Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders zur Metaphysik des Aristoteles [Reprint 2021 ed.] 9783112505786, 9783112505779

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Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders zur Metaphysik des Aristoteles [Reprint 2021 ed.]
 9783112505786, 9783112505779

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Die

durch Averroes erhaltenen

F r a g m e n t e Alexanders zur

Metaphysik des Aristoteles untersucht und übersetzt von

J. Freudenthal. Mit Beiträgen zur Erläuterung des arabischen T e x t e s von

S. F r a n k e l .

Aus den Abhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom J a h r e 1884. Vorgelegt in der Sitzung der phil.-hist. Classe am 1. Nov. 1883 [Sitzungsberichte St. X L I . S. 1107].

Berlin 1885. V e r l a g der K ö n i g l i c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n .

Die

durch Averroes erhaltenen

F r a g m e n t e Alexanders zur

Metaphysik des Aristoteles u n t e r s u c h t und übersetzt

von

J. Freudenthal. Mit Beiträgen zur Erläuterung des arabischen Textes voll

S. Fränkel.

Aus den Abhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom J a h r e 1884. Vorgelegt in der Sitzung der phil.-hist. Classe am 1. Nov. 1883 [Sitzungsberichte St. X L I . S. 1107],

Berlin 1885. Verlag der Königlichen Akademie der Wissenschaften.

Zum Druck eingereicht am 23. October 1884, ausgegeben am 30. März 1885.

A verroes hat in seiner grofsen Erklärung' des zwölften Buches der aristotelischen Metaphysik zahlreiche Auszöge aus einem Commentare mitgetheilt, den er und andere arabische Autoren dem Aphrodisier Alexander zuschreiben. Diese Auszüge, bisher nur aus einer unzuverlässigen lateinischen Afterübersetzung 1 den neueren Gelehrten bekannt, verdienen aus mehr als Einem Grunde sorgsamere Beachtung, als ihnen bisher zugewendet worden ist. Sie für die Geschichte der aristotelischen Studien nutzbar zu machen, soll hier versucht werden. Die erste Frage, die man bei der Untersuchung dieser Bruchstücke 1. Verhältnis der zu erwägen hat, ist: wie verhalten sie sich zu dem Commentare des Auszuge des Averrocs zu dem

zwölften Buches der Metaphysik, den man lange Zeit als das echte Werk ChiSChen Texte des des Alexander anzusehen gewohnt war. Eine unzweideutige Antwort auf Alexander, diese Frage ergiebt sich aus einer Zusammenstellung der entsprechenden Stücke. 1

Den gänzlichen

Unwerth

derselben erweist Note 3 am Schlüsse dieser

handlung. 1*

Ab-

4

FREUDENTHAL: Alexander des A v e r r o e s :

D e r griechische C o m m e n t a r :

fr. 1. Uber den Zusammenhang der einzelnen Bücher der Metaphysik und die Stellung des zwölften Buches.

6 4 1 , 4 — 1 4 ist gänzlich verschieden.

fr. 2. Uber den Gegenstand der Metaphysik und den Anfang des zwölften Buches.

641, 15—19 weicht gänzlich ab.

fr. 3. Erklärung der Worte des Aristoteles 1069« 19 f.

642, 1—19 weicht gänzlich ab.

fr. 4 a. Uber den Sinn der Worte des Aristoteles 1069« 32: fc avccyxri TCC g hri

ÀVSGWWUIV

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awjj.a,

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\afJi&àvGv nvi To ov evsxa Kai nvog (1072 b 2 ) , von welcher Lesart cod. A b die Spuren erhalten hat, und die durch die Conjecturen Christs (Stud. in Arist. libr. metaph. p. 58) und Bernays' (Dialoge S. 168) als das Richtige anerkannt worden ist. In entschiedenem Gegensatze zu diesen trefflichen Erklärungen steht nur ein Satz in fr. 10 a. Hier könnten wir glauben, nicht Alexander, den trefflichen Erklärer zahlreicher aristotelischer Schriften, sondern einen späteren halbkundigen Commentator zu hören. Denn es wird daselbst ein Citat aus der aristotelischen Physik angeführt, das sich in derselben nicht findet. Dürfen wir glauben, dafs Alexander die Physik, die er selbst commentirt hat, so wenig kannte? Aber wer die Schriften Alexanders gelesen hat, weifs, dafs dergleichen Versehen nicht ohne Beispiel in denselben sind. Falsche Citate finden sich auch im echten Commentare zur Metaphysik (vgl. 159, 26; 179, 8; 270, 15), und eine völlige Mifsdeutung eines Citates aus Anaxagoras in der Schrift de fato p. 6 Orell. Wer würde ferner dem Alexander die Worte zutrauen, die Simplicius in seinem Namen (Comm. in phys. p. 329, 14) anführt: r¡T/aVaro o 'AÁe^av3(20? TY¡V

wg

cixciTáÁÁYiÁoV

RY¡v keysvcav

' TI

^TTOTE

ov&elg

TTE^I TV%R¡g OV^EV

svsyneiV 'IREGÍ TV%Y¡G TI biiúgicev', &ICTI IT^OKUTAI ro Nicht das absolute Fehlen derartiger Irrthüiner, sondern die geringe Zahl derselben neben sonstigen Vorzügen darf demnach über die Alexander zugeschriebenen Erklärungen entscheiden. Es ist aber eine geradezu erdrückende Zahl von Beweisen, die für die Echtheit der Auszüge des Averroes beigebracht werden konnten, während Gegenbeweise durchaus fehlen.

«W^íTev'. áirocpaTmbv

SFET év

yag,

(P^ív,

'cv&eíg'.

Für die Authentie derselben treten nun auch einige directe Zeugnisse glaubwürdiger Schriftsteller ein. Viele derartige Zeugnisse dürfen wir freilich nicht aufzufinden hoffen. Denn zum zwölften Buche der Metaphysik ist kein Commentar aus älterer Zeit erhalten, in welchem der echte Alexander hätte genannt sein können. Themistius giebt seiner Gewohnheit gemäfs in seiner Paraphrase die Namen der von ihm benützten älteren Commentatoren, unter denen Alexander nicht gefehlt haben wird,

F

48

R E U R> E N T H A L

nicht an. — Der sogenannte Herennius, dessen Schrift A . Mai (Class. auct. I X p. VII) als einen Commentar zur Metaphysik bezeichnet, sowenig

die von

ihm

excerpirten Schriftsteller

und

giebt

citirt ebenuns

übrigens

keinen Commentar sondern ein geistloses Flickwerk aus älteren Schriften, besonders aus Philon, Damascius Heitz,

Pachymeres 1 der.

und dem

falschen Alexander

(s. jetzt

der Philosoph Damascius, Strafsburger Abhandlungen S. 10 f.). Wir



und Ps.-Philoponus fernerkennen nur den falschen Alexan-

müssen

daher dem Zufall dankbar sein,

der es gewollt

hat,

dafs unter den seltenen Anführungen aus Alexanders Werken, die sich in Commentaren zu anderen Büchern des Aristoteles finden, sich einige antreffen lassen, welche mit den Excerpten des Averroes vollkommen

über-

einstimmen und damit die Echtheit derselben unmittelbar bestätigen. Asklepius, seinem

der den echten Alexander noch gelesen hat,

Commentare

zum

V I I . Buche

der

(s. Bonitz, praef. in Alex. comm. p. x x ) : TYV

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MKIU.OV

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Nb- a i N c r c n s n a t ^ 'den Gegenstand detaillirt und nicht in dieser summarischen Weise abzuhandeln' SF], lasen auch die Hebr., die imn TIN'S VlSD'' darbieten, während A das Wort gar nicht übersetzt. Gänzlich mifsverstanden hat die hebr. Worte Paulus Israelita (s. Note 3). 4

[U*a2- Oäi Ar. SF].

70

F R E U D E N T H A L :

voraufgehenden Buche 1 aber dargethan worden ist, dafs die Substanz das

F r g m . 2.

wahrhaft Seiende und die Ursache der übrigen (Kategorien) 2 ist, so be-

Anstot.

ginnt er im Anfange dieses Buches die Principien des Seienden, welches die Substanz ist, zu untersuchen. 5

Es sagt Aristoteles (1069 a 1 9 — 2 1 ) : wie

irgend

ein

Ganzes

ist,

so

ist

Denn wenn dieses

die

Substanz

sein

All

erster

T h e i l , und w e n n es so ist, d a f s E i n e s auf das A n d e r e f o l g t , so ist auch in d i e s e r W e i s e die S u b s t a n z

das e r s t e und dann die

Q u a l i t ä t und die Q u a n t i t ä t . IO

Frgm. 3. E r k l ä r u n g . Alexander sagt: Den Ausdruck'das All 1 setzte er hier für das Seiende.

Es ist als wollte er sagen: wir erklären, dafs die

Untersuchung sich nur auf die Substanz richtet, deshalb weil, wollte Jemand meinen, dafs das Seiende wie e i n 3

zusammenhängendes Ganze ist, er

annehmen müfste, dafs die Substanz davon der erste Theil ist.

Wollte

15 er aber annehmen, dafs ein Theil desselben dem anderen der Existenz nach voraufgeht und dafs es in demselben ein erstes und zweites giebt, so würde es (ebenfalls) richtig sein anzunehmen, dafs die Substanz das in Wahrheit Existirende ist' 4 .

Alexander sagt: Und diese letztere Art des

Voraufgehens der Substanz meint Aristoteles, wie das aus dem früher Ge20 sagten5 erhellt.

Er erwähnt jedoch hier diese zwei Ansichten der Vor-

sicht6 wegen, nicht aber als ob er die erste Art des Voraufgehens anerkannte.

Und da schon früher dargelegt worden ist, dafs es im Seienden

1

•nga rovrov

V g l . A r i s t . metaph. K 3. 1060 b 31 f. ßißf.loi?

geschrieben;

Vielleicht

aber

hat

Alexander

lv ro7g

denn auf die Bücher Z und H würde das Citat viel besser

passen. 2

Griech.:

neu r, curla TWK ctX/.uiv (sc. yeviZv oder nary,'yojiujV);

vgl. A l e x .

comm.

in metaph. 244, 2. 26 u. oft. 3

I m H e b r . ist hier zu lesen piTna lii-iN

.

4

So A r . u. a;

Existirende'.

5

V g l . A r i s t . metaph. Z 1. 1028 a 14f.

6

[ A r . : J ßtv.,.,.Mt

ß

"¡liiN-irt

J^c vgl. D o z y , supplem. s. v. ^ o S F ] , D i e hebr. Ubersetzung

NWIRTFI *JX Vi" ist als Mifsverständnifs sagen,

'das zuerst

des

arabischen T e x t e s

dafs A r i s t o t e l e s , um allen möglichen Einwendungen

anzusehen.

Alexander

vorzubeugen und alle

zu erschöpfen, auch diejenige Ansicht anführe, die er selbst mifsbilligt.

will

Gründe

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

71

ein erstes giebt, das ist die Substanz, und ein zweites, so ziemt es sieb, j

r

j

i i.

j-

D



• •

o

j



R

J

• J.

j.

dals der, weicher die Jrnncipien des ¡Seienden, insotern es ist, zu untersuchen gedenkt, die Principien der Substanz untersuche. Das ist der Inhalt dessen, was Alexander über diesen Abschnitt sagt,

und diese Erklärung ist richtig.

möglich,

E r sagt 1

(ferner):

Es ist auch

8 - 3-

Fr m

Aristot. 1 0 6 9 « 1 9 .

5

unter dem Ausdrucke des Aristoteles 'wie ein Ganzes' die Gat-

tung und unter dem Ausdrucke

'ihr erster Theil' die Art zu verstehen.

Es ist also als ob Aristoteles sagte:

'Denn wäre das Seiende als eine

Gattung anzusehen, so wäre die erste Art derselben die Substanz'. hat Alexander diese Erklärung für minder gut erklärt ,

Doch

weil es in der

2

10

wahren Gattung Arten, die früher sind als andere, nicht giebt, die Arten in Bezug auf die Gattung vielmehr auf e i n e r Stufe stehen Die Erklärung Alexanders zu diesem Abschnitte ist vollkommen richtig,

doch bedarf sie der Ergänzung;

aber ist gänzlich irrig.

die Erklärung des Themistius

Der Grund hierfür ist die Verderbnifs in Alexan-

ders Erklärung 3 ; denn dieser Mann, ich meine Themistius, hat, wie aus seiner Darstellung

hervorgeht,

nur

eine Umschreibung

der

Erklärung

Alexanders geliefert. Es

sagt

Aristoteles

(1069 a 30 — 3 6 ) :

d r e i , von d e n e n e i n e s i n n l i c h i s t , ein e w i g e s

w i e die P f l a n z e n

s e n , ob sie n u n e i n e s o d e r v i e l e s i n d . sie

1

Zu

und

Einige

lesen

ist

dieser sagen Manche, in

zwei

Theile

sind

Und

suchen

müs-

U n d die a n d e r e i s t u n dafs sie t r e n n b a r s e i ,

theilen,

Andere

mit A r . und « im H e b r . -ihn s t a t t v n a N ,

aber

das C D E

die

darbieten,

w i e s c h o n aus Z . 1 0 unten hervorgeht, w o ein T h e i l der hebr. H a n d s c h r i f t e n in F o l g e

eines

M i f s v e r s t ä n d n i s s e s f ä l s c h l i c h >S3 s t a t t ia'Vfin giebt. 2

kann S F ] . mgo B C

[ A r . \_j>ju& (1.

s),

das

verdoppeln'

und ' f ü r s c h w a c h

D a h e r die Verschiedenheit der hebr. Ü b e r s e t z u n g e n b s ?

W e l c h e T e x t e s v e r d e r b n i f s gemeint ist, ist n i c h t zu

erklären'

in A B D

Lat. 3

20

und sie i s t es,

die T h i e r e .

v o n d e r w i r n o t h w e n d i g die E l e m e n t e

b e w e g t , und von indem

Substanzen

und d a s a n d e r e ein v e r g ä n g l i c h e s ,

die A l l e a n e r k e n n e n , sie ist es,

Die

u n d v o n d i e s e r i s t das e i n e

ersehen.

bedeuten

und

lü^i-il"!

