Der Bär. Berlinische Blätter für vaterländische Geschichte und Altertumskunde [1]

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Der

Mr.

Berlinische Blätter für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Unter Mitwirkung von Srecht, Prof.

vr. Paulus

Lasset, Stadt-Archivar

Geh. Hofrath

Fidicin, Th. Fontane, Geh. Regier.-Rath Frhr. vr. von Ledebur,

L. Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin

herausgegeben von

George

Hiltl

und

Ferdinand Meyer.

Erster Jahrgang.

Berlin 1873. Verlag von Alfred Weile.

re. jc.

Mbhandlimgen. — Erzählung. — Gedichte.

Salzwedel.116

Seite

Bericht über einige Hünengräber im westlichen Theile

Historisches aus der Vorzeit der

des Kreises

Von Ferd. Meyer. (Mit 141. 154. 162. Chodowiecki, Daniel. Von Ferd. Meyer. (Mit Abbildung) Dichterheld, ein preußischer. Von E. Empfang der Salzburger in Berlin, 1732 Entstehung und Entwicklung der Berliner Kunftkammer. Von A. Erzgießer Johann Jacobi. Von F. Brose. (Mit Abbildung) Familien-Leben Friedrich Wilhelm Von R. Schill mann Feindliche Nachbarn an der Havel. 96. 104.

Abbildung).

175 113

III.9 Kirche.88

(Mit

Seile

129. 137

Handen.167

Französische (Friedrichftädtische) Friedrich I. und die Kunstkammer. von Froben, Eman., und seine

I. Richter

Lessinghaus auf dem Nikolai-Kirchhof zu Berlin. (Mit Abbildg.) Märkische Altherthümer. Von E. Friedel. (Mit Abbildungen)

Charlottenburg und seine Geschichte.

Meyen.134.

Stadt Bernau. Von

25-

.127

Berlin.10. Meyer

73. 95. 153 99

Märkisches Provinzial-Museum in

!

Maupertuis. Von Ferdinand Mittheilungen aus der Berlinischen Theater-Chronik 77. 90. 131. 171 Mittheilungen aus der Chronik von Perleberg zur Zeit des Großen Kurfürsten. Von A. Hopfner 147. 156. 176 Napoleonsburg bei Charlottenburg 165 Oberkirche zu Frankfurt a. d. Oder. Von Oscar Schwebet.

97

142

(1808).

41

(Mit

114

.55 .16&-

Abbildung).101

Rangstreit zwischen Stendal und Berlin. Von L. Schneider 2 Rathenow und Fehrbellin. Von Constantin Mehnert. (Mit Abbildung und Plan) Sage vom Schloß zu Lichterselde im Barnim. Von Dr. G. Sello 144

Vom Frhrn. Dr. L.v. Ledebur 121 Familie. Von Dr. Brecht.

Abbildung).81 Schwartz.46 Schlächterwiese.89

. .90 .. .91

Abbildung).4-

Froben— Uhle. Von Dr. W. Fürstengrüfte der Hohenzollern.

in Berlin.

Von Ferd. Mey'e-v-M>'4Z Goldjunge, Der. Erzählung aus dem alten Berlin. Von r George Hiltl. 8. 16. 28. 48. 58. 68. 76. 86. 109. 118. 130. 138. 149. 158. 169. 178 Hainhofens Reisebericht über Berlin, 1617. Von Ferd. Meyer 67. 75. 85 Historische Stätten des alten Berlin. Von Oscar Schwebe!. I. Das hohe Haus in der Klosterstraße. (Mit Abbildg.) 21 II. Der alte Markt zu Berlin M III. Die Klosterkirche. (Mit Abbildungen) 61 IV. Die Kirche zum Heiligen V Die Nikolai-Kirche. (Mit Abbildung) . .173 Geschichte der Scheiterhaufen

!

(Mit

Von Ferd. Meyer.

....... .... Geist.94

i

>

Stadt Oderberg Tempelhofer Berge bei Berlin. Tod ircs Kurfürsten Joachim II. ' Hi’.b. Leichentransport König l Von Dr. C. Türkische Friedhof bei Berlin. '

j

Von Dr. C. Brecht . . 50. 54 im Schlosse zu Köpenick 98. 106 Gustav Adolfs von Schweden. 26. 36 Von Dr. C. Brecht. (Mit

Brecht.. Abbildung).124

g..

Turnier zu Ruppin im Jahre 1509.

Von Dr. C. Brecht

64

Vierkronenstadt. Gedicht von George Hesekiel (ch) . . . 1 Wappen und Farben der Stadt Berlin. Von Stadtarchivar Fidicin. (Mit Abbildungen) 13. 33. 93. 133. 161 Zur 200jährigen Jubelfeier des Tages von Fehrbellin. Gedicht von 8 . Freyta . 53

.

Wisc elten.

Großen.39 .... Co.19 Posen.131 Rathhäusliches.151 Nicolaus.78 Seite

Aufführung des „Titus" Deportationen preußischer Verbrecher nach Sibirien Derfflinger in der Provinz Einlager Fliegendes Blatt d. a. 1594

111 39

Seite

Kabinets-Ordre Friedrich des Medaille auf die Firma Rob. Warschauer u. Peucker,

Statistik.110 Ludwig.11 Jffland.71 .... 1.70 Lite 0.171 ..11 Mark.31 Grundsteinlegung.111 Dofsenlande.31 30

Glättknochen und Schlittknochen

Hule! Hule ! Hule! Wat macht

.

der Deibel

in Spandow

.132 .

38

Schildwache Selbstm ordTieck,

Zum 100jährigen Gedächtniß eines Verstorbenen

19

Kabinets-Ordre Friedrich Wilhelms

.120 ..71 .79

atur.

Seite

Arnold, Verhältniß der Reichs- zur Stammesgeschichte Caffel, Berlin, sein Name und sein Ruf .

.

.

.151

Mark.91 Fürstenleben.79

Fontane, Wanderungen durch die

Jskraut, 1500 Jahre im Kopp, Bilder aus der Kunst-Notiz di Miranda, ein Niemeyer's Geschichtskalender

Pierson, Bilder aus Preußens Vorzeit

Seite

Rindfleisch, Sagen aus Freienwalde a. d.

Schillmann, Geschichte der Stadt —

Brandenburg.11

Aliso.99 Sedan.160

Schwartz, Bilder aus der brandenburg-preußischen Geschichte . 39 — Sagen aus der Mark Sondermühlen, Wernicke, Luther und der Bischof von Brandenburg . . .139 . Wildenbruch, Fragekasten . . 19. 31. 40. 51. 59. 71. 80. 91. 111. 132

Brandenburg.180

A, u

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/(9 a,

Breis vierteljährlich I

AK. 50 Bfg.

CRpMU

Unter Mitwirkung von Dr. Brecht, Stadt-Archivar Aidicin, Thcod. I-outanc, Geh. Regier.-Rath Freiherr Dr. von Ledebur, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüftrin rc. rc. herausgegeben von

KM

George

und

Jerdinand Meyer.

Zum 8 . Stiftungsfest des Vereins für die Geschichte Berlins versaht vom Hofrath

Irisch

8

ans! zum fröhlichen Breite

Der wunderbaren Stadt, Die nun mit Fug zu tragen Zier hohe Hronen hat. Der

Markgraf

gab die erste,

A'ls

einst

So

Mit

wir nns durch Blute,

Berlin und Brandenburg. And bei Ascanien's Bären Hell flammt der rothe Aar; Das war durch manch' Jahrhundert Ein hochgewaltig Baar!

Die

Er that's, wenn auch nicht immer Juli ans die zartste Art.

sttzten uns frohlockend

Hurhut

die

vierte,

aus.

Erzkäminerer im Reiche

Darnach der grobe

And

Der hat sie so erhöht. Dab keine Hrone höher

eisenfest

„der Zahn,"

allen Landen lteht.

Der Grobe Lurfürlt dichtet Den Sieg von Fehrbellin.

In

Dann kam

Hlinge,

Berlin,

die

HönigsKrone;

ihrem Hönigsamt:

Bis Wilhelm,

Sie brachte feierlich

kühn als Sieger, Nach mancher riefgen Schlacht,

Zusammen den schwarzen Adler

Aut' Gaffien's Gefilden

And Hönig Friederich.

Zum Hailer ward gemacht.

Hailerkrone, auch dazu,

Sonst lagen aff' die Fabeln Aus längst vergang'ner Zeit

And mit ihr unler Hoffen

Nit

Auf

lange Friedensruh'.

Im

Das

ilt Berlins

And

die

ilt

In

Fritze,

And Alle, die von Zollern And Breukens Thron entstammt, Sie standen heldenfelle

der blanken

Gereimet auf

unserm rothen

So kam

Vir

Bis mit

Frisch ans mit hellem Muthe! schlugen

And Honig Friedrich Wilhelm, Der hat lie stark bewahrt;

In Erz und Eilen gingen Vir streitend unl're Bahn.

Herr Waldemar.

Lefcliiek. -f

Dann kam die zweite Hrone Durch Zoffern's Siegeslauf: Den hohe»

Ein Hrönlein, goldenklar; Nie war ein Markgraf gröber,

Itr.

Geschichte,

Feld; Doch ilt es keine Stadt mehr, Berlin ilt eine Welt! unser

jedem ernsten Forschen

argen Widerltreil;

Wohlan, ihr rütt'gen Geister, Geschloffen im Verein,

Labt

stets in unter'» Hämpsen

Die Wahrheit Sieger sein!

fr

2

Der Rangstreit zwischen Stendal and Lerlin.

verhören und

Von L. Srfmcidcr.

In

Staats-Archiv befindet fich eine Reihe interessanter Aktenstücke über die Streitigkeiten, welche zwischen den Städten Stendal und Berlin, wegen des „Vorgangs, Vorstands und Vorreitens im Frieden nnt im Kriege, zu Rath und zu Feld" stattgefunden. Sie find aus den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts, beginnen mit dem Jahre 1501 und endigen, wenigstens in den uns aufbewahrten Schriftstücken, mit dem Jahre 1513. Die Wichtigkeit, welche der Vortritt zu allen Zeiten gehabt, und die ihr Uebermaß am Ende des 17. und zu Ansang des 18. JahrHunderts erreicht, ist bekannt. Es sind Fehden und Kriege wegen des Dortritts von Individuen, Gemeinwesen und Staaten geführt;

j

!

!

in Berlin diplomatische Verhand¬

über den

sie

sie

wurde. :

keinen Beweis

der Session habe der

diese

Angaben und dieses alte Her¬

den ehrsamen

Bürger von Seehausen,

Diese Vollmacht ist vom 9. October, am Sonnabend, dem

Ecken und Enden hin in dieser Angelegenheit vernommen, unk deren Aussagen noch im Dezember

Jahres an den Kurfürsten und seinen Bruder Albrecht ein¬

,

Vater im Lande Crossen zu Felde lag, und Seiner Gnaden Banner führte, wurden mir zwei gute Männer geschickt; ob aber der von Brandenburg zuerst, dann der von Stendal, und dann linker Hand der von Berlin gewesen, ist mir gänzlich entfallen und unbewußt, wie ich Ew. Gnaden auch schon bei meiner letzten Anwesenheit in Berlin gemeldet habe." Ein Andreas Werbeck in Bernau sagt aus, daß, als Markgraf

II. die Stadt Pasewalk Wynß, Bürgermeister von Berlin,

Friedrich

habe

und

berennen lassen, Thomas Jakob Tydeken, Bürger¬

meister von Cöln, und eine dritte Person, die er vergessen, alle drei

Banners in erster Reihe geritten sind. Er Rathmann von Cöln gewesen worden. Als Markgraf Friedrich II. dann Stadt

auf der rechten Seite

des

selbst, Andreas Werbeck,

und dorthin geschickt

sei damals

und Schloß Uckermünde habe berennen lassen, sei

Thomas Blanken¬

von Cöln, mit zu Felde gezogen, und haben

rechter Hand vom Banner

in erster Reihe gehalten.

Auf

den Herren¬

tagen in der Mittelmark, zu denen auch die Altmärkischen Städte gefordert gewesen, hätten diese immer zuerst reden wollen, aber die

Mittelmärkischen hätten das nicht gelitten, sondern zuerst ihre Antwort Wurde aber der Herrentag in einer Altmärkischen Stadt

vorgebracht.

„würdigen und andächtigen, lieben, getreuen Räthe, den Probst Jo¬ hann Benedikti und den Dechanten Heinrich Bebitz in Stendal", vom 20. Juni, dem Sonntage nach Lauot Viti dieses Jahres, aus Cöln an der Spree datirt, spricht nur davon, daß Irrungen zwischen Stendal und Berlin wegen des Vorganges bei der Session, und

abgehalten,

für ihre Ansprüche beizubringen, uird daß, um die Kosten und den Zeitverlust für die Commiffarien der streitenden Städte zu ersparen, der Probst und Dechant die Herren von Stendal

für für

eine Vollmacht

und seines Bruders, Markgrafen Albrecht, an die

erbieten, Beweise

In

So erklären die Herren Johann und Jasper (Vettern) Gänse von Putlitz: „Als ich im letzten Jahre mit Euer Gnaden Herrn

zu ersehen; denn das erste Schreiben des erst achtzehnjährigen Kur¬

sich

ge¬

gesandt.

Anspruch nahm, ist aus den vorhandenen Aktenstücken nicht

beim Landesherrlichen Banner, in Geschäften, Tagcsfahrten, Kriegen und Händeln entstanden find; daß beide Theile

Herrschaft

V^onisills-Tage 1501, ausgestellt. Nun wurden Zeugen nach allen desselben

Was gerade im Jahre 1501 die Veranlassung dazu gegeben, Stadt Stendal mit so besonderem Eifer ihr Vortrittsrecht vor

Vorreitens

gewesen,

Altstadt Brandenburg

von Branden¬ burg vor dem von Stendal die Vorhand, und der Bürgermeister von Stendal die Vorhand vor den übrigen Brandenburgischen Städten

stellten

daß die

wegen des

dem Bürgermeister der

Vorgang gehabt; im Felde aber, wenn sie der Vorreiten, so daß nur der Bürgermeister

felde, Bürgermeister

I.

Neumark (Mittelmark), also der Herrschaft Geschäften nach

Henning Pletz, zur Führung ihrer Sache vor dem Probst Ni¬ colas Segerer daselbst aus, der ebenfalls zum Zeugniß aufgefordert

wollen. —

fürsten Joachim

Herkommen gewesen, wenn die

dient, das

Da

sidenz bevorzugt wurde.

Berlin in

stellen

seit 10, 20, 30, 50,

oder anderswohin zu den Herrentagen verschrieben

mit

Stadt Herren

kommen beibringen, so baten sie, Zeugen darüber zu verhören; auch

zunächst dem Landesherrlichen Banner,

Es ist ja bekannt, daß bis auf die neueste Zeit die Stadt Bran¬ denburg den Vortritt bei den Huldigungen für den Landesherm gegen Berlin für sich in Anspruch nahm, und die Anrede des Fürsten vor Berlin beantworten wollte, weil Brandenburg eine ältere Stadt als Berlin sei, also auch nach früherer Ordnung einen höheren Rang habe. Noch unter den Königen hat Berlin einen Revers bei jeder Huldigung ausstellen uiüffen: daß durch die Abhaltung derselben in Berlin das ältere Recht Brandenburgs, als der alten Landeshaupt¬ stadt, nicht präjudicirt und geschädigt würde. Bei Gelegenheit dieser Zwistigkeiten zwischen Brandenburg und Berlin kommen die Räthe beider Städte wiederholt aus den Rezeß vom Jahre 1521 zurück, der die Streitigkeit zwischen den Städten Stendal und Cöln-Berlin beendete, welche wir hier näher untersuchen

sei

Kirche

Bürgermeister von Brandenburg an der großen und der von Stendal an der anderen Seite geseffen."

Vortritt im Felde, in Streit geriethen. Stendal, als die älteste Stadt der ältesten Mark, sah mit Kummer die damalige Neumark, das heißt die jetzige Mittelmark mit ihren Städten Brandenburg, Spandau, Berlin u. s. w., die Altmark überflügeln, und den Schwerpunkt der Markgraftchaft aus seiner Wiege, der Altmark, wegverlegt. Namentlich scheint ihr das rasche Ausblühen Berlins ein Dom im Auge gewesen zu sein, da ja Berlin erst von Brandenburg sein Recht empfangen hatte, ein verhältnißmäßig noch junges Gemeinwesen war, aber von den Kurfürsten seit dem im Jahre 1448 vollendeten Schloßbau als Re¬ und

„Es

gehabt, also daß diese links reiten müffen.

Kein Wunder, daß auch die Magistrate von Städten, besonders zu einer Zeit, wo das Ceremonialwesen anfing sich auszubilden, und eine bindende Gestalt für alle sozialen Verhältniffe anzunehmen, über Landtagen

Berlin

dieselben zusammen den

!

lungen wegen des Vortritts geführt worden.

den

nur die folgenden Behauptungen auf: 60 und 100 Jahren und noch länger Städte beider Marken, der Alt- und auch die Rathmannen von Stendal, in

'

wichtige Verhandlungen, beispielsweise der Westphälische Frie¬ den, auf Jahre hinaus verzögert; ja, es sind noch ganz neuerdings

Vortritt in

vorbringen laffen, demnächst aber

Probst Benediktus und Dechant Bebitz, beide an der scheinen nun die Rathmannen ihrer zum Beibringen von Beweisen aufgefordert zu haben. Die müffen aber wohl keine dergleichen gehabt haben, denn sie

eö sind

den

deren Beweise

St. Nicolai in Stendal,

dem Königlichen Geheimen

bei der Drei-Kaiser-Zusammenkunft

sich

mit allem Fleiße darüber berichten sollen. —

so hätten die „Oldemerkschen" stets das Fragen und Vor¬ bringen, also das erste Wort gehabt. Die Rathmannen zu Dr offen bezeugen, daß ihre „alten und verpflichteten Rathfteunde", welche in vergangenen Zeiten bei Kriegsläuften und Herrentagen gewesen, nun gestorben seien; und die, so '

sich noch der

mit schon

früheren Verhältniffe erinnern, meinen,

denen zu

Irrungen

sie

Frankfurt geordnet gewesen, daß aber

wären immer auch

damals

wegen des Ranges entstanden waren.

Der Bürgermeister und die Rathmannen per Stadt Nauen „Die aus der Altstadt Brandenburg reiten

sagen ganz bestimmt aus:

3

zur linken Seite

des

dal links vom Banner-, Neustadt

Banners unseres gnädigsten Herrn, und zwar

Banners, danach die von Franksurt und dem landesherrlichen Banner reiten Hinter dann die von Prenzlau. BrieHen, Belitz und anderen Spandau, die von Nauen, Rathenow, Städten. Ten Vorgang und die Vorrede im Rath haben Bran¬ denburg, Berlin und Franksurt." - Die „Aeltesten" zu Franksurt bezeugen, daß zur Zeit Mark¬ Spree rechts zunächst des

kloster to

Es würde ermüden, noch andere Zeugnisse anzuführen, da sie größteutheils widersprechen und die Sache doch in Zweifel lassen. Dies mag auch der Grund gewesen sein, weshalb Berlin unterm 14. Dezember 1501 um Aufschub der Enftcheidung bittet, da noch

oder

die Gelegenheit zu bitten, daß man der

Kriegsfahrt gezogen, sondern mit

denen die auch nie

Stadt

nie mit den Städten zur Hof¬ denen v.

Stadt pfandweise verwandt sei. auf den Vorgang geachtet.

Neu-Angermünde

und

Waldow und v. Barby, Darum hätte der Rath

Müncheberg bezeugen den Vorrang d. Oder sagt: „Wenn wir zu

Mittelmark, und Wrietzen a.

Herrentagen verschrieben gewesen sind, so haben die ehrsamen und

Städte Berlin und Cöln das „gaynth vnde von Brandenburg ge¬ im Kriege gewesen, wiffe man nicht, da der selige

weisen Rathsherren der

staynth"

nächst

den

min aus Montag nach Jnnocentii, Abends, angesetzt werde, wo dann die Entscheidung gettoffen werden sollte. Es scheint aber nicht zu einer solchen gekommen, vielmehr eine Vertagung eingetreten zu sein, da in den Akten plötzlich eine Unterbrechung bis zum 28. Juni 1513 ersichtlich ist. Zu dieser Zeit, also 12 Jahre später, drängt Stendal wieder; Berlin sucht aber die Entscheidung zu verzögern, weil die Stadt noch bessere Zeugnisse beizubringen hoffe. Es kommt zu Confcrenzen in

Tangermünde

und

Stendal

selbst,

dann zu einer sehr gereizten

Berlins an den Kurfürsten, Stendaler in die Kosten zu vcrurtheilen, weil sie ja faktisch seit Jahren vom Vorrange zurückgetreten, keine Beweise für ihr Anrecht beige¬ bracht worden, und es auä) nüt dem Verhören der Zeugen nicht richtig zugegangen sei. Nun wurden aberinals allerlei Zeugen in Berlin, Cöln und Brandenburg verhört, welche sämmtlich gegen Stendal aussagen. Darüber scheint Stendal denn endlich die Geduld die

,

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!

I

!

verloren zu haben, entschließt

Patt,

sich

nicht darum bekümmert."

sich

die Sache zu einem gerichtlichen

Austrage zu bringen, und reicht kurz nach einander drei umfängliche Klageschriften ein, aus welche Berlin wieder neue Zeugnisse für seine !

'

]

Die Akten endigen dann mit einer Eingabe Berlin an den Kurfürsten, folgenden Inhalts in

Ansprüche beibringt. des

Raths

von

jetzt verständlicher Sprache:

sestweisen Rathsherren

habt. Wie es Bürgermeister, der achtbarwürdigste und gesttenge Nickel

Rathenow hat

Stendal wider¬

zwar unterm 3. Januar 1502 diesen. Antrage, gab aber dem Zureden der Räthe endlich nach und willigte ein, daß ein Ter¬

Correspondenz, und endlich zu einem Antrage

ihren alten Platz hinter Brandenburg und vor Spandau belaffe. Zur Sache sagt Brietzen aus, daß die Mittelmäcker in „riäen, gan vnd staen" den Vorrang vor den Altmärkern gehabt.

der

mehr Zeugniffe von andern Städten erwattet würden. setzte sich

die erste Reihe gestellt worden.

Liebenwalde ist überhaupt

abgehalten worden ist, also im schwarzen Kloster

sich

Städte hinterher. Seit aber die Marken geeinigt worden, haben die Altmärker aus den Herrentagen kein Vorrecbt niehr gehabt, son¬ dern allezeit die von Brandenburg, was auch beim Reiten in Kriegsläusten so gewesen. Da hätten die von Brandenburg die linke Seite beim Banner, die von Berlin und Franksutt aber die rechte Seite gehabt. Für Prenzlau sagt der Bürgermeister Achim Schievelbein Er will die von Brandenburg rechts, gerade das Gegentheil aus. und die von Berlin, Frankfurt und Prenzlau links vom Banner gesehen haben. Die Altmärkischen wären überhaupt erst „hinterher" gekommen. Eben so sagt Angermünde aus: Brandenburg rechts, Berlin links, Franksurt und Stendal hinterher. Einmal wäre auch Prenzlau

Brictzen ergreift

Cöln"

an der Brüdersttaße.

gras Friedrich des Aelteren und Friedrich des Jüngeren die ans der Alten- und die aus der Mittelmark aus den Herrentagen gesondert erschienen sind, und zwar die Hauptstädte voran, und die kleinen

in

aber dahinter

gestanden.

Dagegen reitet Berlin und Cöln an der

dann die von Stendal.

Brandenburg

Der Bürgermeister Claus von Gulen, von Neustadt Brandenburg, habe sich einmal zwischen die von Stendal einzu¬ drängen versucht; der Bürgermeister von Stendal, Merten, „Apteker", habe sich aber darum mit ihm schlagen wollen. Aus seiner Aussage ersehen wir auch, daß der Herrentag zu Berlin im „Monniken-

zunächst demselben; daneben die aus der Neustadt Brandenburg und

Durchlauchtigster, hochgeborner Chürfürst und Herr! Unser armen, villigen un vepflichteten Unterthanen Dienste

mit allem Fleiß zuvor, Gnädigste Herr!

immer begnügt, die Mitte hinter Branden¬

Nachdem uns Niklas Thürn, Rentmeister von Stendal,

burg zu halten; alles Andere scheint seine Rathmänner nicht inter-

Brief eingehändigt, haben vir, denselben lesend, vernommen und daraus vermerkt, daß die von Stendal uns nicht nachgeben wollen, noch mehr Zeugen für diesen Handel vorzubringen. Wir haben uns desieu nicht versehen, da

essirt zu haben.

sich



Am Eifrigsten betrieb ein von der Stadt Stendal nach Salzgeschickter Bevollmächtigter, der Officiat Johannes Jmptze, Er verhörte eine Menge Zeugen; ebenso in Seedie Sache. hausen. Die Aussagen lauten indeffen sehr verschieden, in der Mehrzahl aber günstig für Stendal, dessen Bürgermeister immer mit dem von Brandenburg gegangen sei und den Vorrang vor Berlin

wedel

und Cöln gehabt.

Wir lernen dabei aus den Akten eine Menge von Rathsherrn, Honoratioren und Aeltesten aller Märkischen Städte kennen. Bürger¬ meister der Neustadt Salzwedel, RoleGladegohn, ist wohl fünfmal in der Burg zu Berlin bei Herrentagen gewesen, und hat immer Bran¬ denburg und Stendal zuerst in das Gemach für die Berathung eintteten sehen. In der Heeresfolge beim Markgrafen Albrecht in Pom¬ mern habe er die von Stendal links vom Banner gesehen, welches Banner damals ein langer Herr, der von

Barby,

gettagen.

Gardelegen und der Hofrichter der Altmark, Sutemann, sowie Osterburg sind ebenfalls für das Vorrecht der Altmark. Der junge Belitz, Bürger zu Stendal, ist mit zu Felde ge¬ wesen und

hat

gesehen, daß

Altstadt Brandenburg rechts, und Sten¬

einen

Eure Kürfürstliche Gnaden uns dahin beschieden, daß wir mehr Zeugen beibringen sollten. Da es nun aber zu einem gerichtlichen Erkenntniß kommen soll, so vollen

wir nichts

dagegen haben, und verden gehorsam erscheinen, wohin uns

E. K. Gnaden verschreiben werden, um es den Stendalern aus ihren Vertrag nicht an gütlicher und gebührlicher Ant¬ wort fehlen zu lassen. Nur bitten vir E. K. Gn., als unseren Landesfürsten, mit Fleißigkeit, diesen Terinin zu einer uns beguemern Zeit ansetzen zu vollen, damit wir die zu unserer Nothdurtt bedürftige» Personen bei uns haben können. Angesehen des kommenden Toiptrkor Marktes, vv einige von uns sein und dann für diese Sache nicht zu haben sein verden. Also bitten wir E. K. Gn. uns ein gnädiger Herr sein zu vollen E. K. Gn. gehorsame Untetthauen. kckanu propria Bürgermeister und Rathmannen der Blankenfelde. Stadt Berlin.

4

Weitere Auskunft giebt das vorhandene Akten- Volumen nicht. Fidicin sagt aber in seinen „Historisch-diplomatischen Beiträgen. V. S. 5" bei Gelegenheit des Dortritts Brandenburgs oder Berlins bei der Huldigung: In einem, vom Landesherrn bestätigten Rezeß vom Zahre 1521, zwischen den Städten Stendal, Berlin und Cöln, ist der Rang, welchen sie sowohl bei den Sessionen aus dem Land¬ tage, wie in, Felde während des Kampfes unter dem Banner des Landesherrn einzunehmen haben, folgendermaßen festgesetzt:

!

Gleichwohl ist der von dem Licht deß Lebens wie des Tages Raum nichts weniger als der Repräsentant einer Fürsten¬

verlassene

gruft. !

im Geh. Staats-Archiv, aber nicht bei den hier besprochenen Akten¬ stücken. Da Fidicin indessen angiebt, daß der Rezeß im StaatsArchiv ist, so hat er ihn dort wahrscheinlich verglichen. Derselbe setzt fest, daß bei Kriegsgeschästen und im Felde, rechts vom Panier

|

!

|

I

!

Worten aus, die der Kronprinz

daß

nieinc Ahnen eine

„Ich

ihrer würdige

nicht

alle

gekrönten

„Zwingburg", wie die Zeitgenossen in der Vorahnung die kurfürst¬ Burg genannt, von welcher der eingebaute runde Thurm an

„grüne Hut", noch ein — Ebenso birgt die Krypta des Hcilsbronner Ueberbleibsel sein soll. Klosters die sterblichen Ueberrcste des Bruders und Nachfolgers jenes Fürsten, Albrecht — als der größte Held seines Jahrhunderts von der Spreeseite des Schlosses, der sogenannte

den Zeitgenossen

der

deutsche

Achilles,

und

mit gleichem Recht Ulysses genannt.

seiner hervorragenden Geistesgaben wegen der deutsche

(Mit Abbildung.) prunkloser Majestät, ernst und feierlich, wölbt

sich der

Dom

im Lustgarten gleich einem riesigen Wächter über der Gruft der Hohenzollern in Berlin; an seiner Seite der Sitz ihrer Herrschaft, das im Laufe der Jahrhunderte größer und mächtiger gestaltete Palladünn der Lande und deren Hauptstadt — die Kaiser- und Königsburg.

Dem Grafen Stillsried von Alcantara war es vorbe¬ halten, die Aufmerksamkeit des Königs Friedrich Wilhelm IV. aüch auf diese Grabstätte seiner Ahnen hinzulenken. Im Aufträge des pietätvollen Monarchen begab derselbe sich nach München, um von der Baierischen Krone die Ueberlassung der Krypta zu erwirken. Blieb dies einerseits aus Gründen, die hier nicht weiter erörtert werden sollen, nur ein frommer Wunsch, so mußte andererseits der Zustand der Krypta jedes empfängliche Gemüth auf bas Tieffte verletzen. Graf Stillsried fand den geweihten Raum an den Besitzer einer in der Nähe befindlichen Brauerei verpachtet, und dieser hatte über den Bei Grabmonumenten einen Kühl-Apparat aufftellen lassen. Brauer eigenthümlichen war jener in den Be¬ Besuche einem zweiten sitz der Krypta gelangt, erklärte sich auch bereit, dieselbe an den König

1

[

Die äußere und innere Gestalt

der Domkirchc, wie dieselbe vor unseren Blicken sich erhebt, war ursprünglich eine andere. Nack dem Plane des älteren Bo umann ausgeführt und im Jahre 1750 eingeweiht, bildete die Hof- und Domkirche ein läng¬ Zwischen liches Viereck von 230 Fuß Länge und 134 Fuß Tiefe. auf jeder Seite Fenstern der Fayade, Lustgarten nach dem den vier hin, waren ionische Pilaster angebracht; der mittlere, hervortretende

gegenwärtig

ionischen Säulen getragenes

Portal,

Durch drei Hauptthüren zwischen den paarweis zusammengestellten und an beiden Enden einOhne zetn stehenden Säulen gelangte man in das Gotteshaus. Schmuck in seinem Giebelfelde erhob sich über dein Portal das Fronton;

hinaufführte.

waren kolossale, von dem älteren

den

liche

Von Fcrilinllnck Meizcr.

dessen Ecken

in

schlummern hier den ewigen

Die Fürstengrüfte der HohenMern.

an

auch

Häupter dieses Fürstengeschlechts Schlaf. Der erste Friedrich, welcher von seinem stolzen Schloß im Süden herabstieg in die arme ver¬ wilderte Mark, um der Repräsentant des Herrscherhauses zu werden, dessen Nachkommen Thron und Staat zu ihrer gegenwärtigen Größe und Bedeutung erhoben, ruht in dein Kloster Heilsbronn in Oberftanken. Er beschloß, treu dem Kaiser und Reich ergeben, 1440 zu Kadolsburg sein thatcnreiches Leben. — In jenem Kloster auch ist sein Sohn, der „eiserne" Friedrich bestattet — fern von der Doch

Altmärkischen und Priegnitz'schen Städte.

zu dem eine breite Freitreppe

sich

Grabstätte erhalten!"

Altstadt Brandenburg, neben derselben Neustadt Brandenburg, dann Berlin und Cöln reiten sollen; Stendal aber zunächst links vom Panier, dann Salzwedel und die andern

sechs

Das prägt

Friedrich Wilhelm jüngst beim Verlassen des Gewölbes sprach: werde dafür Sorge tragen,

zunächst

Ausbau bildete ein von

dessen

glieder.

Altstadt

Bei den Herrentagen sollen sie folgendermaßen sitzen, stehen und gehen: Allererst ein Bürger¬ meister aus Altstadt Brandenburg in der Mitte, rechts von ihm einer aus Neustadt Brandenburg, und links von ihm ein Bürgermeister von Stendal. In zweiter Reihe: in der Mitte Ber¬ lin, rechts Cöln, links Altstadt Salzwedel; in dritter Reihe: Frankfurt in der Mitte, Prenzlau rechts, und Neustadt Salz¬ wedel links u. s. w. u. s. w.

Portal,

massive Sxitenpfeiler in ihren beiden Tieck's Modellen in Metall getriebene, beflügelte Engel mit den Symbolen des Glaubens und der Religion tragen, gelangt man durch eine Pforte linker Hand in das mächtige, wie für die Ewigkeit gegründete, dreischiffige Gewölbe mit den ge¬

den,

weihten Afchenreften Hohenzollern'scher Fürsten und ihrer Familien-

Brandenburg hat Vortritt und Vorsitz vor Berlin, die Neu¬ stadt Brandenburg aber solgt nach Berlin. Dieser Rezeß ist in Büschings Reise nach Rekahn S. 293 abgedruckt, und befindet sich

In

In

Nischen zwei kolossale, nach

Glume

!

|

|

'

!

gefertigte

Figurengruppen aufgestellt, welche die Haupt-Repräsentanten des alten und neuen Testaments darstellten. Die Kuppel des einzigen Thurmes ruhte aus einer Kreisstellung korinthischer Säulen, zwischen denen große runde Bogen den Schall der Glocken frei austönen ließen. König Friedrich Wilhelni III. verlieh der Kirche im Jahre 1817 durch Schinkel ibre gegenwärtige Gestalt. Die Kuppel wurde erhöht und mit korinthischen Pilastern verziert, während zwei kleinere Kup¬

j

von Preußen gegen ein zu errichtendes Gebäude zu überlassen, in¬ dessen gelang es nicht, das hierzu erforderliche Terrain zu gewinnen.

Erst in späterer Zeit erhielt der Raum seine Weihe zurück, auch be¬ willigte unser Kaiser und König eine namhafte Sunrme, aus deren Zinsen die Unterhaltung der Krypta zu erfolgen hat. Die Kirche des Klosters Lehnin, schon ftüher eine der vorzüglichsteir Begräbnißstätten ^er Brandenburgischen Markgrafen aus dem Hause

Ballenstädt, sollte vorübergehend

auch

die

Sarkophage

zweier Hohenzollernscher Fürsten aufnehmen.

Die Stiftung

dieses

Klosters ist von dem Schleier der Poesie

umwoben.

Pulcawa, der böhmische Schriftsteller, erzählt darüber, dem Berichte der fast gleichzeitigen brandenburgischen Chronik,

Karl IV. als Inhaber

nach

die

Mark (1347 —1376) nach

peln auf den Ecken des Portals angebracht und

dann Kaiser

Kreuze geschmückt sind.

Böhmen mitgenommen, wörtlich: „Otto I., der Sohn Albrecht des Bären, der diesem in der Herrschaft über die Mark Brandenburg gefolgt war, ruhte einst an der Stätte, wo jetzt das Kloster Lehnin Cisterzienser Ordens steht, nach der Jagd am Mittag allein, während seine Mannen mit Jagen

mit vergoldetem Die einstigen Dachverzierungen auf der Attika

alten Domes aber haben einem geschmackvollen Gesimse weichen müssen. Hohe, jetzt wieder beseitigte Pappeln längs der Kirche, zu des

beiden Seiten des vorgerückten, fäulengetragenen Porrals, ließen das¬ selbe zu größerer

Geltung gelangen.

der

5

beschäftigt waren, und sah im Traum eine Hirschkuh, die ihn ohne Unterlaß belästigte und ihm nicht gestattete, zu schlafen. Er ergriff

fürstliche Tobtenkammer in der, mittlerweile dazu erhobenen Schloß-

auf der Stelle nieder. Erwacht aber vom Schlaf, erzählte er den Traum seinen Mannen, in Bezug deffen einer von ihnen entgegnete, die Stätte sei wohl geeignet zur Anlage eines Klosters. Einige aber meinten, eine Burg muffe ge-

berg bestattet.

bauet werden gegen die Slaven, die Heiden und verdammten Feinde Darauf der Fürst erwiderte: „Eine Burg will des Kreuzes Christi.

seinem großen Vater bestattet werden.

also Bogen und

Pfeil und

schoß sie

ich gründen auf dem Platze, und von ihr aus sollen die teuffischen Widersacher durch die Stimmen geistlicher Männer weit fortgescheucht werben." Und alsbald schickte er zum Abte von Sittichenbach (Sichern)

aus dem

Orden der Cisterzienser, und ließ ihn bitten, daß er Brüder Und er gab deur Kloster den Namen

und Kathedral-Kirche gefüllt — George Wilhelm wurde in

Königs¬

Ebenfalls unter dem hohen Chor jener Kirche ließ dann der Große Kurfürst ein neues Grabgewölbe für ffch und feine Nachkommen errichten; doch nur der erste König von Preußen sollte hier neben Ueber die Beisetzung des Großen Kurfürsten ( 12 . September 1688) melden die Berichte, daß an der Thür der Domkirche eine

Art von Portal aufgerichtet war, dekorirt mit Fahnen, Schwertern und Harnischen.

Nachdem der Leichenzug unter dem Läuten sämmt¬

licher Glocken, vom Schlöffe aus,

durch eine

mit Inschriften

ver¬

Ehrenpforte die Breite Straße entlang ffch in Bewegung und dann, durch die Brüder-Straße ziehend, die Domkirche

aus seinem Convent verordne. Lehnin, weil im Slavischen „Lanie" auch die Hirschkuh heißt, die

sehene

ge¬

setzt

er¬

er soll im Traume gesehen haben." Der Eichenstamm aber, unter dem der Markgraf während des

reicht hatte, wurden die acht

Traumes geruht, wurde vor dem Altar der Kirche eingemauert. Die Heiligkeit in des Klosters stillem Frieden veranlaßte sowohl

aus dem Gefolge, neben den Trägern der Fahnen, Wappen und ffgnien aufgestellt: das Bataillenpferd des hohen Verewigten,

mit

schwarzen Sammetdecken behangenen

Pferde des Leichenwagens vor jenem Portal abgespannt.

Hier waren

Inmit

desselben,

einem rothen Federbusch

als auch die Kurfürsten

und reicher Satteldecke

Johann

geschmückt;

den

Stifter

(Cicero) und

dann das

seinenSohnJ o a ch i ml. dort ihre letzte Ruhe¬

Freudenpferd,

eben-

fälls mit einer

Decke

stätte dereinst zu ffnben. Joachim hatte für

von

fleischfarbenem

Sammet bekleidet, auf deren einer Seite ein Adler gestickt war, der, gefolgt von vier jungen Adlern (den Thronfol¬

feinen Vater das noch dem von erhaltene,

Stückgießer Dietrich aus Burgund gefertigte Bronce - Monument in Gestalt eines Sarko¬

ger und dessen vier jün¬ gere

Brüder versinnbild¬ zum Himmel

und

lichend),

eine

emporflog, während ein

Metallplatte mit

seinem eigenen lebens¬

Blitz auf ihn nieder¬ fuhr; die andere Seite

großen Bildniß im Kur-

zeigte den

Ornat anbringen laffen. Das Meisterwerk trägt

Adler, mit den vier jün¬ geren zur Sonne empor¬ steigend. Endlich das Trauerpferd, in schwar¬

errichten

phags unter demselben starke

den

Namen

Peter

Vischer's. des

Der alte Dom aus dem Schloßplatz

Klosters

zerfallen — „Wolken ziehen darüber hin"; aber die Sage läßt in mitternächtiger Stunde einen Mönch niit zürnender Gebehrde die Stätte der gestörten Grabesruhe Lurchwandeln. — —

Denn nachdem Kurfürst Joachim

II. im Jahre 1536

die „schwär-

Berlin verwiesen, erhob er die Klosterkirche derselben zu einem Domstift, und errichtete unter dem hohen Chor eine Fürstengruft, in die er „seinen Herrn Großvater (Johann Cicero), Vater (Joachim I.), seine Mutter und sein erstes herzfreundliches Gemahl, junge Herrschaft begraben und zum Theil ze»

Mönche" (Dominikaner)

mit Gold gestickten Sammet gekleidet. Nun wurde der mit einer schwarzen Sammetdecke und zwölf darauf gestickten Wappen behangene Leichenwagen mit dem Sarge zen

Längst schon find die

Mauern

gekrönten

aus

von Lehnin bringen laffen." Dies seine eigenen Worte aus der an die Domherren gehaltenen Einweihungsrede. Ursprünglich ein schlichtes, dem Sinn ihrer Stiftung entsprechen¬ Bauwerk, erhob sich die Dominikanerkirche ohne Thurmbau — des der den Dominikanern und Franziskanern nicht gestattet war — in einer Länge von 220 Fuß und 130 Fuß Breite, auf dem damaligen Dom-, heutigen Schloßplatz, zwischen der Brüder- und Breiten Straße. Mit Einführung der Reformation (1539) entstanden dann jedenfalls auch die Thürme des Gotteshauses, wie wir dasselbe auf unserer Ab¬ bildung erblicken. Bei dem Tode des Kurfürsten George Wilhelm (1640) war die

zu

Berlin.

auf ein unter der Kanzel errichtetes Podium gezogen. Neben dem¬ selben hatten die Träger der Fahnen und Wappen, des Kur- und Souverainetäts-Schwertes, des Kurhutes, Scepters und Majestäts¬ siegels, des Regimentsstabes und des Ordens vom Hosenband sich aufgestellt. Der neue Kurfürst, Friedrich Hl., nahm im langen Trauerkleide und runden Hut, von dem ein schwarzer Flor über das Gesicht wallte, auf dem errichteten Throne Platz, dem gegenüber das Preußisch-Brandenburgische Wappen in Florumhüllung angebracht war. Nach Beendigung der Leichenrede des Hofpredigers Koch,

in

der

achten Abendstunde, erhoben sich die vier Reichsgrafen (o. Stollberg, Mannsfeld und zwei v. Wittgenstein), und nun wurde der Sarkophag

unter dem Gesänge der Versammlung in die Gruft hinabgetragcn, während draußen das Läuten der Glocken, der Donner der Kanonen und das Schmettern der Tronrpeten wiederhallte, in das der dumpfe

Ton der Heerpauken sich mischte. Als dann die „philosophische" Königin Sophie Charlotte am 10. Juni 1705 hier beigesetzt wurde, hatte Eosander o. Göthe die Domkirche auf das Glänzendste zu einem Trauertenrpel umge¬

6

ES war eine mit Erpressen geschmückte Bogenhalle von fünfzig Fuß Höhe und vierzig Fuß Breite, deren Schwibbogen zwei kolossale Engelgestalten mit ihren Annen gleichsam stützten, während

aus massivem

ein Todtengerippe vom Mittelpunkt aus eine schwarzsammetne Decke

Bildniffe beider Fürstinnen. Wappenschilder, Inschriften und Embleme,

zeltartig ausbreitete; eine Säule aus der Bogenhalle trug die Inschrift: „Wende Deine nassen Augen hierher, o Preußen! wenn Du anders von Thränen noch nicht erschöpft bist, und besiehe, mit welcher

die

Auf

staltet.

Gottseligkeit Friedrich der gottseligen, aber ach! von ihrem Leibe ab¬ gesonderten Seele Sophien Charlottens hier parentiret, mit was für Treue er der getreuesten Gemahlin die äußerste Pflicht leistet, mit welcher Ehrerbietung Er der ehrwürdigsten Königin die letzte Ehre erzeiget.

O Schmerzen!

o

Leid!

Ein großer Theil ist von Friedrich

linnen des

auf die Thaten

Durch eine Grazie sind alle Drei

gefallen und dagegen tausend Schmerzen aufgestanden. Der preußische Adler ist von Traurigkeit dermaßen niedergeschlagen, als ob er von seinem eigenen

Strahl

getroffen wäre, und nun sieht er den Unter¬

gang seiner Sonne mit betrübten Augen an. Bei so großem Leid¬ würde man es nicht fassen können, wenn es nicht bekannt

mit

des

verewigten Monarchen

beziehend, bedeckten

sich

schwarzen: Tuch bekleidete und durch Tausende von Wachs¬

Säulen außerdem die auf schwarzem Sammet gestickten Wappen sämmtlicher Preußischen Provinzen hingen. Der schwer-vergoldete, zinnerne Sarg, aus Schlüter's Meister¬ hand hervorgegangen und von Jakobi gegoffen, zeigt uns noch jetzt in seinen Basreliefs die wichtigsten Begebenheiten aus der Regierungs¬ zeit des Kurfürsten und des Königs. kerzen erleuchtete Kirche, an deren

abgerissen, und selbst fast der ganze Friedrich, wo Friedrich nicht viel

größer wäre, als er selber ist.

Seite des Grabmals Friedrichs I. erhoben sich Silber die Mausoleen der beiden verstorbenen Gemah¬ Königs; zwei aus Wachs gebildete Engel trugen die

der rechten

Nachdem der Leichenzug, vom Schlosse aus,

und die Brüdersttaße

durch die

Breite

Domkirche bewegt hatte, wurde der Sarg von zwölf Kammerherren und einer gleichen Anzahl Kammer¬ sich nach der

junker in das Gotteshaus gettagen; die Träger der Reichs-Insignien stellten sich daneben auf. Den Tett der Leichenrede bildeten die von dem König selbst gewählten Worte des 74. Psalmen: „Du bist

wesen

meine Zuversicht, Herr, Herr!

wäre, daß die tugendsame Fürstin Sophie Charlotte durch einen früh¬ zeitigen Tod nur darum der Erde entrissen sei, auf paß sie desto

an!

Meine Hoffnung von meiner Jugend Mutterleibe an rc." Nach Beendigung der Rede ttugen die Kammerherren den schlich¬

zeitiger und ftüher nach dein Himmel überbracht würde. Bedenket solches Alles, die Ihr hier hineingehet, damit Ihr nicht durch un-

teren

Sarg mit

niäßige Klagen der Sterblichkeit die Unsterblichkeit, die Tugend selbst

Versamnstung das Lied anstimmte:

beleidigt."

graben", ettönte draußen von den aufgestellten Regimentern eine dreimalige Salve, in die Pauken- und Trommetenklang sich mischte. Dann verließ Friedrich Wilhelm 1. an der Spitze seines Gefolges die Kirche, legte seine Trauerkleider ab, und kommanditte in Uniform seine Truppen zu einer nochmaligen, dreifachen Salve. Die Trauerfeierlichkeit war beendet. In der Garnisonkirche zu Potsdam ist König Friedrich Wilhelm I. beigesetzt. Ihm zur Seite ruht in unscheinbarem zinnernen Sarge sein großer Sohn Friedrich II., welcher einst über die Pfotte seines Lieblingsschlosses „Sans souci“ geschrieben hatte, und doch bekennen mußte, daß dieser Spruch erst dann bei ihm in Erfüllung gehen würde, wenn er den ewigen Schlaf vor jener Pfotte

Todtenschädel und eine Fama mit der Posaune und einem Cypreffenzweig, ferner zwei allegorische, trauernde Gestalten — die Havel

und Spree darstellend — saßen neben einem Grabmal. Das Innere des Gotteshauses und selbst der Fußboden waren

mit

schwarzem Tuch ausgeschlagen, während den hohen Chor

mit

der

unter einem Baldachin schwarzer Sammet überkleidete; goldene Schnüre hielten den mit Adlern und Kronen, mit Gold- und Silber-

Leiche

stoffen überzogenen Baldachin, welchen im Preußischen und Lünebnrgischen Hauses

Innern

die Wappen des

zierten; eine Inschrift dar¬

über meldete den Geburts- und Sterbetag der Königin, während zwei aus Wachs gesonnte Engel,

mit Flügeln von Schwanenfedern,

die

durch goldenes und silbernes Laubwerk gebildete Umrahmung zu halten

Zwei andere Gestalten aus Wachs, mit Gold- und Silber¬ stück bekleidet, stellten den Nachruhm und die Unendlichkeit dar. Der Sarg selbst war von allegorischen Figuren umgeben — die Provinzen des Königreichs mit dem Attribut je einer besonderen Tugend re-

Die Krone auf dem Sarkophag umschlang eine Perlen¬ Werthe von 30,000 Thalern; die Diamanten, welche das schnur im Diadem schmückten, schätzte man auf über eine Million, während das Trauergerüst allein die Summe von 80,000 Thalern erforderte. Hoch

im Kirchengewölbe schwebten die Göttinnen der Unsterblichkeit Ehre, der Ruhm und Nachruhm; erstere deutete auf eine Pyramide mit der lateinischen Inschrift: oben

mit

der

.Fahr' bin, o Königin, bis an das Sternenzelt; Doch Deiner Tugend Rubm bleibt ewig in der Welt." Nicht minder prachtvoll fand am 2. Mai 1713 die Beisetzung Königs Friedrich I. statt. In Lebensgröße standen die elf marmornen Statuen der Hohenzollern'schen Kurfürsten vor ihren Grabmälern; an" ihnen schloß sich diejenige des zwölften Kurfürsten und ersten Königs an; Weihrauch brannte vor ihnen in filbenien Vasen. Ueber der Gruft, welche des entschlafenen Herrschers sterbliche Ueberreste aufnebmen sollte, erhob sich das von zwei Säulen gettagene Epitaphiuui,

habe ich mich verlassen vom

der königlichen Leiche nach der

Gruft,

vorerwähnte Prachtsarg zur Aufnahme bereit stand,

„Nun

woselbst der

lind während die

lasset uns

den Leib

be¬

schlummern werde.

Es war im Jahre 1722, als König Friedttch Wilhelm I. auf

schienen.

präsentirend.

Auf Dich

dem neuen Plantagenplatze

eine

Hof- und Garnisonkirche

erbauen

für das nur im Fachwett erbaute Gotteshaus als unhaltbar, und die in dem Gebäude zu Tage ttetenden Riffe veranlaßten eine vollständige Abttagung deffelben. An Stelle der hölzernen sollte nunmehr eine mas¬ Zu diesem Zweck erfolgten zunächst die sive Kirche erttchtet werden. Fundamentirungen, und Sorgfalt vorgenommenen größten mit der Manuseripte alten heißt, „Millionen wie es in einen: es wurden, ließ.

Aber der ehedem sumpfige Grund erwies

sich

selbst

Steine von abscheulicher Größe herabgestürzt, und Baumpfähle von großer Anzahl eingerammt."

Der König widmete dem unter Leitung

des

Bauraths Gerlach

entstehenden Kirchenbau die regste Theilnahme; nicht selten erschien er selbst auf dem Platze,

munternd.

So

die Arbeiter zu erneuter Thättgkeit auf¬

konnte denn die neue Kirche schon am 17. August

Der resormitte Hofprediger Cvchius hielt Gott m:d dem König für die der Garnison verschaffte Gelegenheit, Gott und sein Wott zu hören, flehte um die fernere Ausbreitung seines Reiches, und enpffahl den König, die 1732 eingeweiht werden.

die Weihrede; er dantte

dem königlichen Wappen

Offiziere und das ganze Königliche Regiment seiner gnädigen Für¬ sorge. Um die Kirche herum war die Garnison postitt und gab bei

Neben demselben erhob sich eine mit der Krone geschmückte, goldene Pyramide, umsttahlt von einer Glorie, in deren Sternen-

Anstimmung des Liedes „Herr Gott, Dich loben wir" eine Salve, continuitte damit auch bei jeder Sttophe, bis das Lied zu Ende war.

in

seinem

Innern von einer

Sammetdecke

mit

behängen.

kranz der Name des Königs flammte.

Hundette von Wachskerzen

verliehen dem Ganzen einen magischen Glanz.

Noch jetzt

trägt das Aeußere der Garnisonkirche ihr ursprüng¬ Thurn: ist 280 Fuß hoch, und an der äußersten

liches Gepräge; der

7

Spitze von einer goldenen Sonne gekrönt, der ein an der Wetter¬

Beide, vor dem Heilande knieend, welcher die Hände segnend sie und die ihm wieder dargereichte Krone ausbreitet, vergegen¬ wärtigt uns, zwischen den Marmorgebilden, in der oberen Wölbung der Rückwand ein zu Ansang der vierziger Jahre entstandenes FreScobild von Pfannschmidt, einem Schüler des dahingeschiedenen Cor¬

nelius.

stange befindlicher Adler entgegenfliegt; das Glockenspiel ist in Hol¬

land verfertigt.

Von

den

über

fünf Eingängen pflegte Friedrich Wil¬

helm I. den an der Nordwestfeite, nach dem großen Waisenhause zu mit seltenen Ausnahmen geschah,

gelegenen, zu benutzen, so oft er, was dem Gottesdienste beiwohnte. noch jetzt die

In

der sogenannten Offizierloge sind

beiden einfachen Holzschemel

mit

den von

eigener Hand bemalten Lehnen vorhanden. Und wie der Monarch schon in stüheren Jahren

Königs

des

mit

den An¬

ordnungen über die dereinstige Beisetzung seiner irdischen Hülle sich beschäftigt, so auch hatte er zu ebener Erde, hinter der Kanzel seiner Garnisonkirche, ein Begräbnißgewölbe aus rothem Marmor sich er¬

„Leb' wohl, Berlin, in Potsdam will ich sterben!" mit diesen Worten nahm er für inimer Abschied von seiner Residenz, um gefaßt und gottergeben die körperlichen Leiden seiner letzten Lebens¬ lage zu ertragen. Die feierliche Beisetzung erfolgte am 22. Juni 1740, unter strenger Befolgung der letztwilligen Verordnung des verewigten Monar¬ Die Capitaine des Leibregiments trugen den mit Degen und chen. richten lassen.

Feldzeichen geschmückten

Sarg von

der großen Rampe des Schlosses

nach dem Wagen; die Tambours schlugen den Todtenmacsch, und die Hautboisten ließen das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden" unter dem Donner der Kanonen und den Salven des Regiments ertönen.

Ein

erhabener Trauertempel, wenn auch ohne äußeren Prunk,

Mausoleum im Schloßgarten zu Charlotten¬ vor unseren Blicken, das König Friedrich Wilhelm III. noch im Laufe des Jahres 1810 für die verewigte Gemahlin an dem Orte errichten ließ, den eine nicht minder hochstehende Königin einst

erhebt das

burg

sich

!

zu ihrem Lieblingsausenthalt gewählt.

Nach dem Entwürfe des Oberbauraths

beigesetzt.

Genz —

welchem auch

das bisherige Münzgebäude in Berlin seine Entstehung verdankt, — bezeichnet diesen Sitz der Trauer und der ernsten Betrachtung nicht minder der Charakter seiner ganzen Umgebung.

Auf einem

Aus einer Zeit voll stiller Hoffnung auf eine bessere Zukunft war Preußens Königin Luise zu Hohenzieritz, am 19. Juli 1810, mit dem Ausruf: „Jesus, kürze meine Leiden!" geschieden. . . Eine unermeßliche, in tiefste Trauer gehüllte Zahl von Leidtragenden folgte dem Paradeleichenwagen, der am 27. Juli, Nachmittags 6 Uhr, von dem Vorwerk Wedding aus, die irdischen Ueberreste der Verewigten durch das Brandenburger Thor bis zum Fuße der Schloßtreppe führte. Hier von der Königlichen Familie empfangen, wurde der Sarkophag in den Thronsaal getragen, um bis zum Abend des 30. Juli öffent¬ lich ausgestellt zu bleiben. Dann erfolgte unter den Klängen des von Zelter componirten Chorals „Wachet auf, ruft uns die Stimme!" in der Sakristei des Domes die vorläufige feierliche Beisetzung. Von hier aus bewegte sich dann in der vierten Morgenstunde des 23. Dezember — derselbe Tag, an welchem in den Jahren 1793 und 1809 die Verewigte ihren Einzug in Berlin gehalten — der achtspännige Leichenwagen in Begleitung des Hosmarschalls, Freiherru v. Maltzahn, des Hofpersonals und einer halben Compagnie Garde zu Fuß, unter Fackelschein die mittlere Promenade der Linden ent¬ lang, und auf der Chaussee nach Charlottenburg bis zum Eingänge des Schloßgartens. Durch die Mannschaften der Garde du Corps wurde der Sarg nach der Gruft des Mausolemns getragen und, mit dem Fußende gegen das Schloß gekehrt, an der westlichen Wandseite

düsteren Gange zwischen Edeltannen gelangt man das von schwarzen Tannen, Cypreffen und

!

mit —,

i

Vormittagsstunde begaben sich dann der König Wilhelm — unserem jetzigen Kaiser und König Prinzen Karl und Friedrich, in Begleitung der Prin¬ Charlotte, Alerandrine und Friederike, so wie des Bruders der zehnten

dem Prinzen

den

zessinnen

der verklärten Fürstin, zur Einweihung

babylonischen Weiden umschlossen ist.

Sieben Granitsäulen führen zwischen den beiden mit Blumen

!

geschmückten Granitvasen auf den Treppenwänden zu dem altdorischen

!

Begleitung.

verweilten mehrere Minuten daselbst.

übrige

von grau-grünem Stuckmarmor bekleideten Raum mit

Die Herstellung

der Wand und die Stückarbeit an den Ge¬

simsen erfolgte, nach Genz's Zeichnungen, durch den Stuckateur

tori,

von dem

Neuen Kirche

In

auch die Thurmgiebelselder

Sar-

der Französischen

und

in Berlin herrühren.

den steinernen Estrich über der unterirdischen

Grabstätte ein¬ gelaffen, enthalten zwei weiße Marmortaseln in goldenen Schriftzügen die Namen und Geburtsverhältniffe der hohen Verewigten.

auch die

der Sarko¬

von leichter, faltenreicher Gewandung

tem Schlummer geschloffen.

einem magischen, Mondlicht ähnlichen Dämmerschein erfüllt.

Demnächst folgte

Von Rauch's Meisterhand in Rom gefertigt, stellt phag die ruhende,

Die Flügelthür von getriebener Bronze gewährt Einlaß zunächst in die Vorhalle, aus der zwei graue Marmortreppen von je acht Stufen zu deni eigentlichen Hauptraum emporführen. Dieser wird

den ganzen,

des jetzigen

fand, hielt der Ober-Consistorialrath und Probst Ribbeck, als Beichtvater der Königin, die Einweihungsrede. Hierauf stiegen der König mit den Prinzen und Prinzessinnen in die Gruft hinab und

Königin in

zu Oranienburg und tragen, paarweis zusammengeordnet, das vier¬ seitige Kuppeldach, durch dessen dunkelblaue Laterne das Tageslicht

das Mausoleum.

Sarkophages eine marmorne Kolossalbüste der Verklärten aus einen: Postamente von sicilianischem Jaspis mit Porphyr-Füllungen sich be¬

zu suchen sei.

wiederum abgeschieden durch vier Säulen von seltenem, weiß und dunkelgrün geadertem Marmor — sogenannter Roffo von Polsevera, im Thale von Genua. Die Säulen befanden sich früher im Schlöffe

in

Hier in dem oberen Hauptraum, woselbst an Stelle

zu dem Tempelgebäude,

Peristyl. Seine vier cannelirten, griechisch-dorischen Säulen, ursprüng¬ lich zu einem Block gehörig und aus den Werkstätten von Cantian, Trippel und Wimmel hervorgegangen, tragen das Fronton mit dem Namens-Monogramm des Erlösers zwischen dem Anfangs- und End¬ buchstaben des griechischen Alphabets in Bronze: eine symbolische Andeutung, daß der Anfang und das Ende aller Dinge in Christo

In

:

umhüllte

höchster Treue der schönen Züge dar, die Augen zu sanf¬

So besang unter dem tiefen Eindruck der Wehmuth, der ernsten Erhebung und eines ahnungsvollen, seligen Schauers Theodor Kör¬ ner schon die modellirte Statue: Du

schläfst so sanft! Die stillen Züge hauchen Noch Deines Lehms schöne Träume wieder;

Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder, Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen. schlumm're fort, bis Deines Volkes Brüder — Wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen, — Mit Gott versöhnt, die rost'gen Schwetter brauchm, Das Leben opfernd für die höchsten Güter!

So

Tief fühtt

der Herr durch Nacht uns und Verderbm; sollen wir im Kampf, uns Heil erwerben, Daß uns're Enkel freie Männer sterben!

So

Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache, Dann ruft Dein Volk! dann, deuffche Frau erwache; — Ein guter Engel für die gute Sache!

8

Auf

dem

Transport von Rom, auf einem österreichischen, unter

jener Nacht zwei Männer.

amerikanischen Kaper

im Kanal erbeutet.

Dann von einem englischen

Schiffe in Cadir wieder genommen, gelangte es nach Jersey zum Verkauf, wurde hierauf wieder erstanden, und endlich von der englischen Regierung am 1 . Mai 1815, auf der Brigg „the Spy“, nach Ham¬ burg gesendet. Die Aufstellung ini Mausoleum fand bei der An¬ kunft des Königs vom Wiener Congresse, am 15. Mai, statt. . . . Fünfundzwanzig Jahre später, um die mitternächtige Stunde des

11.

Juli 1840,

bewegte sich ein

anderer Leichenzug,

achtspännig und unter deni Schein der Fackeln,

ebenfalls

selbst den merkwürdigen Besuch unternehmen,

ooui Dom aus, die

„Ich

elegisches Dämmer¬

Spalier

seiner ganzen Ausdehnung bis nach Charlottenburg.

Familie, fand

von einer aus

sondern daß seine Ex-

mit ihm zusammen zu treffen und

die

abhalten. "

der letzte

monie in dem Mausoleum statt. Neben der Statue der ftüh vollendeten Gemahlin ruht, eben¬ falls aus Rauchs Meisterhand hervorgegangen, das weiße Marmor¬ bild des Königs in der Weise, wie er bestattet worden ist: in voller Uniform, von den, Mantel halb bedeckt. Ueber beide Sarkophage ist die Hülle des Grabtuches verbreitet; zu jeder Seite steht ein marmorner Kandelaber, von denen der eine

wir

Excellenza werden

sich

durch die

Witterung

haben den Weg umsonst gemacht,

und bei

Wetter ist es eine nicht gar freundliche Aussicht, vor der Thüre verstohlen auf- und niederpromeniren zu müssen, bis ein glück¬ licher Casus uns in das Haus schlüpfen läßt, denn Ihr wißt ja, daß der Herr unseres Künstlers sehr eifrig gegen denselben oder vielmehr dessen Versuche wüthet — wir können nur verstohlen eintreten." Während dieser Unterhaltung waren Beide durch die Königsstraße bis zum Hohen Steinweg geschütten, den sie bald passitt hatten. Sie befanden sich auf dem Neuen Martte. Der öde Platz, dem einige Buden und Fischsäffer nicht als Zierde dienten, lag ebenfalls wie mit einer glitzernden Decke versehen, vor ihnen. Der Regen ließ zwar ein wenig nach, aber der Wind fuhr so naßkalt über die Fläche solchem

beleuchtete.

Hier, im eng¬ Theil der Cere¬

fürchte eben,

zurückhalten lassen;

Zahllose Volksmassen erfüllten den dunkel beschatteten Weg in sten Kreise der Königlichen

den,

wunderbare Sache und deren Versettiger kennen zu lernen, den Ihr so angelegentlich empfohlen habt; da kann uns kein böses Wetter

licht, gegen das der Schein der Fackeln um so magischer die zu¬ sammengeneigten Wipfel der Bäume und das von den Mannschaften der Garde du Corps und Ulanen gebildete

beordett hat,

eellenza uns

mittlere Promenade der Linden entlang. Es war die sterbliche Hülle des verewigten Monarchen Friedrich Wilhelms HL, die, gleich prunklos, nach seiner letztwilligen Bestimmung neben der hochseligen

Königin Luise beigesetzt werden sollte. Ein leicht bewölkter Mond verbreitete sein

Sie hatten kaum

polirter Meffingfcheibe befestigten Lampe erleuchteten Flur hinter sich, als sie auch schon ihre Mäntel fester um den Körper, die Hüte tiefer in die Stirn zogen und dann in die Straße traten, welche bereits mit verschiedenen kleinen Seen oder vielmehr Pfützen erfüllt war, zu denen der Regen seine Tropfen lieferte. „Brr!" sagte der Eine, sich schüttelnd, „ein wahres Mordwetter! Wahrhaftig, gälte es nicht eine sehr curiöse Sache zu observiren, ich kehtte noch jetzt um und suchte mein Haus wieder auf." „Bedentt, ami," fiel der Andere ein, „daß wir nicht um unser

englischer Flagge fahrenden Schiffe, wurde das Kunstwerk von einem

I

die Gruppe der Parzen, von Rauch, der andere die der Horen, von

dahin, daß unsere Wanderer fchauetten und so dicht wie möglich an den Häusern entlang eilten, um dem Zugwinde zu entgehen. Sie

Tieck, darstellt.

schienen ihre

(Schluß folgt.)

Schritte gegen ein Haus zu lenken, zu dessen schmaler, geschloffener Thür einige Steinstufen fühtten. Sämnttliche Fenster des Erdgeschosses waren, wie die Thüre mit Läden

mit

Der Goldjunge. Von Georg Lillk.

I.

im Winde,

der pfeifend und heulend durch die

Gaffen schnob und die Massen von Regenwaffer, welche der stockfinstere gegen die Mauern der Häuser und über das kothige Straßenpflaster jagte, die an einigen Stellen in Ketten hän¬ genden Laternen hin und her schaukelte oder das Licht in denen, welche auf Pfählen standen, gar arg und bedenklich flackern machte.

Himnicl niedersandte,

In

Stunden und bei solchem Wetter ist es nirgend besser und heimischer, als in der trauten Stube am warmen Ofen oder vor dem Hellen Kaminfeuer; daL mochten auch die Berliner in jener Nacht solchen

fiir

das Beste halten, denn man erblickte außer den mit Spieß und Horn bewaffneten Nachtwächtern gar fetten einen Menschen in den öden Straßen; dagegen sah man so manches Fenster erleuchtet, oder

gewahtte durch die Ritzen der Läden des Erdgeschoffes die Sttahlen Endlich blieben die Fenster der Bierhäuser oder Tabagien

blitzen.

im hellsten Lichtschein, und wer an

solchen

Otten vorüberging, der

konnte deutlich das Gesumme der sich unterhaltenden Zecher, das Klap¬ pern der Bierkrüge und zuweilen auch einen Gesang vernehmen —

Witterung gab

Durstigen einen willkommenen Voyvand, heut noch länger zusammen zu bleiben, als dies sonst be¬ liebt wurde. Aus einer dieser Tabagien, welche in der Königsstraße gelegen war — im Jahre 1701, wo unsere Erzählung beginnt, gab es in Berlin noch keine Cafe'S, Restaurants oder Traiteurs, — traten in die abscheuliche

den

genug war, um jeden beliebigen Gegenstand von Außen hinein oder von Innen heraus bringen zu können; auch sttahlte gerade jetzt du

greller Lichtschimmer durch die geöffnete Stelle, und die über der zwei¬

Sturmnacht, wie sie die Zeit mit sich zu bringen pflegt, welche dem Beginne des Frühjahrs vorausgeht. Die rechte

Fensterladen klapperten

Läden

geschloffen, aber letztere besaßen einen viereckigen Ausschnitt, der groß

Eine Erzählung aus dem alten Berlin.

Es war eine

hohen

ten kleineren Thür befindliche Laterne verbreitete genug Helle, die Vorübergehenden deutlich das

so

daß

aus einem länglichen Schilde

ge¬

malte Wott „Apotheke" lesen konnten.

Die beiden Männer waren,

Sturm und Näffe arbeitend, Sie blieben vor dem-

durch

glücklich bis zu dem genannten Hause gelangt.

selben stehen und sonditten sehr scharf umher, ob sich nicht eine brüte Person — dieselbe von welcher sie bereits vorhin gesprochen hatten —

aber nirgends war eine

Spur

des Erwatteten zu be¬ Einer der Harrenden hinter den Buden und an den Fischfäffern untemahm, fiel ftuchtlos aus. „Ich habe es gesagt," brummte der Mann, zu seinem Gefähtten ttetend, „Niemand ist hier — wir sind umsonst gekommen!" „Treten wir hier unter die zweite Thür. Sie hat ein Ueberdach und wir find mindestens vor dem Regen sicher" — bat der Zweite. „Herr Wittich," meinte der Erste, „Sie werden sich erkälten, wir sollten nur lieber noch ein Mal in die Tabagie zurückkehren und in einiger Zett wiederkommen — vielleicht wird der gnädige Herr

blicken lasse;

merken, selbst eine Nachsuchung,

welche

dann hier sein."

„Vermögen Sie nicht durch die Thürklappe zu blicken, ob unser Mann in der lilpotheke ist? Sehen Sie ein Mal zu, Herr Struve." Struve stieg vorsichtig die schlüpftigen Stufen hinan, und ver¬ suchte durch die Oeffnung in den hellerleuchteten Raum zu schauen. „Er ist nicht da," sagte er zurückkommend, „wohl aber mein anderer Bekannter, Ebers. Es scheint, dieser hat die Nachtwache in der Apotheke."

„ Könnte er uns nicht öffnen?"

— „Ich

Die kleine Hausthür öffnete sich, eine »rännliche Gestalt erschien in der Füllung und winkte. Struve schritt voraus, Wittich folgte und der vornehme Herr schloß den Zug, der sich bald auf dem finstern

möchte es nicht wagen,

ihn zu rufen. Ich weiß nicht, welche Verabredung unser Mann mit ihm getroffen hat. — St, hören Sie nur! Die Apothekerfamilie ist noch nicht zur Ruhe — man spricht noch sehr eifrig in dem Zimmer. — ES tritt Jemand in

den

Hausstur befand.

Sie

stiegen die Treppe hinab und sahen bald darauf,

In

wie die

öffnete; aber statt des Mannes, den Beide zu erwarten

sich

schienen,

trat

eine Dame

Sie war vollständig in

heraus.

Zeit übliche und allgemein getragene Contouche gehüllt,

als

dessen

Thür

auch

auf dem Hofe

die zur

des

Hauses an.

sich

Es scheint, daß drinnen im Haufe die Gelegenheit nicht günstig fein dürfte, um heute noch eine Laboratio vorzunehmen." „Ha", sagte Wittich, in die Ferne deutend, „dort kommt Je¬ mand! Er schreitet soeben unter der Laterne hin — seht Ihr? Er geht jetzt auf das Apothekerhaus zu — er blickt sich um — gehen schnell zu

sind vor dem

Aus

Laboratorium", sagte

der Führer öffnete.

Eine

er.

den

weiten Regenmantel gehüllt, von der Konigsstraße her auf sich

prüfend umschaute.

beiden Männer erkannt.

>

meiner Zögerung wegen um Pardon bitten, Monsieur

„Aber

er.

es

war

noch

eine Sache zu erledigen,

meinem Fortgehen arrivirte;

wir

können gehen,

-

|

„Ich

Struve",

sagte

muß die Dinge nehmen, sehr curiöse

wie

sie

sich

auf Alles, was wir

uns bieten. sehen

Ich bin in

der-

sollen".

Der Mann, welcher mit Excellenz angeredet ward, war eine sich etwa auf fechszig Jahre feststellen

Persönlichkeit, deren Lebensalter

Groß und schlank gewachsen,

welcher während des Aufenthaltes des

Fürst und Volk erinnernde Begebenheit. In ben letzten Tagen des Juiri 1817 ordnete der König a», daß die Prinzessin, bevor sie zur Vermählung. nach Petersburg reifete, Zechlin sich in Begleitung der Königlichen Familie nach dem Flecken

Landgräfiii von Hessen, welche sich in Zechlin aufhielt, zu verabschieden. Der König nahm seine Wohnung in denr voir dem Flecken etwas abgelegenen Diensthanse des Oberförsters Kellner, die übrigen Familien¬ mitglieder hatten ihr Absteigequartier in dem geräumigen Amtshaufe, das Gefolge vertheilte sich bei den Einwohnern des Dorfes. Bei einem Spaziergange in den Fluren erkältete sich der Monarch ; am folgenden Tage trat eine Zahnrose hinzu, die ihn an das Zim¬ mer fesselte, so daß der beabsichtigte vierundzwanzigstündige Aufent¬

vor

Wittich?"

„Excellenz werden den Monsieur Struve vorausgehen lassen. Er wird vor allen Dingen unsern Mann benachrichtigen, damit wir ohne Hinderniß oder sonstige Fährlichkeit eintreten können." „Hier äouL, Monsieur Struve", sagte der Mann. „Wir er¬ warten Sie hier. Ah — das ist eine Aventure — ja, ja, man

That

III.

(zwischen Rheinsberg und Wittstock) begebe, um sich von der Gro߬ herzoglichen Familie und besonders von der greisen Urgroßmutter, der

muß

die erst kurz

Wilhelms

Königs und seiner Nächstangehörigen in Meckleirburg-Strelitz, bei Ge¬ legenheit der bevorstehenden Vermählung der Prinzessin Charlotte mit dem Großfürsten Nikolaus von Rußland zugegen war, schildert als Augenzeuge die nachstehende, a» eine schone Zutraulichkeit zwischen

ihm."

Markt geschritten war und Er hatte bald genug die

dem Familienleben Friedrich

Ein alter Staatsbeamter,

Beide lenkten ihre Schritte einem Manne entgegen, der, ebenfalls

ließ.

Thür

(Fortsetzung folgt.)

Künstlers machen zu lassen, so rathe ich doch, wir kehren heim.

de»

Man

Dieser ward überschritten.

bald vor einer eisernen Pforte — hier schlug der Führer Licht.

„Wir

wieder

ominösen Experimente zu überzeugen und denselben die Bekanntschaft

in

eine

Euch müssen

„Wieder Nichts!" sagte Struve, „Ich rathe ernstlich zur Heim¬ So viel mir selber daran liegt, Seine Excellenz von dem

kehr.

wir

jetzt

Wendeltreppe ward sichtbar — ein scharfer, narkotischer Geruch strömte Sie stiegen die Treppe hinair und befanden den Männern entgegen.

geschloffen wurde.

des

flüsterte

Zug, von dem vorwärts zu bewegen, und kam bald

stand vor einem Hintergebäude, dessen

welche sie

schon

vorausgehen",

dieser vorgeschriebenen Weise begann sich der

unbekannten Führer geleitet,

vom Kopf bis zur Zehe umgab und vor dem Regen schützte. Ein Diener, der eine Laterne trug, schritt vor ihr her. Die Dame schlug Kaum jedoch hatte sie dem den Weg gegen die Bifchofftraße ein. Apotheker den Rücken gewandt,

werde

Stimme, „haltet Euch an mich, Meister Struve, an sich die andern Herren halten, bis wir im Hofe sind."

Hausflur; laffen Sie uns Mann."

ein Wenig bei Seite gehen — vielleicht ist es unser

Thür

„Ich

|

mit feinen, fcharfgeschnitteuen

halt auf eine volle Woche ausgedehnt werden mußte. Es läßt sich denken, daß bei der großen Zähl der Anwesenden sogar ein Mangel au gewohnten Lebensmitteln eintrat, was bei der Die Blutegel für de» Königlichen Familie sehr beengend war.

Gesichtszügen, sehr elegant gebildeten Händen und Füßen, machte der

hohen Patienten mußten durch Couriere von Rheinsberg, die Arzneien

Herr sofort den Eindruck des Mannes aus der besten Gesellschaft. Seine Manieren sowohl wie seine Sprache zeigten eine vornehme Nach¬ lässigkeit; die Augen dagegen blitzten sehr geistvoll und feurig, und die ganze Haltung schien anzudeuten, daß der Herr eifrig wünschte, den Weg zum Haufe des Zlpothekers nicht umsonst gemacht zu haben, denn er schoß Blicke voller Erwartung auf Struve, der bereits vor der Thüröffnung stand, nachdem er die Nachtklingel der Apotheke gezogen hatte. Ein kurzes Gespräch fand hierauf vor der Oeffnuug statt. Struve stieg die Treppe hinab und kam zu den Wartenden. „Nur noch einige Minuten Geduld", sagte er, „der Künstler wird uns sogleich offnen. Er hat feinen besteundeten Collegen mit der Nachtwache betraut und kann uns also ganz angehören".

in gleicher Weise von Wittstock requirirt

„Alan dien", sagte der Herr, „wir heiten in diesem Haufe erfahren?"

werden doch keine Ungelegen¬

„Durchaus nicht, Excellenz. Denn wenn selbst Herr Zorn nicht Visite einverstanden fein sollte, er würde Euer Excellenz gegenüber nicht wagen, eine erzürnte Miene anzunehmen,

mit

der nächtlichen

und er würde auch jedes von Ihnen gewünschte Schweigen sicher wah¬

ren!

Ah — man kommt!"

werden.

Der Königliche

Küchenmeister beauftragte unter Anderm den Courier, ihnr ans der

Pfund Rindfleisch und eine Kalbsmilch mitzubringen; statt dessen kehrte dieser mit einer von dem Altmeister des Schlachter¬ gewerks ausgestellten Bescheinigung zurück, daß in der ganzen Stadt — einer Hauptstadt der Priegnitz! — weder das Eine noch Letzteren zehir

das Andere zu haben sei. Die Königliche Familie machte inzwischen Ausflüge nach Witt¬ stock, Rheinsberg und der zum Amte gehörigen Glashütte. Ein einsörmiges Leben, das aber durch einen Festtag i

der werth ist,

Bei der Ausgabe i

sich

auszeichnen sollte,

mitgetheilt zu werden. der Parole aus denr freien Platze des Fleckens

au jedem Vormittag ein großer Theil des versammelte, um über das Befinden des MoKöniglichen Gefolges uarcheu Erkundigungen einzuziehen und auf Zerstreuungen für die

Zechlin,

woselbst sich

Prinzen und Prinzessinnen zu sinnen, wurde von dem Rittmeister daß der Schuhmacher des Ortes, von Ostrowski mitgetheilt, welcher als Soldat die Freiheitskriege mitgekämpft hatte, am fol¬ Der Gedanke, daß genden Tage seine eheliche Verbindung feiere.

10 dieses Fest ganz dazu angethan sein könne,

eine Zerstreung

in

der Königlichen

Familie

Es soll hiernach die gesamintc culturhistorische Entwickelung unserer Provinz, als des Stammlandes der Monarchie, von der ältesten vorgeschichtlichen Epoche bis zur Gegenwart in Zusammenhang mit dem Bildungsgänge des weitern deutschen Vaterlandes (woneben auch

der ländlichen Einsamkeit zu gewähren, veranlaßte

den Vorschlag, an den

Bräutigam

die Aufforderung zu richten, durch

sämmtliche Prinzen

den Hochzeitsbitter

und Prinzessinnen zu dem

feierlichen Akt in der Kirche einladen zu lassen.

Cultur bei den hauptsächlichsten Nachbarvölkern nicht ausgeschlossen sein wird) durch eine fortlaufende Reihe interessanter und belehrender, öffentlich auszustellender und mit

eine vergleichende Berücksichtigung der

Mit

Bändern aufgeputzt, eine Citroire in der einen und einen Rosmaricnzweig in der andern Hand, machte der Hochzcitsbitter schon am frühen Morgen seinen Rundgang und — das Erscheinen der Königlichen 'Familie wurde zur allgemeinen Freude zugesagt.

guten

beschreibenden Katalogen

auszustattender Gegenstände veran¬

schaulicht werden.

Voran Um elf Uhr bewegte stch der Zug nach der Kirche. geschmückte dem der Hochzeitsbitter schritt ein Mnsikcorps, folgte; hinter diesem gingen der Kronprinz — der spätere König Friedrich Wilhelm IV., — ebenfalls mit Eitrone und Rosmarienzweig in der

Daß ein solches, den Lehrenden wie Lernenden und dem großen Publikum auf das Liberalste zugänglich zu machendes Museum aut Belebung vaterländischen Sinnes, auf Förderung der Humanität und auf Verbreitung der nützlichsten Kenntnisse in allen Schichten der Bevölkerung außerordentlich einwirken wird, bedarf keiner Ausführung. Das angestrebte Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn die

Hand, darauf folgten sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen, die ge¬ ladenen Gäste des Fleckens beschlossen den Zug. Eine solche Versammlung hatte die Kirche bisher nie aufge¬ nommen. Der bei der Gemeinde nicht sehr beliebte Prediger, welcher

hohen Behörden, die märkischen Schwesterstädte, die märkischen Ver¬ eine und Gesellschaften,

Sammler, die Gönner

die wissenschaftlichen

In-

stottern, trat vor den Altar. Mochte nun die glänzende Versammlung, auf die er nicht vorbereitet

und Freunde der deutschen Reichshauptstadt

war, ihn verlegen machen, oder war er außer Stande, seine einmal eingeübte Rede zu ändern — genug, er sprach nur über unglück¬ liche Ehen und deren Folgen; und doch hatte er, außer der bereits

schaftlicher Zwecke am Herzen liegt, nicht nur der Sache ihre mora¬

überdies noch das Unglück hatte,

genannten erhabenen deß

Braut,

zu

hörten

lische Unterstützung

die hohen

seiner Rede

und deL

mit

größten

Personen

dem

Ihnen und

Braut als Bräutigam

Ge¬

zehn

den Gästen

wurde der Rath ertheilt, bei Tische

fünf Uhr Nachmittags langte

der Zug unter den

Klän-

auf

den

Der Commissarius !

