gracchus, der als Quaestor das ungesunde Sardinien erlost hatte, entfernte sich eigenmächtig, als sein Nachfolger nicht kam.  Er ertrug die Anfeindung(en) wegen des Abfalls von Asculum und Fregellae.  Als Volkstribun brachte er Acker- und Getreidegesetze ein; auch beantragte er, Kolonisten nach Capua und Tarent zu schicken.  Als Mitglieder der Dreimänner(kommission) für die Landverteilung setzte er sich, Fulvius Flaccus und Gaius Crassus ein.  Als der Volkstribun Minucius Rufus die Aufhebung seiner Gesetze beantragte, kam er auf das Capitolium; als dort Antullius, der Herold des Consuls Opimius, im Getümmel getötet wurde, stieg er auf das Forum hinab und sprengte unklugerweise die Versammlung des Volkstribunen; deshalb vorgeladen, kam er nicht in den Senat, sondern bewaffnete die Mitglieder seines Haushalts und besetzte den Aventin; dort von Opimius besiegt, verrenkte er sich, als er vom Tempel der Luna hinabsprang, den Knöchel und gelangte, während sein Freund Pomponius an der Porta Trigemina, Publius Laetorius am Pons Sublicius den Verfolgern Widerstand leisteten, in den Hain der Furina.  Dort starb er entweder durch die eigene Hand oder durch diejenige seines Sklaven Euphorus; sein Kopf, der von Septimuleius, einem Freund des Gracchus, zu Opimius gebracht und in Gold aufgewogen wurde, soll (von jenem) aus Habgier durch eingegossenes Blei noch schwerer gemacht worden sein.



 Text und Übersetzung

  Marcus Livius Drusus, genere et eloquentia magnus, sed ambitiosus et superbus, aedilis munus magnificentissimum dedit.  Ubi Remmio collegae quaedam de utilitate rei publicae suggerenti: „Quid tibi“, inquit, „cum re publica nostra?“  Quaestor in Asia nullis insignibus uti voluit, ne quid ipso esset insignius.  Tribunus plebis Latinis civitatem, plebi agros, equitibus curiam, senatui iudicia permisit¹.  Nimiae liberalitatis fuit: ipse etiam professus est² nemini se ad largiendum praeter caelum et caenum reliquisse ideoque, cum pecunia egeret, multa contra dignitatem fecit.  Magudulsam, Mauritaniae principem, ob regis simultatem profugum accepta pecunia Boccho prodidit, quem ille elephanto obiecit.  Adherbalem, filium regis Numidarum, obsidem domi suae suppressit redemptionem eius occultam a patre sperans.  Caepionem inimicum actionibus suis resistentem ait se de saxo Tarpeio praecipitaturum.  Philippo consuli legibus agrariis resistenti ita collum in comitio obtorsit, ut multus sanguis efflueret e naribus; quam ille luxuriam opprobrans muriam de turdis esse dicebat.  Deinde ex gratia nimia in invidiam venit. Nam plebs acceptis agris gaudebat, expulsi dolebant, equites in senatum lecti laetabantur, sed praeteriti querebantur; senatus permissis iudiciis exultabat, sed societatem cum equitibus aegre ferebat.  Unde Livius anxius, ut Latinorum postulata differret, qui promissam civitatem flagitabant, repente in publico concidit sive morbo comitiali seu hausto caprino sanguine, semianimis domum relatus.  Vota pro illo per Italiam publice suscepta sunt. Et cum Latini consulem in Albano monte interfecturi essent, Philippum admonuit, ut caveret: unde in senatu accusatus, cum domum se reciperet, immisso inter turbam percussore corruit.  Invidia caedis apud Philippum et Caepionem fuit.

¹ permisit] promisit W. ² professus est] Fam. A; professus W; P/G.

 Livius Drusus



  Marcus Livius Drusus, aufgrund seiner Herkunft und Beredsamkeit angesehen, aber (auch) ehrgeizig und hochmütig, veranstaltete als Aedil überaus prächtige Gladiatorenspiele.  Als sein Amtskollege Remmius bei dieser Gelegenheit einige Worte über den Nutzen für den Staat fallen ließ, sagte er: „Was geht dich unser Staat an?“  Als Quaestor in Kleinasien wollte er keine (Amts-)Abzeichen verwenden, damit nichts mehr Aufmerksamkeit erregte als er selbst.  Als Volkstribun verschaffte er den Latinern das Bürgerrecht, der Plebs Ackerland, den Rittern die Aufnahme in den Senat, dem Senat die Gerichtsbarkeit.  Er war über alle Maßen freigebig; er selbst tat öffentlich kund, dass er keinem etwas zum Schenken übrig gelassen habe außer Himmelsluft und Kot, und deshalb tat er, wenn es ihm an Geld mangelte, vieles entgegen seiner Würde.  Er lieferte Magudulsa, einen Fürsten von Mauretanien, der wegen seiner Feindschaft mit dem König auf der Flucht war, gegen Geld an Bocchus aus, der ihn einem seiner Elephanten vorwarf.  Adherbal, den Sohn des Numiderkönigs, hielt er in seinem Haus als Geisel fest, da er auf dessen heimlichen Freikauf durch den Vater hoffte.  Als sich sein Gegner Caepio seinen Handlungen widersetzte, drohte er damit, ihn vom Tarpeischen Felsen zu stürzen.  Dem Consul Philippus verdrehte er, als er sich seiner Ackergesetzgebung widersetzte, auf dem Comitium so den Hals, dass reichlich Blut aus dessen Nase floss; den Blutfluss bezeichnete er in spöttischer Anspielung auf dessen Schwelgerei(en) als Salzlake von Meerdrosseln.  In der Folgezeit schlug seine außerordentliche Beliebheit in Verhasstheit um. Denn die Plebs freute sich über das erhaltene Ackerland, die Vertriebenen dagegen waren aufgebracht; die Ritter freuten sich über die Aufnahme in den Senat, diejenigen aber, die übergangen worden waren, beklagten sich; der Senat jubelte über die Übertragung der Gerichtsbarkeit, trug aber schwer an der Gemeinschaft mit den Rittern.  Während Livius daher in Sorge war, die Forderungen der Latiner, die auf das versprochene Bürgerrecht pochten, hinausschieben zu müssen, erlitt er plötzlich in der Öffentlichkeit einen Kollaps – sei es in Folge eines epileptischen Anfalls, sei es weil er Ziegenblut getrunken hatte – und wurde halbtot nach Hause gebracht.  In ganz Italien legte man öffentlich Gelübde für ihn ab. Und als die Latiner den Consul Philippus auf dem Albanerberg ermorden wollten, riet er ihm, auf der Hut zu sein; deshalb im Senat angeklagt, brach er auf dem Heimweg zusammen, da sich ein gedungener Mörder unter die Menge gemischt hatte.  Der Anstiftung zur Mordtat verdächtigte man Philippus und Caepio.



 Text und Übersetzung

  Gaius Marius septies consul, Arpinas, humili loco natus, primis honoribus per ordinem functus, legatus Metello in Numidia criminando eum consulatum adeptus Iugurtham captum ante currum egit.  In proximum annum consul ultro factus Cimbros in Gallia apud Aquas Sextias, Teutonas in Italia in campo Raudio vicit deque his triumphavit.  Usque sextum consulatum per ordinem factus Apuleium tribunum plebis et Glauciam praetorem seditiosos ex senatus consulto interemit.  Et cum Sulpicia rogatione provinciam Syllae eriperet, armis ab eo victus Minturnis in palude delituit.  Inventus et in carcerem coniectus immissum percussorem Gallum vultus auctoritate deterruit acceptaque navicula in Africam traiecit, ubi diu exulavit.  Mox Cinnana dominatione revocatus ruptis ergastulis exercitum fecit caesisque inimicis iniuriam ultus septimo consulatu, ut quidam ferunt, voluntaria morte decessit.

 Gaius Marius pater



  Gaius Marius, siebenmaliger Consul, aus Arpinum gebürtig und von niederer Herkunft, bekleidete die ersten Ämter der Reihe nach; als Legat des Metellus in Numidien erlangte er, indem er diesen verleumdete, das Consulat und ließ Iugurtha als Gefangenen vor seinem Triumphwagen hergehen.  Ohne eigenes Zutun für das folgende Jahr zum Consul gewählt, besiegte er die Cimbern in Gallien bei Aquae Sextiae, die Teutonen in Italien auf dem Raudischen Feld und triumphierte über sie.  Sechsmal hintereinander zum Consul gewählt, ließ er auf Beschluss des Senats den Volkstribunen Apuleius und den Praetor Glaucia als Aufrührer töten.  Und als er Sulla durch den Antrag des Sulpicius die Provinz zu entreißen versuchte, wurde er von ihm mit Waffengewalt besiegt und musste sich bei Minturnae in einem Sumpf verstecken.  Aufgespürt und eingekerkert, schreckte er durch die Autorität seines Blickes einen Gallier ab, den man zu seiner Ermordung geschickt hatte, und setzte auf einem kleinen Schiff, das er erhalten hatte, nach Nordafrika über, wo er längere Zeit in der Verbannung lebte.  In der Folge unter der Gewaltherrschaft Cinnas zurückgerufen, stellte er, indem er Arbeits- und Zuchthäuser gewaltsam öffnen ließ, ein Heer auf und schied, nachdem er durch die Ermordung seiner Feinde für das erlittene Unrecht Rache genommen hatte, in seinem siebten Consulat freiwillig, wie manche berichten, aus dem Leben.



 Text und Übersetzung

  Gaius Marius filius viginti septem annorum consulatum invasit, quem honorem tam immaturum mater flevit.  Hic patri saevitia similis curiam armatus obsedit, inimicos trucidavit, quorum corpora in Tiberim praecipitavit.  In apparatu belli, quod contra Syllam parabatur, apud Sacriportum vigiliis et labore defessus sub divo requievit et absens victus fugae, non pugnae interfuit.  Praeneste confugit, ubi per Lucretium Afellam obsessus temptata per cuniculum fuga, cum omnia saepta intelligeret, iugulandum se Pontio Telesino praebuit.

 Gaius Marius filius



  Gaius Marius, der Sohn, bemächtigte sich im Alter von  Jahren des Consulats – eine so frühe Auszeichnung, über die seine Mutter Tränen vergoss.  Dem Vater an Grausamkeit ähnlich, umstellte er in Waffen das Senatsgebäude und schlachtete seine Feinde ab, deren Leichen er in den Tiber werfen ließ.  Während der Kriegsvorbereitungen gegen Sulla ruhte er sich, von den Nachtwachen und Anstrengungen erschöpft, bei Sacriportus unter freiem Himmel aus und nahm, in Abwesenheit besiegt, an der Flucht, nicht am Kampf teil.  Er floh nach Praeneste, wo er von Lucretius Afella belagert wurde; als er bei einem Fluchtversuch durch einen unterirdischen Gang erkennen musste, dass alles versperrt war, ließ er sich von Pontius Telesinus die Kehle durchschneiden.



 Text und Übersetzung

  Lucius Cornelius Cinna flagitiosissimus rem publicam summa crudelitate vastavit.  Primo consulatu legem de exulibus revocandis ferens ab Octavio collega prohibitus et honore privatus urbe profugit vocatisque ad pilleum servis adversarios vicit, Octavium interfecit, Ianiculum occupavit.  Iterum et tertio consulem se ipse fecit.  Quarto consulatu cum bellum contra Syllam pararet, Anconae ob nimiam crudelitatem ab exercitu lapidibus occisus est.

 Cornelius Cinna



  Lucius Cornelius Cinna, ein durch und durch verkommener (Mensch), zerrüttete den Staat mit größter Grausamkeit.  Als er in seinem ersten Consulat einen Gesetzesvorschlag über die Rückberufung der Verbannten einbrachte, wurde er von seinem Amtskollegen Octavius daran gehindert und musste, seines Amtes enthoben, aus der Stadt fliehen; er versprach den Sklaven die Freiheit, besiegte seine Feinde, tötete Octavius, besetzte den Ianiculum.  Er machte sich eigenmächtig ein zweites und drittes Mal zum Consul.  Als er in seinem vierten Consulat zum Krieg gegen Sulla rüstete, wurde er in Ancona wegen seiner übertriebenen Grausamkeit vom Heer gesteinigt.



 Text und Übersetzung

  Flavius Fimbria saevissimus, quippe Cinnae satelles, Valerio Flacco consuli legatus in Asiam profectus, per simultatem dimissus corrupto exercitu ducem interficiendum curavit.  Ipse correptis imperii insignibus provinciam ingressus Mithridatem Pergamo expulit.  Ilium, ubi tardius portae patuerant, incendi iussit; ubi Minervae templum inviolatum stetit, quod divina maiestate servatum nemo dubitavit.  Ibidem Fimbria militiae principes securi percussit; mox a Sylla Pergami obsessus corrupto exercitu desertas semet occidit.

 Flavius Fimbria



  Flavius Fimbria, der erbarmungsloseste Gefolgsmann Cinnas, ging als Legat mit dem Consul Valerius Flaccus nach (Klein-)Asien, wurde aber wegen seines feindseligen Verhaltens entlassen; daraufhin bestach er das Heer und sorgte für die Ermordung des Feldherrn.  Sodann bemächtigte er sich selbst der Insignien der Befehlsgewalt, drang in die Provinz ein und vertrieb Mithridates aus Pergamon.  Ilium, dessen Tore sich zu zögerlich geöffnet hatten, ließ er niederbrennen; nur der Tempel der Minerva blieb dort unversehrt stehen, an dessen Rettung durch die Macht der Göttin niemand Zweifel hegte.  Am selben Ort ließ Fimbria die führenden Offiziere mit dem Beil hinrichten; in der Folgezeit von Sulla in Pergamon belagert und von seinem bestochenen Heer im Stich gelassen, gab er sich selbst den Tod.



 Text und Übersetzung

  Viriatus, genere Lusitanus, ob paupertatem primo mercennarius, deinde alacritate venator, audacia latro, ad postremum dux, bellum adversum Romanos sumpsit eorumque imperatorem Claudium Unimanum, dein C. Nigidium oppressit.  Pacem a Popilio maluit integer petere quam victus¹ et, cum alia dedisset et arma retinerentur, bellum renovavit.  Caepio cum vincere aliter non posset, duos satellites pecunia corrupit, qui Viriatum vino² depositum peremerunt.  Quae victoria, quia empta erat, a senatu non probata.

¹ victus] victus† P/G. ² vino] humo W.

 Viriatus



  Viriatus, ein gebürtiger Lusitaner, infolge seiner Armut zunächst Tagelöhner, dann dank seiner Behendigkeit Jäger und wegen seiner Verwegenheit Räuber, schließlich Heerführer, begann einen Krieg gegen die Römer und besiegte deren Feldherrn Claudius Unimanus, dann Gaius Nigidius.  Er wollte bei Popilius lieber unbesiegt als besiegt um Frieden bitten und nahm, weil er zwar Anderes abgeliefert hatte, die Waffen aber noch in seinem Besitz waren, den Krieg wieder auf.  Als Caepio auf keine andere Weise siegen konnte, bestach er zwei (seiner) Gefolgsleute mit Geld, die ihn, als er weintrunken am Boden lag, töteten.  Dieser Sieg wurde jedoch, da er erkauft war, vom Senat nicht anerkannt.



 Text und Übersetzung

  Marcus Aemilius Scaurus nobilis, pauper; nam pater eius quamvis patricius ob paupertatem carbonarium negotium exercuit.  Ipse primo dubitavit, honores peteret an argentariam faceret; sed eloquentiae consultus ex ea gloriam peperit.  Primo in Hispania corniculum meruit sub Oreste in Sardinia stipendia fecit.  Aedilis iuri reddendo magis quam muneri edendo studuit. Praetor Iugurthae adversus¹, tamen eius pecunia victus.  Consul legem de sumptibus et libertinorum suffragiis tulit.  P. Decium praetorem transeunte ipso sedentem iussit assurgere eique vestem scidit, sellam concidit; ne quis ad eum in ius iret, edixit.  Consul Liguras et Tauriscos² domuit atque de his triumphavit.  Censor viam Aemiliam stravit, pontem Mulvium fecit.  Tantumque auctoritate potuit, ut Opimium contra Gracchum, Marium contra Glauciam et Saturninum privato consilio armaret.  Idem filium suum, quia praesidium deseruerat, in conspectum suum vetuit³ accedere; ille ob hoc dedecus mortem sibi conscivit.  Scaurus senex cum a Vario tribuno plebis argueretur, quasi socios et Latium ad arma coegisset, apud populum ait: „Varius Sucronensis Aemilium Scaurum ait socios ad arma coegisse, Scaurus negat: utri potius credendum putatis?“

¹ Iugurthae adversus] W; adversum Iugurtham P/G. ² Liguras et Tauriscos] Liguras Tauriscos W; P/G. ³ vetuit] vetavit W.

 Aemilius Scaurus



  Marcus Aemilius Scaurus war adlig, aber arm; denn sein Vater betrieb, obwohl Patricier, infolge seiner bescheidenen Verhältnisse einen Kohlenhandel.  Er selbst war anfangs unschlüssig, ob er sich um öffentliche Ämter bemühen oder ins Bankgeschäft einsteigen solle; da er aber in der Beredsamkeit erfahren war, erwarb er sich durch diese Ruhm.  Zuerst verdiente er sich in Spanien ein ‚Ehrenhörnchen‘; auf Sardinien diente er unter Orestes.  Als Aedil bemühte er sich mehr um die Rechtspflege als um die Veranstaltung von (Gladiatoren-)Spielen. Als Praetor ein Gegner Iugurthas, ließ er sich gleichwohl durch dessen Geld gewinnen.  Als Consul brachte er ein Gesetz über den Aufwand und das Stimmrecht der Freigelassenen ein.  Dem Praetor Publius Decius befahl er, als dieser sitzen blieb, während er vorbeiging, aufzustehen, zerriss ihm die Kleidung und zertrümmerte dessen Amtssessel; er untersagte durch ein Edikt, dass sich irgendjemand an diesen in einem Rechtsfall wenden dürfe.  Als Consul bezwang er die Ligurer und Tauriscer und feierte einen Triumph über sie.  Als Censor ließ er die Via Aemilia pflastern und den Pons Milvius bauen.  Und dank seiner Autorität verfügte er über so großen Einfluss, dass er durch seine persönliche Stellungnahme Opimius gegen Gracchus, Marius gegen Glaucia und Saturninus zu den Waffen greifen ließ.  Auch verbot er dem eigenen Sohn, weil er seinen Posten verlassen hatte, ihm nochmals unter die Augen zu kommen; wegen dieser Schande nahm sich jener das Leben.  Als Scaurus im hohen Alter von dem Volkstribunen Varius beschuldigt wurde, die Bundesgenossen und Latium gedrängt zu haben, die Waffen zu ergreifen, sagte er vor dem Volk: „Varius aus Sucro behauptet, Aemilius Scaurus habe die Bundesgenossen gedrängt, die Waffen zu ergreifen, Scaurus bestreitet dies: Wem von beiden, meint ihr, ist mehr Glauben zu schenken?“



 Text und Übersetzung

  Lucius Apuleius Saturninus, tribunus plebis seditiosus, ut gratiam Marianorum militum pararet, legem tulit, ut veteranis centena agri iugera in Africa dividerentur; intercedentem Baebium collegam facta per populum lapidatione submovit.  Glauciae praetori, quod is eo die, quo ipse contionem habebat, ius dicendo partem populi avocasset, sellam concidit, ut magis popularis videretur.  Quendam libertini ordinis subornavit, qui se Tiberii Gracchi filium fingeret.  Ad hoc testimonium Sempronia soror Gracchorum producta nec precibus nec minis adduci potuit, ut dedecus familiae agnosceret.  Saturninus Aulo Nunnio competitore interfecto tribunus plebis refectus Siciliam, Achaiam, Macedoniam novis colonis destinavit et aurum dolo an¹ scelere Caepionis partum ad emptionem agrorum convertit.  Aqua et igni interdixit ei, qui in leges suas non iurasset.  Huic legi multi nobiles obrogantes, cum tonuisset, clamarunt: „Iam“, inquit, „nisi quiescetis, grandinabit.“  Metellus Numidicus exulare quam iurare maluit.  Saturninus tertio tribunus plebis refectus, ut satellitem suum Glauciam praetorem² faceret, Mummium competitorem eius in campo Martio necandum curavit.  Marius senatus consulto armatus, quo censeretur³, darent operam consules, ne quid res publica detrimenti caperet, Saturninum et Glauciam in Capitolium persecutus obsedit maximoque aestu incisis fistulis in deditionem accepit, nec deditis fides servata.⁴  Glauciae fracta cervix, Apuleius cum in curiam fugisset, lapidibus et tegulis desuper interfectus est.  Caput eius Rabirius quidam senator per convivia in ludibrium circumtulit.

¹ aurum dolo an] aurum Tolosanum W. ² praetorem] praetorem [consulem] W. ³ censeretur . . . darent . . . caperetur] censetur . . . dent . . . capiat W. ⁴ accepit, nec . . . servata.] W. accepit. Nec . . . servata: P/G.

 Apuleius Saturninus



  Lucius Apuleius Saturninus, ein aufwieglerischer Volkstribun, brachte, um die Gunst der Soldaten des Marius zu gewinnen, einen Gesetzesvorschlag ein, jedem Veteranen hundert Morgen Ackerland in (der Provinz) Africa zuzuteilen; als sein Amtskollege Baebius intervenierte, ließ er ihn vom Volk durch Steinwürfe vertreiben.  Dem Praetor Glaucia zerbrach er, weil er ihm genau an dem Tag, an dem er selbst eine Versammlung abhielt, einen Teil des Volkes durch seine Rechtsprechung abspenstig gemacht hatte, den Amtssessel, um beim Volk noch beliebter zu erscheinen.  Einen Freigelassenen stiftete er dazu an, sich als Sohn des Tiberius Gracchus auszugeben.  Um dies zu bezeugen, wurde Sempronia, die Schwester der Gracchen, öffentlich vorgeladen, doch konnte sie weder durch Bitten noch Drohungen dazu bewogen werden, diese Schande ihrer Familie zu bestätigen.  Nach der Ermordung seines Mitbewerbers Aulus Nunnius erneut zum Volkstribunen gewählt, bestimmte Saturninus (die Provinzen) Sicilia, Achaia und Macedonia für die Anlage neuer Siedlungen und verwendete das Gold, das Caepio durch List oder Frevel erworben hatte, zum Ankauf von (Acker-)Land.  Denjenigen, der nicht auf seine Gesetze den Eid ablegen wollte, belegte er mit der Verbannung.  Viele Adlige brachten daher einen Antrag gegen dieses Gesetz ein und brachen, als es donnerte, in lautes Geschrei aus, er aber sagte: „Wenn ihr nicht Ruhe gebt, wird es gleich hageln.“  Metellus Numidicus ging lieber in die Verbannung, als den Eid abzulegen.  Zum dritten Mal als Volkstribun wiedergewählt, ließ Saturninus, um seinen Gefolgsmann Glaucia zum Praetor zu machen, dessen Mitbewerber Mummius auf dem Marsfeld töten.  Marius, durch einen Beschluss des Senates, der bestimmte, dass die Consuln dafür Sorge tragen sollten, dass der Staat keinen Schaden nehme, zur Waffengewalt ermächtigt, verfolgte Saturninus und Glaucia auf das Capitolium, belagerte sie und nahm, nachdem er bei glühender Hitze die Wasserrohre hatte kappen lassen, ihre Kapitulation an, doch hielt man ihnen gegenüber nach ihrer Aufgabe nicht Wort.  Glaucia wurde das Genick gebrochen; Apuleius, der in die Curie geflohen war, wurde von oben herab mit Steinen und Ziegeln getötet.  Seinen Kopf trug ein Senator namens Rabirius bei Banketten zum Spott umher.



 Text und Übersetzung

  Lucius Licinius Lucullus nobilis, disertus et dives, munus quaestorium amplissimum dedit.  Mox per Murenam in Asia classem Mithridatis et Ptolomaeum, regem Alexandriae, consuli Syllae conciliavit.  Praetor Africam iustissime rexit.  Adversus Mithridatem missus collegam suum Cottam Chalcedone obsessum liberavit. Cyzicum obsidione solvit.  Mithridatis copias ferro et fame fregit¹ eumque regno suo [id est Ponto]² expulit.  Quem rursum cum Tigrane, rege Armeniae, subveniente magna felicitate superavit.  Nimius in habitu maxime signorum et tabularum amore flagravit.  Post cum alienata mente desipere coepisset, tutela eius M. Lucullo fratri permissa est.

¹ fregit] W; afflixit P/G. ² id est Ponto] Mit W (nach K) ist dieser in Fam. A fehlende Zusatz gegen P/G als Glossem zu tilgen.

 Licinius Lucullus



  Lucius Licinius Lucullus, adlig, redegewandt und reich, veranstaltete in seiner Quaestur besonders prächtige Gladiatorenspiele.  Bald darauf gewann er durch die Hilfe Murenas in (Klein-)Asien die Flotte des Mithridates und des Ptolomaeus, des Königs von Alexandria, für den Consul Sulla.  Als Praetor verwaltete er (die Provinz) Africa äußerst gerecht.  Gegen Mithridates entsandt, entsetzte er seinen in Chalcedon belagerten Amtskollegen Cotta. Er befreite Cyzicus aus der Belagerung.  Die Truppen des Mithridates schwächte er durch Waffengewalt und Aushungerung und vertrieb diesen aus seinem Königreich [d. h. aus Pontus].  Und er besiegte diesen zugleich mit Tigranes, dem König von Armenien, der ihm zu Hilfe kam, mit großem Glück ein weiteres Mal.  Auf sein Äußeres legte er übermäßig Wert, vor allem aber verlangte es ihn mit größter Leidenschaft nach Statuen und Gemälden.  Als er später den Verstand verlor und anfing, sich wie ein Verrückter zu verhalten, wurde er in die Obhut seines Bruders Marcus Lucullus gegeben.



 Text und Übersetzung

  Cornelius Sylla, a fortuna Felix dictus, cum parvulus a nutrice ferretur, mulier obvia: „Salve“, inquit, „puer tibi et rei publicae tuae felix“; et statim quaesita, quae haec¹ dixisset, non potuit inveniri.  Hic quaestor Marii Iugurtham a Boccho in deditionem accepit.  Bello Cimbrico et Teutonico legatus bonam operam navavit.  Praetor inter cives ius dixit. Praetor Ciliciam provinciam habuit.  Bello sociali Samnites Hirpinosque superavit.  Ne monumenta Bocchi tollerentur, Mario restitit.  Consul Asiam sortitus Mithridatem apud Orchomenum et Chaeroniam proelio fudit, Archelaum praefectum eius Athenis vicit, portum Piraeum recepit, Maedos et Dardanos in itinere superavit.  Mox cum rogatione Sulpicia imperium eius transferretur ad Marium, in Italiam regressus corruptis adversariorum exercitibus Carbonem Italia expulit, Marium apud Sacriportum, Telesinum apud portam Collinam vicit.  Mario Praeneste interfecto Felicem se edicto appellavit. Proscriptionis tabulas primus proposuit.  Novem milia dediticiorum in villa publica cecidit.  Numerum sacerdotum auxit, tribuniciam potestatem minuit.  Re publica ordinata dictaturam deposuit; unde sperni coeptus Puteolos concessit et morbo, qui phthiriasis vocatur, interiit.

¹ haec] hoc W.

 Cornelius Sulla



  Als Cornelius Sylla, der wegen seines Glücks Felix (‚der Glückliche‘) genannt wurde, als kleines Kind von seiner Amme auf dem Arm getragen wurde, begegnete ihnen eine Frau und sagte: „Sei gegrüßt, Knabe, dir und deinem Staat ein Glücksbringer“; und obwohl man diejenige, die dies gesagt hatte, sogleich suchte, konnte man sie nicht finden.  Als Quaestor des Marius erhielt er Iugurtha von Bocchus ausgeliefert.  Im Krieg gegen die Cimbern und Teutonen leistete er als Legat gute Dienste.  Als Praetor sprach er zwischen den Bürgern Recht. Als Praetor verwaltete er die Provinz Cilicia.  Im Bundesgenossenkrieg besiegte er die Samniten und Hirpiner.  Er hinderte Marius daran, die Denkmäler des Bocchus beseitigen zu lassen.  Als Consul erloste er (die Provinz) Asia und schlug Mithridates bei Orchomenus sowie Chaeronia in der Schlacht, besiegte dessen Feldherrn Archelaus bei Athen, gewann den Hafen Piraeus zurück, überwand auf dem Marsch die Maeder und Dardaner.  Bald danach kehrte er, als sein Oberkommando durch den Antrag des Sulpicius auf Marius übertragen wurde, nach Italien zurück, und vertrieb, nachdem er seinen Feinden ihre Heere abspenstig gemacht hatte, Carbo aus Italien, besiegte Marius bei Sacriportus, Telesinus an der Porta Collina.  Nach der Ermordung des Marius in Praeneste nannte er sich durch ein Edikt Felix (‚der Glückliche‘).  Als Erster ließ er Proskriptionslisten öffentlich anschlagen. Neuntausend, die sich ergeben hatten, ließ er in der Villa Publica töten.  Er erhöhte die Zahl der Priester, beschnitt die Macht der (Volks-)Tribunen.  Nachdem er den Staat geordnet hatte, legte er die Dictatur nieder; als man ihn deshalb zu verachten anfing, begab er sich nach Puteoli und starb dort an einer Krankheit, die Phthiriasis (‚Läusesucht‘) genannt wird.



 Text und Übersetzung

  Mithridates, rex Ponti, oriundus a septem Persis, magna vi animi et corporis, ut sexiuges equos regeret, quinquaginta gentium ore loqueretur.  Bello sociali dissidentibus Romanis Nicomedem Bithynia, Ariobarzanen Cappadocia expulit.  Litteras per totam Asiam misit, ut, quicunque Romanus esset, certa die interficeretur; et factum est.  Graeciam insulasque omnes excepta Rhodo occupavit.  Sylla eum proelio vicit, classem eius proditione Archelai intercepit, ipsum apud Dardanum oppidum fudit et oppressit et potuit capere¹, nisi adversum Marium festinans qualemcumque pacem componere maluisset.  Deinde eum acrius² resistentem Lucullus fudit.  Mithridates post a Pompeio nocturno proelio victus in regnum confugit, ubi per seditionem popularium a Pharnace filio in turre obsessus venenum sumpsit.  Quod cum tardius combiberet³, quia adversum venena multis antea medicaminibus corpus firmarat, immissum percussorem Gallum Bithocum auctoritate vultus territum revocavit et in caedem suam manum trepidantis adiuvit.

¹ fudit et oppressit et potuit capere] fudit et oppressisset W. ² acrius] Cabiris W. ³ combiberet] biberet W.

 Mithridates



  Mithridates, König von Pontus, ein Abkömmling der sieben Perser, besaß eine so große Geistes- und Körperkraft, dass er ein Gespann von sechs Pferden lenken konnte und die Sprache von fünfzig Völkern beherrschte.  Als die Römer im Bundesgenossenkrieg im Streit miteinander lagen, vertrieb er Nicomedes aus Bithynien, Ariobarzanes aus Kappadokien.  Er sandte ein Schreiben durch ganz (Klein-)Asien mit der Aufforderung, jeden Römer an einem bestimmten Tag zu töten; und so geschah es.  Er besetzte Griechenland und alle Inseln mit Ausnahme von Rhodos.  Sylla besiegte ihn auf dem Schlachtfeld, nahm ihm seine Flotte durch den Verrat des Archelaus ab, schlug ihn selbst entscheidend bei der Stadt Dardanus und hätte ihn gefangen nehmen können, wenn er es nicht in seiner Eile, gegen Marius zu ziehen, vorgezogen hätte, Frieden gleich welcher Art zu schließen.  Darauf schlug ihn, obwohl er ziemlich heftigen Widerstand leistete, Lucullus.  In der Folgezeit von Pompeius in einer nächtlichen Schlacht besiegt, floh Mithridates in sein Königreich, wo er, bei einem Aufstand seiner Untertanen von seinem Sohn Pharnaces in einem Turm belagert, Gift nahm.  Da er dieses jedoch zu langsam in sich aufnahm, weil er vorher seinen Körper durch viele Mittel gegen Gift(e) abgehärtet hatte, rief er den zu seiner Tötung geschickten, aber durch die Macht seines Blickes abgeschreckten Gallier Bithocus zurück und half der Hand des Zitternden beim Todesstoß.



 Text und Übersetzung

  Cn. Pompeius Magnus, bello civili Syllae partes secutus ita egit, ut ab eo maxime diligeretur. Siciliam sine bello a proscriptis recepit.  Numidiam Hiarbae ereptam Massinissae restituit. Viginti sex annorum¹ triumphavit.  Lepidum acta Syllae rescindere volentem privatus Italia fugavit.  Praetor in Hispaniam pro consulibus missus Sertorium vicit.  Mox piratas intra quadragesimum diem subegit. Tigranem ad deditionem, Mithridatem ad venenum compulit.  Deinde mira felicitate nunc² in septentrionem Albanos, Colchos, Heniochos, Caspios, Iberos, nunc³ in orientem Parthos, Arabas atque Iudaeos cum magno sui terrore penetravit.  Primus in⁴ Hyrcanum, Rubrum⁵ et Arabicum mare usque pervenit.  Mox cum diviso orbis imperio Crassus⁶ Syriam, Caesar Galliam, Pompeius urbem obtineret, post caedem Crassi Caesarem dimittere exercitum iussit.  Cuius infesto adventu urbe pulsus, in Pharsalia victus ad Ptolomaeum, regem Alexandriae⁷, confugit. Eius imperio ab Achilla et Potino satellitibus occisus est.⁸ ( Huius latus sub oculis uxoris et liberorum a Septimio, Ptolomaei praefecto, mucrone confossum est.  Iamque defuncti caput gladio praecisum, quod usque ad ea tempora fuerat ignoratum.  Truncus Nilo iactatus a Servio Codro rogo inustus humatusque est inscribente sepulcro: Hic positus est Magnus.  Caput ab Achilla, Ptolomaei satellite, Aegyptio velamine involutum cum anulo Caesari praesentatum est; qui non continens lacrimas illud plurimis et pretiosissimis odoribus cremandum curavit.)⁹

¹ annorum] W; annos natus P/G. ² nunc] rerum W. ³ nunc] tum W. ⁴ in] ad W. ⁵ Rubrum] Caspium, Rubrum W. ⁶ Mox cum diviso orbis imperio Crassus] W; M () ; moxque diviso orbis imperio, cum Crassus P/G. ⁷ ad Ptolomaeum regem Alexandriae] ad Ptolomaeum Alexandriae regem W; P/G. Zur Transposition nach Vir. ill. , s. S. , Anm. . ⁸ Eius . . . occisus est] = Fam. A. In den Hss. der Fam. C bricht der Text nach ad Ptolomaeum Alexandriae ab bzw. ist in einer einzelnen Hs. fortgeführt mit perfugit ab eoque interfectus est, quem Caesar, dum eius vidit caput, flevit vindictamque de ipsius morte fecit. finis (s. App. P/G; ferner M []  f.). ⁹ Huius . . . curavit] = Fam. D (zum Detail s. Komm.).

 Gnaeus Pompeius Magnus



  Gnaeus Pompeius Magnus schloss sich im Bürgerkrieg der Partei Syllas an und handelte so, dass er von diesem außerordentlich geschätzt wurde. Sizilien bekam er ohne Kampf von den Geächteten zurück.  Numidien entriss er Hiarbas und gab es Massinissa zurück. Im Alter von  Jahren feierte er einen Triumph.  Als Lepidus die Maßnahmen Syllas rückgängig machen wollte, vertrieb er ihn, ohne ein Amt innezuhaben, aus Italien.  Als Praetor anstelle der Consuln nach Spanien geschickt, besiegte er Sertorius.  Bald danach bezwang er die Seeräuber innerhalb von vierzig Tagen. Er zwang Tigranes zur Kapitulation, Mithridates zur Einnahme von Gift.  In der Folgezeit drang er mit erstaunlichem Erfolg bald nach Norden in das Gebiet der Albaner, Colcher, Heniocher, Caspier und Iberer, bald nach Osten in das Gebiet der Parther, Araber und Juden vor und verbreitete dabei großen Schrecken vor seiner Person.  Als Erster gelangte er bis zum Hyrcanischen, Roten und Arabischen Meer.  Als später die Herrschaft über den Erdkreis aufgeteilt wurde und Crassus Syrien, Caesar Gallien, Pompeius Rom erhielt, befahl er Caesar nach dem Tod des Crassus, sein Heer zu entlassen.  Durch dessen feindseligen Anmarsch jedoch aus Rom vertrieben und bei Pharsalus geschlagen, floh er zu Ptolomaeus, dem König von Alexandria. Auf dessen Befehl wurde er von dessen Gefolgsleuten Achillas und Pot(h)inus ermordet. ( Seine Seite wurde unter den Augen seiner Frau und Kinder von Septimius, einem Offizier des Ptolomaeus, mit einem Dolch durchbohrt.  Und man schlug dem bereits Toten den Kopf mit dem Schwert ab, was bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt gewesen war.  Sein Rumpf, den man dem Nil überantwortet hatte, wurde von Servius Codrus auf einem Scheiterhaufen verbrannt und bestattet; als Grabinschrift ließ er verfassen: Hier liegt Magnus.  Das Haupt wurde von Achillas, einem Gefolgsmann des Ptolomaeus, in ägyptisches Tuch eingeschlagen und zusammen mit dessen Siegelring Caesar überreicht; dieser ließ es, ohne sich der Tränen erwehren zu können, zusammen mit einer Vielzahl kostbarster Spezereien verbrennen.)



 Text und Übersetzung

  Gaius Iulius Caesar, veneratione rerum gestarum Divus dictus, contubernalis Thermo in Asiam profectus, cum saepe ad Nicomedem, regem Bithyniae, commearet, impudicitiae infamatus est.  Mox Dolabellam iudicio oppressit.  Dum studiorum causa Rhodum petit, a piratis captus et; redemptus eosdem postea¹ captos punivit.  Praetor Lusitaniam et post Galliam ab Alpibus usque et, Oceanum bis classe transgressus, Britanniam subegit.  Cum ei triumphus a Pompeio negaretur, armis eum urbe pulsum in Pharsalia vicit.  Capite eius oblato flevit et honorifice sepeliri fecit; mox a satellitibus Ptolomaei obsessus eorum et regis nece Pompeio parentavit.  Pharnacem, Mithridatis filium, fama nominis fugavit.  Iubam et Scipionem in Africa, Pompeios iuvenes in Hispania apud Mundam oppidum ingenti proelio vicit.  Deinde ignoscendo inimicis² odia cum armis deposuit: nam Lentulum tantum et Afranium et Faustum, Syllae filium, iussit occidi.  Dictator in perpetuum factus a senatu, in curia Cassio et Bruto caedis auctoribus tribus et viginti vulneribus occisus est; cuius corpore pro rostris posito sol orbem suum celasse dicitur.

¹ a piratis captus et; redemptus eosdem postea] W; a piratis captus et redemptus eosdem et postea P/G; a piratis captus et redemptus eosdem [et] postea M ()  (nach F). ² inimicis] W; M () ; amicis P/G.

 Iulius Caesar



  Gaius Iulius Caesar, in Verehrung seiner Taten Divus (‚der Vergöttlichte‘) genannt, ging als (enger) Begleiter des Thermus nach (Klein-)Asien und geriet, da er häufig bei Nicomedes, dem König von Bithynien, zu Besuch war, in den Ruf der Schamlosigkeit.  In der Folgezeit ließ er Dolabella in einem Gerichtsverfahren unterliegen.  Während er zu Studienzwecken auf dem Weg nach Rhodos war, wurde er von Seeräubern gefangen genommen; gegen Lösegeld freigekauft, nahm er eben diese später gefangen und bestrafte sie.  Als Praetor unterwarf er Lusitanien, dann Gallien von den Alpen ab und Britannien, nachdem er zweimal mit einer Flotte den Ozean überquerte hatte.  Als ihm von Pompeius der Triumph verweigert wurde, vertrieb er ihn mit Waffengewalt aus Rom und besiegte ihn bei Pharsalus.  Als ihm dessen Haupt überbracht wurde, weinte er und ließ es ehrenvoll bestatten; in der Folge von den Gefolgsleuten des Ptolomaeus belagert, brachte er Pompeius ein Totenopfer dar, indem er diese und den König tötete.  Pharnaces, den Sohn des Mithridates, schlug er allein durch den Ruf seines Namens in die Flucht.  Iuba und Scipio besiegte er in (Nord-)Afrika, die jungen Söhne des Pompeius in Spanien bei der Stadt Munda in einer gewaltigen Schlacht.  Hierauf verzieh er seinen Feinden und legte zugleich mit den Waffen seine Hassgefühle ab; denn er ließ nur Lentulus, Afranius und Faustus, den Sohn Sullas, töten.  Vom Senat zum Dictator auf Lebenszeit ernannt, wurde er im Senat auf Anstiften des Cassius und Brutus durch dreiundzwanzig Stiche getötet; als sein Leichnam vor der Rednertribüne aufgebahrt war, soll sich die Sonne verfinstert haben.



 Text und Übersetzung

  Caesar Octavianus ex Octavia familia in Iuliam translatus in ultionem Iulii Caesaris, a quo heres fuerat institutus, Brutum et Cassium, caedis auctores, in Macedonia vicit.  Sextum Pompeium, Gnaei Pompei filium, bona paterna repetentem in freto Siculo superavit.  Marcum Antonium consulem Syriam obtinentem amore Cleopatrae devinctum in Actiaco Ambraciae litore debellavit.  Reliquam orbis partem per legatos domuit. Huic Parthi signa, quae Crasso sustulerant, ultro reddiderunt.  Indi, Scythae, Sarmatae, Daci, quos non domuerat, dona miserunt.  Iani Gemini portas bis ante se clausas, primo sub Numa, iterum post primum Punicum bellum, sua manu clausit.  Dictator in perpetuum factus a senatu ob res gestas Divus Augustus est appellatus.

 Iulius Caesar Octavianus



  Caesar Octavianus, aus der Familie der Octavier in diejenige der Iulier verpflanzt, besiegte als Rache für Iulius Caesar, von dem er als Erbe eingesetzt worden war, Brutus und Cassius, die beiden Anstifter des Mordkomplotts, in Makedonien.  Sextus Pompeius, den Sohn des Gnaeus Pompeius, der die väterlichen Besitzungen zurückforderte, besiegte er in der Meerenge von Sizilien.  Marcus Antonius, der als Consul Syrien inne hatte und von der Liebe zu Cleopatra völlig gefesselt war, schlug er vernichtend bei Actium an der Küste (des Golfes) von Ambracia.  Den übrigen Erdkreis ließ er durch seine Legaten unterwerfen. Die Parther gaben ihm aus freien Stücken diejenigen Feldzeichen zurück, die sie Crassus abgenommen hatten.  Die Inder, Scythen, Sarmaten und Dacer, die er nicht bezwungen hatte, schickten Geschenke.  Die Tore des Ianus Geminus, die vor ihm nur zweimal geschlossen worden waren – das erste Mal unter Numa, das zweite nach dem Ersten Punischen Krieg – schloss er mit eigener Hand.  Zum Dictator auf Lebenszeit ernannt, wurde er vom Senat wegen seiner Taten Divus Augustus (‚der vergöttlichte Augustus‘) genannt.



 Text und Übersetzung

  Cato Praetorius, Catonis Censorii pronepos, cum in domo avunculi Drusi educaretur, nec precibus¹ nec minis potuit adduci a Q. Popedio Silone Marsorum principe, ut favere se causae sociorum diceret.  Quaestor Cyprum missus ad vehendam ex Ptolomaei hereditate pecuniam cum summa eam fide perduxit; praeterea coniuratos puniendos censuit.  Bello civili Pompei partes secutus est; quo victo exercitum per deserta Africae duxit, ubi Scipioni consulari delatum ad se imperium concessit.  Victis partibus Uticam concessit, ubi filium hortatus, ut clementiam Caesaris experiretur, ipse lecto Platonis libro, qui de bono mortis est, semet occidit.

¹ precibus] W; pretio P/G.

 Cato Uticensis



  Cato Praetorius, der Urenkel des Cato Censorius, konnte, als er im Haus des Drusus, seines Onkels mütterlicherseits, erzogen wurde, weder durch Geld noch durch Drohungen von Q. Popedius Silo, dem Führer der Marser, bewogen werden zu erklären, dass er die Sache der Bundesgenossen unterstütze.  Als Quaestor nach Zypern geschickt, um das Geld aus der Erbschaft des Ptolomaeus zu holen, brachte er dieses mit größter Zuverlässigkeit an seinen Bestimmungsort; er trat außerdem dafür ein, die Verschwörer zu bestrafen.  Im Bürgerkrieg schloss er sich der Partei des Pompeius an; nach dessen Niederlage führte er das Heer durch die Wüsten (Nord-)Afrikas, wo er den ihm angebotenen Oberbefehl an den ehemaligen Consul Scipio abtrat.  Nach der Niederlage seiner Partei begab er sich nach Utica, wo er seinen Sohn ermutigte, die Milde Caesars in Anspruch zu nehmen, selbst aber nach der Lektüre von Platons Buch über das ‚Gut des Todes‘ Selbstmord beging.



 Text und Übersetzung

  Marcus Tullius Cicero, genere Arpinas, patre equite Romano natus, genus a Tito Tatio rege duxit.  Adolescens Rosciano iudicio eloquentiam et libertatem suam adversus Sullanos ostendit; ex quo veritus invidiam studiorum gratia Athenas¹ petivit, ubi Antiochum Academicum philosophum studiose audivit. Inde eloquentiae gratia Asiam, post Rhodum petiit, ubi Molonem Graecum rhetorem tum disertissimum magistrum habuit, qui flesse dicitur, quod per hunc Graecia eloquentiae laude privaretur.  Quaestor Siciliam habuit. Aedilis Gaium Verrem repetundarum damnavit. Praetor Ciliciam latrociniis liberavit.  Consul coniuratos capite punivit. Mox invidia P. Clodii instinctuque Caesaris et Pompei, quos dominationis suspectos eadem, qua quondam Sullanos, libertate perstrinxerat, sollicitatis Pisone et Gabinio consulibus, qui Macedoniam Asiamque provincias in stipendium opera huius acceperant, in exilium actus; mox ipso referente Pompeio rediit eumque civili bello secutus est.  Quo victo veniam a Caesare ultro accepit; quo interfecto Augustum fovit, Antonium hostem iudicavit.  Et cum triumviros se fecissent Caesar, Lepidus Antoniusque, concordia non aliter visa est inter eos iungi posse, nisi Tullius necaretur; qui immissis ab Antonio percussoribus cum forte Formiis quiesceret, imminens exitium corvi auspicio didicit et fugiens occisus est. Caput ad Antonium relatum.

¹ studiorum gratia Athenas] W (vgl. Vir. ill. ,); Athenas studiorum gratia P/G.

 Marcus Tullius Cicero



  Marcus Tullius Cicero, aus Arpinum stammend, Sohn eines römischen Ritters, führte sein Geschlecht auf den König Titus Tatius zurück.  Als junger Mann bewies er im Prozess des Roscius seine Beredsamkeit und Unabhängigkeit gegenüber den Anhängern Sullas; da er deshalb ihren Hass fürchtete, ging er zu Studienzwecken nach Athen, wo er eifrig den Antiochus, einen Philosophen der Akademie, hörte. Von dort begab er sich seiner rhetorischen Ausbildung wegen nach (Klein-)Asien, dann nach Rhodos, wo er Molon, den damals beschlagensten griechischen Rhetor, zum Lehrer hatte, der unter Tränen gesagt haben soll, dass durch diesen Griechenland des Ruhmes der Beredsamkeit beraubt werde.  Als Quaestor verwaltete er Sizilien. Als Aedil setzte er die Verurteilung des Gaius Verres wegen Erpressung durch. Als Praetor befreite er Kilikien von seinen Räuberbanden.  Als Consul ließ er die Verschwörer mit dem Tod bestrafen. In der Folgezeit wurde er durch den Hass des Publius Clodius und auf Anstiften von Caesar und Pompeius, die er des Strebens nach der alleinigen Macht verdächtigte und die er mit der gleichen Freimütigkeit wie einst die Anhänger Sullas kritisiert hatte, ins Exil getrieben, da man (auch) die Consuln Piso und Gabinius gewonnen hatte, die auf dessen Betreiben die Provinzen Macedonia und Asia als Lohn (für ihre Mitwirkung) erhalten hatten. Wenig später kehrte er auf den persönlichen Antrag des Pompeius zurück und schloss sich diesem im Bürgerkrieg an.  Nach seiner Niederlage wurde ihm von Caesar aus freien Stücken verziehen; nach dessen Ermordung trat er für Augustus ein und ließ Antonius zum Staatsfeind erklären.  Als sich aber Caesar (Octavianus), Lepidus und Antonius zu Triumvirn gemacht hatten, schien die Eintracht zwischen ihnen nur durch die Ermordung des Tullius besiegelt werden zu können; dieser aber erfuhr, als er sich während der Verfolgung durch die Häscher des Antonius gerade in Formiae ausruhte, durch das Zeichen eines Raben von seinem bevorstehenden Ende und fand so auf der Flucht den Tod. Sein Kopf wurde Antonius gebracht.



 Text und Übersetzung

  Marcus Brutus, avunculi Catonis imitator, Athenis philosophiam, Rhodi eloquentiam didicit.  Cytheridem mimam cum Antonio et Gallo amavit.  Quaestor ¹ in Galliam proficisci noluit, quod is bonis omnibus displicebat.  Cum Appio socero in Cilicia fuit et, cum ille repetundarum accusaretur, ipse ne verbo quidem infamatus est.  Civili bello a Catone ex Cilicia retractus Pompeium secutus est, quo victo veniam a Caesare accepit et proconsul Galliam rexit; tamen cum aliis coniuratis in curia Caesarem occidit.  Et ob invidiam veteranorum in Macedoniam missus, ab Augusto in campis Philippiis victus Stratoni cervicem praebuit.

¹ ] K; danach W und P/G.

 Marcus Iunius Brutus



  Marcus Brutus, der in seinem Onkel Cato sein Vorbild sah, studierte in Athen Philosophie, auf Rhodos Rhetorik.  Mit Antonius und Gallus teilte er die Liebe zu der Mimin Cytheris.  Als Quaestor wollte er nicht nach Gallien gehen, da dieser allen Guten missfiel.  Mit seinem Schwiegervater Appius war er in Kilikien, wurde aber selbst, als jener wegen Erpressung angeklagt wurde, mit keinem einzigen Wort verdächtigt.  Im Bürgerkrieg von Cato aus Kilikien zurückgeholt, schloss er sich Pompeius an, nach dessen Niederlage er von Caesar begnadigt wurde und als Proconsul Gallien verwaltete; gleichwohl ermordete er zusammen mit anderen Verschwörern Caesar im Senat.  Und wegen des Hasses der Veteranen nach Makedonien geschickt, wurde er von Augustus in der Ebene von Philippi besiegt und bot Straton seinen Nacken zum Todesstoß dar.



 Text und Übersetzung

  Gaius Cassius Longinus quaestor Crassi in Syria fuit; post cuius caedem collectis reliquiis in Syriam rediit.  Osacem, praefectum regium, apud Orontem fluvium superavit.  Dein eo quod¹ coemptis Syriacis mercibus foedissime negotiaretur, Caryota cognominatus est.  Tribunus plebis Caesarem oppugnavit.  Bello civili Pompeium secutus classi praefuit.  A Caesare veniam accepit; tamen adversus eum coniurationis auctor cum Bruto fuit et in caede dubitanti cuidam „Vel per me“, inquit, „feri“; magnoque exercitu comparato in Macedonia Bruto coniunctus in campis Philippiis ab Antonio victus, cum eandem fortunam Bruti putaret, qui Caesarem vicerat, Pindaro liberto iugulum praebuit.  Cuius morte audita Antonius exclamasse dicitur: „Vici.“

¹ dein eo quod] deinde quod W.

 Cassius Longinus



  Gaius Cassius Longinus war Quaestor des Crassus in Syrien; nach dessen Tod sammelte er die Reste (von dessen Heer) und kehrte nach Syrien zurück.  Er besiegte Osaces, den Feldherrn des (Parther-)Königs, am Fluss Orontes.  In der Folgezeit erhielt er, weil er mit in Syrien gekauften Waren übleste Handelsgeschäfte machte, den Beinamen Caryota (‚die Dattel‘).  Als Volkstribun bekämpfte er Caesar.  Im Bürgerkrieg schloss er sich Pompeius an und war Befehlshaber in der Flotte.  Er wurde von Caesar begnadigt; gleichwohl war er zusammen mit Brutus der Anstifter zur Verschwörung gegen diesen und rief einem, als dieser bei der Bluttat zögerte, zu: „Stoß zu, und sei es durch mich hindurch“; und nachdem er ein großes Heer aufgestellt sowie sich in Makedonien mit Brutus vereinigt hatte, wurde er in der Ebene von Philippi von Antonius besiegt und hielt, da er glaubte, dass Brutus, der Caesar besiegt hatte, das gleiche Schicksal erlitten habe, seinem Freigelassenen Pindarus die Kehle hin.  Als Antonius von seinem Tod erfuhr, soll er ausgerufen haben: „Ich habe gesiegt.“



 Text und Übersetzung

  Sextus Pompeius in Hispania apud Mundam victus, amisso fratre, reliquiis exercitus collectis Siciliam petiit, ubi ruptis ergastulis mare obsedit.  Interceptis commeatibus Italiam vexavit et, cum mari feliciter uteretur, Neptuni se filium professus est eumque bobus auratis et equo placavit.  Pace facta epulatus in navi cum Antonio et Caesare non invenuste ait: „Hae sunt meae carinae“, quia Romae in Carinis domum eius Antonius tenebat.  Rupto [per eundem Antonium]¹ foedere Sextus ab Augusto per Agrippam navali proelio victus in Asiam fugit, ubi ab Antonianis militibus occisus est.

¹ Möglicherweise liegt hier wie auch bei Vir. ill. , ein Glossem vor; anders W und P/G (s. Kommentar).

 Sextus Pompeius



  Sextus Pompeius, in Spanien bei Munda besiegt, begab sich, nachdem er seinen Bruder verloren und die Reste des Heeres gesammelt hatte, nach Sizilien, wo er die Arbeits- und Zuchthäuser gewaltsam öffnete sowie das Meer unter seine Kontrolle brachte.  Durch Blockierung der Versorgung brachte er Italien in Bedrängnis und erklärte sich wegen der glücklichen Beherrschung des Meeres zum Sohn Neptuns und stimmte diesen durch die Opferung von Stieren mit vergoldeten Hörnern sowie eines Pferdes günstig.  Als er nach dem Friedensschluss mit Antonius und Caesar auf seinem Schiff speiste, sagte er, da Antonius in Rom sein Haus in den Carinen bewohnte, nicht ohne Witz: „Dies sind meine ‚Schiffskiele‘ (carinae).“  Nachdem das Abkommen [durch eben diesen Antonius] gebrochen worden war, wurde Sextus von Augustus durch Agrippa in einer Seeschlacht geschlagen und floh nach (Klein-)Asien, wo er von den Soldaten des Antonius getötet wurde.



 Text und Übersetzung

  Marcus Antonius, in omnibus expeditionibus Iulio Caesari comes, Lupercalibus diadema ei imponere tentavit, mortuo divinos honores decrevit.  Augustum perfidiose tractavit; a quo apud Mutinam victus, Perusii fame domitus in Galliam fugit. Ibi Lepidum sibi collegam adiunxit; Brutum exercitu eius corrupto occidit; reparatis viribus in Italiam regressus cum Caesare in gratiam rediit.  Triumvir factus proscriptionem a Lucio Caesare avunculo suo coepit.  In Syriam missus bellum Parthis intulit; a quibus victus vix tertiam partem de quindecim legionibus in Aegyptum perduxit; ibi Cleopatrae amore devinctus in Actiaco litore ab Augusto victus est.  In Alexandriam regressus, cum habitu regio in solio regali sedisset, necem sibi ipse conscivit.

 Marcus Antonius



  Marcus Antonius, auf allen Feldzügen der Begleiter Iulius Caesars, versuchte ihm an den Lupercalia das Diadem aufzusetzen und ließ für ihn nach dem Tod göttliche Ehren beschließen.  Augustus behandelte er treulos; von diesem aber bei Mutina besiegt und bei Perusia durch Hunger bezwungen, floh er nach Gallien. Dort verbündete er sich mit Lepidus; er tötete Brutus, nachdem er dessen Heer korrumpiert hatte; als er seine (Streit-)Kräfte neu formiert hatte, kehrte er nach Italien zurück und versöhnte sich mit Caesar.  Zum Triumvir bestellt, begann er die Proskription(en) mit Lucius Caesar, seinem Onkel mütterlicherseits.  Nach Syrien geschickt, überzog er die Parther mit Krieg; von diesen aber besiegt, führte er kaum ein Drittel seiner fünfzehn Legionen nach Ägypten zurück; dort von der Liebe zu Cleopatra völlig gefesselt, wurde er an der Küste von Actium durch Augustus besiegt.  Nach Alexandria zurückgekehrt, tötete er sich selbst, nachdem er sich in königlichem Ornat auf den Königsthron gesetzt hatte.



 Text und Übersetzung

  Cleopatra, Ptolomaei regis Aegyptiorum filia, a fratre suo Ptolomaeo eodemque marito, quem fraudare regno voluerat, pulsa ad Caesarem bello civili in Alexandriam venit; ab eo specie sua et concubitu regnum Ptolomaei et necem impetravit.  Haec tantae libidinis fuit, ut saepe prostiterit, tantae pulchritudinis, ut multi noctem illius morte emerint.  Postea Antonio iuncta, cum eo victa, cum se illi inferias ferre simularet, in mausoleo eius admotis aspidibus periit.

 Cleopatra



  Cleopatra, die Tochter des Königs Ptolomaeus von Ägypten, wurde von Ptolomaeus, ihrem Bruder und zugleich Ehemann, den sie des Thrones hatte berauben wollen, vertrieben und kam daher während des Bürgerkrieges zu Caesar nach Alexandria; von diesem erreichte sie durch ihre Schönheit und körperliche Hingabe den Thron und Tod des Ptolomaeus.  Sie war von einer so großen Lüsternheit, dass sie sich des öfteren prostituierte, von einer solcher Schönheit, dass sich viele mit dem eigenen Tod eine Nacht mit ihr erkauften.  In der Folge mit Antonius verbunden und gemeinsam mit ihm besiegt, nahm sie sich unter dem Vorwand, jenem ein Totenopfer zu bringen, in dessen Grabstätte mit Hilfe von Schlangen das Leben.

 Kommentar Der Focus der Kommentierung ist primär darauf gerichtet, einerseits die Schrift De viris illustribus urbis Romae in den Kontext der Überlieferung einzuordnen, insbesondere das (unabhängige) Verhältnis zu Livius zu dokumentieren, andererseits die nur durch diesen Text überlieferten Details herauszuarbeiten sowie die historischen Ungenauigkeiten der Darstellung zu notieren.¹ Die eigentliche Sacherklärung dagegen ist, nicht zuletzt um den Rahmen des buch- und verlagstechnisch Möglichen nicht zu sprengen, knapp gehalten und verfolgt vor allem das Ziel, die vielfach kurzen, ohne Kontext nicht immer klaren Angaben in ihren sachlichen Zusammenhang zu stellen. Da für die meisten Informationen, die der Text dem Leser bietet, moderne Gesamtdarstellungen der griechischen wie römischen Geschichte, einschlägige Handbücher und Speziallexika sowie Monographien zu den einzelnen Viri illustres zur Verfügung stehen, ist bei der bibliographischen Dokumentation des Forschungsstandes restriktiv verfahren und die Einbeziehung der Forschungsliteratur auf diejenigen Stellen konzentriert, an denen der Text kontrovers diskutierte Notizen bietet oder ein komplexer Sachverhalt den Hinweis auf weiterführende Literatur sinnvoll macht. Alle Jahreszahlen beziehen sich, sofern nicht eigens gekennzeichnet, auf die Zeit vor Christi Geburt.

¹ Für die sprachliche Kommentierung ist noch immer wertvoll die Ausgabe von E. K.



 Kommentar

, Proca . . . reliquit: DVI folgt hier der spätestens seit dem . Jh. üblichen Chronologie (Liv. ,, ff.; D.H. , f. u. a.), die zwischen den Fall Trojas (/) und die Gründung Roms die Dynastie der Könige von Alba Longa (s. Vir. ill. , f.  ff.) eingeschaltet hat, um die zeitliche Lücke bis zur Stadtgründung im . Jh. zu überbrücken (Synopse bei M [] –; B [] –). Die Fiktion eines jährlichen Wechsels in der Herrschaft durch Amulius und Numitor (annuis vicibus), die so explizit in den Quellen andersweitig nicht zu finden ist, stellt eine Rückprojektion (und damit Historisierung) der beiden römischen Verfassungsaspekte ‚Annuität‘ und ‚Kontinuität‘ in die Frühzeit dar. Zur Gründungsgeschichte bei DVI ausführlich: F () –; eine kommentierte Quellensammlung bietet C (³). – Sed . . . teneretur: Es fehlt hier die Ermordung von Numitors Sohn (Liv. ,,; D.H. ,,. , u. a.), da diese anders als das Schicksal der Rhea Silvia für die Gründungslegende ohne Bedeutung ist. Der zweite Namensbestandteil Silvia reflektiert den Familiennamen (Silvius) der Könige von Alba Longa; in der Dichtung dagegen findet sich seit Naevius und Ennius zumeist der Name Ilia als Verweis auf die trojanische Abstammung der Römer von ihrem mythischen Ahnherrn Aeneas, dem Sohn der Göttin Venus (s. F []  Anm. ). – quae . . . edidit: so bereits Fabius Pictor (FRH  F c; FRHist  F c); dagegen Ablehnung der Vaterschaft des Mars durch Livius (Liv. ,,); nach einer anderen Version wurde Rhea Silvia von dem Gott im Schlaf geschwängert (Ov. fast. , ff.; Stat. Silv. ,, f.). Der Ort des Geschehens soll der heilige Hain des Mars gewesen sein, wo sie Wasser holen wollte (D.H. ,, u. a.). Zur Gestalt und Funktion des Remus im Gründungsdiskurs vgl. bes. W (a); zum Zwillingsmotiv etwa D (); zum Konzept der „dyadic rivals“ in Rom N ().  Amulius . . . reliquit: In der Einkerkerung der Rhea Silvia geht DVI mit der Vulgata konform (vgl. Liv. ,,; D.H. ,, f. ,. ,; Plu. Rom. , u. a.); einen Überblick über die verschiedenen Varianten (Hinrichtung, Tod im Kerker etc.) bietet Dionys (,,). Die von Amulius beauftragten Männer warfen die Kinder jedoch nicht, wie der Text hier angibt, in den Fluss, sondern setzten sie, so die fast einhellige Überlieferung seit Fabius Pictor (FRH  F b-c; FRHist  F a-e), in einer Art Wanne im Hochwasser führenden Tiber aus. Die Strandung des Weidenkörbchens mit den Zwillingen wird gewöhnlich (Varr. ling. ,; Liv. ,, u. a.) beim Ruminalischen Feigenbaum (ficus Ruminalis) am Fuße des Cermalus, des südwestlichen Ausläufers des Palatin, nahe dem Lupercal lokalisiert, d. h. in der Nähe der Grotte, wo die Wölfin die Kinder gestillt haben soll (Liv. ,,; D.H. ,, ff. u. a.; s. F. C, LTUR  [] ;  [²]  f.).  Ad . . . aluit: Zur Figur der Wölfin, wohl zunächst ein Totemtier, in Historiographie und Mythos:

 Procas



Z (); R (); zur sog. (mittelalterlichen) Lupa Capitolina: R.-A (). – Mox . . . dedit: Nach Livius (,,) war Faustulus kein einfacher Hirte, sondern der Aufseher über die Herden des Amulius; collectos ist der Terminus technicus für die Aufhebung und damit Anerkennung von Kindern (Quint. decl. . ). Die Frau des Faustulus war bei Fabius Pictor und den folgenden Annalisten noch namenlos (vgl. D.H. ,,). Ennius scheint sie aber schon als Amme gekannt zu haben (ann. I fr.  S). Die Benennung, d. h. die Identifizierung mit Acca Larentia, der Tempelhure des Hercules zur Zeit des Ancus Marcius (Vir. ill. ), erfolgte erst in späterer Zeit über das Wortspiel lupa = meretrix = Hure (Val. Antias: FRH  F ; FRHist  *F ; Liv. ,,; D.H. ,, u. a.). Die hier verwendete Namensform Laurentia (ebenso D.H. ,,. ,; dagegen Larentia: Liv. ,,) ist möglicherweise nicht nur eine Schreibvariante, sondern könnte auf eine eigene etymologische Verbindung mit dem latinischen Laurentum zurückgehen (B []). Bislang ohne befriedigende Erklärung ist der Namensteil Acca (s. F []  Anm.  f.).  Qui . . . restituerunt: Ausgelassen bzw. auf das knappe postea verkürzt sind damit die Ereignisse, die zum Sturz des Amulius und zur Wiedereinsetzung des Numitor geführt haben sollen (ausführlich D.H. ,, ff.  ff.). Offen bleibt im Unterschied zu Livius (,,) auch, ob Romulus selbst Amulius getötet hat. – ipsi . . . condiderunt: Als Gründungstag (dies natalis) und Geburtstag der Zwillinge wurde der . April, das Fest der Parilia (Palilia), ein Festtag der Bauern und Hirten (Varr. rust. ,,; Cic. div. , u. a.) gefeiert. Als Gründungsjahr (zur Genese der Datierung: F [] –) setzte sich im . Jh. die Datierung des Terentius Varro auf  durch (Cens. ,; ,). DVI folgt mit der Doppelgründerschaft der Zwillinge einer etwas selteneren, aber gut belegten Tradition (Konon FGrH  F ; Str. ,,; Plin. nat. , u. a.), während die Vulgata (Liv. ,,. , ff. u. a.) als Gründer nur Romulus nennt und daher das Augurium vor den Gründungsakt verlegt. Congregare als Synonym für adunare ist erst seit dem . Jh. n. Chr. häufiger belegt (s. ThLL , f.). – quam . . . vocavit: Als Sitz des Romulus galt der antiken Communis opinio der Palatin als Kern der künftigen urbs Roma, als Platz des Remus der Aventin (s. E [a] –). Auguralrechtlich spielte die Zahl der Vögel keine entscheidende Rolle, da der Augur vielmehr neben dem Vogeltyp die Höhe, Geschwindigkeit und Flugbahn beobachtete (Fest. p. , ff. L; Serv. Dan. Aen. , u. a.). Romulus als eponymer Stadtheros folgt der antiken Vulgata. Zu den verschiedenen Etymologien (gr. ῤωμη; etr. rumla etc.) s. O (); zur Topographie K [²] –; zu Rom und Latium bzw. Italien in archäologischer Sicht H []; zuletzt F []. – et . . . occisus: Nur noch einmal, nämlich in den



 Kommentar

Scholien zum ps.ovidianischen Ibis (Schol. b zu V.  L P: Remus a Romulo fratre rastro est interemptus), ist die Identifizierung der Tatwaffe als rastrum zu finden, einer zwei- oder mehrzinkigen Hacke, die besonders zur Zerkleinerung der Schollen nach dem Pflügen Verwendung fand (s. W [] –). Ebenfalls singulär ist die Rangangabe des Celer (centurio) und setzt die sog. Servianische Centurienordnung (s. Vir. ill. ,) voraus. Als Figur ist Celer (singulär Hier. chron. p. a, H: Remus . . . a Fabio, Romuli duce, occisus; zur Verbindung mit dem Namen der Gens Fabia s. W [a] ) erstmals nach der Mitte des . Jh. bei Diodor fassbar (,,: einfacher Arbeiter). Als Kommandant der Reiterei (Celeres) bzw. Leibwache des Romulus (D.H. ,,; Paul. Fest. p. , ff. L u. a.) oder Aufseher über den Mauerbau (D.H. ,,; Ov. fast. , ff.) findet sich sein Name jedoch erst in augusteischer Zeit, möglicherweise um eine bessere Einbindung des Stadtgründers in das genealogisch-ideologische Programm der Gens Iulia bzw. des Augustus zu ermöglichen; denn die Bürgerkriegszeit vor der pax Augusta hatte die Täterschaft des Romulus besonders betont (Cic. off. ,; Hor. epod. ,). Die Entstehungszeit der Vorlage von DVI ist damit frühestens in die zweite Hälfte des . Jh. v. Chr. zu datieren (s. F [] –). Einen Einstieg in die komplexe, ohne Konsens geführte Forschungsdiskussion über die Anfänge Roms (s. etwa G []), d. h. die problematische Verknüpfung von archäologischem Befund und literarischer Überlieferung, wie sie besonders von Andrea C (etwa C [²]; C [] –) vertreten wird, bietet A (); gegen eine zu optimistische Quellenbeurteilung (vgl. auch C [²] –) kritisch bzw. ablehnend etwa P () –; K (²) –; W () –; F () –. , Romulus: Einen fundierten quellen- wie forschungsorientierten Einstieg in die Figur des (mythischen) Stadtgründers (trad. –) mit bes. Berücksichtigung seiner Rolle im Rom des Augustus bietet S () –; für eine kommentierte Quellensammlung s. C (²//); vgl. ferner (monographisch) etwa M (); zu DVI außerdem F () –. – asylum . . . patefecit: Die Bezeichnung der Ankömmlinge als convenae (‚zusammengelaufenes Volk‘) findet sich bereits bei Cato (FRH  F ,; FRHist  F ; s. auch ThLL ,, ff.). Name und Institution, sowohl die Gewährung von Zuflucht in einem heiligen Bezirk (Calp. Piso: FRH  F ; FRHist  *F ) als auch die (spätere) Kombination von Asylrecht und Bürgerrechtsgewährung, sind griechischer Provenienz (s. A. C, DNP  []  f.). Lokalisiert (Liv. ,, ff. u. a.) wurde das asylum zwischen Arx und Capitolium,

 Romulus



den beiden Kuppen des capitolinischen Hügels (s. T.P. W, LTUR  [²] ). – et . . . petiit: Eine vergleichbare Formulierung (magno exercitu facto) fehlt bei Livius (,,); inhaltlich stimmt damit Plutarch (Rom.  f.) überein, der die Schaffung der ersten römischen Legionen vor den Frauenraub datiert. Syntaktisch weist die problematische Verknüpfung von Heeresrekutierung und Werben um Ehebündnisse auf die ungeschickte Exzerpierung einer ausführlicheren Vorlage hin.  Quibus . . . sunt: Das Hauptfest wurde am . Aug. gefeiert (s. W [²] –); der Altar des Consus, der Gottheit des eingebrachten Getreides, war unterirdisch bei der ersten Wendemarke des Circus Maximus angelegt und wurde nur an den Spielen geöffnet, den alten Brauch reflektierend (Varro ling. ,; D.H. ,, u. a.), das Getreide in unterirdischen Gruben zu lagern (condere). Das Reflexivpronomen suis bei dato signo impliziert syntaktisch Romulus als Subjekt, es folgen jedoch die virgines. – Ex . . . iteretur: Für den Konjunktiv Präsens (P/G; dagegen iteraretur: W) spricht die Übereinstimmung mit Isid. orig. ,, (nomen iteretur). Bei Livius (,,) fehlt der zweite Teil der Begründung, dass die Ehe glücklich gewesen sei und der Ruf Talassio daher als glückverheißendes Omen beibehalten wurde. Zu den antiken Erklärungsvarianten: E. M, RE IV A, ()  f. – Cum . . . sumpserunt: Betroffen von dem Frauenraub sollen Caenina, Antemnae, Crustumerium, Städte der Latiner (s. B [] –) und die gleichfalls in Mittelitalien siedelnden Sabiner (s. B [] –) gewesen sein (Liv. , f.); im Folgenden behandelt sind aber nur die beiden memorabelsten Kriege. Zum latinischen (sabinisch: Plu. Rom. , ff.; ,) Caenina, einer Stadt unbekannter Lage in der Nähe Roms: P () , Anm.  (Lokalisierung in Castel Giubelo bzw. La Rustica ). – Adversus . . . devicit: Während der Zweikampf zum Kernbestand der Vulgata gehört (s. F [] –), fehlt der Name Acro sowohl bei Livius (,,) als auch bei Dionys (, f.). Erstmals bei Properz (,, ff.) belegt, ist er möglicherweise varronischen Ursprungs und hat seit Augustus in Kaiserzeit und Spätantike weite Verbreitung gefunden (Fest. p. , ff. , ff. L; Val. Max. ,,; Plu. Rom. , f.; Flor. ,, u. a.); zum Elogium des Romulus auf dem Augustus-Forum (Inscr. It. ,,, Nr. ) s. S () –.  Spolia . . . consecravit: Die eigenhändige Tötung und Spoliierung des feindlichen Anführers durch einen römischen Feldherren sowie die feierliche Weihung von dessen Rüstung (spolia opima) im Tempel des Iuppiter Feretrius auf dem Capitolium, der als der älteste Tempel Roms galt (s. F. C, LTUR  [²]  f.), ist für die ganze Republik nur noch für Cornelius Cossus (Vir. ill. ) und Claudius Marcellus (Vir. ill. , f.) belegt (s. grundlegend F (), hier –; zur Romulus-



 Kommentar

Statue auf dem Augustus-Forum außerdem S [] –). Zur Ableitung des Namens von ferre (= bringen, tragen) oder ferire (= erschlagen): Prop. ,, ff.; Plu. Rom. , f.; D.C. ,,; vgl. auch Paul. Fest. p. , ff. L (a ferendo, quod pacem ferre putaretur). – Sabini . . . sumpserunt: eine fast wörtliche Wiederholung der Formulierung in § . – Et . . . habuerant: Der Verrat der Tarpeia gehört – als eponymes Aition für die angeblich ursprüngliche Bezeichnung des capitolinischen Hügels (mons Tarpeius) bzw. des Tarpeischen Felsens (saxum Tarpeium), von dem in der Republik die zum Tode Verurteilten hinabgestoßen wurden (Varro ling. ,) – zu den klassischen Fällen der römischen Mythhistorie (s. F [] –). Entgegen der älteren Communis opinio, die den Tarpeischen Felsen am Südrand des Capitolium lokalisierte, befand sich dieser in der Südostecke der Arx (s. T.P. W, LTUR  [²]  f.). DVI folgt hier der traditionellen Version, wie sie bereits Fabius Pictor (FRH  F ; FRHist  F ) und Cincius Alimentus (FRH  F ; FRHist  F ) erzählt hatten (danach: Liv. ,, ff.; Plu. Rom. , ff. u. a.). Eine jüngere Traditionslinie (Prop. , ff.) machte daraus die Liebe zum feindlichen Anführer, während Calpurnius Piso (FRH  F ; FRHist  F ; zustimmend D.H. ,,) den Verrat patriotisch umdeutete, da er wegen der am Grab der Tarpeia vollzogenen Opfer nicht an deren Schuld glauben konnte und daher ihre Tat als den misslungenen Versuch deutete, die Sabiner zu entwaffnen.  Romulus . . . coeperunt: Vgl. ausführlich Liv. , f. Es fehlt die Geschichte des Mettius Curtius, dessen Gestalt zur Erklärung des Lacus Curtius auf dem Forum zwischen dem Equus Domitiani und der Phocassäule diente und der in augusteischer Zeit ausgetrocknet war (s. C.F. G, LTUR  [²]  f.). Die Namensform Hostus als Praenomen (vgl. De praen.  nach Varro) ist korrekter als das livianische Hostius (,,); sein Grab wurde teilweise mit dem Lapis niger auf dem Forum identifiziert (D.H. ,,; Fest. p. , ff. L).  Tunc . . . restitit: Der rationalisierende Zusatz et exercitus seu forte seu divinitus restitit ist singulär. Die Zuschreibung des Tempelgelöbnisses entspricht dagegen der Vulgata (Cic. Catil. ,; Liv. ,, ff.; ,,; D.H. ,, u. a.). Zur viel diskutierten Lage des Tempels, der  durch einen Bau des M. Atilius Regulus nach seinem Sieg über die Samniten ersetzt wurde (Liv. ,,), an der Sacra Via s. F. C (LTUR  [²] –), der ihn an der Stelle des h. Romulus-Tempels des Maxentius lokalisiert.  Tunc . . . conciliarunt: Gegenüber dieser dramatischen Version (vgl. auch Liv. ,, ff.; Ov. fast. , ff. u. a.) sollen sich, so Dionys (, f.; ,,), die Frauen zunächst an den Senat, dann mit dessen Billigung an T. Tatius gewandt und so den Waffenstillstand bzw. Friedensschluss herbeigeführt haben. Zur Rolle der Frauen insbes. bei Livius s. K [] –.)  Romulus . . . vocavit: Cures, dessen Alter

 Romulus



sich nicht exakt bestimmen läßt (Spuren einer Besiedlung seit dem . Jh.), lag ca.  km von Rom entfernt am linken Tiberufer, nahe der Via Salaria (s. G. U, DNP  []  f.). Obgleich seine Bewohner Curenses hießen (Ov. fast. ,; Plin. nat. ,; Paul. Fest. p. , ff. L), hielt die römische Tradition (Varro ling. , u. a.) an dieser ‚fable convenue‘ fest und erkannte damit die These einer Mischbevölkerung an, während die moderne Sprachwissenschaft Quirites von *co-viriom (‚vereinigte Mannschaft, Bürger‘) ableitet (s. F [] , Anm. ). – Centum . . . appellavit: Zwei Maßnahmen des Romulus sind hier zusammengezogen, einerseits die Schaffung eines Ältestenrats (senatus), dessen Mitglieder (senatores) den König beraten, andererseits die Beschickung der neuen Ratsversammlung mit den Häuptern (patres) der einzelnen Gentes (vgl. Hier. chron. p. b, ff. H: centum senes ob aetatem senatores, ob similitudinem curae patres appellavit). Zum römischen Gentilsystem vgl. umfassend S (). Die Mitgliederzahl () entspricht der traditionellen (fiktiven) Zahl (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,. . ,; Plu. Rom. . , u. a.). Mit der Ableitung a pietate weichen die Viri illustres signifikant von Livius ab (,,: ab honore).  Tres . . . appellavit: Wie bei Livius (,,) ist auch hier die Einrichtung der drei ‚Ur-Tribus‘ (s. R []), welche die gleichen Namen etruskischer Provenienz (s. S [] ) wie die Reitercenturien trugen, ausgelassen (Schol. Horat. ars  K; Lyd. Mag. ,). Die von Livius abweichenden Namensformen (Ramnenses, Titienses) und die bei diesem fehlende Erklärung der Luceres belegen den nicht-livianischen Charakter von DVI. Dagegen findet sich die hier vertretene Etymologie, wenngleich auf die Tribus bezogen, auch bei Plutarch (Rom. ,) und in der antiken Kommentartradition (Ps. Asc. p. , ff. S; Schol. Pers. , S/W).  Plebem . . . appellavit: Bei den  curiae (ausführlich D.H. ,, ff.), Unterabteilungen der drei Tribus (s. § ), handelte es sich um lokale Bezirke, die zunächst wohl der Rekrutierung dienten. Jede curia stellte eine Hundertschaft (centuria) von Fußsoldaten. Später in die sog. Centurienverfassung des Servius Tullius (s. Vir. ill. ,) integriert, behielten sie in der Republik ihren Charakter als sakrale Kultgemeinschaften mit verschiedenen Befugnissen wie etwa der Adoptionsbestätigung (umfassend: S [] –). Terminologisch unscharf, aber spätestens seit der ausgehenden Republik weitverbreitet, ist hier statt des (richtigen) Begriffs für das Gesamtvolk (populus) nur dessen nicht-adliger Teil (plebs) genannt. Die Rückführung der Namen der  Curien auf die geraubten Sabinerinnen entspricht der Vulgata, war aber am Ende des . Jh. nicht unbestritten (Liv. ,, f.).  Cum . . . exsisterent: Als exaktes Datum bietet die Tradition entweder den . Juli, das Fest der Poplifugia (D.H. ,,), oder den . Juli, das Fest der Nonae Caprotinae



 Kommentar

(Plu. Rom. ,. , ff.; Num. ,; Solin. ,). Lokalisiert (Liv. ,,) wurde der ‚Ziegensumpf‘ (palus caprae) beim Pantheon, am tiefsten Punkt des Marsfelds (s. F. C, LTUR  [²] ). Wie schon beim Tod des Remus (Vir. ill. ,) hat auch hier die romulusfeindliche Tradition, die seine Herrschaft als Entartung zur Tyrannis stilisierte (D.H. ,; Plu. Rom.  f.; Num. , ff. u. a.), keine Spuren hinterlassen (zum Romulus-Bild der Späten Republik s. V E []; zum „‚Königtum‘ in der politischen Kultur des spätrepublikanischen Rom“: S []). Mehrere Indizien – so der Verzicht auf Gewitter und Sonnenfinsternis als zentrale Elemente der Apotheose (Cic. rep. ,; Liv. ,, f. u. a.) – machen hier die Epitomierung einer ausführlicheren Vorlage wahrscheinlich (s. F [] ). Die Unabhängigkeit der Viri illustres von Livius (,, ff.) zeigt signifikant die Figur des Iulius Proculus, der an diesem Tag zufällig (!) von Alba Longa (s. Vir. ill. ,), dem ‚Stammsitz‘ der Gens Iulia, nach Rom gekommen sein soll (Cic. rep. ,; D.H. ,, u. a.): Ist Proculus bei Livius noch ein Praenomen, so reflektiert DVI die kaiserzeitliche Verwendung als Cognomen (De praen. : Quae olim praenomina fuerunt, nunc cognomina sunt, ut . . . Proculus . . .). Livius kennt weder eine adlige Abkunft (vir nobilis) des Proculus noch eine eidliche Bekräftigung seiner Aussage. Keine Entsprechung haben ferner die topographische Verortung der Epiphanie (collis Quirinalis) und die Ekphrasis des Romulus (augustiore forma). Auch der Zeitpunkt ist verschieden: ad deos abiret zeigt Romulus auf dem Weg in den Olymp, bei Livius dagegen steigt er im Morgengrauen nochmals von dort herab, um seine Botschaft zu verkünden.  Huius . . . appellatus: Während die Divinisierung des Romulus älteren Datums ist (Enn. ann. I fr.  S), findet sich die Verehrung als Romulus-Quirinus erst seit der Mitte des . Jh. belegt (s. R []), allerdings nicht bei Livius (,, ff.), der auch den Tempelbau unerwähnt lässt. Sein Fest waren die Quirinalia am . Feb. (Varro ling. ,; Fest. p. , ff. , ff. , ff. L u. a.). Sein Tempel auf dem Quirinal (h. an der Kreuzung von Via del Quirinale und Via Quattro Fontane) gehörte zu den ältesten Roms (Plin. nat. ,); s. F. C, LTUR  (²) –. , Cum . . . orirentur: Volk und Patricier waren, so die Überlieferung (Cic. rep. ,. ; Liv. , f.; D.H. , ff.; Plu. Num.  f. u. a.), in einzelne Fraktionen gespalten und uneins über die Wahl eines Nachfolgers; die Patricier bestimmten während eines Jahres (diu) aus ihren Reihen abwechselnd für fünf Tage einen Herrscher (interrex). Auf Drängen des Volkes schlugen sie Numa Pompilius (trad. –) vor, dessen Wahl in den comitia curiata erfolgte und der Senat anschließend bestätigte. Die Auguren schließlich vollzogen die sog. inauguratio (s. unten), durch welche die Wahl auch sa-

 Numa Pompilius



kralrechtlich sanktioniert wurde. Als Rückprojektion des republikanischen Verfahrens diente die Geschichte der historischen Fundierung des vom Senat beanspruchten Rechtes, bei Vakanz des höchsten Staatsamtes die Oberaufsicht im Staat zu führen (s. K/W [] –). – Numa . . . filius: Als erster König führt Numa ein Prae- und Gentilnomen (vgl. auch De praen. ; Liv. ,,; D.H. ,,; Plu. Num. ,), dessen Ursprung (oskisch-sabinisch [pumpe]?, etruskisch [pomple]?, Patronymikon?) aber umstritten ist (s. S [] ; P [] –). Seine Herrschaft hat die Tradition als komplementäre Ergänzung zur Figur des Romulus gestaltet (s. W [] –; zu seiner Figur bei DVI außerdem: F [] –). – Curibus . . . accitus: Dies entspricht dem traditionellen Bild vom römisch-sabinischen Dualismus der Anfänge Roms (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,, u. a.); zu Cures s. Vir. ill. , – cum . . . venisset: eine singuläre Notiz, entweder verfasst in Analogie zum augurium der Zwillinge (s. Vir. ill. ,) oder eine falsch verstandene Wiedergabe der Überlieferung (Liv. ,, ff.), Numa habe nach seiner Ankunft in Rom wie Romulus die Götter befragt, um seine Herrschaft sakral zu legitimieren; auch eine ungeschickte Bearbeitung der Vorlage durch den Verfasser der Viri illustres ist nicht auszuschließen. – sacra . . . instituit: Die wichtigsten Maßnahmen sind im Folgenden genannt; verzichtet ist dagegen wie bei Livius (, f.) und Dionysios von Halikarnass (, ff.) auf die Einrichtung kleinerer Feste (Agonalia, Fordicia, Fornacalia, Robigalia) und Kulte (Argei) sowie die Etablierung des Kollegiums der Auguren. – Aedem . . . fecit: Der Bau des runden Vesta-Tempels wird fast einhellig Numa zugeschrieben (D.H. ,,.  f. u. a.), findet sich aber nicht bei Livius erwähnt. Auf der Südseite der Via Sacra gelegen, bildete er zusammen mit dem Haus der Vestalinnen (s. unten) eine bauliche Einheit (atrium Vestae) und korrespondierte in der Lage mit dem Amtssitz (regia) des Pontifex Maximus, der gleichfalls von Numa errichtet und als Wohnsitz genutzt worden sein soll (Fest. p. , ff. L; Ov. fast. , ff.; Plu. Num. , ff. u. a.); zur Lage der Gebäude: C (²) –. – Virgines . . . legit: Diesem einzigen weiblichen Priesterkollegium oblag die Sorge für die Vesta publica populi Romani Quiritium. In der Königszeit vom König, in der Republik vom Pontifex Maximus (s. unten) im Alter zwischen  und  Jahren aus patricischen Familien ausgewählt, hatten die Frauen  Jahre lang in absoluter Keuschheit ihren Dienst zu erfüllen; bei Missachtung wurden sie lebendig auf dem Quirinal begraben. Vgl. Liv. ,,; D.H. , ff.; ,,; Plu. Num. , ff. , ff. u. a.; dazu W (²)  f. –.  f. – flamines . . . Quirinalem: die sog. flamines maiores, deren Amt den Patriciern vorbehalten war (s. W [²]  f. –). Ihren Namen leitete die antike Etymologie von dem Wollband (filum) um die Kappe der Priester ab



 Kommentar

(Varro ling. ,). – Salios . . . instituit: Das ganze Kollegium (s. W [²] –) bestand aus  Priestern, je zwölf Salii Palatini und Collini, die Tullus Hostilius eingeführt haben soll (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,, f.; Plu. Num. , ff. u.a). Bekleidet mit der roten Tunica, der Trabea als Obergewand sowie einem Brustschutz aus Erz und einem ehernen, konisch zulaufenden Helm (pileum), führten die Salier (von salire = tanzen, springen) mit ihren Lanzen und ovalen, in Form einer Acht zugeschnittenen Schilden (ancilia) jeweils zu Beginn (März) und am Ende einer Feldzugssaison (Oktober) (Waffen-)Tänze (tripudium, ampetruare) auf. Sie ahmten dabei die Bewegungen des Vortänzers nach (redamptruare; Fest. p. , ff. L) und sangen das carmen saliare. Während der kultischen Handlung war der Vortänzer, dessen Rolle sich nicht bei Livius (,,) genannt findet, der erste des Kollegiums; ansonsten aber hatte jedes Kollegium einen eigenen magister an seiner Spitze. – pontificem . . . creavit: Eine vergleichbare Notiz findet sich nur noch in der Suda (,, A); bei Livius (,, f.) fehlt der Zusatz maximus, der aber – gegen die übrige Tradition – Numa nicht die Einsetzung des Kollegiums der Pontifices zuschreibt. Möglicherweise hat hier DVI eine (antiquarische?) Spekulation bewahrt, welche die Stellung des auf Lebenszeit gewählten Pontifex Maximus durch eine möglichst frühe Datierung zu legitimieren suchte. Obwohl in der offiziellen Priesterhierarchie (s. W [²] –) erst an fünfter Stelle stehend, führte dieser die Oberaufsicht über den Rex Sacrorum, die Vestalinnen und die Flamines. Das Kollegium, in dessen Händen auch die Fortführung des Kalenders lag, bildete die oberste Instanz in allen öffentlichen und privaten Fragen von Religion und Kultus; die ursprüngliche Mitgliederzahl ist unbekannt, seit der lex Ogulnia des J.  betrug sie zunächst neun, seit Sulla (Vir. ill. )  und seit Caesar (Vir. ill. ) . – portas . . . aedificavit: Ianus wurde als Schutzgott der öffentlichen Tore und Türen sowie des Anfangs verehrt (s. W [²] –). Die Vulgata (Liv. ,, u. a.) führte, wohl seit Calpurnius Piso (s. S []), die Errichtung des Tempels für Ianus Geminus auf die Absicht Numas zurück, durch das Öffnen und Schließen von dessen Toren Krieg bzw. Frieden anzuzeigen. Die beiden parallel verlaufenden, an beiden Seiten zu einem einheitlichen Bauwerk verbundenen Torbogen befanden sich an der Nordseite des Forum und bildeten den Zugang zum Argiletum bzw. Quirinal (s. E. T, LTUR  [²]  f.). – Annum . . . Februario: Durch seine Kalenderreform soll Numa das ursprüngliche Mondjahr mit seinen zehn Monaten (März bis Dez.) bzw.  Tagen abgelöst haben (Liv. ,,; Plu. Num. , ff. u. a.; vgl. jedoch R [] –). Da der neue Jahreszyklus von  Tagen jedoch nicht mit dem Sonnenjahr übereinstimmte, musste regelmäßig (seit dem Decemvirat Mitte . Jh.;

 Numa Pompilius



s. Vir. ill. ) jedes zweite Jahr am . Feb. ein zusätzlicher Monat (mensis intercalaris) von  bzw.  Tagen eingeschoben werden. Der Vier-JahresZyklus (von +++ Tagen) wich allerdings noch immer um einen überzähligen Tag vom astronomischen Sonnenjahr ab. Erst Caesar (Vir. ill. ) schuf im J.  ein Kalenderjahr von  Tagen und einem Doppeltag (./. Feb.: bissextum Kal. Mart.) in jedem vierten Jahr. Zur Genese des römischen Kalenders s. grundlegend R (), hier –.  Leges . . . tulit: Als weitere Regelungen bzw. Neuerungen galten: eine Ackerreform (Einteilung des Landes in einzelne pagi) und die Einführung von Grenzmarkierungen, zu deren Schutz Numa den Kult des Terminus gestiftet haben soll (Cic. rep. ,; D.H. ,,; , ff.;  f.; Plu. Num.  u. a.); ferner die Einrichtung von Handwerkerkollegien und -zünften (Plin. nat. ,; ,; Plu. Num.  u. a.) sowie die Festlegung einer Marktordnung (Cic. rep. ,). In Verbindung damit soll Numa auch den Kult der Fides für die Einhaltung von Treu und Glauben geschaffen und dieser einen Tempel gebaut haben (Liv. ,,, D.H. ,; Plu. Rom. ,). – iussu . . . simulans: Entlarvung als Schwindel auch bei Liv. ,,; vgl. ferner Cic. leg. ,; D.H. ,; Val. Max. ,,; Plu. Num. . Von der Etymologie egerere ausgehend, wird Egeria von den antiken Erklärern entweder als Geburts(Varro b. Aug. civ. ,) oder Quellgottheit (Paul. Fest. p. , f. L) gedeutet und in dieser Funktion sowohl mit dem Kult der Diana von Aricia (als Quellgöttin einer der Zuflüsse des Nemi-Sees) wie auch mit demjenigen der Camenen in Verbindung gebracht, die ihren Hain und ihre Quelle, aus der die Vestalinnen ihr Wasser holten, außerhalb Roms vor der Porta Capena besaßen (s. E. R A, LTUR  [²] ). Entsprechend dieser doppelten Lokalisierung sollen die nächtlichen Zusammenkünfte, die daher auch als Hydromantie gedeutet wurden (Varro a. O.), entweder in Aricia (Ov. fast. ,.  f.; Serv. Aen. , u. a.) oder in Rom im Hain der Camenen (so wohl bereits Enn. II fr.  S; ferner Liv. ,, u. a.) stattgefunden haben. – bellum . . . intulit: Dies ist Gemeingut aller Quellen (Cic. rep. ,; D.H. ,,; Plu. Num. , u. a. – morbo . . . est: Ältestes Zeugnis für den Tod durch eine Krankheit (aus Ermattung bzw. Erschöpfung infolge des hohen Alters) ist Calpurnius Piso (FRH  F ; FRHist  *F ). Livius dagegen gibt weder Krankheit noch Bestattungsort an (,,). – ubi . . . sunt: Obwohl die einhellige Überlieferung (Fam. A B) post annos bietet, ist zu vermuten, dass im Original ein Attribut zu annos gestanden hat (multos: edd. vulgo; quingentos: W). Die ‚Entdeckung‘ bzw. Abfassung der libri Numae im J.  fiel mitten in die Zeit der römischen Expansion nach Osten und der Richtungskämpfe innerhalb der Nobilität über den künftigen Kurs der Politik, bei denen es nicht zuletzt um die Frage nach einer weiteren Öffnung Roms gegenüber



 Kommentar

der griechisch-hellenistischen Kultur ging; eine Situation, in der die Diskussion um die Verbindung Numas zu Pythagoras (Schüler-Lehrer) bzw. die Auffindung seiner Bücher politische Brisanz entfaltete (s. R []; W [] –; H []). Die Zuschreibung des Fundes an Terentius sowie die Nennung nur einer Kiste weisen DVI als Teil der erstmals bei Cassius Hemina (FRH  F ; FRHist  F ) belegten Tradition aus (Varro b. Aug. civ. ,; Fest. p. , ff. L; Paul. Fest. p. , L). Livius dagegen (,, ff.) steht in der Linie des Calpurnius Piso (FRH  F ; FRHist  F ), die sich durch einen anderen Finder (L. Petillius) und die Verdoppelung der gefundenen Objekte (eine Kiste mit je sieben Büchern Pontifikalrecht bzw. pythagoreischen Inhalts sowie der Sarg Numas) signifikant unterscheidet (s. F [] –). , Tullus . . . creatus: Tullus Hostilius (trad. –) galt als Enkel des Hostus Hostilius, der sich im Kampf gegen die Sabiner unter Romulus geopfert haben soll (s. Vir. ill. ,). Da die Überlieferung (Liv. ,, ff.; D.H. , f. u. a.) die Sabinerkriege des Tullus erst in die Zeit nach seinem Herrschaftsantritt datiert, liegt hier entweder eine Verwechslung von Großvater und Enkel vor oder aber die ungeschickte Verkürzung einer ähnlichen Formulierung, wie sie sich bei Livius (,,: Tullum Hostilium, nepotem Hostili, cuius in infima arce clara pugna adversus Sabinos fuerat) und anderen Stellen der Viri illustres (etwa ,: Numa Pompilius, Pomponii filius) findet. Die Wahl zum König dagegen entspricht der traditionellen Auffassung vom römischen Wahlkönigtum (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,, ff. u. a.). Zum Folgenden s. ausführlich F () –. – bellum . . . finivit: Nach Livius (,, ff.) provozierte Tullus Hostilius den Krieg, um die Römer aus ihrer Lethargie zu reißen. Anlass bieten ihm die Plünderungen der Albaner auf römischem Gebiet. Durch geschicktes Taktieren gelingt es ihm, die Albaner formal ins Unrecht zu setzen und so einen rechtmäßigen Krieg (bellum iustum) führen zu können (zu bellum indicere als Terminus technicus des Fetialrechts s. zu Vir. ill. ,). Bevor es jedoch zur Schlacht kommt, einigt man sich darauf, die Entscheidung durch den Zweikampf zweier Drillingspaare zu suchen (s. §§ –).  Albam . . . iussit: Die Zerstörung der Stadt (mit Ausnahme der Tempel) wird von der antiken Tradition (Liv. ,, ff.; D.H. , ff.; Plin. nat. , u. a.) auf rund  Jahre nach der Gründung Roms, d. h. um  v. Chr., datiert. Unter den nach Rom verpflanzten Geschlechtern, die Aufnahme unter die Patricier bzw. in den Senat fanden, soll auch die Gens Iulia gewesen sein (Liv. ,,; D.H. ,,). Zwar ist für die Frühzeit Latiums eine Reihe von Nekropolen bzw. Siedlungen in den Albanerbergen archäologisch belegt, doch ist, obwohl von Teilen der Forschung immer wieder vertreten, die Identifizierung einer

 Tullus Hostilius



größeren Siedlung auf dem Gebiet des h. Castel Gandolfo mit dem antiken Alba Longa archäologisch nicht verifizierbar, vielmehr verdankt Alba Longa seine ‚Existenz‘ den Kultpraktiken am Mons Albanus, dem h. Monte Cavo (s. G []); zu den feriae Latinae s. Vir. ill. ,.  Curiam . . . constituit: Obwohl der Bau der Curia Hostilia, deren Vorläufer möglicherweise bis ins ./. Jh. zurückreichen (s. F. C, LTUR  [²]  f.), einhellig dem Tullus Hostilius zugeschrieben wird (Varro ling. ,; Cic. rep. ,; Liv. ,,), ist dies eine rein sekundäre Kombination; allein der Name deutet auf die Errichtung durch ein oder mehrere Mitglieder der Gens Hostilia hin. An der Nordseite des Comitium gelegen, wurde der Bau und Sitz des Senats im J.  von Sulla (Vir. ill. ) erneuert und vergrößert (Plin. nat. ,), von seinem Sohn Faustus Sulla  nach der Zerstörung während der Unruhen des P. Clodius wieder aufgebaut (Cic. Mil. ), musste aber  der Neugestaltung des Comitium sowie der neuen Curia Iulia Platz machen (D.C. ,, f.). – Montem . . . addidit: Dies stimmt mit Livius (,,) und Dionys (,,) überein; Tullus Hostilius soll hier nicht nur die Albaner angesiedelt (Livius), sondern auch selbst seinen Wohnsitz genommen haben (Livius, Dionys). Der Name – Coelius ist die seltenere Form von Caelius – wurde etymologisch spekulativ von dem Etrusker Caele Vibenna abgeleitet, der hier zur Zeit des Servius Tullius (Vir. ill. ) seinen Sitz genommen haben soll (Varro ling. ,; D.H. ,,; Fest. p. , ff. L). Nach den dort befindlichen Eichenwäldern (quercus) soll der Caelius, ein Plateau von ca.  km Länge, – m Breite, – m Höhe, jedoch ursprünglich Mons Querquetulanus geheißen haben (Tac. ann. ,,). Im . Jh. wurde sein westlicher Teil in die sog. Servianische Mauer einbezogen (s. Vir. ill. ,). Vgl. G. G, LTUR  [²] –.  Et . . . conflagravit: Die fehlenden Details bieten Livius (,, ff.) und Dionys (,): Wegen der Vernachlässigung von Sitten und Gebräuchen infolge der Kriege des Tullus Hostilius treten unheilvolle Prodigien auf, die vom König aber erst ernst genommen werden, als er selbst erkrankt. Zur Frömmigkeit bekehrt, konsultiert er die Bücher Numas (s. Vir. ill. ,) und zieht sich in seinen Palast zurück, nachdem er geheime Opferriten für Iuppiter Elicius gefunden hat. Wegen falscher Durchführung der Opfer oder wegen Iuppiters Zorn über sein ganzes Verhalten wird er jedoch vom Blitz erschlagen. Während die antike Spekulation den Beinamen Elicius von elicere, dem Herablocken des Gottes, ableitete (Varro ling. ,; Ov. fast. , f. u. a.), zieht die moderne Forschung (P []; E [b]) die Parallele zur Zeremonie des Aquaemelicium, der Einholung des Regensteins (lapis manalis) bei Trockenheit von der Porta Capena beim Marstempel, d. h. in der Nähe des Iuppiteraltars auf dem Aventin außerhalb des Pomerium (Varro vit. pop. Rom. fr.  R; Serv. Dan. Aen. ,;



 Kommentar

Paul. Fest. p. , ff. , ff. L u. a.). Von dieser ‚sakralen‘ Version abweichend, tradierte nach Dionys (,, ff.) allerdings die Mehrzahl der Quellen, dass Tullus Hostilius von seinem Nachfolger Ancus Marcius erschlagen wurde. – Cum . . . appellatur: Die Tradition hat mit dem Zweikampf mehrere topographische Aitien verbunden: () die sog. pila Horatii, ein nach den Spolien des siegreichen Horatiers benannter (von pilum = Speer [Liv. ,, f.; Prop. ,,] oder pila = Pfeiler [D.H. ,,; Schol. Cic. Bob. p. , f. S]), nicht mehr sicher lokalisierbarer Ort auf dem Forum Romanum (s. F. C, LTUR  [²]  f.); () das sog. Tigillum Sororium, ein aus drei Balken gebildetes Joch, unter das der letzte Horatier trotz seines Freispruchs durch die Comitien zu gehen hatte (Liv. ,,; D.H. ,, ff. Fest. p. , ff. L u. a.) und das am Südwesthang des Mons Oppius (ad compitum Acili) lag, d. h. beim Colosseum am Ende der h. Via dei Fori Imperiali; in der Nähe befanden sich zwei Altäre für Ianus Curiatius und Iuno Sororia, die beide eine ‚rite de passage‘-Funktion des tigillum für die jungen Männer (Curiatius > curiae) und Frauen („nella sfera della sessualità“) vermuten lassen (F. C, LTUR  []  f.); () die unbekannten (Liv. ,,) Gräber der beiden getöteten Horatier, die nebeneinander lagen, und der drei Albaner, die entsprechend dem Ablauf des Kampfes getrennt voneinander waren, außerdem das Grab der Horatia (zu ihrer Figur: K [] –) bei der Porta Capena (Liv. ,,. ). Der Zweikampf selbst sowie der Prozess sind in den Texten (Liv. , f.; D.H. ,.  ff. u. a.) sehr homogen dargestellt und waren Thema in der Rhetorenschule von der Republik bis in die Spätantike (Cic. inv. , f.; Quint. inst. ,,; ,,; Mart. Capell. ,). Kein Konsens bestand dagegen schon in der Antike über den Typ des damaligen Prozesses. Während die Mehrheit der Quellen von einer Anklage wegen Mordes (parricidium) berichtet und den Prozess mit dem Anfang der judizialen Souveränität des Volkes bzw. dem Ursprung der – historisch erst in die Zeit der Ständekämpfe des . Jh. zu datierenden – provocatio ad populum verbindet (s. F []  f., Anm. ), handelte es sich nach Livius um einen sog. Perduellionsprozess (perduellio > bellum) vor eigenen Duumviri perduellionis, d. h. um ein Delikt gegen den Staat (vgl. Ulp. dig. ,,). Aus der Übereinstimmung apud duumviros mit Livius lässt sich allerdings, wie der Vergleich mit Festus (p. , ff. L) zeigt, keineswegs eine livianische Beeinflussung erschließen (vgl. F [] –). –: Mettius . . . est: Den Rahmen bilden die Kriege Roms mit dem etruskischen Veii und Fidenae, die seit Romulus bis zur Zerstörung Veiis  (s. Vir. ill. ,) stereotyp die römische Frühzeit durchziehen. Auf die übliche topographische Lokalisierung am Anio, der die Grenze zwischen Rom und Fidenae markierte, ist verzichtet. Dieses lag ca.  km von

 Ancus Marcius



Rom entfernt auf einem steilen Bergplateau (h. Villa Spada) und kontrollierte sowohl das Tal der Cremera als auch die vorbeiführende Via Salaria; ursprünglich eine latinische Stadt (Verg. Aen. ,; D.H. ,, u. a.), gilt sie in den Quellen wegen der Bündnisse mit Veii häufig als etruskisch (Liv. ,,; Str. ,, u. a.). Wie Dionys (,,) hat auch DVI anders als Livius (,, f.) die Gratulation und Hinrichtung des Mettius effektvoll auf einen Tag konzentriert. Die ebenso spektakuläre wie singuläre Hinrichtungsart entspricht dessen Doppelspiel, d. h. seinem Spiel nach zwei Seiten (Liv. ,,; D.H. ,, ff. u. a.). , Ancus . . . similis: Ancus Marcius (trad. –) galt allgemein als würdiger Nachfolger Numas und als Sohn der Pompilia, der einzigen Tochter Numas (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,,; Plu. Num. , u. a.; zur Vita bei DVI im Detail: F [] –). Sein Name vereinigt latinische und sabinische Elemente. Im Gegensatz zum Gentile, das sich von dem römischen Vornamen Marcus ableitet, ist der Vorname nach dem Zeugnis des Sabiners Varro sabinischen Ursprungs (De praen. ), während die antike etymologische Spekulation es als Hinweis auf einen missgestalteten, da gekrümmten Arm des Königs deutete (Val. Ant.: FRH  F; FRHist  F ; Paul. Fest. p. , f. L; Serv. Aen. , u. a.). – Latinos . . . domuit: Gemeint sind seine Siege (Liv. , f.; D.H. , ff.) über die Städte Politorium, Tellanae, Ficana (vermutlich Orte auf dem Weg nach Ostia) und Medullia (nördlich von Rom).  Aventinum . . . addidit: Übereinstimmend berichten die Quellen von der Ansiedlung der besiegten Latiner auf dem Aventin (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. , u. a.) bzw. in dem Tal zwischen Aventin und Palatin an der Stelle, die Admurciae (Liv. ,,) oder ad Murciae (Varro ling. ,) genannt wurde. Der Aventin bestand aus zwei Hügelkuppen, die durch den vicus piscinae publicae (h. Viale Aventino) und in dessen Verlängerung durch den vicus portae Raudusculanae (h. Viale di Piramide) getrennt waren. Nur der nordwestliche größere Teil, der bis in die Zeit des Kaisers Claudius außerhalb des Pomerium lag (Gell. ,,), trug zunächst den Namen Aventinus, während die südöstliche Anhöhe als mons Murc(i)us bezeichnet wurde (Serv. Dan. Aen. ,; Paul. Fest. p. , f. L); s. S [] –). Die vorgeschlagene Textfassung (Aventinum et Murcium) wird damit dieser Besonderheit des Aventin gerecht. – nova . . . circumdedit: Nach Livius (,,) hat Ancus Marcius dagegen nur den Ianiculum mit einer Mauer umgeben. – Silvas . . . publicavit: Gemeint ist der Maesische Wald (silva Maesia), den Ancus Marcius bei seinem Vordringen ans Meer und der Gründung Ostias den Veientern abgenommen haben soll (Liv. ,,). Cicero bestätigt in einer ähnlichen Formulierung die Konfiskation von Wäldern (rep. ,). Singulär



 Kommentar

bei DVI ist jedoch die Angabe ad usum navium, die aber in den Kontext der Gründung der Hafenstadt Ostia durch diesen König passt.  Salinarum . . . instituit: Mit diesem Detail steht DVI allein. Livius (,,) und Plinius (nat. ,) erwähnen nur die Erschließung von Salinen in der Nähe des neu gründeten Ostia (s. unten), d. h. links des Tibers; die ergiebigeren Salzvorkommen lagen dagegen auf dem rechten Tiberufer, doch wurden diese von Veii bis zu dessen Zerstörung durch Furius Camillus  (s. Vir. ill. ,) kontrolliert. Salinarum vectigal reflektiert die römische Praxis in historischer Zeit, die Nutzung der Salinen an spezielle Pächter (conductores salinarum, salarii) zu vergeben. – Carcerem . . . aedificavit: Nur noch Livius (,,) erwähnt gleichfalls den Bau des Carcer durch Ancus Marcius am Südostabhang des Capitols (unter der h. Kirche S. Giuseppe Falegnami). Diesen soll später Servius Tullius (Vir. ill. ) durch das sog. Tullianum, den unterirdischen Teil der zweigeschossigen Anlage, erweitert haben (Fest. p. , f. L). Nach dem archäologischen Befund ist das tiefere Geschoss in den Beginn des . Jh., der obere Teil des Carcer in die . Hälfte des . Jh. zu datieren (s. F. C, LTUR  [²]  f.). – Ostiam . . . deduxit: Die Gründung Ostias, ca.  km von Rom entfernt an der Tibermündung gelegen, gilt allgemein als (wichtigste) Tat des Ancus Marcius (Enn. ann. II fr.  S; Cic. rep. ,; Liv. ,, u. a.). Erhalten und archäologisch nachgewiesen sind nur Überreste des römischen Castrum, das in der . Hälfte des . Jh. zum Schutz gegen die Etrusker errichtet wurde. Der Terminus colonia und der Hinweis ex eventu auf die Bedeutung Ostias als des wichtigsten Seehafens von Rom passen exakt zu dieser Anlage des . Jh. Eine frühere Siedlung, sofern sie sich durch Funde nachweisen lassen sollte, dürfte dagegen eher der Kontrolle der dortigen Salinen als dem Seehandel gegolten haben. Vgl. M (²); Z/C ().  Ius . . . transtulit: Das ius fetiale regelte völkerrechtlich sowohl den Abschluss von Verträgen als auch die Formen der Kriegserklärung. Diese erfolgte in drei Phasen: () denuntiatio bzw. rerum repetitio (durch von den Fetialen geschickte Gesandte; vgl. Varro vit. pop. Rom. fr.  R), () testatio deorum, () indictio belli. Im Lauf der römischen Expansion mehrfach den veränderten Verhältnissen angepasst und schließlich in Vergessenheit geraten, wurde die Fetialformel im J.  von Augustus für den Krieg gegen Kleopatra (Vir. ill. ) neu belebt (D.C. ,, f.) und behielt auch in der Kaiserzeit ihre Bedeutung. Zum Detail s. T (). Fertor R(h)es(i)us als Urheber fehlt bei Livius (,,), ist aber in allen Quellen mit den Aequicoli im Saltotal, einem Stamm der  von Rom unterworfenen Aequi (s. B [] –, verknüpft; allerdings handelt es sich hierbei um eine späte etymologische Spielerei von aequum colere.  immatura . . . praeruptus: Dass Ancus Marcius unerwartet gestorben sein soll,

 Tarquinius Priscus



findet sich nur hier, während Plutarch (Num. ,) ebenfalls singulär von seiner Ermordung zu berichten weiß. Seine Herrschaft soll  bzw.  Jahre gedauert haben (Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,, u. a.). , Lucius . . . commigravit: Syntaktisch bieten die Scholia Bobiensia eine ähnliche Notiz (fuerat . . . Tarquinius vero Priscus Demarati Corinthii filius, qui fugiens dominationem Cypseli in Italiam se . . . contulerat: p. , f. S), die zudem deutlich macht, dass das Fehlen eines Prädikats (fuit?) auf die Exzerpierung einer ausführlicheren Vorlage verweist. Livius scheidet in beiden Fällen als Quelle aus, da dessen Text für tyrannidem fugiens bzw. fugiens dominationem keine Entsprechung hat. Eine Parallele bietet aber ein Fragment aus der Exemplasammlung des Cornelius Nepos (HRR , fr. ; FRHist  F : Damaratum . . . fugientem a Corintho tyranni iniurias Cypseli). Inhaltlich gibt DVI (zur Vita im Detail: F [] –) die am Ende der Republik kanonische Fassung über die Herkunft des Tarquinius Priscus als Sohn des aus Korinth nach dem Sturz des Kypselos (um ) geflohenen Bakchiaden Demaratos, der sich zusammen mit Händlern und Künstlern in Tarquinii niedergelassen haben soll (Plb. ,a,; Cic. rep. ,; Liv. ,, ff.; D.H. , u. a.). Zwar ist die Niederlassung von Griechen in Etrurien am Ende des . Jh. archäologisch wie inschriftlich bezeugt, doch lässt sich die Vaterschaft Demarats nicht verifizieren, vielmehr sind beide Biographien vermutlich erst sekundär kombiniert worden (s. A [/]; F [] ; für eine cumäische Quelle aus der Umgebung des Tyrannen Aristodemos [Ende ./Anf. . Jh.], den Tarquinius Superbus [s. Vir. ill. ] als Erben eingesetzt haben soll, dagegen Z []). Ebenso ist die Einteilung der etruskischen Periode Roms in die positiv akzentuierte Herrschaft des Priscus (trad. - ) einerseits und die als Tyrannis verurteilte Herrschaft des Tarquinius Superbus (Vir. ill. ) andererseits eine sekundäre Konstruktion.  Ipse . . . petiit: Die Verwendung von Lucumo als Eigenname entspricht der römischen Praxis, während das etruskische lauχumes (luχumni, laχumni) eigentlich ein Herrschertitel war, der erst in späterer Zeit auch als Gentilnomen belegt ist (Serv. Aen. , u. a.). Bei Tarquinius Priscus ist zudem nicht auszuschließen, dass es sich um eine ‚Re-Etruskisierung‘ des römischen Vornamens Lucius handelt, den Tarquinius bei seiner Ankunft in Rom angenommen haben soll (Liv. ,, u. a.). Das etruskische Geschlecht der Tarquinier (etr. tarχna) ist nicht nur in Tarquinii, der bedeutendsten Metropole Südetruriens ( km östl. des h. Tarquinia; s. C [] –), sondern auch in Caere und anderen Städten Etruriens nachweisbar, so dass die traditionelle Lokalisierung möglicherweise erst eine spätere Kombination darstellt. Vgl. O (²) –.  Advenienti . . . reposuit: Das Prodigium



 Kommentar

(s. E [a] –; K [] –), das sich auf dem Ianiculum ereignet haben soll (Liv. ,, f.; D.H. ,, f.) stellt Tarquinus in eine Reihe mit Romulus und Numa (Vir. ill. ,; ,). Der etruskische pilleus war eine kegelförmige oder halbkugelartige Mütze bzw. Kappe aus Wolle, Fell oder Filz und galt als Zeichen der libertas des freien Bürgers, die daher bei Freilassungen getragen wurde (Liv. ,, u. a.); mit weiteren Attributen versehen, diente er auch bei einzelnen römischen Priesterschaften als Kopfbedeckung (Fest. p. ,; , L).  Tanaquil . . . intellexit: Mit ihrem Ehrgeiz und ihrem Auguralwissen bildet Tanaquil (etr. Θanaχvil ) das Gegenbild zum Typ der Römerin, wie sie von Lucretia (s. Vir. ill. , ff.), der Frau des Tarquinius Collatinus, verkörpert wird; zu ihrer Figur, bes. bei Livius, vgl. K () –. Sprachlich findet die Passage eine fast wörtliche Parallele in der Biographie des Servius Tullius (Vir. ill. ,: summam ei dignitatem portendi intellexit).  quo . . . intercepit: Die Einsetzung eines Dritten als Vormund (tutor) findet sich bereits in den XII-Tafel-Gesetzen (,a; zur Gesetzgebung s. zu Vir. ill. ,). Möglicherweise handelt es sich daher bei diesem Detail um die Erfindung eines historischen Präzedenzfalles (O [²] ).  Centum . . . appellati: Kern ist die Differenzierung der römischen Gentes in maiores und minores (s. S []  f.). DVI ist damit neben Cicero (rep. ,), Livius (,,) und Dionys (,,) das einzige Zeugnis, in dem ein direkter Zusammenhang zwischen der Einführung der gentes minores und der Vergrößerung des Patriciats bzw. Senats hergestellt ist. Zugleich rückt das Fehlen jeglicher Notiz über die gentes minores in der gesamten engeren post-livianischen (Florus u. a.), aber auch biographischen (Ampelius) und exemplarischen (Val. Maximus) Überlieferung die Viri illustres näher an eine Quelle der ausgehenden Republik als an eine kaiserzeitliche Vorlage (Livius-Epitome?) heran. Wieviele Mitglieder der Senat unter Tarquinius Priscus insgesamt umfasste (? ?), bleibt bei DVI dagegen offen, so dass sich hier keine Vergleichsmöglichkeit mit der im Detail unterschiedlichen Parallelüberlieferung bietet (s. F [] –).  Equitum . . . potuit: Die Reitercenturien, die wie die Tribus die Namen Ramnes, Tities, Luceres trugen (s. Vir. ill. ,), waren in der Republik in die beiden Gruppen der priores und posteriores unterteilt. Die Formulierung von DVI ist zweideutig: Verdoppelung der Zahl der Centurien oder Verdoppelung der Anzahl von Reitern in den bestehenden Centurien. Die Fortsetzung (nomina mutare non potuit) macht jedoch klar, dass hier nur die zweite Interpretation gemeint sein kann (so auch Cic. rep. ,; Liv. ,, ff.). – Atti . . . firmavit: Aus dem Text nicht zu erkennen ist, ob die Vorlage der Viri illustres wie Florus (,(),) möglicherweise die Namensform Attius Nevius hatte. Die Form Nevius (zur Deutung als ‚archaische Latinisierung‘ des