25

72

F R E U D E N T H A L :

I d e e n und das M a t h e m a t i s c h e in E I N E N a t u r z u s a m m e n l e g e n , A n d r e a b e r d a s M a t h e m a t i s c h e a l l e i n v o n diesen. Aristot.

io69a3o.

Frgm. 4a.

Erklärung.

Zu den Worten: 'Und sie ist es, deren

Elemente wir nothwendig erforschen müssen' sagt Alexander, dafs wir 5 hierunter nicht die entstandene vergängliche Substanz (allein) verstehen dürfen, sondern die beiden Substanzen, die sinnliche entstandene und die nichtentstandene. Er sagt: Denn den Beweis für die Principien des Seienden, welcher Art sie sind, zu liefern, das gehört zur Aufgabe des Metaphysikers. Sie sind es nämlich, die der Physiker behandelt, indem er 10 sie nicht begründet, sondern voraussetzt. Denn die unveränderliche Substanz ist Princip und Ursache der Naturdinge und sie ist es, von der er jetzt seiner ersten Absicht gemäfs sprechen will. Welcher Art aber die übrigen Principien sind, das zu erklären kommt allein der Physik zu. 1 Frgm. 4b. Er sagt: Die Worte, die er (Aristoteles), nachdem er 15 der sinnlichen entstandenen, vergänglichen Substanz gedacht hat, sagt cund sie ist es, deren Elemente man ermitteln mufs', finden sich in Einer der verschiedenen Handschriften. Und die Erklärung dieser Worte ist, wie wir ausgeführt haben. An Stelle dieser Worte aber findet sich in einer anderen Handschrift folgendes: und diese ist ewig, und sie ist es, 20 deren Elemente wir nothwendig ermitteln müssen u. s. w.' 2 Alexander sagt: Aristoteles will dieser Lesart zufolge sagen, dafs wir die Principien der Elemente der ewigen Substanz zu ermitteln haben. Denn die erste Ursache, von der in der hier abzuhandelnden Wissenschaft die Rede ist, ist die Ursache und das Princip des göttlichen Körpers. 25 Er sagt: Die erste Lesart ist die bessere. Denn er (Aristoteles) hat j a schon ausgesprochen, dafs er die Absicht hat, von den Elementen der sinnlichen Substanz zu sprechen; diese aber umfafst auch die Dinge, denen Entstehen zukommt. Und eben dieses thut er, nachdem er etwas

1

Vgl. unten Frgm. 6. 7; Arist. Phys. II 7. 198 a 29 f. und Bonitz zu Metaph. A 2. 1069 6 1; Alexand. metaph. 126, 22ff. 2 Über diese Lesarten vgl. oben S. 44.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente

Alexanders.

73

tiefer in die Sache eingedrungen i s t 1 ; denn erst von der Untersuchung dieser Dinge geht er zu den trennbaren Formen über 2 . Das ist's, was Alexander an diesem Orte sagt, doch bedarf es näherer Erwägung

Fr m

s - 4-

A n s t o t 1069a3

Frgm. 5. Da er nun angenommen hat, dafs es dreierlei Substanzen giebt und dafs eine von ihnen die trennbare ist, und aufser ihm 5 schon Andere diese anerkannt haben, erwähnt er diesen Umstand als eine Art von Zeugnifs und sagt: 'Und von dieser sagen Manche, dafs sie trennbar sei', er meint deshalb, weil sie dieselbe Ansicht hegen, wie wir selbst. Weil nun ein Theil dieser Männer die trennbare Substanz in zwei Arten theilt, ein anderer Theil die zwei Arten auf eine einzige zurückführt, ein 10 anderer Theil aber nur e i n e Art anerkennt, sagt er: 'indem sie Einige in zwei Theile theilen, Andere aber die Ideen und das Mathematische in Eine Natur zusammenlegen, Andere aber das Mathematische allein von diesen (annehmen)'. Er will sagen, dafs Einige diese Substanz zu zwei Naturen machen, nämlich die Idee und das Mathematische, welches 15 sie zwischen die trennbaren Formen und die sinnlichen Substanzen setzen. Andere nehmen 3 die Ideen und das Mathematische 4 als e i n e Natur an. Andere setzen als trennbare Substanz blofs das Mathematische und erkennen die Idee nicht an. Die erste Ansicht ist die Piatons. Die zweite ist, w i e A l e x a n d e r d a r l e g t , die anderer (Philosophen) als Piaton, 20 oder die Piatons, wie ihm einige seiner Schüler unterschieben 5 . Die dritte Ansicht ist die der Pythagoreer und Anderer, obgleich er schon früher 6 in Betreff dieser berichtet hat, dafs sie die Zahlen nicht als selbständige Wesenheiten anerkannten. Die Auseinandersetzung mit denselben über diese Substanz findet sich in dem folgenden Buche. Es sagt Aristoteles (1069 a 36 — h 9 ) : U n d

über jene

zwei

1 Vgl. Arist. m e t a p h . A 2. 1069 & 3 f. [ D i e h e b r . Ü b e r s e t z u n g a s a p-fl-ftt» entstanden aus verlesenem JuuS !J>! a n s t a t t des von A r . dargebotenen richtigen ^JM! !J>! S F ] . 2 Arist. metaph. A c. 6ff. 3

So A r . ; A und C iaii> srespi B =mu tt-api C BS snap 1 ;. nvTra^iTi fehlt in E . I n A r . u. A fehlt das nothwendige 'und'; hier durch eine Dittographie entstellt, die in « u n d ß vermieden ist. 4

auch ist A r .

5

[Ar.

6

Vgl. Arist. metaph. A 5. 986 b 6 ; B 2. 998 o 7 f . ; vgl. M 2. 1076 ¿ 2 f .

Phil. Abh.

aber supr. lin. AIJUJ d. h. Svie ihn e r k l ä r e n ' S F ] ,

nicht zur Alcad. geh. Gelehrter.

1884.

I.

10

°-

Freuden

74 zu r e d e n

gehört

zur

Aufgabe

t h a l :

der P h y s i k ;

d e n n sie sind

B e w e g u n g ; diese aber g e h ö r t zu einer a n d e r e n da sie a u c h

nicht

ein1

die s i n n l i c h e S u b s t a n z

gemeinsames

Princip

ist v e r ä n d e r l i c h .

mit

(Wissenschaft), haben.

Jedoch

W e n n nun d i e V e r ä n -

5 d e r u n g aus den e n t g e g e n g e s e t z t e n und den M i t t l e r e n von s t a t t e n g e h t , nicht aber aus allen E n t g e g e n g e s e t z t e n — denn die S t i m m e i s t e i n N i c h t w e i f s e s — , s o n d e r n a u s d e m Gregentheil, so ist es n o t h w e n d i g , gebe,

das2

sich nicht.

der G e g e n s a t z a b e r b l e i b t n i c h t ein D r i t t e s Aristot. 1069 a36.

d a f s es ein t r a g e n d e s

s i c h i n die G e g e n s ä t z e

10 g e n s ä t z e v e r ä n d e r n

a u f s e r den

Fr gm. 6.

conträren

verändert.

Dieses

also

bestehen:

Denn

Etwas

die

Ge-

bleibt

bestehen,

folglich

( g i e b t es>

Gegensätzen3.

Erklärung.

Es sagt Alexander:

Nachdem er über die

bewegte Substanz gesprochen und sie in zwei Arten getheilt hat, in eine 15

ewige und eine entstehende

vergängliche, sagt er, dafs über diese zwei

Substanzen der Physiker zu sprechen hat.

Denn die physikalische Un-

tersuchung bezieht sich auf die Substanzen, denen Bewegung indem sie die Principien derselben der Metaphysik

entnimmt 4 .

zukommt, Was aber

die unbewegte Substanz betrifft, so ist die Untersuchung derselben Auf20 gäbe der Metaphysik Frgm. 7.

Es sagt Alexander in dieser seiner Erklärung Folgendes 6 :

E r sagt: Nachdem Aristoteles erklärt hat, dafs die Untersuchung der sinnlichen Substanz, da ihr Bewegung zukommt, Aufgabe der Physik ist und schon früher von ihm dargethan worden ist,

dafs wir nothwendig die

20 Elemente der sinnlichen Substanz aufsuchen müssen, sie mögen Eines oder viele sein —

1 2 3

denn die Untersuchung dieses Gegenstandes und die Ermit-

Hebr. nemiüa « t n nVnrtTiVfcN cnV ¡ r r r nVü [Ar. fehlerhaft ^ j J i ^ S F ] . vj Ävj des griechischen T e x t e s (1069 5 9) fehlt bei Ar. und Hebr.,

vielleicht

mit Recht. 4

Vgl. Alex, metaph. 224, 6 :

-s y.u) a\y, CtltUVTCt \ TYjS - IJtCCMTT > OVTlCtg a / YJ< T£?.£VTCCICC . / Kai \ Varofxcg. Hat

3

£i7T£0 C-Eh 1ctvTixiv ytyusrai.

-T&I!J.£VOI

Ta

e'i8y, E'ineg '¿GTW

2 E s sollte gelesen werden: äio ö-yj ou xctxug ttpacrav ol TiSeixsvoi T« si'Sij, OTI s'iSti itniv onöv?.ov slSos ist nicht zu ver-

kennen. J^ÄJS

j3>

blofse

Dittographie

SF].

K e i n e der hebr. H a n d -

schriften w e i s t diesen F e h l e r auf. — Zur Sache vgl. Arist. de an. I I I 5. 4 3 0 a 23. 5

Phil.

s. oben Anm. 3.

Abh.

nicht

zur ATcad. gehör. Gelehrter.

1884.

I.

12

Aristot. I 0 7 0 a 2 i .

5

10

io

20

90

F

RE U D EN T HA L:

Vielleicht', weil es nicht zur Aufgabe 1 dieser Wissenschaft gehört, einen tot. 1070a21. ß e w e j g fQr dergleichen Annahmen zu führen, und die Besprechung (derselben) 2 ihr nicht zukommt, sondern Aufgabe der Psychologie ist. Und dies, was Alexander sagt, ist seine Meinung über den Geist u. s. w. Frgm. 14.

5

Es sagt Aristoteles (1070 a 27 — 30): E s i s t s o m i t k l a r , d a f s w i r auf k e i n e W e i s e a u s d i e s e m G r u n d e 3 a n z u n e h m e n b r a u c h e n , d a f s die I d e e n e x i s t i r e n . D e n n d e r M e n s c h e r z e u g t den M e n s c h e n , d e r e i n z e l n e i r g e n d einen M e n s c h e n . Und in g l e i c h e r W e i s e ( v e r h ä l t es s i c h ) bei d e n K ü n s t e n ; d e n n die H e i l k u n s t ist d e r 10 B e g r i f f d e r G e s u n d h e i t . Frgrn. 15. E r k l ä r u n g . . . . Und diese Frage (nach der letzten Ursache des Entstehens) ist höchst schwierig und tief. Und wir werden hierüber nach unsren Kräften und unsrem Vermögen und entsprechend den Voraussetzungen und Grundsätzen, die wir im Systeme dieses Weisen 15 als richtig anerkannt haben, sprechen, dessen Meinung wir, wie Alexander sagt, als die am wenigsten zweifelhafte und am meisten der Wirklichkeit entsprechende gefunden haben. 4 Es sagt Aristoteles (c. 4. 1070 a 31—b 4): U n d die U r s a c h e n u n d die P r i n c i p i e n s i n d f ü r die D i n g e v e r s c h i e d e n . U n d sie 20 s i n d , wie J e m a n d im a l l g e m e i n e n s a g e n k ö n n t e , i d e n t i s c h u n d z w a r sie a l l e auf dem W e g e der A n a l o g i e . D e n n es k ö n n t e J e m a n d z w e i f e l n , ob m a n die P r i n c i p i e n u n d E l e m e n t e d e r S u b s t a n z e n u n d R e l a t i o n e n u n d j e d e r e i n z e l n e n K a t e g o r i e in d i e s e r W e i s e als i d e n t i s c h a n s e h e n d ü r f e . A b e r es w ä r e u n 1 [Ar. T e x t mgo iwä=> mit g , « S F ] , beides Ubersetzungen von o i s » .

Hebr. ß

¡"NT pi-ra, A

2

['derselben' fehlt im Ar., doch stand wohl auf dem jetzt verklebten R a n d e , d a durch einen Custos im T e x t e darauf hingewiesen wird S F ] . E b e n s o fehlt im H e b r . ein entsprechendes W o r t . Hier wird übersetzt " l i - i r s NV,. 3

[Ar. eigentlich 'durch V e r a n l a s s u n g dieser { D i n g e ) ' S F ] .

4

H i e r m i t vgl. A l e x a n d e r 7R. p. 1 2 3 a : T « 'AFLIRROTSAEUS irgis-ßevoixeii aXrr TAI uir' KVTOV -rrct^ahzhonii'cig Söhres TIÜV chj.oig ehr,iiiviuv. Vgl. ferner die A n f ü h r u n g e n bei Maimonides Moreh I I 3 p. 51. I I 15 p. 122 u. I I 22 p. 180 M ü n k .

SSTTIGCIT;

Yiycuu.svoi

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

91

g e r e i m t , w e n n sie i d e n t i s c h e P r i n c i p i e n w ä r e n ; d e n n R e l a t i o n und S u b s t a n z m ü f s t e n a u s i d e n t i s c h e n D i n g e n e n t s t a n d e n s e i n , a u s E t w a s ( a l s o ) , a u s d e m d i e s e s n i c h t e n t s t e h t . D e n n es rnüfste sich a u f s e r h a l b der Substanz und der übrigen K a t e g o r i e n finden, so d a f s es ein A l l g e m e i n e s u n d E l e m e n t d e r e r , f ü r d i e es E l e m e n t 5 i s t , w ä r e 1 . F e r n e r i s t a u c h die S u b s t a n z n i c h t ein E l e m e n t f ü r die D i n g e , die zu d e r R e l a t i o n g e h ö r e n , u n d a u c h n i c h t s v o n d i e s e n f ü r die S u b s t a n z . Frgm. 16. E r k l ä r u n g . Er (Alexander) sagt: Dieses Zweifels Aristot. gedenkt er schon im Anfange dieses Werkes und spricht ihn hier aber- 10 mals aus, um ihn zu lösen. Der Zweifel besteht aber darin, ob die Principien der zehn Kategorien und ihre Elemente ein seiner Wesenheit nach identisches Element oder ob sie verschiedene Elemente sind. Er (Aristoteles) stellt nun zuerst dar, in welcher Weise sie identisch sind, und sagt, dafs man die Ursachen und Principien der zehn Kategorien, 15 selbst wenn sie Ursachen verschiedener Dinge sind, dennoch der Analogie nach für identisch halten kann. Da dieses nun aber nur dann einleuchtet, wrenn erklärt wird, dafs sie unmöglich schlechthin identisch oder schlechthin verschieden sind, hebt er hervor, welche Ungereimtheiten sich ergeben, wenn man ihnen eine dieser beiden Bestimmungen beilegt. 20

I070a3i.