Bänken unter den

Da traten der alte Sandrath von Ziethen und Landrath von Kröcher in den Kreis, und forderten die Braut und weiblichen Gäste zum Tanz auf. Ihrem Beispiel folgten bald

der

Jrrdem wir von den bereits in großer Anzahl vorhandenen Gegen¬

die

ständen des Museums eine Besprechung der denkwürdigsten derselben

die

folgen lassen, sei zunächst der Glocke des alten Rathhaus thurmes erwähnt. Dieselbe hat ein Gewicht von 689 Pfd., eine Höhe von 2 Fuß 6 V4 Zoll, und in der Mündung eine Weite von

Adjutanten und die Hofdamen, und der Tanz wurde allgemein, als plötzlich der Kronprinz in den Kreis trat, mehrere Runden mit der Braut walzte, dann aber seine Schwester Charlotte an die Hand nahm mid sie dem Bräutigam zuni Tanze zuführte. Prinzen und Prinzessinnen, Adjutanten und Hofdanien tanzten nun mit Bauern und Bäuerinnen bis zum späten Abend auf dem erleuchteten Platze. Jener Schuhmacher aber wurde seitdem der Gegenstand allge¬ meinster Aufmerksamkeit, und er hat sein Handwerk ordentlich aus¬

2 Fuß 10 Zoll.

Als am 7. November 1581 ein wiederholtes Brandunglück das Rathhaus mit seinem Thurm bis auf die Umfassungsmauern zer¬ störte, wurden nicht nur die älteren Stadtregister und sämmtliche für die bevormundeten Kinder dort aufbewahrten Gegenstände sowie das

auf den Böden lagernde Getreide ein Raub der Flammen, sondern es zerschmolzen auch die Glocken des Thurmes. Schon im Jahre 1583 war der Wiederaufbau des Letzteren be¬ endet; er bestand, wie früher, in seinem oberen Theil aus Holz, war mit Schiefer gedeckt und mit einem vergoldeten Knopf verziert,

geübt.

Märkisches provinzial-Museum der Stadtgemeinde Sertin. Sinne

der

auf dem ein aufrecht stehender Bär

Städtcordnung und dem Beispiel der übrigen

-Provinzen folgend, beabsichtigt der seiner

in einzelnen Fällen nicht möglich Stadt-

für Archiv, Bibliothek und Sanimlungen der Stadtgemeinde Berlin, gez. Frieäel, Stadtrath.

Die Prinzen und Prin¬

und der Tanz begann.

nebst Gefolge nahmen Platz

herrlichen Linden.

Im

es

Magistrat der Königliche« Haupt- und Residenzstadt Berlin.

ihre Tänze vor den Augen des Hofes auszuführen.

zessinnen

Verhältniße

Berlin zu übertragen, fo können dieselben unter Vorbehalt Eigenthums des der Einsender, ähnlich wie dies im hiesigen GewerbeMuseum üblich, gleichwohl ausgestellt werden. Einsendungen bittet man an den Magistat von Berlin, unter Adresse des unterzeichneten Commissarius, Rathhaus, Zimmer No. 100, zu richten, und sehr voluminöse Objecte gefälligst vorher anzumelden. Berlin, im März 1875.

aber mit den Musikanten vor dem Amtshanse zu erscheinen und dort

Gegen

die

gemeinde

den geistigen Getränken vorsichtig umzugehen, nach dem Schniausc

gen. der Musik an,

das Museum gestifteten Gegenständen vermerkt werden.

Sollten

Trauung beendet, nahm die Prinzessin Charlotte

um den Hals; der Kronprinz händigte dem

den.

mit

deren auch die

Den Einsendem wird dankend quittirt, und ihr Name bei den

in

Fricdrichsd'or ein, welchem Beispiel die übrigen Prinzen folgten. Mit welchen Enipfindungen die Neuvermählten das Gotteshaus verließen, läßt sich denken; aber ihr Glück sollte noch gesteigert wer¬

mit

auch geeignctenfalls

machen, das volle Eigenthum werthvoller Schaustücke auf die

ihre goldene Halskette und hing sic eigenhändig der schenk

sich

aufgenommen werden, betheiligen.

Inhalts

unterdrücken konnte. die

sondern

unscheinbarsten, sofern sie culturgeschichtliches Interesse haben, gern

Ernste zu, während mancher Einwohner des Fleckens ein Lächeln nicht

Sobald

schenken,

fteiwilligen Spenden von Objecten für das Museum, |

Herzogs von Dessau, vor sich. Ungeachtet des nicht passenden

sprachlichen Fehlers,

und Auslande,

sowie überhaupt Alle, denen die Förderung gemeinnütziger und wissen¬

Verlobte

auch die Prinzessin Friederike,

ini

vorhandenen Sammlungen

Provinzial- Museum merschen Museums der

Magistrat von Berlin, den Bestand allmälig zu einem Märkischen

zu erweitern und, etwa nach

Stadt Stralsund,

einzurichten.

Art

des

Pom-

|

;

!

sich erhob.

Auf jenen Brand bezieht sich die Inschrift der Glocke: Al s man zehlt Fünfzehnhundert und eyns und achtzig Deht ych yn Feiers Not zerflyesen; Ym Fünfzehnhundert und drey und achtzig Lys mych eyn erhar Hat zu Berlin wyder gyesen.

-

11

Yohan Agrycola Eysleben. — Petrus Thyl, beyd Burgermeyster zu Berlin. Tobst Krape, Kemerer (Kämmerer). Yocbim Hartman Adam, Yungerman. Bawher gos mych Hans Zeytler und Yorg Beham. Berlin 1583.

Bär.

der nach links schreitende

Darunter Die Glocke diente als Stundenglocke und hatte, nachdem man am 5. Juni 1819 den oberen, verfallenen Theil des Thurmes ab¬ zubrechen begann, ihre Bestimmung erfüllt. Der Unterbau des Thur¬ mes erhielt eine nur nothdürftige Bedachung, und wurde im Sep¬ tember 1840, bei Gelegenheit des Einzuges Königs Friedrick) Wilhelni IV. abgebrochen, welcher schon als Kronprinz den Wunsch ge¬ äußert hatte, die den Verkehr in bedenklicher Weise hemmenden Thurm¬ überreste beseitigt zu sehen.

Literatur. Geschichte der Stadt Brandenburg a. H. und der Um¬ gebung. Von Richard Schillmann, Oberlehrer an der SalBrandenburg, Rudolf Koch. dern'schen Realschule. Mit Freuden begrüßen wir unter der neuesten, auf unser enge¬ res Vaterland sich beziehenden Literatur ein Werk, von welchem bis jetzt 5 Lieferungen (ä Lfrg. 50 Pf.) vorliegen. Monographien der hervorragenderen Städte vermögen allein ein

desrauschen und Quellenrieseln wird es

Berlin

so entscheidet sich der Verfasser (gewiß

zahlreicher Analogieen dafür, daß das

sich

„Der Artikel allein ist schon von beweisender Kraft." Der zweite Abschnitt des Büchleins bespricht den Ruf Berlins. Wer hier ein pikantes Eingehen auf den (so zu sagen) Specialcharacter Berlins, auf die nationale Zusammensetzung seiner Bewohner und auf den Grund sucht, warum gerade die Berliner in ganz Deutsch¬ land, vomehmlich aber in Süddeutschland so arg verschrieen sind, der irrt sich. Es wäre vielleicht gut, wenn der Verfasser hierauf zur Ehrenrettung Berlins einigermaßen eingegangen wäre; aber auch so sind die Urtheile ftemder Diplomaten, großer Gelehrten und Schrift¬ steller, die er anführt, im höchsten Grade werthvoll und interessant. Allen, die sich, gleichviel aus welchem Grunde, für die preußische Königsstadt interessireu, namentlich aber jedem gebildeten Bewohner Berlins, ist die geistvolle Schrift des gelehrten Verfassers nicht warne Sumpfgegend.

deutschen Herrschaft. sich

Sank Brandenburg

erhebenden Gemeindewesen

Landstadt herab, so hat

auch

ftüh, gegenüber

es doch durch die

Unter dieser Rubrik werden die bei der Verlagsbuchhandlung Blattes bezüglichen Anftagen ihre

eingehenden, auf die Tendenz des

Besprechung resp. Erledigung finden. Ebenso werden die

Miscellen. Ludwig Tieck,

Er und

in

seiner Jugend ein Ausbund,

seine Geschwister mußten allsonn-

taglich den Gottesdienst in der Petrikirchc besuchen. Ludwig durch¬ stöberte nun während der Predigt jeden Winkel des Gotteshauses, bis er einen Platz gefunden hatte, wo ihn Niemand sehen und er auch von der Predigt Nichts hören konnte. „Hier muß gut Theaterspielen sein!" dachte er und erzählte den Anderen von seinem Entschluß, hier ani Dabei recitirte nächsten Sonntag Schiller's „Räuber" aufzuführen.

größere Publikum berech¬

neter Weise die Kämpfe um Brandenburg bis zum Ausgang Albrechts Sehr fleißig ist unter den einzelnen Abschnitten des des Bären. Werkes der über die heidnischen Alterthümer der Umgebung Branden¬

burgs gearbeitet. Klar und lichtvoll ist die Darstellung der Wendenkämpfe gehalten, wenngleich wir hier manches intereffante Detail vermissen; auch die deutsche Mission hätte vielleicht eingehender behandelt werden

Karl Moor mit schmetternder Stimme die Anfangsworte des Monologs: „O, Menschen, Menschen! heuchlerische Krokodillenbrut!"

er als

können.. Auf diesem Gebiet ist, trotz der Arbeiten Winters, noch viel zu sichten und zu erklären. Ueber die Jaczkonen in der Mark und in Pommern hätten dem Verfasser die Forschungen Batholds (Ge¬ schichte von Rügen und Vorpommern) reicheres Material an die Hand gegeben. Immerhin verdient Schillmanns Werk die Aufmerksamkeit

Doch,

o

zurück.

Entsetzen! aus allen Winkeln hallten die Worte donnerartig Wie von, bösen Feinde gepackt, stürzten die Kinder die Treppe

herunter und eilten athemlos nach dem elterlichen Hause

in

der Ro߬

den verborgensten Ecken auf.

Hier hielten sie sich in Zu ihrem Schrecken besuchte ein aus der Kirche zurückkehrender Haus¬ „Denken Sie sich, Meister freund den ehrsamen Seilermeifter Tieck. Tieck: es geschehen Zeichen und Wunder! Die Predigt heute wurde durch

straße No. 1.

in hohem Grade. Einen werth¬ Mark geben Schillmanns Abbil¬

vollen Beitrag zur Archäologie der dungen mehrerer von ihm selbst aufgefundenen Antiquitäten.

der Dichter, war

wie man zu sagen pflegt.

Der

hohem Maße gerecht.

Möge

ein ungewöhnliches, donnerartiges Brausen unterbrochen, das Niemand O, das kündet eine schreckliche Heimsuchung sich zu erklären vermochte. an!" Ludwig vernahm klopfenden Herzens den Bericht und athmete

das Werk rüstig vorwärts schreiten, und ihm der Bilderschmuck auch für die Denkinäler des Mittelalters — Brandenburger Kirchen und

Grabsteine nicht fehlen!

das Wichtigste auf

deni Gebiet der Geschichte und Alterthumskunde bringen.

den

Fülle seiner Denkmäler sowie

in für das

der Freunde vaterländischer Geschichte

Vereinsnachrichten

zu einer

durch das hier befindliche Hochstift culturhistorischc Bedeutung auch für das spätere Mittelalter. Das vorliegende Werk wird seiner Auf¬

gabe, diese Bedeutung zu schildern, Verfasser schildert in anschaulicher,

L. Freytag.

Fragekasten.

aus ihrer hohen

Berlin und Cöln,

Dr.

genug zu enipfehlen.

Bedeutsamkeit als Mittelpunkt der letzten wendischen und der frühesten mächtig

mit Recht) unter Herbeiziehung Berlin in den (relativ) ur¬

sprünglich germanischen, dann slavisirten Gegenden dasselbe sei, was der Brühl in den mehr deutsch gebliebenen ist, d. i. Bruchland,

von der hohen Bedeutsainkcit zu geben, welche bürgerliches Ele¬ ment auch für die Geschichte der Mark gehabt hat; und daß vor allen andern Gemeinwesen die ehrwürdige Stadt Brandenburg eine

Behandlung verdient, rechtfertigt

wach, und der schwere

Dunst des städtischen Lebens und Treibens entweicht. sogleich das Facit zu ziehn, Um betreffs des Namens

Bild

solche eingehende

in uns

Oskar Schwebet.

erst freier auf, als Jener das Haus wieder verlassen hatte.

Berlin,

sein Äbame und sein Ruf. Von Paulus Cassel. Berlin, Verlag von Otto Gülker & Cie. Preis: 1 Mark. Der Verfasser hat Recht, wenn er meint, daß man sich, um der Bedeutung uralter Ortsnamen auf den Grund zu kommen, aus dem Gasqualm und dem Getöse der Großstadt in die Natur hinaus¬ flüchten müsse; denn Grammatik und Lerikon sind nur zu sehr ge¬ eignet, uns zu philologischen und etymologischen Spielereien und Deu¬ teleien zu verführen: was für tolle Deutungen hat sich nicht schon der Name

Berlin

gefallen lassen müssen!

Aber draußen bei Wal-

Gotth. Ephr. Lessing

!

>

i

pflegte in Berlin auf einem Ponny Nachmittag, eingehüllt in seinen einem rauhen Als er an auszureiten. das Rößlein so ziemlich verhüllte, seinen weiten Mantel, der auch ihn ein Regenguß. Er überraschte unternommen, gewohnten Ritt aber das Mißgeschick, dabei hatte trieb das Thier zu rascherem Lauf, Obstkörbe umzuwerfen. einer Handelsftau in der Sttalauerftraße einige . „Da läuft der „Halt, halt!" zetette das Weib hinter ihm her große ungeschickte Kerl tjiti!"

...

_

12

N. G. ELWERT’SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG in MARBURG.

Arnold, Dr. W., Professor zu Marburg, Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme. Zumeist nach hessischen Ortsnamen. Erste Abthei¬ Bogen gr. 8°. Mk. 6. lung. 1875.

Inhalt:

Einleitung. Die Ortsnamen als Geschichtsquelle. 1) Die Ansiedelungen der Ur¬ zeit. 2) Die ältesten Ortsnamen. 3) Die oberfränkischen Wanderungen. Die zweite (Schluss-) Abtheilung wird alsbald nachfolgen und enthalten; 4) Der Ausbau im Stammland. 5) Die letzten grossen Rodungen. 6) Die ursprüngliche Bodenbeschaffen7) Fortschritte des Anbaues. 8) Sprachliches und Diplomatisches. IM— „Unter vorstehendem Titel ist vor Kurzem ein nicht bloss für Historiker und Linguisten, sondern auch für das grössere gebildete Publikum sehr beachtenswerthes Buch erschie¬ nen. Dasselbe liefert einen bedeutenden Beitrag zu der auf linguistischen Studien be¬ ruhenden Geschichtsforschung, und kann in mehreren wichtigen Beziehungen eine bahn¬ brechende wissenschaftliche Arbeit genannt werden . . .“. (Neue Preuss. Ztg.) Vilmar, Dr. A. F. C., weil. Professor zu Marburg, Idiotikon von Knrhessen. 1868. 30 Vz Bogen gr. 8. Mk. 6. Die Anlage dieses hessischen Wörterbuchs ist zunächst eine sprachlich-wissenschaft¬ liche, zu welcher Schmellers bayerisches Wörterbuch das Vorbild gewährte, indess be¬ rührt die Sammlung auch das sachliche Gebiet und ist nicht blos auf Sprachforscher be¬ rechnet, sondern ebensowohl auf diejenigen, welche die heimische Sprache in ihrem lexicalischen Gehalt als Ausdruck des Lebens und der Sitte des Volkes kennen lernen und lieb gewinnen wollen.

_heit.

MikMNtk

Ausstellung

Wappen für Hoflieferanten u. Metallnnd

Aasbuchstaben

Abgüsse alter berühmter

zu

Firmenschildern

KirclienscMtze aus Hildesheim, Regensburg, Nürnberg, Münster, Cöln etc., ausgestellt in dem Etablissement für Kirchen-Ornamentik. Paul Gerh. Heinersdorff. — Berlin.

Hof-Kunsthandlung. Berlin, 60. Friedrichstr. 60.

Roch

L Bein.

K

-

Roch & Bein,

;29. Brüderstr. 29. „Bär"

Die Redaction des richtet an alle Freunde der vaterländischen Gcschiä)te die Bitte, das im Entstehen begriffene märkische Provinzialmusenm mit Einsendung von Gegenständen, welche zu der Geschichte der Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen. Grabfunde wie: Urnen, Stein- und BronzeWerkzeuge, Waffen re. sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirthschaftlichc Geräthe, Waffen, Glas und Oelgemälde, Büd)er re., auch wenn solche bereits dein Mittelalter angehören. Ferner: Urkunden auf Pergament und Papier, Siegel, kirchliche Geräthschaftcn. Gegenstände, welche nicht der Mark ange¬ hören, sind der Vergleichung wegen ebenfalls will¬ kommen. Zn vielen Familien- und amtlichen Wohnund Geschäftsräumen finden sich noch Gegen¬ stände vor, welche dort fast unbeachtet unter Staub und in dem Dunkel der Corridore, der Böden ic. begraben liegen, für eine Sammlung aber immer¬ hin werthvoll sind. Ein Hervorziehen solcher Gegenstände lohnt fich fast immer und die dem Museum überlaffenen Objecte werden, mit dem Namen der Geber ver¬ sehen, einen würdigen Platz in den Reihen der Sammlung erhalten. Die Redaction des „Bär' nimmt dergleichen Zusendungen bereitwilligst entgegen. Adresse: Otto GülkerLCie., Verlagsbuch. Handlung in Berlin, S.W., Simeonstraße 8.

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re.

Die berühmten Männer Berlins, deren Lebensvorgeführt werden, sind fast ohne Aus¬ nahme Berühmtheiten des Staates, deffen Haupt¬ stadt Berlin war. Eine Zusammenstellung der Lebensschicksale dieser Männer, und der Nachweis, wo sie in Berlin gewohnt und gewirkt haben, ist ein dankenswerther Beitrag zur vaterländischen Geschichte. Jedermann wird mit Jntereffe lesen, w« die Helden des Großen Kurfürsten sich in ihren Privatverhältniffen und zur Stadt Berlin skizzen hier

estellt haben, welche Werke aus den Händen der Baumeister hervor¬ gegangen sind. einer Zeit, in welcher die ur¬ sprünglich nicht übermäßig bedeutende Stadt an der Spree sich zur Hauptstadt des deutschen Reiches hinaufgearbeitet, ist es gewiß angebracht, in ver¬ gangene Jahrhunderte zurückzuschauen und auf das allmälige Heranwachsen aus ärmlichen und beengten Verhältniffen zu größerer Bedeutung zu lauschen u. s. w. (National-Ztg.) — — — — — — Wer die reiche und vielseitige Geschichte Berlins und seiner merk¬ würdigsten Mäner sich zu eigen machen will, der möge dieses belehrende Buch, des kundigen archivartschen Forschers in die Hand nehmen und er wird nicht unbelohnt dasselbe gelesen haben. S ier beschäftigten berühmten

In

(N. Zeit.) Das Werk kann durch jede Buchhandlung, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung bezogen werden.

In

demselben Verlage erschien:

Merlin, _Preis: Mark._ sein Name und sein Ruf. Von Paulus Caffel. 1

Antike griechische und römische, sowie mittel¬ alterliche Münzen hält stets vorräthig: V. Timpe, Ritterstr. 57.

Die Redaction des „Bär." Otto Gülker u. Cie. in Berlin. — Verantwoftlich fiir Redactton: Ferb. Meyer in Berlin. —

Druck:

Bahlke

u.

Hindersin in Berlin.

Unter Mitwirkung von Dr. Brecht, Stadt-Archivar Jidici«, Weod. Iontanc, Geh. Regier.-Rath Freiherr vr. von Ledebur, Geh. Hofrath

L.

Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin :c. rc. herausgegeben von

George

KM

und

Jerdinand Weyer.

Dai Blatt

ist durch all« Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Simeonstraße 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge find an die Berlagibandlung (Otto Eülker in Berlin) zu senden, welche fic der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro Sgesp. Petitzeile 25 Pfg,, werden oon den Herren Haajenstein u. Vogler, Rud. Mosse, u.Eie. Beruh. Arndt, sowie von der Verlagthandlung (Simconstraße 8) entgegen genommen.

Ke WAMn Bom Stadtarchivar Fickicin.

Merlin

und Cöln, die beiden ältesten Stadttheile des heutigen

Berlin, waren einst

Dörfer in verschiedenen durch die Spree von einander getrennten Territorien, dem Barnim und dem Teltow. Im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts wurden sie (Cöln um das Jahr 1232, Berlin um 1240) zu deutschen Städten erhoben. Zu den ihnen damals von den branwendische

III.

dasjenige Siegel (Gesammtsiegel), welches der Stadt, nach der Vereinigung aller jener Städte und Stadt¬ theile, verliehen wurde.

I. Merlin. Das älteste Stadtsiegel zeigt in einem reichgethürmten Stadtthor den brandenburgischen rothen Adler im sil¬ bernen Schilde. Die erst vor wenigen

denburgischen Markgrafen ertheilten Rech¬ ten, welche beide Orte als Städte charak-

terisirten, gehörte das Siegelrecht oder die Befugniß, öffentliche Urkunden selbst¬ ständig auszustellen. Als Siegel erhielten sie von den Markgrafen den rothen bran-

Jahren im Archive der Stadt Frankfurt a. O. aufgefundene Urkunde, an welcher dieses in Wachs gedrückte Siegel sich vorfindet, betrifft die Mittheilung des Berliner Stadtrechts Seitens der Rath¬ mannen zu Berlin an die im Jahre 1253

denburgischen Adler, welcher, obgleich mit diesem Siegel in der Folge mancherlei

Veränderungen vorgenommen wurden, doch immer als der ursprüngliche Kern des Berliner Stadtwappens betrachtet werden muß. Da jene Veränderungen gewisser¬ maßen Hand in Hand gehen mit der weiterm Entwickelung und Ausdehnung der Stadt, so muffen fie auch diesem Das Siegel des entsprechend dargestellt werden, und zwar: I. das Siegel des alten Berlin mit den daraus abgelei¬ , teten Siegeln und Wappen für die auf dem alten Berliner Weichbilde entstandenen Stadttheile; II. das Siegel des alten Cöln mit denjenigen Siegeln, welche den auf deffen altem Weichbilde später gegrün¬ deten Städten ercheilt, und

neu gestiftete und mit diesem Rechte bewidmete Stadt Frankfurt a. d. Oder. Obgleich die Urkunde mit keiner Jahreszahl versehen worden ist, so ist es doch nicht zweifelhaft, daß sie sehr bald dieser Zeit geschrieben wurde, und daß das an der Urkunde befindliche Sie¬ gel dasjenige ist, welches die Stadt Berlin

nach alten Berlin.

ursprünglich verliehen erhalten hat. in gothischen Majuskeln, lautet:

Die Umschrift

des

Siegels,

SIGILLÜM DE BERLIN BÜRGENSIUM. (Fortsetzung der Beschreibung und Abbildung der späteren Wappen

in

den nächsten Nummern.)

14

Die Fürstengrüfte der Hohenzollerv. Von Ferckmanil Me»«r.

(Schluß.)

In

der

Fricdenskirche bei Sanssouci,

umgeben von der

gesammten Anlagen

jener königlichen

vollendetsten Schöpfung der

Gärten, ruht der pietätvolle und kunstsinnigste der preußischen Regenten, Friedrich Wilhelm

IV.

Rom, um nach dem Vorbilde der der ältesten christlichen Bankunst ungehörigen Kirche St. Elemente, für welche der König während seines dortigen Allfcnthalts eine besondere Vorliebe gewonnen hatte, den Plan zu einem neuen Gotteshause zu entwerfen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 15. April 1845 — derselbe Tag, an sich nach

welchem ein Jahrhundert zuvor

„Ehrist"„Es

mit

der Erbauung Sanssouci's be¬

selbst legte der Kirche den Namen

Der König

oder „Friedenskirche" bei.

mir passend", sagt derselbe in einem eigenhän¬ digen Schreiben an Eylert, „eine Kirche, die zu einem Palast¬ bezirk gehört, der den Namen „Sans souci“ trägt, dem ewigen Friedensfürsten zu weihen, und so das weltlich Negative, „Ohne Sorge", scheint

dem geistlich Positiven:

Frieden

entgegen oder vielmehr gegenüber

zu stellen."

Auf einer halbkreisförmigen Absis

erheben sich das hohe

Mittel¬

schiff und die beiden niedrigen Seitenschiffe der Kirche, die durch ein freiliegendes Hängewerk überdeckt sind. Ein Vorhof von Säulen-Ar-

kadcn

gegangen, zeigt das lebensgroße

in Rundbogenform,

öffnet

sich

westlich

nach

dem

Marly-

„schwarzen seine

Brüder", aus

Das Innere des Gotteshauses schmückt unter Anderm ein Mosaikbild, welches der König beim Abbruch der. Kirche St. Cypriano zu Mnrano im Jahre 1834 ankaufte. Die von Wolff ausgeführt ist.

vier Säulen des Baldachins über dem Altartische sind ein Geschenk Nikolaus von Rußland. Dem Gotteshause entsprechend athmet auch die durch den Garten-

des Kaisers

geschaffene landschaftliche Umgebung jene harmonische Frieden, wie sie Religion mid Kunst, das kirch¬ stillen Ruhe liche und ästhetische Jntereffe, als eigenstes Wesen des königlichen

Director Lennö und den

Bauherrn wiederspiegcln. die

Vor den Stufen des Altartisches kennzeichnet eine Marmortafel Stätte, wo unter dem steinernen Estrich der königliche Erden¬

pilger ruht — ihm zur Seite die verewigte Gemahlin Elisabeth. Ein Engel aus kararischem Marmor, die Verkörperung des himmlischen Friedens, hält die Wacht am oberen Ende der Gruft. — Dieser seiner liebgewonnenen Schöpfung mußte das projectirte,

großartige Campo Santo weichen, welches der König in dem neu zu erbauenden Dome in Berlin herzurichten beabsichtigte. Seit länger als zwanzig Jahren stehen die halbvollendeten Umfaffungsmauern gleich trauernden Ruinen — sie werden erst jetzt über den geweihten Afchenresten sich wölben. Betreten wir zunächst das

Berlin, für in

sich

und

derselben,

folgte dann während der letzten Dezembertage des Jahres 1749 die Ueberführung der dort vorhandenen Särge, neunundvierzig an der Zahl, nach der Fürstengruft des neuen Domes im Lustgarten. Hierbei wurden die Särge Johann Cicero's und Joachims I. vermißt. Wir haben jüngst in dem Verein für die Geschichte Berlins die Vermuthung ausgesprochen, daß die Gebeine des erstgenannten Fürsten von dem Bronze-Sarkophag umschlossen sein dürften. Bei dem Jntereffe, das sich in jüngster Zeit dafür kundgegeben, möchte Auf eine weitere Nachforschung wohl des Gegenstandes werth sein. den vermißten Sarkophag Joachims

I.

werden

wir später

zurückkommen.

Die beiden zinnernen, stark vergoldeten Prachtsärge des Großen Kurfürsten und dessen zweiter Gemahlin Dorothea, an der nörd¬ lichen Seite des Kirchenschiffes, sind aus Schlüter's Meisterhand

reste

der

zu

Herrichten und

von Lehnin aus, die Gebeine seines Vaters und Großvaters mit dem vorerwähnten Denkmal beisetzen. Nach dem Abbruch des Doms er¬

Die Kirche, in einem Teiche wiederspiegelt. und, gleich Arbeiten bedeutendsten Säulengängen ist eine der „Pietö" in den Ritschel'S, während die Mosesgruppe, nach dem Rauch'schen Modell,

des

dem Schloßplatz

Nachkommen eine Familiengruft

hervorgegangen.

Inmitten

er¬

rühmten Künstler hergestellt worden. Ursprünglich befand das Grab¬ denkmal, wie bereits erwähnt, sich in der Kirche des Klosters Lehnin. Als Joachim II. dann bei der Einführung der Reformation die Klöster in der Mark aufgehoben, ließ er 1545 in den Gewölben des ehemaligen, zum Domftift erhobenen Klosters der Dominikaner oder

Vorhofes erhebt sich eine Kolossal-Statue Christi, als des Friedensfürsten — dem berühmten Thorwald'schen Im Süden steht der isolirte Glockenthurm, Werke nachgebildet. während nordwärts ein mit Sinnbildern altchristlicher Symbolik geschmückter Säulengang in einer Länge von 120 Fuß sich erstreckt

Garten.

Bildniß Joachims I. in halb

habener Arbeit, und ist schon zu Lebzeiten deffelben von dem be¬

Es ist der „Marly-Garten", der ehemalige Lieblingsausenthalt Friedrichs Wilhelms I., der in seiner jetzigen Gestalt einen würdigen Abschluß der zahlreichen Anlagen von Sanssouci bilden sollte. Im Aufträge des hochscligen Monarchen begab der Hofbaurath Persius

gonnen worden war.

Joachim I. für seinen am 9. Januar 1499 zu Arneburg verstorbenen Vater Johann (Cicero) durch den Gießer Dietrich aus Burgund hatte fertigen laffen. Dasselbe stellt den auf eineni Sarkophag ruhen¬ den Kurfürsten im vollen Ornate dar, während die vier Eckträger mit einer starken, auf dem Estrich ruhenden Metallplatte verbunden Diese, ebenfalls aus Peter Vischer's Meisterhand hervor¬ sind.

Bei Ueberführung

derselben ließ Friedrich der Große

denjenigen seines Urgroßvaters öffnen, und im Anblick der noch wohl¬

erhaltenen Züge desselben brach er

in

die Worte

aus:

„Asssiours,

Viel gethan!"

der hat

Die beiden anderen Sarkophage enthalten die sterblichen Ueberdes ersten Preußenkönigs und seiner zweiten Gemahlin

Sophie Charlotte,

von den Zeitgenossen die „philosophische" ziehen an unserem Geist jene heiteren die Gründerin Charlottenburgs im welche Feste vorüber, Tage und geistreicher Damen und Kavaliere Kreise Umgänge mit Leibniz und im auf ihrer schönen „Lietzenburg" schuf — geschildert und verewigt von der Feder des großen Philosophen. . . Wir verlassen das Kirchenschiff und treten in die geräumige, säulengetragene Vorhalle. Durch eine Pforte rechter Hand gelangt man in ein Zwischengemach, dessen Thür mit Querbalken und schweren Schlössern versehen ist. Dann einige Stufen beim Schein der an¬ gezündeten Lichter hinabgestiegen — und vor uns dehnen sich die weiten Gewölbe mit ihren mächtigen, wie für die Ewigkeit gegrün¬ Langsam schreiten wir vorwärts durch die dunrpfe deten Pfeilern aus. Stille der Grabesgaffe, die sich zunächst längs der Vorderseite des Domes hin erstreckt. Fünfzehn schlichte Metallsärge, in Form einer Lade, schimmern uns hier entgegen. Größtenteils mit einem Kreuz geschmückt, mit Wappen und Inschrift versehen, ruht hin und wieder noch ein von dem Roste der Jahrhunderte zerfteffenes Schwert auf den Sarg¬

Königin genannt. Unwillkürlich

deckeln

.

.

.

Jahrhunderte mit ihren gewaltigen Bildern zogen an diesen leb¬ losen Gebeinen einst vorüber und sanken mit ihnen in die Gruft!

Johann Sigismund, Joachim Friedrich Schiff

der Domkirche, so stehen an

Zuvörderst das der Nordseite deffelben fünf koloffale Sarkophage. prächtige Bronze-Denkmal von hohem Kunstwcrth, welches Kurfürst

schlummern hier im engen Raum.

und Johann George Jener halb verfallene Sarkophag

soll die Aschenreste des ritterlichen, prachtliebenden Joachims II. ent¬ halten, dem einit die glanzvollen Räume seines neu erbauten Schloffes

15 an der Spreeseite bei Festgelagen und Tournieren kaum genügten. Dort ein Anderer, ebenso verfallen, birgt die Gebeine der Mutter dieses Fürsten,

in der Nacht zum 25. März 1528 aus

welche

dem

verkleidet und auf einem Baucrnwagen nach der

älteren Schlosse,

Torgau flüchtete, um als eine Anhängerin Drohungen ihres, der neuen Lehre abholden Gemahls

altsächsischen Residenz

Luthers den

zu entgehen; die dann nach siebenundzwanzigjähriger Abwesenheit,

Elisabeth Christine in den letzten Jahren die ftiedliche Bewohnerin Schlosses Schönhausen — ein Bild edler, duldender Zurück¬

des

im Wohlwollen ftir die Menschheit erzogen, erwachsen und Geliebt und verehrt, beweint von den Armen, denen sie ein milder Engel gewesen, schied sie aus der Welt mit den Worten: „Ich habe keine Handlung begangen, durch die der geringste Mensch an seinem Glück gelitten hätte." Ehre ihrem Gedächtniß — Friede gezogenheit,

gealtert.

am ersten Pfingsttage des Jahres 1555, sterbenskrank nach Berlin ohne indessen die Räume des Schloffes wieder zu be¬

der Asche!

treten,' welche Zeugen ihrer Seelenangst gewesen.

Wilhelms II.;

Unfern der Nische steht der kolossale Bietallsarg Friedrich daneben derjenige seiner am 25. Februar 1805

zurückkehrte,

Vorüber!

In dem

.

.

verstorbenen Wittwe

.

im frühen Alter verstorbenen Kindern des Kronprinzen, nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm I. Den ersten dieser Särge ziert am Fußende ein mächtiger, vergoldeter Adler; aus dem geschweif¬ Särge mit

den

ten Deckel von Ebenholz ist, ebenfalls vergoldet, Prinz Friedrich Ludwig (1707 geboren), halb ausgerichtet und in mehr als Lebens¬

Sein Haupt trägt

größe dargestellt.

die mächtige Königskrone, deren

Druck während der Tauffeierlichkeit den

bald darauf erfolgten Tod

Das kunsthistorisch höchst des Thronerben herbeigeführt haben soll. bemerkenswerthe Werk ist ebenfalls eine Schöpfung Schlüters. Wir lenken unsere Schritte vorüber an dem dritten Pfeilerdurch¬ gang, in

dessen

Raum die

erste

fünf Kinder ruhen, um

deffen

werfen,

zessin

Zur Rechten

zweiten Pfeilerdurchgange rechter Hand stehen vier kleinere

der

seinen

Schatten

Wilhelmine,

war die Gemahlin

des

Gemahlin Königs Friedrich I. und einen Blick hinter den Pfeiler zu über den Sarkophag der Prin¬

aus dem Hause Hessen-Kassel, breitet.

Prinzen Heinrich,

selbst neben dem großen Friedrich,

dessen

seinem Bruder, zu hoher Aner¬

aus dem Hause Hessen-Darmstadt. Königspaares ruhen drei Kinder Friedrich

— zwei derselbe» im zartesten Alter verstorben,

todtgeborene

Tochter. Wer, mit der Geschichte unseres verttaut, wird dabei nicht an jene verhängnißvolle Treppe in dem damaligen und jetzt wieder kronprinzlichen Palais erinnert! Etwa vierzehn Tage nach der an> 22. September 1794 erfolgten Rückkehr des Kronprinzen aus dem polnischen Feldzuge, gewährte der Hoftnarschall einem Fremden die Erlaubniß zur Besichttgnng des Palais, in der Meinung, daß die Kronprinzessin dasselbe bereits verlassen habe. Diese, eben im Begriff, die nach dem Arbeitszümner ihres Gemahls führende Treppe hinabzusteigen, wird plötzlich des fremden, gerade auf sie zuschreiteuden Mannes gewahr und stürzt, aus das Heftigste erschreckt, die Stufen hinab, um bald darauf von jener

und eine

Königshauses

todten Tochter entbunden zu werden.

Wir

Sie

Feldherrntalent

kennung gelangte und diesem das ehrenvolle Urtheil abnöthigte: sei im Kriege der einzige General gewesen, welcher keine Fehler

Wilhelms HI.

Friederike,

des

In dem mittleren

betreten das zweite Schiff des Gewölbes.

Pfeilerdurchgange desselben steht ein brauner Sarkophag von Holz, prunklos zwar und die Spuren der Ergänzung tragend, aber von

er

Poesie umklungen und von dem Glorienschein des Heldeuruhms um-

ge¬

tiefer Ehrfurcht betrachten wir im ersten Pfeilerdnrchgang

strahlt für alle Zeiten! Ein nimmer welkender, weil metallener Lorbeer¬ kranz auf dem Deckel des Sarges trägt auf feinen Schleifen die Widmung: „Ludwig Ferdinand, Prinz von Preußen, geboren den 18. November 1772. Unserem hochgeehrten und geliebten RegimentsChef. Mit Leouidas' Muth starb Er Lconidas' Tod bei Saatfelds den 10. Oktober 1800. Die Offiziere seines Regiments." — Nach¬

auf der nördlichen Seite den schlichten, schwarzen Marmor-Sarkophag

dem der Leichnam des Heldenprinzen, von dreizehn Hieb- und Stich¬

Sophie Dorothea, welche der Welt den größten Helden seines Jahrhunderts — Friedrich den Einzigen gebar! Davor erhebt sich der Sarg der Lieblingsschwester des großen

wunden feindlicher Husaren verstümmelt und

macht habe.

Nach dem Frieden lebte der Prinz, getrennt von seiner

Gemahlin, zu Rheinsberg den Künsten und Wissenschaften.

Die

Prinzessin bewohnte das ihrem Gemahl gehörige Palais — die heutige Universität, — und verstarb als Wittwe am 8. Oktober 1808.

Mit

der königlichen

Königs, der geistreichen und kunstsinnigen Prinzessin Amalia Unwillkürlich steigt vor unserem geistigen Blick der Schatten eines Mannes auf, welcher die glanzvollen Höfe von Berlin, Petersburg und Wien mit dem düsteren Kerkerleben vertauscht, bis sein Hmipt in Paris unter dem Beile der Guillotine fiel. Freiherr Friedrich von der Trenck, eine männliche Schönheit und ausgestattet mit großen Fähigkeiten, war 1743

in

preußische Kriegsdienste getreten

und von Friedrich dem Großen zum Ordonnanz-Offizier ernannt worden. Einer zärtlichen Zuneigung der Prinzessin sich rühmend, wurde — wie er selbst berichtet — der an sich unschuldige Brieswechsel mit seinem Vetter, dem berüchtigten kaiserlichen Panduren-Obersten, ent¬ Zweifellos wollte der un¬ deckt und er des Hochverraths angeklagt. glückliche Abenteurer der

Welt

In

mit

dieser angeblichen Zuneigung

in

den Augen

Nymbus eines Märtyrers verleihen. den nördlichen Seitengang einbiegend, gewahren wir in der sich den

mittleren Nische desselben den schlichten Todtenschrein der Gemahlin Friedrichs des Großen. Die Inschrift daran lautet: „Elisabeth Christine, Königin von Preußen, aus dem Hause Braunschweig. Hinterlassene Wittwe König Friedrichs II. Geboren den 18. November 1715 — gestorben den 13. Januar 1797". . . Ein langes Erden¬ wallen, das dem Gedächtniß der Nachwelt viel zu memoriren hinter¬ läßt, fand hier seinen Abschluß. Von dem Könige nie geliebt, aber wegen ihrer vorttefstichen Eigenschaften von ihm hoch geachtet, war

schmückte

die Herzogin

beraubt

aufgefunden,

von Kvburg den Sarg mit einem Lorbeer-

So blieben die sterblichen Ueberreste des Prinzen in Saat¬ feld beigesetzt, bis Friedrich Wilhelm IN. im Jahre 1811 die Ueber kranz.

führung derselben nach Berlin anordnete.

Ein

frischer Lorbeerkranz

wurde aus das Haupt des Verewigten niedergelegt, und am 21. März jenes Jahres bewegte der feierliche Leichenzug

sich

vom Schloß Belle¬ wo der Sarg

vue durch das Brandenburger Thor bis zum Dom,

in

So ruht, für

der Fürstengruft beigesetzt wurde.

die Schranken

seiner Zeit zu eng waren,

hier im schmalen Todtenschrein

.

.

dessen

Feuergeist

Prinz Ludwig Ferdinand

.

Dem Kostbarsten gleichkoinmend, was an Grabmonumenten nur je geschaffen worden, erhebt sich in dem dritten Gange längs der Spreeseite ein metallener Sarkophag. Mit reichvergoldeten kriegerischen Emblemen und Figurengruppen aus dem Kriegerleben des Dahin¬ geschiedenen geschmückt,

zu

Haupt und Füßen von vier vergoldeten

Geschützröhren getragen, zieht um das sechs Fuß hohe Kunstwerk sich eine Inschrift hin, welche uns die sämmtlichen Titel und Würden des im

Tode verherrlichten

Markgrafen Friedrich von Brandenburg

Schwedt meldet. In (10. April 1741) beschloß

bei Mollwitz 31jährige Prinz — ein Neffe des Großen Kurfürsten, — laut jener Inschrift „das ruhmvolle Leben, nach empfangenen zwei Schüssen in die Brust und Lende." Nachdeut

und

der mörderischen Schlacht

der

die Trophäen voni Schlachtfelde,

mit Pauken

unter dem Vorritt von Herolden,

und Trompeten eingeholt und im Zeughause aufgestellt

worden, fand das feierliche Leichenbegängniß des Prinzen statt.

16 Welcher Kontrast zwischen dieser Prunkentsaltnng und dem daneben stehenden schlichten

Und

doch

Sarg,

ohne jegliche Kunde von dem Entschlummerten!

war die gleichzeitige Laufbahn

desselben eine nicht minder ruhm¬

auf der Stelle, wo der hohe Chor des Domes mit der Fürsteugruft einst erhob. Dies berechtigt uns zu der Vermuthung, in jenen Gebeinen diejenigen Joachims I. zu erblicken

Als rvir emporstiegen i» das Reich

volle, war er Jenem in Rang und Würden ebenbürtig. Als Oberster und

Commandeur der neu geschaffenen Garde zu Fuß, verrichtete Mark¬ graf Friedrich Wilhelm, ein jüngerer Bruder des Vorgenannten,

....

sich

der Lebendigen,

zog

der

Sternenreigen bereits seine Silberkränze auch um die Kuppeln des ewigen Domes der stets aufbauenden und vernichtenden Geschichte.

an der Spitze seiner Truppen bei Mollwitz Wunder der Tapferkeit.

Seit 1743 zum Generalmajor erhoben, wurde der Prinz bei der Belagerung von Prag (12. September 1744) in den Tranchcen durch eine Kanonenkugel getödtet — der Einzige von den preußischen Offi¬ zieren, welcher hier blieb. Beweint von dem König und der Armee, betrauert vom gesammten Vaterlande, erlosch mit ihm der Helden¬ stamm dieser Seitenlinie vom Großen Kurfürsten. Wenden wir uns dem Mittelschiff des Gewölbes wieder zu, so feffelt den Blick ein mächtiger Sarkophag vor deni zweiten Pfeiler. Auf dem Deckel liegt unter einer Glasumhüllung ein schwarzes Sammetkiffen mit einem Kranz und dem Nainenszuge des Prinzen Friedrich Wilhelm Heinrich August, weiland General der Cavallerie und General-Inspecteur der Artillerie. Die Blätter jenes Kranzes tragen eingestickt die Namen der sechszehn Schlachten und Gefechte, an denen der

Prinz Theil genomnren.

Durch seine Energie

und Geschicklichkeit fielen in einein Zeitraum von noch nicht sieben Wochen die nordstanzösischen Festungen — unter ihnen auch das im

jüngsten Kriege für uns so bedeutungsvoll gewordene Sedan. Prinz August schloß seine ruhmvolle Laufbahn im Jahre 1843, am Tage seiner Geburt, als der reichste Gutsbesitzer

Vor

dem

ersten Pfeiler

Wilhelm Karl,

im

preußischen

dieses Gewölbes

ruht

Staat.

Prinz Friedrich

gestorben am 28. September 1851,

welcher sich

als ruhmvoller Führer hervorgethan. Ihm zur Seite steht der Sarkophag seiner Gemahlin Marie Anna, geborene Prinzessin von Hessen-Homburg (ff 13. April 1846). Sie

in

den Freiheitskriegen

war seit der Stiftung

des

Luisen-Ordens, am 3. August 1814,

Vorsteherin desselben. Den Schluß der Särge bilden hier diejenigen des Prinzen Waldemar (ff 17. Februar 1849), welcher auch in Indien 1845 —46 Theil nahm an dem Feldzuge der Engländer gegen die Sikhs ;

Ueber die

Heilsbronn

erinöglicht werden;

doch

Admiral

Prinz im Jahre 1854 ernannt wurde, bestand er am 7. August 1856 das rühmliche Gefecht gegen die Riff-Piraten bei Tres-Forces (Nord-Afrika); machte im Jahre 1864 den Feldzug gegen Dänemark, dann den Feldzug von 1866, und eirdlich den deutsch-ftanzösischen Krieg mit. — schwarzen Adlern besetzt, Nähte und Ecken werden von goldenen

Gurten und Quasten geziert. Sämmtliche aber ruhen auf mächtigen Granitschwellen, seitdem vor Jahren das auftteigende Grundwaffer den ganzen Raum über fußhoch erfüllt hatte. Noch bemerken wir auf einigen der letzten Sarkophage frische Kränze, am Gedächtnißtage der Verstorbenen von Mitgliedern des Königshauses hier Die Lichter auf unseren Leuchtern sind herabgebrannt — der Führer mahnt zum Verlaffen der Gruft. Doch bevor wir die Stufen betreten, deutet der kundige Cicerone noch auf die Fragmente eines zinnernen Sarges mit Beinknochen und einer Hirnschale — links im Winkel. Wem sie einst angehört? Der Führer wußte nicht mehr als die bekannte Thatsache zu wiederholen, daß man die Knochenund Sargüberreste vor etwa zwanzig Jahren, bei Aufstellung des Gaskandclabers auf dem Schloßplatz, vorgefunden habe. Also genau

niedergelegt.

welche von dem

ihrer Gräber,

und

zwar

unter

Stillfried als Königl. Preuß. KommiffariuS

Diese Herstellung ist erst im Herbst des Jahres 1866

versprochen.

Die Erhaltung der Grabnronumente Seiner Vor¬ fahren hat Se. Majestät der Kaiser auf lange Zeit hinaus gesichert. vollendet worden.

F. M.

Der Goldjunge. Eine Erzählung aus dem alten Berlin. Bon Georg Kiktk. (Fortsetzung.)

II.

der

Die Särge aus neuerer Zeit sind mit Silberstoff überzogen und

mit

zu

wurde Baierischerseits die würdevolle Wieder¬

Zuziehung des Grafen von

Prinzen Albrecht von Preußen (ff

zu deren

Münsterkirche

des hochseligen

herstellung der Münsterkirche und

nachdem er kurz zuvor,

preußischen Flotte widmend,

der

Grafen Stillfried von Königs wegen des KirchengebäudeS angeknüpft wurden, bezogen sich lediglich auf Erwerbung desselben als Privateigenthum für das Königlich Preußische HauS. Um als Mausoleum wiederhergestellt und erhalten zu werden, sollte für die nicht umfangreiche Kirchengemeinde des Marktes HeilSbronn, welche einen nur kleinen Theil der Kirche zu gottesdienstlichen Zwecken benutzte, ein anderes, dem Raume nach entsprechendes Kirchengebäude im Orte hergestellt werden. Zu diesem Behufe schien vorzugsweise ein in dem ehemaligen Klosterhofe belegencs, kapellenartiges Bauwerk ES ist dies das Sommer-Refectorium des Klosters, sich zu euwfehlen. auch — wiewohl fälschlich — die Prämiz- Kapelle genannt, worin die jungen Geistlichen von den Aebten als Priester geweiht sein sollten. Dies Gebäude, aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts stam¬ mend, ist es, welches gegenwärtig noch zur Brauerei dient. Die Architecturen desselben sind von hoher Bedeutung, und der kunstsinnige Ofenfabrikant Feiln er zu Berlin ließ eine Abformung deS Portals in gebranntem Thon fertigen, das seine Grabkapelle schmückt. Die Erwerbung des erwähnten Gebäudes konnte in den Jahren 1835 bis 1845 um den äußerst inäßigen Preis von 5000 Fl. rhein.

Die Verhandlungen, im Auftrage

Alcantara

14. Oktober 1872), als Führer der preußischen Kavallerie, aus der Hand des Russischen Kaisers den MarschallSftab erhalten hatte; und endlich der Sarkophag des am 6. Juni 1873 verstorbenen Prinzen Adalbert. Seine ganze Aufmerksamkeit der Entwickelung der ferner des

Hohenzollerngräber in

geht unS von competenter Seite folgende Ergänzung zu.

Um den Leser mit einigen Personen, welche in unserer kleinen Erzählung hervorragende Stellen einnehmen, bekannt zu machen, ist es nothwendig, ein wenig zurückzugehen. Zu derselben Zeit, als die beiden, Wittich und Struve genannten

Männer

noch

in

der Tabagie saßen, waren

in

dem großen, neben dem

Bürim Markt, drei Frauen, um einen Tisch fitzend, mit Handarbeiten beschäftigt. Sagen wir sogleich, daß die älteste dieser Frauen die Frau Apothekerin Zom, die ihr an Wer nächst¬ stehende das Fräulein von Wensen, eine adlige Dame, Pathin der Tochter des Zorn'schen Ehepaares, und die dritte weibliche Person — Apothekerladen gelegenen Zimmer

Hause des Apothekers und

.gers Zorn am Neuen

ein sehr hübsches sechszehnjähriges Mädchen — eben jene Tochter,

Demoiselle Wilhelmine Zorn war.

Die Unterhaltung,

welche die drei weiblichen

Individuen geführt

hatten, war nicht besonders lebhaft gewesen, sie wurde total unter¬ brochen durch den sehr heftigen und geräuschvollen

herrn, des Apothekers und Bürgers Zorn.

Eintritt

des Haus¬

Derselbe, ein der äußeren

Erscheinung nach sehr gutmüthiger, etwas beleibter Herr, schritt, seine

Sammetkappe

„Es

zwischen den Fingern knitternd,

geht nicht mehr!" rief er, „es geht

mit

dem

durch das Zimmer. Jungen nicht mehr!"

17

,AH, ach!" schrieen Frau Zorn und daS Fräulein von Wensen auf. „WaS ist denn nun schon wieder passirt?" „Hat er den Bösen wirklich citirt?' rief das Fräulein. „Oder hat er eine Hexe in's Haus gebracht, die uns die Hühner sterben und die Gurken faulen macht?" setzte Madame Zorn hinzu. „Ach warum nicht gar", eiferte Zorn, „Dummheiten macht er! Er hat keinen Kopf mehr für seine Arbeit — für seinen Beruf. Seitdem er mit dem Ebers zusammen die verteufelte Alchymie vor¬ genommen hat, ist nichts mehr mit ihm anzufangen. Ich habe eben ein Donnerwetter vom Doctor Meiste an den Kopf gekriegt — der Bengel hat die Dosis Ipecacuanha, welche Meiste auf dem Recept angegeben hat, doppelt so stark gemacht — er hat seine verdammten alchymistischen Gewichte

glücklich



Das Dater sein

Wort

letzte

schien

auf die

un¬

„Papa',

sagte sie,

dem jungen Fritz Böttcher,

Wilhelmine besonders

hübsche

Sie ließ ihre Arbeit

wirken.

recht bittend an.

mit

er macht sich und mich

fort!"

er muß

erschreckend zu

im Kopfe —

eS

sinken und blickte den

„Du wirst

jung er auch ist." „Nimmst Du schon wieder Partei für ihn?" rief Zorn. „Za, — ja — ja — ich sage es — das kommt mir nicht richtig vor" ja Philipp», fuhr er zu seiner Frau gewendet fort, „ich befehle Dir, habe Achtung aus Minchen! — Ja, ja! — sieh mich nur so groß an! Deine Pathe, das gnädige Fräulein,-kann Alles hören. Ich -will es nicht leiden, daß der Musjeh Böttcher hier noch länger ver¬ bleibt. — Sein Vater, ein trefflicher Mann, hat steilich gewollt,

Ihr

Beide einst für einander bestimnit werden solltet, aber nach¬ verlaffen, seine Apothekerwisten-

dem der Fritz den ordentlichen Weg

schaften denen alchymistischen Hirngespinsten geopfert hat

will

ich Nichts davon wiffen.

— Ich

sehe

es



seitdem

nicht länger mit an,

wie er mir die tollsten Dinge treibt, sondem schaffe ihn aus dem Hause, damit er nicht mein Geschäft und meine Tochter unglücklich Ha, ha, ha! — Dieser alberne Bursch' will Gold machen, mache. will eine Tinctur, ein Arcanum erfunden haben — mir soll er damit kommen, ich fürchte seinen Teuselskram nicht — ich

will ihm zeigen fuhr Zom heftig zusammen, denn die Thür öffnete sich, und der Gegenstand all' dieser unmuthsvollen Auslastungen erschien im Zimmer. Es war ein blutjunger,

■-"

— Zn

diesem Augenblicke

kaum 18 Jahr alter Mensch, der Lehrling Fritz Böttcher. Er grüßte sehr artig die Damen, und drückte sogar auf die ihm gereichte Hand des Fräulein von Wensen einen Kuß. Zorn nahm gar keine Notiz von dem Jünglinge, sondern schritt in höchstem Un-

muthe

im Zimmer

aus und nieder,

die hübsche

Wilhelmine machte

aber einige sehr bedeutungsvolle Blicke und Gebehrden, welche sagen

wollten: „Es ist

böses Wetter für Dich im Anzuge." Böttcher blieb demnach an dem Tische stehen, sah auf Zorn und sagte dann mit fast schüchternem Tone: „Mein sehr werther Lehrherr — was hat sich zugetragen? Ihr seid — wie es scheint, nicht bei guter Laune".

hat?" rief Zorn, eine schnelle Wendung Du? der bald meine Apo¬ theke in den abscheulichsten Ruf bringen wird? Da — da — lies selbst, das ist ein Brief vom Doctor Meiste. Du hast eine doppelte „Was

sich

zugetragen

machend, „das kannst

Du

noch fragen?

Dosis Ipecacuanha genommen und den dicken Schloffer-Meister aus der Probgaffe beinahe ins Jenseits befördert. Und woher kommt das? weil Du mit Deinen verdammten Goldmachergeschichten Dir den Sinn verwirrst und den Teufel in das Haus zauberst. Ich leide das nicht länger — ich habe es satt, satt bis zum Ueberdruß!"

Fritz Böttcher hatte den Brief des Arztes genommen und be¬ reits gelesen. „Es ist wahr," sagteer, das Schreiben auf den Tisch legend, „ich muß mich schuldig bekennen, aber mit dem Sterben des Grobschmieds

Müller

sieht es so schlimm nicht

aus."

Kenntniffe? Du sollst ein ehrsamer Apotheker werden, das ist Deiner Mutter — Deines Stiefvaters Wille — aber statt Dich Deiner Kunst zu widmen, treibst Du Teufelszeug — he! ha! ha! — der Goldmacher Böttcher, Herr Arzt — ein Apothekerlehrling! es ist zu»r Tollwerden — nichts kannst Du, bist Nichts — —"

„Ei, Ei, Herr Prinzipal! fuhr schlimm steht es nicht mit



mir;

jetzt Böttcher heraus, „ganz

so

habe ich nicht die besten Kenntniffe? die letzten Proben geliefert. Meine

ich habe Herrn Dagelius Arbeiten in der Lackir- und Oelkunst sind gesuchte Waare. Die lackirten Stahlwaaren, welche Dagelius liefert, sind von mir vervoll¬ kommnet worden. Gnädiges Fräulein" sagte er zur Wensen, „Sie werden

mir

bezeugen, daß jenes Kästchen, so ich

Ihnen verehrte, hat."

den

Beifall

der Herren und Damen des Hofes erhalten

„Das ist richtig —

nicht so hart

ist ein sonst kluger Mensch,

so

daß

„Was?" rief Zonr außer sich, „nun willst Du auch noch den Arzt Hofmeistern? Nein — seht den Jungen an! seht ihn an — ist es wohl zu glauben? Was hast Du denn für Verdienste und

das ist

zu Zorn's größtem Mißbehagen:

wahr!" riefen die Damen im Chore, „Dies Kästchen ist charmant gear¬

beitet," entschied Fräulein von Wensen. „Ach was, Kästchen — was ftage ich nach Kästchen!" brummte Zorn. „Latwergen, Mixturen hat Mosjeh Böttcher zu machen — keine Sachen, wobei allerlei geheime Geschichten angewendet werden." „Geheime Geschichten? hm," fiel Böttcher ein, indem er eine Stellung annahm, „die scientia hat ihre Mysterien, wie es die Alten nannten — aber ich will die, welche für die Arbeit des Herrn Dagelius angewendet wurden, gern verrathen. Die Unwiffenden haben sich die Köpfe zerbrochen, wie ich Blumen und Zierrathen, die kleinen Engelsbilder und sonstige Gestalten auf den Stahl gebracht; — ich habe den Asphalt oder das Judenpech angewendet — darauf sine die Dummen nicht gekommen. Wer die Arbeit sehen „Judenpech! Teufelspech!" schrie Zorn, der die Ueberlegenheit deö jungen Menschen sehr wohl kannte. „Ein für alle Mal — ich ver¬ biete Dir, dergleichen Dinge zu machen. Es ist ja auch zu gar nichts nütze, Fritz," fuhr er sanfter fort, „eS ist ja Albernheit! Bleib bei Deinem redlichen Geschäft — da wird's gut gehen. Wer fragt nach Dir? Der tolle Dagelius vor dem Leipziger Thore — ein Paar hirnverbrannte Goldsucher, wie es deren leider genug in Berlin giebt — sonst kräht nicht Huhn noch Hahn nach Dir." Böttchers Gesicht wurde jetzt ein wenig geröthet. Seine Eigen¬ liebe war bereits verletzt. „Niemand fragt nach mir?" rief er, „das ist ein neuer Irrthum, Herr Prinzipal. Wißt Jhr's noch nicht, daß sie mich heut schon den Goldjungen nennen?" „Ha! ha! der Bengel bildet sich Etwas darauf ein, daß sie ihn hänseln! — Freilich nennen sie Dich den Goldjungen — das ist gerade so viel an Werth als der Titel: Marschall von Luremburg, den sie dem tauben Invaliden am Spandauer Thore geben. — Wer ftagt nach Dir wohl sonst?"

will-*

„Ich will Euch gleich Einen nennen" sagte Böttcher, „den be¬ rühmten Herrn Kunkel von Löwenstern — den Pathen Eures jüngsten Sohnes Caspar, Euren Hausfteund. Hat er mich nicht sehr lieb gewonnen? Er lernte mich kennen, als ich mit dem Gewürzkrämer Röber laborirte — erbat er sich von Euch die Erlaubniß aus, mich auf sein Gut Dreißighufen mitnehmen zu können, und dort habe ich ihm eine feine Demonstration auf Silber gethan. — Fragt doch Hern:

Kunkel — er wird Euch schon sagen, wie es mit mir steht. Er hat mir gestanden, wie meine Discurse ihm manches Licht gegeben haben." „Also Ende vom Liede", höhnte Zorn: „ich bin ein Dummkopf

— Du bist der Meister — ich kann, ich soll von Dir lernen. Kunkel ist — na ja, er ist ein sehr gelehrter Herr, den ich achte,

mit

Adeptengeschichten den Kops schwer macht. Laßt mich zufrieden!" setzte er höchst erregt hinzu, wie es wohl bei der

sich

aber auch

den meisten Leuten geschieht, die

will Nichts weiter hören. Apotheker oder Gold¬ Wahl! Du sollst in wenig Tagen zum Ge¬ sellen gesprochen werden — machst Du mir noch eine Dummheit, so wird Nichts daraus! Gute Nacht, mein gnädiges Fräulein, Sie erwidern wissen, „ich

koch



da hast

Du

„Hah! hah!"

auf schlagende Argumente Nichts zu

die

|

— ich muß noch studiren nehmen meine devote Entschuldigung an — ja fleißig und redlich," setzte er hinzu, einige wüthende Blicke Die Damen bestürmten nun Böttcher mit Bitten. Alle Dar¬ stellungen, welche sie ihm machten, liefen darauf hinaus, er möge den Zorn seines Prinzipals zu dämpfen suchen, indem er fleißig in der

sagte er keck, die Faust ballend.

„Lieber Fritz, nimm dich in Acht!" „Was da — es handelt sich darum, heut' Nacht einem hohen, hohen Herrn, der die geheime Kunst liebt, ein schönes Erperiment zu zeigen. Ebers hat heut die Arbeit im Laboratorium, er ist ganz von

Apotheke arbeite.

Fräulein von Wensen dem jungen Manne ihm empfahl, seiner Beschäftigung als Llpotheker treu zu bleiben, ließ sie dennoch in ihren Reden den Wunsch durchblicken: Böttcher möge seine Versuche, Gold niachen zu können, nicht ganz aufgeben. Das Kästchen mit den eingelegten Blunien und Omamenten hatte ihr gar wohl gefallen, und sie prahlte damit vor den Herrschaften, die zum Hofe gehörten, und mit denen Fräulein von sehr jedoch auch

zuredete und

Wensen

in

recht vertraulichem Verkehre stand.

lich und verließ das Haus

Wittich

den von ihnen

in

Sie empfahl

demselben Augenblick, als

meinen Ideen erfüllt und wird jenen Herrn heimlich in das Labo¬ ratorium führen. Sorge dafür, daß Alles wohl verwahtt bleibe, daß wir nicht von Deinem Vater überrafcht werden." „Ach Gott, ach Gott, wenn's nur kein Teufelswerk ist! Du weißt, daß unser Schwager, der Prediger Porst aus Malchow, erst vorige Woche gewarnt hat, weil er von jenen Versuchen gehört, als die Bauern, welche von Berlin kamen, von Dir sprachen." „Haha! siehst Du?" ttiumphitte Böttcher, „wie die Leute von mir sprechen? — Du siehst es ein, daß ich schon ein genannter Mann bin, und ich werde noch höher steigen, nicht an den Galgen, 'Ehren wie Dein Vater zu sagen pflegt, sondern zu und Würden. Aber davon ein ander Mal — heut leiste mir einen Dienst, liebes Minchen, laß die Thür nach dem Hofe fest verschlossen sein — laß

sich end¬

Struoe und

niit Ercellenza titulirten Herrn erwartend, vor „An meinem Bei¬

der zweiten Thüre der Apotheke angelangt waren.

stände soll es dem jungen Menschen nicht fehlen," murnielte das Fräu¬ sie die Schwelle des Hauses hinter sich hatte. waren Böttcher und Wilhelmine Zorn zurück¬ Zimmer In dem Adept hatte eine Hand auf de» Tisch gestützt, junge geblieben. Der und sich halb abwendend, starrte er gedankenvoll den Boden des Ge¬ maches an, als eine zarte kleine Hand sich auf seine Schulter legte. Böttcher fuhr auf — Wilhelmine stand neben ihm. „Fritz", sagte sie mit sanfter Stimme, „Du bist voll Grimm und Unmnth gegen den Vater — laß Alles schwinden, es wird

lein von Wensen, als

besser

„Ich

aussprechen kann, und wenn der

men folltc,

ich

etwa nicht zornig sein?"

nur von

platzte Böttcher

dem Gnadenbrot, das ich hier

esse,

heraus.

sich allsonnabendlich einfinden 'mal nach dem Goldjungen — ob Du nicht das Beste und ftage von mir wirst zu hören kriegen. Da sind Leute, wie Siebert, Ebers, Köpke, Schräder, Keiser und Andere, die wißen wohl, was sie an

wo die Kenner von curiösen Dingen

„Du

mag sein", meinte Wilhelmine, „aber all' die Namen, welche da genannt hast — das sind Namen von Leuten, die der Vater

als Narren bezeichnet."

hast fteilich Allerlei zu überwinden, aber wenn ich erst genau

denke

Der Führer, welcher die drei Herren bis zum Laboratorium ge¬ leitet hatte, öffnete, sobald feine Kerze in Brand gesetzt war, die schwere Eisenthür und ließ seine Gäste in den hochgewölbten Raum

daran,

tteten.

zu machen,

ihm die Hand, welche Fritz recht innig drückte. mir, Fritz." Sorge, Minchen", fuhr er fort, „ich gebe Dir mein „Sei ohne Wort, daß ich wohl weiß, was ich thue und — es ist noch nicht aller Tage Abend. Fritz Böttcher kann — er wird zu hohen Ehren gelangen. Gold ist Alles in der Welt und wer's findet — —" reichte

„Lieber Gott, er fängt schon wieder davon an", seufzte Minchen: doch Deinen Kopf — er brennt schon wieder."

Nachdem dieses geschehen

war,

untersuchte er vorsichttg die

Laden der nach dem Hofe gehenden Fenster, und zündete dann eine,

wenn der Vater gegen Dich ist und ich denke, die geheimen Arbeiten haben mich doch nicht um Deine Liebe gebracht; sei fteundlich zu

„Beruhige

versuchen", sagte Wilhelmine, vor Angst bebend, nur kein Unheil auf unser Haus kommen." „Unheil! Ueberfluß — Gold — Silber — Ehren, Alles das

wer der Narr

ist: Einer von Denen oder — — ah — verzeihe, Minchen, ich

Sie

ver¬

mit dem schwarzen Adler, dem grünen Drachen, der Schlange und dem goldenen Mantel — dann ist Alles gewonnen." Minchen starrte ihn an, als er so sprach, angstvoll und mitleidig die Hände faltend. „Es ist nicht richtig mit ihm", seufzte sie, die Augen wischend, als Böttcher leise das Zimmer verließ.

„Es

will Dir nicht wehe thun." „Sei ein wenig nachgiebig, Fritz", bat die Kleine"; daß wir uns einst gehören sollen; es ist nicht gut

Du ihn

bekannt bin

mir haben."

sich,

dann mußt

wird auf uns niederregnen, verlaß Dich auf mich! Horch — die Klingel zur Apotheke wird gezogen. Geh' liebes Minchen. Ebers ist von Allem unterrichtet, er wird die Herren führen; Schräder übernimmt die Nachtwache in der Apotheke. Leb' wohl!" „Ich zittere am ganzen Körper — wenn's nur kein Unglück giebt! Bist Du Deiner Sache auch gewiß? Kannst Du die nothwendigen Sprüche zum Schutz, falls es übel ablaufen sollte?" „Hei! ich werde meine Sachen gut bestehen," lachte Böttcher,

— von

Jungens hier im Hause höhnen mich, während die Stadt Berlin mich schätzt. Ja, ja — sieh Du mich nur groß an — Berlin schätzt mich. Geh' doch einmal in die Tabagie hier unten am Markte,

„Narren?" brauste Böttcher auf, „Es ftagt

zu machen,

„Ich will's

meiner Ungeschicktheit in Apotheker-Sachen, — von Taugenichts und Lungerer oder Teufelsbraten. Dein Vater und ein paar alberne

Du

eine Nachttunde

hindern. " „lasse

höre täglich

damit kein Lauscher unsere Arbeit Vater etwa auf den Gedanken kom¬

die Laden ebenfalls fest schließen,

werden."

„Soll

Dein Vater wüßte,

willst Du?" „Alles, Fritz, wenn's nicht unehrbar und wider den Glauben ist." „Behüte Gott! Es ist ein Kampf, das ist wahr, aber der Teufel kann mir Nichts anhaben — ich schmeiße ihn zusammen!"

aus Böttcher schießend; dann verließ er das Zimnier.

So

lachte Böttcher höhnisch „wenn

wer mich heimsuchen will: Männer, vor denen er mit gebeugtem Haupte, die Mütze in der Hand stehen muß — die suchen mich auf. Wilhelmine'", sagte er, indem seine Sprache fast zu einem Geflüster herabsank „steh' mir bei! Es ist unser beiderseitiges Glück —

'

!

auf dem breiten, mit Marmorplatte bedeckten Tisch stehende Lampe an. Erst jetzt vermochten die drei Männer die Umgebung genauer zu bettachten, in welcher sie sich befanden. Es waren längs der Wände des düsteren Raumes eine Anzahl von größeren und kleinerenRepofitorien aufgestellt, welche eine Menge verschiedenattig geformten Gläser, Büchsen, Retotten, Kolben und sonstige Apparate ttugen, die zur Anfettigung chemischer Arbeiten benutzt werden. Ein besonders ausgeziertes Spind enthielt die Bibliothek der Laboranten: große und

19

in Schweinsleder

gebundene Bücher,j Manuscripte und Perga¬

der Philosophie und außerordentlicher Lehrer der Rechte wurde Ludwig

mentrollen. An einigen Stellen der Wand waren Haken angebracht, von denen Kräuterbündel herabhingen, und auf einem längs der Mauer

Martin im Oktober 1750, von Göttingen aus, als Hoftath und Lehrer des Staatsrechts nach Hanau, und 1751 in gleicher Eigen¬ schaft nach Marburg berufen. Zwei Jahre später trat er als Rath

kleine

hinlaufenden Brette standen zahlreiche Gläfer mit allerlei seltsamen in Spiritus aufbewahrten Präparaten. Ein großer Reverberir-Ofen nahm die Seite des Gewölbes ein, welche gegen das Nachbarhaus gelegen war. Kleinere Oefen zum Digeriren und in der Ecke ein sogenannter Athanor oder „fauler Heinzofen" waren sichtbar. Im Letz¬ teren glühten verschiedene Feuer und warfen ihren Schein durch die

In

den Heerden desselben standen die Sandgeöffneten Klappen. Capellen und aus eisernen Stäben waren Retorten sichtbar. Um keine Requisite, welche zur Ausstattung eines Laboratoriums gehörte, zu vergessen, waren auch zwei von der'Decke des Gewölbes

Der Eine war der plumpe,

herabhängende Gegenstände angebracht.

ausgestopfte Leib eines Krokodils, der Andere ein Thiergerippe, welches

von irgend einem Fische

Beide Dinge wurden

herrühren mochte.

von den aus dem Ofen schlagenden Flämmchen zuweilen recht un¬ heimlich beleuchtet. „Geliebt es den Herren, Platz zu nehmen?" fragte der Führer,

„Ich

welcher kein Anderer, als der schon oft genannte Ebers war.

Mann hierher bescheiden." drei Herren aus den schlechten Stühlen Platz nahmen,

werde sogleich unsern

Während die

ergriff Ebers die Kerze und schritt aus dem Gemache wieder die Treppe hinunter. Im Flure angekommen, löschte er das Licht und trat in den Hos. Der Regen hatte jetzt ganz nachgelassen — nur der Wind heulte noch durch den engen Hofraum. Ebers blieb im Hofe stehen — einige Minuten lauschte er, dann, als ringsum alles still blieb, hüstelte er ein wenig. Gleich darauf vernahm er das Knarren einer Thür und eine Stimme stagte: „Ebers, seid Ihr»?" „Ja", lautete die Antwort, „kommt schnell, die Herren erwarten Euch." Ein Mann schritt über den Hof — es war Fritz Böttcher. Sobald er mit Ebers im Hinterflure zusammengetroffen war, stiegen Beide wieder zum Laboratorium empor, dessen Thür geöffnet ward.

Bei Sitzen.

Eintritt

der Beiden erhoben die Herren sich von ihren Böttcher verneigte sich artig, aber mit einem nicht zu ver¬ dem

kennenden Stolze. gebe

mir

die

Böttcher verneigte

sich

abermals.

„Ich

freue mich", sagte Hang¬

witz, den jungen Mann sehr aufmerksam betrachtend, „einen unterrichteten Laborateur kennen zu lernen.

Man Ihnen

so

wohl¬

Connaissance

davon gegeben hat, daß ich selbst ein Amateur der secreten Kunst

bin; und

ich

Medaille auf die Firma Robert Warschauer & Comp. in Berlin. Aus Anlaß

Warschauer

u.

geprägt worden,

des

bin curiöse, ein Erperiment zu

sehen, welches

zu

Medailleur Herrn A. Schar ff, aus hiesige Bestellung, geschnitten wurden.

Medaille nur in 12 Eremplaren (davon 5 in Silber, 7 in Bronze) geprägt wurde, mithin wohl nur sehr wenigen Personen zu Gesicht kommen wird, so dürfte eine genaue Beschreibung dieser

Da

die

Denkmünze am Platze sein.

Die Hauptseite zeigt das wohlgelungene Brustbild (dreiviertel mit der in einem

Gesichtsseite) des Gründers des Berliner Bankhauses Linienkreise befindlichen Umschrift:

* Robert Willi. Ad. Warschauer, Königl. Preuss. Geheimer

Commerzienrath * Geb. 2. September 1816. An der Schulter befindet sich der Name des Medailleurs A. Scharff. Die Rückseite zeigt das Berliner Stadtwappen: den schwarzen Bär auf dem mit einer Mauerkrone bewehrten silbernen Schilde, zur Rechten und zur Linken desselben den Reichs- und den preußischen

Adler als die Schirmer Berlins. Von dem Wappenschild gehen Eichenund Lorbeerzweige aus, die durch ein flatterndes Band gehalten werden sich die

Zur Erinnerung an

das

Inschrift:

25jähr. Bestehen

des Bankhauses

Robert Warschauer & Comp., 1. Oct. 1874. befindet.

Die Größe der Medaille beträgt 46 Mm. Nicht unerwähnt, und um so ehrenvoller für den Künstler, mag es bleiben, daß das Brustbild dieser trefflich ausgeführten Denkmünze nach einer kleinen Photographie, die von einem Oelbilde abgenommen, geschnitten wurde.

P. H.

Metalle

wandeln soll." „Euer Ercellenz Liebe für die hohe Wissenschaft ist mir bekannt", sagte Böttcher. „Wir können mit Dero Erlaubniß beginnen." Er streifte den Rock ab. Die Herren näherten sich dem Athanor-Ofen. Böttcher öffnete eine der großen Klappen — unter heftigem Brausen schlug die Flanune hervor und erleuchtete das Gewölbe.

25jährigen Bestehens des Bankhauses Robert eine Medaille in der Wiener Münze der die Stempel von denr rühmlichst bekannten

Comp, ist

und innerhalb deren

Ehre", sagte jetzt Struve vortretend, „Euer Ercellenz den Herrn Friedrich Böttcher vorzustellen. Herr Böttcher, — dieser Herr sind Seine Ercellenz der geheime Staatsrath von Hangwitz."

„Ich

beim hiesigen Kamm'ergericht ein, und wurde 1764 zum Geheimen Rath und Justitiarius beim General-Finanz-Ministerium ernannt. Seine philosophischen und juristischen Werke erlebten mehrere Auf¬ Wegen seiner Verdienste erhob Friedrich der Große 1786 lagen. die Nachkommen dieses Mannes in den Adelstand. Das Wappen der Kahle's führt seit Jahrhunderten einen Eberkopf mit drei Eicheln, und darüber eine mit fünf Perlen geschmückte Krone.

(Forts.folgt.)

Zum einhundertjährigen Gedächtniß eines Verstorbenen. Am 5. April 1775 schied einer der geachtetsten Männer Ber¬ lins aus dem Leben. Es war der Geheime Finanzrath Ludwig Martin Kahle. Einer alteipFamilie Namens Chauvin entsprossen, welche, der Tradition nach, ihres Glaubens wegen aus der Picardie nach der Schweiz geflüchtet war, dort den Familiennamen Calvinus annahm und später nach der Mark übersiedelte, erblickte Ludwig Martin im Jahre 1712 zu Magdeburg das Licht der Welt. Sein Vater war der Ober-Consistorialrath Martin Kahle, daselbst, dessen Leichen¬ stein iui Kreuzgange des Domes noch vorhanden ist. Als Professor

Fragekasten. 1) Welches ist das älteste

öffentliche

Gebäude,

2) welches das älteste Privatgebäude in Berlin? Ueber das Erstere

— mit Ausschluß

der Kirchen

— das ehemalige

„Hohe Haus" in der Klosterstraße, wird unter dem Titel „Die historischen Stätten des alten Berlin" von Oskar Schwe¬ be!, in der nächsten Nummer eine ausführliche Schilderung erfolgen.

Das älteste Privatgebäude Berlins ist) nach Fidicin, das Haus No. 49 in der Spandauerstraße. Dasselbe gehörte den be¬ rühmten Patriziern Blankenfelde und wurde, wie eine daselbst befind¬ liche Tafel besagte, nach dem großen. Brande 13.8,0, in seiner jetzigen Gestalt klosterartig erbaut. Ein Theil desselben wurde vor der Re¬ formation zu einem, demnächst aber wieder aufgelösten Convent be¬ nutzt. Um das Jahr 1570 bewohnte es der Bürgermeister Joachim Blankenfelde mit seinem Bruder und dessen Sohn; um die Mitte des 17. Jahrhunderts hatte im Besitz.

es der berühmte

Kammergerichtsrath Seidel

20

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Die Redaction des richtet an alle Freunde der vaterländischen Geschichte die Bitte, daS im Entstehen begriffene märkische Provinzial¬ museum mit Einsendung von Gegenständen, welche zu der Geschichte der Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen. Grabfunde wie: Urnen, Stein- und BronzeWerkzeuge, Waffen rc. sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirthschastliche Geräthe, Waffen, Glas und Oelgemälde, Bücher rc., auch wenn solche bereits dem Mittelalter angehören. Ferner: Urkunden auf Pergament und Papier, Siegel, kirchliche Gerätschaften. Gegenstände, welche nicht der Mark angehören, sind der Vergleichung wegen ebenfalls will¬ kommen. vielen Familien- und amtlichen Wohnund Geschäftsräumen finden sich noch Gegen¬ stände vor, welche dort fast unbeachtet unter Staub und in dem Dunkel der Corridore, der Böden re. begraben liegen, für eine Sammlung aber immer¬ hin werthvoll sind. Ein Hervorziehen solcher Gegenstände lohnt sich fast immer und die dem Museum überlaffenen Objecte werden, mit dem Namen der Geber versehen, einen würdigen Platz in den Reihen der Sammlung erhalten. Die Redaction des,SBär* nimmt dergleichen Zusendungen bereitwilligst entgegen. Adresse: Otto Gülker L Cie.. Verlagsbuch¬ handlung in Berlin, S.W., Simeonstraße 8. Die Redaktion des „Bär."

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Die berühmten Männer Berlins, deren Lebens¬ hier vorgeführt werden, sind fast ohne Aus¬ nahme Berühmtheiten des Staates, dessen Hauptstadt Berlin war. Eine Zusammenstellung der Lebensschicksale dieser Männer, und der Nachweis, wo sie in Berlin gewohnt und gewirkt haben, ist ein dankenswerther Beitrag zur vaterländischen Geschichte. Jedermann wird mit Jutereffe lesen, wie die Helden des Großen Kurftirsten sich in ihren Privatverhältniflen und zur Stadt Berlin skizzen

estellt haben, welche Werke aus den Händen der Sier beschäftigten berühmten Baumeister hervor¬ einer Zeit, in welcher die ur¬ gegangen sind. sprünglich nicht übermäßig bedeutende Stadt an der Spree sich zur Hauptstadt des deutschen Reiches

In

es gewiß angebracht, in vergangene Jahrhunderte zurückzuschauen und aus das allmälige Heranwachsen aus ärmlichen und beengten Verhältnissen zu größerer Bedeutung zu lauschen u. s. w. (Nattonal-Ztg.) — — — — — — Wer die reiche und vielseitige Geschichte Berlins und seiner merk¬ würdigsten Männer sich zu eigen machen will, der möge dieses belehrende Buch des kundigen archiv arischen Forschers in die Hand nehmen und er wird nicht unbelohnt dasselbe gelesen haben.

hinausgearbeitet, ist

(N. Zeit.) Das Werk kann durch jede Buchhandlung,

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sowie direkt von der Verlagsbuchhandlung bezo¬ gen werden.

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demselben Verlage erschien:

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sein Name und sein

Von Paulus Cassel. Preis: 1 Mark.

Antike griechische und römische, sowie mittel¬ alterliche Münzen hält stets vorräthig:

V.

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ßitterstr. 57.

Cie. in Berlin. — Verantwortlich für Redaction: Ferd. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin.

Unter Mitwirkung von Dr. Brecht, Stadt-Archivar Jidicin, Weod. Foutane, Geh. Regier.-Rath Freiherr vr. von Fedebm, Geh. Hofrath

L.

Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin :c. rc. herausgegeben von

George

Kittl

und

Jerdinand Weyer.

Das Blatt ist durch aüe Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Simeonstraße 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung (Otto Gülker u. Cie. in Berlin) zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3 gesv. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haas enstein u. Vogler, Rud. Mosse,

Bernb. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung (Simeonstraße 8) entgegen genommen.

Die historischen Stätten des atten Berlin. Bon Hilmr 8lt»vcl>ct

I. Das hohe Haus in der Klostcrstraße. Diejenigen Stadttheile

des

alten Berlin, in denen gegenwärtig

— jene Straßen der Königsstadt,

das regste Geschäftsleben pulsirt,

Und doch hatten bereits Ansiedler hier festgesetzt; das zeigten die Hütten, welche, aus Lehm und

märkischen Landen nimmer findet. sich

:>

ZlLwomsn. Thor 1.

Churfürst!. Schloß.

2. Lustgarten. 3. Münze. 4. Jägerbos.

i

5. Mühle. 6. Dominicanerkloster. 7. Marienkirche. 8 Nicolaikirche. 0. Petrikirche. 10. Klosterkirche. 11. Hl. Geiftkirche. 12. St. Gertraudtenkirche. 13. Neue Kirche auf der

HeueThoi CLia—

sSttuLauerThor

.Dorotheenftraße. 14. Berl. RathhauS. 15. Coln. RathhauS 16. Lange Brücke. 17. Hunde»Brücke. 18. Cburf. Borwerk.