 Tarquinius Priscus



etruskischen Netsvis, das den etruskischen haruspex bezeichnete: E [a]  f.) findet auch eine Bestätigung in Νέβιος bei Dionys (,,), der jedoch Νέβιος als Prae- und Ἄττιος als Gentilnomen interpretiert, während Cicero (div. ,; rep. ,), Livius (,,), Festus (p. , L) sowie die Epitomatoren des Val. Maximus (Nepotian./Paris ,,) die geläufigere Namensform Attus Navius bieten. Das Fehlen jeglicher Begründung, warum Attus Navius seine Autorität beweisen musste, weist die Fassung von DVI klar als Exzerpt aus. Attus Navius galt als der Augur (‚Deuter des Vogelfluges‘) par exellence, der das Gebiet für den capitolinischen Iuppitertempel abgesteckt und wie Aeneas und Romulus entrückt worden sein soll (ausführlich zur ‚Biographie‘: D.H. , f.). Die Verknüpfung seiner Figur mit der Verdoppelung der Reitercenturien bzw. mit der frührömischen Tribusordnung ist kanonisch geworden (mit Abweichungen im Detail: Cic. rep. ,; Liv. ,, ff.; D.H. ,; Fest. p. ,  ff. , ff. L u. a.; dazu E [a] –). In der ältesten erhaltenen Fassung (Cic. div. , ff.) fehlt jedoch (noch) jegliche politische Implikation, vielmehr will Tarquinius die Kenntnisse des Attus Navius, der sich als armer Junge mit der Festlegung der für die Auguration wichtigen Einteilung der Auguralbezirke in vier Regionen einen Namen gemacht hat, auf die Probe stellen: Mit der listigen Frage des Königs konfrontiert, ob dessen momentaner Gedanke zu verwirklichen sei, praktiziert Attus Navius die Vogelschau und erteilt einen positiven Bescheid. Daraufhin erklärt Tarquinius, er habe gerade daran gedacht, ob es möglich sei, mit einem Schermesser (novacula) einen Schleifstein (cos) durchzuschneiden. In der Tat gelingt die Verifikation, der Stein wird vor den Augen des Königs und des Volkes zerschnitten, ohne dass der Ausführende der Tat bei Cicero genannt ist; cos und novacula werden anschließend auf dem Comitium vergraben und mit einer Einfassung (puteal ) umgeben, Attus Navius selbst avanciert zum königlichen Ratgeber. Nach Livius (,,) wurde er für seine Tat überdies mit einer Statue capite velato am Comitium geehrt, die Dionys (,,) als Augenzeuge allerdings vor der Curia nahe bei einem heiligen Feigenbaum (ficus Navia) lokalisiert. Ihren Ursprung hat die ganze Erzählung daher vermutlich in dem Versuch, topographische Gegebenheiten im Bereich des Comitium zu erklären (s. C [²] –): eine Statue capite velato, ferner ein puteal, das man zum Schutz von Stellen, an denen der Blitz eingeschlagen war, anlegte und durch die Vergrabung von Steinkeilen (dem Analogon zum Schleifstein) markierte, sowie einen Feigenbaum (ficus Navia) in dessen Nähe (Plin. nat. ,; Schol. Pers. , S/W).  Latinos . . . domuit: Zu den Latinerkriegen des Tarquinius Priscus s. ausführlich D.H. , ff. Mit den Beutegeldern aus der Einnahme von Apiolae (h. Castel Sovello), einer Dublette zur Eroberung von Pometia durch Tarquinius



 Kommentar

Superbus (C [²] ), soll er den Beginn der Erbauung des capitolinischen Iuppitertempels finanziert haben (Val. Ant.: FRH  F ; FRHist  F ; Liv. ,, f.; D.H. ,, ff.), doch ist die Aufspaltung des Tempelbaues auf Tarquinius Priscus bzw. Superbus allein der Annalistik zu verdanken (s. Vir. ill. ,). – Circum . . . aedificavit: Dass die Errichtung der Circusanlage im Marana-Tal (vallis Murcia) zwischen Aventin und Palatin auf die Herrschaft der Etrusker im . Jh. zurückgeht, ist unstrittig; die Aufteilung auf die beiden Tarquinier (s. auch Vir. ill. ,) ist dagegen ebenfalls sekundär. Die ausführlichste Beschreibung gibt Dionys (,), der den Circus allerdings nach den Dimensionen der eigenen Zeit, d. h. Ende des . Jh., schildert. Dieser war ein langgestrecktes Rechteck, das auf der einen Seite durch ein Halbrund mit der porta triumphalis, durch welche der Sieger die Rennbahn verließ, auf der anderen Seite durch die ebenfalls leicht bogenförmig angeordneten Boxen (carceres) für die Wagen begrenzt war. In augusteischer Zeit hatte er eine Länge von  m und eine Breite von  m; rund . Zuschauer sollen Platz gefunden haben. Zur Baugeschichte bis in die Spätantike: P. C R, LTUR  [²] –. – Ludos . . . instuit: Die gleiche Tradition, die die Einführung der jährlich gefeierten Ludi magni bzw. Romani (.–. Sept.) in die Zeit des älteren Tarquinius datierte, findet sich auch bei Livius (,,). Dionys dagegen unterscheidet – historisch plausibel – zwischen jährlich stattfindenden Spielen, deren Beginn er (,,) in die Dictatur des A. Postumius () verlegt, und Votivspielen, die Tarquinius Superbus nach der Einnahme von Suessa Pometia abgehalten haben soll (s. Vir. ill. ,). Die alljährliche Feier der Ludi Romani ist jedenfalls erst ab  gesichert belegt (s. B [] –). – De . . . triumphavit: zum Sabinerkrieg vgl. Cic. rep. ,; Liv. , ff.; D.H. , ff. u. a. Nach Livius (,,) bezwang Tarquinius damals das ganze Latinervolk (omne nomen Latinum); einen Triumph verzeichnet er dagegen nicht. Während die antiken Zeugnisse in den prisci Latini vorwiegend die latinische Urbevölkerung (Paul. Fest. p. , f. L u. a.) sehen, ist diese Bezeichnung für die zwischen Tiber und Anio siedelnden Latiner vermutlich erst Ende . Jh. entstanden, als es mit der Zerschlagung des latinischen Bundes () und der Anlage von coloniae mit latinischem Bürgerrecht notwendig wurde, zwischen dieser rein rechtlich definierten Gruppe einerseits und der ursprünglichen Ethnie zu unterscheiden. Vgl. C (); B () –. – Murum . . . circumdedit: Den Mauerbau teilen sich in der Überlieferung nicht der ältere und jüngere Tarquinius, sondern Tarquinius Priscus und Servius Tullius. Anders als DVI schreibt Livius (,,) jenem jedoch nur die Vorbereitungen zum Mauerbau zu, die Durchführung aber dem Servius Tullius. Nach Dionys (,,) soll Tarquinius dagegen zumindest die früheren ephemeren Stadt-

 Servius Tullius



befestigungen durch Mauern aus Quadersteinen ersetzt haben. Zum Detail s. Vir. ill. ,.  Filium . . . coeperunt: Die Geschichte gehört zum Typ der gelehrten etymologisch-antiquarischen Spielereien und findet sich in keiner annalistischen Quelle. Sie diente zur Erklärung der Sitte, dass Jungen bis zum Eintritt in den Kreis der Erwachsenen (zwischen – Jahren) statt der weißen toga virilis die mit einem Purpurstreifen versehene toga praetexta trugen und dass man ihnen eine meist herz- oder linsenförmige Kapsel (bulla) aus Gold, Leder oder Metall für die Aufbewahrung apotropäischer Amulette um den Hals legte, die sie mit dem Eintritt ins Mannesalter (oder die Ehe) ablegten (Paul. Fest. p. , ff. L). Über die Einführung selbst zirkulierte eine Vielzahl von Varianten (vgl. Plu. Moral.  B; Macr. Sat. ,, ff.), doch lag die Zuschreibung an Tarquinius besonders nahe, da beide Gebräuche etruskischen Ursprungs waren. Die signifikante Parallelen zwischen DVI und Macrobius wurzeln im gemeinsamen varronischen Ursprung dieses Details (s. F []  f.) und signalisieren keineswegs dessen Benutzung durch den Verfasser der Viri illustres (so aber M [b] ).  Post . . . est: ausführlich, aber im Detail variierend Liv. , f.; D.H. ,; , f.; Zonar. ,. Kern der Geschichte ist die Tötung durch zwei gedungene Hirten (Livius) bzw. zwei als Hirten verkleidete Parteigänger der Söhne des Ancus Marcius (Dionys, Zonaras), die im Vorhof des Palasts (Livius) bzw. vor dessen Tor (Zonaras; vgl. auch Dionys) einen Streit beginnen, um ein schlichtendes Eingreifen des Königs zu provozieren. Von diesem in das Innere der regia geführt, setzen sie ihren Disput fort. Dabei gelingt es einem von ihnen, den König abzulenken, so dass der andere diesen mit einem Beil tödlich verwunden kann; anschließend fliehen die Täter aus dem Palast. Von diesem livianischen Tathergang weicht Dionys insofern ab, als beide den König attackieren und nach der Tat sogleich ergriffen und gefoltert werden, bis sie die Drahtzieher preisgeben. DVI bietet damit in der Verlegung des Tatortes vor den Palast ein von Livius und Dionys unabhängiges Detail. , Servius . . . est: Die Herrschaft des Servius Tullius, des sechsten Königs von Rom (trad. –), ist von der Tradition facettenreich und vielfältig gestaltet (s. grundlegend T []; speziell zu DVI außerdem F [] –). Über seine Geburt und Herkunft existierten zwei grundsätzlich verschiedene Traditionen. Einziges direktes Zeugnis für eine etruskische Abstammung ist ein inschriftlich erhaltenes Redefragment (ILS ) des Kaisers Claudius aus Lyon ( n. Chr.): Mastarna, der Gefährte des etruskischen Condottiere Caeles Vibenna soll nach dessen Tod den Mons Caelius (!) mit seinen Kameraden besetzt und unter dem Namen Servius Tullius die Königswürde usurpiert haben. Ein bildliches Pendant



 Kommentar

hat diese Version in den Malereien des sog. François-Grabes in Vulci, auf denen ein Caile Vipinas (und ein Avle Vipinas), ein Macstarna und ein Cueve Tarxu rumax zu sehen sind; die Datierungsansätze reichen vom Beginn des . Jh. bis ins . Jh. (s. T [] –). Das wesentliche Merkmal der römischen Überlieferung ist dagegen die etymologische Verbindung des Namens mit dem lat. servus (Sklave). Einer rationalistischen Fassung steht dabei eine mythische Fassung gegenüber, die die göttliche Abkunft des Servius zu erweisen sucht. Beide Fassungen stimmen weitgehend in Bezug auf dessen Mutter Ocresia überein, deren Name bei Livius und der post-livianischen Tradition (Florus, Periochae, Eutrop) fehlt. Diese soll nach der Einnahme des latinischen Corniculum, dessen Lage jenseits des Anio unbekannt ist, durch Tarquinius Priscus in dessen Haus als Sklavin bzw. Dienerin gekommen sein (Liv. ,,; D.H. ,, f. u. a.). In der rationalistisch geprägten Fassung ist der Vater entweder ganz namenlos bzw. bleibt unerwähnt (Liv. ,,; Ael. VH , u. a.) oder ist als Ser. Tullius Herrscher von Corniculum (Liv. ,,; D.H. ,,) oder figuriert als Klient des Tarquinius Priscus (Cic. rep. ,; Plu. Moral.  B) bzw. illegitimer Spross (lat. spurius) des Spurius Tullius aus Tibur (Fest. p. , ff. L; Zonar. ,). Die Filiationsangabe von DVI (Spurii Corniculani) kombiniert damit zwei, sonst nur getrennt bezeugte Traditionen (s. auch M [b] ). Die Sakralversion (D.H. ,, ff.; Ov. fast. , ff. u. a.) dagegen schreibt die Vaterschaft entweder dem Lar des Hauses oder Vulcan zu, der Ocresia in Gestalt eines Phallus im Herd erscheint und sie schwängert (s. E [a] –). Einen Reflex dieser Fassung stellt auf jeden Fall das allgemein berichtete und hier (wie meist) in die Kindheit bzw. Jugend des Servius verlegte Flammenprodigium dar, das sich im Schlaf ereignet haben soll (Enn. ann. III fr.  f. S; Cic. rep. ,; div. ,; Liv. ,, f.; D.H. ,, ff. u. a.; s. E [a] –; K [] –). – hoc . . . educaret: Tanaquil kommt hier eine der Egeria unter Numa Pompilius (s. Vir. ill. ,) vergleichbare Rolle zu. Bei Livius (,, f.) prophezeit sie nicht die künftige Königswürde, sondern nur, dass Servius eines Tages für den ins Wanken geratenen Thron des Tarquinius eine wichtige Stütze sein werde; ebenso fehlt der Rat zu einer gemeinsamen Erziehung bei Livius (s. K [] –). – Qui . . . administravit: Die spätrepublikanischen Darstellungen (Cic. , f.; Liv. ,,; D.H. , ff. ,) stimmen grundsätzlich in dem illegitimen Herrschaftsbeginn und der Verheimlichung des Todes des Tarquinius überein, gehen aber ansonsten teilweise sehr auseinander (zum Detail s. T [] –). Die wichtigsten Elemente sind auch hier vorhanden (zur Traditionsbildung: R []; zu Tanaquil: K [] –): Schwiegersohn des Tarquinus, List der Tanaquil, problematischer Herr-

 Servius Tullius



schaftsantritt. Es fehlt dagegen jegliche negative Bewertung, vor allem ist auf den für das römische Verständnis zentralen legislativen Akt, die Wahl des Königs durch das Volk und dessen Bestätigung durch das Volk, verzichtet, was sich vermutlich aus dem Exzerptcharakter der Viri illustres bzw. der kaiserzeitlichen Provenienz ihres Verfassers erklärt.  Etruscos . . . domuit: Livius (,, f.) kennt nur einen einzigen Krieg und zwar gegen Veii. Dagegen wird in den Acta triumphalia, entstanden zwischen  und , eine voll ausgebildete Tradition über die Etruskerkriege des Servius sichtbar, wonach dieser insgesamt drei Triumphe gefeiert haben soll (Inscr. It. ,, f. ). Diesselbe Zahl gibt auch Dionys (,, ff.), bei dem sich die Kriege über eine Dauer von  Jahren erstrecken und Veii an der Spitze der Feinde steht; prominente Gegner sind daneben Caere und Tarquinii, die von Servius mit Landverlust, dem in der Überlieferung die territorialen Gewinne der Etrusker unter Porsenna entsprechen (s. Vir. ill. –), bestraft werden. Zum typologischen (und fiktiven) Charakter der Kriege gegen Veii s. T () –. – collem . . . addidit: Nach Livius (,,) hat Servius lediglich den Viminal, den kleinsten der sieben Hügel zwischen Quirinal und Esquilin, in die Stadt einbezogen, den Esquilin dagegen nur vergrößert und dort auch seinen Wohnsitz (s. § ) genommen. Dionys (,,) erwähnt nur den Viminal und Esquilin, da nach seiner Vorstellung Romulus-Quirinus zusammen mit T. Tatius für die Besiedlung des Quirinal und Caelius verantworlich gewesen ist (,,. ,). Der Plural Esquiliae (von excolere = ausserhalb der Stadt wohnen) weist noch auf die beiden Hügel(kuppen) Oppius und Cispius hin, die erst später als mons Esquilinus bezeichnet wurden (Varro ling. , f.). Zu den montes s. A. F, LTUR  [²] –, hier . – aggerem . . . fecit: Da DVI die Ummauerung der Stadt dem Tarquinius Priscus zuschreibt (s. § ), fehlt hier jeglicher Hinweis auf die sog. Servianische Mauer bzw. sind nur Wall und Gräben erwähnt (ähnlich Eutr. ,; Hier. chron. p. a, H). Aus Grotta-Oscura-Tuff von einem Steinbruch bei Veii, wodurch eine Datierung vor  (s. Vir. ill. ,) unmöglich ist, gebaut, umspannte die Mauer des Servius auf einer Länge von ca.  km und mit einer durchschnittlichen Höhe von  m die Stadt. Im Osten, an der offenen Seite Roms beim Quirinal, Viminal und Esquilin, wurde die Stadt zwischen Porta Collina und Esquilina zusätzlich durch einen innerhalb der Mauer gelegenen Erdwall (agger) sowie einen außerhalb liegenden Graben (fossa) geschützt; Reste des Erdwalls sind noch auf der Piazza dei Cinquecento bzw. Piazza Manfredo Fanti erhalten (s. M. A, LTUR  [²] –).  Populum . . . distribuit: Die Namen der Tribus (Suburana, Palatina, Aesquilina, Collina; s. D.H. ,,) stimmen mit den Namen der gleichzeitig geschaffenen vier Regionen (Varro ling. ,) überein. Das (neue) Einteilungsprinzip,



 Kommentar

das auf dem Wohnsitz beruhte, wie aus den regionalen Bezeichnungen der Tribus hervorgeht, löste das alte gentilizische System der dem Romulus zugeschriebenen Tribusordnung (Ramnes, Luceres, Titienses) ab (s. Vir. ill. ,). Seit  gab es, da keine neuen Tribus mehr hinzukamen,  Tribus, die ihrerseits in  städtische und  ländliche gegliedert waren (s. R []). – ac . . . annonam: Diese Notiz ist singulär und gehört in die Traditionslinie, die Servius Tullius als ‚popularen‘ König charakterisierte, der gegen den Willen der Patricier an die Herrschaft gekommen war und deshalb um die Gunst des Volkes buhlte (s. R []). Eine gewisse Parallele bietet nur der sog. Chronograph von  (s. B [] ), der Servius mit Kornverteilungen an die Plebs, wie sie seit der Späten Republik üblich waren, in Verbindung bringt.  Mensuras . . . constituit: Diese nur summarische Zusammenfassung der sog. Servianischen Centurienverfassung (vgl. aber Cic. rep. , f.; Liv. , f.; D.H. , ff.) ist für die Texte der Kaiserzeit und Spätantike kennzeichnend und erklärt sich aus der Tatsache, dass die Centuriatsverfassung (bis :  centuriae, danach ) nur noch antiquarisches Interesse beanspruchen konnte, da sie als politische Institution obsolet geworden war. In ihrer Funktion als Heeresorganisation (Versammlungsort war das Marsfeld extra pomerium) ist die Datierung in die Königszeit plausibel, da sie in die Zeit des Übergangs vom adligen Einzelkämpfer zur Hoplitenphalanx passt, die sich in Griechenland seit dem . Jh. durchsetzte und wahrscheinlich über Etrurien nach Rom gelangte (s. F []). Ihre Aufgabe als Abstimmungsorgan des timokratisch gegliederten populus Romanus kann dagegen erst in der Republik entstanden sein, setzte dies doch die Beteiligung weiterer Bevölkerungsgruppen an der politischen Gestaltung voraus, ein Prozess, der frühestens in die Zeit der Ständekämpfe zu datieren ist (s. L []; T [] –). Dem timokratischen Charakter der Verfassung entsprechend hat die antike Überlieferung Servius ebenfalls die Durchführung des ersten Census zugeschrieben (Liv. ,,; D.H. ,, u. a.); zur Modellfunktion s. H (). Servius Tullius soll daher auch als Erster Bronze mit einem Viehzeichen (pecus > pecunia) geprägt haben (Plin. nat. ,; ,), doch ist der Guß geprägter Bronzebarren (modern: aes signatum) bzw. Münzgeld (aes grave) in Rom erst für den Anfang des . Jh. nachweisbar (s. B []). In dieses Bild passt jedoch exakt die nur von DVI tradierte Zuschreibung der Einführung von Maßen (mensurae) und Gewichten (pondera). Das Fehlen des Census wie auch die asyndetische Reihung der einzelnen Begriffe verweisen erneut auf den Exzerptcharakter der Schrift.  Latinorum . . . aedificarent: Als Dedikationstag wurde der . Aug. gefeiert, ein Festtag der Sklaven und zugleich der Geburtstag des Serv(i)us Tullius (Plu. Moral.  E; Fest. p. , ff. L;

 Servius Tullius



Paul. Fest. p. , f. L). Unstrittig ist das hohe Alter des auch im übrigen Italien verbreiteten Diana-Kultes (s. J. S, DNP  []  f.). Als italische Göttin, die besonders von Frauen angerufen und später mit Artemis gleichgesetzt wurde, gehörte Diana zwar nicht zu den Di Indigetes, gleichwohl zu den frühen Neuaufnahmen in das römische Pantheon (s. W [²] –). Anknüpfungspunkt der Traditionsbildung (Liv. ,, ff.; D.H. ,, ff. u. a.) für die (fiktive) Verbindung mit Ephesus (und der pan-ionischen Amphiktyonie) war, dass die römische Kultstatue in ihrem Typ derjenigen in Marseille entsprach, die ihrerseits den Typ der ephesischen Statue repräsentierte (Str. ,,); auch der etruskische Zwölfstädtebund mag inspirativ gewirkt haben (T [] –). Älter als die römische Gründung des Servius war, wie Funde aus dem . Jh. belegen, das Heiligtum der Diana Nemorensis von Aricia, rund  km von Rom an der Via Appia gelegen, das spätestens seit dem . Jh. als latinisches Bundesheiligtum fungierte (Cato: FRH  F ,; FRHist  F ; Fest. p. , ff. L); mit dem Sieg Roms im Latinerkrieg () wurde Aricia in das römische Territorium integriert (s. G []). – Quo . . . quaesivit: Den Kern der aitiologischen Erzählung für die im Diana-Tempel aufgehängten Kuhhörner bildet der Ausblick auf die künftige Größe Roms. Als ungefährer terminus post quem ergibt sich damit frühestens der Beginn des . Jh., als sich Rom nach dem Dritten Samnitenkrieg (–) und dem Sieg über Pyrrhus von Epeiros (–; s. Vir. ill. ) in Mittel- und Süditalien durchgesetzt hatte. Die Fassung von DVI kann als eigenständige Fassung neben Livius (,) und Plutarch (Moral.  C–D) gelten (s. F []  f.; ferner E [a] –; K [] –). Singulär ist einerseits die Deutung des Prodigiums im Traum (responsum somnio datum) und nicht durch einen Seher, andererseits die Beseitigung des Paradoxons, dass es sich um einen Sabiner (Plutarch: Antro Coratius) gehandelt habe, obgleich der Kontext in das Verhältnis Roms zu den Latinern eingebettet ist. – Servius . . . acta: Die Darstellungen über den Tod des Servius Tullius (Liv. , f.; D.H , ff.; Ov. fast. , ff. u. a.) sind ein Konstrukt aus Elementen des griechischen Mythos bzw. Dramas (etwa des Schicksals der Fürstenhäuser des Atreus und Laios) und der Aitiologie für den Vicus Sceleratus, ursprünglich vielleicht nur ein Ort mali ominis (Varro ling. ,). Der Clivus Urbius (h. Via di S. Pietro in Vincoli) führte direkt auf den Mons Oppius, eine der beiden Erhebungen des Esquilin (s. § ), wo die Tradition folgerichtig den Wohnsitz des Servius lokalisierte (Liv. ,,; D.H. ,, u. a.). In der Genealogie des tarquinischen Königshauses folgt DVI der traditionellen, bereits bei Fabius Pictor fassbaren Sukzession, die in Tarquinius Superbus (s. Vir. ill. ,) den Sohn des Priscus sah. Dass diese Abfolge chronologisch unmöglich war, hat



 Kommentar

schon im . Jh. Calpurnius Piso Frugi (FRH  F ; FRHist  *F ) erkannt, dem sich Dionys (,,. ,) angeschlossen hat. Wiederum weisen die Viri illustres singuläre bzw. nicht-livianische Elemente auf, die den Text als eigenständige Überlieferung ausweisen. So verheiratet bei Livius (,,) der König seine beiden Töchter aus politischen Gründen mit den Söhnen des Tarquinius Priscus, um dem Schicksal des getöteten Ancus Marcius (s. Vir. ill. ,) zu entgehen; dass dabei ungleiche Charaktere zusammenkamen, war nach Livius lediglich Zufall. Singulär ist die Alternative sed mites seu forte seu fraude perierunt; denn Livius (,,), Dionys (, f.) und die übrigen Texte (Ov. fast. , ff.; Zonar. ,) lassen alle die jeweiligen Ehepartner durch die Hand der jüngeren Tullia und des Tarquinius Superbus ein gewaltsames Ende finden. Und schließlich ist es bei Livius (,,) Tarquinius Superbus selbst, der Servius Tullius von den Stufen der Curia hinabstößt, während er hier (ebenfalls singulär) nur den Befehl dazu gibt. Zum Detail s. F ()  f.; zur Figur der negativen ‚Königsmacherin‘ Tullia minor vgl. außerdem K () –. , Tarquinius . . . occupavit: Zu der Genealogie der Tarquinier und dem Herrschaftsantritt des Tarquinius Superbus (trad. –) s. Vir. ill. , ff.; zu dessen ‚Biographie‘ bei DVI vgl. außerdem F () –. Das Cognomen ist sekundärer Zusatz, der im Zuge der Individualisierung beider Tarquinier entstand, da der gemeinsame Vorname (Lucius) keine Differenzierung erlaubte. Nach Livius (,, ff.) waren es nicht die moralischen Qualitäten (mores), sondern die Taten des Superbus, insbesondere dessen Weigerung, dem Servius Tullius eine ordnungsgemäße Bestattung zu gewähren, welche Tarquinius seinen Beinamen einbrachten.  Tamen . . . domuit: Zu seinen militärischen Operationen gegen die Latiner s. auch Cic. rep. ,, zum Triumph über die Sabiner die Triumphalfasten (Inscr. It. ,, f.) und Dionys (, ff.). Livius dagegen kennt weder einen Sieg über die Sabiner noch über die Latiner. Tarquinius soll vielmehr die römische Hegemonie (s. unten) durch eine geschickte Heiratspolitik, d. h. die Verheiratung seiner Tochter mit Octavius Mamilius, dem Fürsten von Tusculum (,, f.), sowie durch die Beseitigung seines latinischen Gegenspielers Turnus Herdonius mittels einer üblen Intrige (, ff.) begründet haben. – Suessam . . . eripuit: Diese Notiz widerspricht der übrigen Tradition, die in Suessa Pometia eine Siedlung der Volsker (Liv. ,,; D.H. ,,; ,, u. a.) oder Latiner (Cato: FRH  F ,; FRHist  F ; D.S. , fr. ,) sah. Der Fehler bei DVI weist auf einen von Livius divergenten Ursprung hin (s. ähnlich M [b] : Hygin?). Auch Eutrop hat möglicherweise an dieser Stelle die Vorlage der Viri illustres eingesehen; denn seine Formulierung (,,: cum Tuscis pacem fecit) ist nicht direkt

 Tarquinius Superbus



durch Livius gedeckt (s. F []  f.). Die genaue Lage der an der Grenze zwischen Latinern und Volskern gelegenen Stadt ist unbekannt; von Strabo (,,) wird sie zwischen der Via Appia und Via Latina lokalisiert. Dementsprechend uneinig ist die Forschung: Identifizierung mit dem prae-volskischen Satricum oder Apiolae oder den bei Cisterna di Latina gefundenen Siedlungsresten. Möglicherweise hat sie auch den Pontinischen (Pomptinischen) Sümpfen bei Rom den Namen gegeben. Vgl. G. C, EAA , Suppl.  ()  f. – Gabios . . . redegit: Die List der Tarquinier ist Gemeingut der Tradition (Liv. , f.; D.H. , ff. u. a.): Sex. Tarquinius gelingt es, die Einwohner der ca.  km östlich von Rom am Südostufer des Lago di Castiglione gelegenen Stadt Gabii (konzis G. U, DNP  []  f.) für sich zu gewinnen. Heimlich lässt er beim Vater Rat über sein weiteres Vorgehen einholen. Dieser schlägt aus Vorsicht, sich nicht durch Worte zu verraten, im Beisein des Boten Mohnblumen die Köpfe ab. Sextus versteht die Botschaft, beseitigt seine Widersacher und übergibt Tarquinius die Stadt. Die Geschichte basiert auf der Kombination zweier Erzählungen Herodots: auf der Einnahme Babylons (, ff.) mit Hilfe des vermeintlichen Überläufers Zopyros sowie (in Bezug auf das Abschlagen der Blumen) auf dem Rat des Thrasybulos an Periander, den Tyrannen von Korinth (, f.) – eine Parallele, die schon Dionys (,,) erkannte. Zu den Nekropolen ca.  km westlich von Gabii, das erst im . Jh. unter römische Herrschaft kam, bei Osteria dell’Osa s. H () –. – et . . . instituit: Zur Typologie der einzelnen feriae (publicae, familiarum, singulorum) vgl. Macr. Sat. ,,  ff.; dazu R () –. Die Feriae Latinae waren neben dem Kult der Diana Nemorensis von Aricia (s. Vir. ill. ,) das wichtigste Fest des Latinerbundes. Höhepunkt der Kulthandlung zu Ehren des Iuppiter Latiaris auf dem Mons Albanus (h. Monte Cavi oder Cavo) bildete die Opferung eines weißen bzw. roten Stieres, von dessen Fleisch jede Stadt ihren Anteil erhielt, sowie ein Gebet für den populus Romanus, nachdem Rom die Führungsrolle innerhalb des Bundes übernommen hatte (s. D. B, DNP  [] ). Diese ist jedoch keinesfalls (anders D.H. , f.) bereits in das . Jh. zu datieren (vgl. F [] –).  †Locos . . . (fecit): Dieser Textvorschlag M (b) , einer Konjektur S folgend, kommt sowohl den überlieferten Varianten (A: ludos; C: Latinis; D: lacus; s. App. W) als auch Livius (,,: Loca divisa patribus equitibusque, ubi spectacula sibi quisque facerent; fori appellati) am nächsten (überholt damit F [] ) und reflektiert die im . Jh. gängige Auffassung (s. auch D.H. ,,), dass die Tarquinier Holzsitze (foros) für die Senatoren im Circus Maximus einrichten ließen. Historisch handelt es sich jedoch um einen Anachronismus, da die Senatoren erst  spezielle Sitze (fori pu-



 Kommentar

blici) erhielten (Liv. ,,) und diese nicht im Circus, sondern im Theater (s.  U-S []); zum Circus Maximus s. Vir. ill. ,. – et . . . dictae: Der Bau der Cloaca Maxima, des Hauptabwasserkanals von Rom, wurde allgemein Tarquinius Superbus zugeschrieben, dem Priscus lediglich Vorarbeiten (Cass. Hem.: FRH  F ; FRHist  *F ; Liv. ,,. ,; D.H. ,,; ,, u. a.). Mit der annalistischen Datierung stimmt der archäologische Befund insofern überein, als die Entwicklung urbaner Strukturen (Forum Romanum) im ursprünglich sumpfigen Tal zwischen Capitol und Palatin seit der Mitte des . Jh. dessen Trockenlegung voraussetzte (zur Urbanisierung Roms unter den Etruskern: K [²] –). Zunächst ein offener Graben, im . Jh. dann ein gedecktes Kanalsystem, nahm die Cloaca Maxima ihren Ausgang beim Argiletum, wo die Abwässer des Esquilin, Quirinal und Viminal gesammelt wurden, und verlief über das Forum und Velabrum bis zum Tiber, wo sie unterhalb des Pons Aemilius (h. Ponte Rotto) einmündete (s. H. B, LTUR  [²] –). Die Bezeichnung als fossae Quiritium ist singulär; bei Liv. ,, dagegen ist die fossa (!) Quiritium Teil der Befestigungen des Ancus Marcius (Vir. ill. ). Die Ausschöpfung aller Kräfte der Plebs und deren Fronarbeit (zu spätlat. fossa = Grab s. CIL VI ; dazu M [b] ) entspricht hingegen dem Bild des Tarquinius als Tyrannen (Cass. Hem.: FRH  F ; FRHist  *F ; Liv. ,, f. , f.; D.H. ,, u. a.).  Cum . . . futuram: Nach der (historisch nicht haltbaren) Überlieferung soll dagegen der ältere Tarquinius mit dem Bau begonnen, der jüngere ihn nur vollendet haben (Cic. rep. ,; ,; Liv. ,,. ,; D.H. ,,; ,, f. u. a.). Der Tempel für Iuppiter Optimus Maximus bzw. für die Capitolinische Trias (Iuppiter, Iuno, Minerva), dessen Erbauung im . Jh. durch die Archäologie bestätigt wird, lag auf der südlichen Kuppe des Mons Capitolinus (s. G. T, LTUR  [²] –). Er bildete den Mittelpunkt des römischen Staatskultes; hier brachten die Consuln nach ihrem Amtsantritt ihr erstes Opfer dar, hier endete der Triumphzug eines siegreichen Feldherren (s. etwa W [²] –). Das Prodigium der Auffindung eines (noch blutigen) Menschenkopfes (so bereits Fab. Pict.: FRH  F ; FRHist  F ; vgl. auch Varro ling. ,; Liv. ,, f.; D.H. , ff.; Plin. nat. , u. a.; dazu E [a] –; K [] –) diente primär der aitiologischen Erklärung des Namens Capitolium < caput Oli = Kopf des Olus. Dieser wurde teils mit dem Warlord Aulus Vibenna bzw. Vulcentanus, dem Bruder des Caelius Vibenna (s. Vir. ill. ,) in der Tomba François in Vulci, identifiziert (Arnob. ,; dazu C [²] –), teils mit dem etruskischen Seher und Deuter des Prodigiums in Verbindung gebracht (Plin. nat. ,: Olenus Calenus), der – wie im Falle der Kuh vom Aventin (s. Vir. ill. , ff.) – versucht haben

 Tarquinius Collatinus



soll, die Römer um ihre künftige Weltmachtstellung zu betrügen. – Et . . . exegit: Dieser Sequenz entspricht die sich anschließende Kapitelfolge: Lucretia (), Iunius Brutus (); Abwehr Porsennas (–). Das beziehungslose pulsus weist DVI als Exzerpt aus. Vermutlich ist die militärische Niederlage des Tarquinius mit seinem Verbündeten und Schwiegersohn Octavius Mamilius von Tusculum am Lacus Regillus (s. Vir. ill. ) gemeint, da der Verfasser der Viri illustres eine Dublette vermeiden wollte. Das Ende des Tarquinius, das traditionell in das Jahr  (Dionys) bzw.  (Livius) datiert wird, bei Aristodemus, dem Tyrannen von Cumae, entspricht dagegen der Vulgata (Cic. Tusc. ,; Liv. ,,; D.H: ,, u. a.). , Tarquinius . . . erat: Ihrer Funktion im Ablauf der römischen Geschichte entsprechend, stehen Tarquinius Collatinus bzw. Lucretia zwischen Tarquinius Superbus (Vir. ill. ) und Iunius Brutus (Vir. ill. ), dem ‚Begründer‘ der Republik (zum Folgenden vgl. im Detail F [] –). Wiederum folgt DVI der traditionellen, bereits bei Fabius Pictor (FRH  F ; FRHist  F ) fassbaren, von Dionys allerdings um eine Generation erweiterten Genealogie der tarquinischen Dynastie (s. Vir. ill. ,). Als Vater des Collatinus galt Egerius, der Sohn des Ar(r)uns, des Bruders des Tarquinius Priscus (Liv. ,,; dagegen D.H. ,,: Neffe des Tarquinius Priscus). Die Unabhängigkeit der Viri illustres sowohl von Livius als auch Dionys zeigt sich darin, dass bei diesen die Mutter des Collatinus nicht als Schwester des Tarquinius Superbus bezeichnet wird. Ardea (beim h. Civitavecchia) lag auf einer Anhöhe zwischen dem Fosso della Mola und Fosso dell’Acqua buona (s. M/T []). – ubi . . . deprehendunt: Der Wettstreit beim Gelage im Zelt des Sex. Tarquinius (Liv. ,, f.) hat die Funktion, die pudicitia der Lucretia als Leitmotiv einzuführen (Liv. ,, ff.; Ov. fast. , ff. u. a.), fehlt allerdings in Teilen der Überlieferung (D.S. , fr. ,; D.H. ,,). Stilistisch fällt hier der für den nüchternen Stil der Viri illustres untypische Tempuswechsel ins Präsens zur Verlebendigung des Geschehens auf, der sich vielleicht als Indiz für die Bearbeitung einer ausführlicheren, dramatischer gestalteten Vorlage deuten lässt.  Inde . . . iudicatur: Collatia (h. Lunghezza), ca.  km östlich von Rom in Latium gelegen, existierte, wie dem älteren Plinius (nat. ,) zu entnehmen ist, schon im . Jh. n. Chr. nicht mehr (s. Q []). Wolle zu spinnen galt als Symbol der pudicitia. So soll Augustus die Frauen seiner Familie gedrängt haben, sich wieder dem Spinnen zuzuwenden (Suet. Aug. ,).  Ad . . . expugnavit: Ist es bei Livius (,,) die mala libido, die Sex. Tarquinius stimuliert, so wird er bei Ovid (fast. , ff.), dem Liebesdichter par exellence, von glühender Liebe getrieben, nicht einige Tagen zu warten, sondern schon am folgenden Tag nach Collatia zu reiten,



 Kommentar

wo er gleichfalls bei Einbruch der Nacht ankommt und mit der Berufung auf das Verwandtschaftsrecht Einlass fordert (zu den Parallelen: F [] – passim). Der hier ausgesparte Ablauf ist in allen Darstellungen (D.S. , fr.  f.; Liv. ,, ff.; D.H. ,, ff.; Ov. fast. , ff. u. a.) im Wesentlichen derselbe (s. K [] –, bes. zu Livius): Sextus T. dringt mit gezogenem Schwert in das Gemach der Lucretia ein und versucht sie zunächst mit Liebesschwüren und Bitten zu gewinnen. Als er keinen Erfolg hat, erpresst er Lucretia mit der Drohung, sie nicht nur zu töten, sondern auch ihre Sittsamkeit (pudicitia) durch einen vorgetäuschten Ehebruch mit einem Sklaven zu ruinieren, worauf Lucretia ihren Widerstand aufgibt. – Illa . . . vindicaverunt: Auf den ersten Blick fällt der Verzicht auf die maßgebliche Rolle des Iunius Brutus auf, der neben Lucretia wichtigsten Figur. Vermutlich hat der Verfasser der Viri illustres hier seine Vorlage gekürzt, um eine Dublette mit der folgenden Biographie des Brutus (Vir. ill. ,) zu vermeiden. Dieser Ausblendung ist aber auch die in der Dramaturgie des Geschehens zentrale und für das weitere Geschehen, ja Schicksal Roms entscheidende Szene zum Opfer gefallen bzw. nur angedeutet: die Aufforderung der Lucretia an die Anwesenden, ihre Schmach zu rächen, und der Schwur des Brutus, die Tarquinier aus Rom zu verjagen (Liv. ,, ff.; D.H. , u. a.). Ovid (fast. ,  ff.) dagegen hat den Auftritt des Brutus effektvoll inszeniert, indem er Lucretia mit verlöschendem Blick dessen Schwur gerade noch erleben lässt (s. C []). , Iunius . . . est: Lucius Iunius Brutus war der republikanische Heros schlechthin (Tac. ann. ,: Libertatem et consulatum L. Brutus instituit). Seine Bronzestatue stand zwischen den sieben Königen auf dem Capitol und zeigte ihn mit gezücktem Schwert (Plu. Brut. , u. a.). Er galt als Sohn der Tarquinia, einer Tochter des Tarquinius Priscus (zur Genealogie s. Vir. ill. , ff.), und des Marcus Iunius, seinerseits Nachkomme eines Gefährten des Aeneas und Opfer des Tarquinius Superbus (Liv. ,,; D.H. ,, f.; D.C. fr. , u. a.). Die Ermordung des älteren Bruders des Brutus durch Tarquinius Superbus findet sich auch bei Livius, allerdings ohne Angabe eines Motivs (,,). Die Erklärung des Beinamens Brutus (brutus = blöde) schließlich ist Gemeingut der Tradition (so bereits Postumius Albinus: FRH  F ; FRHist  F ). Zur Gestalt des Brutus s. ausführlich M []; konzis W []; zur Traditionsbildung W []; zu DVI außerdem F [] –.  Iuvenibus . . . tulit: Als Grund für die Gesandtschaft bieten die Quellen verschiedene Versionen (zum Detail s. E [a] –; K [] –): In der Praetexta Brutus des Dramatikers Accius (. Jh.) ist es ein böser Traum

 Lucius Iunius Brutus



des Tarquinius (s. Cic. div. , f.). Nach Livius (,,) dagegen soll eine Schlange aus einer hölzernen Säule im Palast (regia) des Tarquinius geglitten sein und diesen in eine solche Unruhe versetzt haben, dass er seine beiden Söhne Ar(r)uns und Titus nach Delphi sandte. Dionys (,,) wiederum nennt eine Seuche, die Jungen und Mädchen befallen hatte, während bei Ovid (fast. , f.) zu lesen ist, dass eine Schlange das Opferfleisch entführt habe. Die Ausfüllung des Stabes aus Holunderholz (abweichend Liv. ,,: corneo . . . baculo, d. h. aus dem Holz der Kornelkirsche) im Innern mit Gold steht als Gleichnis für den Charakter des Brutus (s. auch D.H. ,,; Val. Max. ,,; Zonar. ,).  Ubi . . . est: Ausgelassen ist damit die Frage der Söhne des Tarquinius an das Orakel, wer von beiden dem Vater auf dem Thron nachfolgen werde (Liv. ,, u. a.). Nicht in der annalistischen Tradition, aber bei Plinius (nat. ,) und Zonaras (,) ist auch die Antwort des Orakels tradiert (zum Detail: E [a] ), wonach das Ende des Tarquinius Superbus gekommen sei, wenn eine Schlange belle (Plinius) bzw. ein Hund mit menschlicher Stimme spreche (Zonaras). Die Identifizierung der Erde als Mutter gehört in das traditionelle Volksgut, ebenso die Sitte, bei der Rückkehr aus der Fremde den Boden zu küssen. Anders als hier und bei Livius (,,) soll Brutus nach Dionys (,,) die Erde nicht gleich in Delphi, sondern erst bei der Ankunft in Italien geküsst haben.  Deinde . . . coniuravit: Erst an dieser Stelle wird (gleichsam als Ergänzung zu Vir. ill. , f.) die entscheidende Rolle des Brutus und der Name des Vaters der Lucretia (Sp. Lucretius Tricipitinus) deutlich gemacht. Welchen Status Brutus damals hatte, bleibt jedoch offen; nach der Mehrheit der Quellen (Liv. ,,; D.H. ,, u. a.) war er – trotz seines Beinamens – Tribun der königlichen Leibwache (tribunus Celerum); nur Cicero (rep. ,) gibt eine ‚plausiblere‘ Version, indem er Brutus als privatus handeln lässt.  Quibus . . . creatus: Seit Varro datierte man in Rom üblicherweise (Cic. rep. ,; Liv. ,, u. a.; s. MRR , f.) die Vertreibung des Tarquinius Superbus und den Beginn der Republik auf das Jahr  a. u. c. (= / v. Chr.). Die Chronologie Varros differiert damit um ein Jahr vom Zeitansatz des Polybios (,,: /). Dionys seinerseits stimmt für das regifugium mit Polybios überein (,,. ,), datiert aber die Wahl der ersten Consuln auf / (,, f.). Als erster Kollege des Brutus amtierte, folgt man der Tradition (zur Chronologie und Glaubwürdigkeit der älteren fasti consulares: J. R, DNP  [] –; M []; F [] –), zunächst L. Tarquinius Collatinus (Inscr. It. ,, f.; Liv. ,,; D.H. ,, u. a.), der jedoch sein Amt auf Initiative des Brutus entweder freiwillig aufgegeben (Calp. Piso: FRH  F ; FRHist  F ; Liv. ,, ff. u. a.) oder von diesem zum Rücktritt gezwungen bzw. abgesetzt worden sein soll (Cic. Brut. ; off. , u. a.). Während das Prinzip der Annuität,



 Kommentar

d. h. die Einführung einer jährlich wechselnden Magistratur, unstrittig ist, besteht über deren Struktur (Ein-, Zwei- oder Dreistelligkeit?) sowie Nomenklatur (praetor? consul ?) in der Forschung kein Konsens (zur älteren Forschung s. K/W [] –; B [⁶]  f., ferner L [] –; B []; S []; F [] –). – filios . . . percussit: Das Exemplum, das den Sieg der Staatsraison über familiäre Beziehungen zum Ausdruck brachte (s. G []), diente der Tradition als Präzedenzfall (Liv. ,, f.; D.H. ,, u. a.), so etwa für die Hinrichtung des eigenen Sohnes wegen Insubordination durch Manlius Torquatus (s. Vir. ill. ,). Verzichtet ist hier auf den zweiten Aspekt, die aitiologische Fundierung der römischen Form der Freilassung (manumissio), bei welcher der Praetor den Freizulassenden mit einem Stab (vindicta) berührte. Denn die Aufdeckung der Verschwörung, deren annalistische Gestaltung deutliche Parallelen zur Catilinarischen Verschwörung des J.  nicht verleugnen kann (Abfangen eines konspirativen Briefes, Nachtsitzung der Verschwörer etc.), soll durch einen Sklaven namens Vindicius erfolgt sein (Liv. , f.; D.H. , ff., Plu. Popl.  ff. u. a.).  Deinde . . . ceciderunt: Nach seiner Vertreibung aus Rom sei es Tarquinius Superbus, so die Überlieferung (Liv. , f.; D.H. , ff.; Plu. Popl. , ff. u. a.), gelungen, Tarquinii (s. Vir. ill. ,) und Veii (s. Vir. ill. ,) zum Krieg gegen Rom aufzustacheln. Als Befehlshaber der Reiterei habe sich Brutus bei einer Erkundung einen tödlichen Zweikampf zu Pferde mit Ar(r)uns geliefert, während zeitgleich das römische Heer unter Valerius Poplicola (s. Vir. ill. ,) im (nicht mehr lokalisierbaren) Wald von Arsia (silva Arsia) zunächst unentschieden gegen die Feinde kämpfte. Erst ein göttlicher Schiedsspruch aus einem Baum habe schließlich den Römern den Sieg zugesprochen, da auf Seiten der Etrusker genau ein Mann mehr gefallen sei (Liv. ,,; D.H. ,,; Plu. Pop. ,; zu den Unterschieden im Detail: E [a]  f.).  Cuius . . . luxerunt: DVI bietet damit mehr Informationen als Livius (,,), in dessen Darstellung die laudatio funebris durch Valerius Poplicola fehlt, die als Erste ihrer Art in Rom galt (vgl. die Übersicht bei K [] –, hier ). Auch Dionys (,, f.) trägt dieses Detail erst anlässlich von dessen Tod und Bestattung nach. Möglicherweise handelt es sich bei der einjährigen Trauer der matronae für Brutus und Poplicola (s. Vir. ill. ,) um eine Rückprojektion der Späten Republik, nachdem Sulla mit einem Trauerjahr geehrt worden war (Gran. Licin. , f. C). Zum funus publicum vgl. W-K (); zum Bestattungsritual S (); zu Ahnenkult, pompa und laudatio funebris grundlegend F (); F (²) –.

 Horatius Cocles



, Porsenna . . . cepisset: Horatius Cocles bildet(e) zusammen mit Mucius Cordus bzw. Scaevola (Vir. ill. ) und Cloelia (Vir. ill. ) die römische Trias, die mit ihren Heldentaten die Eroberung Roms durch Porsenna, den König des etruskischen Clusium (h. Chiusi), und die Restitution des Tarquinius Superbus verhindert haben soll (temptare als Synonym für conari ist in klassischer Prosa selten, s. KS ,). Der Feldzug wird von der Annalistik entweder auf  (Liv. ,,. ,) oder  (D.H. ,,) datiert. Obwohl die römische Vulgata Porsenna scheitern lässt (Plb. ,, ff.; Liv. , ff.; D.H. , ff. u. a.), gehen schon der ältere Plinius (nat. ,) und Tacitus (hist. ,,) von einem Erfolg Porsennas aus. Dies passt in das Bild der historischen Entwicklung dieser Zeit, als sich die Küstenstädte Latiums der aus dem Landesinnern ans Meer und nach Kampanien vordringenden Städte wie Clusium zu erwehren hatten (vgl. K [] –). Plausibel ist daher davon auszugehen, dass Porsenna für einige Jahre als ‚achter‘ König (W. E, DNP  [] ) in Rom geherrscht hat; die genauen Hintergründe entziehen sich allerdings gesichterter Kenntnis (s. AF [²] –). – Horatius . . . amiserat: Horatius Cocles (zum Folgenden ausführlich: F [] –) galt als Nachkomme des M. Horatius aus der Zeit des Tullus Hostilius (s. Vir. ill. , ff.) und Neffe des M. Horatius Pulvillus (cos. suff. ; s. MRR ,). Dass der Beiname Cocles, d. h. der ‚Einäugige‘ (s. Varro ling. ,), auf den Verlust eines Auges in einem früheren Kampf zurückgeht, findet sich in der lateinisch-sprachigen Überlieferung nur hier, wird aber von Dionys (,,) und Plutarch bestätigt (Popl. ,). Letzterer gibt noch eine zweite Deutung (vgl. auch Serv. Aen. ,): Die flache Nase und die zusammengewachsenen Augenbrauen hätten den Eindruck erweckt, als seien die Augen nicht getrennt gewesen, weshalb ihn die Römer Κύκλωψ nennen wollten, woraus aber die sprachliche Verballhornung Κόκλιος gemacht habe. Etymologisch ist die antike Ableitung von oculus allerdings nicht haltbar (s. S [] ; WH , f.) – pro . . . stetit: Der Pons Sublicius, die älteste Brücke Roms, war eine reine Holzkonstruktion (sublica = Brückenpfahl; s. Fest. p. , ff. L). Nach der Tradition (Liv. ,,; Plu. Num. , f.) von Ancus Marcius errichtet (oder vollendet), stand sie unter der direkten Aufsicht der Pontifices (Beschädigungen galten als Prodigien) und wurde bis ins . Jh. n. Chr. stets erneuert. Ihr exakter Standort lässt sich nicht mehr bestimmen, da die Quellen die Brücke nur als kürzeste Verbindung vom Ianiculum zum linken Tiberufer bezeichnen. Wahrscheinlich führte sie beim Forum Boarium flussabwärts etwas unterhalb des  gebauten Pons Aemilius (h. Ponte Rotto) über den Tiber. Vgl. F. C, LTUR  (²)  f. – et . . . transnavit: Die Konzentration auf die Figur des Cocles entspricht ganz dem Typ des exemplum (s. R [] –). Während dessen Sprung in



 Kommentar

den Tiber mit voller Rüstung auch in den knappsten Darstellungen festgehalten ist, erreicht er nach der einen Gruppe von Zeugnissen (Liv., ,,; Val. Max. ,,; Sen. epist. ,) unverletzt, nach der anderen (D.H. ,,; Plu. Popl. ,; App. reg. fr. ; Serv. Aen. , u. a.) dagegen mit einer Verletzung an der Hüfte bzw. am Gesäß das rettende linke Tiberufer.  Ob . . . potuisset: Die Verleihung von Land als Anerkennung von Verdiensten um den Staat war in Rom eine durchaus übliche Form der Belohnung (Plin. nat. ,) und erscheint hier in die Frühzeit gespiegelt (s. auch Liv. ,,; D.H. ,,; Plu. Popl. , u. a.). Es kam dabei darauf an, soviel Land wie möglich an einem einzigen Tag mit dem Pflug zu umfahren (Varro rust. ,,). – Statua . . . posita: Horatius Cocles galt neben Cloelia (Vir. ill. ) als der erste Römer, dem, vermutlich bei der Rostra, von der res publica eine (Bronze-)Statue errichtet wurde, die einen Krieger in voller Rüstung zeigte und die noch in der Zeit des älteren Plinius zu sehen war (Annales maximi: FRHist F ; Liv. ,,; D.H. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Popl. , u. a.; zum Detail: S [] –). Über die Bedeutung dieser Statue für die Ausbildung einzelner Züge der Legende lässt sich nichts sagen. Vermutlich ist ihre Aufstellung im späten . Jh. erfolgt, als man damit begann, Figuren prominenter Römer in der Öffentlichkeit aufzustellen (H []  f.). In der topographischen Verortung weichen die Viri illustres (mit Dionys und Plutarch) insofern von Livius ab, als dieser die Ehrenstatue auf dem Comitium und nicht (präziser) auf dem Volcanal, der Kultstätte des Vulcan, lokalisiert. Dieses (zur Identifizierung mit dem Heiligtum unter dem Lapis Niger: F. C, LTUR  [] –) lag in der Nordwestecke des Forum, hinter dem sich in nördlicher Richtung das Comitium, der Versammlungsort des populus Romanus erstreckte (Varro ling. ,). Die vorliegende Notiz geht vermutlich auf eine Vorlage zurück, die erst in die Zeit nach der gründlichen Umgestaltung des Comitium-Bezirks durch Caesar seit der Mitte der er Jahre zu datieren ist (s. F [] –). , Cum . . . repromittens: Die Heldentat des Mucius Cordus illustriert eindrücklich den Typ der sog. Exemplabiographie. Auf die Verherrlichung römischer constantia zielend, findet sie sich bereits bei Cassius Hemina (FRH  F ; FRHist  F ) und dann, wenn auch im Detail verschieden gestaltet, ausführlich bei Livius (, f.) und Dionys (, ff.) erzählt (s. dazu etwa B [²] –; L [] –), denen als selbständige Traditionslinie (der Späten Republik) die Fassung der Viri illustres zur Seite zu stellen ist (s. F [] –). So fehlt bei Livius das ursprüngliche Cognomen Cordus, ist aber durch Dionys (,,) belegt (s. auch Ampel. ,; Schol. Bob. p. , S; Zonar. ,).

 Cloelia



Umgekehrt bleibt bei DVI der eigentlich zu erwartende Beinamen Scaevola (‚Linkshand‘), auf dessen Erklärung die gesamte Geschichte fokussiert ist, ungenannt.  Accepta . . . occidit: Der Kern der Geschichte, die irrtümliche Tötung des königlichen Schreibers statt des Königs wird hier (ebenso Schol. Bob. p. , ff. S) nicht richtig deutlich, da es dem Leser überlassen ist, den purpuratus (als explizite Bezeichnung bei Liv. ,, fehlend: scriba cum rege sedens pari fere ornatu) als den königlichen scriba, den Sekretär Porsennas, zu identifizieren (dagegen präzise D.H. ,,; vgl. auch Flor. ,,; Zonar. ,). Zu Hygin als möglicher Quelle der Viri illustres und Scholia Bobiensia s. F ()  f.; zustimmend für die ScaevolaGeschichte auch M (b) . – Apprehensus . . . coniurasse: Dass Mucius seine rechte Hand als Strafe für deren Versagen ins Feuer gelegt haben soll, findet sich außer hier erstmals bei Valerius Maximus (,,) in Kombination mit der von Livius (,, ff.) gegebenen Begründung, Mucius habe mit seiner furchtlosen Reaktion auf die Androhung von Folter durch Porsenna reagiert. Tralatizisches Gut ist dagegen die Zahl von  Verschworenen (Liv. ,,; D.H. ,,; Plu. Popl. , u. a.).  Qua . . . deposuit: Die Stellung von Geiseln durch die Römer gehört zu den inneren Widersprüchen des ganzen Krieges, da sie nur dann Sinn macht, wenn man von einer Einnahme Roms durch Porsenna ausgeht (s. zu Vir. ill. ,).  Mucio . . . appellata: Die Landverleihung ist sowohl in der annalistischen (Liv. ,,; D.H. ,,) als auch antiquarischen Tradition (Paul. Fest. p. , ff. L) belegt. Die genaue Lage der prata Mucia am rechten Tiberufer ist jedoch unbekannt. Möglicherweise waren die Mucii Landbesitzer an der Grenze zwischen Rom und Veii (vgl. Plin. nat. ,: ad aras Mucias in Veiente . . . loca sunt, in quibus in terram depacta non extrahuntur; dazu Liv. ,,). Vgl. auch P. L, LTUR  (²) .  Statua . . . est: Die Errichtung einer Ehrenstatue – wie im Falle des Horatius Cocles (Vir. ill. ,) und der Cloelia (Vir. ill. ,) – ist nur hier bezeugt, entbehrt aber jeglicher Historizität für diese Frühzeit (s. S []  f.). , Porsenna . . . traiecit: Auf den ersten Blick passt die Frauengestalt der Cloelia (s. K [] –; R [] –), der einzigen prominenten Frau der Gens Cloelia, die ihren Ursprung auf einen Gefährten des Aeneas (Clonius) zurückführte (Paul. Fest. p. , L) nicht in den Rahmen einer Schrift De viris illustribus, doch hatte sie als Teil der kanonischen Trias der Verteidiger Roms gegen Porsenna (s. Vir. ill. ,) ihren festen Platz in der Tradition (erstmals fassbar bei Calp. Piso: FRH  F ; FRHist  *F ; s. F [] –). Wie bei Horatius Cocles (Vir. ill. ) und Mucius Cordus (Vir. ill. ) liegt auch bei Cloelia der Focus der Darstellung allein auf ihrer Heldentat, d. h. auf ihrer alleini-



 Kommentar

gen Flucht aus dem Lager Porsennas und der Durchquerung des Tibers, da der Pons Sublicius seit dem Kampf des Horatius Cocles nicht mehr existent war – eine Fokussierung, wie sie für die Texte aus Kaiserzeit und Spätantike charakteristisch ist (Val. Max. ,,; Sen. dial. ,,; Flor. ,,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.). Livius (,, ff.) scheidet als Vorlage aus, da seine Version in signifikanten Details von DVI abweicht (zum Folgenden ausführlich: F [] –). So bleibt bei ihm der Zeitpunkt der Flucht unbestimmt, vor allem aber kann Cloelia zusammen mit den anderen Mädchen (virgines), die gleichfalls als Geisel im Lager Porsennas waren (s. § ), fliehen. Von eine gemeinsamer Flucht berichten auch Dionys (, f.) und Plutarch (Popl. , ff.), geben aber präziser als Livius an, dass dies den Mädchen bei einem Bad im Tiber die Flucht gelungen sei – ein Detail, das wiederum nicht mit der nächtlichen Flucht (noctu) bei DVI und Val. Maximus (,,) zusammengeht. Auch die Flucht Cloelias zu Pferde hat bei Livius keine Entsprechung, wohl aber bei Plutarch (Popl. ,; vgl. auch Val. Max. ,,; Flor. ,,).  A . . . reddita: Auch Livius fokussiert seine Darstellung an dieser Stelle allein auf Cloelia, motiviert dies allerdings mit dem mangelnden Interesse Porsennas an einer Rückgabe der anderen mit Cloelia geflohenden Mädchen (,,: alias [sc. virgines] haud magni facere). – Cuius . . . sciebat: Wiederum hat die Auswahl sowohl von Jungen als auch Mädchen (virgines puerosque) im königlichen Lager bei Livius keine direkte Entsprechung (,,: ipsa, quos vellet legeret; ,,: Productis omnibus elegisse impubes dicitur), wohl aber in der griechischen Überlieferung. Denn Porsenna soll damals als Geiseln zwanzig Kinder aus patricischen Familien (D.H. ,,), genauer je zehn Jungen und Mädchen (Plu. Popl. ,), erhalten haben, unter ihnen auch Valeria, die Tochter des Consuls Valerius Poplicola (Vir. ill. ). – Huic . . . posita: Als Stifter nennt die Überlieferung das römische Volk auf Antrag Porsennas (Serv. Aen. ,; vgl. auch Liv. ,,), die Mitgeiseln (Calp. Piso: FRH  F ; FRH  *F ) oder deren Väter (D.H. ,,). Die (Bronze-)Statue stand auf dem Scheitel der Sacra Via gegenüber dem Tempel des Iuppiter Stator (s. Vir. ill. ,). Am Ende der Republik durch Feuer zerstört (D.H. ,,), wurde sie wohl in augusteischer Zeit erneuert und war im . Jh. (Sen. dial. ,,) bzw. . Jh. n. Chr. (Serv. Aen. ,) noch existent (s. E. P, LTUR  [] ). Alter und Charakter der Statue lassen sich nicht sicher bestimmen. Das Reiterstandbild als Typus ist eine Übernahme aus Griechenland (Plin. nat. ,) und frühestens in das . Jh. zu datieren (s. B [], hier ). Vermutlich stellte die Statue ursprünglich nicht Cloelia dar, sondern eine Göttin (Venus Cloacina? Venus Equestris?). Dem Standbild scheint jedenfalls eine Beschriftung gefehlt zu haben, da sie von einem Teil der Tradition auch der Valeria (s. oben) zugeschrieben werden konnte (An-

 Familia Fabiorum



nius Fetialis b. Plin. nat. ,; Plu. Popl. ,). Vgl. S () –. , Romani . . . bellarent: Chronologisch ist das Kapitel falsch platziert, da der Untergang der Gens Fabia an der Cremera (s. § ) von der Überlieferung in das Jahr  datiert wird und vom Verfasser daher erst nach der Vita Coriolans (Vir. ill. ) einzuordnen gewesen wäre. Systematisch dagegen ergibt der Anschluss an die Biographien des Porsenna-Krieges (Vir. ill. –) Sinn, da sich aus dem Vergleich mit Ampelius (,–) eine Vorlage erschließen lässt, die den Stoff unter einer Rubrik Qui pro salute se optulerunt zusammengestellt hatte (zum Folgenden s. detailliert F [] –). Mit der Errichtung zweier neuer Tribus (Claudia, Crustumina: s. R [] –) auf dem Territorium des eng mit Veii (s. Vir. ill. ,) verbündeten Fidenae (s. Vir. ill. ,) hatten die Römer die Kontrolle über den Salzhandel Veiis mit dem Landesinneren gewonnen. Die Kriege Veiis mit Rom stellten daher den Versuch dar, diese Entwicklung zu korrigieren (zur Stereotypizität der Kriegshandlungen: F [] , Anm. ). – eos . . . depoposcit: Obgleich der Untergang von  bzw.  Fabiern am Fluss (besser: Bach) Cremera im J.  zum Kernbestand römischer Geschichtstradition gehört (D.S. ,,; Liv. , ff.; D.H. ,.  ff. u. a.), kann er keinen Anspruch auf Historizität erheben (s. F [] –; zur Kriegsführung römischer Gentes in der Frühzeit vgl. außerdem L []  f.). Zwar grenzte die Tribus Fabia an das Territorium von Veii, doch sind die überlieferten Details fiktiv bzw. beruhen auf sekundärer Kombination. Literarisches Modell für die annalistische Ausgestaltung bildete nicht zuletzt der Untergang der  Spartiaten unter Leonidas bei den Thermopylen  gegen den persischen Großkönig Xerxes (Hdt. , ff.), aber auch die Ermordung von  gefangenen römischen Soldaten aus dem Heer des C. Fabius Ambustus durch die Etrusker im J.  (Liv. ,, f.) bzw. der Heldentot von  Soldaten unter dem Militärtribunen Calpurnius Flamma im Ersten Punischen Krieg (s. Vir. ill. , f.) bzw. von  Römern unter Fabius Maximus im Zweiten Punischen Krieg (Plu. Moral.  D–E) kommen als Parallelen in Betracht (s. auch F [] , Anm. ). Bei dem Feldzug – der Begriff familia ist hier ungenau gebraucht, da er eigentlich nur einen Teil einer gens bezeichnet, doch wird er oft synonym für gens verwendet (s. S []  f. –) – handelte es sich nach römischer Terminologie nicht um eine offizielle Aushebung (dilectus, militia legitima), sondern um eine Privatangelegenheit der Gens Fabia, ein familiare bellum privato sumptu (Liv. ,,; zur Problematik s. W []). – et . . . consule: Charakteristikum fast aller post-livianischen Darstellungen (Val. Max. ,, Ext. ; Flor. ,, f.; Ampel. ,;



 Kommentar

Liv. per. ; Eutr. , u. a.) ist – so auch hier – die Reduktion der Beteiligten auf das fabische Geschlecht. In den älteren Berichten dagegen, beginnend mit Diodor (,,), sind die Fabier Teil eines umfangreicheren römischen Heeresaufgebots. Bei Dionys (,,) ziehen sie zusammen mit  Klienten, d. h. der Sollstärke einer Legion, in den Krieg, bei Livius (,, f.) wiederum sind es  Zuschauer, die den Auszug mit Beifall begleiten. Die Angabe duce Fabio consule lässt vermuten, dass in der Vorlage von DVI wie bei Livius (,,) als Anführer Kaeso Fabius Vibulanus, der Consul des J.  (MRR ,), figurierte – ein Detail, das nicht in das Bild eines familiare bellum (Livius) passt. Stimmiger ist hier Dionys (,,), in dessen Version die Führung bei M. Fabius Vibulanus (cos. ; MRR ,) liegt, während Kaeso als Consul mit einem Heer den Fabiern folgt.  Cum . . . posuere: Ziel der Fabier war es, so die Überlieferung, mit der Errichtung eines befestigten Platzes, an der Cremera (h. Fossa Valchetta), die dicht unter den Mauern Veiis vorbeifloss und bei Fidenae in den Tiber mündete, die Angriffe der Etrusker frühzeitig abzuwehren und von hier aus Streifzüge auf das feindliche Territorium zu unternehmen. Insofern stellt die Abfolge bei DVI die Logik des Ablaufs genau auf den Kopf und entspricht damit auch nicht den Darstellungen des Livius bzw. Dionys (s. § ).  Veientes . . . perierunt: Sowohl Livius (,,: procul ) als auch Dionys (,) situieren den Hinterhalt der Etrusker nicht in Sichtweite des fabischen Lagers, wie es DVI impliziert (in conspectu). Vage bleibt überdies der genaue Ablauf der Ereignisse. Während sich bei Dionys (, f.) der Untergang der Gens Fabia über drei volle Tage erstreckt, hat Livius (,, ff.) das Geschehen im Stil einer Tragödie auf einen Tag und einen Ort konzentriert.  Dies . . . relatus: Ursprünglich war der Tag der Katastrophe an der Cremera vermutlich nur einer unter anderen Unglückstagen gewesen. Die Datierung auf den . Juli () ergab sich erst sekundär aus dem Synchronismus mit der Niederlage gegen die Gallier an der Allia (Tac. hist. ,; Plu. Cam. , f. u. a.; s. zu Vir. ill. ,). Nach dem Kalender war der . Juli zwar ein Unglückstag, aber kein dies nefastus im strengen Sinne, sondern ein sog. dies religiosus (Inscr. It. ,, [Fast. Antiat. mai.].  [Fast. Amit.].  [Fast. Antiat. min.]), doch wurden dies religiosi häufig irrtümlich als dies nefasti bezeichnet (s. R [] –; zu DVI auch F []  f.).  Porta . . . appellata: Die Bezeichnung als Porta Scelerata ist eindeutig antiquarischer Provenienz (Fest. p. , ff. L; Serv. Aen. ,) und fehlt bei Livius (,,) wie auch Ovid (fast. , ff.), in deren Darstellung die Fabier unheilvollerweise durch den rechten Durchgang der Porta Carmentalis aus der Stadt ausziehen. Die archäologischen Grabungen haben jedoch ergeben, dass die Porta Carmentalis, die als Teil des Servianischen Mauerrings ihren Namen der nahegelegenen Kultstätte der Carmenta an

 Valerius Publicola



der Südwestecke des capitolinischen Abhangs verdankte (D.H. ,,; Solin. ,), nur über einen einzigen Bogen verfügte. Der Bericht des Livius und Ovid ergibt jedoch Sinn, wenn man ihn nicht auf die Porta Carmentalis des . Jh., sondern auf die doppelbogige Porta Triumphalis des ./. Jh. (südlich des Capitols) in der Area di San Omobono bezieht und die Schuld der Fabier darin sieht, dass sie irrtümlich denjenigen Torbogen nutzen, der eigentlich für den Einzug (adventus) in die Stadt bestimmt war. Folgt man dieser Deutung, so geht die Bezeichung als porta Scelerata möglicherweise in die Zeit zwischen dem ./. Jh. zurück, als die königlichen (etruskischen) Bräuche wie der Triumph einer Art damnatio memoriae anheimfielen, bis sie im . Jh. teilweise wiederbelebt wurden (so plausibel C [] –; zu weiteren Erklärungsversuchen [Sakrileg der Gens Fabia? Tor für den Leichenabtransport?] s. F []  f.; E [a]  f.).  Unus . . . dictus: Bei dem in Rom zurückgelassenen Fabier soll es sich um Q. Fabius Vibulanus (cos. , , ; MRR ,), den Sohn des M. Fabius Vibulanus (s. § ), gehandelt haben. Bereits Dionys (,, ff.) ist der fiktive Charakter dieser Notiz aufgefallen, entbehrt doch die Annahme, dass von  bzw.  Fabiern keiner eine Familie mit Kindern, auch Jungen, hinterlassen habe, jeglicher Wahrscheinlichkeit (s. R []  f.). Dass Q. Fabius Maximus (Vir. ill. ), dem prominentesten Mitglied der Gens Fabia, seine Widersacher den Beinamen Cunctator verliehen haben sollen, ist nur hier belegt. In den übrigen Fassungen hat das Cognomen dagegen durchweg eine positive Konnotation (Liv. ,,; Ov. fast. , ff. u. a.). Bei qui . . . fregit handelt es sich daher möglicherweise auch um eine Transposition aus der späteren Biographie dieses Fabiers (H [] ). , Lucius . . . filius: Publius (nicht: Lucius) Valerius Poplicola (bzw. Publicola, s. § ), omnium consensu princeps belli pacisque artibus (Liv. ,,), war für die römische Tradition neben Iunius Brutus (Vir. ill. ) die markanteste Figur des ersten Jahres der Republik, soll er doch an der Vertreibung der Tarquinier maßgeblichen Anteil gehabt und deren Rückkehr verhindert haben (Cic. Flacc. : primus in hac civitate consul fuit, cuius virtute, regibus exactis, libertas in re publica constituta est). Als Mitglied der patricischen Gens Fabia, die zu den gentes maiores zählte, steht er am Anfang einer langen Reihe von Angehörigen der (sabinischen) Gens Valeria, die bis in das J.  stolze  Consulate zählte (s. H. V, RE VII A, [] ; zur Vita bei DVI außerdem F [] –). Das falsche Praenomen (vgl. auch Liv. per. ; Eutr. ,,; Aug. civ. , u. a.) stand vermutlich bereits in der Vorlage (für eine post-livianische Quelle dagegen M [b] ) und geht möglicherweise auf die Verwechslung mit Lucius Valerius Potitus,



 Kommentar

dem Enkel des Publius, zurück. Beide Valerier hatten als Kollegen im Consulat einen Marcus Horatius: Poplicola im J.  den M. Horatius Pulvillus (cos. suff.; s. MRR ,), Potitus den M. Horatius Barbatus, mit dem er  die sog. leges Valeriae-Horatiae eingebracht haben soll (s. MRR ,). Das Gentile lautete Valesius (Quint. inst. ,,; Paul. Fest. p. , L u. a.) und galt wegen der Ableitung von valere als ein Namen boni ominis (Cic. div. , u. a.); die Form Valerius hat vermutlich erst Appius Claudius Caecus (Vir. ill. ) in seiner Censur () in der senatorischen Namensliste verankert (Pomp. dig. ,,,). – primo . . . Veientibus: Dieser Triumph ist wohl identisch mit demjenigen des Jahres  über die Etrusker (Tarquinii, Veii) nach dem Sieg im Wald von Arsia (Vir. ill. ,). Nach den Acta triumphalia (Inscr. It. ,,. ) fand er am . März statt, d. h. am gleichen Kalendertag, an dem auch Romulus triumphiert haben soll (s. Vir. ill. , f.) – ein Detail, in dem sich die Fragwürdigkeit der ganzen Überlieferung zeigt, da mit dieser Tagesdatierung der Triumph auf den ersten Tag des Consulats fällt, obwohl er eigentlich schon eine Amtszeit voraussetzt. – iterum . . . Sabinis: Da alle anderen Triumphe des Poplicola von der Überlieferung stets in ein Consulatsjahr gesetzt sind, erscheint es plausibel, auch für diesen – hier zweiten – Triumph eine solche Verknüpfung anzunehmen. Wie sich aus Cassiodor (s. Inscr. It. ,,) und Eutrop (,, ff.) erschließen lässt, die mit DVI in dem Bindefehler des falschen Vornamens übereinstimmen (s. § ), wurde der Triumph über die Sabiner von (Teilen) der Tradition vermutlich in die dritte Amtszeit des Poplicola als Consul  (Cassiodor) datiert (s. F [] –). – tertio . . . gentibus: Eine exakte Parallele mit einer Datierung auf den . Mai  bieten nur die Acta triumphalia (Inscr. It. ,,), in denen dieser Triumph jedoch als zweiter und letzter figuriert. Das Jahr , in dem Poplicola sein viertes Consulat bekleidet haben soll (MRR ,), wird durch die übrige Tradition bestätigt; allerdings berichtet Livius nur von einem Triumph über die Sabiner (,,), während bei Dionys (, ff. ,) neben den Sabinern auch das etruskische Fidenae (s. Vir. ill. ,) unter den Feinden figuriert, der Triumph aber nicht näher spezifiziert wird. – Hic . . . diruerent: Der Vorwurf des Strebens nach der Königswürde ist Gemeingut der Tradition. Singulär ist hier jedoch die Nennung des Sp. Lucretius Tricipitinus, der  nur einige Tage als Nachfolger (cos. suff.) des Brutus amtiert haben soll (MRR ,); denn nach Livius (,,) und Dionys (,,) ging es nicht um die Nachwahl für jenen, sondern für Brutus. Den nicht-livianischen Charakter von DVI erhelllt auch der zweite Vorwurf, der in der aitiologischen Fundierung für das Haus der Gens Valeria auf der Velia (in Velia), der niederen, später weitgehend abgetragenen Anhöhe zwischen Palatin und Esquilin (Mons Oppius), gründet. So berichten Cicero (rep. ,) und Livius (,, ff.), Poplicola habe begon-

 Valerius Publicola



nen, an der Stelle, wo das Haus des Tullus Hostilius gestanden hatte (s. Vir. ill. ,) und von wo man das ganze Forum aus überblicken konnte, ein Haus zu errichten; angesichts der aufkommenden Missstimmung habe er den Neubau eingestellt bzw. an den Fuß des Hügels (infra Veliam) verlegt. In der anderen, dramatisch effektvolleren Traditionslinie (bes. Plu. Popl. , ff.), der auch DVI zuzurechnen ist und die möglicherweise auf Valerius Antias zurückgeht, besitzt Poplicola bereits ein Haus auf der Hügelkuppe, lässt dieses aber nachts heimlich abreißen (D.H. ,,) und erhält als Anerkennung für diese Tat vom Volk einen anderen Bauplatz und eine neues Domizil (vgl. auch Val. Max. ,,; Plin. nat. ,; Flor. ,, u. a.). Pace B ()  passt in diese Traditionslinie durchaus das durch Asconius (Pis. p. , ff.) für die Viri clari Hygins bezeugte Fragment (HRR , fr. ; FRHist  F ), das den Bauplatz gleichfalls als Geschenk des Volkes ausweist und am Fuße der Velia verortet (Iulius Hyginus dicit in libro priore de viris claris, er P. Valerio Volesi filio Publicolae aedium publice locum sub Veliis, ubi nunc aedis Victoriae est, populum . . . concessisse). Den Kontext der Asconius-Stelle bildet die durch Clodius initiierte Zerstörung des Hauses Ciceros am Abhang des Palatin, wofür Asconius den Fall des Publicola als historische Parallele anführt. Das Hygin-Zitat betrifft jedoch keineswegs, wie von B behauptet, das gleichfalls von Asconius angeführte Haus des M. Valerius Maximus, das ebenfalls in Palatio lag (s. auch F [] –, hier  f., Anm. ). Folgerichtig gibt es keinerlei Divergenz zwischen Hygin und DVI! Zur Lokalisierung des Domizils im Areal der h. Basilica des Maxentius s. F. C, LTUR  []  f.; zum Typ des aristokratischen Wohnhauses dieser Frühzeit: K (²) –.  Secures . . . submisit: Nur das lockere etiam verbindet hier die drei zentralen Elemente der Handlung: den Vorwurf des Strebens nach der Tyrannis, die Einbringung des Provokationsgesetzes (s. § ) und den Umgang mit den fasces, den Symbolen der Souveränität des Volkes (s. S [] –). Inhaltlich geht DVI wiederum über Livius (,,) hinaus, der nur das Senken der Rutenbündel zu berichten weiß. Beide Maßnahmen finden sich dagegen erstmals bei Cicero (rep. ,).  Legem . . . dictus: Als Kernstück der legislativen Akte Poplicolas von  galt sein Gesetz über die Provokation, d. h. die Appellationsmöglichkeit des – zunächst nur männlichen – Bürgers gegen die durch einen Magistrat verhängte Todesstrafe bzw. Auspeitschung an das in den Centuriatscomitien versammelte Volk (Cic. rep, ,; Pomp. dig. ,,, u. a.). Von den überlieferten drei Gesetzen De provocatione, die alle mit dem Namen der Gens Valeria verbunden sind, ist wohl nur das Gesetz des J.  historisch (s. K/W [] –.  f.; F [] –; E [] –; W []  f.). Untrennbar mit diesem Gesetz ist das Cognomen des Vale-



 Kommentar

rius verbunden. In der Form einhellig (A, B) als Publicola überliefert, folgt DVI der traditionellen Erklärung: Poplicola = populum colere, d. h. Freund des Volkes. Die moderne Forschung dagegen ist bezüglich der Deutung uneins (s. H. V, RE VIII A, [] ): ‚Anbauer von Pappeln‘ (v. pōpulus f.), Ableitung von poples (Knie) oder dem Vornamen Publius, Kontextualisierung mit populus (Volk). Nicht unplausibel ist der Vorschlag einer topographischen Etymologie (M [] : „abitatore di suolo publico“).  Cum . . . est: Ihren Ursprung haben die antiken Berichte über den Tod des Poplicola im J.  (Liv. ,, u. a.) bzw.  (Eutr. ,,; Aug. civ. ,) bzw.  (Hier. chron. p. , ff. H) in der ursprünglichen Begräbnisstätte der Valerier intra pomerium am Fuße der Velia (Cic. leg. ,; D.H. ,, f.; Plu. Popl. , f.; Moral.  F u. a.). DVI ergänzt hier Livius um die präzise Angabe der Trauerdauer von einem Jahr (s. auch W-K []  f.). , Tarquinius . . . conflixit: Chronologisch schließt das Kapitel an die ‚erfolgreiche‘ Abwehr Porsennas (Vir. ill. –) im ersten Jahr der Republik an (zum Folgenden ausführlich: F [] –). Octav(i)us Mamilius gilt der Tradition als damals mächtigster Mann in Latium und Schwiegersohn des Tarquinius Superbus (Vir. ill. ). Die Gens Mamilia führte ihr Geschlecht auf Mamilia, die Tochter des Telegonos, zurück, den Sohn der Kirke und des Odysseus (Liv. ,,; D.H. ,, u. a.). Tusculum (h. Tuscolo), ca.  km südöstlich von Rom in den Albanerbergen in der Nähe des h. Frascati gelegen, gehörte damals, so die Überlieferung (Cato: FRH  F ,; FRHist  F ; D.H. ,,; Plin. nat. ,), einem Bündnis latinischer Gemeinden gegen Rom an, das im Diana-Heiligtum von Aricia (s. Vir. ill. , ff.) sein Kultzentrum besaß. Die Niederlage der Latiner am Lacus Regillus, dem h. Pontano Secco ca.  km nördöstlich von Frascati (O [²] ), wird von der Annalistik auf das J.  (Liv. ,, f.) bzw.  (D.H. ,,) datiert. In der Folgezeit kam es zu einem Vertrag zwischen Rom und den Latinern. Während die Historizität dieses foedus Cassianum (Quellen: B [²] –, Nr. ), dessen Text noch Cicero (Balb. ) auf einer Bronzesäule auf dem Forum lesen konnte, in der Forschung unstrittig ist, wird die annalistische Datierung in das Jahr  entweder akzeptiert (C [²] –) oder nach unten korrigiert (s. B [⁶] ; vgl. auch B [] –).  Ubi . . . ceperunt: Eine ausführliche Kampfschilderung bieten Livius (, f.) und Dionys (, ff.). Wiederum ist DVI von Livius völlig unabhängig, scheidet doch in dessen Darstellung der Dictator verwundet aus dem Kampfgeschehen aus (,, ff.), ja befiehlt der Reiterei, abzusitzen und zu Fuß zu kämpfen (,, ff.); zum Detail bzw. zur Übereinstim-

 Quinctius Cincinnatus



mung mit Florus (,, ff.) gegen Livius s. F ()  f.  Sed . . . dedicavit: Die Epiphanie der Dioskuren, der beiden Hauptgottheiten von Tusculum (Cic. div. ,), ist als aitiologische Fundierung untrennbar mit dem Bau des Castor- und Pollux-Tempels in der Südostecke des Forum Romanum verbunden, der jedoch in den Quellen stets nur als aedes Castoris bezeichnet wird (CIL I,² ; Plaut. Curc. ; Cic. Verr. II , u. a.). Der von Postumius gelobte Tempel (s. I. N, LTUR  [²] –) wurde nach der Tradition im J.  von seinem Sohn A. Postumius Albus Regillensis geweiht (Liv. ,,). Die Zwillinge, in Rom vor allem als Patrone der Reiter und Ritter verehrt (s. Vir. ill. ,), sollen jedoch nicht nur in der Schlacht erschienen sein (Cic. nat. ,; D.H. , u. a.; s. auch das Elogium des Postumius: Inscr. It. ,,, Nr. ), sondern anschließend den Sieg auch selbst in Rom verkündet haben, wo sie ihre Pferde an der Quelle der Iuturna, d. h. in unmittelbarer Nähe zu dem künftigen Tempel, tränkten (D.H. ,, u. a.). Die ehrenvolle Weihung einer gemeinsamen Siegesinschrift (titulus) durch Postumius ist in dieser expliziten Form nur bei DVI berichtet, findet aber eine gewisse Stützung in der Nachricht des Florus (,,), das Tempelgelöbnis belohne den kämpferischen Einsatz beider. Bei Livius (,,) dagegen, der auch die Epiphanie der Dioskuren weggelassen hat, beschränkt Postumius – entsprechend der bis ins . Jh. geläufigen Bezeichnung des Tempels (s. oben) – sein Versprechen auf Castor. , Lucius . . . confugit: L. Quinctius Cincinnatus, der bekannteste Vertreter der patricischen Gens Quin(c)tia im . Jh., galt als ideale Verköperung des einfachen Lebens, ohne dass die einzelnen Elemente seiner Biographie, die sich alle bei DVI finden, Anspruch auf Historizität haben können (zum Folgenden ausführlich: F [] –). Innerhalb des Werkganzen steht seine Biographie allerdings am Anfang einer längeren Kapitelsequenz, die nicht in das sonst vom Verfasser der Viri illustres befolgte Raster passt (s. S.  f.). Dass der Vater seinen Sohn zur Abdankung genötigt haben soll, widerspricht der kanonischen Version, Kaeso sei ins Exil gegangen, um der drohenden Verurteilung zu entgehen (Cic. dom. ; Liv. , ff.; D.H. , ff. u. a.). Singulär und historisch falsch ist auch die Erteilung einer Rüge (nota) durch die Censoren. Denn die Censur wurde erst im J.  geschaffen (s. K/W [] –). Ebenso ist DVI das einzige Zeugnis für ein Exil des Kaeso bei den zwischen Latium und Kampanien siedelnden Volskern (s. B [] –) und Sabinern (s. Vir. ill. ,); Livius (,,) und Dionys (,,) berichten vielmehr von einer Flucht zu den Etruskern. Den Hintergrund dieser von der Tradition vor das erste Decemvirat  (Vir. ill. ) datierten Ereignisse erhellt Livius (s. F [] –): Plebeier und Patricier blockieren sich



 Kommentar

gegenseitig. Diese wollen die Durchsetzung des von dem Volkstribunen Terentilius Harsa  eingebrachten Gesetzesvorschlags (s. F [] –) verhindern, durch die Einsetzung einer Kommission von fünf Männern eine genaue Fixierung der consularischen Machtbefugnis zu erreichen (D.H. , ff.: Zehnmännerkommission zur Rechtskodifikation). Ihr tatkräftigster Vertreter ist Kaeso Quinctius, der mit seinen Anhängern gegen die Plebs und die Volkstribunen gewaltsam vorgeht. Von dem Volkstribunen A. Verginius angeklagt und verhaftet, kommt Kaeso jedoch durch die Stellung von Bürgen sowie einer hohen Kaution frei und geht noch in der Nacht in das Exil nach Etrurien (). Sein Vater dagegen muss die Kaution aufbringen und zieht, durch den Verkauf seiner Güter verarmt, auf die rechte Seite des Tibers. Die Überlieferung hatte damit nicht nur eine ‚plausible‘ Begründung für die kärglich-bäuerlichen Verhältnisse des Cincinnatus geschaffen (s. unten), sondern auch eine aitiologische Fundierung der sog. Prata Quinctia (Liv. ,,; Plin. nat. ,; Paul. Fest. p. , f. L u. a.), einem Gebiet am rechten Tiberufer gegenüber den Docks (navalia) und der Schiffswerft (s. P. L, LTUR  [²] ). – qui . . . liberavit: Auf die Epitomierung einer ausführlicheren Vorlage lassen hier sowohl die stark geraffte Satzstruktur als auch das relativische qui schließen, durch das Cloelius Gracchus (Liv. ,,; D.H. ,,: Gracchus Cloelius) singulär bzw. irrtümlich zum Führer der Volsker und Sabiner statt der Aequer avanciert. Möglicherweise erklärt sich hieraus auch, dass nur bei DVI eine direkte Beziehung zwischen dem Exil des Kaeso und der ersten Dictatur des Cincinnatus () besteht, während bei Livius (,,. ,) bzw. Dionys (,,. ,) drei bzw. zwei Jahre zwischen dem Weggang des Sohnes ( bzw. ) und dessen Dictatur liegen (s. auch MRR ,. ). Kern der antiken Berichte ist die Berufung des Cincinnatus direkt von der Landarbeit auf seinem kleinen Besitz an die Spitze des Staates sowie die rasche Niederlegung der Dictatur nach vollendeter Aufgabe und die Rückkehr auf sein Landgut (Cic. Cato ; fin. ,; Liv. , ff.; D.H. , ff. u. a.). Die Episode gehört zu den (wohl) zunächst zeitlos berichteten Legenden, vermutlich aus der Familientradition der Gens Quinctia, die von einem Quinctier wusste, der ein eingeschlossenes Heer befreit haben soll. Nach Livius soll es sich um das Heer des Consuls Lucius (hier irrtümlich: Quintus) Minucius (Esquilinus Augurinus; s. MRR , f.) gehandelt haben, das am Berg Algidus im Südosten bzw. Osten der Albanerberge von den Aequern unter Cloelius Gracchus eingeschlossen worden war. Die Formulierung insignibus sumptis hat bei Livius keine direkte Entsprechung, wohl aber bei Dionys (,,), bei dem die Gesandten Cincinnatus ein prächtig gesatteltes Pferd überbringen sowie als Amtsabzeichen des Dictators die  Rutenbündel (fasces), die Purpurtoga und weitere Amtsinsignien.  Quare

 Quinctius Cincinnatus



. . . est: Die corona obsidionalis wurde für die Errettung eingeschlossener Bürger verliehen (Plin. nat. ,), bestand aber nicht aus Gold, sondern aus Gras (graminea); Goldkränze dagegen wurden allgemein für besondere militärische Tapferkeit verliehen. Der Irrtum spiegelt möglicherweise den kaiserzeitlichen Horizont des Verfassers von DVI wider. In der ausgehenden Republik jedoch war der Unterschied, wie Verrius Flaccus (Fest. p. , ff. L, vermutlich nach Varros Schrift De coronis) und Plinius (nat. , ff. mit einer Liste von Geehrten) belegen, hinlänglich bekannt. Bei Livius (,,) wird Cincinnatus daher auch mit einer corona aurea geehrt. Zur corona graminea s. B () –, hier ; zur corona aurea als donum militare  f.  Hostes . . . egit: Den Kontext gibt Livius: Cincinnatus umzingelt mit seinem Ersatzheer bei Nacht das Belagerungsheer des Cloelius, greift am Morgen zusammen mit dem eingeschlossenen Heer des Minucius die Feinde an, die daraufhin kapitulieren, Cloelius Gracchus ausliefern und nach dem Gang unter das Joch (s. Vir. ill. ,) abziehen dürfen.  Sexto . . . est: quam ist hier im Sinne von postquam zu verstehen (K ).  Iterum . . . dicitur: Zusammen mit Sp. Cassius Vecellinus (cos. II ; MRR ,) und Manlius Capitolinus (Vir. ill. ) bildete Sp. Maelius in der römischen Historie die klassische Trias der popularen Demagogen, die nach der Alleinherrschaft (regnum) gestrebt haben sollen (Cic. rep. ,; Liv. ,,; Val. Max. ,,a-c u. a.). Zugleich diente das Schicksal des Maelius zur aitiologischen Fundierung des sog. Aequim(a)elium (Varro ling. ,: Aequimelium, quod aquata Meli domus publice), eines Platzes unterhalb des Iuppiter-Tempels am Südosthang des Capitols, wo dessen Haus gestanden haben soll (Liv. ,,; D.H. ,, u. a.) und der zur Zeit Ciceros (div. ,) als Marktplatz für den Verkauf von Opfertieren für den Haushalt diente (s. G. P S, LTUR  [²]  f.). Kern der Geschichte ist die Tötung des Sp. Maelius, eines reichen Ritters, der sich während einer Hungerszeit durch Getreidespenden die Gunst der Plebs erwirbt (zum Detail: F [] –). Dieser wird durch C. Servilius getötet, der die Tatwaffe unter seiner Achsel (ala) trägt und daher das Cognomen Ahala erhält (zur Form Ahala für das ältere axilla [‚Achselhöhle‘] s. ThLL ,). Während die ältere Fassung (Cincius Alimentus: FRH  F ; FRHist  F ; Calpurnius Piso: FRH  F ; FRHist  *F ) ohne chronologische Fixierung über den Tathergang lediglich berichtet, Maelius sei im Auftrag des Senats von dem jungen Privatmann Servilius Ahala auf dem Forum getötet worden, ist in der jüngeren Fassung, wie sie neben DVI auch bei Livius (, ff.), Dionys (, ff.) sowie in fast allen anderen Berichten vorliegt, das Geschehen in das J.  (MRR ,) datiert und Cincinnatus in das Geschehen integriert, indem dieser vom Senat angesichts der Umtriebe des Maelius erneut zum Dictator ernannt wird und



 Kommentar

seinerseits Servilius Ahala zu seinem magister equitum bestimmt. Durch die Problematik, ob ein der Tyrannis Verdächtiger auch ohne Gerichtsurteil getötet werden dürfe (Liv. ,, f.), war dieses Exemplum in der innenpolitischen Situation der Späten Republik hochbrisant: einerseits wegen der Ermordung des Ti. Gracchus () durch aufgebrachte Senatoren unter der Führung des Scipio Nasica (Vir. ill. , ff.), besonders aber durch die Tötung Caesars () durch M. Iunius Brutus (s. Vir. ill. ,; ,), der über seine Mutter Servilia seinen Stammbaum auf Servilius Ahala zurückführte, dessen Andenken er eifrig pflegte (Cic. Phil. ,), und dies auch durch seine Münzprägung mit dem Bild des Ahala (RRC  f., Nr. ,) dokumentierte. Die Traditionsbildung, die wahrscheinlich erst unter dem Eindruck der Ermordung Caesars (s. P []) ihren Abschluss gefunden hat, wird auch in der signifikanten Divergenz von DVI zu Livius sichtbar, in dessen Version (,, f.) Cincinnatus keineswegs Ahala den Befehl erteilt, Sp. Maelius zu töten, sondern erst nachträglich dessen eigenmächtige Tat rechtfertigt. , Menenius . . . triumphavit: Menenius Agrippa Lanatus (‚das Wollschaf‘), das prominenteste Mitglied der Gens Menenia, gilt der Tradition als erfolgreicher Krisenmanager in der ersten secessio plebis (§ –), die zur Einführung des Volkstribunats geführt haben soll (zum Folgenden im Detail: F [] –). Nach dem Zeugnis der Consularfasten (Inscr. It. ,, f. ) bekleidete er zusammen mit P. Postumius Tubertus im J.  das Consulat (MRR ,). Von den Sabinern besiegt, soll dieser von Menenius Agrippa gerettet worden sein, der hierfür, so die nicht-livianische Tradition (D.H. ,, ff.; Plin. nat. , u. a.) in Übereinstimmung mit DVI, einen Triumph zugesprochen erhielt, Postumius dagegen die erste ovatio, den minor triumphus (zur Form s. Vir. ill. ,). Bei Livius (,, ff.) dagegen erringt Menenius einen Sieg über die Aurunker, und es fehlt das Cognomen Lanatus (s. F [] ). – Et . . . est: Die Terminologie ist ungenau (populus statt richtig plebs und patres statt patricii). Als patricii galten am Ende der Republik die Nachkommen der ‚Väter‘ (patres) der romuleischen Zeit (Cic. ,: patres . . . nominari patriciosque eorum liberos; ähnlich Liv. ,,; s. auch zu Vir. ill. ,): Zu einem Stand mit eigenen Statussymbolen (calceus patricius: Isid. orig. ,,) entwickelte sich das Patriciat jedoch erst seit dem Ende des . Jh. in der Auseinandersetzung mit (den) anderen gesellschaftlichen Gruppen, die in den Quellen unter dem Begriff plebs firmieren, ohne dass sich ein konsistentes Bild ergibt: Ist unter der plebs der gesamte nicht-patricische Teil der Gesellschaft zu verstehen (s. J.  U-S, DNP  [] –) oder ist der Dualismus, wie ihn die Überlieferung – nicht zuletzt unter den Er-

 Menenius Agrippa



fahrungen der Späten Republik – im Ständekampf gezeichnet hat, durch ein differenzierteres Gesellschaftsbild dieser Frühzeit zu ersetzen (s. S [] –. –; noch immer grundlegend: R []; zur Forschungsdikussion s. auch L [] –)? Für die Exzerpierung einer ausführlicheren Vorlage durch den Verfasser der Viri illustres sprechen hier: () die Komprimierung der Vorgeschichte auf zwei Gründe (quod tributum et militiam toleraret), () der nur angedeutete Ablauf der Ereignisse, () der Verzicht auf jegliche topographische Lokalisierung, () das Fehlen eines Partizips (commota o.ä.) nach hac fabula. Inhaltlich folgt DVI der Vulgata (Liv. , ff.; D.H. , ff. u. a.): Die Plebeier weigern sich im J.  in den Krieg gegen die Aequer, Volsker und Sabiner zu ziehen, um so gegen die Patricier ihre Forderungen, vor allem Schuldenerlass und Wahl eigener Vertreter, durchzusetzen. Erst auf die Zusage des Dictators Manius Valerius Maximus, ihre Interessen nach dem Krieg zu vertreten, lenken sie ein. Als die Plebs nach dem Sieg jedoch feststellen muss, dass ihre Anliegen von den Patriciern nicht berücksichtigt werden, verlassen ihre Soldaten bei den nächsten Kriegsrüstungen die Stadt. Rund drei Meilen außerhalb der Porta Collina beziehen sie jenseits des Anio ein Lager auf dem heiligen Berg (Mons Sacer), welcher dem Iuppiter geweiht war (Liv. ,,; Fest. p. , ff. , ff. L; Paul. Fest. p. , f. L). Erst durch die Vermittlung des Menenius Agrippa entspannt sich die Lage und kehrt die Plebs in die Stadt zurück. Abgesehen von dem Kern, dass sich die Plebeier ihre Rechte gewaltsam erstritten haben, kann an dieser ersten secessio plebis nichts als historisch gelten, nicht einmal die chronologische Fixierung auf /, die möglicherweise durch die in dieses Jahr gesetzte Weihe des Ceres-Tempels auf dem Aventin, des religiösen Zentrums der Plebs (s. C [] –; zur Funktion als „Gedächtnisort der Plebs“ außerdem W [b] –), bestimmt ist, der in Teilen der Überlieferung statt des Mons Sacer als Ziel der Plebs figuriert (Calpurnius Piso: FRH  F ; FRHist  *F ; Sall. Iug. ,; Ps. Ascon. Verr. p. , S; eine Kombination beider Orte: Cic. rep. ,; Sall. hist. fr. , M; s. F [] –). Zu den Abweichungen von Livius, insbesondere auch in der Fassung der Fabel, in der sich griechische Vorstellungen von der notwendigen Eintracht (concordia) im Staat spiegeln, s. F () –; zum stoischen Gedankengut H (); zur Rezeptions- und Deutungsgeschichte P ().  Creavit . . . defenderent: Unklar in der Überlieferung bleibt, wo die Einigung beider Parteien stattgefunden haben soll: noch auf dem Mons Sacer oder erst nach der Rückkehr der Plebeier in die Stadt (Liv. ,, ff.; D.H. , f. u. a.; s. N [] –)? Auch über die Zahl und die Namen der neu gewählten Volksvertreter (tribuni plebis) gingen schon in der Antike die Mei-



 Kommentar

nungen auseinander: zwei, drei oder fünf (vgl. Ascon. Cornel. I p. , ff. S). Einigkeit dagegen besteht in dem konstitutiven Grundelement des Volkstribunats, dessen Bekleidung den Patriciern verwehrt war: dem feierlichen Eid (lex sacrata) der Plebs, der die Unverletztlichkeit (sacrosanctitas) der Tribunen gegenüber möglichen Akten magistratischer Willkür garantierte (s. K/W [] –). Die Begrifflichkeit von DVI (superbia nobilitatis) reflektiert, sofern die vorgeschlagene Lesart (= Fam. D; dagegen adversum [adversus C] nobilitatem: A, C) korrekt ist, die Auseinandersetzung zwischen den Optimaten und Popularen der Späten Republik (s. Sall. Iug. ,: superbiae nobilitatis obviam itum est) und lässt auf eine Vorlage aus dieser Zeit schließen, die wahrscheinlich auch Isidor von Sevilla benutzt hat, wie die sprachliche Konvergenz mit DVI plausibel vermuten lässt (orig. ,,: et defensores creavit, qui . . . eos adversus iniuriam nobilitatis defenderent; s. auch F []  f.).  Menenius . . . daret: Dass das Volk für die Beisetzung im J.  als Dank für die Verdienste des Menenius um den Staat Geld gesammelt habe (Liv. ,, f.; D.H. ,; ,,; Plin. nat. , u. a.), entspricht dessen Charakterisierung als exemplum paupertatis (Val. Max. ,,). Singulär ist hier die Höhe der Spende mit ⁄ As-Stücken angegeben, während es sich nach Livius und den übrigen Quellen um ⁄ As-Münzen gehandelt haben soll. Die gleiche Divergenz findet sich bei Valerius Poplicola (Vir. ill. ): ⁄ As (Plu. Popl. ,) bzw. ⁄ As (Apul. apol. ). Beide Münzen wurden sprichwörtlich für kleine Beträge verwendet (Gell. ,,), allerdings entbehrt dieses Detail jeglicher Historizität, da die Anfänge der römischen Münzprägung erst in das ausgehende . Jh. zu datieren sind (s. B []). , Gnaeus . . . exemplum: Die Historizität des stolzen Patriciers (zum Folgenden im Detail: F [] –), des neben Ancus Marcius (Vir. ill. ) wichtigsten Ahnherrn der Gens Marcia (Val. Max. ,,), der wie Caele Vibenna (s. Vir. ill. ,) den Typ des ‚warlords‘ der Frühzeit repräsentiert, wird seit M () – vielfach abgelehnt, da die zentralen Personen seiner Vita nicht durch die Consularfasten belegt sind (zur Traditionsbildung: D [a,b]; F []). Die Verortung der ursprünglich wohl zeitlosen, mündlich tradierten Familiensaga (T []) in die Kämpfe mit den zu Beginn des . Jh. aus dem Landesinnern an die Küste drängenden Volskern ist dagegen vermutlich stimmig (C []; C [²]  f.). Das Consulat des Postumus Cominius, dessen Praenomen hier fälschlich als Gentilnomen geführt ist, wird von den Consularfasten in das J.  datiert (MRR , f.). Über die genaue Lage von Corioli, eigentlich einer latinischen Stadt (Plin. nat. ,), zwischen Ardea und Aricia ist nichts bekannt (Liv. ,, f.); zu

 Marcius Coriolanus



einer hypothetischen Lokalisierung auf dem Monte Giove s. N [] . Einigkeit besteht in der Tradition, dass Coriolan damals als einfacher Soldat gedient habe (Liv. ,, ff.; D.H. ,, ff.; Plu. Cor.  f. u. a.). Das aenigmatische hospitem sumpsit erhellt Valerius Maximus (,,), der anders als Livius eine detailllierte Liste der Belohnungen gibt (vgl. auch D.H. ,, f.; Plu. Cor.  f.; Zonar. ,): Coriolan habe neben einem Pferd auch einen Gefangenen, der sein und seiner Familie Gastfreund gewesen sei, für sich aus der Beute genommen.  Hic . . . coleret: Von einem Consulat findet sich in den anderen Quellen (Liv. ,, ff.; D.H. , ff.; Plu. Cor.  f. u. a.), in denen Coriolan  unter dem Consulat des M. Minucius Augurinus und des A. Sempronius Atratinus (MRR ,) als senator gegen die Plebs agitiert, keine Spur. Einen Blick in die Traditionsbildung erlaubt jedoch die Notiz bei Dionys (,,), Coriolan habe sich erfolglos um das Consulat beworben. Singulär (vgl. aber Ampel. ,: ob asperiorem annonam) ist auch, dass Coriolan als Consul erfolgreich (curavit) eine Senkung des hohen Getreidepreises verhindert haben soll – trotz frisch eingetroffener Getreidelieferungen aus Sizilien; ein Detail, das die Ausbildung des Frumentationswesens seit dem . Jh., insbesondere seit den Gracchischen Reformen, voraussetzt (zur Modellierung der Nahrungskrisen des . Jh. nach der Situation in der Späten Republik: K [²] –). Bei Livius (,, ff. , ff.) dagegen bringt allein schon das adelsstolze Eintreten Coriolans im Senat für die Beibehaltung des hohen Getreidepreisniveaus bzw. für die Abschaffung der tribunicischen Rechte die Plebeier in Wut, deren Zorn nur durch die Anklage der Volkstribunen (s. § ) vorerst gedämpft werden kann.  Ergo . . . dicta: Dass hier der Eindruck erweckt wird (zum Detail: F [] –), Coriolan sei noch als Consul angeklagt worden (eine staatsrechtliche Unmöglichkeit, da das Amt seinem Inhaber Immunität gewährte), ist sicherlich auf die ungeschickte Epitomierung der Vorlage zurückzuführen. Anders als bei Livius und den lateinischen Quellen, die sich auf das annona-Motiv beschränken (s. § ), ist bei Dionys (, f.) und Plutarch (Cor. , ff.) die Anklage um den Vorwurf, nach der Tyrannis zu streben (so auch D.C. fr. ,), bzw. Beute unterschlagen zu haben, effektvoll ausgestaltet. – ad . . . posuit: Für das Detail, Coriolan habe sich  ausgerechnet zu den Feinden Roms ins Exil begeben, könnte die Parallelisierung mit Themistokles von Athen verantwortlich sein, dessen Akme gleichfalls in die erste Hälfte des . Jh. fiel (Gell. ,, f.) und dessen Schicksal (Verdienste um den Staat, Exil und Tod bei den persischen Feinden) zu einem Vergleich geradezu einlud (s. Cic. Brut.  ff.). Ausgeblendet sind die Aufnahme Coriolans durch Attius Tullius, den Anführer der Volsker (Liv. ,,. , u. a.), der hier (wie auch Vir. ill. ,) mit Titus Tatius, dem Sabinerkönig zur Zeit des Romulus (s. Vir. ill. , ff.),



 Kommentar

verwechselt ist, die Kriegsvorbereitungen der Volsker (s. Vir. ill. ,) und der Eroberungsfeldzug Coriolans (/) bis zu seinem Erscheinen vor Rom. Dass die Volsker bei ihrem Feldzug (trad. /) gerade am vierten Meilenstein vor der Stadt (s. auch Val. Max. ,,) ihr Lager aufschlagen, erklärt sich dagegen aus der Lage des Tempels der Fortuna Muliebris (s. § ). Weniger ‚rational‘ sind hier Livius (,,) bzw. Eutrop (,,), wenn sie das Lager am fünften Meilenstein, bei der sog. Fossa Cluilia an der Via Appia (s. C []  f.), lokalisieren (eine Kombination beider Angaben bietet D.H. ,,).  Cum . . . occisus: Die Formulierung gibt keinen Aufschluss darüber, wie der Ablauf in der Vorlage gestaltet gewesen ist. In der Vulgata (s. F []  f.), die vor allem bei Dionys (, ff.) – und wohl auch hier – vorliegt, gibt das inständige Bitten der Mutter, der Ehefrau und aller Frauen den Ausschlag, bei Livius (,, ff.) dagegen erreicht die Mutter den Abzug weniger durch Bitten und Tränen als vor allem dadurch, dass sie ihrem Sohn schonungslos sein unpatriotisches Verhalten vorhält und an seine Verpflichtungen gegenüber Familie und Vaterland appelliert (zur Figur der Veturia: K [] –). Hatte Fabius Pictor (FRH  F ; FRHist  F ; s. auch Pomponius Atticus: FRH  F ; FRHist  F ; D.C. fr. ,) noch überliefert, Coriolan sei in hohem Alter eines natürlichen Todes in der Verbannung gestorben, so wurde diese Version von der Annalistik (summarisch Liv. ,,: invidia rei oppressum perisse tradunt, alii alio leto) durch ein vorzeitiges gewaltsames Ende ersetzt, d. h. durch seine Hinrichtung als Verräter. So soll er von den Anhängern des Attius Tullius gesteinigt (D.H. ,, ff.; Plu. Cor. , ff.; App. Ital. ,; Mordanschlag: D.C. fr. ,) bzw. vom Heer (Ampel. ,) getötet worden sein. Cicero (Brut. ) hingegen deutet die Variante des Freitods an, wiederum in Analogie zu Themistokles (s. § ), der nach einigen Historikern (Th. ,,; Nep. Them. ,) gleichfalls von eigener Hand aus dem Leben geschieden sein soll.  Ibi . . . est: Im Unterschied zu Livius, der auf eine genaue topographische Verortung verzichtet hat, betont DVI (wie auch D.H. ,,; Val. Max. ,,) durch das einleitende ibi, dass der Tempel, dessen Weihe von der Überlieferung auf den . Juli  datiert wird, genau an der Stelle, d. h. vier Meilen vor der Stadt an der Via Latina (s. R. E, LTS  []  f.), gegründet wurde, wo Coriolan von seiner Mutter und den Frauen zum Rückzug bewegt worden sein soll – eine aitiologische Fundierung, entstanden aus der sekundären Kombination mit der Coriolan-Erzählung (s. F [] ). Zutritt besaßen nur in erster und einziger Ehe lebende Frauen (univirae); geschiedene, verwitwete und wiederverheiratete Frauen waren damit vom Kult ausgeschlossen (vgl. C [] –).

 Licinius Stolo



, Fabius . . . dedit: Mit dem Namen des C. Licinius Stolo (zur chronologisch falschen Einordnung in eine Sequenz des . Jh. s. S.  f.; zum Folgenden außerdem: F [] –) ist in der antiken Tradition einhellig eine der wichtigsten Etappen des römischen Ständekampfes (s. E (); R [²]) verknüpft: die sog. Licinisch-Sextischen Gesetze des J. , die als Gesetzeswerk in der überlieferten Form allerdings nicht historisch sind, da die Beschlüsse der Plebs für diese Zeit noch keine allgemeine Gesetzeskraft hatten (s. F [] –; E []  f.). Nach Livius (,,) war die Frau des Gaius Licinius Stolo (zur Etymologie von stolo = ‚wilder Wurzeltrieb‘ vgl. Varro rust. ,,; Plin. nat. ,) die jüngere, diejenige des Sulpicius (entweder Servius Sulpicius Rufus [D.H. ,; D.C. fr. ,; Zonar. ,] oder Servius Sulpicius Rufus Praetextatus; s. MRR , f.) die ältere der beiden Töchter des M. Fabius Ambustus. Die Voranstellung der Frau des Licinius bei DVI lässt dagegen vermuten, dass in der Vorlage Licinius mit der älteren, Sulpicius mit der jüngeren Tochter verheiratet gewesen ist. Aulus ist als Praenomen für die patricischen Sulpicii nicht belegt, so dass hier wahrscheinlich eine fehlerhafte Notiz vorliegt (und eine signifikante Abweichung vom livianischen Servius). Wie Lucretia (s. Vir. ill. ) markiert jedoch auch Fabia für die römische Traditionsbildung eine entscheidende Zäsur in der Entwicklung der res publica (s. K [] –; R []  f.). – Quarum . . . expavit: DVI bietet damit im Ablauf des Geschehens eine singuläre Variante (zur salutatio s. G []). Denn bei Livius (,,) sind die beiden Schwestern ins Gespräch vertieft, als der Lictor, wie es Brauch war (zu forem percutere: Plin. nat. ,), mit seinem Rutenbündel (fasces) an die Tür klopft, um Sulpicius anzukündigen, und damit den Schrecken der Schwester auslöst (s. auch Flor. ,(),; D.C. fr. , f.; Zonar. ,; zu den fasces [einem Rutenbündel mit Beil] der Lictoren als Machtsymbol römischer Magistrate s. S []). Dass die Frau des Licinius, obwohl selbst aus der patricischen Gens Fabia stammend, die fasces nicht gekannt haben soll, scheint schon der Vorlage von DVI problematisch erschienen zu sein, wie sich aus dem Adverb indecenter für die Reaktion der jüngeren Fabia erschließen lässt. Das Amt der Consulartribunen soll nach der Tradition  durch die lex de tribunis militum consulari potestate creandis geschaffen worden sein (s. F [] . –). Diese, meist ein Kollegium aus – Männern, ersetzen als außerordentliche Magistrate in den Fasten bis  des öfteren die Consuln. Der Amtstitel selbst ist eine Kreation der Annalistik, welcher die Consulatsverfassung voraussetzt; Genese und Funktion der Magistratur sind in der Forschung umstritten (s. R []; B [] –; S [] –). – A . . . lata: Bei Livius (,, ff.) beschwert sich Fabia dagegen bei ihrem Va-



 Kommentar

ter, der darauf hin die Initiative ergreift. Bedingt durch den Verzicht auf jegliche Chronologie wird an dieser Stelle nicht deutlich, dass die Überlieferung (Liv. , ff.; D.H. , u. a.) zwischen der Vorgeschichte bzw. Promulgation der Gesetzesvorschläge (/) und deren Durchsetzung () von einem Dezennium der inneren Anarchie berichtet, in deren Verlauf die Volkstribunen zeitweise (–) die Wahl curulischer Magistrate verhindert haben sollen. Im J.  kommt es jedoch erstmals zur Wahl eines plebeischen Consuls (s. § ) und zu einem Einlenken der Patricier, die nun endlich dem gleichberechtigten Zugang der Plebeier zum Consulat zustimmen, als Ausgleich aber das neu geschaffene Amt des curulischen Praetors erhalten. Da zwischen  und  zehn patricische Doppelconsulate belegt sind, ist klar, dass der Gesetzesinhalt nicht die Fassung, wie sie von Livius und Dionys berichtet wird, gehabt haben kann. Gleichwohl gilt die lex Licinia Sextia de consule plebeio des J.  der Tradition als eine der wichtigsten Etappen im Ständekampf (s. F [] –; C [²] –; O () –; B () –; F [] –).  et . . . factus: Mit dieser falschen Angabe steht DVI allein. Denn nach dem einhelligen Zeugnis aller Quellen (s. MRR ,) wurde  (für ) Lucius Sextius Sextinus Lateranus, nicht Licinius Stolo (cos.  oder , s. MRR , Anm. ) gewählt. Der Irrtum geht entweder auf die ungenaue Bearbeitung der Vorlage oder auf einen Fehler von deren Verfasser oder auf den biographischen Charakter der Viri illustres zurück, der für L. Sextius keinen Platz ließ. Als Gegner nennen die Quellen Ap. Claudius Crassus Inregillensis, den Enkel des Decemvirn (Vir. ill. ).  Idem . . . liceret: Die Begrenzung der privaten Nutzung des ager publicus auf  Joch (ca.  ha) durch das Ackergesetz des Licinius ist Gemeingut der Tradition (Varro rust. ,,Liv. ,, f.; D.H. , u. a.; s. N []  f.), in Bezug auf die Fläche des damaligen ager publicus allerdings eher anachronistisch. Historisch passt die Beschränkung zudem besser in die erste Hälfte des . Jh., als man durch verschiedene Gesetze ( lex Claudia: Verbot von Handelsschifffahrt und Steuerpacht für Senatoren;  lex Villia: Festlegung eines Mindestalters für die Bewerbung um senatorische Ämter; dazu K/W [] –) versuchte, dem wachsenden sozio-ökonomischen Gefälle innerhalb der Nobilität und damit einer drohenden Desintegration entgegenzusteuern. Vgl. F (); F () –; zur Ackergesetzgebung als Thema der Annalistik:  C (); G () –.  Et . . . est: Ziel der emancipatio, d. h. des dreimaligen Verkaufes durch den pater familias an einen Dritten (Lex XII tab. IV,b), durch den jener aus der väterlichen patria potestas entlassen und zu einer Person sui iuris wurde, war vor allem – wie hier deutlich – die juristische und wirtschaftliche Unabhän-

 Appius Claudius decemvir



gigkeit des Sohnes (s. K [²] –; F [] –). Mit seinem Trick, durch die emancipatio seines Sohnes und die Teilung seines Besitzes auf x Joch seine  iugera am ager publicus zu legalisieren, verstieß Licinius gegen den Gedanken seines eigenen Gesetzes. Von dem Aedilen M. Popil(l)ius Laenas  angeklagt, wurde er zu einer Geldstrafe von . Assen verurteilt (Liv. ,,; D.H. , u. a.). Seine Karriere war damit zu Ende, und auch die Gens Licinia verschwand für über  Jahre aus dem politischen Rampenlicht. , Populus . . . exposuerunt: Im J.  wurden, so die Überlieferung (zum Folgenden detailliert: F [] –), statt der üblichen Magistrate und Volkstribunen zehn Männer (decemviri) zur Rechtskodifikation gewählt: das Ergebnis waren die sog. XII-Tafel-Gesetze. Die Originaltafeln wurden wahrscheinlich im Gallierkrieg zu Beginn des . Jh. (s. Vir. ill. , ff.) vernichtet (vgl. Liv. ,, f.), wegen ihrer Bedeutung aber in der Folgezeit repliziert. Noch Cicero (leg. ,) lernte ihren Text in der Schule als carmen necesssarium auswendig, allerdings kam dies damals aus der Mode. Vom Verfasser der Viri illustres sind hier wesentliche Details ausgespart, d. h. sowohl die Datierung bzw. Unterscheidung der einzelnen Decemviralkollegien (,  bzw. ; s. Inscr. It. ,, f.; MRR , ff.) als auch das Ziel und der Inhalt der XII-Tafel-Gesetze (s. C [] –; F []) als der ersten, Straf-, Zivil- und öffentliches Recht umfassenden Rechtsaufzeichnung (s. W [] –; H []; L [] –; B []). Ebenso fehlt jeglicher Hinweis auf die Genese der Rechtssammlung in zwei Schritten (+ Tafeln:  bzw. ), auf deren Publikationsform (auf zwölf Tafeln aus Bronze) und auf deren Aufstellungsort auf der Rednertribüne (D.S. ,; Cic. rep. , ff.; Liv. , ff.; D.H. , ff. u. a.). Verzichtet ist auch auf die Namen der übrigen Decemvirn, die sich aber bei Isidor finden, dessen Text (orig. ,, f.) ansonsten fast wörtlich mit DVI übereinstimmt, so dass die Benutzung einer gemeinsamen Vorlage anzunehmen ist (s. F []  f.). Einen Hinweis auf deren zeitliche Verortung liefert die Behauptung, die XII-Tafel-Gesetze seien eine Übersetzung (transferre ex) der Gesetze Solons durch die Decemvirn. Denn der Vergleich beider Gesetzestexte, der zu dieser, in ihrer etablierten Gestalt erstmals bei Livius (,,) fassbaren Ansicht geführt hat, dürfte erst in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden sein, als man die Parallelen zwischen beiden Kodifikationen feststellte (s. Cic. de orat. ,; leg. , ff.) und sich diese nur mit einer direkten Entlehnung, d. h. einer römischen Gesandtschaft nach Athen, die hier gleichfalls ausgeblendet ist, erklären konnte (s. S []), während die moderne Forschung zwar eine griechische Beeinflussung nicht leugnet, aber



 Kommentar

annimmt, dass diese auf indirektem Weg über die Magna Graecia erfolgte (s. F [] , Anm. ).  Sed . . . iudex: Schlüsselfigur ist die Person des Ap. Claudius Crassus Inrigillensis Sabinus. Historisch mit dem gleichnamigen Consul von  identisch (s. MRR ,. ), ist er von der späten Annalistik (Livius u. a.) von diesem getrennt und zu dessen Sohn gemacht worden. Als (fiktiver) historischer Rahmen dient in der jüngsten Überlieferungsschicht (Liv. ,, ff.; D.H. , ff. u. a.) ein Krieg Roms gegen die Aequer und Sabiner, gegen die zwei römische Heere unter dem Oberbefehl von acht decemviri aufmarschieren, während Ap. Claudius und Sp. Oppius in Rom bleiben. Der älteren Fassung (D.S. ,, f.; Cic. rep. ,) ist dagegen nicht nur ein militärischer Rang des Verginius (centurio, d. h. Hauptmann) unbekannt, sondern auch dessen Herbeieilen vom Heer am Algidus (s. Vir. ill. ,). Die patricische Gens Verginia gehörte, so die Tradition, im . Jh. zu den führenden Gentes in Rom, doch erlosch ihre Bedeutung bereits in der Mitte des . Jh. (s. R [] –). Dementsprechend ist Verginius (hier: Virginius) wahrscheinlich erst mit der Umgestaltung der Überlieferung in gracchischer Zeit durch die Einbeziehung in den Ständekampf vom Patricier zum Plebeier geworden (zu Zweifeln an der Historizität der Ereignisse bzw. der Parallelisierung mit der Figur der Lucretia s. bereits Cic. fin. ,; ,; zur Traditionsbildung s.  U-S [] –). Die von Livius (,, ff.) breit erzählte Vorgeschichte ist hier nur angedeutet: Ap. Claudius schickt zunächst Boten mit Geld und Geschenken aus, um Verginia (hier: Virginia) für sich zu gewinnen. Als er keinen Erfolg hat, beauftragt er seinen Klienten, das Mädchen als seine Sklavin zu beanspruchen (vindicatio in servitutem). Als dieser Verginia auf deren Schulweg (ein typisch annalistischer Anachronismus: B [/]  f.) auf dem Forum durch die Berührung mit seiner Hand (manus iniectio) als sein Eigentum beansprucht, kommt es zu einem Volksauflauf bzw. der Intervention der Verwandten, und die Angelegenheit wird vor Ap. Claudius gebracht. Indem dieser Verginia nicht dem Vater oder den Angehörigen bzw. Freunden, sondern dem Kläger (adsertor libertatis), d. h. seinem Klienten, bis zum Prozess übergibt, verstößt er nach antiker Rechtsauffassung (Pomp. dig. ,,,) gegen das geltende Recht der XII-Tafeln. Die vorliegende Fassung ist jedoch nicht nur inhaltlich kurz gehalten, sondern auch chronologisch problematisch. Denn es kam, folgt man der Tradition, zunächst zur Wahl eines zweiten Decemviralkollegiums (), dessen Mitglieder sich ihr Amt in das Jahr  prolongierten (Cic. rep. ,; Liv. ,, ff.; D.H. , f. u. a.). Der Gang der Ereignisse, wie er sich aus DVI ergibt, lässt allerdings keinen Platz für dieses Kollegium des J. , da als grammatisches Subjekt zu magistratum prorogarent (zu dieser spezifischen Wortwahl statt des üblichen imperium prorogare s. K

 Quintus Ogulnius



[]  mit Anm. ) die Akteure des Jahres  zu ergänzen sind. Entweder liegt hier also eine ungenaue Verkürzung der Vorlage vor, oder in der Quelle war das zweite Decemvirat gar nicht erwähnt, wofür die signifikante Übereinstimmung mit Eutrop (,) spricht (s. F []  f.).  Pater . . . occidit: Während bei Livius (,,) der Vater seine Tochter zum Richterstuhl begleitet (zu dessen Anwesenheit s. auch D.S. ,, f.; D.H. , ff.), hat der Verfasser der Viri illustres (oder bereits deren Vorlage) hier in singulärer Weise die Dramatik des Ablaufs in einem wichtigen Punkt geändert: Verginius erscheint erst nach dem Urteilsspruch des Ap. Claudius auf dem Forum, so dass der Prozessverlauf selbst ausgespart bleiben kann. – et . . . punierunt: Dass Verginius mit dem Leichnam seiner Tochter auf der Schulter geflohen sein soll (ohne Leichnam: Cic. rep. ,; Liv. ,,; D.H. ,, f. u. a.), ist – wiederum singulär – eine effektvolle dramatische Steigerung, zeigt aber erneut die mangelnde Historizität des Geschehens, war der Algidus doch eine ganze Tagesreise von Rom entfernt (s. Vir. ill. ,). Die (zweite) secessio plebis des J.  sowie die Restitution der Consulatsverfassung durch L. Valerius Potitus bzw. M. Horatius Barbatus und die Verabschiedung der sog. Leges Valeriae-Horatiae (Wiederherstellung der Provocationsrechte, erneute Festsetzung der Unverletzbarkeit der Volkstribunen, die endgültige Publikation der XII-Tafel-Gesetze u. a.) konnte der Verfasser der Viri illustres dagegen übergehen, da sie in keinem direkten Bezug zur Verginia-Geschichte stehen (s. aber Liv. ,; D.H. , u. a.; dazu N [] –; F [] –; L [] ). – Appius . . . est: Nach Livius (,,. ,) soll Ap. Claudius im Kerker Selbstmord begangen haben. Die vorliegende Fassung (wörtlich damit übereinstimmend: Schol. Iuv. ,) ist jedoch keineswegs singulär, sondern wird durch Dionys (,,) gestützt, der tradiert, Ap. Claudius habe nach der Überzeugung der Mehrheit seiner Mitbürger den Tod im Kerker auf Befehl der Volkstribunen erlitten, die Version eines Selbstmordes (durch Erhängen) dagegen sei lediglich in Umlauf gebracht worden, um jene von diesem Makel zu befreien. , Romani . . . miserunt: Mit der Reduktion der Biographie des Q. Ogulnius Gallus, des prominentesten Mitglieds der aus Etrurien stammenden Gens Ogulnia, auf die Einholung des Aesculapkultes (), einer neuen Phase im Hellenisierungsprozess Roms, hat sich der Verfasser der Viri illustres plausibel für das wohl spektakulärste (zumindest nach der antiken Überlieferung) Ereignis in dessen politischer Karriere (cursus honorum: MRR ,) entschieden (zur Vita: F. M, RE XVII, [] –; zum Folgenden s. außerdem F [] –). Erklärungsbedürftig ist dagegen die falsche Platzierung dieses Kapitels, das eigentlich vor der Bio-



 Kommentar

graphie des Ap. Claudius Caecus, dem Censor des J. , stehen müsste (s. Vir. ill. ). Verantwortlich hierfür ist möglicherweise die Kongruenz in der Zahl ‚zehn‘ (Vir. ill. ,: decem legati) mit dem vorausgehenden Abschnitt über die Decemviri. Auch inhaltlich passen beide Kapitel insofern zusammen, als in beiden ein Ereignis aus dem Bereich domi geschildert wird, während in den folgenden Kapiteln (Vir. ill.  ff.) die Expansion Roms im Vordergrund steht (s. auch F []  f. mit Anm. ). Der Text setzt mit dem J.  ein, als die Konsultation der Sybillinischen Bücher wegen einer seit  wütenden Seuche (pestilentia) die Aufforderung ergab, den Heilgott Asklepios aus Epidauros in der Argolis, dessen seit dem . Jh. berühmtesten Kultort, nach Rom zu bringen (Liv. ,, f.; Str. ,,; Ov. met. , ff.; Val. Max. ,, u. a.). Zunächst wurde eine eintägige (Bitt-)Supplikation dargebracht, dann reiste die Gesandtschaft  ab. DVI ist der einzige Text, der ausdrücklich Q. Ogulnius als deren Leiter (princeps) bezeichnet. Als Volkstribun (MRR ,) hatte er bereits im J.  zusammen mit seinem Bruder Gnaeus durch Plebiscit (lex Ogulnia) den Zugang der Plebeier zu den Priesterkollegien der Auguren und Pontifices durchgesetzt (s. H [²]  f.). Gleichfalls ohne Parallele in den Quellen ist die präzise Bezifferung der Delegation auf zehn Mitglieder, d. h. auf diejenige Zahl, die auch das Kollegium der decemviri sacris faciundis hatte, in dessen Hand die Befragung der Sibyllinischen Bücher lag (s. W [²] –). Ob DVI damit – singulär – ein glaubwürdiges Detail bewahrt hat oder der Urheber dieser Nachricht die Gesamtzahl der Gesandtschaft derjenigen dieses Kollegiums nachgebildet hat, lässt sich nicht mehr entscheiden.  Qui . . . conspiravit: Der Tempel in Epidauros lag ca. , km außerhalb der Stadt. Da sich die Kultstatue, ein Werk des Thrasymenes von Paros, für den Transport als problematisch erwies, soll der Gott, so die Legende (Ov. met. , ff.; Val. Max. ,,; Plu. Moral.  D u. a.), die Gestalt einer Schlange, d. h. eines seiner Attribute, angenommen haben und mitten durch die Stadt auf das römische Schiff geglitten sein (zur Aussendung von Schlangen für die Gründung zahlreicher „Filialkulte“: R []  f.; ferner O [] –. –). Die Formulierung anguis e sedibus eius (zu conspirare im Sinne von in multiplicem orbem convolvere: ThLL ,) hat in der Parallelüberlieferung keine exakte Entsprechung, passt jedoch zur Beschreibung der Kultgruppe aus Gold und Elfenbein durch Pausanias (,,), die den Gott auf einem Thron sitzend darstellte, die eine Hand an seinem Stab, die andere über dem Kopf der Schlange, daneben ein liegender Hund.  Legati . . . est: Zur Zwischenlandung in dem ca.  km südlich von Rom entfernt an der Küste Latiums gelegenen Antium (h. Porto d’Anzio), das seit  römische colonia war (Liv. ,,; ,,), vgl. auch Ov. met. , ff. und Val. Max. ,,.

