Der Bär. Illustrierte Berliner Wochenschrift, eine Chronik fürs Haus [9]

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Der

Iär

Mustrirte Berliner eine Chronik

für's Haus.

Unter Mitwirkung von

Dr. jur. Beringuier, Professor L. Dietrich, Stadtarchivar Fidicin, Theodor Fontane, Stadtrath Ernst Friedet, Prediger L. Landtmann, Dr. Georg Lorn, Ä. Lutter, Ferdinand Meyer, W. von der Schulenburg, Professor Dr. w. Schwartz,

Gskar Schwebet, A. von Senten, Lermann Vogt, p. walte rc. rc. herausgegeben von

Cmil Dominik.

Neunter Jahrgang, ^Oktober 1882 — Ende September 1883).

Berlin 1885. Verlag von Gebrüder paetel in Berlin W.

Lützow-Straß e

7.

zjjf‘ m



III

.

Inhalt. 1.

Romane, Wovellen und Grzäkl'ungen. Seite

120. 129. 141. Heinrich Busch, Aus alter Zeit. . . — die Erstürmung und Plünderung der Stadt Cottbus im Jahre 1631 . . . 301. 313. 325. 337. 349. 359. 371. Hermann Heinrich, Jungmcister Georg und seine Käthe, eine Erzäh¬ lung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts 1. 17. 33. 45. 57. Th. L. M. Ein Abenteurer am Hose König Friedrich Wilhelms I. 443. 455. 467. 479. 491. 504. 515. 527. 431. 539. 551. 563. 575. 587. 599. K. Rinhart, Was wird sie thun? 165. 181. 193. 205. 217. 241. 253. 265. 277. 289. 229. A. von Senten, Meine erste Reise in Schlcsims Berge 6 . 22 . 35. 47. 60. 81. 93. 105. — Das Testament des Onkels . . 383. 395. 407. 419. 611. . 602. . — Die erste Novelle, Erzählung .

108.

. III..

158

388 69

618 303 117

436 623

2 . Avötzere Aufsähe.

hausen.

L. Alfieri, Ein Gang durch die Fabrik von Heintze und Blankertz 353. Nieder-SchönSchloßpark von der und Schloß B>-ringuier, Das Dr.

Die Berliner Sprache, mit Seitenblicken auf die

I.

sprache

Branddirektor. Extrazuge. .

.

F. Bücker, Ein Besuch beim — Eine Fahrt mit dem Kaiserlichen

Arendsee. Martinsfcst.

A. L. Dedat, Erinnerung an Johannes von Dewall, Zum Theodor Diestel, Spielsachen zur Christbcscheerung Prof. E. Dietrich, Die Beseitigung des Mühlendamms in Berlin . Emil Dominik, Prinzessin Ainalie und Baron Friedrich von der Trenck 292; August Borsig 620; Professor Brugsch-Bev 568; Leopold von Buch 590; Schloß Eöpenick 582; Kloster Chorin in seiner heutigen Gestalt 606; P. von Cornelius 631; Joh. Carl von Eckenberg, der starke Mann 64; Jakob Paul von Gundling 494; Heinrich von Kleist 98; Neubau der Kriegsakademie 174; Der Prachtstraße Wechsel im Preuß. Kriegsministerium 343; Kurfürstendamm 306; Auguste Fürstin von Liegnitz 400; Gust. Alb. Lortzing 211; Gcneralfeldmarschall von Manteuffel 268; In der Berliner Parochialstraße 269; Baron Pöllnitz 281; Johann Gottsr. Schadow 232; Schleier¬ machers Räthsel und Charaden 31; Von Tcmpclhof nach Stralau 425; Die Versorgung Berlins mit Milch 26; Vor Weiße siebzig Jahren 570; Vom Berliner Weißbier 341; Frau 309; WolterSdorfer Schleuse und nach Rüdersdorf 595; Wurst — Wurst; — wieder Dr. H. Draheim, Ein Brief Polizeipräsident von Engelcken, Das König!. Stadtschloß in Pots¬

.

Wurst. Schcnkendorss.

dam. Weihnachtsgabc. 73.

84.

101.

134.

123.

111.

Tegel.

C. A. Feldmann, des Kaisers Die Französische Colonie in der Mark Brandenburg Ernst Friedel, die neuen Filteranlagen in — Der Kaiserpokal im Berliner Rathhause



Geschichte des

.

.

.

225.

Lützowplatzes.



363 508 89 200 365 451 532 92 160 62

Der Wusterhausensche

511

Ouitzows.76 Straßennamen.557

F. K., Die weiße Frau der Max Kahlenberg. Berliner Gust. Karpeles, Fürst Anton Heinrich A. Oskar Klaußmann, Zur Geschichte der Berliner Hausnummer . Dr. G. A. von Klöden, Professor, Erst Wien — und dann Berlin Dr. Kuntzemüller, Die Königlichen Fabriken Spandaus . . 38. Dr. L., Die Denkmäler von Klosters F. Labarre, Zur Geschichte des A. Lauth, Berlin zur Zeit der Paul Lindenberg, Ludwig — Ludwig

578

Radziwill.460

368 530 63

Hakenberg.519 Leitzkau.609

Askanier.374 Devrient.198 Pietsch.438 Sittenschilderer.635 (Anhalts.. Ein neuer Berliner

.

R. Lutter, Noch blühende Deutsche Herrscher- und Herrengeschlechter 331. — Die Brandenburger im 30jährigen Kriege oder das KriegsIvesen in Brandenburg und Preußen in der ersten Hälfte des 208. 256. 283. 473. 184. 171. 17. Jahrhunderts 546. 558. — Des Kaisers 100. 148. — Märkische M., Prinz August bei August von Miller, Der Reliquienhandel aus der Garderobe Fried¬ richs des Henri de Növe, Ueber die finanzielle Lage Hans Joach. von Nippcm, Markgraf Gero von Brandenburg 177. Max von Oesfcld, Die Prophezeihungen des Schlossermeisters Rhode 294. 321. in O. Petri, Geschichte der . Erich Schild, Eine Audienz beim König Friedrich Wilhelm IV. — Feldprediger F. Seegebart bei W. Schwartz, Markgraf Hans im König!. Oskar Schwebe!, Berlin und Kölln anno 1250 — Die Universität — Die Ghibcllincnstadt in der — Von märkischen Mühlen und — Des Deutschen Ordens W. Sternbeck, Eine Fehde der

355

Name.317 Prenzlau.463

Ortsnamenforschungen.

592

310

Großen.251 Berlins.403 Potsdam. Spurbahnen.29



187

845

509 Chotusitz.554 Bluseum.261

Frankfurt.273 Mark.495

Ein Schreckenstag in

11

Müllern.485 Gebietiger.584 Pfuel.572 Straußberg.633 Wunderkind.544 Provinzialen.16

H. Sundelin, Ein Berliner Voltaires Gedenktafel, von einem Heinr. Wagener, Katharina Gräfin

Wartenbcrg.144. 172 Kalkbcrge-Rüdersdors.447

Rußland.441 Ende.484 Hobrecht.'.

Dr. F. Wahnschaffe. Schlüters an die Kaiserin P. Walle, Eine Bittschrift der Wittwe

420

Katharina von — Baurath Hermann — Baurath James W. Wevcrgang, Frühere Vermählungsfeierlichkeiten am

566 330

B. W. Zell, Buckow in der

246 153 521

500

Weihnachtsfest.160 Spukgeschichten.12

I.

126 321

Seite

Bär.632 .'.260

E. Handtmann, Zur Hochwasserfrage der Mark . F. Häufig, Berlin im Jahre 1835 — S. W. Dehn, von einem seiner dankbaren Schüler . . . G. H., Ein König!. Ludowika Hesekiel, Potsdamer Dr. G. Horn, Eine Wanderung durch das Hohenzollernmuseum 389. 411. 472. 542.



englische Volks¬

von Brun-Barnow, Eleonore Prohaska als August Renz.

Ostereier.320 Wilhelmsstraße.405

Emst Friedel, — Zur Entstehung der

86

Fürstenhofe. Mark.415 Preuß. 220.

236

IV

4. Kleinere Abbctnöl'rrngen,

3. Ill'rrstvcrliorren. Amalie Prinzeß von Preußen 288; Arbeitszimmer Friedrichs des Großen im Potsdamer Stadtschloß 109; August«, Deutsche Kaiserin 145; Aus der Zeit unserer Vorfahren 9; Berlin und Kölln an der Spree im Jahre 1250 von E. Müller 4 und 5; Berliner Bauten 40. 41; Berliner Witze 13; Jägerhaus aus dem Werder 626; königl. Bank 627; Beyschlag, Im Grünen 399; Fürst Bis¬ marck im Bollbarte 325; Prof. G. Bleibtreu 253; Im Bolle'schen Milch¬ depot 29; M. von dem Borne 209; Aug. Borsig 611; Borsig's Ma¬ schinenbauanstalt 615 u. 619; Britzer Kirche 423; Bronsart von Schellendarff 337; Prof. Brugsch-Bey 563; Leopold von Buch 587; v. BülowDennewitz 599; Der groene Burgwal in Amsterdam 185; Prof. A. Calandrelli 165; v. Caprivi 359: Chorins Ruinen 607; Der Köllnische Fisch¬ markt 375; Cöpenick, Schloß, 583; P. von Cornelius 623; Prof. Dr. E. C. von Ecken¬ Curtius 193; Diamanten 559; Ernst Dohm 261; berg, der starke Mann 61; Elisabeth von Preußen 410; Ende, Baurath 479; Prof. Förster 33; Frankfurt a. O. (Rathhaus) 498; Frank¬ furt a. O. (Marienkirche) 499; Frankfurt a. O. (Universität) 273; Friedrich der Große 1742 579; Friedrichs des Großen Statue 232; Friedrich Wilhelm I. 495; Friedrich Wilhelm II. 543; Friedrich Wil¬ helm III. 471; Friedrich Wilhelm IV. 411; Friederike Louise, Königin von Preußen 539; Fußvolk im 30jährigen Kriege 475; Das Gastmahl des Gero 168; Dr. Otto Fr. Gensich cn 349: Bei Großbeeren von Ludw. Burger 567; Gundling, Jak. P. von, 491; Hakenberger Denkmäler 518, 19; Prinz Heinrich von Preußen 551; Heintze & Blanckertz' Fabrik 352, 53, 56, 57, 62, 63; Professor Helmholtz 153; Baurath James Hobrecht81; Hygieneausstellungsgebäude 305; Jablonsky, Bischof 443; Jagdbilder aus der Mark von L. Beckmann 65. 77. 89; Jahresuhr, Hardersche 136; Infanterist vom Jahre 1598, 212; Jungfernbrücke in Berlin 69; Justizgebäude in Moabit 197; Der Kaiserpokal 571; Kaiserwilhelmstraße (Siluationsplan) 506; Heinr. v. Kleists Grabmal 101; Heinrich v. Kleist 97; Königs- und Schloßwache zieht vor des Kaisers Palais vorüber 328, 29; Neubau der Kriegsakademie 177; Teutsches Kronprinzenpaar 217; Neubau des Kultusministeriums 333; Kurfürsten-Standbild 249; Leipzigerstraße (Momentphotographie) 93; Leopold, Fürst von Anhalt-Deflau 527; Liegnitz, Fürstin von, 395; Loge Royal Dork in der Dorotheenstraße 37; Alb. Lortzing 205; Königin Luise 467; Prof. Ed. Mandel 17; Generalseldm. v. Manteufsel 265; Mauerstraße im Jahre 1780 309; Milchverkauf 25; Graf Moltke in seinem Arbeitszimmer 293; Momentphotographie der veipzigerstraße 103: Wühlen, Königliche, 113; Mühlendamms, Umbauten des, 52.; Mühlen¬ damm-Brücke 48; Museum, (der Götter- und Heroensaal) 531; Neu¬ kölln am Wafier 455; Nikolskoer Kirche 277; Ostereier, wendische aus dem Spreewald 313; Palais des Kronprinzen 221; Dr. jur. Ed. Pape 131; In der Berliner Parochialftraße 269; Petrikapelle in Branden¬ burg a. H. 213; Ludw. Pietsch 431; Fürst Pleß 129; Potsdamer Stadtschloß von Theuerkauf 73; Radziwill, Fürst Anton, 459; Das Raczinsky'sche Palais 379; Berliner Rathhaus von 1700, 201; Herzog von Ratibor 371; Rehfütterung von C. F. Deiker 133; Reichstagshaus nach Wallot 487; Rüdersdorfer Kalkberge l Tiefbau im Heinitzbruche) 447; Rüdersdorfer Kalkberge (Eingang zum Redenkanal) 591; Joh. Gottfr. Schadow 229; Schadow's Prinzessinnengruppe 233; Schadow's Denkmal des Grafen v. der Mark 236 und 37; Prof. Fritz Schaper 1; Scherres' Ueberschwemmung 245; Schildhorn 196; Schlächterladen, vor einem Berliner, 125; Schloß (Rothe oder Brandcnburgische Saal) 435; Schloß (Rittersaal) 387: Schloß (-Kapelle) 603; Schloßplatz »an» 1780 257; Schlüter-Standbild 241; Schönhausen 504; Sommerlust 483; W. Spindler 105; Spindlers Färberei 391; Stechbahn 57; Markt¬ platz in Stendal 507; Stralauer Fischzug 575; Tangermünde 85; Tangermünde's Neustädter Thor 49; Tangermünder Roßfurt oder Wasser¬ thor 117; Tegels Filterbauten 419; Tempelhoser Feld 422; Trenk, Baron Friedrich von der, 283; Uhren aus den letzten drei Jahrhunderten 137; Graf Waldersee 383; P. Wallot 515; Graf Wartenberg 141; Weih¬ nachten 161; Ein Königliches Weihnachtsfest von Paul Bürde 157; Weiße Schürzen 126; Weiße Frau 301; Weißbierflaschen und Gläser von sonst und jetzt 345; Weißbierbrauerei von Landre 341; „Wildenten" 20; Abreise König Wilhelms von Adolf Menzel 121; Wilhelm I., Deutscher Kaiser 316; Wilhelm, Prinz von Preußen 45; Prinzeß Wilhelm und ihr Erstgeborener 173; Wilmersdorf bei Berlin 555 und Vignette Schwimm¬ anstalt 556; Wolfsburg 547; Wusterhausenscher Bär 631.

Wiscell'en.

Altdeutsche Dame 281;

Akazie 370; Altweibersommer 68 ; Artilleriekaserne am Kupfergraben 336; Auch ein Amt 622; Bauinschriften 128; Bauordnung Nr. 41; Berlin 263; Berlins Entwicklung 216; Berlins künftiger Straßenverkehr 300; Berlins Name 42. 68 . 104. 442; Berliner Witz 15; Berlins Grundbesitzverhältnisfe 275; Bernstein in der Mark 378. 454; Bilder aus dem alten Berlin 636; Wie Bismarck Premicrlieutenant wurde 216; Bismarcks Zimmer 288; Blau Blut 15; Blüchers Brief Nr. 45;

- Erweiterungsbau 276; Böse Sieben 104; Botanischer Garten 381; Brandtsheide 381; Britz 477; Bülow - Dennewitz 608; Bürger¬ liches Gesetzbuch 586; Prof. Calandrelli 177; Canitz' Mutter 621; v. Caprivi 367; Chodowiecki, Bon Berlin nach Danzig 138; Chodowiecki's Wohnungen Nr. 19; Civilliste des Kaisers 288; Cöllnische Stadtmauer 490; Prof. Curtius 202; Ed. Däge 502; Dahlems Kirche 80; Denkmäler - Archiv 418; Diamanten 561; Dreizehn bei Tische Ei des Kolumbus 312; Eierbörse Nr. 50; Elektrische Straßen¬ Nr. beleuchtung in Berlin 44; Faber's Kauf- und Wohnhaus 300; Fisch¬ zuchtanstalt 213; Prof. Förster 41; Freihäuser 32; Freimaurerei 78; Ein Brief Friedrichs des Großen 454; Friedrichs des Großen Amme Nr. 32; Friedrich Wilhelm I. Denkmal 359; Friedrich Wilhelm III. Tod 149: Friedrich Wilhelm IV. 358. Nr. 12; Friedrich Wilhelm IV. Nr. 12; Geheimerathsviertel 622; Gensichcn 356; Hinterm Gießhause 68 . 80; Grüner Graben 454; Gräber der Askanier Nr. 41; Grundstücksverhält¬ nisse Berlins 610; Saure Gurken Nr. 18; Herkulesbrücke in Berlin 44. 56; Blinde Hesien 79 ; Hochschule sür Musik 80. 204. 586; Hohenzollernmuseum (Büstengallerie) Nr. 32; Hohenhausen, Aus Berlins Ver¬ gangenheit 114; Jablonski 454; Jagdreviere des Kaisers 380; Jugend¬ spiele 140; Jungsernbrücke 77; Justizpalast in der Möckernstraßc Nr. 19; Kaiserwilhelmstraße Nr. 21. 513; Kanalbau-Frage Nr. 46; Karl IV. in der Erinnerung 16. 56; Kien, der reine, Nr. 12; Kirschen essen mit großen Herren 276; Kietz« 357. 417. 550; H. Kleist 139. 478; Königseiche im Brieselang 16. 56. 79; Kornblumen Nr. 12; Kronprinzen-Palais 224; Kultusministerium 335; Kunst in Berlin 561; Künstlerstatistik 312; Große Kurfürst-Statuette 192; Kursürstenavenue Nr. 12; Kurfürstendammstraße 512; Letztes Wort 622; Gottfr. Leygebe 348; Loge Royal Pork 42; Lutherdenkmal in Berlin 550; Lynar 287; Prof. Mandel 26; Äärk. Alterthümer Erhaltrmg 215; Märkische Ortsnamenforsch. Nr. 15. 453; Märkische Schweiz bei Buckow 407; Markthallen 442. Nr. 49; Marwitz Nr. 13; Melonenkirche 180; Mühlen 115; Münzthurm Nr. 25; Mühlen¬ damm 204; Museumsinsel 92. 406. 585; Musikcrbörse 358; Neuen Palais, die Erweiterung des Parks des, Nr. 43; Nikolsköer Kirche 277; Norden Berlins 379; Oper 525; Packhof, der neue 526; Dr. jur. Pape 191; Pariser 68 ; Patrontasche 32; Petrikapelle 214; Pferdebahnen, Neue 453; Pserdebahndepots 622; Polizei-Präsidialgebäude 288. 622; Porzcllanfabrik 370; Quellen der Spree 199; Rathhaus-Ausschmückung Nr. 12; Ratibor, Herzog von 380; Reichseiscnbahnamt-Neubau Nr. 13; Reichstagsgebäude 430; Ring, die deutsche Kaiserstadt 202; Fried. Eb. von Rochow 115; Batt. de Sala 92; Größeirverhältnisse Berliner Säle 324 ; Prof. Schaper 10; Schauspielhaus 104; Schifffahrtskanal 56; Ferd. von Schill 478; Schlohkapelle 609; Schlüter 204 ; Schlüterdenkmal Nr. 48. 252; Schmidt-Werneuchen, der heilige Abend 162; Schöneberger Akazienhain Nr. 21; Schutzmannschast Nr. 41, Seil- und Lcinentänzer in Berlin 44; Sommertheater Nr. 47; Spielteufel in Berlin Nr. 48; Jos. Jul. Spindler 114; Spindlers Färberei 392; Stadtbahn, AuSbau der¬ selben 67; Stadtbahnverkehr 128b. 610; Stadtbahnen, Anlag« weiterer ic. 251. 276; Stadthaushalt von Berlin 140; Stadtplag« 598; Stechbahn in Berlin 67; Stiefel muh sterben 454; Stralauer Fischzug 585; Südwestkanal 264; T h e a t c r v e r h ä l t n i s s e 442; Theaterrevue239. 276. 536; Alter Berliner Theaterzettel 264; Trinkgeld sür Friedrich Wilhelm 111. 80; Universitätsinstitute 336; Vergleich zwischen Wien und Berlin 228; Villen-Quartier im Jnnerir der Stadt 43; Volksräthsel 68 ; Vor fünfzig Jahren 199; Waarenbörse 116; Graf Waldersee 394; Wallnertheater 380; Wallot 525; Wanderstraßcn der Griechen und Gothen 216; Warthebruch 621; Weihnachtswanderung 139. 150. Nr. 13; Weißbier 489; Wenden 370; Des Werkes erste und letzte Auslage 240; Wilhelm als preuß. Königsname 453; Kaiser Wilhelm gefangen 240; Prinzeß Wilhelm und ihr Erstgeborener 176; Wilibals - Alexisstraße 406 ; Wrangelanekdote 336. 598; Zeitungsente 104; Zelters Grabmal 43; Zeughausbau 381. 394. 526. 598; Zoologischer Garten 79; Zwei Könige Nr. 24.

Börsen

I.

I.

Literatur,

II;

I.

I

(Eine

Chronik für's Haus. für 2 Mark

-

Erscheint wöchentlich am Sonnabend und ist durch alle Buchhandlungen, Zeitungsspeditionen und Postanstalten vierteljährlich zu beziehen. Im Postzcitungs-Latalog eingetragen unter Nr. 2198. Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Herausgegeben von Emil Dominik. Nr. 1.

1ahrgang.

ImigintisKr Georg und

seine

Jnnungsleiden.

Das Jahr 1632 brachte der Schuhmacher-Innung in der kleinen Veste Peitz viel Aergerniß und Aufregung. Mcht etwa, als ob sich die schlimmen Wirkungen des großen Re¬ ligionskrieges, der in Prag seinen Anfang genommen hatte und nun schon seit 14 Jahren die deutschen Lande

verwüstete,

bereits

1882

Lülhe. Nackdruck verboten. VI. 70. v.

Eine Erzählung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts. Von Hermann LeianlK.

Erstes Kapitel.

j,en 1. ©

Gesetz

II.

Schuhmacher schmälerten, sondern sie erlaubten sich sogar, in Großlieskow, einem Dorfe bei Peitz, einen freien und öffent¬ lichen Markt abzuhalten. Die Peitzer Meister, welche davon

Kunde erhalten hatten, forderten ihre Nachbarn in strengem

Tone zur Rechenschaft. Da es ihnen aber nicht möglich

war, jene pflichtvergeffcnen Meister

namentlich

führen, wie

sie

genaue Angaben

bcregten

anzu¬

überhaupt über den

Vorfall nicht

zu

in diesem abgelegenen Theile

machen im Stande waren,

Mark fühlbar gemacht hätten. Nein, die Leiden

ihre Beschwerde keinen andern Erfolg, als daß die Cottbuser ihr Ver¬ gehen beharrlich leugneten und den weiteren Schritten der Peitzer Schuhmacher so¬ wie deren Drohungen mit offenem Hohne begegneten. Das war für die armen

der

Schuhmacher - Innung hatten geringere Ursachen, waren deshalb aber nicht der

Von lvcniger schmerzlich. allen Seiten angegriffen, in ihrem Erwerbe gestört, in ihrem Ehrgefühl gekränkt, mußten die ehrsamen Meister alle Kräfte einsetzen, sich ihrer Haut zu wehren und ihre Rechte 51t wahren. Da waren cs zunächst die Hand¬

in der Rach¬ barstadt Cottbus, die ihnen werksgenossen

so

hatte

Schuhmacher in Peitz

eine

recht

der Veste

mißliche

Lage. Noch

einschi'cidender

aber waren die Mißstündc, in der Veste selbst überhand genommen hatten welche

und an dem Erwerbe der HandProfessor Fritz Schaprr. ehrbaren Meister herumwcrksgcwohnheit und ver¬ Der Schöpfer deS „Göthe-DenkmalS" im Berliner Thiergarten. schmarotzten. Schon lange briefte Privilegien mancher¬ Originalzcichnung nach einer Photographie aus dem Kunstverlag von diese hatten mit Unwillen Sülls. Fechner, Berlin. (S. Seit« 10.) lei Tort anthaten. Denn heimlichen dem Treiben der nicht allein verkauften die Schuheknechte zugesehen, stationirten Festung die der in Städtchen dreisten Cottbuser ihre Waaren in allen zu dem die Besatzung für das ehrlichen Berufe, ihrem nöthige neben Peitz gehörigen Dörfern, lvodurch sie den bestehenden JnnungsSchuhzcug zu liefern, auch noch das unehrliche aber um so gcsetzen offen zulviderhandelten und das Einkoimnen der Peitzcr ohne

Rücksicht

aus

einträglichere Gewerbe trieben, den Jnnungsmeistern in's Da sie ihre Arbeit für die Bürger Handwerk zu pfuschen. bedeutend billiger machen konnten als die seßhaften Meister, die sich allein von ihrer Hände Arbeit nähren mußten, so war der Abbruch, den sie den Meistern thaten, kein geringer.

Je länger

dieses

Treiben währte, um

ungescheuter

so

lind

offener wurde es. Vergebens war es, daß die Geschädigten auf eigene Faust dagegen arbeiteten und manchem schelmischen Schuheknecht das Unrecht mit ernsten Worten vorhielten, ver¬ gebens

die Beschwerde

der ganzen

Innung

soivie der Ein¬

spruch des Wohllöblichen und ehrenfesten Rathes.

Der Unfug

nahm immer mehr zu. Da, als nichts mehr helfen ivollte — und der Verdienst der Schuhmacher ivurde immer kleiner und ihre Nahrung schwächer — faßten sich die Meister ein Herz und wandten sich mit einer Beschwerde an die Kurfürstliche

Durchlaucht in Berlin. Der allezeit edelgesinnte und hülfbereite Rath selbst nahm die Sache in die Hand und legte deni Landesherrn die Noth der armen Meister wann an's Herz. Das war gleich nach Neujahr geschehen. Alle sahen mit Spannung der Resolution aus der Kurfürstlichen Kanzlei ent¬ gegen. Aber wie sie auch warten mochten, eine Woche um -

Monat um den andern, die Resolution blieb aus; denn in der Krirfürstlichen Kanzlei hatte man in diesen Kriegeszeiten leider noch wichtigere Dinge zu thun, als sich um die Noth der armen Schuhmacher in der Veste Peitz die andere, einen

Schon neigte sich der April seinem Ende zu, und noch wußte man nicht, wie Kurfürstliche Durchlaucht über das ungesetzliche Betragen der Schuheknechte dachten. Aber lange konnte die Entscheidung nicht mehr ausbleiben. Das war gewiß. zu kümmern.

Dazu, um das Maß der Leiden voll zu machen, kam Ungebühr, welche sich der Scharfrichter der Veste wiederholt erlaubte. Derselbe war nach den be¬ stehenden und von Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht aufs neue be¬ stätigten Jnnungsgesetzen verpflichtet, den Schuhmachern der auch noch die grobe

Veste Peitz

die

rohen Felle für ein Geringes zu verkaufen.

Wie man aber den Scharfrichtern von jeher nicht viel Gutes zugetraut hat, so that auch dieser nur nach feinen Gelüsten und zum Schaden der Meister. Denn er verführte die Leder nach fremden Oertern und verkaufte sie um hohe Preise. Als ihm aber der Rath dieses Uebertreten der Gesetze streng unter¬ sagte, wußte er sich zu helfen.

Denn wie er früher selbst die Leder nach freinden Städten ausgeführt und verkauft hatte, was ihm nun verboten war, so ließ er jetzt die fremden Käufer zu sich kommen, und die Meister waren unr nichts gebessert.

Also waren und blieben die Cottbuser, die Schuheknechte und der Scharfrichter die Leiden der Schuhmacher-Innung in der kleinen Veste Peitz. Und die Meister erfüllten mit ihren Klagen die Herzen ihrer Weiber und die Ohren des Wohllöb¬ lichen Rathes, und sie waren fest davon überzeugt, daß es

mit ihnen anders werden nicht wie?

Gewiß, es zu sein von der

Wer

müßte.

Aber

sie

wußten nur



sich

war im Jahre l 632 kein Vergnügen, Meister Schuhmacher-Innung in der kleinen Veste Peitz. aber nicht an die Leiden der armen Meister

uiw an ihre Beschwerden und Klagen kehrte, das war der Frühling. Mit Sang und Klang, mit Sonnenschein und Veilchenduft hatte er längst seinen Einzug gehalten.

Und wie

die Sonne aufgeht über Böse und Gute, so hatte er das Füllhorn seiner Gaben auf alle Menschen ausgeschüttet, und die Gärten der schadenfrohen Cottbuser grünten ebenso frisch

wie die Birnbäume vor de» Thüren der armen Peitzer, und die pflichtvergeffenen Schuheknechte rind der böse Scharfrichter athmeten mit den ehrbaren Meistern dieselbe warme, sonnige Frühlingslust. Schon ritten die Buben am 30. April auf Besenstielen durch die Gassen und bemalten Thüren und Menschen mit weißen und rothen Kreuzen, und nachdem in der darauf folgenden Nacht die Hexen nach dem Blocksberg gefahren waren, erstand aus Sonnenschein und Blumenglanz duftig und lau der erste Mai.

Zweites Kapitel. Der Jungmrister. Auch in die abgeärgerten Herzen der ehrsamen Meister

ivarf der

erste

Mai

einen

Strahl

der Freude.

Es sollte vor

versammeltem Gewerk ein Gesell zum Meister gesprochen werdennach altem Handwcrksgebrauch ein fröhlicher

Damit war

Meistertrunk, vielleicht gar ein bescheidener Schmaus ver¬ bunden, und die ehrsamen Meister schätzten es stets als ein besonderes Vergnügen, bei einem guten Freitrunk das Hand¬ werks-Wohl und die gemeinen Rechte ju berathen, deshalb waren dieselben heute guter Dinge. Auch die Handwerks¬ gesellen machten vergnügte Gesichter, denn sie hatten von Seiten ihres austretenden Mitgesellen einen Äbschiedstrunk zu erwarten, und die Lehrjungen, welche die Soimtagsröckc ihrer Meister bürsteten und deren Stiefel voin Staube reinigten, dachten mit stiller Freude daran, daß sie heute auf einige Stunden der strengen Aussicht ihrer Meister und Gesellen enthoben seien; es war ihnen zu Muth, als ob cs Sonn¬ tag tväre. Schon ging der Gewerksbote von einem Meister zum andern, um dieselben in wohlgesetzten Worten zur Bersammlung auf Vormittags 10 Uhr förmlich einzuladen. Er war daran gewöhnt, überall mit freundlichem Gesicht und herzlichem Handschlag empfangen zu ivcrden, heute aber tönte ihm das „Willkommen!" mit besonderer Herzlichkeit entgegen; war er doch ein Friedensbote, der mit seiner Einladung jedem Jnnungsgenoffen gleichsam zurief: „Den Menschen ein Wohl¬

gefallen!" Kurze Zeit darauf sah man die Meister in ihren Fcst-

tagskleidern mit feierlichem Ernste der Schuhmacherherberge und schon lange vor der angekündigten Zeit war das ganze Gewerk versammelt, Noch war die Stimmung ernst, die Haltung gemessen, Nur die ältesten Meister sprachen und erzählten von dem kühnen Schwedcnkönige Gustav Adolf, der den bedrängten Protestanten zu Hülfe geeilt wa» und dein

zugehen,

mächtigeil Wallenslein schwer zu schaffen machte. Auch stellten sie Muthmaßungen darüber auf, ob wohl die Antwort der Kurfürstlichen Durchlaucht wegen der Schuheknechte noch lange ailSstehen und was sic enthalten werde. Bei jedem Geräusch auf dem Hausflur oder ans der Straße richteten sich aller Blicke erwartungsvoll nach der Thür, denn jeden Augenblick konnte der Amtshauptmann der Veste, Georg Vitzthum v. Eckstedt, eintreten, der als erste obrigkeitliche Person der Stadt der Sitzung beiwohnen und den Meisterspruch amtlich bestätigen mußte.

Inzwischen aber ging der jüngste Meister mit gefüllter

s Kanne umher, um das Amt des Schenken gewissenhaft zu Wo ein Becher mit schnellem Zuge geleert wurde, versehen. schenkte er ihn wieder voll, und mit umsichtigem Auge über¬ Denn ärgerlich war es, wenn sah er die ganze Gesellschaft. ein Meister beim leeren Becher des frischen Trunkes warten sollte, rind störend für den Ernst oder für die Gemüthlichkeit

tvar der mahnende Ruf, der den Säumigen an Pflicht erinnerte- Diese Pflicht erfüllte der Schenk heute mit besonderer Gewissenhaftigkeit; war es doch das letzte mal, Schon bei der nächsten daß er mit der Kanne lim herlief. Gewerksversammlung durfte er, unter den Meistern sitzend, ruhig den Trunk genießen, während der neue Jungmeister das Amt des Schenken verwalten mußte. „Gott grüße Euch, ehrbare und liebe Meister!" er¬ schallte es plötzlich mit starker, tvohlklingender Stimme von des Gewerkes

seine

der Thüre her,

und mit einem Schlage hatte

sich

das Ge¬

werk von den Bänken erhoben.

„Gehorsamster Dank, gestrenger Herr Hauptmann!" ent„Willkommen in unsrer Mitte!" die

gegncte der Altmeister.

Der Hauptmann war Sein Gesicht war von ein hoher, breitschultriger Mann. einem gewaltigen, dunklen Barte umrahmt und zum Theil bedeckt, aber aus seinen Augen leuchtete Wohlwollen und Edelnmth. Der Altmeister, Caspar Schwertsegcr mit Namen, war zwar um einen halben Kopf kleiner als der Hauptmann, aber seine Gestalt war breit und kräftig, und auf's neue freuten sich die Meister im Stillen darüber, daß ihr Obmann sich selbst neben dem Herrn Hauptmann sehen lasten durfte. Der Altnicister begleitete den Hauptmann zu seinem Stuhl oben an der Tafel, und alle nahmen ihre Plätze wieder ein. „Nun, wo ist unser neuer Jungmcistcr?" fragte der beiden Männer reichten sich die Hand.

Hauptmann. „Zu Befehl, gestrenger Herr Hauptmann!" antwortete ein junger Mann von einem Scitentischc her. Er stand auf, trat einen Schritt vor und stellte sich in strammer Haltung vor den Hanptmann. Dieser musterte den Jüngling mit wohlgefälligen Blicken. Die mittelgroße, gedrungene Gestalt, das frische Gesicht, aus dem Gesundheit und Frohsinn leuchteten, die stramme und doch gefällige Haltung — das alles machte auf ihn den günstigsten Eindruck. „Wie heißt Ihr?"

fragte der Hauptmann.

„Georg Müller." Der Hauptmann lächelte.

Auch er hieß mit Vornamen

Georg. „Fremder oder Einheimischer?" fragte der Hauptmann weiter. „Einheimischer und Meisterssohn," antwortete Georg. „Der Naine Müller ist mir unter den Meistern der hie¬ sigen Innung nicht bekannt," bemerkte der Hauptmann. „Meine Eltern sind früh gestorben. Ich bin seit meinem vierzehnten Jahre elternlos." sagte der Hauptmann, indem sein Blick theiluchmend den jungen Mann streifte. „Und doch so frisch rmd strebsam. Das ist wacker! Nun, so bitte ich, daß wir unsre

„So, so!"

Sache beginnen." Die Ceremonien

der

Meistcrsprechung

nahmen

ihren

Anfang. Nachdem Georg in herkömmlicher Weise die ver¬ sammelten Meister und Herren um geneigtes Gehör uitd recht¬

lichen Spruch gebeten, wurden seine Personalien einer genauen

Prüfung unterworfen. Es tvurde festgestellt und protokollirt, daß Georg Müller ein in rechtmäßiger Ehe von rechtschaffenen Eltern gebornes Kind sei, daß er das Handwerk der Schuh¬ macher vier Jahre ehrlich und nach den Vorschriften der Statuten erlernt, auch sich dabei wohl geführt habe, daß er drei Jahre gewandert und sich zur Zufriedenheit seiner Meister und der hohen Obrigkeiten stets wohl verhalten, daß er endlich die vorschriftsmäßigen Meisterstücke unter Aufsicht und ohne fremde Beihülfe angefertigt habe. Während der Hanptmann

das Protokoll anfertigte, wanderten die entsprechenden Zeug-

niffe Georgs von einem Meister zum andern, damit sie selbst sich von der Wahrheit des Gesagten überzeugen könnten, und obgleich unter den ehrsamen Meistern nur wenige waren, welche Geschriebenes zu lesen vermochten, so betrachtete doch jeder die schön gemalten Initialen und reichverzierten Schriftzüge

mit großem Ernst, und jeder fühlte sich um Vieles beruhigter, nachdem er selbst das Blatt in der Hand gehalten hatte. vorzeigen. Obgleich er seiner Sache ziemlich gewiß war, konnte er sich doch eines bangen Gefühles nicht erwehren, denn nicht selten war es vorgekommen, daß die Meister an verschwindenden

Nunmehr mußte Georg

seine

Meisterstücke

hängen blieben und in arger Tadelsucht die mühsame Arbeit Herunterriffen. Meister Michael, der mit der rothen Nase und dem kahlen Scheitel, war darin besonders gefürchtet. Aber Georg hatte ganz besonderes Glück. Denn

Kleinigkeiten

Arbeiten, ein Paar hohe Reitersticfel, ein Paar gewöhnliche Stiesel, ein Paar Frauenschuhe und ein Paar Pantoffel auf den Tisch gestellt hatte, waren alle Meister, noch che sie die Arbeit genau besehen hatten, des Lobes voll. Ganz besonders wußte der gefürchtete Meister Michael die

als er

seine

Vorzüge der Meisterstücke zu preisen, so daß dem bescheidenen Georg die Nöthe in's Gesicht stieg. Er wußte gar nicht, wo ihm der Kopf stand- Da indeß ein Meisterstück nach altem Brauch niemals ganz ohne Tadel durchgclaffen werden durfte, so nahm der Altmeister, Caspar Schwcrtfeger, die Pantoffel noch einmal vor, und er fand bald, daß der rechte von dem Paar auf der linken Seite einen Stich mehr zähle als auf der rechten, womit nun allen Ansprüchen genügt

war.

Jetzt erhob sich der Altmeister. In einer längeren Rede, tvelche durch Jahrhunderte alte Ueberlieferung einen bestimmten Wortlaut erhalten hatte, legte er Georg die Pflichten au's Herz, die er mit der neuen Würde übernehmen müßte. Er ermahnte ihn zur Rechtschaffenheit, Freundlichkeit und Dienstfertigkeit im Umgänge mit den Meistern und forderte ihn auf, besonders den bösen Zungen entgegenzutreten, die so oft Zank

und Uneinigkeit in den Frieden des Gewerkes bringen. Georg verpflichtete sich zu dem allen durch Handschlag, und nun durfte er unter den Meistern am Tische Platz nehmen. Die Ceremonie der Ausnahme war beendet und der gemüthliche

Theil begann. Schnell wurden die Becher gefüllt- Der Hauptmann er¬ hob den seinen und rief: „Es gilt dem Jungmeister!" Nach¬ dem alle angestoßcil und ausgetrunken hatten, verabschiedete mit freundlichem Wort und kräftigem sich der Hauptmann Händedruck- Als er Georg die Hand reichte, fragte er: „Sind die Reiterstiefcl auf Bestellung gearbeitet?"

„Nein, gestrenger Herr Hauptmann." „Dann kaufe ich sie Euch ab; sie gefallen mir-

Ich

Nachmalige Gertraudenbrücke.

St

Inneres Köpnicker Thor.

Petrckirch«.

Lappstraße.

Dt« «Tasche«

AM»

Zollhaus. Grünstraße.

Fischerstraße.

an der Spree und Serlin im Jahre 1250.

Mühle

Nach einer Skizze von E.

A

AeußereS Thor.

St. Nikolaiktrche.

Die Mühlen. 1 itbamm.

Müller für den

Lyurin der alten Hofe!.

Stadtmauer.

1

Spandaucr Thor. «.

„Bär"

Krowel-Kanal.

Rückseite deS ältesten RathhauscS.

auf Holz gezeichnet von F.

Mittig.

(S. Seite

II.)

Strataucr Straße. Oderberger Thor.

bitte, daß Ihr sie mir morgen in meine Wohnung bringt!" Damit ging der Hauptmann zur Thür hinaus. Georg aber stand da wie vom Blitz geblendet. Er wußte nicht, ob er wache oder träume. Das war zu viel Glück auf einmal. Der Altmeister aber reichte ihm die Hand und wünschte ihm Glück zu dieser Ehre. Das thaten nun

Meine

des

.

halt führe; die Bereitung des Kaffee und Thee wären die — sie bat um einzigen Obliegenheiten ihrer Gesellschafterin; — meine Photographie und offerirte 150 Thaler jährlich. Mein Bild wurde eingesandt und ich war zur Würde einer Gesellschaftsdame gelangt, ohne auch nur einen Finger gerührt Wenig beansprucht für das viele Geld Frau zu haben. v. Erlenroth gewiß, aber ich fürchte mich doch, ob ich das Wenige zu ihrer Zufriedenheit leisten werde, und dann Clärchen, es ist mir ein so drückendes Gefühl, „vermiethet" zu sein! Die Tante nennt es zwar „cngagirt sein", aber weißt Du,

Griffel sein Vergißmeinnicht in's Gesicht geschrieben Wenn Georg sich ihm näherte, um ein Ge¬ schien. haben zu anzuknüpfen, gab er zwar freundlichen Bescheid, spräch mit ihm eisernem

ist derselbe und wenn man etwas in unserer schönen deutschen Sprache, die Alles beim rechten Namen nennt, nicht hören mag, so verkauderwclscht man den Namen, ohne doch

aber er that nichts, die Unterhaltung mit Georg fortzuführen, so daß dieser seine Versuche endlich aufgab. Als aber Meister Reiche nach seiner Mütze griff und sich zum Gehen anschickte, wollte sich Georg ebenfalls schnell verabschieden. Das sollte

der

Sinn

aber die Sache verändern zu können! — Nun, ich muß mich ja hineinfinden und tvcrdc es auch, cs war schon so viel von den lieben Verwandten, daß sie mich, als mein Vater im Kriege blieb und meine Mutter gleich

ihm indeffen nicht so leicht werden. „Hoho, seit wann ist es Sitte, daß der Jungmeistcr vor den alten aussteht?" rief der Altmeister, lind sofort erhoben alle energischen Protest. „Nur auf einen Augenblick, ich komme wieder!" entgegnete Georg. „Nein bleiben! bleiben!" ertönte es von allen Seiten. Georg wollte sich nicht daran kehren und wandte sich eben zur Thür, als ihn Meister Michael von hinten umarmte. „Bleib hier, mein Junge, sollst auch mein Schwiegersohn werden!" „Meine Christel hat ein Auge auf ries er ihm in's Ohr. sollst sie haben!" Du Dich. Unwillig riß sich Georg aus der Umarmung los. Er hatte eine heftige Entgegnung auf der Zunge. Aber er besann sich, sah den Meister mit blitzenden Augen an und eilte zur

!

Thür hinaus.

(Fortsetzung folgt.)

.

weit, um mein Tagebuch

hatte die Annonce in der Kreuzzeitung gelesen und schrieb an den Onkel, sie wolle ein freundlich, liebenswürdiges junges Mädchen aus guter Familie, das ihr die Einsamkeit durch Vorlese» und etwas Musik erheitere. Wirthschaftskenntniffc verlange sie nicht, da eine Wirthschaftcrin ihren kleinen Haus¬

gerade der war und blieb gemessen und ruhig. Das war der Meister Balthasar Reiche, dem der Kummer des Lebens mit

genannt sein!"

ich denn endlich so

Unterkunft, anders kann ich es nicht nennen, denn Stellung setzt doch Jenianden voraus, der dieselbe ausfüllt, und ich lveiß nicht, was ich etwa bieten kann, was auch noch Werth — ist, bezahlt zu werden; kurz, eine Frau v. Erlenroth in Z.

an Georgs Ohr. Die jüngeren boten ihm sogar die Brüder¬ schaft an. So verging der Tag in Lust und Fröhlichkeit. Georg war ein Freund der gemüthlichen Geselligkeit und er that gern etwas, dieselbe zu fördern. Aber das Lob, das ihm dafür gespendet wurde, beirrte ihn nichts Er wußte wohl, was er davon zu halten hatte, und daß ein in der Bierlaune gesprochenes Wort eben nicht schwer wiege. Nur von einem der Meister hätte es ihn gefreut, wenn er ihm ein Wort der Anerkennung oder des Lobes gezollt hätte. Aber

Du einfältiger Tropf! Einmal schon hat Michael den bösen Geist zertreten. Ich werde nicht umsonst nach dem Erzeitgel

Smfm.

wieder aufzunehmen, liebe Clara, es soll Dir aber nichts von meinen Erlebnissen geschenkt sein, ich trage treulich Alles nach. Als ich mein letztes Tagebuch Dir schickte, war gerade die Antlvort von jener alten Dame in Z. an den Onkel gekom¬ men; — ich sollte Anfang Juli die Stellung als Gesell¬ schafterin in ihrem Hause antreten. Du weißt, liebes Clärchen, paffende ich suchte, oder vielmehr, man suchte für mich eine

Beifalls und Lobes scholl

Meister Michael sah ihm einen Augenblick erstaunt nach. Dann aber rief er in heftigem Zorne, indem er die Faust drohend cmporreckte: „Seht Ihr, wie dem Burschen das Glück zu Kopfe gestiegen ist? Wann hat es ein Jungmeistcr gewagt, einen alten Mann so hochmüthig abzufertigen? Warte,

non

Den 14. Juni 188

So wäre

Georg, von dem guten Ausgang des heutigen Tages fröhlich erregt, spendete, als der für solche Fälle festgesetzte Beitrag aus der Gewerkskasie vertrunken war, aus seiner Tasche die Mittel zur Fortsetzung des fröhlichen Trinkgelages. Ja, er sorgte sogar für einen kräftigen Imbiß. Darüber waren die Meister

Wort

in Schießens Serge.

Novelle von fl.

auch die anderen, obgleich manche eine Regung des Neides nicht unterdrücken konnten. Nachdem der Hauptmann fort war, gaben sich die Handwerksgenosien ohne jede Rücksicht ihrem Vergnügen hin.

sehr erfreut, und manches

erste Reise

!



darauf starb, als kleine fünssährige Waise ins Haus nahmen, mich erzogen und in die gute aber theure Pension gaben; der liebe Onkel hat selbst nicht viel und die drei Vettern Jetzt, nun ich ausstudirt habe, kosten eine Menge Geld. thun, als mich auf eine nicht mehr können ja die Lieben möglichst anständige Weise selbstständig machen; bliebe ich im Hause, müßte man mich ausführen, das würde die Lebens¬ weise der Lieben ganz verändern und sie zu viel kosten; in Berlin ein junges Mädchen auf Bälle führen, ist keine Klei¬ nigkeit. Also genug, ich war „cngagirt" und nun wollte der gute Onkel mir noch eine besondere Freude machen und ging mit uns ins schlesische Gebirge, und dies darum, da Frau v. Er¬ lenroth in dem kleinen Städtchen Z. in Schlesien lebt und Onkel mich persönlich hinbringen will. — Nach einer Nachtfahrt kamen wir Morgens 5 Uhr in war sehr ver¬ H. an, die g'ftc Taute hatte Migräne und stimmt, sie kann das Fahren bei Nacht nicht vertragen. Aber Onkel und Tante haben Billets mit vierwöchentlicher Gültig¬ — Nachdem keit und mußten diesen bestimmten Zug benutzen.

war, packten wir uns mit Kof¬ auf, und das war keine Kleinig¬ w. s. keit, da ich meine ganze Ausstattung für das neue „Englücklich ein Wagen gewählt

fern, Hutschachteln u.

7

gagement" mitnahm.

Die Tante lehnte sich erschöpft in die Wagenecke zurück und sah dann und wann einigermaßen vor¬ wurfsvoll den armen Onkel an, der sanft eingeschlummert

und in den Schneeregionen den Zug der Wolken zu meinen Füßen bewundern. Als wir wieder ins Zimmer traten, verhandelte die Tante eben mit der Wirthin, sie sollte für mich noch ein

ihr saß und der doch schon die ganze Nacht iu der Bahn geschlafen hatte und zwar so fest, daß die Tante ihn auf jeder Station ordentlich rütteln mußte, um zu erfahren, ob wir schon in H. seien. Ich wußte, der Zug konnte vor 5 Uhr nicht am Ziel ankommen und verhielt mich daher ganz geduldig, worüber die Tante ganz außer sich war- Ein Mal meinte sie: „na, hoffentlich reist Frau v- Erlenroth mit Dir nicht allein, wenn sie nicht recht gewandt im Reisen ist, denn Du bekommst es fertig, über Dein Ziel hinaus zu fahren!" Als wir nach mindestens zehnmaligem Fragen und neben

Giebelstübchen

Mit

der guten Tante ist es

„Sagt

schwer

ichs nicht,

reisen,

sie

ist

wir zu

Fahrt gelangte» wir glücklich in WDer Weg dorthin ist sehr hübsch, links die Gebirgskette, rechts einzelne Villen und HäuserIch mußte verschiedene Nach einstündigcr

an.

Gepäckstücke auf meinem schmalen Rücksitz, der einem armen Sünderbänkchen glich, balanciren und kam mit ganz steifen Armen in W- an. Unsere Wohnung war bestellt, in einem Bauerngehöst zwei Zimmer mit dem Blick nach dem Gebirge.

— Wir fuhren über

die Promenade, wo gerade die Brunnen¬ ctablirt hatten, einige Brunncntrinkcr waren auch schon da, und die Badekapclle intonirte eben einen Choral! — Auf mich machte das Alles einen sehr günstigen Eindruck; ich hatte noch nie einen Badeort gesehen und freute mich, das Leben und Treiben desselben näher kennen zu lernen. — Durch eine Allee gelangten wir vor unsere Wohnung. Ein allerliebstes Bauernhaus in einem richtigen Gehöft, bellende Hunde, schnatternde Gänse, gackernde Hühner empfingen uns, ein prächtiger Pfau schlug ein wundervoll schillerndes Rad und der Kuhreichthum des Besitzers zog unter Glockengeläut zum Thor hinaus. Die saubere, nette Wirthin begrüßte uns an der Thür in so herzlicher Weise, als seien wir alte Be¬ kannte und führte uns in zwei reinliche Helle Zimmer, die für uns bereitet waren. Ich war so entzückt und gehoben von diesem Anfang unserer Gebirgsreise, daß ich ganz trunken vor Wonne war. Dil weißt, Clärchen, für Landidyllen schwärmte ich immer und hier durfte ich ja mitspielen, und Alles war Wirk¬ lichkeit. Aus meinen Träumen weckte mich die Tante etwas unsanft, indem sie meinte: „Ra, Frau v. Erlenroth soll sich bei Reisen nur ja nicht auf Dich verlaßen, — bekümmere

d. h.

„cngagirt". — Ich ging hinaus, sonnte aber nicht mehr viel helfen,

Magd und ein Knecht brachten eben unsere Effekten ins Zimmer; der Onkel stand vor der Hausthür und er¬ freute sich auch an beut regen Treiben auf dem Hofe: „Nun Alice, wie gefällt Dir's, ist es nicht eine ganz hübsche Aussicht, sich hier einige Zeit aufzuhalten, d. h. wenn die Tante die Strapazen der Steife überwunden hat, und das Wetter schön ist, gehts sofort aufs Gebirge!" Ich war ein¬ verstanden und sah mich schon tut Geiste Knieholz brechen

eine

unten

wollten

in mein Bereich. —

ihn auf die Promenade begleiten, oder auch schlafe» wolle; natürlich stimmte ich für Promenade lind in fünf Mi¬ nuten stand ich neben Onkel Fritz reisefertig. Die Promenaden¬ zeit, wo man Brunnen trinkt, war beendet und nur einzelne nicht Badende lustwandelten noch unter den herrlichen Linden. Im Kursaal wurde gesungen, daneben im Theater probte inan ein neues Lustspiel von Moser, Alles athincte so recht die sorglose Lust des Badelebens. Wir sahen uns das stattliche ob ich

sich

Dich doch etwas um unsere Sachen!" Da war wieder das Sturzbad, das mich sofort abkühlte, ich >var ja „vcrmicthet",

zwei Stuben

Ein reizendes, zweifenstriges kleines Gemach umfing mich. Alles weiß gescheuert und so heimlich, daß ich ganz selig war, hier allein rcsidiren und meinen Gedanken nachhängen zu können; ich trat ans Fenster unb, Clärchen, die Thränen traten mir in die Augen, während mein Herz vor Freude bebte! — Vor mir lag der ganze herrliche Gebirgszug, auf den die Schlesier so stolz sind, die Schncekoppe so klar und deutlich, daß man die Fensterscheiben des Gasthauses oben glänzen sah, rechts davon Kynast und Bismarkhöhe, davor kleinere Berge und Alles in blauem Duft, die Gipfel noch weiß. Tiefer Frieden zog in mein Herz ein und ich betete: Mein lieber, treuer Vater im Himmel, der dies Hohe, Schöne geschaffen, wird mich auch nicht verlassen- Innige Liebe lind Dank brachte ich in Ge¬ danken meinen Lieben unten im Stübchen. Der Onkel weckte mich aus meinen Träumen und fragte,

nervös. —

frauen

die

schlaf wieder einbringen konnte, stieg ich

diversen Sticheleien gegen mich hielten, und der Schaffner die Thür öffnend „H." rief, sprang die gute Tante wie

elcktrisirt auf und rief ganz aufgeregt : würden es verpaffen!" —

Herrichten,

Onkel und Tante bewohnen. — Während wir in der Laube vor Tantens Schlafzimmer den Morgenkaffee tranken, ordnete die Wirthin oben Alles an, und nachdem ich der Tante beim Auskleiden geholfen hatte, Jalousien und Gar¬ dinen geschloffen hatte, damit die Tante den versäumten Nacht¬

j

Schloß an und bewunderten die schönen Schmucksachen, die vor den Lädeil am Kursaal ausgelegt waren lind die meist aus schlesischen Edelsteinen gefertigt sind. — Während der Onkel sich bei einem Friseur Kopf und Bart schön machen ließ, huschte ich in einen Steinladcn und erstand für 10 Mark ein Umhüngsel von Bergcrystall, am Sammtband zu tragen, um es, wie ich Vetter Wilhelm bei der Abreise feierlich versprochen hatte, seinem lieblichcir Bräutchen Heleiie v. Sommer zu schicken; ich kam mir wie ein Verbrecher vor, als ich das >

Geschenk fauste.



Es ist doch recht schwer, ein Geheimniß zu tragen, hätte sich der gute Wilhelm nur einen andern Vertrauten gewählt; eigentlich ist es unrecht daß ich vor Onkel und Tailte ein Geheimniß habe, es ist allerdings nicht mein eigenes, aber ich bin Mtwisserin. Helene hätte nicht auf eine heimliche Verlobung eingehen sollen. — Mir hat Wilhelms Verlobung den Abschied recht erleichtert, es wurde mir zu schwer, all die Heimlichkeiten mit zu treiben und ich bin ftoh, daß ich nicht Zeuge sein brauche, wenn Wilhelm seinen Eltern das Geständniß machen wird. Er macht im Oktober sein

will er gleich eine Stelle als Amtsrichter Onkel und Taute wünschen, die Connexionen statt, me annehmen, seiner hochgestellten Verwandten zu benutzen und zur Diplomatie letztes Examen, dann

überzugehen; er meint, dann könnte er Helene nie heirathen, Eins ist mir recht schwer, sie beide kein Vermögen haben.

da

8

in Görlitz, Helene ist in Berlin, vermitteln, beide Ver¬ Liebenden ich soll nun die Briefe der lobte senden ihre Liebesepistcln in doppeltem Couvert an mich und ich bin postillon d’amour. Helene ist meine Pensions¬ freundin und Wilhelm mein Vetter, in unserm beiderseitigen regen Briefwechsel kann Niemand etivas finden; mir ist es aber so unheimlich, als ginge ich auf verbotenem Wege, ich

Du weißt, Wilhelm

will

steht jetzt

auch noch sehen, ob ich dies Arrangement nicht rückgängig

3)fit Helene war ich nie enger befreundet, aber Wilhelm steht mir nahe, er ivar stets lieb und gut zu mir, ich tröste mich noch immer mit dem Gedanken, ein so streng rechtlicher Mensch wie Vetter Helm wird nichts Unrechtes von nur verlangen. In ähnliche Betrachtungen versunken, die das verborgene Berloque wieder herauf beschworen hatte, stand ich am Schaufenster des Schmuckladens und hatte Onkel gar nicht machen kann.

„Nun Alice, was hast Du Dir denn ausge¬ sucht?" schallte es plötzlich neben mir, uird mit meinem schlechte» Gewissen und dem verhängnißvollen Kleinod, wurde ich dunkelroth und stammelte etwas von Amethysten. Der gute kommen hören.

Onkel, der meine Verlegenheit falsch deutete und glaubte, ich spräche von einem Ringe mit einem Amethysten, der mir zu¬ nächst lag, trat in den Laden, fragte ohne Weiteres nach dem Preise desselben, und ehe ich zur Besinnung kommen konnte, hat ich das nutzlose Ding, nach dem ich mich gar nicht sehnte, ain Finger. „Hier, meine kleine Alice, trage den Ring zur Erinnerung an Deinen alten Onkel, der es immer gut und treu mit Dir gemeint hat und laß Dich durch dies kleine An¬ denken manchmal an mich gemahnen; wenn ich könnte, hätte ich Dir etwas Besseres geschenkt; trage den kleinen Reif so lange auf dem Liebesfinger, bis ein würdigerer ihn ersetzt!" Der alte liebe Onkel war ganz weich geworden und ich mußte mich sehr zusammennehmen, um die Thränen, die

mit Macht

hervorquollen, tapfer hinunter zu schlucken. Wir gingen dann weiter nach dem Kursaal um Plätze für Mittag zu bestellen; Nachmittag war Concert und Abends Illumi¬ nation, wo wir nicht zu lange verweilen wollten, um morgen recht frühe auf die Berge zu steigen. — Wir wanderten gemächlich nach Hause, wo wir Tante auf, und recht verstimmt antrafen, sie hatte heftige Kopfschmerzen, verwünschte zehnmal die Nachtreise und

war durchaus nicht gewillt, zum

Essen zu gehen.

Ich

machte

mich leise aus dem Staube und ging aus mein Zimmer, um

etwas Toilette zu machen. Um '/, 1 Uhr rief der Onkel, es war verabredet, daß wir, d. h. Onkel und ich, zu Tisch gingen, der Tante das Essen aber geschickt würde. — Tante schlief und ich ging niit Onkel Fritz leise sott, um sie nicht zu stören. Ich hatte mein schwarzes Grenadinkleid, mit spanischen Spitzen

garnirt, ang^ogcn, das mir die Tante Louise (Gräfin Guido Holm) zum Abschied geschenkt und auch hatte machen lassen; ich kam mir sehr elegant vor. Der Onkel fand auch, ich sähe ganz „patent" aus, nur etwas düster und als wir vor dem Kur¬ saal einen Gärtnerburschen mit prachtvollen Rosen trafen, kaufte mir Onkel zwei dunkelrothe, von denen ich eine ins Haar, eine an den Hals stecken mußte. Die Verschönerung war kaum beendet, als es zur tablo diiöte läutete; wir be¬ kamen unsere Plätze angewiesen, worauf drei Zettel mit Onkels Namen lagen. Onkel ging nur noch in die Küche, um zu be¬ stellen, daß das dritte Couvert geholt werden würde, als der servirende Kellner einen Herrn neben mich geleitete und ihn

mit den Worten zum Sitzen einlud : „Hier fällt ein bestelltes

Couvert aus, der Herr können hier Platz nehmen." — Gleich darauf wurde die Suppe gereicht unb der Onkel kam nsiederMein Nachbar zur Linke», der Herr, der unseren dritten Platz eingenommen hatte, stellte sich Onkel und mir vor; bei dem Klappern und Räuspern konnten wir aber den Namen nicht verstehen, — Onkel nannte seinen Namen, präscntirte mich als Nichte und wir unterhielten uns in den Pausen sehr gut. Mein Nachbar war von Breslau auf einige Tage im Ge¬ birge, kannte hier die ganze Gegend genau und wollte am nächsten Tage den Kamm belaufen. Ich würde ihn für einen Guts¬ besitzer gehalten haben, wenn er uns nicht erzählt hätte, daß er in Breslau wohne. Wir hatten uns so eifrig unterhalten, daß ich wenigstens gar nicht bemerkt hatte, daß schon das Dessert präsentirt wurde. — Während Eis, Kaffee und dergleichen verzehrt wur¬ ein niedliches Kind, das Blumen verkaufte, mein Nachbar wählte drei schöne Rosen aus und legte „Darf sie mit liebenswürdigem Lächeln auf meinen Platz: dem Duft Fräulein, sich an gnädiges mein bitten, Sie ich und verbindlich dankte erfreuen?" der Blumen zu Ich

den,

erschien

blickte

ordentlich ersten Male meinen Tischgenoffen war aber vollkommen srappirt voir dem männlich

zum

an, ich schönen Gesicht und begegnete einem

paar prachtvoll ernsten anblicktenerstaunt dunkelblauen Augen, die mich ganz der Verlegenheit ließ ich meine Serviette fallen und als ich mich danach bückte, brach die Rose aus meinem Haar ab und

In

Füßen, der sie mit der Serviette zugleich aufhob und verstohlen in seine Brusttasche gleiten ließ. Ich wurde dunkelroth und der Onkel, der das Intermezzo

rollte meinem Nachbar

„Komm, Alice, Du bist Du mußt in die Luft!"

zu

schon ganz

roth von dem vielen Wein,

bei Tisch davon gesprochen, daß wir die Tante nach Mittag holen und Concert und Illumination mitmachen wollten, und so sprach Herr v- X. X- (so will

Wir hatten

ihn nennen, da ich seinen Namen nicht weiß) die Hoff¬ nung aus, uns heute nochmals zu begrüßen, eine Hofsttung, die ich lebhaft theilte. — Leider fanden wir zu Hause Tante Agathe zwar wohl auf, aber zu angegriffen, um unter Menschen gehen zu wollen. Ich vertauschte nur mein elegantes Kleid mit einem Kattunich

anzuge und dann gingen wir einen einsamen Feldweg, der nach einem benachbarten Dorfe führt, entlang spazieren. Wie bei allen nervösen Naturen, war auch bei der Tante die Stimmung nach der längeren Ruhe vollständig umgeschlagen,

war heiter und nachgebend gegen den Onkel unb voll gegen mich, wie sie es lange nicht gewesen war. sie

so liebe¬

Unter¬

wegs wurde der Reiseplan zu morgen festgesetzt, wir tvollten um 6 Uhr früh zu Wagen bis Krummhübel, dort zwei Träger für die Tante nehmen und direkt nach der Koppe wandern. Der Onkel schlug vor, heute nicht mehr zu weit zu gehen, da wir morgen Füße und Kräfte noch tüchtig brauchen würden. So gingen wir denn in unser hübsches Banernhäuschen zurück, und während Onkel und Tante das Abendbrod bestellten und die Sachen zur morgenden Gebirgsreise zurechtlegten, eilte ich auf mein Zimmer, verpackte und signirte das Geschenk für Helene und eilte über die Promenade nach der Post; es war

'/z8 Uhr und ich mußte tüchtig darauf los gehen, wenn ich vor Schluß der Post meine Sendung abgeben wollte. Ich

als ich das Päckchen dem Beamten bereits übergeben hatte, fiel mir ein, daß ich einen Liebesgruß von Wilhelm einzulegen vergefien hatte, es waren nur wenige Worte: „Mein süßes Bräutchen nimm den ersten kam gerade noch zur Zeit, aber

Ganz vertieft, einen geeigneteren Liebesboten für den Vetter suchend und verstimmt über meine Vergeßlichkeit, hatte ich den Heimweg angetreten. Als ich schon über die Promenade hin-

mir gewählt, in Gedanken,

er mußte einen andern suchen.

„Äuo der 2rtt unserer vorfahren." Holzschnitt nach dem Gemälde von Fr. Aug. Kaulbach.

Gruß auS dein neuen Heiin, von Deinem Wilhelm!" Ich mußte meiner den Zettel so bald als möglich nachsenden, er lag in ich aber ändern; Briefinappe, für jetzt war nichts mehr zu in Wilhelm sah schon jetzt, welch' schlechten Vermittler sich

weg war, fiel daß

mir plötzlich mein Tischnachbar wieder ein und Ich bedauerte herzlich der

wir uns hatten treffen wollen.

Tante Nerven, die mich des Vergnügens beraubten, meinen Rosenfreund wieder zu sehen, und etwas wie Wehmuth schlich

10

daran dachte, daß ich ihn wohl über¬ haupt nie mehr wieder sehen würde. Plötzlich hörte ich einen „guten Abend" neben mir und als ich aufblickte, war er an meiner Seite, an den ich eben gedacht. Ich war so verlegen und verwirrt, daß ich den freundlichen Gruß gar nicht er¬ widerte. „Wohin gehen Sie so eilig und so allein mein gnä¬ diges Fräulein?" forschte mein Nachbar, ich erzählte ihm, daß wir morgen aus die Koppe wollten, daß wir daher nicht so lange draußen bleiben wollten, um gehörig auszuruhen, daß ich auf der Post gewesen, kurz Alles was ich wußte, mir kam es vor, als hätte ich einen alten lieben Freund getroffen.

mir ins Herz, als

ich

Er begleitete mich, wie ganz selbstverständlich bis an unser Haus und als er mir zum Abschied die Hand reichte, legte sich meine Rechte mit so innigem Druck hinein, daß mir nachher vor Scham das Blut bis in die Haarwurzel stieg; er hatte aber auch etwas so Bestrickendes in seinem Auge, in seiner Stimme, so daß ich ordentlich froh war, daß wir den Abend nicht auch noch zusammen verlebten, ich hätte ihn sonst garnicht mehr vergessen können. Onkel und Tante saßen bei saurer Milch in der Laube und warteten schon. „Du hast Dir wohl auch Dein Reisebündel für morgen geschnürt"? scherzte der Onkel, als ich eintrat. Ich konnte fast nichts essen und die Thränen saßen mir immerfort in der Kehle; ich bat, bald auf mein Zimmer gehen zu dürfen, da ich sehr müde sei, wurde auch sofort entlassen und als ich oben am Fenster stand, brach ich in Thränen aus, ich weiß nicht, was es war, mir war das Herz zu schwer; hätte ich Dich hier gehabt, mein Klärchen, ich hätte mich an Deinem lieben Herzen ausweinen mögen.

Die Reise, die vielen neuen Eindrücke, die schöne Natur, die mir ganz fremd war, dies Alles hatte mich angegriffen, ich war sterbens müde und konnte mich nicht entschließen, mich niederzulegen.

Die ich

Wie lange

ich

so

gesessen,

weiß ich nicht.

schöne Gebirgskette vor mir, war in Purpur getaucht als in mein Zimmer trat, als ich jetzt hinausblicktc hatte ein

dunkler Neutralton die Conturen sanft verwischt, einzelne Sterne tauchten am Himmel auf, der Mond goß sein Silber¬

licht gerade auf den Koppenkegel und unter meinem Fenster schritt ein einsamer Wanderer rüstigen Schrittes dem Dorfe zu und eine wundervolle Baritonstimme sang: „Gute Nacht

Du mein herziges Kind!" Ich schloß das Fenster, hüllte mich fröstelnd in mein Nachtkleid und ging zur Ruhe. Ich konnte kaum mein Abendgebet zu meinem himmlischen Vater senden, zwei dunkelblaue Sterne sahen mich immerfort an und ver¬

wirrten mich so, daß ich mitten im Gebet einschlief. — Am nächsten Morgen weckte mich der helle Sonnenstrahl, der über mein Bett hinhuschte; schnell sprang ich auf, ich hatte gestern Abend meine Uhr nicht aufgezogen, es war gewiß schon spät. In Eile zog ich mich an, packte meine Toilettentasche, Regen¬ mantel und Plaid zusammen und eilte hinunter, es war erst 7» 5 Uhr, Onkel und Tante schliefen noch, und ich konnte mich noch recht satt sehen an der schönen Gotteswelt. Ich trat vor das Hofthor, ein mit Weiden dicht bestandener Teich lag vor mir, dahinter die Berge, rosig, in zarten Duft ge¬ hüllt, je weiter zurück je bläulicher waren die Tinten, ich konnte mich nicht satt sehen, hätte ich doch hier einige Tage bleiben und malen können, ich setzte mich auf einen Stein am Thor, zog mein Skizzenbuch hervor und zeichnete. Wenigstens in Bleistift ausgeführt, wollte ich den schönen Blick zum An¬ denken mitnehmen. Da rollte ein leichter Wagen an mir vor¬

bei, zwei blaue Sterne leuchteten mich an und eine sonore Männerstimme rief: „Guten Morgen". „Auch ein Koppen¬

steiger", sagte unser Wirth, der hinter mir gestanden hatte; fuhr erschreckt in die Höhe und sagte nein, der fährt heute nach der Hütte." — „Da geht der Weg aber nicht hier vor¬ bei", meinte der Wirth und gleich darauf rief der Onkel zum

ich

Frühstück. sei,

— Ich wurde

wir tranken

sehr belobt, daß ich schon reisefertig

Kaffee und hatten kaum die Hüte ausgesetzt,

als unser Wagen auf den Hof rollte. — (Fortsetzung folgt.)

Professor

Kitz Schaper.

(Hierzu das Portrait Seite 1.)

Der Schöpfer des Göthedenkmals im Berliner Thier¬ garten, welches wohl Jedem unserer Leser bekannt sein dürfte, ist am 31.

Juli

1841 zu

Aschersleben im Mansfeld'schen

geboren.

In

seinem sechszehnten Jahre kam er nach Halle zu einem Stein¬ Dann machte er metz in die Lehre, wo er drei Jahre blieb. Kursus durch, zweijährigen Kunstakademie einen auf der Berliner nach dessen Beendigung er in das Schon seine erste selbstständige

Figuren bestehende Gruppe,

Ariadne tröstet",

Atelier Arbeit,

Albert Wolffs trat.

eine aus zwei sitzenden

„Bacchus, der die verlassene

erregte Aufsehen.

Die Ausführung war

noch

etwas besangen und schüchtern, es lag noch zwischen der Absicht und dem Können ein gewisser Zwiespalt, den die junge Kraft noch nicht überbrücken konnte. Aber auf dem Ganzen ruhte bereits ein Hauch von bezaubernder Anmuth, namentlich in der holdseligen Art, wie Ariadne gleichsam noch unter Thränen zu lächeln beginnt. Ein Jahr darauf, 1867, erhieft Schaper in der Konkurrenz um das Uhlanddenkmal für Tübingen den ersten Preis, unternahm alsdann eine Reise nach Paris zur Weltausstellung, wo das Studium der ftanzösischen Plastik nicht ohne Einstuß aus sein Streben nach feinster Durchbildung der Form war. nach Wien und München. Größere Studienreisen hat er nicht gemacht, dazu ließen ihm die Aufträge, die nun schnell nacheinander folgten, keine Zeit. Zunächst waren es das Grabdenkmal für den Kommerzienrath Boltze in Salzmünde bei Halle und das Denkmal

Später ging er

zum Gedächtniß der Gefallenen von 1866 für die Stadt Halle, die seine Thätigkeit in Anspruch nahmen. Während das Göthedenkmal langsam seiner Vollendung cntgegenreifte, ging noch eine Reihe anderer Arbeiten, zum Theil von großer Bedeutung, aus dem Atelier des rastlosen Künstlers hervor. Im Jahre 1876 betheiligte er sich an der Konkurrenz um ein Lutherdenkmal für Eisleben, in welcher er seine beiden Mit¬ bewerber, Siemering und Keil, entschieden schlug. Wie aber im Jahre 1873 Siemering hinter ihn zurücktreten mußte, so wurde ihm dieser jetzt vorgezogen, eine Art Revanche, die vom Stand¬ punkt der Billigkeit durchaus gerechtfertigt war, die aber beweist, daß die Konkurrenzen ein zweckloses Komödienspiel sind, welches

allmählig auch die tüchtigsten Kräfte aufreiben wird. Im Jahre darauf errang Schaper den ersten Preis in der Konkurrenz um ein Denkmal des Fürsten Bismarck für Köln, welches am 1. April 1879 enthüllt wurde. Auch das Moltkedenkmal arbeitete er für Köln. Im Jahre 1878 voll¬ endete Schaper auch die neun Fuß hohe Statue eines Altdeut¬ schen Landsknechts, der mit der Sturmfahne des deutschen Reichs in der Linken, mit dem Schwerte in der Rechten gegen den Feind anstürmt. Diese Statue bildet jetzt, in Bronze gegossen, In demselben die Krönung eines Siegesbrunnens für Halle. Jahre wurde ihm auch die Statue des Mathematikers Gauß für Braunschweig übertragen; und endlich gewann er in

11

der Konkurrenz

um

ein

Lessingdenkmal für Hamburg

den

Preis. Sein Hauptwerk ist das vor zwei Jahren enthüllte Göthedenkmal. Die Göthestatue selbst wie die drei Jdealgruppen des Postaments werden für alle Zukunft in dem künstlerischen Schmuck unserer Stadt als ein kostbarer Edelstein erglänzen. — ersten

lich Werk also auch zu solcher

That Gelegenheit

zu geben!

Kurzen

Gruß und nun vorbei! Soeben sprengen die reisigen Begleiter des Ritters Ruthnigk zu dem äußeren Gebäude des Köpnicker Thores heraus, gleich ihrem Herrn die Hahnenfedern keck auf den Helmen tragend.

Wir

gehen an ihnen wie an dem Thorschließer

vorbei; der

mit untergestemmten Armen an dem Wachthause lehnend, läßt uns keineswegs also passiren; — wir müssen ihm über unsere Person und all' die Geschäfte genaue Auskunft ertheilen, welche uns nach der Stadt Kölln geführt haben. Jetzt erst dürfen wir, durch die dumpstönende Halle hindurcheilend, die nicht unbe¬ Letztere aber,

Berlin und Lölln anno 1250. (Hierzu die Illustration auf den Seiten 4 und 5.)

Von

©sRar SdrauSrt.

Nicht wahr, — mein freundlicher Leser, — meine hochverehrte Leserin, — es ist ein überaus anziehendes Städtebild, welches der „Bär" heut vor unseren Augen entrollt? Welche hochgethürmte Vesten; — welche Fülle an prächtigen Wasserspiegeln, deren klare von fernem, dunkelblauem Hochwalde umrandet zeigt! Wohl ist es nur ein Gemälde der Phantasie, welches des Künstlers Hand entworfen hat; aber die besten Forschungen haben dazu mitgewirkt, daß diese Reproduktion längst ge¬ fallener Bauten soviel an Wahrheit und Lebenstreue besitzt, wie nur irgend möglich war. Kleinere Ausstellungen werden bei einem solchen Bilde allerdings immerhin zu machen sein! — Doch zu unserm Gegenstände! Wir stehen nicht vor einer Stadt in dem schönen, an charakteristischen Architekturen so reichen, deutschen Süden; es ist vielmehr der breite Spreefluß, — es sind die Schwesterstädte Berlin und Kölln, welche vor uns liegen. Aber fteilich sind es mehr denn sechs Jahrhunderte, über welche

Schönheit

sich

wir uns in

die älteste Vergangenheit der beiden Gemeinwesen

zurückversetzen müssen!



Berlin und Kölln; ihn führten erst um 20 Jahre später jene grauen Mönche ein, welchen der Ritter von Niebede seine Ziegelscheune bei Tempelhof geschenkt hatte. An manchen Stellen der Stadt¬ mauer aber hat entweder das Material nicht gereicht, oder man hat die Umwehrung des Ortes gern schnell bis zu ihrer vollen Höhe aufführen wollen; da hat man sich denn auch mit Fachwerk

*

*

Wie glitzernd und leuchtend ist das Wasser der Spree hier

„Ein heiterer Sommermorgen des Jahres 1250 leuchtet uns. Wie Silber erglänzen an dem klaren, zu immer tieferem Blau zartgeformten Wolken! In sich wölbenden Himmel die duftigen, der Frühe schon sind wir aufgebrochen von der alten Burg zu Köpnick. Jetzt haben wir die jungen Schwesterstädte erreicht. Denn noch ist's nicht lange her, daß diese Lande überhaupt der deutschen Herrschaft einverleibt wurden; wenigstens der Barnim, an dessen Grenze Berlin gelegen ist, er ward erst um das Jahr 1232 von dem edlen Wenden Barwin den hochgemuthen Mark¬ grafen Johann und Otto für ein gut Stück Geldes verkauft.

Hoffnung, seinen ,Besitz sich Der Slave sah Wohl ein, eine eitle wäre. Dann nunmehr mit den Waffen zu erhalten, aufgethürmt worden; Städte beiden der die Mauern waren schnell daß jede

St. Nikolaus

und

St. Peter

hüben

und drüben waren cmeut und verschönert worden, und zu den christlichen Slaven, welche allbereits in beiden Niederlaffungen am Spreeufer saßen, kam der deutsche Kaufmann, kam der deutsche

Handwerker, ja, auch der deutsche Grundbesitzer mit dem deutschen — Rechte, um allein die vollberechtigte Bürgerschaft zu bilden. Hier am Wege nach Köpnick, — hier wo nach Jahrhunderten Roßstraßen-Ecke" erheben sollten, sich die Häuser „Wall- und stand damals unter vereinzelten Ulmen und Rüstern eine Fischer¬ hütte. Auf dem Stück Wiesenlandes sehen wir die Netze und Bolljacken aufgespannt. Die Wendin, mit schneeiger Schürze ge¬ schmückt, gleich ihren Landsleuten im Spreewalde, ist vor die niedere Thür des Lehmkathens getreten und blickt neugierig auf den glänzend gerüsteten, lanzcnbcwehrten Reiter hin, welcher auf dem Wege hält, weil ihn ein wendischer Bettler, ein Vogelsteller seinem Korbe auf dem Rücken, angesprochen und ihn um eine milde Gabe gebeten hat. Wir kennen den Ritter, — es ist der

mit

zu Köpnick, ein Ruthnigk! Vor Vögten aber haben die Landfahrer um 1250 noch keine Scheu. Ist es doch ein verdienst¬ lich und sündentilgend Werk, Almosen zu geben, — ein verdienst¬

Vogt

Besten auch die Stadtmauer Köllns. Sie ist hoch und stark, mit einer Menge von runden und viereckigen Thürmen versehen; — mit der Umwehrung der gegenüberliegenden Stadt Berlin aber vermag sie sich fteilich nicht zu messen. Die Mauer ist noch aus Feldsteinen erbaut; selbst noch die Zinnen sind aus diesem Materiale; den zierlicheren Backsteinbau kannte man um 1250 noch nicht zu

beholfen! 4-

die alten Fischcrkirchen zu

trächtlich lange Bohlenbrücke betreten, welche zu dem inneren, in der Stadtmauer von Kölln sich befindenden Thore hinüber¬ führt. Ein runder Zwinger lehnt sich an dasselbe an; einen Stufen¬ giebel aber hat das Köpnicker Thor vielleicht erst im 15. Jahr¬ hundert erhalten! — Hier von der Zugbrücke vor dem Thore, betrachten wir am

in

solcher

Sommermorgenstunde!

Fischer auf ihren kleinen

Wir

beneiden die Schiffer und

Böten, die Kaufleute auf ihren größeren zu dieser Zeit so munter aus dem feuchten

Waarenschiffen, daß sie Elemente sich tummeln können! Doch was ist das zu unserer Rechten für ein seltsam hochgegiebeltes und feuerfestes Haus, vor welchem soviel der Schiffe halten und das einen so hohen Waarenaufzug und eine so starke Landungsbrücke besitzt? Es ist das Zollhaus! Hier müssen die waarenführenden Schiffer anlegen, um ihre Pfennige, ihre Schillinge zu zahlen. Nachmalen fteilich kain der Spreezoll zwischen beiden Städten an eine andere Stelle. Die schmalen Gassen, welche sich uns nun eröffnen, sind die ältesten Ansiedelungen in Kölln. Da ist die Grünstraße! Der merkwürdige Thun«, welcher dort in der Ecke der Stadtmauer steht, führt von Alters her den Namen der „Tasche," — man weiß nicht, warum! Dort winkt uns die Fischerstraße, die ältesten

Wohnungen der slavischen und deutschen Ansiedler enthaltend; wir aber wenden uns durch die enge Lappstraße (Petristraße) dem Kirchengebäude von St. Peter selbst zu! Reiches Busch- und Baumwerk umringt noch das dem „Fischer der Seelen" geweihte Gotteshaus. Thurm und Mauern sind von Granit; wie es scheint, für die Ewigkeit gebaut, und doch, — wir ahnen's, auch diese eisenfesten Mauern werden den Wechsel der Zeiten und die Gewalten zerstörender Kräfte erfahren! Unter dem Schutze des uralten Thurmes, welcher übrigens keine Eckthürmchen besitzt, schlafen die Fischer von Kölln, slavische Männer, in kühler Erde; — an der Kirchenmauer aber bemerken wir auch schon deutsche Namen in den lateinischen Inschriften. Wie es die Sitte der Zeit vorschreibt, verrichten wir zu St. Peter ein stilles Gebet; es gilt, auch für das Werk Segen zu erbitten, welchem unser Aufenthalt in dem Berlin von 1250 gewidmet ist. Und dann die Straße hinab, an der köllnischen Schule und dem stark befestigten Rathhause dieser Stadt vorüber zu dem Mühlendamm!

Es ist ein starker, fester Damm, welchen wir

12 betreten, mit einem Holzgeländer versehen und von ziemlicher Länge. Weit eröffnet sich hier unser Blick auf den Spiegel der Spree, welche hier in einer sehr bedeutenden Breite sich vor uns ausdehnt. Wie rauschen sie zu unseren Füßen, die Wasser des noch ungebändigten Stromes! Wie wallen die Wogen unter den

meinde an der Oder, der neugegründeten Stadt Frankfurt, und bitten den Rath und den Schulzen zu Berlin, dieselben möchten uns doch mittheilen, wie die Gesetze des Brandenburgischen Stadt¬ rechts über gewiffe Dinge des öffentlichen Lebens bestimmen. Freundlich verspricht der greise Herr, uns bald darüber volle Ge¬

Rädern der hier sich befindenden „kölnischen," „Klipp-," „Mittel-" und der „Berliner Mühle!" Das muffen eigenartige Töne sein, welche hier zur Nachtzeit erschallen, wenn Alles still geworden ist in den Gaffen der Stadt! Und sieh' diesen Ausblick! Es sind kecke Gesellen gewesen, welche so trutzende Befestigungen angelegt haben; — sie sind gewiß nicht weniger eifersüchtig auf ihre Rechte,

wißheit mitzutheilen; wir würden bald einen offenen Brief darüber Wir wollen dankend von ihm scheiden; da ladet er erhalten. gütig: „Nein, liebe Bürger, das erbitt' ich mir von Euch: einen ftischen Trunk noch nach dem Geschäfte! Eure Rößlein warten in der Herberge vor'm Köpnicker Thore? Nach denen sende ich! Nun, — auf das Wohl Eurer jungen Stadt und dieser, ihrer älteren Schwestern! Gott gebe Glück und Gedeihen zu ihrem Wachsthum! Wir sind hier zu Lande noch ein jung Volk, aber wir wollen alt werden mit Ehren! Gott schütze die Städte der Mark!" —

nicht weniger hochstrebend als die Männer im Reiche, diese ehrenwerthen, diese weisen, bescheidenen und fürsichtigen Bürger von

Berlin! — Während Kölln uns durchaus noch einen ländlichen Eindruck macht, zeigt sich in Berlin bereits schon etwas von deutschem Bürgerthume. Auf den weit hervortretenden, in das Flußbett vor¬ springenden Bretterverschlägen arbeiten die Gerber und Tuchmacher; alle, welche des Wassers bedürfen, haben hier ihre Bänke, ihre Auf den ungeebneten Gaffen der inneren festbestimmtcn Plätze. Stadt aber gehen unter Gottes freiem Himmel andere Handwerks¬ genoffen ihrem Gewerbe nach. Da hämmern die Schmiede; da putzt der Schwertfeger seine Klingen und Harnische; da schält der Tischler des Holzes lange Locken ab! Ueber den Fischmarkt wandern wir zur St. Nikolaikirchc. Noch ist dieselbe ein romanischer Bau, aus Feldsteinen errichtet, mit zwei ungleichen Thürmen geziert, deren obere Theile nachmals nach einem Brande abgetragen werden mußten. In unmittelbarer Nähe von St. Nikolai begegnen wir allen öffentlichen Bauten

Berlin vom Jahre 1250; hier, am „alten Markte",

*

Wir

*

*

haben zwei Frankfurter Rathsherren

von dem alten Freilich ist unsere Schil¬ derung nur eine sehr dürftige gewesen; aber wir wollten nur er¬ wähnen, was sich mit einiger Sicherheit aus der Forschung bis jetzt ergeben hat. Konnte die Beschreibung der Stadt nichts weiter anführen als das Gesagte, so hat der Maler ein um so reicheres, ein vielleicht etwas zu großartiges Bild der beiden Städte ent¬ worfen. Wir aber danken ihm ganzen Herzens für das Berlin von 1250!

Berlin

des Jahres 1250 erzählen laffen.

Potsdamer Spukgeschichten. Von Iiulomea

ürsHürC.

er¬

Draußen riß der Herbstwind die letzten gelben Blätter von

hebt sich das erste schlichte Rathhaus mit der koloffalen Rolands¬ säule; hier steht auch das Kaufhaus, das ,, Theatrnm “. Der „Krowel", so heißt diese kleine Gaffe, in welche die Spree hineinfluthet, liegt vor uns; hierher hat man verständiger Weise einen

den Zweigen der alten Rüstern, welche zu beiden Seiten einer der breiten Straßen vor dem Thore standen; mit seinem Heulen vermischten sich die letzten Klänge der Retraite und eilig stürzte

des alten

Kanal geleitet,

so

daß die fremden Schiffe sogleich am Kaufhause

anlegen können. Hier in der Stralauer- und Spandauer-Straße wohnen auch die ältesten Geschlechter von Berlin, die von Blanken¬ felde und von Bötzow, die von der Lingen und von Aachen. Ihre Wohnsitze sind freilich anders gestaltet als die „Buden" drüben im alten Kölln; in diesen Häusern, welche geräumiger und mit

großem Hofe versehen, dem „Sachsenhause" gleichen, wohnen deutsche Männer, die auch das Schwert zu führen wiffen, was nimmer einem Wendenhunde zukommt. Aber die Stadt, welche nur ein Gotteshaus besitzt, ist äußerst klein. Nur eine Hauptstraße besitzt sie; es ist diejenige, welche

Hinter den Häusern derselben wieder die Thürme der Stadt¬ grüßen uns schon zu rechter Hand Weg. Hier dieser große, länd¬ Hierher führt uns unser mauer. liche Hof, auf welchem der dicke, hohe Thurm aus Feldsteinen sich erhebt, bezeichnet bereits die Grenze der Stadt. Hier wohnte zum Spandauer Thore hinführt.

einst die Gutsherrschaft des Wendendorfes Berlin, — Edle, welche mit dem wendischen Geschlechte der Zstralowe nahe verwandt waren, den reichsten Grundbesitzern der nächsten länd¬ lichen Umgebung. Nun aber, nachdem die Markgrafen die deutsche Stadt Berlin gestiftet haben, ist dieser „alte Hof" die Residenz der ballenstedtischen Fürsten geworden. Hier weilen sie und ihr Vertreter, der Stadtschulze Marsilius von Berlin, ein Weiser und überaus thätiger, ein fteundlicher und hochgeachteter ritterlicher Herr. Zu ihm führt uns unser Weg durch die engen Straßen, auf welchen die offenen Brunnen, die vor den Häusern angebrachten Ställe für das liebe Borstenvieh den Weg noch mehr verengen.

Mit

herzlichem Gruße empfängt er uns auf dem lindenbeschatteten

wir sind ihm von alter Zeit her bekannt! Bald ist unser Begehr vorgebracht; wir sind Sendboten einer jungen Ge¬ Burghofe:

hie und da noch ein Reitersmann sporcnklirrend durch die Straße, um die Kaserne zu erreichen, ehe jene Töne gänzlich verhallten. „Das ist ein Wetter für Gespenstergeschichten," sagte die Frau vom Hause und setzte ihre Theetaffe auf den Kaminsims. „Gespenstergeschichten in Potsdam," lachte ein junger Assessor, von einem umfangreichen illustrirten Reisewcrke aufblickend, wo soll's in Potsdam spuken, in dieser nüchternsten aller nüchternen norddeutschen Städte; der ewige Trommelwirbel, das ewige Mar¬ schiren muß ja jeden Hauch von Romantik verscheuchen!" „Ich weiß nicht, was wir Potsdamer verbrochen haben", klagte die Frau Geheimeräthin, „nichts will man uns gönnen, nicht ein¬ mal eine Spukgeschichte!"

„Kennen Sie eine solche, Affeffor noch einmal.

meine

Gnädigste?"

fragte der

skeptische

„Ob ich sie kenne," entgegnete die nicht mehr junge, aber noch immer schöne Frau, indem sie ihren Fächer langsam öffnete und wieder schloß, „mehr als eine, bin ich doch ein Potsdamer Kind." „Erzähle, Tantchen, erzähle," baten ein paar hübsche junge Mädchen und rückten mit ihren niedrigen Seffeln dichter in die Kaminecke.

„Wo soll ich denn aber anfangen," antwortete lachend die Geheimeräthin, „doch ich denke zunächst mit dem, deffen Name von Potsdam unzertrennlich ist, mit dem alten Fritz. Seltsam," unterbrach sie sich, „was die alte preußische Tradition thut, neu¬ lich sprach eine sächsische Dame mit mir über Friedrich II.; ich mußte mich ordentlich besinnen, wen sie meinte." „Freilich," bemerkte der alte General, „schon Friedrich der Große ist uns ungeläufig, aber I'arckon, meine Gnädigste, Sie wollten vom alten Fritz erzählen?" „In mondhellen Nächten," begann die Gehcimeräthin mit langsamer Stimme, „hat der Posten am langen Stall, gegenüber

13

oft Licht in der Kirche gesehen, dann verläßt der alte Fritz sein Grab und wandert am langen Stall vorbei, um zu sehen, ob die Posten in Ordnung sind; auch im Stadt¬ schloß hat man ihn um Mitternacht am Fenster gesehen, die Augen nach der Bittschriftenlinde hingewandt. Und daß seine Statue im Park von Sanssouci sich allemal Schlag Mitternacht herum¬ wendet, genau wie der Große Kurfürst auf der Langen Brücke in Berlin, das weiß jedes Potsdamer Kind ebenso gut, wie, daß Niemand es je gesehen hat!" Schallendes Gelächter unterbrach die Dame, die mit einem Anflug von Verdrießlichkeit fortfuhr: „Warum aber hat es Nie¬ mand gesehen?" „Weil der Park um neun der Garnisonkirche,

Uhr

geschloffen

wird," rief

ein

sich um Mittemacht unter die Linde und schaut nach dem Eckfenster; ist es in demselben hell, dann geht der Wunsch in Erfüllung." „Die Hellen Fenster der Preußischen Könige sind also auch über ihren Tod hinaus ein gutes Zeichen für ihre Unterthanen," meinte der Affeffor, „wahrlich die Potsdamer Sagen und Spuk-

Städtchen, dann begiebt er

geschichten

einem Extrem in das andere, Herr Assessor," erwiderte lächelnd die Frau Geheimräthin, „ich fürchte nicht bei Man allen unseren Potsdamer Spukgeschichten das zu treffen. könnte sie in drei Klassen bringen; die eine umfaßt den Sagenkreis Friedrichs des Großen, die an¬ dere den Friedrich Wilhelms II.,

die dritte Spukgeschichten

vertrauter Kadett. Ein strafender Blick der Tante traf ihn und rasch entgegnete erst

eine

neuesten keine

„Das

sie:

ist

lokaler

„Und

Schildwache

mitten

der

im

der

III.,

solche Geschichten

bekannt geworden, die sich an die beiden von mir genannten Könige

knüpfen." Kui vivo? — Zoll hab' er

sich

nich,



Politik, Onkelchen," unterbrach eins

der jungen

Mädchen, „die Spukgeschichten sind weit intereffanter!" „Wenigstens bin ich mit der Bittschriftenlinde noch nicht fertig," nahm die Geheimräthin den Faden wieder auf, „wenn Jemand so

von Herzen etwas wünscht,

geht

die

la vache!

„Und was weiß der Volksmund von Friedrich Wilhelm II. zu erzählen?" fragte der Haupt-

„Zchasskopp! drt is ja rbrnd der Witz!"

hat angesaugt."

mal auszuhalten. Jeden hat ein Grauen erfaßt, wenn die Uhren Mitternacht schlugen, da hat er nicht mehr Acht gegeben auf das Steinbild und mit dem letzten Schlage hatte sich daffelbe wieder zu seiner alten Stellung hcrumgewendet. Ich habe das aus dem Munde emster und durchaus nicht feiger Männer!" Die Dame sagte das in so nachdrücklichem Tone, daß ihre Zuhörer nicht wieder zu lachen wagten, nur der General sprach vor sich hin: „Ja, ja, es mag uns Epigonen Wohl unheimlich werden, wo dieser Riesengeist umgeht!" „Nun Excellenz," warf ein Hauptmann vom großen General¬ stabe hin, „ich dächte, die Epigonen wären des Riesengeistes nicht ganz unwerth —"

recht

Kurfürst,

IV.,

Kind auf nur

und erst Nachts geschloffen wurde; aber es war unheimlich um Mitternacht in dem alten Königspark, und so viel Wetten auch angestellt worden sind, es hat's Keiner vermocht, um die zwölfte Stunde ruhig am Denk-

keine

L,

zu können," antwortete die Geheimräthin, „mir sind von

kung dem Publikum offen stand

„O

große

dienen

ohne jede Einschrän¬

„Urt Laririkrl

der

die doch auch in Potsdam lebten?" ftagte rasch der General. „Es thut mir leid, hier nicht der

Zeit; früher fand man

Park, der

ganz

Art."

und Friedrich Wilhelm

steilich

Errungenschaft

Es liegt ein tiefer

fangen an, mich zu interessiren.

Sinn in ihnen." „Sie fallen aus

Sage in unserem

mann, „er war doch eben nicht populär!" Potsdam war er's doch," fuhr die liebenswürdige Wir¬ thin fort, „sein Marmorpalais und sein neuer Garten haben viel dazu beigetragen, übrigens ist der „dicke Wilhelm," wie er im Volksmund heißt, viel verkannt worden; er war bei allen seinen Schwächen doch ein ritterlicher Herr." „Und er spukt im Neuen Garten?" ftagte der General. Die Geheimräthin schüttelte den Kopf. „Nicht er selbst," be¬ merkte sie, „aber an seine Person, und namentlich an jene unse¬ ligen Geisterbeschwörungen, mit denen der General von Bischoffswcrder seinen unglücklichen Herrn und sich selber betrog, knüpft sich mancher Spuk. Steckt doch der ganze Neue Garten noch heut voll fteimaurerischer und rosenkreuzerischer Symbole, mancher harm¬ lose Spaziergänger ist zurückgefahren vor dem steinernen Bilde eines großen Hundes, das an der Biegung eines Weges lagert und im Abenddämmer in der That gespenstisch dreinschaut. Ein¬ siedeleien, Muschelsäle, unterirdische Gänge, wechseln miteinander

„In

14 haben; Graf Hoditz ist vollständig vcrgeffen und so mancher Be¬ wohner der Hoditzstraße hat keine Ahnung von dem Manne, nach dem sie ihren Namen trägt. „Ich muß gestehen, daß mir nur sehr unklare Ideen über den Grafen vorschweben," bemerkte der Affeffor, „war es nicht der Ge¬

ab; sie Alle sind nach der Tradition mit Geistern und Gespenstern bevölkert; ihr Haupt-Tummelplatz aber ist jenes Thurmgebäude hart an dem stillen Wasser des Heiligen See's, welches der Volks¬ mund die Bibliothek nennt, obgleich es nie eine solche gewesen ist. In dem oberen Saale desielben, wo Bischoffswerder einst Geister beschwor, raffelt es mit Ketten, seufzt und klagt es um Mitter¬ nacht. Die Geister, heißt es, die der König und sein General einst heraufbeschworen haben, sind nun in diesen Thurm gebannt, aber Niemand weiß ein Mittel zu ihrer Erlösung." Es entstand eine kleine Pause, dann sagte der Hauptmann:

mahl einer deutschen Fürstin?"

„als blutjunger die Geheimrathin, Offizier heirathete er die 23 Jahre ältere Wittwe des Markgrafen Georg Wilhelm von Bayreuth, mit der er herz¬ „Gewiß," bestätigte

österreichischer

Nach ihrem Tode hat er nicht wieder geheirathet. Er trat in preußische Dimste und wurde Kommandeur eines Husaren-Regiments, nahm aber bald den Abschied und ging auf sein Gut Roßwalde, wo er die wunderlichsten Dinge anstellte, wie sie aber auch nur der Grand seigneur des vorigen Jahrhun¬ derts trieb. Er machte großartige Garten- und Parkanlagen, in denen er Schäferspiele veranstaltete, zu denen die ganze Umgegend herbeiströmte. Dann gab er in seinem Schlöffe Zauberfeste bald lich unglücklich lebte.

„Wie war mir denn, meine Gnädigste, gab es nicht auch in der Stadt selbst Spukhäuser und Spukgestalten?" „Freilich," entgegnete die Dame sehr eifrig, „und damit komme gar nicht unbeträchtlich und wo mich Stiche läßt, werde ich meine Jette zur Gedächtniß im mein da Potsdamer ist ein Kind gleich mir und weiß in die rufen, Hülfe ich zu den Lokalsagen; sie sind

Dingen noch beffer Bescheid als ich." Jette war die rechte Hand der Frau Geheimräthin, sie stammte aus der Siefertsgaffe und hatte sich vom Kindermädchen zur Wirthschafterin heraufgedient; jeder von den Gästen der Geheiniräthin kannte sie, und sie wurde längst nicht mehr zu den Dienstboten diesen

bald nach orientalischen Mustern; hielt sich ein seine Leibeigenen heranbilden ließ, das großartigste Fest aber sah Roßwalde, als Friedrich II. 1770 den Grafen besuchte. Aber trotz der 10,000 Thaler, die der alte nach

„Eine Spukgestalt aber will ich Ihnen vorher noch nennen, die den meisten von Ihnen bekannt sein wird," fuhr die Dame fort, „ich meine den General von Einsiedel, der allerdings auch wieder in den Sagenkreis Friedrichs des Großen gehört. Sie Alle die Geschichte des unglücklichen Mannes?" Die meisten Anwesenden verneigten sich zustimmend, und der Affeffor sagte: „Ganz genau vermag ich mich derselben nicht mehr kennen

Frau." „Der General von Einsiedel," begann die Gräfin, „zeichnete schon unter Friedrich Wilhelm I. in den Kämpfen mit Schweden

zu erinnern, meine gnädige

aus, auch unter Friedrich II. pflückte er neue Lorbeeren, bis er im Jahre 1744 sich in Folge einer militärischen Affaire bei Prag die Ungnade des Königs zuzog. Er wohnte seitdem in dem hübschen weißen Hause an der Ecke des alten Marktes zu Potsdam, das er sich schon früher erbaut hatte, ein geistig und körperlich ge¬ brochener Mann, obgleich ihn das Kriegsgericht freigesprochen hatte. In diesem Hause ist er auch gestorben, seine Leiche wurde in das Erbbegräbniß seiner Familie nach Wiesersdorf gebracht, aber in Potsdam erzählte man sich, Friedrich der Große habe den General in seinem eigenen Hause heimlich hinrichten lassen, und der Geist des unschuldig Gemordeten gehe seitdem darin um. Den Einsiedler nannte man das Haus kurzweg, nach dem redenden Wappen seines Erbauers, das über der Thür angebracht war, der Einsiedler heißt es noch heute und dem freundlichen Gasthause, in dem jahraus, jahrein zahllose Reisende ruhig schlafen, ohne im Ge¬ ringsten von dem alten General molestirt zu werden, sieht es Nie¬ mand an, welche blutige Sage sich an seine Mauern knüpft." Wieder entstand eine Pause, Jette reichte Erfrischungen herum und erhielt von ihrer Herrin einen Wink, sich nicht aus dem Zimmer zu entfernen, diese aber ftagte: „Wünschen die Herrschaften noch mehr Potsdamer Spukgeschichten!" Natürlich bat Alles um Fortsetzung, denn man merkte, daß es der alten Dame offenbar Freude machte, ihre Kenntniß auf diesem Gebiet einmal recht gründlich darzulegen. Sie sprach denn auch sofort weiter: „Eine zweite Spukgestalt Potsdams ist der Graf Hoditz, nach dem auf Königlichen Befehl ein Theil der alten Jägerstraße genannt wurde. Von ihm haben die Herrschaften sicher noch weniger gehört, als vom General Einsiedel, obgleich er seinerzeit genug von sich reden machte. Der böhmische Graf war eine jener Gestalten des vorigen Jahrhunderts, gegen die wir Menschen von heute, Historiker und Laien zusammengenommen, immer ungerecht sind, weil wir gar kein Verständniß mehr für sie

Theater, für das er

Fritz dem Grafm dafür verehrte, ging es mit deffen Verhältniffen Es war am Ende kein Wunder, auf diese immer mehr bergab. heillose Verschwendung mußte der Ruin folgen." „Wie gewöhnlich," bemerkte der General, „das aber muß man den Verschwendern des vorigen Jahrhunderts laffen, sie ruinirten in ihrer Liederlichkeit war noch sich wenigstens auf noble Art, selbst ein idealer Zug, heutzutage weiß die goldne Jugend nichts wie

gezählt.

sich

römischen

eigenes

Pferde, Karten, Champagner und Frauenzimmer; ich muß sagen, der alte Gras Hoditz ist gar nicht so übel." „Es kam aber doch so weit mit ihm," erzählte die Geheim¬ räthin, „daß er die Einladung des Königs, sich in Potsdam zur Ruhe zu setzen, annehmen mußte. Friedrich gab ihm eine Pension, so daß er sich eine kleine Kapelle halten und hie und da noch ein Fest veranstalten konnte. Er bezog ein Haus in der Jägerstraße, das bis dahin Prinz Heinrich, der Bruder des Königs, bewohnt hatte, und nach ihm erhielt derjenige Theil der Straße, in dem Sein ehemaliges er gewohnt hatte, den Namen Hoditzstraße. Mitternacht aber Nummer neun, um jetzt die Wohnhaus trägt lauscht empor nach Straßen und die wandert der Graf durch Lichterglanz ihm vernimmt, nicht seinem Hause, ob er nicht Musik nicht in Potsdam, ein Fest verkündet. Uebrigens liegt Graf Hoditz sondern in seinem geliebten Roßwalde begraben, Potsdam hat nur seine Spukgestalt behalten." Die Geheimräthin trank langsam ihren Thee aus und wandte ablösen, Jette, er¬ sich an ihre Dienerin: „Jetzt mußt Du mich zähle mal den Herrschaften etwas von den Gespenstern in der Spandauerstraße!" Jette setzte sich in eine entfernte Ecke, so daß ihre Stimme fast unheimlich klang, besonders da von ihrer Gestalt nicht viel der Spandauerstraße steht ein zu sehen war und erzählte: Haus — heut ist's auch eingebaut und nicht mehr recht zu erkennen — das hat ein Mann aus lauter gestohlenen Steinen erbaut, wie ihm aber nur noch die Dachsteine fehlten, da kam es heraus, und er mußte ins Zuchthaus. Er konnte aber nichts denken als sein Haus und seine Steine, bis er über all' dem Denken den Verstand verlor und elendiglich starb. Sein Geist aber kehrte in das Haus zurück und ,ucht da noch immer nach den fehlenden Steinen. Vor ihm her läuft ein schwarzer Hund, und wer den sieht, dem passirt gewiß etwas Schlimmes!" Jette schwieg hoch aufathmend. „Was ist von dieser Geschichte verbürgt?" ftagte flüsternd der Affeffor, um die gute Alte nicht

„In

j

'

durch seine Zweifel zu kränken. ;

„Daß

der

Erbauer

des Hauses

allerdings

gemüthskrank

15

wurde," gab die Geheimräthin zurück. „Nun Jette," munterte sie dann ihre Dienerin auf, „wie ist's mit dem Hause in der Augusta-Straße?" „Die Läden sind wieder auf, und es sind Gardinen vor den Fenstern," murmelte Jette, „es hat's also wieder Einer gekauft, aber sie solltens bleiben lassen, denn das Haus hat Keiner ein

Jahr im

Besitz, er stirbt vorher weg, es ist noch allen so gegangen."

„Das

ist allerdings wahr," nickte die Geheimräthin. „Draußen in der Behlertstraße," begann Jette

eine neue

„steht ein Haus, das hat nach dem Wasser heraus dem spukt es allnächtlich. Dort hat einst ein Diener seinen Herrn erschlagen und zur Strafe muß er nun spuken gehn bis zum jüngsten Tag und den Kopf unterm Arme dabei Geschichte,

einen

Pavillon, in

Meine Großmutter selig hat ihn selbst gesehen." Gegen eine solche Autorität läßt sich nichts einwenden, man schwieg daher still, und Jette fuhr fort: „Es sind jetzt hundert Jahr her, da hat sich im Predigerhause der ftanzösischen Gemeinde der Pastor erhängt und spukt nun noch immer auf dem Boden tragen.

der Pfarre am Bassin; sie reden nicht gern davon in der Stadt und in der Gemeinde, aber ich weiß es doch, denn ich bin auch von der Colonie. „Sie sehen," nahm die Geheimräthin das Wort, „auch unser seine Spukgeschichten, wer weih, wie finden, wenn man nur ordentlich suchte!" „Wir wollen uns alle Mühe geben," erwiderte der General, heute aber uns verabschieden, denn es ist fast Mitternacht." Man erhob sich und nahm Abschied von einander; als die

nüchternes Potsdam hat

viele

„für

sich noch

Gäste schon in der

Thür waren, rief

die Geheimräthin

launig:

kann mein Geschlecht nicht verleugnen, ohne ein Postsriptum geht es nicht; das große Haus in der Charlottenstraße am Bassin mit den mächtigen Pfeilern, das jetzt im Besitz der katholischen Gemeinde ist, hat einst dem bekannten und mehr als nöthig geschmäheten Minister Wöllner gehört und er spukt heute noch darin;

„Ich

auch wandert er um Mitternacht zu seinem Nachbar, dem General Bischoffswerder, und sie halten eine gespenstische Freimaurerloge. Aber nun wirklich gute Nacht, meine Herrschaften, und erschrecken Sie nicht, wenn Ihnen aus der Garnisonkirche der Leichenzug Friedrichs des Großen entgegen kommen sollte, den auch schon einige glaubwürdige Leute gesehen haben wollen." „Gute Nacht, gute Nacht," schallte es zurück, das Uebrige

verschlang der Novembersturm, der unheimlich durch die Baum¬ kronen sauste und durch die breiten öden Straßen Potsdams fuhr. Es wäre eine Nacht gewesen für Geister und Gespenster, aber

Keiner von den Besuchern der Geheimräthin hat sich bis jetzt darüber geäußert, ob ihm irgend ein „Spukeding" wie sie in der Mark sagen, begegnet sei, um die Wahrheit der Potsdamer Spuk¬ geschichten zu bestätigen.

Iur

Geschichte



des

Miscellerr. Aerliner Witzes.

(Siehe die drei

Illustrationen S. 13.) Die von uns in verkleinertem Holzschnitt reproducirtcn alten Berliner Witzblätter erschienen im Anfange der 30 er Jahre im Verlage der Gebr. Gropius. Ich werde einen großen Theil dieser Blätter, deren Kenntniß ich der Freundlichkeit des Herrn Rentier B., Stüler Straße und des Herrn B., Große Frankfurter Straße verdanke, nach und nach im Bär publiciren. Hier einige Notizen zu den heute veröffentlichten. Soldat: „(Zu, vivo?" — Waschfrau: „Jott hab' er sich nich, la vache!" Der Berliner Lustgarten, in dem die Scene zur Zeit der ftanzösischen Besetzung spielt, war 1806 ein großer, mit Rasen bewachsener Platz, der mit hohen Pappeln und Kastanien¬

war streng ver¬ boten, denn die Grasnutzung gehörte der Kommandantur. Nur im Frühjahr wurde der Platz zum Exerciren benutzt. Im Lust¬ garten stand ferner die im Jahre 1800 von Schadow vollendete Bildsäule des alten Dessauer, welche später nach dem Wil¬ bäumen umsäumt war.

Das Betreten

helmsplatze versetzt wurde. sich

des Platzes

Dort ferner, wo

heute das Museum

ein breiter Graben

die beiden Spreearme, führte die Pommeranzenbrücke nach dem ehemaligen

erhebt, verband

über ihn fort Pommeranzenhaus, das damals „den neuen Packhof" bildete und in späterer Zeit der „Gesundheitsgeschirrniederlage" Unterkunft gab. Dies ist die Scenerie des dargestellten Witzes. Ein französischer Posten ruft eine Berliner Wäscherin an, die ihm mit der ganzen

Unverftorenheit einer echten Berlinerin antwortet „la vache!“ — „Det Karnikel hat angefangt." Die vorliegende Illustra¬ tion giebt die Entstehung des bekannten Wortes. Ein Herr ging mit seinem für Kaninchen besondere Liebhaberei zeigenden Hunde über „Presto" schüttelte hier ein Kaninchen so herzhaft, den Markt. daß daffelbe daran glauben mußte. Der Verkäufer ruft einen da¬ maligen Berliner Polizeibeamten, um den Herrn des Hundes zur Be¬ zahlung des Schlachtopfers anzuhalten. Dies geschieht denn auch mit der Weisung, daß der Herr im Weigerungsfälle dem Polizeibeamten zur weiteren Vernehmung folgen müffe. Der Besitzer des Hundes macht Umstände, da tritt ein Schusterjunge vor, seine Hand macht eine Trinkgeld verlangende Geberde, sein Mund aber spricht: „Jehen Se dreiste mit, lieber Herr, ick sehe ooch mit, ick werdet bezeigen,

det Karnikel hat angefangt,

der Hund

is

un¬

schuldig." —

„Schafskopp! det is ja ebend der Witz!"

Schon im Buddelei. Es Ausgang der 20er Jahre war Berlin die Stadt der sollten die ersten Gasröhren gelegt werden, und auf unserm Bilde umstehen Arbeiter eine Gasröhre. Die Einrichtungen der neu einzuführenden Gasbeleuchtung erregten naturgemäß das leb¬ hafteste Jntereffe aller Berliner. „Wenn ick man wüßte, wie sie det Oel durch die Kanone da rusfer kriegen thäten!" sagte der eine der Gasröhrenleger. Worauf ihm einer seiner Amts¬ genossen die klassische

Auskunft ertheilt:

„Schafskopp, det is

ja ebend der Witz!" — ZLkau Akut. Der Vorzug fürstlicher Abstammung, eine Ver¬ wandtschaft mit einemHerrschergeschlecht, wurde zu allenZeitcn und bei

allen Völkern als ein besonderer Vorzug betrachtet, und zwar um so mehr, als man in heidnischer Zeit den Ursprung der Fürsten¬ geschlechter auf die Götter selbst zurückleitete. Den Bauern schrieb man vordem dickes und trübes Blut, den Fürsten und Rittern aber helles und reines Blut zu. Wie aus dem Nachfolgenden*) hervorgehen wird, ist die Bezeichnung „von blauem Blute", das ist „von könig¬

lichem Blute", specifisch französischen Ursprungs und erst vor nicht allzulanger Zeit in andere Sprachen übergegangen. So wie man nämlich im Alterthum einen Nachkömmling des Kaiserlichen Blutes porphyrogenitus, das heißt den in Pur¬ pur Geborenen nannte, so bezeichnete man in Frankreich die De¬ scendenz und Verwandtschaft der Könige als „von blauem Blute", das heißt als unter dem blauen Königspurpur erzeugtes Blut. — Die königliche Purpurfarbe in Frankreich war nämlich nicht roth, sondern blau. Der Mantel der alten ftanzösischen Könige vom Stamme der Capetinger und der von diesen abge¬ zweigten Linien der Valois

und Bourbons war von purpur¬ blauem Sammet, mit Hermelin verbrämt und mit goldenen

Lilien übersät, — während der rothe

Purpur den Kardinälen gehörte und niemals von den Königen getragen wurde.

*) Herr Dr. Leescnberg hat hierüber eine ausführliche Abhand¬ lung im Johanniterlvochenblatt veröffentlicht.

16 Danach heißt also ursprünglich „voin blauen Blute" nichts anderes als blutsverwandt — und zwar sowohl für die eheliche wie uneheliche Descendenz — mit dem königlichen Hause von Frankreich. Dieses sang bleu ist darum auch niemals weiter als auf die cousins de Roy ausgedehnt worden. Nur in Deutschland hat man dann allmählig „blaues Blut" als ein Attri¬

dann sah sie die Anhaltiner, Bayern und Luxemburger und seit 468 Jahren die Hohenzollern. Sie lebte ein beständiges Gleich¬ maß im beständigen Wechsel. Seit 75 Jahren pilgern die Turner zu ihr, seit 30 Jahren auch die Berliner Landpartien. —

but adliger Geburt überhaupt gebraucht. Bon Rechts wegen aber ergiebt sich aus Vorstehendem, daß trotz des häufigen Sprachgebrauchs für den deutschen Adel kein „blaues Blut" in Anspruch genommen werden kann, selbst für die¬ jenigen Fürsten- und Adelsgeschlechter nicht, deren Ahnen bis zu

aus der Altmark" erzählt Ludolf Parisius von dem Böhmenkönige Karl, der auf Tangermünde saß und der, wie Kaiser Wilhelm, bis dahin der einzige deutsche Kaiser gewesen ist, der zugleich Be¬ Seit 500 Jahren, seit herrscher der Mark Brandenburg war. November 1377, hat Kaiser Karl die Mark nicht wieder gesehen,

Karls des Großen hinauf verfolgt werden können. Und solche Stämme,*) von denen das Lied sagt „Nur edle Stämme ragen so gewaltig,

und ein halbes Jahrtausend ist doch eine gewaltige Zeit. Man sollte meinen, daß alle Erinnerung erloschen sein müßte; ein lustiger Rundgesang aber vom Kaiser Karl lebt heute noch im Volke. Das hohe Kaiserschloß und die kostbare Kapelle mit ihren wunderthätigen Heilthümern und was sonst der pfaffensieundliche Kaiser auf der Burg Tangermünde gründete und stiftete, — alles

den Paladinen

— Wolken gleich — ihr Haupt umfliegen, besitzen wir heute nicht mehr Viele. Wenn wir also die Entstehung des Wortes sang bleu be¬ rücksichtigen, so giebt es in Deutschland keinen blaublütigen Adel, da unseres Wisiens kein deutsches Adelsgeschlecht blutsver¬ wandt mit den sianzösischen Bourbons ist. Dagegen sind mit dem deutschen Kaiserhause blutsver¬ wandt außer der Mehrzahl der regierenden deutschen und ausdaß Sagen

tvärtigen Fürstenhäuser, wie Bayern, Baden, Würtemberg, Hesien, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und Strelitz, die königl. (Nieder¬ ländische) Ottonische Linie des Hauses Nasiau, das Russische Fürstenhaus, Oldenburg, Holstein re. noch die Radziwills. Hierzu zu rechnen sind ferner noch die Grafen Brandenburg, Jngenheim und Hohenau, außerdem die Waldenburgs, Wildenbruchs und

Prillwitz. —

D.

I»ie Königreiche im Vriesekang. Durch die Zeitung lies die Nachricht, daß die sogen. Franzosen-Eiche im Pödelister Forste, Kr. Quersurt, unter welcher Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig gerastet haben soll, kürzlich gefällt worden ist. Der

Stamm, auf 18 Fuß Höhe kerngesund, wog 27V Ctr. Das Alter des Baumes wurde nach den Jahresringen auf 425—450 Jahre geschätzt. Deutschland, hieß es in der Notiz, dürfte nicht viele derartige Bäume mehr auszuweisen haben. Einer der ältesten ist wohl die Riesen-Eiche in Kadinen bei Elbing. Nun meinen wir, eine der allerältesten Eichen ist die im Brieselang beim Finkenkrug. Wir haben die Eiche in letzterer Zeit nicht gesehen und wissen darum nicht, in welchem Damals lebte er Zustande sich der Baum gegenwärtig befindet. 80—100 Fuß von Höhe noch, hatte 8 Fuß Durchmesser, eine Baum umschreiten. zu und man brauchte 20 Schritt, um den Sein Holzinhalt wurde von Forstbeamten auf 25 Klafter und sein Alter auf 1000 Jahre berechnet. Die Mehrzahl unserer Leser wird den Baum bei ihren Ausflügen nach dem Finken trug gesehen haben. Damals, als wir den Baum zuletzt schauten, zu An¬ sang der siebziger Jahre, äußerten Forstbeamte, daß derselbe noch über 100 Jahre stehen würde. Zur Zeit des Turnerenthusiasmus, in den Tagen Jahns und der Turnerei, wurde die Brieselangeiche Wanderziel und Sym¬ bol, und später 1862 empfing sie von Mitgliedern des Nauener Turnvereins eine Jnschristtafel, die sich bis in die jüngste Zeit er¬ halten hatte.

Zur Zeit der Wendenherrschaft verlebte *) Ich würde

gern einmal im

schichten derjenigen noch

bestehenden

„Bär"

die Eiche ihre Jugend,

von berufener Feder die Ge¬ bringen, welche

Adelsfamilien

ihren Ursprung bis auf die alten Herrschergeschlechter deutschen oder slavischen Ursprungs zurückdatiren können.

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur:

seinen

„Bildern

ging bereits vor Jahrhunderten zu Grunde. Längst erlosch in der Altmark jede Erinnerung an die weiten Pläne seiner Politik. Nichts blieb von Allem übrig, — als ein feiner lustiger Rund¬ gesang, der einzig und allein noch Zeugniß giebt von den spa߬ haften Geschichten, die nach En zelt vor dreihundert Jahren über den „kurzweiligen" Herrn Kaiser zu Tangermünde im Volksmunde umgingen. Noch heute singt man zuweilen in Stadt und Land.'

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örtcf- und Fragckastcn. An unsere Leser.

Wer keimt ein gutes Bild des Memoirenschreibers

Baron Pöllnitz? Alter Abonnent. Das Buch «xistirt C. F. Besten Dank. A. P. Unsere ist die richtige.

nicht.

Th. A. Ich möchte auf den Aufsatz verzichten.

Nnverlangte Manuskripte werden nicht iurii «kg e fa n d».

An¬

fragen re. ist stet« da« Porto in Marken für die Antwort bei,»füge».

Anhalt.

Jungmeister Georg und seine Käthe, eine Erzählung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts von Hermann Heinrich; Meine erste Reise in Schlesiens Berge, Novelle von A. von Sente»; Aus der Zeit unserer Vorfahren, Holzschnitt nach dem Gemälde von Fr. Aug. Kaulbach; Professor Fritz Schaper (mit Portrait); Berlin und Kölln anno 1250 von Oskar Schwebet (mit einer Illustration von E. Müller); Pots¬ damer Spukgeschichten von Ludovika Hesekiel; Zur Geschichte des Berliner Witzes (mit drei Illustrationen); Blau Blut; Die Königseiche im Brieselang; Eine Erinnerung an Kaiser Karl IV. Brief- und

Fragekasten. —

Emil Dominik in Berlin

Druck: W. Moeser Hosbuchdruckerei in Berlin 8 .

Karl IV. In

Kine Erinnerung an Kaiser

W. — Verlag von Gebrüder

Paetel in Berlin W.

— Nachdruck ohne ausführliche Quellenangabe ist untersagt.

Erscheint wöchentlich am Sonnabend und ist durch alle Buchyandluilgen, Zeitungsspcditioncn und Postanstalten für 2 Mark Im Postzeitungs-Latalog eingetragen unter Nr. 2198. vierteljährlich zu beziehen. j> cn 7 ©cta&cr Verlag von Gebrüder Paetcl in Berlin IV. 1882. Herausgegeben von Emil Dominik. Nr. 2.

-

IX. Jahrgang.

Jungmeistcr Georg und seine Lothe. Nachdruck verboten. VI. 70.

Eine Erzählung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts. Von Jimuami üftiiridi. (Fortsetzung.)

Drittes Kapitel.

„Ich

Erklärungen.

zulassen.

Georg hatte den Meister Zieiche mit einigen schnellen Schritten eingeholt. „Erlaubt, daß ich Euch begleite!" bat er den Greis.

„Es ist nicht recht von Euch," erwiderte dieser ernst, „daß Ihr die Gewerksvcrsammlung so früh verlaßen habt. Man thut nicht wohl daran, die Gewohnheiten der Väter zu mißachten und sich ohile Noth Feindschaft zu erregen." „Scheltet mich nicht, Va¬ ter Reiche!" antwortete Ge¬ org. „Wohl bin ich iveit da¬ von entfernt, die ererbten Ge¬ wohnheiten zu verachten und ehrbare Männer und Meister zu verletzen; aber ich habe an Euch ein Anliegen, das mir wichtiger dünkt, als alle Gewohnheiten der Väter, als

in dieser Stadt nieder¬ wird mir gelingen. Der Herr Haupt¬

gedenke, mich als Meister

Ich hoffe,

es

mann v. Eckstedt ist mein erster Kunde." „Ich denke, Ihr verdient es. Herzlich freut es mich, daß Ihr in unsrer Innung bleiben ivollt. Die alten, ge¬ schickten Meister sterben weg wie das Gras auf dem Felde. Wir haben im vergangenen

Jahre zwei unserer Hand¬ werksgenossen begraben. Da ist es gut, ivcnn junge Kräfte an ihre Stelle treten und die

Jahren

gesehen

haben."

Innung

der

Georg hatte die letzten Seine ganze Allfmerksamkeit war auf das Ziel gerichtet, das ihm aus der Ferne entgegcnglünzte wie der Abend¬ stern, der vor seinen Augen Himmel herniedervom

Worte nicht gehört.

funkelte.

„Es fehlt mir nur eins

zu

meinem

noch

Glücke,"

sagte er hastig und unsicher.

„Ich meine ein gutes Weib. Vater Reiche, ich habe Eure Tochter oft gesehen und ein heimliches Verlangen nach prüfe stör Eduard Mandel, Akademie der Künste Krips-rstech-r, Senats-Mitglied und Vorsteher des Meister-Ateliers der für Kupferstecher. (S. Seite 26.)

wollt ihr von mir?" „Seid Ihr mit meinem Meisterstück zufrieden?" „Es ist untadelhaft, vielleicht das beste, tvas wir zehn

Ehre

wahren."

alle Rechte und Privilegien der Innung. Höret mich!" Meister Reiche faßte

Georg schnell bei der Hand. „Laßt solche Reden!" rief „Wenn das er warnend. auskommt, könnte man es Euch übel deuten! — Was

Gesetz v. 11 .

seit

ihr ist in meinem Herzen gegangen.

Deshalb,

auf¬

so er¬

laubt nur, daß ich bei Jungfer Käthe um ihre Hand werben darf!" Ertvartungsvoll sah er dem Greis in's Gesicht, das der Glanz des reichgestirnten Himmels mit mattem Schimmer er¬

18

Dieser blieb wie erschrocken stehen und sah den Braut¬ werber eine Weile lautlos und angstvoll an. „Ist sie schon verlobt?" fragte Georg schnell. „Verzeiht Vater Reiche hatte sich inzwischen gefaßt. hellte.

mein sonderbares Benehmen!" sagte er- „Ich habe in mei¬ nem Leben jedes Glück so hart büßen müssen durch jahrlanges Leiden, daß ich erschrecken muß, wenn sich mir ein neues an¬ bietet." „So haltet Ihr meine Werbung für ein Glück?" „Für das größte, das mir noch auf Erden beschicden sein könnte," entgegnete der Greis, indem er Georg warm die Hand drückte. „So lange ich Euch kenne, liebe ich Euch,

wie meine eigene liebe Jugendzeit." „Und doch habt Ihr Euch stets so zurückgehalten, wenn ich mich Euch zu nähern suchte." „Weil die Erinnerung an ein verschwundenes Glück keine Freude bereitet. Auch ich habe einst als ein junger Mann voll Kraft und Hoffnung in die Zukunft geschaut. Aber das Leben hat nicht aufgehört, mich zu peinigen." „Es wird jetzt besser werden! Ich will Euch lieben und pflegen, wie einen Vater- Darum, so führt mich zu Jungfer

Käthe!" „Eure Worte klingen

süß und traulich wie das Geplau¬ Aber ich begehe vielleicht eine Sünde an Euch, wenn ich Euren Wunsch erfülle. Ich werde nicht mit Euch glücklich sein, ich werde Euer junges Leben nur mit in mein Leid hineinziehen." Georg erkannte, daß die Erinnerung an die Vergangen¬ heit mit Centnerschwere auf dem Herzen des Alten lastete. Erst mußte die Brust von diesem Drucke befreit werden, ehe

der eines lieben Kindes.

er daran denken konnte, seine eigene Angelegenheit weiter zu

„Bitte, erzählt mir etwas von Euren Erlebnissen," deshalb. „Der Abend ist so lau und erquicklich! Wir

betreiben.

bat er Hört wollen diesen Lindenweg um die Kirche einschlagen. in dem Geäst da die Nachtigall, erste die die das ist Ihr? des Baumes ihre Lieder singt." „Der frühe Lenz hat sie zeitig hergelockt," erwiderte der Alte. „Mir ist, als ob ich in ihrem Schalle die Stinime meines seligen Weibes vernähme." Sie gingen den Lindenweg entlang, der um die Kirche führte, und der Greis erzählte von seinem Glück und seinem Leide.

„Ich hatte

mich als junger Meister

in

dieser

Stadt

fest¬

Besonders An Kundschaft fehlte es mir nicht. waren es die jungen Weibsleute, die mich mit Arbeit über¬ liefen, denn sie mochten wohl glauben, daß cs seine besonderen Vortheile haben könnte, wenn sie bei einem jungen, unverheiratheten Meister arbeiten ließen. Da geschah cs an einem Markttage, daß eine Bande fahrender Spielleute anlangte. Sie hatten auf dem Markte eine Bude errichtet und lockten Männer und Weiber mit Spiel und Gesang. Ich ging auch hin. Es waren hübsche Lieder, die sie sangen, aber das Aus¬ gesetzt.

sehen der Gesellschaft war wüst und liederlich.

Sie bestand

aus vier Männern und drei Frauen, die abwechselnd hervor¬ traten und ihre Lieder sangen. Da bemerkte ich nun, daß die eine, eine zarte Jungfrau mit blassem Gesicht und blonden Auch sang sie so Haaren, eine hübsche Gestalt hatte. zart und wehmüthig, daß mein Herz von inniger Liebe zu ihr entbrannte und ich beschloß, sie von der wüsten Gesellschaft

zu erretten.

Als

es Abend

geworden war, gelang es mir,

Freude war groß, als ich ihr denn das wüste, unstüte Leben war kund that, Absicht meine ihr längst zuwider. Ich führte sie in das Haus meiner mich

ihr

zu nähern.

Ihre

Mutter, und nach einigen Wochen war sie mein rechtliches Weib." „Aber in den Statuten unserer Innung ist eine Verord¬ nung, daß ein Jnnungsmeister nur ein ehrliches und in recht¬ mäßiger Ehe gebornes Mädchen heirathen solle. Als ich nun Anstalt machte, meine Braut zu meinem ehrlichen Weibe zu machen und es auch wirklich that, erhob sich ein Sturm in dein Gewerke gegen mich, uiib sie sagten, daß ich ausgestoßcn werden müsse, weil es der Innung Schaden einbrächte und üble Nachrede, wenn man dieses Treiben dulden wolle. Das war eine böse Zeit für mich. Schlimmer aber noch empfand mein armes Weib, denn sie meinte, daß sie mein Unglück Und sie liebte mich über alle Maßen. Zwar treulich Stand in dem argen Wetter, womit die hielten wir Handwerksgenossen über uns herzogen, und der Sturin legte Achtung ge¬ sich nach und nach; aber niemals haben wir die nossen, die man sonst den Meistern und deren ehrlichen Ehe¬ es

verschuldet hätte.

frauen willfährig erzeigt. Von den Vergnügungen der In¬ nung, an denen auch die Frauen theilzunehmen pflegen, war mein Weib von vom herein ausgeschlossen. Sie sahen in ihr nur die fahrende Sängerin, die den Namen der Mutter trug, weil sie den Vater nicht kannte. Sie wußten ja nicht, daß sie so von Liebe und Güte erfüllt war, wie kein Weib auf Erden. Sie verstanden und begriffen ja nicht, daß wir uns so herzlich liebten." „Ich war nach Kräften bemüht, meinem armen Weibe das Leid zu versüßen. Aber der Gram ftaß an ihrem Leben. Von den frohen Liedern, die sie mir anfänglich noch gesungen hatte, wollte sie bald nichts mehr wissen, und auch die trau¬ rigen verstummten nach und nach. Von vier Kindern, die sie mir geboren hatte, starben drei, zwei Buben und ein Mädchen, und als die einzige Tochter, meine Käthe, vierzehn Jahre alt geworden war, that auch die Mutter die Augen zu." „Meine Käthe — sie ist wie die Mutter. Sie ist mein Einziges itnb Liebstes. Ihre Freude ist meine Lust, ihr Leiden ist meins. Aber eine böse Ahnung lebt in meinem Herzen, daß mir und ihr Unheil droht. Ich fürchte, auch — dieses Glück hat keinen Bestand." „Gebt sie mir, Vater Reiche!" bat Georg feurig. „Gebt sie mir und laßt meine starken Anne für den Bestand dieses Glückes sorgen!" Der alte Meister sah wie forschend einen Augenblick in das treue, ehrliche Gesicht Georgs; aber nichts strahlte ihm daraus entgegen als die Liebe eines wahren edlen Gemüths. Da ergriff er seine Hand und führte ihn schnell seiner Woh¬ nung zu.

Viertes Kapitel. Die Jungfrau.

Die Wohnung des Meisters Reiche befand sich in der mittleren der drei schmalen Straßen, die von dem geräumigen Marktplatz nach der Morgenseite der Festungswälle führten. An der Thür erwartete ihn die Tochter. „Seid ihr es Vater?" sagte Käthe, als die beiden Männer näherten. „Ihr seid lange geblieben, ich habe mich um sich Euch geängstigt."

19

„Daran

Gast mit zum Abendbrod bringe.

Ich bringe Dir

Kind.

„Ah!"

Dir

hier als Führe uns nur hinein,

ist der Jungmeister schuld, den ich

!

dem

j

eine Neuigkeit."

sagte die

weißen

Tischtuche

hell

zurückgeworfen

wurde.

Der Tisch war gedeckt und die drei aßen und tranken und plauderten von ihren Erlebnissen, ernsten und freudigen, wie sie im Buche ihres Lebens bunt durch einander auf¬ geschrieben standen. Und wie draußen der linde Hauch des Lenzes die zarten Keime aus der Erde lockte und die Knospen

Fünftes Kapitel. Satanskünste.

I

Meister Michael kam an diesem Abend erst spät und in angetrunkenem Zustande nach Hause. Er lärmte fürchterlich, prügelte den Lehrjungen wegen einer geringen Ursache und jagte ihn ins Bett. Von dem Lärm erwachten die schlafenden Kinder, die nuu ihr erbärmliches Geschrei in das Toben des Vaters mischten. Nur mit Mühe gelang es seiner Frau, den Meister zu beruhigen. „Was ist Dir, Michael?" fragte sic. „Du weißt, daß ich allezeit bereit

j

wollt."

!

in Eurer Nähe gesessen. Da ich Euch sahe, liebte ich Euch, und weil ich wußte, daß Ihr Eures alten Vaters in Liebe pflegt, dachte ich mir, daß Ihr auch Es würde mir nicht eine gute Hausfrau werden möchtet. ziemen, leichtsinnig und ohne Ueberlegung diesen Schritt zu thun. Glaubt, Jungfer Käthe, daß ich mit ernster Liebe um Euch werbe und gebt mir wahren und herzlichen Be¬ der Kirche manchmal

!" „Ich

danke Euch!" sagte Käthe, indem sie ihm offen ins Auge blickte. „Ich danke Euch herzlich! Aber fordert die Antwort nicht sogleich. Wenn ich Euch ansehe, glaube ich j

wohl, daß ich Euch lieben könnte, doch bis ich es gewiß weiß, fragt mich nicht weiter. Und nun erlaubt mir, hinauszugehen und einen Teller für Euch zu holen." Georg ließ ihre Hand los, und Käthe ging hinaus. Lautlos saßen sich die beiden Männer gegenüber. Aber in Georgs Herzen jubelte es laut, denn daß es ihm gelingen

gewinnen, daran zwei-

länger verweilten ihre Augen auf dem freudcglänzenden Gesicht des jungen Mannes, immer süßer klang ihr der Ton seiner Stimme. Schon butbete sie es, daß er seine Hand auf ihren Arm legte, und die Wärme des Mannes durchzuckte sie mit der Heftigkeit und Helle des Blitzes. Und als der Vater sich wandte, um das Fenster zu öffnen, danüt durch die runde Oeffnung des Ladens die warme Maienluft ungehindert ein¬ ziehen könne, da legte Georg seinen Arm um ihren Hals und berührte ihre Lippen im wonnigen Kuß, und aus dem Garten herüber erscholl in langen, schmelzenden Tönen das Lied der Nachtigall.

Käthe erschrak und ihre Wangen rötheten sich. „Das habe ich nicht denken können," sagte sie. „Ich habe Euch kaum einmal flüchtig gesehen und bin nur selten aus dem Hause gekommen. Woher kennt Ihr mich?" „Ich habe Euch öfter zur Kirche gehen sehen, auch in

scheid

sich zu

umkoste, daß sie über Nacht die Kelche öffneten, so drang der Hauch der Liebe, der durch Georg's Worte zu Käthe herüber¬ wehte, bald hinein in das zarte Herz der Jungfrau. Immer

Das Stübchen war ärmlich ausgestattet aber sauber gehalten. In der einen Ecke befand sich die Pritsche des Vaters mit den Geräthschasten, die er zur Ausübung seines Handwerks brauchte. An der Wand über dem Bette desselben hing die Guitarre der verstorbenen Mutter. Die Jungfrau reichte Georg die Hand und hieß ihn freundlich willkommen. Sie war, wie schon der Vater gesagt hatte, das Ebenbild der Mutter, ein zartes Mädchen von schöner Gestalt mit reichem, blonden Haar und großen, blauen Augen. Ein bezaubernder Liebreiz lag auf ihrem Gesichte und voll Anlnuth waren ihre Bewegungen. „Erlaubt, daß ich mich auf einen Augenblick entferne!" sagte Sie. „Ich will nur für Euch einen Teller holen." Georg hielt die Hand, die sie ihm zum Willkommen gereicht hatte, immer noch in der seinigen. „Verweilt noch einen Augenblick, Jungfer Käthe!" bat er herzlich. „Ich möchte sprechen, wie der fromme Knecht Abrahams, da er um die Braut für den Sohn seines Herrn warb: „Ich will nicht eher essen, als bis ich meine Sache vorgebracht habe." Käthe sah ihn erstaunt und fragend an. „Ich habe heute meine Meisterprobe gut bestanden," fuhr Georg fort. „Der Herr Hauptmann hat meine Reiterstiefel gekauft und mir ein freundliches Wort dazu gesagt. Ich hoffe, mein Auskommen zu haben, wenn ich mich hier als Meister niederlasse. Und nun Jungfer Käthe, frage ich Euch mit Eures Vaters Eiittvilligung, ob Ihr mein Weib werden

Jungfrau Herz für

feite er keinen Augenblick.

Jungfrau, als sie Georg neben ihrem Vater bemerkte. „Da wird ja das Mittagbrod, das heute Sie öffnete die stehen geblieben ist, noch zu Ehren kommen." Stubenthür und ließ die Männer vorausgehen. Sie traten ein. Der Tisch war bereits zum Abendbrod gedeckt. Ein Lämpchen stand in der Mitte deffclben, dessen schwacher Schein von

tverde, der

quält." Nur

in

bin. Dir

zu helfen, wenn Dich eine

abgerissenen,

unzusammen hängenden

Sorge Sätzen

erfuhr sie von ihrem Manne, was geschehen war, da die Trunkenheit und der Aerger ihn seines klaren Verstandes ganz beraubten. Dabei fluchte und wetterte er, daß einem ehrlichen Christenmenschen davor hätte grauen müssen. „Der Bube soll es büßen!" rief er zum Schluß. „Hätte an seiner Pfuscherei so gut tadeln können wie an anderen Meisterstücken, wenn ich nicht gedacht hätte, daß er unsre Christel heirathen solle. Und er verachtet das Mädchen, mein Kind! er verachtet mich und meine Familie! Er läuft dem lahmen Kriecher, dem Reiche nach, von dem kein Hund einen Knochen nehmen würde. Ich lasse mich rädern, wenn er jetzt nicht auf seiner Bude sitzt und dem grünen Mädel die Hände drückt. Der Laffe!" Michael zwinkerte Frau ihrem Manne mit dem einen Auge, das sie nur noch hatte, zu, als ob sie sagen wollte: „Ich verstehe dich wohl! Das mein ich auch!" Sie hatte näm¬ lich eines ihrer Augen im Kampfe mit einer bösartigen Nach¬ barin verloren; das hinderte sie aber nicht, mit dem einen gesunden mehr zu sehen, als hundert andere mit zweien. Sic glich der bösen Spinne, die in der Mitte ihres Netzes sitzend, alles beobachtet, was innerhalb ihres Bannkreises ge¬ schieht, und wehe der ahnungslosen Fliege, die sich in ihr Retz verirrte! Als ihr Mann geendet hatte, klopfte sie ihm freund¬ lich auf die Schulter und sagte: „Sei gutes Muthes, Michael! Iß unb trink und lege Dich schlafen! Und wenn Du mor-

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7“

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20 gen aufstehst, werde ich Dir eine gute Neuigkeit sagen. Sache soll dennoch nach unserm Willen gehen!"

„Was

„Ich

hast

Du vor?"

Gesicht

vor Erregung glühte.

„Was könnt Uhr mir ^rathen, Rike?"

fragte der Mann.

wilden Nike,"

gehe zur

wackeligen Holzbank die einäugige Frau Michael, deren dickes

Die

Frau Diichael ihre Erzählung.

war die Antwort.

Ihr

„Wenn

beschloß

so

es schaffen könnt.

Der Meister schien be¬ ruhigt, denn er sprach nun, ohne ein Wort weiter zu verlieren, mit Hast den Speisen zu, die ihm seine

Frau vorsetzte- Als er fertig war, half ihm seine Frau beim Entkleiden und brachte ihn ins Bett, wo er fast so¬

fort in

einen lauten, schnar¬

chenden Schlummer versank.

Jetzt war Frau Michael allein. Schnell warf sie die Hausschürze ab, band ein Tuch um den Kopf und schlich

hinaus auf die Straße. Die wilde Rike wohnte in der letzten und engsten Gaffe der Stadt. Vor dem kleinsten Hause blieb Frau Michael stehen, sah

sich

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vor¬

sichtig um, ob sie auch von

niemand bemerkt werde und huschte hinein. Lautlos ging sie durch den dunklen Haus¬

flur auf

den Hof.

Aus dem

erblindeten Fenster stallähnlichen niedrigen, eines Gebäudes drang der matte Schimmer eines Lämpchens. kleinen

Sie klopfte anDie wilde Nike öffnete. Es war ein enges Loch , in das Frau Mchael jetzt eintrat, mit einer Luft, welche, be¬ sonders wenn man vorher schmutziges

die frische

Mailuft geathmet

hatte, fast erstickend wirkte. Die wilde Nike lud, ohne ein

Wort

zu

sprechen,

Frau

Michael zum Sitzen ein, und diese trug ihr Anliegen mit der welche

Umständlichkeit der Wichtigkeit

vor, der

Sache entsprach.

Es war ein häßliches Bild, die beiden Weiber einander gegenübersitzen zu sehen.

Hier in einem alten

„Wildenterr", nach dem Gemälde von Friedrich Specht.

AuS dem

zerriflenen Lehnstuhl die lange, hagere, aber stark¬ knochige Gestalt der

wilden Nike, aus deren magerem, gelben wie die Augen einer Katze, welche ihr Opfer beschleicht; dort auf einer niederen Angesicht

!

die dunklen Augen leuchteten

j

daß der Jungmeister von den Reiches läßt und meine Christel hcirathet, so wird Euch mein Mann ein Paar schöne Leder-

Pantoffel machen."

21

Die wilde Nike griff in ihren Brustlatz und zog ein Spiel schmutziger Karten heraus, die sie Frau Mchael zum Mischen reichte. Sodann räumte sie den Tisch ab und stellte die kleine Oellainpe auf den Kaminsims.

nahln die Karten zusammen und legte sie in anderer Ordnung auf den Tisch. Als sie nun hineinsah, verfinsterte sich ihr Gesicht zusehends. Endlich flüsterte sie: „Was willst Du in dieser Gesellschaft, Du Satansbraten? fort mit dir!" „Was sehtJhr?" ftagte

Frau Michael gespannt. „EinFralienzimmer hat sich

und

feindlich zwischen Euch den Jlingmeister ge¬

drängt."

„Die muß weg!" sagte Frau Michael entschieden. Wieder raffte die wilde Nike die Karten zusammen und breitete sie aufs neue

Ein trillmphirendes

aus.

Lächeln spielte um den breiten

„So mllß

Mund.

es kom¬

Der Jungmeister sitzt mitteil drill in Eurer Fa¬ milie, aber das Frauenzimmer, von dem Ihr wißt, liegt weit abseits ganz von den Thränenkarten umgeben. Das ist das Ziel. Dahin müffen wir's bringen!" „Was müffen wir thun?" forschte Frau Mchael. Die wilde Nike ver¬

men !

zerrte

ihr

Gesicht zu cinein

teuflischeil Grinsen.

„Wir

müffen ihin in die Suppe spucken,

dailn wird er

sie

schon stehen lassen."

„Ach!" Michael,

sagte

„wir

müssen

Frau ihm

die Käthe verekeln?"

Die wilde Rike llickte.

„Das ist nicht so schwer," „Giebt's fuhr sie fort. nicht in Eurer Innung ein Meister ein ulichrliches Mädchen heirathen dürfe?" Gesetz, daß kein

„Das ist richtig!" „Dann haben wir ge¬ wonnen. Ich habe die vcrstorbeile Mllttcr der Käthe Sie lvar wohl gekannt. Sängerin, die ihr Man,» von der Straße aufgelesen hatte. Die Tochter einer solchen kann nicht als eine fahrcilde

Album (Originalholzschnittc von 26 der besten deutschen Jagdmaler).

(S. Seite 32

sah Sie breitete die Kartell auf dem Tische aus unb ist „Es sie: sagte lange Zeit nachdenkend hinein. Dann Sie Hause." richtig! Der Jungmeister liegt nahe bei Eurem

geltcil!" „Aber das ist schoil lange her!" warf Frau nicht dlirch ihren Ma,ln wieder er¬ ehrliches Mädchen

Michael ein. „Und ist sie hoben und zu Ehren gekommen?" „Das kommt ganz daralif an, wie man's macht," ent-

22 das dem guten Herzen stets die Veranlassung zur reinsten Freude wird, brachte dem bösen Sinne der Frau Michael nichts als den größten Aerger. Neid und Zorn hatte ihr Gesicht geröthet, als sie die wilde Rike am Arm faßte und

wilde Rike. „Ueberlaßt das mir! Ich schwöre Euch, daß die Käthe morgen Mittag in der ganzen Stadt herum sein soll, als wäre sie selbst ihre Großmutter! Doch jetzt kommt! Wir haben beide noch einen Gang zu gehen!" Frau Michael schauderte zurück. „Hinaus?" fragte sie. „Habt keine Furcht!" sagte die wilde Rike. „Nur bis zum Meister Reiche, meine ich. Wollen sehen, ob wir nicht noch etwas erlauschen können." „Aber wenn mich jemand in Eurer Gesellschaft sähe! Ich bin die Frau eines Meisters, ein ehrliches Weib." „Ich kenne einen Spruch, der uns für alle sündigen Und Sünder sind sie alle! — Augen unsichtbar macht. gegnete die

wegführte.

Bange!" sagte diese. „Er soll zeitig genug einsehen, an was für eine Kaiserinne er sich weggeworfen hat!" Frau Michael drückte ihr die Hand und sah ihr vcrständnißvoll in's Gesicht. So gingen sie nach Hause. Der „Habt

aus der Ferne sah, glaubte nichts an¬ deres, als daß es zwei Hexen wären, die von ihrer Reise nach dem Blocksberg zurückkehrten, und er betete schnell ein (Fortsetzung folgt.) Vaterunser. Nachtwächter, der

Folgt mir!" Einige Minuten später standen die beiden Weiber vor dem Obgleich die Fensterladen geHause des Meisters Reiche. schlossen waren, konnte man auf der Staße doch fast jedes Wort vernehmen, was in der Stube gesprochen wurde, zumal Vater Reiche erst kurz vorher den einen Fensterflügel geöffnet hatte. Und es waren fröhliche, herzliche Worte, die da heransschallten, Worte voll Glück und Liebe, zärtlich und traut, wie sie die schöne Stunde den Glücklichen in den Mund legte. Fröh¬

Meine

erste Reise

in Schlesiens Serge.

(Fortsetzung.)

Nachdruck öerboten. v. I I. VI. 70.

Gesetz

Es war eine himmlische Fahrt, immer zwischen Bergen, durch reizende grüne Dörfer, — hier lag die Kirche, von Linden mnrauscht in der Mitte des Dorfes, dort heimelte ein lauschiger Platz unter Akazien vor dem Pfarrhause uns an; wir hatten immer In Schlesien zieht jeder Bauer zu sehen und zu bewundern. seinen Bedarf an Gemüse und an Tabak selbst in seinein Gärtchen, aber vor dem Hause darf ein Blumenbeet nicht fehlen. Ich war ganz entzückt. Du weißt ja, in der Pen¬ sion necktet ihr mich iminer, ich müßte einen Gutsbesitzer hcirathen, nun ich bins zufrieden, aber blaue Augen muß er haben. Wir waren so schnell an unsern Bestimmungsort an¬

Georg sprach von seinen Zukunftsplänen, wie Und Käthe er sich seine Werkstütte schmuck einrichten wolle. ein beson¬ noch und sollte ein schönes Brautkleid bekommen Haare ihre Kranz deres Brautgeschenk dazu, wenn erst der schmücke und die Glocken zur Kirche riefen. Frau Michaels Herz schwoll in Neid und Zorn. Sie folgte dem Winke ihrer Führerin und trat dicht an den einen geffen hatte.

Fensterladen heran, nach einer Ritze suchend, durch welche sie Es war zwar nur eine schmale Fuge, die gucken könnte. Beobachtungen bot, aber da sie nicht erst ihren zu ihr sich nöthig hatte, ein Auge zuzudrücken, so fiel ihr das Hindurch-

j

Und da sah sie denn, was ihr Herz in Georg saß am Tisch, den rechten versetzte. Wuth größte die geschlungen, währeild er mit Hals Arm traulich um Käthes Und der Vater der linken Haild ihre Rechte gefaßt hielt. saß daneben, mit mildem, freundlichen! Blick seine Kinder be¬ Und sie sah, wie Käthe aufstand und von der trachtend. Einige Wand die Guitarre der Mutter herunterlangte. Akkorde erklangen, und hell und klar ertönte Georgs kräftige sehen nicht schwer.

Stimme: „Das Blümlein, das ich meine, Das ist von seltner Art,

Ist

aller Tugend reine, Mündlein, das ist zart, Aeuglein, die sind hübsch und fein. Wenn ich an sie gedenk« Wollt' allezeit bei ihr sein."