Es sagt Aristoteles (1070 b 4 — 7): U n d f e r n e r , w i e w ä r e es m ö g l i c h , d a f s d i e El em e n t e v o n i h n e n a l l e n i d e n t i s c h w a r en. D e n n k e i n e s v o n den E l e m e n t e n k a n n i d e n t i s c h s e i n m i t d e m , w a s aus d e n E l e m e n t e n z u s a m m e n g e s e t z t i s t 2 , w e n n z. B. BA 3 m i t B, s e i n e m T h e i l e , ( i d e n t i s c h ) w ä r e . 25 Frgm. 17. Erklärung. Aus diesen Worten erhellt die Un1

Demnach las der Ubersetzer ...

tTToty^itov. 2

[Ar.

ljiÄJSj

Jcs-i^ olw.tow'ii! lung nachgebildet. 3

y j J i t qÍ O ^ -

q-.

¡úi t>£Jój

das ist unconstruirbar, aber dem Griechischen in der StelWenigstens wäre

[Ar. hat blofs A ;

werden S F ] ,

¡tuTY¡yo^ov¡¿svct í&Tm, v.oivov na) ¡rroiy^lon iiv irrt

zu lesen.

SF],

mit leichter Änderung kann aber B A

(L statt 1) gelesen

Hebr. hat beidemale B gesetzt. 12*

92

möglichkeit, dafs die Elemente der zehn Kategorien identisch seien, weil 1070 6 4. ^gggj. J \ n n a } l m e zufolge die Elemente und das aus ihnen Zusammengesetzte identisch sein würden. Alexander sagt, dafs dieser Grund ein blofs dialectischer ist; denn es ist nicht nothwendig anzunehmen, dafs, 5 wenn das Element die Natur dessen hat, dessen Element es ist, dasselbe mit demjenigen, dessen Element es ist, identisch sein rnüfste; sondern das Element und das, dessen Element es ist, könnte von derselben Natur sein, das Element jedoch könnte in dieser Natur einfach und das aus ihm Entstandene zusammengesetzt sein. Und diese Behauptung wTäre nicht 10 nothwendig, aufser wenn angenommen wird, dafs das Element eines von ihnen und dafs es Element für sie alle ist. Dann wäre es nothwendig, (anzunehmen), dafs das Element mit demjenigen, dessen Element es ist, identisch wäre. Das aber ergiebt der offenbare Sinn dieses Abschnittes nicht. Darum sagt Alexander: Vielleicht wollte er mit diesen Worten 15 nur sagen, dafs, wenn das Element aller Kategorien eine von den Kategorien verschiedene Wesenheit wäre, es abermals ein Element haben müfste 1 , weil alles Vorhandene ein Element hat. Entweder wird also das Element wieder ein Element haben, oder das Element wird mit dem, was aus ihm ist, identisch sein.

Frgm.

stot,

F k e u d e n t h a h

17.

20

Es sagt Aristoteles (1070 6 7 — 9 ) : A u c h i s t d i e s e s n i c h t u n t e r d e n E l e m e n t e n d e r i n t e l l i g i b l e n 2 ( W e s e n h e i t e n ) zu f i n d e n , w i e d a s E i n s u n d d a s S e i e n d e ; d e n n d i e s e s i n d a u c h in j e d e m Z u s a m m e n g e s e t z t e n , u n d k e i n e s von i h n e n i s t 3 S u b s t a n z o d e r Relation; das aber wäre nothwendig.

25

Frgm. 18. E r k l ä r u n g . . . . Die Worte 'denn diese sind auch in jedem Zusammengesetzten erklärt Alexander auf zwei Weisen. Die eine dieser Erklärungen ist folgende. Das Seiende und das Eins weisen eben so sehr auf das Zusammengesetzte, wie auf das Einfache hin. Wäre nun das Element das Eins 4 , so wäre es nicht richtiger zu sagen, das Einfache 1

[Ar. IwülxwS aJ q ! 1. (jwütuwi wörtlich, dafs es auch für dieses ein Element sei' S F ] . Hebr. richtig 1 - C s"j ¡TiTia 2 ['Der intelligiblen' fehlt im Arab. in Folge eines Ilisses im Papier S F ] . 3 [So Ar. SFJ. Der Ubersetzer hat demnach scr-tu statt '¿a-rca gelesen. 4 E u. Lat. setzen noch hinzu 'und das Seiende': blofse Conjectur.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente

Alexanders.

93

sei das Element des Zusammengesetzten 1 , als das Zusammengesetzte sei Element des Einfachen, da ja ein jedes von ihnen Eins und Seiendes ist. — Die zweite Erklärung aber ist, dafs nothwendig das Einfache und das Zusammengesetzte eines wären, da der Name 'Eins' von ihnen in gleicher Bedeutung gilt. — Die Worte jedoch (1070 b 8): 'und keines von ihnen ist Substanz oder Relation; das aber wäre nothwendig' sind, wie Alexander erklärt, mit dem Voraufgehenden zu verbinden, nämlich mit den Worten (1070 b 4 ) : 'Und ferner, wie wäre es möglich zu sagen, dafs sie an und für sich Elemente von Allem 2 wären, das soll heifsen, kein Element kann mit dem Zusammengesetzten identisch sein, wie B mit BA 3 . Er sagt ferner: Dies, weil die Worte (1070 b 8) 'und keines von ihnen ist Substanz oder Relation' diesen Worten folgen; denn von den Elementen spricht er. — Und er sagt (ferner), dafs der Sinn der Worte: 'und keines von ihnen ist Substanz oder Relation; das aber wäre nothwendig' folgender ist: Wenn das Eins und das Seiende Element der Substanz und der Relation wären, und das Element mit dem, dessen Element es ist, nicht identisch sein kann, so würde Substanz und Relation und die übrigen Kategorien weder Eins noch Seiendes sein 4 . Und wäre keines von ihnen Eins und Seiendes, das heifst, würde der Begriff des Eins ihnen abzusprechen sein, so würde keines von ihnen existiren, nicht die Substanz, nicht die Relation und keine der übrigen Kategorien, denn das Nichtseiende ist nicht vorhanden. Nun ist es aber doch nothwendig, dafs der Begriff des Eins (und des Seienden) von allen gelte.

1

Hebr. l i C N1HB m i r u B 'ptUN-i aia-'Er; rrrr N5 n;fi 'so wäre nicht das Einfache das Erste, so dafs man sagen könnte, es sei das Element des Zusammengesetzten.' [Die Abweichung ist durch Verwechselung von j^t und ¿^i zu erklären S F ] . 2 [Ar. t^x* 1. I t~-] während C aas" rviTD"' conjicirt. des Lemmas weit ab. 3

Ebenso B aas tv.lic"; richtig aber A u. E c i a ? n m c * , Übrigens weicht der Wortlaut dieses Citates von dem

[Im Arab. iXs»t_j L.U aJj^r.. Hebr. giebt in wörtlicher Nachbildung des Ar.:

Das hinter LJS ist unerklärlich S F ] . in« i n N W 'n

4 D e r griech. T e x t ist hier unverkennbar: el to ei/ x u i to OV TTOiyj1ov •/¡v r y s cCa-iai x«i TOC wpo's ti, /xr,Se TCCVTOV s ' I V A I S v v c e T « i to T T Q i y j t o v xctt oii itrTi ttoi%£7oi/, i7 o v a - L A xctt ro 7Z20S TI xctt TCC aÄ?,« XATYIYOGQIAARA oute sc a v y v 0ur« ox.

5

10



20

F R E U D E >r T H Ä L

94

Er (Alexander) sagt: Es ist aber auch möglich, dafs er die Worte, denn keines von ihnen wäre Substanz und Relation' nur von dem Eins und dem Seienden gesagt hat, wenn nämlich Jemand sagen wollte, dafs eines von diesen beiden Element wäre. Diese beiden nämlich, um nicht 5 identisch mit dem zu sein, was aus ihnen entsteht, dürften nicht an einer von diesen Kategorien sein. Jede von diesen Kategorien aber ist ein D O Eins und ein Seiendes: Darum könnte das Eins nicht dieselbe Beschaffenheit haben, ich meine wie das Eins in denselben (den Kategorien), ebenso das Seiende. Unmöglich aber ist es, dafs das Eins und das Seiende 10 aufserhalb der zehn Kategorien sei, sondern es ist nothwendig, dafs ein Seiendes Eins in denselben sei 1 . Denn wenn die Dinge, die aus den Elementen (hervorgegangen sind) (nämlich die Substanz und die Quantität und die Qualität oder irgend eine der übrigen Kategorien) und die Elemente (selbst) von einander verschiedene Dinge wären 2 , so würde 15 nichts von diesen existiren, nicht die Substanz und nicht die Quantität und nichts von den übrigen Kategorien. Das aber mufs man doch ano O nehmen. Denn es ist nothwendig anzunehmen, dafs die Elemente und das aus den Elementen Hervorgehende 3 zu den existirenden Dingen gehören. Und wenn eines von ihnen ein Seiendes und Eins ist, so ist 20 es nothwendig, dafs dieses unter eine der Kategorien falle. — Das sind die Worte Alexanders zu diesem Abschnitte. Und die Erläuterung dessen, was er zu diesem und dem voraufgehenden Abschnitte sagt, ist folgende u. s. w. 1

£

[Ar. iiXs-S^ Lei. ^ 'dafs Etwas, das ein Eins ist' SF], Ebenso die bessere Classe der hebr. Handschriften ibN* ¡-prpui " n nsq: -ftna. ¿uls L^JAE il^iS oLwjjijjw'äl o ö l / j XASLJ! o* tS" wörtlich: 'denn wenn die aus den Elementen entstehenden Dinge, nämlich Substanz, Quantität, Qualität oder etwas von den übrigen Kategorien wären — und die Elemente Dinge wären ausser ihnen, so wäre' SF]. Hebr. wörtlich, aber schwer verständlich: rvniD,ü "o IISN Ciairt Vtt enü "ti "•a: --- fN rrV-i rvniD-n vm B'niMHn ct-wn cr-N-c -n i'xm rraam rssn :n. So B, wenig abweichend die übrigen Handschriften. Über die thörichte lateinische Übersetzung vgl. Note 3. 3 'und das — Hervorgehende' fehlt im Ar., « und den besseren Handschriften von ß und ist aus E ergänzt worden.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

95

Es sagt Aristoteles (1070 b 9 — 21): D e m n a c h s i n d die E l e m e n t e v o n i h n e n a l l e n n i c h t i d e n t i s c h . U n d sie s i n d , wie m a n s a g t , in g e w i s s e m S i n n e i d e n t i s c h a n d in g e w i s s e m S i n n e n i c h t , wie v i e l l e i c h t die E l e m e n t e d e r s i n n l i c h e n K ö r p e r , a l s d e r e n F o r m d a s W a r m e u n d a u f a n d e r e W e i s e d a s K a l t e u n d die N e g a t i o n (gilt). S t o f f a b e r i s t d a s j e n i g e , w a s d e r M ö g l i c h k e i t n a c h z u e r s t v e r m ö g e s e i n e s W e s e n s d i e s e s b e i d e s ist. S u b s t a n z a b e r s i n d d i e s e und w a s aus i h n e n i s t , u n d d a s s i n d d i e , d e r e n P r i n c i p i e n d i e s e s i n d , u n d w e n n es ein E t w a s g i e b t , d a s a u s d e m W a r m e n und K a l t e n E i n s w i r d , wie das F l e i s c h u n d d e r Knochen. Denn d a s j e n i g e , was e n t s t e h t , mufs n o t h w e n d i g a n d e r s sein als j e n e . D i e s e D i n g e h a b e n n u n d i e s e E l e m e n t e und P r i n c i p i e n , d i e a n d e r e n a b e r a n d e r e . D a f s d i e s a b e r v o n Allen g e s a g t w e r d e , g e h t n i c h t an, s o n d e r n sie s i n d g l e i c h d e r A n a l o g i e n a c h , wie w e n n J e m a n d s a g e n w ü r d e , d a f s es d r e i P r i n c i p i e n g i e b t , n ä m l i c h die F o r m u n d die N e g a t i o n und d e n S t o f f ; d o c h i s t j e d e s E i n z e l n e von d i e s e n in j e d e r v e r s c h i e d e nen G a t t u n g v e r s c h i e d e n , (wie) bei d e r F a r b e W e i f s e s , S c h w a r zes, e b e n e O b e r f l ä c h e , L i c h t , F i n s t e r n i f s , L u f t , u n d a u s d i e s e n h e r v o r g e h e n d T a g und N a c h t . Frgm. 19. E r k l ä r u n g . . . . Und Alexander sagt, dafs hier Negation gesetzt ist, als in gewissem Sinne in (den Begriff der) Substanz eingehend, da das Kalte Negation der Wärme ist 1 , und die Kälte in den kalten Körpern ihre Wesenheit bildet. Demnach sind sie (Kälte und Wärme) darin Wesenheiten, im Unterschiede von den Dingen, die darin blofs Accidenzien sind, das beifst, die Kälte und die Wärme sind nicht Wesenheiten in den Dingen, deren Arten nicht die Kälte und die Wärme bilden, sondern andere Kräfte, wie die Seele in den beseelten Wesen 2 . Es sagt Aristoteles (1070 6 30 — 35): D a s B e w e g e n d e a b e r in den N a t u r d i n g e n ist f ü r den M e n s c h e n d e r M e n s c h und i n d e m , w a s d u r c h die I d e e i s t , d i e F o r m o d e r i h r Gregentheil, und so 1

Nach Ar. und Hebr. eig. 'da das Kalte das ist, was die Negation der W ä r m e ist'.