 Furius Camillus



Während bei DVI und Valerius Maximus das Meer ruhig ist, ja geradezu Windstille herrscht, deutet Ovid spielerisch eine Seekrankheit des Gottes an, wenn er die Schlange wegen rauhen Seegangs das Schiff verlassen und die templa parentis aufsuchen lässt, d. h. das Heiligtum des Apoll, als dessen und der Nymphe Koronis Sohn Asklepios galt (Ov. fast. ,). Die von DVI wie auch Valerius Maximus vorausgesetzte Existenz eines Tempels in Antium vor dem J.  lässt sich nicht verifizieren, doch ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Asklepios dort nach  bereits kultische Verehrung genoss (s. D []; F [] , Anm. ); ein Tempel ist dagegen erst für das J.  sicher bezeugt (Liv. ,,). Das Heil- und Kultzentrum in Rom lag auf der Tiberinsel extra urbem, d. h. außerhalb der sakralen Stadtgrenze (pomerium). Charakteristisch für den (neuen) Kult war die Hinwendung zum Individuum: Jeder konnte während des Schlafes im heiligen Bezirk durch das Medium des Traumes in direkten Kontakt mit der Gottheit treten (Inkubation), deren Ratschläge anschließend durch die Priester gedeutet wurden (zum Kult grundlegend: E [²]; in Rom: W [²] –; P [] –). Der Tempel, dessen Weihetag (. Jan.) gesichert ist (Inscr. It. ,,. . ), während das exakte Jahr seiner Einweihung unbekannt ist (? ?), erhob sich an der Stelle der h. Kirche S. Bartolomeo, jedoch haben sich keine Reste erhalten. An der Ostspitze der Insel ist dagegen noch ein Teil der vermutlich aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert stammenden Ufereinfassung in Form eines Schiffsschnabels aus Travertin zu sehen, auf dem der Gott mit Stab und Schlange abgebildet ist (s. D. D, LTUR  [²]  f.;  [²] –). , Furius Camillus: M. Furius Camillus war, folgt man der antiken Historiographie, zweifelsohne der bedeutendste Politiker in der ersten Hälfte des . Jh.; historisch dagegen bleibt er eine allenfalls in Umrissen wahrnehmbare Persönlichkeit (B [] –; W [] –; zur literarisch-politischen Konstruktion auch C []; S [];  U-S []; G []; zu DVI außerdem F [] –). Die Fasti Consulares Capitolini (Inscr. It. ,, f. ) geben als Filiation L(ucii) f(ilius) Sp(urii) n(epos). Das Cognomen Camillus war in der patricischen Gens Furia, deren Herkunft aus Tusculum nicht völlig gesichert ist (s. CIL XIV, –; dazu M []  f. ), üblich und bezeichnete den adligen Jungen, der sakrale Aufgaben versah (Paul. Fest. p. , L Macr. Sat. ,,). In Bezug auf den Ursprung des Namens werden eine Provenienz aus dem Etruskischen (Camitlnas) bzw. Griechischen oder die Ableitung der etruskischen Namensform aus dem Lateinischen diskutiert (s. B [] –).



 Kommentar

Bis zu seiner Censur , die am Beginn der Karriere steht, ist außer einer erfundenen Nachricht über eine Schlachtenteilnahme  (Plu. Cam. , f.) nichts bekannt. Sein cursus honorum (MRR ,; O [] –) weist die höchste bekannte Iteration von sechs Consulartribunaten auf, ferner fünf Dictaturen sowie vier Triumphe. – – cum . . . dediderunt: Zur metonymischen Verwendung von Falisci für Falerii, die Hauptstadt der nördlich von Rom siedelnden Falisker (h. Cività Castellana), vgl. Eutr. ,; zum Volksstamm B () –. Die Tradition datiert diese Anekdote in das dritte Consulartribunat  (MRR , f.), d. h. in die Zeit nach der Zerstörung von Veii (s. § ), mit dem Falerii verbündet war. Möglicherweise hatte in der Vorlage von DVI (s. auch Flor. ,, f.) dagegen eine chronologische Einbettung in den ersten Feldzug des Camillus gegen die Falisker (: cos. tr. c. p. I) oder in dessen erste Dictatur () gestanden (s. MRR , f.  f.; F []  f.). Die fiktive Geschichte ist hier auf ihren Charakter als exemplum für die fides des Camillus reduziert; der ps.-historische Kontext ist ausgeblendet (Liv. , f.; D.H. ,, ff. u. a.). Singulär ist die Bezeichnung des Lehrers als magister ludi litterarii statt des üblichen ludi magister (s. Ps. Ascon. div. in Caec. p. , S; ThLL ,,, ff.). Im Gegensatz zu dieser Formulierung, welche die römische Schulpraxis zur Voraussetzung hat, lässt Livius (,, ff.) die Falisker dem griechischen Unterrichtskonzept verhaftet sein, das die Betreuung der Kinder durch einen sog. παιδαγωγός vorsah, einen Sklaven, der zunächst für die Begleitung der Schüler zuständig war, dann aber auch als Repetent und Erzieher in sittlichen Belangen fungierte. – Veios . . . concessit: Veii, ca.  km nördlich von Rom auf einer Hochebene gelegen, war die bedeutendste und mächtigste Etruskerstadt in der Nachbarschaft Roms (s. C [] –). Die Kriege mit Rom durchziehen stereotyp die römische Frühgeschichte von der Königszeit an (s. Vir. , ff.; zum Potential von Veii als virtuellem Gedächtnisort s. W [b] –). Folgt man der Überlieferung (Liv. , ff.; D.H. , ff.; Plu. Cam.  ff. u. a.), so fiel die Einnahme der Stadt in das Jahr  (MRR , f.), der Prozess dagegen fand erst  statt (MRR ,) – eine Zeitspanne, die hier deutlich verkürzt (postmodum) erscheint. In der Tradition (s. C [²] –; F [] –) werden besonders betont zum einen die hier fehlende Dauer der Belagerung von zehn Jahren, zum anderen, dass erstmals über die übliche Sommerzeit hinaus die Belagerung im Winter fortgesetzt wurde (D.S. ,,; Liv. ,,; D.H. ,,; Plu. Cam. , f.; ,; , u. a.). Letzteres ist auch bei DVI (hieme obsidio) noch zu erkennen, doch ist die Nachricht verzerrt, da Veii nicht im Winter eingenommen wurde; eine Ungenauigkeit, die auf die ungeschickte Eptiomierung einer ausführlicheren Vorlage hinweist. Die lapidare Nach-

 Furius Camillus



richt über den anschließenden Triumph (Inscr. It. ,, f.  f. ; Liv. ,,; ,,; Plu. Cam. , u. a.) gewinnt erst durch den folgenden Satz, Camillus sei wegen seines Einzugs auf einem weißen Viergespann und der ungerechten Verteilung der Beute angeklagt worden, Profil. Ersteres ist als Anklagepunkt sonst nicht belegt, wohl aber als Begründung für die allgemeine invidia über diese Form des Triumphes (Liv. ,, ff.; Plu. Cam. , u. a.). Bei DVI wird damit eine Linie sichtbar, die diesen Stein des Anstoßes konkret in einen Anklagepunkt umgemünzt hatte. Möglicherweise ist der ‚Schimmeltriumph‘ erst unter dem Eindruck von Caesars Triumph im J.  entstanden (dies würde für die Vorlage der Viri illustres einen Datierungsansatz frühestens in die . Hälfte des . Jh. ergeben), für den diese in der Kaiserzeit dann übliche Form erstmals historisch sicher belegt ist (D.C. ,,). Gleichwohl ist nicht ganz auszuschließen, dass er bereits in eine frühere Stufe der Traditionsbildung gehört (vgl. D.S. ,, ff.; dazu T []). Der Vulgata entspricht dagegen der zweite Punkt der Anklage, wobei DVI der vermutlich jüngeren Version (ungerechte Verteilung der Beute, tribunicischer Multprozess) folgt (Liv. ,, u. a.), während die ältere Fassung (Cic. dom. ; Plin. nat. , u. a.) Camillus mit dem gravierenderen Vorwurf der Unterschlagung konfrontierte (Peculatsprozess, Anklage durch den Quaestor Carvilius in den Centuriatscomitien). In der Identifizierung des Anklägers mit L. Apuleius Saturninus, dem Volkstribunen und Demagogen des J.  (s. Vir. ill. ), schließlich weist die Fassung von DVI einen signfikanten Irrtum auf. Anders als hier (s. aber auch Cic. dom. ; D.H. ,, ff.; Eutr. ,,) soll Camillus zudem nach der Mehrheit der Quellen (Liv. ,,; Plu. Cam. , u. a.) bereits vor Prozessende Rom verlassen haben. Zur Einordnung von DVI in die im Detail sehr komplexe Überlieferungslage s. F () –. – Mox . . . interfecit: Der Verstoß dreier Mitglieder der Gens Fabia gegen das Völkerrecht (ius gentium), die trotz ihres Status’ als Gesandte Roms auf der Seite der von gallischen Senonen (s. unten) belagerten Etrusker von Clusium (zur Lage s. Vir. ill. ,) an den Kämpfen teilgenommen haben sollen (D.S. ,, ff.; Liv. ,, ff.; D.H. ,; Plu. Cam. , ff.; D.C. fr. , f. u. a.; s. F [] –), war so bekannt, dass dieses Thema auch Gegenstand der Rhetorenschule war (Quint. inst. ,,). Die historisch zweifelhafte Geschichte wird von der römischen Vulgata gemeinhin auf  (varr.), die sich anschließende Einnahme Roms auf  (varr.) datiert (s. MRR , f.), während Polybios die Ereignisse wohl zutreffend in Ol. , (= /) setzt (s. W []  f.  f.), so dass sich für die Eroberung Roms das J.  ergibt. Zu den Problemen der Chronologie des . Jh. s. M () –; O () –; zum Galliereinfall und zu seinen Folgen: C (²) –; O () –;



 Kommentar

F () –; zum Keltenbild: K (). – Quo . . . dictus: Die Schlacht an der Allia galt den Römern als eine der schlimmsten Katastrophen ihrer Geschichte. Sie fand an der Stelle statt, wo die Allia (h. Fosso della Bettina) in den Tiber mündete (h. Marcigliana; das antike Crustumerium), ca.  km von Rom entfernt (D.S. , f.; Liv. , ff.; Plu. Cam. , f.; Flor. ,, u. a.; s. H [] –; W [] –). Nach dem übereinstimmenden Zeugnis sowohl der Schriftsteller (Liv. ,,; Tac. hist. ,, u. a.) als auch der Kalender (zu den Fasti Antiates bzw. Amiterni s. Inscr. It. ,, f.) fand die Schlacht jedoch nicht am ., sondern am . Juli statt. Der Irrtum von DVI geht daher entweder auf einen handschriftlichen Überlieferungsfehler oder bereits auf die Vorlage zurück. Während die ältesten (griechischen) Quellen (Theopomp: FGrH  F ;  F ; Plb. ,, f.; ,, f.; s. auch F [] , Anm. ) zwar die Einnahme Roms durch keltische Scharen und deren Abzug nach Abschluss eines Vertrages, aber nicht die Person des Camillus erwähnen, spielt dieser in allen anderen (jüngeren) Darstellungen (D.S. ,; Liv. ,,.  ff. u. a.) eine wichtige, ja dominierende Rolle, und sind die Gallier (meistens) mit dem Stamm der Senonen unter ihrem Anführer Brennus (Liv. ,,; Plu. Cam. , u. a.; eine Rückprojektion des gleichnamigen Heerkönigs der keltischen Tolistobogii bei deren Zug nach Makedonien und Angriff auf Delphi im J. ) gleichgesetzt (zur Traditionsbildung s. etwa  U-S []; zur Modellierung nach der Einnahme Athens in den Perserkriegen R []–; zu DVI außerdem F [] –). Denn auf diesen keltischen Stamm, der am weitesten südlich nach Italien vorgedrungen war und um  entlang der Adria zwischen Ravenna und Senigallia siedelte (ager Gallicus), waren die Römer bei ihrer Expansion nach Norden in der . Hälfte des . Jh. zuerst gestoßen (s. W []; B [] –). – Victores . . . occidit: Die Fassung von DVI ist in die jüngere Traditionslinie (s. oben) einzuordnen, die aber keineswegs homogen ist, sondern grob in zwei Stränge zerfällt, die einerseits von Diodor (,,), andererseits durch Livius (,, ff.) und Plutarch (Cam.  f.) repräsentiert werden. Während bei Diodor die Gallier nach Zahlung eines Lösegeldes (Gold) abziehen und Camillus vor allem als derjenige erscheint, der für die Wiederbeschaffung dieses Goldes verantwortlich ist (s. auch App. Hann.  f.; Fest. p. , ff. L u. a.), erscheint er bei Livius (und Plutarch) mitten in den Lösegeldverhandlungen, erklärt diese für beendet und schlägt die Gallier zunächst in Rom, dann ein zweites Mal bei Gabii, anschließend feiert er einen Triumph (so auch D.H. ,; App. Gall. fr. ,; BC , u. a.). Eine exakte Zuordnung von DVI ist hier allerdings nicht möglich, doch deutet eine spätere Passage (,: Reliquias Senonum Camil-

 Manlius Capitolinus



lus persequebatur) und ihre fast wörtliche Entsprechung bei Florus (,,) darauf hin, dass in der Vorlage der Viri illustres vermutlich sowohl das unerwartete Erscheinen des Camillus (= Livius) als auch die Wiederbeschaffung des Goldes (= Diodor) gestanden haben muss (s. F [] –. –). Die Bluttat unter den ehrwürdigen Senatoren gehört dagegen zum Allgemeingut der Annalistik: Während die Senatoren würdevoll auf ihren Sitzen sitzen, zupft einer der Gallier neugierig einen ehemaligen Imperiumsträger am Bart, worauf dieser mit seinem Elfenbeinstab zurückschlägt (Liv. ,, f. u. a.). Syntaktisch verweisen hier die logische Inkonzinnität reliqua iuventus (zur Rolle des Manlius Capitolinus s. Vir. ill. ,) und der fehlende Bezug von reliquiis auf die Epitomierung einer ausführlicheren Vorlage (keinen Sinn ergibt auch das einhellig überlieferte improvisos), da jeglicher Hinweis darauf fehlt, dass sich die römischen Truppen nach der Niederlage an der Allia in Veii gesammelt haben sollen (D.S. ,,; ,,; Liv. ,, ff.; ,,; ,, ff. u. a.). Zur Problematik des Geschehensablaufs, insbes. der Ernennung des Camillus zum Dictator in seinem Exil in Ardea, s. F ()  f., Anm. .  Populum . . . reddidit: Mit der Verhinderung der Auswanderung nach Veii avancierte Camillus in der Tradition zum zweiten Gründer Roms nach Romulus. Deutlich wird diese Sichtweise nicht nur bei Livius, der Camillus in einer glänzenden Rede für den Verbleib und Wiederaufbau Roms eintreten lässt (, ff.), sondern auch im Elogium des Camillus, das exakt mit dieser Leistung einsetzt (Inscr. It. ,, ff., Nr. : Veios post urbem captam commigrari passus non est). , Manlius . . . dictus: M. Manlius Capitolinus ist neben T. Manlius Torquatus (Vir. ill. ) der bekannteste Vertreter der Gens Manlia im . Jh. (zur antiken Tradition und modernen Forschung s. fundiert O [] –; zu DVI s. außerdem F [] –). Nur noch die griechischen Quellen (Plu. Cam. ,; Zonar. ,) stellen einen direkten Bezug zwischen dem Cognomen und der Verteidigung des Capitols (s. § ) durch M. Manlius Capitolinus (trad. /) her. Livius dagegen lässt in seiner Darstellung der Abwehr der Gallier dessen Verleihung unerwähnt und bringt dieses Detail anläßlich von dessen Consulat im J.  (,,; MRR ,). Es handelt sich jedoch um eine Fiktion, wie das Vorhandensein dieses Beinamens in der Gens Manlia bereits eine Generation früher beweist (Inscr. It. ,, ff.; M [] –. ); seine Entstehung ist möglicherweise auf den Wohnsitz dieser Gens auf dem Capitol zurückzuführen (K [] ; V []). – sedecim . . . obtulit: Ein Reflex dieses singulären Details findet sich in der Nachricht des älteren Plinius (nat. ,), Manlius habe bereits vor seinem . Lebensjahr zwei feindliche Rüstungen erbeutet.  Triginta . . . habuit: Mit DVI stimmt



 Kommentar

in diesen keineswegs historisch zuverlässigen Angaben wiederum Plinius überein (nat. ,: primus omnium eques muralem . . . coronam, sex civicas, XXXII dona, XIII cicatrices adverso corpore), während Livius (,,) die Zahl der Ehrungen mit ‚ungefähr‘ (ad )  beziffert und die Verwundungen des Manlius unbestimmt lässt. Die Kongruenz mit dem älteren Plinius weist hier auf eine letztlich antiquarische Vorlage (Varro) hin (s. F []  f.). Zum Typ der corona civica für die Rettung eines römischen Bürgers s. zu Vir. ill. ,. – Capta . . . deiecit: Dies entspricht der kanonischen Fassung (s. H []), dass bei der Einnahme Roms durch die Gallier im J.  (s. Vir. ill. , f.) das Capitol (genauer: die Arx) dank der Initiative des Manlius und der capitolinischen Gänse der Iuno, die mit ihrem Geschnatter Alarm geschlagen haben sollen, nicht in die Hände der Feinde fiel (D.S. ,, ff.; Liv. ,, ff.; D.H. , f.; Plu. Cam.  f. u. a.; dagegen Einnahme des Capitols: Enn. ann.  fr.  S; Tert. apol. , u. a.; dazu P []). Obwohl später eine bzw. mehrere kostbar geschmückte Gänse zur Erinnerung an dieses Ereignis auf einer Sänfte durch die Stadt getragen wurden (Plu. Moral.  D; Serv. Dan. Aen. ,; Aug. civ. ,) und die Verpachtung ihrer Fütterung zu den ersten Amtshandlungen der Censoren gehörte (Cic. Rosc. Amer. ; Plin. nat. , u. a.), existiert kein eindeutiges Zeugnis für deren Verbindung mit dem Iuno-Kult (s. F []  f., Anm. .).  Patronus . . . accepit: Dass Manlius in Anerkennung seiner Rettungstat als patronus bezeichnet, mit Spelt (Dinkel) und einem Haus in Capitolio beschenkt wurde, ist eine singuläre Kombination verschiedener Traditionselemente. So findet sich diese ehrende Bezeichnung zwar auch bei Livius, allerdings nicht in Verknüpfung mit der Gallierabwehr, sondern mit dem Auftreten des Manlius als popularer Politiker und Anwalt der Plebs, d. h. in dem wohl ursprünglichen Kontext (s. unten). Ebenfalls in diesen Zusammenhang dürfte auch das sonst nicht belegte Detail gehören, Manlius habe sein Haus (s. § ) vom Staat (publice) für seine Tat erhalten. In dieses Bild passt schließlich auch die Gabe von Spelt, die nach DVI ebenfalls durch die Bürger erfolgt sein soll, während es sonst die Kameraden sind, die ihn mit je ⁄ Pfund Spelt und  Quart Wein beschenkt haben sollen (Liv. ,, f.; D.H. ,,; Plu. Cam. ,). – Qua . . . est: Über den im Detail vielfach umgestalteten, historisch aber wohl nicht anfechtbaren Sturz des Manlius (s. F [] –; zur regni affectatio s. auch Vir. ill. ,) existierten am Ende der Republik mindestens zwei konträre Versionen. Nach Diodor (,,) handelte es sich um einen gewaltsamen Umsturzversuch im J.  (varr.). Kern aller anderen Berichte ist dagegen wie hier die Verurteilung des Manlius in einem Gerichtsverfahren, mit der meist eine Aufteilung bzw. Verdoppelung der Ereignisse verknüpft ist:  erste Agitationen des Manlius, erste Verhaftung

 Manlius Capitolinus



und Freilassung (Liv. ,, ff.  f. , ff. , ff.; Plu. Cam. , u. a.);  offener Umsturzversuch, Prozess und Hinrichtung (Liv. , ff.; Plu. Cam. , ff. u. a.). All diesen Darstellungen gemeinsam ist der Vorwurf des Strebens nach der Tyrannis bzw. Königswürde (Liv. ,,; Val. Max. ,,a; Quint. inst. ,, u. a.), der allerdings nicht zur Rolle des Capitolinus als popularis passt, sondern ihn mit Kaeso Quinctius (Vir. ill. ,) und Coriolanus (Vir. ill. ) parallelisiert. Die komprimierte Satzstruktur (elatus, suspectus, coniectus) weist erneut auf die verkürzende, keineswegs geschickte Bearbeitung einer einzigen Vorlage hin. So ergibt die Kombination von der Unterschlagung der Beute aus dem Gallierkrieg mit der Befreiung von Angehörigen der Plebs aus der Schuldknechtschaft (nexum) als Begründung für das Streben nach der Königswürde wenig Sinn.  Rursus . . . praecipitatus: Prozess und Hinrichtung fielen nach der antiken Communis opinio in das J.  (MRR ,). Nach Livius (,, ff.) fand die Volksversammlung, die über den Fall zu entscheiden hatte, zunächst auf dem Marsfeld statt, musste jedoch, da die Verurteilung des Angeklagten mit Blick auf das Capitol, den Ort seiner Heldentat, nicht möglich war, in den sog. Petelinischen Hain außerhalb der Porta Flumentana verlegt werden (s. auch Plu. Cam. , ff.). Topographisch ergibt diese Verlegung, die auch hier vorliegt, keinen Sinn, da die Porta Flumentana und damit auch der wahrscheinlich leicht nördlich des Portunus-Tempels und des Pons Aemilius gelegene Lucus Petelinus im Gebiet des Forum Boarium zu lokalisieren ist (s. F. C, LTUR  [²] .  f.). Kern dieser Traditionslinie, die sich erstmals bei Varro [Annales?: HRR , fr. ; FRHist  F ] fassen lässt und der auch Florus (,[],) sowie Ampelius (,) gefolgt sind, bildet neben der Anklage durch die Volkstribunen, die allerdings wenig mit dessen Rolle als patronus plebis (s. § ) vereinbar ist, vor allem dessen Hinrichtung durch den Sturz vom Tarpeischen Felsen, d. h. auf der Südostseite der Arx oberhalb des Forum (s. Vir. ill. , ff.). Nach einer vermutlich älteren, von Cornelius Nepos in seinen Chronica (fr.  M; FRHist  F ) und auch – als Variante – von Livius (,,) tradierten Fassung fand die Verurteilung des Manlius dagegen in einem Hochverratsprozess (perduellio) unter dem Vorsitz der duumviri perduellionis durch die comitia centuriata statt und erfolgte die Hinrichtung durch die traditionelle Form der Auspeitschung. DVI, Florus und Ampelius stimmen damit in diesem Detail gegen Nepos, allerdings in dessen Chronica, überein. Zu einem Rekonstruktionsversuch von Prozess (Typ, Ort) und Angriffsweg der Gallier (s. Vir. ill. ,) s. W () –; ferner F ()  f., Anm. . – domus . . . publicata: Die Zerstörung seines Hauses, das sich an der Stelle des späteren Tempels der Iuno Moneta (/) auf der Arx befunden haben soll (s. G. G, LTUR  []  f.) gehört wie der



 Kommentar

hier nicht erwähnte Volksbeschluss, der es jedem Patricier künftig verbot, auf dem Capitolium oder der Arx ein Haus zu errichten, zum Allgemeingut der Tradition (Liv. ,,; Val. Max. ,,a; Plu. Cam. ,; D.C. fr. , u. a.); die Vermögenskonfiskation belegt dagegen nur noch Cassius Dio (loc. cit.).  Gentilitas . . . vocaretur: Nach dem Zeugnis aller anderen Quellen (Cic. Phil. ,; Liv. ,,; Plu. Moral.  F; D.C. fr. , u. a.) soll die patricische Gens Manlia dagegen dem Vornamen Marcus abgeschworen haben, was durch dessen Verschwinden unter den späteren Mitgliedern dieser Gens gestützt wird. Die Logik liegt dagegen eindeutig auf Seiten der Viri illustres. , Fidenates . . . interfecerunt: Die eigenhändige Tötung des feindlichen Feldherren Lars Tolumnius und die Weihung von dessen Rüstung als spolia opima im Tempel des Iuppiter Feretrius auf dem Capitol stellten A. Cornelius Cossus in eine Reihe mit dem Stadtgründer Romulus (Vir. ill. ) und M. Claudius Marcellus (Vir. ill. ), dem Sieger im Zweikampf () über den gallischen Anführer Vir(i)domarus bei Clastidium (zur Tradition der spolia opima s. grundlegend F [], hier –; zu DVI außerdem F [] –). Gegen die Chronologie ist dieses Ereignis des ausgehendenden . Jh. in eine Sequenz des . Jh. (Vir. ill. – bzw. –) eingeordnet. Über den Grund lässt sich nur spekulieren: Verantwortlich hierfür könnte die Verwechslung mit dem gleichnamigen Consul des J.  (MRR , f.) zu Beginn der sich anschließenden ‚Biographie‘ des älteren Decius Mus ein (S [] ; S [] ). Treibende Kraft für die Ermordung römischer Gesandter im J.  war, so einhellig die antike Überlieferung (D.S. ,,; Liv. ,, ff.; Plin. nat. , u. a.), Lars Tolumnius, der König des mit Fidenae (s. Vir. ill. ,) verbündeten Veii. Ihre Statuen waren noch zur Zeit Ciceros auf der Rostra zu sehen (Cic. Phil. , f.). – ad . . . interfecit: Der Zweikampf soll zu Pferde ausgetragen worden sein (ausführlich zum Hergang: Livius ,, ff.). Da im Text die maßgebliche Beteiligung Veiis (zum stereotypen Charakter dieser Kriege s. F [] , Anm. ) nicht erwähnt ist, wird – wohl in Folge einer ungeschickten Epitomierung der Vorlage – der irrtümliche Eindruck erweckt, Lars Tolumnius sei der Anführer der Fidenaten gewesen (explizit Val. Max. ,,: ducem Fidenatium). Schon die Antike war sich über die Datierung und (damit verbunden) den Rang des Cossus uneinig: Nach Livius (,,), der sich auf das Zeugnis aller Annalisten beruft, siegte dieser  als Militärtribun unter dem dictator Mamercus Aemilius Mamercinus und dessen magister equitum L. Quinctius Cincinnatus (MRR , f.). Augustus dagegen belehrte den Historiker persönlich, dass Cossus als Consul des Jahres  seinen Sieg errungen habe, und berief sich hierfür auf seine Lektüre

 Publius Decius pater



der (Weihe-)Inschrift auf dem Leinenpanzer (thorax linteus) des Tolumnius (Liv. ,, f.; s. auch Plu. Rom. ,; Fest. p. , f. L; dazu F []  f.); als seinen Amtskollegen führen die Fasti consulares für dieses Jahr den Titus Quinctius Poenus Cincinnatus (MRR ,). Die Viri illustres schließlich – wie auch Valerius Maximus (,,) – bieten durch die Rangbezeichung des Cossus als magister equitum einen dritten Datierungsansatz in das Jahr , für das die Parallelüberlieferung (Liv. ,,.  u. a.; MRR ,) allerdings nicht den T. Quinctius Poenus Cincinnatus als Oberfehlshaber (dictator) nennt, sondern (wie für ) Mamercus Aemilius Mamercinus (zum Detail s. F [] –).  De . . . consecravit: Zu Form und Tradition der Weihung von spolia opima s. zu Vir. ill. , f. Wahrscheinlich handelt es sich im Falle des Cossus (wie auch des Romulus) um eine Erfindung des M. Claudius Marcellus (cos. ), der wohl als Einziger je einen solchen Sieg errungen hat (s. Vir. ill. ,). Besondere politische Brisanz erhielt die Weihung von spolia opima am Ende der Republik, als der Proconsul M. Licinius Crassus (cos. ) der Enkel des Triumvirn sowie der ehemalige Anhänger des Sex. Pompeius, im Jahre  den Bastarnerkönig Deldo eigenhändig getötet bzw. spoliiert hatte (D.C. , ff.) und hierfür am . Juli  einen Triumph über die Thraker und Geten feiern konnte (Inscr. It. ,, f. ). Ob die Inschriftenlesung auf dem Leinenpanzer des Cossus durch Augustus (s. § ) in diesem Kontext zu sehen ist, lässt sich allerdings, obgleich von der Forschung vielfach postuliert, nicht eindeutig beweisen (s. F []  f., Anm. ; zu Augustus s. S [] –; W [b] –; F [] –). ,– Publius . . . evasit: Die Selbstaufopferung (devotio) des älteren und jüngeren Decius Mus in der Schlacht gehörte als spezifische Leistung der Gens Decia für den Staat zum Kernbestand der römischen Exempla (etwa Cic. Sest. ; Verg. Aen. ,; Frontin. strat. ,, u. a.). Strukturelle Parallelität und Genealogie (Vater und Sohn) haben daher wahrscheinlich auch den Verfasser der Viri illustres veranlasst, die Kapitel –, die im wesentlichen die Latiner- und Samnitenkriege behandeln, entgegen der Chronologie zu disponieren (s. S. ). Datiert wird die Heldentat des älteren Decius in das J.  (MRR , f.), d. h. in den sog. Ersten Samnitenkrieg (–; zur Historizitätsfrage s. etwa O [] –; zu DVI außerdem F [] –). Die geraffte Satzstruktur wie das Fehlen jeglichen Hinweises, dass auch Decius selbst mit seinen Soldaten von den Feinden umzingelt worden sein soll (Liv. ,,; Plin. nat. ,; Frontin. strat. ,, [= ,,]; Fest. p. , ff. L u. a.), verweisen erneut auf die Epitomierung einer ausführlicheren Vorlage. Deren ungenaue Bearbeitung dürfte überdies für die irrtümliche Lokalisierung



 Kommentar

des Geschehens am Mons Gaurus (h. Monte Barbaro), einem Hügel in den Campi Phlegrei bei Puteoli, verantwortlich sein, wo der Consul M. Valerius Corv(in)us (nicht: Maximus) einen glänzenden Sieg errang (Liv. , f.; vgl. auch D.H. ,,). Decius Mus jedoch diente unter dessen Amtskollegen A. Cornelius Cossus Arvina, der von den Samniten (s. Vir. ill. ) in einem Talkessel bei Saticula eingeschlossen und durch die Tat seines Militärtribunen gerettet wurde (Liv. , ff.; dazu O [] –). Als Ort ist Saticula heute nicht mehr eindeutig lokalisierbar, doch spricht vieles für eine Identifizierung mit dem h. S. Agata de’ Goti in Campanien, nördlich des sog. Caudinischen Jochs (O [] ; s. auch Vir. ill. ). Schon Livius sind überdies die frappierenden Parallelen zur Tat eines Tribunen im Ersten Punischen Krieg unter dem Consul A. Atilius Calatinus aufgefallen (s. Vir. ill. ,), die wahrscheinlich die Modellierung der Aktion des Decius geprägt hat (s. O [] –).  Ob . . . est: Nach Livius (,,), Plinius (nat. ,) und Festus (p. , ff. L) erhielt Decius damals zwei Ehrenkränze aus Gras: sowohl von dem befreiten Heer des Consuls als auch von seiner eigenen Truppe. Die Klassifizierung des Kranzes als corona civica ist nicht korrekt. Denn dieser aus Eichenlaub gefertigte Kranz wurde für die Rettung eines römischen Bürgers durch einen Mitbürger verliehen (Gell. ,, ff.), während hier die aus dem Gras der Kampfstätte gefertigte corona graminea gemeint ist, mit welcher derjenige Soldat geehrt wurde, der eine militärische Einheit aus verzweifelter Lage gerettet hatte (Plin. nat. , f.; Fest. p. , ff. L; Paul. Fest. , ff. L); zu beiden Kranztypen s. B () – (c. graminea), – (c. civica). Möglicherweise geht auch das durch DVI vermutlich (s. textkrit. App.) nicht überlieferte Cognomen Mus (vgl. Petron. ,: tanquam mus in matella [‚die Maus in der Falle‘, wörtl. ‚im Nachttopf‘] für eine Person in Schwierigkeiten) auf diese Tat zurück (s., im Detail nicht überzeugend, H []  f.; O [] ; F [] , Anm. ). – Consul . . . voveret: im J.  (MRR , f.). Decius bekleidete damals als erstes Mitglied seiner Gens den Rang eines Consuls (Cic. div. ,; fin. ,; Val. Max. ,, u. a.) und gehörte damit zu den homines novi, die nach den Licinisch-Sextischen Gesetzen von / (s. Vir. ill. ) Aufnahme in die Nobilität fanden (s. H [²]  f.). Den Anlass des Krieges (–) bildete, so die Überlieferung (Liv. ,,; Flor. ,,; Eutr. ,, u. a.), die Forderung der Latiner nach völliger politischer Gleichberechtigung (zu Quellenkritik, historischem Kontext und den Folgen des Latinerkrieges: O [] –. –). Nur DVI kennzeichnet den Namen Veseris explizit als Fluss. Die Kampfstätte muss nicht weit von Capua am Fuß des Vesuv gelegen haben (Liv. ,,; Val. Max. ,,; zustimmend O [] ;

 Publius Decius filius



s. auch F []  f. mit Anm. ). Nach Cicero (div. ,), dem ältesten erhaltenen Bericht, soll Decius das Traumgesicht bereits als Militärtribun im J.  (s. §  f.) gehabt haben. In allen späteren Quellen (Liv. ,, ff.; Val. Max. ,,; Plu. Moral.  A–B [bei den Albanern!] u. a.) dagegen findet sich die Vision in seine Devotio als Consul integriert und um die Variante erweitert, auch Torquatus habe diese Erscheinung gehabt, so dass beide die Vereinbarung trafen, dass sich derjenige opfern werde, dessen Flügel als erster in der Schlacht in Bedrängnis gerate (zum Detail s. E [a] –). – inclinante . . . devovit: Eine ausführliche Beschreibung des Rituals gibt Livius (,, ff.): Mit der Toga praetexta bekleidet (d. h. unbewaffnet), das Haupt verhüllt (capite velato), die Hand unter der Toga zum Kinn gestreckt und auf einem Speer stehend, soll Decius dem Pontifex die Devotionsformel nachgesprochen und so mit der Weihe seines Lebens an die Götter der Unterwelt, den Dii Manes und der Terra, als Gegenleistung deren Hilfe, d. h. den Sieg über die Feinde, erbeten haben. Seinem Beispiel folgten, so verschiedene Überlieferungszweige, sein Sohn  bei Sentinum (Vir. ill. , ff.) und ein weiterer Decius (sein Enkel?)  bei Ausculum (Vir. ill. ,). Die von Livius (,, ff.) tradierte Weiheformel kann trotz ihrer archaischen Elemente keine Authenzität beanspruchen, sondern basiert möglicherweise auf antiquarischer Rekonstruktion des . Jh. Auf jeden Fall ist sie von der bei Macrobius (Sat. ,, ff.) überlieferten Form der Devotio zu unterscheiden, die eine feindliche Stadt (wie Karthago) nach der evocatio der Stadtgottheit den Unterweltsgöttern weihte. Während die Selbstaufopferung des dritten Deciers höchstwahrscheinlich nie stattgefunden hat, lässt sich dies für diejenige des J.  nicht sicher erweisen. Zu allen Aspekten s. konzis und detailliert: O [] –. – Impetu . . . reliquit: In dem Bericht über den Vollzug der devotio, d. h. den Ritt des Decius mitten in die Feinde hinein und seinen Tod in der Schlacht, stimmen die Quellen fast alle überein (ausführlich Liv. ,, ff.; ferner Cic. div. ,; fin. ,; Tusc. ,, Val. Max. ,,; Sen. epist. ,; Flor. ,, u. a.; zu einer rationalistischen Deutung als Strategem s. Cic. nat. ,; zu einer grundsätzlichen Kritik D.C. fr. , f.). , Publius . . . filius: Mit der Konzentration des Biographischen auf die beiden memorablen Ereignisse des Triumphes bzw. der Spolienweihe (§ ) sowie der Selbstaufopferung (devotio) im sog. Dritten Samnitenkrieg (§ ) repräsentiert die ‚Vita‘ des jüngeren Decius exemplarisch den Typ der ‚Exemplabiographie‘ (zum Folgenden im Detail: F [] –; zur familiären Parallelisierung mit dem Vater [Vir. ill. ] als Motiv der Historiographie s. auch W [], hier –). Die Disposition nach Consulaten entspricht dem bekannten Stil der Elogien; das erhaltene Elo-



 Kommentar

gium (CIL VI,,) stammt allerdings nicht aus augusteischer Zeit, sondern ist eine auf dem Text der Viri illustres basierende Fälschung (s. C L [] . ). – primo . . . consecravit: im J.  (MRR ,). Weder ist ein Triumph im sog. Zweiten Samnitenkrieg (–) noch die Weihe von spolia für Ceres sonst belegt (s. L B [] ). Nach Livius (,, f.) nahm Decius wegen Krankheit überhaupt nicht an den Kampfhandlungen teil; den Oberfehl führte vielmehr sein Amtskollege M. Valerius Maximus Corv(in)us (s. Vir. ill. ,). Allerdings ist die Weihung für Ceres durchaus stimmig: Zum einen bildete deren Tempel am Aventin das kultische Zentrum der Plebs (s. F. C, LTUR  [²]  f.), zum anderen erlangte der jüngere Decius Mus wegen seines Einsatzes für die lex Ogulnia des Jahres  (s. H [²] –) als einer der ersten Plebeier die Priesterwürde eines pontifex (Liv. , f. ,).  Iterum . . . gessit: Sein Amtskollege in beiden Amtsjahren ( bzw. ; MRR ,. ) war Q. Fabius Maximus Rull(ian)us (Vir. ill. ). Für das J.  überliefert Livius (,, ff.) vor allem Kämpfe mit den Etruskern sowie den Abschluss eines -jährigen Waffenstillstandes mit Tarquinii (s. O [a] –). Im J. , d. h. im sog. Dritten Samnitenkrieg (–), kämpfte Decius in Samnium und errang nach Livius (, f.) einen Sieg über die Apuler bei Mal(e)ventum, dem h. Benevent (s. O [b] –). Über zivile Leistungen (domi) ist aus der Parallelüberlieferung nichts bekannt.  Quarto . . . devovit: Die syntaktisch problematische cum-Konstruktion zu Beginn (es handelt sich wohl eher um einen Ablativus sociativus als um die Auslassung eines Prädikats), die geraffte Satzstruktur, das bezugslose Lokaladverb ibi (sofern man es nicht als Temporalpartikel im Sinn von „da“ verstehen will), das eine vorausgehende Nennung des Schlachtfeldes beim umbrischen Sentinum (ca. , km nordöstlich des h. Sassoferrato) voraussetzt, belegen auch hier den Exzerptcharakter der Viri illustres. Die flüchtige Arbeitsweise des Verfassers dürfte auch für die irrtümliche Datierung der Ereignisse von  in das vierte statt in das fünfte Consulat des Q. Fabius Maximus Rull(ian)us (MRR ,) verantwortlich sein. Inhaltlich lässt der Text überdies offen, ob in der Vorlage die Teilnahme aller vier Stämme an der Schlacht von Sentinum gestanden hatte. Denn nach Livius (,,) standen den vier römischen Legionen nur die Gallier (Senonen) und Samniten gegenüber, da es den Römern gelungen war (,, ff.) die Etrusker (und Umbrer) vor der entscheidenden Schlacht durch einen Entlastungsangriff auf das etruskische Clusium (h. Chiusi) von den beiden anderen Stämmen zu trennen (s. auch Frontin. strat. ,,; Oros. hist ,, ff.). Nach anderen Quellen, so bereits der zeitgenössische Historiker Duris von Samos (s. D.S. , fr. ,), nahmen jedoch auch die Etrusker und Umbrer bzw. andere Verbündete

 Manlius Torquatus



an der Schlacht teil. Unstrittig ist in der antiken Tradition allerdings, dass die Hauptlast des Kampfes von den Galliern und Samniten getragen wurde (konzis zu Sentinum und den militärischen Operationen dieses Jahres: O [a] –). Wie beim Vater des Decius (Vir. ill. , f.), so gibt auch hier Livius (,, ff.) eine detaillierte Schilderung der Devotio, ohne allerdings zu berichten, Decius habe sich auf einen Speer gestellt (zur Historizitätsfrage s. die ablehnende Position G [] –).  Impetu . . . reliquit: eine wörtliche Dublette zu Vir. ill. ,.  Corpus . . . est: Nach Livius (,, ff.) ließ Fabius Maximus am folgenden Tag die Waffen der getöteten Feinde zusammentragen und zu Ehren des Iuppiter Victor verbrennen, wobei man auch den Leichnam des Decius fand (zur Praxis der Waffenverbrennung: R [] –). Magnifice lässt sich hier einerseits auf die Notiz bei Livius (,,) beziehen, Fabius habe diesen mit allen Ehren bestattet, andererseits auf diejenige bei Zonaras (,), Decius sei mit den Spolien verbrannt worden. ,– Titus . . . compulit: In der Person des Titus Manlius Imperiosus Torquatus, des clarissimus vir generis ac nominis (Cic. Sull. ), erreichte die Gens Manlia im . Jh. ihren Zenit (zum Folgenden ausführlich: F [] –). Einzig Livius (,,) gibt eine Datierung für dieses herausragende exemplum pietatis in das J.  (MRR ,), dessen Historizität allerdings mehr als zweifelhaft ist (s. auch O []  f.). Während bei Cicero (off. ,) im Mittelpunkt der Anklage der Vorwurf steht, der Vater Lucius Manlius habe seine Amtszeit als Dictator (; MRR ,) überschritten, und erst an zweiter Stelle die Abschiebung des Sohnes aufs Land (ähnlich Val. Max. ,,), betont Livius (,, ff.) das herrische Wesen (ingenium atrox) des Vaters, das ihm den Beinamen Imperiosus eintrug, und dessen außergewöhnliche Härte (acerbitas) während seiner Dictatur, aber auch gegenüber dem eigenen Sohn. Die Rückkehr des T. Manlius bei Nacht wird nur von DVI betont, die anderen Texte (Cicero, Livius, Val. Maximus) dagegen konzentrieren sich auf die morgendliche salutatio. Umgekehrt fehlt bei DVI die eidliche Verpflichtung des Volkstribunen, die Anklage fallen zu lassen.  Sulpicio . . . occidit: Schauplatz war, so die Tradition (Claudius Quadrigarius: FRH  F a/b; FRHist  *F /F ; Cic. fin. ,; off. ,; Liv. ,, u. a.), die über den Anio, einen Nebenfluss des Tibers, führende Brücke an der Via Salaria. Die Viri illustres sind der einzige lateinische Text, der Torquatus einen militärischen Rang (tribunus militum) zuweist – eine Angabe, die allerdings durch Zonaras (,) gestützt wird. Auffällig ist der Verzicht auf eine Erklärung des Beinamens Torquatus, den sich Manlius durch die eigenhändige Erbeutung des Halsreifs (torques) des Galliers erworben haben soll. Bei der Datierung in die



 Kommentar

Dictatur des C. Sulpicius Peticus  (MRR ,), als dieser einen wichtigen Sieg über die Gallier errang und hierfür einen Triumph erhielt (Liv. ,, ff.  ff. u. a.), handelt es sich entweder um den Reflex einer sonst nicht belegten Tradition (F [] –) oder aber um eine schlichte Fehldatierung (O [] ). Die Geschichte, wahrscheinlich auf der Familiengeschichte der Gens Manlia zur Erklärung des Cognomens Torquatus basierend und ursprünglich wohl zeitlos berichtet, findet sich erstmals bei Claudius Quadrigarius (FRH  F a/b; FRHist  *F /F ) zeitlich auf das Jahr  fixiert (s. auch Flor. ,, f.; Zonar. ,); Livius dagegen, dessen Darstellung auf Quadrigarius beruht (s. O [] –), datiert den Zweikampf auf  (,, ff.; danach Eutr. ,,; Oros. hist. ,, f.) bzw.  (,, ff.).  Consul . . . percussit: Die Hinrichtung des eigenen Sohnes (Cic. fin. ,. ; off. ,; Liv. ,, ff.; D.H. ,,; Val. Max. ,, u. a.) stellte Torquatus in eine Reihe mit L. Iunius Brutus, dem Begründer der Republik, allerdings wurde der Unterschied sorgfältig beachtet. Während sich dessen Söhne des Hochverrats schuldig gemacht hatten (s. Vir. ill. ,), hatte der Sohn des Torquatus in einem Zweikampf den Tusculaner Geminus Maecius besiegt (Quint. inst. ,,: Brutus occidit liberos proditionem molientis, Manlius virtutem filii morte multavit). Der unbarmherzige Befehl des Manlius, dessen Vollzug sowohl die unerbittliche Strenge eines Imperiumträgers als auch die uneingeschränkte Gewalt des römischen pater familias über alle Familienmitglieder in ihrer äußersten Konsequenz dokumentiert (s. H []), ging als Sprichwort (imperia Manliana) in die Tradition ein (Cic. fin. ,; Liv. ,,. , f.; Gell. ,, u. a.). Das Cognomen Imperiosus ist durch die Fasti Capitolini allerdings bereits für den Vater (L. Manlius Capitolinus) und den Bruder (Cn. Manlius Capitolinus) belegt (Inscr. It. ,, f.  f.  f.), war also schon damals ein in der Gens Manlia verbreiteter Beiname. – Latinos . . . superavit: Nach dem Sieg des Decius im J.  (s. Vir. ill. , f.) besiegte Torquatus die Reste der Latiner sowie Campaner bei Trifanum (Liv. ,,), d. h. an der Südküste Latiums ca.  km südlich von Rom (s. N [] ) und feierte einen Triumph de Latineis, Campaneis, Sidicineis, Aurunceis (Inscr. It. ,, f. ).  Consulatum . . . sufferre: Nur Cassius Dio (fr. ,) stimmt noch mit DVI überein. Livius dagegen überliefert das schroffe Dictum für den gleichnamigen Nachkommen Titus Manlius Torquatus (cos. ; MRR ,), der unter Hinweis auf seine angegriffene Gesundheit, vor allem seiner Augen, im Jahre  die Wahl zum Consul mit folgenden Worten abgelehnt haben soll: neque ego vestros . . . mores consul ferre potero neque vos imperium meum (,,). Vermutlich ist hier ein Detail aus der Tradition über den Träger des Beinamens in der zweiten Hälfte des . Jh. in das Bild des älteren Torquatus (. Jh.) übertragen worden (s. F-

 Valerius Corvinus



 []  f.; O []  f.). Es besteht daher kein Grund, an der überlieferten Textfassung zu zweifeln (so aber W ). , Reliquias . . . persequebatur: Valerius Corv(in)us, civis et patris familiae optabile exemplum (Val. Max. ,,), war neben Valerius Poplicola (Vir. ill. ) der prominenteste Vertreter der Gens Valeria (zur Vita: O []  f.). Chronologisch ist der Abschnitt nicht ungeschickt platziert, da er einerseits die Gallierkriege (Vir. ill. , , ) abschließt und andererseits die Sequenz derjenigen Feldherren eröffnet, die sich in den Samnitenkriegen ausgezeichnet haben (Vir. ill. –). Der für eine ‚Biographie‘ des Valerius Corv(in)us überraschende und bezuglose Kapitelbeginn mit Furius Camillus gewinnt nur dann Sinn, wenn man die Nennung der gallischen Senonen als Versuch interpretiert, den im Folgenden geschilderten Zweikampf des Valerius Corvus mit einem Gallier historisch zu situieren. Allerdings bleibt bei DVI die Chronologie vage, da sich das Cognomen Camillus sowohl auf Marcus Furius Camillus (Vir. ill. ,) als auch auf dessen Sohn Lucius Furius Camillus beziehen lässt, in dessen Consulat  (MRR ,) der Zweikampf gemeinhin von den Quellen datiert wird (Claudius Quadrigarius?: FRH  F ; Liv. ,,. , ff.; D.H. ,; Val. Max. ,,; ,,; App. Gall. ; Flor. ,, u. a.), ohne allerdings Anspruch auf Historizität beanspruchen zu können (s. unten; ferner etwa M []; K []  f.; O [] –; zu DVI s. außerdem F [] –). Dass an dieser Stelle eine Verwechslung bzw. mangelnde Differenzierung zwischen Vater und Sohn nicht auszuschließen ist, zeigt der Vergleich mit Florus, dessen Zeugnis zudem signifikant mit DVI übereinstimmt (,,: illam ipsam Gallicam gentem . . . sic persecutus est [sc. populus Romanus] duce Camillo, ut hodie nulla Senonum vestigia supersint), so dass die Benutzung einer gemeinsamen (biographischen?) Vorlage anzunehmen ist (s. F [] .  f.). – Adversum . . . processit: Der Zweikampf wird von der Tradition (Claudius Quadrigarius?: FRH  F ; Liv. ,,; Flor. ,,) im sog. ager Pomptinus lokalisiert, einem ca.  km langen Landstrich, der sich von Velitrae (h. Velletri) im südlichen Latium etwa  km nach Süden entlang der Küste erstreckte. Seinen Namen verdankte er der Stadt (Suessa) Pometia (h. Cisterna di Latina), deren Lage aber nicht mehr genau lokalisierbar ist (s. zu Vir. ill. ,).  Corvus . . . dictus: Anknüpfungspunkt für die (wohl zunächst von der Gens Valeria tradierte) Geschichte vom Eingreifen eines Rabens (corvus) als etymologische Fundierung des Cognomens könnte der Brauch mancher Gallier gewesen sein, ihren Helm mit einem Raben zu verzieren (s. F []  f., Anm. ). Als einziger Text nennt DVI die Anflugrichtung: ab ortu solis – entsprechend der Augurallehre, dass es sich bei aus Osten anfliegenden



 Kommentar

Vögeln um glückverheißende Vorzeichen (omina prospera) handelte (Hor. carm. ,, f.; Fest. p. , ff. L). Bei Livius (,,) dagegen fliegt der Rabe nach dem Sieg in Richtung Osten weg. Seine monumentale Fixierung fand dieser Zweikampf am Ende der Republik mit der Aufstellung einer Ehrenstatue durch Augustus auf seinem Forum, die Valerius mit dem Raben auf dem Kopf darstellte und ihn in die Galerie der summi viri einreihte (Gell. ,,; s. S [] , Anm. ). Bei dem nur hs. überlieferten Elogium (Inscr. It. ,,, Nr. *) handelt es sich dagegen um eine (humanistische?) Fälschung (vgl. auch die jüngste Ausgabe der Elogien durch G. A/L. C in CIL VI,,, wo der Text deshalb keine Berücksichtigung mehr gefunden hat). Zudem existierten am Ende der Republik (mehrere) Darstellungen des Kampfes, sowohl von Malern als auch Bildhauern (D.H. ,,). Spätestens im ersten Jh. der Kaiserzeit hatte der Sieg des Valerius auch als Thema für Deklamationen Aufnahme in das Repertoire der Rhetorenschule gefunden (Quint. inst. ,,). – Hoste . . . dictus: Dazu passt die Nachricht bei Dionys (,,), Camillus persönlich habe damals Valerius nach seinem Sieg im Zweikampf mit diesem Cognomen geehrt und ihn außerdem mit zehn Rindern und einem Goldkranz beschenkt (s. auch Liv. ,,). Als Namensform sind sowohl Corvus (Fast. Capit. zum J. : Inscr. It. ,, f. ; Tac. ann. ,,) als auch Corvinus (Cic. Cato ; Manil. , u. a.) belegt. Das Suffix -inus bezeichnete ursprünglich den Nachkommen eines Corvus, doch waren beide Formen seit der ausgehenden Republik austauschbar geworden (s. O []  f.). Überdies war Valerius keineswegs der erste Träger dieses Cognomens, vielmehr ist Corvus bereits für L. Aquilius, den tribunus militum consulari potestate des J. , belegt (MRR , f.).  Hinc . . . compressit: Römische Soldaten hatten, so Livius (,, ff.  ff.; vgl. auch App. Sam. , ff.), nach dem Sieg des Valerius über die Samniten  (Vir. ill. ,) ihr Lager bei Capua aufgeschlagen. Vom campanischen Luxus korrumpiert und in der Schuldenfalle sitzend, schlug ihr Versuch, sich der reichen Stadt zu bemächtigen, fehl. Sie machten daher einen gewissen T. Quinctius Crispinus gegen dessen Willen zu ihrem Anführer und zogen nach Rom, doch konnte der  zum Dictator ernannte Valerius die Rebellion unblutig beenden, indem er auf die Forderung der Soldaten einging (Liv. ,, ff.; App. Sam. , ff.). Schon Livius betont allerdings die Unsicherheit der Überlieferung, da ein Teil seiner Vorlagen keine Dictatur des Valerius auswies, sondern den Erfolg den beiden Consuln dieses Jahres zuschrieb (MRR , f.; zu Historizität und annalistischer Modellierung s. O [] –). Die Unabhängigkeit der Viri illustres von Livius wird auch hier wieder fassbar. Denn von einem Schuldenerlass (sublato aere alieno) durch Valerius berichtet Livius nichts, während Appian (Sam. ,) sowohl eine Amnestie

 Spurius Postumius



als auch eine allgemeine Schuldentilgung kennt (zum Detail s. F []  f.). , Gaius . . . sunt: Neben der Einnahme Roms durch Porsenna (Vir. ill. –) und der Eroberung der Stadt durch die Gallier nach der Schlacht an der Allia (Vir. ill. , ff.) bildete die Niederlage gegen die Samniten (s. B [] –) bei den Caudinischen Pässen im J.  (MRR ,) während des sog. Zweiten Samnitenkrieges (–) die dritte große Katastrophe in der älteren römischen Geschichte. Wie jene unterlag auch sie wegen ihres für die Römer äußerst demütigenden Charakters in hohem Maße nationaler Überformung und Geschichtsklitterung (s. etwa F [] –; zur Überlieferung, insbesondere der Darstellung des Livius, ferner C [] –; O [a] –. –; G [] –; zu DVI außerdem F [] –). Das Praenomen des Veturius (Calvinus) lautete allerdings nicht Gaius, sondern Titus. Ebenso liegt in Bezug auf den Feldherrn der Samniten eine Namens- bzw. historische Verwechslung vor. Denn Pontius Telesinus (statt richtig Gaius Pontius: Liv. ,,) war der Anführer der Samniten im sog. Bundesgenossenkrieg (–), der als Anhänger des Marius  im Kampf gegen die Truppen Sullas an der Porta Collina fiel (s. Vir. ill. ,). Derselbe Irrtum findet sich auch bei Ampelius (,; ,) bzw. Eutrop (,,) und beweist als ‚Bindefehler‘, dass diese Texte gleichfalls die Vorlage der Viri illustres eingesehen haben müssen.  Nam . . . periculosius: Die List der Samniten, die ihr Lager bei Caudium (h. Montesarchio) aufgeschlagen hatten, findet sich nur noch bei Livius (,, ff.) erzählt, allerdings mit der signifikanten Abweichung, dass Pontius nicht vermeintliche Überläufer ausschickte, sondern zehn als Hirten verkleidete Soldaten, die ihr Vieh an verschiedenen Orten in der nächsten Umgebung des römischen Heeres bei Calatia (h. Le Gallaze) weiden sollten. Übereinstimmung besteht dagegen in der Entscheidung der Consuln, den kürzeren Weg zu wählen, d. h. durch Samnium entlang der späteren Via Appia (s. Vir. ill. ,) in Richtung des apulischen Luceria, einer strategisch wichtigen Ortschaft im Rücken der Samniten, vorzurücken statt den längeren, aber sichereren Weg weiter nördlich durch das Gebiet der verbündeten Marser (s. Vir. ill. ,) und dann entlang der Adria zu nehmen (Liv. ,, f.). Zur Geographie Samniums und Topographie der Samnitenkriege s. O [] –. – Festinatio . . . obligarentur: Die genaue Lage der Furc(ul)ae Caudinae ist nicht mehr eindeutig bestimmbar. Mehrheitlich wird heute das Gebiet des Tals zwischen Arienzo und Arpaia angenommen (s. O [a] –). Während bei Livius (,, ff.) ein Briefwechsel zwischen Vater und Sohn der Entscheidung vorausgeht, scheinen die Viri illustres einer Vorlage zu



 Kommentar

folgen, welche die Entscheidung allein auf den Kriegsrat konzentriert hatte (ähnlich App. Sam. , ff.). – utroque . . . est: Dass die römischen Soldaten den Gang unter ein aus drei Speeren gebildetes Joch antreten mussten (Cic. off. ,; Liv. ,, ff. , ff.; D.H. ,,; App. Sam. , f. u. a.) und die vor Ort geschlossene Vereinbarung durch den Senat nicht ratifiziert wurde (Cic. inv. ,; off. ,; Liv. , ff.; D.C. fr. , f. u. a.), ist Gemeingut der Tradition, doch ist historisch eher von einer Schlacht als einer Einkesselung auszugehen (s. G [] –). Über die rechtliche Form der Abmachung (foedus vs. sponsio) bestand in der Antike dagegen kein Konsens, vielmehr ist die Darstellung durch die vergleichbaren Ereignisse des J.  unter dem Consul C. Hostilius Mancinus (s. Vir. ill. ) überformt, der einen Vertrag (foedus) unterzeichnete, welcher zudem durch einen feierlichen Eid (sponsio) seiner Offiziere bekräftigt wurde (s. S [] –, Nr. ; O [a] –. –; G [] –). Wiederum weichen die Viri illustres von Livius (,, ff.) ab, der die Abmachung lediglich als sponsio verstanden wissen möchte (zur postlivianischen Tradition: F []  f.).  Postumius . . . est: Postumius soll damals im Senat den Antrag gestellt haben, nicht nur sich, sondern auch seinen Amtskollegen T. Veturius und die beteiligten Offiziere an die Samniten auszuliefern. Da die Auslieferung von den Samniten nicht akzeptiert wurde, konnten, so die Überlieferung (Liv. , ff.; Flor. ,,; Gell. ,,; D.C. fr. , f. u. a.), auch jene unbeschadet aus Caudium zurückkehren (zur zweifelhaften Historizität: G [] –). Sp. Postumius scheint die Schmach zudem nicht angelastet worden zu sein (vgl. Liv. ,,: Postumius in ore erat; eum laudibus ad caelum ferebant, devotioni P. Deci consulis, aliis claris facinoribus aequabant). , Lucius . . . Cursor: L. Papirius Cursor gehörte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des . Jh. Ihren sichtbaren Ausdruck fand diese dominierende Stellung in der ungewöhnlich hohen Zahl seiner Magistraturen: So bekleidete er fünfmal das Consulat, zweimal die Dictatur, dreimal den Rang eines magister equitum; außerdem konnte er drei Triumphe feiern (cursus honorum: MRR ,; dazu F. M, RE XVIII, [] –; O []  f.; zu DVI s. F [] –). Wie auch an anderen Stellen (Vir. ill. ,; ,) ist bei a velocitate Cursor ein dictus zu ergänzen (s. Vir. ill. ,; ,; ,; ,; ,; ,; ,). Obgleich die Tradition einhellig das Cognomen mit der Schnelligkeit des Papirius im Lauf begründet (Liv. ,,; Zonar. ,), könnte es sich auch um einen ererbten Beinamen handeln, da dieser bereits für den gleichnamigen Censor von  bzw. Militärtribunen von  und  belegt ist (Inscr. It. ,, f.  ff.  f.  f.). Vielleicht spie-

 Papirius Cursor



gelt sich im Cognomen aber auch die Parallelisierung mit Alexander dem Großen wider, dessen ‚Schnellfüßigkeit‘ im Altertum allgemein gerühmt wurde (Plu. Alex. ,); denn Papirius Cursor wäre, so die Überzeugung des Livius (,,), gegen Alexander zum (siegreichen) Feldherrn ernannt worden, wenn dieser seine Eroberungen nach Westen ausgedehnt hätte. – cum . . . consereret: Nach einhelliger Überlieferung (Liv. , ff.; Val. Max. ,,; ,,; Frontin. strat. ,, u. a.) fand die bereits von Fabius Pictor (FRH  F ; FRHist  F ) tradierte Auseinandersetzung mit Q. Fabius Rullus (s. auch Vir. ill. ,), deren Authentizität im Kern heute nicht mehr bestritten wird (s. O []  f.), zu Beginn des sog. Zweiten Samnitenkrieges (/) statt (s. MRR ,–). Eine unerwartete Erkrankung soll damals den im Felde stehenden Consul L. Furius Camillus gezwungen haben, Papirius zum Dictator zu ernennen und ihm den Oberbefehl zu übertragen (Liv. ,, f.). In der irrtümlichen Amtsbezeichnung des Papirius als Consul liegt daher entweder – wie auch in anderen Fällen – eine Ungenauigkeit des Verfassers der Viri illustres bzw. deren Vorlage vor, oder consulem ist als Dittographie (W ) zu tilgen. Jeder Feldherr hatte vor dem Auszug des Heeres in den Krieg die sog. auspicia einzuholen, d. h. sich durch die Erkundung des Vogelfluges der Zustimmung der Götter zu vergewissern (s. W [²]  f. –). – Sed . . . impetrarunt: Der Kampf soll bei Imbrinium, einer heute nicht mehr lokalisierbaren Örtlichkeit, stattgefunden haben (Liv. ,,; dazu O [] ). Überhaupt ist unklar, wo genau (im Liris-Tal oder in Campanien?) das römische Heer damals agierte (O loc. cit.). Die Annalistik hat jedoch, wie insbesondere Livius (,, ff.) erhellt, die discordia zwischen Papirius Cursor und seinem magister equitum hoch dramatisch ausgestaltet: Als dieser nach seinem Sieg alle erbeuteten Waffen verbrennen lässt (zur Praxis: R [] –), um dem Dictator die Möglichkeit zu nehmen, diese als spolia im Triumph mitführen zu können, eilt Papirius wutentbrannt aus Rom ins Feldlager und lässt Fabius verhaften, der jedoch nach Rom fliehen kann. Dort gelingt es erst den vom Vater des Papirius um Hilfe gebetenen Volkstribunen, Papirius von seinem Vorhaben, Fabius hinrichten zu lassen, abzubringen (s. O [] –; F []  f.).  Papirius . . . triumphavit: Die fehlende Amtsbezeichnung macht eine exakte Zuordnung unmöglich, doch lässt der Kontext eine Identifizierung mit dem Triumph von / plausibel erscheinen. Alternativ könnte auch das Jahr / gemeint sein (s. MRR , f.), als Papirius erneut die Dictatur bekleidete und einen wichtigen Sieg gegen die Samniten errang (s. O [a] –). – Idem . . . iussit: Wie hier fehlt auch bei Livius (,, f.) eine genaue chronologische Verortung, vielmehr dient auch ihm die Anekdote dazu, das Profil des Papirius zu konturie-



 Kommentar

ren (ähnlich D.C. fr. ,). Die zeit- und kontextlose Verwendung dieses grimmigen Scherzes auf Kosten eines Praetors aus Praeneste (h. Palestrina), der das lokale Truppenkontingent befehligte, illustriert gleichfalls der ältere Plinius (nat. ,), wenn er den Befehl des Papirius (excide radicem) im Kontext seines Abschnittes über das Versetzen von Bäumen und den dafür notwendigen Maßnahmen zitiert. Zu den fasces, den Amtsinsignien des Lictors, s. Vir. ill. ,. , Quintus . . . Maximus: Q. Fabius Maximus Rull(ian)us war im . Jh. das bedeutendste Mitglied der einflussreichen Gens Fabia und gehörte wie sein politischer Gegenspieler Papirius Cursor (Vir. ill. ) zu den führenden Feldherren in den Samnitenkriegen (s. F. M, RE VI, [] –; O [] –; zu DVI außerdem F [] –). Seine Leistungen für den Staat spiegelt sein cursus honorum wider: Fünffacher Consul, mehrfacher Triumphator, Princeps senatus (s. MRR ,). Dass er als erster den Beinamen Maximus führte (zum Ausfall eines dictus s. Vir. ill. ,), belegt nur noch Plutarch (Fab. ,). Diesen soll er wegen seiner Neuordnung der Tribus erhalten haben (s. § ). – magister . . . percussus: s. Vir. ill. ,–. – primum . . . triumphavit: eine singuläre Notiz. Nach den Triumphalfasten (Inscr. It. ,, f.) feierte Fabius seinen ersten Triumph de Samnitibus et Apuleis in seinem ersten Consulat  (MRR , f.). Ihre Bestätigung, zumindest als Variante der Tradition, findet diese Angabe bei Livius (,,), der zudem von militärischen Operationen des Fabius in Apulien berichtet (s. O [] ). Unklar bleibt hier die Angabe de Nucerinis. Aus geographischen bzw. strategischen Gründen scheidet das campanische Nuceria Alfaterna aus, dessen Unterwerfung zwar Fabius zugeschrieben wurde (Cic. Balb. ; Liv. ,,), aber erst für das Jahr  (s. O [a] –). Von einer Einnahme Nucerias in Umbrien (h. Nocera) ist dagegen nichts bekannt. Entweder handelt es sich hier also um einen Irrtum oder um eine Verwechslung (bzw. Verschreibung) der Nucerini mit den Lucerini, den Bewohnern des apulischen Luceria – ein Irrtum, der auch sonst belegt ist (s. F []  f.). – iterum . . . Samnitibus: Alle anderen Quellen (D.S. ,, ff.; Liv. , ff. u. a.) berichten dagegen übereinstimmend, dass Fabius seinen zweiten Triumph über die Etrusker feierte, nachdem er in seinem zweiten Consulat () einen erfolgreichen Krieg gegen diese geführt hatte (s. MRR , f.). Während Livius (,,) den Triumph noch in das Amtsjahr datiert, listen die Triumphalfasten diesen erst unter dem folgenden Jahr  auf (Inscr. It. ,, f.), allerdings beruht diese Differenz auf dem Umstand, dass es sich bei  um ein sog. ‚Dictatorenjahr‘ handelt (gegen die Historizität der Amtsprolongation daher zu Recht: O [] ).

 Fabius Rullus



– tertio . . . triumphavit: Der dritte Triumph datiert in das fünfte Consulat (), als Fabius bei Sentinum nach der devotio seines Amtskollegen P. Decius Mus die verbündeten Samniten, Gallier, Umbrer und Etrusker besiegen konnte (s. Vir. ill. , ff.). An der vorliegenden Notiz fällt zum einen das Fehlen der Samniten auf, zum anderen die Nennung der Marser. Während sich die Auslassung der ersteren plausibel mit der Flüchtigkeit der Arbeitsweise des Verfassers der Viri illustres erklären lässt, überrascht die Einbeziehung der Marser, die im Gebiet des Fuciner Sees siedelten (s. B [] –). Möglicherweise liegt hier eine schon auf die Vorlage zurückgehende Verwechslung bzw. Amalgamierung der Ereignisse von  und  vor. Denn für das dritte Consulat des Fabius () berichten die Quellen ebenfalls von Kämpfen gegen die Samniten, Gallier und Etrusker, in die auch die Marser verwickelt waren, allerdings nicht von einem Triumph des Fabius (MRR ,). Während Diodor (,,) die Marser zu den Verbündeten Roms zählt, figurieren sie auch bei Livius (,,) unter dessen Feinden. Die vorliegende Notiz beweist damit nicht nur die Unabhängigkeit der Viri illustres von Livius, sondern verweist zugleich auf die Bearbeitung einer Traditionslinie, welche die Marser an der Wende vom ./. Jh. unter die Feinde Roms rechnete.  Censor . . . amovit: Mit dieser Maßnahme in seiner Censur, die er  zusammen mit P. Decius Mus (Vir. ill. ) bekleidete (MRR , f.), stellte sich Fabius gegen die Tribusreform(en) des Ap. Claudius Caecus von  (s. Vir. ill. ,). Der Sachverhalt ist hier insofern ungenau dargestellt, als es Fabius nicht um die vollständige Entfernung der Freigelassenen aus allen Tribus gegangen sein kann, sondern wahrscheinlich um deren Beschränkung auf die vier städtischen Tribus (Liv. ,, f.; s. O [a] –). Dass dieser Irrtum bereits auf die Vorlage zurückgeht, beweist die nahezu wörtliche Übereinstimmung mit Ampelius (,: libertinos e tribubus repurgavit). – iterum . . . fieri: eine singuläre Notiz. Die Iteration des Censorenamts ist historisch nur für C. Marcius Rutilus Censorinus belegt (, ; MRR ,. ), der in seiner zweiten Censur den Antrag eingebracht haben soll, künftig eine Iteration auszuschließen (Val. Max. ,,; Plu. Cor. ,), und tatsächlich ist danach keine Wiederholung mehr tradiert. Der Fall des Censorinus macht zugleich deutlich, dass bis  durchaus die Möglichkeit bestanden haben muss, das Amt ein zweites Mal bekleiden zu können, so dass der Ausspruch des Fabius durchaus zutreffend sein könnte (s. S []  f. ; K/W [] ).  Hic . . . transirent: Die Parade der Ritter (transvectio equitum), deren Geschichte in der Republik weitgehend im Dunkeln liegt (zur Quellenlage: O [a] –), wurde von Augustus im Zuge der Neuformierung des Ritterstandes wiederbelebt und mit einer Musterung der Ritter (recognitio equitum)



 Kommentar

verbunden (Suet. Aug. ,). Die ausführlichste Darstellung gibt Dionys (,, f.): Jeweils am . Juli, dem Tag des denkwürdigen Sieges der Römer über die Latiner und Anhänger des Tarquinius Superbus am Lacus Regillus  (s. Vir. ill. ), formierten sich beim Tempel des Mars (s. unten) die teilnehmenden Ritter, mit der toga trabeata bekleidet und mit Olivenzweigen bekränzt, zu einem aus sechs Abteilungen (turmae) bestehenden Zug, der über das Forum Romanum, wo er am Tempel der Dioskuren, den Patronen der Ritter, ein Opfer darbrachte, auf das Capitol hinaufzog. Diesen Endpunkt bezeugen aber weder Dionys noch Livius (,,) noch Valerius Maximus (,,). Auch die Verknüpfung mit dem Tempel für Honos (seit : Tempel für Honos und Virtus ad portam Capenam) ist sonst nicht belegt und insofern problematisch, als dieser, so Cicero (nat. ,), erst im J.  durch Fabius Maximus Cunctator (s. Vir. ill. ) nach seinem Sieg über die Ligurer geweiht worden sein soll (s. Z [] –; D. P, LTUR  [²] –). Da die singuläre Informationsdichte von DVI, die Parade, Festtag und Wegstrecke eng miteinander verzahnt, auf eine (antiquarische?) Vorlage verweist, die sorgfältig den Ursprung dieser transvectio equitum dokumentiert hatte, ist hier jedoch für Cicero eine Verwechslung der beiden prominentesten Mitglieder der Gens Fabia (eine Synkrisis bietet Liv. ,, ff.; s. R [] –) nicht ganz auszuschließen. Ebenso spricht die abweichende Lokalisierung des Ausgangspunktes beim Tempel des Mars (Gradivus) durch Dionys a priori nicht gegen die Notiz von DVI, da dessen Angabe wahrscheinlich dem Streckenverlauf der augusteischen Erneuerung entspricht. Zudem lag der im J.  geweihte (Liv. ,,; MRR , f.), heute nicht mehr genau verortbare Marstempel gleichfalls an der Via Appia (CIL VI : inter miliarum primum et secundum; s. auch Liv. ,,; Serv. Aen. ,) außerhalb der Porta Capena (Liv. ,,; Ov. fast. , f.; Paul. Fest. p. , L), d. h. nur ca.  km vom Heiligtum für Honos und Virtus entfernt (s. Z [] ; R. P, LTS  [] ). Mit der augusteischen Wiederbelebung könnte daher zugleich eine geringfügige Änderung bzw. Ausdehnung der Wegstrecke verbunden gewesen sein; eine Hypothese, die angesichts der Bedeutung des Marskultes für Augustus durchaus plausibel erscheint. Sollte diese Vermutung zutreffen, so wäre auch der Bau des Heiligtums für Honos bereits durch Fabius Rullus und nicht erst durch Fabius Maximus Cunctator erfolgt (s. auch R jr. [] , dessen Translozierung des Tempels auf den Caelius allerdings nicht überzeugt) und hätte die Parade der Ritter ursprünglich bei der aedes Honoris ihren Anfang genommen.  Mortuo . . . daret: Wiederum handelt es sich um eine singuläre Notiz, die Parallelen zu Fabius Maximus Cunctator aufweist und möglicherweise aus dessen Biographie auf den älteren Fabier übertragen

 Curius Dentatus



ist (R [] ; anders F [] ). Denn auch für diesen ist eine Spende des Volkes überliefert (Val. Max. ,,; Plu. Fab. ,), allerdings weder eine visceratio noch ein epulum. Als viscera galt alles, was unter der Haut, hier des Opfertieres, lag (Serv. Aen. ,). Im weiteren Sinn bezeichnete visceratio nicht nur eine öffentliche Fleischverteilung, sondern jede Form öffentlicher Bewirtung (Cic. off. , u. a.). Die Speisung einer Gottheit, etwa des Iuppiter Optimus Maximus bei den Ludi Romani (Liv. ,,), durch ein Mahl (epulum) war gleichfalls ein altrömischer Brauch, der allerdings in der Kaiserzeit völlig säkularisiert war (Serv. Aen. ,: dapes deorum sunt, epulae hominum). Vgl. knapp W (²)  bzw.  f. , Marcus . . . Dentatus: Manius Curius Dentatus war ein homo novus (Cic. Mur. ). Er galt als Sinnbild einfacher und genügsamer Lebensführung, militärischer Tüchtigkeit und absoluter Unbestechlichkeit (Val. Max. ,, u. a.) und verkörperte damit exemplarisch das Ideal des römischen Aristokraten (nobilis) sowohl in seiner eigenen Zeit als auch für die folgenden Generationen (s. B []; V []; zum cursus honorum: B [] –; zu DVI außerdem F [] –). Die Verwechslung des Vornamens (Marcus statt Manius), die sicherlich auf die nur geringfügig unterschiedliche Form der Namensabkürzung (M. bzw. M’.) zurückzuführen ist, geht vermutlich zu Lasten des Verfassers der Viri illustres (s. F []  m. Anm. ). Sein Cognomen verdankte Curius, so die antike Tradition (Plin. nat. ,; Solin. ,), dem Umstand, dass er bereits mit Zähnen zur Welt gekommen sein soll. – primo . . . perpacavit:  in seinem ersten Consulat (MRR , f.). Curius brachte damit den sog. Dritten Samnitenkrieg (–) zu einem erfolgreichen Abschluss (zum Triumph: Inscr. It. ,, f. ; Cic. Cato .  u. a.). Zur Ausdehnung ad mare superum s. § .  Regressus . . . cepissem: Das dictum findet sich auch bei Cassius Dio (fr. ,), während Florus (,, ff.) und Orosius (hist. ,,) nur indirekt darauf Bezug nehmen und es plausibel nicht in den Kontext des Samniten-, sondern des Sabinerkrieges (s. § ) datieren (s. F [] –; F [] ).  Iterum . . . triumphavit: Auch der zweite Triumph (Inscr. It. ,, f. ; Cic. Cato .  u. a.) gehört in das erste Consulat (), als Curius in einem kurzen und erfolgreichen Feldzug die Sabiner entscheidend besiegte. Erst jetzt reichte das Territorium Roms erstmals vom Tyrrhenischen Meer bis zur Adria (s. § : ad mare superum). Die Sabiner erhielten zunächst die civitas sine suffragio (Vell. ,,),  schließlich auch das Wahlrecht.  Tertio . . . introiit: Da die Acta Triumphalia den Triumph des Curius über Pyrrhos nach Ausculum (s. Vir. ill. ,) als vier-



 Kommentar

ten zählen (Inscr. It. ,, f.), handelt es sich bei dieser singulären Notiz wahrscheinlich nicht um einen Irrtum (vgl. auch R []  m. Anm. ). Terminus ante quem ist das Jahr , ab welchem die Liste der Triumphalfasten wieder komplett ist. Möglicherweise ist diese Siegesfeier in den Kontext des Erfolges über die Lucaner () zu datieren (s. F []  f.). Bei der ovatio, dem minor triumphus (Plin. nat. ,), zog der siegreiche Feldherr nicht auf dem Wagen zum Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitol, sondern zu Fuß oder Pferd und trug statt Purpurgewand, Lorbeerkranz und Szepter die Toga praetexta sowie einen Myrtenkranz; die Musikbegleitung erfolgte durch Flöten, nicht Trompeten, und die Soldaten zogen anders als beim Triumph nicht mitein (D.H. ,, ff.; Val. Max. ,,; Gell. ,, ff.; Serv. Aen. , u. a.); zum Detail s. etwa K []  f.  f.; B []  f.  f.; zur kaiserzeitlichen Optik bzw. Systematisierung durch Valerius Maximus und Gellius außerdem G/M []. Pyrrhum . . . expulit: Gemeint ist der Sieg über Pyrrhos  bei Malventum, der Stadt der Hirpiner in Samnium (h. Benevento; ca.  km nordöstl. von Neapel). Curius bekleidete damals zum zweiten Mal das Consulat und krönte seinen Erfolg mit einem spektakulären Triumph (MRR ,; s. auch Vir. ill. ,). – Quaterna . . . sufficeret: Eine chronologische Fixierung dieses Exemplums ist nicht möglich. Plausibel erscheint jedoch die Einordnung in den Kontext der territorialen Expansion Roms nach den Siegen über die Samniten bzw. Sabiner , wie er sich auch bei Frontin (strat. ,,) und Columella (I praef. ; ,,) findet. Die Platzierung nach dem Sieg über Pyrrhos (s. § ) spricht dagegen eher für eine zeitliche Verortung nach  durch die Viri illustres bzw. deren Vorlage (s. Val. Max. ,,). Auch in Bezug auf den Adressatenkreis der Landverteilung bietet die Überlieferung kein einheitliches Bild. Mit den Viri illustres gehen Valerius Maximus, Plinius (nat. ,) und Columella zusammen, nach deren Zeugnis Curius Dentatus das gesamte Volk bzw. alle Bürger (populus bzw. cives) bedachte, während nach Frontin die aus dem Dienst entlassenen Soldaten den Adressatenkreis bildeten. Singulär ist die hier angegebene Größe des Landloses von  iugera. Aus den genannten Quellen ergibt sich eine Traditionslinie, nach welcher der Senat je sieben iugera (ca. , ha) für den gemeinen Mann bzw. (wie üblich) fünfzig für den erfolgreichen Feldherren festsetzte, Curius sich jedoch gleichfalls mit sieben Joch begnügt habe. Möglicherweise wird bei DVI daher eine Tradition fassbar, die den Sieger mit der doppelten Größe des Landloses bedacht wissen wollte. Zu der Landverteilung bzw. den Viritanassignationen des J. , die der Besiedlung der zwischen  und  neu geschaffenen  tribus rusticae dienten, s. H (²)  f.  f.  Legatis . . . imperare: Das Exemplum findet sich bereits bei

 Curius Dentatus



Ennius (v.  = ann. VI? fr.  S) und war in der Annalistik gut bekannt (s. Plin. nat. ,). Mit DVI stimmen nahezu wörtlich Ampelius (,) und Servius (Aen. ,) überein, was auf die Benutzung einer gemeinsamen Vorlage schließen lässt (s. F []  f.). Dass dieser Exemplatyp auch in der Biographiensammlung Hygins seinen Platz hatte, belegt eine vergleichbare Anekdote aus dem sechsten Buch von dessen Schrift De vita rebusque inlustrium virorum – allerdings für Fabricius Luscinus, einen Zeitgenossen des Curius Dentatus (FRHist  F ).  Cum . . . convertisse: Nur der ältere Plinius bietet eine vergleichbare Notiz (nat. ,: M’. Curius iuravit se nihil ex praeda attigisse praeter guttum faginum, quo sacrificaret). Eine grobe chronologische Fixierung in den Kontext des Sieges über Pyrrhos gibt Valerius Maximus (,,), ohne allerdings die Anklage, den Becher und den Schwur zu nennen. Dass die Frage der gerechten Verteilung von Beute (manubiae) in Rom stets aktuell war, belegt die Rede des älteren Cato de praeda militibus dividenda (Gell. ,,; dazu S []).  Aquam . . . induxit: Dies ist neben Frontin (aq. , ff.) die einzige erhaltene Notiz über den Bau der zweitältesten Wasserleitung Roms, der sog. Anio vetus. Finanziert durch die in Geld umgesetzte Beute (manubiae; s. T []) aus dem Krieg gegen Pyrrhos, wurde der Bau in der Censur () des Curius begonnen (MRR ,). Da die Amtszeit eines Censors in der Regel bereits nach  Monaten endete, erhielt Curius im J.  für die Vollendung der Baumaßnahme vom Senat das Amt eines duumvir aquae perducendae, erlebte aber die Fertigstellung nicht mehr, da er fünf Tage nach Amtsantritt verstarb (MRR ,). Durch das Wasser des Anio, eines Nebenflusses des Tiber, gespeist, mündete die Wasserleitung wie die Aqua Appia (s. Vir. ill. ,) in Rom bei der sog. Spes Vetus ein, d. h. im Gebiet der h. Porta Maggiore, von wo aus sie den Esquilin durchquerte und schließlich ihren Endpunkt beim h. Hauptbahnhof (Stazione Termini) erreichte. Ihr Leistungsvermögen betrug nach Frontin . m Wasser pro Tag (zum Detail: F. C, LTUR  [²] ).  Tribunus . . . creabantur: Den Kontext erhellt ein Zeugnis Ciceros (Brut. ), wonach Curius sich damals dem Interrex Ap. Claudius Caecus (s. Vir. ill. ,), der die Wahl eines Plebeiers (unscharf bei DVI daher der Plural plebeii magistratus) zum Consul ablehnte, widersetzt und die Anwendung der lex Publilia de patrum auctoritate durchgesetzt habe. Durch diese war der Senat seit dem J.  verpflichtet, seine Zustimmung (patrum auctoritas) bereits vor der Abstimmung in den comitia centuriata zu geben (s. E [] –; H [²] –). Da von den drei Amtszeiten des Ap. Claudius als Interrex nur diejenige des J.  exakt datierbar ist (MRR ,), könnte die Auseinandersetzung damals stattgefunden haben. – Ob . . . data: Der Anschluss bleibt unklar bzw. befriedigt inhaltlich nicht, weil



 Kommentar

Curius die Vollendung der Anio Vetus (s. § ) nicht mehr erlebt hat, d. h. die Ehrung ist vermutlich zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit seinen militärischen Siegen (über Pyrrhos?). Die Übertragung von  Joch aus Staatsland ist, obwohl nur durch DVI belegt, a priori nicht zu bezweifeln, entspricht die genannte Landgröße doch dem damals möglichen Anteil am ager publicus (s. F []  f.). Der Besitz eines Hauses apud Tiphatam – die Ortsbezeichnung ist sowohl als Femininum Singular (CIL X ) wie auch als Neutrum Plural (Liv. ,,; ,,) belegt (s. S [] , Anm. ) – wird dagegen auch durch die antiquarische Tradition bestätigt. (Paul. Fest. p. , L). Dieser galt Tifata als ehemalige Stadt auf dem Territorium des späteren Rom, bedeckt mit Eichenwäldern (Plin. nat. ,; Paul. Fest. p. , f. L). Eine Lokalisierung ist heute nicht mehr möglich; auf jeden Fall ist nicht der gleichnamige Höhenzug östlich von Capua mit dem Mons Tifata (h. Monte Tifata) als höchster Erhebung gemeint (Paul. Fest. p. , f. L). Vgl. D. P, LTUR  ()  bzw. F. C, LTUR  () . , Appius . . . Caecus: „the first three-dimensional figure in Roman history, the first credible jurist (. . .), the first nameable orator and Latin writer and one of the the first great builders of public works, (. . .) an enigmatic character by any standard (. . .) has been variously interpreted as an annalistic invention, an aspirant to monarchy, a diehard patrician, a normal aristocratic politician, the first great democrat and the architect of a brandnew dispensation“ (B []  f.); zu seinem Leben in einer Zeit des Umbruchs s. auch L (); B () –; zur Gens Claudia  U-S (); zu DVI außerdem F () –. – in . . . legit: im J.  (MRR ,); zum Detail s. etwa L (). Die Aufnahme von Freigelassenen durch Ap. Claudius wird von Diodor (,,) und Livius (,,) bestätigt. Möglicherweise haben die Viri illustres hier ein Detail aus der antiquarischen Tradition bewahrt, die für diese frühe Zeit den Terminus libertini als Bezeichnung für die Söhne von Freigelassenen (libertorum filii) interpretierte (Suet. Claud. ,; Isid. orig. ,, u. a.). Für das . Jh. v. Chr. ist in der Tat noch eine Differenzierung erkennbar: libertus als Bezeichnung für den Freigelassenen in Bezug auf seinen Freilasser (patronus), libertinus dagegen als Terminus für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht (Plaut. Curc. .  bzw. Poen. ; u. a.). In der Folgezeit wurden jedoch beide Begriffe unterschiedslos gebraucht (s. M []  f.  f.). – Epulandi . . . ademit: Die tibinices (die tibia war ein Rohrblasinstrument, keine Flöte) genossen seit alters her das Privileg, alljährlich an den Iden

 Appius Claudius Caecus



des Juni (. Juni) im Tempel des Iuppiter auf dem Capitol ein Festessen auf Staatskosten veranstalten zu dürfen. Durch die Censoren von  dieses ius epulandi beraubt, verließen sie, so die Überlieferung (Varro ling. ,; Liv. ,, ff.; Ov. fast. , ff. u. a.) Rom und zogen nach Tibur (zum Detail: F [] –). Nach ihrer Rückkehr erhielten sie  das Privileg, an den sog. Quinquatrus minusculae (.–. Juni) maskiert und in langen Gewändern mit ihrem Spiel in der Öffentlichkeit auftreten zu dürfen (s. C.R. P, DNP  []  f.). DVI ist die einzige (erhaltene) Quelle, welche Ap. Claudius namentlich für diese Maßnahme verantwortlich macht. Singulär (und irrtümlich) ist hier allerdings die Ausdehnung des Verbots auf das ius (de)cantandi. Denn für das Recht, mit Gesang und Spiel öffentlich (in publico) auftreten zu dürfen, bildet erst das Jahr der Auswanderung nach Tibur bzw. der ‚Rückkehr‘ nach Rom () den zeitlichen wie logischen Terminus post quem. Unscharf ist schließlich der Bezug in publico auf das ius epulandi, da das Essen im Iuppiter-Tempel stattfand. All diese Indizien sprechen daher auch hier für die verkürzte Wiedergabe einer ausführlicheren Vorlage.  Potitios . . . periit: Der innerhalb des Pomerium gelegene Kult des Hercules, erstmals bei dem (ersten) Lectisternium des J.  erwähnt (Liv. ,,), besaß seine älteste Kultstätte an der Ara Maxima auf dem Forum Boarium in der Nähe des Circus Maximus (s. W [²] –). Vermutlich handelte es sich um das Schutzheiligtum eines Lagerhauses am Tiber, das bereits in der Königszeit von griechischen Kaufleuten errichtet worden war (s. F. C, LTUR  [²] –). Nach der antiken Überlieferung dagegen ging der Altar auf den Sieg des Hercules über den Rinderdieb Cacus am Abhang des Palatin zurück und wurde durch den Arkaderkönig Euander eingerichtet (Liv. ,, ff. , ff.; Prop. ,, ff.;Verg. Aen. , ff.; D.H. ,). Mit seiner Maßnahme überführte Ap. Claudius den gentilizischen Kult der Potitier und Pinarier, die lediglich eine untergeordnete Rolle spielten, in die Obhut des Staates. Die Fassung der Viri illustres lässt sich eindeutig der antiquarischen Tradition zuordnen, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. So passt die Formulierung pretio exakt zur Nachricht bei Festus (p. , ff. L), Ap. Claudius habe die Potitii mit . Assen zur Preisgabe ihres Wissens verleitet. Als Quelle ist Varro zu vermuten, der den Hercules-Kult im vierten Buch seiner Antiquitates rerum divinarum behandelt hatte (vgl. Macr. Sat. ,,; s. F []  f.). Teile der Tradition führen die Blindheit auf diesen ‚Frevel‘ des Ap. Claudius zurück (explizit als Strafe: Val. Max. ,,; Lact. div. ,,; Serv. Aen. , u. a.), die als Faktum durchaus Glaubwürdigkeit verdient, aber eher ein Fall von Altersblindheit war (Plu. Pyrr. ,; App. Sam. ,; Liv. per. ). Auch Livius datiert die Erblindung erst einige Jahre nach der Censur von , da die Karriere des



 Kommentar

Ap. Claudius erst damals begann, was aber eine frühe Erblindung geradezu ausschließt (zur staatsrechtlichen Schwierigkeit der Übernahme staatlicher Ämter durch Blinde: Dig. ,,,). Dass Ap. Claudius das Cognomen Caecus in den Fasti consulares Capitolini (Inscr. It. ,, f.) bereits zum J.  führt, spricht a priori nicht gegen die Annahme einer Altersblindheit, sondern lässt sich mit der (späten) Aufstellung bzw. Abfassungszeit der Fasti unter Augustus erklären, in welche die prominenten Politiker vermutlich mit ihrer bis dahin üblich gewordenen Namensform Eingang fanden.  Ne . . . restitit: Mögicherweise ist die Stelle auf das J.  zu beziehen, in dem Ap. Claudius als Interrex agierte (s. Vir. ill. ,) oder vielleicht auch auf das J. , für das Livius (,, ff.) einen ähnlichen Eklat tradiert, als er sich entgegen den Licinisch-Sextischen Gesetzen von / für die Besetzung beider Consulatsstellen durch Patricier stark machte, indem er sich neben dem bereits gewählten Fabius Rullus (Vir. ill. ) gleichfalls um dieses Amt bewarb. In beiden Fällen ist jedoch nicht auszuschließen, dass es sich nicht um historische Begebenheiten, sondern um anti-claudische Propaganda innerhalb der Annalistik handelt (so W [b] , Anm. ). Nicht zwingend ist auf jeden Fall die Annahme einer Verwechslung des Ap. Claudius Caecus mit Ap. Claudius Crassus Inregillensis und dessen Widerstand gegen die Gesetze der J. / (so aber A-L , Anm. ; zum Detail s. Vir. ill. ,).  Ne . . . contradixit: Gegen die Vermutung V ()  (danach A-L , Anm. ), die Stelle beziehe sich auf die Verlängerung des fabischen Kommandos (cos. ) für  (als Promagistrat) im Kampf gegen die Samniten und Herniker (s. MRR , f.), spricht, dass es nach DVI nicht um die Prorogation ging, sondern nur darum, dass Fabius allein (solus) gegen den Feind geschickt werden sollte. Gemeint sind daher wohl eher die Ereignisse der Jahre /, als Rom sich in Samnium und Etrurien behaupten musste (s. § ).  Sabinos . . . domuit: Schon am Ende der Republik war der Kriegsverlauf nicht mehr klar rekonstruierbar (Liv. ,,. , ff.), da stark divergierende Versionen über die beteiligten Feldherren und ihre Kriegstaten zirkulierten (s. O [b] –. –). Nach DVI und dem Elogium des Ap. Claudius (Inscr. It. ,,, Nr. ; , Nr. ) waren beide Consuln des Jahres , Ap. Claudius (iterum) und L. Volumnius (MRR ,), gegen die Samniten erfolgreich, doch beschränkte eine weitere Traditionslinie den Erfolg allein auf Volumnius (Liv. ,,). Wahrscheinlich stand Ap. Claudius  gar nicht in Samnium, sondern (nur) in Etrurien im Felde, wo er zunächst einige Misserfolge gegen die Etrusker einstecken musste (Liv. ,, ff.). Erst die Ankunft seines Amtskollegen L. Volumnius aus Samnium und das Gelöbnis des Ap. Claudius, der Kriegsgöttin Bellona einen eigenen Tempel in Rom zu errichten, brachten die Wende zugunsten Roms

 Appius Claudius Caecus



(Inscr. It. ,,, Nr. ; ,,, Nr. ; Liv. ,, ff.  f.; Ov. fast. , ff.; Plin. nat. , u. a.). Als im Frühjahr  der Oberbefehl an den neuen Consul Fabius Rullus (Vir. ill. ) überging, soll Ap. Claudius als praetor urbanus sowohl im Senat als auch in der Volksversamnmlung gegen die alleinige Entsendung des Fabius nach Etrurien agitiert haben (Liv. ,, ff. , ff.). Quellenanalytisch signifikant stimmen hier DVI und Elogium gegen Livius nicht nur darin überein, dass Ap. Claudius sowohl die Etrusker als auch Samniten besiegt habe, sondern verweisen insbesondere durch den Bindefehler im Falschen, d. h. die irrtümliche Nennung der Sabiner statt der Sabeller, auf eine letztlich gemeinsame Quelle.  Viam . . . dicitur: Der Bau der Via Appia, der longarum regina viarum (Stat. Silv. ,,), und der Aqua Appia (s. § ) waren die zentralen Bauprojekte des Ap. Claudius in seiner Censur  (Inscr. It. ,,, Nr. ; ,,, Nr. ; D.S. ,, f.; Liv. ,, f.; Frontin. aq. , u. a.). An der Porta Capena beim Circus Maximus ihren Ausgang nehmend, führte die Via Appia in einer Gesamtlänge von  mp (= ca.  km) nach Süden: zunächst entlang der Küste bis Capua, dann über Benevent (Malventum) und Tarent bis nach Brundisium (h. Brindisi). Allerdings reichte die Strecke des Ap. Claudius nicht, wie hier behauptet, bis Brundisium, sondern nur bis Capua ( mp); zu Rom und Umgebung s. J.R. P, LTUR  () –; allgemein D P ().  Aquam . . . induxit: Gemeint ist die Aqua Appia (Frontin. aq. , ff.), die erste und damit älteste Wasserleitung Roms (mit einer Kapazität von ca. . m pro Tag), deren Wasser sich aus den Quellen an der Via Praenestina, ca. – km von Rom entfernt, speiste. Gleich dem Anio Vetus (s. Vir. ill. ,) erreichte sie bei der Spes Vetus an der Porta Praenestina (h. Porta Maggiore) das eigentliche Stadtgebiet, durchquerte dann – unterirdisch geführt – den Caelius und Aventin, um schließlich nach einer Länge von rund  km auf dem Forum Boarium an der Porta Trigemina ihren Endpunkt zu erreichen (s. A. M, LTUR  [²]  f.). Wie in der Notiz zur Via Appia die spätere Straßenstrecke angegeben ist, so ist hier die Aqua Appia irrtümlich mit der Anio Novus identifiziert, die zeitgleich mit der Aqua Claudia unter Caligula  n. Chr. begonnen und  von Claudius vollendet wurde. Beide Leitungen wurden innerhalb des Stadtgebietes parallel geführt, indem das Wasser der Anio Novus in einem Kanal über der Aqua Claudia geleitet wurde. Deren Streckenführung wiederum verlief ab der Spes Vetus bis zum Caelius weitgehend parallel zur Aqua Appia. Die topographisch naheliegende Verwechslung von Aqua Appia, Aqua Claudia und Aqua Anienis (= Anio Novus) findet sich daher nicht nur bei DVI, sondern auch im Liber singularis enchiridii des Juristen Pomponius (Dig. ,,,) und bei Eutrop (,,), die beide die Aqua Appia mit der (kaiserlichen) Aqua Claudia gleichsetzen. Durch diese Ver-



 Kommentar

wechslung ergibt sich für die Abfassungszeit der Viri illustres (nicht aber für deren Vorlage) ein Terminus post quem  bzw.  n. Chr. (s. F [] –).  Censuram . . . obtinuit: Sein Amtskollege C. Plautius Venox dagegen legte sein Amt regulär nach  Monaten nieder (Liv. ,,; MRR ,); dass er sein Amt aus Ärger über die Lectio senatus seines Kollegen vorzeitig aufgegeben habe (Liv. ,,), ist jedoch wenig plausibel (s. F []  f.). Ap. Claudius hingegen verblieb – entgegen den Bestimmungen der sog. lex Aemilia von  (MRR ,) – allein (solus) im Amt (Liv. ,,; ,,), um die Durchführung seiner Bauprojekte zu begleiten. Ob er tasächlich, wie von DVI behauptet, den vollen Zeitraum von fünf Jahren in Anspruch nahm, muss angesichts fehlender Parallelen offen bleiben (s. O [a] –). Terminus ante quem ist das J. , in dem Ap. Claudius zum zweiten Mal Consul war (MRR , f.). Das einhellig (Fam. A, B) überlieferte solus omnium ist auf jeden Fall singulär. Zwar sind in der Tat keine weiteren Fälle bekannt, doch lässt sich dies im Einzelfall nicht definitiv ausschließen (S [] ). Möglicherweise ist daher auch mit W  statt solus omnium quinquennio ein solus omni quinquennio zu konjizieren.  Cum . . . discussit: Die Rede des Ap. Claudius, deren genaue Datierung unklar ist (entweder nach Heraklea  oder Ausculum ; s. Vir. ill. ,. ), genoss noch zur Zeit Ciceros große Bewunderung (Inscr. It. ,,, Nr. ; ,,, Nr. ; Cic. Brut. ; Ov. fast. , f.; Val. Max. ,, u. a.; dazu S []). Durch die biographische Fokussierung ist hier der historische Kontext ausgespart (s. Vir. ill. ,), allein pretio verweist darauf, dass Kineas damals – hellenistischen Gepflogenheiten entsprechend – Geschenke, vor allem an die römischen Frauen, mitbrachte, was die römische Historiographie als Bestechungsversuch (um)deutete (Liv. ,,; Val. Max. ,,; Plu. Pyrrh. , ff.; Flor. ,, u. a.). , Pyrrhus . . . consuluit: Pyrrhos (geb. /), hier traditionell als König von Epeiros tituliert (Frontin. strat. ,,; ,,; Ampel. ,; Liv. per.  u. a.; zu Epeiros: H []), obwohl er eigentlich nur König der Molosser und Hegemon des epirotischen Bundes war, galt der Antike als der bedeutendste Feldherr nach Alexander dem Großen (zur Biographie grundlegend: L []; ferner D. K, RE XXIV () –; N (); knapp und konzis informierend etwa F () –; H (²) –; zu DVI außerdem F [] –). Seine leiblichen Eltern waren Phthia, die Tochter des Menon aus Thessalien, und Aiakides, König der Molosser. Nach deren Genealogie hatte Neoptolemos, der Sohn des Achill, Epeiros erobert und mit Lanassa, einer Urenkelin des Herakles, einen Pyrrhos gezeugt (Plu. Pyrrh. ; Paus. ,, ff.;

 Pyrrhus



Iust. ,, ff.; dazu F [] –). Gegen die gesamte Tradition sind hier also genealogisch die väterliche und mütterliche Seite vertauscht; zudem erlaubte nur die Abstammung des Vaters die Berufung auf Achill und Herakles als Ahnherrn.  Ille . . . posse: Der zitierte Orakelspruch geht auf Ennius zurück (ann. VI fr.  S) und beruht auf einem Wortspiel mit Subjekts- bzw. Objektsakkusativ, dessen Doppeldeutigkeit im Deutschen nur durch die Auslassung von te darstellbar ist. In seiner Art entspricht er dem berühmten Orakel für den Lyderkönig Kroisos, als dieser sich anschickte, gegen die Perser zu Felde ziehen (Arist. rhet. a; D.S. ,,). Gegen die Echtheit des Orakels, in dem bereits Cicero (div. ,) eine Erfindung des Ennius sah, spricht vor allem das (fast) völlige Schweigen der griechischen Quellen.  Hoc . . . turbavit: Dem Hilferuf Tarents () folgend, landete Pyrrhos im späten Frühjahr  mit einem Heer von ca.  Mann in Unteritalien (Plu. Pyrrh.  ff.; Liv. per.  u. a.) und besiegte die Römer unter dem Consul P. Valerius Laevinus in der Nähe von Herakleia am Golf von Tarent beim Fluss Siris (h. Sinni). Schlachtentscheidend war, so die einhellige Überlieferung (Varro ling. ,; Frontin. strat. ,,; Liv. per.  u. a.), der erstmalige Einsatz von Kriegselefanten auf italischem Boden (s. S [] –). – Cumque . . . amittam: Beide dicta sind in ihrer Historizität mehr als zweifelhaft. Aus Dodona hat sich jedoch eine dem Zeus Naios geweihte Bronzeplatte mit der Siegesinschrift des Pyrrhos, der Epeiroten und Tarentiner erhalten (SIG ,). Während sich das Lob des Pyrrhos für die Tapferkeit der Römer auch in der engeren post-livianischen Tradition findet (Flor. ,, f.; Liv. per. ; Eutr. ,,), fehlt seine Klage über den verlustreichen Sieg (‚Pyrrhussieg‘), die in der griechischen Überlieferung gut tradiert ist (D.S. , fr. ,; Plu. Moral.  C u. a.), bei Florus, den Periochae und Eutrop; nur Orosius (,, f.) bietet mit einem Ennius-Zitat (ann. VI fr.  S) eine Parallele zu DVI. Ursprünglich zirkulierte der Spruch wohl zeitlich ungebunden, zumindest legt dies seine Verknüpfung mit der späteren Schlacht bei Ausculum (s. § ) durch Plutarch (Pyrrh. ,) nahe (s. etwa L []  f.).  Ad . . . reddidit: Der Sieg bei Herakleia () bewog Bruttier, Lukaner, Samniten und weitere Griechenstädte Unteritaliens sich Pyrrhos anzuschließen. Nach erfolglosen Versuchen, Capua und Neapel zu besetzen, verwüstete dieser Campanien und marschierte auf der Via Latina gegen Rom, kehrte jedoch einige Meilen vor der Stadt (s. unten) um, da er nicht zwischen den beiden consularischen Heeren des P. Valerius Laevinus und Ti. Coruncanius eingeschlossen werden wollte, und bezog sein Winterquartier in Tarent (/). Hier traf ihn eine römische Gesandtschaft, zu der auch der Consular C. Fabricius Luscinus gehörte, um über die Rückgabe der gefangenen Soldaten zu verhandeln. In diese Kriegsphase gehört gleichfalls



 Kommentar

die hier ausgesparte Gesandtschaft des Kineas nach Rom (s. Vir. ill. ,), über deren Verortung im Ablauf der Ereignisse die Quellen kein konsistentes Bild geben (s. die tabellarischen Quellensynopsen von L []; zum Detail der J. – etwa L [] –; H [] –). In dem Verzicht auf eine kohärente Darstellung der Ereignisse wird hier erneut der Exzerptcharakter von DVI sichtbar (s. F [] –). Wie weit Pyrrhos damals auf Rom vorrückte, wird von den Quellen unterschiedlich angegeben: Während Appian (Sam. ,) das ca.  Meilen von Rom entfernte Anagnia (h. Anagni) nennt (vgl. auch Plu. Pyrrh. ,), stimmen die lateinischen Zeugnisse (Flor. ,,; Ampel. ,; Eutr. ,,), wenn auch im Detail abweichend, mit DVI überein, dass Pyrrhos beim . Meilenstein bzw. bei Praeneste (ca.  Meilen) sein Lager aufgeschlagen habe.  Viso . . . fortunam: Valerius Laevinus wurde nicht abgelöst, sondern mit neuen Truppen betraut (Plu. Pyrrh. ,; Zonar. ,). Der Vergleich mit der vielköpfigen Hydra von Lerna (in der Argolis), der aus jedem abgeschlagenen Kopf je zwei neue Köpfe nachwuchsen, gehört zum Allgemeingut der Tradition (Plu. Pyrrh. ,; Flor. ,,; App. Sam. , u. a.).  A . . . traiecit: Gemeint ist die Schlacht bei Ausculum im J.  (s. L [] –; C []), allerdings bietet der Text – wie auch Florus (,,) und Ampelius (,) – das falsche Consulpaar (richtig: P. Sulpicius Saverrio, P. Decius Mus; s. MRR ,) und wertet den Ausgang der Schlacht einseitig als Niederlage des Pyrrhos (so auch Flor. ,,; Eutr. ,,; Oros. ,, ff.; Zonar. ,), der selbst dagegen nur von einem sehr verlustreichen Sieg gesprochen haben soll (Plu. Pyrrh. , f.). Nach Ausculum zog sich Pyrrhos zunächst auf seine logistische Basis Tarent zurück (Zonar. ,), eine Maßnahme, die der römischen Tradition die Möglichkeit gab, diese als Flucht des Königs zu deuten (refugit; s. auch Eutr. ,,). Im folgenden Jahr () nahm er ein Hilfegesuch der Syrakusaner und Griechen Siziliens gegen das mit Rom verbündete Karthago an und setzte auf die Insel über (D.S. , fr.  f.; Plu. Pyrrh.  f.; Paus. ,,; Liv. per. . u. a.; zum Detail s. etwa L [] –).  Mox . . . est: Nach dem Scheitern seines Sizilienfeldzugs (–) kehrte Pyrrhos im Frühherbst  nach Italien zurück, da ihn die römischen Erfolge in Bruttium von seiner Nachschubbasis Tarent bzw. von Epeiros abzuschneiden drohten. Aus Geldmangel konfiszierte er nach seiner Landung in Italien den Tempelschatz des Persephone-Heiligtums in Lokroi Epizephyrioi (lat. Locri) am Golf von Tarent, doch erlitten seine Transportschiffe, die das geraubte Gold nach Tarent bringen sollten, durch ein Unwetter eine Havarie. Auf wundersame Weise soll das geraubte Gold jedoch an Land gespült worden sein, worauf es Pyrrhos einsichtig an den Tempel zurückgegeben habe (D.S. , fr. ,; Liv. ,, ff.; D.H. ,;

 Pyrrhus



Val. Max. ,, Ext.  u. a.; dazu C []).  Tum . . . est: Die geraffte Satzstruktur verweist erneut auf die Epitomierung einer längeren Vorlage. Das einleitende tum ist nur bedingt richtig, da der Verfasser der Viri illustres den Sieg des M’. Curius Dentatus (s. Vir. ill. ,) bei Malventum (Benevent) in Samnium ausgelassen hat. Obwohl von der Annalistik als vernichtende Niederlage des Pyrrhos gefeiert, sah bereits Polybios (,, f.) das Ausmaß dieses Sieges kritisch. Entscheidend war dieser Sieg jedoch insofern, als Pyrrhos seine Italienpläne aufgab und nach Epeiros zurückkehrte. Die militärischen Unternehmungen nach seiner Landung, d. h. die Vertreibung des Antigonos Gonatas aus Makedonien (/) und der Feldzug auf der Peloponnes (/), in dessen Verlauf er sich nach dem glücklosen Versuch, Sparta zu erobern, gegen Argos wandte, sind hier auf das Ende des Königs reduziert (zum Feldzug und Tod s. etwa L [] –; zur Überlieferung für die letzten Lebensjahre außerdem B B []). Über die näheren Umstände, die zum Tod des Königs führten, zirkulierten zwei Versionen: Nach Plutarch (Pyrrh. , ff.) wurde Pyrrhos beim Kampf in den Straßen der Stadt von einem Ziegel, den eine alte Mutter vom Dach ihres Hauses herabschleuderte, um ihren Sohn vor dem Zweikampf mit dem König zu retten, getroffen, stürzte vom Pferd und wurde von einem Soldaten des Antigonos enthauptet. Während die Mehrzahl der griechischen Quellen, aber auch Livius (,,) und Valerius Maximus (,, Ext. ), gleichwohl im Detail abweichend, dieser Version folgen, bieten Strabo (,,) und Iustin (,,) eine (weniger glaubwürdige) Fassung, die den Tod des Pyrrhos vor dessen Eindringen in die Stadt setzt. Dieser Ablauf liegt auch DVI (dum Argos oppugnaret) und Ampelius (,), der zudem die notwendigen historischen Fakten und eine knappe Würdigung bietet, zu Grunde. Beide Texte stimmen zudem derart signifikant mit einer Stelle aus dem Liber de excellentibus ducibus exterarum gentium überein (reg. ,: Pyrrhus . . . cum Argos oppidum oppugnaret in Peloponneso, lapide ictus interiit), dass als Vorlage eine Biographiensammlung der ausgehenden Republik plausibel zu vermuten ist (s. F []  f.).  Corpus . . . sepultum: Der erste Teil wird durch Plutarch (Pyrrh. , ff.) bestätigt, der berichtet, Alcyoneus, der Sohn des Antigonos Gonatas, habe seinem Vater den abgeschlagenen Kopf des Königs vor die Füße geworfen, dieser jedoch habe ihn getadelt und für eine ehrenvolle Verbrennung von Haupt und Rumpf gesorgt. Nur eine Zehe des Königs soll nicht verbrannt sein, so dass sie als wundertätige Reliquie in den Zeus-Tempel von Dodona gebracht wurde (Plin. nat. ,; Nepot. ,). Zusätzlich findet sich bei Valerius Maximus (,, Ext. ) die Notiz, Antigonos habe die Asche in einer goldenen Urne sammeln lassen und diese dessen Sohn Helenos übergeben, der daraufhin nach Epeiros zurückgekehrt sei. Dort wurden