1J. Churf. Ziegelei. 20.

Da-

hohe Haus.

CöpjiiekcrThor

Berlin zur Mitte

des 17.

Jahrhunderts.

nur wenig über den Erdboden erhoben, und durch

deren Gebäude bis aus den kleinsten Raum zu gewerbliche!: Zwecken

Reisig erbaut,

benutzt sind, nehmen den Platz ein, aus dem wir die ersten Anfänge der Hauptstadt vorfinden. Wo jetzt in der Klosterstraße die geschmack¬

eine Umfriedigung üppig

volle Fa^ade des Gewerbe-Museums sich erhebt, da sah es vor 670 Jahren so wild und wüst, so unwirthlich aus, wie man's jetzt in

sich

aufgeschosiener Rüsterbüsche zu einer

Art

von Gehöft verbunden waren. Dort an der Pforte lehnten dürftige Ackergeräthe, die es noch nicht vermocht hatten, den blendend weißen Sand ringsum dem Spiele des Windes zu entziehen und zu festigen.

22 der Boden sich senkte, da breiteten sich grünende Wiesen und rauschende Elsenhorste aus; — hinter denselben flüsterte

— Gegenüber dem wendischen Gutshofe zum Berlin, auf welchem

Weiterhin aber, wo

und murmelte das Röhricht im Winde, und durch seine Lichtungen

hindurch erglänzte der breite, schöne Spiegel der Spree. Im aber, dem höheren Lande, webten und schwebten die Sonnenstrahlen

Norden

über dem rothbraunen Haidekraut;

in

dem prächtigen Hochwaldc, der

die weitere Fernsicht schloß, schossen sie durch die grünen Kronen ihre

blendenden Streiflichter auf die rothen Stämme der Fichten und das

Moos

schwellende zog sich ein

des

Waldbodcns.

tief eingeschnittener Weg

Mitten

durch

diese

Waldung

zu den gehcimnißvollen

Heilig-

thümern des Wendengottes Belbog, welcher dem Landmann als Ver¬ leiher des ErntcsegenS ei» helfender Freund und Beschützer war. In der Tiefe des Forstes befand sich manch' ein düsterer Waldsec, auf dem modernde Stämme hinschwammen, und in üppiger Fülle die weißen und gelben Seerose» erblühten. Da wurde den finstern Gott¬ heiten des Wendeulandes oft ein Menschenopfer gebracht, und noch hat sich in der Sage der Mark von diesem Gebrauche das Wort er¬

Opfer." So sah cs um den wendischen Hof „zu dem Berlin," d. h. auf dem wüsten Lande, aus. Aber nicht gar lange Zeit verstrich mehr, da erschienen fremde Reiter am Ufer der Spree. Wie feurig blickte das dunkle Auge der geharnischten Männer aus dem sonnen¬ verbrannten Antlitz hervor; wie schauten sie prüfend nach dem jen¬ seitigen User aus, wie wehten so lustig die Lanzen und weißen Mäntel im Morgenwind, wie stampften die Rosse mit den schwerbeschlagenen Hufen ungeduldig den Boden! Die rothen Kreuze auf Mäntel und halten:

„Der See verlangt

sein jährliches

Schilden der Reiter sind das gefürchtete Zeichen der Tenrpelherren, Mit den welche den Vortrab des deutschen Erobernngszuges bilden.

„Rittern

von der

Miliz Christi"

aber kam

auch manch'

hagerer,

von seinem ungestümen Glaubenseifer verzehrter Franziskaner aus den sächsischen Landen, kam auch der betriebsame Ordensbruder von

Citeaur im schwarzweißen Gewände, um mit Pftugschaar und Karst Langsam nur, das unbebaute Land deutscher Kultur zu erobern. unter zähem Widerstande der wendischen Bevölkerung, drang der Er¬ oberungszug der Ballenstädtischen Markgrafen in diesen Gegenden vor; um jeden Fuß breit Landes mußte gerungen werden in heißer Schlacht.

vielleicht die Herren von Astralowc einst gewohnt hatten, erbauten

darauf die Markgrafen eine Burg, welche die junge Stadt schütze:: Die granitenen Fundamente und über ihnen die rothen Back¬ steinmauern stiegen schnell auf; bald erhoben sich die Thürme von St. Nikolai und St. Marien, die Franziskaner erhielten von dem Markgrafen Grund und Boden, die Stadtverfassung wurde aufge¬ sich

sollte.

— da war die Commune Berlin fertig, und begann einen Wettstreit mit der am andern Ufer der Spree etwas früher gegrün¬ deten Schwesterftadt Köln. Auf ihrer Burg in der Klosterstraße, dem „hohen Hause", ver¬ weilten die Ballenstädtischen Markgrafen nicht häufig. Es trieb die Fürsten, für welche das schöne Wort der Minnesänger „hochgemuth" als passendstes Beiwort erscheint, hinaus in die Wälder und Felder der Mark. Zu ihren fortwährenden Reisen durch das Land kamen oftmalige Kriegszüge, welche sie häufig Jahre lang von der Mark fernhielten; — sie mußten mit dem Schwerte, allezeit wachend, den zeichnet

Edelstein, den

und Polen vertheidigen.

Lebens auf dem Rosse, und auf dem hohen Hause wohnte an ihrer

Statt

ein Vogt. Zu früh für Land und Volk starb das verdienstvolle Fürsten¬ haus schon 1321 aus; die Baiern kamen in's Land und mit ihnen Dem älteren Ludwig fehlte es an Liebe die Geister des Unglücks. zu seinem Lande, dem jüngeren an Glück und Erfolg. Beide refidirten oft auf dem hohen Hause. Dann benutzten sie wohl die Ge¬ bäude des alten Hofes gegenüber der Burg zu ihren Wirthschafts-

räumen, und verrichteten in den: nahen Gotteshause der Franziskaner ihre Andacht.

Aber frohe Tage erlebten die Baiern hier nicht. Es war im Jahre 1350 etwa, da sah das hohe Haus stürmische Stunden. Die Herzen der Märker waren den fremden Fürsten stets abhold geblie¬ ben; — was Wunder, wenn unter solchen Umständen die Kunde, daß der

Baiern die Treue gehalten, obwohl die reichen Geschlechter mit mancher Geldspende die Fürsten unterstützt hatten — zuletzt

den

laneien des Ostens oder in das pommerschc Gebiet zurück. Um 1230 scheinen die hier in Rede stehenden Landestheile von den Deutschen

des

bebauen; und als die ersten Städte gischc und tangermünder sich

Kaufmann in

sich

erhoben, als der magdebur-

den wohlbefestigteu Ansiedlungen

niederließ, da kamen die schöppcnbar Freien auch wohl von ihren

Landsitzen,

von Blankenfelde, Ließen, Glienicke, Bötzow, Buch und

alte, glänzende Woldemar aus der Türken Gefangenschaft

entflohen und wieder zu Lande gekommen sei, mit Freude aufgenommen wurde! Obwohl die Städte Berlin und Köln selbst noch im Banne

Endlich mußten die slavischen Fürsten, die Nachkommen Tugumirs auf der Brandenburg, und die Jaczkonen in den Spreelandschaften, der Uebermacht weichen ; — sie zogen sich nach den polnischen Kastel-

halb mit Gewalt, halb durch Kauf und Vertrag erworben worden zu sein, und bald verbreitete sich, von der Veste Spandau aus, deutsches Recht und deutsche Gesittung über den Glin, Barnim und Teltow. Die Mannen durften nun die Schwerter ruhen lassen und konnten in Sicherheit das ihnen vom Markgrafen verliehene Land

Krone eingesetzt hatten, gegen Pommern So verlebten sie den größten Theil ihres

sie der deutschen

wankten auch

sie.

In

der Bürgerschaft bestanden schon seit Ausbruch

Kampfes zwei Parteien; an der Spitze der Anhaltiner stand der wohlhabende und kluge Patrizier Otto von Buch, einst Münzmeister des Markgrafen, und, nachdem dieser vertrieben worden war, der ehr¬ geizige Thilo von Wardenberg. Vier Brüder von Rhode und ein Rathmann Heinrich Hämmerer führten die bairisch Gesinnten. Als

nun der falsche Woldemar vor den Thoren der Stadt lag, entbrannte der Straßeukanipf; das hohe Haus, nur mit wenigen Getreuen Lud¬ wigs besetzt, konnte dem Sturme der Bürger nicht widerstehen, der entfeffelte Pöbel sing an, die Mauern niederzureißen; doch der Ruf: „Der Rhode Haus und die Juden!" welcher plötzlich unten vor dem Schlöffe erschallte, leitete die Wuth des Volkes nach einer anderen Seite. Bald war der nächtliche Himmel von dem Brande des Patri¬

in das Stadtthor hinein, um ein sriedsames, bürgerliches Dasein zu beginnen. Solche Männer, reich mit Landbesitz versehen, freier sächsischer Abkunft, häufig mit der Kenntniß des deutschen Rechtes und der lateinischen Sprache ausgestattet, sind auch die ersten Bürger von Berlin gewesen, nachdem die Markgrafen die Gründung einer

zierhauses geröthet, bald prasselten auch die Flammen in den Juden¬ höfen hoch aus; Alles was zügellose Volkswuth an Grausamkeiten verüben kann, wurde den unglücklichen Kammerknechten Ludwigs auf¬ erlegt. Der treue Heinrich Hämmerer wurde auf den neuen Markt

Stadt an

geschleppt und

Rosenselde

dem strategisch und merkantil gleich wichtigen Punkte des

Sprceüberganges durch irgend einen Edelmann ihres Gefolges ver¬

anlaßt hatten. Die edlen Nachkommen Albrechts des Bären, welche mit großartigem, geschichtlichen Blicke die Aufgaben ihrer Stellung erkannten und allen Ständen ihres Volkes bereitwillig die Bedin¬ gungen gedeihlicher Entwickelung gewährten, nahmen diese deutschen Bürger in ihren besondere» Schutz.

erlitt auf

dieser unheilvollen

Stätte

des

alten Berlin

den Feuertod; auch Köpkin von Rhode war im Kannst gefallen. Als endlich doch die Beharrlichkeit Ludwigs des Römers über

Sieg errungen hatte und die Bürgermeister mit ihm einen Friedensvertrag schloffen, da vergaß der Fürst auch der Ge¬ treuen nicht, die für ihn geblutet hatten; die Familie der Rhode wurde von den Städten entschädigt, und für das Seelenheil des hindie

Städte

den

gerichteten Hämmerer stiftete Ludwig einen

kloster zu Spandau,

iu

Altar in

dem Nonnen¬

welches Margarethe Hämmerer, vielleicht eine

Pflegetochter des treuen Bürgers,

sich begeben

hatte.

Nun waren die stürmischenTage der Baieruherrschast vorüber, durch die überlegene Staatsweisheit des lützelburgischen Hauses war .die Mark den Wittelsbachern entrissen worden. Da wurde ein glänzendes Kaiser Karl IV. war Fest im hohen Hause zu Berlin gehalten. mit einer Pracht, wie sie dem Reichsoberhaupte geziemte, von Tanger¬ münde her in Berlin eingezogen; hinter ihm hatten so zahlreich wie noch nie die dreieckigen und bewimpelten Fahnen des märkischen Adels,

die großen Banner

der lausitzischen und böhmischen Herren geweht.

Aus dem hohen Hause war ein Thron für den Kaiser aufgerichtet; ans den trat er mit seinen beiden Söhnen Wenzel und Sigismund,

auf deren Schultern er seine Arme gelegt hatte. Dann traten die Herren von dem märkischen Adel vor und empfinge» aus der Hand des Kaisers ihre Belehnungen; auch die Bürgermeister der Städte Berlin und Köln in ihren schwarzen, mit Zobelpelz verbrämten Ehrengewändern knieten nieder und erhielten die kaiserliche Bestätigung ihrer Freiheiten. Als dann die Zinken und Posaunen erklangen, da glaubte Mancher, in ihnen eine Heroldstimme zu hören, welche den Anbeginn einer neue», glücklicheren Zeit verkündete. Nur Schade, daß auch ihr eine so kurze Dauer bestimmt war, daß auch den Lützel¬ burgern die Mark kein ewiges Erbe blieb! Am Schluffe des 14. Jahrhundert huldigten die Mittelmärker

im hohen Hanse

dem bärtigen

Markgrafen Jobst von Mähren, und

wieder begann, nach einer schnell vorübergegangenen Periode großer

organisatorischer Pläne, eine Zeit der Selbstsucht und Eigenmächtig¬ keit ohne Gleichen; Treue und Glauben, Ehrenhaftigkeit und Gcmeinsinn schienen die Mark für immer verlassen zu haben.

Kein Stamm Deutschlands hat so, wie das brandenbnrgische Volk, die Schule des Unglücks durchmachen müssen; erst unter dem Banner der Zollern hat das Volk der Marken de» Weg zu dauern¬ dem Glück eingeschlagen,

und auch in späterer Zeit fehlte es nicht an Gewitterstürmen, welche die Saat des öffentlichen Wohles zu vernichten drohten.

In

den Jahren 1411 und 1412 finden wir den Burggrafen Friedrich und die schöne Else häufig aus dem hohen Hause, und erst von da ab stand ein günstigerer Stern über der brandenburgischen Mark. Ost berieth sich der erste Zoller des späten Abends noch in

verrätherisch dem Markgrafen die Schlüssel des Thores.

Nun fliegen Thorflügel auf, und herauf jagt der Reiterzug die Klosterstraße zum hohen Hause, dessen Zugbrücke sich schnell bei dem Rufe: „Hie Brandenburg!" hernieder ließ. Als der Fürst, durch die Waffen seiner Reisigen geschützt, zornig in jenem Augenblicke mit den Bürgern sprach und ihnen die alten Frciheitsbriefe zerrissen vor die Füße warf, als der Fackelschein gluthroth auf die düsteren Gesichter der Raths¬ mitglieder und die höhnischen Mienen der Ritter fiel, war die Sterbe¬ Obwohl die Stadt noch stunde der Berliner Freiheit gekommen. sechs Jahre lang zähen Widerstand leistete, blieb die Geschlechter¬ herrschaft gestürzt, und als „ein Zügel alter Freiheit" wurde auf der Grenze von Berlin und Köln, 1448, das neue Schloß gebaut. Nachdem die Burg zu Köln im Jahre 1451 bezogen worden war, residirte kein Fürst mehr in dem alten hohen Hause zu Berlin. die

Allgemach wurde das Gebäude seines früheren kriegerischen Characters entkleidet, die Gräben wurden zugeschüttet, die Baulichkeiten zu

Burg-

lehnen vertheilt, d. h. zu Besitzstücken, welche von den städtischen Lasten estmirt waren und deren Besitzer nur die Pflicht hatten, zur

Zeit der Noth das Schloß zu Köln zu vertheidigen oder gewisse So entstanden Leistungen zum Hofhält des Landesherr» abzuführen. aus dem Hause das Burglehn Klosterstraße 75, aus dem gegenübergelegenen alten Hofe die beiden No. 35 und 36. Die Geschichte der drei Grundstücke bietet uns manche interessante Erinnerung an märkische Geschichte, — gehen wir dieselbe einmal durch! Das hohe Haus findet sich zuerst in dem Besitze des Ritters George von Waldenfels, welcher aus Franken den Hohenzpllern in die Mark gefolgt war, und als „geheimer Rath" und Feldhanptmann Von ihm ging das sich hohe Verdienste um sie erworben hatte. Burglehn aus Ritter Nickel von Pfuel, die Familie von Thümen und das Berliner Patriziergeschlecht der Reiche über, dessen Stiftungen und Denkmäler wir im alten Berlin auf Schritt und Tritt begegnen.

Schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts saßen die „Rykes" ihre Landgüter glichen denen von unabhängigen Freiherren Rathe; im Da erfolgte in der Erhebung gegen den an Zahl und Werth. Jener Bernd Ryke, den des Geschlechtes. Sturz „Eisenzahn" der — wie selbst seine Feinde bezeugten, ein wir oben erwähnten unerschrockener Vertheidiger der alten Freiheiten seiner Stadt, — wurde seiner Lehen losgesprochen und mußte zum Herzog von Sachsen entfliehen, bei welchem er in hohem Ansehen stand. Der eiserne

Burg mit seiner klugen Gemahlin über das Wohl des Landes; — es ist zu bedauern, daß kein Zimmer der jetzigen Baulichkeiten niehr so ist, wie zu alter Zeit, und daß nur Grund und Boden an jene Pflanzzeit des preußischen Staatswesens erinnern, da hier der erste Friedrich gewaltet und ge¬

Friedrich scheint den entschlossenen und unermüdlich thätigen Bürger¬ meister und seine Rache gefürchtet zu haben; wenigstens glaubte ein

schafft hat.

dort sein Grab.

einem traulichen Gemache der landesherrlichen

Wer aber will's den Märkern jener Tage verargen, daß sie nicht jenen hellen Blick in die Zukunft, jenes Verständniß für die Anfor¬ derungen der Zeit hatten, das nur ausgezeichneten Geistern zu Theil

wird? Weder Adel

Städte wollten von dem alten Rechte lassen, für unvereinbar mit einer gedeihlichen Landes erkannt hatten. Am hartnäckigsten zeigte noch

welches die Fürsten des Landes

Entwickelung des sich

Berlin und

sein Bürgermeister Bernd Ryke.

Aber nicht umsonst

nannten die Märker den zweiten Friedrich den „Eisenzahn". Im Jahre 1442 war's, in einer dunklen, stürmischen Herbstnacht, da stand der Markgraf mit 600 Reitern vor dem Spandauer Thore, iu wel¬ ches die Stadt ihm den Eintritt versagt hatte. Der Wind trieb den Reitern den feinen Sprühregen in's Gesicht, — die Ungeduld

Wort über die Berliner, — Stadt vor ihnen lag in dumpfer Ruhe, — nur ab und zu schallte eine Glockenftimme von den Thürnien zu ihnen herüber. Da erpreßte ihnen manch' hartes oder derbes die

knarrt die rostige Angel einer Mauerpsorte; ein Bürgermeister, welcher vorgegeben hatte, zum heiligen Grabe zu wallfahrte», überbringt

Edelmann

sich den

Dank

des

Fürsten dadurch zu verdienen, daß er

Flämings überfiel. bis nach Wittenberg und fand

den Geächteten einst ans den waldigen Höhen des

Schwer verwundet schleppte Ryke

sich

Im

16. Jahrhundert, als das alte Unabhängigkcitsgesühl er¬ loschen war, finden wir die Glieder des alten Patrizierhauses am brandenburgischen Hof in Gunst und Ehren stehen; „für viele treue Dienste" wurden dieReiche's mit der ehemaligen markgräflichen Re¬ sidenz begnadigt.

Ja, wir treffen

selbst die kurfürstlichen Prinzessinnen

oft zu Besuch in dem Reiche'schen Hause; sie verehren die Gemahlin Bürgermeisters Joachim Reiche wie eine treue, verständige Mutter, und Joachim H. schlägt es nicht ab, die Töchter des Hauses ans Als Herr Joachim Reiche im hohen Hause der Taufe zu heben. wohnte, da füllten sich die Säle der alten Fürstenwohnung mit Büchern und Handschriften; der vornehme Patrizier verschmähte es, dem lustigen Nichtsthun seiner Standesgenossen oder den wucherischen Handels¬ geschäften, die nach dem Zeugniß der Chronisten damals nur allzu des

häufig von den besitzenden Bürgern getrieben wurden, sich zu ergeben; er fühlte sich von Jugend auf zu den Studien hingezogen, und hinter¬ ließ neben dem Ruhme altväterlicher Rechtschaffenheit, Mannhaftig¬ keit und Ehrbarkeit, den eines Vaters der Armen und eines selten be-

L4 lesenen Gelehrten.

Im

17. Jahrhundert starben die Reiche's ans,

nachdem auch sie den Wechsel alles Irdischen erfahren hatten

— der

letzte des Stammes, Henning Reiche, lebte in den drückendsten Ver¬ hältnissen, — und das Burg lehn des Geschlechtes in der Klosterstraße

fiel an die Landesherrschast zurück. Von nun an hatte das alte Fürstenhaus die mannichfaltigsten Schicksale: nach einander wurde es Kommandantur-Wohnung, Waisen¬ haus, Ritterakademie und Woll-Lager. Im 18. Jahrhundert be¬ fanden sich die Baulichkeiten im Besitze eines merkwürdigen Mannes. Johann Andreas Kraut war Kaufmann in Berlin gewesen, hatte sich durch seinen Reichthum bald in den Stand gesetzt, sich auch den König Friedrich I. zu ver¬ pflichten. Zu der Stelle eines General-Kriegs-Zahlmeisters während

dann ein Bankgeschäft errichtet und sah

Genien des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung anzubringen. Das Vorhandensein der Tafel an einem kurfürstlichen Besitzthume erklärt sich von selbst. Außer diesem Denkural alter Zeit erinnern nur die Adler von Preußen und Brandenburg an dem Gitterwerk in der Kloster-Straße, und -eine aus einem Kissen ruhende Krone über dem Eingang zur Wache an die einstmalige Bestimmung dieser um¬ fangreichen Baulichkeiten.

Aus dem nördlichen Hofe aber gewahrt Sammlung von Abgüssen Rauch¬

der Besucher des Lagerhauses eine scher

Reliefs.

Doch wir wenden uns nun zier Geschichte der Burglehne, welche auf der ander» Seite der Klosterstraße entstanden sind, und auch sie rufen uns bekannte Namen in's Gedächtniß. No. 35 befand sich einst im Besitze des kurfürstlichen Küchenmeisters Ulrich Zeuschel. Wir

be¬

haben uns aber unter dem wackren Franken, welcher die volle Hoch¬

deutend zu vergrößern, er wurde geadelt und beim Regierungs-Antritt Friedrich Wilheluis I. zu einem Ministerposten berufen. Er erwarb sich in dieser Stellung nicht unbedeutende Verdienste um die Hebung der vaterländischen Industrie, namentlich verdankte ihm her Staat Aus der einen ungeahnten Aufschwung der Wollen - Manufactur. Besitzzeit Kraut's erhielt das hohe Haus seinen jetzt gebräuchlichen Namen „Lagerhaus"; es wurde als Niederlage der bedeutenden Wollenvorräthe benutzt, welche der Minister verarbeiten ließ. Gleichzeitige

achtung des eisernen Friedrich besaß, nicht etwa einen Kochkünstler moderner Art zu denken; der Küchenmeister besaß zugleich die ganze

der flanderischen Affaire erhoben,

wußte er sein Vermögen noch

Nachrichten schildern denselben als einen harten, groben und schmutzig¬ geizigen Mann, dem allerdings ein tiefes Verständniß der FinanzAngelegenheiten und der wirthschastlichen Verhältnisse des Staates Das letztere Verdienst verschaffte ihm Jahre lang das unbegrenzte Vertrauen Friedrich Wilhelms I.; aber Kraut

nicht abzusprechen sei.

endete tragisch genug.

sein Dasei».

Zuerst verbitterten ihm Familienzwistigkeiten

Sein Sohn hatte

gegen den

Willen

des

Vaters eine

Flamänderin von niedriger Geburt geheirathet, starb aber bald, ohne nur eine Bestätigung sich mit dem Vater zu versöhnen oder auch Dann kam öffentliches der Ehe von demselben erlangen zu können. Unglück, der greise Beamte wurde des Unterschleifes angeklagt. Da wurde Kraut wahnsinnig, und der König befahl, die Untersuchung zu sistiren; die Gegner des Ministers aber behaupteten, er habe diese Gcinüthskrankheit nur simnlirt. Unfähig, über eine solche Beschul¬

digung zu entscheiden, müssen wir doch zu Kraut's Entschuldigung anführen, daß er schon lange an einer Störung des Geistes gelitten zu haben scheint, denn er versagte sich selbst die nothwendigsten Lebens¬ bedürfnisse. Er starb im Jahre 1723. Sein Vermögen ging zum größten Theil an den Staat über; zu St. Nikolai aber finden wir sein prächtiges Grabmal, das er sich bereits bei Lebzeiten erbaut hatte. Noch lange Zeit nach Kraut's Tode scheint durch das Potsdamer Waisenhaus, welches ihm in dem Besitze des Lagerhauses folgte, das Wollgeschäst in den ausgedehnten Räumlichkeiten desselben betrieben worden zu sein; in neuerer Zeit diente der alte Bau zu Kassenlo¬ kalen und wurde zur Abhaltung der Schwurgerichtssitzungen verwandt. Aber noch einmal sollte ein Schein der Größe aus das ehrwürdige Fürstenhaus fallen: hier hat Rauch seine unsterblichen Werke ge¬ schaffen, hier hat nach dem Tode des edlen und liebenswürdigen Meisters das Rauch-Museum seinen Platz gefunden. Wir stehen auf dem Hofe des Lagerhauses, in dessen Räumen Mächtige Wollwagen, welche mannichfachc Geschäftigkeit herrscht. hier der bestehenden Borrathen noch Waarenlager verladen den ans werden, erinnern noch immer an die Periode des Kraut'schen Besitzes. Aus jener Zeit stammen auch die meisten Baulichkeiten des hohen

in ihrer gegenwärtigen Gestalt. Einzelne Theile aber sind älter. So befindet sich in dem Durchgangsbaue des linken Flügels Sie trägt Titel und eine eiserne Tafel mit der Jahreszahl 1577. Wappen Johann George's von Brandenburg sowie eine Säule mit Hauses

einer Kugel, die Symbole des Staates und der Vollkommenheit; auch hat die klassische Zeit der Allegorien nicht verfehlt, die drei

Leitung des fürstlichen Hoshaltes, und bei den nur beschränkten Mitteln, welche den Fürsten alter Zeit zu Gebote standen, war sein Amt oft ein sehr sorgenvolles und ersorderte große Umsicht. Von Ulrich Zeuschel ging das Burg lehn auf die Lebuscr Bischöfe und von Als Besitzer von No. 36 diesen auf die Herren von Schlieben über. erscheinen unter vielen Andern die Grafen von Hohenstein und das

Vom 14. Jahrhundert ab haben die in zwei Linien getheilt, den beiden bedeutendsten Städten~ der Mark, Berlin und Frankfurt, als Rathsherren und Bürgermeister gedient. In der Oderstadt sind in der schönen St. Marienkirche ihre Denkmale noch vorhanden mrd reiche Stiftungen zeugen von ihrer Wohlthätigkeit. Ihr trotziger Bürgcrsinn verwickelte auch die Winse in den Berliner Aufstand, bald jedoch erhielten sie ihren verwirkten Landbesitz zurück und erscheinen nun unter dem Adel der Mark und Patriziergeschlecht der Winse. Letzteren,

Schlesiens.

Im

dreißigjährigen Kriege ging ans dem Geschlechte

einer jener wilden Kämpen hervor, welche wider Vaterland und Religion auf der kaiserlichen Seite standen und nichts Höheres kannten, als die wilde Lust eines mörderischen Kampfes

lagers —

und eines tosenden Feld¬

Durch seine Tapferkeit hatte er Sternen, dem sich zu dem Schilde mit dem Regenbogen und den alten Wappen feines Hauses, noch den kaiserlichen Reichsadler hinzu¬ erworben; aber er scheute sich nicht, durch den wilden Strom des der Oberst von

Wins.

Krieges nach Berlin geworfen, die Stadt feiner Ahnen zu brand¬ schatzen und das Land ringsum mit schändlicher Grausamkeit verwüsten

Wir

Wie viele andere seiner — vielleicht gefallen auf einer der blutigen Wahlftätten des Krieges, vielleicht, von Fahne zu Fahne gehend, zuletzt wie manch' eine jener unbändigen Soldatennaturen zu lassen.

wissen nicht, wie er geendigt.

Kanipsgenossen ist er verschollen

des

Zeitalters, im Unglück verkommen.

Nach vielfachem Wechsel finden wir im Jahre 1713 das Stamm¬ haus der Winse im Besitz des Ministers von Kreuz; aber nun ist es ei» prächtiger Palast mit weiten Fluren und Sälen, mit zierlichem Stuck- und Sandsteinschmucke, kein enges Bürgerhaus mehr mit gothischeui Giebel. Auch Herr von Kreuz war, wie sein College

vortrefflich verstanden, des Königs Aufmerksamkeit durch seine Sparsamkeit auf sich zu ziehen; er war es auch vorzüglich, welcher dem Monarchen in seinen nicht selten zu weit getriebenen wirthschastlichen Tugenden fortdauernd bestärkte. Daß

Kraut, ein Parvenu.

Er hatte

es

demnach Pöllnitz kein allzu liebenswürdiges Bild von ihm entwirft, darf uns nicht Wunder nehmen. Nach der Schilderung des galanten Höflings war Kreuz, je nach Maßgabe der Personen und seiner Laune,

höflich oder grob, ein Feind des alten Adels, hochmüthig mrd selbst¬ süchtig. Die Nachwelt aber hat dem Minister ein besseres Zeugniß gegeben: seine Verwaltung ist eine musterhafte gewesen, seine Spar¬ samkeit war nach den Ausschreitungen der vergangenen Regierung

durchaus geboten.

25

Seit 1821 steht nun auf der Stelle des .alten Hofes von Berlin das einfach-schöne Gewerbemuseum. Und das gerade ist ein bezeichnender Umstand für den Unterschied der Zeiten! Vergegenwärtigen wir uns noch einmal das Bild, welches wir oben von dem Zustand dieser Stätte vor beinahe 700 Jahren zeich¬ neten.

Wer empfände da nicht Etwas von dem

überwältigenden

Eindrücke des Fortschritts menschlicher Kultur, — wer wollte da nicht den Segen preisen, den das Walten einer höheren Macht diesem

Stube und Kammer sein „guter Bekannter und Freund", Nikolaus Naumann aus Bauzen. Dieser war, nach Nikolais Schilderung, ein nicht ganz unfähiger, aber seltsamer Kopf und ein allzeit fertiger Schreiber ohne alles Talent (?), aber von einem sehr redlichen und guten Charakter.

In

Berlin

schrieb er verschiedene Wochenblätter,

unter Anderm eines in mehreren Bänden, der „Vernünftler" betitelt. Naumann lebte sehr kümmerlich, war aber stets zufrieden. Er blieb bis zur Mitte des Jahres 1756 in Berlin, und siedelte dann, wie

Statur

Lande verliehen hat, das aus solchen Anfängen, freilich nur langsam,

Nikolai mit Bezug aus

Blüthe gelangte, während auf andern Orten eine schnell emporgekeimte Saat nun schon lange wieder von Wildniß und Un¬ kraut überwuchert ist!

bemerkt, „aus Furcht, angeworben zu werden", nach Hamburg über,

zu solcher

Das Lessmghaus auf dem Nikolai-Lirchhof in Berlin. „Ich erinnere mich noch mit Vergnügen sehr angenehmer Stunden mit Naumann und Professor Kies, dem Astronomen (der in Tü¬ bingen starb), einem sehr lebhaften und witzigen Manne, auf einer

Stube, die Lessing in einem sehr kleinen Hause auf dem Nikolai-Kirchhof in Berlin

sehr kleinen

damals bewohnte.

Ich

gehe

die sehr kleine

sarkastisch

desselben

um daselbst die Handlung zu erlernen.

Der zweite jener Freunde, welcher bei Lessing damals verkehrte, war der königliche Astronom Kies, welchen Mylius bei der Be¬ obachtung einer Moudfiusterniß im August 1748 zuerst näher kennen gelernt und auch mit Lessing bekannt gemacht hatte. Da Kies schon gegen Ende des Jahres 1754 als Professor nach Tübingen berufen wurde und bald darauf starb, so müssen jene gemeinschaftlich ver¬ lebten, „sehr angenehmen" Stun¬ den in Lessing's Stube schon vor das Ende des Jahres 1754 gefallen Ein weiterer Umgang mit sein. gebildeten Männern aus den ver¬ schiedensten Lebenskreisen wurde

nie

für

vor diesem kleinen Hause vorbei,

Lessing noch dadurch herbeigeführt,

ohne mich

daß

der ehemaligen glück¬

lichen Stunden zu erinnern."

in

1752

er

noch

jetzt

Ramler

und

den

durch

bestehenden,

Sulz er

um das Jahr 1748

die Wohnstätte Lessings, während

gründeten

„Montags-Club"

Aufenthalts desselben in Berlin, von 1752 bis 1755 — auf dem Nikolai-Kirchhof No. 10. Das schmale, hohe Haus war

genommen wurde.

vor dem dreißigjährigen Kriege im Fachwerk mit übergekragtenObergeschossen erbaut, und hat vor et¬ lichen Jahren einem Neubau weichen müssen, um durch denselben mit dem Vorderhause am Molkenmarkt

nebenbei die

No. 9/10 verbunden zu werden. Der alte David Fried¬

Osterferien 1753 war der Bruder

So schildert uns

Nikolai

des zweiten

Nicht ohne Rührung verneh¬ men

Komödien

be¬

Bibliothek gestatteten, die jüngeren Brüder gastlich

auch

bei sich aufnahm.

Während der

Theophilus bei ihm zum Besuch, und zwei Jahre später ließ er den vierzehnjährigen Bruder Gottlob monatelang bei sich wohnen.

von Moses

Die Beschränktheit

des Rau¬

mes bei dem immer lebhafter wer¬ denden Verkehr seiner Freunde, am

meisten aber wohl das Zusammen¬

mit

wohnen

Ueber den Verkehr des jugend¬ seinen Freunden

ist es wiederum der Königl. Baurath, Professor Adler,

ihui Anschaffung einer nur die

stehenden

bewahrt hat.

mit

Mittel,

holländischen

und

zeichnet und so der Nachwelt auf¬

in

Lessing, ungeachtet

kleinen, aus spanischen, italienischen

dieses Haus oft seinem Sohne gezeigt, und von den Söhnen des letzteren ist es der jetzige Direktor der Königlichen Münzsammlung, vr. Jul. Fried¬ länder, welcher das Lessinghaus nnt seiner näheren Umgebung ge¬

lichen Dichters

wir, wie

seiner spärlichen

schon

länder, ein Freund Mendelssohn, hat

be¬

aus¬

Das Lessmghaus aus dem Nikolai-Kirchhofe.

diesem Hause

deffen

Mittheilungen wir

samkeit und „verschloffen

dem unruhigen und

originellen Naumann, nöthigten Lessing, mitten im Winter 1755 — vom Januar bis März — Berlin mit Potsdam zu vertau¬ schen, um daselbst in völliger Ein¬

in ein Gartenhaus", wie Kleist an Gleim

Miß „Sara Sanrpson"

Nach feiner

zu schreiben.

das Nachstehende entnehmen.

berichtet, seine

Gegen Ende des Jahres 1752 kehrte Lessing, als Magister, von Wittenberg zum zweiten Male nach Berlin zurück, um seine litera¬

Rückkehr dauerte dann der freundschaftliche Verkehr in der kleinen, beschränkten Wohnung nicht nur fort, sondern es traten zu dm älteren

rische

Thätigkeit bei der damals dem Buchhändler Johann Andreas gehörigen, später „Vossischen Zeitung" wieder aufzunehmen. Er wählte seine vorerwähnte Wohnung vermuthlich wegen der Nähe des Vossischen Geschäfts im Berlinischen Rathhause. Mit ihm zusammen bewohnte die zwei Treppen hoch gelegene

Freunden

Rüdiger

tenbach,

Mylius, Kies, Naumann, noch

Moses Mendelssohn,

Gumpertz und

Nikolai

v.

und

Brei-

Ramler

hinzu. Lessing schied am

18. Oktober 1755 aus diesem

thätigen und geistig anregenden Kreise,

dessen

so

vielfach

eigentlicher Mittelpunkt

um nach Leipzig überzusiedeln ; aber die Erinnerung daran

er war,

„Sie

26

Er ward in

der dortigen

St.

Wenzelskirche begraben, wo sein heute

sollen ihn gewiß bekommen", schreibt

noch vorhandener Leichenstein der Nachwelt die heldenmüthige Auf¬

28. April 1756 an Mendelssohn, „denn ich habe Ihnen hundert Kleinigkeiten zu schreiben, von der Art, wie wir in unsern Und unterm 28. Juli Morgcngesprächen abzuhandeln pflegten". desselben Jahres an Nikolai: „Schreiben Sie mir Alles, wovon wir

opferung eines jungen, bis in den Tod getreuen Kriegers verkündet. Der Verwundete aber, als König von Schweden erkannt, wurde von

beseelte

ihn

noch lauge.

er unterm

geplaudert haben würden, wenn wir noch jetzt

sechs

Häuser von ein¬

Der Nikolai'sche Buchladen befand sich in der ander wohnten." Poststraße, unweit der „alten Post", während Nikolai im väterlichen Hanse in der Spandauerstraße mit seinem Bruder zusammen wohnte. Von den vier Häusern, in denen Lessing hier längere Zeit ver¬ weilte, erinnert nur noch dasjenige ain Königsgraben No. 10 in seiner ursprünglichen Gestalt an den unsterblichen Genius, mit dem die Morgenröthe am Himmel der deutschen Literatur heraufstieg. F. M.

Der Tod und Leichentransport König Gustav Ädotfs von Schweden. Von

vr.

(£.

Ärcrfii.

Ungefähr das gleiche Stückchen Erde, auf welchem im Jahre 933 Kaiser Heinrich I. in siegreicher Schlacht Deutschland von der schimpflichen Abhängigkeit Seitens der Ungarn befreite, — dasselbe Schlachtfeld, auf welchem 1813 Deutschland die Morgenröthe der Freiheit von der Franzosenherrschaft anbrechen sah, war im Jahre 1632 vom Schicksal ansersehen, die gewichtige Frage: ob die evangelische Lehre in Deutschland bestehen bleiben solle, zu entscheiden. Von den bedrängten evangelischen Fürsten und Ständen Deutsch¬ lands zu Hülse gerufen, hatte König Gustav Adolph im raschen Siegeslauf seine Fahnen fast durch ganz Deutschland getragen, bis er am 6. November 1632, in der großen Entscheidungsschlacht bei Lützen, die von ihm vertretene Glanbenssache mit seinem Tode besiegelte. Von den mannigfachen, sich theilweis widersprechenden Nach¬ richten über den Tod des Königs in dieser Schlacht, haben die Mit¬ theilungen Pufendorf's und Lenbelfing's entschieden den größten An¬ spruch auf Richtigkeit. Nach diesen erhielt der König, als er seinen

Flügel, der bei dem Angriff aus das 3. und 4. Ouarrö ins Stocken gerieth, mit dem Steinbock'schen Regiinente zu Hülfe eilen wollte, einen Schuß durch den Arm, der ihm siegreichen rechten

kaiserliche

den Knochen zerschmetterte, so daß die Röhre

herausging.

Er verbiß

den Feinden

vollständig ausgeplündert; und als

sie

sich

hieraus

be¬

mühten, ihn noch lebend zu den Ihrigen zu schleppen, warf sich der schwedische Obrist Stalhantsch aus dieselben, um seinen königlichen

Herrn zu retten. Die feindlichen eignisses keine Möglichkeit sahen, schossen ihm eine Kugel durch den Male mit den Schwertern. Die

Reiter, welche in Folge dieses Er¬ den Gefangenen zu transportiren, Kopf und durchbohrten ihn mehrere Kaiserlichen wurden demnächst

ge¬

worfen und die irdische Hülle des großen Königs fand sich, bei der Heftigkeit des Angriffes, unter Haufen von Todten begraben. Für die Richtigkeit dieser Mittheilungen und speciell dafür, daß der König, als solcher kenntlich, den Kaiserlichen in die Hände fiel, spricht vorzüglich das Verfahren mit den ihm geraubten Sachen. Sein blutiger Koller wurde nach Wien geschickt, ein von dem Trompeter des Generals Holk erbeuteter Sporn jenem von diesem abgekauft, seine goldene Kette fiel in die Hände des Lieutenants Hans Schnee¬ berg vom Götze'schen Regimente, in dessen Familie sie noch lange

Zeit fortgeerbt sein soll. Hätte man diesen Gegenständen, wenn sie nur von einem Officiere herrührten, wohl eine derartige Aufmersamkeit geschenkt? Gewiß nicht! Das Schwert des Königs wurde später ans dem Schlachtfelds in Sicherheit gebracht, seine beiden Pistolen fanden sich, abgeschossen, in den Halftern seines Schlachtrosses vor. Die Dunkelheit hatte schließlich beide Parteien getrennt, die im fürchterlichen Ringen um die Sicgespalme gekämpft hatten; sie fiel den Schweden zu, welche das Schlachtfeld behaupteten und nunmehr

daran denken konnten, den Leichnam ihres Königs zu ermitteln. Der Herzog Bernhard von Sachsen -Weimar, der nach dem Tode des Königs den Oberbefehl übernommen hatte, schickte noch am Abend Mannschaften aus, um die königliche Leiche zu suchen. Diese fanden zuerst den Sattelknecht Monk todt, sodann den andern, Erichson, welcher noch lebte und

Mittheilungen über die Stelle, wo der König

lag, machen konnte. Von Wunden bedeckt, von Rosseshufen zertreten und der Kleidung beraubt, ward endlich die Leiche desselben gefunden. Hingerissen in der Blüthe seiner Jahre und ohne die Frucht seiner Tapferkeit zu genießen, scheint König Gustav eine Vorahnung von dem ihn betroffenen Geschick gehabt zn haben, denn wenige Tage vor der Schlacht, in welcher er seine Heldenseele aushauchte, hatte

Fabricius geäußert:

zuerst den Schmerz, spornte die

er zu dem Hofprediger

aber bald, geschwächt durch den

aller Orten, wo er hinkäme, mit großem Froh¬ locken empfangen und in großen Ehren gehalten würde; es vergeh aber das Volk des Gebets, würde sicher und traute auf Menschen mehr, denn auf Gottes Hülse, welches denn ihm sehr mißfällig wäre;

Seinigen zur Tapferkeit an, war Blutverlust, genöthigt, sich aus dem

Treffen führen zu laffen. Nur begleitet von seiner nächsten Umge¬ bung, dem Herzoge Franz Albert von Lauenburg, dem Edelknaben

August von Lenbelfing, den Sattelknechten Monk und Erichson und dem Feldtrompeter

Mänffon, gerieth der König bei

dem herrschenden

Nebel ans feindliche Kürassiere des Götze'schen Regiments.

Von einem

Schliffe, den der erst zwei Tage vorher aus schwedischer Gefangen¬ schaft entlaffene Obristlieutenant Moritz v. Falkenberg vom genannten Regimente, aus den ihm persönlich bekannten König abgeschossen haben soll, durchbohrt, sank dieser vom Pferde, wurde aber, da er mit einem Fuße im Bügel hängen blieb, noch eine Strecke fortgeschleift. Mit

ihm fielen die beiden Sattelknechtc, während es dem Herzoge und dem Trompeter gelang, sich zu retten. Der 17 jährige Edelknabe v. Leubclfing, der allein dem Könige nachgeeilt war, bot dem ans der Erde liegenden Monarchen seinen Klepper an, da das Pferd desselben sich

inzwischen fteigemacht hatte und zn der schwedischen Armee

ge¬

flüchtet war.

Lenbelfing konnte jedoch dem Könige nicht aufhelfen, weil inzwischen die feindlichen Kürassiere herangekommen waren und

umringten. Der Edelknabe empfing hierbei tödliche Wunden, an denen er wenige Tage darauf in Weißenfels sein Leben endete. beide

Er

sehe, daß er

hielte derohalben davor, daß Gott wohl in Kurzem seiner Armee ein Unglück begegnen lassen oder auch ihn selbsten durch den zeitlichen

Tod hinweg nehmen dürste. Auch an Ereignissen, die der damalige Aberglaube aus ein den König treffendes Unglück deutete, hatte es nicht gefehlt. So führt das Theatrum Europaenm II. S. 750 beispielsweise wörtlich an:

„Wie dann, seit Ihre Majestät vor Nürnberg gelegen, Deroselben 11. Hand- und Leib-Roß umgefallen und noch jüngst eins zu Arnstabt, als sie durch Thüringen zogen. Item da der König selben morgen auff ein schön gut schwarz¬

braunen Pferd, so er vom Obristen Baudis empfangen, und vor einem Jahre in der Schlacht bei Leipzig auch gebraucht, gesessen, hat solches im Fortgehen 2 mal mit den Vorderschenkeln geknickt,

niemals an ihm gesehen oder gespüret worden. So hat auch der König nicht so ftendig wie sonsten hierbei geschehen, das Commando und die Ordinantz ertheilt, auch die Officiere und

so sonsten zuvor

|

ihm aufwardten wollen, immer von sich gewiesen, welches alles etliche für widrige Omina nociret." Tiefbetrauert nicht allein von seinem Heere, welches er zum Schutze der evangelischen Wahrheit von den fernen Gestaden Schwedens über die Ostsee geführt, tiefbetrauert von Allen, die mit ihm für die von ihm vertretene Glaubenssache das Schwert gezogen hatten, wurde sein Körper vom Schlachtfelde aufgehoben, auf einem Rüstwagen nach dem Dorfe Meuchen, eine halbe Meile südöstlich von Lützen, wo die Diener,

Bagage während der Schlacht Aufstellung gefunden hatte, gebracht und in der dortigen Kirche, nachdem er in der Sacristei ab¬ gewaschen und in ein großes leinenes Betttuch gehüllt war, vor dem

schwedische

Altar niedergelegt. Die Officiere der die Leiche begleitenden Escorte ritten in die Kirche, um den Altar, und hielten die Ehrenwacht bei Hierauf wurde von

ihrem entschlafenen königlichen Herrn. meister Laue

in

dem Schul¬

der schnell erleuchteten Kirche ein Gottesdienst ein¬

geleitet, wobei ein Officier die Trauerrede hielt.

Da der Leichnam des Königs von vielen Wunden durchbohrt war und in diesem Zustande nicht weiter geschafft werden konnte, so wurde es nothwendig, ihn zu öffnen, obgleich Gustav Adolph häufig seinen Widerwillen gegen Leichenöffnungen ausgesprochen hatte. Die Section erfolgte in der Kirche, woselbst die niederen Eingeweide, von der großen Ueber den dische

Stein,

Thür aus links, in der diesen

Ort

deckte,

der

Mitte

beigesetzt wurden.

ist später das königlich

schwe¬

Wappen angebracht, welches noch deutlich erkennbar ist, und wird.

deffen Wiederherstellung gegenwärtig beabsichtigt

Als

Den Tod

so

der Ortsrichter Schroeder

in Meuchen 1832

den

Stein

aufheben ließ, fand er darunter ein hölzernes, ganz vermodertes Fü߬ chen von Eichenholz, worin sich Erde, wie aus faulen Weidenbäumen,

Der :c. Schröder ließ dasselbe versenken, und gab man dem¬ in welcher das Füßchen gestanden hatte, eine aus Sand und Kalk gebildete urnenartige Form.

in einem Schreiben vom 9. November ist beinerkt: „In geheim wird gehalten, daß Ihre königliche Majestät todt und in dem Geleitshause auf einem Wagen stehet. Gott stehe uns bei." Wie dem auch sei, die Nachricht von dem den König betroffenen Unglück verbreitete

In der Kirche zu Meuchen befinden sich gegenwärtig, von der großen Thür rechts an

der Wand, ein großer und ein kleiner Säbel, 4PaarSporen und ein Fechthandschuh, welche aus der Schwedenschlacht herrühren.

Nach erfolgter Section sollte die Leiche, zuerst

in

dem Hause

Schulmeisters niedergelegt werden. Dies erwies sich jedoch zu klein und sie wurde deshalb in das Haus eines Nachbarn desselben, Namens Burghard, gebracht, durch schwedische Männer dort vorläufig einbalsamirt und dann in einen vom Schulmeister, zugleich als Tischler, des

in

der Eile gezimmerten Sarg mit der Leinwandumhüllung gelegt. Dieses Leichentuch wird noch heute in der Ritterholmskirche zu Stock¬ holm gezeigt. Das Haus in Meuchen, welches gegenwärtig dem Oekonomen Kabisch gehört, führt die No. 13. demselben befand

In

bis vor Kurzem, rechts vom Eingänge, hinter der Hausthür der Tisch, woraus die königliche Leiche bei der Einbalsamirung gelegen. Gegenwärtig ist ihm bei der Restauration des Gebäudes ein Platz sich

in

der Küche angewiesen, wo er, gerade wie früher, mit zwei eisernen Bändern an der Wand befestigt ist. Dieser Tisch, ein Klapptisch, besteht aus sechs, vier ursprünglichen und zwei nächst dem Riegel später eingelegten, von rechts nach links gehenden Breitem, welche unterhalb durch zwei, im Riegel eingefügten bretterartigen Querleisten

getragen werden. Zwischen diesen Leisten befindet sich eine mit zwei eisemen Bändern am Tische befestigte, vor- und rückwärts bewegbare

Gabel, welche beim Hemnterklappen unter den Tisch gestellt wird Die abgehobelten und nicht angestrichenen Bretter sind aus fichtenen Stämmen geschnitten; der Riegel dagegen ist aus Eichenholz gefertigt. Die Ausdehnung des Tisches in die Länge be¬ trägt 2 V8 / in die Breite 2'/* Ellen. Am Morgen des 7. November verließ der Herzog Bemhard und ihn trägt.

mit auf

der Armee das Schlachtfeld und führte den Leichnani des Königs dem erwähnten Rüstwagen, der von dem damaligen Chronisten

mit einer „Kutsche"

bezeichnet

wird, nach Weißensels.

wenn auch bei den damaligen Com-

sich dennoch,

municationsmitteln nur langsam;

so erreichte sie

Berlin

erst am 14.

In

Weißensels brachte man die Leiche in den kleinen des alten Amtshauses, des jetzigen Geschästgebäudes der dortigen

November.

Saal

Hier wurde der Körper von dem Stadtapotheker Casparius kunstgerecht einbalsamirt, bei welcher Gelegenheit etwas Blut an die Wand spritzte. Zum Schutze desselben ist ein hölzerner Schieber angebracht, über dem ein vom damaligen Rathe in Weißen¬ fels mit Siegel und Unterschrift bekräftigtes Dokument hängt, welches bezeugt, daß man hier den Körper des Königs einbalsamirte und daß das noch sichtbare Blut davon herrühre. Ein langer Stoßdegen, wie er zur Zeit des 30jährigen Krieges üblich war und welcher über Gerichts-Commission.

der genannten Urkunde befestigt

ist, wird,

ohne jeden historischen

Nachweis, für die Waffe ausgegeben, die der König bei Lützen trug. Die Eingeweide der Leiche wurden in der St.-Clarakirche in Weißen1 Pfd. 20 Loth wog, ließ am Schlachttage auf der Rudelsburg bei hatte, und auf die Todesnachricht sogleich

fels beigesetzt, das Herz dagegen, welches

Königin,

die

Naumburg

welche sich

befunden

war, in einer goldenen Kapsel verschließen, trug. Erst nach Jahresfrist brachte es die

nach Weißensels gekommen welche sie stets schwedische

bei

sich

Geistlichkeit dahin, daß

dessen Leiche

vorfand.

nächst der Vertiefung,

Königs scheint man, wenigstens nach den Archiv-

des

nachrichten zu Weißensels, vorläufig geheim gehalten zu haben, denn

sie

das Herz ihres Gemahls bei

aufzubewahren gestattete.

Wie lange die

Leiche

in Weißensels geblieben ist, läßt

sich

nicht

fortzuführen und ihre Bedeckung den Resten des Regiments Smaländer, an deren Spitze der König seinen Tod fand, anzuvertrauen. Der Leichenconduct schlug demnächst die Straße nach Leipzig ein und traf hier am 26. No¬ feststellen,

jedoch

wurde

beschlossen,

sic

bald

vember an. Nach allen Ermittelungen haben Feierlichkeiten weder bei der Ankunft, noch bei dem Aufenthalte daselbst stattgefunden. Und das ist auch vollständig erklärlich. Nach der Schlacht bei Lützen nahmen die Kaiserlichen ihre Flucht nach Leipzig, das bald mit Verwundeten überfüllt war. Die Pleißenburg hielt der kaiserliche Oberwachtmeistcr Melchior Moser mit 500 Mann besetzt. Die Belagerung des Schlosses währte bis zum 2. December, wo der Commandant capitulirte und freien Abzug erlangte. Angriff und Vertheidigung der Pleißenburg wurden mit großer Energie betrieben, und vor den in die Stadt ge¬ schleuderten Hohlgeschossen und Kugeln war Niemand seines Lebens sicher. Da die Leiche schon am 26. November eintraf, so mochten Rath, Geistlichkeit und Bürgerschaft wohl keinen Drang fühlen, sich bei einem Comitat oder einer sonstigen Festlichkeit den feindlichen Geschossen auszusetzen.

Die Dauer

des

Aufenthalts der Königsleiche in Leipzig läßt

hiernach ebenso wenig aufilären, als sich die Städte, in welchen sie bis zum 7. December gerastet haben mag, angeben lassen. sich

Am 8. December dagegen traf sie

sie

in Wittenberg ein, hier wurde

an der Elbbrücke von der Universität, den: Rathe und der Bürger¬

schaft

mit Gesang und unter

nach

der Schloßkirche,

dem Läuten der Glocken empfangen; darauf an deren Thür Luther am 31. Oct. 1517

geleitet, vor dem Altar niedergesetzt und die Nacht hindurch von schwedischen Soldaten bewacht.

seine Thesen anschlug,

Am folgenden Tage in

der Frühe erhielten, aus dringendes Er¬

mehrere Standespersonen die Erlaubniß, das Angesicht des Königs durch die im Sargdeckel angebrachte, verschließbare Oeffnung suchen,

zu betrachten, welches

Um 8 Uhr

setzte

sie noch

zum Erstaunen ähnlich fanden.

der Leichenzug

sodann seinen Weg auf der

28 alten Straße über Belzig und Brandenburg nach Norden weiter fort,

hinaus in derselben

nachdem er zum Schloßthore

Art,

wie er ein¬

Hier hielt so¬ der Wittenberger Chronik eine

geholt war, eine viertel Meile weit begleitet wurde. dann der Hofprediger Fabricius nach

„augenbrechende" Danksagung, welche der theologische Professor vr. Hülsemann beantwortete. Ueber die Ankunft der Leiche in Belzig und Brandenburg hat sich Nichts ermitteln lassen, da Belzig damals

völlig zerstört war und die Einwohner sich geflüchtet hatten; auch in Brandenburg sind keinerlei Urkunden vorhanden, die Auskunft

Die Substanz in der Dose ist eben mein Geheimniß, ist das Mittel, welches die Wandlung des Metalls, heute also des Mercurs, bewirkt." Hangwitz, der neugierig das rothe Pulver betrachtet hatte, gab Gewichte des Mercurs übereinstimmen.

nun die Dose zurück.

„Ich

sagte Böttcher,

„wir

Er warf

das halbe Loth Mercur aus der Hornschaale

„Nun

lassen

wir

es

(Fortsetzung.)

alle diese Vorrichtungen sehr aufmerksam. Nachdem der Tiegel gestellt und das Feiler gehörig vertheilt

ivar, trat Böttcher auf Hangwitz zu und bat ihn, einen Augenblick

Hier befand

sich eine

Waage, welche sehr

war.

chemische Gewichte eingerichtet

Böttcher hatte ein Quantum Mercur vorgelegt.

„Ich

brauche

Euer Erellenz sind, mich nicht über die „Auch Eigenschaften des Mercur weiter zu verbreiten", sagte er. wiffen Euer Ercellenz hinlänglich genau, welches die Natur, die Vor¬ bei einem Kenner,

wie

es

züge oder Mängel eines Quantums

Mercurii sind,

darf daher wohl nur die Frage an Euer Ercellenz richten: „Erkennen Hochdieselben dieses hier für einen guten Mercurius?" Er schob Hangwitz eine Dosis des Mercures hin, welche dieser sorgfältig prüfte.

„Gewiß, mon ami,

„Ich

dann.

ich

ist guter, reiner Mercur", sagte er

eS

erkläre, daß er alle Eigenschaften besitzt, welche ein

Präparat haben muß." „Ich bin vollkommen beftiedigt," sagte Böttcher sich verneigend. „ES kam mir vor allen Dingen darauf an, Euer Ercellenz zu über¬ zeugen, daß ich nicht etwa eine Mischung in den Tiegel werfe." Er nahm nun von dem, durch Hangwitz geprüften Mercur ein Quantum und brachte es auf die Waage. Einige Sekunden schwankte diese hin und her, Böttcher nahm ein wenig von dem Mercur aus der Schaale, that wieder etwas hinzu, bis die Zunge der Waage solches

Die An¬

Bewegung

der

in das Glas. Nachdem dies ge¬ mit Wachs, dann hob er das also gefüllte Glas mit dem Stocke empor und tauchte es in den Mercur, welcher in dem glühenden Tiegel temperirte. findliche Substanz und schüttete

schehen,

Während dieses Verfahrens beobachteten Alle tiefes Schweigen. Brille ausgesetzt, um sich nicht das Geringste entgehen zu lassen. Böttcher blickte von Zeit zu Zeit

in den Tiegel und ries Ebers einige Worte zu, welche auf Direction Bezug hatten, dessen Kraft gemindert oder gemehrt werden mußte, je nachdem Böttcher ein Steigen oder Fallen des Metalls für nöthig hielt. des Feuers

„Die Verbindung die

Tinctur dringt aus

daß ich ein genaues

Loth abgewogen habe, hier find die Gewichte."

Hangwitz nickte voll¬

gebot er.

Ebers ließ die Flamme stärker spielen — Böttcher hatte den Tiegel zugedeckt, — er blickte auf eine Sanduhr, wendete sie um und ließ den Sand laufen. „Wir haben noch eine Viertelstunde Zeit,"

Böttcher schüttete nun das Loth Mercur in eine Hornschaale und lud daun die Herrn ein, wieder an den Ofen zu treten, woselbst Ebers mit dem Feuer manipulirt und den Tiegel genügend er¬ hitzt hatte.

wir zufrieden sein." Sand eine Viertelstunde Auslauf anzeigte, hob Deckel des Tiegels ab, winkte Ebers zu und ergriff die

sagte er, „dann werden

Nachdem der

Böttcher den Tiegelzange.

Ebers hatte eine kleine metallene Form bereit, Böttcher Inhalt in die Form. Einige kleine

hob den Tiegel ab und goß den

blaue Funken knisterten auf, Ebers legte die gefüllte Form auf den

Rand

Ofens und schloß die Klappe.

des

„während

die Materie kühlen, Ercellenz", sagte Böttcher, bitte ich, sich hier zu überzeugen." Er holte einige

lassen

dessen

Sie waren von

Stücke Metall hervor.

in

kommen einverstanden.

geht gut vor sich," sagte er. „Ich sehe, in die unedle Masse, das Wachs

dem Glase

ist geschmolzen, Alles ist vorüber," sagte er nach einer kleinen Pause. „Nun die Massen durcheinander getrieben. Schärferes Feuer!"

„Wir sagte Böttcher,"

sie

verklebte er die Oeffnung sorgfältig

Ercellenz von Hangwitz hatte sogar eine

richtig stand.

„Euer Ercellenz sehen,"

jede

Böttcher hatte ein Kugelglas ergriffen und dasselbe an einen Stock befestigt. Er nahm nun die in dem silbernen Döschen be¬

Der Laborant und sein College Ebers blieben bei dem Heerde beschäftigt, sie griffen mit der Zange einen Schmelztiegel und setzten Hangwitz und seine Begleiter verfolgten denselben über das Feuer.

für

den

Laboranten.

Von Kcorg üittt,

an den Tisch zu gehen.

mit größter Spannung

verfolgten

wesenden

Eine Erzählung aus dem alten Berlin.

genau gearbeitet uird

in

drinnen arbeiten," fuhr Böttcher fort, „und

verfahren dann, wie Euer Ercellenz jetzt bemerken werden."

Der Goldjunge.

können

Tiegel.

(Schluß folgt.)

darüber geben könnten.

Tiegel glüht,"

der

sehe,

beginnen."

kleine Kästchen,

'/g Loth,

’/2

Loth,

verschiedener Größe und lagen

Inschriften oder Bezeichnungen trugen: Loth rc. „Diese Stücklein sind echten Goldes",

welche 1

sagte Böttcher, „sie sind genau abgewogen und zwar zur Vergleichung.

„dieses halbe Loth Mercur vor den Augen Euer Ercellenz

Wollen Euer Ercellenz dieses Stück von ein halb Loth Schwere prüfest?" „Wozu mein Freund?" sagte Hangwitz; „ich sehe „Lediglich zu meiner eigenen Controlle", bat Böttcher. „Ich

gutes Gold

wünsche sehr, daß Euer Ercellenz ganz sicher gehen,

„Es wird nun

Er

z>l

sein," begann Böttcher wieder, in reines, Ich bitte, mich genau zu kontrolliren."

meine Aufgabe

verwandeln.

untersuchte nun den Tiegel.

„Er wird

bald glühend sein und

dann werden die Herren sehen, wie schnell mein Werk gethan ist. Unterdeffen sehen Euer Ercellenz dieses hier."

Er

zog aus seiner Westentasche ein kleines, dem Anscheine nach

silbernes Döschen, welches er sofort öffnete und dem Herrn von Hang¬

Die Dose enthielt ein röthliches, feines Pulver. Die Farbe des Rothes mochte der eines noch ziemlich frischen Rostfleckes gleich kommen.

witz reichte.

„Ich bitte Euer Ercellenz

vorsichtig

mit

dem

Inhalte

der Dose

umzugehen", sagte Böttcher; „das Quantum muß genau mit dem

nicht-"

daß

Sie

selbst

sich nehmen: wie Alles echt und recht zuge¬ gangen ist. Ich will mir selber nicht allein trauen, wiewohl ich meiner Sache sicher genug bin — ich will größerer Kenner Urtheil

die Ueberzeugung

mit

Prüfen Sie gnädigst das Goldstückchen." Er warf es aus dem Kästchen auf die Waage. „Sie sehen — genau ein halb Loth," „Prüfen Ercellenz, ob es auch rein ist." bemerkte er. Hangwitz, in alldergleichen Arbeiten wohl zu Hause, setzte „Es ist Alles das Stück auf den Tisch und probirte sehr genau. richtig," entschied er sich zu seinen Begleitern wendend. „Zch gebe Ihnen die Versicherung meine Herren — es ist gutes, reines Gold."

haben.

29

—" rief

Böttcher, „so wollen wir sehen, ob mein sehr Gnade vor Euer Ercellenz Augen und

„WaS dem unedlen Metalle an Schwere eigen war, hat das edle bei der Wandlung nicht eingebüßt, dies Eine ist schon wichtig. Wollen Euer

Kennerurtheil finden werde. Ich bin fest überzeugt, daß es nicht minder sein, wie dieses hier vor Ihnen liegende Goldstück ist und ich bitte, daß Sie es ohne Rückhalt prüfen." Er ging zum Ofen und nahm die inzwischen erkaltete Form, öffnete sie und wog dann das Stück Metall in der rechten Hand. „Es ist ein halbes Loth zu Gold verwandelter Mercur," sagte er. Die Anwesenden machten sehr lange Hälse, denn nun war der ent¬ scheidende Moment gekommen. Böttcher hielt in seiner Hand das in Gold verwandelte halbe Loth Mercur. Wenn es wirklich seines, richtiges Gold war, dann hatte Böttcher seine Aufgabe vollkommen gelöst und das langersehnte Mittel zur Wandlung der Metalle war

Ercellenz jetzt die recht genaue Probe machen, sich überzeugen, daß es wirklich seines Gold ist, welches aus meinem Tiegel hervorging." Hangwitz begann nun dieselbe Manipulation, welche er vorher

„Nun

beim

künstliches Gold eben so

gesunden,

und dort

der

junge,

schlanke Bursche

mit

dem hageren

Antlitze und den pfiffigen Augen befand sich im Befitze jenes Geheimniffes. Hangwitz glühte, theils in Folge der Hitze, welche im Laboratorium herrschte, mehr aber noch vor Austegung und Jntereffe, bei ihm stattfindenden Gedankenum¬ endlich auch in Folge des schwunges. Er hatte den Goldjungen dicht vor sich — da stand der verkörperte Reichthum, der Inbegriff ungeheuren Reichthums. In deni Kopse dieses Apothekergehülsen häuften sich alle die vielen Mittelchen und Verfahrungsarten, welche zum Gewinne oer kostbaren Tinetur oder des Pulvers dienten, mit dessen Hülfe die Veredlung der

gemeinen Metalle

bewerkstelligt,

Schatz

aus Schatz

gewonnen

Wäre Herr Haugwitz ein König gewesen, er hätte sofort auf den Goldjungen Beschlag gelegt, hätte ihn in einem sicheren Ge¬ wahrsam, mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet, untergebracht, ihn aber nicht eher das Tageslicht sehen lassen, bevor er nicht einige hunderttausende von Pfunden des besten Goldes präparirt hatte und dann — dann hätte er ihn noch lange nicht steigegeben. Einen so kostbaren Schatz hütet man ja mit aller zu Gebote stehenden Macht, er ist ein lebendiges Münzwerk, welches nicht aus den Mauern darf. — Dieses mochten die Betrachtungen des Herrn von Hangwitz sein, indessen Böttcher mit dem aus der Form genommenen Golde sich am Er hatte sorgfältig die Probirsteine, die Tische zu schaffen machte. Kapellen zum Probiren des Metalls vorbereitet — jetzt bat er die wurde.

werde nun das Resultat meiner heutigen Arbeit dem Gut¬

achten Euer Ercellenz unterbreiten," sagte er.

„Sie

haben sich über¬

zeugt, daß Alles redlich und ehrlich zugegangen ist,

hier ist niein

Präparat."

Er ließ bei diesen Worten das aus der Form genommene Stück Gold auf die Platte des Tisches rollen. Hangwitz und seine Be¬ gleiter starrten dasselbe an. „Ich bitte Euer Ercellenz, zu prüfen," bat Böttcher; „wollen Sie zunächst wiegeu. Sie haben genau ge¬ prüft, daß das Quantum Mercur ein halbes Loth wog, es ist also nothwendig, ob dieses Stück Gold ebenfalls ein halbes Loth wiege, denn der Mercur ist nunmehr in Gold umgewandelt." Hangwitz hatte das Stück edlen Metalls ergriffen und betrachtete es sehr austnerksam. Es war in der Thqt allem Anscheine nach ein Stück guten, ja des feinstm Goldes. „Es ist wirklich Gold," sagte er erstaunt, seinen Begleitern das gewonnene Stück reichend, „ich bin stnpkkait, ich bin wie verzaubert." „Prüfen Euer Ercellenz zuerst," sagte Böttcher mit zuverfichtlicheni Tone.

Raum geben

„Ich wünsche, können, als

daß Euer Ercellenz nicht dem Gedanken

habe Hochderselben die Phantasie

Etwas

vorgegaukelt.

Hangwitz legte das Stück in die Waagfchaale. „Genau ein bestätigte er, „so viel wog der Mercur, welcher ge¬ wandelt werden sollte." „Wir haben also kein Gewicht eingebüßt," meinte Böttcher. halbes Loth,"

Er probirte außerdem das ver¬ in einer Kapelle — es war kein Zweifel mehr, er

dem Goldstücke gemacht hatte.

wandelte

Metall

noch

hatte echtes, gediegenes Gold vor

sich,

Böttcher hatte aus dem halben

„Nu» Loth Mercur das gleiche Quantum Dukatengold geschaffen. noch die letzte Probe," ersuchte der Goldjunge, „wiegen Euer Ercellenz das von mir gewandelte Stück gegen das natürliche ab, um festzu¬ stellen, daß die Gewichte genau übereinstimmen.

Ich

habe deswegen

die natürlichen Stücke vorgezeigt."

Hangwitz verstand sich auch zu dieser Probe, sie fiel ebenfalls günstig aus. Jetzt vermochte die Ercellenz sich nicht mehr zu halten. einem wahren Strom von herrlichen Redensarten gab sie ihre " Bewunderung kund. „Mensch — Knabe — Dämon — Engel! rief Hangwitz, „ wie nenn ich Euch gleich? Das ist ja Alles, was

In

Alterthums und ihre Nachfolger bis aus heute ver¬ wie soll man Euch stellen? Ich möchte Seiner Majestät davon sprechen, Ihr sollt an den Hof, Ihr sollt —" „Ich muß Euer Ercellenz unterthänigst bitten", fiel Böttcher schnell ein, „Alles, was heut allhier geschehen, recht streng für sich behalten zu wollen, bis ich noch weiter in der Kunst gekommen bin. die Weisen des

gebens suchten;

Es handelt sich fürnehmlich darum, das Pulver, welches die Wand¬ lung der Metalle bewirkt, um ein geringes Geld herzustellen; bis dahin wollen die Herren Alles für ein Geheimniß ansehen, welches ich Ihnen anvertraute." „Wenn es Ihr Wille ist mein Freund", sagte der entzückte Hangwitz, „dann soll es geschehen, aber Sie mögen bedenken, daß Leute Ihres Verdienstes nicht lange in der niederen Stellung bleiben können, daß man sich um Sie reißen , Sie hervorziehen wird zu großen Ehren." sagte Böttcher mit einem wohlge¬ Worte Lügen strafte, „ich warte meine

„Ich bin nicht ehrgeizig" fälligen Zeit ab."

Lächeln, welches seine

„Sie wird bald

kommen" ries Hangwitz.

„Ich

habe heute soviel

vollständig überzeugt davon bin: Sie müssen Großes leisten, Großes werden." Böttcher hatte unterdessen das gewandelte Goldklümpchen in ein Papier gewickelt. „Euer Ercellenz werden mir erlauben, Ihnen dieses gesehen, daß ich

Herren näher zu treten.

„Ich

mit

Resultat der heutigen Arbeit verehren zu dürfen," sagte er, mit einer Verbeugung das Stück an Hangwitz reichend. „Er verschenkt Gold, der Junge", murmelte Hangwitz. „Ich nehme es dankend an", fuhr er laut fort, „aber für heute empfehlen wir uns Ihnen, ich sehe Sie Nachdeni ich mich bald wieder bei mir, in meiner Behausung. — was ich ge¬ Curieuseste, nein es ist das dergestalt überzeugt habe sehen."

Er hatte mit Hülse Struve's

seine

Roquelaure

umge¬

nommen — Alle schickten sich zum Gehen an. „Hast Du den Schlüffel?" flüsterte Böttcher Ebers zu. „Die Hausthür muß recht leise geöffnet werden, daß der Alte Nichts merkt." „Sorge nicht, ich werde schon Alles machen." Ebers öffnete die Thür des Laboratoriums, die Gesellschaft stieg die Treppe hinab, Ebers leuchtete. Böttcher, der die Feuer des Ofens gelöscht hatte, war der Letzte. — — — — — — — — — — — — —

Minchen hatte,

der Weisung Böttchers zufolge,

fest geschloffen.

Sie

die

Hofthüre,

vermochte vor Unruhe nicht

ebenso die Laden zu schlafen, denn es ging sicherlich Etwas im Hause vor, was der Apotheker Herr Zorn nicht gebilligt haben würde. Minchen lauschte

nicht verdächtiges Geräusch höre; es schien jedoch kein Laut durch die Stille der Nacht zu dringen, der ge¬ eignet gewesen wäre, der hübschen Apothekerstochter Besorgniß einzuflößen. von Zeit zu Zeit ängstlich, ob

sie

—-

30

Sie war

in jene»: angenehmen Zustande,

eben

der

zwischen

sie heftig die Glocke läirten sich befindet, als ihrer Eltern führte. Zimmer das Apotheke in hörte, welche von der besonderes Ereigniß ein ganz wenn gezogen, Diese Glocke wurde nur

Wachen und Einschlafen

Hülfe Zorn's erforderte. Erschrocken erhob sich MinSie eilte zur Thüre, sie vernahm den schlürchen von ihrem Lager. senden Tritt Zorns. Wenn Fritz jetzt noch bei seiner geheimnißvollen Arbeit war, dann konirtc Zorn ihn leicht entdecken. Minchen bebte bei die persönliche

und

diesem Gedanken

sie

wankte vor Schrecken,

Worte des Vaters vernahm: sollte

die Nachtwache

„Infame

heut haben,

wie

als

sie

deutlich die

Geschichten, Fritz Böttcher

kommt

Er in

den Laden,

Mnsjeh Schräder? Das ist nicht richtig, icb will gleich untersuchen, Ihrem Versprechen ge¬ der Fritz macht sicher wieder Dummheiten." suchen, aber noch ehe aufzuhalten Vater Minchen den mäß, wollte schon auf dem Gange war Zorn geöffnet hatte, sie die Thür zum Hofe.

Fliegendes Blatt d. a. 1594. Schreckliche Zeitung, welche sich zu Spandau mit einem Hutergesellen, Gabriel Kummer genannt, zu¬ getragen, zu welchem der Teufel in Gestalt eines Menschen gekom men. Daß dennoch Gott der Herr — mein günstiger Leser — je und allezeit für der Strafe mancherlei Warnungen gesendet hat, damit anr jüngsten Tage keine Entschuldigung wir fürzuwenden haben (!), also ist das jetziger Zeit auch eine treuherzige Warnung, nemlich so der Herr zu Spandau hat erscheinen und abermals durch den Engel Gabriel seinen Zorn verkünden lassen und solches durch einen Hutergesellen zu vermelden, zu welchem der Teufel in Gestalt eines Menschen kommen ist, ihn mit Worten angegriffen, wann er sein eigen sein wolle, wolle er ihm Geld genug verschaffen. Der Huter-

Gott

gesell aber hat

sich

mit Gottes Wort

antwortet: „Ich will

getröstet und dem

Satan

ge¬

bei meinem Herrn Christo bleiben, der machet

mich reich genug."

Nimmt derowegen Urlaub bei seinem Meister, Melchior Hart¬ mann genannt, wandert bis Frankfurt an die Oder und kehret da¬ selbst bei einem Meister Hans Lammet ein. Allda kommt ein Engel des Herrn in der Nacht zu ihm, in einem weißen Kleide, vermahnt ihn, daß er soll zurückgehen nach Spandau um das Volk zur Buße Der Gesell ftaget den Engel: „Wer bist Du?" — zu vermahnen. Der Engel antwortet: „Ich bin der, welcher der Jungftau Marien den Gruß gebracht hat." Indem so thut der Engel sein hellglänzendes Kleid von einander, da steht ihm auf der Brust mit groben (!) rothen Buchstaben: Fortitudo Bei; auf der rechten Seite steht: Fortitudo — auf der linken Bei. Der Gesell kehrt sich an des Engels Vermahnung nicht, sondern nimmt seinen Weg noch weiter bis zu einem Städtlein Fürstenberg. Allda denket er zurücke und schloß in sich, daß wann er auf des Engels Vermahnungen nicht wiederum nach Spandau sich verfügte und solches dem Volke anzeigte, möchte Gott ihn gräulich darum strafen. Nimmt deswegen seinen Weg zurück, langet zu Spandau an und wandert zu seinem vorigen Meister ein, welcher ihm auch wiederum Arbeit giebt. Also trägt sich zu, daß in Yigilia Martini dieses 1594 Jahres in der Nacht der Teufel in Gestalt eines Menschen, einen langen Wolfspelz umhabend, abermals zu dem Gesellen an's Bett kommt. Wird ihm da angst und bange, daß er für Furcht nicht schreien kann. Bald siehet er, daß ein Engel auch erscheinet, eine Sense in der Hand ragend und wird so hell und licht, als wäre es am hellen Tage

Saget

der

Engel

„Gabriel fürchte Dich nicht. Kennst Du mich wohl noch?" Er sagt: „Wie sollt ich Euch kennen, ich hab Euch mein Lebtag nicht gesehen." Alsbald thut der Engel sein Kleid auf und zeiget wieder die rothen Buchstaben, in der Herzgrube aber hat er ein vergüldet Krenzlein, welches er wegen der großen Klarheit nicht Darunter hebräische Buchstaben, so der sehen können, hängen. Hutergesell wohl gekannt, aber nicht habe lesen können, und erinnert sich nun, daß er der Engel sein niüßt, der zu Frankfurt bei ihm Indem kommt der Teufel zu dem Gesellen, ficht ihn heftig gewesen.

hat

an, also daß er matt und kraftlos darüber worden. Da bläset der Engel den Teufel gar hart an, also, daß cs gesauset, und gehet ein glänzend Schwert aus des Engels Munde, dafür der Teufel gewichen. Da nun der Gesell so kraftlos lieget, bricht der Engel Etwas

und spricht: „Nimm Rauten er auch gegessen, ob es aber süß oder sauer gewesen, kann er nicht wissen. Darnach nimmt der Engel des Herrn ein schneeweiß Leingewand, darinnen ein vergüldet Kreuz gestanden, bedeckt damit den Huter¬ gesellen, der ist davon wieder zu Kräften gekommen. Hierauf ist eine himmlische Cantorei gefolgt, die das Io dornn laudamus auf Deutsch (!) gesungen. Insonderheit ist aber eine von seinem Rautenkranze, giebt und iß im Namen

(Fortsetzung folgt.)

Teufel schwarz dagestanden.

gewesen, dagegen der

zum Gesellen:

Christi",

es dem Gesellen

welche

Diskantstimme darunter gehört worden, so hell und lieblich, daß es nicht zu sagen ist. Darnach hat der Engel den Gesellen vermahnet, er sollte aufstehen und zu dem obersten Superintendenten gehen, ihm zu veriuelden, daß er das Volk mit schärferen Worten und mehrem. Eifer zur Buße vermahnen sollt, als bisher geschehen. Aber der Da kommt der Engel wieder Geselle ist bald wieder eingeschlafen. und fragt ihn grob(!): „Bist Du hin gewesen?" Er sagt: „Nein!"

„Ei",

spricht der Engel, „so gehe hin und sage

ihm: „Wird

das

Volk

wird ein Geschrei kommen von Mitternacht bis sich Mitternacht und wehe! wehe! wehe! schreien, darauf wird Strafe nicht bekehren,

so

kommen, wie nie geschehen ist."

Weil man aber in Vigilia Martini geschehen, mehr angefechtete

und

besessene

des Abends zuvor, ehe dies

Personen

in

der Kirche zu

Spandau vor dem hohen Altar gehabt, sie mit Gottes Wort zu trösten, hat der Teufel in den Besessenen dermaßen gewüthet und gebebet, daß es nicht genugsam zu sagen ist.

Da in

redet der Engel zum Gesellen:

der Kirche nicht gesehen?"

„Hast Du mich nächtens aber den Teufel hab

Er sagt: „Nein,

in einem Wolfspelz unter den Besessenen und anderm Volke so dabei gewesen, sehen tanzen und springen und hat mir auch einen ich

Strick um meinen Hals geworfen, daß Jedermann es laut gehört hat, hat aber die Schlinge nicht zuziehen können. „Ja", sagt der Engel, „wann ich nicht widergestanden hätte, wäre es den Leuten in der Kirche übel ergangen, Gott hat den Teufel noch über andere

Leute."

Montags nach Martini, auf Abends 8 Uhr, wie der Gesell sich zu Bett gelegct, fällt ihn der Teufel abermals an, worauf der Engel wieder erscheint und spricht: „Gabriel, gehe zum Grefen (?), sag ihm er soll einem ehrbaren Rath und den Geistlichen melden, wie sie alle Abend um 7 Uhr eine Betstunde anordnen und jedesmal die große Glocke läuten lassen, damit Gottes schwere Sttafe von ihnen gewendet werde; so

es

abmähen,

sie durch den

nicht geschieht,

will

mit meiner Sense alle Frommen

ich

Tod aus dieser Welt wegzureißen, damit

sie

Sttafe nicht sehen mögen, so über ganz Deutschland kommen wird. Auch wirst Du mit leiblichen Augen hinfort nicht mehr sehen,

die große

,

aber der Teufel wird Dich wieder anfechten, ich aber

bei

Dir

will

unsichtbar

sein."

An die Leser: Gebe Gott, daß wir solch Englische Warnung von Herzen annehmen und mit fleißigem Gebet in wahrer Buße und Bekehrung bei Gott im Glauben an-

v-j

8

WW

iü #

-

31

damit die vorgenommene Strafe unsern Kindern möge abgewendet werden Lurch Christum. Amen. (Ohne Angabe des Druckortes. Wahrscheinlich durch die papistische Propaganda in Brandenburg verbreitet und veranlaßt.) halten,

Literatur.

aber sein Herz umfaßt Deutschland; er ist ein gründlich gebildeter Schriftsteller von einem Wissen, wie es vielleicht nur noch G. Dreh¬ tag und einigen Wenigen zu Gebote steht, und er ist Dichter, der selbst das Alltägliche und Nüchterne zu erklären weiß, ohne das Wirkliche durch selbstschöpferische Phantasie überwuchern zu lasten.

Solche Eigenschaften finden

Zur zweihuudertjährigen Erinnerungsfeier des Tages von Fehrbellin ist im Verlage von Hugo Kästner Hierselbst „Friedrich Wil¬

helm, der große Kurfürst", ein historisches Gemälde von Fer¬ dinand Schmidt, in 4. Auflage als Festschrift erschienen. Es

sich

bei unseren Schriftstellern, deren

Bil¬

dung mehr allgemein als tief zu sein pflegt, selten vereinigt. Dazu kommt nun eine tief innerliche Anhänglichkeit an die märkische Heimat;

und so schreibt Fontane mit gründlicher Kenntniß einerseits und an¬ dererseits mit jener Herzenswärme und Gemüthstiefe, die auch dem

braucht zur Empfehlung wohl nur angeführt zu werden, daß dieselbe (2 Theile in einem Bande, 20 Druckbogen stark und mit Tondruck¬

plattesten Menschen Achtung abnöthigt und in ihm Seiten anschlägt, von deren Eristenz er vielleicht keine Ahnung mehr hatte. So ist denn Fontane mir wenigstens, der ich kein geborener Märker, nicht

R. Geißler ausgestattet) zur Zahl derjenigen Schriften

einmal ein geborener Preuße bin, eine im höchsten Grade sympathische

zeichnungen von

des bekannten Volksschrifkstellers gehört, denen im vergangenen Jahre

Theil geworden ist. 2 Mark 50 Pf. Preis

eine offizielle Empfehlung

schlag geb. beträgt der

zu

„1500 Jahre im Dossenlande." von Johannes G. Jskraut, 1

illustr. Um¬

M.