2

Über die

¡J.£TOVA-TA

TOV

HRJ CUTOS

vgl. Alex.

N.

H P- 159 a o.

96

F r e u d k n t h a j,

finden Weise

sich vier.

heit,

und

erzeugt 5

in g e w i s s e r W e i s e Denn

welches

Menschen

Erstes

and

i s t in g e w i s s e r

ist F o r m und

für Alles

Frgm. 20a.

Aristot. 107013o.

die H e i l k u n s t

die Baukunst

den

drei Ursachen des Hauses,

ferner

das,

gewisse

Weise und

was

auf

Gesund-

der

aufser

Mensch

diesen

ist,

1

ist .

E r k l ä r u n g . . . . U n d dies beabsichtigte er mit den W o r -

t e n : ' u n d f e r n e r d a s , w a s a u f s e r d i e s e n i s t , w e l c h e s d a s E r s t e ist'.

Alexander

s a g t , d a f s e r m i t d i e s e n W o r t e n l e h r e n w o l l t e , d a f s e s ein a n d e r e s P r i n c i p a u f s e r h a l b d e r b e w e g t e n D i n g e g i e b t , w e l c h e s f ü r alle b e w e g e n d e n g e m e i n 10

sam ist;

denn dieses P r i n c i p ,

i n s o f e r n es g e m e i n s a m i s t ,

n o t h w e n d i g , w e i l e s ein g e m e i n s a m e s angesehen worden

zu w e r d e n .

ist,

nur

um

Weil

braucht

u n d e n t f e r n t e s ist, als

nämlich das

erst Bewegende,

der V e r v o l l k o m m n u n g willen

nicht

gleichnamig wie bewiesen

bewegt,

und was

so

sich v e r h ä l t , b r a u c h t n i c h t g l e i c h n a m i g zu sein 15

Frgm.

20b.

Und Themistius

gedenkt

hier

nur

des B e w e g e r s ,

a u f m e r k s a m d a r a u f zu m a c h e n , dafs er a b g e s o n d e r t von diesen bewegenden

Ursachen

ist

und

dafs

dies

die Absicht

dieser

Worte

U n d das g e h t in d e r T h a t a u s d e m W o r t l a u t e deutlich h e r v o r .

uui

nächsten ist.

Alexander

a b e r sagt, dafs die B e h a u p t u n g , das G l e i c h n a m i g e e n t s t e h e aus d e m Gleich20

n a m i g e n 2 , n u r in B e z u g a u f d i e w i r k e n d e n n ä c h s t e n U r s a c h e n g i l t , u n d w e n n E t w a s , d e m W e s e n nach, nicht zufällig entsteht, Dingen, in

25

die d u r c h

erster

Absicht

wirkende entstehen.

merkungen

aber

Thiere

zufolge

ihm

Ursachen

geht

hervor,

Aus

um

irgend

seinen

dafs

die

und das geschieht bei d e n eines Z w e c k e s

(Alexanders)

aus

der

Fäulnifs

früheren

bedürftig.

Er (Alexander)

sagt:

Be-

entstehenden

z u d i e s e r G a t t u n g g e h ö r e n ; j e d o c h ist d i e s e

besonderer Untersuchung

willen

Ansicht

W a s an

dem

f r ü h e r e n Satze, dafs das Gleichnamige wesentlich aus dem Gleichnamigen

raCrcc

3

1

Das führt auf:

2

[Ar. ^..Wj.ii J^S. j 'das Gleichnamige ist nicht das Gleichnamige, die Negation, wie das Fehlen der Präposition Anstois erregt; mgo trägt Ganz wie Ar. liest B Escren -nVs H'H- a a s ESDiartia; A ist lückenhaft; C emen"f^a ¡Vm" nV. Übersetzt worden ist nach E saö-.alTS iTfl" EiBS KE-mras, der (Z. 27) das Richtige darbietet, an dieser Stelle mit A zusammen.

wo sowohl nach S F ] . dirt auch unten 3

ZTI

TC

TVCTGCC

TTO'JITOV

Auch liier hat der hebr. Text gelitten.

navTixiv.

B ESDIitt

rrrp K2S EDDTOiTO; D

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

97

entstehe, anzuzweifeln ist, das ist, weil 1 an der Geifsel nichts von dem Frgm. stoh ist, was sie auf der Oberfläche des Geschlagenen bewirkt, und in ähnlicher " Weise kann man sagen, dafs an der Säge nicht die Form des Schnittes und der Theilung ist, die sie im Holze bewirkt. Das aber ist der Fall, weil derartige Dinge Werkzeuge für wirkende Ursachen sind, während 5 seine (des Alexander) Behauptung nur von den wirkenden Ursachen gilt. Darum sagt er (Alexander), dafs die Theilung, welche die Säge bewirkt, in der Seele des Sägenden ist, und dafs der Schlag, welchen die Geifsel bewirkt, in der Seele des mit der Geifsel Schlagenden ist. Er (Alexander) sagt daher, dafs die Wahrheit dieses Satzes (von der Entstehung des 10 Gleichnamigen aus Gleichnamigem) von drei Bedingungen abhängt, dafs sie geschehe im Wirkenden, nicht im Werkzeuge, im Nahen und nicht im Entfernten und im wesentlich, nicht zufällig Wirkenden. Es sagt Aristoteles (c. 5. 1070 b 36 —1071 a 3): D a es D i n g e g i e b t , die t r e n n b a r s i n d , und u n t r e n n b a r e D i n g e , so s i n d d i e s e 15 nicht2 Substanzen. U n d d a r u m f i n d e n sich d i e s e als U r s a c h e n , weil es a u f s e r h a l b d e r S u b s t a n z e n E i n d r ü c k e u n d B e w e g u n g e n d e r s e l b e n n i c h t g i e b t . U n d s o d a n n sind d i e s e v i e l l e i c h t die Seele und d e r K ö r p e r o d e r d e r G e i s t o d e r d a s B e g e h r e n im K ö r p e r . 20 Frgm. 21. E r k l ä r u n g . . . . Jedoch Alexander sagt: Nachdem er

ESBian ¡rrr ¡ n a EiDianffi; C c s c i a n t & s rrrv N5 cuji e s o t b u b . und E.

Ich übersetze nach

A

[Im Arab. ist an Stelle des für ^nVa zu erwartenden W o r t e s ein Rifs S F ] . 1

findet.

Wahr-

scheinlich hat schon der syr. Übersetzer ort 'dafs' fälschlich mit 'weil' übersetzt.

Man erwartet 'dafs', welches weder im Ar. noch im Hebr. sich

[Viel-

leicht aber ist dieser Absatz nach dem arab. T e x t folgendermafsen zu übersetzen: ' U n d w a s nach dem Vorangegangenen bezweifelt werden kann, ist, dafs das Gleichnamige w e sentlich aus dem Gleichnamigen entstehe; denn in der Geifsel u. s. w. S F ] . 2

D a s ixiiva

des griech. T e x t e s konnte weder im Arabischen noch im Hebräi-

schen so übersetzt w e r d e n ,

dafs es von r«Jr« sicher zu unterscheiden g e w e s e n

D a s Demonstrativum ward daher in der Ubersetzung auf

die Hinzufügung einer Negation, von der im griech. T e x t e keine Spur sich liches s. bei Zenker Arist. categ. p. 32.

Averroes citirt bald,

stanzen', bald als ob er 'sind diese nicht Substanzen' Vulgata geändert. — 1 0 7 1 a 2 haben Ar. und Hebr. Phil.

Abh.

nicht zur Akad.

gehör. Gelehrter.

1884.

findet.

Ähn-

als ob er 'sind jene Sub-

gelesen hätte.

'¿TTCMi ist doppelt

5

[ S o Ar. und Hebr.

u

leicht

ent-

w ä h r e n d es ursprünglich

A u s d r ü c k l i c h erklärt Averroes später, dafs B A g e l e s e n w e r d e n m ü s s e

4

also ¿ l i A ^ i

w e i l im Arabischen B aus B A

[LJS w a r d nämlich ¿LJ( g e l e s e n ,

SF],

übersetzt. Aus o i ^ o ^ i ,

der richtigen U b e r s e t z u n g v o n \j/ówr, w a r

g e w o r d e n S F ] . — D a s F o l g e n d e w e i c h t vom aristot. T e x t e w e i t ab. [ D i e W o r t e 'auch das Besondere'

S i e sind aus dem Hebr. ergänzt worden.

sind im

Ar.

nicht m e h r zu erkennen

SF].

Die durch Averroes erhaltenen

Fragmente

Alexanders.

101

dafs die allgemeinen Dinge Substanzen seien. Deshalb setzt er den Gedanken mit den Worten fort: 'Jenes Allgemeine aber existirt nicht, weil das Individuum Princip des Besonderen, Individuellen ist' 1 . Er meint, das allgemeine Princip existirt nicht aufserhalb der Seele, sondern das Existirende ist nur das Individuelle. Denn dieser bestimmte Mensch wird nur 0 von einem bestimmten Menschen gezeugt, nicht aber von einem allgemeinen Menschen. Und der letzte Theil dieses Abschnittes fehlte in den Worten des Aristoteles im Commentare des Alexander 2 ; ich habe ihn daher aus der zweiten Übersetzung ergänzt, nämlich die Worte und im allgemeinen' 10 u. s. w. (S. 100 Z. 6). Es sagt Aristoteles (1071 a 29 —1071 b 1): W e n n n u n a b e r u n t e r s u c h t w i r d , w e l c h e s v o n i h n e n die P r i n c i p i e n u n d E l e m e n t e der S u b s t a n z und der R e l a t i o n u n d der Q u a n t i t ä t sind, ob m a n s i e a l s i d e n t i s c h o d e r v e r s c h i e d e n a n z u s e h e n h a t , so i s t es k l a r , d a f s sie d a s s i n d , w a s a u f v i e l f a c h e W e i s e f ü r j e d e s E i n z e l n e g e s a g t w i r d ; w e n n m a n s i e a b e r t r e n n t , s i n d sie n i c h t i d e n t i s c h s o n d e r n v e r s c h i e d e n ; a u f s e r d a f s s i e in d i e s e r W e i s e w i e d e r u m f ü r Alle sind. U n d sie s i n d a u c h i d e n t i s c h der A n a l o g i e n a c h , F o r m , B e w e g e n d e s 3 , u n d e b e n s o s i n d a u c h d i e U r - 20 s a c h e n d e r S u b s t a n z e n w i e die U r s a c h e n von A l l e m 4 , weil sie a u f g e h o b e n werden, wenn jene aufgehoben werden. Und ferner das E r s t e der V o l l e n d u n g nach. Und ebenso ist v e r s c h i e den als E r s t e s Alles, was g e g e n s ä t z l i c h ist, und d i e s e s w i r d n i c h t w i e d i e G a t t u n g e n u n d n i c h t a u f v i e l f a c h e W e i s e a u s - 20 gesagt. Und e b e n s o sind ihre S t o f f e n i c h t i d e n t i s c h .

Theil

1

Hier citirt Averroes ganz anders w i e oben im L e m m a S. 100 Z. 2.

2

D i e wörtliche Übersetzung des Ar. und Hebr. würde

dieses Abschnittes

sein:

'Und den

letzten

fand ich fehlend aus Aristoteles' Worten im Commentare

des

Alexander'. 3

[Ar. ¿ J .

4

[Ar.

Schreibfehler für ui^s? S F ] ,

weitläufiger: L^K- sL-äK SF],

Richtig Hebr.

.

Hebr. c n ? E^a-firt l a s s - a s s i l n-Vi"

und ebenso sind die Ursachen der Substanzen, w i e die ihnen gleichen'.

E* " 1

Fr

ss

102

Freudenthal:

29

-

Frgm. 23. E r k l ä r u n g . . . . Alexander sagt: Mit den Worten 'und dieses wird nicht wie die Gattungen und nicht auf vielfache Weise ausgesagt, und auch ihre Stoffe' meint er vielleicht die individuellen Ursachen, die in Wahrheit Ursachen für das individuell Bewirkte, das in 5 Wahrheit bewirkt ist, sind.

Es sagt Aristoteles (c. 6. 1071 b 1—11): W e l c h e s n u n d i e P r i n cipien der sinnlichen Dinge und wie viele i h r e r sind und wie sie i d e n t i s c h u n d v e r s c h i e d e n s i n d , d a s i s t a u s e i n a n d e r g e s e t z t w o r d e n . D a es n u n d r e i 1 S u b s t a n z e n g i e b t , v o n d e n e n z w e i io n a t ü r l i c h e 2 s i n d u n d d i e e i n e u n b e w e g t i s t , so m ü s s e n w i r ü b e r d i e s e s p r e c h e n u n d e r k l ä r e n , d a f s es n o t h w e n d i g 3 i r g e n d e i n e ewige unbewegte Substanz giebt. D e n n die S u b s t a n z e n sind f r ü h e r als alles Seiende, und wenn alle S u b s t a n z e n v e r g ä n g l i c h s i n d , so i s t a l l e s S e i e n d e v e r g ä n g l i c h . A b e r es i s t n i c h t 15 m ö g l i c h , d a f s B e w e g u n g e n t s t e h e u n d n a c h h e r v e r g e h e ; d e n n s i e w a r l ä n g s t . U n d a u c h n i c h t d i e Z e i t , da d e r B e g r i f f d e s F r ü h e r e n und S p ä t e r e n nicht möglich ist, wenn die Zeit nicht ist. U n d d i e B e w e g u n g i s t a u c h auf d i e s e W e i s e u n u n t e r b r o c h e n , wie a u c h d i e Z e i t ; d e n n sie i s t e n t w e d e r s i e s e l b s t o d e r 20 e i n e B e s t i m m u n g u n d A f f e c t i o n d e r B e w e g u n g . A b e r es f i n d e t s i c h k e i n e u n u n t e r b r o c h e n e B e w e g u n g a u f s e r im R ä u m e u n d von dieser die K r e i s b e w e g u n g . Frgm. 24. E r k l ä r u n g . Mit den Worten 'welches die Principien der sinnlichen Dinge sind' meint er die Materie und die Form und die 2ä Negation und den Beweger, und mit den Worten 'wie viele' ihre Zahl. Und mit den Worten 'und wie sie identisch und verschieden sind' meint 1

In diesem Abschnitte, wie in den folgenden, weist die arabische Handschrift des Averroes zahlreiche Schäden, insbesondere Lücken auf, die durch N ä s s e , Insecten und andere Ursachen entstanden sind. Die Ubersetzung folgt in diesen Fällen ganz der hebräischen Übersetzung. 2

hat SF]. 8

bezeichnet.