Ihr Ihr'

gelangt, daß wir es ordentlich bedauerten, ausstcigcn zu müssen. Für die Tante wurden zwei Träger genommen, ein Dritter zur Ablösung ging mit und trug auch unsere Sachen, so daß wir leicht und frei hinaufsteigen konnten. — Die Koppe lag in Gewehrschußweite vor uns, man dachte in einer halben Stunde könnte man da sein, aber die scheinbare Ent¬ fernung blieb lange Zeit dieselbe. In verschiedenen Bauden sprachen wir vor, die Tante litt stark von der Hitze, die allerdings unerträglich war, wir mußten in der heißesten Zeit länger in der schlesischen Baude rasten; als wir dann wieder weiter wanderten, stand ein Gewitter so nahe, daß die Träger meinten, wir müßten sehr eilen, um oben zu sein, ehe es sich entladen würde. Ich freute mich, ein so viel bewundertes Schauspiel auch zu erleben. Gegen 7 Uhr traten wir in das Gasthaus der Koppe und fast gleichzeitig brach das Unwetter los, zu unsern Füßen sprühten und zuckten Blitze, im Thal regnete es gewaltig aber hier oben brach ein so heftiger Sturm los, daß wir ins Zimmer flüchten mußten. Wir bekamen die zwei letzten Stübchen, Alles war besetzt. Die Tante zog sich bald zurück und nur Onkel und ich saßen in einem Zimmer neben dem eigentlichen Spcisesaal, wo eine sehr laute Gesell¬ schaft von Sommergästen und Touristen uns den

in all mein Sinne, Und wenn ich bei ihr bin, denk'

Sie sei eine Kaiserinne, Kein' lieber ich je gewinn! Hat mir mein junges Herz erfreut, Wenn ich an sie gedenke. Verschwunden ist all mein Leid."

Wie die gute That ihren Lohn, so trägt auch die böse ihre Strafe schon in sich selbst. Das Glück der Liebenden,

sie

91oö?Il{ i)OlX &. non Senkn.

liches Lachen erscholl mitunter, in welches selbst Vater Reiche mit einstimmte, der bei dem Glücke des jungen Paares seine trau¬ rige Vergangenheit und die schlimmen Ahnungen ganz ver-

„Ich

keine

:

i

Aufenthalt zu

ungemüthlich machten und verzehrten recht hungrig unser Abendbrod. Da that sich die Thür auf und ganz durchnäßt, trat mein Rosenfreund herein, er blickte suchend an alle Tische und trat freudig überrascht an uns heran. „Darf ich mich zu Ihnen gesellen, Herr Geheimerath"? „Bitte verbindlichst, natürlich", und so saßen wir bald plaudernd und unsere Erlebnisse von heute austauschend, beisammen, wie gestern. „Sagten Sie nicht gestern", unterbrach der Onkel unsern

23 uns ein Liedchen, da steht ja ein Pianino," Obgleich mir nicht so ums Herz war, daß ich gern singen mochte, durfte

Redefluß, „Sie erwarteten heute einen Freund aus Flins„Ja", meinte unser Freund, „er ist berg in der Hütte." aber nicht gekommen, und um den Tag nicht zu verlieren, bin ich gleich weiter nach der Koppe gewandert!" Ich mußte unwillkürlich meinen Nachbar ansehen, kam er heute Morgen um Vs 6 Uhr schon von dem Rendezvous zurück? Er sah

ich doch

Mir war

weshalb er hierhergekommen war; mir war's genug, daß er hier ivar. Der Onkel ging nach Tante Agathe sehen und vertraute mich indessen dein „Haben Sie mich heute Schutze unseres Freundes an. Fräulein Alice?" fragte mein Beschützer, erkannt, Morgen „Gewiß, kamen Sie da schon aus als wir allein waren. der Hütte?" forschte ich. „Rein," sagte mein Freund ganz es gleich,

aufrichtig, „als Sie mir gestern Abend erzählten. Sie ivürden heute auf die Koppe, fiel mir ein, daß diese Reiseroute eigentlich am richtigsten sei und wechselte auch meinen Cours." „Und Ihr Flinsbergcr Freund?" fragte ich. „Der wird sich auch ohne mich die Josephinenhütte ansehen!"

meinte

gestem, fremder zu thun.

Ich hatte gehofft, vorhin

Nachbar.

im Laufe des Gesprächs, das unser Freund, oder vielmehr der „Fremde" mit dem alten Herrn, einem Professor Biber aus Breslau führte, erfuhr ich, daß er Assessor sei und sich zum Landrath vorbereite. —

Der Onkel kam zurück, die Tante schlief; der Koppenwirth trat hinzu, unser Freund wollte auch ein Nachtquartier; da kein Plätzchen mehr frei war, machte mein Onkel den Borschlag, die beiden Herren sollten zusammen wohnen und ich sollte zur Tante quartiert werden. Nach langem Strällben mußte unser Bekannter sich fügen, um so mehr, da er bei der inzwischen eingetretenen Dunkelheit und bei dem heftigen Sturm, der noch immer tobte, nicht weiter gehen konnte. Biele Herren und Damen waren herausgegangen, um

Mantel gehüllt an seinein Arm hinaus in die Sturmnacht. Clärchen, Du hast keine Ahnung, wie schön das Natur¬ Der Mond stand bleich und von jagenden schauspiel war. Wolken fortwährend verdunkelt über uns, zu unserm Füßen jagten dunkle Wolkenschichtcn und wenn auf Sekundeir das Licht des Mondes wirken konnte, sah man im Thal Wir standen lange stumm friedlich schlummernde Dörfer. neben einander, ich hielt mich fest an seiner Kraft, er wairktc — „Wie nicht einen Augenblick bei dem heftigsten Sturme. klein man sich fühlt, solcher Macht und Größe gegenüber!" unterbrach ich das Schweigen. „Es ist ja des Weibes Be¬ stimmung, sich festzuhalten an dem Stärkeren und je schwächer und licbenswcrthcr ist es!" sich das Weib fühlt, je weiblicher schwiegen wir wieder. dann und Beschützer erwiderte mein dem Wolkcnspiel zugesehen haben, denn plötzlich bemerkten wir, daß wir nur noch allein draußen waren. Mein Schirmherr zog meinen Arm fester durch den

Wir

mochten

seinen, und Gesellschaft

wohl lange

wir traten ivieder ins Haus zurück. — Die laute im Saal hatte gemeinsame Spiele unternommen,

wir gingen wieder in das Lesezimmer und fanden dort den Onkel mit einem älteren Ehepaare, das sich aus dem lauten Treiben nebenan hier in die Stille geflüchtet hatte; mein Begleiter und ich setzten uns ans Fe»stcr und blickten hinaus in die Sturmnacht. Da rief der Onkel plötzlich: „Alice, singe

bei der Vorstellung den Namen vergebens; der Onkel übernahm dieselbe

erfahren, aber und er hatte gestern ebenfalls den Namen nicht recht ver¬ standen, denn er verschluckte ihn ins Unverständliche; nur

zu

mein

das Jagen der Wolken zu beobachten, die umden Koppenkegcl brauten, ich hätte es gern auch gesehen, aber der Onkel leidet zu sehr an Rheumatismus, um sich einer solcher Erkältung aussetzen zu dürfen; unser Freund bat daher den Onkel, mich ihm anzuvertrauen und ich ging fest in meinen

nicht unerfüllt lassen, ich griff

einige Akkorde und sang das hübsche Volkslied „Hinaus, ach hinaus zog des Hochlands kühner Sohn". — Fast wäre ich nicht sicher zu Ende gekonuncn, denn mein Ritter von vorhin saß mir gegenüber in der Fensternische und sah mich unver¬ wandt an, ich war so verwirrt, daß ich mit zitternder Stimme den Schluß „nie kehrt er mehr zurück" nur hauchte. Als ich geendet, sagten mir die Fremden viel Schmeichelhaftes über meine Stimme, auch der Onkel lobte niich, nur „er" sagte kein Wort, ich nahm es ihm ordentlich übel, aber er hat gewiß in Breslau so viel besseren Gesang gehört, daß ihm meine gesangliche Leistung zu gering erschien; ich schämte mich beinahe, daß ich überhaupt gesungen hatte und nahm mir vor, gegen den „freinden Herrn", ich kannte ihn ja erst seit

mich auch an und lächelte dabei so schalkhaft, daß ich schwieg und eine Bemerkung, die mir auf den Lippen schwebte, ver¬ schluckte.

des Onkels Wunsch

I

Es war mittlerweile 10 Uhr geworden und wir wollten uns zur Ruhe begeben, der Onkel und Bibers traten ans Fenster, um zu sehen, was für Aussichten für morgen seien, da setzte sich der Assessor ans Instrument, präludirte und sang den Refrain: „Gute Nacht, Du mein herziges Kind"; ich stand wie gebannt, dasselbe Lied, von derselben schönen Baritonstimme hatte ich gestern schon gehört, ich sah den Sänger ganz erstaunt und fragend an, und er lächelte und verschloß das Instrument. — Wir gingen zur Ruhe und im Traume stand ich immer im Sturme auf der Koppe und er beschützte mich, er hielt mich fest, daß der Sturm mich nicht hinunter jagte und sang dabei „gute Nacht, Du mein herziges Kind!" Als ich am andern Morgen erwachte, war es schon spät und die Tante meinte, ich hätte so unnihig geschlafen, hätte gesprochen, gestöhnt, ja sogar gesungen, mich habe der weite Weg, der Sturm, das lange Aufbleiben zu sehr aufgeregt, der Onkel übertreibe Alles. Ich kannte diese Stimmung bei der Tante, ihre Nerven machten sich wieder geltenb und ich zitterte, was nun der heutige Tag noch bringen würde; am besten ist es, bei solchen Ge¬ legenheiten nicht zu widersprechen, ich hüllte mich also in dumpfes Schweigen und beeilte mich so sehr als möglich, um ,nit der Toilette fertig zu werden. Die Tante hatte indessen das Bedürfniß, ihrem Herzen Luft zu machen, es war mir schließlich auch lieber, sie ergoß den Unmuthskclch hier oben über mich, als nachher beim Frühstück, wo wir vielleicht nicht allein waren. „Du wirst Dich krank machen, ehe Du Deine

Stellung antrittst, Alice, und Frau v. Erlenroth wird statt an Dir eine Pflegerin zu haben. Dich pflegen müssen, was

ihr wahrscheinlich nicht allzulange behagen wird!" Ich war aus allen Himmeln gerissen, wie wir's in der Pension nannten, die Erinnerung an meine „Stellung", ich hatte ja lange nicht mehr daran gedacht, und dam: meine zukünfttge Herrin krank, vielleicht auch nervös, ich Krankenpflegerin, ach Gott, ich wußte gar nicht, wo ich anfangen sollte zu denken! Unter-

24

müthig zusammen, ließen uns von unserm Begleiter führen, wohin er wollte, er erklärte uns Alles, erzählte vom Rübe¬ zahl, von Fräulein Kunigunde, die ihre Anbeter ans dem Rande der Kynastburg herumreiten ließ, und wir hörten ihm zu und folgten ihm wie Kinder. Das Wetter >var herrlich, zwar kühl, aber das echte Particnwetter nannte cs unser Be¬ gleiter, überall die schönste Aussicht, wir gingen am Heinsall vorbei, den der gestrige starke Regen sehr wasserreich gemacht hatte, bis Hein, von da nach Giersdorf und dort nahinen wir einen Wagen und langten um 9 Uhr in W. an; mir tvar

hatte die Tante sich immer weiter ereifert, ich aber gar nicht zugehört, mich beschäftigte die „Krankenpflegerin" zu sehr, ich war ja zu ungeschickt zu solchem Amt, da mußte ich in den ersten acht Tagen wieder fort, dann war es aber auch unerdessen

hört, mir

eine

Gesellschafterinstellung

Pflegerin sein sollte. — „Habt ihr denn das gewußt?" die Frage mochte

anzubieten,

wo

ich

platzte ich plötzlich heraus, letzte Rede

wohl gar nicht auf Tantens

und sagte, „ich glaube. Du phantasirst gar!" zum Glück kam der Onkel uns zum Wir saßen in dem Zimmer vom Frühstück zu rufen. mit seiner Frau und der Assessor Professor der Abend vorher, waren schon da und wir frühstückten recht gemüthlich zusammen. Der Onkel hatte in dem liebenswürdigen Gelehrten eine ihm passen, sie sah nnch fast erschreckt an

die Zeit wie im

Mir

mit der Wahrheit dazwischen fahren würde, aber die beideit Damen bekleideten eben Waisenkinder zu Weihnachten und achteten, Gott sei Dank, gar nicht auf uns! — Es wurde uun eine Recognoscirung unternommen, was das Wetter inache. Es war kühl, aber schön, ich wurde abgeschickt, Plaids u. s. w. herunter zu holen; als ich damit zurückkam, war eben die Entscheidung getroffen, wir Damen sollten mit Professors über die Kirche Wang zurück nach W-, es sei zu kalt und windig, Onkel und der Assessor wollten den Tag über auf dem Kainm bleiben und erst Abends ins Thal kommen; ich stand wie verdonnert. — Als der Onkel meinenttäuschtes Gesicht sah, meinte er: „Was meinst Du, Alice, kannst Du gut laufen, dann könntest

Du mit uns kommen, wer weiß, wann Du wieder in

die Berge

kommst;" und unser Assessor meinte gleich: „ach Fräulein Alice hält den Marsch gewiß aus, wenn sie zu Fllß heraufgestiegen

ist, bei dem kühlen Wetter greift das Laufen gar nicht an, zumal wir ja nicht mehr bergauf steigen." Die Tante wollte augenscheinlich entschiedene Einwen¬ dungen machen, aber das liebenswürdige Profeffvrpaar redete auch gut zu, versprach, die Tante bis nach Hause zu bringen, und nach kurzer Debatte sah ich glückstrahlend die beiden Damen

Assessor,

Heute hatte ich so recht den männlich ernsten Charakter kennen gelernt, wenn die Herren allein unterhielten und ich bewundernd neben herschritt es

mir

beinahe auch geworden.

sich

und wie gut und freundlich war er gegen mich, dabei so ritterlich und liebenswürdig. Am Hein schenkte er mir ein reizendes geschnitztes Arbeitskästchen zum Andenken, ich legte Zittergras, das er mir unterwegs gepflückt hatte, hinein und

sie

nachher schämte ich mich meiner Schwäche, aber damals sah ich nnch voll Angst nach der Tante uin, ob die nicht etwa

dem

als ob ich einen alten lieben Freund verlieren sollte, er war

sehr sympathische Persönlichkeit gefunden; Tante und die Frau Professorin „kochten" zusammen und tauschten Erfahrungen, die

in ihren verschiedenen Vereinen gemacht hatten, aus, und mir -blieb der Assessor zur alleinigen Verfügung. Wir machten erst Pläne für den heutigen Tag, dann erzählte er von Bres¬ lau, von Theater und Concerten und meinte schließlich: „Sie haben eine so schöne Stimme, Fräulein Alice und viel Anlage zum Singen und auch das rechte Verständniß, was den meisten jungen Damen abgeht, wenn ihnen dann mit den Jahren das Verständniß kommt, ist die Stimme weg. In Berlin haben Sie ja so schöne Gelegenheit zu lernen, gerade in der Musik giebt es dort so gute Meister." — Ich war im Augenblick zu stolz, um zu sagen, „ich gehe nicht wieder nach Berlin zurück," ich hätte ja hinzufügen niüssen „ich bin als Gesellschafterin engagirt;"

Traum entschwunden. vor der Trennung von

bangte

!

barg meinen Schatz in der Manteltasche, es sollte mir stets eine liebe Erinnerung an die schöne Zeit hier sein, wer weiß wie viel Schweres die Zukunft noch brachte, wo ich die Licht¬ blicke in die Vergangenheit brauchte! Kennst Du Deine heitere „Licie" wieder, rnein Clärchen, ja es ist wohl Zeit, daß ich ernster ins Leben sehe, jetzt tritt es an inich heran uird im

Jahr. — Wir sagten uns „Lebewohl" wohl für immer! dachte ich, unser neuer Freund reiste morgen Mittag nach Breslau zurück und tvir wollten gleich des Morgens nach der berühmten Josephineithütte, den nächsten Tag hier ausruhen und dann sollte Januar werde

ich auch 18

von dem Onkel zu Frau v. Erlenroth gebracht werden. Noch lange war ich an dein Abend wach, ich blickte nach den Wolken, wohin zogen sie, könnte ich doch mit ihnen ins Unendliche fliegen; wie ein Alp lag die Zukunft mir auf dem Herzen; ich war ver¬ wöhnt von meinen Lieben, mochte auch der Tante Nerveiileidcn ich

zuweilen mir trübe Stunden bereiten, des Onkels heitere, stets gleiche Lauiie, seine treue Fürsorge für mich, glich Alles wieder aus. Wie »vürde es mir in der Fremde gehen? Ich wollte ja alle Kräfte aufbieten, um meinen Posten auszufüllen, aber Beschützerin? würde es mir gelingen? Wie war meine künftige Würde sie mir ihre Zuneigung schenken, ich wollte sie gleich freundlich darum bitten und mich fügen so viel ich konnte! Gute Vorsätze im Herzen und ein brünstiges Gebet auf den Lippen, schlief ich endlich ein! — Der nächste Morgen lachte goldig in mein Zimmerchen, einige schnell kleidete ich mich an und ging hinunter, um noch hinzuzufügen, Striche wenigstens an der Skizze von gestern morgen wollte ich sie vollenden und das Bildchen sollte mit mir dem Kästchen auf meinein Tischchen am Fenster, das ich bewahren, Heimweh neuen Heim herrichten wollte, mich vor

im

so schön Bescheid

indem es mich dankbar zurück nach den schönen Tagen rief, die ich hier verlebt. — Eine Stunde mochte ich wohl gezeichnet haben, da kamen Onkel und Tante, es wurde gefrühstückt und gleich darauf ftlhr der Wagen vor. Wir fuhren über die Promenade und als wir am Kursaal vorbeikaincn, kam der Assessor tins ent¬ gegen, er wollte uns noch ein Mal „Lebeivohl" sagen und

lisch werden.

sich, besonders noch

bergab traben und erwiderte mit dem Taschentuch den Gruß des alten Herrn, den er uns Hut schwenkend zurücksandte! Den ganzen Tag auf den Bergen, mit dem guten lieben Onkel allein, ich hatte mich vor Tantens Nerven heute schon so gefürchtet;

Assessor, der überall wußte, jeden Berg kannte, es mußte hiinmEs war auch entzückend, wir wanderten ein-

mit dem liebenswürdigen

von der Tante, verabschieden, die er gestern

25

stumm die Hand drücken, denn hätte ich gesprochen, wäre ich

Bedeutung unterzulegen," meinte die Tante streng, „im Bade und besonders auf solchen Partien, wo man den ganzen Tag zusammen ist, wird man schneller bekannt. Alice ist überdies in ihrem Benehmen noch solch halbes Kind, obgleich sie mit nächstens 18 Jahren die Kinderschuhe ausgetreten haben könnte, daß ihr ein Mann von solch geistiger Ueberlegenheit,

in Thränen ausgebrochen. — Wir fuhren nun weiter, nachdem unser neuer Freund um die Erlaubniß gebeten hatte, Onkel und Tante in Berlin

wie der Assessor, ruhig eine kleine Freude bereiten kann, ohne etwas anderes dabei zu denken, als eben die Empfängerin zu erfreuen; ein weniger geistreicher Freund hätte ihr vielleicht

nicht mehr gesehen habe. Er brachte der Tante einen prächtigen Rosenstrauß und mir ein Sträußchen aus lauter Vergißmein¬ nicht, in der Mitte eine brennend rothe, prachtvolle Rose. Die Tante war sehr gerührt über die Aufmerksamkeit und dankte dem fteundlichcn Geber herzlich;

ich konnte

ihm nur

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Orr Mtchvrrlrauf in den Ztraßrn Orrtins. „Bär" von Ernst Höppner. (S. Seite 26.)

Originalzeichnung für den

seinen Besuch machen zu dürfen, wenit er im Herbst zum Landraths - Exanren hinkomme, welche ihm bereitwilligst

ertheilt wurde. Ich war so gerührt, daß ich ganz stumm der Tante gegenüber saß, der Onkel neckte mich, er glaubte gar, ich trennte mich so schwer von dem schönen Assessor, daß ich einige Thränen zerdrücke; und wirklich rollte eben eine vergeblich zurückgedrängte Abschiedszähre auf meine Blumen. „Ich will nicht hoffen, daß Alice so thöricht ist, einer allerdings sehr freundlichen Aufmerksamkeit eine tiefere

eine Zlickerdüte geschenkt." — „Ra, Agathe", fiel der Onkel ein, dem mein niedergeschlagenes Wesen bei der fiir mich

nicht gerade schmeichelhaften Betrachtung der Tante leid that, „aus dem Zuckerdüten-Alter ist Alice aber doch heraus, auch

in ihrem Wesen; — als sie neulich im schwarzen Staatskleide mit mir zu Tische ging, war ich ordentlich stolz auf meine hübsche Richte, und gerade dem Assessor hat

Alicens verstän¬

diges unb dabei unbefangenes Wesen sehr gefallen." Die Tante brummte etwas von „Unsinn", „thörichten Hoch-

-

26

Muth in den Kopf setzen" u. s. w., aber der Onkel gab mir einen herzhaften Kuß und sagte: „mir wird das Mädel doch fehlen!" — Ich war sehr beglückt durch des Onkels Liebe, und dann,

i

hatte der Assessor mit dem Onkel über mich gesprochen oder hatte des Onkels blinde Liebe für mich dies Urtheil aus des Assessors Benehmen gegen mich herauslesen wollen? jedenfalls machte es mich sehr glücklich!



Der Tag verging, der nächste auch und nun saß ich im Eisen¬ bahncoupe mit dem Onkel und rollte meiner neuen Heimath zu. Der Weg war noch wundervoll, den wir zu Wagen bis zur Bahn¬

Mitgliedschaft des Friedens-Ordens „pour Seine glänzenden Hauptwerke, welche ihm

Van Dycks nach dem Brustbilde im Louvre, Tizians nach dem im Berliner Museum, das Bildniß der Königin Elisabeth nach Stieler, ihres königlichen Gemahls nach Otto, Karls 1. nach Van Dycks Origi¬ nal in Dresden; die blumcnwerfenden Kinder nach E. Magnus, die Madonna Colonna Rafaels, der sich ausstützende Jüngling mit dem Barett nach demselben im Louvre, die Madonna della Sedia, die Bella di Tizians nach dem Bilde im Palazzo Pitti (oder genau nach einer dort von Mandel's so schön begabtem, ftüh verstorbenen Sohne, dem Maler, ausgeführten Zeichnung), die Madonna Panshanger und der Stich der Rafaelischen Madonna di San Sisto. Eine Menge kleinerer Arbeiten laste ich dabei noch unerwähnt. Mandel ist unbeirrt durch die für den Stecher wahrhaft beun¬

fabriken treiben zu müssen, er beeilt sich sehr, das Rad schnell zu drehen, um los zu kommen, und fast beschämt schlüpft er dann unter den moosigen Steinen weiter! — (Fortsetzung folgt.)

Professor Eduard Mandel. (Hierzu das Portrait S. 17.) Der berühmte Meister der Kupserstecherkunst, der in niännlicher Kraft und Frische und im Schmuck seines vollen silberweißen Haares unter uns lebt, steht heute in seinem zweiundsiebzigsten Lebensjahre, und ist am 15. Februar 1810 in Berlin geboren. Ludwig Pietsch hat einmal in der Vosi. Ztg. den Lebensgang des Künstlers in einem größe¬

ruhigende glänzende Entwickelung der photographischen NachbildungsProcefle seiner erwählten hohen Kunst getreu geblieben, ist nie an ihr verzweifelt und sein Glaube an sie hat ihm geholfen und so auch Andere darin gestärkt. Zu diesen, und zu seinen ruhmvollsten Schülern, gehört be¬ kanntlich Jacoby in Wien. Wieder ein dortiger junger Schüler

ren Esiai behandelt, und diesem Lebensbilde entnehmen wir die nach¬ stehenden Zeilen. Wir haben einer so mitten im Leben stehenden, in seiner Kunst noch so ruhmvoll thätigen Persönlichkeit gegenüber zum

dieses



Schwarzkunststich, der geschabten Manier, zuzuwenden. Er ist jederzeit der schwierigsten und edelsten aller vervielfältigenden Künste getreu geblieben, dem reinen Linienstich. An der Anerkennung seines mit

le merite.“

diese Auszeichnungen

erwarben, welche durch hohe Orden aller Souveräne und die Wahl zur Mitgliedschaft der ersten Akademien vermehrt wurden, sind nicht nur den eigentlichen Kennern und Amateurs des Kupferstiches, für welche sie die künstlichen vielbegehrten Objekte der Sammellust bilden, sondern eben so dem ganzen gebildeten kunstfreundlichen Publikum aller Nationen bekannt und gebührend geschätzt: das Portrait

station zurücklegen mußten, am Zacken entlang, der neckisch und spielend üler Steine und Felsblöcke kletterte, plötzlich sich in einem großen stillen Becken, einem Waldsee ähnlich, ausruht, um mit schäumendem Uebermuth weiter zu jagen. Man sieht es ihm ordentlich an, daß er ärgerlich ist, Papier- und Holz¬

Glück keinen Anlaß — schreibt der bekannte Berliner Kunstkritiker — aui sein bisheriges Dasein wie auf ein abgeschlosienes zurückzu¬ blicken. Nur einige Etappen auf dem Wege seiner Entwicklung will ich hier erwähnen und an die Fülle bedeutender Arbeiten seiner Kunst erinnern, welche Mandel bis heute in unablässigem Fleiß, in treuer begeisterter Hingebung an sie und an die großen Meister¬ werke, deren geist-, form- und tongetreuer Reproduction er alle seine Kraft weihte, ausgeführt hat. Es giebt so bestimmt ausgesprochene Begabungen für gewisse Künste und Kunst-Techniken, daß über den besonderen Beruf schon des Knaben dafür gar kein Zweifel obwalten kann. Bei Mandel äußerte sich ein solches specifisch kupferstecherisches Talent bereits mit voller Stärke im 16. Lebensjahr. Mit der Feder zeichnete er die „Taillen" der Kupferstiche und die gestochenen Verzierungen der Kasienbillets mit täuschender Genauigkeit nach. Friedrich Wilhelm III., welchem derartige Zeichnungen vorlegt wurden, ließ den Knaben in die Berliner Akademie eintreten, wo er unter Prof. Buchhorns Leitung die Kupserstecherkunst studirte (1826—30). Bald nach voll¬ endetem Studiengange tritt er mit Auszeichnnng als selbstständiger Stecher aus. Aber noch zehn Jahre später verschmähte er es nicht, in Paris Henriquel Duponts, des großen französischen Meisters, Lehre zu suchen. In Mandels ersten im Kunsthandel erschienenen Blättern, dem „Krieger und sein Kind" nach Th. Hildebrandt (1835) und der „Loreley" nach Karl Begas erkennt man die volle Freiheit und Sicherheit in der Beherrschung und Führung des Grabstichels und das glücklich entwickelte Feingefühl für Form und Ton. Mandel verschmähte damals, wie während seiner ganzen späteren Laufbahn, sich dem bequemeren, leichter seine Wirkungen erzielenden

großen, Talent und so strenger Gewissenhaftigkeit des Studiums durchgeführten künstlerischen Thuns hat es das Vaterland wie das Ausland nie fehlen lassen. Siebenundzwanzig Jahre alt, wurde Mandel Mitglied der Akademie und mit der goldenen Medaille in Paris ausgezeichnet; mit zweiunddreißig Profesior an der Akademie zu Berlin; 1857 Direktor der Kupferstecherschule an derselben. Drei Jahre später wurde ihm die höchste Ehre, welche in Preußen die Meister der Wisienschaft und der Künste lohnen, zuerkannt: die so

Meisters,

Jasper,

hat im Auftrage der

sellschaft für vervielfältigende Kunst,

i

i

Wiener

Ge¬

welche sich um die

Erhaltung des Kupferstichs auf seiner Höhe und die Herbeiführung einer neuen Blüthe der Radirung so unschätzbare Verdienste er¬ worben hat, zur Feier seines siebzigsten Geburtstags den Stich eines kleines vortrefflichen Bildnisses E. Mandels ausgeführt. Der weiße Glanz des Haares und Bartes kommt zwar nicht völlig zur Geltung, da kein dunkler Hintergrund gegeben ist. Aber leicht, frisch, geistreich uud zart behandelt erscheint der Kopf in voller Lebendigkeit und in jenem künstlerisch fteien, liebenswürdigen Ausdruck, den Alle kennen, welche dem Meister je nahe getreten sind. Möge ihm die Frische und Freudigkeit, welche aus diesen Zügen spricht und er der Kunst noch manche Jahre in gleicher Rüstigkeit wie bisher, erhalten bleiben.

Die Versorgung Berlins mit Milch. (Hierzu die drei Illustrationen Seite 25, 28 und 29.)

Die Versorgung Berlins mit Milch erfolgt zum größten Theil durch Zufuhr mit den Eisenbahnen, außerdem gelangt noch eine bedeutende Menge aus den nahe gelegenen Dörfern auf Land¬ wegen zur Stadt oder wird in einzelnen städtischen Molkereien selbst gewonnen.

Der älteste Berliner Milchverkauf soll vom Jahre 1600 datiren; damals ließ die Kurfürstin Katharina, Kurfürst Joachim Friedrich's erste Gemahlin, von ihrem i» der Köllnischen Vorstadt angelegten Viehhose (der dort lag, wo heute die Reichsbank und die Hausvogtei steht) Milch nach Berlin zu Markte bringen, „welches vorher" — wie Friedrich Nikolai sagt — „in Berlin

27

war."

Vordem hatte Wohl jeder „Ackerbürger" Berlins seine Milchziege. Die Menge der jährlich mit der Eisenbahn eingeführten Milch ergiebt sich aus den monatlichen Zusammenstellungen der Eisenbahn-

nicht

gewöhnlich

gewesen

Direktionen über die Waaren -Einruhr, welche in den städtischen statistischen Jahrbüchern mitgetheilt wurden. Danach betrug die Einfuhr von Milch 1875 — 37,744,760 Kilo und pro Kopf der Bevölkerung 79,5 Pfd. 89,5 1876 — 43,841,285 98,4 1877 — 50,322,012 97,5 1878 — 50,805,825 100,2 1879 — 53,779,520 Die statistischen Jahrbücher veranschlagen, nach Abschätzung der außerdem zum Verbrauch gelangenden Milch, den Bedarf pro Kopf der Bevölkerung noch um V- höher als die vorstehenden Zahlen angeben. Vis vor Kurzem gelangte die von auswärts eingeführte Milch fast ausschließlich in die Hände unzähliger Milchpächter, welche den Kleinhandel betrieben. Seit etwa 1V- Jahren geschieht der größte Theil des Milchverkaufs durch einige größere Meiereien, von denen diejenige von C. Bolle den größten Vertrieb hat.

Im

Kleinhandel, der theils von Fuhrwerken aus, welche von .Haus zu Haus fahren, theils in festen Verkaufsstellen (meist in

Kellern), sogenannten „Milchbureaus" betrieben wird, wird theils „Milch" schlechtweg, theils „Milch, wie sie von der Kuh kommt", auch wohl „Kindermilch" — wie man die „ganze Milch" bezeichnet, theils „Sahne" verkauft. Die innerhalb der Stadt bestehenden Molkereien (etwa 180 an der Zahl) haben nur einen geringen Umfang, und es giebt deren Viele, welche nur I bis 2 Kühe halten. Sie ver¬ kaufen gewöhnlich nur volle Milch, welche vielfach von den Kunden

Stall abgeholt wird. Die Preise wird die gewöhnliche Milch etwa zu 10, 12—15 Pfennigen, die ganze Milch zu 20—30 Pfennigen verkauft. Die „Sahne" wird in den Haushaltungen verhältnißmäßig wenig gebraucht und geht hauptsächlich in die Gastwirth¬ zu den Melkzeiten aus

dem

schwanken natürlich, doch

schaften und Konditoreien. Ganz besonders wegen

der Kinderernährung hatte die Sanitätspolizei Berlins ein großes Interesse daran, daß gute unverfälschte Milch verkauft wird, und es wurde darum bereits vor 30 Jahren, im Jahre 1852, eine regelmäßige Controle ein¬ geführt.

Sie wurde — nach dem Verwaltungsbericht des Polizeipräsi¬ diums — bis zum Jahre 1876 dadurch ausgeübt, daß einige Be¬ amte der Marktpolizei die auf den Straßen umherfahrcnden Milch¬ wagen anhielten, und von diesen, sowie auch aus den Milchkellern Milchprobcn entnahmen, welche sofort mittelst eines einfachen Aräo¬ meters — des Dörffel'schen Milchmessers — untersucht wurden. Zeigte die Milch weniger als 13 Grad desselben an, so wurde sie sofort vor Aller Augen in den Straßen-Rinnstein gegosien, und der Händler behufs Bestrafung auf Grund der Markt-Polizeiord¬ nung wegen „absichtlicher Vermischung der Milch mit Wasser" zur Anzeige gebracht. Seit 1877 ist der Aräometer von Greiner eingeführt, und es wird nun der 14. Grad dieses Milchmessers (Lactometers) dabei als derjenige festgesetzt, den die Handclsmilch wenigstens auf¬ zeigen muß. Durch diesen Milchmesser wird mit Sicherheit

verhindert, daß die Milch schlechtern kann.

Die praktische

!

die Revisionen vorgenommen werden sollen, und außerdem wird auf den Bahnhöfen die dort ankommende Milch von den da¬

stationirten Beamten untersucht. Erhebt einer der Händler Einspruch, so werden zwei Milchproben in Flaschen gefüllt und versiegelt, von denen eine dem Händler verbleibt, die andere sofort dem Chemiker zugestellt wird, der sie für das Polizeipräsidium selbst

i

Das Weggießen der Milch ist darum für besonders zweckmäßig gehalten worden, weil hierdurch das Publikum auf das Vorgehen gegen den Milchhändler in einer Weise aufmerksam gemacht wird, die dieser mehr scheut, als die kleine Geldstrafe. Im Jahre 1878 sind 605 Uebertretungen konstatirt, und 5,568 Liter Milch sortgegossen, im Jahre 1879 777 Uebertretungen und sind 6,795 Liter Milch confiscirt, im Jahre 1880 796 Ueber¬ tretungen vorgekommen und 5,814 Liter Milch in die Goste ge¬ schüttet. In den 3 Jahren wurden also zusammen 18,177 Liter Milch confiscirt, das ist ein Milchsee, auf dem man schon eine untersucht.

kleine Regatta veranstalten könnte.

Eine wesentliche Verbefferung des Milchverkaufs hat nun seit Erfindung der Milch Centrifuge stattgefunden. Die Entrahmung der Milch vermittelst des Centrifugalverfahrens beruht be¬ kanntlich darin, daß die Milch*) mit Hülfe der Centrifugalkraft in

specifisch leichteren Rahm und in die specifisch schwe¬ rere Magermilch (denn „Fett schwimmt oben") getrennt wird. den

Die Vortheile des neuen Verfahrens der Entrahmung bestehen hauptsächlich darin, daß die Milch unmittelbar nach dem Melken verarbeitet werden kann, und daß man binnen verhältnißmäßig Zeit die beiden ersten Produkte, nämlich Rahm und Ma¬ germilch erhält. Was die Geschichte dieses neuen Entrahmungsverfahrens be¬ trifft — ich folge darin einem Aufsatze des Professor W. Kirchner in der „landwirthschaftlichen Post" — so war es ein bayrischer Bierbrauer, Namens Prandtl, welcher im Jahre 1864 eine Maschine für den genannten Zweck construirte, die jedoch Unge¬ Im Jahre 1872 stellte dann Profestor Moser nügendes leistete. kurzer

in Wien ein Centrifugen-Modell aus, welches den Ingenieur und Maschincnsabrikantcn Lefeldt in Schöningen im Braunschweigschen zu weiteren Versuchen in dieser Richtung anregte und zur Folge hatte, daß der Genannte auf der internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung in Bremen im Jahre 1874 eine nach ähn¬ lichem Prinzipe wie die Prandtl'sche Maschine gebaute Milchcentrifuge dem Publikum vorführte. Der Erfolg war wiederum ein negativer, der Hauptübelstand derselbe, wie bei Prandtl's Apparat, nämlich zu geringe Leistung d. h. Entrahmung zu kleiner Milch¬ mengen im Verhältniß zur nöthigen Kraft und den verursachten Trotz dieses Mißgeschickes ließ Lefeldt die Sache nicht fallen und gelang es demselben endlich im Herbste des Jahres 1876, eine Centrifuge zu bauen, welche sich Eingang in die Praxis ver¬ schaffte und im Sommer 1877 in der städtischen Molkerei zu Kiel zur Zuftiedenheit die regelmäßige Entrahmung der.Milch be¬ sorgte. Diese Centrifuge unterschied sich von den früheren Arten Umständen.

im Wesentlichen dadurch, daß die Milch nicht in eine Zahl von Eimern gegeben wurde, sondern daß eine mit der Milch beschickte Trommel sich auf ihrer Achse in großer Schnelligkeit drehte und dann im Innern der Trommel die Scheidung in Rahm und Mager¬ Im folgenden Jahre verbesserte Lefeldt die milch vor sich ging. *) Gute Kuhmilch

besitzt nachstehende

Wasser. ....

festgesetzten Punkt ver¬ sich über den

Butterfett

Ausführung der Milch-Controle

Käsestoff.

Eiweiß. ....

er¬

folgt seit 1877 durch zwei von dem Leiter der Marktpolizei abge¬ ordnete Commissionen, deren jede aus einen: Polizcilieutenant und zwei Schutzleuten besteht. An jedem Morgen erhalten die beiden Polizeioffiziere eine schriftliche Anweisung, in welchem Stadtbezirk

Milchzucker

Aschenbestandtheile. 1

.

mittlere Zusammensetzung: 87,25 3,50 3,50 0,40 4,60 0,75

Liter normaler Kuhmilch wiegt 1029—1039 Gr.

28 Abrahmungsvor¬ verknüpft war. Zeitersparniß bedeutende richtung, womit auch eine in Erfindungen die sich mehrten an Momente Von diesem Betreff der Milch-Centrifugen, indem im Jahre 1879 ein Schwede, de Laval, eine Entrahmungsmaschine, den schwedischen Sepa¬ rator, construirte, welche nicht, wie die Lefeldt'schen, intermittirirend d. h. nach jedesmaliger Entrahmung eines bestimmten Milchquan¬ tums zum Anhalten gebracht werden mußte, sondern continuirlich arbeitete, d. h. fortwährend die zuströmende Vollmilch in Rahm und Magermilch trennte und beide Produkte an getrennten Stellen Maschine

wesentlich

durch

eine

zweckmäßigere

ablaufen ließ.

in die Oeffentlichkeit getreten

nachdem der Separator

Bald, war, hatte der bekannte Erbauer der Zucker-Centrifuge, Fes ca in Berlin, ein neues System construirt, welches sich bald in ver¬ schiedenen Wirthschaften Eingang verschaffte. Unterdessen war aber auch Leseldt nicht müßig gewesen, sondern hatte an seiner Centrifuge derartige Verbesserungen angebracht, daß dieselbe ebenfalls wie

der Separator einen continuirlichen Betrieb gestattete. Zu Ende des Jahres 1880 hörte man weiter von einer neuen Centrifuge, welche von einem Holsteiner, Namens Petersen, construirt war und von diesem den Namen „Schälmaschine" erhielt und endlich wurde im Jahre 1881 in Dänemark von zwei neuen Konstrukteuren eine andere Schälmaschine, der

Patent-Separator,

in die milchwirthschaftliche Praxis eingeführt. Es existiren demnach zur Zeit im Wesentlichen fünf verschiedene Centrifugalsystcme, nämlich: 1. de

in zwei Sendungen nicht weniger als 25,000 Liter Milch in Empfang genommen, welche per Bahn hier eintreffen. Zum Transport der Milch werden in der Meierei halle

werden

angefertigte Kannen aus Weißblech benutzt, die auf sinnreiche Weise luft- und wasserdicht verschlossen sind, in eigens construirten Waggons hier anlangen und sofort auf eigenen Wagen — (auf der Illustration S. 29 ist ein solcher Wagen abgebildet) — von den Bahnhöfen in die Meierei gebracht werden. Ein Theil der Milch wird als solche verkauft, ein anderer Theil gelangt durch einen Fahrstuhl in ein oberes Stockwerk, wo große Sammelbassins zur Aufnahme dienen. Aus den Bassins zu 4000 Liter wird die Milch durch Rohre in mit Dampf betriebene CentrifugenMaschinen, welche eine rasche Entsahnung vornehmen, geleitet und durch dieselben beinahe momentan in süße Sahne und Mager¬ milch geschieden. Aus ersterer wird, soweit sie nicht als solche verkauft wird, in großen Butterfässern, die ebenfalls mit Dampf selbst

Inhalt

betrieben werden,

Steinigung der Kannen und der anderen Gefäße, welche sämmtlich aus verzinntem Blech bestehen, statt. Der Boden in sämmtlichen Räumlichkeiten ist asphaltirt und durch Zuflüffe von warnicm und kaltem Waffer ist eine dauernde Spülung und Reinigung des¬ selben ermöglicht. In einem eigenen, unter der Leitung eines akademisch gebildeten Chemikers stehenden Labo¬

Laval's Separator,

Fesca's Milchcentrifuge, Lefeldt's, Petersen's Milchschälmaschine, Nielsen und Petersen's Patent-Separator. der „Mi Ichcentrifugen" werden Mehrzahl Die des nächsten Hygiene-Ausstellung auf der

Jahres in Thätigkeit sehen, darunter auch den „Ab¬ rahmschleuder" von G. Finkgräfe in Leipzig, „mit Trittwerk," deffen Aufführung ich in dem eben erwähn¬ ten Verzeichniß vermisse.

Die erste praktische Einführung der Milchcen¬ trifuge in Berlin geschah durch C. Bolle in seinem zwischen dem

Lützowuferund

errichteten Etabliffement, das er

der

Zu „Milchversorgung". dem Aufsatz:

Im Wagen befindliches Milchgefäß, aus welchem die Milch durch den Hahn abgelasien wird.

nannte.

Den Milchverkauf dieses Instituts aus den Straßen Berlins stellt unsere Illustration Seite 25 vor. „Der Alte mit dem Jungen" zieht seine „Milchsttaße". Beide tragen die goldbordirten Mützen der Bolle-Kompagnie, ferner eine blaue Blouse und der Junge noch Die allerhübschesten Mädel Berlins und eine große Kuhglocke. junge und alte Frauen umstehen das Gefährt und kaufen „ganze Milch aus rothem Hahn" im Liter mit 18 Pf., „entsahnte Milch" im Liter mit 8 Pf.; Buttermilch im Liter mit 10 Pf. und „Sahne" das Liter mit 80 Pf. Ein Conkurrenzinstitut „die neue Central - Molkerei" besteht in der Belsorterstraße. Dieselbe hat ähnliche Wagen, die nur „milchfarben" gestrichen, während die Bolleschen Wagen Auch trägt der „Belforter Milchmann" weiß lackirt sind. sammt seinen Jungen eine nach vorn fallende Mütze, wie sie die Studenten gewöhnlich tragen, die man berlinisch „Sternkieker" nennt.

Die Einrichtungen der beiden Molkereien, von denen die B o l l e'sche die ältere und die bei weitem umfangreichere ist, sind im wesent¬ lichen dieselben. Machen wir darum dieser Molkerei sowie dem in der nächsten Nähe gelegenen Depothofe in der verlängerten Keithstraße (in der Nähe der Kurfürstenstraße) unseren Besuch. Ich folge hierin einem Berichte, den die Berl. Börsen -Ztg. brachte. Die Einrichtungen sind sinnreich und praktisch und zeugen für eine sorgfältige und rationelle Leitung.

ratorium wird die eingelieferte Milch einer eingehenden Untersuchung auf Reinheit und Fettgehalt unterworfen. Auf einem in der Nähe der Meierei, in der Kleist¬ straße gelegenen Grundstück befinden

Stallungen

sich die

großen

des Etablissements, welche mehr als

70 Pferde beherbergen.

60 Wagen besorgen die Aus¬

fuhr der Milch in der bekannten Weise, 10 Wagen das

Wiechmannstraße

„Provinzial- Meierei

Butter erzeugt.

800 bis 900 Pfund Butter werden auf diese Weise täglich hergestellt und in Stücken von '/, Pfund meist zum Preise von 1,40 verkauft. Eine Knetmaschine besorgt das Durchkneten der Butter und das vollständige Entfernen der Buttermilch. In einer großen Käserei wird aus der am Tage zurückgebliebenen Milch Käse bereitet. In einem großen Spülraum, in welchem durch Rohrleitungen für Zufluß von Dampf, kaltem und warmem Wasser gesorgt ist, findet die gründliche

2. 3. 4. 5.

wir

täglich

In einer großen Empfangs-

Abholen derselben von den Bahnhöfen. In einer eigenen Klempnerei und Schlofferei werden Kannen und Gefäße hergestellt. Stcllmacherei, Tischlerei, Schmiede und Sattlerei sorgen für die nöthigen Reparaturen an Wagen und Ge¬ schirren. Gegenwättig sind in den verschiedenen Theilen des Be¬ triebes circa 200 Personen beschäftigt. Unsere Illustration Seite 29 zeigt unsern Lesern einen Theil der Einrichtungen dieses Depots. Auch ein geöffneter Milch¬ wagen ist sichtbar, in welchen nebeneinander die verschiedenen Milchgefäße (siehe Jllusttation 28) gestellt werden, welche mit

Vollmilch oder entsühnter Milch gefüllt sind. Bei den geschloffenen Wagen sind alsdann nur die „Hähne" dieser Behälter von außen sichtbar. Bekanntlich hatte sich beim ersten Auftreten der durch Centrifugen entrahmten Milch eine heftige Agitation seitens der Milch¬ händler erhoben, die nur zu natürlich war, weil die neuen Ein¬ richtungen den bisherigen Milchhändlern den Erwerb ganz wesentlich schmälerten. Die Milchhändler Berlins sollten zu kleinen Genoffenschaften zusammentreten, sich gleichfalls

Milch centri fugen

an¬

schaffen, und dies so bald als möglich, dann würden sie das D. verloren gegangene Terrain bald wieder erobern.

Waren daher nach einem einheitlichen Gedanken gebaut, zeigen sogar eine gemeinsame Spurweite, das ist, Entfernung der parallelen

Geschichte der Spurbahnrn. Die ersten Transportmittel, deren der Mensch Waren unstreitig Saumthiere.

Als

sich

bediente,

die Lasten größer, und die Wege

bei dem zunehmenden Verkehr länger wurden, lud man die Lasten auf Schleifen und Walzen. Wann der Uebergang von Walzen,

in ihrer rohesten Form aus unbehauenen Baumstämmen bestehend, zu Karren mit Rädern stattgefunden hat, läßt sich nicht feststellen, aber thatsächlich ist, daß schon 2000 Jahre vor Christi Geburt den alten Aegyptern Räderfuhrwerke bekannt waren. Wenn die ersten Wagen auch sehr roh und ohne Rücksicht aus Krastgewinn konstruirt waren, wie jetzt noch die Fuhrwerke der italienischen Bauern, so fand man doch bald, daß eine weitere Erleichterung des Transports nicht allein von der Verbesserung des Wagens, sondern von einer soliden Ausführung des Weges abhängt. Scho» die alten Aeghter verwendeten daher beim Baue der Pyramiden

Steinbahnen, die oft meilenweit sich ausdehnten. In den großen Ruinenstädten Balbeck und Palengra hat man solche Radbahnen entdeckt und in Chrene in Afrika hat man dieselben meilenweit in das Land verfolgt und Communicationsals mittel nun verfallener, einst prächtiger Wüsten¬ städte erkannt.

Wir

in Folge Aegyptern die

müssen

dessen den

Erfindung

bahnen

der

Spur-

zuschreiben und

die Baumeister der Pyra¬ miden für die Lehrer der Griechen halten. Daß die

Spurbahnen kannten, steht durch die Griechen

Rinnen von 1,625 m. Auch die Römer scheinen in den ältesten Zeiten schon Spur¬ bahnen besessen zu haben, aber diese wurden verdrängt durch die prächtigen Heerstraßen, die, wie die via Appia, in größerer Breite geebnet werden mußten, um den Heereskolonnen Platz zu bieten. Mit dem Uebergange der Weltherrschaft vom Süden zum Norden verfielen die alten Kunststraßen, und auch die Kenntniß der alten Grundsätze kam vollständig abhanden. Lange Jahrhun¬ derte begnügte man sich jetzt mit den unvollkommensten Straßen, und zum ersten Male zeigen sich wieder Spurbahnen in den Berg¬ baudistrikten Deutschlands gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Die ersten Angaben hierüber finden wir in: „Oes weitbsrümpten (hochgelerten) dorren Georgii Agricole (Philosophen) stallartzet und Bürgermeister (der Churfürstlichen statt Kempnitz) eigentliche und gruudtliche beschreibung des Bergwercks und alles so dem selbigen anhängig." Diese im Jahre 1557 zu Basel gedruckte Chronik beschreibt vierrädrigen den uns Karren, „Hund" genannt, dessen Räder auf Längs¬ balken laufen, und der durch einen „Leitnagel" in der

Spur gehalten wird.

In

derselben Chronik finden wir auch eine Er¬ klärung für den eigenthüm¬ lichen Namen „Hund."

„Disen hundt füret sein dräcker der dessen hindere teill in den henden hallt (und vorausz

hin stösset) mitt denen dingen so ausz der erden den Ausgangspunkten der gehauen) beladen (herausz dieweil er aber) Tempel, den Göttern ge¬ so man ihn bewegt (ein Im üoUr'schcn Klitchdrpot in der üeithjlrake. weiht, verbanden die hei¬ Origmalzeichnung von Höppner. Seite E. (S. thon 28.) ligen Straßen eine Reihe gibet) dasz ettliche dunckt er habe ein thon von Stationen, den My¬ (dem beiden der bunden nicht ungleich) habendt sie ihn hundt sterien befreundeter Gottheiten und dem Andenken der Heroen genandt. gewidmet, die im Dienste der Götter gewirkt und gelitten. Auf Diese „Hunde" wurden zum Herausschaffen des Erzes aus den zogen die Prozessionen, glitten dahin, mit diesen Straßen Wagen, Stellen benutzt, wo es besonders auf einen leichten Gang die heiligen engen geschmückt, Kränzen behängen, mit Laubwerk von des ankam, um dem in gebückter Stellung schiebenden begleitet Wagens umschlossen haltend, die Geheimnisse des Gottes wohl Arbeit Manne die zu erleichtern. Daß trotzdem die Arbeit sehr jungfräulichen Priestcrinnen. In diesen Straßen, anfangs dem Dienste der Gottheit ge¬ beschwerlich war, zeigt sich in dem noch heute gebräuchlichen Sprichweiht, später auch profanen Zwecken dienend und regen Handel worte „aus den Hund kommen." Daß gerade in Deutschland die Holzbahnen zuerst ausgeführt fördernd, finden wir die ersten Anklänge eines Prinzips, das später hat seinen Grund in der damaligen hohen Blüthe des sollte, wurden, Bande umschlingen Nationen und Welttheile durch eherne deutschen Bergbaues. Gleichzeitig waren in England der Niederdes Prinzips der Spurbahn. Bei dem holperigen, felsigen Boden der griechischen Gaue laffung von Ausländern große Schwierigkeiten geboten, und so kann es uns nicht Wundern, wenn erst im Anfange des 17. Jahr¬ mußte der Gedanke nahe liegen, nicht die ganze Breite der Straße hunderts die Spurbahnen in England eingeführt wurden, um dann zu ebenen, sondern zwei parallele gemeißelte Rinnen herzustellen, in noch etwa 2 Jahrhunderten mit gäüzlich verändertem. Gesichte zu denen die Räder des Fuhrwerks laufen konnten. An bestimmten Stellen uns zurückzukehren und als etwas gänzlich neues angestaunt zu legte man Ausweichungen an, denn es war in der That kein ge¬ werden. Auch hier haben wir ein neues Beispiel dafür, wie eine ringerer Beweis sanftmüthiger Nachgiebigkeit, wenn Jemand, um alte deutsche Erfindung erst von dem über viele Mittel ver¬ den Begegnenden ruhig im Geleise zu lassen, den eigenen Wagen fügenden Engländer ausgebeutet wurde und sich bei uns einbürgert, mühsam auf den rauhen Felsbodcn zu heben sich bereit zeigte. So und nur so erklären sich Geschichten, wie die vom Ende sobald der Nimbus des Ausländischen damit verknüpft war. Die ersten Holzgestänge in England, die einer alten englischen des Laios, während sich doch auf einem breit gepflasterten Fahr¬ Chronik zufolge um das Jahr 1640 in Sewcastlc-upon-tyne ge¬ damme kein Streit auf Leben und Tod wegen des Auswcichens legt wurden, führten den Namen „railroads“ von dem Worte rail zu entspinnen pflegt. zu deutsch Riegel, womit man die hölzernen Längsspurbalken beDiese Straßen entstanden durch den Einfluß der Priesterschast und scharfsinnigen Forschungen

vonCurtius

fest. Zwischen

30 Man behauptet, die Eisenbahnen sind „Wir sind nicht so reich, wie die zu kostbar. Deutschland noch in Engländer und können ihnen solche theueren Anlagen nicht nach¬ machen." Auch hielt man die Konstruktion der Eisenbahnen für die gemeinen Arbeiter zu künstlich und mit zu großem Aufwand an Mühe und Aufmerksamkeit verknüpft. Längere Bahnstrecken Vornahme von Versuchen.

Daß diese Riegelwege wirklich unter dem Einflüsse der schon 100 Jahre älteren deutschen Erfindung entstanden sind, läßt sich schwer historisch beweisen, und nehmen die englischen Autoren die intellektuelle Urheberschaft für ihre Nation vollständig in An¬ Aber den Thatsachen gegenüber, daß Heinrich VI. im spruch. Jahre 1452 aus Böhmen, Ungarn, Meißen und Oestreich 30 ge¬ übte Bergleute in das Land berief, daß ferner Englands jung¬ fräuliche Herrscherin, Elisabeth, Bergleute in das Land zog, sind wir genöthigt anzunehmen, daß diese Männer auch den in ihrer Hcimath üblichen Betrieb der Bergwerke den Engländern lehrten. Gar bald zeigten sich die hölzernen Balken, auf denen die zeichnete.

hielt man für unausführbar, da sie zu sehr der Beschädigung Muthwillen und Bosheit ausgesetzt seien." Unterdessen wurde in England ununterbrochen an der Ver¬ Daß der rechteckige besserung der Schienen weiter gearbeitet. Querschnitt derselben nicht günstig war, erkannte man schon ftühe, durch

indem man den gußeisernen Schienen den Regeln der Festigkeits¬ lehre entsprechende Formen gab, aber bei der mangelhaften Eisen¬ technik war das bei den schmiedeeisernen Schienen nicht so leicht möglich. Der Vorgang, Kupfer in Blechsorm zu bringen, dadurch, daß man

Wagenräder liefen, für einen starken Verkehr zu sehr der Ab¬ nutzung unterworfen, und nagelte man auf die obere Lauffläche der Balken ein Eisenband. Auch diese erste Verbesserung des alten Holzgestänges ist eine deutsche Erfindung. Das Ettcnhordische „Perkwerchbuch" vom Jahre 1556, bezugnehmend auf den Falkenstein zu Schwatz in Tyrol, wo der Allmächtige die Gnade verliehn, daß an ihm und den um¬ liegenden Ortschaften ansehnliche Bergwerke erbaut und erfunden, enthält schon die Beschreibung und Abbildungen der sogen. „Reib¬ eisen," ungefähr eine Klafter lang und etwas mehr, als einen Finger breit geschmiedet, welche in den Reiben oder Krümmungen des Rollens auf dem Gestänge niedergenagelt wurden,

Walzen streckt, ist schon 1774 von Johnson in seinen Reiseberichten angegeben. John Birkinshan war es nun, der dieses Prinzip zur Herstellung von Schienen benutzte und im Jahre 1820 die ersten gewalzten Schienen herstellte, die aus einem flachen es zwischen

Kopfe mit rechteckigem Steg bestanden und durch gußeiserne Schie¬ nenstühle auf Querschwellen oder Stcinwürfeln befestigt wurden. Diese Schienen wurden in einer Länge von 15 Fuß in den Bedlingtoneisenwerken gewalzt, und Robert Stephenson, der Vater des berühmten Erfinders der Lokomotive, war so großherzig, trotzdem

daß diese

desto länger bleiben und nicht von Stund an mit der Truhen*) ausgenützt werden. Wenn wir hieraus sehen, daß das Beschlagen der Holz¬ schienen mit Eisen in Deutschland schon vor dem Jahre 1550 all¬

er selbst Patente auf verbesserte Gußeisenschienen hatte, dieses neue

System auf der Liverpool-Manchesterbahn anzuwenden. Mit Bezug auf die englischen Verhältnisse schreibt Treotgold 1825 noch: „Bis jetzt sind Eisenbahnen mit Erfolg nur zum Transporte von schweren Grubenprodukten und auf kurze Ent¬ fernungen angewendet, wo ungeheure Mengen zu transportircn sind. In den wenigen Fällen, wo sie für allgemeine Handels¬

gemein bekannt war, so liegt die Frage nahe, warum die Deutschen nicht den kleinen Schritt weiter machten und ganz eiserne Schienen ausführten. Daß die Engländer dieses Verdienst sich erworben haben,

wenn man den Eisenrcichthum Englands be¬ während den holzreichen deutschen Bergen Eisen lange in denkt, Artikel kostbarer blieb. ein Da finden wir in England im Jahre 1767 die ersten eisernen Schienen, die einem Zufalle ihre Entstehung verdanken. Durch das Sinken der Eisenpreise nämlich fanden die Hüttenwerke der Grafschaft Shropshire für ihre Produktion keinen Absatz, und machte ein großes Hüttenwerk zu Cotebrookdale den Versuch, das Rohist ganz natürlich,

eisen in Barren zu gießen und diese statt der Holzriegel auf Querschwellen zu nageln, um sie bei günstigeren Geschäftsverhältnisten wieder los zu nehmen und zu verwerthen. Hierbei zeigten sich in Bezug auf den Frachtbedarf so günstige Resultate, daß man nach Ueberstehung der Krisis nicht mehr an die Entfernung der Barren dachte, und so kam man zu eisernen Schienen. Die gu߬ eisernen Schienen gaben ihrer Sprödigkeit wegen oft zu Brüchen Veranlassung, und konstruirte im Jahre 1805 ein Herr Nipon auf der Volbottlegrube bei Newkastle zuerst schmiedeeiserne Schienen von rechteckigem Querschnitt und 2 Fuß länge. Bis zu den zwanziger Jahren waren die eisernen Schienen¬ wege in England zwar schon vielfach angewendet, aber nur zu Lokalzwecken und zur Güterbeförderung. Jedoch klingen schon da¬ mals aus dem Chaos der Meinungen einige aufgeklärte Stimmen heraus, wie die des I)r. Thomas Aoung, der seine Encyklopädie mit den Worten schließt: „Es ist möglich, daß mit Eisen ge¬ pflasterte Straßen später zum Zwecke von Eilreisen verwendet werden, da der Widerstand dort, mit Ausnahme von dem der Luft, sehr gering ist, und solche Straßen eine unbegrenzte Steigerung

der Geschwindigkeit zulassen würden." Dagegen betrachtet die große Menge, besonders in Deutsch¬ land, die Schienenwege noch sehr feindlich, und die Regierungen

verweigerten hervorragenden Ingenieuren, tvie Ritter von Baader in Baiern, die Mittel zum Erbauen von Probestrecken und zur *) Truhe gleich Hund.

niemals den Erwartungen ihrer Unternehmer entsprochen." Grade so ungünstig lagen bis zum Jahre 1829 die Verhältnisse in dem übrigen Europa. Bis zu diesem Jahre wurde nur eine einzige Bahnstrecke theilweise eröffnet, nämlich die Bahn Budweis-Linz-Gmundcn, die den Transport von etwa 600,000 Centner Salz jährlich von Gmunden nach der Donau und nach Böhmen vermitteln sollte. interessen

!

!

projektirt waren, haben

sie

Diese Mißerfolge sind meistens auf Schienenbrüche zurückzu¬ führen, und gebührt somit John Birkinshan das große Verdienst, zuerst den Oberbau der Eisenbahn genügend glatt und betriebs¬ sicher hergestellt zu haben, um dem Handelsverkehre genügen zu können. Zwar sind die weiteren Entwicklungen des Oberbaues vom Jahre 1829 bis zu den komplizirten, durch wachsende Holzarmuth entstandenen, ganz eisernen Oberbausystemen der Gegenwart noch sehr bedeutend, und verdanken wir Theoretikern, wie Bood, Tredgold in England und v. Gerstner in Oesterreich, nicht zum kleinsten Theil die heutige kulturgestaltende Bedeutung der Eisenbahnen. Jedoch tritt mit dem Jahre 1829 die Geschichte der Spurbahncn in ein Stadium, wo sie dem Techniker durchaus bekannt ist und den Nichttechniker durch Eonstructionsdetails zu sehr ermüden würde,

und glaube ich

mit

diesem

Jahre meine Untersuchung

schließen zu

müssen.

Somit sind denn die Eisen st rahen, deren erste Spuren wir in dem Sande der afrikanischen Wüste, durch 4 Jahrtausende ver¬ weht, auffanden; an die wir später bei dem Studium der grie¬

Mysterien durch leise Anklänge erinnert wurden; die dann durch lange Jahrhunderte in Vergessenheit geriethcn, bis sich uns um das Jahr 1500 in den dunklen Stollen der deutschen Berg¬ werke ein flüchtiges Licht zeigt, das den betriebsamen deutschen Bergmann als Erfinder der heutigen Eisenbahn erkennen läßt, und die zwei Jahrhunderte später der Engländer aus den dunklen Stollen an das Tageslicht zog und auf dem platten Lande vcrchischen

31 wendete; diese Eisenstraßen finden wir endlich fertig, um Länder und Völker zu verbinden und in die entferntesten Gegenden die

Cultur zu tragen. Wie in den ältesten Zeiten durch die Vervollkommnung des

[

Weges kein

ohne gleichzeitige Verbesserung des plumpen Fahrzeuges

Vortheil in Bezug auf die Leichtigkeit des Transportes mehr wir um das Jahr 1829 die

geschaffen werden konnte, so finden

Spurbahnen schon soweit vervollkommnet, daß jetzt ein zweiter Faktor hinzutreten mußte, um sie zu dem kulturbildenden Element zu machen, das sie wirklich geworden sind. Die Bahnen waren geebnet, aber die Schwingen, mit denen sie den Wagen davontrugen, erreichten nicht den hohen Flug, den man erwartet hatte. Erst belebt durch die Kraft des Dampfes, führten sie die Menschheit in das eherne Zeitalter, dessen Sinnbild

!

j

der kleinen Universitätsstadt bald über ganz Deutschland, und sein Ruf als geistreicher Räthsel- und Charadendichter war schon fest

begründet, als er 1807 dem Rufe nach Berlin folgte. Seine Räthsel wurden in kleinen Taschenbüchern und Musenalmanachen gedruckt, so in dem „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen, Leip¬ zig 1823," in dem „Wendt'schen Musenalmanach" für 1830 rc. re., daß es als ein verdienstliches Werk der Besser'schen Buchhandlung gelten kann, diese zerstreuten Publikationen in dem oben erwähnten Werkchen gesammelt zu

kurz

in verschollenen Büchern,

haben.

Ich bringe nun im

reichen und mächtigen

;

-

Nation."

Diese Worte sprach List vor 50 Jahren, und soweit sein Seherauge auch in die Zukunft blickte, eine so schnelle Verwirklichung seiner Voraussagungen hätte er Wohl nicht erwartet. Aber wir, die wir durch die Eisenbahnen einig und mächtig geworden sind, wir Deutschen wollen bei aller Anerkennung der Verdienste der Engländer, uns nicht in falscher Bescheidenheit den uns ge¬

Nachstehenden

macher'schen Räthsel und werde diesen noch eine weitere

einzelne dieser Schleier¬

in einer der nächsten Nummern

Anzahl folgen lassen:

Mein Erstes ist ja nicht die Sonne, Mein Zweites ist die Wahrheit nicht. Drum geb' ich oft nur trügerische Wonne

die Lokomotive ist.

Was wir Deutschen den Eisenbahnen verdanken, könnte wohl nicht schöner ausgesprochen werden, als durch die prophetischen Worte unseres großen Friedrich List: „Das Eisenbahnsystem und der deutsche Zollverein sind Eines Geistes und Eines Sinnes, sie unterstützen sich wechselseitig und streben nach einem und demselben großen Ziele, nach Vereinigung der deutschen Stämme zu einer großen und gebildeten, zu einer-

so

Und stets ein ungewisses Licht. (mpPjquoW)

Im Ersten ruht das Herz, im Zweiten suchst du Seele, Das Ganze klagt nicht drob, daß Leib und Fuß ihm fehle. Das Erste glüht' die Sonne, so ward es mild und zart, Das Zweite glüht' im Feuer und wurde spröd' und hart; Das Ganze faßt, was neue Gluth Ergießt in Euer Blut. (gciBinagg)

Blumen geraubt ist die Erst', oft stützt auch Blumen die Zweite; Sieh' wie am Weihnachtsbaum still sich das Ganze verzehrt.

bührenden Ruhmesantheil an dieser Titanenarbeit nehmen lassen.

O.

Petri.

Meine letzten

zwei, ihr Herrn,

Möchten auch die Erste werden. Drum begleiten sie sie gerne

Mit gar

Schlkiermachcrs Nächst! und Charaden.

In

I

einer der letzten Nummern des vorigen Jahrgangs theilten wir das bekannte Räthsel mit, deffen Auflösung „Mein — Eid" und „Meineid" lautete, und als dessen Verfasser Schleier¬ macher genannt wurde. Durch einen Freund unseres Blattes

wurden wir auf ein im Verlage von

Wilh. Hertz

(Beffer'schc

Buchhandlung) erschienenes Büchelchen*) aufmerksam gemacht, das § die sämmtlichen Schleiermacher'schen Räthsel enthält und aus welchem f wir noch einzelne intcreffante Räthsel sammt den Auflösungen hier mittheilen. Zunächst etwas Allgemeines über diese Räthsel. Seit der ersten Aufführung von Schillers Turandot am : 30. Januar 1802 hatte in den Weimar'schen Kreisen das Jntereffe an Räthseln sich ungemein gesteigert, und diese von Weimar aus¬ gehende Anregung belebte bald die anspruchsvolle Geselligkeit der Geistreichen aller Orten. s

Daß Friedrich Schleiermacher in dem nahegelegenen wo er seit 1805 lehrte, den dortigen geselligen Verkehr durch geistreiche Verwerthung der „Mode" gewordenen Räthsel anmuthig zu würzen bemüht !var, ist nach Art seines Wesens leicht zu begreifen. Derartige geistreiche dialektische Spiele waren im

Halle,

Ernst und Scherz stets seine Liebhaberei, vielleicht seine Lebcnsklugheit und später im Drange der theologischen Meinungen sogar seine Rettung. Schlciermachers Räthsel-Improvisationen verbreiteten sich aus

r s

:

Sinnt, der Red.: Der genaue Titel dcö sehr empfchlenswerthen Merkchens lautet: „Schlciermachers Räthsel und Charaden." Zweite vermehrte Auflage. Berlin 1875. Verlag von Wilhelm Hertz (Beffer'schc

t;. Buchhandlung.)

zierlichen Geberden,

Ganze worden; — Schlimm sieht's um die Erste aus! Denn aus jener beiden Orden Treibt mau scherzend sie hinaus. Sind

sie so das

(uajßunljmnft)

*

Wie Freundschaft gern die Erste reicht beim Scheiden, Und Frauenknecht entzückt aus Deiner Zweiten trinket: So wirft empörter Zorn dem Feind das Ganze hin. Doch mir, o Freundin, hegst Du milden Sinn, Und wirst des Ganzen willig Dich entkleiden. Daß froh mein Mund auf Deine Erste sinket. tzhntzjquoH)

Sin junge Damen. Ocffcntlich macht ihr das Eine Oeffentlich tragt ihr das Zweite, Und das Ganze giebt Keine — Oeffentlich — als nur die Bräute. (-quvqjchnmiI)

Die Erst« wird gepreßt, die

Zweite wird

gerollt,

Macht wer das Ganze ledig, und nicht die Flaschen voll, So weiß ich, was ich denken soll. Mit lustigen Gesellen hat er zuviel getollt. otzvjupW)

Wohl dem Jüngling, deffen Erste so sein Zweites ist. Daß er auch des reichsten Ganzen gern dabei vergißt, Doch die Jungfrau, kommt als Erste sie zu ihrer Zweiten, Lasse doch vom Ganzen zierlich sich dorthin begleiten.

32 Zum Ersten fügt „Schau wem!" ein altes Sprichwort zu; In vielen Städten steht die Zweite Jedem offen: Vom Ganzen ruf' ich auch „Schau wem vu's giebst!" Dir zu. Willst Du nach ineinem Wunsch ein frohes Leben hoffen. 0-u>amuL)

Das Erste sollst Du sein, das Zweite bist Du gewesen Und durch des Ganzen Macht von aller Noth genesen.

!

hatte in Hoermann und Friedrich Hohe sehr tüch¬ tige Kräfte. Der eigentliche Aufschwung der Jagdmalerei datirt jedoch erst aus neuerer Zeit und beginnt zu Düsseldorf mit Lud¬ wig Beckmann und 6 . F. Deiker; in München mit L. Voltz, KarlOckert, Schleich, Max Haid er und Bernhard Röhlich; in Wien mit Fr. Gauermann und A. Straßgschwandter; in Dresden mit Guido Hammer und Pansen; in Berlin mit H. Freese, Oskar Begas, Eduard Ockel; in Hamburg mit dagegen

gewiß in vielen Dingen, Tode sind wir's nimmermehr. Die sind's, die wir zu Grabe bringen,

Wir sind's

Im

Und eben diese sind's nicht mehr. Denn, weil wir leben, sind wir's eben Von Geist und Angesicht; Und weil wir leben, sind wir's eben Zur Zeit noch nicht.

_

Eugen Krüger; in Stuttgart mit Friedrich Specht; in Dessau mit Georg Höhn und in Zürich mit Karl Bodmer.

Cuwiqpjaajg)

Diesen Namen hat sich heute noch eine ganze Phalanx Hirsch-, Gems- und waidgercchter Jagdmaler angeschlossen, die Alle auszuführen hier zu weit führen würde. Das von uns reproducirte Bild stammt von Friedrich Specht her, der in Stuttgart lebt. Dieses prächtige Wasservogel-Bild wird allen unseren Lesern gefallen. Wir sehen im Geiste den Maler, die hohen Krempstiefcl mit Moorwasser gefüllt, mit dem schncllfeueriidcn Rückwärtslader in der einen Hand und mit dem Skizzenbuch in der andern, bis zur Patrontasche im Morast durchs Sumpfland Vordringen. Bald steht im Zickzack die Bekassine vor ihm auf, bald umschwärmen ihn ganze Schaaren von

Himmlische Tugend, Scheußlicher Mord, Fehler im Kartenspiel — Alles ein Wort.

Mein Erstes ist nicht wenig. Mein Zweites ist nicht schwer, Mein Ganzes läßt Dich hoffen. Doch hoffe nicht zu sehr. (ifrlJUJIft)

Nimm mir ein Nu, So bleib ich ein Nu. (•JUJU10 UE

Seine Jagd-Freunde waren Professor ganze Welt verbreitet. O. F. Gruppe und der preußische Hosjagdjunkcr von Marburg in Berlin, einst Herausgeber des berühmten „Magazin im Gebiete der Jägerei". Aus der Düsseldorfer Schule ging nur ein Jagdmaler hervor, Friedrich Happel, der leider sehr ftühzeitig starb. München

Möven und Kiebitzen; dann wieder streicht das Wasserhuhn schwer und niedrig übers abgeschnittene Gras. Im langen, nicht enden¬ wollenden Zuge ziehen aus dem Hintergründe Wildenten heran, mit schwerem Flügelschlage fallen die ersten schon ein auf dem glatten Seespiegel, während die Reiher am Ufer ihnen philosophisch

— siumnuoW)

Gieb mir die Erste, ich geb' Dir die Zweite Und lasse das Ganze für höfliche Leute. .u.vi. 7 o.

der Schaffner rief den Namen der Station, wir waren am Ziel. — Wie mir das Herz schlug! — Der Onkel fragte, ob Jemand für uns da sei, und da er eine

Der Zug

hielt,

verneinende Antwort erhielt, nahm er einen Wagen und fuhr mit inir in das dem Hause der Frau v. Erlenroth zuilüchst liegende Gasthaus. Wir fuhren durch das ganze kleine Städtchen, das einen überaus gemüthlichen Eindruck machte, niedliche Häuser mit sauber gepflegten Gärten vor der Thür wechselten mit eleganten Villen ab; es war 4 Uhr Nachmittag und recht warm, alle Bewohner des kleinen Ortes schienen zu schlummern, alle Vorhänge waren geschlossen, die grünen Ja¬ lousien heruntergelassen und keine Seele war auf der Straße zu sehen. Wir hielten vor dein Gasthaus, der Wirth, Ober¬ kellner, Hausknecht, ich glaube auch Dienstmädchen, Alles in

einer Person, empfing uns mit der, den Schlesiern eigen¬ thümlichen Zuvorkommenheit, geleitete uns auf ein Zimmer, besorgte uns Waschwasser, servirte uns nachher vor dein Hause unter einer grünen Linde Kaffee und zeigte uns dann den Weg zur Besitzung der Frau v. Erlenroth.

In Mitten

eines schattigen,

in englischem

Geschmack ange¬

legten Gartens liegt die Villa, Hochparterre und Giebelzimmer

mit

kleinen eisernen Balkons an allen vier Seiten, während vom Hoch¬ parterre eine Veranda mit breiter Freitreppe nach dem Garten zu von der Straßenseite sichtbar ist, dagegen nach der Hofseite ein Hinter kleines Gewächshaus dicht an die Zimmer schließt. Verbindung sind Parkan¬ demselben in dem Garten und mit lagen mit Schwanenteich, kleinen Pavillons aus Baumrinde und weißen Brücken, dahinter große Kartoffel- und Weizen¬

felder. — Auch in

Villa

Alles zu schlafen, nachdem wir drei Mal geklingelt hatten, erschien ein freundlicher alter Diener, der uns sagte, er sei soeben von der Bahn gekommen, wo er mit dem Wagen der Frau Baronin das Fräulein habe abholen sollen, er habe aber Niemanden mehr gefunden. Wir wurden in ein sehr elegantes Empfangszimmer geführt wo uns ein altes Fräulein, das sich als Brigitte Herzog vorstellte, empfing und uns sagte, sie sei seit 25 Jahren im Hause der Frau Baronin und von dieser beauftragt, das Fräulein einst¬ weilen zll empfangen und auf ihr Zimmer zu geleiten, die Frau Baronin habe heftige Migräne und würde vielleicht heut gar nicht mehr aus ihrem Zimmer herauskommen. „Nun denn Alice," sagte der Onkel, „will ich ins Gasthaus dieser

schien

36 zurück, ich hätte Dich gern persönlich der Frau v- Erlcnroth über¬ geben, aber tvas ist da zu thun, gehe indessen auf Dein Zimmer, ich werde Dir Deine Sachen schicken. Sollte die gnädige Frau",

wandte er sich hierauf zu Fräulein Herzog, „doch heute noch zum Vorschein kommen, so bitte, schicken Sie mir einen Boten nach der Linde, damit ich heute noch meine Aufwartung machen kann, morgen früh 5 Uhr reise ich wieder ab!" Ohne Onkels Aufforderung ju beantworten, meinte Fräulein Brigitte: „Sagten der Herr Geheimrath nicht „Alice" zu dem Fräulein?" Als wir ihr sagten, daß dies mein Name sei, fuhr sie fort: „es

wird mir schwer, die Herrschaften mit einem großen Unglück bekannt zu machen, das uns vor acht Jahren betroffen hat, ich muß es indessen thun, damit die Herrschaften meine Bitte, Als ich die ich ihnen vortragen will, nicht falsch deuten. ungefähr 17 Jahre hier bei der Frau Baronin war, hielt ein junger bürgerlicher Arzt, der auch noch keinen Erwerb hatte, um die Hand unserer bildschönen 17 jährigen Baronesse an, die ihn, wie wir nachher hörten, schon lange liebte. Die Frau Baronin schlug natürlich den Freier ab, Fräulein Alice geberdete sich erst außer sich, dann wurde sie ruhig lind als Abends der Mond über dem Schwanenteich im Park stand, suchte sie in den Fluthen ihren Tod; sie wurde zwar durch

den

Gärtner,

den das Aufscheuchen der Schwäne stutzig ge¬

macht hatte, und der an den Teich geeilt war, herausgezogen,

aber

war wahnsinnig geworden und zwei Jahren in einer Irrenanstalt, während sich

die schöne Baronesse

starb nach

der junge Arzt ain Abend, wo das Unglück bei uns passirte, im Stadtwald des Städtcheils S. erschoß; die jungen Leute mochten es wohl verabredet haben! — Nun können die Herr¬

Frau Baronin, die das Unglück noch nicht überwunden hat, sehr erregt werden würde, wenn sie ein Fräulein Alice stets um sich hätte, der junge Baron käme schaften denken, daß die

gar nicht inehr her, er hat seine Schwester zärtlich geliebt und Strenge der Frau Baronin sehr getadelt; also bitte, Fräulein, nennen Sie sich hier nicht Alice!" Uns leuchteten zwar die Gründe der alten Haushälterin ein, aber cs tvurde inir schwer, mich von meinem Namen zu trennen, mit dem sich so schöne Kindheitserinnerungen ver¬ knüpften! — Da sagte der Onkel: „Nenne Dich nach Deiner die

Mutter „Helene" mein Kind, Du bist ja auch so getauft!" Wunsche, Ich war zufrieden und der Onkel schied mit dem kommen. ihm zu Mal ich sollte jedenfalls heute noch ein Fräulein Brigitte, wie sie hier im Hause genannt wird, führte lnich über deckenbelegte Treppen mit blankem Messing¬ geländer hinauf in mein Stübchen. Es ist das ein Giebelzimmer mit Balkon, das den Blick nach dem Park mit dem Teich hat. „Früher waren dies des jungen Barons Zimmer, berichtete Brigitte; aber seit die einzige Schwester sich dort den Tod geben wollte, mag der junge Herr die Aussicht nicht mehr leiden, er wohnt jetzt, wenn er kommt, nach der Straße zu; die anderen beiden Balkonzimmer sind Gaststuben, dazwischen die Kammern werden von den Mädchen im Winter bewohnt, im Sommer sind sie im Souterrain, wo auch die Küche ist; ich schlafe neben der Frau Baronin, seit dem Unglück leidet

Nachts oft an Beängstigungen; da muß immer Jemand zur Hand sein mit Tropfen! — Wollen Sie nicht das Zimmer sie

vom jungen Herrn mich sehen und die Fremdenzimmer? Du lieber Gott, der junge Herr benutzt seine schönen Zimmer nicht viel, er hat der Frau Baronin die Härte gegen die Schwester

noch nicht vergessen können, nun wird er aber gar nicht mehr kommen, er sagte immer, wenn die Frau Baronin eine junge

Gesellschafterin nehme, könne er nicht auf so lange ins Haus kommen, es hieße dann gleich, er interessire sich für sie, die

Frau Baronin sollte lieber eine ältere Person nehmen.

Aber

nicht so leicht in der sich so eingelebt hat wie Launen. Wer ihre Frau Baronin Gesellschaft eigentlichen Zur das heißt. ich, der weiß, was braucht sie das junge Fräulein ja auch nicht, die Frau Baronin das ist mich nichts, die gewöhnt

sich

hat so viel Freunde, und ist sie krank, dann hat sie mich; und zum Klavierspielen und zum Vorlesen muß sie Jemanden haben, das haben wir vor 25 Jahren noch nicht gekannt." — Zum Glück kamen jetzt die Leute mit meinen Sachen und gleichzeitig wurde nach Fräulein Brigitte verlangt. Mir ging Erst die schauerliche es wie ein Mühlrad im Kopse herum. — dann vom Sohne Geschichte — dann der Namenswechsel

— des Hauses gehaßt und gemieden, ehe er mich kannte! und welche Stellung sollte ich hier einnehmen, nur Klavierspielen und vorlesen, sonst eine Null! — Es war gut, daß ich dem guten Onkel mein Herz noch

ausschütten konnte und

wollte es bald thun. Ich sah mich nun erst in meinem Zimmer um. Ein reizenderes Stübchen hätte ich mir nicht träumen können, eine Thür geht nach dem Balkon, auf den auch das Fenster der Wohnstube und das der Schlafstube blickt. Auf dem Balkon, der ganz von wildem Wein um¬ rankt ist, sind Kasten mit blühenden Blumen uud reizende Gußeisenmöbel für 3 Personen. Ein Schutzdach von grau und weiß gestreifter Leinewand war jetzt aufgezogen, da meine Fenster die Morgensonne trifft. Vorhänge vor Balkonthür und Fenster sind von reizendem hellblauen Crctonne, auf ich

grauen Weinranken bunte Vögel, ebenso sind ein zierliches Sopha und 6 bequeme Polsterstühle bezogen, Teppich und Ueber Eck Tischdecke stimmen genau mit den Möbeln überein. geschnitzter schön steht ein am Fenster des Wohnzimmers offener Damenschreibtisch, dahinter ein Blumenbrett mit präch¬ tigen Blattpflanzen, am Fenster ein Nähtisch. Vor die Balkon¬

Staffelei, die mit meinen Sachen ge¬ kommen war; ein Pianino, Bücherschrank mit einer kleinen Bibliothek, hübsche Bilder und kleine Tischchen in Menge bildete die übrige Einrichtung des traulichen Gemaches, das

thür

setzte

ich meine

übrigens hoch und geräumig ist. Nebenan ist mein Schlaf¬ zimmer, Himmelbett, Toilette und Waschtisch, ebenfalls blau, — daneben eine kleine Garderobe. Ich räumte meine Sachen in die dazu bestiinmten Schränke und Kommoden und tröstete mich, daß eine Dame, die ihrer Gesellschafterin so behagliche Räume herrichten konnte, sic auch im Uebrigen nicht vernach¬ lässigen würde. Dasselbe sagte der Onkel, als ich gleich barauf zu ihm ging; er warnte mich aber auch noch vor der alten Brigitte,

die eine arge Schwätzerin zu sein scheine. Ich sagte dem Onkel „Lebe wohl" und ging

mit

weh¬

müthigem Herzen zurück zu Frau v. Erlcnroth. Die Frau Baronin schliefe jetzt und dürfe nicht geweckt werden, sagte Fräulein Brigitte; ich schlug ein Abendessen ab, das man mir besorgen wollte und ging aus mein Zimmer. — Lange saß ich noch auf dem kleinen Balkon und blickte hinaus in den Park, die Conturen der alten schönen Bäume wurden immer ungewisser, endlich stieg der helle Mond auf und goß sein Silberlicht durch die Bäume und auf das Wasser; die Birken-

stamme sahen wie Gespenster aus, der

Mond spiegelte

Gruß von Dir, niein Herzblatt, genügt, um inich glücklich

sich jetzt

gerade in der Fluth und ein einsamer Schwan zog Silberstreifen hinter sich her, dabei flüsterten die Linden und Akazien unten im Garten so seltsam, mich überkam eine unendliche Bangigkeit, ich wußte nicht nach wem, der Mond, der stille Teich hatten

zu machen.

Also heute Morgen um 6 Uhr trat ich, wie ich gestern mit Fräulein Brigitte verabredet, in das Frühstückszimmer. Um präcise ya 7 Uhr frühstückte Frau von Erlenroth täglich und ich wollte mich im Kaffeekochen unterweisen lassen,

in mir wach ge¬ rufen, deren Liebe zu heiß für diese Welt war, eine Liebe, die sie nicht von sich werfen konnte und die sie mit sich be¬ die Erinnerung an jenes schöne Mädchen

Kaum war der übernehmen sollte. letzte Tropfen des duftenden Mokka in die silberne Kanne gefiltert, da that sich die Thür auf, und meine nunmehrige Herrin trat auf die Schwelle. Ich ging ihr entgegen, küßte ihr das ich von jetzt

wollte. Ich mußte bitterlich weinen und hatte mußte die doch das junge Wesen nicht gekannt, was Mutter empfinden, wenn der Mond sein Antlitz im Wasier spiegelte! Wie lange ich so gesessen, weiß ich nicht, ich fing an zu frieren und legte mich zu Bett. Jin Wohnziinmer hatte graben

die Hand und bat

ab

Sie, mich nachsichtig aufzunehmen,

ich

wolle

mit allen Kräften danach streben, nach den Wünschen der Frau Baronin (so wird Frau von Erlenroth hier genannt)

Die i?ogr „Uoyal York" in der Uorolhernstraßr vor dem Umbau. Originalzeichnung nach einem Kupferstich aus dem Anfang der 30 er Jahre. (S. Seite 42.)

zu handeln,

ich, meiner Gewohnheit gemäß, ein Fenster offen gelassen, ge¬ Die lang¬ rade darunter im Flieder schlug eine Nachtigall.

sie möchte

gezogenen, sehnsuchtsvollen Töne stimmten mich immer weh¬ müthiger, ich barg mein Haupt in die Kissen und meinte heiße

gütig, ich solle nur mir wie eine Mutter

Thränen! —

lnir Nllr immer

sagen,

stets

Vertrauen zu ihr haben,

sein, ich solle auch im Hause die

wenn ihr

mit

sic

wolle

Stellung

den Pflichten

und Vorrechten einer solchen, ich solle sie pflegen, wie cs eine Tochter thun würde; solle aber auch mit ihr, wie eine solche. Alles theilen, was Geselligkeit und ähnliche Freuden rms bringen würden. einer Tochter einnehmen,

Eigentlich wollte ich heute mein Tagebuch an Dich senden, mein Clärchen, nun ist es aber wieder Abend geworden und ich bin nicht dazu gekommen, darum will ich Dir noch den heutigen Tag beschreiben und dann diese Blätter an Dich Es ist ein dickes Packet geworden, nun sollst Du senden. aber wieder wöchentlich meine Aufzeichnungen bekommen,

damit es Dir nicht zu viel wird, sie zu lesen; schicke mir nur bald Dein Tagebuch, cs wird mir ein Trost sein. Deine lieben Schriftzüge vor Augen zu haben und mit Dir im Geiste zu plaudern. Hast Du in Marienbad nicht Zeit zum Tagebuch, dann begnüge ich mich auch mit Briefen, und ein

cs

Mir

waren dabei Thränen in die Augen gestiegen, Frau von Erlenroth bemerkte das und sagte sehr

etwas nicht recht sei.

Frälilein Brigitte räusperte

j

sich

einige Male recht hörbar

hinter der Kaffeekanne, sie hatte wohl Angst, ihr schönes Ge¬ brüll sönne kalt werden. Wir setzten uns endlich an den Kaffcetisch, Fräulein Brigitte schenkte ein; aber als sie, wie sie es gewiß immer gethan hatte, für Frau von Erlenroth ein Wcißbrödchen mit Butter streichen wollte, reichte diese mir den Teller und sagte: „Das wird Fräulein von Werden jetzt übernehmen, damit Sic, liebe Brigitte, sich des Morgens

38 wieder ganz der Wirthschaft widmen können, ohne sich durch “ mein Frühstück stören zu lassen. Fräulein Brigitte hatte den Wink, uns allein zu lasten, verstanden, aber augenscheinlich übel genommen; sie nahm >Schlüssel, fragte die sehr geräuschvoll ihre ob es heute beim Tischbesuch bliebe und

lesen sich

„Frau Baronin",

hinaus. — Unser Frühstück war bald beendet, ich mußte dann nach dem freundlichen Diener von gestern klingeln, der „August" heißt, meinen Gartenhut, ein Buch und ein Fußbänkchen mit hin¬

aus nehmen, wir suchten ein reizendes schattiges Plätzchen auf, wo zierliche Gartenmöbel zur Ruhe einladen, und dann ließen wir uns nieder. — Im selben Augenblick zog der Gärtner einen Springbrunnen in unserer Nähe auf, und Frau von Erlenroth nahm eine feine Stickerei zur Hand und begann

(Fortsetzung folgt.)

Die königlichen Fabriken Kpandau's.

sticken.

Von Dr. Äiintjrmiillrr.

Erlenroth Ich wollte mit Vorlesen beginnen, Frau von und das Buch Hand auf ihre schlanke weiße legte jedoch — vorhin ihr ich hatte Helene," sagte: „Warten Sie noch, meinen Vornamen nennen müssen und war nun für immer

Von den königlichen Fabriken in Spandau ist die älteste A. Pie «Lewehrfaörik. Dieselbe ist im Jahre 1722 auf Veranlassung des Königs Friedrich Wilhelm I. zur Ergänzung der Gewehrfabrik in Potsdam von den Kaufleuten Splittgerber und Daun aus Berlin angelegt worden. Die Gebäude und Werkstätten wurden auf Kosten des Königs hergestellt und von diesem auch das große Arbeitszeug, wie Ambosse, Blasebälge, Feilkloben, geliefert. Die Bestimmungen des mit den Unternehmern vom Könige abgeschlossenen Vertrages sind

„Helene".

mit den Verhältnissen ver¬ traut gemacht werden; heute Mittag kommt, wie Sie schon gehört haben, Gräfin Zerner mit Tochter und Nichte, welche Letztere morgen wieder abreist; an Comtesse Hildegard werden Sie, hoffe ich, eine Freundin gewinnen, sie ist ein liebes, herziges Mädchen, die mich bis jetzt täglich besucht hat, um mir die Zeit zu kürzen- Es ist schwer für mich, hier so allein

„Sie

müssen

erst etwas hier

!

zu leben, aber ich würde mich nie entschließen, den Ort oder gar meine Besitzung zu verlassen, da die schönsten Erinnerungen sich hier an jeden Baum und Strauch knüpfen, allerdings auch

— Eine Weile bedeckte die alte Danze ihre die schwersten." Augen mit der Hand, dann führ sie fort: — „drüben im Park ruht mein Kind, die einzige Tochter, die mir Gott je ge¬ schenkt! — Mein Mann war Offizier, er brach, als wir kurze Zeit verheirathet waren, das Bein, das zwar geheilt

Arbeiten beschäftigen konnte. noch

eine

„Alle fabricierten Waffen

Außerdem pachtete mein lieber in der Nähe und fühlte

In

Mein einziger Sohn ist sich unbeschreiblich jetzt 28 Jahre alt und Assessor in Breslau, er hat vor zwei Jahren von meinem Bruder ein sehr schönes Gut hier in Schlesien geerbt und wird es künftiges Frühjahr, nachdem

er

diesen

Herbst

hier.

das Landrathsexamen

gemacht

haben wird, selbst übernehmen. — Das wäre wohl so das wichtigste von meinem Leben, was Sie, liebe Helene, interessiren

dürfte.

Morgen ist mein Geburtstag, an dem ich alljährlich ein größeres Fest zu geben pflege, hierbei werden Sie die meisten meiner Bekannten kennen lernen und in einigen Tagen machen Sie dann überall Besuche, um vollständig in nreinen Kreis eingeführt zu sei»! So, nun wollen wir noch etwas

sollen vom Staate abgenommen, Stück bar bezahlt (die Flinte mit Arbeit abgekauft werden. Die Arbeiter sollen nicht unter dem ordinären Stadtmagistrat, sondern immediate unter dem königlichen Hofgerichte stehen und bei diesem ihr Forum haben." „Das Eigenthum an dm zur Fabrik gehörenden Gebäuden verbleibt dem Könige." Unter denselben Bedingungen ging die Spandauer Gewehr¬ fabrik bald nach ihrer Gründung an die Gebrüder Schicki er, die Spandau Inhaber der Gewehrfabrik in Potsdam, über. Zeit¬ Ladestöcke und eine Bajonette, wurden nur die Gcwehrläufe, gearbeitet, während die Fertig¬ lang auch Klingen und Kürasse stellung der Gewehre in Potsdam erfolgte. Im Jahre 1777 fertigte die Fabrik jährlich 10,000 Gewehr¬ läufe, und 1783 umfaßte sie 38 Gebände mit 14 Werkstättm für Laufschmiede und 9 Schmieden für Klingen und Bajonette?) Die Gemeinde zählte damals 175 Personen, welche zum größten Theil aus Lüttich stammten und zum Katholicismus sich bekannten, weshalb sie eine eigene Kirche und einen besonderen katholischen Prediger erhielten. Die Verwaltung war bis zum Jahre 1852 zwischen dem Staate jede Lieferung von 300 6 Vs Thaler), auch andere

große Jagd glücklich

im wesentlichen folgende: „Die Entreprenneurs müssen die Gebäude in guten baulichen Wesen und Würden und das große Arbeitszeug in brauchbarem Zustande halten und das kleine Arbeitszeug liefern." „Die fremden Meister und Gesellen, welche an der Fabrik Arbeit nehmen wollen, sollen auf königliche Kosten nach Span¬ dau befördert und ihnen freie Religionsübung zugestanden

werden."

wurde, doch steif blieb, und da mein Mann den Dienst quittiren mußte, sich aber sehr für Landwirthschaft interessirte, kauften wir hier diese Besitzung, wo er in einem großen Areal Land, was damals dazu gehörte, sich mit ländlichen

Mann

haben!"

„Aus dem Leben meiner alten Freundin" von der Heimburg, hatten wir mit in den Garten genommen. Ich las, bis August uns ein kleines „Tischlcin decke dich," mit kaltem Fleisch, Weißbrod, Wein und Selterwasser vorsetzte, ich mußte wiederum ein Brödchen zurecht machen und ein Glas Limonade mischen; dann stand Frau von Erlenroth auf, stützte sich auf meinen Arm, und wir promenirten durch die Hauptwege des Gartens. Frau von Erlenroth bestellte beim Gärtner Blumen für den heutigen Mittagstisch und ich bat, sie ordnen zu dürfen. Als wir plaudernd weiter gingen, waren wir unabsichtlich in den Park getreten. Frau von Erlen¬ roth zog mich jedoch zurück, es wäre schon spät, wir dürften nicht so weit- —

wieviel Personen erwartet würden. Frau von Erlenroth nannte eine Gräfin Zerner, nebst Tochter und Nichte, ordnete noch an, daß der Hitze halber im Saal gegessen werden sollte, und Fräulein Brigitte schwebte

eifrig zu

und dann sollen Sie vor Tisch noch ein Stündchen für

;

j

*) Büsching. S. 512 und fg.

Beschreibung seiner Reise

von Berlin

nach

Ityritz.

39 und der Familie Schickler getheilt. Grund und Boden, sowie die Gebäude waren Staatseigenthum, während die Inhaber der Fabrik für die Unterhaltung der Fabrikgebäude und Wohnhäuser sorgen mußten. 1813 gerieth die Fabrik in große Gefahr, zerstört zu werden;

nur durch die besondere Thätigkeit des damaligen Buchhalters Bulsz wurde sie gerettet. Dieser war von den Gebrüdern Schickler beauftragt worden, eine namhafte Summe zu verwenden, um die Erhaltung der Fabrik zu bewerkstelligen. Er erlangte auch von dem französischen General Lebredon das Versprechen, daß die Fabrik erhalten werden solle. Trotzdem wurde die nahe an der Citadelle gelegene Polier- und Schleifmühle niedergebrannt. Auf den Rath des Generals Lebredon ging Bulsz unverweilt nach Schöneberg zu Murat und bat um Gnade für die Fabrik, indem er darauf hinwies, daß die Gebrüder Schickler laut Bürgerbriefes französische Unterthanen seien. Es erfolgte nun wirklich der Befehl,

mit dem Abbrennen der Fabrik innezuhalten.

Bald aber mußten

alle dazu gehörigen Wohnhäuser geräumt werden. Zehn große Kähne wurden mit den Utensilien der Fabrik, den Familien und deren Habseligkeiten beladen und fuhren am 7. März nach dem Tegeler See, wo alle bis zur Befreiung Spandau's verblieben. Am 1. Juni 1813 wurde die Arbeit in der die ganze Fabrik und

Fabrik wieder aufgenommen. Seit dem Jahre 1836 nahm die Fabrik einen größeren Aufschwung. 1847 zählte die Gemeinde Plan an 500 Personen, welche dem „königlichen Gewehrplangericht", desien Einsetzung an Stelle des Hofgerichts nicht bekannt ist, unterstanden. Im Jahre 1852 ging die Fabrik in den Besitz des Staates über, der auch die Potsdamer an sich gebracht hatte. Die Gemeinde Plan wurde nun aufgelöst und die Familien zogen in die.Stadt. Ferner wurde die Fabrik umgebaut und erweitert, da die Potsdamer Gewehrfabrik 1854 einging und mit der Spandauer vereinigt wurde. Eine abermalige Erweiterung erfuhr die Fabrik in den Jahren 1870 bis 1874 durch den Bau des Direktionsgebäudes und der Munitionsfabrik. Zur Zeit umfaßt die Fabrik: 12 größere Betriebsgebäude zur Gewehr- und Munitionsfabri¬ kation;

2

ST I

3 Dampfmaschinen; 6 Wasierräder in drei Gerinnen.

Es können beschäftigt werden: in der Gewehrfabrik 800—1000 Arbeiter; in der Munitionsfabrik 400 Arbeiterinnen.

In

der Gewehrsabrik werden sämmtliche Handfeuerwaffen an¬ gefertigt, in der Munitionsfabrik metallene Patronenhülsen und Langbleigeschoffe.

Die Verwaltung wird gebildet aus: Stabsoffizier als Direktor der Gewehr- und Munitionsfabrik; einem Hauptmann als Subbircktor der Gewehrfabrik; einem Premierlieutnant als Subdirektor der Munitionsfabrik; einem Zeughauptmann als Rechnungsführer der Gewehr¬ fabrik; einem Zeugpremierlieutcnant als Rcchnungsführer der Mu¬ nitionsfabrik;

1. einem

2. 3. 4. 5.

6. zwei Dircktionsasiistenten der Gewehrfabrik; 7. einem Dircktionsasiistenten der Munitionsfabrik. Jede Fabrik hat einen Betricbsinspcktor und einen Ober¬ büchsenmacher als Rcvisionsvorstcher, sowie das nöthige Revisions¬ und Bureau-Personal. Direktoren der Gewehrsabrik waren resp. stnb:

1852—1854 Major Singer; 1854 Hauptmann von Avcmann;

1854—1857 Hauptmann Von Garnier; 1857—1875 von Schätze!, zuletzt Generalmajor; 1875—1877 Oberst Matte; 1877 bis heute Oberstlieutenant Gerhardt. B. Das Keuerwcrks-^akoratorium.

Im November 1817 richtete der Major Dietrich in der Cita¬ delle die nothwendigen Arbeitsräume zu einem Feuerwerkslabora¬ torium ein, welches als „Geheimes Brand-Raketen-Laboratorium" 1827 wurde die Bezeichnung in „Geheimes bezeichnet wurde. Raketen-Laboratorium" umgewandelt, da man nun auch andere Arten von Raketen in demselben anfertigte. Die Arbeiten wurden von dem „Raketenkommando", bestehend aus 2 Offizieren, 4 Unter¬ offizieren und 12 Grenadieren von Garnisonkompagnien, gemacht, welches durch königliche Kabinetsordre vom 11. Juni 1828 in eine „Feuerwerkskompagnie" umgewandelt wurde, die sich anfäng¬

mit der Anfertigung von Lustfeuerwerk beschäftigte, bis der Generallieutenant Braun erklärte: „die Lustfeuerwerkerei ist ein Handwerk, welches mit der Artillerie, die sich mit dem Gebrauche der Geschütze beschäftigt, nichts gemein hat als — das Pulver." lich auch

Wegen vorzunehmender Herstellungsarbeiten des Kavaliers Brandenburg auf der Citadelle, in welchem sich zum Theil die Räumlichkeiten des Laboratoriums befanden, und weil es auch wünschenswerth erschien, für dieses

Institut

ein eigenes, möglichst

Etabliffement zu besitzen, wurde im Mai 1829 die Verlegung des Geheimen Raketen-Laboratoriums auf den bereits zum Festungsterrain gehörenden Eiswerder, eine Insel in der Havel nördlich der Citadelle, angeordnet. Hier befanden sich bereits ein als Pulvermagazin eingerichtetes Reduit und ein

sicher

abgeschloffenes

Wachthaus, welche beide dem Laboratorium überwiesen und zweck¬ entsprechend eingerichtet wurden. Außerdem wurden neu erbaut ein Ladewerk, ein kleineres Pulvermagazin, ein Feuerhaus mit Dampftaum und Trockenanstalt, eine Schmiede nebst Klempnerei, ein kleines Wohngebäude für einen Unteroffizier und ein Bohr¬ haus. Ende 1829 siedelte das Laboratorium auf den Eiswerder über, behielt aber noch einige Räume in der Citadelle. Im Jahre 1830 wurde die Feuerwerkskompagnie auf 4 Offi¬ ziere, 7 Unteroffiziere und 16 Mann vermehrt und auf dem Eiswerder ein Hafen und ein Brennmatcrialienschuppen angelegt. Durch königl. Kabinetsordres vom 28. März 1831 und

21. Januar 1832 wurde die Feuerwerkskompagnie ein selbststän¬ diger Truppentheil mit einer Stärke von 6 Offizieren, 18 Unter¬ offizieren und 80 Mann. Das Laboratorium erhielt nun die Bezeichnung „Königliches Feuerwerks-Laboratorium". Es wurde ferner die „königliche Verwaltung des Feuerwerks-Laboratoriums", bestehend aus einem Direktor, einem Verwaltungsmitglied und einem Lieutenant als Rechnungsführer, eingesetzt und das Labora¬ torium in die Abtheilung A für die Raketenversuchc und die Ab¬ theilung B für die Zündcrfabrikation zerlegt, von denen diese auf der Citadelle arbeitete. Bis 1836 behielt das Feuerwerks-Laboratorium einen provi¬

Durch königliche Kabinetsordre vom 20. Juni 1836 wurde aber die Formation einer permanenten Feuerwerks¬ truppe genehmigt. In Folge dieser und der Kabinetsordres vom 13. Januar und 14. Februar 1837 wurde eine Feuerwerksabtheilung aus zwei Kompagnien gebildet. Offiziere und Mann¬ schaften derselben erhielten als Abzeichen ein „F“ in den Epau¬ letten resp. Achselklappen. Der Etat betrug: für den Stab: 1 Major als Kommandeur, 1 Sccondelicutenant als Adjutant, 1 Feuerwerker II. Klaffe als Abthcilungsschreiber; für die beiden Kompagnien: 2 Hauptlcute, 2 Premierlieute¬ nants, 2 Secondclieutenants, 4 Oberfeucrwerker, 2 Feldwebel und Kapitän d'armes, 4 Feuerwerker I. Klasse, 12 Feuer¬ sorischen Charakter.

werker

II.

Klaffe, 2 Hornisten, 76 Gemeine.

-

40

In

militärischer und disciplinarischer Beziehung unterstand die Abtheilung der ersten Artillerieinspektion. An Verwaltungen und Kommissionen wurden eingesetzt: 1. Die allgemeine Betriebs-Verwaltung, bestehend aus: dem Präses, dem Kommandeur der Feuerwerks-Abtheilung, dem Vorstand für die Lustseuerwerks - Angelegenheiten, dem Adjutanten der Feuerwerks-Abtheilung. 2. Die Fabrikations-Verwaltung, zerfallend in: Sektion A für Raketen, Espignolen und andere Lustfeuer¬ werksgegenstände,

Dirigent der Chef der

ersten Feuerwerks¬

In

Jahren dehnte sich der Wirkungskreis des Laboratoriums nach allen Seiten hin aus. Es wurden verschie¬ dene Schrapnclzünder, Pillenlichte, Achscnstab-Leuchtraketen, Raketen für die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Friktionsschlag¬ röhren, elektrische Geschütz- und Minenzündungcn und Säulen¬ zünder angefertigt. den sechziger

Durch königliche Kabinetsordre vom 1. Mai 1862 wurde eine dritte Feuerwerkskompagnie errichtet, die aber in Berlin als Versuchskvmpagnie für die Artillerie-Prüfungs-Kommission blieb. Durch königliche Kabinetsordre vom 16. Juni 1864 wurde die Feuerwerkskompagnie unter die Befehle der General-Inspektion der technischen Institute der Artillerie gestellt, und durch Kabinetsordre vom 9. Juli 1867 unter die neu errichtete

kompagnie,

Sektion B für die Zünder, Di¬ rigent der Chef der zweiten Feuerwerkskompagnie,

Abtheilung für Artillerie-An¬ gelegenheiten des Kriegsministeriums.

Sektion 6 für das Lustfeuerwerk, Dirigent der Vorstand der Lust-

technische

1867 wurde auch der Etat des Stabes und der ersten und zweiten Kompagnie um 2 Oberseuertverker, 7 Feuerwerker, 2 Obergefteiten, 36 Ge¬ meine erhöht. Durch Kabinetsordre vom 18. Juli 1868 wurde eine andere Bezeichnung der Unteroffizier - Chargen eingeführt. Es gab fortan 6 Oberfeuerwerker, 8 Feuerwerker, 2 Feldwebel, 8 Sergean¬

feuerwerks-Angelegenheiten. 3. Die Kassen-

und

lien-Verwaltung,

Materiagebildet aus

dem Kommandeur der Abtheilung,

Hauptmann

einem

und

einem

Zeugschreiber.

Revisions-Kommission.

4. Die

In

Jahren 1840/41 wurden auf dem Ciswerder ein neues Bureau¬ gebäude und ein Zünder-Laboratorium errichtet. In dieses wurde Sektion B von der Citadelle verlegt, während jdie Villa Monplaisir. Räumlichkeiten, die es auf der Cita¬ Erbauer: Kyllmann und Heyden. delle innegehabt hatte, der Sektion C zugewiesen wurden, bis 1848 der Be¬ offiziere, 12 Obergefteite, trieb der Lustfeuerwerkerei einging und die Räumlichkeiten in der miehandwerker erhöht. Citadelle vom Laboratorium gänzlich aufgegeben wurden. Durch Kabinetsordre Anfangs der vierziger Jahre wurde dem Laboratorium auch die Anfertigung von JnfanterieZündspiegcln über¬ tragen; dieser Be¬ trieb aber Ende der fünfziger Jahre der Gewehrfabrik den

ten, 9 Unteroffiziere. 1869 wurde der Etat der Abthei¬ lung auf 8 Offiziere, 1 Zahlmeister, Assistenzarzt, 6 Oberseuertverker, 1 8 Feuerwerker, 2 Feldwebel, 17 Unter¬ 24 Gefreite, 130 Kanoniere, 7 Oekono-

vom 3. März 1870 wurde genehmigt, daß die Ausfüh¬ rung der Arbeiten im Feuerwerks-La¬ boratorium in Zu¬ kunft durch Civilbewirkt arbeiter zu

zugewiesen.

1849

wurde

gemacht

diesem

und

gen

sendet, wo er aber

wurden

einmal

am

Juli in

der

6.

Nähe der Dörfer Wörre und Hombo an der Chaussee von

Königliches Schauspielhaus. Illustrationsproben aus der

arbeiten in Angriff und

genommen

Erbauer: Schinkel.

1871 vollendet. Grund der Ka¬ vom binetsordre der Auflösung August 1871 die 1. am erfolgte 1871 5. Mai Feuerwerksabtheftung. Fortan wird der Betrieb des Laboratoriums lediglich durch Civilarbeiter bewirkt. Durch diese Kabinetsordre wurde auch die Besetzung des

Auflage des Srockhaus (S. Seite 43.)

neuesten (13.)

Aarhus nach Randers zur Verwendung kam. 1854 wurde die Feuerwerks-Abtheilung um 40 Mann verstärkt. Durch Kabinetsordre vom 22. April 1858 wurde das Feuer¬ werks-Laboratorium unter die Inspektion der technischen Institute der Artillerie gestellt. Seitdem stand dem Feuerwerks-Laborato¬ rium eine „Direktion des Feuerwerks-Laboratoriums" vor. Die¬ selbe bestand aus dem Kommandeur der Feuerwerks-Abtheilung als Direktor, dem ältesten Hauptmann der Abtheilung und einem Zeugoffizier.

die

Werk¬

statt und ein Ge¬ bäude für Pulver¬

einem Rekognoscirungsgesechte

nun

mechanische

bei

Es

werde.

nach Holstein ent¬

nur

Zwecke

erforderlichen Bau¬ ten mld Einrich¬ tungen vorgegan¬

ein Raketenzug mo¬

bil

und daß mit den

schen

Lonvrrsationslerikon.

mit 1 Stabsoffizier als Direktor, 1 Hauptmann II. Kl. Unterdirektor, I. Kl. als Hauptmann 1 als Revisions¬ Feucrwcrkslieutenants 2 Direktionsaffistent, als Rechnungsführer, als Zeughauptmann 1 und Betriebsoffiziere, 1 Zeuglieutenant als Materialien- und Fabrikations-Verwalter, Feuerwerks - Laboratoriums

3 Zeugfeldwebeln,

1

Zeugsergeanten, 1 Portier,

1

Büreaudiener

genehmigt.

Als Aufsichts- und Revisions-Personal für die eigentliche pyrotechnische Fabrikation wurden außerdem 6 Oberfeuerwerker und 6 Feuerwerker der früheren Feuerwerksabtheilung beibehalten und noch für die Leitung der Arbeiten in der mechanischen Werkstatt ein Techniker als Betriebsinspektor angestellt. Die Direktion des Feuerwerks-Laboratoriums besteht jetzt aus dem Direktor, dem Unterdircktor und dem Zeugofsizier als Rech¬

endlich

nungsführer.

6 . Die ^«kverfaSrist. Schon im sechzehnten Jahrhundert besaß Spandau eine Pul¬ vermühle. 1578 ließ der Graf Lynar eine solche an der Brücke Diese wurde im Jahre 1617 abge¬ beim Mühlenthor anlegen. brochen, 1636 aber an einer andern Stelle, im Osten der Festung (zwischen Citadelle und Gewehrfabrik) wieder aufgebaut. 1663 flog in die Luft und mußte von Grund aus wieder hergestellt werden. Nachdem sie 1719 zum zweiten Male in die Lust geflogen war, wurde statt ihrer eine Polier- und Schleifmühle angelegt. Die jetzige Pulverfabrik ist in den Jahren 1832—1837 an¬ sie

1838 fabrizirte man in derselben das erste Pulver. Es konnten jährlich 3500 bis 7000 Ctr. geliefert werden. 1869 wurde der Verkohlungs¬ apparat umgebaut und das Polirwerk 3 aufgestellt, 1870 erbaute man die An¬ lagen für die Fabrikation des prismati¬ gelegt.

Betrieb ist in 4 Sektionen eingetheilt. Außerdem besitzt das Laboratorium eine chemische Station, welche unter Leitung eines Chemikers steht. In den letzten Jahren ist das Etablissement auf dem Eiswerder mehrfach erweitert worden. Dann hat man dem Eiswerder gegenüber zwischen der Neuendorser Straße und der Havel ein Direktionsgebäude, ein Wohnhaus für die Feuerwerks- und Zeug-Offiziere und für die Beamten des Laboratoriums,

Der

gesammte

In den Jahren 1875 bis Fabrik großartige Um¬ die erfuhr 1878 gestaltungen und Erweiterungen. 1879 erhielt sie ein neues Direktionsgebäude. schen

Die Fabrik fertig! sämmtliche Kriegspulver für alle Arten von Ge¬

einen Arbeiter-Speisesaal und mehrere Wohnhäuser für Arbeiter erbaut.

1817—1837

Gewehren an. Die Direk¬ tion besteht aus 1 Stabsoffizier als Direktor, 1 Hauptmann als Unterdirektor, schützen und

Dirigenten des

Laboratoriums: 1817—1831 Major v. d. Armee Dietrich; 1831—1836 Major König; 1836 — 1837 Oberst

Pulvers.

Villa

Ende.

Erbauer: Ende.

1

Rendanten.

Für die

Plü-

gestellt.

1837 —1857

Direftoren der Pulverfabrik: 1835 — 1842 Hauptmann

Präsiden der allgemeinen

Betriebs-Ver¬ waltung:

Kehl, 1842 — 1852

1837 — 1842

Plü-

Hauptmann,

micke;

später Major

1842 — 1852 Oberst

Hein, 1852 — 1868

Wit-

tich; 1852 — 1857

Major,

mann. 1837 — 1871

Major Stök-

Abtheilungs¬

kel,

Kommandeure:

Scheele; 1841 — 1849 Major Scher-

bening; 1849—1857 1857— 1858 1858— 1865 1865—1868 1868— 1869 1869— 1871

spä¬

ter General¬ major Otto, 1868 — 1873

Oberst Lade¬

1837 — 1841 Major von

an¬

inspektoren

micke.

Oberst

Leitung des sind Betriebes Betriebs¬ zwei

technische

1873 —

Hauptinann,

Palais Borsig an der Illuftrationsprobrn aus der

Ecke

der

Wilhelm- und Voßstraße.

neuesten (13.)

Erbauer: Lucae.

Auflage des ürockhaus'schrn Lonorrsationslcrikon.

Busch;

Küster.

Professor Dr. Förster.

Wille; Wille,

Bartsch, Engels, Hauptmann Bauch,

Major

(Schluß folgt.)

(S. Seite 43.)

Major Major Major Major Major

jetzt

Hierzu das Portrait S. 33.

zugleich Direktoren des Laboratoriums.

1871— Direktor des Feuerwerks-Laboratoriums: Major, 1871 bis heute, Bauch, bis 1873 Hauptmann, bis 1879 jetzt Oberstlieutenant.

Die älteste Berliner Sternwarte befand sich vor bald 400 Jahren im Kurfürstlichen Schlöffe zu Cölln an der Spree, und Wohl wahr¬ scheinlich in jenem nach der Spreeseite zu gelegenen „grünen Hute." Kurfürst Joachim I. Nestor, von dem Friedrich der Große rück¬ sichtlich dieses,Beinamensschrieb: ilre^utle snrnom commeLouis XIII. celui de juste, c’est-a-dire, sans que l’on en penetre la raison,

42 war in vielen Dingen seiner Zeit weit vorgeschritten, und war ein eifriger Gönner und treuer Pfleger der Wissenschaften. In einer Hinsicht aber war er gänzlich ein Kind seiner Zeit, nämlich auf dem Gebiete des Aberglaubens. Wie Melanchthon die Astrologie schätzte, wie Luther tief im Hexenglauben befangen war, so forschte Joachim I. mit seinem Lehrer Canon in den Sternen. In den Gestirnen fand Joachim den Untergang seiner Städte Berlin und Cöln vorgezeichnet und aus der Constellation der Himmelszeichen las er heraus, daß sein Ge¬ schlecht einst eine

Die in

dieser

Stellung gesammelten Erfahrungen veröffent¬

lichte er unter dem Titel „Metronomische Beiträge" 1870. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hat Förster hauptsächlich in den „Astron.

Nachrichten" und dem Berl. „Astron. Jahrbuch" niedergelegt. seinen weiteren wiffenschaftlichen Publikationen gehören „die unveränderlichen Tafeln des astron. und chronol. Theils des königl. preuß. Normalkalenders." Berlin 1873. „Die veränder¬ lichen Tafeln des astron. und chronol. Theils des königl. preuß. Normalkalenders." (Berlin 1873—76).

Zu

Königskrone erwerben solle.

In

mancher stillen Nacht brannte im Arbeitszimmer des Kur¬ fürsten bis zum Morgen noch Licht, und das Volk schaute mit einem gewisien Grauen nach jenem einsamen Lichtschein und erzählte sich, der gnädigste Kurfürst sei ein halber Zauberer und treibe dort oben

im

fest verschlosienen Gemach

die schwarze Magie.

Ja,

er habe

MisrcUtn. Pie Loge „Moyak Dork" in der porotheenstrabe — (hierzu die Illustration Seite 37) — feiert in den nächsten Tagen das

seinem

Einweihungsfest ihres umfangreichen Neubaus, der auf dem seit

glaubte das Jedermann. lag an der Ecke der Doro¬ theen- und Charlottenstraße und unsere vorjährige Nummer 24 hat deren Bild gebracht. Sie wurde 1702 gebaut und der „ältere Kirch" war der erste Astronom dieses Instituts, das selber mit der 1700 gestifteten Akademie der Wissenschaften eng zusammen hing. Die dritte Berliner Sternwarte baute man 1828 am anderen Ende der Charlottenstraße, am Enckeplatz; Humboldt, Schinkel und Encke sind die Erschaffer dieses Instituts, deffen Drehkuppel im Jahre 1835 ihre Vollendung sah.

langem innegehabten Terrain in den letzten Jahren durch die ArSoviel bekannt, chitekten Ende und Bökmann errichtet wurde. wird — wie das Berl. Tageblatt meldet — der deutsche Kronprinz dem Einweihungsfest am 18. October beiwohnen. Unsere Illustration stellt den stehengeblicbenen Mittelbau, das Werk Meister Schlüters, nach einem Kupferstich vor, der vor

sich

dem Teufel

verschrieben, sagten die Einen und von

Johann Carion, Die zweitälteste Sternwarte

Sterndeuter, von

Die allerneueste Sternwarte zog bekanntlich nach Potsdam und wurde als „astrophysikalisches Observatorium" auf den Brauhaus¬ berg bei Potsdam errichtet. Als Direktor der königlichen Sternwarte zu Berlin und zugleich als Mitglied*) der Direktion des Potsdamer „Astrophhsikalischen Observatoriums" fungirt der Mann, deffen Portrait unsere heutige Nummer zeigt. Der Nachfolger

der

berühmten

Berliner Astronomen

Bessel, Bode und Encke, Wilhelm Förster, ein deutscher Astronom, ist am 16. Dezember 1832

ausgezeichneter

zu Grüneberg

in

Schlesien geboren, und bezog im Oktober 1850 die Berliner Uni¬ versität, um Mathematik und Naturwiffenschaften zu studiren.

Ostern 1852 wandte er sich nach Bonn, wo er sich unter Argelander's Leitung ausschließlich der Astronomie widmete. Nachdem er im August 1854 promovirt, wurde er Oktober 1855 als zweiter Assistent bei der Berliner Sternwarte angestellt und war seitdem bis 1862 fast ausschließlich mit Beobachtungen und Be¬ rechnungen von Planeten und Kometen beschäftigt. Inzwischen hatte sich Förster 1857 für Astronomie an der

Universität habilitirt, war 1860 zum ersten Assistenten der Stern¬ warte aufgerückt und erhieit 1863 eine außerordentliche Profeffur an der Universität. Nachdem er 1863—65 an Stelle des wegen Krankheit zum Rücktritt genöthigtm Professors Encke mit der interimistischen Leitung der Berliner Sternwarte betraut gewesen war, wurde er im März 1865 definitiv zu deren Direktor ernannt. Seitdem war Förster auch als Herausgeber des Berliner „astron. Jahrbuchs" sowie als Mitarbeiter an der „Europ. GradMessung" und als Schriftführer der 1863 gegründeten Astrono¬ mischen Gesellschaft und Mitherausgeber der Bierteljahrsschrift der¬ selben thätig. Ende 1868 wurde Förster unter Beibehaltung seines Lehramtes und seiner Stellung als Astronom zum Direktor der

Normalaichungskommission des Norddeutschen Bundes (seit 1871 des Deutschen Reichs) und damit zur Leitung der „deutschen Maß- und Gewichtsorganisation auf Grund des me¬ trischen Systems" berufen.

*) Die Leitung dieses Instituts steht außerdem unter Professor Auwers und Proseffor vr. Kirchhofs.

Ilr,

etwa 50 Jahren veröffentlicht wurde. Als nach seiner Enthebung von der Stelle eines Schloßbau¬ meisters Schlüter sein Amt als Hosbildhauer beibehielt, entstanden Im Jahre 1712 hatte er noch verschiedene plastische Arbeiten. noch einmal Gelegenheit, in Berlin als Architekt zu wirken, indem er für den Oberhofmeister von Kamele auf dem Terrain, das seit 1679 dem Präsidenten von Dankelmann ge¬ hörte, ein Landhaus in der „letzten Straße," wie damals die Dorotheenstraße hieß, baute, das seit 1799 der Großloge Royal Aork gehört. „Die Spielerei eines Riesen" ist der Bau

jedoch

oft genannt worden. Die größten Seltsamkeiten kommen an der Fa^ade vor, Ausbauchungen und Windungen, plastisch nachgeahmte Vorhänge über den Fenstern, unterbrochene und schnörkelhafte Formen. Diese Willkürlichkeiten und Spielereien dienten ursprüng¬ lich der malerischen Wirkung, als die halb ländliche Umgebung, auf welche Alles berechnet war, noch bestand, während es jetzt in der städtischen Straße mit hohen Häusern sich fremdartig aus¬ nimmt. Die Besitzerin dieses Hauses, die Loge Royal Dork ist die zweitälteste Berlins und im Jahre 1752 unter dem Namen de l’amitie begründet. Als im Jahre 1764 der Herzog von Aork darin aufgenommen wurde, der Bruder des Königs von England, erhielt die Loge die Erlaubniß, seinen Namen ihrer damaligen Be¬ nennung hinzuzufügen. Diese Loge kaufte zu ihren Versammlungen im Jahre 1779 das ehemalige Kameke'sche Grundstück, verkaufte vor einigen Jahren einen großen Theil ihres nach der Neustäd¬ tischen Kirchstraße zu gelegenen Terrains und hat aus dem Erlöse dieses Terrains den prächtigen Neubau und den Umbau des Mittel¬ baus ausführen lasten. —

Aerkin's Mame. Mit Recht wird auf S. 642 des VIII. Jahrg. die Frage nach dem Ursprung und dem topographischen Vorkommen des Namens Berlin einmal wieder angeregt. Daß die Akten über das örtliche Vorkommen des Namens Berlin noch bei Weitem nicht abzuschließen sind, mögen zwei Vorkommniste beweisen, die mir auf meinen zahlreichen Wanderfahrten vorgekommen sind, und die ich, da sie bisher kein Schriftsteller erwähnt, in gewistem Sinne „entdeckt" habe. Auf der Wanderung von dem Dorf Petzow bei Potsdam nach Kloster Lehnin, westlich die Straße verfol¬ gend, kam ich hinter Bliesendorf in sandige Höhenzüge, die südlich der Landstraße höher als nördlich sind. Die südlichen kahlen Hügel heißen „Der hohe Kolpin", die flacheren Erhebungen nördlich.

43 welche zum

märkischer

Theil mit Kiefern und verstreuten Eichen

Art

bestanden sind, heißen

nach

kur¬

„Die Berlinekens"

d. i.

das Diminutiv oder die Koseform für Berlin also „Die kleinen Berline". — Vor einigen Wochen stieß ich auf einem Streifzug

Anclam und Lassan

an der Peene in Neuvorpommern von dem Gut Buggenhagen belegenes auf ein mitten im Felde westlich Gewäsier, welcher „Der Berliner See" genannt wird. Mögen diese Beispiele zu weiteren Lokalforschungen anregen; es sind sicherlich noch viele ähnliche, bislang nicht publizirte Beieichnungen in Norddeutschland nachweisbar. Um die Reihe der Erklärungsversuche zu ergänzen, sei erwähnt, wie vr. Beyersdorf in den „Slavischen Streifen" (Baltische Stu¬ dien, 1881, S. 61 des Anhangs) sagt: „man wird jetzt der zwischen

Wahrheit ziemlich nahe kommen, wenn man folgert, brelino, berlino sei, wie brüsk bei Lisch, ein trockner

Ort am Wasser, eine Kämpe voller Schollen und Klumpen gewesen". Es

ist dies eine Erklärung aus dem Sla¬ 1873 hatte Beyersdorf, nachdem ihm zahl¬ vischen. Noch i. reiche Belege von dem Vorhandensein des Personen- und Familien¬ namens Bsrla (einer Koseform des slavischen Vollnamens Bsrislav d. i. a ferendo nomen habens) zugegangen, berlin, berlina, berlino als Possessivadjektiv des Namens Berla aufgefaßt.

I.

Kölln Umwege von

leitet der Genannte auf einem weitläufigen gelehrten kolno, Hügel, Bodenerhebung, ab. E. Friede!.

nehmen, welches nun schon durch manche Generationen segensreich gewirkt hat, stetig fortschreitend auf der Höhe des Jahrhunderts zuhalten. Wenn schon früher jede neue Auflage eine Verjüngung bedeutete, so ist dies mehr als je zuvor bei derjenigen der Fall,

begonnenes Erscheinen wir hier anzeigen. Das Werk hat nämlich, auf den alten Grundlagen, in seinem Inhalt und Unter seinem Aeußern eine zeitgemäße Neugestaltung erfahren. einer tüchtigen Redaktion sorgfältig vorbereitet und von Mitar¬ beitern unterstützt, welche zu den hervorragendsten Vertretern ihrer Fächer gehören, bietet das Werk eine Fülle von Information in unübertroffener Vollständigkeit und in einer so großen Anzahl von Specialartikeln, daß dem Nachschlagenden mit der größten Zuver¬ lässigkeit der Details zugleich auch die Bequemlichkeit der Benutzung gewährt ist. Diese „alphabetische Encyclopädie" zeichnete sich von jeher ganz besonders durch die höchst sorgfältige, jedem Artikel beigege¬ bene „Literatur" aus, welche vortreffliche Einrichtung alle dieje¬ nigen zu schätzen wissen, welche sich irgendwie literarisch beschäftigen; die neue, eben begonnene Auflage giebt in diesem Rahmen seinen Vorgängern nichts nach und bringt diesen Theil in derselben Sorg¬ falt und mit allen, bis auf die neueste Zeit nothwendig gewor¬ Einen wesentlichen Zug von Brockhaus' denen Ergänzungen. Conversations - Lexikon hat immer sein Bilderschatz ausgemacht, deren

welcher in einem begleitenden „Bilder-Atlas" beigegeben war. Auch diesmal sind Holzschnitt, Photographie, Lithographie und Farbendruck thätig, um Karten und Abbildungen in reicher Zahl herzustellen; aber sie gehen nicht mehr neben dem Texte her, sondern

Weber das Kraömak Zetters schreibt man uns: Auf dem ehrwürdigen Friedhofe, in dessen Mitte sich die Sophienkirche

sind

erhebt, steht unbeachtet in dem ältesten, selten betretenen Theile auf einem Sockel ein verwittertes Kreuz. Langblättriger Epheu über¬ wuchert die Grabstelle und strebt auch am Kreuze empor, ab und zu steckt ein wildes Maiglöckchen neugierig die spitzen Blätter durch

keit wesentlich erhöht. Bis dahin liegen zwei komplete Bände der neuen Auflage*) vor, welche die Buchstaben A— Bi umfassen und aus denen wir zur Kenntniß unserer Leser eine Anzahl Abbildungen in die heutige

das dichte Epheugezweig. Kreuz.

Ein morsches Eisengitter umschließt das

Grabstätte Friedrich Zel¬ Inschrift: „Ihrem Direktor Carl

Es ist die meist vergessene

ters.

mit

drucken.

der Spruch:

Bild

mir."

Auf der Rückseite steht des Herrn und er neigte sein Ohr zu Auf einer Tafel, die am Gitter befestigt

Psalm 40. V. 2. „Hier ruhet Carl Friedrich Zelter. Maurermeister, Professor der Musik. Doktor der Philosophie. Ritter des rothen Adlerordens 3. Klasse. Geboren den 11. 12. 1758. Gestorben den 15. 5. 1832. Der edelsten Zeitgenossen Freund und dankbar verehrt von den Seinigen." Von dem Hügel selbst ist keine Spurvorhanden. So nagt der Zahn der Zeit an Allem Irdischen. Bald wer¬ ist, liest man:

den auch die jetzt schon schwer zu entziffernden Buchstaben gänzlich

verwischt sein und nichts wird mehr Kunde geben, daß zu Füßen Mann schlummert, der sein ganzes Leben dazu verwendet hat, die Menschheit durch seine Schöpfungen zu veredeln des Kreuzes ein

und zu erfreuen.

M. 8.

Die neueffe, dreizehnte Auflage des Wrockyaus'schen tzon-

versationsIcrikons. (Hierzu die Illustrationen S. 40 und 41.) Im Jahre 1808 gab Friedrich Arnold Brockhaus zum ersten Male sein „Convcrsations-Lexikon" heraus, das er selbst noch in 6 Auflagen erscheinen laffen konnte, und welches gegenwärtig

von seinen Enkeln, den jetzigen Besitzern der alten Firma, in wiederum verbesserter Gestalt, in neuer

dreizehnter, mit Illustrationen

ge-

Auflage, herausgegeben wird. Das „Brockhaus'sche Conversationslexikon" war, der Zeit und dem Range nach, das erste, dem modernen Verhältniß entsprechende, für weite Kreise berechnete encyclopädischc Werk in Deutschland; und wie es die Weltstellung der Firma begründet hat, so ist es immer der Ruhm derselben geblieben, dieses großartige Unter¬ schmückter

Auch von den später erscheinenden Bänden

Nummer aufnahmen. werden

Das Kreuz trägt die Friedrich Zelter die Singakademie 1833."

„Ich harrte

demselben verbunden, was ohne Frage die Uebersichtlich-

wir

Was

einige allgemein interessirende

den Text

betrifft,

so

müßten

wir

Illustrationen

ab¬

schon, um ein rechtes

zu geben, einige Artikel wörtlich abdrucken; daß das unmög¬ lich ist, werden unsere Leser erkennen. Sie werden sich aber ein

Bild

wenn wir schreiben, daß die große Artikel Bände wie Asien, Amerika, Afrika, Australien in je 30—40 Spalten behandelt werden und daß ein Dutzend Landkarten, ferner große Illustrationen, welche die Menschenstämme dieser Erdtheile in vorzüglichen Holzschnitten dar¬ stellen, diese Artikel illustriren. Der Artikel „Baustyle" wird mit 12 ganzseitigen Tafeln illustrirt, und der Artikel „Berlin" in 26 Spalten mit zahlreichen Illustrationen und einem sehr gut der

machen können,

ersten

beiden

Plan dargestellt. werden bei dem Fortschreiten des Werkes, dessen An¬ schaffung wir allen unseren Lesern auf das Wärmste empfehlen können, die einzelnen Bände ausführlich behandeln. — R. gezeichneten

Wir

Willen Huartiere im Innern der Stadt. Die Ausnutzung tiefer Grundstücke mit viel Hinterland inmitten der Stadt als Villen - Quartiere ist bis jetzt in Berlin recht vereinzelt erfolgt, trotzdem dieselbe für den Unternehmer lohnend sein dürfte. älteste Beispiel — schreibt der Berl. Courier — ist das so¬ genannte „Paradies" an der Königgrätzerstraße 46, auf dem Terrain eines ehemaligen Weißbiergartens, gegenüber der Hede¬ mannstraße. Von neuerem Datum ist eine gleiche Unternehmung

Das

*) Anmerkung der Redaktion- Die dreizehnte Auflage von BrockhauS' Convrrsations-Lexikon erscheint in 240 Heften von je 4 Bogen Text nebst Abbildungen und umfaßt sechszehn Bände von je 60 Bogen Text mit Abbildungen auf ungefähr 400 Tafeln. Der Subskriptionspreis beträgt 50 Pf. für das Heft. Monatlich werden 3—4 Hefte ausgegeben.

44 in der Potsdamerstraße 113, wo u. A. Anton von Werner

sein

!

Künstlerheim errichtet hat. Noch jünger ist ein äußerst anmuthiges Villen-Quartier in der Genthinerstraße 13, zu dem ein breites burgartiges Portal durch das stattliche Vorderhaus führt. Hier reihen sich neun von zierlichen Gärten umgebene Villen mit Bal¬

1

leuchtung verbesserter Einrichtung erhalten haben. Sollte nach dem Ergebniß des nunmehr begonnenen Versuchs Berlin später der elektrischen Beleuchtung seiner Straßen eine größere Ausdehnung geben, so würde man den Anfang dieser be¬ deutungsvollen Verbesserung an dasDatum des 20. September 1882 knüpfen müsten. Dieser Gedanke wohl ist es gewesen, der

Ein könen und Veranden, meist Einfamilienhäuser aneinander. stiller Frieden liegt auf diesem Fleckchen Erde, auf dem sich eine interessante Gesellschaft zusammengefunden hat: Geheimer OberJustizrath Dr. Schering, Geheimer Ober-Justizrath Keller, Ge¬ heimer Ober-Regierungsrath Dr. Stüve, Baurath Stüve, Ministerial-Direktor Greiff, Geheimer Ober-Baurath Wiebe, Maler Begas und schließlich ein Mann, der seinen Beruf verfehlt hat, ein glücklicher Journalist, Julius Lohmeier. „Mein Heim sei meine Burg," kann dieses Häuflein bevorzugter Bewohner der ReichsHauptstadt in der That ausrufen. Es giebt aber auch Grundstücke genug in Berlin, die sich in gleicher Weise ausnützen ließen, und wenn sich kein Einzel-Unternehmer finden sollte, durch ein Consortium Gleichstrebender, denen ein eigenes Heim die Grundbedingung

zum Beginn

!

einer behaglichen Existenz ist.

Elektrische Straßen Nekeuchtrmg des 20. September

in Aerlin.

Am Abend

ist die elektrische Beleuchtung des Potsdamer

Platzes und der Leipziger Straße von da bis zur Kreuzung mit der Friedrichstraße in Betrieb gesetzt worden. Der neu eröffnete

Berlin anno 1711 am äußersten Rande

In

Eifer und Ernste theilnahmm, den wir heute belächeln mögen, „Dm 18. Augusti 1673 — sicherlich großes Aufsehm erregte. — that ein Leintänzer auf einem Seile, berichtet der Chronist welches er mit einem Ende oben an Herm Tonnenbinders Giebel — es ist dies das Haus Poststraße Nr. 16, welches der genannte Apotheker auf dem Raum des heutigm Balkonbaues errichten ließ, nachdem hier schon seit 1488 Hans Zehender eine ihm privilegirte Apotheke angelegt hatte — und mit dem andem Ende am Diese Gaukeleien Mühlenhoff festgemacht, „seltzahm Gaukeley." fanden nun insofem einm tragischen Abschluß, als am 10. Sep¬ tember Carl Walters Frau, während ihr Mann in Hamburg ver¬ weilte, mit besagtem Leintänzer davon lief und viel Geld mitnahm. Der verlastene Ehegatte „ließ sie an die St. Nicolai-Kirchthür an¬ schlagen" (zur Rückkehr auffordernd) und nahm, wie Wmdland

Aerkin, Moskau, St. Actersvurg. 1649—1763. Ein Beitrag zur Geschichte der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Brandenburg-Preußen und Rußland von Dr. phil. Freiherrn B. v. Kühne. Berlin 1882. Preis: 3 Mark. — Dies ist der Titel des soeben herausgegebenen XX. Heftes der sogen. Oktav-Schriften des „Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin," welcher dem Leser interessante Einzelheiten

Buches.

zahlreiche Versammlung, an

Ruhestätte fand, wozu es noch der Intervention des gesammten Rathes von Berlin bedurfte, um die von der Geistlichkeit versagte Betreff der erstgenannten christliche Beerdigung durchzusetzen. Künstler hat der Chronist Wendland es für wichtig genug gehalten, einen Vorfall aufzuzeichnen, der damals, als die Bewohner der immerhin nur kleinen Hauptstadt an allen Begebmheiten mit einem

zuweisen.

Heraldik-Abtheilung des ding. Senats in St. Pe¬ tersburg hat die Archive von Berlin, St. Petersburg und Moskau fast geplündert und mit unermüdlichem Eifer Alles gesammelt, was irgend für die Beziehungen beider Herrscherhäuser von Bedeutung ist. Von großem Jnteresie sind die vortrefflichen Holzschnitte, so ein Bild Peter des Großen nach dem Original im Berliner Schlosse, über besten Ursprung noch immer jede zuverlässige Nachricht fehlte. — Ein ausführliches Sachregister erleichtert das Studium des

eine

ihrer Spitze den Oberbürgermeister von Berlin, an der Lichtquelle im Maschinenhause Wilhelmstr. 96 zusammen führte und dieselbe später bei einer kleinen improvisirten Feier in einem nahen Lokale für einige Stunden vereinigt hielt. Seil- und Leineutänzer in ZLerlin. Noch im vorigen Jahrhundert — schreibt die Dost. Ztg. — gehörten dieselben mit dm Comödianten und Riemenstechern rc. zu den „unehrlichen" Leuten, bezüglich deren zahlreiche Rescripte ergangen sind. Wir erinnern nur daran, daß in

terrichts- rc. Angelegenheiten hatte Veranlassung genommen, sich bei dem Berliner Magistrate nach dem künftigen Schicksale der Brücke zu erkundigen und es scheint, wie aus einer offiziösen Kor¬ respondenz hervorgeht, in Folge besten auch letzterer mit der Frage sich beschäftigt und sie im Prinzip durchaus in dem von uns befürworteten Sinne entschieden zu haben. Es wird mitgetheilt, daß der Abbruch der Herkules-Brücke nicht vor der später in Aussicht zu nehmenden Verbreiterung der Burgstraße beabsichtigt sei, und daß der Magistrat Fürsorge treffen werde, das alte werthvolle Kunstdenkmal auf eine oder die andere Weise der Stadt zu erhalten. Eine solche Verzögerung der endgültigen Entscheidung muß als um so willkommener betrachtet werden, als mittlerweile wohl auch über die Regulirung der Berliner Wasserläufe Beschluß gefaßt und damit die Möglichkeit ge¬ geben sein dürfte, der Brücke den günstigsten neuen Standort an¬

fasser, Chef der

der Beleuchtung

des die Nicolaikirche Jacob Scheller, Schauspieler damals umgebenden Kirchhofes der erste seine letzte Bestattung, ehrlich und begnadigt mit einer christlichen

Die Kerkukes-Itrücke in HZerkin. Unsere für die Erhaltung dieses Bauwerks eingelegte Fürbitte, der eine große Zahl anderer Blätter sich angeschlosien hatte — schreibt die Deutsche Bauzeitung — ist nicht vergeblich gewesen. Auch der Herr Minister der Un¬

über die Umstände und die Art und Weise, wie die guten Bezie¬ hungen zwischen den Monarchen beider Reiche im Laufe von 114 Jahren gepflegt worden, darbietet. Der gelehrte Herr Ver¬

jährige Versuch hat an Jntereste dadurch gewonnen, schreibt die Bauzeitung, daß zur Erzielung einer direkten Vergleichbarkeit die obere Hälfte der Leipziger Straße — von der Friedrichsstraße bis zum Spittelmarkt — sowie einige anschließende Straßen Gasbe¬ 1

naiv dazu bemerkt, bald wieder eine Andere.

ürics- und Fragekasttn. H. Br. j

Der Theil dieser Straße war ursprünglich Privatstraße.

Weiter ist mir darüber nichts bekannt. L. H. Thor«. Kann Ihnen darüber kein« Auskunft ertheilen. G. K. Will sehen, daß ich einen tüchtigen Schreiber dafür erhalte.

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großen Markthalle

des

Aaues der

Wiener Hosburgtheater eingereicht, hat es aber, so erfährt der „Berl. Kur.", wieder zurück¬ gezogen, noch ehe eine Entscheidung der Burg¬ theaterleitung erfolgt war. L'Arronge will noch einige Aenderungen an seinem Stücke

vornehmen, und da ihm die Vorbereitungen für das Deutsche Theater leider schon jetzt

wenig Zeit für eine schriftstellerische Thätig¬ keit lassen, bleibt es sehr zweifelhaft, ob das neue Stück noch in dieser Saison das Lam¬ penlicht erblicken wird. Vielleicht bleibt es auch dem „Deutschen Theater" reservirt. Wie schon der Titel andeutet, behandelt das Stück die moderne Krankheit der gesellschaft¬ lichen Prunksucht, die Mode, weit über die eigene Kraft hinaus ein großes Haus zu machen, im Gegensatze zur gesunden, behag¬ lichen, bürgerlichen Einfachheit.

14. Oktober 1832.

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Markthalle die derselben zunächst

und bebaut werden würden. Die vom Magistrat befürwortete Anlegung einer Ver¬ bindungsstraße zwischen der nördlichen Pa¬ rallelstraße am Bahnhöfe Alexanderplatz, also an der Königsbrücke, und die Straße Am Königsgraben ist von der seitens der Stadtverordneten-Versammlung zur Prüfung dieses Projekts eingesetzten Deputation einstiinmig als nach Ausführung der KaiserWilhelmstraße durchaus überflüssig erkannt, und darum der genannten Versammlung die Ablehnung dieses Projekts empfohlen worden.

*

bedeutender Personen der politischen und der Culturgeschichte der letzten Jahrhunderte, besonders sehr viel

Magistrats vor¬ nach einer Mittheilung aussichtlich bereits mit nächstem Frühjahr zu gewärtigen. Die Bauzeit ist auf zwei Jahre bemessen. Zugleich wird vom Ma¬ gistrat die Erwartung ausgesprochen — schreibt die Post — daß mit dem Bau der gelegenen und noch im städtischen Besitz befindlichen Baustellen der neuen Kaiser-Wil¬

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Jrmgmeister Georg und seine Käthe. Nachdruck verboten. VI. 70.

Eine Erzählung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts. Bon tfmiumii sxmrufi. (Fortsetzung.)

Neuntes Kapitel. Der Bericht.

Käthe erkannte schon an der gebrochenen Haltung und dem verstörten Gesicht des Vaters, daß etwas Schlimmes ge¬ „Was ist Euch, Vater?" fragte sie mit schehen sein mußtebanger Ahnung, und als dieser stumm auf Georg deutete,

wandte

sie sich

an diesen mit der Bitte:

„Georg, verschweige

mir nichts!" „Das wäre nicht wohl gethan. Dir etwas

zu verschweigen,"

schon

ärgern,

Papier geklebtes Sträußchen genommen, das aus den schönen, blonden Haaren seines seligen Weibes kunstvoll geflochten war. Er drückte es an seine Lippen und benetzte es mit feinen Thränen. Dazu murmelte er leise, als ob er niit der ge¬ Der Anblick liebten Verstorbenen zärtlich Zwiesprach hielte. des arinen Vaters ging Käthe durch's Herz. Hier durfte sie nicht zittern und zagen. „Ich will standhaft sein und nicht zweifeln bis Du wiederkehrst,"

dafür sorgen,

würden daß

sagte sie zu Georg,

Dir

Feinde nicht

so sehr

„aber

ge¬

stets, daß ich Deiner Rückkehr in Schmerzen harre!" Sie ging zu ihrem Vater und tröstete ihn mit mildem Zu¬ Sodann forderte sie spruch. denke

bleibt." verschwiegen nichts Darauf erzählte er ihr in kurzen Worten und mit möglichster Schonung, was geschehen war. „Und nun, liebe Käthe," so schloß er seiire Mittheilungen, „laß Dir den Haß unserer

Georgs Weste; sie dachte daran, an der Innenseite derselben eine Tasche anzubringen, worin er das kostbare Schriftstück, den Bericht des Hauptmanns, sicher

nahe gehen.

Siehe, wie sie ailch wüthen mögen Tag für Tag, uns sollen nicht allseinandcr doch sie bringen. Ja, lieber lvill ich mit Dir bis ails Ende der Welt verstoßen werden und Wasier aus dem Schuh trinken, als

II.

und zitterte, so faßte sie sich doch schnell, als sie den tröst¬ lichen Zuspruch Georgs vernahm und das Leiden ihres Vaters sahe. Dieser hatte aus einem Schubkasten ein auf weißes

entgegnete Georg, „denn die bösen Menschen, die sich über unser Glück

Gesetz v.

bergen möchte.

Während nun Käthe die nähte und wohl be¬

Tasche

festigte, Die ehemalige „Stcdjbnljn“ in Berlin.

ohne dich au einer reichen, vornehmen Tafel sitzen und schwelgen, und wäre es selbst Darum, liebe Käthe, sei die unsers gnädigsten Kurfürsten. fest und hilf dem Vater den Kummer tragen, wenn ich nun einige Tage fortgehe, um die Botschaft nach Frankfurt zu bringen. Glaube mir, ich kehre mit guter Antwort zurück!"

Käthe hatte die ganze Größe der Gefahr, die ihrer Liebe drohte, begriffen- Aber obgleich sie auch anfänglich erbleichte

(©. Seite 67.)

saß

der

Hauptmann

v. Eckstedt an seinem Schreib¬ tisch, und ohne an die Effcnsan die Juristen-Fakultät den Bericht zeit zu denken, entwarf er in Frankfurt. Als er daiuit fertig war, übergab er das Blatt seinem Schreiber, damit dieser die Schrift auf einem großen Bogen schön ausführe. Dann erst ging er zum Effen. Nachmittags Punkt zwei waren die Meister der SchumacherInnung ivieder in der Rathsstube versammelt. Soeben hatte der Schreiber das letzte Wort abgeschrieben, und der letzte

1

58 Satz war noch naß, als der Hauptmann mit dem Blatt vor Mit lauter Stimme las er die versammelten Meister trat. den Bericht vor, während die Meister aufmerksam zuhörten und an besonders guten Stellen zufrieden nickten oder durch Der Beucht lauten Ruf ihren Beifall zu erkennen gaben. aber hatte folgenden

Wortlaut:

„Kurfürstlich Brandenburgische, der Löblichen JuristenFakultüt auf der Universität zu Frankfurt a/O. Wohlverordnete Herren

Ordinari, Decane und

andere

Doctorcs!"

„Wohledle, Ehrendeste, Achtbare und Hochgclahrte, insonders günstige und liebe Herren! Selben gebe ich mittelst Zuentbietung meines dienstfrcundlichen Grußes folgenden 6asnm zu erkennen, wie nämlich eines ehrlichen Bürgers Sohn allhicr, demnach er das Schuhmacher-Handwerk gebührlich und wie

Ltatnta verlangen, gelcrnct, darauf seine Jahre gewandert und sich in der Fremde versuchet, sich nunmehr ums Meisterthum allhier beworben, wozu ihn auch die Meister ganz untadelig achten und ohne Hinderniß für ihren Zunft- und es die

Mitmeister und zwar nach bereits verfertigtem üblichen proba und Meisterstück auf- und annehmen wollen. Nun hat er sich unlängst und ohne allen Zweifel aus besonderer Schickung Gottes mit eines Bürgers Tochter allhier ehrlich verlobet. Nach geschehenem Berlöbniß aber erfährt inan, daß der Jungfer Braut Mutter unächt geboren sei, und obwohl dieselbe von der Braut Vater, einem ehrbaren Bürger und Biedermann

allhier, dem man alle Ehre, Liebes und Gutes nachzusagen weiß, per matrimonium legitimiret und wiederum zu Ehren erhoben, die Braut mithin von redlichen Eltern geboren, will es dem Gewerk der Schuhmacher allhier doch bedenklich, ja, weil solches dem ersten Artikel ihrer Privilegien zuwider ist, gradczu unmöglich beuchten, daß ihr Mitmeister eine Braut freien und ehelichen sollte, deren Mutter eine 8pnria wäre, und würde es dem Handwerk allhier bei den benachbarten rind ihren Zunftgenoffcn, sonderlich auf Märkten, allerlei üble Nachrede und dergleichen Widerwillen erwecke», weshalb sie Hingegen ist sich hierbei wohl in acht zu nehinen hätten. dies Ehegelöbniß bis auf die priesterliche Copulation kräftig erfolget, und finde ich auch, daß die ausgezogenen und hierbei anliegenden Worte des Articuli angeregter Privilegien nicht sowohl auf eines Meisters Ehefrau, als vielmehr aus einen

Lehrjungen und um's Meisterthum werbenden Schuheknecht Weil ich aber dennoch zu extendicren und zu deuten sind. beider Theile bcsiercr Unterricht rechtlichen zu gerne hierbei Verwahrung haben möchte, so bitte ich dienstbefllffcn Euere Herrlichkeiten, diesen Casum samt den Beilagen und allen

Cireumstantien in

weise

Deliberalion und Erwägung nehmen,

gestellt hatte.

Der Hauptmann aber sagte

fest »nid

streng:

„Ihr

könnt zufrieden sein. Daran wird kein Wort geändert!" Die Meister entfernten sich; nur Georg blieb bei dem Hauptmann zurück. Nachdem der Hauptmann das Schreiben llnterzeichnet, zusammengefaltet und versiegelt hatte, reichte er Herzliche Worte richtete er noch an den Junges Georg dar. ineistcr, der sich der Thränen nur mit Mühe zu enthalten ver¬ mochte. Auch gab er ihm guten Rath, wie er sich auf der

wohl verhalten und in Frankfurt gut zurechtfinden möchte. „Gott geleite Euch!" sagte er zum Schluß, drückte ihm herzlich die Hand und entließ ihn. Reise

fand er schon alles zur er in die innere Tasche ganz zunähen. Dann Käthe diese von und ließ Weste an der band ein kurzes Schwert zog er sie an, den Rciservck darüber, um die Hüfte, nahm das Bündel mit Lebensmitteln über die „Grämt Euch Schulter und sagte seinen Lieben Lebewohl. sechs spätestens „In Alten. nicht, Vater!" sagte er zu dem Dann sein." Tagen bin ich wieder da, und alles wird gut gab er Käthe die Hand. Er wollte sprechen, vermochte aber kein Wort hervorzubringen. Da umarmte er sie schnell, griff nach dem wuchtigen Wanderstabc, der am Stuhle lehnte, und eilte hinweg.