 Kommentar

die sterblichen Überreste vermutlich in dem von Pyrrhos zur Residenz ausgebauten Ambrakia in Südepeiros (h. Arta) beigesetzt, wahrscheinlich in dem als Pyrrheion bekannten Monument (vgl. Plb. fr. ). Bei DVI dagegen wird eine andere Version fassbar, wonach der Leichnam (corpus) nicht verbrannt, sondern beigesetzt (sepultum) worden ist. Dies stimmt mit der von Pausanias (,,) bewahrten argivischen Lokaltradition überein, nach welcher Pyrrhos im Heiligtum der Demeter, d. h. in der Nähe derjenigen Stelle, wo er den Tod gefunden hatte, beigesetzt (τέθαπται ) worden sein soll. Zum Detail s. F [] –. , Volsinii . . . perierunt: Das römische Eingreifen in Volsinii (etr. Velsna, Velzna; h. Orvieto; s. C [] –) im J. / bedeutete außenpolitisch den Sieg Roms über eine der mächtigsten Städte Etruriens. Ideologisch dagegen lieferte der ‚Fall Volsinii‘ ein ausgezeichnetes Beispiel für die Folgen dekadenten Verhaltens, wie nicht nur die Rubrizierung unter De luxuria et libidine bei Valerius Maximus (,, Ext. ) illustriert, sondern auch der Beginn bei DVI und Orosius (hist. ,,), indem mit dem jeweils einleitenden luxuria bzw. luxurie gleichsam das Leitmotiv intoniert wird. Die Anordnung dieses Kapitels nach der Biographie des Pyrrhos (Vir. ill. ) und vor der Sequenz über den Ersten Punischen Krieg, die durch die Biographie des Ap. Claudius Caudex (Vir. ill. ), in dessen erstes Consulat () sowohl die Einnahme Volsiniis als auch der Ausbruch des Krieges mit Karthago fiel, ist stimmig und folgt einem spätestens in der kaiserzeitlichen Historiographie fassbaren Schema (Flor. , ff.; Oros. hist. , ff.; s. F []  f.). – Nam . . . oppressi: Wie sich aus der Parallelüberlieferung (Val. Max. ,, Ext. ; Flor. ,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, ff.; Zonar. , u. a.) erschließen lässt, hatte die Herrschaftsschicht Volsiniis (δεσπόται , domini) ihren ursprünglich von der Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben ausgeschlossenen ‚Mitbürgern‘ (οἰκέται , servi, d. h. „plebeians living in a condition of legal marginality“ [B]) schrittweise die Teilnahme bis hin zur Aufnahme in den Stadtrat ermöglicht, die diese jedoch dazu nutzten, die Macht in der Stadt an sich zu reißen (s. B []  f.).  Cum . . . petierunt: Multa indigna fasst summarisch die Details (Aufhebung des Heiratsverbots, Güter- und Vermögenskonfiskation, Verbannung etc.) in der Parallelüberlieferung (Val. Max. ,, Ext. ; Oros. ,, ff.; Zonar. , u. a.) zusammenfassen. Das volsinische Hilfegesuch, dessen Grundlage vermutlich ein nach  geschlossenes Bündnis mit Rom bildete, findet sich bei Zonaras mit deutlichen Anklängen an die Catilinarische Verschwörung des J.  ausgestaltet: Von den entmachteten Herren Volsiniis heimlich (clam) nach Rom gesandte Boten veranlassen den Senat, sich aus Gründen der Geheimhaltung in einem Privathaus zu

 Appius Claudius Caudex



versammeln, doch wird die Zusammenkunft nach Volsinii verraten; die Boten werden daher nach ihrer Rückkehr verhaftet, verhört und hingerichtet, worauf Rom Truppen schickt. Mehr der Realität dürfte dagegen die Darstellung des Orosius (,,) entsprechen, dass sich damals die aus Volsinii Vertriebenen selbst um Hilfe in Rom bemüht hatten. – missusque . . . restituit: Der harte Übergang missusque verweist auf die verkürzende Bearbeitung einer ausführlicheren Vorlage. Der singulären Fokussierung auf Decius Mus steht die Parallelüberlieferung entgegen: Nach Florus (,) erfolgte die Einnahme der Stadt durch Q. Fabius Maximus Gurges (cos. ; MRR , f.), während dieser, folgt man Zonaras (,), bei einem Angriff eine tödliche Verwundung erlitt, so dass die Eroberung und Zerstörung Volsiniis erst durch dessen von Zonaras nicht namentlich genannten Nachfolger erfolgte. Der Ablauf der Ereignisse lässt sich plausibel dahingehend rekonstruieren, dass Rom auf das Hilfegesuch der volsinischen Adligen zunächst () mit der Entsendung des Fabius Gurges reagierte und nach dessen Tod das Kommando M. Fulvius Flaccus (cos. ; MRR , f.) übertrug, der schließlich die Stadt eroberte und deshalb einen Triumph De Vulsiniensibus feiern konnte (Inscr. It. ,, f.; Fest. p. , ff. L). Dies wird auch durch eine Weihinschrift aus dem Areal von Sant’Omobono in Rom bestätigt, die zu einem donarium vor den beiden Tempeln für Fortuna und Mater Matuta gehörte, das wahrscheinlich einige der mehr als  Bronzestatuen trug, die Fulvius Flaccus damals als Beute nach Rom brachte (s. G. P S, LTUR  [] –). Bei DVI dagegen wird eine Traditionslinie sichtbar, die diesen Erfolg einem Mitglied der Gens Decia zuschrieb. Obwohl von der Forschung mehrheitlich mit dem gleichnamigen Gegner des Pyrrhos bei Ausculum im J.  (Vir. ill. ,) gleichgesetzt (s. K.-L. E, DNP  [] ), ist diese Identifzierung nicht zwingend. Die capitolinischen Consularfasten schließlich lassen für das J.  keinerlei Raum für ein Suffectconsulat (s. Inscr. It. ,, f.). Rein spekulativ muss auch die Annahme bleiben, Decius habe damals als Legat mit auctoritas agiert (S []). Als Ergebnis ist daher, sofern man an der Identifzierung dieses Decius mit dem gleichnamigen Gegner des Pyrrhos festhalten möchte, auf jeden Fall zu konstatieren, dass die Viri illustres eine Traditionslinie repräsentieren, welche im Unterschied zu Cicero (fin. ,; Tusc. ,) dessen devotio nach dem Vorbild seines Großvaters (Vir. ill. , f.) und Vaters (Vir. ill. , f.) bei Ausculum nicht kannte. , Appius . . . fuit: Die Gestalt des Appius Claudius Caudex (zur Person: H []) markiert eine epochale Zäsur in der Geschichte Roms, deren sich schon die Antike wohl bewusst war (Enn. ann. VII fr.  S; Liv. ,,; Vell. ,, u. a.). Denn erstmals überquerten römische Legio-



 Kommentar

nen das Meer (Plb. ,,; Flor. ,,; Liv. per. ), was zur militärischen Konfrontation mit Karthago führte, das damals das westliche Mittelmeer dominierte. Folgerichtig steht die Biographie des Ap. Claudius am Beginn der Sequenz (Vir. ill. –) über den sog. Ersten Punischen Krieg (–). Der Beginn der Vita ist allerdings durch eine unglückliche Verknüpfung von biographischen und historischen Fakten bestimmt. Gleichsam erratisch ist zwischen Prae- bzw. Gentilnomen und Cognomen der Abl. absolutus victis Vulsiniensibus eingeschoben, durch dessen Stellung der Eindruck erweckt wird, Ap. Claudius habe seinen Beinamen dem Sieg über Volsinii verdankt. Doch war es nicht Ap. Claudius Caudex, der diese Etruskerstadt besiegte, sondern sein Amtskollege im Consulat M. Fulvius Flaccus (s. Vir. ill. ,). Über den Grund für diese ‚Irreführung‘ lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise handelt es sich um den Versuch des Verfassers der Viri illustres die Kapitel  und , die beide signifikante Ereignisse bzw. zentrale Protagonisten des Jahres  zum Gegenstand haben, eng miteinander zu verzahnen (vgl. auch S [] ), wobei die für DVI charakteristische Kapiteleröffnung mit der Voranstellung des Namens für die unglückliche Verknüpfung von Volsinii und Cognomen verantwortlich gewesen sein könnte. Weniger plausibel erscheint dagegen die Hypothese W (), in dieser Abfolge eine Absicht des Verfassers zu sehen (: „For a caudex was the log of wood to which imprisoned slaves were shackled.“). Vielmehr dürfte der Beiname darauf anspielen, dass die militärische Intervention des J.  Rom erstmals zwang, auch zur See Krieg zu führen. So erklärt Seneca mit explizitem Bezug auf Ap. Claudius die Bedeutung von caudex als ein aus Holz gefügtes ‚Geflecht‘, sei es von Holztafeln, sei es von Holzstämmen beim Schiffsbau (brev. vit. ,). Dass Ap. Claudius Caudex der Bruder des Ap. Claudius Caecus (Vir. ill. ) gewesen sei, hat dagegen schon M (²) , Anm.  angesichts des großen Altersunterschiedes zu Recht in Frage gestellt.  Consul . . . obsidebant: Die Ereignisse, die zum Ausbruch des Ersten Punischen Kriege führten und die sich infolge der komplexen Quellenlage einer letztlich eindeutigen Rekonstruktion entziehen (s. konzis Z [²] –; zu den Quellen: R [/]; E [] –; B [] –; zum Kriegsverlauf s. L []; H [] –; zu Einzelaspekten die Beiträge in H [] –), sind hier infolge der Fokussierung auf die Person des Ap. Claudius Caudex (zu dessen Feldzug: E [] –; B [] –) stark verzerrt dargestellt.  hatte Karthago auf Bitten der Mamertiner (‚Söhne des Mars‘), ehemaliger campanischer Söldner des Agathokles von Syrakus (König –/), die sich Anf. des . Jh. der Stadt Messana (h. Messina) bemächtigt hatten, militärischen Beistand gegen Hiero(n) II. von Syrakus

 Appius Claudius Caudex



geleistet (Plb. , f.) und damals wohl auch eine Militäreinheit in der Stadt stationiert (D.S. , fr. , ff.). Als die Mamertiner fünf Jahre später () ein Hilfegesuch an Rom richteten (Plb. , f.), schickte Rom zunächst ein Militärkommando unter dem Militärtribunen Gaius Claudius (D.C. fr. , ff.; Zonar. ,). Den Anlass bildete vermutlich nicht der Konflikt mit Hiero(n) II. (König –), sondern das Bestreben der Mamertiner, die karthagische ‚Schutztruppe‘ von  wieder loszuwerden (anders etwa H []). Durch die Festsetzung des punischen Kommandanten wurden die Karthager zum Abzug genötigt (Zonar. ,). Als Rom ein karthagisches Ultimatum, Messana und Sizilien zu verlassen, verstreichen ließ (Zonaras), begannen karthagische Truppen, die Stadt (ungenau DVI: arcem) zu belagern, und erhielten durch Hiero(n) II. militärische Unterstützung. In dieser Situation marschierte Ap. Claudius Caudex mit zwei Legionen nach Rhegion (D.S. , fr. ,; s. auch Plb. ,,), von wo er über die Meerenge von Messina nach Sizilien übersetzte. – Primo . . . expulit: Mit dieser Darstellung stehen die Viri illustres in der lateinisch-sprachigen Überlieferung (s. auch Frontin. strat. ,,; Flor. ,,; Ampel. ,) allein, doch zeigt der Vergleich mit Cassius Dio (fr. , ff.) bzw. Zonaras (, f.), deren Version allerdings nicht klar zwischen dem Militärtribunen Gaius Claudius (s. § ) und Appius Claudius Caudex differenziert, dass DVI eine gängige, wenn auch historisch problematische Traditionslinie zugrunde liegt. So finden sich bei Zonaras (,) sowohl die Überfahrt auf einem kleinen Boot, ohne dass dieses ‚präzise‘ als Fischerboot (piscatoria nave) bezeichnet ist, als auch die Verhandlungen mit den Karthagern über die Räumung der Burg (arcem), allerdings in beiden Fällen mit Gaius Claudius als Akteur. Dass die Fahrt der Erkundung gedient habe (ad explorandos hostes), hat hingegen bei Zonaras keine explizite Entsprechung, doch stimmt seine Fassung in Bezug auf die Rückkehr des (Gaius bzw. Ap.) Claudius nach Rhegium wieder mit DVI überein. Die Kaperung eines feindlichen Fünfruderers für die Überfahrt, dessen Transportkapazität allerdings, anders als hier behauptet, nicht ausreichte, um eine ganze Legion zu transportieren (historisch korrekt: zwei Legionen, s. § ), ist dagegen ein singuläres Detail der Viri illustres. Schließlich suggeriert deren Textfassung, dass die Überfahrt ohne Probleme verlief (Frontin. strat. ,,: dank Vortäuschung eines Abzugs), während dies, so Zonaras (,), erst im zweiten Anlauf, im Schutz der Nacht und dank guter Strömungs- und Witterungsverhältnisse, erfolgreich gelang. Ob bereits die Vorlage diesen linearen Ablauf hatte, um Ap. Claudius als erfolgreichen Befehlshaber zu porträtieren, oder aber ob der Verfasser der Viri illustres hier seine Vorlage verkürzend bearbeitet hat, muss offen bleiben. Dessen ungenauer Arbeitsweise dürfte dagegen die sprachlich wie inhaltlich im Widerspruch zu §  (arcem obsidebant) stehende Angabe geschuldet sein,



 Kommentar

Ap. Claudius habe die Karthager aus Messana vertrieben (Messana expulit).  Hieronem . . . fuit: Trotz Siegen über die Karthager und Syrakus (Plb. ,,; D.S. , fr. ; Zonar. ,) musste Ap. Claudius am Ende seines Amtsjahres Sizilien verlassen, ohne Hiero(n) II. bezwungen zu haben. Erst die Erfolge der beiden Consuln des folgenden Jahres (; MRR , f.), die zahlreiche Städte Siziliens für Rom gewinnen konnten, und die drohende Belagerung von Syrakus bewogen (eo periculo perterritus) Hiero(n) II., sein Bündnis mit Karthago aufzukündigen und sich um die Freundschaft (amicitia) Roms zu bemühen, die ihm auch unter Bedingungen (Zahlung einer Kriegsentschädigung u. a.) gewährt wurde (Plb. ,; D.S. , fr. ,; Zonar. ,, s. auch S [] –, Nr. ). Dies hat die römische Tradition allerdings nicht davon abgehalten, die Unterwerfung Hiero(n)s II. dem Ap. Claudius Caudex als dem Consul des ersten Kriegsjahres zuzuschreiben (s. auch Flor. ,,; Oros. hist. ,, ff.). , Gnaeus . . . sunt: Das Praenomen lautet richtig Gaius (eine keineswegs seltene Verwechslung beider Vornamen; so etwa Zonar. , im Falle des Amtskollegen des Duilius: Gaius statt Gnaeus Cornelius Scipio Asina), das Gentilnomen nicht Duellius (die etymologische Ableitung Ciceros [or. ] Duellius von bellum [danach Quint. inst. ,,] ist nicht haltbar [s. WH ,]) bzw. Duillius (Liv. per. ), sondern Duilius (Plin. nat. ,; Quint. inst. ,,; Sil. Ital. , u. a.; s. F. M, RE V, []  f.; ThLL, Onom. , f.). Ob das für DVI einhellig überlieferte Duellius lediglich der hss. Praxis folgt oder sich der Verfasser der Vorlage bewusst für diese Namensform entschieden hat, muss an dieser Stelle offen bleiben. Sollte dieser allerdings tatsächlich mit dem augusteischen Antiquar C. Iulius Hyginus identisch sein (s. S.  f.), so ist die Form Duellius vielleicht als ein Zeugnis der Gelehrsamkeit zu deuten. Seinen Platz unter den summi viri des Augustus-Forum (zu Duilius als vir illustris s. G/L []; zur Karriere B [] –; zu den Ehrungen ferner § ) verdankte C. Duilius seinem maritimen Sieg im J.  über die Karthager (s. etwa L [] –; H [²] –). Denn als Erster in der römischen Geschichte konnte er beim Kap Mylai (h. Milazzo) an der Nordküste Siziliens die karthagische Flotte bezwingen und in der Folge erstmals einen triumphus navalis feiern (Inscr. It. ,, f. ; ferner Plb. , ff. , ff.; D.S. , fr. ,; Flor. ,, ff.; D.C. fr. , f.; Liv. per. ; Eutr. ,,; Oros. hist. ,,; Zonar. , u. a.; s. auch § ). Nachdem Cn. Cornelius Scipio Asina, sein Kollege im Consulat und Oberbefehlshaber der Flotte (MRR ,), bei dem Versuch, Lipara (h. Lipari) einzunehmen, von den Karthagern gefangen genommen worden war, übernahm Duilius, der zunächst mit dem Oberfehl über das Landheer betraut worden war, auch

 Atilius Calatinus



das Flottenkommando (Plb. ,, ff. ,; Oros. hist. ,, f. u. a.; umgekehrt: Zonar. ,) und ließ erstmals (primus) die neu gebauten Schiffe ( Penteren,  Trieren: Plb. ,,; : Flor. ,,; : Oros. hist. ,,) mit einer Enterbrücke (corvus: ‚Rabe‘) am Bug ausstatten, welche dank Metallhaken (manus ferreae) beim Niederlassen das feindliche Schiff fixierte und damit den römischen Soldaten die Möglichkeit gab, dieses zu entern (Plb. ,, ff.; Liv. ,,; ,, f.; Flor. ,, f. u. a.; zur Konstruktion s. W []; P []; S []). – Himilco . . . puniebatur: Befehlshaber der karthagischen Flotte in der Seeschlacht bei Mylai (s. § ) war nicht ein Himilco, sondern Hannibal, der Sohn des Geskon (Plb. ,,; Val. Max. ,, ext. ; Oros. hist. ,, u. a.). Die Strafe der Kreuzigung ereilte ihn gleichwohl bereits ein Jahr später, als er sich mit einer Flotte von den Römern in einem Hafen Sardiniens einschließen ließ, zahlreiche Schiffe verlor und deshalb von den karthagischen Soldaten, die entkommen konnten, ans Kreuz geschlagen wurde (Plb. ,,; D.C. fr. ,; Liv. per. ; Zonar. ,).  Duellio . . . rediret: Eine gewisse Übereinstimmung mit DVI zeigt hier das Elogium vom Augustus-Forum (Inscr. It. ,, f., Nr. : [H]uic per[mis]sum est u[t ab e]pulis domum [cum tibici]ne e[t f]unali rediret). Beide Texte (ähnlich Sil. Ital. , f.; Liv. per. ) gehen auch darin zusammen, dass Duilius damals in Anerkennung seiner Tat das Ehrenrecht der Fackelbegleitung (s. A [] ) gewährt wurde, während Cicero in seiner Schrift De senectute (§ ) den älteren Cato erklären lässt, Duilius habe sich dieses Vorrecht selbst angemaßt. Mit dieser für alle sichtbaren (publice = in conspectu omnium) Ehrerbietung, die zunächst Bestandteil des Triumphrituals am Abend der Triumphfeier war (s. I [] ), erinnerte er damit stets aufs Neue an seinen Sieg und außergewöhnlichen Triumph (Flor. ,,: quasi quotidie triumpharet; Liv. per : perpetuus . . . honos). Vor allem aber wurde seine Tat durch die Errichtung einer Ehrensäule gewürdigt (Plin. nat. , u. a.), die mit den Schiffsschnäbeln erbeuteter Schiff geschmückt war (columna rostrata) und die eine Porträtstatue des Duilius trug (s. L. C, LTUR  [²] ; J-R []  f.; zum maritimen Triumph in Rom außerdem V []; L [] –). Die wohl erst postum angebrachte Ehreninschrift (Inscr. It. ,,–, Nr. ; CIL VI,, p.  f. = Suppl. zu VI ) hat sich auf einer Kopie der Säulenbasis erhalten, die in die frühe (augusteische?) Kaiserzeit zu datieren ist (s. S [] –; J-R []  f.; S [] –; B [] –). , Atilius . . . deiecit: Aulus Atilius Calatinus (Caiatinus?) gehörte nach Cicero (leg. agr. , u. a.) zu den herausragenden Männern Roms, wie das



 Kommentar

Elogium seines Grabmals vor der Porta Capena für die Nachwelt festhielt (Cato : Hunc unum plurimae consentiunt gentes / populi primarium fuisse virum); zur damaligen Bedeutung der Gens Atilia und ihrer Vertreter s. B () –. Sein erster Feldzug in Sizilien fiel in das Jahr , als er zum ersten Mal das Consulat bekleidete (MRR ,), sein zweiter Feldzug in seine zweite Amtszeit als Consul  (MRR ,). Beide Feldzüge (s. L [] –. –; B [] –. –) sind hier jedoch nicht sorgfältig geschieden. So gelang ihm  durch Verrat die Einnahme des im Landesinneren gelegenen Henna, dem h. Castro Giovanni (Plb. ,,; D.S. , fr. ,); Drepanum/Drepana (h. Trapani) und Lilybaeum (h. Marsala) dagegen hat er nie erobert. Gleichwohl finden sich Spuren dieser Tradition auch bei Florus (,,), der die Eroberung dieser Städte allerdings in das J.  datiert, als Atilius Calatinus die Dictatur bekleidete (MRR ,) und als Erster in diesem Amt ein Heer über die Grenzen Italiens hinausführte (Liv. per. ; Zonar. ,).  Panormum . . . superavit: Obwohl DVI den Eindruck erweckt, die Einnahme von Panormus (h. Palermo) sei bereits  erfolgt, verlief der damalige Marsch auf die Stadt ergebnislos (Plb. ,, f.); erst bei seinem zweiten Feldzug () gelang deren Einnahme (Plb ,, ff.; D.S. , fr. , ff.; Zonar. ,). Ebenso findet sich für einen Seesieg über Hamilkar (nicht identisch mit dem Vater Hannibals) in der Parallelüberlieferung keinerlei Beleg, vielmehr schlug der Versuch des Atilius, Lipara zu erobern, fehl (Plb. ,,; Zonar. ,). Gleichwohl konnte er  einen Triumph über die Punier feiern (s. § ). Möglicherweise liegt in Bezug auf den Seesieg über Hamilkar auch eine Verwechslung mit C. Atilius Regulus (cos. ; MRR ,) vor, dem die Versenkung einiger karthagischer Schiffe gelang (Plb. ,, ff. u. a.).  Sed . . . est: Ort des Geschehens war nicht Catina (h. Catania), sondern das westlich der Südspitze Siziliens gelegene Camarina (Camerina). Die Heldentat des Lucius (Marcus: Plin. nat. ,) Calpurnius Flamma (Q. Caedicius: Cato FRH  F ,a; FRHist  *F ; s. dazu C []; dagegen Laberius: Claudius Quadrigarius FRH  F ; FRHist  F ; s. auch Frontin. strat. ,, = ,,) gehört gleichfalls in den Feldzug des J.  (Plb. ,, ff.; Liv. ,,; Liv. per. ; Zonar. , u. a.). Calpurnius folgte damit dem exemplum des älteren Decius Mus (s. Vir. ill. , f.). Die Zahl  (: Cato) ist nicht als zufällig zu betrachten, ziehen doch schon die antiken Historiker (Cato; Flor. ,, f. u. a.) explizit die Parallele zur heldenhaften Verteidigung der Thermopylen durch den Spartanerkönig Leonidas im J.  gegen den persischen Großkönig Xerxes. Zu cadere im Sinne von schwer verwundet zu Boden sinken vgl. etwa Liv. ,, (Hannibal ipse, dum murum incautius subit, adversum femur tragula graviter ictus cecidit).  Sanatus . . . triumphavit: Über weitere Taten des Calpurnius Flamma

 Atilius Regulus



ist außer der vorliegenden Würdigung nichts bekannt. Atilius Calatinus dagegen konnte ein Jahr später () einen Triumph ex Sicilia de Poenis XII K. F[ebr.] feiern (Inscr. It. ,, f. ; s. MRR , mit Anm. ). , Marcus . . . triumphavit: M. Atilius Regulus (zur Vita: B [] –) zählte wie Duilius (Vir. ill. ), Atilius Calatinus (Vir. ill. ) und Lutatius Catulus (Vir. ill. ) zu den großen Feldherren Roms (Cic. nat. ,). Von der römischen Tradition zur Heldenfigur gemacht, galt er zudem als exemplarische Verkörperung von fides und constantia (Cic. fin. ,; ,; off. ,; , f.; Val. Max. ,,; Liv. per.  u. a.; s. B []; M []; G/L []). Die Vita setzt mit dem ersten Consulat des Regulus im J.  ein (MRR ,), als er gemeinsam mit seinem Amtskollegen L. Iulius Libo (MRR ,) die Sallentiner (Messapier), die an der Südostspitze Italiens siedelten, besiegte, deren Stadt Brundisium eroberte und einen Triumph de Sallentineis Messapieisque feierte (Inscr. It. ,, f. ; Flor. , u. a.). – primusque . . . cepit: Anders als die knappe Satzverbindung (-que) vermuten lässt, gehört die Landung in Nordafrika erst in das J.  (s. § ). Zuvor hatte Regulus als consul suffectus (= cos. II) für Q. Caedicius (MRR ,) gemeinsam mit seinem Amtskollegen L. Manlius Vulso im Frühsommer  einen wichtigen Sieg beim Kap Eknomon, einem Gebirgsstock im Süden Siziliens, erzielt (Plb. , ff.; Zonar. , u. a.). Erneut weicht DVI hier von der livianischen Tradition (Eutr. ,,; Oros. hist. ,,) ab, die den Verlust der Karthager auf , nicht  Schiffe beziffert. Insgesamt verloren die Karthager damals fast  Schiffe (Plb. ,,).  Oppida . . . cepit: Die Landung der beiden Consuln (s. § ) erfolgte mit vier Legionen bei Aspis bzw. Clupea im Nordosten der Halbinsel Bon (h. Kélibia). Die Römer eroberten die Stadt und machten sie zum Stütz- und Ausgangspunkt des Feldzuges (Plb. ,, ff.; D.S. , fr. ; Flor. ,, ff.; Zonar. , u. a.; zum Detail s. etwa F []; L [] –; B [] –; T [/]; H [²] –). Eine mit den Angaben von DVI vergleichbare, gerade in ihrer gesuchten Parallelisierung historisch unglaubwürdige Zahl an eroberten Städten und unterworfenen Menschen (oppida ducenta, hominum ducenta milia) findet sich in der Parallelüberlieferung nicht. Verzichtet ist hier auf die vielfach tradierte Heldentat des Regulus, der am Fluß Bagrada (h. Ksar Baghai) mit einer Riesenschlange von  Fuß Länge (, m) gekämpft und deren Haut nach Rom geschickt haben soll (Ael. Tubero: FRH  F ; FRHist  F ; Val. Max. , ext.; Liv. per.  u. a.), die wohl noch bis  in einem Tempel in Rom zu sehen war (Plin. nat. ,; dazu B [] –). – Absente . . . dati: Nur die lateinischen Quellen (Val. Max. ,,; Sen. dial. ,,. ; Frontin. strat. ,,; Liv. per. )



 Kommentar

berichten, Regulus habe nach seinem Consulat () um die Ablösung gebeten, weil sein Verwalter gestorben sei, die Tagelöhner sich aus dem Staub gemacht hätten und seine Familie daher seiner Anwesenheit bedürfe. Daraufhin soll sich der Senat der Sache angenommen und für die Bestellung des Ackerlandes gesorgt haben sowie für den Unterhalt von Frau und Kindern aufgekommen sein.  Mox . . . missus: Während sein Amtskollege Manlius Vulso (s. § ) am Ende seines Amtsjahres () mit einem Teil der römischen Truppen sowie den Kriegsgefangenen und der Beute den Kriegsschauplatz verließ und nach Rom zurückkehrte, wo er einen Triumph feierte (Inscr. It. ,, f. ; Plb. ,, f.; Flor. ,,; Zonar. ,), setzte Regulus mit prolongiertem Kommando (; MRR , f.) den römischen Vormarsch fort und konnte die Stadt Tynes (h. Tunis) erobern, stellte aber den nun zu einem Friedensschluss bereiten Karthagern so harte Bedingungen, dass diese scheiterten (Plb. ,,.  f.; D.S. , fr. ,; D.C. fr. , f.; Liv. per. ; Zonar. , u. a.). Unter der Führung des frisch angeworbenen Söldners und Hauptmanns Xanthippos aus Sparta kam es noch  erneut zur Schlacht, in der das römische Heer fast völlig aufgerieben und Regulus bei Tynes gefangen genommen wurde (Plb. , ff.; D.S. , fr.  f.; Liv. per. ; Zonar. , u. a.). Da Polybios über sein weiteres Schicksal schweigt, ist plausibel zu vermuten, dass er in der Kriegsgefangenschaft gestorben ist. Die römische Tradition (Separierung der einzelnen Traditionslinien: E. K, RE II, [] –; s. auch G/L [] –) hat dagegen Regulus zu einem Helden stilisiert (s. § ) und war mit dieser Umdeutung (annalistischer Provenienz: W [] ; Z [²]  f.; zur Regulus-Figur bei Naevius?: B []) erfolgreich darin, eine andere Geschichte fast völlig verschwinden zu lassen. So überliefert Diodor (, fr. ), die Frau des Regulus habe auf die Nachricht von dessen Tod eine der beiden karthagischen Geiseln, die in Rom für die Unversehrtheit des Regulus bürgten, grausam verhungern lassen, während die andere nur knapp dem Tod entronnen sei. Ein Reflex dieses Details bietet Sempronius Tuditanus (FRH  F ; FRHist  F ), in dessen Darstellung der Senat nach dem Märtyrertod des Regulus der Gens Atilia die karthagischen Geiseln übergeben habe, damit diese wie Regulus grausam zu Tode gequält würden (s. § ).  Legatus . . . regressus: Dies geschah, so die Tradition (s. § ), nicht unmittelbar nach der Gefangennahme des Regulus, sondern erst im J. , als Karthago eine schwere Niederlage bei Panormos hatte hinnehmen müssen. Während die livianische Tradition als eigentlichen Auftrag den Abschluss eines Friedensabkommens und erst in zweiter Linie Verhandlungen über die Gefangenen (Liv. per. : ut de pace et, si eam non posset impetrare, de commutandis captivis ageret) nennt, reflektiert DVI eine ältere Stufe der Traditionsbildung (s. Sempronius Tu-

 Lutatius Catulus



ditanus: FRH  F ; FRHist  F ; vgl. auch Zonar. ,), die als Zweck der Mission nur den Austausch von Gefangenen, wie er in der Tat verschiedentlich praktiziert wurde (Liv. per. ), gegeben hatte. Allerdings läßt sich hier nicht sicher ausschließen, dass der Verfasser der Viri illustres seine Vorlage verkürzt hat. – ubi . . . est: Seinen Märtyrertod hat die römische Tradition martialisch inszeniert. Schon bei Cicero finden sich die einzelnen, in der Folgezeit verschieden kombinierten bzw. gestalteten Elemente: Schlafentzug (off. ,), Schlafmangel und Hunger (fin. ,; ,), Resektion der Augenlider (Pis. ). Der Fassung der Viri illustres kommt die ausführliche Fassung des Zonaras (,) am nächsten: Durch das Abschneiden der Augenlider (Ael. Tubero: FRH  F ; FRHist  F : Auseinanderziehen und Festnähen der Augenlider), durch Dunkelhaft im Wechsel mit grellem Sonnenlicht und durch die Anfertigung eines innen mit Stacheln versehenen Kastens, der dem Gequälten ein wie auch immer geartetes Zurücklegen unmöglich machte, erleidet Regulus einen grausamen Tod durch Schlaflosigkeit (DVI: vigilando) und Schmerz (DVI: dolore). Von der engeren livianischen Tradition bietet nur Orosius einige Details, ohne aber mit DVI völlig übereinzustimmen (hist. ,,: quem . . . resectis palpebris inligatum in machina vigilando necaverunt), während Florus (,,), die Periochae (Liv. per. ) und Eutrop (,) keine Angaben machen. , Quintus . . . imposuit: Gaius (nicht: Quintus) Lutatius Catulus erlangte im J.  als Erster seiner Gens das Consulat (MRR ,). Auch er gehörte zu den großen Feldherren Roms (Cic. nat. ,), war mit seinem Namen doch für alle Zeiten die siegreiche Beendigung des Ersten Punischen Krieges (–) verknüpft (zur Vita s. F. M, RE XIII, [] –; B [] –). Die kriegsentscheidende Seeschlacht fand am . März  (Eutr. ,, f.) vor der Küste Westsiziliens statt (s. auch Plb. , f.; D.S. , fr. ; Oros. hist. ,, ff.; Zonar. ,). Die römische Flotte bestand nach Polybios (,,. , f.) aus  kampfbereiten Penteren (abweichend D.S. , fr. ,:  Kriegsschiffe), die karthagische dagegen aus, von Polybios nicht näher bezifferten, rasch bemannten Kriegsschiffen sowie aus Fracht- und Lastschiffen, welche die karthagischen Truppen unter Hamilkar Barkas (s. Vir. ill. ,) am Eryx (h. Mte. San Giuliano), einem der wichtigsten Stützpunkte Karthagos an der Westspitze Siziliens, mit Nachschub versorgen bzw. an Bord nehmen sollten. DVI bietet hier dagegen ein griffiges Zahlenwerk:  römische Kriegsschiffe versenkten bzw. erbeuteten  punische Schiffe, also genau die doppelte Zahl (sofern man sescentae nicht im Sinne von ‚unzählige‘ verstehen will) – ein singuläres Detail. Möglicherweise hatte der Verfasser der Viri illustres in seiner Vorlage eine Art Gesamtbilanz aller Schiffsverluste



 Kommentar

des Krieges vorgefunden, den Angaben des Polybios vergleichbar, der die Verluste für die Karthager auf insgesamt , der Römer auf  Schiffe berechnet hat. Die Zahl  hingegen findet sich auch bei Diodor (, fr. ,) sowie in der post-livianischen Tradition bei Eutrop (,,) und Orosius (hist. ,,); da beide die punische Flottenstärke mit  Schiffen angeben (ohne Bezifferung: Flor. ,, ff.) scheidet für DVI an dieser Stelle Livius als Vorlage aus. Konsequent ist bei DVI auch auf Verlustzahlen sowohl auf römischer (D.S. , fr. ,:  Schiffe; Eutr. ,, bzw. Oros. hist. ,,: lediglich ) als auch karthagischer Seite (Plb. ,,:  versenkte,  erbeutete Schiffe; D.S. , fr. ,:  Schiffe; Eutr. bzw. Oros.:  versenkte,  geenterte Schiffe) verzichtet. Nach seinem Sieg und dem Abschluss eines Friedensvertrags (s. § ) konnte Lutatius Catulus schließlich bei seiner Rückkehr einen Triumph De Poenis ex Sicilia navale (sic!) feiern (Inscr. It. ,, f. ; Val. Max. ,,; Zonar. ,), Hanno dagegen erlitt wegen seines Versagens den Tod am Kreuz (Zonar. ,).  Pacem . . . abstinerent: Drei in der Chronologie der Ereignisse getrennte Ereignisse sind hier vom Verfasser der Viri illustres (bzw. seiner Vorlage) gebündelt (zum Folgenden konzis: Z [²] –; zu den Quellen: S [] –, Nr. ; S [] –. –): erstens, das Ende des Ersten Punischen Krieges durch den Friedensvertrag von /; zweitens, die (widerrechtliche) Okkupation Sardiniens durch Rom im J. ; drittens, der Ebro-Vertrag von /. In dem Vertrag, den Lutatius Catulus mit Hamilkar Barkas (s. § ), dem Verhandlungsführer auf karthagischer Seite, schloss, verpflichtete sich Karthago, Sizilien zu räumen, künftig keinen Krieg gegen Syrakus (Hieron II.) und dessen Verbündete (s. Vir. ill. ,) zu führen, die römischen Kriegsgefangenen freizulassen sowie über einen Zeitraum von  Jahren eine hohe Kriegsentschädigung ( Talente) an Rom zu zahlen (Plb.,, f.; Liv. ,,; ,, f.; App. Sic. ,; Zonar. , u. a.). Diese Bedingungen wurden in der Folge () durch eine Zehnmännerkommission unter Q. Lutatius Cerco, dem Bruder des Lutatius Catulus und Consul des J.  (MRR ,), noch verschärft: Der Zeitraum für die Reparationszahlungen wurde auf zehn Jahre verkürzt, die Summe um  Talente erhöht und die Auflagen Karthagos um die Räumung aller Inseln zwischen Italien und Sizilien ergänzt; zudem bezog der Vertrag nun auch die beiderseitigen Bundesgenossen mitein und verbot ausdrücklich die Einmischung im jeweiligen Einflussbereich der Vertragspartner (Plb. ,, ff.; ,, ff.; Zonar. ,). Die erzwungene Abtretung bzw. Besetzung Sardiniens nur vier Jahre später (Plb. ,, ff.; Liv. per. ; Zonar. , u. a.; s. S [] –, Nr. ; C []), das damals die innerkarthagischen Probleme auf Sardinien zu seinem Vorteil nutzte, verstieß damit klar gegen die Bestimmungen des Lutatius-Vertrages

 Hannibal



(Plb. ,, f.). Da sich die römische Geschichtsschreibung dieser Rechtsverletzung durchaus bewusst war, versuchte sie daher, das römische Vorgehen nachträglich dadurch zu legimitieren, dass sie die Abtretung Sardiniens bereits zum Bestandteil des Lutatius-Vertrages machte (Liv. ,,) – eine Sichtweise, die auch die Fassung von DVI reflektiert. Singulär ist hier dagegen die irrtümliche Einbeziehung des Ebro-Vertrages von / (s. Vir. ill. ,); allerdings passt dieses Detail zur Darstellung des Livius (,,), dass es bei diesem Abkommen um eine Erneuerung des Vertrages von  gegangen sei. Im J.  (MRR ,) schließlich wurden Sizilien als erste, Sardinien und Korsika als zweite Provinz eingerichtet (s. P []; zu den J. – außerdem H [] –). , Hannibal . . . filius: Die Biographie Hannibals (/–) leitet die Sequenz (Vir. ill. –) über den Zweiten Punischen Krieg (–) ein, deren Ende die Vita des P. Cornelius Scipio Africanus (Vir. ill. ) als dessen Bezwinger markiert. Zugleich setzt Hannibal nach Pyrrhus (Vir. ill. ) die Reihe illustrer Feinde Roms fort, deren biographische Würdigung zwar dem, allerdings nicht orginären, Titel De viris illustribus urbis Romae widerspricht, der Konzeption des Werkes als Geschichtsabriss ab urbe condita aber entspricht (s. F []; zu den Übereinstimmungen mit Florus [,,–] und Ampelius [,; ,; ,; ,–], die für den Kampf gegen Hannibal auf eine gemeinsame Vorlage [Hygin] verweisen, s. außerdem K [], bes. –). Eine quellenkritisch fundierte Auseinandersetzung mit der Biographie, Politik und Kriegskunst Hannibals bietet S (a); zu den Grundfragen der Forschung S (b) und, konzis zusammenfassend, Z (²); zur Biographie s. etwa auch B (); einen guten Einstieg in den Zweiten Punischen Krieg bieten: B (²); H (²) –; ausführlich H () –; zu Einzelaspekten s. außerdem die Beiträge in H () –. – novem . . . iuravit: Von dem die Biographie einleitenden Eid, dessen Historizität sich weder verifizieren noch falsifizieren lässt, soll Hannibal (geb. ) selbst, so die Überlieferung (Plb. ,, ff.; Liv. ,, ff.; Nep. Hann. , f.), Antiochos III. im J.  erzählt haben, um auf diese Weise das Vertrauen des Seleukiden zu gewinnen (s. Vir. ill. ,). Den Anlass bildete der Wunsch Hannibals, seinen Vater Hamilkar Barkas im Frühjahr  nach Spanien begleiten zu dürfen. Die Verwendung des Pl. arae statt des Sg. ara (ebenso Vir. ill. ,) ist zwar selten, aber auch bei Livius belegt (,,; ebenso Oros. hist. ,,). – Exinde . . . fuit: Dass Hannibal an der Seite seines Vaters als Soldat gedient habe, findet sich in dieser Deutlichkeit nur hier. Höchstwahrscheinlich erklärt sich diese Notiz jedoch dadurch, dass der Verfasser der Viri illustres seine



 Kommentar

Vorlage ungeschickt verkürzt hat, indem er Hasdrubal als unmittelbaren Nachfolger Hamilkars eliminierte (s. § ). Denn Livius (,, ff.) wie auch ‚Cornelius Nepos‘ (Hann. ,) berichten übereinstimmend, Hannibal habe (erst) unter seinem Schwager Hasdrubal, d. h. nach dem Tod Hamilkars (), die ersten militärischen Erfahrungen gesammelt. Zur Familie der Barkiden und ihren Zielen s. H ().  Mortuo . . . evertit: Wiederum bietet der Text die Ereignisse verkürzt und verzerrt. Denn mortuo eo muss sich auf die Ermordung Hasdrubals im Sommer  beziehen, der nach dem Tod Hamilkars den Oberbefehl in Spanien übernommen hatte (Nep. Hann. ,; Liv. ,,. , u. a.). Die Belagerung von Sagunt, dem h. Sagunto ( km nördlich von Valencia), dauerte  zudem nicht sechs, sondern rund acht Monate (Plb. ,,; Liv. ,,; Flor. ,,; Oros. hist. ,,). Dass Hannibal mit der Eroberung von Sagunt (Plb. ,; Liv. , ff. u. a.) bewusst die militärische Auseinandersetzung gesucht habe, entspricht dagegen ganz der römischen Sichtweise der Kriegsschuldfrage, die das Vorgehen Hannibals als eklatanten Bruch des sog. Ebrovertrages (Quellen: S [] –, Nr. ; S [] –) interpretierte, den Hasdrubal, der Schwiegersohn des Hamilkar Barkas, mit Rom geschlossen hatte (/), um die gegenseitigen Einflusssphären abzustecken und den Ebro als Grenzlinie festzulegen (Plb. ,, ff.; s. B []). Denn in dieses Abkommen sei damals, so die römische Darstellung, auch eine Klausel aufgenommen worden, welche das mit Rom verbündete Sagunt vor den Karthagern schützen sollte (Liv. ,,; vgl. auch App. Hisp. , ff.; Flor. ,,). In Wirklichkeit dürfte Sagunt aber erst um / den Schutz Roms gegen die Expansion der Karthager nach Norden gesucht haben. Auch lässt sich trotz der Formulierungen des Polybios (,,; ,,: πίστις ; ,,: συμμαχία ) die Existenz eines förmlichen Vertrages (foedus) keineswegs sicher erweisen, vielmehr ist eher ein weniger verbindliches Verhältnis (amicitia) als wahrscheinlich anzunehmen (Z [²] –). Rom wird damals wie schon im Fall Messinas (s. Vir. ill. ) das Schutzersuchen der Saguntiner als Gelegenheit genutzt haben, um den Machtbereich Karthagos zu beschränken. Die römische Historiographie dagegen war bemüht, die Kriegsschuldfrage im Sinne eines bellum iustum zu (re)konstruieren und hat damit eine ebenso intensive wie kontroverse Diskussion um den Ablauf der Ereignisse und die Motive der Protagonisten ausgelöst, die bis heute ohne Konsens geblieben ist (grundlegend: S []; ferner M [] –; S [b] –; H [] –; P []; zu einem Rekonstruktionsversuch Z [²] –).  Tum . . . traiecit: Der Abmarsch aus Neukarthago (h. Cartagena) in Spanien erfolgte im Frühjahr . Nach dem Marsch über die Pyrenäen (Plb. ,;

 Hannibal



Liv. , f. u. a.) und dem Zug durch Südgallien (Plb. , ff.; Liv. ,.  ff.) mit Überquerung der Rhone (Ende August) kam es im Spätherbst  zum Übergang über die Alpen (Plb. , ff.; Nep. Hann. ,; Liv. ,, ff.  ff. u. a.; zur vieldiskutierten Route Hannibals s. S [a] –; S [b] –).  P. Scipionem . . . superavit: Wie bei Florus (,,–) und Ampelius (,; ,–) sind auch hier zunächst die Siege Hannibals zusammengefasst, auf die als Wendepunkt die Ereignisse bei Capua (§ ) folgen (s. K []). P. Cornelius Scipio und Ti. Sempronius Longus waren die Consuln des J.  (MRR , f.). Beide Niederlagen ereigneten sich an Nebenflüssen des Po: am Ticinus (h. Ticino) im Nov. (Plb. ,.  f.; Liv. , ff. u. a.), an der Trebia (h. Trebbia) einen Monat später (Plb. ,,.  ff.; Nep. Hann. ,; Liv. , ff. u. a.). C. Flaminius, der Consul des J.  (MRR ,), geriet im Juni in einen Hinterhalt Hannibals am Trasimenischen See in Etrurien und verlor nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben (Plb. , ff.; Coel. Antipater: FRH  F a/b; FRHist  *F a/b; Liv. , ff. u. a.). Die verheerendeste Niederlage mit der höchsten Verlustzahl in ihrer Geschichte aber erlitten die Römer im Sommer  (am . Aug. nach dem röm. Kalender) durch die Uneinigkeit der beiden Consuln C. Terentius Varro und L. Aemilius Paul(l)us (MRR ,) am Ufer des Aufidus (h. Ofanto) bei Cannae (h. Canne) in Apulien (s. D [], zur Topographie bes. –); während Paul(l)us fiel, konnte sich Terentius Varro retten (Plb. , ff.; Liv. , ff.; Nep. Hann. , u. a.). Zum Detail s. S (a) – (Ticinus). – (Trebia). – (Trasim. See). – (Cannae); S (b) – (Trebia). – (Trasim. See). – (Cannae); zuletzt C () –; zu Cannae als „traumatische Erinnerung“ außerdem B ().  Cumque . . . elanguit: Der Verzicht Hannibals, nach Cannae auf Rom zu marschieren, findet sich in der römischen Historiographie in einem Wortwechsel verarbeitet, den er mit seinem Reiteroberst Maharbal unmittelbar im Anschluss an die Schlacht geführt haben soll. So habe Hannibal nach Cato, dem ältesten fassbaren Zeugnis, dessen Vorschlag, ihn mit der Reiterei sogleich gegen Rom zu schicken, nach einer eintägigen Bedenkzeit abgelehnt, worauf dieser entgegnete, nun sei es zu spät (FRH  F , f.; FRHist  *F ). Livius schließlich hat dieser Anekdote in dem bitteren ‚Bonmot‘ Maharbals (s. H []) pointiert Ausdruck verliehen: Vincere scis . . . victoria uti nescis (,,); zur Entscheidung Hannibals s. etwa S (a) –; S (b) . Zu den italischen Städten, die nach Cannae von Rom abfielen, gehörte auch Capua, die wichtigstes Stadt Campaniens (D.S. , fr. ; Liv. , ff.; Zonar. ,). DVI rekurriert hier auf die annalistische Darstellung, die für Capua damals ein Bild des Luxus und der Dekadenz zeichnete, wo sich die Karthager Trinkgelagen, Hurereien



 Kommentar

und anderen Vergnügungen hingegeben hätten (Plb. ,; Liv. , ff. , ff. , ff. u. a.).  Et . . . repulsus: Thematische Anknüpfung und historische Bedeutung haben den Verfasser der Viri illustres vielleicht veranlasst – entgegen der Chronologie – die folgende Sequenz von Kriegsereignissen mit dem Zug Hannibals gegen Rom im J.  einzuleiten (s. F [] ), als dieser aus Campanien auf Rom marschierte, um das römische Heer von der Belagerung Capuas abzuziehen, was ihm aber nicht gelang (Plb. ,, ff.; Liv. ,, ff. u. a.). Hannibal soll damals die Verhinderung einer Schlacht durch verschiedene Unwetter als Wink der Götter interpretiert haben (Liv. ,, ff.; Flor. ,, ff.). Zum Detail s. S (a) –; S (b) –. – primum . . . frustratus: Q. Fabius Maximus gelang es im J. , Hannibal in Nordcampanien (in agro Falerno: Vir. ill. ,) einzukesseln, doch soll dieser dank einer List entkommen sein (Plb. ,, ff.; Nep. Hann. , f.; Liv. ,, ff. u. a.; zur Historizitätsfrage s. S [a] –; S [b] ). Mit seiner Strategie, eine offene Feldschlacht zu vermeiden, enttäuschte (frustratus) Fabius die Hoffnungen Hannibals, was ihm bei seinen Zeitgenossen den Beinnamen Cunctator (‚Zauderer‘) eintrug (s. Vir. ill. ,). – deinde . . . repulsus: Die Notiz ist in der gesamten Überlieferung ohne genaue Entsprechung. Gemeint ist vermutlich nicht der Militärtribun Valerius Flaccus, der sich im J.  ausgezeichnet haben soll, als dem Consul Q. Fulvius Flaccus gegen Hanno die Einnahme des karthagischen Lagers bei Benevent gelang (Liv. ,,ff.; Val. Max. ,,). Vielmehr dürfte die Angabe auf der Verwechslung beider Personen (Valerius statt Fulvius) beruhen (so bereits K ) und damit in das Jahr  gehören. In diesem Jahr belagerten Q. Fulvius Flaccus und Ap. Claudius Pulcher, beide im Rang eines Proconsuls (MRR ,), die Stadt Capua, wobei Hannibal den römischen Belagerungsring zu sprengen versuchte (Plb. , f.; Liv. , ff.). Während Polybios (,,) berichtet, die Römer hätten Hannibal eine Schlacht verweigert, soll es nach Livius (,, ff.) zu einem heftigen Kampf mit hohen Verlusten für die Karthager und Campaner gekommen sein, in deren Folge Hannibal seinen Versuch aufgab (repulsus) und sich zur Entlastung Capuas für den Marsch auf Rom entschied (s. oben). – a . . . fugatus: Möglicherweise ist die Notiz auf das J.  zu beziehen, in dem Hannibal die Belagerung des von dem Consul Ti. Sempronius Gracchus verteidigten Cumae nicht weiter verfolgte (Liv. ,, ff.; MRR , f.; s. S [a]  f.; S [b] –) – in Analogie zu dem vermeintlichen Sieg des Claudius Marcellus  bei Nola (s. Vir. ill. ,). Nach Livius soll Gracchus zudem in seinem zweiten Consulat  in Apulien kleinere militärische Erfolge erzielt haben (Liv. ,,. ,; ,, u. a.; MRR , f.). Schließlich wurde er jedoch  in Lukanien besiegt und getötet (Plb. ,; Nep. Hann. ,;

 Hannibal



Liv. ,, ff.). – in . . . superatus: Im J.  wegen der Landung eines römischen Heeres unter P. Cornelius Scipio (Africanus) nach Nordafrika zurückberufen, erlitt Hannibal die kriegsentscheidende Niederlage im Okt.  bei Zama, dessen Name hier allerdings fehlt (Plb. , ff.; Nep. Hann. ,; Liv. , ff.; App. Lib.  ff. u. a.; s. auch Vir. ill. ,). Zum Detail, bes. zur Lokalisierung des Schlachtfeldes im Gebiet zwischen Zama Regia (wohl dem h. Seba Biar) und Narggara, s. S (a) –; S (b) –; H (²) –; zum Friedensschluss s. Vir. ,. – ad . . . fecit: Die Jahre in der Heimat (–) sind damit ausgespart. Flucht und Aufenthalt bei Antiochos III. Megas (Vir. ill. ) fielen in die Jahre – (s. S [a] –). – quo . . . concessit: Zur Niederlage des Antiochos bei Magnesia s. Vir. ill. , f.; zur Flucht Hannibals im J.  an den Hof des Königs Prusias von Bithynien: Nep. Hann. ; Liv. ,, ff.; Plu. Flam. , ff. u. a.; dazu S (a) –. – unde . . . est: im J.  (MRR ,). Leiter der römischen Delegation, welche die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bithynien und Pergamon beilegen sollte, war T. Quinctius Flamininus (s. Vir. ill. ,). Die Tradition ist sich uneinig, ob es seine Idee war, die Auslieferung Hannibals zu fordern (Plu. Flam. , ff.; App. Syr. ; Paus. ,,), oder ob dieser Aufforderung ein Senatsbeschluss zugrunde lag (Nep. Hann. ,; Iust. ,,). Dass Hannibal Selbstmord in seinem Haus (s. unten) durch Gift begangen habe, findet sich zwar in der Mehrheit der Quellen als Todesart (Nep. Hann. ,; Liv. ,; Plu. Flam. , u. a.), doch kursierten auch andere Versionen (so die Erstickung durch einen Sklaven [Plu. Flam. , f.] oder eine Blutvergiftung auf der Flucht [Paus. ,,]); s. dazu S (a)  f. Als einzige Quelle nennt jedoch DVI präzise den Aufbewahrungsort für das Gift (sub gemma anuli) und bietet damit erneut ein Detail, das bei Livius und in der gesamten post-livianischen Tradition fehlt. – positus . . . est: Auch die Notiz, der Leichnam Hannibals sei in einem einfachen Steinsarkophag beigesetzt worden, ist nur durch DVI tradiert. Die Lokalisierung des (bislang nicht wiederentdeckten) Grabmals apud Libyssam (vermutlich dem h. Diliskelesi) wird dagegen durch die Parallelüberlieferung bestätigt (Plin. nat. ,; Plu. Flam. , f.; App. Syr. ; Paus. ,,; Eutr. ,,) und passt zu der Nachricht (Plu. Flam. ,), Hannibal habe ein Haus an der Küste bei Libyssa bewohnt. Die Severer, Septimius Severus oder Caracalla, ließen dort später ein prächtiges Grabmonument aus weißem Marmor errichten (Tz. H. , ff.; s. S [a] ). Die Form der Grabinschrift, wie sie von DVI gegeben wird, entspricht der traditionellen römischen Grabformel H(ic) S(itus) E(st). Erneut zeigt sich damit auch hier, dass die Viri illustres eine nicht-livianische Traditionslinie repräsentieren und die erhaltenen Berichte um singuläre Details ergänzen.



 Kommentar

, Quintus . . . dictus: Auf die Biographie Hannibals (Vir. ill. ) folgt mit Q. Fabius Maximus Cunctator einer seiner prominentesten Gegner auf römischer Seite (für eine ausgewogene Würdigung dieses von der antiken Überlieferung facettenreich modellierten vir illustris s. B [] –; vgl. auch B []). Als Cognomen ist Verrucosus erstmals bei Cicero (Brut. ) fassbar. DVI ist jedoch der einzige lateinische Text, der eine Erklärung gibt und darüberhinaus den Beinamen Ovicula bietet. Beide Angaben werden jedoch durch Plutarch (Fab. ,) bestätigt. Sowohl bei Livius und in den Elogien vom Augustusforum bzw. aus Arezzo sind dagegen beide Beinamen nicht verzeichnet (Inscr. It. ,,, Nr. ; ,,–, Nr. ). Das Cognomen Maximus war in der Gens Fabia seit Fabius Rull(ian)us üblich (s. Vir. ill. ,); zu seinem wichtigsten Beinamen Cunctator s. § . – consul . . . triumphavit: im J.  (MRR ,). Zugleich weihte er in diesem ersten Consulat einen Tempel für Honos, den später Claudius Marcellus (Vir. ill. ) um einen Tempel für Virtus ergänzte und erneut weihte (Cic. nat. ,; s. dazu aber auch Vir. ill. ,).  Hannibalem . . . fregit: Auf die explizite Nennung des Cognomen Cunctator ist hier vermutlich verzichtet, um eine Dublette zu der entsprechenden Notiz im Kapitel über die Katastrophe der Gens Fabia an der Cremera zu vermeiden (Vir. ill. ,: Hannibalem mora fregit, Cunctator ab obtrectatoribus dictus). Die fast gleichlautende Formulierung bei Ampelius (,: Fabius Hannibalem mora fregit, ex quo Cunctator est cognominatus) verweist erneut auf die Benutzung einer gemeinsamen Vorlage. Als eigentliches Cognomen (lediglich als Appellativum: Liv. ,,; ,,) ist Cunctator erst seit Quintilian (inst. ,,) fassbar (s. F. M, RE VI, [] ), ein Hinweis, dass die Abfassungszeit der Viri illustres frühestens in die zweite Hälfte des . Jh. n. Chr. zu datieren ist. Inhaltlich bezieht es sich auf die Strategie des Fabius Maximus als Dictator  (MRR ,), eine offene Feldschlacht gegen Hannibal nach der Niederlage am Trasimenischen See zu vermeiden, eine Kriegführung, die von den politischen Gegnern (obtrectatores) des Fabius attackiert wurde (Plb. ,, f.; Liv. ,, f.). Die katastrophale Niederlage bei Cannae im folgenden Jahr () sollte Fabius jedoch Recht geben (s. Vir. ill. ,). Ihre einprägsame Würdigung fand seine Leistung schließlich in dem berühmt gewordenen Vers des Ennius: unus homo nobis cunctando restituit rem (ann. XII fr. , v.  S). Der Ausdruck mora frangere (= brechen, überwinden) gibt allerdings eine geschönte Sichtweise der fabianischen Strategie, die im Wesentlichen darauf abzielte, die prekäre militärische Situation Roms nach den ersten Siegen Hannibals zu stabilisieren. – Minucium . . . inclusit: Mit Ausnahme von Appian (Hann.  ff.) berichten alle Quellen diese Ereignisse des J.  in umgekehrter Reihenfolge. Angesichts der Verweigerung einer offenen Feldschlacht durch Fabius

 Fabius Maximus Cunctator



zog Hannibal im Frühjahr von Apulien durch Samnium nach Campanien, um durch die Bedrohung der Verbündeten Roms Fabius aus der Reserve zu locken, der jedoch bei seiner Strategie blieb (Plb. , f.; Liv. , f.; Plu. Fab. , ff. u. a.). Auf dem Rückmarsch nach Apulien (Herbst ) konnte ihn Fabius, so die Überlieferung (Plb. ,, f. , ff.; Nep. Hann. , f.; Liv. ,, f. , ff.; Plu. Fab. , ff. u. a.), zwar im nördlichen Campanien (in agro Falerno), d. h. im Gebiet zwischen dem Volturnus und Mons Massicus (h. Mte. Massico; s. N []  f.) einschließen, doch gelang es Hannibal, mittels einer Kriegslist zu entkommen, indem er die Römer durch eine Herde erbeuteter Rinder mit brennenden Reisigbündeln an den Hörnern täuschte (zu Historizität und Lokalisierung kritisch S [a]  f.; S [b] ). Unzufrieden über die Strategie des Fabius und den ausbleibenden Erfolg erhielt sein Reiteroberst M. Minucius Rufus, der die Kriegführung seines Vorgesetzten heftig kritisiert haben soll, vom Senat und Volk die gleichen Kompetenzen. Es kam zu einer Teilung des Heeres, Minucius wurde jedoch von Hannibal geschlagen und nur durch das Eingreifen des Fabius gerettet (Plb. ,, ff.; Inscr. It. ,,–, Nr. ; Liv. ,, f.  f.; Val. Max. ,,; Plu. Fab. , ff. u. a.). Von der antiken Tradition effektvoll inszeniert, fand die Auseinandersetzung zwischen Dictator und Magister equitum nicht nur Eingang in die Rhetorenschule (Ps. Quint. decl. ,), sondern diente auch als Vorlage für die Modellierung vergleichbarer Konstellationen wie derjenigen zwischen Papirius Cursor und Fabius Rull(ian)us (s. Vir. ill. , ff. bzw. ,).  Marium . . . dedit: Beide Exempla, sowohl das Ehrengeschenk für den überlaufwilligen Italiker Marius Statilius (Val. Max. ,,: Nolanum peditem; Frontin. strat. ,,; Plu. Fab. ,) als auch der Kauf der Geliebten eines lucanischen Reiters (Val. Max. ,,; Plu. Fab. , ff. u. a.), sind zwar in ihrer Historizität nicht verifizierbar, dienten aber dazu, die (vorbildliche) Behandlung der Bundesgenossen durch Fabius Maximus zu dokumentieren bzw. illustrieren. Gleichlautende Anekdoten waren auch für Claudius Marcellus (Vir. ill. ), der  wie auch Fabius Maximus (cos. IV) zeitweise in Campanien (Nola) Krieg führte (MRR , f.), im Umlauf, so dass sie als anekdotisches Allgemeingut des Krieges gegen Hannibal anzusehen sind.  Tarentum . . . dedicavit: Zum fünften Mal zum Consul gewählt (MRR ,), stiftete Fabius im J.  die bruttischen Truppen in Tarent dazu an, ihm die Tore der  von Rom abgefallenen Stadt zu öffnen und die karthagische Garnison zu verraten (Liv. ,, ff.; Plu. Fab. , ff., App. Hann.  ff. u. a.). Alle Quellen dokumentieren sein grausames Vorgehen nach der Einnahme Tarents (Liv. ,, ff.; Plu. Fab. ,; Eutr. ,, f.; Oros. hist. ,,): Die Stadt wurde zur Plünderung frei gegeben, die bruttischen Einheiten wurden getötet, Einwohner und Fremde misshandelt,



 Kommentar

rund . Gefangene sollen versklavt worden sein. Zu den Kunstwerken, die Fabius damals nach Rom transportieren ließ (Liv. ,, f.; Plu. Fab. ,), gehörte auch eine berühmte Kolossalstatue des Hercules von Lysipp aus Sikyon auf der Peloponnes (. Jh.), die er auf dem Capitol aufstellen ließ und der er sein eigenes Reiterstandbild an die Seite stellte (Strb. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Fab. ,).  De . . . satisfecit: Zeitlich gehört diese Notiz noch in das J. . Folgt man den Quellen, so ging dem Senat die Handlungsweise des Fabius, eigenmächtig Abmachungen über den Freikauf von Gefangenen unter Einsatz von öffentlichen Mitteln zu treffen, zu weit. Als er dessen Verhandlungsergebnisse nicht akzeptierte, sah sich Fabius zum Verkauf eigener Güter gezwungen, um seine Verpflichtungen erfüllen zu können (Liv. ,, ff.; Val. Max. ,,; ,,; Plu. Fab. , f. u. a.). , Publius . . . recepit: Wesentliches Merkmal dieses Kapitels (zur Platzierung s. S. ) ist die Amalgamierung zweier Viri illustres: der Person des P. Cornelius Scipio Nasica (§ ) mit der Biographie seines gleichnamigen Sohnes P. Cornelius Scipio Nasica (§§ –), der später das Cognomen Corculum (§ ) erhielt – eine Verschmelzung bzw. Verwechslung, die auch in anderen Texten zu beobachten ist (D.S. , fr. , ff.; Liv. per. ). Cicero hingegen unterscheidet beide Figuren stets sehr sorgfältig (Brut. : P. etiam Scipionem Nasicam, qui est Corculum appellatus, qui item bis consul et censor fuit, habitum eloquentem aiunt, illius, qui sacra acceperit, filium; vgl. auch Brut. ; Tusc. ,). Der Vater, dessen Cognomen Nasica (wohl ‚Spitznase‘, s. Arnob. ,) in der Folge für diesen Familienzweig der Gens Cornelia erblich wurde, bekleidete im J.  die Praetur in der Provinz Hispania citerior (MRR ,),  das Consulat (MRR ,) und bewarb sich  bzw.  erfolglos um die Censur (Liv. ,,. ,; ,,. ,; zur Person s. F. M, RE IV, [] –; B []). Berücksichtigung durch den Verfasser der Viri illustres hat hier allerdings nur das sicherlich spektakulärstes Ereignis in dessen Leben gefunden, seine Rolle bei der Überführung des Kultbildes der Magna Mater von Kleinasien nach Rom im J.  (zum Detail s. Vir. ). Obwohl einhellig von der Tradition als vir optimus bezeichnet (D.S. , fr. , f.; Cic. har. resp. ; Liv. ,,. . ff.; Vell. ,,; App. Hann.  u. a.), konnte schon Livius (,, f.) in den Quellen, die dem Ereignis zeitlich am nächsten lagen, keine Angaben finden, welche Eigenschaften gerade P. Cornelius Scipio Nasica, den Vetter des Scipio Africanus (Vir. ill. ), für diese Aufgabe in besonderem Maße befähigten, zumal er bis zum J.  nicht einmal die Quaestur bekleidet hatte. Spätere Texte dagegen nennen insbesondere seinen Ruf der Frömmigkeit und Redlichkeit (Val. Max. ,,; ,,; D.C. fr. , u. a.). Über die Historizität dieser Ehrung ist die Forschung daher geteilter Ansicht (ab-

 Cornelius Scipio Nasica



lehnend B [] –. –, der die Wahl als Fiktion der Gracchenzeit, der Lebenszeit seines Enkels Scipio Nasica Serapio [s. Vir. ill. ,], deutet und in dem Annalisten L. Calpurnius Piso den Urheber sehen möchte; zu Recht kritisch aber E [a] a).  Is . . . abdicavit: Die Karriere des P. Cornelius Scipio Nasica Corculum (= is) verlief wesentlich erfolgreicher als diejenige seines Vaters (§ ). Nach der Bekleidung der Praetur im J.  (MRR ,) übte er gemeinsam mit C. Marcius Figulus sein erstes Consulat aus (MRR , f.), das beide Amtsinhaber jedoch, wie hier tradiert, wegen ungünstiger Auspicien niederlegten (s. auch Cic. div. , u. a.). Weitere Stationen seiner politischen Karriere bildeten die Censur  (s. § ), die erneute Bekleidung des Consulats  (s. §  f.), die Wahl zum Pontifex Maximus  (MRR ,) und schließlich die angesehene Position eines princeps senatus  bzw.  (cursus honorum: MRR ,; ,; F. M, RE IV, [] –; FS ,, Nr. ).  Censor . . . sustulit: im J.  (MRR , f.). Scipio Nasica Corculum und sein Amtskollege M. Popilius ließen damals vom Forum die Statuen aller ehemaligen Magistrate entfernen, mit Ausnahme derjenigen, denen eine Statue auf Beschluss des Senats oder Volkes errichtet worden war (Calp. Piso: FRH  F ; FRHist  *F ; Plin. nat. ,; Ampel. ,). Ziel dieser Maßnahme war es, den Konkurrenzkampf innerhalb der Nobilität einzudämmen bzw. zu kontrollieren (s. S [] –).  Consul . . . expugnavit: In seinem zweiten Consulat (MRR ,) gelang es Scipio Nasica Corculum , das von den Römern seit  belagerte Delminium (zur Lokalisierung beim h. Tomislavgrad s. M. S K, DNP  [] ), den Hauptort der Dalmater in Illyrien, zu erobern (Str. ,,; Frontin. strat. ,,; Liv. per. ; Zonar. ,). Zu seinem Triumph s. § .  Imperatoris . . . recusavit: DVI wie auch Ampelius (,: domitis Dalmatis oblatum a senatu triumphum repudiavit) stehen damit in klarem Widerspruch zu den Triumphalfasten, nach deren Zeugnis (Inscr. It. ,, f. ) Scipio Nasica Corculum tatsächlich einen Triumph über die Dalmater gefeiert hat. Entweder hatte Scipio also, so M (s. § ), seine ablehnende Haltung aufgegeben, oder aber es handelt sich bei der Angabe von DVI und Ampelius um eine annalistische Erfindung, welche Scipio positiv charakterisieren wollte (vgl. auch S [] , Anm. ). Dass er sich damals auch geweigert habe, die Akklamation als siegreicher Feldherr (imperator) durch seine Soldaten anzunehmen, fehlt dagegen bei Ampelius (,). Da beide Texte zudem in Bezug auf die vorzeitige Niederlegung des Consulats (s. § ) sowie die Säuberung des Forum von Ehrenstatuen (s. § ) zusammengehen und zudem signfikante sprachliche Konvergenzen aufweisen (optimus iudicatus, oblatum triumphum, consulatu/magistratu se abdicavit), ist hier plausibel die Benutzung einer gemeinsamen (biographi-



 Kommentar

schen?) Vorlage anzunehmen (zustimmend S []  f.), die auch die Ablehnung der Zerstörung Karthagos () durch Scipio in seiner Opposition gegen den älteren Cato (s. Vir. ill. ,) enthalten haben wird; ein Detail, das zwar bei DVI fehlt, von Ampelius aber abschließend berichtet wird (censuit in senatu . . . Carthaginem non esse delendam; zur maßvollen Politik gegenüber Karthago s. auch D.S. , fr. , ff.; Flor. ,,; App. Lib.  f.; Liv. per.  u. a.). Es stellt sich damit die Frage, ob die Amalgamierung von Vater und Sohn bereits auf diese gemeinsame Vorlage zurückgeht oder aber erst auf den Verfasser der Viri illustres (S). Für die zweite Hypothese spricht zum einen das Fehlen der Notiz über den Kulttransfer der Magna Mater () bei Ampelius, zum anderen dass dieser eine in sich stimmige Kurzbiographie des Sohnes bietet und das Prädikat vir optimus mit der herausragenden Gesamtbilanz all seiner Taten begründet (propterea optimus iudicatus), während DVI diese Auszeichnung stets (s. auch Vir. ill. ,) lediglich im Kontext des Kulttransfers verwendet. Sollte diese Vermutung richtig sein, so muss die Vorlage sowohl die Vita des Vaters als auch des Sohnes enthalten haben.  Eloquentia . . . dictus: Schon Cicero (s. § ) lobt die Eloquenz und Weisheit des Scipio Nasica Corculum. Als Deminutiv von cor (‚Herz‘) bedeutete Corculum eigentlich ‚das Herzchen‘, doch wurde es im weiteren Sinne auch verwendet, um die Einsicht und Klugheit (sapientia) einer Person zu bezeichnen (Paul. Fest. p. , L: Corculum a corde dicebant antiqui solertem et acutum; Plin. nat. ,: Reliquis animi bonis praestitere ceteros mortales sapientia ob id Cati, Corculi apud Romanos cognominati). Den Bezug auf Scipio Corculum bezeugt wiederum explizit Cicero (Tusc. ,: cor ipsum animus videtur, ex quo excordes, vecordes concordesque dicuntur et Nasica ille prudens bis consul ‚Corculum‘ et ‚egregie cordatus homo‘, Catus Aelius Sextus). , Marcus . . . fudit: Wie Q. Fabius Maximus Cunctator (Vir. ill. ) gehörte auch M. Claudius Marcellus (Plu. Fab. ,) zu den bedeutendsten Feldherren Roms im Zweiten Punischen Krieg (cursus honorum: MRR ,; zur Person und Modellierung seines Bildes in der antiken Historiographie s. C []; B [] –; F []). Im J.  belagerte er während seines ersten Consulats gemeinsam mit seinem Amtskollegen Cn. Cornelius Scipio Calvus (MRR , f.) Acer(r)ae (h. Pizzighettone), eine Stadt der keltischen Insubrer. Um die Römer von der Belagerung abzuziehen (Plb. , f.; Plu. Marc.  ff. u. a.), unternahmen diese, die ihrerseits Kontigente der als Söldner sich verdingenden gallischen Gaesaten (aus dem Gebiet der Rhone) unter ihrem Anführer Vir(i)domarus angeworben hatten, einen Entlastungsangriff, überschritten den Po und griffen das in der Nähe von Placentia (h. Piacenza) liegende Clastidium

 Claudius Marcellus



(h. Casteggio) an. Während das Heer Scipios die Belagerung aufrecht erhielt, gelang es dem mit der römischen Reiterei herbeieilenden Marcellus, die Insubrer und Gaesaten zu schlagen und deren Anführer Vir(i)domarus im Zweikampf zu töten (s. § ). Anschließend eroberten beide Consuln Mediolanum (h. Mailand), den Hauptort der Insubrer (Plb. ,, ff.; Plu. Marc. , f.). In Anerkennung seines Erfolges und Sieges im Zweikampf erhielt Marcellus einen Triumph zuerkannt (Inscr. It. ,, f. ; Plu. Rom. , f.; Marc. , ff. u. a.).  Spolia . . . consecravit: Marcellus war damit der dritte und nach der Tradition letzte, historisch wohl aber der einzige Sieger im Zweikampf, der dem Iuppiter Feretrius auf dem Capitolium die sog. spolia opima opfern durfte (Inscr. It. ,, f. ; Val. Max. ,,; Frontin. strat. ,,; Plu. Marc. , f. , ff. , ff.; Flor. ,,; Ampel. ; Liv. per.  u. a.). Zur ersten Weihe durch Romulus s. Vir. ill. , f.; zur zweiten durch A. Cornelius Cossus: Vir. ill. ; zu Marcellus: F ().  Primus . . . praeberent: Einzig Ampelius bietet eine Parallele (,: qui Hannibalem primus in Campania proelio vicit idemque docuit in bello, quomodo equites sine fuga cederent), deren sprachliche Konvergenz mit DVI auf eine gemeinsame Vorlage hindeutet, deren Wortlaut Ampelius wohl präziser bewahrt hat (equites statt milites). Chronologisch und geographisch nicht mehr verort- bzw. verifizierbar, könnte das Strategem für die Krisensituation nach Cannae  (s. Vir. ill. ,) berichtet gewesen sein, als Marcellus den Oberfehl (praet. II) über die Reste des römischen Heeres übernahm (Liv. ,, f.  f.; Plu. Marc. ,; App. Hann. ; s. MRR ,). Hierfür spricht auch die chronologische Grundstruktur der Vita.  Hannibalem . . . docuit: Obwohl von der patriotischen Tradition zur Heldentat nach Cannae stilisiert (Cic. Brut. : post Cannensem illam calamitatem primum Marcelli ad Nolam proelio populus se Romanus se erexit; ausführlich Liv. ,) und bis in die Spätantike vielfach so tradiert (Val. Max. ,,; Flor. ,,; Ampel. ,; Claud. bell. Goth.  f. u. a.), hat Marcellus als Praetor im J.  (MRR ,) bei Nola in Campanien Hannibal nicht besiegt (zu dessen Unbesiegbarkeit in Italien s. etwa Plb. ,, f. . ,; D.S. , fr.  f.; Nep. Hann. ,; ,; , u. a.), sondern nur den Abfall Nolas verhindert (s. S [a] –).  Syracusas . . . expugnavit: zum nachklassischen Gebrauch von expugnare statt oppugnare s. L ()  f.; abweichend Liv. per.  (expugnavit tertio anno). Nach dem Tod Hiero(n)s II. (), des langjährigen Verbündeten Roms (s. Vir. ill. ,), war es im Frühsommer  (zur Chronologie –: S [b] –; zum Detail: S [a] –. –. –. –) zu einem Bündnis zwischen Syrakus und Karthago gekommen. Im Herbst  (zum Folgenden: Plb. , ff.; Liv. , ff.; Plu. Marc. , ff.  ff. u. a.; s. D [] –) landete Marcellus in Sizilien und begann die Belagerung von Sy-



 Kommentar

rakus, das sowohl durch seine Lage (ausführlich Cic. Verr. II , ff.; dazu D [] –) als auch seine Befestigungswerke hervorragend geschützt war und das dank der genialen Verteidigungsmaschinen des Archimedes die römische Angriffsversuche erfolgreich abwehren konnte. Als er  trotz intensiver Angriffe zu Land und von See keinerlei Fortschritte erzielen konnte, stellte er nach acht Monaten seine Angriffsversuche ein, hielt aber die Einschließung der Stadt aufrecht. Sein Proconsulat wurde ihm für  prolongiert (MRR , f.). Im Frühjahr  schließlich gelang es einer römischen Abteilung während der Festlichkeiten für Artemis unbemerkt in die Stadt einzudringen und den Römern ein Tor zu öffnen (Plb. ,, ff.; Liv. , ff.; Plu. Marc.  f. u.a; s.). In der Folge wurde der Großteil der Stadt besetzt, die Einnahme der letzten Verteidigungsbastion (Achradina) erfolgte jedoch erst Anfang des folgenden Jahres () durch Verrat (Liv. ,, ff.). Unerwähnt bei DVI bleibt die ungeheure Beute, die Marcellus damals machte und die nach Livius (,,) bzw. Plutarch (Marc. ,) derjenigen beim Fall Karthagos  (s. Vir. ill. ,) vergleichbar war. Zahllose Kunstwerke gelangten damals aus Syrakus nach Rom, um als Ausstattung von Privathäusern und öffentlichen Gebäuden, so für den von Marcellus im J.  (s. § ) gelobten Tempel für Honos und Virtus an der Porta Capena (s. Vir. ill. ,), zu dienen (Plb. ,; Cic. Verr. II ,  f.  ff.; Liv. ,, ff. , ff. u. a.).  Et . . . triumphavit: Dass der Anspruch des Marcellus auf die Gewährung eines Triumphs nach der Eroberung von Syrakus auf die Ablehnung bzw. den Widerstand von Kreisen innerhalb der Nobilität, vermutlich aus dem Kreis der Scipionen (s. bereits F. M, RE III, [] ; s. auch R []  f.), traf, belegt auch die Parallelüberlieferung (Liv. ,, ff. , ff.; Plu. Marc. ,; , ff. u. a.). Er erhielt deshalb statt eines Triumphs lediglich das Recht auf eine Ovatio (zum Typ s. zu Vir. ill. ,). Gleichwohl bot auch diese Form des triumphus minor Marcellus die Möglichkeit, die Dimension seines Sieges durch die Präsentation der Beute dem Volk und seinen Konkurrenten in der Nobilität vor Augen zu führen. Am Tage zuvor nutzte er zudem die seit  bestehende Möglichkeit, als Triumphator auf den Mons Albanus zu ziehen und dort dem Iuppiter Latiaris (s. Vir. ill. ,) zu opfern (Liv. ,, ff.; Val. Max. ,,; Plu. Marc. ). Dies geschah sine publica auctoritate (Liv. ,,) auf eigene Initiative des Triumphwilligen (zum Detail s. B []).  Quinquies . . . sepultus: Marcellus bekleidete damals () sein fünftes Consulat (MRR , f.); quinquies steht hier statt der korrekten Iterationsangabe consul quintum; ein Fehler, der sich auch in der Hannibal-Vita des Liber de excellentibus ducibus exterarum gentium (Hann. ,: M. Claudium Marcellum, quinquies consulem) findet und die Nähe beider Texte unterstreicht (s. auch F [] , hier Anm. ). Über die genauen

 Claudius Marcellus



Todesumstände zirkulierten zur Zeit des Livius zahlreiche Versionen (Liv. ,,). Schon der Historiker Coelius Antipater (FRH  F ; FRHist  *F ) hatte sich im . Jh. mit einer mündlichen Überlieferung sowie dem schriftlichen Zeugnis aus der publizierten Leichenrede des Sohnes auf den Vater (ORF Nr. , fr. ) konfrontiert gesehen, was ihn zu eigenen Recherchen veranlasste. Nach der Mehrheit der Quellen (Liv. ,,) geriet Claudius Marcellus damals zusammen mit seinem Amtskollegen T. Quinctius Crispinus und einer kleinen Begleittruppe von Reitern in Bruttium bei Petelia (h. Strongoli) in einen Hinterhalt Hannibals. Er selbst fand im Kampf den Tod, während Quinctius schwer verwundet entkommen konnte, wenig später aber auch seinen Verletzungen erlag. Erstmals seit Cannae () waren damit beide Consuln tot, was in Rom Bestürzung hervorrief (Plb. ,, ff.; Liv. , f.; Val. Max. ,,; Plu. Marc.  u. a.; s. S [a] –). Das Fehlen eines finiten Verbs (wie etwa occubuit, so die Ergänzung bei K und den älteren Edd.) in beiden Textfamilien (A, B) sowie die durch die beiden Partizipien (deceptus, sepultus) stark komprimierte Satzstruktur sprechen hier für die verkürzende Bearbeitung einer ausführlicheren Vorlage, die jedoch nicht Livius war, da dessen Text (,,: in tumulo . . . Ibi inventum Marcelli corpus sepelivit) zwar sprachlich DVI nahesteht, inhaltlich aber wegen des fehlenden Adverbs (magnifice) als Praetext ausscheidet. Sepelire muss hier, wie die Sammlung der sterblichen Überreste in einer Urne für die Übergabe an den Sohn (s. § ) klar erweist, im Sinne von ‚bestatten‘ verstanden werden, d. h. im Sinne einer Verbrennung, nicht Beisetzung des Leichnams vor Ort. Inhaltlich wird DVI durch Valerius Maximus (,, ext. ) und Plutarch (Marc. ,) bestätigt, die beide tradieren, Hannibal habe dem Toten seinen Ring abgezogen, den Leichnam mit seinem Feldherrenmantel geschmückt und ihn mit allen Ehren verbrennen lassen, die Asche aber in einer silbernen Urne geborgen, diese mit einem Goldkranz bekränzt und dessen Sohn geschickt (zur antiken Überlieferung s. bes. C []; weitere Lit. s. § ).  Ossa . . . perierunt: Über das Schicksal der sterblichen Überreste existierten, so Plutarch (Marc. , ff.), zwei unterschiedliche Versionen. Nach Cornelius Nepos (fr.  M) und Valerius Maximus (,,), deren Version Plutarch zitiert und selbst gefolgt ist, trafen die Überbringer der Urne nach Rom unterwegs auf einige Numider, wobei im Handgemenge die Asche verschüttet wurde. Livius und Augustus dagegen werden von Plutarch als Gewährsleute dafür zitiert, dass die Urne wohlbehalten in Rom eingetroffen und dort feierlich beigesetzt worden sei; eine Bestätigung dieser Version findet sich allerdings im erhaltenen Text des Livius nicht.



 Kommentar

, Hannibale . . . posse: Die Überführung des Kultbildes der Magna Mater (Kybele) aus Kleinasien nach Rom / (MRR ,) war einer der wichtigsten Kulttransfers in der römischen Geschichte und wirft zugleich ein Schlaglicht auf die angespannte Lage Roms im Krieg gegen Hannibal (zu Quellen und Forschung konzis E [a] –; zu Kulttransfer und Geschichtsfiktion B []; zu den politischen Implikationen ferner K []; G [] –). Inhaltlich und chronologisch schließt das Kapitel an die ‚Vita‘ des Scipio Nasica (Vir. ill. ,) an. Eine ausführliche, im Detail von DVI abweichende Fassung der vielfach tradierten Kulteinholung (Cic. har. resp. ; Cael. ; fin. ,; Prop. ,, ff.; Val. Max. ,,; ,,; Sil. Ital. , ff.; App. Hann.  ff.; D.C. fr. ,; Liv. per.  u. a.; s. auch D.S. , fr. ,: Valeria statt Claudia) gibt Livius (,, ff. , ff. , ff.; s. K [] –), während die poetische Inszenierung Ovids (fast. , ff.), welche auf die Person der Vestalin Quinta Claudia bzw. Claudia Quinta fokussiert ist, punktuell mit der vorliegenden Kurzfassung zusammengeht (s. unten). Als die decemviri sacris faciundis, so Livius (,, f.), aufgrund von Prodigien (Steinregen) im J.  die Sibyllinischen Bücher befragten, fanden sie einen Spruch, der ein siegreiches Ende des Krieges gegen einen auswärtigen Aggressor auf italischem Boden (Hannibal) in Ausicht stellte, falls der Kult der idaeischen Mater Magna (Mater Deum Magna Idaea, Kybele) aus Pessinus in Phrygien (h. Ballihisar) nach Rom geholt werde. Da auch das delphische Orakel einen großen Sieg ankündigte, machte sich im Frühjahr  eine (aristokratisch besetzte) Gesandtschaft auf den Weg (Liv. ,, ff.). Bei einem Zwischenstopp in Delphi sollen die Gesandten zudem den Rat erhalten haben, sich vertrauensvoll in Pergamon an Attalos I. Soter (–) zu wenden und dafür Sorge zu tragen, dass bei der Rückkehr nach Rom die Göttin der ‚beste Mann‘ (vir optimus) Roms empfange (s. § ). Ovid (fast. , ff.) hat dagegen das Geschehen dramatisiert, indem die Göttermutter selbst dem zunächst widerspenstigen Attalos die Weisung erteilt, den Römern die Einholung vom Ida-Gebirge zu gestatten. Möglicherweise brauchte die römische Gesandtschaft aber gar nicht nach Pessinus zu reisen, da sich das Kultbild damals bereits im Megalesion von Pergamon befand (s. Varro ling. ,; dazu E [a]  m. Anm.  f.). Bei der Ankunft vor Ostia wurde es, so Livius (,, ff.), noch auf dem Meer von Scipio Nasica (s. Vir. ill. ,) zu Schiff abgeholt und an Land gebracht. Dort trugen es die Frauen, die der Göttin entgegen gezogen waren, nach Rom, indem sie es von Hand zu Hand reichten. Hier fand es seine Unterbringung zunächst im Tempel der Victoria auf dem Palatin. Zu Ehren der Göttin veranstaltete man eine Götterbewirtung (lectisternium) und Spiele (Liv. ,, f.). Der Prozessionstag am . April galt künftig als Haupt-

 Claudia



festtag der Göttin (W [²] ). Rund zehn Jahre später fand schließlich am . April  (Fast. Praenestini [Inscr. It. ,,]; s. R []) die Dedikation (dies natalis) des neu gebauten Tempels der Magna Mater auf dem Palatin (intra pomerium) statt (s. P. P, LTUR [²] –), die wiederum mit festlichen Spielen begangen wurde (Liv. ,,). In der Folgezeit feierte man jährlich vom .–. April die sog. ludi Megalenses (s. B [] –; zum Kult: W [²]  f. –; V []; zu Claudia und der Rolle der Frauen: E [] –). Zur Rolle der castissima femina s. § .  Tum . . . movit: Wenn die Figur der (patricischen) Claudia Quinta überhaupt Anspruch auf Historizität beanspruchen kann, dann höchstens als Teilnehmerin an der Prozession der Frauen (s. § ); die Geschichte der um ihren Ruf und ihr Leben kämpfenden Vestalin ist dagegen reine Fiktion (s. E [a]  f.; als Fiktion der gracchischen Zeit: B [] –). Noch Cicero (har. resp. ) galt sie als castissima matronarum. Livius hingegen, dessen Bericht das Bild einer unproblematischen Ankunft in Rom zeichnet (s. § ), lässt durchscheinen (ut traditur), dass ihr Ruf angeschlagen war, doch bleibt Claudia auf ihre Teilnahme an der Prozession beschränkt (,,). Ganz anders die Fassung Ovids (fast. , ff.), in welcher der Vestalin geradezu die Hauptrolle zukommt. Wie bei DVI läuft auch bei ihm das Schiff bei der Fahrt tiberaufwärts infolge der Trockenheit auf Grund und kann erst durch den Einsatz der Claudia wieder flott gemacht werden. DVI wie Ovid stimmen ebenfalls in deren Gebet an die Göttin überein, diese möge ihr helfen, ihre Unschuld zu beweisen. Dagegen fehlt bei Ovid die neuerliche Befragung der Sibyllinischen Bücher und deren Auskunft, nur die Hand einer bzw. der castissima femina könne das Schiff wieder in Bewegung setzen (s. aber auch Sil. Ital. , ff.; App. Hann.  ff. u. a.). Auch setzt Claudia bei Ovid (fast. ,) das Schiff mit Hilfe eines Seils (funis), nicht wie hier mit ihrem Gürtel (zona) in Bewegung. Die Version der Viri illustres erweist sich damit als nicht-livianisch, aber mit Elementen, die sich auch bei Ovid und in späteren Texten wiederfinden, so dass eine letztlich gemeinsame Vorlage (Hygin?) möglich ist. Nach Valerius Maximus (,,) und Tacitus (ann. ,,) stand in der Vorhalle des Magna-Mater-Tempels (s. § ) eine Statue der Claudia, deren Aufstellungsdatum und Auftraggeber (aus dem Kreis der Scipionen oder ihrer politischen Gegner?) sich nicht mehr sicher bestimmen lassen (s. S [] –, der für eine Memorialstatue der . Hälfte des . Jh. plädiert und einen Bezug zu C. Claudius Nero, der als Censor des J.  den Bauauftrag für den Tempel vergab [MRR ,], nicht ausschließt).  Simulacrum . . . datum: Das Kultbild der Magna Mater (Kybele) hatte keine anthropomorphe Gestalt, sondern es handelte sich um einen schwar-



 Kommentar

zen, faustgroßen Meteorstein (s. Arnob. nat. , ff.; Prud. perist. , f.). Erneut wird hier die Unabhängigkeit von Livius deutlich. DVI ist nämlich der einzige Text, der berichtet, Scipio Nasica (s. Vir. ill. ,) habe das Kultbild der Göttermutter in seinem Haus beherbergt, bis ihr eigener Tempel fertig war. Zutreffend ist dies allerdings nicht; das Kultbild wurde vielmehr zunächst in den Victoria-Tempel auf dem Palatin gebracht (s. § ). Scipio bekleidete dann im Jahr der Einweihung des Mater-Magna-Tempel () durch den praetor urbanus M. Iunius Brutus die Würde eines Consuls (MRR ,). , Marcus . . . sollicitatus: In Tusculum (h. Tusculo) in den Albanerbergen östlich von Frascati im J.  geboren (Nep. Cato ,; Cic. Cato . ; leg. ,; Plu. Cat. Ma. ,), verkörperte Cato für die Folgezeit geradezu exemplarisch den Typ des sozialen Aufsteigers (homo novus). Antike Biographien haben sich von Cornelius Nepos und Plutarch (dazu K [²] –) erhalten; ein idealisiertes Porträt zeichnet Cicero in seiner Schrift Cato maior De senectute (publ. ); moderne Darstellungen: A (); K (²); komprimiert G (). Zu L. Valerius Flaccus, dem Entdecker, Förderer und Freund Catos, s. A ()  f. – tribunus . . . fuit: Es fehlt die Amtstätigkeit als plebeischer Aedil  (MRR ,). Das Militärtribunat absolvierte Cato  (MRR ,). Gleichfalls in Sizilien diente er  (MRR ,) als Quaestor unter Scipio Africanus (Vir. ill. ), als dieser den Angriff auf Karthago vorbereitete, und setzte mit ihm nach Nordafrika über (Nep. Cato ,; Liv. ,,; Plin. nat. praef. ). Dass Cato seine Praetur im J.  (MRR ,) mit höchster Gerechtigkeit und Gewissenhaftigkeit sowie einem maßvollen Auftreten als römischer Magistrat ausübte, belegt auch die Parallelüberlieferung (Liv. ,, f.; Plu. Cat. Ma. ). Zum cursus honorum (MRR ,) bis zum Consulat (s. § ) s. detailliert A () –; K (²) –. – In . . . institutus: DVI bietet an dieser Stelle mehrere Details, die teils irreführend, teils singulär, teils der Vulgata widersprechend sind. So hat nicht Cato, sondern der Consul Ti. Sempronius Gracchus im J.  (MRR ,) die Insel Sardinien unterworfen, die Rom einige Jahre später () zusammen mit Korsika als zweite Provinz nach Sizilien einrichtete (s. Vir. ill. ,). Die Inselbewohner wehrten sich jedoch noch längere Zeit gegen die römische Okkupation (Liv. per. ; s. M [] –), so dass die vorliegende (singuläre) Notiz vielleicht als Reflex kleinerer militärischer Erfolge Catos zu deuten ist. Der Kontakt mit dem aus dem kalabresischen Rudiae (beim h. Lecce) stammenden Dichter Q. Ennius (–), dem bedeutendsten Dichter und Epiker Roms vor Vergil, war bereits im J.  zustande gekommen, als Cato diesen bei seiner Rückkehr aus Nordafri-

 Cato Censorius



ka von Sardinien nach Rom mitgebracht hatte, wo Ennius zunächst in bescheidenden Verhältnissen auf dem Aventin Griechisch und Latein unterrichtet zu haben scheint (Nep. Cato ,; Hier. chron. p. , ff. H; Suet. gramm. , f.). Von einer gemeinsamen Zeit auf Sardinien während der Praetur Catos () ist dagegen in der Parallelübelierferung ebensowenig zu finden wie eine Bestätigung, dass Ennius bereits damals Cato in der griechischen Sprache und Literatur Unterricht gegeben habe (Graecis litteris institutus). Denn die Vulgata (Cic. Cato ; Plu. Cat. Ma. , u. a.) datiert dessen Interesse für das Griechische erst in dessen fortgeschrittenes Alter (zur ambivalenten Haltung Catos gegenüber der griechischen Kultur und ihrem zunehmenden Einfluss in Rom s. etwa A [] –; K [²] –; J []).  Consul . . . fecerunt: im J.  gemeinsam mit L. Valerius Flaccus (MRR ,); zur Kriegsführung Catos im diesseitigen Spanien (Hispania citerior) s. bes. Liv. ,, ff. , ff.  ff.; App. Hisp.  ff.; Plu. Cat. Ma.  f.; Zonar. ,; dazu L [²] –. Der Befehl Catos ging damals an alle befestigten Orte nördlich des Ebro (Plb. ,; Liv. ,, ff.; Frontin. strat. ,, u. a.). Die Bezeichnung Celtiberi ist daher unzutreffend, da diese Stämme in Zentralspanien (Meseta) siedelten (zum Detail s. A [] –; R []  f.; zu Numantia: Vir. ill. ,). In Anerkennung seiner Leistungen konnte Cato im J.  einen Triumph in Rom feiern (Inscr. It. ,,; Nep. Cato , u. a.; s. C [] –).  Syriaco . . . depulit: im J.  als Militärtribun unter dem Consul M’. Acilius Glabrio (MRR ,. ). Antiochos III. Megas (Vir. ill. ) hatte mit der Sperrung der Thermopylen, dem Küstenpass am Nordfuß des Kallidromongebirges, den Durchgang zwischen Mittelund Nordgriechenland (s. E. M/G. D R, DNP / [] –) blockiert. Cato erhielt daher den Auftrag, zusammen mit L. Valerius Flaccus (s. § ), der damals als Legat diente, durch ein Umgehungsmanöver dem König in den Rücken zu fallen. Dies gelang, und Antiochos erlitt eine schwere Niederlage (Liv. , f.; Plu. Cat. Ma. ,.  f.; App. Syr.  ff. u. a.). In der Folge sorgte Cato selbst (s. Plutarch) auch publizistisch für eine hinreichende Würdigung seiner Tat, indem er diese mit dem berühmten Vorbild aus dem Perserkrieg von  parallelisierte (s. A [] –).  Censor . . . iussisset: Mit der Übernahme der Censur  erreichte Cato, fünfzigjährig, den Zenit seiner politischen Karriere; als Kollege amtierte wiederum L. Valerius Flaccus (MRR , f.). Die strenge Amtsführung Catos (s. bes. Liv. , ff.; Plu. Cat. Ma.  ff.), insbesondere seine rigide lectio senatus (Ausschluss von sieben Senatoren) sowie die strenge Musterung des Ritterstandes, aber auch luxusfeindliche Maßnahmen, gerade gegen Frauen (s. auch § ), erlangte eine solche Berühmtheit, dass das Adjektiv censorius zu seinem Markenzeichen, ja Cog-



 Kommentar

nomen wurde (Sen. epist. ,; Tac. ann. ,, u. a.; zum Detail s. A [] –; K [²] –). Aufsehen erregte damals vor allem die Entfernung des L. Quinctius Flamininus (nicht: Flaminius), des Consuls von  (MRR ,) und Bruders des T. Quinctius Flamininus (Vir. ill. ), wegen seines Amtsmissbrauchs in Oberitalien (Gallia Cisalpina) aus dem Senat. Um seinem jungen punischen Liebhaber Philippus (carum et nobile scortum) einen Ersatz für einen entgangenen Gladiatorenkampf zu bieten, hatte dieser, so Livius (,, ff.) unter Berufung auf die damalige Anklagerede Catos (ORF , Nr. ), bei einem Gelage eigenhändig einen vornehmen Überläufer (transfuga) aus den Reihen der Boier mit dem Schwert durchbohrt, der ihm zum Verhör vorgeführt worden war. Livius (zum Detail: K [] –) setzt sich damit dezidiert von der Darstellung des Valerius Antias (FRH  F ; FRHist  F ) ab, der für seine Fassung lediglich einer kursierenden Erzählung gefolgt sei (fabulae tantum sine auctore) und dessen Version Livius wie folgt referiert: Der unsterblich in eine bekannte Dirne (famosa mulier = scortum) verliebte Flamininus habe sich bei der abendlichen cena vor dieser gebrüstet, wie viele zum Tode Verurteilte (capitis damnati) sich in seinem Kerker befänden, die auf ihre Hinrichtung durch das Beil warteten (securi percuti). Schließlich habe er auf deren Wunsch hin, Zeugin einer solchen Enthauptung zu werden, einen dieser Unglücklichen (unum ex illis miseris) aus dem Kerker holen und vor aller Augen mit dem Beil hinrichten lassen (s. auch Cic. Cato ; Val. Max. ,,; Plu. Flam. , ff.; , ff.; Plu. Cat. Ma. , ff. u. a.). Obwohl die Formulierung cuiusdam scorti bei DVI keine geschlechtsspezifische Differenzierung erlaubt und das Verb iugulare semantisch nicht klar eingrenzbar ist, verweist e carcere eher auf eine im Ablauf mit Valerius Antias übereinstimmende Darstellung als auf die von Livius präferierte Fassung.  Basilicam . . . fecit: im J. . Die Finanzierung erfolgte dagegen aus der Staatskasse (Liv. ,, f.; Plu. Cat. Ma. ,). Zur Lage der Basilica Porcia neben der Curia Hostilia nordwestlich des Forums (Ascon. Mil. , C; Plu. Cat. Ma. ,) s. E. S, LTUR  (²) .  Matronis . . . restitit: Durch die lex Valeria Fundania wurden im J. , d. h. unter dem ersten Consulat Catos (s. § ), die Beschränkungen der lex Oppia de mulieribus des J.  wieder aufgehoben, so das Tragen von Goldschmuck und bunt gefärbten Kleidern sowie die Benutzung eines Wagens außer bei kultischen Anlässen (Liv. , ff.; Val. Max. ,,; Oros. hist. ,,; Zonar. ,; s. E [] – bzw. –; zur zweifelhaften Historizität von Frauendemonstration und Catos Widerstand im J.  s. etwa P/E-Q []). Obwohl die chronologische Einbindung in den Kontext der Censur Catos () singulär und nicht-livianisch ist, folgt sie gleichwohl einer gewissen Logik, da für dessen Amtszeit als Censor die

 Cato Censorius



Einführung einer Luxussteuer auf kostbare Kleidung, auf Schmuck und auf die Benutzung eines Wagens, d. h. auf Gegenstände, wie sie die lex Oppia verboten hatte, gut belegt ist (Cato ORF , Nr.  [De vestitu et vehiculis]; Plb. ,; Liv. ,,; Plu. Cat. Ma. ,).  Accusator . . . absolutus: Ser. Sulpicius Galba hatte als Pro-Praetor in Spanien (Hispania ulterior) / weder die Regeln des Kriegs- noch des Völkerrechts beachtet und tausende Lusitaner töten lassen bzw. in die Sklaverei verkauft (Val. Max. ,,; App. Hisp.  ff.; Liv. per. ; Oros. hist. ,,). Der Volkstribun T. Scribonius Libo brachte daher bei dessen Rückkehr nach Rom ein Gesetz mit dem Ziel ein, den Lusitanern die Freiheit wiederzubringen und das brutale Vorgehen Galbas, das allgemein auf Abscheu stieß, gerichtlich zu untersuchen. Diesem gelang es jedoch trotz des Engagements des hochbetagten Cato, das Gesetz zu verhindern, der seine damalige Rede (ORF , Nr. ) noch kurz vor seinem Tod (s. § ) in seine Origines einfügte (Cato: FRH  F , ff.; FRHist  F  ff.; Nep. Cato ,; Liv. ,,; Plu. Cat. Ma. , u. a.; s. R []  f.; A [] , Nr. ; E [] –; H [²] ). Die erfolgreiche Verteidigungsstrategie Catos in eigener Sache war allgemein bekannt (Nep. Cato ,; Plin. nat. ,).  Post . . . genuit: M. Porcius Cato Salonianus, der Großvater des Cato Uticensis (Vir. ill. ), aus der zweiten Ehe Catos mit der jungen Tochter (Salonia) seines Clienten und ehemaligen Sekretärs Salonius. Zur Brautwerbung Catos s. ausführlich Plu. Cat. Ma. , ff. ,; zur Familie Gell. ,. Die Altersangabe ist nicht ganz exakt angegeben; denn Cato, geb.  (s. § ), hatte damals bereits die achtzig überschritten (Plin. nat. ,: octogentesimo exacto). – Imago . . . solet: Dass Cato im Herbst  im Alter von  Jahren (Vell. ,,; Plu. Cat. Ma. ,) verstarb, ist damit implizit vorausgesetzt. Die einzige Parallele zur Notiz von DVI stellt eine Stelle bei Valerius Maximus (,,) dar, dass das Bildnis (effigies) Catos (präziser DVI: imago) im öffentlichen Raum aufgestellt war und bei verschiedenen Anlässen hervorgeholt wurde, die aber in Bezug auf dessen Lokalisierung (im Senatsgebäude?) leider korrupt überliefert ist (tam hercule quam curia† superioris Catonis effigies ad cuius generis offica expromitur). Dass auf jeden Fall von einer prominenten Aufstellung in der Öffentlichkeit auszugehen ist, macht jedoch die Parallelisierung mit P. Cornelius Scipio Africanus durch Valerius Maximus deutlich, dessen Ahnenmaske (imago) die Cella des Tempels des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitol (gleichsam statt im gentilizischen Atrium) zierte (s. zu Vir. ill. , f.) und die bei familiären Leichenbegängnissen geholt und mitgeführt wurde (imaginem in cella Iovis optimi maximi positam habet, quae, quotienscumque funus aliquod Corneliae gentis celebrandum est, inde potitur, unique illi instar atrii Capitolium; s. auch App. Hisp. ; dazu F [] –). Zur genti-

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 Kommentar

lizischen Repräsentation im politischen Raum bzw. zum Ritual des adligen Leichenbegängnisses (pompa funebris) s. neben (grundlegend) F () auch F (²) –; W (b) –. , Hasdrubal . . . potuisset: Obwohl der Name des Hasdrubal (geb. ), des jüngeren Sohnes des Hamilkar Barkas (s. Vir. ill. ,), das Kapitel einleitet, steht nicht dieser im Fokus der Darstellung, sondern sein von der Tradition gefeierter Bezwinger C. Claudius Nero (s. F. M, RE III, [] –, ferner §  bzw. ). Hasdrubal war nach der erfolgreichen Überquerung der Pyrenäen  und einem Winterlager in Südgallien (/) im Frühjahr  über die Alpen in die Poebene eingedrungen (traiecit), wobei verschiedene Stämme (Kelten, Ligurer) seine Streitmacht beträchtlich verstärkten (Liv. ,, ff.; App. Hisp. ). In einem Brief forderte er seinen in Süditalien stehenden Bruder Hannibal auf, nach Norden zu marschieren und sich mit ihm in Umbrien zu vereinigen, doch wurden die Boten von den Römern abgefangen (Liv. ,, ff.; App. Hann. ; Zonar. ,). Nach der erfolglosen Belagerung von Placentia (h. Piacenza) marschierte er in Richtung Via Flaminia, um auf dieser nach Mittelitalien vorzurücken, traf aber bei Sena Gallica auf den Consul M. Livius Salinator (s. § ).  Sed . . . vicerunt: Das einleitende sed intoniert markant die entscheidende Rolle, die Gaius Claudius Nero beim Sieg über Hasdrubal gespielt haben soll. Auch bei DVI ist damit, zumindest im Ansatz, noch die Glorifizierung seiner Person durch die römische Tradition fassbar (Liv. ,,: [aiebant] . . . nomen Neronis satis fuisse ad continendum castris Hannibalem, Hasdrubalem vero qua alia re quam adventu eius obrutum atque exstinctum esse?; s. auch § ), deren Details allerdings historisch entweder unglaubwürdig sind oder sich nicht sicher verifizieren lassen. Mit seinem Entschluss, den Hauptteil seines Heeres im Süden vor dem Lager Hannibals zu belassen und nur mit ausgewählten Truppen, d. h. Eliteeinheiten (Liv. ,,:  Fußsoldaten,  Reiter; Frontin. strat. ,,: decem milia fortissimorum militum), nach Norden gegen Hasdrubal zu marschieren, setzte sich Claudius Nero eigenwillig über die mit seinem Mitconsul M. Livius Salinator (MRR ,; Vir. ill. ) verabredete Strategie hinweg, eine Vereingung der karthagischen Heere zu verhindern, indem jeder von ihnen Hasdrubal bzw. Hannibal in seinem jeweiligen Amtsbereich (provincia) zu binden suchte (Liv. ,,). Claudius scheint denn auch nach seinem von der Tradition geradezu als triumphal geschilderten Eilmarsch (Liv. ,,) recht kühl von seinem Amtskollegen empfangen worden zu sein (Liv. ,, ff.), zumal die beiden Consuln eine tiefe Abneigung verband (s. Vir. ill. ,). Dieser hatte den Vormarsch Hasdrubals bei Sena Gallica (h. Senigallia), ca.  km südlich des Metaurus (h. Metauro), gestoppt, ohne

 Claudius Nero



ihm allerdings eine Schlacht anzubieten. Hasdrubal seinerseits versuchte zunächst der Konfrontation mit beiden Consuln zu entgehen, indem er in der Nacht, zunächst unbemerkt, sein Heer den Metaurus aufwärts ins Landesinnere führte, doch konnten ihn die Römer erneut stellen und zur Schlacht zwingen (Plb. ,, ff. , ff.; Liv. , ff.; Frontin. strat. ,,; ,,; ,,; Flor. ,, ff.; App. Hann.  ff.; Eutr. ,, f.; Oros. hist. ,, ff.; Zonar. , u. a.; s. L []). Der genaue Ort ist nicht mehr lokalisierbar, die genaue Datierung umstritten, vermutlich Ende Juni  (S). Entscheidend für den Sieg soll, so die pro-claudische Tradition, der Entschluss des Claudius Nero gewesen sein, die linke Flanke des Feindes zu umgehen und den Gegner im Rücken anzugreifen. Allerdings handelt es sich bei diesem Strategem um eine Kopie der Strategie Hannibals bei Cannae (s. Vir. ill. ,); der Verdacht liegt daher nahe, dass es sich hierbei lediglich um eine Modellierung der römischen Histriographie handelt in ihrem Bestreben, den Sieg am Metaurus als Revanche für Cannae zu interpretieren. Zu Datierung, Schlachtverlauf und annalistischer Aufarbeitung s. S (a) –; S (b) –.  Nero . . . proiecit: Das rohe Verhalten des Claudius (Liv. ,,; Frontin. strat. ,,; Oros. hist. ,,; Zonar. , u. a.) kontrastiert damit auffällig mit der ehrenvollen Behandlung gefallener römischer Feldherren, etwa des L. Aemilius Paullus nach Cannae im J.  (Vir. ill. ,) oder des M. Claudius Marcellus bei Petelia im J.  (Vir. ill. ,), durch Hannibal (Val. Max. ,, ext. ).  Quo . . . confessus: etwas vorsichtiger Liv. ,,: Hannibal tanto simul publico familiarique ictus luctu agnoscere se fortunam Carthaginis fertur dixisse; deutlicher dagegen Flor. ,,: ‚Agnosco‘, inquit, ‚infelicitatem Carthaginis.‘ In der Folge zog sich Hannibal nach Bruttium zurück (Liv. ,,).  Ob . . . introierunt: DVI ist der einzige Text, der Claudius Nero explizit eine ovatio (zu deren Merkmalen s. Vir. ill. ,) feiern lässt (von R []  irrtümlich als Widerspruch zu Vir. ill. , gedeutet und daher in Zweifel gezogen) und erweckt damit den Eindruck, beide Consuln hätten jeweils eine eigene Triumphfeier abgehalten. Livius (,, ff.) und Valerius Maximus (,,) dagegen berichten, Claudius Nero habe auf sein Anrecht auf einen Triumph verzichtet und sich damit begnügt, zu Fuß und ohne Soldaten seinen triumphierenden Amtskollegen bei dessen Zug auf das Capitolium zu begleiten. Denn beide Consuln hätten sich damals darauf verständigt, dass nur Livius Salinator im Triumph einziehen solle, da der Sieg in seinem Amtsbereich errungen worden sei, er am Tag des Sieges den Oberbefehl gehabt habe und er mit seinem Heer nach Rom zurückgekehrt sei, während das Heer des Claudius Nero noch im Feld gegen Hannibal stand (s. § ). Gleichwohl habe das Publikum, so Livius, klar erkannt, dass Claudius Nero der wahre Sieger sei (,,: [aiebant] . . . Itaque iret alter

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 Kommentar

consul sublimis curru multiiugis, si vellet, equis; uno equo per urbem verum triumphum vehi, Neronemque, etiam si pedes incedat, vel parta eo bello vel spreta eo triumpho gloria memorabilem fore). Seine Selbstbescheidung hatte Vorbildcharakter (Val. Max. ,,: inter cetera praecipuae moderationis exempla numerandus est), und Späteren (so Ampel. , ; ,; ,) galt er als der alleinige Sieger über Hasdrubal. Historisch zutreffender dürfte allerdings sein, dass nur Livius Salinator einen Triumph zugesprochen erhielt, Claudius Nero aber bei seinen Truppen gegen Hannibal verbleiben musste – eine Entscheidung, die von der Annalistik mit der bei Livius erkennaren Version umgedeutet bzw. aufgewertet worden ist (S [a]  m. Anm. ). , Publius . . . creditus: Die Biographie des älteren P. Cornelius Scipio Africanus, des fatalis dux huiusce belli (Liv. ,,), beschließt die Sequenz über den Zweiten Punischen Krieg. Zur Biographie bzw. Karriere Scipios, der nach seinem Sieg über Hannibal in der Folgezeit die römische Politik maßgeblich beeinflusste, s. (grundlegend) S (); ferner B () –; G (); einen Einstieg vermittelt S (). Seinen Sieg bei Zama () über Hannibal krönte Scipio  mit einem glanzvollen Triumph in Rom (Plb. ,, ff.; Liv. ,, ff. u. a.). Seither trug er den ehrenvollen Beinamen Africanus (s. auch Sall. Iug. ,: quoi postea Africano cognomen ex virtute fuit), allerdings zirkulierten unterschiedliche Versionen, wem er sein Cognomen zu verdanken habe: der Zuneigung der Soldaten (favor militaris), der Gunst des Volkes (popularis aura) oder der Schmeichelei seiner Freunde (adsentatione familiari); jedenfalls war er der erste, der seinen Beinamen nach dem von ihm besiegten Volk erhielt (Liv. ,,). Zur Abkunft von Iuppiter s. im Folgenden. – nam . . . apparuit: Die göttliche Abkunft Scipios (geb. /: Plb. ,,; Liv. ,, (abweichend: ,,); Val. Max. ,,; s. B []  m. Anm. ; s. außerdem §  bzw. ) war Gegenstand zahlreicher Biographien, so auch derjenigen Hygins (Gell. ,,: C. Oppius [HRR , fr. ; FRHist  **F ] et Iulius Hyginus [vir. ill.: HRR , fr. ; FRHist  F ] aliique, qui de vita et rebus Africani scripserunt). Die als unfruchbar geltende Frau seines Vaters sei in dessen Abwesenheit nächtens unerwartet durch Iuppiter in Gestalt einer großen Schlange geschwängert worden (Gell. ,, ff.; Liv. ,, f.; Sil. Ital. , ff.  ff. u. a.). Römischer Genius-Kult und Alexander-Imitation (Liv. ,,; Plu. Alex. ,; Gell. ,,) dürften das Aufkommen dieser Sage, deren Entstehungszeit sich nicht mehr eindeutig bestimmen lässt (. Hälfte . Jh.?), geprägt haben (s. E [a] –). Quellenanalytisch unterstreicht die Referenz des Gellius auf die Biographiensammlung Hygins die These, dass diese dem Verfasser der Viri

 Cornelius Scipio Africanus



illustres wahrscheinlich als Vorlage gedient hat (s. S.  f.). – et . . . nocuit: DVI ist das einzige Zeugnis für dieses Erlebnis mit einer Schlange (zu draco als Bezeichnung eines Reptils, das sein Opfer nicht durch Gift, sondern Erwürgen tötete: Plin. nat. ,; Sol. ,). Die Episode fügt sich gut in das Bemühen der römischen Tradition seit Ennius (Cic. rep. frg.  f.; Hor. carm. ,, ff.; Lact. inst. ,, ff.) ein, Scipio mit Hercules, dem mythischen Helden par excellence, in Verbindung zu bringen (s. G [] ), ja ist möglicherweise auch als Reflex auf die karthagische Vereinnahmung des griechischen Heros für Hannibal zu deuten (s. W [] ; S []  f.). Eine Tötung der Schlange dagegen hätte „in Anbetracht der Empfängnislegende einem Vatermord geglichen“ (E [a] , Anm. ). – In . . . acciperet: Scipio pflegte, wie sowohl die biographische (Oppius bzw. Hygin, s. § ) als auch historiographische (Liv. ,, ff.; App. Hisp.  f.; D.C. fr. ,) und exemplarische (Val. Max./Paris ,,) Tradition einhellig berichten, sein ganzes Leben lang mit Iuppiter in Staatsangelegenheiten Zwiesprache zu halten und begab sich daher regelmäßig in den Iuppiter-Tempel auf dem Capitol (zur Aufstellung der imago Scipos in der Cella s. F [] –). Nach Appian soll er dies allerdings erst nach der Einnahme von Neukarthago (h. Cartagena) getan haben (s. dazu E [a]  f.) Dass die Wachhunde des Tempels bei seinem Erscheinen keinen Laut gaben, findet sich dagegen ausser bei DVI nur noch bei Oppius (HRR , fr. ; FRHist  **F ) bzw. Hygin (vir. ill.: HRR , fr. ; FRHist  F ) belegt (s. auch § ). Angesichts der regelmäßigen Besuche Scipios auf dem Capitol überrascht ihr Verhalten nicht (S [] ), biographisch-propagandistisch aber ließ sich das Stillhalten der Hunde als deutlicher Hinweis auf dessen besonderes Verhältnis zum höchsten Staatsgott verwerten.  Decem . . . servavit:  im ersten Kampf gegen Hannibal auf italischem Boden (s. Vir. ill. ,). Als Anführer einer kleinen Reitertruppe rettete Scipio, so die Mehrheit der Quellen (Plb. ,, ff.; Liv. ,,; Val. Max. ,,; Flor. ,, u. a.), damals seinen schwerverwundeten Vater aus der feindlichen Umzingelung. Nach Coelius Antipater (FRH  F ; FRHist  *F) kam dieses Verdienst dagegen einem ligurischen Sklaven zu (s. auch Macr. Sat. ,,). DVI ist die einzige Quelle mit einer präzisen Altersangabe; Polybios (,,) dagegen bleibt mit ‚circa  Jahren‘ unbestimmter (s. auch Zonar. ,). Möglicherweise hatte die Vorlage der Viri illustres die Geburt auf das J.  datiert (s. auch §  und ). – Clade . . . compescuit: im J.  als Militärtribun (MRR ,). Inhaltlich, d. h. in der Abfolge der Ereignisse, gehören beide Sätze vertauscht, bezeugen aber das couragierte Auftreten einzelner Offiziere nach der verheerenden Niederlage und dem Tod bzw. der Flucht der beiden Consuln (s. Vir. ill. ,). So berichtet Livius (,, ff.), der von den Soldaten