[Ar. ^yfjKXM.h-, was nicht in ^ j u u u j J a zu ändern ist, Richtig Hebr. z - s z . ? .

da auch Enst. Xjc.^rif

Im Ar. und Hebr. wird die apodiktische Aussage durch gehäufte Ausdrücke

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

103

er das, was voraufgeschickt wurde, dafs sie der Analogie nach identisch und ihrer Natur nach verschieden sind.

Ar

Ob er nun aber hier unter den

sinnlichen Dingen, deren Principien er besprochen hat, nur die entstehenden vergehenden Dinge verstanden hat oder auch die ewig darüber sagt Alexander,

seienden 1 ,

dafs er, obgleich der voraufgehende Abschnitt

5

über die nicht ewigen Substanzen handelt, doch beide Substanzen, die ewige und die nicht ewige, umfafst.

Denn auch in der ewigen Substanz

giebt es Ursachen, die man der Analogie nach mit den Ursachen der entstehenden vergänglichen Dinge 2 zusammen nennen kann.

Denn es giebt

an derselben Möglichkeit, da sie sich im Räume bewegt; die Möglichkeit

10

in Bezug auf das 'Wo' ist freilich nicht die Möglichkeit in der Substanz. E r sagt ferner: Denn das, was wir im ' W o ' finden, gleicht dem Gegensätzlichen ; denn

es existirt im Räume bald der Möglichkeit, bald der

Wirklichkeit nach.

E r beweist dies 3

damit, dafs Aristoteles in diesen

Worten eine Theilung in die bewegte und unbewegte Substanz vornimmt, wenn er sagt:

15

' D a es nun drei Substanzen giebt, von denen zwei natür-

liche sind und die eine unbewegt ist, so müssen wir über diese sprechen und erklären, dafs es nothwendig irgend eine ewige unbewegte Substanz giebt'.

Die Worte aber 'so müssen wir erklären, dafs es nothwendig irgend

eine ewige unbewegte Substanz giebt' beweisen, dafs er die Existenz die-

20

ser Substanz in dieser Theilung als Voraussetzung annimmt, indem er sagt 'und die eine unbewegt ist'.

E r müfste sonst dieselbe in der Thei-

lung auf Grund dessen, was alle Früheren glaubten, angenommen haben, dafs es nämlich eine unbewegte Substanz gebe, weil er Ähnliches im Anfang dieses Buches gethan hat 4 .

25

1

[Ar. die 'seienden und ewigen' S F ] .

2

Ar. und Hebr. wörtlich: 'des Entstehenden und Vergehenden'.

3

nämlich die A n n a h m e ,

Richtig Hebr.

dafs Aristoteles sowohl

die Principien der

sinnlichen

vergänglichen, wie der sinnlichen ewigen Substanzen, d. h. der himmlischen Körper, verstanden habe.

D i e s e l b e ergiebt sich daraus, dafs Aristoteles der unbewegten die bewegte

Substanz, die beides umfafst, entgegensetzt. 4

Metaph. L 1. 1 0 6 9 a 30.

Eintheilung der Substanzen

Alexander

will

sagen,

weder als Voraussetzung oder darum angenommen habe, eine solche anerkannt haben.

dafs Aristoteles

hier

in eine unbewegte und eine sinnliche bewegte Substanz

die ent-

weil alle früheren Philosophen

104

5

10

15

20

F r e v d e k t h a l

Es sagt Aristoteles (1071 b 12-—37): A b e r w e n n es eine b e w e g e n d e o d e r w i r k e n d e S u b s t a n z g i e b t und d i e s e n i c h t s w i r k t , w i r d es k e i n e B e w e g u n g g e b e n 1 . D e n n es i s t j a m ö g l i c h , d a f s das, welches die B e d e u t u n g des Möglichen h a t , nicht wirke, u n d w e n n n i c h t , so n ü t z t es n i c h t s , d a f s wir e w i g e S u b s t a n zen a n n e h m e n , w i e d i e , w e l c h e d i e I d e e n s e t z e n , wenn es n i c h t in i h n e n ein P r i n c i p , d a s V e r ä n d e r u n g e r z e u g e n k a n n , g i e b t . J e d o c h g e n ü g t auch dieses nicht und kein a n d e r e s aufser den I d e e n . D e n n w e n n es n i c h t i s t 2 , w i r d k e i n e B e w e g u n g s e i n , u n d a u c h n i c h t , w e n n es z w a r t h ä t i g i s t , s e i n e S u b s t a n z a b e r ( b l o f s e ) M ö g l i c h k e i t i s t ; d e n n es w i r d ( d a n n ) k e i n e e w i g e Bew e g u n g geben; denn das, was blofs der Möglichkeit nach ist, k a n n a u c h n i c h t sein. Es i s t also n o t h w e n d i g , d a f s e i n e d e r a r t i g e 3 S u b s t a n z sei, die T h ä t i g k e i t ist. Und es i s t a u c h n ö t h i g , d a f s d i e s e S u b s t a n z e n f r e i v o m S t o f f e e x i s t i r e n ; d e n n sie m ü s s e n ewig s e i n , w e n n es ü b e r h a u p t e t w a s a n d e r e s E w i g e s g i e b t . U n d es i s t e i n e W i r k l i c h k e i t 4 . J e d o c h h i e r ist e i n e S c h w i e r i g k e i t . D e n n es s c h e i n t , d a f s in j e d e m t h ä t i g e n D i n g e a u c h V e r m ö g e n , d u r c h w e l c h e s es w i r k t , sei, n i c h t a b e r J e d e s , d a s V e r m ö g e n h a t , a u c h w i r k e : so d a f s d a s V e r m ö g e n d a s f r ü h e r e zu sein s c h e i n t . A b e r wenn dies so sich v e r h ä l t , so w i r d n i c h t s von dem S e i e n d e n e x i s t i r e n ; denn es ist m ö g l i c h , 1

Diese Übersetzung führt auf das richtige st ej-rt xwyitixov ...

2

Hebr. J _jJ q ^ j -

An

ovx iyrai

xiVvjti?.

iTiin nV rrn n"? Niftis , wonach übersetzt worden ist. [Ar. Jä ^ i Änderung des unverständlichen^] ist nicht zu denken, da es

e ne

im Texte des Averroes wiederum vorkommt. Averroes bemerkt dazu noch: Er meint, es genüge nicht als Princip der bewegten Dinge die Ideen oder etwas aufser den Ideen anzunehmen, wenn nicht mit der Aufhebung dieses Principes auch die Bewegung aufhört, und das meint er mit den Worten s S . s » qJCj J Jä q ! , d. h. dafs die Bewegung nicht ist, wenn es (das Princip) aufhört, d. h. wenn nicht ein Ding der Art vorhanden ist, dafs wenn es nicht ist, auch die Bewegung nicht ist' S F ] . 3

Hebr. w e N-- cxs ¡"¡7 "C2 iviT'a 'dafs ebenso eine Substanz sei, die Thätigkeit ist' — als ob (1071 6 20) sicrei ro:avrt;i/ ovTtav yj higysia geschrieben wäre. 4 Ar. und Hebr. Und es ist ein Geist'. D e r Irrthum ist durch Verwechselung von Jots und entstanden. [Das Richtige hat schon Averroes in seiner Erklärung geschrieben SF]. Alexander aber hat wie cod. A b kvigysm gelesen.

Die durch

Averroes

erhaltenen

Fragmente

Alexanders.

105

d a f s e t w a s e x i s t i r e n k ö n n e , es a b e r noch n i c h t e x i s t i r e . Aber w e n n es s i c h v e r h ä l t , wie die T h e o l o g e n s a g e n , d i e d a s A l l aus der N a c h t h e r v o r g e h e n l a s s e n , und w i e die N a t u r p h i l o s o p h e n , d i e s a g e n , d a f s a l l e D i n g e z u m a l w a r e n , so i s t es u n m ö g l i c h , d a f s es i d e n t i s c h f ü r A l l e s s e i 1 . D e n n w i e k ö n n e n s i e s i c h b e - 5 w e g e n , w e n n sie n i c h t in W i r k l i c h k e i t eine U r s a c h e h a b e n ? Denn der S t o f f , das S u b s t r a t des Z i m m e r m a n n s , kann sich nicht selbst bewegen, s o n d e r n der Z i m m e r m a n n 2 . Und nicht d a s M e n s t r u a l b l u t und n i c h t die E r d e , s o n d e r n d i e S a a t e n und d e r m ä n n l i c h e S a m e . D a r u m n e h m e n E i n i g e a n , d a f s die W i r k - 10 l i c h k e i t i m m e r s e i 3 , w i e P i a t o n und L e u k i p p 4 . D e n n sie s a g e n , d a f s die B e w e g u n g i r g e n d ein E x i s t i r e n d e s 5 sei. Aber w e f s h a l b und w a s s i e i s t , das h a b e n sie n i c h t a n g e g e b e n 6 , u n d n i c h t die U r s a c h e . D e n n n i c h t s b e w e g t s i c h v o n u n g e f ä h r , s o n d e r n es m u f s i m m e r E t w a s v o r h a n d e n s e i n , w i e es j e t z t i s t , 15 e n t w e d e r v o n N a t u r in d i e s e r W e i s e o d e r d u r c h G e w a l t o d e r d u r c h ein A n d e r e s . Und d a n n , w e l c h e s ist d a s E r s t e ? Denn das macht einen grofsen Unterschied. Frgm. 25. Erklärung.... Und Alexander sagt, dafs einer dritten Bedingung bedarf neben der, dafs es ewig und ein lichkeit Bewegendes sei, nämlich dafs es auch 7 dasjenige Wesen chem der preiswertheste Körper, das ist der himmlische Körper,

es noch Aristot. 1071&12. in Wirk- 20 sei, welin Sehn-

1

Oder nach Hebr. 'dafs sie in ihrer Gesammtheit wie Substanzen seien'.

2

'sondern der Zimmermann' fehlt in einigen hebr. Handschriften.

3

Wörtlich wäre zu übersetzen:

4

[Ar. ij^iyl Leukos.

Darum setzen Einige die Wirklichkeit immer'.

So auch

die

arab. Übersetzung

des Eustathius

SF].

Ebenso Hebr. 5

[Ar. 'ein Sein' sei S F ] . — In der Vorlage des Ubersetzers fehlte chl.

6

[Ar. ist corrumpirt:

des Averroes z. St. zu lesen: GU§£ üoBl. 7

S» J ^

slX^j

^.¿.¿u

1

^Ji »J^jj j i L*jt»,

jjli

SF]. —

nach dem Commentare In

der Vorlage

fehlte

[So die erste Hand des A r . und L a t . , der letztere wohl der Vulgata folgend.

Die sonst gute Lesarten bietende zweite Hand des Ar. fügt am Rande J j mit Custos hinter hinzu S F ] , Danach übersetzt Hebr. -,"!-; n:!-; p rrPP NiB 'dafs es nicht auch dasjenige Wesen sei'. Phil.

Abh.

nicht

zur

Alcad.

geh.

Gelehrter.

1884.

I.

14

106

F

R E U 1) E N T H A L

Frgm.-25. sucht sich zubewege. Denn das, welchem dieser Körper in Sehnsucht •tot. 1071412. zubewegt, ist nicht der Mensch und nicht irgend Etwas, das hier von existirenden Dingen sich findet, da das Preiswertheste nichts, was schlechter ist, erstreben kann1 5 Frgm. 26. Zu den Worten (1071 b 27): 'die sagen, dafs alle Dinge zumal waren', bemerkt Alexander, dafs er hiermit nicht auf Anaxagoras hinweist, da dieser ja die wirkende Ursache, nämlich den Geist, anerkannt hat. Aristoteles (1072 a 9—12): Wenn nun d a s s e l b e 2 in K r e i s 10 bewegung ist, so ist es n o t h w e n d i g 3 , dafs es so f ü r sich w i r k e und so durch ein Anderes. (1072 a 23): Der erste Himmel ist also ewig. Frgm. 27. Erklärung. Es sagt Alexander, dafs er hier in Kürze dessen gedenkt, was in den physikalischen Schriften und insbesondre in 15 dem Buche über Entstehen und Vergehen auseinandergesetzt worden ist. Und daselbst4 ist ausgeführt worden, dafs wenn es ein ewiges Werden giebt, es ein Etwas geben müsse, das ewig ist, und das ist der Körper, der sich im Kreise bewegt. Und wäre derselbe nicht, so könnte es kein ununterbrochenes Werden und kein ununterbrochenes Vergehen geben, 20 und wenn nicht, so würde der Stoff vernichtet werden. Es ist ferner nothwendig, dafs es eine ewige Ursache des Vergehens5 aufser der ewigen Ursache des Entstehens gebe, oder dafs es ein Wesen gebe, das beide Verschiedenheiten durch zwei verschiedene Verhaltungsweisen hervorbringe. Aber es ist nothwendig, dafs es ein einziges ewiges Wesen gebe, das Ur-

1

Vgl. A l e x , quaest. I 2 5 ;

bes. p. 78, 1 8 f . —

Diese Stelle

scheint

Maimonid.

Moreh II c. 4 p. 5 4 benutzt zu haben. 2

A r . und Hebr. fügen 'nicht' ein.

Die E r k l ä r u n g des A l e x a n d e r , w i e die er-

läuternden W o r t e des A v e r r o e s setzen aber die affirmative F o r m voraus.

Die Negation

ist also als blofse Verschreibung im A r c h e t y p u s des cod. Leid, und der Vorlage des Hebr. anzusehen. 3

Hier zeigen A r . und Hebr. eine gröfsere L ü c k e und weichen vollständig vom

aristotelischen T e x t e ab. 4

Arist. de gener. et corr. II c. 1 0 .