Als Georg

Reise bereitet.

nach Hause kam,

Das Schriftstück

steckte

In später Abendstunde saßen in der finstern Wohnung Reiche Vater und Tochter und dachten in Liebe Meisters des und Schmerz des dahineilenden Geliebten. Frau Michael aber schlich zur wilden Rike, um ihr das beste Paar der Lederpantoffel zu bringen, die ihr Mann vorräthig hatte, und sich aufs Neue durch das Kartrnorakcl des guten Erfolges versichern zu laffen.

Zehntes Kapitel. Die Wanderung. Georg eilte flüchtigen Fußes zum Gubener Thor hinaus. Sein Weg führte ihn zunächst durch freies Feld, das zum großen Theil mit junger Saat bedeckt war, bald aber »ahm ihn der Wald auf. Ein Unwetter zog am Himmel herauf und zwar von der Gegend her, nach welcher er wanderte. Grell zuckten die rothen Blitze hernieder; aber Georg dachte: „Es muß dock-

alles gut werden!" Schwerer Regen rauschte durch die hohen Wipfel, so daß Georgs Kleider ganz durchweichten. Jedoch auch dieser Uebclstand drückte ihn nicht, denn er sagte bei sich

„Welch eine Wohlthat ist dieses erste Frühlingsgewittcr, das mir auf ineincm Wege entgegenkommt! Ich will es als ein gutes Zeichen auffassen; wenn nur mein Schreiben ver¬ schont bleibt — meine Kleider werden an der Sonne selber:

trocknen."

spruchs

Das Gewitter zog vorüber, und hell lachte die Sonne durch das junge Grün der Eichen, denn den Fichtenwald hatte Georg bereits hinter sich. Jubelnder Vogclgesang tönte auf

denn nachdrücklicher und klarer hatten die Meister ihre Rechte

allen Seiten, Eichkätzchen sprangen lustig von Ast zu Ast, und hier und da zeigten sich in der Ferne Hirsche und Rehe auf grünen Rasenplätzen. Plötzlich öffnete sich der Wald, und wieder wanderte Georg durch iveite grüne Felder, auf denen die Bauern fleißig arbeiteten. Das Herz ging ihm aus, als er überall das frische, fröhliche Leben sah. Freundlich erwiderten die Landleute seinen Gruß; auch beantworteten sic seine Fragen

und mich gegen die Gebühr, die Vorzeiger dieses dem Begehren nach entrichten wird, eines im Rechten wohlgegrüicheten Aus¬

— ob nämlich der Jungmeister ohne seiner Ehren und der Mitmeister Privilegien Verletzung sonder Unglimpf und spöttlichen Nachrede seine geworbene Braut ehelichen, oder ob er um dieser Befahrung willen sich seiner Braut äußern und von ihr abwenden könne und solle — tvürdigen, mir diesen Bericht auch 8»b signeto f'acultatis remittiren zu wollen." Lauter Beifall erscholl, als der Hauptmann geendet hatte, und Wünsche noch nicht ausgesprochen gefunden. Nur Meister Michael schickte sich an, gegen das Wohlwollen zu raisonnircn,

mit dem der Hauptmann die Geschichte des Brautpaares dar¬

nach

dem Wege

gern rurd

umständlich.

Nachdem

er viele

Stunden gewandert war, hungerte ihn, denn er hatte keiir Mittagbrod gegessen. Da setzte er sich auf einen Baumstumpf

59 und aß von dem Brote, das ihm Käthe eingepackt hatte- Und weiter zog er durch Wiesen und Felder, durch Wald und Busch. Die Dämmerung senkte sich hernieder, als er in eine bergige Gegend kam. Von der Spitze eines Hügels erblickte er eine Masse von Gebäuden mit hohen Dächern und Thürmen. „Das ist das Kloster Neuzelle," sagte ein Bauer auf sein Befragen- Er eilte weiter und fand dicht bei dem Kloster

Dorf, in welchem er übernachtete. war Georg wieder auf den Tagereise und war mit seinen Wieder machte er eine

ein kleines

Noch ehe die Sonne aufging,

Beinen. Beinen wohl zufrieden; wieder übernachtete er, und abermals begann er am Morgen darauf die Wanderung. Schon fühlte er die Müdigkeit der Reise, als er in der Ferne die große Stadt mit ihren Häusern und Thürmen liegen sah. Nach¬

mittags um vier Uhr am 14. Mai zog er in Frankfurt ein. Kaum hatte sich Georg auf der Schuhmacherherberge ein wenig von den Mühseligkeiten der Reise erholt, etwas gegessen und sich sauber gemacht, so suchte er die Wohnung des Dekans auf. Dieselbe lag auf dem Anger, wo viele von den vor¬ Der Dekan, Magister nehmen Leuten der Stadt wohnten. Doktor Bohmcrt, ein Herr in den mittleren Jahren, empfing Georg sehr freundlich, und nachdem er das Schreiben des Hauptmanncs gelesen hatte, fragte er: „Seid Ihr vielleicht selbst der Jungmeistcr, von dem in diesem Briefe die Rede ist?" „Ja, hochwürdigcr Herr Dekan," antwortete Georg, „und bannn, wenn Ihr cs mir erlauben imb nicht übel deuten wollt, möchte ich Euch bitten, mir den Bescheid baldigst auszufertigen, denn die Sache liegt mir sehr am Herzen." „Das glaube ich wohl," meinte der Dekan, und nach einigem Ucberlegen fuhr er

fort: „Ich will

die Herren Dok-

Fakultät auf morgen Vormittag bestellen lasten. morgen Mittag wiederkomincn wollet, so könnte Georg sagte, ich Euch wohl das Schreiben behändigen." daß er gewiß kommen werde, bedankte sich herzlich und ging tores

der

Wenn

Ihr

zur Schuhmacherherberge zurück. Auf dem Wege dahin rauschte ihm das Leben der großen Stadt entgegen. Nun erst, nach vollbrachter Pflicht, hatte er Augen für das bunte Bild, das sich da vor seinen Blicken Soldaten und Kaufleute, Studenten und Hand¬ entfaltete. werker zogen durch die Straßen; manches muntre Lied, das er selbst auf seiner Wanderschaft gern gesungen, schallte aus

fröhlichen Kehlen au sein Ohr, während der Ruf der Fuhr¬ leute und das Geklapper der Wagen die rauschende Begleitung Eine halbe Stunde gab sich Georg dem fröh¬ dazu machte. lichen Treiben hin. Dann aber trieb ihn die Müdigkeit, die Herberge aufzusuchen.

In

einer einsamen Ecke saß er bei seinem Becher, den er zur Stärkung hatte reichen lasten, und während die zahl¬ reichen Gäste an den Tischen umher laut miteinander plau¬ derten, dachte er an seine Lieben daheim in der Veste Pcitz. „Jetzt bereitet Käthe das Abendbrod," dachte er. „Der Vater Sie setzen sich zu Tisch, hat die Arbeit bei Seite gelegt. sich

und denken an mich.

Wenn

sie

nur wüßten, daß

cs

mir gut

Dann siel cs ihm auf einmal schwer auf's gegangen ist!" die Entscheidung der Juristen-Fakultät zu vielleicht Herz, daß seinen Ungunsten ausfallen könnte. Was sollte dann aus ihm und Käthe werden? — Von diesen traurigen Gedanken wurde er durch ein Ge¬ spräch abgezogen, das zwei Handwerksburschen an einem Ne¬

führten. Sie erzählten von dem großen Kriege da draußen im fernen Böhmen, von Wallcnstein, dem großen Kaiserlichen Feldherrn und von seinem klugen und muthigen Der eine von Gegner, dem Schwedenkönige Gustav Adolf. den beiden Burschen hatte die Leiden des Krieges selbst erlebt, denn er >var als Landsknecht der Fahne des Wallensteincrs gefolgt, später aber davongelaufen. Als er von den Gräueln, welche die Soldaten verübten, und von den verbrannten Dörfern und Schlossern erzählte, ging Georg ein Schauder bentische

durch's Herz, und er dachte bei sich selbst:

„Gott bewahre

Rotte!" Darauf suchte er seine Lager¬ unser Land vor stätte und versank sogleich in einen tiefen Schlaf. Der Vormittag des nächsten Tages wurde ihm gewaltig lang. Mit dem Glockenschlage 12 öffnete er die Thür zum Hause des Dekans, und gleich darauf stand er vor dem Herrn. dieser

Das Herz schlug ihm vor großer Bangigkeit, aber der Dekan sagte: „Ich wünsche Euch Glück, junger Freund, die Fakul¬ tät hat zu Eurem Vortheil entschieden! Hier ist der Brief!" Ein freudiger Schreck zuckte durch Georg's Herz, und seine Hand zitterte, als er sie nach dem Schreiben ausstreckte. Er stammelte einige Worte des Dankes und fragte' nach der „Wer hat die Gebühr zu entrichten?" fragte Schuldigkeit. der Dekan.

„Ihr

oder das Gewerk?"

nicht," antwortete Georg. Der Herr Hauptmann v. Eckstedt hat mich mit einigem Gelde versehen."

„Das weiß

ich

„Nun, wer

es

wir

cs

Euch.

Nehmet cs zu Eurem Anfange, oder noch bester, kauft Braut dafür ein hübsches Geschenk!"

Eurer

auch

bezahle,

schenken

Georg reichte dem Dekan die Hand und bedankte sich herzlich. „Gott vergclt's Euch, hochwürdiger Herr Dekan! Ich werde nie vergesten, wie mich Eure Freundlichkeit in meinem Leide getröstet hat!" Als Georg durch die Straßen der Herberge zueilte, kam er an einem Laden vorbei, an besten Fenster Kostbarkeiten aller Art zum Verkauf ausgestellt waren. Er blieb stehen.

Eine Schnur von rothen Perlen mit einem Kreuzchen daran gefiel ihm sehr und er wünschte, sie für Käthe zu kaufen. Zwar wollte er das Geld des Hauptmanns nicht anreißen, aber zuletzt dachte er: „Der Herr Dekan hat's ja gesagt, und So trat er ein und kaufte der muß misten, was recht ist." den Schmuck.

Eine halbe Stunde darauf ging Georg wieder zum Thore hinaus seiner Heimath zu. Die Reise ging rüstig von statten, denn die längere Ruhe, besonders aber die gute Nachricht hatten ihn gestärkt, als ob er vom besten Weine getrunken hätte. Es war am Abend des zweiten Tages, als er wieder die Thürme von Neuzelle vor sich aufsteigen sah. Er fand einen tief einschneidenden Hohlweg, der ihn, wie er vermuthete, Deshalb ging er geradezu nach dein Orte führen mußte. diesmal nicht den beschwerlichen Weg durch die Berge, sondern er ging den Hohlweg entlang. Die Dämmerung war bereits eingetreten und die Sträucher und Bäume aus der Hohe des Nicht ohne ein Gefühl Weges sahen aus wie Gespenster. von Bangigkeit schritt Georg dahin. Da, ehe er es sich ver¬ sah, stürzten zwei Strolche, die am Wege gelagert hatten, ans ihn zu. „Zurück!" rief Georg, indem er sich mit dem Rücken an die steile Wand des Hohlweges stellte und seinen dicken Wanderstock in die Höhe hob. Aber wie wüthende Katzen drangen sie aus ihn ein, um ihn zu fasten. Da schlug Georg

60 leicht zum Spottnamen würde; sonst hätte ich vorlällfig keine Ucbcrall wurde ich sehr freundlich Besuche machen können. wenn wir den Wagen wieder Mal, Jedes empfangen. bestiegen, machte Hildegard eine komische Randbemerkung, so

mit seinem Stock den einen auf den Kopf, daß der Stock in zwei Stücke zerbrach, der Strolch aber heulend das Weite In demselben Augenblick aber fühlte er selbst einen suchte. heftigen Schlag aus seinen rechten Arm und gleich darauf einen zweiten auf seinen Kopf. Schnell griff er nach dein

Georg aber fühlte, wie ihm auf einmal die Sinne schwanden. Das Schwert fiel ihm aus der Hand; er lehnte sich, mit den Händen nach einer Stütze suchend, an die Wand des Hohlweges und sank bewußtlos zu Boden. Gleich darauf sah ein Mann über den hohen Rand des Hohlweges, deffen Glatze verrieth, daß er dem geistlichen Stande angehörte. „Wir kommen ;u spät, Bruder Lcontius," sagte „Die Räuber sind entflohen, er, nach rückwärts gewendet. nachlief.



befreunden, ihre Achillesferse scheint die Neigung für Herren und besonders zu „unserein Conrad" zu sein, ich will ihr gewiß nicht in den Weg kommen, dann werden wir mich noch

auch gute Freunde sein und bleiben.



Ich hatte beim besten Willen diese Tage über nichts zu berichten, ein Tag verläuft wie der andere: Erstes Frühstück im Zimmer, zweites im Garten, dann male ich vor Tisch oben in.meinem Zimmer, Frau v. Erlenroth intcressirt sich sehr dafür, ich habe schon angefangen, das Haus vom Garten aus aufzunehmen. Nach dein Essen übe ich in meinem Zimmer; Frau v. Erlenroth versorgt mich reichlich mit Noten, sie hat für mich in Liegnitz, unserer nächsten größeren Stadt, abonnirt; zum Kaffee, den wir bei gutem Wetter im Garten trinken, gehe ich wieder hinunter, dann plaudern wir bis gegen 6 Uhr und arbeiten fleißig dabei, um 6 Uhr fährt der Wagen vor, meist holen mir zum Ausfahren Hildegard ab und sie bleibt

und ein Plann liegt da unten wie todt an der Erde." Die Gestalt eines zweiten Priesters beugte sich über den Rand. „Schade, schade!" sagte er„Ich hätte meine Arme gern erprobt- Doch, wir Strolchen einmal im Kampfe mit den wollen hinabsteigen und sehen, was mit dem Armen ge¬

muß!"

einigen Minuten standen sie neben Georg. Sie bemühten sich redlich, den Ohnmächtigen zum Leben zurückzu¬ rufen, was ihnen auch nach kurzer Zeit gelang. „Er scheint schwer verwundet, Bruder Ignatius," sagte der junge Priester Rach

j

zu dem älteren- „Wir wollen ihn mit in's Kloster nehmen und ihn pflegen. Er hat es verdient", setzte er hinzu, indem er den zerbrochenen Wanderstab und das Schwert aufhob und „Wir wollen thun, wie Du dem Bruder Ignatius zeigteAber der jüngere Priester bat: sagst," erwiderte dieser.

j

„Laß mich allein! Ich bin stark genug." Darauf nahm er ihn wie ein Kindlein auf seine Arme und trug ihn sanft dem

!

zum Abend bei uns.

Wir

spielen nach dem Abendbrod vier¬

händig, oder singen Duette. Wenn ich gegen 10 Uhr, länger bleibt Frau v. Erlenroth für gewöhnlich nicht auf, in mein kleines Reich komme, schreibe ich noch 1—2 Stunden. Von Hause habe ich sehr liebe Briefe, der Onkel ist sehr komisch in seiner Freude, daß es mir so gut geht; — der guten Tante inerkt man

in jeder Zeile an, wie

ich mich so

wohl fühle; glaube nur, wäre

glücklich es sie macht, daß ich

Onkels

Nichte

der Tante Schwester-Tochter, sie hätte mich nie fort gegeben, so aber wollte sie, mich nicht zu einfach halten lind fürchtete, des Onkels Verwandte, die gewesen und nicht

Kloster zu-

(Schluß folgt.)

immer scheel ansahen, würden es ihr ver¬ argen, wenn sie dem Onkel bei drei Söhnen auch noch eine ernähren aufbürdete! Der Onkel schrieb mir Nichte zu gestern, er habe an meinen 4000 Thaler Aktien 500 Thaler geivonnen, wenn er jetzt längere Zeit Zins auf Zins legen die

Meine

erste Reise Aooelle

in Schlesiens Serge.

ÖOlt Ä* non Sfftfcn.

(Fortsetzung.)

Nachdruck verboten. Ersetz v. VI. 70.

II.

Heute kann ich nicht viel berichten, Hildegard war hier, sich nach dem Befinden der Frau Baronin zu erkundigen; wir saßen den ganzen Nachmittag im Glashaus neben dein Früh-

Hildegard war es regnete heute unaufhörlich. an, was Frau das „Dll" mir sie bot mich, gegen herzlich sehr „mein Töchtereinem Kuffe und einem mit ihr v. Erlenroth chen," dankte- Sie ist sehr unterhaltend, steckt voller Schnurren, wir blieben in einem Lachen; dabei hat sie eine Gabe, allen

Leuten nachzumachen, die zu drollig ist; Baron Wölben kopirte sie, wie er das Monocle aus dem Auge wirft, sich den Bart dreht und dann gar nicht mehr aufhört zu sprechen; die Frau

Baronin amüsirte das sehr. —

hörte es auf zu regnen und da Frau v. Erlenroth Briefe schreiben wollte, bot mir Hildegard an, mit mir Besuche zu machen, Frau v. Erlenroth erlaubte uns den Wagen und „August"; dieser hatte die Visitenliste im Kopfe und wir fuhren in kaum 1'/, Stunden alle Visiten ab. Es Abend

war gut, daß der Onkel meine Karten hatte mit „Fräulein v. Werden" drucken laffen, er kann es nicht leiden den Vornainen auf Visitenkartelt zu haben, weil dieser dadurch

Gräfin

schon

könnte, würde ich schließlich „eilte gute Partie." — Ueber Deinen Brief habe ich mich sehr gefreut, der „nette Gutsbesitzer aus Schlesien" wird meinem Clärchen doch nicht

stückszimmcr,

Gegen

nach Hause kamen.

Jetzt ist es 10 Uhr, der Regen rauscht an meinen Fenstern in den Bäumen, eine balsamische Luft dringt vom Garten herauf; Auch mit Hildegard.werde ich es ist schön hier, sehr schön.

kurzen Seitenschwert und zückte die Waffe gegen den Räuber, der nun, als er das blanke Schwert sah, seinem Kumpan

schehen

wir in fröhlichster Stimmung

daß

!

gefährlich werden?! Heute kann ich vom gestrigen Tage wieder viel erzählen. Am Morgen betaut ich einen Brief von Wilhelm, er könne mich nicht dispensiren als „Licbeskreuzungsplinkt", wie ich ihn gebeten, er beschwört mich, sein guter Engel zu bleiben, im Oktober mache er sein Examen, dann habe alle Heimlichkeit ein Ende! — Eigentlich war ich recht verstimmt über die Antwort, aber was hilft's, hätte ich nur nicht erst „A" gesagt,

nun muß ich auch „B" sagen. Ein Brief voit Helene war auch wieder in der Posttaschc, ich mußte ihn an Wilhelm adressiren, als ich ihn dem alten August gab, sah er sich die Adresse so genau an und lächelte so geheimnißvoll, daß ich Helene ordentlich zürnte, daß ich die Verantwortung für ihre Thorheiten tragen mußte. Um 12 Uhr fuhren wir nach Ebbendorf. sollte

das

Diner sein,

so

war

nochmals

Um 2 Uhr schriftlich

zum

61

worden, und 1*4 Stunde fuhren wir; Zerners nahmen wir mit. — Ebbcndorf liegt reizend, eigentlich ganz im Walde, das Schloß ist wahrhaft schön und auch brillant eingerichtet, so recht ein vornehmes Haus, tvie man sich's nur vorstellen kann. Drei Diener in — standen auf der den Wappenfarbcn — Blau und Silber fast bk Treppe herab, und ftünten vorfuhren Rampe, als wir an den Wa-

Diner geladen

wohl auch geworden, wenn gestorben wäre! — Kommen mein Alexaitder nicht so jung Sie her, inein liebes Kind uild feien Sie mir herzlich will¬

mir wie

eine Tochter, wäre es

Fran v. Erlenroth entschuldigte sich, daß ich noch keinen Besuch in Ebbendorf gemacht habe, wir seien noch nicht Bald darauf kamen Feldens, noch einige dazu gekommen. Familien aus der Gegend u»n wir setzten uns, 20 Personen kommen!"

ungefähr, zu Tische.

gcnschlag,

Ich saß Baron Wölben vis-

Baron der Wolde» war

dem

Allen aber zuvorgekom¬

a-vis, der die Gräfin Zerner geführt hatte, und

men, er öff¬ nete

schon

und half uns Reihe der nach heraus, den

alten

Baronin; bei

beiden

Tisch

älteren Da¬ men er den

der lieben

neben

fragte

inich (zum Glück hat sie ein sehr lei¬

sie

reichte

Arm,

wir, Hilde¬ gard und ich

Organ,

ses

daß

so

kein

folgten nach. Eine pracht¬ volle große, kühle Halle empfing uns,

ser Gespräch

wir legten ab

Sie,

und traten in das Hauptempfangszimmer, das. Alles dunkel¬

liebes Kind,

Anderer un¬ hören konn¬

„Sind

te):

die

inein einzige

Tochter mei¬ ner theuren

mit roth Gold, einen

Helene?

Ich

dächte

ein

Töchterchen habeAlice ge¬ heißen, und

ungemein prächtigen Eindruck

war,

das

mcr mußten

wenn ich nicht irre, mein Pathchcn , das müßte iln

wir

Januar

macht; noch

vier

fürst¬

einge¬ lich richtete Zim-

wandern, che

17 oder 18 Jah¬

wir in einem

re

durch¬

reizenden

Saal,

in

Johann Carl von Lckrntirrg, der starke Mann. Originalzeichnung

Silber und Blau gehalten, anlangten.

Drei erkerähnlichc Ausbauten bildeten die Hauptanziehungspunkte, vor dem mittelsten Aus¬ Baron bau saß im Rollstuhl eine fteundliche alte Dame. Wölben nahm nun meinen Arin, führte nüch seiner Mutter zu und sagte: „Hier mein liebes Mamachen, bringe ich Dir Fräulein v. Werden, auf die Dir so gespannt bist." — „Ja", sagte die alte Dame weich, „das ist meine Helene Holm, wie sie in Berlin so oft bei mir war, sie war

nach einem alten Kupferstich.

(S. Seite 64.).

alt

wer¬

den?"

Ich

mußte schnell gestehen, daß

ich diese Alice sei und

warum

ich hier Helene hieße.



Die alte Dame meinte, das wäre eine recht albcnlc Idee von der überspannten Brigitte gewesen, mich um¬ zutaufen, auf die ich nicht hätte eingehen sollen. Zum Deffert gab cs Knackmandeln, ich mrißte durchaus mit dem Baron ein Vielliebchen auf j’y ponse essen und nach kaum 10 Mirluten hatte ichs gewonnen. Herr v. Zieger hatte wieder Hildegard geführt, sie war augenscheinlich sehr

stolz, als einzige junge Dame, die einen Cavalier hatte Nach dein und war sehr liebenswürdig und gesprächig. glänzenden Diner zogen sich die älteren Damen in das Erker¬ zimmer zurück, die verheirathcten Herren wollten in des Barons

Zimmer etwas rauchen, und wir, fünf junge Mädchen, Herr v. Zieger lind der Hausherr gingen in den Schloßgarten, wie er dort heißt. Unterwegs erzählte mir Bertha Felden, Baron Wölben, Fritz mit Namen, sei von zehn Kindern das jüngste und einzige, sein ältester Bruder Alexander würde jetzt einige 40 Jahre zählen, während er 23 bis 25 Jahre alt wäre- — Der junge Baron war sehr aufmerksam gegen seine Gäste; als er uns das Gewächshalis zeigte, ließ er uns sämmtlich vom Gärtner prächtige Sträliße binden, er und Herr v. Zieger schnitten fast alle Blumen selbst dazu. Als der Gärtner den Strauß für Hildegard band, reichte ihm Herr v. Zieger nur rothe liiid blaue Blumen dazu, in die Mitte kam „brennende Liebe." Und als er nachher Hildegard den Strauß überreichte, hörte ich, wie er sagte: „Nur Liebe uild Treue ist es, was

Ihnen biete, Comtesse;" sie nahm eine brennende Liebe uild steckte sie ihm ins Knopfloch! „Wenn das keine Verlobung giebt," sagte ich zu Bertha, ich

als wir weiter gingen, die aber meint, von Liebe sei bei Hildegard überhaupt nicht die Rede, Baron Erlenroth wäre ihr lieber, Herrn v- Zieger behielte sic nur in Reserve, ich würde cs ja sehen, wenn „unser Sohn" käine, wie sich da Hildegard benehmen würde. — Gegen Abend wurde es kühl und da wir viele kränk¬ liche Leutchen in unserer Gesellschaft hatten, blieben wir im Zimmer, es wurde lvieder gesungen, ich mußte auf der Baronin Wölben besonderen Wunsch beide Lieder von neulich singen, ihr Sohn sei so begeistert davon gewesen, daß er sich gleich die Noten auch verschrieben habe; Baron Wölben sang mit recht weicher, etwas süßer Tenorstimme einige ganz hübsche

Lieder.

Hildegard bat mich, den Boccacciowalzer zu spielen, ich that es und sie tanzte sofort mit Herrn v. Zieger danach, einige jüngere vcrheirathete Herren folgten mit den andern jungen Mädchen, nur Baron Wölben blieb hinter meinem Stuhle stehen und rührte sich nicht. Da ließ sich seine Mutter von ihrem Diener an den Flügel rollen, sie wollte mich ab¬ lösen, meinte sie. Als sie dann den berühmten Kußwalzer spielte, machte mir Baron Wölben eine Verbeugung und wir flogen den andern Paaren nach. Eine Quadrille wurde auch

Baron Fritz und ich gleich zusammen tanzten, die liebe alte Baronin sah uns immerwährend nach und als wir geendet, sagte sie, mir das Haar aus der Stirn streichend. „Dieselbe leichte Anmuth, wie die Mama! — Nimm Dich in Acht, mein Kind, Du bist auch ebenso zart, wie meine süße Helene es war, sie hat zu viel in ihrem Leben getanzt!" Wir mußten uns nun abkühlen, denn die Wagen waren vorge¬ fahren, unser Wagen war aufgeschlagen und da Frau v. Felden und ihre Schwester fürchteten, sich in ihrem offenen Chaisechen zu erkälten, wechselten Hildegard und ich die Plätze mit ihnen. noch getanzt, die

Herr v. Zieger mußte durch unser Städtchen, um sein auf der anderen Seite belegcnes Gut zu erreichen. Frau v. Erlen¬ roth und die alten Damen waren mit ihren schönen Pferden unseren, Miethswagen eine gute Strecke voraus. Herr v- Zieger konnte seinen feurigen Rappen kaum so weit bändigen, um

mit uns in ziemlich gleicher Höhe zu bleiben, er fuhr einen reizenden kleinen Americain, sein Diener saß hinten auf. Da sagte Hildegard plötzlich: „Hören Sie, Herr v-Zieger, nehmen

Sie mich mit in Ihren Wagen, bei dem Tempo werde ich see¬ krank, aber nur bis vor die Stadt, dann machen wir wieder „kehrt", und ich gehe in meinen Leichenwagen zurück!" Wer war froher als Herr v. Zieger, in wenig Augenblicken sauste das leichte Gefährt mit Windeseile vor uns her. „Wie un¬ passend das nun wieder ist," meinte Bertha; „aber klug ge¬ nug ist Hildegard, daß sie der Baronin Erlenroth das Schau¬ spiel nicht vorführt, die würde dieses tete-a-tete mit einem Herrn für ihre Schwiegertochter in spo doch nicht schön fin¬ den!" Kurz vor der Stadt ist ein großer ungepflastertcr Platz, dort trafen tvir das Paar an, Hildegard ließ sich im Kutschircn unterweisen, und fuhr mit großer Gewandtheit immer im Kreise herum! — Sie reichte, als sie uns sah, ihrem Lehr¬ meister die Zügel, dieser gab sie dem Diener hinter sich, sprang schnell von dem etwas hohen Wagen herab, hob Hildegard herunter und in unseren Wagen, dann drückten sie sich recht lange die Hand, und Hildegard sandte Herrn v. Zieger einen so innigen, vielsagenden Blick nach, daß mir Bertha einen leisen Rippenstoß gab, und wir uns vcrstäiidnißinnig an¬ sahen.

Zu Hause angelangt, warteten Mama Zcrner nnd Mama Felden auf ihre respektiven Töchter, Hildegard lamentirtc über das langsame Fahren in dem Miethswagen, sie sei beinahe eingeschlafen! Bertha wollte eben eine stichelnde Bemerkung

Baronin Erlenroth: „Hildcgardchen, denke Dir, die Mama hat erlaubt, daß Du mich übermorgen nach Breslau begleitest, wir bleiben zwei Tage dort; morgen machen,

da

sagte

die

Conrad, der muß uns herumführen!" Hildegard sprang vor Entzücken in die Luft, und «mannte uns Alle der Reihe nach. schreibe ich an

Viel ist wieder nicht zu berichten, mein Clärchcn. Frau v- Erlenroth hatte den Tag nach dem Feste in Ebbendorf an ihren Conrad eine Karte gesandt, dieselbe hatte ihn aber nicht getroffen, da er mit mehreren Bekannten nach einer, einige Meilen von Breslau entfernten landwirthschastlichcn Schule gefahren war, und 3—4 Tage zu bleiben gedachte. Sein ge¬ wandter Diener hatte zwar die Karte sofort nachgeschickt, sie hatte aber dennoch den Adressaten zu spät erreicht, er war nur noch zurecht gekommen, um den Damen auf dem Bahn¬ höfe „guten Tag" zu sagen. Hildegard war nicht sehr be¬

friedigt von der Reise, obgleich ihr die Baronin ein ent¬ Mir brachte zückendes Armband in Breslau geschenkt hatte. Frau v- Erlenroth prächtige Farben, Malerleinewand, Noten — Ich hatte die zwei und ein allerliebstes Sommerkleid mit. Tage ihrer Abwesenheit dazu benutzt, das Bildchen von unserem Hause hier fertig ju machen, es war recht niedlich geworden, hier in der Stadt hatte ich einen netten, dazu passenden Nahmen erstanden, und das kleine Kunstwerk auf Frau v. Erlcnroth's Schreibtisch gestellt, dir sichtlich erfreut darüber war und mir so herzlich und so oft dankte, daß ich ganz beschämt war. Zu Weihnachten werde ich ihr das Haus von der Straßen¬ seite aus malen, die Equipage mit den schönen Schimmeln

vor der Thür, und mir vom Onkel aus Berlin einen eleganten Rahmen dazu besorgen lassen.

63 Lange Zeit ist es, daß ich Nichts in dieses Buch schreiben konnte, ich habe Nichts erlebt. — Hildegard ist täglich hier, wir haben im Sommer zusammen Malstunden gehabt; ein Maler hielt sich hier 6—8 Wochen auf, um die sehr hübsche Umgebung unseres Städtchens aufzunehmen; Frau v. Erlenroth ließ uns täglich Stunden geben; Hildegard malt nur Blumen, aber recht hübsch, sie hat viel Talent, sie hat der Baronin einen Tisch gemalt, zum Dank für die Stunden, auf weißer Marmorplatte, lauter bunte Rosen, und hat große Freude da¬

mit bereitet. — Park

für

Partie aus dem gemalt, die auch sehr gefiel. — Ich habe ganz heimlich, nur für mich, den Teich im Park, mit Erlen und Birken umstanden, in Mondscheiubeleuchtung ge¬ malt, der Maler fand das Bild sehr gelungen. — Bon Wilhelm bekam ich zum Dank für meine Liebesbriefvermittlung neulich sehr schöne Aquarellfarben aus Görlitz. Denke Dir, er macht sein Examen nun erst zu Ostern, es ist schrecklich, ich hoffte, endlich das Hcimlichthun los zu sein, nun gehts wieder „Unser Conrad" ist zuin Examen in Berlin, noch weiter. von dort koinmt er direkt hierher, ich werde dann den „Wunder¬ mann" also auch kennen lernen! Unser Affeffor vom Gebirge hat den Onkel in Berlin aufgesucht, leider haben sich die Herren auf der Treppe getroffen, als der Onkel ausgehen wollte, die Tante war verreist, er hat sich den Damm „recht herzlich" empfehlen lassen. Schade, daß ihn der Onkel gerade treffen mußte, sonst hätte er doch seine Karte abgeben müssen, und wir hätten er¬ fahren, wie er eigentlich heißt. — Herr v- Zieger ist gestern von einer längeren Reise zurückgekehrt, er hat Hildegard sehr schöne Sachen mitgebracht, sie müssen doch verlobt sein, Bertha Feldcn meint „nein." habe

Ich

gütige

eine

meine

Beschützerin

Jetzt ist der Oktober recht rauh und herbstlich eingezogen, Regen streiten uin die Herrschaft. Der wilde Wein an unserm Hause spielt in allen Farben. Mein Zimmer ist für den Winter behaglich gemacht, das Leinwanddach vom

Sturm und

Balkon ist entfernt worden, der Wind trieb sein Spiel zu arg damit, cs ist viel heller dadurch geworden. Mit meiner Malerei mußte ich herunter zur Frau Baronin übersiedeln, sie sieht so gerne zu, ich führe die Skizzen vom Sommer, die ich mit Hülfe des Malers gemacht, jetzt aus; ich habe in den acht Wochen viel gelernt! — Daß Deiner Mama das Bad gut bekommen ist und auch der Aufenthalt an der See, freut mich innigst. War es nur Zufall, daß der schlesische Gutsbesitzer auch nach Hcringsdorf kam? Er heißt v. Stetten, nicht wahr? ich konnte dcil Namen nicht recht lesen. Daß er ein Vetter von „unserem Conrad" ist und die Güter zusammengrenzen, war inir sehr interessant, auch daß er den Baron so lobt. (Fortsetzung folgt.)

Die königlichen Fabriken Spandan's. Vo» Dr. Äim|emii(lft.

(Schluß aus Nr. 3.)

D. I>ie Ocschühgicßcrci. Schon im Jahre 1828 >var die Verlegung der königlichen Ge¬ schützgießerei von Berlin nach Spandau beschlossen worden, aber erst zehn Jahre später begann man der Ausführung des Planes näher zu treten. 1838 ging man damit um, die Gießerei auf dem Bchnitz anzulegen, um die Wasserkraft, welche vordem die Mühlen

1

l

getrieben hatte, benutzen zu können. Wesentliche Hindernisse nö¬ thigten jedoch diesen Plan aufzugeben. Nachdem durch königliche Kabinetsordre vom 21. Dezember 1844 befohlen worden, daß zur Deckung des durch die Verlegung der Gießerei entstehenden Geld¬ bedarfs von 1845 an jährlich 50,000 Thlr. bewilligt werden sollten, genehmigte eine andere Kabinetsordre vom 3. September 1846, daß die Geschützgießerei auf dem linken Spreeufcr in der Vor¬ stadt Stresow angelegt und zum Betriebe der Maschinen Dampf¬ kraft verwendet werde. Der Plan fiir die Anlage wurde im wesentlichen durch den

damaligen ersten Offizier der Militärdirektion der Geschützgießerei zu Berlin, Hauptmann Schür, entworfen und umfaßte auch die Einrichtung einer Eisengießerei zur Herstellung von Eiscnmunition

für die Artillerie. Nachdem man im Jahre 1852 endlich das nöthige Terrain angekauft hatte, begann 1853 der Bau und wurde 1854 voll¬ endet.

Die Uebersiedelung der Geschützgießerei von Berlin nach Spandau begann am 15. März 1855 und am 21. April desselben war die Uebcrführung der Maschinen beendet. Schon am 13. April begann die Arbeit in der Bronzegießerei, und am 4. August 1855

I.

fand der erste Guß eines Geschützrohres statt.

Die Einrichtung der Munitionsgießerei begann am 1. Juli 1855, am 31. Juli erfolgte der erste Guß. In der Bohrwerkstatt wurde die Arbeit iin August 1855 er¬ öffnet. Die Erweiterungen, welche die Fabrik später erfuhr, sind fol¬ gende:

1856/57 Geschützhaus 2, 1857 Flainmöfen 1, 2, 7, 8 für eiserne Geschütze, 1860 Neubau der Putzwerkstatt, 1862 Neubau der Geschoßwerkstatt, 1865 Verlängerung der provisorischen Bvhrwerkstatt, 1866 Vergrößerung der Bohrwerkstatt und Neubau eines Zink- und Bleigießhauses, 1867 abermalige Verlängerung der provisorischen Bohr¬ werkstatt, 1860 Vergrößerung der Geschoßwerkstatt, 1871—1874 Bau einer neuen Bvhrwerkstatt,

1871 Bau einer Gasanstalt auf dem gegenüber liegenden Sprceufer und eines neuen Wohngebäudes, 1873 Anlage eines neuen Gasbehälters, 1875 Neubau der Geschoßwerkstatt, 1876 Vergrößerung der Gasanstalt. Es werden in der Geschützgicßerei bronzene und eiserne Ka¬ nonen jeden Kalibers gegossen und vollständig bearbeitet, ferner werden auch die von Stahlfabriken herrührenden Stahlblöcke bear¬ beitet und viele Arten von Gcschützzubehörftücken und Vorrathssachcn gefertigt. Endlich werden Geschosse jeden Kalibers gegossen und bearbeitet. Die Geschützgießerei umfaßt: 1. eine Tischlerei, 2. eine Geschützformerei, 3. eine Geschützgießerei mit 8 Flammöfen, 4. eine Munitionsgießcrei mit 4 Kupolöfen, 5. eine Geschoßwerkstatt, 6. eine Blei- und Zinkgußwerkstatt,

7. 8. 9. 10.

die alte Bohrwerkstatt, die neue Bohrwerkstatt zum Bearbeiten schwererer Kanonen, eine Schmiede, eine Schlosserei,

11. eine Gasanstalt, welche zugleich die Artillerie-Werkstatt und die Gewehrfabrik mit Gas versorgt und aus dem rechten Spreeufer, der Geschützgießerei gegenüber,

liegt.

64

Der Betrieb wird bewirkt durch sechs Dampfmaschinen ä 100, 50, 35, 24, 16 und 10 und eine Locomobile mit 16 Pfcrdekräftcn.

Die Direktion besteht aus 1 Stabsoffizier als Direktor, 1 Hauptmann als Unterdirektor, 1 Zeughauptmann als Rechnungsführer. Die Werkstätten 1 bis 4 stehen unter einem Betriebsinspektor, Betriebsführer, 5, 6, 11 Betriebsführer, 7 -

Betricbsinspektor. 8, 9, 10 Jeder Werkstatt steht ein Meister vor. Sämmtliche Dampf¬ maschinen stehen unter einem Maschinenmeister. Die Betriebsin¬ spektoren und Betriebssichrer sind Civilingenieure, auch die Meister und Arbeiter gehören sämmtlich dem Civilstande an. -

E. ?te Ärtisscrie-MerKstatt. Die königliche Artillerie-Werkstatt liegt auf der östlichen Seite Das ganze Terrain derselben hat eine der Stresow-Borstadt. Größe von 9,56 Hektaren und ist begrenzt: im Süden durch die Straße Freiheit, im Osten durch die Festungswerke, im Norden dmch den Spreefluß und im Westen durch die kgl. Geschützgießerei und einige Privatgrundstücke. Nachdem schon im Jahre 1852 durch das kgl. Kriegsmini¬ sterium in Aussicht genommen worden war, die in der Dorotheengelegene Artillerie-Werkstatt nach Spandau zu verlegen, wurde im Jahre 1862 mit dem Bau der Werkstatt in Spandau begonnen und wurde zuerst der Grundstein des Wohn¬

in Berlin

gebäudes Nr. II. gelegt, welches den nördlichen Abschluß der vorderen Fapade bildet. Die großartigen Anlagen von Betriebsgebäuden mit größtentheils neuer Maschineneinrichtung, Aufbewahrungsgebäuden, Nutz¬ holzhäusern, einer Reihe von Wohngebäuden rc. erforderten zu ihrem Bau im ganzen 6 Jahre und wurde während dieser Zeit nach dem Kriege von 1866 noch eine Vergrößerung des ursprüng¬ lichen Projektes ausgeführt, indem das Hauptwerkstattsgebäude in seiner ganzen Breite um 5 Felder nach Osten hin verlängert wurde. Im Sommer 1868 begann die Uebersiedelung von Berlin nach Spandau und wurde am 6. November desielben Jahres die vollendete neue Artillerie-Werkstatt durch Se. Majestät den König Wilhelm I. besichtigt, wodurch dieselbe eingeweiht und in allen ihren Theilen in Betrieb gesetzt wurde. Während des Krieges gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 1871 herrschte in der Artillerie-Werkstatt eine große Thätig¬ keit, doch wurde sie noch vor dem Friedensschluffe von dem Mi߬ geschick betroffen, daß ein großer Theil derselben niederbrannte. In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 1871 brach nämlich in der Holzarbeiter-Wcrkstätte, welche den nördlichen Theil des Hauptwerkstattsgebäudes ausmachte, aus einer nicht ermittelten Ursache Feuer aus, und diese ganze Werkstätte mit allen ihren kost¬ baren Maschinen und Einrichtungen wurde in kurzer Zeit vollständig

zerstört.

Der Wiederaufbau der neuen nach Norden bedeutend verbrei¬ terten Holzarbeiter-Werkstätte erfolgte sofort und dauerte ungefähr ein Jahr. Bis zu jener Zeit lag zwischen der Ostgrenze der Ar¬ tillerie-Werkstatt und den Festungslverken die königliche Zündspiegelsabrik, von welcher im Jahre 1871 ein Theil, im Jahre 1874 das

Terrain mit allen Gebäuden der Artillerie-Werkstatt überwiesen wurde. Die größeren Gebäude der alten Zündspiegelfabrik

ganze übrige

1874-1876 das Hammer- und Walzwerk, 1877-1878 die neue Seilerwerkstätte rc. Außerdem wurden in den Jahren 1873 — 1878 auf dem alten Terrain und in den Einrichtungen der alten Werk¬ stätten bedeutende Veränderungen und Erweiterungen ausgeführt, welche Umstände alle zusammen die derzeitige Gestalt und Größe der Artillerie-Werkstatt herbeiführten.

In

-

Direktoren der Geschützgießerei: 1852—1866 Schür, bis 1859 Hauptmann, bis 1866 Major, dann Oberstlieutenant. 1866—1875 Weder, bis 1872 Hauptmann, dann Major. Rausch, bis 1876 Hauptmann, jetzt Major. 1875—

straße

wurden zu verschiedenen Zwecken eingerichtet, das übrige Terrain zur Erweiterung benutzt. So erstanden unter anderem und größtentheils auf diesem neuen Terrain im Jahre 1872 ein neuer eiserner Nutzholzschuppen, in den Jahren 1873 —1875 die neue Schmiede,

den Jahren 1872 — 1875 wurden in der Artillerie-Werk¬

statt durchschnittlich 2000 Arbeiter beschäftigt, 1876— 1878 circa 1500 und 1879 und 1880 1000 bis 1200. Die Hauptgegenstände, welche in der Artillerie-Werkstatt ge¬ fertigt werden, sind: 1. Laffeten, Protzen und alle Arten Fahrzeuge für die

Feld-, Festungs- und Belagerungs-Artillerie; 2. Laffeten für die Küsten-Artillerie, Boots- und Landungslaffeten; 3. alle Arten Fahrzeug für Train und Truppen, Sanitäts¬ wagen, Krankenwagen rc. 4. Geschirr und Stallsachen, Geschützzubehör, Werkzeuge, Schanzzeugs, Geschoßkastcn, Pulverkastcn, Pulvertonnen rc. An der Spitze der Artillerie-Werkstatt steht eine militärische

Direktion,

bestehend aus dem

Direktor, dem Unterdircktor, dem

Rendanten resp. Rechnungsführer und drei Offizieren als Direktions¬ Assistenten.

Verwaltung der Materialien und der Fabrikate sind Zeugoffiziere betraut, denen eine Anzahl

Mit

dem Rechnungswesen, der

Zeugpersonal unterstellt ist. Der Betrieb ist in mehrere Abtheilungen getheilt, welche durch Civilingenieure geleitet werden; sämmtliche Meister und Arbeiter sind Civilpersonen.

Die Stellungen des Direktors der Artillerie-Werkstatt deten seit deren Verlegung nach Spandau:

beklei¬

1. Oberst Wescner bis Juli 1871, 2. Major Diedcrichs bis Mai 1876, Gerhardt bis Oktober 1880, 3. Schüler vom Oktober 1880 ab. 4.

Johann Earl von Eckcnbcrg, der starbt Mann. (Hierzu die Illustration Seite 61.)

„Eine Studie zur Theatcrgeschichte Berlins" nennt Geheim -

Louis Schneider

einen gleichnamigen Aufsatz, den unsere Zeitschrift in ihrem zweiten Jahrgang brachte, und es ist wahr, die Erscheinung des Theaterprinzipals Eckcnbcrg ist sowohl in kunstgeschichtlicher wie sittengeschichtlicher Hinsicht eine

rath

In

weil er Staatsaktion gewiffermaßen der letzte Repräsentant der Haupt- und sowie der niederen Possenreißerei war; in sittengeschichtlicher, weil höchst beachtenswerthe.

sein

zu

Berliner Treiben und

kunstgeschichtlicher deswegen,

seine

höchst

König Friedrich Wilhelm I.

sonderbare Stellung

gewissermaßen

den Fokus

bildet, in dem die Strahlen des gesellschaftlichen Lebens sowohl der höheren als der niederen Stände zusammenschießen. Das HausZimmerstraße Nr. 25, das allbekannte „Kreis¬ gerichtsgebäude" erinnert noch heute an den „starken Mann", an den ,Hoskomödianten König Friedrich Wilhelms I." Dort hat er gelebt, das Haus war sein Eigenthum, und auf dem Hofe sollte das erste ständige Berliner Theater gebaut werden, zu dem das Publikum, nicht wie zu den „Opern theatern" in der Poststraße und „auf dem Stallplatze" (Marftall)

dieses Hauses

65

in der Breitenstraße nur bei Hoffestlichkeiten, sondern jeder Zeit

Zutritt

haben sollte.

Johann Carl von Eckenberg war

Sattlers

der

Sohn eines

aus dem Bernburgischen, der anfangs das Handwerk seines Vaters trieb, dann eine Seiltänzerin heirathete, selbst Gaukler und Jongleur wurde und sich auf seinen Reisen durch Deutsch¬

land nach und nach ein Ver¬ mögen von 40,000 Thalern erwarb. Nach dem „All¬

Theaterlexikon"

gemeinen

soll er 1700 geboren sein; dem widerspricht aber der

reproducirte uns von dem es auf Kupferstich*), heißt: aetatis «uns 32 Anno 1717, woraus her¬ vorgeht, daß er 1685 ge¬ Welche Beboren ist. waudtniß es mit seinem

Adel

gehabt, muß dahin¬

gestellt bleiben.

Er

selbst

behauptete von sich, von freiherrlichen dem alten Geschlechte

Eggenberg

derer

zu

abzustam¬

men; nach anderen Nach¬ richten soll er seinen Adel in Schweden im Jahre

der andern ganz bequem ein Glas Wein ausgetrunken; ferner daß zwei Pferde nicht im Stande waren, ihn von der Stelle zu bringen, und daß er nachher dieselben Stricke mit der größten Leichtigkeit zerriß, mit denen die Pferde ihn hatten fortziehen sollen. Unsere

Illustration führt

auch diese

„Nummer"

seiner Kunstleistungen

vor

und außerdem eine ganze Reihe anderer, die sich von selbst erklären und die sämmtlich glaub¬ lich erscheinen laffen, daß er ein mit Niescnkräften ausgestatteter „Künstler" gewesen ist.

Wie später Phila¬ delphia und neuerdings Bosco und Bellachini durch

unerklärlich

schei¬

nende, im privaten Leben

ausgeführte Kunststücke von sich reden zu machen und dadurch das Publikum zum Besuch ihrer Vorstellungen anzuregen wußten, so auch

damals

schon

Mann".

Er

der „starke

benutzte, wie

die vornehmen Leute

da¬

mals, die Portechaisen und führte einst folgenden

mit Portechaisen¬ trägern aus. Er hatte sich Scherz

1720 haben

zu

erneuern las¬

Mittageffen tragen laffen

sen.

Vor 1717 war er nur Seiltänzer Jong¬ und leur ,

und erst

in Ber¬

lin begann er seinen Vor¬

einem

und ließ die Portechaise

vor

dem

war-. ten. Als er

Hause

beim Dun¬ kelwerden

wieder

ein¬

stellungen

stieg, sagte er

auch Schau¬ spiele hinzu¬

zu den Trä¬

zufügen. Im Jahre 1717 kam starke

zum

der

Mann ersten

Male nach Berlin und

gern, daß sie sich

nur

zu¬

sammenneh¬

men

möch¬

ten, weil er

viel gegeffen und

daher

sehr

viel

im

schwerer sei.

Charlot¬ tenburger

Die Träger

gab

lachten, weil sie das für Schlosse einen Scherz vor dem Nach Zeichnungen von L. Beckmann. 1. der Mark. Iagdbitdrr aus hielten, wa¬ Könige eine ren aber Vorstellung. bedeutende erstaunt, als sie eine so Last, wie nicht wenig wohl 3 gezeigt, wird be¬ bis Unter den Kraftproben, die er vor dem Könige in wiegen der Portechaise sonst mochten, der 4 Männer tragen Kanone, auf mußten. sonders erwähnt, daß er eine 20 Ctr. schwere Eckenbcrg hatte eben mehrere Centner unter seinen Mantel zum Ueberfluß noch ein Trommler saß (s. unsere Illustration) mit genommen und war damit in die Portechaise gestiegen. Fluchend einer Hand aufhob, und so lange in der Luft hielt, bis er mit über den übermäßig gesegneten Appetit schleppten die Träger keuchend ihn fort, bis Eckenberg plötzlich anhalten ließ, mit seinen *) Anm. der Red. Louis Schneider nennt diesen Kupferstich Centnergewichten ausstieg, nach kurzer Zeit ohne dieselben wieder 4 „eine der größten Seltenheiten einer Portraitsammlung." Wir verdanken und sich weiter tragen ließ. Die Träger glaubten sich zurückkehrte denselben einem Münchener Freund unseres Blattes.

66 behext und bald wurde der Borfall weiter erzählt. Man freute sich über den in den Augen der damals Lebenden so vortrefflichen Spaß und auch der König lachte von Herzensgrund darüber; was brauchte es mehr, um die Bude auf dem neuen Markte bis auf den letzten Platz zu füllen.

Für

jeden Spielabend

mußte er 12 Groschen an die Accise

honnette Unterhaltung geführt werden könne,

„Demnach Se. Königl. Majestät in Preußen, unser Aller¬ gnädigster Herr, wollen, daß die Aaeembleen wieder ihren An¬ fang nehmen sollen, Sie aber bey denen bisher gehaltenen A88emblven wahrgenommen, daß viele in ihren Häusern den er¬ forderlichen Raum nicht gehabt. Es Ihnen überdem auch viele Iiieommndite veruhrsachet, und an ihre Meubles Verlust erlitten. Also haben Se. Königl. Majestät in Gnaden reaalviret, daß Carl v. Eggenberg Entrepreneur der A88embleen seyn und zu dem Ende solche in dem Fürstenhause wöchentlich zweimal,

und Armenkaffe zahlen. Vierzehn Jahre vergingen, ehe Eckenberg wieder nach Berlin Während dieser Zeit war er durch ganz Deutschland, kam. Belgien, Polen, Schweden gezogen und hatte sich ein Vermögen erworben, mit dem er später sein Haus in Berlin an der Zimmerund Charlottenstraßenecke baute. 1731 kehrte er nach Berlin zurück und zwar mit einer Truppe von 26 Personen, bestehend aus Seiltänzern (sogenannten Spaten¬ Und wie später, in unserem schlägern) und Schauspielern. Jahrhundert, Meister Renz seinen Cirkus zum ersten Male auf dem Dönhoff'schen Platz aufgeschlagen hat, so errichtete auch

Eckenberg

Mit

seine

nehmlich Dienstags und Freitags halten, wozu er Holtz, Licht, Spieltische und 2 Chor Ilautbow fourniren, dahingegen ihm die¬ jenigen, welche laut nachstehender Liste A88en,blee gehalten als: Diese 4 wenn es ihnen Hr. v. Seckendorf, - v. Jaguschinsky, beliebig ist, da sie fremde

Bude daselbst.

Bitte um die Spielerlaubniß begnügte sich je¬ nicht; sondern wählte sichere Mittel, die früher ihm erwiesene Gunst des Königs in wenn möglich erhöhtem Maße wiederzuerlangen. Das nächste Mittel dazu war, daß er sich neben seiner Schauspielprinzipalschast auch als Pferdehändler empfahl, und dem Könige wohlfeile Remonte - Pferde für die Cavallerie anbot, ferner, daß er dem Könige „lange Kerls" nachwies, die er auf seinen Querzügen durch Deutschland sich gemerkt hatte. So etwas blieb nicht unbelohnt, und der Soldatenkönig er¬ nannte den „starken Mann" am 27. September 1732 zu seinem der bloßen

doch Eckenberg

v. Prätorius, v. Marquis de la Chetardie, Ferner die Excellenzen: jpr. Hr. v. Fink, - v. Borck, - v. Grumbkow, -

Hr. v. Schlieben,

Dieses Privilegium, das ich nachfolgend ab¬ für den König; dasielbe lautet:

Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden re. thun und fügen hiermit zu wissen, daß Wir den seiner Leibesstärke

-

Johann Carl v. Eckenberg in Consideration vieler bisher abgelegten guten Proben zu unserm HoffComödianten in Gnaden bestellet, und wirkich angenommen, thun solches auch hiermit und Krafft dieses dergestalt und also, daß ihm überall in Unseren Landen und Provintzien in specie aber in un¬ seren König!. Residentzien mit seinen bey sich habenden Leuten

-

anzustellen verstattet

aber auch dahin sehen solle, daß nicht Scandaleuses, Garstiges, Unverschämtes und Unehrbares oder sonst Aergerliches und Anstößiges, viel weniger was Gottloses und dem Christen¬ thum nachthciliges vorgebracht, sondern lauter innoeente Sachen, so den Zuschauern zum Iioimetten Amüsement und Ermahnungen seien,

er

zum Guten

gereichen

können, gespielet und vorgestellet werden

Bude am Dönhoffsplatz und Marstallgebäude (in der Breiten¬ das Operntheater im

Eckenberg verließ nun seine

straße), welches sich seit 1700 im jetzigen 2. Stockwerke eines der Hier nach dem Schloßplätze zu gelegenen Vordergebäude befand.

an Theaterspielen wie: oder an „Doktor anderen mehr. Das Eckenberg'sche Theater war ein Gemisch von Schauspiel, Ballet und Jongleurkunststücken, wie etwa das heutige „Walhallatheater." Um diese Zeit von 1732—33 begann Eckenberg auch den Bau erschien der

König selber und ergötzte

„Die artige Grundsuppe Faust's Höllenfahrt" und

seines Hauses

in

der

der Zimmerstraße.

sich

Welt",

Um eben diese Zeit beschwerte

„Kartenkammer" beim Könige darüber, „daß Eckenbergs Comödien dem Debit der Spielkarten einen empfindlichen Abbruch thäten." sich

aber die

Manne" davon Mittheilung wurde, schreibt er sofort an dm König, „da er durch seine Comödien die königl. Kartenkammer moIe8tire, so bäte er um die Erlaubniß, Assem-

Als

Schlipp enbach, Görne,

Podewils,

Hr. v.

Marschall, Wülknitz,

Viereck,

-

v.

Thulmeier, Viehahn, Cocceji,

-

Ob.-Forstm. v. Schwerin,

-

v. v.

Broich,

Happe,

-

v. v.

Geuder, Vernezobre,

-

Ob.-Stallm. v. Schwerin, Dreißig Thaler geben und davor -

Riedel,

den ganzen

Winter frey hin¬

gehen und dabey Caffee, Thee, Chokolade und Limonade umsonst haben, diejenigen aber, so unter der Liste nicht begriffen, vor

das Lntrö« 8 Groschen, Caffee, Thee, Chokolade und Limonade k part, und die so spielen, 16 Ggr. Kartengeld bezahlen, die Capitains und Subalternen aber von allem diesem befreit seyn

Friedrich Wilhelm."

sollen.

Man sieht,

Eckenberg verstand zu speculiren, denn

für 720 Thlr.

bestimmtes Einkommen ließen sich schon einige Portionen Kaffee und Limonade verabreichen. Die Hauptsache aber war, daß der

auf diesen Assembleen erschien und die Königl. Prin¬ Dadurch erhielten diese Gesellschaften den Charakter von Hoffestlichkeiten, zu denen erscheinen zu dürfen Jedermann für eine Ehre hielt. So war Eckenberg plötzlich ein wichtiger Mann geworden. Als Wirth durfte er sich dem Könige nähern, der stets ein geneigtes Ohr für ihn hatte, und gewöhnlich in diesen Assemblern in der heitersten Laune war. Daß Eckenberg durch Musik, kleine scenische Unterhaltungen, Jongleur- und Escamoteur-Kunststücke die Versammelten besser zu unterhalten verstand,

König

selbst

zessinnen mitbrachte.

mögen rc. re. bezog

v. v. v. v. v.

-

wegen renommirten

künstliche Spiele zu treiben und Oomoedien

! seyn.

alsdann:

drucken lasse, ist charakteristisch

kund

Minister und Gesandte

-

-

Hofkomödianten.

wie dies bisher

bei den Assemblern in den adligen Häusern gehalten worden sei." Diesen Plan seines Liebling genehmigte Friedrich Wilhelm I. abermals. Die betreffende Ordre ist vom 7. Januar 1733 datirt und lautet:

dem „starken

bleen einrichten zu dürfen, bei denen Karten gespielt und eine

bisher in den adeligen Häusern abwechselnd geschehen war, hing denn der Himmel voller sich wohl von selbst; so Geigen; und zwar so voll, daß der König sogar gegen alle bis¬ herigen Gewohnheiten die Affembleen sowohl, als die Theatervor¬ stellungen bis zum unmittelbaren Beginn der Fasten gestattete. Bald darauf verließ Eckenberg wieder Berlin, spielte in Halle und kehrte 1735 nach Berlin zurück. Sein StallComödie rc.

als

es

versteht

platz-Theater war gazin

inzwischen zu einem

„Montirungs-Ma-

umgewandelt worden und er war darum genöthigt, seinen

Eckenbergs Glücksstern Tempel im Rathhause aufzuschlagen. Berlin, kehrte erst verließ war aber im Sinken; er machte Schulden,

67

Dies soll durch einen viergeleisigen Viadukt

1738 wieder zurück, er spielte hier in den nachfolgenden Jahren bis zu dem Tode seines Gönners. Bei Friedrich II., der nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen war, kam er um Erneuerung seines Privilegs ein, das ihm nach vielen Hin- und Herschreiben gewährt ward. Aus dem Briefwechsel, der hierüber zwischen dem Minister von Happe, dem Magistrate und Eckenberg geführt ist, erfahren wir, daß der „starke Mann" arge Schulden hatte, daß sein Haus am 28. Mai 1739 subhastirt, von einem Herrn Cuno für 2000 Thaler gekauft und an

die Kaufleute Splittgerber

Mitte des Bahnhof Zoologischer Garten (Tauenzien-, Jork-, Gürtelstraße Fahrdamms der großen Kleist-, Bülow- und Gneisenaustraße) einnehmen, an der Ecke

Gneisenau- und Pionierstraße nach Nordosten und über den Lausitzer Platz den Schlesischen Bahnhof Die Kosten der Anlage werden, da Terrainankäufe Berlin erhielte wegfallen, auf nur 24 Millionen veranschlagt. erreichen würde.

Auf

Die ehemalige „Stechbahn"

hatte der

plätze 1679 eingehen und

Friedrich Schönemann

die Residenzstadt

zu denen unter anderem Eck hos zählte; er gab regelmäßig Schau¬ spiele von Moliöre, Gottsched re., auch Posten, die aber durch¬

gängig von besserem Geschmack als die Eckenberg'schen waren. Eckenberg protestirte gegen das Privileg Schöncmann's, doch ohne Erfolg. Und als er wiederholt abschläglich beschieden, da verließ er Berlin und ging an den Rhein, wo er Anfangs April

1748 im Lager bei Luxemburg Das

letzte Aktenstück

seiner erwähnt, ist

eine

starb.

des Geheimen

Staatsarchivs, welches

Supplik seiner einzigen Tochter

Sophie, welche am 24. April Hofkomödiantentitels auf

1748 um die Uebertragung des ihren Mann, den Schauspieler Rade min ersucht: „indem sie von ihrem Vater nichts zu erben habe, dieweil er alle sein Vermögen besonders in Erbauung seines Hauses auf der Friedrichstadt angewendet habe." Das Gesuch wurde abgeschlagen und damit erlosch das Eckenbcrg'sche

Privilegium für immer. —

D.

MisrcUen. Ausbau der Stadtbahn. Das „Centralblatt der Bauver¬ waltung" bringt einen höchst interessanten Auffatz über die Noth¬ wendigkeit, die Berliner Stadtbahn derart auszubauen, daß sie auch dem Süden und Westen der Stadt zu Gute kommt.

(Siehe Seite 57.)

Diese Buden und Kaustische längs der Stechbahn blieben dann auch stehen, wenn kein Stechen abgehalten wurde; ja, als der große Kurfürst die „Stechbahn" selbst auf dem Schlo߬

Johann

vom Könige ein Privilegium für Berlin erhalten, und diese Theaterconcession gab „dem starken Manne" den Todesstoß. Schönemann begann seine Vorstellungen mit Mitgliedern,

in Merlin.

Brüderstraße bis zur Breitenstraße stand hier sonst die Domkirche, welche 1747 abgebrochen wurde. Im 16. Jahrhundert aber nahm den übrigen Theil des Platzes „von der Breitenstraße bis zur Langenbrücke" die Stechbahn ein, ein mit Schranken ein¬ geschlossener, 300 Fuß langer und 65 Fuß breiter, zu Turnieren und Ritterspielen (Stechen) dienender Platz." Ich füge hinzu, daß unsere Zeitschrift vor zwei Jahren diese „alte Stechbahn" nach dem Bilde einer illustrirten Zeitung aus dem Jahre 1595 gebrachte hat. Der prachtliebende Kurfürst Joachim II., der Liebhaber der „schönen Gießerin," ließ 1538 diese Stechbahn her¬ richten, und Joachim Friedrich ließ sie 1600 erneuern. Weil die Turniere bei solennen Gelegenheiten stattfanden, wo viel vornehme Herrschaften zugegen waren, so geschah es, daß auswärtige Kaufleute die Gelegenheit benutzten und bei der Stechbahn alsdann vor dem Schlosse ihre Waaren auslegten.

Autorität einräumen."

bekannte Theaterprinzipal

nach Londoner Vor¬

„Der Schloßplatz oder der alte Domplatz ist der große Platz vor dem Schlosse" schreibt Nicolai, und fährt dann fort: „Von der

auferlegte und dabei schrieb: „Ins Künftige werden die Herren Pfaffen Wohl vorsichtiger werden und nicht denken, dem General-Direktorium und Mir Nasen zu drehen. Die Halleschen Pfaffen müffen kurz gehalten werden — es sind evangelische Jesuiten und man muß ihnen

Inzwischen

innere Ringbahn

gleichfalls der sogenannte Externverkehr.

Beschwerde

bei allen Gelegenheiten nicht die mindeste

eine

bild und eine wesentliche Verkehrserleichterung. Sehr erleichtert wäre

und Daun für denselben Preis

diese

diese Weise

aus

erfolgt jene 1745, Februar Königs 14. Cabinetsordre des vom merkwürdige heißt: in der es u. A. „Da ist das geistliche Mukerpak daran schuld. Sie sollen spielen und Her Franke oder wie der Schürte heißt, soll dabei sein, um den Studenten wegen seiner närrischen Vorstellung eine öffentliche Reparation zu thun, und mir soll das Attest vom Commandanten geschikt werden, daß er dagewesen ist." Das General-Direktorium muß Wohl über die Fassung dieser Ordre erschrocken gewesen sein, denn es kam am 19. Februar gleich noch einmal ein, um das dem Franke auferlegte Straipensum zu mildern, worauf der König ihm allerdings das Erscheinen im Theater erließ, dagegen aber eine Geldstrafe für die Armenkaffe bei Friedrich.

der

abschwenken,

wieder verkauft wurde. Bei Ausbruch des Krieges verläßt Eckenberg Berlin, zieht in bei Genthin und begiebt sich später von dort Kriegslager das Hier wird ihm das Komödienspielen verwehrt Halle a/S. nach und er beschwert sich darüber in einer sehr ausführlichen Imme-

diateingabe

geschehen, der, vom

ausgehend, die

!

in

dem

„Reithaus*)

aus dem

Werdet

wieder auferstehen ließ, blieben längs der Schloßseite dennoch die „Kaufbuden an der Stechbahn" bestehen, ja wurden sogar 1681 durch Nehring massiv an das Kursürstenschloß angebaut. Auch diese „Kaufbuden zur ehemaligen Stechbahn" brachte unsere Zeitschrift im Jahrgang 1880 Seite 285 nach dem alten Strid-

Bilde vom Jahre 1690. Diese prächtigen dorischen Bogenlauben wurden jedoch unter der Regierung König Friedrichs I. durch Meister Schlüter weggcriffen, als derselbe sich daran machte, das Königsschloß in beck'schen

seine

jetzige Gestalt umzubauen.

Die Stechbahnbuden

ent¬

standen jedoch aufs neue 1702 aus einem ehemals zur Statt¬ halterei gehörigen Platze hinter dem Dome längs des Spree¬ armes und zwar nachBodt'sRissen in der Gestalt, in welcher sie unser heutiges Bild zeigt. Auch diese „Kaufhallen an der Stechbahn" fielen aber vor 15 Jahren und das letzte bei der Brüderstraße gelegene Gebäude,

das noch übrig geblieben war, wurde 1879 niedergerissen, so daß nichts mehr an die alten „Stechbahngebäude" erinnert. Jetzt er¬ hebt sich der Riesenbau des „Rothen Schlosses" an der Stelle der alten „Stechbahn." Das kleine Gebäude, das der Schloßecke gegenüber auf un¬ 'sch e Conditorei, serem Bilde sichtbar ist, ist die berühmte Jo sty welche später in einem Hause der „Schloßfteiheit" cxistirte und jetzt nach dem Potsdamer Platz verlegt ist. Diese Konditorei befindet sich nicht mehr im Besitze der Jostyschen Familie und hat seit langem die Bedeutung verloren, welche der

alte Jo sty

derselben erworben.

*) Anm. der Red.: Stand dort, wo errichtet ist.

jetzt die „Werdersche Kirche"

68 und seiner Konditorei an der Stech¬ bahn kenne ich eine Anekdote, die hier ihren Platz finden mag. „Dieser Herr erhält die Fünfzig, Herr Josty!" so muß die Spitzmarke dieser Geschichte lauten. Ein Gauner aus dem alten

Vom

alten Josty

Berlin sann einmal nach, wie

er

billig

zu einer goldenen Uhr

kommen konnte und verfiel auf folgenden Streich. Er suchte sich in einem Laden der „Stechbahn" eine schöne goldene Uhr aus, zahlte 5 Thaler drauf und erklärte dem Verkäufer, „man möge ihm die

Uhr zu Josty bringen, sein Freund Josth zahle die restirenden

fünfzig Thaler." Der Uhrmacher gab dem Herrn einm Geschästsjüngling sammt der Uhr mit und Beide, der junge Mann und der Gauner traten in das Geschäft des Herrn Josth ein, in dem dieser selbst hinter dem Kuchentische stand. „Dieser Herr erhält die Fünfzig, Herr Josth," sagte Dieser nickte zusagend; der Gauner nahm die Uhr in Empfang, entfernte sich alsdann und der Geschästsjüngling wartete auf die „Fünfzig." Nach einer Weile erscheint aus dem Küchenraum eine mächtige der Gauner zu

dem allbekannten Herrn.

„Hier junger Mann" — — „sind Ihre Fünfzig, sie sind sagte der alte Herr Josth bezahlt." schon Bleich vor Schrecken ftagte der Jüngling, was er mit der Maste Sahnen-Baisers machen solle, bis Wort und Widerwort den Sachverhalt auftlärt. Der Gauner hatte vor seinem Gang Schüssel

mit 50 Sahnen-Baisers.

nachher zum Uhrmacher die 50 Baisers bestellt und bezahlt, die er abholen lasten würde. Die Uhr war verloren und die 50 süßen Sahnen-Baisers

waren ein bitterer Ersatz dafür. —

D.

Woher der Aame Werkink Zu dem Artikel „Berlins Name" in Nr. 50 des „Bär" erlaube ich mir berichtigend zu bemerken, von daß es zwei Seen des Namens „Berlin" in der Nähe

einst zwei etwa *A Meilen unweit der mecklenburgischen Grenze gelegene

Wittstock nicht giebt. Dagegen trugen

von hier entfernt, Dörfer diesen Namen. Das eine war Groß- (Groten-), das an¬ Ersteres kam im 15. Jahrhundert dere Klein- (Lütten-) Berlin.

diese ließ es eingehen; seine Stadtforst. Das Wittstocker der Bestandtheil Feldmark wurde ein son¬ Klein-Berlin, mehr nicht aber zweite Dorf besteht noch, heißt See, Dörfer lag ein beiden der jedem dern Berlinchen. Bei von welchen beiden Seen jedoch schon seit längerer Zeit nur noch zee to der bei Berlinchen gelegene existirt, da der andere, de in die Doste Daberfließ, das Kanal, groten Berlin, durch einen

in

den Besitz der

Stadt Wittstock, und

geleitet worden ist. Die Zahl der „Berline" scheint übrigens sehr groß zu sein. Außer dem Dorfe Berlinchen bei Wittstock giebt es bekanntlich eine gleichnamige Stadt in der Neumark; ein drittes „Berlinchen" ist ein Vorwerk bei Schwetz. Ein Dorf Berlin soll in Holstein, ein gleiches bei

Brody in Galizien und ein Dorf Barlin bei Dargun

in Mecklenburg liegen. Ferner habe ich irgendwo die Angabe ge¬ sunden, daß es bei Damm in Pommern einen Berliner Soll, und in Augsburg, ähnlich wie in Halle und bei Nordheim „einen" Berlin gebe. Aus „Berlin" dürften auch Wohl die mit „Berling" zusammengesetzten Ortsnamen, wie „Berlinghausen," „Berlingerode" u. a. zurückzuführen sein. Eine Vervollständigung vorstehenden Verzeichnistes, resp. die Richtigstellung desselben, würde den Lesern des „Bär" gewiß sehr

willkommen sein. Wittstock.

L. Meyer. Die Moviläten dieser Saison in den Königlichen Theatern. Für die laufende Saison von 1882—83 sind bis jetzt von der

I.

genommen: 1. Weber's „Euryanthe"; 2. Neßler's „Der Ratten¬ fänger von Hameln", 3. Auber's „Die Krondiamanten" u. s. w. —

Fach des Ballets wird von dem Direktor P. Taglioni für Saison eine neue Composition geplant.

Im diese

oft auch Fliegender Sommer, Graswebe u. s. w. heißen die weißen Sommerslug, Flugsommer, bisweilen auch im Frühling die Lust Herbst, im Fäden, welche über Ursprung derselben in lange den ist sehr Man durchziehen. Zweifel gewesen. Nach der gewöhnlichen Annahme sind sie das Gespinnst sehr kleiner Spinnen, welche, vom Winde fortgetragen, Fäden nach sich ziehen, bis sie einen Ort zum Festhalten finden.

Kkterweiversommer,

Mmge hat in seiner Schrift „Preußische Spinnen" nachzuweisen versucht, daß die fliegenden Fäden namentlich von Spinnen aus den Gattungen Luchsspinne (Lycosa), Kreuzspinne (Epeira), Krabbenspinne (Thomisus) rc. herrühren. Im Volksglauben ftüherer Jahrhunderte brachte man ihn in Verbindung mit den Göttern; wie denn die heidnischen Slaven das Gespinnst von einem Gotte über die Erde gebreitet glaubten. Später, nach Einführung des Christenthums, bezog man ihn aus Gott und Maria, weshalb er in Frankreich Eil» de la Vierge, in Süddeutschland Mariengarn, Marienfaden oder Frauensommer, in In England Oossame (d. i. Gottesschleppe) genannt wird. — Schweden heißt er vvürgsnüt, das ist Zwergsnetz.

Ein allerliebstes Kokksrälhsel theilt Ziegerle in

seinem

trefflichen Buche: „Sitten, Bräuche und Meinungen des Tyroler Volkes" mit. Dastelbe lautet: Es ist eine Speise, die Niemard ißt, Es ist getauft und doch kein Christ, Es hat nie an das Stehlen denkt, Und dennoch hat man's aufgehenkt. Die Auflösung ist: 31$

Inhalt. Jungmeister Georg und seine Käthe, eine Erzählung aus dem JnnungSleben des IV. Jahrhunderts von Hermann Heinrich (Fortsetzung!°, Meine erste Reise in Schlesiens Berge, Novelle von A. von Senten (Fortsetzung); Die königlichen Fabriken Spandau's von Dr. Kuntzemüller (Schluß»; Johann Carl von Eckenberg, der starke Mann (mit Portrait); Jagdbilder aus der Mark 1. von L. Beckmann; Ausbau der Stadtbahn; Die ehemalige Stechbahn (mit Illustration); Woher der Name Berlin? Alterweibersommcr; Ein Volksräthsel; Hinter'm Gie߬ hause; Pariser. —

W. — Verlag von Gebrüder Partei in Berlin W. — — Nachdruck ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt. Mörser Hofbuchdruckerei in Berlin 8.

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur:

Druck: SB.

General-Intendantur der Königlichen Schauspiele zur Darstellung folgende Novitäten angenommen worden: 1. „Skaldenkunst", Schauspiel in 3 Akten von Felix Dahn (bereits auf¬ geführt)^. „Alexander in Corinth", Drama in 3 Akten und einem Vor¬ spiel von Fr. v. Bodenstedt, 3. „Klytemnestra", Tragödie in 5 Akten von Georg Siegert; 4. „Die Rantzau", Schauspiel in 4 Akten, nach Erckmann-Chatrian von Karl Saar; 5. „Die Karolinger", Trauerspiel in 4 Akten von E. v. Wildenbruch; 6. „Opfer um Opfer", Schauspiel in 5 Akten von demselben; 7. „Die Freunde der Frau", Lustspiel in 3 Akten von Albin Rheinisch; 8. „Der Lohmeyer. Neu einStammhalter", Lustspiel in 1 Akt von Schauspielhause in Scene gehen: Königlichen werden im studirt 2. Heyse's „Hans Lange"; Tauris"; „Jphigenia auf Goethe's 1. P. 3. Wilbrandt's „Die Maler"; 4. Fr. von Babo's „Der Puls"; 5. Toepfers „Hermann und Dorothea". — Für das Königliche Opernhaus stehen vorläufig zwei Novitäten in Aussicht: 1. Raimondin", Oper in 5 Akten, Dichtung von H. von Schmid, Musik von Carl Freiherrn v. Perfall, und 2. „Gudrun", gr. Oper in 3 Akten, nach dem Text von Carl Nicmann in Musik gesetzt von August Klughardt. Neu einstudirt gelangt zur Darstellung: Lortzing's „Der Wildschütz"; ferner werden wiederum in das Repertoir auf¬

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Gebrüder Partei.

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Giekljause. Nicht nur Bücher-,

starb im

geboren

Mai 1855)

war).

Letzterer

Mit einer biographischen Skizze, erläuternden Ein¬ leitungen und Anmerkungen, sowie einem Anhang, enthaltend: Reden des Abg. v. Bismarck-Schön¬ hausen aus den Jahren 1847 bis 1852. Kl. 8".

/xV *4J Reini-yÄ/; Herren-

'-M

den

Müller Arnoldschen Proceß plötzlich seines Jlmts entlassenen Großkanzler und Justiz¬ chef , Freiherrn v. Fürst zur Wohnung. Aus dem Besitze der Erben, der Maurer¬ meister - Wittwe Wendt, ging das Grund¬ stück mit drei Straßenfronten 1817 durch Kauf in das Eigenthum des damaligen Zeitungs-Inhabers und Buchhändlers Karl Spencr über, welcher e^ für das Zeitungsgeschäst einrichten und dort in Deutschland zuerst die von König und Bauer gebaute Druckmaschine aufstellen ließ, welche König Friedrich Wilhelm III. dort besichtigte. Im Jahre 1826 verkaufte er Zeitung Königlichen Bibli¬ dem und Geschäft (der in die¬ Spiker othekar Dr S. H. Hause

Ausgewählte Reden des Fürsten v. Rismarck.

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-

IX. Jahrgang.

Jungmeifler Georg und seine Käthe. Eine Erzählung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts. Von Kermann Kemriäi. (Schluß.)

Elftes Kapitel.

geschrieben sähe.

Die Wartezeit.

So lang waren Käthe

die Tage noch nicht vorgekommen

als zu der Zeit, da sie Georg verlassen hatte. Ihre Gedanken begleiteten den Geliebten auf Schritt und Tritt. Jede Wolke, die am Himmel aufzog, beunruhigte sie, weil sie befürchtete, der Regen könnte Georg treffen. Jeder Sonnenstrahl erfüllte ihr Herz mit Freude. „Jetzt wird er zur Nllhe gehen," sagte sie sich

am Abend.

sein?"



„Wird ihm

auch das

70.

sechsten

Tages seit Georgs Abreise war

Bei jedem Schritt auf der Straße

zuckte sie zu¬

„Morgen kommt

er gewiß!" Am nächsten Tage kam der Altmeister, Caspar Schtvertum zu feger, wie die sehen, ständen. Sachen Als er Georg noch nicht fand, sagte er: „Das dachte

Bett wohl bereitet

„Nun

hin," dachte sie am „Wird Morgen. auch kein Unfall seinen Schritt hem¬ men?" — „Ge¬

ich

mir

schon.

Die

gelehrten Herren werden nie so rasch

dulde dich, liebes sagte

VI.

sammen; aber der Tag sank, der Abend kain und Georg blieb aus. „Georg ist heute nicht gekommen!" klagte der Vater am Abend. „Er wird Aufenthalt gehabt haben," anwortete Käthe.

wandert er wieder seine Straße da¬

Herz!"

v. 11.

So verging die Zeit nur langsam in Angst

und Hoffen. Der Nachmittag des herangekommen.

Nachdruck verboten. Gesetz

fertig, und der Fall ist schwer."

sie,

wenn ihr die Zeit gar zu lang wer¬ den wollte- „Nach Tagen einigen

Auch

der

mann

schickte

zurück

Haupt¬ und ließ nach Georg fragen.

und alles muß gut

Der Tag ver¬

kehre

ich

lverden!" das war fein

Wort

Abschiede."

Oie „Jungfrrnbrückr" in ücrlin. Originalzeichnung von Eugen Hilpert. (S. Seite 77.)

beim



Am dritten und vierten Tage lvar Käthes Herz von großer Bangigkeit erfüllt. „In diesen Stlmdcn wird unser O Gott, lenke den Sinn der Herren Schicksal entschiederl. „Jetzt ist er schon auf zum Guten!" so dachte sie oft. dem Heimwege!" jubelte es in ihrem Innern. „In drei Tagen tritt er zur Stube herein und zeigt mir den Brief."

Ein Schreck durchrieselte sie, da Es war ihr, als ob

sie

sie an den Brief dachte. das schreckliche Wort darin schon

sich

Käthe zu Bett,

ging

und

kam nicht.

Georg Schwe¬

ren Herzens legte aber ängstliche ! präume störten ihren sie den Meister Michael mit seiner

Schlaf. Bald sah Frau, die ihr schadenfroh einen Brief vorhielten, der sich mehr "der und mehr vergrößerte, bis er so groß war wie Tisch. Dann sollte sie den Tisch decken und Georg fehlte an demselben. Bald hörte sie im Traume Georgs Hülferuf, und erschrocken silhr sie auf aus ihren, Schlafe. Matt und bleich stand sie am nächsten Morgen auf.

70

Tralliues, denn

Wieder kam der Altmeister und wieder ließ der Hauptmann Caspar Schwertfeger schüttelte bedenklich Nachfrage halten. „Wenn er nur nicht mit dem umhcrstreichcnden den Kopf. Gesindel —" Er stockte, als er plötzlich in das Gesicht Käthes

Thor herein.

und ihre Christel heirathen werde. —

so

sah seinem bleichen Gesichte

Von Veil und grünem Klee. zu früh erfroren.

Thut meinem Herzen weh. Ist mir erfroren bei Sonnenfchein Ein Kraut Jelängerjelieber, Ein Blümchen Vergißnichtmein."

Das paßte jetzt für sie. Die zarten Blüthen ihrer ersten jungen Liebe waren im schönsten Maiensonnenschein zu nichte geworden. Der Mai hatte ihr das Liebste gebracht lind auch geraubt. Doch verweilten ihre Gedanken gerne bei den ersten Tagen ihres Glücks. Sie erinnerte sich der Abendstunde, als er zu ihr eintrat und um ihre Hand warb. So stand er vor ihr mit offenem, freundlichem Gesicht, so hatte er seine Hand in die ihrige gelegt, so klang der herzliche Ton seiner Stimme. Auch des kleinsten Umstandes entsann sie sich, aber was ihre Seele sah und hörte, waren bereits Gebilde des

er

Zwölftes Kapitel. Der Ausgang.

Käthe.

Ist mir

an, daß

;

welkte die zarte Gestalt der armen

Der Hauptmann selbst war in großer Theilnahme in die niedrige Stube Meister Reiches gekommen, um ihn zu beruhigen. Aber der Meister sagte nur: „Das Glück war zu groß. Ich habe es ja gewußt!" Es war am Nachmittage des 27. Mai, als die Meister der Schuhmacher-Innung wegen einer Gewerksangelegenheit wiederum in der Schuhmacherherberge versammelt waren. Küthe saß allein zu Hause und dachte des entschwundenen Glücks. Das Lied, das ihr Georg manchmal vorgesungen, zog mit seinen zarten Tönen wieder durch ihr Gemüth, wobei ihr einfiel, daß dieses Lied noch einen Vers hatte, den Georg aber nie sang. Der Vers lautete: „Hatt' mir ein Gärtlein koren

Man

Sein lange und schivere Krankheit überstanden hatte. Schritt war von der langen Tageswanderung müde unb un¬ Er ging über den Marktplatz, bog in die ihm wohl sicher. bekannte Gaffe ein und stand bald vor dem Häuschen Vater Reiches. Kein Gruß winkte ihm aus dem Fenster entgegenEr trat in den Hausflur und klopfte an. Alles blieb stillDa öffnete er leise die Thür, und er sah seine Braut, wie sie auf ihrem Stuhle eingeschlafen war. Als er in das bleiche, abgehärmte Gesicht schaute, ging ein Strom erbarmender Liebe durch sein weiches Herz. Schnell trat er ein. Käthe hatte das Oeffnen der Thüren auch im Traume gehört. Sie wachte auf und sah Georg vor sich stehen. Ein glückliches Lächeln erhellte ihr Gesicht, aber sie stand nicht auf, Georg zu empfangen, denn noch war es ihr, als ob sie nur träume. Aber als der Geliebte sie zärtlich umfing und küßte und wiederholt ihren Namen rief, da jubelte sie voll über¬ strömenden Glückes: „Georg, lieber Georg, ich wußte ja, daß Du kommen würdest!"

Nur zwei Personnen gab es in der Stadt, die an Georgs Wegbleiben nicht glauben wollten. Das war Käthe Reiche und Frau Michael. Käthe fühlte die Gewißheit von Georgs Treue in ihrem Herzen, und Frau Michael wußte aus den Karten der wilden Nike, daß der Jungmeister wiederkommen

hatte man nichts gehört. nach und nach hinsanken,

sanft auf ihrem Stuhle

.eine

moraliche Anmerkungen.

seinem Ende zu, aber von Georg Wie die Blumen des Wonnemonats

leise und

als der Frißtritt des Geliebten, der Dir gleich einem lichten Himmelsboten die Botschaft des Friedeirs bringt und Dich ruft zu einem neuen Leben voll unvergänglicher Maienlust! — Zu derselben Stunde wanderte Georg durch das Gubencr

Georg weggelaufen sei und nicht mehr wiederkommen werde. Die Einen lobten seine Schlauheit, andere aber, lind zwar gerade die, welche am meisten gegen seine Heirath mit Käthe geeifert hatten, schüttelten ehrbar das Haupt und machten allerlei

sich

war

Schlafe lange und süß, du armes gequältes Herz, und mit freundlichern Traume neige sich der Schlafgott 311 Dir nieder! Jedes Körnchen Mohns, das er Dir in's Auge senkt, bringe Dir neue und liebliche Bilder! Nichts wecke Dich aus Deinem Schlaf,

sah, das einen Ausdruck des höchsten Schreckens zeigte. Der Vater aber seufzte: „Ich habe es ja gewußt!" So warcil bereits zwei Wochen vergangen, ohne daß von Georg ein Lebenszeichen eingegangen war. Käthes Angst war mit jedem Tage gestiegen. „Was hat das zu bedeuten?" fragten die ehrbaren Meister „Man kann dem Jungmeister solchen Streich des Handwerks. nicht gerade zutrauen," meinte ein Schlaukopf. „Welchen Streich?" „Nun, daß er die Gelegenheit benutzt hat, auf imb davon zu gehen. So ist er aller Sorge ledig." Am Abend desselben Tages glaubte die ganze Stadt, daß

Der Mai neigte

sie

zurückgesunken und eingeschlafen.

Zu

den versammelten Meistern

in der Schuhinachcrhcr-

berge kam ein eilender Bote des Hauptmanns »nt der Auf¬ forderung, wenn cs möglich wäre, sofort nach dem Amte zu kommen.

„Was giebt es?" fragten die neugierigen Meister,

aber der Bote zuckte die Achseln.

Da die Verhandlungen fast ganz beendet waren und sie die Neugierde trieb, so beschlossen die Meister, das, was etwa in der nächsten Gewerksversannnlung Sie machten sich auf und folgten dem Boten. der Amtsstube fanden sie bereits den Rath ver¬

noch zu erledigen wäre, zu berathen.

In

Offenbar handelte es sich um ein bedeutendes Er¬ Die Neugierde der Meister wuchs, und mit größter Spannung sahen sie dem Eintritte des Hauptmanns entgegen. Endlich trat er ein, mit mehreren großen Schreiben in der Hand, und — sollten sie ihren Augen trauen! — Georg folgte ihm. Zwar sah er etwas anders aus als vor drei sammelt.

eigniß.

Wochen, da er von ihnen ging, aber es war doch derselbe Georg. Ein Ausruf der Ueberraschung tönte durch den Saal. „Georg! rief Vater Reiche, trat einige Schritte vor, blieb stehen und sah Georg mit durchdringenden Blicken an, als ob er sich überzeugen wollte, daß er kein Trugbild vor sich Georg aber ergriff seine Hand und sagte herzlich: habe. „Ich bin es, Vater. Gott grüße Euch! Auch Käthe weiß Da traten dem es schon, denn ich bin zuerst bei ihr gewesen."

alten Mann die Thränen in die Augen; er wollte sprechen, Georg brachte aber vor großer Freude kein Wort hervor. Seite, indem er zuzur ihn nahm ihn am Arm und führte

71

gleich de» Andrang seiner neugierigen und erstaunten Hand¬

zu ehren und zu befördern schuldig.

werksgenossen abwehrte, ihn nun gleich am liebsten in ihre Mitte genommen und nach Gelüsten ausgefragt hätten. Nachdem sich der Sturm etwas gelegt hatte, nahm der Haupt¬ mann das Wort und sprach: „Ehrbare und liebe Meister! Aus der Anwesenheit Eures Mitineisters George Müller werdet Ihr schon erkannt haben, daß die Antwort auf unsern Bericht an die Juristen-Fakultät der Universität zu Frankfurt angelanget ist. Ich habe das Schreiben hier in der Hand. Es ist vom 15. Mai datiret,

zuwiderlief, hatte

also am vierten Tage nach Abgang des Jungmeisters von hier

liche Aufregung denn

ausgefertigt worden. Wenn nun derselbe dennoch erst heute, also vierzehn Tage nach jenem Abgänge wieder hierher zurück¬ kehret, so wisset, daß er auf seinem Rückwege unweit des Klosters Neuzelle von zwei Strolchen ist überfallen und arg mißhandelt, demnach aber von zwei Mönchen des genannten Klosters aufgefunden und gepfleget worden. Ein Schreiben des Abtes jenes Klosters bescheinigt, daß George Müller zehn Tage im Kloster an einem schweren Wundfieber niedcrgelegen hat, und erlaube ich jedem von Euch, nachher dieses Schreiben selbst in die Hand zu nehmen und zu untersuchen." Eine Bewegung von Theilnahme ging durch die Versammlung, als sie von Georgs Schicksal hörten. Aber Meister Michael rief ungeduldig: „Was sagen die Herren in Frank¬

daß er alles so herrlich hinausgeführet und unsere Gewissen

die

furt

zu unserer Geschichte?"

„Ihr sollt zeitig genug alles erfahren," entgegnete der Hauptmann. „Zuerst wisset,, daß unter dem Bericht, den ich nach Frankfurt ausgefertigt habe, und der hier anbei mit zu¬ rückerfolget ist, folgende Tcstatio geschrieben steht: „Daß auf diesen Bericht nebst angehängten Beilagen ein rechtmäßig Jnfvrmat Urtheil von der Juristen-Fakultät in der Kurfürst¬ lichen Brandenburgischen Universität zu Frankfurt a/O., den 15. Mai Anno 1632 ertheilt, solches wird mit genannter Fa¬ kultät hieraufgedrucktem Jusiegel bezeuget." Der Hauptmann langte dem Altmeister das Schreiben hin. Dieser las die Schrift aufmerksam durch und betrach¬ tete das große darunter stehende Siegel. „Es ist richtig!" sagte er dann und gab dem Hauptmann das Schreiben zurück. Dieser fuhr fort: „Der Bescheid der Juristen - Fakultät hat folgenden Wortlaut." Die Meister horchten auf und lasen begierig dem Hauptmann fast die Worte vom Munde. „Unsern fteundlichen Gruß und Dienst zuvor! Wohledler, gestrenger und fester, günstiger Herr und guter Freund! Auf Euern uns zugeschickten Bericht und demselben angehängte Fragen, welchen Ihr gebetenermaßen unter unserm, der Juristen-Fakultüt Jnsiegel hierbei zurückempfanget, darüber Ihr uns unser rechtmäßig Jnformat zu ertheilen gebeten habt, sprechen nach fleißiger Berles- und Erwägung dessen allen wir Decanus, Ordinarius und andere Doctorcs der JuristenFakultät in der Kurfürstlichen Brandcnburgischen Universität zu Frankfurt a/O. darauf zu einer Belehrung des Rechten für Recht, daß N. N., ein junger Meister des Schuhmacher-Hand¬ werks die versprochene Heirath mit seiner Braut N. N., unan¬ gesehen derselben

Mutter unächt geboren

sein

möchte,

ohne

spöttliche Nachrede, Verletzung seiner Ehren und des Hand¬ werks der Schuhmacher-Privilegien durch die pricsterlichc Vcr-

Es sind auch die Jnnungsmeister des Schuhmacherhandwerks zu Pcitz ihn und seine Braut oder künftiges Eheweib um lind bei sich zu dulden.

trauung gar wohl vollziehen könne.

Von Rechtswegen. Ge¬ 15. geben zu Frankfurt a/O-, den Mai im Jahre Christi 1632." Die Meister horchten und staunten und wußten, nachdem der Hauptmann geendet hatte, lange kein Wort zu redenDieser Bescheid, der ihren Auffassungen und Wünschen so ganz

vor

den

besonders

sie

Kopf gestoßen.

und thaten, als ob meister aber sagte:

sie

in seinen

Sie standen da mit offenem Munde nicht recht gehört hatten. Der Alt¬

„Gestrenger Herr Hauptmann!

in

letzten Sätzen geradezu

So

ist diese sehr ärger¬

Güte geschlichtet.

Ich

danke

Gott,

Dazu sage ich auch Euch, gestrenger Herr beruhigt hat. Hauptmann, für die vielfältigen. Mühen, womit Ihr diese Angelegenheit betrieben habt, im Namen des ganzen Gewerks herzlichen Dank. Die beiden Briefe erbitte ich mir für unsere

Gewerkslade*), aus daß sie für alle Zeiten bei der Innung ver¬ bleiben und unsern Kindern und Kindeskindern in ähnlichen Fällen eine Richtschnur sein mögen." „So sei es!" erwiderte der Hauptmann. „Aber lasset uns in Zukunft auch noch dieses bedenken: Wohl fordern die Statuten Eurer Innung mit Recht, daß die Meister und ihre Angehörige ehrliche und rechtschaffene Menschen sein sollen. Aber die Rechtschaffenheit ist nicht in der Geburt sondern im Herzen des Menschen begründet. Wo sich ein Mensch fleißig bei seiner Arbeit, ehrlich im Handel und Wandel und bescheiden und dienstfertig gegen Jedermann, besonders aber gegen die Obrigkeit, gegen die Eltern und gegen alte Leute bezeiget, der ist ehrlich und brav, und sollte er gleich seinen Vater nicht kennen- So aber Jemand gehässig und klatschsüchtig ist und über dem Zanken und Streiten seine Arbeit versäumt, auch der Obrigkeit stets zu Halse läuft mit Klagen und Schelten gegen andere, da er doch selbst seine Pflichten nicht erfüllet, der ist unehrlich und unwerth. Eurer Innung anzugehören, und sollten seine Eltern gleich die reichsten lind angesehensten Leute sein. Darnach richtet Euch in Zukunft!" Die Kunde von der Zurückkunft Georgs ging rasch durch ganze Stadt, und viele Neugierige waren zum Rathhause die gegangen, um ihn zu sehen. Während die Meister drinnen den Bescheid vernahmen, erzählten die draußen von den ge¬ fahrvollen Abenteuern, die Georg glücklich bestanden und von dem guten Bescheide, den er mit nach Hause gebracht haben Jetzt lobten Viele seine Treue und Kühnheit und sollte. priesen die Schönheit und Sittsamkcit seiner Braut; das thaten selbst die, welche vorher ein ernstes Gesicht zu dieser Geschichte gemacht hatten. Denn der gute Erfolg ist bei der urtheilslosen Menge stets der Götze, den sie willig anbeten. Als nun die Meister aus dem Rathhause traten und Georg den glück¬ lichen Vater Reiche an der Hand führte, da erscholl ihm von Aber wie sich Georg zuvor allen Seilen fröhlicher Zuruf. durch das einfältige Geschrei der Menge nicht hatte bethörcn laffen, so ging er auch jetzt unbeirrt und besonnen seine Straße. Erst zu Hause in der Gesellschaft Käthes und des alten Vaters gab er sich ganz seinen Freuden hin, und bis in die späte Nacht hinein erzählte er von seinen Erlebnissen, von seiner fröh¬ lichen Wanderung und seinem Krankenbett, und wie sich in dem Kloster und seiner Umgebung kein Mensch gefunden hätte, welcher *) An in.

d.

Red.

Die Briefe sind heute

noch

in Peitz vorhanden.

72 der lieben

Braut in Peitz Botschaft hätte

zu bringen gewagt.

Denn jeder fürchtete ein ähnliches Unglück, wie er es selbst erlebt hatte. Dabei auch gedachte er mit herzlichem Dank der milden Pflege, die ihm im Kloster war zu Theil geworden- — In anderer Stimmung als Vater Reiche kam heute Meister Michael nach Hause. Er fing mit seiner Frau einen gräulichen Zank an, und weil sie widersprach, schlug er sie in heftigem Zorn. Sic sollte es nun büßen, daß ihr Anschlag ans Käthchcn Reiche nicht gelungen war. Frau Michaels Herz schwoll vor Wuth, aber sie durfte sich gegen ihren Blaun nicht auslasien, denn er wahr sehr stark- Da lief sie zur wilden Nike, riß die Thür auf und schrie hinein: „Heraus, Du altes Lügenmaul! Gieb mir die Pantoffel wieder! Du hast mich schändlich betrogen!" Da kam die wilde Nike wie eine Furie heraus, ging der Frau Michael

in

in der Kleidung und bei aller Bescheidenheit im Auftreten doch ganz wunderschön ausgesehen hatte- Küthe trug an diesem Tage die rothe Perlenschnur mit dem Kreuzchen um den Hals, welche Georg für sie in Frankfurt gekauft hatte. Vater Reiche hatte für nichts ein Auge, als für seine beiden Kinder, und seinem hellen, sonnigen Gesichte konnte jedermann ansehen, daß

alle bösen Ahnungen aus seinem Herzen verschwunden waren. Und als nun zuletzt gar der Herr Hauptmann v. Eckstedt bei dem Hochzeitsmahle erschien, um dem glücklichen Brautpaare nebst

seinen

herzlichen Wünschen

ein

hübsches

Geschenk

zu

überbringen, da ergriff tiefe Bewegung sein Gemüth, imb die

die Haare, und so erhob sich zwischen den beiden

Von dem bösen Weibern ein schrecklicher Kampf. Geschrei wurden viele Leute herbeigelockt, die standen herum, hetzten und hatten ihre Freude daran. Aber Frau Michael hatte im Kainpfc kein Glück. Denn

als sie der wilden Rike die Pantoffel mit Gewalt von den Füßen nehmen wollte, ergriff diese den einen und schlug mit dem Absatz, der mit scharfen Nägeln beschlagen war, immer auf Frau Michael los. Plötzlich schrie diese schrecklich auf, sank zusainmen und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Ein Schlag hatte sic in's Auge getroffen, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß sie lange Zeit in Gefahr Als nun die wilde schwebte, ganz zu erblinden. Nike wegen dieser Missethat vor den Rath gefor¬ dert wurde, gedachte sie, die ganze Schuld auf Frau Michael ju schieben und verrieth alles. Das gab ein gewaltiges Aufsehen in der Stadt, als sie er¬ fuhren, wie Frau Michael mit Hilfe der wilden Rike ans den Jungmeistcr spekuliret hatte. Die Innung der Schuhmacher hielt wieder eine Zusammenkunft und verurtheilte den Meister Michael zu einer schweren Buße, und die Frau Michael, die doch schon an ihrem Auge genug gestraft war, schloffen sie für Dazu kain immer von ihren Festlichkeiten ans. Mann hatte, um junger Lust kein noch, daß hinfort ihre Christel zu werben. Denn sie war in allem der Mutter Ebenbild. Also blieb sie sitzen und bekam in ihren ältern Jahren einen Platz in der Semmelbank, wo sie mit den andern Weibern Brot und Semmeln verkaufte und die Stadt beklatschte. Richt viel besser erging es der wilden Nike- Diese wurde voin Rath verurtheilt, Stadt und Umgebung für immer zu verlassen, da sie kein eingebornes sondern zugezogenes Weib war. Also wurde sie am Hellen, lichten Tage vom Büttel durch die Stadt und zum Cottbuser Thore hinausgeführt, und alle Leute guckten dabei zum Fenster hinaus, und die Schulbuben liefen ihr nach und verhöhnten sie. Späterhin soll sie als Marketende¬ rin lange Zeit im Schwedenheere gelebt haben, zuletzt aber in einem Streit mit den wilden Soldaten erschlagen worden sein. — Noch einmal waren Georg und Käthe in aller Munde. Das war an ihrem Hochzeittage, den 1. Juli 1632. Die Frauen in der Beste waren fast alle zur Kirche gegangen, um der feierlichen Handlung mit beizuwohnen, und nicht genug wußten sie das junge Paar zu loben, das bei aller Einfachheit

Thränen der Freude und des Dankes brachen aus seine» Augen. später Nacht aber, als alles vorüber war, holte er wieder Blumensträußchen, das aus den Haaren seiner seligen Frau das Wieder hielt er in geflochten war, aus dem Kasten hervorzärtlichen Worten Zwiesprach mit der theuren Verstorbenen, doch diesmal waren es Worte voll Liebe und Freude, die aus feinem Herzen empordrangcn. Ein leiser Klang von der Guitarre an der Wand tönte durch das Zimmer. Der Alte

In

horchte

hoch

auf, und

sein

Gesicht

verklärte

ein

seliges

Lächeln. —

Mehr als zwei Jahrhunderte sind seit diesen Begebenheiten über's Land gegangen, imb gewaltig hat die Zeit an den alten Einrichtungen und Anschauungen unserer Voreltern ge¬ Die Innungen sind verschwunden und das Städtchen Peitz hat schon längst aufgehört, eine Festung zu sein. Aber der Satz gilt noch heute wie damals, daß einer starken, wahren

rüttelt-

I

MM

Liebe kein Hinderniß unbesiegbar ist, ja, daß sie stärker ist, als selbst der Tod. Ob Georg und Käthe ein langes und sorgenloses Leben beschicken gewesen ist, das wißen wir nicht,

seines Landes und Volkes warm fühlende Mensch zurück zu den Orten, wo einst diejenigen Männer lebten und wirkten, welche ihrer

daß die Leiden des Lebens, so schwer sie die¬ selben auch getroffen haben mögen, ihren Herzen nichts haben anthun können, und daß ihr Leben, mag es noch so früh

Zeit das Gepräge ihres Geistes aufdrückten, ihrem Volke durch Thatkraft und Weisheit sonder Gleichen einen hervorragenden Platz in der Geschichte aller Zeiten verschafft haben. Wenn irgendwo die Geschichte eines Staates und Volkes das Spiegelbild des Wirkens der Landesherren und ihrer Familienglieder ist, so ist dies in Preußen der Fall, und diejenigen Räume, in denen Hohen zollerns Söhne gelebt, und, so lange sie gelebt, für ihrer Landes¬

beendet worden sein, doch ein ganzes, volles Leben gewesen ist, denn wem das Glück der rechten Liebe auch nur eine Stunde beschieden worden ist, dem hat dieses Erdendasein

kinder Wachsen und Gedeihen geplant und gearbeitet haben, sind gleichsam die Geburtsstätten unseres Glückes, der heimathliche Boden, aus dem der mächtige Baum des Königlichen Preußens

denn davon steht

in

den alten, vergilbten Papieren, denen

diese Geschichte entnoinmen

haben, nichts geschrieben.

wir

Aber

das tvisien wir,

himmelan erwachsen ist und reiche Blüthen und Früchte gezeitiget hat. Gerade in und bei Potsdam aber haben die Fürsten unseres Landes vorzugsweise gern geweilt, hier haben sie die Stunden der Erholung gesucht und gefunden, hier ihre Muße verwendet zum Entwerfen und der Ehre. So ist cs denn gleichsam ein Gefühl des Heimweh's, welches uns zur Betrachtung der Fürstlichen Wohnplätze in und um Potsdam drängt und uns in der Betrachtung und neuer Pläne des Ruhms

Erforschung ihrer Vorgeschichte hohe Genugthuung finden läßt. Zu dem Stadtschloß hier aber zieht noch eine andere Betrachtung besonders mächtig den dankbaren

Gerade unsere Stadt sah die ersten Preußen hin. Samenkörner streuen zu jener kostbaren Frucht, welche jetzt des staunenden Europas, ja der ganzen Welt Be¬ wunderung und Neid erweckt und welche wir mit Stolz unserer Fürsten, unserer Könige, eigenstes Werk nennen: Preußens Armee! Denn was der große Kurfürst, was König Friedrich Wilhelm I. schaffend für die Armee

gethan haben, Potsdam sah dieser hohen Ideen erste Verwirklichungen, sah von der Hand Friedrichs des Einzigen aus den vcrhältnißmäßig geringen Anfängen

Welt gebietende Armee gestalten, auf welcher, sicherer als auf den Schultern des Atlas die Welt, Preußen ruhte und noch ruht. In Potsdam und seinem Schlosse fand Friedrich Wilhelm III. nach Jahren schwerer Trübsal wieder die friedvolle Ruhe im Kreise seiner erlauchten Familie, hier erhielt er die Kunde eine

Hoheiten des Prinzen und der Prinzeß Wilhelm, tad^chloß von seiner Entstehung bis auf die neueste Zeit.")

von jenem blutigen Weltgerichte, welches aus den Schneefeldern Rußlands, als Morgenröthe ruhmvoller Freiheit für das ganze Deutsche Vaterland, sich vollzogen hatte, hier entwarf er die ersten Pläne zu jenen Kämpfen, aus denen unter seiner Führung sein Volk zu nie gekannter

MAnigl.

nichts Höheres mehr zu bieten, und er hat in dieser einen Stunde durchkostet die Freliden einer Ewigkeit!

In

unserer Stadt lernen die Ruhmeshöhe emporstieg. erlauchten Söhne unseres Königshauses zuerst den Dienst des Soldaten kennen und in unserem Ersten Garde-Regiment, wie wir alle es so gerne nennen, hervorgegangen aus dem hier geschaffenen

Die Fortsetzung der Erzählung „Meine erste Reise in Schlesiens Berge" von A. von Sentcn folgt in nächster Nummer.

Dar Äönigl. Sta-tschlost in Potsdam, von seiner Entstehung bis auf die neueste Zeit. Vom König!. Polizei-Präsident mm Snflrttftm. (Hierzu die Illustration Seite 72.)

Die Wohnplätze großer Männer bleiben bis auf die spätesten Zeiten hin für die kommenden Geschlechter die Stätten heiliger Erinnerung, und gern wallfahrtet der denkende, für den Ruhm

Leibgarde-Bataillon König Friedrich

Wilhelm I.,

hat König Wilhelm die erste Stufe beschritten in seiner militairischen Laufbahn, deren höchste Spitze der Heldenfürst erstiegen hat in einem Kampfe sonder Gleichen. So ist denn Potsdam und sein Stadtschloß aufs Engste ver¬ wachsen mit der Ruhmesgeschichte Preußens, denn es ist gleichsam die Wiege der Kriegsglorie seiner Fürsten, seiner Landesväter, und die Geschichte dieses Schlosses wird daher von Interesse sein auch über — die engen Grenzen unserer Stadt hinaus.

Wie untergeordnet die Stellung auch war, welche Potsdam früher unter den übrigen Städten der Mark Brandenburg ein¬ nahm, und wenn es auch in dieser früher erst nach Beelitz rangirte, so darf es sich doch rühmen, schon lange, bevor eine der anderen Städte genannt wird, eine Bedeutung in der Geschichte gehabt zu haben. Schon die Lage der Insel Potsdam, an der Grenze mäch-

-

74

tiger Wendenfürsten, gab derselben einen politischen Werth, welcher besonders in den langen Kämpfen der hier angesiedelten Deutschen mit den Wenden um den Besitz der alten Heimath, seit dem lOten Jahrhundert hervortreten mußte.*) Waren es zuerst wohl die Reize, welche die Natur der Insel verliehen, wodurch die alten Deutschen und Wendischen Völker bestimmt wurden, hier ihre Hütten zu bauen und auf den bewal¬ deten Bergen ihren Göttern zu opfern, war cs sodann die politische Bedeutung der Insel, welche schon in dunkler Zeit dazu zwang, bei dem Orte Potsdam eine Burg zu errichten, so waren es später, als der Zweck dieser Burg gänzlich in den Hintergrund trat, wieder die Reize der Natur, welche die Fürsten der Hohenzollern be¬ stimmten, die alte Feste zu einem Sitze der Ruhe und Erholung umzuschaffen, es zur Residenz zu machen und in ihrem Kunstsinne durch ihr mächtiges „Werde" die Umgebungen zu dem zu machen, was sie jetzt, die Bewunderung aller Sehenden weckend, sind.

Der Landstrich, welcher heute den Namen der Insel Potsdam führt, bestand ursprünglich in zwei aus dem Waffer hervorragenden, mit Bergen und Wald bedeckten Hochebenen, zwischen denen ein Arm der Havel hindurchfloß und dasjenige Tiefland überfluthete, welches heute die Stadt, die König!. Gärten, das Neue Palais und einen Theil des Wildparks, so wie die in und um denselben gelegenen Wiesen umfaßt. Beide Hochebenen mit ihrer weiteren Umgebung wurden von dem Deutschen Volksstammc der Semnonen bewohnt, und als diese, in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung von jenem

fast räthselhaften Wandertriebe erfaßt, ihre Heimath aufgaben, wurden die verlassenen Wohnplätze von den aus Asien sich über das östliche Deutschland verbreitenden Wenden eingenommen. Von ihnen nahmen die Stoderaner, auch Heveller genannt, das Havel¬ land in Besitz nebst der Insel Potsdam. Durch die Havel wurden sie getrennt von den Ploniner Wenden, welche in der Zauche

wohnten, und von den Spriovanern oder Spree-Wenden, deren Wohnsitze im Teltow lagen und durch die Ruthe wiederum von den Plonincrn geschieden wurden. Schon während der Wenden¬ zeit waren die beiden oben erwähnten Hochebenen eine zusammen¬ hängende Insel geworden, indem durch das Sinken der Havel ein¬ zelne höher gelegene Theile in immer größerer Zahl hervortraten, deren größester der jetzige, im Jahre 1754 um 3 bis 5 Fuß ab¬

getragene alte Markt war und eine entschiedene strategische Be¬ deutung beanspruchen konnte, weil er der Schlüffel zur Insel und zum Havellande war und die einzige Verbindungsstraße, welche

über die Insel hinwegführte, beherrschte. So ungefähr war die Beschaffenheit der Insel Potsdam, als

im Jahre 991 dieselbe in den Besitz des Königs Otto III. ge¬ langte und von diesem im Jahre 993 seiner Tante, der Aebtissin Mathilde von Quedlinburg sammt allen Nutzungen, Mühlen und Leibeigenen geschenkweise überlassen wurde. Da in dieser Schen¬ kungs-Urkunde, der ältesten, welche in Betreff Potsdams überhaupt vorhanden ist, ausdrücklich von bestellten Aeckern und Einkünften die Rede ist, diese aber eine Verwaltung durch Beamte und die Existenz eines festen Ortes zu deren Wohnung und Schutz, so wie zur Vertheidigung des Erworbenen gegen die feindlich gesinnten Wenden bedingen, so ist es unzweifelhaft, daß damals eine Burg auf der Insel Potsdam sich befand, ja die Annahme ist berechtigt, wichtige daß auch schon früher, in der rein Wendischen Zeit, der Havelübergang bei Potsdam einer Wehr nicht entbehrt hat. Die Stätte dieser ältesten Burg haben wir da zu suchen, wo jetzt die Dieser Ort war früher eine von der Heiligegeist-Kirche steht. Havel umfloffene Insel, nur nach Westen hin durch eine Brücke zugänglich und, wie mehrere Pläne aus dem 17ten Jahrhundert versehen ergeben, welche zum Theil mit vollständigem Maßstabe

*)

Benutzt sind die Forschungen von

Fidicin

und Kopisch.

sind, von Ost nach West 26 Ruthen lang, von Süd nach Nord 22 Ruthen breit. Wenn auch, wenigstens geschichtlich nachweisbar, nicht einmal Ruinen dieser Burg aufzufinden gewesen sind, so werden doch schon zu Anfang des 12tcn Jahrhunderts die auf dem Wege zu der oben beschriebenen Insel angesiedelten Fischer „Burg fisch er" genannt und wohl ist es daher gestattet, die durch

Jahrhunderte fortgepflanzte Sage von der Existenz einer Burg an dieser Stelle für eine begründete zu halten; vielleicht bestand die¬ selbe auch nur aus Holzbauten innerhalb von Erdumwallungen, wie die damalige Zeit sie hatte und deren Ueberreste wir noch jetzt in unserer Gegend finden, z. B. bei Nedlitz die fälschlich RömerSchanze genannten Erdwälle. Dem sei nun wie es wolle, jeden¬ falls hat diese Burg ihren Zweck nicht mehr erfüllt, als es sich, nachdem Albrecht der Bär durch Eroberung der alten Feste Brandenburg im Juni 1157 die Macht der Heveller- und Plonincr-Wendcn gebrochen hatte; und Havelland wie Zauche in seinen Besitz übergegangen waren, darum handelte, den späteren Bran¬ denburgischen, nördlich von der Ruthe belegenen Länderbesitz zu erwerben und zugleich die noch im moorigen Nuthebruch hausenden Wenden zu bändigen. Von der alten Burg Potsdam wurde die neue Burg auf einer Insel in der Ruthe, näher nach Drewitz zu, vorgeschoben, um mit den Burgen Saarnmnd, Beuten und Trebbin

Die alte Burg bei Potsdam scheint nunmehr, als bedeutungslos, immer mehr in den Hintergrund getreten und endlich ganz dem Verfalle überlassen eine Verbindung zu erhalten resp. herzustellen.

worden zu sein, denn bei allen späteren Veranlassungen ist stets

nur von einer neuen Burg die Rede, während alle Urkunden von der alten Burg gänzlich schweigen und so zu dem Schluffe berech¬ tigen, daß diese gar nicht mehr vorhanden gewesen sei. So wird in einer Urkunde von 1228 „die Newcburg" novnm castrum aus¬ drücklich genannt; die Urkunde von 1323, durch welche Rudolph von Sachsen, als Verwalter der Mark Brandenburg, dem Domcapitel

dem Städeken" damit alle Einkünfte und Rechte, welche zur Erhaltung der Burg Potsdam und des Burgvogtes noth¬ wendig gewesen wären, wenn eine Burg noch bestanden hätte, zugleich aber auch alle Pflichten, welche der Vogtei obgelegen haben würden, dem Domcapitcl überträgt, erwähnt der alten Burg mit keiner Silbe. Ja in einem Verzeichniß vom Jahre 1373, Worin alle zur Mark Brandenburg gehörigen Burgen und Schlösser genannt werden, heißt es ausdrücklich: „Der v. Groben besitzt das Schloß Beuten und die Insel Potsdam." Der alten Burg ist keine Erwähnung gethan und es muß daher als seststehend an¬ genommen werden, daß sie damals nicht mehr existirte, vielleicht das Andenken an sie schon verloren war. Die oben beschriebene kleine Havelinsel, auf welcher die alte Burg gestanden, wurde, um dies hier gleich beiläufig zu erwähnen, dem Stadt- oder Lehn-Richter überwiesen, auf dem Walle eine Mühle errichtet und der übrige Raum als Wiese benutzt, bis im l 7. Jahrhundert auf dem Walle der Keller zur Aufbewahrung der Kurfürstlichen Weine angelegt und endlich im Jahre 1726, nach Zuschüttung des zwischen der Burgstraße und der Burginsel be¬ standenen Grabens, dort die Heiligegeist-Kirche erbaut lvurde. So mochte wohl schon ein Jahrhundert seit Untergang der alten Burg verflossen sein, als Kaiser Carl IV. die unter der zu Brandenburg

„die Insel Potsdam mit

zu Eigenthuni verleiht und

Herrschaft der Bairischen Fürsten ganz verkommene und zerrüttete Mark Brandenburg übernahm und im Jahre 1373 seinem Sohne Wentzel, dann seinem anderen Sohne Sigismund als Kur¬ fürsten huldigen ließ. Karl wirthschaftete auch hier, wie überall, mit großer Umsicht, ordnete und mehrte die landesherrlichen Ein¬ nahmen, durchreiste selbst das Land, um an Ort und Stelle die Heberegister zu prüfen, baute Landstraßen und zu deren Schutz neue Schlösser, vor Allein aber kam es ihm darauf an, die landes¬

herrlichen Domainen wieder in seinen Besitz zu bringen, indem er

75 die verpfändeten einlöste. Die sämmtlichen Potsdamer Güter be¬ fanden sich damals, im Jahre 1373, wie wir gesehen- haben, im Pfandbesitz des Heinrich v. Grüben auf Schloß Beuten, zwei Jahre später waren sie zum größesten Theile im vollen Besitz des

Kaisers und gehörten zu dem inzwischen neu

Potsdam,

dessen

in

diesem

Jahre zum

erbauten Schlosse

ersten

Male Erwähnung

und zwar in dem Landbuche Kaiser Carl IV. vom Jahre 1375 Seite 20 und 22. Somit ist bis jetzt festgestellt, daß die Erbauung des Schlosses in der Zeit zwischen 1373 und 1375 stattgefunden hat. geschieht,

Auch der Platz, auf welchem suchen haben,

wir

diesen Carolinischen

unterliegt nach der Annahme

Fidicins

Bau

zu

keinem Be¬

Er ist dort, wo jetzt das Hauptgebäude des König¬ lich e n S t a d t s ch l o ss e s steht. Ueber die Insel Potsdam lief damals denken.

nur eine Querstraße, welche zur Verbindung des Havellandes mit der Zauche und Sachsen diente und in der oben erwähnten Urkunde von 1323 bezeichnet wird: „von der Havel bei Potsdam bis zur Ueberfahrt bei Nedelitz." Die Fähre über die Havel bei Potsdam befand sich nachweislich und wie die ganze Terrain-Bildung dies zeigt, an der Stelle, wo am 21. Februar 1416 der Bau einer festen Brücke über die Havel begonnen und auch bald vollendet wurde. Bei dem Bestreben des Kaisers, überall die Landstraßen zu schützen, ist die Annahme gewiß gerechtfertigt, daß er auch diese, sowohl für Kriegszeiten als für die Erhebung des Zolles sehr wichtige Fähre mit der nöthigen Wehr werde versehen haben und dies geschah durch Erbauung des nach damaliger Sitte mit starken Blauer» umgebenen Schlosses unmittelbar an der Fähre. Aber außer dieser, durch die Terrain-Verhältnisse und die innere Noth¬

daß das nördliche

Stätte

Einfahrtsthor, wenn man die Insel als die in die Havel geführt

des Bauwerks annehmen wollte, direct

und also keinen strategischen oder wohnlichen Sinn gehabt hätte. Endlich ist der auf der Zeichnung angedeutete schnurgerade Wasser¬ lauf bei der Burginsel nie vorhanden gewesen und die auf der Zeick)nung angedeutete Brücke, deren Endpunkt nicht zu sehen ist, hätte selbst in der gezeichneten Länge weit über den Burggraben hinausgereicht, ist also augenscheinlich für ein größeres Wasser be¬ stimmt. Je weniger somit die Burginsel und ihre Umgebungen für den in Rede stehenden Grundriß Pasten, um so vollständiger Paßt die ganze Situation auf den jetzigen Lustgarten und die Lage

Hier ist das breite Wasser der Havel, raum¬ bietend für eine Brücke, wie sie nach der Zeichnung augenscheinlich Projectirt ist und wie sie dort bis zuiu Jahre 1681 als die ein¬ zige über die Havel bei Potsdam führende vorhanden war. Bei¬ läufig mag gleich hier erwähnt werden, daß diese Brücke früher des Stadtschlosses.

eine wesentlich andere Richtung hatte, als die

jetzige Lange Brücke

und namentlich viel länger war. Auck) die Havel trat früher bei weitem näher an das Schloß heran wie jetzt, der ganze Theil des jetzigen Lustgartens von der Brücken-Colonnade über das NeptunsBassin hinweg bis etwa zu dem zweiten geraden Wege vom Schlosse aus zum Ufer an der Eisenbahn, ist erst in viel späterer

Zeit dem Master abgewonnen.

Das schnurgerade Ufer im Süden

durch Aufschüttung gegen die Havel gewonnen, und diese setzte sich dann von ihrem westlichen Endpunkte in demjenigen Graben fort, welcher lange Jahre das Schloß und die alte Stadt Potsdam umgab. Der Grundbau lag, wenn man die Situation genau anpaßt, an der Stelle des jetzigen des Grundrisses

ist augenscheinlich

wendigkeit bedingten, Wahrscheinlichkeit ja fast Gewißheit dafür, daß Kaiser Carl sein Schloß da erbaut habe, wo heute das Stadt¬ schloß steht, liegt noch ein urkundlicher Beweis hiefür vor. Im Königlichen Geheimen Staats-Archiv befindet sich der Grundriß eines größeren, mit Mauern und Thürmen umgebenen Gebäudes, welcher die Ueberschrist: „Aide hausz zu Potsdam“ trägt. Die

Hauptgebäudes des Schlostes, der runde Thurm an der südöstlichen Ecke beherrschte den Havel-Uebergang, und der Weg zur Stadt und zum Burgthore führte noch an einem viereckigen Thurme von viel älterer Bauart, dem sogenannten Burgfried, so wie an dem nord¬ östlichen runden Thurme vorüber, zwei andere Thürme standen auf

Baulichkeit liegt, wie die Zeichnung ergiebt, in der Nähe eines be¬ deutenden Masters, über welches eine Brücke führt, ist mit einer Mauer in unregelmäßigem Viereck umgeben, deren untere südöst¬

außerdem noch mit einem, die

mit einem runden Thurm Drei andere Thürme, wie Hufeisen gestaltet, stehen an den anderen 3 Ecken der Mauer und an dem Wege von der Brücke liche Ecke

nach der Brücke vorgeschoben

ist.

nach dem rechts oberhalb befindlichen Thurme, steht noch ein vier¬ eckiger

Thurm;

zwischen den beiden oberen, also an der Nordseite

belegenen Thürmen befindet sich die Einfahrt. Hauptbau, Thürme und Mauern sind in rother Farbe angelegt, es scheint also Alles in Steinbau ausgeführt gewesen zu sein. Zwischen dem Haupt¬

bau und der unteren, südlichen, Mauer, so wie zwischen dieser und dem Master ftnb in Grün Gartenbeete, von der linken, westlichen, Mauer bis wiederum zum Master und einem Graben ebenso BaumFragen wir nun, welche Localität in pflanzungen angedeutet. Potsdam sich den hier dargestellten Baulichkeiten anpassen läßt, so mästen wir zunächst anerkennen, daß die mehrfach erwähnte Burg¬ man, um den Umfang der ab¬

insel cs nicht sein konnte. Nimmt gebildeten Baulichkeiten beim Mangel eines eingezeichneten Ma߬ stabes festzustellen, die an dem oberen Theile der Mauer angedeu¬ tete Einfahrt nur auf 10 Fuß Breite an, so ergiebt dies für das ganze von der Blauer umschlossene Terrain einen Durchmesser von

72 resp. 50 Ruthen in der Länge und Breite, von 80 Ruthen in der Diagonale. Da nun die Insel, wie wir oben gesehen, nur 26 Ruthen lang und 22 Ruthen breit war, so bot sie keinen Raum für das auf der Zeichnung dargestellte Bauwerk, ganz abgesehen davon, daß doch außerhalb der Mauern noch das nöthige Terrain für Fuhrwerk und Reiter vorhanden sein mußte, um zu der Ein¬ fahrt und zur Burg selber zu gelangen, und daß noch weniger sich Platz gefunden hätte für die Gartenanlagcn. Hierzu kommt noch.

Mauer und das Ganze war Stadt mit einschließenden, Graben die Localität des jetzigen Lustgartens und

der nördlichen und südlichen Ecke der

umzogen.

Paßt

sonach

Plan des alten Hauses zu Pots¬ dam, so läßt sich auch anderweit noch der Nachweis führen, daß die hier dargestellte Baulichkeit mit ihren Mauern und Thürmen schon vor der Zeit des Kurfürsten Joachim I. bestanden hat, welcher Fürst, wie historisch feststeht, der erste seit Carl IV. ge¬ wesen ist, der einen irgendwie erheblichen Schloßbau in Potsdam und zwar auf der Stelle des jetzigen Stadtschlostes erst im Jahre 1509 und dann durch eine Haupt-Reparatur im Jahre 1526 vor¬ nehmen ließ. Um diesen Nachweis zu führen, müssen wir in die Carolinische Zeit zurückgehen und den Schicksalen Potsdams im Stadtschlosses vollständig auf den

Allgemeinen einen kurzen Rückblick zuwenden. Des Kaisers Sohn Sigismund verpfändete schon im Jahre 1382 das unlängst aus dem Pfandnexus gelöste Potsdam mit Schloß an das Kloster Lehnin für 40 Schock Groschen, der stets

geldbcdürftige Markgraf Jobst, welchem Sigismund die Mark als Verweser überlassen hatte, löste zwar dies Pfandverhältniß, aber nur, um ein höhere Pfandsumme im Jahre 1394 von seinem Schwager Rudolph von Sachsen zu erhalten, welcher seiner Seits wiederum im Jahre 1400 Schloß, Stadt und Kiez Potsdam für 400 Schock Böhmische Groschen an Wichard v. Rochow und destcn Ehegattin Ilse zum Pfandbesitz überließ. So ging Alles, was Kaiser Carl IV. für Potsdam angeordnet und gewirkt hatte, schleunigem Untergange entgegen, ja die ganze Mark Brandenburg bot unter Jobst's recht- und thatenloser Regierung nur noch das Bild traurigen Verfalles, als durch die Wahl des Kaisers ein Alan» zum Verweser der Marken berufen wurde, welcher mit kräftiger Hand die Zügel ergriff, sie mit Weisheit führte und so nicht nur, indem er die zur Ausrechthaltung des Friedens dienenden Schlöster

76 wieder einlöste und sie, wo es Noth that, mit Gewalt den PfandBesitzern entriß, Friede, Ordnung und Recht wieder herstellte, sondern auch das Land einer besseren Zeit, neuem Glanze und nie geahnter ruhmreicher Macht entgegenführte. Dieser wahrhaft von Gott gesandte Retter für die Marken war Friedrich VI., Burg¬

graf von Nürnberg, der edle Hohenzollern-Sproß.

Oie weiße Frau -er Euihows. Eine märkische Sage, richtig gestellt von f. K.

In der Nr. 50, Jahrgang 1882 dieser Blätter, wird eine Sage mitgetheilt, wie sie der Verfasser vor 30 Jahren in Biesenthal gehört hat. Der Schreiber dieser Zeilen, ein geborener Biesenthaler, hat dort bis zum 14. Lebensjahre gewohnt und die Angelegenheit selber erlebt, die sich aber ganz anders zugetragen hat, als sie in jenem Artikel erzählt wird, dessen Verfasier, falls ihn sein Ge¬ dächtniß nicht täuscht, jedenfalls unrichtig informirt worden ist, wie die älteren Bürger von Biesenthal bestätigen werden. Ich werde deswegen die Sache richtig stellen und erzählen, was ich davon weiß. Dabei kann ich mich auf mein Gedächtniß vollkommen verlassen; denn, was die Seele des Knaben im Alter von 9 Jahren erregt. Pflegt einzuprägen.

sich

dem Gedächtniß

unauslöschlich

Das Städtchen Biesenthal liegt recht anmuthig am Rande Finow durchströmten Thales und gehörte früher, nicht, wie der Verfasser jenes Artikels und mit ihm allerdings eines von der

die Volksmeinung annimmt, den Herrn von Quitzow, sondern dem Poppo von Holtzendorf,*) einem Bundesgenossen der Quitzow, der es später an Hans von Uchtenhagen veräußerte. (Vergl. Klöden, die Mark Brandenburg unter Carl IV. Band III. Seite 14 und 213.) Die Quitzow's haben die Burg nie besesien.

Hart an der Stadt, einen Theil des Bcrgabhanges und Finowthales einnehmend, liegt die hier in Betracht kommende Oertlichkeit, der sogen. Bruchgarten, mit den beiden Schloßbergen, dem großen und kleinen, und dem Reiherberge, letzterer so benannt, weil vor Zeiten, als er noch hohen Baumwuchs trug, Reihcrkolonien auf ihm horsteten, die in den zahlreichen, herumliegenden Seen ihre Nahrung fanden. Der Bruchgarten, ein beliebter und anmuthiger Spaziergang der Biesenthaler, gehörte früher zur ehemaligen Königl. Domaine Biesenthal, deren Gebäude im oberen Theile des Gartens standen, daher die dort belegenen Parzellen noch heute die Aintsgärten heißen.

Diese Gebäude brannten im Jahre 1756 ab, zusammen mit der Stadt Biesenthal, von der nur 2 oder 3 Häuser und die Kirche übrig blieben. Auch das Rathhaus, und mit ihm alle Akten und fast

alle Urkunden der

Stadt, wurde

ein Raub der Flammen.

Biesenthal besitzt daher nur wenige über 1752 hinausreichende Urkunden, und von einem schriftlichen Berichte, wie dessen der oben¬ erwähnte Aufsatz gedenkt, ist nicht die Rede. Einen solchen Be¬ richt giebt es nicht; Wohl aber bewahrte die Tradition Aehnlichcs, wovon weiter unten. Die Schloßruine, von der gegenwärtig nur noch ein nach oben offener Keller mit Eingangstreppe vorhanden ist, liegt auf dem großen Schloßberge, die von unbehauenen Feldsteinen ge¬ bauten Mauern legen noch heute Zeugniß ab von der Stärke der Gebäude, die sie einstmals trugen. Die Lage des Schlaffes war überhaupt eine sehr sichere: Der große Schloßberg steigt von allen Seiten steil an und erhebt sich etwa 80 — 90 Fuß über der so daß er in seiner isolirten Lage eine weite Ausschau über das Finowthal und das sich am Rande desselben hinziehende Plateau gewährt. Die Vermuthung spricht ferner dafür, daß auch auf dem kleinen Schloßberge starke Baulichkeiten gestanden; denn

Thalsohle,

dort die Spuren starker Fundamente, deren Steine man zu Neubauten verwendet hat. Endlich konnte und kann noch jetzt die Thalsohle unter Wasser gesetzt werden, wenn die Finow, welche die Wehrmühle treibt, anhaltend vom Müller gestaut wird. Daß diese Mühle ein Zubehör des Schlosses gewesen, ist wohl unzweifelhaft. Trägt man endlich noch der Thatsache Rechnung, daß die Thalsohle, jetzt sumpsige Wiesen, damals jedenfalls noch finden sich

*) Anmerkung der Redaktion:

Schloß Biesenthal entstand als

ein Glied jener Befestigungen, welche Markgraf Albrecht II. vor dem Jahre 1215 von der Havel zur Oder anlegte, um seine Eroberungen in der Uckermark und im Barnim fortzusetzen. Die Landesfestung Biesenthal war damit nächst Liebenwalde die älteste Vogtei im Alten Barnim. Daß Biesenthal keine größere Bedeutung erlangt hat, als geschehen, kam

daher, weil die friedliche Erwerbung des Barnims den festen Punkt Biesenthal überflüssig machte. Doch diente es häufig zum Aufenthalt der Markgrafen. Zur Zeit der Abfassung des Karl'schen Landbuches gehörten Schloß und Stadt Biesenthal dem Herrn von Stegelitz, der die Bie¬ sen thal'schen Güter an Poppo von Holtzendorf veräußerte, von dem sie 1413 an den jüngeren Hans von Uchtenhagen gelangten. Schon 1427 veräußerte Matthias von Uchtenhagen Biesenthal an die Brüder bei deren Erben die Güter bis 1577 blieben, in welchem Jahre sie Kurfürst Johann G^eorg erwarb. Damals wurde aus dem Schlosse ein kurfürstliches Amt eingerichtet. Das Schloß selbst wurde im 30 jährigen Kriege verwüstet, und nur die westliche Kellerhälfte ist noch vorhanden. Nach der Lage des vorhandenen Kellers hatte das befestigte Schloß die Gestalt eines Oblongums von circa 80 Fuß Länge mit zwei nach dem nur kleinen Schloßhofe zuspringenden Flügeln von circa 40 Fuß Länge. Nach der Tradition — so erzählt der Superintendent Stirbritz

von Arnim,

zu Biesenthal — soll mit dem südöstlichen Flügel an der Brücke über dem Burgwall ein Burgverließ verbunden gewesen sein. Die Stadt Biesenthal ist aus einem Wendischen Dorfe ent¬ standen. In einer Urkunde von 1265, in welcher der Name zum ersten Male vorkommt, ist er Bizdale geschrieben, was aus bir äalo (Sand

und Länge?) zusammen gesetzt ist. Unter dem Schutze der 1215 errich¬ teten Burg ließen sich deutsche Ansiedler nieder und Biesenthal empfing noch vor 1250 das Stadtrecht. Die älteste noch erhaltene Stadturkunde stammt aus dem Jahre 1315, die über di« damaligen Verhältnisse aus¬ führlich berichtet. Biesenthal litt schwer 1432 durch die Hussiten, wurde 1632 fast ganz eingeäschert, ebenso 1756 und 1764, die näheren Schick¬ sale der Stadt hat Fidicin in seinem „Oberbarnim" ausführlichst behandelt.

so rechtfertigt sich die An¬ nahme, daß Schloß Biesenthal seiner Zeit zu den festesten Plätzen der Mark gehörte. Aus dem Innern des Kellers, an der nordöstlichen Ecke des¬ selben, führt eine vermauerte Treppe, deren deutlicher Eingang zu Anfangs der fünfziger Jahre begann Tage liegt, in die Tiefe.

einen unzugänglichen Sumpf bildete,

man zwar einige Stufen dieser Treppe bloszulegen, wobei einige geringfügige, alterthümliche Gegenstände gefunden wurden; allein man war des mühsamen Werkes bald überdrüssig und stellte die Arbeit ein. Seitdem sind unseres Wissens Ausgrabungen nicht mehr vorgenommen, obwohl solche, von kundiger Hand geleitet, mindestens tiefer gelegene Kellerräume blvßlegen würde, wenn sie auch nicht zu den mit Gold gefüllten Kisten führten, welche der Sage nach in jenen Verließen ruhen sollen. Noch vor 1850 erzählten mir meine in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geborenen Großeltern, die in Biesenthal ausgewachsen waren, in ihrer Jugendzeit habe man noch davon gewußt, daß im Jahre 1750 auf dem Schloßberge, im Keller, einem Schäfer vom Amte — (so wurde die Königl. Domaine kurzweg genannt, weil in deren Hcrrenhause gleichzeitig der Amt¬ mann wohnte und der Stadtrichtcr amtirte) in der Johannisnacht um 12 Uhr die weiße Frau erschienen sei. Sie habe ihm geklagt, wie sie seit Jahrhunderten im Berge schmachte und nur alle hun¬ dert Jahre einmal erlöst werden könne, wenn sie in der Johannis¬ nacht, sobald der letzte Glockenschlag um Mitternacht verhallt sei.

die Kirche und dort drei Mal um den Altar herumgetragen werde. Für diesen Dienst habe sie dem Schäfer 3 Tonnen Goldes versprochen, die sie ihm in den tiefer gelegenen Kellern gezeigt. Der Schäfer habe auch das Wagestück unternommen und die weiße Frau glücklich bis in die Kirche gebracht. Unterwegs aber sei sie

dors's oder Uchtenhagens, wird sich daher bis zu Johanni 1950 gedulden müssen. Wünschen wir ihr dann mehr Glück. Was dem Verfasser des vorerwähnten Artikels über den fa¬ mosen Schustergesellen und dessen Erlebnisie berichtet wurde, von allen dem habe ich nie das Geringste vernommen, obgleich ich es

immer schwerer und schwerer geworden, und als er

doch hätte hören müssen.

in

Male um

Altar getragen,

sie zum

dritten

sei er der Last nicht

Dagegen

mehr gewachsen gewesen und habe sie fallen lassen, worauf die weiße Frau unter Donner, Flammen und Sturm wehklagend verschwunden sei. Im Sommer 1850 entstand nun plötzlich das Gerücht in den

Biesenthal, eine Hebeamme, — ich würde ihren Namen nennen, wenn ich nicht annehmen müßte, daß sie selber oder ihre Nach¬

zeit

guten

kommen noch lebten — besuche zur Nachtzeit den Schloßberg, wo

ihr um Mitternacht weiße Frau

hatte 1851 oder 1852 eine den besseren Ständen

angehörende junge Dame, — keine Biesenthalerin, wie ich zur Be¬ ruhigung der dortigen Damenwelt bemerken kann — von Amors mißgewandten Pfeilen getroffen, einem Schustergesellen zur Abend¬

die

auf dem Schloßberge Stelldicheins bewilligt und damit der Stadt Biesenthal Stoff zu einer sehr gründlichen Klatscherei geliefert. Dieser ver¬ Schustergeselle liebte ist also ohne sein Ver¬ dienst in die Sage

hineingerathen,

erscheine.

die

noch heute im Volks¬

Daß die, übrigens vcrheirathete, kränkliche und sonst im besten Rufe stehende Frau

mund lebt. Und noch heute möchte so Man¬ cher den Schloßberg nicht umMitternacht be¬ treten, wie gern er ihn

Nachts aufden Schlo߬ berg ging, wurde bald

auch bei

festgestellt. Sie selber machte auch aus der Sache kein

Tage aufsucht. Schluffe

Zum

möchte

ich

den freund¬

Hehl

und erzählte je¬

lichen Leser

dem der es

einladen,

hören woll¬ te, daß ihr

einmal die Aussicht vom

allnächtlich die weiße

Frau

Schloßber¬

er¬

wei¬

tere

hun¬

ge¬

nießen. Dieselbe ge¬ hört zu den lohnendsten der Mark.

scheine, die

noch

zu

ge

dert Jahre verzaubert im Berge

Dunkle

schlafen

Wälder,

müßte, sie wenn nicht in der

Wiesentep¬ pich und

Johannis¬

die

nacht

grüner

präch¬

tig blauen

um

12 Uhr er¬

Spiegel

löst würde.

zahlreicher Seen be¬ lohnen die

Drei Mal müsse

zu

Iagdtiitder aus drr Mark. 2.

sie

Von

Ludwig Beckmann.

kurze Reise.

diesem

Gelänge dies Zwecke um den der weißen von Berge im die Goldes, Tonnen aber, so würden habe Hebeamme, Sie, die sein. Lohn der Frau gehütet würden, Sache die erregte Natürlich vollbringen. Werk zu versprochen, das kam heran das größte Aufsehen im Städtchen. Die Johannisnacht sie hätte Allein, Weg. den auf machte Hebeamme sich und die von früher schweigen sollen. Denn eine Anzahl wüster Gesellen postirt, — nah und fern hatten sich in die Gebüsche des Berges hinauf waren sie nicht gegangen — und verübten einen solchen Unfug, daß aus dem Erlösungswerke nichts wurde. Damit hatten Schwindel die jedenfalls krankhaften Visionen der Frau, der jeder

Altar

der Kirche getragen werden.

fern lag, ihr Ende.

Die weiße Frau der Quitzow's, oder

besser gesagt

der Holtzen-

M i s 11 11 e n. Die Zungfernörücke. (Hierzu die Illustration S. 69.) Diese alte Brücke erhielt nicht von der „eisernen Jungfrau" mit beweg¬ lichen Armen und Schwertern, die einst in den Gewölben des Berliner Schlosses gestanden haben soll, ihren Namen, auch nicht von diesem „heimlichen Gericht," dem sogenannten „Jungfernküssen," in den Kellern der alten Hohenzollernburg. Dort soll nämlich die eiserne Jungfrau als Richtwerkzeug gestanden haben, die Jeden, der sich der Jungfrau näherte und auf eine Platte trat, mit ihren Armen erdrosselte und erstach und den Leichnam in einen Kanal hinabwarf, der mit der Spree in Verbindung stand. So erzählte die etwas üppige Phantasie unserer Vorfahren, während eine

78 verdächtigen; wie ich Niemand ein Recht zugestehen kann, über den Orden abzusprechen, der ihn nicht kennt, so werde ich auf Grund der mir gewordenen Erkenntniß nie solchen Stimmen ein Ge¬ hör schenken. Möge auch Deine Zukunft den Beweis geben, daß

gründliche neuere Untersuchung nichts davon hat entdecken können. Also nicht vom tödtlichen Jungsernküssen empfing die alte Ketten¬ brücke, die früher „Spreegassenbrücke" hieß, ihren Namen, sondern von den spitzen Zungen mehrerer Berliner Jungfern, Namens Blanchct, die an der Spreegassenbrücke wohnten. Nahe an der Brücke, die übrigens nicht ganz 200 Jahre alt ist, beinahe an der Ecke

der Spreegasse,

hatte

sich

unter

Du mit klarem und ungetrübtem Blick zu sichten und den Orden Man greift den Orden an, weil er sich in Geheimniffe hüllt und man zu bequem ist, sich davon zu überzeugen, daß dies jetzt noch nothwendig ist; wie es in der Art derer liegt, welche zertrümmern wollen, daß sie mit Oberflächlichem zu vertheidigen wissen wirst.

vielen

Familie Blanchet niedergelassen. rökuZiös, betrieben die Golddie dem ganzen Viertel wohnten In schmiederei und anderes Handwerk. Die Blanchets — unter ihnen neun Töchter — beschäftigten sich in ihrer bnutiquo (Bude sagt der Berliner) mit dem Nähen seiner Wäsche, mit dem Waschen und Repariren von Kanten und Spitzen und seidenen Strümpfen, und sie hatten hierin den besten Ruf in ganz Berlin. Ihre spitze Zunge aber hatte noch größeren Ruf. Hatten unsere Voreltern eine feine Arbeit machen zu lassen, die sie gewöhnlichen Wäsche¬ rinnen nicht anvertrauen wollten, so hieß es: wir wollen es zu den Jungfern an der Brücke schicken; hatte aber die ebronique scandaleuse irgend eine Stadtneuigkeit verbreitet, und wollte man möglichst viel hiervon hören, so hieß es: laßt uns zu denJungsern an der Brücke gehen. Und so kam es, daß zu einer Zeit, da Berlin noch eine kleine Stadt war, neun Berliner Jungfern französischen Flüchtlingen auch die

den offiziellen Namen einer Brücke umtaufen konnten.

Spreeauf-

das 100 Jahre später auch mit einer anderen Brücke, die man „Puppenbrücke" nannte; diesmal waren es aber Die alte Kettenbrücke nicht Jungfern, die den Namen gaben. wurde übrigens von Grüneberg konstruirt, der auch die Parochialkirche und das Köllnische Rathhaus gebaut hat.

wärts

geschah

Etwas Freimaurerei. Es scheint uns nicht unangemessen, auf die freimaurerische Laufbahn des Kronprinzen soweit diese, der allgemeinen Geschichte, nicht dem Geheimbunde der Freimau¬ rer Brüderschaft, angehört, mit wenigen Worten einzugehen, da

wir

voraussetzen, daß diese Mittheilungen viele von unseren Lesern, auch Nicht-Mitglieder des großen Bundes, interessiren werden.

Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußeu, wurde am 5. November 1853, im Alter von zweiundzwanzig Jahren, in den Freimaurerbund ausge¬ nommen, zu einer Zeit, in welcher die Freimaurerei vielfachen und zum Theil unglaublich gehässigen Angriffen ausgesetzt war, die Die besonders auf Hengstenberg und Eckert zurückgingen. Aufnahme wurde im Palais des damaligen Prinzen von Preußen unter Anwesenheit der Großbeamten der drei preußischen Gro߬ logen vollzogen, indem der Prinz zum Mitgliede der Großen

Landesloge von Deutschland aufgenommen und zugleich an einem Abend in die drei ersten Grade befördert wurde. Nach vollendeter Aufnahme richtete der Vater — unser jetziger Kaiser, seit dem Jahre 1840 Freimaurer und seit eben der Zeit Protektor sämmt¬ licher Freimaurerlogen in den preußischen Staaten — folgende Worte an seinen Sohn: „Seit Jahr und Tag hast Du den Wunsch ausgesprochen, in den Orden der Freimaurer aufgenommen zu werden. Dein Wunsch

erfüllt worden. Die Aufnahme hat in derselben Weise statt¬ gefunden, in welcher ich dem Orden zugeführt wurde und wie ich Sie wird Dir bewiesen haben, daß sie für Dich gewünscht habe. ist

das Werk des Ordens ein sehr ernstes, daß es ein heiliges und erhabenes ist. Es giebt nur einen Ausgangs- und einen Endpunkt für das Leben des Menschen, der das Höchste lebhaft und unge¬ trübt erkannt hat — zu dem richtigen Verständniß dieses einen Nothwendigen wird der Orden Dich führen, wenn es Dein stetes Bemühen sein und bleiben wird, die heiligen Lehren in Dich auf¬ zunehmen, wenn Du sie zur That und Wahrheit wirst werden lassen. Es fehlt nicht an lauten Stimmen, die außerhalb des Ordens stehen und sich bemühen, denselben zu verdunkeln und zu

begnügen, so dringen auch in diesem Falle die Gegner nicht tiefer ein, um eben absichtlich nicht eines Besseren belehrt zu werden. Sei und werde Du also dem Orden ein starker Schutz, dann wird nicht allein Deine eigene Zukunft eine gesicherte sein, sondern Du wirst überhaupt das herrliche Bewußtsein in Dir tragen, dahin gestrebt zu haben, das Wahre und Gute um Dich verbreiten zu sich

j

wollen!" — Noch bei der Johannisfeier desselben Jahres übernahm der Prinz das Amt des Landesordensmeisters der Großen Landesloge Und als nach dem Tode der Freimaurer von Deutschland. Kaiser Wilhelm die Re¬ jetziger unser Friedrich Wilhelms IV.*) gierung antrat und sich ganz und voll seinen schweren Regierungs¬

pflichten widmete, behielt er zwar die Würde des Protektors der Freimaurerlogen Preußens bei, übertrug aber, noch im Januar des Jahres 1861, seinem Sohne die gewöhnlichen Geschäfte des Protektorats sowie den Vorsitz bei den Versammlungen des

Berliner Großmeister-Vereins. Und hatte der König!. Vater, als er die Genehmigung zur Uebernahme des Amtes als Ordensmeister ertheilte, geäußert: „Ich wünsche, wenn mein Sohn dies Amt annimmt, daß er sich dann auch den Obliegenheiten dieses Amtes mit Ernste unterzieht," so war, ganz dem entsprechend, der junge Ordensmeistcr von seinem Eintritt in's Amt an eifrig bemüht, sich selbst zuerst genau zu unterrichten und dann nach seinen besten Kräften die edlen Zwecke So kam das Jahr 1870 des Ordens zu fördern und zu heben. und mit ihm die Jubelfeier der großen Landesloge. Die damals von dem Kronprinzen gehaltene Festrede gilt vielen Mitgliedern des Frcimaurerbundes weit mehr als eine Rede, sie gilt als eine historische That, „mit welcher für die Freimaurerei eine neue Zeit

beginnt."

Sein Amt als Ordensmeister der Großen Landesloge legte Kronprinz im Jahre 1874 nieder und behielt als sreimauder rerisches Amt nur die Stellvertretung des Protektors der preußi¬ schen Freimaurerei bei. Am 5. November 1878 waren es fünfundzwanzig Jahre, daß der Kronprinz in den Freimaurerbund aufgenommen worden ist. Derselbe

hatte eine öffentliche Feier des Gedenktages abgelehnt,

*) Friedrich Wilhelm IV. ist nicht Freimaurer gewesen und hat sich oft eines Mißtrauens gegen den Freimaurerorden und seine Zwecke nicht erwehren können. Das war besonders zu jenen Zeiten der Fall, als die Anfeindungen und Anschwärzungen der immer mächtiger und mächtiger erhebenden klerikalen Partei am Königshofe besonders auch dem Freimaurerbunde entgegentraten. Wir ersehen dies aus den Worten, die unser Kaiser bei Gelegenheit seines fünfundzwanzigjährigen Maurer-

ihr Haupt

Deputation richtete. Damals sagte der freue mich, daß Sie des heutigen Tages in so herzlicher Weise gedacht haben. Ich selbst habe kaum ge¬ glaubt, daß seit meinem Eintritte in den Orden schon so lange Zeit ver¬ flossen ist. Den Dank, den Sie aussprechen, nehme ich an, da ich mir

Jubiläums an die

glückwünschende

König unter Anderem:

„Ich

bewußt bin, daß ich den Orden nach allen meinen Kräften gegen seine Feinde und Gegner vertheidigt habe, weil ich von dem Ernste und der Lauterkeit seiner Zwecke überzeugt bin. Dies war besonders in je¬ ner Zeit der Fall, wo es unser» Widersachern gelungen war,

meinem hochseligen Bruder eine ganz falsche Meinung von dem Orden beizubringen. Solchen Ansichten habe ich oft ent¬

gegenzutreten." —

79 dagegen den Wunsch zu erkennen gegeben, es möchten die für ein Fest zur Verausgabung bestimmten Baarmittel zu einer Stiftung für Unterstützung von bedürftigen Freimaurern, resp. deren Wittwen und Waisen, gesammelt werden. Gern ist dies geschehen, und die

in's Leben getretene „Kronprinz Friedrich wird den Namen des so edlen und hoch¬ herzigen Freimaurers, so Gott will, bis in die spätesten Zeiten mit

in Folge

Mögen diese Zeilen gleichzeitig dem Verstorbenen ein Ge¬ dächtniß, wie der Turnerschaft eine Erinnerung aus der Zeit da¬ mals Vielen so aussichtslos erschienener Hoffnungen sein!

Aus

dessen

Wilhelm Stiftung"

einem Werke echtester und schönster Menschenfreundlichkeit verknüpfen.

M.

Die Königreiche im Brieselang.