 Kommentar

zum Anführer gewählte Militärtribun P. Sempronius Tuditanus habe aus dem kleineren (App. Hann. : größeren) der beiden Lager ca.  Mann mitten durch die Linien Hannibals nach Canusium (h. Canosa) geführt (vgl. Coelius Antipater: FRH  F ; FRHist  F ). DVI dagegen ist das einzige Zeugnis, das eine solche Tat bzw. Stilisierung auch für den jungen Scipio tradiert. Besser belegt ist sein Auftreten im Kriegsrat von Canusium gegen den jungen Adligen Q. Caecilius Metellus und seine adligen Gesinnungsgenossen, die panikartig Italien verlassen wollten (Liv. ,, f.) und von Scipio mit gezücktem Schwert (weniger dramatisch DVI: auctoritate) von ihrem unpatriotischen Vorhaben abgehalten worden sein sollen (Val. Max. ,,; Sil. Ital. Pun. , ff.).  Viginti . . . cepit: Scipio hat niemals die Praetur bekleidet. Er erhielt vielmehr im J.  (MRR ,), ohne bis dahin das Consulat bekleidet zu haben, im Alter von  (DVI; App. Hisp. ) bzw. fast  (Liv. ,,; Val. Max. ,,) durch Volksbeschluss den Oberbefehl in Spanien im Rang eines Proconsuls (imperium pro consule), wo er im Herbst desselben Jahres eintraf (Liv. , ff.; App. Hisp.  ff.; Zonar. , u. a.).  konnte er Carthago Nova (h. Cartagena), den wichtigsten Stützpunkt der Karthager in Spanien, einnehmen und dadurch zahlreiche Stämme zum Anschluss an Rom bewegen (Plb. , ff.; Liv. , ff.; ,, ff.; App. Hisp.  ff.; Zonar. , u. a.). Zum Detail s. S () –; S (b) –.  Virginem . . . astitit: Frühestes Zeugnis für diese Geschichte (s. ausführlich K [] –), die sich kurz nach der Eroberung Neukarthagos (s. § ) ereignet haben soll, ist Polybios (,, ff.), der berichtet, dass damals junge Römer, die um die Schwäche Scipios für das weibliche Geschlecht wussten, diesem eine junge bildhübsche Gefangene zum Geschenk machen wollten. Scipio habe sich bedankt, die Gabe aber staatsmännisch abgelehnt, stattdessen den Vater des Mädchens rufen lassen und ihn aufgefordert, seine Tochter zu vermählen. Auch Cassius Dio (fr. ,) und Zonaras (,) verschweigen das Interesse Scipios an jungen Frauen nicht, doch verzichtet er in ihrer Darstellung entgegen der Erwartung seiner Umgebung auf eine Liebschaft, als er hört, dass es sich bei dem Bräutigam um einen vornehmen Keltiberer handele, und gibt diesem seine Braut unangetastet zurück. Bei Livius (,, ff.) und Valerius Maximus (,,) dagegen fehlt jeglicher Hinweis auf den sexuellen Appetit Scipios, vielmehr gibt er das Mädchen, sich seiner Verantwortung als Staatsmann bewusst, ihrem Verlobten bzw. ihren Eltern zurück, um seine und der Römer moralische Integrität zu demonstrieren (Liv. ,,: si me virum bonum credis esse, scias multos nostri similes in civitate Romana esse). Noch effektvoller muss diese Anekdote jedoch in der, sicher nicht auf Livius basierenden Vorlage der Viri illustres gestaltet gewesen sein, wenn Scipio nach DVI ausdrücklich verboten haben soll, ihm die junge

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Frau vor Augen zu führen (ad se vetuit adduci). Ihre Bestätigung findet diese Annahme bei Florus (,,), nach dessen Zeugnis Scipio damals untersagt habe, gefangene Jungen und Mädchen in sein Blickfeld zu führen, um nicht einmal mit seinen Augen die Unbescholtenheit ihrer Jungfräulichkeit (virginitatis integritas) zu verletzen. Singulär ist dagegen die Formulierung patrique sponsor astitit, die trotz ihrer kryptischen Knappheit vermutlich gleichfalls die Integrität Scipios zum Ausdruck bringen soll. Die Textfassung von W (s. App.) bzw. den älteren Edd. stellt dagegen den untauglichen Versuch dar, DVI livianisch zu trimmen.  Hasdrubalem . . . expulit: Im Frühjahr  bei Ilipa (Plb. , ff.; Liv. ,, ff.  ff. u. a.), für dessen genaue Lokalisierung die antiken Quellen keinen Beleg bieten; auch der Name ist nicht sicher überliefert (zur trad. Verortung in der Nähe des h. Alcalá del Rio s. etwa H [²] ; dagegen H []: im Nordosten der späteren Provinz Baetica bei Castulo-Baecula; zur Schlacht: G [] –). Oberfehlshaber auf karthagischer Seite waren Hasdrubal, der Sohn des Geskon, dem Mago, der jüngere Bruder Hannibals (zur Familie der Barkiden s. zu Vir. ill. ,), und der Numiderprinz Massinissa (s. § ) zur Seite standen. In der Schlacht besiegt, aber durch ein heftiges Gewitter vor der völligen Niederlage gerettet, gelang es Hasdrubal, seine Truppen in den Schutz des Lagers zu bringen; von Scipio auf dem Rückzug verfolgt, konnte er schließlich die Atlantikküste erreichen und mit dem Schiff nach Gades segeln, von wo er nach Nordafrika übersetzte (Liv. ,, ff.; App. Hisp.  ff.). Mago verblieb noch bis Herbst  in Spanien, segelte aber dann mit seinen Truppen auf Befehl Karthagos zu den Balearen, um dort Winterquartier zu beziehen; Gades kapitulierte (Liv. , ff.; App. Hisp.  f.; Zonar. ,). Die karthagische Herrschaft in Spanien war damit zu Ende; Scipio kehrte Ende  nach Rom zurück (Plb. ,, f.; Liv. ,, ff. u. a.). Zum Detail s. S (a) –; S (b) – (mit einer Datierung auf  v. Chr.); H (²) –.  Amicitiam . . . coniunxit: Nach einer keineswegs risikolosen, von den Karthagern bedrohten Überfahrt (App. Hisp.  f.) war Scipio nach dem Sieg bei Ilipa  (s. § ) von Neukarthago aus nach Nordafrika gesegelt, um Syphax, den König der westnumidischen Masaesyler, für Rom zu gewinnen, nachdem er zunächst durch C. Laelius, seinen Freund und Vertrauten, die Verhandlungen in Siga (h. Takembrit) hatte führen lassen (Plb. ,a,; Liv. , f. u. a.). Hier traf er erneut auf Hasdrubal (s. § ), der seinerseits erfolglos versuchte, den König auf die Seite Karthagos zu ziehen. Obwohl von den Quellen als Bündnis bezeichnet (Liv. ,,; App. Hisp. ), dürfte es sich, wie auch DVI impliziert, eher um die Wiederbelebung der bereits von Scipios Vater geknüpften Freundschaftsbande gehandelt haben (s. S [a]  f.; H [²]  f.). In

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 Kommentar

der Folgezeit entschied sich Syphax der Herrschaft in Numidien wegen aber doch für Karthago (s. § ).  Masinissam . . . recepit: Nach der Niederlage bei Ilipa (s. § ) suchte Massinissa (s. S []), der Sohn eines ostnumidischen Massylerfürsten und Befehlshaber der numidischen Reiterei im Heer Hasdrubals, den Kontakt mit Scipio, da er sich von Rom Unterstützung in der innerdynastischen Auseinandersetzung um den Thron in seiner Heimat Numidien erhoffte; im Gegenzug sicherte er Scipio und den Römern militärische Unterstützung gegen Karthago zu (Liv. ,, ff.; App. Hisp.  f.). Nach seinem, mit römischer Hilfe errungenen Sieg () über Syphax, der zwischenzeitlich die dynastische Fehde im Königshaus der Massyler genutzt hatte, um sich ganz Numidiens zu bemächtigen (Plb. , ff.; D.S. , fr. ; Liv. ,, ff.  ff.), trug er mit seiner Reiterei entscheidend zum Sieg Scipios bei Zama  bei (s. § ) und wurde von Rom als (Klientel-?)König von Numidien anerkannt (Liv. ,, f.).  Victor . . . traiecit: Obwohl bei der Rückkehr aus Spanien nach Rom im Herbst  vom Volk begeistert empfangen, erhielt Scipio vom Senat keinen Triumph bewilligt (Liv. ,, ff.; s. jedoch Plb. ,,; App. Hisp.  ff.; dazu R [] ). Für das folgende Jahr () wurde er erstmals zum Consul gewählt (MRR ,). Er war damals erst  Jahre alt (s. § ). Obwohl consul ante annos factus das Bestehen einer Altersgrenze impliziert, kam es erst mit der lex Villia annalis des J.  zur Festlegung eines Mindestalters ( Jahre für das Amt des Consuls: Cic. Phil. ,), ohne dass dies in der Folgezeit allerdings strikt beachtet wurde (s. E [] –). Gegen die heftige Opposition senatorischer Kreise unter Q. Fabius Maximus (Plu. Fab. , ff. , ff.), die gegen einen Angriff auf Karthago waren, solange Hannibal auf italischem Boden stand, erhielt er schließlich Sizilien als Provinz, allerdings mit der als Kompromiss ausgehandelten Auflage, nur dann nach Nordafrika überzusetzen, wenn es das Interesse des Staates erforderlich mache (Liv. ,,); zum Streit um die Afrikapläne und zu den Rüstungen Scipios auf Sizilien (Liv. ,, ff.; App. Pun.  ff.; Zonar. , u. a.) s. S (a) –; H (²) –. Im J.  schließlich startete die Invasion Nordafrikas. Scipio landete im Norden Karthagos beim Kap Farina und begann die Belagerung von Utica (h. Oued Medjerda), die er jedoch beim Herannahen karthagischer und numidischer Truppen unter Hasdrubal bzw. Syphax abbrach, um in der Nähe der Stadt Winterquartier (/) zu beziehen (Coelius Antipater: FRH  F –; FRHist  F . –; Liv. ,, ff.; App. Pun.  ff. u. a.; s. S [a] –).  Hasdrubalis . . . perrupit: Während des Winterlagers Scipios bei Utica (s. § ) hatten das karthagische Heer Hasdrubals (s. § ) und die Truppen des Syphax (s. § ), den Hasdrubal schließlich doch für Karthago hatte gewinnen können, ihre Position etwa  km von der Küste

 Cornelius Scipio Africanus



entfernt in zwei getrennten, strategisch gut gewählten Lagern bezogen, mit denen sie den Weg ins Landesinnere bzw. nach Karthago blockierten (Plb. ,,; ,,; Liv. ,, ff.). In einem nächtlichen Angriff auf beide Lager (Frühjahr ) errang Scipio einen glanzvollen Sieg, bei dem beide feindlichen Heere fast vollständig aufgerieben wurden, Hasdrubal und Syphax aber die Flucht gelang (Plb. , ff.; Liv. , ff.  ff.; Oros. hist. ,, f.; zum Detail s. S [a] –; S [b]  f.; H [²] –; G [] –).  Revocatum . . . superavit:  bei Zama (h. Narragara); s. zu Vir. ill. ,.  Victis . . . imposuit: In einer kontrovers geführten Debatte im Senat, wie mit Karthago nach dem Sieg Scipios bei Zama verfahren werden solle, setzten sich die Befürworter eines Friedensschlusses (statt vollständiger Vernichtung) durch, und Scipio erhielt durch Volksbeschluss das Mandat, gemeinsam mit einer Senatskommission die endgültigen Friedensbedingungen festzulegen (Liv. ,, ff. , ff.; App. Pun.  ff.; D.C. fr. ,; Zonar. ,). Als Grundlage diente der harte Forderungskatalog, den Scipio den karthagischen Abgesandten vor ihrer Abreise nach Rom diktiert hatte (Plb. ,; Liv. ,, ff.; App. Pun.  ff. u. a.). Kernpunkte des Friedensvertrags waren schließlich: die Aufgabe aller karthagischen Besitzungen außerhalb Nordafrikas, das Verbot, Kriege ausserhalb Afrikas führen zu dürfen (und in Afrika nur mit Zustimmung Roms), die Auslieferung der Flotte bis auf zehn Kriegsschiffe, die Freilassung aller Gefangenen, die Stellung von Geiseln sowie die Zahlung einer immensen Kriegsentschädigung von . Talenten (Plb. ,; Liv. ,, ff. , ff. u. a.). Scipio selbst feierte nach seiner Rückkehr einen beeindruckenden Triumph, der ihm die glanzvolle Präsentation von Beutestücken, vor allem aber seiner Taten erlaubte (Plb. ,, f.; Liv. ,, ff.; Inscr. It. ,,). Zur pax Scipionis s. S () –, Nr. ; S () –; S (a) –; S (b)  f.; E () –; G () –; H () –;  Bello . . . recepit: Zum Sieg des L. Cornelius Scipio Asiaticus (cos. ) über den Seleukidenkönig Antiochos III. Megas bei Magnesia s. Vir. ill. ,; zur Gefangennahme und Rückgabe des Sohnes: Liv. ,, ff.; ,,; D.C. fr. ,; Zonar. ,; ferner Vir. ill. ,.  A . . . supplicemus: Im Anschluß an den Krieg gegen Antiochos III. (s. § ) sahen sich Scipio Africanus ( Censor [MRR ,]; Princeps senatus , ,  [MRR ,. . ]) und sein Bruder L. Scipio Asiactius (Vir. ill. ) verstärkt den Angriffen ihrer politischen Gegner, vor allem des älteren Cato, ausgesetzt, da sie durch ihre herausragende Stellung die innernobilitäre Balance bedrohten. So wurde Scipio Asiaticus im J.  mit einer Anklage wegen Unterschlagung von Beute (peculatus) aus dem Krieg gegen Antiochos konfrontiert (Liv. ,, ff..; Val. Max. ,,c; Gell. ,, ff.; Zonar. ,), die



 Kommentar

allerdings indirekt auch gegen seinen Bruder gerichtet war, der als Ratgeber damals die Fäden gezogen hatte (s. Vir. ill. ,); Scipio Asiaticus wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, entging jedoch durch die Intervention des Ti. Gracchus (Vir. ill. ) der Überstellung ins Gefängnis (Liv. ,, ff. . ff. , ff.; Val. Max. ,,; Gell. ,,; D.C. fr. ,). Drei Jahre später (), als der ältere Cato die Censur innehatte (s. Vir. ill. ,), soll jedoch, wie hier und in einem Teil der Quellen tradiert, historisch aber keineswegs sicher, auch Scipio Africanus selbst angeklagt worden sein, indem man ihm gleichfalls im Zusammenhang mit Antiochos Veruntreuung von Geldern, Bestechlichkeit, insbesondere aber sein dominantes Auftreten im Staat vorwarf (Liv. ,, ff.; , ff.). Der Prozess verlief, so die Quellen, jedoch im Sand, nachdem Scipio tief gekränkt Rom verlassen und sich auf seinen Landsitz bei Liternum begeben hatte (Liv. ,,; s. auch §  f.). Hauptquelle für die sog. Scipionenprozesse, die sich aufgrund der widersprüchlichen Quellenlage einer sicheren Rekonstruktion entziehen, ist Livius, der sein Material vor allem aus Valerius Antias (FRH  F  = Liv. ,,–,; –; s. auch FRHist  F . ) schöpfte, diesem aber keineswegs durchgängig gefolgt ist. Die Quellenlage war schon für Livius (,, ff.) undurchsichtig bzw. vielschichtig sowohl in Bezug auf die jeweiligen Anklagepunkte als auch hinsichtlich der Person bzw. Zahl der Ankläger und des genauen Zeitpunktes, so dass trotz aller Bemühungen der Forschung eine sichere Rekonstruktion dieser Jahre nicht möglich ist (s. etwa S [²] –; G []; F V [] –; H [²] –; Gabriel [] –). Eine Einordnung von DVI in die Überlieferung ist nur schwer möglich, da der Verfasser der Viri illustres verkürzend mehrere Details syntaktisch miteinander verwoben hat, die in den anderen Quellen getrennt berichtet werden. So spielte sich nach Valerius Antias/Livius (,, ff.) der pathetische Aufruf Scipios, mit ihm auf das Capitolium zu ziehen, auf dem Forum ab (s. auch Gell. ,, ff.), während sich die effekvolle Szene mit dem Rechnungsbuch im Senat ereignet haben soll (Plb. ,, ff.; Liv. ,, ff.; Gell. ,, ff.); Auftritte, die historisch jedoch eher im Prozess gegen den Bruder zu verorten sind. Eine geringfügige Divergenz zu Antias/Livius ergibt sich auch aus der Nennung nur eines Petiliers statt zweier Q. Petillii, während in der übrigen Tradition der Volkstribun M. Naevius als Ankläger genannt ist (Liv. ,,. ,, ff.; Gell. ,, ff. u. a.; s. MRR ,). Ein Cognomen des Petil(l)ius ist sonst nicht überliefert, die Namensform selbst nicht eindeutig belegt (vielleicht auch Ateius, so W ad loc.). Die Formel bonum factum schließlich (nicht zu verwechseln mit bene factum, aber wohl kongruent zu quod bonum, felix faustumque sit bzw. quod bene vertat) ist nur spärlich als Eingangsformel zu Aufforderungen bzw. Edikten belegt

 Livius Salinator



und impliziert ein positives Omen (Plaut. Poen. prol. . ; Suet. Iul. ,; Vit. ,). – Inde . . . referretur:  nach Liternum in Campanien (b. heutigen Lago Patria). Dort verstarb er bereits ein Jahr später () im Alter von  Jahren. Auf seinen Wunsch hin erfolgte die Beisetzung nicht in der Familiengruft der Scipionen an der Via Appia bei Rom, sondern auf seinem Landgut, da er noch im Tod seiner undankbaren Heimatsstadt gegrollt habe (Liv. ,,. ,). Zu den Problemen, die sich schon einem antiken Historiker am Ende der Republik hinsichtlich des Lebensendes dieses fatalis dux stellten s. Liv. ,, ff. , Livius . . . condemnatus: Die Biographie des Marcus Livius Salinator, geb.  (zur Person: F. M, RE XIII, [] –) gehört einerseits noch in den Zweiten Punischen Krieg (= § ), leitet aber andererseits die folgende Sequenz über die Expansion Roms nach Osten ein. Denn er hatte während seines ersten Consulats  (MRR ,) zusammen mit seinem Amtskollegen L. Aemilius Paullus erfolgreich gegen Demetrios von Pharos im sog. Zweiten Illyrischen Krieg gekämpft (Plb. ,,; , f.; D.C. fr. ; Zonar. ,; s. C [] –), so dass beide Consuln im Triumph in Rom einziehen konnten (Plb. ,, f.; ,,; Liv. ,,); primo ist hier nachklassisch statt primum verwendet. In der Folge wurden beide aber wegen Unterschlagung (peculatus) bzw. der ungerechten Verteilung der Beute aus dem Illyrienkrieg (Frontin. strat. ,,) angeklagt, doch nur Livius wurde auch verurteilt, worauf er sich als Bauer aufs Land zurückgezogen haben soll (Liv. ,,; , f.; Frontin. strat. ,, u. a.; s. auch § ). Die im J.  (Liv. ,,) eingerichtete Tribus Maecia (so die richtige Namensform statt des einhellig für DVI überlieferten Metia) gehörte zu den  tribus rusticae (zur Geographie s. HAW  f.). Ihren Namen verdankte sie der nicht mehr genau lokalisierbaren gleichnamigen Ortschaft (Paul. Fest. , L: Maecius tribus a quodam castro appellatur) in der Nähe von Lanuvium, dem h. Lanuvio, ca.  km südöstlich von Rom bei der Via Appia (Liv. ,,: nec procul a Lanuvio – Ad Maecium is locus dicitur); s. O () ; R-T ()  f.  Iterum . . . triumphavit: Zum Zerwürfnis mit C. Claudius Nero kam es, weil dieser ihn in seinem Prozess (s. § ) als Zeuge belastet hatte (Liv. ,,; Val. Max. ,,). Temporär führte die Vermittlung des Senats zu einer Aussöhnung der beiden Kontrahenten (Liv. ,, ff. , ff.; Val. Max. ,,) während des zweiten Consulats des Livius im J.  (MRR ,); zum Sieg über Hasdrubal am Metaurus () und Triumph s. Vir. ill. , bzw. ,.  Censor . . . tribuissent: Die alte Feindschaft (s. § ) brach in ihrer gemeinsamen Censur  (MRR ,) wieder auf und führte zu einer erbitterten Auseinandersetzung der beiden Politiker, in deren Verlauf Claudius Nero seinen



 Kommentar

Amtskollegen unter die sog. aerarii versetzte, worauf dieser, noch immer tief gekränkt über seine damalige Verurteilung,  der  Tribus (und damit auch Claudius Nero) auf denselben Status herabstufte (Liv. ,, ff.; Val. Max. ,,; ,,; Suet. Tib. ,; D.C. fr. ,). Die Formulierung aerarium facere (DVI) bzw. in aerarium referre (Cic. Cluent. ) bzw. aerarios relinquere (Liv. ,,. ) bezeichnete wie das geläufigere tribu movere (s. ThLL ,) die Entfernung des Betroffenen aus seiner Tribus und damit den Entzug des Stimmrechts in den comitia tributa; der Gestrafte (der sog. aerarius) hatte jedoch weiterhin seinen Beitrag (tributum) an die Staatskasse (aerarium) zu entrichten (Ps. Ascon. div. in Caec. , ff. S; s. auch M. C, DNP  [] ). Singulär und inhaltlich unklar ist allerdings die Formulierung stipendio privavit. Alternativ ist entweder an den Entzug des Soldes oder, gleichfalls nicht wirklich überzeugend, an den Ausschluss vom Kriegsdienst zu denken (s. B [] –). Unterstellt man Livius Salinator die Absicht, mit seinen unsinnigen censorischen Sanktionen seine Mitbürger auch finanziell treffen zu wollen, so erscheint unter der Voraussetzung, dass die Nachricht bei DVI überhaupt zutreffend ist (skeptisch bereits RStR III , Anm. ), der Entzug der materiellen Entschädigung im Kriegsdienst plausibler als der Verzicht auf eine Rekrutierung im Kriegsfall. , Quintus . . . filius: Auch der Patricier Titus Quinctius Flamininus (geb. um ) galt am Ende der Republik als fortissimus vir (Cic. Cato ). Sein Sieg über Philipp V. von Makedonien und die Neuordnung Griechenlands (s. § –) markieren den Beginn des römischen Ausgreifens nach Osten. Zugleich verband die Tradition mit seinem Namen den Tod Hannibals, des römischen Erzfeindes, in Bithynien (s. § ). Seine ausgeprägte Aufgeschlossenheit für die griechische Sprache und Kultur dokumentierte den Zeitgenossen augenfällig ein bronzenes, vermutlich an der Strecke der Triumphzüge aufgestelltes Standbild gegenüber dem Circus Maximus, dessen Inschrift wohl erstmals in Rom auf Griechisch abgefasst war (Plu. Flam. ,; s. S []  f.). Zur Biographie und Karriere s. H. G, RE XXIV () –; B (); B () –; zu seinem Philhellenismus F (²) –; ein Kurzporträt bietet G (). Wie bei seinem Bruder L. Flamininus (s. Vir. ill. ,) ist auch hier die Namensform falsch wiedergegeben, indem Gentil- (Flaminius) und Cognomen (Flamininus) sowie Prae- (Quintus) und Gentilnomen (Quinctius) verwechselt sind – eine Verwirrung, die höchstwahrscheinlich für die irrtümliche genealogische Verknüpfung mit dem von Hannibal am Trasimenischen See besiegten Plebeier Gaius Flaminius (s. Vir. ill. ,) verantwortlich ist. – consul . . . sortitus: im J. 

 Quinctius Flamininus



(MRR ,) im Alter von nicht einmal  Jahren (Plu. Flam. ,); die Praetur und Aedilität hatte er nicht bekleidet (Liv. ,, f.; Plu. Flam. ,; s. B []). Die Consuln erhielten ihre Provinz entweder durch das Los oder durch gegenseitige Übereinkunft oder – seltener – durch den Senat (s. etwa Liv. ,,). – ducibus . . . exuit: Philipp V. von Makedonien (–) hatte zunächst durch die Sperrung der Aoos-Pässe in Epeiros den römischen Vormarsch zu blockieren versucht. Mit Hilfe von Hirten des epirotischen Fürsten Charops (Plb. ,,; Vell. ,,; Plu. Flam. ,; Charopus: Liv. ,,) gelang jedoch ausgewählten Einheiten des Flamininus ein Umgehungsmanöver. Von zwei Seiten in die Zange genommen, musste Philipp Ende Juni  sein Lager im Stich lassen (castris exuit) und den Rückzug nach Thessalien antreten (Enn. ann. X fr.  f. S; Liv. , f.; Plu. Flam. , f. u. a.). Mit proelio ist hier also wohl nicht die Schlacht bei Kynoskephalai (‚Hundsköpfe‘) in Thessalien gemeint, in der Flamininus als Proconsul (MRR ,) im folgenden Jahr () den Makedonenkönig kriegsentscheidend besiegte (Enn. ann. XI fr.  f. S; Plb. , ff.; Liv. ,, ff. , ff.; Plu. Flam. , ff.; , ff. u.a; zum Konflikt mit Philipp V. s. E []; H/W [] –; H [²] –). Gleichwohl ist aufgrund der gerafften Satzstruktur, die auf den Exzerptcharakter der Viri illustres verweist, nicht völlig auszuschließen, dass deren Verfasser hier die beiden Siege des Quinctius Flamininus kontaminiert hat. Hierfür spricht, dass die Niederlage Philipps V. bei Kynoskephalai im folgenden Paragraphen (§ ) vorausgesetzt ist.  Filium . . . restituit: Nach Kynoskephalai (s. § ) vereinbarten die Kriegsparteien einen viermonatigen Waffenstillstand, um die Friedensverhandlungen in Rom zu führen. Als Sicherheit hinterlegte Philipp V. nicht nur  Talente, sondern stellte auch seinen jüngeren Sohn Demetrios als Geisel (Plb. ,, f.; Plu. Flam. , u. a.). Syntaktisch ist quem auf eius (= Philipp V.) zu beziehen; ein Hyperbaton, das sich auch sonst findet (Cic. Mil.  u. a.). Im endgültigen Friedensvertrag (s. H/W [] –) verpflichtete sich Philipp V. zum Abzug aus Griechenland, der Anerkennung der Freiheit aller Griechen in Europa und Kleinasien, der Auslieferung aller Kriegsgefangenen, der Abrüstung seiner Flotte und der Zahlung einer Kriegsentschädigung von  Talenten (zu den Details s. Plb. ,; Liv. ,; Plu. Flam. , u. a.). Sein Sohn Demetrios musste auch nach dem Abkommen in Rom bleiben und wurde erst im J.  in Anerkennung des Wohlverhaltens Philipps V. während des Krieges gegen Antiochos III. (s. Vir. ill. ) vom Senat aus seiner Verpflichtung als Geisel entlassen, so dass er in die Heimat zurückkehren konnte (Plb. ,,; Liv. ,,).  A . . . accepit: Nabis, der König bzw. Tyrann von Sparta (seit ) und Bundesgenosse der Römer, hatte im J.  Argos besetzt, das auch vom Achäischen Bund



 Kommentar

beansprucht wurde (Plb. ,; Liv. , ff. u. a.). Nach seiner Niederlage (/) gegen Quinctius Flamininus und den mit Rom verbündeten Achäischen Bund (s. G [] –; B [] –) musste er sich jedoch aus Argos zurückziehen, konnte aber seine Herrschaft behalten. Zur Erfüllung bzw. Einhaltung der Friedensbedingungen (Abrüstung der Flotte, Freilassung der Gefangenen, Räumung weiterer Städte, Zahlung einer Kriegsentschädigung u. a.), hatte er Geiseln zu stellen, unter denen sich auch sein Sohn befand (Liv. ,, ff. ,; Plu. Flam. ,; Zonar. ,).  †Ludos . . . pronuntiavit: Das Heraion, ca.  km von der Stadt Samos entfernt gelegen, war seit dem . Jh. das kulturelle Zentrum der Insel, wo jeweils im Frühjahr kultische Zeremonien für Hera (= Juno) stattfanden. Philipp V. hatte die Insel im J.  besetzt. Seit  stand sie unter dem Schutz der Rhodier, schloss sich aber Rom gegen Antiochos III. (Vir. ill. ) an und erlangte so  ihre Unabhängigkeit (s. H. S, DNP  [] –, hier  f.). Die durch beide Textfamilien (A, B) einhellig überlieferte Notiz von DVI ist singulär, doch spricht dies nicht a priori gegen ihre Historizität, da sich eine Datierung in die Jahre um  durchaus in die Binnenchronologie der Biographie einfügt. Die von den älteren Editionen (s. App. P/G bzw. W) vorgeschlagene Emendation zu liberos esse Graecos Nemeae, die auf Florus basiert, ist hingegen rein spekulativ, zumal dieser irrtümlich die Freiheitserklärung für alle Griechen an den Isthmien in Korinth (Sommer ) mit der Bestätigung der Freiheit der Argiver bei den Nemeischen Spielen () durch Flamininus nach seinem Sieg über Nabis (s. § ) kontaminiert hat (,, f.: Graeciae vero veterem statum reddidit, ut legibus viveret suis et avita libertate frueretur. Quae gaudia . . . fuerunt, cum hoc forte Nemeae in theatro quinquennalibus ludis a praecone caneretur; ungenau auch Plu. Flam. ,: Wiederholung der Proklamation für alle Griechen des J.  in Nemea; richtig dagegen Liv. ,,: Testataque quoque ipso Nemeorum die voce praeconis libertas est Argivorum). Es bleibt daher nur zu konstatieren, dass das Fehlen jeglicher Nachricht über die berühmt gewordene Freiheitserklärung Griechenlands durch Quinctius Flamininus bei den Isthmischen Spielen des J.  in Korinth (Plb. ,; Liv. , f.; Plu. Flam. , ff. u. a.; s. W []; F [²] –; knapp H [²] –; zum sog. Philhellenismus im Diskurs der Nobilität außerdem G [] –) überrascht. Wahrscheinlich hatte die Vorlage der Viri illustres die Proklamation enthalten, doch ist sie möglicherweise bei deren Bearbeitung aufgrund sprachlicher Parallelen weggefallen (vgl. Liv. ,,: ad spectaculum consederant et praeco cum tubicine, ut mos est, in mediam aream processit . . . et tuba silentio facto ita pronuntiat . . .).  Legatus . . . missus: Zum Selbstmord Hannibals s. Vir. ill. ,.

 Fulvius Nobilior



, Quintus . . . introiit: Wie bei T. Quinctius Flamininus (Vir. ill. ) liegt auch in der ‚Biographie‘ des Marcus (nicht: Quintus) Fulvius Nobilior der Focus auf seinem Erfolg in Griechenland, d. h. auf dem Ausgreifen Roms nach Osten (s. §  f.). Von den Ämtern des cursus honorum (MRR ,) sind nur noch seine militärischen Erfolge in Spanien als Praetor bzw. Proconsul berücksichtigt (s. unten), während die Censur des J.  (MRR ,) und seine verschiedenen Bauprojekte (s. zu § ) ausgespart sind (zur Vita: F. M, RE IV, [] –). Im J.  als Praetor in das jenseitige Spanien (Hispania ulterior) geschickt (MRR ,), errang er in diesem Jahr und im Folgejahr als Proconsul (nicht: consul ; s. MRR ,. ) mehrere Siege über die Vaccaer, Oretaner, Keltiberer und Vettonen (hier die griech. Akkusativform auf -as statt -es), die in der Lusitania zwischen Tajo und Duero siedelten (Liv. ,,. ,. , ff.; Oros. hist. ,,. ; s. R [] –; L [²]  f.). In Anerkennung seiner Siege durfte er bei seiner Rückkehr  im kleinen Triumph (ovatio) in Rom einziehen (Liv. ,, f. ,; Inscr. It. XIII,, u. a.; zur Form der ovatio s. Vir. ill. ,).  Consul . . . triumphavit: Im sog. Zweiten Makedonischen Krieg gegen Philipp V. (s. Vir. ill. ,) hatten die Aetoler, die wichtigste Stammesgemeinschaft in Mittelgriechenland, bzw. ihre Bundesorganisation (s. G []) die Römer noch bei Kynoskephalai (s. Vir. ill. , f.) unterstützt (Plb. , f.). In der Folgezeit aber waren sie, verstimmt über die Politik Roms (Plb. ,, ff.; Liv. ,, ff.; Plu. Flam. , ff.) auf die Seite Antiochos’ III. (Vir. ill. ) gewechselt (post ad Antiochum defecerant) und hatten sich zum „Zentrum aller anti-römischen Intrigen in Griechenland“ (H [²] ) entwickelt. Im J.  kam es schließlich zur entscheidenden Auseinandersetzung mit Rom. Während Manlius Vulso (Vir. ill. ) mit einem Heer nach Kleinasien zu einem Feldzug gegen die Galater aufbrach, griff Fulvius Nobilior als sein Amtskollege im Consulat (MRR ,) die dem aetolischen Bund angehörende Stadt Ambrakia (h. Arta) im südlichen Epeiros an und belagerte sie längere Zeit, ohne sie militärisch einzunehmen (zum Detail s. Plb. , ff.; Liv. , ff.; ,, ff.; ,, ff.; Zonar. ,; s. G [] –; H (²) –.  f.; zur Chronologie des Feldzugs außerdem W []). Gleichwohl sahen sich die Aetoler, wie auch die Formulierung proeliis frequentibus victos andeutet, zu Friedensverhandlungen genötigt, und die Kapitulation der Stadt bildete die Voraussetzung für deren erfolgreichen Abschluss (Plb. , ff.; Liv. , ff.; Flor. ,, u. a.). Als einstige Residenz des Pyrrhos von Epeiros (s. Vir. ill. ), verfügte Ambrakia über einen reichen Schatz an Bronze- und Marmorstandbildern sowie Gemälden (Plb. ,, f.; Liv. ,,), welche die Bewohner der Stadt damals Fulvius Nobilior überlassen mussten, der die schönsten Stücke in der Folge



 Kommentar

in dem von ihm zur monumentalen Verewigung seines Sieges errichteten Tempel des Hercules Musarum in circo Flaminio auf dem Marsfeld aufstellen ließ (CIL VI ; Plin. nat. ,; Paneg. ,, u. a.; s. A. V, LTUR  [²] –). Im J.  (MRR ,) kehrte Fulvius Nobilior aus Griechenland nach Rom zurück, wo er zunächst (Dez.) einen großartigen Triumph über die Aetoler (und Kephallenier) feierte sowie im folgenden Jahr  prächtige Spiele veranstaltete (Cic. Mur. ; Liv. , f. ,; Eutr. ,, u. a.).  Quam . . . celebravit: Q. Ennius (s. auch Vir. ill. ,) hatte Fulvius Nobilior auf seinem Feldzug begleitet (Cic. Arch. ; Tusc. ,; Brut. ) und setzte ihm ein literarisches Denkmal sowohl im . Buch seines Epos Annales (ed. S) als auch in seiner Praetexta Ambracia, die vermutlich, ein Novum für einen Politiker zu Lebzeiten, anlässlich seines Triumphes (s. § ) aufgeführt wurde (s. W. S, HLL  [] –, hier  f. . –). Das genaue Todesdatum des Fulvius Nobilior ist unbekannt; vermutlich starb er relativ bald nach seiner Censur im J.  (M [s. § ] ). , Scipio . . . Africani: Obwohl L. Cornelius Scipio Asiaticus zeit seines Lebens im Schatten seines älteren Bruders Scipio Africanus (Vir. ill. ) stand, gehörte auch er zu den summi viri, wie sein Elogium auf dem Augustus-Forum beweist, das einen Teil seines cursus honorum bewahrt hat (Inscr. It. ,,, Nr. ; s. auch MRR ,; zur Person s. F. M, RE IV, [] –; B []). Noch zur Zeit Ciceros war überdies eine vermutlich nach seinem Triumph im J.  errichtete Statue von ihm auf dem Capitol zu sehen, die ihn in griechischer Tracht mit Chlamys und Sandalen zeigte (Cic. Rab. Post. ; Val. Max. ,,; s. S []  f.). Chronologisch steht seine Biographie für das Ausgreifen Roms nach Kleinasien, indem sie zusammen mit dem Abschnitt über Manlius Vulso (Vir. ill. ) den Krieg gegen Antiochos III. Megas (Vir. ) umrahmt. – infirmo . . . laudatus: Cornelius Scipio hatte zunächst unter seinem älteren Bruder P. Scipio Africanus (s. Vir. ill. ,) als Legat auf dessen Feldzügen in Spanien / (s. MRR ,. ) und Sizilien  (s. MRR ,) gedient, bevor er mit diesem in gleicher Funktion für die J. – nach Nordafrika ging (s. MRR ,. . ; zur Endphase des Zweiten Punischen Krieges s. Vir. ill. ,), wo er sich anscheinend bewährte (s. auch Liv. ,, ff.). Dass er von schwächlicher Natur gewesen sei (infirmo corpore) findet sich in dieser Explizitheit nur bei DVI (ähnlich Val. Max. ,,: imbellis . . . laudis inopi), ist aber nicht wirklich singulär. So soll sich sein älterer Bruder Scipio Africanus, nicht zuletzt im Interesse der Familie, hinter ihn gestellt haben, als er sich nach seiner Wahl zum Consul (s. unten) im Senat dem Vorwurf zu geringen Mutes und zu geringer Tatkraft (parumque . . .

 Cornelius Scipio Asiaticus



animi, parum roboris) ausgesetzt sah, um den Oberfehl gegen Antiochos III. übernehmen zu können (Cic. Phil. ,; s. auch App. Syr. ). – consul . . . privavit: Zusammen mit C. Laelius, dem Vertrauten des Scipio Africanus (Val. Max. ,,), der selbst damals nicht kandidieren durfte, für das J.  zum Consul gewählt, erhielt Scipio Asiaticus die Erlaubnis, in Kleinasien gegen Antiochos III. Krieg führen zu dürfen. Ihm zur Seite (legato fratre) stellte der Senat jedoch seinen erfahrenen älteren Bruder, der ihm de iure als Legat untergeordnet war, der aber de facto die Kriegsführung bestimmte (s. im Detail abweichend: Cic. Mur. ; Phil. ,; Liv. ,, ff.; Val. Max. ,,; App. Syr. ; Iust. ,,; zum Verhältnis der beiden Brüder s. B []; H [²] –). Schließlich kam es Ende  bei Magnesia (h. Manisa) beim Berg Sipylos, einem Gebirgszug nordöstlich des Golfes von Smyrna, wo Antiochos ein stark befestigtes Lager errichtet hatte, zur kriegsentscheidenden Schlacht bzw. Niederlage Antiochos’ III. (Liv. , ff.; App. Syr.  ff.; Flor. ,, ff.; Iust. ,, ff.; Zonar. , u. a.; s. G [] –). Scipio Africanus allerdings nahm an dieser nicht teil, da er wegen Krankheit an der Küste bei Elaia (beim h. Kazık Bağları) hatte zurückbleiben müssen (Liv. ,, f. ,; ,,. ,; App. Syr. ; s. auch Vir. ill. ,). Dass damals einsetzender Regen die Bogen der Feinde unbrauchbar machte, berichten auch Liv. ,, ff.; Frontin. strat. ,,; App. Syr. ; Flor. ,, u. a. – hinc . . . dictus: Nach seinem Sieg kehrte Scipio Asiaticus  nach Rom zurück, wo er nach den Triumphalfasten Ende Feb.  einen glanzvollen Triumph feierte (Inscr. It. ,,; Plb. ,, f.; Liv. ,, ff. u. a.). Mit der Annahme eines Cognomens eiferte er seinem älteren Bruder nach (Cic. Mur. : aequa parta cum Publio fratre gloria, quam ille Africa oppressa cognomine ipso prae se ferebat, eandem hic sibi ex Asiae nomine adsumpsit). Die von Scipio gewählte Namensform dürfte Asiagenes (lat. Asiagenus) gewesen sein, wie sie für seinen Enkel L. Cornelius Scipio Asiagenes (cos. ; MRR ,) epigraphisch und numismatisch belegt ist (s. auch D.S. , fr. ,; Liv. ,,; Eutr. ,, u. a.; dazu M [s. § ] ). Die Form Asiaticus dagegen findet sich inschriftlich erst in augusteischer Zeit, so im Elogium vom Augustusforum (Inscr. It. ,, Nr. : [L. Corneli]us P. f. S[cipio Asia]ticus) sowie in den Consular- und Triumphalfasten (Inscr. It. ,,. ), literarisch zwar auch bei Livius (,,), dann aber vor allem bei späteren Autoren (s. ThLL , f.). Sollten die Viri illustres tatsächlich auf einer Biographiensammlung im Übergang von der Republik zum Principat beruhen (s. S. –) und deren Verfasser den Text seiner Vorlage bewahrt haben, so würde an dieser Stelle der früheste Beleg überhaupt für das Cognomen Asiaticus fassbar. Sprachlich verdient diese Namensform stricto sensu auf jeden Fall den Vorzug, da sie von dem griechischen Adjektiv ἀσιατικός abgeleitet, den



 Kommentar

Sieger in bzw. über Asia bezeichnet (s. K [] ), während Asiagenes bzw. Asiagenus wörtlich den ‚in Asia Geborenen‘ meint, also eigentlich einen sprachlichen Missgriff darstellt (s. ThLL loc. cit.).  Post . . . intercessit: Zum Prozess des J.  (anders MRR ,, Anm.  bzw. , f.: ) als Teil der nur schwer rekonstruierbaren Scipionenprozesse s. Vir. ill. ,; zur Interzession des Ti. Sempronius Gracchus s. Vir. ill. ,. – M. . . . ademit: Mit seiner censorischen Maßregelung im Rahmen der recognitio equitum nahm Cato Scipio die Möglichkeit, an der (jährlichen) Parade bzw. Musterung der Ritter (transvectio equitum; s. Vir. ill. ,) teilzunehmen (Liv. ,,; ungenau: Plu. Cato ,: Entfernung aus dem Ritterstand). Zur Censur Catos im J.  s. Vir. ill. ,. , Antiochus . . . possidebant: Wie Hannibal (Vir. ill. ) zählte auch Antiochos III. Megas zu den großen Feinden Roms, dessen Name für die Ausdehnung des römischen Einflussbereichs auf (Klein-)Asien steht (s. S []; T []). Lysimacheia, auf dem Isthmos der thrakischen Halbinsel Chersonesos gelegen (bei dem h. Bakla Burnu), war im J. / von dem Diadochen Lysimachos gegründet worden (D.S. ,,; Paus.,, u. a.).  an die Seleukiden gefallen (Plb. ,,), wurde die Stadt zu Beginn des . Jh. von den Thrakern zerstört (Plb. ,, f. ,; Liv. ,,). Als Antiochos III. (König seit ; s. S [] –), der Sohn Seleukos II., im Frühjahr  erstmals den Hellespont überschritt, ließ er die Stadt wieder aufbauen und neu befestigen (Plb.,, f.; Liv. ,, ff.). Wenig später wurde sie jedoch von Scipio Africanus (Vir. ill. ) erobert (Plb. ,,). Sprachlich auffallend ist hier der Gebrauch des reflexiven (suis) statt des nicht-reflexiven Personalpronomens (eius). – statimque . . . occupavit: Auf die Bitte der Aitoler (vgl. Liv. ,, ff.) landete Antiochos im Winter  im Hafen von Demetrias in Thessalien (Plb. ,, f.; Liv. ,, ff.; App. Syr.  ff.). Als Stratege des aitolischen Bundes (Liv. ,,; App. Syr. ) versuchte er mittels Bündnisverhandlungen und militärischen Aktionen Griechenland unter seine Kontrolle zu bringen, doch gelang ihm dies nur teilweise, da er weder die Unterstützung Philipps V. noch von Sparta gewinnen konnte. Zum Griechenlandfeldzug s. G () –. – In . . . elanguit: im Winterlager (Anfang ) in Chalkis auf Euböa, wo Antiochos mit seinen Offizieren Quartier bezog und sich amüsierte (Plb. ,; D.S. , fr. ; Liv. ,, ff. u. a.)  Adventu . . . refugit: Auf die Ankunft des Manius (nicht: Marcus) Acilius Glabrio (cos. ; MRR ,) brach Antiochos seine Unternehmungen nach Akarnien im Westen ab und kehrte nach Chalkis zurück (Plb. , f.; Liv. ,, f.  f.; App. Syr.  ff.; Iust. ,,). Durch die Sperrung der Thermopylen versuchte er den Vormarsch der Römer unter Acilius Glabrio

 Antiochus Megas



zu stoppen, doch unterlag er in der Entscheidungsschlacht im Sommer  den Römern, als dem älteren Cato ein Umgehungsmanöver gelang (s. Vir. ill. ,). Antiochos setzte sich daraufhin über Chalkis nach Ephesos ab (Liv. ,, ff. , ff.; App. Syr. ; Iust. ,, u. a.).  Navali . . . peteret: Zunächst erlitt die königliche Flotte unter Hannibal im Sommer  beim Eurymedon (h. Köprü-Su) vor Pamphylien eine Niederlage (Liv. , f.; App. Syr.  f.; Iust. ,, f. ; Zonar. ,). In der Folge besiegte L. Aemilius Regillus bei Mynessos an der Küste Ioniens eine zweite Flotte des Königs unter Polyxenidas (Plb. ,; Liv. ,, ff.  f.; App. Syr.  ff.; s. G [] –). Angesichts seiner Niederlagen zur See schickte Antiochos seinen Emissär Herakleides von Byzanz zu Sondierungsgesprächen über einen Frieden in das Lager Scipios nach dessen Übergang über den Hellespont (Plb. , ff.; D.S. , fr.  f.; Liv. , ff.; App. Syr.  ff.; Iust. ,, ff.; Zonar. , u. a.). In einer Privataudienz versuchte jener, diesen zu bestechen, und stellte ihm die Freilassung seines Sohnes ohne Lösegeld in Aussicht. Scipio jedoch beharrte, so die Überlieferung (Plb. ,,; Liv. ,,; App. Syr. ), auf den Forderungen an Antiochos, gab ihm aber gleichsam als Dank (quasi pro reddenda gratia) für das persönliche Angebot der Freilassung seines Sohnes den Rat mit auf den Rückweg, Antiochos möge die Friedensbedingungen Roms akzeptieren, was bei DVI in die singuläre Wortwahl ut amicitiam peteret gekleidet ist. Tatsächlich erhielt Scipio Africanus seinen Sohn wohlbehalten wenig später, noch vor der Entscheidungsschlacht bei Magnesia (s. § ), zurück, als er sich aus gesundheitlichen Gründen einige Zeit in Elaia an der Küste aufhielt (Liv. ,, f.; s. auch Vir. ill. ,). Der Verfasser der Viri illustres hat hier allerdings verkürzend beide Etappen komprimiert bzw. auf das Ergebnis der Freilassung reduziert (filium . . . patri remisit). Über Zeitpunkt und Ort der Gefangennahme des Sohnes lagen schon Livius (,,) zwei divergierende Versionen vor: entweder zu Anfang des Krieges (übereinstimmend Plb. ,,; für das J.  auch M [] –) durch die Schiffe des Königs bei der Überfahrt von Chalkis nach Oreos (s. auch D.S. , fr. ; App. Syr. ; D.C. fr. ,; Iust. ,,) oder erst nach der Überquerung des Hellespont bei der Auskundschaftung des königlichen Lagers (s. auch Val. Max. ,,; Plin. nat. ,). Anders als Livius hat sich der Verfasser der Vorlage von DVI für die erste Möglichkeit entschieden (inter navigandum). Keine der Quellen nennt jedoch einen Namen (zur Identifizierung mit Lucius Cornelius Scipio, dem Praetor des J.  [MRR ,], s. B [] ).  Antiochus . . . conflixit: Ende  bei Magnesia gegen L. Scipio Asiaticus (s. Vir. ill. ,). – victus . . . est: Im Frieden von Apamea (Phrygien) hatte Antiochos  auf alle Gebiete westlich und nördlich des Taurusgebirges, d. h. vor allem auf Kleinasien, zu verzichten (Cic. Deiot. : Antiochus Magnus ille



 Kommentar

. . . devictus Tauro tenus regnare iussus est), eine hohe Kriegsentschädigung zu entrichten und militärisch abzurüsten (D.S. , fr. ; Plb. , f.; Liv. ,, ff.; App. Syr.  ff. u. a.; s. G [] –). – a . . . est: eine singuläre Variante. Nach anderen Quellen wurde Antiochos bei dem Versuch, in der Elymaïs (Medien) einen Zeus-Tempel (D.S. , fr. ; Iust. ,, f.) bzw. Baal-Tempel (D.S. , fr. ) zu plündern, Anfang Juli  von den Einheimischen erschlagen (s. auch Str. ,, u. a.). , Gaius . . . intulit: Mit Gnaeus (nicht: Gaius) Manlius Vulso schließt die Sequenz über den Krieg gegen Antiochos III. (Vir. –). Sein Feldzug in Kleinasien ist nur knapp notiert, sein spektulärer Triumph ist ebenso ausgeblendet wie die Kritik der Zeitgenossen und der Überlieferung, die mit diesem den Beginn von Luxus, Sittenverfall und allgemeiner Dekadenz verknüpfte (s. F. M, RE XIV, [] –; zum Feldzug: s. W [] –; G (); konzis H [²) –; zum Triumph: P [] –). Mehr Interesse hat der Verfasser der Viri illustres dagegen an dem Schicksal Chiomaras, der Frau des Keltenfürsten Ortiagon, gefunden (§ ). – missus . . . intulit: Als Consul löste Manlius Vulso im J.  (MRR ,) Scipio Asiaticus, der zusammen mit seinem Bruder Publicus Scipio Africanus den Krieg gegen Antiochos III. erfolgreich beendet hatte (s. Vir. ill. ,; ,; , f.) im Oberbefehl ab (Liv. ,,; ,, f.). Von der Gier nach einem Triumph getrieben (cupidine triumphi: weder Liv. , f. noch Flor. ,, akzentuieren dieses Motiv so scharf ), führte Manlius einen ebenso siegreichen wie brutalen Feldzug gegen die keltischen Galater (Gallograeci), die von Zentralanatolien aus immer wieder die kleinasiatischen Städte überfielen. Auf seinem Feld- bzw. Raubzug (Plb. , ff.; Liv. , ff.; Flor. ,; App. Syr.  ff.; Oros. hist. ,,; Zonar. , u. a.) marschierte er zunächst südwärts nach Karien, Lykien und Pamphylien; von dort aus wandte er sich nach Norden, durchquerte mit seinem Heer Pisidien (Pisidi) und Phyrgien, um als ersten Teilstamm der Galater die Tolistobogioi anzugreifen, die im Gebiet von Pessinus und Gordion siedelten und Antiochos III. gegen Rom unterstützt hatten (Antiocho affuerant). Diese hatten sich mit ihren Familien auf dem Berg Olympos (h. Gipfelkamm des Çile Dağı-Massivs: K. S, DNP  [] ) verschanzt, doch wurde ihre Stellung von den Römern eingenommen; wer in Gefangenschaft geriet (.: Claudius Quadrigarius: FRH  F ; FRHist  *F ; .: Valerius Antias: FRH  F ; FRHist  F ), wurde versklavt. Anschließend nahm Manlius die Stadt Ancyra (h. Ankara) ein und besiegte am nahegelegenen Berg Magaba mit den Tectosages und Trokmoi auch die beiden anderen Stämme der Galater (zu den einzelnen Stämmen: S –). Wegen

 Manlius Vulso



der Friedensverhandlungen mit Antiochos III. in Apameia () konnte Manlius erst gegen Ende des Jahres in Richtung Rom aufbrechen, wo sein Anspruch auf einen Triumph heftigen Widerstand im Senat provozierte (s. die fiktive Senatsdebatte über seinen Antrag bei Liv. ,, ff. , ff.; dazu S [] –). Gleichwohl setzte er sich schließlich gegen seine Gegner durch und konnte kurz vor Ablauf des Consulatsjahres / (Liv. ,,: extremo anni magistratibus iam creatis ante diem tertium nonas Martias, d. h. im Herbst  julian.) seinen Triumph abhalten (Inscr. It. ,, f. ; Liv. ,,; falsch Flor. ,,: certe negatus est victori triumphus; s. I [], Kat. Nr. ), der wegen seiner kostspieligen und aufwändigen Inszenierung schon bei den Zeitgenossen, aber auch den Späteren auf Kritik stieß (Calpurnius Piso: FRH  F ; FRHist  *F ; Liv. ,, ff.).  His . . . tradidit: Orgiagon (richtig: Ortiagon: Plb. ,,; ,,) war ein Tetrarch (regulus) der Tolistiobogoi (s. § ), dem am Olympos die Flucht gelang, während seine Frau Chiomara in Gefangenschaft geriet. Ihre Vergewaltigung durch einen römischen Centurio und ihre blutige Rache finden sich bereits bei Polybios erzählt, der diese später in Sardis getroffen haben will und auf dessen Darstellung Plutarch basiert (Moral.  E-F = Plb. ,). Auf diesen geht auch die dramatisierend-moralisierende Bearbeitung des Livius (,, ff.) zurück, der Chiomara mit den heldenhaften Taten einer Lucretia (Vir. ill. , ff.) bzw. Verginia (Vir. ill. , f.) parallelisiert (s. auch Val. Max. ,, Ext. ; Flor. ,,; zum Detail: R []; K [] –). Ihren Namen tradieren nur Polybios bzw. Plutarch, während sie bei Livius und in der post-livianischen Tradition als namenlose Heroine agiert. Die Namensform Orgiagon findet sich nicht nur bei DVI, sondern auch bei Livius (,,. ; dagegen Ortiagon: ,,, möglicherweise ein Überlieferungsfehler, s. B []  f.), Valerius Maximus (,, ext. ) und Florus (,,), doch lässt sich hieraus pace K []  (nach M [²]  f., Anm. ) keineswegs der Schluss ableiten, DVI sei deshalb der livianischen Traditionslinie zuzuordnen. Denn die vorliegende Fassung weicht trotz des Verzichts auf jegliches narrative Element an signifikanter Stelle von Livius bzw. Valerius Maximus, aber auch Polybios bzw. Plutarch ab. Schauplatz des Geschehens (Liv. ,,: primis tenebris) ist das Ufer des Flusses, welcher die Kriegsgegner trennt. Hochdramatisch fokussiert die Darstellung des Livius (,,) bzw. Valerius Maximus genau den Moment der Goldübergabe: Während der Centurio mit dem Wiegen des Goldes beschäftigt ist, gibt Chiomara ihren Verwandten, die das Lösegeld gebracht haben, in ihrer eigenen, für den Römer unverständlichen Sprache den Befehl, diesen zu töten. Bei Polybios (,) bzw. Plutarch (Moral.  F) dagegen ereilt den Centurio sein Schicksal erst nach der Aushändigung des Goldes, als er sich



 Kommentar

mit einer zärtlichen Umarmung von ihr verabschieden will. Übereinstimmend (s. auch Flor. ,,) lassen beide Fassungen sodann Chiomara das abgetrennte Haupt des Römers in ein Tuch einwickeln und ihrem Mann vor die Füße werfen. Mit diesem Ablauf jedoch ist die Fassung der Viri illustres nicht vereinbar, da sie klar die Tötung des Centurio durch Ortiagon selbst (oder auf dessen Befehl) zum Ausdruck bringt. Erschließbar wird damit, zumindest ansatzweise, eine Vorlage, die (vielleicht) zu erzählen wusste, dass der Vergewaltiger bei der Übergabe des Lösegeldes von den Verwandten überwältigt und anschließend von Chiomara ihrem Mann zur Tötung übergeben wurde. Nicht auszuschließen ist jedoch auch hier, wie an anderen Stellen, eine ungenaue Bearbeitung bzw. Verkürzung der Vorlage durch den Verfasser von DVI. , Lucius . . . Paulus: „Militärischer Ruhm und familiäre Glücklosigkeit“ (F) bestimmten das Leben des Lucius Aemilius Paul(l)us (Paulus: etwa Liv. ,,; Val. Max. ,,; Plu. Aem. , u. a.; dagegen Paullus: Inscr. It. ,,, Nr. ; ,,, Nr. ). Eine untadelige Lebensweise (s. § ) zeichneten ihn ebenso aus wie sein Interesse für die griechische Kultur (zur Biographie s. M []; R []; B []; F []). Seine Statue schmückte den Fornix Fabianus (Ende . Jh.) an der Via Sacra auf der Höhe des Vesta-Tempels (Inscr. It. ,, f., Nr. ; s. S [] –) und gehörte zum Statuenprogramm der summi viri auf dem Augustus-Forum, wie das in einer Kopie aus Arezzo erhaltene Elogium beweist (Inscr. It. ,, f., Nr. ). – filius . . . triumphavit: Als Sohn des gleichnamigen Consuls von  (zu Cannae s. Vir. ill. ,) bekleidete Aemilius Paul(l)us erstmals im J.  das Amt eines Consuls (MRR ,). Seinen Triumph über die Ligurer feierte er allerdings erst ein Jahr später () als proconsul (MRR ,), nicht consul (so aber auch das Elogium [Inscr. It. ,,, Nr. ]; Vell. Pat. ,,; zur Gesamtzahl seiner Triumphe s. B []  f.). DVI ist das einzige Zeugnis dafür, dass sich Paul(l)us zunächst dreimal vergeblich um das höchste Amt beworben haben soll. Möglicherweise lag dieselbe Vorlage aber auch Valerius Maximus vor (,,: aliquotiens frustra consulatum petiit), während aus Livius (,,) nur zwei Versuche erschließbar sind.  Rerum . . . posuit: Die Textfolge legt nahe, dieses singuläre Detail auf den Triumph über die Ligurer zu beziehen. Die Formulierung publice posuit lässt vermuten, dass es sich nicht um eine Darstellung handelte, wie man sie beim Triumph zu zeigen pflegte (s. H []), sondern wohl um eine Anfertigung nach dem Triumph (s. Ö []  f.). Durch den Text nicht gedeckt ist dagegen ist die Annahme mehrerer Gemäldetafeln (so aber I [], Kat. Nr. ). Zur publizistischen Verewigung seines glorreichen Sie-

 Aemilius Paulus



ges bei Pydna (§ ) s. außerdem H () .  Iterum . . . duxit: Der kriegsentscheidende Sieg (. Juni ) des Aemilius Paul(l)us (cos. II; MRR ,) im sog. Dritten Makedonischen Krieg (–) bei Pydna im südlichen Makedonien (zur Lokalisierung nördlich des h. Korinos: H [] –) ist hier allein auf das persönliche Schicksal des Perseus (König: –) und dessen Behandlung durch den Sieger reduziert bzw. konzentriert, was erneut für den Epitomecharakter der Viri illustres spricht (zur Schlacht s. Plb. , ff.; Liv. , ff.; Plu. Aem. , ff.  ff.; Zonar. , u. a.; dazu H/W [] –; knapp H [²] –; zum Weg in den Krieg s. W []; zu den Folgen außerdem B [] –). Nach seiner Niederlage war Perseus nach Samothrake in den Schutz des von der makedonischen Königsfamilie besonders geschätzten Kabiren-Heiligtums (zur adjektivischen Form Samothracas s. auch Sall. hist. fr. ,, M) geflohen, wo er sich samt seiner Familie und seinen Kindern dem Sieger ergab (Liv. ,, f.; , ff.; Plu. Aem. , ff.  ff.; Zonar. , u. a.). Die respektvolle Behandlung des Perseus wird allgemein tradiert (D.S. , fr.  f.; Liv. ,, f.; Val. Max. ,,; Plu. Aem. , f.; ,; D.C. fr. , u. a.). in triumphum ducere ist hier mit K  als Überführung des Gefangenen nach Rom für den Triumph zu verstehen, nicht als dessen Mitführung bzw. Präsentation im Triumphzug (in triumpho ducere). Seine glänzende dreitägige Siegesfeier, bei der Perseus in Ketten vor dem Wagen des triumphierenden Feldherrn gehen musste, feierte Aemilius Paul(l)us vom .–. Nov.  (D.S. , fr. , ff.; Liv. ,, ff.; Plu. Aem.  ff. u. a.). Der König verstarb zwei Jahre später während seiner Haft in Alba Fucens, einer römischen Koloniegründung ca.  km nordöstlich von Rom in den Abruzzen, sei es durch Selbstmord, sei es durch Schlafentzug (D.S. , fr. ; Liv. ,,; Plu. Aem. ; Zonar. ,). Makedonien selbst wurde für frei erklärt, zugleich aber in vier selbständige, steuerpflichtige Bezirke aufgeteilt bzw. zerschlagen (D.S. , fr. , ff.; Liv. ,, ff. , ff.). Die gewaltige Beute erlaubte es dem Staat, künftig auf die Erhebung direkter Steuern zu verzichten (Plu. Aem. , u. a.).  In . . . decisum: Ein zwölfjähriger Sohn verstarb fünf Tage vor, ein vierzehnjähriger sieben Tage nach seinem Triumph; beide Kinder stammten aus der zweiten Ehe des Aemilius Paul(l)us (Liv. ,,; Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. Aem. , ff. , f. , f.). Die beiden Söhne aus seiner ersten Ehe mit Papiria, einer Tochter des Papirius Maso (cos. ; MRR , f.), hatte er dagegen nach der Scheidung zur Adoption durch die Gens Fabia (Q. Fabius Maximus) bzw. Gens Cornelia (P. Cornelius Scipio Aemilianus [Vir. ill. ]) freigegeben (D.S. ,; Liv. ,, f.; Plu. Aem. , ff. , u. a.). Aemilius Paul(l)us war damit der letzte männliche Vertreter seiner Gens (Plb. ,,; Liv. ,,). Sein Bittgebet an die Göt-

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 Kommentar

ter, sie mögen eher die eigene Familie als den Staat treffen, ist vielfach überliefert (Liv. ,,; Vell. ,, f.; Val. Max. ,,; Plu. Aem. , ff.; Zonar. , u. a.). Die Wahl des Indikativs imminebat statt des zu erwartenden Konjunktivs reflektiert hier den Standpunkt des Erzählers, nicht des Aemilius Paul(l)us (K ).  Ob . . . uteretur: d. h. eine goldbestickte, purpurfarbene Tunica und Toga (tunica palmata, toga picta). Die Ehrung ist nur durch DVI belegt, passt aber zu dem besonderen Prestige, das Aemilius Paul(l)us nach seinem triumphalen Erfolg genoss ( Censur [MRR ,];  Interrex [MRR ,]; s. auch I [] ).  Ob . . . exsolvi: Dass die beiden Söhne gezwungen waren, die Vermögenswerte (Hausrat, Sklaven, Besitztümer) ihres im J.  verstorbenen Vaters zu veräußern, um ihrer Mutter Papiria (s. § ) ihre Mitgift (von  Talenten) auszahlen zu können, wird in der gesamten Überlieferung einhellig als Beweis für die bescheidenen Vermögensverhältnisse des Aemilius Paul(l)us und dessen persönliche Zurückhaltung bei der Verteilung der überaus reichen Beute aus seinen Felzügen berichtet (Plb. ,, ff.; D.S. , fr. ; Val. Max. ,,; D.C. fr. ,; Liv. per. ; Zonar. ,). Nach Begleichung aller Verbindlichkeiten sollen noch mind.  Talente (Plb. ,,; . Drachmen: Plutarch) als Erbmasse übrig geblieben sein, so dass Scipio Aemilianus seinem Bruder das ganze Erbe überlassen, ja überdies die Hälfte der Kosten an den aufwendigen Leichenspiele zu Ehren des Toten übernommen haben soll (Plb. ,, ff.; Plu. Aem. ,). Zweifelsohne gehörte Aemilius Paul(l)us nicht zu den wirklich vermögenden Nobiles seiner Generation (s. S []  f.), jedoch ist der Begriff paupertas auch nicht als Ausdruck ärmlicher Lebensverhältnisse zu verstehen (s. R []  f., dessen Privilegierung der Textvariante licentiam et paupertam in Fam. D nicht überzeugt, da continentiam sowohl durch Fam. A als auch C belegt bzw. erschließbar ist und daher zu Recht von W bzw. P/G beibehalten ist.). , Tiberius . . . passus: Ti. Sempronius Gracchus, mit dessen Vita sich der Schwerpunkt der historischen Ereignisse wieder nach Westen verlagert (s. S. ) war „ein echter und rechter Vertreter der römischen Nobilität in der Zeit ihrer höchsten Blüte und stolzesten Größe“ (F. M, RE II A, [] –, hier ). Dignitas, gravitas und prudentia bzw. sapientia zeichneten diesen summus vir in besonderem Maße aus (Cic. har. resp. ; div. ,; off. ,; de orat. , u. a.); seine virtus galt als vorbildlich (D.S. , fr. ; Cic. fin. ,; Plu. TG , u. a.). Die Betonung seiner Herkunft (nobilissima familia ortus) reflektiert das hohe Ansehen der Gens Sempronia in der ausgehenden Republik, die man zu den patricischen Gentes des . Jh. zählte (D.H. ,,), obwohl sie diesen Status erst unter

 Tiberius Sempronius Gracchus



Caesar bzw. Augustus erhielt (K.-L. E, DNP  []  f.; anders R []  f. –). Ti. Gracchus hatte unter den Scipionen am Feldzug gegen Antiochos III. teilgenommen (s. Vir. ill. ,; ,), gehörte jedoch innenpolitisch in das Lager ihrer Gegner (Cic. prov. cons. : inimicissimus et ipsius et fratris eius Africani). Gleichwohl verhinderte er als Volkstribun (? ?; s. Vir. ill. ,; ,), dass L. Scipio Asiaticus, der Bruder des Scipio Africanus, nach seiner Verurteilung ins Gefängnis abgeführt wurde (Cic. prov. cons. ; Liv. ,, ff. [= Val. Antias FRH  F ]; Val. Max. ,,; Gell. ,, [FRHist  F ] u. a.).  Praetor . . . venales: Leitfaden bildet der cursus honorum (MRR ,). Bedingt durch den Fokus auf die militärischen Erfolge des Ti. Gracchus, ist jedoch dessen Aedilität im J.  (MRR ,) ausgespart, in der seine Veranstaltung besonders aufwendiger Spiele Anstoß erregte (Liv. ,,). Für das J.  zum Praetor gewählt, erhielt Ti. Gracchus als Provinz das diesseitige Spanien und damit den Oberbefehl im Krieg gegen die Keltiberer, den er in den folgenden Jahren (–) zu einem erfolgreichen Abschluss brachte (Liv. , ff.; App. Hisp.  ff. u. a.; s. R [] –; L [²] –). Hierfür wurde ihm das Kommando jeweils prolongiert: zunächst als Propraetor  (MRR ,), dann als Proconsul (nicht: consul )  (MRR , f.). Für einen militärischen Erfolg in Gallien während der Praetur gibt es dagegen außer der vorliegenden Stelle keinerlei weiteres Zeugnis. Die unpräzise Amtsbezeichung (consul ) für die Statthalterschaft in Spanien könnte auch dafür verantwortlich sein, dass der Verfasser der Viri illustres in seinem Bemühen, den cursus honorum aufsteigend abzubilden, die Befriedung Sardiniens und das hier zitierte Sprichwort erst mit dem zweiten Consulat des Ti. Gracchus im J.  verknüpft hat, in welchem sich dieser erneut auf der Insel aufhielt (s. MRR ,). Beide Details gehören jedoch in den Kontext des ersten Consulates  (MRR , f.), als Ti. Gracchus die rebellierenden Sarden in zwei groß angelegten Feldzügen (/) unterwarf (Liv. ,,.  ff.; , ff.; MRR , f.; s. M [] –) und hierfür bei seiner Rückkehr nach Rom (Anf. ) seinen zweiten Triumph feiern konnte; seinen Sieg bzw. seine Schlachten ließ er auf einer Holztafel in der Form Sardiniens im Tempel der Mater Matuta auf dem Forum Boarium verewigen (Inscr. It. ,,; Liv. ,, ff.; Plu. TG ,). Der Ausspruch spielt vermutlich auf den geringen Wert der sardischen Kriegsgefangenen an, deren gewaltige Zahl den Preis drückte (s. auch Sinnius Capito bei Fest. p. , ff. L: Ti. Gracchum consulem . . . Sardiniam Corsicamque subegisse, nec praedae quicquam aliud quam mancipia captum, quorum vilissima multitudo fuerit). Wie Cicero zu entnehmen ist, genossen die Sarden zu seiner Zeit keinerlei Wertschätzung (fam. ,,: Habes ‚Sardes venales, alium alio nequiorem‘), ja wurden noch mehr verach-



 Kommentar

tet als die Karthager (Scaur.  ff.).  Censor . . . est: Als Censoren des J.  (MRR , f.) setzten Ti. Gracchus und C. Claudius Pulcher, sein ehemaliger Amtskollege im Consulat (), ein ganzes Bündel von Maßnahmen um. So beschränkte Ti. Gracchus gegen den Widerstand seines Kollegen die Aufnahme von Freigelassenen (zum Terminus libertinus s. Vir. ill. ,) in die Bürgerlisten erneut (s. Vir. ill. ,) auf deren Einschreibung in die vier städtischen Tribus (Cic. de orat. ,; Liv. ,, ff.). Die Anklage und Rettung des Claudius gehört dagegen – anders als hier fälschlich angegeben (ob quod ) – in den Kontext der Vorgehensweise beider Censoren gegen die Ritter, inbesondere die Steuerpächter (publicani). Denn diese waren es, die als Gegenmaßnahme eine Anklage des Claudius durch den Volkstribunen P. Rutilius vor den Centuriatscomitien anstrengten, welche nur durch die Intervention bzw. Autorität seines populäreren Amtskollegen scheiterte (rep. ,; Liv. ,, ff. u. a.).  Cum . . . interfici: Ti. Gracchus (geb. um ) war damals bereits in fortgeschrittenem Alter, während seine Frau Cornelia (geb. ca. ), die Tochter des Scipio Africanus (Vir. ill. ), bedeutend jünger war und erst nach  verstarb (terminus post quem bildet die Geburt des C. Gracchus [Vir. ill. ] im J. ; s. B/ U-S []). Das Prodigium, dessen Hintergrund in der Verbindung von gerne als Haustiere gehaltenen Schlangen und familiärem Genienkult zu sehen ist (s. E [a]  f.), wurde, wie Cicero belegt (div. ,; ,), in der Gens Cornelia tradiert, nicht zuletzt in einer Schrift autobiographischen Zuschnitts des C. Gracchus (s. FRM –). Nach Cicero ging es bei dem Rat der konsultierten Haruspices (responso dato) jedoch nicht um die Tötung der beiden Schlangen, sondern vielmehr um deren Freilassung: Sollte die männliche Schlange freigelassen werden, so bedeutete dies den Tod der Cornelia, die Freilassung der weiblichen Schlange dagegen den Tod des Ti. Gracchus. Daraufhin habe dieser in seiner Gattenliebe (amore) befohlen, das Reptil nicht zu töten, und sei wenige Tage später gestorben. Die problematische Geschlechterlogik dieser Version ist schon Cicero (div. ,) aufgefallen, der daher zutreffend bemerkt, dass Ti. Gracchus ja beide Schlangen hätte entweder freilassen oder behalten können, und daher für dessen Tod eine schwere Erkrankung vermutete. DVI wie auch der ältere Plinius (nat. ,) bieten dagegen mit der Tötung der männlichen Schlange die wesentlich logischere Darstellung des Prodigiums. Eine Kombination beider Versionen schließlich findet sich in den Darstellungen des Valerius Maximus (,,) und Plutarch (TG , f.) dahingehend, dass Ti. Gracchus, seinen Tod in Kauf nehmend, den Befehl gegeben habe, die männliche Schlange zu töten, die weibliche aber freizulassen.

 Cornelius Scipio Aemilianus



, Publius . . . redierit: P. Cornelius Scipio Africanus Aemilianus (geb. /) war der jüngere Sohn des L. Aemilius Paul(lu)s aus seiner ersten Ehe mit Papiria; die Adoption im Kindesalter erfolgte jedoch nicht, wie hier behauptet, durch Scipio Africanus, sondern durch dessen ältesten Sohn P. Cornelius Scipio (s. Vir. ill. ,). Er galt der Nachwelt als der bedeutendeste und gebildeste Römer seiner Zeit (Vell. ,,: omnibus belli ac togae dotibus ingeniique ac studiorum eminentissimus saeculi sui, qui nihil in vita nisi laudandum aut fecit aut dixit ac sensit); für eine differenziertere Sichtweise seines Lebens s. A (); konzis Z (); zur Erziehung außerdem F (²) –. Die Sorge des Aemilius Paul(l)us bei Pydna , als sein siebzehnjähriger Sohn erst gegen Mitternacht von seiner Verfolgungsjagd des Makedonenkönigs Perseus (s. Vir. ill. ,) zurückkehrte, ist mehrfach tradiert (Liv. ,, ff.; Plu. Aem. , ff. u. a.). Aus der Beute erhielt er von seinem siegreichen Vater die Bibliothek des Perseus geschenkt (Plu Aem. ,).  Lucullo . . . vicit: Nach Livius (per. ) bekleidete Scipio im J.  (MRR , f.) unter dem Consul L. Licinius Lucullus den Rang eines Militärtribunen, während Appian (Hisp. ) und Ampelius (,) mit DVI (legatus) übereinstimmen. Scipio blieb damals Sieger (s. auch Plb. ,, f.; Liv. per. ; Flor. ,, u. a.), obwohl er seinem Herausforderer zu Pferde an Größe und Kraft weit unterlegen gewesen (Vell. ,, f.) und sein Pferd während des Zweikampfs gestürzt sein soll (App. Hisp.  f.).  Muros . . . ascendit: Gemeint ist die Belagerung von Intercatia, einer heute nur schwer lokalisierbaren Stadt (auf dem Gebiet des h. Villanueva del Campo?) der keltischen Vaccaer im Gebiet des Duero (Str. ,, u. a.; s. T [] –). Für diese Glanztat erhielt er die sog. corona muralis (Liv. per. ; Val. Max. ,,; Vell. ,,).  Tribunus . . . donatus: Scipio diente zu Beginn der Belagerung Karthagos () in der . Legion unter dem Kommando des Consuls Manius (nicht: Titus) Manlius (MRR ,). Als bei dessen Militäraktion in der Umgebung der Stadt (Plb. ,, f.; Liv. per. ; App. Pun.  ff. u. a.) einige römische Cohorten (zwei: Liv. per. ; drei: Plin. nat. ,; vier: App. Pun. ) von den Karthagern eingeschlossen wurden, rettete sie nur der wagemutige Einsatz Scipios, der deshalb mit der corona obsidionalis aus Gras (graminea) geehrt wurde (Plin. nat. ,; s. auch Vell. ,,); zur irrtümlichen Bezeichnung als corona aurea s. Vir. ill. ,; ferner B ()  f.  f.  Cum . . . delevit: Nach den Regeln des cursus honorum kam im J.  für ihn nur die Bewerbung um die Aedilität in Frage, doch hinderte dies das Volk nicht, ihn überraschend gleich zum Consul zu wählen (MRR ,). Vom Senat kraft einer Ausnahmegenehmigung bestätigt, erhielt er zudem das alleinige Oberkommando in Nordafrika (Auct. ad Herenn. ,; Cic. Phil. ,; rep. ,; Vell. ,,; Flor. ,,; Liv. per.  u. a.). Die

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 Kommentar

Eroberung und völlige Zerstörung Karthagos datiert allerdings erst in das J. ; Scipio führte damals das Kommando jedoch nicht mehr als consul, sondern als proconsul (Plb. , ff.; D.S. , fr.  f.; Liv. per. ; Flor. ,, ff.; App. Pun.  ff. u. a.; zum Detail s. A [] –; L B []).  Numantiam . . . Numantinus: Im J.  hatte Scipio die Ratifizierung des von C. Hostilius Mancinus mit den Numantinern geschlossenen Friedensvertrags verhindert (s. Vir. ill. ). Für  ein zweites Mal zum Consul gewählt (MRR ,), bereitete er die Einnahme Numantias sorgfältig und systematisch vor; dazu gehörte (wie bereits vor Karthago) die Wiederherstellung von Zucht und Ordnung unter den Soldaten (Val. Max. ,,; Flor. ,, ff.; App. Hisp.  ff.; Liv. per.  u. a.). Die Eroberung und Zerstörung des auf einem Hügelplateau am Zusammenfluss von Duero, Merdancho und Tera gelegenen Numantia im Norden Zentralspaniens (s. P. B, DNP  []  f.) erfolgte erst nach -monatiger Belagerung; nur die qualvolle Hungersnot zwang die Einwohner der Stadt im J.  zur Aufgabe (Vell. ,,; Flor. ,, ff.; App. Hisp.  ff.; Liv. per. .  u. a.; dazu S [] –; S [] –; L [²] –). Die Auszeichnung mit dem Beinamen Numantinus findet sich weder in den Consularfasten (s. auch Inscr. It. ,,, Nr. ) noch bei Cicero, ist aber mit Beginn der Kaiserzeit gut belegt (Plin. ep. ,,; App. Hisp. ; Ampel. ,.  u. a.).  Gaio . . . duxit: Die Gesandtschaftsreise in den Orient, die wohl – entgegen der impliziten Chronologie der vorliegenden Vita – bereits in die Jahre / zu datieren ist, führte Scipio zunächst nach Äygpten, dann über Rhodos, Zypern und Syrien bis nach Babylon und Ekbatana (Cic. rep. , u. a.; s. M []). Nach Cicero (ac. ,) und Plutarch (Moral.  A) begleitete ihn der Stoiker Panaitios, nach Velleius Paterculus (,,) Panaitios und sein Mentor Polybios, nach Athenaios (,d. , f.) der Stoiker Poseidonios (in Verwechslung mit Panaitios). Ebenso variiert in den Quellen die (wertlose) Zahlangabe der Sklaven: fünf (Plu. Moral. A; Ath. ,) bzw. sieben (Val. Max. ,,). Dass C. Laelius Sapiens (‚der Weise‘: Cic. fin. ,), der enge Freund Scipios (vgl. Ciceros Dialog Laelius de amicitia; A [] ), diesen damals begleitet haben soll, ist sonst nicht belegt. Der Text von DVI ist hier allerdings nicht eindeutig überliefert. Denn der Name des Laelius findet sich nur in Fam. D, während Fam. A die Lesart Panaetio philosopho bietet und in Fam. C eine Lücke von – Buchstaben besteht (s. W ad loc.). Nicht auszuschließen ist zudem, dass der Verfasser der Viri illustres bei der Bearbeitung seiner Vorlage hier zwei Informationen ungeschickt miteinander verknüpft hat: die enge Freundschaft des Laelius mit Scipio und dessen Gesandtschaftsreise.  Ob . . . vendidi: Der Anschluss (ob res gestas) bleibt vage, ist aber auf die Zeit nach Numantia (§ ) zu be-

 Cornelius Scipio Aemilianus



ziehen. Scipio war damals voller Stolz (superbus) nach Rom zurückgekehrt, wo er ein zweites Mal () glanzvoll triumphierte (Inscr. It. ,,, Nr. ; Cic. rep. ,; Vell. ,,; Liv. per.  u. a.). In der Folgezeit profilierte er sich als entschiedener Gegner popularer Politik, so auch bei der Ablehnung einer Initiative des Volkstribunen C. Papirius Carbo zugunsten der Iteration bzw. Verlängerung des Volkstribunats (Cic. Lael. ; Liv. per. ). Er wurde deshalb von diesem (/?; s. MRR ,) mit der Frage, wie er die Tötung des Volkstribunen Ti. Gracchus (s. Vir. ill. , f.) einschätze, provoziert und soll mit dem Satz Si is occupandae rei publicae animum habuisset, iure caesum geantwortet haben (Vell. ,,; s. auch Cic. de orat. ,; Mil. ; Vell. ,,; Val. Max. ,, u. a.). DVI bietet also nur eine auf den Hauptsatz (iure caesum) reduzierte Kurzfassung, die hier zudem in den falschen Kontext gestellt ist. In diesen gehört auch das zweite, hier zitierte Dictum Scipios, mit dem er damals auf die Proteste der Menge reagiert haben soll (s. auch, teils variierend: Val. Max. ,,; Vell. ,,; Plu. Moral.  E u. a.; zu sub corona vendere als Idiom für den Verkauf von Kriegsgefangenen außerdem Gell. ,,).  Censor . . . dedissetis: Zum Unmut Scipios über die Trägheit des Mummius (Vir. ill. ) s. fast wörtlich übereinstimmend Val. Max. ,, (si sibi cives vel dedissent collegam vel non dedissent).  Suscepta . . . appareret: Als Gegner der gracchischen Politik (s. A [] –) und Vertreter der Interessen der Bundesgenossen setzte Scipio im Frühjahr  mittels Volksbeschluss durch, dass die damaligen triumviri agris iudicandis assignandis, d. h. C. Gracchus (s. Vir. ill. , f.), M. Fulvius Flaccus und C. Papirius Carbo, die Gerichtsbarkeit der Kommission (seit : MRR , ff.) an die Consuln abgeben mussten (App. BC , ff.; Macr. Sat. ,, ff.). agrarius kann hier, wohl die kaiserzeitliche Semantik reflektierend (s. auch Epit. de Caes. ,), folglich nur ‚Grundbesitzer‘ bedeuten. Im republikanischen Rom dagegen galten diejenigen als agrarii, die eine Agrarreform befürworteten (Cic. Catil. ,; Phil. ,; ferner Liv. ,, f., der mit den agrarii explizit die possessores kontrastiert). Infolge der heftigen Auseinandersetzungen über die gracchischen Reformbestrebungen (s. Vir. ill. ) war die Stimmung in Rom damals stark aufgeheizt, ja es kursierte sogar das Gerücht, Scipio solle zum dictator ernannt werden (Cic. rep. ,; ,; App. BC , f. u. a.). Der plötzliche Tod Scipios (im Frühjahr/Frühsommer ), dessen Umstände sich nicht mehr klären lassen, schlug daher wie eine Bombe ein (zum Detail: A []  f. ). Dieser hatte sich abends zur Vorbeitung einer Rede in sein Schlafzimmer zurückgezogen (Plu. Rom. ,; App. BC ,; Oros. hist. ,,), wo er am Morgen tot aufgefunden wurde. Sofort zirkulierten Gerüchte über eine mögliche Ermordung. In Verdacht gerieten sowohl die Anhänger der Gracchen als auch seine eigene Gattin Sempronia, die



 Kommentar

Schwester der Gracchen (Schol. Bob. p. , ff. S; Plu. CG , f.; App. BC ,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.). Gleichwohl fand keine Untersuchung der genauen Todesumstände statt (Cic. Mil. ; Vell. ,, f.; Val. Max. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Rom , u.a). Diese Sichtweise, die unter den Optimaten des . Jh. verbreitet war (s. Cic. Mil. ; fat. ; de orat. ,), muss auch der Verfasser der Vorlage der Viri illustres geteilt haben. Sprachlich wie inhaltlich gehen Velleius Paterculus (,,: eiusque corpus velato capite elatum est), vor allem aber die Scholia Bobiensia (zu Cic. Mil. ) mit der Textfassung von DVI zusammen (p. , f. S: in eiusque faucibus vestigia livoris inventa sunt), so dass eine gemeinsame Quellenbasis zu vermuten ist. Die Leichenrede, deren Schluss sich erhalten hat (ORF , Nr. ), hielt Q. Fabius Maximus Allobrogicus, der Neffe Scipios, verfasst aber hatte diese sein bester Freund C. Laelius (s. § ). Der Bestattungsort ist unbekannt, auf jeden Fall fand auch der jüngere Scipio wie schon Scipio Africanus (s. Vir. ill. ,) nicht in der Grablege der Scipionen an der Via Appia seine letzte Ruhestätte.  Huius . . . reliquerit: Wie seinen leiblichen Vater Aemilius Paul(l)us (s. Vir. ill. ,) zeichnete auch Scipio, so seine Lobredner Polybios (,, ff.; ,, f.) und Panaitios (Cic. off. ,), trotz der gewaltigen Beute aus seinen Eroberungen ein maßvoller Umgang mit Geld und materiellem Besitz aus – eine Charakterisierung, in die sich die antiken Berichte über die bescheidenen Vermögensverhältnisse bei seinem Tod bestens einfügen (s. auch Plin. nat. ,; Plu. Moral.  F; dazu S [] –). , Aulus . . . profectus: Gleichsam als Nachtrag zur Zerstörung Numantias durch Scipio Aemilianus (Vir. ill. ,) folgt auf dessen Biographie der Abschnitt über Gaius Hostilius Mancinus, dessen Name in der Tradition mit einer der schmählichsten Kapitulationen eines römischen Heeres nach Caudium (Vir. ill. ) verbunden ist (s. F. M, RE VIII, [] –). Gleichwohl gelang es Mancinus in der Folgezeit, sich bei seinen nobilitären Standesgenossen zu rehabilitieren (vgl. Cic. de orat. ,: nobilissimum atque optimum virum), wie sich aus der Aufstellung einer Statue auf dem Forum Romanum, die ihn in der Pose des Gefangenen zeigte (Plin. nat. ,), erschließen lässt (s. S []  f.). Im falschen Praenomen (Aulus) liegt eine Verwechslung mit dem Vater vor (praet. ; cos. : MRR , f.  f.), möglicherweise bedingt durch die irrtümliche Identifizierung des in §  genannten Quaestors und späteren Volkstribunen Ti. Gracchus (Vir. ill. ) mit dessen Vater, der während des Consulats des Mancinus pater gleichfalls im diesseitigen Spanien gekämpft hatte (s. Vir. ill. ,). Unzutreffend ist auch die Amtsangabe: Mancinus erhielt im J.  das diesseitige Spanien nicht als Praetor, sondern als Consul

 Hostilius Mancinus



(MRR ,). Das erste Vorzeichen ereignete sich beim Opfer in Lavinium, als beim auspicium die heiligen Hühner in einen Wald entflohen und unauffindbar blieben (insofern: vetantibus avibus), das zweite an der Küste Liguriens, wo den nach Spanien Absegelnden eine Stimme mit den Worten Mane, Mancine zurückrief (voce revocante), weshalb Mancinus das Schiff verließ, eine gewisse Strecke an Land zurücklegte und schließlich in Genua erneut an Bord ging (Val. Max. ,,; Liv. per. ; Obseq. ; Oros. hist. ,, f.; Aug. civ. ,; s. E [a]  f.). – cum . . . petiit: Q. Pompeius Aulus (cos. ; MRR ,) hatte bereits  einen Vertrag mit den Numantinern geschlossen, doch war dieser vom Senat nicht ratifiziert worden; ohne großen Erfolg hatte dann sein Nachfolger M. Popilius Laenas (cos. ; MRR ,) die Kampfhandlungen wieder aufgenommen (s. Vir. ill. , f.). Sein Heer, nicht dasjenige des Pompeius, übernahm Mancinus vor Numantia (App. Hisp. ; Oros. hist. ,,). Dass er dessen Disziplin wieder herstellen wollte, indem er die Soldaten in eine abgelegene Gegend führte, berichtet in dieser Explizitheit nur DVI, findet aber eine indirekte Bestätigung bei Valerius Maximus (,,: neglectae disciplinae militaris indicium) bzw. Appian (Hisp. ), nach dessen Zeugnis Mancinus im Senat versucht habe, seine Kapitulation (s. § ) nicht zuletzt mit der unter seinem Vorgänger eingerissenen Displizinlosigkeit zu rechtfertigen. Appian selbst (Hisp. ) gibt dagegen als Grund für den Abmarsch aus Numantia an, dass Mancinus, angesichts verschiedener Niederlagen stark verunsichert (s. auch Plu. TG , f.; Flor. ,,; Oros. hist. ,,), durch das falsche Gerücht von einem bevorstehenden Entsatz Numantias durch die Kantabrer und Vaccaer zum Verlassen des Lagers bewogen worden sei. Beide Varianten stimmen dagegen darin überein, dass der überhastete Aufbruch eher einer Flucht geglichen habe (s. § : abscessum Romanorum in modum fugae properantium). – Eo . . . ceciderunt: Als einziger Text bietet DVI diese romanhafte Ausgestaltung, welche die Kapitulation des Hostilius Mancinus mit einer Brautwerbung unter den belagerten Numantinern verknüpft bzw. motiviert. Alle anderen Quellen, sowohl die lateinischen (Val. Max. ,,; Flor. ,, ff.; Liv. per. ; Obseq. ; Oros. hist. ,,) als auch die griechischen (Plu. TG  f.; App. Hisp.  ff.; D.C. fr. , ff.), fokussieren ihre, im Detail abweichende, Darstellung auf die militärische Katastrophe bzw. das foedus Mancinum (s. S () –; A () –; L [²] –). Die Behauptung, . Römer seien damals von nur  Numantinern getötet worden (.: Flor. ,,; Liv. per. ), widerspricht völlig dem historischen Sachverhalt, da ja genau dies durch die Kapitulation des Hostilius Mancinus und seiner Offiziere (s. § ) verhindert wurde. Die Varianz in den Verlustzahlen bestätigt hier zudem erneut die Unabhängigkeit der Viri illustres von der livianischen



 Kommentar

Tradition.  Mancinus . . . percussit: Anders als die lateinischen Texte, die den Vertragsabschluss als schmählich klassifizieren (Vell. ,,. ,; Val. Max. ,,; ,,; Flor. ,,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.), bieten die griechischen Quellen ein differenzierteres Bild. So verweisen bei Cassius Dio (fr. ,) die Verteidiger der Handlungsweise des Mancinus darauf, dass dadurch das Leben tausender Soldaten (Plu. TG ,: . [!] ohne Tross) gerettet worden sei, während nach Appian (Hisp.  f.) die Parteien auf Augenhöhe miteinander verhandelt haben sollen. Ti. Gracchus kam bei den Verhandlungen nicht zuletzt deshalb eine Schlüsselrolle zu, als sich sein Vater in Spanien hohes Ansehen erworben hatte (Plu. TG , f.; , u. a.; s. auch § ). – quo . . . improbato: Die Rechtslage ist hierdurch nur summarisch umrissen. Zum einen ging es um die Ratifizierung des Vertrages, die vom Senat, wohl aber auch vom Volk verweigert wurde (Cic. harusp. ; Vell. ,,; Flor. ,,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.), zum anderen um die Frage, wie mit der eidlichen Verpflichtung des Consuls und seiner Offiziere beim Abschluss des Vertrages zu verfahren sei, ob diese persönlich zur Verantwortung gezogen werden könnten und müssten. Obwohl die numantinische Gesandtschaft in dieser Vorgehensweise eine Verletzung des Völkerrechts sah, kam es im Senat zum Antrag auf Auslieferung des Mancinus, des Gracchus und der an der sponsio beteiligten Offiziere (Cic. rep. ,; off. ,; Plu. TG , ff.), doch beschränkte das Volk diese auf die Person des Mancinus (Vell. ,,; Plu. TG ,; s. auch Vir. ill. ,), der nach Cicero (loc. cit.) den Antrag selbst unterstützt haben soll (s. S []  f.). – Mancinus . . . reductus: Im J.  von dem Consul L. Furius Philus (MRR ,) nach Numantia zurückgebracht, wurde Mancinus von den zuständigen Fetialen (s. Vir. ill. ,) nackt und mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor die Tore der Stadt gestellt, fand aber keinen Einlass, sondern musste die Nacht dort verbringen (Cic. Caec. ; de orat. ,; off. ,; ,; Vell. ,,; Plu. TG ,; App. Hisp.  f.; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u.a). Dass die Weigerung der Numantiner zu einer erneuten Einholung von Auspicien führte, die ihrerseits die Rückführung des Mancinus ermöglichte, ist dagegen ein singuläres Detail der Viri illustres. – praeturam . . . est: Die Zeitangabe (postea) ist insofern irreführend, als Mancinus wie üblich die Praetur vor dem Consulat bekleidet hatte (ca. ?; s. MRR , f.). Ihre Erklärung findet sie aber darin, dass diesem nach seiner Rückkehr durch den Volkstribunen P. Rutilius (MRR ,) sein Sitz im Senat als ehemaliger Praetor mit der Begründung verwehrt wurde, er habe mit der Auslieferung an die Numantiner sein Bürgerrecht verloren. Erst ein Volksbeschluss zog einen für ihn positiven Schlussstrich, so dass er in der Folgezeit durch die erneute (nicht datierbare) Bekleidung der Praetur wieder einen Sitz im Senat erhielt (Cic. Caec. ; de orat. , f.;

 Lucius Mummius



Dig. ,,). Zur Aufstellung seiner eigenen Statue auf dem Forum Romanum im Streben nach Rehabilitation s. § . , Lucius Mummius: Wegen seines entscheidenden Sieges über den Achäischen Bund (s. § ), der dessen endgültige Niederlage besiegelte, insbesondere aber wegen der anschließenden Eroberung bzw. Zerstörung Korinths verglich die römische Tradition den homo novus (Vell. ,,; ,,) Lucius Mummius mit seinem Zeitgenossen Scipio Aemilianus und dessen Einnahme von Karthago, ohne allerdings nicht auch den Unterschied zwischen beiden Persönlichkeiten zu betonen (Vell. ,, f.: Uterque imperator devictae a se gentis nomine honoratus, alter Africanus, alter appellatus est Achaicus; . . . diversi imperatoribus mores, diversa fuere studia . . .; s. etwa auch D.C. fr. ,). Zur Vita s. F. M, RE XVI, () –; P-C (); zum Ende des Achäischen Bundes etwa B () –; N () –; zu Rom und Korinth außerdem W (). – devicta . . . intercepit: Wie in der übrigen lateinisch-sprachigen Tradition (außer Eutr. ,,) sind zu Beginn des Kapitels sowohl die militärischen Erfolge des Mummius, die er als Praetor  (MRR ,) im jenseitigen Spanien gegen die Lusitanier errang, als auch sein sich anschließender Triumph ausgespart (s. aber D.S. , fr. ; App. Hisp.  ff.). Der Text setzt vielmehr mit seinem ersten Consulat im J.  (MRR , f.) ein. Dass er damals die Früchte eines anderen erntete (alieno labore), findet sich auch sonst bezeugt (Val. Max. ,,; Flor. ,,), tat jedoch seinem Ruhm keinen Abbruch. Das Cognomen Achaicus findet sich nicht in offiziellen Dokumenten, sondern scheint erst später von der Gens Mummia eingeführt worden zu sein; frühestes Zeugnis überhaupt ist eine Notiz bei Poseidonios (FGrHist  F ), für die römische Tradition dagegen ist es vielleicht die Vorlage von DVI (s. auch Vell. ,,; Plin. nat. ,; Ampel. ; , u. a.).  Nam . . . interiit: Q. Caecilius Metellus (Vir. ill. ), der Statthalter von Makedonien, hatte die Achäer vor der Ankunft des Mummius bereits zweimal besiegt: bei Skarpheia (h. Molo) in Lokris und bei Chaironeia in Böotien (Liv. ,,; Paus. ,, f. u. a.). Die nur bei DVI zu findende Lokalisierung apud Heracleam ist wohl mit Herakleia Trachinia zu identifizieren, das ca.  km westlich von Thermopylai lag (Str. ,,; Liv. per. ). Kritolaos blieb, so Pausanias (,,), nach seiner Niederlage verschwunden; nach Livius (per. ) soll er durch Gift Selbstmord begangen haben. Durch seine beschleunigte Ankunft mit nur wenigen Begleitern verhinderte Mummius den Übergang des Metellus über den Isthmos von Korinth; zugleich befahl er diesem die Rückkehr in seine Provinz (Paus. ,,; Oros. hist. ,,; Zonar. ,). Nachdem Mummius jenen mit seinen Truppen überquert hatte, kam es zur entscheidenden



 Kommentar

Schlacht. Dass diese apud Leucopetram stattfand, ist in dieser Präzisierung wiederum nur durch DVI bezeugt (Flor. ,,: sub ipsis Isthmi faucibus; Liv. per. : ad Isthmon; s. auch Plb. ,,; Paus. ,,; Iust. ,, ff. u. a.). Der Ort selbst ist unbekannt, allerdings kann hier DVI durchaus ein korrektes Detail überliefert haben. Denn die Gegend war durch ihren weißen Marmor (als Material für die Sitzreihen der isthmischen Rennbahn: Paus. ,,) und ihre Kalkfelsen (λευκός = weiß; πέτρα = Stein) bekannt. Diaios, der Nachfolger des Kritolaos (Plb. ,; Paus. ,,), gab nach seiner Niederlage auf und floh in seine Heimatstadt Megalopolis, wo er seine Frau tötete, um sie nicht in die Hände der Römer fallen zu lassen, und Selbstmord beging (Paus. ,,; Zonar. ,).  Mummius . . . contulit: Die Zerstörung Korinths auf Weisung des Senats (CIL I²  = ILS ; Cic. Verr. ,; Str. ,,; Vell. ,,; Liv. per. ; Zonar. , u. a.) und der Verkauf seiner Einwohner in die Sklaverei (Flor. ,,; Paus. ,,; D.S. , fr. , f. ,; Iust. ,, u. a.) sind hier ebenso ausgelassen wie der glanzvolle Triumph des Mummius über Achaia und Korinth im folgenden Jahr  (Cic. Mur. ; Verg. Aen. , f.; Iust. ,, f.; Liv. per. ; Eutr. ,, u. a.). Die Darstellung ist vielmehr auf die schon für die Zeitgenossen spektakuläre Fülle griechischer Kunst konzentriert, die Mummius aus Korinth abtransportieren und in Rom aufstellen ließ (Cic. Verr. ,; Str. ,,; Vell. ,, f.; Plin. nat. ,; Liv. per. ; Zonar. , u. a.), aber auch verschiedenen Städten in Italien (ILS a-c) und Spanien (Italica: ILS d) sowie Freunden (D.C. fr. ,; Str. ,,), etwa dem Großvater des L. Lucullus (Vir. ill. ), zum Geschenk machte. Zugleich erlaubt diese Fokussierung – wie auch in anderen Viten – die Konstrastierung mit der persönlichen Zurückhaltung des Mummius, die auch Cicero (off. ,: Italiam ornare quam domum suam maluit; quamquam Italia ornata domus ipsa mihi videtur ornatior) und Livius (per. : L. Mummius abstinentissimum virum egit, nec quicquam ex his operibus ornamentisque, quae praedives Corinthos habuit, in domum eius pervenit) rühmend erwähnen. , Quintus . . . vicit: Bereits in der vorausgehenden Biographie des L. Mummius erwähnt (Vir. ill. , f.), eröffnet Q. Caecilius Metellus Macedonicus eine Sequenz von drei Mitgliedern der Gens Caecilia Metella, deren chronologisch korrekte Abfolge (Vir. ill. –) den Zeitrahmen bis in die erste Hälfte des . Jh. spannt. Er war einer der engagiertesten Vertreter der Nobilität seiner Zeit (s. F. M, RE III, [] –) und galt den Römern als eines der seltenenen Beispiele für ein langes, glückliches und erfolgreiches Leben (Plin. nat. ,: inter rara felicitatis humana exempla), sowohl in der Politik als auch im Privatleben (Val. Max. ,,: parentes ei nobilissimos dedit [sc. fortuna], adiecit animi rarissimae dotes et corporis

 Caecilius Metellus Macedonicus



vires, . . . uxorem pudicitia et fecunditate conspicuam conciliavit, consulatus decus, imperatoriam potestatem, speciosissimi triumphi praetextum largita est . . .; s. auch Vell. ,,; Plin. nat. ,), brachte er es doch bis zur Censur im J.  (MRR ,; cursus honorum: MRR ,; FS ,, Nr. ) und konnte familiär den erfolgreichen Werdegang seiner vier Söhne erleben, die es gleichfalls bis zum Consulat brachten (s. § ). Die Vita setzt direkt mit dessen Bekleidung im J.  (MRR , f.) ein. Andriskos aus Adramyttion, der sich seit  als Sohn des Perseus (s. Vir. ill. ,) ausgab, hatte sich im J.  in Pella zum König ausgerufen und  ein römisches Heer geschlagen (Plb. ,, ff.; D.S. ,a; ,; Liv. per. ; Eutr. ,; Zonar. , u. a.). Von Metellus in Thrakien besiegt, wurde er von dem einheimischen Fürsten Byzes an die Römer ausgeliefert und von Metellus, der den Siegesbeinamen Macedonicus annahm, in seinem Triumphzug im J.  mitgeführt (Cic. Mur. ; Val. Max. ,,; Flor. ,,; Ampel. ,; Liv. per. ; Eutr. ,; Zonar. , u. a.).  Achaeos . . . tradidit: Zur Rivalität mit L. Mummius s. Vir. ill. ,. Der transitive Gebrauch von triumphare findet sich in der Prosa erst seit dem . Jh. n. Chr. (s. Tac. Germ. ,: [Germani] triumphati magis quam victi sunt).  Invisus . . . domuit: Dass sich Metellus wegen seiner beim Volk unbeliebten Strenge zweimal vergeblich um das höchste Amt bewarb (/), findet sich auch bei Valerius Maximus (,,) belegt. Im dritten Anlauf zum Consul für das J.  gewählt (MRR , f.), führte er / Krieg gegen keltiberische Stämme im diesseitigen Spanien (Vell. ,, f.; Flor. ,,; App. Hisp.  ff.; Liv. per.  u. a.; s. S [] –. –). Mit den Arbaci sind vermutlich die Are/a/vaci (Ἀραυακοί : Plb. ,,. ; ,,; Ἀρουακοί : D.S. , fr. ; Str. ,, u. a.) gemeint, die in Zentralkastilien mit dem Hauptort Numantia (s. Vir. ill. ,) siedelten. Die Namensform Arbaci (Arbacti: A) ist im Lateinischen nur noch bei Silius Italicus zu finden (,: movet Arbacus arma), hat aber bei Iuba von Mauretanien in augusteischer Zeit eine gewisse Parallele (FGrHist  F : Ἀρβάκη πόλις ἐν Κελτιβηρίαι ).  Apud . . . iussit: Contrebia, südwestlich des h. Zaragoza gelegen (s. T [] –), war der Zufluchtsort der keltiberischen Lusones. Die Vermutung W, dass im Text vermutlich ursprünglich die Zahl der Cohorten angegeben war (fünf: Vell. ,,; Val. Max. ,,), erscheint plausibel (s. S [] ).  Cum . . . existimarem: Da Metellus Contrebia (s. § ) zunächst nicht einnehmen konnte, ließ er von seinem Vorhaben ab und zog scheinbar ohne Plan durch Keltiberien, um den Feind zu verwirren. Seinen gleichfalls ratlosen Offizieren soll er mit diesem Ausspruch geantwortet haben, bevor er sich wieder Contrebia zuwandte und dieses im Überraschungsangriff einnahm (Val. Max. ,,; Plu. Moral. A; Flor. ,,). Irrtümlich auf Metellus Pius (Vir. ill. ) bezogen, tradiert das Dictum auch Frontin (strat. ,,).



 Kommentar

 Hic . . . vidit: Metellus hinterließ sechs Kinder ( Söhne,  Töchter), elf Enkel und  engere Familienangehörige (Plin. nat. ,). Sein Familienbzw. Lebensglück war daher Gegenstand vielfacher Bewunderung (Cic. fin. ,; Vell. ,,; Val. Max. ,, u. a.). Genauer als die Viri illustres, deren Formulierung ad sepulcrum ferre ohne Parallele ist (s. K ad. loc.), gibt der ältere Plinius über die Karriere der Söhne Auskunft (nat. ,): a quattuor filiis inlatus rogo, uno praetore, tribus consularibus, duobus triumphalibus, uno censorio. Gemeint sind: Quintus C. M. Baliaricus, cos. , cens.  (MRR ,); Lucius C. M. Diadematus, cos.  (Triumph de Delmateis), cens.  (MRR ,); Marcus C. Metellus, cos. , Triumph de Galleis Karneis (MRR ,); Gaius C. M. Caprarius, praet. ?, cos. , cens.  (MRR ,). , Quintus . . . triumphavit: Wie sein Onkel Metellus Macedonicus (Vir. ill. ) war auch Q. Caecilius Metellus Numidicus ein unbeugsames Mitglied der Nobilität in den Auseinandersetzungen mit den popularen Politikern seiner Zeit (s. F. M, RE III, [] –). Als Consul  (MRR ,) mit dem Krieg gegen Iugurtha betraut, behielt Metellus auch im Folgejahr  (MRR ,) das Oberkommando in Numidien und konnte den Numiderkönig samt seinem Verbündeten Bocchus von Mauretanien (s. auch Vir. ill. ,) entscheidend schlagen (Sall. Iug.  ff.; Liv. per.  u. a.). Im J.  musste er jedoch das Kommando an den frisch gewählten Consul C. Marius, seinen ehemaligen Legaten, abgeben (s. Vir. ill. ,). Nach seiner Rückkehr erhielt er den Ehrenbeinamen Numidicus (‚der Numider‘) und konnte  den verdienten Triumph feiern (Inscr. It. ,, f.; ,, f., Nr. ; Vell. ,,; Gell. ,, u. a.). – censor . . . recepit: im J.  (MRR ,). Der Name Quin(c)tius ist singulär. Gemeint ist ein gewisser L. Equitius, der sich als Sohn des Volkstribunen Ti. Gracchus (Vir. ill. ) ausgab; zum Detail s. Vir. ill. , f.  Idem . . . exsulavit: Metellus verließ, da er im J.  den von Appuleius Saturninus (s. Vir. ill. ,–) geforderten Eid auf sein Ackergesetz (Lex Appuleia agraria) nicht leisten wollte, freiwillig Rom, worauf Marius als Consul seine offizielle Ächtung verkündete (Val. Max. ,,; Plu. Mar. , ff.; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.). Als Exil (zum Detail: G []; C [] –) wählte er zunächst Rhodos (Liv. per. ; Plu. Mar. ,), dann Tralle(i)s in Kleinasien (Val. Max. ,,). Die sonst nicht belegte Notiz eines Aufenthaltes in Smyrna (h. Izmir) fügt sich damit bestens in die Überlieferung ein. Zur idiomatischen Ausdrucksweise vgl. etwa Cic. Sest.  (cum in legem per vim latam iurare noluerat) und Liv. per.  (cum legem agrariam per vim tulisset, Metello Numidico eo, quod in eam iuraverat, diem dixit).  Calidia . . . finiretur: Die Lex Calidia de Q. Caecilio Metello revocando wurde noch

 Caecilius Metellus Pius



im Dez.  durch Q. Calidius, dem frisch gewählten Volkstribunen für das Amtsjahr /, eingebracht (Cic. Planc. ; Val. Max. ,, u. a.). Für die Rückberufung hatte sich insbesondere sein Sohn Q. Caecilius Metellus eingesetzt, der für seine pietas gegenüber dem Vater dafür das Cognomen Pius erhielt (s. Vir. ill. ,). Zur Selbstbeherrschung des Metellus, einem der profiliertesten Vertreter der damaligen Nobilität und glänzendem Redner (konzis: FRM –), s. auch Val. Max. ,,, der die Szene allerdings im Theater von Tralle(i)s (s. § ) verortet.  Metellae . . . detrectarat: Wie aus Cicero (Verr. II ,: illum [sc. Metellum Numidicum] noluisse sua laudatione iuvare L. Lucullum sororis virum, quicum optime convenisset) hervorgeht, handelte es sich um L. Licinius Lucullus (pr. : MRR ,), den Vater des berühmten Lucullus (Vir. ill. ). Der Kontext der CiceroStelle macht zudem deutlich, dass es sich nicht um die Grabrede (laudatio funebris) gehandelt haben kann, sondern um die Ausstellung einer Art Leumundszeugnis vor Gericht (laudatio iudicialis) für Lucullus. Denn dieser war, nachdem er  den Sklavenaufstand auf Sizilien bekämpft hatte, in der Folge (?) in einem Repetundenprozess angeklagt und verurteilt worden (D.S. , fr. ,. ,; Plu. Luc. ,; s. A []  f., Nr. ). , Quintus . . . revocavit: Q. Caecilius Metellus Pius (zur Vita: F. M, RE III, [] –), der Neffe des Q. Caecilius Metellus Numidicus (Vir. ill. ) beschließt die genealogische Sequenz der drei Meteller (Vir. ill. –), greift aber zeitlich den Ereignissen in den beiden folgenden Biographien des Tiberius und Gaius Sempronius Gracchus (Vir. ill. –) um mehr als zweite Jahrzehnte voraus. Sein Engagement für den Vater im J. , durch das sich Metellus seinen ehrenvollen Beinamen erwarb, ist gut tradiert (Vell. ,, f.; Val. Max. ,,; App. BC , f. u. a.; s. auch Vir. ill. ,). – praetor . . . interfecit: Zwar bekleidete Metellus im J.  die Praetur (MRR ,), den Sieg im Bundesgenossenkrieg (s. Vir. ill. ,) über Po(m)p(a)edius Silo, den Feldherren der Marser (s. Vir. ill. ,), in Apulien errang er jedoch erst im folgenden Jahr als Proconsul (D.S. , fr. , f.; App. BC ,; Liv. per. ; s. MRR ,).  Consul . . . expulit: Amtskollege im Consulat des J.  war Sulla (MRR ,). Ab  übernahm Metellus Pius als Statthalter (proconsul, nicht: consul ; s. MRR ,) im jenseitigen Spanien den Krieg gegen Q. Sertorius (–), den Anführer einer Koalition aus iberischen Stämmen und anti-sullanischen Kräften im Exil (s. K []; S [], bes. –. –; K []; L [²] –; M [] –). Infolge des Ausbleibens eines durchschlagenden Erfolgs wurde ihm  Cn. Pompeius (s. Vir. ill. ,) zu Hilfe geschickt (MRR ,). Vor der Vereinigung beider Feldherren konnte Metellus jedoch im Frühsommer  bei Italica (in der Nähe des



 Kommentar

h. Sevilla) einen Sieg über Lucius Hirtuleius (so die korrekte Namensform), den (Pro-)Quaestor des Sertorius, erringen (Frontin. strat. ,,; Liv. per. ; Oros. hist. ,,). Als dieser zu Beginn des folgenden Jahres erneut den Kampf wagte (Sall. hist. fr. II  f. M; Frontin. strat. ,,), verlor er gemeinsam mit seinem ansonsten unbekannten Bruder nicht nur die Schlacht, sondern auch das Leben (Oros. hist. ,,: Hirtulei fratres interfecti). DVI ist damit, ohne zwischen beiden Schlachten zu unterscheiden (so auch Flor. ,,; Liv. per. ), neben Orosius das einzige Zeugnis für die Existenz eines Bruders und den gemeinsamen Tod des Brüderpaares im Kampf gegen Metellus Pius (zur Lokalisierung s. K [] – bzw. K []  f. [Segontia am Duero, dem h. Sigüenza] bzw. S []  [Segovia b. Cordoba]). Jeglicher Historizität dagegen entbehrt die Notiz, Metellus Pius habe Sertorius aus Spanien vertrieben, vielmehr fiel dieser im J.  einem Attentat zum Opfer (Plu. Sert. ; Flor. ,, u. a.). Erst danach gewannen Metellus und Pompeius die Oberhand (App. BC , ff.; Plu. Sert. , u.a). Beide konnten ein Jahr später (Ende ) mit einem Triumph in Rom ihren Sieg krönen (Metellus: CIL I² ,; Vell. ,,; App. BC ,; zu Pompeius s. auch Vir. ill. ,).  Adolescens . . . est: Biographisch gehört diese Notiz an den Anfang des Kapitels (zum Detail s. FS ,, Nr. ). Möglicherweise verdankte Metellus Pius die frühe Aufnahme in das Kollegium der pontifices (s. Vir. ill. ,) seinem Engagement für den Vater, unter dem er als Zwanzigjähriger (/) in Nordafrika gedient hatte (Sall. Iug. ,). Die Wahl wird um  erfolgt sein, jedenfalls vor dem . Lebensjahr, mit dem gewöhnlich die Lebensphase der adulescentia endete. Im J.  kandidierte Metellus schließlich nicht nur erfolgreich für das Consulat, sondern auch für das Amt des Pontifex Maximus (Ascon. Cornel. p. , f. C; Plu. Caes. ,; D.C. ,,; Macr. Sat. ,, f.), das ein Jahr zuvor durch den gewaltsamen Tod des Q. Mucius Scaevola frei geworden war (MRR ,). ,– Tiberius . . . nepos: Chronologisch setzt die Biographie des Ti. Sempronius Gracchus nicht den durch den Abschnitt über Q. Caecilius Metellus Pius (Vir. ill. ) markierten Zeitrahmen fort, sondern schließt an die Vita des Q. Caecilius Metellus Macedonicus (Vir. ill. ) an. Tiberius war der älteste Sohn des Ti. Sempronius Gracchus (cos. ) und der Cornelia, der Tochter des Scipio Africanus maior (s. Vir. ill. ,). Zu Familie und Persönlichkeit des Sohnes vgl. etwa B () –; knapp und konzis H () –; L (²)  f.; zu den Gracchen noch immer grundlegend S (); knapp B (). – quaestor . . . effugit: Zum foedus Mancinum s. Vir. ill. ,. Ti. Gracchus galt als guter Redner (Rhet. Her. ,,; Cic. de orat. ,; Brut.  f.;

 Tiberius Gracchus



Vell. ,,; Plu. TG , u. a.), dessen Redetalent allerdings durch dasjenige seines jüngeren Bruders Gaius (Vir. ill. ) übertroffen wurde.  Tribunus . . . haberet: Die Größenangabe ist summarisch und unscharf. Denn bei der Einbringung seines auf die Neuverteilung des ager publicus abzielenden Gesetzesvorschlages bald nach seinem Amtsantritt im Dez.  (Val. Max. ,,; Plu. TG ,; App. BC ,. ; Liv. per.  u. a.) berief sich Ti. Gracchus auf die Bestimmungen des Licinisch-Sextischen Gesetzes von / (s. Vir. ill. ,), das den Besitz von mehr als  Joch (=  ha) des ager publicus verbot. Sein Antrag sah überdies vor, dass Kinder zusätzlich jeweils die Hälfte dieser Fläche, d. h.  iugera, besitzen durften (App. BC ,), so dass bei zwei Kindern in der Tat eine Gesamtfläche von  Joch (mille agri iugera) möglich war; lediglich ein Konstrukt der Forschung (so L [²] ) ist allerdings, dass diese Regelung nur für max. zwei Kinder gegolten habe. Zur Durchführung seiner Reformidee beantragte Ti. Gracchus außerdem die Einsetzung einer Dreimännerkommission (Cic. leg. agr. ,; Vell. ,,; Val. Max. ,,; App. BC , u. a.; s. auch § ). Angesichts des noblitären Konkurrenzkampfes, in welchem dem Besitz am ager publicus eine Schlüsselrolle zukam, stießen die Reformvorschläge auf erbitterten Widerstand in der Oberschicht (zur Reaktion des Scipio Aemilianus s. Vir. ill. ,). Welche Motive bzw. Ziele Ti. Graccchus bei bzw. mit seinem Reformprojekt verfolgte (persönlicher Ehrgeiz? idealistischer Einsatz für bedürftige Bürger bzw. gegen den Ruin des italischen Bauerntums? Sicherung der Vormachtstellung Roms durch Ansiedlung von coloni?), wird infolge der nicht eindeutigen Quellenlage seit der Antike bis heute kontrovers diskutiert (einen Überblick bieten B [⁶] –. –; H [] –; L [²]  f. –; s. ferner B []; B []).  Octavio . . . abrogavit: Der Ablauf ist hier nur knapp wiedergegeben (s. H [] –; L [²] –). Mit seinem Veto in der von Ti. Gracchus einberufenen Gesetzesversammlung verhinderte allerdings M. Octavius auf Drängen von dessen Gegnern zunächst die Annahme des Gesetzes (App. BC , f.; Plu. TG , f.). In der Folge eskalierte die Situation, da nun Ti. Gracchus seinerseits das öffentliche Leben durch den Gebrauch seines Vetorechtes lähmte. Gleichwohl blieb der Senat bei seiner ablehnenden Haltung. Als Octavius ein zweites Mal den Gesetzesvorschlag mit seinem Veto blockierte und Ti. Gracchus bei seinem Auftritt vor den Senatoren erfolglos blieb, setzte er am nächsten Tag bei einer weiteren Abstimmung die Amtsenthebung seines Kollegen (D.S. /, fr. ,; Plu. TG , ff.; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.) und die Einsetzung der notwendigen Ackerkommission durch (s. §  bzw. ). Die Amtsenthebung eines interzedierenden Kollegen durch Ti. Gracchus (zu magistratum abrogare s. etwa Cic. Mil. ) war ein ein-



 Kommentar

maliger und unerhörter Schritt, ein Bruch der ungeschriebenen Verfassung Roms (Cic. leg. ,; Vell. ,,; App. BC , u. a.).  Dein . . . divideretur: Attalos III. von Pergamon hatte im J.  sein Reich mit Ausnahme seiner Residenz Pergamon den Römern testamentarisch vermacht. Dass Ti. Gracchus das Geld aus der Erbschaft (zu familia im Sinne von res familiaris: Ulp. dig. ,,,) als Startkapital für die im Zuge der Umverteilung des ager publicus zwar mit Land bedachten, aber mittellosen Bürger verwenden wollte (Plu. TG , ff.; Liv. per. ; Oros. hist. ,,), bleibt hier allerdings unerwähnt. Zur Umsetzung der Reform (s. auch §  bzw. ) wurde eine Dreimännerkommission für die Landverteilung (triumviri agris iudicandis assignandis) eingesetzt, als deren Mitglieder Tiberius und sein Bruder Gaius (s. Vir. ill. ) sowie Ap. Claudius Pulcher, der Schwiegervater des Tiberius, gewählt wurden (MRR ,). – Deinde . . . posceretur: Die verfassungswidrige Prorogation des Volkstribunats, die zur Ermordung des Ti. Gracchus führte, galt dessen Parteigängern als Schutz, seinen Gegnern als Indiz für einen geplanten Umsturz (Cic. Cat. ,; Flor. ,,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.; zum Detail s. B []). Der zeitliche Ablauf im Sommer des J. , der sich auf zwei Tage verteilte und von den Quellen im Detail divergierend überliefert wird (s. H [] –; L [²] –), ist hier zusammengefasst bzw. auf den entscheidenden zweiten Tag konzentriert (Plu. TG  ff.; App. BC , f. u. a.). Dass dieser mit Unheil kündenden Auspicien begann, belegt auch die Parallelüberlieferung (Val. Max. ,,; Plu. TG , ff.; Obseq. a; s. E [a]  f.). Die Anhänger des Ti. Gracchus versammelten sich auf dem Platz vor dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, um ihn auch für das folgende Jahr () als Volkstribunen zu wählen; der Senat dagegen tagte im benachbarten Tempel der Fides (s. § ). Mit seiner Handbewegung wollte sich Ti. Gracchus wohl weniger dem Volk empfehlen als im Lärm des Geschehens deutlich machen, dass es im Senat um seinen Kopf gehe; seine Gegner im Senat jedenfalls nutzten die Geste in ihrem Sinn, indem sie diese als Griff nach dem Königsdiadem auslegten (Plu. TG ,; Flor. ,,).  Segniterque . . . oppressit: Als Consul oblag P. Mucius Scaevola die Leitung der entscheidenden Senatssitzung; als Befürworter der Reform agierte er jedoch zurückhaltend (App. BC , f.). P. Scipio Nasica Serapion, der Sohn des Scipio Nasica Corculum (s. Vir. ill. ) und enger Verwandter der Gracchen, amtierte zwar seit  als Pontifex Maximus (MRR ,), hatte damals aber kein Staatsamt inne, sondern handelte als privatus (Cic. Tusc. ,; off. , u. a.; zu seiner Rolle s. L []). Unter seiner Führung bewaffneten sich die Senatoren mit Stuhlbeinen und anderen Gegenständen, stürzten aus der Curie, trieben Ti. Gracchus samt seinen Parteigängern den capitolinischen Hügel hinab und töteten ihn am Fuße

 Gaius Gracchus



des Clivus Capitolinus; mit ihm fanden auch ca. – seiner Anhänger den Tod (Vell. ,; Val. Max./Nepotian. ,,; Val. Max. ,,; Plu. TG , ff.; App. BC , ff.; Flor. ,,; Liv. per.  u. a.; s. H [] –). Die Vorlage der Viri illustres scheint dagegen wie auch der Auctor ad Herennium in seiner dramatisch ausgestalteten Darstellung (,) den Tod des Gracchus noch auf der area Capitolina situiert zu haben (in Capitolium persecutus oppressit).  Cuius . . . dictus: Nur DVI bietet diese Erklärung des Beinamens in der Gens Lucretia. Einigkeit dagegen besteht in den Quellen darüber, dass sein Leichnam wie auch die anderen Getöteten einfach in den Tiber geworfen wurden (App. BC ,; Liv. per.  u. a.). Sein Ackergesetz aber blieb gültig, die Kommission (s. §  bzw. ) setzte ihre Arbeit fort (Val. Max. ,,; Plu. TG , f.; App. BC , ff. u. a.; s. H [] –; zu den Agrarreformen der Späten Republik außerdem: L []; S [], hier –).  Nasica . . . est: im J.  nach Pergamon, wo er auch starb (Cic. Flacc. ; Plu. TG , ff.). , Gaius . . . discessit: Gaius Sempronius Gracchus, der Sohn des Consuls von  bzw.  (Vir. ill. ) und jüngere Bruder des im J.  getöteten Volkstribunen Ti. Gracchus (Vir. ill. ), amtierte auf Sardinien zunächst als Quaestor, dann als Pro-Quaestor unter dem Statthalter L. Aurelius Orestes (D.S. /, fr. ; Plu. CG , ff.; MRR ,.  f.). Die Insel galt wegen ihrer Luft als ungesund und war daher als Provinz wenig beliebt (Cic. ad fam. ,,; Str. ,,; Plu CG ,; zu Sardinien s. M []). Während seiner Amtszeit erwies sich C. Gracchus als fähiger Magistrat und Truppenbefehlshaber (Plu. CG , ff.). Mit dem Verlassen der Insel (s. auch Plu. CG ,) kehrte er in die politische Arena Roms zurück, wo er sich für das J.  um das Volktribunat bewarb (MRR ,). Die Versuche seiner Gegner, ihnen wegen seiner eigenmächtigen Handlungsweise zu diskreditieren, scheiterten nicht zuletzt an seiner geschickten forensischen Verteidigungsstrategie (zu den Redefragmenten s. ORF , fr. –), und Gracchus wurde für das Amtsjahr / erstmals zum Volkstribunen gewählt (Plu. CG , f.; App. BC , f.; MRR , f.).  Asculanae . . . sustinuit: Nur die latinische colonia Fregellae (h. Rocca d’Arce), an der Einmündung des Trerus in den Liris südlich von Rom, fiel im J.  von Rom ab, wurde aber von dem Praetor L. Opimius erobert und zerstört; die Bewohner wurden umgesiedelt (Cic. inv. ,; leg. agr. ,; Vell. ,,; Liv. per.  u. a.; s. M []  f.). Nach Plutarch (CG ,) konnte Gracchus seine Unschuld auch in diesem Punkt plausibel machen. Der Abfall des apulischen Ausculum (h. Ascoli Satriano) datiert dagegen erst in den Bundesgenossenkrieg des J.  (Liv. per. ) und ist hier irrtümlich aufgeführt.  Tribunus . . . censuit: Nach seinem Amtsantritt am . Dez.  brachte



 Kommentar

C. Gracchus in Fortsetzung der Politik seines ermordeten Bruders (s. Vir. ill. , f.) in den folgenden zwei Jahren / (MRR , f.) ein ganzes Bündel von Gesetzesanträgen auf den Weg, welche die gestoppte Ackerreform wiederaufnahmen und flankieren sollten (ausführlich W [];  L []; zusammenfassend etwa S [] –; L [²] –; H [] –). Zu diesen gehörte auch die Festsetzung eines Höchstpreises von  ⁄ As für den Scheffel (modius) Getreide (Cic. Sest. ; Vell. ,,; Plu. CG ,; Liv. per.  u. a.; zum Frumentationswesen s. zuletzt C [] –) sowie die Entsendung (deductio) von Latinern und römischen Bürgern als coloni in Italien, darunter nach Capua und Tarent (Vell. ,,; ,,; Plu. CG ,; , f.; App. BC ,; Liv. per. ) und – spektakulär – nach Karthago, um dort die colonia Iunonia einzurichten (Vell. ,,; Plu. CG ,; ,; App. Lib. ; BC , ff.; Liv. per.  u.a) – ein provokantes Vorhaben, da der Boden der zerstörten Stadt (s. Vir. ill. ,) sakral tabuisiert worden war (Cic. leg. agr. ,; ,; App. Lib. ; Zonar. ,).  Triumviros . . . constituit: Der Bezug auf das Volkstribunat ist irreführend. Gaius Gracchus war seit der Einsetzung der Kommission () durch seinen Bruder Tiberius Mitglied der Kommission (s. Vir. ill. ,). Diese hatte allerdings de facto  ihre Arbeit einstellen müssen, als ihr auf Betreiben der Bundesgenossen und des Scipio Aemilianus (s. Vir. ill. ,) die Gerichtsbarkeit in strittigen Grundstücksfragen entzogen wurde (App. BC , ff. ). Mitglieder der Kommission waren seit  M. Fulvius Flaccus (cos. ) und C. Papirius Carbo (cos. ), welche die Nachfolge des Ap. Claudius Pulcher (cos. ) und P. Licinius Crassus Dives Mucianus (cos. ) angetreten hatten (MRR ,). Letzterer ist hier also irrtümlich statt des Papirius Carbo genannt.  Minucio . . . avocavit: Für / erneut als Volkstribun gewählt, fiel C. Gracchus bei den Wahlen für das Folgejahr (/) dagegen durch (MRR , f. ). Als der Volkstribun (M.?) Minucius Rufus die Aufhebung seiner Gesetze, insbesondere auch des Iunonia-Projekts, betrieb (Plu. CG , f.; App. BC ,; Flor. ,,; Oros. hist. ,, f. u. a.), spitzte sich die Lage zu. Wie bei seinem älteren Bruder Tiberius (s. Vir. ill. , f.) versammelten sich auch dieses Mal Anhänger und Gegner auf der area Capitolina, während der Senat im Iuppitertempel tagte (D.S. /, fr. a; Plu. CG ,; App. BC , ff.; Flor. ,,; Oros. hist. ,,). Über die Person des Q. Antullius und den genauen Ablauf seiner Tötung berichten die Quellen verschieden. Mit den Viri illustres geht Plutarch (CG , f.; , f.) zusammen, nach dessen Zeugnis Antullius als Herold des Consuls barsch die Räumung des Platzes gefordert haben soll und wegen einer verdächtigen Handbewegung von einem Anhänger des Gracchus getötet worden sei (s. auch Oros. hist. ,,). In einer zweiten Version (App. BC , ff.)