5

A r . und Hebr. wörtlich:

dafs das Verderbende ewig sei'.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

107

F r g m . 27. sache der ununterbrochenen Wirkung ist, weil es nur eine einzige ThätigAristot. 1 0 7 2 a 9 . keit ausübt, oder ein ewiges Wesen, das verschiedene Thätigkeiten ausübt, von dem daher verschiedene ewige Wirkungen ausgehen. Und so verhält sich der erste Himmel in seiner täglichen Bewegung; denn die Beständigkeit der Wirkung kommt nur durch ihn, da er nur Eine ewige Thätigkeit 5 hat. Diejenigen Wesenheiten aber, die stets verschiedene Wirkungen haben, bewegen sich in schiefen Bahnen, und die gröfste von ihnen an Wirkung ist die Sonne. Denn durch ihre Annäherung an die Dinge und ihre Entfernung von ihnen in ihrer allgemeinen Bewegung bewirkt sie zugleich die Gegensätze. Zum Beispiel. Wenn sie sich entfernt, ist sie die Ur- 10 sache für den Untergang der meisten Wesen, und wenn sie sich nähert, ist sie die Ursache für das Entstehen der meisten. Ebenso ist ihre Entfernung Ursache für einiges Existirende und ihre Annäherung Ursache finden Untergang einiger sichtbaren 1 Dinge.

Es sagt Aristoteles (c. 7. 1072 a 23): E s g i e b t a l s o ein B e - ir> w e g e n d e s , w ä h r e n d es n i c h t b e w e g t w i r d 2 . D a es a b e r ein B e w e g t e s u n d ein B e w e g e n d e s u n d a u c h ein M i t t l e r e s g i e b t , so f i n d e t sich auch E t w a s , das b e w e g t , a b e r n i c h t b e w e g t wird. Frgm. 28.3 Es sagt Alexander: Dies ist ein Beweis dafür, dafs es einen unbewegten Beweger giebt. Derselbe wird aber in äufserster Kürze 20 geführt, weil Aristoteles hierbei an das erinnert, was hierüber im letzten Buche der Physik 4 erörtert worden ist. Diese Erörterung beruht auf mehreren Voraussetzungen. Die eine von diesen ist, dafs wenn Etwas aus zwei Dingen zusammengesetzt ist und eines von diesen zweien getrennt existiren kann, auch das andere 5 getrennt mufs existiren können — 25 1

[Im Ar. folgt auf die Worte

für den Untergang einiger Dinge' ^ssLEii,

unverständlich i s t , das aber Hebr. im Sinne von Svas sichtbar ist' genommen zu scheint.

was haben

Zu lesen ist j^Eäü S F ] , 2

D i e Worte 'während — wird' sind wohl blofses G l o s s e m der Ubersetzung.

3

R i s s e im Papiere des cod. Ar. haben in den folgenden Abschnitten zahlreiche

Lücken verschuldet, die durch die hebr. Handschriften sicher ausgefüllt werden können. 4

Aristot. P h y s . V I I I c. 9 f .

5

[ das andere' fehlt im A r . ; doch weist ein Custos auf einen durch Yerklebung

des Randes jetzt unleserlichen Zusatz hin S F ] . 14*

F R EU D EN TH A L

108

Frgm. 28. im Falle nicht eines von den zwei Dingen ein Accidens und das andere Aristot. 1072 «23. 1 eine Substanz ist.

Ein Beispiel hierfür bietet das Honigwasser .

D a es aus

W a s s e r und Honig zusammengesetzt ist, so mufs, weil der Honig getrennt vom Wasser 5

existirt,

auch

das Wasser getrennt

vom

Honig

existiren.

Erweist sich diese Voraussetzung als begründet und finden wir, dafs ein Bewegendes

und Bewegtes giebt,

(das)

ein Mittleres zwischen

ersten Bewegenden und dem letzten Bewegten und gleichsam

es

dem

aus Bewe-

gendem und Bewegtem zusammengesetzt ist, so ist es klar, dafs da sich ein Bewegtes abgesondert io

vom Bewegenden

findet

(denn wir

finden

ja

hier Dinge, die bewegt werden, ohne selbst zu bewegen) — auch ein B e wegendes vorhanden sein mufs, das überhaupt nicht bewegt wird.

Die-

ses Bewegende aber ist frei von Möglichkeit und existirt überhaupt nicht im Stoffe 2 . Es 15

sagt Aristoteles ( 1 0 7 2 a 3 0 — b 4 ) :

die V o r s t e l l u n g dachten ;

im G e i s t e ;

Gegenstand

4

reihe an sich,

der G e i s t

3

und von

Und aber

das ist

20

das

Einfache

ein M a a f s , t e n ist. wählt

dieser

ist

die S u b s t a n z

in

wenn

ein W e s w e g e n

1

nicht

F e r n e r ist dasjenige,

trefflich,

Alexander

sind

identisch;

das

denn

das E i n f a c h e a b e r d e u t e t d a r a u f ,

wird,

der

von

dem

Ge-

erste

und

Und das

Eins

jenes

wie

bedeutet

sein

Verhal-

w a s um s e i n e r s e l b s t w i l l e n

Identität

der E l e m e n t e 5 ,

und

es das z u e r s t

E r w o r b e n e ist.

Dafs

in

ist

des D e n k e n s a b e r i s t die a n d e r e W e s e n -

v o n d i e s e r d i e e i n f a c h e , d i e in W i r k l i c h k e i t i s t . und

Princip

dem U n b e w e g t e n

findet,

darauf

er-

es i s t

sehr

sich

aber

deutet

die

Dies Beispiel ist nach Aristoteles' Vorgänge (s. Bonitz, ind. Aristot. s. v . ) von häufig

benutzt

worden.

So

z. B .

n. ^ v y y s

p. 1 2 4 6 ;

1452» (bis);

Metaph.

p. 2 9 3 , 12 u. s. 2

Dieses F r a g m e n t wird benutzt von Maimonides Moreh I I p. 3 7 .

3

Vgl. Münk zu Maimonides Moreh I I p. 5 4 .

4

[Dies ist im Ar. partitiv zu fassen S F ] .

( 1 0 7 2 a 3 0 ) nicht gelesen.

Die Präposition aber,

A l e x a n d e r hat, wie cod. A b , mvsiTat

die vno

entspricht,

bezeichnet im Syr. T

A r a b . und Hebr. ebensowohl den Urheber, wie das Ganze. 5

Die W o r t e iv trf avTy

o-u_a**3 den Anlafs dazu gab. Nur die Annahme, dafs wir in a den ersten Versuch einer Übertragung vor uns haben, konnte die zahllosen Mifsverständnisse, Plumpheiten und sonstigen Verkehrtheiten einer Übersetzung erklären, die in ß geglättet und gefeilt erscheint. Freilich zeigt die Handschrift, die allein uns diese erste Recension erhalten hat, im Buche A eine unglaublich verwahrloste Gestalt. Sehr oft wird der Zusammenhang durch kleinere oder gröfsere Lücken unterbrochen, und zahllos sind die groben Verschreibungen, die den Sinn entstellen. Aber wie arg diese Übersetzung durch Schreibfehler aller Art in cod. A auch verunziert sein mag, ihre ursprüngliche Beschaffenheit kann darum doch nicht verkannt werden, und die Vergleichung des arabischen Textes hat die Vermuthung, dafs wir an dieser Übersetzung den ersten rohen Abklatsch des Originals besitzen, auf Schritt und Tritt bestätigt.

1 Näheres über denselben s. bei Gross, Frankel-Graetz Monatsschr. 1879 p. 4 7 1 ; P e r l e s , Kalonymos b. Kalon. p. x ; Steinschneider, H. B. X X I p. 83. — E s ist bisher nicht beachtet worden, dafs Mose ben Salomo auch einen Supercommentar über Averroes' mittleren Commentar zur Metaphysik verfafst hat, und dafs umfangreiche Auszüge aus demselben in den Handschriften der Übersetzung von Averroes' grofsem Commentar zur Metaphysik A c. 9 u. 10 sich finden. 2 Sämmtliche uns bekannte Handschriften mit Ausnahme von cod. Urb. 4 6 und dem verschollenen cod. Bisliches (s. Geiger, Zeitschr. III S. 2 8 3 ) sind (A B E durchg ä n g i g ) von mir verglichen und für die deutsche Ubersetzung benutzt worden.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

117

Bei dem weiten Abstände zwischen a und ß ist es kaum glaublich, dafs beide Recensionen von demselben Manne herrühren. Wer die übrigen Bücher der Metaphysik zu übersetzen vermochte, wie Mose ben Salomo den Handschriften zufolge es gethan hat, der ist mit dem Vorwurfe der Fahrlässigkeit und Unwissenheit nicht zu belasten, zu dem a nur zu oft Anlafs giebt. In A wird daher Mose aus Salon auch nicht als Verfasser dieser Übersetzung bezeichnet. •— Wir besitzen « nur zu Buch A. Von allen früheren Büchern liegt uns nur eine einzige Recensión vor, die Mose zugeschriebene, und in denselben weicht A von den übrigen Handschriften nicht ab 1 . Zweifelhaft mufs es bleiben, ob jemals früher eine der älteren Recensión entsprechende Ubersetzung zur ganzen Metaphysik vorhanden war oder ob die Doppelübersetzung überhaupt niemals mehr als das Buch A umfafst hat. a und ß stimmen im Wortlaute und in der Auffassung des arabischen Textes so oft überein, dafs wir annehmen müssen, Mose, der Verfasser von ß, habe jedenfalls die ältere Recensión nur umgearbeitet, zahlreiche Verkehrtheiten derselben beseitigt, neben derselben aber auch noch einen arabischen Text benutzt, der dem Verfasser von a nicht vorgelegen hatte. Dies letztere erhellt schon daraus, dafs A, wie die erste Hand der arabischen Handschrift, nur bis zur Erklärung von Arist. c. 10. 1075 6 8 - 1 1 reicht, ß dagegen in Übereinstimmung mit einer jüngeren Hand des Ar. die Übersetzung bis zum Ende des Buches weiterführt und dafs häufig von den beiden Recensionen bald die eine, bald die andere mit dem Texte oder den am Rande verzeichneten Varianten des Ar. übereinstimmt. Darum giebt uns denn auch bald a (s. Übers. S. 68 A. 2; 70 A. 4; 98 A. 4 u. s.), bald ß (an zahllosen Stellen) die richtige Lesart. Keine der beiden Versionen ist aus dem Leidener Exemplare abzuleiten, obgleich sie im allgemeinen demselben sehr nahe kommen und nach einem ihm nahe verwandten Originale gearbeitet sein müssen. Dies ergiebt sich aus folgenden Thatsachen. Im Lemma c. 3. 1070 a 13 fehlt dem arab. Texte die den griechischen Worten sirl ßsv evv rtvwv entsprechende Übersetzung, und am Rande wird eine ungenaue Übersetzung von einer zweiten Hand nachgetragen: (j~l¿SS (ja*J LXÄC Uli = 'aber bei einigen Menschen'. Hebr. dagegen hat richtig i m T3"a ^ . — Das ganze Lemma 1070 a 9—18 sammt der ersten Hälfte der Erklärung des Averroes bis zu den Worten: 'sie sind die Körper; und wenn dies so ist, so besitzen sie eine Form' ( = Lat. ed. 1560 p. 323B) ist im Ar. von seiner rechten Stelle verschlagen und an das Ende der zweiten Hälfte der Erklärung gerückt. Hebr., sowohl a wie ß, bewahrte die rechte Ordnung; dagegen fehlt in diesem Lemma (1070 a 16) bei a und ß das dem grie1 Hiernach ist die Bemerkung im Cataloge der P a r i s e r Bibliothek (zu cod. hebr. 887) zu berichtigen.

118

Freudekthal:

chischen oiula entsprechende Wort. Auch an andern Stellen hat nicht cod. Ar., sondern Hebr. das Richtige (vgl. S. 73 A. 4; 74 A. 2; 75 A. 1; 92 A. 1; 98 A. 5; 99 A. 1; 103 A. 1; 112 A. 1): weder « noch ß kann daher nach der Leidener Handschrift gearbeitet sein. Von allen Handschriften geben B und T den reinsten, durch Willkür der Schreiber am wenigsten entstellten Text; doch sind auch hier Fehler mancher Art nicht vermieden; es fehlt nicht an Verschreibungen einzelner Worte, Dittographien und Lücken. Diesen beiden Handschriften steht O am nächsten; aber in diese dem Anscheine nach bedeutend jüngere Handschrift ist eine viel gröfsere Zahl theils absichtlicher theils unabsichtlicher Änderungen eingedrungen. Noch weiter entfernt sich cod. C vom ursprünglichen Texte, da derselbe aufser durch zahlreiche Lücken und Dittographien oft noch durch absichtliche Änderungen entstellt erscheint. Die Anfänge der Zeilen haben durch Nässe sehr gelitten und sind bisweilen ganz unleserlich. Einige Blätter fehlen, andere sind an eine falsche Stelle geheftet worden. D ist sehr flüchtig geschrieben, durch zahllose grobe Fehler verunstaltet, die am Rande und zwischen den Zeilen von zweiter und dritter Hand nach besseren Handschriften in vielen Fällen verbessert worden sind. In jedem Betracht ist diese Handschrift die schlechteste der uns von dieser Recension der Übersetzung erhaltenen. Eine besondere Stellung nimmt E ein. Sie gehört zwar auch zu den Vertretern von ß , repräsentirt aber innerhalb dieser Classe eine eigene Familie; denn von allen Handschriften weicht sie am meisten von dem durch BTO erhaltenen Texte ab. An Treue und Zuverlässigkeit steht sie hinter diesen besten Vertretern von ß und der durch sie repräsentirten Handschriftenclasse zurück, sucht oft durch Conjecturen Schwierigkeiten des Textes zu beseitigen, weist aber weniger Lücken und Verschreibungen auf, als selbst B und T, leistet daher nicht selten bei der Herstellung des Textes nützliche Dienste. Um dem Leser ein anschaulicheres Bild der hebräischen Übersetzung zu geben, als irgend eine Beschreibung zu gewähren vermag, möge der oben (S. 67 f.) übersetzte Anfang des Commentars nach dem Texte von A und B nebst den wichtigeren Varianten der übrigen Handschriften hier folgen.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente

Alexanders.