Der

„Bär"

berichtet in

I.

über die Gedenktafel, welche seiner Nummer vom 1. Oktober d. Mitglieder des Nauener Turnvereins im Jahre 1862 an die Königseiche bei Brieselang gestiftet haben, „Königseiche" ge¬

nannt, seitdem der hochselige König Friedrich Wilhelm IV. ge¬ legentlich eines Manövers in dortiger Gebend im Schatten der Eiche frühstückte, während die Musik des 24. Regiments dazu

Wer hat dich, du schöner Wald u. s. w. spielte. Auf Befehl des Königs wurde die Eiche damals auch mit einer Einfriedigung versehen. Was nun die Gedenktafel anbelangt, so lautet die Inschrift derselben, jetzt vielleicht kaum noch leserlich, falls die Tafel überhaupt noch besteht, folgendermaßen: die Melodie:

Sinnbild alter deutscher Treue, Das des Reiches Glanz gesehen. Eiche, hehre, stolze, freie — Sieh' dein Volk wird neu ersteh'n! Brüder Alle, die da wallen Her zu diesem heil'gen Baum, Laßt ein deutsches Lied erschallen

Auf

dem allgeweihten Raum.

Wie im Sturmesweh'n die Eiche Haltet fest an Treu und Recht — Einend schirme Stamm und Zweige Einer Krone Laubgeflecht!

Die Tafel ist an dem sehr heißen Sonntage gestiftet worden, an welchem im Monat August 1862 der Festzug des 2. deutschen Turnfestes in Berlin stattfand. Zwei Mitglieder des Nauener Turnvereins, welche die Fahrt nach Berlin nicht hatten mitmachen können, beschlossen ihrerseits den Tag durch Anbringung einer Gedenktafel an der alten Eiche bei Brieselang zu feiern. Der eine verfaßte die Verse, der andere bestrich

eine ca. 2

Zoll

dicke

Holzplatte mit weißer Oelsarbe und schrieb mit schwarzer Farbe die Verse daraus. Am Sonntag Nachmittag (irre ich nicht, so war es der 7. August) inachten sich beide in Turnanzügen aus den IV- bis 2stündigen Weg, beladen mit der Tafel, Stricken, Hammer und Nägeln; damit die Berliner Turner, falls von dort, wie verlautete, eine Turnsahrt zur Eiche gemacht würde, sehen sollten, daß die Nauener Turner den alten Baum in Ehren hielten. Durch einen sonderbaren Zufall fanden sich die Beiden, durch Beruf und Lebensgang bald von einander getrennt, nach der Mobilmachung von 1870 in den Reihen des Füsilierbataillons des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments wieder, beide sielen — fast genaue acht Jahre später — getroffen auf dem Ehrenselde der Garde bei St. Privat am 18. August. Der die Verse auf die Tafel geschrieben hatte — Unteroffizier Kluge, Sohn des Bäckermeisters Kluge in Nauen — hatte eine Verwun¬ dung am Fuß, an deren Folgen er einige Monate später in das Grab sank; der Andere, der die Verse gemacht hatte, — ein ge¬ borener Berliner — war durch einen Schuß in die Brust ver¬ wundet, lebt aber heute frisch und munter im Elsaß und fteut sich, „daß eine Krone Stamm und Zweige einend schirmte." Beide hatten das so oft gesungene Gelübde an das Vaterland eingelöst: „Nicht in Worten nur und Liedern ist mein Herz zum Dank bereit. Mit der T h a t will ich's erwidern Dir in Noth u. Kampf u. Streit."

dem Zoologischen Garten.

Wir

entnehmen der hier er¬

„Isis":

Die Thierwelt des Zoologischen während der letzten Wochen theils durch Züch¬

scheinenden Zeitschrift

Gartens hat sich tungen, theils durch Ankäufe mannigfach bereichert. Erfreulicher¬ weise können fünf Zuchterfolge verzeichnet werden. Zunächst hat die persische Löwin „Eugenie" vier Junge geboren, welche sie auch säugt. Dies ist der dritte Wurf, welcher in diesem Jahr erzielt worden, denn bereits am 16. Juni wurden zwei und am 22. Juli ein Löwe geboren. Im Antilopenhaus, in welchem in diesem Jahre bereits 2 Elenn-, I Säbel-, 2 Rylghau-Antilopen, 1 Dschiggetai, 1 Burchell's und 1 Bastard-Zebra geboren wurden, das eine Weibchen ist wiederum junges Leben zu bemerken: Hirschziegen-Antilope (Antilope cervicapra) hat nach einer Tragzeit von 6 Monaten ein Junges, Weibchen, geboren, welches die hübsche Färbung der Alten hat; von dem zweiten Weibchen hofft man auf Nachkommenschaft. Den sieben Arten Hirschen, welche sich im Lauf des Jahres bereits fortgepflanzt haben (Edel-, kanadischer, Davids-, Schweins-, Axis-, Damhirsch und Renthier), hat sich nun die achte zugesellt: die Familie des japa¬ nischen Sikahirschs (Cervus sica, Temm.) hat sich um einen Sprößling vermehrt, welcher sehr zierlich aussieht; die Grundfarbe ist röthlichbraun, über die Rückenmitte zieht sich ein dunklerer, jederseits von einer Reihe weißer Tropfenftecken begleiteter Streif, außerdem ziehen sich an jeder Körperseite drei ziemlich regelmäßige Reihen solcher Tupfen hin. Auch die Zahl der Damhirsche hat sich noch um eine erhöht, indem das eine braune, weißgefleckte Thier vor reichlich 2 Wochen ein ebensolches Kalb setzte. Endlich ist noch die Geburt eines indischen Zebu (wie das vorige Kalb ein Schimmel mit röthlichem Kopf) zu verzeichnen. — Die Erwer¬ bungen erstrecken sich auf Säugethiere und Vögel. Es sind ange¬ 1 großer Ameisenbär, 1 Dorsal-Eichhömchen (8oiurus

kommen:

äorsalis) von Mittel-Amerika und 1 Lechenault's Eichhörnchen (8. Lechenaulti) von Australien, 1 weibliche Kuh-Antilope (Anti¬ lope bubalis), 1 noch nicht bestimmter südamerikanischer Affe und, geschenkt von Herrn vr. Emil Riebeck in Rangoon, ein junger Kragenbär (Ursus tibetanus), welcher im alten Raubthierhaus einen Käfig bezogen hat; in den angrenzenden Käfigen befinden sich der im April von den Herren Rex u. Komp, geschenkte kleine japanische Bär (11. japonicus) und ein vor einigen Wochen angekommener kleiner brauner Bär (11. arctos). Von Vögeln erwähnen wir je 1 Paar der ebenso seltenen als prachtvollen Elliot's Fasanen und der Ohrfasanen, 2 südamerikanische Kariamas (viebolopbus eristatus), 2 amerikanische Strauße, 2 grauweißbunte Pfauen, 4 Rothhühner, 2 Mitus, 4 Alpendohlen, einen südamcrikanischen Schmuckvogel (Cephalopterus scutata), mehrere kleinere Papageien u. a.

Nochmals die „Minden Kesten." Vor Kurzem brachte der eine Notiz, welche den Spottnamen „Blinde Hessen" aus

„Bär"

In

einem scherzhaften historischen Vorfall erklären will. Wirklich¬ keit ist jene Bezeichnung eine uralte, sprachlich wie mythologisch begründete. Der Name Hessen, Haiti, Cbatti, hängt zusammen mit dem altnord, battr —Binde, Haube, mhd. bar, haeze — Gewand (noch

bäs^-Kleid). Zur gleichen Wurzel gehören engl, Hut, Haut, ebenso das lat. eatus, oatulus —das mit einer Binde vor den Augen, also blind geborene Junge der Katzen, Hunde, Wölfe und dergl. Ueberall liegt der Grundbegriff „ber¬ gende Hülle, Binde" vor. Es ist daher möglich, wie auch Grimm meint, daß der Name Hatten von einer Eigenthümlichkeit ihrer Tracht, etwa einer Stirnbinde, herrührt. Oder aber, es deutet jetzt schwäbisch

bat,

deutsch

80 der Name auf eine Nebenbezeichnung ihres Hauptgottes Wuotan: Odhin höttr, d. h. mit dem Gewand, der Binde. Als solche ist wohl die Wolke aufzufassen, die Wuotans einziges Auge, die Sonne,

verhüllt. Aus dem gesagten «giebt sich, daß das Beiwort „blind" schon im Namen „Hessen" selbst enthalten ist, daß derselbe eigent¬ lich geradezu.„blinde" bedeutet! Aber mehr noch! Die Hessen haben den Mythus von den Welfen (weif — catulus, also junger blinder Hund): von ihnen stammen die hessischen Grafen von Katzenellenbogen (= Chattimelibocus); die hessischen Fahnen und Schilde führen den Löwen führen den (—Katze, catulu8); Holzhausen, Hunde von wie die dergl., Namen Hund, Wolf und Wölfe von Gudensberg (—Wuotansberg). Das alles bezeugt entschieden, daß das Wort „Blinde Hessen" eine tiefe Beziehung zu dem Cultus des Wuotan enthält. zahlreiche hessische

Geschlechter

auch die Schwaben das Spottwort Ja, das edelste schwäbische Gegefallen zu lassen. „blind" schlecht, die Hohenzollern, stammen ebenso der Sage nach von den „Welfen" ab; ihr Wappenthier ist der Hund; ihre Stammburg liegt in der Cent „llattenbunturi"; in ihrer Familie kehrt be¬ ständig der Name Eitelsritz wieder, und eitel, itel ist —vrmu8,

Wie die Hessen, haben sich

leer, blind! Die eingehende mythologische Erklärung all dieser Dinge muffen wir einer competenteren Feder überlassen. Wir wollten nur darlegen, daß das Wort „Blinde Hessen" ein Nachklang aus ur¬

alter heidnischer Zeit ist. —

Hin tzrinkgetd für Iriedrich Wilhelm den Dritten. Vor wenigen Tagen kam es in Berlin bei einer Verhandlung vor, daß ein biederer Tischlermeister nach erledigter Streitsache dem Schieds¬ richter durchaus etwas „für seine Bemühung" geben wollte. In dem Volke scheint nun einmal die Ansicht fest gewurzelt, oder wenigstens sehr weit verbreitet zu sein, daß Niemand etwas um¬ sonst zu

nicht.

thun verpflichtet

sei,

gleichgültig ob er Beamter ist oder

Der betreffende Richter nun kann

sich

mit

dem

Vater

unseres Kaisers trösten, welchem kurz nach seinem Regierungsan¬ tritte ganz daffelbe begegnete. Wie Kosmann nämlich in den

„Denkwürdigkeiten der Mark Brandenburg" erzählt, hatte Prinz Ludwig, der zweite Sohn Friedrich Wilhelms II., einem Fischer in Schwedt versprochen, ihm ein Haus bauen zu laffen. Nach Zahlung der ersten Rate dafür starb aber der Prinz und bald nachher auch der Fischer. Als des Letzteren Wittwe nun hörte, daß der Bruder des Prinzen Ludwig als Friedrich Wilhelm III. den Thron bestiegen habe, reiste sie nach Berlin und erreichte einen Befehl, wonach das Haus in Schwedt auf Kosten des Königs

Bald nachher kam die Fischerfrau abermals nach Berlin und überbrachte dem Könige ein Fäßchen Neunaugen mit den Worten: „Da ich sehe, daß he eben so ein ehrlich Mann is, wie sein Bruder, so bring ich ihm fertig gestellt werden sollte.

auch

eilte

etwas für seine Mühe." Der König nahm das Fäßchen, damit zur Königin (Louise) und sagte: „Jhro Majestät

können hier sehen,

daß Aemtchen auch Käppchen

Mutter war Anna Catharina von Stoisloff, die sich 1647 mit Joachim Ernst von Schlaberndorff wieder vermählte. Cuno Hans hatte den bekannten Nicolaus Peucker zum Hofmeister, der 1702 Wohlklingende lustige Paucke von seine Poesien unter dem Titel: 100 sinnreichen Scherzgedichten im Druck erscheinen ließ. Nach dem Tode seiner Mutter wurde Cuno Hans von deren in Schlesien wohnenden Schwester erzogen; in seinem 16. Jahre bezog er die Universität Frankfurt a/O. Nach Absolvirung seiner Studien trat er in den Militairdienst ein und nahm in den Jahren 1657 und 58 Theil an den Kriegszügen in Polen und auf der Insel Fünen.

Im

Jahre 1660 verließ er den Militärdienst, um seine Güter zu bewirthschaften. Er besaß Dahlem, bis 1700 nur wiederkäuflich, von da ab aber eigenthümlich, auch hatte er Besitz in Buschow, Teltow und an andern Orten. Vom Jahre 1687 bis 1692 ge¬ Vom Könige Friedrich I. erhielt er hörte ihm auch Lichterfelde. als Entschädigung für eine diesem abgetretene, beim Charlotten¬ burger Schlöffe belegene Wiese den Hegersee bei Teltow und die Erlaubniß zum Bau einer Windmühle bei Dahlem. Im Jahre 1682 war er zum Commiffarius des Kreises Teltow bestellt worden; 1701 erhielt er, wie alle übrigen Kreiscommissarien, den Titel Landrath. Er blieb im Amte bis zu seinem am 30. August 1720 erfolgten Tode. Er war vermählt gewesen mit Sie war 2. Catharina Elisabeth von Hake aus Machenow. den 9. Juli 1634 geboren als Tochter des Hans Georg von Hake, der 1637 den Berliner Bürgermeister Joh. Wedigen auf dem Rathhause tödtlich verwundete. Ihre Mutter war Hedwig Maria Sie vermählte sich mit Cuno von Schlaberndorff aus Drewitz. Hans von Wilmersdorf zu Teltow am 1. November 1660 und starb nach 51 jähriger Ehe, aus welcher 2 Söhne und 10 Töchter hervorgegangen waren, am 28. September 1711. 3. Georg Friedrich von Wilmersdorf war der ältere der beiden Söhne des Cuno Hans. Er war am 19. März 1665 ge¬ boren, studirte zu Frankfurt, trat 1686 in Kriegsdienste, focht in Ungarn gegen die Türken und nahm 1697 als Hauptmann den Abschied. Er wurde dann seinem Vater adjungirt, starb aber noch vor diesem am 5. April 1714. Sein am 4. Juli 1675 geborener und am 1. März 1745 verstorbener Bruder Cuno war der Vater des Leopold Heinrich, mit dessen am 8. März 1802 erfolgten Tode das Geschlecht derer von Wilmersdorf erlosch. — Hinsichtlich der in dem bezeichneten Artikel angeführten 5 Fa¬ miliennamen ist zu bemerken, daß 2 derselben, Harven und Kelow nicht richtig gelesen sind. Ursprünglich sind es 8 Namen und Wappen gewesen, nämlich die der 8 Ahnen des Georg Friedrich von Wilmersdorf. Väterlicherseits waren dies die von Wilmers¬ dorf, von Barby, von Stoisloff, von Below und mütterlicher¬

seits: von Hake, von d. Schulenburg, von Schlaberndorff und B. von Wuthenow. —

Ärief- und Fragekasten. A. B.

Können

wir nicht verwerthen.

bringen!" P. W.

Die Kirche zu Pahkem. In dem in Nr. 53 enthaltenen Artikel: Ueber die Kirche zu Dahlem werden einige Glieder der Familie von Wilmersdorf genannt, über die ich folgende Auskunft zu geben vermag.

Wilmersdorf war am 18. April 1638 zu Berlin geboren als nachgeborner Sohn des am 28. Oktober 1637 Seine zu Treuenbrietzen verstorbenen Cuno von Wilmersdorf. 1. Cuno Hans von

Inhalt. Jungmeister Georg und seine Käthe, eine Erzählung aus dem Jnnungsleben des 17. Jahrhunderts von Hermann Heinrich (Schluß); Das Königliche Stadtschloß in Potsdam, von seiner Entstehung bis auf die neueste Zeit vom Polizeipräsident von Engelcken (mit Illustration von G. Theuerkauf): Jagdbilder aus der Mark 2. von Ludwig Beck¬ mann; Die weiße Frau der O-uitzow's, eine märkische Sage, richtig gestellt von F. K.; Die Jungfernbrücke (mit Illustration von E. Hilpert); Etwas Freimaurerei; Die Königsciche im Brieselang; Aus dem Zoologischen Garten; Nochmals die „blinden Hessen"; Ein Trinkgeld für Friedrich Wilhelm III.; Die Kirche zu Dahlem von B.; Die Königliche Hochschule für Musik; Zur Geschichte des Gießhauses.

Brief-

und Fragekasten.

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Herausgeber und verantwortlicher Redakteur:

Emil Dominik

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Nr. 6.

Redacteur:

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Diese Nummer enthält einen Prospect über Soennecken’s Schreibfedern, Rundschrift- und Current-

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Zur Geschichte des Hießhauses. Bei der Belagerung Berlin's durch die Oestereicher und Rüsten vom 3. bis 8. Oktober 1760 zeichnete sich der Stückgießer Fuchs dadurch aus, daß er ganz allein die auf den Roll¬ bergen vor dem Kottbusser und Halleschen Thor postirten Batterien durch wohlgezielte Nachdem Schüsse zum Schweigen brachte.

die Russen am 9. Oktober ihren Einzug in Berlin gehalten, erkundigten sie sich sehr angelegentlich nach dem geschickten Kanonier, der indesten nicht die mindeste Lust verspürte, mit ihrer Knute nähere Bekanntschaft zu machen, und deshalb in den Schmelzofen des Gießhauses hinter dem Zeughause retirirte. Nun gingen aber die Rüsten mit dem

Plane um, das Gebäude, in welchem die preußischen Kanonen gegossen wurden, in die Luft zu sprengen. Zunächst ging es an den Schmelzofen, in besten Kamin der wackere Fuchs gekrochen war; mit Entsetzen vernahm er unter sich das Hämmern und Bohren und erwartete jeden Augenblick, in das Jenseits spedirt zu werden. Am zweiten Tage machte darauf ein furchtbarer Knall das Gießhaus in seinen Grundvesten erschüttern: Die Pul¬ vermühlen bei Berlin waren durch den Feind in die Lust gesprengt worden. Am dritten

Tage endlich gaben die Rüsten auf die Nach¬ richt von dem Herannahen des Königs die Sprengungsarbeiten im Gießhause auf und verließen Berlin in aller Eile. Halbtodt kroch Fuchs aus seinem gefährlichen Versteck hervor, erzählte später aber doch oft mit Behagen von diesen Drangsalsstunden im Gießhause.

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-

IX. Jahrgang.

Meine

erste Reise

Novelle von

fl.

Nachdruck verboten. Gesetz

non Senfen.

Clärchen, welche Ueberraschung! Mir ist noch Alles wie ein Traum! Gestern war das Weiter nach langer Zeit besonders mild und schön, Frau v. Erlenroth war mit Denke

in Schlesiens Serge.

Dir,

Hildegard ausgefahren, ich hatte gebeten, zu Hause bleiben dürfen, um eine Geburtstagsarbeit für Tante Agathe beenden

gekommen,

schnell noch ein

Frau Geheim-Mthin

Nichte sei, und auf

in lenroth meinen Bornainen in „Helene" umgeändert hätte! —

„Wußten Sie denn nicht, Fräulein Alice, daß ich auch Erlenroth heiße, und kam Ihnen nie der Ge¬ danke, ich könnte mit der Familie hier verwandt sein?" Ich erklärte ihm nun, daß

Kaffee

kochen, er fei sehr erfroren.

Ich eilte

hin-

schnell

unter und >var eben dabei, Wasser über braunen Staub zll schütten, als die Thür auf¬

das

weder Onkel noch ich seinen Namen damals verstanden hätten, und daß es mir da¬ her nie hätte in den Sinn

kochende

den

ging und mein Assessor vom Gebirge vor mir stand. „Fräulein Alice, Sic

ihn mit der Frau Baronin hier in Verbindung zu bringen. kommen

hier, welch glücklichent Zu¬

fall habe

rief

er

ganz

überrascht, und konnte

sich

vor Staunen gar nicht

zu¬

lich

recht finden.

„Ich bin die Gesell¬ schafterin der Frau v. Erlen¬ roth," sagte ich, ebenfalls verblüfft, „wie kommen Sie denn hierher, Herr Affessor, Sie sind wohl ein Freund

üaurath Zaines Holirechl, Chefingenieur der Kanalisation von Berlin.

(„Conrads") hätte ich bald gesagt, besann mich aber noch, und fügte „Barons" hinzu. „Ich bin der Sohn vom Hause, gnädiges Fräulein, aber erklären Sie mir, bitte. unseres

können,

Wir saßen bald herz¬ plaudernd am Kaffeetisch, wie alte Freunde, und sprachen von Diesem und Jenem; er hatte mich mit der Tante verreist geglaubt, und freute sich aufrichtig, mich hier zu finden, das

ich denn das zu

verdanken,"

Brigittens Wunsch Frau v. Er-

Rücksicht auf

möchte

ich

Mal

V I. 70.

wer Sie sind; sind sie nicht Fräulein Alice Weber, die "Nichte des Geheimen Bath Weber aus Berlin? Meiner Mutter Ge sellschaftcrin heißt ja Helene v. Werden?" Ich setzte ihm in aller Eile auseinander, daß ich Alice v. Werden hieße, der

zu können, und saß ganz vertieft in Wolle und Stick¬ muster in meinem Stübchen, als August an mein Zimmer klopfte llnd freudestrahlend meldete, der junge Baron sei

I I.

v.

(Fortsetzung.)

(S. Seite 88.)

versicherte

daß

er

mir

so

ich es schließlich

oft, gern

glaubte- — Hildegard konnten

Frau v- Erlenroth und sich vor Staunen gar nicht erholen, als sie den Baron so unerwartet hier fanden, er hatte einige Tage später kommen wollen; ihre

:

-k

Überraschung erreichte aber den höchsten Grad, als sie er¬ fuhren, daß wir eigentlich alte Bekannte seien, seit einer Stunde Der Baron sagte seiner aber erst unsere Namen wüßten. Mutter auch, daß ich eigentlich Alice heiße, und daß mir Bri¬ gitte ganz unberechtigt einen andern Namen aufgedrungen habe,

um diesen Liebesdienst selbst 311 übernehmen. Sv holte ich mir denn Hut und Tuch, der Baron wartete schon im Garten, ein junger Bursche trug einen ganzen Korb voll Kränze und Herbstblumen, und wir schritten, am Teich vorbei, nach dem Mausoleum. Als der Baron die Thür ausschließen wollte,

gut gemeint, aber es sei doch unrecht ge¬ — wesen; ich trat somit meinen alten Namen wieder an! wie Barons Ankunft des Hildegard war mit der burschikoses umgewandelt; ihr übermüthiges, zuweilen etwas Wesen hatte sie ganz abgelegt, sie war still und beschei¬ Wir hatten Abends zusammen den in Allem, was sie that. musicirt, Hildegard sang nur wenig, dagegen der junge Baron viel und mit herrlicher Stimme, auch ein Duett habe ich mit ihm gesungen! — Als nach dem Abendbrod Hildegard sich empfahl, und Frau v. Erlenroth ihren Sohn veranlassen

war

zwar habe

sie

nur angelehnt, und als wir verwundert eintraten, wehte uns frischer Blumenduft entgegen, und eine schwarze

es

Gestalt kniete am Boden. Wir mußten uns, aus der Helle kommend, erst an die Dunkelheit gewöhnen, ehe wir Hildegard erkannten. sich nach einer Weile, und reichte, vor Schmerz Wortes mächtig, dem Baron stumm die Hand, die dieser warm drückte, und „ich danke Ihnen, Hildegard," mit Thränen erstickter Stimme hervorstieß. — Hildegard hatte Alicens Grabmal reich mit Blumen ge¬ schmückt, und auch des alten Barons Gedenkstein war mit Kränzen behängen. — Ich hatte, während der Sohn und Bruder mit inniger Wehmuth die Namen der Entschlafenen betrachtete und nach Fassung rang, dem Gärtnerburscheu unsere Blumen abge¬ nommen, und sie zuin größten Theil auf deu Platz gelegt, der Alicens irdische Hülle barg. Ich konnte einem Gefühl, das mich

Sie erhob

keines

begleiten, sagte dieser sehr entschieden, August müßte schon seine Stelle vertreten, er sei sehr müde von der Reise. Ich sagte gleichzeitig mit Hildegard „gute Nacht", um

wollte,

sie

zu

Mutter und Sohn allein zu lassen, und begleitete Hildegard bis an die Gartenthür; sie reichte mir ziemlich kühl die Hand und zischte mir förmlich entgegen: „Also Comödie spielen kann man auch? warte nur, wir wollen in der Kunst auch nicht

gewaltig nach dem einfachen Namen des jungen Arztes zog, nicht widerstehen, und ich schmückte auch desten Gedenktafel reich mit Blumen; als ich dabei aufschaute, begegnete mir des Barons Blick, ich hielt, wie um Entschuldigung bittend, die Hände

nachstehen!" meinte sie nur? ich hatte ja den Abend über daß sie mir böse sei, ich. zerbrach mir gemerkt, gar nicht lauge den Kopf, inwiefern ich Comödie gespielt haben sollte,

Was

fand keinen Anhaltspunkt und beschloß, morgen Hildegard zu fragen und sie, wenn ich sie verletzt hätte, um Verzeihung zu bitten. Ich sah nachher noch die schöne, kräftige Gestalt des jungen Barons durch den Garten in den Park wandern, er besuchte die Gräber seiner Lieben!

gefaltet, und sagte:

ich

Am nächsten Morgen, als ich zum Kaffeekochen ins Frühstückszimmer trat, war Brigitte schon da. Sie fuhr mich beinahe an: „die Frau Baronin habe die ganze Nacht kein Auge zugethan, das wäre sehr natürlich, der Naine „Alice" habe sie so aufgeregt, heute wäre auch noch der Todestag; wenn ich durchaus meinen eigentlichen Vornamen hätte wieder annehmen wollen, damit die Baronin in Ebbendorf ihr Pathchen wiederhabe, hätte ich mich nicht hinter den jungen Baron stecken brauchen, Comtesse Hildegard hätte es schon allmählich der gnädigen Frau beigebracht; es wäre auch ganz unpassend, daß ich gleich mit dem jungen Herrn so vertraut wäre!" Ich wußte nicht, was ich antworten sollte, erst hatte ich das Ge¬ fühl, mich zu vertheidigen, indem ich der alten Dienerin des Hauses den Sachverhalt erzählte, besann mich aber noch recht¬ zeitig, und sagte stolzer als ich beabsichtigt, ich wäre nicht gewohnt, mich von Untergebenen zur Rede stellen zu lasten, und hielte es unter meiner Würde, mich ihr gegenüber zu rechtfertigen. Es war gut, daß in diesem Augenblick der junge Baron zum Frühstück kam, die aufgeregte alte Person hätte

Lärm gemacht. Der Baron reichte mir die Hand, und fand, ich sähe blaß aus, dann tranken wir zusammen Kaffee, ich mußte Als ihm die Brödchen mit Butter und Honig streichen. dann die Baronin immer noch nicht erschien, befahl er Brigitte, nachher seiner Mutter den Kaffee zu besorgen, und bat mich, mit ihm nach dem Erbbegräbniß 51t kom¬ men, um die Gräber zu schmücken, Frauenhände verstünden noch mehr

das bester, und seine Mutter schiene heute zu leidend zu sein.

diese

„Er war ja ihr

Liebstes aus der

z

Welt!" mir bei-

! Der junge Baron reichte mir die Hand, und nickte stimmend zu! Als er die Thränen gewahrte, die mir in die j Augen gestiegen waren, sagte er: „Solch treue Liebe übers j Grab hinaus, gibt cs selten; Sie kennen die Geschichte meiner armen Schwester?" Ich nickte unter Thränen, und trat hinaus zu Hildegard, um den Verwandten allein mit seinem Gott \ -

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und seinen Todten zu lassen! Hildegard war sehr weich ge¬ stimmt, und hatte nichts mehr von dem gestrigen, schroffen Tone. „Ach, Alice, Du glaubst nicht, wie tief das Leid, das dadrinnen nun schlummert, mir stets in die Seele schneidet, wenn ich hierherkomme, ich könnte mich noch heute todtweinen ! Es war furchtbar, als mau mich an jenem Abende, als meine Herzensfreundin in den Fluthen den Tod gepicht hatte, zur Baronin rief; Alice lag wie in Wachs gegoffen auf ihre,» Lager, der alte Baron rang die zitternden, halb gelähmte»

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seines

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herbeordert werden, die Liebenden sollten vereint werden, nur 1 solle Alice, ihr Herzenskind, nicht von ihr gehen! Der alle

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August mußte in Bergmanns Wohnung seinen Aufenthalt zu > erfahren suchen, und sollte gleich tclegraphiren; es geschah. > Alice schlrig die Augen nicht auf bis zum nächsten Morgc», Z zwei Aerzte hatten die flacht über vergebens verflicht, Leben 8 in die schöne Hülle zurück zu rufen! — Am nächsten Morgen I

I

I

auf, sah ihre Umgebung fremd an, Schon damals hatten beide Aerzte gleich gefürchtet, daß der Verstand auf immer dahin sei, es I wurde aber sehr bald zur Gewißheit; Alice sprang auf, wollte tanzen, lvollte singen, lind konnte nur mit Gewalt bewältigt > und in eine nahe gelegene Irrenanstalt gebracht werden. Fast f gleichzeitig als der Parvxismus bei Alice ausbrach, kam ein ; Telegramm aus S—, wohin Bergmann Tags vorher gereist

schlug Alice die Augen

und flüsterte

„Max".

I

83

jungen Leute hätten den gleichzeitigen Selbstmord verabredet, bestätigte sich vollkommen, als man in Alicens Kleidern, die sic den Abend getragen, einen Zettel fand, der die Worte enthielt: „Heute Abend halb 10 Uhr, meine angebetete Alice!" Der alte Baron ließ die Leiche Berginanns hierher bringen,

bat, zu den Fensterstützern, die ich für meine Lieben nach Berlin arbeite, mir noch Wolle mitschicken lassen zu dürfe», eine Alte Freundin der Frau Baronin, die auch Weihnachten herkommt, besorgt das Alles, da sagt Frau v. Erlenroth zu mir: „liebe

Alice, Sie müssen aber für die Baronin in Ebbendorf noch etwas arbeiten." Als ich sie fragend ansehe, fährt sie fort: „ich vertrete jetzt Mutterstelle bei Ihnen, mein Kind, und es wäre sehr unrecht, wollte ich Sic nicht darauf aufmerksam machen, daß man Sie in Ebbendorf sehr lieb hat, die alte Baronin würde schon in Rücksicht auf Ihre Mutter, die mit ihrem Sohne Alexander verlobt war. Sie gern als Tochter begrüßen, und daß der junge Baron Sic sehr gern hat, haben Sie wohl längst gemerkt."

ihm wenigstens im Tode zu beweisen, daß er ihn zur Familie gerechnet haben würde, wenn er die Macht dazu besessen! Wir waren plaudernd ein Stück nach dem Hause zu ge¬ wandert, als uns der Baron einholte; er war sehr still und in Gedanken vertieft! — Hildegard trat nicht erst bei uns ein, sondern ging direkt nach Hause. Die Baronin erschien zwar bei Tisch, war aber sehr blaß und angegriffen. Hildegard und ich fuhren Nachmittag allein aus und der junge Baron

ritt

nach Ebbendors, seinen Besuch zu machen; er kam spät am

Ich bekannte offen, daß mir diese Auffassung der Freund¬ lichkeit der alten Baronin gegen mich noch nie in den Sinn gekommen sei, daß ich aber nie und nimmer im jungen Baron Hoffnungen erwecken wollte, die ich nie erfüllen könnte. Die Baronin sah mich recht böse an und sagte: „Fräulein v. Werden, ich will nicht hoffen, daß Sie Ihr Glück so von sich weisen wollen, bedenken Sic, Sie sind

ihn nicht mehr, und als ich an der Lampe schreibend saß, rief er mir Schreibtisch bei meinem „gute Nacht, Fräulein Alice" vom Garten herauf zu. — Die 14 Tage, dje unser Baron bei uns blieb, vergingen wie im Fluge, wir hatten die Zeit sehr vergnügt und ge¬ müthlich zusammen verlebt, gegen Abend wurde musicirt und nach dem Abcndbrod spielten wir Whist. Hildegard war fast den ganzen Tag hier, die Sticheleien der Baronin, um ihren Sohn zu einer Verlobung mit Hildegard zu bringen, waren manchmal unangenehm deutlich, Hildegard that dann be¬ schämt, und der Baron ignorirte die betreffende Aeußerung Abend zurück,

ich sprach

eine arme Waise, die mehr als alle Andern den Verstand zu Warum haben Sie früher den Baron Rathe ziehen muß.

Wolden begünstigt? Sie werden doch nicht andere thörichte Gründe haben, eine Hand, die sich Ihnen bietet, zurück zu weisen!" — Meine alte Heftigkeit brach nun voll aus, ich fing bitterlich an zu weinen und rief: „Wenn ich auch eine arme Waise bin, so lasse ich mich nicht verkaufen, ich habe Frau v. Erlenroth auch ein Herz, das sein Recht verlangt!" sah mich erschrocken an und lenste eiligst ein, die Scene mochte sie wohl an den letzten Tag erinnern, den sie mit ihrer Alice verlebt, als deren Geist noch nicht umnachtet war. Meine Weihnachtsfreude war hin, ich dachte immerfort an die unlieb¬ same Unterredung. Frau v. Erlenroth erwähnte zwar nie mehr

gänzlich. —

In

Ebbendorf waren wir in der Zeit auch gewesen, die alte Baronin Wolde» war sehr lieb und nett gegen mich und freute sich, daß sie mich wieder beim rechten Namen nennen könne; sie schenkte mir ein ganz kleines Miniaturbild meiner Mama, als dieselbe in meinein Alter war, sie hatte es sehr reich und

mit Perlen und kleinen Brillanten fassen lassen und hing es mir an goldner Kette um den Hals. — Baron Wolden, der beim ersten Diner in Ebbendorf ein pense“ an mich verlor, schickte mir eine prachtvoll geschnitzte „j’y Staffelei, mit dem Werdenschen Wappen, ich hatte aber schon meine Staffelei unb bat Frau v- Erlenroth, das Kunstwerk in ihr Zimmer stellen zu dürfen, um darauf zu maleit, sei die Schnitzerei int Wege. Baron Conrad war sehr dainit einver¬ standen und als ich neben den Schreibtisch der Frau v. Er¬ lenroth die Staffelei, umgeben von grünen Pflanzen, aufstellte und ein Bild, Baron Conrad als Knabe, barmif stellte, fand er die Idee reizend- — Hildegard ist in ihrem Wesen so wechselnd gegen mich, oft ist sie so abstoßend und wenn ich mir dann voritchme, sie geschmackvoll

nach

der

Ursache

ihres

Benehmens gegen mich zu liebevoll, daß mir das Wort aus der kalten

fragen, ist sic plötzlich so Lippe erstirbt. — Ich fragte Bertha Felden um Rath. Diese meinte, sie wäre eifersüchtig, Baron Erlenroth bevorzuge mich sichtlich, das könne sie nicht vertragen! — Ich habe übrigens nie bemerkt, daß der Baron gegen mich besonders freundlich N'üre, wir sind ja auch ganz alte Bekannte!

3*

Die Zeit wird uns jetzt nichfl' lang, ?vir arbeiten tüchtig zu Weihnachten, es wird 20 Kinpcrn hier beschecrt, Hildegard hilft fleißig, ist aber nicht mehr so oft hier- — Denke Dir, Clärchen, ein Schatten ist auf meine Weihnachtsstimmnng ge¬ fallen. — Die Frau Baronin schrieb neulich einen langen Be¬ stellzettel nach Breslau, sie ließ noch Allerlei nachschicken, ich

war, welches meldete, daß sich derselbe Abends vorher um halb lO Uhr erschossen habe; in dem Zimmer des, Hotels, in dem 'seine Karte mit der Weisung gefunden, er gewohnt, habe man ihn im Stadtpark an genau bezeichneter Stelle aufzusuchen, wo er seinem Leben ein Ende gemacht. Der Verdacht, die

mit einer Silbe

den

Austritt, aber mir —

schien

ihr Ton

gegen

mich weniger herzlich als sonst.

Eines Tages kam ich in das große Zimmer neben dem Saal, wo wir die fertigen Sachen für die armen Kinder aufbewahrten, ich hatte eben ein warmes Kleidchen beendet und legte es zu den ander» Kleidungsstücken, die Thür nach der Baronin Zimmer war angelehnt, ich hörte Hildegards Stimme: „O glaube nur,

!

Tantchen, die ist so schlau; Conrad könnte ihr passen. Glaubst Du denn die ganze Fabel, daß sie gegenseitig nicht gewußt, wer sie seien? — Der alte Weber ist als Schlaukopf bekannt, der hat sich erkundigt, wo er sein Nichlchen am sichersten einnisten könnte, dann hat er auskundschaftet, wo der junge Baron wohl;u treffen sei, da hat er ihm Alice vorgestellt, hätte sie nicht gefallen, iväre das Fräulein auch nie hierher gekommen, glaube nur, man hätte dann einen andern Erlaß Btau kennt ja diese modernen Heiin die Zeitung gerücktrathsbüreaus; glaubst Du der alte Weber wäre mit Sack und Pack ins Gebirge gegangen, wenn er nicht Absichten dabei gehabt? Sein Sohn hat Beziehungen in Breslau, der bat er-

84

wir förmlich im Schnee, aber es ist Weihnachtskleid, das die Natur sich überge¬ worfen, ich liebe den Winter und die Kälte, ich bin dann immer so froh, und das Herz wird mir so leicht. Unser alter Prediger Schwarz sprach heut vom Frieden, den uns Jesus als Weihnachtsgabe immer wieder aufs Neue ins Herz brächte, wir müßten nur dem Heilande das Herz weit aufthun, und Alles was uns stören könnte. Seinen Frieden einzulassen, Hinausthun, wir müßten vor Allem Frieden haben mit uns gingen,

fragt, daß Conrad nach W- gegangen war, da ist man nachgereist. Das Kästchen, das Alice wie ein Heiligthum bewahrt, ist auch von Conrad. Alice ist zu dumm, sie hat mir ja die ganze Geschichte von damals selbst erzählt! — Ha, ha, ha !" —

das

Ich stand wie gebannt, ich wußte genau, daß ich Hilde¬ gard nie von unsern Erlebnissen in W- erzählt hatte, woher wußte sie, daß wir uns in W. getroffen? Ich konnte mich nicht bewegen vor Schreck und Aerger; ich eilte, wie von Furien getrieben, auf mein Zimmer, ich wollte an den Onkel schreiben, er sollte sofort herkommen, mich erretten, mich und sich rechtfertigen — da lag ein Brief auf meinem Schreib¬ tisch von der Tante. Mein zweiter Vetter Robert, der als Lieutenant in Wsteht, hatte Schulden gemacht, der Onkel mar dort ge¬ wesen, man wußte nicht, was anfangen, wo das Geld

selber, und Frieden mit unserm

für

jetzt nichts

meine Dank¬

Stellung

im ausivärtigen Amt verschaffen, bei

Wilhelms

so

würde der Onkel nicht abgeneigt sein, ihn zu adoptiren!" sie noch härter treffen,

— Die arme Tante, der Schlag würde als Roberts Leichtsinn! —

geben, ich habe sie gebeten,

wenn sie mir eine Weihnachts¬

solle sie nicht

mehr von dem Gelde täglich Confcct für die armen Kinder, drei prächtige Weihnächtsbäume stehen einstweilen im Garten; morgen ist Sonntag, da wollen wir sie putzen, die Kinder be¬ kommen drei Tage vor dem heiligen Abende bei uns beschert. — Heute hat es tüchtig geschneit, als wir zur Kirche freude bereiten wolle,

sprechen!

— Wir

backen

dem Herzeit

fertig, goldene Ketten, bunte Sterne und weiße Lilien mit silbernen Staubfäden prangen darauf, die Baronin kannte letztere noch nicht, und fand sie sehr schön- — Der Saal sicht festlich aus und duftet nach Tannen, Honigkuchen und Wachs. — Meine Gescheitke nach Berlin sind fort; das Bild für die Baroitiit ist fertig, den Nahmen hat mir der Onkel sehr schön besorgt; für Hildegard ein Arbeitstäschchen, für Brigitte einen warmen Shaw! um Kopf und Hals, sie leidet so an Kopf¬ reißen, Alles fertig, nun wird noch der Baum für uns ge¬ putzt und der letzte Kuchen gebacken! — Morgen kommt Mit¬ tags der Baron und bringt ein altes Fräulein v. Heller, eine Freundin der Baronin aus Breslau, mit, die alljährlich das

j

Weihnachtsfest hier verlebt. (Fortsetzung folgt.)

I>as üönigl. Äadtschlost in Potsdam, von seiner Entstehung bis auf die neueste Zeit. Vom itönigl. Polizei-Präsident

Viele Tage sind seit meinen letzten Aufzeichnungen ver¬ gangen, der heilige Abend rückt immer näher, noch 8 Tage und tvir stehen unter dem hellen Weihnachtsbaum! Ich habe die Unannehmlichkeit, die mich betroffen, fast überwunden, der Tante Dank für meine Bereitwilligkeit, Robert und damit ihnen zu helfen, hat mich so beglückt, daß ich meinen Gram zurückdrängte. Roberts Schulden betrugen circa 5000 Thlr. Meine Ersparnisse, (Du weißt, es war der Erlös der elterlichen Sachen, die damals verkauft wurden, als mich die Tante zu sich »ahm, und die der Onkel durch weise Spekulation auf 4,500 Thlr- gebracht,) hatten gereicht, den armen Jungen zu retten. — Die Tante will mir durchaus ihre Brillanten dafür

Groll ans

sind

thun; ein Punkt in Tantens Brief

Fähigkeiten und seiner schönen äußeren Erscheinung würde ihm eine Karriöre nach der Eltern Wünschen jcdcnfallls eröffnet werden, sollte sein bürgerlicher Name ihm hinderlich werden,

Nächsten!-

noch den letzten

Krähen gaben ein so winterlich friedliches Bild, das ganz zu meiner Friedensstimmung paßte! Abends habe ich mit Hildegard „stille Nacht, heilige Nacht" zweistimmig gesungen; als die reinen hohen Töne so aus ihrer Kehle quollen, konnte ich mir gar nicht vorstellen, daß ihr Herz böse sein könnte! — Die Bäume für die Kinder

sofort an die den Onkel zu Schulden zu

hatte mich ganz besonders empfindlich getroffen und die jetzige Unannehmlichkeit kam mir wie eine Strafe Gottes für meine Mithilfe zur Uebertretung des vierten Gebots vor. Sie schrieb: „der einzige Lichtpunkt in dieser schweren Zeit ist uns Wilhelm, Onkel Guido will ihm gleich nach beendetem Examen eine

mir

fortgebetet, und reichte an der Kirchenthür Hildegard völlig versöhnt die Hand! — Nachmittags fuhren wir Schlitten, es tvar herrlich, die Bahn zwar noch nicht recht eben, aber die beschneiten Felder, der blaue Himmel und die hüpfenden

barkeit für Alles, was sie an mir gethan, durch Ueberlassen der kleinen Summe, wenigstens annähernd zu zeigen; ich wäre hier so sorgenfrei, so glücklich!! — sie solle doch die Hülfe von mir nicht zurückweisen." — Ich mußte meine trübe Stimmung mir hinweg arbeiten, ich konnte

habe

Ich

hernehmen, man ivar in Verzweiflung, der Tante Brief war so aufgeregt, so trostlos. Ich konnte jetzt unmöglich »üt meiner

Angelegenheit dazwischen kommen. Ich schrieb Tante, versuchte sie zu trösten und beschwor sie, bitten, mein Geld zu nehmen, um Roberts decken, ich würde mich glücklich schätzen, ihnen

versanken

rechte

»cm

Engelckrn.

(Fortsetzung.)

Im Sommer 1412 zog Friedrich in die Marken ein und nachdem er durch Bändigung des widerspenstigen Adels des Landes mächtig geworden ivar, erkaufte er die Mark für sein gutes Geld und trat 1414 als Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg, in deren Be¬ sitz. Er, wie alle seine Nachfolger, haben mit väterlichem Interesse für Potsdam gesorgt, viele von ihnen, namentlich von Joachim I. (1499—1535) an haben mit Vorliebe hier gewohnt. Dieser letztere ließ, wie schon erwähnt, mehrfach Reparaturen an dem alten Hause vornehmen und übergab Schloß und Amt Potsdam seiner Gemahlin Elisabeth zum Leibgedinge. Hier also finden wir die erste rein persönliche Beziehung Potsdams zur Kurfürstlichen Fa milie. Kurfürst Joachini II. (1535—1571) ließ nicht nur das Schloß möglichst in baulichem Zustande erhalten, sondern auch dessen Umgebungen durch Einrichtung von Wasserkünsten und Verbesserung des Lustgartens wesentlich verschönern.*)

Im

Die Stadt

selbst

aber,

Geheimen Staats-Archiv befinden sich mehrere Gesuche des Potsdam vom Jahre 1540, woraus hervorgeht, daß vor dem siiezthorc, wie die Stelle, wo jetzt die Hohewcgstraße in die Schloßstraße mundet, damals hieß, ein Stück des der Stadt gehörigen Gartens zum Schloßgarten genommen und eine Wasserkunst dort angelegt war.

•)

Magistrats

zu

85

Johannis 1536 durch Feuer fast ganz eingeäschert war,

„seit vielen Jahren ruinirten runden Thurme an der Brücke," von

erfuhr unter diesem Regenten beim Wiederaufbau wesentliche Er¬ weiterungen, für ihr inneres Leben aber einen besonderen Auf¬ schwung dadurch, daß der Kurfürst am 1. November 153S öffent¬ lich zum protestantischen Glauben übertrat und nunmehr die abge¬ brannte Stadtkirche als ein Protestatisches Gotteshaus wieder er¬ stehen hieß. Unter dem Nachfolger, dem Kurfürst Johann Georg (1571—1598) ist für das Schloß Nichts gethan, dagegen wurde die Verwaltung der Stadt ordnungsmäßig geregelt und eine bessere Rechtspflege eingeführt. Eine glänzende Zeit für Schloß und Stadt begann unter der Regierung des Kurfürsten Joachim Friedrich

einem „baufälligen Rondel, in welchem 51 alte Stufen zum Windel¬ stein neu gemacht werden müssen," gesprochen. Es handelt sich also um ein massives, mit steinernen Treppen versehenes Bauwerk.

welche zu

(1598—1608) und namentlich durch dessen erlauchte Gemahlin, Kurfürstin Catharina, welcher bereits im Jahre 1598 Schloß

Endlich wird in einem Inventarium, welches 1650 der große Kur¬ fürst aufnehmen ließ und welches sich im Staats-Archiv noch vor¬ findet, von einem zum Backhause und einem zum Lusthause einge¬ richteten, niemals ausgebauten und nicht gleich den übrigen zu Wohnungen oder Wirihschaftsgelassen hergestellten Thurme geredet, ferner von einem Psorthause mit seinen oberen Gemächern, vor

allen Dingen aber wird gesagt: „daß das Mauerwerk umbs ganze Schloß zwar noch gut, oben auf aber durch Regen die Steine loßgeweichet waren, und standen Fichten und andere Bäume darauf."

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TiMgcriiiüildr. Aus „Bilder aus der Altmark von H.

Dietrichs

Zeichnung von H. und

Lud.

und Amt Potsdam nebst Saarmund als Leibgedinge überwiesen waren. Die noch vorhandenen Amts-Rechnungen von 1598/99 ergeben, daß die Kurfürstin „das alte Wohnhaus" zu Potsdam

Bau legen ließ, und hierin „alte Wohnhaus," identisch mit dem Grundriß unter der Bezeichnung „das alde Haus zu Potsdam" aus vor Joachim'scher Zeit stammt und, da vor Joachim 1. nur Earl IV. einen Schloßbau in Potsdam ausgeführt, daß dieser Carolinische Bau derjenige gewesen ist, welchen Catharina ab¬

abbrechen und Fundamente zum neuen

haben

reißen

Denn

wir

den Beweis, daß das

und aus deffen Stelle sie ihren Schloßbau aufführen ließ. ein erst 1526 von Joachim neu erbautes Schloß hätte

nicht schon 1598 als „altes Wohnhaus" bezeichnet werden, noch weniger aber schon damals so baufällig gewesen sein können, daß keine Reparatur, sondern nur noch der gänzliche Abbruch möglich Ferner wird in der erwähnten Amts-Rechnung von einem

war.

Parisius".

Dietrichs. Verlag von

I.

F.

Richter in

Hamburg.

Dieser Baumbestand giebt Zeugniß dafür, daß cs sich um einen Bau aus älterer, als Joachim'scher Zeit handelt. Hierzu kommt noch, daß aus dem Inventarium ersichtlich ist, daß alle Thürme von Stein aufgebaut, jedoch mit Ziegeln oder Blech gedeckt waren, also nicht zur Vertheidigung mit Büchsen oder Kanonen, ebenso auch nicht als Vertheidigungswerke gegen Angriffe mit diesen Waffen bestimmt sein konnten, während doch Thürme und Mauern ihrer Höhe und Stärke nach, welche bei den letzteren das Wachsen von Bäumen gestattete, augenscheinlich bei ihrer Erbauung nicht allein zur Einfriedigung, sondern auch zur Befestigung bestimmt waren. Da nun im nördlichen Deutschland geschichtlich nachweis¬ bar bei Belagerungen erst von 1382 an die „Büchsen," wie da mals Kanonen genannt wurden, bekannt und benutzt worden sind, indem am 26. Juni dieses Jahres Markgraf Sigismund von Brandenburg mit den Herzögen von Mecklenburg und dem Bischöfe

I

-

86

-

von Schwerin sich gegenseitig verpflichteten, behufs Zerstörung der Raubburgen in ihren Landen die hierzu erforderlichen „Büchsen" herzugeben, so ist als feststehend anzunehmen, daß eine Befestigung, welche gegen diese Waffe nicht eingerichtet ist, vor 1382 erbaut sein muß. So kommen wir denn aus die Zeit Kaiser Carl IV., wo man Mauern nicht gegen Belagerungs-Geschütz, und Thürme

Graben, welcher dann in der Richtung aus die jetzige Kaiserstraße wurde, und an deffen Stelle eine Umwehrung des Gartens trat, welche bald nach Westen wendet und an die NordWest-Ecke der Schloßmauer anschließt. An den runden Thurm im Süd-Süd-Osten des Baues, das mehrerwähnte Rondel, lehnte sich

zur Vertheidigung mit Armbrüsten benutzte, und wir haben nun¬ mehr als festgestellt anzusehen, daß aus der Stelle, wo Kurfürstin Catharina ihren Schloßbau aufführen ließ und wo das heutige König!. Stadtschloß steht, die von Kaiser Carl IV. zwischen 1373

tigen Brücken-Colonnade, und gab so auch nach dieser Seite hin einen Abschluß für den Lustgarten. Diese für damalige Zeit besonders glänzenden Anlagen und Schloßeinrichtungen bedurften fortdauernd der sorgsam pflegenden Hand, leider aber fehlte ihnen diese bald, denn die Kursürstin Ca¬ tharina starb und nach ihrem Tode überließ ihr Gemahl schon im Jahre 1606 das Schloß Potsdam nebst den dazu gehörigen Gütern der Verwaltung des Kammerjunker Wolf Dietrich v.Hake auf Berge, und bald wurde aus dieser Verwaltung ein Pfandbesitz. Die Schuldverpflichtungeu nämlich, in welche Kurfürst Joachim Friedrich und auch sein Nachfolger Johann Sigismund (1608—1619) gegen v. Hake bis auf Höhe von 14000 Thlr. geriethen, zwangen zu dieser Verpfändung, und so wurden bis zur Tilgung der Schuld alle zu Potsdam gehörigen Realitäten der Nutznießung des zum Amtshauptmann ernannten v. Hake über¬ lassen. Während der Regierung Georg Wilhelms (1619—1640) und in den Drangsalen des 30jährigen Krieges konnte bei der häufigen Besetzung der Marken durch feindliche und freundliche Truppen von dieser Wiedcreinlösung keine Rede sein. Anders unter der Regierung des großen Kurfürsten (1640—1688), welcher das fast einzig und allein von seinem Herrn Vater ihm hinter¬ lassene Recht, Verlorenes wieder zu erwerben, trefflich in Staat wie Haus zu nutzen verstand, und auch in Betreff unseres, von dem erlauchten Herrn besonders geliebten Potsdams, von vorn herein sein Augenmerk darauf richtete, es aus dem Pfandnexus zu lösen und in das freie Eigenthum des Landcsherrn zu bringen. Be¬ sonders lebhaft wurde dieser Gedanke von dem Kurfürsten verfolgt, als im Jahre 1646 die Wittwe König Gustav Adolphs von Schweden Potsdam zu ihrem Aufenthalte wählen wollte. Der Kurfürst befahl daher der Amtskammer, den v. Hake wegen seiner Schuldforderungen zu befriedigen und zur Herausgabe des Schlosses Potsdam, wie der Amtsgüter, zu veranlassen. Nunmehr aber trat der Pfandbesitzer mit so enormen Gegenforderungen hervor, daß die Einlösung sich nicht so schnell bewirken ließ, und nach dem Tode des v. Hake, im Jahre 1650, steigerten dessen Erben ihre Ansprüche der Art ins Unglaubliche, daß der ganze Plan des Kurfürsten, Potsdam sein eigen zu nennen, zu scheitern drohte und gescheitert sein würde, wenn nicht der Kurfürst in seinem prakti¬ schen und rechtlichen Sinne ein sehr geeignetes Gegenmittel gegen die unverschämten Machinationen der v. Hake'schen Erben gefun¬ den und sofort ausgeführt hätte. Dem scharfen Blicke des Kur¬ fürsten war es nicht entgangen, daß der v. Hake über die Grenzen eines Nutznießers hinausgegangen war und auch die dem Eigen¬ thümer, also dem Landesherrn, allein zugehörige Substanz, nanientlich an den Baulichkeiten, angegriffen hatte, er befahl also eine genaue Besichtigung und Jnventarisirung der verpfändeten Reali¬ täten, um so den zu fordernden Schadenersatz und die Höhe der Hierbei stellte sich nun eine in der Gegenansprüche festzustellen. heraus, denn es ergab sich, daß in Verwaltung That unerhörte Ausnahme einiger für die Beherbergung des mit dem Schlosse, Gemächer, so wie der Familie bestimmten seiner und Kurfürsten alle Räume Amtsschreibers, Amtshauptmanns und Wohnung des Tapeten Die waren unbenutzbar und völlig waren. tatal ruinirt von den Mäusen zerfressen, die Kirche als Scheune benutzt worden und durch das Dreschen des Getreides in derselben der kostbare Fußboden in Stücke geschlagen, die mit Stückarbeit versehenen, für den Hofhält bestimmten Stuben, waren zu Schafställen benutzt und in ihnen lag der Dünger bis zur halben Höhe der Wände, in den

zu verschüttet

eine kleine

und 1375 erbaute, mit einer äußeren Befestigung versehene alte Burg gestanden hat. Diese alten Befestigungen ließ Catharina stehen, dagegen, wie wir gesehen haben, das alte Haus abreißen und aus derselben Stelle ein neues Schloß, jedoch etwas länger als das alte, er¬ bauen, so daß ein Stück der östlichen Mauer eingerissen werden mußte und hier der östliche Giebel des Schlosses etwas vorsprang.

Der Name des Baumeisters ist nicht zu ermitteln, in den Amtsrcchnungen, wie sie das Geheime Staats-Archiv bewahrt, ist nur erwähnt, daß er, wie auch der beim Bau beschäftigte Tischler An thonius zu Cöln an der Spree wohnte. Die Größe und innere Einrichtung des Schlosses ergiebt sich aus zwei Verzeichniffen resp. von 1611 und 1650. Es bestand aus 3 Geschossen und enthielt 38 größere und kleinere Gemächer, über deren Umfang und Be¬ nutzung ein alter Plan im Archiv uns genaue Auskunft giebt.

Im

befanden sich die Amtsschreiberei, Gemächer für und Keller, so wie der untere Theil der Gewölbe Hosbediente, mit ihrem Chore durch 2 Geschosse reichte Schloßkapelle, welche und an der Mitte der dem Hofe zugekehrten, also nördlichen, Langseite des Schlosses erbaut war und überhaupt 14 Fenstern hatte. In der dann folgenden Etage, zu welcher, wie zur dritten, eine Wendeltreppe führte, befanden sich, außer dem oberen Theil der Schloßkirche, die Gemächer „der jungen Herrschaft," des Haupt¬ manns, ein kleiner Saal, Küche, Speisekammer und mehrere Zimmer ohne angegebenen Zweck. In der dritten Etage waren: ein großer Saal von 8 Fenstern, die Gemächer des Kurfürsten und seiner Ge¬ mahlin, eine Tafelstube und andere fürstliche Hofhaltungs-Gemächer. Alles muß mit einer gewissen Pracht hergestellt gewesen sein, die Kirche hatte einen schönen, später nach Joachimsthal geschaffte» Erdgeschoß

und in dortiger Kirche ausgestellten, Altar, Fenster von Spiegel¬ glas und war mit Gemälden geschmückt. Die kurfürstlichen Zimmer hatten gemalte oder mit Stückarbeit versehene Decken, die Wände waren mit schön gewirkten oder gemalten Tapeten bedeckt. Die Thürme an der alte» Mauer wurden zu Wohnungen und Wirth¬ schaftsräumen eingerichtet, der an der südöstlichen Ecke befindliche, „das Rondel" genannt, erhielt 51 neue steinerne Stufen, der an der nordwestlichen Ecke wurde Backhaus, der an der südwestlichen Der alte viereckige Thurm an der Ostseite Ecke wurde Lusthaus. der Mauer, oben mit 3 Erkern versehen, hatte durch 3 Geschoffe Stuben, wovon die untere als Zollstube benutzt wurde. Die beiden oberen Etagen dieses Thurmes standen mit dem Schloß durch 2 oberhalb und an der Seite der Mauer angebrachte, mit Verdachung und Fenstern versehene, Galerien in Verbindung, welche zur Kur¬ Ein anderer Ein¬ fürstlichen Wohnung und zur Capelle führten. gang zum Schlosse vom Hofe her befand sich in einem, westlich von der Capelle freistehend angebrachten hölzernen sechseckigen Thurme, in welchem wie im „Rondel" eine Wendelstiege angebracht war. Zum Schloßhofe wurde eine neue Pforte in der östlichen Mauer, kurz vor dem nordöstlichen Thurme durchgebrochen, zum bequemeren Eintritt in den Lustgarten genau in der Mitte der südlichen Mauer ein Durchgang angebracht. Der Lustgarten selbst, wie schon er¬ wähnt, hauptsächlich von Joachim II. angelegt und geschmückt, hatte nur '/» seiner jetzigen Größe und folgte nach West-Süd-West in seinem Uferbau dem Wasserlauf, dann nach Nord-Nord-Ost dem

I

Blauer, die

bescheidene

Vorläuferin der jetzigen

präch¬

87 übrigen Zimmern waren Decken, Fußböden und Balken durch den von allen Seiten frei einströmenden Regen verfault, kurz das Schloß war der Hauptsache nach Ruine und bedurfte, wenn nicht eines 'Reubaues, so doch einer sehr umfassenden Hauptreparatur. Obgleich dieser Befund den v. Hake'schen Erben mitgetheilt wurde, machten dieselben doch immer noch Weiterungen, bis endlich im Jahre 1660 der

Kurfürst am 28. Februar der Amtskammer befahl, denselben zu

er¬

öffnen, daß, wenn sie ihre übertriebenen Ansprüche nicht aufgäben, man sie verklagen und im Wege Rechtens die Entschädigungsan¬ sprüche geltend machen würde. Nunmehr wurden die Widerspen¬ stigen gefügig, es kam zum Vergleich und im Sommer 1660 ge¬

langten Schloß und Amt Potsdam nebst Zubehör in den Besitz für alle Folgezeit gänz¬ lediglich zur Residenz für den Landesherrn und seine Familie einzurichten. Zuvörderst wurde durch nothdürstige Reparaturen das alte Schloß so weit wieder hergestellt, daß wenigstens ein vorläufiges Wohnen darin möglich war und somit der große Kurfürst seiner Vorliebe für Potsdam folgen und hier seine zeitweise Residenz nehmen konnte. Mit welchem Jntereffe der Kurfürst unter allen Verhältnissen und in jeder Lage seines Lebens für Potsdam sorgte, und wie er mitten im Feldlager und unter den Aufregungen einer Be¬ lagerung Pläne entwarf für das Gedeihen und die Verschöne¬ rung seines Potsdams, ist bekannt, aber auch nach jedem glück¬ lichen Ereignisse sehen wir den trefflichen Herrn hierher zurück¬ 1657, als der Wehlauer Friede ihn zum Souverain von denken: Preußen gemacht hat, kauft er Bornim und Nedlitz, 1660, nach dem Frieden von Oliva werden Grube, Eiche und Golm erworben des Kurfürsten, welcher befahl, das Schloß lich von den Amtsgütern zu trennen, und

kleinen und kleinsten Kreisen zu erforschen, Lust und Liebe zu solcher Arbeit zu erwecken und verdienten Männern den schuldigen Tribut in Schrift und Kunstwerk zu zollen. Auf derselben Tendenz, der

„der Bär" Entstehen und Bestehen verdankt, beruht es zweifellos, wenn man damit umgeht, das Haus Taubenstraße Nr. 20, in welchem Voltaire gewohnt, mit einer Gedenktafel zu versehen. Ob aber Voltaire in der That unseren Mitbürgern die Pflicht auferlegt hat, sein Andenken zu bewahren und damit auch zu ehren, ist mindestens zweifelhaft, wenn es sonst richtig ist, daß nur verdienten, und nicht blos viel besprochenen Personen eine solche Ehre zu Theil werden darf, die ja gleichzeitig das Bekenntniß der Dankbarkeit enthält, im vorliegenden Falle noch der Dankbarkeit deutscher Männer gegen einen Franzosen, über den so große Deutsche, wie Friedrich der Große und Lessing dazu

zu Gericht gesessen haben. Lessing widmete ihm jene bekannte Grabschrift:

Hier liegt, wenn man euch glauben wollte, Ihr frommen Herrn! — der längst hier liegen sollte. Der liebe Gott verzeih ans Gnade Ihm seine Henriade, Und seine Trauerspiele, Und seiner Berschen viele: Denn, was er sonst ans Licht gebracht, Das hat er ziemlich gut gemacht. Ueber Voltaire den Lessing über Voltaire den Dichter. Menschen aber lautet der Spruch des großen Königs nicht minder vernichtend. Die seiner Kritik zu Grunde liegenden Thatsachen

So

sind im Gedächtnisse

aller Gebildeten; minder bekannt dagegen

und am 1. November 1664, nachdem er die Erbhuldigung in Preußen angenommen, erkaufte er, unter großmüthiger Hinzufügung von Geschenken an die Besitzerin, Wittwe v. d. Groben, Dorn¬ stedt*) und Gallin, so daß er nunmehr Grundherr der ganzen Insel war und seinem Lieblingsplane nachhängen konnte, daraus ein or¬

dürsten die Briefe sein, in denen der große König sein Urtheil niedergelegt hat. Diese auch dem Wortlaute nach bekannter zu machen ist mit ein Zweck des vorliegenden Aufsatzes. Die Achtung, und, man kann sagen, grenzenlose Verehrung des Königs für den Dichter minderte sich schon bei dem ersten

ganisches Ganzes zu bilden, so daß die auf dem Eilande zerstreuten Kurfürstlichen Schlösser und Parks, durch schöne Alleen mit ein¬ ander verbunden, oder innerhalb der schönen Havelufer zu Wasser mit den zum Theil sehr prunkvollen Luftschiffen erreichbar, eine Kette von Schönheiten bildeten. So richtete sich das Auge des Kurfürsten auch auf Glineke und die Umgebung des Baberow-Berges, an dessen Fuß er ein Lustschloß aufführen ließ, und fast möchte man meinen, daß ein prophetisches Ahnen ihn gerade diese Punkte aufsuchen ließ, daß seinem hellen Blicke, welcher des Landes Be¬ dürfnisse so genau erkannte und dessen künftige Größe sicher grün¬ dete, indem er diesen Bedürfnissen Genüge leistete, es vorgeschwebt habe, wie seines Hauses Heldensproß dereinst die Höhen des Baberow zu einem Paradiese umgestalten und dort die Lieblingsstätte

Besuche

seiner Erholung finden werde,

wie der kunstsinnigste von Hohenzollerns Söhnen Glineke zu einem Kunsttempel inmitten duftiger und das Auge entzückender Anlagen umschaffen werde, und wie end¬ lich, an beiden Orten, des sagen- und glaubensreichen Thüringens edelste Töchter für Millionen das Beispiel geben würden, daß der höchste irdische Glanz Königlicher Kronen noch verdunkelt werden könne durch den Glanz hoher Frauenschönheit, der erhabensten weib¬ lichen Tugenden, des segenreichsten Wirkens. — (Fortsetzung folgt.)

Von rinpift flroiiiiijinsfu

Zu den erfreulichsten Seiten der Jetztzeit gehört das Bestreben, das Recht der Vergangenheit sicher zu stellen, sie auch in ihren *) Vergleiche Jahrgangs.

den

Artikel „Bornstedt" in Bär Nr. 52 des vorigen

schon

damals schrieb Friedrich

einem so herrlichen Genie verbunden ist.

Ich werde mir

indessen

Nichts merken lassen, denn ich bedarf seiner zum Studium der ftanzösischen Sprache; man kann schöne Sachen auch von einem Bösewichte lernen" u. s. w. Die Ereignisse des Jahres 1752 aber — hauptsächlich der Rechtshandel mit dem Juden Hirsch und die Veröffentlichung der

Diatribe des

vr.

Akakia, jener Schmähschrift

gegen

Maupertuis

— schlugen, wie man zu sagen Pflegt, dem Fasse den Boden aus. Der König verfehlte denn auch nicht, sich sowohl Voltaire, als seinen Freunden gegenüber unumwunden auszusprechen: (An Voltaire, Potsdam, 24. Februar 1752): „Ich nahm Sie mit Vergnügen bei mir auf; ich schätzte Ihren Geist, Ihre Talente, Ihre Kenntnisse und mußte glauben, ein Mann von Ihrem Alter sei müde, mit den Schriftstellern Federkriege zu führen und sich dem Ungewitter auszusetzen; er komme also hierher, um, wie in einem sicheren Hafen, eine Zuflucht zu suchen. Aber gleich anfangs verlangten Sie auf eine ziemlich sonderbare Art von

mir,

Voltaires Gedenktafel.

Voltaire's in Potsdam;

an Jordan (28. November 1740): „Dein Geizhals soll die Neige seiner unersättlichen Habgier trinken und noch 1300 Thaler erhalten" u. s. w. und unter dem 12. September 1749 an Algarotti: „Es ist recht schade, daß eine so nichtswürdige Seele mit

Freron*) nicht zu meinem literarischen Correspondenten Ich war so schwach, oder so gefällig, es Ihnen zu be¬ willigen, obgleich es nicht Ihre Sache war, zu bestimmen, wen ich in meine Dienste nehmen sollte. d’Arnaud hat ungerecht gegen Sie gehandelt. Aber ein ich möchte

Wählen.

*) Anmerkung. Kritik verletzt hatte.

Ein Schriftsteller, der Voltaire durch tadelnde

88 edclmüthiger Mann hätte ihm verziehen; nur ein rachsüchtiger verfolgt den, den er einmal haßt. Kurz, obgleich d’Arnaud mir Nichts gethan hat, so ist er doch um Ihretwillen von hier weg¬

Leben gesehen habe; er

gegangen.

Sie sind bei dem russischen Gesandten gewesen, um mit ihm über Angelegenheiten zu sprechen, die Sie gar Nichts angehen; und

man

hat geglaubt, ich

hätte es Ihnen aufgetragen.

Sie

und erregten in der ganzen Stadt ein schreckliches Auffehen.

Die in Sachsen so bekannt, daß man sich hart bei mir beklagt hat. Ich für mein Theil habe bis zu ihrer Ankunft in meinem Hause Frieden ge¬ halten und sage Ihnen, daß, wenn sie Intriguen und Kabalen lieben. Sie sehr an den unrechten Mann gekommen sind.

mit den

sächsischen

Steucrschcinen

ist

und friedliche Leute, welche die heftigen Trauerspiels aus ihrem Betragen verbannen. Können Sie sich entschließen, als Philosoph zu leben, so werde ich Sie mit Vergnügen sehen; überlassen Sie sich aber Ihren un¬ gestümen Leidenschaften und suchen Sie mit Jedermann Händel, so wird mir Ihr Besuch ganz und gar nicht angenehm sein, und Sie können ebensogut in Berlin bleiben." (An denselben, den 28. Februar 1752): „Es hängt ganz von Ihnen ab, ob Sie hierher kommen wollen. Ich höre hier gar nichts von Prozessen an, auch selbst von dem Ihrigen nicht. Daß Sie ihn gewonnen haben, dazu lvünsche ich Ihnen Glück, und es ist mir lieb, daß diese häßliche Sache zu Ende ist. Ich hoffe. Sie werden künftig weder mit dem alten noch mit dem neuen Testamente Händel haben. Dergleichen unanständige Streitig¬ keiten entehren immer, und Sie werden mit den Talenten des ersten Schöngeistes in Frankreich doch die Flecken nicht verbergen, die ein solches Betragen schließlich doch Ihrem Rufe zuzöge. Ein Buchhändler Gosse, ein Violinist von der Oper und ein jüdischer Juwelenhändlcr sind in der That Leute, deren Namen in keinem Falle neben dem Ihrigen stehen dürsten.

Ich liebe

sanfte

Leidenschaften des

Wahrheit nur entstellt wird.

Es ist nun

Ihre

Saurath James tja brecht, Chefingenieur der Kanalisation von Berlin. (Hierzu das Portrait Seite 81.)

James Friedrich Ludwig Ho brecht

wurde am 31. De¬ die erste Jugend auf verlebte geboren und 1825 Memel zu zember Ostpreußen. Praddau in gehörigen Gute Vater seinem dein, besuchte Königsberg Eltern nach der Uebersiedelung Folge der bestand Jahre, 17. seinem zu Friderieianum bis er das Collegium

In

im Januar 1845 die Feldmesscrprüfung und war in seiner Heimath, sowie später am Rhein bei Chausseehauten und Eisen¬ "Nach bahnausführungen als Feldmesser praktisch beschäftigt. zweijährigem höherem Studium an der Bauakademie zu Berlin legte er 1843 das erste Staatsexaincn und nach einer ferneren mehr¬ jährigen theoretischen und praktischen Vorbereitung Mitte der fünfziger Jahre, den damaligen Vorschriften entsprechend, die große Staatsprüfung nach beiden Richtungen des Bauwesens getrennt ab. Zunächst folgte eine kurze Thätigkeit bei dem Bau der Frank¬ furter Bahn, worauf Hobrecht als Techniker bei dem Berliner Polizeipräsidum eintrat und hier mehrere Jahre den Bebauungs¬ plan von Berlin bearbeitete, eine Aufgabe, nach deren Abschluß von ihm im Aufträge des damaligen Handelsministeriums in Ge¬ meinschaft mit dem Geheime» Obcrbaurath E. Wiebe Frankreich, England und Amerika bereist wurden. Die aus dieser Reise ge¬ wonnenen Kenntnisse und Erfahrungen gelangten alsdann zur Ver¬

Sache,

ihn zu nutzen."

(An denselben im November 1752): „Ich erstaune über Ihre Unverschämtheit, Nach allem, was Sie gethan haben und was so klar ist, wie die Sonne, leugnen Sie noch, anstatt zu gestehen, daß Sie strafbar sind. Bilden Sie sich nicht ein, die Leute würden von Ihnen überreden lassen, schwarz sei weiß. Man sieht nicht immer, weil man nicht immer sehen will. Aber, wenn Sie die Sache aufs äußerste treiben, so lasse ich Alles drucken, und es wird sich zeigen, daß Sie, wenn Sie für ihre Werke Statuen verdienten, für Ihr Betragen Ketten werth wären*)." Noch schärfere Beurtheilung erfährt der Dichter in dem Brief¬ sich

wechsel des

1752):

„Voltaire hat

sich

hier als ein schlechter

und ausgemachter Gauner aufgeführt; ich habe ihm die Wahrheit gesagt, wie er es verdiente. Er ist ein Elender, und ich schäme mich für die Menschheit, daß ein Mann von so vielem Geiste so voller Bosheit sein kann." Mensch

bei ist

I

werthung bei der speziellen Aufstellung eines

Projektes für die

Entwässerung Berlins,

Geheimrath Wiebe 1862 folgte Hobrecht

kurz einem

über

welches

nachher eine Publikation herausgab.

Rufe

nach

Stettin,

um

Ausführung der Wasserwerke

dort als

Stadtbaurath die

zu übernehmen und zu voll¬

enden, eine bis zum Jahre 1868 währende Arbeit, die ihm in der einen Namen verschaffte und seine Ernennung zum

Fachwelt

Königs mit Target:

(Im April

sich

nicht erworben.

Ich schreibe diesen Brief mit dem hausbackenen Verstände eines Deutschen, der das sagt, was er denkt, ohne sich unwesent¬ licher Worte oder entkräftender Milderungen zu bedienen, durch welche die

Sie können

ausging, ihn zu stürzen." (An denselben, Potsdam, 1. April 1754): „Glaube» Sie lvohl, daß Voltaire, trotz aller Streiche, die er mir gespielt hat, doch wieder hierher zu kommen suchte Aber der Himmel behüte inich vor ihm! Er taugt nur zum Lesen; als Gesellschafter ist er gefährlich." Demselben Voltaire soll jetzt die Ehre widerfahren, daß sein Aufenthalt in Berlin durch eine Denktafel der Vergessenheit ent¬ rissen'werde! Mag Frankreich seinen Voltaire hoch halten; uns Deutschen muß er als Dichter gleichgültig, als Mensch verächtlich sein. Als Dichter hat ihn Lessing, als Menschen Friedrich gerichtet, und Verdienste um unser Vaterland oder um Berlin hat er sich

haben sich in die Angelegenheiten der Frau von Benting gemischt, obwohl sic wahrlich nicht zu Ihrem Departement gehörten. Sie hatten die häßlichste Sache von der Welt mit dem Juden Geschichte

taugt nur zum Lesen.

alle die falschen Streiche, Betrügereien und Infamien gar nicht denken, die er hier gemacht hat. Es erregt meinen Unwillen, daß die Menschen bei so vielem Kopfe und so vielen Kenntnissen nicht besser werden. Ich habe die Partei des Maupertuis genommen, weil er ein sehr rechtschaffener Mann ist, und weil jener darauf

(Im April 1753): „Ich wundere mich gar nicht, daß man Ihnen von der Zänkerei unserer Schöngeister spricht. Voltaire der boshafteste und charakterloseste Mensch, den ich in meinem

*) Anmerkung. Die unmittelbare Veranlassung zu diesem Briefe war die gegen das Versprechen Voltaire's erfolgte Veröffentlichung der Schmähschrift gegen Maupertuis.

1869 nahm er die Ent¬ König!. Baurath zur Folge hatte. wässerungsprojekte für Berlin wieder auf, welche 1873 zur Inan¬ griffnahme des jetzigen großartigen Canalnetzes führten. Die Canalisation von Berlin in Verbindung mit der

Leitung der Abwässer nach den städtischen Rieselfeldern ist auf diesem Gebiete des Jngenieurwesens ohne Zweifel eine der bedeutendsten und umfangreichsten Leistungen der Gegenwart. Die betreffenden Ar¬ beiten, deren ganz erhebliche Ausdehnung bei der Ausführung eine Eintheilung in 12 Radialsysteme erforderlich machte, sind in den Systemen l. bis V. bereits als abgeschlossen zu betrachten und mit sämmtlichen Canälen, Leitungen und Gebäuden dem Betriebe über¬ Die Systeme VI. und VII. sind seit 1881 im Bau begeben.

'

89 griffen, während die übrigen 5 sich noch in dem Stadium der ersten Vorbereitung befinden. Der völlige Ausbau der Canalisation wird für die in der Ausführung befindlichen Systeme noch etwa 3 Jahre in Anspruch nehmen. Die für die 7 ersten Systeme bewilligten Baukosten erreichen unter Einschluß aller Terrainerwerbungen und sonstigen Ausgaben die Höhe von 54 Millionen Mark. Zur Zeit beträgt die Länge aller gemauerten Canäle 85 Kilometer, diejenige der Thonrohrleitungen 290 Die Zahl der Kilonieter. Hausanschlüffe beläuft sich auf

Er stand 1879 mit seinem Namen und geschätzte Persönlichkeit. Petition der deutschen Architekten und Inge¬ an der Spitze einer nieure, welche, entgegen den Anschauungen des Handelsministeriums, für die humanistische Vorbildung der Baubeamten eintraten. Seit 1873 ist er mit geringer Unterbrechung Vorsitzender des Berliner Architektenvereins, der größten technischen Vereinigung Deutschlands. dieser Stellung hat er es unter den schwierigsten Verhältnissen sehr wohl verstanden, die durch eines eigenen den Erwerb

In

Hauses, durch die Einrichtung

10,000, die Länge der Druck¬ rohrleitungen nach den Riesel¬ feldern auf 33 Kilometer. Die

Bauausstellung

der

Weihnachtsmesse un-

unverkennbaren des Vereins

Gütern Osdorf, Großbceren, Heinersdorf und Friederiken¬ hof; im Norden dagegen 3,000 Hektaren mit den Gütern und Besitzungen Falkenberg, Bürknersfelde, Wartenberg, Blan¬

tragen.

Aufschwung

erheblich

kenburg, Rosenthal, Blanken¬

Von

Hier ist jedenfalls nicht der Ort, in technischer Be¬

einem berliner.

Dritter Artikel. Der Berliner hat eine Eigenschaft, die Mancher ihm nicht zutrauen möchte, der ihn nur nach Hö¬

ziehung weiter auf das System Entwässerung einzu¬ dieser gehen, zu deren Durchführung

Seitens der Oberleitung jahrelange

rensagenkennt oder ihn etwa nur auf Rei¬

und

flüchtig ge¬ hat, —

Energie erfor¬

sen

derlich gewe¬

sehen

sind, als deren Ergeb¬ niß aber die

die

Gutmüthigkeit. Wir wollen

sen

hier das Ge¬ heimniß nicht ergründen, wie diese Ei¬

amtliche Sta¬ jetzt

eine

Abnahme der Sterb¬

genschaft

lichkeit

anderen

Eigenthüm¬ lichkeiten ver¬

trägt: das ist zunächst ja ihre, nicht

ausfüh¬ renden Tech¬ niker ist jeden¬

unsere Sache.

darin

Äagdbilder aus der Mark,

erblicken,

daß die

hat, ihm das Projekt einer Entwässerung dieser größten russischen Residenz zu übertragen, welches im Früh¬ jahr dieses Jahres fertig gestellt wurde. Den gesundheitstechnischen Bestrebungen ist Ho brecht stets mit dem größten Interesse ge¬ folgt; er hat nicht nur während des letzten Krieges Einiges über sich

veranlaßt

gesehen

Barackeneinrichtungen geschrieben, sondern auch später über die Reinigung und Entwässerung von Städten und über ähnliche Anlagen an der Technischen Hochschule Vorlesungen gehalten, die später wegen Ueberbürdung wieder aufgegeben wurden.

In

den

3.

Von L. Beckmann.

Genug,

sie

ist vorhanden

Stadt

Moskau

ent¬

gegengesetzten

den

zu

sich

mit manchen

glaubt constatiren zu kön¬ nen. Eine An¬ erkennung für

falls

beizu¬

P. Wall«.

Oie Berliner Sprache mit Seitenblicken auf die englische Volkssprache.

felde und Malchow.

tistik schon

und

gemein ausgedehnten Geschäfte zu leiten und durch seine That¬ kraft und Gewandtheit zu dem

Gesammtfläche der berieselten Felder umfaßt im Süden der Stadt 2,200 Hektaren mit den

Umsicht

der

engeren Fachkreisen

ist

Hob recht

eine angesehene

und zeitigt im Bunde mit der Familien-Gemüthlichkeit manch Die Gutmüthigkeit des Ber¬ liebliche Blüthen und Früchte. liners äußert sich in manchem Wort, worin das geübt wird, was man „gut zureden" nennt. Bei einein kleinen „Malör", Det is ja noch das sehr verstimmend gewirkt hat, sagt man: Aufgeregten Gemüthern ruft man be¬ lange keen Beenbruch! schwichtigend zu: Jib Dir man! (beruhige Dich). Wenn Einer die Flügel sehr hängen läßt, so sagt man: Davon wirst« doch nich alle! kosten!

Dir

nicht), oder: Det kann doch'n Hals nich say die d. h. es gebt nicht an's Leben. Engl, never (es schadet

90 2t erg er. — Der hat jut jespuckt. Engl, he foamed with rage. — Det hat ihn eklig verschnuppt. Engl, to take snuff — Er ärgert sich de Platze. (schnupfen) — übelnehmen. Bedenken. Det hat Allens sein Aber. Engl, weist man Bedenken ab mit: bnt me no buts, kommen Sie mir nicht mit

Unruhe über etwas macht, so redet man gut zu: Wat is'n dabei? oder: Na, denn is et noch so! (es kann nicht Aengstlichen, sich zierenden Gemüthern ruft man zu: schaden). Machen Se sich man keenen Fleck! oder: Stoß Dir keene Ver¬ In dieser Zeit der Steuerfragen ist Folgendes bezierung ab. achtenswerth: Ein Berliner sagt: „Nee, die städt'schen Steuern, Sein Freund antwortet: die sind nicht mehr zu erschwingen"! nach de neie Rathhaus¬ umsonst „Sei man jut! davor kannst ooch uhr sehen"! Artigkeiten. — In gesellschaftlicher Beziehung ist der Ber¬

Wenn Einer

sich

liner entschieden artig.

Abers. — Det hat's in entscheiden.)

Mach man keene

Stoß (entschließe Dich.) Furcht. Er hat 'n eeklijen Bammel. Engl, he smells a rat, er riecht Lunte. — Er hat hell'sche Manschetten. Furcht hat Beboomölen Se sich man nich! er, aber keene Besserung. Betrug. Anschmieren d. h. eine schlechte Waare als gutaufnöthigen. Den hab'n se jut de Oojen ausjewischt. Der hat sich

Er wird nie vergesien, einem neuen Be¬ „Habe mir sehr jefreit" (Ihre zu sagen:

kannten beim Abschied Bekanntschaft zu machen). Auch sagt er gern kannten: „Habe mir jefreit, die Bekanntschaft Aber nich zu ville! Katzenpuckel haben." mischt sich leicht eine gewisse Ironie ein, wie

zu einem alten Be¬ fortjesetzt jedurst zu liebt er nicht. So in der Anrede an

gnügen). —

jrob wie Bohnenstroh; sackjrob; saujrob. Letzteres bezeichnet den absoluten Höhepunkt. — Flaps; flapsig; fleemsch; unfleemsch. (Das „un" — bezeichnet hier eine Steigerung, wie in Unmaße re.) Vom Benehmen und von Bewegungen sagt man: Flezen; Flez; sich ufflezen; sich rekeln; Rekel. — Patzig; Patzkopp. — Von einem derartigen Betragen gilt das Prädikat: jrundjemeene oder hundsjemeene. Schon mehr handgreiflich ist: Der is immer gleich so — jlupsch. — Emen an'n Wagen fahren. — Der Esel jeht voran Zimmer so sagt mit Selbstkritik Einer, der zuerst vor Anderen in ein tritt, oder sich zuerst nennt, manchmal sagt es auch ein Anderer und tritt dann dem Betreffenden damit „uf de Hühneroojen". Engl, wollen wir anführen: a bear, brüte, an unlicked cnb. Ein Flegel hat die Auswahl zwischen folgenden Ehrentiteln: ill-bred, ill-mannered, ill-behaved, unpolished. Das Schreck¬ aber für die englische Anschauung ist dann vorhanden, wenn von einer Persönlichkeit gesagt werden muß, sie Berlin sollte so etwas sei ungentlemanlike oder unladylike. können, seit in der Pferde¬ vorkommen mehr eigentlich gar nicht lichste

der Schrecken

In

bahn-Sprache jedes männliche Wesm ein „Herr" und jedes weib¬ liche eine „Dame" heißt und das ganze Publikum aus „Herr¬ schaften" besteht.

zum Radschlagen. Engl. I don't head or my heels. — Ick denke, stand on my whether I know da soll doch jleich stisiren. oder soll mir der Affe laust mir 'ne olle Wand wackeln! Nee, aber so wat! Engl. Wim ’d have thought it! Nee, über Ihnen aber ooch! (d. h. Wie können Sie nur Solches thun!) Nu bitt' ick eenen Menschen! So wat kraucht uf'n Boden nich rum! Engl, that is passing stränge. — Det is,

Verwunderung. Det is

I,

um uf de Böme zu klettern oder um junge Hunde zu kriegen! 'n Dod! Engl, let me die Da schlag' Eener lang hin! Krist l kriegst) (In Pommern sagt man: d. h. ich kann das nicht überleben. 'n — Storch, brat' mir Eener nu Na Dat is nich zu beleben.) 'n jeht Del Weltjeschichte uf! de Da hört doch milchernen! aber Engl, that beats all. — Ick bitte zu doch über de Hutschnur! stützen! det Ihr Ernst oder Ihr Aujust? Engl. you don’t say so! — Ick fahr' in een'n Klump! Engl, strnek all of a

Is

heap. —

Bemogeln; inseefen; über'n Löffel bar¬ bieren.*) Engl, to shave a customer; in Schnittwaarengeschästen fordert der Besitzer den Commis dazu am, indem er sich das Kinn streicht. — Beschummeln; beschupsen. „Hier wird man janz reel beschupst," sagte ein junger Mensch bei Einführung eines neuen Kunden in ein Geschäft. — Er is eklig rinjefallen. Engl, he is done brown, braun gebraten d. h. ganz gehörig betrogen. — Den hab'n se jemacht. Engl, to do — betrügen. — Fauler Zauber! Engl, hnmbng. Lügen. Einem den Kopp verkeilen oder de Hucke voll lügen. Engl, to eram (mit Lügen) vollstopfen. Anstrengung und Eile. Wurachen; engl, to sag. — Schuften; engl, to slave. — Sich abäschern, abrabazzen, abrackern, Extern mit Einem d. h. ihm etwas beizubringen abmarachen. Engl, ist dafür auf suchen. Ochsen (d. h. studiren), studentisch. swot to Militär-Akademie üblich: der (sweat), schwitzen. Ein Professor an einem Berliner Gymnasium nannte das: sitzen und schwitzen. Lange stehen: sich de Beene in'n Leib stehn. — Eile. bekoost (betrügen lassen).

Herrn Lehmann: „Hochverehrter Freund, Jönner und Lehmann"! Sehr hübsch ist: Entschuldigen Se, det Se mir jetreten haben! — Höflicher Dank: Ick bin Dir sehr verknippert (verbunden). — Artige Bereitwilligkeit: Mit'n jrößten Frachtwagen (Ver¬

Grobheiten. — Die Anlage und Neigung des Berliners zur Kritik zeigt sich hier von einer sehr eigenthümlichen Seite. Er übt hier scheinbar Kritik an Anderen — wie es ja eine schwache Seite auch des Nicht-Berliners ist, sehr leicht zu sagen: Die Anderen! — trifft aber eigentlich auch sich selbst, sofern das Volk geneigt ist, grob zu sein. Fangen wir mit folgendem Trio an:

Det is sonne Sache (schwer zu Hab'n Se sich man nich! Jib Dein Herz 'n Speene oder Sperrenzken. sich!

Finden Se da wat bei?

'

I

j

'

;

abloofen; kajolen. Det is Det jing wie noch nie, oder haste nich je¬ sehn, oder wie jeschmiert. Engl, to go along like sixty. — Det hat ja rasch jejangen. Handgreiflichkeiten und Drohungen. Auf diesem po¬ pulären Gebiet blüht die Volkssprache in ganz besonderer Weise. Das Volk ist mit dem, was der Jurist eine Real-Injurie nennt, oft sehr schnell bei der Hand. Ohrfeige oder Backseife: Ick habe ihn eene anjepaßt — die saß: — Eene aus'n f f. Engl, he guv it 'im about right, er gab es ihm ganz gehörig. Eenen Fuhrwerken;

sich de Beene oder Hacken

de reene Hasenjagd.

j

(gave)

eens auswischen. Er hat Keile besehn. Jackenfett. Er hat sein Fett weg; engl, to give a man a baker’s dozen, Einem 13 auf's Dutzend (d. es ganz gehörig) geben. — Den hab'n wirst Fell

h.

Eenen de Jacke auskloppcn; engl, to dust one’s ’n jacket. Blut: rothe Suppe; engl, claret (Rothwein). — Fluusch (Handvoll) Haare ausreißen. Blau angelaufenes Auge: blaue Fensterlade; engl, to darken one’s daylights; half mourning 'n Hut antreiben; heißt ein schwarz geschlagenes Auge. Eenen engl, to block a hat; to bonnet. Aufforderung zur Prügelei: Haut ihm! Engl, knack l»°m down! Feste uf de Weste! Dro¬ hungen. — Det mir nich de Hand ausrutscht! Ick wer' Dir zeijen, wat 'ne Harke (engl, buncli of fives, d. h. Faust) is. Den woll'n wir de Flötentöne beibringen. Den woll'n wir bei de Ick wer' Dir jleich de Eisbeene knicken. Hammelbeene kriegen. Formel des Hinauswersens: Machen Se de Dühre von draußen zu; feiner: Sehn Se sich de Dühre von draußen an. lose gemacht.

*) In alten Zeiten steckte man den Kunden einen Löffel in den Mund, beim Barbieren die Haut glatt zu ziehen. Ordinären Kunden damit um steckte man den Daum in den Mund, und einmal rief ein Barbier schmerz¬ lich aus: „Au, ich habe mir in den Daumen geschnitten!" Er hatte durch die Backe eines Bauern hindurch seinen Daumen angeschnitten.

91

Anton mit de Baubaujacke. — Kalt Blut, — Aujust, sollst mal runter kommen. — Aujust, stoß de Anton! (auf dem Weihnachtsmarkt). — Aujust mit de Radauan! Vögel Mütze. — Ede; Edewacht. — Fernand. Du hast mehr Jlück wie Fer—dinand (statt Verstand). — Feodor, du bist ja furchtbar nett. — Fritze — Verkäufer z. B. Kuchen-Fritze; Ziehjarn-Fritze. — Hujo, wie tief bist du jesunken. — Sanfter Heinrich. — Frech wie Oskar. — Role (Robert). — Rudel (Rudolf). — Dumme Trine. — Eß langsam, Willem, du jloobst nich, wat man rin¬

Vornamen.

schlagen kann!

Thiere. — Hund;

der Besitzer heißt: Herrchen; Frauchen. Dame, so heißt sie: „Hunde¬ unverheirathete ältere Ist stölen" und ist meistens daran kenntlich, daß sie auch nach Auf¬ hebung der Hundesperre ihren Liebling an der „Strippe" führt. Markle doch den kleenen Hund nich so. — Wir haben uns amüsirt, wie'n Mops in'n Dischkasten. — Ufpassen wie'n Schießhund. es eine

— Dachhase (Katze). — Det merkt'n Ferd! — Sandkracke (altes Pferd vor Sandwagen). — Räsonniren wie'n Kutschpferd; schimpfen wie'n Rohrsperling. — Piepvogel, auch vom rothen Adlerorden üblich. — Padde; P ad der (Frosch). — Brummer (große Fliege); engl, blue-bottle. — Schillebold (große Libelle). — Sprengsel — Kalitte (weißer Schmetterling). — Er hat Raupen (Heuschrecke). in'n Kopp, s. v. a. er hat Jnfälle wie'n ollet Haus, engl, ne whimsical as a dancing lear. — Der sauft wie'n Jjel (Egel). — Pieraas; Pieresel (Regenwurm). — Engl, a sow’s baby, ein Saukind, Ferkel; auch — '/« Schilling. Im zoologischen Garten. — Der Affe frißt wie so'n Mensch. — „Vater, seh mal den Adleer*), der plinkert mit de Oogen un eßt dabei." Geographisches. — Das Hochgefühl, Bewohner der Haupt¬ stadt von Preußen, ja der Reichshauptstadt zu sein, macht sich Lust in der Anschauung, die der Berliner von den Bewohnern der Residenzen Nr. 2 und 3, Potsdam und Charlottenburg, hegt. Er betrachtet sie als nicht courfähig oder als eigentlich nicht in Betracht kommend. „Potsdamer" ist ein Dummer, im Gegensatz zu dem Berliner, der „sehr helle" ist. Davon wird das „reizend¬ schöne" Adjectivum „potsdehmlich" gebildet. Die Stadt wird mit Millionenstadt-Verachtuug „Potsdorf" genannt. — Charlottenburg wird gern besucht, aber seine Bewohner gelten im Vergleich mit den Berlinern nur als Nr. 2, wobei alte Erinnerungen an Charlotten¬ burger Thorfuhrwerke, die erst abfuhren, wenn sie ganz besetzt waren, und deren Führer das berühmte Lockwort riefen: „Noch eene lumpichte Person (fehlt)!" und ganz stische Erinnerungen an Milch, die sehr „dinne" nach Berlin importirt wird, mitspielen. Daher der Name souveräner Nichtachtung für die Stadt: „Schlorrendorf". — Schle¬ singer — Schlesier. — Schlowaken — Slowaken. — Sechser —

— Spanien — Spandau. — Templow — Tempelhof. — Terke = Türke. — Auf der Pferdebahn hat sich eine eigenthümliche abgekürzte Lokal-Geographie ausgebildet: Moritz — Moritzplatz. Potsdam = Potsdamer Thor oder Platz. Landsberg — Landsberger Thor. — In der englischen Volks¬ llmmmagem statt 6irsprache ist nett verquatscht: sehr mingbam. Gesellschaftliches. — Der janze Bau; de janze Blase; Clique; de janze Schmiere oder Schwiele (suite). Engl, the lot. — Gesindel: Chor der Rache; Kropzeug. — Anführer: Haupt¬ hahn; Hauptmucker. Engl top-sawyer (der Sägemann, welcher oben steht). — Der Häupter, der Vater von's Janze. Musikalisches. — Ruf der Gallerte im Circus: Mausike! — Guittarre: Polkschinken; Barbierflügel; Jammerholz; Wimmerholz. — Blechpustcr; Blechmusike. — Geige: Qt is'n Aas (sehr tüchtig) uf de Jeije. Vijeline. Der spielt immer Sachse.

*) Die Endung berlinisch ausgesprochen, wie in Kellneer.

! 1

de erste

Vijeline.

Engl, der Gegensatz: to play second fiddle. — Klapperkasten; Klavizimbel. — Vom Blade

Schlechtes Klavier:

singen.

'n Blauer; 'ne blaue Ka¬ Conlitte. Engl, blue; blue-bottle (große blaue Fliege). stablerjriff (in den Rockkragen), Komzarius (Commiffarius). Ge¬ fängniß: Nummer Sicher. Jrüner Wagen (zum Transport von

„Pulezei".



Schutzmann:

Gefangenen).

Militär.

— Soldat: Kommiß-Engel. — Reitende Artollerie-Kaserne. Hulahner. Kadett: Kaldaunenschlucker. Säbel: Plempe. Seitengewehr: Keesemeffer. Reserveoffizier: Sommerleutnant. Engl, lobster (Hummer), Soldat mit rother Uniform. Behörden, Titel. — 'N jroßet Thier, d. i. ein hochge¬ stellter Beamter. Engl, a big-wig. — Postbeamter: Postschwede. — 'N oller Kribbensetzer d. i. ein pensionirter Beamter. Engl, bezeichnet dagegen crib-biter (Krippensetzer) einen Murrkopf. — Er läßt sich Doctor schimpfen. „Mein Mann ist Dichter — bei de

Kanalizion".

Onomatopoetisches. —

Geräusche: bullern, kümmern, beim Fallen: Pladautz! Kladderadatsch! — Schwapp! (da liegt er). — Klabastern (mit Geräusch gehen). — Holderdipolter. — Im Wasser mit Geräusch herum arbeiten: bumßen.

Geräusch

Träufeln: klackern. Lospruschen (von lange verhaltenem Lachen). — Holl und boll (von unterhöhltem Pflaster rc.). — Bumsstille (ganz still). — Ginderattata (Schellenbaum bei der pantschen, plantschen.

Militärmusik). —

Berolinisirte Fremdwörter.



Akzesser (Assessor).

As-

Er hat

sich blamoren. musfere (Atmosphäre). Adchee. Brodfresser (Professor). Cujeniren (ärgern). Desinfexiren (desinficiren).

Fiduz (Vertrauen). Fermoost (famos). Det is seine Forsche (force); engl, speciality. Jnfamigt (nieder¬ trächtig). Jndevidebum. Jrretiren (beirren). Jtalienzblatt. Jux Au Controleur statt: au contraire. (joeus). Engl, a lark. Kuschee (couche) d. h. geduckt. Engl, he had to eat hunible pie. — Nich in de la main! Mojument (Moment). Uf'n Mokier— le to Stuhl sitzen. Engl, roasted. Proffentiren (Moquier-) (profitiren). In Rage (aufgeregt). Randal (Skandal). Ratzen¬ kahl (radikal). Anno Toback (vor sehr langer Zeit). Berolinisirte SprüchWörter und Grundsätze. — Jeder nach seinen chacun. (Statt: Chacun ä son gout). — Det muß allens seine gehörige Confusion (Ordnung) haben. — Vor nischt is nischt. — Wurscht wider Wurscht! Engl, tit for tat. — So Fahrebund (Vagabund).

mußt kommen, sagt Neumann, sieben Häuser un keene Schlafstelle! — Verdienen is ’n Hauptwort un wird jroß jeschrieben. — ’9t jedes Thierchen hat sein Pläsirchen. — In Kleinigkeiten immer ehrlich. — Vorsicht is de Mutter von de Porzellankiste. — Alter schützt vor'n Dohrweg nich. Schlechte Lage. — Et jeht ihn dreckig (schlecht). — Er sitzt in de Patsche. Engl, to be in a scrape; in an awful fix; in a sad pickle; to be in for it. — Er hat sich wat injebrockt. Er sitzt (liegt) in'n Wurschtkessel — et is alle mit ihn. Engl, in etwas anderer Beziehung: a pretty hash (wörtl. gehacktes Fleisch) he bas made of it d. h. er hat eine schöne Confusion angerichtet. Eenen uf'n Frost (in Verlegenheit) setzen. — Det jönn ick keen'n Hund. — Verlust: Er kommt wie Seebach um de Klöße oder wie Jäkel um de Kuh (d. h. er hat das Nachsehen). — Det hat er sich aus de Nase jehen lassen. Fidel. — Ick lach mir 'n Ast (Buckel) oder pucklich oder

Det is zum Kugeln, oder Radschlagen (vor Lachen). Engl, roll — loll! — Er freit sich wie 'n Schneekönig. toi — de Engl. Gay as a lark; merry as a grig. — Heidenulk. Engl, a lark. Gleich. — Det is Jacke wie Hose (eins wie das Andere). Engl, much of a muchness d. h. ganz daffelbe. — Det is Muhh d odt!

92 wie Miene. — Dieselbe Kulör in Jrün.*) — Mir is allens piepe oder schnuppe oder Pomade oder Wurscht (gleichgültig). Die Ecke der Jäger- und Oberwallstraße heißt daher „die gleichgültige Ecke," weil bei Treu und Nuglisch Alles „Pomade," bei Niquet Alles „Wurscht" und bei Landsberger Alles „Jacke wie Hose" ist. Zeit. — 'Ne geschlagene halbe Stunde. — Alle Nase lang (jeden Augenblick). — In eens weg (ohne Unterbrechung). — Alle

Jubeljahr 'mal (sehr selten). — Nachtschlafende Zeit (sehr spät 'ne halbe Abends oder sehr früh Morgens). — Det dauert ja — Dabei kann Een'n Zeit un Ewigkeit. — Ewig un drei Dage. Weile lang wer'n. — Festtage. Man muß de Feste feiern, wie se fallen (d. h. Alles mitmachen). — Blauer Montag; blau machen Engl. 8aint Monday, wozu ein Irländer be¬ (nicht arbeiten). This saint’s anniversary happens every week. (Der merkte: Jahres - Tag dieses Heiligen fällt wöchentlich). In Nordeng¬ land heißt dieser Tag: Oobdler's Monday (Flickschuster - Montag). Noch Einiges. — Wenn Jemand nicht Lust hat, eine ihm lästige Auskunft zu geben, dann sagt er: „So fragt man'n Bauer aus." Engl, bedeutet to pump: ausholen oder ausforschen. Da¬ her dann die Entgegnung: tb« pump is dry, auf Berlinisch: De Plumpe jibt keen Wasser d. h. Wollen Se mir ausfragen? Da wer'n Se keen Jlück mit haben. — Verschwinden: — Ver¬ duften; engl, to evaporate. Sich verkrümeln oder dinne machen. — Ernste Mahnung: — Vater (sehr gerührt beim Abschied vom Sohne, der aus die Wanderschaft geht): Willemken, sei jut, sei brav — un allens! — Schreib Dir det hinter de Ohren (merke es Dir)! Engl, put tdat in your pipe and smoke it, d. h. laß Dir das eine Warnung sein. Doch wir müssen schließen, — „wenn schon, denn schon!" —

wir begrüßen den Schluß als etwas lange Erwartetes mit: „Hurrah, de Enten!" Der Leser aber soll doch das allerletzte Wort haben: „Sie haben ja so Recht!" Engl, right you areI „Der Mann hat Recht — schmeißt'» raus!" Und

Miscelien. Zum Martinsfest. Verspätet fand schreibt man uns — über die Feier

ich

Ihren

Wunsch —

des Martinssestes in Städten etwas Näheres zu erfahren. Ich glaube in ganz Thüringen wird der 10. November gefeiert, ganz besonders aber in Erfurt, der Stadt, wo Luther einen so wichtigen Theil

so

deutschen

seines Lebens zubrachte.

Sobald es dunkel wird, entfaltet sich dort ein reges, eigen¬ artiges Schauspiel, die Fenster werden illuminirt mit von innen erleuchteten Kürbissen, in deren Oberschale allerhand Gesichter und Namenszüge eingeschnitten find, Lichtchen und bunte Lampen. Es füllen sich die Straßen alsbald mit frohen Kinderschaaren, denen

die Erwachsenen

sich

zugesellen,

auch

diese

tragen bunte

Stadt, uralte,

Papierlampen und Kürbisse. Sie dort gebräuchliche Lieder singend, von denen aus der Erinnerung einige Proben hierbei folgen: Martin, Martin, Martin war ein braver Mann, durchziehen die

Zündet 1000 Lichter an, daß er oben sehen kann, Was er unten hat gethan. derselben Melodie ein anderer Text lautet: Nach 'nen Dreier Schnupftabak, Kinkak, Kinkak, für Schneidt' der Gans das Bein ab,

*) Beruht auf der Anekdote von dem Juden, der mit einem blauen Haben Sie nicht dieselbe Lappen in einen Laden kommt und fragt: Kulör in Grün?

Schneidt's ihr nicht

so

rein ab.

Lasset noch ein Stümpfchen dran,

Daß

sie noch gewatschten kann.

Desgleichen: Kinkak Martine Schlacht mein Vater Schwiene,

Kommt der Metzcher angestochen,

Mit

'nem ollen Schwieneknochen.

Weniger anständig noch als die vorigen ist das: Kinkak, Kinkak, 'nen

Für Dreier Schnupftabak, Für die alten Weiber, Für die alten Donnerkatzen. Als ich noch klein war, war das Martinsfest ein Kinderfest nqen, und völlig konfessionslos, denn die katholischen Kinder evangelischen Melodie, dafielbe wie z)er die immer nach derselben verständlich. leicht Zusammenhang jener Liedchen mit dem Tage ist Ter Schluß war zumeist ein feierlicher: auf dem „Grad(n", dem großen Platze vor dem Dom, welcher dem großen Braiide bei der Belagerung seinen Ursprung verdankt, schaarten sich die Seminaristen und noch viele andere Menschen, warfen die bunten Lampen zu einem großen Freudenfeuer zusammen und sangen beim flackernden Scheine desselben, daß es weithin durch die dunkle Nacht scholl, das:

Eine feste Burg ist unser Gott, des großen Reformators Schlacht- und Trostlied.

Johannes von Dewall. Johann Aattilka de Saka. Zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts war Johann Battista de Sala nach Nicolai's Angabe ein vielbeschäftigter Baumeister in Berlin, nach dessen Tode (1621) für die kurfürstlichen Bauten geeignete Architekten nicht mehr zu finden waren. Ueber seine Herkunft ist nichts Zuverlässi¬ ges bekannt, weshalb eine Notiz des Prager Conservators Baum nicht ohne Interesse ist, die sehr wahrscheinlich einen Bruder des Berliner Baumeisters betrifft. In den „Beiträgen zur Biographie einiger, ehemals in Prag thätig gewesener Baumeister u. s. w. (enthalten in den Mittheilungen des Architekten- und Jngenieurvereins für Böhmen 1882) erwähnt Baum ein Aktenstück vom 2. Mai 1591, Worin Franciscus Anostali de Sala den Herrn Bürger¬ meister und die Herren (von Prag) um die Ertheilung des Bür¬ gerrechtes bittet. Wegen der weiten Entfernung seines Geburts¬ ortes konnte derselbe nicht die nöthigen Dokumente beibringen und stellte deshalb drei Bürgen, darunter den Herrn Meister Ulrich Anostali de Sala, Sr. kaiserl. Majestät Baumeister auf dem Prager Schlosse. Die Zeugen sagen aus, daß Antonio de Sala zu seiner ehelichen Hausfrau Magdalena de Sala genommen habe, daß

in Sonoza getraut und in ihrer Ehe außer dem Bür¬ Franz noch andere Kinder gezeugt haben. Wir haben es hier also anscheinend mit einer ausgedehnten ita¬ lienischen Architektenfamilie zu thun, deren eines Mitglied, Johann Battista um 1590 nach Berlin gekommen ist. dieselben

gerrechtsbewerber

Unverlangte Manuskript« werden niedt zurückgesandt.

An¬

fragen re. ist stet» da« Porto In Marken für die Antwort beizufügen.

Inhalt. Meine erste Reise in Schlesiens Berge, Novelle von A. von Senken (Fortsetzung); Das königliche Stadtschloß in Potsdam, von seiner Entste¬ hung bis auf die neueste Zeit vom Polizeipräsident von Engelcken (Fortsetzung); Tangermünde, Zeichnung von H. Dietrichs; Voltaire's Gedenktafel von einem Provinzialen; Baurath James Hobrecht (mit Portrait) von P. Walle; Die Berliner Sprache, mit Seitenblicken auf die englische Volkssprache, von einem Berliner, dritter Artikel; Jagdbilder aus der Mark 3. von L. Beckmann; Zum Martinsfest von Johannes von Dewall; Johann Battista de Sala; Rcichstagsbau; Berliner Mu¬ seumsbauten; Silberne Hochzeit; Die Denkmäler der Gebrüder Humboldt.

Inserate. —

— Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in Berlin W. — Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. — ist untersagt. ohne Erlaubniß Nachdruck eingeholte Berlin 8. Hofbuchdruckerei in Druck: W. Moeser

Mnßrirtm Jerlmer HerKmsckH

»dlrlaft £ttr Infrrttons - Gebühren S gespaltene petitzetle

40 Pfennig.

Hedadenn

Äshrgsng.

IX.

werben

von jedem Annoncen- Bureau angenommen.

Verlag,

.

Lmil Dominik.

Nr. 7.

Art

A«k»ise« aller

Der "Aär.

f5r die

Berlin,

Gebrüder paetel.

November 1882.

11.

»erli« Vf. 35, Cafcoafhafj« Hr. 7. itiiiiiiiiiiiiiniifiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

iiiiiHiiiiiiiiiMiiiiintiiiiiiimiMiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiimiiimmiiiimii

Misrellen. in

eleganten Repscliirmeii.

Wall'' tag

Specialität:

entgegengenommen. Dem Reichs¬ oird nun der vorläufig gutgeheißene

Englische Schirme

Pla>, zugleich mit dem Antrag auf Be¬ willigung der ersten Rate der Baugelder zugxhen. Der Bauplatz wird noch im Laufe des Winters freigelegt werden, und die

Grundsteinlegung res Kaisers vor

in

Garderoben

NB. Reparaturen und

sowie von Zimmer- und Decorations - Stoffen.



l»os]

Herrn. Adam

Fabrikpreis abgegeben.

Potsdamerstr. 21, — kurz vor der Brücke. —

schirme werden jetzt nach der Saison unter

Berliner Wuseumsbaute«. Bereits Zeit wird, der „Tgl. Rdsch."

8cbirmkabri>
vir das Thema fallen lassen, ich nahm mir aber vor, Tante Sophie aufs Gewissen zu fragen, was ich Hildegard imb Brigitte gar anvertraut haben sollte. —

nur

I

!

so

Heute ist es sehr spät, fast zu spät, um noch zu schreiben, mein Herz ist aber zu voll, ich muß noch mit Dir plaudern, ehe ich zur Ruhe gehe! — Den ganzen Tag tobte der Sturm und jagte gewaltige Schneemastcn vor sich her, man traute sich kaum aus der Thür heraus; ich nahm mir aber fest vor, jedenfalls in die Christmctte zu gehen, komme was da wolle! — Den Tag über hatten wir Alle noch zu thun, jeder trug

Baum, auch der Baron packte immerfort aus; als ich nochmals in den Saal huschen' wollte, um noch ein kleines Lesezeichen für Tante Sophie aus deren Platz zu legen, stand des Barons Diener vor der Thür, vertrat mir den Weg und sagte: der Herr Baron habe ihm noch ein geheimes Päckchen unter den

befohlen, Fräulein Alice nicht mehr zu der Bescheeruug zu lassen; ich bat den Diener, meine kleine Gabe noch hineinzu¬ legen, war aber doch stutzig geivorden, weshalb der Baron mich gerade nicht unter den Christbaum lasten wollte, sollte er etwa auch für mich eine Uebcrraschung haben?! Um 4 Uhr bekamen die Leute in der großen Wohnstube

unter einem großen Baume für

sie

allein ihre reichen Gaben; der

Baron hatte Jedem ein Extrageschenk auf den Platz gelegt. — Der Christbaum wurde in die Gesindcstube gesetzt, damit die Leute Ich hatte um sich nach Herzenslust daran erfreuen könnten. machte mich zur die Erlaubniß gehen zu dürfen gebeten, und

$

95 Kirche zurecht, für Frau v. Erlenroth und Fräulein v. Heller war cs zu stürmisch. Ich war noch nicht weit von unserm Hause entfernt, und kämpfte tapfer mit dem Sturm, der mir auch

Rciscdecke. Frau v. Erlenroth einen Arbeitstisch, auf schwarzem Grunde Blumen wie eingelegt gemalt, und Sophakiffcn in verschiedener Form und Größe; cs war mir lieb, daß ich

nicht gestattete, den Schirm aufzuspannen, als beim Schein

neben dem

der Straßenlaterne ich einen Schatten vor mir gewahrte.

vollen Fensterschützer für die Baronin hatte, ich wäre mir, Hildegards Geschenken gegenüber, zu faul vorgekommen. — Brigitte lag noch den ganzen Tag, und kam nur auf ein Stündchen herüber in den Saal, um auch ihrerseits reich be¬ schenkt zu werden; sie hatte für Alle, für Frau v. Erlenroth, für Tante Sophie, für den Baron und für Zerners kleine Arbeiten gefertigt, nur für mich nicht, es war mir recht lieb, da sah doch Fräulein v. Heller, daß wir nicht so intim sind, wie sie glaubt. — Wad) warinem Danke hin und wieder saßen wir bald Alle traulich beim Abendbrod ; — der Baron hatte sich neben mich gesetzt, um, wie er meinte, mir zu helfen; — als er uns unbeobachtet glaubte, flüsterte er mir zu, ob ich ihm nicht auch etwas schenken möchte, ich wurde duukelroth, aber nickte, ich wüßte nur nicht was. Er bat mich um die Skizze, die ich damals im Gebirge aufgenommen hätte, und ich ver¬ sprach sie ihm von Herzen gern! Heute waren wir des Morgens Alle in der Kirche, der Baron führte seine Mutter, ich ging mit Tante Sophie hinter¬ her; — cs war ein prächtiger Wintertag, der Schnee lag weich und weiß auf allen Dächern und Bäumen, die Wege waren sauber gefegt, golden spielte die Sonne auf den Eis¬ zapfen, die überall wie Crhstall glitzerten, und ein azurblauer Himmel wölbte sich über all' der Winterpracht. — Wir waren am Ziel, Frau v. Erlenroth trat zuerst in den Kirchenstuhl, dann Tante Sophie, dann ich und den Beschluß machte der Baron. Seine schöne mächtige Baritonstimme klang durch all' die Stimmen hindurch, ich mußte immer daraus hören, und saug nur mechanisch das schöne Weihuachtslicd mit. Recht brünstig dankte ich dem Herrn für alle Liebe und Treue, die ich gestern wieder erfahren, und bat, auch ferner mein lieber Pater zu bleiben, und inich zu führen, wohin Er in Seiner Güte cs bestimmt habe; ich bat um ein starkes Herz! Das werde ich jetzt brauchen, Clärchcn, denn in dieser Weihnachts¬ zeit soll Hildegards Verlobung mit dem Baron zum Abschluß kommen; Tante Sophie erzählte es mir auf dem Kirchgänge. Als wir wieder zu Hause anlangten, waren ein Päckchen von Dir, mein Schatz, mit dem reizenden Fußsack, den Deine lieben Händchen für mich gefertigt, und von Vetter Wilhelm ein Kistchcn mit Süßigkeiten angekommen, der Baron stand bei mir, als ich das Kistchcn öffnete, und fragte, wer dieser Geber sei, ich sagte: „Mein Vetter Wilhelm". Er fragte mich so bedeutungsvoll: „Nur Ihr Vetter, Fräulein Alice?" daß ich gar nicht wußte, was er damit meinte, weiß er vielleicht gar, daß ich die Liebesbriefe vom Vetter und an den Vetter vermittle, und findet das nicht recht? — Abends waren wir bei Zerners, es war nicht so traulich, als gestern bei uns; Hildegard nahm den Baron ganz in Beschlag, Frau v. Erlenroth freute sich sichtlich darüber, ich war so ziemlich auf Tante Sophie allein angewiesen, und mir war so bange. — Auf dem Heimwege theilte uns der Baron mit, daß er einen Brief von Ebbcndorf erhalten habe, daß das zu morgen angesagte Diner verschoben werden müßte, da

Ich

drehte mich um, und Baron Erlenroth war an meiner Seite, mir den Arm an, da ich nicht allein weiter kommen würde; ich weigerte mich erst, dann mußte ich wohl oder übel er bot

den Schutz annehmen, der zurück-

Sturm trieb

mich immer wieder

— Schneemännern ähnlich, traten wir in die kleine

Kirche, die noch schwach besucht war, und begaben uns in Frau v- Erlenroths Kirchensitz. Uns gegenüber saß schon Gräfin Zerncr und Hildegard; sic thaten, als bemerkten sic uns nicht, obwohl ich fortwährend ihre Blicke auf mir ruhen

fühlte. — Der Baron erzählte mir, daß er das letzte Mal am Weihnachtsabend hier in der Kirche mit seiner Schwester gewesen sei; — ich erzählte ihm, daß eine Christmctte mit meiner Mama in der kleinen Dorfkirche bei den Großeltern ziemlich meine einzige Erinnerung aus meiner frühesten Kind¬ heit sei, und daß ich jedesmal, wenn ich Weihnachten in der Kirche wäre, eine heiße Sehnsucht nach meiner Kinderzeit an der Seite meiner Eltern empfände, — und doch ziehe cs mich immer wieder zur Christfeier! — „Ehre fei Gott in der Höh'" begann jetzt die kleine Sängcrschaar den Weihnachtsgcsang, und als wir nun gleichzeitig nach unsern Gesangbüchern griffen, fühlte ich einen innigen Händedruck, der mich tief bis ins Herz traf. —

Die Feier war beendet, wir verrichteten unser stilles Gebet, und als ich aufstehen wollte, hielt mich der Baron zurück mit den Worten: „Lasten Sie Zerners vorausgehen,

Fräulein Alice." — Mechanisch blieb ich zurück, und legte nach¬ her meinen Arm durch den des Barons. Ich glaube, wir sprachen kein Wort, ich weiß mich wenigstens nicht darauf zu besinnen, ich kam erst wieder zum klaren Bewußtsein, als mir im Borsaal der Baron half, meinen bereiften Mantel abzu¬ legen, rmd Tante Sophieir's freundliche Stimme uns fromme Kirchgehcr zum Thee rief, da wir gewiß ganz erstarrt wären. — Zerners kamen auch bald, und nachdem auch sic sich au warinem Thee erquickt, tvurden die Saalthürcn geöffnet, und wir stauben unter dem strahlenden Christbaum. Ich wurde überreich beschenkt, aus Berlin lag von Tante Agathe ein hübsches warmes Winterkleid auf meinem Platze, vom Onkel Guido aber ein prächtiger dunkelblauer Samuictpelz, Pclzbarrct und Muffe dazu passend, eigentlich viel zu elegant für mich. — Bon der Baronin bekam ich neben allerhand kleineren Geschenken

eine sehr schöne mattgoldcnc Uhrkettc,

Baron —

denke

Dir, Clärchcn, —

stattung von matter Goldbronze, Alles, >vas Du denken kannst, ist dabei!

und vom

eine ganze Schreibtischaus¬

Dir nur



Ich war ganz beschämt und überrascht von so viel Güte. — Hildegard war von der Baronin förmlich überschüttet mit Geschenke», ein prächtiger Pelzanzug stritt mit einem vollstän¬ digen Schmucke in Gold und Perlen um den Hauptplatz, prächtige Spitzen, Bücher, Bänder, kurz Alles, was eine lie¬ bende Mutter nur für ihre Tochter hätte ersinnen können; der Baron hatte ihr eine Notenmappe in Juchten mit ihrem Namenszng in Bronze geschenkt. — Hildegards Malereien und Stickereien bedeckten aber auch alle Tische; — der Baron be¬ kam eine prächtige Schreibmappc in Holz gemalt, und eine

Bilde

auch noch einen recht hübschen, geschmack¬

die Baronin nicht wohl sei; daß er sich jedoch zu einer Schlittenpartie cugagirt habe, die morgen hier stattfinden sollte! —

96

Beim „Gute Nacht" sagen, reichte mir der Baron so freundlich und unbefangen die Hand, als wäre er den ganzen Abend mein bester Freund gewesen. Und doch hatte er mich bei Zerners kaum beachtet, und Hildegard hatte mich triumphirend angesehen, ich fühlte ihre Blicke noch. — Und als wir beim Frühstück saßen, kam Hildegard, und zwar in großer Aufregung wegen der heutigen Schlittenpartie. Verschiedene Brüder und Vettern sind hier bei ihren Ange¬ hörigen zu Weihnachten und darum versprach die Schlitten¬

fahrt und das darauf folgende Tanzvergnügen im „Casino" sehr schön zu werden. — Frau v. Erlenroth fragte ihren Sohn, ob er den kleinen russischen Schlitten mit den Bärenfellen schon besichtigt habe, würde? Er bejahte und fügte hinzu, daß der Kutscher schon dabei sei, ihn herzurichtenDie Baronin fing immer wieder von der Schlittenfahrt an; augenscheinlich wollte sie den Baron dazu bringen, zu sagen, daß er Hildegard fahren wolle, er that ihr aber nicht den GefallenHildegard bat mich, ihr behülflich zu sein, Noten auszu¬ den er doch benutzen

aber vergebens, der Baron ließ sich nicht erweichen, er reichte mir die Hand über den Tisch und sagte: „Lassen Sie mich nur machen, Fräulein Alice, ich werde schon vertreten, was ich thue, — wenn Sie aber fortfahren, sich zu weigern meine

Schlittendame zu sein,

so

werde

ich das als persönliche Be-

leidigting auffassen. — Ich mußte endlich in Alles willigen. — Bei Tische kam das Gespräch auf die heutige Fahrt, der Baron war ganz unbefangen und fragte seine Mutter, ob sie nachher mit nach den: Casino käme. Frau v. Erlenroth meinte, sie wollte ihreit Platz im Schlitten der Gräfin Zerner über¬ lassen, gedächte aber auch den Abend zu Hause zu bleiben.

„Dann kommen tvir auch wieder nach Hause, denn ohne Dich, kann Fräulein Alice nicht zum Tanzen bleiben!" „So bleibe Du aber doch," sagte Frau v. Erlenroth, „Du brauchst doch keine Bemutterung." „Nein allerdings, die bratiche ich nicht und würde sie auch nicht annehmen," cntgegnete ziemlich gereizt der

Baron.

stückszimmer zurück, Hildegard empfahl sich.

Male eine schroffe nicht in ihrer Sophie Tante Wendung zu nehmen, wenn Güte mit der Frage hineingemischt hätte, ob für sic ein Schlittenplätzchcn übrig sei, oder ob „junge Mädchen über 50 Jahre" nicht mehr mitgenommen würden. Ein allgemeines Gelächter folgte der mit komischer Liebens¬ würdigkeit vorgebrachten Frage und alle Theile fanden sich in harmloser Unterhaltung wieder zusammen. Gegen drei Uhr fuhren die Schlitten vor, den großen Schlitten kutschirte unser Kutscher, des Barons Diener saß hinten aus. Tante Sophie stieg ein, um Gräfin Zerner abzu¬ holen; unser reizender kleiner Einspänner war vor die Treppe geschoben, als Baron Wolden in prachtvollem Schlitten erschien,

Thür hinter

mich zu holen.

suchen, die sie hier gelassen habe und die sie an das Musikalien¬

geschäft zurücksenden müsse.



Wir gingen ins Nebenzimmer, der Baron blieb rauchend und sich im Schaukelstuhle iviegend, am Kaffeetisch zurück, ich hörte wie die Baronin ihn aufforderte, Hildegard zu Nachinittag zu cngagiren; er antwortete jedoch, daß er bereits über seilte Person verfügt habe und dies dem Vergnügungskomitö auch schon angezeigt sei.

Wir hatten

die Noten gefunden und kehrten

sich geschlossen, sagte

der

ins Früh¬

Als sie kauin die Baron zu mir: „Fräulein

Alice, ich habe doch die Ehre, sie heute Schlitten zu fahren?" Ich dankte sehr erfreut für seine Freundlichkeit und nahm natürlich die Aufforderung an. Frau v. Erlenroth sah sehr ernst aus und sagte: „Lieber Conrad, das wird nicht wohl angehen Baron Woldcit, hat mich gestern bereits schriftlich ersticht, für ihn Alice zu enga-

giren!" — Der Baron wandte ein, daß

seine

Mutter

doch nicht habe

über mich verfügen können, es außerdem dann schon gestern gesagt haben sollte. Sie meinte, wie mir schien ctlvas weg¬ werfend, sie habe nicht geglaubt, daß es so eilig gewesen wäre, mich für Baron Wolden zu sicherir, da sie ilicht voraussetzeir konnte, daß ich noch mehr Nachfrager haben würde; nun käme der Baron herein im guten Glauben, daß ich auf ihn warte und würde ihnen Allen es sehr übelnehmen, lveirn gerade

Conrad seine Dame hätte. Der Baron erwiderte mit

einer Bestimmtheit,

die ich

seiner Mutter gegenüber noch nie an ihm bemerkt hatte, es

bliebe, wie er es arrangirt; übrigens solle die Baronin doch Hildegard für Wolden auffordern, sie habe keinen Herrn, er keine Dame, da sei Beiden geholfen! — Ein strafender Blick traf den Sohn, und Frall v. Erlen¬ roth verließ das Zimmer. Mir war bei diesem Gespräch nicht wohl zu Muth und ich wollte nicht Schuld haben an einem Aergerniß zwischen Mutter und Sohn; ich bat daher den Baron dringend, mich überhaupt von der Partie fern bleiben zu lassen und doch Hildegard zu fahren. Ich bat so eindringlich und mit zitternder Stimme, Tante Sophie stimmte mir auch bei;

Das

Gespräch drohte heute zum zweiten sich

Baroit Erlenroth rief ihm zu, daß gewesen sei,

als

ich bereits vergeben

ich seine freundliche Absicht erfahren habe, daß

er, Baron Erlenroth aber für ihn, Comtesse Zerner aufgefordert habe, die seiner harre! „So bitte, nehmen Sie doch wenigstens diese Blumen," sagte Baron Wolden, und reichte mir ein

duftendes Sträußchen von Maiblumen, Veilchen und Rosen. — Ich dankte ihm und stieg in unsern kleinen Schlitten,

während Wolden zu Hildegard eilte. —

Baron Erlenroth kutschirte selbst, es war auch nur für im Schlitten. Wir machten uns sehr stattlich, ich, im neuen Pclzanzuge von Onkel Guido, der Baron im prächtigen Zobelpelz, eine blaue Sammctdccke mit Bär gegefüttcrt schützte uns vor Kälte. Der Baron hatte sein Reitpferd, einen prächtigen Schimmel, zwei Personen Platz

eingespannt, wie er schon öfter gethan, wenn zwei Wagen ge¬ braucht wurden, da wir nur zwei Pferde hier haben. Dem Schimmel mochten die Schellen ungewohnt sein,

war sehr unruhig, so daß tvir auf dem Sammelplätze immerfort hin und her fahren mußten, damit er keine Kapriolen machte. Mein Führer fragte mehrmals, ob ich Angst habe. Als ich es verneinte, schien er sehr froh darüber311 sein. Wohl an zwanzig Schlitten mochten aufgefahren sein, als sich der Zlig in Bewegung setzte; wir wollten als letztes Paar fahren, weil das Pferd das Klingelit hinter sich nicht vertrug. Es sah reizend aus, wie all' die bunten leichten Gefährte über die weiße Fläche dahinflogen, die alle an uns vorbei mußten. Tante Sophie warf uns Kußhände zu, Gräfin Zerner

98

August hatte niir den Mantel abgenommen uitd dabei hatte ich erst gemerkt, daß mich der linke Arm heftig schmerzte. Der alte Diener sah daö schmerzliche Zusammenzucken tind fragte, tvas cs sei, ich wollte etwas Rheumatismus als Grund

erwiderte unsere Grüße gar nicht. Ich sah unwillkürlich meinen Begleiter an, doch dieser lächelte so harmlos, daß ich die Unart der Gräfin bald wieder vergaß. — Der lange Zug war hinaus auf die Landstraße geeilt, wir waren weit zurück geblieben, um den Schimmel sich erst beruhigen zu lassen, jetzt trabte er flott und leicht dahin, der Baron lehnte sich zurück, nahm die Zügel in eine Hand und sagte: „So, Fräulein Alice, nun können wir plaudern" und gleich darauf fragte er, ob ich nicht gern

Baron unser Verhandeln benicrkt und ergriff meinen Arm, um ihn einzurenken, dabei mußten wir unsern Unfall natürlich berichten. — Wir saßen bald gemüthlich beim Thee, als ein Bote aus dem Casino kam, den Baron hin zu rufen, Frau v. Erlcn¬ roth redete sehr zu, doch zu gehen. Herr v. Erlcnroth sah mich an, die ich meine Blicke fragend auf ihn richtete, und schlug entschieden die Aufforderung ab. — vorschützen, aber schon hatte der

heute Abend bei dem Tanzfcst sein möchte? —

Ich sagte ihm ganz ausrichtig, daß es mir nicht schwer würde, fern zu bleiben, es wären ja meist fremde Menschen, die mir zum Theil nicht wohl gesinnt seien, daß ich auch gern versuchen wollte, hellte Abend die Frau Baronin mir wieder geneigt zii machen, die mir heule zu sehr gezürnt habe. Er beruhigte mich damit, daß der Zorn mehr ihm gegolten und fragte dann gleich wieder, ob es mir denn nicht leid thue, nicht mit Wolde» heute zu tanzen. Ich fragte, tvarmn mir gerade daran so viel liegen sollte. Er lächelte und bat: „Schenken Sie mir die Blumen, Alice, die Sie vorhin

Nach einer Weile kam abermals ein Diener, dies

mit einem Billet von einem Schulfreunde des heute angekommen war und seit zehn Jahren seinen lieben Conrad nicht mehr gesehen hatte. Mit verdrießlichem Gesicht erhob sich der Baron, um der Bitte zu folgen, er reichte uns Allen dir Hand zum Abschiede, als ob er abreisen wolle und sagte, mich bedeutungsvoll an¬ blickend, wie entschuldigend „ein halbes Stündchen nur!" Wir bedauerten das Fortgehen des Barons Alle lebhaft, nur seine Mutter, die eben noch so glücklich gewesen, ihren

be¬

kommen!"

ihm sofort hin, er küßte meine Hand, als er sic nahm und warf die schönen Blumen dann in den Schnee hinaus. — Wir fuhren lange plaudernd, leicht dahin, gedachten dcrZeit, uns im Gebirge kennen gelernt, und der Baron meinte, wir wo er habe damals gleich das Gefühl gehabt, als gehörten wir

Ich reichte

sic

fortan zusammen, obgleich er doch nicht geahnt, daß Haus seiner Mutter ginge. — Wir gedachten des Sturmabends auf der Koppe, v. Erlcnroth neckte mich, wie ich mich damals voll ihn geklammert. — Wir bcincrkten jetzt erst, daß uns die anderen weit voraus waren. Der Baroil wollte sic einholen

ich

Conrad wieder zu haben, sah es gern, wie cs schienBis gegen 12 Uhr warteten wir, da aber der Baron noch immer nicht kam, begaben wir uns zur Ruhe! — (Fortsetzung folgt.)

in das

und Herr Angst an

|

Heinrich von Meist.

I

(Hierzu

Schlitten und fuhr,

Portrait und Grabstätte Seite 97 und 101.)

In

diesen Tagen wird der Todestag des größten Dichters Mark Brandenburg zu ihren Söhnen zählt, jährig. — Es ist am Mittage des 20. November 1811. Bon Berlin her kommt ein eigenes Gefährt, das am Wannsee, eine Meile vor Potsdam, beim Kruge „Zum Stimming" anhält. Ein Herr und eine Dame steigen aus und bitten um ein Mittagessen. Nach demselben lassen sie sich im oberen Stock einige Zimmer geben, dieselben mit Betten versehen und machen dann, heiter und ver¬

Zum Glück tvar das Pferd vor Schreck stehen geblieben ; wir standen, so schnell es ging, auf und der Baron richtete mit großer Blühe den Schlitten wieder zurecht. Wir tvaren Beide unversehrt mit dem Schrecken davon gekommen- Als Herr v- Erlcnroth mir den Schnee vom Mantel geklopft, hob er ntich tvieder hinein in unser kleines Gefährt und als er sich an meine Seite setzte, legte er den Arm einen Augenblick um meine Taille, drückte mich innig au sich und flüsterte: „Gott Lob, daß Sic ohne Unfall davon gekommen sind, meine süße Alice." Es war mir »vie im Traum, ich wagte nicht mich zu rühren, ich hätte jetzt sterben mögen, um den schönen Traum

gnügt, einen Spaziergang nach dem anderen Ufer dieses schönen märkischen Doppelsecs.

Der Herr j

ist

der Dichter Heinrich v.

Kleist,

die Dame

Frau Henriette Vogel, seine jüngste Freundin. Sein bekannter Freund und Genosse Adam Müller, der oft sein böser Dämon genannt wird, hatte ihm vor seiner Abreise diese Dame zugeführt. Die unglückliche Frau war des Dichters Ebenbild. Am Mutter¬ Hochbegabt krebs leidend, sah sie dem gewissen Tode entgegen. überspannt wie Kleist, und und Herz, schwermüthig doch an Geist der über Dinge Grübeln die ewigen sie, bei ihrem hatte auch

Welt, zerfallen mit sich und den Verhältnissen der Erde, den Halt verloren. Gleich Kleist außerordentlich musikalisch begabt, mußten diese beiden Naturen sich anziehen und so ihr

nicht zu unterbrechen.

rechten

Als wir

nach noch halbstündiger Fahrt nach Hause kamen, unsere Anfahrt. Herr v. Erlcnroth hob mich Niemand bemerkte selbst aus dem Schlitten lind als er mich auf der untersten Terrasicnstufe niederließ, fühlte ich einen heißen Kuh auf meiner

Schicksal erfüllen. Sie singt eines Tages, hinter ihr steht der entzückte Freund. „Das ist zum Erschießen schön!" spricht sein Mund, als sie geendet.

brennen. —

Taute Sophie tvar lange zu Hause, uiib die Baronin schon in Angst um uns, da Fräulein v- Heller ihr erzählt, baß unser Pferd so unruhig gewesen sei. Sie drückte mit wahrer Herzensangst, des Sohnes Hand und war so glücklich, ihn wieder zu haben, daß sie mich ganz vergaß.

dessen

den die

kürzen, quer über das beschneite Feld. Es um den Weg ging wunderschön, da plötzlich neigte der leichte Schlitten ans eine Seite, und im selben Augenblick lagen wir im Schnee.

Stint

Mal

Barons, der

Sie sicht ihn lange und bedeutend an, ohne etwas

In

einer einsamen Abendstunde erinnert

sic

zu erwidern.

ihn

an

diese

Minute.

„Sie z

versprachen

mir, wen»

ich

Sie bitten würde, jeden,

selbst den größten Freundschaftsdienst zu leisten."

„Ich

bin bereit dazu."

99

„Wohlan, so todten sie mich! Ich kann dies Leben nicht mehr ertragen. Doch ich bin eine Thörin, daß ich Sie bitte — es giebt ja keine Männer mehr!" „Ich werde es thun, denn ich bin ein Mann, der sein Wort

Euch in Freud und Leid der zwei wunderlichen Menschen, die bald ihre große Entdeckungsreise antreten werden.

Henriette." Zuin Schluß

hält!" —

„Gegeben in der grünen Stube den 2k. November 181k.

Sie stehen auf der Hohe, hinab in den See.

dem Kruge gegenüber, und schauen

„Sieh, Jettchen, daß ich Recht hatte. Diese Stelle mit ihrer Einsamkeit und Melancholie ist wie geschaffen zu unserem Abschied aus dieser elenden Welt. Freilich hätte i» Cottbus Freund sofort Deinem Manne Dein die beste Nachricht senden können, doch das machen wir von hier aus hernach durch Briefe ebenso gut selbst ab. Als ich noch Fähndrich war, fuhr ich mit meinen Freunden Rühle und Pfuel hier ost vorüber. Damals sprachen wir oft davon, uns an dieser Stelle eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Jene lachen jetzt über die Jugendschwärmerei, und haben den Muth nicht — so wollen ivir den Jugendträumen treu bleiben!" Nach dem Spaziergange sitzen sie auf ihren Zimmern und schreiben die Briefe. Die Dienerin, welche das Abendessen bringt, bemerkt, daß die Fremden eigenen Wein und Rum bei sich führen. Der Hausknecht, der Wache hielt, sah auf dem Zimmer die ganze Nacht Licht brennen. Die Adresse des ersten Brieses an Frau Müller erinnert uns an eine Scene in Dresden. Auf der Brühl'schen Terrasse gehl Kleist mit seiner Freundin, Frau v. Stühle, schweigend auf und ab. Plötzlich bricht er in die Worte aus: „Ja, ja, es ist nicht anders: Müller muß sterben, ich muß ihn ins Wasser werfen, wenn er mir nicht freiwillig seine Frau abtritt!" Bestürzt schaut Frau v. Rühle den Dichter wie einen Irrsinnigen an; da kommt Müller über die Elbbrücke, Kleist eilt ihm entgegegen und macht in der That den Versuch, seinen Genossen über die Brustwehr in den

Strom

schrieb Kleist:

!

>

Dein Heinrich." j

Die Briefe schlägt Kleist in ein

das er versiegelt und auf dem Tische liegen läßt, dann verrammelt er die Seiten¬ thür mit allen Stühlen und schließt die Thüren ab. Ein Bote wird nach Berlin geschickt mit einem Briefe an den Kriegsrath kommen zwei Gäste aus Berlin, die recht gutes vorfinden müssen!" bestellt der Gast. „Wann kann der Bote mit dem Briefe in Berlin sein?" Um die angegebene Zeit verlangen die heitern Gäste den Kaffee. „Ach", bestellt die Dame, „wir wollen den Kaffee drüben am See auf dem schönen, grünen Platz trinken, wo man eine so Essen

schöne

p. p. c. abzugeben. Der Grund ist Wohl, weil wir in tausend glücklichen Augenblicken an Sie gedacht, weil wir uns tausend¬

mal vorgestellt haben, wie Sie in ihrer Gutmüthigkeit auf¬ gelacht haben würden, wenn Sie uns in der grünen oder rothen Stube beisammen gesehen hätten. Ja, die Welt ist eine wunder¬ liche Einrichtung! — Es hat seine Richtigkeit, daß wir uns. Jettchen und ich, wie zwei trübsinnige, trübselige Menschen, die sich immer ihrer Kälte wegen angeklagt haben, von ganzem Herzen lieb gewonnen haben, und der beste Beweis davon ist wohl, daß wir jetzt mit einander sterben. Leben Sie wohl, unsere liebe, liebe Freundin, und seien Sie aus Erden, wie es gar wohl möglich ist, glücklich! Wir, unsrer¬ seits, wollen Nichts von den Freuden dieser Welt wissen und träumen lauter himmlische Fluren und Sonnen, in deren Schimmer wir mit langen Flügeln an den Schultern, umherwandeln werden. Adieu! Einen Kuß von mir, dem Schreiber, an Müller; er soll zuweilen meiner gedenken, und ein rüstiger Streiter Gottes gegen den Teufel Aberwitz bleiben, der die Welt in Banden hält." Hierunter schrieb Henriette: „Doch wie dies Alles zugegangen. Erzähl' ich Euch zur andern Zeit —

Dazu bin

ich zu

Ihr,

eilig heut;

»reine lieben Freunde, und erinnert

Päckchen,

Pequilhen. „Am Abend

zu stürzen.

Dieser Frau schreibt der Dichter: „Der Himmel weiß, meine liebe, treffliche Freundin, was für sonderbare Gefühle, halb wehmüthig, halb ausgelassen, uns bewegen, in dieser Stunde, da unsere Seelen sich, wie zwei fröh¬ liche Luftschiffer, über die Welt erheben, noch einmal an Sie zu schreiben. Wir waren doch sonst, müssen.Sie wiffen, wohl entschlossen, bei unseren Bekannten und Freunden keine Karten

Lebt wohl denn!

H. v. Kleist." Zuletzt schrieb er noch seiner Schwester Ulrike: „Ich kann nicht sterben, ohne mich zufrieden und heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen Anderen, meine theuerste Ulrike, init Dir versöhnt zu haben. Lab sie mich, die strenge Aeußerung, die in dem Briefe an die Kleisten enthalten ist, laß sie mich zurücknehmen; wirklich. Du hast an uiir gethan, ich sage nicht, was in den Kräften einer Schwester, sondern in den Krä'ten eines Menschen stand, um mich zu retten: die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; möge Dir der Himnrel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterkeit dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und innigste Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiß. Stimmings bei Potsdam, am Morgen meines Todes.

;

Aussicht

hat!"

Die Wirthin erstaunt über das Verlangen. „Ich bezahle den Leuten die Mühe gern", sagt der freund¬ liche Herr. „Schicken Sie doch auch für 8 Groschen Rum mit hinaus!" So wandern sie scherzend nach dem Platze am Ufer; die Dame trägt ein Körbchen am Arm, das oben ein weißes Tuch bedeckt. Unter dein Tuche ruhen die Pistolen. Das Mädchen muß einen Tisch und zwei Stühle bringen. Die Gäste zeigen die munterste Lustigkeit. Sie springen und haschen sich, sie werfen, wie Kinder, mit Steinen in den See. Zuletzt soll die Auswärterin einen Bleistift und die Rechnung bringen. Sie kommt mit dem Verlangten. Die Dame übergiebt ihr das Geschirr und ein reiches Trinkgeld. „Ach, die eine Taffe waschen Sie mir wohl im See aus und bringen sie mir rein zurück!" Kaum hat sich die Aufwärterin auf 40 Schritte entfernt, so fällt ein Schuß und gleich darauf ein zweiter. „Die Herrschaften schießen zum Vergnügen!" denkt die Frau. Wie entsetzt sic sich, als sie mit der Taffe zurückkehrt! Mit dem Schrei „die Fremden haben sich erschossen!" eilt sie in den Krug. Durch einen ausgerodeten Stamm war eine kleine Vertiefung entstanden. In dieser Grube lag Henriette Vogel, die Hände auf der Brust gefaltet; Kleist hatte so sicher ihr Herz getroffen, daß kein Tropfen Blut der Wunde entströmte. Er selbst kniete, mit durchschossener Stirn vor der Freundin — Beide unentstellt, mit Heiterkeit in den stillen Zügen. Um 6 Uhr trafen Vogel und Pequilhen ein. Der Gatte geberdete sich ganz untröstlich, blieb bis zuin andern Morgen, nahm eine Locke von Henriettens Haupt und fuhr dann in sein verwaistes Haus zurück. Der Kriegsrath jedoch erfüllte das Testament seiner

Freunde

gewissenhaft;

nach

der nothwendigen

100 Tvdtenschau ließ er an Ort und Stelle ein gemeinsames Grab für Beide graben, und am Abend des 22. erfolgte die Bestattung. Obgleich man nur von „dem" Wannsee spricht — schreibt W. Pctsch —, so giebt es doch in der That zwei, einen großen und einen kleinen. Beide trennt die Hochstraße von Berlin nach Potsdam. An ihnen liegt der einsame, vielgenannte Krug „Zum Stimming", eine Meile von Potsdam. Da, wo der Straßen¬

damm den kleinen vom großen Wannsee theilt, dem alten Wirthshart an der Landstraße das User langsam empor. Unten hängen die tiesgrünen, schwermüthigen Weiden hause gegenüber, steigt

über dem

See,

oben

bekränzen

die Hügel die alten Kiefern,

mit einzelnen Birken untermischt, die bald dicht an den Saum treten, bald etwas zurückweichen, und so giebt diese Staffage dem einsamen See seinen lies melancholischen Charakter. Cs ist für den Städter, ob aus Potsdam

oder

Berlin,

lohnend, im Sommer einen Ausflug nach dem Wannsee zu machen und die Schönheit dieser märkischen Landschaft von eigenstem Charakter zu genießen. Steht man unten am Wasser, wo der Dichter und seine Freundin ihre letzten Stunden wie spielende Kinder zubrachten, so hat man links am Ende des kleinen Wannsee den Kirchthurm von Stolpe und hinter ihm kieferbcwaldcte Hohen; steigt man das Ufer hinaus, so hat man den kleinen Wannsee zu

Füße», das Gehöft mit seiner Schenke gegenüber und rechts vom Brückendamin den großen Wannsee und fern die tiefblaue Havel. Blickt man rückwärts, so hat man den mächtigen Kiefernwald vor sich, den nur die stille Straße durchschneidet, einsam und still beide, wie die ganze Landschaft.

Wer den Dichter und sein Leben kennt, wen sein „Zerbrochener sein „Käthchen von Heilbronn", sein „Prinz Homburg" jemals entzückte, der betritt nicht ohne leises Grauen den einsamen, melancholischen Ort, wo sich das fast vergessene Doppclgrab be¬ findet. Das fast vergessene! Als nach drei Jahrzehnten Eduard v. Bülow des Dichters Biographie schrieb, eilte er nach dem Wannsee und konnte kaum noch die Grabstätte finden; schon hatte der Wind die beiden Hügel fast verweht. Er rettete das Grab vor völligem Untergange. Als er in den Zeitungen auf diese Ver¬ nachlässigung hinwies, ließ der Besitzer des Grundstückes das Grab auffrischen, mit Rasen belegen, pflanzte Bäume um dasselbe und umzäunte es. Nun pilgerten Viele aus den beiden Städten nach dem modern gewordenen Grabe, und besonders für sentimentale Naturen wurde es ein Wallfahrtsort im Sommer. In schönem, weiblichen Gefühle echter Pietät nahm die junge und schöne Wirthstochter aus dem „Stimming" das Grab in ihre Hut, be¬ pflanzte es mit Blumen und pflegte diese. Doch als die freund¬ liche Hüterin ihre Heimathstätte, das Haus am Wannsee verließ, da gerieth das Grab aufs Neue in Vergessenheit und Verfall. So sah es mit demselben 1861 sehr trübe aus. Als Prinz Fried¬ rich Carl das Grundstück erwarb, berichtet Dr. Wilbrandt, übernahm er die Pflicht gegen die Todten. Er ließ ihr Grab in weiteren Kreisen mit Bäumen umsäumen : zu den Seiten mit Kiefern und Tannen, nach dem See zu mit Akazien, und außen schließt eine Doppelreihe schöner Birken das Ganze ein, dem Grabe und dem Wanderer herrlichen Schatten spendend. Die beiden Hügel deckt

Krug",

dichtes

Moos;

zwischen

Bülow

schon

ihnen steht eine deutsche Eiche, dieselbe,

vorfand. Hinter den Gräbern erhebt ein stattlicher Granitblock mit der einfachen Inschrift: welche

sich

Heinrich von Kleist, geb. 18. Oct. 1777, gest. 21. Nov. 1811.

Das

Leben

Heinrich von Kl ei st's

Bülow, Wilbrandt, W. dasselbe

ist unsern Lesern bekannt.

Pctsch und zuletzt Gensichen haben ausführlich behandelt, auch hat Dr. A. Koberstein die

„Briefe

des Dichters an seine Schwester" im Jahre 1860 heraus¬

gegeben.

Der Dichter Kleist ist im letzten Jahrzehnt durch die von den Meiningern prächtigst inscenirte Aufführung der „Hermans-

schlacht,"

durch die bessere Jnscenirung seines

„Käthchen von

Heilbronn" und durch die Wiederaufnahme seines „Prinzen von Homburg" zu allgemeinerer Geltung gekommen, während die Wiederaufführung seiner „Schroffensteiner" und „Penthesilea" keinen rechten Erfolg hatte. Sein vortreffliches Lustspiel „der zerbrochene Krug," dessen Scenen Adolf Menzel so prächtig illustrirt hat, und daraus wir mittheilen wollen, ist seit der Hamburger Aufführung vom 28. September 1820 dauernd auf dem Repertoir der deutschen Bühnen geblieben; seine Novelle „Michael Kohlhaas" sollte in keiner Bibliothek fehlen. Heinrich von Kleist ist der bedeutendste märkische Dichter. Geboren zu Frankfurt a/O., gestorben am Wannsee, weisen ihn wie kaum einen zweiten Dichter, Geburts- und Sterbeort der Provinz Brandenburg zu. Auch verbrachte er den weitaus größten Theil In seinen seines Lebens in Frankfurt, Berlin und Potsdam. beiden reifsten und bedeutendsten Schöpfungen, im „Prinzen von Homburg" und „Michael Kohlhaas" hat er die heimathliche Mark demnächst einige Proben

zum Schauplatz der Handlung erwählt und den jungen Branden¬ burger Kriegerstaat in einer Weise verherrlicht, wie kein zweiter deutscher Dichter sein engeres Vaterland gefeiert hat. Aus altem märkischen Adel entsprossen, in den drei Haupt¬ städten der Mark fast sein ganzes Leben verbringend, der Sohn eines preußischen Officieres und später selbst preußischer Officicr, so steht Kleist mit allen Vorzügen und Mängeln als ein echter



Repräsentant des brandenburgisch-preußischen Militärstaats vor uns da. Er verleugnet nirgends das „gradlinigte Preußenthum," das nüchterne fast spartanische Element seines Stammvolkes; er er¬ mangelt des süßen, bestrickenden Zaubers, der vollmdctcn Formenschönheit, welche fast durchgehend den Sängern süddeutscher Gaue eigen.