 Gaius Gracchus



handelte es sich bei Antullius um einen einfachen Bürger, der mit Gesten um maßvolles Handeln bat und dadurch den Unmut eines gracchischen Anhängers provozierte. In einer dritten Fassung (D.S. /, fr. a) gibt Gaius Gracchus sogar den Befehl, ihn zu töten. Auf jeden Fall scheiterte dessen Versuch, die tribunicische contio (wohl des Minucius) auf dem Forum als Zuhörerschaft für die Erklärung der Bluttat zu gewinnen, da sich die Leute voller Abscheu über die Tötung des Antullius abwandten und Gracchus damit als Störenfried der öffentlichen Ordnung galt (s. auch Plu. CG ,; ,; App. BC , f.). Zu contionem avocare s. zu Vir. ,. – qua . . . occupavit: Der auf die Partizipialkonstruktion (qua re arcessitus) folgende cum-Satz fügt sich nur schwer in die Konstruktion ein und lässt auch an dieser Stelle die Kürzung einer ausführlicheren Vorlage vermuten. Zur Besetzung des Aventins, des Hügels der Plebs, durch C. Gracchus und seine Gefolgsleute s. auch Plu. CG ,; App. BC ,; Flor. ,,; Liv. per.  u. a.; zum Terminus familia (Sklaven, Freigelassene, Familienangehörige) s. ThLL ,,, ff. – ubi . . . pervenit: L. Opimius (s. § ) konnte sich für die kompromisslose Härte und den Einsatz militärischer Gewalt erstmals auf ein sog. senatus consultum ultimum stützen (Cic. Catil. ,; ,; Plu. CG ,; Liv. per.  u. a.; s. B [] –, bes. –). Gaius Gracchus und seine Anhänger, die sich beim Tempel der Diana-Luna (s. Vir. ill. , ff.) verbarrikadiert hatten (zum Ablauf: D.S. , fr. a; Plu. CG  ff.; App. BC , ff.; Flor. ,,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, ff. u. a.; s. H [] –), wurden aus ihrer Stellung vertrieben. Fulvius Flaccus und die meisten fanden den Tod; C. Gracchus dagegen, der sich am Kampfgeschehen nicht beteiligt haben soll (Plu. CG ,; comp. , f.), gelang mit seinen Freunden Pomponius und Laetorius die Flucht in den benachbarten Tempel der Minerva, von dort zum Heiligtum der Diana (Luna). Beim Abstieg über den steilen Nordabhang des Aventin zum Tiber hinunter muss es zur Verletzung am Knöchel gekommen sein (talum intorsit) – ein Detail, das nur DVI erwähnt. Dank der Aufopferung seiner Freunde an der Porta Trigemina am Forum Boarium bei der h. Kirche Sta. Maria in Cosmedin (s. F. C, LTUR  [²]  f.) bzw. am Pons Sublicius (s. Vir. ill. ,) konnte er noch das rechte Tiberufer und das Heiligtum (lucus) der Fur(r)ina erreichen (s. auch Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. CG ,; App. BC ,; Oros. hist. ,,), das am Abhang des Gianicolo zu lokalisieren ist (s. J. C G, LTUR  [²]  f.).  Ibi . . . interfectus: Bis auf eine Nebenüberlieferung bei Plutarch stimmen die Quellen (D.S. /, fr. ; Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. CG , f.; App. BC , u. a.) darin überein, dass C. Gracchus sich von seinem Sklaven Eup(h)oros (Philikrates: Valerius Maximus; Plutarch) töten ließ, bevor dieser sich selbst das Leben nahm, so dass die Verfolger nur



 Kommentar

beider Leichen vorfanden. – caput . . . effectum: Mit W ist hier gegen P/G der NcI (fertur) mit caput . . . effectum (sc. esse), nicht mit expensum (sc. esse) zu verbinden. Denn an dem Versprechen des L. Opimius, den Kopf des C. Gracchus (wie auch des Fulvius Flaccus) mit Gold aufzuwiegen, besteht wenig Zweifel (D.S. /, fr. ; Cic. de orat. ,; Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. CG , f.; App. BC ,; Flor. ,, u. a.). Dass L. Septumuleius dagegen aus Habgier diesen mittels eingegossenem Blei schwerer gemacht haben soll, trägt plausibel den Charakter eines (böswilligen) Gerüchts. , Marcus . . . superbus: Die Biographie des M. Livius Drusus, bei der es sich um die längste Vita in den Viri illustres handelt, komplettiert die Trias der prominentesten Volkstribunen zu Beginn der Späten Republik. Die knappe Charakteristik entspricht dem Bild, das auch die Parallelüberlieferung zeichnet (s. grundlegend F. M, RE VIII, [] –; ferner B [] –). M. Livius Drusus (geb. um ) konnte seinen Stammbaum väterlicherseits auf L. Aemilius Paullus (Vir. ill. ) und M. Livius Salinator (Vir. ill. ) zurückführen, seine Mutter hingegen stammte aus der Gens Cornelia (Sen. cons. ad Marc. ,); sein Familienstolz ist in den Quellen mehrfach belegt (Cic. Rab. Post. ; App. BC ,; D.C. fr. ,). Dass er ein ausgezeichnter Redner gewesen ist, wird ihm bereits von seinem jüngeren Zeitgenossen Cicero (Brut. : gravis orator) attestiert. Auf die Ambivalenz seines Wesens und die zwiespältige Beurteilung seiner Person schon in der Antike verweisen dagegen die Adjektive ambitiosus und superbus (s. M –), eine Charakterisierung, die auch in der vorliegenden Darstellung, die zahlreiche sonst nicht belegte Details bietet (s. §§ –.  f.), deutlich fassbar ist. – aedilis . . . dedit: Der Text folgt hier weder der Biographie noch der Chronologie (zur Quaestur s. § ). Die (curulische?) Aedilität und Ausrichtung spektakulärer Spiele sind nur durch DVI belegt und daher in der Forschung umstritten (s. S []  f.), im Elogium des Livius Drusus (Inscr. It. ,,, Nr. ) dagegen fehlt jegliche Notiz. Da dieser im J. / das Volkstribunat bekleidete (s. § ), ist die Aedilität auf jeden Fall früher (ca. ?) zu datieren (s. MRR ,). Das Elogium hingegen lässt seine Karriere militärisch als Militärtribun (ca. ) bzw. politisch als decemvir stlitibus iudicandis (ca. ) beginnen (cursus honorum: MRR ,).  Ubi . . . nostra: Auch diese Notiz ist singulär. Der biographisch sonst nicht fassbare Remmius ist möglicherweise mit dem Urheber eines Gesetzes über Verleumdung (calumnia) zu identifizieren (Cic. Rosc. Amer.  mit Schol. Gronov. p. , f. S; s. MRR ,).  Quaestor . . . insignius: Das Wortspiel mit dem Substantiv insigne, is n. (= Amtsinsignien eines Magistrats) und dem Ad-

 Livius Drusus



jektiv insignis, e (= hervorstechend, auffallend) lässt sich im Deutschen nur schlecht nachahmen. Wann Livius Drusus die Quaestur, die wie die Aedilität im Elogium ausgespart ist (s. § ), innehatte, ist unbekannt (ca. ?: MRR ,). Möglicherweise (so M [s. § ] ) machte er auf seiner Reise nach Kleinasien auch im thessalischen Antikyra Halt, um seine Epilepsie auszukurieren (Plin. nat. ,), die ihn allerdings im Alter wieder befiel (s. § ). Denn dieser Ort, am Südufer des Spercheios gelegen, war ein bekannter Handelsplatz für Nieswurz (s. H. K, DNP  [] ), eine Pflanze, deren (hochgiftige) Wirkstoffe in der Antike auch gegen epileptische Anfälle Verwendung fanden.  Tribunus . . . permisit: im J. / (MRR , f.); zum Detail s. H (); konzis H () –; L (²) –. Livius Drusus war damals um die  Jahre alt (adulescens: Cic. off. ,; iuvenis: Vell. ,,; Sen. cons. ad Marc. ,). Ob er von Anfang an, wie es der vorliegende Text andeutet, für die Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Italiker eintrat (App. BC ,; Liv. per. ) oder erst im Verlauf seines Volkstribunats (Vell. ,,; Flor. ,, ff.), um die Bundesgenossen für sein Richtergesetz zu gewinnen bzw. hinsichtlich seines Ackergesetzes zu beschwichtigen, wird in der Foschung kontrovers diskutiert (s. H [] , Anm. ). Ungenau ist hier der Adressatenkreis auf die Latiner beschränkt (ähnlich Oros. hist. ,,), ging es doch bei der Ausweitung des Bürgerrechts um alle italischen socii. Möglicherweise jedoch hatte Livius Drusus zunächst tatsächlich nur die Latiner ins Auge gefasst (so M [] –. ). Sein Acker-, Getreide- und Richtergesetz hat er dagegen wohl en bloc (s. § ; Cic. dom. ) als sog. lex satura eingebracht (s. B []  f.). Mit dem Ackergesetz und der Wiedereinsetzung der Ackerkommission (s. Vir. ill. , ff.; , f.), zu deren Mitglied er sich selbst wählen ließ (Liste: MRR ,), nahm Livius das gracchische Reformprogramm wieder auf (Inscr. It. ,,, Nr. ; Vell. ,,; Liv. per.  u. a.). Die Aufnahme von  Rittern in den Senat (und damit dessen Erweiterung auf  Mitglieder) berücksichtigte dagegen die Interessen der Ritterschaft, während die ausschließliche Besetzung der Geschworengerichte (quaestiones) aus dem neu formierten Senat dessen Macht stärkte (Flor. ,,; App. BC , f.; Liv. per. ; dazu W []). Finanziert wurden die Ausgaben durch eine Münzverschlechterung (Plin. nat. ,).  Nimiae . . . fecit: Nach Diodor (,) war Livius Drusus durch den frühen Tod seines Vaters bereits in jungen Jahren zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen, pflegte aber einen aufwendigen Lebensstil. Wenn er auch bei seinem Tod über  Pfund Silbergeschirr besessen haben soll (Plin. nat. ,), so scheint ihn gleichwohl seine Freigebigkeit (s. auch D.C. fr. ,) zumindest temporär, in Geldnöte gebracht zu haben. Im Wortlaut des Dictums, das



 Kommentar

er im Zuge seiner Gesetzesvorschläge als Volkstribun (s. § ) gemacht haben soll, geht Florus (,,) hier eng mit DVI zusammen (exstat vox ipsius, nihil se ad largiendum ulli reliquisse, nisi si quis aut caenum dividere vellet aut caelum). Dass Livius seinen Reichtum auch politisch einsetzte, belegen zudem die Periochae (Liv. per. : ut vires sibi adquireret, perniciosa spe largitionum plebem concitavit).  Magudulsam . . . obiecit: Die Geschichte ist sonst nicht belegt, entbehrt aber nicht einer gewissen Glaubwürdigkeit. Denn der ältere Plinius (nat. ,) berichtet, Bocchus habe  Menschen an Pfähle binden und auf diese  Elephanten hetzen lassen, diese aber hätten trotz aller Versuche nicht bewegen werden können, die Menschen zu attackieren. Von Bocchus (ca. – König von Mauretanien) ist zudem bekannt, dass er sich kurz vor dem Ausbruch des Bundesgenossenkrieges () in Rom aufgehalten hat, wo er durch reiche Weihegeschenke auf dem Capitol seinen Dank für den Ehrentitel eines ‚Bundesgenossen des römischen Volkes‘ zum Ausdruck brachte (Plu. Mar. ,; s. auch Vir. ill. ,).  Adherbalem . . . sperans: Diese Notiz ist gleichfalls singulär und passt, sofern historisch zutreffend, chronologisch eher in die Vita des gleichnamigen Vaters des Drusus (cos.  [MRR ,]; †  v. Chr.). Denn beim Tod des Numiderkönigs Micipsa im J.  war Livius Drusus (geb. nach ) noch zu jung für einen solchen Erpressungsversuch. Dies gilt auch für das J. , als Adherbal auf der Flucht vor seinem machthungrigen Vetter Iugurtha (s. Vir. ill. ,) nach Rom kam, wo er wenigstens die Herrschaft über den Ostteil Numidiens behaupten konnte (Sall. Iug.  ff.; Liv. per. ).  Caepionem . . . praecipitaturum: Als enge Jugendfreunde hatten Q. Servilius Caepio und Livius Drusus jeweils die Schwester des anderen geheiratet (D.C. fr. ,). Persönliche Differenzen – nach Plin. nat. , erstmals anlässlich der Versteigerung eines Fingerringes, möglicherweise aus dem konfizierten Eigentum des gleichnamigen Vaters des Caepio (cos. ; MRR ,) – führten jedoch zur Auflösung sowohl der Freundschaft als auch beider Ehen sowie zu einer abgrundtiefen Feindschaft zwischen beiden (Cic. dom. ; D.C. fr. , ff.). Die Eskalation des Streites ist in das Volkstribunat des Livius Drusus (s. § ) zu datieren, als Caepio, der die Interessen der Ritterschaft vertrat (Cic. Brut. ; Flor. ,,), wahrscheinlich die Praetur bekleidete (MRR ,). Zum saxum Tarpeium s. Vir. ill. ,.  Philippo . . . dicebat: Livius konnte seine Gesetze nur mittels Gewaltanwendung durchsetzen (D.S. ,; Vell. ,, f.; Flor. ,, f.; App. BC  f.; Liv. per.  u. a.). Während Caepio für Teile des Ritterstandes eintrat (s. § ), bekämpfte auch L. Marcius Philippus, der Consul des Jahres  (MRR ,) und gleichfalls ein inimicus des Livius, dessen gesamte Gesetzgebung, indem er ihm einerseits die rechtswidrige Bündelung seiner Anträge (rogationes) vorwarf, andererseits wegen Nichtbeachtung der Au-

 Livius Drusus



spicien die Beschlüsse der comitia für ungültig erklärte (Cic. de orat. ,; , ff.; Val. Max. ,,; Quint. inst. ,,) und so schließlich im Senat die Aufhebung der Gesetze durchsetzte (s. § ). Sprachlich gehen die Viri illustres erneut (s. § ) partiell mit Florus (,,: ausus . . . obrogare legibus consul ), vor allem aber Val. Maximus (,,: obtorta gula . . ., ut multus e naribus eius cruor profunderetur) eng zusammen. Nach Florus (loc. cit.) war jedoch nicht Livius selbst der Rohling, sondern (s)ein Amtsbote (viator), eine Version, die Valerius Maximus bestätigt, der aber auch einen Klienten des Drusus ins Spiel bringt (et quidem non perviatorem, sed per clientem suum). Nur bei DVI findet sich allerdings die Kombination von brutaler Rohheit und beißendem Spott. Mit muria bezeichnete man allgemein eine Lake aus Salz und Wasser (Schol. Pers. , S/W; Isid. orig. ,,), speziell aber auch eine Fischlake (Plin. nat. ,; , u. a.), dem bekannteren garum vergleichbar und begrifflich teilweise synonym verwendet. Hergestellt aus Fischeingeweiden, die mit Salz vermengt in der Sonne vergoren, dann gesiebt und mit Kräutern verfeinert wurden, kamen diese Fischsaucen in verschiedenen Sorten auf den Markt (Plin. nat. , ff.; Gp. ,, ff. u. a.). Das aus frischen, noch blutigen Makrelen (scomber) gewonnene garum erreichte dabei Spitzenpreise (Plin. nat. ,) und wurde gerne als teure Gabe verschenkt (Mart. epigr. ,). Zu Terminologie und Produktion s. C () –, bes.  f.; G ().  Deinde . . . aegre ferebat: Vor allem die Großgrundbesitzer Italiens zählten zu den Verlierern der Landreform (agris . . . expulsi), aber auch Teile des Ritter- bzw. Senatorenstandes (Cic. Cluent.  f.; Rab. Post.  f.; App. BC , ff. u. a.); hinzu kamen die Neider des Erfolgs (D.S. ,; Ps. Sall. rep. ,, f.; Vell. ,,) und unglückverheißende Prodigien (Cornelius Sisenna: FRH  F . ; FRHist  *F a-c. ; Obseq. .  f.; Oros. hist. ,, u. a.; s. E [a] –). Schließlich hob der Senat im Sept.  auf Betreiben des Consuls L. Marcius Philippus alle Gesetze des Livius auf (Cic. leg. ,. ; Ascon. Corn. p.  C; Flor. ,, u. a.).  Unde . . . relatus: Wiederum (s. § ) sind fälschlicherweise nur die Latiner statt der Italiker genannt. Livius hatte sich mit dem Versprechen, den Italikern endlich das volle römische Bürgerrecht zu verschaffen (D.S. , fr. ; Vell. ,,; Flor. ,, f. ,; App. BC ,; Liv. per.  u. a.), in ganz Italien eine große Anhängerschaft erworben (Sen. brev. ,; Flor. ,,). Durch sein Scheitern im Senat eskalierte die Situation, da die Bundesgenossen auf das in Aussicht gestellte volle Bürgerrecht pochten (zum sog. Bundesgenossenkrieg der J. – nach dem Tod des Drusus s. konzis H [] –). Die Kontakte zu den Italikern, insbesondere zu dem Marser Q. Pompaedius Silo (s. Vir. ill. ,), einem der ersten beiden italischen Consuln, der mehrfach in seinem Haus in Rom weilte (Val. Max. ,,; Plu. Cat. Mi. ,; s. auch



 Kommentar

Vir. ill. ,), gaben durchaus Anlass zu Spekulationen über seine Ziele. Livius war seit der Kindheit gesundheitlich angeschlagen und litt an Epilepsie (s. § ). Nach dem älteren Plinius (nat. ,) soll er das Ziegenblut getrunken haben, um blass auszusehen und so den Verdacht auszustreuen, sein Intimfeind Caepio wolle ihn vergiften (s. § ).  Vota . . . sunt: Dass es damals zu öffentlichen Gelübden in Italien für die Gesundheit des Livius gekommen sein soll, ist nur an dieser Stelle überliefert, entbehrt jedoch angesichts von dessen Popularität bei den Italikern keineswegs der Plausibilität (s. auch Val. Max. ,,; Plu. Cat. Mi. , ff.: Gefolgschaftseid der Italiker). – Et . . . caveret: Alljährlich begaben sich die Consuln und die übrigen Magistrate im Frühling zur Feier der feriae Latinae für Iuppiter Latiaris auf den südöstlich von Rom gelegenen mons Albanus, wohin auch die verbündeten Latinergemeinden Vertreter sandten (s. Vir. ill. ,). Das Fest wurde ggf. bei religiösen Unregelmäßigkeiten im Laufe des Jahres wiederholt (W [²]  f.), so wohl auch im Herbst . Zur Warnung an die Consuln, also auch an seinen erbitterten Feind Marcius Philippus (s. § ), vor einem geplanten Attentat s. auch Florus (,, f.) und Cassius Dio (fr. ,). – unde . . . corruit: Das satzverbindende unde wirft die Frage auf, warum es wegen der Warnung der Consuln zu einer Anklage des Livius im Senat gekommen sein soll. Verständlich wird dies nur, wenn in der Vorlage der Viri illustres die engen Kontakte des Livius zu den Italikern als konspirativ dargestellt waren (s. § ; ferner Liv. per ). Während die vorliegende Fassung den Eindruck erweckt, die Mordtat habe sich auf dem Heimweg ereignet, lokalisieren die meisten Quellen die Tat im Hause des Livius (Cic. Mil. ; nat. ,; Ampel. ,; ,; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.). DVI am nächsten kommt hier die Fassung des Velleius Paterculus (,,), Livius Drusus habe mit großem Gefolge den Heimweg angetreten und sei in area domus suae (ähnlich Schol. Bob. Mil. p. , S) von unbekannter Hand mit einem kleinen Messer (cultellum) tödlich verwundet worden. Nach Appian (BC ,) dagegen hielt sich Livius aus Furcht vor einem Attentat nur noch zu Hause auf, wo er eines Abends bei der Verabschiedung seiner Anhänger plötzlich mit einem Schrei zusammenbrach, von einem Schustermesser (crepidarium cultellum) im Schenkel getroffen (s. bereits Sempronius Asellio: FRH  F ; FRHist  F ).  Invidia . . . fuit: Der Mörder blieb unerkannt (Liv. per. ; Oros. hist. ,,; Schol. Bob. Mil. p. , S u. a.), Nachforschungen unterblieben (Cic. Mil. ), dafür kochte die Gerüchteküche (Suet. Tib. ,). Beschuldigt wurden entweder Servilius Caepio (Plin. nat. ,) oder Marcius Philippus (Ampel. ,; ,) oder Q. Varius (Cic. nat. ,). Auf jeden Fall weist der Tod des Livius Drusus frappante Parallelen zu demjenigen des Scipio Aemilianus auf (s. Vir. ill. ,). Selbst im Sterben konnte

 Gaius Marius pater



er anscheinend seinen Stolz nicht verleugnen; so sollen seine letzten Worte gelautet haben: Ecquandone, propinqui amicique, similem mei civem habebit res publica? (Vell. ,,). , Gaius . . . natus: C. Marius, um  nicht direkt (so aber auch Cic. Planc. ; leg. ,; Sall. Iug. , u. a.) in Arpinum (s. Vir. ill. ,), sondern in dem nahe gelegenen und später nach ihm benannten Cereatae Marianae (Plin. nat. ,) geboren, stammte aus einer bis dahin unbekannten ritterständischen Familie (Vell. ,,; Val. Max. ,,; ,,). Die Akzentuierung der humilitas findet sich auch in anderen Quellen (Sall. Iug. , f.; Plu. Mar. ,; Tac. hist. ,; D.C. fr. , u. a.), betont aber letztlich nur seine außergewöhnliche Karriere als homo novus. Consulatsjahre waren: , , , , ,  (MRR ,. . . . f. ) und das J.  (MRR ,). Zur Biographie s. E (); einen Überblick bietet T (); zum Mariusbild in der antiken Historiographie außerdem W (). – primis . . . egit: Auskunft über den cursus honorum geben sein Elogium (Inscr. It. ,,, Nr. ) sowie eine Inschrift aus Cereatae Marianae (CIL X ); zu den einzelnen Stationen s. E () –. Seine ersten militärischen Auszeichnungen (Sall. Iug. , f. ; Val. Max. ,, u. a.) erwarb sich Marius / vor Numantia unter Scipio Aemilianus (s. Vir. ill. ,), wo er auch die Bekanntschaft des (späteren) Numiderkönigs Iugurtha machte (Val. Max. ,,; Vell. ,,; Plu. Mar. , f.). Es folgten das (nicht datierbare) Militärtribunat (Sall. Iug. ,), dann die Quaestur (/?) und  das Volkstribunat (MRR ,). Die Bewerbung sowohl um die curulische als auch plebeische Aedilität blieben erfolglos (Cic. Planc. ). Auch die Wahl zum praetor urbanus des Jahres  verlief nicht ohne Hindernisse (MRR ,). Anschließend () ging er als Propraetor in das jenseitige Spanien (Plu. Mar. , f.). Durch die Heirat mit Iulia, einer der Schwestern von Caesars Vater, erhielt er Zugang zur Gens Iulia (Plu. Mar. ,; Caes. ,). Gleichwohl war für ihn als homo novus, dessen Familie keine consularischen Mitglieder aufweisen konnte, der Weg zum Consulat steinig (Cic. Verr. II ,; Sall. Iug. ,; , ff. u. a.). Als Legat des Q. Caecilius Metellus Numidicus (cos. ) im Krieg gegen Iugurtha erfolgreich (Sall. Iug. ,; Vell. ,,; Plu. Mar. , ff.; s. auch Vir. ill. ,), überwarf er sich durch die Kritik an dessen Kriegsführung mit diesem. Als er sich  um das Consulat bewerben wollte (zur Kampagne: E [] –), versagte ihm Metellus daher zunächst den erforderlichen Diensturlaub, musste aber schließlich nachgeben, da Marius vor Ort, seine Anhänger in Rom erfolgreich gegen jenen Stimmung machten (Sall. Iug.  ff.; Plu. Mar.  f. u. a.). Zum Consul für  gewählt (MRR ,), erhielt er durch Volksbeschluss (extra sortem) statt Metel-



 Kommentar

lus auch den Oberbefehl im Krieg gegen Iugurtha (Sall. Iug. ,; ,; ,; ,; Plu. Mar. ,), den er als Promagistrat in den folgenden Jahren fortsetzte (s. E [] –). Die Gefangennahme Iugurthas () gelang aber nicht ihm, sondern seinem Untergebenen Sulla (s. Vir. ill. ,). Gleichwohl konnte er Iugurtha bei seinem Triumph am . Jan. , d. h. am ersten Tag seines zweiten Consulats, glanzvoll in Rom vorführen (Sall. Iug. ,; Inscr. It. ,,, Nr. ; Vell. ,, f.; Plu. Mar. ; Liv. per.  u. a.).  In . . . triumphavit: Am . Okt.  (nach dem römischen Kalender) hatten die Römer bei Arausio (h. Orange) eine vernichtende Niederlage gegen die Cimbern, denen der Senat die Niederlassung in Gallien verweigert hatte, erlitten, und es drohte deren Einmarsch in Italien (knapper Überblick: H [] –). Als Sieger über Iugurtha wurde daher Marius ohne eigenes Zutun (ultro) und in Abwesenheit zum Consul für  (cos. II) gewählt (MRR ,). Diese Notsituation diente auch als Begründung für die eigentlich unzulässige Iteration des Consulats (Cic. Pomp. ; Liv. per. ; Vell. ,, u. a.). Nach der Rückkehr aus Nordafrika und seinem Triumph über Iugurtha (s. § ) ging Marius an die drängende Aufgabe, ein neues und schlagkräftiges Heer zu formieren (Plu. Mar. ,. , f.; Veg. mil. ,), welches nun erstmals Freiwilligen den Dienst als Legionär ermöglichte (zur sog. ‚Marianische Heeresreform‘ s. etwa G []). Nachdem sich die Germanenstämme für den Marsch nach Süden aufgeteilt hatten, konnte Marius (cos. IV; MRR ,) im Spätherbst  in zwei Schlachten zunächst die Teutonen und Ambronen (irrtümlich hier: die Cimbern) bei Aquae-Sextiae (h. Aix-en-Provence) vernichtend schlagen (Inscr. It. ,,, Nr. ; Vell. ,,; Plu. Mar.  ff.; Flor. ,, ff.; Liv. per.  u. a.). Den Cimbern (nicht: den Teutonen) dagegen gelang über Noricum (Plu. Mar. ,) der Übergang über die Alpen und ein Sieg im Etschtal über Q. Lutatius Catulus, den damaligen Amtskollegen des Marius (Plu. Mar. ; Liv. per.  u. a.; s. MRR , sowie Vir. ill. ,). Erst im folgenden Jahr () wurde ihr Vordringen bei Vercellae in der Nähe des venetischen Rovigo (in campo Raudio) durch den gemeinsamen Sieg des Marius (cos. V) und Lutatius Catulus (proconsul ) gestoppt (Plu. Mar. , ff.; Flor. ,, ff.; Oros. hist. ,, ff.; zur Lokalisierung konzis H [] , Anm. ). Den anschließenden Triumph (über Cimbern, Ambronen und Teutonen) feierte er gemeinsam mit Catulus (über die Cimbern); s. Inscr. It. ,,, Nr. ; Cic. Tusc. ,; Plu. Mar. , f.; ,; Liv. per.  u. a.; dazu E ()  f. Sein kriegsentscheidender Sieg wurde durch ein Siegesmal (tropaeum) in der Stadt gewürdigt (Val. Max. ,,; Suet. Iul. ); er selbst ließ aus der Beute einen Tempel für Honos et Virtus errichten (Cic. div. ,; Planc. ; Sest. ; Inscr. It. ,,, Nr.  u. a.; s. D. P, in: LTUR  [²] –). Erneut verweist die Übereinstimmung mit Ampelius (,) und

 Gaius Marius pater



Eutrop (,,; ,,) in der Verwechslung der Germanenstämme (s. oben) auf die Benutzung einer gemeinsamen Vorlage.  Usque . . . interemit: im J. ; zum Detail s. Vir. ill. , ff.  Cum . . . delituit: Zu Consuln für das J.  waren Pompeius und Sulla gewählt worden (MRR , f.), der zugleich auch den Oberfehl im Osten gegen Mithridates VI. von Pontos (Vell. ,,; App. BC , u. a.) erhielt. Hierauf verbündete sich Marius (Vell. ,, f.; Plu. Mar. ,; Sull. , ff.; App. BC ,; Liv. per. ), durch die Missachtung seiner Person und Bevorzugung seines ehemaligen Legaten und Intimfeindes Sulla (s. Vir. ill. ), mit dem Volkstribunen P. Sulpicius Rufus (zu dessen Politik: H [] –), der sich in Fortführung der Politik des Livius Drusus (Cic. de orat. ,) für die Verteilung der italischen Neubürger nach dem Bundesgenossenkrieg auf die bestehenden  Tribus (und damit gegen die Schaffung von zehn neuen Tribus) stark machte. Dieser setzte durch Volksbeschluss nicht nur seine Gesetzesanträge (Rückberufung der Verbannten: Rhet. Her. ,; Liv. per. ; Aufnahme der italischen Neubürger und Freigelassenen in alle Tribus: Ascon. Cornel. p. , ff. C; App. BC , f.; Liv. per. ; Schuldengrenze für Senatoren: Plu. Sull. ,) durch, sondern ließ auch Sulla seines Oberkommandos entsetzen und dieses Marius übertragen (Vell. ,, f.; Plu. Mar.  f.; Sull. ,; App. BC ,; Liv. per.  u. a.). Sulla aber, der sich nach den Tumulten in Rom zu seinen gegen Mithridates abmarschbereiten Legionen in Nola begeben hatte (Plu. Mar. , f.; Sull. ,; ,), wagte das bis dahin Unerhörte und marschierte mit seinem Heer gegen Rom, welches nach heftigem Widerstand durch die Marianer eingenommen wurde (Vell. ,,; Plu. Sull. , ff.  ff.; Mar. , f.; App. BC ,.  ff.; Flor. ,, ff. u. a.). In der Folge ließ er die Gesetze des Sulpicius Rufus annullieren und diesen wie auch Marius zu Staatsfeinden erklären (s. H [] –). Während Marius und sein Sohn ihren Häschern entkommen konnten (s. § ), wurde Sulpicius Rufus auf der Flucht eingeholt und getötet (Vell. ,, f.; App. BC ,; Liv. per.  u. a.).  Inventus . . . exulavit: Von der Flucht des Marius weiß die Überlieferung mit abenteuerlichen und hochdramatischen Details bzw. Varianten zu berichten (s. R. W, RE Suppl. VI [] –). Als unbestreitbar, wenn auch im Detail variierend geschildert, kann gelten, dass Marius von den Häschern nackt und schlammbedeckt in einem Sumpf bei Minturnae (Minturnis statt apud, prope Minturnas), d. h. rund  Meilen südlich von Rom am h. Golf von Gaeta, aufgegriffen wurde (Vell. ,, f.; Plu. Mar.  ff.; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.). In Bezug auf seine Unterbringung in der Stadt gehen die Angaben dagegen auseinander: Mit DVI stimmen Velleius (,,) und Orosius (hist. ,,) überein, dass Marius ins Gefängnis geworfen wurde, während er nach Plutarch (Mar. ,) von der städtischen Obrigkeit im



 Kommentar

Haus einer gewissen Fannia interniert worden sein soll (s. auch Val. Max. ,,; App. BC ,). Übereinstimmend berichten alle Quellen jedoch von der Schwierigkeit, den Gefangenen zu töten, da sich kein Einwohner gefunden habe, den Sieger über Cimbern und Teutonen zu töten (App. BC ,). In der Identifizierung des mit dieser Tat schließlich Beauftragten gehen die Quellen signifikant auseinander: Wie DVI bezeichnen diesen auch Appian (BC ,) und die Periochae (Liv. per. ) als Gallier bzw. Galater. Wie sehr die Geschichte erzählerisch überformt tradiert wurde, belegen Velleius (,,) und Val. Maximus (,,), nach deren Zeugnis es sich um einen Germanen, ja einen Cimbrischen (!) Stadtsklaven (servus publicus) gehandelt haben soll (unentschieden Plu. Mar. ,: Gallier bzw. Cimbrer). Einen „historischen Kern“ (W ) kann man vermutlich der überlieferten Reaktion des Täters nicht absprechen, der wohl, wie hier berichtet, durch den Blick (Cic. Balb. : ille imperatorius ardor oculorum) bzw. die Stimme des Marius in die Flucht geschlagen wurde (s. auch Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. Mar. ,; App. BC , f.; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.). Dass nun ein Stimmungsumschwung unter den Bewohnern von Minturnae eingetreten sein soll und diese ihn sogar ans Meer geleitet, ja ihm ein Boot zur weiteren Flucht gestellt hätten (Cic. Planc. ; Vell. ,,; Plu. Mar. , ff.; , ff.; App. BC , u. a.), trägt hingegen wieder deutlich novellistische Züge (W). Auf jeden Fall gelang Marius wie auch seinem Sohn die Flucht über Ischia, Sizilien und Djerba nach Nordafrika, wo er sich bis zur Rückberufung aufhielt (s. § ).  Mox . . . decessit: Die Rückkehr nach Rom verdankte er dem politischen Umschwung in Rom. Dort hatte der Consul Cinna, obwohl von Sulla vor der Abreise in den Krieg gegen Mithridates eidlich zu Wohlverhalten verpflichtet, die Politik des Pompeius Rufus in Bezug auf die Tribusverteilung der Neubürger (s. § ) wieder aufgenommen, war jedoch von seinem Amtskollegen aus der Stadt vertrieben worden (s. Vir. ill. ,). Die Gunst der Stunde nutzend, landete Marius, unterstützt von Flüchtlingen und mauretanischen Reitern, noch Ende  bei Telamon (h. Castello di Talamone) an der Küste Etruriens. Durch den Zustrom von Hirten und Sklaven brachte er rasch eine beträchtliche Streitmacht zusammen (Plu. Mar. ,; App. BC , f.; Gran. Lic. , ff. C u. a.) und ging mit dem aus Rom vertriebenen Cinna ein Bündnis ein (Liv. per. ; Vell. ,,. ,; D.C. fr. ,). Als ergastulum bezeichnete man abgeschlossene, teils unterirdische Räume bes. auf dem Land, in denen Sklaven und Verbrecher, häufig gefesselt, untergebracht waren, die schwere Tätigkeiten (etwa das Schneiden von Marmor) verrichten mussten (s. Colum. ,,; Isid. orig. ,,; dazu ThLL ,, f.). Gemeinsam mit Cinna zog Marius nach heftigen Kämpfen vor Rom in die Stadt ein (Plu. Mar. , ff.; App. BC , ff.; Gran. Lic. , ff.

 Gaius Marius filius



C; Liv. per.  u. a.), wo er an seinen Feinden blutige Rache nahm (Plu. Mar. , ff.; App. BC , ff.; D.C. fr. , ff. u. a.). Zum siebten Mal zum Consul für das J.  gewählt (MRR ,) gewählt, starb er, von einer Rippenfellentzündung geschwächt (Plu. Mar. , unter Berufung auf den Augenzeugen Poseidonios), zu Beginn dieses Jahres am . Jan. (Vell. ,,; Flor. ,,; Liv. per.  u. a.; dagegen . Jan.: Plu. Mar. ,). Dass er möglicherweise (ut quidam ferunt) Selbstmord begangen habe, findet sich explizit bei Diodor (, fr. ,), nach dessen wenig plausiblem Zeugnis er dies aus Angst vor der drohenden Rückkehr Sullas, die allerdings keineswegs unmittelbar bevorstand, getan haben soll (zu den Legenden: C []). , Gaius . . . flevit: Im J.  geboren und seit  mit Licinia, der Tochter des Redners L. Licinius Crassus verheiratet (Cic. Balb. ; de orat. ,; ,; Brut.  u. a.), war der jüngere Marius wie sein Vater nach der Einnahme Roms durch Sulla im J.  nach Nordafrika geflohen (s. Vir. ill. ,), wo er bei dem Numiderfürsten Hiempsal II. Aufnahme fand (Plu. Mar. , ff.; App. BC ,; Liv. per. ; Oros. hist. ,,). Zusammen mit seinem Vater folgte er dem Rückruf Cinnas und kehrte Ende  nach Rom zurück (Nep. Att. ,; Liv. per. ; s. auch Vir. ill. ,). Angesichts der bevorstehenden Rückkehr Sullas aus dem Osten wurde er im Alter von erst  Jahren (App. BC ,;  Jahre: Vell. ,,) zusammen mit Cn. Papirius Carbo für  zum Consul gewählt (MRR , f.). Die Missbilligung seiner verfassungswidrigen (Plu. Sert. ,) und mit Gewalt durchgesetzten (Liv. per. ) Wahl durch seine Mutter Iulia, der Tante Iulius Caesars (Plu. Caes. ,), belegt neben DVI auch Sallust (hist. fr. , M).  Hic . . . praecipitavit: Chronologisch (s. Appian) gehört diese Notiz vermutlich erst in die Zeit nach der vernichtenden Niederlage der Marianer bei Sacriportus (s. § ; dazu K [²] ; H []  f.). Die Überlieferung ist darin uneinig, wer die Bluttat begangen hat. Nach Velleius (,,) bzw. Appian (BC , f.) erteilte Marius vor seiner Flucht nach Praeneste (s. § ) dem Praetor L. Brutus Damasippus (s. auch Cic. fam. ,,; Val. Max. ,,; dazu MRR ,) den Befehl, führende Mitglieder der Gegenpartei, unter ihnen auch den Pontifex Maximus Q. Mucius Sacavola, zu ermorden, die daraufhin teils noch auf ihrem Platz im Senat, teils bei ihrer Flucht aus dem Gebäude den Tod fanden. DVI dagegen folgt einer auch bei Florus (,, f.) fassbaren Version, welche den Consuln Marius und Papirius Carbo (s. § ) selbst diese Morde anlastete und zudem die Ereignisse vor die Schlacht bei Sacriportus datierte. Geradezu zynisch kommentiert Florus die Ereignisse, wenn er schreibt, beide hätten sich damals in ihrer Verzweiflung am Siege mit dem Blut der Getöteten



 Kommentar

das eigene Totenopfer dargebracht (,,). Beide Texte weichen damit signifikant von den Periochae (Liv. per. ) und Orosius (hist. ,, ff.) ab, deren Darstellung zwar gleichfalls eine Datierung vor die Schlacht bei Sacriportus impliziert, die aber als Ausführenden den Praetor Damasippus nennen (Oros.: incentore Mario consule). Dass die Leichen der Getöten im Tiber ‚entsorgt‘ wurden, bestätigen hingegen Appian und Orosius. DVI erweist sich damit einmal mehr als eigenständiger, von Livius unabhängiger Überlieferungszweig.  In . . . interfuit: Die Entscheidung im Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des Marius und Sulla fiel Ende März in der Schlacht bei Sacriportus (D.S. /, fr. ; Vell. ,,; Plu. Sull. , ff.; App. BC , ff.; Flor. ,, f.; Liv. per.  u. a.), einer Ortschaft in Latium zwischen Praeneste (s. § ) und Segnia (h. Segni); zur Lokalisierung s. Q ()  f.; zur Schlacht etwa K (²)  f. Dass der jüngere Marius gar nicht an der Schlacht teilgenommen, sondern diese nach dem Zeichen zum Kampf aus Erschöpfung verschlafen habe, berichtet als Variante nur noch Plutarch (Sull. ,), der sich hierfür zum einen auf nicht näher spezifierte Quellen, zum anderen explizit auf den augusteischen Historiker Fenestella (HRR , fr. ; FRHist  F ) beruft. Historisch zutreffend(er) aber ist, dass Marius damals mutig und entschlossen seinen Mann in der Schlacht gestanden hat (D.S. /, fr. ; App. BC , f.).  Praeneste . . . praebuit: Da Marius bei seinem Eintreffen vor Praeneste (h. Palestrina) die Tore der Stadt verschlossen fand, musste er sich mit Hilfe eines Stricks auf die Mauer ziehen lassen (Plu. Sull. ,; App. BC ,). Die Belagerung der Stadt überließ Sulla seinem Legaten Q. Lucretius Afella (Ofella), der alle Ausbruchsversuche des Marius verhinderte (Vell. ,, ff.; Plu. Mar. ,; Sull. ,. ,; App. BC , f. ; Liv. per. ). Als schließlich auch der Befreiungsversuch durch ein samnitisches Heer unter Pontius Telesinus von Sulla vor den Toren Roms erfolgreich vereitelt wurde (s. Vir. ill. ,), war die Lage der Belagerten aussichtslos. Über den genauen Ablauf, der zum Tod des Marius führte, konnte sich schon Velleius (,,) kein sicheres Bild mehr machen, bietet aber als plausibelste Version, dass Marius beim Auftauchen aus einem der unter der Stadtmauer hindurch gegrabenen Gänge von den aufgestellten Wachen entdeckt und getötet wurde. Mit dieser Variante konkurrierten, wie Velleius ausführt, zwei andere Überlieferungen: nämlich der Tod von eigener Hand (sua manu) oder im (vorab vereinbarten) Zweikampf mit Pontius Telesinus, dem gleichnamigen jüngeren Bruders des samnitischen Feldherren, für den Fall, dass der gemeinsame Fluchtversuch scheitern sollte. Letztere Variante findet sich in den Periochae (Liv. per. ), bei Valerius Maximus (,,) und Orosius (hist. ,, f.), ergänzt bzw. ausgeschmückt um das Detail, Marius sei im Zweikampf nur verwundet worden und habe deshalb einem Sklaven

 Cornelius Cinna



den Befehl gegeben, ihn zu töten. Die Tötung durch einen Sklaven findet sich auch bei Diodor (/, fr. ), während Plutarch (Mar. ,; Sull. ,) und Appian (BC ,) lediglich den Selbstmord tradieren. Die Version der Viri illustres harmoniert also im Erzählmuster mit der livanischen Tradition, bietet aber in der Tötung des Marius durch Pontius Telesinus eine singuläre, ja effektvolle Variante. Den Kopf des Marius brachte man zu Sulla nach Rom, der ihn auf der Rostra ausstellen ließ (App. BC ,). Seinen Respekt vor dem getöten Gegner bekundete er jedoch dadurch, dass er nun das Cognomen Felix (‚der Glückliche‘) annahm (Vell. ,,; s. auch Vir. ill. ,). , Lucius . . . vastavit: Auf die beiden Marii (Vir. ill.  f.) folgt mit L. Cornelius Cinna (zur Vita: F. M, RE IV, [] –) der zweite dominante Politiker der Popularen im Kampf gegen Sulla. Bei flagitiosissimus (s. auch Vir. ,; ,) erwartet man eigentlich ein Bezugswort wie homo oder vir (so etwa Cic. Verr. II ,). Die Jahre – galten schon den Zeitgenossen als (populare) Schreckensherrschaft (Cic. Att. ,,: dominatio Cinnae; Cic. dom.  Cinnanum tempus). Ausgewogener erscheint dagegen das Urteil des Velleius Paterculus (,,): Vir dignior, qui arbitrio victorum moreretur quam iracundia militum. De quo vere dici potest ausum eum, quae nemo auderet bonus, perfecisse, quae a nullo nisi fortissimo perfici possent, et fuisse eum in consultando temerarium, in exsequendo virum. Auch Diodor (/, fr. ,) attestierte der gezielten Vernichtung des politischen Gegners durchaus eine gewisse Logik, die auf eine langfristige Sicherung der eigenen Macht abzielte. Zur differenzierten Sichtweise der modernen Forschung seit  [] s. etwa B []; M [³]  f.; L [].  Primo . . . profugit: im J.  (MRR , f.). Cinna brachte entgegen seines Sulla gegebenen Versprechens, dessen Maßnahmen nach der Vertreibung des Marius und seiner Anhänger zu respektieren (Plu. Sull. , f.; D.C. fr. , f.; Schol. Gron. p. , ff. S; s. auch Vir. ill. ,), zunächst einen Gesetzesvorschlag (rogatio) ein, der in Fortführung der Politik des Livius Drusus (s. Vir. ill. ,.  ff.) und Sulpicius Rufus (s. Vir. ill. ,) erneut die Verteilung der italischen Neubürger, die als Folge des Bundesgenossenkriegs das römische Bürgerrecht erlangt hatten, auf alle  Tribus zum Ziel hatte (Cic. Phil. ,; Vell. ,, f.; App. BC , f. u. a.). Die Verbreiterung der Stimmenbasis wiederum sollte die Grundlage für einen Antrag auf die Rückberufung des Marius aus seinem Exil in Nordafrika bilden (App. BC ,; s. auch Vir. ill. , f.). Indem DVI wie auch Florus (,, f.) den ersten Gesetzesvorschlag unerwähnt lassen, wird fälscherlichweise der neuerliche Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen Popularen und Optimaten allein mit der Absicht



 Kommentar

Cinnas, Marius die Rückkehr zu ermöglichen, begründet. Als sich dessen Amtskollege Cn. Octavius gegen das Ansinnen Cinnas und die zahlreich nach Rom geströmten Neubürger stellte, eskalierte die Situation: Beide Seiten mobilisierten ihre Anhänger, es kam zu heftigen Straßenschlachten, schließlich musste sich Cinna geschlagen geben und Rom verlassen (Cic. Catil. ,; Sest. ; Vell. ,,; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.); sechs Volkstribunen begleiteten ihn (Gran. Lic. , C; Liv. per. ). Erst jetzt wurde er – und nicht schon, wie hier behauptet, vor seiner Flucht – auf Betreiben des Octavius (lex Octavia de consulatu Cinnae abrogando) als Staatsfeind geächtet und seines Amtes enthoben (honore privatus). Als seinen Nachfolger wählte man den Flamen Dialis L. Cornelius Merula (Vell. ,,; App. BC , f. u. a.). Zu den Ereignissen im Detail s. L () –. – vocatisque . . . servis: Der pil(l)eus war eine steife, runde, an den Schläfen eng anliegende Kappe aus Filz oder Wolle (Serv. Aen. ,) und galt als Zeichen der libertas eines freien römischen Bürgers; er wurde daher Sklaven bei der Freilassung als Zeichen ihrer neuen Freiheit verliehen, aber auch von Sklaven getragen, die zum Verkauf standen (Val. Max. ,,; Petr. Sat.  u. a.; s. R. K- S, RE XX, [] –). Ad pil(l)eum vocare bedeutete daher ‚zur Freiheit aufrufen‘ (s. auch Liv. ,,; Suet. Tib. ,; Macr. Sat. ,,). So überliefert Val. Maximus, Lucius Ap(p)uleius Saturninus (s. Vir. ill. ) habe die Sklaven zu den Waffen gerufen, indem er für sie gleichsam als Feldzeichen einen pil(l)eus aufgepflanzt habe (,,: a quo in modum vexilli pileum servituti ad arma capienda ostentatum erat). Cinna scheint, folgt man Appian, zweimal versucht zu haben, die Sklaven für seine Sache zu mobilisieren: Ein erstes Mal als Unterstützung gegen Octavius vor seiner Vertreibung aus Rom (BC ,) und ein zweites Mal, als er mit seinen Verbündeten (s. unten) vor den Toren Roms stand (BC ,). DVI ist hier das einzige Zeugnis in der lateinisch-sprachigen Tradition. Zur vergleichbaren Maßnahme des Marius nach seiner Landung an der Küste Etruriens s. Vir. ,. – adversarios . . . Ianiculum: Die starke syntaktische Raffung macht an dieser Stelle erneut die Epitomierung einer ausführlicheren Vorlage plausibel. Die Ereignisse sind lediglich in ihrem Ergebnis mitgeteilt, auf Details ist verzichtet, der chronologische Ablauf nicht korrekt wiedergegeben (s. L [] –; H [] –). Cinna gelang es nach seiner Vertreibung aus Rom, nicht nur die Soldaten des Ap. Claudius Pulcher bei Capua sowie zahlreiche Italiker für seine Sache zu gewinnen (App. BC , ff. u. a.), sondern auch ein Bündnis mit dem an der Küste Etruriens gelandeten Marius zu schließen (s. Vir. ill. ,). In der Folge rückte dieser von Norden, Cinna dagegen von Süden auf Rom vor. Zusammen mit ihren Verbündeten Cn. Papirius Carbo und Q. Sertorius schlossen sie das von Cn. Octavius

 Cornelius Cinna



gehaltene Rom ein. Über den Angriff auf den Gianicolo (Ianiculum; Ianiculus mons) am rechten Tiberufer bietet die Überlieferung kein einheitliches Bild (dazu ausführlich, wenn auch im Detail nicht immer präzise: L [] –): Nach Appian (BC , f.) waren an dem Angriff nur Cinna und Marius, nach Florus (,,) und den Periochae (Liv. per. ) dagegen alle vier Kommandeure beteiligt. Uneinigkeit besteht auch in Bezug auf den Erfolg des Angriffes. Während Appian berichtet, Marius und Cinna (Plu. Mar. ,: nur Marius) hätten sich durch Verrat des Ianiculum und damit des Zugangs in die Stadt bemächtigt, seien aber von Octavius unter großen Verlusten wieder hinausgedrängt worden, stimmt Florus mit DVI in dessen Vertreibung vom Ianiculum überein (,,: manus omnis Octavi depulsa Ianiculo est). Beide weichen damit signifikant von den Periochae ab (Liv. per. : Cinna et Marius . . . Ianiculum oppugnaverunt et fugati ab Octavio consule recesserunt). Anders als hier geschildert fand Octavius allerdings nicht vor der Einnahme des Ianiculum den Tod, sondern erst danach, als Cinna und Marius in zähen Verhandlungen mit dem Senat die Kapitulation der Gegenseite durchgesetzt hatten und anschließend mit, so die Quellen (bes. Flor. ,, ff.; App. BC , ff.; D.C. fr. , ff.), bislang unbekannter Brutalität Rache übten (dazu kritisch L [] –; s. auch H [] –). Dass Octavius auf Befehl Cinnas getötet wurde, findet nur bei Velleius (,,) eine Parallele, nicht aber bei Plutarch (Mar. ,), Appian (BC ,.  ff.) und Florus (,,); Übereinstimmung dagegen besteht in den Quellen, dass das Haupt des Consuls bei der Rostra aufgehängt wurde, ein bis dahin einmaliger Akt (App. BC ,).  Iterum . . . fecit: Nach ihrem Sieg im J.  (s. § ) amtierten Marius (cos. VIII) und Cinna (cos. II) auch  als Consuln; Marius verstarb allerdings bereits am . Jan., so dass Cinna faktisch die Alleinherrschaft ausübte, auch wenn er sich nach einiger Zeit L. Valerius Flaccus zum Amtskollegen nahm (MRR ,). Ebenso bekleidete er im folgenden Jahr () das Consulat, zusammen mit Cn. Papirius Carbo (MRR ,). Im Focus seiner Politik stand einerseits die Stabilisierung der durch den Bürgerkrieg zerrütteten Wirtschaft (/ Censur und Census des L. Marcius Philippus und M. Peperna; s. MRR ,), andererseits die gleichberechtige Integration der italischen Neubürger (s. § ), wodurch „ganz Italien südlich des Po zu einer einheitlichen Bürgergemeinde verschmolzen“ wurde (H [] ; s. auch L [] –).  Quarto . . . est: Um für die Rückkehr Sullas aus dem Osten (s. Vir. ill. , f.) gerüstet zu sein, hatte Cinna bereits  (s. § ) mit den militärischen Vorbereitungen begonnen und plante im Frühjahr , Sulla auf der anderen Seite der Adria mit einem Heer entgegenzutreten (s. L [] –; H []  f.). In Ancona kam es jedoch zu einer Meuterei der Soldaten, bei der



 Kommentar

Cinna den Tod fand. Die Überlieferung zeichnet allerdings kein einheitliches Bild. Entgegen der Nachricht Plutarchs (Pomp. , f.), Auslöser sei das Gerücht gewesen, Cinna habe den jungen und beliebten Pompeius (Vir. ill. ) ermorden lassen, verdient der ausführliche Bericht Appians (BC , ff.) mehr Glaubwürdigkeit, wonach es zur Meuterei kam, weil sich die Soldaten der Verschiffung nach Dalmatien bzw. dem Kampf gegen Sulla widersetzten (s. auch Vell. ,,; Plu. Sert. ,; Liv. per. ; Oros. hist. ,,). Dass Cinna wegen seiner Grausamkeit (Cic. nat. ,: omnium crudelissimus) den Tod durch Steinigung fand, ist in der lateinischsprachigen Tradition nur hier belegt, hat aber eine Parallele bei Appian (BC ,), nach dessen Zeugnis im Tumult Steine flogen und der Consul den Dolchen seiner nächsten Umgebung zum Opfer fiel. Sein Mitconsul Papirius Carbo (s. § ) gab daraufhin den Plan Cinnas auf und begab sich, nun mehr alleiniger Consul, wegen der Wahl eines Nachfolgers nach Rom zurück (App. BC , f.). Zum Detail s. L ()  f.; H ()  f. , Flavius . . . curavit: Die Biographie des C. Flavius Fimbria (s. F. M, RE VI, [] –), des Cinnae satelles, komplettiert einerseits das Bild von dessen durch Gewalt geprägter Herrschaft und beschließt andererseits die Sequenz der popularen Führer (Vir. ill. –) in der Auseinandersetzung mit Sulla (Vir. ill. ). Die Brutalität Fimbrias betonen etwa auch Cic. S. Rosc.  (homo longe audacissimus et insanissimus), Liv. per.  (ultimae audaciae homo) und Oros. ,, (Marianorum scelerum satelles, homo omnium audacissimus). L. Valerius Flaccus, als consul suffectus für den bereits im Jan.  verstorbenen Marius (s. Vir. ill. ,) gewählt, folgte diesem auch als Oberbefehlshaber gegen Mithridates und damit zugleich in der Auseinandersetzung mit Sulla (MRR ,). In der Angabe des Ranges, den Fimbria damals bekleidete (legatus), stimmen Cassius Dio (fr. ,), die Periochae (Liv. per. ) und Orosius (hist. ,,) mit DVI überein, während er nach Velleius (,,) als praefectus equitum diente (s. auch Str. ,,: Quaestor); wenig plausibel dagegen ist hier die Notiz Appians (Mith. ), Fimbria habe als Privatmann und Berater auf Einladung des Flaccus teilgenommen. Im Streit mit seinem, auch bei seinen Soldaten unbeliebten Vorgesetzten stiftete er diese, als sie bei Byzantium über den Bosporus setzen sollten, zur Meuterei an. Valerius Flaccus selbst fand auf der Flucht nach Bithynien Anfang  in Nikomedeia den Tod, während Fimbria seinerseits das Kommando übernahm (D.S. /, fr. , f.; Vell. ,,; Plu. Sull. ,; App. Mith.  ff.; Memnon FGrH  F  [= BNJ  F ]; D.C. fr. , f.; Liv. per.  u. a.; dazu  M [] –). Nach Appian (Mith.  f.) war es Fimbria selbst, der den Consul, welcher sich in

 Viriatus



einem Brunnen versteckt hatte, aufspürte und tötete; anschließend habe er befohlen, ihm den Kopf abzuschlagen und diesen ins Meer zu werfen, während der Leichnam unbeerdigt blieb.  Ipse . . . expulit: Fimbria erwies sich bei seinem Vormarsch aus Bithynien in die Provinz Asia (s. Vir. ill. ,) als siegreicher, aber skrupelloser Feldherr. Noch im Frühjahr  (s. § ) gelang ihm die Vertreibung des Mithridates aus seiner Residenzstadt Pergamon (App. Mith. ; Liv. per.  u. a.), dessen Gefangennahme in dem nahe gelegenen Küstenort Pitane (beim h. Çandarlı) allerdings an der mangelnden Kooperation des L. Licinius Lucullus, des Flottenbefehlshabers unter Sulla, scheiterte (Plu. Luc. , ff.).  Ilium . . . dubitavit: Ilium (Troja) hatte sich für Sulla entschieden und deshalb Fimbria den Einzug in die Stadt verweigert, worauf sich dieser entweder mit Gewalt (App. Mith.  ff.; Liv. per. ; Oros. hist. ,, u. a.) oder Betrug bzw. List (D.C. fr. ,) der Stadt bemächtigte. Wie grausam Fimbria damals in der Stadt wütete, berichtet detailliert bes. Appian; selbst der im . Jh. (ca. –) errichtete Tempel der Pallas Athene wurde zerstört, einzig das Kultbild der Göttin, das sog. Palladion, soll damals verschont geblieben sein.  Ibidem . . . occidit: Für die Hinrichtung hoher Offiziere in Troja ist DVI das einzige Zeugnis (zu seiner generellen Mordlust s. auch D.C. fr. ,). Sulla hatte sich, um gegen Fimbria vorgehen zu können, überraschend mit Mithridates im sog. Frieden von Dardanos geeinigt (s. Vir. ill. ,). Von jenem bei Thyateira (h. Akhisar) in Lydien eingeschlossen und von seinen Soldaten im Stich gelassen (ungenau: corrupto exercitu desertus; zutreffend dagegen Liv. per. : desertus ab exercitu, qui ad Sullam transierat), flüchtete sich Fimbria in das Heiligtum des Aeskulap von Pergamon, wo er, seine Feinde verfluchend, mit Hilfe eines Sklaven Selbstmord beging (D.S. /, fr. ; Vell. ,,; Plu. Sull. ,; App. Mith.  ff.; Liv. per. ; Oros. hist. ,, f.). , Viriatus . . . dux: Zur Anordnung dieser und der beiden folgenden Biographien (Vir. ill.  f.) gegen die Chronologie s. S. . Wie Hannibal (Vir. ill. ), Antiochos III. (Vir. ill. ) und Mithridates VI. (Vir. ill. ) zählte auch Viriat(h)us zu den illustren Feinden Roms (zur Biographie s. H. G, RE IX A, [] –). Als Namensform ist in einzelnen Hss. von DVI (Cod. Brux. u. a.) auch Viriathus überliefert (s. App. W ), eine Form, die sich gleichfalls in den Periochae (Liv. per. . ; epit. Oxyrh. ,; ,) findet und wahrscheinlich dem griechischen Οὐρίαθος nachgebildet ist (G  f.). Der Name selbst leitet sich, dem lat. Torquatus entsprechend (s. Vir. ill. ), vom iberischen viria (‚Armband‘) ab (s. Plin. nat. ,). Geburtsort (vermutlich im h. mittleren Portugal: S [] ) und -jahr (–: G ) des Lusitaners Viriatus liegen ebenso im Dunkeln wie seine Jugendjahre. Mercenna-



 Kommentar

rius ist hier wohl wegen des Fehlens des sonst üblichen Substantivs miles (s. Vir. ill. ,), nicht als ‚Söldner‘, sondern als ‚Tagelöhner‘ zu verstehen, was mit seinem Status als Hirte bei Diodor ( fr. ,) und in der engeren post-livianischen Tradition gut vereinbar ist (Liv. per. : primum ex pastore venator, ex venatore latro, mox . . . dux factus; s. auch D.C. fr. ,; Eutr. ,; Oros. hist. ,,). Zugleich aber zeigt sich in diesem kleinen Detail erneut die Unabhängigkeit der Viri illustres von Livius; die geraffte Syntax verweist zudem auf die Epitomierung einer ausführlicheren Vorlage. – bellum . . . oppressit: Viriatus erwarb sich während des fast zehnjährigen Kampfes gegen die Römer (–) hohes Ansehen als Heerführer (Flor. ,,: Hispaniae Romulus; Liv. per. : vir duxque magnus), der mit seiner Guerillataktik die Römer wiederholt besiegte (zum Detail s. S [] –; G []; R []; G [] –; L [²] –; C [] –). So brachte er im J.  dem Praetor C. Vetilius,  dem Praetor C. Plautius vernichtende Niederlagen bei (MRR ,. ). Noch schlimmer erging es, wohl in der ersten Hälfte des Folgejahres (), dessen Nachfolger, dem Praetor Claudius Unimanus in der Hispania citerior, der damals nicht nur fast sein ganzes Heer verlor, sondern auch die Feldzeichen und seine fasces (Flor. ,,; Oros. hist. ,,). Der Name des Gaius Nigidius dagegen ist sonst nicht belegt; vermutlich amtierte er im J.  als Praetor im diesseitigen Spanien (S []  f. ).  Pacem . . . renovavit: Im J.  hatte der Proconsul Q. Fabius Maximus Servilianus nach einer Niederlage gegen Viriatus mit diesem einen Friedensvertrag geschlossen, der auch vom römischen Senat angenommen wurde und der Viriatus den Ehrentitel eines amicus populi Romani einbrachte sowie dessen territorialen Eroberungen akzeptierte (D.S. , fr. ,; App. Hisp.  f.; Liv. per.  u. a.; s. S [] –). Mit Billigigung des Senats agierte jedoch sein Bruder und Nachfolger im jenseitigen Spanien, der Consul Q. Servilius Caepio, gegen das gerade geschlossene Abkommen, so dass die Kämpfe wieder aufflammten (D.S. , fr. ,; App. Hisp.  ff.; s. S [] –). Hierauf wandte sich Viriatus wegen neuer Friedensverhandlungen nicht an Caepio, sondern an M. Popillius, den Consul des J.  (MRR ,) und Befehlshaber im diesseitigen Spanien. Zwar erfüllte er dessen Forderungen in einzelnen Punkten (alia dedisset), doch scheiterten die Verhandlungen schließlich an der für Viriatus unzumutbaren Forderung, auch noch die Waffen abzugeben (s. auch D.S. , fr. ; D.C. fr. ; dazu S [] –). Was dieser Schritt für Viriatus und seine Gefolgsleute bedeutet hätte, illustriert eine Passage aus Florus (,,) über die Numantiner: in legitimi foederis pretium iussi arma deponere; hoc sic a barbaris acceptum quasi manus abscinderentur (zum Abschlagen der Hände von Gefangenen als bru-

 Viriatus



tale Form der Bestrafung in diesem Krieg s. etwa Val. Max. ,,; Frontin. strat. ,,; App. Hisp. ). Obgleich der Subjektswechsel im cum-Satz syntaktisch hart und die logische Verknüpfung der beiden Prädikate durch et schwierig ist, besteht kein Anlass für Konjekturen (s. den App. von W bzw. P/G), vielmehr ist bei retinerentur durchaus ein a se ipso et a suis (K) mitdenkbar, wie auch et in adversativer Bedeutung bei Cicero zu finden ist (de orat. , u. a.). – Caepio . . . probata: Nach den gescheiterten Verhandlungen mit Popillius Laenas wandte sich Viriatus noch  an Q. Servilius Caepio (s. § ), um über einen Friedensschluss zu verhandeln (zum Folgenden s. ausführlich D.S. , fr. ; App. Hisp.  ff.; Ioh. Antioch. FGH IV fr. ; ferner D.S. , fr. ,; Val. Max. ,,; Vell. ,,; Flor. ,,; Liv. per. ; Eutr. ,; Oros. hist. ,, u. a.; s. die sorgfältige Quellenanalyse von S []  f., Anm. ). Als Unterhändler schickte er drei seiner engsten Freunde: Audas, Ditalkon, Minuros (zu den Namensformen: S []  f., Anm. ). Im Verlauf der Verhandlungen entstand der Plan, Viriatus zu ermorden. Wer den Anstoß gab, lässt sich quellenanalytisch nicht mehr eindeutig ermitteln, vermutlich waren es die Lusitaner selbst (S [] , Anm. ). Sicher ist jedoch, dass die Tat mit Wissen des Caepio begangen wurde (s. D.S.; Liv. per.; Vell.; Val. Max.; App. Hisp.; irrtümlich Florus: Popillius Laenas), während manche späteren Quellen (Eutr.; Oros.; Ioh. Antioch.) dies schönfärberisch leugnen. In das Bild einer aktiven Rolle des Servilius Caepio passt auch die vorliegende Notiz, er habe die Unterhändler bestochen (pecunia corrupit; s. auch App. Hisp. . ) und ihnen Straflosigkeit zugesagt (D.S. , fr. ; Val. Max. ,,) sowie weitere Belohnungen nach der Tat in Aussicht gestellt (s. unten). In Bezug auf die Vorgehensweise der Mörder bietet DVI allerdings ein singuläres Detail, das sich als erzähltechnisch plausible Variante gut erkennen lässt: Während die anderen Quellen die Abhärtung und asketische Lebensweise des Viriatus (D.C. fr. ,; Iust. ,, f.), sein geringes Schlafbedürnis (D.S. , fr. ,;  fr. a; App. Hisp. ), seine Vorsicht, auch beim Schlafen die Waffen nicht abzulegen (D.S. , fr. ,; App. Hisp. . ), sowie sein unerschütterliches Vertrauen in die Freunde, die Tag und Nacht Zugang zu ihm hatten (D.S. , fr. ), ja dessen Nüchternheit (D.S. , fr. a) belegen, insinuiert die Formulierung vino depositum eine besondere Perfidie der Meuchelmörder. Als erzählerische Variante verdient daher das überlieferte vino depositum eindeutig den Vorzug vor der Konjektur humo depositum (vett. edd.; W), die sich allein der Harmonisierung mit der übrigen Überlieferung verdankt. Als die Lusitaner am folgenden Morgen Viriatus tot in seinem Zelt auffanden, befanden sich die Täter bereits auf dem Weg zu Caepio (D.S. , fr. ). Dieser verweigerte jedoch die weiteren Belohnungen und verwies sie statt dessen an den



 Kommentar

Senat in Rom (App. Hisp. ), der sie aber abschlägig beschied (s. auch Liv. epit. Oxyrh. , f.; Oros. hist. ,,). Dass an diesem Erfolg Roms der Makel haftete, ihn lediglich gekauft zu haben, findet sich fast gleichlautend auch bei Valerius Maximus (,,: victoriam non meruit, sed emit); die Historizität dieses Dictums, möglicherweise eine sekundäre Beschönigung der Tat, lässt sich dagegen nicht mehr verifizieren (zur Forschung: S [] , Anm.  f.). Viriatus selbst erhielt eine ehrenvolle Bestattung; sein Leichnam wurde unter Anteilnahme aller Soldaten verbrannt, seine sterblichen Überreste in einem Grabhügel beigesetzt (D.S. , fr. a; App. Hisp. ; Liv. per. ). , Marcus . . . exercuit: M. Aemilius Scaurus (geb. /) gehörte zu den einflussreichsten Politikern seiner Zeit (zur Vita s. E. K, RE , [] –; B []; C []; FRM –; zur Einordnung in das Werkganze s. außerdem die Einleitung S. ). DVI ist der einzige Text, der so präzise Informationen zu seinen bescheidenen familiären Vermögensverhältnissen bietet. Diese finden aber eine Bestätigung in der Autobiographie (De vita sua) des Aemilius Scaurus, der im ersten Buch berichtet, sein Vater habe ihm lediglich sechs Sklaven und . Sesterzen hinterlassen (Val. Max. ,, = FRM F ; FRHist  F ) – ein im zeitgenössischen Vergleich mehr als bescheidenes Vermögen (s. S []; J. A, DNP  [] –). Scaurus startete zudem trotz seiner patricischen Herkunft wegen des fehlenden Engagements seiner Familie über drei Generationen hinweg quasi als homo novus in die Politik (s. Cic. Mur. ; Ascon. Scaur. p. , ff. C).  Ipse . . . peperit: Die Entscheidung für eine politische Karriere führte Aemilius Scaurus auf die Seite der Optimaten, deren herausragender Vertreter er zu Lebzeiten wurde (Cic. Sest. : a C. Graccho usque ad Q. Varium seditiosis omnibus restitit, quem numquam ulla vis, ullae minae, ulla invidia labefecit). Eine außergewöhnliche Würde (gravitas summa) sowie eine natürliche Autorität (naturalis quaedam auctoritas) zeichneten seine Persönlichkeit und sein Auftreten in der Öffentlichkeit aus (Cic. Brut. ; vgl. auch Font. ; off. ,; Val. Max. ,,; Tac. Agr. , u. a.). Aus popularer Sicht dagegen entwirft Sallust (Iug. ,) ein weniger schmeichelhaftes Bild seines Charakters als eines homo nobilis, inpiger, factiosus, avidus potentiae honoris divitiarum, ceterum vitia sua callide occultans, ein Bild, das allerdings als popular eingefärbt zu relativieren ist (s. FRM ). Sein nach dem Urteil Ciceros eher mittelmäßiges Redetalent (Fragmente seiner Reden: ORF Nr. ) befähigte ihn mehr zu überzeugenden Auftritten im Senat und vor dem Volk, denn als Verteidiger vor Gericht (Cic. Brut.  ff.).  Primo . . . fecit: Die Viri illustres bieten neben verschiedenen Anekdoten aus dem Leben des Aemilius

 Aemilius Scaurus



Scaurus (s. §§ .  f.) als einziger antiker Text auch den cursus honorum des Aemilius Scaurus von den Anfängen bis zum Consulat (s. MRR ,–). Als Quelle lässt sich plausibel letztlich dessen Autobiographie vermuten. So ist sein erster Militärdienst in Spanien sowie die Ehrung mit einem sog. ‚Ehrenhörnchen‘ (corniculum) lediglich durch DVI belegt. Diese Auszeichnung, höchstwahrscheinlich ein hornförmiger (cornu = Horn; Symbol für die Stärke des Widders?) Helmschmuck, dessen genaues Aussehen und Trageweise aber bislang unbekannt sind (s. M [] –), wurde einem Soldaten als Auszeichung für seinen unter Beweis gestellten Einsatz verliehen (Liv. ,,). – sub . . . fecit: Wiederum ein singuläres Detail, das sich allerdings einer präzisen zeitlichen und rangmäßigen Fixierung entzieht. L. Aurelius Orestes hatte in seinem Consulat  (MRR ,) den Oberbefehl im Kampf gegen Aufständische auf Sardinien erhalten (Plu. CG ,; Liv. per. ), wo er auch in den Folgejahren (–) als Promagistrat und Befehlshaber verblieb (MRR ,). Ob Aemilius Scaurus damals, wie von der Forschung mehrfach angenommen, als Quaestor (? ?) diente, muss dagegen rein spekulativ bleiben (s. B [] ).  Aedilis . . . studuit: Auch die (curulische) Aedilität, die vermutlich in das Jahr  zu datieren ist (MRR ,), findet sich nur durch DVI belegt. Dass sich Scaurus damals mehr auf die Rechtspflege als auf die karriereförderliche, allerdings kostspielige Abhaltung von Spielen konzentrierte, war möglicherweise seinen bescheidenen finanziellen Verhältnissen (s. § ), vielleicht aber auch seiner konservativen Grundhaltung geschuldet (s. B [] ). – Praetor . . . victus: Die Bekleidung der nur hier bezeugten Praetur fiel vermutlich in das J.  (MRR ,). Schwierigkeiten bereitet hier zudem die Verknüpfung mit den Thronstreitigkeiten im numidischen Königshaus nach dem Tod des Königs Micipsa, der zeitlich nicht vor das J.  anzusetzen ist (s. R [] –), also erst in die Zeit nach der Praetur des Scaurus. Möglicherweise hat DVI ein weiteres singuläres Detail bewahrt, plausibler ist jedoch angesichts der Arbeitsweise des Verfassers der Viri illustres zu vermuten, dass dieser hier ebenso wie an anderen Stellen seine Vorlage verfälschend verkürzt bzw. den Status des Scaurus als gewesener Praetor (praetorius) ignoriert hat (s. auch B []  f.; vorsichtiger R [] ). Die Formulierung Iugurthae adversus (zur Verwendung von adversus s. etwa Cic. Mil. ; Vell. ,, u. a.) könnte auf eine anfänglich ablehnende Grundhaltung gegenüber Iugurtha hindeuten (B). So soll Scaurus, als Adherbal, der Sohn Micipsas, nach seiner Niederlage gegen Iugurtha, den Adoptivsohn und Neffen des Micipsa, im J.  nach Rom geflohen war, um den Senat persönlich für sich zu gewinnen, und Iugurtha seinerseits reichlich mit Gold und Silber ausgestattete Gesandte an den Tiber schickte, dessen materiellen Verlockungen wider-



 Kommentar

standen haben, zwar weniger aus innerer Überzeugung als vielmehr aus politischem Kalkül (Sall. Iug. ,). Dass er sich aber dennoch habe kaufen lassen (tamen eius pecunia victus), passt am besten zu den Ereignissen der Jahre / (s. B [] –): Iugurtha hatte den in Cirta eingeschlossenen Adherbal, der sich ihm im Vertrauen auf die Zusage, sein Leben zu schonen, ergeben hatte, ebenso umbringen lassen wie auch italische Kaufleute, die sich in der Stadt aufgehalten hatten (D.S. /, fr. ; Sall. Iug.  f.; Liv. per. ). Rom reagierte hierauf mit der Entsendung des Consuls L. Calpurnius Bestia, als dessen wichtigster Berater und Legat Aemilius Scaurus fungierte, doch konnte Iugurtha, nicht zuletzt durch dessen Bestechlichkeit, ein für ihn günstiges Verhandlungsergebnis erzielen (Sall. Iug. ,; , ff. ,; Flor. ,,; s. MRR ,; dazu R [] –). In das negative Bild, das Sallust in diesem Kontext von Scaurus zeichnet, passt exakt die Passage bei DVI, die sowohl in ihrer Gesamtheit als auch im sprachlich-syntaktischen Detail mit dessen Darstellung kongruent ist (Iug. ,: . . . Scaurus, qui tamesti a principio plerisque ex factione eius conruptis acerrume regem inpugnaverat, tamen magnitudine pecuniae a bono honestoque in pravom abstractus est). Welche Rolle (als advocatus und/oder quaesitor) Scaurus im späteren Prozess () gegen Calpurnius Bestia, der zu dessen Verurteilung führte, spielte, ist dagegen aufgrund der Quellenlage nicht mehr eindeutig zu klären (s. A [] –, Nr. . ).  Consul . . . tulit: Eine erste Bewerbung um das Consulat war im J.  erfolglos geblieben (Cic. Mur. ). Ein Jahr später () hatte Aemilius Scaurus dagegen Erfolg und wurde für  zum Consul sowie wohl auch princeps senatus gewählt (MRR ,.  Anm. ; s. B [] –). Von den beiden hier genannten Gesetzesinitiativen (trotz der nur einmal gesetzten Präposition ist von zwei getrennten leges auszugehen) ist sein Gesetz über die Beschränkung des Speiseluxus (de sumptibus), d. h. für das Verbot verschiedener kulinarischer Leckerbissen wie Austern und exotischer Vögel, auch durch Plinius (nat. ,) und Gellius (,,) belegt. Zu seinem Gesetz de suffragiis libertinorum ist dagegen sonst in den Quellen keine Bestätigung zu finden, was jedoch a priori nicht gegen die Historizität dieser Nachricht spricht; vermutlich ging es Aemilius Scaurus, wie dies in Rom seit dem . Jh. kontrovers diskutiert wurde (s. Vir. ill. ,; ,), um die Einschränkung des Wahlrechts von Freigelassenen (B [] ; FRM ; anders R T [] –: Aufwertung bestimmter Freigelassener durch Aufnahme in die tribus rusticae).  P. Decium . . . edixit: Da P. Decius Subulo, der auch ein innenpolitischer Widersacher des Scaurus war (s. B [] ), im J.  als Praetor amtierte (MRR ,), ist diese singuläre Anekdote in das Consulat des Scaurus zu datieren, was seine Bestätigung auch durch den Kontext findet (s. § . ). Der rüde Umgang

 Aemilius Scaurus



mit einem praetorischen Amtsträger ist mehrfach belegt, so für den Volkstribunen Apuleius Saturninus gegen den Praetor Glaucia (s. Vir. ill. ,) wie auch für den Consul M’. Acuilius Glabrio gegen L. Lucceius im J.  (D.C. ,; s. MRR , f.).  Consul . . . triumphavit: Die Notiz ist textkritisch, da ohne direkte Parallele, inhaltlich schwierig. Das überlieferte et Cauriscos (A), et Gauriscos (C), et Gantiscos (D) ist mit allen Editionen in et Tauriscos zu ändern (s. App. W; P/G) und dabei et (anders W) beizubehalten. Während die Ligurer, ein Sammelbegriff für zahlreiche Stämme (Plin. nat ,), im diesseitigen Gallien zwischen Alpen und Po siedelten (s. M.G. A B, DNP  []  f.), d. h. in dem Gebiet, durch welches die Via Aemilia Scauri führte (s. § ), ist ein Teil der Taurisci im Gebiet des h. Aquileia zu lokalisieren (s. G [] –). Mit DVI gehen, zumindest partiell, nur die Triumphalfasten (Inscr. It. ,,) zusammen, die für Nov./Dez.  einen Triumph des Scaurus über die Carni (de Galleis Karneis) vermerken, dem Nachbarvolk der Taurisci (Plin. nat. ,: iuxtaque Carnos quondam Taurisci appellati, nunc Norici; s. V I [] –).  Censor . . . fecit: im J. , gemeinsam mit M. Livius Drusus (MRR ,). Die Via Aemilia Scauri verlängerte die in der . Hälfte des . Jh. angelegte Via Aurelia, welche in Rom von der Porta Aurelia in die Gallia Narbonnensis führte. Aemilius Scaurus hatte bereits als Consul () deren Fortsetzung von Cosa (h. Ansedonia) bis Pisa veranlasst (s. CIL I c; AE ,) und verlängerte nun als Censor die Strecke bis Dertona (h. Tortona), wo sich die Straße mit der Via Fulvia bzw. Via Postumia kreuzte. Die Benennung als Via Aemilia Scauri konnte sich jedoch in der Folgezeit gegen den älteren Straßennamen (Via Aurelia) nicht durchsetzen (s. F []). Irreführend dagegen ist die Behauptung, Scaurus habe die Milvische Brücke (h. Ponte Milvio) errichtet (fecit), die noch heute in Verlängerung der von Norden kommenden Via Flaminia den direkten Weg zur Piazza del Popolo und von dort zum Forum Romanum eröffnet. Die Leistung des Aemilius Scaurus (s. auch Amm. ,,) bestand vielmehr darin, dass er die ursprüngliche Holzbrücke des J.  durch massive Steinpfeiler fundierte und mit einem Überbau aus Holz versah (s. O'C []  f.).  Tantumque . . . armaret: Über welche auctoritas Scaurus, der spätestens seit  (Sall. Iug. ,), wahrscheinlich aber schon seit  (s. § ) als princeps senatus agierte, verfügt haben muss, hat Cicero pointiert auf den Punkt gebracht, wenn er diesen geradezu als Weltenlenker ohne Amtsgewalt charakterisiert (Font. : cuius . . . nutu prope terrarum orbis regebatur). Dass er L. Opimius ermuntert habe, gegen C. Gracchus im J.  mit Waffengewalt vorzugehen (s. Vir. ill. ,), findet sich nur hier belegt, ist aber insofern schlüssig, als auch Opimius ein entschiedener Gegner popularer Politik war



 Kommentar

(s. B [] . ). Die aktive Rolle gegen L. Apuleius Saturninus und dessen Helfer Glaucia im J.  (s. Vir. ill. , ff.) ist dagegen gut bezeugt. Scaurus ermunterte damals nicht nur Marius zum militärischen Eingreifen, sondern erschien – trotz seines Alters und einer Gehschwäche – bewaffnet mit anderen Senatsmitgliedern in comitio, d. h. vor der Curie (Cic. Rab. Post. ; Val. Max. ,,). Zeit seines Lebens war er ein unbeugsamer Gegner der Popularen und ihrer Politik (Cic. Sest. ).  Idem . . . conscivit: Dieses Detail ist sonst nur noch in der Exempla-Tradition überliefert (ausführlich: Val. Max. ,,; kürzer Frontin. strat. ,,). Das Ereignis selbst ist in das Jahr  zu datieren (s. Vir. ill. ,). Die römische Reiterei hatte im Kampf gegen die Cimbern an der Athesis (Etsch) dem Ansturm der Germanen nicht standgehalten, sondern die Flucht ergriffen und damit das Heer des Consuls Q. Lutatius Catulus im Stich gelassen. Zu den Geflohenen (praesidium deseruerat) gehörte auch der sonst unbekannte Sohn des Scaurus. Als dieser ihm durch einen Boten übermittelte, dass er lieber auf dem Schlachtfeld die Knochen seines Sohnes gefunden hätte als diese Schande erleben zu müssen, und ihm verbot, je wieder vor seine Augen zu treten, nahm sich der Sohn das Leben. Von Valerius Maximus in indirekter Rede berichtet, ist für die Botschaft des Vaters plausibel wiederum als ursprüngliche Quelle dessen Autobiographie zu vermuten (s. FRM  mit Anm. ).  Scaurus . . . putatis: Der Volkstribun Q. Varius Severus Hibrida hatte im J.  (MRR , f.) ein Gesetz (lex Varia de maiestate) durchgebracht, das es erlaubte, gerichtlich gegen den politischen Gegner vorzugehen, indem man ihn beschuldigte (quasi), die Verbündeten (socii) im sog. Bundesgenossenkrieg (–) ermuntert zu haben, die Waffen gegen Rom zu erheben (Ascon. Scaur. p. , ff. C). Ein präzise(re)s Bild vom damaligen Auftreten des Scaurus, wie es DVI zugrunde liegt, vermittelt die zitierte Stelle des Asconius (s. auch ORF , Nr. ): Durch einen Amtsboten (viator) vorgeladen, begab er sich damals, bereits hochbetagt (senex) und von einer Krankheit geschwächt, in Begleitung junger Angehöriger der Aristokratie (innixus nobilissimis iuvenibus) auf das Forum, um Rede und Antwort zu stehen. Er verteidigte sich, so ist Asconius klarer als DVI zu entnehmen, vor allem mit der Betonung seines Status als princeps senatus, während er seinem Ankläger vorhielt, lediglich ein unbedeutender Volkstribun spanischer Herkunft zu sein (Q. Varius Hispanus). Asconius bestätigt damit auch die Richtigkeit der Konjektur Sucronensis (s. App. W; P/G) statt des überlieferten Veronensis (A, B). Dank seiner erfolgreichen Verteidigung konnte Scaurus wieder in sein Haus zurückkehren (Ascon. Scaur. p. , ff. C), musste sich jedoch in der Folge noch vor einer quaestio verantworten (s. B []  f.). Der Prozessausgang ist unbekannt. Wenig später verstarb Scaurus;

 Apuleius Saturninus



Terminus ante quem ist das J. , als Sulla dessen Witwe Metella heiratete (Plu. Sull. ,). , Lucius . . . submovit: L. Ap(p)uleius Saturninus (geb. Ende der er Jahre des . Jh.), dessen Biographie die Reihe der prominenten Volkstribunen seit den Gracchen beschließt, entstammte einer wenig bedeutenden Plebeierfamilie Italiens (zur Biographie s. E. K, RE II, [] –; C []). Als quaestor Ostiensis (MRR ,), der vor allem für die reibungslose Getreideversorgung Roms verantwortlich war, hatte er im J.  (zur Datierung: MRR , f.; C [] –) seine vorzeitige Entfernung aus dem Amt und die Übertragung dieser Aufgabe an den princeps senatus Aemilius Scaurus (s. Vir. ill. ) durch den Senat hinnehmen müssen (s. auch D.S. , fr. ) – eine Demütigung, die zum Schlüsselereignis seiner jungen politischen Karriere wurde und ihn zum entschiedenen Verfechter popularer Ziele machte (Cic. Sest. ; har. resp. ). So bewarb er sich noch im selben Jahr erfolgreich für das Volkstribunat des Jahres  (MRR ,). Gleichzeitig strebte er eine Allianz mit Marius (s. Vir. ill. ) an, indem er nachdrücklich dessen Bewerbung um ein viertes Consulat für das J.  (MRR ,) unterstützte (Plu. Mar. , f.; s. C [] –). In diesen Kontext gehört auch seine, nur hier belegte Gesetzesinitiative, den Veteranen des Marius großzügig ( iugerum = rd.  m bzw. ⁄ ha) Ackerland in Nordafrika zu verschaffen (lex Appuleia de coloniis in Africa deducendis). Gleichfalls nur bei DVI (s. MRR ,) erwähnt ist auch die gewaltsame Unterbindung der Intercession seines Amtskollegen M.(?) Baebius (Tamphilus?).  Glauciae . . . videretur: Die Datierung ist schwierig, da DVI das einzige Zeugnis bietet und die Praetur Glaucias erst in das J.  gehört (MRR ,.  f.), während die Binnenchronologie eine zeitliche Verortung noch in das erste Tribunat von  (s. § ) nahe legt, wobei allerdings zu bedenken ist, dass der Verfasser der Viri illustres bzw. seine Quelle nicht immer den Faden der Chronologie beachtet haben (s. S. –). Sollte es sich jedoch um ein historisch zutreffendes Detail handeln (s. C [] –), so liegt der Verdacht nahe, dass es sich lediglich um eine publikumswirksame Inszenierung der beiden popularen Politiker handelte (MRR ,, Anm. ; ferner § ). Das Zerbrechen (concidere) von Gegenständen des rangniederen Magistrats (als pignoris capio) war dagegen kein Einzelfall (s. Vir. ill. ,), ebenso wie die Sprengung der Versammlung eines anderen Magistrats (s. Vir. ill. ,). Nach einem Fragment aus der Schrift De auspiciis des Augurs M. Valerius Messala Rufus (. Jh.) stand es jedoch einem Praetor durchaus zu comitiatum et contionem usquequaque avocare . . . nisi a consule (Gell. ,,). – Quendam . . . agnosceret: Im J.  hatte Q. Metellus Numidicus



 Kommentar

(Vir. ill. ) als Censor (MRR ,) erfolglos versucht, seinen Intimfeind Saturninus (Oros. hist. ,,) und dessen Parteigänger Glaucia aus dem Senat zu stoßen (Cic. Sest. ; App. BC ,). Als Revanche ermunterte jener in der Folge einen unbekannten Freigelassenen (quendam libertinis ordinis) namens Lucius Equitius aus Firmum Picenum (Val. Max. ,, f. ,.; ohne Praenomen: Val. Max. ,,; ,,; ,,; dagegen Quinctius: Vir. ill. ,), sich als C. Gracchus, Sohn des ehemaligen Volkstribunen Ti. Gracchus (Vir. ill. ), auszugeben (Cic. Sest. : insitivum Gracchum; s. F []: ein nicht-anerkannter Sohn?). Laut Appian (BC ,), der den angeblichen Vater irrtümlich mit dem älteren Ti. Gracchus (Vir. ill. ) identifiziert, stand er sogar im Ruf, ein entlaufener Sklave zu sein (vgl. auch Flor. ,,: hominem sine tribu, sine notore, sine nomine). Metellus lehnte es jedoch ab, diesen in die Bürgerliste aufzunehmen (s. auch Inscr. It. ,,, Nr. ab; Val. Max. ,,). Auch Sempronia, die Schwester der Gracchen, ließ sich durch den Druck des Saturninus und seiner Anhänger nicht zu einer familiären Beglaubigung zwingen (Val. Max. ,,). Für das Jahr  gemeinsam mit Saturninus als Volkstribun gewählt (MRR , f.; ,), fand er nach dessen Tod (s. §  ff.) vermutlich bei seinem Amtsantritt am . Dez.  den Tod (s. B/H []).  Saturninus . . . refectus: Gemeint sind die turbulenten Wahlen für das Jahr ; Marius kandidierte für sein sechstes Consulat, Saturninus für sein zweites Volkstribunat und Glaucia für die Praetur (MRR ,–; s. C [] –). In der Namensform des getöteten Mitbewerbers Aulus Nun(n)ius variieren die Quellen nur geringfügig (Nunius, Nunios, Ninnius), divergieren aber teilweise im Ablauf. Nach Appian (BC , f.) geschah die Tat erst nach der Wahl des Nun(n)ius auf dem Rückweg aus der Volksversammlung, nach Florus (,,) dagegen direkt in der Wahlveranstaltung (ähnlich auch Val. Max. ,,; Liv. per. ). Während sich aus DVI nur implizit Saturninus als Täter erschließen lässt, waren dieser und Glaucia, so Appian, direkt an der Tat beteiligt, die wohl mit Billigung des Marius geschah (Val. Max. ,,; Plu. Mar. ,; Oros. hist. ,,; s. auch E []  f.). – Siciliam . . . destinavit: DVI ist die einzige Quelle für dieses Gesetz über die Anlage neuer Siedlungen mit römischen Bürgern (die Angabe der einzelnen Provinzen sowie das Adjektiv novus legen hier die Übersetzung colonis = coloniis nahe), d. h. für die Ansiedlung von Veteranen, womit Saturninus an seine Politik im ersten Tribunat von  anknüpfte (s. § ). Zugleich erhielt Marius das Recht, in jeder neuen colonia drei Nicht-Römern das römische Bürgerrecht zu verleihen (Cic. Balb. ). Ferner setzte Saturninus gegen den Einspruch seiner Amtskollegen eine lex frumentaria über die Abgabe verbilligten Getreides (Rhet. Her. ,) sowie – gegen den erbitterten Widerstand der Optimaten – eine lex agraria durch (s. §  ff.). – et . . . convertit: Die

 Apuleius Saturninus



Verknüpfung des aurum Tolosanum mit der Finanzierung der lex agraria des Saturninus (s. § –) findet sich nur hier und entzieht sich daher einer Verifizierung. Über den Erwerb dieses Goldschatzes und seinen Verbleib bzw. Weg nach Rom zirkulierten am Ende der Republik unterschiedliche, teils geradezu abenteuerliche Versionen (s. L []), wie auch die Formulierung dolo an scelere erahnen lässt. Dolo verweist sicherlich darauf, dass es Q. Servilius Caepio, dem Consul von  (MRR ,), nur durch einen mit Verrat gepaarten nächtlichen Überfall gelang, das zunächst mit Rom verbündete, dann aber unter dem Eindruck der Siege der Cimbern (s. Vir. ill. ,) wieder abgefallene Tolosa (h. Toulouse), den Hauptort der Volcae Tectosages, einzunehmen (D.C. fr. ). Scelere dagegen könnte darauf Bezug nehmen, dass sich Caepio wie ein Räuber bzw. Frevler verhalten haben soll, da er das Gold, das (angeblich) die Kelten unter Brennus bei ihrem Überfall auf Delphi () aus dem Apollon-Heiligtum geraubt hatten (D.C. fr. ), aus den Tempeln der Stadt (Gell. ,,; Apoll-Tempel: Oros. hist. ,,) bzw. aus dem nahegelegenen See, in den man das Gold versenkt hatte (Iust. ,,), zusammentragen ließ (anders L [] : „scelere, d. h. wohl durch Anwendung von Gewalt – der Terminus technicus wäre vis – oder nur durch dolus, durch absichtliche, aber nicht gewalttätige Verletzung des Staatsgesetzes“). In diesen Kontext fügt sich auch die Nachricht bei Strabo (,,) ein, Caepio sei später als Tempelräuber verbannt worden. Nicht mit DVI ist dagegen Orosius (,,) vereinbar, der allerdings eine gewisse Distanz zu seiner eigenen Version erkennen lässt (sicut quidam contestantur): Caepio soll beim Transport des Goldes nach Massilia (h. Marseille) die mit dessen Bewachung betrauten Soldaten ermordet und das ganze Gold entwendet haben (cuncta per scelus furatus), d. h. ein Fall der Unterschlagung von Staatsgut (peculatus). Bei DVI wird also eine Traditionslinie sichtbar, die von einem erfolgreichen Transport des Goldes, zumindest eines Teiles (s. D.C. fr. ), nach Rom ausgegangen sein muss, setzt doch der Rückgriff des Saturninus auf diese Geldquelle diesen Tatbestand voraus (s. schon K  ad loc.). Dass Caepio in Unregelmäßigkeiten verstrickt gewesen sein muss, beweist zudem die sich anschließende gerichtliche Untersuchung der Ereignisse (Cic. nat. deor. ,; Liv. per.  u. a.; s. A []  f.). – Aqua . . . maluit: Die lex agraria, der Kern der Gesetzesmaßnahmen des Jahres  (s. § ), sah Landzuweisungen, insbesondere an die Veteranen des Marius, in demjenigen Gebiet der Gallia Narbonnensis vor, welches die Cimbern bei ihrem Raubzug durch Gallien besetzt hatten (App. BC ,; s. auch Vir. ill. ,), das aber streng genommen keineswegs Eigentum des römischen Staates war (s. C [] –). Der Durchsetzung des Gesetzes im Senat diente eine Klausel, die jeden Senator auf die Ablegung eines Eides auf



 Kommentar

das neue Gesetz innerhalb von fünf Tagen verpflichtete (s. § ), andernfalls hatte er eine Strafe von  Talenten zu zahlen und ging seines Sitzes im Senat verlustig (Plu. Mar. ,; App. BC ). Die Formulierung aqua et igni interdicere (unscharf hier der Plural in leges suas statt des Singulars) geht dagegen weit darüber hinaus, da diese Strafe auf die Verbannung ohne Vermögenseinzug abzielte, findet sich aber als Terminus technicus auch bei Florus, dessen Text zugleich deutlich macht, dass iurasset hier als Futurum exactum in der Oratio obliqua zu verstehen ist (,,: cum abnuentibus aqua et igni interdicturum se minaretur) sowie, allerdings auf Marius bezogen, in den Periochae (Liv. per. ).  Huic . . . grandinabit: Wiederum ist dieses Bonmot, das die rhetorische Schlagfertigkeit des Saturninus erhellt, nur durch DVI tradiert, hat aber eine Parallele bei Appian, der berichtet (BC , f.), die städtische Plebs, welche wegen der Bevorzugung der Italiker im Gesetzesantrag unzufrieden gewesen sei, habe in der entscheidenden Volksversammlung versucht, mit dem Hinweis auf Donnergrollen aus dem Himmel die Versammlung für beendet bzw. nichtig zu erklären (s. Cic. div. ,: Iove tonante, fulgurante comitia populi habere nefas). Saturninus zeigte sich jedoch unbeeindruckt. Seine Anhänger, vor allem die Veteranen des Marius, die in großer Zahl nach Rom geströmt waren, lieferten sich mit der Gegenseite eine Straßenschlacht und brachten so mit Gewalt das Gesetz durch (App. BC , f.; Liv. per. ; s. C [] –. –; zur politischen Instrumentalisierung des Prodigienwesens außerdem B [] –, hier  f.).  Metellus . . . maluit: Während alle Senatoren, wenn auch nur widerstrebend, im Anschluss an die Abstimmung in der Volksversammlung (s. § ) schließlich den geforderten Eid ablegten, zog es Q. Metellus Numidicus, der profilierteste Gegner des Saturninus, als Einziger vor, freiwillig ins Exil zu gehen (s. Vir. ill. ,). Letztlich unerklärlich bleibt das damalige Verhalten des Marius, der sich im Senat zunächst dezidiert gegen die Ablegung des Eides ausgesprochen hatte, dann aber zur Verblüffung der Senatoren sogar als Erster den Eid ablegte (Plu. Mar. , ff.; App. BC , u. a.; zu den [möglichen] Motiven für sein Taktieren s. C [] –; H []).  Saturninus . . . curavit: Die Wahlen fand im Spätherbst  statt (s. § ). Saturninus wurde, politisch hoch brisant, rechtlich aber korrekt, erneut als Volkstribun (für ) gewählt (MRR , f.). C. Servilius Glaucia dagegen bewarb sich neben M. Antonius für die Optimaten irregulär als noch amtierender Praetor (s. § ) um das Consulat; die irrtümliche Angabe praetorem (statt consulem) reflektiert vielleicht noch die Erwähnung dieses Sachverhalts in der Vorlage von DVI. Am Wahltag (in campo Martio) kam es zu einem Tumult, in dessen Verlauf C. Memmius (nicht: Mummius), der Konkurrent Glaucias und zudem der aussichtsreichere Kandidat für die zweite Consulatsstelle,

 Apuleius Saturninus



auf Betreiben des Saturninus und Glaucia (ohne dessen Beteiligung: Liv. per. ; Oros. hist. ,,) den Tod fand (s. auch Cic. Catil. ,; Flor. ,,; App. BC , f.), vermutlich aber nicht direkt in der Wahlversammlung selbst (so aber effektvoll Appian), sondern erst, als diese durch einen von Saturninus und Glaucia inszenierten Aufruhr gesprengt wurde und Memmius zu fliehen versuchte (Oros. hist. ,,: orta . . . seditione fugientem); zum Detail s. B () –. –; C () –.  Marius . . . servata: Für die Datierung der Ereignisse ist DVI geradezu der Schlüsseltext. Denn das eindeutig überlieferte maximo aestu (s. W  ad loc.; falsch C [] ) schließt, anders als von Teilen der Forschung (MRR , f. u. a.) aus Appian erschlossen, den Amtsantritt der für das J.  gewählten Volkstribunen am . Dez.  als Tag des Geschehens aus. Vielmehr erscheint eine zeitliche Verortung in den Spätherbst (Okt.?) des J.  am plausibelsten, da dieser Zeitansatz auch mit dem Zeitpunkt der Wahlen (s. § ) für das folgende Jahr am besten vereinbar ist, welche den Auslöser für den Untergang des Saturninus bildeten (Cic. Rab. perd.  ff.  ff. ; Plu. Mar. , ff.; Flor. ,, ff.; App. BC , ff.; Oros. hist. ,, ff. u. a.; s., im Detail allerdings divergierend, B [] –. –; C [] –). Am frühen Morgen nach dem turbulenten Wahltag besetzten Saturninus, Glaucia und ihre Anhänger das Capitolium, vermutlich nicht nur aus strategischen Gründen, sondern auch in demonstrativer Anknüpfung an Ti. und C. Gracchus (B [] ). In dieser Situation trat der Senat zusammen und erteilte Marius mittels eines senatus consultum ultimum den Auftrag, den Staat zu schützen (zu armatus s. Cic. Mil. : quo uno versiculo satis armati semper consules fuerunt etiam nullis armis datis); zum Detail s. B () –. Der Konjunktivgebrauch (censeretur) ist hier vermutlich bewusst gewählt, um die innere Überzeugung des Marius zu verdeutlichen (K  ad loc.). Nicht sicher lässt sich auch aus den Quellen klären, ob Marius für die Sperrung der Wasserzufuhr verantwortlich war. Während Cicero (Rab. perd. ) und Orosius (hist. ,,) die Darstellung von DVI bestätigen, mobilisierte Marius nach Appian (BC ,) zunächst eher zögerlich seine Streitkräfte, während es andere waren, die sogleich die Wasserzufuhr unterbrachen (s. auch Flor. ,,). In dieser ausweglosen Situation ergaben sich Saturninus und Glaucia im Vertrauen auf das Wort des Marius, ihr Leben zu schonen (App. BC ,; s. auch § ).  Glauciae . . . est: Dass Glaucia der Hals gebrochen wurde, wird nur von DVI tradiert; etwas präziser überliefert Orosius (hist. ,,), er habe sich zunächst in das Haus eines unbekannten Claudiers gerettet, sei dann aber herausgezerrt und getötet worden. Auch in Bezug auf die Umstände, die zum Tod des Saturninus führten, ist die Überlieferung nicht ganz einheitlich. Nach Appian (BC ,) soll er von



 Kommentar

Marius zur eigenen Sicherheit vor dem Mob in das Senatsgebäude gebracht worden sein (s. auch Flor. ,,), während Orosius (hist. ,,) die lapidare Notiz von DVI (fugisset) um das Detail ergänzt„ Saturninus sowie einige seiner Anhänger seien infolge der Verfolgung durch Marius (cogente Mario) dorthin geflohen. DVI und Appian wiederum stimmen darin überein, dass die entfesselte Menge die Dachziegel als Wurfgeschosse nutzte, um Saturninus und seine Gefolgsleute zu töten. Nach der post-livianischen Tradition waren es dagegen das Volk (Flor. ,,) bzw. die römischen Ritter (Oros. ,,), welche die Tür(en) aufbrachen und eindrangen.  Caput . . . circumtulit: erneut eine singuläre Notiz. Weder ist das geschmacklose Verhalten des C. Rabirius sonst belegt noch, dass dieser damals schon Senator war. Das Faktum an sich kann dagegen durchaus Glaubwürdigkeit beanspruchen, da Cicero in seinem Consulatsjahr  (s. Vir. ill. ,) dessen Verteidigung übernahm (Pro C. Rabirio perduellionis reo), als dieser von T. Labienus, einem Gefolgsmann Caesars, angeklagt wurde, an der Ermordung des Saturninus beteiligt gewesen zu sein (bes. Cic. Rab. perd.  ff.; s. auch D.C. ,). , Lucius . . . dives: L. Licinius Lucullus, einer der wichtigsten Gefolgsleute Sullas (Vir. ill. ), wurde im J.  als Sohn des gleichnamigen Praetors des J.  (MRR ,) und der Caecilia Metella, einer Schwester des Q. Metellus Numidicus (Cic. ac. ,) geboren (zur Vita: M. G, RE XII, [] –; K []; S []; T []). Seit seiner Jugend zeigte er sich der Rhetorik gegenüber aufgeschlossen (Cic. ac. ,; Plu. Luc. , ff.; Tac. dial. ) und galt später als begabter Redner (Cic. Brut. ; Plu. Luc. ,). Von Hause aus bereits sehr begütert (s. S [] –), erwarb er sich im Laufe seiner politischen Karriere ein solches Vermögen, dass er im Ruf stand, nach M. Licinius Crassus (Vir. ill. ) der reichste Mann Roms zu sein (D.S. ,,). – munus . . . dedit: Die Quaestur (cursus honorum: Cic. ac. ,; Inscr. It. ,,; s. auch MRR ,) bekleidete Lucullus im J.  unter dem Consulat Sullas (MRR ,, Anm. ; MRR ,; für  dagegen S [] –), an dessen Seite er loyal den Marsch auf Rom mitmachte (App. BC ,; s. auch Vir. ill. ,). Die Veranstaltung glanzvoller Gladiatorenspiele bereits in der Quaestur, wie hier singulär behauptet, ist dagegen ein kaiserzeitlicher Anachronismus (s. S [] , Anm. ) und geht damit vermutlich auf einen Fehler des Verfassers der Viri illustres bei der Bearbeitung seiner Vorlage zurück. Gemeint sind vielmehr die großartigen Spiele des J.  (MRR ,), die Lucullus als (plebeischer) Aedil (Cic. ac. ,: absens factus aedilis) zusammen mit seinem jüngeren, gleichfalls als (curulischer) Aedil amtierenden Bruder Marcus (s. § ) veranstaltete und bei

 Licinius Lucullus



denen erstmals ein Kampf zwischen Stieren und Elefanten gezeigt wurde (Plin. nat. ,).  Mox . . . conciliavit: Fasst man mox zeitlich eng, ist §  auf das Jahr  zu beziehen, in dem Lucullus wie auch in den Folgejahren als Pro-Quaestor Sullas agierte (s. K [] –; S [] –). So organisierte er während der Belagerung Athens durch Sulla (/) dessen finanzielle Unterstützung, indem er die von diesem auf der Peloponnes konfiszierten Tempelschätze für den Sold der Soldaten in Münzen (‚Lucullusgeld‘) umprägen ließ (Plu. Luc. , f.). Noch in der Winterszeit (/) erhielt er jedoch von Sulla den Auftrag, im östlichen Mittelmeer (Ägypten) eine angesichts der maritimen Dominanz des Feindes dringend benötigte Flotte zu organisieren. Über Kreta und Kyrene landete Lucullus schließlich zu Beginn des Sommers  in Alexandria, wo er von Ptolomaios IX. Philometor Soter II. ehrenvoll empfangen und reich beschenkt wurde, aber lediglich Geleitschiffe bis Zypern erhielt (Cic. ac. ,. ; Plu. Luc. , ff.; App. Mith. , f.). Unverständlich bleibt allerdings der erste Teil des Satzes (per Murenam in Asia classem Mithridatis . . . conciliavit). Denn L. Licinius Murena (praet. ?; MRR ,) diente / unter Sulla als Offizier in Griechenland (MRR ,. ) und kam erst / mit diesem nach Kleinasien, wo er in der Folgezeit als Statthalter (App. Mith.  ff. ) ohne nennenswerten Erfolg gegen die Piraten und Mithridates VI. (–/: sog. Zweiter Mithridatischer Krieg) agierte (MRR ,. . . ; ,; s. M [] –). Auch sein gleichnamiger Sohn (cos. ; MRR . f.) kommt nicht in Frage, da er zunächst () mit seinem Vater in Kleinasien kämpfte, dann ab  Lucullus als Legat diente (Plu. Luc. ,: / Belagerung von Amisos). So bleibt als Fazit nur, dass DVI entweder ein unbekanntes Detail bewahrt hat oder aber der Verfasser der Viri illustres seine Vorlage, die beide Namen vielleicht eng verknüpfte (wie Cic. ac. ,: quaesturae diuturnum tempus Murena bellum in Ponte gerente in Asiae pace consumpserat), verfälschend verkürzt hat.  Praetor . . . rexit: Trotz ihrer Kürze ist diese Notiz die ausführlichste zur Praetur des Lucullus im J.  (für : S [] –) bzw. zu seiner Amtszeit (–) als Statthalter im Range eines Pro-Praetors (nicht: Praetors) in der Provinz Africa (s. auch: Cic. ac. ,). Dank eines neuen Gesetzes (Cic. ac. ,: continuo praetor – licebat enim celerius legis praemio) brauchte er nicht das übliche Zweijahresintervall nach der Aedilität (s. § ) einzuhalten, sondern konnte bereits im Folgejahr () die Praetur bekleiden (MRR ,). Das Schweigen der Quellen lässt darauf schließen, dass die Statthalterschaft unspektakulär verlaufen sein dürfte (K []  f.; S [] –).  Adversus . . . solvit: Als Consul des J.  (MRR , f.) hatte Lucullus zunächst die Gallia Cisalpina als Provinz erhalten (Plu. Luc. ,), doch gelang es ihm (zu den politischen Konstellationen: K [] –),



 Kommentar

statt dieser die Statthalterschaft für die Provinz Cilicia und den Oberbefehl gegen Mithridates VI. zu bekommen, den er bis zu seiner Ablösung durch Cn. Pompeius (s. Vir. ill. ,) innehaben sollte (Cic. Mur. ; Plu. Luc.  f.; App. Mith.  u. a.). Zusätzlich wurde ihm noch die Provinz Asia übertragen (Cic. Flacc. ; Vell. ,,; Plu. Luc. ,; , u. a.). Mitte des J.  brach Lucullus schließlich nach Kleinasien auf (zur Forschungskontroverse über den Beginn des sog. Dritten Mithridatischen Krieges s. K [] –, dessen Chronologie [Beginn ] im Folgenden beibehalten ist; zur Fixierung auf das J.  und damit einer jeweils um ein Jahr späteren Datierung aller Operationen bis zum Krieg gegen Tigranes s. MRR , f.; E. O, DNP  []  f. sowie DNP Suppl.  []  f. mit einer Karte der militärischen Operationen). Als Lucullus in Kleinasien eintraf, hatte sein ehrgeiziger Amtskollege L. Aurelius Cotta (MRR , f.) bereits eine schwere Niederlage zu Lande und zu Wasser gegen Mithridates erlitten, sich aber in das auf der asiatischen Seite an der Schnittstelle von Bosporus und Marmarameer gelegene Chalcedon (h. Kadiköy) retten können; vom Feind eingeschlossen und belagert, wurde er schließlich durch Lucullus befreit (Cic. Mur. ; Sall. hist. fr. , f.; fr. ,, M; Memnon FGrH  F , [= BNJ  F ]; Plu. Luc. ,; App. Mith.  ff.; Liv. per.  u. a.). Mithridates hatte das Eintreffen des Lucullus jedoch nicht abgewartet, sondern sich gegen Kyzikos (h. Balkız) an der Südküste des Marmarameeres gewandt und mit der Belagerung der Stadt zu Lande und zu Wasser begonnen (Winter /). Die Strategie des Lucullus, eine offene Feldschlacht zu vermeiden, und der hartnäckige Widerstand der Bewohner von Kyzikos zwangen Mithridates jedoch zur Aufgabe der Belagerung und zur Flucht über das Meer, während seine Landtruppen auf dem Marsch nach Lampsakos durch Lucullus eine schwere Niederlage erlitten (D.S. , fr. b; Sall. hist. fr. , ff. M; Str. ,,; Plu. Luc.  ff.; App. Mith.  ff.; Memnon FGrH  F , ff. [= BNJ  F ]; Oros. hist. ,, u. a.). Kyzikos dagegen richtete seinem Retter mit den Lucullia eigene Festspiele ein (Plu. Luc. ,; App. Mith. ) und wurde von Lucullus für seine Treue zu Rom mit der Erweiterung seines Territoriums belohnt (Str. ,,). Zum Detail s. K () – (Chalcedon). – (Kyzikos); vgl. außerdem Vir. ill. .  Mithridatis . . . expulit: Die Satzstruktur macht deutlich, dass sich der erste Teil des Satzes (zur Wendung copias ferro et fame afflixit s. etwa Liv. ,,) auf die Kriegsereignisse nach der Befreiung von Kyzikos (s. § ) beziehen muss. In der Folge setzte sich Mithridates zunächst mit seiner Flotte nach Nikomedeia ab, dann nach Amisos und schließlich in sein Kernland Pontos, wo er sich in seiner Residenzstadt Kabeira (Str. ,,) einigelte und ein neues Heer aufstellte (Plu. Luc. ,; App. Mith. ; s. K []