119

T&i-i ¡mío ciE-on «im HOEE a-n -irx^n N"-- naann TNT -as | na om. E 3 | nNinn pr. man. in mg. B 2 | nsn om. C | 1 cV.Nl — 2 ¡c£a2 om. E pr. D | rwsn Vs 4 — 5 nan om. B | abanan •'santu E a^naNan •oum C 4 | ruso DE ) -wai E j 1= om. E ¡ rpD>iO B ¡ B^iniiNfi om. DEO 8 | nwä E 7 [ a'naNan iVnt C 6 | ia]aa C 5 BCDT | ihn C 11 | mJCONü T nnssasn C nnsoa^N D nnso^N E [ «raan nana n^nnna C 9 l-titoas

Nicht sowohl diese ihres geringen Umfanges wegen unzureichende Probe, als vielmehr das Ganze der Ubersetzung berechtigt uns, das Verhältnifs der Handschriften zu einander durch folgendes Stemma zu veranschaulichen. X

A

D

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente

3.

Alexanders.

121

Die lateinische Afterversion.

Die lateinische Übersetzung, deren Verfasser unbekannt ist 1 , ist nach keiner von unseren Handschriften gearbeitet. Sie endet wie Ar. und A mit der Erklärung von Aristoteles c. 10. 1075 6 8 — 1 1 , stimmt auch sonst bisweilen mit A gegen die übrigen Handschriften,J am häufigsten O O O O aber mit ß gegen a, höchst selten mit Ar. gegen die hebräischen Codices überein. Das letztere ist zum Beispiele n. 14 p. 322 F der Fall (vgl. Ubers. S. 85). Wir lesen hier non enim contingerent se adinvicem nisi essent hoc in actu, was der Lesart des Ar. entspricht. Wahrscheinlich lag dem Ubersetzer eine hebräische Handschrift vor, die Verbesserungen und Varianten aus anderen Handschriften enthielt. Der Ubersetzer folgte nun bald diesen, bald dem ihm vorliegenden Texte; bisweilen combinirte er auch die Lesarten, wie n. 13 p. 32 1E, wo die Worte neque quod sunt, neque quod fiunt aus A und E zusammengestellt sind. Dafs aber die lateinische Übersetzung keine nach dem arabischen Texte oder mehreren hebräischen Handschriften selbständig angefertigte Übertragung ist (das erstere nimmt Steinschneider an, Metaph. d. Aristot. S. 20), ergiebt sich aus den häufigen groben Übersetzungsfehlern. Die von mir gegebene Übersetzung (S. 94): 'und die Elemente . . . verschiedene Dinge wären entspricht genau dem hebräischen Texte Enbn nr-ir; rrn-crtn v w . Der lat. Übersetzer aber (n. 21p. 328b) las v>n-, statt r m und scheute sich nicht vor der sinnlosen Übersetzung elementa autem sunt animalia, vor welcher der flüchtigste Blick auf das arabische Original ihn geschützt haben würde. — Wie hier, so bietet Lat. an vielen andern Stellen ganz Unsinniges dar. Man vergleiche mit der oben S. 79 gegebenen wortgetreuen Übersetzung von fr. 9 die Worte des Lat. n. 9 p. 319 D: et forte sermo, quem dicit nobis in potentia, in actu autem non2, est totus Demoomnia fuerunt criti, sed sermo Democriti est, omnia fuerunt nobis in potentia, id est aeterna, quia assimilantur materiae in hac intentione, et erit sermo eius, omnia sunt in potentia, in actu autem non, priusQ) Aristotelis. Wie viel hier der Übersetzer, wie viel Schreiber und Drucker gesündigt haben mögen, kann nicht entschieden werden. Jedenfalls ist der uns vorliegende lateinische Text in jeder Hinsicht zu verwerfen. — Ebenso widersinnig ist n. 39 p. 3 4 0 c übersetzt: Et dixit Alexander: et hoc similiter contingit loquentibus in lege Manrornm. Demnach hätte der Aphrodisier im zwei1

Renan (Averroes 3 207) hält Michael Scotus für den Verfasser derselben. Doch kann diese Annahme mit zureichenden Gründen weder erwiesen noch widerlegt werden. 2

Hier fehlt wohl in Folge eines Druckfehlers ein zweites non.

Phil. Abh. nicht zur Akad.

gehör. Gelehrter.

1884.

I.

16

122

F R E U D E N T H A L :

ten Jahrhundert schon von den arabischen Motekallemin gesprochen. Den Worten et dixit Alexander^ aber entspricht nichts im arabischen Originale und in der hebräischen Übersetzung, wo es vielmehr heilst: 'Und dies ergiebt sich auch nothwendig unseren Glaubensgenossen, den Ascharija' u. s. w. — Auch absichtliche Änderungen fehlen nicht. Aufs willkürlichste ist das ganze Frgm. 12 geändert oder vielmehr entstellt (n. 15 p. 324A). — N. 39 p. 340c ist ••NSIA = 'Christen' mit Antiqui übersetzt, um die Polemik des Averroes gegen das Christenthum zu vertuschen. Ebenso wird an anderem Orte (lib. III n. 7 p. 67E) von der lateinischen Übersetzung auf die leges Mahumeti bezogen, was Averroes gegen 'Religionen' überhaupt, insbesondere gegen das heidnische Griechenthum gesagt hat: (fingunt) Deurn aut Deos esse in formis hominum (Steinschneider, Metaph. d. Arist. S. 2 3 ) 1 . — Vieles ist auch in den Lemmaten geändert, um sie der Yulgata gleichzumachen, wie schon (n. 5 p. 315 D) die falsche Ergänzung der Worte (c. 1. 1069 a 32) lehren kann. — Gänzlich unzuverläfsig sind ferner die Angaben des Lat. über die Excerpte aus Alexander. Oft fehlt der Name Alexanders, wo er stehen müfste, wie n. 19 p. 327B (vgl. fr. 16); n. 45 p. 345F (fr. 33); oft ist er oder ein blofses Et dixit hinzugefügt, wo es fehlen rnüfste, wie n. 1 p. 313 c; n. 39 p. 340 c u. s. — Averroes' Vor- und Nachbemerkungen zu den Excerpten Alexanders und zu den einzelnen Büchern der Metaphysik sind trotz ihrer Wichtigkeit sehr häufig vom Lat. gänzlich entfernt oder verstümmelt worden. Es fehlen Averroes' Schlufsworte zu A, T, Z, A; ein grofses Stück aus den Vorbemerkungen zu B wird vermifst. Die Bemerkung des Averroes (oben S. 99 samrat der zweiten Übersetzung) ist (n. 25 p. 330F) unterdrückt worden, und verstümmelt sind n. 27 p. 331E Averroes' Worte (S. 101). — Zahlreiche Lücken im Texte kommen hinzu. N. 28 p. 332F fehlt am Schlüsse der Erklärung ein ganzer Absatz. Eine gleich grofse Lücke findet sich n. 2 p. 313E (frgm. 3). — Schwierigkeiten des Textes werden oft durch Tilgung der anstöfsigen Worte gehoben, oder durch nichtssagende Umschreibungen umgangen, wie die oben angeführten Beispiele lehren. Das gilt auch von Paulus, dem Übersetzer des Proömiums zu A. Vergl. 312 D: nos autem summa indagine atque amore prosecati sumus hanc scientiam et iam ante huius viri in hac scientia dictiones compendio perstrinximus, in eruditionem eorum, qui non ad amussim Arist. verbis studuerint et ad epilogi instar his, qui eius verba penetraverint. Dafs hier mit Unrecht Averroes' Epitome der Metaphysik in die Übersetzung eingeschwärzt wird, ergiebt fr. 1 (S. 69). — Vgl. ferner die Übersetzung

1 W e r unter t r n t i bei Averroes hier das Christenthum versteht, begeht keinen geringeren Irrthum als der latein. Ubersetzer: er läfst Aristoteles zwar nicht gegen den I s l a m , aber gegen das Christenthum polemisiren; denn Averroes umschreibt Aristoteles' Worte Seovs ¡¿tt* nvai (pciTHOvrit', avS^turroE¡Ss7g bl (B 2. 997 b 10).

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente Alexanders.

123

(p. 311c), durch welche Rose (a. a. 0 . p. 151) verleitet wurde, die ganze dort folgende Erörterung des Averroes dem Alexander beizulegen: Nec absonum est huc quoque afferre ea quae ad summariam aliarum huius scientiae dictiomim intelligentiarn Alexander fraeposuit. Dafs aber das Nachfolgende die Erörterungen des Averroes, nicht die des Alexander enthält, erweist das Toto" 'und wir sagen', womit der folgende Abschnitt beginnt, erweist auch der Inhalt desselben, sowie die bei den Arabern übliche Zählung der Bücher, die Voraufstellung des zweiten Buches (a) vor A, das Citat aus Nikolaus von Damaskus und endlich das Schlufswort des Averroes (oben S. 6 9 ) — Weniger weit irrt Jacobus Mantinus in seiner lateinischen Übersetzung des Proömiums von der rechten Bedeutung der Worte ab, giebt dieselben aber ebenfalls nicht richtig wieder. Das Vorstehende zeigt, dafs man kein Recht hat, auf Grund einer Vergleichung der lateinischen Ubersetzung die Excerpte Alexanders zu beurtheilen, und dafs das harte Urtheil, das Renan (Averroes 3 203. 392) über die äufsere Form der lateinischen Versionen des Averroes im allgemeinen gefällt hat, mit gröfserem Rechte über den Inhalt dieser Ubersetzung gesprochen werden durfte. 1 Von kundiger Seite ist jüngst die Vermuthung ausgesprochen worden, Paulus sei kein anderer als E l i a de! Medigo. D i e Grundlosigkeit dieser Vermuthung ergiebt eine Vergleichung von Elias Übersetzung des Proömiums zu Metapli. 1. X I I , über welche D u k a s (Recherches p. 4 2 ) zuerst berichtet hat. D i e ersten S ä t z e , die von Paulus' Worten w e i t abstehen, lauten nach cod. lat. Paris. 6 5 0 8 p. 7 8 : Dico non invenitur ab Alexandra nec ab eis qui juerunt post ipsurn ex posterioribus commentum in sermone hujus scientiae nec declaratio ni(si) in isto tractatu; nam nos invenimus in ipso commentum Alexandri quasi in duobus tertiis tractatus hujus et invenimus etc.

16

124

4.

Frei'denthal:

Die Lemmata in Averroes' Commentar zur Metaphysik A-

Averroes hat in seiner Erklärung von Buch A die Lemmata nicht aus einem Texte des Aristoteles, sondern aus dem des Alexander angeführt. Das erhellt aus den für Averroes' Genauigkeit charakteristischen Worten (oben S. 99): 'Diesen Abschnitt des aristotelischen Textes, den ich an die e r s t e Stelle gerückt habe, fand ich in der Handschrift des Alexander und zwar vermischt mit den Worten Alexanders. Ich schrieb ihn ab, lind ordnete ihn vermutlrangsweise, nicht auf Grund sicheren Urtheils'.— Dasselbe geht aus den Worten (oben S. 101) hervor: 'Und der letzte Theil dieses Abschnittes fehlte in den Worten des Aristoteles im Commentare des Alexander; ich habe ihn daher aus der zweiten Ubersetzung ergänzt'. Endlich ist auf eine dritte Stelle (S. 83) hinzuweisen, wo der Text in der Übersetzung Alexanders zwei anderen Übersetzungen des aristotelischen Textes gegenübergestellt wird. Diese aus einer Handschrift des alexandrischen Commentars mitgetheilten Lemmata reichen bis c. 7. 1072 6 16 (Übers. S. 110). Alle folgenden sind dagegen nach der Aristotelesübersetzung des Eustathius 1 ang e f ü h r t , wie das aus einer Bemerkung am Rande der arabischen Handschrift zu dieser Stelle hervorgeht. Die Worte des kundigen Schreibers lauten (nach einer Übersetzung des Herrn Dr. S. Frankel): 'Von hier an und weiter herrscht Übereinstimmung mit der Lesart, welche am Rande steht, nämlich zwischen den Worten des Weisen hier und seinem Texte in dem Exemplare (des Eustathius), aus dem ich die Randnoten abgeschrieben habe'. Diesen Lemmaten ist es nicht besser ergangen, als den in Handschriften griechischer Commentatoren angeführten. Sie sind bisweilen durch absichtliche, oft durch unabsichtliche Änderungen verunstaltet worden, geben uns daher weder ein getreues Bild des griechischen Textes, der dem syrischen Übersetzer vorgelegen hat, noch der ursprünglichen arabischen Übersetzung. Einen Beleg für die Willkür, mit der man die Lemmata umgestaltete, fanden wir oben (S. 97 Anm. 2) in der Wiedergabe des aristotelischen Textes (c. 5. 1070 b 36). — In demselben Abschnitte las Alexander irdvTwv am« (S. 98 Z. 2); im Lemma aber fehlt TravTuiv (S. 97 Z. 16). — Im Lemma c. 5. 1071 b 1 finden wir den Zusatz 'nicht identisch' (vgl. S. 101 Z. 26), der aber im späteren Citate fehlt. Derselbe Zusatz findet 1 Ü b e r diesen arabischen Übersetzer griechischer Schriften s. K i t ä b al F i h r i s t II p. 1 1 5 ; H a g i Chalfa V p. 51. 1 3 2 ; F l ü g e l , de arab. Script. Graec. interpr. p. 13; L o t h , Alkendi als Astrolog S. 264, 6; Steinschneider in Z D M G X X I X S. 316. — Ü b e r J a h j a ibn A d i , dessen Ü b e r s e t z u n g der Metaphysik A v e r r o e s ebenfalls bisweilen a n f ü h r t , vgl. b e s o n d e r s Steinschneider, A l - F a r a b i S. 124f. und die das. genannten Schriften.

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente

Alexanders.