Eine Land- und Stadtgeschichte bisher Rektor in Wusterhausen

in Friedeberg i. Mk. 80 Pf.).

a. d. Doste, jetzt Rektor

verlag, Preis

In

d.

Neumark.

(Selbst¬

Natur, und wenn es

unter Berücksichtigung der Geschichte der ganzen Mark Brandenburg, so anziehender und belehrender Weise, daß es als Jugend- und Volksschrift mit Recht empfohlen werden kann. Es beginnt mit der vorchristlichen Zeit, schildert die Sitten und Gebräuche der damals in

Mark lieb gewonnen habe,

so

verdanke ich

Die drei Bände seines Werkes umfassen nunmehr die ganze Mark. Städte und Dörfer, Landschaften und Edelsitze, Alles geht in präcisem Zusammenhang an dem Auge des Lesers vorüber; auf's allergenaueste vertieft sich der gelehrte Verfasser in die Specialge¬ schichte der einzelnen Partieen und Lokalitäten; selbst das scheinbar Unbedeutendste,

Dieses Werk schildert die Geschichte des Landes an der Doste,

ich die

vor Allen ihm.

entgeht ihm nicht.

heutzutage auch von Historikern längst Vergessene Diese historischen und cnlturgeschichtlichen Skizzen,

diese geographisch-etnographischen

momente der allgemeinen Landesgeschichte in so zweckmäßiger Weise,

Ercurse, diese landschaftlichen Schil¬ Studirenden, den für den Mann der Wissenschaft werthooll wegen des in ihnen enthaltenen Wissens. Für den Preußen und Deutschen unschätzbar wegen der sic durchwehenden innigen Hei¬ matsliebe, und für das gebildete Publikum im Allgemeinen im höchsten Grade fesselnd wegen der nie abnehmenden Gemüthsfrische, Lebendig¬

daß man sagen kann, der Derfaster habe es an Fleiß und selbständigem

keit und poetischen Gestaltung.

in

der

Mark seßhaft

Studium

gewesenen Volksstämme,

und behandelt die Haupt¬

wie an Liebe zur Sache nicht fehlen lasten.

so

F.

derungen sind

für

Der Raum verbietet es mir, auf das Einzelne einzugehen. Nur viel ist gewiß, daß das Fontane'sche Buch meiner Meinung nach im vollen Wortssinne unübertrefflich ist und auf keinem deutschen, so

Wanderungen durch die Mark Brandenburg.

Erster Theil. Die Grafschaft Ruppin. Dritte vermehrte Auflage. XV. 496. 1875. — Zweiter Theil. Das Oderland (Barnim, Lebus). V. 548. 1863. — Dritter Theil. Das Ost-Havelland (die Landschaft um Spandau, Potsdain und Brandenburg). 1873. Von Theodor Fontane. Verlag von W.

er

Mark Brandenburg genannt wurde,

mit mitleidiger Verachtung

so

Hertz

pflegte

die Achseln zu zucken; des heil. röm.

Reichs Streusandbüchse war ihm ein abschreckender Gau, dürftig, arm-

selig, nüchtern und hungerleiderisch, und der Widerwillen unserer

be¬

Mark (gegen Berlin insbesondere) ist Aber wenn der Süddeutsche auch nie Potsdam,

deutendsten Dichter gegen die

bekannt genug.

Freienwalde oder Rheinsberg aus eigener Anschauung kennen gelemt hätte, so würde er schon beim Lesen des Fontane'schen Buchs anderer

Meinung werden. Ein deutscher Gau, der dem Autor die Verse entlockt: .Grüß Gott dich, Heimath! Nach langem Säumen

In

deinem Schatten wieder zu träumen,

Erfüllt in

dieser Maienlust Eine tiefe Sehnsucht mir die Brust. Ade nun, Bilder der letzten Jahre, Ihr Ufer der Sonne, der Seine, Loire: Nach Krieges und ftemder Waster Lauf Nimm, heimische Havel, mich wieder auf!' ein solcher Gau muß Grund zu solchem Heimweh geben.

Unter den zahlreichen Schriftstellern, die

schon über die

scher

Sinne

Mark

Ernst

Worts, in

dem sich französischer Geist und deut¬ die Hand reichen; seinem Königshause hängt er treu an, des

L. Freytag.

Fragekasten. Wer ist der Erbauer des großen Portals nach der Schloßfteiheit, auf dem die Schloßkapelle sich befindet, resp. von wem ist der Ent¬

wurf

zu genanntem

vr.

Portal?

Nach Enthebung

Schlüter's

Ll.

von seiner Stellung als Schloß-

bau-Direktor erhielt Eosander von Göthe dieselbe am 16. Februar 1707 verliehen, und nun entstand unter des letzteren Leitung jener Theil des Schloffes mit dem Portal, so wie die hervortretende Seite der

Stirnwand

nach dem Lustgarten.

Die Redaction dischen Geschichte die

des

„Bär"

Bitte,

richtet an alle Freunde der vaterlän¬ das im Entstehen begriffene märkische Provin-

zialmus-um mit Einsendung von Gegenständen, welche zu der Geschichte der Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen. Grabfunde wie: Urnen, Stein-und Bronze-Werkzeuge, Waffen rc. sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirthsirastliche Geräthe, Waffen, Gläs, und Oelgemälde, Bücher rc., auch wenn solche bereits dem Mittelalter angehören. Ferner: Urkunden auf Pergament und Papier Siegel, kirchliche Geräthschaften. Gegenstände, welche nicht der Mark angehören, sind der Vergleichung wegen ebenfalls willkommen. vielen Familien- und amtlichen Wohn- und Geschäftsräumen finden sich noch Gegenstände vor, welche dort fast unbeachtet unter Staub und In dem Dunkel der Corridore, der Böden rc. begraben liegen, für eine Samm¬ lung aber immerhin werthvoll sind. Ein Hervorziehen solcher Gegenstände lohnt sich fast immer und die dem Museum überlaffenen Objette werden, mit dem Namen der Geber versehen, einen würdigen Platz in den Reihen der Sammlung erhalten. Die Redaction des ,Bär' nimmt dergleichen Zusendungen bereitwilligst

In

Größeres oder Geringfügigeres veröffentlicht haben, ist entschieden Fontane der Berufenste. Er ist zunächst ein Preuße, ein Märker im besten

vr.

Berlin.

VIII.

(Beffer'sche Buchhandlung). Wenn vor noch nicht langer Zeit dem Nichtpreußen, insbesondere dem Süddeutschen die

vollends preußischen Familientisch fehlen sollte.

entgegen. Adresse:

Otto Gülker L Cie.,

Simeonstraße 8.

Verlagsbuchhandlung

Die Redaction

in Berlin, 8. TV, des

„Bär."

32 Verlag von Georg Stilke in Berlin. Soeben erschien und ist in allen Buchhand¬ lungen zu haben:

Zweiter Theil.

Don Jnan d’Anstria.

hochzeit“ u. s. w., dem Herzog von Meiningen gewidmet, ist in Berlin und Wien zur Auffüh¬ rung angenommen und wird demnächst mit Besetzung der Hauptrolle durch die berühm¬ testen unserer gastirenden Heldenliebhaber über die übrigen deutschen Bühnen gehen.

dem

Von Oscar Schwebe!.

herausgegeben von

„Diese .Historischen Bilder“ führen in überaus anmuthiger und lebendiger Darstellung diejenigen Momente vor, welche ein allgemeines Interesse be¬ anspruchen dürfen. Den reichen Stoff hat der Verfaffer nach den hervorragendsten Städten des Landes vertheilt, was sich um deswillen empfahl, weil das Elsaß ein Land territorialer Zersplitterung gewesen ist, und den Städten hier, bei dem Mangel eines einheimischen Fürstengeschlechts, die Aufgabe, Trägerinnen derhistorischenund cultürgeschichtlichen Entwickelung »u sein, in noch höherem Grade, als anderswo, zufiel. Als zeitliche Schranke bot sich von selbst das Jabr 1681 dar; nur die Geschichte des deutschen Elsaffes wollte der Verfaffer in ihren Hauptereigniffen behandeln. Neben den elsässischen Sagen sind auch die bedeutendsten Schöpfungen der Kunst und Literatur in die Darstellung ver¬ flochten, und so erhalten wir in dem angezeigten Büchlein eine Reihe von Skizzen, die eben so sehr durch ihren gediegenen Inhalt fesseln, wie sie zum Herzen sprechen in Folge der patriotischen Wärme, mit welcher sie geschrieben sind.“ (Europa.)

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Richard Pick.

Gerichts-Assessor und Friedensrichter, auswärtiger Secretär des Vereins von Altertbumsfreunden im Rheinlande und Mitglied der wissenschaftlichen Com¬ mission des historischen Vereins für den Niederrhein.

Erster Jahrgang. Erstes und zweites Heft. H. Hüffer, Göthe's Rheinreise 1815. — 91. Reifferscheid!, Erinnerungen an E. v. Groote, mit Briefen von und an Ja¬ cob Grimm, Boisseree, Hoffmann von Fallersleben, Tiersch u. A. — H. Loersch, Beiträge zum Aachener Wafferrecht im M. A. — Ennen, Der Clevische Hof in Coeln. — B. Nordhoff, P. Diederich Coelde. — H. Cardauns, Coelner Bischofs¬ sagen. — Kleinere Mittheilungen. — Lite¬ ratur. — Auflagen. Die Monatsschrift erscheint in 12 monat¬ lichen Heften k 3 Bogen gr. 8° (resp. Doppel¬ Der Abonnementspreis heften a 6 Bogen). beträgt jährlich 12 Mark. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Postanstalten, sowie der Unterzeichnete

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Antike griechische und römische, sowie mittelalterlfche Münzen hält stets vorräthig:

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Historische

Theater von Paul Lindau.

Inhalt:

Verlag »on

Oberlehrer an der Ealdernh'chen Realschule.

Ungefähr 12 Lieferungen, ä 50 Pfg. Inhalt der bisher erschienenen Lieferungen: I. Heidnische Vorzeit (m. Karte). — Urgeschichtlicbes. — Die Germanen. — Die Semnonen.— Physiognomie des Havellandes. — Brennaburg. — Heidnisch-germanische Nachklänge in derSage.— Kampf der Wenden und derDeutschen. — Brandenburg ein Bischofssitz. — Untergang der deutschen Herrschaft im Wen¬ denlande.'— Friedlichere Verhältnisse zwischen Wenden und Deutschen. — Das wendische Brandenburg. — Wanderung durch 37 heid¬ nische Grabstätten (mit drei Tafeln). II. Uebergangszeit: Albrecht der Bär. — Albrecht und Prebislaw. — Prebislaw und Bischof Wigger. — Die Marienkirche. — Letzter Kampf um Brandenburg, Jaczko. — Bischof Wilmar stiftet das Domkapitel. — Die Petri¬ kapelle und der Dom. — Brandenburg eine deutsche Stadt. — Burg, Altstadt und Neu¬ stadt. — Die deutsche Colonisation. — Rück¬ blick und Vorblick. UI. Christliches Mittelalter. — 1. Aeußere Geschichte. — Unter den Assaniern.

Verlag von Otto Gülker & — Simeonstraße 8. —

Berühmte Männer Berlins und ihre Wohnstätten. Erster Theil. Lom 16. Jahrhundert bis zur Zeit Friedrichs des Großen. Nach urkundlichen Quellen bearbeitet von

Secretair

8°.

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Ferdinand Meyer» Vereins für Geschichte Berlins :c. geh. Preis 2 Mark 50 Pf.

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demselben Verlage erschim:

Derlin,

sein Name und sein Ruf. Von Paulus Caffel. Preis:

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Mark.

— Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin. Verlag von Otto Gülker u. Cie. in Berlin. — Verantwortlich für Redaction: Fert. Meyer in Berlin.

Unter Mitwirkung von

vr. brecht, Stadt-Archivar Jidicin, Wesd. Iontanc, Geh. Regier.-Rath Freiherr vr. von Ledebur, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin :c. rc. herausgegeben von

George

KM

»nd

Jerdinand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Simeonstraße 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung (Otto Gulker u. Cie. in Berlin) zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, vro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Rud. Mosse,

Beruh. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung (Simeonstraße 8) entgegen genommen.

As

währte nicht lange, als die Bürger Berlins auf die Idee Man liebte es kamen, sich selbst ein Stadtwappen zu bilden. damals, redende Wappen zu führen, nämlich die Namen von Den Namen Familien oder Städten heraldisch auszudrücken. Berlin erachtete man von Bär abgeleitet, obgleich die erste Silbe des Namens (möge sie nun, worüber man streitet, keltisch oder wendisch

eine

ganz

andere

sein) Bedeutung hat, und nahm Thiergestalt in das Wappen Vielleicht dachte man hierbei an Albrecht den Bär, den Eroberer und Gründer der Mark Brandenburg, oder man ließ sich von einer uns nicht mehr bekannten Tradition leiten, in welcher der Bär irgend eine Rolle gespielt hat. Wir müssen dies Alles dahin¬ gestellt sein lassen und uns allein mit dem Faktum begnügen.

Das so entstandene Siegel (Nr. 2), wovon der Stempel noch vorhanden ist, stellt zwei gerüstete Bären zur Seite des behelmten Adlerschildes dar und führt als Siegel die Umschrift: 8igilhim Burgensimn de Berlinsum. Durch die dem Worte Berlin angehängte Silbe sum

das Siegel sich gleichsam redend also einzuführen:

„Das Siegel

der Bürger von Berlin bin ich."

In

welchem Jahre es zur Anwendung kam, läßt sich Es kommt zuerst an einem Genauigkeit nicht, bestimmen.

mit im

Stadtarchive befindlichen Gildenbriefe der Kürschner vom Jahre 1280 vor, dürfte aber schon früher

im Gebrauch gewesen sein. Daß der Bär in dem Ber¬ liner Wappen stets mehr als Hauptfigur zur Darstellung kam, beweisen nicht nur die folgenden Siegel, sondern auch die von der

Stadt

geprägten Pfennige, und die zu verschiedenen Zwecken angefertig¬ ten kleineren Siegel (Signeta) und

Der Grund hiervon darin gelegen dem Bären eine größere zu haben,

Stadtzeichen.

scheint aber weniger

als Bevorzugung einzuräumen, zwischen vielmehr den Unterschied dem Berliner und dem Cölner zu scharf hervortreten Wappen lassen, da auch Cöln den rothen Adler im Wappen führte und Berliner Wappen schwer darkleineren den in

Die historischen Stätten des alten Serlin. Von Ostiir 8e. in Berlin erschienenen ersten Band „Berühmte Männer Berlins und ihre Wohnstätten", von Ferdinand Meyer. Schließlich bitten wir um gefällige Mittheilung, ob die uns genannten, 1654 und 1674 in Guben erschienenen Ausgaben, sei es der Ehursürstl. Brandenb. Residentz-Stadt

käuflich oder leihweise, noch zu erlangen sind.

Ein Freund historischen Roman

Schneider,

erwähnte

der Berlinischen Geschichte. — Die in

dem

„Die Queisse oder der böse Blick", von Kalandsgasse befindet sich am Ende

L. der

Klosterstraße und führt gegenwärtig noch diesen Namen.

Dagegen Spandauerstraße und den Häusern Nr. 30 und 34, woselbst vor der Fortifikation im Jahre 1654 das Oderberger-, spätere St. Jürgen- oder Georgen¬ bildete die damalige

Georgenftraße

den zwischen der

thor stand, gelegenen Theil der heutigen Königsstraße. Letzteren Namen erhielt die Straße und das Thor zum Gedächtniß an den hier erfolgten Einzug König Friedrichs I., nach der Krönung in Kö¬ nigsberg, 1701. Und zwar erfolgte diese Benennung auch für den anderen, bis zur Kursürstenbrücke sich erstreckenden Theil der Straße, der die Bezeichnung „An der langen Brücke" führte. F. S., Berlin. Die zur Feier der Anwesenheit des Königs August von Polen im Jahre 1728 aus dem Molkenmarkt errichtete Bronze-Statue König Friedrichs I. sollte demnächst am Eingänge der Linden, aus einer 50 Fuß hohen Säule, ihre Aufftelliing finden, in¬ dessen zog das Projekt sich bis zum Tode des Königs hin. Friedrichs des Großen Plan, dieselbe aus dem Hose des Zeughauses zu errichten, kam auch nicht zur Ausführung, und so blieb die Statue in einem Winkel des Zeughauses stehen, bis ihre Ausstellung in Königsberg am 3. August 1802 erfolgte. — Ueber die „Wröheherren" wird Mittheilung in nächster Nummer erfolgen.

52

In

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preußische Geschichte

gisch-preußischen Geschichte.

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Director

,

Auszug aus Urtheilen competenter Journale: (Sybells historische Zeitschrift.) Pierson's Werk wird man nicht ohne große Befriedigung aus der Hand legen. Die Anlage des Ganzen, die Grenzen, die sich der Verfasser für seinen Stoff gezogen, sind sehr glücklich, der Ton der Erzählung einfach und klar und eben Der Verfaffer verkennt nirgends das Große und Erhabene, hierdurch ansprechend manchmal fast Einzigartige in Preußens Geschichte. Aber ebenso fehlt es ihm weder an dem Blicke für den Schatten in der Entwickelung dieses Staates , noch an dem Freimuthe, sich Man kann das Buch nur bestens empfehlen. unumwunden darüber zu äußern preußische Jahrbücher.) Sorgsame Benutzung der besten Quellen, wissenschaftliche und kritische Freiheit treffen hier sehr glücklich zusammen mit der Gabe geschmackvoller, lebendiger Darstellung, mit einer warmen patriotischen und liberalen Gesinnung. Es ist durchaus der Kern der Dinge, den der Verfaffer in gedrängten und kräftigen Zügen zu erzählen weiß. — Nicht blos die großen Kämpfe und Siege, unter «denen der Staat äußerlich heranwuchs, sondern auch das innere Gefüge, das ihn trug, die Entwickelung der Verwaltung, des Armee- und Finanzwesens, des Unterrichts, der bürgerlichen Ordnung überhaupt. Wir rechnen gerade dies dem Verfaffer als besonderes Verdienst an, daß daS eigenthümliche Wesen, aus'dem dieser ernste, feste norddeutsche Staat sich herausgestaltete, überall fühlbar durch die Darstellung hindurchdringt. (Kritisch,pädagogische Hierteljahrsschrist.) Zunächst müssen wir gestehen, daß uns ein ähnliches Buch noch nicht so gefesselt, angeregt, ja erheitert hat, als dieses. Der Ausdruck

....

....

Doch findet der tiefer Eindringende ist von großartiger Rücksichtslosigkeit und Derbheit. neben dem, wir möchten sagen republikanischen Freimuthe, durchgehend streng monarchi¬ sche Ansichten und Sympathien, ein Preußenthum voll stolzer Liebe und Begeisterung für das Vaterland und seine preußisch-deutsche Mission; durchgehend scharfe und schneidige Ur¬ theile nach links und rechts hin, eine Species von nicht ordinärem Liberalismus, die sich in keiner der bekannten Parteien recht unterbringen läßt, so daß der Verfasser scho¬ nungslos, frisch, kurz und bündig, oft an der Wurzel faffend, die Verkehrtheiten der ringende»

darlegt.-

Parteien in Ursprung, Prinzip und Handlungsweise

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aus Preußens Vorzeit. Von

Hros. 8°.

Inhalt:

vr. William

Pierson.

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Vor

siebenhundert Jahren. Herkules Monte.

und ihre Wohnstätten.

Mit

Nach urkundlichen Quellen bearbeitet von

erschienene

Schriften

Otto Gülker

für die Entwickelungs-Geschichte Vaterlandes wichtigen Persön¬

Abbildung

de» 1

sein Name und Eleg. geh.:

hohenzollernkchen

bürg a. K. mul der Umgegend, zunächst im

Mittelalter.

Von Michard Schillmann. Oberlehrer an der Saldern'schen Realschule.

Ungefähr 12 Lieferungen, ä 50 Pfg. Inhalt der bisher erschienenen Lieferungen: I. Heidnische Vorzeit (m. Karte). — Urgeschichtliches. — Die Germanen.— Die Semnonen.— Physiognomie des Havellandes. — Brennaburg. — Heidnisch-germanische Nachklänge in derSage.— Kampf derWenden und derDeutschen. — Brandenburg ein Bischofssitz. — Untergang der deutschen Herrschaft im Wen¬ denlande. — Friedlichere Verhältnisse zwischen Wenden und Deutschen. — Das wendische Brandenburg. —• Wanderung durch 37 heid¬ nische Grabstätten (mit drei Tafeln). II. Uebergangszeit: Albrecht der Bär. — Albrecht und Pribislav. — Pribislav und Bischof Wigger. — Die Marienkirche. — Letzter Kampf um Brandenburg, Jaczko. — Bischof Wilmar stiftet das Domkapitel. — Die Petrikapelle und der Dom. — Brandenburg eine deutsche Stadt. — Burg, Altstadt und Neu¬ stadt. — Die deutsche Colonisation. — Rück¬ blick und Vorblick. Christliches Mittelalter. — 1. Aeußere GeIII. ' schichte — Unter den Askaniern.

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Druck:

Bahlke

u.

Hindersin in Berlin.

Das

Mali

monatlich

CRöWjtfG*-

:

erscheint zweimal.

A

n,ez

GAHERsc.

Unter Mitwirkung von Dr. Drecht, Prof. Dr. Paulus Kaffel, Stadt-Archivar Jidicin, Hheod. Iontanc, Geh. Regier.-Rath Freiherr Dr. von Ledebur, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schrvebel in Cüstrin k. :c. herausgegeben von

George

AM

und

Jerdinand Weyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Simeonstraße 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung (OttotKülker u. Eie. in Berlin) zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petttzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Nud. Mosse,

Bernh. Arndt,

sowie von der Verlagsyandlung (Simeonstraße 8) entgegen genommen.

Aur 200 sLhngrn JubrlijArr

W Vssgrr von HrhrstMn.

Du

alter Nhin, was

Im

hctlumgrünten Bett dahin mit Keckem Jugendmuth?

Nom Strom der Lisch zum Belt hinaus, vom Memelbis zur Murg ?

Die

rasche Welle zieht stromab wie mächt'ger Heldengang,

Ward nicht

Die

stolze Welle

roM Du

heut die friedensstille

Flut

tönt und rauscht wie wucht'ger Schlachtgesang!

Scholl

Der

da zum erlte»

bei

jetzt als

Male nicht

der Name

Fehrbellin gelegt der

Brandenburg

erste feste

Stein,

Bgramide schaut in alle Welt hinein?

„Wol ziemt es, dast ein märK'scherFlust heut stolzer niederwalll, Wol ziemt es,dast ein märk'lcherStrom heutHriegsgesänge schallt;

Ihr Nreusteu all,

Heut, wo ins Festgepräng lich hüllt das stolze Fehrbellin, Heut flieht dieFlut wie märk'lchesBlutim alten märk'fchenNhin.

Euch ward die Fehrbelliner Schlacht der erste mücht'ge

ZurSiegcsbahn, drausDeutschland jetzt in Waffen klirrend tritt.

Bang nicht an meinem grünen Bord um Fehrbellin die Schlacht? Stieg nicht von meinem Bord zuerst der Breustenaar mit Macht?

Drum Hut ab heut vor Fehrbellin, und in den Staub das Hnie Nor Gott, der Friedrich Wilhelm einst die Kideonswaffe lieh!

Hielt nicht in

Wie Friedrich Wilhelm, Deutsche,

meinem Ungestcht dort ans der Höh im Feld

ihr Deutschen all,

die heul

im Festesglanz

Den greisen Haiser grüßend schaun in seinem Lorbcrkranz,

seid so

Schritt

fromm und sclsenstark,

unsre Mark!

Der Thurm der Schlacht, der Marken Fürst, der ritterliche Held?

Das Mark in euren

Lag dort

Drum rausch' ich heut in meiner Flut mit Jünglingskraft einher And tose mein Erinnrungslied bis nieder in das Meer, Drum bäumt empor in seinem Bett mit Macht der alte Nhin, And mit Euch. Deutsche, sei der Geist derSchlacht vonFehrbellin!"

der treue Froben nicht auf blutbespritztem Sand?

Brach dort der trotz'ge Homburg nicht derSchweden ehrneWand? Brach dort am alten Derfffing nicht

Stürzt'

er von

Linum

des Feindes zorn'ge

Wucht?

nicht herab in schandevoller Flucht?

Gliedern fei lo fest wie

ß. Freitag.

54

Welt

besuchte Vergnügungslokal zeichnete sich durch die Eleganz seiner Räume, der dort veranstalteten Konzerte und Feuerwerke, besonders

DK Tempelhofer Serge bei Serlin. Von Dr.

trennt die Chaussee von Berlin nach Tempelhof. Bis zu der Stelle, wo die Straße anfängt in die Berge einzuschneiden, geleitete 1535 Kurfürst Joachim II. die Leiche feines Vaters bei ihrer Ueberführung nach dem Kloster Lehnin. Rechts der Chaussee befand sich bis vor einigen Jahren die große Grube, aus welcher seit Menschengedenken für Berlin der „weiße Saud" entnommen wurde. Als diese Grube längs des ganzen Berges um das Jahr 1860 jedoch eine Ausdehnung genommen hatte, daß das Nachstürzen der Chaussee und des nach der jetzigen Aktienbrauerei führenden Weges zu befürchten war, wurde zum Verdruß der Sandfuhrleute die fernere Abfuhr von Sand inhibirt, die Grundfläche und die Abhänge aber wurden parzellirt und verkauft. Unter dem Namen „Wilhelmshöhe" erhebt sich nunmehr auf jenem Saudterrain eine stattliche Villen-Kolonie mit wohlge¬ pflegten Anlagen. Als denkwürdigstes Zeichen der Zeit sehen wir

Mit

war.

den vorgenommen Messungen

176 Fuß über dem Spiegel

dem

Jahre 1848

erlosch

das Interesse

der Besitzer sah sich zur Veräußerung des Etablissements genöthigt, das nach mehrfachem Besitzwechsel schließlich von der Aktiengesellschaft, welche den Namen des alten Lokals beibehielt, angekauft wurde, um hier ihre großartigen Betriebs- und Gastlokale zu errichten. Der fünfte und letzte Weinberg, dessen, östliche Grenze sich seit¬

wärts des Denkmals hinzog, war tauge Zeit im Besitz der Familie Weimar, bis er von dieser vor wenigen Jahren von dem MilitairFiskus erworben wurde. Im vorigen Jahrhundert war der Berg an einen Weinmeister Rühl verpachtet und hieß deshalb längere. Zeit „Rühlensberg". Erft 1740 sind die Weinstöcke aus diesem Berge ausgerodet worden.

Gegenwärtig liegt lichen, der

Stadt

es

in

der Absicht der Regierung,

zugekehrten Abhang des Kreuzberges

den nörd¬

mit Anlagen

zu versehen, um so der Großbeeren- und Möckernstraßc einen der Re¬

sidenz würdigen Abschluß zu verleihen.

Haben wir in Vorstehendem eine kurze Geschichte der Berge ge-

daneben den ehemals landesherrlichen Weinberg, dessen höchste Spitze sich nach

Art in Berlin für Tivoli und

aber durch eine Rutschbahn aus, welche die erste dieser

(Schluß.) Den zuletzt erwähnten, den vierten Wein-, jetzigen Kreuzberg,

gegeben, so möchte es nicht uninteressant sein, auch noch

mit wenigen

der Ostsee erhebt.

Er ist von besonderem historischen Interesse, denn Kurfürst Joachim I. war es, welcher am frühen Morgen des 15. Juli 1525 mit seiner Familie, seinem Hofgesinde und aller, auf

Worten der Ereignisse zu gedenken, welche auf der südlichen Abdachung dieser Berge, dem Tempelhofer Felde, die König Friedrich Wilhelm I. zuerst als Uebungs-Terrain für die Truppen benutzte, und die bis

Wagen irgend transportabler Habe dorthin flüchtete, um sich hier vor dem, an diesem Tage ihm prophezeihten Untergange der Städte Berlin und Köln zu sichern. Eine nicht unbedeutende Anzahl gleich ängstlicher Bürger wird nicht verfehlt haben, sich diesem eigenthüm¬

jetzt stets dem gleichen Zwecke gedient, sich zugetragen haben.

So harrte man dort in Spannung der Ereignisse, die über Berlin und Köln so folgenschwer hereinbrechen würden. Da sich aber bis Mittag nicht das Geringste lichen Zuge anzuschließen.

schrecklichen

zutrug, was zu Befürchtungen Veranlassung hätte geben können, so Kurfürstin, ihren Gemahl zur Rückkehr nach dem Schlosse

versuchte die

zu

bewegen.

Nach vielem Einreden

Abend den Befehl zur Heimkehr,

gab endlich der Kurfürst am

während

welcher

sich

jedoch

ein

heftiges Gewitter entlud, das ihn in große Gefahr brachte; denn als er in das Schloß einfuhr, entlud sich ein heftiges Gewitter, ein Blitz¬ strahl traf den Kutscher des kurfürstlichen Wagens und tödtete ihn

sammt den vier Pferden auf der Stelle. Daß unter Joachim I. dieser Berg mit Wein bebaut uud 1718 veräußert wurde, ist oben mitgetheilt. Im Anfange dieses Jahr¬ hunderts gehörte er einem gewissen Götze, nach welchem man ihn den „Götze'schen Weinberg" nannte. Im Jahre 1813 errichtete man darauf ein großes geschlossenes Werk, gewissermaßen die damalige Zitadelle von Berlin; uud am 19. September 1818 wurde hier, nachdem das Werk längst verfallen und der Boden geebnet war — und zwar auf dem nördlichen, vorderen Theile des Berges, welcher zu diesem Zwecke vom Fiskus erworben war, — in Gegenwart König Friedrich Wilhelms III. und des Kaisers Alexander von Rußland, der Grund¬

stein zu dem jetzigen Kreuzberg-Denkmal gelegt.

Nach dem Entwürfe Ober-Bauraths Schinkel gelangte dies, dem Andenken der glorreichen Jahre 1813/15 gewidmete Denkmal 1821 zur Vollendung, und wurde am 30. März defselb. unter Entfaltung besonderer Feier¬ lichkeiten eingeweiht. Eine Allerhöchste Ordre von demselben Tage legte dem Berge den Namen „Kreuzberg" bei. Bald darauf wurde am Fuße desselben für den mit der Bewachung des Denkmals be¬ auftragten Invaliden ein Wohnhaus erbaut, und fast in derselben Zeit entstandeir nicht allein einige Wohnhäuser au der zum Denkmal sührenden Straße, sondern fand auch auf dem südlichen Theile des Berges, welcher mit der oben geschilderten Sandgrube von einem Herrn Gehrke angekauft war, die Errichtung des ^Etablissements „Tivoli" durch den Käufer statt. Dies, lange Zeit von der feinen des Geh.

I.

Wie schon oben mitgetheilt, hatte der General Tottleben, von Bergen aus, Berlin am 3. Oktober 1760 beschießen und ver¬ Am Abend bezog er auf dem geblich die Thore stürmen lassen. Tempelhofer Felde ein Lager und marschirte auf die Nachricht hin, daß der Herzog von Württemberg mit seinem Korps in Berlin ein¬ getroffen sei, unter Zurücklassung einiger Kavallerie und Infanterie nach Köpnick ab, um sich mit dem dort stehenden General Czernift'cheff zu vereinigen. In Folge der Anordnungen des Letzteren und nach¬ dem er Verstärkungen von diesem erhalten hatte, marschirte er, unterdeß Czernitschcff auf dem rechten Spree-Ufer vorging, auf der linken den

entlang, und lagerte die Nacht bei Treptow und welcher die diesseitigen Truppen, welche die bei Tempelhof zurückgelassene russische Besatzung vertrieben, ein Lager Mit Sonnenaufgang des 7. bei der Hasenhaide bezogen hatten.

Seite

des Flusses

Rirdorf, während

Oktober brach Tottleben auf uud rückte quer über das Feld in einer ziemlich ausgedehnten Gefechtsstellung, deren linker Flügel bis an das

Dorf Steglitz reichte, deren rechter dagegen bei Rirdorf, uird Mitte bei Tempelhof stand. Der Herzog von Württemberg

deren

führte nun seine Truppen von der Hasenhaide auf das Tempelhofer Feld und stellte sie derart in Schlachtordnung auf, daß der rechte Flügel bei Schöneberg, der linke beim Dusteren Keller und das Centrum bei Tivoli zu stehen kam.

Die Russen eröffneten das Gefecht mit einer heftigen Kanonade, unter deren Schutz ihre Infanterie auf Tempelhof und.Steglitz vor¬ ging. Das heftige Kanonenfeuer zwang den preußischen linken Flügel bis auf den Kamm der Berge zurückzugehen, und wäre er wahrscheinlich durchbrochen worden, wenn nicht die Vortruppen-Kavallerie des eiligst zur Hülfe aufgeforderten v. Hülsen'schen Korps in diesem Momente erschienen und die Flanke und den Rücken der Russen angegriffen hätte. Der Kommandeur dieser Kavallerie, Major von Kleist, war nämlich bei Steglitz erschienen und schwenkte hier, dem Feinde ganz unerwartet, auf das freie Feld ein. Vor sich fand v. Kleist nur eine Batterie von 6 Kanonen, welche den preußischen rechten Flügel und von einer bedeutenden Kavalleriemasse gedeckt wurde. Mit „Marsch, marsch!" jagte die dieffeitige Kavallerie auf die Russen

beschoß

los, kam von hinten in die Batterie, hieb die Artilleristen nieder und jagte die russische Kavallerie hinter dem Rücken der fechtenden In¬

Errettung ans ihrer Noth gebracht der Kurfürst sich bemüht, seine Alliirten zu thatkräftiger Hilfsleistung zu vermögen; er mußte sich 'Rettung zu finden gar bald gestehen, daß nur in der eigenen Kraft sei. Alles Zögern wäre nur vom Uebel gewesen. Am 26. Mai 1675 brach daher der Kurfürst ans den Quartieren in Schweinfurt auf, langte unter möglichster Beschleunigung seines Marsches am 11. Juni in

fanterie bis. nach Rirdorf. Hier jedoch stand das Gros der feindlichen Reiterei, und da Kleist einsah, daß er mit seiner kleinen Zahl, die überdem durch das Jagen über das weite Feld ganz außer Athem gekommen war, nichts ausrichten würde, so sammelte er seine Reiter und zog sich. zuerst nach Tempelhof und, weil die russische Kavallerie ihm dahin folgte, noch weiter zurück, um sich mit dem in» Anmarsche befindlichen v. Hülsen'schen-Korps wieder zu vereinigen. Als die

durch Waffengewalt den Märkern

Infanterie das Zurückgehen der Kavallerie bemerkte, zog sie sich nach den Feldern bei der Stadt zurück und nahm hier eine Zur großen Verwunderung der diesseitigen Kom¬ neue Aufstellung. in andirenden griff Tottleben nicht weiter an, sondern war, da die

Magdeburg an und hielt am 12.Juni Kriegsrath, in welchen» beschlossen wurde, die ganze Macht des Angriffs gegen das äußerst schwache Centrum der schwedischen Aufstellung an der unteren Havel zu richten, welches das voll 6 Compagnien Dragoner unter Oberst v. Wangelin be¬ Um 9 Uhr Abends desselben Tages ließ er seine setzte Rathenow war. Truppen ausrücken, folgte ihnen selbst 2 '/2 Uhr Morgens und erreichte

werden

diesseitige

Oesterreicher

inzwischen

bei Tempelhof eingetroffen

und er diesen

Kampf allein überlassen wollte, nach Köpnick zurückmarschirt. Trotzdem gegen 3 Uhr Nachmittags das Hülsensche Korps in Berlin den

Vergebens hatte

konnte.

nach zweitägigem, durch Regenwetter sehr behindertem Marsche, den er

über Burg, Hohenseeden, Pärchen und Genthin nahm, am Abend des 14. Juni das Dorf Vieritz, wo er nur I % Meile von Ra¬

angelangt war, hielten der Herzog von Württemberg und der General für zu schwach, dem vereinigten russischen und österreichischen Heere widerstehen zu können; sie zogen deshalb sowohl die Truppen vor dem Halleschen, als diejenigen, welche gegen Ezernitscheff vor den; Landsberger Thore standen, zurück und marschirten, uni die Armee dem Könige zu erhalten, nach Spandau ab. von Seydlitz ihre Tuppen

thenow entfernt war.

Da nur auf

der Schnelligkeit das Gelingen

seines Kriegsplanes beruhte, so hatte er von Magdeburg seine ganze 2 Regimenter Dragoner (damals reitende Kavallerie (6000

Mann), doppelter Be¬ Infanterie), aber nur 1200 Musketiere und 13 mit obwohl die Aber genommen. sich spannung versehene Geschütze mit erst Artillerie, sowie die sie, Musketiere auf Wagen fuhren, langten Rast kurze Nur an. am 14. Juni, Nachts I I Uhr, in Nieritz konnte gewährt werden, da ein nächtlicher Angriff auf Rathenow

Von dein Tempelhofer Felde her rückten denn am Morgen des 8. Oktober die Oesterreicher in die Stadt ein, welche kurz vorher mit den Ruffen eine Kapitulation abgeschlossen hatte. Am 28. April 1809 hielt aus dem gedachten Felde der Major v. Schill mit seinem Regimente und forderte hier dasselbe ans, ihm zur Rettung des Vaterlandes zu folgen.

beabsichtigt wurde, und somit erfolgte bald »ach Mitternacht der Auf¬

Noch sei bemerkt, daß im Jahre 1832, südlich der ehemaligen

bald nach 2 Uhr Morgens, trafen die ersten brandenburgischen Truppen, vom Feldmarschall Derfflinger selbst gegeführt, vor der Westseite Rathenows ei». Sofort schritt er zum

bruch gegen diese

Am 15.

Privatweinberge, die Uebungsplätze für das Garde-Pionier-Bataillon hinter dem Kreuzberge, links von diesem aber bald darauf die soge¬ nannte „lange Schießstaude" für die Garde-Grenadier-Regimenter „Franz" und „Alerander" angelegt wurden. Im Jahre 1870 ent¬

Angriffe gegen die hohe Brücke (1)'). Sie war eine Zugbrücke und von einer ans 6 Mann bestehenden schwedischen Wache be¬

stand dann das große Baracken-Lazareth, deffen Abbruch, nach Ueber-

setzt,

In der zweiten Hälfte des

Dezember 1674 rückten 16,000 Mann Truppen von Pommern und von Bremen aus in die Uckermark ein, um den Großen Kurfürsten zur Rückkehr aus dem Elsaß zu veranlassen, wo er gegen Frankreich im Felde lag. Der Befehlshaber der schwedischen Truppen, Feldmarschall Carl Gustav v. Wränget, verwahrte sich zuerst ganz entschieden gegen den Vor¬

Einfall in

die

Mark feindselig zu

daß aus¬

streitenden

nunmehr ein lebhaftes Schützengefecht, in welchem die Theile den Fluß zwischen sich hatten. Inzwischen waren auf der Südseite Rathenow's diejenigen 400 Musketiere eingetroffen, welche, Hanptarmce den Angriffsdispositionen gemäß, in Bähne sich von der waren. hinabgefahren des Kurfürsten getrennt hatte» und die Havel

gegen das deutsche

er erklärte, der König von Schweden, der Bundesgenosse Ludwigs XIV., werde seine Truppen auf der Stelle aus der Mark zurückrufen, sobald nur der Kurfürst von der Coalition zurückgetreten sei, welche, in Folge des französische» Angriffs gegen die Niederlande, durch Holland, Spanien, den deutschen Kaiser, mehrere Reichsfürsten und den Herzog von Lothringen gebildet worden war. Da aber der Kurfürst aus auf¬ richtigster Bundestreue sich lange Zeit dem Willen Schwedens nicht fügte, so reizte die französische Diplomatie die Schweden zu Gewalt¬ thaten gegen die Mark Brandenburg auf. Zur Last der Einquartirung kamen Raub, Mord, Plünderung und allerlei Frevel hinzu; schließlich griffen auch die Bewohner der Mark, obschon vergeblich, im Stande der Nothwehr zu den Waffen, so daß zuletzt auch nur

vorgegangen

dadurch,

für Schweden

zum energischen Eingreifen in die Aktion gebrochen. Die lange Brücke gebot de» Brandenburgern ein entschiedenes Halt, da ihre beiden Züge aufgezogen waren. Es entspann sich hier

schwedischer

dem

Nur

Balken, und 4 kleinen Brücken und der langen Drücke (2) hatte liegen lassen, Vor¬ alarmirte die Stadt. Immerhin war schon ein nicht geringer theil gewonnen; denn mit der Wegnahme dieser Brücke war dem Hauptrheile des Fußvolks, welches die Entscheidung brachte, die Bahn

Bon «koaftanlin Mclmcri (Rathenow). (Hierzu die Beilage: Plan von Rathenow :c.)

und Brandenburg

aufgezogen hatte.

der Feldmarschall Derfflinger sich gab, die von brandenburgischen Bauern hart verfolgt würden, gelang Beredtsamkeit, Einlaß zu es ihm mit Zuhülfenahme seiner ganzen die schwedische Brandenburger Sofort überrannten die erlangen. bemächtigten und Wache, von welcher sie 2 oder 3 Mann tödtcten, über die entkam Der Rest der schwedischen Wache sich der Brücke. folgenden abgebrochenen welche man auf den Pfeilern der

Rathenow und Fehrbcllin.

Reich

welche den Brückenzug

und seine Leute

führung der letzten Kranken in die Garnison-Lazarethe, wieder erfolgte. Seit der Zeit Königs Friedrich Wilhelm I. hat das Tempelhofer Feld stets als Uebnngsplatz für die Berliner Garnison gedient; von hier aus zog sie auch am 1(6. Juni .1871, rühm- und sieggekrönt, in Berlin ein.

wurf, nrit

Stadt.

Juni,

sein;

den Ungefähr 270 Mann von diesen Musketieren waren südlich von Am Canowsky. Weinbergen gelandet; sie führte Generaladjutant v. Canowsky unter¬ Westfuße der Weinberge entlang marschirend, ging wieder auf¬ halb derselben bei dein damals erst neu angelegten, später jetzigen L-chleuse, gehobenen Eisenhammer (8), also wenig oberhalb der der Landseite die von sofort entschloß und sich, über den Stadtgraben Truppen. Die seine er theilte Zwecke diesen» Stadt zu stürmen. Zu Walle und der damaligen dem längs rechts Hälfte derselben zog sich

|

dies Stadtmauer hin und beftürinte das Steinthor (10); obgleich sich auf den beiliegenden Plan *) Die eingeklammerten Ziffern beziehen

Rathenow. j von

ohne

Erfolg geschah, so beschäftigte man doch die hier ansgestellte Die andere Hälfte dieser Abtheilung griff ein Seitenpförtchen,

Wache.

die Wasserpforte (9) an, welche von nur INO Schweden vertheidigt wurde, wobei auf dieser Seite der Stadt der erste Schuß fiel, der die schwe¬ dische

Schildwache an der Wasserpsorte zu Boden streckte.

Nachdem

alle Vertheidiger derselben getödtct waren, wurde sie erobert, und nun drangen die Brandenburger hier zuerst in die Stadt ein. Seit dieser Begebenheit führt die Wasserpsorte den Namen „Brandenburger

Pforte". — Nunmehr begann das Gemetzel innerhalb der Ring¬ mauern. Die eingedrungen Brandenburger eroberten zunächst ohne große Anstrengungen das Steinthor von innen, da die Aufmerksamkeit der Schweden inzwischen bereits nach anderen

Seiten gelenkt worden war, überdies der östliche Theil der Stadt eine nur schwache Besatzung hatte. Genau zu derselben Zeit war, geführt von dem Oberstlieute¬ nant v. Kanne, der Rest jener 400. Musketiere, welcher nicht südlich von den Weinbergen gelandet, sondern aus den Kähnen die Havel weiter hinabgefahren war, bei dem Fluthdamme am Mühlenthore (6)

hinter

dein

jetzigen

mauer nach dem Havelthore geschickt, welche die Züge der langen Havelbrücke (2) herabließen und die abgetragene Hälfte derselben größter Geschwindigkeit mit Brettern belegten.

Dadurch wurde es der brandenburgischen Reiterei möglich, bis zum Havelthore vorzudringen. Inzwischen waren die Schweden durch die von dem Mühlenthore heranftürmenden Mannschaften des Generals v. Götze an der inneren Stadtmauer entlang bis an das Havelthor

zurückgedrängt worden, dasselbe preisgeben

burgern

so

daß sie, trotz der heftigsten Gegenwehr,

mußten,

innen

welches

geöffnet

Kampf,

ehe

Muth und Entschlossenheit, zum Theil

So

nicht nur mußten

vermochten; die

starke Wache

Mühlen, sondern

auch

bei

Hilfe käme».

stelligten durch,

er

auch been¬

sie

blieben

den

Platze;

verwundet

mir

gewährt.

und

wurden 260 Mann,

gefangen

darunter der

Oberst v. Wangelin selbst.

welche

Erbeu¬

tet wurden 600 Pferde,

Dennoch bewerk¬

ü>. Vordringen

sie

worden war,

der

1V2 Stunde hatte er Von schwedischer Seite 390 Mann auf dem

det;

die

derselben von dem Havelthore aus

zu

ebenso

begonnen

gegen die¬

jenigen Schivede» kämpfen,

Derfflinger muthig, wie

von

wurde

Kampf

aufgestellte Wache zu überwältigen gegen

den Fenstern der

sogar aus

Ganz besonders heftig tobte der Kampf noch bei der Kirche, und zwar an der Ecke des Kirchplatzes und der Großen Kirchstraße, wovon die Ecke des Hauses Kirchplatz Nr. 1 noch bis in unser Jahrhundert hinein den Namen „rother Thorweg" führte.

Die

sic

wurde.

Häuser vertheidigten.

Brandenburger hatten hier anfangs einen harten

von den Branden¬

nunmehr

Sogleich stürmten die brandenburgischen Reiter, von Derfflinger selbst geführt, in die Stadt und säuberten die Havelstraße von den Schweden, welche sich mit. von

Steueramts¬

gebäude an's Land gestiegen.

in

Dragonersahnen,,

Pauken. und

2

Die Branden¬

einige Schalmeien.

da¬

grüne

6

in der Gegend des nach dieser Begebenheit benannten

burger verloren den Oberstlieutenant

„Brandenburger Loches"

50 Mann.

daß

sie

von Uckermann,

(7) um die gegen den Kanal. laufende und hier endende Stadtmauer sich herunrzogen und über die nach dem alten Schulhausc zu lausende, schon da¬ mals eingestürzte Ringmauer hin¬ weg

Stadt

gen

der

Stadt

in

Kurfürst

die

einziehen, was unter

unbeschreiblichem

Jubel

wohner^, geschah.

Mit

der

Ein¬

höchster Be¬

friedigung durste er auf den glücklich Kamps zurückblicken ;

Bürgerhäuser in die einzudringen versuchten.

durch

Zwar leistete die schwedische Wache bei den Mühlen den über den Fluthdamm vordringenden Muske¬ tieren eine Zeit lang ernstlichen Widerstand und drängte die Bran¬ denburger sogar einmal zurück, —

konnte

eroberte

2 Fähnriche und

Noch am frühen Mor¬

bestandenen

denn ein

Erfolg von großer Be¬

deutung war erreicht.

Mit

der Er¬

oberung Rathenows war die schwe¬

in vereinzelte Haufen dadurch die Mög¬ lichkeit gegeben worden, das weit

dische Armee

zertrennt Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg. lDer Große Kurfürst.) Geb. den 6. Febr. 1620, gest. den 29. April 1688.

und

stärkere schwedische Heer

in kühnem,

wenn man zu rechter Zeit die ver¬

denn die ganze schwedische Besatzung

schnellem Anstürme zu besiegen,

bewachten.

einzelten Abtheilungen desselben energisch angriff. Fest entschlossen, die über alle Erwartung geglückte Unternehmung

wendete sich gegen sie, ausge¬ nommen wenige Leute, welche die Brücken und die anderen Thore

Glücklicherweise aber eilten in diesem ernsten Augenblick Generalmajor v. Götze und Oberst Graf Dönhoff auf dein Mühlen¬ damme sä) herbei und theilten den feindlichen Widerstand. Sie führten

mehr als 600 Mann Infanterie herbei und begannen sofort den Angriff gegen die feindliche Hanptwache bei den Mühlen und gegen das benachbarte Mühlenthor (6). Das geschah mit solcher Heftigkeit, daß die Feinde genöthigt waren, einen

Theil ihrer Leute, die bei dem „Brandenburger Loche" (7) standen, zur Vertheidigung des Mühlen-

thorcs gegen den General v. Götze herbeizuziehen. Dadurch erhielt v. Kanne Luft und konnte nunmehr seine Angriffe mit größerer Aus¬ sicht auf Erfolg wiederholen. So wurde cs ihm möglich, den steilen

Abhang, auf dem Rathenow's Südseite sich erhebt, zu erobern und in die Stadt einzudringen. Fast gleichzeitig nahmen inzwischen auch General v. Götze und Oberst Graf Dönhoff das Mühlenthor. Bereits hatten diese Befehlshaber einen Theil ihrer Leute außerhalb der Stadt¬

aus Rathenow

für

sein Land möglichst auszunutzen,

traf

der Kur¬

fürst sofort im unmittelbaren Anschlüsse an dieselbe die Einleitungen zu den weiteren-kriegerischen Unternehmungen; die Bedeutung des ge¬ wonnenen Sieges wuchs um so mehr, je weniger er sich bei ihm beruhigte. Schleunig schickte er nach verschiedenen Seiten Patrouillen um über die Bewegungen der nunmehr getrennt stehenden Abtheilungen der Schweden genaue Kunde zu erlangen und darnach weitere Entschlüsse fassen zu können. Auf die am 16. Juni ein¬ gegangenen Nachrichten, daß die Schweden, welche in Brandenburg und Pritzerbc gestanden hatten (ihr Anführer war Generallieutenant aus,

Wrangel, der Stiefbruder des Feldmarschall Carl Gustav v. Wrangel), in der Richtung auf Barnewitz, die schwedischen Truppen aber, welche unter dem Befehle des Letzteren in Havelberg gestanden hatten, in der Richtung auf Ruppin abgezogen seien, ordnete der

Waldemar

0.

57 sogleich ihre schleunigste Verfolgung

Kurfürst

an, um

eine etwaige

Vereinigung der getrennten schwedischen Heeresabtheilungen zu hindern. Der Kurfürst selbst brach noch an demselben Tage, ohne das Eintreffen der zurückgebliebenen Infanterie abzuwarten, mit seiner Cavallerie,

500 Mann Infanterie und der wieder mit doppelter Bespannung In schnellem Jagen ging versehenen Artillerie von Rathenow auf. es über Bomme, Mützlitz, Barnewitz, Gohlitz und Schwanebeck nach Nauen, wo der Kurfürst in der Nacht vom 17. zum 18. Juni rastete.

Aber

war den Schweden noch rechtzeitig gelungen, auf dem Damme das Havelländischc Luch zu überschreiten und den Die Absicht des Großen Kurfürsten, die Schweden erreichen. aufzuhalten, bis er ihnen mit größerer Macht den Weg konnte, wurde so nicht völlig erreicht; umsomehr jedoch dadurch der Ruhm, den die brandenburgischen Truppen

es

Nauener

Glin so

zu

lange

verlegen

an die Spitze seiner Reiterschaaren und feuerte sie zu uitermüdlichen Anstrengungen an. Derfflingcrs Dragoner kämpften wie Löwen und erwarben sich unsterb¬ Aber immer noch bot das Dalwig'sche Regiment den lichen Ruhm. herangezogen.

Der Kurfürst selbst

Erst als der ganze rechte schwedische Flügel griffen die kurfürstlichen Truppen das Regiment Dalwig in gewaltigem Anstürme in Flanke und Front zu¬ gleich an; wer sich widersetzte, wurde niedergehauen. Das Regiment zurückgeworfen worden war,

erlitt eine so vollständige Niederlage, daß von demselben nicht zwanzig Mann davon kamen; 1100 wurden gelobtet und nur 60 bis 70 zu Auch das 8 Kompagnien starke ostrogothische Kürassier-Regiment war von den Brandenburgern fürchterlich zugerichtet worden. Der Rest der schwedischen Armee zog sich in 2 Kolonnen

Gefangenen gemacht.

Dorfe Tarmow hinüber und marschirte links des Rhinluches weiter (IV). Hätte dem Kurfürsten eine hinreichend zahlreiche Infanterie

nach dem

Am frühesten Morgen des 18. Juni wurde die Verfolgung der Schweden fortgesetzt. Prinz Friedrich von Heffen-Homburg führte Er hatte den Befehl erhalten, die 2000 Mann starke Avantgarde.

zu Gebote gestanden,

nahe

fei,

lassen;

er

müsse

dieser

hatte

sich

Fell oder Federn

entschieden,

dann hätte er leicht den Schweden eine voll¬ ständige Niederlage beibringe!: können; so aber konnte er nur den Bei einem dieser Rückzugsgefechte Rückzug derselben beunruhigen. und es, daß eine schwedische Kanonenkugel dem Stallmeister geschah

Großen Kurfürsten, Emanuel v. Froben, das Bein der oberhalb des Knies fortriß; eine Stunde später starb derselbe an jenes schweren Verwundung.' Leicht hätte

Kammerjunker

des

Kurfürsten selbst treffen kön¬ nen, da Froben in unmittelbarer Nähe des Kurfürsten ritt. Gegen Mittag langten die Schweden in Fehrbellin an. Da es höchste Zeit war,

Geschoß den

densel¬

' wo er ihn nur finden brandenburgischen Truppen

ben anzugreifen,

Die

würde.

aus

bestanden

5000 Reitern

und 600

Dragonern mit 13 Geschützen; die Schwe¬ 7000 Mann den zählten 4000 Reiter, Infanterie und 800 Dragoner mit 38' Geschützen. Noch umhüllte früh 7 Uhr

daß

endlich

18.

hierdurch

sahen

19. mit

>crrschte

Waldemar v.Wrangel, zeigte sich unbesonnen. Ä stellte sich zwischen Linum und Haken¬

General-Feldmarschall von DerMngrr, geb. den so. März 1606, gest. den 4. Februar 1695.

Die Schweden, welche in rei Treffen aufgestellt waren, standen in sehr günstiger Stellung; erg auf einem Hügelrücken aus.

:ber da sie das Dechtower Gehölz

(II.)

nicht besetzt hatten, gelang es

em Prinzen v. Homburg, seinen linken Flügel durch das Gehölz orzuschieben und so die rechte Flanke auf's ernstlichfte zu bedrohen. Daher mußten die Schweden abermals zurückweichen

.

und nahmen

ine dritte Stellung (III) weiter rückwärts, unmittelbar vor Haken¬ erg ein. Waldemar v. Wränget stellte sie in zwei Treffen auf; ber in der Meinung, daß das in seiner rechten Flanke gelegene Gewlz der feindlichen Reiterei keine Stühe gewähren könne, ließ er ieses und in Folge deffen die am Rande deffelben hinlaufenden sandhügel unbesetzt. Auf der Höhe derselben pflanzten die Branden¬

burger Geschütze auf und deckten sie durch die Derfflinger'schen Dra¬ goner, eine Schwadron Leibtrabanten und 3 Schwadronen vom Re¬ giment Anhalt. Wie zu erwarten war, entwickelte sich um diese Position der Brandenburger der heftigste und hartnäckigste Kampf.

Hierhin unternahni die ganze Cavallerie des rechten schwedischen Flügels sowie das 1200 Mann starke Infanterie-Regiment des Generals Dalwig wiederholte Angriffe. Von beiden Seiten wurden nach diesem

wichtigsten Punkte des

Kampfplatzes

am

ein,

und

so

dieses

Tages

im kurfürst¬ konnte

am

gegen Fehrbellin fortgesetzt werden.

Die

Schweden

ohne

Stadt selbst gaben Kampf preis; einen ernsteren wagten sie nur zur Sicherung ihres Rückzuges um

die

aufzugeben; in ihren Reihen Muthlosigkeit, und ihr Anführer,

wurde

frischeren Kräften der Vormarsch die

Schweden sich veranlaßt, ihre vortheilhafte

Stellung

hätten,

Angriff auf Fehrbellin unter -

Am Nachmittage

lichen Lager

die

Schon

kein

trafen einige. Verstärkungen,

Bitten des Prinzen von Öomburg ließ der Kurfürst die Dragoner wrrücken.

einige Ruhe

Juni

nommen.

I).

Auf

die. brandenburgischen Truppen nach der letzten Tage

den schweren Strapazen

in starker Nebel beide Heere. Der Feind kellte sich zuerst hinter der Landwehr süd¬ östlich von Linum auf (Karte der Belliner Kämpfe

sich

Brandenburgern Trotz.

erhöhte sich am folgenden Tage einernteten.

möglichen abbruch „sich an den Feind zu hencken und demselben allen welches auch ge¬ bringen, zu thuen, auch wo möglich zum stände zu lungen." Der Kurfürst war der Ansicht: da man dem Feinde so

setzte

immer mehr Truppen

die

hinter

Fehrbellin

liegende Brücke.

Aber diesem Kainpfe machten die Grumbkow'schen Dragoner (jetziges Leib-Kürassier

obschon die Regiment Nr. 1, schlesisches) ein baldiges Ende, und Häuser an der Schweden bei ihrem schließlichen Abzüge noch einige aufopferungsvollen doch es gelang hatten, angezündet Rhinbrücke großen Anstrengungen, sowohl die Stadt zu retten, als auch die zurücklaffen hatten Schweden welche die Kriegsvorräthe, erbeuteten Feuer zu entreißen. Der Feind zog nordwärts ab und

müssen, dem

Dadurch, daß der Prinz von Homburg am 18. Juni die Schweden gezwungen hatte, Stand zu halten, wurde er wäre er anders die vorzüglichste Ursache zum Siege über dieselben; entkommen. unbesiegt verfahren, so wäre der Feind davon Durch den Sieg, welchen der Kurfürst über die Schweden Nieder¬ die empfindlichste; auf's getragen, traf er auch die Franzosen Triumph für die gegen lage der Schweden im Belline war daher auch ein Branden¬ Frankreich verbündeten Mächte. Sie mußten im Kurstaate und Un¬ Freiheit burg den willenskrästigsten Vorkämpfer staatlicher

räumte die Mark.

entschiedenste abhängigkeit, es mußten die Protestanten in ihm die treuesten seinen Stütze des Protestantismus, Deutschland aber in ihm

Hort erblicken!

58

gieriger vor seiner Officin, und diese Personen gafften nach den Fen¬ machten sehr seltsame Gestikulationen und zogen durch

Der Goldjunge. Eine Erzählung aus

dem

stern empor,

alten Berlin.

ihr auffälliges

Bon Georg Liktk.

„Das

III.

einen Affen

Trotz aller Vorsicht, welche Herr Zorn dem Staatsrathe ange¬ lobt und auch gehalten hatte, war das ganze Ereigniß doch nicht mit dem Schleier des Geheimnisses umhüllt geblieben. Herr Zorn hatte unglücklicher Weise gar nicht daran gedacht, daß die Scene, welche sich aus dem Hausflur abspielte, von dem Lokale des Apothekcrladens, von der Officin aus, beobachtet werden konnte, deren

Flur

gert worden war.

für Böttcher

gehendes Fenster

wir von

„Wir

seiner Ehehälfte zu.

Der griechische Mönch.

kleines in den

Wesen bald neue

haben

der Gehülfe Schräder,

sind wie die herumziehenden Gaukler, die

in ihrem verhängten Kasten haben." Fritz Böttcher scheinbar gleichgültig. Er that seine Arbeit, als wäre

verhielt sich Nichts geschehen, aber zuweilen versuchte er zu zeigen, und

Male

nachdem dies einige

es doch, sich

geschehen

am Fenster

war, hatte

es

Wirkung, denn zuerst riefen einige Gassenjungen: „Der Goldjunge! Der Goldjunge!" dann aber schrieen mehrere andere, größere Lungerer nach — endlich brüllte der ganze Haufe: „Der Goldjunge soll leben!" was Minchen im Stillen mit wahrhafter Freude erfüllte, denn sie sah schon ihren Fritz im Triumphe durch auch seine

sogleich von Zuschauern bela¬

Einer derselben war

Gaffer herbei. Jungen," flüsterte Zorn

dem infamen

der

die Nachtwache übernommen hatte, der Andere war der

die

Stadt getragen.

Stößer der Officin, Namens Reißer. Reißer gehörte Anfangs zu den Personen, welche an der Möglich¬ keit, Gold machen zu können, sehr stark gezweifelt und die Arbeiten Böttcher's verlacht hatte; ja, er war einmal sogar als verborgener Zeuge der Erperimente Böttcher's und Ebers' im Laboratorium zu¬

Zorns Besorgniß wuchs bei diesem Tumulte, er sollte jedoch bald noch größeren Aerger in und vor seiner Apotheke erleben, denn plötzlich wendete sich die Masse von dem Orte des Ereignisses fort und eilte gegen die Rosenstraße. Zorn hoffte nun, daß das Unheil

gegen gewesen und erschien plötzlich, hinter der spanischen

gezogen sei, allein er hatte sich bitter getäuscht, die ganze Menschen¬ masse kehrte vielmehr sehr bald und in verstärkter Anzahl zurück, der

sich

Wand her¬ vorkommend, in dem Raume, als beide Genossen eben eine Abdampfung von Mercur vornahmen, mit den Worten: „Bengels, Ihr werdet doch nicht so toll sei» und Gold machen wollen?" Da aber trotz dieser Ungläubigkeit Fritz Böttcher in seinen Ar¬ beiten fortfuhr, ohne selbst die Vorwürfe des Prinzipals zu scheuen, wurde Herr Reißer doch schwankend und sah Böttcher mit anderen Angen als bisher an. Reißer befand sich zufälliger Weise mit Schräder in der Officin, als Herr Zorn die von dem Laboratorium hcrabgekommene Gesellschaft abfing. Er hatte nichts Eiligeres zu thun, als seine Reibekeule bei Seite zu legen und neben Schräder Posto zu fassen, der sogleich, als er die ersten Worte auf dem Flur

ganze Marktplatz war

Raum und das laute Sprechen der betheiligten Per¬ daß die Lauscher kein Wort verloren, und als sie staunend vernahmen, welch' eine Persönlichkeit sich für Böttcher interessirte; als der hohe Herr ganz deutlich zu verstehen gab, daß er Gold aus Böttcher's Fabrik bei sich trage, da war jeder Zweifel an der Geschicklichkeit des vielbewunderten Goldjungen verschwunden.

sich

In

Der Stößer konnte kaum

Anhängern.

den Morgen erwarten. Er erhob sich früher als sonst, und nachdem er seine erste, nothwendige Arbeit vollendet hatte, eilte er in den am Markte gelegenen und wenige Schritte von der Apotheke entfernten 'Bierkeller. Hier fanden sich verschiedene Leute zusammen, kleine Beamte, eine Anzahl Kaufdiener und sonstige Individuen, welche zur Vesper- oder Frühstücksstunde nach Neuigkeiten jagten, von denen immer in dem Bierkeller einige Portionen verabreicht wurden. Da Herr Reißer keine Veranlassung hatte, das Geheimniß seines Hcrrir zu bewahren, so war er heute Morgen sicherlich ein willkom¬ mener Gast, da er mit interessanten Berichten aufwarten konnte. Es währte daher auch gar nicht lange, und Reißer sah ein zahlreiches Publikum um sich versammelt, dem er mit gehörigen Ausmalungen und Uebertreibungen die Scene der verfloffenen Nacht schilderte. Binnen einer Stunde wußten alle Bewohner des neuen Marktes, daß Böttcher im Beisein des Herrn von Haugwitz Gold gemacht habe. Diese höchst intercffante Neuigkeit blieb natürlicher Weise nicht innerhalb der Grenzen des Bezirkes, in welchem sie entstanden, son¬ dern durcheilte sofort die Stadt. Man erzählte es sich sogar auf der Wache des Schloffes, und schon nach wenigen Stunden sah Herr Zorn uiit nicht geringem Mißbehagen verschiedene Grrippen Neu¬

noch

hinein, die Rufe hallten von der

Mitte

Gestalt,

welche

des

de»

Mauern

großen Menschenknäuels

schon

bei

der Häuser wieder. marschirto eine seltsame

ihrem Austritte aus der Rosenstraße von

bewohnern gebildet, escortirt worden war.

enge

dessen

bedeckt, selbst besser Gekleidete

einem zahlreichen Gefolge, aus Straßenjungen und sonstigen Gaff'en-

sonen bewirkten,

Schräder gehörte ja ohnehin zu

mit Janhagel

und augenscheinlich dem ehrenfeste» Bürgerstande angehörende, mischten

vernahm, vorsichtig das kleine Fenster öffnete, nachdem er das Licht in der Officin gelöscht hatte.

Der

von seinem Hause entfernt habe und nach einer andere» Gegend

-

;

Das Individuum, ein Greis in schneeweißem Haar und Barte, war mit einem langen, blauen Rocke, einer Art Schlafrock bekleidet, das Haupt bedeckte eine hohe Mütze, wie sie die ungarischen Reiter zu tragen pflegten, der fadenscheinige Kastan wurde durch eine scharlachfarbene Binde zusammengehalten, in der Hand führte der Alte einen langen, mit vergoldetem Knopfe versehenen Stock. Die Berliner schienen mit ihm bereits genauer bekannt, während seines Anmarsches traten verschiedene Personen aus der Menge zu ihn heran und begrüßten ihn, was er sehr freundlich und in gebrochnem Deutschen erwiederte, wobei er aber seine» Gang zur Apotheke sortsetzte. — Wer war diese seltsame Erscheinung, welche mit der ganzen Umgebung in Bezug auf Tracht und Gesichtstypus so auffällig contrastirte? Man nannte den alten Mann den „griechischen Mönch" oder kurzweg: Lascaris. Persönlichkeiten dieser Art erschienen um jene Zeit häufig in den deutschen Ländern. Im Süden, wo eine auffällige Tracht, ein gebräuntes Gesicht nicht

so

großes Aufsehen erregten, trieben sie

ihr

Handwerk ohne weitere Behelligung, und jenes bestand einfach darin, daß sie gewisse

Mittel

verkauften, welche zur Erlangung des Steines

der Weisen, also zum Goldurachen nothwendig sein sollten.

Der allgemeine Name solcher „griechischen Mönche" war: Prinz voin Libanon, auch ließen sie sich diese Benennung ruhig gefallen. Sie hatten zu einer Zeit, in welcher das Goldfieber an den meisten Höfen und unter der Klaffe der mit Arzneiwissenschaften und Arbeiten Beschäftigten grafsirte, einen ganz guten Stand, denn so häufig auch Täuschungen vorgefallen waren, Einen oder den Andem fand der angebliche Goldfabrikant doch immer wieder, der sich von seinen Vorspiegelungen verlocken und den Beutel leeren ließ. chemischen

Was

die Vergangenheit

solcher

Leute

betraf, so gaben sie in welcher sie als

meistens vor, aus der türkischen Gefangenschaft,

Sclaven geschmachtet haben wollten, durch irgend einen Zufall be¬ freit worden zu sein. Sie führten weiter ans, daß sie während jener

59 Gefangenschaft Gelegenheit gefunden hätten, das Arabische zu lernen, und mit Hülfe desselben sei ihnen das Verständniß gewisser Schriften

Lascaris und Böttcher sah den Lehrling Zorn's seinen sprach ihm, wenn Böttcher Ernst um die Sache sei,

in denen die Goldbereitung gelehrt werde. Diese Vorspiegelungen verschafften ihnen häufig Eingang. Lascaris, der seit einiger Zeit in Berlin anwesende Mönch, hatte sich in der Hauptstadt des neuen Königreiches eingefunden, unter dem Vorwände, für die in türkischer Sclaverei schmachtenden

erschlossen worden,

Christen zu sammeln, im Stillen aber versuchte er mit den Freunden der Alchymie, von denen immer eine gute Anzahl in Berlin vor¬ handen war, in Verbindung zu treten.

|

er

z

Markt- und Straßenbummler

mundete.

über diesen Mann schnell verbreitet hatten, bedarf keiner besonderen Erwähnung, ebenso ist es leicht er¬ klärlich, daß Fritz Böttcher sehr bald den Mönch ausfindig gemacht die Nachrichten

hatte und mit ihn: in Verbindung getreten war. Zwischen beiden Goldsuchern entstand eine innige Freundschaft, welche Herrn Zorn äußerst unangenehm, sein mußte, denn der Mönch brachte oft halbe

Stunden und länger in der Apotheke zu, um mit Böttcher zu plau¬ dern oder aus ihn, wenn er beschäftigt war, zu warten. Zorn hatte dem Mönche schon einige Male zu verstehen gegeben, daß es ihm lieb sein werde, wenn er die Offfcin nicht mehr betreten wolle; aber der Mönch war beharrlich und schien auf seine Bekanntschaft mit dem Straßenvolke zu pochen. Böttcher mußte daher die ganze Schaale des Unmuthes leeren, welche sein Prinzipal für ihn und den Mönch gefüllt hatte; hiervon befreite ihn einige

Male der schon oft genannte, berühmte Chemikus und Adept Herr Kuuckel von Löwenstern, welcher ebenfalls mit dem Mönche verkehrt haben sollte; aber Zorn war nicht leicht zu überzeugen; und wenn Kuuckel, vor dem er allerdings großen Respect bewahrte, den Rücken gewendet hatte, so trat der Prinzipal mit neuen Vorwürfen gegen Böttcher auf.

Lascaris war unglücklicher Weise kein besonderer Kunde für den Apotheker. Dieser hatte zu Anfang gehofft, der Adept werde min¬ destens alle zu seinen geheimen Arbeiten nöthigen Dinge aus der

sei

für immer

verschwunden und

stets ein

tigen vermochte, begnügte denes Büchschen

Salz

Quantum

sich,

oder

des

reinsten Goldes anzufer¬

aus der Apotheke täglich ein beschei¬

Pfeffer,

oder einige Tassen

Honig zu

kaufen.

Weitere Nachforschungen hatten ergeben, daß Lascaris in größter Dürftigkeit in einer sogenannten „Ausspannung" in der Rosenstraße wohne, welche Straße obenein nicht zu den angenehmsten

Berlins gehörte. Zorn hatte nun mehrmals Gelegenheit genommen, dem Mönche Mann, welcher über die geheimen Kräfte der Natur gebiete, sich in so auffälliger Dürf¬ tigkeit befinde. Die Antwort aus solche Fragen läutete gewöhnlich: „Um Aussehen zu vermeiden, wolle Lascaris von seiner Kunst keinen

sein Erstaunen darüber kund zu geben, daß ein

Gebrauch machen."

Weshalb dies nicht geschah, da es doch in Berlin ihm Niemand verweigert haben würde, wäre er mit einer Erfindung in die Welt getreten, die man allgemein sehnsüchtig erwartete,

ist eben nicht

be¬

greiflich; aber aus den phantastischen Böttcher hatte der Mönch

so¬

fort

sehr tiefen Eindruck hervorgebracht,

er bediente denselben,

wenn

Lascaris seine kleinen Käufe in der Apotheke machte, mit größter Zu¬ vorkommenheit und bald hatte sich die Freundschaft geschloffen.

so

seltsamer

er sich befinde, in Berlin in Gestalt eines kleinen grauen Männleins wieder erschienen, in die Zorn'sche Apotheke gekommen und habe dort ein Glas Liqueur verlangt, dasselbe durch Böttcher erhalten und auch bezahlt, hierauf ein zweites gefordert, welches der Kleine auch getrunken aber nicht habe bezahlen können; Böttcher aber habe ihm die Zahlung erlassen. Hierauf habe sich das Männchen umgewendet und gesagt: .„Ich bin Lascaris, Dein Freund, ich wollte Dich prüfen. Hier sehe ich Dein gutes Herz, Du bist werth, einen Lohn zu empfangen: nimm zuvörderst dieses Buch, es ist die AnWeisung, steinreich zu werden." Nach solchen Worten gab der Kleine Böttchern ein altes Buch in die Hand und schritt zum Laden hinaus.

| |

Wahrscheinlich hatte Böttcher

wir

mit jenem alten Buche, von

welchem

erzählt haben, geprahlt und die Sage von dem Kleinen, wenn nicht selbst erfunden, doch verbreitet. Andere erzählten wieder, das Buch habe der Goldjunge von einem Bauern bei Berlin erhal¬ schon

ten, dem

es ein Venetianer (!) geschenkt haben sollte, welcher einst Bauer im Quartier gewesen. Nächst den griechischen Mönchen, genossen nämlich die Venetianer des Rufes: mit geheimen Wissenschaften sich zu besassen; besonders hielt man sie für befähigt, das im Flußsande befindliche Gold auffinden und auswaschen zu

bei

dem

können. Abgesehen von

all'

diesen Annahmen

und Sagen steht Eins

fest und erhellt aus dem bisher Angeführten: daß Böttcher

für Berlin

bereits eine Person geworden war, aus welche man Werth legte. (Fortsetzung folgt.)

Fragekasten.

Zorn'schen Apotheke entnehmen, aber der Mann, welcher nach seinen eigenen Aussagen

— wie dies bei

wo

den

sich

Ruf als „Goldjunge"

Böttcher ohne Zweifel unter der Hand sorgte, denn er hatte sich schon daran gewöhnt, als ein Löwe des Tages zu gelten. So hieß es: der Mönch könne sich verwandeln und sei, um nicht zu verrathe»,

sich sogar bis auf Zusammen¬ Bierhäusern erstreckte, wobei man die Bemerkung machte, daß dem Mönche vom Libanon das berlinische Gebräu trefflich

Daß

Tinctur zur Anfertigung von Gold

Persönlichkeit zur Zeit unserer Erzählung nicht anders sein konnte, — knüpfte die wunderlichsten Sagen daran, für deren Verbreitung

ein sehr vertrauter Verkehr statt, der

in

eine

Während Böttcher nun eifrig seinen Studien oblag, während sich in Berlin verbreitete, verschwand der Mönch plötzlich aus der Residenz, ward einige Male in der Umgegend, dann aber gar nicht mehr gesehen, so daß man allgemein glaubte,

sein

Gasse erschien, und es währte nicht lauge, so fand zwischen Lascaris

künfte

gezeigt haben werde, daß es ihm heiliger

geben zu wollen.

Es ging der Person des Mönches in Berlin, wie es noch heut mit auffälligen Erscheinungen daselbst geht. Die Straßenbevölkcrung schloß sich dem Mönche jedesmal als Geleit an, wenn er auf der und einem großen Theile der Berliner

inan zusammen gehen, der Mönch nannte „herzlieben gelehrten Knaben" und ver¬

I'". 8. 3,

herr",

dessen

Berlin.

Auf die Anfrage: was ein „Wröhedem amtlichen Adreßkalender für Berlin und auf S. 277 sich zweimal befindet, und welches die

Titel in

Potsdam, 1875, etymologische Bedeutung des Wortes ist? — In früheren Zeiten hatten die Gilden und Gewerke eine gewisse Gerichtsbarkeit, die außer der Befugniß, kleinere Vergehungen der Gewerksmeister, Gesellen und Lehrlinge unter Zustimmung der Raths-Deputirten zu richten, sich in manchen Fällen auch über wirkliche Rechtssachen erstreckte und auch andere Personen, die der Zunft oder Gilde nicht angehörten, vor diesen

Gerichten Recht zu nehmen verpflichtete. Das älteste dieser Gerichte, dessen schon das Berlinische Stadtbuch gedenkt, ist die Ackerwrüge oder das Gericht der Ackergilde, auch Wröhe genannt (Fidicin, Dipl. Leiter I. 111 u. V. 315). Schon bevor das städtische Gewerbe in Berlin sich entwickelt hatte, eristirte eine Ackerwirthschaft (auch Bauern¬ schaft genannt), deren Mitglieder in mehreren Urkunden Bauer, später aber Ackerbürger genannt wurden. Ihr Gildevorstand war der Bauer¬ meister. Von ihm heißt es ini Stadtbuche, daß, wer seines Mit¬ genoffen Land durch Abgraben oder Bezäunen beeinträchtigt, vor dem Bauermeifter darum beklagt und drei Schillinge Pfennige als Strafe geben müsse. Würde er sich aber weigern, vor dem Bauermeister Recht zu nehinen, und würde er sodann vor dem Oberrichter verklagt, so solle er diesem und der Ackerschast 30 Schillinge erlegen und das Von den Statuten dieser Gerichte sind uns nur Land zurückgeben. diejenigen aus den Jahren 1580 für Berlin, und 1624 von Cöln

60 über die Aufrechthaltung der Ackerordnung zu wachen, und sich des¬ Die höchste halb alle 14 Tage zu Rathhause zu versammeln". Strafe, welche die Wrüge damals verhängen konnte, war eine Geld¬ buße von 10 Thalern, und das Ausstellen der Grasdiebe an dem Halseisen, welches vor dem Thore der Stadt befestigt war. Die Functionen der Wröheherren wurden dann nach und nach modificirt, bis sie gegenwärtig nur noch in dem Tariren der Aecker und Wiesen

a. d. Spree bekannt, und zwar das erstere auch nur in der 1623 Nach derselben sollten jährlich zwei neue erfolgten Umarbeitung. Wröhherren bestellt werden, um, wie seit alter Zeit, von der Pslugzeit bis nach Bartholomäi mit den zugeordneten Raths-Deputirten alle Sonntage auf dem Rathhause die „Wrüge" zu halten (Wrüge, Wruge oder Wroge, im Engl. Wrakc-Gericht oder in diesem Sinne: Rache; rvrellen-bestrafen). Von der Wröhe wurden alle Wald- und Weidefreoel, die Streitigkeiten zwischen den Ackerbesitzern und deren Gesinde entschieden, hauptsächlich aber über die ordnungsmäßige Bewirthschaftung der Felder und Instandhaltung der Wege und Gräben Köln bestand die Wrüge aus vier Ackerherren, deren gewacht. einer aus dem Rathe, einer aus den Verordneten der Bürgerschaft (Stadtverordnete), und zwei aus der Ackerschast auf ein Jahr gewählt wurden. Bei ihnen sollte „alle Gewalt stehen, vorgefallene Irrungen an Weide und Triften, auch über zugefügten Schaden zu entscheiden,

bestehen.

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unter Mitwirkung der lirdrutrndstrn Achriftstrllrr Deutschlands,

.3

Goldschnitt.1 Goldschnitt

.

.

.

Mark.

Verlag von Otto Gülker ir C» in Berlin. (Durck) jede Buchhandlung zu beziehen):

herausgegeben von

Paul Lindau. Jeden Sonnabend

erscheint eine Nummer von 2 Bogen groß Quart in eleganter Ausstattung, beschnitten und geheftet. Von

Man abonnirt für 4 Mark 50 Pf.

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in jeder Buchhandlung und allen Postanstalten. Verlag von Georg Stilke, Berlin, NW.

Paulus 3. vermehrte Auflage,

Cassel.

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Zwei Herren von Lülow. Von

Kicüarä Keinliarä. Preis 3 Mark, clcg. geb. 4 Mark. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" beurtheilt dieses Buch: Aus einer Familie, die dem Vaterlande schon so viele hervorragende Glieder geschenkt, werden in dem vorliegenden Buche zwei Persönlichkeiten vorgcfiihrt, die in der That das ganze Jntcreffe des Lesers fesseln. In seiner ersten Hälfte schildert das Buch das Leben Bartold Hartwigs v. Bülow (Bülow-Buch S. 37), des Kämpfers im dreißigjährige» Kriege und im Kriege Schwedens gegen Polen, des Vertrauten Herzogs Bcmhard von Weimar und Königs Karl Gustav von Schweden,'des tapferen Soldaten und umsichtigen Ge¬ nerals, aber aucb des ächten Edelmanns, dem .sein Wort galt statt des Eides'; er, der ein leuchten¬ des Vorbild seiner Zeit war, soll auch der heutigen Zeit vor Augen gestellt werden. Das große Drama des dreißigjährigen Krieges gruppirt sich um seine Person, aber auch eine wahrheitsgetreue Kultur¬ geschichte der damaligen Zeit sucht der Verfasser zu geben. Der zweite Theil enthält das Leben Weriicr Hellmuths v. Bulow (Bülow-Buch S. 190 u. 194), des Mannes vom fröhlichen Herzen und tiefem Gemüthe, dessen Andenken^ noch heute von Manchen gefeiert wird, die ihn gekannt haben. An seinen Namen schließt sich dic^Lchilderung der Zeit von 1&12—1830: das Studentenleben in Jena, Goetbc und das Weimarischc Theater, aber auch der Tugendbund, die glorreichen Jahre 1813—1815 sind in den Rabmcn der Geschichte gezogen. Auch von dem Leben in den Zirkeln Schwerins und aut den Edelsitzen der mecklenburger Edelleute erzählt das Buch. Jedenfalls bietet dasselbe eine so belehrende als anregende Lektüre und wünschen wir demselben austichtigst die weiteste Verbreitung.

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Die Kanziei Kaiser Konrlläs II. Mit neu bearbeiteten Regesten und ungedruckten Urkunden.

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aus Hildesheim, Regensburg, Nürnberg, Münster, Cöln etc., ausgestellt in dem Etablissement für Kirchen-Ornamentik.

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Alle in dieser Zeitschrift erwähnten, oder irgend sonstwo angezeigten Bücher find zu beziehen durch die Buchhand¬ lung von

6. Gasten in Berlin 134 a. Potsdamerstr. 134 a.

Cie. in Berlin. — Verantwortlich für Redaction: Ferd. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin.