 Licinius Lucullus



–). Lucullus seinerseits begann noch im J.  die Belagerung von Amisos auf dem Gebiet des h. Samsun (Plu. Luc. ,. ,; App. Mith. . ), überließ aber deren Fortführung zu Beginn des folgenden Jahres seinem Legaten L. Licinius Murena (Cic. Mur. ; Plu. Luc. ,), um Mithridates in Kabeira am Südhang des Paryadres-Gebirges, dem h. türkischen Niksar, anzugreifen. Es entwickelte sich ein für beide Seiten verlustreicher Stellungskrieg, bis Mithridates im Frühjahr  Kabeira aufgab (regno suo: zum reflexiven Gebrauch von suo statt eius s. etwa Cic. Catil. ,) und nach Armenien zu seinem Schwiegersohn Tigranes flüchtete (Cic. Manil. ; Sall. hist. fr. , f. M; Plu. Luc.  ff.; App. Mith.  ff. u. a.; s. auch § ).  Quem . . . superavit: Nimmt man cum wörtlich, so kann hier nur die Schlacht bei Artaxata (h. Artashat), d. h. der alten Residenzstadt Armeniens am linken Ufer des Araxes, im Sommer  gemeint sein, in der beide Könige gemeinsam gegen Lucullus kämpften (Plu. Luc. , ff.; App. Mith.  ff. u. a.), während Mithridates im Jahr zuvor () an der Schlacht bei Tigranokerta, der von Tigranes (–) neu errichteten Residenzstadt (zur Lokalisierung beim h. Arzan s. A. P-L, DNP / []  f.), nicht teilgenommen hatte (Plu. Luc.  ff.; App. Mith.  ff.; zum Detail s. K [] –; zu Tigranes II. und Rom außerdem M [], hier –). Tigranes hatte zudem mangels Interesse an einem Krieg mit Rom seinen aus Kabeira geflüchteten Schwiegervater (s. § ) zwar aufgenommen, ihn aber zunächst zwanzig Monate lang in einer Festung interniert, bevor er ihn empfing und Hilfe in Aussicht stellte (Memnon FGrH  F , [= BNJ  F ]). Trotz der Niederlage bei Artaxata konnte Mithridates in der Folge Pontos sowie Teile der Provinzen Bithynia und Cappadocia zurückgewinnen (s. Vir. ill. ,). Lucullus dagegen wurde nach Misserfolgen und Meutereien im Heer sowie infolge innenpolitischer Intrigen in Rom schrittweise seines Oberbefehls über die einzelnen Provinzen enthoben ( Asia,  Cilicia,  Bithynia, Pontus: MRR ,.  f. ). Verbittert kehrte er nach Rom zurück, wo er infolge des Widerstandes der politischen Gegner erst im Sommer des J.  seinen Triumph feiern konnte (Cic. ac. ,; Mur. . ; Plu. Luc. ).  Nimius . . . flagravit: Bei nimius in habitu ist, wie der zweite Teil des Satzes anzeigt, nicht nur an die Kleidung des Lucullus, sondern an sein ganzes Auftreten und seine von Eleganz und Luxus geprägte Lebensweise zu denken (s. Vell. ,,: summus alioqui vir, profusae huius in aedificiis convictibusque et apparatibus luxuriae primus auctor erat). Seine Leidenschaft für Statuen und Gemälde bezeugt auch Plutarch (Luc. ,). Mit diesen Objekten, teils aus der Kriegsbeute, teils durch Kauf erworben (Plin. nat. ,), schmückte Lucullus nicht nur sein römisches Stadthaus und dessen weitläufige Parkanlage (horti Luculliani) auf dem Pincio (Plu. Luc. ,;



 Kommentar

Tac. ann. ,), sondern auch seine Villen bei Baiae (Varro rust. ,,), Neapel (Varro a.O.; Cic. ac. ,), vor allem aber sein prächtiges Landhaus bei Tusculum (Cic. leg. ,; fin. ,; Plu. Luc. ,; , u. a.), das neben einer wertvollen Bibliothek (Isid. orig. ,, f.) vor allem wegen seines Vogelhauses, das auch als Speisesaal genutzt wurde, berühmt war (Varro rust. ,,. ,).  Post . . . est: Von den innenpolitischen Querelen mit Pompeius und Caesar zermürbt, zog sich Lucullus / aus der Öffentlichkeit in das Privatleben zurück (Plu. Luc. ,). Wenige Zeit später verstarb er (/); seine sterblichen Überreste fanden in seiner Villa bei Tusculum (s. § ) ihre letzte Ruhestätte (Plu. Luc. ,). Dass er zuletzt geistig verwirrt war und deshalb sein Bruder M. Licinius Lucullus die Vormundschaft übernahm, belegt auch Plutarch (Luc. , f.). Nach dem Zeugnis des Cornelius Nepos bei Plutarch (vir. ill.: HRR , fr. *) soll seine Verwirrtheit nicht durch das Alter, sondern einen Zaubertrank bewirkt worden sein, den ihm sein Freigelassener Kallisthenes bereitet habe, um sich die Liebe seines Patronus zu verschaffen (s. auch Plin. nat. ,) – eine Erklärung, die gegen Cornelius Nepos als Vorlage der Viri illustres spricht (s. auch S [] ; anders B [] , Anm. ), da die vorliegende Stelle (desipere coepisset) eher auf eine altersbedingte Demenz schließen lässt. , Cornelius . . . inveniri: L. Cornelius Sulla (zur Biographie s. etwa K [²]; F []; im Überblick H []) wurde im J.  in eine nobilitäre, aber in bescheidenen Verhältnissen lebende Familie geboren (Sall. Iug. ,: gentis patriciae nobilis fuit familia prope exstincta maiorum ignavia), die seit P. Cornelius Rufinus (cos. . ; MRR ,. ) keinen Consul mehr hervorgebracht hatte (Vell. ,,; Plu. Sull. ,). Die Anekdote selbst ist nur hier überliefert („it is as false as it is charming“: K [²] ) und geht höchstwahrscheinlich auf die dem L. Licinius Lucullus (s. Vir. ill. ) gewidmeten Memoiren (De vita sua) Sullas zurück (die Fragmente mit Kommentar bei: FRM –, hier F ; s. auch FRHist  F – ). Wie auch sonst (z. B. Cic. nat. ,: fortunam a deo petendam, a se ipso sumendam esse sapientiam) ist bei fortuna ein secunda zu ergänzen; zum Gedanken vgl. etwa Cic. Phil. , (mea autem sententia qui rei publicae sit infelix, felix esse nemo potest). Das Cognomen Felix führte Sulla allerdings erst nach seinem Sieg über die Marianer im J.  (s. § ). Zeit seines Lebens sah er sich bis zum Tod (FRM F ; FRHist  F ) als ein vom Glück besonders Begünstigter (FRM F ; FRHist  F ; Plu. Mor.  C–D). So gab er etwa seinen Zwillingen mit Caecilia Metella, der Nichte des Q. Caecilius Metellus Numidicus (Vir. ill. ) und Witwe des Aemilius Scaurus (Vir. ill. ), die glückverheißenden Namen Faustus bzw. Fausta. Ebenso verewigte die nach seinem Sieg im J.  (s. §  f.) vor

 Cornelius Sulla



der Rednertribüne errichtete goldene Reiterstatue die felicitas Sullas (App. BC , f.; s. S [] –). Zur Selbstdarstellung s. im Detail B (); ferner FRM –.  Hic . . . accepit: Sulla bekleidete die Quaestur im J. , d. h. im frühest möglichen Alter (MRR ,). Zur Zeit der Gefangennahme und Auslieferung Iugurthas () durch dessen Schwiegervater Bocchus, den König von Mauretanien, agierte er dagegen im Range eines Pro-Praetors (D.S. /, fr. ; Sall. Iug. , ff.; Plu. Mar. , ff.; Sull. , ff. u. a.; s. auch Vir. ill. ,). Die Szene der Übergabe ließ Sulla eigens auf seinem Siegelring eingravieren (Val. Max. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Mar. , f.; Sull. , u. a.; s. B [] –). Zum Siegesmonument des Bocchus s. § .  Bello . . . navavit: Die Angabe ist nicht ganz präzise. Sulla diente  als Legat unter Marius (MRR ,), im Folgejahr  allerdings nur noch als Militärtribun (MRR ,; ). Als Legat nahm er Copillus, den Führer der Tectosagen am Fuß der nördlichen Pyrenäen gefangen, als Militärtribun konnte er die Marser, einen germanischen Stammesverband (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Volksstamm Mittelitaliens), der in der frühen Kaiserzeit am Niederrhein siedelte (Str. ,,; Tac. ann. ,), für Rom gewinnen (Plu. Sull. ,); beide Stammesverbände hatten sich dem Zug der Cimbern und Teutonen angeschlossen (s. Vir. ill. ,). In den beiden folgenden Jahren (/) bekleidete er erneut den Rang eines legatus, nun allerdings an der Seite des Q. Lutatius Catulus (cos. ), eines überzeugten Optimaten (MRR ,. ). Unter dessen Oberkommando organisierte er umsichtig die Logistik (Plu. Sull. ,), gehörte vermutlich aber auch zu denjenigen, die sich wie Catulus selbst den in Panik fliehenden Soldaten anschlossen, als die Cimbern die befestigte Stellung der Römer hinter der Etsch bei Trient angriffen (Plu. Mar. , ff.). Den entscheidenden Sieg bei Vercellae () verdankte Rom denn auch vor allem Marius, während Sulla in seiner Autobiographie naturgemäß eine andere Sichtweise der Ereignisse formulierte (FRM –, F –; FRHist  F –). Zum gespannten Verhältnis beider s. C (); zu den Ereignissen –: K (²) –; F () –; s. außerdem Vir. ill. ,.  Praetor . . . habuit: Nachdem seine erste Bewerbung um das Amt des Praetors im J.  (für ) erfolglos geblieben war, bewarb sich Sulla ein Jahr später erneut und dieses Mal (für ) mit doppeltem Erfolg, da ihm durch das Los wunschgemäß die städtische Praetur zufiel (Vell. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Sull. , ff.); zur Datierung (überholt MRR ,; , f.:  bzw. ) s. konzis FRM  f. Die Aedilität hat Sulla dagegen wohl nicht bekleidet; er nutzte aber die Praetur, um glanzvolle Spiele, wahrscheinlich an den Ludi Apollinares (.–. Juli) zu geben, bei denen er dem römischen Publikum im Circus Maximus dank der Hilfe des Bocchus (s. § . ) erstmals den Kampf von einhundert Löwen



 Kommentar

gegen eine Truppe von Speerwerfern des Bocchus bot (Sen. brev. vit. ,; Plin. nat. ,). Bei der Auslosung der Provinzen fiel Sulla die erst  eingerichtete Provinz Cilicia zu, die ihren Namen der gleichnamigen, im Norden durch das Tauros-Gebirge begrenzten Landschaft an der Südküste Kleinasiens verdankte, die aber auch das westlich gelegene Pamphylien umfasste (s. M []  f.). Als neuer Statthalter (ab ), vermutlich im Rang eines Proconsuls (Ruf. Fest. ), erhielt Sulla allerdings nach seiner Ankunft den Auftrag, durch einen Militäreinsatz in dem nordöstlich seiner Provinz gelegenen Kappadokien den dortigen König Ariobarzenes I. Philorhomaios im Kampf um seinen Thron gegen das Machtstreben Mithridates’ VI. von Pontos (s. Vir. ill. ) zu unterstützen, wobei es zu erstmaligen Verhandlungen mit Abgesandten des parthischen Großkönigs kam (Plu. Sull. , ff.; App. Mith.  ff.; Liv. per.  u. a.). Zu einer plausiblen Rekonstruktion der Ereignisse ( Anerkennung durch den Senat, Ende  Thronbesteigung dank der Intervention Sullas) s. M ()  f.; zu Sullas Karriere in den er Jahren H (); K (²) –.  Bello . . . superavit: Als Legat im Bundesgenossenkrieg – (MRR ,. ) besiegte Sulla im J.  zunächst ein samnitisches Heer bei Nola in Campanien (Val. Max. ,,; Plu. Sull. ,; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.) und wandte sich dann gegen die Hirpiner in Samnium, indem er zunächst deren Ort Asculum (h. Ascoli) angriff und plünderte, worauf sich in der Folge der ganze Stamm ergab (Vell. ,,; App. BC , ff.; Liv. per. ; s. auch FRM F –; FRHist  F –). Zu den Ereignissen: K (²) –; F () –.  Ne . . . restitit: Einzig erhaltene literarische Parallelquelle ist Plutarch. Nach dessen Zeugnis (Mar. , f.; Sull. , f.) ließ Bocchus von Numidien, vermutlich auf Initiative Sullas, nach der Verleihung des Ehrentitels eines amicus populi Romani auf dem Capitolium eine Statuengruppe in Goldbronze aufstellen, welche die Auslieferung Iugurthas an Sulla durch Bocchus im J.  (s. § ), gerahmt von zwei trophäentragenden Siegesgöttinnen (Victorien), darstellte (zur Darstellung der Übergabe auf dem Siegelring Sullas s. § ). Wutentbrannt wollte, so Plutarch, Marius das Ensemble gegen den Widerstand Sullas entfernen lassen, und eine weitere Eskalation des Streites wurde nur durch den Ausbruch des Bundesgenossenkrieges verhindert (zur Rivalität beider s. zuletzt S-H [], hier –). Eine bildliche Vorstellung des Monuments vermittelt der Revers einiger Münzen, die Faustus, der Sohn Sullas (s. § ), im J.  prägen ließ (RRC /). Dargestellt ist in der Mitte eine auf einer sella quaestoria (in einigen Fällen: einer sella curulis) thronende Figur (Sulla), vor der links eine Gestalt kniet (Bocchus), welche der sitzenden Gestalt einen (Oliven-? Lorbeer-?)Zweig entgegenstreckt, während rechts, hinter dem Stuhl, eine weitere Gestalt

 Cornelius Sulla



(Iugurtha) kniet, deren Hände auf den Rücken gebunden sind. Der Zorn des Marius über die Aufstellung dieser Figurengruppe im J.  (B), die nicht nur die Verbundenheit des Königs mit Rom, sondern auch mit Sulla demonstrierte, war durchaus berechtigt, da nur ihm als dem damals kommandierenden Feldherrn eine solche Ehrung in area Capitolina zukam (S). Ob dagegen die bei S. Omobono gefundenen und vermutlich von der Südostecke des Capitols stammenden Bruchstücke, die sich als Fragmente eines Siegesdenkmals rekonstruieren lassen (H [] –), tatsächlich mit dem Denkmal des Bocchus zu identifizieren sind, ist in der Forschung umstritten. Zum Detail s. B () –; S () –; M () –.  Consul . . . sortitus: im J.  gemeinsam mit Q. Pompeius Rufus (MRR , f.); zum Consulatsjahr Sullas s. C (); K (²) –. Völlig ausgeblendet sind hier die innenpolitischen Ereignisse dieses Jahres (s. Vir. ill. ,), d. h. der Marsch Sullas von Nola in Campanien auf Rom, die blutige Einnahme der Stadt und die ersten Proscriptionen der politischen Gegner, insbesondere des Volkstribunen P. Sulpicius Rufus, auf dessen Antrag hin (rogatio Sulpicia) Sulla der Oberbefehl gegen Mithridates entzogen und auf Marius übertragen worden war. Aus den Consulwahlen für  ging allerdings der populare Politiker Cinna als Sieger hervor (s. Vir. ill. ). Sulla selbst begab sich nach Griechenland, um den Feldzug gegen Mithridates (sog. Erster Mithridatischer Krieg: –; s. Vir. ill. , ff.) zu eröffnen (zum Folgenden s. K [²] –; H [] –; F [] –). Dessen Feldherr Archelaos war, einem Ruf Athens folgend, im Herbst  mit seiner Flotte in den Piräus eingelaufen und baute in der Folge Athen zu seinem zentralen Stützpunkt aus (Plu. Sull. ,; App. Mith.  ff. u. a.). Als Sulla im Frühjahr  in Epeiros landete, kontrollierte Archelaos nicht nur weite Teile der Peloponnes, sondern auch Mittelgriechenlands. Sulla sah sich zu einer langwierigen Belagerung Athens gezwungen, zu deren Finanzierung er auch nicht vor der Konfiskation von Tempelschätzen zurückschreckte (s. Vir. ill. ,). Im Frühjahr  konnte er schließlich nach einer langwierigen Belagerung zunächst Athen einnehmen, einige Zeit später auch den Piräus (Vell. ,, ff.; Plu. Sull.  f.; App. Mith.  ff. u. a.). Mit frischen Truppen unter dem Kommando seines Sohnes, mit denen sich die Reste der pontischen Armee unter Archelaos vereinigten, versuchte Mithridates noch im selben Jahr, die Entscheidung zu Lande in Böotien zu erzwingen: zunächst (Mai) bei Chaironeia (Plu. Sull. , ff.  f.; App. Mith.  ff. u. a.), dann (Okt.) bei Orchomenos (Plu. Sull. , ff.; , ff.; App. Mith.  ff.). Anders als von DVI behauptet, nahm er selbst jedoch an keiner der beiden Schlachten teil, vielmehr lag die entscheidende Befehlsgewalt bei Archelaos. Während des Winters / kam es sodann in



 Kommentar

Delion im Süden von Böotien zu ersten Friedensgesprächen, die wiederum Archelaos als Beauftragter des Mithridates führte (Plu. Sull. , ff. , ff.; App. Mith.  ff.; Oros. hist. ,,). Zwar versuchte sich dieser zunächst in einer Hinhaltetaktik, erklärte sich aber angesichts der Erfolge der Römer unter Flavius Fimbria (s. Vir. ill. ), die ihn zur Flucht aus seiner Residenz Pergamon zwangen, bei einem Treffen mit Sulla in Dardanos (Troas) zur Annahme derjenigen Bedingungen bereit, die Archelaos mit Sulla ausgehandelt hatte (Plu. Sull. , ff.; App. Mith.  ff. u. a.; zu den Konditionen s. Vir. ,). Siege Sullas über die Maeder (Maider), einen thrakischer Stamm am Mittellauf des Strymon (h. Struma), und Dardaner, die an der Grenze Makedoniens siedelten, belegen auch Plutarch (Sull. ,), Appian (Mith. ) und Eutrop (,,). in itinere spielt vielleicht darauf an, dass dieser die Feldzüge nutzte, um seine Truppen während der Verhandlungen mit Mithridates in Übung zu halten und Beute zu machen (Appian).  Mox . . . vicit: Die rogatio Sulpicia gehört nicht in diesen Kontext, sondern bereits in die Ereignisse des J.  (s. § ; Vir. ill. ,). Im Frühjahr  landete Sulla schließlich in Brundisium, dem h. Brindisi (Vell. ,,; Plu. Sull. , ff.; App. BC , f. ; Liv. per. ). Im nördlichen Campanien traf er bei Teanum Sidicinum (h. Teano) im Sommer auf das Heer des Consuls L. Cornelius Scipio Asiaticus (Asiagenes), der sich auf Verhandlungen und einen Waffenstillstand einließ (s. MRR ,). Die Soldaten Sullas aber nutzten diese Zeit, mischten sich unter ihre Kameraden in Scipios Lager und gewannen diese durch Versprechungen für Sulla (corruptis adversariorum exercitibus). Als die Verhandlungen schließlich scheiterten, wurde Scipio unblutig in seinem Zelt gefangen gesetzt, anschließend aber von Sulla unversehrt nach Rom entlassen (Plu. Sull. , ff.; s. auch D.S. /, fr. ; Cic. Phil. ,; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.). Cn. Papirius Carbo dagegen, der im J.  gemeinsam mit dem Sohn des Marius (s. Vir. ill. ,) das Consulat bekleidete (MRR , f.), hatte nach militärischen Misserfolgen in Oberitalien sein Heer im Stich gelassen und war nach Nordafrika geflohen (Sall. hist. fr. , M; Plu. Sull. ,; App. BC , f.  f.; Liv. per.  u. a.). Als er versuchte, zu M. Peperna, dem marianischen Statthalter Siziliens (MRR ,), zu stoßen, wurde er von Cn. Pompeius, der sich inzwischen Sulla angeschlossen hatte (s. Vir. ill. ,), gefangengenommen, hingerichtet und sein Kopf an Sulla geschickt (Cic. fam. ,,; Sall. hist. fr. , M; Plu. Pomp. , ff.; App. BC ,. ; Liv. per.  u. a.). Zum Sieg Sullas über den jüngeren Marius bei Sacriportus s. Vir. ill. ,. Pontius Telesinus hatte zunächst versucht, diesen und seinen jüngeren, gleichnamigen Bruder in Praeneste zu entsetzen (s. Vir. ill. ,); als ihm dies nicht glückte, wandte er sich mit dem samnitischen Heer direkt gegen Sulla, wurde aber in der Schlacht vor der Porta Colli-

 Cornelius Sulla



na (. Nov. ) vernichtend geschlagen und getötet (D.S. /, fr. ; Vell. ,, ff.; Plu. Sull. ; App. BC , ff.; Liv. per. ). Eine fast wörtliche Parallele zu DVI bietet hier Florus (,,: Apud Sacriportum Collinamque portam debellatae omnes hostium copiae; ibi Marius, hic Telesinus oppressi). Zu den Ereignissen der J. / im Detail s. K (²) –; H () –; F () –.  Mario . . . appellavit: DVI kombiniert damit Velleius (,,: occiso enim eo Felicis nomen assumpsit) und Plutarch (Sull. ,), der gleichfalls einen entsprechenden Erlass Sullas erwähnt. Nach Livius (,,) und Appian (BC , f.) waren es dagegen die Schmeichler in der Umgebung Sullas, die letztlich dafür verantwortlich gewesen seien, dass sich für diesen das Cognomen Felix einbürgerte (zur felicitas Sullas s. auch § ). In offiziellen Schreiben an Griechen stilisierte er sich dagegen gerne als ‚Epaphroditus‘, d. h. Günstling der Aphrodite (D.S. fr. /, fr. ; Plu. Sull. ,); s. S () –. – Proscriptionis . . . proposuit: Die Chronologie der Ereignisse ist damit nicht korrekt wiedergegeben. Denn die Hinrichtung tausender Gefangener (novem . . . cecidit) erfolgte unmittelbar (. Nov.: D.C. fr. ,; . Nov.: H [] ; H [] ) auf den Sieg bei der Porta Collina (s. § ), während die Publikation der ersten und weiterer Proskriptionslisten erst kurz danach erfolgte (teilweise abweichend: Plu. Sull. , ff.; App. BC , f.; D.C. fr. , f.; Oros. hist. ,, ff.). Mit dem Eintrag seines Namens auf der Proskriptionsliste (proscribere = öffentlich bekannt machen) wurde jeder Betroffene für rechtlos erklärt; er verlor das Bürgerrecht, sein Vermögen wurde konfisziert und der Staatskasse zugeschlagen. Wer einen Proskribierten denunzierte, erhielt eine großzügige Belohnung, Sklaven außerdem die Freiheit. Wer dagegen einen Proskribierten schützte, dem drohte das gleiche Schicksal wie dem Geächteten (Cic. S. Rosc.  f. . ; Vell. ,,; Plu. Sull. ,; App. BC ,). Die Säuberung verlief in mehreren Wellen und wurde mit außergewöhnlicher Brutalität und Grausamkeit durchgeführt (Cic. S. Rosc.  f.; Flor. ,, ff.; Plu. Sull. , ff.; App. BC , ff. D.C. fr. , ff.; Oros. hist. ,, ff. u. a.). Über die Opferzahlen gehen, wie auch sonst, die antiken Angaben auseinander; so belief sich nach Appian (BC ,) der Blutzoll der Oberschicht am Ende auf  Senatoren, etwa  Consulare und ungefähr  Ritter, nach Val. Maximus (Iul. Par. ,,) starben rund  Reiche. Vgl. (grundlegend) H () –; ferner K (²) –; zusammenfassend H () –.  Novem . . . cecidit: Die Villa Publica, an der Südseite des Marsfeldes in unmittelbarer Nähe des Circus Flaminius gelegen (s. S. A, LTUR  [] –), diente der Versammlung größerer Volksmengen, so für die Abhaltung des Census (Liv. ,,) und die Musterung der Soldaten (Varr. rust. ,,). Mit dediticii sind, wie



 Kommentar

Plutarch (Sull. , ff.) zu entnehmen ist, wahrscheinlich die Reste des popularen Heeres gemeint, die nach der Niederlage vor der Porta Collina (s. § ) nach Antemnae, ca. , km nördlich von Rom (Str. ,,), geflüchtet waren und die sich am nächsten Tag (. Nov.) dem eintreffenden Sulla ergaben, der sie, insgesamt  Mann, nach Rom beim Circus Flaminius internieren ließ; er selbst berief den Senat in den nahe gelegenen Tempel der Bellona ein. Während er das Wort an die Senatoren richtetete, schlachteten seine Helfer die Gefangenen ab (s. § ). Als jene durch die Schreie von Entsetzen gepackt wurden, soll Sulla sie mit unbewegter Miene aufgefordert haben, sich ausschließlich auf seine Worte zu konzentrieren, da ja nur einige Übeltäter bestraft würden. Ein ähnlicher Bericht dürfte auch der Vorlage der Viri illustres zugrunde gelegen haben. Präziser als bei Plutarch ist allerdings hier in Übereinstimmung mit den anderen Quellen als Ort des Blutbades die Villa Publica angegeben. In der Höhe der Opfer differieren die Quellen:  (Flor. ,,),  (Plu. Sull. ,),  (Sen. clem. ,,; Aug. civ. ,),  (Liv. per. ) bzw.  (nur DVI).  Numerum . . . auxit: Die lex Domitia de sacerdotiis des J.  hatte die bis dahin übliche Kooptation bei Priesterstellen durch die Einbindung von  der  Tribus am Wahlverfahren für die Pontifices und Auguren, vielleicht auch für die decemviri sacris faciundis erweitert (zum Detail s. FS , ff.). Sulla machte diese Beteiligung rückgängig und beschränkte die Nachbesetzung wieder auf das reine Kooptationsverfahren (D.C. ,,; Ps. Ascon. div. in Caec. p. , f. S). Dass er zugleich die Zahl der Priesterstellen vergrößerte, ist außer hier nur noch bei Livius (per. ) belegt, der explizit die Auguren und Pontifices anführt; höchstwahrscheinlich gehörten aber auch die Decemviri zum Adressatenkreis des Gesetzes (s. FS , f.; ferner H [] –). – tribuniciam . . . minuit: Ziel Sullas war es, das Volkstribunat so zu schwächen, dass es künftig keine Möglichkeit mehr bot, populare Politik gegen den Willen des Senats durchzusetzen (s. App. BC ,). Folgerichtig bestimmte die neue lex Cornelia de tribunicia potestate, dass Plebiszite künftig der vorherigen Zustimmung des Senats bedurften (Cic. leg. ,; Caes. civ. ,,), d. h. die Volkstribunen verloren das eigenständige Rogationsrecht. Andere Rechte dagegen verblieben ungeschmälert bei den Volkstribunen, so das wichtige ius auxilii (Cic. leg. ,; Caes. civ. ,,) und das ius agendi cum senatu bzw. ius intercedendi gegen Senatsbeschlüsse (Caes. civ. ,,). Indem Sulla jedoch außerdem ehemaligen Volkstribunen die Möglichkeit nahm, sich um ein weiteres politisches Amt zu bewerben (App. BC ,; Ascon. Cornel. p. , ff. C), beseitigte er radikal das Volkstribunat als Sprungbrett für ambitionierte Politiker. Zum Detail s. K/W () –; ferner § .  Re . . . deposuit: Anfang Dez.  erhielt Sulla mit der lex Valeria die Dictatur über-

 Cornelius Sulla



tragen (Cic. Att. ,,; App. BC , ff. u. a.; s. MRR , f.; s. V []). Zugleich ließ er sich in einer Generalklausel die Vollmacht geben, dass alle seine Handlungen als Dictator Rechtsgültigkeit besaßen (Cic. leg. agr. ,; Plu. Sull. ,; Schol. Gron. p. , f. S). Mit dem Rückgriff auf das ursprünglich auf sechs Monate befristete, allen anderen Magistraten übergeordnete Amt eines dictator, dessen Neuausrichtung (legibus scribundis et rei publicae constituendae) und dessen Verlängerung auf unbestimmte Zeit (App. BC ,. ) schuf sich Sulla eine rechtliche Grundlage, die es ihm erlaubte, die popularen Errungenschaften der Vergangenheit rückgängig zu machen und die Dominanz der Optimaten bzw. die Autorität des Senats für die Zukunft zu sichern (re publica ordinata). Zur Dictatur und Gesetzgebung Sullas in den J. – (Verdoppelung der Senatssitze von  auf ; Neustrukturierung von Magistratur und Promagistratur; Erhöhung der Zahl der Quaestoren auf , der Praetoren auf  u. a.) s. H (); H (); K (²) –; H () –; F () –; zu Sullas eigener Darstellung: FRM .  f. Im J.  bekleidete er schließlich gemeinsam mit Q. Caecilius Metellus Pius (Vir. ill. ) ein letztes Mal das Consulat (MRR ,). Ob er bereits vor dessen Antritt die Dictatur niedergelegt hatte oder diesen Schritt erst in dessen Verlauf (nach den Wahlen für ?) oder an dessen Ende vollzog, wird infolge der nicht eindeutigen Quellenlage bislang kontrovers diskutiert (s. MRR , f.; H [] , Anm. ). – unde . . . interiit: Dass der Rückzug Sullas zu Beginn des J.  auf sein Landgut bei Puteoli (h. Pozzuoli) durch eine zunehmende Verachtung motiviert gewesen sein soll, findet sich so explizit nur bei DVI formuliert. Sicherlich erregte sein freizügiger Lebensstil, der an sein ausschweifendes Leben früherer Zeiten anknüpfte, die Missbilligung konservativer Kreise (H [] ). Obgleich von Traumgesichtern erfüllt (s. E [a]  f.), die ihn sein nahes Ende erahnen ließen, bewahrte er sich gleichwohl das Vertrauen in seine felicitas und konnte so noch das letzte Buch seiner Memoiren abschließen (FRM  f. F ; FRHist  F ). Zwei Tage später erlitt er, von Krankheit gezeichnet, einen Blutsturz, fiel ins Delirium und verstarb Anfang  (Val. Max. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Sull. , ff.; App. BC ,). Die genaue Todesursache lässt sich nicht mehr ermitteln; Blutsturz und Delirium (Plutarch) deuten auf eine schwere Leberschädigung aufgrund exzessiven Alkoholgenusses hin (K [²] ). Auch über die Art der Erkrankung vermitteln die Quellen kein einhelliges Bild. DVI ist der einzige Text, der die Krankheit Sullas explizit mit dem Fachterminus Phthiriasis (‚Filzlausbefall‘) diagnostiziert und deckt sich hierin mit der (medizinisch problematischen) Beschreibung Plutarchs, wonach eine Entzündung der Eingeweide alles Fleisch infiziert und dieses in Läuse



 Kommentar

verwandelt habe, die schließlich jedes Kleidungsstück, das Bad, das Waschwasser, die Speisen mit ihrem Sekret verunreinigten. Vermutlich handelt es sich um eine Art Räude (s. K/M []; ferner J [] mit Verweis auf Sullas exzessives Sexualleben; zur Verwendung als Strafmotiv, bes. bei Tyrannen, s. außerdem S []). Sulla erhielt ein grandioses Staatsbegräbnis (ausführlich: App. BC , ff.; ferner Plu. Sull. , ff.; Gran. Lic. , ff. C; Liv. per.  u. a.): Sein Leichnam wurde von Cn. Pompeius (Vir. ill. ) in feierlichem Zug von Campanien nach Rom überführt, dort unter großer Anteilnahme zunächst auf dem Forum aufgebahrt und dann auf das Marsfeld geleitet, wo man die Einäscherung vollzog. Der Senat setzte sich damit über den Wunsch Sullas hinweg, der entsprechend der Familiensitte der Gens Cornelia (s. Vir. ill. , f.) unkremiert beigesetzt werden wollte (Gran. Lic. , C; abweichend Cic. leg. ,: primus e patriciis Corneliis igni voluit cremari). Noch zur Zeit Plutarchs (Sull. ,) waren das Grabdenkmal und dessen Inschrift auf dem Marsfeld zu sehen bzw. zu lesen. , Mithridates . . . loqueretur: Chronologisch stimmig ist die Biographie Mithridates’ VI. Eupator Dionysos zwischen die Abschnitte über Sulla (Vir. ill. ) und Cn. Pompeius (Vir. ill. ) platziert. Er wurde ca.  in Sinope (Str. ,,) an der Südküste des Schwarzen Meeres geboren und bestieg im Alter von zwölf Jahren () zusammen mit seiner Mutter Laodike sowie seinem jüngeren Bruder Mithridates Chrestos den Thron, die jedoch beide in den Folgejahren seinem Machtstreben zum Opfer fielen (Sall. hist. , fr.  f. M; Str. ,,; App. Mithr. ; Memnon FGrH  F , [= BNJ  F ]; Iust. ,,). Dareios I., der Sohn des Dareios Hystapes, hatte im J.  mit der Hilfe von sechs persischen Adligen nach dem Tod des Kambyses den Thron bestiegen (Hdt. , ff.; zur Historizität s. M [] –). Dass sich Mithridates dieser persischen Abstammung rühmte, findet sich bereits bei Polybios (,,) sowie bei Curtius Rufus (,,) und Florus (,,), während Appian (Mith. ) ihn direkt als sechzehnten Nachkommen Dareios’ I. bezeichnet (s. auch Iust. ,,). Seine bis ans Lebensende außergewöhnliche Körperkraft, gepaart mit Enthaltsamkeit und der Fähigkeit, Strapazen zu ertragen, sein Interesse an Bildung und Musik sowie seine Fähigkeit, einen Wagen mit einem Gespann von sechzehn Pferden zu lenken, rühmt auch Appian in seinem Epilog auf seine Herrschschaft (Mith. ). Sexiuges equos ist ein korrekt gebildetes Hapax legomenon in Analogie zu octoiuges (Liv. ,,). Das ungewöhnliche Sprachentalent des Mithridates belegen zahlreiche Quellen; so soll er  Sprachen derart beherrscht haben, dass er mit jedem Angehörigen seines Vielvölkerreiches ohne Dolmetscher zu reden vermochte

 Mithridates



(Val. Max. , ext.; Plin. nat. ,; Quint. inst. ,,; Gell. ,,). Die Angabe von DVI dagegen, er habe sogar  Sprachen (und Dialekte) gesprochen, ist singulär. Zu Persönlichkeit und Herrschaft: (noch immer hilfreich) R (); B P (); (mit romanhaften Elementen) M (); zu Pontos: E. O, RE Suppl.  () –; M () –.  Bello . . . expulit: Von Beginn seiner Herrschaft (–) an war Mithridates bestrebt, sein pontisches Reich zu vergrößern, indem er seit / zunächst nach Norden (Einverleibung des Bosporanischen Reiches auf der Krim) und Osten (Kolchis, Westarmenien) expandierte – Gebiete, die nicht zu den Interessensgebieten Roms zählten (zum Detail: MG [] –; B P [] –). Danach richtete sich sein Expansionsstreben auf diejenigen Gebiete, die unmittelbar an Pontos angrenzten: Paphlagonien und Galatien im Westen, Kappadokien im Süden. Dort hatte Sulla im J.  den Versuch des Mithridates, seinen Sohn Ariarathes (IX.) Eusebes statt des Ariobarzanes (I.) auf den Thron zu bringen, verhindert (s. Vir. ill. ,). Während des Bundesgenossenkrieges – (zur Sichtweise als Bürgerkrieg s. auch Flor. ,,) griff Mithridates seine Pläne jedoch wieder auf (zum Folgenden: MG [] –; B P [] –; M [] –). In Bithynien kam es auf sein Betreiben zum Sturz des Königs Nikomedes IV. und der Ersetzung durch einen von dessen Halbbrüdern, während in Kappadokien Ariobarzenes I. erneut weichen musste. Dank des Eingreifens einer römischen Gesandtschaft unter der Führung des Manius Aquil(l)ius (MRR , f.) konnten beide Könige allerdings wieder auf ihren Thron zurückkehren (Iust. ,, ff.; App. Mith.  ff. ; Memnon FGrH  F , ff. [= BNJ  F ]; Eutr. ,, ff. u. a.). In der Folge griff jedoch Nikomedes IV., von Rom ermuntert oder zumindest mit dessen Duldung, seinerseits Mithridates an (Sall. hist. fr. ,, M; App. Mith.  ff.; D.C. fr. , f.; Iust. ,,). Als Revanche vertrieb dieser hierauf ein weiteres Mal Ariobarzenes I., lenkte aber dieses Mal nicht wie früher auf ein neuerliches Ultimatum Roms ein, sondern ging im Sommer  in die militärische Offensive (–: Erster Mithridatischer Krieg; s. § ).  Litteras . . . est: Gemeint ist der sog. Blutbefehl von Ephesos (‚Vesper von Ephesos‘) im J. . Nach seinem triumphalen Siegeszug durch Kleinasien (D.S. , fr. ; App. Mith.  ff.; Memnon FGrH  F , ff. [= BNJ  F ] u. a.) erließ Mithridates in Ephesos (Eutr. ,,) an alle Statthalter (Satrapen) und Magistrate der freien Städte den Befehl, am dreißigsten Tag nach der Abfassung seines Schreibens alle Römer und Italiker in ganz Kleinasien zeitgleich zu töten (Cic. Manil. : uno die tota in Asia tot in civitatibus uno nuntio atque una significatione; s. ferner Vell. ,, f.; Val. Max. ,, ext. ; App. Mith.  ff.; Memnon



 Kommentar

FGrH  F , [= BNJ  F ]; D.C. fr. , u. a.). Dem Pogrom sollen damals rund . Römer und Italiker (Val. Max. ,,; Memnon FGrH  F , [= BNJ  F ]; dagegen .: Plu. Sull. ,), meist Handwerker und Kaufleute, zum Opfer gefallen sein (zur Zahl s. B [] –; zu den Motiven: H []  f.).  Graeciam . . . occupavit: Die Siege des Mithridates in Kleinasien (s. § ) führten auch zum Abfall zahlreicher griechischer Städte auf den Inseln der Ägäis, einzig Rhodos hielt Rom damals die Treue (Vell. ,,; Flor. ,,) und konnte die Angriffe des Mithridates nicht zuletzt dank seiner starken Flotte sowohl zu Wasser als auch zu Lande erfolgreich abwehren (ausführlich: App. Mith.  ff.).  Sylla . . . maluisset: Knapp, teilweise unpräzise, ja falsch fasst dieser Satz die wichtigsten Ereignisse des ganzen Ersten Mithridatischen Krieges (–) zusammen (dazu MG [] –; B P [] –). Eine signifikante inhaltliche und sprachliche Parallele bieten aber die Periochae, die zeigen, dass DVI eine schon Livius bekannte Traditionslinie vertritt (Liv. per. : Sylla copias regis, quae Macedonia occupata in Thessaliam venerant, proelio vicit . . . Renovato deinde bello iterum exercitum regis fudit ac delevit. Archelaus cum classe regia Syllae se tradidit). Mit proelio sind demnach wohl auch hier die Siege Sullas bei Chaironeia und Orchomenos im J.  gemeint, an denen Mithridates allerdings, anders als hier behauptet, nicht persönlich teilnahm (s. Vir. ill. ,). Dass sich damals Archelaos, der wichtigste Feldherr des Mithridates, selbst zusammen mit der pontischen Flotte ausgeliefert habe, ist zwar historisch nicht zutreffend (s. unten), allerdings zirkulierten wohl nach der Schlacht bei Chaironeia Gerüchte, dass diese nicht ohne Verrat verloren worden sei (Sall. hist. fr. ,, M; Plu. Sull. ,), und auch die ebenso ehrenvolle wie fürsorgliche Behandlung des schwer erkrankten Archelaos durch Sulla im Zuge der Friedensverhandlungen des Winters /, der ihn zum Freund und Bundesgenossen Roms erklärte und mit einem großen Landgut auf Euböa beschenkte, ließen bei Mithridates Argwohn über dessen Loyalität aufkommen (Plu. Sull. , f.; App. Mith. ); Gerüchte, die Sulla später veranlassten, in seinen Memoiren dazu Stellung zu nehmen (FRM –). Erst im sog. Zweiten Mithridatischen Krieg (/) wechselte Archelaos auf die Seite Roms (App. Mith. ) und diente dann im sog. Dritten dem Licinius Lucullus (s. Vir. ill. , ff.) als kompetenter Berater (Str. ,,; Plu. Luc. , ff.  ff.; D.C. ,,). Völlig unklar dagegen bleibt der Sinn von apud Dardanum oppidum vicit, wenn man nicht vincere in übertragener Bedeutung verstehen will, d. h. in Bezug darauf, dass sich Sulla schließlich im Frieden von Dardanos in der Troas () gegenüber Mithridates mit seinen Friedensbedingungen durchsetzte (die Ersetzung von Dardanum durch Orchomenum in den älteren Editionen [s. W  ad loc.] widerspricht

 Mithridates



auf jeden Fall der diesem Satz immanenten Chronologie und ist daher abzulehnen). Da Sulla wegen der Ereignisse in Italien, wo inzwischen Marius aus seinem Exil in Nordafrika gelandet war (s. Vir. ill. , f.), den Frieden dringend benötigte, fielen die Bedingungen für Mithridates moderat aus: Wiederherstellung der territorialen Situation in Griechenland und Kleinasien vor Kriegsbeginn, Rückzug des Mithridates aus Bithynien, Kappadokien und Paphlagonien sowie die Auslieferung von siebzig Kriegsschiffen (Plu. Sull. ,; App. Mith.  ff.; Memnon FGrH  F , [= BNJ  F ]; Gran. Lic. , ff. C).  Deinde . . . fudit: Gemeint ist vermutlich die Einschließung des Mithridates in seiner Residenzstadt Kabeira durch Licinius Lucullus während des sog. Dritten Mithridatischen Krieges (s. Vir. ill. ,.).  Mithridates . . . victus: im J.  in Kleinarmenien (Armenia minor), d. h. in dem westlich des Euphrat gelegenen Teil Armeniens, nahe des von Pompeius anlässlich seines Sieges erneut gegründeten Nikopolis beim h. Yesilyayla (Str. ,,; App. Mith.  u. a.). Durch ein Umgehungsmanöver bei Tage hatte Pompeius den nur nachts marschierenden Mithridates auf dessen Flucht zu seinem Schwiegersohn Tigranes von Armenien (s. Vir. ill. ,) überholt und das Ende eines Engpasses kurz vor dem Euphrat besetzt. Als dessen Soldaten bei Einbruch der Dunkelheit ihren Marsch fortsetzten und in die Schlucht vordrangen, wurden sie von den Römern angegriffen und vernichtend geschlagen, während die römischen Verluste nur gering waren; Mithridates gelang allerdings erneut die Flucht. Mit diesem durch Cassius Dio (, f.) tradierten Ablauf (abweichend App. Mith.  ff.), der auch DVI zugrunde liegen dürfte, stimmen auch Plutarch, nach dessen Zeugnis (Pomp. , ff.) der Kampf allerdings nicht auf dem nächtlichen Marsch, sondern im Lager stattfand, und die livianische Tradition (Flor. ,,; Liv. per. ; Eutr. ,,; Ruf. Fest. ,; Oros. hist ,, ff.) sowie Frontin (strat. ,,; ,,) überein. – in . . . sumpsit: in regnum bezieht sich nicht auf das pontische Herrschaftsgebiet, das bereits von den Römern besetzt war, sondern auf die bosporanische Satrapie auf der Nordseite des Schwarzen Meeres (Plu. Pomp. , ff.). Hier konnte Mithridates (/) seinem abtrünnigen Sohn Machares die Herrschaft entreißen und erneut ein Heer rekrutieren (Plu. Luc. ,; App. Mith. . . . .  f.; Memnon FGrH  F  f. [= BNJ  F ]; D.C. ,,), um sein letztes Ziel, einen direkten Angriff auf Italien, zu verwirklichen (Str. ,,; Plu. Pomp. ,; App. Mith.  ff.  ff.; D.C. ,,). Sein Sohn und praesumtiver Nachfolger Pharnakes, der nach der Ermordung zahlreicher Familienmitglieder durch den Vater, gleichfalls um sein Leben fürchtete, zettelte jedoch eine Revolte unter den Truppen sowie der Flotte an und ließ sich zum König krönen (ausführlich App. Mith.  ff.). Im Königspalast (hier singulär: in turre) seiner Residenz Pantikapaion (h. Kerc) am Ausfluss



 Kommentar

des Schwarzen Meeres (D.C. , f.; Liv. per. ) eingeschlossen, blieb Mithridates zu Beginn des J.  als einziger Ausweg nur der Selbstmord (s. § ). Zum Detail s. B P () –.  Quod . . . adiuvit: Die Überlieferung ist, sofern sie überhaupt ins Detail geht (unergiebig: Vell. ,,; Iust. ,,; Plu. Pomp. ,; Eutr. ,,), nicht einheitlich. Die Quellen bieten eine Kombination von gescheitertem Selbstmord durch Gift und Tod durch das Schwert, sei es von eigener Hand (Flor. ,,; Gell. ,,), sei es durch diejenigen Männer, die Mithridates gegen seinen Sohn Pharnakes (s. § ) ausgeschickt hatte (s. unten), sei es durch einen vertrauten Soldaten. Letztere Fassung findet sich am ausführlichsten bei Appian erzählt (Mith.  ff.; s. auch Paus. ,,): Danach versuchte es Mithridates zunächst mit Gift, das aber wegen seiner zahlreichen Experimente mit Gegengiften (s. etwa Plin. nat. ,) und trotz des Versuches, dessen Aufnahme durch ständiges Umhergehen zu unterstützen, nicht die gewünschte Wirkung tat (s. auch Val. Max. ,, ext. ), so dass er schließlich den ihm treu ergebenen keltischen Offizier Bitoitos/Bituitus (möglicherweise eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Avernerkönig Ende des . Jh.: R [] , Anm. ) bat, ihn mit dem Schwert zu töten. Hiermit stimmt im Wesentlichen die livianische Tradition überein (Liv. per. ; Ruf. Fest. ,; Oros. hist. ,,), wobei nur die Periochae wie DVI dem Gallier einen Namen geben (zur Variante Sithocus in Fam. B bei DVI s. W  ad loc.). Der Fassung von DVI liegt dagegen ein dramatisierter Ablauf zugrunde, der auch noch bei Cassius Dio (,, ff.) erkennbar ist. Beide stimmen darin überein, dass es Mithridates wegen der Schwäche seiner Hand nicht gelungen sei, sich mit dem eigenen Schwert zu töten. Angesichts der Verzögerung hätten ihn deshalb, so Dio, die (in den Palast eingedrungenen) Männer seines Sohnes mit ihren Schwertern und Lanzen getötet. Wesentlich effektvoller gestaltet ist dagegen die Version der Viri illustres, eine Kombination von Appian bzw. livianischer Tradition und Cassius Dio: Mithridates erweist sich unfähig zum Selbstmord, da wird ihm in Gestalt des Kelten Bitoc(h)us ein Vollstrecker (percussor) geschickt (immissum), der allerdings seinen Blick nicht aushält, sondern zu fliehen versucht; von Mithridates zurückgerufen, unterstützt er schließlich dessen zittrige Hand beim Todesstoss – eine Inszenierung, die signifikante Parallelen zu dem Mordversuch eines Germanen an Marius aufweist (s. Vir. ill. ,) und die erneut die Selbständigkeit der Viri illustres innerhalb der antiken Überlieferung unterstreicht. Den einbalsamierten Leichnam seines Vaters sandte Pharnakes sodann an den inzwischen aus Syrien ans Schwarze Meer zurückgekehrten Pompeius, der ihn in der königlichen Gruft von Sinope (h. Sinop) beisetzen ließ (Plu. Pomp. , f.; App. Mith. ; vgl. auch D.C. ,,; für Amaseia dagegen H []). Zum Triumph des Pompeius s. Vir. ill. ,.

 Gnaeus Pompeius Magnus



, Cn. Pompeius . . . diligeretur: Gnaeus Pompeius, mit dessen Vita die unabhängige Texttradition (Fam. B) abrupt endet (s. S. ), wurde am . Sept.  in Rom als Sohn des Cn. Pompeius Strabo (cos. ; MRR ,) geboren (Vell. ,,; D.C. ,,); zu seiner Persönlichkeit s. (noch immer grundlegend) G (); ausführlich G ( bzw. ); ferner S (); eine knappe Gesamtwürdigung gibt D (); zum Pompeius-Bild in der Antike und modernen Forschung s. außerdem H (). Die Familie verfügte über großen Grundbesitz im Picenum, dem durch die Flüsse Aesis (h. Esino) und Aternus (h. Aterno) im Norden bzw. Süden begrenzten Landstrich zwischen Adria und Appennin. Nachdem er sich im marianisch-sullanischen Bürgerkrieg (–) zunächst abwartend verhalten hatte, schloss er sich angesichts des erfolgreichen Vormarsches von Sulla (s. Vir. ill. ,) im J.  dessen Sache an und hob im Picenum eigenmächtig drei Legionen aus, mit denen er diesen im Bürgerkrieg unterstützte (Plu. Pomp. , ff.; Liv. per.  u. a.; MRR ,). Von Sulla respektvoll bei der Vereinigung beider Heere als imperator tituliert (D.S. /, fr. ; Plu. Pomp. ,; Crass. , u. a.), erwies sich Pompeius in der Folgezeit () als umsichtiger Truppenführer, so in Umbrien bei der Einnahme und Plünderung von Sena Gallica, dem h. Senigallia (App. BC ,), und bei seinem glänzenden Sieg über das Heer des C. Marcius, als dieser den in Praeneste eingeschlossenen Sohn des Marius (s. Vir. ill. ,) entsetzen wollte (App. BC , f.). In seinem Bemühen, Pompeius an sich zu binden (zur Wertschätzung: Cic. Manil. : testis est Italia, quam ille ipse victor L. Sulla huius virtute et subsidio confessus est liberatam), überredete Sulla damals Pompeius auch, sich von seiner Frau Antistia zu trennen und seine Stieftochter Aemilia, die Tochter des M. Aemilius Scaurus (Vir. ill. ), zu heiraten, obwohl diese schwanger war und sich ihrerseits von ihrem Gatten trennen musste (Plu. Pomp. , f.; Sull. ,). – Siciliam . . . recepit: Anders als im J.  erhielt Pompeius gegen Ende  für die Rückgewinnung Siziliens ein formelles Kommando als Propraetor, vermutlich durch den Senat (Cic. Manil. ; Liv. per. ; s. G [] –). Ein militärisches Vorgehen () erübrigte sich jedoch, da M. Perperna Veiento, der populare Statthalter, die Insel kampflos (wie DVI auch Plu. Pomp. , f.) räumte. a proscriptis bezieht sich auf die geächteten Anhänger Cinnas (zu den Proskriptionen s. Vir. ill. ,), vor allem auf Cn. Papirius Carbo, den Pompeius nach seiner Gefangennahme umgehend hinrichten ließ (s. Vir. ill. ,).  Numidiam . . . triumphavit: Pompeius restituierte / auf dem Thron Ostnumidiens nicht Massinissa (König –), sondern Hiempsal II., den Sohn des Numiderkönigs Gauda und Urenkel Massinissas, den Hiarbas mit Hilfe von Anhängern des Marius im J.  aus seinem Königreich vertrieben hatte (App. BC ,; Gell. ,,; Eutr. ,,;



 Kommentar

Oros. hist. ,, f. u. a.). Der Feldzug des Pompeius dauerte nur vierzig Tage (Plu. Pomp. , f.); seine Soldaten riefen ihn auf dem Schlachtfeld zum Imperator aus und verliehen ihm den Beinamen Magnus (‚der Große‘), den auch Sulla bei der Begrüßung in Rom (widerwillig) akzeptierte (Plu. Pomp. , f.; ,; Crass. ,). Für seinen Sieg über die Popularen unter Cn. Domitius Ahenorbarbus, einem Schwiegersohn Cinnas (Vir. ill. ), und Hiarbas bei Utica (h. Hr. bou Chateur) in der Africa proconsularis (Tunesien) forderte Pompeius einen Triumph für sich (Plu. Pomp. ,), obwohl er die formalen Voraussetzungen keineswegs erfüllte (s. Liv. ,,; ,,; Plu. Pomp. , f. u. a.). Weder besaß er einen senatorischen Rang noch hatte er niedere Ämter ausgeübt noch das Consulat bekleidet, sondern lediglich ein imperium extraordinarium innegehabt; auch verfügte er nicht über das notwendige Mindestalter (s. unten). Mit seiner Forderung widersprach Pompeius der neuen Ordnung Sullas (s. Vir. ill. ,), doch setzte er sich schließlich gegen diesen und den Senat durch, so dass er als erster römischer Ritter (Gran. Lic. , C) im Triumphzug über Hiarbas in Rom einziehen konnte (Cic. Manil. ; Plu. Pomp. , ff.; App. BC , u. a.; s. MRR ,). Die ursprünglich als Zugtiere seines Wagens vorgesehenen Elefanten musste er allerdings gegen die üblichen Pferde ausstauschen, da jene trotz zweier Versuche die Porta Triumphalis nicht passieren konnten (Plu. Pomp. ,; Gran. Lic. , C). Während das Tagesdatum mit dem . März einhellig überliefert ist, differieren die Quellen (wie die Forschung) hinsichtlich der Altersangabe und damit der Jahresdatierung: Während sich aus DVI (zur Genitivform annorum s. Vir. ill. ,; ,. ; ,) das Jahr  als (spätest mögliche) Datierung errechnet, favorisiert die Forschung nach Gran. Lic. , C (annos natus XXV ) den . März , teilweise auch das Jahr  (s. MRR ,). Signifikant von DVI abweichend (und unzutreffend) sind dagegen die Angaben der post-livianischen Tradition, die den Triumph entweder in das . Lebensjahr (Eutr. ,,: quartum et vicesimum annum agens) oder in das vollendete . Jahr (Liv. per. : quattuor et XX annos natus) datiert.  Lepidum . . . fugavit: Gemeint ist M. Aemilius Lepidus, der Consul des J.  (MRR ,). Dieser hatte noch zu Lebzeiten Sullas gegen diesen agitiert und versucht, dessen Staatsbegräbnis zu verhindern (App. BC , f. u. a.). Als Consul verfolgte er denn auch eine Politik, die auf die Aufhebung der politischen Neuordnung Sullas (s. Vir. ill. , f.) abzielte (fast gleichlautend Liv. per. : M. Lepidus cum acta Syllae temptaret rescindere, bellum excitavit): Wiederherstellung der Kompetenzen der Volkstribunen, Rückgabe konfiszierter Ländereien an die alten Besitzer; Verabschiedung neuer Getreidegesetze u. a. (Flor. ,, f.; Gran. Lic. , ff. C u. a.). Zu Beginn des J.  marschierte er (wie einst Sulla im J. ) als Proconsul und Statthalter der Gallia Narbonnensis

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mit einem Heer auf Rom, wurde aber von seinem ehemaligen Amtskollegen Q. Lutatius Catulus (MRR ,) in der Nähe von Rom besiegt. Von diesem durch Etrurien bis Cosa (h. Ansedonia) verfolgt, setzte sich Lepidus nach Sardinien ab, wo er verstarb (Sall. hist. fr. , ff. M; Plu. Sull. , f.; Pomp. , ff.; App. BC , ff.; Flor. ,; Liv. per.  u. a.). Pompeius dagegen, wiederum mit einem außerordentlichen Kommando ausgestattet, das ihm als praetorium imperium zwar eigenständiges Handeln erlaubte, gleichwohl aber das summum imperium bei seinem Amtskollegen beließ (so plausibel V [] –, der allerdings die Ernennung bereits in das J.  datiert wissen möchte; anders G [] : legatus pro praetore), schloss dessen Anhänger M. Iunius Brutus, den Vater des Caesarmörders (Vir. ill. ), bei Mutina (h. Modena) ein und ließ ihn, obwohl er ihm bei der Kapitulation freien Abzug versprochen hatte, durch einen gedungenen Mörder in Regium (h. Reggio nell’Emilia) ermorden (Sall. hist. fr. , M; Plu. Pomp. , ff.; Brut. , f.; Liv. per.  u. a.). Entgegen der Anordnung des Lutatius Catulus demobilisierte Pompeius seine Truppen jedoch nicht sogleich, sondern erst, als er den Oberbefehl im Krieg gegen Sertorius in Spanien erhielt (Cic. Manil. . ; Plu. Pomp. ,; App. BC , u. a.; s. auch § ). Die Angabe bei DVI (Lepidum . . . fugavit) ist also in Bezug auf die Flucht des Lepidus korrekt, nicht aber in der Person desjenigen, der ihn dazu zwang.  Praetor . . . vicit: Pompeius hat bis zu seinem ersten Consulat  (MRR ,), das bei DVI völlig ausgeblendet ist, nie ein reguläres Amt bekleidet (zu den imperia und provinciae der Jahre  bis : G [], hier –; für  bis  außerdem V [], hier –), also auch nicht die Praetur (so explizit App. BC ,). Vielmehr wurde ihm noch im J.  (s. § ) als homo privatus (Cic. Manil. ) bzw. eques (Val. Max. ,,; Liv. per. ) der Oberbefehl (im Range eines Proconsuls) gegen Sertorius übertragen. Der Senat sah sich auf Antrag des L. Philippus schließlich genötigt, diesem Wunsch des Pompeius zu entsprechen, da die Consuln D. Iunius Brutus und Mam. Aemilius Lepidus Livianus (MRR ,) diese Aufgabe abgelehnt hatten (Cic. Phil. ,; Plu. Pomp. ,; D.C. ,,. ,; Oros. hist. ,,). Zum langwierigen Krieg (Cic. Manil. : bellum maximum formidolosissimumque) gegen Sertorius in den Jahren – s. Vir. ill. ,.  Mox . . . subegit: Die gesetzliche Grundlage bildete die sog. lex Gabinia. Um der ständigen Seeräuberplage, die auch die Getreideversorgung Roms bedrohte (Plu. Pomp. ; App. Mith.  ff.; Flor. ,; D.C. , ff.; Liv. per. ), eine Ende zu machen, beschloss das Volk auf Antrag des Volkstribunen A. Gabinius, eines Vertrauten des Pompeius, im Sommer  ein außerordentliches Kommando für die Dauer von drei Jahren, das seinen (nicht genannten) Inhaber aus dem Kreis ehemaliger Consuln nicht nur

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 Kommentar

mit umfassenden personellen, militärischen und materiellen Ressourcen ausstattete, sondern diesem auch die Befehlsgewalt nicht nur zur See, sondern auch bis zum . Meilenstein (ca.  km) landeinwärts rund um das Mittelmeer verlieh (Vell. ,,; Plu. Pomp.  f.; App. Mith.  ff.; D.C. ,, f.  ff. ,). Gegen den Widerstand senatorischer Kreise erhielt Pompeius schließlich (in einem zweiten Gesetz) auch dieses Kommando, dessen Ausstattung zugleich nochmals erweitert wurde (Vell. ,, f. Plu. Pomp. ,; Liv. per.  u. a.); s. V () –. In einer großangelegten, sorgfältig geplanten und durchgeführten Militäroperation rund um das Mittelmeer (von West nach Ost) gelang es ihm im Frühjahr , die ihm gestellte Aufgabe innerhalb nur eines Vierteljahres überzeugend zu lösen und der Bedrohung durch die Piraten, die sich mit Mithridates verbündet hatten, ein Ende zu setzen (D.S. , fr. ; Cic. Manil.  f.; Plu. Pomp.  f.; App. Mith.  ff.; Flor. ,; Liv. per.  u. a.). Die gleiche ungenaue Zeitdauer von vierzig Tagen (intra quadragesimum diem) findet sich auch bei Florus (,,), während die Periochae präziser diesen Zeitraum nur auf die Säuberung des Mittelmeeres von allen Piraten beziehen, das endgültige Ende des Krieges mit dem entscheidenden Seesieg des Pompeius (Vell. ,,; Flor. ,, f.; Plu. Pomp. , f. u. a.) über die kilikischen Piraten vor der Küste von Korakesion (h. Alanya) aber gesondert anfügen, d. h. ausklammern (: intra quadragesimum diem toto mari eos expulit, belloque cum his in Cilicia confecto), eine Zeitspanne, die nach Cicero (Manil. ) weitere  Tage in Anspruch nahm. – Tigranem . . . compulit: Unter dem Eindruck des überwältigenden Erfolges gegen die Seeräuber brachte der Volkstribun C. Manilius einen Gesetzesvorschlag ein, Licinius Lucullus abzulösen (s. Vir. ill. , ff.) und Pompeius die Provinzen Bithynia, Pontus und Cilicia sowie den Oberfehl gegen Mithridates VI. zu übertragen (Vell. ,,; Plu. Pomp. , ff.; Liv. per.  u. a.). Nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung durch Cicero (s. dessen Rede De imperio Cn. Pompeii ad Quirites habita) wurde das Gesetz schließlich angenommen (Plu. Pomp. ,; D.C. ,, f.); zu den Erfolgen des Pompeius in den folgenden Jahren (–) s. S () –; G () –; zu seiner Kompetenz als Proconsul (imperium maius?) s. G () –. Als das römische Heer Ende  nur noch einen Tagesmarsch von seiner Hauptstadt Artaxata entfernt war, entschloss sich Tigranes II. von Armenien (s. Vir. ill. ,; ,) zu einem spektakulären Schritt, indem er in vollem Ornat in das Feldlager des Pompeius kam, sein Diadem abnahm und mit der Proskynese seine Unterwerfung dokumentieren wollte (Cic. Sest. ; Vell. ,,; Plu. Pomp. , f.; App. Mith.  f.; D.C. ,, ff.; Liv. per.  u. a.). Von Pompeius daran gehindert und als König bestätigt, konnte er als amicus und socius populi Romani die Herrschaft über Armeni-

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

en behalten, musste aber neben der Zahlung einer Kriegsentschädigung von  Talenten auf alle eroberten, inzwischen von Lucullus besetzten Territorien (Galatien, Kappadokien, Kilikien, Syrien, Phönikien) verzichten und seinem gleichnamigen Sohn Sophene und Gordyene überlassen (Vell. ,,; Plu. Pomp. ,; App. Mith.  f.; D.C. ,,; Liv. per.  u. a.). Zum Selbstmord seines Schwiegersohnes Mithridates VI. durch Gift () s. Vir. ill. , f.  Deinde . . . penetravit: Auf die Chronologie der Ereignisse von – ist hier ebenso verzichtet wie auf ein exakte geographische Verortung der militärischen Erfolge des Pompeius (ausführlich Plu. Pomp.  ff. ; s. auch D.S. , fr. ,; Flor. ,,.  ff.; App. Mith.  ff.; D.C. , ff.). Hervorgehoben sind dagegen seine vom Glück begünstigte Sieghaftigkeit (mira felicitate) und ‚Außenwirkung‘ (cum magno sui terrore). DVI zeigt hier deutliche Parallelen zu Florus (,,: Itaque conversus ad proximas gentes totum paene orientem ac septentrionem ruina sua involvit. Hiberi, Caspii, Albani et utraeque sollicitantur Armeniae, per quae omnia decus et nomen et titulos Pompeio suo Fortuna quaerebat) und den Periochae (Liv. per. : Cn. Pompeius . . . in ultimas ignotasque gentes penetravit. Hiberos Albanosque . . . proelio vicit. Praeterea fugam Mithridatis per Colchos Heniochosque . . . continet), ohne dass sich hieraus Livius als letztlich gemeinsame Vorlage zwingend erschließen lässt. Der erste Teil (nunc . . . Iberos) fasst diejenigen Völkerschaften südlich des Kaukasus bis zum Schwarzen Meer zusammen, auf die Pompeius bei der Verfolgung Mithridates’ VI. (s. Vir. ill. ,) in den J. – traf (s. Karte in: DNP Suppl.  [] –; dazu D []). Nach der Regelung der Verhältnisse in Armenien (s. § ) musste sich Pompeius zu Beginn des J.  zunächst eines Angriffs der am Unterlauf des Kyros (h. Kura) bis zum Kaspischen Meer (Plu. Pomp. , f.) siedelnden Albaner (Albanos) unter ihrem König Oroises erwehren (Plu. Pomp. , f..; App. Mith.  f.; Flor. ,,; D.C. ,, ff.; ,, ff. u. a.). Es folgte der Sieg über das Nachbarvolk der Iberer (Iberos), deren Gebiet zwischen Albanien und Kolchis lag (Plu. Pomp. , ff.; App. Mith.  f.; Flor. ,,; D.C. ,, ff.). Anschließend marschierte Pompeius entlang des Phasis (h. Rion) durch Kolchis (Colchos) bis zum Schwarzen Meer (Flor. ,,; zur Landschaft: Str. ,, ff.). In diesem geographischen Kontext sind auch die Heniocher, die damals entlang der östlichen Schwarzmeerküste ihr Siedlungsgebiet hatten, zu verorten; Caspi(i) verweist dagegen pauschal auf die weiteren Stämme und Völkerschaften, die damals von den Römern besiegt wurden (D.S. , fr. ; Str. ,, ff.; Vell. ,,; App. Mith. ; Flor. ,,; D.C. ,,). Im Herbst  nach Pontos zurückgekehrt, traf Pompeius im Winterquartier von Amisos (/) erste Maßnahmen zu einer grundlegende Neuordung des Ostens, so die Einrichtung und Neugliederung der Doppelprovinz Bithynia et Pontus (Plu. Pomp. , f.;

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 Kommentar

App. Mith.  ff. u. a.). Der zweite Teil (nunc . . . Iudaeos) dagegen umgreift die Auseinandersetzungen mit den Parthern unter Phraates III., vor allem aber das römische Vordringen (/) nach Syrien (Damaskus), Iudäa (Jerusalem) bis nach Arabien in das Reich der Nabatäer (App. Mith.  ff. ; Flor. ,, ff.; D.C. ,, ff.  f.; s. G [] –). Der Tod des Mithridates zu Beginn des J.  (s. Vir. ill. , f.) rief ihn schließlich ans Schwarze Meer zurück. Nach Einrichtung der Provinz Syria und der endgültigen Neuordnung des gesamten Ostens (App. Mith.  ff.; D.C. ,, u. a.; s. G [] –; M [] –) kehrte Pompeius  als ‚römischer Alexander‘ (Plin. nat. ,; Plu. Pomp. ,) nach Rom zurück, wo er am ./. Sept. seinen dritten Triumph feierte (Inscr. It. ,,; D.S. , fr. ; Plin. nat. ,; ,; , ff.; Vell. ,, f.; Plu. Pomp. ; App. Mith.  ff.; D.C. ,,; Liv. per. ). Stolz tat er kund, dass er als erster Römer in drei Triumphen über drei Kontinente (Afrika, Europa, Asien) gesiegt habe (Plu. Pomp. ,).  Primus . . . pervenit: Auch wenn hier behauptet, so ist Pompeius in der Verfolgung des Mithridates (s. § ) nicht ganz bis an das Kaspische Meer (mare Hyrcanum) vorgedrungen (Plu. Pomp. ,). Mit mare Rubrum einerseits und mare Arabicum andererseits dürften das h. Rote Meer bzw. der Persische Golf gemeint sein, d. h. die beiden Meerbusen, die Arabien umschließen (zur antiken Denomination als mare Rubrum s. H. T/B. B, DNP  []  f.). Bestätigt wird dies erneut durch Plutarch, nach dessen Zeugnis (Pomp. , f.) Pompeius plante, mit seinem Vorstoß durch Arabien (s. § ) bis zum Roten Meer, d. h. bis zum h. Persischen Golf, den die bewohnte Erde auf allen Seiten umschließenden Ozean auch an dieser Stelle als Sieger zu erreichen, nachdem er gerade erst fast das Kaspische Meer erreicht hatte und früher bereits (s. § ) als Erster in Nordafrika bis zur Atlantikküste vorgestoßen war bzw. in Spanien (s. § ) das Imperium Romanum bis zum Atlantik ausgedehnt hatte.  Mox . . . iussit: Syntaktisch passen Glied- und Hauptsatz nicht zusammen, da der cum-Satz drei Subjekte aufweist, der Hauptsatz aber lediglich Pompeius fokussiert. Gemeint ist die Situation im bzw. nach dem Jahr , als Pompeius und M. Licinius Crassus erneut (nach ) gemeinsam das Consulat bekleideten und die Beschlüsse ihres Treffens in Lucca () in die Tat umsetzten (MRR , f.); die Formulierung (mox . . . diviso orbis imperio) passt historisch allerdings zutreffender auf das sog. Zweite Triumvirat (s. Vir. ill. ,). Während Caesar das Kommando in Gallien um weitere fünf Jahre verlängert wurde (Cic. Att. ,,; ,,; ,,; Vell. ,,; Plu. Pomp. , u. a.), konnte Pompeius in Rom bleiben und seine Provinzen (Nordafrika, Spanien) durch Stellvertreter (legati) verwalten lassen (Plu. Pomp. ,; App. BC ,; D.C. ,, ff.; dazu G [] –). M. Licinius Crassus dagegen ging als

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Statthalter nach Syrien (Cic. fam. ,,; div. ,; fin. ,; Plu. Crass.  f.; App. BC , ff.; Liv. per.  u. a.), wo er im J.  mit seinem Heer bei Karr(h)ai (h. Harran) eine vernichtende Niederlage gegen die Parther erlitt und sein Leben verlor (Plu. Crass.  ff.; D.C. , ff. u. a.; zur Wiedergewinnung der Feldzeichen durch Augustus s. Vir. ill. ,). Zum endgültigen Bruch und Bürgerkrieg kam es allerdings erst zu Beginn des J.  (vage: post caedem Crassi), als Caesar in der Nacht vom ./. Jan. den Rubicon (h. Pisatello) zwischen Ravenna und Rimini, der damals die Grenze zwischen dem diesseitigen Gallien und dem eigentlichen Italien bildete, überquerte (Suet. Iul. ,; ,; Vell. ,,; Plu. Pomp. ,; Caes. , ff.) und seinen Schritt damit begründete, dass er nur so seine dignitas wahren könne (Caes. civ. ,,; dazu K. R []). Während hier, zumindest im Kern, richtig die Auseinandersetzung zwischen Caesar und Pompeius bzw. den Optimaten um die Entlassung von dessen Heer vor einer Bewerbung um ein zweites Consulat (in Abwesenheit) als Bruchlinie zwischen den Parteien markiert ist (Caes. civ. , ff.), wird in der Caesar-Biographie (Vir. ill. ,) fälschlicherweise der Ausbruch des Bürgerkrieges mit der (angeblichen) Weigerung des Pompeius begründet, Caesar nach der Eroberung Galliens einen Triumph zu gestatten.  Cuius . . . est: Pompeius räumte Rom und verließ Mitte März (..) auch Italien; Caesar hatte ihn allerdings nicht aus Italien vertrieben, sondern versucht, ihn durch die Blockade des Hafens von Brundisium am Verlassen Italiens zu hindern (Caes. civ. ,,). Bei Pharsalos im südlichen Thessalien kam es schließlich am . Aug.  zur Entscheidungsschlacht (Caes. civ. , ff.; Plu. Pomp.  ff.; Caes.  ff.; App. BC , ff.; Flor. ,, ff.; D.C. , ff. u. a.). Die Ermordung des Pompeius erfolgte einen Tag vor seinem . Geburtstag auf Befehl des Ptolemaios (Vell. ,,). Einigkeit besteht in den Quellen (s. bes. Caes. civ. , f.; Vell. ,, ff.; Lucan. , ff.; Plu. Pomp.  ff.; App. BC , ff.; Flor. ,,; D.C. , ff.; Liv. per. ; Oros. hist. ,, f.; s. außerdem Vir. ill. ,) darin, dass Pompeius auf einem kleinen Boot, das ihn von seinem Schiff zur Küste brachte, getötet wurde, Uneinigkeit dagegen darin, wer in welcher Form an der Tat mitwirkte (s. L [] –; M [a]). Dass Achillas direkt an der Ausführung beteiligt war, findet sich auch bei Caesar (civ. ,, f.), Plutarch (Pomp. ,; ,) und in den Periochae (s. unten). Als eigentlichen Mörder nennt die Tradition (wie auch Fam. D bei DVI, s. unten) jedoch vor allem L. Septimius, einen ehemaligen Offizier des Pompeius am Hof des Ptolemaios, der schließlich dessen Kopf vom Rumpf trennte (Caes. civ. ,, f.; Lucan. , ff.; Plu. Pomp. ,; Flor. ,,; s. auch Vir. ill. ,). Die Nennung des Eunuchen Potheinos als Täter (occisus est) bei DVI ist dagegen singulär; denn in allen anderen Quellen figuriert er zwar als wichtigster und letztlich entschei-

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 Kommentar

dender Berater des Ptolemaios, aber nicht als Ausführender der Tat (Vell. ,,; Plu. Pomp. ,; App. BC ,; Liv. per. ). Vermutlich liegt auch hier erneut die ungeschickte Bearbeitung einer ausführlicheren Vorlage vor (vgl. Liv. per. : iussuque Ptolemaei regis . . . auctore Theodoto . . . et Pothino occisus est ab Achilla). – Huius . . . curavit: Alle Argumente sprechen dafür, dass es sich bei dieser Passage, die nur in den Hss. der Unterfamilie D überliefert ist, um die Supplementierung des in Fam. B fehlenden Werkschlusses handelt (s. S. ; ferner M []). So entspricht der Text in Fam. A (= Corpus-Fassung) in Duktus und Struktur wesentlich besser dem Stil der Viri illustres als die Version von D. Zudem gehen beide Fassungen inhaltlich keineswegs zusammen, sondern schließen sich gegenseitig aus. Denn in der Corpusfassung (s. § ) figurieren Achillas und Potheinos als Täter, in D dagegen fehlen ihre Namen bzw. ist korrekt L. Septimius (s. oben) als der eigentliche Vollstrecker genannt. Und schließlich ergäbe sich, sollte D die originale Fassung repräsentieren, eine gewisse Dublette zur Caesar-Vita, in der gleichfalls die Bestattung des abgetrennten Kopfes des Pompeius durch Caesar berichtet ist (,), während der Verfasser sonst Überschneidungen vermieden hat. Über die Vorlage(n) lässt sich dagegen nur spekulieren. Signifikante Übereinstimmungen bestehen mit Valerius Maximus (,,: caput [sc. Pompeii] autem plurimis et pretiosissimis odoribus cremandum curavit), vor allem aber mit der Pharsalia Lucans (, f.: sed postquam mucrone latus funestus Achillas / perfodit;  f.: tunc nervos venasque secat nodosaque frangit, / ossa diu: nondum artis erat caput ense rotare [ein Widerspruch zu Vir. ill. ,];  f.: truncusque vadosis / huc illuc iactatur aquis;  ff.: Bestattung des Rumpfes durch Cordus bzw. Codrus; : hic situs est Magnus). Zu allen Details s. jetzt ausführlich M (a), dessen Rückführung der Konvergenzen von DVI und Lucan auf eine gemeinsame Benutzung des Historikers Cremutius Cordus (FRHist ) zu Beginn der Kaiserzeit allerdings insofern nicht überzeugen kann, als der Focus von dessen Geschichtswerk auf das Zweite Triumvirat und den Werdegang des Augustus gerichtet war (s. FRHist  T ; dazu B. L, FRHist ,), also für die Ereignisse des J.  eher nicht als Quelle in Frage kommt. , Gaius . . . Caesar: Der Abschnitt über C. Iulius Caesar (geb. . Juli ) eröffnet die nur in Textfamilie A tradierte Sequenz der letzten neun Biographien (Vir. ill. –), welche das Ende der Republik bzw. den Sieg des Augustus zum Gegenstand haben (s. S. ). Zur Vita s. etwa M (); C (); C (); eine knappe Skizze bietet G (); für die Quellen noch immer unverzichtbar außerdem G (); speziell zu DVI außerdem M (). – veneratione . . . dic-

 Iulius Caesar



tus: Die Vergöttlichung des toten Dictators durch Senatsbeschluss erfolgte, von Antonius durchgesetzt, erst einige Monate nach seiner Ermordung (s. § ) am . Sept.  (s. Vir. ill. ,). – contubernalis . . . est: Als Neffe des C. Marius (Vir. ill. ) und Ehemann der Cornelia, der Tochter Cinnas (Vir. ill. ), war die Situation Caesars in Rom nach dem Sieg Sullas am . Nov.  (s. Vir. ill. , ff.) schwierig geworden; zudem widersetzte er sich dessen Ansinnen, sich von seiner Frau scheiden zu lassen (Plu. Caes. , f.; Suet. Iul. ,). Er verließ Rom und ging im J.  als Offizier im Stab des M. Minucius Thermus, des Statthalters der Provinz Asia (MRR ,), in den Osten, wo er sich bei der Einnahme des mit Mithridates VI. (Vir. ill. ) verbündeten Mytilene auszeichnete und mit der corona civica (s. Vir. ill. ,) ausgezeichnet wurde (Suet. Iul. ). Seine Verbundenheit mit Nikomedes IV. Philopator (–) von Bithynien und die Teilnahme an dessen Hofleben brachten ihn damals in den Verruf sexueller Freizügigkeit (Suet. Iul. : non sine rumore prostratae regi pudicitiae; s. auch Suet. Iul. , ff.; D.C. ,, ff.).  Mox . . . oppressit:  aus dem Osten nach Rom zurückgekehrt, klagte er, um sich in der Politik zu profilieren, im folgenden Jahr () in einem Repetundenverfahren den prominenten Sullaner Cn. Cornelius Dolabella (cos. ; s. MRR ,) an, der gerade als ehemaliger Statthalter in Makedonien (–) einen Triumph gefeiert hatte (MRR ,). Dieser wurde jedoch – anders als hier behauptet (zu iudicio oppressit s. Cic. Quinct. ; Catil. ,) – dank der Verteidigung durch C. Cotta, den Vetter Caesars, und Q. Hortensius, den damals bedeutendsten Redner Roms, freigesprochen (Cic. Brut. ; Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. Caes. ,; Suet. Iul. ,; , u. a.). Möglicherweise liegt hier wie im Kommentar des Ps. Asconius (p. , ff. , ff. S) eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Praetor des Jahres  (MRR ,) und Proconsul der Provinz Cilicia (–) vor. Ein Jahr zuvor () von M. Aemilius Scaurus gleichfalls nach seiner Rückkehr aus der Provinz angeklagt, war dieser, durch die Zeugenaussage seines Pro-Quaestors C. Verres schwer belastet, verurteilt worden (s. MRR ,). Vgl. auch A [] , Nr.  bzw. , Nr. .  Dum . . . punivit: Die Binnenchronologie lässt den Schluss zu, dass bei DVI die übliche Datierung in die Zeit nach dem Prozess gegen Cn. Dolabella (s. § ) zugrunde liegt, d. h. in das Jahr  (Suet. Iul. , f.); allein Plutarch (Caes. ,) situiert das Ereignis im Kontext der Rückkehr Caesars aus Bithynien und damit vor die erfolglose Anklage Dolabellas. Dass Caesar seine rhetorischen Fähigkeiten bei dem angesehenen Rhetor Apollonius Molon auf Rhodos weiter verbessern wollte, ist dagegen Gemeingut der Überlieferung. Als weiteres Motiv nennt Sueton das Bestreben Caesars, den Anfeindungen seiner Gegner nach dem Prozess (s. § ) entgehen zu wollen (Suet. Iul. ,: ad declinandam invidiam). Die

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 Kommentar

von den Quellen (Vell. ,, ff.; Val. Max. ,,; Plu. Caes. ,; , ff.; Suet. Iul. , f.; Polyaen. strat. ,,) mit unterschiedlichen Details berichtete Geschichte ereignete sich im Winter /: Seeräuber brachten bei der kleinen Insel Pithekussa vor der Küste Milets das Schiff Caesars auf. Gegen die Zahlung eines Lösegeldes von  Talenten, welches die kleinasiatischen Küstenstädte aufzubringen hatten, erreichte Caesar nach ca.  Tagen seine Freilassung. Mit einer wiederum von den Küstengemeinden gestellten Flotte gelang es ihm anschließend, in einem Seegefecht die Piraten zu schlagen und zahlreiche Gefangene zu machen. Als M. (Iunius) Iuncus (MRR ,), der Statthalter der Provinz Asia, diese allerdings nicht hinrichten ließ, sondern im Interesse der Staatskasse verkaufen wollte, bemächtigte sich Caesar der in Pergamon internierten Seeräuber und ließ sie, so wie er es ihnen während seiner Gefangenschaft im Scherz angedroht hatte, kreuzigen (nach Suet. Iul. , soll er jedoch den Befehl gegeben haben, diesen zuvor die Kehle durchzuschneiden; Fenestella [HRR , fr. ; FRHist  F ] dagegen erwähnt nur deren Enthauptung, nicht aber Kreuzigung).  Praetor . . . subegit: Die Textstelle, die zeitlich einen Bogen von Caesars Statthalterschaft im jenseitigen Spanien während der Jahre / (MRR ,.  f.), als er vermutlich den Rang eines Pro-Praetors (wie DVI auch Cic. Balb. : praetor) bekleidete (Suet. Iul. ,: ex praetura ulteriorem sortitus Hispaniam; ,: pro consule) über die Eroberung Galliens in den Jahren – (zu einer genaueren Bestimmung s. Suet. Iul. ; Eutr. ,) bis zu dessen zweimaliger Überquerung des Ärmelkanals und Landung in Britannien (Caes. Gall. , ff.; , ff.; Plu. Caes. , ff.) spannt, ist ein signifikantes Beispiel dafür, dass auch für die letzten neun Biographien in Fam. A von der Bearbeitung einer einzigen Vorlage und damit von der Originalität der Corpus-Fassung auszugehen ist (s. etwa auch Vir. ill. ,; ,; ,). So fehlt hier nach Lusitaniam ein Prädikat wie vicit. Die Auslassung des Ranges von Caesar als Statthalter in Gallien (proconsul ) macht ihn irrtümlich zum Praetor, und die Angabe zur Überfahrt nach Britannien ist in dieser Fassung sinnlos, da der Bearbeiter wahrscheinlich nicht nur das ursprüngliche Prädikat (etwa ein Galliam . . . subegit), sondern gleichfalls ein zweites Oceanum oder vergleichbares Pronomen zu Beginn des in seiner Vorlage folgenden Satzes gestrichen hat.  Cum . . . vicit: Zum Ausbruch des Bürgerkrieges, zur Räumung Italiens durch Pompeius und dessen Niederlage bei Pharsalos () s. Vir. ill. , f. Sprachlich weist die Stelle eine signifikante Übereinstimmung mit Vir. ill. , (cum per calumniam triumphus a senatu negaretur) bzw. , (cuius infesto adventu urbe pulsus, in Pharsalia victus) auf (s. M []  f.).  Capite . . . fecit: Zum Tod des Pompeius am . Sept.  s. Vir. ill. ,. Dass der am . Okt. (= . Juli jul.) vor Alexandria gelandete Caesar das abgeschlagene Haupt des Pompeius (zu dessen

 Iulius Caesar



Konservierung nach der Tat vgl. Lucan. , ff.) beweinte und pietätvoll für eine ehrenvolle Erdbestattung (sepelire) Sorge trug, bestätigen Lucan (, ff.), Appian (BC ,) und Cassius Dio (,,). Nach Val. Maximus (,,) dagegen ließ er dessen Kopf einäschern (cremandum curavit); zum Detail s. L ()  f.; (im Detail zu wenig präzise) M (a). Zu der allein in Fam. D tradierten, ausführlichen Schilderung der damaligen Ereignisse bzw. der Reaktion Caesars (qui non continens lacrimas illud plurimis et pretiosissimis odoribus cremandum curavit) s. Vir. ill. ,. – mox . . . parentavit: Nach der Landung in Alexandria versuchte Caesar zunächst, den Thronstreit zwischen Ptolemaios XIII. und Kleopatra VII. zu schlichten, scheiterte jedoch (s. Vir. ill. ,). In der Folge von den Truppen des Ptolemaios im Palast von Alexandria / belagert (s. das sog. Bellum Alexandrinum), kam es zu heftigen Kämpfen, bei denen auch Teile der berühmten Bibliothek in Flammen aufgingen (Plu. Caes. ,; D.C. ,,; Oros. hist. ,,). Erst nach dem Eintreffen von Verstärkungen aus Kleinasien gelang Caesar der entscheidende Sieg, indem er Ende März  das königliche Lager vor der Stadt einnahm und Alexandria kapitulierte (Bell. Alex.  ff.; Plu. Caes. ,; App. BC ,; D.C. ,). Wer hier als satellites regis zu verstehen ist, bleibt offen. Treibende Kraft der Belagerung war zunächst Achillas, der Kommandeur der königlichen Truppen (s. Vir. ill. ,) gewesen (Caes. civ. ,, ff.; D.C. , ff.; Oros. hist. ,,), doch wurde er in der Folge auf Veranlassung Arsinoes IV., der Schwester des Ptolemaios und der Kleopatra, der die Flucht aus dem Palast gegeglückt war und die als neue Königin agierte, durch deren Eunuchen und nutricius Ganymedes ermordet bzw. als Oberbefehlshaber abgelöst (Caes. civ. ,, ff.; Bell. Alex. , f.; D.C. ,,). Den Eunuchen Potheinos dagegen, den wichtigsten Berater des Königs (s. Vir. ill. ,), der wie Ptolemaios im Palast der Gefangene Caesars war, hatte dieser nach Ausbruch der Kämpfe hinrichten lassen (Caes. civ. ,,; D.C. ,,). Der König selbst, zwischenzeitlich von Caesar freigelassen, fand erst später, bei der Flucht aus dem Lager, im Nil den Tod (Bell. Alex.  ff.; Liv. per. ). Insofern ist die Fassung von DVI, deren Pathos (nece parentavit) ohne Parallele in der Überlieferung ist, sowohl in ihrer Kürze (a satellitibus obsessus) als auch in Bezug auf das Schicksal des Ptolemaios vage bzw. ungenau.  Pharnacem . . . fugavit: Nach der Geburt seines Sohnes Kaisarion verließ Caesar im Juni  (= Ende März jul.) Alexandria, um sich nach Rom zu begeben. In Kleinasien stellte sich ihm Pharnakes, der Sohn Mithridates’ VI. (s. Vir. ill. ,), zwischen Zela, einer Stadt im kleinasiatischen Pontos, und Skotios (h. Namhisarkale) mit einem Heer entgegen, wurde jedoch von Caesar am . Aug.  (= . Mai.  jul.) besiegt (Bell. Alex.  ff.; Plu. Caes. , ff.; Suet. Iul. ,; D.C. ,, ff.). Seinen Blitzsieg fasste Caesar selbst in die



 Kommentar

lakonische Formulierung veni, vidi, vici (Suet. Iul. ,; Plu. Caes. ,). Eine DVI vergleichbare Formulierung bietet Florus (,,: Nec vana de se praedicatio est Caesaris, ante victum hostem esse quam visum).  Iubam . . . vicit: Komprimiert (signifikant ähnlich Suet. Iul. ,: Dehinc Scipionem ac Iubam reliquias partium in Africa refoventis devicit, Pompei liberos in Hispania) sind hier die beiden wichtigsten militärischen Erfolge Caesars auf dem Weg zur Alleinherrschaft zusammengefasst: Am . Apr.  (= . Feb.  jul.) siegte er bei Thapsus ca.  km südöstlich von Karthago am Golf von Gabes (h. Ras Dimas bei Bekalta) über die Truppen der Pompeianer unter dem Oberbefehl des Q. Caecilius Metellus Pius Scipio Nasica (MRR ,. ), die von dem Numiderkönig Iuba I. (–) unterstützt wurden (Bell. Afr. , f.;  ff.; Plu. Caes. ; D.C. , ff.; App. BC , ff. u. a.). Scipio beging, vom Feind eingeholt, auf der Flucht über das Meer nach Spanien Selbstmord (Val. Max. ,,; Flor. ,,; App. BC ,.  u. a.); Iuba dagegen floh nach Zama (h. Seba Biar?), das ihm allerdings seine Tore nicht öffnete, so dass er im Zweikampf mit M. Petreius, einem Gefolgsmann des Pompeius, den Tod suchte und fand (Bell. Afr.  f. ; Flor. ,,; App. BC ,). Die endgültige Entscheidung im Bürgerkrieg fiel dann mit dem Sieg Caesars über die beiden Söhne des Pompeius bei Munda (h. Montilla bei Sevilla) im März  – eine Schlacht, deren Ausgang lange Zeit auf des Messers Schneide stand (prägnant Flor. ,,: Omnium postrema certaminum Munda. Hic non pro cetera felicitate, sed anceps et diu triste proelium, ut plane videretur nescio quid deliberare Fortuna) und die von Caesar nur durch Aufbietung aller Kräfte zu seinen Gunsten entschieden wurde (Bell. Hisp.  ff.; Vell. ,,; Plu. Caes. , ff.; Flor. ,, ff.; App. BC , ff.; D.C. ,,.  ff. u. a.). Cn. Pompeius, der ältere Sohn des Pompeius, wurde auf der Flucht getötet, sein Kopf in Hispalis (Sevilla) ausgestellt (Bell. Hisp. ; Flor. ,,; Plu. Caes. ,; App. B.C. , ff.; D.C. ,, f. u. a.); der jüngere Sex. Pompeius dagegen konnte entkommen (s. Vir. ill. ). Zum Detail s. etwa G () – (Nordafrika). – (Spanien).  Deinde . . . occidi: Bereits zu Beginn des Bürgerkrieges () hatte Caesar in einem Brief an Cornelius Oppius als seine neue Art des Siegens (nova ratio vincendi) die Anwendung von misericorida und lenitas propagiert (Cic. Att. ,, C). Nach dessen Ende ehrte der Senat im J.  Caesars außergewöhnliche Versöhnungspolitik (Vell. ,,: Caesar omnium victor regressus in urbem, quod humanam excedat fidem, omnibus, qui contra se arma tulerant, ignovit; s. auch Suet. Iul.  ff.) durch den Beschluss, der clementia Caesaris einen eigenen Tempel zu weihen (Plu. Caes. ,; App. BC ,; D.C. ,,). Der Begriff selbst geht allerdings nicht auf Caesar, sondern auf Cicero zurück (Att. ,,; fam. ,, u. a.; s. G []; ferner D [/]). L. Afranius (cos. ; MRR , f.), der bereits in Spa-

 Iulius Caesar



nien als Legat des Cn. Pompeius gegen Sertorius gekämpft hatte (Plu. Sert. , ff.; Oros. hist. ,,; s. auch Vir. ill. ,), wurde nach der Niederlage bei Thapsus (s. § ) auf der Flucht nach Spanien zusammen mit Faustus Sulla, dem Sohn Sullas (Vir. ill. ), sowie dessen Frau Pompeia, der Tochter des Pompeius, und deren Kindern von P. Sittius, einem Kondottiere, der sich mit seinen Söldnern Caesar angeschlossen hatte, gefangen genommen und auf Befehl Caesars getötet; der Ehefrau und den Kindern hingegen gewährte Caesar großmütig die Freiheit und ihren Besitz (Bell. Afr. , f.; Flor. ,,; D.C. ,, f. u. a.).Von der engeren post-livianischen Tradition erwähnt Eutrop (,,) nur Faustus, die Periochae (Liv. per. ) bieten dagegen das Paar Afranius und Faustus, während Orosius (hist. ,,) neben Afranius und Faustus auch die Enkel und Tochter des Pompeius sowie den Sohn des M. Petreius (s. § ) aufführt. Der Name eines Lentulus findet sich jedoch im Kontext des Bellum Africanum in keiner einzigen Quelle gelistet. Gemeint könnte P. Cornelius Lentulus Spinther (cos. ) sein, dessen Tod in die J. / fiel (Cic. Brut. ; Cic. Att. ,,; s. MRR ,), aber auch ein Überlieferungsfehler ist denkbar (so M [] ): Lentulum statt ursprünglich L. Iulium, den Verwandten Caesars, den dieser nach Thapsus zunächst begnadigt hatte, der aber dann noch hingerichtet wurde (Suet. Iul. ,; D.C. ,,).  Dictator . . . senatu: Seit dem Feb.  (s. Cic. Phil. , zum . Feb.) führte Caesar offiziell den ihm bereits  verliehenen Titel eines Dictators auf Lebenszeit (dictator perpetuus) und vermied so den in Rom verhassten Titel eines rex; (s. G []  f.; zur Struktur: S [] –; V [] –). Die neuartige Amtsbezeichnung signalisierte seinen Gegnern in der Aristokratie klar, dass eine Rückkehr zu ‚republikanischen‘ Verhältnissen wie im Falle Sullas (s. Vir. ill. ,) von Caesar keinesfalls intendiert war. So gelang es M. Iunius Brutus (Vir. ill. ) und C. Cassius Longinus (Vir. ill. ) ca.  Senatoren für dessen Ermordung zu gewinnen. Zur Ausführung der Tat kam es am . März  (Iden des März) in der Curia des Pompeius, d. h. im Pompeius-Theater, wo Caesar, getroffen von den Dolchen der Verschwörer, vor der Statue seines einstigen Rivalen den Tod fand (Cic. div. ,; Att. ,,; Vell. ,, ff.; Plu. Caes. ; Suet. Iul.  f.; Flor. ,, ff.; App. BC , ff.; D.C. ,, ff. u. a.; s. B []; G [] –). Dass der Dictator exakt durch  Stiche tödlich verwundet wurde, findet sich jedoch weder bei Cicero noch Velleius, sondern erst bei Plutarch (Caes. ,), Sueton (Iul. ,) und Appian (BC ,). In der engeren post-livianischen Tradition ist es Florus (,,), der dieses Detail erwähnt, danach findet es sich auch in den Periochae (Liv. per. ), bei Eutrop (,) und Orosius (hist. ,,). Die Vorlage von DVI könnte damit das früheste Zeugnis für dieses Detail sein. – in . . . dicitur: Die laudatio funebris hielt als



 Kommentar

Mitconsul M. Antonius (Suet. Iul. ,; App. BC , ff.). Dass die Sonne anlässlich der Aufbahrung des Leichnams vor der Rednertribüne (Rostra) des Forum Romanum ihre Strahlen verdunkelt haben soll, findet sich in dieser präzisen Kombination von zeitlicher und lokaler Terminierung nur bei DVI, als Natureignis aber auch bei Plinius (nat. ,) und Plutarch (Caes. , f.), der zudem tradiert, das ganze Jahr über sei die Sonne ohne Glanz und Kraft gewesen, so dass die Früchte infolge der kalten Witterung nicht richtig reiften, sondern vorzeitig halbreif zu Boden fielen – Phänomene, die sachlich wie historisch korrekt sind, die allerdings erst auf das Jahr  als Folgen eines Ausbruchs des Aetna zu datieren sind (s. E [a]  f.  f.). , Caesar . . . translatus: Die ‚Vita‘ des ersten Princeps präsentiert sich schlüssig und konsequent nicht als Gesamtbiographie, sondern umfasst lediglich die Jahre des Aufstieges und der Konsolidierung der Macht bis zur Rückgewinnung der an die Parther verlorenen Feldzeichen auf diplomatischen Weg im J.  (s. F [] –. ). Gleichzeitig fehlt bis auf den Zusatz divus (§ ) jegliche Notiz über den Tod bzw. die Todesumstände des Augustus. In dieses Bild passt auch das Fehlen des im J.  verliehenen Titels eines pater patriae, d. h. derjenigen Ehrung, der Augustus selbst höchste Bedeutung zugemessen hat (R. gest. div. Aug. ,). Das bei Adoptionen (s. unten) übliche Cognomen Octavianus hat Augustus selbst nie verwendet, es findet sich aber schon in den Briefen Ciceros (fam. ,, f.; ,,. ,; Att. ,,; ,, u. a.) und in der Folge bei späteren Autoren (Tac. ann. ,; D.C. ,,; Eutr. , u. a.). C. Octavius, so der korrekte Geburtsname, wurde am . Sept.  in Rom als Sohn des C. Octavius und der Atia geboren (Suet. Aug. ; Gell. ,, u. a.). Die Familie (unpräzise hier familia statt gens) stammte aus Velitrae (h. Velletri) im südlichen Latium; erst der Vater hatte es bis zur Praetur (: MRR ,) gebracht, so dass der junge C. Octavius einer nicht-nobilitären Familie angehörte (Cic. Phil. ,). Müttlicherseits dagegen war er über seine Großmutter Iulia, die Schwester Caesars, mit der patricischen Gens Iulia verwandt (zur Familie: Suet. Aug.  ff.). Da der Vater früh verstarb, wuchs er zunächst im Hause seiner Großmutter auf, dann bei seinem angesehenen Stiefvater L. Marcius Philippus (cos. : MRR ,; cursus honorum: MRR ,). Von seiner Mutter Atia über die Ermordung Caesars informiert (zur politischen Situation: G []; K [⁴] –), schiffte sich der junge Octavius von Apollonia in Griechenland (beim h. Pojani in Albanien) eilig nach Italien ein, wo er erstmals in Lupiae (h. Lecce) von seiner testamentarischen Adoption durch Caesar erfuhr (Nic. Dam. vit. Caes. ; Suet. Iul. ,; App. BC , ff.; D.C. ,, f.).

 Iulius Caesar Octavianus



Am . Mai  schließlich nahm er in Rom vor dem stellvertretenden praetor urbanus C. Antonius die Erbschaft an (Nic. Dam. vit. Caes. ; Suet. Aug. ,; App. BC , f.), die als sog. adrogatio, d. h. als Adoption einer fremden Person sui generis, außerdem der Bestätigung durch die comitia curiata bedurfte (RPr , ff.  ff.; , ff.). Seine offizielle Namensbezeichnung lautete nun C. Iulius C. f. Caesar (CIL IX ; ILS ). Zu Kindheit und Jugend s. bes. S [] –; fundierte Einführungen bieten E (⁵) und G (), eine breit angelegte Biographie B (); eine Gesamtschau der Zeit geben V  H/S/Z (); zu allen Aspekten s. außerdem K (⁴). – in . . . vicit: Die Rache an den Mördern seines Adoptivvaters hatte Octavian bereits bei der Annahme des Testaments öffentlich kundgetan (Suet. Aug. ,; s. auch R. gest. div. Aug. ,). Zum Sieg über die Caesarmörder M. Iunius Brutus und C. Cassius Longinus (Herbst ) bei Philippi in Ost-Makedonien (ca.  km nordwestlich des h. Kavala) s. Vir. ill. , bzw. , f. Keiner Notiz für wert befunden hat der Verfasser der Viri illustres hier dagegen das sog. Zweite Triumvirat (s. Vir. ill. ,).  Sextum . . . superavit: Dass Sex. Pompeius, der jüngere Sohn des Cn. Pompeius Magnus (Vir. ill. ), die Restitution der väterlichen Güter forderte (ähnlich Flor. ,,: dum Sextus paterna repetit; Ampel. ,: Pompeium iuvenem bona paterna repetentem) ist als Detail zwar korrekt, gibt jedoch keineswegs eine zutreffende Vorstellung von der machtpolitischen Dimension der Auseinandersetzung. Zur Figur des Sex. Pompeius und seiner den Krieg entscheidenden Niederlage bei Naulochos im Sept.  s. Vir. ill. , ff.  Marcum . . . debellavit: am . Sept.  (Vell. ,; Plu. Ant.  ff.; Flor. ,, ff.; D.C. , ff.; Oros. hist. ,, ff.; dazu  []). Den Ausschlag in der Schlacht zugunsten Octavians, dessen Flotte von M. Vipsanius Agrippa, dem engsten Freund und Vertrauten Octavians (Kurzporträt bei E []), befehligt wurde, gab die frühzeitige Flucht Kleopatras, der Geliebten und Ehefrau des Antonius (s. Vir. ill. ,), worauf auch Antonius die Aussicht auf einen Sieg aufgab und nach Alexandria flüchtete. Die Lokalisierung in Actiaco Ambraciae litore ist geographisch korrekt, wenn man hier, wie vorgeschlagen, unter Ambracia den Golf von Ambrakia (sinus Ambracii) versteht, an dessen Einfahrt die Halbinsel Aktium (gegenüber dem h. Preveza) lag, die territorial jedoch die Nordspitze der Landschaft Akarnien bildet (s. D. S, DNP  () –). Unzutreffend ist dagegen die Angabe, Antonius habe als Consul über Syrien geherrscht, da er dies in seiner Würde als Triumvir (s. Vir. ill. ,) tat. Als Octavian am . Aug.  in Alexandria einmarschierte, hatte Antonius kurz zuvor Selbstmord begangen (s. Vir. ill. ,). Auch Kleopatra, vom Sieger gefangen gesetzt, tötete sich selbst, um nicht im Triumphzug des Siegers mitgeführt



 Kommentar

zu werden (s. Vir. ill. ,).  Reliquam . . . domuit: Auswärtige Kriege führte Augustus (seit Ende Okt./Anf. Nov. : Imperator Caesar Divi filius; seit dem . Jan. : Imperator Caesar Divi filius Augustus) selbst nur in Dalmatien (–) und in Spanien gegen die Kantabrer und Asturer (/); die übrigen Kriege ließ er durch seine Unterfeldherren (per legatos) führen (Suet. Aug. . , f.). Zur Außenpolitik des Augustus s. etwa K (⁴) –. – Huic . . . reddiderunt: Auf diplomatischem Weg erhielt Augustus im J.  von dem Partherkönig Phraates IV. Arsakes (–) die Feldzeichen zurück, welche die Parther im J.  bei der Katastrophe des M. Licinius Crassus (s. Vir. ill. ,) erbeutet hatten (R. gest. div. Aug. ; Vell. ,,; Suet. Aug. ,; Tib. ,; Flor. ,, u. a.) – ein Erfolg, den Augustus nicht müde wurde, für seine Selbstdarstellung zu nutzen (s. K [⁴] –), sei es auf dem Brustpanzer der Augustus-Statue von Prima Porta, sei es in seinem Tatenbericht (R. gest. div. Aug. ).  Indi . . . miserunt: Alle Völkerschaften nennt Augustus selbst in seinen Res gestae ( f.). Ihre Funktion, Augustus als Weltenherrscher zu portraitieren bzw. zu verherrlichen (zur „Propagierung der neuen Monarchie in Wort und Schrift“: K [⁴] –), illustrieren eindrücklich Horaz (carm. ,, ff.) und Vergil (Aen. ,  ff.), aber auch zahlreiche Quellen der Kaiserzeit und Spätantike (Suet. Aug. , ff.; Flor. ,, f.; Eutr. ,, u. a.). Mehrere Gesandtschaften aus Indien sind gut belegt: in Taracco (h. Taragona) im J.  (Oros. hist. ,,), auf Samos im J.  (D.C. ,, ff.) und in Antiochia (Str. ,,). Die Skythen, eine Sammelbezeichnung für verschiedene Kulturgruppen, wie auch die Sarmaten, ein Zweig der Skythen, siedelten im Gebiet des Don (Tanais), d. h. auf dem Gebiet der h. Ukraine, und wurden wie die Daker, die ihre Sitze in Transsylvanien hatten, bei ihren Versuchen, die Donau zu überqueren, in mehreren Feldzügen (ca. in den J. –) von den Feldherren des Augustus (Cn. Cornelius Lentulus Augur, M. Vinicius) erfolgreich zurückgedrängt (Tac. ann. ,,; Suet. Aug. ,; Flor. , f.; s. K [⁴]  f.). Der Relativsatz von DVI (quos non domuerat) bleibt daher in seinem genauen Bezug vage.  Iani . . . clausit: Zur Erbauung des Tempels und der erstmaligen Schließung der Flügeltore durch Numa Pompilius s. Vir. ill. ,; zur zweiten Schließung nach dem Ersten Punischen Krieg im J.  s. Varr. ling. ,. Die Formulierung von DVI ist ungenau, da Augustus insgesamt dreimal den Tempel für Ianus Geminus (seit Augustus: Ianus Quirinus) schließen ließ (Suet. Aug. ): ein erstes Mal am . Jan.  als Symbol für das Ende des Krieges gegen Kleopatra und Antonius (Fast. Praen. Inscr. It. ,, f.; Vell. ,,; D.C. ,,; Oros. hist. ,, u. a.); ein zweites Mal in der zweiten Jahreshälfte  (D.C. ,,; Oros. hist. ,,) nach dem Kantabrerkrieg (s. § ); ein drittes Mal im J. , nachdem er den Winter in

 Cato Uticensis



Gallien (Lyon) verbracht hatte, allerdings belegen die Quellen in diesem letzten Fall nur den diesbezüglichen Senatsbeschluss (R. gest. div. Aug. ; D.C. ,,). Sprachlich weist Florus (,,) eine gewisse Übereinstimmung mit DVI auf, bietet aber inhaltlich mehr (aususque tandem Caesar Augustus . . . Ianum geminum cludere, bis ante se clusum sub rege Numa et victa primum Carthagine) bzw. weniger Details (sua manu fehlt), so dass beiden Texten eine gemeinsame, aber unterschiedlich bearbeitete Vorlage zugrunde liegen könnte.  Dictator . . . factus: Das Detail entbehrt nicht einer gewissen Grundlage, da Augustus im J.  angesichts einer Hungerkrise in der Stadt Rom zwar die Getreideversorgung (cura annonae) übernahm, die ihm bereits vom Senat übertragene Dictatur auf Lebenszeit jedoch ablehnte (R. gest. div. Aug. ; D.C. , ff.; s. auch Suet. Aug. ; dazu A []). Einziges Parallelzeugnis ist erneut Florus (,,): Ob haec tot facta ingentia dictator perpetuus et pater patriae dictus. Der sachliche Überschuss der beide Texten gegeneinander (DVI: Divus Augustus est appellatus; Florus: pater patriae dictus) macht jedoch deutlich, dass DVI hier nicht Florus rezipiert hat, sondern dass an beiden Stellen dieselbe Vorlage ausgeschrieben ist (s. ausführlich F []  f. m. Anm. ). Einen Reflex derselben Quelle bietet vermutlich auch Ampelius (,: Iulius Caesar Augustus . . . post cuius consecrationem perpetua Caesarum dictatura dominatur). – a . . . appellatus: Augustus verstarb am . Aug.  im campanischen Nola (Suet. Aug. ,; ,; Vell. ,; Tac. ann. ,,. ,; D.C. ,,; , u. a.). Sein Leichnam wurde in feierlichem Zug nach Rom überführt und in einer aufwändigen Zeremonie, bei der sein Nachfolger Tiberius und dessen Sohn Drusus die Leichenreden hielten, auf dem Marsfeld verbrannt (Suet. Aug. , ff.; Tac. ann. ,, ff.; D.C. , ff. u. a.). Die sterblichen Überreste fanden anschließend (erste Hälfte Sept.) ihre letzte Ruhestätte in seinem Mausoleum auf dem Marsfeld am Tiber (s. H.  H, LTUR  [²] –). Am . Sept.  schließlich erfolgte die feierliche Konsekration, durch die Augustus als divus Augustus seinen Platz unter den Göttern fand (Vell. ,,; Suet. Aug. , u. a.). Die Bezeichnung als divus geht sicherlich auf den (kaiserzeitlichen bzw. spätantiken) Verfasser der Viri illustres, nicht dessen Vorlage zurück. Denn der Kontext (a senatu ob res gestas) weist eindeutig und korrekt auf die Verleihung des Titels Augustus in der entscheidenden Senatssitzung im Jan.  hin (s. F [] ) und steht damit nicht, wie von B () , Anm.  unter Verweis auf Florus (,,) und Ampelius (,) behauptet, im Kontext der consecratio. , Cato . . . diceret: Die Biographie des M. Porcius Cato eröffnet die Sequenz über die Verlierer im Bürgerkrieg nach dem Tod Caesars (Vir. ill. –). Im J.  geboren (Plu. Cat. Mi. ,; ,; Liv. per. ), war er der



 Kommentar

Urenkel des älteren Cato, der wegen seiner berühmten Censur das Cognomen Censorius erhalten hatte (s. Vir. ill. ,); zur Biographie s. ausführlich F (); ein Kurzportrait zeichnet S-H (). Infolge des frühen Todes ihrer Eltern (Plu. Cat. Mi. ,) fanden Cato und sein Stiefbruder für einige Zeit Aufnahme bei M. Livius Drusus, dem Bruder ihrer Mutter Livia, der sich als Volkstribun () für die Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Italiker einsetzte (s. Vir. ill. ,). Die Anekdote wird ausführlich von Val. Maximus (,,) und Plutarch (Cat. Mi. , ff.) erzählt: Q. Po(m)p(a)edius Silo habe, als er sich für einige Tage im Haus des befreundeten Livius Drusus aufhielt, die beiden Jungen gebeten, sich bei ihrem Onkel für das Anliegen der Bundesgenossen einzusetzen. Als sich Cato im Gegensatz zu seinem Bruder beharrlich weigerte, diesem Wunsch zu entsprechen, soll ihm Po(m)p(a)edius Silo dadurch spielerisch gedroht haben, dass er ihn nicht nur über die Brüstung des Fensters hob, sondern ihn auch mehrfach aus dem Fenster hielt. Gleichwohl habe sich der junge Cato nicht beeindrucken lassen, was den Marser zu dem Dictum veranlasst habe: gratulemur nobis, Latini et socii, hunc esse tam parvum, quo senatore ne sperare quidem nobis civitatem licuisset (Val. Max.). Sprachlich stimmen hier DVI und Valerius Maximus partiell (cum in domo M. Drusi avunculi sui educaretur) so signifikant überein, dass letztlich eine gemeinsame Vorlage wahrscheinlich ist. Angesichts dieses Befundes ist hier wohl auch mit W (s. App.) bzw. K nach diesem (tunc Poppedius . . . levatum [sc. Catonem] . . . abiecturum . . . se, nisi precibus obtemperaret, minatus est) statt des überlieferten pretio bzw. precio (= Fam. A) im Text precibus zu konjizieren, zumal die Opposition nec precibus nec minis bei einem vierjährigen Jungen auch inhaltlich mehr Sinn macht als ein Überredungsversuch durch Geld (pretio). Auf jeden Fall spricht das kindliche Alter Catos gegen die Historizität dieser Anekdote (s. F. M, RE XXII, []  f.). Zu den Familienverhältnissen in der Gens Porcia s. F () –.  Quaestor . . . censuit: Die Chronologie der Ereignisse ist hier nicht beachtet, da die Entsendung Catos nach Zypern in das Jahr , die Bestrafung der coniurati aber in das Jahr  datiert. Gemeint sind die Anhänger des hochverschuldeten L. Sergius Catilina, der nach mehreren vergeblichen Bewerbungen um das Consulat einen gewaltsamen Umsturz sowie die Ermordung des Consuls M. Tullius Cicero (Vir. ill. ) plante – ein missglückter Staatsstreich, der dank der nachträglich publizierten Reden Ciceros (In Catilinam I–IV ) und der Monographie des zeitgenössischen Historikers Sallust (De coniuratione Catilinae) berühmt geworden ist. Während Catilina selbst der Aufforderung Ciceros in der Senatssitzung vom . Nov.  (= In Catilinam I ), die Stadt unverzüglich zu verlassen, folgte und sich zu seiner Streitmacht in Etrurien begab, konnte

 Cato Uticensis



dieser die in Rom verbliebenen Verschwörer entlarven und verhaften. In der entscheidenden Senatssitzung vom . Dez. (= In Catilinam IV ) stellte sich Cato hinter Cicero (s. auch Vir. ill. ,) und votierte nachdrücklich dafür (censuit), die Verschwörer entgegen geltendem Recht hinrichten zu lassen (Cic. Att. ,,; Sall. Cat. ,; D.C. ,, f.). Fünf Jahre später () wurde Cato gegen seinen Willen (Plu. Cat. Mi. , ff.; Cic. Sest. ) auf Antrag des popularen Volkstribunen P. Clodius Pulcher (s. auch Vir. ill. ,), der diesen als kompromisslosen Vertreter der Optimaten für einige Zeit aus Rom entfernen wollte, durch Volksbeschluss beauftragt, die sog. ‚ptolemaeische Erbschaft‘ zu sichern bzw. nach Rom zu schaffen (vehere sc. navi bezeichnet hier den Transport, während perducere die erfolgreiche Überführung ans Ziel impliziert). Für die Durchführung erhielt er lediglich eine minimale Unterstützung in Gestalt zweier Schreiber zugesprochen, d. h. kein Gefolge, keine Schiffe, keine Soldaten (Plu. Cat. Mi. ,). Wie an anderen Stellen von DVI ist auch hier die Rangangabe nicht präzise; Cato bekleidete damals nicht die Quaestur, die er bereits  (oder ) durchlaufen hatte (MRR ,; , f.), sondern agierte im Rang eines quaestor pro praetore (MRR ,). Seine Aufgabe war es, die von Ptolemaios, einem Sohn Ptolemaios’ IX., seit dem J.  als König beherrschte Insel in das Imperium Romanum einzugliedern, d. h. zu annektieren, und das königliche Vermögen für die römische Staatskasse zu konfiszieren (deutlich Vell. ,,: ad spoliandum regno Ptolomaeum). Dieser lehnte jedoch die ihm von Cato als Kompensation angebotene Priesterwürde im Kult der Aphrodite von Paphos ab und entzog sich der drohenden Auseinandersetzung durch Selbstmord mittels Gift (Vell. ,,; Plu. Cat. Mi. ,; Flor. ,, ff.; D.C. ,,), wodurch die Angelegenheit nunmehr wirklich zu einer Erbschaftsfrage wurde. In der Folge erfüllte Cato mit der ihm eigenen Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit seine Aufgabe, indem er die Krongüter des Königs einzog und bis auf eine Statue Zenons, des Begründers der Stoa, veräußerte (Plu. Cat. Mi. , ff.; Plin. nat. ,). Mit dem Erlös von fast  Talenten, deren Verschiffung er penibel überwachte, kehrte er im Herbst  nach Rom zurück, wo er wiederum sorgfältig deren Transport in das Aerarium kontrollierte (Vell. ,,; Plu. Cat. Mi.  f.; Flor. ,,). Zum Detail s. B (); F () –.  Bello . . . concessit: Die lapidare Fomulierung verschleiert den maßgeblichen Anteil des überzeugten Optimaten Cato am Bruch mit Caesar. Von der unerschütterlichen Überzeugung getragen, dass ein Bürger eher den Tod auf sich nehmen müsse als den Bedingungen eines Einzelnen willfährig zu sein (Vell. ,,), widersetzte er sich Anf.  im Senat energisch allen Vermittlungsversuchen (Caes. civ. ,, f. ,). Zu Beginn des Bürgerkrieges (zum Folgenden: F [] –) ging er zunächst (Feb.–Apr. )



 Kommentar

nach Sizilien, um dort wie auch in Unteritalien Truppen auszuheben und die maritime Schlagkraft der Pompeianer zu stärken (Caes. civ. ,,). Infolge der schnellen Landung der Caesarianer (Anf. April) gab Cato die Insel auf, um sich in Griechenland Pompeius anzuschließen (Cic. Att. ,,; App. BC ,; D.C. ,,). Nach einer kurzen Mission in Kleinasien und Rhodos im Sommer/Herbst  (Plu. Cat. Mi. , f.) nahm er an den Kämpfen bei Dyrrachion an der Küste Illyriens (h. Durrës, Albanien) teil (Plu. Cat. Mi. , ff.; Caes. ,), dessen Sicherung ihm von Pompeius nach dem Rückzug Caesars anvertraut wurde (Plu. Cat. Mi. ,). Angesichts der Niederlage der Pompeianer bei Pharsalos plante Cato, seine Truppen mit dem nach Ägypten geflohenen Pompeius zu vereinen, musste jedoch kurz vor der Landung bei Kyrene von dessen Frau und Sex. Pompeius erfahren, dass dieser von den Gefolgsleuten des Ptolemaios ermordet worden war (Lucan. , ff.; Plu. Cat. Mi. ,; D.C. ,,. ,; ferner Vir. ill. , f. bzw. , f.). Er entschloss sich daher, mit seinem Heer in die Provinz Africa proconsularis zu marschieren, wo die Pompeianer unter dem Statthalter P. Attius Varus und Q. Caecilius Metellus Scipio (MRR ,), dem Schwiegervater des Pompeius, mit ihrem Verbündeten Iuba I. von Mauretanien noch immer über beträchtliche Streitkräfte verfügten (Plu. Cat. Mi. , f.; s. auch Vir. ill. ,). In einem entbehrungsreichen Marsch führte Cato das Heer durch die libysche Wüste (Str. ,,; Vell. ,,; Lucan. , ff.; Sen. ep. ,; Plu. Cat. Mi. , f.). In der Folge trat er freiwillig den Oberfehl an Scipio ab, da dieser bereits das Consulat, er selbst aber nur die Praetur bekleidet hatte (Vell. ,,; Plu. Cat. Mi. ,; App. BC ,; D.C. ,, f.; Liv. per. ), und organisierte als Stadtkommandant (Frühj. –Apr. ) tatkräftig den Ausbau Uticas (h. Henchir Bou Chateur) am sog. sinus Uticensis, ca.  km nw. von Karthago gelegen, als Zentrum der pompeianischen Streitkräfte (Bell. Afr. ,; Plu. Cat. Mi. , ff.; D.C. ,,; , f.; Liv. per. ).  Victis . . . occidit: Nach dem Sieg Caesars über die Pompeianer bei Thapsus am . Apr.  unter Scipio (s. Vir. ill. ,) wandte sich Cato gegen die Aufgabe der Stadt und kümmerte sich vor allem um die Evakuierung der in der Stadt befindlichen Senatoren und ihrer Angehörigen (detailliert: Plu. Cat. Mi.  ff.; dazu F [] –). Eine Begnadigung durch Caesar kategorisch ablehnend (Sen. ep. ,; Plu. Cat. Mi. ,), inszenierte er im Stil eines (stoischen) Philosophen (Flor. ,, f.) seinen Selbstmord, der wie kaum ein anderer von den antiken Quellen dokumentiert ist (s. bes. Plu. Cat. Mi. ,;  ff.; weitere Belegstellen bei F [] , Anm. ): Er nahm ein Bad, dinierte und diskutierte ein letztes Mal mit Angehörigen, Freunden und Bürgern von Utica über philosophische Themen, machte anschließend mit seinen Freunden einen Spaziergang und zog sich, nach einer innigen Umarmung,