Darum ist er am schwächsten auf dem Gebiete der Lyrik; und auch seinen Dramen mangeln die wahrhaft lyrischen Stellen. Nur in der berühmten Hvllunderbaumseene des „Käthchen von Heilbrvnn" umweht uns echt lyrischer Duft. Sonst aber zeigt sich in der lyrischen Gefühlstiefe und Formenschönheit, sondern in der dramatischen Prägnanz und

seine ganze dichterische Größe nicht

Schlagkraft. Heinrich von Kleist — schreibt Gensichen — ist ein Herkules an Kraft. Aber nicht jener Herkules, welcher in ruhiger Stärke die zwölf unsterblichen Thaten ausführt, sondern jener, auf dessen Körper das Nessushemd brennt, und der nur Erlösung findet in der verzehrenden Flamme. —

Mrlnschc Ortsnamensorschungen. In freier Folge. I. 1. Stralow hat den Namen seiner Lage zu verdanken. Der von Süden kommende Spreestrom findet der Richtung nach eigent¬ lich im Rummelsburger See seine Fortsetzung, dessen Wässer daher Durch die Stralower Landzunge wird so gefährlich erscheinen. den Kratzbruch und bei der Treptower genöthigt, um der Strom sich

Diese Rohrinsel scharf und kurz fast nach Westen einzubiegen. ersten nannten die Richtung neuen Einbiegung zur verengte slavischen Schiffer sehr richtig „Engpaß", altslavisch zrelo, eigent¬ lich Stimme, in erweitertem Sinne Rachen. Dieselbe Bedeutung hat noch das serbische Lckrlo, während das entsprechende polnische, böhmische und wendische Wort heut in der Bedeutung Quelle ge-

101 Unverkennbar ist z. B. die Verwandtschaft des Lröälo mit unserem Strudel. Stralow erscheint verpolnischen hältnißmäßig früh; Ystralowe, wie es urkundlich im Jahre 1261 genannt wird, dürfte nur ein Versuch des Urkundenschreibers sein, Im sich den schwierigen slavischen L-Laut schriftgerecht zu machen. Landbuch Kaiser Karls IV. steht richtig Strato, d. h. ohne das adjectivische Suffix ow, das genetisch nicht zum Namen gehört und sich nur im Volksmunde nach Analogie vieler andren Namen angefunden hat. Der slavische Name dürfte hier auch für eine ursprüngliche braucht wird.

Anlage der Slaven sprechen, da dieselben dazu vorzugsweise die bedeutenderen Wafferläuse wählten. Denselben Ursprung wie Stralow haben die Namen Strehla an der Elbe und Stralsund in Vorpommern.

Das

Letztere

erscheint

ur¬

kundlich im Jahre 1234 ebenfalls als Stralowe, hat aber seinen Namen wieder von der insula Strela (1129), dem heutigen Dänholm, die

in

dortigen Meeresströmung liegt. Wie das Wappenbild der Stadt

mitten

der

Stralfund eine Pfeilspitze zeigt, suchte man die Erklä¬ rung des Namens fälschlich

in dem altslavischen srsla der Pfeil. Wir werden auf die in

Nach unseren vorstehenden Erörterungen ist Pankow im Bar¬ nim trotz des slavischen Namens eine deutsche Anlage. 3. Die Rehberge liegen nördlich vom Plötzensee an der Jungfernhaide. Der Name steht nicht vereinzelt, sondern findet Es erschiene auffallend, sich auch in anden märkischen Gegenden. wenn solche niedrigen Sandberge vom Reh besonders den Namen führen sollten, als wenn das flüchtige Thier sich gerade hier vor¬ zugsweise aufgehalten hätte. Der Zusammenhang ist denn auch ein Andrer. Das slavische reder für Hügel wird noch in Kärnthen, Krain und Steyermark gebraucht und von den Deutschen daselbst

mit Leiten, Berg

übersetzt, auch

kebr, dim. rebkik.

Hier haben

im Böhmischen erscheint das Wort

wir

unsern Namen deutlich vor¬ gebildet und bedurfte es nur der so häufigen Laut¬ umstellung in deutschem

Munde: rebirk.

Denselben

Ursprung haben die ander¬ wärts vorkommenden Räuber¬ berge, ja wir stehen nicht an, auch die isolirt am Leh¬ bei

nitzsee

steigende

eine

hierher

deutschen

Potsdam

Römerschanze

gehörige

auf¬

als im

Munde völlig ver¬

derbte und an einen geschichtlick)en Namen angelehnte Be¬ zeichnung zu halten. Unsere Berliner Reh¬ berge, die nach Westen und zum Theil auch nach Norden

vieler

heute von Waldung umgeben sind, konnten ihren

zurückkommen.

Osten und Süden stattgemn-

Beziehung merkwür¬ dige Stralower Gegend noch

Pankow

noch

Namen erst nach einer von

ein

denen Rodung erhalten: ein

durch das

bedeutungsvoller

visch

Suffix ow adjekti¬ gebildetes Wort und

für die Richtung der slavi¬

2.

ist

bedeutet das zu Pank, hier zur Panke Gehörige. Wir

finden häufige Beispiele, daß Gewässer den an ihnen lie¬ genden Orten die Bezeichnung geben.

Unsere bei

Berlin

Fingerzeig

Einwanderung das Spreethal abwärts. R. Lutter.

schen

so

trübe fließende Panke führt Das Grabmal Heinrichs von Kleist am Wannsre. aber einen Namen, der ge¬ für den „Bär" von Ernst Höppner. Originalzeichnung rade das Gegentheil ihres Wesens bedeutet; das darf nicht beirren, denn der Name ist an einer andren Stelle der Das tiönigl. Stadtschiost in Potsdam, von seiner Mark entstanden und erst nach dem Barnim übertragen Entstehung bis auf die neueste Zeit. Eine Panke und daran Pankow liegen in der worden. Vom Königl. Polizei-Präsident non EngelLe». (Fortsetzung.) Priegnitz; von ihnen ist unser Name entlehnt. Der Barnim Nach allen Seiten hin erkannte der Kurfürst die Schönheiten gehörte zu den jüngeren Erwerbungen der Markgrafen auf sla¬ seines ihm theuren Eilandes Potsdam, überall kam er kunstver¬ vischem Gebiete und erhielt seine Colonisten aus den älteren Theilen der Mark; daß dieselben auch aus der Priegnitz kamen ständig der Natur zu Hülfe, seine Schloßbauten hier, in Caputh und Bornim, so wie seine Gartenanlagen erregten die Bewunderung und die alten Namen mitbrachten, werden wir später näher er¬ seiner Zeitgenossen bis in die fernsten Gegenden. Auf diese örtern. Die Panke in der Priegnitz ist im Vergleich zu unserer Schöpfungen beziehen sich in einem eigenhändigen Schreiben des ein munteres Flüßchen und verdient schon eher den Namen, der Fürsten Moritz von Nassau vom 20. August 1664, in welchem eine Diminutivbildung vom Flußnamen Pene, vom slavischen psnj, erschlossen aus dem böhmischen und polnischen ist. Polnisch er über die Bau-Projecte des großen Kurfürsten sich äußert, die piana dim. pianka bedeutet Schaum, im Namen also schnell Worte: Das ganze Eiland Potsdam muß ein Paradies werden, weil die Edelleute, wie vernehme, daraus scind! — Zunächst und fließendes Wasser. Aehnliche Bildungen in andern slavisch-deutschen vor Allem beschäftigte ihn der Bau des Stadtschlosses. Schon Gegenden sind u. a. der Pank-Strom, ein Nebenarm der Swine, das 1660, also ein Jahr ftüher, ehe Ludwig XIV. Versailles zu verPankowenitzflüßchen östlich von Deutsch -Crone, der Penken-Teich größern und zu schmücken begann, ließ Kurfürst Friedrich Wilbei Sorau.

102

Helm die Ringmauern und Thürme, welche den alten Joachimischen Bau wie ein Gefängniß umgaben, niederwerfen, er wollte ftei mit seinem Volke, dies sollte frei mit ihm verkehren, er wollte unge¬ hindert die schöne Havel überblicken, und wie er aus dem Berliner Schlosse

alle Gefängnisse hatte beseitigen lassen, sollte auch hier

Alles heiter und stattlich werden. Man nahm das „alte Haus" als Wurzelstock und ließ daraus das neue in 3 Geschossen unDie Mitte sollte einen durch die beiden vergrößert erwachsen. oberen Geschosse gehenden mächtigen Hauptsaal, auf einer nörd¬ lichen Eingangs-Galerie und einer zweiten darüber, aufnehmen, und der Raum der alten Schloßcapelle nach Norden vergrößert Dies bedingte nach beiden Fanden große Vorsprünge; werden. der nach Süden ward dreifach, der nach Norden zweifach gebildet. Letzterer nahm die neuen, damals hölzernen, Doppelstiegen auf, die zu den Galerien beider Geschosse führten, so daß nun der alte Joachimische Treppenthurm abgebrochen werden konnte. Dem drei¬ fachen Saalvorsprung im Süden aber ward mitten eine geringere Ausladung und statt dessen eine rampenartige Freitreppe gegeben, die in das erste Geschoß hinauf führte und von ihrer damaligen Besetzung mit Orangerie, vielleicht aber auch von der Rasenbelegung, die sie unter Friedrich II. erhielt, noch heute den Namen der „Grünen Treppe" trägt. Im Körper des Schlosses selbst folgte vom Hauptsaal her östlich wie westlich dem Vorgemach ein Audienz-Zimmer, jedes, wie jetzt, mit 2 Fenstern nach dem Hofe und 2 nach dem Garten. Den beiden Enden des Schloßkörpers wurden große Eckrisalite angefügt und darin um eine kleine, durch alle Stockwerke führende, Wendeltreppe je 4 Gemächer angelegt; das Hauptgebäude des Schlosses erhielt so bereits seine jetzige Länge von 26 Ruthen und fast dieselbe Eintheilung.

für das untere

Geschoß

der

Aeußerlich ward

Styl alla rustica erwählt, in

den

oberen beiden aber ließ man ihn nur in den grauen Einfassungen der weißen Wände und der Fenster zur Geltung kommen. — Die mittleren Vorsprünge hatten Frontons. Alle 3 Fensterreihen liefen

über die Südfront des ganzen Gebäudes gleichmäßig hin, nur daß die obere unterhalb Festons zeigte und, wo sie über den Haupt¬ saal lief, Bogenfenster hatte. Die Zahl der Fenster in einer Reihe war, wie jetzt, 23, auf jeden Vorsprung kommen in der Breite 5. Die Vorsprünge sprachen sich auch in den Dachformen aus, ehe die letzteren sich aber vollendeten, stiegen im Styl der Oberge¬ schosse

abgeputzte Holzthürme daraus hervor,

und zwar über den

Eckrisaliten viereckige mit Bogenfenstern und Frontons nur in einem Geschoß, aus dem Dachgipfel des Hauptsaales aber ein höherer achteckiger in 2 Geschossen mit gleichen Fenstern und Frontons, doch mit umlaufenden Frei-Galerien, deren unterste sich nördlich

auf dem Dach des Treppenhauses zu einem Altan erweiterte. Das Kappendach dieses mittleren Thurmes trug einen vergoldeten Stern. solcher Gestalt um- und zum Theil neu gebaute alte Schloß ließ man von den Eckrisaliten nach Norden zu Nebenge¬ bäude viel niedriger, nur in zwei Geschossen als Flügel ausgehen, welche, gleichsam zur Erinnerung an die alten Eckthürme, wieder Der Raum an kleinen etwas erhöhten Baulichkeiten endeten. zwischen diesen beiden ward, wie der frühere Burghof im Norden,

An das

wieder durch die Gebäude der Schloßwache abgeschlossen, welche 2 niedrige Stockwerke hatte und das Thor nach dem Alten Markt zu, jetzt aber genau in der Mitte, erhielt. Zwei andere Portale führten durch die Mitte der Seitenflügel in den Hof, drei vom Hofe in das Schloß selbst, an der Südseite aber 2 in die Eckrisalite und eins zu dem Raume unter der Grünen Treppe, von dieser selbst führte eine Thür wie jetzt, in den Hauptsaal. Die sämmtlichen Baulichkeiten wurden mit einer Balustrade umgeben, welche an den 4 Ecken Pavillons, zu Schilderhäusern dienend, hatte, und durch einen wohl eingefaßten Graben von der Stadt und dem Lustgarten gesondert

war; über

den Graben aber führte gerade vor dem

bei der Schloßwache eine Brücke

Thor

mit 2 kleinen Wachthäusern an

Markt, ein zweites Brückchen führte von einem, vor der grünen Treppe ausspringenden, Halbrund nach dem äußeren Lustgarten, und es lag in der Absicht, die alte Havel¬ brücke eingehen zu lassen und in der Fluchtlinie des eben erwähn¬ ten Brückchens eine neue von der Mitte des Lustgartens aus, jeder Seite nach dem Alten

vor der Mitte des Schlosses, auf den gegenüber lie¬ Weinberg (Brauhausberg) zu führen. Dies aui vielen Kupferstichen dargestellte Project wurde indessen aufgegeben und 1662 die neue Brücke etwas mehr stromaufwärts neben der alten erbaut. — Interessant ist es, aus dem im Königlichen Archiv be¬ wahrten Plane des „alten Hauses zu Potsdam" zu sehen, wie der also genau genden

erlauchte Bauherr

mit Bleistrichen

zuerst den westlichen

Flügel und

die Stellung der Grünen Treppe angedeutet, dann die Treppe selbst auf den Rand gezeichnet und zuletzt auf der Rückseite die 3 Risa¬ lite angegeben, auch die Länge der Flügel berechnet hat. Wie

übrigens der große Kurfürst beständig Ganzes im Auge hatte, so auch hier. Bei dem Schloßbau waren, wie die ersten Pläne er¬ kennen lassen, die Absichten'Friedrich Wilhelms mit auf die Stadt gerichtet, welche nunmehr, namentlich durch den Neubau von 88 Bürgerhäusern, die wesentlichsten Verbesserungen, Verschöne¬ rungen und Erweiterungen erhielt. Doch kehren wir zum Schloß zurück. Bis zum Jahre 1667 schweigen die Nachrichten über den Schloßbau, in diesem Jahre aber scheint der Umbau so erfolgt zu sein, wie im Wesentlichen das Schloß im Hauptbau noch heute besteht; aus vorhandenen Correspondenzen im Staats-Archiv ergiebt sich nämlich, daß der General-Quartiermeister de Chiese zum Bau des Schlosses und der Seitenflügel in Glindow Steine brennen und das zum Dachdecken nöthige Blech in Cöln zubereiten ließ. Im Jahre 1671 mußte das Hauptgebäude bereits vollendet und vom Kurfürsten bewohnt gewesen sein, denn er schreibt unterm 26. März von Potsdam aus an einen v. Creutzberg: „Der Herzog von Simmern wollte ihn besuchen, er bäte, ihm bei Zeiten den Fourierzettel zu senden, damit er wegen der Logamenten Ord¬ nung treffen könne." An dem inneren Ausbau, namentlich der Prachtgemächer, wurde noch längere Zeit gearbeitet und im Jahre 1674 berichtet, daß Johann Baptista und Marinus ihre Ar¬ beiten vollendet hätten. —

Die alten Baumeister des großen Kurfürsten, de Chiese

Memhart, waren resp. 1673 und 1678 gestorben, an ihre Stelle Nehring getreten, welchem nun der Bau eines großen Orangenhauses und der 1679 von dem großen Kur¬ fürsten beschlossene Erweiterungsbau des Stadtschlosses in Pots¬ dam übertragen wurde. Der noch um das Schloß laufende Gra¬ ben wurde Izugeschüttet und der Lustgarten, den Memhart ge¬ ordnet, von Neuem umgestaltet. Auf den Plänen für den Umbau und

und die Erweiterung des Schlosses, wie sie im Archiv bewahrt sind, bemerkt man, wie der Kurfürst mit eigener Hand im Norden einen zweiten Hof angedeutet, mit einem kleinen halbrunden Vor¬ sprung nach dem alten Markt, ähnlich dem jetzigen. Die Erwei¬ terung des Schlosses war namentlich auf die Seitenflügel gerichtet.

Beide sollten um 105 Fuß verlängert und jedem derselben ein Eckpavillon von 36 Fuß im Quadrat hinzugefügt werden, zu deren Verbindung und zum Abschluß des Ganzen nach der Stadt hin dann die erwähnte bogenförmige Galerie dienen sollte, welche 12 Fuß Tiefe, nach dem Schloßhofe hin durchbrochene Schwibbogen und in der Mitte, nach dem Markte zu, eine zierliche Pforte er¬ halten sollte. Der Bau schritt so rasch vor, daß schon im folgen¬ den Jahre die in dem neu erbauten östlichen Flügel hergestellte Kirche von dem Marmorirer Ramming verziert werden konnte. Die Pilaster erhielten schwarzen Marmor mit weißem Geäder, die Zwischenräume wurden weiß marmorirt und polirt, die 12 Fenster mit hervorspringenden Festons geziert und die Decke später von

dem Stuccateur Ecken

mit

Turnell mit

zierlichen Quadraten und in den Laubwerk versehen. Der Bau dieser beiden Seitenflügel

103 ausgelegte Uhr aber befand sich im Schlosse nirgend anders, als in dem Schlafgemach des großen Fürsten, welches, mit 2 Fenstern nach dem Lustgarten, vom großen Saale aus das dritte Zimmer

war im Jahre 1682 vollendet, die Flügel waren 2 Stockwerke hoch, 28 Fuß tief und schlossen sich in ihrer Form genau an die alten, schon stehenden, an. Hiermit war dasjenige. Was der große Kurfürst an dem Stadtschlosse neu- und größer bauen wollte, zu Ende geführt und mag nur noch erwähnt werden, daß der Kurfürst den Hofbaumeister Mathias Schmidt mit der Ausführung betraut hatte. Um Raum zu schaffen für die bedeu¬ tenden Erweiterungen, wurden mehrere im 30jährigen Kriege vernebst der Galerie

war. Der Tod des unvergeßlichen Regenten erfolgte am 29. April 1688. Was er gewirkt in seiner langen Regierung, es bildete das Fundament, worauf seine Nachfolger das mächtige Königliche Preußen auferbauten, und auch was er zur Verschönerung Pots¬ dams und der ganzen Insel gethan und geplant hat, es ist die Grundlage dessen, was heute die Bewunderung aller Gebildeten erregt, und zum Theil waren seine Pläne noch großartiger und umfaffender, als die spätere Ausführung sich gestaltet hat. Wohl mögen deshalb die Gedanken des sterbenden Helden gern auf den Anstrengungen geruht haben, wodurch er das sandige Eiland zu einem blühenden Garten umgestaltete und auch wir durften länger bei seinen Schöpfungen weilen, denn in ihnen findet alles Fol¬ gende seine Erklärung und wahre Bedeutung. —

Wüstetete Bürgerhäuser zwischen Kirche und Schloß angekauft und

ganz niedergerissen, der Schutt zur Vergrößerung des Lustgartens

hin verwendet. Nehring begann nun auch das Aeußere des ganzen Schlosses und der Flügel in einem reicheren Pilasterstyl aus¬ zuschmücken, seine Pläne kamen aber erst zur Vollendung unter dem folgenden Herrscher und werden dort näher ins Auge ge¬ faßt werden. Was die Künstler betrifft, welche an der inneren Einrichtung und Ausschmückung des Schlosses gearbeitet, so beschränken sich die höchst dürftigen Nachrichten darauf, daß der Hofbildhauer und Architekt Dieussart, die Bildhauer Döbel er und Artus Quellinus, die Stuccatoren Johannes Baptista Novi und Belloni, so wie die Maler Marinus, van Tulden und Jakob Vaillant mit dem Blumen- und Thiermaler Rohe und dem Staffirmaler Pribisch thätig waren. Zwei nach der Havel

(Fortsetzung folgt.)

MisceUen. I

große allegorische Oelgemälde van Tulden's schmücken noch jetzt, wie damals, die Nordseite des Hauptsaales und erinnern an den Pomp der Galerie Luxembourg, woran v. Tulden als Rubens Schüler mitgearbeitet hatte. Das eine bezieht sich auf die Geburt des Prinzen Friedrich (nachmaligen Königs Friedrich I.) und hat später die Unterschrift erhalten: „Regia progenies 1657“, das andere bezieht sich auf den Frieden von St. Germain und trägt die Unterschrift: „Pax facta 1679.“ Ein drittes allegorisches Gemälde von Jakob Vaillant feiert die Eroberung der Insel Rügen 1678 und rührt auch aus jener Zeit. Der Kurfürst ist zu Pferde dargestellt, seine Gemahlin Dorothea ihm zur Seite in einem Neptunischen Triumphwagen. Von Dieussart's Bildnereien sind nur die Ornamente im Mittelgeschoß des westlichen Flügels und in den unter dem Hauptsaale befindlichen Räumen des Weinkellers übrig geblieben; in den Kellcrräumen wurde zur Zeit des großen Kurfürsten und auch später bei Jagden das Früh¬ stück eingenommen, weshalb auf deren Ausschmückung überall viel Werth gelegt wurde. — Beiläufig mag hier erwähnt werden, daß die Behauptung einiger Franzosen, welche natürlich alles Schöne und Großartige ihren Landslenten vindiciren wollen, der große Kurfürst habe nur den Versailler Schloßbau nachgeahmt und Alles durch Französische Refugie's ausführen lassen, unrichtig ist. Der Versailler Bau hat ein Jahr später, als der hiesige Schlo߬ bau, begonnen, und da der Widerruf des Edicts von Nantes erst am 18. October 1685 erfolgte, später aber selbstredend erst die dadurch vertriebenen Franzosen in die Marken kamen, so können sie den 1682 .schon vollendeten Bau nicht geleitet haben. Uebrigens befanden sich unter den uns bekannten Baumeistern des Kurfürsten nicht ein Franzose, unter den sonstigen zahlreichen Künstlern nur zwei Franzosen. —

In

Zeit, als dem Kurfürsten der Besuch der Kirche für die Hausandachten wieder eine Schloßkapelle einrichten; wo diese sich befunden, ist nicht mit Be¬ stimmtheit zu ermitteln, wahrscheinlich aber da, wo sie unter seinen ersten Nachfolgern sich befand, im westlichen Flügel. Ebensowenig ist genau zu ermitteln, in welchem Gemach sein letztes Lager ge¬ der letzten

zu schwer wurde, ließ er sich

standen hat. Vermuthlich indeß hat er sein Schlafgemach nicht verlassen; die Nachrichten sprechen von einer Uhr, woraus der Zeit¬ gott die Stunde wies. Diese soll der Kurfürst kurz vor seinem

Tode angeblickt und tiefernst gesagt haben: „Der Zeiger eilt zum Ende und meine Zeit ist hin." Eine große mit Elfenbein künstlich

!

Womentptzotograptzie der Leipzigerkratze in Berti«. (Siehe Illustration S. 93.) Die Leipzigerstraße führte ehedem doppelte Namen. Vom Dönhoffsplatz an, wo sie über die Spittel¬ brücke nach dem Friedrichswerder und Neucöln führt, bis zur Mauerstraße, also in ihrem älteren Theile, hieß sie die „Leipziger¬ straße," die im Jahre 1734 bewirkte Erweiterung von der Mauer¬ straße bis zum Thore hieß nach diesem noch 1752 die „Pots¬ damerstraße." Als dann aber Friedrich der Große von 1773 bis 1777 46 alte Häuser in dieser Straße hatte niederbrechen und neu aufbauen lassen, kam ihr heutigerRame ausschließlich inGebrauch. Die ersten Bauten dieser Prachtstraße geschahen vom Jahre 1735 an in nachstehender Weise. Nr. 1 erbaute ein Hoflieferant Blume, Nr. 2 der Geheimrath Sellenthin, Nr. 3 der Lieutenant v. d. Grüben, Nr. 4 (Reichstag) der Major von Aschersleben, Nr. 5 (Kriegsministerium) der Minister Freiherr von Happe, Nr. 7 der Magistrat re. Die Häuser auf der südlichen Seite des Leipzigerplatzes sind auf Acker- und Wiesengrund gebaut, der zu einigen nach dem Landwehrgraben hin einst gelegenen Meiereien gehörte, von welchen sie durch die Erbauung der ehemaligen Stadtmauer gänz¬ lich getrennt wurden. Der Grund und Boden, auf welchem die nördliche Seite dieses Platzes, gegenwärtig der am schönsten gelegene Straßentheil Berlins erbaut wurde, gehörte ftüher zum Thiergarten. Unsere Illustration giebt ein vortreffliches Bild der Leipziger¬ straße, wie sie heute ausschaut. Die rechts darauf befindliche Straßen¬ ecke ist die nach dem Halleschen Thore zugelegene Ecke der Frie¬ drichstraße. Das Ende der Straße am Spittelmarkt ist leider in den letzten Jahren durch einen Colossalbau verbaut worden.

Statt

die Gelegenheit beim Schopfe zu nehmen und die später nothwendige Fortsetzung der Straße nach dem Frankfurter Bahnhof zu vorzubereiten, versäumte unsere städtische Behörde den Ankauf des alten Eckgrundstücks der Wallstraße. — D. doch

Soenneken's Schreiökühe. Wir möchten unsere Leser aus ein sehr einfaches, bequemes und billiges Mittel aufmerksam machen, die fehlerhafte Körperhaltung der Schüler beim Schreiben zu verhindern. der Beilage zu unserer Nummer 6 war diese

In

„Schreibstütze" abgebildet, und es waren zugleich mehrere Zeugniffe hervorragender Pädagogen und Mediziner ab¬ gedruckt, welche die Schreibstütze empfahlen. Der Redakteur d. Bl. kann jetzt aus eigener Erfahrung die gute Wirkung des Instru¬ ments bestätigen und dasselbe zur Anschaffung für Schulkinder Soenneken'sche

bestens empfehlen.



104 Per Maine Merlin. Außer der Haupt- und Residenzstadt Berlin giebt es gleichen Namens: Berlin im Kreise Neustadt (Westpreußen), Berlin im Kreise Schleswig, Berlin im Kreise Seegeberg (Schleswig-Holstein), Berlin zur Stadt Kreis Sternberg, Berlin, Neu, Kreis Jnowraclaw, Berlinchen im Kreise Ostpriegnitz, Berlinchen im Kreise Schwetz, Berlinchen im Kreise Soldin. Ferner ein Berlinchenfeld im Kreise Soldin, ein Berlinerau im Kreise Segeberg, ein Im Berlinerhof im Kreise Mettmann und endlich ein Berlinersoll im Kreise Nau8. D. gard. Zur Erklärung des Artikels Zeitungsente diene Fol¬ gendes : Die holländischen Schiffer brachten von ihren Nordlands¬ fahrten die Erzählung mit, daß es im Norden Vögel gebe, die man Stockenten nenne und, über welche es in Egede's Beschrei¬ bung von Grönland heißt: „Sie werden nicht durch eine Begat¬ tung zwischen Männchen und Weibchen erzeugt, sondern sie ent¬ stehen auf eine gar seltsame Art, aus einer schleimigen Materie auf dem Meere, welche sich an alte Stücke Holz, die seit langer Zeit auf dem Wasser herumtreiben, ansetzt. Auf selbigem erzeugt sich zuerst eine Art von Muschel oder Schale und nachher ein kleiner Wurm, welcher mit der Zeit die Gestalt eines Vogels annimmt." In Sebastian Münster's Kosmographie ist aus dem Stück Holz bereits ein Baum geworden, der an den Küsten wächst und Früchte trägt, welche, eingehüllt in die Blätter, „zur richtigen Zeit in's Meer fallen, da dann die Entchen auskriechen", was ein beigegebener Holzschnitt veranschaulicht. Der Uebersetzer Egede's führt in einer Anmerkung eine Abhandlung über diese Entenmuscheln (Conchae

.

anatiferae) an, sucht aber, wie schon der Jesuit Kircher in seiner „Unterirdischen Welt", eine natürliche Erklärung der wunderbaren Thatsache, die von „sehr vielen zuverlässigen Schriftstellern" berichtet, von „einigen scharffinnigen Personen als eine fabelhafte Er¬ Wieviel die Welt zählung oder ein Märlein" angesehen wird. in den verflossenen Jahrhunderten sich mit dieser Ente beschäftigt hat, die Vielen gleichbedeutend war mit Lüge, hat Max Müller in Oxford nachgewiesen. Er verfolgt die sogenannten Bernakelgänse, aus Muscheln auf angetriebenen Baumstämmen entstanden, bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück. Die Küsten Irlands, Schottlands und Englands sind die Schauplätze, von denen die ältesten Berichte lauten, welche dann nach Holland und Deutschland 8—n. kamen. der Ober-Präsidenten Mrinz Wilhelm arbeitet jetzt mit dem zwar Achenbach, und Dr. Provinz Brandenburg, Staatsminister täglich des Vormittags von 9—11 oder auch des Nachmittags, je nachdem die Geschäftszeit des Oberpräsidenten nicht anderwärts in Anspruch genommen ist. Es sind, so schreibt die „Post", nicht etwa akademische Vorlesungen, welcher diese hohe Beamte dem Prinzen als Fortsetzung seiner Rechtsstudien hält, sondern der Zweck dieser Vorträge ist der, dem Prinzen an der Hand der Praxis eine eingehende Uebersicht über die verschiedenen Zweige der Staats¬ verwaltung, über ihre Bedeutung, ihre Abgrenzung und ihre Ziele zu verschaffen, in der Art, daß sich unter den Sachen, die dem obersten Beamten der Provinz zur Entscheidung vorliegen, an die Erörterung des concreten Falles eine systematische Entwickelung der einschlägigen Verhältnisse ihres Werdens in der Vergangenheit, wie ihres Bestehens in der Gegenwart anreiht, um so den Prinzen in die Staats-, Provinz-, Bezirks- und Gemeindeverhältnisse einzu¬ führen. Namentlich werden ihm dabei die Selbstverwaltung, die Steuer- und Wirthschaftsmaterien näher gebracht werden. Diese receptive Thätigkeit soll sich zur productiven erhöhen in der Weise, daß der Prinz selbstthätig formulirt, später in einer Sitzung einen Vortrag und in einem höheren Verwaltungskörper zur Entscheidung den Vorsitz übernimmt. Diese Thätigkeit wird den ganzen Winter

ausfüllen und ist in ihr auch der Grund der Verlängerung des Commandos beim Garde-Husaren-Regiment zu suchen. Da während des Winters der Dienst innerhalb der Escadron für den Chef weniger von Belang ist, als während des übrigen Halbjahrs, so wird Prinz Wilhelm in den Wintermonaten nur an den OfficierReitstunden des Garde-Husaren-Regiments theilnehmen. — Möse Sieben ist ein vielgebrauchter Ausdruck für ein böses Weib; die Wenigsten, die ihn anwenden, wissen aber, woher er rührt. Sein Ursprung ist dieser: Die Sterndeuter theilten das ganze Himmelsgewölbe, soweit es in der Geburtsstunde sichtbar war, in zwölf Abtheilungen, die sogenannten Häuser, deren jedes eine besondere Bedeutung hatte. So hieß die erste Abtheilung das Haus des Lebens, die zweite das Haus des Reichthums u. s. f. Die siebente Abtheilung war das Haus der Ehe; führt nun Jemand eine unglückliche Ehe, so ist er mit einer „bösen Sieben" behaftet.

Zu „Kaiser Karolus

sein beket Meerd".

Wir

sangen in

der Mark als Kinder: „Kaiser Karolus hat einen Hund, Der war kunterbunt; hat ihn genannt mit seinem Mund Wie hieß der Hund!

(oder auch)

Auch hier

in Schlesien singen die Kinder

es.

C. B.

§. Keymons: Kduard von Kartmann. Erinnerungen aus den Jahren 1868 bis 1881. Mit Ed. v. Hartmann's Portrait. 4 Bogen. Preis 1 Mark. C. Heymons hat in diesen Aufzeichnungen „Erinnerungen an

Thätigkeit" Mittheilungen über sein Leben, seine Krankheit, seine erste und zweite Frau gemacht, welche gewiß allen Freunden des geistvollen Denkers willkommen sein werden. Auch sämmtliche von Hartmann eine langjährige Freundschaft und an eine gemeinsame

verfaßten Werke werden hier verzeichnet und deren buchhändlerische Erfolge konstatirt; so erfahren wir, daß die „Philosophie des Un¬ bewußten" acht Auslagen erlebte, die erste von 1000, die zweite von 1250, die dritte, vierte, fünfte, sechste von je 1500 Exemplaren, die siebente von 1750, die achte von 1250, und zwar. in dem Jahrzehnt von 1868—78: ein in der philosophischen Literatur seltener, wohl einziger Erfolg. Das Schriftchen ist zwar inspirirt von freundschaftlicher Zuneigung zu dem Philosophen, aber doch ohne Ueberschwänglichkeit abgefaßt.

Sricf- und Frageknstru. Frage: Woher stammt die Redensart die

Klöße!" C. B. Wegen

„Er

des Gedichtes empfingen

kommt wie Seebach um

wir aus

unserm Leserkreise

Auskunft. Abzählverse und Alles, was darüber bekannt, brachte „Bär" 1881 Seite 395 und 520. C. T. Friedrich Wilhelm II. ist in Prenzlau geboren, wie man uns schreibt. Nach Ihren Mittheilungen ist ferner Joachim Fried¬ rich in Berlin geboren, cs. Hendriich, derer die Mark zu Brandenburg betreffenden Sachen. Berlin 1681 Theil II. Buchstabe 6. Joachim I. und Johann Georg in Berlin und Joachim II. wahrscheinlich in Stendal oder Frankfurt a/O. cf. Haftiz, Renschel und Angelus. keine

Inhalt.

Meine erste Reise in Schlesiens Berge, Novelle von A. von Senten (Fortsetzung); Heinrich von Kleist (mit 2 Illustrationen, Portrait und Grabstätte am Wannsee) von E. D.; Märkische Ortsnamenforschungen I. von R. Lutter; Das Königl. Stadtschloß in Potsdam von Polizei¬ präsident von Cngclcken (Fortsetzung); Momentphotographie der Leipzigerstraße in Berlin; Der Name „Berlin"; Zeitungsente; Prinz Wilhelm; Böse Sieben; Kaiser Karolus hat einen Hund; Königl. Schauspielhaus re.

Brief- und Fragekasten. Inserate.

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in Berlin W. — Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Druck: W. Moeser Hofbuchdruckerei in Berlin 8. — Nachdruck ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt.

IMstl

Insertion» - Gebühren S gespaltene Petitzelle

40 Pfennig.

ZghrgSNg.

Nr. 8.

Redacteur r

Verlag»

Lmil Dominik.

Gebrüder Partei.

Art

Anreisen aller

Der "Bär.

für die

IX.

HorkenMH

zur Muslrirten Jerlinri-

werden von jedem Annoncen -Bureau angenommen.

Werlin,

18. November 1882.

Berlin W. FZ, Lützowstraße Nr. 7.

MisceUen.

MW

Das Königs. Schauspielhaus dürfte über kurz oder lang ein neues Gewand bekom¬ men. Ein Project, das Schauspielhaus mit Werksteinen zu bekleiden, ist vor einiger Zeit dem

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Jahrgang.

ii.

Herausgegeben von

Emil Dominik.

Verlag von Gebrüder Paetel in

Berlin

ÄUS alter Zeit. Eine Erzählung von Äcinritfi. ßusisu

IV.

den S. Dezember 1882.

W.

Nachdruck verboten. Gesetz v. VI. 70.

ii.

.

(Fortsetzung.)

in Cottbus noch viel schönere Sachen, die er nicht mit führen könnte, in der Herberge zluu schwarzen Bär lagern hätte, imb dabei erkundet, wenn sie in Cottbus eintreffen wollten, auch um die Gunst gebeten, in ihrer Herberge daselbst wieder vor¬ sprechen zu dürfen. Das Fräulein hatte ihm Red' und Antwort gegeben und war so unbe¬ wußt zur Verrätherin des er

Der Wagenzug der Cölner Kauflerite hatte die Reise bis Aufenthalt und Unfall fortgesetztdieser Zeit gar lustig gewesen während Das Fräulein war und voller Kurzweil ge angenehm ganz und hatte das gleisen fuitdcn. Ihre Stimme hatte sie im Walde wacker er¬ schallen lassen, ihr Bruder »ach Lübbenau ohue allen

Reiseplaus geworden; denn war einer von den

der Krämer

hatte accompagniret und selbst Herr Emmerich hatte seiner Vaßstimiilc freien Lauf gelassen. Die Begleitungs-

Mannen des Wildsteincrs. Ein starker Nebel lag am andern Morgen auf der

sie

ganzen Gegend des Spree¬

noch keine so lustige Fahrt gemacht hätten, denn das

waldes, an dessen Rande nun die Reisenden dahin¬ zogen. Das Wetter, welches bis jetzt schön und hell ge¬

Mannen rühmten, daß

Fräulein ließ sich sogar zu¬ weilen mit Einem oder dem Andern in ein paar Worte

wesen

war,

schien sich ver¬

ein, so daß sie ihre Leut¬ seligkeit und Anmuth ilicht genug rühmen konnten, zu¬ mal sie aus ihrer wohlver¬ sorgten Rcisekaffe gewöhnlich ein Fäßlein Bier bezahlte und

ändern zu wollen. Die Herren zogen die Mäntel fester an sich. Das Fräulein war in ihren Wagen ge¬ stiegen. Der Rottmeister mit seiner Schaar schritt schwei¬

die Alaunen auf¬

vorwärts. Da flüsterte ein alter ergrauter Kricgs-

Einst hatte sich in der Herberge zu Lübbcn auch ein Krämer eingefunden, der allerlei schöne Waaren, sei¬

mann, dem quer über das Gesicht eine rothe !Narbe lief

extra

für

gend

legen ließ.

dene

Bänder,

goldgestickte

und der nur ein Auge hatte, dem Ersteren zu:

Fürst von pteß,

dgl. anbot. Sachen dein Fräulein Da er ein artiger und gewandter Mensch war, der so etwas von welscher Art und Manier hatte, so hatte sic ihm aus Gefälligkeit einiges abgekauft. Dabei hatte er ihr gesagt, daß

Hauben,

Schuhe

u.

Sehet da, Herr Rottmeister, das Häslcin mitten auf dem Wege, cs ist gar dreist und hat keine Furcht. Wollen's abwarten: läuft es rechts, dann geht cs heut gut, läuft es links, daun fällt, ehe wir Abend in Cottbus sind, noch etwas vor, das uns nicht lieb ist.

Oberst-Jägermeister und Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege. (S. Seite 136.)

130

Alter Narr, entgegnete der Rottmeister, was weiß der Nichts! — Ja, wenn alle Hasen nur Hasen und nichts weiter wären, erwiderte der alte Kriegsknecht, dann wäre ja Alles gut, aber der alte Mönch Ambrosius aus dem grauen Kloster hat mir manchesmal versichert, daß der Teufel und seine Großmutter sich in allerlei Gethier und Spuk verwandeln können, und dann ist nicht zu spaßen, daß er einem allerlei Teufeleien in den Weg kommen läßt, überhaupt, wenn gute Menschen, wie unser Fräulein und die beiden jungen Herren, auf der Reise sind. Doch sehet, da hinter dem ersten sitzt noch ein zweiter Hase! Hu, der hat gar kein Hasengesicht! Gewiß ist das der Teufel und der andere seine Großmutter! Jetzt laufen beide nach links. Gott sei uns gnädig und die heilige Jungftau! rief er ziemlich laut, so daß die anderen aufmerksam wurden und

Von ihnen machten auch viele den Zug mit, denn

sie waren gewöhnlich die Ersten, die zu Kriegszügen und Fehden, in welche Herr Hans von Cottbus während seines Lebens mehr¬

Hase?

!

Ich weiß, daß Du Dich nie vor den Klingen und Spießen furchtest hast, jetzt willst Du Dich vor einem Hasenpaar fürchten, ge¬

nicht in seine Anordnungen fügen würde, oder feig davon liefe, mit dem augenblicklichen Tode. Das war jedoch nicht nöthig, denn die Cottbuser Mannen waren alle erprobte sich

Kriegsleute, die schon manchen Strauß zusammen mit dem alten Herrn Hans ausgefochten hatten. Wenn ein Volk Rebhühner auffliegt, fuhr er weiter fort, fliegt Ihr auch auf. Ihr werdet Eure Freude daran haben, so wie die Feiglinge davon laufen und sich zwischen und unter den Wagen verkriechen werden, aber keiner soll entkommen, wir bekommen sie alle, entweder todt, oder wund, oder ge¬ fangen. Von den Mannen des Wildensteiners, deren ebenfalls zehn waren, ließ sich keiner sehen, aus der Ursache, daß sie später viel¬ leicht wiedererkannt werden möchten. Sie hatten ihren Platz

in

Cottbus wären, schloß er seine Rede. Da erscholl hinter ihnen der Trab eines Pferdes. Das Fräulein kam auf ihrem Braunen daher getrabt und ritt bald dem Zuge voraus. Bleibet zurück, rief der alte einäugige Kriegsmann, liebes Fräulein, es könnte Euch eiu Unglück passiren, denn es sind zwei Hasen nach links über den Weg gelaufen. Er lief ihr nach und bat so inständig, daß das Fräulein sagte: Nun ich werde Euren Rath annehmen. Darauf ritt sie lachend zurück und scherzte mit Herrn Emmerich und ihrem Bruder über den

mehr nach den: Dorfe Kvlkwitz zu. Im Walde, der aus großen starken Kiefern bestand, mit Birkensträuchern als Unterholz, war es schon ziemlich dümmrig. Der Zug hatte das Dorf Glinzig passirt und nahte jetzt der Stelle, wo die Welleschugga ihren Weg aus den großen Sumpf¬

Vorfall. Der Zug kam ohne weiteren Unfall in der Stadt Vetschau an, wo die Mittagsmahlzeit eingenommen und einige Stunden bis die größte Hitze des Tages vorüber war. Die Reisenden hofften, daß sie zur Zeit des Abendläutens in Cottbus sein würden, wo sie einen Tag rasten wollten, da sie dann den größten Theil des Weges zurückgelegt hatten. Um zwei Uhr Nachmittags setzte sich der Zug der Kaufleute wieder in Bewegung. Aus dem Schloß zu Cottbus der Ruhe gepflegt wurde,

brach, als die Betglocke um halb drei Uhr geschlagen, auch ein Zug auf, dem ersten zum Verderben. Die Mannen der Herren von Cottbus hatten sich einzeln auf dem Schloß eingefunden, so daß in der Stadt fast Niemand von dem Unter¬ nehmen unterrichtet war; ja die Mannen selbst wußten nicht,

Im

Schloß bekamen sie die Weisung, Dies Dörfchen bewohnten die sich nach Ostrow zu begeben. Nachkommen derjenigen Hörigen der Herren von Cottbus, welche mit dem ersten Herrn Thimo, der als Voigt von Cott¬ bus vom Kaiser Friedrich Barbarossa eingesetzt war, aus seiner Heimath Franken mitgezogen ivaren und hier den Weinbau eingeführt hatten. Diese waren ihrem Herrn treu ergeben. wozu

sie

beordert worden.

Der Erstere wies den Mamrschaften ihre Plätze zu

beiden Seiten des Weges an, und bedrohte einen Jeden, der

Hasen gewesen seien, und links hinüber waren sie gelaufen. erst gliicklich

iy

waren.

da§ auf Aefung ausgeht? Daß sie so groß aussahen und sonder¬ bar um den Kopf, macht der fallende Nebel, der die Gegenstände verunstaltet. Der Alte jedoch blieb dabei, daß es keine gewöhnlichen

wir nur

— zogen sie aus und zwar Galgen den Weg unter dem vorbei.*) Daran hingen die Leich¬ name dreier Straßenräuber, welche man bei Beraubung eines Wagens, der vom Jahrmarkt zu Cottbus nach Spremberg Auf zurückkehrte, betroffen, verwundet und ergriffen hatte. Befehl eines Edlen Rathes von Cottbus waren sie ohne Weiteres gehenkt worden. Obgleich das Vorhaben der vor¬ überziehenden Mannschaften eben nichts anderes war als das der Gehenkten, schien der Anblick des Galgens doch keinen Eindruck auf sie zu machen. Ja es sielen sogar Worte wie: Dumme Diebe werden nur gehangen, und, die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen! Die beiden Trupps kamen nach einem Marsch von und 3 Stunde auf dem Platze an, wo der Wildensteiner angelangt Herren Cottbus bereits zu Pferde beiden v. die des Wildensteiners zurück geblieben

näher heran kamen. Der Rottmeister, dem es auch ganz eiskalt über den Rücken lief, der es sich aber nicht merken lassen wollte, daß auch er im Aberglauben seiner Zeit befangen war, lachte und sagte:

Heute giebt es noch ein Unglück, wenn

In

war, die Aufforderung erhielten. zwei Haufen zu 10 Mann — die Reiter waren auf Anordnung fach verwickelt gewesen

j

!

!

flächen**) nach dem Dorfe Dahlitz nimmt. Dieser Knüppeldamm war noch vor hundert Jahren für Fuhrleute eine gefährliche Stelle, viele verunglückten dort, brachen ein Rad, oder versanken bis an die Axe, worauf mit vieler Mühe die Wagen heraus¬ gearbeitet werden mußten. Da jedoch ein heißer Sommer ge¬ wesen und viele Wässer ausgetrocknet waren, kainen sämmtliche Wagen glücklich hinüber, zogen beim Dorfe Kolkwitz vorüber und naheten der Ueberfallstätte. Nur das Getöse der Fuhr¬ werke, das Riffen der Fuhrleute und das Gespräch der sich unterhaltenden Mannschaften unterbrach das Schweigen des Waldes. Man hörte deutlich die Schläge einer Axt, welche Das Fräulein, um die frische Abendeinen Bauni fällen sollte luft zu genießen, und in Gesellschaft der jungen Herren zu sein, hatte ihr Pferd bestiegen. Da der Wind aus Westen wehcte, so wurde der Staub vor dem Zuge hergctriebcn. Um *) Jetzt befindet sich dort der Uebergang über die Eisenbahnen. **) Heutigen Tags die Glinziger Teiche und die Puttgolla.

131 doch eine Faust ergriff die Zügel. Das Fräulein hatte den Dolch, den sie am Gürtel trug, gezogen; sie stach nach dieser Faust und >var so glücklich, sie so nachdrücklich zu treffen, daß zwei Sehnen durchschnitten wurden und das Pferd frei war. Alles dies geschah in kürzerer Zeit, als es erzählt werden

nicht dadurch belästigt zu werden, waren sie hinter dem Zuge geblieben. Ein Geräusch und Geschrei, als flöge ein Volk Reb¬ hühner auf, erschallte. Das Fräulein erschrak über den un¬

ihr unbekannten Ton; auch ihr Pferd stutzte und Das feine Thier witterte die Mannen und wollte bäumtenicht vorwärts. Gleich darauf ein Mark und Bein durchdringender Schrei — es war der Todesschrei eines vv» einer Lanze durchGleich im ersten Anlauf wurden 3 Mann stvchenen Cölners. gewöhnlichen

j

j

erstochen.

In diesem Augenblick rief auch mit mächtiger Stimme der Rottmeister: Verrath, Verrath, wir sind in die Scheercn des Krebses gerathen. — Haltet Euch zusammen — hierher zu mir, daß wir unser Leben theuer verkaufen. Zahlreich krachten die Hiebe auf Helm und Panzer und aus mancher Wunde rann das Blut. Die Pferde an den Wagen, deren Stränge durchhauen waren, stürzten zur Erde. Die Hinteren Wagen fuhren ineinander. Das Schreien, das Fluchen der Fuhrleute und Söldner, das Aechzen der Ver¬ wundeten und Sterbenden hallte schrecklich im Walde wider. Die Cölner an der Spitze des Zuges waren fast alle im Kriege ergraute Landsknechte, die nicht so leicht vom Platze

wachsen, sich heute noch dort befinden.

Dennoch tväre das von den Wegelagerern befreit war, in's sichere Verderben hineingerathen, wenn der heiße Sommer diese Wiesen nicht ausgetrocknet, und das Pferd nicht festen Boden unter den Hufen gefunden hätte. So trabte es in dem Erlengebüsch vorwärts. Die eintretende Dunkelheit und die Unebenheiten des Bodens ließen cs öfter straucheln, bis es in eine unbeachtete Vertiefung gerieth, stürzte und das Fräulein über des Pferdes Kopf hinweg auf den weichen Rasen siel. Das Pferd war wieder aufgesprungen und stand wie ein Lamm neben der Reiterin, welche sich nicht rührte. Da trat ein Mann hinter einem Erlcngebüsch hervor, griff geschickt nach dem Zügel des Pferdes und band es an einen Ast fest. Dann ging er zu der Betäubten, hob sie auf und setzte sie an einen Baumstamm, holte in dem Becher, ivelchen er von seinem Gürtel löste, Wasser aus einer nahen Vertiefung, sprengte ihr davon in's Gesicht und wusch ihre Stiru. Das Fräulein erwachte und machte eine Bewegung des Schreckens, als sie den Mann wahrnahm. Dieser aber sing sogleich in seiner wendisch-deutschen Redeweise an, sie zu beruhigen: Braucht Euch sich nicht zu fürchten, bin sich kein Spitzbube, >vic die da. Dabei wies er nach der Gegend des Kampfplatzes hin. Bin sich der Pettow, der Herren vom Rath in Cottbus Förster i» Stadtforst. Weiß schon, wer Ihr seid! hab' Euch heut früh gesehen in Vetschau, bin sich auch in Vetschau gewesen. Sind alle, alle Spitzbuben! Habt Euch Schmerzen an Arm oder Bein oder Kvpp, könnt Ihr gehen, prvbiret, ob Ihr könnt gehen! Ich will Euch führen, Bude is nicht weit, wo ich wohne. Meine Frau sehr gut is! Deutsch grit versteht! Hat gedient bei Herrschaft in Stadt. Das Fräulein verlor bei dieser Rede alle Furcht, erhob sich und konnte ihren Führer, so gut es bei der Dunkelheit anging, betrachten. Ec hatte das Aussehen eines ächten Wenden, war eine kurze gedrungene Gestalt mit breiter Brust, gelbblondcn Haaren, tiefliegenden kleinen Augen und einem breiten Mund- Bekleidet war er mit einem verwcttertcn grünen Tuchrock, leinenen Beinkleidern, auf dem Kopfe einen Hut mit breiter Krämpe, in der Hand einen Jagdspicß und eine Armbrust auf dem Rücken. Neben ihm lief sein Dachshund Mathes. Kommt, lieber Förster, sagte sic, ich werde mit Euch gehen.

Fräulein, obgleich

wichen.

Reinhard hatte einen harten Stand. Sein Gegner war der Rottmeister, doch gelang es ihm, demselben einen Hieb über das Gesicht beizubringen, wodurch er kampfunfähig und

mit Blut überströmt zum Gefangenen gemacht wurde. Nach und nach erlahmte die Kraft der Cölner; wer nicht todt oder verwundet war, warf die Waffen von sich, bat mir Gnade und wurde gefangen. Friedhelin hatte den Auftrag, die Fuhrleute zu überwältigen, was er ohne große Blühe ausführte. Die Feiglinge und diejenigen Cölner, welche aus den von dem Wildensteiner geschilderten Leuten bestanden, wandten sich zur Flucht oder verbargen sich zwischen den Wagen und Pferden, um dem Verderben zu entgehen, aber Friedhelms Mannen hielten sie auf, zogen sie hervor und verwundeten oder tödteten mehrere. Der Anfall kam zu unerwartet und geschah mit zu großer Gewalt und Ungestüm. Auf Seite der Cottbuser gab es nur einige Verwundete. Diejenigen Cölner, welche die Flucht nach rückivürts ergriffe» hatten, fielen in die Hände des Wildensteiner. Da gab es für die Feiglinge keinen Pardon. Sehr gut wußten die Ersteren die Lotterbuben und Strolche von den tvirklichen gedienten Soldaten au der Hand-

!

habung der Waffen zu unterscheiden. Diesen rief der Wilden¬ steiner zu, daß sie sich ergeben sollten, weil sie brave Lands¬ knechte seien, deren Blut er nicht vergießen wolle. Das Fräulein und ihr Bruder Albrecht verloren nicht die Geistesgegenwart. Letzterer zog sein Schwert und wollte nach der Spitze des Zuges eilen, sobald der Kamps begonnen hatte. Da traf ihn aber von hinten die Streitaxt des Wildensteiners auf den Helm, der von gutem flandrischen Stahl war, glitt auf die Halsbcrge und brachte ihm in der Schulter eine breite Zugleich ergriff ein anderer die Zügel des Wunde bei.

Bin

sie

ich aber auch sicher, daß sie mich bei Euch nicht

finden? Wieder wies er mit der Hand nach der Gegend des Kampfplatzes, nahm das Pferd am Zügel, rief seinem Hunde und schritt an der Seite des Fräuleins durch die Büsche seitwärts dem hohen Walde zu. Nach einer halben Stunde sahen sie das-Feuer eines Ka¬ mins durch die Fenster eines kleinen Häuschens schimmern, welches von einigen Wirthschaftsgebäuden umgeben war. Der Hund lief voraus und kratzte an der Hausthür, aus welcher

Ich, der Pettow, schlauer als die da.

Pferdes, im Nu war er aus dem Sattel geriffcn und wehrlos gemacht.

Herr Emmerich hatte alle Geistesgegenwart verloren und zitterte am ganzen Leibe. Auch ihn zog man vom Pferde und machte ihn wehrlos. Des Fräuleins flinkes und gewandtes Pferd hatte rückwärts gedrängt und wollte seitwärts in den Wald hinein,

kann. Wie schon oft ein gutes Pferd die Rettung seines Reiters gewesen, so auch hier. Mit Windesschnelle stürmte es seitwärts in den Wald, fand glücklicher Weise einen Weg und trabte in die Wiesen, welche damals mit Erlcngebüsch be¬

i

!

,

132

Frau in bäuerlicher Tracht trat, die nicht wenig erstaunte, als sie das vornehm gekleidete Mädchen, ihren Mann und das Pferd gewahrte. SMirom Muttcrka!*) rief der Förster leise, mache die Fensterladen zu, man sieht das Feuer. Ich werde das Pferd in Scheune bringen, dann werde ich alles erzählenDie Försterin führte das Fräulein in die Stube und be¬ reitete ihr einen Platz auf der Truhe, auf welche sie eine dicke eine

I

hilft Elich tveiter. Nach diesen Worten erhob sich das Fräulein, ging der Ecke der «Stube zu, in welcher ein Cruzifix rmd ein Multer-

gottesbild aufgestellt war, kniete nieder, erhob die Hände und rief: Dank Dir, mein Gott und Dir, Jungfrau voller Gnaden,

wollene Decke legte-

ihr

Seid schön willkommen, sagte sie, setzt Euch hierher. Ihr seid müde; das Fräulein lehnte den Kopf an die Wand und seufzte tief: Ach mein lieber armer Bruder und der Herr Emmerich! Wie mag es ihnen gegangen sein? Thränen rannen ihr über die Wangen- Die Frau stand mitleidsvoll neben ihr, frug aber nichts weiter, sondern holte ein Töpfchen mit Milch und bot ihr zu trinken an, was sie dankbar annahm. Als der Förster in die Stube gekommen, führte er mit seiner Frau ein langes Gespräch in wendischer Sprache, wovon das Fräulein nicht ein Wort verstand, doch kam öfter das Wort Spitzbube vor, woraus sie schließen konnte, daß er feiner Frau von dem Vorgefallenen erzählte, und wie

Noch eine zeitlang betete sie still. Dann erhob sie sich und erzählte, lvie der Probst ihr Freund sei und ihr Lehrer gewesen, und auch der Freund ihres Vaters und daß sie ge¬ wiß wüßte, daß der Pfarrer in Döbbern sie aufnehmen und beschützen

Ihr bei redlichen christlichen Leuten seid, die Euch gern helfen möchten, und die Euch mich, wenn es noth thut, sichert, daß

finden, denn siichen werden sie Euch, das ist sicher. Es ist gut, daß das Wetter sich ändern wird, der Himmel dick mit Wolken bezogen ist. In der Ferne blitzt es und bald wird es regnen. Morgen früh können sie schon zeitig hier sein- Wo sollen wir aber das Pferd verbergen? Liebe Frau, sagte weinend das Fräulein, helft mir, ich bin die Tochter des Kaufherrn von der Hosen in Cöln. Mein Vater tvird Euch fürstlich belohnen, wenn Ihr mich zu ihm zurückbringet; dies schwöre ich Erich bei allen Heiligen. Doch die Försterin cntgcgncte: Das geht nimmermehr an, denit tvir würden unbedingt den Spitzbuben in die Hände laufen, wenn wir den Weg nach Vetschau einschlügen; sic werden ja vermuthen, daß Ihr nach Cöln zurückzukommen

würde.

Der Förster, von des Fräuleins Frömmigkeit und liebens¬ würdigem Wesen bewegt, trat zu ihr, gab ihr die Hand und sagte: Weiß Gott, ich Euch will führen, und auch bringen zu Pfarrer, aber wir müssen nicht warten, wenn auch regnet. Wenn Hahit kräht, wir in Döbbern sein müssen. Euer Pferd habe Futter gegeben, wenn er hat aufgefressen, dann Ihr aufsitzen. Mutterka hole ;u essen, schlafen dürft Ihr nicht, könnt in Pfarre allsschlafen. Die Frau brachte Schiilken, Butter und Brod, auch ein Krüglein starkes Gcrstenbier und lud Margarethe ein zuzu¬

Bald darauf fing die Försterin in gutem Deutsch an zu ihrem Schützling zu reden: Mein liebes Fräulein, seid ver¬

sie

habet mich erhöret und werdet mich behüten und erretten

aus der Haitd jener bösen Menschen.

er die Fremde gesunden habe.

verbergen können, daß

Vater wissen, oder durch den Probst Kunde eingehen. Was Ihr, wollet Ihr es auf gut Glück versuchen, ob er Euch aufnimmt? Bei ihm im Pfarrhause seid Ihr sicher und er meinet

langen und

Euch nicht

sich

zlim nächtlichen

Ritt

zu stärken.

Beim Essen erzählte das Fräulein, daß sie gesehen, wie man ihren Bruder und den Herrn Emmerich vom Pferde ge¬ rissen, und wieder traten ihr die Thränen in die Angen. Doch der Förster sagte: Wisset Fräulein, die Spitzbuben Suren

Bruder und den Anderen nichts thllil, haben beide gefangen.

dem

Wenn Geld geben, alle beide wieder loslassen, das ist gewiß. Dieser Grund leuchtete ihr ein, daß sie sich beruhigte. Obgleich der Regen in Strömen goß und das Gelvitter im Anzüge war, begab sich der Förster doch zu dem Pferde, um es zu satteln. Die Frau redete Margarethen fretuidlich zu und suchte ihr Muth zu machen. Dann holte sie für dieselbe einen Mantel von dunkelgrauem dicken Wollenstoff, hüllte ihr Hallpt in ein großes Tuch und band es nach Art der wendischen Fraueil zurecht. Darauf trat der Förster in die Thür und Dieses aber legte, als die Frau sich winkte dem Fräulein.

Fräuleins unterbrochen, die sowohl air ihr Schicksal, als auch an ihren Bruder lind an den Freund

zum Kamin wandte, lim einen Kienspahn anzlizündcil, mit welchem sie zum Aufsteigen auf das Pferd leuchten wollte,

j

versuchen werdet.

Darauf entstand

eine

Stille im Zimmer, nur von

leisen Schluchzen des

Marienthaler unter das irdene Schüsselchen, aus welchem hatte. Dann ging sic zur Thür, reichte der Frau die Hand lind dankte ihr herzlich mit dem Versprechen, daß, wenit sie tvieder nach Cöln zllrück käme, sic ihrer nicht ver¬ gessen werde. Der Förster half ihr in den Sattel, ergriff seinen Spieß und die Armbrust, ries seinem Hllnde, nahm das Pferd am Zügel und ein Bündel auf den Rücken und fort zogen sie in die finstere Nacht hinaus. Welche Wege der Förster mit ihr ging, hätte sic nie an¬

dachte, denn sie hatte gesehen, wie die Beiden von den Pferden

wurden und glaubte

3

nicht mehr unter den Le¬ benden. Dann dachte sie auch an den Jainmcr ihres Vaters, weitn er sich beider Kinder beraubt sehen würde. Der Förster und die Frari fingen wieder an, sich in wen¬ discher Sprache zu unterreden. Daraus sagte die Frau: Wir was wir mit Euch anfangen sollen, haben soeben berathen, denn hier könnt Ihr nicht länger bleiben. Da ist uns eingefalleir, daß der Pfarrer von Groß-Döbbern, einem Dorfe,

sie gegessen

liegt, schon einige male in Cöln geseirdet hat. Mein Bruder hat Bier an den Probst selbst eine Fuhre nach Cöln gethan. Zu dem Pfarrer soll mein Mann Euch geleiten, und da Euer Vater, wie Ihr saget, ein reicher Kaufherr in Cöln ist, so wird er gewiß von Eurem

geben können, denn immer umgab sic der finstere

gerissen

sic

welches drei Stunden weit von hier

*) Still, Mutter.

I

Wald,

den

unaufhörlich Dorf berührten der Sturm strömte der Regen, schweigend ging der Förster ihr zlir SeiteEine solche Nacht hatte das Fräulein noch nicht durchlebt. Wohl gedachte sie der Worte des Herrn Emmerich, der davon geredet hatte, wie sie auf der Reise auch wünscheil sonnte, lieber in ihrem wohlverwahrten Stübchen zu sein. Gleichwohl durchsauste; kein

sie,

„Oes Försters Kinder füttern die Neste." Zeichnung von C. F. Aus dem

„Deutschen Jagd mal er-Al bum", Originalholzschnitte von

Deiker.

26 der besten deutschen

Jagdmalcr, Leipzig, Verlag von

Paul Wolsf.

belebte sic das beruhigende Gefühl, mit jedem Schritte ihren Ver¬ folgern zu entgehen und dem Orte der Sicherheit näher zu kommen. Endlich hörte der Regen auf, ein kühler Morgenwind Am Morgcnhimmcl flammte der erste strich durch die Bäume. Strahl der Morgenröthe auf. In einer dichten Schonung

Der Förster kehrte, nachdem er von dem Erlebten genaucil Bericht abgestattet und sich durch ein Frühstück gestärkt, ohne Aufenthalt nach seiner Wohnung zurück- Der Pfarrer schrieb ilvch an demselben Tage einen Brief an den Probst nach Cöln,

worin er ihm N'achricht von seinem Schützling gab, und mit einem zuverlässigen Botei: ab.

hielt der Förster an und sagte: Nun, Fräulein, tvill ich gehen Zugleich nahm er zu Pfarrer und sagen, daß Ihr da seid. mitgebracht hatte, von der Schulter, welches er das Bündel, öffnete es, nahm einen Rock heraus, wie ihn die tvendischen Mädchen tragen und sagte: Nun ziehet Euren Oberrock aus

(Fortsetzung folgt-)

Das Wnigl. Ltadtschlost in Potsdam, von seiner Entstehung dis auf die neueste Zeit.

und bcn hier an; dann half er ihr ein Tuch nach wendischer Art um den Kopf binden, nahm des Fräuleins Kleid lind steckte es in das Büildel, setzte sich selbst auf das Pferd und rief der Zurückbleibenden zu, daß sie ohne Sorge hier warten solle, indem er ihr das Dorf zeigte, welches kaum 100 Schritte von der Schonung entfernt lag. Da kam Margarethe noch Sie zog ein kleines Gebetbuch hervor, ein guter Gedanke. von des Probstes Hand geschrieben, und gab es dem Förster mit der Weisung, das Buch dem Pfarrer zu übergebenDer Förster ritt fort. Dem Fräulein war schon bei den Vorbereitungen etwas sonderbar zu Muth; als aber der Reiter sich

entfernte, beschlich Bangigkeit ihr Herz.

Ihr

(Fortsetzung.)

ten

erwarten, auch die Baukunst werde seiner Pflege und Forderung erfreuen haben, denn unter des jungen Königs Lieblingen war der Architekt Hans Georg Wentzel v. Knobelsdorfs, welchen er einige Jahre vorher schon aus Reisen geschickt hatte nach England, Holland, Frankreich und Italien. Mit fein gebildetem Sinn und sich zu

Vertrauen j

der Wegelagerer aussetzen mußte. Wie lange sie in der Schö¬ nling getvartet, wußte sie nicht, die kurze Zeit wurde ihr zllr

Ewigkeit. Endlich sah sie eine wendisch gekleidete Frauensperson den Weg zum Gehölz entlang kommen und gewahrte zugleich den Hund des Försters, der voran sprang lind bei

Die Frau wünschte Dobretscho (Guten blieb. und fügte mit Mühe hinzu: Ihr sollt kommen! Morgen) Das Fräulein ging mit ihr und bald traten sie, von Niemand bemerkt, durch den Garten uild den Hof in das Pfarrhaus. Dem Förster war es leicht gewesen, ben Pfarrer von der Nichtigkeit seiner Aussagen zu überzeugen. Was nicht der Anblick des Sattels und der Kleidung that, das that stehen

l

!

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j

seligkeiten so sehr benöthigt war.

Lebhaft war die Besorgniß der Bewohner Potsdams, des jungen Königs Baulust und Fürsorge werde sich von der Stadt ab¬ lenken und den Städten Ruppin und Rheinsberg zuwenden, wo zunächst verschiedene neue Bauten entstanden. Bald aber schwand diese Furcht und in der weiteren Entwickelung Potsdams zeigte sich, wie in der des gesammten Staatslebens, daß der große Sohn es trefflich verstand, aus den von des Vaters Hand gelegten festen Fundamenten in großartigstem Sinne weiter zu bauen. War die Natur König Friedrich Wilhelm I., wie sich aus Allem, was er für Potsdam that, bestätigt, durchaus praktisch, so verband sein

Sohn Friedrich II. mit dieser Eigenschaft zugleich den Sinn für das Erhabene und Schöne: was Jener schuf, veredelte geistreicher

ihrer Zeit nach ihrer individuellen Richtung. Mit kindlicher Pietät vollendete Friedrich zuerst den von seinem Vater begon¬ nenen Bau des holländischen Viertels nördlich vom Bassin, erwei¬ terte nach dem väterlichen Plane die Stadt durch Hinausrücken des berliner Thores und der Stadtmauer vom Bassin bis zur nissen

er selbst hinaus gehen, um Margarethe zll

holen, aber der Förster hielt ihn zurück und ermahnte zur Vorsicht; deshalb wurde die Magd des Pfarrers und der Hlnid hinailsgeschickt. Der alte ehrwürdige Herr empfing seine Schutzbefohlene Hausflur uild führte sic in das Wohnzimmer. Margarethe im sank vor ihm auf die Kniee, hob die Hände auf lind rief: Erbarmet Euch, ehrwürdiger Herr, einer Unglücklichen uild Verfolgten! Helfet mir, daß ich tvieder zu meinem Vater ge¬ lange- Gott wird es Euch lohnen immerdar! Der Pfarrer aber legte segneild die Hände auf ihr Haupt und cntgegnete: Seid getrost, meine Tochter! die heilige Jungfrau hat Euch zu inir geführt, sie wird auch Wege zeigen, daß Ihr lvieder zu Eurem Vater zurückkehret. Dann hob er sie auf und befahl der Magd, sie auf ein kleines Zimmer im Hause zu führen und ihr alle Bequemlichkeiten zu bereiten, damit sie der Ruhe Pflegen könne, der sic nach solchen Müh¬

reichen Studien war derselbe zurückgekehrt und sogleich zum In¬ tendanten der Kronprinzlichen Bauten ernannt worden; die Vollen¬ dung des Rheinsberger Schlosses war sein erstes Werk gewesen.

dieser und Beide genügten, sich einander ergänzend, den Bedürf¬

Als der Pfarrer dieses sah, brach er in das Gebetbüchlein. die Worte aus: Gesegnet sei der Tag, den mich Gott erleben lässet, daß ich meinem liebsteil Freunde uild Bruder, dem ich alles verdailke, einen Dienst erweisen kann-

Sofort wollte

Als Friedrich 11. den Thron bestieg (1740—1786), erwach¬ für Kunst und Wissenschaft neue und große Hoffnungen, man

kannte den Schwung und die Energie seines Geistes, die Vielseitig¬ keit seiner Studien und den Kreis ausgezeichneter Männer, womit er sich in den letzten Jahren zu Rheinsberg umgeben. Man durste

zum Förster wankte nicht, vielmehr besorgt war sie des Pfarrers wegen, der, wenn es bekanilt würde, wen er aufgenommen und wem er zu weiterer Flucht vcrholfen hätte, sich der Rache

ihr

schickte

Um

!

Havel, und begann nun die von Holz und Fachwerk erbauten Bürgerhäuser, Caserncn und anderen Militair-Gebäude niederreißen zu lassen, um sie höher, massiv und zum Theil in römischem Bausthl wieder aufzuführen. Kaum war Friedrich siegreich aus dem ersten schlesischen Kriege heimgekehrt, als er 1744 auch dem Stadt¬ schlosse seine Aufmerksamkeit zuwendete und dasselbe nicht nur im Abputz erneuern und innerlich wieder in Stand setzen ließ, sondern auch von dem großen Exerzierplätze die Hälfte wieder in einen Lustgarten verwandelte und von dem Bau-Direktor Dieterichs im Südwesten desselben ein neues steinernes Orangenhaus mit jonischen Säulen in einer Länge von 104 Fuß und einer Tiefe von 30 Fuß aufführen ließ, zugleich aber den Garten nach der Havel zu mit einer 830 Fuß langen 3 >/4 Fuß starken steinernen Ufereinfassung umzog. Im Jahre 1745 ergingen sodann die Be¬ fehle des Königs an Knobelsdorfs zum weiteren Ausbau des Schlosses und zur Verschönerung der nächsten Umgebungen. Roch in diesem Jahre wurden die beiden Colonnaden an der Nordostecke des Schlosses bei der Brücke und an der Westseite vom Schlosse zum Marstall erbaut. Erstere, aus 20 crenelirten korinthischen

135

Die ehemalige grüne Treppe war nun in eine Rampe zur Auffahrt am Hauptsaal verwandelt, und mit grünem Rasen belegtDie Seitenränder sah man von Eben hecht mit zwölf sandsteiner¬

Säulen gebildet, vermittelte den Uebergang vom Schloß zu der damals mit 30 Kindergruppen und 29 Vasen geschmückten UferBalustrade und von den 20 Säulen wurden 16 der Länge nach Enden aber und

nen cascadenartigen Vasen, zwei Flüssen und vier Laternen tragen¬

an beiden Seiten des mittleren Zwischenraumes durch je eine Säule vor Schwankungen geschützt; in die Zwischenfächer aber wurden Flußgöttergruppcn und groteske Vasen mit Wasserblumen gestellt, die Nähe des Stromes andeutend, während sich über den Attiken die Kindergruppen der Balustrade fortsetzten. Die Colonnade im

den Gruppen bereichert; ebenderselbe hatte zwei Sphinxe mit Kindern, zwei ohne Kinder an beiden Enden hingelagcrt. Die drei Räume unter der Rampe dienten nach Zumauerung des ehemaligen Grot¬ teneinganges zur Aufbewahrung von Löschgeräthschaften. Die ganze Auffahrt wurde, wie schon das Belegen mit Rasen

gekoppelt

in

eine Reihe

gestellt,

an

beiden

Westen sollte die äußere Verbindung des Schlosses

mit

dem

Mar-

zeigte, selten

mit Amphitrite auf einem Muschclwagen von Secpferden gezogen und von Tritonen begleitet. Leider ward dies Kunstwerk von so vergänglichem Material, nämlich von Blei mit reicher Vergoldung, gearbeitet, daß es bald seinen Glanz einbüßte; auch im Uebrigen ward der Lustgarten mit reichem Schmuck von Orangenbäumen, Vasen, Statuen und Taxus-Pyramiden versehen und erhielt so im Wesentlichen seine alte Bedeutung und Pracht wieder. Im Westen zog man eine Gartenmauer, ohne das Thor zur Breiten Straße, 511'/, Fuß lang, mit korinthischen gekuppelten Pilastern, sand¬ steinernem Gesims und einer Balustrade, worauf vergoldete Kin¬ dergruppen und Vasen zu stehen kamen; sie wurde nach Innen in 52 Felder zu 9'/- Fuß Höhe bei 4 Fuß Breite getheilt und durch

j

Maler Holder mit Schäferstücken, grotesken Cascaden und dergleichen al fresco gemalt, um so den Zwang des Einschlusses womöglich vergessen zu lassen. Der Reitstall, die ftühere Orange¬ rie, erhielt ihren bildnerischen Schmuck und wurde nach Knobels-

dorff's Entwurf

Die Mitte des Hauptgesimses am Mittelrisalit der Garten¬ von zwei Famen und zwei Kindern getragenes Schild (von Pctzold aus Sandstein) mit einem von Kelly ge¬ fertigten und im Feuer vergoldeten metallenen Adler und Trophäen. Die Seitcnrisalits hatten kleinere von Kindern getragene Schilder mit Kronen. Das Dach war neu mit Kupfer abgedeckt und bedeutend ver¬ ändert. Die ehemals über den ganzen Dachfirst großartig hin¬ laufende Galerie des Hauptgebäudes hatte man nur den Dach¬ gipfeln der Risalits gelassen, aus denen, Altären gleich gebildete Auf dem Feueressen ragten, ähnlich allen andern, nur größer. ganzen Dachfirst zog sich oben ein ebenfalls kupferner teppichartiger Ueberwurf mit vergoldeten Borten und Quasten hin und nahm sich stattlich aus. seite bereicherte ein

der König

selbst

stieg

vor einem kleinen

Unterbau nüt freistehenden korinthischen Säulen erhalten, auf denen die Giebel ruhten. Das Giebelfeld des östlichen Flügels, worin das Theater crbaut wurde, hatte Hey müller mit den neun Musen sn relief, den Fronton darüber mit einer 8 Fuß hohen Minervenstatue von Sandstein geschmückt; das Giebelfeld des westlichen Flügels, worin fürstliche Personen wohnen sollten, mit einem Opfer, das einer auf Trophäen ausruhenden Friedensgöttin gebracht wird, den Fronton aber, nicht ohne Sinn, mit der Statue des Herkules. Außerdem sah man als Akroterien sandsteinerne Gruppen von männlichen und weiblichen Gestalten, wie auf der Krönung aller Risalite des Schlosses.

den

bis in die Linie der westlichen Gartenmauer ver¬ längert, auch in der Mitte nach dem Garten zu wie an dem West¬ giebel mit Säulenrisaliten versehen. Die Kosten dieser Verände¬ rungen im Lustgarten erforderten, den Schmuck der Bildlverke von Marmor ungerechnet, die Summe von 90,458 Thaler. Noch wesentlicher waren die Veränderungen und Verschöne¬ rungen, welche Friedrich an dem Schlosse vornehmen ließ. Nach Knobelsdorfs 's Angaben wurden die Schloßflügel durch ein drittes Geschoß in gleicher Höhe mit dem Schlosse vervollständigt, das ganze Untergeschoß rustique gehalten und die sämmtlichen Außenseiten in den beiden Stockwerken darüber durch Pilaster korinthischer Ordnung in einen edleren Styl gebracht. Die Attika darüber sah man von Storch und Hey müller ringsher an den markirten Stellen mit 7 und 8 Fuß hohen sandsteinernen Gruppen und Statuen, an den anderen von Becker, Kambly und Müller mit Vasen von gleichem Material geschmückt. Die hinter Knobelsdorff's Rücken von Boumann am Ostflügel über jedem Fenster als Schlußstein angebrachten Menschenköpfe wurden bald wieder entfernt, die Stellen, wo sie sich befanden, sind noch heute erkennbar.

benutzt,

Pförtchen ab, welches unfern vom östlichen Ende der Rampe im Erdgeschoß angebracht, mit einer Treppe in die Mitte der König¬ lichen Gemächer hinaufführte. Die Haupteinfahrt ging durch das Schloßportal; auch dort sah man große Veränderung. Beide Enden der um ein Stockwerk erhöhten Schloßflügel hatten Pilaster auf vorgeschobenem rustiquem

stall vermitteln, ebenfalls eine Durchfahrt lassend, erhielt aber zur Anspielung auf den Exerzierplatz in ihren Zwischenfächern Statuen von Ringern, Fechtern und Schleuderern. Das Bassin im Lust¬ garten wurde gründlich geräumt, mit Sandstein-Quadern aus Pirna eingefaßt und mit einer kolossalen Gruppe geschmückt: Neptun

i

!

j

Was den gegen den Markt halbrund ausgeschwungenen Por¬ talbau betraf, so war nunmehr unten östlich vom Portal an Stelle der alten Eisenkammer der „Prison" für die Soldaten, darüber im zweiten Geschoß Montirungskammern, im Zwischenbau gegen den östlichen Schloßflügel an Stelle des alten Husarenstalles die Wachtstube der Soldaten des Regiments und des Bataillons Garde. Innen gegen den Hos erst Bogenpfeiler, dann dicht am Flügel die Wachtstube der Officiere, darüber im zweiten Geschoß mit einem Eorridor der Prison der Officiere. Westlich vom Portalbau war im Untergeschoß wieder ein Prison für Soldaten des ersten Ba¬ taillons Garde, nach dem Hof hin wiederum Bogenpfeiler, und am Flügel die Wachtstube der Officiere. Ueber den Wachtstuben aber, wie über dem Prison im zweiten Geschoß, Montirungskümmern.

Den Schloßhof sah man überall mit figurirtem Klinkerpflastcr belegt, nur zunächst dem Corps de logis rechts und links vier¬ eckige Rasenplätze, von Geländern eingefaßt. Die Eguipagen fuhren an dem Hofrisalit des Hauptgebäudes vor. Es war dem Mittel¬ risalit der Gartenseite entsprechend decorirt worden; nur fand sich hier unten in der Rustica ein Portal, dessen Bogen zwei Paar von Giese und Schönewitz gearbeitete Hermen stützten. Davor standen

rechts

und

links kolossale Gruppen aus Sandstein von

Ebenhecht. Trat man ein, so empfing der reichgeschmückte Raum der Marmortreppe den Kommenden mit zwei Aufgängen. Der Fußboden bestand anfangs aus hellgrünen, später aus grauen und helleren schlesischen Marmorfliesen, jeder Aufgang aber hatte drei¬ mal neun Stufen von dunkelgraucm Marmor; zweimal durch Ruheplätze unterbrochen, endeten beide vor der Marmorgalerie auf einem gemeinschaftlichen schmalen Plateau.

Das künstlich gebogene

Treppengeländer hatte Franz Verdeuil nach Benkerts Modell aus Metall gegossen und vergoldet. Die Seitenwände des ganzen Raumes sah man von unten auf bis zur Treppenhöhe mit dunkel¬ grünem, oberhalb mit bläulichem schlesischen Marmor bekleidet, nur unter dem großen Ruheplatz der Treppe hatte der Bildhauer Müller ausnahmsweise nicht schlesischen, sondern italienischen Marmor angewendet. Vermuthlich traute man dem ersteren noch

136 Ueber dem Hauptsims hatte der sechs Gruppen von Gips gebildet und ver¬

nicht dauerhafte Tragbarkeit zu.

Bildhauer B entert

goldet. Die Ecken der Wände verzierten vier Paar Hermen von weißem priborner Marmor aus Schlesien, deren obern menschlichen Theil die Bildhauer Petzold, Benkert und Heymüller ge¬

arbeitet.

Die Schaftgesimse und Capitale dazu hatte Habermann aus in Feuer vergoldetem Metall geformt, aus solchem waren auch die sechs vom Goldschmied Kelly verfertigten Trophäen zwischen den Pilastern. Giese heftete an den Sims sechs Basreliefs von vergoldetem Stuck: Thaten des Herkules auf Barockschilden dargestellt. Des ganzen Raumes halbkugelartig gewölbte Decke aber hatte Antoine Pesne mit dem Gemälde einer Minerva geziert, die mit ihrem Schild Neid und Zwietracht zu Boden schlägt, während

Ein energischer Ge¬ für den Stufenaufgang zu einem solchen Könige! Augen¬ scheinlich liebte es der große König, in seinem Potsdamer Schlosse die Friedensgöttin mit ihrem Gefolge einzieht. danke

sich überall an sein neues Besitzthum Schlesien zu erinnern, sich dessen zu er¬ freuen, denn außer dem unmittelbar im Eingänge überall, sowie in der Galerie

die Decke aber nahm nun, von Vanlvo in Oel gemalt, die Apo¬ theose des großen Kurfürsten ein. Herab hingen vier Kronleuchter von vergoldeter Bronze. Die Wände schmückten noch aus der Zeit des Kurfürsten van Tuldens beide, die Geburt Friedrich I. und den

St.

Germainschen Frieden feiernde, große Prunkgemäldc,

Leigebe's Triumph des großen Kurfürsten wie Jakob Vaillants Bild, welches die Eroberung Rügens durch denselben Helden darstellt, beide auf Friedrich I. Befehl mächtig groß in auch

Oel gemalt. Hierzu stimmte nunmehr Vanloo's auf Friedrich II. Befehl ausgeführtes Deckenstück. Aus dem Marmorsaal, der südlich den Ausblick über die neue Rampe, das Bassin des Lustgartens und die Havel gewährte, trat man, östlich nach den Gemächern Friedrich II. gehend, in den Marschallstafelsaal. Dort hatte man die weiße Decke mit zwei durchgezogenen Balken, gebrochenen eckigen Tafeln, Perlenschnürcn und altem Laubwerk aus denZeiten des großen Kurfürsten und Fried¬ rich I. gelasien, und nur die Wände mit blauem Grunde und ver¬ Ein goldeten Zierrathen neu getäfelt. von Schwitzer modern gearbeiteter Ka¬ von gelbbraunem Marmor, zwei antike Tische, eine Krystallkrone und rohr¬ geflochtene Stühle mit grünledernen Kissen

min

und dem Marmorsaal selbst angebrachten Marmor, welchem der siüher dort vorhandene fremde weichen mußte, ließ der König auch über den Fenstern

Zwei Fenster bildeten das Mobiliar. gingen nach dem Schloßhof, zwei nach dem Lustgarten. Weiter östlich trat man in das neue Königliche Speisezimmer, das nördlich mit

schlesischen

seiner Wohnzimmer im Eckrisalit des Ost¬

flügels nach dem Lustgarten zu, den schle¬ einer auf einen: Viertelkreisbogen hin¬ Adler anbringen, obgleich er den¬ Holzwand geschlossen war, süd¬ laufenden selben in das preußische Wappen nicht auf¬ Fenster nach dem Lustgarten zwei lich aber genommen hatte, da er denselben, hatte, eine Thür nach Osten und eine nach ohne Krone, für das Herzogthum Crossen Westen. Es war boisirt mit blaßgrünen bereits führte. So waren denn an der Tafeln auf violetgrauem Grunde. Ueber Gartenseite des Schlosses an dem Mittel¬ den großen Tafeln erschienen ovale kleinere risalit der preußische, rechts von diesem mit Palinen und Lorbeerzweigen von ver¬ der brandenburgische und links der schle¬ unter dem silberter Bildhauerarbeit, eine jedenfalls Adler angebracht, sische einer von Kommode mit Wandspiegel eine besondere Vorliebe des Königs für Schle¬ Potsdam ge¬ Calame in Brüdern den Diese Adler finden sien documentirend. schlesischem Amethyst. Platte von fertigten sich noch heute in derselben Art an den Auf dieser ein Dejeuneraufsatz von Por¬ genannten Stellen. Rotationsprndrl. zellan, eine Probearbeit der auf Fried¬ Hardcrschc Iahrrsuhr mit Von dem obern Plateau der Treppe Aus „Die Erfindungen der neuesten Zeit, Leipzig und Berlin, II. Befehl in Berlin errichteten Marich trat man in die Marmorgalerie, die südlich Verlag von Otto Spanier." Auch auf dem Kamin von gelb¬ nufactur. mit einer Thür in den großen Marmorausgewählten Tassen zwei andern mit standen Marmor braunem saal führte, östlich init einer zweiten in das Marschallstafelzimmcr, Porzellan, auf dessen Fabricirung berliner Bouillon-Tassen von westlich mit einer dritten in den großen Königlichen Spcisesaal. großen Werth legte. Industriezweig neuen Am Fußboden dieser Galerie wechselte mit weißem schlesischen der König als auf einen patriotische Kauf¬ Porzellan-Masse hatte der der Marmor, grauer. Die Wände waren von weißem Stuckmarmor, Das Geheimniß Reichard aus Bildhauer dem ihn von für Gotzkowsky mann aber jonische Eckpilaster von grünein schlesischen Marmor trugen erkauft. mit Eapitälen und Schäften von vergoldetem Metall das Sims Gera Die Vorhänge waren apfelgrüner Atlas. von grauen: schlesischen Marmor, aus welchem man auch die Von der Decke herab hing ein Kronleuchter von Bergkrystall, sischen

Plinthen gebildet.

Außerdem sah man neben dem Saaleingang wie neben dem mittleren Treppeneingang Nischen von weißem schlesischen Marmor. Die Deckenzierrathen hatte Sartori von Stuck gearbeitet und vergoldet. Von hier trat man also, wie gesagt, in den großen Hauptsaal. Wände und Fußboden desselben bedeckte jetzt ebenfalls aus Schlesien geholter grauer Marmor, die Kamine weißer; von rothbunten aus demselben eroberten Lande, stiegen auf gleichem Grunde die korinthischen Pilaster empor, doch ihre Capitäle und Schaftgesimse waren vergoldetes Erz, vergoldetes Erz auch die Kriegstrophäen dazwischen, wie die Verzierungen über den Thüren (Allegorien auf die Thaten des großen Kurfürsten), die Kinder¬ genien und übrigen Verzierungen des Simses. Schlüter's erste Arbeit von 1694 hatte man in Ehren und unberührt gelassen.

an den Wänden zwei Thierstücke von Dubois, zwei Gesellschafts¬ von Pesne, vier Conversationsstückc von Lancret, zwei von Watteau, und von Pesne das Bildniß der von Friedrich II. ihrer Anmuth und Bildung halber so hochgeschätzten Tänzerin Barbarina, welche 1744 nach Berlin gekommen. Hinter der stücke

nördlichen Holzwand des Speisezimmers war ein Raum für des Königs Garderobe, auch wurden dort die Fahnen, Standarten und silbernen Pauken der Gardes du Corps bewahrt. Noch weiter nach dem Hofe war ein Gang gelassen, der sich östlich dem allge¬ meinen Corridvr verband. Gang, Garderobe und Speisezimmer waren aus dem früheren Assemblce-Zimmer abgetheilt worden. Auf das Speisezimmer folgte das Concertzimmer, an den vier Ecken abgerundet, war es von Nahl deevrirt, hatte zwei Fenster

137 nach dem Lustgarten, Kronleuchter von Bergkrystall, Stühle und Canapees von reich vergoldeter Bildhauerarbeit auf grünem Grunde,

mit orientalischen Chrysopras ausgelegt, 6 Fuß lang, den Kamin von roth- und weißbuntem Mar¬ mor mit vergoldeten Zierrathen. Hier stand auch des Musik lie¬ benden Königs Notenpult von Schildpatt mit bronzenen vergolde¬ ten Bildern von Melchior Kam b ly, einen Tisch

3 Fuß 6

Zoll breit,

wie ein Forte¬ piano , Silber-

so

Eckschrank von Schildpatt mit vergolde¬ außerdem ein Tisch, dessen Blatt Bronze; ten Zierrathen von 3 6 3 Zoll breit, aus einem großen, bei Fuß 4 Fuß Zoll lang, Puddingstcin (Mischung gefundenen Buckow im teltowischen Kreise worden. gefertigt von Kiesel und Achat) von Kambly Bergkrystall. Die Kronleuchter von Von der Decke hing ein

tisch

wie

auch

der

bewirkte

Heizung

Art Luft;

nach russischer

erwärmte

aus dem eisernen Ofen im Unterge¬

mann's beste Ar¬ beit. Der Gemälde¬ schmuck bestand aus Gemälden: vier Eine Allegorie von

ward sie mend , von einem metall-

Rubens,

Drachenkopf

die Ver¬

nichtung der Künste und Wissenschaften durch die Liebe zum Kriege, die tanzende

Cochois mit ihren

emporkom¬

schoß

vergoldeten

nen

aus¬

geströmt ;

durch

Stellung

desselben

ließ

ihr Zutritt

sich

nach Belieben ver¬ mehren oder ver¬

Eine

Schwestern, welche

mindern.

und zusehen, von Pesne, zwei Gesellschaftsbildcr

Spiegelglas - Thür gewährte den Blick in das Königliche

sitzen

von

Lancret.

Auf mer

dieses Zim¬

folgte

mit

einem Fenster nach dem Lustgarten ein kleines Cabinet von

Cedernholz mit ver¬

goldeten

erzenen

Schlafgemach mit drei Fenstern nach Ta¬ der Straße. peten , Vorhänge und Stühle gleich¬ mäßig von Silber¬ stoff auf blauem Grunde und reich

Zierrathen, nörd¬ lich daran die kleine Treppe, die nach

mit

dem Lustgarten hin¬

Tische

Aus führte. Cederncabinet dem trat derKönig, nach Morgen, in sein Schreibcabinet, ein das Eckzimmer, zwei Fenster nach

von Amethyst und ein mit grünem

ab

dem

Lustgarten,

eins

nach

der

Straße hatte. Die daselbst angebrach¬

Spiegel ge¬ währten die Mög¬

ten

lichkeit, jeden Ein¬ tretenden sogleich von allen Seiten zu sehen, und zu¬ gleich

eine

Uebersicht

leichte dessen,

Tressen besetzt,

dieKronleuchtervon Bergkrystall, zwei

mit Platten

Sammet überzoge¬ ner

Schreibtisch,

woran der große König oft noch des Abends zu arbeiten pflegte, bildeten hier das Ameublement.

Den Fenstern dieses Zimmers gegenüber standen und stehen noch heute die so¬

genannten „Bitt¬ schriften - Linden", unter denen die

Supplicanten, ihre in der Hand, sich ausstell¬ ten, um die Auf¬ Gesuche

was auf der Brücke, merksamkeit des im Lustgarten und verschiedene Arten und Formen von Uhren aus den drei letzten Jahrhunderten. fZahlenerklärung f. Text.) Königs auf sich zu Spanier." Otto «erlag von Berlin, auf der Straße vor¬ Aus „Di« Erfindungen d-r neueste» geil, Leipzig und ziehen und dann ging. Die Täfe¬ ihnen entsendeten Diener zu übergeben. An ihre Bittschriften dem zu lung war weiß lackirt, Gehänge geschnitzter und gemalter Blumen einsenstriger Alkoven, worin des dieses Zimmer stieß nördlich ein an Decke und Wänden, Zierrathen und Leisten vergoldet. stand, oben Schränken silberne Königs kleine Handbibliothek in blauen Spiegel über den Thüren; Stühle, Canapee und Gardinen von Henkelvasen und Kindersiguren mit Büchern. Ein Brustgeländer blauem Sammet mit goldenen Tressen eingefaßt; der Schreib¬

138 von gegossenem Silber, worauf gleichfalls Kinderfiguren angebracht worden, schied den Alkoven von dem Schlafzimmer und hatte mitten eine Thür. Durch diesen Alkoven konnte der König sich zu ge¬ heimen Unterredungen in das dem Eckrisalit nördlich angebaute sogenannte Confidenztafel-Zimmer zurückziehen, dessen eines Fenster grade auf die Straße ging.

Ein anderes Fenster nach den

gegen¬

überliegenden Häusern ist nur ein Scheinfenster. Tapeten von hell ponceaurothem Sammet, reich mit goldenen Tressen und. Franzen besetzt, zwei Gemälde von Vanlov und eines von Le Sueur bildeten die Ausschmückung; auch war hier eine runde Maschinen¬

tafel, an welcher der König mit drei Personen, unbelauscht von Speisen und Services wurden der Dienerschaft, speisen konnte. im Untergeschoß gewechselt, und stiegen von Gegengewichten ge¬ hoben zum Gebrauch in Mitte der Tafel empor. Die vergoldeten Zierrathen dieses Raumes machte Hoppenhaupt. Hiermit endeten die Privatzimmer des Königs ohne andere Ausgänge als die zuvor beschriebenen.

Fürst von plest. Oberst-Jägermeister und Militair-Inspekteur der freiwilligen Krankenpflege. (Hierzu das Portrait Seite 129.)

Die Obersten Hofchargen im Hofstaat Seiner Majestät des Kaisers sind bekanntlich der Oberst-Kämmerer, der Oberst-Marschall, der Oberst-Schenk, der Oberst-Truchseß und der Oberst-Jägermeister. Das Portrait des Oberst-Kämmerers Grafen Wilhelm von Niedern brachten wir bereits; in dieser Zeit der Jägerei geben wir das

Portrait des Oberst-Jägermeisters. Hans Heinrich XI. Fürst von Pleß, Graf zu Hochberg und freier Standesherr zu Fürstenstein, ist zu Berlin am 10. September 1833 als Sohn des Fürsten Hans Heinrich X. (geb. 1806, gest. 1855) geboren, wurde in Schulpforta erzogen und trat der Mobilmachung von 1850 in

das preußische Heer aber nach dem Tode des Vaters wieder aus, um sich Geschäften zu widmen, die mit dem ererbten Besitz des größten Theil des Kreises Pleß im Regierungsbezirk Oppeln schied

ein, den

den um¬

Pleß,

der. Standesherrschast Fürsten¬ stein und der Majoratsherrschaften Waldenburg und Fried¬

fassenden Fürstenthums

land in

Schlesien verbunden sind.

bereiste er England, Frankreich und den Orient. Oktober 1861 erhielt er als Familienoberhaupt das erbliche Prädikat „Durchlaucht", in der Folgezeit den Rang eines Obersten

Später

Im

ä la suite der Armee und die Würde eines Oberst-Jägermeisters

und damit die des Chefs des Hofjagdamtes. den Kriegen von 1864, 1866, 1870—71 machte er sich als Rechtsritter des Johanniterordens um die steiwillige Kranken¬ pflege sehr verdient und fungirt seit dieser Zeit als Militair-Jnspekteur der freiwilligen Krankenpflege. Seit 1857 ist Fürst Pleß Mitglied des schlesischen Provinziallandtags und seit 1863 erbliches

In

Mitglied

des preußischen Herrenhauses.

In

den Jahren 1863 bis

an und zwar als Vertreter des Kreises Pleß-Rybnick, dann des Kreises Wal¬ denburg. Fürst Pleß vermählte sich 1857 mit Fürstin Marie, des 1881

gehörte

er

auch dem

Hon

Ärrlin

nach Danzig, eine

Mnstlrrfichrt im

Jahre 1773 von Daniet Lhodowiecki. Als wir im vorigen Jahrgange aus der Feder des Herr» Dr. Dohme einen vortrefflichen Artikel über Chodowiecki brachten, deuteten wir bereits an, daß binnen kurzer Zeit eine Publikation erfolgen würde, welche ein Hauptwerk großen Illustrators in geradezu vorzüglicher Weise den jetzt Lebenden zugänglich machen würde. hochinteressante

des

Dieses Werk*) ist soeben im Verlage der bedeutendsten Ber¬ liner Kunsthandlung erschienen und soll allen denen warm empfohlen

werden, welche ein wirkliches Prachtwerk für den Weihnachtstisch erwerben wollen. Der hohe Kunstwerth und die große kulturhistorische Bedeu¬ tung des Werkes liegt für Jedermann klar vor Augen, der diese

(Fortsetzung folgt.)

bei

Fürst Pleß residirt im Winter in Berlin, wo er sich in der Wilhelmstraße neben dem alten Radziwill'schcn Palais, der Woh¬ nung des Reichskanzlers, ein prächtiges Palais erbauen ließ. —

deutschen Reichstage

Grafen Eduard von Kleist auf Zützen Tochter. Seiner Ehe entsprossen drei Söhne und eine Tochter. Sein Bruder Hans Heinrich XIV., Reichsgraf von Hochberg, Besitzer verschiedener Rittergüter in Schlesien, und geb. am 23. Januar 1843, hat sich um die Pflege der Musik verdient gemacht und ist als Komponist der Opern „Claudina von Villa-Bella", „Die Falkensteiner", und „Der Wärwols" weiteren Kreisen bekannt geworden.

Kunstblätter in die Hand nimmt, und die Herausgeber sowohl, wie diejenigen, welche die Publikation gestatteten, verdienen unser Aller Dank. Frau Sanitätsrath Dr. Rosenberger geb. du BoisRcymond in Kösen, eine Urenkelin Chodowiecki's, gestattete ferner die Benutzung des Reisetagebuchs, welches der Künstler in fran¬ zösischer Sprache geführt hatte. Leider verbot der Raum den vollständigen Abdruck des Tagebuches. Wir machen den „Ber¬ liner Geschichtsverein" darum aus dasselbe aufmerksam, dessen voll¬ ständige Herausgabe die von dem Vereine publicirten Schriften um ein höchst werthvolles Stück vermehren würden. Um unsern Lesern ein rechtes Bild von diesem Reisealbum zu geben, müßten wir eigentlich einzelne Blätter in Holzschnitt reproduciren. Wir behalten uns dies noch für später vor. Alle Blätter sind frisch und keck dem Leben entnommen, sehr wahrscheinlich vor dem Leben in flüchtiger Skizze abgenommen und am Abend mit Tusche und Feder sorgfältig ausgeführt. Es sind Kunstblätter an sich; ihr gleichgroßer Werth steckt aber noch darin, daß sie uns das Leben unserer Urgroßeltern vor 100 Jahren in einer Weise illustriren, wie dies nirgends sonst vorhanden ist. Wie unsere Vor¬ fahren reisten, wohnten, Gesellschaften gaben, die Kirche besuchten, alles findet sich in diesen Blättern. Einzelne werden zu völligen Genrebildchen wie z. B. das in Zeichnung und Lichtwirkung gleich vortreffliche Abendessen beim Prediger Bouquet. Gelegentlich ver¬ steigt sich Chodowiecki in den Köpfen, namentlich in den weib¬ lichen Bildnissen zu miniaturartiger Feinheit, so vor allem in dem reizenden Blatt mit der aus dem erleuchteten in ein dunkles Zimmer tretenden jungen Starostin Ladikowska. Wir wiederholen, das Chodowiecki- Alb um ist ein PrachtWeihnachtsgeschenk für alle diejenigen, welche ein wirkliches Ver¬ ständniß für das Schöne haben. Das Album ist zugleich ein allerwichtigstes Dokument für die Kenntniß des 18. Jahrhunderts und muß von jeder Bibliothek, die aus nur einige Bedeutung Anspruch erhebt, angeschafft werden.



genaue Titel lautet: Von Berlin nach im Fahre 1773 von Daniel Chodowiecki. 108 Facsimiledrucke nach den in der Königl. Akademie der Künste zu Berlin aufbewahrten Originalzeichnuugen Chodowiecki's, nebst kurzen er¬

Anm. der Red. Der

Danzig,

eine Künstlerfahrt

läuternden Notizen nach seinen eigenen Aufzeichnungen.

von Amsler und Ruthhardt. mit der Photographie

In

des Künstlers.

höchst

Berlin, Verlag

origineller Lcinwandmappe

139

Eine Weihnachtswandcrung durch Scrlin.

Miscellen.

Einleitung.

Au unserem Heinrich Kleist-Artikel erhalten wir die nach¬ folgende interessante Ergänzung: Gestatten Sie mir zu dem Ar¬ tikel „Heinrich von Kleist" in Nr. 8 Ihrer Zeitschrift folgende

Uebermorgen

wird, wie von Alters her,

Weihnachtsmarkt"

der

„Berliner

eröffnet.

Vor wenigen Jahrzehnten noch entzückte der uralte Berliner Christmarkt nicht nur die Jugend, sondern auch die Alten, nicht nur die weniger Bemittelten, sondern ganz Berlin. War es doch

wahrheitsgetreue Bemerkungen hinzuzufügen : Im Jahre 1861 erhielt ich von mir unbekannter Hand einen Brief, der mir den traurigen Zustand der Gräber von Heinrich Kleist und seiner Freundin Henriette Vogel mit ergreifenden Wor¬ ten schilderte. Ich selbst fuhr sogleich nach Wannsee und fand dort in der That die ungeschützten Gräber gänzlich verfallen, den von Eduard von Bülow errichteten Denkstein eingesunken und ringsumher der Rasen von den darauf weidenden Kühen zertreten. In Folge dieses traurigen Anblicks veranlaßte ich Herrn Her¬ mann Grimm einen darauf hinweisenden Artikel für die Sonn¬ tagsbeilage der Vossischen Zeitung zu schreiben; zugleich forderte

daß der Hof selbst den Weihnachtsmarkt besuchte. Es existirt eine Nachricht vom Jahre 1786, nach welcher der König mit seiner Tochter und der Herzogin Friedrich und noch Mehreren vom Hose den Christmarkt und den in der Breiten Straße wohnenden Kaufmann Aschenborn besucht haben, wobei die Prinzen mit einander allerlei Kurzweil trieben, der König sehx leutselig war und das Publikum nicht zurückhalten ließ. Prinz Ludwig kaufte ein großes Glas wohlriechendes Wasser und be¬ spritzte damit die Gesichter der ihm zu nahe kommenden Schönen

Sitte,

Sammlung für eine würdige Wiederher¬ stellung der verfallenen Gräber auf. ich zu einer öffentlichen

und bekam dadurch offene Straße. „Der Christmarkt ist hauptsächlich nur für die Einwohner der Residenzstadt eingerichtet, von welchen allerhand Waaren, besonders Puppenwerk, Drechslerarbeit, Pelzwerk und Naschwerk verkauft wird. Er dauert vom 12. Dezember bis zum Neujahr und die Buden werden hauptsächlich in der Breiten Straße aufgeschlagen"



Zunächst erhielt ich von dem verstorbenen Präsidenten, die von der Famile Kleist aufgebrachte'Summe von 90 Thaler zu diesem Zweck; auch übernahm derselbe, mir die nothwendige Einwilligung des Prinzen Friedrich Karl, dem der

Herrn von Kleist

Boden gehörte, zur Aufstellung eines eisernen Gitters zu ver¬ schaffen. Gleichzeitig erbot sich der bekannte Schauspieler Davison, ein begeisterter Verehrer des unglücklichen Dichters, eine öffentliche Vorlesung der „Hermannschlacht" von Kleist in Berlin zu halten. Wichtige Gründe bestimmten jedoch Davison, den Ge¬

Friedrich Nikolai vor

genau hundert Jahren. Und zwar befand sich der Weihnachtsmarkt seit dem 11. Dezeinber 1750 in der Breitenstraße, in der Scharrenstraße und auf so schrieb

dem Schloßplatz; vorher wurde er

in der Heiligen Geiststraße,

auf dem Molkenmarkt und am Mühlendamm abgehalten. Und bekannt ist, wie der Markt in Folge einer Petition der Kauf¬ leute Hertzog, Boudouin und Volkart im Jahre 1872 nach dem Lustgarten verlegt wurde. So alt wie Berlin selber — also rund 660 Jahre etwa — ist der Weihnachtsmarkt, und in der Umgebung der Nikolai¬ kirche hatte er seinen ältesten Sitz. Vor 50 Jahren, als die Residenz noch ohne große Läden

danken an die Vorlesung wieder fallen zu lassen; dagegen schickte Mit diesem Gelde und er mir als Entschädigung 100 Thaler.

den eingegangen Beiträgen der Sammlung, die im Ganzen 325 Thaler ^und einige Groschen ergab, ließ ich von dem Marmorfa¬ brikanten Barheine das eiserne Gitter ziehen, die Gräber in Stand setzen |

war, kaufte ganz Berlin die Spiel-

und eine Marmortafel mit der Inschrift ausstellen: „Der Dichter lebte, litt und sang in schwerer Zeit; Er suchte hier den Tod und fand — Unsterblichkeit." —

Dr. Mar Ring.

fachen auf dem Christmarkt, heute bieten die glänzenden Läden der

Leipziger-, Charlotten-, Markgrafen-, Friedrichstrabe Linden und aller ihrer Querstraßen, ferner der Pots¬ damer-, Königs-, Prinzen- und Oranienstraße, des Alexanderplatzes mit seiner Umgebung einen Festmarkt, wie und der

ihn glänzender keine andere Stadt besitzt. Wie amüsirten sich unsere Großeltern auf denWeihnachtsausstellungen im Gebr. Gropius'schen Diorama und bei den meisten Conditoren, wie eignete sich der Christmarkt auf das beste zum Stelldichein für verliebte Paare, und wie ist das Alles mit Die Kroll'sche Weih¬ dem „alten Berlin" nun verschwunden. nachtsausstellung allein ist noch ein kleiner Ueberbleibsel aus jener Zeit, und die Messe im Architektenhause darf als ein modernes Aufleben uralter Gewohnheit angesehen werden. Die Weltstadt Berlin, die Residenz des deutschen Kaisers hat ein glänzenderes Gewand anlegen müssen, die größte Industriestadt Deutschlands bedarf großartigerer Auslagen als die alte Königs¬

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!

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sie hatte, denn die Wohlhabenden aus ganz Deutschland kaufen heute in den glänzenden Läden von Berlin C. und West, auf dem „Weihnachtsmarkt der Weltstadt". Berlin kon-

stadt

kurrirt auf mehr denn einem Gebiet mit den großen Kaufstättcn Paris und Wien, ja hat Wien wohl bereits überflügelt, und macht Paris recht scharfe Konkurrenz.

Mittel".

Wir wollen im Weiteren durch die großen Verkaufs¬ stätte» Berlins wandern und Umschau halten, und wollen

Gleichwie das Werk ein Spiegelbild werblichen Fortschritte unserer Tage ist,

plaudern von dem, was wir sehen. —

(Fortsetzung in

„Bär"

Pie Krfindungen der neuesten Zeit, zwanzig Jahre in¬ dustrieller Fortschritte, mit Rücksicht auf Patentivesen und Kunst¬ industrie. Unter Mitwirkung von Ingenieuren des kais. Patent¬ amts herausgegeben von Dr. G. van Muyden und Heinrich Frauberger. Leipzig, Verlag von Otto Spamer. (Hierzu die Illustrationen Seite 136 und 137.) Im Anschluß an das weitverbreitete „Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien" hat die so überaus rührige VerlagsHandlung das vorliegende Buch herausgegeben, das die wichtigsten Erfindungen der neuesten Zeit in ausführlichster Weise schildert, Der Leser findet eine Uebersicht über die lebensfähigen Patente der jüngsten Zeit und den Gebrauch, den Gewerbe und Industrie, Handel und Weltverkehr davon machen. Ein Blick in das Jnhaltsverzeichniß wird unseren Lesern ein Bild von dem reichen Inhalt des Werkes geben. In der Einlei¬ tung passirt die „kunstgewerbliche Bewegung der Gegenwart mit ihren Zielen" Revue, dann wird „die Baukunst und ihre Entwicklung während der letzten zwei Jahrzehnte" geschildert, „die verviel¬ fältigenden Künste", „die Kräfte der Natur und ihre Benutzung", „die Gewinnung der Rohstoffe und die chemische und mechanische Behandlung derselben" und endlich „der Weltverkehr und seine

Nr. 12.)

überaus reiche Ausstattung mit zum Theil sehr als ein trefflicher Beleg für die Fortschritte des neueren Jllustrationswesens. Wir werden nach und

selbst durch

die

kostbaren Abbildungen zugleich I

der bedeutsamen ge¬ erscheint es in sich

so

140 Forst sollte die Jagd stattfinden. Durch den Wald war eine breite Wildbahn ausgehauen. Weite Strecken waren mit Tüchern abge¬ steckt, so daß dem Wilde ein bestimmter Lauf angewiesen war. An geeigneter Stelle waren Jagdschirme von blauer Leinwand in Form von Pavillons errichtet und mit Laub verziert. In den Schirmen nahmen die fürstlichen Herrschaften Platz. Man fand

zwei Illustrationen „Alte und neue Uhren" ab. stration „Alte Uhren" bringt die alten achtseitigen Uhren in der Art der alten „Nürnberger Eier" (1, 17, 32), Uhren in Gestalt von Früchten (3, 4, 7, 11, 13, 15), eines Todtenkopses (8), einer Gans (9) ec. ec. Die Illustration „Hardersche Jahresuhr" giebt Kenntniß von einer neuen Uhr, welche mit fünf Rädern, fünf Trieben und einem Federhause ein volles Jahr laust. —

Die Illu¬

Per Stadthaushakt von

Aerlin

gleichung der Städtebudgets von

und

Aaris.

hier Büchsen auf Gabeln gelegt, um sicher zielen zu können. Nun wurde aus weiter Ferne unter Aufsicht des Jagdmeisters und be¬ rittenen Jäger das Wild aufgescheucht. Sobald das Wild heran¬ stürmte, wurde auf Jagdhörnern geblasen, so daß das Wild zu¬ rückprallte und den Schirmen zustürzte, von dem dann eine große Menge erlegt wurde. Auf dieser Jagd schoß man 90 Stück Wild. Der Kurfürst erlegte einen Hirsch von 16 Enden, der 6 Ctr. wog. Von der Jagdbeute gehörte ein bestimmter Theil dem Jagdper¬ sonal. Der Jagdmeister erhielt die Hälfte aller Häute. Die reiten¬ den Jäger bekamen die andere Hälfte. Die Jägerknechte bekamen das Hirschfett, sowie für jedes Wild '/- Gulden. Den Hundeauf¬

Eine Ver-

Paris und Berlin gewährt

nach

vielen Richtungen hin so viel Lehrreiches und Interessantes und giebt ein so zutreffendes Bild von der verschiedenartigen Ent¬ wickelung, welche diese beiden Weltstädte durchgemacht haben, daß wir hier eine Gegenüberstellung der hauptsächlichsten Haushalt-Titel folgen lassen wollen. Während die Einwohnerzahl von Paris die

Berlins um das anderthalbfache übertrifft, beträgt der jährliche Haushaltsbedarf der französischen Haupstadt mehr als das Fünf¬ fache dessen, was Berlin verwendet. Unsere 43 Millionen Mark stehen 261 Millionen Franks gegenüber. Der ungeheure Unterschied begründet sich vornehmlich in den durch die ungleichen Stadtschulden verursachten ungleichen Zinsverausgabungen. Während Paris am Ende der nächsten Budgetperiode eine Schuldenlast von über vier zu tragen haben wird, zeigt Berlin eine Gesammtschuld von 161,337,205 Mark aus, worin schon die soeben aufgenommene Anleihe von 45 Millionen Mark inbegriffen ist. Erwägt man indessen, daß rechnungsgemäß die Stadthauptkaffe ungefähr 98

Kopf nebst Hals, zu. — Zu Ehren dieses fürstlichen Be¬ suchs ließ der Herzog etwa V* Meile von Friedrichswalde ein kleines Jagdhaus erbauen und in demselben zwei steinerne Tische auf¬ stellen, welche Inschriften enthielten. So stand au? der Platte des einen folgende Inschrift eingegraben: „Mensa venatoria Joannis Georgii 8. R. I. archicamerarii et electoris . . . memoriae huc sehern siel der

Milliarden

Bkillionen Mark Forderungen an die Erleuchtungs-, Wasserwerks-,

Kanalisations- und Schlachthaus-Verwaltung hat, so stellen sich die eigentlichen Kämmereischulden eben auch um diese genannte Summe niedriger. Genau zwei Fünftel der ganzen Pariser Stadt¬ einnahmen müssen zur Verzinsung der Schuld verwendet werden, nämlich 100 Millionen Franks. Die Pariser Haupteinahmequelle ist das Oktroi, die Abgabe aus alle Nahrungsmittel, worunter auch Kohlen inbegriffen. Dasselbe bringt 140 Millionen Franks. Diesem entsprechen unsere direkten Steuern mit ungefähr 22'/- Millionen Mark. Aus eine ins Einzelne gehende Vergleichung können wir uns hier unmöglich einlassen. Es genüge, nur noch folgende Haupt¬ posten gegenüber gestellt zu haben: den Pariser Polizeiausgaben int Betrage von 24 Millionen Franks steht bei uns eine Ausgabe von 1,281,489 Mark entgegen. Allein es muß hierbei noch der Staatszuschuß, ferner die V/4 Millionen Mark für unser Nachtwachtund Feuerlöschwesen hinzugefügt werden, welche beide Posten in jenen Pariser 24 Millionen schon enthalten sind. Für das G esam mi¬ sch ulwesen giebt Paris jetzt 21 Millionen Franks aus, bei uns Werden für den nämlichen Zweck ungefähr 8'/, Millionen Mark verausgabt; so daß in dieser Hinsicht beide Städte auf der ver¬ gleichsweise nämlichen Höhe stehen. Dem Pariser Armenbudget mit 19 Millionen Franks steht das Berliner (einschließlich Hospitäler, Krankenhäuser) im Betrage von 6,802,049 entgegen; was ebenfalls den Einwohnerzahlen beider Städte ungefähr entsprechend sein B. Tgblt. dürfte.

Kurfürst Johann Heorgs von Brandenburg Jagdreise nach

Sommern.

Dr. Th. Unruh.

;

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Iugendfpieke. Der Herr Kultusminister von Goßler hat vor Kurzem an sämmtliche Schulbehörden einen längeren Erlaß wegen Belebung der Jugendspiele erlassen, wobei in erster Linie dasjenige berücksichtigt werden soll, was herkömmlich und volksthümlich ist. Die Gewinnung offener Turnplätze, wo möglich in der Umgebung der Turnhalle, wird in dieser Beziehung über¬ all als nothwendig bezeichnet. Herr Amtsrichter Hartwich in Düsseldorf, den man wohl als den intellektuellen Urheber der Verfügung des preußischen Kultusministers über Turnplätze und Schülerspielc betrachten darf, ist durch Herrn von Goßler nach Berlin berufen worden. Wenn seine Ideen noch weiteren Eingang finden, so würde allerdings in den einseitig-geistigen Er¬ dem unsere höher sich bildende Jugend zu ihrem Schaden unterworfen gehalten wird, eine breite Bresche ge¬ Hartwich will beispielsweise den Nachmittag legt werden. ganz freigegeben haben für die Pflege von „Körper und Ge¬

ziehungsbetrieb,

müth".

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Weihnachtsprä in ie

quittung. —

Clt. Pos. fragt, aus welchem besonderen Grunde Eöslin Könige Friedrich Wilhelm II. ein Denkmal gesetzt hat.

Herzog Johann Friedrich von Pommern war

ein großer Jagdliebhaber und lud zu seinen Jagden häufig auch beffeundete Fürsten ein. So kam auch einst Kurfürst Johann Ge¬

org von Brandenburg aus Besuch

Stargard belegenen

(Jagdtisch Johann Georgs, des heiligen, römischen Reichs Erzkämmerer und Kurfürst.) Leider ist das Jagdhaus nebst den beiden Tischen nicht mehr vorhanden. —

posita“.

nach

dem in der Nähe von

Schlosse Friedrichswalde, wo Herzog

Johann

Friedrich die großen Jagden abhielt. Der Kurfürst hielt sich hier drei Wochen auf mit einem großen Gefolge nebst 300 Pferden. Etwa eine Meile von Friedrichswalde in der großen, wildreichen

dein

Inhalt. Aus alter Zeit, eine Erzählung von Heinrich Busch zFortsetzung); Des Försters Kinder füttern die Rehe, Zeichnung von C. F. Deiker; Das Königl. Stadtschloß in Potsdam, von seiner Entstehung bis auf die neueste Zeit (Fortsetzung); Fürst von Pleß (mit Portrait); Von Berlin nach Danzig, eine Künstlerfahrt von Daniel Chodowiecki; Eine Weihnachtswanderung durch Berlin; Zu unserem Heinrich Kleist-Artikel von Dr. Max Ring; Die Erfindungen der neuesten Zeit (mit 2 Illustra¬ tionen); Stadthaushalt von Berlin und Paris; Jugendspiele. Brief-

und Fragekaste».

Inserate. —

— Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in Berlin W. — ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt. Nachdruck Berlin S. in Hofbuchdruckerei Druck: W. Mörser

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Werlin,

9. December 1882.

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Schleswig-Holstein und Hessen-Nassau ist eine Bestimmung noch nicht getroffen.

Htm

Neuöa» des Königs. Jriedrich-WilHekms-Gymnaftums. Nach der „Boff. Ztg." wird jetzt ernstlich an die resp.

bauliche Umgestaltung des königlichen Fried-

rich-Wilhelms-Gvmnasiums, welches sich noch immer in den alten 1804 und 1805 erbauten Räumen behelfen muß, gedacht. Dem Kul¬ tusminister liegen gegenwärtig zwei Projekte zur Entscheidung vor. Das eine für den Umbau, das andere für den Neubau auf den Grundstücken Friedrichstraße 214 und 218, welche mit ihren Gärten aneinander¬ stoßen.

Die Kaiser Wilhelm-Straße. Die Commission für die Anlegung der Kaiser Wilhelm-Straße hat für die Strecke dieser Straße vom Neuen Markt bis zur Spree eine Breite von 26 ui in Vorschlag gebracht, und die Anlegung dieser Strecke dem Wunsche des Kaisers entsprechend in gerader Linie als Fortsetzung der Linden beim Magistrat

be¬

antragt, so daß für dieselbe der MaricnKirchthurm einen point de vue bildet. Der Magistrat hat dem zugestimmt, und die städtische Bau-Deputation beauftragt, wegen Festsetzung der Baufluchtlinie für die neue Straßen-Anlage dem Gesetze vom 2. Juli 1875 gemäß das Erforderliche in die Wege zu leiten.

Ein

Bild

der

Wilhelm-Straße

kommenden

Kaiser-

sammt der Brücke über

die Spree sowie das Neubauprojekt des Doms ist in den letzten Tagen von den Baumeistern Grunert und Gerard Man beabsichtigt, fertiggestellt worden.

und Prospekte Kaiser vorzulegen. — die

Pläne

zunächst

dem

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heiten. Der König fragte darauf bedeutungs¬

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glaube ich

schweigen

Zm

wohl-"

Sie!"

Mrke

berg waren — schau

des Schlosses zu

Louis de Laval

Ferdinand und von Preußen,

durch neue ersetzt werden. jetzt

nach

Zu

«Line andere Erklärung der bekannten Redensart „der reine Kien" lautet: Während der Okkupation Berlins durch die Franzosen hörten die Berliner häufig den Ausdruck: „Blagueur" von blaguer re.

für „schwin¬

re.

Allsogleich machten die witzigen Ber¬ aus obigem Wort den Ausdruck

„Blaack" mit

dem Verbum

Mrihnachls - Ausverkauf hat zu nachstehenden bedeutend ermäßigten Preisen begonnen:

Wichmann'schen

endet ist.

dampfmachen

14». Königstraße, Berlin C.

diesem

Modellen in der Gladenbeck'schen Gießerei zwei neue lebensgroße Büsten der Prinzen August und Louis Ferdinand ausgeführt, von denen die des letzteren ziemlich voll¬

liner

„blaackm";

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die innere Ausschmückung des Werkiner Wathhaules hat die betreffende Commission das Folgende vorgeschlagen: Zunächst soll auf den Wandflächen im Treppenhause zum dritten Stock des Rath¬ hauses zur Darstellung gebracht werden:

„Die Wiedererrichtung und

des Deutschen Reiches

die Erhebung der

Stadt Berlin zur

Hieran sollen Hauptstadt des Reiches." Vorhalle und 10 Wandgemälde in der sich dem Corridor anschließen und dem künftigen Beschauer derselben diejenigen geschichtlichen Momente in's Gedächtniß rufen, welche jenes

im Treppenhause darzustellende Er¬

Demnach sind eigniß vorbereiteten. vorgeschlagen: 1. „Niederwerfung des Raub¬ ritterthums in der Mark durch Kurfürst Friedrich I.", 2. „Die Räthe von Berlin und Kölln nehmen (am 1. November 1539)

das

Abendmahl

in

beiderlei

Gestalt",

3. „Ein Festtanzen oder Bankett auf dem Rathhause aus der Zeit der Joachime", 4. „Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große nimmt die französischen Refugiös auf." Die vorstehend bezeichneten 4 Bilder sollen ihren Platz in der Vorhalle erhalten; im

folgen zunächst über der Nische: 5. „Ein Gemälde, welches die Er¬ innerung von deni Einfluß der Kurfürstin, späteren Königin Sophie Charlotte an Leibniz

Corridor sollen

und an die Gründung der Akademie der Wissenschaften hervorzurufen bestimmt wäre." Dann an den fünf großen Wandflächen: 6. „König Friedrich Wilhelm I. besichtigt die Bauten in der auf seinen Betrieb er¬ weiterten Friedrichstadt", 7. „Friedrich der Große — zur Zeit, da er auf der Höhe seines Ruhmes und seiner Popularität stand — Unter den Linden reitend, von der Berliner Jugend begleitet. Die Knaben laufen hinter seinem Pferde, einzelne faffcn

Stiefel, er hebt gegen sie, scherzhaft drohend, den Krückstock", 8. „König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise nach

seinem

dem ersten allgemeinen Ordensfest (21. Januar 1810), der König im Gespräch mit Jffland, die Königin in Unterhaltung mit Ober-Consistorialrath Ermann", 9. „Die Berliner auf dem Schlachtfeld von Gro߬ aus

— nach dem über die Franzosen er¬ fochtenen Siege — die Soldaten erquickend, den Verwundeten helfend", 10. „König Fried¬ rich Wilhelm IV. bei der Enthüllung des Denkmals Friedrich des Großen dem Bild¬ beeren

hauer Christian Rauch dankbar die Hand drückend."

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VI. 70.

Nach dem Leben erzählt von (Turf fing. .frsismnnn.

Drohend schwang der Kriegsgott seine Fackel, blutigroth flammte sie auf am dunkeln Firmamente, ihr Schein erfüllte die halbe Welt. Metz war von einer Seite von den Deutschen schon cer-

nirt,

ein

Heeres

Theil

des großen

des Kaisers

der

Franzosen zog sich hinter seine Wälle zurück, lim

hier das deutsche Kriegs¬ volk zu erwarten.

*

*

Daniit trösteteil sie sich und als der Feind nur noch wenige Stunden vom Ocrtcheir an der Mosel stand, da wollten sie cs doch noch nicht glauben.

Der Morgen des 16. graute, ganz Gorze lag noch im süßen Schlummer , da sprengten Reiter durch die Straßen, die Bürger fuhren schlaftrunken aus den Betten — der Ruf: les prussiens, „les prussiens,“ entfesselte jetzt mit einem Male

*

Friedlich, umschlossen von grünen Hügelketten, umrauscht von uralten

Buchenwäldern,

Schrecken und Angst 6 Preußische doppelt. Ulanen jagten zuerst durch

beschei¬

die

den, fern gerückt dem Weltgetriebe, lag das Städtchen Gorzc. Keilt kein Schienenstrang, schriller Pfiff der Locv-

eine Schwa¬

dron folgte, dann kam ein ganzes Regiment, bald Infanterie und Kü¬ rassiere und Train und rasselnde Kanonen und Wagen, Reiter, Fußvolk, Marketender — nach einer

motivc störte seinen Frie¬ den, kein fremder Fuß betrat die Thore, inan saunte es kaum und Niemand nannte seinen Namen. Was draußen die Völker trieben, störte den Frieden seiner Bewohner nicht, ob Kaiser und mit einander Könige haderten, kümmerte sie lvcnig, wenn ihre Ruhe nur unangetastet blieb. „Bis hierher werden sie ivohl nicht kommen!"

Stadt,

Stlnide ganz Gorze ein Meer von deutschen Krie¬ gern! — Der Schreck lähmte den biederen Bürgern alle Glieder, das Schreien und das Lärmen der Fremden machte sie ver¬ stummen , schweigend gaben sie den Soldaten,

Professor ijcl»i>,olh. (S. Seite 163.)

was

sie

schon

froh,

sie

nur

verlangten, daß

bescheiden

diese

um

154 einen

Imbiß,

Trunk ersuchten und nicht Selbsthilfe

einen

brauchten.

Nur Meister Antoine, der Invalide von Magenta, war guten Muthes, ein Kriegslicd pfeifend stand er am Fenster und trat mit seinem Stelzfuß den Takt der Melodien, tvclche die vorüberziehenden Rcgimcntsmusiken spielten- Dabei reichte er Wein, Brod und Cigarren, wohl aus eigener Erfahrung wissend, daß es weit klüger ist, freiwillig dem Soldaten zu

!

geben, als abzutvarten, bis er sich's nimmt-

alte Soldatenmützc, sei» Knopf¬ loch zierte die Ehrenlegion am rothen Bande. Ihm zur Seite stand sein Kind Madcleine und sein blondgelocktes zehnjähriges Svhnchen Antoine, dem Vater bei dem Liebeswerke

Sein Haupt

schmückte die

j

helfend.

Dicht am Fenster hielt ein Infanterie-Bataillon. Ein junger Offizier stand neben seinem Zuge. Der alte Invalide mit der Soldatenmütze auf dem Kopfe, die Ehrenlegion auf der Brust, das liebliche Kind an seiner Seite, erweckten sein Jntcreffe, er grüßte freundlich mit der Hand und fragte: wo er sich das Ehrenband verdient.

„Bei Magenta!" gab er stolz zurück. „Bei Gott, Herr Lieutenant, wenn ich mein zweites Bein nicht dort gelaffcn hätte, Sie sähen mich heute hier nicht müßig stehen!" Der junge Offizier nickte ihm zustimmend zu, die schlichte soldatische Art des alten Invaliden berührte ihn angenehm. „So, meine Kleine," wandte er sich an die Kinder, „gieb mir auch einen Trunk," und nahm den B> er rothen Weines, den ihm Anette schüchtern reichte. In diesem Augenblick war's, als man den ersten Verwundeten — einen Husaren¬ offizier — hereintrug; ohne sich einen Augenblick zu besinnen, sprang der Offizier hinüber und reichte den vollen Becher dem blessirten Kameraden, stumm nickte der seinen Dank und sog begierig den stärkenden Trank. „An die Gewehre!" erscholl das Commaudo. Fort ging's; stumm mit der Hand den Abschied dem In¬ validen und seinem Kinde winkend zog der junge Offizier von dannen.

„Wenn sie „den" nur nicht gerade todtschießcn, Papa!" — klagte die Kleine — Der Alte sah ihm sinnend nach. — „Er steht in Gottes Hand, mein Kind, tvie Du, wie ich und wie wir Alle! Amen!" — Die Lust erzitterte bald darauf von jenen wilden Tönen des Schlachtgetümmels, die Herzen bebten bei ihrer Allgewalt, doch die da fochten, standen in Gottes Hand. Heute Morgen beleuchtete die Sonne noch ein frohes Bild des Friedens, jetzt erfüllte ein Klagelaut des Städtchens Straßen, Tausende von Blessirten suchten und fanden hier Unterkunft. — Anette saß still im äußersten Winkel des kleinen Zim¬ mers, sie mochte Nichts mehr sehen, das Drängen und das Treiben machten sie matt und müde, bald schlief sie, im Stuhle sitzend, ein, die Mutter brachte sie zu Bett, sic faltete die Hände und bat den Lenker aller Schlachten für Alle, die dort fochten, doch für den Einen ganz besonders innig.

*

*

*

Der Offizier rückte an der Spitze seiner Kompagnie zum Thore hinaus nach Preußischer Art, dem Kanonendonner fol¬ gend, marschirte er die steile Anhöhe, die sich unmittelbar

!

|

hinter Gorze nach Metz zu erhob — hinauf. — Hunderte von Verwundeten, von Sterbenden wurden ihm entgegen ge¬ tragen, ein Anblick, welcher das Herz jedes braven Soldaten wohl schmerzlich rührt, doch nicht erzittern läßt. Wie ein guter Genius umschwebte ihn das Bild der lieblichen Kleinen, weithin flogen seine Gedanken, hin zu der Heimath, blühte auch ihm doch dort ein lieber, blonder Locken¬ kopf, schlug doch auch dort für ihn ein Kinderherz, das seine Bitte» für den fernen Vater aufsteigen ließ zum Himmel. Die Kugel» pfeife» schon gewaltig, hin stürzt ein Mann

im Gliede, dort ein zweiter, es folgen mehrere, der älteste Offizier der Kompagnie, zu Tode getroffen, sinkt schon nieder — ein Händedruck, ein letzter Abschiedsblick — dann voran — mit Gott für König und für Vaterland! Die Fahne los, sie flattert stolz im Winde, der Preußen Aar reckt seine Schwingen, der Waldessaum ist jetzt erreicht, dort, kaum gedeckt durch das Gestrüpp, trägt man die Schwerverwundeten zusammen, der Samariterdienst entfaltet seine Blüthen, wie Vieles will er — wie Weniges kann er thun. Die Kompagnie steht wie die Felsenmauer, im Angesicht des Todes faßt sie Posto, der Adjutant fliegt herbei auf schaumbedecktem Rosse — „9hir vorwärts bis zur Kuppe!" — dann sprengt er zurück, drei Kugeln haben ihn erreicht, er er bleibt im Bügel hängen, der braune Wallach schleift seinen Herrn, jetzt reißt der Riemen, ein sinkt vom Pferde,

jugcndvolles Herz hat ausgeschlagen. „Avanciren!" commandirt der Führer, nur etwa Zwanzig erheben sich, die Offiziere liege», sie traf das Blei des Feindes, nur er tst allein gesund und frisch — da, ein schriller Schmerz, er sinkt zusammen, der Splitter der Granate sitzt ihm

j

im Fuße. Es wogt der Kampf, die Kugeln fliegen tvie der Hagel, vor, der Freund rückt an, Husaren, Kürassiere stürmen herbei, sie weichen nicht zurück, obgleich der Gegner wohl mehr denn doppelt, dreifach über¬ den der Teufel streut, der Feind rückt

legen.

Das Gefecht kommt jetzt zum Stehen, er liegt noch auf Stelle, ein zweiter Schuß streift seinen Arm. Da naht der Busenfreund mit seiner Kompagnie, er läßt ihn von dreien seiner Leute auf die Schultern nehme», um ihn zurück¬ zutragen, die Mitrailleuse sendet jetzt ihre Grüße, die Träger stürzen, er mit, er hat den dritten Schuß bekommen. Da übermannt die Schwäche den verwundeten Offizier, er fühlt nicht wie die 4. und 5. Kugel ihn durchbohren, er schläft halb bewußt halb unbewußt, doch mitten in dem Schlachtgctüminel, da steigen Bilder lieblichmild vor seiner Das Kind des Invaliden von Magenta spielt Seele auf. daheim, sein Weib wäscht mit heißen Liebes¬ Kind mit seinem thränen seine Wunden, und Ruhe, Linderung und Frieden kommt über ihn. Jetzt ist er erwacht, rings tiefe Nacht, nur einzeln noch derselben

ein Schuß und ab und zu ein herzergreifender Schrei von Einem, der allzuschwcr getroffen. Er ist nicht mehr allein, ein Häus¬ lein seiner Getreuen, die Gott beschützte und nur aus leichten Wunden bluten ließ, ist um ihn versammelt. „Wie steht die Schlacht?" — fragte er noch halb im Traume. „Sieg!, Viktoria!, Gewonnen!" rufen sie durch ein¬ ander.

„Gelobt

sei

Gott."

155

Antoine war ruhig, mitleidiger Eritst lag ans seilten Zügen, zuweilen aber blitzte eine Thräne in seinen Augen, der Ausdruck tiefen Schmerzes flog über das wettergebräunte

Brennender Dlirst stellt sich quälend ein, brennend heiß Der Eine holt Wasser herbei, ein die Wunden. es ist ein Weg, der eine halbe Stunde mühevoll Beginnen, lang im nächtlichen Dunkel über Leichen führt. Die Anderen versuchen die Wunden mit Leinen zu ver¬

schmerzen

Soldatengesicht.

— sagte er traurig. „Aber nicht wahr, schon manche Schlacht ging verloren und am Eitde wurde doch noch Alles gut." — „Der Sieg liegt in Gottes Hand!" antwortete mit matter Stimine der Verwundete.

„Wir

binden, sie fertigen aus Gewehren eine Bahre, um ihn vom Schlachtfeld nach dem Verbandplatz zu tragen; ihr Mühen ist vergeblich, denn jene Trage ist viel zu hart für den Schwerverwundeten, dem jede leise Berührung schon Höllen¬ qualen schafft- Da endlich breiten sie einen Mantel aus, den ziehen sie unter

ihn und der traurige Zug

setzt sich so

in

„So

können deshalb doch Freunde sein"

kein Arzt,

die Wunden untersuchte, der sie kunstgerecht verband, die beiden Antoines legten kühlende Kompressen auf, das >var das Einzige, was sic thun konnten. Anettchcn

ihn hinunter in

und dennoch war sic still glücklich, daß sie den Eltern bei seiner Pflege helfen konnte. Draußen auf der Straße wälzten sich die Truppenzüge, die Wagenreihen rasselten unaufhörlich vorbeiGefangen¬ transporte folgten, Schlachtvieh wurde vorbei getrieben, nur

dem Verbandplatz

wimmelt

ihn auf eine Krankentrage heben und

es

schickt

der

kämpfte mit den Thränen,

das Städtchen Gorze. j

sie

beklagte

den jungen Offizier,

Die Bahre mit ihrem Führer auf den Schultern, schrei¬ ten im Gleichschritt schweigend die vier Soldaten durch den Wald, die Sonne stieg eben auf, es ist, als ob der blutge¬ tränkte Acker, den sie beleuchtet, sie selber blutig färbte. Der Morgenwind streicht durch die Zweige, sie neigen flüsternd sich zusammen und durch die Blätter geht ein banges, wchmuthsvvlles Zagen. Still ringsum Alles wie auf dem Friedhof, in einen Friedhof ist in der That das Land verwandelt, denn meilen¬ weit ist es bedeckt mit Todten und mitten darin liegt schwci-

mit Biühe gelang es, die Verwrmdeten in den Häusern vor Eindringlingen aller Art zu schützen. Noch immer war kein Arzt zur Stelle, sie hatten alle Hände voll zu thun und tvanderten von Haus zu Haus, um

gend das Städtchen Gorze.

sponnen.

Der Verwundete begrüßte cs mit wahrhaft heimathlichen Gefühlen, U'iißte er doch dort ein Haus, was sich ihm sicher gastlich öffnen würde, wenn nicht schon andere Gleichbetroffenc das letzte Plätzchen für sich in Anspruch nahmen. Wie hatte cs sich verändert! Aus jedem Hause hing eine weiße Fahne mit dem rvtbcn Kreuz darauf, als Zeiche», daß hier Opfer der gestrigen Schlacht untergebracht waren. Die Straßen kamen ihm fremd vor, gestern Morgen im Vollgefühle des konimenden Kampfes begeistert, den Befehl zürn Angriff herbeisehnend, hatte er es gesehen — kaum wußte

Das dauerte den ganzen Tag, die Aufregung in Gorze war ganz entsetzlich, da endlich am Morgen des 19. langte die Kunde an, daß bei Gravelotte der König von Preußen, nach Hvhc»zollern-Art selbst die Schlacht kommandirend, einen glänzenden Sieg über die Franzosen gewonnen habe. Antoine weinte, die hellen Thränen rannen ihm in den Bart, er konnte es gar nicht fassen, daß seine tapferen Ka¬

ihre Kunst zu üben, der Abend senkte sich schon nieder. Der 18. August brach an, Kanonendonner, furchtbares Getöse kündete der Welt, daß wieder sich um Metz der Kampf ent¬

.

er, welche Gaffen er passirt hatte, wie sollte er das eine Haus in dem er auf freundliche Gastfreund-

!

schaft hoffte.

Da hört er eine Stimme, sie klang ihm wie Musik in¬ mitten dieser entsetzlichen Wirren. „Hier, hier mein Lieutenant, hier!" — Der Invalide war's, der brave Invalide von Magenta, er humpelte heraus und forderte die Soldaten auf, ihn in seinen Laden hereinzutragen.

Im Ladenraum ivar Stroh gestreut, darauf legten sic ihn nieder, >vie dankte er Gott, daß er hier unter Dach und Fach war, bei Leuten, denen doch ein theilnehmendes Herz im Busen schlug. Die Nebenräume waren alle von Leidcnsgcnoffen besetzt. Antoine tvandelte geschäftig zwischen ihnen herum, dem Einen einen Trunk, dem Anderen Speise reichend, dort einen Nothvcrband anlegend, hier eine heiße Wunde kühlend.

Die Kleine schlief noch, dort in dem Bcttchen, welches man rückte, lag sic, hinter dem Vorhang hervor hörte man ihre Athemzüge.

in

den Laden

sich von den Preußen wieder schlagen ließen. Der Offizier war bedenklich krank, das Wundfieber schüttelte seine Glieder, noch immer ivar kein Arzt zur Stelle. Wie gern hätte Anette ihm geholfen — wie gerne hätte sie ihm wenigstens eine Freude bereitet! — Wehmuthsvoll schritt sie durch den kleinen Garten des Hauses, wie war er vor wenigen Tagen noch gut gepflegt gewesen, wie war er jetzt zertreten, denn die Soldaten kochten Auf alt' den Büschen, sich dort ihre bescheidene Mahlzeit. die so duftige Blüthen trugen, hingen jetzt Kleidungsstücke, nasse Wäsche, nur noch ein einziger Roscnbusch ivar unver¬ sehrt, er stand in vollster Blüthe. Da leuchtete Anettchens Auge auf, schnell brach sic die schönste, dunkelrothe Rose und brachte sie dem lieben Freunde an das armselige Lager von

meraden

jetzt finden, das eine,

M

wir

von Blessirten, es Der Arzt ist ein Anblick, bei dem sich die Haare sträuben. schneidet den Stiefel los, besieht die Wunden und zuckt die Achseln, dann spricht er dem jungen Krieger Muth ein, läßt

Auf

!

ist's und

— entgegnete Antoine utxb Beide schüttelten sich die Hand. Der Tag verging, es waren bange, qualvolle Stunden,

Be¬

wegung.

M

sind geschlagen,"

Stroh. !

Der Offizier dankte ihr stumm durch Blick und Hände¬ Duft mit lange» Zügen ein. O wie das stärkte, wie das erquickte, o wie der poetisch duftige Gruß das Herz erfreut! Mitten im Kricgsgctümmcl den Duft einer vollen, schönen Rose einzuathmcn, sich an der Gluth ihrer Farbe zu erfreuen, das that ihm wohl. Anettchen strahlte, wie fühlte sic sich hochbeglückt! Der druck und sog den süßen

156

Lärm dort draußen nahm eher zu als ab, nur zuweilen ver¬ stummte er auf Augenblicke, wenn ernst ein Lcichenzug vor¬ über kam, -der wieder einen treuen Krieger zur letzten Ruhe bestattete; ivar der Traucrzug vorbei, so brach das sinnver¬ wirrende Geräusch von neuem los und überfluthete die mo¬ mentane

Stille.

Plötzlich steigerte sich das Geräusch mehr und mehr, man konnte deutlich vernehmen, wie tausend Kehlen „hurrah, hurrah!" riefen, >vic ein Lauffeuer zog cs von Mund zu Munde, „der König naht, der Sieger von Gravelotte, er zieht vorüber, er kommt voin Schlachtfelde und geht in sein

Hauptquartier an der Mosel!" Die fast erloschenen Lebens¬ geister des Offiziers erwachten wieder, der Gedanke, seinen Heldenkönig so nah zu wissen, ihn vielleicht noch einmal zu sehen, gab ihm für einige Augenblicke neue Lebenskraft. Die Ladenthür stand offen, mühsam ließ er sich in die Höhe richten, gern wollte er die größten Schmerzen tragen, wenn nur sein Auge noch einmal seinen König sehen konnte. Vorreiter erschienen, sie machten die Straße frei, langsam nahte ein Viergespann, mit offenem Wagen, darin saß der König, ernst, furchtbar ernst ob des Erlebten, doch liebevoll zu seinen Kriegern blickend, die ihrem königlichen. Herrn das Beste gaben, was sie hatten. Voll hoher Würde nickte er ihnen zu und seine Augen schauten mild und dankerfüllt zu ihnen nieder- Da durchzuckte ein Gedanke das Herz des todesmattcn Kriegers, die Rose sollte nicht allein für ihn, nein, er danach sie sollte auch für seinen König blühen, schnell griff und gab

Diener.

sie seinem

unserem gnädigen König und sage, daß ein auf den Tod verwundeter Offizier sie seinem Herrn und Gebieter sende, als Gruß des Sieges von Gra¬

„Bring

diese Rose

Sr- Majestät

velotte." Der junge Bursche sprang von dannen, die Rose hoch gehalten bahnte er sich den Weg, jetzt stand er an dem Wa¬ geil, der König streckte seine Rechte aus und nahm die Blume, er fragte, wer sie sende, doch hatte der Soldat nicht Zeit, die Antwort zu ertheilen, denn unwiderstehlich drängte ihn die Menge vom Wagen seines Königs. Die Kräfte des Lieutenants tvaren jetzt zu Ende, er sank zurück auf's Stroh, — um zu sterben. Wie lange er so ge¬ legen, er wußte es nicht, denn als er erwachte, fand er sich einem netten Zimmer des oberen Stockes des Hauses wie¬ der, der Fuß lag im Gipsverbande, der glücklichstrahleude

in

Bursche stand neben ihm und theilte ihin mit, daß es ihm endlich gelungen sei, einen Arzt herbeizuschaffen, der sofort die nöthige Behandlung eintreten ließ.

Doch größere Freude stand ihm noch bevor, so groß, daß erst der Diener langsam prüfen mußte, ob sie nicht zu — gewaltig sei für den geschwächten Patienten — fein Weib fein treues, junges Weib erschien, um seine Pflege von jetzt ab zu übernehmen.

Die Wirkung blieb nicht aus, die Wunden heilten und Blätter rostig färbte, trat das glückliche Paar die Reise nach der Heimath an. ehe der Herbst die

*

*

*

Ein Jahr und länger zogen in das Land, die KricgesDie Truppen zogen heim zum heimath¬ die kampfcsmüde Welt erscholl voll durch und lichen Herde Jubel ein Wort, das Wort hieß: — „Friede!" sackel

tvar verlöscht.

Friede, welch' süßer Klang liegt nicht darin für den,'der allen Jammer des Krieges mit erlebte, mit welchem wonnigen Gefühle spricht's der Soldat nicht aus, wenn diesem einen Worte noch die drei folgen: „Nach dem Siege!" — Die Schmerzen sind vergessen, und brennt auch noch die alte Wunde, so trägt er's gern, beim das Bewußtsein, bei¬ getragen zu haben zu dem großen Werke, hilft bald dar¬

über fort.

Der Lieutenant war avaucirt, sein Kaiser hatte ihn zuin Kapitain ernannt und einen Wirkungskreis ihm ausersehen, ivobei der Krückstock, den er noch führen mußte, ihn nicht hinderte. Er hätte vollen Grund gehabt, so frohen Muthes, wie die ganze Welt, den hoffnungsvollen Blick der Zukunft zuzuwenden. schinerzten seine Wunden nicht mehr, doch es giebt Schmerzen, die weit größer sind, als die des Körpers, cs

Wohl

sind die — der Seele. — Der junge Offizier litt gewaltig, sein Liebstes auf der Welt, sein Weib war ihm genommen. Den Anstrengungen des Krieges nicht gewachsen, blieben die Rückwirkungen nicht aus. Kaum in der Heimath angekommen,

erkrankte sie

— und starb — starb als Opfer treuer hinGesund und dennoch sichtbar elend saß er

gebender Liebe.

mit

seinem blonden Töchterchen allein.



Schon wieder zog der Herbst ins Land, die Blätter färbten sich, sie fielen, und che man sichs recht versah, so klopfte der Winter an die Thüre, die ersten Flocken tanzten nieder und blieben auf dem Fenster liegen. Die Kleine fragte: „Papa, nun kommt das Christkind — bald, nicht wahr? Frau Holle schüttelt schon die Betten?" — „Ja, mein Kind!" — Er wandte sich uin, das Christkind kam wirklich bald und wollte freudig aufgenommen sein, wie schwer ist's, wie

tief betrübt, wenn man mit wehem Herzen ihm die Thüre öffnet.

Der Winter war nun in

seine vollen Rechte eingetreten,

und mehr und auf dem weißen Schnee dort unten auf dem Platze, da lagen grüne Tanncnbäume, dem Offizier war es, als drückten sich all' ihre Nadeln in sein es schneite mehr

wundes Herz. das Christkind auch einen Tanuenbaum?" fragte die Kleine wieder. Der Vater nickte stumm mit dem Kopfe. „Vielleicht", — sagte das Kind recht kindlich traurig,

„Bringt mir

„bringt er mir

doch keinen,

ich habe

ja

keine

Mutter mehr,

die ihn beim Weihnachtsmann bestellt." Da drückte der Vater die Stirne fest an seines Kindes Brust und biß die Zähne auf einander und als er endlich

wieder sprechen konnte, da sagte er: „Dann wird» wohl Väterchen bestellen". — Es war am Christfest heiligen Abend, klopfenden Herzens harrte die Kleine der Bescheerung, im Zimmer tvar es dunkel, doch in dem Nebenzimmer da tvar der Weihnachtsmann bei dem Papa. Die bauten die Gaben auf und zündeten die

Da klingelte es, der Vater kam, Lichter an dem Baum an geblendet in dem Lichter¬ das Kind in's führte Festgemach, er glanze sprach es sein Weihnachtslied, daun trat cs verlegen, schüchtern an seine Gaben, und dann endlich brach der Jubel durch,

Still

saß der

Vater und schaute zu, sein Herz war über-

Ein

königliches

Wrchnachtsfcst.

Zeichnung

von

Paul

Bürde.

(S.

Seite

160.)

Prinz

Wilhelm.

Kronprinz

Friedrich

Wilhelm.

König.

Königin

Luise.

Prinzeß

Charlotte.

Prinzeß

Alexandrme.

Prin,

Carl.

158

voll zum Springen — die Kleine kam und zeigte glückstrahlend ihre Sachen, — doch plötzlich stand sie still lind schaute mit

redling sehr erleichtert und sein Benehmen dem Fräulein gegen¬ über wurde ein ungezivungeneres. Er konnte jetzt auf Ge¬ spräche eingehen und verstand seine Unterhaltung mit feinem Humor zu würzen, so daß er einen sehr vortheilhastcn Eindruck auf sie machte. Sein Acußeres war auch bestechend für ein junges Mädchenherz. Er war von hoher, kräftiger, ritterlicher Gestalt, mit blondem Vollbart und blauen blitzenden Augen, in denen eine gewinnende Freundlichkeit lag, die aber auch

ihren grollen blauen Augen den Vater an— „Aber Papa, wer schenkt denn Dir Etwas?" —

— „Niemand!" — gab er zurück. — „Armer Papa!" — Da klingelte es an der Thür. „Jetzt kommt gewiß der Weihnachtsmann zu Dir!" rief sie lind lief hinaus. Der Postbote war's und überbrachte mit wichtiger Miene eine Kiste. — „Von Sr. Majestät dem Kaiser!" — sagte er. Der Offizier starrte den Sprecher an, er glaubte nicht recht gehört zu haben, mit fliegender Hast öffnete er endlich das

ihn in Gedanken mit Herrn Eminerich verglich, so verblaßte das Bild des Letzteren vollständig, und so ward ein Herzcnsbündniß geschlossen, ohne daß Worte ihm Alisdruck

Paquet.

zu verleihen brauchten.

Auf ein Gemälde fiel sein Blick, auf ein Gemälde schön und sinnig, wie es nur des Kaisers Herz ersinnen kann. Ein monumentaler Stein, halb überschattet von dem Deutschen Banner, bildet den Mittelpunkt, er trägt die In¬ schrift: — „Gorze, am 19. August 1870" — das eiserne

Fahrt der Flüchtigen. Als der Morgen anbrach, hatten sie schon die Mühle im Dorfe Blirg passirt. Von hier aus schlängelte sich der Fluß durch Theile des Sprcewaldes, welche bisher noch wenig von der Axt berührt worden waren, die fast noch im Urzustände in lvilder Schönheit den Blicken sich darstellten. Riesige Erlen und Eichen erhoben ihre Häupter und hüllten den Fluß in grüne Dämmerung. Farrenkraut und Unterholz bedeckten den Waldboden, Seerosen und Rohr ganze Strecken des Flusses.

schalkhaft blicken konnten.

Wenn

Wir verfolgen nun weiter

Kreuz blickt darunter hervor, ein Helm, umwunden von einem Eichenkranzc auf dem, wie Thränen, dicke Thantropfen perlen,

erblüht im

steht darauf und oben iu dem güldnen Rahmen,

Silber ein voller Rosenzweig. Das Licht des Weihnachtsbaumes bestrahlte

hellsten

Gabe, das Licht des Weihnachtsbaumes brach Dankeszähren des glücklichen Empfängers.

Kostbar war gewiß die Gabe,

Worte, die

sie

begleiteten.

doch

in den

kostbarer noch die

Ein Brief von höchster, allerhöchster,

heiß geliebter Hand begleitete die Sendung.

„In

Er lautete:

dankbarer Erinnerung an den mir unvergeßlichen Augenblick, wo Sie, schwer verwundet, in Gorze am 19. August 1870 mir eine Rose nachsandten, und ich. Sie nicht kennend, an Ihrem Schmerzenslager vorüber gefahren

war,

sende

ich

das

beikommende

Bild, damit

noch

in

wie Sie in solchem Momente Ihres Königs gedachten und wie dankbar er Ihnen bleibt. Weihnachten 1871. späteren Zeiten man wisse,

gezeichnet:

Wilhelm

Rex.