Das Nlatt erscheint monatlich

zweimal.

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Unter Mitwirkung von Stadt-Archivar Jidicin, Weod. Dontanc, Geh. Regier.-Rath Freiherr Dr. von Ledevnr, Geh. Hofrath S. Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin k . ic.

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und

Jerdmand Weyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Simeonstraße 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung (Otto Gülker u. Cie. in Berlin) zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, vro 3 gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haas enstein u. Vogler, Rud. Mosse, Bernd. Arndt, sowie von der Verlagsyandlung (Simeonstraße 8) entgegen genommen.

Emanuel von Froben und seine Familie. Von

Gmanuel von Froben,

Bild

Name

deffen

heute

noch

vr.

in Wort und

gefeiert wird, stammte aus der Familie Froben, deren nachweislich

Stammvater in

Mitte

15. Jahrhunderts zu Hammel¬ burg in Franken lebte und Vater zweier Sohne, Johann und Volkmar, wurde. Johann legte in Basel eine Buchdrnckerei an und wurde einer der berühmtesten Buchdrucker Deutschlands. Die von ihm ge¬

erster

der

des

druckten Bücher führen als Firmenzeichen ein Wappen, dessen Schild

zwei aus Wolken reichende Hände zeigt, die einen Schlangenstab und

darauf eine Taube halten. Ein gleicher Stab ist als Helmzier an¬ gebracht, und muß dies Wappen, welches sich auch in dem Wappen¬ buche der Schmiedezunst zu Basel, als das der Froben's eingetragen findet, aus dem Adelsbriefe herrühren, den Kaiser Karl V., nach einer 1694 auf den Kammerjunker und Stallmeister Eh. von Froben in Königsberg in Pr. gehaltenen Leichenrede, dem Johann Froben verliehen haben soll. Der zweite Sohn des Letzteren, Erasmus, und demnächst der jüngste Enkel, Aurelius, setzten die Druckerei fort, bis diese von den Urenkeln zu Ende des 16. Jahrhunderts veräußert wurde. Der jüngste Sohn des Aurelius, 1627 Landvoigt in Farns¬

I.

burg, war Vater eines Sohnes, Emanuel,

in

der

deren

dessen

gleichnamiger Sohn

brandenburgischen Geschichte eine Berühmtheit erlangt hat, Berechtigung, wie weiter unten ersichtlich , sehr anfechtbar

ist, welche aber, da die Dichter

sich derselben

als Stoff ihrer poetischen

Ergüsse bedient, stets fortleben wird.

Emanuel von Froben,

nach dem Kirchenbuche von

in Basel, am 22. Januar 1604 geboren,

verheirathete

St. sich

Peter

mit

Margarethe von Kamspeck. Er erkaufte das Schloß Denken bei Basel, und als ihm, einem leidenschaftlichen Reiter, der Rath von Basel eine besoldete Anstellung als Stallmeister versagte, ließ er sich 1655 seiner Familie in Heidelberg nieder, wo ihn der Kurfürst von Pfalz als Stallmeister engazirte. Er war Vater von sechs Söhnen (Emanuel, Aurelius, Sebastian, Johannes, Johann Heinrich, Karl

mit der

d. Mrccfit.

Ludwig, Jacob Christoph) und sieben Töchtern. unbekannt. wo

sie

Die Wittwe

Sein Todesjahr ist Frankfurt a. O.,

zog nach seinem Ableben nach

am 17. August 1680 verstarb.

In

der dortigen resormirten Kirche

befindet

sich

im Fußboden

4' lange und 2' breite metallene, und eine 5'/./ lange und 2' breite steinerne Platte, erstere mit dem Epitaph: Im Namen unseres Erlösers Jesu Christi! Die hier ruhende des Chores eine

Margarethe von Froben, geborne Frau Wittibe ist von hochadeligen Eltern Herrn Hauptmann Sebastian Kamspeck und Frau Apollonia Denaphia den 4. Januar 1617 in diese Welt ehelich gelanget in Basel und den 17. September 1635 an den hochedelgebornen Herrn Stallmeister Herrn Emanuel von Froben Erbherrn ans Bencken vcrheirathet worden, mit welchem sie durch Gottes reichen Segen 6 Söhne und Die 3 jüngeren Söhne und 4 Töchter seien 7 Töchter erzeuget. bei Leben. In ihrem rühmlich geführten Ehestand hat sie viel Trübsalen christlich und geduldig überwunden, bis sie Gott durch einen seligen Tod den 17. August 1680 von der betrübten Welt abgefordert und ist solch Ehrengedächtniß ihr von der Jungfrau Helene, ihrer dritten Tochter aufgerichtet worden. Der seligen Frau Stallmeisterin Wahl- und Trostspruch: Ich habe einen guten Kanips gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist nur beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird. (II. Tim. 4, V. 6. 7.) die steinerne Platte, unten mit dem Froben'schen Wappenschilde versehen, trägt die Inschrift: Frobenisches Begrabniß. im Epitaphio angedeuteten Vergnügung, welche Aus Anlaß der die selige Frau Stallmeisterin ihreni wundergesegneten Auswachs gottselige

christliche Matrone

Kamspeckin.

verspüren lassen, soll hier billich nicht angemeldet bleiben, daß der

82

allgewaltige Gott nach seinem heiligen Willen solche Frende ihr offtmahls verbittert und ihre drei ältesten Söhne Emanuel, Aurelius, Sebastian und Johannes durch sehr schmerzliche Fälle aus ihren Augen weggerissen, wie auch drei Töchter durch Leiberkrankheit ihr Sie hat sich aber dem göttlichen Rathschluß mit Ge¬ entzogen. duld unterworfen in Betrachtung, daß unsere Tage sind wie eine Hand breit bei Gott, dahingegcn der Gnade Gottes Belohnung unaussprechlich. Von den Töchtern des Verstorbenen sind nur drei, Helene, 1639 in Basel geboren, welche das ebenerwähnte Epitaph stiftete, Apollonion, nach dem Taufbuche von St. Theobald's 1637, und Anna Margareta, nach dem Tanfbuche von St. Elisabeth 1636 ebenfalls in Basel geboren, bekannt.

Stallmeister Heinrich von Nidda, und starb am 1. Februar 1679 in Frankfurt a. O. Die Inschrift auf ihrem, in der reformirten Kirche daselbst be¬ findlichen, 5' langen und 2' breiten Grabstein lautet: Hier ruhet in Gott die hochedelgeborene und tugendreiche Frau Anna Margareta voir Froben, Herrn Heinrich von Nidda GrandLetztere heirathete

den

Stallmeister bei hiesiger Ritterschule Eheliebste,

Jan. 1G36 in Basel

geboren, von

Gott mit

welche

den

14.

zehn Kindern gesegnet

und den 1. Februar 1679 zur ewigen Freude berufen worden. Keuschheit wahre Zier, ein Sprosse ruhet hier, Wenn Tugend hatt' gekonnt dem Tode widersteh'», So wurde man mich nicht hier beigesetzet sehn. Weil aber auch der Tod die Tugend fällen kann, Bezog ich endlich auch die letzte Menschenbahn. Ich war mit diescin nicht, was. irdisch ist, vergnüget, Drumb hat mein Heyland mir den Himmel zngevügct. Der Leib zwar lieget hier versenket in die Gruft, Bis ihn des Schöpfers Macht auch aus der Erde ruft. Die Seel' ist hingerückt zum Himmel von der Erden, Nun kann die ew'ge Freud' mir nicht entzogen werden."

„Der Tugend hoher Preis;, der Aus dem Frobcn'schcn Stamm

Der älteste Sohn Emanuels von Froben und der Margarethe von Kamspcck war Emanuel, über dessen Geburt sich in den im Baseler Staatsarchive aufbewahrten Kirchenregistern folgende Notiz befindet:

„Froben, Emanuel, geboren den 24. März 1640 in Benken. Aeltern: Emanuel und Margarethe Kamspcck." Er erhielt in Bern seine wissenschaftliche Ausbildung durch den Prediger Roffelct, trat dann im Jahre 1663, wo der Vater dem Kurfürsten die Abreise dieses Sohnes von Heidelberg nach Berlin anzeigt, da¬ selbst am 10. Dezember als Stallmeister mit 400 Thlr. Gehalt, auf 4 Pferde Futter, mit drei Dienern nebst Kostgeld und Tisch bei Hofe, wie die Kammerjunker, in die Dienste Friedrich Wilhelm des Großen, welcher ihn durch Patent vom 20. Februar 1671 in gleicher Eigenschaft an die Ritterakademie nach Frankfurt a. O. versetzte. Ueber die Thätigkeit Emanuel Froben's im Dienste des Kur¬ fürsten enthält das Verzeichniß der „Einnahme undt Außgabe über die Subsidicngelder und anderen Ertraordinar - Mitteln bey der Churfürstlichen Brandenburgischen

Feld-Kriegs-Kafle, vom 1. Juli folgende Notizen: pag. 518. Auf Sr. Churs. Durchlaucht gnädigste Verordnung vom 25. Jan. Anno 1674 dem Churf. Stallmeister Herm Emanuell Frobenio zu erkauffung Pferde vor den Churf. Hoffstadt gegen den bevorstehenden March auf dessen quittung 2000 Rthlr. pag. 468. Auf gnädigste Churf. Verordnung vom 16. Juni Anno 1674 dem Stallmeister Emanuell Frobenio gegen Quittung bezahlt 748 Rthlr. pag. 572. Auf Sr. Churf. Durchlaucht gnädigste Verordnung vom 26. Nov. 1674 dem Stallmeister Herrn Frobenio in unter¬

1674 bis 1. January Anno 1677,

schiedlichen Reisen aufgewandte Unkosten,

quitung 60 Rthlr.

wieder erstattet gegen

pag. 474. Der Stallmeister Frobenius zu Beziehung Sr. Churf. Durchlaucht Wagens und der Geschirre, alß auch einen Rogk vor den

Collmar ausgenommen und bezahlet 119 Rthlr. 9 Gr. Dem Stallmeister Herrn Frobenio wieder erstattet, so derselbe Johann Friedrich Winthern von Stuttgart wegen ge¬ lieferten alten Schriften, als ein geschenke bezahlet den 20. Jan. 1675 200 Rthlr. pag. 530. Dem Churf. Stallmeister Herrn Emanuel Frobenio zu erkaufung 5 Pferde vor den Churf. Hoffstadt gegen dessen quitung den 16. May 1675 172 Rthlr. Beweislos, aber aus den Einrichtungen der kurfürstlichen Hof¬ haltung zur Gewißheit hervorgehend, befand sich der auch zum Kammer¬ junker ernannte und mit Zustimmung des Kurfürsten mit der Kammer¬ jungfer seiner Gemahlin, dem Fräulein Dorothea Elisabeth von Wangenheim (sie heirathete 1680 den Obrist und Kammerherrn v. Perbaud und starb 1685) verlobte Stallmeister Emanuel von Froben im Jahre 1674 mit seinem Gebieter in Süddeutschland, und brach mit demselben am 26. Mai 1675 von Schweinfurt auf, um den Leibkutzscher zu

pag. 542.

Schweden entgegen zu ziehen.

Am 11. Juni war Froben mit dem Kurfürsten in Magdeburg, wo am 12. Kriegsrath gehalten wurde und

„der Kurfürst bis um 2 Uhr des Morgens des 13. Juni der Ruhe während die Kammerherrn von Froben und von Buch in

genoß,

seinem Vorzimmer verweilten." Am Abend des 16. Juni lagerte der Kurfürst bei Barnewitz, wo er die Nacht in einer „Caleschc" zubrachte und seine Umgebung sich um ihn herum lagerte. Am 17. brach er vor Tagesanbruch auf, ging über den Damm zwischen den beiden Seen auf Gohlitz und folgte der Avantgarde mit dem Gros in der Hoffnung nach, bald auf den Feind zu stoßen. Auf diesem Marsche befahl der Kurfürst dem Kammcrherrn von Buch, wie dieser in seinem Tagebuche anführt, in dem bevorstehenden Gesechte stets an seiner Seite zu bleiben, damit er seine Person im Falle eines persönlichen Angriffes sichere. Es scheint jedoch, als. ob dieser Befehl nicht allein dem p. von Buch, sondern auch dem Stallmeister von Froben und der ganzen

kurfürstlichen Suite gegeben worden ist, denn als der befürchtete Fall eintrat, befanden sich Froben, der kurfürstliche Leibjäger Uhle, der

Hof-Trompeter und Andere in der nächsten Umgebung des Kurfürsten. Nachdem Nauen von der Avantgarde genommen war, ließ der Kur¬ fürst die Truppen bei dieser Stadt ruhen, ging am 18. Juni in frühester Morgenstunde über den Damm nördlich bei Nauen, und über¬ trug hier dem Prinzen von Hessen-Homburg den Befehl über die Avantgarde. Dieser war bald im Gefecht mit den Schweden, welche sich auf Linum und Hackenberg zurückzogen und sich dort in Schlachtordnung aufstellten.

Der Prinz von Hessen-Homburg, begleitet vou dem Kammer¬ herrn von Buch, bedrohte die Rückzugslinie der Schweden, was diese veranlaßte, weiter rückwärts bei Hackenberg eine neue Stellung zu

In dieser griff sie der Kurfürst, welcher mit dem Gros ge¬ an, und bald war die Schlacht allgemein entbrannt. Als war, folgt der Kurfürst einige Kompagnien bemerkte, welche, da ihre Offiziere erschossen waren, sich ohne Führer befanden, stellte er sich, umgeben von seiner Suite, an ihre Spitze und führte sie zum Angriff, indem nehmen.

zurief: „Getrost, tapfere Soldaten! Ich, Euer Fürst und nunmehriger Kapitain, will siegen oder ritterlich zugleich mit Euch sterben."

er ihnen

Bei

diesem Vorgehen wurde Froben tödlich verwundet, und müssen

die den Thatbestand begleitenden Umstände folgende gewesen sein.

Säion kurz vor dem persönlichen Einschreiten Friedrich Wilhelm's hat Emanuel von Froben den Kurfürsten, welcher ein weißes Pferd ritt, gebeten, das Pferd mit ihm zu tauschen, da die Schweden augen¬ scheinlich nur auf den Schimmel zielten.

83 Obgleich der Kurfürst schon 2 Musketenkugeln gegen den Brust¬ harnisch erhalten hatte und die Gefahr augenscheinlich war, schlug

Friedrich Wilhelm doch das hochherzige Anerbieten aus, und gleich darauf „ist eine Stückkugel über Sr. Churs. Durchlaucht Pferdes Halse geflogen und hat den Churs. Stallmeister Herrn Frobenium, so stracks hinter

Sr.

Sr.

Churs. Durchlaucht

Churs. Durchlaucht

niit

deni

ritt,

getödtet, so daß auch

Blute bespritzt wurden."

am Schenkel verwundet wurde.

.Puffendorff (Buch 13. §. 36.) sagt über den Vorfall: Ipso Elector aliquot alas e sinistro cornu ad strenue pugnandum animatas in hostem ducedat non sinemaxnno periculo, confertim ful-

mirantibus Suecorum machinis, e quibus emissus globus Emanuelem Frobenium stabuli praefectum retro istum equitantem prosternebat. Der Kammerherr von Buch, Augenzeuge der Begebenheit, theilt über die Verwundung Froben's, und ohne des Pferdetausches in irgend welcher Weise zu gedenken, in seinem Tagebuche wörtlich mit: „eine Kugel nahm nnmittelbar bei Sr. Kurfürst!. Durchlaucht dem Herrn Frobenius, S. K. D-, das Bein oberhalb des Knies fort, wovon er eine Stunde darauf starb." Die bisherige und schon von verschiedenen Seiten widerlegte Annahme, daß Froben den Pferdetausch ausgeführt habe, findet nach Inhalt der Akten des Geheimen Staats-, des königl. Haus-Archives und den auf Froben gehaltenen Leichenreden keine Bestätigung, und soll die Schimmelaffaire in der Weise, wie

sie

ini

großen Publikum

bekannt ist, und wofür v. Gansauge und v. Orlich u. A. den Gegen¬ beweis angetreten haben, weiter nichts, als eine König Friedrich

II.

von dem bekannten v. Pöllnitz mitgetheilte Unwahrheit sein, welche auch in der zweiten Auslage der Werke des großen Königs schon nicht

mehr aufgenommen worden ist.

l’/

Der Stallmeister Emanuel von Froben verstarb 2 Stunde Seine Leiche wurde zuerst nach Linum ge¬ bracht und trat gleichzeitig mit der Kriegsbeute am 21. Juni in

nach der Verwundung.

Berlin ein. Marchica illustrata sagt hierüber: „Es sind auch nach Berlin geführt worden, die Leiche des Obersten Mörner, Oberstwachtmeister Marwitz, Rittmeisters Borgstorff, Stallmeister Frobenio, welche stattlich gekleidet und gezieret Lockel's

waren." Am 11. August wurde die Leiche Frobens im hiesigen Dome beigesetzt, und enthält das Todten - Register dieser Kirche hierüber folgende wörtliche

begraben," und die Wendland'sche Chronik von Berlin und Cöln (1648—1701) sagt über die Beisetzung: „Den 11. August ward der Churs. Stallmeister Herr Emanuel Frobenius (welcher im Churs. Treffen mit den Schweden bei dem

Dorfe Linum gehalten, mit einer Stückkugel nahe bei Jhro Durch¬ laucht Seiten gequetscht und wenige Stunden daraus gestorben) alhier zu Köln im Thurm begraben." Froben, nach dem Tagebuche des Kammerherrn von Buch, bei Hose und in der Armee sehr beliebt, wurde nicht allein allgemein betrauert, sondern sein Tod ging dem Kurfürsten derart nahe, daß

um auch äußerlich den Mann zu ehren, der an seiner Seite ge¬ fallen und durch die vielleicht für ihn bestimmte Kugel seinen Tod gefunden hatte, unterm 15. Juli 1675 eine eigene Verordnung wegen er,

des Leichenbegängniffes erließ.

Er

wies hierzu 300

mit

der

in

der

Dir

die Krone

worin

es

„Sei

Joh. 2 V. 10 des

den Ober-Mar¬ Begräbniffes, „maffen"

Thlr. an und beauftragte Ausführung

des

getreu bis

ewigen Lebens geben"

in

den Tod, so

will

ich

zum Grunde legte und

heißt:

„Wie

getreu der selig Verstorbene der Gnädigste» Herrschaft

in seinem anvertrauten Beruf gewesen, bedarf es nicht viel Ruhmes. Es bezeuget solches sein Tod, da er, ob er gleich in keinen Kriegs¬ diensten gewesen, dennoch von Sr. Churs. Durchlaucht Seiten nicht weichen wollen, bis ihn der Tod geschieden, und den tödtlichen Geschoß, so ans Sr. Cursürstl. Durchlaucht gerichtet gewesen, in seinem Leibe empfangen.

Es bezeuget

solches auch gegenwärtige hochansehnliche

und Leichenbegängnis;, welches ster Churfürst und

Sr.

Sepultur

churf. Durchlaucht unser gnädig¬

Herr, in Ansehung seiner treulich geleisteten

" Dienste bis in den Tod, hat gnädigst ausrichten lassen. Und der Subrektor des Joachimsthal'schen Gymnasiums, Balthasar-

Müller,

dichtete aus Froben ein Tranerlied, dessen Schlußvers folgender¬

maßen lautet:

Der Herr Frobenius, der nächst hat ausgewogen Die Kugel, welche kam beim Churfürst her geflogen Umb seines Rosses Halß, als er, o große Noth! Ihn fast zum uechsten stund, der hier nun lieget todt. Der Herr Frobenius, der jenen zu vergleid)en, Der Churfürst Joachim von Dir nicht wollte weichen Ob schon der Türkenhans ihn bracht in Todesnoth, Der Herr Frobenius, der hier so lieget todt. Alle ans den Fehrbelliuer Sieg gesd)lagenen Medaillen zeigen Froben, wie er eben vom Rosse sinkt, und auch die Gobelins im Schlosse Monbijou in Berlin geben die gleiche Darstellung. und zwar Froben aus einem „braunen" Pferde. Als im Jahre 1747 die alte Domkirche abgebrochen wurde und die darin ausgestellten Leichen nach dem neuen Dome überführt werden

sollten, wurde unter den verschiedenen Särgen, welche nicht aufzu¬ Sarg Frobens nicht ermittelt, und ruhen seine Gebeine also heute noch unter dem Straßenpflaster des jetzigen finden waren, auch der

Schloßplatzes.

Von

den

Brüdern

nach dem Taufbuche von

des

St.

Verstorbenen trat Aurelius Sebastian,

Theobald am 2. September 1641 in des Prinzen von Oranien, und fiel

Basel geboren, in die Dienste

Mont Cassel, den 11. April 1677. — Johannes wurde unterm 20. September 1671 mit einem jähr¬ lichen Gehalte von 2000 Thlr. Stallmeister an der in diesem Jahre errichteten Ritterakademie in Frankfurt a. O., trat 1674 in die Dienste des Prinzen von Oranien und fiel anr 11. August desselben Jahres in der Schlacht bei Senef. — Johann Heinrich (Geburtsjahr nicht bekannt), verwaltete nach deui Abgänge seines Bruders Johannes aus Frankfurt eine Zeit lang die Stallmeisterstelle daselbst, war verheirathet mit Margarethe Krug von Nidda und wurde später nach Berlin ver¬ setzt. Seinem Dienst-Nachfolger in Frankfurt, Heinrich von Nidda, welcher mit einer Sck)wester Frobens verheirathet war, wurde in der Bestallung vom 3. Januar 1681 die Pflicht auferlegt, von seinem Gehalte jährlich 600 Thlr. den Töchtern und Enkeln des bei Senef gefallenen Johann Froben zu zahlen. Carl Ludwig (Geburtsjahrunbekannt), wurde nach dem Tode seines Bruders Emanuel unterm 5. Dezember 1675 zum Kammerjunker und Stallmeister ernannt, welche letztere Stellung ihm durch Patent vom 22. Dezember 1679 nochmals bestätigt wurde. Im Jahre 1683 machte er eine Reise nach Frankreich, und wurde unterm 27. Oktober 1688 vom wahrscheinlich in dem Gefecht bei

Notiz:

„Den 11. August ward der Churfürst!. Stallmeister Frobenius

schall von Canitz

es

er Offenb.

Jetzt bot, nach den Traditionen der Familie Uhle, der Leibjäger Uhle dem Churfürsten sein Pferd an, und kaum war der Tausch geschehen, als der Schimmel getroffen niederstürzte und Uhle zwei

Mal

Verordnung heißt, — „Wir des Seeligen Uns in den Regard halten, daß wir dessen Leben noch länger wünschten, dessen Körper aber die letzte Gnade zu thun, nicht versagen können." Der Prediger der Domkirche, Johann Kunsch von Breitenwalde, welcher den Feldzug mitgemacht hatte, hielt die Leichenrede, welcher

— wie

erwiesene treue Dienste

Kurfürsten Friedrich III. in seiner Charge bestätigt, bis er am 20. November 1691 mit einem jährlichen Gehalte von 650 Thlr. zum Amtshauptmann zu Bilgen in der Mittelmark ernannt wurde, welche Stellung er bis 1710 bekleidete. Jacob Christoph war am 26. April 1650 in Heidelburg geboren und wurde, nachdem er daselbst sowie in Erfurt und Frankfurt a. O. studirt hatte, zuerst Hofjunker des Herzogs von Württenberg, dann Stallmeister bei dem fürstlichen Hofe Pfalz-Simmern, und trat demnächst 1675 in gleicher Eigenschaft an Stelle seines Bruders Emanuel in Brandenburgische Dienste. Nach einer in den Akten des Geh. Staatsarchivs vorhandenen Notiz wurde Jacob Christoph zugleich mit Henning von Treffenseld, unterm Datum der Schlacht von Fehrbellin, vom Kurfürsten in den Adelstand erhoben. Das ihn» verliehene Wappen zeigt im blauen Schilde, auf einem mit 3 Sternen belegten weißen

.

seinem Begehren nach, ohne Gepränge auf dem reformirten Kirch¬

hofe

„Es

Branden¬

sidiengelder folgende Aus¬

kunft : pag. 430. Dem Stall¬

Frankfurt a. O. nach Quittung d. 3./13. Septbr. 80 Thlr. Dem Capitain-Lieutenant Frobenio vom 12. Sep¬ 30 Thlr.

der Churs. Armee gebracht,

1675

pag. 435.

tember 1676

einige Pferde von

gegen

Nach dem Tagebuche des Kammerherrn von Buch befand sich Froben auch im Oktober bei der Belagerung von Stralsund, von wo er „am 21. Oktober nach Berlin zurückkehrte, um sich von einem

hitzigen Fieber kuriren zu lassen, das er auf dem Marsche nach Stralsund bekommen."

Im folgenden Jahre führt das Verzeichniß der Subsidiengelder Froben als „Capitain-Lieutenant", und im Jahre 1677 als Stall¬ meister auf, der cs nicht recht verstand, dem stets an der Gicht leidenden Kurfürsten auf das Pferd zu helfen.

Unterm 16. März 1679 wurde Jacob Christoph mit der Anwart¬ schaft auf eine Amtshauptmannsstelle zum Stalluieister in Königs¬ berg i. Pr. ernannt, und verlobte sich hier mit der Anna Marie Kalau. Um die Hindernisse zu beseitigen, welche einer Heirath mit dieser bürgerlichen Dame entgegenstanden, erhob der Kurfürst dieselbe unterm 25. Juni 1683 unter dem Namen „von Kahlheim" in den Adel¬ stand, und verlieh

ihr das Wappen ihres Verlobten,

jedoch

mit einer

Farben-Aenderung des Schrägbalkens und der Sterne. Im Jahre 1686 erwarb Jacob Christoph von Froben von Carl von Minkwitz die Güter Quanditten und Tripplaucken, wurde am

15. April 1689 von Kurfürst Friedrich IV. in seiner Eigenschaft als Stallmeister und Kammerjunker bestätigt, und von ihm unterm 3. Februar 1694, gegen Abtretung der hohen Jagd auf dem Gute Quanditten sowie Erlegung eines jährliches Erbzinses von 300 Mark, mit dem Dorfe Taplacken von 26 Hufen zu adelig köllnischen Rechten beliehen.

Jacob Christoph von Froben starb nach kurzer Krankheit am hitzigen Fieber, den 13. Zlpril 1694, und wurde „den 4. Tag May Monats Christlich und Standesmäßig, wiewohl

müssen

Sie

Ihr

Ihnen Ihre Stallmeister

Ihre geheiligte

Per¬

am nechsteu immer

Gewehr zur Verwahrung überlassen,

in

wel¬

der glücklichsten Ehe

gelebt zu haben; die erwähnte Gedächtnißrede berührt das zärtliche Verhältniß beider Ehegatten mit den Worten: „Er war Ihre Sonne, Sie sein Mond, Er Ihr Haupt, Sie der. Krantz Seines Hauptes; Er Ihr Hertz, Sie seine Seele, Er Ihre Kayser- Krone, Sie seine Tausendschön, Er Ihr alles,

Sie

meister Frobenio, wel¬ cher

es

Groß-Stallmeister in Frankreich seinem WappenSchilde das Königl. Schwerst, von beyden Seiten beygefüget. Sich selber vertrauen Sie Ihren Stallmeister in Erwehlung der Pferde, die Sie reiten wollen, und halten Sich bey Ihnen in der größesten Gefahr am sichersten, wie dann zu des Nahmens deren v. Froben unsterbliche Lobe unseres Wolherl. Herrn Stallmeister ältester Bruder, Herr Emanuel von Froben im Jahre 1675 den 28. Juni in der bekannten Fehrbellinischen Schlacht Seiner Hoch¬ seligen Churs. Durchlaucht Friedrich Wilhelm Glorwürdigsten An¬ denkens, als dero getreuer Stallmeister, durch eine Kanon-Kugel von der Seite geriffen und also zugerichtet worden, daß er wenig Stunden hernach auf der Wahlstatt seinen Geist aufgegeben." Mit feiner Gattin, welche 1706 starb, scheint von Froben in

Ueber die erste Thätig¬

Sub-

Lau auf den Verstorbenen den Beruf seines Bruders

chem Absehen der

keit Jacob Christoph von

ein Verzeichniß der

vr.

in Beziehung auf feinen und

haben auch in sothaner Betrachtung Könige und Fürsten

seyn, denen

zeichen angebracht ist.

in

ja

sonen,

Schimmel, welcher

burgischen Diensten giebt

es

die berittensten von Adel am allerliebsten um

letzterer auch als Helm¬

Froben's

der Gedächtuißrede, welche der

hielt, heißt wörtlich:

Querbalken, einen wach¬ senden

in Königsberg beigesetzt."

In

sein ganzes."

Die Vermögens-Verhältnisse des Verstorbenen müsien sehr günstig gewesen sein, denn nach einer Notiz im Hypothekenbuche von Quan¬ ditten, hatte die eine Tochter Pauline Marie (die zweite hieß Char¬ lotte Elisabeth) aus dem Erbvergleiche vom 28. Februar 1707 allein 10,381 Fl. von ihrem Bruder Friedrich Emanuel zu fordern. Der Sohn des Verstorbenen, Friedrich Emanuel, studirte in Königsberg und wurde Hofgerichtsrath daselbst. Er erhielt von König Friedrich I. den Orden de la generosM, verkaufte 1716 das Gut Quanditten an die Burghagen'sche Familie, und wurde den 6. November 1719 ini 73. Lebensjahre als Geheimer Justiz-, Hof- und KammergerichtsRath nach Berlin versetzt. Später außer Diensten, starb er daselbst am 4. Juli 1757. Aus seiner Ehe mit Anna Adelheid von Bär, Tochter des Bischofs Ursinus, welcher Friedrich I. zum Könige gesalbt hatte, und von demselben unter dem Namen Ursinus von Bär in den Adelstand erhoben war, waren 6 Söhne und eine Tochter, Franziska Friederike

(starb als

Stiftftäulein in Halle),

entsprossen.

Von

wurde Benjamin, zuerst kaiserlicher Ober-Bereiter in

Söhnen Petersburg,

den

St.

1732 Stallmeister bei König Friedrich dem Großen (er befand sich Berlin 1750 abgehaltenen Karoussel), dann an die Ritter¬

bei dem in akademie

in

Liegnitz und demnächst wieder nach

Berlin

versetzt,

wo

b) Heinrich Ludwig, unterm 16. Mai 1738 zum Legations-Sekretair in Wien ernannt, war bei der Wahl Kaiser Karls VII. zugegen, trat 1743 beim Kammergericht ein, und wurde 1748 zum Geh. Tribunalsrath und Mitglied des I. Senats des Kammergerichts und Kirchen -Direktoriums ernannt. Er war verheirathet mit der unterm 22. Mai 1763 nobilitirten Eleonore Karoline von Cannler und starb kinderlos, o) Emanuel, wurde Geh. Juftizund Kammergerichts-Rath, Mitglied der Akademie der Wisienschaften, auch Ravensberg'scher Zlppellationsgerichts - Rath und starb unver¬ heirathet in Berlin, d) Friedrich, wurde Stallmeister bei der RitterAkademie in Liegnitz, e) Christoph Wilhelm, ein schwächlicher, kleiner er

unverheirathet starb,

Herr, liebte die Künste, wurde Kammerjunker beim Fürsten August Ludwig zu Anhalt-Köthen und starb am 7. August 1792 ledig in

85

Berlin, f) Alerander Friedrich,

Infanterie-

das Eigenthumsrecht an den Mühlen theils dem Landeshcrrn, theils

Regiment Gras Haake, machte die Schlesischen Feldzüge mit, trat später in das von Sack'sche Garnison-Regiment in Cosel, in welchem er bis zum Obrist-Lientenant avancirte. Am 21. Dezember 1786 stattete er dem Könige Friedrich Wilhelm II. seinen Glückwunsch zum bevorstehenden Jahreswechsel ab und bat zugleich um seine Dienst¬ entlassung, damit er die wenigen noch übrigen Lebenstage in Ruhe hinbringen könnte. Bald darauf erhielt er folgende Antwort: „Mein lieber Obristlieutenant von Froben!

der Stadt zu. So ersehen wir auch, daß Markgraf Ludwig der Römer 1354 seine beiden Mühlen daselbst einigen Berliner Bürgern, wegen geleisteten Vorschnffes von 1011 Mark, mit der Berechtigung verpfändete, jährlich 101 Mark Silber daraus zu erheben. Und sieben Jahre später lösten die Markgrafen Ludwig und Otto ihre

Ich

danke euch

für

zuerst Fahnenjunker bei dem

die treue Glückwünsche, die

ihr Mir in eurem

Schreiben vom 21. dieses abstattet, und erwiedere sie für eure Glückseeligkeit und ein zufriedenes Alter. Uebrigens und da ihr

Mir

zugleich den euren durch die Schlacht bei Fehrbellin unsterb¬

lichen Ahnherrn erinnert,

So will Ich,

daß

ihr auf sein Andenken

eine Flasche leeren sollt, wozu der Abkömmling

dessen, dem

euer

Eltervater das Leben rettete, billigerweise die Kosten hergiebt. Mein Geheimer Kammerirer Ritz hat Befehl euch dazu 20 Friedrichsdbr nuszahlen zu lassen, und wenn euch dieses eine fröhliche Stunde gewährt, so wird sie euch herzlich gegönnet, von eurem wohl affectionirten König Berlin, den 28. Dezember 1786. Friedrich Wilhelm." Wenige Jahre später, im Oktober 1793, starb von Froben in Cosel ohne Nachkommen.

Mit ihm erlosch die Linie des Baseler Buchdruckers Johann Froben. Die Nachkommen des zweiten Sohnes des urkundlich zuerst be¬ kannten Froben blühen dagegen heut noch in vielen Zweigen. Einer derselben ist vom Kaiser Ferdinand II. in den Adelstand erhoben worden, einen: anderen vom Kaiser Franz

L

eine Adelserneuerung geworden.

an den Rath versetzten Mühlen wieder ein, zugleich Rath und den Bürgern das Eigenthuiusrecht aus diejenigen Mühlen von Neuem bestätigend, welche diese besaßen. Nach dem Aufstande, 1448, büßten Stadt und Bürger auch ihre Mühlen ein, die nun ein Eigenthum des Landesherrn wurden. Der Mühlendamm, in den ältesten Zeiten einfacher angelegt und, dem Bedürfniß der Stadt entsprechend, auch weniger ausgedehnt, bestand aus einem schmale» Gange, auf dem zwei Brücken da an¬ gebracht waren, wo das Gerönne lag. Zu beiden Seiten standen hölzerne Krambuden, deren Besitzer dem Amtshauptmanu auf dem Mühlenhofe, dessen Gerichtsbarkeit sich ursprünglich über die Mühlen, den Mühlendamm und die unmittelbar angrenzende Gegend erstreckte, einen Zins zu zahlen verpflichtet waren. In dieser Gestalt sah Hainhofer den Mühlendamm. Denn

sämmtlichen,

dem

Kurfürsten erhielt derselbe eine neue, an der Straße nach der Fischerbrücke noch erhalten gebliebene Gestalt. Unter der Aufsicht des auch als Dichter bekannten Amtshauptmannes, Freiherrn v. Canitz, wurden die Mühlen nach Nehrings Plan erbaut; die Eigenthüurer der Buden erhielten dieselben in Erbbesitz, waren jedoch verpflichtet, solche massiv zu erbauen, wozu sie das Material umsonst geliefert erhielten. Das Untergeschoß des Baues wurde als erst unter dem Großen

Arkaden eingerichtet, und inmitten derselben, auf dem Durchgänge Portal errichtet, über dessen Schlu߬

nach der Fischerbrücke, ein hohes

Mehrere Mitglieder der jetzigen Generation der Famile haben als Offiziere den letzten Feldzug gegen Frankreich, mitgemacht und durch

stein die Büste des Fürsten aufgestellt war.

ihre anerkannte Umsicht und Tapferkeit dem Namen Froben

mannschaft zur Börse.

neue

„In

Lorbeeren hinzugefügt.

Berlin ligt, und ein großes altes gebew Dahin wird auch alles von Aemtern, ist, ausgeschüttet. (Gebäude) was man an Bictualien und sonsten bei Hofe benöthiget, gebracht

von Adel wohnet, aber in

und hernach gen Hofe verschafft."

Die zuerst erwähnte Kurfürsten-, damalige Lange Brücke, hatte Zeit noch nicht ihre jetzige Gestalt. Nachdem die ursprüng¬ liche Brücke — welche in Dokumenten vom Jahre 1365 die „Neue" hieß, und erst in dem Vereinigungsvertrage von 1432, als das ge¬ meinschaftliche Rathhaus beider Städte sich aus derselben erhob, den Rauten der Langen Brücke erhielt — gänzlich verfallen war, ließ zu jener

au ihrer Stelle eine neue errichten, die bis zum Jahre 1692 bestand. Mit Recht trug die Lange Brücke bis zu ihrem Verfall (1661) diesen Namen, weil sie noch über einen zweiten Arm der Spree bis an die Heiligegeist-Straße führte. Große Kurfürst 1661

In

Jahren 1692—1695 wurde dann, unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich III., die jetzige Brücke durch Nehring erbaut. Die zweite Brücke „aus dem Mühlendamm" gehört mit dem¬ den

des

sein

zwei Kirchen, die eine ist der

Theile Berlins. Schon in den Urkunden 14. Jahrhunderts geschieht ihrer Erwähnung, und zwar stand

jetzige Eckhaus, Scharm-

Der Thumb liegt hart am Schloß, eine hübsche, große, lichte Kirche, aus welcher alle Altäre, Tafeln, Bilder und Crucifir geräumet sein, und jetzt ganz weiß ist, außer den gruenen Gattern und Teppichen, darin auf den Voor-Kirchen die Fürsten-Personen und Hofhaltung stehn. In dieser Kirchen prediget Dr. Fusse lins und Dr. Menzelius auf reformirte Art, mit Singung des Lobwassers Melodey in den Psalmen. Daher es jetzt wegen zweierley Religionen unter den Eiferen immer Pique und heimlichen Neid abgibet." Der Haß der Lutherischen gegen die Anhänger des Kalvinismus hatte um jene Zeit seinen Höhepunkt erreicht; Bücher und Schmäh¬ straße No. 19),

„Ueber die Spree gehen zwei Brücken, von einer Stadt zu der andern; die eine beim Schloß, die andere aus dem Mühlendamm, allda zu beiden Seiten stattliche Mühlinnen, so der Herrschaft ge¬ hören, und nit allein in das Hoflager alles Brodt, sondern noch einen ansehnlichen Ueberschuß geben. Was übrig, wird auf Mühlen¬ hof, darauf der Churs. Brandenburgische Mühlenhauptmann, ainer

selben zu einem der ältesten

Stadt Cölln

Der im Jahre 1693

diente anfänglich der hiesigen Kauf¬

mit drei Predigern und einer Schule (das

Erläuterungen von ^eräiaaaä Keiier. (Schluß.)

der

dieser

Saal

Thumb (die ehemalige Klosterkirche der Dominikaner auf dem Schlo߬ platz), jetzt zur heiligen Dreifaltigkeit; die andere St. Peter genannt,

Hainhofer's Reisebericht über Gerlin, 1617. Mit

über diesem Portal erbaute



von vier Präceptoren versehen.

schriften, von beiden Parteien geschrieben, hatten namentlich dazu bei¬

getragen.

Dahin gehört jene „Neue Zeitung in zweien geistlichen

Gesprächen zweier Wandersleute, Hans Knorren und Benedict Habe-

in Berlin. Allen und jeden wahr¬ haftigen Lutheranem in der Mark Brandenburg zum Unterricht ge¬ stellt durch den vertriebenen Pfarrer Paulum Kienstock. Erstlich ge¬ Dann der „Kalvinische druckt zu Fürth bei Franz Knoblochen."

recht, von dem jetzigen Zustande

Bettlermantel", mit einem gar säuberlichen Holzschnitt geziert, einen Bettler darstellend, welcher, gänzlich iu Lumpen gehüllt, auf einem

Stein

sitzt,

während ihm der Teufel

mit

einige Plundem zur Vervollständigung Haken darreicht.

Zur Erklärung

höflicher Verbeugung noch seines

Anzuges auf einenr

dieser allegorischen Darstellung aber

dienten folgende Verse:

„Hier sitzt ein Bettler auf dem Stock, Der hat 'neu gar geflickten Rock;

86

Jener hölzerne, auf steinernen Pfeilern ruhende Gang führte von dem südlichen Erker des Schlosses nach der Kirche, und wurde

Der Bettler ist der Kalvinist, Der Rock sein' Lehr' und Irrthum ist. Die Flicken aber sind die Lehr',

von der kurfürstlichen Familie benutzt. „Vor Zeiten, ehe dieses Schloß gebauet, haben die Markgrafen auch nur in der Stadt Cöln gewohnt, wie dann ihre damalige

Ketzern kommet her; Denn, ohn' was er lehrt mit uns gemein, Nimmt er aus ’m Hausen Lumpen, unrein, Der Gottlosen, Heiden und Ketzer heraus, Und macht ihm kein Gewissen d'raus. Drum folg' ihm nicht, rath' ich von Herzen, Daß Du nicht kommst in ew'ge Schmerzen."

So von Heiden und

Als dann Markgraf Johann,

welcher während der Abwesenheit

Kurfürsten in Königsberg, 1615, die Statthalterschaft führte und aus dem Dom die noch vorhandenen Ueberreste des Papstthums: Altäre, Kreuze und Bilder rc. hinwegräumen ließ, entstand, auf An¬ regung des Diakonus der Petrikirche, Stuler, ein Aufstand. Eine große Volksmenge rottete sich am 30. März vor seinem Hause zusammen, und die Frau des Geistlichen, welcher sich verborgen hielt, des

um den Erfolg feiner kecken That abzuwarten, gab den Versammelten Spät Abends be¬ reichlich „zu saufen", wie der Chronist berichtet. gab die aufgeregte und stärker angewachsene Menge unter lauten Drohungen sich nach dem Hause des von Hainhofer genannten Hof¬ predigers Füssel (Fusselius) in der Brüderstraße, zertrümmerte die Fensterscheiben und versuchte sich gewaltsam Eingang zu verschaffen. Der Markgraf hatte nicht sobald Kunde hiervon erhalten, als er mit

einigen Reisigen zu Pferde nach dem Orte des Tumults eilte. Die Menge zog sich hinter die Kirchhofsmauer der Petrikirche zurück, als plötzlich das Geschoß eines der kurfürstlichen Begleiter losging. Dies war die Losung zum offenen Tumult; man zog die

Sturmglocke der Kirche und immer größere Menschenmassen drängten dieser mißlichen Lage ließ der Markgraf den beim sich herbei. Bürgermeister Jahn aus dem Bette herbei¬ köllnischen Volke beliebten

In

holen, um die Ruhe wieder herzustellen. Kaum aber erblickte die Menge den nur mit einem Schafpelz Bekleideten, als sie in-der Meinung, derselbe solle hinweggeführt und für den Tumult verant¬

wortlich gemacht werden, mit Steinen nach dem Markgrafen und Vergebens suchte Jener die Gemüther Begleitung warfen. — übertönte seine Worte und Schüsse fielen Lärmen das beruhigen zu treffen. Der Bürgermeister flüchtete jedoch ohne zu von beiden Seiten, Secretairs Johann Fehr, während sich in das Haus des kurfürstlichen dessen

der sich

Markgraf, durch einem Steinwurf am rechten Schenkel verletzt, in das Schloß zurückzog. Hierauf stürmte der Pöbel das Haus

des Hoftwcdigers, zertrümmerte sämmtliches

Bücher,

Silber und

andere Werthsachen,

erging ein strenges Gericht —

Stuler

Hausgeräth und entwendete lieber die Hauptschuldigen

entzog sich der

Strafe

durch

seine Flucht nach Wittenberg.

„An

dieser

Kirchen", fährt Hainhofer fort, „war ein Kloster,

da jetzo das Consistorium und Kammergericht ist." Schon zu Joachims I. Zeit befand das Letztere sich in dem viereckigen Glockenthurm des Dominikanerklosters, welcher isolirt neben In den unteren Räumen des Thurmes war das demselben stand. Hausvogtei-Gefängniß hergerichtet. Im Jahre 1698 wurde dann das Kammergericht nach dem ehemaligen Schwarzenberg'schen Palast,

Brüderstraße No.

1

und 2,

mit Hinzunahme

Wohnung noch in der Breiten Straße stehet; hernach, als das Schloß verfertiget, die Kanzlei daraus gemacht, und forts einem Kaufmann Boßenholl vom Herrn Churfürsten verehrt ist worden, auf daß er das ganze Hoflager mit nothdürftigen Wahren umb ein Leidentliches versorgen, auch sonsten an andere Sachen, so in das Hoflager an. Victualien in Seestädten zu bekommen, versehen solle." Der Verfasser befindet sich hier in einem Irrthum. Der alte mark¬ gräfliche Hof lag in der Klosterstraße, jetzt No. 35, und wurde noch so lange zur Hofhaltung benutzt, als schon die Hohenzollem'schen Fürsten das gegenüber gelegene „hohe Haus" (jetzige Lagerhaus) be¬ wohnten. Die kurfürstliche (neue) Kanzlei in der Breiten Straße, welche um die Mitte des 16. Jahrhunderts bei dem damaligen Marstall-

36) gelegen war, bildete, so wie überhaupt der heutige Königliche Marstall, No. 32 bis 37, im 15. Jahrhundert noch mehrere Bürgergrundstücke, die erst nach und nach gebäude und der Rüstkammer (No.

in

den Besitz der Landesherren kamen.

„Nach Besichtigung der Kirchen sein wir wider gen Hof ge¬ gangen, und habe ich wohl zwei Stunden mit dem Herrn Grafen Casimir von Lynar geconversiret; forts sollen zur Tafel kommen^ weilen aber der Frischmann mich auch zu lassen,

geladen und zurichten

hab ich abermal umb Entschuldigung gebeten,

und mit dem

Frischmann in sein Haus gegangen, bei ihme eine gar stattliche Mahl¬ zeit eingenommen, bey Hof aber versprochen, am Zurückkehren wiedereinzusprechen.

„Von Nürnberg bis hieher haben wir immer Kranke angetroffen, Wirthin schwerlich darniderliegt und die Leut etwa zu.

eben auch die

unordentlichen leben, darauf

heißt: was ihme gelüst, „Wenn der So muß der Bauch zahlen, was er ihm kust." Ursache Es ist dies jedenfalls eine drastische Schilderung von und Wirkung, in Bezug auf den bekannten Cynismus unserer Alt¬ vorderen, deren epikuräische Tafelfreuden fprüchwörtlich geworden sind. „Man sagt zwar, daß faul, geftessig und langschläfrig starke Hälse gebe, aber wer's ertragen und darlegen kam:. Allhie hat man mich abergläubische und brodlose Künste lehren wollen: daß wer St. Johannisnacht über badet, dasselbe Jahr über vom Fieber frey feie. Item wer drei Donnerstage im März bade, keinen Tag dazwischen feyre, dasselbe Jahr nicht kretzig werde. Item wer auf das Zahnweh im Munde ein Bröcklein ftisch Butter-Schmalz lege, dem vergehe es bald. es denn

Mund will

essen,

„Am 22. August habe ich den Frischmann und Martin Schützen bei der Morgensuppen gehabt (Biersuppen vertraten damals die Stelle des Kaffee's,

der bekanntlich erst unter

König Friedrich Wilhelm I.

in Berlin eingeführt wurde), und umb 10 Uhren von dannen fahren, nachdem ich die zwei Güterwagen den Tag zuvor vor

ge¬

mir

hergeschickt."

des Hauses am Schlo߬

Der Goldjunge.

platz No. 1, und von hier im Jahre 1735 nach der Lindenstraße

No. 15 verlegt. Der Schloßplatz, heißt es dann weiter, hat „auf zwei Seiten gar lauge Altanen, zwei Gaden (Gänge) hoch, auf deren obristen Gaden man in die Kirchen gehet; und diese Gaden auf zwei Seiten Feilster, und an den Pilern (Pilastern) und ob den Fenstern allerhand schöne hübsch gefaßte Hirsch- und Reh-Geweihe in großer Menge hängen hat. In dem einen unteren Gaden sein Stallungen, in andere außwärts der Soldaten Wohnungen; daran noch ein absunderlich Haus ftw ihre Capitain und Befehlsleut ist."

sich

Eine Erzählung aus dem alten Berlin. Von Georg Liktk.

IV. Der Goldbarren der Frau Zorn. Wir

haben Herrn Porst als vorsichtigen Mann kennen gelernt, Familie zu feffeln wünschte,

der zugleich Böttcher an die Zom'sche

Allein wenn der junge Mann wirklich gutes Gold gefertigt hatte. der Erperimente auf für die Einschränkung auch Herr Porst so fehr den

Kreis

des Zorn'schen Hauses

und deffen Laboratorium stimmte,

87 bald zeigen, daß gerade er — Herr Prediger Porst — Derjenige war, durch dessen allzu große Vorsicht die Sache noch ruch¬ barer und weit folgenschwerer wurde, als sie bisher gewesen war. sollte es

sich Loch

Sobald die Sonne in das Zimmer des Herrn Porst schien, Dann ging sich derselbe, um seine Morgentoilette zu machen er in den Saal hinaus, wo er bereits Herrn Konsistorialrath Winckler, die Familie Zorn und den Herrn Schräder beim Frühbrod versam¬ melt fand. Man sprach von gleichgültigen Dingen, bis Winckler endlich erhob

den Wunsch ausdrückte, seine Besuche bei den Herren Amtsgenoffen möglichst zeitig unternehmen zu wollen. Herrn Porst war dies sehr angenehm, er konnte während dessen eine Prüfung des Goldes vor¬

nehmen und entschuldigte sich bei Winckler, der ihn zur Begleitung aufforderte, damit, daß er noch einige sehr wichtige Briefe nach

Magdeburg zu senden habe. Das Frühstück war bald beendet, Winckler empfahl sich. Böttcher war nirgends zu sehen und Porst wartete den Moment ab, wo Zorn in der Apotheke beschäftigt blieb, um sich von seiner Schwiegermutter das von dem Adepten gefertigte Goldstücklein zu erbitten. Er schob es vorsichtig in seine Börse und trat dann seinen Spaziergang an. Porst hatte in amtlicher Eigenschaft oft mit der Gold- und Silberwaaren-Handlung des Herrn Bose in der Brüder¬ straße zu thun, welche für eine der größten und reellsten galt. Der Prediger kannte nicht nur den Eigenthümer des Geschäfts, sondern auch die Commis und die Gehülfen desselben, und unter diesen na¬ mentlich den jüdischen Goldarbeiter David Borchardt, ein junger, sehr

Mann. Als Porst in das Gewölbe trat, war zufälligerweise Niemand anwesend als David Borchardt, der den Herrn Pastor mit großer Höflichkeit empfing, ihm einen Stuhl zurechtschob und sich sofort bereit erklärte, den Herrn Prinzipal herbeizurufen. geschickter und äußerst zuverlässiger

„Lasse Er nur, mein lieber David", sagte Porst. „Ich kann Alles, was ich zu besprechen habe, mit Ihm abmachen. Wir wissen, was zu thun ist." „ Viel Ehre, Herr Pastor", entgegnete David, seine Mütze ziehend. „Viel Ehre! Herr Pastor haben mir stets Ihre Gunst

Da wäre nun zuerst", fuhr Porst fort,

ein Zettelchen aus der Tasche ziehend, „die Versilberung der kupfernen

in der Sacristei meiner Kirche zu Malchow; ich habe des¬ halb schon an Bose geschrieben." „Ich weiß — ich weiß —" nickte David. „Es wird binnen

Leuchter

acht Tagen gemacht sein, so daß zum nächsten Sonntage die Leuchter

in Ordnung sind." Es ist „Dann zweitens", sagte Porst, „habe ich zu zahlen. die Reparatur am Taufbecken — hier die Rechnung —, macht fünf Thaler." Er zog die Börse. David sagte, „ich werde den Herrn Prinzipal rufen", aber Porst entgegnete „Ach — warte Er noch ein paar Minuten, David, es hat ja Zeit. Wie ich da meine Börse ziehe, fällt mir Etwas in Sehe die Hand, das ich", sagte er lachend, „fast vergeffen hätte. Er einmal dieses Stücklein Metall an, — ich habe es vor längererZeit— im Nachlasse eines Freundes gefunden; Einige meinen, es sei Gold." „Wollen der Herr Pastor geneigtest erlauben", sagte David, das Klüinpchen in die Hand nehmend. „Hm" — machte er. „Es

wir wollen es einmal wägen und prüfen." Eins Porst war bereits durch, dieses Urtheil ganz betroffen. stand schon jetzt fest: Gold hatte Böttcher gemacht; es ftagte sich nun noch, welcher Qualität das Erzeugniß sei. David hatte bereits ist Gold;

das Klümpchen auf die Wage gelegt.

„Ein den

Er nahm

klein Wenig fehlt an vier Loth;

Tert bringen."

Dero ganzer Wandel ist als ein

so rühmlicher von aller Welt ge¬ priesen, daß dagegen kein Wort gesprochen werden dürfte, — wäre dieses Alles nicht der Fall, wären Euer Hochwürden ein Fremder, so

diesem Golde in das Gewölbe getreten, ich würde — zeihen — die Thüre schließen und fragen: Gesteht mir,

mit

habt

Ihr

und sagte: nun noch auf

es herab

ich werde

es

Sie

ver¬

Herr, wo

das Gold her?"

„Was, — was?" stotterte Porst, „was wollt Ihr damit sagen?" „Dieses Gold — ist von einer so ungewöhnlichen Feinheit, so rein und absonderlich schön, daß man es selten in solcher Pracht findet. Es muß dieses zugestanden werden und — Euer Ehrwürden können denken, daß ich nicht etwa aus Argwohn, sondern nur aus Lust an der Belehrung frage: Wie kommen Euer Ehrwürden zu dem kleinen Goldbarren?"

Porst war allerdings in Verlegenheit gerathen, denn er mochte nicht von dem Erperimente Böttchcr's sprechen, auf der anderen Seite hatte er aber alle Ursache, den Ursprung des Goldes nicht zu verbergen, denn obwohl David betheuert hatte, wie hoch er einerseits

die Würde des Herrn Pastors anerkenne, schlaue Ebräer ihn

sah Dieser doch,

in seltsamer Weise anblinzelte.

wie der

Porst wollte den

Goldschmied nicht ganz ohne Bescheid lassen.

„Es soll",

sagte er, „ein Stück eingeschmolzenen Goldes, von

David schüttelte den Kopf. mir nicht richtig", sagte er, „dieses Gold ist wohl noch nicht verarbeitet gewesen. Ich möchte mit aller Devotion gegen des Herrn Pastors Annahme einige Bedenken hege». Es ist ganz feines, unvermischtes Gold." Es kam dem Pastor nunmehr vor, als ob David leise zwischen den Zähnen etwas murmelte, oder als ob er mit der Zunge pfeife, einem Schmuck herrührend, sein."

„Das

scheint

ein Ton,

welcher gewöhnlich den Zweifel begleitet. Porst mochte nicht länger zaudern, — es war ihm äußerst peinlich, daß ein jüdi¬ scher

Geschäftsmann irgend welchen Hintergedanken

in Betreff.

der

Person des Pastors hege, und er begann deshalb nach einer Pause:

„Ich will Ihm

geschenkt."

„Gewiß — gewiß.

Porst wurde immer mehr überzeugt, denn auch das Gewicht stimmte. David begann die Probe. Nachdem er einige Zeit manipulirt hatte, sagte er „Euer Ehrwürden sind ja hinlänglich bekannt als ein Herr, vor dem Jedermann die größte Devotion zeigt, —

etwas anvertrauen,

David,

rechne

aber auf

Sein

tiefes Schweigen."

„Euer Ehrwürden thun mir Gnade an, wenn Sie mir Ihr Vertrauen schenken", sagte David mit tiefer Verbeugung, während seine Augen vor Erwartung funkelten. „Vernehme Er also, baß dieses Gold — gemachtes Gold ist", flüsterte Porst, sich über den Ladentisch zu David Borchard hinneigend. „Hm", sagte David, wieder sein Haupt wiegend, „gemachtes Gold? Wie meinen Euer Ehrwürden das? Ich verstehe nicht." „Nun denn, dieses Gold hier, welches Ihr soeben geprüft habt, ist gestern Abend in meiner und des Herrn Konsistorialraths Winckler, des Herrn Zorn, meines Schwiegervaters, und dessen Gattin gemacht, das heißt, durch Beisetzung eines Geheimmittels aus gemeinem Silber gewonnen worden." David blickte den Pastor starr au. „Es ist dieses vorgegangen in dem Hause des Herrn Zorn?" fragte er.

„Im

Hause

„Es ist am

Zorn's."

Ende der Verfertiger dieses Goldes der Goldjunge Fritz Böttcher?" ftagte David. „Derselbe", bestätigte Porst. „Mein Schwiegervater war stets gegen den Böttcher, dessen Anmaßung, Gold machen zu können, ihn ärgerte. Aber die Leute stürmen fast die Apotheke. Alle Welt will den Goldjungen sehen, selbst hochgestellte Personen kominen, ihn zu besuchen, — und so hat denn Zorn dem Drängen des Goldjungen nachgegeben und hat gestern Abend im Beisein genannter Zeugen Er beschrieb nun David umden Böttcher erperimentiren lassen."

88 ständlich den ganzen

Verlauf; als

er geendet hatte, wurde der Gold¬

schmied nachdenklich.

„Was Euer Ehrwürden mir sagen, — ich muß es glauben, und wie mir der ganze Vorgang berichtet wird, scheint Alles ohne besondere Künstelei hergegangen zu sein. Ich will offen gestehen, daß ich des Fritz Böttcher Goldmacherei bis zu dieser Stunde für eine Quacksalberei angesehen, mit welcher er den Leuten sich wichtig zu machen gedenkt, obwohl die ganze Stadt beinahe an den Gold¬ jungen glaubt, — allein seit ich dieses Gold probirt habe und Euer Ehrwürdeu mir die Versicherung gaben, daß Sie selber Zeuge des Erperimeutes waren, — weiß ich wirklich nicht mehr, was ich lagen soll. Es ist echtes, wahres Gold, dieses Klümpchen." „So bin ich befriedigt", sagte Porst, das Gold sorgfältig in seine Börse schiebend. „Es kam mir nur darauf an, zu wissen, ob Wir Alle, auch wirklich echtes Gold aus dem Tiegel geflossen sei.

Zorit, konnten nicht

so genau unterscheiden;

nun Er aber sein Urtheil

abgab,, glaube ich, daß Böttcher uns nicht betrogen hat." „Ich kaun »ur bei Allem, was ich hochhalte, schwöre», dieses

Gold

echt

Qualität ist", betheuerte David. wirklich aus Silber gewandelt hat, so

und von schönster

„Und wenn der Böttcher es er allerdings Gold machen.

kann

würden frei,

daß

dieses Goldstücklein

Uebrigens steht ja Euer Ehr¬ noch von anderen Gewerksgcnossen

prüfen zu lassen, — ich will sogar dabei sein." „Nicht nöthig", fiel Porst ein. „Ich kenne Seine Redlichkeit und Sei» Wort genügt mir. Aber — ", er hielt den Finger auf

Mund, „Schweigen, das bedinge ich mir aus." David verbeugte sich wieder und sagte: „Es ist nicht nöthig, mich daran zu mahnen, Ehrwürden". Dann geleitete er den Pastor zur Thür des Gewölles. Porst schritt nachdenkend über die Straße. Es war also richtig, der Goldjunge tonnte die Metalle wandeln, denn daß nicht irgend

den

„Fertig und hier", sagte David, aus einem Kasten ein schönes Er Armband nehmend, welches er in ein ledernes Kästchen legte. reichte an Röben den Schmuck. „Ich soll gleich bezahlen", sagte Dieser. „Will Er mir sagen, was die Arbeit kostet?"

David schlug ein kleines Buch auf und sah hinein. „Es sind „Wollen Sie es mir drei Thaler und zehn Groschen", sagte er. zahlen, oder soll ich den Prinzipal rufen?" „Ich zahle es Ihm, — Er giebt mir die Bescheinigung, — aber ich finde den Preis hoch. Das bischen Reparatur — über drei' Thaler !" wandte Röben ein.

„Es ist ein Goldplättchen dazu verwendet", belehrte Davide Sehen Sie hier, — hier war der Fehler; dieser kleine Bruch mußte verkleidet werden, — es ist kein hoher Preis, Gold ist theuer." zog.

„Ich glaub's wohl", „Ich will auch ohne

sagte Röben lachend, indem er die Börse Weiteres zahlen; vielleicht wird die Arbeit

billiger, wenn das Gold erst gemacht wird." „Sie meinen", lächelte er,, David blickte ihn betroffen an. „daß Gold gemacht werden kann? Ich wollte, wir wären so weit, aber bis jetzt ist noch nicht viel in Aussicht." „Na, die Leute hier in Berlin, die glauben mitunter fest daran. Da ist der Junge bei Zorn in der Apotheke, der Böttcher, von dem sagen sie, daß er Goldkoch sei, und wenn ich darüber lache, so schilt

mich mein Vetter,

der Gewürzkrämcr Röben in der Vorstadt, und nennt mich einen Einfältigen, der für die Großartigkeiten der Natur keinen Sinn habe, denn Röben ist ein Freund des Goldjungen und giebt sich selbst mit dergleichen Dingen ab, — na, ich halte die

ganze Sache

für Hokuspokus, obwohl

Allerlei munkeln." David hatte „Wenn seltsam.

nun

doch

kein Hokuspokus wäre?"

ein Taschenspielerstück geschehen, das konnte Porst beschwören, er hatte

Röben.

während des ganzen Vorganges nicht einen Blick von Böttcher und dessen Apparaten gewendet. Da nach solchen Wahrnehmungen Herrn

„Was, auch Er glaubt daran, nicht gar" sagte Röben.

Porst kein Zweifel blieb, daß das von David anerkannte Gold wirklich aus dem Tiegel des Goldjungen geflossen sei, beschäftigte er sich nur noch mit dem Gedanken, in welcher Weise der seltene Vogel an das Haus Zorn zu fesseln sei. Wen» Herr" Porst nachdenklich geworden war, so war David dies nicht minder. Sobald der Pastor das Gewölbe verlassen hatte, beschäftigte sich der'Goldschmied mit den auf dem Probirstein befind¬ lichen Strichen, welche von dem Golde des Pastors herrührten. „Wenn es doch möglich wäre", murmelte er vor sich hin. „Wenn der Junge Etwas gefunden hätte, um das Gold machen zu können? — ich muß feine Bekanntschaft suchen. Er muß mit mir zusammen gehen; wenn dieser Zug gelingt, ich wollte bald halb Berlin kaufen. Hm — hm — und doch sagt mir mein Verstand, es kann nicht sein; aber wie viele verständige Leute haben schon gesagt, Dies und Das kann nicht sein, und es ist doch gegangen." Er kr'anlte zwischen den Gegenständen, welche vor ihui in dem kleinen Arbeitslasten lagen, der unter dem Fensterbrette angebracht war.

Die Thür

des

Gewölbes öffnete

sich

wieder, indem zugleich die oben

David trat hinter

„Ich

darüber auf dem Schlöffe

ruhig mitangehört.

diese Auslassungen es

sie

so

Er

lächelte

ftagte er

ein pfiffiger Kerl? — warum

sage nicht, ich glaube so unbedingt daran, aber ich meine:,

wenn es nun doch nicht unmöglich sein sollte?"

Plan

Vielleicht konnte er durch Röben dahin wirken, daß einflußreiche Personen dem Goldjungen näher traten, der bisher noch nicht zu einer entscheidenden Leistung Geschah dies, so wollte David ihm seine veranlaßt worden war. Compagnie antragen. „Ich kann Euch sagen", fuhr er fort, „daß der Goldjunge nicht Man muß sehen, — hier seht denn." Er von gestern her ist. Streifen welchem die Gold sichtbar zeigte Röben den Probirstein, auf

David hatte

seinen kleinen

gemacht.

(Fortsetzung folgt.)

waren.

Die (französische) Friedrichstädtische Kirche auf dem Gensdarmen-Markt in Berlin begeht in diesem Jahre

das

Sie wurde in den Jahren 170jährige Jubiläum ihres Bestehens. 1701 bis 1705 von L. Cayart, einem Ingenieur und Schüler Vauban's erbaut, welcher 1692 in preußische Dienste trat und, außer mebruen bedeute 'n Fest» rgsbauten, diese Kirche auf aus¬

„Das Armband für die Gräfin Finkeustein zu holen; es ist doch fertig?" ftagte der Lakai, der von David als Herr Roben angeredet

d> Gemeinde nach dem Plan derjenigen von Charcntcn bei Paris aufführte, die nach dem Widerruf des Edikts von Nantes niedergerissen worden war. In dem Jahre 1780 bis 1785 ließ Friedrich der Große das prachtvolle Thurmgebäude in einer Höhe von 225 Fuß aufführen, zu dem die Haupt-Idee von der Kirche auf dem Piazza del popolo in Rom entlehnt sein soll. Die mit Kupfer gedeckte und mit vergoldeten Rosetten verzierte Kuppel trägt auf ihrer Spitze die 15 Fuß hohe, ebenfalls aus Kupfer ge¬ Auf triebene und vergoldete Figur der „triuurphireuden Religion".

worden war.

einem

angebrachte Glocke anschlug;

schrein,

der

die Livree

ihn

verdeckte,

dem kleinen Wand¬

Ein Mann, in

vor an den Ladentisch.

der königlichen Lakaien gekleidet,

war in das Gewölbe

gekommen. .

„Herr Roben",

sagte David, wieder seine Mütze ziehend,

unterihänigsten guten Morgen. kommen so

ftüh, um — —"

Ich weiß, —

ich

weiß,

„den

— Sie

drückliches Verlange:.

Würfel

stehend,

tritt

sie

mit

einem Fuße auf einen Todtenkopf,

89

in

der Linken das Evangelium, in der Rechten einen Palmenzweig haltend; ihr Gewand ist ein Schleier. Nach des berühmten Berliner Kupferstechers Daniel Chodowiecki Entwurf, und nach Kamblv's Modell wurde dieselbe von Köhler in Potsdam angefertigt. Nach Chodowiecki's und Rode's Zeichnungen sind ferner die Basreliefs über den Blenden des unteren großen Vierecks gefertigt, in denen Jeremias, Ezechiel, Joseph von Arimathia, Daniel mit dem Löwen, Samuel mit der Krone und dem Oelhorn, Jesaias mit der Zange und glühenden Kohlen neben sich, sitzen. Jene Basreliefs stellen dar: die Einsetzung der Taufe, die Geburt Christi, seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt, die Ausgießung des heil. Geistes, und die Einsetzung des Abendmahls. In den Giebelfeldern sind dargestellt, gegen Morgen: die Bergpredigt; gegen Mittag: Christus und die Sainariterin ani Brunnen; gegen Mitternacht: Christus begegnet den Jüngern auf Auf den Giebeln befinden sich, und zwar dem Wege nach Emmaus. nach Morgen: die Hoffnung, auf den Anker gestützt; die Liebe, in dem Bilde zweier Kinder; der Glaube, mit einem Schleier und Kelch in der Hand. An der Mitternachtsseite: die Geduld, mit einem Joch auf den Schultern; das Mitleid, welches Geld austheilt, daneben ein Topf mit einem Brode; die Güte, mit dem Symbol eines Pelikans, der feine Jungen mit feinem Blute nährt; an der Mittagsfeite: die Dankbarkeit mit einem Storch als Symbol, welcher seine Alten auf deui Rücken fortführt; die Wohlthätigkeit mit einer goldenen Kette in der einen, und den drei Huldgöttinnen der sanften, menschen¬ freundlichen Empfindungen in der anderen Hand; schließlich die Mäßigung mit Zügel und Gebiß. Auf den Couronnements stehen die vier Evangelisten; in den Blenden ani runden Dom die Apostel Judas, Matthias, Bartholomäus, Jakobus d.J., Simon und Matthäus mit ihren Attributen. Die darüber befindlichen Basreliefs stellen dar:

— ein Mädchen,

welches sich die Hände wäscht, neben Andacht, mit der Fackel vor einem Rauchfaß knieend; der Eifer, ein Greis mit einer Lampe und Geißel; die Liebe gegen Gott — ein junger Mann, dein eine Flamme ans der Brust lodert; die Nächstenliebe, welche in Gestalt eines Jünglings sich eines

die Unschuld

ihr

em Lamm;

die

armen Kindes annimmt; und endlich die Seligkeit, mit Lorbeern be¬ kränzt in den Wolken schwebend. — Die Erbauung des Thurmes erforderte die verhältnißmäßig nur geringe Summe von 175,000 Um das Kirchengebäude, außerhalb des dasselbe umgebenden

bis in den Thiergarten hinein erstreckten, erhielt vom Markgrafen auch die Urlake, welche sich vom Rixdorfer Damm bis zur Schöneberger Grenze hinzog. Diese „Urlake", Erlenlake, Lake oder Bruch, war ein ursprünglich

dieses

auch

Urban

Gemeinde im Jahre 1872 begangen.

den

seinem östlichen

genannt.

hier (1513) durch Henkershand. Zu jener Zeit begab es sich nämlich, daß ein Berliner Kaufmann, von einer Reise mit seinem gelösten Gelde zurückkehrend, unfern der Stadt in der Spandauer Haide von mehreren Reitern überfallen und beraubt wurde. Die Räuber knebelten den Unglücklichen an Händen und Füßen und warfen ihn in einen Sumpf. Dennoch gelang es

Beraubten,

Stadt

von Leichen in dem Gotteshause. Hier Feier des Bestehens der französisch-reformirten 200jährige

In

in jenem Jahre ein Bürger, Namens Kulbatz, gehenkt wurde, weil er auch die „Landwehr" (wie damals die Urlake hieß) aufgehauen und Holz der Bürger gestohlen hatte. Um das Jahr 1430 machten die Bauern von Tempelhof, das damals noch im Besitze des Johanniter-Ordens war, Ansprüche auf das Eigenthum oder die Mitbenutzung des Holzungsreviers. Der Streit darüber erneuerte sich von Zeit zu Zeit mit immer größerer Heftigkeit, bis es, wie ein alter Zeuge bekundete, endlich zu einem förmlichen Kriege kam, in dem der Ordens-Comthur mit dreihundert Pferden (Ordensrittern) und den Bauern von vier Dörfern die Stadt Cöln überlief. Die wackeren Berliner eilten jedoch ihrer Schwester¬ stadt zu Hülse, und mit vereinte» Kräften wurden die Ritter und Bauern zurückgeschlagen. Um indessen die gefährliche Nachbarschaft loszuwerden, kauften beide Städte den Johannitern die Tempelhofer Güter ab. Die Grenzlinie des Holzungsreviers führte über die Sandhügel hinter dem Johannistische, und auf einem derselben stand eine alte Warte oder Landwehr. Ebendaselbst befand sich auch das Halsgericht oder die Feimstätte der Stadt Cöln, aus welcher im Jahre 1440 ein „armer Sünder", Wetzet genannt, abgethan und ein gewisser Fink geviertheilt wurde. Auch der bekannte Junker von Otterstädt endete

dem

Beisetzung

bewachsenes

gewährte.

Schon im Jahre 1416 wurde das Terrain als Bürgerholzung von der Stadt umhegt, und wir ersehen aus alten Prozeßakten, daß

Kirchhofes, ließ König Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1736 die Ställe für das Regiment Gensd'armes erbauen, deren Beseitigung dann im Jahre 1773 erfolgte. Nach ihnen führt der Platz feinen Namen. Der Kirchhof wurde schon vorher, durch Kabinets-Ordre ck. ä. Char¬ lottenburg, den 6. Juli 1740, geschlossen, dagegen gestattete Friedrich auch wurde die

Terrain, welches

Bürgern Theil wird Holzungsrevier seit neuerer Zeit „Schlächterwiese" und irrthümlich

Thalern.

der Große die

mit Erlen

bruchiges und

das nöthige Brennholz

sich seiner Bande zu entledigen und glücklich die zu erreichen, wo er Hülfe und Gerechtigkeit von dem Kurfürsten

In

I. erflehte. der Umgebung desselben hatte der Bittende einen der Räuber wiedererkannt, und der Schuldige verrieth durch

Joachim

seine Bestürzung seine ehrlose

That. Die Geschichte nennt ihn einen Herrn von Lindenberg, und obschon der Bösewicht bei dein jungen Kurfürsten in besonderer Gunst stand, so ließ dieser doch der Gerechtig¬ keit freien Lauf — der Bösewicht erlitt durch Henkershand die ver¬ diente

Strafe. Ei» großer Theil

des

Adels hatte

sich

für

den Uebelthäter beim

Kurfürsten verwendet; da aber Joachim gegen alle Vorstellungen taub

Die Schliichterrviese. Lenken

wir

unsere

Schritte aus dem Häusermeere der Residenz

nach der Hasenhaide, so giebt uns das unter dem Namen der „Schlächter¬

wiese" allgemein bekannte und jetzt zuni Theil bebaute Terrain vor und längs der Haide einen Theil der ältesten Geschichte unserer Vater¬ stadt an die Hand.

blieb, beschlossen die Spießgesellen des Hingerichteten, Rache an dem jungen Kurfürsten zu nehmen, welcher zu ihrem Nachtheile das Recht »nt so unerbittlicher Strenge handhabte. An der Spitze der Ver¬ schwörer stand jener Herr von Otterstädt, welcher die Frechheit soweit trieb, daß er an die Wand des kurfürstlichen Schlafgemaches die Drohworte schrieb: „Jochimke, Jochimke, Hüde dy! Fangen wy dy, so

hangen wy

dy!"

Joachim ließ sich hierdurch von seinem Vorsatze nicht abbringen, ein Ende zu machen. Straßenräubereien den Nun beschlossen Jene blutigen Ausführung ihres die Vorhabens. Von einer Anzahl seiner Mitverschworenen begleitet, lauerte Otterstädt dem Kurfürsten während

Wie jeder Ort, der zur Stadt erhoben wurde, so erhielten auch Berlin und Cöln, als aust'teigende Schwesterstädte, um das Jahr 1220 Aecker, Wiesen, Weiden und Waldung als Dotation. Der Stadttheil Cöln, deffen ursprüngliches Weichbild — außerhalb der von der Spree und ihren Armen gebildeten Insel — in denjenigen Ländereien bestand, welche sich von dieser Insel aus über einen Theil

rettete den jungen Fürsten.

der heutigen Luisenstadt, den Friedrichswerder und die Friedrichsstadt

Gehölz seine Straße zog, bemerkte die verkappten Reiter und begegnete

der

Jagd in

der Köpenicker Haide

auf; aber

Ein Landmann,

'sein

glücklicher Stern

welcher durch das dichte

fremden Orte zehren mußte, um

bald daraus dem Kurfürsten selbst. Da stieg iu dem ehrlichen Bauer der Verdacht aus, daß Jene es wohl gar aus den Fürsten abgesehen hatten, und er unterließ nicht, denselben von seiner Entdeckung in Kenntniß zu setzen. Joachiin kehrte schleunigst um nach Berlin, und an der Spitze einer Schaar von Reisigen wurde Otterftädt, welcher Nachdem er sein Ver¬ noch immer in der Haide lauerte, ergriffen. brechen eingestanden, wurde er aus jener Feimstätte gerädert, der ent¬ seelte

Leichnam aber geviertheilt und des

so eher seinen Verpflichtungen nach¬ — Ausgenommen von dein persönlichen Einlager waren nur allein die Geistlichen; dafür mußten sie jedoch einen Ritter mit einer stärkeren Anzahl Pferde für sich einleiten lassen. Weigerte sich der Schuldner oder sein Bürge, in das Einlager zu reiten, so stand es dem Gegner frei, Schmähschriften an Kirchen, Rathhäusern, Galgen und Rad anzuheften, und den Wortbrüchigen als einen ehrlosen Mann, aller Welt zur Warnung und zum Abscheu, in den heftigsten Ausdrücken zu schildern. So ertheilte der Fürst Johann Georg von Anhalt, als er im Jahre 1589 von den altmärkischen Landftänden 30,000 Thaler lieh, denselben „volle Macht und Gewalt, ihn an Kirchen, Klausen, Rath¬ häusern und andern öffentlichen Orten, wo es ihnen gefällig wäre, mit Gemälden und Inschriften anzuschlagen, zu schmähen, zu schelten und bei Jedermann auf's Aergfte auszurufen, wie solchen Leuten, die ihre ausgesetzte Ehre, Brief und Siegel nicht einlösen, gebühre; daran sie dann Nichts gefrevelt oder llurecht gethan haben sollten" — wem; er die Schuld nicht zu rechter Zeit bezahlen würde. Das Einlager wurde endlich wegen vielfacher Mißbräuche zu Ende des 16. Jahrhunderts durch den Reichstag verboten. Dennoch erhielt sich diese Gewohnheit, und noch im Jahre 1620 wurden in der Mark Brandenburg derartige Schuldverschreibungen ausgestellt.

kommen sollte.

Verbrechers abgehauener

Kopf zum Warnungszeichen auf das Köpenicker Thor gesteckt. — Die Benennung des östlichen Theils der Urlake als „Schlächter¬ wiese" schreibt sich von dem Umstande her, daß das cölnische SchlächterGewerk dieses Terrain schon seit dem 17. Jahrhundert als Weidestätte für das Schlachtvieh benutzte.

Als dann mit Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheit auch die Fleischtare in Wegfall kam, welche in Folge der Weidegerechtigkeit eingeführt war, so wurde die letztere den Schlächtern gekündigt. Diese erhoben nun ihrerseits Eigenthumsansprüche auf den Weideplatz, so daß die städtischen Behörden sich genöhigt sahen, den Rechtsweg zu Die Angelegenheit kam im Jahre 1852 mit einer Ent¬ beschreiten. schädigung des Gewerks zum Abschluß. Unserer nächsten Generation aber wird,

bei fortschreitender Be¬

bauung der einstigen Urlake, die Benennung „Schlächterwiese" nur noch ein historischer

Begriff

sein.

Aus Serlins Theater-Chronik. Unterm 26. April 1803 richtete Jffland au den Staats- und Kabinets-Minister Grafen Haugwitz in seinem und im Namen der Schauspieler das Gesuch, die Kritiken über die Darstellungen auf dem K. „National-Theater" nicht mehr in den wöchentlichen Berliner Zeitungen zu gestatten, sondern in literarischen Journalen, welche dazu geeignet seien. Als Grund dafür wird die „höchst einseitige, nur mit Personalitäten sich befassende Speucr'sche Theaterkritik" hervorgehoben, die „ewig witzelt und niemals belehrt, — nicht nur den Individuen

Die Cinlager. Unvollkommen, wie die deutsche Rechtspflege iin Mittelalter war, entschied man hier nach alten Gebräuchen, dort nach schwankenden Gesetzen: bald war es das sächsische, bald das kanonische, an anderen

Orten das slamländische oder niederländische, und in Handelssachen das lübische Recht. Dabei mußten nicht selten die sogenannten Gottes¬ gerichte: Zweikampf, Feuer- und Wasserprobe re. den Ausschlag geben. Um allen juristischen Verdrehungen und Weitläufigkeiten aus dem Wege zu

gehen, suchte man

sich

des Theaterpersonals, sondern der Kunst selbst so wie dem Fleiße und Wohlgefallen an denselben einen großen, immer mehr zunehmenden Nachtheil verursacht." Jedes Zeitungsblatt sei beinahe ein Beweis von der Wahrheit dieser Behauptung: — „ man wird gelobt, getadelt, in der Regel bewitzelt, persiflirt und vor dem ganzen Publikum lächerlich gemacht, wie es einem Scribler beliebt, der nur immer die lächerliche Seite mit Gewalt hervorsucht und mit seinen Witzeleien auf unsere Kosten um sich wirft. Es ist um so kränkender für uns, als der

lieber aus kürzere Weise sein

Recht zu verschaffen: entweder durch Gewalt (daher die ewigen Fehden), oder auf gütlichem Wege — daher die mancherlei sonderbaren Verträge.

Zu den Letzteren gehörte das sogenannte Einlager (obstuFium). Hatte Jemand ein Darlehn ausgenommen oder irgend einen andern Vertrag abgeschlossen, so versprach er in dem Falle, daß die Schuld an dem bestimmten Tage nicht getilgt oder das Versprechen nicht gehalten wurde, mit einer bestinimten Anzahl von Leuten und Pferden in ein Wirthshaus einzureiten, und daselbst so lange auf seine Rech¬ nung zu zehren, bis der Gläubiger bestiedigt oder das Einlager von Dabei wurden Ort und Wirthshaus demselben erlassen worden sei. so wie die Anzahl der Personen und Pferde, womit der Schuldneroder dessen Bürge eiureiten sollten, vorher ausdrücklich bestimmt. Von diesem Einlager finden sich auch Fälle iu der Geschichte der braudenburgischen Regenten vor. So war Markgraf Albrecht II. auS dein Hanfe der Askanier im Jahre 1212 mit Kaiser Otto IV., dem Welsen, einen Vergleich eingegangen, dessen Erfüllung innerhalb sechs

Wochen erfolgen sollte.

brandenbnrgische

Ritter

kleinliche Schriftsteller auch den Parteigeist des Menschen nicht ver¬

Maaßstab seiner- alles entsprechenden und alles bespöttelnden Kritik nach wohlbekannten stadtkundigen Verhält¬ nissen, Rücksichten und Scheingründen berechnet, erweitert, abkürzt leugnen kann,

oder abbricht. Heute gelobt, morgen getadelt, mit Witzeleien die unter dem Pöbel in Spitznamen für uns ausarten, und mit Ueber¬ treibungen jeder Art belastet, wissen wir am Ende nicht mehr, wie

wir uns benehmen, vorbereiten und die Rollen ausführen sollen :c." Hierauf erging unterm 13. Mai der Bescheid, daß die gänzliche Untersagung einer Theaterkritik in den hiesigen Zeitungen mit der in den preußischen Staaten bestehende» Preßfteiheit nicht zu vereinbaren

Geschähe dies nicht, so sollten zwanzig

nach Braunschweig reiten,

und

sich

vor Er-

sei.

des

er machte

sich

Jedoch hätten zur Beruhigung der klagbar gewordenen Schauspieler

die Zeitungsverleger den ausdrücklichen Beseht erhalten,

Vertrages ohneKaiserliche Erlaubniß nicht von dort entfernen. Der Schuldner und sein Bürge waren, ohne Ansehn der Person, in das Einlager zu reiten verpflichtet. Dies that 1354 Markgraf Ludwig der Römer von Brandenburg, ans dem Hause Bayern, welcher sich von einigen Frankfurter Bürgern 235 Mark Silbers geliehen:

süllnng

der dem

den

im Fall der Nichtbezahlung zum persönlichen Einlager

ihm mißliebigen Recensenten abfertigte, erhellt aus

Zweck dieser sonderbaren Gewohnheit war, daß der Schuldner,

weil er mit vielen Leuten und Pferden für eigene Rechnung an einem

dem nach¬

folgenden Schriftstück.

in Frankfurt anheischig.