 Marcus Tullius Cicero



schließlich in sein Schlafgemach zurück, um seine letzten Stunden mit der Lektüre des platonischen Dialogs Phaidon über die Unsterblichkeit der Seele (Flor. ,,: ad lucernam Platonis libro, qui inmortalitem animae docet, paulum quieti dedit) zu verbringen. Gegen Mitternacht, nach einem kurzen Schlaf, ließ er seinen Arzt Kleanthes und seinen Vertrauten Butas kommen, um sich ein letztes Mal zu vergewissern, dass die Evakuierung erfolgreich ausgeführt war, schickte diese dann aber unter dem Vorwand weg, noch etwas schlafen zu wollen. Allein stieß er sich sein Schwert in den Unterleib, rutschte jedoch von seinem Bett und stieß dabei ein Tischchen um. Durch das Geräusch alarmiert, eilten sein Sohn und die Freunde herbei; als der Arzt den Sterbenden zu retten versuchte, riss er den Verband eigenhändig auf und verstarb so im Alter von  Jahren (Mitte Apr. ). Die Bürger von Utica ehrten ihn am folgenden Tag demonstrativ als Wohltäter der Stadt, welcher deren Zerstörung durch die Pompeianer nach Thapsus verhindert hatte (Plu. Cat. Mi. , ff.), indem sie ihm ein feierliches Leichenbegängnis ausrichteten, seine sterblichen Überreste nahe dem Meer beisetzten (Plu. Cat. Mi. ) und ihn postum mit dem Beinamen Uticensis ehrten (D.C. ,,). Sein Sohn aber folgte dem Rat des Vaters und erlangte die sprichwörtlich gewordene clementia Caesaris (Plut. Cat. Mi. ,; Liv. per. ). , Marcus . . . Cicero: Wie der jüngere Cato (Vir. ill. ) gehörte auch M. Tullius Cicero, der bedeutendste Redner Roms, zu den prominentesten Opfern der Bürgerkriege. Die vom Verfasser der Viri illustres gewählte Abfolge der Verlierer (Vir. ill. –) spiegelt damit die Reihenfolge der Sieger (Vir. ill.  f.) zu Beginn der Sequenz über die Bürgerkriege in der zweiten Hälfte des . Jh. exakt wider. Zur Person Ciceros s. (noch immer grundlegend) G (²); eine konzise biographische Würdigung findet sich etwa bei S (); eine gelungene Einführung in Vita und Schriften bietet N (), eine ausführliche Gesamtdarstellung M ( bzw. ); zuletzt B (); S (); zu Ciceros Reden s. außerdem die Beiträge in M (). – genere . . . duxit: Wie in der Biographie Coriolans (Vir. ill. ,) ist auch hier die Gestalt des Titus Tatius, des Sabinerkönigs zur Zeit des Romulus (s. Vir. ill. , ff.), mit Attius Tullius, dem Anführer der Volsker (Liv. ,,. , u. a.), verwechselt, der nach Plutarch (Cic. ,) in manchen Quellen als Ahnherr der Gens Tullia geführt wurde – eine nahe liegende genealogische Spekulation, da Cicero am . Jan.  (Cic. Att. ,,; ,,; Brut. ; Plu. Cic. ,; Gell. ,,) auf dem großväterlichen Gutshof bei Arpinum (h. Arpino [Frosinone]) im Volskerland (am Zusammenfluss von Fibrenus und Liris), d. h. im südlichen Umbrien, das Licht der Welt erblickte (Cic. leg. ,; Hier. chron. p. , ff. H). Cicero selbst dagegen bezeichnete sich bei Gele-



 Kommentar

genheit (Tusc. ,; Brut. ) scherzhaft als Nachkomme des Königs Servius Tullius (Vir. ill. ). Sein gleichnamiger Vater gehörte als Angehöriger der municipalen Oberschicht zum römischen Ritterstand, während die Mutter Helvia aus einer senatorischen Familie Roms stammte (Cic. Mur.  f.; Planc. ; Q. Cic. pet. ; Plu. Cic. ,; Hier. chron. p. , ff. H u. a.). Zum Detail s. G (²)  f.  Adolescens . . . privaretur: Für den -jährigen Cicero war die im J.  übernommene Verteidigung des jungen Sex. Roscius aus Ameria (h. Amelia [Terni]) im südlichen Umbrien seine erste causa publica (Cic. Brut. ) vor einem Geschworenengericht (quaestio inter sicarios). Sex. Roscius, ein wohlhabender und angesehener Bürger (domi nobilis) dieser Stadt, war an einem Sommerabend bei der Rückkehr von einem Diner in Rom ermordet wurden. Nutznießer der Tat waren zwei seiner Verwandten, vor allem aber der einflussreiche Freigelassene L. Cornelius Chrysogonus (‚Goldjunge‘), ein Günstling Sullas (und möglicherweise sogar der Auftraggeber des Mordes: s. D [] –). Um die attraktiven Landgüter des Getöteten in der Umgebung Roms spottbilllig erwerben zu können, hatte dieser den Namen des Ermordeten nachträglich auf die am . Juni  geschlossenen Proskriptionslisten (s. Vir. ill. ,) setzen lassen und auch die beiden Verwandten an den Grundstücken beteiligt. Zur Absicherung der dreisten Bereicherung klagten diese in der Folge aufgrund der lex Cornelia de sicariis et venificis dessen Sohn und rechtmäßigen Erben, der den Nachstellungen seiner Verwandten hatte entkommen können, wegen Verwandtenmordes (parricidium) an (Cic. S. Rosc.  f.; dazu A []  f., Nr. ). Gleichwohl erreichte der junge (adolescens) Cicero (er war damals  J. alt: Quint. inst. ,,; Gell. ,,) dank seiner Verteidigungsstrategie, die weniger auf die Mordanklage einging als vielmehr auf die Enteignung des Sohnes und deren spiritus rector Chrysogonus, einen Freispruch für seinen Mandanten. Zugleich empfahl er sich mit seinem erfolgreichen Plädoyer (Pro Sex. Roscio Amerino) für künftige Prozesse. Dass er in der Folge, wie hier behauptet, aus Angst (ex quo veritus) vor politischer Repression von sullanischer Seite Rom verlassen habe, tradiert zwar auch Plutarch (Cic. ,; ,), entspricht aber nicht der historischen Realität. Zum einen engagierte sich Sulla keineswegs für seinen Protegé (s. G [²] ), zum anderen trat Cicero nach eigenem Zeugnis (Brut. . . ; Caec.  u. a.) in weiteren Prozessen als Anwalt auf. Den Ausschlag für seine zweijährige Studienreise (–) gab vielmehr das Unbehagen Ciceros über seine rhetorischen Technik, die seine Physis damals zu stark beanspruchte (Cic. Brut.  f.); so erinnerte er sich zwar später noch gerne an seine erfolgreiche Verteidigungsrede für Roscius, weniger gerne allerdings an deren rhetorische Qualität (Brut. ; off. ,). Seine Tour führte ihn zunächst nach Athen, wo er sechs Monate lang die

 Marcus Tullius Cicero



Vorlesungen des Antiochos von Askalon, des damaligen Oberhaupts der platonischen Akademie, hörte (Cic. Acad. , ff.; Brut. ; Plu. Cic. , f. u. a.), dann zusammen mit seinem Bruder Quintus (Cic. rep. ,) nach Kleinasien zu den Rhetoriklehrern Menippos von Stratonikeia, Dionysios von Magnesia, Aischylos von Knidos und Xenokles von Adramytion sowie schließlich nach Rhodos zu Apollonios Molon (Cic. Brut.  f.; Planc. ; Plu. Cic. ,), den er bereits  bzw.  in Rom gehörte hatte (Cic. Brut. . ). Dessen in seiner Historizität fraglichen Ausspruch (s. G [²]  f., Anm. ) überliefert auch Plutarch (Cic. , f.): Cicero habe durch eine glänzende Rede seine Zuhörer tief beeindruckt, Molon aber sei nachdenklich im Schweigen verharrt und habe erst auf Ciceros Drängen nach einer Beurteilung, mit diesen Worten sein Urteil abgegeben. Nach rund zwei Jahren kehrte Cicero nach Rom zurück, um seine Tätigkeit als erfolgreicher Anwalt in prominenten Prozessen (Cic. Brut. : causas nobiles) fortzusetzen, vor allem aber um nunmehr die politische Laufbahn einzuschlagen (s. § ).  Quaestor . . . habuit: im J.  (MRR ,); sein Amtssitz unter dem Pro-Praetor Sex. Peducaeus war Lilybaeum (h. Marsala) an der Westküste Siziliens (Cic. div. in Caec. ; Verr. II ,; II ,; II , u. a.; s. auch MRR ,). Cicero erreichte damit zum frühest möglichen Zeitpunkt (suo anno) das erste Amt der senatorischen Laufbahn (cursus honorum), die er von Anfang erstrebte hatte (Cic. Att. ,,; zu den ornamenta des amplissimus locus s. Cic. Cluent. ) – ein Timing, das sich in der Folge auch bei den anderen Ämtern bis zum Consulat (s. unten) wiederholen sollte und auf das er als homo novus besonders stolz war (zur Selbstinszenierung s. K []). – Aedilis . . . damnavit: Zur kausativen Nuancierung von damnare s. Plin. nat. ,: Verres, quem M. Cicero damnaverat. Cicero war zum Zeitpunkt des Prozesses allerdings erst designierter (plebeischer) Aedil für das folgende Jahr  (MRR ,). C. Verres hatte als Statthalter in der Provinz Sizilien über einen Zeitraum von drei Jahren (–) ein Schreckensregiment geführt (Cic. div. in Caec. : sese [sc. Siculos] iam ne deos quidem in suis urbibus, ad quos confuergent, habere; . . . quas res luxuries in flagitiis, crudelitas in suppliciis, avaritia in rapinis, superbia in contumeliis efficere potuisset, eas omnes sese hoc uno praetore per triennium pertulisse). Nach Ablauf seiner Amtszeit wandten sich daher Ende  die Gemeinden Siziliens mit Ausnahme von Messana (h. Messina) und Syrakus an Cicero, den sie während seiner Amtszeit als Quaestor schätzen gelernt hatten, mit der Bitte, sie in einem Repetundenprozess vor Gericht zu vertreten (Cic. div. in Caec.  f.; Verr. II , u. a.). Cicero reichte daher Anf.  Klage vor dem zuständigen Praetor M’. Acilius Glabrio ein, Verres dagegen hatte seinerseits mit Q. Hortensius den damals bedeutendsten Anwalt Roms engagiert (zum Detail konzis G [²] –). Trotz



 Kommentar

trickreicher Winkelzüge der Verteidigung, die darauf abzielten, den Prozess in das folgende Jahr zu verschieben (zusammenfassend Cic. Verr. I, ff.), da dann Verres auf ‚verständnisvollere‘ Richter bzw. Geschworene hoffen durfte, fand der erste der beiden notwendigen Verhandlungsdurchgänge vom .–. Aug. statt (actio prima). Angesichts der von Cicero überzeugend präsentierten Vergehen des Angeklagten (In Verrem II,–) zog es Verres jedoch vor, der Verurteilung durch das Exil zu entgehen (Ps. Ascon. Verr. p. , f. S). In Abwesenheit wurde er daher in der zweiten Verhandlung (actio secunda) am . Sept. schuldig gesprochen, in der sog. litis aestimatio, d. h. der Abschätzung der Entschädigungssumme, aber lediglich zu einer vergleichsweise milden Geldstrafe von  Denaren, d. h. drei Mio. Sesterzen, verurteilt (Plu. Cic. ,). Cicero dagegen löste seinen Rivalen Hortensius als führenden Redner Roms ab. – Praetor . . . liberavit: Das einleitende praetor fügt sich zwar zutreffend in die als Leitfaden der Disposition gewählte Abfolge des cursus honorum ein, doch handelt es sich bei der inhaltlichen Füllung mit der Statthalterschaft Ciceros in Kilikien, als er den Rang eines Proconsuls bekleidete (MRR ,), um einen chronologischen wie sachlichen Missgriff, datiert diese doch erst in die Jahre /. Das Amt des praetor urbanus übte Cicero dagegen bereits im J.  aus (MRR ,). Sein Hauptaugenmerk in Kilikien galt zwar den Parthern, doch klagte er brieflich (fam. ,,) auch über das dortige Räuber- und Bandenwesen (latrocinia). Zur Statthalterschaft in Kilikien und den militärischen Operationen Ciceros im Detail s. B () –.  Consul . . . punivit: Die einmütige Wahl zum Consul des J.  (MRR , f.) bildete für Cicero den Höhepunkt seiner politischen Karriere (Brut. ; Vat.  u. a.). Von seinen beiden Mitbewerbern C. Antonius und L. Sergius Catilina, deren Pläne Cicero in einer vernichtenden Invektive offen gelegt hatte (In toga candida; s. Ascon. p.  ff. C), fiel Catilina bei den Wahlen durch. Der von ihm hierauf angezettelte Umsturzversuch (sog. coniuratio Catilinae) wurde durch Cicero im Herbst  aufgedeckt, die in Rom agierenden Anhänger Catilinas verhaftet und mit Billigung des Senats hingerichtet (Cic. dom. ; Sall. Catil. , ff.; Vell. ,,; Plu. Cic. , ff.; App. BC , f.; D.C. ,, f.; ,, f.; Liv. per.  u. a.; zur entscheidenden Rolle des jüngeren Cato s. Vir. ill. ,), obwohl die lex Sempronia des J.  ausdrücklich die Exekution eines civis Romanus ohne Zustimmung der Comitien verbot (Cic. Catil. ,; Rab. per. ). – mox . . . actus: Der Satzbau ist unübersichtlich, da durch die Einbeziehung von Caesar und Pompeius (instinctuque Caesaris et Pompei, quos . . . perstrinxerat) der Bezug von huius (opera) auf (P.) Clodius (Pulcher) als der treibenden Kraft verstellt ist (zum Detail s. B [] –). Dieser brachte, um sich an seinem Intimfeind Cicero, der im sog. Bona-Dea-Prozess des J.  durch

 Marcus Tullius Cicero



seine Zeugenaussage sein Alibi erschüttert hatte, zu rächen, als Volkstribun (MRR , f.) im Jan.  einen, Cicero nicht namentlich nennenden Gesetzesantrag mit rückwirkender Kraft ein (lex Clodia de capite civis Romani), der für jeden, der einen römischen Bürger ohne Appellationsmöglichkeit an das römische Volk bzw. ohne dessen Zustimmung hatte hinrichten lassen, die Ächtung vorsah (Vell. ,,; Plu. Cic. ,; App. BC ,; D.C. ,, u. a.). Hierauf verließ Cicero Anf. März, einen Tag vor der Verabschiedung des Gesetzes, bei Nacht die Stadt (dom. . . . . ; Mil. ; Plu. Cic. ,; App. BC ,; D.C. ,, u. a.); sein Haus am Abhang des Palatin wurde am folgenden Tag geplündert und in Brand gesteckt (Cic. Sest. ; Plu. Cic. ,; App. BC , u. a.). Überdies brachte Clodius ein weiteres, nun speziell auf Cicero zugeschnittenes Gesetz (lex de exsilio Ciceronis) auf den Weg (har. resp. ), das zum Ziel hatte, Cicero zu ächten (dom. : ut M. Tullio aqua et igni interdictum sit) sowie sein gesamtes Vermögen zu konfiszieren (Att. ,,; ,, f.; dom.  ff.  f.; Plu. Cic. ,; D.C. ,, f. u. a.), und das jeglichen Versuch einer Rückberufung unter Strafe stellte (Att. ,,; ,,; ,, u. a.). In der Folge verschärfte Clodius seinen Gesetzesentwurf weiter durch den Zusatz, dass es Cicero verboten sein sollte, sich weniger als  Seemeilen entfernt von Rom aufzuhalten (Cic. Att. ,. . ,; Plu. Cic. ,; D.C. ,,), und dass jedem, der ihm zu Hilfe kommen sollte, dieselben Strafen drohten (Cic. fam. ,,; dom. . ; Planc.  u. a.), so dass sich Cicero schließlich (Ende Mai ) entschloss, nach Thessaloniki zu gehen (Cic. Att. ,,; Plu. Cic. , ff.; D.C. ,, u. a.). Dass Caesar und Pompeius, deren (formloser) Dreimännerbund mit M. Licinius Crassus Ende  (Suet. Iul. ,) durch Cicero von Anfang an als Vorstufe zur ‚Machtergreifung‘ (dominationis suspectos) attackiert worden war (App. BC ,), gezielt (instinctu) auf die Exilierung Ciceros hingearbeitet haben sollen, findet sich in dieser Deutlichkeit dagegen nur bei DVI, doch tradiert auch Velleius Paterculus (,,), dass sie von den Zeitgenossen zumindest der Mitwirkung verdächtigt wurden. Auf jeden Fall waren damals beide sichtlich über Ciceros Auftreten in der Politik verärgert, ja Caesar bestärkte wohl Clodius in seinem Vorgehen (Plu. Cic. , f.; D.C. ,,). Nicht ganz präzise ist ferner die Angabe der Provinzen. Zwar erhielt L. Calpurnius Piso, der Schwiegervater Caesars, die Provinz Macedonia, A. Gabinius dagegen, ein Parteigänger des Pompeius, nicht die Provinz Asia, sondern zunächst die Provinz Cilicia, dann aber durch einen Tausch die Provinz Syria (MRR , f.). Einer gewissen Präzision ermangelt schließlich auch die Formulierung provincias . . . acceperant; denn das Plusquamperfekt nötigt eigentlich dazu, als Objekt nicht provincias, sondern ein spem provinciarum zu verstehen (s. K  ad loc.), da Piso und Gabinius zunächst lediglich die Zusicherung erhalten hatten, diese Provinzen zu bekommen – eine Zu-

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 Kommentar

sage, die allerdings angesichts der damaligen Machtverhältnisse damit auch de facto entschieden war. – mox . . . est: Gemeint ist die vorentscheidende Senatssitzung Anf. Juli , in der Pompeius persönlich (Cic. Mil. : auctor et dux mei reditus) die Rückberufung Ciceros beantragte, d. h. die Aufhebung der Ächtung und die Restitution seines Vermögens; alle Senatoren bis auf Clodius stellten sich hinter den Antrag (Cic. p. red. ad Quir.  ff.; p. red. in sen. .  f.; dom. . . ; har. resp. ; Sest.  f.; App. BC , f. u. a.). Auch in der anschließenden contio auf dem Marsfeld setzte sich Pompeius vor dem Volk für Cicero ein, indem er ausdrücklich dessen Verdienste als Consul bei der Aufdeckung der Catilinarischen Verschwörung lobte (Cic. p. red. ad Quir. ; Mil. ). Am . Aug. schließlich stimmten die comitia centuriata einmütig für die Rückkehr Ciceros (Att. ,,; p. red. in sen. ; dom. . ; har. resp. ; Sest. .  u. a.). So konnte dieser nach rund  Monaten von Dyrrachium (h. Dürres, Albanien) aus die Heimreise nach Italien antreten, wo er bereits einen Tag später am . Aug. in Brundisium (h. Brindisi) an Land ging (Cic. Sest. ). Am . Sept. zog er, von einer großen Volksmenge begeistert an der Porta Capena empfangen (Cic. Att. ,,), in Rom ein und begab sich auf das Capitol, um Iuppiter für seine glückliche Heimkehr mit einem Opfer zu danken (Cic. dom. ;  f.; Sest. ; App. BC ,; Liv. per.  u. a.). Bei Ausbruch des Bürgerkriegs Anf. Jan.  (s. Vir. ill. , f. bzw. , f.) wurde ihm von Pompeius die Sicherung der Küste von Formiae (s. § ) bis Campanien übertragen (ora maritima: Cic. Att. ,,; ,,; ,b,. ; fam. ,,). Angesichts der Preisgabe Italiens durch Pompeius Mitte März  (s. Vir. ill. ,) entschloss sich schließlich auch Cicero Anf. Juni , Pompeius zu folgen, und setzte in Begleitung seines Sohnes und Bruders Quintus nach Griechenland in Richtung Thessalonica (h. Thessaloniki) über (Cic. Att. ,,; ,,; ,,; fam. ,,), ohne in der Folgezeit den Kontakt zum Lager Caesars völlig abbrechen zu lassen (zum Detail: B [] –).  Quo . . . accepit: Nach der Niederlage des Pompeius bei Pharsalos (s. Vir. ill. ,) sah Cicero den Bürgerkrieg für entschieden an (Cic. fam. ,,). Im Okt.  kehrte er, von seinem Schwiegersohn C. Cornelius Dolabella dazu ermuntert (Cic. Att. ,,), nach Italien zurück, ohne sich allerdings der Begnadigung durch Caesar sicher zu sein (s. etwa Cic. Att. ,,). Es folgten qualvolle Monate der Ungewissheit, geprägt auch von finanziellen Engpässen und familiären Problemen. Ende Sept.  schließlich traf er bei Brundisium mit Caesar zusammen, der ihm jegliche Demütigung ersparte, indem er ihn als Imperator und siegreichen Proconsul von Kilikien behandelte (Cic. Lig. ; Phil. , u.a). – quo . . . iudicavit: Zur Ermordung Caesars s. Vir. ill. ,; zu den Jahren unter der Dictatur Caesars außerdem B () –. Die Vorstellung Ciceros, er könne als ‚elder statesman‘ Octavian

 Marcus Tullius Cicero



(hier anachronistisch bereits als Augustus [s. Vir. ill. ,] bezeichnet) im Interesse der res publica leiten (Augustum fovit), wurde von diesem geschickt ausgenutzt (etwa bei seinem Streben nach dem Consulat im Sommer : Plu. Cic. ,.  f.; App. BC , ff.; D.C. ,,) und sollte sich als verhängnisvoller Fehler erweisen (zur Beziehung beider s. O []; zu den Zielen Ciceros: G [] –; s. auch § ). Nach dem Tod Caesars verließ er Anf. April  Rom, um sich für eine Weile aus der Tagespolitik zurückzuziehen (s. Cic. Att. , ff.) und um seinen Sohn bzw. die olympischen Spiele in Griechenland zu besuchen (Cic. Att. ,; ,,), kehrte jedoch angesichts der politische Lage am . Aug. wieder nach Rom zurück (Cic. Phil. , ff.; Plu. Cic. , ff. u. a.). Hier eröffnete er seinen (letzten) Kampf um die Republik mit einer Rede am . Sept.  (der ersten seiner  Philippicae orationes, mit deren Titel Cicero bewusst auf die Reden des athenischen Redners Demosthenes gegen die Machtambitionen Philipps II. von Makedonien anspielte), in der er den amtierenden Consuln, seinem ehemaligen Schwiegersohn C. Cornelius Dolabella, vor allem aber M. Antonius (s. Vir. ill. ) ihr besonnenes Auftreten unmittelbar nach den Iden des März in Erinnerung rief und sie nachdrücklich aufforderte, diese staatstragende Politik beizubehalten. Am . Apr.  schließlich erreichte Cicero, nachdem Antonius bei Forum Gallorum südöstlich v. Mutina und bei Mutina (h. Modena) geschlagen worden war (s. Vir. ill. ,), sein Ziel, als der Senat auf seinen Antrag hin (iudicavit ist hier als kausatives Aktiv zu verstehen) diesen (und seine Anhänger) zum Staatsfeind (hostis) erklärte bzw. ächtete (Cic. Phil. ,; ,; Plu. Ant. ,; App. BC , f. u. a.).  Et . . . est: Zum sog. Zweiten Triumvirat und den Proskriptionen s. Vir. ill. , f. In den Verhandlungen setzte Antonius gegen das anfängliche Zögern Octavians auch die Ächtung seines Intimfeindes Cicero durch (Vell. ,, f.; Plu. Cic. ,; Ant. , ff.; Oros. hist. ,, u. a.), so dass sich dessen Name an prominenter Stelle bereits auf der ersten Proskriptionsliste wiederfand (App. BC ,). Cicero blieb daher nur die Flucht. Während er sich in der Nähe seines Landgutes bei Formiae (richtiger: in Formiano statt Formiis, h. Formia),  km nördl. von Gaeta, ausruhte, holten ihn die Häscher des Antonius ein und ermordeten ihn am . Dez. , als er auf der Flucht seinen Kopf aus seiner Sänfte streckte (Val. Max./Nepotian. ,,; Val. Max. ,,; Vell. ,, ff.; Sen. suas. , [= Livius]; Plu. Cic. , ff.; App. BC , ff.; Liv. per. ). Als Täter nennt Plutarch den Centurio Herennius, nach anderen Quellen (Val. Max. ,,; App. BC , ff.; Liv. per. ) war es dagegen der Kriegstribun C. Popillius Laenas. Detailliert berichtet Plutarch (Cic. , f.) über das corvi auspicium: Raben hätten Cicero bereits auf dem Weg zu seinem Landgut verfolgt und sich schließlich krächzend vor dem Fenster seines Zimmers versammelt, ja einer von ih-



 Kommentar

nen habe sogar versucht, Cicero die Decke vom Gesicht zu ziehen, was die Sklaven bewogen habe, diesen in einer Sänfte aus dem Haus zu bringen (ähnlich App. BC ,). Deterministischer erzählt Valerius Maximus (Nepotian. ,,) dagegen, ein Rabe habe den Zeiger aus der Sonnenuhr von Ciceros Villa gerissen und an seiner Toga gezerrt (s. E [a]  f.; zu den letzten Stunden Ciceros: B []  f.). – caput . . . relatum: Außer dem Kopf schickten die Mörder auch die abgetrennten Hände Ciceros nach Rom zu Antonius, der die ‚Trophäen‘ auf der Rednertribüne (Rostra) öffentlich ausstellen ließ (Vell. ,,; Sen. Suas. , [= Livius]; Plu. Cic. ,; Ant. ,; App. BC , f.; D.C. ,, f.; Liv. per.  u. a.). , Marcus Brutus: Chronologisch stimmig folgen auf die ausführliche Biographie Ciceros (Vir. ill. ) die kürzeren Viten der beiden Caesarmörder M. Iunius Brutus und C. Cassius Longinus (Vir. ill. ). Als Sohn des gleichnamigen, im J.  auf Befehl des Cn. Pompeius (Vir. ill. ) getöteten Vaters (Plu. Pomp. , f.; trib. pl. : MRR ,) und seiner Mutter Servilia, der Halbschwester des M. Porcius Cato (Vir. ill. ), konnte M. Iunius Brutus sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits auf berühmte Ahnentafeln zurückblicken (Plu. Brut.  f.; Cat. Mi. , u. a.; s. auch § ): als Mitglied der (plebeischen) Gens Iunia auf L. Iunius Brutus, den Begründer der Republik (Vir. ill. ), und als Sohn der Servilia auf deren berühmten Ahnherrn Servilius Ahala (Vir. ill. ,). Das Geburtsjahr ist unterschiedlich überliefert; wahrscheinlich wurde Brutus um das J.  geboren (Cic. Brut. .  f.). Nach dem Tod seines Vaters adoptierte ihn die patricische Familie seiner Mutter. Sein offizieller Name lautete nun – unter Auslassung des Gentilnomens seines Adoptivvaters Q. Servilius Caepio (quaest. : MRR ,) bzw. dessen Ersetzung durch Caepio – Q. Caepio Brutus (Cic. Phil. , f. u. a.; zur Verwendung des Cognomens Caepio als Gentilnomen s. außerdem De praen. ). Zur Biographie s. M. G, RE X, () –; S (); C (); O (); D (); G (). – avunculi . . . imitator: Die Vorbildfunktion des jüngeren Cato (Vir. ill. ), der nach der Adoption die Erziehung des Brutus übernahm, betont auch Plutarch (Brut. ,), allerdings war Brutus kein einfacher Nachahmer (imitator) seines Onkels (zu kurz greift hier D [] , wenn sie in der Formulierung einen Reflex der kaiserzeitlichen Rezeption beider Figuren als „Symbol der stoischen Opposition“ sehen möchte). So hatten die von den Lehren der Stoa bestimmte und von republikanischen Idealen geprägte Lebensweise Catos, insbesondere auch sein Freitod in Utica (Vir. ill. ,; dazu § ) durchaus Vorbildfunktion für Brutus, jedoch keineswegs einen ausschließlichen Charakter, wie etwa des-

 Marcus Iunius Brutus



sen Interesse an der Akademie, der Philosophie Platons, illustriert (s. unten; ferner S [] –). Wie sehr Brutus seinem Onkel nahe stand, illustriert einerseits sein Wunsch an Cicero, Cato nach seinem Tod ein literarisches Denkmal zu setzen, dem dieser mit seiner Schrift Cato maior sive De senectute entsprach, andererseits sein eigener in den Wintermonaten / verfasster Cato (Cic. Att. ,,; Quint. inst. ,,). Auch familiär knüpfte er in dieser Zeit enge Familienbande, indem er nach der Scheidung von seiner ersten Frau Claudia, der Tochter des Ap. Claudius Pulcher (s. § ), im Sommer  Porcia, die Tochter Catos, heiratete (Plu. Brut. ; Cat. Mi. ,), eine der angesehensten Frauen im damaligen Rom (Plu. Brut. . , ff.). – Athenis . . . didicit: Brutus durchlief die für einen römischen Aristokraten (nobilis) übliche Ausbildung. Vor seinem Studienaufenthalt in Athen, der Stadt der Philosophie schlechthin, hatte er bereits in Rom durch Staberius Eros rhetorischen Unterricht erhalten (Suet. gramm. ). In die Philosophie, die für seinen Lebensweg die prägende Richtschnur werden sollte, führte ihn damals nicht nur sein Onkel (s. § ), sondern auch der Akademiker Aristos, der Bruder des Antiochos von Askalon, ein, der für einige Zeit in seinem Haus lebte (Plu. Brut. ,; s. auch Cic. Brut.  zur Akademie als dessen philosophischer Heimat). Ihre Vertiefung fanden diese Studien in der Folge durch einen Aufenthalt in Athen, den allerdings nur DVI in dieser expliziten Form belegt. Seine herausragende Stellung als Literat würdigte nicht zuletzt Cicero, indem er ihm seine im J.  publizierte Geschichte der römischen Beredsamkeit (Brutus) widmete, sah er doch bei Brutus Eloquenz und Philosophie auf geradezu ideale Weise verbunden (Brut. ). Aber auch die Kaiserzeit schätzte die philosophische Schriftstellerei des Brutus (De officiis, De patientia, De virtute u. a.), wie Quintilian (inst. ,,) und Tacitus (dial. . ) belegen.  Cytheridem . . . amavit: Volumnia Cytheris (Kytheris = ‚der Aphrodite gehörig‘; nach der Insel Kythera, dem Geburtsort der Liebesgöttin), die Freigelassene (und Geliebte) des römischen Ritters P. Volumnius Eutrapelus trat als Darstellerin (mima) im wegen seiner Freizügigkeit geschätzten Mimus auf (Cic. Phil. ,; Serv. ecl. ,: meretrix liberta). Während über Cytheris als Künstlerin nichts bekannt ist (s. L []  f.), war sie wegen ihrer erotischen Reize, vor allem aber als Mätresse des M. Antonius (noster Cytherius: Cic. Att. ,) stadtbekannt, den sie in den J. –? bei seinen öffentlichen Auftritten in Rom und Italien zu begleiten pflegte (Cic. Phil. ,. ; Att. ,,; Plu. Ant. ,). Vor der Beziehung zu Antonius hatte sie, wie neben DVI auch Servius tradiert, ein Verhältnis mit dem Dichter C. Cornelius Gallus, dem Begründer der römischen Elegie, der sie als Lycoris in seinen Eclogen besungen haben soll (Serv. ecl. ,). Von einer Liebesbeziehung zu Brutus weiß jedoch nur DVI zu berichten.  Quaestor . . . displicebat: Dass Bru-

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 Kommentar

tus von Caesar, der seine Quaestoren persönlich auszuwählen pflegte (Cic. Att. ,,), ein Angebot erhielt, ihm (zum Dativ Caesari, einer Konjektur K, s. auch Vir. ill. , bzw. ,, ferner Cic. div. in Caec.  u. a.) als Quaestor im Gallischen Krieg – (s. Vir. ill. ,) zu dienen, ist in den Quellen nur hier tradiert, doch spricht nichts gegen die Historizität. Da Brutus im J.  seine Quaestur unter Ap. Claudius Pulcher ableistete (s. § ), ist auch das Angebot Caesars in diese Zeit zu datieren. Die Notiz macht deutlich, dass sich dieser damals um den jungen Brutus, den Sohn seiner Geliebten Servilia (s. § ), bemüht zu haben scheint. Dass Brutus seine Ablehnung anscheinend nicht mit persönlichen Motiven begründete, sondern mit dem Hinweis auf das Missfallen, das die Person Caesars bei den sog. ‚Guten‘ (boni), zu denen wahrscheinlich auch Ap. Claudius zählte, erregte, lässt zudem auf ein keineswegs grundsätzlich gespanntes Verhältnis schließen. Möglicherweise lag ein Grund für den Verzicht des Brutus auch in seinen finanziellen Interessen, welche ihm für seine Kredit- und Zinsgeschäfte die Provinz Kilikien, wo er etwa Ariobarzanes III. von Kappadokien ein großzügiges Darlehen gewährte (Cic. Att. ,,. ,), lukrativer erscheinen ließen (s. D [] . –).  Cum . . . est: DVI ist die einzige Quelle dafür, dass Brutus im J.  die Quaestur bekleidete und diese unter Ap. Claudius Pulcher (cos. : MRR ,), dessen Tochter Claudia er kurz zuvor geheiratet hatte (Cic. fam. ,,; Brut. ; ), in Kilikien ableistete (MRR ,). Wegen des innenpolitischen Chaos hatten die Wahlen erst im Juli dieses Jahres stattgefunden (App. BC ,; D.C. ,, f.), so dass die Amtszeit des Brutus in Kilikien erst in die zweite Jahreshälfte (ab Aug.) zu datieren ist (D [] ). Als Ap. Claudius nach Ablauf seiner Amtszeit (–) nach Rom zurückkehrte, wurde er von P. Cornelius Dolabella im Feb.  nach der lex Cornelia de maiestate Sullas (Vir. ill. ) angeklagt, in der Verhandlung Anfang April aber freigesprochen. Seine Verteidigung hatten der prominente Redner und Anwalt Q. Hortensius (s. Vir. ill. ,) sowie seine beiden Schwiegersöhne, Cn. Pompeius (Vir. ill. ) und Brutus, übernommen (Cic. fam. ,, ff.; fam. ,,; Brut. . ; anders A [] , Nr.  f.). Die von DVI gegebene Begründung der Anklage mit Erpressung (repetundarum) steht hierzu jedoch nicht unbedingt in Widerspruch, da beide Anklagen die Kompetenzen eines Statthalters in seiner Provinz betrafen und es in der Praxis häufig zu Überschneidungen kam (Cic. Cluent. : itaque et maiestatis absoluti sunt permulti, quibus damnatis de pecuniis repetundis lites maiestatis essent aestimatae). So hatte auch Ap. Claudius, gleichsam ein zweiter Verres (s. Vir. ill. ,), während seiner dreijährigen Amtszeit die Provinz Kilikien regelrecht ausgeplündert (Cic. Att. ,,. , f. u. a.). Das von Cicero überschwänglich gelobte Engagement des Brutus für seinen

 Marcus Iunius Brutus



Schwiegervater dürfte nicht zuletzt auch in den eigenen wirtschaftlichen Interessen begründet gewesen sein (D [] ; zu seinen Geschäften: S [] –).  Civili . . . rexit: Bei der Provinzverteilung zu Beginn des Jahres  (Caes. civ. ,) hatte P. Sestius Kilikien erhalten (MRR ,). Ihm schloss sich Brutus als Legat an (Plu. Brut. ,), verfügte er doch dort seit seiner Quaestur (s. § ) über einflussreiche Klientelbeziehungen. Dass es sein Onkel Cato (s. § ) war, der ihn in der Folge nach Makedonien ins Lager des Pompeius (s. Vir. ill. ,) rief, findet sich nur bei DVI. Die Formulierung (a Catone . . . retractus) lässt zudem vermuten, dass Brutus damals persönlich wohl keine direkte Veranlassung gesehen haben muss, sich in dessen Feldlager zu begeben. Gleichwohl folgte er dem Ruf und wurde von Pompeius, dessen Sonderstellung als consul sine collega er noch im J.  mit seiner Streitschrift De dictatura Pompeii publizistisch bekämpft hatte (Quint. inst. ,,; dazu D []  f.), ebenso versöhnlich wie ehrenvoll empfangen (Plu. Brut. ,; Pomp. ,). – quo victo: Als sich Pompeius bei Pharsalos () angesichts der drohenden Niederlage aus der Schlacht zur Flucht wandte (s. Vir. ill. ,; ,), suchte auch Brutus sein Heil in der Flucht, entschloss sich aber bereits am Tage danach, brieflich Caesar um Gnade zu bitten (Plu. Brut. , f.; abweichend D.C. ,, f.: nach der Gefangennahme durch Caesar), die ihm dieser auch großzügig gewährte; voll Freude nahm er ihn, den Sohn seiner Geliebten Servilia (s. § ), in seine cohors amicorum auf (Plu. Brut. ,; Caes. ,). Die folgenden Monate (/) verbrachte Brutus, teils an der Seite Caesars, teils ohne diesen, im Osten (zum Detail: D [] –). Im Herbst  kehrte er nach Italien zurück und pflegte enge Kontakte mit Cicero (Cic. Brut. . ; orat. . ). Als Caesar im Frühjahr  nach Nordfrika aufbrach, um den Kampf gegen die Pompeianer fortzusetzen (s. Vir. ill. ,), übertrug er Brutus, vermutlich im Rang eines legatus pro praetore (MRR ,; ungenau DVI: proconsul ) die Statthalterschaft im diesseitigen Gallien (Gallia Cisalpina), die dieser bis zum März  ausübte (Cic. fam. ,,; , ff.; Att. ,,; Brut. ; Plu. Brut. , f.; App. BC ,; MRR ,). Seine Amtsführung scheint untadelig gewesen zu sein (Cic. orat. ; Plu. Brut. , f.); die Provinzialen errichteten ihm in Mailand zum Dank eine bronzene Ehrenstatue (Plu. comp. Dio et Brut. ; Suet. de rhet. ). – tamen . . . occidit: Mit der offiziellen Annahme des Titels dictator perpetuus im Feb.  durch Caesar (s. Vir. ill. ,) war die Wiederherstellung der traditionellen res publica zu einer Illusion geworden. Welche Motive und Personen Brutus damals bewogen haben, an der Verschwörung gegen seinen Förderer teilzunehmen, wird seit der Antike bis heute diskutiert (konzis G []  f.; ferner G [] –; D [] –;



 Kommentar

S [] –). Sicher ist, dass Brutus sowohl von der Familientradition tief geprägt war – so hatte er sich von T. Pomponius Atticus die Stammbäume beider Familien (s. § ) erstellen lassen (Nep. Att. ,; Cic. Att. ,,) – als auch von einer tiefen Ablehnung jeglicher Form der Alleinherrschaft durchdrungen war und dass er sich die Entscheidung keineswegs leicht gemacht hat (Cic. ad Brut. , f.; ,; fam. , f.). Mit seinem Entschluss und seinen weitgespannten Beziehungen innerhalb der Nobilität avancierte er sogleich zum Haupt der Verschwörung (Plu. Brut.  f.; D.C. ,,). Bei der Planung setzte er durch, dass sich die Tat allein auf Caesar konzentrierte und Antonius (Vir. ill. ) verschont wurde (Cic. Att. ,,; ,,; Cic. ad Brut. , f.; Cic. Vell. ,,; Plu. Brut. , f. u. a.). Am Morgen des . März  (Plu. Brut. , f.) ging Brutus allein (zu Cassius s. Vir. ill. ,), mit einem Dolch unter der Toga bewaffnet, zum Pompeius-Theater, wo der Senat tagen sollte, und widmete sich dort zunächst seinen Amtsgeschäften als praetor urbanus (MRR ,). Bei der Tat selbst drängte sich Brutus keineswegs in den Vordergrund, sondern erhob erst seinen Dolch, als Caesar bereits von zahlreichen Dolchstichen tödlich getroffen war. Als dieser Brutus unter den Verschwörern erblickte (καὶ σὺ τέκνον ), soll er seine Gegenwehr aufgegeben, sich in seine Toga gehüllt und in sein Schicksal gefügt haben (Plu. Brut. ; Suet. Iul. ; App. BC , ff.; D.C. ,, f.; s. außerdem Vir. ,).  Et . . . missus: Die geraffte Syntax, die auf die Exzerpierung einer ausführlicheren Vorlage hindeutet, vermittelt ein verzerrtes Bild der Zusammenhänge (zur Situation nach der Tat: G [] –; D [] –; zum Bild der Caesarmörder in der antiken Historiographie außerdem R [] –). Richtig ist, dass sich die Caesarmörder dem Hass der Anhänger Caesars, insbesondere von dessen Veteranen in der Stadt, ausgesetzt sahen. So waren sie nach der Tat gezwungen, Zuflucht auf dem Capitol zu suchen (./. März), während Antonius zusätzliche Veteranen Caesars nach Rom rief (Vell. ,, f.; Plu. Brut. , ff.; App. BC , ff.; D.C. ,, u. a.). Eine Amnestie des Senats (./. März) entschärfte die Situation und erlaubte es den Caesarmördern das Capitol zu verlassen (Cic. Phil. ,. ; ,; Vell. ,,; Plu. Brut. , ff.; App. BC , f.; D.C. ,, u. a.). Beim Leichenbegängnis Caesars (. März) aber geriet die Situation derart außer Kontrolle, dass der Mob, darunter dessen Veteranen (s. B [] –), erfolglos versuchten, deren Häuser in Brand zu setzten (Cic. Phil. ,; Att. ,,). Brutus wie auch Cassius verließen daher im April die Stadt und gingen nach Latium, kehrten aber wenig später, als sich die Lage beruhigt hatte, nach Rom zurück, um ihre Amtspflichten als Prätoren zu erfüllen (D.C. ,,). Am . Juni übertrug der Senat Brutus die Aufgabe, in Kleinasien Getreide einzukaufen (App. BC , f. ;

 Marcus Iunius Brutus



, u. a.), Anfang August erhielt er die Verwaltung der Provinz Creta im Rang eines Proconsuls (Cic. Phil. ,; ,; Plu. Brut. ,; App. BC ,. ; , u. a.). Auf keinen Fall jedoch war, wie von DVI behauptet, die invidia veteranorum für die Entsendung des Brutus verantwortlich. Vielmehr dürfte DVI eine Traditionslinie repräsentieren, die auch bei Florus (,, ff.) fassbar wird, der nicht nur die Flucht der Caesarmörder auf das Capitol explizit mit deren Furcht vor der Rache der Veteranen motiviert sein lässt, sondern auch berichtet, diese seien schließlich, um die Stimmung in Rom nicht weiter anzuheizen, in ihre Provinzen Syrien und Makedonien gegangen, die sie bereits von Caesar erhalten hätten (s. K []  f.  f.). Als Vorlage von DVI scheidet Florus allerdings aus, da beide Texte den Tod des Brutus (wie auch des Cassius: Vir. ill. ,) unterschiedlich tradieren (s. unten). Brutus verließ Ende Aug./Anf. Sept. endgültig Italien und begab sich nach Athen, das ihm gemeinsam mit Cassius einen herzlichen Empfang bereitete (Plu. Brut. ,; D.C. ,,). Als ihm der Senat am . Nov.  auf Antrag des Antonius die versprochene Provinz Creta entzog, reagierte Brutus umgehend und sicherte sich Makedonien mit seinen Legionen als Machtbasis (Plu. Brut. ,; , f.; Cic. Phil. ,; Liv. per.  u. a.). Zugleich erhielt er von M. Apuleius, dem Quaestor der Provinz Asia, deren umfangreiche Tributgelder (Cic. Phil. ,; ,; Vell. ,,; Plu. Brut. , f.; App. BC , u. a.), so dass er in der Folge weitere Truppen rekrutieren konnte. Im Herbst  schließlich fiel in der Doppelschlacht bei Philippi (s. Vir. ill. ,) die Entscheidung (Vell. ,; Plu. Brut.  ff.; Ant. ; Flor. ,, ff.; App. BC , ff.; D.C. , ff. u. a.; zum Detail: G [s. § ] –). Die Formulierung ab Augusto . . . victus vermittelt allerdings ein geschöntes Bild über den Anteil Octavians am Sieg (richtig dagegen Vir. ill. ,: Caesar; zur Verwendung des späteren Cognomens Augustus s. Vir. ill. ,). Denn dieser nahm an der ersten Schlacht (Okt.) gar nicht teil, was er später in seinen Memoiren mit dem Hinweis auf das warnende Traumgesicht seines Arztes zu begründen suchte (im Detail variierend: Plu. Brut. , ff.; ,; Suet. Aug. ,; App. BC ,; Flor. ,, u. a.; s. E [a]  f.). Octavian geriet deshalb auch nicht in Lebensgefahr, als die Soldaten des Brutus das Lager eroberten (App. BC ,), während Antonius gegen C. Cassius erfolgreich war, der deshalb noch auf dem Schlachtfeld Selbstmord beging (s. Vir. ill. ,). In der zweiten Schlacht (Mitte Nov.) gelang es zwar den Truppen Octavians, die Linien des Brutus zu durchbrechen und den Eingang des gegnerischen Lagers zu besetzen, so dass dessen Truppen der Rückzug versperrt war, doch entschied vor allem Antonius mit seiner Kavallerie, die die Flüchtenden verfolgte, den Kampf zugunsten der Triumvirn (App. BC , ff. u. a.). Brutus selbst gelang mit vier Legionen der Rückzug in die nahen Berge; angesichts



 Kommentar

der mangelnden Bereitschaft seiner Offiziere weiterzukämpfen, entschloss er sich jedoch, dem Beispiel seines Onkels Cato nach Thapsus (s. Vir. ill. ,) folgend, Selbstmord zu begehen (App. BC , ff. u. a.). Über die konkrete Umsetzung der Tat vermitteln die Quellen kein einheitliches Bild. Nach Plutarch, der ausführlichsten Darstellung (Brut.  f.), fasste Brutus in Gegenwart seiner engsten Freunde, nachdem er sie vergeblich um Mithilfe gebeten hatte, mit beiden Händen sein Schwert, stemmte es gegen die Erde und stürzte sich hinein (Brut. ,). Anderen Quellen zufolge soll ihm dagegen sein Studienfreund Strato(n) von Aegeae beim Sturz ins Schwert behilflich gewesen sein (Vell. ,, f.; Plu. Brut. ,). Neben diesen beiden, engverwandten Fassungen zirkulierte eine weitere Traditionslinie, die Strato selbst den Todesstoß in die Brust (App. BC ,) bzw. Seite (Flor. ,,; Oros. hist. ,,) führen ließ (ohne genaue Lokalisierung: D.C. ,,; Liv. per. ). Dieser Version ist auch DVI verpflichtet, allerdings zeigt die singuläre Form der Tötung (Stratoni cervicem praebuit) einmal mehr die Unabhängigkeit der Viri illustres von der livianischen Tradition. Auf Befehl Octavians wurde danach dem Leichnam der Kopf abgetrennt, da er diesen in Rom vor die Statue seines vergöttlichten Adoptvivaters Caesar legen wollte, doch geriet das Transportschiff in einen Sturm, so dass man das Haupt ins Meer warf (D.C. ,,; s. auch Suet. Aug. ,). Antonius hingegen ließ den Leichnam des Brutus, eingehüllt in einen Purpurmantel, verbrennen und die Asche dessen Mutter Servilia überbringen (Val. Max. ,,; Plu. Brut. ,; App. BC ,; D.C. ,,). , Gaius . . . rediit: Über den Lebensweg des C. Cassius Longinus (geb. ? ?) bis zu seiner Amtszeit in Syrien ist nichts weiter bekannt (zur Vita: D [²] –; D []; zu Cassius als Caesarmörder in der antiken Historiographie außerdem R [] –). Wie DVI lassen auch die übrigen Quellen seinen cursus honorum mit der Quaestur im Kontext der vernichtenden Niederlage des M. Licinius Crassus Dives ( cos. II: MRR  f.) gegen die Parther bei Karr(h)ai (h. Harran, Nordmesopotamien) im J.  beginnen (Vell. ,,; Plu. Crass. ,.  ff. passim; D.C. ,,; Liv. per. ; Eutr. ,, f.; Oros. hist. ,, u. a.; s. MRR ,, anders ,). Da die Magistratswahlen für das J.  erst im Hochsommer desselben Jahres abgehalten werden konnten, die Schlacht bei Karr(h)ai jedoch bereits am . Juni  geschlagen wurde (s. MRR ,), ist die Quaestur des Cassius ein oder zwei Jahre früher zu datieren (? ?), d. h. Cassius diente unter Crassus nicht als Quaestor, sondern als Pro-Quaestor (s. S [] ; L [] –). Die erfolgreiche Rückführung der Reste des geschlagenen Heeres nach Syrien (Vell. ,,; D.C. ,, f.; Oros. hist. ,, u. a.; zur Auslassung von

 Cassius Longinus



exercitus vgl. Vir. ill. ,) sowie die Behauptung der Provinz Syria gegen die parthischen Angriffe (s. § ) in den beiden Folgejahren (/) begründeten Cassius’ Ruf als eines herausragenden Militärs.  Osacem . . . superavit: im J. . Osakes, der Feldherr des Partherkönigs Orodes II., hatte vergeblich Antiocheia am Orontes (h. Antakya, Türkei) belagert und wurde auf dem Rückzug von Cassius geschlagen; tödlich verwundet verstarb er wenige Tage nach der Schlacht (Cic. Att. ,,; ,,; fam. ,,; ,,; J. BJ ,,; D.C. ,, ff. u. a.). Nach dem Eintreffen des neuen Statthalters M. Calpurnius Bibulus Ende  (MRR ,) verließ Cassius Syrien und kehrte Anfang  nach Rom zurück, wo er einer Anklage wegen Erpressung entging (Cic. fam. ,,; ,,).  Dein . . . est: Bei der caryota (Gattung der Fischschwanz- bzw. Brennpalmen) handelt es sich um eine nussförmige (τὸ κάρυιον = Nuss), große Dattel, aus deren Saft man hervorragende Weine produzierte (Varr. rust. ,,; Plin. nat. ,; Petr. ,.  u. a.), die aber auch, wie das Kochbuch des Apicius (De re coquinaria) lehrt, als Beilage zu Fleischgerichten, als zuckriges Dessert und als Ingredienz für Saucen Verwendung fand. Hauptexportgebiet war der vordere Orient, vor allem das Gebiet um Jericho (Plin.). Dass sich Cassius damals in irgendeiner Form als äußerst zwielichtiger, ja übler (foedissime) Dattelhändler – in Analogie zu carbonarius, vinarius u. a. müsste es eigentlich caryotarius heißen, doch gibt es für dieses Wort keinen Beleg – betätigte, findet sich nur bei DVI, passt aber in das Bild, das die Quellen von der Habsucht des Cassius tradieren, der für seine Erpressungen in der Provinz bei den Zeitgenossen berüchtigt war (Cic. fam. ,,; ,,). So verkaufte er etwa . Juden als Sklaven (J. BJ ,,) und scheute sich im Bürgerkrieg der J. – nicht, in den östlichen Provinzen rücksichtlos Gelder für die Kriegsführung gegen die Triumvirn einzutreiben (s. S []  f.).  Tribunus . . . oppugnavit: Nach seiner Rückkehr aus Syrien Anf.  (s. § ) bewarb sich Cassius erfolgreich um das Volkstribunat für das folgende Jahr, das er am . Dez.  antrat (MRR ,). Der Kontext der Notiz ist unklar, da Cassius seine Amtszeit in Rom nur für kurze Zeit ausüben konnte. Denn schon im Januar , d. h. unmittelbar nach Ausbruch des Bürgerkriegs (s. Vir. ill. ,; ,), brach er als Anhänger des Cn. Pompeius von Rom nach Capua auf, um die Consuln zu veranlassen, die Staatskasse in Rom an sich zu bringen und anschließend Rom wieder zu verlassen (Cic. Att. ,,. ,. . ). Vielleicht ist bei oppugnavit daher ganz allgemein an die Opposition gegen Caesar zu denken.  Bello . . . praefuit: Cassius hatte, anders als hier der lateinische Text als alternative Übersetzung zulässt, nicht den Oberbefehl über die gesamten Flottenstreitkräfte der Pompeianer. Dieser lag vielmehr bei M. Calpurnius Bibulus (MRR ,); Cassius seinerseits kommandierte lediglich die syrische Flotte (Caes. civ. ,,; MRR ,).



 Kommentar

Mit diesen Schiffen segelte er im J.  (MRR ,) ins westliche Mittelmeer und attackierte erfolgreich die Schiffe der Caesarianer bei Messana (h. Messina) und Vibo Valentia (am h. Golf von Sant’Eufemia), wo allerdings sein eigenes Schiff vom Feind geentert wurde, so dass er in einem Boot fliehen musste (Caes. civ. ,).  A . . . feri: Auf die Nachricht von der Niederlage des Pompeius bei Pharsalos  (s. Vir. ill. ,; ,) hin hatte sich Cassius wieder in das östliche Mittelmeer begeben, um dort an die clementia Caesars zu appellieren (Cic. Att. ,,; ,,; fam. , aus dem J. ). Diese wurde ihm nicht nur großzügig gewährt, sondern Caesar betraute ihn für die J. / überdies mit einer Legatenstelle (Cic. fam. ,,; ,,; D.C. ,, u. a.; MRR ,. ). In der Folge fühlte er sich jedoch in seiner dignitas durch Caesar herabgesetzt. So erhielt er von diesem zwar für das Jahr  die Praetur, aber nicht das angestrebte, da angesehenere Amt des praetor urbanus, das vielmehr an Iunius Brutus ging (s. Vir. ill. ,). Obwohl in einem Teil der Quellen als eigentlicher Anstifter der Verschwörung ausgewiesen (Plu. Brut.  ff.; App. BC , ff.; Suet. Iul. , f. u. a.), lässt sich diese Rolle des Cassius nicht mehr eindeutig verifizieren (s. D [] –). Mit der Bereitschaft des Brutus, am Attentat auf Caesar mitzuwirken, ging auf jeden Fall die Führerrolle an jenen über (s. Vir. ill. ,). Am Morgen des . März  versammelten sich die Verschwörer bis auf Brutus (s. Vir. ill. ,) im Haus des Cassius, um dessen Sohn, der damals die toga virilis anlegte, auf das Forum zu begleiten und anschließend gemeinsam ins Pompeius-Theater zu gehen, wo Cassius zunächst noch gemeinsam mit Brutus seinen Amtsgeschäften als Praetor nachging (Plu. Brut. , f.). In Ausführung der Tat verletzte er Caesar mit dem Dolch im Gesicht (Nic. Dam. Vit. Caes.  f.; App. BC ,). Der sprachlich nicht leicht deutbare Ausspruch vel per me feri ist nur durch DVI belegt und wohl so zu verstehen, dass Cassius dem Mitverschwörer deutlich machen wollte, dass ihm der Tod Caesars wichtiger war als sein eigenes Leben. Zu den Ereignissen nach dem Attentat s. Vir. ill. ,. – magnoque . . . praebuit: Diese Fassung vom Tod des Cassius am Abend der ersten Schlacht bei Philippi deckt sich im Wesentlichen mit den wichtigsten Quellen (Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plu. Brut. , ff.; Ant. , ff.; App. BC ,; D.C. ,, ff.), die übereinstimmend berichten, Cassius habe sich, nachdem seine Linien von den Soldaten des Antonius durchbrochen worden waren, auf einen Hügel gerettet, dort aber infolge unglücklicher Umstände zu spät die Nachricht von dem Erfolg des Brutus über die Truppen Octavians und dessen Einnahme des feindlichen Lagers (qui Caesarem vicerat; s. Vir. ill. ,) vernommen. Im Glauben (putaret), dass auch Brutus besiegt worden sei, habe er es deshalb vorgezogen, lieber durch die Hand seines Freigelassenen Pindarus, der bereits bei Karr(h)ai

 Sextus Pompeius



(s. § ) dabei gewesen war, zu sterben als in die Hände des Antonius zu fallen. Allein Appian (BC , f.) zeichnet in der von ihm präferierten Version ein abweichendes, heroisches Bild vom Ende des Cassius: Dieser habe zwar noch rechtzeitig die Nachricht vom Erfolg des Brutus erhalten, gleichwohl aber an seinem Entschluss festgehalten, mit Hilfe des Pindarus der Schande der Niederlage zu entgehen und Brutus damit den alleinigen Sieg zu gönnen. Obwohl diese Variante der vorliegenden Textstelle nicht zugrunde liegt, stimmt DVI einzig mit Appian darin überein, dass Cassius seinem Freigelassenen die Kehle (iugulum) hingehalten habe, während Velleius (,,) und Plutarch (Brut. ,) berichten, Cassius habe Pindarus seinen Nacken (cervix) geboten, damit er ihm den Kopf abschlage (ohne Namensnennung Flor. ,,; Oros. hist. ,,; allgemein Liv. per. : mortem conscivit). DVI erweist sich damit erneut als selbstständiger, von Livius und der engeren post-livanischen unabhängiger Traditionsstrang. Der Leichnam des Cassius wurde auf Befehl des Brutus, der ihn als ‚letzten Römer‘ (Romanorum ultimus) gewürdigt haben soll, heimlich nach Thasos geschafft und dort beigesetzt (Tac. ann. ,,; Plu. Brut. ,; App. BC , f.; D.C. ,,). , Sextus Pompeius: Sextus Pompeius Magnus Pius (s. RRC ,), dessen Biographie chronologisch stimmig den beiden Schlusskapitel über Antonius und Kleopatra (Vir. ill.  f.) vorangestellt ist, war der jüngere Sohn des Cn. Pompeius (Vir. ill. ) und dessen dritter Ehefrau Mucia (Plu. Cat. Mi. ,; App. BC ,; ,; ,; D.C. ,,). Das genaue Geburtsjahr ist unbekannt; vermutlich wurde er zwischen – geboren. Zu Geburtsdatum bzw. Biographie s. S [] – (Lebensweg). – (Anhängerschaft); H (), hier ; W (), hier  f. – in . . . obsedit: In nur einem Satz sind die Ereignisse vom Frühjahr  bis zum Herbst  komprimiert. Sein älterer Bruder Gnaeus wurde nach der Niederlage bei Munda im März  auf der Flucht getötet (s. Vir. ill. ,). Sextus selbst, der bis dahin Cordoba gegen Caesar gehalten hatte (Bell. Hisp. ,; D.C. ,, f. u. a.), floh daraufhin aus der Stadt in das Gebiet der Lacetaner am Südfuß der Ostpyrenäen (s. T [] –), die seinem Vater freundschaflich verbunden gewesen waren (D.C. ,,). Nach dem Abzug Caesars aus Spanien konnte er jedoch aus Einheimischen und ehemaligen Soldaten seines Vaters und seines Bruders (reliquiis exercitus collectis) sowie aus Nordafrika (App. BC ,; Flor. ,, u. a.) neue Truppen rekrutieren, mit denen er erfolgreich schrittweise bis zum Sommer  den Süden (Baetica) und Teile des Nordens (Tarraconensis) unter seine Kontrolle brachte (App. BC , f.) sowie eine eigene Flotte aufstellte (App. BC ,). Trotz einer zwischenzeitlichen Annäherung an den Senat im Frühjahr 



 Kommentar

(Übertragung eines Flottenkommandos: Vell. ,,; App. BC ,; D.C. ,,) kam es im Sept.  (lex Pedia) zu seiner Ächtung (D.C. ,,) und Amtsenthebung (D.C. ,,; ,,), worauf er sein Hauptquartier in Massilia (h. Marseille) aufgab und mit der Flotte vor die Küste Italiens segelte (D.C. ,,). Als die Triumvirn wenige Wochen später (Ende Nov. ) dann tatsächlich seinen Namen auf die Proskriptionsliste setzten (App. BC ,; D.C. ,,; Oros. hist. ,, u. a.; s. auch Vir. ill. ,), fasste er den Entschluss sich Sizilien als neue Machtbasis zu sichern, was ihm bis Ende des Jahres auch gelang (Flor. ,,; D.C. ,, ff.  f.; Liv. per.  u. a.). Das Aufbrechen von Arbeits- und Zuchthäusern (ergastulis ruptis), in denen Verbrecher und Sklaven interniert waren (s. Vir. ill. ,), war im Bürgerkrieg eine durchaus übliche Praxis (Caes. civ. ,, f.), ist aber so explizit für Pompeius nur bei DVI überliefert. Zur umfangreichen Aufnahme von Sklaven in dessen Heer und Flotte s. Vell. ,,; App. BC ,; Flor. ,, f.; dazu H () –.  Interceptis . . . placavit: Sizilien war neben Ägypten der wichtigste Getreidelieferant Roms und Italiens. Mit Sizilien als Machtbasis (s. § ) war es Sex. Pompeius möglich, die Küsten Italiens zu attackieren, vor allem aber die Getreideversorgung (annona) Roms zu blockieren und damit Octavian unter Druck zu setzen (D.C. ,,; Liv. per. ). Dessen Versuch, die Insel nach ihrer Besetzung durch Pompeius (s. § ) umgehend wieder in seinen Besitz zu bringen, vereitelte Pompeius durch seinen Seesieg bei Skyllaion über Q. Salvidienus Rufus vor der Straße von Messina (App. BC ,; D.C. ,, ff.; Liv. per. ). Zur Feier seines Sieges veranstaltete Pompeius vor Rhegium mit Kriegsgefangenen eine Naumachie (D.C. ,,) und ließ sich in der Folge als Neptuni filius titulieren (D.C. ,,. ,. ,; s. auch Hor. epod. , f.), um sich durch diesen Rückgriff auf das Beispiel seines Vaters (RRC ,a; ,b) in betonter Konkurrenz zu Octavian, dem Divi filius, zu stilisieren. In den Kontext der Siegesfeier(n) ist auch das Opfer für Neptun einzuordnen, bei dem Pompeius nach dem Zeugnis des Florus (,,) einhundert Stiere mit vergoldeten Hörnern sowie ein lebendes Pferd, dazu Gold, in die Meerenge werfen ließ (s. auch D.C. ,,). Die Opferung von Stieren mit vergoldeten Hörnern findet sich bereits in Ilias (,) und Odyssee (,), allerdings nicht für Poseidon, sondern für Pallas Athene. Das Pferd galt als heiliges Tier des Neptun (s. W [²] –), dessen Opferung in Gewässern auch sonst belegt ist (Paus. ,,), ja Mithridates VI. von Pontos (Vir. ill. ) soll sogar ein ganzes Schimmelgespann (Wagen und Pferde) im Meer geopfert haben (App. Mithr. ). Florus ergänzt DVI aber nicht nur inhaltlich, sondern weist auch sprachliche Parallelen auf, so in der sprachlichen Verkürzung bubus bzw. bobus auratis statt bobus auratis cornibus (ähnlich etwa auch Liv. ,,; vollständig dagegen Liv. ,,) und

 Sextus Pompeius



Betonung der glücklichen Seeherrschaft des Sex. Pompeius (maris rector in suo mari regnare). Zur propagandistischen Vereinnahmung Neptuns durch Pompeius, der statt des purpurfarbenen Mantels, wie ihn der römische Imperator trug, einen dunkelblauen, d. h. meerfarbenen, Mantel benutzte (App. BC ,), und dessen Münzprägung s. W [] –. –, die allerdings ohne Begründung den Verfasser der Viri illustres der livianischen Tradition zuordnet (); zur Propaganda des Pompeius s. außerdem W () –. –.  Pace . . . tenebat: Bereits / waren Pompeius in den Verhandlungen mit Antonius und dem Senat die teilweise Rückgabe des väterlichen Vermögens sowie Entschädigungszahlungen zugesagt, anschließend aber nicht realisiert worden (Cic. Phil. ,; App. BC ,. ; ,; D.C. ,,. , u. a.). Im Friedensschluss von Misenum (), bei dem auch die Verlobung der Tochter des Pompeius mit M. Marcellus, dem Neffen Octavians, verabredet wurde (D.C. ,,), konnte er jedoch nicht nur die Anerkennung seiner Machtposition und Herrschaft über Sizilien, Sardinien, Korsika und Achaia, sondern die teilweise Restitution des Familienvermögens bzw. einen gewissen finanziellen Ausgleich durchsetzen (Vell. ,, ff.; App. BC , ff.; D.C. ,, ff. , u. a.; s. H [] –; W [] –). Gegenstand der Verhandlungen war auch das Haus seines Vaters auf den Carinen (Carinae), dem Westabhang des Esquilin (das h. Gebiet um S. Pietro in Vincoli); die Namensherkunft (carina = ‚Schiffskiel‘) war schon in der Spätantike, wie die verschiedenen Etymologien bei Servius (, mit Serv. Dan.) zeigen, nicht mehr sicher eruierbar (s. A. R-A, LTUR  [²]  f.). Caesar hatte dieses nach dem Tod des Cn. Pompeius (s. Vir. ill. ,) zum Kauf frei gegeben und Antonius hatte es sich angeeignet (Vell. ,,; Plu. Ant. ,; D.C. ,, f. u. a.). Den Anlass für das Bonmot gab das gemeinsame Abendessen auf dem Schiff des Sex. Pompeius zur Feier des frisch geschlossenen Abkommens. Nach Velleius (,,) fielen die Worte beim Empfang der Gäste durch den Gastgeber (vgl. auch, jedoch ohne das Wortspiel, Plu. Ant. ,), nach Florus dagegen erst, als man sich zu Tische legte (,,: cumque invitante ipso in navem discubitum est); einer genauen zeitlichen Fixierung entzieht sich dagegen Cassius Dio, der die feine Ironie des Pompeius betont (,,). Auch das Partizip Perfekt Passiv (epulatus) bei DVI lässt einen gewissen Spielraum (anders K ad loc.), da diese Partizipialform bei Deponentien (ratus, usus, veritus u. a.) häufig präsentische Bedeutung hat, so dass epulatus sowohl beim Essen als auch nach dem Essen bezeichnen kann. Inhaltlich jedoch macht das Bonmot (nahe zu gleichlautend Flor. ,,: hae sunt . . . carinae meae) deutlich, dass Sex. Pompeius damals trotz aller Bemühungen nicht wieder in den Besitz des Elternhauses gelangte, sondern dass es im Besitz des Antonius blieb (s. auch Vir. ill. ,).



 Kommentar

 Rupto . . . est: Die überlieferte Textfassung von DVI steht damit im Widerspruch zur gesamten Überlieferung. Denn Antonius war, so die Quellen übereinstimmend, am Bruch des Vertrages von Misenum nicht beteiligt, ja soll Octavian sogar von der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen abgeraten haben (App. BC ,). Während Cassius Dio (,,) sowohl Pompeius als auch Octavian die Schuld gibt, ging der Vertragsbruch nach Appian (BC , ff.) eindeutig von Sex. Pompeius aus. Das gleiche Bild ergibt sich aus den Periochae (Liv. per. : nec pacem praestaret) und Eutrop (,,: Pompeius pacem rupit), der allerdings im Sprachlichen mit DVI zusammengeht (navali proelio victus fugiens ad Asiam). Die Viri illustres lassen sich damit, sofern man an dem überlieferten Text festhält, nicht der livianischen Tradition zuordnen. Möglicherweise handelt es sich bei per eundem Antonium wie auch bei Vir. ill. , um ein Glossem im Archetyp, so dass als originale Textfassung lediglich rupto foedere anzusetzen ist. Am . Sept.  schließlich kam es zur Entscheidungsschlacht bei Naulochoi an der Nordküste Siziliens (s. H [] –; W [] –). In einer erbittert geführten Seeschlacht gelang es Vipsanius Agrippa (s. Vir. ill. ,), die Flottenverbände des Sex. Pompeius zu schlagen (App. BC , ff.; Flor. ,,; D.C. ,, f.; Liv. per. ; Oros. hist. ,,), während dieser wie auch Octavian vom Land aus mit ihren Heeren das Kampfgeschehen verfolgten (Suet. Aug. , f.; App. BC ,; D.C. ,,. , f.; Oros. hist. ,, u. a.). Nach seiner Niederlage gab Sex. Pompeius fluchtartig Sizilien preis (Sept. ) und segelte mit den Resten seiner Flotte nach Griechenland (Vell. ,,; Flor. ,,; App. BC ,; D.C. ,,. , ff.; Oros. hist. ,,), von wo aus er sich mit nur noch wenigen Begleitern nach Lesbos begab, um Verbindung mit Antonius aufzunehmen (Flor. ,,; App. BC ,. ; D.C. ,,; Liv. per.  u. a.). Der freundliche Empfang in Mytilene (App. BC ,; D.C. ,,), die Nachricht vom Scheitern des Partherfeldzuges des M. Antonius (s. Vir. ill. ,), die ungebrochene Anziehungskraft seines bzw. des väterlichen Namens sowie der Zustrom neuer Anhänger (D.C. ,,) bewogen ihn nochmals, eine eigenständige Politik zu versuchen. So verhandelte er während des Winter / einerseits mit Antonius, andererseits versuchte er mit den Parthern ins Gespräch zu kommen (App. BC , ff. ; D.C. ,,). Zugleich rüstete er militärisch auf, setzte im Frühjahr  auf das Festland über und griff einzelne Städte am Hellespont bzw. Marmara-Meer an (Lampsakos, Kyzikos, Nikaia, Nikomedeia; s. App. BC ,. .  ff.). Von den Truppen des Antonius eingekreist und von seinen engsten Anhängern verlassen, versuchte er sich über Bithynien nach Armenien durchzuschlagen (App. BC ,), wurde jedoch schließlich (Sommer ) von dessen Soldaten gefangen genommen und wenig später auf Befehl des M. Titius (und Weisung des Antonius?)

 Marcus Antonius



in Milet hingerichtet (Vell. ,,; Flor. ,,; App. BC , ff.; D.C. ,, ff.; Liv. per. ; Eutr. ,,; Oros. hist. ,,; s. S [] –; H [] –; W [] –). , Marcus Antonius: M. Antonius wurde  (s. P []  f. zu Plu. Ant. ,) als Sohn des M. Antonius Creticus (praet. : MRR , f.), und der Iulia, der Schwester Caesars (Vir. ill. ), geboren; sein Großvater war der berühmte, von Anhängern des Marius (Vir. ill. ) getötete gleichnamige Redner und Dialogpartner in Ciceros rhetorischer Hauptschrift De oratore (Plu. Ant. . ,). Ausgespart bleibt im Folgenden die (wilde) Jugend des Antonius (s. Cic. Phil. , ff.; Plu. Ant. , ff.). Zur Biographie s. zuletzt H (), hier –; speziell zu den Jahren /: G (); M (); zum Konflikt mit Cicero bzw. Octavian P (); ein Kurzporträt zeichnet C (). – in . . . comes: Die Angabe ist unpräzise, da Antonius keineswegs an allen Feldzügen beteiligt war (cursus honorum: MRR , f.). So nahm er weder am Feldzug Caesars in Nordafrika noch an den Kämpfen / in Spanien teil (s. Vir. ill. ,). Gleichwohl trifft die Formulierung Caesari comes den Kern der Beziehung beider Männer, da sich Antonius stets loyal (homo coniunctissimus: Hirt. Gall. ,,) Caesar gegenüber verhalten hat (Cic. Phil. ,; Vell. ,,; s. H [] –). Im J.  folgte er diesem nach Gallien (Cic. Phil. , f.), kehrte er aber  nach Rom zurück, wo er sich mit dessen Unterstützung erfolgreich um die Quaestur für  bewarb (Cic. Phil. ,. ; s. MRR ,). Anschließend begab er sich erneut nach Gallien (Cic. Att. ,,) und kämpfte dort als Quaestor und Legat in den J. – an der Seite Caesars (Caes. Gall. ,,; Hirt. Gall. ,,. ,. ,. ,. , ff.). Im J.  verließ er auf Geheiß Caesars Gallien und ging nach Rom, wo er seine Wahl zum Augur durchsetzte (Hirt. Gall. ,, ff.; Cic. Phil. , u. a.; s. MRR ,; D [] –). Zum Detail s. H [] –. – Lupercalibus . . . tentavit: am . Feb. ; Antonius bekleidete in diesem Jahr gemeinsam mit Caesar das Consulat (MRR , f.). Bei der Feier der Lupercalia zu Ehren des Faunus (s. U []; W [b]) hatte Caesar, erstmals mit Purpurtoga und Goldkranz in der Öffentlichkeit auftretend, auf einem vergoldeten Sessel Platz genommen, um von der Rednertribüne herab dem Lauf der an den Hüften nur mit einem Ziegenfell bekleideten Priester, der sog. Luperci, um den Palatin beizuwohnen. Zum Eklat kam es, als Antonius, der als Consul zugleich ihr Anführer (magister) war, auf die Rednertribüne stieg und versuchte, Caesar ein mit Lorbeer umwundenes Diadem (eine Kopfbinde mit fliehenden Enden), das Symbol königlicher Macht in den hellenistischen Monarchien seit Alexander dem Großen, aufzusetzen. Angesichts der



 Kommentar

heftigen Reaktionen des Publikums nahm Caesar jedoch trotz mehrfacher Versuche des Antonius die Ehrung nicht an, sondern befahl, das Diadem auf das Capitol zu bringen und es dort dem Iuppiter Optimus Maximus zu weihen (Vell. ,,; Plu. Caes. ; Ant. ; Suet. Iul. ,; App. BC , ff. u. a.). – mortuo . . . decrevit: Zum Tod Caesars s. Vir. ill. ,; ,; ,. Bereits vor seinem Tod hatte der Senat zahlreiche Ehrungen beschlossen (Suet. Iul. , ff.; App. BC , ff.; D.C. ,, ff. u. a.), die Caesar in die Nähe der Heroen bzw. Götter rückten (Festspiele alle vier Jahre, Ergänzung der Luperci Fabiani und Quinctiales um Luperci Iulii, Mitführung eines Götterbildnisses mit den Zügen Caesars bei der pompa circensis und ein Pulvinar im Circus, Verehrung als divus Iulius zusammen mit der Clementia in einem neu zu errichtenden Tempel u. a.; s. G [] –) und welche Antonius beim Leichenbegängnis vorlas (Suet. Iul. ,; App. BC , ff. u. a.). Hier dagegen dürften die von Antonius am . Sept. im Senat durchgesetzten Ehrungen für Caesar gemeint sein. Obwohl die Divinisierung Caesars erst  erfolgte, genoss er bei seinen Anhängern bereits unmittelbar nach seiner Ermordung göttliche Verehrung. Auf Vorschlag des Antonius beschloss der Senat damals (. Sept. ), wie Cicero voller Empörung kommentiert (Phil. , f.), allen Dankfesten für die Götter (supplicationes) zu Ehren Caesars je einen weiteren Tag hinzufügen, d. h. einem Toten nicht ein Totenopfer darzubringen, sondern ihm ein staatliches Dankfest zu bewilligen.  Augustum . . . fugit: Durch die testamentarische Adoption als Sohn Caesars (s. Vir. ill. ,) war Octavian (zur Namensform s. Vir. ill. ,) zum wichtigsten Rivalen für Antonius im Kampf um die Macht im Staat geworden, den dieser daher mit allen Möglichkeiten kleinzuhalten versuchte. Was unter perfidiose zu verstehen ist, erhellt am besten Florus (,, f.): lacerare furtis hereditatem, ipsum insectari probris, cunctis artibus cooptationem Iuliae gentis inhibere non desinere; denique ad opprimendum iuvenem palam arma moliri (s. auch Plu. Ant. , ff.; D.C. ,, ff.). Da die Invektive des Florus gleichfalls im Kontext des Bellum Mutinense steht, liegt die Vermutung nahe, dass der Verfasser der Viri illustres hier möglicherweise die gemeinsame Vorlage in diesem einen Wort prägnant komprimiert hat. Der eigentliche Sieger in der Schlacht bei Mutina (h. Modena) am . Apr.  war jedoch nicht Octavian, den der Senat als Pro-Praetor den beiden Consuln C. Vibius Pansa und A. Hirtius zur Seite gestellt hatte, sondern Letzterer, der allerdings im Kampf den Tod fand (Cic. fam. ,; ,; Vell. ,, f.; Suet. Aug. ,; ; Plu. Ant. ,; App. BC , f.  ff.; D.C. , ff. u. a.). Völlig falsch plaziert, chronologisch wie sachlich, ist dagegen der Einschub Perusii fame domitus. Denn die Aushungerung von Perusium (h. Perugia) durch Octavian gehört erst in das Jahr , und es war damals nicht Marcus Antonius, sondern dessen

 Marcus Antonius



Bruder Lucius, der von Octavian zur Aufgabe genötigt wurde (Feb. ) und nach Spanien ging (Vell. ,, ff.; Suet. Aug. ; App. BC , ff.; D.C. ,; Liv. per.  f.). Die Verwechslung der beiden Brüder findet sich aber wiederum bei Florus (,: Bellum Perusinum), was die Hypothese einer gemeinsamen Quelle weiter stützt. – Ibi . . . rediit: Die dreiteilige Satzstruktur umreißt knapp den Gang der Ereignisse des J.  in Italien und Gallien. Antonius zog sich nach seiner Niederlage bei Mutina (s. oben) über die Alpen nach Gallien zurück, wo er sich Ende Mai bei Forum Iulii (h. Fréjus) mit M. Aemilius Lepidus, dem Statthalter der Gallia Narbonensis und der Hispania citerior (MRR , f.), verbündete (Cic. fam. ,.  f. /a. ; Vell. ,, f.; Plu. Ant. , ff.; App. BC , ff.; D.C. ,,.  f. u. a.). Erfolglos hatte Decimus Iunius Brutus Albinus, der Statthalter des diesseitigen Gallien (MRR ,) und designierte Consul (Vell. ,,), zuvor versucht, Antonius auf seinem Marsch nach Gallien einzuholen (Cic. fam. ,,. a,). Nach Überquerung der Alpen kam es Anf. Juni zunächst zu einem Bündnis mit L. Munatius Plancus, dem Statthalter in Gallien außer der Gallia Narbonnensis (MRR ,.  f.), der jedoch im Laufe des Sommers die Fronten wechselte und sich mit seinen Truppen den Gegnern des Dec. Brutus anschloss (Cic. fam. , f.; Vell. ,,; Plu. Ant. ,; App. BC ,; D.C. ,, f.; Liv. per. ). Von Munatius Plancus und seinen Soldaten im Stich gelassen (Brutum exercitu corrupto occidit), versuchte dieser daher, sich nach Makedonien zu M. Iunius Brutus (Vir. ill. ) durchzuschlagen, doch wurde er von einem gallischen Häuptling gefangen genommen und auf Befehl des Antonius getötet (Cic. fam. ,a; Vell. ,, f. ,; App. BC , ff.; D.C. ,, u. a.). In der Folge kehrte Antonius nach Italien zurück, wo es unter Vermittlung des Lepidus (zur Person: A []) zur Aussöhnung bei Bononia (h. Bologna) mit Octavian, der seit dem . Aug. das Consulat bekleidete (MRR ,), bzw. zur Verständigung auf ein gemeinsames Bündnis zwischen den drei Männern kam (s. § ).  Triumvir . . . coepit: Seine rechtliche Legitimierung erhielt dieses sog. Zweite Triumvirat durch die lex Titia vom . Nov. , die den drei Machthabern für fünf Jahre das Amt eines triumvir rei publicae constituendae mit consularischem imperium übertrug (R. gest. div. Aug. ,; Suet. Aug. ,; App. BC , ff.; D.C. ,,.  f. u. a. [s. MRR , f.]; zur Struktur: V [] –). Zur Ächtung von Bürgern (proscriptio) s. Vir. ill. ,; zum Wortlaut s. App. BC , ff.; zur Liste der Opfer: H () –. L. Iulius Caesar, der Bruder von Caesars Schwester Iulia, hatte nach dem Tod Caesars gegen Aemilius Lepidus und seinen Neffen Antonius als Feind der res publica Partei ergriffen (App. BC ,). Anders als der Text vermuten lässt, wurde er allerdings, von Alter und Krankheit gezeichnet, durch die Fürsprache seiner Schwester geret-



 Kommentar

tet (Vell. ,,; Plu. Ant. ,; ,; App. BC ,.  ff.; D.C. ,,. , u. a.).  In . . . perduxit: Die Formulierung in Syriam missus ist insofern irreführend, da Antonius nicht als Statthalter vom Senat nach Syrien geschickt wurde; die Triumvirn hatten sich vielmehr im Vertrag von Brundisium (Herbst ) geeinigt, dass Octavian die westlichen Provinzen erhielt, Antonius dagegen alle Provinzen östlich des illyrischen Skodra (h. Shkodra, Albanien), während Nordafrika bei Aemilius Lepidus verblieb und Italien weder Octavian noch Antonius zugeschlagen wurde (Plu. Ant. ,; App. BC ,; D.C. ,, u. a.; zu seiner Orientpolitik: B []). Als Proconsul des Antonius in Syrien (MRR ,) hatte P. Ventidius Bassus (zur Person: R V []), wie schon in den Jahren zuvor, einen neuerlichen Einfall der Parther unter Pakoros, dem Sohn des Partherkönigs Orodes II. (s. Vir. ill. ,), Anf.  erfolgreich abgewehrt (Str. ,,; Vell. ,,; Frontin. strat. ,,; Plu. Ant. ; Flor. ,; D.C. , ff. u. a.), wurde aber von Antonius, der ihm seine militärischen Erfolge neidete, nach seiner Ankunft durch C. Sosius ersetzt bzw. nach Rom geschickt, wo er am . Nov.  den ersten Triumph der Römer über die Parther (ex Tauro monte et Partheis) feiern konnte (Inscr. It. ,, f. ; Vell. ,,; Val. Max. ,,; Plin. nat. ,; Plu. Ant. , u. a.). Antonius selbst eröffnete im Sommer  nach umfangreichen Rüstungen erneut den Krieg gegen die Parther, indem er von Norden in das parthische Reich einmarschierte, den Euphrat überquerte und sich mit dem armenischen König Artavasdes verbündete (Str. ,,; Vell. ,, ff.; Plu. Ant.  ff.; Flor. ,; Liv. per.  u. a.; zum Detail s. H [] –). Als sich der weitere Vormarsch wegen parthischer Erfolge (Vernichtung der für Logistik und Belagerung zuständigen Truppenteile unter dem Legaten Oppius Statianus: Vell. ,,; Plu. Ant. , f.; D.C. ,, ff. , u. a.) und des herannahenden Winters als unmöglich erwies, sah sich Antonius widerwillig zum Rückzug über Armenien nach Syrien gezwungen, der infolge der Angriffe der Feinde, Hunger sowie der Widrigkeiten von Gelände und Witterung in einem Desaster für die Römer endete, das über . Soldaten das Leben kostete (Plu. Ant.  ff.; D.C. ,, ff.  ff.; Liv. per.  u. a.). Während Velleius (,,) die Verluste mit mindestens einem Viertel der Legionen beziffert (haud minus pars quarta), stimmt DVI mit Florus (,,) darin überein, dass rund ⁄ der Legionen (Vir. ill.: ; Flor.: ; s. auch Iust. ,,; dagegen : Liv. per. ) umkamen. – ibi . . . est: Antonius war Kleopatra (Vir. ill. ), so die einhellige, der Sichtweise Octavians verpflichtete Überlieferung (Plu. Ant.  f.; App. BC , ff.; D.C. ,, u. a.) restlos verfallen. Wie sehr er von der Liebe zu Kleopatra seit ihrer ersten Begegnung in Tarsos () ‚gefesselt‘ war (amore devinctus), zeigte sich augenfällig im J. . Nach dem erfolgreichen Rachefeldzug gegen Artavasdes von Armenien (s. H-

 Marcus Antonius



 [] –; zur Propagierung des Erfolges: W [] –. –), der ihn während des Feldzuges gegen die Parther () im Stich gelassen hatte (Plu. Ant. ,; ,; D.C. ,,), zog Antonius im Triumph nicht in Rom, sondern in Alexandria ein, wobei er den Armenierkönig mitführte (Str. ,,; Vell. ,, f.; Plu. Ant. , f.; App. BC ,; D.C. , f. u. a.). In der Folge ließ er Kleopatra als Königin der Könige feiern, machte Kaisarion, den unehelichen Sohn Caesars (Vir. ill. ), zu ihrem Mitregenten in Ägypten und beschenkte großzügig seine eigenen Kinder mit Kleopatra mit den Gebieten des Ostens (Plu. Ant. , ff.; D.C. ,, ff.). Zur entscheidenden Niederlage gegen Octavian bei Aktium drei Jahre später () s. Vir. ill. ,; ferner H () –.  In . . . conscivit: Der fehlerhafte, da unnötige Gebrauch der Präposition in der Ortsangabe (in Alexandriam) findet sich bereits bei Quintilian (inst. ,,) als Barbarismus bzw. Soloecismus getadelt. Da jedoch an allen vergleichbaren Stellen von DVI die Grammatik beachtet ist (Vir. ill. ,; ,; ,; , f.; ,; ,; ,; ,; ,; ,; korrekt auch Vir. ill. ,: in Ambraciam oppidum), ist hier, zumal sich derselbe Verstoß im folgenden Kapitel wiederholt (Vir. ill. ,), vielleicht doch pace K (ad loc.) von einer bewussten Setzung der Präposition auszugehen, d. h. der Verwendung von Alexandria als Synonym für Ägypten (in Aegyptum) bzw. für das Königreich der Ptolemäer (s. Cic. leg. agr. ,: regnum Alexandreae). Ausgespart sind die vergeblichen Versuche des Antonius nach der Niederlage bei Aktium (s. Vir. ill. ,) militärisch das Blatt zu seinen Gunsten noch zu wenden oder zumindest auf dem Verhandlungsweg eine Verständigung mit Octavian zu erzielen; dieser jedoch war lediglich am Tod seines Gegenspielers interessiert, während er Kleopatra mit Hilfe vorgetäuschter Verhandlungen lebend in seine Hände zu bekommen trachtete (zum Detail: H [] –; zum Schicksal der Kleopatra: Vir. ill. ,). Folgt man der romanhaften Darstellung bei Plutarch (Plu. Ant. , ff.) und Cassius Dio (,, ff. ,), den beiden wichtigsten Quellen, so stieß sich Antonius, als er von Kleopatra, die sich beim Einmarsch Octavians in Alexandria in ihr Grabmonument geflüchtet hatte, die bewusst falsche Nachricht von ihrem Tod erhielt, eigenhändig das Schwert in den Unterleib, war aber nicht sofort tot. Vielmehr ließ er sich, da ihn inzwischen die neue Botschaft Kleopatras, sie sei noch am Leben, erreicht hatte, sterbend zu ihrem Grabmonument bringen, wo er sich mit Hilfe eines Seilzuges in ihr Gemach hieven ließ, um hier in den Armen der Königin sein Leben zu beenden (s. auch Oros. hist. ,,). Nach Velleius Paterculus dagegen soll sich Antonius angesichts der aussichtslosen Lage, ohne zu zögern, selbst getötet haben (,,: se ipse non segniter interemit; danach H [] ). Diese Version findet sich auch bei Florus (,,: ferrum occupavit) und in den Periochae, hier



 Kommentar

aber um das Detail der irrtümlichen Kunde vom Tod der Kleopatra als auslösendes Moment ergänzt (Liv. per. : praecipue occisae Cleopatrae falso rumore inpulsus se ipse interfecit). Auch DVI fügt sich gut in diesen Ablauf ein, bietet aber zusätzlich die singuläre ‚Information‘, dass sich Antonius vor seinem Selbstmord noch im königlichen Ornat (regius und regalis sind synonym gebraucht) auf den Königsthron gesetzt habe; eine Angabe, die in der Notiz Plutarchs (Ant. ,), Kleopatra habe Antonius in königlicher Kleidung in ihrem Mausoleum beisetzen lassen, eine gewissen Parallele hat. Möglicherweise wird damit eine Traditionslinie sichtbar, die einerseits Antonius selbstbestimmt sterben ließ, andererseits aber sein Auftreten als orientalischer Monarch fokussierte, eine Linie also, welche dem von Octavian propagierten Bild des Antonius und der Kleopatra entsprach (s. auch Vir. ill. ). , Cleopatra . . . venit: Historisch plausibel, als Frau und Feindin Roms dem Werktitel allerdings in zweifacher Hinsicht widersprechend, beschließt Kleopatra VII. (geb. Ende ) die Reihe der Viri illustres und damit den biographischen Abriss der römischen Geschichte von den Anfängen bis zum Übergang von der Republik zum Principat (zur Vita s. S []; konzis C [⁴]; zur Rezeption außerdem W/H []). Entsprechend des Testaments ihres Vaters Ptolemaios XII. Auletes hatte sie nach dessen Tod (Feb./März ) im Alter von knapp  Jahren gemeinsam mit ihrem zehnjährigen Bruder Ptolemaios XIII. den Thron bestiegen (Caes. civ. ,,; Bell. Alex. , f.; Str. ,,; s. S [] –; C [⁴] –; zur Ehe der Geschwister außerdem kritisch C []). Im Thronstreit (zum Folgenden: S [] –) mit diesem bzw. dessen Ratgebern, insbesondere dem Eunuchen Potheinos, dem Oberfehlshaber der Truppen Achillas und dem Erzieher Theodotos (s. auch Vir. ill. ,), musste sie sich, nachdem sie über ein Jahr lang faktisch allein regiert hatte, im Sommer  zunächst von Alexandria nach Theben in Oberägypten zurückziehen und schließlich Anf.  Äygypten verlassen, worauf sie im Grenzgebiet zu Palästina arabische Truppen anwarb (Caes. bell. civ. ,, f.; Str. ,,; Lucan. , ff.; Plu. Caes. ,; App. BC , u. a.). Als Caesar in der Verfolgung des Pompeius (s. Vir. ill. ,) am . Okt.  in Alexandria eintraf, forderte er beide Geschwister auf, ihre Truppen zu demobilisieren, allerdings folgte nur Kleopatra seiner Aufforderung (Caes. civ. ,,. ,). Diese ließ sich, da Alexandria unter der Kontrolle ihres Bruders stand, heimlich in einem Sack für Bettwäsche in das Quartier Caesars bringen (Str. ,,; Lucan. , ff.; Plu. Caes.  f.; D.C. ,, u. a.), welcher den Reizen der einundzwanzigjährigen Königin erlag (Lucan. , ff.; D.C. ,, ff.). In der Folge zettelte der Eunuch Potheinos einen

 Cleopatra



Aufstand in der Stadt an und forderte Achillas, den Oberbefehlshaber der königlichen Truppen, auf, das Heer von Pelusion an der Nordostspitze des Nildetas nach Alexandria zu verlegen (Caes. bell. civ. , ff.; De bello Alexandrino). Monate lang im Palast belagert, gelang es Caesar erst nach dem Eintreffen von Verstärkungen am . März die Truppen des Königs entscheidend zu schlagen, der auf der Flucht im Nil ertrank (Oros. hist. ,,). Kleopatra, nunmehr mit ihrem jüngsten Bruder Ptolemaios XIV. verheiratet, erhielt die Herrschaft über Ägypten zurück (Bell. Alex. , f.; Str. ,,; Suet. Iul. ,; D.C. , u. a.). „Romanhaft“ (F. S, RE XI, [] ) bzw. historisch falsch ist daher die Behauptung, Kleopatra habe durch ihre Verführungskünste den Tod ihres älteren Bruders herbeigeführt. Semantisch subtil verweist impetravit (‚durch Bitten etwas erreichen‘) jedoch einerseits auf deren schwächere Position im Thronstreit, andererseits auf ihre betörende Strategie gegenüber dem römischen Imperator.  Haec . . . emerint: Sexueller Appetit (libido) und Schönheit (pulchritudo) bilden auch das Leitmotiv dieses Satzes. Der sonst meist so spröde Text glänzt hier rhetorisch durch die parallele Satzstruktur und das anaphorische tantae . . . tantae. DVI fügt sich damit nahtlos in das Kleopatrabild im Übergang von der Republik zum Principat ein (Verg. Aen. , ff.; Prop. ,,: meretrix regina; Hor. carm. ,,: fatale monstrum; s. W [] –) – ein Indiz, das letztlich wiederum auf einen ‚augusteischen‘ Kontext der Vorlage der Viri illustres verweist. Der livianischen Tradition jedenfalls lässt sich DVI schwerlich zuordnen, da keiner der vergleichbaren Texte (Flor. ,,; ,,; Eutr. ,,; s. aber auch D.C. ,,) die Schönheit und fleischliche Sinneslust Kleopatras so deutlich herausstellt bzw. miteinander verknüpft. Zu einem differenzierteren Bild der Persönlichkeit Kleopatras, ihrem kultivierten Auftreten, ihrer umfassenden Bildung, ihrer unwiderstehlichen Anziehungskraft s. dagegen bereits Plutarch (Ant. ) und Cassius Dio (,, f.); zu Porträt und Rezeption etwa S () –.  Postea . . . periit: Die Kurzbiographie endet unter knappster Erwähnung der Ehe mit M. Antonius und der gemeinsamen Niederlage bei Aktium (s. Vir. ill. , f.) mit dem sorgfältig inszenierten Tod der Königin (zum Detail s. S [] –). Diese hatte sich beim Anmarsch Octavians in ihr Grabmausoleum, einem zweistöckigen Bau mit Blick aufs Meer auf dem Areal des Königspalastes (s. P [] –) geflüchtet. Während der Verhandlungen mit dem Sieger gelang es C. Proculeius, einem Vertrauten Octavians, in das Gebäude einzudringen und Kleopatra gefangen zu nehmen (Plu. Ant. ; D.C. ,, f.; Zonar. ,). Nach einem abgebrochenen Hungerstreik (Plu. Ant. ) und einer ergebnislosen Unterredung mit Octavian (Plu. Ant. ; Zonar. ,) entschloss sie sich zum Selbstmord, um der Vorführung im Triumphzug des



 Kommentar

Siegers zu entgehen (Suet. Aug. , u. a.); nach Livius (so Porph. p. , ff. H zu Hor. carm. ,–) soll sie wiederholt οὐ θριαμβεύσομαι gerufen haben (s. auch Ps. Acro p. , ff. K zu Hor. carm. ,,: non triumphabor). Die genauen Todesumstände sind allerdings weder einheitlich noch eindeutig überliefert. Die elaborierteste Dramaturgie bietet Plutarch (Ant. , ff..; kürzer D.C. ,, ff.; Zonar ,): Nachdem sie mit Zustimmung Octavians dem einbalsamierten Leichnam des Antonius an dessen Grab (in eius mausoleo) ein Totenopfer gebracht habe, sei sie in den Palast (Cassius Dio) zurückgekehrt, habe gebadet und nochmals ein köstliches Mahl eingenommen, in dessen Verlauf ihr ein Korb mit Feigen gebracht worden sei. Danach habe sie die ganze Dienerschaft bis auf zwei besonders vertraute Zofen entlassen und Octavian einen versiegelten Brief geschickt. Als dieser ihre Bitte um eine Bestattung neben Antonius las, habe er sofort die Tür aufbrechen lassen, doch habe man Kleopatra, königlich gewandet und geschmückt, auf ihrem Bett nur noch tot vorgefunden, ebenso ihre sterbenden Zofen. Wie die Königin aber ihren Tod herbeigeführt hatte, war schon für Plutarch (Ant. , ff.) angesichts der ihm zugänglichen Quellen nicht mehr sicher zu eruieren, außer dass sie durch Gift den Tod gefunden hat. Leichte Stiche an ihren Armen deuteten, so Plutarch, auf den Gebrauch einer vergifteten Haarspange bzw. Nadel oder auf den Biss einer Schlange (Kobra) hin, die allerdings nicht im Gemach zu finden war (s. etwa auch Str. ,,; Vell. ,,; D.C. ,). Dadurch dass Octavian in seinem Triumphzug () eine bildliche Darstellung zeigen ließ, welche die sterbende Kleopatra mit einer Schlange um den Arm zeigte (so Prop. ,, f. als Augenzeuge), dürfte er entscheidend dieser Variante zum Durchbruch verholfen haben, zumal sie sogleich Eingang in die zeitgenössische Dichtung gefunden hat (Hor. carm. ,, f.). Wahrscheinlich starb Kleopatra, wohl am . Aug.  im Alter von  Jahren, jedoch weder durch einen Schlangenbiss noch durch eine Giftinjektion in den Arm, sondern durch die orale Einnahme von Pflanzengift (s. M/S []). Sowohl die komprimierte Syntax von DVI (postea Antonio iuncta, cum eo victa) als auch das Fehlen jeglicher Begründung, warum sich Kleopatra das Leben nahm, verweisen hier auf die epitomierende Bearbeitung einer ausführlicheren Vorlage. Vor allem lässt die Fassung der Viri illustres eine von Plutarch abweichende, teils nur hier belegte Dramaturgie erkennen: () die letzten Stunden Kleopatras sind in ihr Mausoleum verlegt, wo sich bereits der Leichnam des Antonius befand (deshalb: in mausoleo eius; zur vermutlichen Historizität dieser Lokalisierung s. S [] f.); () das Totenopfer für Antonius dient ihr als Vorwand (cum . . . simularet), um ihren Bewachern zu entkommen; () Kleopatra findet den Tod an der Seite ‚ihres‘ Antonius. Derselbe Ablauf liegt auch Florus (,, f.) zugrunde, der

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allerdings vom Verfasser der Viri illustres nicht benutzt sein kann, da bei Florus das Totenopfer als Vorwand für die Flucht fehlt (incautiorem nancta custodiam in mausoleum se . . . recipit), während er umgekehrt, gleichsam DVI ergänzend, berichtet, die Königin habe sich, in kostbare Gewänder gehüllt (s. auch Plutarch und Cassius Dio), neben den mit Duftessenzen stark getränkten Sarkophag des Antonius gelegt (induta cultus in differto odoribus solio iuxta suum se conlocavit Antonium). Beide Texte reduzieren zudem übereinstimmend den Vollzug des Selbstmordes auf einen Schlangenbiss und zeigen auch sprachlich eine gewisse Übereinstimmung (Flor.: admotisque ad venas serpentibus; Vir. ill.: admotis aspidibus), die vielleicht auch bei Eutrop ihren Reflex hat (,: Cleopatra sibi aspidem admisit et veneno eius extincta est). Die Schlussfolgerung liegt daher nahe, dass Florus und (möglicherweise auch) Eutrop, die Vorlage der Viri illustres herangezogen haben. Ob diese mit Livius identifiziert werden kann, lässt sich dagegen für diese Stelle nicht sicher erweisen, da die Periochae zu unspezifisch sind (: Cleopatra . . . voluntaria morte defuncta) und Orosius, der seine generelle Skepsis gegenüber der Überlieferung nicht verhehlen kann (ut putatur), zwar den Biss präzise im linken Arm der Kleopatra lokalisiert (hist. ,,: serpentis, ut putatur, morsu in sinistro tacta bracchio exanimis inventa est), quellenanalytisch aber keine Vergleichsmöglichkeit mit Florus und DVI bietet.

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Register Die Namens- und Stellenangaben beziehen sich auf die Kapitel- und Paragraphenzählung des lateinischen Textes. Die Zusätze in Klammern dienen der besseren Orientierung, erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei Personennamen ist nach dem Prinzip Gentilnomen, Cognomen, Praenomen verfahren. Acca Laurentia   Achaia  ,  ; Achaei   Achillas   Achille(u)s   Acilius Glabrio, M.  ,   Acro(n)   Actium: Actiacum litus  ,   Adherbal   Aeacides   Aegatae insulae   Aegyptus  ; Aegyptii   Aemilius Lepidus, M. (cos. )   Aemilius Lepidus, M. (triumvir)  ,   Aemilius Paullus, L. (cos. I )   Aemilius Paullus Macedonicus, L.  ,   Aemilius Regillus, L.   Aemilius Scaurus, M.    Aequiculi   Aequimelium   Aesculapius  ; Aesculapii fanum   Aetoli   Afranius, L.   Africa  ,   ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ; deserta Africae   Alba (Longa)  ; Albani  ,     ; Albanus mons  ,   Albani (Asia)   Alexandria  ,  ,  ,   Algidus (mons)  ,  

Allia (fluvius)  ; Alliensis dies   Alpes  ,   Ambracia  ,   Amulius     Ancona   Ancus Marcius  ,    Andriscus   Antigonus Gonatas   Antiochus (philosophus)   Antiochus III.  ,  ,  ,  ,   ,   Antium   Antonius, M.  ,   ,  ,   ,   ,  ,  ; Antoniani milites   Antyllius   Ap(p)uleius Saturninus, L.  ,  ,  ,    –; Lex Ap(p)uleia  ,    Apollo  ,   Apulia  ; Apuli   Aqua Aniensis  ,   Aquae Sextiae   Aquilii   Ar(r)uns Tarquinius   Arabes  ; Arabicum mare   Arbaci   Archelaus  ,   Ardea  ,  ,   Argos   Ariobarzanes I.   Armenia   Arpinum: Arpinas  ,  



Register

Asculum: Asculana defectio   Asia  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,   ,   Athenae  ,  ,   Atilius Calatinus, A. (cos. I )    Atilius Regulus, M.   Attalus III.   Attus N(a)evius   Augustus v. Iulius Caesar Octavianus, C. Aurelius Cotta, L.   Aventinus (mons)   ,  ,   Baebius, C.   Basilica Porcia   Bithocus (percussor Mithridatis)   Bithynia  ,  ,   Bocchus I.  ,    Britannia   Brundisium   Caecilia Metella   Caecilius Metellus Macedonicus, Q.  ,   Caecilius Metellus Numidicus, Q.  ,  ,  ,   Caecilius Metellus Pius, Q.   Caecilius Metellus Scipio Nasica, Q.  ,   Caenina: Caeninenses   Caesar v. Iulius Caesar, C. Calpurnius Flamma, L.   Calpurnius Piso, L.   Campania   Campus Martius v. Mars Campus Raudius   Cannae  ,  ; Cannensis clades   Canusium   Capitolium  ,  ,  ,     ,  ,  ,   ,   ,  ,   Cappadocia  

Caprae palus   Capua  ,   Carinae   Carthago  ,  ,  ,  ,   ,  ; Carthaginienses  –,  ,  ,   Carthago nova   Caspii   Cassius Longinus Caryota, C.  ,  ,    Castor   Catina   Caudium: Caudinae furculae   Celer (centurio)   Celtiberi   Ceres   Chaeronia   Chalcedon   Charopas   Cicero v. Tullius Cicero, M. Cilicia  ,  ,    Cimbri  ; Cimbricum bellum   Cineas   Cinna v. Cornelius Cinna, L. Circus Maximus  ,   Claudia (virgo Vestalis)   Claudius Caecus, Ap.  ,   Claudius Caudex, Ap.   Claudius Crassus Inregillensis, Ap. (nep. decemviri)   Claudius Crassus Inregillensis Sabinus, Ap. (decemvir)    Claudius Marcellus, M.  ,   Claudius Nero, C.    ,   Claudius Pulcher, Ap.   Claudius Pulcher, C.   Claudius Unimanus   Cleopatra  ,  ,   Cloaca Maxima   Clodius Pulcher, P.   Cloelia   Cloelius Gracchus   Clusium   Coelius (mons)  

Register Colchi   Collatia    Cominius Auruncus, Postumus   Comitium   Consualia   Contrebia   Corinthus  ; Corinthii    Corioli   Cornelia (mater Gracchorum)   Cornelius Cinna, L.  ,  ; Cinnana dominatio   Cornelius Cossus, A.   Cornelius Dolabella, Cn.   Cornelius Gallus, C.   Cornelius Lentulus Spinther, P.   Cornelius Scipio, P.   Cornelius Scipio Aemilianus Numantinus, P.    Cornelius Scipio Africanus, P.  ,  ,  ,  ,  ,   Cornelius Scipio Asiaticus, L.  ,   Cornelius Scipio Nasica, P.  ,   Cornelius Scipio Nasica Corculum, P.  – Cornelius Scipio Nasica Serapio(n), P.    Cornelius Sylla Felix, L.  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,   ,  ; Sullani    Cornelius Sylla, Faustus   Cremera (fluvius)   Critolaus   Cumae   Cures  ,   Curia Hostilia  ,  ,   Curiatii    Curius Dentatus, M.  ,   Cyprus   Cypselus (rex)   Cytheris (mima)   Cyzicum   Daci  



Dalmatae   Dardanum  ; Dardani   Decius, M. (tr. pl. )   Decius Mus, P. (cos. )  ,   Decius Mus, P. (cos. I )   Decius Mus, P. (cos. )   Decius Subulo, P.   Delminium   Delphi   Demaratus (rex)   Demetrius (fil. Philippi V.)   Diaeus   Diana (Aventina)  ,   Diana (Ephesia)   Drepanum   Duellius, C.    Egeria   Enna   Ennius, Q.  ,   Epidaurus   Epirotae   Equitius, L.  ,   Esquiliae   Etruria  ,  ,  ; Etrusci  ,  ,  ,   Euboea   Euphorus (servus)   Fabia (familia)  ,   Fabius Ambustus, M.   Fabius Maximus Cunctator, Q.  ,  ,  ,   Fabius Rull(ian)us Maximus, Q.  ,  ,   Fabius Vibulanus, Kaeso   Fabricius Luscinus, C.    Falernus (ager)   Falisci    Faustulus (pastor)   Fertor Rhesus   Fidenates  ,   Flaminius, C.  ,   Flavius Fimbria, C.    Formiae  



Register

Fortuna muliebris: templum   Forum Romanum   Fregellae   Fulvius Flaccus, M.   Fulvius Flaccus, Q.   Fulvius Nobilior, Q.   Furinae lucus   Furius Camillus, L.   Furius Camillus, M.   ,   Gabii   Gabinius, A.   Galli  –,  ,  ,  ,  ; (Galli) Senones   ,   Gallia  ,  ,  ,  ,  ,   ,  ; Gallici thesauri   Gallograeci   Gallus: percussor Marii  ; percussor Mithridatis  ; provocator Manlii Torquatii  ; provocator Valerii Corvi   Gaurus (mons)   Graecia  ,  ,  ,  ; Graeci   Hamilcar (Barcas)  ,  ,   Hannibal  ,   ,   ,   ,  ,  –,   ,  ,   Hanno   Hasdrubal (fil. Gisconis)    Hasdrubal (frater Hannibalis)  –,   Heniochi   Heraclea (Lucania)   Heraclea (Thessalia)   Herculeii fratres   Hercules  ,   ; Herculea sacra  ; Herculis signum   Herennius   Hiarbas   Hiberus  ; Iberi   Hiero II.    Himilco   Hirpini  

Hispania  ,   ,  ,   ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,   Honor (aedes)   Horatii (trigemini)   Horatius Cocles   Hostilius Mancinus, A.    Hostus Hostilius   Hydra   Hyrcanum mare   Ianiculum (mons)  ,  ,  ,   Ianus: Iani gemini portae  ,   Ilium   Illyrii   Indi   Intercatia   Italia passim Iuba I.   Iudaei   Iugurtha  ,  ,  ,   Iulia (gens)   Iulius Caesar, C.  ,  ,  ,  ,  –,   ,   ,  ,   Iulius Caesar, L.   Iulius Caesar Octavianus, C.  ; Augustus  ,  ,   ,   ; divus Augustus   Iulius Proculus   Iunius Brutus, L.   Iunius Brutus, M.  ,  ,  ,  ,   Iuno: Samiae ludi   Iuppiter  ; I. Elicius  ; I. Feretrius  ,  ,  ; I. Stator  ; Iovis cella  ; Dialis flamen   Lacus Regillus   Lacus Trasimenus  ,   Laelius, C.   Laetorius, P.   Lar Tolumnius   Latium  ,  ; bellum Latinum  ,  ; feriae Latinae  ;

Register Latini  ,  ,  ,  ,  ,    ; Latinus    ; prisci Latini   Leucopetra   Lex Ap(p)uleia v. Ap(p)uleius Saturninus, L. Lex Oppia   Libyssa   Licinius Crassus, C.   Licinius Crassus, M. (triumvir)  ,  ,   Licinius Lucullus, L. (cos. )  ,   Licinius Lucullus, M. (cos. )   Licinius Lucullus, M. (frater L. Luculli)   Licinius Murena, L.   Licinius Stolo, C.    Ligures  ,  ,   Lilybaeum   Livius Drusus, M.  ,   Livius Salinator, M.   ,   Livius, M. (pontifex)   Locri   Lucani  ; Lucanus (quidam)   Luceres   Luceria Apula   Lucretia  ,    ,   Lucretius Afella (Ofella), Q.   Lucretius Tricipitinus, Sp.  ,   Lucretius Vispillo   Lucumo   Ludi Magni   Luna (templum)   Lupercalia   Lusitania  ; Lusitanus   Lutatius Catulus, Q.   Lysimachia   Macedonia  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ; Macedones  ; bellum Macedonicum   Maedi   Maelius, Sp.  



Mago   Magudulsa   Mamertini   Mamilius, Octav(i)us   Manlius, M’.   Manlius Capitolinus, M.  ,    Manlius Torquatus, T.  ,   Manlius Vulso, C.   Marcius Coriolanus, Cn.   Marcius Philippus, L.    Marius, C. (pater)  ,  ,  ,    ,  ; Mariani milites   Marius, C. (filius)  ,   Marius Statilius   Mars  ,  ; Martialis flamen  ; Martius campus   Marsi  ,  ,   Massinissa  ,   Mater deum  ,  ; simulacrum   Mauritania  ; Mauri   Memmius, C.   Menenius Agrippa Lanatus     Messana   Metaurus (flumen)   Metia (tribus)    Mettius Suffetius (Fuffetius)       Minerva: templum Troiae   Minturnae   Minucius Esquilinus Augurinus, L.    Minucius Rufus, M. (mag. eq.)   Minucius Rufus, M. (tr. pl.)   Minucius Thermus, M.   Mithridates VI.  ,    ,  ,   ,  ,   Molo(n) (rhetor)   Mucius Cordus (Scaevola)    Mucius Scaevola, P.   Mummius Achaicus, L.  ,   ,   Munda  ,   Murcius (mons)   Mutina  

 Nabis   Nemea   Neptunus   Nicomedes IV.  ,   Nigidius, C.   Nola   Nuceria: Nucerini   Numa Pompilius  ,  ,  ,   Numantia  ,  ; Numantini     Numidia  ,  ,  ; Numidae   Numitor    Nunnius, A.   Oceanus   Ocresia   Octavia (gens)   Octavius, Cn.   Octavius, M.   Ogulnius, Q.    Opimius, L.   ,   Orchomenus   Orestes   Oretani   Orgiagon   Orontes   Osaces   Ostia   Panormus   Papirius Carbo, Cn.   Papirius Cursor, L.    ,   Parthi  ,  ,   Pergamus    Persae   Perse(u)s (rex)  ,   Perusium   Pessinus   Petilius Actaeus, Q.   Pharnaces  ,   Pharsalia  ,   Philippi: campi  ,   Philippus V.  ,   Pinarii  

Register Pindarus (libertus)   Piraeus   Pisidae   Plato   Poeni  ,  ,  ; bellum Punicum  ,  ,   Pollux   Pompeius, Cn. (pater)  ,  ,   ,  ,  ,  ,  ,   Pompeius, Cn. (filius)   Pompeius, Sex.  ,  ,    Pompeius Avitus, A.   Pomponius (pater Numae)   Pomponius, M. (tr. pl.)   Pomponius Rufus, M.   Pons Mulvius   Pons Sublicius  ,   Pontius, C.    Pontius Telesinus (maior)   Pontius Telesinus (minor)   Pontus  ,   Popedius Silo, Q.  ,   Popil(l)ius, M.   Porcius Cato Censorius, M.  ,  ,  ,   Porcius Cato Uticensis, M.  ,    Porsenna  ,  ,   ,    Porta Collina   Porta Scelerata   Porta Trigemina   Postumius, A.   Postumius, Sp.    Pot(h)inus   Potitii   Praeneste  ,  ; Praenestinus praetor   Prata Mucia   Proca   Proserpina   Prusias  ,   Pseudophilippus v. Andriscus Ptolemaeus (rex Cypri)   Ptolemaeus IX.   Ptolemaeus XIII.  ,  ,  

Register Publicola v. Valerius Publicola, L. Puteoli   Pyrrhus  ,  ,   Quin(c)tius, L. (insitivus Gracchi) v. Equitius, L. Quinctius Cincinnatus, Kaeso   Quinctius Cincinnatus, L.   Quinctius Crispinus, T.   Quinctius Flamininus, L.   Quinctius Flamininus, T.   Quirinalis collis   ,   Quirinus  ; Quirinalis flamen   Quirites  ; fossae Quiritium   Rabirius, C.   Ramnes (centuria)   Regium   Remmius (tr. pl.)   Remus    Rhea Silvia   Rhesus v. Fertor Rhesus Rhodus  ,  ,  ,   Rogatio Calidia   Rogatio Sulpicia  ,   Romulus   ,        ,  ,  ,   Roscius, Sex.: Roscianum iudicium   Rostra   Rubrum mare   Sabini    ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,   Sacriportus  ,   Saguntum   Salii   Sallentini   Samnites  ,   ,    ,   ,  ,   ,  ,   Samothrace: die   Sardinia  ,  ,  ,  ,  ; Sardi   Scythae   Sempronia (soror Gracchorum)  



Sempronius Gracchus, C. (tr. pl.)    Sempronius Gracchus, Ti. (cos. )   Sempronius Gracchus, Ti. (cos. I )  ,  ,     Sempronius Gracchus, Ti. (tr. pl.)  ,  ,  ,   ,  ,   Sempronius Longus, T.   Sena (oppidum)   Senones v. Galli Septimuleius, L.   Sertorius, Q.  ,   Servilius Ahala, C.   Servilius Caepio, Q. (cos. )   Servilius Caepio, Q. (cos. )   Servilius Caepio, Q. (praet. /?)    Servilius Glaucia, C.  ,  ,   – Servius Tullius      ,   Sibyllini libri   Sicilia  ,  ,  ,  ,   ,  ,  ,  ,  ,  ; fretum Siculum   Sipylus (mons)  ,   Smyrna   Solo(n)   Strato(n) (amicus M. Bruti)   Suessa Pometia   Sulla v. Cornelius Sylla Felix, L. Sulpicius Galba, Ser.   Sulpicius Peticus, C.   Sulpicius Rufus, Ser.   Sulpicius Rufus Praetextatus, Ser.   Superum mare   Syphax    Syracusae   ,   Syria  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ; Syriacae merces  ; bellum Syriacum   Talassius    Tanaquil  ,    Tarentum   ,  ,  ;



Register

Tarentini   Tarpeia (virgo)   Tarpeius mons  ; Tarpeium saxum  ,   Tarquinii  ,  ,   Tarquinius, Sex.  ,   Tarquinius Collatinus   ,   Tarquinius Priscus   ,     Tarquinius Superbus   ,  ,  ,    Tatienses (eq. centuria)   Tatius, T. (rex Sabinorum)  – ,   Tatius, T. (rex Volscorum)   Taurisci   Taurus (mons)   Telesinus v. Pontius Telesinus Terentius (quidam)   Terentius Varro, C.   Teutones  ; bellum Teutonicum   Thermopylae  ,   Thracia   Tiberis  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ; Tiberina insula   Ticinus (flumen)  ,   Tigillum Sororium   Tigranes II.  ,   Tiphata   Trebia (flumen)   Tullia (fil. Servii Tullii)    Tullius Cicero, M.    Tullius Corniculanus   Tullus Hostilius    Tusci  ,   Tusculum  

Valerius, M. (pontifex)   Valerius Corv(in)us, M.  ,    Valerius Flaccus (tr. mil.)   Valerius Flaccus, L. (cos. )   Valerius Flaccus, L. (cos. suff. )   Valerius Laevinus, P.    Valerius Publicola (Poplicola), L.    Varius (Sucronensis)   Veii   ; Veientes  ,   ,   Velia (mons)   Verres, C.   Veseris (fluvius)  ,   Vesta  ; aedes  ; virgo  ,   Vettonae   Veturia (mater Coriolani)   Veturius, T.   Via Aemilia   Via Appia   Vicus Sceleratus   Villa Publica   Viminalis collis   Vipsanius Agrippa, M.   Virginia   Virginius, L.   Viriatus    Viridomarus   Vitellii: coniuratio   Volesus (pater Valerii Publicolae)   Volsci  ,  ,    Volumnia (uxor Coriolani)   Vulcanal   Vulsinii  ; Vulsinienses  

Umbri  ,  

Xanthippus (Lacedaemonius)  

Utica  