22/12. 1871." — Das war des Kaisers Weihnachtsgabe! —

Äus alter Zeit. Eine Erzählung von ürinrirli ßnsrfl.

(Schluß.)

Um das Folgende zu erklären, müssen wir nochmals in das elterliche Haus des jungen Wolsart zurückkehren. Die nur kurze Zeit der Gegenwart Margarethens in demselben hatte genügt, in dem jungen Manne die leidenschaftlichste Liebe

für

wachzrlrufen.

Der scharfe Blick der klugen Mutter bald, was das Herz des Sohnes bewegte. Sie lieh ihm gegenüber ihrem Gedanken keine Worte, sie lächelte ihn nur freundlich an, wenn sie ihn in den Träumereien über¬ raschte, denen er sich seit dieser Zeit nur zu oft hingab. Das gab ihm Mlith der Mutter zu gestehen, daß Margarethe oder keine sein Gemahl werden solle. Frau Wolfart schloß ihn in ihre Arme, küßte ihn auf die Stirn und sagte, daß sie ihm gern ihren Segen zu einer solchen Verbindung gebe und daß sie einer solchen Tochter ihre ganze mütterliche Liebe entgegen bringen würde. Des Sohnes Herz war durch diese Untersie

entdeckte

die

Reidel von Wild aller Art rauschten durch das Unterholz oder schivammen in kurzer Entfernung vom Kahne durch das Wasser. Die Gemüther wurden durch de» Anblick dieser großartigen

des Kaisers sich

sie



Waldesnatur feierlich gestimmt, schweigend gab man sich diesem Eindrücke hin. Jetzt kamen sie an eine Stelle, wo einer der gewaltigen Baumrieseil quer über den Fluß gestürzt war. Wenige Zoll Wasser liefen über den Stamm, so daß der Kahn aufgehalten wlirde- Um hinüber zu kommen, nnißle er erleichtert werden. Die Reiseitdcn iitußten an's Ufer steigen und die Ruderer ver¬ Albrecht suchten den Kahn über den Stamm hinwegzubringen. hatte einen Jagdspieß, ohne den kein Anwohner des Sprcetvaldes sich hineinwagte, genoinmcn und tvar eine Strecke am Ufer hingewandert. An einer Stelle, wo die Waldesdecke die Sonnenstrahlen iit's Wasser scheinen ließen, sahe er nahe dein Ufer einen mächtigen Hecht, welcher auf Saite lauerte. Er warf den Spieß nach ihm und traf ihn so glücklich, daß er ihn ans Ufer ziehen konnte. Jubelnd kehrte er mit seinem Fange zurück; allein er fand seine Schwester und den jungen Wolfart nicht mehr auf der Stelle, wo er sie verlassen hatte. Das Ufer war etwas sumpfig, so daß die Beiden gezwungen waren, einen Umweg zu machen, damit sie wieder zu ihrem Fahrzeuge kämen. Wolsart pflückte einen Weidenzwcig und begann die Blätter abzupflücken, wobei er die bekannten Worte: sie liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen u. s. w. hersagte. Das letzte Blatt traf die Worte: gar nicht! Ach, sagte Margarethe lachend. Euer Zweiglein lügt.

Ich will

Euch Euer Schicksal bester verkünden, denn meine alte Ursula hat mir ein wenig von der Wahrsagerkuust gelehrt. Sogleich fiel er ihr in die Rede und rief: Das ist schön.

mir, mein liebes Fräulein, mein Schicksal: mein Gemahl werden? Dabei blickte er ihr herz¬ innig in die Augen und faßte ihre Hand. Das hatte sie nicht erwartert. Ganz verwirrt und blutNun

so

Werdet

saget

Ihr

roth im Gesicht, wollte sie ihm die Hand entwinden, doch er hielt sie fest und sagte: Redet, redet, liebe Margarethe, saget

159 Euren Spruch, sonst glaub' ich doch, daß mein Zweiglein nicht gelogen hat. Euer Zweiglein hat nicht die Wahrheit gesagt, nehmet dies hier; und dabei pflückte sie ein anderes Zweiglein ab, übersah schnell, daß es sieben Blätter hatte und reichte es ihm

i

!

j

niß,

mit den Worten: dieses lügt nicht! Der junge Mann pflückte die Blätter wie vorhin mit den bekannten Worten ab und als er sah, daß das letzte Blatt auf „von Herzen" traf, zog er Margarethe au seine Brust und küßte sie herzhaft auf den Mund.

In

diesem Augenblicke kam Albrecht

mit

I

cs sich nicht nehmen lasten, seine

Kinder

Die Freude des Wiedersehens läßt sich kaum beschreiben. Albrecht wollte den jungen Wolfart seinem Vater vorstellen, aber der rief ihm entgegen: du brauchst nicht ein Wort zu sagen.

Er

ist einer der

Wvlfarts,

gleicht er doch ganz und

gar meinem liebsten Jugendfreunde, dein Heinz Wvlfart, dem einzigen Sohne des alten Wolfart in Cöln. Er liegt zwar schon lange in kühler Gruft, denn ihn hatten die von Winning, als wir von dem Markte 511 Friedberg heimzogen, bei ihrer Beste Sternberg, von der aus sie uns überfielen, so schwer verwundet, daß er am anderen Tage in meinen Armen des Todes verblich. Doch ich hatte ihn gerächt, denn einer von den Winuigs bekam von inir einen Hieb über beide Auge», so daß er von der Welt nichts mehr sah bis au sein EndeHier sehe ich nun meinen lieben Heinz wieder aufgelebt vor mir stehen. Kommt, junger Mann, reicht mir die Hand und habet tausend Dank für die Kühnheit und den Muth, durch welche Ihr mir meine Kinder wieder hierher gebracht habt. Vater, Vater, rief Albrecht, er hat aber noch eine That ausgeführt, die von nicht geringerem Muthe zeugt und die ich Dir sogleich verkünden will. Während ich meinen Fisch im Walde spießte, hat er das Herz Deiner Tochter gefangen. Wer aber die Margarethe zum Gemahl haben will, das weißt Du, der muß ein ganzer Mann sein, denn sie zu fangen ist kein leicht Stücklein; ihm ist's gelungen. Lieber Vater, rief Margarethe, Du wirst ihm und mir Deinen Segen nicht verweigern. Er ist gar brav, so wie ich mir meinen künftigen Gemahl vorgestellt habe. Verzeih ihm, daß ich ohne Deinen Willen mich ihm versprochen. Dabei zog sie den Geliebten nochmals zu ihrem Vater hin. Dem Alten kam die Sache zwar sehr überraschend; doch als nuit auch der junge Mann ihn mit herzlichen Worten um

und uner-

Um den jungen wenn es entziehen, Wildensteiners zu Wolfart der Rache des Fräulein dem offenbar werden sollte, daß er es gewesen, der Zeitlang zur Flucht verholfen, wurde beschlossen, daß er eine in Cölir bleiben und die Stelle seines jüngeren Bruders, welcher im Geschäft des alten Wolfart daselbst stand, ein¬

fuhr der Wagen des Kaufherrn v. d. Hosen aus Lübben in die Nacht hinein, begleitet von zwei Nach kurzer Rast

In

Er hatte

sich so schnell

nehmen sollte.

ich lebe.

selbst von Lübben abzuholen.

meiner lieben Margarethe, Mein Segen komme

ivcrdet.

wartel am Ziel möge uns der freundliche Leser erlassen.

Albrecht reichte ihm die Hand, zog ihn an seine Brust und rief: Du sollst mir ein lieber Bruder sein, lo lange

kommenden.

meinem Herzblatt,

seiner Wünsche zu sehen, das zu beschreiben,

Welt gleichkommt.

tige Wolfart den Wasserweg durch den Sprecwald gewählt, waren die Fliehenden allen Nachstellungen des Wildensteiners entgangen und erreichten weit schneller ihr Ziel, die Stadt Lübben. Hier wartete der alte Kaufherr v. d. Hosen, der durch den Probst von Allem benachrichtigt war, bereits auf die An¬

Ihr

ein treuer lieber Geniahl über Euch in Zeit und Ewigkeit! Was den jungen Mann bewegte,

Ihr

einer unbeschreiblich glücklichen Stiinmung wurde die Reise bis nach Lübben fortgesetzt. Dadurch, daß der umsich-

daß

sein

seinem Fische

herbei und pries sein Glück; aber Wolfart führte ihm seine habt Glück, Euer Fisch ist Schwester entgegen und sagte: wcrthvoll, aber das Herzlcin Eurer Schwester, welches ich soeben gefangen, ist ein Glück für mich, welchem nichts auf dieser

bat, da erwägte er schnell, daß er ans einer chrenwerthen und wohlhabenden Familie stamme; dies und die große Aehnlichkeit mit seinem Jugenfreunde überwältigte ihn. Er legte beider Hände in einander und sagte: das, was Ihr mir und meinen Kindern erwiesen habt, giebt mir Zeug¬ seinen Segen

j

!

Fackelträgern und vier Reitern, nach Wusterhausen, woselbst andere Pferde vorgcsvannt wurden, so daß die Reisenden am Morgen in Cöln eintrafen. Margarethe und Albrecht wurden von dem Probst lind den übrigen zahlreichen Freunden des Der junge Wol¬ Hauses bewillkominuet und beglückwünscht.

fart erntete viel Ehre und Lob und war im Hause des Herrn v. d. Hosen ein willkommener Gast. Das Verhältniß ztvischen Margarethe und Heinz Wolfart blieb vor der Hand ver¬ schwiegen. Den alten Kaufherrn sah man häufig zu dem alten Wolfart wandern und mit ihm allerlei verhandeln. Eines Tags ließ Letzterer seinen Vetter vor sich kommen und that ihm den Vorschlag, daß er seine Handlung übernehmen und fortsetzen solle.

Er selbst wolle seine letzten Lebenstage in Der junge Wolfart nahm dies Anerbieten

Ruhe genießen. freudig an, da er seinen heißesten Wunsch, Margarethe sein Gemahl nennen zu können, nunmehr in Erfüllung bringen konnte. Am Weihnachtsfest fand die feierliche Verlobung statt. Im Frühjahr wurde die Hochzeit mit solcher Festlichkeit ge¬ feiert, daß selbst der Kurfürst, die Kurfürstin und viele Herren und Damen vom Hofe, aber auch der Pfarrer von GroßDvbbern und die Frau Försterin aus der Stadthaide von Cottbus erschienen. Der Förster war nicht zu bewegen gewcsen, an dem Freudenfeste Theil zu nehmen. Margarethes braunes Pferd hatte der Vater des Bräutigams aus Cottbus für sie wieder mitgebracht. Der junge Herr Emmerich tröstete sich über den Verlust Margarethes bald und machte weite Reisen in das Ausland.

VII. Es erübrigt noch zu berichten, daß die sechs geschädigten Cöluer Kaufherrn mit kräftiger Unterstützung des Kurfürsten den Herrn Hans v. Cottbus bei dem Kaiser Sigismund ver¬ Dieser ließ ihn »ach Breslau kommen, wo er sich klagten. Es mußten jedoch wichtige mildernde zur Zeit aufhielt. Gründe oder gute Fürsprache vorhanden gewesen sein, denn Hans v. Cottbus wurde nicht bestraft, sondern nur verurtheilt, den Kaufleuten den Schaden mit 2400 Schock Groschen zu ersetzen und mußte feierlich versprechen, sich fernerhin aller Gewaltthätigkeiten zu enthalten. (Die Urkunde über diesen Vertrag befindet sich in Riedels Codex Diplomat. Branden-

160

burgiensis II. Theil 3. Band Seite 258.) Von den 2400 Schock Groschen sollte er die ersten 800 am Georgitag, die zweiten 800 Schock am Michaelistag und die letzten 800 Schock am nächstfolgenden Georgitage bezahlen. Er Kaiser dem und Herrschaft mußte während dieser Zeit Schloß verpfänden. Die Bürger der Stadt Cottbus und die Mann¬ schaft der Herrschaft mußte zur Sicherheit dem von Kaiser Sigismund dazu verordneten Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg den Huldigungseid leisten. Diese Urkunde ist datirt zu Breslau nach Christi ©eburt 1400 und darnach in dem zwanzigsten Jahre am Sankt Pauls-Tag Conversionis. Die zweite Urkunde, welche die Huldigung des Kurfürsten be¬ trifft, ist datirt zu Bccskow am Sonntag in der Fasten, als man in der heiligen Kirche singet: Oculi mei, nach Christi Geburt 1400 und im zwanzigsten Jahre.

Lin

königliches Weihnachtsfest vom Jahre 1808. Hierzu die Zeichnung von J).

fiitrfr. S. Seite 157.

während die schöne Königin, mit freudeverklärtem Antlitz Der König mahls faßt. Prinzen tragen die neue, 1807

ihre kleine Luise auf dem den

Arm

des

Arm,

geliebten Ge¬ ältesten beiden

und auch die eingeführte Uniform, denn beide Prinzen sind über zehn Jahr alt, also nach dem Herkommen im preußischen Königshause bereits Soldaten. Der Kronprinz blickt

lebhaft und fröhlich auf zum Vater und hat den Arm in leichter Liebkosung um den Nacken seines Bruders Wilhelm gelegt, der etwas ernst in sein Buch schaut. So haben sich diese beiden, so verschiedenen Brüder immer geliebt im Leben, und König Wil¬ helm giebt noch heute bei jeder Gelegenheit der innigen Liebe Ausdruck, die er für den unvergeßlichen Bruder im Herzen trägt. Das ist die Mittelgruppe; zur Rechten von derselben steht, zunächst hinter der Königin, die Prinzessin Charlotte, die älteste Tochter, mit dem holden Angesicht, Preußens Freude in den großen Tagen des Befreiungskampfes, welche später die deutsche Häuslichkeit und das reine Familienleben aus ihrem Vaterhause

in das russische Kaiserhaus verpflanzte, aber das treue preußische Herz bis zum letzten Hauch bewahrte. Die alten guten Patrioten aber nannten die Kaiserin Alexandra noch bis auf lange Zeit ihre „Prinzessin Charlotte". Die jüngere Prinzessin Alexandrine sitzt aus einer Polstcrbank und spielt mit ihrer neuen Puppe;

Es ist bekannt, daß König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in der tiefen Unglücksnacht, die mit der Niederlage von Jena und Auerstädt, noch mehr mit dem Frieden von Tilsit über sein Haus und sein Volk gekommen, seinen besten Trost in seinem Familienleben, an der Seite der herrlichen Königin Luise, unter seinen Kindern suchte und fand. Ueber das schlichte, stille, aber geistig so tief bewegte Leben der königlichen Familie zu Königs¬ berg in den Jahren 1808 und 1809 ist so viel Liebliches schon berichtet worden, die Bedeutung, welche dieses Leben gerade für die Erhebung Preußens hatte, ist so oft schon geschildert worden, und dennoch wirkt noch immer jede Erinnerung aus jener Zeit wohlthuend, nicht nur in preußischen Kreisen, sondern überall, weil das einfach Sittliche und menschlich Schöne seines Eindruckes nicht verfehlen kann, zumal wenn es wie hier aus einem großen

wurde nachmals eine Großherzogin von Mecklenburg zu Schwerin und lebt noch heute im fürstlichen Wittwenstand. Die Liebe zu den Brüdern aber hat sie treulich bewahrt als ein theures Erbe ihrer edlen Mutter. Es hatte immer etwas Rührendes, Heimgegangenen König sie namentlich im Umgang mit dem wie man zu sagen sich gern, der sehen, IV. zu Friedrich Wilhelm ihm öfter, steile verbot Sie pflegt, von ihr „bemuttern" ließ. namentlich streng Bädern Berge zu erklettern, und hielt in den darauf, daß er „kurgemäß" verfuhr. Der kräftige Knabe auf dem Bilde, in Kosakentracht, die Trompete vor dem Munde und die Fahne mit dem preußischen Adler fest in der kleinen Faust, ist Prinz Karl, jetzt der älteste Prinz im königlichen Hause, damals war er der jüngste. Dem Herrenmeister der Johanniterritter von der evangelischen Valley

Unglück heraus schlicht zu den Herzen spricht. Die königliche Familie war nach Königsberg zurückgekehrt, und von dem Tage der Rückkehr an hatte jenes stille Leben und

Brandenburg, dem Generalfeldzeugmeister war cs erst in spätern Lebensjahren beschieden, in offener Feldschlacht mitzustreiten für sein Vaterland; er ist der Vater des siegreichen Feldherrn von Düppel und Alsen u. s. w., des Prinzen Friedrich Karl. Das ist die königliche Familie von damals, denn Prinz Albrecht wurde erst 1809 geboren. Aber die Gruppe zur Linken gehört auch mit zur Familie. Die Dame ist die sehr geschätzte Hof¬ dame von Kamecke, der Offizier hinter ihr der Major von Luck,

Weben der Liebe und des Trostes begonnen, in welchem sich die Bewohner Königsbergs mit ihrem Königspaar so herzlich zu¬ sammenfanden. Im Februar war die Prinzessin Luise geboren, bei deren Geburt der hart geprüfte König zu seiner Königin sagte: „Weil ich Dich so lieb habe, habe ich unser jüngstes Töchterchen Luise genannt. Möge es eine Luise werden!"

Bei dem Prinzeßlein aber wurde die Liebe von Preußen zur Pathenschaft; die Edelleute, die Bürger und die Bauern, sie kamen und hoben das Königskind aus der Taufe. Im März machte die Albertina, die Königsberger Universität, den jungen Kron¬ prinzen, nachmals König Friedrich Wilhelm IV., zu ihrem Ueotor niagniLoontissimus, welche hohe Würde auch jetzt wieder Preußens Kronprinz bekleidet. Jeder Geburtstag im königlichen Hause wurde von der Stadt mitgefeiert, und so war denn auch das Königs¬ berger Weihnachtsfest gekommen, von welchem unser Bild eine Darstellung giebt. Aus dem Gabentisch, der keine reicheren Ge¬ schenke zeigt, als man sie auch Kindern anderer, bürgerlicher Fa¬ milien bietet, leuchtet im Kerzenglanz der uralte, deutungsreiche Weihnachtsbaum, der sich vom heimischen Norddeutschland aus immer weitere Gebiete erobert, weil der Norddeutsche überall, wohin er auch gehen mag, die liebliche Sitte des Weihnachts¬ baumes mitnimmt. Aber in hellerem Glanze noch als der Lichter¬ baum strahlt die Liebe aus den Augen des königlichen Vaters, dessen hohe Gestalt Söhnen ent¬ sich leicht den beiden älteren gegen neigt, die ihm froh mit ihren Büchern entgegen treten.

sie

neben ihm im Vordergründe

aber der

Prinzenerzieher

vr.

Del¬

brück, der als Superintendent zu Zeitz starb, wo ihm seine Zög¬ linge ein Ehrendenkmal aufs Grab gestellt haben. Hans Philipp August von Luck war damals Flügeladjutant des Königs, er wurde im folgenden Jahre Gouverneur des Kronprinzen und 1815 in Paris zum General ernannt. Die Königin Luise selbst schildert und charakterisirt ihre Kin¬ einem Briefe an ihren Vater, den Herzog Georg von Meck¬ in der lenburg zu Strclitz, den uns Frau von Berg, der Königin treue Freundin, aufbewahrt. In diesem Briefe heißt es: „Der Kron¬ prinz ist voller Leben und Geist. Er hat vorzügliche Talente, die Er ist wahr in allen glücklich entwickelt und gebildet werden. seinen Empfindungen und Worten, und seine Lebhaftigkeit macht Verstellung unmöglich. Er lernt mit vorzüglichem Erfolge Ge¬

und das Große und Gute zieht seinen idealischen Sinn Für das Witzige hat er viel Empfänglichkeit, und seine komischen, überraschenden Einfälle unterhalten uns sehr angenehm. Er hängt vorzüglich an der Mutter und er kann nicht reiner sein, als er ist. Ich habe ihn sehr lieb und spreche oft mit ihm davon,

schichte,

an sich.

wie es sein wird, ivenn er einmal König ist."

*

Weihnachten.

(S.

Seite

163.)

162

Wilhelm

(erlauben Sie, ehrwürdiger Gro߬ vater, daß ich Ihre Enkel nach der Reihe Ihnen vorstelle) wird, wenn mich nicht Alles trügt, wie sein Vater, einfach, bieder und verständig. Auch in seinem Aeußeren hat er die meiste Aehnlichkeit mit ihm; nur wird er, glaube ich, nicht so schön. Sie sehen, lieber Vater, ich bin noch in meinen Mann verliebt."

„Unser Sohn

(geb. 16. November 1567) zu bescheeren. Für den Kurprinzen bestimmte der jagdliebende Vater eine Jagd, für die beiden Töchter die „Mutter Anna" einen reichen Hausrath. Viele Gegenstände

fanden sich fertig vor, andere wurden ganz oder theilweise beim Holzschneider, Drechsler, Tischler, Schlosser, Riemer, Glaser, Buch¬

„Unsere Tochter Charlotte macht mir immer mehr Freude; sie ist zwar verschlossen und in sich gekehrt, verbirgt aber, wie ihr Vater, hinter einer scheinbar kalten Hülle ein warmes, theilnehmendes Herz. Scheinbar gleichgiltig geht sie einher; hat aber viel Liebe und Theilnahme. Daher kommt es, daß sie etwas Vor¬

binder, Schneider, Maler und Schreiber in Arbeit gegeben; schlie߬ lich geleiteten Rauschers Sohn und „der Tischler" die „Bescheerung" von Leipzig auf einem zweispännigen Miethwagen in das Torgauer Schloß und verzehrten in den sechs Tagen ihrer Reise einschließlich der Fuhrwerksmiethe (2 fl. 6 gr.) 10 fl. 11 gr. Auf dem Weihnachtstisch der jungen Herzoginnen befanden

nehmes in ihrem Wesen hat.

sich

Erhält sie Gott Zukunft für sie." „Karl ist gutmüthig, ftöhlich, bieder und lich entwickelt er sich eben so gut als geistig. Einfälle, die uns zum Lachen reizen. Er ist Sein unaufhörliches Fragen setzt mich oft in

am Leben,

so

an messingenen Gegenständen im Preise von 5 Gulden: 2 Mörsel, 4 Barbierbecken, 2 kleine Schreibzeuge, 200 Rechen¬ pfennige, 4 Wärmpfannen, 4 Schüsselringe, 4 Handbecken, 4 Leuchter, 4 Gießkellen, an kupfernen im Preise von 4 Gulden 12 gr.: 3 Küchenständer, 4 Durchschlüge, 4 Gießkellen, 4 Fischtiegel, 5

ahne

ich eine glänzende

talentvoll; körper¬ Er hat oft naive '

heiter und witzig.

Eimer, 3 Badefässer, 3 Gießfässer, 3 Badewannen, 2 Mulden, 2 Bratpfannen. Weiter werden erwähnt: 2 Tischtücher, 4 Handquehlen *), 16 Servietten (im Preise von 1 Gld. 6 gr.), 12 Messer in zwei Scheiden und 2 Scheiden mit Kredenzmessern (im Preise

Verlegenheit, weil

ich es nicht

beantworten kann und darf; doch zeigt es Wißbegierde — zuweilen, wenn er schlau lächelt, auch Neugierde. Er wird, ohne die Theilnahme an dem Wohl und Wehe Anderer zu ver¬ lieren, leicht und fröhlich durchs Leben gehen." „Unsere Tochter Alexandrine ist, wie Mädchen ihres Alters und Naturells sind, anschmiegend und kindlich. Sie zeigt eine richtige Auffassungsgabe, eine lebhafte Einbildungskraft und kann oft herzlich lachen. Für das Komische hat sie viel Sinn und Empfänglichkeit. Sie hat Anlage zum Satirischen und sieht dabei ernsthaft aus, doch schadet das ihrer Gemüthlichkeit nicht." „Von der kleinen Luise läßt sich noch Nichts sagen. Sie hat das Prosil ihres redlichen Vaters und die Augen des Königs, nur etwas Heller. Sie heißt Luise; möge sie ihrer Ahnfrau, der liebenswürdigen und ftommen Luise von Oranien, der würdigen Gemahlin des großen Kurfürsten, ähnlich werden." Man wird zugeben müssen, daß die Kinder König Friedrich Wilhelms HI. hier ganz richtig von der Hand der Mutter charakterisirt sind; mit Liebe fteilich sind die Portraits entworfen, aber unähnlich ist keins; am ähnlichsten die der beiden älteren Brüder (König Friedrich Wilhelms IV. und König Wilhelms I.) und der Kaiserin von Rußland, die ja eben durch größere Reife auch schon sicherere Anhaltspunkte für die Beurtheilung boten. So viel von der königlichen Familie von Preußen um den Weihnachtsbaum von 1808 — ein Schimmer dieses von der Hand der unvergeßlichen Königin Luise angezündeten Wcihnachtsbaumes aber wird noch lange wehmüthig und lieblich hineinglänzen in Preußens Geschichte. G. H.

von 18 gr.), 2 sammtne Betbücher (5 gr.), und daneben sind 2 Ruthen im Preise von 6 Pf. aufgeführt. Die Blechwaaren kosteten 18 gr. und werden genannt: 2 Reibeisen, 2 Trichter, 2 Laternen, 4 Fischtiegel, 2 Schöpffässer, 2 Durchschlüge, 2 Kraut¬ stößer, 2 Schippen**); dazu kamen im Gesammtpreise von 19 gr. folgende Eisenstücke: 2 Roste, 2 Bratfässer, 2 Böcke zu Brat¬ spießen, 2 Feuerzangen, 2 Brotfeilen, 2 Hackemesser und an

„ströernen"

Gegenständen (Preis 12 gr.): 1 Krug, 3 Becher, Am zahlreichsten waren die Zinn Waaren (im Preise von 13 fl. 11 gr. 6 Pf.) vertreten, nämlich: 8 Leuchter, 36 Löffel groß und klein, 71 Schüsseln gr. u. kl., 40 Bratenteller gr. u. kl., 106 Teller kl. u. gr., 2 Fleischbeile, 2 Wanne», 2 Roste, 4 Bratspieße, 4 Paar Messer, 4 Schüsselringe, 4 Böcke zu Brat¬ spießen, 28 Eierschüsseln kl. u. gr., 6 Tiegel, 6 Pfannen, 2 Drei¬ füße, 4 Fässer, 4 Reisetruhen, 1 Butterbüchse, 3 Gewürzbüchsen, 4 Kannen, 10 Becher, 4 Salsierchen***), 4 Flaschen, 2 Ma߬ kannen, 8 Bratpfannen und Mulden, 18 (?) Pokale, 6 gr. Salz¬ fässer, 8 „Hanen" ch), 2 „Radeberge»" -sch). Schließlich finden sich (Preis 1 fl. 12 gr.) genannt 4 gemalte Körbe, 2 Körbe und 1 Wiege aus Draht, 2 Körbe mit Hühnern, 4 gemalte Schachteln, 5 Hähne, 2 Schweinchen, 1 Henne mit Jungen, 4 „Pffoben"sisisi), 20 Töpfe, 12 Kuchenfässer. Ueberdies hat Rauscher dem Tischler bezahlt für 2 Tische und 8 Stühle 2 fl. und für 2 Schränke und 2 „Kanricken" *P) 8 fl., dem Schreiber, welcher Schränke, Tische und Stühle, nachdem der Buchbinder dieselben um 10 gr. 6 Pf. überzogen, „daß man drauf schreiben hat können, beschrieben" hat, 1 fl. 3 gr. Für das Be¬ malen der Schränke, Tische, Bänke und Kanricken 7 fl. 15 gr. Ferner kommen 4 fl. 19 gr. für den Schlosser in Ansatz, welcher 4 Nähkissen, 2 Schränke „und was zum Hausrad gehortt" be¬ schlagen, desgleichen 26 fl. 16 gr. für den Schneider, welcher die Nähkissen (2 von grünem Sammt, mit goldenen und silbernen Posamenten belegt und mit rothseidenem Atlas gefüttert, 2 mit grünem „Kartek" *ff) überzogen und mit grünem „brückischem" *Pj-f)

!

3 Schüsseln.

Spielsachen zur Christliescheerung für die Kinder des

Kurfürsten Äugnst von Sachsen. Am heiligen Christtage des Jahres 1572 ließ

die Kur¬

fürstin Anna von Torgau an den Bürgermeister zu Leipzig, Hie¬ ronymus Rauscher, u. A. also schreiben, wie wir dem „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit" entnehmen: „Wir haben daßjenige, so du unß vor unsere geliebte linder

zur christbescheerung

bestellt und durch deinen söhn überschickt, alles unversehrt wohl entfangen, und ist solches alles nach unsern gutten gefallen zugerichtet gewesen, derwegen wir deinen vleiß in so kindischen dingen zu gnedigstem dank von dir angenohmmen . . (K. S. Hauptstaatsarchiv: Copial 376, Bl. 22.) An einer anderen Stelle (Copial 14, Bl. 99) hat sich nun auch die Rechnung über die Rauscher'sche Sendung vorgefunden, aus welcher Mittheilungen gewiß willkommen sein werden. Es galt, dem damals zwölfjährigen Herzog Christian und den „Kurfürstlichen Fräuleins" Dorothea (geb. 4. Oktober 1562) und Anna

*) öucfite, Zwehle, Hand- oder Tischtuch. **) Schaufeln. ***) Kleine, schüsselartige Gefäße für die Salse (Tunke, Brühe, fr. Sauce). (alt Hahnen). ch) wol Faßhähne -HO Radbahre, Radber», Schineller-Fr. I, 261. Pfauen, alt Pfawe», Pfaben; Schm.-Fr. I. 446. Gestelle für Kannen, Gläser, Krüge u. dgl. Schm.-Fr. Kannericken, *f)

fff) II, !

!

45.

♦ff)

*fff)

Kartek, ein seidenes Gewirk; Grimm, Wbch., aus Brügge.

II,

608. V, 238.

163

Atlas gefüttert,

'

für den Hausrath geliefert hatte. 8 gr. erhielt der Riemer für Stifte und Riemchen in die „Kanricken," 3 fl. 9 gr. der Glaser für 4 Spiegel in die Nähkissen und 4 fl. der Tischler für 4 Nähkisten; schließlich geschieht 9 „gepapter Docken, die man mith schnürlein zeuchtt" (Preis 1 fl. 10 gr. 6 Pf.) Erwähnung, desgleichen allerlei Confeets und Speisen von Zucker zum Anrichten (3 fl. 5 gr. 3 Pf.) und einer Quantität (Preis 5 gr.) Abfall- und Packpapiers (4 Buch grau, darein man das Schnitzwerk und den Hausrath gelegt hat). Aus 75 Stück, deren jedes nicht weniger als 12 gr. zu schneiden (der Maler erhielt 8 fl. 20 gr.) kostete, setzte sich die Jagd, welche aus dem Weihnachtstisch des später so leidenschaft¬ lichen Jägers Christian stand, zusammen. Es werden genannt: 10 Pferde, 1 Maulesel, 7 Reuter, 6 Fußjäger, 22 Hunde, 4 Sauen, 4 Hirsche, 4 Hirschkühe, 4 Rehe, 4 Füchse, 4 Hasen, 4 Wölfe. — Der Riemer hatte Pferde und Biaulesel „geschmückt" und die Hunde mit Halsbändern versehen. Dafür berechnete er 5 fl. 19 gr. 6 Pf. Auch ein Schlitten (3 fl.) nebst Kästchen (5 gr.) gehörte auch seidene Vorhänge

zu dem prinzlichen Jagdspielzeug.

Theodor Distel.

Gebore» wurde Helmholtz am 31. August 1821 zu Potsdam, bezog später die Berliner militairärztliche Bildungsanstalt, das bekannte Friedrich-Wilhelms-Jnstitut, und widmete sich sodann der militairärztlichen Carriere. Nachdem er ein Jahr als Assistent an der Berliner Charite und fünf Jahre als Militairarzt in Potsdam gewirkt hatte, zog er doch die akademische Laufbahn vor; er war zuerst ein Jahr hindurch an der Berliner Anatomie und dem anatomischen Museum thätig und wurde darauf 1849 zum außerordentlichen Professor der Physiologie an der Königsberger Universität ernannt, vertauschte jedoch nach sechs Jahren die alte preußische Königsstadt mit Bonn, von wo aus er bereits nach einem Jahre nach Heidelberg als Professor der Physiologie über¬ siedelte. 1871 folgte er einem Rufe als Professor der Physik an der Universität unserer deutschen Kaiserstadt und erwarb sich im Fluge die denkbar höchste Achtung und Liebe unter seinen College» und Schülern; alsbald wurde er auch unter die ordentlichen Mit¬ glieder der Akademie der Wissenschaften aufgenommen und ihm Mit der Charakter eines Geheimen Regierungsraths verliehen. Stolz dürfen tvir ihn den „Unseren" nennen und hegen zum Schluß unserer kleinen Skizze nur den herzlichen Wunsch, daß er noch lange segensreich unter uns wirken und schaffen möchte.

werthes dar.

Professor Helmholtz. (Hierzu Portrait Seite 153.) Selten hat aus dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Medizin ein Buch so bedeutendes und tiefgehendes Aufsehen erregt,

Der heilige Ästend vor Weihnachten. Von

.kr.

Milli, fliig.

Sifi mii(( lllminicfuu.

(Hierzu die Illustration Seite 161.)

wie eine nur wenige Druckbogen umfassende Abhandlung, welche 1847 in Berlin erschien und den Titel „Ueber die Erhaltung

Das Schneedach fegt des Sturmes Saus, die Ofenflammen zittern. Die Kinder bleiben gern zu Haus und denken nicht an schlittern; Denn sieh! der Abend graut, und Ruprecht kommt, und baut Für jedes bald ein Tischchen auf, und legt gar schöne Sachen drauf.

der Kraft" führte. Der Name des Verfassers war bis dahin nur in engeren wissenschaftlichen Kreisen bekannt gewesen, mit einem Schlage wurde er nun berühmt und die hervorragendsten Autoritäten nannten ihn mit Achtung, er lautete Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz. Die erwähnte Schrift wirkte geradezu bahnbrechend; der Autor stellte in ihr den Satz auf, daß alle Vorgänge der Natur den

Im

Nebenzimmer kramt er schon den Quersack aus und tuschelt. Und horch! wie sacht er jetzt darin entlang die Wände ruschelt! Nun hebt der Jubel an, die Thür lvird aufgethan. Sieh da die Tischchen, weiß gedeckt, voll Kerzen, grün und roth gefleckt.

Grundgesetzen der Mechanik gehorchen, und bewies seine Theorie durch geistvolle und überzeugende Beispiele. Er gab durch seine Schrift die Anregung, daß die ersten Naturforscher bestrebt waren, die Gültigkeit des Prineips der Erhaltung der Energiesumme für

Hinein stürmt Bub' und Mägdlein flugs,

zu sehn,

was ihm beschieden:

Vor allem prangt von grünem Bnx ein Wäldchen Pyramiden

Mit

goldnen Nüflen dran; hier nickt ein Sägemann, Busch mit Lämmern drin, bewacht von Hund und Schäferin.

Dort grünt ein

eine Reihe von Naturvorgängen empirisch nachzuweisen.

Nußknacker stehn mit dicken: Kopf bei Jud' und Schornsteinfeger. Hier hängt ein Schrank mit Kell' und Topf, dort hetzt den Hirsch der Jäger, Hier rüst ein Kuckuk, horch! und dort spaziert ein Storch, Mit Aepfeln prangt der Tannenbaum, und blinkt von Gold- und Silberschauin.

Bald darauf wandte sich Helmholtz emsigen physiologischen Studien zu und richtete seine Aufmerksamkeit ganz besonders auf die Physiologie der Sinne. Auch aus diesem Felde sollte er bahn¬ brechend wirken, denn die Frucht seiner unermüdlichen, nie rastenden wissenschaftlichen Thätigkeit war die Erfindung des Augenspiegels, welche die Augenheilkunde auf eine kaunt geahnte Stufe stellte und

Zu Pferde paradirt von Blei ein Regiment Soldaten, Ein Sanssapon sitzt frank und frei gekrümmt und münzt Dukaten. Und alles schmaust und knarrt; Trompet' und Fiedel schnarrt. Fern stehn die Alten, still erfreut, und denken an die alte Zeit.

ihr

neue Perspectiven eröffnete. Unendlich Viele verdanken dieser Er¬ findung die Erhaltung ihres Augenlichts und sind Helmholtz dafür lebenslänglich verpflichtet. Es ist hier nicht der Ort, Helmholtz' wissenschaftliche Verdienste zu würdigen, auch nur eine kurze Uebersicht und Darlegung der¬ selben würde bei weitem den uns zur Verfügung stehenden Raum

Nun Mutter! ob dem lieben Brauch sei recht vergnügt und keife Heut Abend nicht, du Vater auch, und bräch' auch deine Pfeife In hundert Stücken heut, da alles jauchzt und schreit, Und, iveil so hell der Wachsstock brennt, voll Freuden durcheinander rennt.

überschreiten, erwähnen wollen wir nur noch seine geniale Theorie von der Farbenempfindung und seine Lehre von der räumlichen Anschauung durch den Gesichtssinn — er legte seine Studien in dem unerreicht dastehenden „Handbuch der physiologischen Optik"

So geht's bis in die späte Nacht, und selbst das Kleinste hätte Sie ohne Schlummer gern durchwacht, doch Mutter ruft: zu Bette! Und jedes macht zur Ruh nur halb die Augen zu, Und wünscht: o wär es Morgen doch! und sieht im Traum die Lichter

nieder — und ferner seine Verdieste um den Gehörsinn. — Man muß staunen über diese Vielseitigkeit aus den verschiedensten und schwierigsten Gebieten, von

denen

Beherrschung und Kenntniß Studium erfordert.

im

Ueber

den Lebenslauf des

jedes einzelne schon höchsten

Grade

zu seiner

eingehendstes

berühmten Physiologen

unserer

ist nicht viel zu sagen, innerlich überreich an den wechselvollsten Eindrücken, bietet er äußerlich nur wenig Bemerkens¬

Hochschule

!

»och-

vom wrihnochtsbüchertlsch. Vortreffliche Kataloge erleichtern uns die Uebersicht für unsern Weihnachtseinkauf, so für Bücher der Seemann'sche und der prachtvoll ausgestattete Stuttgarter; für Kunstwerke und Bilder der Katalog der „Photographischen Gesellschaft" hier.

164

In hundertster Auflage liegt Scheffels Trompeter von Säkkingen vor uns. Es bedarf keines Wortes der Empfehlung für dieses prächtige Buch, das nirgends fehlen sollte. Theodor Fontane gab seine prächtige Erzählung „Schach vonWuthenow" in Buchform heraus, sowie den ersten Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg" in vierter Auflage. Auf beide Bücher kommen wir noch ausführlich

Märchen mit Illustrationen von Ludw. Richter und Osk. Pletsch (Verlag von Abel) und endlich der „Kinderwundergarten," diese prächtigsten Märchen aus aller Welt, welche mann bei Amb. Abel in Leipzig herausgab.

Dieser rührige Verlag sandte uns noch: „Meine Sonntage," Rückblicke und Erinnerungen, herausgegeben von E. Betemann.

Alter Sang, Neuer Klang, Märchen und Sagen

ließ für das Fest die gcsammtcn frisch erscheinen, deren Anschaffung

Werke von Wilibald Alexis unseren Lesern auf das wärmste empfehle» möchten. „Der falsche Waldemar" schildert die Zustände der Mark im Mittel¬ alter und die bewegteste und zugleich räthselvollste Episode, die diese Geschichte aufzuweisen hat. „Der Roland von Berlin" nimmt die Kämpfe des neuen Hohenzollernschen Fürstenhauses, die Begründung der modernen Staatsgewalt im 15. Jahrhundert zum Hintergrund. „Die Hosen des Herrn von Bredow" und im Anschluß: „Der Wärwolf", enthalten eine, in einzelnen Theilen drastische Schilderung der Niederlage jenes Raubritterthums der Mark durch die kräftige Hand des Kurfürsten Joachim 1. Der „Große Kurfürst" darf nicht fehlen in der Reihe brandenburgischer Bilder. Wir begegnen ihm in den Roman: „Dorothe" wenn auch in seinen letzten Jahren schon, doch noch als dem „Großen". Im Roman „Cabanis" spiegelt sich die Zeit von des Königs Friedrich Wilhelm I. letzten Tagen und seiner spartanischen Staatszucht, so wie die berühmte Epoche Preußischer Geschichte unter Friedrich dem Großen bis zum Ende des siebenjährigen

„Jugendbrunncn," alte Reime mit neuen Bildern von

wir

Fedor Flinzer.

„Ruhe

ist die erste

„Jsegrimm"

Bürgerpflicht",

und der

sich

Von

Die Kaiserin von Deutschland und die Frau Großherzogin vom Baden, die hohen Protectorinnen des Werkes, die Förderinnen Deutscher Jugend-Erziehung, haben dem¬ Theil werden lassen, die Zu¬ eignung der Volksausgabe entgegenzunehmen. Der ganz außer¬ selben die seltene Auszeichnung zu

ordentlich billige Preis von nur

gezeichnete Jugendwerk

!

Wir führen

Rektor

Julius

fortan allen Kreisen zugänglich.

hier nur die hervorragendsten Jugendschriften des

Verlages an: sind für Mädchen die Schriften von Clara Crou oder ein seltsames Vermächtniß;" ferner „die Freundinnen." Für Knaben nennen wir: „Neuere und neueste deutsche

Da

„Eva

aus dem neunzehnten Jahrhundert" von

Franz Otto; „Savanarola,"

ist zunächst ein

der Königsbergcr

pro Band macht

Unterhaltungs- und Belehrungs-Werke für die Kinderwelt be¬ zeichnet werden, das neben schönen und werthvolleu Erzählungen, Märchen, humorvollen Dichtungen, bekanntlich auch treffliche Lebens- und Reiscschilderungen, Geschichts- und Naturbilder, sowie Verstandcsübungen aller Art aus der Feder unserer besten Jugendschriftsteller und Fachmänner enthält, begleitet von Meisterillustrationen erster Künstler. Der reichhaltigste Jugcndschriftcnverlag, der jedem Alter, jedem Geschlechte eine Fülle der besten Jugendschriften in die Hand giebt, ist jedoch der von Otto Spanier in Berlin Jede Buchhandlung führt die Bücher Spamers und Leipzig. und in jeder Buchhandlung können unsere Leser Ansichtssen¬ dungen dieses Verlages erhalten.

Geschichten

welche

Mark

Lohmeyers Jugendschatz muß im Hinblick auf Reichhaltig¬ keit, Schönheit und Gediegenheit als eines der billigsten

lich gesorgt.

i/P.),

3

dieses, bekanntlich auch durch die höchsten Anerkennungen der Preu¬ ßischen, Württembergischcn und Badischen Unterrichts-Behörden aus¬

an¬

A. Krüger gesammelt hat; L. C. Andersens ausgewählte

rc.

umfaßt.

durch das bekannte „Vierkaiserworden, und bringt außerdem die Portraits der schönen Serbenkönigin sowie des Präsidenten Arthur. Das vortreffliche statistische Jahrbuch des „Genealogischen" sowie die sorgfältigst redigirten Genealogien machen den Kalender zu einem Nachschlagebuch für jeden gebildeten Man». Und seit die besseren Kalender eingegangen sind, müßte der „Genealogische" eigentlich in jedes gute Haus kommen. Für den Weihnachtstisch unserer Kinder ist besonders reich¬

Karl

Julius Lohmeyer

Bildern von Flinzer, Klinisch, Pletsch k.

Lohmcyers Deutscher Jngendschatz, Volksausgabe Julius Lohmeyers Deutscher Jugend¬ der „deutschen Jugend." schatz für Knaben und Mädchen, nennt sich die billige Volks¬ ausgabe der „Deutschen Jugend" in ihren ersten fünf¬ zehn Bänden, welche den gesammten Inhalt derselben in Wort und Bild, in völlig gleicher Ausstattung des Originals

geschmückt

Buchhandl. Königsberg

Leipzig empfingen wir „Lachende

Ferner:

schildern in unsere

„W.cihnachtsalbnm" für die musika¬ lische Jugend (Quedlinburg, Verlag von Fr. Viewegs Buch¬ handlung). Ein verdienstvolles Buch, das leichte charakteristische Tonstücke für das Pianoforte und ein- und zweistimmige Weihnachtslieder von Karl Seitz bringt. Da sind Märchen von Gottheil (Walter und Apolant Berlin); Schwedische Volksmärchen (Verlag von Ambr. Abel Leipzig); Märchen aus der tzcimath und Fremde (Verlag der akadcm.

in geradezu musterhafter

Reimscherze und Schcrzreime von

zu heiteren

besonders sorgfältiger Weise

Da

echtes Kinderbuch

Alphons Dürr in

Kinder,"

Zeit näher hinein¬ ragend, den Verfall des Friedericianischen Staats und die An¬ fänge seiner Wiedergeburt in anderer Form, die allmälig zur gegenwärtigen Größe geführt; sie vollenden die Reihe dieser klassischen historischen Roman-Bilder. „Im Lande der Mitternachtssonne", Sommer- und Winter¬ reifen durch Norwegen und Schweden (Leipzig, Verlag von Hirt & Sohn) liegen nun in zwei kompleten Bänden vor. Ein präch¬ tiges Reisewerk, und Jung und Alt bestens zu empfehlen. Auch der neue 1883 er Jahrgang des „Gothaischeu Hofkalcndcrs" meldet sich für den Weihnachtstisch. Er ist diesmal in

bild"

Ein

Ausstattung.

Krieges. schließende:

Musäus

nach

(mit 68 Holzschnitten und Tonbildern), und Rübezahl, der Herr des Riescngebirges von K. A. Müller (mit Holzschnitten von Friedrich). Der Verlag von Franz Lipperheide Berlin sandte uns

zurück.

Otto Janke in Berlin

Friedrich Hof-

!

kulturgeschichtliche

Erzählung

aus der Blüthezeit der Renaissance zu Florenz von Dr. Adolf Glaser; das verschwundene Dokument von Adolf Glaser; Poe¬ tisches Vaterlandsbuch von Johannes Meyer; der Erbonkel von

Ernst von Waldow; „der alte Derflinger und sein Dra¬ (dritte Auflage); die Nibelungen, goner" von Georg nach nordischer und deutscher Dichtung erzählt von vr. Wilh. Wagner (zweite Auflage); Aeltere deutsche Geschichten von Franz Otto; Aus Moltkes Leben, oder untcr'm Halbmond (Fortsetzung im ersten Beiblatt.)

Hiltl

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in Berlin W. — Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Druck: W. Moeser Hofbuchdruckerei in Berlin 8. — Nachdruck ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt.

für Mc 5 gespaltene Petitzeile 40 Pfennig.

& IX.

Jahrgang.

Nr. 13.

¥ von

Oskar Höcker

und der

Verlag:

Gebrüder Partei.

Skalpjägcr,

Robinsons Erlebnisse

Leipzigerstraße der

Das beste Buch für beide Geschlechter, ein Unterhaltungsbuch für den Familienkreis ist Otto Spamers „Allgemeines Jllnstrirtes Familien-Spieibuch," von Dr. Jan Daniel Georgens und Jeanne Marie von Gayette-Georgens. Es führt alle bekannten und we¬ niger bekannten Spiele und Unterhaltungsweisen vor, welche zu körperlicher Erholung und geistig gemüthlicherj Erheiterung und Anregung im Freien wie im Zimmer dienen können. —

eines

Eine Wrihnachtswmi-rrulig durch Äerlin's Gtfchüstslokale. (Schluß.) das sinnigste aller Feste nun dicht vor der Thür, wenige Tage nur noch trennen uns von der Stunde, wo die Kerzen an den grünen Tannenbäumen aufflammen und wo allüberall Heller Jubel erklingt. Aber nicht nur der 24. Dezember steht

denn

in Folge seiner Bedeutung und seiner poesievollen Feier nein, auch die ihm vorhergehenden Tage und Wochen sind es. Welch ein eigenthümlicher Zauber liegt in dem Betrachten all' der tausend Herrlichkeiten, denen wir auf Schritt und Tritt begegnen und die uns theilweise an die eigene sonnige Kindheit

selbst

ist

so schön,

erinnern, wie verlockend ist eine Wanderung durch die belebten Straßen, wie anziehend das Auswählen der Geschenke für unsere Verbergen der großen und kleinen Ueberraschungen, welche am Heiligabend den Weihnachtstisch schmücken sollen. Sehr viele Besorgungen werden wohl schon gemacht sein, aber wenn man die Geschenke überblickt

Lieben, wie hübsch das Heimlichthun und das

und an Diejenigen denkt, für welche sie bestimmt sind, so fehlt regelmäßig noch ein oder das andere Stück, und wir hoffen, unsere Leser werden uns Dank wissen, wenn wir sie in den nachfolgenden Zeilen noch auf Dies und Jenes aufmerksam machen, an das sie vielleicht noch nicht gedacht haben und das bisher ihrer

Beachtung entgangen war.

Da

unsere

Zeit ja

eine stets materiellere

wird, dürfen wir

wohl heute an erster Stelle recht materielle Geschenke empfehlen und wollen daher unseren Besuch zuerst zwei auf der Leipzigerstraße belegenen Geschäften abstatten. Die Anführung des Namens A. Hefter (Leipzigerstraße 98) genügt schon, um Vielen, wie man sagt, das „Wasser im Munde zusammenlaufen zu machen". Der Anblick des Schaufensters jener Firma ist auch gar zu appe¬ titlich und Jeder wie Jede giebt sich gern diesem in der That „geschmackvollen Studium" hin. Ein guter Gedanke war es, die verschiedenen leckeren Speisen in dekorirte Körbchen zu packen und

sie

zur

sofortigen

Versendung

bereit

zu

machen.

Diese

auf 9 — 100 Mark stellt, enthalten je nachdem Straßburger Gänseleber-Pasteten, Gänseleber-TrüffelWurst mit echten Perigord-Trüffeln, Wgenwalder Gänsebrüste,

Körbchen, deren Preis

Verlin,

23. December 1882.

Berlin W. 35, Lühowstraße Nr. 7.

und Abenteuer in Mexiko.

So

t-

Ncdacteur:

(Emil Dominik.

sich

Gothaer und Braunschweiger Eervelat- und Mett-Wurst, Porter und Prager sowie westfälische Schinken, Bayonner Blasenschinken Die Hefter'schc Firma hat zum Rohesten, Lachsfleisch re. -c.

ferner Niederlagen in der Rosenthalerstraße 26, der Komman¬ dantenstraße 52 und auf dem Schloßplatz 11. Wenn wir die

weiter

Mauerstraße Geschäftes

wechselung bietet.

die

verfolgen,

so

zahlreichen

hell

fallen

uns

an

der

Ecke

erleuchteten Schaufenster

auf, welches die denkbar mannigfaltigste Ab¬ C. F. Schwartze'sche Firma Es ist die

I.

wir meinen, und wir bewundern aufrichtig die Ausdehnung und Größe des Geschäfts. Da giebt es nicht nur sämmtliche Colonial-Waaren, nicht nur Wein und Rum, sondern auch Baumkonfekt, Thee, Kakao und Kaffee, nicht nur Par¬ füms, Seifen, Toiletten-Necessaires, sondern auch alle Wäscheartikel, Räucherapparate, Dinten, Petroleum, Hängematten, Farben, Schild¬

(Leipzigerstraße 112),

die

plattsachen, Biskuits und speziell die reichste Auswahl japanischer und chinesischer Lack-, Bronze-, Porzellan- und Seiden-Waaren

Gerade diese Artikel werden und zwar zu sehr billigen Preisen. viel gekauft, größtentheils ihrer Originalität, dann auch ihrer Brauch- und Haltbarkeit wegen. Schräg vis-a-vis der Mauerund Leipzigerstrabenecke erblicken wir zwei strahlende Trans¬ parente, von denen das eine ein Weinfaß bildet; der Name, den das Schild in hell erleuchteten Buchstaben trägt, ist uns wohl be¬ kannt, er lautet: Oswald Ni er, der Besitzer des „aux caves de France“ (Leipzigerstraße 11). Gern benutzen wir die Nähe und treten in das anheimelnd ausgestattete Lokal ein, wo wir uns „an der Quelle" von der Güte der Nier'schen Weine überzeugen können und als Festgaben mehrere Flaschen einer guten Sorte mitnehmen. Recht praktisch sind die bei H. Kleinschewsky (Neue Ja¬ cobstraße 6) vorräthigen patentirten Petroleum-Koch-Apparate mit Ofenthür, und manch' Junggeselle dürfte es durchaus

übel vermerken, wenn ihm zu Weihnachten ein solcher Apparat dedicirt würde. Wer gern Majoliken, welche sich ja einer so allgemeinen Be¬ liebtheit erfreuen, verschenkt, der suche das Romberg & Mehlmann'sche Geschäft (Münzstr. 8) auf, er wird durchaus be¬ friedigt werden. Prächtige Gobelin-Tischdecken, sowie Tep¬ piche, Fußkissen mit Wärmflasche, Sophakissen rc. kann man in bewährtester Güte bei Friedländer & Henow (Leipnicht

zigerstr. 72)einkaufcn, undcbenfallsvorzüglicheTischdecken, Teppiche, Reisedecken u. s. w. zu billigen Preisen bei Haube & Hasche, (Leipzigerstr. 35). Die Linoleum-Kork-Teppiche sind als trefflicher Fußboden-Belag, so¬ wohl für ganze Zimmer, Komtoirs, Restaurants rc., wie auch ab¬ gepaßt, oder als Läufer für Treppen, Korridors rc. gebraucht werden können, und wird daher besonders in diesem Artikel Hugo Binder

schnell beliebt geworden, da sie

(Köpnickerstr. 46) einen sehr guten Absatz zur Weihnachtszeit erzielen. Schöne Lederwaaren und Fächer finden wir bei F. Treue (Leipzigerstr. 34) und ganz allerliebste japanische Kunst¬

I.

sachen bei

Auswahl

ist

Theodor Dietrich (Leipzigcrstraße 42); hier eine sehr große und empfehlen wir ganz

die be¬

sonders einen Besuch dieses Ladens, der jeden Abend von Schau¬ lustigen umlagert und, was noch besser und einträglicher ist, von

Käufern angefüllt ist.

Das Malen ist jetzt in den weitesten Kreisen Mode geworden und wir könnten eine jede junge Dame fragen, ob sic nicht diesem oder jenem Zweige der Malerei huldigt, ohne ein „nein" befürchten zu müssen. Aus diesem Grunde dürste den jüngeren Mitgliedern des schöneren Geschlechts eine große Weihnachtsfreude durch einen

Preisen Kopien der herrlichen Pergamenischen Bildwerke in Vio der Originalgröße herstellen ließen und zwar von ElfenbeinDieses Verdienst wird gewiß durch bedeu¬ masse und von Gyps. tenden Absatz der Bildwerke gewürdigt werden. Einen auch nur kurzen Besuch dem Micheli'schen prächtigen Laden abzustatten, ist

Malkasten mit allen zur Malerei nothwendigen Gegenständen bereitet werden und wende man sich deshalb nur an Keltz & Meiners (Leipzigerstr. 10), welche ein ausgebreitetes Lager sämmtlicher Materialien für Oel-, Aquarell-, Pastell-, Porzellanund Gouache-Malerei halten, aber daneben auch die seltenste Auswahl von Terracotta-Gegenständen und in Mal- und Zeichenvorlagen, sowie sämmtliche Neuheiten in Papierausstattungen haben. Ebenso reichhaltig wie dieses Lager ist das Adolf Heß'sche Künstler¬ magazin (Friedrichstr. 191), welches einen langjährigen und oft erprobten guten Ruf besitzt und zwar schon von seinem früheren

für uns und gewiß auch für viele Andere stets ein hoher Genuß. Immer wieder und wieder erfreut man sich an den trefflichen Nach¬ bildungen der herrlichen Kunstwerke des Alterthums, welche stets von neuem ihren gewaltigen und tiefen Eindruck auf uns ausüben und uns gewissermaßen in einen Bann thun, aus dem wir uns nur schwer wieder befreien können. Wie wir bereits hervor¬ gehoben haben, sind die Kopien, mögen sie in Marmor, Elfenbein¬ masse oder Gyps hergestellt sein, ganz ausgezeichnet schön und ersteuen das Auge des Laien wie des Kunstkenners; die Preise sind verhältnißmäßig sehr billige. So wären wir denn nun zum Schluß dieser Wanderung gelangt und nehmen Abschied von unseren Lesern, die uns wohl

Hehl her. Das Magazin enthält in anerkannter Güte Farben, Mal-, Zeichen- und Schreib-Vorlagen, Schreibmaterialien, Laubsäge-Arbeiten u.s.w.und wird von Künstlerkreisen rege srequentirt. Da wir bei der Papier-Branche sind, ist es vor allem unsere Pflicht, des Schreibwaaren-Lagers von Felix & Mannaberg (Wallstraße 1) lobendste Erwähnung zu thun, welch' Lob dieser Bazar in vollstem Maße verdient. Eine Neuigkeit dieses Geschäfts ist die elegante und gediegene Patent-Schreibpult-Mappe, die außer Besitzer

einem

Pult

Post mit

25 Bogen und 25 Couverts englisch

treulich im Geist begleitet haben und dann selbst ihre Wanderung durch die von uns erwähnten Berliner Geschäftslokale einschlugen. Wir hoffen, wir haben sie gut geführt, und hoffen ferner, daß unsere Führung für sie wie für die Geschäfte, die wir speziell hervorgehoben haben und die wir mit gutem Gewissen empfehlen konnten, eine nutzbringende war. Schließlich haben wir noch einen

Billet-

beliebigen Initialen Portemonnaie-Kalender pro 1883, engl.

sauber und farbig verschlungenen,

geprägt, enthält, ferner 1 Karten- Couverts, Correspondenz-Karten,

1

Löschmappe, eine

voll¬

ständige schwarze Schreibgarnitur, bestehend aus Dintenfaß, Halter, Crayon, Messer, Lineal rc. Dies solide, überall und für Jeden brauchbare Geschenk mit obigem reichen Inhalt kostet pro Stück nur 5 Mark 50 Pf. Schöne Kunstgegenstände (wir nennen hier nur die so beliebten

großen und aufrichtigen Wunsch, und der lautet:

„Fröhliche Weihnachten."

Miscellen.

und äußerst sorgfältig ausgeführten Oel-Malereien en miniature), hauptsächlich aber stylvolle Einrahmungen, die das Auge des Künstlers entzücken, finden wir bei Vogts & Winzmann (Französischestraße 43) und ausgezeichnete elegante Lederwaaren wie auch die mannigfaltigsten und künstlerischsten Papier-Sachen bei F. Schütthelm (Markgrafenstraße 35). Wer irgendwie

Gin Mort. Aoinan von Keorg Ebers (Stuttgart, Verlag der deutschen Verlagsanstalt). Der vortreffliche Dichter hat auch für den diesjährigen Weihnachtstisch ein prächtiges Buch geliefert, das wir unseren Lesern angelegentlichst empfehlen. Der Roman behandelt die Schicksale eines jungen Helden, der, am Rhein ge¬

Bedarf an Wäsche, an Cravatten, an Chemisette-Knöpfen der wird denselben bei Mey L Edlich (Friedrich¬ straße 178) hinlänglich decken können, aber nicht nur WäscheGegenstände, sondern auch Thee, Cigarren, Biscuits, Chokoladen u. s. w. findet man dort; man sieht, eine seltene Vielseitigkeit.

boren, durch mannigfache Schicksale an den Hof Karls von Spanien geräth und als vortreffliches Mitglied der Malerzunft von Ant¬

rc. rc. hat,

werpen seine Tage beschließt. Das „Wort", das ihm der Leitstern seines Lebens wird, ist „die Liebe", nicht „Glück", nicht „Kunst", wie er anfänglich glaubte. Die Ebers'schen Romane sind bekannt genug, als daß hier noch über dieselben viel gesagt werden brauchte. Sie haben Ein¬

Als ein ganz ausgezeichnetes Geschenk zum Fest müssen wir eine Nähmaschine bezeichnen und brauchen wir wohl da kaum besonders die Firma Frisier & Roßmann (Leipzigerstr. 111 und Filialen: Alexanderstr. 65, Oranienstr. 70, Chausieestr. 13, Friedrichstr. 9, Andreasstr. 77 b, Markgrafenstr. 62, Gr. Frank-

!

furterstr. 69, Skalitzerstr. 130) hervorheben. Dieselbe hat ja einen jährlichen, geradezu staunenerregenden Umsatz an Schiffchen- und Greifer-Nähmaschinen, die vor den amerikanischen Singer-Ma¬ schinen manche Vorzüge haben, namentlich bedeutende Construktions-Verbesserungen, ferner ein gefälligeres Aussehen und billigen

I.

Bl. Verehrte Landsmännin, die Portraits Wöllmer und Bischofs¬ werder kommen bestimmt im Laufe des nächsten Quartals, das Portrait P. ist seit langem von der Redaktion vorgesehen. Ein Dankbarer. Wenden Sie sich an einen aktiven Offizier, der Ihnen alle Ihre Fragen ain besten beantworten kann.

Dieser und Jener, der mit Glücksgütern gesegnet ist, dürfte Wohl häufiger, wie es geschieht, ein Pianino oder einen Flügel zu Weihnachten verschenken, er scheut nur die große Ausgabe

das

Inhalt. Des Kaisers Weihnachtsgabe, nach dem Leben erzählt von Carl Aug. Feldmann; Aus alter Zeit, eine Erzählung von Heinrich Busch (Schluß); Ein königliches Weihnachtsfest vom Jahre 1808 (mit Illustra¬ tion); Spielsachen zur Christbescheerung für die Kinder des Kurfürsten August von Sachsen; Professor Hclmholtz (mit Portrait); Der heilige Abend vor Weihnachten, von Fr. Wilh. Aug. Schmidt-Weriicuche» (mit Illustration); Vom Weihnachtsbüchertisch; Eine Weihnachtswandcrung

Diese Scheu kann er jedoch jetzt fallen lasten, denn

Magazin vereinigter Berliner Pianoforte-Fa-

briken (Leipzigerstr. 30)

giebt

Theilzahlungen von 20 Mark ab. zahlreich benutzte Neuerung. Ein großes Verdienst haben

(Unter den Linden 12)

Pianinos gegen monatliche Eine ganz treffliche und sicher sich

die

Gebrüder Micheli

dadurch erworben, daß sie zu mäßigen

An

gang in die Familienbibliotheken gefunden und bilden deren her¬ vorragenden Schatz. Möge auch der neue Roman „Ein Wort" allseitige Aufnahme finden. —

Srief- und Fragekasten.

Preis.

auf einmal.

L.

durch I

Berlin's Geschäftslokale.

kasten.

Inserate.



Miscellen.

Brief« und Frage¬

unsere Leser!

der nächsten Nummer 14 beginnt das zweite Quartal des laufenden Jahrganges. Wir ersuchen daher diejenigen unserer Leser, welche ihr Abonnement noch nicht erneuert haben, dies baldmöglichst bewerkstelligen zu wollen, damit keine Unterbrechung in der Zusendung entstehe. Die nächste Nummer bringt die sehr spannende Novelle „Was wird sie thun?" von K. Rinhart, ferner den interessanten Aufsatz: „Markgraf Gero von Brandenburg", sowie eine Geschichte des Brandenburgisch-Preußischen Kriegswesens rc. rc.

Mit

Die Expedition des „Äär", Berlin W., Lützowstraße 7.

Insertion»-Gebühren 3 gespaltene Petitzeile 40 Pfennig.

* IX.

JghrgSNg.

Nr. 13.

i

Berlins

vertagt

Gebrüder paetet.

für

1883 findet am

Sonntag den 28. Januar als eine

feier der silbernen Hochzeit unseres Kron¬ prinzen und zwar in den Sälen des Krollschen Etablisiements statt. Zur Aufführung gelangt, wie uns mitgetheilt wird ein alle¬ gorisches Festspiel, gedichtet von vr. Adolph

23. December 1882. >miuiiiHi,iimmiuiiiiuuiimuu







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selben zu jeder Zeit warm im Laden gleich probirt werden können. Zuletzt noch die sogenannten bunten Schüsseln, ausgeputzt und belegt

mit

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für 2 Mark Erscheint wöchentlich am Sonnabend und ist durch alle Buchhandlungen, Zeitungsspeditioncn und postanstaltcn Postzeitungs-Latalog eingetragen unter Nr. 21S8. Jm beziehen. dm 1. Januar vierteljährlich zu Jahrgang. 1883. Berlin W. in Partei von Gebrüder Verlag Dominik. von Emil Herausgegeben Nr. 14.

-

was wird

sie

thun?

Nachdruck verboten. v. U. VI. 70.

Gesetz

Novelle von K. stinsmrf. j

Ueber der Hauptstadt Schlesiens lag die Schlvüle eines heißen Sommerabends, als zlvei Offiziere in das Ca fei Herrnburger eintraten. Sie mußten hier sehr bekannt sein, denn die eleganten Salons durch¬

gegnete

schreitend, begaben sie sich

geradeswegs

in ein

deres Zimmer, dessen

beson¬

Thür

hinter sich schlossen. Der eine von ihnen war ein mittelgroßer Mann von einigen dreißig Jahren, der

Sturm

buschigen

die

starrte, den Kopf in beide Hände stützend, in den Wein. Meine einzige Hoff¬

er¬

nung ist, daß er Sara Löwenberg heirathet, stieß er nach einer Weile zwischen den Zähnen hervor. Dann hülfe uns der Alte und

Brauen,

eine scharf gebogene Nase,

ein Schnurrbart,

andere,

um neun Uhr hier zu sein. Loßberg schenkte sein Glas von neuem voll und

lebt haben mußte. Jeden¬ falls hatte der Ausdruck seines Gesichts nichts Ver¬ Kleine trauenerweckendes. dnnkle, stechende Augen

unter

der

Uhr ziehend. Doch er wird gewißlich gleich kommen, denn er versprach gestern,

sie

schon manchen

j

und der Aeltere stillte zwei Gläser aus der schon bereit ste¬ henden Flasche Bordeaux. Haben Sie Dönneritz heute gesehen, Marten? fragte er, nachdem er sein Glas auf einen Zug geleert hatte. Nein, Loßberg, ent-

wir wären aus

der fest

der Patsche!

Kamerad, das ist nicht geschlossene schmale Lippen Ihr Ernst, ertviderte der beschattete, magere, dunkel¬ mit einem erstaun¬ Jüngere farbige Wangen und ein seiner ehrlichen Blick ten kurzes zurückgebogenes Kinn Augen. blauen verliehen seiner Physiogno¬ Ich bin wahrlich nicht mie etwas unangenehm zum Scherzen aufgelegt, Spitzes und Raubvogelantwortete Lobberg. artiges. Wie anders sein Professor Ä. Lalandrrlli. Unser Dönneritz — Originalzeichnung, (S. Seite 177.) Kamerad, der seinen schmächder Prachtmensch — und tigen Begleiter um Kopfes¬ mich! verdamm Gott Judenmädchen ! dieses länge überragte, ein junger Bursche, dem ein gutes und arg¬ Bleibt uns denn ctivas anderes übrig? entgcgnete der loses Herz auf der offenen Stirn geschrieben stand und aus gereizt. Wir haben heute den neunundzwanzigsten Kamerad dessen Augen Lebenslust und leichter Sinil hervorleuchteten. — Ersten sind die Wechsel fällig. Der Halunke, am Juni Die Herren warfen sich schweigend in die Sammtsessel, der Levi, ist wie verrückt — er will sich nicht länger gedulden welche den Tisch in der Mitte des kleinen Gemachs umgaben. '

166

— der Kerl ist im Stande, seine Drohung auszuführen. Und, glauben Sie mir, der Oberst macht Ernst! Er hat mich heute zum zweiten Male rufen lasten und mir den freundschaftlichen Rath gegeben, mich zu arrangiren. Na ja, arrangiren! Ich bin von einem Halsabschneider zum anderen gefahren — in ganz Breslau ist kein einziger mehr, bei dem ich nicht mein Heil versucht hätte. Es ist, als ob der Teufel in die Hunde gefahren wäre. Nicht tausend Thaler waren zu haben, um dein Schuft das Maul wenigstens für acht Tage zu stopfen. Na und Sie, Marten? Ihnen gehts nicht anders als mir; da könnten Sie Ihre hochmüthigen Bedenken füglich bei Seite lasten.

zweifelte nicht daran, da er bisher immer coulant gewesen

Als ich heute zu ihm komme, windet und krümmt er und stottert Entschuldigungen, bis er denn endlich mit der Wahrheit herausrückt. Löwenberg hat ihm zweitausend Thaler Avance geboten, wenn er ihm meine Wechsel über¬ lasse, und der infame Schuft ist natürlich auf den Handel

ist.

sich

Nun sind die Wechsel fällig! Wohin ich mich gewandt habe, leere Hände, nirgendwo Credit. Es bleibt mir nichts übrig, als mir eine Kugel vor den Kopf zu eingegangen.

schießen.

Oder Sara Löwcnberg zu heiratheu, bemerkte Loßberg, indem er aus den kleinen Augen einen schnellen Blick zu dem

Mann, in einein Anflug von Reue den Kopf wiegend. Und doch — daß Dönncritz die Person heirathet — nein, lieber

Freunde hinüber warf. Ein Ausdruck unendlicher Verachtung auf seinem Antlitz war die einzige Antwort, deren Dönneritz diesen Vorschlag

nehme ich den Abschied unb werde solide.

würdigte.

Ja, wir

Gratulire,

haben's zu arg getrieben,

entgegnete der

meinte

andere höhnisch.

der

junge

Doch Sie

Bravo, rief Marten,

lieber Marten, und morgen schon

Ihr

Nun, nun,

Abschiedsgesuch einreichen, denn übermorgen ist der erste

Juli

So heirathe du

müssen sich

beeilen,

und Lcvi wartet keinen Tag länger. Ihnen einen andern Abschied auszuwirken, der vom Cassirtwerdcn nicht weit ent-

fernt ist.

Ihre alte Mlltter wird

sich recht

freuen. Sie unter

den Umständen wicderzrstehen.

Marten stieg die Nöthe ins Gesicht. Loßberg, lasten Sie meine Mutter aus dem Spiele. Dann bitten Sie dieselbe doch, daß sie Ihre und ge¬ fälligst auch meine Schulden bezahlt. Sie haben meine Wechsel mit unterschrieben. Um Gotteswillcn, rief der junge Offizier, blaß werdend, Sie wissen ja, daß meine Mutter nichts hat, als die paar Tausend Thaler, von denen sie und die Schwester nur so zur Noth leben können. Sie wird dieselben dennoch herausrücken müssen, bemerkte Alles eher als das, fiel ihm Marten erregt ins Wort. Geld — gewiß, ich beschaffe es. — Ich Woher? Während des düstern Schweigens, das dieser Frage statt der Antwort folgte, ward die Thür geöffnet und siel laut hinter der hohen Gestalt eines dritten Offiziers ins Schloß, der, die Begrüßung der Kameraden nur mit einem Kopfnicken erwidernd, hastig auf dieselben zuschreitend fragte: Habt ihr Geld bekommen? Die Herren am Tische schtviegen; der Anköinmling ließ sich in äußerster Enttäuschung auf einen Stuhl fallen und starrte vor sich hin. Er war das Bild kraftvoller Jugend; hellbraunes Haar und ein sorgfältig gepflegter Bollbart um¬ rahmten sein männlich schönes, blühendes Antlitz mit den großen dunkelblauen Augen; seine Erscheinung war im höch¬ sten Grade edel und distinguirt. Loßberg füllte ein anderes Glas mit Wein und schob es dem Kameraden hinüber, der, nachdem er es hastig geleert, sich erhob, um den Degen loszuschnallen und die Mütze, welche er noch immer in der Hand gehalten, abzulegen. Nun, Dönneritz? fragte Loßberg. Löwenberg hat alle meine Wechsel in seine Hände ge¬ bracht, sprach jener, sich wieder setzend. Es ist eine nichtswürdige Intrigue, die mich verderben soll. Levi, mein Hauptbeschaffe das

fest

versprochen, zu

prolongiren; ich

Preis ist zu hoch.

ist ein schönes Mädchen, meinte Loßberg.

sie doch, sagte Dönneritz. Und ich würde cs auch gethan haben, wenn bu sie mir nicht abwendig gemacht hättest. Ich war schon im schönsten Zuge mit ihr, da kamst du und hast sie rasend in dich ver¬

liebt gemacht. Ein Pah! — von einem sehr abschätzigen begleitet — antwortete ihm.

Achselzucken

wirklich eingebildet haben, daß Sie sie heirathen wollten, fiel Marten ein, der Alte hat mehr als eine Andeutung fallen lasten. Was kann ich dafür! Eine Curmacherei wie tausend andere, entgegnete Dönneritz gelassen. Sie liebt dich aber und hofft dich auf diese Weise zu zwingen, ihr deine Hand anzutragen.

Sie muß

sich

Fällt mir ja gar nicht ein, rief Dönneritz, wie werde denn das Judenmädchen heirathen

Loßberg.

gläubiger, hatte mir

sie

ich finde auch, der

und

ich

liebenswürdige Lieber, wie gesagt, die

Alte dazu! Gott soll mich bewahren. mir cine Kugel vor den Kopf. Das ivttrde ich sehr unpraktisch finden, meinte Loßberg. Der alte Löwenberg hat niederträchtig viel Geld und wird sich von deiner Bewerbung um seine Tochter so geschmeichelt fühlen, daß er nicht nur deine Wechsel zerreißt, sonderir auch die unseren noch bezahlt. Und ich will dir etwas sagen: Du bist mit dem Mädchen schon zu weit gegangen. Läßt du sie jetzt sitzen, daun hüte dich vor ihrer und des Alten Rache. schieße ich

Nation ist zu allem fähig, mir nicht zu offenem Kampfe; sie wird uns heimtückisch und erbarmunglos ins Verderben bringen — darauf kannst du Gift nehme»! Nun, dann nehme ich Gift! rief Dönneritz. Ich werfe mich nicht tvcg, auf keinen Fall, und mag daraus werden, was da will! Uebrigens, was hat Levi dir denn gesagt? Daß cs diesmal Ernst sei, womit er uns oft gedroht, Diese

erwiderte Loßberg, und daß er uns nun bei dem Obersten verklagen würde. Dessen Grundsätze aber kennen tvir. Ich habe heute von unserem Chef, der schon Wind von der Sache haben muß, die zweite Verwarnung erhalten, und tvir gehen sicher alle drei um die Ecke, wenn tvir nicht bezahlen, wenn nicht wenigstens einer von uns so viel Geld schafft, um Levi durch eine Abschlagssumme vorläufig zum Schweigen zu bringen und uns über Wasser zu halten, bis ein paar reiche Schtviegcrväter das tveitere übernehmen-

167

In

Thür des Zimmers Spalte schob sich ein kleiner Mann herein, der sich fortwährend verbeugte. Was wollen Sie hier, Levi? rief ihn Dönneritz, der, roth vor Unwillen, aufgesprungen war, an. Sie compromittiren uns ja! Jedermann im Salon muß bemerkt haben, daß Sie uns aufsuchen — packen Sie sich! Marten wandte sich ab, aber Loßberg sagte: Bitte, mein Verehrtester Herr Levi, treten Sie näher! Nehmen Sie ein Glas von uns an und setzen Sie sich. Trinke keinen Wein, erwiderte Levi. Verzeihen die Herren nur, wenn ich störe und in dieses Allerheiligste eindringe — diesem Augenblick öffnete sich die

ein wenig und durch die

allein ich bringe Nachrichten von großer Wichtigkeit für die Herren Offiziere. Ich erlaubte mir schon vorzusprechen in der Wohnung des Herrn Baron von Dönneritz, und da ich den hochgebornen Herrn dort nicht traf, kam ich hieher, wo die Herren Abends sich zu unterhalten pflegen. Alles spioniren die Hallunkeu aus, murmelte Dönneritz zwischen den Zähnen, während Loßberg dem Gaste aberinals höflich einen Stuhl bot.

Elegantes, verschwiegenes Ziminer, sagte der Jude, sich neugierig umblickend. Sehr schön hier, können hier abmachen unsere Sache. Er nahm bei diesen Worten Platz am Tische, während Marten die Augen erwartungsvoll aus ihn gerichtet, Dönneritz aber die seinen zornig gesenkt hielt. Die Herren sind in einiger Verlegenheit, wie ich weiß, begann Herr Levi mit vieler Liebenswürdigkeit. Sie wißen aber auch, daß ich Ihnen gern bin gefällig — daß es mir ist eine große Ehre, zu stehen in Credit bei den hochgeborenen Herren Offizieren. Es ist Ihnen auch bekannt, daß ich bin ein ehrlicher Manu, aber auch bin ein armer Mann, der hat zu ernähren sechs unmündige Kinder; da muß ich wohl den¬ ken an meine Familie und darf nicht verschleudern die paar Tausend, die ich mir habe verdient redlich. Das haben wir schon zehnmal gehört, unterbrach ihn Dönneritz ungeduldig, was giebts, was wollen Sie? Verzeihen der Herr Baron; ich wollte nur sagen, daß es mir thut aufrichtig leid, den Herrn Baron gebracht zu haben in Ungelegcnheit mit — Löwenberg. Ich will nicht gönnen dem hochmüthigen Mann, der viel zu stolz ist, zu verkehren mit seinem Cousin Nathan Levi, ich will ihm nicht gönnen den Triumph, ruiuirt zu haben einen so vornehmen und edlen Herrn Offizier, der so lauge hat gestanden in Geschäftsver¬ bindung mit mir, nur weil der Herr Baron nicht will heirathen die Sara, das dumme Ding, die nicht ist bester als

meine

Judith,

doch

sieht

über die Achsel an meine gute

Tochter.

Herrn Levis kleine grüne Augen schossen Blitze und seine vorher so demüthige Haltung war ganz und gar verändert. DaS hätten Sie sich eher überlegen sollen, sagte Dönne¬ Sic wußten, daß ich jetzt nicht im Staude bin, zu zahlen. — ritz. Doch ich will Sie setzen in den Stand, zu bezahlen Löwcuberg, daß der hochedle Schwiegersohn, den er schon glaubt zu haben in seinem Netz, noch einmal kann entschlüpfen und die Sara weinen mag ihre schönen Augen blind. Ein unter¬ drücktes triumphirendcs Lachen streifte über sein Antlitz hin. Wie — wie wollen Sie das machen? riefen die drei Offiziere durcheinander. Hören die Herren nur den Vorschlag, den ich habe zu

unterbreiten, fuhr der Jude fort.

Es ist die letzte Hülse, die

Ihnen kann bieten. Ich weiß eine Erbin, einzige Tochter eines Millionärs; die heirathet einer von Ihnen und ver¬ pflichtet sich, mir zu bezahlen zurück Fünfundzwanzigtausend ich

nach der Verlobung und binnen Jahresfrist die anderen acht-

undvierzigtausend, welche die Herren mir schulden. Dagegen verpflichte ich mich, zu geben dem Herrn Baron von Dönne¬ ritz sogleich die Fttnfundzwanzigtausend für seine Wechsel bei

Löwenberg, daß er sie morgen kann einlösen, und die der anderen Herren zu stunden auf ein Jahr. Wie wird er staunen, der thörichte Mann, der sich groß dünkt und ist nicht mehr als ich, wenn der Herr Baron morgen bezahlen bei Heller und Pfennig. Doch er darf bei Leibe nicht wissen, daß meine Wenigkeit hat geliehen das Geld! Und die anderen Herren bleiben im Dienst und alles ist geordnet aufs beste. Die Offiziere blickten schweigend vor sich nieder. Welche dunkeln Bilder zogen in diesem Augenblick vor ihrem innern Blick vorüber und bewegten ihre sorgenvollen Herzen: Ge¬ danken an eine alte Mutter daheim, an ein hoffnungsvoll begonnenes Leben, das so verpfuscht war durch Schuld und Leichtsinn, Erinnerung an einst erträumte Liebe, an einst er¬ hofftes Glück, und nun ein jähes Ende in Schmach und Schande — und dann sprach die Stimme des Juden weiter: Herr und Frau Commerzicnrath Entlein mit Fräulein Tochter haben sich begeben dieser Tage in das Seebad Strand. Dort¬ hin reisen die Herren auch und versuchen ihr Heil, oder einer von Ihnen, wie Sie's am besten finden; in wenigen Wochen kann alles gemacht sein.

Woher sind die Leute? fragte Loßberg. Aus Seestadt, sehr feine Leute — und reich! Holzhäudler, Filiale iu Warschau. Dem Schuft ein Schnippchen zu schlagen! rief Dönnc¬ ritz plötzlich mit der Faust auf den Tisch schlagend. Ueber Levis Züge glitt ein schnelles Lächeln und er fuhr, auf Loßberg blickend, fort: Die höchste Summe schuldet mir der Herr Freiherr von Loßberg. Als der Herr Lieutenant vor Jahren zu mir kamen und sich in kleiner Verlegenheit Geld liehen, lebte der Herr Vater »och, der ein schönes Ver¬ möge» hatte, ein großes Vermögen — und immer mehr borgten der Herr Sohn und vertrösteten mich auf den Tod des alten Herrn Barons, wo ich alles sollte zurückerhalten, und ich glaubte daran und half dem Herrn Freiherr« immer freund¬ lich aus. Als nun der alte Herr Baron vor drei Monaten das Zeitliche segnete und Gott den Schaden besah, da hatten der junge Herr nicht nur geborgt bei mir, sondern bei vielen andern auch; das Väterliche reichte nicht aus und ich ver¬ langte umsonst mein Geld. Das ist nicht wahr, fiel ihm Loßberg ins Wort. Ich habe Ihnen schon zwauzigtausend Thaler bezahlt und — Und schulden mir noch drcißigtausend, auf welche Summe Ihre Wechsel lauten — Wovon ich kaum die Hälfte erhalten habe. — Nun ja — das ist das Geschäft! Kann ich es doch nicht verantworten vor Gott dem Allmächtigen, zu lasten hungern mein Fleisch und Blut, während die Herren von meinem Geld trinken Champagner und spielen hoch. So schweigen Sie doch endlich mit dem Geplärre, fuhr Loßberg auf. Sie sollen Ihr Geld haben, nur jetzt, jetzt in

170 Augenblick ist eS doch nicht möglich. Fräulein — wie heißt sie? diesem

Wie alt ist

|

Dorothea Entlein — siebzehn Jahre, eben erst erwachsen. Schön? Und wenn sie nicht ist schön, wird sie doch scheinen schön durch ihr Gold, das glänzt, schmunzelte Herr Levi. Nun — sind die Herren einverstanden? Welcher von Ihnen hat das meiste Glück bei den Damen? Unwillkührlich richteten sich aller Augen auf Dönneritz. Besser als die Löwenberg ist sie jedenfalls, bemerkte Marten, schwermüthig in sein Glas schauend, aber — muß '

es denn sein?

Um

zu erspare» Kummer der ehrwürdigen

Frau Prä¬

sidentin Mutter wird der Herr Lieutenant wohl müssen ein¬ willigen — denn wie gesagt, es ist die letzte Hülse, die ich biete, und lehnen Sie meinen Vorschlag ab, so zeige ich über¬ morgen früh an die Herren von Loßberg und von Marten dem Oberst von Braun, und mag der Herr von Dönneritz Es ist spät, abfinden wie er Lust hat. sich mit Löwenberg meine Herren, bitte um Bescheid. Herr Levi hatte sich bei den letzten Worten erhoben und es lag etwas so Drohendes in seinem Antlitz, in seiner Hal¬ tung, daß die Offiziere wohl annehmen mußten, er werde

Wort halten. Ich will! sagte Loßberg. Nun, zum Todtschießen ist imnier

noch

Zeit,

bemerkte

Dönneritz. Wenns nicht anders geht, meinte Marten — doch wer von uns soll es sein? Gehen Sie alle drei nach Strand und wer Fräulein Entleins Hand gewinnt, der zahlt für alle und ist doch noch für Lebenszeit ein reicher Mann, sprach Herr LeviDas geht nicht, rief Loßberg; nur einer darf reisen. Losen wir darum, oder noch besser, wir würfeln! Und er langte nach dem Seitentisch hinüber, auf dem der Becher mit deu

Würfeln stand.

Bitte, noch einen Augenblick Geduld, sagte Levi, die Hand auf den ausgestreckten Arm des Herrn von Loßberg Erst machen wirs schriftlich. Der vorsichtige Jude holte aus der Tasche Dinte, Feder und Papier hervor, breitete einen Bogen vor sich aus und begann zu schreiben; dann schob er Dönneritz Feder und legend.

Papier hinüber.

Wollen der Herr Baron die Güte haben,

diesen Schuldschein zu unterschreiben? Er lautet auf diefünsundzwanzigtausend Thaler, die ich sogleich werde geben dem

Herrn Baron, um zu bezahlen Joseph Löwenberg, und ist zahlbar binnen drei Monaten. Der junge Mann zeichnete seinen Namen ans das Blatt, die andern beiden thaten desgleichenGut, sagte der Jude; der von den Herren Offizieren,

welcher jetzt

wird ausgelost oder -gewürfelt, verflichtct

sich

schriftlich, diesen Schuldschein zu bezahlen; die andern Wechsel betragen dann noch achtundvicrzigtausend Thaler — habe nur Drcißigtauscud! unterbrach ihn Loßberg. Macht verzinst zu zwanzig Prozent Scchsuuddreißigtausend

Ich

Jahr, womit Sie gewiß werden sein einverstanden, da es ist ein sehr billiger Satz für so viel Geld! Blutsauger, murmelte Loßberg, und Levi fuhr fort: Des Herrn von Marten Wechsel lauten auf Zehntausend — macht nach einem

Zwölftausend am ersten Juli nächsten Jahres — im ganzen Achtundvierzigtausend, wovon ich nicht kaun lassen nach einen Heller; diese Summe also stunde ich auf ein Jahr; der aus¬ gewürfelte Offizier bezahlt; die anderen Herren aber haften für ihn. Er griff nach einem zweiten Blatt und tauchte die Feder ein, als Dönneritz die Brauen runzelnd sprach: Unser Ehrenwort dürfte wohl genügen; prolongiren Sie einfach die Wechsel und die Sache ist abgemacht. Ich denke auch, bekräftigte Marten. Wir sind Offiziere. Auch verpflichten wir uns außerdem alle, über die An¬ Sie schwören das, Levi! rief gelegenheit zu schweigen. Loßberg. Ueber des Juden Antlitz zuckte es. Mir soll genügen das Wort dieser Herren und ich soll schwören, sagte er; und

ihr Wort und lassen im Stich — einen alten ehrlichen Mann. Schwöre» Sie! herrschte ihn Dönneritz an. Herr Levi Die Offiziere hob eilig die Rechte und leistete den Eid. reichten sich die Hände imb gaben ihr Ehrenwort: einer für tvenn nun die Herren brechen

den andern zu haften und Schweigen zu wahren.

Und nun die Würfel! Wer die höchste Zahl wirft, heirathet Fräulein Entlein, rief Loßberg. Wer von uns beginnt? Wollen Sie als der Jüngste anfangen, Marten? Nein, nein! kam es aus gepreßter Kehle. Ich nicht! Du bist der Aelteste, Loßberg, sagte Dönneritz, be¬ ginne du.

Gut, entgegnete dieser, und mit

fester Hand würfelte er,

während die andern athemlos ans die drei rollenden Steine

Sieben! Dann ergriff Dönneritz den Becher. Weit vorgeneigt über den Tisch saß Loßberg, während Marten bleich, zitternd dastand. Neun! schrie Loßberg mit einem bösen Lachen des Triumphs. Und nrin Sie, Marten. Der junge Mann nahin den Becher zur Hand und dann setzte er ihn wieder hin. Ich kann nicht. Loßberg fuhr auf. Marten trocknete den Schweiß von der Stirn; Dönneritz saß regungslos; Levis Augen hingen blickten.

unverwandt an dem verhängnißvollen Becher. Sie haben Ihr Wort gegeben! rief Loßberg. Und Marten schüttete den Becher um. Sechs! Eine Sektlnde lang herrschte Schweigen. Marten hatte unwillkürlich die Hände gefaltet und ein tiefer Seufzer ent¬ rang sich seiner Brust. Ich also, sagte Dönneritz leise. Er war einen Schein blasser geworden, und es war, als wenn ein Frösteln durch seine Glieder lief, doch kein Zug seines Antlitzes verrieth, was in ihm vorging. Ich gratulirc dem Herrn Baron? Hier sind die Füufundzwanzigtausend, sagte der Jude sich erhebend und ein Packet mit Banknoten aus der abgenutzte» Brieftasche nehmend, das er dem jungen Maitnc reichte. Einige Minuten später hatte der Wucherer das Zimmer verlassen und die Offiziere warcit allein. Schweigend blickten Jetzt zuckte die Kameraden auf Dönneritz, der still dasaß. dieser mit den Schultern, als spreche er sich selbst von jeder Verantwortung für das Geschehene frei, und rief, auf die silberne Klingel, die auf dem Tisch stand, drückend: Nun vergnügt, Kameraden! Kellner — zwei Flaschen Sekt! Wo sind die Karten?



171

Zur

Stunde schaute Dora Entlein vom Fenster ihres Zimmers in die schweigende Nacht hinaus, durch die der Mond leuchtend emporstieg, sein bleiches Licht in den ruhigen Wogen des Meeres spiegelnd, das sich unermeßlich vor ihr ausdehnte. Still faltete das Mädchen die Hände; ihre ganze Seele war erfüllt von Dank gegen Gott, der die Welt so schön und die Menschen so gut gemacht. — selben

(Fortsetzung folgt.)

Die Brandenburger im 30 jährigen Kriege oder das Kriegswesen in Brandenburg und Preußen in der ersten Halste des 17. Jahrhunderts. Von K. Luller.

Motto. „Und ist erstlich und furnemlich hoch vonnöthen, das in der Jugent ein ieder mansperson, wie den dieselben vornemlich zu kriegen gebraucht müssen worden, etwas steifsig lern, und studiren in Theologia, vornemlich darumb, das er lerne Gott erkennen, recht in Inen alleindt glauben, lieben und

furchten.

Herzog Albrecht v. Preußen. 6 von 1555.

Kriegsordnnng sol.

Unser ruhmgekröntes preußisches, jetzt deutsches Heer entbehrt zur Zeit noch einer Gesainmtgcschichte. Ja sogar seine An¬ fänge sind zum Theil wenig bekannt. Mag das an der Ver¬

worrenheit der Zeit selbst liegen, in der das Heer geboren wurde, sicher ist, daß die bisherige Geschichtsschreibung eigentlich erst mit der Zeit der Schlacht von Warschau beginnt. An jenen Tagen der Ehre (18. bis 20. Juni 1656) erscheint die Armee des großen Kurfürsten plötzlich wie eine vollendete Thatsache. Welcher Mühen aber, welcher oft vergeblichen Versuche unter den schwie^lgsten Zeitbedingungen es bedurfte, um nach und nach die leben¬ dige Waffe zu schaffen, mit der Kurfürst Friedrich Wilhelm dem Brandenburgischen Namen Ruhm und Ansehen von den Vogesen her bis zum Niemen hin verschaffte — das ist noch wenig ge¬ würdigt. Die Erfahrung lehrt: bezahlte Kurfürst George Wil¬ helm das Sammeln der Erfahrung oft theuer genug, irrte er auch, wie in seiner Politik, so in den Mitteln zur Vertheidigung seines Landes, die Zeit war wahrlich überall zum Irrthum angelegt, und dennoch geschah es unter seiner Regierung, daß der Grund gelegt wurde zu einem Heerwesen, das in den verschiedensten Perioden die Bewunderung Europas auf sich zog und in unsren Tagen das deutsche Reich von Neuem geschaffen hat. Grund genug bei der Zeit George Wilhelms zu verweilen, um die ersten Anfänge unsres Heeres zu schildern und zu würdigen.

Einleitung. Die deutsche Herrschaft in den weiten Landstrichen östlich der Elbe ist im Kampfe gegeir fremde Volksstämme durch die Macht der Waffen gegründet worden. Es war eine Sühne längst ver¬ gangener Zeiten, die ein Land wiedergewinnen ließ, welches vor dem Eindringen der Slaven dauernd von Deutschen bewohnt worden tvar. An den deutschen Ostgrcnzen erwuchs nun ein kräf¬ tiger Volksstamm und gewann immer weitere Ausdehnung, während andrerseits spätere unglückselige Erschlaffung echt deutsches Land im Westen des Reiches fremden Eroberern überließ. Aber auch dies wurde gesühnt. Die Marken aber und Preußen mußten erst mit vielem deutschen Blute gedüngt werden, ehe dort im Kampfe gegen Slaven die Markgrafen, hier den Letten gegenüber der deutsche Orden, ihre Herrschaft dauernd begründen konnten. Aber dort, wie hier wurden die Waffenerfolge unterstützt durch das sittliche Bewußtsein, heidnischen Völkern Cultur und Christenthum bringen zu

Beide Länder bewahrten, fern von dem eigentlichen Schwerpunkte Deutschlands und nicht immer die gleichen Interessen mit Kaiser und Reich theilend, ihre Eigenthümlichkeit in der Ent¬ wickelung und indem sie gleiche Zwecke verfolgten, mußten sie schon früh init einander in Beziehung treten. Zwar waren die Erfolge dem mächtigsten slavischen Staate, Polen, gegenüber nicht immer vom Glücke begünstigt, dennoch konnte eine feste Verbindung beider können.

Länder der Marken und Preußens auf die Dauer nicht verhindert werden. Nun aber, mit der Vereinigung unter einer Herrschaft, erwuchs dem sich neubildenden Staatswesen Brandenburg-Preußen ein noch viel mächtigerer Feind im Norden in dem Skandinavismus, der zu Anfang des 17. Jahrhunderts, getragen von einem hervorragenden Kriegsfürsten den Bestand sogar des römischen So mußte denn Brandenburg-Preußen Reiches in Frage stellte. als erstes Angriffsfeld in manchen harten Kämpfen um sein Be¬ stehen ringen und erst nach zwei Jahrhunderten, erst in unsrer Zeit ist der Nordischen Ueberhebung Grenze und Ende gesetzt worden. Noch war keine feste Verbindung beider Länder gewonnen, als ebenfalls zu Anfang des 17. Jahrhunderts, in Wahrung er¬ erbten Rechtes, unsere Fürsten an den Westgrenzen des Reiches in Besitz nahmen und mit den Waffen behaupten

neue Lande

mußten.

So rang der Staat nach eigener geschlossener Bildung vom Rhein bis zum Niemen in einer Zeit, die selbst aus den Fugen zu gehen schien. Wahrlich keine geringe Aufgabe. Es sei ver¬ sucht, jene ersten Kämpfe des sich zusammenfügenden Staates, des sich bildenden Heeres, jene ersten schwachen Bemühungen zu er¬ zählen, an denen zur Wahrheit werden sollte das alte Wort: parva seintilla excitat magnas flammas. Doch zuvor scheint es nothwendig, die Entwicklung des Heer¬ wesens in beiden Ländern bis zur Zeit des großen deutschen Krieges zu verfolgen. Indem wir dieselbe in großen Zügen dar¬ legen, hoffen wir, daß diese scharf genug sein, die Schwierigkeiten zu erkennen,

mit

denen die Forderungen einer neuen

Zeit

sich an¬

knüpfen mußten.

Das Heerwesen in Brandenburg zur Zeit der Mark¬ grafen. Von der Altmark aus hatten die Markgrafen alles Land bis weit über die Oder hinaus, theils durch das Recht der Eroberung, theils durch freie Schenkung erworben. Dazu war ihnen schon in den ersten Zeiten für den Verlust der sächsischen Herzogswürde die Veste Brandenburg als Lehn und Königliche Kammer übergeben und daran das Wahlfürstenthum geknüpft worden. Alles Land sonst war ihr unbestrittenes Eigenthum und sie vergaben es ihren deutschen Mannen, die bei der Eroberung mitgewirkt, wofür diese wieder die kriegerische Lehnspflicht übernahmen. Wohl mochten trotz der Jahrhunderte langen Slavenherrschaft sich viel ursprüng¬ lich deutsche Elemente im Lande gehalten haben, die nun mit den neuen Colonisten so wunderbar schnell die Germanisirung des Lan¬ des ermöglichten. Dies ist gewiß auch der Grund, daß wir in den weiten Marken keine Spur von Leibeigenschaft bemerken und daß hier das Bewußtsein der allgemeinen Verpflichtung zum Kriegsdienste, als ein an die Freiheit geknüpftes Erfor¬ derniß, sich durch alle Zeiten erhielt. Das unbestrittene Besitz¬ recht der Markgrafen ließ auch nicht die Reichsfreiheit der Geist¬ lichkeit, des Adels oder der Städte emporkommen, wie sie im Mittelalter sonst überall im Reiche erscheint. Daher im Lande auch festere Bande zwischen Fürst und Volk. Die Marken waren in Vogteien getheilt, deren Vorsteher nicht allein im Frieden die Stelle des Markgrafen vertraten, sondern auch im Kriege mit der Sammlung, der Organisation und Führung der Lehnsleute und der zur Heercsfolge Verpflichteten betraut waren.

Ausgenommen

von den Vogteien waren die landesherrlichen Schlösser. Hier hatten die im Lehnsverhältnifse stehenden Burgmänner die Pslicht der Vertheidigung. Betrachten wir nun den markgräflichen Heerbann im Fall eines Krieges. Es erschienen dann die Aufgebote 1. Der geistlichen Güter, der Bischöfe von Brandenburg, Havelberg und Lcbus, der Donistifter und Klöster. 2. Der geistlichen Ritterorden, Tempelherren und Johanniter, die einst große Hülfe bei der Eroberung des Landes gebracht, hatten. 3. Der Markgräflichen Mannen oder des Lehnsadels. 4. Der Bauern, die ursprünglich nur für Wagendienste be¬ stimmt waren und bei der Erbauung der landesherrlichen Schlösser Dienste leisten mußten. 5. Ferner zogen die Grafen und Herren vom hohen Adel zu, die im markgräflichen Lehnsverhältniß standen. Es waren die von Lüchow, Dannenberg, Balkenstein, Dornburg, Wernigerode und Zossen, vor Allem aber die Grafen von Lindow wegen der Lehnsherrschaft Ruppin und die edlen Gänse von Putlitz als Erbmarschälle der Marken, denen daher der Oberbefehl hauptsächlich zufiel. 6. Endlich ließen noch die wehrhaften Städte der bedrohten Gegend ihre Bürger zum Heere stoßen, freilich nur in dem Sinne,

als sie unmittelbar zum Schutze des eigenen Herdes kämpften. Geringere Städte schloffen sich den größeren an und gehörten zu ihrer „Sprache". Das städtische Aufgebot führte auch Wagen und Kriegswerkzeuge mit sich. Die Erfolge ihrer kriegerischen Unternehmungen suchten die Markgrafen schließlich durch Bündnisse mit den Nachbarn sicher zu

stellen.

Als

solche

sind vorzugsweise

die

auch der Nichtadclige dann einer besonderen Auszeichnung, eines unbedingten Vorrangs. Daher strebten selbst die Fürsten der hohen Würde theilhaftig zu werden und sic verschmähten nicht, das Wort Ritter ihren andern hohen Titeln hinzuzufügen. Der bedeutende Ein¬ fluß des ritterlichen Wesens auf die mittelalterlichen Kriege bedarf

konnte die Ritterwürde erworben werden; genoß

keiner Ausführung.

Die Herren führten anfänglich so viel zur Verpflegung mit als sie fortschaffen konnten. Trat im Laufe der kriegerischen Unternehmung Mangel ein, so nahm man den Unterhalt überall, wo inan ihn fand. Für den Besitz des Lehns hatte der Lehnsträgcr den Aufwand zur Ausrüstung zu bestreiten und hielt sich außerdem noch an der Beute und an dem Lösegclde für die Ge¬ fangenen schadlos. Große Verluste ersetzte jedoch der Markgraf, der seinerseits durch Zölle und Ausschreibung der Kricgssteuern im feindlichen Lande seine eigenen Kosten deckte, auch im Nothfall von den Ständen außerordentliche Steuerbewilligungen erhielt. Schwere Schutzwaffen für Mann und Roß waren allgemein Gebrauch, Speer und Schwert diente dem Adel zu Angriffswaffen. Das anfänglich nur in sehr geringen Mengen auftretende Fußvolk war mit leichten Schutzwaffen versehen und führte Pfeil und Bogen, Piquen und Sensen. .So glauben wir in großen Zügen unser märkisches Kriegs¬ wesen im Mittelalter gezeichnet zu haben. Bald sollte die Zeit sich,

ein ganz andres

(Fortsetzung folgt.)

Katharine, Gräfin von Wartenberg.

Mecklenburgischen

Fürsten zu nennen. Bei der vorstehenden Aufzählung muß man jedoch nicht vor¬ aussetzen, daß das Aufgebot stets in der erforderlichen Zahl und Art zusammenkam. Das fehdefreudige Mittelalter stellte trotz

aller Oberhoheit das einzelne Glied doch sehr selbstständig hin, wenn es Kampf und Krieg galt und abgesehen davon, daß oft nur das Aufgebot einer gewiffen Gegend berufen wurde, weigerten sich nicht selten die dazu Verpflichteten, ja stellten sich auch auf Seiten des Gegners. Dennoch war die Kriegstüchtigkeit der märkischen Heere immer weit bester, als die der Aufgebote in andern Gegenden des Reiches und Markgraf Waldemar vermochte mit ihnen sein Land sogar zu einer gewissen Europäischen Machtstellung emporzuheben. Die Kriege selbst bestanden meist in Streifzügen im Lande des Feindes und wurden oft nur mit Trupps von wenigen hun¬ dert Pferden ausgeführt. Feste Städte und Burgen griff man nur selten an. Man überfiel und plünderte die Dörfer, brannte sie auch wohl nieder und führte Menschen und Vieh mit sich fort. Jene gab man nur gegen Lösegeld wieder frei. Natürlich litten noch

die Grenzgegendcn am meisten. Die Heere selbst gingen einander womöglich aus dem Wege und trafen sich nur absichtlich, wenn es galt, einander den Raub abzunehmen. Die Städte waren hinter

ihren gut vertheidigten Mauern sicher und hatten nur an ihren, vor den Thore» liegenden Gütern zu leiden. Unbedingt sah die Zeit auf persönliche Tapferkeit, besonders der Führer; wenn die¬ selben nicht jegliches Ansehen verlieren wollten, durften sie den Kampf Blaun gegen Mann nicht scheuen und so erfahren wir, daß 1316 Schulzendorf im Ruppinschen i. z. B. in der Schlacht bei die beiden Heerführer Markgraf Waldemar und Heinrich v. Mecklen¬ burg in große persönliche Gefahr geriethen. Das Kriegshandwerk erforderte denn auch vieljährige ritterliche Uebung im Waffenge¬ brauche. Dazu bot das seit Anfang des 13. Jahrhunderts in Deutschland aufkommende Ritterwesen die beste Gelegenheit.

I.

Nur durch Tapferkeit und Meisterschaft in kriegerischer Thätigkeit

Bild entrollen.

Von .fifinriisi kllageoer. (Schluß aus Nr. 12.) Um diese Zeit, im Jahre 1706, verwirklichte sie den schon lange gehegten Plan, in der Hauptstadt ein eigenes Palais zu besitzen. Ihr Gemahl erstand für den geringen Preis von 676 Thlr. das Terrain des heutigen Schloffes Monbijou nebst Garten. Der berühmte Baumeister Eosander von Göthe, Nachfolger und Nebenbuhler Schlüters, führte den Bau aus, in dem freilich die neue Besitzerin nicht lange walten sollte. Ihr Glücksstern hatte den Culminationspunkt passirt und neigte sich seinem Untergange zu. Freilich merkte die Gräfin nicht diese

absteigende

Bewegung ihres Gestirns, sonst hätte

sie sich

wohl klüglicher benommen. unbeschränkte Herrschaft währte freilich noch bis in die Zeit der dritten Gemahlin des Königs, welcher Umstand leicht er¬ klärlich wird, wenn nian bedenkt, daß auf ihr Betreiben hin Fried¬

Ihre

Luise Sophie von Mecklenburg-Schwe¬ zur Gemahlin erkor. Die Gräfin machte durch diese Heirath

rich die Prinzessin

rin

einen Schachzug gegen die Kronprinzessin, welche sich ihren Launen Die junge Königin sollte alsbald den Uebcrmuth nicht fügte. der stolzen Favorite fühlen, die in ihrem Gebühren sogar Unter¬

stützung in dem Könige gegen seine junge Gemahlin fand. Doch sollte gerade durch diese junge Fürstin der erste Stein aus dem stolzen Bau der Gräfin gerissen werden, dem bald der

Einsturz des Ganzen folgte. Friedrich war im Jahre 1710 auf einige Tage nach Leipzig Während seiner Abwesenheit versammelte die Königin gereist. sämmtliche Damen ihres Hofstaates um sich, um mit ihnen ge¬ Auch die meinschaftlich für den König einen Teppich zu stickenWartcnberg war zugegen. Plötzlich erschien, als man bei einander war, ein fremder Lakai im Zimmer, der aus silbernem Präsentirbrctt eine silberne Kaffee¬

kanne und Tasse trug, und ohne Weiteres der Gräfin eine Tasse Kaffee servirte. Man war erstaunt und starrte sprachlos das Un¬ erhörte an. Die Königin brach zuerst das Schweigen und fragte

„Wer ist dieser fremde Mensch?" — „Mein Kammer¬ antwortete kühl und gelaffen die kaffeetrinkende Majestät," diener, gewohnt, um diese Zeit meinen Kaffee zu trinken, bin Gräfin. „Ich und habe ihn deshalb hierher bestellt." Luise Sophie warsehr heftiger und jähzorniger Natur, die auch in diesem Augenblicke in Mit vor Zorn geröthetem Antlitz be¬ ganzer Gewalt losbrach. fahl sie der Gräfin, sich sofort zu entfernen und ihre Kaffcestunde Diese aber lachte höhnisch laut auf und zu Hause abzuhalten. entrüstet:

sprach:

„Das

der

Fall,

so

würde die Gräfin Wartenberg nicht erscheinen.

In

werde, zögerte man mit dem Beginn der Tafel, und ging erst zu Tische, als die Gräfin durch denselben Boten sagen ließ, sie werde nicht erscheinen.

Als

werde

sehen!"

die

Gräfin

Matuoff

von dieser neuen Arroganz der Wartenberg hörte,

einmal Da sprang

doch

ich

Der

Gesandte bemerkte dem Boten, daß die Gemahlin eines Kaiserlich russischen Ministers, welche zudem in Berlin und in seinem Hause als Gast anwesend sei, wohl auch den ersten Platz haben muffe. der Erwartung, daß die Wartenberg diese Gründe anerkennen

die Königin auf, rief

beschwerte

ihre Diener und be¬ fahl ihnen, diese

sie

sich

sofort beim Könige. Und da diesem da¬ mals zur Zeit des Krieges nordischen

Frau zumFenster hin¬ auszuwerfen, wenn nicht sofort das

sie

gegenüber

viel an der Freund¬ schaft mit Rußland gelegen war, er auch

konnte sich die Grä¬ fin wohl auf einen

zudem der fortwäh¬ renden Nörgeleien,

Kampf einlaffen,aber

welche ihm diese Frau

Lakeien

bereitete, müde war,

verließe. Zimmer Einer Frau Von

Lintlo

handfesten

so

gegenüber schien es ihr doch gerathener, den Rückzug anzu¬

keit beutete diese Ge¬

Der arme König,

legenheit

welche Klagen und

Zwei Frauen

riefen ihn um Schutz und Vergeltung an. Doch die königliche

zu gestalten, der in zahl¬

Würde war diesmal

Gegenwart

zu tief verletzt; die Gräfin mußte Ab¬

reicher

bitte thun, wenn auch nur in mildester Form. Nun aber

ernster Noch und folgenschwerer aber gestaltete sich die nächste Zusam¬ menkunft mit dem

Könige. Er verwies ihr in strengen Wor¬ ten ihr unangemesse¬

Gräfin bis ins Jahr 1711, wo sie durch Un¬

nes Auftreten und machte ihr Vorwürfe,

Prinzeß Wilhelm und ihr Erstgeborner, des Kaisers Urenkel.

schicklichkeit den letz¬

Nach einer Aufnahme des Hofphotographen

Edmund Risse in Berlin. (S. Seite

daß sie ihm immer

176.)

ten Rest der König¬

dergleichen

Gunst ver¬ scherzte und in ihrem Sturz ihren Gemahl mit hinabzog.

nehmlichkeiten

lichen

Die Gräfin von

Matuoff,

mit andern Maßregeln, falls Gemahlin des

russischen

Mi¬

nisters im Haag, reiste durch Berlin und stieg beim russischen Ge¬ Dieser gab seinem hohen Gaste sandten, Herrn von Licht, ab. zu Ehren ein großes Diner, zu dem die vornehmsten Personen vom Hofe, also auch die Gräfin Wartenberg, geladen waren. Die Ge¬

war beisammen, nur unsere Gräfin fehlte noch. Da er¬ scheint ihr Stallmeister und fragt den Gesandten, ob die Gräfin Bi atu off den ersten Platz an der Tafel beanspruche? Wäre dies sellschaft

zur

Stunde

stattfand.

erschüttert. Gunst Dennoch währte die der Glanzperiode

maßlose

Zeugen

bestimmten

erhoben die Gegner kühner das Haupt; war doch des Königs

eine

weidlich

aus. Von Seiten der Feinde zahlreichen der Gräfin wurde nichts versäumt, den Akt so demüthigend wie möglich für sie

warteten

seiner bei der Heim¬

kehr!

Gräfin

Abbitte zu leisten. Die weibliche Eitel¬

treten.

Vorwürfe

befahl er ihr kurz,

der russischen

sie

Unan¬ be¬

reite. Er drohte sogar ihr Betragen in Zukunft nicht

ändere. Zerschmettert von dieser Zurechtweisung verließ sie das Schloß,

um es nie wieder zu betreten. Sie veranlaßte ihren Mann, sofort um seinen Abschied einzukommen, was dieser auch that, weil er wohl einsah, daß nun für beide Gatten die Sonne fürstlicher Gunst untergegangen war. — Friedrich ertheilte seinem Günstlinge, über den gerechte Klagen

von allen Seiten einstürmten, den Abschied mit einer jährlichen

174 Wartenberg verließ Berlin und Pension von 24 000 Thlr. wählte Frankfurt a/M. zu seinem Aufenthalt, wo er aber schon im nächsten Jahre 1712 am 4. Juli starb. Es wird erzählt, der König habe, als er 1711 zur Wahl Kaiser Karl VI. in Frankfurt weilte. Wartenberg aufgesordert, wieder in seine Dienste zu treten,

nur dürfe er seine Gemahlin nicht zurückbringen. Auf diese Be¬ dingung hin aber soll der Graf auf seine Zurückberusung verzichtet haben. Die Beisetzung der sterblichen Hülle des ehemaligen preu¬ ßischen Premierministers in der Parochial-Kirche zu Berlin wurde auf Befehl des Königs in großartiger Weise vollzogen. Am 15. October 1712 Abends gelangte der Leichenwagen an das Leipziger Thor in Berlin, und von hier aus setzte sich nun unter dem Geläut aller Kirchenglocken der imposante Zug nach dem Gotteshause in Bewegung. Neben und hinter dem Leichenwagen gingen Studenten mit brennenden Wachsfackeln; 26 Kutschen, je Geheime Rath von Ilgen und Obersechsspännig, folgten. Ceremonienmeister von Besser waren persönlich in ihrer Amts¬ function gegenwärtig. Aus der Ehe mit Katharine Rickers, verwittweten Bidecap, hatte er sechs Kinder, sämmtlich in Berlin geboren, vier Söhne und zwei Töchter, von denen die Söhne den Vater über¬ lebten. Von dm Söhnen zeichnete sich später der zweite Sohn Casimir Kolbe durch seine Tapferkeit im schlesischen Kriege aus. Er war preußischer General-Major, bevollmächtigter Minister im schwäbischen Kreise, Domherr zu Halberstadt und Ritter des Or¬ dens paar le merite. Seine Gemahlin war eine geborne Gräfin Solms-Rödelheim. In Bezug auf die Rechte, die dem Grasen von Wartenberg im Jahre 1707 als reichsunmittel¬ barem Grasen zugewilligt worden, sei noch erwähnt das Recht, mit rothem Wachs zu siegeln, Städte und Festungen anzulegen, Juden auszutreiben und aufzunehmen, gerichtliche Verhandlungen seiner Unterthanen ohne landesherrlichen Consens für ungültig zu er¬ klären, öffentliche Verbrecher aus andern Orten bei sich aufzu¬ nehmen, zu vertreten oder zu bestrafen, goldene und silberne Münzen jeglicher Größe mit eigenem Bild und Namen prägen zu lasien, andere Besitzungen noch zu erstehen, Vasallen aus allen Ständen anzunehmen, der Austregen sich zu bedienen (selbstgewähltes Gericht zur Entscheidung der Streitigkeiten zwischen deut¬ schen

Fürsten) re. rc. Nach dem Tode ihres Gemahls

gehauen, weil sie mit großer Ostentation ihre Diamanten im Theater zeigte. Es konnte nicht ausbleiben, daß sie dadurch Lang¬ finger in ihre Nähe lockte, welche sie in der That um einige Steine erleichterte». Nun wurde sie vorsichtiger und trat weniger blen¬ dend auf. Jener Cavalier jedoch nahm, um in den Rückbcsitz des ihm fatalen schriftlichen Eheversprechens zu gelangen, zu einer nicht gerade feinen List seine Zuflucht. Er ließ sie nämlich aller ihrer

!

Juwelen und Steine berauben und stellte ihr den Schatz erst wieder zu, nachdem sie ihm als Gegenleistung das Papier zurückgegeben hatte. — Nach verschiedenen andern Liebeshändcln mit den Fran¬ zosen machte sie die Bekanntschaft eines deutschen Cavaliers, der

für sie zu hegen schien. Allein der neue Liebhaber hatte es auch nur auf ihre Diamanten abgesehen. Er versprach, sie zu heirathen, wenn sie beide in einem evangelischen Staate an¬ gelangt sein würden; nahm aber eine günstige Gelegenheit wahr und entwischte mit ihren Brillanten. Ehe der Dieb jedoch Loth¬ ringen erreichte, wurde er in Meaux eingeholt und nach Paris zurückgebracht. Characteristisch für die damaligen gesellschaftlichen Zustände ist der Umstand, daß der Prinz eines kleinen deutschen Staates sich des unsauberen Galans annahm und die Sache güt¬ Endlich erreichte sie doch ihre Absicht und fing lich schlichtete. einen Gimpel in ihren Netzen, den Grafen von Flohr. Als der Aufenthalt in Paris ihr nicht mehr zusagte, zog sie nach dem Haag, wo sie ihr freies, ungebundenes Leben fortsetzte. Ihr Haus stand allen Fremden offen, und in ihren Salons wurde hoch gespielt. reelle Absichten

j

!

Unter den jungen Cavaliere», die in ihrem Hause verkehrten, wählte sie stets einen besonderen Favoriten, und selbst in vorgerückterem Alter ließ sie nicht von ihren Liebeshändeln, deren Zahl, wie sie einst sagte, größer sei, als die der Muscheln am Ufer bei Sche¬ Und dennoch hatte sie nicht den Triumph genießen Damenfreund seiner Zeit, August den Starken von Polen bezaubern zu können. Obgleich sie sich bei dessen Anwesenheit in Berlin alle Mühe gab, seine Aufmerksam¬ keit zu erregen und sein Interesse zu erwecken, beachtete sie dieser auf diesem Felde berühmte Held doch sehr wenig, da August bei

veningen. sollen,

!

!

gefeiertsten

Werth auf Bildung und Gräfin bei ihrer mangelhaften Ausbildung in der Jugend nicht besaß. Sie starb am 20. März 1834 an den Pocken, im 60. LebensjahreSo viel Aufsehen sie in ihrem Leben gemacht, so herrlich sie gelebt, und so reichlich sie auch im späteren Leben Gutes gethan. Arme den Damen

außer Schönheit großen

geistreiche Unterhaltung legte, zwei Bedingungen, welche die

j

trat die Gräfin von War¬

te nberg in den Bchtz des großen Vermögens ihres Gatten; zu¬ dem besaß sie nach den Berichten ihrer Zeitgenosseu Juwelen und Diamanten im Werthe von 500 000 Thlr. Sie begann nun das Leben einer Courtisane und Abenteuerin; und da ihr Frankfurt a/M. für die Entfaltung ihrer Geschicklichkeit auf diesem Felde nicht Gelegenheit genug zu verheißen schien, so wählte sie Utrecht, wo zu dieser Zeit der Friedenscongreß tagte, zu welchem, wie stets bei solchen Gelegenheiten, eine große Menge vornehmer Männer, Diplomaten und auch Abenteurer zusammenströmten. Ihre Absicht ging sehr bald in Erfüllung. Da sie keinen Zutritt zu den Gesellschaften fand, welche die Gesandten gaben, so eröff¬ nete sie selbst Gesellschaftskreise, wo Lebemänner aller Nationen sich vereinigten und sich amüsirten. Sie bildete in diesem Kreise den Mittelpunkt und lieferte reichen Stoff zur pikanten Unterhaltung der Männerwelt. Ein französischer Cavalier hatte ihr in Utrecht ein schriftliches Eheversprechen gegeben, freilich in der unedlen Ab¬ sicht, es nie einzulösen. Sie verfolgte daher den Franzosen bis an den Hof Ludwig XIV., der sich diese merkwürdige Frau vor¬ stellen ließ. Als sie bei dieser Gelegenheit dem großen Ludwig die Bildnisse dreier Könige zeigte, mit der Bemerkung, daß sie diese

unterstützt und beschenkt, so traurig und armselig waren ihre Ver¬ hältniße bei ihrem Tode und Begräbniß. Sie wurde ganz in der Stille in einem schlichten Sarge begraben, niemand gab ihr das Geleite, als einige Nachbarn, welche deshalb vom Pöbel sogar beschimpft wurden. So endigte das Leben dieser jedenfalls merkwürdigen Frau, die einst am Preußischen Hofe eine so wichtige Rolle spielte und zu den interessantesten Persönlichkeiten des vorigen

Jahrhunderts

zählt. —

Ocr Neubau der Äriegsaka-cmie. (Hierzu die Illustration Seite 177.) dem Beginn des neuen Jahres siedelt die „Kriegsaka¬ demie", welche seit ihrer Neuorganisation im Jahre 1810 in dem Hause Burgstraße 19 untergebracht war, in die auf dem Terrain 'richteten Prachträume über, deren des alten Pontonhofs

Mit

den Linden Nr. 74 zu gelegene Vorderbauten bereits seit längerer Zeit von dem Direktor der Kriegsakademie, Generallieutenant von Flatow, von dem ersten Direktionsmitglied Oberst von Sommerfeld und dem Bibliothekar Professor vr. Holtze be¬ wohnt sind. Dieses von Schinkel gebaute Vorderhaus diente nach

Ihrer

Fürsten zu ihren Füßen gesehen hätte und nun käme, um sich Majestät zu Füßen zu werfen, war der sonst so schlagfertige Mo¬ narch bestürzt und schwieg aus diese kühne Zudringlichkeit. — Das Volk von Versailles nannte sie die diamantene Dame aus Stein

den

j

175 wenn man nach schwerem Tagewerk am späten Abend seine Be¬ hausung aufsucht, nun die Bücher vorzunehmen und, während die anderen Kameraden in geselligem Zusammensein sich von den Strapazen des Tages erholen, sich unter Ueberwindung der körper¬ lichen Müdigkeit ernsten Studien bis zur späten Nachtstunde

bekanntlich bis 1876 der jetzt nach der Hardenbergstraße verlegten

„vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule". Das alte Akademiegebäude in der Burgstraße 19 wurde be¬ reits 1765 von Friedrich dem Großen für eine „königliche Ritterakademie" durch Boumann gebaut und dürfte nunmehr der „Kaiserwilhelmstraße" zum Opfer fallen. Wie bekannt, unterhandelt der Magistrat wegen des Ankaufs dieses Gebäudes mit dem Kriegsministerium. Die Kriegsakademie, welche unter der Oberaufsicht des Chefs

hinzugeben. Doch nur

des Generalstabes der Armee steht und den Charakter einer mili¬

tärischen Universität trägt — sie wurde zugleich mit der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität 1810 gegründet—, zählt gegen¬ wärtig dreihundert Offiziere aller Waffengattungen der deutschen Armee mit Ausschluß von Bayern, wo sich eine eigene derartige Bildungsanstalt befindet, zu Schülern. An hervorragenden Lehrkräften wirken an der Akademie u. A. Generalmajor Keßler, Oberst Vogel von Falkenstein, die Majore

gebäude befinden sich die Hörsäle. Aus den Schülern der Kriegsakademie rekrutiren sich bekannt¬ lich die künftigen Generalstäbler der deutschen Armee.

Eine vortreffliche Skizze über die „Kriegsakademiker" brachte der „Berliner Courier", dem wir das Folgende entlehnen. Es gilt mit Recht als eine besondere Auszeichnung für einen jungen Offizier, die Kriegsakademie besuchen zu können, und doch verdankt er diese Auszeichnung allein seinem eigenen Streben. Nur solchen, die sowohl in den Kenntnissen des praktischen Dienstes, wie in ihrem ganzen äußeren Auftreten in jeder Be¬ ziehung sich die vollste Anerkennung ihrer Vorgesetzten erworben haben, steht die Betheiligung an dem für die Zulassung entschei¬ denden Konkurrenz-Examen offen. Alljährlich im März werden diese Prüfungen, für welche der Chef des Generalstabes im Verein mit einer Studien-Kommission die Aufgaben stellt, bei allen GeneralKommandos von den hierzu Angemeldeten abgelegt. Die An¬ forderungen sind keineswegs geringe. Einmal gehört dazu die ganze Summe positiver Kenntnisse, welche das umfangreiche Gebiet der Militär-Wissenschaften, der Taktik, der Waffenlehrc, der Be¬ festigungskunst, der Terrainlehre, des militärischen Aufnehmens und Planzeichens umfassen, und dann noch ein vollkommenes Beherrschen der Riathematik in dem Umfange, wie es das Pensum der Gymnasien für die Abiturientenprüfung vorschreibt, der Fran¬ zösischen Sprache, der Geographie und Geschichte. Dabei wird — namentlich in der historischen Wissenschaft — nicht ein ledig¬ lich das Gedächtniß belastendes Erlernen der Daten, sondern viel¬ mehr ein richtiges Urtheil, ein Erkennen des inneren Zusammen¬ hanges der Thatsachen verlangt. Auch der Abiturient bringt solche Kenntnisse nicht mit in den Offizierstand, sie wollen durch mühsames und ciftiges Selbststudium erworben sein, so weit der Offizier bei seinem oft über acht

Stunden dauernden, ermüdenden täglichen Dienste Muße und Kraft dazu findet. Es gehört keine geringe Energie dazu,

erreicht der junge strebsame Offizier das ersehnte

Etwa gegen 150 bis 180 Offiziere betheiligen

!

sich

alljährlich

an dem Konkurrenz-Examen, das in achttägigem Schreiben von umfangreichen Clausurarbeiten aus den oben angeführten Gebieten besteht. Die Arbeiten werden von verschiedenen Referenten durch¬ gesehen und beurtheilt, welche zumeist die Verfertiger der Arbeiten gar nicht kennen, die Resultate werden in Zahlenwerthen zusammen¬ Nicht gestellt und hiernach die Namen der Geprüften rangirt.

und bekannten Militärschriftsteller Max Jähns und Freiherr von der Goltz, Geheimer Ober-Regierungsrath Dr. Duncker, Professor Dr. Schellbach x. x. Der Neubau der Akademie auf dem Terrain des alten, 1736 von Friedrich Wilhelm I. gebauten Pontonhofs, auf dem die

Schiffsbrücken der damaligen preußischen Armee aufbewahrt wurden, kostet 2,552,000 Mark. Die Fayade des nach der Dorotheenstraße zu gelegenen Lehrgebäudes ist mit Laubancr Ziegeln verblendet. Auf einer Freitreppe gelangt man durch drei große Portale in das Vestibül. Im ersten Stockwerk liegen die Räume für die 800,000 Bände haltende Bibliothek und die Aula. Unter der Aula liegt im Erdgeschoß das chemische Laboratorium, unter der Bibliothek das Kasinomitdem Speise¬ saal, der für 300 Personen Sitzplätze bietet. In dem Quer¬

so

Ziel der Akademie. Wer diese Verhältnisse, wie wir sie eben ge¬ schildert, genauer kennt, kann sich eines Gefühls der Hochachtung vor solchem Streben nicht erwehren.

ganz hundert der Besten gelangen zur Einberufung.

Die Akademie ist in drei Coeten eingetheilt, in denen die Vorträge vom 1. Oktober bis Ende Juni dauern, zu welchem Termine von jedem Coetus ein Schlußexamen abzulegen ist, von dessen gutem Ausfall die Einberufung der Betreffenden für das nächste Studienjahr in den nächsthöheren Coetus abhängt. Vom 1. Juli bis 1. Oktober werden die Offiziere zur Dienstleistung zu anderen

Waffengattungen

kommandirt,

so

daß

ebenso

Infanterist den Dienst und die kriegerische Verwendung der Kavallerie und Artillerie praktisch kennen lernt, wie umgekehrt die Offiziere der Kavallerie und Artillerie den Dienst der anderen Waffen. Auch Ingenieur-Offiziere, diese jedoch in sehr geringem der

!

Prozentsatz, bctheiligen sich an dem Besuche der Kriegsakademie. Was auf der Akademie geleistet wird, davon kann sich Jemand, der diesen Verhältnissen fern steht, kaum eine richtige Vorstellung machen. Während der Student auf der Universität — namentlich

Jahren, in denen er Studien halber die Hochschule — einen viel ausgiebigeren Gebrauch von seiner Freiheit und Ungebundenheit als von der Gelegenheit, etwas zu lernen macht, während er oft noch gar nicht zu der Erkenntniß gelangt ist, daß es sein eigener Nachtheil ist, wenn er die kostbare Zeit seiner Studienjahre ungenutzt verstreichen läßt, sehen wir hier, auf der Kriegsakademie, nur Männer, die schon Jahre lang in verant¬ wortlichen Stellungen einen oft schweren und entsagungsreichcn Beruf geiibt, die nur mit großer Energie und ernstem Streben das ersehnte Ziel erreichen konnten, die wissen, daß sie hier für sich und ihre Zukunft arbeiten und die die ernste Bedeutung des carpe diem voll erkannt haben. Der Ehrgeiz, alljährlich von Neuem mit seinen Commilitonen zu konkurriren, möglichst das Beste zu

in den

ersten

besucht,

leisten und die Anderen durch Fleiß und Ausdauer zu schlagen, kommt hier noch als besonders wirksamer Hebel hinzu und man kann die in den Hörsälen der Kriegsakademie zu Tage tretende Thätigkeit geradezu ein fieberhaftes Streben nennen. Das nach dreijährigem Cursus abzulegende Schluß-Examen

in umfangreichen Arbeiten in jeder Disciplin, zu deren An¬ fertigung mehrere Monate dem Betreffenden zur Disposition stehen, Nach demselben schließt eine sehr belehrende, von mehreren besteht

Offizieren des Generalstabs geleitete Generalstabs-Ucbungsreise die akademische Thätigkeit ab und kehren nun die betreffenden Offiziere zu ihren Truppentheilen zurück. Diejenigen, welche am meisten geleistet haben, werden zur Dienstleistung zum Großen General¬

bis 40 jedes Jahr, von denen aber wohl nur 10 Prozent das Glück haben, nach ein- bis zweijährigem Kommando dem Generalstabe selbst einverleibt zu werden. Die Uebrigen werden als Lehrer bei Kriegsschulen oder als Adjutanten bei höheren Kommandostäben verwandt, die große Masse aber bleibt nach Absolvirung der Akademie in ihren Regimentern und

stabe kommandirt, etwa 30

176 ist hier dazu berufen, ihre umfangreichen Kenntnisse in den schwie¬ rigeren Gebieten des praktischen Dienstes zu verwerthen und nament¬ lich während des Kriegsspiels und der Wintervorträge Interesse für kriegswistenschaftliche Studien in den Kreisen der Osfiziercorps

der Armeen heimisch zu machen und zu verbreiten, eine Aufgabe, wesentlich dazu beiträgt, die wissenschaftliche Bildung der deutschen Ossiziercorps auf der hohen Stufe zu erhalten, die ihnen

die

bei uns wie im Auslande zu der geachteten Stellung, die sie ein¬ nehmen, hauptsächlich verholfen und die auf den Schlachtfeldern in Böhmen und Frankreich so reiche Früchte getragen.

Prinzeß

Mlhclm

und

ihr Erstgeborener,

des Kaisers

Urenkel. (Hierzu die Portraits Seite 173.)

Prinzessin Auguste Victoria ist am 22. Oktober 1858 auf Schloß Dölzig bei Sommerfeld als ältestes Kind des Herzogs

Friedrich Christian August von Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg und dessen Gemahlin, der Herzogin Adelheid Victoria Amalie Luise Marie Constanze, geborenen Prinzessin von HohenloheLangcnburg, geboren. Am 30. November empfing die Prinzessin die heilige Taufe und in derselben die Namen

Auguste

Victoria

Name erinnert Friederike Luise Feodora Jenny. zweite an die der Augusta, an ihre hohe Tauspathin, die Königin der jungen Taufpathen Die Kronprinzessin. Frau Pathenschast der

Der

erste

Prinzessin waren nämlich: Se. königliche Hoheit der Prinz-Regent von Preußen, Ihre königliche Hoheit die Frau Prinzessin von Preußen, Se. königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, königliche Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen, Ihre Hoheit die Herzogin Luise Sophie zu Schleswig-Holstein, Ihre Durchlaucht die Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg, Ihre Erlaucht die Gräfin Erbach-Schönburg, geb. Prinzessin

Ihre

von Hohenlohe-Langenburg.

Als am 1l. März 1869 der Großvater der Prinzessin, Herzog Christian August, gestorben war, siedelte ihr Vater mit seiner Familie nach Schloß Primkenau über, da er die dortige Herr¬ Die Wintermonate aber, von schaft als Erbe angetreten hatte. Weihnachten ab, verlebte die Familie mehrfach in Gotha, wo der Außerdem verbrachten die Herzog ebenfalls ein Schloß besaß. beiden ältesten Prinzessinnen zwei Winter in Pau im südlichen Frankreich bei ihrer Tante, der Prinzessin Amalie von SchleswigHolstein, welche daselbst seit vielen Jahren in jedem Winter

Aufenthalt nimmt. Die erste Bonne der Prinzessin war eine Dame aus der stanzösischen Schweiz, dann folgte als Gouvernante eine Englän¬ derin, Miß Walker, welche sich durch vorzügliche Examina als zum Lehrfach besonders geignet erwiesen hatte. Zur Zeit leitet Miß Walker ein großes Erziehungsinstitut in London, dessen Pro¬ tektorat Prinzeß Christian von Schleswig-Holstein führt. Ihre früheren Zöglinge — Miß Walker leitete auch die Erziehung der zweiten Schwester, der Prinzeß Karoline Mathilde —

mit ihr noch immer in freundschaftlichstem Verkehr. Der Gouvernante stand später noch ein Kandidat als Lehrer zur Seite, zugleich für den Bruder, den Prinzen Ernst Günther; derselbe leitete auch den späteren Religionsunterricht der herzoglichen Kinder. Eine Französin für die Konversation trat noch auf einige Zeit hinzu, so daß die Prinzessinnen englisch und französich ganz Nebenbei ebenso geläufig, wie ihre Muttersprache handhaben. lernten sie sich auch noch dänisch ausdrücken, indem sie zum Gar¬ derobenmädchen eine Dänin hatten. Behufs ihrer Vervollkommnung im Zeichnen und Malen wurden von Zeit zu Zeit Künstler nach stehen

Primkenau berufen, unter deren Leitung die Prinzessinnen die Oelmalerei, Porträtiren k. erlernten. Musik wurde fleißig ge¬ trieben, und die Frau Prinzessin spielt die klassischen Meister mit Verständniß und technischer Vollendung. Auch als die technische Lernzeit vorüber war, beschäftigte sie sich in Gemeinschaft mit ihrer Schwester eifrig mit den Wissenschaften. Der 22. Mai des Jahres 1875 war der Tag, an welchem beide Prinzessinnen durch die Konfirmation in die Gemeinschaft Pastor Meißner in der Erwachsenen aufgenommen wurden. Primkenau konfirmirte sie in der dortigen Kirche vor einer hoch¬ ansehnlichen Festversammlung, nachdem er die Prinzessinnen in den Jahren vorher in der Religion unterwiesen hatte. Die jungen Mädchen erbauten durch ihre Antworten die ganze Versamm¬ lung, denn Jedermann fühlte es, daß das reiche Maß von Wissen in den christlichen Heilslehren zugleich ein lebendiger Schatz ihres Herzens geworden war. Durch die Versammlung flüsterte man sich zu: „Sie standen wie ein Paar Engel vor dem Altar!" Der

Vater segnete seine Kinder mit Wort und Hand, als der Geistliche sie in die Gemeinschaft der Erwachsenen durch den altehrwürdigen Segensspruch: „Der Herr segne Dich und behüte Dich!" aufge¬ nommen hatte. Und in der That das Wort: „Des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser!" hat sich auch hier bewahrheitet. Der Tod riß die erste herbe Lücke in das traute Familien¬ leben, als er am 14. Januar 1880 das Haupt der Familie, den Herzog Friedrich Christian abrief. Am 20. Januar geleitete man den Herzog zur letzten Ruhestätte. An seinem Sarge sprach Konsistorialrath Dr. Dibelius, an der Gruft Pastor Müh len Hardt aus Schönkirchen in Schleswig-Holstein, der Geburtsstätte des Dahingeschiedenen. Die verwittwete Herzogin Adelheid aber suchte ihren Trost nach alter, deutscher Fürstensitte in der Aus¬ übung von Werken der Barmherzigkeit, und die jungen Fürstinnen traten ihrer Mutter dabei eifrig zur Seite, seitdem sie ihre Apa¬ nage selbstständig verwalteten. Die Prinzessin ist eine echt deutsche Frauengestalt, schlank ge¬ Die Frau wachsen, hellblond von Haar und mit blauen Augen. Kronprinzessin ist die rechte Cousine der Herzogin-Mutter, denn beider Mütter sind Halbschwestern, und der einzige Bruder der Herzogin-Mutter, Prinz Christian von Schleswig-Holstein ist mit einer Schwester unserer Kronprinzessin, der Prinzessin Helene, vermählt. Am 27. Februar 1881 erfolgte die Vermählung der Prinzeß mit dem künftigen Preußischen und Deutschen Thronerben, dessen Portrait als Husar unser Blatt kürzlich brachte, und am 6. Mai des vergangenen Jahres wurde dem Paare im Marmorpalais ein Stammhalter geboren, der in der Taufe die Namen Friedrich

Wilhelm Viktor August Ernst

empfing

und

der

dereinst

berufen ist, den Preußenthron zu besteigen. Wir knüpfen daran noch einige Notizen über die Geburtsstätten der Brandenburgisch-Preußischen Fürsten und ihrer Thronerben. Der GroßeKursürst wurde am 6.Februar 1620 im Schlosse

geboren; sein Sohn Friedrich I. wurde am Königsberg i. Pr. geboren; dessen Sohn Friedrich Wilhelm I. am 4. August 1685 im Berliner Schloß; dessen Sohn Friedrich II. ebendaselbst am 24. Januar 1712. Friedrich Wilhelm II. ist am 25. September 1744 in Prcnzlau geboren; sein Sohn, König Friedrich Wilhelm III. am

zu

Cöln a./Spree

11.

Juli

1657 in

3. August 1770 im Cabinetshause in Potsdam, gegenüber dem Königlichen Schlosse; Wilhelm 1. am 22. März 1797 im Kron-

prinzlichen Palais helm am

zu Benin; Kronprinz Friedrich Wil¬ 18. Oktober 1831 im Neuen Palais bei Potsdam;

am 27. Januar 1859 im Kronprinzlichcn und endlich Prinz Friedrich Wilhelm am 1882 im Marmorpalais bei Potsdam.

Prinz Wilhelm Palais in Berlin 6.

Mai

Professor

X

Calandrelli.

(Hierzu das Portrait S. 165.) Atelier des Professors Calandrelli in der Münzstraße Nr. 10 erhebt sich jetzt das Gußmodell der Reiterstatue König Friedrich Wilhelms IV. für die Freitreppe der Nationalgalerie, das Werk einer fast dreijährigen emsigen Arbeit. Die Reiterstatue ist von der Plinte bis zum Scheitel 15 Fuß hoch und erhält einen Sockel von 12—14 Fuß Höhe, der mit allegorischen Gestalten und Reliefs

Im

wird und an dessen Fertigstellung der Künstler gegen¬ wärtig arbeitet. Barhäuptig, den Blick auf das Neue Museum, seine Schöpfung gerichtet, ist der König zu Roß sitzend dargestellt. Ein in reichem Faltenwurf drapirter idealer Mantel wallt von seinen Schultern hernieder und bildet auf der Brust eine reiche Draperie, unter geschmückt

diesen folgten in Terracotta Prinzen von Preußen (im Besitz des Kaisers), ein Bacchantenfries (im Gerson'schen Hause), eine Bekrönungsgruppe für das Militairkasino in Stettin re. re. Im Jahre 1868 schuf Calandrelli eine Statue von Cornelius für das Museum in Gotha, welcher bald eine Reihe größerer Schöpfun¬ gen für Berlin folgten. Dahin gehört das Relief der Ostseite

kleinere Modelle

für Silberausführung;

eine Reiterstatuette des damaligen

des quadratischen Sockels an der Siegessäule

(Motive: Vorberei¬

tung zum Feldzuge, Einsegnung, Abschied und Ausmarsch, Erstür¬ mung der Düppler Schanzen); ferner zwei Gruppen, welche ur¬ sprünglich für die Neue Könisbrücke bestimmt waren; drittens „der Kunstgedanke", eine Figur in Sandstein als oberer Ab¬ schluß der rechten Treppenwange der „Nationalgalerie", nebst den sitzenden Figuren von vier Musen (Erato, Melpomene, Urania, Thalia) im Kuppelsaal derselben Galerie; endlich viertens das

welcher die große Ge¬

besonders

neralsuniform das Band

Kriegerdenkmal,

und

welches am Eingänge

des

Friedrichs¬ haines der 5. Ber¬

des

Adler¬ hervorblickt.

schwarzen

ordens

schöne

Der

liner (Ostdistrikt)

das

nen

beiden Händen, wo¬

und 1870 gefallenen Söhnen errichtete.

König parirt ungeduldig scharrende Roß mit

An

durch Roß und Rei¬ ter einen höchst leben¬ digen Ausdruck er¬

nach

eine Reise

Italien,

welche

die

alsbald Ausführung

neuer

bedeutender

schloß

Zu bilden bleibt der

sei¬

1866

bald darauf erfolgte,

halten. noch

1864,

Aufbau

sich

für Ber¬

des Postaments, dessen Komposition

Aufträge:

vorhan¬ dene Architektur der

liefs an den äußeren Fa^aden des Rath¬

durch

lin

die

Nationalgalerie ganz schwierig

hauses,

sich

Denkmals Friedrich

gestaltet.

Wilhelms

Ecken

die

sitzenden

gion, kunst,

der der

schichte

Reli¬ Dicht¬

und

Philosophie

(nach

P. von Cornelius für die Vorhalle

allegorischen Frauengestaltcn der

III.

Bläsers Tode). Fer¬ ner die Statue

des Postaments wer¬

den

für Köln

die Fertigstellung des

besonders

An den vier

verschiedene Re¬

Her lleudau der Kriegsakademie an der Ecke der Korothccn- und Neuen Milhelnistraßr. Originalzcichnung von Ernst Höppner. (S. Seite 174.)

des

Ge¬ der

derart ihren Platz finden, daß sie zu je zweien auf jeder Seite sich dem die Treppen emporsteigenden Beschauer zukehren. An der schmalen Vorderfront wird der Sockel ferner im Flachrelief einen fackelhaltenden Genius und auf der Rückseite eine ihm entsprechende Psyche zeigen. An den Langseiten aber sollen in ähnlicher ornamentaler Komposition aus Ranken aufwachsende Genien angebracht werden. Calandrelli's Reiterstatue König Friedrich Wilhelms IV. steht auf der Höhe modernen Könnens und wird einst zu den besten Bildsäulen der Reichshauptstadt zählen. Wir werden seiner Zeit dieses hervorragende Bildwerk im „Bär" veröffentlichen und brin¬ gen heute das Portrait des Künstlers sowie einige Daten aus seinem bisherigen Leben. Alexander Calandrelli ist am 9. Mai 1834 zu Berlin als der Sohn des Edelsteinschneiders Giovanni Calandrelli aus Rom geboren, besuchte seit 1848 die Berliner Akademie der Künste und trat 1854 in das Ateliers Fr. Drake's ein. Er unterstützte später Aug. Fischer in verschiedenen Arbeiten und begründete 1863 Und zwar waren seine ersten Arbeiten seine Selbstständigkeit.

Marienberge bei Brandenburg a./H. Friedrich Wilhelms IV.

und

Berliner Alten

Museums, das Krie¬ gerdenkmal auf dem das Reiterstandbild

Markgraf Gero von Srandcnlmrg. Von Hans Jonifiim

non Kippern.

(Hierzu die Illustration Seite 168 und 169.)

Vom

ersten

nachfolgenden

Brandenburgischen Markgrafen

Blätter erzählen, von

Manne, den

sollen die

Zeit-, nannten, von dem die Sage berichtet, daß er länger denn dreihundert Jahre gelebt habe, besten Heldengestalt unter den Kriegern der Ottonischen Zeit mit besonderem Nachdruck hervortritt und von dem der deutsche National¬ gesang, das Nibelungenlied „singet und saget", wenn es vom Marcgrstven Göre erzählt. Markgraf Gero war es, der zuerst in die bis dahin ziemlich genossen

„den

großen

dem

Markgrafen"

planlosen Unternehmungen der Deutschen an

Gauen Einheit und

seine

ihren nordöstlichen

Nachdruck brachte, der

in den Marken ein

178 Eines solchen Königs bedurfte Deutschland, welches von Slaven und Ungarn verheert, in seinen Herzogthümern getrennt, dem Untergange entgegeneilte. Er rettete das Vaterland. Nachdem König Heinrich I. sein Ansehen in Bayern, Schwaben und Lothringen befestigt hatte, dachte er vorzüglich auf Mittel, seinen Hauptfeinden, den Ungarn und Slaven, zu be¬ gegnen. Die ersten verheerten ganz Sachsen im Jahre 924. Dem Könige gelang es, einen Anführer der Feinde, der diesen sehr wichtig war, gefangen zu nehmen. Seine übrigens höchst ungünstige Lage bestimmte ihn, bei der gesuchten Auswechselung dieses Gefangenen auf einen 9jähngen Waffenstillstand gegen jährliche Geschenke zu dringen, welchen er erhielt und eifrig be¬ nutzte, um Burgen und Städte zu erbauen und zu befestigen. Er vermehrte die ihm vorzüglich nöthige Reiterei, schützte dieselbe durch eine neue Rüstung gegen die gefährlichen Pfeile der Gegner und wandte seine Macht an die nördlichen und östlichen Provinzen

großartiges, nicht nur auf die äußerliche Unterjochung der wen¬ dischen Stämme, sondern auch auf ihre Bekehrung hinarbeitendes Angriffsshstem organisirte, der mit Hülfe desselben das ganze Wendenland bis an die Oder der deutschen Herrschaft botmäßig machte, den Schrecken des deutschen Namens bis tief in die sarmatischen Ebenen trug, die Polen selbst demüthigte und endlich das Aufblühen und Gedeihen der christlichen Kirche in diesen Ländern unter seinen mächtigen Schutz nahm. Nach seinem Tode ist die große von ihm begründete Macht, die er begründet und deren Fortbestand unfehlbar zu einer starken thüringisch-slavischen Herzogsgewalt geführt hätte, zer¬ splittert. Die nördlichen Theile, die Nord mark oder wie man sie später nannte, die Altmark wurden mit der Aufsicht über die wendischen Stämme bis zur unteren Oder dem Markgrafen Thiadrich untergeben; die spätere Ostmark oder Mark Lausitz, die sich bis zur Warthe erstreckte, wurde zwischen Gero's Schwestersohn Thietmar und dem Markgrafen Hodo getheilt. Aus dem südlichen Striche endlich, der alten südthüringischen Mark, längs der böhmischen Grenze bis gegen den Bober hin, welche sich in Folge zur Mark Meißen ausbildete, wurden unter den Mark¬ grafen Günther, Wigbert und Wigger drei kleinere Marken

des Reichs.

Gegen die Slaven wurde der Krieg besonders lebhaft im Jahre 926 geführt, und der Hauptort der Heveller, Schorelitz oder Brandenburg, dessen umliegende Sümpfe hartgefroren waren, mit Sturm erobert. Darauf zog Heinrich gegen die Dalemincier, zwischen der Saale und Elbe und gewann ihre Veste Gana, Wenceslaw, Herzog von nach einer 20 tägigen Belagerung. Böhmen, mußte ebenfalls die Landeshoheit des deutschen Königs anerkennen. Ueberhaupt waren die Böhmen, Dalemincier, Obotriten, Milzen, Heveller und Redarier zum Tribute genöthigt

geschaffen.

Es war die Politik des deutschen Königs, die ungewöhnliche Macht, die Gero besessen, zu theilen; aber den Marken selbst ist aus dieser Maßregel kein Segen erwachsen. Ich komme am Schluffe darauf zurück. Graf Gero, welcher den Beinamen des Großen sich erwarb, wurde im Jahre nach Christi Geburt 890 auf der väterlichen Burg Gcredorf im Schwaben-Gau geboren.*) Zwischen Quedlinburg und Ballenstädt auf dem Hügel in der Mitte eines Thales steht ihr fünfzig Fuß hoher Burgthurm noch gut erhalten. Gero's Bruder war Gras Siegfried; seine Schwester Jda war mit dem Markgrafen Christian vermählt. Er selbst gehörte zu den Sächsischen Edlen, welche unter Heinrich I. und Otto I., im

worden.

Als aber der Friede von dieser Seite errungen zu sein schien, fielen die Redarier im Jahre 930 plötzlich wieder ab, griffen die Stadt Walsleben an, zerstörten

dieselbe und tödteten ihre Be¬ wohner. Diese gelungene Unternehmung regte die benachbarten Völkerschaften von Neuem zum Kriege auf. Allein Bernhard, Königlicher Legat über das Land der Redarier, und Graf mar erfochten in den ersten Tagen des September's über die

Dit-

Lunkini (Lenzen an der wollten, einen großen Sieg, nach welchem die ergeben mußte und der Aufruhr gedämpft wurde.

Feinde, welche die belagerte Stadt

Dienste des jungen Staates, zu Reichthum und Ehre gelangten. Seine Kriegsschule waren die Feldzüge des ersten Deutschen Königs aus dem Hause Sachsen, von denen, wegen ihrer Wichtigkeit für die folgenden Zeiten, zunächst Einiges zu berühren ist. Nach der Trennung von Hathburg, einer Tochter des

Elbe)

entsetzen

Stadt sich Als inzwischen

der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen war, veranlaßte Heinrich, hinlänglich vorbereitet, den Krieg mit diesem Volke, indem er ihnen die bisherigen Geschenke verweigerte. Unter den schrecklichsten Verwüstungen fielen sie im Jahre 934 in Deutschland ein. Eins ihrer Heere wurde bei Jechaburg, un¬ weit Sondershausen, von den versammelten sächsischen und thü¬ ringischen Edlen geschlagen, ein anderes bestürmte Merseburg. In der Nähe dieser Stadt zogen sich die Feinde zusammen, als sic die Niederlage bei Jechaburg und die Annäherung Heinrichs ver¬ nahmen. Er eilte von Skopau heran, bezog ein Lager bei Keusch¬ berg, und brachte den 8. September am Gehölze Stolzig (Skölzig) Ein glücklicher Feldzug dem Feinde eine Hauptniederlage bei. gegen die Ucker-Wenden wird aus demselben Jahre von den

Grafen Erwin, Herrn des größten Theils von der Altstadt Merse¬ burg, welche im Jahre 911 den Thancmar geboren hatte, ver¬ mählte sich Heinrich, ein Sohn Otto's, Herzogs zu Sachsen und Thüringen, im Jahre 912, zu Walhausen an der Helme, mit Mathilden, einer Tochter Graf Dietrichs im westlichen Sachsen aus Witekind'schem Geschlechte. Seinem Vater folgte er als Herzog im Jahre 914, und ward alsobald genöthigt, seine Rechte und Besitzungen gegen den König Conrad I. zu vertheidigen, und mit Hülfe seiner Sachsen zu erobern, wobei er die Freunde des Königs, Burchard und Bardo, aus seiner Nähe vertrieb. Der König sandte ein starkes Heer unter seinem Bruder Eberhard gegen Heinrichen aus, das dieser bei Evesburg (Stadtberg an der Diemel) schlug. Auch die von Conrad 1. selbst im Jahre 916 belagerte Veste Grona (bei Göttingen), in welcher Heinrich sich befand, wurde glücklich entsetzt. Dieser blieb der mächtigste Herzog der Deutschen. Am 22. November 919 starb der König Conrad I. und Heinrich wurde

Chronisten erzählt.