Der

künftig bei

ihren Beurtheilungen aller beleidigenden Angriffe, Bitterkeiten und Herab¬ würdigungen, bei Vermeidung der Zurückweisung, sich zu enthalten. In welcher Weise noch wenige Jahre zuvor ein Theater-Direktor

(Professor kann ich |

Sie

haben

in

„Mein Herr! Sie nicht nennen) Zeitungsschreiber!

der heutigen Vossischen vom Nov. mich,

meine

91

Direktion und mein Theater auf die unwürdigste und unverantwortlichste Art angegriffen. Ich bin zu alt, um von einem gallsüchtigen Menschen mich herumhudeln zu lassen.

Ich

habe zu lauge als

Märtyrer

der

Wer hat zuerst Minna von Barnhelm ausgeführt? Döbelin! Wer hat Emilia Galotti zuerst und im Manuscript auf die Bühne gebracht? Döbelin in Braunschweig! Wer hatte unter den Deutschen gewagt, Nathan den Weisen mit aller Würde, neu decorirt, neu gekleidet, aus die Bühne zu bringen? Dieser von Ihnen unverantwortlich gehudelte D—. Ich bitte Sie um Gotteswillen, lernen Sie mich besser kennen, oder Sie wagen zu viel und hören alsdann auf, Zeitungen zu schreiben und Kritikaster zu sein.

Commandeur des Regiments begleitet und sein Gesuch befürwortet, aber auch von diesem sei er auf den königlichen Befehl, als absoluten Hinderungsgrund, hingewiesen worden.

Kunst gelitten.

Gott verdamme mich, wenn Sie ein Frey-Billet der

bekommen, das

junge Herr Voß für Sie bei mir gesucht! Leben Sie wohl, bessern Sie sich, dieses wünscht Ihr Berlin tödlich beleidigter Doebelin, d. 16. November dem Sie das Brod zu stehlen suchen.

„Aber ein Soldat weint unter dem Gewehr?" Diese Worte, von einem Fenster des Schlößchens her ertönend, machten plötzlich der Unterredung ein Ende. Der Brandenburger, welcher sofort die

„Ja, Majestät,

des königlichen

Kriegsherrn erkannt hatte,

ich muß

wohl weinen!"

Nachdem er auf die weitere Frage des Monarchen den Vorgang

wiederholt hatte, sagte Friedrich Wilhelm: „Geh' sofort zu meinem Kabinetsrath Jllaire, laß ihn wecken und überbringe ihm meinen Befehl: Dir sogleich fünfzehn Thaler Reisegeld auszuzahlen, damit du deine sterbende Mutter noch einmal sehe» könnest."

„Aber, Majestät", entgegnete treuherzig ja meinen Posten nicht verlassen."

Doebelin."

1784

Stimme

entgegnete resolut:

der Husar,

„Recht, mein Sohn!" erwiederte der König.

„Ich

„ich darf werde dich

sogleich ablösen lassen."

Literatur.

Schnell hatte Friedrich Wilhelm ein Billet an Jllaire geschrieben, und begab sich dann in eigener Person nach der nahen Wache, um die sofortige Ablösung zu befehlen. Der Kamerad des Husaren, ein Schlesier, welcher die Thatsache später treu berichtete, erhielt die Ordre, ain nächsten Mittag als Ehrenwache im Schlosse zu fnngiren. Kaum war derselbe zu diesem Behuf erschienen, als der RegimentsCommandeur gemeldet wurde. Mit strengem Ton fragte ihn der König, warum er einem Soldaten, beu die sterbende Mutter zu das

Bilder aus

der Mark. Dichtungen von W. Kopp, GymnasialDirector in Freienwalde a. O. Herausgegeben zum Besten der dort neu 'gegründeten Gymnasiallehrer- Witwen- und Waisen¬ kasse. 26 Seiten. Freienwalde a. O. In Commission bei Ferd. Draeseke, 1875. Die sechs in diesem Heftchen dargebotenen Dichtungen [1) die

Schloßbergsruine bei Freienwalde, 2) die Schlacht auf dem rothen

er dem Husaren überreichte,

Lande bei Freienwalde a. £>., 3) Freienwalde a. O. zur Weihnachtszeit, 4) der Teufel im rothen Hause bei Prädikow, 5) Kloster Chorin: a. im Mittelalter, b. in der Neuzeit, 6) der eiserne Löwe im Zeughaus

sehen

Berlins enthalten fast durchweg Sagenhaftes oder Stimmungs¬ bilder aus der Mark; nur das sechste über den zur Erinnerung an die Jdstedter Schlacht errichteten dänischen Löwen bringt Fremdartiges herein. Die sechs Dichtungen haben entschiedenen poetischen Werth, und der wohlthätigen Absicht, die den Verfasser geleitet hat, läßt sich nur bester Erfolg wünschen.

der König milder fort.

zu

sich

verlangt, den Urlaub verweigert habe? Der Commandeur berief auf den strengen Befehl des Monarchen.

„Aber

wissen

Sie

Zukunftstraum" die Rede ist; der Schluß ist matt. Das zweite Gedicht enthält einen natürlich absichts¬ losen Anklang an Uhland („der Markgraf hat's gesprochen, der Himmel nicht erhört"), und der Ausdruck von der Sage, „die am Blachfeld klebt", wird wohl dem Verfasser selbst unschön vorkommen. Doch neuem Hoffen, der Menschheit

sind diese Ausstellungen des

Unbedeutend und beeinträchtige,: den Werth

Büchleins nicht.

Es war um die Mitte der fünfziger Jahre, als in einer Septembernacht zwei Gardehusaren vor den, Schlößchen Charlottcnhos im Parke

von Sanssouci, der damaligen Residenz König Friedrich Wilhelms

so

fuhr

wenig Herz und Gefühl,

Sie glauben konnten, ich hätte einem Sohne verbieten wollen, der Mutter die Augen zuzudrücken?" Der Brandenburger kehrte von seinem Urlaub und — vom Grabe seiner Mutter zurück. Aber er hatte der Sterbenden doch noch einmal in das von Liebe erfüllte Auge blicken können. r.

Fragekasten. *

Berlin.

Welche Bewandtniß hat es mit den eisernen der ehemaligen Königlichen Eisengießerei? Wir werden der Beantwortung dieser Frage einen besonderen Aufsatz in einer der nächsten Nummern des „Bär" widmen.

Neujahrskarten

Die Redaction dischen Geschichte die

des

„Bär"

richtet an alle Freunde

der vaterlän¬

Bitte, das im Entstehen begriffene märkische Pro¬

vinzialmuseum mit Einsendung von Gegenständen, welche zu der Ge¬ Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen Grabfunde wie: Urnen, Stein- und Bronze-Werkzeuge, Waffen rc. sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirthschaftliche Geräthe, Waffen, Glas, und Oelgemälde, Bücherrc., auch wenn solche bereits dem Mittelalter angehören. Ferner: Urkunden auf Pergament und Papier Siegel, kirchliche Geräthschaften. schichte der

F. L.

Miscellen.

die Wacht

„Haben Sie

daß

Im Einzelnen hätte ich wohl die eine oder die andere kleine Ausstellung zu machen. So gefällt mir der Schluß des ersten Gedichts nicht, wo von der „Nacht des Mittelalters" und „der Deutschen

denn keinen Unterschied zu machen?"

IV.,

Gegenstände,

welche nicht der

Mark angehören, sind der Bergleichung

wegen ebenfalls willkommen.

hatten.

Kein Lichtschein drang mehr aus

den Fenstern des Schlößchens,

und weinend erzählte der eine jener Husaren, ein Brandenburger,

wie er am vorhergegangenen Morgen die Nach¬ richt von Hanse erhalten, daß seine Mutter auf dem Sterbebett liege

In

vielen Familien- und amtlichen Wohn- und Geschäftsräumen finden

noch Gegenstände vor, welche dort fast unbeachtet unter Staub und in dem Dunkel der Corridore, der Böden k. begraben liegen, für eine Samm¬

sich

seinem Kameraden,

lung aber immerhin werthvoll sind.

und den Wunsch ausgesprochen habe, ihn noch einmal vor ihrem Hin¬

Ein Hervorziehen solcher Gegenstände lohnt sich fast immer und die dem Museum überlasicnen Objecte werden, mit dem Namen der Geber versehen, einen würdigen Platz in den Reihen der Sammlung erhalten.

scheiden zu sehen.

beten,

Sogleich habe er den Rittmeister um Urlaub

ge¬

aber den Bescheid erhalten, baß nach einem erst kürzlich er-

laffenen Befehl des Königs wegen des bevorstehenden Manövers kein Urlaub ertheilt werden sollte. Zwar habe der Rittmeister ihn zum

Die Redaction

des

„Bär" nimmt

dergleichen Zusendungen bereitwilligst

entgegen.

Adreffe: Otto Simeonstraße 8.

GülkerLCie.,

Verlagsbuchhandlung in Berlin, S.W„ Die Redaction des „Bär."

_N.

.

G.

ELWERT’SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG in

92

MARBURG._

Arnold, Dr. W. Professor zu Marburg, Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme. Zumeist nach hessischen Ortsnamen. Erste Abthei¬ lung. 1875. Bogen gr. 8°. Mk. 6.

Inhalt:

Die Ortsnamen als Geschichtsquelle. 1) Die Ansiedelungen der Ur¬ 3) Die oberfränkischen Wanderungen. Die zweite (Schluss-) Abtheilung wird alsbald nachfolgen und enthalten: 4) Der Ausbau im Stammland. 5) Die letzten grossen Rodungen. 6) Die ursprüngliche Bodenbeschaffen¬ heit. 7) Fortschritte des Anbaues. 8) Sprachliches und Diplomatisches. DM" „Unter vorstehendem Titel ist vor Kurzem ein nicht bloss für Historiker und Linguisten, sondern auch für das grössere gebildete Publikum sehr beachtenswerthes Buch erschie¬ nen. Dasselbe liefert einen bedeutenden Beitrag zu der auf linguistischen Studien be¬ ruhenden Geschichtsforschung, und kann in mehreren wichtigen Beziehungen eine bahn¬ brechende wissenschaftliche Arbeit genannt werden . . .“. (Neue Preuss. Ztg.) zeit.

Einleitung.

2) Die ältesten Ortsnamen.

Vilmar, Dr. A. F. G., weil. Professor zu Marburg, 1868. 30 V2 Bogen gr. 8°. Mk. 6.

Idiotikon von Kurhessen.

Die Anlage dieses hessischen Wörterbuchs ist zunächst eine sprachlich-wissenschaft¬ liche, zu welcher Schmellers bayerisches Wörterbuch das Vorbild gewährte, indess be¬ rührt die Sammlung auch das sachliche Gebiet und ist nicht blos auf Sprachforscher be¬ rechnet, sondern ebensowohl auf diejenigen, welche die heimische Sprache in ihrem lexicalischen Gehalt als Ausdruck des Lebens und der Sitte des Volkes kennen lernen und lieb gewinnen wollen.

II. Semester.

VT. Jahrgang.

Der literarische Verkehr. Häteratiarblatt herausgegeben

von

Dr. Loewensteiii's Bureau für Vermittelung literarischer Beschälte. Unter Mitwirkung von Graf Ulrich Baudissin, Dr. Ernst Freiherr v. Bibra, Friedrich Bodenstedt, F. Brunold, Bob. Byr, E. H. v. Oedenroth, Dr. Ed. Ouboc (Rob. Waldmüller), Dr. Karl Frenzei, Dr. Gustav Gerstel, Dr. Otto Girndt, Adolf Glassbrenner, Dr. Julius Grosse, George Hiltl, Dr. Edmund Hoefer, Friedrich Holmann, Dr. Wilhelm lensen, Ewald Aug, König, Dr. Leop. Kompert, Jos. Kürschner, Dr. Ad. Loewenstein, Dr. Otto Loewenstein, Dr. Eud, Loewenstein, Dr. Alfred Meissner, Dr. 8. H. Mosenthal, Frau Mathilde Raven, Dr. Hermann Schmid, Dr. Eugen Sierke, F. v. Stengel, Ritter v. Vincenti, Dr. Hans Wachenhusen, Karl Wartenburg, Dr. Feodor Wehl.

■Verstorbene 3VQt±iera-u.sg-eb)err Dr. Rodericb Benedix, Archivrath Dr. Adolph Bube, Dr. Friedrich Gerstäcker, Hofrath Dr. George Hesekiel. Director Joseph Lehmann, Professor Dr. Rob. Prutz, Willibad Winckler.

Redigirt von

Joseph Kürschner. Monatlich 2 Nummern in gross Quarto. Abonnements L 4 Mark halbjährlich nehmen alle Buchhandlungen, Postanstalten und die Expedition Heiligegeiststr. 7, -Berlin C., an, Verlag von

Otto Gülker

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C. Vogt, Phisiol. Briefe. Geb. 2 '/g Thlr. Dahlmann, Quellenkunde der deutschen 22 V2 Sgr. Revue des deux mondes, 1873. Geschichte.

Br.

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(16 2/s Thlr.) nur 5 Thlr. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" beurtheilt dieses Buch: Aus einer Famüie, die dem Vaterland? schon so viele hervorragende Glieder geschenkt, werden in dem vorliegenden Buche zwei Neue Werke liefere ich unter den günstigPersönlichkeiten vorgeführt, die in der That das ganze Jntereffe des Lesers fesseln. In seiner ersten sten Bedingungen. Halste schildert das Buck) das Leben Bartold Hartwigs v. Bülow (Bülow-Buch S. 37), des Kämpfers im dreißigjährigen Kriege und im Kriege Schwedens gegen Polen, des Vertrauten Herzogs Bernhard Verlag von E. H. Schroeder, Berlin, W., von Weimar und Königs Karl Gustav von Schweden, des tapferen Soldaten und um)ichtigcn Ge¬ Wilhelmstr. 91. nerals, aber auch des ächten Edelmanns, dem .sein Wort galt statt des Eides"; er, der ein leuchten¬ des Vorbild seiner Zeit war, soll auch der heutigen Zeit vor Augen gestellt werden. Das große Drama deS dreißigjährigen Krieges gnippirt sich um seine Person, aber auch eine wahrheitsgetreue Kultur¬ geschichte der damaligen Zeit sucht der Verfasser zu geben. Der zweite Theil enthalt das Leben Wer¬ historisch und topographisch dargestellt ner Hellmuths v. Bülow (Bülow-Buch S. 190 u. 194), des Mannes vom ftöhlichen Herzen und von tiefem Gemüthe, dessen Andenken^ noch beute von Manchen gefeiert wird, die ihn gekannt haben. An E. seinen Namen schließt sich die «Lchilderung der Zeit von 1812—1830: das Studentenleben in Jena, Goethe und das Weimansche Theater, aber auch der Tugendbund, die glorreichen Jahre 1813—1815 Zweite wohlfeile Ausgabe. sind in den Rahmen der Geschichte gezogen. Auä) von dem Leben in den Zirkeln Schwerins und Mit einer großen farbigen Doppelkarte: auf den Edelsitzen der mecklenburger Edelleute erzählt das Buch. Jedenfalls bietet dasselbe eine so Berlin im Jahre 1840 und im Jahre 1848. belehrende als anregende Lektüre und wünschen wir demselben aufrichtigst die weiteste Verbreitung. 208 Seiten gr. 8. Geh. Preis: 2 Mark. Verlag von Otto Gülker u. Cie. in Berlin. — Verantwortlich für Redaction: Ferv. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin.

Herlin, Fidicin.

vr.

Unter Mitwirkung von Wcod. Fontane, Geh. Regier.-Rath Freiherr vo. von Ledebur, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebcl in Cüstrin rc. re.

vr. 'Paulus

Drecht, Prof.

Kassel, Stadt-Archivar Z-idicin,

herausgegeben von

KM

George

und

Jerdinand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Simeonstraße 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung (Otto Girlker u. Cie. in Berlin) zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haascnstein u. Vogler, Rud. Mosse, Bernh. Arndt, sowie von der Verlagsyandlung (Simeonftraße 8) entgegen genommen.

3n

Nr. 3,

betn Siegel

welches

vom Jahre 1338 besindet, wird der der Brandenburgische Adler

an einer Urkunde

sich

Bär

Siegel

sich dieses

1448, in

von

Kurfürsten

Stadt Cöln,

II.

Stadt

nach

sich

daß das

dem

Siegels kam bald hierauf

Siegel-Wappen Nr. 4 welches den fchreitenden mit das

in Gebrauch,

Nr.

3.

Cöln die

erste

rothgesiegelte Urkunde

im Gebrauch; von da ab bis zum Jahre 1709 kam

erscheint,

— Das Jahr

ein

Siegel angefertigt wurde, läßt sich

mit

ebenfalls nicht

dung.

in

welchem

stimmen ,

da

dieses

genau

von

Siegel

Nr.

4.

Nr. 5.

gleicher

unwesentlichen

änderungen

be¬

vielen

vom

Jahre 1487 vorfindet. Das Siegel Nr. 4 blieb bis zum Jahre 1700

der brandenburgische Adler

darstellt.

abge¬

Das Rothsiegeln war nämlich eine Bevorzugung, welche Berlin im Jahre 1453 vom Kurfürsten erhielt; wogegen sich von

besten Rücken

gleichsam reitend

in grünem Wachs

drückt ist.

einem Halsbande gezierten

Bären, auf

Siegel von Berlin in rothem, das

von Cöln dagegen

manichfachen

warf. dieses

an einer Urkunde vom

Bemerkenswerth hierbei ist der Umstand,

Zerwürfnissen mit demselben vollständig unter¬

Statt

sich erst

Jahre 1460 vorfindet.

Es

noch an einer Urkunde

welcher die

Friedrich

i

Urkunden der Stadt aus jener Zeit die Siegel abgefallen sind, und ein Abdruck dieses Siegels, neben dem der

am flatternden

Bande nachschwebt, schreitend dargestellt.

findet

über welchem

:

zur

Art Ab¬

Anwen¬

(S. Nr. 5.)

94

Die historischen Stätten des alten Berlin Von ©sftar ScWcBct.

IV.

.

Die Kirche zum Heiligen Geist. Durch die niedrige Thür treten wir ein in die Vorhalle der Im Jahre 1597, „nachdem nunmehr zu diesen letzten Zeiten das Wort Gottes an diesem Ort gar hell und klar gelehrt wird", ließen die sechs Vorsteher des Hospitals diese Vorkirche bauen, so

Allster Weg führt uns heut zu einer der ältesten geistlichen Stiftungen in Berlin, zum Kirchlein des noch bestehenden Hospitals zum heiligen Geist. Als Berlin eine deutsche Stadt wurde, gründete die werk-

Kapelle.

13. Jahrhunderts auch eine Anstalt, die den hülflos in der Fremde weilenden Erkrankten oder herabgekommenen Einwohnern der Stadt ein Zufluchtsort sein sollte. Schön und sinnig benannte man diese Hospitale „zum heiligen Geist"; ist er Loch nach dem Worte der Schrift der Tröster für alles Die Hospitale zu St. Georg sind Leid und alle Angst dieser Welt. dein Schutzherrn des Ritterthums be¬ Mark. Nach jünger in der

thätige Frömmigkeit

„Elenden",

des

sagt uns eine in ihr befindliche Tafel mit den schlichten und innigen

d. h. den

nannt, wurden

sie erst gegen das

Worten einer Zeit, welche in der Einführung der neuen Lehre ihren Die Wappen, welche die sechs Bürger Herzenswunsch erfüllt sah. nach väterlicher

und drei Kannen führte.

Helfer sein; weil aber der Aussätzige ausscheiden mußte aus der Menschen ftöhlichem Verein, so lagen auch die Leprosorien zu St. Georg außerhalb der städtischen

ja

auch der kräftigste

Mauern.

j

Jahrhunderte nun schon übt das Hospital zum Geist Berlin in stiller und unscheinbarer, ächt christlicher in heiligen segenverbreitend aus, und noch heut steht seine Weise seinen Einfluß Kapelle. Eine in den sechziger Jahren vorgenommene Restauration hat der Giebelseite des Kirchleins die altehrwürdige Gestalt zurück¬ Ueber

gegeben.

sechs

Diese Lissenen und Bogenfenster, diese Vierpässe und Klee¬

blätter vergegenwärtigen uns lebhaft den Styl, in welchem man während des fünfzehnten Jahrhunderts bei uns baute. Ihre präch¬ tigste Entfaltung zeigt diese Art der Giebelverzierung an der St. Marienkirche zu Prenzlau. Das stille, kleine Gotteshaus war früher von einem Kirchhof umgeben, ans welchem Linden — der uralt heilige Schmuck deutscher Burg- und Westerhöfe — standen. Sie sind längst verschwunden,

Bäume, unter welchen im Sommer der Gottesdienst im Freien gehalten wurde; aber die Sage hat mit ihren Ephcuranken Es ist eine noch nicht in ihrem die Bäume luftig umsponnen.

die duftenden

mythologischen Grunde erklärte,

aber sehr häufig

sich

findende alt¬

Erinnerung, die uns hier begegnet. Einer von drei Brüdern wird des Mordes angeklagt, — in edlem Wettstreit, den Bruder zu retten, bekennen auch die beiden andern sich schuldig. Um die Wahrheit zu erfahren, befiehlt der Richter ihnen, drei junge Linden mit den Wurzeln in die Erde zu pflanzen ; ihr Grünen sollte ein Zeichen der Unschuld sein. Und siehe, im nächsten Frühjahr grünten alle drei, die Schuldlosen waren gerettet, der rechte Mörder verrieth Woher dies uralte Gottesurtheil, dieser Zug von sich auch gar bald. dem sprossenden dürren Stabe hier mitten in slavischer Mark? Vielleicht ist die Sage eine liebe Erinnerung der sächsischen Ansiedler an Er¬ zählungen der Heimath gewesen, in denen auch, dem Tannhäuser zum Heil, der entlaubte Zweig mit frischem Grün sich wieder bedeckt. Von dem Berliner Sagenetzähler Cosmar ist leider die einfach schöne germanische

Legende arg

mit willkürlichen Zuthaten verunstaltet worden;

da er¬

der Kirche aushängen ließen, sind verschwunden,

Halkan", und erhalten das Andenken eines alten Patriziergeschlechtes, das in roth und weiß getheiltem Schild eine umgekehrt getheilte Rose

Ende des 13. Jahrhunderts gegründet,

als zurückkehrende Kreuzfahrer die entsetzliche Plage des Aussatzes auch in unsere Gegenden brachten. Für diese Krankheit sollte der kappadolische Königssohn

Sitte in

erhalten aber sind noch drei Todtenschilde aus dem 15. Jahrhundert. Sie tragen die Ueberschriften: „O bit vor Hans — Peter — Jakob

Von dem Geschlecht ist nichts weiter bekannt, als daß es von 1375 bis 1431 zu Falkenberg bei Neustadt begütert gewesen ist, und daß ein Sohn desselben einmal die kriegerische Macht Berlins angeführt hat. Unzweifelhaft gehörte es auch zu den Wohlthätern Die Denkmale der andern barmherzigen Familien des Hospitals. sind längst entfernt; sic schwanden, nachdem die von ihnen gestifteten Hymnen Salve regina und Misericordia im 17. Jahrhundert hier

wir noch, daß manch' edle den Siechen mit freundlicher Stadt Berlin der Familie der So der Ritter Busso Gruelhut, ein Gabe zu helfen bereit war. Nur aus Mark und

verklangen.

den Urkunden sehen

Einst Truchseß Markgraf Hermann's des Langen und seiner Gemahlin Agnes, zog er sich im Alter nach Berlin zurück, in Werken der Frömmigkeit sich übend und seine Thätig¬ keit den edlen Zwecken des Kalan widmend. Darüber später einmal. Bald nach ihm, um 1350, erlosch sein Geschlecht, die letzte Gruelhut

besonderer Freund der Armen.

ihre Aufnahme in's Spandauer Nonnenkloster mit Schenkung Wir haben nur Urkunden ftommer Mild¬ thätigkeit von diesem Geschlechte; an einem alten Pergament habe ich einmal sein Zeichen gesehen: in das Schild des Schwertknopfes erkaufte

sich

des Falkenhagener Sees.

war ein Hut und eine Schafscheere eingravirt. Das Innere der Kapelle zuul heiligen Geist bildet einen kleinen, anheimelnden, gewölbten Raum. Die Gurten ruhen auf Consolen, welche mit Sculpturen versehen sind. Da finden wir die vier Evan¬ gelisten, und wie in dem Altarwerk zu Triebsees in Pommern hat man ihnen auch sogleich die Köpfe ihrer heiligen Thiere aufgesetzt: St. Johannes trägt den Adlers-, Lukas den Stierkopf. Daneben aber hat sich auch der mittelalterliche Humor hier verewigt, welcher es liebte, die Gebrechen der Geistlichkeit durch Steinmetzarbeiten in der Kirche selbst zu verspotten.

spielend

mit

So ist hier ein Kardüial dargestellt,

einem Affen; einen singenden Chorherrn hat man sogar

Von sonstigem Zierrath bewahrt die Zu beiden Seiten der 1834 vom Stadtrath Hollmann geschenkten Orgel sind mehrere alte Schnitzereien ausgestellt, darunter eine Maria, in spät gothischer Umrahmung, welche der

mit einem

Eselskopse geziert.

Kirche nur weniges.

Wiederherstellung wohl werth wäre.

Wie ist das Alles bei uns

zer¬

daß diese kahlen

fahren wir, daß der Ermordete ein kurfürstlicher Kapellineister Rapposi, der Angeklagte der Geliebte von dessen Tochter, der eigentliche Frevler

stört worden! Kaum kann man's

sich noch denken,

Kirchenwände der Mark

Schmuck einst getragen haben;

aber ein eifersüchtiger Trabant gewesen sei. Im 16. oder 17. Jahr¬ hundert aber übte man die Justiz hier zu Lande nicht mehr unter Hinzuziehung von Gottesurtheilen — die Sage ist viel älter. Falsch

die herrlichen Altäre zu Frankfurt und Wittstock sind fast die einzigen Ueberbleibsel von all' der Pracht! Neben diesen spärlichen Resten des Alterthums hängt eine alte Fahne. Sie ward 1668 von der Kursnrftin Dorothea der Berliner Stadt-Compagnie geschenkt, und 1789

ist ferner auch die Angabe, jene drei Brüder hätten den Namen „von Diese Familie stammte vom Rhein; die Linde der Linde" erhalten. in ihrem Wappen, das sich zu St. Marien findet, veranlaßte die Verknüpfung mit der allgemein bekannten Berliner Sage.

so reichen



vom Stadthauptmann Arend Heinrich Alter an die Kirche abgeliefert; auf weißer Seide führt sie den rothen Adler der Mark. Wie ich die Fahne sah,

zerriffen und zerstäubt, mußte ich unwillkürlich des

stolzen Herzens gedenken, das sie geschenkt, und das von Seiten der

Burger Berlins

erst so

hohe Verehrung und dann so

harte Krän¬

kungen erfuhr.

Erwähnen wir noch das Denkmal des Garnisonpredigers Nagler aus dem 18. Jahrhundert, und gleichaltriger, kleiner und äußerst dürftig ausgeführter Bilder aus der biblischen Geschichte, welche die Brüstung des Chores umziehen, so sind wir zu Ende gekommen.

Altar und Kanzel

Straße, die Streusandbüchse von Berlin, indem der Wind daselbst den von Haidewuchs und Grasnarbe baaren, oberen Allnoialdecksand, je nach seiner Laune, heut in Hügeln anschoppt, die er morgen wieder weiter fegt. Nur wenige Wasserläufe sind im Norden mit tief eingeschnittenen Profilen. Vor Allem die Panke mit dem Eschen- und Mittel-Graben auf dem linken, sowie dem Fischer-Graben auf dem rechten Ufer.

die

sind einfach. Der Erstere mit seinen Blumenvasen, im Sommer oft mit duftigen Sträußen gefüllt sind und aus denen im Winter verblichener künstlicher Schmuck uns melancholisch genug anschaut, erinnert mitten im geschäftigen Berlin an die länd¬

Man hat sich diese Bäche, so schwer cs die jetzt heranwachsende Generation glauben mag, ehedem als fischreiche, klare, schnellfließende und schattige Forellenbächc zu denken. *)

liche Poesie einer Dorfkirche.

sind die Veränderungen,

So, lieber Leser, sieht's in der heiligen Geistkirche zu Berlin aus, welche Du vielleicht noch nicht kennst. Es ist eine kleine, an¬ spruchslose Kapelle, — ich habe aber herzlich gern in ihr gepredigt, während ich in Berlin war. Die Zuhörerschaft bestand fast nur aus den Hospitalitinnen, welche nebenan ein Asyl gefunden hatten. Aber das Wort des Herrn ist an jedem Ort von reichem Segen; möge es auch hier an den oft von Gram und Kummer so sehr darnieder¬ gedrückten Herzen seine tröstende Kraft in reichem Maße bewähren!

stimmtheit nachweisen zu können, die Flora, namentlich der Baum wuchs, in derselben Gegend erlitten hat. Auf dem linken Ufer der Panke, zwischen dem Gesundbrunnen und der ehemaligen Papiermühle, zieht sich ein, wie es scheint jetzt

Gewiß noch wunderbarer als

Hellt bidens Chemnitz, II. cellaria Müller

laminata Montagu befinden. Dies

(£. «friedet.

m. der

von mir im Austrage der K. Regierung in Potsdam

Berlin

am 28.

Juli

1875 für die

der städtischen Wasserwerke vorgenommenen Feststellung des südlichen

Ufers vom

Zwecke

der Grenzen

Tegeler See bei Spandau

wurde auch

in letzterem, noch im Nieder-Barnim, aber nahe der Grenze von Ost-Havelland belegene Valentins-Werder einer Besichtigung unterworfen. Bei einer flüchtigen Nachforschung aus der von O. nach W., 1100 Schritt laugen, an der breitesten Stelle von N. nach O. 550 Schritt messenden Insel, fand ich am Nordwestrande, dem sogen. Winkel gegenüber, da wo der bewachsene Boden für Culturzwecke aufgerissen und dem Winde ausgesetzt war, sofort Urnen¬ Die sehr grobe, mit derben scherben von archaistischem Typus. Steinbischen gemengte Poterie hat 9 Mm. Dicke. Im Feuer ge¬ wesene, mit Ruß und zahllosen Sprüngen durchzogene Feuersteine Zerbrochene Schaber und Spatel, dgl. ein sehr starkes sind häufig. zerbrochenes, noch 05 Mm. langes, dreikantiges Messer, alles aus demselben Stein, wurden gefunden. Die Insel wird gründlicherer Nachforschung, als sie uns wegen Kürze der Zeit möglich war, hier¬ mit bestens empfohlen, dgl. der benachbarte „Scharfe Berg", eine noch größere, dein verdienten Pflanzeukuudigen l)r. Bolle gehörige Insel, von der man a priori behaupten darf, daß sie ebenfalls Spuren des vorgeschichtlichen Menschen ausweisen wird. der

IV.

Der Norden

des

Berliner Weichbildes.

Der Norden des Berliner Weichbildes gehört schon dem Hoch¬ plateau des Barnim an, welcher das rechte Spreeuferthal begrenzt. Er hat festen, graedigeu Boden, meist Lehm, der früher vielen, jetzt In der Tiefe sind noch einigen Ziegelöfen den Rohstoff gewährt. rette Lettenschichten, hie und da von besonderer Undurchlässigkeit, die verschulden, daß an den oberen Theilen der Brunnenstraße und

es

Schönhauser-Allee die Brunnenanlagen von so großer Schwierigkeit Von der Consistenz des Bodens liefert die Strelitzer- und Hermsdorfer-Straße noch jetzt durch ihre, ohne Böschung oder Futter¬ sind.

mauer steil in der Straße stehenden Lehmwände von fünf Meter Höhe einen redenden Beweis. Nordwestlich flacht sich der Boden ab —

Dünenbildung beginnt.

unter

und clausilia

in der Nähe Berlins theils in den feuchten Buchenrinde, unter bemoosten feuchten Steinen

nicht mehr vorkommende

sind sämmtlich

Laub Holzschnecken,

die

von Laubholzbeständen vorkommen.

Gegenwärtig ist dort nur der ödeste Dünensand, aus dem selbst die genügsame märkische Kiefer in der verkommenen Form der „Kusel" nicht mehr recht gedeihen will; also an einer Stelle, wo Buchenwald gestanden haben muß — bereits zur Zeit des Menschen, denn die

Der Valentins-Werder im Tegeler See. Bei

glaube ebenfalls mit Be¬

oder am feuchtesten Wiesensaum

Märkische Alterthümer.

und der Stadtgemeinde

zoologischen Schwankungen

ziemlich verwischtes Lager von subfossilen Landschnecken hin, denen sich

Wäldern unter nasser

Von

diese

welche, wie ich

Es ist hier, namentlich westlich der Colonie-

Schicht der Landschnecken (letztere meist in zerbrechlichem Zustande, in einem mergelartigen, von Snmpfeiseu durchsetztem Erdreich), nur ca. 40 Centim. unter dem die Oberfläche bildeuden Decksand liegend,

gehört dem neueren Alluvium an.

Hiernach boten im Norden unsers Weichbildes der Boden, die Thier- und Pflanzeiuvclt tu sehr früher Zeit bereits zureichende und theilweise vielleicht ausgiebigere Factoren für die menschliche Existenz, als die Gegenwart. Diese eigenthümlichen Verhältnisse ließen auch im Norden Berlins schon lange vorgeschichtliche anthropologische Spuren vermuthen. Die fortschreitende Bebauung hat endlich nunmehr den Beweis hierfür durch Fundstücke erbracht. Am nördlichen Ende der Colonieftraße zieht sich eine zu>n Theil aus Flugsand bestehende Hügelkette unter dem Namen

Berge hin.

In Folge

„Granatcn-

Sandgrabens und des fort¬ schreitenden Häuserbaues sind hier Querschnitte zu Tage gelegt, die auf mindestens 1000 Meter Entfernung bei 1 bis 2 Meter Tiefe Holzkohlenreste zwischen dem Sande vertheilt zeigen. Diese Kohlen¬ reste verdichten sich nicht zu einer förmlichen Schicht, sondern kommen nur unter überwiegenden Sandmcngen vor. Es könnte also die Ver¬ muthung entstehen, ob man es mit einem alten Waldbraude zu thun hat.

des unablässigen

Prismatisch geschlagene Flintgeräthe beurkunden jedoch die ftühere

Anwesenheit des Menschen hier unzweifelhaft.

Seit Jahren waren mir weiter östlich am rechten PankeUser, wenige hundert Schritt nördlich der Brücke, über welche die *) Die

faunistischen Untersuchungen beweisen dies unwiderleglich.

Ich

in der Panke innerhalb Schönhausens, die Muscheln Unio pictorum Linne, Pisidium fontinalo Draparnaud, P. amnicum Müller, die Schnecke, Ancylus fluviatilis Lister und den Fisch Cobitis taenia Linne (den Steinbeißer) bis in die sechziger Jahre gefangen; alles Thiere, die, wie jedem Biologen bekannt, nur in Wasserläufer der bezeichneten Art gedeihen. selbst habe

August Müller hat seine berühmten Untersuchungen über den sogenannten Querder (Ammocoetes branchialis Linne), den er als den Jugendzustand des kleinen Neunauges (Petronryzon Plänen Bloch) erkannte, an Exemplaren von derselben Stelle her (1842) vorgenommen. Jetzt wird man Forellen, Neunaugen, Steinbeißer und Schalthiere der bezeichneten Arten in der Panke E. Fr. die Berlin schwerlich mehr nachweisen. —

96

Straße von Pankow nach Schönhausen führt (am Hange nach dem Wasser zu), kn dem sandigen, etwa fünf Meter hohen Absturz schwärzliche Kulturschichten bis etwa 70 Mm. Dicke ausgesallen, welche neben Kohle und Asche noch andere organische Reste einschließen. Am 26.

!

j ;

Auch hier

Kohlen), vermengt mit Feuerftein-Absplissen und grober urgeschichtlicher Töpferwaare, weiter fort. Im Ganzen mag bas von mir solchergestalt als vom prähistorischen Menschen im Norden unsers Weichbildes besiedelt ermittelte Land in

Sodann ist

noch zu erwähnen, daß auch

dürfen") —

i

auf dem theilweise noch

hinausschaute.

seit

vielen

Jahren prähistorische Reste, darunter ganze Nrnensetzungen gefunden worden sind. Herr Eduard Johl am Johlschen Ziegeleiweg und der BellermannS - Straße wohnhaft, schenkte erst vor Kurzem dem Märkischen Museum Urnenreste aus jener Gegend, von gleicher Be¬ schaffenheit wie die vorgeschilderte Poterie. Endlich offerirte ein Eigen¬ thümer in Pankow dortgefundene Urnenreste in diesem Jahre dem Kgl» Neuen Museum hicrselbst, die sich den soeben erwähnten Urnen¬

sich

Die

letztere,

mit ihren vier Thürmen weit in das Havelland

Aber weit entfernt, daß diese drei Schwestern, die Burg, die Neustadt und die Altstadt Brandenburg in friedlichen, die allgemeine Wohlfahrt fördernden Verhältnissen lebten, sie lagen vielmehr bald mit einander im bittersten Hader, der ihre Kräfte lähmte und nicht zum wenigsten dazu beitrug, daß sie von den viel jüngeren Schwester¬ städten an der Spree überflügelt und in den Schatten gestellt wurden.

Dieser Hader verlief in einem geschlossenen Kreise: das Domkapitel haderte mit der Altstadt, diese mit der Neustadt, diese mit dein Dom¬ kapitel, welches seinerseits außerdem mit dem benachbarten Dorfe Klein¬ kreuz sehr unangenehme Berührungen hatte.

Altstadt und Neustadt

hatten ihren „Krieg" wegen des Fischmarktes,

(30 Mark) aber abgelehnt werden mußten.

des

Vom Oberlehrer Kickarä

Mittelalter.

8au.

Die Stadt Brandenburg liegt eine halbe Meile oberhalb der Ein¬ mündung der Havel in den großen Breitlings- oder Plauer- See, dessen der »ach Magdeburg Reisende zu seiner rechten Seite ansichtig wird, wenn er einige Minuten den Wald hinter der Stadt durch¬ fahren ist. Der Fluß', von Ketzin aus in südwestlicher Richtung strömend, durchzieht bis zu seinem

„ Gemünde"

breite Wiesen und

Torsiliederungen; nur an einer einzigen Stelle wird er von zwei, links und rechts an ihn herantretenden Hügelabhängen so bedeutend ein¬ geschnürt, daß hier sich besonders in alten Zeiten, wo diese Wiesen noch flüssiges Moor waren, ein erwünschter Paß darbot. Der eine dieser Hügel ist der Harburger-, jetzt Marienberg genannt, der andere derjenige, auf

burg steht.

dessen

Da

Gipfel die Katharinenkirche

der Neustadt-Branden¬

die Havel nun, sich spaltend und wieder vereinend,

in unmittelbarer Nähe dieser Einschnürung zwei von Wasser und Moor umgebene Werder bildet, da die Oertlichkeit fischreiche Gewässer, Wiesen und nicht unfruchtbare Ackerflächen darbot, so gewährte

sie

ihm am erwünschtsten ist, Nahrung, Sicherheit uird eine Verkehrsstraße. Es war hier das scmnonische Brennaburg oder Brendanburg (es wird Zeit, daß die später entstandene corrumpirte Form des Namens „Brannvbor" endlich aus den Büchern oerdem Ansiedler, was

des

Wochenmarktes,

Jahrmarktes, wegen der Mühle zwischen beiden Städten, vor der es schon zu Thätlichkeiten gekommen war, wegen der Lehmgrube an dem Berge, wegen der Aufnahme der beiderseitigen Zünfte; die Neu¬ städter wollten die Altstädter nicht durch ihre Stadt fahren lassen, wenn jene Holz aus dem freien Havelbruche holten, endlich duldete keine der beiden Städte den Verkehr der Bürger der andern in ihren

Feindliche Nachbarn an der Havel. dem

dem

vollzogen hat.

funden typisch anschließen, wegen des geforderten unverschämten Preises

Ein märkisches Culturbild aus

Bär

aus dem wendischen Flecken Parduin erwachsen, ward von dein Harburgerberge beherrscht, von dessen Kuppe

bald verdunkelte.

die Marienkirche

schon

Albrecht den

Gewerbthätigkeit und Handel mächtig geworden, die aus dem nörd¬ lichen Haveluser gelegene Schwesterstadt, die Altstadt Brandenburg

eigentlichcSteinzeit.

Gesundbrunnen und Schönhauser-Allee

durch

an der

Brandschichten (Eichen-, Erlen-, Birken- mrd Kiefern-

jetzt von de» älteren Familien Wol tank, Bellermann und Johl besessenen Grundstücken zwischen der Brunnen- und Badstraße,

endlich

Der kleinere, nördlichere Stelle Werder, auf welchem sich der alten, von Otto dem Großen gegründeten, aber von den Slaven zerstörten Domkirche der neue Dom erhoben hat, ist in den Besitz des Domkapitels über¬ gegangen; aus der südlich gelegenen großen Tafel steht die NeustadtBrandenburg, auch schlechthin Brandenburg genannt, weil sie durch nehmen zu

Villenterrain von Emil Witzerich. Bei den hier vorgenommenen Planirungsarbeiten an der Kronprinzen- und Prinz Heinrich-Straße

haben. Die bisherigen Spuren weisen hier ans die

und Umgegend

In

Niederschönhausener Chaussee zu, Straßen anlagen, namentlich auf dem

der bezeichneten Fluchtlinie eine Länge von etwa siebenhundert Ruthen

Ort

einer Zeit, in welcher Christenthum endgiltig wiedergewonnen. geschichtliche Nachrichten spärlich fließen, hatte Albrecht dem Orte städtische Gerechtsame verliehen; später aber finden wir an der be¬ schriebenen Oertlichkeit drei nicht nur räumlich, sondern auch administrativ von einander vollständig getrennte Gemeinwesen, ohne zu erfahren, wann diese Trennung — denn eine solche glauben wir bestimmt an¬

Letztere, auch die Reste grober, primitiver Töpferwaare festzustellen. wiederum mit Steingrus vermengt, innen schwärzlich, außen gelb bemalt, ohne Verzierung und Glasur, von bröcklicher Beschaffenheit. Oestlich vom Fischergraben beginnen nach der Berlin-

sind die oberen Lagen des früheren Bodens ausgeschlossen.

wurden

Deutschthum, und durch ihn die Bischöfe Wigger und Wilmar, wie durch die das Domkapitel bildenden Prämonstratenser Chorherren dem

Juli 1875 gelang es mir, auch hier und weiter nördlich an den sehr tiefeingeschnittenen Rändern des Fischer-Grabens, neben geschlagenen Feuersteinen und morschen, wahrscheinlich im Feuer gewesenen Geröllen

setzen sich die

schwinde'), die alte Wasserburg entstanden, welche nach der slavischen Invasion eine Hauptseste der Heveller wurde. Nach vielfachen Kämpfen

Mauern: die aneinander zugekehrten Thore wurden geschlossen. Ein Hauptgrund dieses Haders lag in dem Bestreben der drei Nachbarn, sich in der Umgegend von Brandenburg mit ihrem Grund¬ 'hätte Man besitze auszubreiten. sich nun vernünftiger Weise dahin einigen können, daß man der Altstadt den Norden, dem Capitel den Osten, der Neustadt den Süden überließ. Allein die Menschen unseres Mittelalters, welches ja die Romantik so wunderlich aufgeputzt und ausgeschmückt hat, schwangen sich selten zu einem höhern Gesichts¬ punkte, zur Idee des Allgemeinen auf; im kleinlichsten Egoismus verfolg¬ ten

sie

kurzsichtig die nächsten Interessen, und so gingen denn unsere

Havelanwohner mit stierköpfiger Beharrlichkeit ihre Wege, gleichviel Das Domkapitel griff in das Gebiet ob sie die der andern kreuzten.

Altstadt über, erwarb das im Norden derselben gelegene, jetzt untergegangene Dorf Görne, an dessen Besitz der Altstadt wegen der Erwerbung einer Haide besonders lag. Es kam dort zu Streitigkeiten, vergeblichen Grenzregulirungen, thätlicher Beleidigung der Domherren, wegen welcher die Bürger natürlich abbitten und büßen mußten. Aber der

•) Auch das .Brendunburg", an welches sich scharfsinnige Deutungen geknüpft haben, beruht auf einem Irrthume der Abschreiber. **) Eine Begründung dieser Ansicht habe ich versucht in meiner .Ge¬ schichte der Stadt Brandenburg" und in .Grundsteinlegung zum brandenburgisch-preußischen Staate."

97

in Gerne haben

sie sich

schließlich

doch

behauptet.

Die Nenstädter

erwarben zwei Ortschaften in, Osten, den Krev Krakow und das Dorf Stenow — beide sind jetzt nicht mehr vorhanden — zum großen Berdrusse des Domkapitels; und die Grenzen dieser Feldmarken vom des wendischen Dorfes Mötzow, das in den Besitz des Dom¬ kapitels gekommen war, ist der Schauplatz von Ereigniffen, welche

denen

erzählt werden sollen.

Wir

beschränken uns hier auf die Darstellungen der hauptsäch¬ Streitigkeiten zwischen dem Domkapitel und der Neustadt'). lichsten Jahre brach im 1346 mit einem Crawall in der Neustadt Der Hader aus. Ein Priester war, man weiß nicht aus welchem Grunde, vom Dome geflohen und hatte sich, hart verfolgt, in die Neustadt auf Aber dem Kapitel muß sehr viel an der Er¬ den Kirchhof gerettet. greifung des Flüchtigen gelegen haben, denn im Aufträge jenes erschien Herr Dietrich, der Zeit „Hovemeister des Bischofs Ludwig von Branden¬ burg" in der Stadt, drang auf den Kirchhof ein, schleppte den Flücht¬ ling „mit Gewalt gezogenen Messers und Schwertes" hervor und schickte sich an, ihn aus einem bereit gehaltenen Wagen aus der Stadt zu fahren. Aber die Sache ward ruchbar; es entstand ein Auflauf des gemeinen Volkes, welches fofort für den Gefangenen Partei ergriff, die Thore schloß und sich bereitete, Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, um den Priester zu befreien. Endlich erschien der Rath auf dem Platze, aber er hatte Noth, dem Aufruhr zu steuern. In einem darauf ge¬ schlossenen Vertrage zog das Domkapitel den Kürzeren, denn die erste Bestimmung desselben setzte fest, daß der Priester „los und ledig sein sollte jedes Dinges ohne alle Arglist." Vierunddreißig Jahre später schließen beide Parteien wieder einen Vertrag wegen der Streitigkeiten, welche sie seit Alters gehabt haben, „auf ewige Zeiten". Wir übergehen hier die wenig interessanten Streitpunkte und erwähnen nur der Vorkehrungen, welche getroffen wurden, um in aller Zukunft den Frieden aufrecht zu erhalten. Bei einer neuen Streitfrage, heißt cs in dem Vertrage, soll jede Partei einen gemeinen biderben Mann wählen, aber nicht einen Fürsten, nicht einen Herrn, nicht einen Bischof, nicht einen Abt, Probst oder Pfaffen, nicht einen Juristen und Ritter. Vor diese beiden Männer soll nun jede Streitsache zur authentischen Feststellung der Klagepunkte gebracht werden. Wäre es nun, daß das Domkapitel eine Klage hätte

Der Empfang der Salzburger in Berlin, 1732. Von dem Erzbischof Leopold Antonius Freiherr von Firmian auf das Bitterste verfolgt, sandten die protestantischen Salzburger, Anfangs November 1731, eine Deputation nach Berlin, um den königlichen Schutz für ihre Leidensgenoffen zu erbitten. Friedrich Wilhelm I. ließ ihnen antworten: er wolle, wenn wegen ihrer Glaubenstreue

in Dero Länder kommen würden, Alle aufnehmen, ihnen aus höchster Gnade, Liebe und Erbarmung Haus und Hof, Acker und Wiesen geben, und ihnen als Dero eigenen Unterthanen begegnen. auch gleich etliche Tausend von ihnen sie

Bald darauf erließ der Erzbischof von Salzburg ein EmigrationsPatent, nach welchem die Unglücklichen binnen acht Tagen das Land verlassen sollten; und als diese Frist verstrichen war, rückten am 24. November zwei Kompagnien des Regiments Prinz Eugen in das Gericht St. Johann ein, um die Auswanderung mit Gewalt in und Gang zu bringen. Wir unterlassen hier eine Schilderung der Gewaltthaten, welche gegen die Ausgetriebenen verübt, wie sie oft halb nackt, ihrer Kinder und Habe beraubt, gleich dem Vieh mit Kolbenschlägen über die Grenze getrieben wurden. Dieser Akt der Gewalt und Brutalität dauerte bis in die Mitte des Jahres 1732; der Verlust an Hab' Gut belief sich auf gegen drei Millionen Thaler! Die meisten von ihnen wandten sich nach Preußen; ihre Anzahl belief sich auf 17,032, von denen 14,728 Berlin passirten. Friedrich Wilhelm I., ein warmer und eifriger Bekenner des evangelischen Glaubens, nahm sie mit Huld und Liebe auf, und auch zum Ruhme vieler Katholiken muß es gesagt werden, daß sie den Evangelischen in Theilnahme und Liebe nicht nachstanden. Selbst die Juden zeigten großes Mitleid für die armen Vertriebenen, denn sie erinnerten sich beim -Anblick derselben au die Geschichte ihres eigenen Volkes, das, entblößt von Allem, einst aus egyptischer Knechtschaft zog, um sich ein neues Vaterland zu suchen. Der erste, aus 843 Köpfen bestehende Emigrantenzug, langte am 30. April 1732 in Berlin an. Geführt von dem Hoftath Göbe!, den der König zum Kommissar ernannt hatte, zogen sie über die Schasbrücke, welche über den sogenannten Schafgraben in der Nähe des Halleschen Thores führte, in geordneten Reihen ein. Laut und gegen die Neustadt, so will der Probst kommen vor die genannten ergreifend tönte von ihren Lippen der Gesang des schönen Liedes: Zwei, um ihnen mündlich ihre Klage vorzutragen; diese sollen jene „Wenn wir in höchsten Nöthen sein rc." Zwei aufschreiben und vorlesen lassen. Daraus sollen die Entscheider Die Geistlichkeit Berlins, die Schulvorstände mit ihren Lehrern fragen, ob dem Probste an der Schrift genüge. Antwortet er „nein", und Schülern empfingen die Ankommenden an der Brücke, eine un¬ so soll er noch eine Frist zur Besprechung haben, aber nur so lange „als ein Mann redeliches Ganges drei Mal möge um den Kirchhof absehbare Menschenmenge hatte sich gleichfalls eingcfunden. Nachdem die Emigranten die Brücke passirt, formirten sie sich in einem Halb¬ zu St. Katharinen gehen, wie die Leute gewöhnlich um den Kirchhof zu gehen pflegen."

Darnach kann die Schrift gebessert werden; damit

hat es aber für diese Partei' sein Bewenden. Nun geht die Schrift an den Rath der Neustadt, der nun mündlich vor den Zweien darauf antwortet. Und nun wiederholt sich derselbe Vorgang, dessen Scene vor dem Rathhause der Neustadt ist. Hat man dann endlich auf diese Weise die gegenseitigen Streitpunkte urkundlich festgesetzt, so sollen beide Parteien ihre Jnsiegel unter die Schrift hängen lassen, worauf die beiden Entscheider mit denselben reiten über den Hof des Markgrafen, mit dessen Spruch man sich beruhigen will. Endlich wird eine Strafe von 40 M. brandeuburgischen Silbers gegen Den

Vertrag nicht halten werde. Friede zu Brandenburg theilte das Schicksal „ewige" Dieser aller übrigen; er war nicht von langer Dauer. festgesetzt, der diesen

(Fortsetzung folgt.)

*) Ich

schöpfe ausschließlich aus urkundlichem

Material.

während den andern die Schüler mit ihren Lehrern bildeten. Sobald dies geschehen, ertönte daN Lied: „Eine feste Bnrg ist unser Gott," in das sämmtliche Anwesende beim Anblick der leidenden und niedergebeugten Gestalten unter Thränen und Schluchzen einstimmten. Hierauf hielt der Pastor Campe eine Ansprache unter Bezugnahme aus dem Psalm 115. V. 14, 15: „Der Herr segne Euch je mehr und mehr, Euch und Eure Kinder. Ihr seid die Gesegneten des Herrn, der Himmel und Erde gemacht." Daun erfolgte die Vertheilung von fünfzig Stück neuen Testamenten, worüber die Salzburger in großer Freude sich äußerten, daß man ihnen zu Hause das Wort Gottes

kreise,

weggenommen habe, hier es ihnen aber entgegentrage.

Zug wieder in Bewegung, vorauf ein Reiter, folgten; dann kamen zwölf PredigtamtsKandidaten, eine gleiche Anzahl Prediger, je paarweise; hinter diesen wiederum zwei Reiter, dann zwei Hallenser Studenten und demnächst die Salzburger, zuerst die Männer, dann die Frauen und Kinder-,

Nun

setzte sich der

dem die Schüler paarweise

den Beschluß machten

So

23 Wagen.

bewegte sich der lange Zug, gefolgt von einer unzählbaren

98 Menge, unter Abfingung der Lieder: „Was mein Gott will, gescheh' all' Zeit," „Komm her zu mir, spricht Gottes Sohn," „O Herr Gott, dein göttlich Wort," „Von Gott will ich nicht lassen," und „Herr

Gott,

dich loben

wir"

dann am zweiten Weihnachtsfeiertage, Dienstag, den 26. Dezember, Bei diesen Festlichkeiten war der Kur¬ eine solche in Berlin folgte.

fürst äußerst fröhlich;

genden Tage mußten sie nochmals einen Umzug um das Schloß machen,

merkung

:

Joachim selbst fühlte sich so kräftig, daß er, um das Neujahrsfest in dem von ihm besonders geliebten Schlosse zu Köpenick zu verleben und von dort aus sich in den benachbarten großen Waldungen dem Vergnügen der Jagd zu.

!

Berlin verließ und nach Köpenick fuhr. lieber die Abfahrt des Kurfürsten aus Berlin berichtet ein Zeit¬

ergeben, am 29. Dezember !

im Chronicon Berolinense wörtlich: „Freitag nach aller Kinder Tag gegen den Mittag sind Chur-, fürstl. Gnaden im behangeneu Wagen nach Köpenick gefahren, ist mir ferner auf der Brücke gegen Samachers Haus begegnet, hat keinen Jungen oder Junker im Wagen bey sich gehabt, nur einen Hund, und hat ihn Hans Kutscher mit 3 Pferden geführet, habe ich eine Reverentz gethan, und S. Churfl. Gnaden dafür der

genosse

|

endlich die Frauen.

Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß die altbekannte Mildthätigkeit der Berliner sich auch hier nicht verleugnete; von allen Seiten wetteiferten Hohe und Niedere, Arme und Reiche in der Spende von Liebesgaben, und nicht minder liebevoll nahm mau sie in den Häusern auf. „Die Liebe der Berliner Einwohner", berichtet Göcking, „ging soweit, daß vielmals nicht so viele Salzburger als Wohlthäterwaren." Auch in den Kirchen wurden die Becken zu Sammlungen aufgestellt, welche in der Nikolaikirche 800, in der Petri- und Marien¬ kirche je über 500, zusammen aber eine Collecte von 2628 Thrn. 11 Gr. 11 Pfennige ergaben. Die Juden sammelten ebenfalls in ihrer Synagoge und erzeigten den Salzburgern sonst noch viel Liebes. So waren Auch au manchen naiven Zügen fehlte es nicht. 36 Emigrantenkinder in einem vornehmen Hause zur Geburtsfeier des Töchterchens eingeladen. Die Kleinen amüsirten sich vortrefflich, und sangen namentlich ihre reizenden Alpenlieder. Als sie endlich Abschied »ahmen, trat ein sechsjähriges Mädchen vor und fragte ganz naiv „was sie verzehrt hätten?" wodurch natürlich eine große Heiterkeit hervorgerufen wurde. — Ein anderer Salzburger, welcher eine große Wirthschaft und gegen hundert Stück Rindvieh hatte verlassen müssen, antwortete auf die Frage, ob ihn denn der Verlust nicht gejammert habe: „Na, wol ua! wie wenn ich gestorben wäre, so hätte ich sie ja doch verlassen müssen." Am 30. Juli bewirthete die Königin die Salzburger in Monbijou, dasselbe that die Prinzessin Philippine Charlotte einige Tage später. Da erzählten denn diese einfachen Menschen in der Freude ihres Herzens, sie hätten bei der „Frau Königin" gespeisct, und wären auch schon wieder von des „Königs Tochter" eingeladen worden. Jedem neuen Zuge von Emigranten wurde eine achttägige Rast in Berlin vergönnt, damit sie gestärkt und erquickt in das neue, ge¬ segnete Vaterland ziehen möchten, wo religiöse Freiheit und der Schutz gerechter Gesetze ihrer und ihrer Nachkommen theilhaftig werden sollte.

lebendig nicht wieder gesehen."

Kurz nach der Ankunft in Köpenick bemerkte seine Umgebung im Wesen des Kurfürsten. Obgleich er noch der Jagd obgelegen hatte, unterhielt er sich meist über religiöse Angelegenheiten, wohnte am Neujahrstage 1571 (einem Montag) dem öffentlichen Gottesdienste bei, und ließ sich bei der Tafel von einem Als der Hof dem Edelknaben eine Neujahrspredigt Luthers vorlesen. Kurfürsten seine Glückwünsche darbrachte, antwortete er: „Gott lob, Wer weiß, ob mich ich habe meine 66 Jahre völlig zurückgelegt! Gott das jetzt angefangene Jahr überleben läßt, und nicht vielmehr Dessen Wille, in dessen Hände meinem Leben ein Ziel fetzen wird. alle Dinge stehen, geschehe! Wenn ich meine Jahre überzähle, fo habe ich lange genug gelebt; wenn ich aber mich selbst und die jetzigen Zeiten betrachte, so wünschte ich wohl, einige gute Sachen erst noch ausführen zu können — nicht als ob ich länger zu leben und zu regieren Luft hätte, sondern weil ich mich gern mit Sachen beschäftigen eine auffallende Veränderung

wollte, die der wachsenden evangelischen Kirche zum Besten gereichten." — Am 2. Januar ging Joachim wieder ans die Jagd und kam, zur Freude seiner Umgebung, ungemein aufgeweckt gegen 5 Uhr Nach¬

mittag,

nach dem Schlosse Koepenick zurück.

Inhalt

Tafel, zu welcher

der Gespräche,

Ueberdem bildeten religiöse Gegenstände den welche

Als

in gleicher Weise bis gegen 2 Uhr der Kurfürst sich demnächst in sein

Schlafgemach zurückzog, zeichnete er mit Kreide das Bild des ge¬ kreuzigten Heilandes auf eine Holztafel, welche sich, nach einem alten Inventar, lange in der königlichen Kunstkammer erhalten hat, doch

Er

legte sich darauf nieder, wurde indeß nach einer Stunde durch einen heftigen Husten geweckt, worauf er sich über

jetzt verschwunden ist.

iircifil.

Am 13. Januar 1505 geboren, hatte Kurfürst Joachim II. Ende JahreS 1570 beinahe sein 66. Lebensjahr vollendet, und sich bis zu dieser Zeit die Rüstigkeit des Körpers und des Geistes gewahrt. Noch am Montage nach Imoie, am 18. Dezember 1570, veranstaltete er in Berlin eine Schlittenfahrt, welcher sich am folgenden Tage eine gleiche Festlichkeit, deren Endziel Spandau war, anschloß, und der

der

über die Weissagungen des Simeon, über die Beschneidnng und die

Taufe Christi vorlesen.

Der To- -es Kurfürsten Joachim II. im Schloße ;u Köpenick, un- feine Folgen für die öerliner Iudenfchaft.

des

Bei

Christoph von Sparr, Matthias von Saldern, der Kanzler Laurpert Distelmeier, Albrecht Thüm, der Kurfürstliche Rentmeister und Ber¬ liner Bürgermeister Thomas Matthias und der Prediger Andreas Mus culus zugezogen waren, mußte ein Edelknabe die Predigt Luthers

Nachts fortgesetzt wurden.

(Ü.

Spandau, bei

Tagen eine Beute des Todes fein würde.

i

voran die Knaben, dann die Erwachsenen, hieraus die Mädchen und

Von Dr.

nach

umgeworfen wurde, die scherzhafte Be¬

welcher er

anwies.

Am 24. Juni langte ein neuer Zug, aus mehreren Tausend Köpfen bestehend, in Berlin an. Der König schrieb unter den Bericht, welcher ihm die Ankunft gemeldet, eigenhändig: Sehr gut. Gott Lob! Was thut Gott dem Brandenburgischen Hause für Gnade! Denn dieses gewiß von Gott herkömmt. Wieder erwartete die königliche Familie die Salzburger au den Fenstern des Schlosses, während der König ihnen beim Königsthore Am folbegegnete und mit Vielen von ihnen sehr huldvoll sprach.

Fahrt

mit dem Schlitten „Hier liegt das Haus zu Brandenburg und thut einen großen Fall!" Bei der letzten Fahrt in Berlin nahm er Bürgerfrauen und Töchter in seinen Schlitten auf, und setzte sie demnächst vor ihren Häusern wieder ab. Niernand hatte mithin irgend welche Ahnung, daß der hochgeachtete, geliebte und joviale Herr zum letzten Male die Berliner durch seine fürstliche Herablassung erfreut, und nach wenigen

durch den Lustgarten, vorüber dem Schlosse, wo

Familie beim Anblick der Unglücklichen „in Thränen Dann wurden sie zuni Königsthore hinausgeführt und hier Pastor Schönemann empsangen, welcher ihnen Quartiere

die königliche

zerfloß." von dem

so machte er bei der

;

I

\ !

gewaltiges Herzdrücken beklagte und bald darauf von eiueui starken Frost befallen wurde. Kurz darauf überzog sich das Gesicht niit blaffer Todtenfarbe und der Körper fing an zu erstarren. Da der Leibarzt

Dr. Luther, ein Sohn

des Reformators, nicht anwesend, sondern nach Küstriu zum Markgrafen Johann gesandt war, um diesem mit seinem Wiffen beizustehen, riesen die Kammerdiener Aerzte aus der Stadt

99 Koepenick herbei, die den Leidenden wieder soweit brachten, daß der

Athem freier wnrde, der Kurfürst die Augen wieder aufschlug und Diese guten Anzeichen waren indeß von kurzer zu sprechen begann.

Denn kaum hatte der Kurfürst die Worte gesprochen: „das

Dauer.

ist ja gewißlich wahr, und ein theuer werthes Wort, daß Christus

7. diejenigen Juden, welche ohne Geleits- und Schutzbrief sich in den Brandenburgischen Staaten aufhielten, anzuzeigen. Durch diese Bestallung und bei der Geldnoth des Kurfürstlichen Hofes der begehrteste, und durch die ihm übertragene Aufsicht über

welchen ich der sürnehmste bin. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, auf daß an mir vornehmlich Jesus Christus erzeigete alle Geduld, zum Erempel denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben", als ihn der anhaltende Husten zu ersticken drohte.

Mann bei den letzteren, ge¬ lang es ihm in seiner späteren Eigenschaft als Kämmerer des Kur¬ fürsten, diesem bald unentbehrlich zu werden. Zu seinem späteren Schaden aber machte ihn seine einflußreiche Stellung derart stolz und hochmüthig, daß er sich nicht allein in kurzer Zeit mit den Personen des Hofes verfeindete, sondern auch den Berliner Einwohnern und

Trotzdem Joachim jetzt den Todeskamps kämpfte, fand

einer der

seinen eigenen Glaubensgenossen die verhaßteste Persönlichkeit wurde.

Hofleute bewogen, dem Sterbenden noch zuzurufen, ob er in dem Glauben an Jesum Christum verbleiben wolle? das „Ja", womit diese Frage beantwortet wurde, war das letzte Wort Joachim Hectors, denn

Welche Früchte sein Auftreten nach sich zog, sollte ihm klar werden, als der einzige Mann, welcher ihn auf seiner Hohe hielt, die Augen

Jesus kommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen, unter

sich

zwischen 4 und 5 Uhr Morgens löste sich seine Seele von dem Körper, und der Türkensieger war der Macht eines größeren Siegers erlegen.

Gegen 8 Uhr Morgens hatte die Kunde von dem Heimgänge

Herrn Berlin erreicht, als eben Markgraf Johann Georg, eine Reise

des geliebten

benen,

der

Sohn

des Verstor¬

nach Zechlin antreten

Eine der ersten Regierungshandlungen des neuen Kurfürsten war nun, daß sofort die Thore Berlins geschlossen, die Günstlinge des Verstorbenen inhaftirt und ihr Eigenthum so wie ihre Papiere versiegelt und in Beschlag genommen wurden. Johann Georg fand um so mehr veranlaßt, als er nicht allein sich zu dieser Maßregel die Schuld der Verschwendungen des vorigen Hofes den Rathgebern wollte.

seines

Vaters

zumaß, sondern einige dieser auch im Verdacht der Durch das demgemäß eingeleitete weitere Ver¬

Unredlichkeit hatte.

fahren hatte der bisherige Kurfürstliche Rentmeister,

Bürgermeister

Thomas Matthias, und der Kämmerer des verstorbenen Kurfürsten, Lippold, am schwersten zu leiden, Matthias entging zwar schließlich da seine Unschuld anerkannt wurde, dem Gefängniß, verlor indeß sein ganzes Vermögen und starb so arm, daß seine Freunde die Begräbnißkosten zusammenbringen mußten.

Ein

schrecklicheres Loos dagegen

traf

Kämmerer Lippold, gegen den ein Strafgericht hereinbrach, welches in den Annalen der Justiz unauslöschlich verzeichnet, aus Mangel authentischer Nachrichten aber bisher in einer Weise geschildert ist, welche mit dem aktenmäßigen Material, deffen Einsicht ermöglicht

den

wurde, in vielen Stücken abweicht.

Was die Personalien dieses unglücklichen Lieblings Joachim II. betrifft, soll er in Prag geboren, der Sohn des späteren branden burgischen Münzjuden -Jodels Hlüchen gewesen und schon in Prag wegen Münzfälschung gebrandmarkt worden sein. Sein Vater, welcher von Prag aus mit der Familie nach Brandenburg ausgewandert war, verheirathete sich in Berlin zum zweiten Male, und starb daselbst mit Hinterlassung seiner Wittwe und zweier Söhne erster Ehe, des er¬ wähnten Lippold und eines zweiten Sohnes, Namens Pinkus. Lippold verheirathete sich mit einer gewissen Magdalcne, aus welcher Ehe

ihm neun Kinder geboren wurden, von denen zwei Söhne, Jacob und Pickel, und eine nicht genannte Tochter aus den Untersuchungs¬ Akten bekannt sind. Lippold, welcher schon ftüher vom Kurfürsten zu amtlichen Zwecken verwendet sein muß, erhielt am Tage Fabian und Sebastian (20. Januar) 1556 von Joachim II. eine Bestallung,

in welcher ihm die Pflichten auferlegt wurden: 1. die Ausfuhr von Silber aus den Kur. Brandenburgischen Staaten zu verhindern; 2. sämnitliche Juden anzuhalten, die Münzen in Berlin und Stendal

mit

dem nöthigen

Silber

zu versehen;

3. die einwandernden Juden, welchen Schutz und Geleit gegeben werden sollte, über ihre Personalien zu vernehmen;

4. das Schutzgeld von diesen einzuziehen; 5. dem Kurfürsten Darlehn zu verschaffen; 6. darauf zu sehen, daß kein Jude bewaffnet ginge, und endlich

seine Glaubensgenossen, der gcfürchtetste

(Fortsetzung folgt.)

geschlossen hatte.

Märkisches provinzial-Museum -er Ztadtgemein-e Gerlin. Die Freunde des Märkischen Museums haben die Ferien¬ zeit zur Förderung der Zwecke desselben, wie die cingegangeuen Ver¬ mehrungen ausweisen, in anerkennenswerther Weise benutzt. So hat

Herr Lehrer Lange in Oderberg i. M., an dem das Museum seit seinem Bestehen einen der eifrigsten Theilnehmer in der Uckermark besitzt, seine diesjährigen Ferien zu einem Streifzng durch die Alt¬ mark, welche bekanntlich aus naheliegenden Gründen in den Bereich des Märkischen Museums gezogen ist, benutzt und mancherlei Ver¬ mehrungen für die Ausstellungsobjecte

Sammelkästen von dort mitgebracht.

Or.

Otto Reinhardt

legenschen Kreise

wie für die wissenschaftlichen

Eben

so sind

sorgfältig durchstreift, namentlich

aufgefunden und dem Museum überwiesen worden.

hat

vr. Brecht in der Umgegend von Cöpenick,

Grüß,

von hier,

in

von dem Herrn

von hier, welcher die Altmark iin Gardc-

der Umgegend von

schöne

Steingeräthe

In

gleicher Weise

und Herr Hauptlehrer

Spremberg

gewirkt.

Speciellere Angaben behalten wir uns vor.

Literatur.

Aliso und die Gegend der Hermannsschlacht. Von M. v. Sondermühlen. Mit einer Karte der Römerstraßen im Weser¬ und Emsgebiete und

einer Abbildung des Hermannsdenkmals.

Preis 1 Mrk. 50 Pf. Berlin, 1875. Wenn in einer Zeit, wo endlich nach langem Harren das Stand¬ bild unseres ältesten Nationalhelden eingeweiht und enthüllt werden soll, die Frage aufs Neue angeregt wird, wo denn eigentlich die Varusschlacht stattgefunden habe und wo die Oertlichkeit der viel¬ genannten römischen Feste Aliso zu suchen sei, so ist die Beantwortung dieser Frage aus alle Fälle dankenswerth, sei sie nun eine endgültige Der Verfasser, ein geborner Westfale, hat sich um die oder nicht. Ergründnng des selbstgestellten mehr als schwierigen Problems mit Fleiß, Ausdauer und anerkennenswerther Kombinationsfähigkeit bemüht, und das Resultat seiner Forschungen liegt uns hier vor. Danach verlegt er den Ort, wo einst Aliso stand, an die Stelle, wo die Glenne mit der Life in die Lippe fließt (etwas links von Lippstadt); die Teutoburg erkennt er in der heutigen Dietrichsburg bei Melle, und das letzte Nachtlager des römischen Heeres verlegt er in die Gegend zwischen Osnabrück und Vörden, ungefähr eine Meile südlich von der äußersten Südgrenze des heutigen Großherzogthums Oldenburg; durch

und sehr interessante Uebersichtseine dem Merkchen beigegebene klare Richtigkeit seiner karte der Terrainverhältnisse sucht der Verfasser die Annahme zu beweisen. Was alte und nioderne Autoren an Stoff darbieten, hat er gründlich benutzt. Jedenfalls erscheint das Buch nur der beste Erfolg recht zur gelegenen Zeit und ist dem Verfaffer

Arbeit zu wünschen. zu seiner ebenso tüchtigen wie mühseligen 8. F.

schaftlichc Geräthe, Waffen, Glas, und Oelgemälde, Bücherrc., auch wenn solche bereits dem Mittelalter angehören. Ferner: Urkunden auf Pergament und Papier Siegel, kirchliche Geräthschaften. Gegenstände, welche nicht der Mark angehören, sind der Vergleichung

Fragekasten.

Das Haus am Kölnischen Fischmarkt Nr. 4 war schon im 16. Jahrhundert (in seiner alten Gestalt) eines der ansehnlichsten Ge¬ bäude, dessen Hof mit den vier darauf befindlichen Buden sich weit in die Roßstraße hinein erstreckte. Als Besitzer desselben tritt im Jahre 1567 der Bürgermeister Grieben auf-^ dann erwarb es der Große Kurfürst, um 1683 seinen Gencral-Feldmarschall v. Derfflinger damit zu beschenken, welcher durch den berühmten Nehring daS stattliche, auf der Ballustrade mit Statuen geschmückte Gebäude neu errichten ließ. Die Erben des „alten" Derfstinger, welcher am 14. Februar 1695, als 89jähriger Greis, auf seinem Gute Guiow verstarb, besaßen das Haus noch bis zum Jahre 1748. F. N.

hier.

Die Redaction dischen Geschichte die

des

„Bär"

richtet an alle Freunde

wegen ebenfalls willkommen. vielen Familien- und amtlichen Wohn- und Geschäftsräumen finden sich noch Gegenstände vor, welche dort fast unbeachtet unter Staub und in dem Dunkel der Corridore, der Böden re. begraben liegen, für eine Samm¬ lung aber immerhin werthvoll sind. Ein Hervorziehen solcher Gegenstände lohnt sich fast immer und die dem Museum überlaffenen Objecte werden, mit dem Namen der Geber versehen,

In

der vaterlän¬

Bitte, das im Entstehen begriffene märkische Pro¬

,einen würdigen Platz

Die Redaction

vinzialmusrum mit Einsendung

von Gegenständen, welche zu der Ge¬ schichte der Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen.

entgegen.

Grabfunde wie: Urnen, Stein- und Bronze-Werkzeuge, Waffen rc, sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirth-

Adreffe: Otto Simeonstraße 8.

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d?ml. (Dümmstes ilerfagsfWlFunulfiiug. 77. Charlottenstrasse 77.

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"Richard

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!

:

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V.

rä Sifiiitmaaa.

Mittelalter.

(Schluß.)

!

Denn, wie der Probst Nikolaus in seiner Entgegnung auf fc* Klage der Neustadt angab, waren am Freitage nach Barnabas tö Jahres 1412 die Bürgermeister mit einer großen Schaar von Bür

115 gern vor die

Burg auf

des Gotteshauses freieigenen Besitz gekommen

Folge, die beiden Herrn in ihrem eigenen bis uns Recht geschähe. Da erst, als sie uns Alles das abgeschlagen hatten, gingen wir mit ihnen in die Burg und „forderten" sie auf, daß sie selbst ein Gemach erkiesen sollten, darin die beiden blieben. Das thaten sie und jene gingen hinein". Daß sich die Rathmannen darauf der ganzen Burg bemächtigten, war nur eine Consequenz des vorangegangenen Handelns, denn nur so hatten sie die Gewißheit, daß ihnen jene beiden Herrn nicht entwisch¬ ten; vor dem Landesherrn war diese That doch schwer zu rechtfertigen, daher auch in Bezug auf die Motive, die sie dafür angegeben, der er unserer Aufforderung

und hatten die Herrn friedlich und gütlich zu sich entbieten lassen, worauf diese herausgekommen waren, zu hören, was ihr Begehren

Sobald das

wäre.

Gemach festzusetzen,

hatten die Bürgermeister sofort das besetzen lassen und den Geladenen nur

geschehen,

Kloster durch ihre Knechte

unter der Bedingung den Wiedereintritt in das Hans gestattet, daß sie

versprachen, nach der Weise von Gefangenen zu leben

flüchtig zu werden, sondern

und nicht

Bürgern wieder zu stellen, so bald diese das heischen würden. Ferner hatten sie die beiden Herrn Betke und Grüneberg festgesetzt und gleich gefangenen Missethätern Tag und Nacht bewachen lassen „wider das heilige päpstliche und kaiserliche Recht und die gemeine Freiheit, womit die ganze Geistlichkeit vom Papst und Kaiser begabt ist"; damit nicht genug, hatten die Bürger¬ meister und Rathmannen alle Schlüssel, die zur Probstei, der Ger-

Rede

kammer, zur Librei und zu

gemünzt sein,

sich den

andern

amtlichen Localitäten

daß

Sin» in

etwas dunkel ist.

dieser

Sie hätten gefürchtet,' erklärten

Zeit der Zwietracht zu

des

sie,

Landesherr», ihrem und des

Landes Schaden sich ein anderer „in Friedens-Weise" in der Burg hätte festsetzen können. Es kann das nur auf den Hans Qnitzow

ernstlich

dessen

Vermittelung der Probst in Anspruch genommen

begehrt, an sich genommen und

mit Unrecht und Gewalt in ihr

wahrsam genommen; hatten

-darauf der Probstei, der Librei, der

hatte und der ihn denn auch, wie wir sehe» werden, aus dieser precäreu Lage befreite. Dem Vorwürfe, daß sie die Gemächer, Kisten und

darin war, bemächtigt, hatten

Kasten des Klosters durchwühlt, begegneten die Rathmannen dadurch,

Sacristci und alles

sich

dessen, was

Ge¬

sich

Gut

sämmtliche Schlösser an Kisten und andern Behältnisse» öffnen lassen,

daß sie die Nothwendigkeit hervorhoben, über das Hab und

alle Kammern,

Capitels, das sie mit Beschlag belegt, ein Inventarium aufzunehmen. Der Vermittelung des Hans von Qnitzow dankte das Domkapitel die Befreiung von diesem Belagerungszustände. Derselbe kam eines Tages in die Stadt geritten und forderte die Rathmannen auf, eine freundschaftliche Besprechung mit dem Probste und seinem Capitel zu

Cellen und andere Heimlichkeiten des Gotteshauses

„gleichermaßen, als wenn man Nachsuchung hält nach ver¬ lornem Gute, dem Gotteshanse, wie dem Orden zu Hohn und Schmach". Endlich geht die Klage dahin, daß sie den damaligen

besucht,

Probst, Herrn Margnart seligen Andenkens, zu einem unredlichen und unordentlichen Gelöbniß gezwungen hatten, daß er ihnen ver¬ sprechen mußte, ihnen die Herrn, die sie gefangen gesetzt und die Güter, die sie mit Beschlag gelegt, nicht zu entziehen,-sondern dieselben zu jeder Frist den Rathmannen wieder zu überantworten. „Möge uns Eure Gnade", so schließt die Schrift, „dazu verhekfen, daß uns solcherlei Frevel, Gewalt, Hohn, Schmach, Beschwerung und Schade nicht mehr geschehe und daß uns unser Eigenthum, dessen wir mit Gewalt entledigt sind, wieder werde, damit wir dem Allmächtigen, denr

wir alle zum Dienste geopfert und

geschicket sind, desto

halten, worauf jene eingingen. die

auch

diese

Replik

des

des

Probstes an, daß

sie

diese

.

Rechte gekränkt und konnte zu demselben nicht gelangen, da, wie die

fröhlicher

Rathmannen sagten, „hier zu Lande keine Herrn und Amtsleute waren, die uns gegen sie (die Domherrn) hätten in unserm Rechte schützen

Capitels

können".

Wie Burggraf Friedrich diesen Punkt entschieden hat, darüber fehlt uns jeder Bericht; über die Stenowschen Streitigkeiten traf er 1416 eine Entscheidung, welche uns erhalten ist. Darnach soll der streitige Acker von keiner Partei gepflügt werden, sondern soll gemeine Weide sein und bleiben. Was nördlich daran liegt, gehört dem Ca¬ pitel, was südlich, der Stadt u. s. w. Als Zeugen erscheinen, nnter dieser Urkunde Herzog Wartislav von Stettin, Balthasar, Herr zu Aerle, der Brandenburger Bischof, die Aebte von Lehnin und Chorin u. a.

Angaben

mehrmals, aber immer vergeblich den Weg

Was die Streitigkeiten wegen Katharina Berlyn anbetrifft, so sagte der Rath: „Wenn sie sagen, wir vorenthielten ihnen Testamente, so antworten wir darauf, daß wir ihnen redliches Testament niemals vorenthalten haben. Aber sie schicken zu unsern Bürgern und Bür¬ gerinnen die Aufforderung, daß sie ihnen all ihr Gut vermachen sollen, gütlichen Ausgleiches versucht habe. der Leiche und der Pfennige der

geben

darauf vor, das fei

geschehen und nehmen dann die hinterlassene

Habe fort, ohne der Erbberechtigten, des Rathes und Richters Wissen und Willen.