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sich auch in der arab. Übersetzung des Eustathius, war also schon in die syrische Version eingedrungen. Ähnlich verhält es sich mit anderen Lemmaten (s. S. 99 A. 3; 100 A. 4; 106 A. 2). — Auch die der Erklärung selbst eingefügten Lemmata sind nicht immer wörtlich angeführt, sondern weichen bisweilen wie vom aristotelischen Texte so von dem Wortlaute der den Erklärungen voraufgehenden Lemmata selbst da ab, wo diese die Überlieferung treu wiedergeben. So stimmt das Lemma S. 89 Z. 3 mit dem griechischen Texte genau tiberein, während das spätere Citat (S. 89 Z. 22) ein 'fortdauert' hinzufügt. Ähnlich verhält es sich mit dem Citate S. 93 Z. 8.— Nach S. 92 Z. 23, S. 93 Z. 6. 11. 14 mufs der Text Alexanders ein ia-riv statt «Trat der Vulgata (1070 ¿ 8 ) aufgewiesen haben. Dem Sinne entsprechend, aber sicherlich nach blofser Vermuthung wird dagegen das Lemma (S. 94 Z. 2) angeführt, als ob keinerlei Abweichung vom Texte des Originals vorgelegen hätte. — S. 100 Z. 2 zeigt das Lemma völlige Übereinstimmung mit dein aristotelischen Texte; in dem Citate (S. 101 Z. 3) wird ro na& EKCUTTCV durch zwei Synonyma wiedergegeben. — Auch das Citat (S. 109 Z. 7) weicht scheinbar zugleich vom Lemma (S. 108 Z. 16) und vom aristotelischen Texte ab; doch ist es dasselbe griechische Wort ( m g a ) , das wegen des ihm eigenen Doppelsinnes dem orientalischen Übersetzer zu den zwei verschiedenen Übersetzungen (die 'eine und die 'andere') Anlafs gegeben hat. — Ist nun auch nicht Averroes die Schuld für diese Verderbung des Textes aufzubürden —• denn er giebt sich alle erdenkliche Mühe, um den genauen Wortlaut der Texte zu ermitteln (s. oben S. 56 und frgm. 10 u. 12) und theilt den überlieferten Text auch da treulich mit, wo er ihn emendiren zu müssen glaubt (oben S. 83 Anm. 4) —, so ist doch aus den angeführten Proben ersichtlich, dafs die Lemmata des Averroes kein gröfseres Vertrauen beanspruchen dürfen, als die der griechischen Commentatoren, über deren Unzuverlässigkeit kein Zweifel besteht. Dies gilt selbst von den Lemmaten, die wir im arabischen Originale und in den hebräischen Übersetzungen lesen. Gänzlich verkehrt aber wäre es, wollte man Lesarten, welche die untreue und leichtfertige lateinische Afterübersetzung darbietet, als Zeugnisse für die handschriftliche Überlieferung aus der Zeit des Averroes oder gar des Ishak ibn Honein ansehen. Sie repräsentiren nur den Text der Zeit, in der die lateinische Übersetzung entstanden ist, oder richtiger, in der die Handschriften dieser Übersetzung geschrieben sind, haben daher keinen kritischen Werth.

126

F R E U D E N T H A L :

5.

Fragmente aus der Schrift des Nikolaus von Damaskus Uber die Philosophie des Aristoteles.1

1. Averroes zu Arist. metaphys. III 1 n. 1 p. 59A: Und Nikolaus hat die Anordnung des Weisen in diesen beiden Punkten verändert und die Materie so geordnet, wie er (Aristoteles) es in der Physik gethan h a t 2 . Und er glaubte, dafs er damit die beste Methode befolge. Das angemessenere aber ist, was Aristoteles aus dem angeführten Grunde gethan hat. 2. Averroes ibid. V 1 n. 1 p. 130c: Die Erklärung der Namen ist eine der Untersuchungen über die Arten des Gegenstandes, die der Mann der Wissenschaft untersucht. Und weil es sich so verhält, so mufs diese Untersuchung besonders geführt werden und allen anderen Untersuchungen dieser Wissenschaft voraufgehen 3 Da dies aber Nikolaus entging, glaubte er 4 , dafs es das beste bei der Anordnung dieser Wissenschaft sei, den (jedesmaligen) Terminus bei der Untersuchung des Gegenstandes, auf den die Besprechung abzielt, zu erklären, nicht aber dies zu einem selbständigen Theile dieser Wissenschaft zu machen. Und so entging ihm dies, wie ihm auch der Sachverhalt bei den dialectischen Fragen entging — ich meine in Betreff ihrer Stellung innerhalb dieser Wissenschaft, wie wir das im Buche B auseinandergesetzt haben. 3. Averroes ibid. VII 2 n. 23 p. 211A: Dieser Abschnitt scheint mit dem voraufgehenden nicht zusammenzuhängen, und so findet sich auch in der Übersetzung die Bemerkung 'im Urexemplare weifs' 5 . Und in der Schrift des Peripatetikers Nikolaus, dem Compendium dieser Wissenschaft, findet sich an dieser Stelle folgender Wortlaut: 'Und die übrigen Wirkungen sind entweder durch Kunst oder durch ein Vermögen (hervorgebracht), und es ist ein Unterschied zwischen dem, was durch sich selbst, und dem, was durch Zufall entsteht, sowie es auch unter den Naturwesen Dinge giebt, die aus dem Samen hervorgehen, und andere, 1 Auch diese Fragmente sind aas der arabischen Handschrift und den hebräischen Versionen des Averroes übersetzt worden. — Zu denselben und dem Titel der Schrift vgl. Röper, Lect. Abulpharag. I p. 37 f. 2 In der Physik hat Aristoteles jeder einzelnen Frage eine Darstellung des Problems, um dessen Lösung es sich handelt, voraufgehen lassen; der Metaphysik hat er dagegen der Aufzählung aller metaphysischen Probleme die Behandlung der einzelnen Fragen folgen lassen. Nikolaus erklärt sich gegen dies hier beobachtete Verfahren. 3 4 5

Lat. ist hier unvollständig und ungenau. Lat. hat videbit, wahrscheinlich Druckfehler für

videbat.

Das heifst eine Lücke'. [Ar. liest hier (_pLo ¿ ii « J ^ j U&ÍLXJ'^ ijaili »Jt SC+^-JÄJ! j , joö Von bis zum Ende wahrscheinlich erklärende Randglosse SF]. Hebr.: - e n tíiít 123 i i s i r ó ania- npnsrß «aas -pi.

Die durch Averroes

erhaltenen

Fragmente

Alexanders.

127

die ohne Samen entstehen' F e r n e r findet sich in der Schrift des Nikolaiis nach diesem Satze das Folgende: 'Dinge, welche durch K u n s t entstehen, sind diejenigen, deren F o r m und Wesenheit in der Seele sich befinden, nämlich in der ersten Wesenheit 1 . Und diese F o r m e n sind in gewisser Weise identisch. Denn oft erkennen wir die F o r m durch die Negation derselben und die Negation durch die F o r m , weil die Existenz beider nicht zugleich ist, wie z. B. Gesundheit und Krankheit, sondern das Vorhergehen der einen ist das Entstehen der anderen. Gesundheit aber wird in zwei Bedeutungen gesagt. Die eine von ihnen ist die Form, die in der Seele ist und (die andere) ist die Verfassung des Körpers: beide sind aber dasselbe. Die Gesundheit in der zweiten Bedeutung aber geht aus derjenigen hervor, die es in der ersten Bedeutung ist. Und wenn es sich so verhält, so ist sie n a c h dieser oder diese ist die (eigentliche) Gesundheit.' 4. Averroes ibid. p. 211 E 2 : Und im Buche des Nikolaus finden wir Etwas, das sich, wie es den Anschein hat, an diese W o r t e (1032 5 29: Kai ryg oixiag) anschliefst: 'Und das Haus und die Gesundheit und der kupferne Kreis, was von ihnen mit dem Stoffe zusammen existirt, davon ist ein Theil nicht im Stoffe vorhanden, dasjenige, welches auch Gattung ist; denn dies ist etwas Allgemeines. Jedoch der Stoff und dasjenige, woraus etwas entsteht, das wird nicht immer gleichnamig mit dem gen a n n t , was aus ihm gemacht wird. So wird der Kreis aus dem Erze oder dem Steine, aber er wird nicht mit dem Namen eines dieser beiden genannt' Und dies findet sich in den Worten des Aristoteles im hierauf folgenden Abschnitte ( 1 0 3 3 a 2 f . ) : 'Auf zwei verschiedene Weisen' u. s. w. 5. Averroes ibid. 1. XII prooem. p. 3 1 2 E : SO ist also aus dieser Untersuchung klar geworden, was die einzelnen Bücher dieser Wissenschaft, die dem Aristoteles zugeschrieben werden, enthalten, und dafs sie die beste Ordnung in ihrer Reihenfolge aufweisen, und dafs nichts darin ohne Ordnung und richtige Folge ist, wie wir dies Nikolaus den Damascener in seinem Buche behaupten h ö r e n , und er hat deshalb, um diese Wissenschaft zu lehren, wie er glaubt, eine bessere Reihenfolge gewählt. 6. Averroes ibid. XII 4. n. 44 p. 344E: Und darum erkennen wir, dafs das dem ersten Gotte am meisten zukommende Wissen dasjenige offenbar ist, was in der ersten Philosophie enthalten ist, und das den W e senheiten, welche unter ihm stehen, zukommende Wissen den einzelnen Wissenschaften entspricht, die unter der ersten Philosophie stehen, wie das der Peripatetiker Nikolaus in seiner ersten Philosophie erklärt hat. Und darum sehen wir, dafs durch die E r w e r b u n g eben dieser Wissenschaft der Mensch in der Vollendung seines Wesens erfafst wird. 1

So nach dem Arab., Hebr. und Lat. les Z 7. 1032 6 2 'nämlich die erste Wesenheit'. 2 fehlt bei Röper a. a. O.

Das Richtige wäre aber nach Aristote-

F

128

6.

RE UD KN ï HA L:

Averroes' Kenntnifs der aristotelischen Metaphysik.

Jourdain (Recherches 2 p. 178) und Ravaisson (Essai sur la métaphys. d'Aristote I p. 81) haben behauptet, die Bücher K M N der aristotelischen Metaphysik, zu denen Averroes einen grofsen Commentai* nicht geschrieben h a t , seien ü b e r h a u p t nicht ins Arabische übersetzt worden und Averroes nicht bekannt gewesen. Dagegen hat Münk (Mélanges p. 435) nachgewiesen, dafs Averroes diese Bücher sehr wohl gekannt haben mufs, da er sie in seinem mittleren Commentare erläutert hat. In der T h a t hat er sie wohl nnr darum in dem grofsen Commentare übergangen, weil sie nur Wiederholungen des früher Gesagten enthalten. Denn der erste Theil von K bildet, wie bekannt, eine Recapitulation der Bücher B T E , der zweite Theil ist ein blofses Excerpt aus der Physik, und M und N sind nichts als eine weitläufige Ausführung des bereits im Buche A über P y t h a g o r e e r und Piaton Erörterten. Soweit wäre denn Alles in Ordnung. Eines aber hat Münk nicht beachtet: die bis heute unerklärte und geradezu räthselhafte Bemerkung des Averroes, die Rose (a. a. 0 . p. 144) aus der dem grofsen Commentare zu A voraufgeschickten Inhaltsangabe angef ü h r t hat. Es heifst in derselben (Lat. p. 3 1 2 d ) : ' E s findet sich in der Ordnung der Buchstaben das Buch oli" (K) nicht und ist nicht auf uns gekomm e n . Diese Erklärung veranlafste schon den Araber, der die Übersetzung des Eustathius auf den Rand der Leidener Handschrift geschrieben hat, am Sclusse des Buches I zu bemerken: ' E s folgt das zehnte Buch, betitelt ijlXSI (K); aber Abul Walid hat es nicht erklärt und er sagt, dafs es nicht in seine Hand gekommen ist; aber es ist in meine Hand gekommen u n d i c h h a b e e s h i e r e i n g e f ü g t , und wenn Gott seinen Beistand schenkt, dann werde ich es erklären genau nach der Weise des Abul -Walid. U n d ebenso das zwölfte und dreizehnte'. Wie der unbekannte Schreiber dieser Bemerkung, so mufste auch Rose (a. a. 0 . ) aus Averroes' W o r t e n , die j a an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, schliefsen, dafs Averroes Buch K nicht gekannt habe; denn um den Inhalt des nie ins Lateinische übersetzten mittleren Commentars, in d e m , wie erwähnt, Buch K nicht fehlt, kümmert sich Rose ebensowenig wie der Araber. Aber Steinschneider (Die Metaphysik des Aristoteles S. 15) kennt diese Erklärungsschrift und Münks richtige Argumentation: darum sucht er den bedenklichen Widerspruch durch eine nicht minder bedenkliche Hypothese zu heben. Er vermuthet, dafs Averroes, als er seinen mittleren, und auch später, als er seinen grofsen Commentar zur Metaphysik schrieb, das Buch K noch nicht besessen habe, daher dasselbe uncommentirt lassen und jene Erklärung abgeben mufste. Nach Beendigung des grofsen Commentars aber sei das fehlende Buch in seine H a n d

Die durch Averroes erhaltenen Fragmente

Alexanders.

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gekommen; nun erst habe er den mittleren Commentar zu demselben geschrieben, der dann den übrigen Büchern angereiht worden sei.—Steinschneider selbst bemerkt, dafs diese Hypothese von irgend einer Seite her unterstützt sein müfste, um angenommen werden zu können. Eine solche Stütze aber wird man vergebens suchen und schon darum nach einer anderen Erklärung sich umsehen. Das aber noch aus einem anderen, triftigeren Grunde. Averroes selbst widerspricht jener Hypothese gerade in dem Resumé der Metaphysik, auf das Steinschneider zu Gunsten seiner Meinung sich beruft. Eben da, wo Averroes erklärt, Buch K fehle, giebt er eine Übersicht über den Inhalt aller Bücher der Metaphysik m i t E i n s c h l u f s von K. Uber I und K sagt er Folgendes: 'Dann untersucht er (Aristoteles) in dem folgenden Buche, das mit -b (Thä) bezeichnet wird, das Eine und das Viele (Metaph. I 1—6) und das Identische (1 7—8). Sodann spricht er in dem Buche ^ (Jé) über Bewegung (K 9) und über das Unendliche (K 10), weil der Mann dieser Wissenschaft (der Metaphysiker) diese Begriffe nach einer anderen Seite als der Physiker untersucht, und weil er selbst nach diesem Buche über die Principien der ersten sinnlichen Substanz zu reden beabsichtigt (A. 2 — 5) und dies seine ursprüngliche Absicht bei dieser Wissenschaft war. Da dies nun das in ihr erstrebte Endziel ist, so erwähnt er im Anfange dieses Buches, ich meine das mit