Die Nachricht von der auf ihn gefallenen Wahl machte seine Freunde sehr froh, die Friedensstörer sehr traurig, weil er ein Mann war, der die Seinen mit Weisheit zu behandeln, die Feinde durch Klugheit und Tapferkeit zu demüthigen verstand.

Als König Heinrich am 2. Juli 936 zu Meinleben an der Unstrut starb, wurde er im St. Peters-Münster zu Quedlinburg beigesetzt. Um jene Zeit vermählte sich Graf Gero mit Magda lenen, Alberts, Grafens von Askanien und Ballenstädt, Tochter*), welche ihn Vater von 2 Söhnen und einer Tochter werden ließ. Der nach dem Vater benannte junge Gero starb in früher Jugend, Siegfried in den blühendsten Jahren, Jda er¬ wählte sich das Kloster. Heinrich dem Ersten und Großen folgte auf dem deutschen

*) Die eigentlichen Familien - Nachrichten sind entnommen aus An¬ dreas Popperods Gerenrodischen Annalen vom Jahre 1564 in II. Meibomii Scriptt. rer. German. Tom. II, Heimst. 1688.

*) Uxorem duxit Magdalenam, Comitis Alberti Anhaltini siliam Worte des (von Popperod verfaßten) Epigramms in den Gerenrodischen Annalen pag. 425.

dessen

Nachfolger.

j

179

Zeit an, raubten, mordeten, brannten. Gero's Streitkräfte wurden in der lebhaftesten Thätigkeit erhalten. Der Aufstand war allge¬

Königsthrone sein Sohn Otto I. Unruhen und Kriege erfüllten auch Graf Gero war, in unerschütterlicher Treue, dessen Regierung. der erste und der letzte, der für ihn sein Schwert die Feinde fühlen ließ, und seinem Könige mit Rath und That beistand. Den ersten Kampf eröffnete im Jahre 937 Thancmar, Otto's Halbbruder, aus Empfindlichkeit darüber, daß Graf Gero die Legaten st eile Gras Siegfrieds von Merseburg durch des Königs Gnade erhalten habe, da doch er, ein Neffe des verstorbenen Grafen Siegfried, nähere Ansprüche an dieselbe besitze, und daß ihm die mütterliche Erbschaft gänzlich entzogen werde. Der Aus¬ gang seiner Unternehmungen, welche Eberhard, Herzog von Fran¬ ken, und Wichmann, der ältere, begünstigten, war für ihn höchst unglücklich. Nachdem alle Drohungen und freundliche Ermahnungen vergeblich gewesen waren, wurde er in demselben Jahre geschlagen und genöthigt, sich nach Eresburg (Merseburg?) zu werfen, und wurde bei der Einnahme derselben am Hochaltare von Meinzo durch einen Lanzenwurf getödtet. Eberhard wurde für kurze Zeit nach Hildesheim verwiesen, Wichmann aber aufrichtig mit dem Könige ausgesöhnt. So blieb Gero im Besitze seiner Würde, und erscheint von nun an nicht als Graf von Merseburg, nicht als Königlicher Statthalter in Sachsen, sondern als Markgraf in Ostsachsen und in Brandenburg mit seinen Umgebungen. Seit dem Jahre 937 werden auch die Grafschaften Gero's erwähnt, welche im Anfange oder Fortgange dieser Zeit, unter andern folgende Orte umfaßten;

mein, und forderte um so schnellere und kräftigere Maßregeln, da sie Brandenburg und den größten Theil von dem, was sie an Heinrich I. verloren, bereits wieder erobert hatten. Zugleich faßten sie den Entschluß, den ihnen furcbtbar gewordenen Markgrafen

So geheim sie dem Wege zu räumen. entdeckt. Absichten ihre Anstalten betrieben, wurden dennoch so ihre Gero, der Hinterlist mit Hinterlist entgegenkommend, tödtete gegen

Gero hinterlistig aus

dreißig, durch ein glänzendes Gastmahl erheiterte und v om

Wein berauschte, vornehme Wenden in einer Nacht.*) (Bergl.

Illustration.) Dagegen hatten die Obotriten den königlichen Feld¬ herrn Haien nebst seinem Heer eingeschlossen und vernichtet, wodurch Gero's Grenzen dem Feinde offen standen. In seiner Bedrängniß sandte er zu dem Könige, welcher seinem Bruder in Merseburg den Waffenstillstand bewilligte, und ihm die gewünschte Unterstützung zukommen ließ. Auch gelang es, einen ehemaligen Häuptling der die

Heveller, Tugomir, welcher lange bei Heinrich I. gelebt hatte, durch Geschenke und Versprechungen dahin zu vermögen, daß er sich in Brandenburg wieder aufnehmen ließ und diese Stadt mit ihrem Gebiete in die Gewalt des Königs zurückbrachte. Dies hatte dann zur Folge, daß sich die Slawen bis an die Oder unterwarfen, und zum Theil das Christenthum annahmen. Die Ruhe der Waffen währte nicht lange; denn jetzt, im Jahre 940, entstanden Meutereien im Heere Gero's. Dieses war durch anhaltende Strapazen ermüdet und konnte, wegen ausklei¬ denden Tributs, weniger durch Gcldvertheilungen und Belohnungen unterstützt werden. Daher die Abneigung gegen den Anführer und

Biegern, (?) Bieren, Unseburg, Schwanburg. Brunnen, Bischofsdorf, Mackstädt, Ruderode, Frose, Trullingen, Beunendorf, Oster- und Wester-Egeln, Fantlevendorf, Adestanstedt, Helmandesdorf in NordThüringen und im Schwabengau; die zweite: Pressitz Möser, Nedelitz, Loburg, Tuchen im Gaue der Morosdie erste:

König, weil dieser zum allgemeinen Besten des Diese unruhige Staats seinem Markgrafen immer beistand. Stimmung wurde noch dadurch erhöht, daß Heinrich, welcher die Hoffnung zur Regierung zu gelangen, abermals in sich aufleben ließ, die Truppen durch Abgeordnete und Geschenke für sich zu gewinnen suchte. Indeß wurde, kurz zuvor ehe der König das

selbst gegen den

zaner.

Die erstere grenzte nördlich mit Ditmars, südlich mit Christians Grafschaften. Nach Thancmar's Tode im Jahre 838 entfernte sich Heinrich, Otto's Bruder, welcher als königlicher Prinz von Geburt die nächsten Ansprüche an den Thron zu haben meinte, und seit Kurzem aus der Gefangenschaft Ebcrhard's von Franken entlassen worden war, mit Gedanken der Empörung, die Eberhard in ihm aufgeregt hatte, nach Lothringen. Hier fand er bei dem Herzoge von Franken und bei dem Herzoge Giselbert von Lothringen Unter¬ stützung, obgleich diese selbst beide mit der Hoffnung, die deutsche Krone zu erlangen, sich schmeichelten. Bald sah sich Heinrich durch eine Niederlage, die seine Truppen bei Tanten am Rhein erlitten, und durch den Abfall seiner Freunde genöthigt, nach Sachsen zurück¬ zugehen. Aber in Merseburg, wo die Besatzung, wie die zu Scheidingen, ihm treu geblieben war, mußte derselbe eine zwei¬ monatliche Belagerung vom Könige aushalten und sehr zufrieden sein, daß ihm ein Waffenstillstand von 30 Tagen bewilligt wurde, damit er während desselben Sachsen verlassen könne. Er ging wieder nach Lothringen, wohin etwas später Otto folgte und die Belagerung Breisach's unternahm. Die mit Heinrichen verbündeten Fürsten ergriffen die Offensive, gingen bei Andernach über den Rhein und verwüsteten die östlichen Umgebungen dieses Flusses. Sie waren mit reicher Beute in der Rückkehr über denselben be¬ griffen, als die fränkischen Grafen Udo und Konrad im Jahre 939 ihnen ein siegreiches Treffen lieferten, und den König aus seiner bedenklichen Lage erretteten. Eberhard blieb auf dem Schlacht¬ felde, Giselbert wollte über den Rhein entfliehen, fand aber in dessen Strömungen sein Grab; Friedrich, Erzbischof von Maynz wurde nach Fulda, Rudhard, Bischof von Straßburg, nach NeuCorbei in's Exil geschickt; Heinrich entwich nach Frankreich, bekam aber später die Erlaubniß, sich in Lothringen aufzuhalten. Die Slaven wußten diese inneren Kriege Deutschlands Vor¬ theilhaft zu benutzen. Sie fielen oft mehrere Oerter zu gleicher



Osterfest 941 zu Quedlinburg feierte, die lange im Geheimen unter¬

wieder am Hoflager Nach der Feier der festlichen Tage wurden viele der angesehensten Verschworenen enthauptet oder verwiesen. Heinrich entfloh zum zweiten Male aus dem haltene Verschwörung Heinrich's,

erschienen

war,

glücklich

welcher

entdeckt.

Nun war es dem Könige möglich, auch die Empörung unter den Truppen Gero's zu dämpfen. Noch in demselben Jahre (941) am 6. Julh erließ der König, in Rore, zu Gunsten des jungen Siegfried's, des Sohnes Gero's, ein Dekret folgenden Inhalts: „Den Bitten unsers geliebten Markgrafens Gero und anderer Grafen nachgebend, haben wir dem Sohne deffelben Gero's unserm Taufsöhnchen, mit Namen Siegfried, in der Grafschaft seines vor¬ genannten Vaters, im Gau Sueven, zum Eigenthum eingeräumt Reiche.

j

!

*) Anm. der Red. Die Stelle heißt bei Wittig: Quievit Saxonia post haec ab intestinis bellis paueis diebus. Barbari autera, labore nostro elati, nusquam ab incendio, caede, ac depopulatione vacabant, Geronemque, quem sibi rex praefecerat, cum dolo perimere cogitant, ipse dolum dolo praeoceupans, convivio claro delibutos ac vino sepultos, ad triginta fere principum barbarorum, una nocle exstinxit. Hier ist un¬ bestimmt gelassen, ob Gero die Fürsten zu sich geladen hatte, oder ob er dieselben bei einem von ihnen selbst veranstalteten Gastmahl übersiel.

Und

so erschien

im Jahre 1838 in den „Beiträgen zur Geschid)te

Titel: „Ließ Markgraf Gero wirklich 30 wendische Fürsten ermorden?" in

der Niederlausitz"

ein Anfsatz von Gallus unter dem

welchem die Frage nach der Seite verneint wurde, daß er denen ermordet habe, daß er also einen Treubruch gethan habe.

die Gela¬

In welchem

vielmehr nachgewiesen wurde, daß er die beim Festmahl versammelten Fürsten, welche den Rachezug gegen die Deutsche» planten, überfallen und getödtet habe.

180 alles, was Markgraf Gero in den Dörfern Oster-Egeln und WesterEgeln von uns zu Lehn gehabt hat. Mit alleiniger Ausnahme dessen, was davon der Besitzung des heil. Wipertus zur Abtei Herisfelde gehört, gewähren wir ihm diese Dörfer mit allem Eigen¬ thum, das wir innerhalb derselben Mark bis jetzt besessen haben

.mit

dem neuen Schlosse zu

Oster-Egeln,.

überdieß auf dem Harze den Forst Hake! genannt, wie ihn früher

Bardo zu Lehn gehabt, neben dem Dorfe Cocstädt. Jetzt vom Jahr 941 an gewann vielleicht Gero Zeit, die nach seinem Namen genannte

Stadt:

Jarina, Geronstadt

(Germ:

Calles; Gehren bei Luckau) an der Grenze des Gaues Lusizi, zu erbauen, und sich überhaupt um die Kultur seiner Länder verdient zu machen. Ditmar von Merseburg bemerkt bei Erwähnung jener Stadt zum Jahre 1011 ausdrücklich: „daß sie den Namen vom Markgrafen Gero habe, welcher ein großer Mann war und der Große genannt wurde". Nach einem vom Jahre 944 am 25. Februar zu Riffenbrück datirten Diplome ertheilte der König Gero'n den Ort Turtlingen, wogegen ihm dieser Radisgerode (Ritterode oder Ruderode in der Grafschaft Mannsseld) abtrat, im folgenden Jahre am 4. Mai zu Altstedt erhielt Gero Tribunice. Jetzt erst wird Gero's kriegerische Thätigkeit gegen die Einfälle der Barbaren erst wiederum erwähnt, und von einem späteren Chro¬ nisten die Bemerkung beigefügt: „Dieser Gero ist der Gerinsche Graf, welcher, wie sich nachher ergeben, über dreihundert Jahre gelebt hat."

Nach glücklicher Endigung eines Feldzuges gegen die Dänen errichtete Otto I. in der Mark Gero's das Bisthum Brandenburg.

Die Stiftungsurkunde*), Magdeburg ani

ersten Oktober 949, enthält vorzüglich Gero's unseres geliebten Herzogs und Markgrafen, haben wir in unserer Besitzung, welche inderMarkdesselben liegt, im Lande der Slaven, im Gaue Heveldun, in der Stadt Brandenburg einen bischöflichen Sitz er¬ richtet. Als Provinzen der Parochie vorerwähnten Sitzes haben wir folgende bestimmt: Den Gau Moraciani (bei Leitzkau, Ziesar rc.), Oiorrvisti (Zerbst), Ploni (Plane, nach dem Flüßchen Plane so

folgende Stelle:

„Auf

den

Rath.;

genannt), Zpriavani (Spree), Heveldun (Havelgau), Vuucri (Ucker-Gau), Riaciani (Rhin- Gau), Zamcici (der Gau lag um Parey), Dassia (Doste-Gau), Lusici (Lausitz). Die Grenzen aber dieser Parochie haben wir bestimmt: gegen Morgen bis an gegen Abend und Mittag bis zum Elbstrome, Mitternacht aber bis an die Grenzen oben genannter Pro¬ vinzen: Bucri, Riaciani und Dassia (Land an der Doste)." Aus demselben ergiebt sich der nordöstliche Umfang des dem Grafen Gero anvertrauten Gebietes, und zugleich, daß dieser mit dem Titel eines Herzogs beehrt wurde; wodurch der König ihn zwar nicht als den Herzog der Slavischen Nation zum unmittelbaren Neichsfürsten erhob, aber ihn doch als selbstständigen Herrscher be¬ zeichnete. Ost wird ihm auch der Name Präsident beigelegt. Nach vierzehnjährigem Kriege war der Friede mit Boleslav, Herzog von Böhmen, der seinen Bruder Wenceslav getödtet und den Oderstrom, gegen

von der Verbindlichkeit gegen das deutsche Reich loszureißen gesucht hatte, im Jahre 950 ehrenvoll geschlossen worden und allenthalben ruhten die Waffen. Jetzt erhielt Gero eine wichtige Sendung nach Italien, welche wahrscheinlich die Brautwerbung der schönen Adelheid von Bur¬ gund zum Gegenstände hatte. Denn die Gemahlin Otto's, die Königin Editha, war bereits am 26. Januar 947 gestorben, hinter¬ lassend einen Sohn, den nachberigen Herzog Ludolf von Schwaben, sich

Diese Stiftungsurkunde des Brandenbur¬ befindet sich noch heute wohlerhalten im Archive des

*) Anm. der Red. ger Bisthums

und eine Tochter Luidgardis, die mit dem Herzoge Conrad von Lothringen vermählt war. (Schluß folgt.)

Misrellcn. Mekonenkirchc. Die kleine, der stanzöfifchen Kolonie gehörige Kirche, offiziell genannt „Luisenstadtkirche," Kommandantenstraße 5, hat im Sprach¬ gebrauch des Volkes immer Melonenkirche geheißen und wird in der fran¬ zösischen Kolonie so genannt, wenn man sie nicht mit ihrem offiziellen Namen Der Berliner und grade derjenige, welcher nicht kirchlich nennen will. gesinnt ist, ist imnier empört, wenn eine kirchliche Einrichtung keinen frommen bezw. fromm scheinenden Namen trägt, deshalb gefiel ihm der Die in Rede Name Melonenkirche nicht und er sagte Wallonenkirche. stehende Kirche hat aber mit Pfälzern und Wallonen nie etwas zu thun gehabt, sondern wurde im Jahre 1700, bei Gelegenheit der Einwanderung einer großen Menge französischer Flüchtlige aus der Schweiz, erbaut. Die Entstehung des Volksnamens „Melonenkirche" zu erklären ist gar nicht schwer. Die Matthäikirche heißt Polkakirche, weil bei Erbauung derselben der Tanz Polka gerade in Berlin neu und beliebt war; die kleine Kirche der Kolonie wurde Melonenkirche genannt, weil gerade zur Zeit ihrer Erbauung die Melone in Berlin eine neue von den Franzosen produzirte Frucht war, und noch dazu kam, daß das Dach der Kirche eine Ii. 8. rundliche Form ähnlich der Oberseite einer Melone hat.

Aund eines Mrannkohkenffötzes Sei Potsdam. Die Englische Wasserwerks-Gesellschaft in Potsdam hat bei Brunnenbohrungen am Ab¬ hange des Pfingstberges daselbst in einer Tiefe von 44 Metern ein 4 Meter starkes Braunkohlenflötz vorgefunden. Die Gesellschaft hat daraufhin das Muthungsrecht erworben und es ist nicht unmöglich, daß am Abhange Bei einer des Pfingstberges ein Braunkohlenbergbau etablirt wird. Mächtigkeit von 4 Metern würde das Flötz ganz abbauwürdig erscheinen. Sämiiitkiche Kolostakbülken preußischer Generale und Iiekd-

uiarschäkke, welche bis jetzt von den verschiedenen Künstlern für die Feld¬ herrnhalle des Zeughauses in Gips ausgesührt sind, gelangen auf hermen¬ artigen, über 2 Meter hohen provisorischen Holzpostamenten, welche von der Firma M. L. Schleicher durch Postamente von rothem Phrenäischen Marmor ersetzt werden, zur Aufstellung, damit sie vom Kaiser in Augen¬

wird darüber endgültig ent¬ projectirt, in Bronce oder in Marmor ausgeführt werden sollen. Ihre Anzahl beläuft sich zunächst auf 20; 2 andere sind nahezu vollendet. Sämmtliche Feldherren, deren Büsten hergestellt sind, sind Ritter des Schwarzen Adlerordens, die natürlich ausgenommen, welche vor Stiftung des Ordens gelebt haben. Dann schein genommen werden können. schieden werden, ob sie, wie ursprünglich

Die erste Mädchenschule in 2-ertin wurde, nach Nicolai, im Jahre 1760 von der Ehefrau des Kurfürstlichen Kammerlakeien Christian Schmol auf dem Nicolaikirchhof errichtet. H. S.—n. Die deutsche Kaiserstadl Merlin und ihre Umgebung, geschildert

Ring. Mit 300 Illustrationen. 1. Lieferung ä 1 Mark. Der bekannte Verfasser, welcher schon länger als 30 Jahre in Berlin lebt, giebt uns hier eine unpassende Schilderung unserer Reichshauptstadt. — Der Plan des Werkes ist folgender: I) Geschichte Berlins. — 3) Wanderung durch das neue Berlin: Paläste, 2) Das alte Berlin. — 4) Die öffentliche Gebäude und Plätze, Privathäuscr und Monumente. Museen und Kunstsammlungen. — 5) Die Kirchen, wohlthätige Anstalten, Krankenhäuser und Kirchhöfe. — 6) Die Universität, wissenschaftliche An¬ stalten, Schulen, Gelehrte. — 7) Theater und Musik, Schriftsteller. — — 9) Die Stadt und die städtische Verwaltung, 8) Militärische Gebäude. Polizei, Gefängnisse. — 10) Finanzen, Handel, Verkehr, Berliner Industrie. — 11) Die Promenaden von Berlin. — 12) Konzerte, Vcrgnügungslo— 14) Umgebung von kale, Hotels, Cafes. — 13) Berliner Leben. Berlin. — Der Inhalt ist ein sehr reicher, die Darstellung in gewandter Das Sprache, die äußere Ausstattung des Werkes ist hochelegant. 1. Heft enthält 2 große Tafeln: Ansicht von Berlin im Jahre 1250 und eine Totalansicht von Berlin im Jahre 1880, daneben noch 14 TextJllustationen, alle in bester Ausführung. von Max

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Brandenburger Domkapitels.

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IX.

Jahrgang.

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Nr. 14.

Redacteur:

Verlag:

Emil Dominik.

Gebrüder paetel.

i

(Fortsetzung der Miscellen aus den, Hauptblatt.) des Schnees von den städtischen Straßen. Jeder Schneefall — schreibt die Deutsche Bauzeitung — verursacht den Ver¬ waltungs-Behörden der Großstädte sehr bedeutende Kosten. In der City von London sind daher bereits vor 10 Jahren Versuche angestellt mit einem, M. Clarke patentirten Apparat, welcher bezweckt, den von einer größeren Straßenfläche durch Schaufelung und Karren entfernten Schnee in besonders angelegten Gruben mittels Gash eizung zu schmelzen und das Schneewasser durch die Kanalisationsröhren abzuleiten. Auf diese Weise wird der größere Antheil der für die Beseitigung des Schnees er¬ forderlichen Kosten, die Abfuhr aus der inneren Stadt, erspart. Ein im Jahre 1871 versuchsweise in Fore Street angelegter derartiger Apparat Schnee geschmolzen, also 62 ci-w pro Tag hat binnen 32 Stunden 200 (von 10 Stunden). Bei einem späteren Experiment wurden in 85 Stunden 425 cdm , also 50 . cbm lockere einem 15—20 °n> hohen Schneefall würden daher etwa 1500 — 365 cbm zusammengepreßte Schneemasse zur Schmelzunkt gelangen. Wenn die Reinigung der Straßen binnen 2 Tagen bewirkt werden soll, so müssen 2 Apparate aufgestellt werden, vorausgesetzt, da die¬ selben etwas größere Dimensionen als der in der Fore Street schon vorhandene Apparat erhalten. Die Anlagekosten würden für jeden der¬ selben, einschließlich Ausschachtung und Ausmauerung, etwa 2400 Mark betragen. Als geeigneter Platz für die Anlage empfiehlt sich die Garten¬ anlage auf Finsbury Circus. Die Kosten zur Entfernung eines bedeu¬ ci,m tenden Schneefalls würden, da man im Mittel etwa 95 Pf. pro qm, also 4 Pf. rechnen kann, ungefähr 340 Mark betragen für 8680 pro 4-» Straßenslächc. Hierzu kommen jedoch noch die Kosten für die Aufschaufelung des Schnees und für den Transport zu den Apparaten, sowie die Verzinsungs- und Unterhaltungskosten derselben. Da in London heftige Schneefälle nur selten (in Zeiträumen von Jabren) vorkommen, empfiehlt sich eine sofortige weiter gehende Anwendung der Clarke'sche,, Schmelz-Apparate um so weniger, als die Zahl der Plätze, an welchen sie ohne Belästigung der Bewohnerschaft aufgestellt werden können, sehr beschränkt ist. Zunächst würde der Erfolg des in Vorschlag gebrachten größeren Versuchs abzuivarten sein. Die Einsteigeschächte der Kanalisation eignen sich aus mehrfachen Gründen schlecht zur Aufstellung von Schneeschmelz-Apparaten. Für die kontinentalen Großstädte, welche in weit höherem Grade

durch die Nachtheile der heftigen Schneefälle zu leiden haben, z. sein.

Pas Kurfürsten-Aveime-Iftojekt wird nun binnenKurzem ausgeführt

>

In

Gries- und Fragckasten. Abonnent Stettin. Kann ich nicht beantworten. Dr. Bl. Phr. Besten Dank. P. S. Gelangt in einer der nächsten Nummern zum Abdruck. F. H fragt, in welcher Stadt sich ein Denkmal Albrechts des

Bären

befindet. Unsen« Mitarbeitern.

nach

Größere Manuskripte bitten wir nur Kleineren ist das

vorheriger Anfrage senden zu wollen.

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Porto

Rücksendung beizufügen.

Inhalt.

thun?" Novelle von A. Rinhart; Die Branden¬ burger im 30jährigen Kriege, oder das Kriegswesen in Brandenburg und Preußen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von R. Lutter; Katharine, Gräfin von Wartenberg, von Heinrich Wagen er (Schluß); Der Neubau der Kriegsakademie (mit Illustration von Ernst Höppner); Prinzeß Wilhelm und ihr Erstgeborener (mit Portraits); Professor A. Calandrelli (mit Portrait); Markgraf Gero von Brandenburg von Hans Joachim von Nippern (mit der Illustration von Karl Gehrts „Das Gastmahl des Gero"); Melonenkirche; Fund eines Braunkohlenflötzcs bei Potsdam; Die Koloffalbüsten Preuß. Generale und Feldmar schälle; Die erste Mädchenschule in Berlin; Die deutsche Kaiserstadt Berlin, von Max Ring; Beseitigung des Schnees; Das Kurfürsteii-Avenue-Projekt. Brief- und Fragekasten. Inserate. —

„Was wird

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vie

sie

selbstvergessen

zu

Ob er das sah? Wer weiß es? Nach und nach verstummte sein Mund und er gedachte, wie anders es gewesen damals, als er das stolze, schöne Mädchen, das er geliebt, durch die Sternennacht nach Haus geleitet. Warum

Hellmuth aufschaute.

207

Was sollte ihm dieses unbedeutende, zärt¬ nicht einmal jetzt in der Stunde der Leidenschaft ihn fortriß, das nicht einen Tropfen Vergessenheit in den bittern Kelch der Erinnerung zu schütten vermochte! Plötzlich fuhr er aus seinen Träumen auf; Dora! Wie ein Ertrinkender, der keine Rettung mehr sieht, zurücktaucht in die Fluthen, um die lange Qual des Kampfes zu verkürzen, so faßte er jetzt nach der Hand des Mädchens an seiner SeiteSie ließ ihm dieselbe willig. Dora, flüsterte er, sich zu ihr niederbeugend, sind Sie mir gut? Wollen Sie die Meine sein? Die Dunkelheit verbarg ihr glühendes Gesicht, und wie er nun das bebende Kind in seine Arme nahm, ihr klopfendes Herz an seinem Herzen fühlte, da kain ihm wieder jene andere in den Sinn, deren Antlitz durch die Nacht ihm leuchtete. Er fragte sich nicht, ob jene ihn einst so geliebt, wie Dora es that; was war ihm Dora! Er dachte überhaupt nicht an sie, sondern nur an sich selbst, und er bemitleidete sich unaus¬ sprechlich um seines harten Schicksals willen.

ihm

dieses

Frau Aringard gegenüberstand, versuchte er, dem forschenden

Loos?

liche Geschöpf,

Blick ihrer klugen Augen ruhig zu begegnen — doch seltsam —, wieder verließ ihn die gewohnte Sicherheit und er ver¬ mochte seine Absicht, ihr ein paar herzlich klingende Worte zu sagen, nicht auszuführen; er schwieg vielmehr, während sie

das

nun, ihm die Hand reichend, ernst uild fast traurig sprach: unser einziges Kind und mit ihrein das unsere an, Herr Baron; bedenken Sie Glück auch

Wir vertrauen Ihnen das wohl!

Er wollte selbstgewiß erwidern — und innere Bewegung, die ihm die

leiil feiner Gattin später versicherte? Es kamen nun für Dora einige glückselige Tage. Sie war so voll Liebe, so stolz auf Hellmuth, der ihr wie ein Gott erschien, daß sie nichts an ihm vermißte, sondern immer nur zu geben bestrebt war und sich im Geben glücklich fühlte. Auch der Vater wurde täglich mehr von seinem Schwiegersohn entzückt, der es an zarten Rücksichten nicht fehlen ließ und Zwischen stets auf seine Interessen einzugehen bereit war. Frau Armgard und Hellmuth aber entspann sich jener stille

Schweigend schritten sie dann weiter durch den stillen Abend. Er hatte dem Mädchen, das er sich zu eigen gemacht, nichts zu sagen, lind zu ihr redete ihr eigenes Herz in tausend

Kampf, dessen Nahen beide instinctiv vorausgefühlt hatten. Sie mißtraute ihm, und er wußte, daß sie es that. Er war beständig auf der Hut vor ihr, ihre Gegenwart legte ihm einen Zwang auf, der ihm unerträglich dünkte. Jeder ihrer Blicke schien ihm eine stumme Frage, ja, fast eine Drohung, die ihn reizte und quälte und an die Pforte seines schlummernden Gewissens pochte. Er sehnte die Stunde seiner Ab¬ reise herbei und segnete dieselbe, als sie endlich kam. Erleichtert athmete er auf, als er Strand im Rücken hatte, während Dora verstohlen die Thränen von der Wim¬ per trocknete, die Thränen ersten Trennungswehs. Nach Breslau zurückgekehrt, erhob er sofort das Geld auf die Anweisung Entleins und brachte es Levi, der es mit blitzenden Augen in Empfang nahm. Sehr schön, Herr Baron, rief er, der Herr Baron sind ein Ehrenmann und das Fräulein Entlein kann sich bedanken bei mir für einen so nobeln Bräutigam — bleiben noch die achtundvierzigtausend Thaler — ist eine Bagatelle für den Commerzienrath, den

Zungen. Die geliebte Hand, die sie in der ihren hielt, gab ihr die Gewißheit dessen, was sie geträumt zu haben glaubte, lind während sie stumm dahinging, durchbrauste sie der Sturm der Leidenschaft, jauchzte ihre Seele und beugte sie wieder demüthig mit tausend Dankgelübden vor Gott, dem Allgütigcn, der sie so überreich begnadet. Sie wußte noch ilichts von den Pflichten, die sie in dieser Stunde auf sich nahm, aber sie wußte, daß ihr ganzes Sein und Leben dem Manne ihrer Liebe gehörte. Am nächsten Morgcir hielt Hellmuth förmlich um Doms Hand an. Er war schon erwartet worden. Dora hatte noch am Abend ihren Eltern alles gesagt. Der Commerzienrath war sehr bewegt, aber dabei überglücklich, während seiner Frau erustes, überwachtes Gesicht Sorge und Leid verrieth. Herr Entlein nahm den jungen Mann mit in sein Zimmer und eröffnete ihm, daß er ihn als seinen Schwiegersohn vor allen Dingen in den Stand setzen wolle, seine Verhältnisse zu ordnen. Bis dahin solle die Verlobung verheimlicht werden. Hellmuth, dessen Urlaub ohnehin in kurzer Zeit zu Ende ging, sollte mit dem Ablalife desselben in die Garnison zurückkehren, seine Allgelegenheiten schleunigst regeln und nach Verlaus einiger Wochen die inzwischen in die Stadt gezogene Familie dort aufsuchen und sich öffentlich als Bräutigam vorstellen. Er war von der Güte seines Schwiegervaters wirklich gerührt, obgleich im Grunde seiner Seele das Gefühl vor¬ herrschte, daß der Alte nur seine Schuldigkeit thue, iildem er das Glück, einen so allsgezeichneteil Schwiegersohil zu bekom¬ men, etwas theuer bezahle. Daß aber alles so glatt abging, war ihm doch sehr angenehm und erwärmte ihn für Entlein, den er nicht für „so nobel" gehalten hatte. Die im Hinter¬ gründe lauernde bedeutende Schuld der Kameraden, die er zu tilgen übernommen, schlug er sich fürs erste aus dem Sinn. Es war noch lange hin, bis er zu zahlen hatte, und — koinmt Zeit, kommt Rath. War sein Schwiegervater so weit gegangen, mußte er auch das übrige thun, besonders nach der Hochzeit.

Jetzt hieß es nur,

sich

Millionär. Hellmuth ging ohne ein weiteres Wort. Er fühlte sich von schwerem Druck befreit und heiter wie seit lange nicht. Abends bei Herrnburger suchte er die Kameraden auf; er fand aber nur Loßberg vor. Marten ist tugendhaft geworden, Dönneritz; kannst du dir das vorstellen — es ist zum Todtlachcn! berichtete Lo߬ berg. Er macht sich Gewissensbisse über dein Schicksal und vermeidet mich als bösen Geist. Abends sitzt er zu Hause, trinkt Zuckerwasser und rührt keine Karte mehr an. Dönneritz fiel nicht in das Gelächter ein, das der Ka¬ merad anstimmte. — Nun, und du, alter Freund, wie geht's? fuhr der letztere fort. Deine Miene läßt auf gute Erfolge schließen. Alles in Ordnung? Ja, entgcgnete Hellmuth wortkarg. Ist der Vogel wirklich ins Garn gegangen? Du bist doch ein Hauptkerl! Erzähle, erzähle, ich bin sehr gespannt! Was für eine Zugabe ist Fräulein — wie heißt sie doch

in die Bräutigamsrolle

gleich?

finden.

Als er

nach

dem Gespräch

mit dem Commerzienrath

War es Lippen schloß, wie Herr Entstockte.

i

Zum erstenmal in seinem Leben fühlte Dönneritz sich Art unangenehm berührt. Das sind jetzt

durch Loßbergs

meine Angelegenheiten, erwiderte er, verzeih, wenn ich über dieselben schweige. Loßberg sah den Freund überrascht an. Wie du willst, alter Junge! sagte er dann lachend. Wenn der Alte bezahlt,

schützen

er stellte 208 Pferde, darunter

geht mich das übrige nichts an und ist mir höchst gleichgül¬ tig. Aber beim Jupiter, ich glaube, du eignest dich zum Ehe¬

mann —

übernommen, welche sämmtlich gute Röhre mit gutem

Feuerschloß haben und so gut geübt sein sollten, daß sie sich nicht untereinander selbst beschädigten. 1587 hatte Philipp Herzog von Braunschweig Bestallung als Brandenburgischer Oberst erhalten:

Zu

derselben

Zeit

100 Pferde Warpup, 100 v. Langeln, 300 v. Bismarck, 100 v. Veltheimb, 100 v. Münchhausen, 100 v. Weverling.

hat dich jetzt schon unter! Nach vierzehn Tagen reiste Hellmuth nach Seestadt, um seine Verlobung zu feiern. sie

(Fortsetzung folgt.)

Kleinere Unternehmer nahmen nur 4 oder 6 Pferde „ins Wartegeld" und führten sie größeren Haufen zu. den neu geschaffenen festen Plätzen der Mark entstehen

Die Brandenburger im 30 jährigen Kriege oder das Kriegswesen in Srandenburg und Preussen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

In

(Fortsetzung.) (Hierzu die Illustration Seite 212.)

Die Zeit des Ueberganges zum stehenden Heere. Wir begreifen darunter das Ende des 16. und den Anfang Es ist etwa die Zeit der Regierungen Joachim Friedrich und Johann George, Johann Kurfürsten der 1619; freilich sind es kaum fünfzig 1571 bis von Siegismund Jahre, doch tragen sie entschieden einen besonderen Charakter und bereiten für die Marken das Neue vor. Die dauernden Friedenszeiten hatten endlich das Lehnwesen und die Volksbewaffnung völlig zum Schatten werden lassen. Der kriegerische Adel suchte zwar trotz der häufigen Verbote des des 17. Jahrhunderts.

hätte geben können. Man entschuldigte sich auch mit Brand oder anderm Unglück und wollte gar nichts stellen oder appellirte an die Gnade des Kurfürsten um Erlaß. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verlor sich das Zunftwesen überall aus den deutschen Heeren, fortan warben einzelne kriegs¬ Ob ihre Leute selbst erfahrene Männer mit eignen Mitteln. kriegserfahren oder Neulinge waren, schien von keiner Wichtigkeit mehr, da der Unternehmer nun durch Einübung seines Haufens

Von alten siechten und Freiheiten der deutschen Reiter und Landsknechte war nicht mehr die Rede, denn die Mannschaft gerieth in völlige Abhängigkeit von dem Willen des einzelnen Werbers. Wir sehen nun auch in der Mark solche Kriegsführer, die zum Theil auf Wartegeld angestellt wurden. Der Kurfürst schloß mit ihnen Kapitulationen über eventuell zu stellende Mannschaften, setzte die Primaplanen (die ersten Seiten

für die Brauchbarkeit sorgte.

der Musterrollen, auf welchen die höheren Chargen verzeichnet wurden) fest und behielt sich die Neubesetzung etwaiger durch den

Tod erledigter Stellen vor. Die meisten dieser Kapitulationen betreffen Reiter, das Fußvolk trat immer noch zurück. Doch hatte im Jahre 1579 Gerhardt v. Lewin die Gestellung von 500 Haken¬

Jahrhunderts überall Festungsgarden. Der zu Küstrin haben wir schon gedacht, 1580 wurden für Spandow und Peitz, 1603 für Driesen neue Garden errichtet. Die soge¬ nannten Artikelsbriefe regelten deren innere Ordnung und setzten für Vergehen schwere Geld- und Leibesstrafen fest. Die Küstriner Garde wurde im Januar 1571 darauf vereidigt, ein bei den Brandenburgern, soweit wir Kenntniß davon haben, zum ersten Riale geschehener Vorgang. gegen Ende des 16.

Von fl. £nfffr.

Kurfürsten außer Landes sein Glück zu machen, beim Volke aber war das Bewußtsein der Verpflichtung zum Kriegsdienste und damit auch die Kriegstüchtigkeit ganz zu Grunde gegangen. Das zeigte sich denn auch bei etwaigen Musterungen. Dennoch sehen wir die Fürsten sich immer noch mit der Neubelebung und Neu¬ bildung der Aufgebote beschädigen. Um wieder festere Formen zu finden, übertrug man den Gardehauptleuten in den Festungen die Musterungen der städtischen Aufgebote und ganzer Landstriche, doch wußte schon seit langer Zeit Niemand recht, wozu er ver¬ pflichtet sei. Als 1583 ein neues Musterregister, eine Art Mobil¬ machungsplan, wie wir es nennen würden, vom Adel und den Städten aufgestellt werden sollte, mußte auf die höchst zweifel¬ haften Erinnerungen der ältesten Leute Bezug genommen werden und manche Stadt fand in ihren Registern nichts, was irgend wie einen Anhalt über Stärke und Beschaffenheit des Aufgebots

(sie!) 2 Grafen und 20 vom Adel.

stellten 6 Rittmeister zusammen 800 Pferde:

j

Anfänge des stehenden Heeres treten nun auch die Kurfürstlichen Haustruppen auf. Anfänglich nur zum Dienst am fürstlichen Hoflager und unmittelbar zur Sicherheit und Ver¬ theidigung der Person des Fürsten bestimmt, nehmen sie in unserem Zeitraum militairisch geregelte Organisation an. Trabanten zu Fuß sind schon 1542 genannt, doch erst 1571

Als

erste

scheinen sie unter dem 1

zur Truppe formirt

Hauptmann

Henning von Möllerndorf

zu sein, wurden aber noch dem jedesmaligen

Hofmarschall unterstellt.

Seit 1592 werden

sie

als Leibgarde

be¬

zeichnet.

Die Leibwache der Einspännigen, wie die unadligen Reiter mit nur einem Pferde genannt wurden, erhielt ebenfalls 1571 militärische Form. Im Jahre 1590 errichtete der Kurfürst eine adlige reisige Leibgarde und bestellte Hans von Stockivitz zum Hauptmann darüber. Sie bestand anfänglich aus 24, später aber nur aus 12 adligen Burschen und einem Pferdejungen für je 2 derselben. Sie hatten den Dienst nur bei der fürstlichen Person zu versehen, vor deren Zimmern stets vier die Wache halten mußten. Diese Leibgarden zu Roß erhielten sich unter der späteren Bezeichnung „Trabanten-Leibgarde" unter sechs Regenten 142 Jahre lang, bis sie König Friedrich Wilhelm 1713 unter die Kürassiere und Gensdarmes vertheilte. Unter dem großen Kurfürsten führten sie auch den Namen Garde du Corps, unter welchem Friedrich der Große 1740 eine neue Elitetruppe errichtete. Kleidung und Unterhaltung der Festungsgarden sowohl, wie der fliege! der Haustruppen lag gänzlich dem Kurfürsten ob.

In

Hellebarden, erhielten sie jährlich zu Ostern neue Bekleidung. Spieße, Schwerter und Feuerrohre waren ihre Waffen, letztere lieferten die Kurfürstlichen Rüstkammern. Sonst sorgte Jeder selbst für seine Ausrüstung, wie denn auch die Einspännigen und Adels¬ burschen mit eignen Pferden in Dienst genommen wurden. Von 1596, den Löhnungsverhältnisfen erfahren wir aus dem Jahre d. der i. Rotgesellschaft" daß die Adelsburschen von der „edlen 75 Notmeister Rthlr.) reisigen Leibgarde jährlich 50 Rthlr. (die und 32 Rthlr. für zwei Kleidungen, Futter für die Pferde und freien Tisch erhielten. Bei den Haustruppen bemühte man sich, gleichmäßige Kleidung einzuführen. DieReiterkleidungder Ein¬ spännigen war 1572 schwarz mit einem sogenannten Trabeharnisch (halben Harnisch). Als dann 1598 der Markgraf George Fried¬ rich von Anspach, der Regent Preußens, den Berliner Hof be-

209 suchte, zeigten sich die Gardisten gleichmäßig

in Schwarz und

Weiß

gekleidet, jführten über der Schulter das Schwcrtgehänge, die Fußgänger Feuerrohre, die Berittenen aber Lanzen. (Siehe

Illustration Seite 212.)

Mar

von dem Sorne an seine« Fischbrutapparatcn in Serneuche» mit Fischmeister Herrguth. Zeichnung von (S. Henseler. (S. Seite 213.)

halt, auf 8 Personen die Hofkleidung, auch auf 8 Pferde Futter und sonstige Lieferungen zur Unterhaltung seiner Familie. Die üblichen Geschütze boten eine Musterkarte jeglichen Kalibers. Es gab deren lOOpfundige Scharfemetzen um die Mauern zu fällen,

Am längsten bewahrten die Büchsenmacher ihr Zunftwesen, obgleich man schon hier und da in Deutschland begann sie unter angesehene

und Baumeister in seine Dienste, um, wie die Bestallung besagte, die Artlarey, Munition, Zeughäuser und Gebäude m allen Festungen in guter und fleißiger Achtung und Verwaltung zu haben. Mit diesem Posten erhielt er 1000 Rthlr. jährliches Ge-

Artillerieoffiziere

zu stellen.

Kurfürst Johann George nahm 1578 den Grafen Lynar als General (der erste unseres Heeres) und Obersten Artlarey-, Zeug-

>

75 pfundige Basilisken, 60pfundige Nachtigallen und Singerinnen,

210 25 pfundige Karthauen, 18—15pfundige Nothschlangen, 8pfundige Schlangen, 6—4pfundige Halbschlangcn, 2pfundige Falkonets. Alle diese mit eisernen Kugeln. Dagegen stiegen die Sternkugeln werfenden Feuerbüchsen gar bis 200 Pfund, Kammerbüchsen und Scharffenthienen schossen ‘A— 1 pfundige Bleikugeln und endlich gab es noch ein ganzes Heer von Orgel- und Hagclgeschützen, Streu¬ büchsen, Doppelhaken, Mörser und Böller für Steine und Feuer¬ werkskörper. Mit dem Aufkommen der Festungen wurde das Ge¬ schütz aus den verschiedenen Städten gezogen, um damit jene zu armiren und 1578 betrieb man unter dem Grafen Lynar eifrig den Kriegsbau, da die Stände die Mittel bewilligt hatten. Seitdem 1603 auch Driesen an der Netze als Festung begründet

war, erschien Küstrin als Mittelpunkt der gesammten Befestigung, nach allen Grenzen und Weltgegenden hin von kleineren Plätzen umgeben.

So

kurz die Regierung

1619),

desto

macht

sich

wichtiger war

Johann Siegismunds sie

für das

(1608 bis Es

märkische Heerwesen.

fortan ein neues staatsrechtliches Verhältniß in der

größeren Macht und Energie des Kurfürsten den Ständen gegen¬ über bemerkbar. Anlaß gab dazu die Jülich-Cleve'sche Erb¬ schaft. Bekanntlich gab es eine ganze Anzahl Prätendenten, unter denen auch der Kaiser zu gewinnen hoffte. Das Vertrauen aber aus sein gutes Recht ließ Johann Siegismund nicht zögern, dasselbe trotz des Kaiserlichen

Willens und trotz der Widerwilligkeit

der eignen Stände, die behaupteten, bei der Angelegenheit gar nicht betheiligt zu sein, nach besten Kräften wahrzunehmen. Als die Verwicklungen am Rhein immer drohender wurden, bot der Kurfürst im Februar 1610 den Bann auf. Seit einem halben

Jahrhundert eine unerhörte Maßregel. Seit Menschengedenken war derselbe nur noch spärlich bei Musterungen zusammen ge¬ kommen, um sofort wieder entlassen zu werden. Man stieß daher auch besonders von Seiten der Städte überall auf Schwierigkeiten und Widersetzlichkeiten. Zwar hatten schon im September des verflossenen Jahres die Kur- und Neumärkischen Stände für die

Jülich-Cleve'sche Angelegenheit 150 000 Gulden aus drei Jahre

bewilligt, und die Ritterschaft 50 000 Gulden auf weitere zwei Jahre hinzugefügt, dennoch wurden nur 1000 Mann Fußvolk aus den Städten mit den größten Schwierigkeiten zum beabsichtigten Landesdefensionswerke gemustert. Der Bruder des Kurfürsten, Markgraf Johann George von Jägerndorf wurde als Oberst an¬ genommen und warb 2000 Mann in Schlesien; der Oberst und

General Graf Wilhelm von Solms

musterte dann das Defen¬ sionswerk, ehe das ganze Volk geworbener Reiter, Lehnspferde und städtischen Aufgebots nach dem Cleveschen aufbrach. Es wurde nun im Verein mit Holländischen und Psalzneuburgischen Völkern die Festung Jülich erobert, doch liefen vom Jülich - Cleveschen

Statthalter,

dem Markgrafen Ernst, bald Klagen ein. Ueberall das märkische Aufgebot Unordnung und Widerwilligkeit. Als auch die Besoldung stockte und die Einwohner bedrückt wurden, erhoben auch diese ihre klagende Stimme. Da erließ der Kurfürst im Juli 1610 noch einmal ein strenges und verschärftes Aufgebot mit Berufung auf den zum 29. Juli in Berlin zu versammelnden Landtag. Er drohte mit der Werbung von 4000 Mann, welche den bei der Musterung Widerwilligen in die Quartiere gelegt werden sollten. Zwar ging der Landtag am 4. August ohne Be¬ schluß auseinander, doch wurden noch im Laufe des Sommers 2000 Mann auf drei Monat gemustert, bei welchen der Kurfürst zum ersten Male die Offizierstellen besetzte. Was aber zu¬ sammenkam, war schlecht und mangelhaft bewaffnet, der Adel er¬ bärmlich beritten und schließlich wollte das Aufgebot gar nicht über die Grenzen der Marken hinaus. So mußten denn wieder Wer¬ bungen angestellt und mehrere Regimenter, welcher Ausdruck uns damals auch znm ersten Male begegnet, errichtet werden. Außerdem besoldete man zur Zeit Truppen, die nicht für den

zeigte

Kurfürsten allein, sondern auch für Pfalz-Neuburg dienten. Man konnte endlich den Holländern das Besatzungsrecht der rheinischen Plätze überlassen und den größten Theil der eignen Völker ab¬ danken. Die Heeresfrage kam aber fortan nicht mehr zur Ruhe. Aufs neue werden im Jahre 1616 die Kriegsdienste der Ritter¬ schaft und Städte nach bestimmten Bezirken geordnet und bestimmte

Etats für

Festungs- und Leibgarden angenommen. Kein Wunder Maßnahmen, denn die Zeit ward immer dringender. In Böhmen brachen schon die ersten Unruhen aus und der Kurfürst mußte fürchten, wegen Betheiligung seines Bruders Johann von Jägerndorf mit hineingezogen zu werden. Das strenge Edikt solche

vom 28. Oktober 1618 forderte denn auch Jeden auf, sich bereit zu halten, um der drohenden Kriegsgefahr begegnen zu können. Doch noch war den Marken einige Jahre Frist gegeben, ehe sie wieder den Tummelplatz fremder Schaaren und fremder Willkür werden sollten. Aber wie oft man auch je nach dem Drängen der Zeit warb und wieder entließ, mit Sicherheit kann ange¬ nommen werden, daß seit der Zeit, in der die Jülich-Cleveschen Ansprüche erhoben wurden, stets einige Truppen, ganz abgesehen von Festungs- und Leibgarden, in Sold bestehen blieben. Das wichtigste Ereigniß aber in der Regierung des Kurfürsten Johann Sigismund, wodurch das Heerwesen ganz neue Elemente gewann, war die Erwerbung von Preußen, welches durch den am 8. August 1618 erfolgten Tod des Herzogs Albrecht Friedrich für immer mit Brandenburg vereinigt wurde. Es ist an der Zeit, nun auch das ferne Land an der Ostsee in Bezug auf die Entwicklung seines Heerwesens ins Auge zu fassen.

Das Heerwesen im Herzogthum Preußen

hatte zur

Zeit der alten Ordensherrschaft den besten Stand gehabt,

Nach-

dem im 13. Jahrhundert das Oberhaupt der Christenheit dem deutschen Ritterorden für die Bekehrung der heidnischen Preußen die Oberherrschaft über Land und Leute verliehen hatte, währte es kaum ein Jahrhundert, daß die Verleihung zur Wirklichkeit des Besitzes gediehen war. Auf dem Lande machte sich der deutsche Adel ansässig und in den Städten erwuchs deutsches Bürgerthum. In Kriegszeiten zeigten sich Alle willig, dem Orden die Landfolge zu leisten, galt es doch neben der eigenen Sache auch die Jeder Landeigenthümer, der 40 und mehr des Christenthums. Hufen besaß, stellte sich völlig gerüstet auf gepanzertem Streit¬ hengst, begleitet von mehreren Leichtberittencn aus der Zahl der ärmeren Freien. In den Städten konnte nur der das Bürger¬ recht gewinnen, der mit Wehr und Waffen vertraut war; auch die Städte stellten Reiter und leisteten nur zur Vertheidigung der eigenen Mauern Dienste zu Fuß. Das Kulmische Recht verpflich¬ tete sie jedoch nur zum Kampfe auf eigenem Gebiete. Die Bauern thaten sich zusammen und stellten mehrere einen Streithengst. Gewohnheit und Herkommen regelte hier wie in der Mark Stärke und Art der Landfolge, Nach der Eintheilung des Landes in Samland, Natangen und Oberland und deren Aemter zerfiel die Landfolge in Streithaufen, über welche der Angesehenste den Ober¬ befehl führte. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ließ der Orden auch

im Reiche werben und nahm

Stettin,

zeitweise

in Sold.

selbst Fürsten,

Zur

wie die Herzöge von

Besetzung der alten Ordensburgen

dienten Garden von Fußknechten, die theils um Sold, theils „um der Liebe Gottes willen" dienten. Leichte Schaaren von Reitern, aus den Orientkriegen noch Turkopolen genannt, verstärkten das

Ordensheer. Die geworbenen Hausen standen Ordensrittern oder wurden auch der Landfolge zugeordnet. unter Anfang des 15. Jahrhunderts, als die Zerwürfniffe mit Polen ernster wurden, hatte der Orden, der selbst etwa aus 1000 Rittern bestand, stets Wohl noch 6000 Mann in stehendem Solde. Aber mit den Polenkriegcn beginnt auch die Zeit des Verfalls. War schwergepanzerte

211 bei den Rittern selbst schon mit Lösung der Aufgabe, der Eroberung des Landes, der Eifer erkaltet, so schwand nach der unglücklichen Schlacht bei Tannenberg (1410) der kriegerische Sinn auch beim

Zwiespalt im Innern und Bedrückung des Landes nährte Mitte des 15. Jahrhunderts suchte offene Auflehnung gegen die Ordensoberherren bei Polen die nur zu gern gewährte Anlehnung. Um diese Zeit ist auch die Ent¬ stehung der Leibeigenschaft zu setzen, als die Anmaßung und der Die Uebermuth der Ritter Recht und Gesetz in Frage stellte. Folgen blieben nicht aus, die Landesfolge erwies sich hinfort un¬ zureichend und immer ausgedehntere Werbungen mußten Ersatz Volke.

die Unzufriedenheit und um die

schaffen.

Zwar gewannen die zahlreichen Söldnerschaaren

bei

Konitz den Sieg über die Polen, dennoch wurde der Orden seiner mächtigsten Stütze beraubt, als er den aufrührerischen Miethstruppen statt des Soldes Marienburg und die Schlösser Hinter¬ pommerns versetzen mußte. Der König von Polen ließ das Pfand durch das reiche Danzig einlösen und gewann so trotz des Waffen¬ unglücks dennoch den Preis. Bei allem Unglück blieb die Wehr¬

kraft des Landes noch immer bedeutend. Nachdem die geänderte Kriegssührung viele der Rossedienste zu Fußdiensten gewandelt, beliefen sich die Streitkräfte des Ordens zu Anfang des 16. Jahr¬ hunderts auf 2 172 Reiter und 17 500 Mann Fußvolk. Ganz neue Verhältnisse führte die Erhebung des Landes zum weltlichen Herzogthum (1525) und der dauernde Friede im 16. Jahrhundert mit sich. Die immer unliebsamer gewordene per¬ sönliche Leistung im Kriegsfälle verwandelte sich allmählich in Ge¬ stellung bestimmter Mannschaften. Der landfremde Herzog wurde von den aus den Ordenskapiteln hervorgegangenen Landständen als Eindringling angesehen und hatte den letzteren gegenüber kaum

mehr die Macht, die Landfolge aufzurufen.

So blieb der

un¬

mittelbare Kriegsdienst nur auf die Bewohner des platten Landes, die leibeigenen Unterthanen des Adels und die des Landesherrn auf den Aemtern beschränkt. Diese ihre Dienste zu Fuß leistenden Bauern hießen daher Amtsmusketiere oder Wybranzen, Schlachzik aber die armen Freien in den polnischen Landstrichen, die noch als leichte Reiter gegen die Kosackenanfälle gebraucht wurden. Herzog Albrecht, ein praktischer und theoretischer Kriegsmann, hielt sich zu Königsberg eine Leibgarde und in dem wichtigsten Platz des Landes Memel eine Fcstungsgarde deutscher Knechte, Nach besten Kräften suchte er kriegerischen Sinn und Wesen wieder zu beleben. Ein vorzügliches Denkmal seiner Bestrebungen hinterließ er in der 1555 von ihm verfaßten Kriegsordnung, ein System des damaligen gesammtcn Kriegswesens umfassend, welche zu den besten Schriften der Zeit über diese Materie gehört. Für die Sicherung des Landes wirkte vorzüglich Markgraf George Friedrich von Anspach während der vormundschaftlichen Regierung über seinen Vetter, den schwermüthigen Herzog Albrecht Friedrich. Um 1586 ward von ihm Hans Schrimpff zum Kapitain und Zeugmcister des Herzogthums angenommen und ihm die Aufsicht über alle Zeug- und Grenzhäuscr vertraut. Wir lernen bei dieser Gelegenheit die große Zahl ehemaliger Waffenplätze kennen, die sich allerdings derzeit nicht mehr in verthcidigungsfähigem Zustande befanden. Außer Memel, der wichtigsten Festung und Königsberg, des bedeutendsten Zeughauses, werden PreußischMark, Riesenburg, Marienwerder, Osterode, Soldau, Neidenburg, Ortelsburg, Johannisburg, Rastenburg, Lyck und Tapiau, als einer der vornehmsten Waffenplätze, endlich Insterburg, Ragnit und Tilsit namhaft gemacht. Trotz der steten Unlust der Stände Mittel, zum Unterhalt des Defensionswerkcs herzugeben, machten die kriegerischen Verwicklun¬ gen zwischen Polen und Schweden doch schon 1602 wieder eine allgemeine Musterung nöthig. Es zeigten sich dabei so große Mängel, daß man in Erwägung zog, einen Haufen guter nieder¬ ländischer Knechte und eine Anzahl Reiter

in Sold zu nehinen.

die theils das Land beschützen, theils das Landvolk einüben sollten. Wenn auch dazu 100 Reiter und 1000 Mann zu Fuß ausreichend schienen, scheiterte das Projekt doch an der Kostspieligkeit und man behalf sich wieder mit dem ärmlichen Defensionswerke, indem die Grenzen nothdürstig gegen die Einfälle polnischen und katholischen

Auch die Kurfürsten von Brandenburg suchten die abgestorbene Volksbewaffnung neu zu beleben. Noch während seiner vormundschaftlichen Regierung berief Johann

Gesindels besetzt wurden.

Sigismund

den

Kriegsobersten Wolf von Kreitzen aus

niederländischen Diensten nach Preußen, setzte ihn unter die Zahl der Oberräthe und betraute ihn als Hauptmann auf Tilsit mit der Gesammtleitung aller militairischen Verhältniffe.

Wir

sind hier zum Schluß unserer

Einleitung gelangt,

füllt

der Regierung Kurfürst George Wilhelms beginnen die kriegerischen Verwirrungen auch für Brandenburg-Preußen immer drohendere Gestalt anzunehmen. Sie werden uns eingehender beschäftigen müssen.

Wenn wir die Entwicklung der Heeresverfassung sowohl für Brandenburg wie für Preußen kurz kennzeichnen wollten, so müssen wir sagen, daß in beiden Ländern so lange mit frischer freudiger Thatkraft im Volke gewirkt wurde, als es die Eroberung des Landes, den Angriffskrieg galt, daß aber allmähliche Erschlaffung eintrat, je gesicherter der Besitz im Innern geworden und je mehr die kriegerischen Unternehmungen den Charakter der Vertheidigung -

angenommen hatten.

Gustav .

Ilbcrt

(Fortsetzung folgt.)

Lortzing.

(Hierzu das Portrait Seite 205.)

Auf einem der Kirchhöfe in der Nähe des Stettiner Bahn¬ hofs schläft der Komponist des „Czar und Zimmermann", des „Wildschützen" nach einem Leben von Mühe und Sorgen seinen letzten Schlaf. Sein Grabstein enthält die nachfolgende, von seinem Freunde Düringer gedichtete Inschrift: „Deutsch war sein Lied und deutsch sein Leid, Sein Leben voll von Kampf und Neid. Das Leid flieht diesen Friedensort; Sein Lied tönt freudig fort und fort." Lortzing war ohne Zweifel einer der originellsten, fruchtbarsten und vvlksthümlichstcn Komponisten, die es in Deutschland gegeben hat, und in der eigentlichen komischen Oper steht er seit Ditters¬

dorf noch unerreicht. Seine Lieder sind so weit verbreitet, wie die deutsche Zunge, und werden wohl nimmer aufhören, im Volke sortzutönen und wieder und wieder gesungen zu werden. Seine Werke haben Verleger und Theater-Direktoren bereichert — er selbst starb in bitterer Armuth, und es steht wohl fest, daß eben nur die Sorge für sich und die Seinen seinem Leben und Wirken ein so frühes Ende setzte.

Lortzing ist in Berlin geboren und gestorben, unsere Zeitschrift bringt heute sein Portrait und ich knüpfe daran eine Biographie Lortzings, die ich in einer der letzten Nummern des Newyorkcr Bell. Journals fand, die jedoch den Verfasier nicht angab und mög¬ licherweise aus einer deutschen Musikzeitschrift stammt.

Gustav Albert Lortzing war in Berlin am 23. Oktober 1803 geboren. Sein Vater, der früher dort dem Kaufmannsstande angehörte und seine erst 1849 in Wien verstorbene Mutter, eine geborene Seidel, widmeten sich aus Neigung ganz dem Theater, und waren seit 1812 nach einander an vielen wandernden und stehenden Bühnen engagirt, ohne aber deswegen die

Sorge für eine

sorgfältige Erziehung ihres einzigen Sohnes zu vernachlässigen. Derselbe zeigte schon von früher Jugend an einen auffallenden und bedeutenden Sinn für die Musik, und erhielt seinen ersten Unter¬ richt darin von

Professor Kunzenhagen,

dem

Direktor der

212 Berliner Singakademie. Natürlich folgte auch er dem Stande seiner Eltern, spielte schon früh Kinder-Rollen, und in den Zwanzi¬ ger Jahren war er bei den in Düsseldorf, Aachen und Köln, sowie in Münster, Detmold und Osnabrück spielenden Gesellschaften als jugendlicher Liebhaber und für kleine Tenor- und Bariton-Partien engagirt und gefiel überall durch sein einnehmendes, liebenswürdiges Aeußere, durch sein leichtes, gefälliges Spiel und den feinen Humor, der ihm eigen war, und der ihn glücklicher Weise nie ganz verließ. Bereits in seinem zwanzigsten Jahre vermählte er sich mit Regine Rosine Ahles, gleichfalls Schauspielerin, die ihn über¬ lebt hat. Es war eine sehr glückliche Ehe, der viele Kinder entsprossen sind, unter anderen zweimal Zwillinge. 1824 schrieb Lortzing seine erste kleine Oper:

von

Janina",

sein

Kind"

und

der 1832 die Liederspiele:

„Ali

Pascha

„Der Pole und

„Szenen aus Mozart's Leben"

folgten.

der um das deutsche Bühnenwesen hoch verdiente Direktor Ringelhardt die Leitung des Leipziger Theaters übernommen, wurde

Als

wurden. Bei Lortzing's Abgang wurden ihm von seinen Freunden und Verehrern noch zivei Ehrengaben überreicht; ein silberner Lorbecrkran; und ein kostbarer Pokal. Im darauffolgenden Jahre trat er mit der „Undine" an die Oeffentlichkeit, mit welcher er sich, und zwar mit Glück, auf das romantische Gebiet gewagt hatte, und die wohl viel zu wenig bekannt geworden ist. Aber die Einnahmen aus seinen Werken flössen auffallend spärlich; es war unmöglich, nur von ihnen leben zu können. Selbst die großen deutschen Theater knauserten und feilschten um das Honorar; die kleineren blieben es ohne Weiteres schuldig. Thatsache ist, daß Lortzing von seinem Verleger

für den „Czar und Zimmermann," welcher allein in den ersten vierzehn Jahren acht Auflagen erlebte. Summa Summarum nicht mehr als 200 Thaler in Gold erhalten hat! Unter diesen Umständen folgte er einem Rufe nach Wien, beim „Theater an der Wien," und siedelte mit seiner ganzen Familie donhin über, obschon die Gage von 800 Thalern in der großen, theueren Kaiserstadt knapp genug

dort die ganze Familie wieder vereinigt: der Sohn und die Mutter als dar¬ stellende Künstler, der Vater als Kassirer engagirt. Es war die glücklichste Zeit in Lortzing's Leben. Unter eines einsichts¬ vollen, seine Talente schätzenden Mannes Führung in angenehmster Weise beschäf¬

war. Leider erwiesen sich aber auch die Verhältnissr dieser Bühne zerrüttet und trostlos. Dazu kam bald das, für Kunst und Künstler so verhängnißvolle, Jahr 1848 mit seinen Störungen und Stockun¬ gen. Unter Sorgen mannigfacher Art

blieb inzwischen Lortzing immer thätig und komponirte den„Waffenschmied," „Zum Großadmiral" und „Die

tigt, in sorgenfreier Lage, in glücklichen Familienverhältnissen, geachtet und ge¬ ehrt vom Publikum, war er dort im

Stande,

Rolandsknappen." Der Erfolg

seine Hauptwerke zu schaffen,

mentlich der

die seinen Namen nicht vergessen lassen

bekannt.

werden. erschienen:

mann".

Beide Opern gefielen ganz ungemein in den weitesten Kreisen. Auf¬ munterungen und ehrende Anerkennungen

Schatzkammer des Inka", „Caramo, oder das Fischerstechen"

„Casanova"

fanden weniger Bei¬

fall, zum größten Theil wohl deswegen, weil die Stoffe zu ernst gewählt waren. Die erste derselben, zu der Robert

Blum den Text geschrieben, zog Lortzing selbst zurück und hat sie leider wohl ver¬

herreisen und Gastrollenspielen, wie auch tonschöpferischen Arbeiten aus; doch

Ein Srandcnburgcr Infanterist vom Äahrr 1598. (S. Seite 208.)

war, unternahm Lortzing

einen größeren Ausflug über Frankfurt a. M. nach Mannheim und Baden-Baden, der in gewissem Sinne ein wahrer Triumphzug für ihn wurde. Das Publikum und seine Kollegen wetteiferten in Huldigungen, die sie dem deutschen Meister darbrachten, und welche

ihn unendlich beglückten und erhoben. Voll froher Hoffnung in die Zukunft schauend, ahnte er nicht, daß er auf dem Gipfel seines Glückes stand, daß der Wendepunkt in seinem Geschicke eingetreten und es fortan nur noch bergunter mit ihm gehen sollte.

Sein

ist

Eine dazwischen geschriebene

mit

nichtet, da sie nicht einmal unter seinem Nachlaffe zu finden war. Der 1842 zuerst aufgeführte „Wildschütz" dagegen war wieder ein glücklicher Griff und hob den Ruhm seines Verfassers auf den höchsten Gipfel. Zwei Jahre darauf, als Ringelhardt von der Leitung des Leipziger Stadttheaters bereits zurückgetreten und dasselbe vorübergehend ganz geschlossen

na¬

gement in Leipzig an; doch schon nackeinigen Wochen erfuhr er dort eine kränkende Hintenansetzung und trat, in vielleicht zu voreiligem Stolze und ohne eine Entschädigung zu verlangen, zurück. Die nächste Zeit füllte Lortzing mit Um¬

wurden dem glücklichen Komponisten von allen Seiten zu Theil. Die folgenden Opern: „Die

und

dieser Opern

Oper, „Regine," unterdrückte er selbst wieder, da ihm der mit politischen An¬ spielungen gewürzte Text nicht behagte. Im Jahre 1849 nahm er voller Freuden wieder ein dreijähriges Enga¬

,',Die beiden Schützen" und „Czar und Zimmer¬ 1837

ersteren

sehnlichst gewünschtes Engagement als

Kapellmeister

m Leipziger Stadttheater, mit 1000 Thaler Gehalt, nahm schon im nächsten Jahre ein Ende, da diese Bühne unter Leitung Schmidt's schlechte Geschäfte machte und Einschränkungen nöthig

die Einnahmen auf den kleinen Bühnen waren überaus dürftig, und seine Aus¬ sichten wurden immer trüber. Seine frühe¬

ren kleinen Ersparnisse waren längst aufgezehrt; auch ein mäßiges Le¬ gat von einem seiner Berliner Verwandten konnte die Zerrüttung seiner Vermögenslage nicht aushalten. In Briefen an seine Freunde erzählte er selbst, wie alle seine werthvollen Sachen in's Leihhaus gewandert seien und wie groß oft die Noth im Hause war. Eine glänzende Hoffnung, aus den Wunsch der Königin von England nach London zu kommen und daselbst „Czar und Zimmermann"

aufzuführen, hielt ihn lange Zeit frisch, erwies sich aber schließlich als eine Täuschung. Im Jahre 1850 ließ sich Lortzing bei dem neuerrichteten Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin cngagiren; sein Gehalt sollte 600 Thaler betragen. Er ging anfäng¬ lich allein nach Berlin und schränkte sich dort aus das Allerknappste ein, da er den größten Theil seiner Einnahme seiner Familie

Er wohnte in der Schumannsstraße Nr. 18 für Thaler monatlich und aß oft wochenlang in einem Boutiker4'/» keller für 2'/- Silbergroschen täglich zu Mittag. Dabei war seine Stellung ermüdend und niederdrückend, da eine Oper noch nicht schickte.

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—— zu Stande kam und er

Tag für Tag die Musik

zu alten,

213

trivialen

Possen einüben und dirigiren mußte. Trotzdem gehört die von ihm komponirte Ouvertüre zur Eröffnung des Theaters zu den besten Sachen dieser Gattung. Ansprechend war auch seine Musik zu der Posse: „Eine Berliner Grisette"; seine letzte Operette;

„Die Opernprobe"

wurde in Frankfurt a. M. sehr beifällig aufgenommen, man gab sie aber zuerst am Tage vor seinem Tode und so konnte er die Freude an dem Erfolge nicht mehr genießen. Charakteristisch ist es, daß das Textbuch derselben von seiner eigenen Hand geschrieben war; offenbar hat er sich dieser einförmigen Ar¬ beit deshalb selber unterzogen, um die Kopirgebühren zu ersparen.

In der Luisenstraße Nr. 53, wo er sich, als seine Familie ihm nachzog, eine kleine Wohnung gemiethet, starb Lortzing am 21. Januar 1851 ganz plötzlich und noch im besten Mannesalter. Ihm drohte wieder Kündigung seiner Stelle, und die Nahrungssorgen waren drückender, als je. Man fand ihn des Morgens entschlafen in seinem Bette. Kaum war Lortzing todt, so war, wie natürlich im lieben Deutsch¬ land, die Aufregung über den Ver¬

besitzer

hatten

sich

in hervorragender Weise an der Ausstellung

Weise im amtlichen Bericht der Ausstellung Erwähnung gethan und insbesonders des „Brutapparats" mit den Worten gedacht, daß „Herr von dem Borne der Fischzucht mit diesem Apparate ein unbezahlbares Geschenk gemacht habe."

Herr Maler Henseler hat den verdienstvollen Märkischen Fisch¬ Berneuchen besucht und ihn sowie seinen Fischmeister Herrguth bei den „Fischzuchtapparaten" abkonterfeit. Herr von dem Borne steht auf unserer Illustration rechts. Der Mann, der die „künstliche Fischzucht" vor 100 Jahren züchter in

Deutscher, Lieutenant Jacoby aus Leider ging die Kunde davon durch die bald her¬ einbrechende französische Revolution verloren und kam allmälig ins Vergessen. Später, vor etwa 30 Jahren, brachten zwei ein¬ fache Fischer in den Vogesen, Remy erfunden hat, war ein

Lippe-Detmold.

und

hatte verkommen lassen. SeinLeichenbegängniß war höchst glänzend. Was half es dem im Leben so oft und bitter Getäuschten?! Auch für seine hinterlassene,

des

zahlreiche Familie suchten Einzelne allen Kräften zu sorgen, um

machen.

Ein würdiges Denkmal wurde

kaiserlich

deutschen

Fischzucht-

Reichthum der Flüsse sich nicht ver¬ mindern könne, und wirthschaftete darauf los, bis unsere Gewässer

Nach

Thorwaldsen-Modell in es

in Er¬

die Fische geschah. Man glaubte an die Unerschöpflichkeit des Masters, meinte, daß bei der großen Frucht¬ barkeit fast aller Wasserbewohner der

dadurch wenigstens einen Theil des allgemeinen Unrechts wieder gutzu¬

einem

dieselbe wieder

Direktors H. Haack. Es that Noth, daß etwas für

nach

Stein ausgeführt, war

Gehin

innerung. Man nannte die von ihnen eingeführte Methode „die Fifchvermehrung," die Franzosen nahmen sie mit ungeheurem Enthu¬ siasmus auf und noch heute besteht die 1852 begründete großartige Fisch¬ zuchtanstalt zu Hüningen im Oberelsaß als eine Musteranstalt ersten Ranges unter der Leitung

lust ungeheuer, und es gab sich eine allgemeine Entrüstung kund, daß man einen der trefflichsten Künstler so wenig geachtet, ihn in so trauriger Lage

für den Verewigten beschafft.

be¬

theiligt, von dem Borne und Rittergutsbesitzer Eckardt-Lübbinchen bei Guben. Beider Aussteller wird in überaus lobender

fischarm, ja

längst

manche

fischleer

ge¬

fertig geworden, aber es konnte nicht aufgestellt werden, weil inzwischen die

worden waren. Die Gründe für die nicht ab¬

vorübergehend aufflackernde Begeiste¬

zuleugnende Verarmung unserer Ge¬ wässer sind mannigfach. Erstlich hat sich die Bevölkerung merklich ver¬ mehrt, die Nachfrage, das Bedürfniß

rung wieder erloschen und kein Geld mehr vorhanden war. Jahre lang stand das Denkmal unausgelöst im das kunstsinnige, große Berlin war nicht im Stande, die noch erforderliche Summe für das Versätze;

Das Innere der Pctri-Kapellr zu ürandrnburg a. H. (S. Seite 214.)

Andenken eines seiner berühmtesten und verdientesten Mitbürger aufzutreiben, bis endlich die Mitglieder der kleinen Hofbühne in Braunschweig sich der Sache annahmen und dieselbe ordneten.

Dank und Ehre ihnen dafür! Die Lebensgeschichte Albert Lortzing's aber wird leider ewig ein Vorwurf für die große, kunst¬ sinnige deutsche Nation bleiben. Der Schimpf, einen solchen Mann in der kleinlichen Misere des alltäglichen Lebens verkommen haben

nach Fischen ist größer geworden und die Eisenbahn entführt die Fische in

solche Gegenden, die, weil slußarm, Genuß kaum kannten. Gleichen Schritt mit der ver¬ mehrten Nachfrage hielt die Vervollkomninung der Fangappa¬ Immer größer und dichter wurden die Netze, immer rate. zahlreicher und vollkommener andere Fangmethoden. Wo die Menschenkraft nicht mehr ausreichte, die ungeheuren Netze zu ziehen, wendete man die Dampfkraft an, nicht Tag und Nacht

deren

ruht man mit

(Hierzu die Illustration Seite 209.)

diesem Zerstörungswerk. Die Schaufelräder der Dampfschiffe warfen zahllose junge Fischbrut aus den Strand, wo sie rettungslos zu Grunde ging. Die fortschreitende Regulirung der Flüsse raubte den Fischen die ruhigen Laichplätze; unzählige Fabriken, Gasanstalten, Färbereien vergiften das Wasser. Da wurde es denn klar und nothwendig, auf Abhülfe zu sinnen, sollten die Fische in unseren Gewässern nicht aussterben.

Am Schluß der Fischereiausstellung, welche in Berlin im Jahre 1880 abgehalten wurde, erhielt der Rittergutsbesitzer M. von dem Borne in Berneuchen als Aussteller den dritten Ehrenpreis des deutschen Kaisers. Zwei brandenburgische Guts¬

Vor allem war es der Fischereiverein und eine Anzahl von Privatuntcrnehmungcn, welche die künstliche Fischzucht in Flor brachten und damit für neue Bevölkerung der Flüffe sorgten. Trotz mancher Hindernisse entwickelten sich bei uns die Privatunterneh-

zu lasten, vermag durch keine späteren, dem herrlichen Genie dar¬ gebrachten Huldigungen ausgelöscht zu werden. —

Eine Märkische Fischuicht-Änstalt.

214 mutigen zuerst z. B. in Freiburg im Breisgau, in Hameln an der Weser und als man ihren Nutzen erkannte, griff auch der Staat hülfreich ein. Mit eine der segensreichsten und großartigsten Privatanstalten ist diejenige des Herrn Rittergutsbesitzers Max von dem Borne zu Berneuchen an der Küstrin-Soldiner Straße in der

Neumark. Mit den tüchtigsten wissenschaftlichen, für sein Fach nothwendigen Kenntnissen betreibt dieses thätigste Mitglied des deutschen Fischereivereins sein gemeinnütziges Unternehmen. Herr v. d. Borne hat selbstständig verschiedene zur Fischzucht nöthige Apparate erfunden oder andere verbessert; seine gediegenen Auffätze

füllen die Spalten der sehr lesenswerthen Cirkulare des Fischerei¬ vereins, er hat mit dem schönsten Erfolge nicht allein die einhei¬ mischen, sondern auch amerikanische Fische gezüchtet und giebt, was nicht hoch genug anzuschlagen, ausgebrütete Fische unentgeltlich an den Staat zur Wiederbevölkerung fischarmer Gewäffer ab. Seinem gemeinnützigen, an und für sich hochinteressanten Unter¬ nehmen fehlt daher auch die nöthige Anerkennung nicht und selbst der chinesische Gesandte kam aus Berlin, um die berühmte Berneuchener Fischzucht zu besehen. Bei Gelegenheit der General¬ versammlung des deutschen Fischereivereins zu Berlin stellte Herr v. d. Borne seine Fischbrutapparate auch im kronprinzlichen

Palais auf, wo zur großen Freude des Kronprinzen und seiner Kinder die kleinen Fische ausschlüpften. Mitten in dem wundervollen Parke zu Berneuchen steht das Fisch- oder Bruthaus, durchflossen von dem Flüßchen Mietzel, welches im Parke selbst zu einem künstlichen Gebirgsbache das Wasser liefert, der von jungen Forellen bevölkert ist, die dem Alter nach geordnet sind; die jüngsten, die eben ihren Dotter¬ sack abgelegt haben, werden in den Anfängen des Baches, in der sogenannten Kinderstube herangezogen, um allmählich ihrem eulinarischen Berufe entgegen zu reifen. Zu beiden Seiten der Mietzel liegen Teiche, die besonders bewirthschaftet werden und schöne Karpfen, Goldfische und andere Teichfische in großer Zahl bergen. Als die rechte Hand des Herrn v. d. Borne waltet hier der thätige Fischmeister Herrguth in unermüdlicher Thätigkeit, mit derselben Passion wie sein Herr für die Wasserbewohner er¬ füllt. Er ist der geschworene Feind aller Fischräuber und deren Zahl ist keine geringe. An den Flüssen, Teichen und Seen von Berneuchen wurden von 1871 bis 1878 nicht weniger als 62 Fisch¬ ottern, 323 Reiher, 334 Eisvögel, 81 Fischäare und Gabelweihen, 42 Taucher, 42 Möven, 186 Enten und 1 Schildkröte als Fisch¬ räuber erlegt. Auch die Möven, Füchse und Iltisse gehören in diese Kategorie. Die Fischottern fressen Fische selbst aus Sport und sind so gefährlich, daß sie von 400 Karpfen in einem Teiche dem Herrn v. d. Borne nur 48 übrig ließen. Wohl ebenso ge¬ fährlich ist der Fischreiher; unser Fischzüchter fand bei einem, der sich in einem Tellereisen am Schnabel gefangen hatte, zwölf hand¬ lange Karpfen im Magen und Kropf. Der schöne Eisvogel, der stoßend seine Fischbeute aus dem Waffer holt und namentlich die Brutteiche besucht, ist auch sehr gefährlich und vermag die Bemü¬ hungen des Fischzüchters völlig zu vereiteln, wenn er nicht wegge¬ fangen wird. Ihm gleich thut es die Wasserratte, die einmal 1875 in zwei bis drei Nächten einen mit mehreren tausend Fo¬ rellen besetzten Teich völlig leer fischte. Der Gang der Fischzucht ist einfach folgender: Zunächst wer¬ den die Eier befruchtet, dann handelt es sich um deren Ausbrütung, endlich um die Pflege der ausgekrochenen Fischchen. Ueberall hier ist die Natur Lehrmeisterin, und der Mensch ahmt sie nur nach und hält von der erzielten jungen Fischbrut alle üblen Einflüsse und Feinde ab, damit sie sich ungehindert entwickeln und in den Flüssen, in welche sie ausgesetzt wird, fröhlich weiter gedeihen könne. Die Fische werden zur Laichzeit genommen und die Weibchen durch sanftes Drücken am Bauche von den Eiern entleert, die in

einem flachen mit Wasser gefüllten Gesäße dann mit der Milch der Männchen vermischt werden. Die so befruchteten Eier wer¬ den dann in Brutapparate gebracht, welche Nachahmungen der Laichplätze sind und durch Bretter und Gitter gegen Feinde abge¬

Statt dieser einfachsten Art hat man auch ver¬ Brutkisten konstruirt. Hoffen wir, daß die künstliche Fischzucht, die heute noch in ihrer Jugend steht, weiter segensreich wirke, und daß unsere ent¬ völkerten Flüsse wieder mit reichem Fischstand besetzt werden. — werden.

schlossen

schiedene

Die Petri-Lapelle in Brandenburg a. H. (Hierzu die Illustration Seite 213.)

Am 1. Oktober 949 unterzeichnete König Otto zu Magde¬ burg eine Urkunde, welche noch gegenwärtig im Archiv des Bran¬ denburger Domkapitels aufbewahrt wird, und mit der ein zweites havelländisches Bisthum, das von Brandenburg, in's Leben ge¬ rufen wurde.

Wir

haben an anderer

Stelle, in der Lebensbeschreibung

des

Markgrafen Gero, die Urkunde auszüglich gebracht und verweisen darauf. Dieselbe ist noch vortrefflich erhalten, die Schrift klar und schön und mit Otto's eigenhändiger Unterschrift versehen. Be¬ glaubigt ist die Urkunde vom Kanzler Brun mit den Worten: „Ich Brun, Kanzler, habe sie an Stelle des Archieapellanus

Friedrich beglaubigt." Die Errichtung eines Bisthums

Domkirche voraus,

Petrikirche deren erster

gestanden

Bau in

setzt

hat

(siehe

unsere

den Bau einer Stelle der kleinen

auch

welche denn auch auf der

heutige Illustration),

dem späteren großen Wendenaufstande wieder

zerstört wurde.

Schauen

wir uns

die Schicksale

dieser allerältesten Kirche

in der Mark

etwas näher an, und folgen wir darin dem vor¬ trefflichen Buche von Otto Jork. Ueber die Zeit der Erbauung — schreibt derselbe — steht ur¬ kundlich nichts fest, doch muß sie im Jahre 1160 schon vorhanden gewesen sein,

weil in diesem Jahre Bischof

Wipper darin

be¬

graben wird (in capella in Castro Brandenburgensi) heißt es in der Urkunde. Nach Heffter und Adler wäre sie als ein provisorischer Noth¬ bau zu betrachten und hätte nur interimistisch als Stiftskirche ge¬

dient, bis der Bau des Domes vollendet gewesen. Winter da¬ gegen hält die Petrikapelle für das älteste von Pribislav aufgeführte Gotteshaus, das dem Wendenfürsten gleichsam als Hauskapelle gedient habe. Schillmann endlich sieht darin die erste Stadtkirche, die vom Bischof nur so lange mitbenutzt ist, bis der Dom, zu dem am 10. Oktober 1165 der Grundstein gelegt, soweit vollendet war, daß darin Gottesdienst abgehalten werden konnte.

Im

Laufe der Jahrhunderte ist die kleine Kirche verschiedent¬ lich aus- und umgebaut worden, so von 1312 bis 1318. Die Rudera einer Inschrift außen am nordöstlichen Pfeiler lauten: CCCXVIIII ist die Kirche gbut Christi un¬ „Anno handelt sich hierbei natürlich nur um Es Seligmachers." sers Im Jahre 1409 wird die Kapelle Mittelpunkt einen Ausbau. einer kirchlichen Brüderschaft, gestiftet von den Geburen (Bauern auf den beiden Kiezen und auf dem Woltitz vor der Burg). der Urkunde, die sich noch in der Lade des Schulzen auf dem Dom befindet, geschieht auch eines Priesters der Brüderschaft Er¬

Domini....

In

wähnung. Lange stand die Kapelle unbenutzt. Kurze Zeit, bis zum Jahre 1848, hielt darin die römisch-katholische Gemeinde inter¬ imistisch ihren Gottesdienst, mußte dieselbe aber wegen Baufällig¬ keit, die auch die Abtragung des kleinen Thurmes zur Folge hatte, verlassen.

215

Die Kirche ist zweischiffig; die Umfassungsmauern

bestehen

bis

am 6 Fuß Höhe ausGranitmauerwerk, darüber Backsteinbau. Der Granitunterbau ist der älteste und stammt aller Wahr¬ scheinlichkeit nach aus dem Jahre 949, für jeden Fall aber aus dem 12. Jahrhundert. Die Seitenwände stammen wahrscheinlich aus der Bauthätigkeit des Bischofs Friedrich in den Jahren 1311—15, das Gewölbe nach allgemeiner Annahme aus dem An¬ sang des 16. Jahrhunderts. Dieses Gewölbe ist sehr kunstvoll gearbeitet, wie man es im nördlichen Deutschland nur selten, z. B. in Bernau, Jüterbog und Marienburg findet. Es besteht aus lauter unregelmäßig neben¬ einanderstehenden größeren und kleineren Spitzgewölben, die zu¬ sammen das Bild vieler nebeneinander umgekehrt gesteckter Papierduten geben. Jetzt ist das Gewölbe schon so schadhaft, daß es nicht mehr betreten werden kann. der Kirche selbst ist noch höchst beachtenswerth ein aus Derselbe gebrannten Thonplatten zusammengesetzter Grabstein.

In

zeigt in trefflich maßvoller Reliefbehandlung die in der Tracht der bei St. Peter bestehenden geistlichen Brüderschaft gekleidete Witt¬ frau Elisabeth Winkelmaß. — einem Berliner Blatte wurde kürzlich darauf aufmerksam gemacht, wie diese älteste brandenburgische Kirche, deren Funda¬

In

mente noch

aus

voranhaltinischer Zeit,

aus der Zeit der

brandenburgischen Wendenfürsten, stamme, ihrem Verfalle entgegen

ginge,

weil nichts für die Erhaltung der Kirche

geschähe.

Darauf hat der Brandenburger Domdechant erwidert, daß seitens des Domkapitels „für die Erhaltung der Kirche gehörig gesorgt werde"; und das Blatt wiederum hat geantwortet, „daß

sich

am

29. September 82 wenige nicht zerbrochene Fensterscheiben an der Kirche befunden hätten und daß man darnach in Brandenburg ziemlich anspruchslos in Betreff des Zustandes eines Kirchenge¬ bäudes sein müsse." Ich bin seit langem nicht mehr in Brandenburg gewesen und kann darum nicht selbst urtheilen.

Weil

es sich um eine historisch überaus wichtige Kirche han¬

delt, möchte ich unseren

bitten,

Konservator,Herrn vonDehn-Rotfelser

einmal selbst von dem Zustande der Kapelle zu über¬ zeugen und dafür zu sorgen, daß alles zur Erhaltung Nöthige wirklich geschieht. — D. sich

bewilligt, daran

jedoch die Bedingung geknüpft,

gemeinde die übrigen Kosten übernehme,

daß die Stadt¬

auch sich verpflichte,

in

Verbindung mit der Restauration der Giebel diejenige der beiden Langfronten zur Ausführung zu bringen. Die Stadtgemeinde nahm, da sie meinte, daß ihre finanziellen Verhältnisse ein so erhebliches Opfer nicht gestatteten, von der Ausführung der Restauration Ab¬ stand, und somit gerieth die Angelegenheit in's Stocken. Der immer weiter um sich greifende Verfall der Ornamente beider Giebel und die Gefahr, bei längerer Vernachlässigung dieses ehrwürdige Mo¬ nument mittelalterlicher Baukunst dem gänzlichen Ruine auszu¬ setzen und einen unersetzlichen Verlust herbeizuführen, gab neuer¬ dings den Staatsaufsichts-Behörden Veranlassung, die Frage wegen der Wiederherstellung der schadhaften Bautheile des Gebäudes in Anregung zu bringen und dieselbe den städtischen Behörden auf das Dringendste an das Herz zu legen. Letztere ließen durch den Rutkowski ein neues Project und einen Kostenzuschlag bezüglich der Restauration beider Giebel aufstellen, nach welchem die letztere nunmehr 13,300 M. in Anspruch nehmen

Herrn Kreis-Bauinspector

wird. Eine so große Summe glaubte die Stadtgemeinde für diesen Zweck nicht zur Disposition stellen zu können, ein so lebhaftes Interesse sie auch an der stilgemäßen Wiederherstellung und der Erhaltung des schönen Bauwerkes nehme. — Dank der Förderung, welche diese so wichtige Angelegenheit von Seiten

der königlichen

Staats- sowie der Provinzialverwaltung erfahren hat,

ist für die Bauausführung die Zuwendung eines Gnadengeschenkes aus Aller¬ höchstem Dispositions-Fonds im Betrage von 6,900 M. erwirkt worden, und die Gewährung einer Beihülfe aus Provinzial-Fonds von 2,000 M. durch den brandenburgischen Provinzial-Ausschuß erfolgt, so daß nunmehr, nachdem die städtischen Behörden von Königsberg in der Neumark sich bereit erklärt haben, den Rest der

Mitteln herzugeben und den Restaurations¬ bau ausführen zu laffen, der letztere und damit die Erhaltung dieses schönen Bauwerkes als gesichert angesehen werden kann. — Auch in einigen anderen Fällen, in welchen wichtige Bau¬ werke dem Verfalle entgegengingen, ist im Laufe der letzten Jahre in der Provinz Brandenburg durch ein erfreuliches Zusammenwirken der Provinzialverwaltung und der zur Unterhaltung der Bauwerke verpflichteten Corporationen die Schaltung dieser Bauwerke ermög¬ licht worden. So ist die kleine in gothischem Backsteinbau ausgeführte, Kosten aus städtischen

originelle St. Georgskapelle bei Eberswalde, deren Dach bereits vielfache Lücken hatte, so daß die Gewölbe den Un¬ bilden der Witterung Preis gegeben waren, und deren Gesimse, Thür- und Fenster-Einfassungen und sonstige Details der Zer¬ störung entgegengingen, auf gemeinschaftliche Kosten des ProvinzialVerbandes und der Hospital-Verwaltung derart wieder hergestellt worden, daß weiterer Zerstörung vorgebeugt ist. — Für die Restauration des äußeren architektonischen Schmuckes sehr

Zur Erhaltung Märkischer Sau-Ältcrthümer. Die Giebel des Rath Hauses zu Königsberg in der Neu¬ mark — schreibt das Wochenblatt für Architekten und Ingenieure — von denen, wie bekannt, der südliche wegen seiner edlen Ver¬ hältnisse und seiner reichen architektonischen Ausstattung

zu den

Profanbauten der gothischen Backstein-Architektur in der Provinz Brandenburg zu zählen ist, während der Nordgiebel, welcher einer späteren Kunswpoche angehört, immerhin als ein wichtiges und schönes Beispiel der letzteren zu bezeichnen ist, haben unter der Einwirkung der Zeit sehr erheblich gelitten, da die Stadt¬ gemeinde, welcher die Unterhaltung des Rathhauses obliegt, nicht in der Lage war, die nothwendigen Ergänzungen verwitterter oder zerstörter Architektur-Theile vorzunehmen. Nicht allein aber der Zahn der Zeit, sondern auch der Mangel mit welchem man vor einer Reihe von Jahren Verständniß, an die Benutzbarkeit des Gebäudes Veränderungen für Rücksichten aus Giebeln vornahm, haben die architektonische beiden Fenster an der Die bedauerlicher Weise beeinträchtigt. letzteren in der Wirkung stilge¬ eingeleiteten Bestrebungen, eine Jahren 20 ca. bereits vor mäße Restauration der Giebel herbeizuführen, hatten den ge¬ wünschten Erfolg nicht. Zwar wurde zu den damals auf 7,200 Ni. veranschlagten Restaurationskosten ein Staatszuschuß von 3,600 Ai. schönsten

an der

Marienkirche zu Prenzlau,

welche die Kirchenverwaltung

in sehr umfassender und höchst anerkennenswerther Weise seit einigen Jahren sich angelegen sein läßt, ist seitens des brandenburgischen Provinzial-Ausschuffes gleichfalls eine erhebliche Beihilfe aus Pro¬ vinzial-Fonds zugesichert worden; und es darf angenommen werden, daß dieser Restaurationsbau, nachdem in den Vorjahren die nörd¬ liche Frontwand — namentlich hinsichtlich der Dach-Galerie — und im gegenwärtigen Baujahre die südliche Front in gleicher Weise restaurirt worden ist, auch in Bezug auf die Ergänzung der reichen Flächen-Decoration und der sonstigen Architektur-Theile des östlichen Prachtgiebels in den nächsten beiden Jahren seiner Vollendung entgegen gehen wird. Auch für die Restauration der sehr baufälligen, an die Südftont der Marienkirche zu Prenzlau sich anlehnenden sogen. Mar¬

garethenkapelle,

deren Kosten auf 8,500 M. veranschlagt sind, hat der Provinzial-Ausschuß eine erhebliche Beihilfe bewilligt. Leider scheint die Kirchenverwaltung an der Wiederherstellung dieses

216 Annexes ein besonderes Interesse nicht nur nicht zu nehmen, sondern den Abbruch desselben zu wünschen, so daß die Hoffnungen auf Erhaltung dieses Bautheiles nur gering sind. —

Berlins Entwicklung.

Misrellcn. In unserer guten Stadt Berlin

hat man

die Neigung, die Dinge vorweg zu nehmen, künftige Geschehnisse im Voraus als Thatsachen zu behandeln, wie etwa der Banquier einen Wechsel discontirt, der erst in späterer Zeit fällig ist. Es sind beinahe zwanzig Jahre vergangen, seit Kalisch das Wort „Berlin wird Weltstadt" „beflügelte", — seit, von der Wallner- Bühne herstammend, das Dictum zur stehenden Redensart wurde. Es hat vieler politischer Umwälzungen bedurft, und Manches hat sich verändert in der Welt, ehe das Wort zur Wahrheit wurde. Man hatte die Weltstadt-Qualität Berlins präescomptirt, wie seiner Zeit die Baugescllschaften und Terrain-Speculanten in den Gründerjahren das Wachsthum Berlins für die nächsten zehn Jahre oder darüber hinaus präescomptirt hatten. Aber wer's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit", sagt Göthe, — und Berlin hatte zuerst als Hauptstadt eines emporstrebenden Königreichs und dann als der Centralpunkt des mächtigen Deutschland das Recht darauf, sich zur Weltstadt zu entwickeln. Mit einem Ruck, wie man sich's nach 1870 dachte, ist's freilich nicht gegangen; danach kamen die trüben Jahre der wirthschaftlichen Krisis und des Rückgangs aller Verhältnisse. Aber auch diese Zeit ist überwunden und inzwischen ist Berlin im Verhältniß zu seiner Einwohnerzahl und im Vergleich zu seinen früheren Verhältnissen zu der, am schnellsten wachsenden Hauptstadt Europa's geworden. Nie ist in unserem Erdtheil der Weg von einer Hauptstadt mit stark provinciellem Charakter zu einem Centralpunkt von weltstädtischer Bedeutung schneller zurückgelegt worden, als von unserer Stadt am „grünen Strand Gerade die letzte Zeit ist's, in der sich's in dieser Be¬ der Spree". ziehung wie mit einem Zauberschlage verändert hat, nachdem allerdings im Stillen und ohne daß man viel davon bemerken konnte, sich Alles dazu vorbereitet hatte. Zwischen den Häusern braust die Stadtbahn un¬ aufhörlich durch Berlin, Pferdebahnen in einer Gesämmtlängc von hun¬ dert Kilometern, bald soviel, wie die Entfernung zwischen Berlin und Dresden beträgt, durchziehen die Straßen der Stadt; das ehedem so be¬ rüchtigte „Berliner Pflaster" ist verschwunden, und statt dessen rollen und gehen wir über Asphalt dahin. Elektrisches Licht durchfluthet die Leipzigerstraße, und in anderen Straßen verbreiten merkwürdig construirte Laternen von der zehnfachen Leuchtstärkc einer ehemaligen simplen, be¬ scheidenen Gaslaterne ihre Helligkeit, und wer Berlin vor zehn Jahren gekannt hat, es seitdem aber nicht wiedersah, wird überrascht sein, von dem Menschengedränge in unseren Straßen zu abendlicher Stunde. Strahlende, theilweise künstlerisch und größtenteils vornehm ausgestattete Cafe's und Restaurants sind an die Stelle der bescheidenen Kneipen von ehedem getreten, und allmählich beginnt sich sogar in Berlin ein besonderer Baustyl auszubilden, der an massiver Pracht wenig zu wünschen übrig läßt. Wie seltsam wirkt es, wenn man heute auf diejenigen Häuser blickt, die vor zehn und fünfzehn Jahren als wahre Prachtwerke, wahre Monumental¬ bauten gegolten haben! Sie treten bescheiden zurück gegen ihre jüngeren „Nebenan's" und „vis-ä-vis“, und speciell für die großen Waarenhäuser hat sich der reichste Schmuck der Fronten zur Regel herausgebildet. Mit

ihren glatt polirten Granitsäulen, mit ihren Altanen, ihren Karyatiden aus Sandstein gemeißelt, mit reichem Schmuck von Bronce — so sind diese neu erstandenen Häuser Bilder solider Pracht, wie sie wenig Gro߬ städte schöner aufzuweisen haben. Unsere öffentlichen Bauten werden seit dem Deutsch-Französischen Kriege mit einem Reichthum ausgeführt, der prächtig gegen die ehemalige Spartanische, nüchterne Einfachheit, der man es ansah, daß Berlin auf dem sandigen Boden der Mark steht, contrastirt. Japanesen und Chinesen und Träger des rothen Fez erregen heutzutage kein Aufsehen mehr in den Straßen und Angehörige aller Nationen beherbergen unsere Hotels. Unsere Umgebung ist dem Ver¬ gnügungs-Verkehr aufgeschlossen, und so wenig man heute mehr von dem berüchtigten „Berliner Straßenpflaster" spricht, so wenig wird in einiger Zeit mehr von der „sandigen Umgebung Berlins" die Rede sein — denn an den Havelseen Potsdams, an dem herrlichen Wannsee, an dem male¬ rischen Schlachtensee, an den melancholischen Seen des an jedem Sonntag von Zehntausenden bevölkerten Grunewaldes merkt man nichts von dem Sande der Mark und auf die stille Schönheit der Oberspree kann Berlin stolz sein; und seit die neuen Bahneinrichtungen bestehen, ist's auch nicht mehr wie ehemals ein gar großes Werk, einen Ausflug zu unternehmen nach all' diesen schönen Punkten, sondern in wenigen Minuten führt der Dampfwagen uns dahin, wohin man sonst sich früh am Tage zum Auf¬ bruch rüstete, um in dem holpernden Kremser zu guter Zeit zum Ziele zu gelangen, wo man ein paar Athemzüge frischer Luft im grünen Wald und am leicht bewegten Wasser thun konnte. So hat sich Alles geändert in Berlin, und wie schnell es geschehen ist, oder richtiger wie plötzlich die Aenderungen zum Ausdruck gelangten, das muß Dem zumal auffallen, der an den letzten schönen Herbstabenden durch die Menschen-erfüllten Straßen ging oder fuhr, durch diese Straßen, die sich immer weiter nnd weiter hinaus erstrecken und immer mehr von

dem Märkischen Kartosfelboden in der Umgegend Berlins in schöne, Schade, daß keine rechte Statistik über glänzende Straßen verwandeln. den Straßenverkehr existirt — wir sind überzeugt, seit einem Jahrzehnt hat der Verkehr in den Hauptstraßen sich geradezu verdoppelt. Schaudernd muß man an den tosenden und betäubenden Lärm denken, der beispiels¬ weise heute die Leipzigerstraße erfüllen würde, wenn noch das alte dröhnende Straßenpslaster bestände. Ist doch heute schon auf dem glatten Asphalt das Tosen des Verkehrs betäubend genug! Zehn Jahre weiterer Entwickelung in ähnlichem Tempo, wie das der letzten Jahre — und das vielverschrieene Berlin wird dem vielgepriesenen Paris wenig mehr nachzugeben haben, nachdem es das ehedem so viel gelobte Wien bereits in Allem, was großstädtische Einrichtungen anlangt, überflügelt hat.

Berl. Börsen-Courier.

Wie Mismarck Rremier-Ticutenant wurde, dürfte

noch wenig be¬ kannt und nicht uninteressant sein: Bismarck's erstes militärisches Avancenrent war selbst unter den damaligen ungünstigen Verhältnissen ein nur lang¬ sames, denn als er bereits Preußischer Bundestagsgesandter war, hatte er es in seinem militärischen Verhältniß immer noch nicht weiter gebracht, als zum — Sekonde-Lieutenant in dem zur Magdeburger Brigade ge¬ Der Grund für dieses hörenden schweren Landwehr-Reiter-Regiment. langsame Avancenrent lag eben darin, daß Bismarck Anderes zu thun hatte und durch seine diplomatische Thätigkeit genöthigt gewesen war, die Auch als Bundestagsgesandter hatte militärische zu vernachlässigen. Bismarck Wichtigeres zu thun, denn als sogenannter „Sommer-Lieutenant" einige Wochen vor dem Zuge zu reiten, trotzdem aber hatte er den Wunsch, zu avanciren und schrieb daher an den Brigade-Adjutanten, Freiherrn v. G., er möge doch sein Avancement zum Premier-Lieutenant in Anregung bringen. Derselbe antwortete Herrn v. Bismarck, daß seiner Eingabe zur Beförderung bestimmungsmäßig eine Uebung vorausgehen müsse und er daher' zum Premier-Lieutenant ohne solche nicht werde eingegeben werden können. Darauf replizirte Bismarck Herrn v. G.,' „zum Ueben habe er keine Zeit, er wünsche aber doch, Premier-Lieutenant zu werden, er, Herr v. G„ sei ja ein so gewiegter Kenner aller bezüglichen Bestimmungen und ein so großer „Tinten-Spion", daß er schon eine Bestimmung heraus¬ finden werde, wonach auch ohne Uebung die Eingabe erfolgen könne." Und die Bestimmung wurde auch richtig gefunden und eine alte Kabinetsordre herausgestöbert, wonach solche Landwehr-Offiziere, deren bürgerliche Stellung in einem Mißverhältniß zu ihrer militärischen Charge steht, zu außerordentlichem Avancement in Vorschlag gebracht werden können. Trotz vieler Bedenken, die namentlich der damalige Divisionär, Prinz August von Württemberg, über die Anwendbarkeit dieser Kabinetsordre auf den vorliegenden Fall, hatte, erfolgte die Eingabe Bismarck's haupt¬ sächlich auf Herrn v. G.'s Betreiben und umgehend erfolgte nicht allein die Beförderung zum Premier-Lieutenant, sondern wenige Wochen darauf auch ohne Eingabe die Ernennung zum Rittmeister, woran sich dann das weitere Avancement in ungleich beschleunigterem Tempo anschloß, und bekanntlich hat es Bismarck auch ohne „Ueben" bis zum General der Kavallerie gebracht. Als er später als Minister-Präsident den inzwischen zum General-Lieutenant avancirten Herrn v. G. gelegentlich in Magdeburg wiedersah, meinte er lächelnd, „daß er ihm ja überhaupt seine ganze Kl. Karriere verdanke."

I.

Aie Wandcrllraßen der Grieche» und Gothen im 3. Jahrhundert von der Weichsel durch Bommern nnd Brandenburg nach dem Rhein. Vor Einwanderung der Slaven in Nordost-Deutschland be¬

wohnten bekanntlich deutsche Stämme unser Land und man nimmt an, daß unter anderen Lemnonen in der Mark gesessen haben. Diese deutschen Völkerstämme sollen in Handelsverbindungen mit den Gothen und Griechen gestanden haben, diese letzteren sollen ferner auf heute noch bekannten Handelsstraßen Nord-Germanien durchreist, und diese Handelsstraßen

in wendischer Zeit fortbestanden haben. Die Schriften der „Kopenhagener Gesellschaft der Wissenschaften" insbesonders haben viele Details hierüber gebracht. Man ist natürlich auch in Darlegung dieser Handelsstraßen zu weit gegangen und hat Berge- und Ortschaftsnamen an denselben als von diesen Handels¬ Ein leuten benamset, als von griechischem Ursprung ausgegeben. — groß" Herr leitet z. B. die Mügaelbergc von „tüyau; fuv her, Köpenick von xwx-q-v(x-q — Siea der Ruder, Paretz von „xdqiifu“, ben Barnim von „ßa^t-vifvoq — schwere Weide", ja selbst Berlin das schwere Netz", Cöln a. d. Spree von „xoVovd? von „ßaqd- X'vov — Hügel" und Potsdam von „xötoq und Srajlo. — Potosdoma — Trinkhaus oder Wirthshaus" her. Ich habe nicht nöthig auszuführen, warum diese Erklärungsversuche mehr komisch wie schön sind. Nichts desto weniger spricht doch sehr viel dafür, daß derartige Handelsstraßen wirklich bestanden haben, auf denen sollen auch

=

Oströmischen Reiches, Griechen, Juden, nach Gallien reisten und Tauschgeschäfte machten. Erst kürzlich ist wieder in der Nähe von Guben ein Fund gemacht worden. Goldsachcn, welche altgriechischen Ursprungs sein sollen, weshalb ich dieser Handelsstraße» Erwähnung thue. Diese Goldsachen, welche hauptsächlich aus Waffen- und sogen. Gräberschmuck bestehen, letzterer theilweise zum Aufnähen auf Kleidungs¬ Der stücke bestimmt, sind mehrfach aus sehr starkem Gold angefertigt. gcsammte Fund soll demnächst dem Antiquarium des Berliner

die

Mischgesellschaft

Gothen

rc.

des

über Land

Museums einverleibt

werden.

— Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. — Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in Berlin W. — Nachdruck ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt. Druck: W. Moeser Hofbuchdruckerei in Berlin 8.

D.

MM

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4 gespaltene Nonparelllezelle 40 Pfennig.

*

IX.

Jahrgang.

Nr. 17.

(Fortsetzung der

Mtscellrn aus

Redacteur!

Verlag.-

(Etnil Dominik.

Gebrüder paetcl.

dem

Hauptblatt.)

Kriedrich Wikhekm, Kronprinz des Deutschen Weiches und von Ein Fürstenbild aus dem neunzehnten Jahrhundert

Wreußen.

von Hermann Hengst. 16 >/, Bogen Groß-Octav. Geheftet Mark 5,— Das vorliegende Werk erhebt den Elegant gebunden Mark 6,50. wohlbegründeten Anspruch, das erste wahrhaft treue Lebensbild des Deutschen Kronprinzen zu bieten. Zur Ergänzung des allgemein zugänglichen biographischen Materials, welches auf das Sorgfältigste benutzt wurde, standen dem Verfasser Quellen zu Gebote, die jedem Anderen verschlossen sind. Es verleiht dies dem Werke einen be¬ sonderen Werth und macht es zu einem grundlegenden und maßgebenden auch für die Zukunft, da jeder Biograph, der etwa späterhin von einem anderen Standpunkt aus das Leben und Wirken des Kronprinzen zu be¬ leuchten unternimmt, aus dasselbe wird zurückgreifen müssen. In schwung¬ voller Sprache geschrieben, von echt nationalem Geiste getragen, entrollt es auf dem bald trüben, bald lichten Hintergründe der Leiden und Freuden unseres Vaterlandes während des letzten halben Jahrhunderts ein glän¬ zendes Bild des fürstlichen Helden, der einst Preußens und Deutschlands Geschicke zu lenken ausersehen ist. Zahlreiche hochinteressante Mittheilungen über die Schlacht von Königgrätz und die Orientreise des Kronprinzen, dem Tagebuch des hohen Herrn entnommene Citate re. sind in den Text eingewebt und machen die Lectüre dieser Biographie zu einer hochinteressanten für jeden Gebildeten. Das vorliegende Werk sei hiermit bestens empfohlen.

In Nr. 10 dieses Blattes war unter dieser Uebereine Notiz abgedruckt, welche der Berichtigung bedarf. Der Lese¬ saal der Bibliothek, der dort ein kleiner, mangelhaft beleuchteter Raum genannt wurde, ist über 33 Fuß lang und über 22 Fuß breit bei entsprechender Höhe. Daß dieser Raum für 25 bis 30 Leser oder Studirende — diese Zahl wird selten erreicht und ist noch nie überschritten — bequem ausreicht, bedarf keines Beweises. Ueber Mangel an Licht Als Erfindung muß ich es be¬ ist bis jetzt keine Klage eingelaufen. zeichnen — soweit die Zeit meiner Amtsführung, etwa zwei Jahre, in Betracht kommt, wenn in der betreffenden Notiz behauptet wird, daß vor der Thür des Lesesaales mehrere Klafter gespaltenes Holz liegen. Viel¬ mehr steht in dem geräumigen Korridor ein verschlossener Kasten, in Wenn eine solche Anordnung welchem sich das Brennmaterial befindet. seitens der Hausverwaltung der Akademie überhaupt vorfallen könnte, so müßte sie bei meiner täglichen Anwesenheit bemerkt und sofort beseitigt A. Jtzenplitz, worden sein. Bibliothekar der König!. Akademie der Künste. Kunstakademie.

schrift

j ■

I. Juli

Die auszustellenden Kunstwerke sind vom 12. bis 31. März incl. dorthin einzuliefern. Dem akademischen statt.

1

Senate sind bis spätestens 17. März die Zeichnungen derjenigen Werke vorzulegen, und zwar im Format eines Oktavblattes, welche Aufnahme in dem herauszugebenden illustrirten Katalog finden sollen. Alle Mittheilungen von Anfragen sind bis zum 12. März an das Jnspcktorat der konigl. Akademie der Künste, NW., Universitätsstr. 6, I. später an das Bureau der Ausstellungskommission im Polytechnikum zu Charlottenburg zu richten. Die „Große Berliner Wferdecifcnvakngcsellschaft" nahm an den drei Wcihnachtsfeiertagen 70,200 Mark ein. Man sagt, diese Gesellschaft werde sich mit der Berlin-Charlottenburger Gesellschaft (I. Lestmann & Comp.) verbinden, resp. die letztere werde in der ersteren aufgehe». Für den Betrieb wäre das ein Vortheil. Es würden alsdann die gegenwärtig die Charlottenburger Chaussee befahrenden Schneckenkarren ein anderes Tempo annehmen. — Gin für die Tßeatergeschichte interessanter Katalog von anti¬ quarischen und neuen Werken über das Theater wurde soeben von der Berliner Theaterbuchhandlung von Kühling & Güttner, Markgrafenstraße, ausgegeben. — Kirre Geschichte des Wallnertheatcrs hat Louis von Saville, der artistische Sekretair des Theaters, verfaßt, und zwar erscheint diese interessante Veröffentlichung in diesen Wochen. Das Aoachimsthak'fche Gymnafium hat sein umfangreiches Terrain noch durch Ankauf eines großen Spielplatzes für 150,000 Mark erweitert. Die neueste Aang- und Guartierliste der königlich preußischen Armee (Mittlerscher Verlag) ist, wie alljährlich, so auch diesmal am Neujahrstage dem Kaiser und allen Mitgliedern der königlichen Familie durch den Vorstand der Geheimen Kriegskanzlei, Oberstlieutenant Brix, überreicht worden. Das für den Kaiser bestimmte Exemplar ist in rothes Leder mit Goldschnitt, jenes für die Kronprinzessin in den Farben ihres Regiments — 2. Leib-Husaren-Negiment Nr. 2 —, schwarz mit Silber¬ schnitt, gebunden. Beim Einbande der Ranglisten, welche dem Könige von Sachsen und den andern deutschen Fürsten zugestellt werden, ist stets B. Tgbl. auf die Landessarben Rücksicht genommen.

gekannt habe.

Wir bitten um freundliche Mittheilung aus unserem Leser¬ in welcher Weise in den verschiedenen Theilen unseres Vaterlandes Sylvester und Neujahr gefeiert wird. Etwas über all die Gebräuche, die sich von altersher erhalten haben, z. B. über dasBleigießen, und wie dies gehandhabt wird, u. a. mehr. All das aber nicht aus Büchern, Aufrage.

kreise,

sondern aus dem Leben.

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I

j

Inhalt.

thun?" Novelle von A. Rinhart (Fortsetzung); Die Brandenburger im 30 jährigen Kriege oder das Kriegswesen in 'und Brandenburg Preußen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von R. Lutter (mit Illustration) Fortsetzung; Gustav Albert Lortzing (mit Portrait); Eine Märkische Fischzuchtanstalt (mit Illustration von E Henselerl; Die Petrikapelle in Brandenburg a/H. (mit Illustration); Zur Erhaltung Märkischer Bau-Alterthümer; Berlins Entwicklung; Wie Bismarck Premierlieutnant wurde; Die Wanderstraßen der Griechen und Gothen jc. ic. Brief- und Fragekasten. Inserate. —

„Was wird

sie

Illustrationen.

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Heinrich

Schmidt Die vorliegende Nummer enthält als Extra-Beilage einen illusttitteii Prospekt der Verlagsbuchhandlung von Günther in Leipzig, betreffend: Die Deutsche Kaiscrstadt Berlin und ihre Umgebung, geschildert von Max Ring (Mit 300 vvrzügl.

pj-

C arl

20. Januar 1883.

Gries- und Kagekasten.

vr. Blasendorff.

Die Eröffnung der großen akademischen Kunstausstellung im Polytechnikum in Charlottenburg findet am Sonntag, den 3. Mai, am

Berlin,

Grs. v. H., Potsdam. Das war ein kleiner Irrthum; doppelt strafbar, da ich den Prinzen noch als Ulanenrittmeister Ihrer „Gelben"

Das Denkmal Ariedrich Wilhelms I. in Cöslin. Anknüpfend an unsere neulich« Notiz schreibt man uns noch: „Uebrigens hat das Standbild ein eigenartiges Schicksal. In Cöslin bezeichnet es der Volks¬ mund als das des Kurfürsten und denkt dabei an den großen Kur¬ fürsten, und Fragesteller meint gar, es gelte dem Könige Friedrich Wil¬ helm II. Von unserem Kronprinzen wird erzählt, er habe einmal einen Beamten in Cöslin gefragt, wen das Denkmal auf dem Markte vorstelle und als der es nicht wußte, habe er hinzugefügt, er hoffe, der Herr werde es bei seiner nächsten Wiederkunft vermögen. Ob's geholfen?

deren Schluß

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eigcllk Ccntralgeschäste

Ball mit meiner

Schwester von Ansbach."

Geschick, das auch dieser Schwester Friederike Louise

an der Seite des tollen Markgrafen Wilhelm Friedrich von Ansbach geworden, ist bekannt. — Nach einer Stunde ging man zu Tische. Der König hatte, wie er es liebte, um die Plätze losen lassen, ba¬ nnt unter den 34 meist fremden Fürstlichkeiten keine Rangstrcitigkeiten entständen.

„Am andern Ende

der Tafel waren

für mich und meinen

Gemahl Fauteuils gestellt. Mein Schwiegervater, der Markgraf von Baireuth, saß neben mir, und der König amüsirte sich damit, ihn trunken zu machen. Nach dem Souper gingen wir in den Saal zurück, wo Alles zum Fackeltanze vorbereitet war," — und nun giebt die Erbprinzeß eine Beschreibung dieser „vieille etiquette

„Man will

mich zwingen Küstrin zu verlassen," schreibt Friedrich

„um mich mit der Prinzeß von Bevern, die ich nicht kenne, zu verheirathen. Alan hat mir mühsam ein Ja abge¬ rungen"; und an Grumkow schrieb er in der ersten Aufregung: „Der König bedenke doch, daß er mich nicht um seinetwillen der Schwester,

j

allemande“. Nach beendetem Tanze geleitete man sie in das vordere Gemach, wo inzwischen ein Lager aufgeschlagen war. „Der Etiquette ge¬ mäß sollte die Königin mich entkleiden; aber sie fand solcher Ehre mich unwerth und reichte mir nur das Hemde. Meine Schwestern

tausendfachen Verdruß bereiten müßte, zwei Personen um sich zu sehen, die einander hassen Ein Pistolenschuß kann mich von

....

meinen Leiden befreien, und ich glaube ein gütiger mich drum nicht verdammen."

Aber wie und geleiteten mich dann in mein wirkliches Schlafgemach, wo der König mich niederknieen und laut das Vaterunser und das Glaubens¬ bekenntniß beten hieß. —

Die Königin, die inzwischen die An¬

kunft des Couriers erfahren, war in Verzweiflung und mißhandelte alle Welt; auch mir sagte sie, bevor sie ging, noch tausend harte

Worte.

Ich muß

gestehen, daß es um meine

Heirath eine sonderbare

so

oft, legten

sich auch jetzt

die stürmischen Wellen;

und schon am 6. März schrieb er der Schwester: „Nächsten Montag erfolgt meine Verlobung, die genau so sein wird, wie die deine war. Die Person ist weder schön noch häßlich; auch fehlt es ihr nicht an Verstand, nur ist sie sehr schlecht erzogen, trägt sich schlecht, ist blöde und weiß sich nicht zu benehmen. Ihr größtes Verdienst ist, daß ich ihr die Freiheit verdanke. Dir zu schreiben". „Ich Haffe die Prinzessin

nicht," äußert er ein ander Mal „wie

Sache war. Auch mein Vater hatte sie

„contre coeur“

Gott würde

ich

Anschein

mir den

gebe;

stelle mich

ich

nur, als

könne ich sie nicht leiden, um meinen

ge¬

schlossen; er hätte sie

hindern können, und

Gehorsam

Willen ließ er sie zu. Mein Schwiegervater war

voller erscheinen zu

gegen seinen

lassen." Auch die Köni¬ fand an der aufgezwungenen

gin

unzustieden. hatte, in der

gleich

Er

Hoffnung große Vor¬ theile daraus zu

Schwiegertochter keinen Gefallen; und

von ihrer Tochter Charlotte unterstützt, ließ sie es selbst bei Tafel in Gegenwatt der Dienerschaft und des Kronprinzen an

ziehen, sie zugegeben und sah durch den Geiz des Königs sich

darum betrogen; da¬

war er eifersüch¬ tig auf das Glück seines Sohnes. So bei

sah

ich

mählt

mich

gegen

ver¬

werth¬

der spöttischsten Kri¬ über sie nicht fehlen. Am 10. März fand die Verlobung statt; und als sie eben

Graf von der Mark. Figur vom Denkmal in der Dorotheenstädtischen Kirche. (Nach Schadow.)

die

Neigung und doch mit Zustimmung der Hauptpersonen, die über mein und des Erbprinzen Geschick zu bestimmen hatten; und wenn ich bisweilen darüber nachdenke, kann ich trotz aller Philosophie nicht umhin, an eine Fügung des Schicksals zu glauben. Am 23. war ein Ballfest im großen Saale. Es nahmen 700 Paare theil, und wiederum hatte man um die Reihenfolge geloost. Ich liebe den Tanz und nutzte die Gelegenheit. Inmitten eines Menuets trat Grumkow auf mich zu: „Mein Gott, Madame, Sie scheinen von der Tarantel gestochen. Sehen Sie denn die Fremden gar nicht, die so eben angekommen?" Ich hielt an und sah einen jungen in Grau gekleideten Mann —" und nun schildert sie ihre freudige Bestürzung beim Wiedersehen des so lange und schmerzlich vermißten Bruders. Nur schien er ihr fremd geworden im Innern und Aeußern. Den neuen Schwager musterte er eine Weile vom

Kopf bis zu den Füßen, und nachdem er ihm einige kühle Höflich¬ keiten gesagt, zog er sich zurück. Aber auch für den Kronprinzen sollten Stunden neuer Prüfungen kommen und wie zuvor suchte er in manchen Klagebriefen Trost. Noch immer war England

nicht abgeneigt, eine der englischen Prinzessinnen ihm zu vermählen. Von Grumkow und Seckendorf beeinflußt aber hatte der König in einer Nichte des Kaisers schon eine andere Wahl für ihn getroffen?)

*) Der mitwirkenden politischen Abneigung gegen die englischen Heirathen auf Seiten des Königs, seines Widerstrebens gegen eine Ab-

S. Seite 235.

tik

proklamirt war, kam von Oesterreich, wo man plötzlich gute Gründe haben mochte, sich dem englischen Hofe gefällig zu zeigen, die Weisung an Seckendorff: die Vermählung — zu Gunsten einer englischen Heirath — nicht zu Stande kommen zu lassen. Der König, erstaunt und entrüstet über eine solche politische Doppelzüngigkeit, blieb fest. Am 12. Juni fand in Salzdahlum, einem Lustschlosse des Herzogs von Braunschweig, Großvaters der Braut, die kirchliche Einsegnung des jungen Paares statt. Aber es war ein freudloses Fest. Am 24. Juni kam der ganze Braunschweigische Hof nach Berlin, der jungen Gattin das Geleit in die neue Heimath zu geben. Der König ritt mit großem Gefolge den Gästen entgegen. Die Königin und die königl. Prinzessinnen empfingen sie auf der Schloßrampe.

Wilhelmine läßt der äußeren Erscheinung der neuen Schwägerin, ihrem blendend weißen Teint, ihren niedlichen, wenn auch unbedeuteirden Zügen alle Gerechtigkeit widerfahren; nur meint sie, trotz ihrer Größe könne man ihren Kopf für den eines 12 jährigen Kindes halten. „Der König," fährt sie sott, geleitete sic nach der üblichen Begrüßung in die Gemächer der Königin; und da sie hängigkeit von England, das die Heirathen an die Forderung einer politischen Allianz unter gewissen Bedingungen knüpfte, zu erwähnen, lag außerhalb des Gebietes, das die Verfasserin hier im Auge hatte.

D. R.

.

238 sehr erhitzt und entpudert erschien, veranlaßte ich den Kronprinzen, folgte ihnen, umarmte sie in ibre eigenen Zimmer zu führen. Ich

die Kronprinzeß und machte

ihr alle möglichen Versicherungen meiner

Zuneigung; sie aber blieb wie eine Statue und erwiderte kein Wort. Mein Bruder wurde endlich ungeduldig und sagte laut: Ueste soit de la bete! Danke meiner Schwester doch! worauf sie mir Schule eine Reverenz machte nach dem Vorbilde der Agnes in „der der Frauen." Von den Feierlichkeiten zu berichten, die der König trotz seiner Sparsamkeit zu Ehren seiner Gäste veranstaltet hatte, würde zu weit führen, Familientafeln, bei denen 50 Neger mit ihren Blech¬

instrumenten einen „Höllenlärm" vollführten, eine „deutscheKomödientruppe", die auf königl. Befehl allabendlich besucht werden mußte und die intelligenteren der Gäste „zu Tode langweilte statt zu amüsiren", das bekannte Tabakskollegium, Spazierfahrten, bei denen ein furchtbares Gewitter die Gliedmaßen und Toiletten der fürstlichen Damen in Gefahr brachte, waren so ziemlich die Glanzpunkte, die Nachfeier der kronprinzlichen Vermählung beschlossen. Daß Friedrich der Große trotz der erzwungenen Verbindung Hochachtung es seiner Gemahlin nachmals nicht an der nöthigen nie näher auch ihm geistig Wenn sie bekannt. lassen, ist hat fehlen bescheidenen, streng ihrem wiederholt doch er läßt ist, getreten welche

reellen Charakter volle Gerechtigkeit widerfahren. Die Erbprinzeß von Baireuth verlebte, besonders

seit

ihr

Gemahl regierender Fürst geworden, in ihrer schönen Baireuther Ihre literarischen Eremitage verhältnißmäßig friedliche 'Jahre. Beschäftigungen, ihr Briefwechsel mit dem königl. Bruder, mit Voltaire und anderen großen Zeitgenossen bewahrten ihrem philosophischen Geiste die nöthige Spannkraft. Erst das Dazwischen¬ treten der von ihr so selbstlos geliebten Albertine von Marwitz, mit der sie die Zuneignung des Gatten theilen sollte, brachte neue Stürme. Wollen wir Vergleiche ziehen zwischen den Verbindungen, die unlängst am preuß. Königshofe gefeiert wurden, und den eben beschriebenen, sie fielen seltsam zu Gunsten unserer Zeit aus. Und ntöchte einer „unserer jetzigen Prinzessinnen" je der Gedanke kommen,

gleichfalls ihre Memoiren zu schreiben, — von derartigen Intriguen und Familienzwisten, von so direkter Beeinflussung ihrer Wahl fänden wir sicher kein einzig Wort. Nur in der Kürze möge hier einer Doppelhochzeit gedacht sein. Denn nicht richtig ist es, wenn mehrfach jetzt in Tages¬ blättern angedeutet wird, daß die vor einigen Jahren stattgefundenen Doppelverlobungen die ersten derartigen Familienfeste gewesen, die am preußischen Königshofe stattgefunden. Schon 1791 war im weißen Saale des Königsschlosses zu Berlin die Doppelvermählung der Prinzessin Friederike mit dem Herzog von Aork und der

Prinzessin Wilhelmine mit

dem

Erbprinzen von Oranten

festlich begangen worden. Kaum 2 Jahre später sollte an dem Weih¬ nachtsheiligabende des Jahres 1793 eine viel bedeutsamere noch an gleicher Stätte gefeiert werden, bei der es auch nicht an alther¬ gebrachten Feierlichkeiten gefehlt hat, — und damit gehen wir zu dem

dritten Rückblick über.

Es war wiederum ein halb Jahrhundert seit den zuletzt geschilderten Ereignissen verflossen, als Fried¬ rich Wilhelm III. seiner Haupt- und Residenzstadt seine junge Gemahlin zuführte, seine unvergeßliche Luise, die Tochter des Herzogs Karl Ludwig von Mecklenburg-Strelitz, „eine der vier schönen Schwestern auf dem Throne", wie Jean Paul in seiner Widmung zum

„Titan"

sic nennt.

Auch Goethe, der Luise und Gelegenheit eines Besuches gesehen, Feldlager zu Bodenheim abgestattet, Herrschaften, wie sie vertraulich auf-

ihre Schwester Friederike bei den beide ihren Verlobten im berichtet: „Ich sah die hohen und niedergingen. Und wirk-

j

sich konnte man in diesem Kriegsgetümmel die beiden jungen Damen, deren Eindruck auch mir nie erlöschen wird, für himm¬ lische Erscheinungen halten." — Ein bedeutsam Wort! — Aus dem traurigen Kricgsgetümmel, das Luisens Leben umbrausen sollte, erhebt sich ihre Gestalt wie ein edler friedlicher Geist. Auf dem Feldzug von 1793 hatte Friedrich Wilhelm III., damals noch Kronprinz, sie zuerst in Frankfurt am Main gesehen. Wie Luise auf ihn, hatte ihre jüngere Schwester Friederike auf seinen Bruder, den Prinzen Louis, einen unauslöschlichen

Eindruck gemacht. Am 24. April 1793 hatte in Darmstadt die Doppelverlobung stattgefunden. Am 21. Dezember desselben Jahres hielten die fürstlichen Schwestern ihren Einzug in Potsdam. Berittene Bürger holten sie in die festlich, mit den mecklen¬ burgischen Fahnen geschmückte Stadt ein und 18 Postillone bliesen ihnen den ersten Willkommen. Am 22 . Dezember, einem selten milden und sonnigen De¬

fuhren sie in achtspänniger Staatskarosse in Berlin 46 blasende Postillone eröffneten den Zug, Militäreskorten, berittene Gilden, die der Frachtfuhrleute und des Schlächterge¬ werks allen voran, gaben ihnen das Ehrengeleit. Die Zeit liegt der unsrigen so fern nicht mehr, daß eine ein¬ gehendere Beschreibung hier nicht am Platze scheint. zembertage,

ein.

Froher Jubel begrüßte sie überall. Fouque berichtet davon: „Die Ankunft dieser cngelschönen Fürstin verbreitete über jene Tage einen erhabenen Lichtglanz. Alle Herzen flogen ihr entgegen; und ihre Anmuth und Herzens¬ güte ließ keinen unbeglückt." Drum sei nur eines Zuges hier gedacht, der der versammelten Menge von der unbewußten Herzensgüte der jungen, kaum 17jährigen Fürstin gleich sichtbare Kunde gab. Da, wo jetzt das Standbild Friedrich des Großen steht, war eine riesenhafte Ehrenpforte erbaut. 80 weißgekleidete Kinder, die hübsche Blumengewinde hielten, harrten ihrer dort. Gleich Luisen von Oranien (deren Lieblingssitz, das Schloß Oranienburg, der König der jungen Kronprinzeß zu ihrem ersten Geburtstage in der neuen Heimath schenkte) sollte auch Luise von Mecklenburg-Strelitz durch poetische Ansprache begrüßt werden. Wenn just auch kein poetisch Meisterwerk, war dies Be¬ grüßungsgedicht doch immerhin ein sinnvoller Machwerk, als jene Peuker'schen Verse. — Der Sorge ward darin gedacht, die man um den Kronprinzen getragen, dieweil er im Kriege geweilt, Nun habe man ihn gesund heimkehren sehen, als Sieger und dennoch besiegt; und der, die ihn durch ihre Huld und Güte zu besiegen gewußt, schlügen heute in stoher Hoffnung aller Herzen entgegen. Wohl habe auch sie nun ein geliebtes Elternhaus verlassen, aber: „Vergiß, was Du verlorst; Heil

Dir!

es soll ein

schöneres

Leben —

Dir

dieser

Festtag prophezein, künftigen Welt wirst Du Monarchen geben — be¬ der glückter Enkel Mutter sein." —

prophetisch genug das Lied. Und die junge Fürstin, von leicht begreiflicher Bewegung

so schloß

übermannt, vergaß der höfischen Sitte ganz. Zum Entsetzen der Obcrhofmeistcrin von Voß, deren Memoiren „Neun¬ undsechzig Jahre am preußischen Hofe" jener Scene gleichfalls ge¬ denken, beugte sie sich zu der kleinen Sprecherin nieder und küßte das Kind mit der ihr eigenen herzlichen Innigkeit auf Mund und sie geleitenden

Stirne. Wohl jubelte die Menge,

doch

die in strengen Formen er¬

graute Dame zu ihrer Linken flüsterte entsetzt: „Mein Gott, Hoheit! — Was haben Euer Hoheit gethan? Das ist ja gegen allen Anstand und Sitte." Lächelnd und verlegen erröthend aber schaute Luise sie an. „Ach! Darf ich das denn jetzt nicht mehr thun?"

239 Was Luise ihrem Volke, ihren Kindern gewesen,' es ist in dankbarer Verehrung anerkannt. Eine der Errungenschaften unserer vielgeschmähten Zeit aber scheint es, daß man — man gedenke nur des edlen fteimüthigen Vorgehens unseres hohen Kronprinzlichen Paares — die jungen Prinzen und Prinzessinen gleich anderen Menschenkindern zu erziehen beginnt und drum williger auch ihnen die Berechtigung zugesteht, gleich anderen Sterblichen dem Zuge des Herzens folgen zu dürfen. Mögen alle unsere königlichen Prinzen und Prinzessinnen denn in ihrem ehelichen Leben auch d as Glück finden, wie Luise von Oranien, wie Luise von Mecklenburg-Strelitz es gesunden; mögen aber nach außen hin ftiedlichere Zeiten ihnen werden, als sie jenen beschieden gewesen!

Ein

Rückblick auf die erste Hälfte der Berliner Theatersaison

1882j83.

„Die Zeit der großen dramatischen Schöpfungen, der „Voll¬ blutdramatiker", liegt längst hinter uns, und nun scheint es, als wäre auch die Kleinkunst an ihrem Endpunkt angelangt. Wohin man blickt, dieselbe traurige Oede; die Erwartungen, die wir alle auf die Theatersreiheit gesetzt hatten,' haben sich nicht erfüllt" — so etwa leitet Karl Frenzel im Januarheft der „deutschen Rund¬ schau" einen Rückblick auf die jüngst vergangene Theaterperiode ein.

Die Theilnahme des Volks am theatralischen Spiel hat immer mehr an Ausdehnung gewonnen; neunzehn*) Theater spielen Abend für Abend sn unserer Stadt; das, was sie aber spielen und wie sie es spielen, ist-meist nicht schön. Berlin besitzt — außer den Königlichen Theatern — nur ein einziges Theater, bas Wallncrtheater, das sich vor Fremden sehen lasten kann, dessen Leitung und dessen darstellende Kräfte zugleich vortrefflich sind; und es erhält vielleicht vom kommenden Oktober an durch Meister L'Arronge ein zweites Theater, in das man 'Fremde aus Hamburg, München und Frankfurt a. M. — ich mag gar nicht von Wien reden — führen kann, ohne sich beschämt — „bekniffen" sagt der Berliner — zu fühlen. Vor wenigen Jahren hatten wir noch im Residenz- und Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater Bühnen, die der Residenz würdig waren, dieselben sind jedoch durch ihre jüngsten Direktoren auf einen dritten und vierten Standpunkt gebracht worden. Ausgesprochen muß werden, daß die Königlichen Bühnen nicht im entferntesten das leisten, was sie mit ihren materiellen wie künstlerischen Mitteln ausführen könnten. Daran sind un¬ glückselige Zustände Schuld, die wir noch eine Weile ertragen müssen. Die Königliche Oper spielt jahraus jahrein das nämliche Repertoir mit den nämlichen zum Theil vortrefflichen Kräften; die Saison von 1880 sieht aus wie die von 81 und 82, eine eigent¬ liche Leitung ist nicht vorhanden; selbst das Ballet läßt diese seit einiger Zeit vermissen. Sehenswerth ist unsere Oper eigentlich nur dann, wenn die bekannten Gäste Niemann, Lucca re. erscheinen. Fehlen diese und sind Betz, Krolop und Fricke etwa unpäßlich, dann spielt man im Berliner Lpernhause mangelhafter, wie in München, Dresden und anderswo in Deutschland. DasKönigliche Schauspielhaus hat eine Reihe ganz vorzüglicher Kräfte, die sehr wahrscheinlich unter einem Thcaterdirektor für ihr vor¬ treffliches Spiel auch ein passendes Repertoir finden würden, bei dem Mangel jeder Leitung aber muß dieses einst so tüchtige Theater von Jahr zu Jahr an Interesse verlieren. Unser Kron¬ prinz, der ein wahrer Freund guter Schauspielkunst ist, und der

*) Diese Theater, zum Theil nach dem Alphabet, sind: Das König!. Opernhaus das Königl Schauspielhaus, das Alhambratheater, Belle¬ alliance-, American-, Central-, Friedrich-Wilhelmstädtisches-, Krolls-, Louisen¬ städtisches-, National-, Ostend-, RcichShallen-, Residenz-, Schweizer-Garten-, Vaudeville- Victoria-, Walhalla-, Wallner- und Wilhelmtheater.

die hervorragenden Vorstellungen der Privatbühnen stets besucht,

meidet geradezu die Kunststätte am Schillerplatz. Man spielte Dahn's „Skaldenkunst", die Wildcnbruch'schen Stücke „Harold" und „Opfer um Opfer", Lohmeyers „Stamm¬

halter", Klapp'sLustspiel „Fräulein Commerzienrath" Rhei¬ nisch' „die Freunde der Frau" und Georg Siegerts „Klytämnestra."

Dahn's „Skaldenkunst", die „Klytämnestra", Klapp's Lustspiel und Wildenbruch's „Opfer um Opfer" gefielen nicht, Lohmeyers „Stammhalter" wurde ausgelacht — „man sagt, er wollte sterben" — und nur Wildenbruch's „Harold" und Rheinisch' „Freunde der

Frau" hatten Erfolg. Das Wallnerthcater, unter der vortrefflichen Leitung Lebrun's, brachte mit seinen tüchtigen Darstellerinnen und Darstellern: „Die Welt, in der man sich langweilt", „Reif-Reiflingen", „Gesellschaft¬ liche Pflichten", „Ebbe und Fluth" und „Schwabenstreiche", und wird noch aufführen Moser's „Köpnickerstraße 110". Einen rechten Erfolg erzielte nur „Ebbe und Fluth" durch das Talent der Wegener, und Schönthan's lustiges Lustspiel „Der Schwabenstreich". Einen Schwabenstreich beging Lebrun bei der Aufführung von Moser's Reif-Reiflingen dadurch, daß er an Kadelburg aus Aerger darüber, daß Engels seine Bühne verlassen will, die Titelrolle gab. Kadelburg, der nun gleichfalls von der Wallnerbühne abgehen und nach Hamburg übersiedeln wird, ist ein vortrefflicher Schauspieler aber kein Komiker. Engels hätte allüberall da, wo meinem hochverehrten Freunde von Moser Menschliches geschah, mit seinem Humor ausgeholfen, der steifere Kadelburg konnte das nicht. Ja, des „Werkes zweiter Theil" hätte vielleicht von einem richtig schauenden Direktor bei der

Aufführung im Wallnertheatcr

schon aus dem

Grunde mit den¬

selben Personen besetzt werden müssen', wie „Krieg im Frieden", weil die Hunderttausende , die den „ersten Theil" sahen , das wünschten. Lebrun hat durch die falsche Besetzung muthwillig einen Erfolg aus der Hand gegeben.

Eduard Pailleron's „Welt, in der man sich langweilt", hielt, was der Titel versprach. Der Pächter und der Bearbeiter des Stückes behaupteten zwar, der geringe Erfolg läge an den Wallnerschauspielern, mir wollte es nicht so scheinen. Die „Gesell¬ schaftlichen Pflichten" von H. Wilken und Oskar Justinus

Hennequin's und Albert Millaud's von E. Jacobson, „Ebbe und Fluth" getauft, schlug glänzend ein. Caprice Wegener, Bademeister Engels, Ge¬ sandter Guthery — einen Ladislaus gefällig? — der blaubehoste Blenke und Oberkellner Meißner schufen den Erfolg. Das Residenztheater, unter Direktor Neumann's Leitung, brachte außer dem schwächlichen Köhlerschen Stücke „ein pikanter Roman" nichts Neues, soll aber Sardou's „Fedora", das in Paris durch die Darstellring der Bernhardt so überaus gefiel, für die nächsten Wochen vorbereiten. Auf dieser einst ersten Bühne gab's nichts wie Gastspiele. Barnay, Förster, Mittell, re. re. Mimen, die allüberall in Posen und Chemnitz, in Gotha und Rordhausen beim Ausgange der Saffon zu erscheinen pflegen, um das schwindende Theaterintcresse zu halten, traten im Beginn der Saison, in der besten Theaterzeit auf, weil dem Herrn Direktor die neuen Stücke fehlten. Ein neuer Gast Edwin Booth spielte An¬ fang Januar und die Niemann-Raab c, wird für die kommenden Wochen erwartet. Ich frage mich oft, warum wohl Claar nicht auf seinem Posten geblieben ist. Wir hätten ein gutes Theater behalten und die Leute in Frankreich am Main wären vielleicht auch besser daran und hätten nicht das Deficit von hunderttausend Mark und darüber zu tilgen. Der Theater-Vermiether und. Direktor Scherenberg ver¬ pachtete das Viktoria-Theater an die Meininger, an den Richard Wagner-Neumann, an Haase, verunglückte dasielen glänzend durch, und

„Niniche",

240 mit der Aufführung von Sardou's Goldsand und hat eigentlich erst in der Weihnachtswvche mit der Aufführung des Ausstattungsstückes „Frau Venus" seine Direktion angetreten. „Frau Venus" — schrieb der Verl. Börsencourier — „ist ein

Berlin ein allererstes Theater Zeit haben — wenn — dem neuen Theater ihre man den Reklamen glauben darf neuen Stücke zugesagt. So der Direktor selbst seine „Sorglosen," so Herr von Wildenbruch seinen „Menoniten." Ich bin begierig zu sehen, was das „Königl. Schauspiel¬ haus" außer den neuen Stücken der Herren von Schiller und Göthe, der Dame Birch-Pfeiffer uns dann noch nach dem 1. Oktober 1883 an Novitäten vorsetzen wird. D. Haase, Förster, Friedmann wollen

zwischen

geben und alle ersten Komödiendichter unserer

modernes Märchen in fünfzehn Dekorationen von F. Lütkemeyer. Dah das Stück auch einen Text hast einen Text, der an poetischen Stellen und lustigen Einfällen reich ist, das vergißt man fast im hellen Erstaunen über die Dekorationspracht. Mit einer Beschei¬ denheit, die schon an Selbstentäußerung streift, sind die Autoren Ernst Pasqu« und Oskar Blumenthal hinter den Dekorationsmaler und Maschinisten zurückgetreten."

Das Centraltheater mit den tüchtigen Soubretten Lucie und Pa gay, mit dem lustigen Ensemble und guten

Miscellcn.

Verdi er

weit bessere Bühne wie die hinunterdirigirte „Friedrichwilhelmstadt", wie das „Residenz-" und „Viktoriatheatcr". Es erhebt natürlich nicht — wie diese ge¬ fallenen Größen — die Prätension, eine erste Bühne zu sein, ist Possenrepertoir ist heute

aber ein

eine

Lokaltheater allerbester Art

„Des Werkes erste und kehle Auflage." König Friedrich Wil¬ helm der Dritte hatte unter seinen Generale» einen — General von Malachowsky — den er seiner hohen militärischen Begabung, seiner geselligen Talente und äußerst liebenswürdigen Persönlichkeit wegen hoch schätzte. Eine Schwäche jedoch besaß der General, deren Folgen der König schon mehrfach Gelegenheit gehabt, auszugleichen — er wußte niemals seine Ausgaben und Einnahmen ins richtige Gleichgewicht zu bringen, natürlich — zu Ungunsten der ersteren. Als es dem König einmal wieder zu Ohren gekommen, daß sein Liebling, wie schon öfters, stark verschuldet sei, ließ er demselben an dem bald darauf folgenden Weihnachtsabende eine beträchtliche Anzahl von Staatsschuldscheinen, sauber in ein Büchlein zusammengebunden, als Weihnachtsgabe übersenden. „Nun, mein lieber Malachowsky," sagte beim nächsten Wiedersehen der König, noch ehe der General Zeit zum Dank gehabt hatte, „wie hat Ihnen denn das neu herausgekommene Buch gefallen, das ich Ihnen ge¬ schenkt habe?" „Ausgezeichnet gut, Majestät," entgegnete der General ohne Zögern. „So gut, daß ich hoffe, das schöne Merkchen wird noch eine zweite, wo¬ möglich vermehrte und verbesserte Auflage erleben." Der König lachte. Wieder war es Weihnachtsabend geworden und wieder erhielt General von Malachowsky vom Könige ein Angebinde übersandt — dasselbe Büchlein mit noch bedeutenderem Inhalt. Auf dem Titelblatt aber stand von des Königs Hand geschrieben r „Zweite, vermehrte und verbesserte — aber auch letzte Auslage."

und verdient voll und

ganz den lebhaften Besuch, der ihm zu Theil wird. Schade nur, daß keine guten Logenplätze vorhanden und die besseren Parquetplätze von dem zahlreichen Stammpublikum belagert sind. Die Friedrich-Wilhelmstädtischc Bühne besitzt noch einen kleinen

Bestand vortrefflicher Künstler von früherer Zeit, aus der Glanzperiode des Theaters, Fräulein Elise Schmidt und die Herren Wellhof

und

vor

I

Broda; es hat drei ganz vortreffliche neu engagirte Künstler, allen Fräulein Erdösy, eine überaus liebenswürdige Er¬

scheinung und talentirte Darstellerin, eine wirkliche Zugkraft, dann die Herren Szika und Steiner, ja ein großer Theil der anderen

Damen-Partien befindet sich in guten Händen — ich nenne die Damen Korner und Koch —, und so lange diese Kräfte allein agiren, spielen sie eine ganz vortreffliche Komödie. Das sah man und. sieht man bei der Aufführung der „Jungfrau von Belleville", einer höchst melodiösen und hübschen Operette und das wird sich auch bei dem „Bettelstudent" von Millöcker zutragen. Ich schreibe diese Zeilen vor der Aufführung dieser Operette. Nun hat aber Herr Direktor Fritsche nach dem Abgänge der Damen Hermine Mey erh o ff und Franziska Ko pka für erste Partien Frau Fritsche-Wagner engagirt, die bereits einmal das un¬ verwüstliche Stück

„La Mascotte"

durch ihre Erscheinung be¬

grub, dasselbe Stück, das allüberall glänzende Erfolge errungen hat, und — seit diesem Engagement geht die Bühne mit rasender Eile abwärts. Die Erfolge der sieben fetten Monate vom „Lustigen Kriege" her werden bald aufgebraucht sein. Schon einmal spielte die Direktorin an dieser Bühne Alles — gleich nach dem Abgänge von Adele Kren — und ver¬ anlaßte den künstlerischen Ruin dieser ehemals liebenswürdigsten Berliner Bühne; in dieser Saison erlebten wir die Wiederholung. Wer von den Stammgästen des hübschen Theaters die Re¬ prisen den

der

alten Zugstücke,

„Seekadet" mit Frau

den

ausgezischten

„Boccaccio",

Fritsche-Wagner erduldet hat, wer

eine Aufführung der „Glocken von ertragen kann, der darf sich jede Operettenauffüh¬ rung in Kyritz oder Zempelburg ansehen, — er wird sich dort

am

jetzigen Panketheater

Eorneville" erholen.

Ich kann es nicht glauben, daß Strauß dieser Bühne mit dieser ersten Sängerin die erste Aufführung seiner neuesten Operette „Ven et ianische Nächte" anvertraut; er wird, wie schon ein¬ mal beim „Lustigen Krieg", die Besetzung auswählen. Der „Operettentempel" der Schumannstraße wird mit Ende September dieses Jahres geschloffen und das „Deutsche Theater" zieht in das hübsche Haus ein, das zu Albert Hofmanns Zeiten die beste Gesellschaft Berlins versammelte. L'Arronge, Barnay,

j l

Schorer's Familienblatt. Von einem alten Soldaten wird dem eine interessante Episode aus dem Leben Kaiser Wil¬ „Kl. helms mitgetheilt, die den Beweis liefert, daß dieser ritterlichste aller Fürsten auch einmal in der Lage war, sich gefangen zu geben. Der Ge¬ währsmann des genannten Blattes erzählt: Cs war am 3. August 1830, als mir, der ich die Ehre hatte, seit fünf Monaten dem prächtigsten Preußischen Regiment, den^Gardes du Corps, anzugehören, ein für einen jungen Krieger doppelt harter Schlag drohte. Wir waren zum Manöver bei Crossen abgerückt, als am Morgen des genannten Tages mein Oberst erklärte, daß ich, wie acht andere Leidensgefährten, noch nicht sattelfest genug wären, um eine bevorstehende Attaque mitzumachen. Alles Bitten und Flehen half nichts, wir armen Teufel mußten unsere Pferde besteigen und unter meiner Anführung eine stille Waldecke, die vom Gefechtsfeld ganz entlegen war, aufsuchen. Ich muß hierbei einschalten, daß unser Regimentschef die Kronprinzessin Elisabeth war, die bekanntlich ihren ritterlichen Schwager, den Prinzen Wilhelm, wahrhaft vergötterte. Wir hatten eben den Stoff unserer Unterhaltung so ziemlich verloren, und saßen, unsere Pferde zur Seite, in einer grünen Thalsenkung, mißmüthig über den uns angethanen Affront, als ich von weitem Uniformen auf¬ blitzen sah. Wir lugten scharf aus und ich erkannte zu meiner Ueberraschung die hohe, uns allen bekannte Gestalt des Prinzen Wilhelm, der, an jeder Seite einen Adjutanten, direkt auf unseren Versteck zugesprengt kam. Prinz Wilhelm war der Oberkommandirende des feindlichen Heeres und ein kecker Gedanke fuhr mir durch's Hirn. Ich raunte einem Kame¬ raden einige Worte zu und wie der Wind waren wir alle auf unseren Rossen. Den Pallasch in der Faust, erivarteten wir, verborgen durch Hoheit Gebüsch, die arglos Heransprengenden und im Ru waren die überrascht Zurückfahrenden umringt. Meine kategorische Aufforderung, sich gefangen zu geben, beantwortete der Prinz halb niit Lachen, halb mit Entrüstung mit den Worten: „Mensch, kennst Du mich nicht?" — „Ich kenne nur den feindlichen General", war meine Antwort und wohl oder übel mußte meinem Verlangen Folge geleistet werden. Ich wußte, daß Prinz Wil¬ helm ein viel zu tüchtiger Soldat war, um diesen Streich falsch auf¬ zunehmen, und ritt darum wohlgemuth der Cavalcade vorauf, die Ge¬ fangenen in der Mitte, meine Leute hinterdrein. Mein Oberst war, als wir im Lager ankamen, aufm gs vor Entsetzen sprachlos; als er aber sah,

Kaiser Wilhelm gefangen.

j

I."

mit welcher Laune der Gefangene selbst gute Miene zum bösen Spiel machte, kam auch ihm die Komik der Situation zur Erkenntniß. Ich wollte meinen Gefangenen selbst an den obersten Kriegsherrn, König Friedrich Wilhelm III., abliefern, aber dieser ries lachend, mit der ihm eigenen

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in Berlin W. — Verlag von Gebrüder Partei in Berlin W. — Nachdruck ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt. Druck: W. Moeser Hosbuchdruckerei in Berlin 8. -

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WMatt

In sertion« - «»rbiiizr er» für die

4 gespaltene Ilonpareillezelle 40 Pfennig.