Ist

das redliches Testament?

i

Das wollen wir gern

Burg, sandten einen unserer Knechte hinein und ließen fragen, ob sie Burg oder ob wir in die Burg kommen sollten. Da kam der Prior mit den andern Herrn zu uns heraus. Wir fragten sie, ob die Gewaltthat, welche die beiden Herrn begangen, auf ihr Geheiß geschehen sei. Das bejahete der Prior, worauf wir verlang¬ ten, daß sie uns die beiden Herrn zu Rechte stellen sollten. Der Prior aber antwortete, dazu hätte er keine Macht, der Probst wäre nicht zu Hanse. Als wir ihn dann baten, er sollte uns die Zusiche¬ rung geben, daß uns in Bezug auf die Beiden Recht widerfahren sollte, so konnten wir auch das nicht erlangen, ebensowenig leistete

So verbitterten sich die Menschen damals durch unaufhörliche Streitigkeiten ihr Leben. Darüber sind nun mehr als 450 Jahre Seit der Königliche Wille Friedrich Wilhelms I. dahingegangen. Städte Brandenburg zu einer Commune zusammenschmie¬ Bürger, gleichviel ob sie nordwärts oder südwärts von der Havel wohnen, mit gleicher Hingabe für das Gedeihen der gemeinsamen Stadt. Allein ein ganz leiser Stachel ist doch noch zurückgeblieben. Besonders seit der Bahnhof den Hauptverkehr nach den südlichen Stadttheilen gezogen, liegt der Schwerpunkt des städtischen Lebens entschieden in der Neustadt, während es in der Altstadt stiller und stiller geworden ist. Der Neustädter läßt wohl hie und da in spöttelnden Bemerkungen seine Bcstiedigung darüber laut werben, die der Altstädter um so bitterer empfindet, als er wohl der Meinung ist, es habe in alten Zeiten in Hinsicht der Blüthe der beiden Städte das umgekehrte Verhältniß gewaltet, eine (falsche) Meinung, welche auch in der Sage ihren Ausdruck findet, die Neustädter hätten den Altstädtern einst bei Nachtszeit den Roland gestohlen und denselben auf ihrem Markte aufgestellt. Was den „Dom" anlangt, so ist derselbe jetzt baulich so enge die beiden

-

Eurer fürstlichen Gnade zur Entscheidung überlassen". Jene Scene vor der Burg stellt die Neustadt so dar: „Als wir gehört, daß die Herrn Betke und Grüneberg die Katharina Berlyn. mit der Art herausgeholt, womit uns doch offenbare Gewalt geschehen war, da gingen wir mit unserm Richter und einem Theile unserer Bürger vor die zu uns vor die

daß

mit den Herrn Betke und Grüneberg der Stadt wieder auslieferte, falls man sich in einer bestimmten Frist über die Streitig¬ keiten nicht geeinigt haben würde. Damit war die Sache vorläufig zum Nachtheile der Stadt entschieden, der Probst gab natürlich die Burg nicht wieder heraus und die Stadt glaubte sich so in ihrem

schwerlich Anspruch machen; es war in derselben manches verschwiegen.

Die Stadt wenigstens führte in ihrer Entgegnung auf

Das Resultat war, daß die Städter

dem Capitel wieder übergaben unter der Bedingung,

dieses sie

dienen mögen".

Auf Objectivität konnte aber

Burg

des

dete, arbeite» die

!

!

!

116

mit

der Neustadt verbunden, daß der Fremde, welcher voiu

Garde legen 1843", 142 solcher Gräber in den beiden Kreisen Salz¬ wedel und Osterbnrg auf, während der Kreis Gardelegen, als dritter der Altmark, nach seinen Angaben kein einziges Hünengrab auszuweisen

Mühlen-

St.

Peter und Paul gewandert ist, nicht bemerkt hat, daß er die Grenze zwischen zwei communalen Gebieten überschritten. Auch dem städtischen Verkehr ist jene schmale Brucke, die über einen winzi¬

thore zu

hat.

führt, keine Grenze, er bewegt sich ungehindert hinüber und herüber; nur Einer muß vor diesem Brücklein unbedingt halt machen. Das ist ein Mann im grünen Rocke, der städtische Steuer¬ gen Graben

den

drei verschiedenen Richtungen näher beschreibt.

mit

den

Ich

habe

davon die

westlichste Richtung, einen Höhenzug von ungefähr 4 Meilen Länge,

einnehmer; er hat drüben nichts zu suchen, denn der „Dom" gehört nicht zur Stadt, er ist heute noch Dorfgemeinde. Eine fo glückliche Insel ist sie heute noch, die alte Insel der Heveller! Der Inhaber eines städtischen Steuerzettels

Hiervon fallen allein 115 Hünengräber und Grabkammern auf Kreis Salzwedel, deren Lage er nach obengenannter Schrift in

hart an der früheren Hannoverschen Grenze, ziemlich von Nord nach Süd gehend, näher besichtigt und manche Angaben Danneil's bestätigt, manche aber sehr verändert oder gar nicht mehr vorhanden gefunden. Zuvor will ich jedoch über die Benennung dieser berühmten Baudenkmäler bemerken, daß dieselbe in den eigentlichen Ortschaften und Gegenden der Altmark verschieden ist. Bald werden sie Hünengräber, Hünenbetten, Riesengräber, Riesenbetten, Steinkammern, Riesen- oder Heidenkirchhöfe genannt. Am meisten kam die Bezeichnung Hünengrab und Steinkammer vor, während ich den Namen „Wendenkirchhof" nirgends gehört habe, und hat dies wohl darin seinen Grund, daß

225 pCt. Zuschlag empfindet

Verhältniß leicht als ein Unrecht. Dieser „Domer"! Genießt Vortheile unserer Stadt, wandelt und handelt er nicht darin, als wäre es seine eigene, schickt er seine Kinder nicht in die städtischen Schulen, erfreut er sich nicht mit aller Behaglichkeit der städtischen Geselligkeit und geht er den» nicht über jene Brücke auf seine Burg, dem städtischen Steuerzettel unerreichbar? Mehr noch; der Rentier, der Geschäftsinann, der sich zur Ruhe fetzt, der Beamte flüchtet sich und feinen Geldbeutel hinter jenen Graben, wo ihn der Manu mit dem grünen Rocke nicht erreicht, ja auch active Geschäfts¬ leute ziehen sich nach deni Dome hin. Fürwahr, wäre jene glück¬ liche Insel nicht fo klein und böte sie daher nicht so wenig Bau¬ terrain, es könnte sich eines Tages ereignen, daß die ganze Stadt hinter jenen Greuzgraben wanderte und den Magistrat in dem Hause hinter dem Roland mit seinen grünen Männern und Steuerzettelu, mit seinen Schulen, Gas- und anderen kostspieligen Anstalten, kurz mit allen seinen Sorgen allein ließe. Denken wir nun gar noch an die Schätze des Domcapitels — mit einem Worte, wir Stadtbranden¬ burger sind in Bezug auf die „Domer" annectiouslnstig. So fehlt es auch jetzt an der Havel nicht an mancherlei „Schelingen und Tospraken", nur daß diese Kriege mit keinen andern Waffen ausgefochten werden, als mit gemüthlich-spitzen Reden bei Wein und Bier, die glücklicherweise nicht mehr die Schärfe haben, wie zu den Zeiten der Quitzows, wo, wie der brave Wusterwitz erzählt, „eine große Zwiespalt und Trennung zwischen den Parteien erwachsen war, wo sie auch in Zechen, Collationibus und andern Versammlungen ein¬ ander gescholten und übel ausgemacht". Auch wenn wir noch Stadt¬ dieses

er nicht alle

Danneil darunter

solche

Oerter, und nanrentlich einzelne Erhöhungen

und Bergkuppen zu verstehen scheint, die Urnen und Aschenkrüge oft in Menge enthalten — wie ich solches namentlich bei dem Dorfe

Molmke fand, — äußerlich aber durch einen Steinhügel oder Stein¬ kranz gar nicht kenntlich sind, und daher von dem Volke auch nicht Bemerken will ich hier gleich noch, daß sonderlich beachtet werden. man fast mit Sicherheit auf jedem einzelnen Hügel in diesem Theile der Altmark Urnenscherben findet, ohne darum einen Schluß zu wagen auf die sehr dichte und starke Bevölkerung der ftüheren Bewohner, umsomehr, da der Boden hier meist dürftig ist, auch Seen und Flüsse gar nicht vorhanden sind. Ebenso findet man noch jetzt wenig große Laubwaldnngen , arm an Hochwild, dagegen mehr Nadelwaldungen

mit etwas Schwarzwild. Indem ich nun zur nähern Beschreibung der von mir besuchten Hünengräber übergehe, bemerke ich nur noch, daß ich den Flecken Diesdorf, 3 Meilen westlich von Salzwedel, als Ausgangspunkt wählte, und daß ich eine kleine Handzeichnung über die Lage der besuchten

Punkte, beifüge.

No. 1.

Ein Hünengrab

auf der Feldmark Schadewohl, am

unserer Borgenschen ans dem richterlichen Verschlüsse und die Rath¬

nördlichen Ende einer Abzweigung des sogenannten Molmker Höhen¬ Von den noch vorhandenen äußern zehn Ringsteinen, stehen zuges. nur zwei auftecht und ragen gegen 3' aus der Erde hervor, die übrigen Die Stein¬ acht lagen in einer Länge von 4 — 5' auf der Erde.

mannen mit der Bürgerschaft heischen nicht mehr

kammer befindet

thore hätten,

wir würden

streitbare Domherren

sie den

holen

Neustädtern nicht mehr verschließe,:; mehr die Leichen und Pfennige

nicht

Alles in Allem — man kann mututis mutandis auch auf unsere märkischen Verhältnisse das Schillersche Wort

sich am östlichen Ende, und wird nur noch von drei aufrecht stehenden Steinen bezeichnet. Die Decksteine, ebenfalls drei, liegen daneben und haben eine Länge von 5—7' sowie eine durch¬

anwenden :

gehende

mit Gewalt

die

Schlüssel zur Burg.



geendet nach langem verderblichen

Ist

die kaiserlose, die schreckliche

Breite von 2—3'; das Ganze hat eine Länge von 24' und eine Breite von 14', ist also ein längliches Viereck, deffen größte Aus¬

Streit

dehnung von Osten nach Westen geht. Funde habe ich hier nicht gemacht. No. 2. Eine Steinkammer, 1000 Schritt südöstlich vom

Zeit,

Und ein Richter ist wieder auf Erden.

vorigen Hünengrab und gleichfalls auf der Feldmark Schadewohl, ein längliches Viereck von Ost nach West, 10 Schritt lang und von Süd nach Nord 5 Schritte breit, hat zwei Deckfteine und wird der östliche

Sericht über einige Hünengräber im westlichen Theile des Kreises Salzwedel (Altmark), für das „Märkische

gestützt von 4 Setz- oder Ringsteinen, die

ragen.

provinzial-Museum ;u Lerlin".

Fläche

Während meiner Ferienreise nach der Altmark, und zwar nach dem westlichen Theile derselben, dem sogenannten „Hansjochen-Winkel",

zu beobachten Gelegenheit hatte.

.

4' aus

der Erde hervor¬

dick, dabei ist die untere

bei fast allen Decksteinen

Der westliche Deckftein wird von

drei, fast 3' aus der Erde hervorstehenden Ringsteinen getragen und ist 8' lang 6' breit und 2‘/2 ' dick, liegt also niedriger als der östliche Stein, und erhält dadurch das Ganze ein dachförmiges Aussehen. Da am östlichen Ende einer, auch wohl zwei Ringsteine fehlen, so ist eine dieser Höhle entstanden, die 4' hoch und breit und 5' lang ist. Witterung bei rauher Spielplatz und Höhle, die von Hirtenknaben als als Zufluchtsstättc benutzt zu sein scheint, stellte ich einige Nach¬

I.,

in der Zeit vom 19. Juli bis 3. August d. benutzte ich auf Anrathe» des Herrn Stadtrath Friedet zu Berlin die Gelegenheit, um die in diesem Theile der Altmark so zahlreich vorhandenen und oft noch wunderbar schön erhaltene» Hünengräber, Grabkaurmern und Wende» - Kirchhöfe zu besuchen. Danneil, Professor und Rector des Gymnasiums zu Salzwedel, zählt in seinem 6. Jahresbericht des „Altmärk.-Vereins für vaterländische Geschichte, Neuhaldenslebcn und

Er ist 7' lang, 6' breit und 2' ganz glatt und eben, was ich zwar

In

I

forschungen an und fand in einer Ecke zwischen zerbrochenen Urnenscherbe»

zwei Steine aus Thon, recht roh gearbeitet, und in der

Mitte mit

Wirtelsteinen; —

-einem runden Loche versehen, ähnlich den

bildet, die einen Deckstein von 8' Länge und 3' Breite tragen. Auch hier habe ich irgend welche Funde nicht gemacht. Von diesen vier, bis jetzt beschriebenen Hünengräbern und Grabkammern wurde mir

füge

ich

Steine den daselbst gefundenen Scherben bei. Noch muß ich einer merkwürdigen Erscheinung hier gedenken, die mir trotz eifrigen Suchens nicht wieder vorgekommen ist; nämlich auf der Oberfläche des west¬ lichen Deckfteines fand ich 24 kreisrunde, 1" breite und %" tiefe Löcher,

diese

von denen einige ziemlich neu,

gestern erst gemeißelt sei; mir nicht

ich

angekauft worden, um sic vor der Zerstörung zu sichern. No. 5. Ungefähr 1000 Schritt südlich hiervon liegt ein sehr verfallenes Hünengrab, was angedeutet wird durch einige Steine,

eins sogar aussah, als ob es mit Stein¬

die meisten waren aber

flechten überzogen und ziemlich zugewachsen.

rührt, kann

gesagt, daß sie Eigenthum des Kreises Salzwedel seien und von btefcni

Woher

will

recht erklären,

mit derselben Die vorgefundenen Vertiefungen in der Erde lassen aus eine vor vielen Jahren geschehene Zerstörung schließen. Spuren einer

die aber wenig aus der Erde hervorsehen, also meistens

diese Erscheinung

gleich sind.

aber bemerken, daß die

meisten Decksteine und namentlich dieser, aus groben körnigem

Granit

Grabkammer habe ich nicht auffinden können. No. 6. Einhundert Schritte von jenem entfernt, in südlicher Richtung, fand ich gleichfalls ein fast gänzlich zerstörtes Hünenbett,

mit

vorwaltenden großen rothen Feldspathkrystallen bestehen; die Träger und Ringsteine bestehen dagegen aus mehr feinkörnigem Granit. Ein Deckstein mit ähnlichen Löchern, den ich leider nicht aufsuchen konnte,

mit

und nur wenige Steine, die oft

sich bei dem Dorfe Stöckheim, und geht von demselben die Sage, daß alle Jahre drei Löcher ein- und ebenso viele wieder aus-

befindet

schließen, daß auch diese

der Erde gleich waren,

lassen

Stätte von Menschenhand zerstört worden ist.

Diese beiden Hünengräber, No. 5 und No. 6, liegen am süd¬

vder verwachsen.

lichen Abhange eines Höhenzuges,

No. 3. Eine Steinkammer, 600 Schritt südöstlich von voriger, und auch noch auf der Feldmark Schadewohl an einer kleinen, Anhöhe gelegen, von Oft nach West 12 Schritte lang, und von Nord nach Süd 6 Schritte breit. Das Ganze besteht noch ans 7 Ringsteinen, die sämmtlich anstecht stehen und 2 — 3' aus der Erde hervorsehen. Die noch vorhandenen zwei Deckfteine, ungefähr V lang, werden aber nicht mehr gestützt, sondern sind von der Unter¬ lage herabgerutscht und liegen jetzt flach auf der Erde. Auch fehlen am Westende schon einige Ringsteine, so daß mit der Demolirung Funde habe ich schon vor vielen Jahren begonnen zu sein scheint. hier nicht gemacht. No. 4. Ein Hünen grab ans der Feldmark Diesdorf, ungefähr % Meile westlich vom Orte und 200 Schritte auf der Südseite der Chaussee von Diesdors nach Wittingen. Dies Hünengrab, welches noch sehr gut erhalten ist, bildet ziemlich ein Quadrat, ist 15 Schritt lang und 14 Schritt breit. Der äußere Ringkranz besteht aus 10, ungefähr bis zu 3' aus der Erde hervorragenden, aufrecht stehenden Steinen. Die eigentliche Grabkammer wird von acht Steinen ge¬

der linken

der sich von Ost nach West, auf nach Wittingen hinzieht,

Seite der Chaussee von Diesdorf

und auf seiner höchsten Spitze einen wunderbar prächtigen Anblick über diesen Theil der Altinark gewährt. Nördlich schweift der Blick

an den Müssinger Bergen vorüber, tief in das frühere Hannover

hinein; östlich überschaut man eine zahlreiche Menge Dörfer, umrahmt von einem grünen Kranz von Obstbäumen, sowie auch namentlich Eichen; südlich überblickt inan große Kiefernwaldnngen, in denen ein¬ zelne lichte Flecken als Feldmarken verschiedener Dörfer sich kennzeichnen; westlich sieht man gleichfalls tief nach Hannover hinein. Während man im fernen Horizont des Ostens den Marienthurm der Kreisstadt wie ein gewaltiges Ausrufezeichen in die Lüfte emporragen sicht, er¬ kennt man bei klarem Himmel weit im fernen Süden die Umrisse des Brocken, der von diesem Punkte nicht allein, sondern von mehreren Stellen der Altmark aus gesehen wird. No. 7. Ein einzelner Hügel, wo ich Urnenscherben auf der Oberfläche fand.

No. 8. Ein Hünenbett, ungefähr 400 Schritt südwestlich vom vorigen, 44 Schritt lang und 16 Schritt breit. Die größte

. Bergen .

Kl. Grabenstedt

Salzwedel

Barnebeck Grönin § en .

*

Smölau .



. D.

Dähre



15



Tilsen

-

Horst Niepagen

.

16

Wallstawe

Wiersdorf

. Höddelsen

Bergmoor 1

Waddekath

. Schadewohl



.

2 4



6

Diesdorf

5 11

.

7 0

9

Lindhof

10

»

Molmke

12 13

. Drebenstedt

>

Eohrberg •

Stöckheim . -

Gr. Apenburg

. Beetzendorf

Jübar -

14 >

Mellin

Nettgau

Immekath

'

. Zichtau . Clötze l!

Lage einiger Ortschaften im westlichen Theile des Kreises Salzwedel.

Bergen,

früher Hannover.

C15tze, Kreis

Gardelegen.

No. 1—16 sind von mir besuchte Hünengräber, Steinkammern und Wendenkirchhöfe. Oderberg, den 1. September 1875.

Lange.

118 Ausdehnung ist die von Nord nach Süd; die äußeren Ringsteine ragen sehr wenig aus der Erde hervor. Am nördlichen Ende noch eine sehr gut erhaltene Stcinkammer, doch leider ohne Decksteine. Die einzelnen Ringsteine der Steinkammer ragen noch gegen

4' aus

der

Es ist dies ein Hünengrab mit zwei Steinkammern, ist die am südlichen Ende gelegene Steinkammer nicht mehr so doch gut erhalten, nur einige Setzsteine, wenig aus der Erde hervorragend, Die hier vorgefundenen Erdbeweisen das Vorhandensein derselben. vertiefungen und Löcher lassen vermuthen, daß diese Kammer zerstört Erde hervor.

ist.

Funde habe ich hier nicht gemacht. No. 9. Ungefähr 100 Schritte hiervon fand ich eine gänzlich

Die Steinkolofse, durch Pulver gesprengt, lagen theils zu Treppenstufen verarbeitet, theils roh und wüst durch¬ einander. Einzelne uStücke hatten eine Länge von 6—7'. No. 8 und 9 sind Privateigenthum des Schulzen Tiedge zu Diesdorf. zerstörte Grabkammer.

No. 10. Ein Hünengrab auf dem nördlichen Abhange des Molmker Höhenzuges, bildet ein längliches Viereck, von Nord nach Süd 30 Schritte lang, und von Oft nach West 20 Schritte breit. Der äußere Kranz ans der Westseite wird von fünf anstecht stehenden Steinen, die gegen 5' aus der Erde hervorragen, gebildet. Auf der Nordseite befanden sich zwei Steine, die aber schon umgeworfen lagen und stühcr als Wächtersteine gegolten haben dürften; an einem Ende waren sie noch mit Erde bedeckt, und der freiliegende Theil derselben war 8—8 V2 ' lang. Auf der Oftseite stand einer von 6' auf¬ Die äußeren Ringsteine recht, während zwei gleichfalls Umlagen. am Südende fehlen gänzlich. Die Steinkammer, welche sich am nörd¬ lichen Ende befindet, ist 15 Schritt lang und 5 Schreit breit, und wird gegenwärtig noch von 14 austechtstchenden Steinen gebildet, doch scheinen zwei derselben hier zu fehlen; vom äußeren Ringkranze fehlen Die Grabkammer hat drei Deck¬ dagegen mindestens acht Steine. steine, von denen zwei mehr eine quadratische Form haben, der dritte dagegen ein Rechteck von 8 W Länge und 3—4' Breite ist. Es ist dies Hünengrab das prächtigste und großartigste von allen bis jetzt beschriebenen, und würde das Großartige desselben noch weit mehr hervortreten, wenn es mehr frei läge und nicht durch einen Kiefernwald verdeckt würde. Sehr zu bedauern bleibt übrigens, daß dies kolossale Banwerk nicht vor Zerstörung geschützt ist. Es ist Eigenthum des Ackermanns Laeske zu Diesdorf, und hat derselbe schon viele Steine gesprengt und zum Bau sowie zu Treppen und Säulen benutzt. No. 11 und 12 sind kleine Hügel, auf denen ich viele Urnen¬ scherben gefunden.

No. 13.

Hünengrab auf

der Feldmark Drebenstedt, ungefähr

2500 Schritt westlich vom Dorfe, dicht am Wege nach Lindhof gelegen. Dies Hünengrab ist schon ans weiter Ferne sichtbar, denn es liegt ans dem Hügel des von Südost nach Nordwest sich hinziehenden Hochplateau's, und gewährt einen, durch seine kolossale Ausdehnung sowohl, als durch die Größe seiner Steine überraschenden Anblick. Es ist dies, nach Danneil's Bericht, das größte und wohlerhaltenste Hünen¬ grab in der Altmark, was ich nur bestätigen kann. Auch fand ich keinerlei Zerstörung vor, und dürste dieselbe auch nicht zu erwarten sein, als das Ganze jetzt vom Kreise angekauft ist. Es ist ein Viereck; die längste Ausdehnung von Ost nach West mißt 60, und Der äußere Ringkranz zählt die von Nord nach Süd 10 Schritte. noch 56 aufrechtstehende Steine, die 2—5' aus der Erde hervorragen. An dem westlichen Ende des Ringkranzes steht ein kolossaler Stein (Wächter) anstecht, 8' hoch, 5' breit und 3' dick. Die Steinkammer ist 18 Schritt lang und 6 Schritt breit, liegt am westlichen Ende und wird von 12 Ringsteinen gebildet, die mehrere Fuß hoch aus der Erde hervorragen. Vier Decksteine von 5 bis 7y ' Länge haben noch 2

ihre richtige Lage, während zwei von ihrer Unterlage herabgerutscht sind und

platt

aus der Erde liegen.

No. 14.

von Jübar

Wege !

:

Steinkammer

aus der Feldmark Nettgau, rechts am

Nettgan

nach

und

'/s Meile

ungefähr

letzterem Orte, ziemlich versteckt im Kiefernwalde.

von

Dieselbe mißt von

nach West 12, und von Nord nach Süd 6 Schritte. Das Ganze wird von 14 Steinen gebildet, von denen zehn anstecht stehen und wovon einige über 4' aus der Erde hervorragen. Von den vier um¬ geworfenen Steinen liegen zwei unmittelbar im Kranze und zwei abseits. Zwei Deckfteine sind vorhanden, von denen der westlichste 9' lang, 5' breit und 3' dick ist; er ruht aus drei Steinen, die etwas über 3' aus der Erde hervorsehen. Der zweite Deckstein, der südlich gelegene, ist 7' lang, 6' breit und auf der einen Seite von der Unter¬ -ans der andern Seite noch von zwei lage herabgerutscht, während er Steinen, die gegen 3' hoch sind, gehalten wird. Unter dem größern, westlichen Deckstein fand ich Urnenscherben. No. 15 und 16 sind einzelne Hügel auf den Feldmarken von Deutsch-Horst und Wiersdorf, auf denen ich Urnenscherben gefunden habe. Oderberg i./M., den 1. September 1875.

Oft

Heinrich Lange,

Lehrer-

Mittheilungen, daß dieselben um so größere Beachtung verdienen, als Herr Lange, der sich seit einigen Jahren mit aufopfernder Hingebung der vor¬ geschichtlichen Erforschung unserer Märkischen Heimath widmet, gleich¬

Ich

bemerke

zu den

vorstehenden interessanten

zeitig in den Fachkreisen als tüchtiger Naturforscher bekannt ist. Wir verdanken Herrn Lange, außer vielen für die Märkische Pflanzenwelt neuen Arten, die Auffindung mehrerer neuer, interessanter Thiere für

Herr Lange hat die riesige grüne Eidechse, Lacerta viridis früher nur von den Rüdersdorfer Kalkbergen bekannt war, dgl. deren stete Begleiterin: die glatte Natter, Oolubeo levis Merr., welche Schlange bis jetzt von keinem andern Punkte der Mark bekannt ist, bei Oderbcrg i. M. entdeckt. Ebendaselbst hat er die Sumpfschildkröte, Emys europaea Schn, (gleich lutaria Nilsson), lebend, und die Spuren des Bibers (Castor fiber Linne), dgl. die seltene Schnecke Papa frumentum Drap. ans den Höhen, und die die

Mark.

Handln,

die

rare Muschel (Cyclas solida Normand) in der Oder, nahe der Stadt, zuerst aufgefunden. Wie wichtig aber die Kenntniß der drei Naturreiche für die Alterthumsknnde ist, wird Einem durch den Mangel dieser Kenntniß bei den älteren und selbst bei manchen ebenso

genannten

zeitgenössischen Archäologen klar.

Besonders interessant war mir die Notiz des Herrn Lange ad No. 2 in Betreff des Näpfchen-Steins, eines Opfersteins, bei dem eins der Libationsnäpschen „wie neu" aussieht. Dasselbe fand ich

bei unserer jüngsten Ercursion nach dem Bischof-Stein, nahe Niemegk. Bei Beschreibung des Letzter» werde ich den anthropologischen Grund dieser auffallende» Erscheinung erklären.

Berlin,

den

8. September 1875.

E. Friedet.

Der Goldjunge. Eine Erzählung aus dem alten Berlin. Von Georg Kiktk. (Fortsetzung.) welche sich in unmittelbarer Nähe des Röber der Nächste, welcher von diesem Herr Königs befanden, war Wir wissen Entschlüsse und Befehl Seiner Majestät Kunde erhielt. Unterhaltung mit David bereits, daß Röber sich schon während der des Talente Borchert allerdings Gedanken gemacht hatte, wie die Goldjungen zu nützen — und zwar im Jntereffe der Familie Röber

Außer den Personen,

zu nützen seien.

Fritz Röber, stand in nahen Beziehun¬ Beide hatten laborirt. Es lag daher Böttcher; gen zu dem Apotheker Freunde jetzt doppelt werthvoll seinem sehr nahe, daß der Goldjunge sein mußte, wo der König sich für Jenen so lebhaft zu interessiren begann.

Der Vetter

des Lakaien,

J.19

Der Lakai hatte keinen anderen Gedanken mehr als den: so schnell als nur irgend möglich seinen Vetter von dem, was soeben im Cercle Seiner Majestät sich ereignet, Nachricht zu geben, damit Fritz Röber

arbeiten beschäftigt. Alle erhoben sich, man herbei, die anwesenden Frauen bemühten sich

im Schlosse ihn freigab, machte der Spandaucr Vorstadt, um seinem Vetter Mittheilung von dem bevorstehenden Glücke zu machen und ihm anzueuipfehlen, sich der Person des Goldjungen so viel nur irgend thunlich Sobald also

der Dienst

aus den Weg

sich

in

„Es

die

Nachdem König und Königin ihre Gäste entlassen, eilte nun

Porst befand, rückten erwartungsvoll nun ihre Mittheilungen beginnen wollte. widerfahren," nahm die Dame das Euch oft gesagt. Meister Zorn, Ihr solltet dem jungen Menschen mit gehörigem estime begegnen — er werde noch ein Mal groß dastehen — ja Minchen schau mich nur verwundert an — ich rede von Fritz — von Fritz Böttcher, dein

leicht gemacht würde den Auftrag des Königs zu erfüllen. Zunächst war dies Haugwitz; allein der Kammerherr erfuhr sehr bald, daß Haugwitz auf einige Tage verreist sei. Nächst diesem war es also das Fräulein von Mensen, welche Auskunft zu geben vermochte. Grote wußte, daß sie in der Familie des Apothekers Zorn eine hoch¬ Von ihr waren in den Gesellschaften gefeierte Persönlichkeit war. bereits höchst merkwürdige Finkensteins Mittheilungen über den Gold¬ der — gemacht worden sie mußte jungen also noch genauere Details von dessen Thun und Treiben angeben können. Der Kammerherr erschien bei Fräulein von Wensen und brachte Die Dame vernahm mit sichtbarer Freude die sein Anliegen vor. KunTjr von dem wachsenden Interesse, welches Böttcher einflößte. Das Glück 'des jungen Mannes, den sie schon einige Male gegen die Aus¬ fälle Zorn's vertheidigt hatte, schien ihr gemacht, und sie ließ es nicht au warmen Empfehlungen für den talentvollen Adepten mangeln,

Goldjungen, dem wahrhaftigen Goldjungen." Die Versammelten blickten das Fräulein, dann sich untereinander an und ihre Blicke schienen auszudrücken, daß sic alle eine Geistes¬ störung der verehrten Dame befürchteten. Endlich nahm Zorn das

Wort und sagte: „Meine Gnädigste, wollten Sie nicht die Güte haben, uns Allen, die wir vor Staunen nicht des Wortes mächtig sind, ein wenig über solche dunkle Reden aufzuklären."

„Nun

Manu im Staate Die Wirkung

dieser

eine ganz gewaltige.

Die

schlug

auf

ten.

„Ist

klirrten und die Leuchter wackel¬ möglich," rief er, „der Fritz Böttcher, der Goldjunge. „Fritz! Fritz!" riefen Habe ich mich doch nicht in ihm getäuscht." Alle durcheinander, „wo ist er?" „Oben im Laboratorium," rief Minchen. „Ich hole ihn herbei — ich will es ihm verkünden." „Gemach! Ruhig!" gebot Fräulein von Wensen. „Es ist Be¬ dingung, daß diese Sache noch geheim bleibe bis Ihr es aus Grote's Munde erfahrt. Der Kammerherr von Grote ist von dem Könige beauftragt, den Fritz zu holen. Morgen früh wird er hier sein —

thun."

Fräulein von Wensen, „denn ich weiß, daß Fritz Böttcher ein sehr begehrter Mensch werden wird, wenn diese besondere Gnade Seiner Majestät in der Stadt nnd darüber hinaus bekannt werden sollte." Grote schied von dem Fräulein mit dem festen Vorsatze, schon in der frühen Morgenstunde der Er war vor allen Zornschen Apotheke seinen Besuch abzustatten. Dingen darauf bedacht, seine Maßregeln so schnell als möglich zu treffen, damit nicht etwa der Herr von Haugwitz ihm zuvorkommen sagte

den Tisch, daß die Gläser cs

freilich," lenkte

sie

ein, „man muß es dem Böttcher sagen, damit er

vorbereite, er muß Alles in Bereitschaft halten, seine Tigel, seine Salben und sonstigen Sachen." Zorn war schon aus dem Zimmer. Er rief dem im Laden be¬ findlichen Gehülfen zu, daß er schleunig den Böttcher herbeirufen solle. Während noch das Fräulein der .vor Neugier und Ueberraschung bebenden Gesellschaft die näheren Umstände des Ereignisses mittheilte, sich

könne, dessen Abwesenheit benutzt werden mußte. Der Kamiuerherr hatte kaum Fräulein von Wensen verlassen,

als diese eiligst ihrer Jungfer schellte, ihre Contouche, den Schleier und die Handschuhe herbeizubringen befahl und nachdem diesem Be¬ fehle Folge geleistet war — sich sofort zum Ausgehen rüstete.

Der Abend war schon hereingebrochen. Die Straßen Berlins lagen bereits im Halbdunkel, als Fräulein von Wensen eiligen Schrittes Sie wollte die Erste den Weg zur Zornscheu Apotheke einschlug. fein, welche dem Goldjungen sein wahres Glück, die Erhöhung seiner Person verkündete. das große Zimmer der Familie fand sie

wie gewöhnlich um den mächtigen Tisch gruppirt, mit Hand¬

wird." Mittheilung war

werden

Frauen erhoben sich mit dem lauten Ausrufe der Verwunderung und der Freude, Minchen schlug in die Hände. Porst stieß einen Laut der Ueberraschung aus, der wie ein Trompetensignal klang, und Zorn

tem Blicke zugehört hatte. „Ich werde morgen um die Vormittagsstunde im Hause des Llonsieur Zorn sein," entgegnete Grote, „um dort mir den Böttcher vorstellen zu lassen und ihm den Willen unsers Allergnädigsten Herrn

diese,

bündig," rief das Fräulein, „die

Der König will Fritz Böttcher sprechen, er soll vor dem Allergnädigsten eine Probe seiner Kunst machen und da solche sonder Zweifel gelingen wird, ist es sicher, daß der Fritz ein großer

Gränzen zu beherbergen. „Und wann werden Sie den Goldjungen von dem Befehle Seiner Majestät in Kenntniß setzen?" fragte sie am Schluffe ihrer Schilderungen den Kammerherrn, der ihr erstaunt und mit gespann¬

Bei ihrem Eintritt in

kurz und

Majestät gedrungen.

es denn selbstverständlich geschah, daß sie ihrer Phantasie den Zügel schießen ließ und von der Goldinacherkunst Böttchers eine ganz außerordentliche Schilderung entwarf, derzufolge der Preußische Staat sich Glück wünschen konnte, einen solchen Gelehrten innerhalb seiner

Ihnen Eile,"

denn also

Kunde von den wunderbaren Thaten Fritz Böttchers ist bis zu Seiner

wobei

empfehle

„Es ist auch so mein lieber Zorn," keuchte Fräulein von Wensen. ist etwas Großes, Herrliches — lasset mich nur ein wenig zu

Familie, unter denen sich auch näher, da Fräulein von Wensen „Eurem Hause ist Heil Wort. „Ha — ich habe es

auch der Freiherr, Kammerherr von Grote, durch die Korridore, um diejenige Person zu suchen, welche ihm den besten Ausschluß über den Goldjungen zu geben vermochte, durch deren Mittheilungen es ihm

„Ich

die

Athem kommen — ich werde Alles berichten." Fräulein von Wensen war so schnell und hastig zur Apotheke geeilt, daß sie in der That erschöpft schien. Die Mitglieder der

zu versichern.

kund zu

einen Sessel

Verhüllungen abzunehmen und Zorn sagte verwundert: „Aber gnädigstes Fräulein — zu so später Stunde noch dieser werthe Besuch? es muß etwas Ab¬ sonderliches sein, das uns diese Ehre verschafft, da — "

eine noch engere Verbindung zwischen sich und Böttcher knüpfen könne, der offenbar zu hohen Dingen ausersehen war.

Lakai

brachte

ihr

j

trat der Gegenstand all dieser Bemühungen und Aufregungen in das Zimmer. Von drei Seiten stürmte man auf ihn ein. Böttcher hörte allerlei Rufe, Reden und Glückwünsche, bis Zorn Stille gebot und dem ganz Betäubten die Angelegenheit in klaren Worten ausein¬ andersetzte. „Du wirst durch Deine Kunst zu hohen Ehren gelan¬ gen, mein Sohn," schloß er seine Rede, „ich hoffe, Du gedenkst Derjenigen, welche Dir liebend zur Seite standen. Zeige nun, was Deine Kunst vermag." Das Fräulein hatte nun erwartet, ihr Protege werde in Folge dieser Mittheilungen deckenhoch springen, und zunächst ihr dankbar

120 die Hände küssen, aber Böttcher blieb zu allgenieiner Verwunderung starr in der Mitte des Zimmers stehen. Sein Antlitz verfärbte sich merklich und ein Zittern befiel ihn. Indessen nahmen Alle diese seltsame Stimmung, welche sich bei Böttcher kund gab, als eine Folge der herrlichen Nachricht. Es war ja natürlich, daß dieses plötzlich einbrechende Glück, durch dessen Nähe der Adept sich bald

ani Ziel seiner Bestrebungen und Wünsche befinden konnte, betäubend

auf ihn wirken mußte. „Faßt Euch, Fritz!" sagte Las Fräulein, „Ihr seid binnen Kurzem ein großer Mann. Nur wenige Stunden noch muß Jeder schweigen von dem, was ich Euch vertraut — Morgen um diese Zeit steht Ihr vielleicht schon vor dem Könige, am hohen Marmor¬ kamin im Zimmer des Schlosses und produzirt Eure herrlichen Künste. Ich will fort, cs darf Niemand wissen, daß ich von der Sache Euch unterrichtete. Meine Contouche — den Schleier, so — nun gute Nacht; Morgen ist der Glückstag." Sie erwiderte die Versicherun¬ gen des Dankes nur flüchtig, drückte Böttchers eiskalte Hand und verließ, von Zorn und Porst begleitet, das Zimmer. (Fortsetzung folgt.)

4. Heft

Porttait-Catalogs.

des

Derselbe

enthält eine zahlreiche

Sammlung von Porttaits berühmter Personen und ist in sehr über¬ sichtlicher Weise dergestalt geordnet, daß die Eintheilung nach den verschiedenen Stellungen und Berufsarten geschehen ist, welche die Originale der Portraits einst einnahmen oder denen sie nach¬ gingen. Das Jnhaltsverzeichniß bringt: Regierende Häupter, Militairs, Staatsmänner, Beamte, Aerzte, Naturforscher, Reisende, Juristen, Philosophen und Schriftsteller, Schauspieler, bildende Künste, Handel, Varia u. s. w. Wird man unter den Porttäts kaum eine bedeutende Persönlichkeit vermissen, so weist auch die Liste der Künstler des Grabstichels und der Radirnadel eine lange Reihe bedeutender Namen aus, aus deren Zahl wir z. B. Chodowieckv, R. Morghen, Müller, Sandratt, Nauteuil, Mandel, Haas, Kilian re. hervorheben. Einzelne Abtheilungen

enthalten

besonders

großen Reichthum

verschiedenen Darstellungen einer und derselben Persönlichkeit.

von

Unter

Rubrik Friedrich II., König von Preußen, sind z. B. 113 Blätter aufgeführt, welche theils Portraits des großen Königs, theils allego¬ rische Darstellungen, Kriegs- oder Gesellschaftsscenen zeigen, in denen die Gestalt Friedrichs den Mittelpunkt bildet. Napoleon I. ist 57 Mal vertteten, Humboldt 14 Mal — auch in sehr seltener photographischer Darstellung. An berühmten Berlinern ist in der Sammlung eben¬ falls kein Mangel und auch Persönlichkeiten der neuesten Zeit finden sich

der

-

Kunstnotiz. Ein reichhaltiges Verzeichniß trefflicher

-und zum

Theil

höchst

seltner, sowie guterhaltner Kupferstiche ist soeben von der Schrödcrschen

Kunsthandlung (Wilhelmftr. 91) ausgegeben worden.

Es ist das

in der Liste verzeichnet, z. B. Richard Wagner, Döring, Hackländer rc. Die Preise sind jedem Eremplar zur Seite gestellt und in Ansehung 6-. H. der oft höchst seltenen Blätter durchaus mäßige.

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Den kleinen Restvorrath von Exemplaren

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*

1.

Octobcr 1875,

Das Blatt erscheint

Breis vierteljährlich

monatlich zwcimat.

I

Mk. 50 Bjg.

Unter Mitwirkung von Dr. Brecht, Prof. Kr. Banlus Kassel, Stadt-Archivar Mdiciri, Theod. Jontanc, Geh. Negicr.-Rath Freiherr Kr. von Ledebur, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin :c. :c. herausgegeben von

Littl

George

und

Jerdmand Weyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Puttkamerstr. 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile rn Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3 gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Ha äsen st ein u. Vogler, Rud. Mosse,

Bernh. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung (Puttkamerstr. 8) entgegen genommen.

Friedrich I. und die KunstKawmer. Vom Freiherr» Dr. £. von .CcJclnir.

Friedrich, in £er Reihe bet Kurfürsten von Brandenburg der Dritte, in der Reihe der Könige von Preußen der Erste genannt, gebührt das seltene Lob, daß er nicht allein den festen Vorsatz hatte, sondern auch, so weit seine Kräfte reichten, mit unerschütterlicher Conse-

in seines großen Vaters Fußtapfen zu treten, und überall weiter zu bauen und zu vollenden, wozu jener so mächtig den Grund gelegt hatte, so daß man mit Recht von ihm sagen kann: er hat das unbestreitbare Verdienst, nicht bloß Sich selbst, sondern auch den Werken seines Vaters die Krone aufgesetzt zu haben. Was die Künste und Wissenschaften dem Stifter der Akademie zu Berlin, dem Gründer der Universität in Halle zu verdanken haben, — wie er bemüht gewesen, die bedeutendsten Talente in seine Nähe zu ziehen, Künstlern die freigebigste Unterstützung angedeihen zu lassen, das sei hier bloß angedeutet; — die großen Regiernngsacte auf dem Gebiete der Politik vollends sollen hier ganz übergangen werden; nur der quenz durchführte,

besonderen Begünstigungen wollen

wir hier

gedenken,

deren sich die

Königliche Kunstkammer unter seiner Regierung zu erfreuen gehabt hat, und zwar insbesondere Desjenigen, was hier noch aufbewahrt wird, als Zeugnisse, nicht bloß der Geschmacksrichtungen der Zeit Friedrichs, sondern vielmehr Seiner Selbst und Dessen, was als Seine Persönlichkeit näher bezeichnende Documente anzusehen ist. Gleich

nach

seinem Regierungsantritte

verfügte

der

Kurfürst

Juli 1688,

daß Friedrich III., ä. d. Cölln a. d. Spree eine Raritäten befindlichen von sämmtlichen, auf seiner Kunstkammer Es belief sich das genaue Specisication aufgenommen werden solle. den

14.

Ganze damals nur auf 320 Nummern. Im Jahre 1693 war die Zahl bereits auf 600 angelaufen,

und beim Tode König Friedrichs

I., 1713, belief

sich die

Stückzahl

auf 1500 Nummern. Vorzüglich reich an Portraits des Fürsten ist die Sammlung, und zwar von den rohesten, auf hölzernen Löffeln von gewöhnlichen

Schäfern und gemeinen Soloaten geschnitzten Bildniffen an, bis zu den kunstreicheren Arbeiten in Emaille, Wachs, Bronze u. s. w. Es hatte sich in seinem Zeitalter überharrpt die Kunst vorzugs¬ weise der Portraitirung zugewandt, und von Malern, Kupferstechern, Medailleuren und Bildhauern ist gerade in diesem Fache damals Ausgezeichnetes geleistet worden.

Die einer näheren Betrachtung insbesondere sehr werthe, in Stuhle sitzende, in der Büste vortrefflich mo-

Lebensgröße auf einem

dellirte, bekleidete Wachsfigur Friedrichs ist aus dessen kurfürstlicher Zeit. Ein kleiner dreieckiger Hut bedeckt eine Allonge-Perrücke. Die

Schulter ist, so wie die Natur sie gebildet hatte, höher und stärker als die linke — auch das ein nicht zu übersehendes Zeugniß, rechte

daß der

Vorwurf

der

Eitelkeit wohl entschieden mit Uebertreibung Der bis auf das Knie reichende

dem Fürsten gemacht worden ist.

rothe Sammetrock hat eine Reihe Knopfe und ist mit goldenen Litzen

geziert; die Halsbinde hat zwei, aus feinen Kanten bestehende, auf die Brust herabhängende Latze; Manschetten bedecken die Hand; der übrige Theil der Figur ist mit roth-sammtnen kurzen Beinkleidern,

mit rothen Strümpfen und

ledernen Schuhen angethan. Der auf Brust prangende Stern des Hosenbandordens zeichnet sich durch seine Größe aus, denn er hält nicht weniger als 7 Zoll im Durchmesser. Das ungewässerte blaue Band ist über die linke Schulter der linken

gelegt.

Die Ertheilung

dieses

Ordens, auf welchen der Kurfürst einen

mit großem Gepränge. Darauf bezieht meisterhaft geschnittener Stockknopf von Elfen¬ A. auch ein u. sich bein, darstellend 6 geflügelte Knaben-Gestalten oder Genien, welche, übereinander emporklimmend, Kurhut, Kurzepter, Schärpe und das hohen Werth legte, erfolgte

Hosenband des

St. Georg-Ordens mit

dem bekannten Wahlspruche:

Hon;- soit qui mal y pense tragen. Es ist eine treffliche Arbeit, die, wie das daran angebrachte Monogramm MD beweist, von

Michael Döbler herrührt, der von 1674 bis 1702 Brandenburg. Preußischer Hofbildhauer in Berlin war. Ganz vortrefflich ist die Portrait-Maske in Wachs bossirt und von wahrhaft überraschender Naturtrene. Schon Faßmann, der den König noch gekannt hat, sagt in dem von ihin verfaßten Werke: „Leben und Thaten Friedrich Wilhelms I.," 1735, S. 850, von diesem Wachsbilde: es sei dermaßen natürlich gemacht und getroffen, daß man

gleichsam

Respekt gegen das

mit einem kleinen

Bild erfüllt

werde, so

Schrecken

oft man

fluchen: der Teufel sollte

beschlagen zu

holen, wann es anders wäre, als sie den Armen, und sie wurde auch vor die Schmiede, sie

lassen, und als der Schmied das Eisen heiß auf den

Fuß legte, fing die Krügerin in Gestalt des Pferdes an zu schreien: Gevatter N. hört auf, ich bin's! welches dem Teufel verdroß, das

Pferd ins Feld führte und allda jämmerlich zerriß. Das Hufeisen hat der Schmied zum ewigen Gedächtniß aufgehoben." So etwas fand damals Glauben; es war die Zeit der Heren-

befallen und mit dasselbe

sic

Darauf ergriff der Teufel sie bei sofort in ein Pferd verwandelt, führte sie

sagte.

ins Gesicht

Dadurch erlangt denn auch folgende Anekdote, welche Küster in seinem „Alten und Neuen Berlin" (M. 18. 541) erzählt, einen Grad von Wahrscheinlichkeit: „Ein gewisser General hat diesem Bilde,

Prozesse!

bekomme.

Sehen wir uns nach einigen Erinnerungen an einzelne Lebenswir von der im Jahre 1689 statt¬

momente Friedrichs um, so finden

da es in des Königs Zimmer aus einen Stuhl gesetzt worden, seine Reverenz gemacht, weil er geglaubt, es sei der König. Da ihm

gehabten Belagerung von Bonn,

nun nicht geantwortet worden, hat er cs für eine Ungnade gehalten, ist darüber erschrocken und nach einigen Tagen gestorben. Der König,

treffliche Federzeichnung mit getuschtem Vordergründe,

welcher dieses sehr ungnädig genommen, befahl, dieses

zu zerschlagen — man hat

es

Bild in

Unerschrockenheit und

2' 2"

aber aufbehalten."

18. Jahrhunderts als Bildhauer in Berlin lebte.

Non dem berühmten Medaillon-Drechsler Jean Cavalier aus London, dessen Arbeiten gegen Ende des 17. Jahrhunderts sehr gesucht waren und auch in allen fürstlichen Kunstkammern dieser Zeit zu sinken sind, besitzt die hiesige Sammlung seit dem Jahre 1694 ein vortreffliches Elfenbein - Medaillon mit dein Brustbilde Friedrichs III. und seiner zweiten Gemahlin Sophie Charlotte. Als besonders die Zeit, und in dieser speciell den König charakterisirend, ist Dasjenige anzusehen, was damals als „wunderbare Curiosität" für würdig erachtet wurde, sorgfältig der Nachwelt auf¬ bewahrt zu werden; denn diese Sammlungen waren keineswegs nur Kunst-, sondern ganz besonders auch Raritäten- und CuriositätenSic liefern interessante Beiträge zur Kulturgeschichte, Kammern. namentlich zur Geschichte des Aberglaubens jener Zeit. So wurde z. B. am 10. October 1695 aus des Herzogs Christian von Brieg Bibliothek, nebst anderen Cnriositäten, ein leder¬ ner

Gürtel mit Charaktereir abgegeben, der, wie das Inventarium „nebst anderen Stücken des Herzogs Christian von Brieg

besagt,

Kammerdiener, welcher ein Erz-Zauberer gewesen, zugehört, und den derselbe gebraucht hat, wenn er sich zum Werwolf (d. i. unsichtbar) machen wollen."

In

diese Kategorie gehört auch ein hier aufbewahrtes großes Hufeisen, was jedoch wohl nie etwas anderes gewesen sein wird, als ein auch heute noch oft als Aushängeschild eines Schmiedes gebrauchtes

Riesenhufeiseu, das aber nichtsdestoweniger der Kurfürst im Jahre,

1698 aus Königsberg mitbrachte, und von welchem ein gleichzeitiges Aktenstück folgende erbauliche Geschichte erzählt: „Nicht weit von Königsberg in Preußen, auf einem Dorfe, war eine Krügerin, welche gewohnt war, ihren Gästen mehr anzuschreiben, als sie verzehrt hatten; und wenn sie sich beschwerten, daß sie so viel nicht verzehrt hatten, pflegte die Krügerin es mit großem Fluchen und Schwören zu bekräftigen und zu sagen, der Teufel solle sic holen, wenn es anders wäre! — Es trug sich aber einstmals zu, daß der Teufel in Gestalt eines Mannes bei eben dieser Krügerin einkehrte und sich Bier reichen ließ. So oft ihm nun die Krügerin ein Glas voll geholt hatte, machte er die Gegenrechnung unten am Tischblatt. Als er nun weggehen wollte, fragte er, wie viel er verzehrt hätte? Die Krügcrin antwortete: so und sc viel, der Teufel sagte: nein, so viel habe ich nicht verzehrt, siehe da die Gegenrechnung unten am Tischblatt. Das Weib, ihrer Gewohnheit nach, fing alsbald an zu

welcher derselbe Zeugnisse seiner

abgelegt hat, eine

4' 9"

lang,

hoch.

Zum Andenken an die im Jahre 1694 von ihm gestiftete Universität Halle wird eine bleierne Kanne aufbewahrt, die der Schiefer¬ decker Matthias Riedel bei dieser Gelegenheit, am 1. Juli 1694, Der von dem sogenannten Rothen Thurm zu Halle herabwarf. Thurm ist auf der Kanne gravirt zu sehen, nebst folgenden bemerkenswerthen Versen, die in zierlich hüpfenden Daktylen also lauten:

Stücken

Unter den vielen übrigen Wachs-Portraits wollen wir nur eines Brustbildes gedenken, welches Friedrich in der Zeit seiner Königs¬ würde darstellt, und auch darum interessant ist, daß es mit Sicher¬ heit auf Andreas Roht zurückgeführt werden kann, der zu Ansang des

in

seines Hohenzollernmuthes

„Komm glücklich, kouiin friedlich, o Krone, O Himmels, o Landes, o unsere Wonne; Wir fteuen uns billig und willig mit Dir, Komm glücklich,

o

o

Sonne,

Landes und unsere Zier.

1

Willkommen Du großer Kurfürst, geboren Von Friedrich Wilhelm dem Großen, erkoren Zu unserm Vater, genieße der Pracht, Die Deine Getreue in Halle erdacht.

>

Nebst Phöbus bedient- und beliebten Söhnen, Muß ich auch mein freudiges Vivat antönen, Gab Büchse, warf Kanne von Knaufe und fang Von Herzen: es lebe der Kurfürst ja lang.

Gott

stenre den

falschen Franzosen und

wehre,

Daß er ja dies Musenhaus nimmer versehre, Das Friedrich der Dritte uns Hallern gegönnt, Nach seinen preiswürdigsten Namen genennt. Merkwürdiger Weise kam dies Stück gerade zu einer Zeit auf die Kunstkammcr, wo die ahnungsvollen Worte des letzten Verses in

Erfüllung gegangen waren, wo aber

auch die

Stunde der Befreiung

Stiftung des Kur¬ fürsten Friedrichs IH. durch König Friedrich Wilhelm HI. nicht mehr fern war, nämlich im Jahre 1812; Worte, die auch in unsern von den Franzosen, und die Erneuerung

dieser

großen Tagen wieder eine schlagende Antwort empfangen haben. Im Jahre 1696 war Friedrich III. bei Potsdam auf der Jagd,

als unversehens ein mächtiger Eber wüthend auf ihn eindrang, mehrere Mal, ohne jedoch Etwas auszurichten, nach dem Pferde hieb, worauf

Kurfürst saß, dann sich gegen einen in der Nähe befindlichen Kuhhirten wandte, diesen niederwarf, ihm zwar das rechte Bein etwas verletzte, jedoch noch mehr ein in dessen Tasche befindliches Besteck auf wunderbare Weise so zurichtete, daß die Scheide ganz aufgerissen, Zur Erinne¬ Messer und Gabel aber krumm gebogen waren. der

rung sowohl an die glücklich überstandene Lebensgefahr des Kurfürsten, als an die sonderbare Wirkung der Wuth des Ebers, der 4 Centner wog, ist das Besteck in dem gedachten Zustande, gleich nach dem Ereignisse am 21. Dezember 1696, auf die Kunstkammer gegeben worden.

In

Jahre war der Kurfürst Friedrich August von Sachsen in Berlin zum Besuche. Hier legte derselbe einige merk¬ würdige Proben seiner außerordentlichen Körperkraft ab, die ihm den eben dieseul

123

Beinamen Becher

des

mit

Starken zugezogen hat, indem

er einen großen silbernen

unversehrt blieb, ward als gute Vorbedeutung des ehelichen Glückes, das

mit

aber leider nicht eintraf, zur Aufbewahrung der Kunstkammer übergeben.

der rechten Hand zusammendrückte, und einen anderen

dem Damnen der linken Hand einbog.

-

Im

Beide Becher, mit dem Kur¬

Jahre 1713 starb König Friedrich I., und mit ihm

schien

brandenburgischen Wappen geschmückt, waren auf der Kunstkammer,

der letzte Freund und Beschützer der Künste und Wissenschaften zu

in Folge einer Allerhöchsten Bestimmung König Friedrichs

Grabe gegangen zu sein, denn sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I., sparsam allen Glanz verschmähend, nur das Praktische wollend und

sind aber

Großen, vom 2. Februar 1752, wie fast alle Silbersachen, die auf der Kunstkammer waren, von hier aus in den Schmelztiegel ge¬ wandert. Dasselbe Schicksal hatte auch ein dritter silberner Becher,

des

den Friedrich August der

Starke dem Kurfürsten zum Andenken an

In

ein anderes Zeugniß seiner ungewöhnlichen Kraft verehrt hatte. einer großen Versammlung Polnischer Magnaten zu Warschau hatte

Friedrich August nach der Mittags-Mahlzeit diesen silbernen Becher zweimal mit einem Pfeil, von welchem noch die Stücke darin steckten, durchschossen, welches

ihm kein einziger der anwesenden Herren

nach¬

zumachen vermochte.

Beziehungsreich ist ein anderer hier noch befindlicher Pokal von

Krystallglas mit dem Namenszuge Friedrichs III., weil daraus der¬ selbe 1697 zu Königsberg in Preußen mit dem Czar Peter dem Großen Brüderschaft getrunken hat. Noch andere Erinnerungen übergehen

wir, wollen

jedoch noch

bei Friedrichs Gemahlinnen, deren er dreie gehabt, verweilen.

Gemahlin, Elisabeth Henriette, war eine Tochter des Landgrafen Wilhelm VI. von Hessen-Kassel und einer Schwester des Großen Kurfürsten. Von derselben befindet sich ein emaillirtes Mi¬ niatur-Portrait auf der Kunstkammer. Sie starb bereits 1683 an Friedrich, damals noch Kurprinz, ließ einen früher den Blattern.

Die

erste

hier aufbewahrten Ring verfertigen, mit seinem und dieser seiner ver¬ storbenen Gemahlin emaillirtem Namenszuge versehen, zwei in ein¬

mit der Devise: ü jamais. Als im Jahre 1684 die Verlobung Friedrichs mit der Hannoverschen Prinzessin Sophia Charlotte stattfand, sprang der Ring von ein¬ Solche Omina wurden sehr beachtet. — Von dieser zweiten, ander. ander greifende Hände darstellend,

jedoch

geistreichen Gemahlin

Friedrichs sind, außer dem

schon

sehen ist.

Als

eine verhängnißvolle Vorbedeutung wurde es angesehen, daß

von einem Brasselet mit Friedrichs Haaren,

mit Kurhut und Namenszug, Königin beständig an

und von einen: Krystall ihrem Arm zu tragen pflegte, kurz vor ihrer Abreise nach Hannover, woselbst sie bald daraus am 1. Februar 1705 starb, ein Oehr aus¬ Auch dieses interessante Stück ist leider nicht mehr vorhanden. brach. überdeckt, welches die

dritten Vermählung Friedrichs mit Sophia Louise, Tochter des Herzogs Friedrich von Mecklenburg, von welcher ein Brust¬ bild aus Elfenbein geschnitten aufbewahrt wird, überreichte u. A. der k. Preußische Küchenschreiber Johann Friedrich König ein von Sammet

Bei

der

und Seide unterlegtes, mit zierlich ausgeschnittenen Randverzicrungen Stellen, wie diese: „daß Venus selbst nicht geschmücktes Gedicht. ihrer Schönheit gleiche", und: „daß in reich bekröntem Segen, ein

fetter Balsam-Regen, befeucht' das große Götter-Paar!" lagen zu sehr in dem Geschmacke jener Zeit, als daß sie ihre Zeitgenossen verletzt hätten.

Ein Trinkglas mit

des

Königs Namenszug, welches bei dem

feierlichen, am 27. November 1708 erfolgten Einzuge des königlichen Ehepaars von dem Marienthurm in Berlin herabgeworfen wurde und

ja die Wohlthat einer so ganz veränderten Erscheinung; wir andererseits einen Blick auf die eingerissene, geistlose

wendigkeit,

und werfen Nachahmungssucht französischer Unnatur und

geschmackloser Ueber-

ladung, welche das Zeitalter Ludwigs XIV., sowohl in Sitte, als in Kleidertracht, in der Literatur, wie in den bildenden Künsten charakterisirte: wie erklärlich erscheint es nicht da, daß des Königs Friedrich Wilhelm urkräftiger, gesunder Sinn mit entschiedener Abneigung von Allem, was damals Kunst und Wissenschaft hieß, sich abwandte, und daß der Monarch in der Zurückführung eines schlichten, bürgerlichen Lebens, in der Füllung mehr seiner Schatz-, als seiner Kunstkammer, und vor Allem in der Bildung eines wohl gerüsteten Heeres die Auf¬ gabe feines rastlos thätigen Regentenlebens erkannte.

Wir selbe

scheiden nicht von der

in einem,

Zeit König Friedrichs I., ohne

die französirende Kunstrichtung

die¬

und Sprachmengerei

Tag zu legen. Es findet sich dasselbe — Actenstücke, II. 9. V. 5. der 1765 reichenden in einem von 1666 Wissenschaften Hierselbst, und rührt, zwar königlichen Akademie der ohne Namensunterschrift, wie die Handschrift bekundet, von der Hand des Hofraths Philippi her, welcher um diese Zeit der königlichen Kunstund Raritäten-Kammer vorstand. Es handelt sich darin um die Be¬ urtheilung einiger Medaillen-Entwürfe und lautet wie folgt: bezeichnenden Dokument an den

„Diese Medaillen sind abgeschmackte Pauvretäten, und haben

erwähnten

Das schönen Elfenbein-Medaillon, noch drei Portraits vorhanden. überhaupt Erste ist eine Emaille von Samuel Blesendorf, welcher der erste Deutsche war, der sich in Berlin mit der Schmelzmalerei beschäftigte; das Zweite ist ein am 27. October 1697 auf die Kunst¬ kammer gekommenes Relief-Brustbild von Elfenbein; endlich wurde noch am 6. März 1826, auf Allerhöchsten Befehl, unter anderen Pretiosen aus der Bibliothek König Friedrich Wilhelms II. eine Bernstein-Tabatiere abgeliefert, auf deren innerer Deckelseite das mit Brillanten eingefaßte Miniatur-Portrait der Königin Sophia Char¬ lotte zu

liebend, ja den schönen Künsten und Wissenschaften entschieden ab¬ geneigt, war in Allem fast das Gegentheil seines seingebildeten Vaters. Sehen wir aber auf die von Jahr zu Jahr zunehmende Verarmung der Unterthanen, auf den zerrütteten Zustand der Finanzen, als Friedrich Wilhelm I. die Regierung antrat, so erkennen wir bald die Noth¬

Gout, welcher an dem französischen und hiesigen Hoff ctablirct worden, gar nichts gemein. Die Xnagrammata und Chronodisticlia sind vorlängst aus den Medaillen verwiesen, und durch einen allgemeinen Gonsens der Wenn diese Sachen vor 150 Jahren Verständigen verworfen. wären inventiret worden, so hätten sic vielleicht ihre Meriten, aber heut zu Tage können sie nicht passieren. Daß der König auf einem Adler reitet, und die Tritonen seinen Ruhm ausblasen, ist eontre le bon sens. Der hassen Flaterien, welche mit Hausen und ganz unbescheiden

mit

dem

angebracht sind, zu geschweigen.

Uird ob gleich hier und da etwas doch populaire, gemein und übel

Gutes mit unterläuft, so ist es angebracht, oder vielmehr gar nicht applicable aus unsere Zeit. Der Xutllor mag wohl im übrigen ein geschickter Mann sein, aber sein Unglück ist, daß er sich mit inventiren meliret, da ihm doch die Regien der Medaillen gar nicht bekannt sein. Es erhellet auch, daß er seine

Medaillen nicht sowohl aus

den

König, als auf

sich

selbst gemacht habe, weilen er sich allenthalben unterschreibt, welches denen

Privat-Personen billig nicht sollte gestattet werden.

Große

Herren haben Ursache damit galoux zu sein. Denn zu geschweigen, daß die Ehre, welche bisher ihnen eigen gewesen durch dergleichen Medaillen ihnen geraubet, und den Privaten mitgetheilt wird, so wären sie künftig ihrer eigenen Historie nicht mehr Meister und

Ambition der Privaten, perpetuiren 'wollen, Medaillen gern welche ihre Namen auf und durch die oerdammliche Platerie, mit einer ganz falschen liistoire metalligue betrogen werden. Von rechtswegen sollte man nicht zugeben, daß die privaten Medaillen schlagen. zuletzt würde die

postorität

durch die eitele

den

124 nisten davon Notiz nahmen, wie groß mochte nun erst das Erstaunen der Einwohner gewesen sein, als sie eine Gesandtschaft von den Jahr¬

DaS Recht Medaillen zu schlagen, gehört ihnen eben so wenig Wenn der König eine Medaille zu, als bas Recht zu münzen. nöthig hat, so hat cr seine Leute, die das machen können. Aber von diesen Medaillen können S. Majestät nichts gebrauchen, noch ihre

Authorität

dazu hergeben, welches hiermit unterthänigst, doch

Diese

d.

20. April 1713."

Kritik legt

eine bemerkenswerthe

Steigerung an den Tag

zu Gunsten des überhand nehmenden monarchischen und akademischen Absolutismus, und stellt sich in diametralen Gegensatz zu der bis¬

herigen künstlerischen Freiheit, und zu dem, sür Kunstgeschichte so wid)tigen Gebrauche von Künstlernamen und Monogrammen, so wie gegen die Richtung, welche

wir in

-

Betete man doch nicht allein damals, sondern sogar noch 100 Jahre

später:

unmaßgeblich berichten wollen.

Berlin,

hunderte lang als Erbfeind betrachteten Türken, von denen man sich die abenteuerlichsten Vorstellungen machte, in ihren Mauern sahen.

besonders hervorragender Weise

in

Medailleur Raimund Falz noch vertreten sehen. Zum Schluß noch einige Bemerkungen über diesen ausgezeich¬ Raimund Falz, im Jahre 1658 zu Stockholm ge¬ neten Künstler. boren, arbeitete früher zu Paris, erhielt aber 1688 den Ruf naä) Berlin, und starb daselbst am 21 . Mai 1703, im 45. Jahre seines Alters. Unter den Medaillen und Kunstwerken, die er seinem könig¬ lichen Beschützer und Gönner Friedrich durch Testament vermachte, befand sich auch das von ihm selber in Elfenbein geschnittene, 3'/i" " Das halb links gewandte hohe, und 2'/2 breite Medaillon-Bildniß. Antlitz ist von einem üppige» und in Locken auf die Schulter herab¬ dem hiesigen

wallenden Haarwuchs umflossen; ein reich verbrämtes Gewand ver¬ hüllt Schultern und Brust; der Hals ist unbekleidet.

Es wird Falz, namentlich seinen geprägten Medaillen, zuweilen gemacht, daß sie etwas hart erscheinen; z. B. von Füßli, der Vorwurf in diesem Medaillon die Weichheit, vermißt man auch That in der Cavalier's eigen ist; jedoch er¬ Arbeiten gleichzeitigen welche den des R. Falz die kräftigere, geübtere Meister¬ kennt man in den Werken hand eines der genialsten Künstler und der größten Medailleure seiner Zeit, der ins Besondere, was die Aehnlichkeit seiner Bildnisse und was die Zeichnung betrifft, unvergleichlich genannt werden kann. Bon

I.

ganz unschätzbarem Werthe sind seine zahlreichen, »och heute ans der Kunstkammer befindlichen, größtentheils in hölzerne Rahmen unter

Glas gefaßten, ans Schiefertafeln in Wachs bossirte», fo wie seine in bronzirtcm Gyps abgegossenen Medaillons. Ein vollständiges Verzeiä)niß der von ihm geschnittenen Medaillen und Münzen, zu denen die erwähnten Bossirungen die Modelle und Vorstudien waren, befindet sich in den uovis literar. Germaniae Nov.

Stück 1703 und Jan. Stück 1404; ferner im Thesaurus numismaticus, 1703, und in Lochner's Vorrede zum 1 . Jahrgange der Sammlung merkwürdiger Medailleure. Unter diesen Medaillen befindet sich u. Ae and) eine mit denr Grundrisse von Berlin (bei Lochner Uv. XXXI.)

Der Türkische Friedhof bei Serlin. Von Dr. ff.

Jirecfil.

„Vor Türken, Pestilenz und Noth, Bewahre uns der Herre Gott!" Trotz des Erstaunens und Anstaunens der Berliner scheint es der Gesandtschaft aber in Berlin gefallen zu haben, da sie 7 '/2 Monat hier blieb und erst am 1 . October die Rückreise antrat. Ungeachtet des ungewöhnlichen Klimas und der Nahrungsmittel hatte kein Mitglied der Gesandtschaft sein Herkommen mit dem Tode zu büßen; ein um so glücklicheres Ereigniß, als bei den damaligen

Religionsstreitigkeitcn sich zwischen Geistlichkeit und Regierung über die Frage: wo der Muselmann zu beerdigen sei? gewiß die uner¬ Ebenso quicklichsten und weitläufigsten Debatten entwickelt hätten. glücklich wie der ersten erging es der am 9. November 1763 mit dem Botschafter Achmet-Resmi-Effendi hier eingetroffenen Gesandtschaft.

Der Gesandte, dem in seinem Creditiv der Titel: „Resmi-Chagi-Achmet, Rath von unserm kaiserlichen Divan, Ober¬ einnehmer der Einkünfte von Asien, und mehr erhaben durch die Bedienung von Terki oder Nichangi" beigelegt, und dem ein Personal von über 20 Personen beigegeben war, hatte am 20. August Konstantinopel verlassen, am 31. October Frankfurt a. O. erreid)t, von da bis zum 9. November auf dem Rittergute in Weißensee Quartier genommen, nnd von dort aus, am oben gedachten Tage, seinen Einzug

in Berlin gehalten.

in seinem Berichte Sultan wörtlich: „Am Tage unseres Einzugs waren uid;t nur die beiden Seiten der Straßen, wodurch wir zogen, sondern auch alle Fenstern der drei bis fünf Stock hohen Häuser mit Zuschauern über und Ueber den Einzug selbst sagt der Gesandte

an den

über besetzt, und das Gedränge, um das Schauspiel unseres Ein¬ zuges zu sehen, war über alle Beschreibung, sowie das ftohe Gesicht und die Ehren, mit denen sie uns bewillkommten und ihre Freund¬

lichkeit und Leutseligkeit au den Tag legten, alle Maßen übersteigt." Der Gesandte, dem das ehemalige Venezobre'sche Palais, jetzt Palais Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Karl, zum Aufent¬

halte angewiesen war, drückt in weiterer Folge seines Berichts seine Er besondere Zufriedenheit mit dem Aufenthalte in Berlin aus. Rück¬ die 2. 1763 am Mai trat und Monat aus, hielt sick) hier 5 '/2 reise naä) Konstantinopcl an, ohne eins seiner Erst von der todt zurücklassen zu müssen.

Mitglieder in Berlin

dritten Gesandtsck)aft

forderte der Tod sein Opfer. Ali-Aziz-Effendi, Botschafter

Seiner Majestät des Sultans Selim III., hatte am 4. Juni 1797, Abends 9 Uhr, seinen Einzug durch das Frankfurter Thor Hierselbst gehalten, und seinen Aufenthalt an diesem Tage in dem Hause des Bau-Inspektors Lettner in der Behrenstraße genommen, welchen er jedoch-schon am 11 . Juni mit auf dem Schiffbauerdamm

Um die Glückwünsche seines Souverains, des Sultans Mustapha des Zweiten, Seiner Majestät dem Könige Friedrich I. zur Annahme des königlichen Titels zu überbringen, hatte der Gesandte der Ottomanischen Pforte, Meklubsi-Asmi-Said-Effcudi, mit einem Gefolge von

dem

15 Personen am 22. Januar 1701 die schlesische Grenze passirt, und war am 11 . Februar desselben Jahres in Frankfurt a. O. eingetroffen. Am folgenden Tage reiste er nach Coepenick, und traf am 14. über

lassen.

Rummelsbnrg in der nunmehrigen königlichen Residenzstadt ein. Erregte in dem damaligen Berlin jedes fast noch so unbedeutende Ereigniß, mochte es ein eigenthümlich verkrüppeltes Thier, ein Schwarm fremder Vögel, ein besonders rother Himmel, ein Komet

ten Unterlande, wenige Fuß vor dem die Grenze zwischen diesem und der Schlächterwiese bildenden trockenen Graben, von dem Grundherrn

u.

s.

w. sein, schon ein derartiges Aussehen, daß selbst die Chro¬

in

tauschte.

dem Ephraim'schen Hause

Ob

ver¬

der Gesandte eine bleibende Wohnung daselbst behalten,

und ob ihn dort der Tod am 29. Oktober 1798 ereilte, hat sich ebenso wenig, als eine Erörterung über die Begräbnißftage feststellen

So viel conftatirt indeffen aktenmäßig, daß auf speziellen Befehl König Friedrich Wilhelms III. ein Platz zur Beerdigung unweit der Hasenhaide auf der Tempelhofer Feldmark, dem sogenann¬

Grafen v. Podewils für 40 Thlr. angekauft, und auf diesem Platze, auf königliche Kosten, ein viereckiges Grabgewölbe in die Erde hinein erbaut wurde.

125

Der Leichenzug des Gesandten in seiner, den Berlinern voll¬ Art, erregte ungewöhnlichen Zulauf. Die Leiche wurde grünen Sarge mittelst eines einfachen Leiterwagens, auf einem in ständig neuen

Leitern die Dienerschaft der Gesandtschaft saß und Geld unter Menge ausstreute, die Friedrichstraße entlang, nach dem Begräbnißdie platze geführt, dort in die ausgemauerte Grube gesenkt, diese mit

dessen

Erde gefüllt und, zum Schutze des Grabes, um daffelbe ein hölzernes Stacket errichtet.

Wenige Jahre nach dem Tode Ali-Aziz-Effendi's forderte der Tod ein zweites Opfer von der Gesandtschaft. Am 28. April 1804 Nämlich verschied Hierselbst der Botschafter der Pforte, MehemmedEssad-Effendi, welcher in demselben Gewölbe beigesetzt wurde, so daß

heiten Ermittelungen über

die Eigenthumsverhältnisse des

Landes,

aus welchem das Grab befindlich gewesen, angestellt wurden.

Nach¬

im Winter 1836, Seitens eines Beamten des Kriegsministerinms, unter Zuziehung des Försters Christoph und des Müllers Weimar, an der Grabstelle mit dem Visitireisen Forschungen, bei welchen man auf die Sargbretter stieß, angestellt, und die Eigen thums-Verhältnisse des Grund und Bodens, wo die Grabstelle gelegen, konstatirt waren, kam man höheren Orts dahin überein, zwei auf¬ rechtstehende, mit einem Turban gekrönte Steine zu errichten und auf diesen folgende Inschriften anzubringen: dem

noch

Ali-Aziz-Effendi. Ambassadeur de la sublime Cour othomane,

jetzt, fern von der Heimath, zwei Muselmänner in Berliner Erde

mort

ä

Berlin, de

1

Djomadi ul Aksu

de l’annee 1213 de l’hegire.

ruhten.

und: Mebemed Es-la d’Effendi. Charge d’Affaires de la su¬ blime Cour othomane, mort ä Berlin le 20Moharrem de l’annee 1219 de l’hegire. Gleichzeitig erhielt der Con-

Schon in einer der damals unbesuchtesten

Gegenden

er¬

richtet, kam das Grab in den

traurigen Jahren 1806 bis 1812 und den erhebenden der Freiheitskriege von 1813/15

völlig iir Vergessenheit. Das Stacket zerfiel;

ducteur Dreckhoff den Auftrag,

ein

einen

großer Feldstein, welcher noch zum Wahrzeichen

Entwurf in

schlagenen

dort hin¬

der vorgc-

Art anzufertigen.

gelegt worden war, verschwand,

Dieser Entwurf fand jedoch

Gras wuchs über die Stelle und im Laufe der Jahre wurde sie, mitten im Acker gelegen,

nicht die Allerhöchste Bewilli¬

ohne daß der Land¬

Königs die Grabstelle, Anfang März 1838, mit einem 4 Fuß 4 Zoll hohen, auf 1 Fuß hohem rothgranitenen Socket

besäet,

gung, sondern

es wurde nun¬

mehr auf direkten Befehl des

mann, der seinen Pflug darüber führte, eine Ahnung davon hatte, daß er seine Saat auf der Ruhestätte zweier hoher

stehenden eisernen

Gitter

um¬

um dasselbe 28

Würdenträger der Pforte aus¬ streute. Niemand erinnerte sich mehr des Grabes, bis der

schlossen, und

Zufall es wieder entdecken ließ. Im Frühjahr des Jahres 1836

Eine dabei aufgerichtete Tafel empfahl die Anlage der Schonung des Publikums. Kurze Zeit nach der Renova¬ tion mußte die Grabstätte wieder geöffnet werden, uiu den hier am 28. August 1839

Akazien- resp. Lindenbäume und etwas Buschwerk gepflanzt.

pflügte nämlich ein Knecht des AckerbürgersGrunow den Acker, auf welchem das Grabgewölbe befindlich war, bei welcher Ge¬ legenheit ihm das vor den Pflug gespannte Pferd ein¬ brach.

Hierdurch aufmerksam

gemacht, kam der

Kenntniß denselben

kaiserlich

türki¬

Geschäftsträger Rahmi»

Effendi aufzunehmen.

Vorfall zur

des Besitzers, welcher

Ueber das Ableben deS Ver¬

dort in der

storbenen, die Behandlung der

dem

Nähe ansässigen Mühlenmeister Weimar und dem Forstschutzbeamten der Hasenhaide, Förster Christoph, mittheilte. Die Genannten untersuchten

Stelle und fanden das Mauerwerk. Der Förster Christoph, welcher aus Mittheilungen älterer Leute sich erinnerte, daß in jener Gegend vor vielen Jahren zwei Türken begrabeir worden waren, erfteut, das Grab wieder aufgefunden zu haben, errichtete einen kleinen Stein¬ hügel an der betreffenden Stelle, und wandte sich demnächst an das Ministerium der auswärtigen Angelegeirheiten mit der Bitte, ihm Auskunft über die Namen der dort begrabenen Muselmänner zu geben. Bald daraus erhielt er die gewünschte Auskunft und gelangte nun, in Folge jener Anfrage, die Angelegenheit zur Kenntniß Königs Friedrich Wilhelm III. Derselbe beauftragte Seine königliche Hoheit, den Prinzen Karl, für die Wiederherstellung der Grabstätte Sorge zu tragen, worauf durch das Ministerium der auswärtigen Angelegen¬

die

verstorbenen schen

Leiche und ihre

Beerdigung enthält ein amtlicher Bericht vom 29. August

1839 wörtlich Folgendes: Geschäftsträger der ottomanischen Pforte, Rahmi-Effendi, etwa 24 Jahre alt, starb gestern Morgen um 7 Uhr, angeblich an einem Brustübel, im Gesandtschaftshause,

„Der

bisherige

Wilhelmstraße Nr. 73. Fünf der hier noch anwesenden Muselmänner ließen sich 6 Eimer Wasser in das Sterbezinrmer tragen und voll¬ zogen damit selbst, unter Beobachtung türkischer Ceremonien, bei verschlossenen

Thüren die Abwaschung der Leiche und wahrscheinlich Balsamirung mit wohl¬

auch, dem Gerüche nach zu urtheilen, eine

riechenden Oelen.

Selbst die im Gefolge der Gesandtschaft befind¬

lichen Armenier durften dabei nicht gegenwärtig sein.

Ein

Tischlermeister hatte einen gewöhnlichen

Sarg von rohen

Brettern und unangestrichen anfertigen müssen, welcher aber nur

126 zum Transport der Leiche aus dem Sterbehause bis zum Grabe diente. Dieser Sarg war nicht zugeschraubt, sondern der Deckel

war mit Tüchern und Shawls festgebunden, und über Kopf der Leiche stand die türkische rothe Mütze, Feß genannt. Als gestern Abend, Punkt 8 Uhr, der grün dekorirte und mit

desselben

dem

eines 50 Fuß

langen und 60 Fuß tiefen Rechtecks

Herstellen

und

Da

7 Fuß hohen Mauer uiufriedigeu lassen zu wollen.

mit einer

für Berlin

4 Pferden bespannte Leichenwagen vor dem Sterbehause vorfuhr,

hierdurch der bereits festgestellte neue Bebauungsplan

trugen die Muselmänner selbst den Sarg aus dem Hause nach dem Leichenwagen, und hatten denselben in eine grüne Tuchdecke ein¬ geschlagen. Ueber den Leichenwagen wurde dann ebenfalls eine

trat am 21 . Juli 1856 eine, aus denr Landbaumeister Albrecht, Caratheodory, Attache Vermessungs-Revisor Meyer und Garnison-VerwalAmtmann Pusch, au Ort und Stelle gebildete Commission tungs-Direktor de Lalande auf 60 Fuß Länge Größe des Platzes zusammen, und vereinbarte die in der Straßenflucht, und 80 Fuß Tiefe, mit einem Flächeninhalt

grüne Tuchdecke gehängt und nun fuhr derselbe ab.

Die

Leid¬

tragenden folgten in zwei Kutschen.

Während dieser Zeit hatten sich wohl 600 Zuschauer vor Sterbchause eingefunden. Die Meisten folgten dem Zuge durch die Wilhelmsstraße; ihre Zahl vermehrte sich fast jeden Augenblick, so daß am Grabe wohl über 2000 Zuschauer ver¬ dem

sammelt waren.

Das Grab innerhalb des eisernen Gitters war 6 Fuß lang, breit und 4 Fuß tief; ein Gärtner hatte dasselbe machen Nachdem der Leichenwagen an dies Grab herangefahren müsse». war, trugen wieder nur Muselmänner den Sarg von deinselben in daö eiserne Gitter. Sic öffneten hier den Sarg und nahmen den Leichnam, welcher ganz in Leinwand gewickelt und genähet war, Sodann legten sie denselben in das Grab, mit dem heraus. Gesichte nach der Gegend gerichtet, wohin Mekka liegt, und zwar in schräger Richtung, stellten dichte Bretter, welche zum Theil an Ort und Stelle vom Tischler noch abgepaßt und zugeschnitten wurden, schräg über denselben, so daß keine Erde auf ihn fallen konnte, ergriffen hierauf selbst die Spaten und warfen das Grab 3 Fuß

mit Erde

zu.

Dies alles

geschah

beim Laternenschein; das eiserne Gitter

wurde verschlossen; das Begräbniß war halb zehn Uhr am gestrigen

Abend beendigt, die Türken fuhren in ihren Kutschen nach ihren

Wohnungen zurück und das Publikum zerstreute sich." Das Grab, welches nun die Leichen dreier Muselmänner barg, mitten aus freiem Felde gelegen, wurde bald von den angepflanzten Bäumen überschattet, und machte die Anlage einen würdigen, zu ernsten Betrachtungen stimmenden Eindruck.

Häufig erschienen Abends

bei dein Grabe Mitglieder der Gesandtschaft, welche bei angezündeten

Kerzen dort zu Allah beteten.