IX.

Jahrgang.

Nr. 19.

Mustmten Milmer Tsockensckriß

Dsr "Aär. Kedact«»rr

Verlag!

Lmil Dominik.

Gebrüder Paetel.

Anreisen aller

Art

werden

von jedem Annoncen- Bureau angenommen.

Berlin,

3. Februar 1883.

Serlin W. 35, L«d»wstraße Nr. 7.

Lebhaftigkeit auf die Prinzeß Elisabeth deutend: „Dahin, dahin, au den Chef seines Regiments bringe er ihn!" und diese voller Humor rief aus: „Aber Schwager, das kann Dir auch passiren?" — Wenige Wochen darauf las der Oberst vor versammeltem Regiment die Cabinetsordre des Königs vor, daß ich für bewiesene Schneidigkeit zum Unteroffizier avancirt, und der Prinz Wilhelm selbst die Veranlassung hierzu gewesen sei. Ob August sich unser Heldenkaiser wohl noch daran erinnern kann, daß er am 3. des Jahres 1630 von einer Abtheilung Gardes du Corps gefangen genomnien wurde? Der Mau des neuen Austizpakalles für das Land- und Amtsgericht II. in der Möckernstraße schreitet rüstig vorwärts. Schon erheben sich die Umfassungsmauern dieses großartigen Baues und lassen deutlich erkennen, welches ungeheuere Terrain dazu verwendet worden ist. Das eigentliche Gerichtsgebäude steht gegenüber der Kleinbeercnstraße, wogegen die Lassenlokalitäten mit der Front nach dem Halleschen Ufer zu stehen Das noch übrigbleibende weitläufige Terrain nach der kommen sollen. Möckernstraße heraus soll — so projektirt man — zu einem Gefängniß, zu Strafkammern und zu Schöffengerichte!: eingerichtet werden, da sich über kurz oder lang doch die Nothwendigkeit der Verlegung dieser Räum¬ lichkeiten aus dem jetzigen Justizpalast in Moabit herausstellen wird. Der Neubau soll am 1. Januar 1894 vollendet sein.

Baug. Zeitung.

— ein schönes, Motanischer harten. Das neue Viktoriahaus aus rothen Verblendzicgeln errichtetes und mit einer gewaltigen, nach oben in ein pagodenartizes, sehr sinnreich eingerichtetes Ventilations¬ häuschen auslausenden Kuppel aus Cisenkonstruktion geschmücktes Ge¬ bäude — ist nunmehr bis auf kleine Arbeiten iin Innern fertig gestellt. Zur Verglasung des Hauses ist reinweißes, rheinisches Doppelglas verivendet worden, nicht grünes Glas, wie man es früher für Gewächs¬ häuser zu benutzen pflegte. Das große, nach der Mitte zu allmählich sich vertiefende Bassin ist für die Ausnahme der Viowria regia bestimmt; Platz genug wird es ihr zum Ausbreiten bieten. Alan spricht auch davon, eine zweite gewaltige Seerose, eine Verwandte der Viktoria, die blau¬ blühende LurMe kerox, ebenfalls in Kultur zu nehmen. Das Seiten¬ bassin, ungefähr einen Meter breit, läuft um die Innenseite des Hauses herum und läßt nur für einen sehr bequemen breiten Eingang Platz. Es wird zur Aufnahme der tropischen Seerosen, der Lotosblume, der Pondedcrien, Villarsien, des Reises, des Papyrus, der Pistien und anderer

merkwürdigen Wasserpflanzen dienen. Zwischen dem Mittel- und Seiten¬ Isis. bassin führt ein Kiesweg herum. — Kür die Kaschingzcit erschien soeben im Verlage des „Bazar" eine Sammlung „Masken - Costüme" für Damen und Kinder, in eleganter Mappe, Folio-Format. Siebzig Entwürfe, theils in Schwarzdruck theils in farbiger Darstellung nebst ausführlichen Beschreibungen bieten

nicht allein für den Carneval, sondern auch für theatralische AuMhrungen, Polterabende und andere Familienfeste der Damenwelt eine Fülle anmuthiger, mit Ausschluß alles Extravaganten ausgewählter und dabei wohlfeil herzustellender Modelle.

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Inhalt. thun?" Novelle von K. Rinhart (Fortsetzung): Johann Gottfried Schadow (mit seinem Portrait und den Illustrationen

„Was wird

sie

seiner Hauptwerke); Frühere Bermählungs- und Einzugsfeierlichkeiten am Preußischen Fürstenhofe, von W. Weyergang (Schluß); Ein Rückblick auf die erste Hälfte der Berliner Theatersaison 1882/83; Des Werkes erste und letzte Auflage; Kaiser Wilhelm gefangen; Der Bau des neuen Justizpalastes; Botanischer Garten; Wo Daniel Chodowiecki in Berlin ge¬ wohnt hat; Für die Faschingszeit. Inserate.

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Was wird

sie

thun?

Nachdruck verboten.

Gese, v.

Novelle von K. fUnliarf.

II.

I

als ein mit Reisekosten! beladener

Es war Anfang Mai, Wagen vor dem Hanse, in welchem jungen Paares befand, hielt. Der Bursche des Barons von Dönneritz,

sich

die Wohnung des j

Frau hatte träumerisch lächelnd den tiefblauen Himmel, die blühenden Olivenhaine, den Farbenschmelz des Südens auf Sie hatte den Duft der Blumen in sich sich wirken lasten. gesogen,

der wartend vor der Thür eilte herzu, die heimkehrende Herr¬ schaft zu empfangen. Hellmuth stieg aus, half seiner Gattin aus dem Wagen lind Arm in Arm schritten

schon

leisen

Rauschen

der

sein!

Sic hatte

die düstere

Pracht der Paläste, die ewige Hoheit der alten Dome angestaunt und war erschauert

in das Haus, die Treppe Auf der zur Bel-Etage hinauf. beide dann

vor der Herrlichkeit der

— und — wie ein Traum war alles vorüber geflohen an ihrer Seele, der von grenzenloser Liebe, von grenzenlosem Glücke ganz erfüllten. Die Nähe des Geliebten allein genügte ja, um ihr die Erde in der Glorie der Schönheit zu zeigen; er war die Sonne, die alles bestrahlte, was ihr Auge erfaßte, der Mittelpunkt, um den alle Erscheinungen sich gruppirten. leuchtenden Göttergcstalten

doch

Schwelle der geöffneten Thür standen sie still und blickten in die sonnendurchglänzten Zimmer, durch deren Fenster Vogelfang tönte und die grünen Baumwipscl des nahen Parkes hereingrüßten, während duftende Blu¬ men auf den Tischen und Kränze au den Thüren den jungen Gatten freundlichen Willkomm boten. Schweigend schauten diese einige Minuten auf die anheimelnde Stätte ihres zukünftigen Lebens — daun

In in

seiner Freude fand sie die ihre, seinem Entzücken spiegelten sich

ihr

die Werke der Kunst wieder, deren

schlang

nicht der lachende Lenz, durch den sie hingefahren, waren die Welt für Dora

dem

Fluthen des Mittelmeeres gelauscht und, sich an des Gatten Brust schmie¬ gend, gesagt: Wie kann die Erde so

stand,

Dora die Arme um ihres Mannes Hals und sagte durch Thränen lächelnd: Daheim! Daheim! Wie süß klingt das Wort in der Seele des Weibes, der es die Welt bedeutet! Nicht Italien,

II. VI. 70.

(Fortsetzung.)

Oas Kchliilrr-Standbild an der Hauptfacade der Technischen Hochschule

vom Bildhauer

Hundrieser.

— die engen Wände ihres Hauses lvaren es, welche für sie allen Zallber bargen, den die Erde zu verleihen vermag. Wohl war auch die Reise schön gewesen. Die junge

(S. Seite 252.)

Schönheit ihr ungeübter Sinn nicht voll begriff, und gewannen Leben Sein Wort deutete erst durch ihn. der Größe alten Welt, auf die ihr Trümmern sie standen, und die deren sie

ahnte, ohne

sie zu

verstehen.

Und doch zog eine leise Sehnsucht aus aller der Pracht heimwärts sie in das neue Haus, und nicht einmal hatte sie während der Neste das süße Entzücken empfunden, das sie jetzt erfüllte, als sie aus der Schwelle ihres Heinis stand.

242 Hellmuth indessen hatte

sich

Entschlossen, sich noch einmal

voll

seine Stimmung >var doch ernst, seine Miene oft zerstreut und sorgenvoll. Die junge Frau empfand, daß ihr Gatte seit der Reise verändert, daß seine frohe Laune geschwunden war. Ost hielt sie mitten in ihrem Geplauder inne, wenn sie merkte, daß er nur mechanisch auf dasselbe höre, ohne es zu ver¬

vor der Rückkehr gefürchtet. des Lebens zu freuen, das

ihm in den letzten Jahren so vergällt und verbittert war, hatte er versucht, hinter sich zu werfen, was ihn drückte, und empfänglich, wie er für Natur und Kunst, neue Eindrücke und geistige Anregung war, gelang ihm das auch. Er sah Italien zum ersten Mal, und mit vollen Zügen trank er dessen Zauber. Die heimathlichen Verhältnisse und Umgebungen erschienen ihm jetzt aus der Ferne kleinlich und armselig, die Menschen, mit denen er zu verkehren gewohnt >var, beschränkt und ge¬ bannt in den engen Kreis von Interessen, welche neben der Reichhaltigkeit der Welt, die ihm jetzt vor Augen trat, dürftig und werthlos waren. Ihm war, als athme er freier und leichter in der schönen Gvttcsnatur, die er, ein Fremder unter Fremden, in täglich anderer Gesellschaft durchwanderte. Und diese erhöhte Stimmung gab seinem stets anmuthigen und ritterlichen Benehmen einen neuen Reiz, welcher Dora ent¬ zückte, die anspruchslos und mit allem cinverstaiideii, was er plante, sich als eine sehr bequeme Reisegefährtin erwies. Sein Genuß an der Reise war so groß, daß er das Opfer vergaß, welches ihm dieselbe erkauft, und daß er sich mehrfach auf

stehen, trat au seinen Stuhl und fragte, über ihn gebeugt, mit ihrer sanften, sympathischen Stimme: Hellmuth, was ist dir? Hast bu dienstliche Unannehmlichkeiten? Sag's mir! Bin ich denn nicht dein Weib, das alles wissen lind mit dir theilen mliß? — Mir ist nichts! antwortete er zusammenfahrend. Wie kominst du darauf? Oder er rief ungeduldig: Was fällt dir ein, quäle mich nicht! und erhob sich, um sich in sein Ziminer zurückzuziehen, während Dora sich den Kopf zerbrach, um den Grund seiner Berstiinmung zu erforschen. Verfehle ich es? Ich genüge ihm nicht, dachte sie endlich, weiln sie keine andere Ursache zu entdecken vermochte. Was bin ich keinen der auch neben ihm? Ich habe Geist, ihn fesseln, kein — ich bin selbstsüchtig! Talent, das ihn unterhalten könnte Er darf nicht ausschließlich mir leben, er muß andere Men¬ Und sie trocknete hastig schen sehen, das wird ihn erheitern. die Thränen, die sich in ihr Auge gestohlen hatten und deren Spuren Hellmuth nicht sehen durfte — doppelt bestrebt, munter uiid liebevoll zu sein, wenn er wieder zu ihr kam, und ihm

dem Gefühl der Zufriedenheit, ja, der Dankbarkeit gegen seine Frau ertappte, deren Mittel ihm diese Freude gewährten. Er

keine Empfindlichkeit über seine Zurückweisung zu zeigen.

weiter reisen mögen; bei dem Gedanken an die er so lange zurück¬ gedrängt, wie Schreckgespenster vor ihn hin. Doch was half das? Der Urlaub ging zu Ende, er mußte heim. Wie er hätte immer

so

dessen saß er, nachdem er die Thür hinter sich in seinem Stuhl, die Hände vor das Antlitz schlagend oder traurig vor sich hiustarrend, und sann und sann. Wenige Wochen noch — und er mußte zahlen. Was

Während

die Rückkehr traten alle die Sorgen,

abgeschlossen,

nun sein junges Weib am Arm in die sonnigen Zimmer blickte, die er selbst eingerichtet hatte, da ergriff auch ihn eine eigenthümliche Bewegung. Der junge Offizier, der seit seinem zwölften Jahre kein Daheim mehr gehabt hatte — jetzt betrat er sein eigen Haus als Herr, als Gatte. Ein stiller Zauber wehte ihm aus den wohnlichen Räumen entgegen, und der Zauber spann sich leise fort und wob seine Fäden um ihn, der das Talent zum Ehemann so stark in sich bezweifelt

sollte werden? Ein Tag nach dem andern ging hin, ohne daß er der Lösung dieser Frage, die ihin stündlich vor der Seele stand, nur einen Schritt näher kam. Fortwährend hielt er sich

es jetzt erst kennen,

was

Unmöglichem. Roch vor Sache so selbstverständlich erschienen,

vor etwas

gar ilichts Besonderes darin gesehen, daß er sich setzt fortwährend be¬ mühte, die Stimmung, den Muth jener Tage wieder in sich hervorzurufen. Umsonst! Schien ihm einst das Opfer, das er brachte, durch die Tilgung der Schuld kaum ausgeglichen, es gelang ihm jetzt nicht mehr, seine Heirath noch aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten. Was seine Lage so verändert hatte? Er wußte es selbst nicht, er sagte sich nur, daß es ihm täglich unmöglicher wurde, der Mutter durch seine Forderung den Einblick in seine Karten zu gestatten und ihren Verdacht

es

heißt, daheim zu sein.

Der Dienst war in diesen Sommermonaten anstrengend lind ermüdend; wenn er spät Mittags nach weiten Uebungs¬ märschen sein Pferd heimwärts lenkte, freute er sich auf die Rückkehr. Da saß Dora am Fenster und schaute nach ihm aus,, von fern schon den bestaubten Reiter begrüßend, und dann eilte sie ihm an die Thür entgegen und umschlang ihn, nahm ihm die Mütze aus der Hand und schnallte ihm den Degen ab — und nebenan stand das Mittagsmahl auf sauber gedecktem Tische bereit, und Dora plauderte und lachte, und ihre freundliche Stimme verscheuchte die bösen Gedanken. Hellmuth verließ in den ersten Wochen sein Haus nur Dora, oder wenn es der Dienst verlangte. Das junge mit Paar lebte still und von der Welt geschieden. Dora kannte niemand in der fremden Stadt, und ihre Trauer, die kurze Zeit ihrer Ehe rechtfertigten, wie sie meinte, vor ihres Mannes Freunden ihre Zurückgezogenheit. Wir müssen nächstens Besuche machen, sagte Hellmuth. Gern, ich bin bereit! antwortete Dora, und dennoch zögerte er und ein Tag nach dem andern verging, ohne daß etwas daraus wurde. Wie sehr indeß diese Lebensweise Hellmuth auch zusagte,

er seine Schwiegermutter um das Geld bitten

einem halben Jahre war ihm die

hatte.

Daheiin! Hellmuth lernte

vor, daß

müsse, und schreckte bann doch davor zurück, wie

hatte er

so

zu rechtfertigen.

Schon der Gedanke, daß sie aus den Büchern ihres Gatten die Zahlung der fünfundzwanzigtausend Thaler er¬ fahren haben könnte, machte sein Blut stocken. Er war getviß, daß der Vater in seiner Großmuth geschwiegen, und auch wenn er seiner Frau davon gesprochen hätte — damals stand i

als ehrlicher Mann vor Doms Eltern; — jetzt, mit Schuld, die der Grund seiner Heirath verheimlichten dieser gewesen, wie sollte, wie konnte er vor die Mutter hintreten? Er sah sie vor sich, Frau Armgards stolze Augen, die sich voll er noch

Verachtung auf ihn richteten und zu ihm sagten: Wir haben dich durchschaut; schäme dich! Und dann hörte er ihre Lippen sprechen: Ich will dir das Geld geben, du aber gieb mir den

Preis dafür zurück: mein Kind! Und wenn ich das nicht thue?

243 Geh doch heute Abend in euren Club, geliebter Mann, bat sie endlich, bu bist's deinen Freunden schllldig unb dir und mir auch; denn sieh, wenn ein junger Ehemann gar zu still zu Hause sitzt, so dcnkcit die andern, die Frau beschränkt ihn oder er ist ein verliebter Thor, und sic spotten übet ihn.

So weigere ich dir das Geld! Doch nein, das fürchte nicht! Du wirst froh sein, ihrer ledig zu werden, nachdem deine Angelegenheiten geordnet sind. Geh! Du sollst wieder frei sein; lebe wie früher — du kannst es ja, cs ist alles bezahlt! Gewinne neue Herzen — cs wird dir ja so leicht — nur uns lasse! Geh, auf Nimmerwiedersehen! Bin ich nicht ich

großmüthig? Hellmuth wand sich stöhnend auf seinem Sessel. Nein, nein, bei Gott, bu irrst! Dies will ich nicht! Laß mir Dora! Das wagst du zu fordern? fragte sie kalt. Doch ob du oder nicht, ist gleichgültig! Was soll Dora noch dir? Ihre Liebe ist ja todt, du hast sie gemordet. — Hellmuth preßte die Hände in unsäglicher Qual vor die Stirn. Nein, lieber wollte er Dora selbst um das Geld bitten, unter irgend einem Vorwände. Sie würde es von der Mutter erlangen. Wenn er vorgab, es einem Freunde, der in Noth war, leihen ju wollen — es war ja eigentlich so; was hatte er im Grunde mit Loßbergs und Martens Schulden zu thun? es forderst

bei

In

der

That, das Märchen erforderte mehr Leichtgläubigkeit,

als Frau Aringard besaß! Oder sollte er eine neue Spielschuld vorschützen? Das wäre am Ende glaubhaft! Aber wie? Achtundvierzigtansend Thaler verspielt als junger Gatte in den ersten Wochen seiner glücklichen Ehe? Nein, das ging nicht! Vielleicht ließen sich die Mittel fordern, um ein Landgut zu kaufen?

Hellmuth erröthete über

sich selbst.

Ein Edelmann, der

lügt lvie ein Schulbube, pfui! Wenit er nun überhaupt nicht zahlte, was wurde dann? Da wandte man sich am Ende unmittelbar an seine Schwieger¬ mutter, und es war alles dasselbe; nur ward er noch dazu cassirt wegen gebrochenen Ehrenworts. O Gott — so oder so — es gab nur einen Ausweg, Kugel vor den Kopf! Warum hatte er sich nicht schon eine damals erschoffen, warum hatte ihn die elende Lust zum Leben verführt, den vorgeschlagenen Weg zu gehen! Wie ruhig hätte er damals sterben können; jetzt aber — gerade jetzt zu schei¬ den — es war gar zu trostlos! Er sah im Geiste das eben hergerichtete Haus verödet — da trug man ihn herein mit zcrschmcttertcin Schädel und vor ihm kniete Dora, starr, in ungeheurem Schmerz. Das, das hatte er ihr thun können, die er zu lieben vorgegeben? Und inan sagte ihr, daß er sein Ehrenwort gebrochen und sie betrogen und dann sie feige ver¬ lassen habe — da wandte sie ihr Herz, das einzige, in dem er eine Stätte gehabt, von ihm und löschte seilt Andenken für ewig aus ihrer Seele, und niemand, niemand auf Erden weinte um ihn. Wieder stöhnte Hellmuth auf. Und doch, dies war noch das Beste; er wenigstens war hinübergegaitgcit iit das Nichts, und ihn kümmerte das alles nichts mehr. Seilte Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit und er sah sich im Geiste am Bette des sterbenden Vaters, seines Weibes, dem er i» die Hand versprach, Dora iticht zu verlaffen; er gedachte seines Hochzeitstages, des Gelübdes vor¬ dem Altar. Gott war sein Zeuge, er hatte es halten wollen! Und nun sollte er es dennoch brecheit, sollte Dora verlaßen — was würde aus ihr? O, es waren furchtbare Wochen, die Hcllmllth jetzt durch¬ lebte, Wochen, die ihm alle Thatkraft raubten, allen Muth lähmten, die seilte Wangen bleich werden ließen. Und Dora sah, daß er litt, und vermochte nicht zu helfen.

Thtl's mir zur Liebe, geh. Er küßte sein Weib lind ging. Es war ihm selbst gaitz recht. Vielleicht, daß die Kameraden ihn auf andere Gcdankeit j

brachten.

Döniteritz war unter den jungen Offizieren außerordent' sich beliebt und galt ihnen als Vorbild in jeder Beziehung. So ward denn sein Erscheinen mit Jubel begrüßt und das Händeschütteln wollte kein Ende nehmen. Loßbcrg und Marten waren ebenfalls airwcsend. Hübsch von dir, daß du dich endlich zeigst, sagte der erstere, Hellinuth bei den Schultern ergreifend und ihm prüfeitd ins Gesicht blickeird. Laß dich anschauen! Ich weiß gar nicht mehr, wie du aussiehst! Das macht das junge Eheglück, fügte er ironisch hinzu. Dönneritz fühlte das Blut in sein Antlitz steigen und entschuldigte sein langes Fernbleiben mit der Trauer.

Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht condo — ent¬ — gratulirt! raunte Loßberg ihm lachend zu. Du bist immer ein Glückspilz gewesen — du hast wahrhaftig das große Loos erwürfelt! Nun noch den Alten so rechtzeitig los¬ schuldige

zuwerden!

Hellintlth ballte kranipfhaft die Faust. Er tvar verflicht, Loßberg ins Gesicht zu schlagen, doch er bemeisterte sich uild ließ ihn, sich kurz uindrehend, stehen. Run, was ist mit dem vorgegangen? wandte sich Lo߬ berg, dessen Augen mit seltsam bösem Funkeln auf den Davon¬ gehenden hafteten, an den Hauptmann von Berg. Der gleicht seinem früheren Selbst nicht mehr als ich Ihnen. Hm, entgcgnete der Hauptinann, kennen Sie seine Frau? Nein — keiner von uns kennt sie; er verschließt sie lvie ein Pascha — mag wohl Ursache haben, der arme Kerl, meinte Loßberg mit bcdelltungsvollem Augenblinken. Man sollpirte und war laut und lustig. Natürlich kam auch die Rede auf die Damen. Ein Licutenaut pries scherzend das Glück, unverheirathet zu sein. Bitte, beleidigen Sie Dönneritz nicht! rief ein anderer. Der kann nicht mitreden; er ist noch in den Flitterwochen, meinte ein

•*

Dritter.

Sie irren, entgcgnete Hellmuth, jahr verheirathetUnd Sie kommen heute zum

ich

bin bald ein Viertel¬

ersteil

Mal wieder

zum

Vorschein? fragte eine verwunderte Stimme.

Ein Zeichen, wie gut es ihm zu Haufe gefällt, rief Lo߬ berg, aber höre, Dönneritz, eigeiltlich ist es eine Schande, daß du den Anblick deiner Gemahlin keinem anderil sterblichen Auge gönnst. Die Eifersucht der Liebe! bemerkte seufzend ein SecondeLieutenant. Alles lachte und blickte sich verstohleil an. Dönneritz, der

sonst

wohl Spaß verstanden und in ähnlichen Fällen war in

gerade so gescherzt hatte wie heute seine Kameraden,

seiner Gemüthsversassung durchaus nicht aufgelegt, diese Reden

mit anzuhören. Er fühlte instinctiv, daß ihnen etwas zu Grunde lag, das von harmlosem Scherz hilmnelweit entfernt

244

war. Erbittert und aufgeregt erhob er sich gleich nach Tisch und verließ mit kurzem Gruß das Zimmer. Eine laute Debatte folgte seinein Verschwinden. Der arme Kerl ist gilt reingefallen! rief Loßberg. Das kommt von den Geldheirathen! Ein Blick des jungen Marten traf den Kameraden, ein so vorwurfsvoller Blick, daß jener das Auge unwillkürlich vor demselben senkte-

Wie glücklich der Baron ist, sieht man ihm doch an! lachte der die Ehe verschmähende Lieutenant. Schade um den Prachtmenschen! rief der Hauptmann von Berg. Es giebt doch genug reiche Mädchen; warum sucht er sich so eine aus. Kennen Sie denn Dönncritz' Frau? fragte Marten. Nein aber — der Hauptmann dämpfte seine Stimme zum Flüstern herab — es ist ja klar, er schämt sich der Person, sehen

Sie ihn

doch

an!

Während dessen stürmte Hellmuth in die Sommernacht hinaus. Unter freiem Himmel ward er ruhiger. Er fühlte sich plötzlich von den Genossen durch eine tiefe Kluft getrennt. Wie hatte er sich früher unter ihnen wohl zu fühlen vermocht,

Marten war's, als

Hellmuth Ec grüßte und wollte gehen. staunt ob seines veränderten Benehmens an; ihm ein Licht auf, er erröthcte, doch er lachte erste Lachen war's seit lange — und sprach: bitte, besuchen Sie meine Frau;

schlechter schlössen

Handel, den wir mit — und Sie, Aermster,

dem

schlauen

Juden

ab¬

müssen die Zeche bezahlen.

ist, als könne ich die Allgen ilicht inehr zu Ihnen er¬ heben. Mein guter Geist hatte mich verlassen, sonst hätte ich das schon an dem verhängnißvollen Abend eiilseheit müssen. Sie trifft die kleinste Schuld, Marten —

Mir

Meine Schuld ist groß Dieser schüttelte das Haupt. genug, um mich unglücklich zu machen. Vielleicht hat sic aber das eine Gute, daß ich zur Besinnung gekoinmcn bin über mich selbst. Doch was liegt schließlich an mir — daß Sie, Freund, Ihre Zukunft, Ihr Leben opfern mllßten, das, das ist's, was ich mir nie vergeben kann! Sie irren — Sie irren in Ihrer Annahme! siel ihm Dönncritz hastig ins Wort. Es giebt Dinge, die Fluch und Segen zugleich über luis ausgießen, uild wir würden den Segen nicht um des Fluches willen lassen — nicht um der ganzen Hölle willen — und der gleicht inein Dasein jetzt — das versichere ich Ihnen-

vor

Marten sah, tiefste Reue und tiefstes Mitleid im Hcrzcil, nieder. O, daß es kein Mittel ans Erden giebt, etwas

sich

Geschehenes ungeschehen zu machen!

Wer weiß, sagte Hellmuth plötzlich

stehen bleibend, ob ich

thäte, wenn ich könilte. Marten blickte den Freund fragend an. Wenn ich inein jetziges Leben mit dem von damals ver¬ gleiche — fllhr dieser sinnend fort — ich bin jetzt sehr reich, Marten, reicher als Sie ahnen.

es

ich

will ihr

blickte ihn er¬

plötzlich ging dabei — das

Lieber Freund, zeigen, daß es

Leute geben kann, die sich in einer bösen Stunde vergessen und die doch anständige Menschen sind. Wollen Sie kommen?

Der junge Mann, der nicht recht wußte, was er hiervon denken sollte,

antwortete halb verwirrt:

Ja, wenn Sie

ge¬

statten.

Ich bitte Si: darum ausdrücklich! siel Hellmuth ein. Sie werden mich dann vielleicht besser verstehen, als heute Abend. Sie haben eine Mutter und eine Schwester, die Sie lieben, nicht wahr?

Ja! Ihre Hand, Marten! —

Erholung in ihrer Gesellschaft suchen können? Hellmuth war erst einige Minuten gegangen, als er eilige Schritte hinter sich vernahm und gleich darauf eine Hand sich aus seine Schulter legte. Darf ich Sie begleiten, lieber Freund? fragte Martens Stimme. Hellmuth reichte dem jungen Offizier die Hand und Endlich begann Marten gepreßt: Lieber Dönncritz, ich fühle mich in einer ungeheuren Schuld Ihnen gegenüber — aber glauben Sie mir wenigstens: ich habe keine ruhige Stunde seit jenem Abend. Ich finde jetzt, es war ein verteufelt

er mit kaltem Wasser übergössen-

Er hatte Dönncritz bedauert; nun wußte er, daß das unnöthig war. So sagte er kalt: Das ist allerdings etwas anderes. Gut, daß Sie mich daran erinnern. Ich vergaß Ihren Reichthum, weil er mir ein so schwacher Gewinn für den Einsatz schien. Ich irrte mich — leben Sie wohl!

seine Freude, seine

schweigend schritten die Beiden eine Weile nebeneinander her.

sei

(Fortsetzung folgt.)

Die Ileberschwemmungcn in Deutschland. Sind die furchtbaren Ueberschwemmungen, unter denen ganz besonders unser westliches Deutschland während der letzten Wochen zu leiden hatte, über uns gekommen, weil wir nicht die rechten

Maßregeln ergriffen hatten, solcher entsetzlichen Kala¬ mität vorzubeugen; oder aber thaten wir Alles, und stehen wir

trotzdem der Wiederkehr ähnlicher Katastrophen in diesem und Jahren wehrlos gegenüber? Das ist die Frage.

den nächsten

Mit anderen Worten. Thut unsere Wasscrbauverwaltung ihre Schuldigkeit oder nicht? Ich mag die Frage nicht beantworten, will das lieber Fachleuten überlassen. Die „Deutsche Bauzeitung" schrieb in ihrer Nr. 4 etwa Folgendes: Mit markigen Zügen hat das Jahr 1882 sich in die Annalen der Wasserbautechnik eingetragen. Dauernde Wasserständc in der zweiten Hälfte des Jahres von einer nicht häufig beobachteten Höhe — mehrfache Hochwasser mit Pegelständen, wie sie nur ganz ver¬ einzelt bisher vorgekommen, thcilweise auch vielleicht noch niemals dagewesen sind— die Betheiligung der meisten deutschen Ströme und derjenigen Oesterreich-Ungarns, welche ihre Speisung aus dem Alpengebiete empfangen, an diesen abnormalen Ständen — end¬ lich eine fast unermeßliche Ausdehnung der Zerstörungen an Brücken, Uferwcrken, Dämmen, Straßen, Eisenbahnen und mensch¬ lichen Behausungen, kaum zu gedenken der Verwüstungen, die an Kulturen und Ländereien entstanden sind, drücken dem abgelaufenen Jahr seinen unauslöschlichen Stempel auf. Aber fast mehr als durch Großartigkeit und Umfang der Ereignisse wird für den Wasscrbautechniker das Jahr 1882 durch eine besondere Seite charakterisirt sein, welche die Wassererschcinungen desselben geboten haben: die vollständige Abstreifung des lokalen Cha¬

rakters derselben. Wenn unter Einwirkung von plötzlichen Schneeschmelzen, oder durch mächtige Regengüsse in engen Gebieten, oder durch Eisver¬ setzungen in einzelnen Strecken eines Stromlauss erhebliche Wasser¬ anschwellungen und Zerstörungen zu Stande kommen, so vollziehen doch nur Naturereignisse sich damit trotz ihrer Ungewöhnlichkeit und Vorfälle von einer gewissen Regelmäßigkeit der Wiederkehr,

Die

Urdrrschwrmmung.

Gemälde

von

Professor

Carl

Scherres.

nach

dem

im

Königl.

Hoskunstinstitut

von

Otto

Troitzsch

in

Berlin

erschienenen

Oelfarbendruck.

246 energisch demonstrirt, daß es nunmehr dem Verbände nicht schwer werden dürste, auf diesem Spezialgebiet einen baldigen umfassenden Erfolg zu erringen. — Die Zeitung plädirt im weiteren fim eine Centralisation der Verwaltung des preußischen Wasserbauwcscns, die

auf deren Eintrete» in so und so viel Fällen während gewisser Perioden mit mehr oder weniger Sicherheit zu rechnen ist. Fast nichts von derartigen Periodizitäten weisen die Hoch¬ wasser des vorigen Jahres in ihrem Austreten, in ihren Ursachen auf. Weder bedeutende Schneeschmelze» noch Eisversetzungen, noch zahlreiche Wolkcnbrüchc figurircn unter den letzteren, und nicht

gegenwärtig noch unter mehrere Ministerien vertheilt ist, und sie schließt: Wenn dieser Zustand auf die Dauer bestehen bleibt, so könnten u. a. auch Beschädigungen durch Hochwasser eintreten, bloß aus dem Grunde, daß die getrennten Verwaltungen bei Bearbei¬ tung der Projekte sich gegenseitig ignorirt haben. Eine Mahnung, die Möglichkeit davon zu beseitigen, predigen auch die jüngsten

rasch verlaufende Anschwellungen beschränkter Strecken der Flüsse,

sondern theilweise wochenlang anhaltende, ganze Stromlängen um¬ fassende Erhebungen zu den höchsten Fluthmarken sind es gewesen, die in Folge beschieden

bloßer Dauerregen

das Jahr 1882 uns leider

hat.

Hochwasser-Schäden! —

Möglichkeit, daß die allge¬ meinen Witterungs-Verhältnisse des Jahres 1882 sich in 1883 und in jedem beliebigen Jahre wiederholen können, wird man auszugehen haben, wenn man nach Ablauf der Fluthen und geschehener Konstatirung des ganzen Umfangs der angerichteten Schäden an die Erwägung der Frage herantritt: was nun zu thun sei. Daß es bei Anwendung der unmittelbar zur Hand lie¬

Von

diesen Thatsachen, von der

fing König!. Ktadtschlost in Potsdam, von feing Entstehung bis auf die neueste Zeit. (Schluß?)

genden Mittel als: einfacher Nekonstruktion der zerstörten Dämme, Beseitigung scharfer Stromkrümmen und auffallender Verflachungen, bei Ausweitungen einzelner Deichengen, bei stellenweiser Tieferle¬ gung der Vorländereien und durchgängiger Säuberung derselben von Kultur-, Baum- und Buschwuchs nicht bleiben kann, daß es

In

war in demselben (mit großen durch alle Geschosse führenden Treppen an beiden Enden) ein langer Corridor, daran lagen nach der Straße

Geschoß

hin 14 zur Aufnahme von Hofbeamten und Fremden mittleren Standes bestimmte Zimmer. Am Ende nach dem Markt zu führten Corridor und Treppe in das von Knobelsdorfs erbaute Theater. Es war in jener Zeit das erste, aus dessen Parterre sich Sitzreihen wie in den antiken Schauplätzen erhoben. Darüber ragten mit goldverzierten Entrelas Logen, von 14 vergoldeten Palmbäumcn getragen. Der flache Bogen mit seinem prächtigen Mittclschildc ruhte auf acht Hermen, Alles, gleich der Mosaik, zwölf Schnirkeln und drei Füllungen im Orchester, von Glume gearbeitet und reich vergoldet. Vergoldet war auch die von Habermann gearbeitete metallne Krone, die von der Decke herabhing. Die Decke selbst hatte Amadeus Vanloo, der Hofmaler des Königs, mit einem Appoll und vier Musen geschmückt, von denen die des Tanzes be¬

wahrscheinlich die Hochwasser-Gefahr hier und da noch vermehren

heißt, wenn man in der Beschaffung besserer Vorfluths-Verhältniffe für die größeren Ströme wie bisher weiter geht, ohne die Beschaffenheit der Ober- und Mittelläufe und des ganzen Niederschlagsgebiets dabei in genauen Betracht zu ziehen, scheint uns zweifellos zu sein. Wahrscheinlich wird man finden, daß hier und da im ein¬

seitigen Interesse der Schifffahrt Regulirungen ausgeführt worden sind, die im Interesse der Sicherheit der Anwohner der Korrektur bedürfen, und wiederum an anderen Stellen, daß die Vorfluthen zu stark befördert und die Anlagen auf einen zu raschen massenhaften Abfluß des Wassers zugeschnitten worden sind. Daß derartige und ähnliche Mängel rasche Abhülfe finden werden, wird man um so weniger zu bezweifeln Ursache haben, als die preu¬ ßische Wasscrbau-Verivaltung sich zur Zeit in der angenehmen Lage befindet, über relativ große Mittel und zahlreiche geschulte technische Kräfte zu verfügen. — Auch zugehörige Ausgaben, wie

Die ersten Scenerien waren von Höder nach An¬ Jnnocenz Bellavita. In Italien ge¬ Opernmalers gaben des worbene Sänger- und Tänzcrgruppen agirten hier und die Vor¬ stellungen wurden mit großem Aufwand und mit aller damals erreichbaren Präcision gegeben. Dies war die östliche Hälfte des Schlosses; wir wenden uns nun zu der andern. Westlich vom sonders gefiel.

Einrichtung eines geordneten Nachrich¬ tenwesens an allen für Hochwaffergefahren in Betracht kom¬ beispielsweise die

großen Marmorsaal trat man zuerst in den großen Königlichen Speisesaal, der zwei Fenster nach dem Hofe, zwei nach dem Lust¬ garten hatte. Die Wände waren hier von weiß lackirter Voiserie, deren Compartimente, Schäfte und Sopraportcn Kambly mit stark vergoldeten Metallzierrathen geschmückt, darstellend Kinder,

menden Flußläufen dürften nunmehr baldige Abhülfe erfahren. Was weiter zu thnn bleibt, sind inehr Zukunstsaufgaben, für welche es zunächst an den nöthigen Unterlagen fehlt. Es rechnen

sammtFeststellung lichen Wasserläufen, in Verbindung mit über Umfang und Gestaltung der Flußgebiete, über geognostische Beschaffenheit und Kulturstand derselben, über Niederschlagsmengen, Verdunstungs- und Verdahin genaue hydrologische Untersuchungen an

sickerungs-Antheile, unmittelbare Abflußquoten rc. re. Diese Materialien herbei zu schaffen, vollständige Kataster der Flüsse anzulegen, wird Jahre lang fortgesetzte umfassende Arbeiten erfordern. Dank der Enthaltung, die der Staat ans diesem Gebiete bisher geübt hat, ungeachtet, daß schon die wirthschaflliche Bedeutung der in den Wasserläufen gebotenen produktiven Kräfte zu einer umfaffenden Thätigkeit den Anlaß geboten haben Bekanntlich sind Anregungen bezüglicher Art in den letzten Jahren sowohl aus Privat-, als aus Vereinskreisen hervor ge¬ gangen und es hat auch der Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine die Angelegenheit energisch in die Hand ge¬ nommen. Die Hochwasser des Jahres 1882 haben den bisherige» sollte.

Argumenten ein neues mächtiges hinzu gesellt, haben die Bedeu¬ tung genauer und vollständiger Vorarbeiten für Flußbauten so

dem daran stoßenden östlichen Flügel

j

die ?

mit Trophäen spielen.

Aus gleichem Stoff hatte er

auch nach

Nahls

Zeichnungen die Füße der prächtigen Tische von orienta¬ lischem Achat gebildet, wie die Ornamente zu einem Kamin von rothbraunem Marmor. Verwunderung erregten hier vor Allem die Wandspiegel wegen ihrer ausnehmenden Größe und Höhe. Ueber dem Kamin schmückte den Raum die Verbrüderung König Friedrich

Wilhelm I. mit dem König August von Polen zu Dresden, auf Leinwand gemalt von Ludwig v. Sylvester. Auf jeder Seite des Kamins führte eine Thür nach Westen in das Audienzzimmer, das gleichfalls zwei Fenster nach dem Schloßhof und zwei nach dem Lustgarten hatte. Eine auf gelbem Sammet von Heinitschcck mit Silber gestickte Tapete bedeckte die Wände. Ueber dem Sitz des Königs befand sich ein Baldachin, worunter der Königliche Adler auf einem von Schildhaltern getragenen Schilde prangte, in erhabener Silberstickerei von demselben Meister. Von der mit versilberter Stuckatur geschmückten Decke hing ein Kronleuchter von *) Die ersten

Artikel

sind

in Nr. 6, 7, 8, 9,10 und 11 enthalten.

247 Bergkrystall, daran die größte Kugel von allen, die in diesem Schlosse zu sehen, auch standen hier ein antiker Tisch von buntem

Marmor oder orientalischem Granit und ein anderer von gelbbraunem Porphyr. Von diesem Raume ging man in die Frcmdenwohnzimmer; das erste, mit zwei Fenstern nach dem Lustgarten und einem gegen das Mittelrisalit, war mit Silberstuck tapeziert, worauf vergoldete Leisten und Tressen, hatte auch solche Vorhänge. Ein schwarzer Marmortisch mit eingelegter florentinischer Mosaikarbeit, Früchte und Blumen aus orientalischen Achaten und andern edlen Steinen, war hier das Prunkstück, auf ihm ein Bruststück, die Kaiserin Maria Theresia von Meyter in Wien auf Leinwand gemalt. Der Tisch war zu des großen Kurfürsten Zeiten in dem Lustschloß zu Caput. ägyptischen

An das Fremdenzimmer

eine kleine Galerie mit drei Fenstern nach dem Lustgarten und einem nach Westen gegen die Breite Straße hin,

anstreben müssen. Ausschuß wolle demgemäß in, geeigneter Weise darauf hin¬ zuwirken suchen, daß I. die Stadt Berlin ihr großes Interesse an der von der Staats¬ regierung beabsichtigten Korrektion des Spreelaufes durch die Uebernahme eines Theiles der Kosten bethätige, und 2. daß die Grundbesitzer und Vertreter der betreffende!: Gemeinden baldigst über die Ausführung des Südweftkanals, bezw. von Zweigkanälen sowie von Be- und Entladungsstellen in Berathung

treten.

ments

nicht ganz ausgeblieben. Denn, wie ich befürchtete, daß ich Doppeltsehen würde" wenn ich zu viel von demselben tränke, ist zwar nicht eingetroffen, aber verrechnet habe ich inich doch, als ich von meinem General-Avance¬ ment erzählte, und im Vergleich zu dem Sächsischen General, der fein 40jähriges Generals-Jubiläum feierte, anführte, daß Niemand meines nicht nur 60-, sondern sogar 70jährigen Generals-Jubiläums gedacht hätte, — habe ich, aber zu spät, di« Folgen jenes Getränkes erkannt. März Ich hätte statt 60 und 70 sagen müssen, 40 und 60, da ich am 30. 1818 General-Major wurde, also 1868 40, und 1878 60 Jahre Ge¬ neral war. aufzuklären, Ich bitte den gestrigen Amvesenden die Verrechnung damit sie weder eine Aufschneiderei meines Dienstalters, noch ein Doppelt¬ sehen in Folge des charmanten Diners, für das ich Ihnen und dem j

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur:

Emil Dominik

| ..

sage,



erblicken

Wilhelm.

von selbst. Wilhelm. 20. 11. 1879.

Gl. Gf. Brandenburg) zahlte, versteht

sich

(Die orthographischen Eigenheiten Original enthalten.)

des Schriftstücks sind genau so

im

/» Millionen Mark, um welche (1858 »/, Million, 1868 3 Millionen) später die Civilliste erhöht wurde, so daß der König insgesammt 12,219,000 Mark erhält; als Kaiser bezieht er keine Dota¬ tion, wohl aber werden ihm aus den Steuereinkünften einige Millionen unter dem Namen „Dispositionsfonds" zur beliebigen Verwendung über¬ wiesen. Diese Gelder des Dispositionsfonds verwendet der Kaiser meist zu wohlthätigen Zwecken, wie er z. B. 600,000 Mark für die Rhein¬ länder anwies. Was für Einkünfte der Kaiser aus seinem Privatver¬ angegeben

und

7‘/j Million Mark

mögen, sowie aus dem Familienbesitze seines Hauses bezieht, das ent¬ zieht sich natürlich der öffentlichen Kenntniß.

Witukind, eine Erzählung aus dem Sachsenkriege Karls des Großen von Georg Rapp. 2. Auflage, bearbeitet und mit einem Vor¬ wort begleitet von Armin Stein. Leipzig, Verlag von Johannes Lehmann. Ein empfehlenswerthes Buch, welches jedem Leser hohes Interesse abgewinnen muß durch die Sauberkeit der Darstellung, die Fülle des kulturhistorischen Gehalts und den dramatischen, in steter Spannung erhaltenen Aufbau der Erzählung. Ein überaus farbenreiches Bild der damaligen Zeit entrollt sich hier vor des Lesers Augen, in voller Plastik treten die handelnden Figuren aus dem historischen und — lokalen Hintergrund heraus, Witukind zumal und Karl der Große. Von L. Meißner wird ein Besuch auf Rismarck's Zimmer. Fricdrichsruhe, dem Landsitze des deutschen Reichskanzlers beschrieben. Interessant sind die Schilderungen des Empfangs- und des Arbeits¬ zimmers. In der Mitte des Empfangszimmers, eines kleinen, schmuck¬ losen Raumes, steht ein kleines, einfaches, rothbraun polirtes Tischchen. Es ist ein Stück von weltgeschichtlicher Bedeutung. Eine in dasselbe ein¬ gelassene Messingplatte trägt in lateinischen Lettern die Worte: „Auf diesem Tische ist der Präliminarfriede zwischen Deutschland und Frankreich am 26. Februar 1871 zu Versailles, Rue de Pro¬

vence Nr. 14, unterzeichnet worden." In der Mitte der viereckigen Platte des Tisches ist ein kreisrundes Stück grünen Tuches eingelaffen.

bemerbar, Noch sind auf diesem Tuche deutlich zahlreiche runde Talgslecke herrührend von den Kerzen, die aus dem Tische gestanden. Sie stammen aus jenen denkwürdigen Tagen und Nächten, während welcher der Kanzler in Versailles mit Jules Favre über den Frieden verhandelte. Der Tisch war Eigenthum der Dame, in deren Hause der Kanzler in Versailles 1

-

Moskau.

Pur Geschichte der Kosnarren von Friedrich W. Ebeling, so nennt sich ein soeben bei Johannes Lehmann in Leipzig erschienenes Buch, das nach handschriftlichen Quellen ein Kulturbild aus dem 16. Jahr¬ hundert, eine Lebensbeschreibung des Wittenberger Professors, Dichters und Lustigmachers Friedrich Taubmann bringt. Das geschmackvoll ausgestattete Werk hat in Jahresfrist zwei Auflagen erlebt. Wir empfehlen werden, das Buch, aus dem wir gelegentlich einige Proben mittheilen allen tmsern Lesern. —

Wegen des ISaues des neuen Rokizei-I'räsidiar-Gcöäudes muß, und zwar vorausgehend der Bauausnahme desselben, die Rathswaage das am Alexanderplatz verlegt werden. Als Ort der Verlegung ist Eckgebäude an dem genannten Platz und der neuen Verbindungsstraße ausersehen, welche von demselben zu der künftigen Stadtbahnstraße führen Rathswaage noch soll. Die Kosten für dieses Gebäude, das außer der Straßenreinigungs-Depot, die Räume für ein Polizei-Bureau und ein wie die Wohnungen für den Polizei-Lieutenant und die Rathswaage-

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Mark bei Greßner uud Schramm in *) Dasselbe erscheint in 40 Lieferungen ä Probelieferung ist in jeder Leipzig. Neun Lieferungen find bis dahin erschienen. Eine größeren Buchhandlung einzusehen.

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i

wohnte; dieser hat ihn angekauft. Das vierte Zimmer ist das Arbeits¬ zimmer des Fürsten. In einem Glasschranke befindet sich eine kleine Bibliothek zum augenblicklichen Gebrauche; eine französisch geschriebene Geschichte der Friedensschlüsse fällt unter anderm in's Aug«. Der Schreib¬ Ein polirter ein. tisch des Fürsten nimmt die Mitte des Zimmers Ofenschirm mit allerlei Verzierungen und Figuren ostasiatischen Gepräges ist ein Geschenk der japanischen Gesandtschaft in Berlin. Eine Bronze¬ statuette in der Höhe von ungefähr dreiviertel Metern, den Großen Kur¬ fürsten mit dem Feldherrnstab in der Rechten darstellend, hat der Kaiser ein Streifen weißen seinem Kanzler gewidmet. An den Feldherrnstab ist Papiers geheftet. Er enthält von des Kaisers eigener Hand in schönen Fürsten kräftigen und doch flüssigen Schriftzügen die Worte: „Dem Bismarck zu Weihnachten 1880." Unter denselben befindet sich ein ver¬ schlungenes W. Hinter dieser Statuette hängt in reichem Goldrahmen Garde-Dragoner aus fran¬ an der Wand die Darstellung der Attaque der Die Söhne des zösische Infanterie bei Mars-la-Tour von Hünten. Kanzlers, Graf Herbert und Graf Wilhelm, sind mitten darunter. (Saale-Zeitung.) Katholische Hokeranz unter Ariedrich dem Großen. In dem 1772 der preußisch gewordenen polnischen Städtchen Kwieschischewo wollte dortigen evangelische Prediger aus Labischin im Jahre 1785 seinen Man fand keinen Glaubensgenossen das heilige Abendmahl reichen. Ehedem hatten nur Katholiken im Ort gewohnt. passenden Ort dafür. Pastors Der katholische Propst machte der Verlegenheit des lutherischen ihm seine eigene rasch ein Ende, indem er selbst zu ihm geht und Wohnung zur Abhaltung des Gottesdienstes anbietet. Die Annahme erfolgte in derselben Weise wie das Anerbieten — ohne Zögern Predigt — und Abendmahl fanden ohne jegliche Störung statt.

Berlin W. — Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Emil Dominik in — Nachdruck ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt. Druck: W. Moeser Hofbuchdruckerei in Berlin 8.

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4 gespaltene Nonpareillezelle 40 Pfennig.

Jahrgang.

Nr. 23.

Lmil Dominik. v erlin W. 35,

Als in Bromberg 1786 die evangelische Kirche für den gottesdienst¬ lichen Gebrauch eingeweiht wurde, und die kleine Gemeinde in feierlichem Zuge von ihrem früheren Versammlungslokal nach dem neuen Andachts¬ hause sich bewegte, ließen Brombergs katholische Priester mit allen Glocken läuten und stellten in zuvorkommendster Weise alle diejenigen Sachen zur Verfügung, deren man von den ihrigen zu dieser Kirchenweihe etwa benöthigt

sein sollte.

(Aus: E. Graf Lippe-Weißenseld:

Westpreußen unter Friedrich d. Gr.)

W. P.

Pie Arnentriedtjöfe mit Thongefäßen des Lausitzer Hypns. Eine Monographie von Dr. Robert Behla. Mit 75 Abb. auf 2 lithogr. Tafeln. Luckau, C. F. Kutzscher's Buchh. 1882. — In meiner Schrift: Die Eisen-, Bronce- und Eisenzeit der Mark Brandenburg. Berlin 1878, S. 27 äußerte ich mich über die etwa der Zeit von 200 vor bis 150 nach unserer Zeitrechnung angehörigen, in ungeheuren Mengen vorhandenen Gefäße der Lausitzer Urnenfriedhöse wie folgt: „Hier ist wohl das Vor¬ züglichste in der edlen Kunst der Keramik geleistet. Was das nordeuropäifche Heidenthum von Irland, Wales und Bretagne ab bis in die fernsten Gegenden Nordrußlands zu schaffe» vermocht hat, Feinheit des Geschmacks, geschickte Verarbeitung des Rohstoffes und Vollendung der

Art

wer-en von jedem Annoncen > Bureau angenommen.

Verlag:

Redakteur!

IX.

Ansetze« aller

Verlin,

Gebrüder paetel.

S.

März 1883.

Lüstowstraße Nr. 7.

Form treffen zusammen." Dies Urtheil, welches ich noch immer und je länger je mehr aufrecht erhalte, findet seine volle Bestätigung durch die Monographie Behla's, eines Arztes, den seine vielfachen Berufsreisen zu einem Wanderapostel der heimischen Vorgeschichte machen und der mit wahrem Bienenfleiß hier ein höchst schätzbares Material zusammengetragen hat. Namentlich allen Anfängern der jetzt so sehr beliebten Prähistorei ist das Büchlein bestens zu empfehlen, zumal es sich auch über die Auf¬ findung und Aufdeckung der Urnenfriedhöfe und die Behandlung der keramischen Fundstücke überhaupt fach- und gemeinverständig ergeht.

Friedet.

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Inhalt.

thun?" Novelle von K. Rinhart (Fortsetzung); Die Peter-Paulskirche zu Nikolskoö (mit Illustration); Baron Pöllnitz; Die Brandenburger im 30 jährigen Kriege oder das Kriegswesen in Branden¬ burg und Preußen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von R. Lutter (Fortsetzung); Graf Rochus zu Lynar; Altdeutsche Dame, Zeichnung nach dem Gemälde von Fritz Bodenmüller; Die große allge¬ meine Gartenbau-Ausstellung zu Berlin; Rußland, Land und Leute (mit Illustration); Bau des neuen Polizeipräsidialgebäudes; Die Civilliste des Königs; Bismarcks Zimmer. Brief- und Fragekasten. Inserate,

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Was wird

(tc

thun?

Nachdruck verboten. Gesetz

Novelle von L. Kinüart.

Wieder steht Dora, von einer Reise zurückkehrend, auf der Schwelle ihres Hauses still und sie gedenkt jenes sonnigen Frühlingstages vor noch nicht drei Monden, da sie hier ein¬ gezogen. Wie plötzlich all der Sonnenglanz unaussprechlichen

Glücks, der sie in jener Stunde umleuchtet hat, mit voller Macht vor ihre Seele tritt, da erst bricht die volle Erkennt¬ niß ihres Schicksals überwältigend über sie herein. Da hängen noch die Kränze an der äußern Thür, die sie einst willkommen hießen, verdorrt, verwelkt, rasch wie ihr kurzes Glück! Wer heißt

Korridorthür öffnet.

Still

Imalie von

Preußen,

Schwester Friedrichs des Großen.

Originalzeichiutngen nach

Nun das Werk vollbracht ist, verlangt die Natur-

ihr Recht. So fällt sie in leichten Schlummer und der Gott des Traumes naht ihr. Sie ist wieder in Strand an der blauen See und wandelt Hand in Hand mit dem Geliebten durch Da treten sie hinaus den Wald; ach, sie ist sehr glücklich. auf steile Uferhöhe und Hellmuth stürzt hinab, hinein in das Meer, das wild brandend in der Tiefe an den Felsen schäumt. Sie fühlt sich vor Entsetzen erstarren — ihre Glieder sind

Äaroii Friedrich von der Trrnck. geb. den 16. Febr. 1726, gest. 1794.

gleichzeitige» 5tup i erst ich en

Nieinand bemerkt ihre Heimkehr. An ihres Gatten Zimmerthür bleibt sic lauschend stehen. Nichts regt sich drinnen. Er ist wohl nicht daheim. Gut! Sie vermöchte ihm in Ihre Kräfte diesem Augenblick auch nicht entgegenzutretensind zu Ende, sie will erst ein wenig ruhen. Sie schleicht langsam in ihr Zimmer, wo sie sich auf der Chaiselongue alles.

niederlegt.

wie

Prinzeß

VI. »o.

endlich

sie heute

schiebt und die

v. 11.

(Fortsetzung.)

zu dem Aufsatze

Seite 292.

gelähmt,

nach und bringt ihn aus den Strand —doch da, wie er in sinkt zurück in die

Sicherheit ist, verlassen sie ihre Kräfte und sie Fluthen, indem sie ruft: Lebe du! Wie gern sterbe ich statt deiner und zusammen leben können wir ja nun doch nicht mehr! Dora erwachte von einem Klingeln und Männertritten; Sie fuhr empor eö herrschte schon Dämmerung im Zimmer. und besann sich. O, wenn sie doch nimmer erwacht Untre!

290

Stimme klang müde und erloschen, aber ruhig —, doch vor der Welt will ich es noch eine Weile scheinen- Eine Schei¬

Warum konnte der Traum nicht Wahrheit sein! Ihr Herz begann stürmisch zu klopfen, als sic Loßbergs Stimme auf dem Flur vernahm, die Einlaß bei ihrem Manne begehrte. So war Hellmuth also zu Hause- Sie erhob sich und eilte durch die Zimmer zu ihres Gatten Stube, deren Thur sie unbemerkt öffnete — sie mußte still stehen, Athem schöpfen, sich erst

dung jetzt würde die Bestätigung der Geschichte geben, die man sich, wie ich fürchte, schon jetzt erzählt. Du mußt aber deine Ehre retten; durch mich darf dieselbe dir nicht verloren bleibe also in deinem Hause, bis — das Kind gehen.

Ich

So lange mußt du mich zu deinem eigenen Besten dann soll die Qual für immer zu Ende sein. Stärkung nach Strand zur Mutter, und gehe zu meiner Ich dem kurzen Besuche ein immerwährender wird, so aus wenn ist die Ursache bereits vergessen. Du läßt dich inzwischen ver¬ setzen und — kannst ein neues Leben in neuen Umgebungen beginnen. Ist dir dies recht? Giebt es keinen andern Weg, Dora — keinen? rief er geborcu ist.

einen Augenblick fassen.

noch dulden;

Aber, liebster Dönneritz, warum hast du mir das nicht gleich gesagt! rief Loßberg mit liebenswürdigster Miene Hell¬ Er wartete seit muth entgegen, der ihn erstaunt anblickte. vielen Stunden auf die Forderung, und nun Loßberg selbst! Was hieß das? Das kommt von den Heimlichkeiten, fuhr dieser fort. Hätten wir alten Freunde uns doch beinah überworfen! Warum in aller Welt sagtest du mir nicht, daß heute noch die Angelegenheit geordnet würde?! Ich nehme alles zurück,

verzweiflungsvoll.

Sie schüttelte traurig den Kopf. Giebt es keine Möglichkeit für mich, deine Vergebung

was ich gesagt habe!

zu erringen?

Männer blickten auf; Hellmuth sank zurück auf den Stuhl, von dem er sich bei Loßbergs Eintritt erhoben hatte, und starrte sein Weib an wie eine Erscheinung. Die aber trat zu ihm, legte ihre Hand auf seinen Arm und sagte mit fester Stimme zu dem Offizier: Meines Mannes Ehrenwort ist heilig, Herr von Loßberg- Wie aber mögen Sie wagen, nach dem, was vor¬ gefallen, diese Schwelle zu betreten! Verlaffen Sie uns sogleich.

Da

sich

machte

Dora

eine Bewegung

und

beide

Vergebung? fragte sie, voll zu ihm aufblickend. O, ich habe dir längst vergeben! Du warst in einer verzweifelten Lage und du kanntest mich nicht. Was konntest du dafür, daß ich dich liebte? Und dann — wäre das alles nicht ge¬ schehen, so hätte ich dich nie kennen gelernt! Ich habe dir ja alles Glück meines Lebens zu danken. Wie könnte ich wohl richten über dich. Hellmuth barg erschüttert das Antlitz, über das Thränen rannen, in den Händen. Das hatte er nicht erwartet. Und

Loßberg wußte kein Wort zu erwidern. Er verbeugte unsicher vor der jungen Frau und verließ eilig das

dennoch willst du jedes

Zimmer. Hellmuth, unfähig zu sprechen, verharrte noch still in der früheren Haltung, während Dora auf sein schönes edles Antlitz niedersah, das die Spuren der vergangenen Wochen deutlich genug zeigte. Nun aber überwältigte ihn sein Gefühl und er sank vor seiner Frau nieder, ihre Hände mit Küssen be¬

er endlich mühsam hervor. Sie neigte bejahend das Haupt.

Wenn du mir vergeben kannst — warum? Sie richtete das Antlitz empor, über das sich eine volle Blutwelle ergoß. Es lag plötzlich etwas Gebietendes, Ener¬ Die gisches in der Erscheinung der zarten, kleinen Frau. Frage zeigt, wie wenig du mich verstehst, entgegnete sie erregt. Glaubst du denn, daß ich keine Ehre, keinen Stolz habe? Schlimm genug, daß wir noch eine Weile vor der Welt die

deckend.

sanft los und trat zurück. Was sollten ihr diese Liebkosungen, in denen sie nur einen Dank für die Bezahlung der Schuld erblicken durfte.

Sie machte

sich

Steh auf und demüthige dich nicht noch mehr, sagte

sie

ernst.

Hellmuth fuhr empor und stand ihr verwirrt gegenüber. Höre mich einen Augenblick an, sprach sie, indem sie sich setzte. Sie zitterte so heftig, daß sie fürchtete, das wenige, was sie zu sagen hatte, nicht stehend hervorbringen zu können. Dönneritz hatte sich Dora gegenüber auf einen Stuhl geworfen »nd saß da, das Haupt in die Hand stützend und unverwandt in das blasse Antlitz seines Weibes schauend, nur an das eine denkend, daß er sie wieder vor sich sehe, daß sie

ihn nicht verlassen habe. Du hast eine schwere Zeit durchgemacht, begann sie jetzt leise. Nun magst du den Kopf wieder hoch tragen. Ich — gebe dir deine Freiheit wieder. Er machte eine ungestüme Bewegung. Unterbrich mich nicht, fuhr sie fort. An dem, was ich thun will, ist nichts mehr zu ändern. Ich habe viele Tage gebraucht, um klar zu werden über das, ivas geschehen müsse- Jetzt glaube ich, daß ich cs weiß, und daß ich für uns beide das Beste ge¬ sunden habe-

Dora, du willst mich verlassen? rief er außer sich. Dein Weib kann ich nicht bleiben, antwortete sie — ihre

Band zwischen lins zerreißen? brachte

!

Komödie weiter spielen müssen; hier unter vier Augen wollen wir uns nicht betrügen: wir sind geschieden für alle Zeit! Und ehe Hellmuth Zeit gefunden, etwas zu erwidern, hatte Dora das Zimincr verlaffen. So war denn nun die Schuld gedeckt! Leichter für Hell¬ muth, als er je gehofft, war die Sache erledigt; Dora hatte großmüthig die drückende Last von seinen Schultern genommen; feine Ehre war gerettet; er konnte im Dienst bleiben, brauchte Es war alles gekommen, wie Levi sich nicht todtzuschießen. Und doch — statt sich zu es vor einem Jahre vorhergesagt. freuen, daß gelungen, was er beabsichtigt und gewünscht hatte, schüttelte ihn die Verzweiflung, und er leerte den Becher des Leides bis auf den letzten Tropfen. Nur ein trostspendender sich endlich Bahn und leuchtete durch die Nacht seiner Schmerzen: Dora ging nicht gleich; er durfte noch sie

Stern brach

ihre Stimme hören, über ihr wachen; und wenn sie ihm fortan fremd war, mehr als fremd — er hielt sie doch im Herzen, sie war doch die Quelle, die sein Dasein ermög¬ Und wenn die Pistolen dort unnöthig geworden für lichte. jetzt — sie sollten nur warten, denn den Tag der Trennung von Dora war er entschlossen nicht zu überleben. Die junge Frau hatte sich indessen in ihrem Gemache sehen,

m und starr saß und über ihr jammervolles Schicksal nachsann. Je mehr sie aber grübelte, desto sicherer ward sic, daß sie recht gethan, nicht um ihrct-, sondern um seinetwillen. Er hatte sie nie geliebt, hatte Mo¬ nate lang den liebenden Bräutigam gespielt und — unerhört!

eingeschlossen,

wo

sie

liebte ihn, liebte ihn jetzt

stumm

Als Dora indeß nach Verlauf einer Woche das Krankenzimmer verließ, sagte sie sich, daß sie es könne, weil sie es —

gab ihn frei.

Doch was sollte aüs ihr werden? Sie dachte über die Zeit der Trennung nicht hinaus, sie fühlte sich so krank und elend — sie hoffte, daß der Tod sie erlösen werde, ehe sie aus der Heimath in die Fremde mußte. Denn, ja — ihre Heimath war das Haus ihres Gatten; sie war es und blieb cs in alle Ewigkeit. Und nun — es blieben ihr noch Monate. Wenn er sie nicht geliebt hatte bisher — er sollte tvenigstcns, wenn sie gegangen war, ohne Groll über seine zerstörte Jugend ihrer gedenken, sollte sie ein wenig vermiffen, sie lieben lernen, so gut es ging. Freilich, die Liebe, die sie begehrte, konnte sie nimmer gewinnen — Liebe läßt sich nicht gebieten — und nicht sie, Dora, war berufen gewesen, dieselbe zu erringen. Einer andern blieb es vorbehalten, an seiner Seite glücklich zu iverden, ihn glücklich zu machen, ihn kennen zu lehren, Wo war sie dann, die einst sein Weib tvas lieben heißt. geheißen? Verdorben, gestorben! Und das Kind? Das sollte ihrer armen Mutter Trost und Ersatz sein! Dora fühlte sich in den nächsten Tagen so schlecht, daß Die zarte, leidende sie unfähig war, das Bett zu verlaffen. Frau hatte ausgehalten so lange sie mußte — nun brachen die Folgen der ungeheuren Aufregung, der Anstrengungen der Und jetzt in den langen Reise nachträglich über sic herein. Julitagen, wenn die Vögel in den Parkwipfeln fröhlich sangen und das volle Hvchsommerleben in tausend heitern Stimmen

ihr herein tönte, verließ der Strom ihres Schmerzes

zu

sie

alle

Kraft, alle Fassung, und

durchbrach die künstlichen Dämme,

Sie vergrub das Antlitz in ihrer Brust weinte, bis ihre Augen keine Thränen mehr zu

die ihn bisher gefesselt hielten.

den Kissen, um das Schluchzen zu ersticken, das sich

entrang,

sie

Hatte er nicht ein schmähliches Spiel mit ihr getrieben? War er nicht ein Verräther an ihren heiligsten Gefühlen, an ihrer Liebe? Sie versuchte, sich von ihm frei zu machen, ihr Herz loszureißen von dem, der es nicht würdigte, nicht begehrte. Und dennoch lanschte sie auf den Klang seiner Schritte, flehte sie zu Gott um einen Blick, ein Wort von ihm, nach dem ihre Seele dürstete, klagte sie, daß er nicht komme, der doch nur ihrem ausdrücklich geäußerten Willen zufolge ihr fern blieb, schmückte sie sich sein Bild mit tausend Farben und rief ihn mit den Sie kämpfte mit ihrem Herzen einen zärtlichsteil Namen. heißeil und völlig frlichtlosen Kainpf. Was er a»lch gethan haben mochte — er war nicht schlecht — nein, nein — sie spenden hatten.

Hatte er

sie

nicht betrogen?

Der Weg, den sie zu gehen hatte, lag klar vor ihr es blieb ihr nur das eine: während der kurzen Spanne Zeit, da sie noch in seiner Nähe war, zu werben um ihres Gatten Liebe, und das ward nun das Studium ihrer Tage. Die Beiden sahen sich nur bei den Mahlzeiten; dochHellmuth vermißte keine der feinen kleinen Aufnlerksainkeiten, die sein Weib sonst für ihn gehabt und die seine für Liebens¬ würdigkeit und Anmuth so empfängliche Seele mit Freude und Behageil erfüllt hatten. Wenn er nach Hause kam, fand er sorglich bereit, was ihn erquicken konnte; sein Zimmer war aufgeräumt und mit Blumen geschmückt, seine Lieblingsgerichte standen auf dem Eßtisch. Die ganze Häuslichkeit, so hübsch geordnet, war durchtveht von Doras Geist, den er überall spürte, und wenn er Abends in sein Ziminer ging, um allein dort zu lesen oder zu grübeln, so fühlte er doch die Nähe seiner Frau, und es zog ihn nicht aus der traurigen Einsamkeit fort in die Gesellschaft der Frelmde. Oft erschien cs ihm unmöglich, diesen Zllstand zu ertragen; allein bei dem ge¬ ringsten Versuch, sich Dora wie sonst zu nähern, zeigte sie sich ihm linnahbar. Zwar plauderte sie zuweilen wie früher, be¬ sprach allerlei init ihm, lachte auch wohl einmal mit einem leisen Lachen, das freilich wenig Aehnlichkeit mit dem frohen von sonst besaß, fragte nach seinem dienstlichen Ergeheil und zeigte stets eine srcuildliche Miene — und doch, sie war eine Fremde. Er versuchte es ihr gleich zu thun, den Ton leichter Konversation anzuschlagen, doch das Wort blieb ihm in der Keblc stecken, und in sein Zimmer zurückgekehrt, lachte er auf wie wahnsinnig. Weiln Doras Kräfte es irgeild ertaubten, führte er sie spazieren. Sie gingen vorzugsweise auf der beletztesten Promenade der Stadt, wurden gesehen und sahen. müsse.

den Eid der Treue am Altar ihr abgelegt. Er wollte den Eid halten, wollte das Opser seiner selbst bringen und ohne Liebe seine ganze Zukunft ihr weihen! Er hatte bereits ein Jahr lang die übernommene Nolle durchgeführt — es war zu viel! Keine Stunde länger durfte sie ihn halten. An ihr eigenes zerbrochenes Leben dachte sie nicht. Was war ihr Schicksal gegen das seine? Sie hatte sich zwölf Monden lang des höchsten Glückes erfreut, das Menschen werden kann; er hatte nichts als Sorge, Gram und Trotz im Herzen neben ihr gelebt und war gesonnen, es weiter zu thun bis an das Ende seiner Tage. Sie aber durfte seinen Edclmuth nicht sie

wie je, und konnte nicht von

ihm lasseil.



annehmen —

so sehr

I

j

Sie bemerkten beide, wie

sehr sie die allgeineinste Aufmerksam¬

Stand. Zärtlich wie sollst hing Frau an ihres Mannes Arm. Eines Tages begegneten sie dem neriverlobten Paare: Loßberg und Fräulein Löwenberg. Der glückliche Bräutigam sah zur Seite, die Braut aber, roth bis an die Stirn, warf einen Blick des Haffes und der Enttäuschung auf das vorüberschreitende Paar. Dora hatte richtig vermuthet. Das Gerede über den Skandal verlor sich bald. Die Wohlineinenden hielten alles für erfunden und führten Dönncritz' vffeilbar glückliche Ehe als Beweis für sich an. Die Uebelwollenden glaubten die keit erregten, doch sie hielten

die junge

gaben aber zu, daß Hellmuth sich als ein exem¬ Ehemann plarischer beweise; das Paar, das in tiefster Zurück¬ gezogenheit lebte, hörte endlich auf, Gegenstand des JnterGeschichte,

In einigen Atonalen war die Sache ziemlich Was ahnt die Welt von den Tragödien, die sich

effes zu sein. vergessen.

im Innern der Herzen abspielen! Hellmuth, nun so ganz auf sich angewiesen, holte zuerst zu seiner Zerstreuung Bücher hervor, dann gewann er allinählich Interesse an den Bewegungen der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens. Der gescheite, doch oberflächlich ge¬ bildete Mann begann, vorbereitet durch die Stürme, welche sein Gemüthsleben aufgerüttelt und erschüttert, auch geistig sich zu vertiefen unb bisher verborgene Quellen in seinem Innern

292 zu entdecke»,

die ihm die Existenz, welche er zu führen ver-

urtheilt war, erträglich machten. Seine Vergangenheit, seine in leeren Nichtigkeiten vergeudete Kraft traten ihm jetzt als das vor die Seele, was sic waren, und er knüpfte daran Erwägungen allgemeiner Art, die ihm das flache Gesellschafts¬ treiben, den äußern Glanz und Luxus in ihrem wahren Lichte zeigten. Wie einen Schlafwandler, der plötzlich am Abgrund

rakterähnlichkeit nahe stand. Sie hatte einen ebenso glänzenden und scharfen Witz und gebrauchte ihn mit gleicher Rücksichtslosigkeit. In ihrer Jugend — sie war 1723 geboren — war die P inzessin wunderschön, sie verführte durch ihre Reize selbst den abge¬ lebten Voltaire dazu, ihr einst in einem niedlichen Vers eine ver¬ blümte Liebeserklärung zu machen, welche aber durch den König eine herbe Zurückweisung erhielt.

In

den vierziger Jahren wurden von Seiten der russischen

erwachend, auf den gefahrvollen Weg zurücksieht, de» er durch»icsscn/ so schauderte ihn vor seiner Vergangenheit. Und diese

Kaiserin

stille Zeit der Sammlung that noch anderes:

Kaiserfamilie, Schritte bei Friedrich dem Großen gethan. Dieser lehnte den Antrag aber ab, indem er den russischen Thron für zu unruhig hielt. Die Erfahrungen, welche die braunschweig'sche Prinzessin, die Gemahlin des Sohnes Peters des Großen, gemacht hatte, schreckten ihn ab. Die Kaiserin Elisabeth vermerkte die Ablehnung sehr übel und ein guter Theil des Hasses, den sie auf den König warf und im siebenjährigen Kriege ausließ, datirt schon von damals. Die Prinzessin Amalie ist berühmt durch ihr geheimes Ver¬ hältniß mit dem Gardeossizier Baron Friedrich von der Trenck aus Königsberg, geboren den 16. Februar 1726, der durch

sie erweckte

seinen

Hoffnung von neuem; die Abspannung, die stumpfe Verzweiflung wichen von ihm und er begann wieder mit seinem Schicksal zu ringen. Daß er Dora aufgeben solle, schien ihm täglich unmöglicher, und die ganze Energie, deren er fähig war, richtete sich nun auf das eine Ziel: sein Weib zurück¬

Muth,

seine

zugewinnen.

Während noch vor kurzem die voll über ihn herein¬ seines Unwerths ihn gelähmt und er Doras Verlust als furchtbare, aber verdiente Nemesis betrachtet hatte, empfand er sich jetzt als einen andern, dem seine Liebe ein Anrecht an sein Weib gab. Er gehörte ihr zu eigen, sie brechende Erkenntniß

hatte ihn gewandelt — cs mußte einen Weg geben, wieder zu erringen, was sie für imnier verloren nannte. Doch wie? — Indem er sich in strenge Zucht nahm und ihrer würdig zu sein strebte. Weiter hatte er kein Mittel, denn seine frühere Macht über Doras Gemüth schien völlig gebrochen, und oft ließ er verzagt alle Hoffnung sinken. War ihre Liebe wirklich

nur Pflichtgefühl sie noch an ihn? Er mußte es glauben, denn sie hielt mit einer Strenge, die er nicht zu mildern vermochte, an der vorgeschriebenen Bahn So viel er um sie warb mit jedem Blicke seines Auges, fest. mit jedem Worte, das er zu ihr sprach, mit dem Tone seiner Stimme selbst — sie blieb sich immer gleich, ruhig, freundlich, aber kalt. Jedes Zusammensein mit ihr ward ihm eine auf¬ regende Scene, die ihm das Blut zum Herzen trieb, und oft so ganz gestorben,

fesselte

verhinderte er den leidenschaftlichen Ausbruch seiner Gefühle

nur, indem er fortstürzte in sein einsames Zimmer. Er wollte Doras Willen schweigend ehren und hoffte sie dadurch zu riihren, denn er fürchtete alles zu verderben, wenn er offen sprach, fürchtete, daß sie ihn vor der festgesetzten Zeit verlaffen und er sie dann auf immer verlieren werde. So versuchte er es denn mit äußeren Zeichen; er beschenkte sie, überraschte sie, was er früher nie gethan, mit Aufmerksamkeiten. Sie legte seine Gaben mit freundlichem Dank still beiseite — und blieb dieselbe.

So lebten diese Menschen nebeneinander hin, jeder nach andern dem sich sehnend und werbend um seine Liebe mit jeder Fiber des Herzens; und doch schien keine Brücke über die tiefe Kluft zu führen, die sich zwischen ihnen aufgethan. — (Schluß folgt.)

Prinzessin Ämalie und Saron Friedrich von der Trenck. (Hierzu die beiden Portraits Seite 289.)

Wie bekannt, stand Friedrich der Große, der seine Brüder nicht sonderlich liebte, in besonders freundschaftlichem Ver¬ hältniß zu seiner Schwester, der Prinzeß Amalie. Die Prin¬ zeß war der Liebling des Königs, dem sie durch eine große Cha¬

Elisabeth

wegen einer Heirath mit dem

Peter von Holstein-Gottorp,

dem

Großfürsten

Stammvater der heutigen

seine lange

neunzehnjährige Gefangenschaft und seine Selbstbio¬ graphie zu seiner Zeit sich ebenfalls einen berühmten Namen ge¬ macht hat. In Berlin erzählte man sich allgemein, daß Friedrich von der Trenck der begünstigte Liebhaber der Prinzessin gewesen sei, und daß Prinzeß Amalie zu dem schönen Gardeoffizier eine wirklich innige Liebe gefühlt habe, der sic bis zu ihrem Tode treu blieb. Das Urtheil des Herausgebers der „Tagebücher der Gräfin Die arme Prinzessin, welche für die Voß" lautet über sie: Befreiung des schönen, tollkühnen Abenteurers so große Treue und Aufopferung bewies, schien ihre ganze Liebcsfähigkeit in dieser ein¬ zigen Neigung erschöpft zu haben. Vor Kummer und einer früh¬ zeitigen Kränklichkeit verdüstert, war sie nach und nach so schroff und bitter geworden, daß sie nach einem Epigramm ihres Bruders Heinrich nur noch „la fee malfaisante“ hieß und durch ihre Thor¬ heiten und ihr argwöhnisches Mißtrauen bald der Schrecken des ganzen Hofes war." Friedrich ließ Trenck, den er bisher durch manche Gunst aus¬ gezeichnet hatte und der dadurch kühn geworden und sich öffentlich über sein Verhältniß, in welchem er zur Prinzeß Amalie stand, geäußert, unter dem Vorwände, daß er ein geheimes Einverständniß mit seinem Vetter, dem berüchtigten österreichischen Panduren¬ obersten Franz von der Trenck habe, ohne Untersuchung, Ur¬ theil und Recht auf die Festung bringen. Trenck wurde vom Jahre 1745 bis 1763 zuerst in Glatz

und dann in

Magdeburg

eingekerkert.

Fonque, Komandanten in Glatz unterm 28. Juni 1745 eigenhändig: „Gardez etroitement ce drdle la, i'I a voulu devenir Pardons aupres de son oncle.“ — Im Januar 1747 brach Trenck am hellen Tage aus seinem Gefängnisse in Glatz aus, sprang den hohen Wall hinab, tödtete die Nachsetzenden, trug seinen Gefährten, der sich beim Fall den Fußknöchel ausgerenkt hatte, auf seinem Rücken davon und gewann, von der böhmischen Grenze aus weite Umwege machend, über 150 Meilen wandernd, unter tausend Mühsalen endlich ein Asyl. Er ging nach Wien, Moskau, Danzig und wurde 1749 kai¬ serlicher Rittmeister. Höchst unvorsichtig ließ er sich von dem Kö¬ nige auf dem neutralen Gebiete in Danzig aber wieder fangen und kam nun 1753 in die Citadelle Magdeburg. Hier ersann er mit bewunderungswerther Erfindungskraft und Ausdauer Pläne, um wie ein Biaulwurf sich aus der Erde heraus zu wühlen, sie waren aber alle ohne Erfolg. Als der Hubertusburger Friede geschlossen war, kam er end-

Der König

schrieb damals an

294 lich frei und seine Erscheinung erregte überall, wo er hinkam, un¬ gewöhnliches Aufsehen. Man bewunderte den Märtyrer des Hasses Friedrichs wegen seiner außerordentlichen Geistesstärke und der her¬ kulischen Zähigkeit seines ungebrochenen Gemüthes. Der Tourist vuisn», der ihn in dem glänzenden, von Frem¬ den wimmelnden Badeorte Aachen sah und sich zu ihm hinge¬ zogen fand, meint aber doch in seinen Memoiren, daß das Gleich¬

das seit 1766 statt des Schloffes von ihr bewohnt wurde, ein ganz eingezogenes Leben und verlosch bald nach ihrem großen Bruder, im Jahre 1787, vierundsechszig Jahre alt. —

Die Prophezeiungen des Schlssscrmeistcrs Rhode in Potsdam.

gewicht seiner Bernunft durch die Einkerkerung ein wenig gestört

den eigenhändigen Aufzeichnungen des am 3. November 1881 zu

worden sei.

Nach

Ueber zwanzig Jahre, bis zum Tode seines großen Wider¬ sachers, mußte Trenck noch warten, bis er durch Publikation seinen sünfbändigen seines Lebens sich Luft machen konnte.

Potsdam im 87. Lebensjahre verstorbenen Fräuleins

In

Memoiren ließ er mit fieberhaft erregter Leidenschaft alle Schleusen des Zornes offen, daß man ihm, dem von Lebenslust Strotzenden, das Leben so verkümmert habe. Trenck, verheirathet mit einer Klademoiselle de Brol in Aachen, lebte unter wechselvollen Schicksalen noch bis 1794, stürzte sich alsdann in die Fährnisse der Pariser Revolution und tvurde

zwei Tage nach dem Tode Robespierre's „als vermeintlicher Agent fremder Mächte" guillotinirt. Vier Jahre darauf, bei der Huldigung Friedrich Wilhelms Hl., wurde die Familie Trenck gegrast, angeblich, um ihr eine Genug¬

thuung wegen des erlittenen Kummers zu geben. — Prinzessin Amalie blieb unvermählt. Weil Friedrich sich der Verbindung Trencks mit seiner Schwester widersetzt hatte, suchte er sie durch die liebevollste Zärtlichkeit dafür zu entschädigen. Sie glänzte in den Hoffesten. Unter anderen theilte sie bei dem großen präch¬ tigen Rachtkaroussel im Lustgarten zu Berlin im Jahre 1750, welches bei 30,000 Lampen Erleuchtung stattfand, die Preise aus. „An diesem Tage soll sie —" schreibt Bielefeld — „blendend schön gewesen sein. Ihr Kleid von Silberstoff erhöhte ihre Reize so, daß man in Versuchung kam, sie für ein überirdisch Wesen zu halten. Acht in Silbermoor gekleidete Hofdamen standen ihr zur

Seite.

Im

Jahre 1751 wurde Amalie, achtundzwanzig Jahre alt,

A ebtissin von Quedlinburg, wovon sie eine ansehnliche Pfründe genoß. „Alle Welt" — sagt Thiebault in seinen Souvenirs de Berlin, „hielt sie für den Hauptspion ihres Bruders und hegte eine merkwürdige Scheu vor ihr. Man sagte ihr nach, daß sie mit einer gewissen Lust am Unheilstiften ganz unschuldige Aeu¬ ßerungen verdrehe, um den König

gegen

seine

Brüder aufzu¬

hetzen."

Während des 7 jährigen Krieges und überhaupt in allen kri¬ tischen Momenten ließ sie die Wahrsager und Kartenschlägerinnen Berlins zu sich kommen. Tage lang für ihren Bruder die Karte schlagen und sandte dann die erhaltene Kunde dem Bruder zu.

Ihre Vertraute war Fräulein von Herlefeld,

über deren Ver¬

lust 1770 Friedrich sie durch eine poetische Epistel zu trösten suchte. Nach dem Frieden pflegte sie, wenn der König Fremde in Potsdam bei sich hatte, die Ceremonienmeisterin zu machen. Berühmt geworden sind die kleinen Gesellschaften, welche Friedrich mit der Schwester und vier anderen, geistreichen Damen gewöhnlich am Sylvesterabend hielt, die sogenannten Konfidenztaseln. Der König speiste mit den Damen im königlichen Schloß zu Potsdam an der berühmten Maschinentafel, zu der die Speisen mittelst eines Triebwerkes heraufgewunden werden konnten, so daß es nicht nöthig war, Lakaien im Zimmer zur Bedienung zu haben. Im späteren Alter war die Prinzeß ungemein schwach und kränklich. Nach Wraxall hatte sie schon 1771 ein Auge gänzlich und den Gebrauch eines Armes verloren. Ihr Kopf zitterte, die Füße konnten nur mit Mühe den abgemagerten Körper noch tra¬ gen, Arme und Hände waren skelettartig. Sie führte in ihrem neuerbauten Palais in Berlin, Unter den Linden Nr. 7 — das jetzt der Russischen Botschaft gehört — und

Caroline Schulze

bearbeitet und herausgegeben von

Max non ÄrsffM.

Einkeilung. Um die höchst interessanten Prophczeihungen des Schlossermeisters Rhode in Potsdam, welche zum Theil sich bereits er¬ füllt haben, zum Theil aber noch der Erfüllung harren, wahrhaft würdigen zu können, bedarf es vorweg einer Charakteristik der¬ jenigen Persönlichkeiten, welchen allein dieselben bekannt geworden sind, sowie einer Darlegung der Verhältnisse, unter denen sie entstanden; sind beide doch mit einander innig verknüpft. Zunächst und vor Allem war es die Königin Louise von

Preußen,

welche

an

den Rhode'schen

haftesten Antheil nahm; dann aber

Mittheilungen den

Graf Hans Moritz v.

leb¬

Brühl,

ein treuer Freund der Königin wie der ganzen Königlichen Familie, welche er auch nach der Schlacht von Jena nach Königsberg be¬

gleitete. Geboren am 26. Juli 1746 zu Dresden als Sohn des berühmten Kurfürstlich Sächsischen und Königlich Polnischen Ministers Grafen von Brühl, war er zu jener Zeit Preußischer

General-Chauffeebau-Jntendant und stand mit der Faniilie des Oberhofbauraths und Königlichen Gartendirektors Johann Gott¬ lob Schulze zu Potsdam im vertrauten Briefwechsel, dessen Gegenstand großentheils jene Vorhersagungen ausmachten. Letzterer am 11 . April 1755 zu Waldstaedt bei Weimar geboren, hatte in Leipzig die Bauwissenschaften sowie die Rechte studirt und erhielt 1777 nach Potsdam den Ruf als Baukondukteur. Ein gesinnungs¬ tüchtiger , rechtschaffener und gewissenhafter Landsmann des Grafen wurde er in Uebereinstimmung gegenseitiger Ansichten mit Brühl innig befreundet. Weit mehr aber stand mit demselben in regstem Verkehr seine Gattin Hedwig Charlotte, geb. Manger, geboren am 26. Januar 1767, die zweite Tochter des bekannten Pomologen, Oberhofbauraths und Königlichen Garteninspektors Heinrich Ludwig Manger und der Anna Katharine Plümicke, geboren auf der Nedlitzfähre am 1 . Januar 1736; Frau Schulze war eine so tüchtige Landwirthin, daß sie von der ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam zum Ehrenmitglieds ernannt wurde, übrigens von durchaus wissenschaftlicher Bildung, pietätvoller Gemüthlichkeit und großer Menschenfreundlichkeit, sowie begabt mit allen weiblichen Tugenden, überdies eine Pflegerin der Kranken und Bedürftigen und Trösterin der Bekümmerten. Als geringes Zeichen der Anerkennung solcher edlen Eigenschaften er¬ hielt sie im Jahre 1815 den Louisen-Orden, nachdem sie sich der in den Freiheitskriegen schwer Verwundeten durch die aufopferndste Pflege angenommen hatte. Der Schlossermeister, Rhode selbst in Potsdam, von welchem jene Prophezeihungen in den Jahren 1808 und 1809 ausgingen, war ein frommer, demüthiger und bibelfester Mann, welcher sein Gewerbe zur Kunst erhoben hatte. Als nun die Königin Louise, damals noch Kronprinzessin, 1794 in Sanssouci in den sogenannten Neuen Soinmer im Kammern mit ihrer Schwester Friederike, Prinzessin Ludwig von Preußen, während der Abwesenheit ihres Gemahls residirte, spazierte sie öfters allein ohne Gefolge in dem Parke und besuchte zuweilen auch die Treibereien in Sanssouci; sie trat dann auch

welche sich die Königin ebenfalls interessirte und ihn veranlaßte, an die Schulze'schen Eheleute zu schreiben, um von diesen ein

wvhl in bic Wohnungen der Hofgärtner und des Gartenbirektors ein unb lernte auf biese Weise bie Frauen berselben kennen; einst veranstaltete sie sogar eine Festlichkeit in ben Neuen Kammern, zn welcher bie Familien ber Gärtnerei befohlen würben. Besonbers

Mehreres in Erfahrung zu bringen.

Auf

historisch höchst interessant,

!

stimmte Loge hatte, noch vorzugsweise zu begrüßen. Diese Theil¬ nahme ging soweit, baß bie Prinzeß gelegentlich sich äußerte, sie müsse sich einen Knoten in ihr Taschentuch machen, um nicht zu vergessen, bie Pleymer zu grüßen, weil biese sonst eine schlaflose Nacht haben würbe. Einer gleichen Auszeichnung hatte sich Frau Schulze zu er-

erfüllte

!

Zeit

ebenso be¬

sich

Rhode's erste Prophezeihung.

Die Rhobe'schen Prophezeihungen.

auch noch als

Die Weissagungen des Schlossermeisters Rhode in Potsdam datiren aus den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, be¬ treffen die kommenden Vorgänge in den Weltereignisten und er¬ strecken sich auf vielleicht noch sehr fernliegende, zukünftige Zeiten; sie haben sich zum Theil thatsächlich erfüllt, zum Theil aber steht ihre Erfüllung noch in Aussicht. Wir zeichnen sie hier auf,*) wie

lieutenant unb erster Gouverneur bes Kronprinzen unb ber übrigen Prinzen 1788 war) seine Dienstwohnung in Sanssouci, in bem Hause, ber bes Schulze gegenüber, als Sommerwohnung zu seinen Dienstgeschäften, welche ihn mit diesem in nähere Verbindung brachten. Seine Gemahlin, eine geborene von Schleierweber und Friedenau aus Maubeuge (gestorben am 3. Mai 1816 zu Ber¬ lin), war nur selten mitanwesend, weil sie sein Gut Seifersborf bei Dresden bewirthschaftete und ihrem einzigen Sohne, dem da¬ maligen Königlichen Jagdjunker und nachmaligen Königlichen Schauspiel-Intendanten, Grafen Karl von Brühl, nahe sein wollte. Der Letztere hatte seine wistenschaftliche Ausbildung in

sie uns aus jener Zeit mitgetheilt worden sind und schriftlich vor¬ liegen, und zwar in der einfachen Weise, wie sie der alte Mann erzählt hatte, ohne Erläuterungen und nur da, wo sie nicht ver¬ ständlich erscheinen, gestatten wir uns, einige eigene Einschaltungen zu machen; sind wir ja selbst Zeuge seiner Vorhersagungen ge-

wesen!

Rhode hat seine Prophezcihungen aus der Offenbarung Jo¬

Privat-Erziehungs-Jnstitute des Magister Karl Christoph zu Dresden erhalten, eines Bruders des Oberhof-Bauraths in Potsdam. — Dieses Verhältniß hatte schon vorzeitig die nähere Bekanntschaft des Grafen Moritz mit letzterem eingeleitet dem

Schulze

!

und das Dienstverhältniß beide nun zu einer innigen Freundschaft vereinigt; zudem waren sie Landsleute und stimmten auch in ihren Gesinnungen vollkommen überein.

Uebrigens war der Graf, ein menschenfreundlicher, gesinnungstüchtiger, bescheidener und höchst liebenswürdiger Mann und bei Hofe sehr beliebt; König Friedrich Wilhelm II. und nachher König Friedrich Wilhelm III. ebenso wie die Königin Louise schenkten ihm ihr vollstes Vertrauen. Nach vollbrachter Arbeit, wenn er nicht am Hofe beschäftigt war, pflegte Brühl Abends im gewöhnlichen Hauskleide, das Tabakspfeifchen in der Hand, zu seinem Landsmanne und dessen Gattin herüberzukommen und brachten sie dann meist unter der alten Linde vor dem Hause in gemüthlicher Unter¬ haltung zu. Beide, leidenschaftliche Raucher, verscheuchten die Mücken und ergingen sich in geistreich-traulichen Gesprächen, welche durch Bonarpartes Emporkommen veranlaßt, auch oftmals auf das politische Gebiet hinüberspielten. Hierbei kam einstmals Frag; Schulze auch auf die Prophezeihungen des Schlostermeisters Rhode zu sprechen, für welche der Graf lebhaftes Jntereste nahm, während sein Landsmann ein ungläubiger Thomas geheißen wurde, weil er von ihnen nichts wissen wollte. Nach der Schlacht bei Jena folgte Graf Brühl der König¬ lichen Fainilie nach Königsberg und lebte bei berselben als Freund und Tröster im Unglück, namentlich der Königin, welche den ehr¬ würdigen Greis zu sich bescheiden ließ, selbst wenn sie leidend war und das Lager hüten mußte. Bei solchen Tröstungen nahm er Veranlastung, der Prophezeihungen des Rhode zu erwähnen, für

sonbern auch für ihre

deutungsvoll wie die Rhobe'schen Prophezeihungen selbst. Nach der Heimkehr der Königlichen Familie, Ende des Jahres 1809, besuchte auch Graf Brühl die Familie Schulze in Sanssouci wieder, legte bald darauf aber sein Amt als General Chausseebau-Jntendant nieder und kehrte auf sein Gut Seifersborf bei Dresden zu¬ rück, woselbst er am 31. Januar 1811 verstarb. Als aber der König am 3. Februar 1813 den Aufruf an sein Volk erließ, nach welchem jeder männliche Unterthan das Schwert an der Seite und die Nationalkokarde an der Kopfbedeckung tragen müsse,

Königin, oftmals in ihrer Wohnung aufsuchte, sich mit ihr unterhielt unb nicht einmal gestattete, baß biese ihr nach bamaligem Brauch bas Kleib küste, sonbern ihr einfach bie Hanb zum Kuß reichte, eine Hulb unb Gnabe, welche bie Frau wahrhaft beschämte. Im Jahre 1795 bezog Graf Brühl (besten Bruber General¬ welche bie Prinzeß,

wir weiter unten ausführ¬

lich zurück, denn die Briefe des Grafen sind nicht allein kultur¬

waren es Frau Hofgärtner Pleymer unb Frau Obcrhofbaurath Schulze, welche von ber Kronprinzessin ausgezeichnet würben. Bcibe erhielten stets, so oft Theater gespielt würbe, eine Anzahl von Freibillets zur weiteren Vertheilung. Wenn bann bie holbselige hohe Frau in ihrer Loge erschien, verfehlte sie nicht, alle Anwesenben mit ihrer herzgewinnenben Freunblichkeit, bekanntere Personen, wie Frau Pleymer, welche im zweiten Range eine be-

freuen,

diese Korrespondenz kommen

!

hannis**) unter Bezugnahme von Parallclstellen in der Bibel ge¬ schöpft; ein strenger Christgläubiger, war er selbstverständlich ein Gegner des überhandnehmenden Rationalismus und muß mit der Weltgeschichte wenigstens theilweis vertraut gewesen sein. Indem Rhode nun zunächst im Allgemeinen den Unglauben an den Sohn Gottes, die Sünden der Welt, die Ungerechtigkeit, die Verbrechen, die Betrügereien, die Schmeicheleien :c. rügt — ein Vorwurf, der übrigens zu allen Zeiten berechtigt war und dies auch stets sein wird — nennt er die einzelnen Gemeinden gen Asien als Vorbild und vergleicht sie gegenbildlich in folgender Weise: Offenbar. Joh. Kap. 2 und 3 Vers 1: Die Gemeinde Ephesus ist das Vorbild für Sachsen: „Ich weiß, daß Deine Werke re. Aber ich habe wider Dich, daß Du die erste Liebe verlässest re." d. h. daß Kur¬ fürst August das evangelische Glaubensbekenntniß verlässet, um König von Polen zu werden. Vers 8 : Die Gemeinde Smyrna bedeutet das Türkische

Reich;

Vers 12 : Die Gemeinde PergamuS bedeutet Italien Rom, in Beziehung auf die römisch-katholische Kirche, in der das neue Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes in neuester Zeit den Höhepunkt der Abgötterei erlangt hat. oder

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*) Das

vor ihrer gänzlichen Erblindung eigenhändig niederge¬ uns zur Verfügung gestellte Manuskript des Fräuleins Ca¬ roline Schulze über diese Aufzeichnungen stammt aus dein Jahre 1876. **) Dieses räthselhafte Buch hat bekanntlich zu allen Zeiten den Theo¬ logen viel Kopfzerbrechens gemacht und noch heute sind die Akten über dasselbe nicht völlig geschlossen; man muß sich aber erinnern, daß man es bei ihn» mit einer prophetischen Behandlung der Zeit, in der das Buch geschrieben war, zu thun hat und daß, je schroffer der Widerspruch zwischen der Wirklichkeit einer gleichartigen Zeitperiode und den nationalen Wünschen hervortritt, man sich desto gewaltsamer durch eine prophetische Behandlung der jeweiligen Gegenwart über die Misere der Zeit hinweg¬ noch

schriebene und

zusetzen stets versucht

hat.

296 Vers 18: Die Gemeinde Thyatira ist Hessen, ohne wei¬ tere Erklärung. Kap. 3 Vers 1—5: Die Gemeinde Sardes ist Branden¬ burg-Preußen. Vers 1: „Ich weiß Deine Werke, denn Du hast den Namen, daß Du lebest und bist todt. Vers 2: Sei und stärke das Andere, das sterben will, denn ich habe Deine Werke nicht völlig gefunden vor Gott.*) Vers 3: So gedenke nun, wie Du empfangen und gehöret hast und halte es und thue Buße. So Du nicht wirst wachen,**) werde ich über Dich kommen, wie ein Dieb und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über Dich kommen werde. Vers 4: Du hast auch wenige Namen wacker

mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es werth. Vers 5: Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angelegt wer¬ den und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben und sie werden

und seinen Engeln.

Kap. 9 V. 7—11 vergleicht Rhode mit Napoleons Kriegesheer, wie es thatsächlich theilweise uniformirt war, besonders seine Kürassiere init den Panzern und Helmen, mit den langen Pfcrdehaarschwänzen, welche am Nacken herab¬ hingen, und da sein Heer stets vollständig war, so verglich man es mit den Heuschrecken, als ob er die Menschen aus der Erde hervorbringe. Kap. 13 V. 1: „Und sahe ein Thier aus dein Meere steigen, das hatte 7 Häupter und 10 Hörner, und auf seinen Häuptern 10 Kronen, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung." Diesen Vers legte Rhode voraussehend — also bevor es geschehen — so aus: „Napoleon werde 7 Könige er¬ heben und ihnen die Königskrone aufsetzen und im Ganzen 10 Kronen sein eigen nennen!" Diese sieben Häupter sind: Sachsen, dem er auch die Polenkrone aufsetzte, Baiern, Württemberg, West-

phalen, Holland, Spanien und Neapel. Zählt man dazu Frankreich, Italien und den Rheinbund nach Aufgeben der deutschen Krone seitens Oesterreichs, so sind dies die zehn Kronen (Hörner). Er erhebt seinen Bruder zum König von Spanien, dem Bernadotte sichert er die Krone von Schweden und sich selbst setzt er die Kaiser¬

Die Gemeinde zu Philadelphia bedeutet die protestantische Gemeinde in Amerika. Eine Erklärung über sie findet sich nicht aufgezeichnet.***) Vergl. aber Kap. 3 V. 7. Vers 14, 15: Die Gemeinde zu Laodicea ist Hannover Vers 7:

England: „Ich weiß Deine Werke, daß Du weder kalt warm bist. Ach! daß Du kalt oder warm wärest!" Weil, fährt der Prophet fort, die Sünden der Welt, die Verleugnung Christi, die Ehebrecher, die Diebe, Lügner und Be¬ trüger geduldet werden, ohne daß Gericht über sie gehalten wird, darum haben wir alle Drangsale und die Strafe wird eine Zeit lang dauern, bis es bester wird in der Welt und vor Allem der oder noch

wahre evangelische Christusglaube wieder anerkannt wird. Das Verderben, die Versunkenheit der Geschlechter, das böse Princip, welches in Frankreich seinen Sitz hat, tritt mit dem Ausbruch der Revolution hervor und findet auch Anhänger bei den Weltkindern! Rhode, unser Prophet, weiset nach, daß im 17. Kap. der Offenbarung Johannis diese Revolution vorhergesagt ist und führt aus einzelnen Versen derselben die Beweise dafür an, welche sich in den verschiedenen Parallelstellen finden. So im: Kap. 17 V. 5: „Babylon ist Paris, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden; es muß zum Schutthaufen umgewandelt werden." Dies stand ihm 1871 bevor, wenn es nicht Wilhelm I., der christlich fromme König, beschützt hätte, bis dann die Commune doch den Ausspruch wahr machte. Kap. 17 V. 8 : „Das Thier, das du gesehen hast, ist gewesen, und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund, und wird fahren in die Verdammung rc." Dies erklärt sich mit Napoleons Sturz, seiner Rückkehr aus Elba und seiner

Verbannung nach

St.

Helena 1815.

(Parallelst. Kap. 11

V. 7: „Das Thier, das aus dem Abgrunde aufsteigt, wird mit ihnen einen Streit halten, und wird sie über¬ winden".) Nämlich Napoleon. Kap. 9 V. II: „Und haben über sich einen König, einen Engel aus dem Abgrund (Korsika), deß Name heißt auf Ebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon".

— Das ist Napoleon! — Dann weiter in: Kap. 17 V. 10—18 bedeutet die Parteien oder der Regierungs¬ wechsel während der Revolution — namentlich V. 10 , 11 , 12

«. V.

18.

*) Vergl. dazu die Parallelstelle Kap. 3 N. 19: „Welche

ich

lieb

habe, die strafe und züchtige ich; so sei nun fleißig und thue Buße rc." **) Vergl. Thessalo». Kap. 5 V. 2 ff. ***) Findet sich nichts aufgezeichnet, so ist damit nicht ausgesprochen, daß unser Prophet Rhode nicht doch etwas, ob zu Lob oder zu Tadel,

über jede sogen. Gemeinde zu sagen gehabt hätte.

krone aufs Haupt und nennt sich König von

Rom!-

Italien,

seinen

Sohn König von Kap. 13 V. 5: „Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerung, und ward ihn, gegeben, daß es mit ihm währte 42 Monate." (Siehe oben V. 8 .) —

Die Offenbarung Johannis enthält noch gar Vieles, das wird, und schon gekommen ist. So Kap. 13 V. 11: „Und ich sahe ein ander Thier aufsteigen von der Erde, und hatte 2 Hörner, und redete wie der Drache"; V. 12 : „Und es that alle Macht des ersten Thieres vor ihm. — Das ist Napoleon HI. kommen

Weitere Vorhersagungen des Rhode sind einzelne, die ohne Weiteres aufgezeichnet vorliegen. Rhode prophezeiht eine Auswanderung nach Süden, nennt Mailand; — „das mittelländische Meer sei dann ausgetrocknet, und auf seinem Grunde werden die Auswanderer mehr Schätze sinden, als sie daheim gelassen, weil die Flucht ihnen keine Zeit darüber gelassen, wenn sie eingetreten ist, etwas mitzunehmen. —

Der Zeit dieser Auswanderung gehen Zeichen am Himmel und auf der Erde voran. Erdbeben werden 7000 Städte zerstören und das Meer austrocknen." Dieser Prophezeihung liegt wahrscheinlich das 24. Kapitel Matthäus zu Grunde. — Ich, damals ein 12—14jährigcr Nase¬ weis, sagte: „Wenn ich Ihnen auch Alles, was Sie sagen, glaube, das glaube ich nicht!" — Dann sah er mich mit seinen großen Augen ernst an, zuckte mit den Schultern, und erwiderte nichts. — Dann sagte er zwar: „Sie werden es ja sehen! — so ist die Zeit noch weit hinaus, die ich nicht erleben werde; denn auch

Alexander von Humboldt sagt: „Durch das strenge Vor¬ dringen der kalten Zone nach dem Aequator werde in wenigen Jahrtausenden Europa mit seinen Palästen und Thürmen Meeres¬ grund sein." Auch hat der Astronom Wilhelm Lehmann be¬ rechnet, daß nach 30,000 Jahren die Venus in ihrem Umlauf der Erde so nahe komme, und es möglich sei, daß die gegenseitige Anziehungskraft beide vereinigen könne." — Die Mythologie oer Griechen erzählt uns vom Phaeton und Hesperus, der den Namen Venus erhalten hat. — Sonach treffen Fabel, (?) Prophezeihung und Naturforschung zusammen, und jetzt würde ich dem alten Rhode nicht mehr nase¬ weis kommen. — Rhode prophezeihte weiter: „Erst muß der Türke raus! Er

297 kommt bis an unseres Landes Grenzen, kommt nach Rom, das er zum Scheiterhaufen macht, besetzt Italien und Frankreich!" — „Der Oesterreicher wird ganz verderben," das steht mit den vorigen Andeutungen in Verbindung, — als ob Oestreichs Verderben durch die Türken geschehe. —

wir

beide wären doch treue und standhafte Anhänger des Propheten Rhode und das macht uns Ehre. Ich verbleibe mit der vollkommensten Hochachtung Ew. Wohlgeboren

ergebenster Diener

Brühl. Nach der Erniedrigung des Preußischen Staats und deren traurigen Folgen, wurde unser Prophet im Jahre 1808 befragt, was er für die Zukunft voraussehe; darauf erwiderte er: „Unser König solle sich nur ruhig passiv verhalten, sich nur mit den sieben evangelischen Fürsten und nicht mit Napoleon verbinden,

durch Napoleon

was nicht zu vermeiden sei, ruhig dulden und ertragen; denn es Zeit, daß Preußen größer werde, als es je bisher ge¬ wesen." — Vergl. Offenb. Joh. 14 V. 9, 10 . Auf die Frage: wann diese Zeit eintreten werde, meinte er: „Wenn jeder Mann das Mahlzeichen an der Stirn, und das Schwert an der Seite tragen werde, wird die Zeit kommen." Von diesen wenigen aufgezeichnet gewesenen Vorhersagungen bin ich Ohrenzeuge gewesen, und Rhode hat noch Manches aus geschehene Fragen mitgetheilt, was aber nicht aufgezeichnet worden ist. Indeß ist jener letzte Satz meinem Gedächtniß treu geblieben, und als 1813 jeder Mann (Preuße) an der Kopfbedeckung die Kokarde — das Feldzeichen — tragen mußte und dann sich mit dem Schwert gedachte ich des alten Rhode Vorhersagung.-Derselbe Gedanke durchdrang mich, als ich jetzt (im Jahre 1876) in der Abhandlung von Dr. P. Besse : komme die

umgürtete-da

„Die Königin Louise von Preußen

und ihre welthisto¬

rische Bedeutung, Köln 1870." S. 36 las: „Am meisten lastete die Wucht des französischen Uebermuthes auf Preußen, weil Friedrich Wilhelm auf inständiges Dringen Louisens dem Rheinbünde nicht beitreten, und so den Weg „der Ehre" nicht verlassen wollte. Nach der Schlacht bei Eylau hätte er einen Vortheilhaften Frieden machen können, aber da hätte er freiwillig mit dem bösen Princip unterhandeln, sich mit ihm verbinden müssen — jetzt hat er unterhandelt, gezwungen durch die Noth, und wird Das wird Preußen einst Segen sich nicht mit ihm verbinden. bringen." — Bekannt ist, daß der König den Freiherrn von Stein ent¬ lassen hatte. Die deutsche Frau, die Königin Louise aber hatte den Mann von Stein erkannt. — Sie rief ihn 1807/8 nach Königs¬ berg, er verließ das Krankenbett und eilte zu ihr. Was Stein und Scharnhorst schafften, schaffen wollten — ihre Entwürfe unterbreitete sie dem Könige und ihren Bitten gelang es, Fried¬ rich Wilhelm Hl. endlich zum Nachgeben zu bewegen und wieder auf Stein zu hören, wobei man sich erinnern muß, daß die Königin Rhode's Prophezeihungen durch die Mittheilungen des Grafen Moritz von Brühl genau kannte. Lorresponden; des Grafen Drühk mit dem Königlichen Gartendirektor Schulze und besten Ehefrau, die Wstode'fchen H?ropstezcihunger» betreffend. 1.

Graf Brühl an Schulze.

Seifersdorf, den 25. Dezember 1805. Sie, wenn Sie wollen, ich muß es mir gefallen lassen, sicher werden Sie lachen, wenn Ihnen aus dem Context meines Brieses bekannt wird, daß ich, nach denen außeror¬ Lachen

und unerwarteten Begebenheiten, zu dem Drehfuß des Meister Rhode schreite, als wenn es der eines Orakels wäre. Schmiedet der Mann noch daffelbe prophetische Eisen, oder hat er einen neuen Schlüssel zu seinem Gedächtniß gefeilt? Ich darf Sie wohl inständig bitten, mir sobald als möglich wisien zu lasien, was er jetzt sagt. Ich weiß weiter nichts zu sagen, als daß die Oestreicher nichts taugen, und ihr Kaiser ein altes Weib ist. dentlichen

dummen

Der Frau Bauräthin empfehle

ich

mich

bestens, sagen

Sie,

2. Schulze an Graf

Brühl.

Hochgeborener, Hochverehrtester Herr Graf.

Ihren ersten lieben Brief habe ich richtig erhalten, und da er mir unaussprechlich viel Vergnügen machte, gerade zu einer Zeit, wo solche Empfindungen nicht eben selten, sondern völlig verbannt waren; so hätte ich ihn gem beantwortet und mich höflichst dafür bedankt, wenn ich Ihren eigentlichen Aufenthaltsort hätte sicher treffen können, und der Postenlauf so sicher gewesen wäre, wie jetzt. Um so größer war nun wieder die Freude, als ich Ihren zweiten Brief durch Herrn Jericho erhielt, indem ich von der mir zwar schon hinlänglich bekannten und unumstößlich festen Güte und so hochgeachtete landsmannschaftliche Freundschaft doch erneuert überzeugt wurde. Zuvörderst versichere ich Ihnen meine herzliche Freude über Ihr fortdauerndes Wohlbefinden bei ihren zahlreichen Jahren, sodann muß ich Ihnen etwas weniges erzählen, wie es uns hier ergangen ist. Als am 24. 8 .br. 1806 der Einmarsch über die Langebrücke der Franzosen statt hatte, so herrschte an

allen Orten und Enden der Stadt eine stille Niedergeschlagenheit und bange Erwartung, die aber bei weitem das nicht in sich be¬ griff, was wir nun 1'/- Jahr erduldet haben. Die französischen Truppen schienen überall so bekannt und vom locale so unterrichtet zu sein, als unsere eigene Garnison. Ohne irgend Jemand zu ftagen, ritt eine unabsehliche Menge zu allen Thoren hinaus, und nahmen die ihnen bestimmten Punkte

in der Nähe und Ferne ein. Am anderen Tage Vormittages ritt der Kaiser mit seiner Suite und Bedeckung nach dem Neuen Palais, besähe dasselbe innen. Hierauf ging es in einem kurzen Galopp den Hauptgang entlang, hinaus nach Sanssouci, gleich wie bei einer ftiedlichen Revue oder Manöver, und so, wie gesagt, als wenn sie den Weg die Rampe hinauf schon 10 Mal gemacht hätten. Der Kaiser stieg ab, besah Sanssouci innerhalb, ging von da . hinab nach den Neuen Kammern, wieder zurück, stieg vor der Kolonnade wieder zu Pferde, und nachdem er den Aufenthaltsort Friedrichs II. und

Environs

besehen, auch den Raub von Gemälden an¬ ging es in raschem Galopp nach dem Neuen Garten, wohin ich aber der Schnelligkeit wegen, nicht weiter folgen Sanssouci war dem Kaiser so merkwürdig und hatte konnte. ihm so Wohlgefallen, daß ihm durch den Oberhofbaurath Richter und Bauasseffor Schadow eine Zeichnung, die Alles darstellte, ge¬ Er versprach und befahl alle mögliche macht werden mußte. Schonung, diesem gemäß hat es seine integrite erhalten, und ist Dagegen von keinem ftanzösischen General bewohnt worden. wurden die Kaiserlichen Mameluken und Garde cbasseur*) zu 16—18 Mann in jede Dienstwohnung des Gartenpersonals einge¬ legt; Wer keinen Wein hatte, mußte ihn anschaffen; und wer keinen zu trinken gewohnt war, mußte wenigstens sehen, wie man ihn in reichlichem Maße trank; wie V< Psd. Zucker in eine einzige Tasse Kaffe fließend und mittelst Arrak zu einem Gloria-Trank

die schönen

geordnet hatte,

*) Der Oberst der Mameluken, ein Arzt und chasseurs waren bei Schulze einquartiert. Dem ersteren zeigte Schulze eine Flöte, die Frie¬ drich II. wahrscheinlich im 7 jährige» Kriege mit sich geführt hat, und die er nach des Königs Tode von dessen ersten Kommerhusaren Neumann, Der Oberst bot sofort dem Flöte, aus Pietät aber lehnte Schulze dies Gesuch ab, und der edle Feind, der sie ja nehmen konnte, ließ sie ihm. Dieselbe ist später durch Kauf in den Besitz des Geh.

seinem Schwager, geschenkt erhalten hatte. Schulze 100 Ducaten für Abtretung dieser

Kommerzienraths

vonBleichröder

übergegangen.

298 bereitet und eingeschärft wurde; Kapaunen und sogenannte Kikeri waren die gewöhnlichen Forderungen, und wer nicht wenigstens für etwas Aehnliches sorgte, bekam Rippen- und Kopfftöße. Jeder suchte Hülfe und Schutz, diese war aber fern. Endlich secundirte mich ein guter Genius, führte mir den Obersten und den Chirurg

Major, zwei edle Männer zu, und nun fand sich wenigstens ein Zufluchtsort für die Händeringenden und Schutz vor Mißhand¬ lungen. Alle Dienstwohnungen waren mit Einquartierung stark versehen, die Ihrige aber ist gleich wie Schloß Sanssouci, ehr¬ furchtsvoll befreit und unbesetzt geblieben, ein Umstand, aus dem man ersehen kann, wie gut Ihnen die Götter sein müssen. Nach¬ dem endlich mehrere humane Gouverneurs nach einander auf dem Stadtschloste Platz genommen hatten, entstand von Zeit zu Zeit mehr Ordnung und Manneszucht, nur der Bäcker Wachsmuth

mußte durch einen unglücklichen Säbelstich das Leben verlieren. Der Thäter, ein überaus wohlgebildeter junger und sonst als gut bezeichneter Mensch, wurde aber nach einigen Tagen ohne Gnade

und Barmherzigkeit im Lustgarten erschossen, obschon Alle um Pardon riefen. Im Januar kehrte auch der Herr Hofmarschall hier ein, um auszuführen, was Sie zu sagen belieben. Außer, daß beim Neuen Palais 3 antike Marmorstatuen, die kleine Porphprsäule vor der Schwimmbrücke für Paris fortgenommen wor¬ den, ist ^mancher Finger von den Statuen abgeschlagen, manche Muschel aus der Grotte und von der grollirten Mauer (zu Saltzfäßchen in den Lazarethen und Kasernen brauchbar) entwendet Dieses alles war bei der Menge durchmarschirender worden. Truppen von so verschiedenen Nationen nicht zu vermeiden. Jetzt, nachdem in dem Hauptgange wieder 6 steinerne Statuen umge¬ worfen worden, habe ich es bei dem Herrn Gouverneur, General Bourcier dahin gebracht, daß gar keine gemeinen Militärs mehr nach dem Garten Sanssouci gehen dürfen. Nun bleiben mir nur noch die Wünsche übrig, alles Rück¬ ständige Ihnen bald unter der traulichen Linde, die Sie so lieb haben, erzählen zu können. Der Höchste führe unsern höchstge¬ liebten König und ganze Königliche Familie bald, ja bald den niedergedrückten, aber gewiß gut gesinnten Herzen der guten Pots¬ damer entgegen, und mache ihnen dadurch das Erduldete bald ver¬

!

Lebensart entstehen, dann wird das Glück der Menschen erst ge¬ gründet — einmahl habe ich schon einen beträchtlichen Abzug ge¬ litten, ein zweiter fängt mit dem 1. April an, und wahrlich ist dieser Anfang des so lange berühmten Monates, nie so reichlich nach alter Sitte gesteuert worden. Ich sage, wie Gott will, und konnte nur mein Abzug für unseren guten König, die Krafft der sieben Boten im Evangelio haben, ich spränge Decken hoch für Freude. Vorgestern wurde der Geburtstag der Königin hier gefeiert und war Illumination in der ganzen Stadt, die Herzen brannten aber noch heller als die Lichter. Ich könnte nicht sagen, daß es mir hier gefiele, lieber wollte ich unter der traulichen Linde vor Ihrem Hause sitzen. Doch, wenn man nicht kann, was man will, muß man wollen, wie man kann. Das ist eine schöne Sentenz, leicht auszuführen? — Das eben nicht, aber große Seelen wählen nicht leicht Dinge, edler, erhabener ist es, gut zu

vollbringen, was in der Ausbildung schwer ist. Nur schade, daß bey denen vielen schweren Sachen uns so leicht wird, das Geld und die lieben tresor Scheine, sie fliegen jetzt herum, wie die Spinneweben im Herbst; der liebe Herr von Massow ist in Berlin geblieben, um die Ordnung zu erhalten, das lohne ihm Gott, die Ordnung ist ein herrliches Ding. Wenn Sie sich nur mit Ihrer lieben Familie glücklich und gesund durchwinden, soll es mir lieb und angenehm sein, ich bin die ganze Zeit wohl und munter gewesen, obwohl ich hier kein Bier trinken kann, und nach einer guten Routeille Bier lechze — doch die werde ich doch wohl Grüßen Sie Ihre Familie auch noch einmahl trinken können. — unter der Linde, was einmahl wieder ach! herzlich von mir — Gesundheit wünsche ich Stete wird es da zu erzählen geben.

Ihnen und verbleibe mit der vollkommensten Hochachtung Ew. Wohlgeboren ganz ergebenster Diener

Brühl. Königsberg, den 13. März 1808. 4. Graf

Königsberg d. 26.

Für

gessen.

Ich mit all den Meinigen empfehlen uns Ihnen gehorsamst und verharr ich mit der vollkommensten Hochachtung Ew. Hochgeboren ganz ergebenster

Diener

Potsdam, d. 6 . März 1808.

Schulze.

3. Graf Brühl an Schulze.

Ich zweifle,

daß

Sie meinen

6 . v.

M.

Juni 1808.

Ihr

Ihren Brief vom Andenken danke ich herzlich. habe ich den 12. erhalten, so auch die Schlosser-Arbeit,

obschon der alte Vulean schwach

wird,

so ist doch sein

Schloß noch

ziemlich künstlich gerathen, und ich darf Sie bitten, ihm fernerhin Arbeit zu geben. Die geäußerten Wünsche, unsern geliebten König mit seiner Familie bald wiederzusehen, ist ganz denen Empfin¬ dungen angemessen, welche jeder treue Diener haben muß, ich sehe nur noch nicht, wo der gute Wind herkommen soll, die Barometer

auf vielen Regen und Sturm. Der alte Rhode sprach anno 5 von dem bevorstehenden Un¬ glück, und ich kann mich noch recht gut besinnen, daß er eine ge¬ wisse Macht nach Mailand bringen wollte; besinnt sich der eherne Mann darauf, so bitte ich Sie recht inständig ihn zu fragen, ob er noch dabei bleibt, wie er denkt, daß dieser kleine Sprung ge¬ schehen soll, und ob ich nicht etwa Mailand statt Neuland ver¬ stehen alle noch

Lieber Herr Oberbaurath, getreuer Nachbar und Landsmann. ersten

Brief

bekommen haben,

mich, Ihnen Porto zu verursachen, da ich aber eine sichere Gelegenheit finde Ihnen meinen Unsinn schriftlich zukommen zu lassen, so mache ich einen Gebrauch davon. Ich hoffe, Sie anno 1805 sagte, alter Rhode was unser werden sich besinnen, und

Brühl an Schulze.

scheue

hat es nicht den Anschein, als wenn er recht chaben sollte? Wann kommen wir zu unseren Haußgöttern? Sie haben immer den Thomas gespielt, Ihre liebe Frau war leichtgläubiger, obschon sie pflichtmäßig, um es nicht zu scheinen, über den alten Kerl lachte. Ich möchte wohl wissen, was er jetzt sagt, könnten Sie mir durch diese Gelegenheit, welche zurück geht — es ist der Kammerlakai Jericho! — etwas davon mittheilen, so würden Sie mir eine große Gefälligkeit erzeigen. Ob wir der Sache Glauben oder Nichtglauben beimessen, ist einerley, nur ouriositatis causa. Wir führen hier ein herrliches Leben, indem wir durch die Begeben¬ heiten, immer mehr und mehr von der Eitelkeit der Welt abge¬ Der Luxus muß gestürzt werden, die einfachste zogen werden.

liebe Frau muß sich noch besinnen. Noch Licht über die Schicksale eines deutschen einiges mehr, ob er nicht Prinzen hat, welcher nun schon lange in Paris ist, mir liegt so

standen habe.

Ihre

etwas in der Seele, als ob dieser noch eine eigene Nolle spielen würde, es ist der Bruder des Königs. Mir geht es recht gut, wenn ich nur einmahl meine Hausgötter sehen könnte, doch Ge¬ duld, Gott ist immer gnädig und barmherzig gewesen, er wird es ferner sein. Viele, recht viele Empfehlungen an die liebe Haus¬ mutter und allen denen, die sich meiner erinnern. Auf Leid folgt Freude, durch Glaube kommt Trost.

Vale

Brühl.

299 5.

Graf Brühl an Schulze.

Königsberg, den 8 . Sept. 1808.

Ich bin wirklich beschämt, wenn ich daran denke, wie lange ich Ihnen auf Ihren Brief von dem 20 . m. p. Antwort schuldig bin. Das mir überschickte Obst habe ich wie ein Heiligthum

Sr. Majestät

dem König überbracht, und

Ihrer Majestät

der

Königin

gesagt, von wem es kommt, und daß es eine Probe Ihres eigenen Fleißes ist. Leider ist aber die Königinn keine Liebhaberinn von Aepfeln, die Birnen waren etwas schadhaft. Es ist überhaupt immer schade um «tT das schöne Obst, was hier

verdorben angelangt ist, und war auch natürlich, daß es nicht anders sein konnte, zumahlen Psirsich und frische Weintrauben.

Die Einrichtung, daß Alles

erst

in's Hofmarschall-Amt

geschickt

worden, kann auch etwas dazu beitragen. Vieles kam mit Courir, die schlechteste Art etwas sicher und zu rechter Zeit zu bekommen, weil es nicht selten geschehen ist, daß ein solcher, welcher am Montag abgehen sollte, vielleicht erst Mittwoch abging, und bei

Tag schon viel Unterschied. Nun wird wohl das Schicken bald ein Ende haben.

solchen feinen Obst-Sachen macht ein

Seit

dem ich das Glück oder Unglück gehabt habe, (so nennen

wie Sie wollen) in unserer Bekanntschaft mit dem Gang der Dinge beym Hosmarschall Amte zu treten; habe ich eingesehen, daß die wahre Ordnung eine Unmöglichkeit ist, ein Hofmarschall muß erstlich ein Muster von Treue, Redlichkeit, Fleiß mit wahrer Gerechtigkeit verbunden, sein. Das wäre nun A. Er muß die Gewalt haben nach Gerechtigkeit ohne Anschn der Person zu

Sie

es

11. Er ist nur ein Individuum, er muß also andere «In¬ dividuen unter sich haben, welche die Treue, die Redlichkeit und den Fleiß, wie er selbst besitzen. 0. Das wichtige ABC hat bis jetzt bei uns noch nicht blühen können, entweder AB oder 0, ist blos identisch vorhanden — die realität taugt dem Teufel nichts, dahero entsteht in quartum ein D, nämlich eine Wirthschaft die nichts taugt. Da nun B noch weniger C zu finden ist, so hat der Hofmarschall, welcher die Eigenschaften A besitzt, die Wahl, ob er, nach einiger Zeit, sein unterthäniges Compliment machen will, und lieber Schloßknechtsstelle annehmen, an der Gelbsucht sterben, oder die Sache gehen lasten will, wie sie geht. Im ersten Fall läßt man ihn gerade darum nicht gehen, weil er gehen will, im zweiten ist er ein Narr, und im dritten O. — Ein Perückenstock könnte so gut wie er figuriren und kostete kein Tractament. Es hat mich lange schon gewundert, daß man diese Art Stöcke seit dem sie nach der jetzigen Mode zu ihrer ersten Bestimmung nicht mehr gebraucht werden, warum man sie nicht bei Höfen, wie manche andere zum figuriren braucht, sie hätten noch einen wesent¬ lichen Vorzug vor manche andere Hosschranzen, sie verleumden nicht und haben viel Festigkeit und Beharrlichkeit. Gott will ich danken, wenn er mich wieder in die Gesellschaft der Steinklopfer

strafen.

zurückführt; das was ich aber Schönes bei meinem intriwistisch provisorischen Amte finde, ist, meinen lieben guten König und meine prächtige engelische Königinn täglich zu sehen, die Augen¬ blicke wo das Schicksal am härtesten schlug, mit ihnen durchlebt zu haben. Gott wird sie Beide für das Erlittene, für die standhafte Ergebenheit, mit welcher Sie es litten, belohnen, wie? durch was? Das Schicksal ist nicht wie unsere jetzige Gelehrten eine bloß

Es gestattet keine Fragen, giebt keine Antwort, und handelt unermüdet, es handelt nach weisen Gesetzen, die wir nicht wissen, und daher kommen wir immer tiefer in das Labyrinth, ivenn wir es mit uns führen wollen, anstatt uns führen zu lasten. Der menschliche Stolz auf seine Einsichten, der politische Eigen¬ dünkel, oft mit angeborener Dummheit verbunden, sind nichts, als

sprechende Person.

Hans-Würste, die sich wechselweis auspseifen, und von den Weisen ausgepfiffen werden. Wo unsere Politik nicht mit der Furcht Gottes und das Vertrauen in ihm anfängt, da endigt sie sich gemeiniglich wie mit Seifenblasen. Das werden Sie erleben. schlechte

— nur Geduld. Es werden Dinge geschehen, von welchen in dem großen Wörterbuch der menschlichen Wahrscheinlichkeiten nichts steht. Wo hundert Klippen durch feine Kunst wegsprengen. Dies kann, durch einen Windstoß an einer scheitern. Sprechen wir uns, wenn's gleich nicht unter der Linde ist, doch am warmen Ofen, so will ich Ihnen das deutlicher machen, vielleicht wird manches bis dahin so deutlich, daß es keiner Auslegung bedarf. Glauben Sie nicht daß, was ich da sage, bloß das Schicksal große oder kleine Lande betrifft, nein es erstreckt sich auf innere Einrichtungen aller Länder. Wir sind jetzt in einem Decorations Schauspiel, da eine gewisse Zeit zur Dauer desselben bestimmt ist, die ersten Verände¬ rungen etwas langsamer gingen, so muß der Machiniste mit denen letztem eilen, weil eines jeden Abendessen oder Lombre Tisch schon bereit steht, und folglich jeder bald zu Hause will.*) Ihrer lieben Frau Brief habe ich erhalten, hätte längst dar¬ auf geantwortet, wenn ich nicht den Wunsch gehabt hätte, etwas Tröstendes sagen zu können, und ich wohl wußte, daß in Ihrer Sache ohne den H. v. Massow nichts zu machen wäre. Dieser Herr kam nun vor 14 Tagen hier an, ich sprach mit ihm von der Sache, er erwiderte mir mit seinem bekannten freundlichen humanen Ton, er wüßte nicht, über was Sie klagen wollten, indem Sie bester, als alle andere, sogar als der Hosrath Lenz ständen, indem Sie 20 Thlr. erhielten, die andern nichts. Ihre 30 Thlr. für Brod

in der Wirthschaft schwebten vor meinem Gedächtniß und ich fand bei den 20 Thlr. ein ziemliches Deficit, doch konnte ich vor diesem Tribunal nicht einen Schritt weiter kommen, ich lenkte mich also seitwärts, und sprach von dem Saltzmannschen Garten-Platz;**) darauf wurde ich zurecht gewiesen, das Saltzmannsche Haus wäre zur Gesellenwohnung der Voß'schen Gesellen bestimmt, da das jetzige Voß'sche***) 4000 Thlr. in Stand zu setzen, kosten sollte. ich die Ehre habe, dasselbe zu kennen, und weiß, daß es erst vor circa 8 Jahren rcparirt wurde, auch nicht begreifen konnte, wie man die 4000 Thlr in einer solchen Scheune verthun wollte, so konnte ich nur ein so so erwidern, ferner hieß es, das Stück Garten trüge jetzt schon für wenigstens 500 Thlr. aus den aus Saamen gezogenen Bäumen. Ich will wohl glauben, daß an der zu 500 Thlr. nöthigen Anzahl ein paar Stück fehlen mögen, aber was konnte ich weiter mit einem Manne anfangen, der die Ueberredungskunst im höchsten Grade besitzt und gegen dessen Rethoric die meinige wie 1 gegen 1000 steht. Die zunehmenden Füße des Herrn Hofmarschall werden ihn wohl nicht lange mehr mobil lassen, vielleicht wird ein ander Mittel sich finden Ihren Schaden zu ersetzen, doch hängt alles vom Schicksal ab, und unsere vater¬ ländische Regierung, muß sich erst wieder im Großen consolidirt

Da

haben.

Ich bebaute, daß ich nur wohlmeinende Wünsche darbringen kann; daß ich nicht Hofmarschall werde, weiß ich so sicher, als ich weiß, daß ich es nicht werden möchte, aber das gestehe ich, könnte die Garten-Direetion, wie es sich eigentlich gehört, von dem Hosmarschall Amte separirt werden, so hätte ich wohl ein Gelüstchen dazu, weil von -Intriguen und Politique die Natur schmeicheln und von ihr geschmeichelt zu werden, ist ein Ver¬ gnügen, ch) des „Hofmarschalls und des „Hofmar¬ einem Manne wie Graf Brühl in seiner Stellung ist

*) Diese Erklärung

schallamtes" von sehr bezeichnend.

**) Das gegen Westen zunächst an das später der Fürstin Liegnitz gehörige, jetzt vom Erbprinzen von Meiningen bewohnte Schlößchen angrenzende Gartengrundstück, welches der Hofgärtner Saltzmann im Jahre 1768 erworben und urbar gemacht hatte; es wurde später dem Küchengärtner Voß überlassen. ***) Mit dem bald verfallenen, geschichtlich merkwürdigen Schie߬ häuschen Königs Friedrich Wilhelm k. Hosmarschall von Massow wurde im Jahre 1810 zum Obersi)

,

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Brühl,

P. 8 . Allem Vermuthen wird die Abreise des Kö¬ nigs moäiv Dec. gesche¬

(Fortsetzung folgt.)

hen.*)

Misrellen. IZcrkins zukünftiger Straßenverkehr. Denkt man sich auf der Traee der heutigen Pferderingbahn, auf welcher übrigens zu einer Zeit, als die Stadtmauer noch existirte, bereits der Dampswagen den Güter¬ verkehr zwischen den Bahnhöfen der verschiedenen Eisenbahnen vermittelte,

eine auf Dampfbetrieb basirte Hochbahn für Personenbeför¬ derung, so würde dies etwa die Peripherie eines Kreises bedeuten, bis zu

welchem die Pferdebahnlinien von den Vororten heranzuführen fein würden. Konzentrisch mit dieser laufend, würde die bereits jetzt existirende Ringbahn mit Dampfbetrieb zur Verbindung der Vororte untereinander destehen bleiben müssen, ebenso die erst seit kurzem im Betrieb befindliche Stadtbahn. Die bezeichnete Ringhochbahn würde somit auch sämmtliche Bahnhöfe mit einander in Verbindung setzen und au sämnttlichen End-

I

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Die Bahn unterirdisch zu stationen der Pferdebahnen vorüberführen. bauen, wie dies in London mit der Ringbahn für Dampfbetrieb der Fall ist, verbieten in Berlin die Grundwasferverhältnisse, auch ist die Fahrt in solchen unterirdischen Gewölben und der Aufenthalt in kellerartigen Bahnhofshallen keineswegs angenehm. Als Querverbindungen dieses inneren Gürtels würde im Durchmesser des Kreises eventuell eine Hoch¬ bahnverbindung in der Richtung Schlesischer Bahnhof— Leipzigerstraße —Potsdamer Bahnhof, resp. Hallesches Thor— Wedding mit einer Unter¬ oder Ueberführung an der Kreuzung Friedrichstraße-Leipzigerstraße zu Eine zur Zeit thatsächlich ausgeschriebene Konkurrenz denken sein. (Schinkelpreis) behandelt übrigens ein Hochbahnprojekt Spittelmarkt —Schöneberg, Hallesches Thor—Oranienburger Thor, welches in geringerem Umfange das gleiche anstreben würde. Dieses angedeutete Retz von Kommunikationen würde im Stande sein, die Leichtigkeit des großstädtischen Verkehrs auf lange Zukunft hinaus sicherzustellen, und na¬ mentlich würde eine bedeutend erhöhte Schnelligkeit innerhalb des inneren Weichbildes der Stadt garantirt sein; da die gegenwärtige Stadtbahn nur nach einer Richtung die Stadt durchschneidet, so wird sie sehr bald nicht mehr denjenigen Anforderungen genügen, welche die stets wachsende Bewegung der Weltstadt sicher an die Verkehrsverhältnisse und an diese

j i !

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5>ie Königliche Thiergartenverwaltung will mit Anfang des Frühjahrs an mehreren Stellen des Thiergartens in der Nähe der Haupt-

Die Gefährlichkeit der Fahrt auf solchem Unterbau ist in keiner größer als diejenige über jede Brücke, dagegen muß zugegeben werden, daß für die an der Strecke Wohnenden manche Unannehmlichkeit mit der Anlage solcher Bahnen verbunden sein müßte. Wenn das ein¬

*) Erfolgte aber

erst ein

Jahr

unsere Leser einführen wollten. —

Bunt projektirten Lüdtvcltkaiiak von Berlin. Auch der Ber¬ liner Architektenverein wird in nähere Berathung des vom Major a. D. R. Wagner herrührenden Projekts eintreten. Der Verein beschloß die Einsetzung einer Kommission, welche aus den

Kommission demnächst znsammenzuberufen.

spielplätze der Kinder hallenartige Baulichkeiten, ähnlich wie der beim Luisendenkmal errichtete Pavillon, aufführen lassen, um der Kinderwelt und deren Begleitern ein Unterkommen bei plötzsich eintretendem Regen zu bieten. Weiter sollen die Hallen einen verschließbaren Raum enthalten, in dem größere Spielsachen der Kinder, Wagen, Pferde, Schauseln re. aufbewahrt werden können. Den Schlüssel zu diesem Raume hat ein da¬ zu angestellter Gartenwächter. Der Impuls zu diesen Anordnungen ist, wie die B. B. Z. hört, von der Frau Kronprinzessin selber gegeben. Das Kauf- und Wohnhaus des Reichsrathes Arhrn. v. Kaöer. der Berliner Privatarchitektur bürgert sich die deutsche Renaissance mehr und mehr ein. Sie ist ganz dazu angethan, den Charakter der Berliner Straßen, die sich übrigens immer mehr Herausmustern, so daß man bald nicht mehr von dem „Kasernenstil" wird reden dürfen, ein der Friedrichstraße an der Ecke malerisches Gepräge zu verleihen. der Französischen Straße wird gegemvärtig mit dem Bau eines Kauf¬ und Wohnhauses begonnen, welches Freiherr Lothar v. Faber, der In¬ haber der berühmten Bleistiftfabrik, für seine Geschästszwecke errichten läßt. Der Entwurf ist das Ergebniß einer Konkurrenz, zu welcher 49 Pro¬ Aus ihnen kamen neun zur engeren jekte eingereicht worden waren. Wahl, nämlich die von H. Griesebach, Kayser und v. Großheim, H. Seeling, C. Doflein, P. Liffel, R. Wolffenstein, Zekeli und Alb. Müller, C. Zaar und einem Ungenannten. Dieselben sind kürzlich von Ernst Wasmuth in Berlin im fünften Hefte der „Sammelmappe hervorragender Konkurrenzentwürfe" publizirt worden. Die ausgesetzten Preise im Gesammtbetrage von 3000 Mark wurden an die drei in obiger Reihe zuerst genannten Architekten gleichmäßig vertheilt und die Ausführung des Baues durch Freiherrn v. Faber an Herrn Griesebach übertragen, der die schwere Aus¬ gabe, zu dem gegenüberliegenden, in der höchsten Pracht deutscher Renaissance¬ ornamentik ausgeführten Geschäftshause der „Germania" von Kayser und v. Großheim ein wirksames Gegenstück zu schaffen, durch die malerische Gruppirung zweier Giebel und eines hohen, spitz zulaufenden Daches um einen an der abgeschrägten Ecke emporsteigenden Thurm glücklich gelöst hat.

In

Weise

zahn.

wir nur

Dietrich, Gebauer, Havestadt, Höhmann, Keller I., von Lancizolle und A. Wiebe besteht. Letzterer übernimmt es, die

bestimmt.

Hof-Marschall ernannt, behielt aber die Garten-Intendantur, ihm folgte im ersteren Posten ein geborner Mecklenburger, Lieutenant von Malt-

Wappenzeichen, denn in ihm liegt Inhalt und Wesen des großen Feld¬ herrn, dessen Lebensgang wir heute nicht schildern, in deffen Arbeitszimmer

Herren

Bahnlinie stellen wird. Die Geleise der Dampf- resp. elektrischen Hochbahn liegen entweder auf einer einzigen Säulenreihe oder sind von einer Doppelreihe von Säulen unterstützt. Eine einzige Säulenreihe wendet man an, wenn die Bahn nahe der Häuserreihe führen soll. In diesem Falle hält man den Fahrdamm für das rollende Gefährt frei, und setzt die Säulen etwa da, wo heute unsere Straßenlaternen stehen. Zwei konsolenartig rechts und links der Säulen vorspringende Träger sind zur Auflagerung der Schienen

säulige System wenig stabil erscheinen möchte, so trifft dies thatsächlich nicht zu, denn die über die Säulen rollende Last vertheilt sich gleich¬ mäßig zu beiden Seiten und die Seitenschwankungen sind daher nur durchaus unbedeutender Natur. In schmalen Straßen rücken die beiden Geleise (auf jeder Seite derselben eines gedacht) naturgemäß nahe zu¬ sammen, ebenso in ganz breiten Straßen, wo man sie auf die Mitte des Fahrdammes verweist. In solchem Falle liegt es dann auch nahe, beide Geleise mit einander zu verbinden, so daß in der Mitte des Fahrdammes sich zwei nebeneinander liegende Säulenreihen bilden, zwischen denen der Die Fahrgeschwindigkeit der Hochbahn entWagenverkehr sich bewegt. spricht dabei derjenigen der schnellsten Personenzüge. Greifen also die Pferdebahnlinien, in dem Innern der Stadt selbst durch schnellfahrende Omnibusse ersetzt, weiter als dies jetzt der Fall ist, radial von der Peripheriebahn hinaus in die Vororte Berlins, und fahren die Dampfeisenbahnzüge, welche die Vorstädte mit der Stadt, die Bahn-

unter sich, und die entgegengesetzten Punkte der Peripherie durch Transversalbahnen verbinden, nicht in langen Zügen alle Stunden, sondern in kleinen Zügen (Maschinen mit zwei Wagen) alle zehn Minuten, wird endlich ein Nachtdienst eingerichtet, welcher höchstens 2 bis 3 Stunden gegen Morgen unterbrochen ist, so wird dem gesteigerten Verlehrsbedürfniß gewiß entsprochen werden, und eine schnellere Bebauung, sowie behag¬ licheres Wohnen in entfernter liegenden Stadttheilen und Vorstädten möglich sein. (E. Senca in der Breslauer Zeitung Nr. 99.) Hraf Woktke in seinem Arbeitszimmer. (Hierzu die Illustration Seite 292.) Wir treten in den Prachtbau des großen Generalstabs am Königsplatze zu Berlin. Nicht durchs Mittelportal die marmorne Frei¬ treppe empor, nicht den offiziellen Weg wollen wir gehen, sondern den schlichten häuslichen. Durch das Thor des linken Seitenflügels an der Moltkestraße, welcher auf die Häuserreihe der Alsenstraße blickt, kommen wir über den Hof und steigen durch ein kleines thurmartiges Treppen¬ haus zum ersten Stock. Durch Entreeräume erreichen wir den Speisesaal, der nur mittelgroß ist. Alles ist vornehm, geschmackvoll, aber ohne jegliche Ueberladung. An diesen Saal stößt ein vierfenstriges Eckgemach — das Musikzimmer. Von hier aus treten wir in das Arbeitszimmer des einsamen Mannes, des großen Schweigers. Es liegt in der Mittelfront des Gebäudes, ein mchrfenstriges saal¬ artiges Gemach. Vor dem mittelsten Fenster steht des Feldmarschalls Schreibtisch; einfach doch überaus imposant zugleich ist Saal wie Einrich¬ tung. Seine Wände haben eine sammtbraune stumpfe Farbe, von Gold¬ fäden quadratirt durchzogen, und sind durch einen gemalten Freskenfries gekrönt, der sich an den drei fensterlosen Seiten herumzieht. Ein Herold an dem rechten letzten Fenster beginnt den stolzen Zug, ein Herold an dem linken ersten Fenster schließt ihn. Beide tragen die preußischen und deutschen Adler auf den Wappenröcken. Auf dem Kamin, der sich in einer Ecke des Saales befindet, steht die Bronzebüste des Kaisers. Am Arbeitstisch lehnt der Bewohner dieser Räume, einer der großen Männer, welche das neue Deutsch.and aufgerichtet haben, in dessen Hän¬ den das Schicksal der Völker, Deutschlands Wohl und Wehe und die Zu¬ kunft der europäischen Weltordnung gelegen hat, — der Schlachtenlenker Felvmarschall Gras Moltke, heute ein dreiundachtzigjähriger Mann. Eine wohlthuende Ruhe lagert über seiner ganzen Persönlichkeit, noch Niemand hat ihn je heftig oder nur auffahrend gesehen. „Candide et caute“ so lautet der alte Wahlspruch der Moltke's von der dänischen Insel Moen, ..aufrichtig und vorsichtig!" so spricht dieses redenste aller Höfe

lieben Frau bitte ich viel schönes und herzliches zu sagen. Meister Rhode möge so weit herunter sein, als er will, so scheint doch Vieles in Erfüllung zu kommen, die Türken sind mo¬ bil — nur Geduld, auf alles gemerkt. — Ich verbleibe mit be¬ sonderer Hochachtung und Freundschaft Ew. Wohlgeboren ganz ergebenster Diener

Ihrer

In



j

(Kunstchronik.)

später.

W. — Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. — — ohne eingeholte Erlaubniß ist untersagt. Nachdruck . 8 Druck: W. Moeser Hofbuchdruckerei in Berlin

Herausgeber und verantwortlicher Redakteur:

Emil Dominik in Berlin

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»eiblÄt

Insertion« - Gebühren für die

4 gespaltene Nonpareillezetle

40 Pfennig.

IX.

Mhrgang.

Nr. 24.

Anzeigen aller

D §5

Art

werden von jedem Annoncen . Bureau angenommen.

Redacteur:

Verlag:

Lmil Dominik.

Gebrüder Partei.

Berlin,

10.

März 1883.

Berlin W. 55, Lützowstraße Ar. 7.

Milder aus derAltmark von Hermann Dietrichs und Ludolf Hamburg, Verlag von I. F. Richter. Soeben wurde die

Zwei Könige. Friedrich der Große pflegte in den früheren Jahren seiner Regierungszeit während des Karnevals fast jedesmal die sogenannten Redouten in Berlin zu besuchen. Es wurden dann daselbst auf seine Kosten mehrere Tafeln servirt, eine für ihn selbst und die königliche Familie; eine andere für vornehme Personen und dann noch einige für sie geringeren Stände. Es war aber Vorschrift, daß sich jeder an diesen Tafeln entlarven mußte, damit sich nicht ein Unberufener einschliche. — Auf einer dieser Redouten wurde der König an seiner Tafel einen Mann gewahr, der einen rothen Domino trug. Neugierig geworden, ließ der Monarch den wachthabenden Offizier rufen und trug ihm auf, sich zu erkundigen, wer der Fremde sei. Der Offizier näherte sich dem Unbekannten und frug: „Mein Herr, wer sind Sie?" „Und wer sind Sie?" entgegnete der Fremde. „Ich bin der Lieutenant von N." „Dann bin ich mehr als Sie." Der Offizier meldete sich bei dem Könige und erzählte den Vor¬ gang. Dieser schickte nun seinen Adjutanten, einen Major, mit derselben Frage ab. Aber auch dieser erhielt dieselbe Antwort. Der Major melbete, eh« er zum König ging, dies dem Gouverneur. 9iun ging dieser hin und frug: „Sagen Sie mir, wer Sie sind?" „Sagen Sie mir erst, wer Sie sind?" „Ich bin der Gouverneur von Berlin." „So bin ich mehr als Sie." Dies hörte der Prinz von Preußen, der nicht weit davon entfernt stand und'sagte zu dem Gouverneur: „Lassen Sie mich mal hingehen, hoffentlich wird der unverschämte Mensch mir doch Rede stehen." Gesagt, gethan; der Prinz ging hin und frug: „Hören Sie mal, mein Herr, ich will jetzt wissen, wer Sie sind!" „Und ich will erst wissen, wer Sie sind." „Ich bin der Prinz von Preußen." „So bin ich auch mehr als Ew. Königliche Hoheit." Der Prinz meldete dies dem Könige. Friedrich erhob sich, sah den Räthselhaften mit seinen Flammenaugen an und frug in scharfem Ton: „Wer ist Er?" „Ew. Majestät halten zu Gnaden, ich bin der Schützenkönig von Bernau." Bei dieser drolligen Antwort verzog sich Friedrichs Miene zu einem leichten Lächeln, und indem er sich wieder niedersetzte, winkte er dem Schützenkönige, der sich nun schleunigst aus dem Staube machen wollte, fteundlich mit der Hand U. und ries ihm zu: „Bleib Er hier und freß Er sich erst satt!"

Iic

des

Aegulirung des Riedorler Wiefenterrains und die Anlage Bebauungsplans beginnt bereits Leben anzunehmen. Nachdem

die Straßm abgesteckt sind, wird nunmehr mit der Anlage eines neuen 5 Meter breiten Abzugsgrabens in der Strecke zwischen der Berliner Ringbahn und dem Berliner Schifffahrtskanal, sowie mit der Zuschüttnng des auf dieser Strecke jetzt vorhandenen Wiesengrabeus begonnen; gleichzeitig soll die Anlage der Seitengräben an sämmtlichen neue» Wegen lind Plätzen in dem Separationsterrain der Kölnischen und Rixdorfer Wiesen in Angriff genommen werden. Diese Arbeiten werden sämmtlich einem Unternehmer in Entreprise gegeben werden und auf Kosten der GeV. Z. sammtheit der Separationsinteressenten ausgeführt.

Parisius,

7. Lieferung ausgegeben, welche Gardelegen, die Grafen und Herren von der Schulenburg und Calbe a. Milbe itn Texte behandelt. Von den Illustrationen dieser Lieferung sind ganz besonders erwähnenswerth „Die

Wolfsburg" und „Gardelegen." —

Geschichte der Deutschen Literatur von Dr. Wilhelm Scherer, Verlag der Weidmann'schen Buchhandlung Berlin. Von dieser her¬ vorragenden Literaturgeschichte ist Lieferung 7 erschienen, welche den Schluß des Abschnittes: „Zeitalter Friedrichs des Großen" bringt und den Anfang des Abschnittes „Weimar."

Dieses glänzend geschriebene und grundgediegene Werk des Berliner

Literarhistorikers ist die vorzüglichste Literaturgeschichte, welche sitzen. —

für

wir

be¬

In

Aus der guten alten Zeit. den Mittheilungen des Vereins Hamburgische Geschichte 1882 Seite 22, finde ich folgende Notiz aus

Döpler Seite 936: „Da es namentlich Brandenburg üblich war, angeworbene

noch

im 17. Jahrhundert in

Soldaten,

welche Handgeld genommen, aber noch nicht zur Fahne geschworen hatten, im Falle des Fortlaufens Nase und Ohren abzuschneiden, so sah man in dm Festungen an den für die Soldateska errichteten Galgen oft viele abgeschnittene Ohren und Nasen angeheftet. E. Friedel.

-

Aries- und Fragekasten. Paris. Unsern besten Dank für die freundliche Zu¬ sendung. Das Blatt haben wir weiter expedirt. H. W. B. Durch gar keine Abzeichen als die des Namenszuges. Rich. Andr.

Genaueres erfahren Sie im königlichen Marstall (Breitestraße).

Inhalt. thun?" Novelle von K. Rinhart (Fortsetzung) Prinzessin Amalie und Baron Friedrich von der Trenck von D. (mit den Portraits »ach gleichzeitigen Stichen); Die Prophezeihungen des Schlosser¬ meisters Rhode in Potsdam von Max von Oesfeld; Berlins zukünf¬ tiger Straßenverkehr; Graf Moltke in seinen« Arbeitszimmer (mit Illu¬ stration); Zum projektirten Südwestkanal; Zwei Könige; Regulirung des Rixdorfer Wiesenterrains; re. Brief- und Fragekasten. Inserate.

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sie

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Erscheint wöchentlich am Sonnabend und ist durch alle Buchhandlungen, Zeitungsspeditionen und Postanstalten für 2 Mark vierteljährlich zu beziehen. — Im postzeitungs-Latalog eingetragen unter Nr. 2278. {, cn ,7 ) 1883 Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Herausgegebm von