Das Publikum achtete die Ruhestätte

der Todten,

und sind Beschädigungen des Grabes, soviel ermittelt, nicht vorgekommen; das eiserne Gitter jedoch wurde mehrere Male von Lebensmüden, die benutzt.

ihren Tod durch Erhängen daran

suchten,

Einer derselben, der Diätar Friede, hatte, um später nicht

erkannt zu werden, vor dem Erhängen seine Kleidungsstücke mit bren¬ nenden Schwämmen angefüllt. Der während der Nacht in seiner, damals am Wege nach der Hasenhaide stehenden, Mühle beschäftigte

Müller Weimar

bemerkte wohl das Feuer, achtete indeß anfangs wenig

darauf, da er glaubte, daß

sich

Türken am Grabe zum Gebete ein-

gefunden hätten; als ihm jedoch der Schein zu lange währte, ging er

in Communication, worauf der vergrößerte Begräbuißplatz, nachdem die Pächter abgeerndtet hatten, der türkischen Gesandtschaft überwiesen wurde, welche demnächst die Absicht aussprach, den Platz in der Form

mit seinem Sohne nach der Grabstätte, wo

noch nicht so

der Erhängte, jedoch

verbrannt, um nicht recognoscirt werden zu können,

eine

Aenderung erlitten hätte, fo Gesandtschaft

der

33'/g lURuthen. Bald darauf wurde das Gitter mit dem Postamente abgetragen und der Platz planirt, die Mauer des vergrößerten Kirchhofs, welche in der der Wiese zugekehrten Seite eine eiserne Gitterthür erhielt, in also von

Zeit hergestellt, der Platz bepflanzt, und seine Instandhal¬ tung dem Todtengräber der türkischen Gesandtschaft, Achmed-Aga, übertragen. In dieser Art blieb der Begräbuißplatz bis zum Jahre 1866, wo der Neubau der Kaiser Franz Garde-Grenadier-Kaserne in kürzester

der Pionirstraßc seine Verlegung nach einer anderen, passenderen

wünscheuswerth machte. sich

deshalb an die türkische Gesandtschaft

Sultan wohl in

Mit

Stelle

Das königliche Kriegs-Ministerium wandte

eine Verlegung

mit

der

Anfrage,

ob der

willigen würde. Bereitwilligkeit wurde

der größten, dankenswerthesten

diese

Zustimmung gegeben, und der König geruhte sodann, unter Berück¬ sichtigung der Wünsche der türkischen Gesandtschaft, einen Platz für den Neubau, und zwar in der Hasenhaide, dem Begräbnißplatze der Krieger von 1813, 14, 15 gegenüber, zu bestimmen. Hier inmitten einer schönen, hochstämmigen Kiefernwaldung, an einem sanften Ab¬ hange, wurde nunmehr der neue Begräbnißplatz durch den mit diesen! Bau beauftragten köuigl. Baumeister Voigtel errichtet. Eine 8 Fuß hohe Mauer aus Ziegelschichten, von denen immer

hat, und um deren Abdeckung sich ein mit Rosetten dekorirtcr Fries zieht, umschließt den ein längliches Viereck bildenden Platz. In der dem Krieger-Begräbnißplatze zuge¬ die vierte eine dunkle Farbe

Eingangspforte, welche von einem Bogen in maurischem Style, den zwei auf schlanken Säulen ruhende Konsolen tragen, gebildet wird. Das Ganze ist von zwei Pfeilem eingefaßt, die bis zur Höhe des Bogeuanfangs reichen, und auf denen kehrten Seite

befindet

sich

die

den vorerwähnten ähnliche Säulen stehen , welche eine Verkröpfung des Gebälks tragen, dessen oberste Glieder über den vor¬ genannten hindurch geführt sind und dessen Abschluß bilden. Auf dem Gebälke befindet sich eine mit einem Muster dekorirte

wieder zwei,

Attika,

welche au beiden

Seiten mit Aufsätzen endigt, die

sich kreuzende

vergoldeten arabischen

Halbmonde tragen, während in der Mitte, in Schristzügen die Worte: „Türkischer Begräbnißplatz" angebracht sind. Die feierliche Ueberführung der Todten ward auf den 29. Dezember

1866

festgesetzt, und wurden hierzu die Leichen, von denen

— mit Aus¬

nahme der des 1854 verstorbenen Aziz — meist nur noch die Knochen vorfanden, in drei neue, grün angestrichene Särge derart gelegt, sich

gefunden wurde.

erwähnten daß die Ueberreste von je Zweien je einen, die des eben

DaS Grab blieb 15 Jahre lang geschlossen, bis cs seine Pforten im Jahre 1853, wo der Kadct Rassim-Effendi. und 1854, in welchem

Aziz aber einen besonderen Sarg erhielten. Zur Feier selbst hatten sich eingefundeu: der türkische Gesandte Aristarchi-Bey nebst dem gesammten Gesandschaftspersonale; sodann Kriegsministeriums der Departements-Direktor General

ein junger Türke, Namens Aziz starb, welcher am 5 . April, Morgens 5 Uhr, beerdigt wurde, wieder öffnen mußte.

Die letzten beiden Todesfälle ließen nun befürchten, daß der vorhandene Raum zum Bestatten weiterer Todten nicht hinreichen würde, und ersuchte deshalb der damalige Gesandte der Pforte, KemalEffendi, im Mai 1856, die Vergrößerung des Begräbnißplatzes bei dem Ministerin»! der auswärtigen Angelegenheiten nach. Letzteres trat mit dem Kriegs-Ministerium, als Eigenthümerin des Terrains,

im Aufträge

des

Hartrot,

v. Stosch und der persönliche Adjutant des ersteren, Major v. Militairder Wirkliche Geheime Kriegsrath Krienies und mehrere

Verwaltungs-Beamte, sowie der Baumeister Voigtel. Begräbni߬ Nachdem die Reste im feierlichen Zuge dem neuen den, platze zugeführt worden waren und die betheiligtcn Personen vor Cingangsthür gegenüberliegenden Mauer befindlichen offenen Grabder

127 statten Aufstellung genommen hatten, wurden die Särge in die Gruft Der Gesandte hielt hieraus im Wesentlichen folgende Ansprache :

gesenkt.

„Dem Wunsche Seiner Majestät

beerdigt worden und schlafen dort ftiedlich, zwischen ihren als Un¬

gläubige betrachteten Gegnern in der Schlacht, den ewigen Schlaf. sie nun aber von hier oder aus einer andern Grabstätte von der

Königs gemäß, und durch besondere Genehmigung meines Kaisers und Herrn ist der mahomedanische Friedhof hierher verlegt worden. Die vor uns ruhenden Gebeine sind irdische Ueberreste größten-

Ob

theils Ottouianischer Staatsdiener. Vor etwa 70 Jahren starb in Berlin, in vorgerücktem Alter, Er war außerordentlicher der erste Muselmann, Ali-Aziz-Effendi.

Leben dem Vaterlande zum

des

Posaune des Weltgerichts am jüngsten Tage hervorgerufen werden:

ihr Allah wird ihnen Gott der Christen es

sicherlich derselbe gnädige Richter sein, als der

Maupertuis.

Botschafter des durch seine civilisatorischen Bestrebungen rühmlichst bekannten

Sultans Selim

wird, die im Kampfe mit ihnen ihr Opfer brachten.

deneir sein

Bon Jwdiimml tticijcr.

III.

Eine eigenartige Erscheinung unter den Gelehrten, zur Zeit

Durch die Würde seiner Haltung und durch sein Wißen hatte er sich die Gunst des Landesherrn erworben und genoß eine allge¬ meine Achtung. Zu seiner Beerdigung schenkte König Friedrich Wilhelm HI. der Hohen Pforte den Platz vor dem Halleschen Thore

Friedrichs des Großen, war Pierre Louis Moreau de Manpertuis. Im Jahre 1693 als der Sohn einer vornehmen Familie zu Malo geboren, zeigte er schon in seiner Jugend eine große Neigung St.

zu einer Zeit, wo in manchem europäischen Lande noch Aberglauben

für

und Vorurtheil herrschten. Der Hochselige König Friedrich Wilhelm

eingetreten,

IV.

erweiterte das

die Mathematik.

Dann 1713 in

die königliche Musqnetair-Garde

freien Dienftftunden dem

widmete er gleichwohl seine

Studium jener Wissenschaft, und nahm

endlich seinen Abschied, um

Bewohner einer südlichen Zone verblühten vor der Zeit im nor¬ dischen Klima, und starben in den Jahren 1804 der kaiserliche

lediglich seiner Lieblingsneigung widmen zu können. Der Ruf von seiner Gelehrsamkeit und seinen Talenten bestimmte Ludwig XIV., nachdem Manpertuis in die Akademie der Wissenschaften getreten war,

Geschäftsträger Mehmed-Essad-Effendi, 1839 der Legations-Sekretair

ihm

Geschenk.

sich

Rahmi-Effendi, 1853 der Kadet Rassini-Effendi und 1854 ein Jüngling, Namenz Aziz, welcher zu seiner Bildung meinen Vor¬ gänger hierher begleitete. Mit Dankbarkeit hebe ich hervor, daß während dieser langen

die oberste Leitung jener Erpedito» nach dem Norden zu über¬ tragen, welche die Gestalt der Erde feststellen sollte. Unter den Mathematikern hatte sich nämlich ein Streit darüber entsponnen, ob die Erde an den Polen abgeplattet — wie Newton

behauptet, — oder ob sie, nach der Meinung anderer Gelehrten, ver¬

sowie es einem großen civil!sirten Volke geziemt, stets den maho-

längert sei. Manpertuis begab sich 1735 mit seiner Erpediton nach Torneä, um die Mittagslinie zu messen, de la Condamine aber zu

medanischen Gräbern die gebührende Achtung

dem gleichem Zwecke nach

und oft bewegten Zeit die Bevölkerung der königlichen Residenzstadt,

lind nun widmet Seine Majestät

hat.

der

und Ehre erwiesen

seinem Edelsinn und seinem Wohlwollen den Dahingeschiedenen eine schönere irdische Ruhestätte.

des

Quito. Manpertuis Unternehmung, im Jahre 1737 beendet, war mit

König Wilhelm I. in

Bald wird aus Befehl Seiner Majestät

Sultans Abdul-Aziz ein entsprechendes Monument errichtet. Vereinigen wir uns, meine Herren, im Geiste zum Gebete:

den größten Schwierigkeiten verbunden, aber sie bedeckte seinen

Es konnte nicht fehlen, daß Manpertuis, von seinem Freunde

daß auch der himmlische König ferner diesen Todten jenen Frieden

verleihen möge, nach welchem sich jede Seele sehnt." Diesen Worten entsprechend, vereinigten sich alle Anwesenden zu einem stillen Gebete, und hiermit schloß die Feierlichkeit.

Im

folgenden Jahre wurde das

wähnte Monument errichtet.

in

der Rede des Gesandten er¬

Dasselbe hat

in allen

seinen Theilen

Grundriß.

Es erhebt sich auf drei Granitstusen, welche einen Unterbau tragen, der mit Fuß und Abdeckungsplatz versehen ist, achteckigen

zwischen welchen beiden sich quadratische,

mit Gliedern umfaßte grüne in goldenen

die Namen der bisher Beerdigten

Tafeln, aus deren fünf arabischen Schriftzügen angebracht sind, befinden.

Auf diesem allgemeinen Unterbau erhebt sich sodann ein mit weit hervortretenden Fußgesimsgliedern versehener Sockel, dessen Seiten ebenfalls mit rechteckigen, von Gliedern eingefaßten, grünen Tafeln versehen sind. Durch mehrere architektonische Glieder vermittelt, er¬

mit einem sich auf diesem Sockel eine achteckige Pyramide, welche dreifachen, schräg aufsteigenden Bande umwunden ist. Das Band hat eine helle Farbe, die sich von dem dunkleren Untergründe abhebt.

hebt

Schließlich trägt oben ein kuppelsörmiger Auftatz, welcher von der Pyramide durch ein Glied abgeschlossen ist, einen vergoldeten Halbmond. Sämmtliche Thonstücke sind in der March'schen Thonwaarenfabrik, nach den Zeichnungen des Baumeisters

Voigtel, gearbeitet und ehren

nicht allein ihren Erfinder, sondem liefern auch ein beredtes Zeugniß der Höhe einheimischer Kunst.

Der Kirchhof, eine Zierde der Umgegend der Residenz, ist Eigen¬ thum der ottomanischen Pforte, und nur Unterthanen des Sultans dürfen aus ihm beerdigt werden. So sind die hier in den Lazarethen verstorbenen Turkos, meist Muselmänner, stets auf dem Militairkirchhofe

Namen

mit unsterblichem Ruhm, indem sie zugleich Newton's Ansicht bestätigte. Er hat diese Reise in seinem Werke „de la tigure de la terre, determinee par les observations de M.“ (Paris 1738) beschrieben. Voltaire empfohlen, an Verglich Jener ihn doch

den

Hof Friedrichs

des

Großen berufen wurde.

wegen seiner mathematischen Kenntnisse

mit

Muthes und seiner Ansdauer mit Coluinbus, Resultate aus Torneä mit Michel-Angelo! und wegen seiner „Mein Herz und meine Meinung", schrieb der König im Juli Archimedes, wegen seines

1740 eigenhändig an Maupertuis, „haben von dem ersten Augenblick an, da ich aus den Thron gelangt bin, das Verlangen in mir erweckt, Sie hier zu haben, damit Sie der Berliner Akademie diejenige Gestalt geben, die sie nur von Ihnen erhalten kann. Kommen Sie also und pfropfen Sie in diesen wilden Stamm das Reis der Wissen¬ schaften, daß es blühe. Sie haben der Welt die Erde gezeigt; kommen Sie und zeigen Sie auch einem Könige das Vergnügen, einen solchen

Mann, wie Sie find, zu besitzen." Maupertuis kam dieser Aufforderung sofort nach, und schon am 28. August empfing ihn der König auf der Rückkehr nach Berlin, zum ersten Male in Wesel. Die große Vorliebe, welche er bald nöthigte diesen, den ersten schlesischen Krieg mitzumachen. In der Schlacht bei Müllwitz aber (10. April beim Herannahen öster¬ 1741) wurde Maupertuis, welcher sich reichischer Husaren auf einen Baum geflüchtet hatte, entdeckt und gefangen genommen, um nach Wien geführt zu werden, wo man ihn

für

den Gelehrten empfand,

mit Auszeichnung behandelte. Die Dauer seiner Gesangeuschaft sollte indessen nur eine kurze sein; denn nachdem Friedrich der Große den eines Briefwechsels mit dem österreichischen Kommandanten von Neiße verdächtig gemachten Cardinal und Fürstbischof von Breslau, Grafen von Sinzendorf, am 18. April aus der Haft entlassen und selbst zur Tafel geladen hatte, gab Maria Theresia, nachdem Sinzendorf

128 wenige Tage darauf in Wien eingetroffen war, dein berühmten Ge¬

lehrten feine Freiheit wieder.

Bei seiner Rückkehr nach Berlin heirathete er ein Fräulein von Borck, eine Hofdame der Königin, und lebte allein den Wissenschaften. Dabei war sein Haus eine förmliche Menagerie; Schaaren von Affen, Papageyen und anderen ausländischen Thieren hausten in seinen Zimmern, wahrend der Hof von überseeischem Geflügel wimmelte. Inzwischen war der königliche Marstall unter den Linden, zu¬

Sitz der Societät der Wissenschaften und der Kunst-Akademie, am 20. August 1742 mit sämmtlichen kostbaren Sammlungen ab¬ An seinem Geburtstage, 23. Januar 1744, eröffnete gebrannt. Friedrich der Große die unter seinem Protectorat stehende, neue „ Academie des Sciences et helles lettres“ aus dem Schloß, und zwei Jahre später würde Maupertuis zum Präsidenten derselben ernannt. Als solcher bezog er ein Gehalt von 3000 Thalern, und erhielt — eine besondere Auszeichnung — im April 1747 den Verdienstorden verliehe». Von dem Monarchen mit Wohlwollen überhäuft, war Maupertuis der erklärte Günstling desselben; wie er denn auch, mit einem gleich

lebhaften Geist und feinem Witz ausgestattet, durch sein liebenswürdiges, einschmeichelndes Benehmen Jedermann für sich einzunehmen wußte. Da erschien Voltaire am Hofe Friedrichs — mit einer Aus¬ wie nie ein Dichter am Hofe eines Königs. ehrgeizige als eigennützige Franzose bot Allez auf, um

zeichnung behandelt,

Der eben so Maupertuis aus

der

Gunst des Königs zu verdrängen und

sich

in

Die Gelegenheit, feinem das Vetrauen desselben einzuschmeicheln. ehemaligen Freunde zu schaden, sollte sich ihm bald genug darbieten. Maupertuis hatte 1750 in die Memoiren der Akademie der „Essai de Cosmologie“ aufgenommen, und neues Naturgesetz von der „kleinsten Kraft in den glaubte darin ei» Wirkungen der Körper" entdeckt zu haben. Der Professor König in Frankfurt, welcher Voltaire's gelehrter Gefcllschaster in Circy gewesen, bevor derselbe 1751 nach Berlin gekommen, griff diesen Aufsatz in den Leipziger „Nova Acta eruditorium“ (März 1751) nicht nur an, sondern erklärte auch, daß Leibniz dieselbe Idee schon früher gehabt hätte. Zum Beweise dessen legte er eine Abschrift des Briefes vor, den Jener an den Professor Jakob Herrniann in Basel geschrieben haben sollte. Vergeblich forderte Maupertuis seinen Gegner auf, ihm Wissenschaften seinen

den

Originalbrief

von Leibniz vorzulegen, und brachte demnächst die

Auf seinen Antrag wurde Berliner Akademie, aus Ehrenmitglied der als Herrmann, Professor derselben ercludirt. gelehrte Fehde zur richterlichen Entscheidung.

Jetzt mischte Voltaire, die günstige Gelegenheit wahrnehmend, sich in den Streit, trotzdem der König ihm befohlen, neutral zu bleiben. Zunächst schrieb er, im Oktober 1752, den „Brief eines Berliner

Madcmikers an einen Pariser" — eine beißende Satyre gegen Maupertuis. Und als dieser dann seine „Lettres Philosophiques“ drucken — ließ, in denen er — bei aller Gelehrsamkeit ein großer Sonderling unter Auderm den Vorschlag machte, eine Stadt zu bauen, in der nur lateinisch gesprochen würde, — ein Loch bis an den Mittelpunkt der Erde zu graben, — die Aerzte nur dann

zu bezahlen, wenn die

Kranken gesund geworden wären, letztere dagegen wieder mit Harz zu überziehen, um eine schädliche Ausdünstung zu verhüten, und nach der Meerenge Magelhaeü zu gehen, um das Gehirn von Patagoniern, behufs Erforschung der Natur der Seele, zu öffnen —: da bot sich einem Voltaire Stoff genug zur beißendsten Satyre gegen den armen

Maupertuis dar. Er schrieb feine „Histoire du Docteur Akakia, Medecin du Pape, et du natif de St. Male.“ Friedrich der Große hatte das Manuscript zwar mit vielem Ver¬ gnügen gelesen, bat jedoch den Verfasser, aus Achtung gegen den Präsidenten seiner Akademie, die Handschrift nicht dem Drucke zu über¬ Voltaire versprach es zwar, hielt aber nicht Wort. Recht¬ geben. zeitig noch wurde auf Befehl des Königs die Ausgabe unterdrückt;

aber nichtsdestowweniger erschien unmittelbar darauf in Dresden eine andere, die natürlich allgemeines Aufsehn erregte, und namentlich i»

Paris großen Absatz fand. Friedrich, auf's Höchste darüber empört, schrieb an Voltaire, welcher jede Mitwirkung an dem Erscheinen der Druckschrift in Abrede stellte: „Ich erstaune über Ihre Unverschämtheit. Nach Allem, was Sie gethan haben und was so klar ist, wie die Sonne, leugnen Sie Bilden Sie sich nicht noch, statt zu gestehen, daß Sie strafbar sind. ein, die Leute werden sich von Ihnen überreden lassen, schwarz sei weiß. Man sicht nicht immer, weil man nicht immer sehen will. Aber wenn Sie die Sache auf das Aeußerste treiben, so lasse ich Alles drucken und es wird sich zeigen, daß Sie, wenn Sie für Ihre Werke Statuen verdienten, für Ihr Betragen Ketten werth wären." Als Nachschrift waren die Worte hinzugefügt: „Der Verleger ist befragt, er hat Alles gestanden." Voltaire, welcher anfänglich ein Zimmer im Schlosse, unter demjenigen des Königs (im zweiten Stockwerk nach der Spreeseite zunächst dem Schloßplatz) besaß, wohnte damals in dem Francheville'schen Hanse, Taubenstraße No. 17.*) Er empfing den Brief des Königs, angeblich krank darniederliegend, und schickte ihn, mit folgender Er¬ wiederung auf demselben, an den Monarchen zurück: „Ach, mein Gott! Sire, in dem Zustande, worin ich

bin! Ich

auf welches ich schwöre es Ihnen Verleumdung ist. Ich abscheuliche gern Verzicht thue, daß es eine confrontiren lassen. Wie? Sie zu beschwöre Sie, alle meine Leute wollen mich »»gehört verurtheilen? Ich verlange Gerechtigkeit und noch einmal bei meinem Leben,

den

Tod."

Friedrich bewies sich, den Bemühungen Voltaire's gegenüber, der Sache eine andere Wendung zu geben, ziemlich kalt, und ließ ihn sogar einen von seiner eigenen (des Königs) Hand geschriebenen Revers,

Inhalts d. d. Potsdam, den 27. November 1752, unterschreiben. desselben mußte Voltaire versprechen, fernerhin gegen Niemand, der dem königlichen Hause aus irgend eine Weise nahe stände, zu schreiben, auch

sich

überhaupt

seinem

Stande als königlicher Kammerherr

gemäß zu betragen.

Wenige Wochen später, am Nachmittage des 24. Dezeinber, ließ der König das Buch auf den vornehmsten Plätzen von Berlin, auch auf dem Gensdarmenmarkt — unweit der Wohnung des Verfassers — durch die Hand des Henkers öffentlich verbrennen. Darauf hatte Voltaire nicht gerechnet; tief gekränkt mied er den

Hof, und

überschickte dem

König fein Kammerherrn-Patent nebst dem mit folgenden, auf das Packet

goldenen Schlüssel und Ordenskreuz geschriebenen

Strophen, in denen

er sich

mit

einem Liebhaber vergleicht,

welcher der Geliebten ihr Bildniß zurücksendet: „Je les regu avec tendresse; Je Yous les rends avec douleur,

C’est ainsi qu’un amant, dans son extreme ardeur, Rend le portrait de sa maitresse.“ Außerdem schickte er noch ein besonderes

Billet

an den König,

um Verzeihung bat und zu¬ gleich erklärte, daß ihn die Ungnade des Monarchen zum unglück¬ Dieser Brief verfehlte denn auch seine lichsten Menschen mache.

worin er in

den kläglichsten Ausdrücken

Wirkung nicht; Voltaire erhielt durch Friedrichs „grand Factotum Fredersdorf“ die Insignien seiner Würde zurück, mußte aber, unterm 19. Januar 1753, in der „Haude und Spenerschen Zeitung" folgende Erklärung veröffentlichen: „Der Herr von Voltaire achtet sich verbunden, hiermit anzu¬ zeigen, daß er keinen Antheil an den Schriften habe, die feit Kurzem sowohl in der gelehrten Streitigkeit von der mindem Handlung, als *) Das kleine, einstöckige Haus, welches seine Rampe weit steig hineinschob, ist unlängst einem Neubau gewichen.

in

den Bürger¬

129 über andere Dinge herausgekommen, und die man ihm in einigen Journalen und Zeitungen beimessen wollen. Es ist ihm sehr zuwider, Laß man ihn zu deren Verfasser gemacht hat, und es würde ihm noch mehr sein, von bloß philosophischen und gelehrten Sachen auf

im Jahre 1483 hier stattgehabten großen Brand, dem die Stadt Bauart und die Anlegung der breiten Straßen verdankt, einigen Aufschluß erhält.

Sitten oder die Ehre eine könnten. wer auch sei, beleidigen es Er nimmt übrigens eines Andern, an diesen Streitigkeiten gar keinen Antheil und beschäftigt sich mit

welche die Entstehung und die weitern

Art

zu schreiben, welche

im Geringsten

Art,

den

wahrscheinlich ihre so ziemlich regelmäßige

In

die

und mathematischen

Inhalts.

in

auch

sich

eine Urkunde,

des umfassenden

Bran¬

schildert; zwar nicht von einem Zeitgenossen und Augenzeugen niedergeschrieben, sondern erst 78 Jahre später von dem dauraligen

Kämmerer Michael Kogge verfaßt, und darf man wohl annehmen, daß seine Aufzeichnungen das Gepräge historischer Wahrheit tragen,

die alle seine

Er vertheidigte

befindet

Details

des

Zeit erfordert, indem er an nichts weiter denkt, als die Geschichte seines Vaterlandes zu vollenden." Nichtsdestoweniger war Maupertuis das Opfer jener Satyrc ge¬ worden. Er erkrankte, begab sich dann im Jahre 1756 nach seiner Geburtsstadt und von dort nach Basel, woselbst er am 27. Juli 1759 in den Armen seines Freundes Bernouilli starb. Maupertuis hinterließ vielfache Werke geographischen, physikalischen einer Arbeit ganz anderer

unserer reponirten Registratur

indem er noch von Personen Mittheilung erhalten, welche die für die damals lebende Generation gewiß sehr unglückliche Katastrophe mit

erlebt haben.

Es lautet also:

Memoriale Stadtt und nevcn RoßScriptum a. D. Michaele Koggio Camerario pro tuend» Koggiorum Innocentia qui hoc nomine male audiebant. Anno 1483. Freitags nach dem Osterfeicrtages morgens, früe umb ein Uhr in der Nacht ist ein schrecklich feuwr zur Bernow ent¬ standen, und fast die halbe Stadt außgebrannt; Undt ist diß feuwr aufgegangen in der Fullcrstraße (jetzige Tuchmacherstraße) in den andern vonr Brande zur Bernow und von der alten

müllenn. Anno 1561.

seinen philo¬

Schriften das sogenannte Gesetz von der Sparsamkeit (Lex minimi), nach welchem die Natur in der Bewegung der Körper den kleinsten Aufwand der Kraft macht, worauf sogar ein Beweis für das Dasein Gottes gegründet werden sollte. In Berlin erinnert noch an ihn die Inschrift, welche das im Jahre 1748 vollendete Jnvalidenhaus trägt: „Laeso sed iiivicto sophischen

Hanse Von der ecken, wie man vom Rathanse durch die Newe (neue Straße) herdurchhergchet; in der fulder Straßen, auf der Rechten

militi.“

Von 3 . lliclitcr.

Bürger Reiche Hans Müller gewöhnet hatt, zuvor hatt einer darin gewohnett, welcher GierS wie der brandt Kogge geheißen, jetzo bewohnet cs Jacobus Helmreich camerarius. Nun hat man zu der Zeit nicht anders gemeinet, alß wehre der

Es ist oft von Urkundensammlern und Historikern darüber Klage geführt, daß zur Zeit des Mittelalters, in welcher die Entstehung der meisten Städte unserer Mark Brandenburg fällt, von den damals

Schade auß seinem Versäumnis) Oder von seinem eigen femvr aus¬ kommen, Ist ihme auch von deswegen nachgetrachtet worden, und wo er nicht entwichen, wehre er Unschuldigk in's feuwr geworffeu mit

lebenden Zeitgenossen über die Entstehung, die fernere Fortentwickelung,

seiner Frawen, wie sie es

Handtt, da

der

geschehen,

Historisches aus der Vorzeit

-er Stadt Lernau.

die Verfassung derselben so wenig geschrieben und

Archiven niedergelegt worden ist,

Städte

so daß

die Bewohner derselben sich

in

über den Ursprung der meisten

in vollständiger Ungewißheit

be¬

Undt sein beieinander kommen, und sein nach Spandow gereisett Undt daselbst gebliebenn Undt ihre Leben beschlossenn. Es wäre auch die Stadt Bernow immer in der Meinung ge¬ bliebenn, wo nicht unser Herr undt Gott alß ein Red)ter Richter, der alle bösen Thaten siehet undt strafet, fein Unschuldt und wer an diesen Schädlichen brandt schuldtt, wunderbarlicher Weise sieben Jahre ungefehr hernach om Tage gegeben, daß seine eigene Nachparin, die Benedir Fulderinn das Feuer angelegtt Donnerstags in den Ostertagenns

hier und da von den Historikern später lebender Generationen oder ans mündlichen Ueberlieferungen erhalten, sind oft willkürliche Annahmen und Präsumtionen, die bei näherer Prüfung in das Reich der Sage verwiesen werden müssen. Fast nie ist die finden, und was

sie

Erbauung einer Stadt von Grund aus unternommen worden und es reicht die Geschichte eines Ortes nur selten bis zu dessen erstem Ent¬ stehen

hinauf.

Aber auch nachdem in späterer Zeit durch Erweiterung ihrer Jnlmunitäten die Städte eine mehr selbständige Gemeinde-Verfassung erhielten, und an der Spitze der Verwaltungs-Angelegenheit ein Ma¬ gistrat stand, sind wichtige historische Ereignisse entweder gar nicht, oder

nur

sehr unvollkommen aufgezeichnet worden.

So

Auf

sich

besitzt unsere

geda hatt sich die Benedir Fuldcrin daselbst heimlich in sein Hauß brauchen hatt machtt, das feuwr in das Stroh, so er zum Seystroh

wollen, gelegtt. Umb

ausgezeichneten Personen gedacht

Es kann daher bei allein Mangel historischer Urkun¬ That selbst von Len Geschichtsforschern späterer Orte der den am Jahrhunderte Zweifel darüber erhoben werden, ob der Kampf vor den Mauern unserer Stadt in Wirklichkeit stattgefunden hat. Aber auch in späteren Zeiten, zur Zeit der Reformation, der die Erfindung der Buchdruckerkunst vorausgegangen war, und in dein darauf folgenden 17. und 18. Jahrhundert hat man wichtige Ereig¬ nisse, welche die Städte betreffen, oft nicht glaubwürdig historisch

in

Da seumet er nicht; sondern machet Nachbarn auff, wo das nicht geschehenn, ein geschrei, und! wecket die viel leut in den Häusern würden wehre zu besorgen gewesen», es

groß Schrecklich feuwr darauß.

den

ist es, wenn man über eins der wichtigsten tragischen Ereignisse, welches unsere Stadt Bernau betroffen, über so erfreulicher

Uhr aber in der Nachtt, da die Leute am besten ge-

undt oben zum Dach hinauß gebrandt. Es ist aber einer, Simon Schüle genannt, daß feuwr erst gewar anders gewordenn, gegen der Neuen Straßen, der anfänglich nicht undt roth auff, so Mond ginge der es gesehen, gemeinett, wie ers wirdt ein siehet, wiederum hernachher aber scheine so leicht, wie ers

städtischen Archiven niedergelegt.

Um

1

schlaffenn, ist das fewr angegangen, Undt alß niemand! dagewesen» kommen der gewehret, oder gelöschett, ist das feuwr baldt in den bodden

worden wäre.

verzeichnet und zur Kenntnißnahme der späteren Generationen

den

brauven, und des Abendß zuvor alles zugcrüst, die Pfanne eingetragen, das Seystroh im Hause an einen Ort an den Seybodemen gelegtt,

kein einziges Document,

Kampfe in hervorragender Weise

Anno 1483. Freitag! folgenden Tagk hernach hat Giers Kogge sollen

Abends Späte.

in welchem das wichtigste historische Ereigniß, die Hussitcn-Schlacht, in ihrem Zusammenhange und in den einzelnen Details aufgezeichnet, und in welchem der bei diesem

Stadt

mihr selber berichtet.

aber nach Spandow gezogenn, dahin ihm seine Fraw gefolgett; Und in der großen Wortt und Stadtgraben in einem Gangk, so gegen der Schuster Lohemüllen dazumahl war hinweg! kommen,

Er ist

den städtischen



!

verbrandt sein.

Weil aber

der

Wind zur falbigen Zeit auß dem abendtt hatt

130 das ferner hinden auß gewehrt undt getrieben nach

dem Rathause,

und sein in der sulderstraßen nicht mehr als drei Häuser abgebrandt, alß seine beide Nachtbarn aus der linken feite, wenn man zum Hause alß nämlich die

heraußgehet,

beiden Ortshäuser (Eckhäuser an der

Nauenstraße).

Soweit der Wortlaut der Urkunde im Original. Was der Autor weiter über die Ausdehnung des Brandes

für

geschrieben, würde

die Leser unverständlich sein, wollten

nieder¬

wir Alles

wörtlich anführen.

Das Feuer ist, wie das Schriftstück andeutet, in straße (jetzigen Tuchmacherstraße

Nr. 183)

der Fullder-

ausgekommen, hat dies und

Nr. 182 und 181 in Westwind getrieben aus Giers

die beiden Orts-Eckhäuser der Neuen Straße Asche

gelegt, ist

Koggens

dann

durch

den

Scheune in Werbecks Scheune,

weil

sie

hinten anein¬

ander stießen, in die Häuser an der anderen gaßen (jetzigen Bürger¬ meisterstraße) gekommen und hat aus der einen Seite neun Häuser und die beiden Ortshäuser (Eckhäuser) an der neuen Straße, welche Es sind ferner in die Bürgermeisterstraße begrenzen, niedergebrannt.

sieben nächsten Häuser aus der anderen Seite der Straße nach dem Markt, das Rathhaus und die Raths-Waagen-Bude. Der Verfasser des Schriftstücks fährt weiter fort: „Es sind ab¬ Asche gelegt, die

gebrannt die Häuser am Rathhause gelegen, sammt den Binnenstraßeu", führt dann die Namen von zweiundzwanzig Besitzern der Häuser an, welchen sie im Jahre 1561 als Eigenthum gehörten, die

hinzu: „was zwischen diesen Häusern gelegen, ist alles wegkgebrandtt; ohn allein das einige Orts¬ haus am Markte gelegen, da jetzundtt Jacob Hellwig Jnnewonett, 1483 alle eingeäschert sind, und

Valentin

setzt

Lorenz Sachtelebenn, ein Bürgermeister,

die Pauren, so zugelaufen kommen sein, gerettet, denen er

Bier genugk

zehen

Jahr

darnach alleine abgebrandtt". (Schluß folgt.)

— gerade jetzt war

ich

wieder bei einem neuen

Ich bedarf der Einsamkeit." hatte seine Ruhe wieder gewonnen, schon stand sein Entschluß fest.

Versuche.

Er

„Geh mein Junge," ries Zorn, „bereite Alles vor. Mein Haus — meine Oesen — meine ganzen Verrathe stehen Dir zu Gebote. Geh — und Ihr Weiber laßt ihn ruhig handeln, wie er will — stört ihn nicht." Böttcher benutzte diese Weisung, um so bald als nur möglich aus dem Zimmer zu kommen, aber Minchen ließ es sich nicht nehmen,

ihn zu begleiten, was Zorn auch nicht wehrte. Wenn die Liebe des Goldjungen zu der hübschen Apothekertochter wach erhalten wurde, dann ward der Mann, der Gold bereiten konnte, der Eidam des glücklichen Apothekers.

Draußen aus dem Gange angekommen drückte Böttcher krampf¬ haft den Arm Minchens. „Ich bitte Dich, mein liebes Kind," flüsterte er, „verlaß mich nicht. Bleib heute munter. Ich poche leis an das Fenster, wenn Du herauskommen sollst; sobald die Andern zur Ruhe sind, erwarte mich." die Kleine ihm zu, „was hast Du vor? Du Freut Dich das Glück nicht?" „Doch, doch! — aber es giebt noch vielerlei zu thun. Ich muß das wissen. Wo soll ich Dich finden?" „Ich bleibe in der Küche, wenn die Andern zur Ruhe sind. An das Küchensenster poche leise; ich komme heraus, ich helfe Dir zu

„Fritz," raunte

bist

so

ängstlich?

Allem!" „Gutes Kind!" seufzte Böttcher, „den innigsten Dank.

Sorge,

daß Alles wohl und bald schlafen könne."

Er

solches haben

zu trinken gegeben, undt alles was damals gerettet, ist es doch gleich-

woll

keine Ruhe mehr

warf er

stieg sich

zu

dem

erschöpft

in

Laboratorium hinaus.

Hier augekommen,

den Sessel und preßte sein Gesicht

in

die

Hände. die Zeit zum Schlafengehen gekommen war, machte Zorn einmal die Runde über den Hos und durch den Hausflur. Er schloß die Thür vorsichtig ab, ging dann einige Stufen der Treppe hinan, welche zum Laboratorium führte, dann schritt er wieder in

Als

noch

Der Goldjunge. Eine Erzählung aus dem alten Berlin. Bon Gcorg fiittt.

den Hos und blickte zum Dache des Hauses empor.

„Er

(Fortsetzung.)

Böttcher und die Frauen waren zurückgeblieben. „Nun, Fritz," flüsterte Minchen, „wir können bald am Ziele sein." Böttcher stamnrelte einige Worte — er vermochte seine Angst kaum noch zu verbergen. Ein größeres Unheil hätte ihm kaum be¬ gegnen können. Der junge Adept sagte sich sogleich, daß nun der

Moment gekouuneu

sei, wo seine vermeintliche Kmrst, die Goldmacherei,

Es wußte Nie¬ eine harte und genaue Prüfung zu bestehen habe. er Weise selbst, in welcher er bisher seine kecken mand besser als Kunststücke zur Ausführung gebracht hatte.

Ein Adept in

höherem

Sinne war er nicht. Daß der König Alles aufbieten lassen werde, um zu ergründen, ob Böttcher wirklich Gold machen könne — unter¬ lag keinem Zweifel und wenn — wie Böttcher sich selber sagen mußte — eine wissenschaftliche Prüfung feststellte, daß er kein Goldmacher war — so war er ein Betrüger, den die härteste Strafe des getäusch¬ ten Königs ereilte.

Er rang

Seine angeborne Geistesgegen¬ bin so hoch erfteut von diesem Gnaden¬ „Ich er endlich, „wie ich zugleich davon niedergeschlagen beweise," sagte bin. Ein so unbedeutender Mensch wie ich — soll vor dem Könige erscheinen — Ihr könnt Euch denken, daß solches Gebot mich ängstlich gemacht hat — ich muß mich sammeln, muß mich vor mir selber mühsam nach Fasiung.

wart verließ ihn nicht.

zurecht sinden."

Zorn und Porst kehrten zurück. Sie ermuthigten den Zagenden. „Lassen Sie mich zurückgehen in das Laboratorium," bat Böttcher. „Ich will mich sofort aus den großen Act vorbereiten. Ich habe

und

arbeitet noch droben," murmelte er.

besonnen

sein,

daß

„Ich

muß vorsichtig

mir nicht aus dem Netze Könige ausliefere. Sie machen Jagd aus der Goldfisch

kommt, ehe ich ihn dem Jungen. Wer weiß, welche ungeheure Versprechungen sie ihm gemacht haben. Der Jude David, Haugwitz oder sonst Einer — der Junge könnte sich verblenden lassen und vorschnell aus meinem Hause schlüpfen. Ich habe es wohl verschlossen, vor morgen kommt den

er nicht

fort."

Er ging in die Wohnung und befahl den Seinen, sich zur Ruhe zu begeben. Während Herr Zorn die Runde durch Haus und Hos machte, hatte Böttcher seine letzten Pläne entworfen. Die Gefahr, welche ihm drohte, war vor der Thüre, er vermochte nicht länger zu bleiben — es gab kein anderes Mittel, als die schleunigste Flucht. Nachdem der Adept sich darüber klar geworden, begann er an das Werk zu gehen. Leise schlich er aus dem Laboratorium zu der Kammer, in welcher er mit dem Kollegen schlief und begann seine wenigen Habseligkeiten in ein Bündel zu schnüren. Er packte vor allen Dingen die wichtigen Goldmachermanuscripte in die Ledertasche, warf seinen Mantel um und stieg die Treppe hinab. Da Herr Zorn seine Wanderung beendet hatte, war Alles still im Hause, und Böttcher gelangte bis an das Küchensenster, an welches er leise pochte. Minchen war aus dem Posten, sie öffnete das Fenster und fuhr ein wenig erschrocken zurück, als sie Böttcher im Reisemantel vor sich erblickte. „Fritz", flüsterte sie, „was soll das? was willst Du beginnen?"

„Komm heraus, Minchen", entgegnete Böttcher eben so leise, „ich werde Dir Alles erklären". Nach einiger Zeit erschien die Kleine zitternd in der Hofthüre. „Minchen", begann Böttcher, ich muß fort, die Zeit ist gemessen — hilf mir ans dem Hause". „Um Gotteswillen", jaimnerte das Mädchen, „der Vater hat die Hausthür verschloffen — es scheint, er will Dich nicht cntlaffen — er ist ganz darauf versessen, daß Du bei uns bleiben sollst, er will den Goldmacher nur dein Könige ausliefern".

„So bin

ich verloren", ächzte Böttcher, „ich kann nicht bleiben". „Aber sag' mir, warum denn nicht? Du hast die seltne Kunst erlernt, kannst Dich und die Deinigen reich machen — warum willst Du fort aus dem Hause?" „Weil ich mit der Kunst nicht ganz fertig bin", sagte Böttcher

„Ich

schnell.

muß vor dem Könige eine Probe ablegen und dazu

mangelt mir ein ganz absonderliches Arcanum, das ich heut noch erhalten muß — sonst kann ich nicht bestehen. Ich muß aus dem Hause — ich muß, weiter darf ich Dir Nichts sagen — morgen mit dem ftühesten bin ich wieder hier, aber nur einige Stunden Frei¬ heit, dann bin ich über den Berg". Minchen blickte lauschend durch die Thüre zurück in die Küche — sie horchte scharf. „Es ist Alles still — ich will versuchen, den " Hausschlüssel zu bekommen — „Liebes gutes Minchen", bat Böttcher dringender, „hilf mir Mal, ich danke Dir Alles, und es ist zu unserm Glücke, wenn Du mir hilfft — suche den Schlüssel zu erhalten, ich stehe

nur

noch ein

wie auf glühenden Kohlen". „Warte Fritz, ich will Alles versuchen." Sie verschwand aus der Thür und tappte durch die Küche in

Bei dem Geräusche, welches ihr Ein¬ in dem Bette. „Was geht da?" ries er. Vater", lispelte die Kleine. „Ich will die Kleider

das Schlafzimmer der Eltern. tritt verursachte, erhob sich Zorn

„Ich bin

es,

standen, als die Kriegsleute ihm die Krone aufgesetzt; daß Judas und Petrus entsetzliche Flüche und Schmähungen ausgestoßen, und

„als Mägde agiret und Weibes-Kleider angehabt." damaligen Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Resormirten glaubte das Consistorium in der Abendmahls-Darstellung, etliche Personen

Bei

den

Ritus

der Reformirten, eine Verhöhnung derselben erblicken Hierauf forderte der Kurfürst unterm 9. Juni das Kon¬ sistorium zu einem Gutachten auf, weil er „die zarte Jugend zum

nach dem

zu müssen.

ärgerlichen und verbotenen Fluchen, unziemlichen Verkleidungen und anderem liederlichen Mißbrauch der Eidschwürc, auch abscheulicher

Er-

heiligen Abendmahls in vieler Leute Gegenwart und auf einem öffentlichen theatro" nicht ungeahndet lassen wollte. Inzwischen aber hatte der Vater des Rösner, wie es in der kurfürstlichen Ordre vom 24. October heißt, wegen seines „arrestirten Sohnes ein Supplicandum beweglich" an Friedrich Wilhelm gelangen lassen, wonach derselbe den begangenen Fehler erkannt und um Vergebung bittet.

theiluug

des

In Respekt gegen seinen alten Vater pardonnirte ihn der Große Kurfürst. Die nachmalige Königin Sophie Charlotte (die Gründerin Charlottenburgs) war eine leidenschaftliche Verehrerin der Oper und thea¬ tralischen Vorstellungen. Und wie sie unter eigener Mitwirkung solche auf ihrer „Lietzenburg" veranstaltete, so auch suchte sie in Berlin das Interesse dafür zu erwecken. Am Pfingstabende 1695 ließ Sophie Charlotte eine Oper aufführen, deren Wiederholung am zweiten Fest¬ tage stattfinden sollte. Als aber die junge Gräfin von Dönhoff, welche am folgenden Sonntag communiciren sollte, von dem Tanzmeister am ersten Festtage die Aufforderung dazu erhielt, fühlte der Vater derselben Außerdem sich bewogen, bei dem Kurfürsten Klage darüber zu führen. hatte man, wie es heißt, „schon nach damaliger Art, wo man Alles auf die Kanzel brachte", am ersten Psingsttage gegen diese Oper ge¬ predigt. Der Kurfürst befahl also, das Theater ohne Vorwissen seiner Gemahlin über Nacht abzubrechen. Inzwischen waren nicht nur alle

an den Riegel hängen, damit die Lotte morgen früh sie findet". Minchen hatte bereits die Nachtlampe ergriffen und leuchtete in Sie hatte den Schlüssel bereits erblickt, den dem Zimmer umher. Zorn aus den kleinen Pfeilertisch des Zimmers gelegt hatte. „Laß doch die Kleider bis morgen früh", brummte Zorn. „Was hast Du so spät in der Nacht zu thun? Geh' schlafen". „Nein, nein", sagte Minchen, „es ist so in der Ordnung, es

Veranstaltungen zur Aufführung getroffen, sondern auch die Billets ausgeschickt worden, wobei selbst die Frau und Tochter des Hofpredigcrs Cochius, welcher gegen die Oper gepredigt hatte, nicht leer ausgehen sollten. Mit dem Vermelden: Ihre Durchlauchten ließen ihn grüßen, und weil Sie nicht wüßten, ob nicht etwa seine Frau und Tochter Belieben hätten, die Oper zu sehen, wobei sie sich überzeugen würden,

muß Alles in dem rechten Gange bleiben". Sie belud sich hastig mit einigen Kleidungsstücken, dann sich dem Tische nähernd, packte

zugeschickt.

Griffe

den Schlüssel.

Ihre Hand

sie

mit

sie

vermochte den Schlüssel dennoch zu halten.

festem

wieder", sagte

sie

und huschte zur Thüre

„Einlassungs-Zettel" Die Aufführung konnte natürlich ans dem oben ange¬ führten Grunde nicht stattfinden. F. M. daß daselbst nichts Böses vorginge, erhielt er zwei

zitterte heftig, aber

„Ich

hinaus,

kehre gleich

noch

ehe

Zorn

Der alte Derfflinger in der Provinz Polen.

weitere Einwendungen machen konnte.

die katholische Pfarrkirche in Samter (Szamatuty) überhaupt interessant durch Manches Kunstwerk und Alterthum, so wie durch schon die zur Seite des Eingangs hängen, Mamniuthsknochen, gewaltige Rüster, welche hinter der Kirche steht und eine alte an so knüpft

Ist

(Fortsetzung folgt.)

Ä.US

Im

sich

Berlins Theater-Chronik.

Jahre 1661 berichteten die verordneten Räthe

deren des kurfürst¬

Juni, an den Kurfürsten „Das Leiden Jesu Christi",

lichen Konsistorii, auf einen Erlaß vom 5.

über die Aufführung einer Tragödie:

Sub-Rector Rösner, Sohn des Predigers an der Beschuldigt, ein solch' „trauriges Lpeetaeul", das hochheilige Leidensgcdächtniß, mit liederlicher „Kurzweil" prosanirt zu haben, wurden auch die Zöglinge der Berliner Schule über 31 deren Verfasser der

Marienkirche, war.

Punkte vernommen, aus denen unter Anderm hervorgeht, „geschwinde" Essen und Trinken bei Aus¬ theilung des Abendmahls gelacht, dessen Hostie aus länglich geschnittenem Brot bestand; daß dem Darsteller des Heilands (Johannes Prentzlow geschlagen, die Schläge aus Fürstenwalde) in's Gesicht gespieen und er aber von ihm mit der Hand parirt worden; daß ein Gelächter entverschiedene

daß die Zuschauer über das

Alter man auf ca. 500 Jahre schätzt,

die ein speciell brandenburgisches Interesse hat.

noch eine

Tradition,

Zur Zeit

des Großen

Kurfürsten heißt es, wurde einmal die Neuniark durch Einfälle der Polen arg heimgesucht. Da schickte Friedrich Wilhelm, um diesem Treiben ein Ende zu machen, den General Derfflinger mit 2500 Mann in's Land. Derfflinger rückte bis Samter vor, wo sich ihm 5000 Polen entgegenstellten; er schlug sie aber auf's Haupt und Unter jener Rüster — die sprengte das ganze Korps auseinander. — soll Derfflinger gehalten Polen nennen den Baum eine Eiche ckad mid die Schlacht geleitet haben. Vor ungefähr 20 Jahren noch lebte in Samter ein alter Kuhhirt, der erzählte oft, wie er von seinem Großvater es gehört, daß gerade an jener Stelle, wo man weit in's Land hinaus sieht, der deutsche Feldherr gehalten, welcher die Polen hier zur Zeit des Großen Kurfürsten geschlagen habe. —

132

So zeigt man ferner in

jener Kirche — wie

einen Baldachin, der ursprünglich einer Schabracke

in Gnesen —

Sobiesky's

ge¬

dem Schindanger (Aaskutenberg) gesucht. An die Freunde unsers kulturgeschichtlichen

wesen sein soll.

W. Schwartz.

Posen.

Gewöhnlich nahm man hierzu Röhrknochen vom Pferde oder

Rind, die letzteren vom Schlächter acquirirt, die

die

Berlin,

Glättknochen und Zchtittknochen. in

Bitte, dergl. Geräthe uns gütigst den 16. September

ersteren einfach auf

Instituts

richten

wir

verschaffen zu wollen.

1875.

Die Direktion des Märkischen Museums.

Nach der Erinnerung älterer, noch jetzt lebender Personen sind der Mark früher Glättknochen und Schlittknochen, nament¬

Friedet, Stadtrath.

im Gebrauch

lich auf dem Lande und in den kleineren Städten, vielfach gewesen.

Die Glättknochen, auch Gniddknocheu oder Gniddelknochen genannt, sind zum Glätten des im Webstuhl befindlichen Zeuges, sowie zum Glätten der blauen Schürzenlcinwand gebraucht worden. (Man hat zn diesem Zweck auch Halbkugeln aus Glas oder

Feusterstein,

die

Glättsteine, Gniddsteine

sogen.

oder

Gniddelsteine

verwendet). Aehnlich sind dergleichen Knochen, mit Löchern versehen, vielfach in der Mark an Stelle der eisernen Schlittschuhe zum Schlittern und Eislaufen verwendet, ebenso anch unter die Hand- und Piek¬

schlitten der Kinder genagelt worden.

Feld. Sümmfer s 'tBerfcrgsBudiFinuilfiiug.

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D. St. Die vier gefeffelten Gestalten am Piedestal der Reiterstatue Großen Kurfürsten sind Symbole der hauptsächlichsten von ihm be¬ Im klebrigen soll die Gräfin Piper, Gemahlin kämpften Nationaläten. des ersten Ministers Karls XII. von Schweden, bei ihrer Anwesenheit in Berlin (1706) in jenen Gestalten, welche bei Errichtung der Statue einst¬ weilen aus Gips, mit Metallgeld belegt, hinzugefügt waren, eine Anspie¬ Folge besten hätte lung auf den Sieg bei Fehrbellin erblickt haben. man, so meldet die Tradition, die Figuren über Nacht von dem Postament entfernt. Veranlassung zu dieser Wegnahme mag indesten die um jene Zeit erfolgte Aufstellung der vollendeten Bronee-Sklaven gegeben haben. des

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befindet sich vom

1.

Puttkamerstr. 8 pt.

Alfred Weile in Berlin.

Mso uni

die

legend der JknncmnsfdMt. Von

66

October an

Alfred Weile in Berlin:

Gefcklicüte äer §tadt Brandenbürg a. ü. und der Umgegend» zunächst im Mittelalter.

rc.

Der erstcBand enthält die Biographien folgender bedeutender, sowie für die Entwickelungs-Geschichte Berlins und des Vaterlandes wichtigen Persön¬

_

Verlagsbuchhandlung in Berlin, S.W., Die Redaction des „Bär."

Verlag von

Großen. Nach urkundlichen Quellen bearbeitet von

Historische

vaterlän¬

In

sich

Jahrhundert bis zur Zeit Friedrichs des

Verlag von

der

Gegenstände, welche nicht der Mark angehören, sind der Vergleichung wegen ebenfalls willkommen. vielen Familien- und amtlichen Wohn- und Geschäftsräumen finden

mrd ihre Wohnstätte«.

8°.

richtet an alle Freunde

Freytag.

vinzialmuseum mit Einsendung von Gegenständen, welche zu der Ge¬ schichte der Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen. Grabfunde wie: Urnen, Stein- und Bronze-Werkzeuge, Waffen rc. sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirth¬ schaft! ich e Geräthe, Waffen, Glas, und Oelgemälde, Bücher rc.,. auch wenn solche bereits dem Mittelalter angehören. Ferner: Urkunden auf Pergament und Papier, Siegel, kirchliche Geräthschaften.

Berühmte Männer Berlins SSom 16.

„Bär"

L.

Bitte, das im Entstehen begriffene märkische Pro-

lichkeiten:

Zweiter Band. Mit sters

Der

vr.

Berlin.

Durch jede Buchhandlung ist zu beziehen:

Secretair

oder:

Zweite Auflage. Erster Band. Mit einer Abbildung

wird unerträglich.

Daß er als protestantischer Geistlicher dem Katholicismus mit ent¬ Abneigung gegenübersteht, ist natürlich; zu loben ist aber, daß er in den wüsten Ton, der heutzutage gegen die katholische Kirche modisch geworden ist, nicht einstimmt. Allerdings stammt das Büchlein aus einer Zeit, wo wir noch keinen „Culturkampf" kannten.

schiedener

M.

vo« Sondermnhlen.

einer Karte der Römerstraßen im Weser¬ und Emsgebiete und einer Abbildung des Hermannsdenkmals. Eleg. geh. Preis 1 M. 50 Pf.

Mit

— Verantwortlich ftir Redaction: Ferd. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin.

Unter Mitwirkung von Stadt-Archivar Prof. Dr. Jidicin, Uhcod. Fontane, Geh. Negier.-Rath Freiherr Dr. Irecht, Paulus Kassel, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin rc. rc.

vr.

von Kedebvr

herausgegeben von

George

KM

und

Ferdinand Weyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Puttkamerstr. 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petttzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Rud. Mosse, Bernh. Arndt, sowie von der Verlagsyandlung (Puttkamerstr. 8) entgegen genommen.

Charlottentmrg und

seine Geschichte.

Nach archivalischen Quellen bearbeitet von Ferä. Meyer. (Mit Abbild» lg des Schlosses.)

Au:

flachen, niedrigen Ufer der Spree, eine Meile von

Berlin

ent¬

fernt, liegt die ursprüngliche Kolonie Luze, über welche uns das Landbuch Kaiser Karls IV., vom Jahre 1374, die erste Nachricht giebt.

„Das

ganze

Dorf",

heißt es, „ist

mit allen

lim Jahre 1239 gestifteten) Jungfrauenkloster der einen Hof an es

Hof

gewesen.

Die

Gerechtsanren dem

— »ach führt — oereignet,

zu Spandow

denen bekanntlich die Jungsernhaide ihren Namen

und ehemals ist

j 1

gedachten

Jungfrauen

|

|

mit Cöln

die älteste Ansiedelung

in

dem von Sünipsen

und Brüchern durchzogenen Wald, welcher sich auf dem linken Spree¬ ufer von Köpenick bis zur Havel bei Spandau erstreckte, und von dem die Haiden zwischen Köpenick und Treptow, sowie der Grune-

tage gewährte. der Aufhebung des Klosters,

Tausch au den i

:

1540, fielen Luze und Casow

Magistrat

der

Stadt Berlin.

Erst in neuerer Zeit

ist der Casower Hügel verschwunden — man hat ihn als Füllungsmaterial verwendet. Nach der Finanz-Statistik vom Jahre 1375 mußten von den 13 Hufen der Feldmark Luze's ein Talent, von jedem der 6 Kossäthenhöfe 3 Schillinge und ein

Huhn, außerdem aber

Hause ebenfalls ein Huhn entrichtet werden. Nach dem Schoßregister von 1451 hatte der

!

Ersteres bezeichnet bei den Fischern ein Bündelchen brennender Kien¬ — das Andere späne, die Fische damit zu blenden und zu fangen, angezündet als aber einen Spleiß von Kienholz, das die Bauern

noch

Ort

von jedem

noch dieselbe

Hufenzahl, und auch die Kossäthenhöfe hatten sich im Laufe eines Jahrhunderts nicht vermehrt. Erst im Jahre 1671 waren die Letzteren auf 8 gestiegen, und außerdem hatten 6 Bauern an jenen 13 Hufen Theil. Die Größe einer solchen Hufe in früheren Jahrhunderten entspricht, nach dem Verhältniß des gegenwärtigen Flächenmaßes, einem Umfange von 113 Morgen 23 Quadratruthen. Noch heute bilde» die Lützower Ackerbesitzer mit ihren vorzüg¬ lichen Ländereien eine besondere Acker-Commune, wenngleich der Ort seit anderthalb Jahrhunderten, als politische Gemeinde, seine Selb¬

Licht gebrauchen.

Der vorerwähnte zweite Ort Casow oder der „alte Hof", eben¬ falls aus wendischer Zeit herrührend, lag Lützow gegenüber, am rechten Userstrecke, Spreeufer. Als eine der ältesten Ansiedelungen aus dieser — eine Insel Werder Casow'sche soll Casow oder der sogenannte — in den Kämpfen auf der hier einst doppelarmig geflossenen Spree

Jnngfernkloster in Spandow überwiesen wurde, auf einem mit Wall und Graben umgebenen Hügel. Hier richteten die Klosterjungfrauen eine Wirthschaft her, die ihnen namentlich auch Fische für die Fastcn-

an den Landesherr» zurück, und letzteres gelangte mit seinem fisch¬ reichen Teufelssee, seinen Hütungen, Wald- und Rohrbezirken, durch

wald noch die Ueberreste sind. Zu Luze gehörten sechs Hintersassen, welche die aus 13 Hufen bestehenden Ländereien des Hofes benutzten, und nebenbei in der Haide Bienenzucht und einige Fischerei betrieben. Der ursprüngliche Name Luze wurzelt wahrscheinlich — wenn man ihn nicht von dem slavischen „Lusha", b. i. Pfütze, Lache, ableiten will — in einem der beiden Wörter „Lutsch" und „Lutschina".

Wie

ans einer alten Karte noch ersichtlich, stand das Gebäude dieses Hofes, welcher bei der Besitznahme des Barnim von den Markgrafen dem

Bei

der Spree, welcher Casow heißt, de» sie von haben auch Alters her bestellt haben und noch auf eigene Kosten bewirthschaften." Der alte Hof Luze, dessen Name später in Lüze, Lützen, Liehe, Lietzow und jetzt Lützow (als Ursprung Charlottenburgs) verstünrmelt

wurde, war

zwischen Deutschen und Wenden als Beste benutzt worden sein.

ständigkeit eingebüßt hat.

Sophie Charlotte, die !

fürsten Friedrich

III.

schöne und geistreiche

Gemahlin

des

Kur-

(nachmaligen ersten Königs in Preußen), hatte

142 'bei

einer Spazierfahrt Gefallen gefunden an dem Landgut und Schloß „Ruheleben", das ihr Oberhofmeister, Baron v. Dobrzinsky, sich eingerichtet hatte, und erwarb dasselbe für 25,000 Thaler. Bald lenkte sich dann ihre Aufmerksamkeit aus das lieblich an der Spree gelegene Dorf Lutze, und es reiste bei ihr der Plan, nach dem Muster des glänzenden Hofes Ludwigs XIV., an dem sie in ihrem fünf¬ zehnte» Lebensjahre verweilt, sich ihr Versailles in der neuen märkischen Heimath zu schaffen. Nachdem der Kurfürst das Dorf mit seinen Ländereien, durch Ordre vom 9. Mai 1695, an seine Gemahlin hatte übertragen lassen, erbaute, zwar nur im bescheidenen Styl nachdem Muster jenes Schlosses, Schlüter den Hanpttheil desselben; sein Nebenbuhler, Eosander von Göthe, errichtete dann die Kuppel und beide Seitenflügel. Die Gemächer wurden mit prächtigen Meubles, Tapeten und Gemälden, eines der Zimmer mit kostbarem japanesischen und chinesischen Porzellan ausgestattet, in einem andern befanden sich

Zu

die

Gerechtigkeit

uneutgeldlich

abtrat,

Lehrer des Kurfürsten,

Leibniz,

Der

feierlichen Leichenbegängniß, am

|

I

ernste Philosoph ver¬

miker, Professor

rath Professor

heutigen „Linden"

Ueberreste

„Kleine Ouer-Allee" — der Charlottenburger Weg Zu beiden Seiten desselben wurden Pfähle aufgestellt, auf denen Laternen brannten, so oft der Hof in der Lietzenbnrg verweilte. Als Ruhepunkt auf der langen Fahrt, die mittelst leichterer Wagen bewerkstelligt wurde, wie solche der Baumeister Philippe de Chiöze erfunden hatte, wurde der spätere „Große Stern" angelegt — ein

die vorhandenen „Mineralien"; Geheime¬ „Pflanzen"; Professor Wildenow, dessen

aus der

Poliguac'scheu Antikensammlung

!

!

und orientalischer Kleidungsstücke, Gegenstände aller Art von den Sandwichsinseln, indischer Gefäße und Götzenbilder aus den Nach¬ läßen des Majors von Kerwitz, sowie von der herzoglich Biron-

Kurländischen Auktion

entstand.

wie physikalischen Instrumente der

sechs

Alleen den Spaziergängern angenehme Wege boten.

Berlin,

Das „Vaterländische Museum" bekam durch eine Sendung RedenbachAnsspach'scher Alterthümer beträchtlichen Zuwachs; die „Völker¬ kunde" vermehrte sich durch das Hinzukommen einer Anzahl Waffen

die noch bestehende

ringsum mit Eichen bepflanzter Platz, von dem aus strahlenförmig

nach

Einen wichtigen Zuwachs erhielten die Naturalien durch Erwerb der reichhaltigen Bloch'scheu Fischsammlung. Die im Entstehen begriffene „Griechische Vasen¬ sammlung" wurde durch den Ankauf des Henon'schen Nachlasses, der 1805 in Paris zur Versteigerung gelangte, ansehnlich erweitert. vermehrte das Antikenkabinet bedeutend.

schrieb

und quer durch den Thiergarten nach Lützow —

die

Schnlmonarchen F. Gedike und des berühmten Archäologen Hirt, die „Münzen, Medaillen und Gemmen" zur Ordnung und Verwaltung. Die llebersiedelung der Markgräflich-Bayreuth'schen und der geretteten

umgeben von anmuthigen Damen

Thiergartens berührte, und an Stelle von dem Schlosse zu Köln durch die

Klaproth,

Meyer

„Kräuterknnde" als unerreicht noch heutigen Tages dasteht, das „Thier¬ reich"; Kirchenrath Meierrotto, unter Beihilfe des bekannten

ans der Lietzenbnrg ihren denkwürdigen

des

Die Entstehung und Entwickelung der Lertiner Kunstkammer. Von ii. .fflcycn. (Schluß.)

beschwerliche und zeitraubende, bevor die verschönernde Hand auch die

ursprünglichen Weges,

sich nach

Jahre 1799 gelang die Erwerbung der Leftowitz'scheu, wie auch 1802 der Reusewitz'schen Münz-Collection. Eine große Anzahl arabischer Münzen gesellte sich später hinzu; ferner wurde bei Baldow (im Pommerschen) ein Münzfund gemacht, welcher der Sammlung viele Seltenheiten eintrug. Eine gewissenhafte, zuversichtliche Katalogisiruug des vorhandenen Materials fand zu Beginn des Jahres 1806 unter Assistenz des gelehrten Abbe Sistini statt. Die „Akademie" wurde nun überhaupt mit der Verwaltung der einzelnen Abtheilungen der „Kunstkammer", welche eine scharfe Trennung und Sonderung erfuhren, betraut. So erhielten der berühmte Mineraloge und Che¬

den Kurfürstenhut Sophie Charlotte an Leibniz: „Glauben Sie nicht, daß ich all' den Glanz und diese Krone, von der man so viel Aufhebens macht, dem Vergnügen vorziehe, das mir unsere philosophischen Unterhaltungen in Lietzenbnrg gewähren." Aber die Commuuication zwischen Berlin und dort war eine

des

I.

Im

Als dann Friedrich I. am 18. Januar 1701

jungftänlich-wilde Forstung

begab Friedrich

und einen „besonderen Magistrat daselbst zu setzen" habe. (Fortsetzung folgt.)

martialisches Aussehen zu gewinnen, mußte bei diesen „Wirthschaften" als zierlicher Taschenspieler sein Hokuspokus treiben.

der Königskrone vertauscht hatte,

April,

Charlottenburg. Zugleich erging von dort aus eine Kabinets-Ordre an die Lehnskanzlei, daß Charlottenburg, „zum Andenken weyland Unserer hoch- und hertzgeliebten Gemahlin, der Königin Mas.," mit der Stadtgerechtigkeit begnadigt sei,

Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.), welcher sonst gern sein mit Fett

mit

.

die Lietzenbnrg den Namen

bestrichenes Gesicht den brennenden Sonnenstrahlen aussetzte, um ein

Hof.

1

früh Verewigten, um hier einen Tag in stiller Trauer zuzubringen. Au demselben Tage, den 5. April, erhielt

und Auslandes wahrgenommen, daß die vornehmsten Zerstreuungen Stände oft und Vergnügen noch höher schätzen, als Auch der kleine Kronprinz (der nachmalige gestrenge die Wissenschaft.

So hielt Sophie Charlotte,

nach

dem Ange-

dem Lieblingsorte der so

In-

und geistreichen Cavaliere»,

Fahrt

Die heiteren Tage der Lietzenbnrg sollten für die Königin'nicht von langer Dauer sein, denn schon am 1. Februar 1705 verstarb Sophie Charlotte im 36. Lebensjahre. Einige Tage nach ihrem

kostüm abzulegen; er war viel zu sehr Lebemann und hatte an den des

mit

verschrieben worden, welcher seine italienischen Canzonen ertönen ließ.

schmähte es dabei nicht, die würdige Allongenperücke gegen ein Masken¬

Höfen

machte Sophie Charlotte die

nehmen einer solchen Fahrt zu verbinden, ein Goudolier aus Venedig

namentlich mit dem ehemaligen

gepflogen.

In dieser

„getreckt" wurde.

bei

Dahlem eine Windmühle erbauen zu dürfen. Die Herstellungskosten des Schlosses beliefen sich nur auf 23,000 Thaler. Am 11 . Juli 1699, dem Geburtstage des Kurfürsten, fand die Einweihung statt, und Sophie Charlotte gab ihrem Schlöffe den Namen „Lietzenbnrg". Die Hoflente aber nannten es scherzweise die „Lustenburg", weil es daselbst immer lustig zuging. Denn die fran¬ zösische Civilisation hatte auch hier ihren Einzug gehalten: man mnsicirte und errichtete eine Bühne; Bälle, ländliche Feste und Maskeraden (damals „Wirthschaften" genannt), wechselten mit einander ab. Aber auch Disputationen über die höchsten Probleme des menschlichen Geistes wurden hier,

verdeckte

der Lietzenbnrg, und es war sogar, um das Poetische

Leuchter, ein kleiner Kaffeetisch und ein vollständiges KaffeeService von gediegenem Golde. Der weite Park, nach dem Ent¬ würfe des berühmten Lenvtre angelegt, erhielt Teiche, Orangerien und Statuen. Das Terrain desselben gehörte nicht zu Lutze, sondern zu Dahlem, dessen Besitzer, ei» Herr von Wilmersdorf, das damalige gegen

— eine

die von Pferden aus einem Leinpfade am Spree-User gezogen oder

die

Wiesengrnndstück

König aus Holland Gondel oder Schute,

noch größerer Bequemlichkeit ließ daun der

eine „Treckschuyte" verschreiben

stammend. Die vorhandenen mathematischen,

„Kunstkammer"

übernahm die

Anzahl von Kuriositäten, die bisher in der Rüst¬ Akademie, dafür Wichtig für die kammer Aufbewahrung gefunden, überweisend. von Legaten, dazu Aussetzung „Kunstkammer" speciell war die eine

bestimmt, passende Knnstgegenftände nach eigenem Ermessen und nach vorangehender Prüfung von Sachverständigen zu erwerben.

Eine schlimme Zeit nahte



reich

an Enttäuschung, Kummer

143 Entbehrungen. Am 28. Oktober 1806 hielt der ehemalige Advokatensohn, Kaiser Napoleon, seinen Einzug in die Hauptstadt der Hohenzollern, empfangen durch unzählige Rufe: „Yive

und

zu den berühmten Gemäldegalerien der europäischen Lande bierct.

corsische

ausgezeichnete Kunstforscher

l’Empereur!", wofür sischen Kaiserreiches

Jahren 1828—1829 den Ankauf mehrerer Werke aus der höchsten Blüthezeit der italienischen Schule. Das „Antikenkabinet", die „Sammlung für antike Metallarbeiten" wurden eifrigst bedacht. Auf Veranlassung Schinkel'S, der i» dem Zeitraum 1824 bis 1828 das auf einem Pfahlroste erbaute Museum im antiken Style, geschmückt mit den Kopien der Roffebändiger vom Monte Cavallo zu Rom, ausgeführt von Fr. Tieck, fertig hinstellte, wurde die reichhaltige Sammlung des römischen Kunsthändlers Camuccini und des Grafen von Ingelheim angeschafft. Geräthe, Bronze¬ statuetten und Anderes mehr lieferten die Sammlungen des Generals von Koller, der Herren Becker, Bartholdy, Uhden, besonders aber

den

die geheimen Agenten des aufgerichteten franzö¬

unter Fvucher's Kommando durch Bestechungen innerlich hoch erfreut über seine Erfolge,

Napoleon,

gesorgt hatten.

fühlte sich in Berlin nicht recht behaglich, und nahm daher lieber in Potsdam Aufenthalt. Inzwischen ging die Plünderung der Hauptstadt in großartigstem Maßstabe vor sich. Das Zeughaus wurde seiner sämmtlichen Waffen, die Kaffen ihres Inhaltes ohne Gnade beraubt. Ans den Zimmern Friedrichs des Großen im Schlosse wanderten Degen, Schärpe, Ringkragen und Stutzuhr (dieselbe, welche auf St. Helena Napoleon die Todesstunde ankündigte) nach Paris; ebenso eine Menge Fahnen und Standarten, um im Dome der Invaliden pomphafte

Minutoli. Prachtvolle Bertini dem Museum. Die

von

Aufstellung zu erleben. Die gesammten königlichen Schlösser büßten ihre Kostbarkeiten und Kunstschätze ein, weil man in unbegreiflicher Kopflosig¬ keit nicht auf ihre Fortschaffung bedacht gewesen war. Was noch verschonte, verschmähten die Generäle und hohen

Das Schreckensgespenst für

Napoleon

taners

!

In

alsdann nach seinem Landsitze Obrzistna in Böhmen

speciell den Ankauf geeigneter Gegenstände.

Das „ Münzkabinet" erhielt 1816 das welt¬ berühmte Ludwig'sche Thalerkabinct, und 1817 die aufgefundenen Münzvorräthe des Cisterzienser Klosters zu Neu-Celle in der NiederPrinz Biron von Kurland überschickte 1818 uioderne lausitz. Goldmünzen. Achtundzwanzigtausend Stück antike orientalische Münzen, zumeist neueren Ursprungs, brachte die Adler'sche Sammlung. Des¬

von Herrmanu auf Menimingcn zwölf¬ Jahre 1829 brachte der Kapitain Oswald, von der Königl. Seehandlung, eine bedeutende Zahl außer¬ europäischer Goldmünzen von seiner Expedition heim. Die Tissing'sche Sammlung chinesischer Münzen zu Paris, sowie die orientalischen des Legationsrathes von Diez, ferner tausend Stück Medaillen vom gleichen lieferte der Freiherr

tausend

Industrie, der Erwerb stiegen, mit ihnen im Verein erholten sich die Künste und Wiffenschaften. Der König wandte seine ganze Aufmerk¬ samkeit seinem Lande zu; dann aber richtete er sein Augenmerk aus die fast kaum noch kenntlichen Sammlungen, die, Dank der Energie

der Wiederaufnahme neuerer

Mitte

Malerei bis Anfang

deren

Verfalles

Im

Rudolphi,

stellten ein ungeheures Ma¬

Das „Vaterländische Museum nordischer wurde meist durch Beiträge von Privaten, dann Alterthümer" Oberstlieutenant von Korff und wann auch durch Käufe bedacht. sandte Alterthümer aus Westphalen, Hofrath Huth in Dorpat

Giustiniani !

'

gegen

des sechszehnten Jahrhunderts umfaßte, und somit eine Ergänzung

Münzen.

terial zusammen.

„Hundsfötter von Franzosen" zwang, die Vieles zwar wieder erlangten, herauszugeben, geraubten Kunstschätze hatten. Die „Gemäldeaufzuzeigen Lücken immerhin aber klaffende

Angelo,

antike

Anatomen und Physiologen

welcher die

kam die Sammlung des englischen Kaufmanns Solly, 1821, welche Werke italienischer, niederländischer, deutscher Schulen, von der Zeit

Aus dem Sammelschatze

zu

Wissenszweig auf.

Der langersehnte Friede war eingekehrt und rastlosem Streben, enisigem Fleiße gelang es, die erlittenen Schäden zu heilen. Die

Paris,

trausportire»

einen neuen, bisher übersehenen oder mindestens nicht recht beachteten

unabhängig.

zu

Italiens, aus

Rom verstorbenen Generalkonsuls Bartholdy wurden eine bedeutende Anzahl Majoliken, Werken della Robbiä, zu denen Einzelheiten anderer Sammlunge» sich beigesellten, erworben. Der Ankauf einer bedeutenden Anzahl gemalter Fensterscheiben, vom Haupt¬ mann v. Derschau, in der Schweiz und Bayern gesammelt, brachte des

Napoleon's

welche reich an Werken aus der Epoche eines Caracci, Caravaggio war, eine erhebliche Erweiterung. Hierzu

Graf

Berlin Uebersiedelung und dauernden Aufenthalt erfuhren. Die Maler Magnus und Ed. Gerhard leiteten

der

gallerie" erhielt 1815 durch den Ankauf der Galerie

siebenundzwanzig kostbare Gefäße.

eine

lassen, von wo dieselben nach

Diebitsch's Handlung

Blücher's,

brachte

leidenschaftlicher Passion, auf Vasen und dergleichen gefahndet, diese

Mühle zu Tauroggen geschah durch Aork's Der Aufruf der erste Schritt zur That. Volk in das stand Schlage einem und mit „An mein Volk" ertönte, Völker frei und die machten Die Jahre 1813—1815 Waffen. und

schenkte

mentlich in Neapel und Sicilien, aus allen Gegenden

Unstern führte ihn nach Rußland — fünf Monate später meldete ein Bulletin den Untergang einer Heeressäule von anderthalb Millionen Streitern und die Flammen Moskau's kündeten den Völkern Europa'S das Anbrechen einer neuen Freiheit, den Mahnruf zum Abwurf des verhaßten Joches.

„Griechische Vasensammlung",

Anzahl nach seiner Rückkehr von Griechen¬ land; Einzelnes aus der Ingelheim'scheu, Minutoli'schen Sammlung trat hinzu. Besonders werthvoll war das Eintreffen der Bartholdy'schcn Alterthümer aus Rom, sowie der v. Koller'sche», welche etwa vierzehnhundert Exemplare aller Zeitalter italienischer Fabriken umfaßte. Koller war kaiserl. königl. österreichischer Feld¬ marschall und hatte während seines langjährigen Aufenthaltes, na¬

Statuetten, Bernsteinsachen und dergleichen mehr — mit einem Worte, was nur einigermaßen Kunstwerth hatte, wurde eingepackt und nach der Scinestadt geschafft. Da man trotzdem aber Alles nicht wegschaffen konnte, begnügte sich De non damit, aus einzelnen Stücken die Gemmen und Edelsteine herauszureißen. Ein Schrank in der „ Kunstkammer" deutet noch heute diesen Vandalismus an. Ein gänzlicher Garaus wurde der Münzsammlung gemacht. Vor Ausbruch des Krieges schaffte man eine bedeutende Anzahl, etwa 12,000 Stück in Gold und Silber, mit noch anderen Kostbarkeiten verpackt, nach den Das Verlorengehen eines Fasses war das erste östlichen Provinzen. Versuch zur Wiedererlangung vergeblich. Was Malheur, und jeder nun noch in der Hauptstadt liegen geblieben, wanderte auf Nimmer¬ wiedersehen nach Paris. Aber die Stunde der Erlösung nahte. Im Buche des Schicksals stand verzeichnet, daß Preußen zum Rächer auserkoren.

Gargiulo

von Sack

Sammlungen aber nahte in der Person kaiserlichen General-Inspektors der Museen in Paris, Deuon, des die

Oktober erschien und sich sogleich die Schlüssel der „Kunstkammer" einhändigen ließ. Die Elfenbeinschnitzereien, Gemmen,

goldene, antike Schmucksachcn übergab

nun zur wissenschaftlichen Bedeutsamkeit gebracht, erlebte in den Jahren 1822—1837 ansehnliche Vermehrungen. Der Nachlaß des Neapoli¬

Beamte» nicht.

welcher Ende

Der

Friedrich von Rumohr vermittelte in

!

Werthvolles aus dem Ostsecgebiete; General von Minutoli ließ Ausgrabungen auf seine Kosten in Schlesien, Sachsen, Brandenburg, Rheinland und Preußen vornehnien, deren Resultate dem Museum zu Gute kamen. Profeffor Daniel, Major von Maltiz sandten Alt¬ Die Sanimlung erlebte bald nordische und Lausitzer Alterthümer ein. ihre Uebersiedelung nach Monbijou, woselbst die „Aegyptischen Denk¬ mäler" der Herren Passalaqua und Doretti Ausstellung gefunden hatten. Die „Kunstkammer' erhielt nach Abnahme der Antiken,

144 Münzen, Gemälde rc., welche insgesammt im neu errichteten Museum Platz erhalten, durch Ankauf der von Nagler'schen Sammlung, zu deren Erwerb der König achttausend Friedrichsd'or ausgesetzt hatte, im Jahre 1835 eine seltene, mannigfache Bereicherung. Vorzügliche

Daß diese Sage jedes historischen Fundaments entbehrt, liegt auf der Hand; sie wird entstanden sein, um die auffallende Beschaffen¬ heit des Treppenhauses, welches nach Fontane „angeklebt" ist, zu erklären, und ist somit eine eigentlich ätiologische. Trotzdem aber ist

Elfenbeinschnitzwerke, verschiedenen Epochen christlicher Kunst angehörig,

merkwürdig dadurch, daß sie entschieden mythische Reminiscenzen giebt, in Verbindung mit sich birgt, und uns zugleich Gelegenheit einer andern interessanten Sagengruppe ein eigenthümliches germanisches Rechts-Institut zu besprechen, dem die Entstehung mehrerer sie

in

merkwürdige Holzschnitzsachen, die so seltenen Emaillearbeiten aus dem sechszehnten

Jahrhundert,

plastische

verschiedene

kunstvolle Glasgeräthe kamen so zur Sammlung. der Königlichen

das

Seehandlung ließen

es

„Ethnographische Museum

Arbeiten, zierliche Die Verbindungen

i

ganz geläufiger moderner Redensarten zu verdanken ist. Ein in romanischen und germanischen Sagen häufig wieder¬

zu, eine neue Abtheilung,

oder

Museum für Länder-

nnd Völkerkunde", zu begründen. — Die Zeit, das Alter forderten ihre Rechte — umgeben von

kehrender Zug ist es, daß argwöhnische Väter, eifersüchtige Ehemänner

und gewaltthätige Tyrannen ihre Töchter, Gattinnen oder geraubte Jungftauen in festen Thürmen oder andern unnahbaren Orten vor

dem

gesammten prinzlichen Hause, den Enkeln und Enkelinnen, hauchte der schwer geprüfte, schwer leidende Monarch seine Seele aus.

Christian

„Neuen Museum",

übersiedelte,

sorgte durch Prachtbauten

Residenzstädte.

wohin die

Marie de France, Flore und Blancheflur, von Hugdietrich, von der Nachtigall, in dem nordischen Liede von Hagbort

So

in

für

„Kunstkammer"

die Verschönerung

doch endlich

der Befreier naht.

kunstverständiger Monarch, wie es kaum einen zweiten gegeben, Be-

gründer des

Welt verbergen, bis trotz aller Vorsicht

den Augen der

Rauches Meisterhand hat uns die Züge des Königspaares meisterhaft in Marmor aufbewahrt. Friedrich Wilhelm IV., ein kunstsinniger,

und

beider

lesen

wir

es beispielsweise

in

den Liedern der

den mittelhochdeutschen Gedichten von

Fignild;

so

tönt

es

endlich

noch

im

deutschen Kindermärchen

nach, und dahin gehört auch unsere Sage. Es soll als möglich zugegeben werden, daß dergleichen hier und da in Wahrheit bei allen Völkern sich zugetragen haben mag, was

Der „Raphaelsaal" im Orangeriehause zu Potsdam

wird wohl ein bleibendes Zeugniß abgeben, ein unvergeßliches Denkmal sein, für die fein ästhetische Geschmacksrichtung dieses hochgebildeten Die angemessene Vergrößerung des Monarchen und Kunstmäcens.

aber das häufige Vorkommen dieser uralten Jsolirhast

Museuinöfonds ließ Ankäufe zur Genüge zu; daß dies wenig Benutzung fand, darüber zu sprechen, dürste hier nicht der Ort sein. Unter unserm Kaiser Wilhelm, der in seines Bruders Fußtapfen getreten, gestaltete sich die Angelegenheit besser und die Sammlungen haben Die sich insgesammt verständigen, auserlesenen Zuwachses zu erfreuen. „Kunstkain mer" wird ihren nicht lange inne gehabten Sitz wiederum verändern, und zwar nach dem „Gewerbemuseum", um daselbst im

Sagen anlangt,

so

ist

es doch

merkwürdig, daß

sie

in

deutschen

ihr Prototyp in

der Göttersage findet.

Verein mit gleichbedeutenden Kunstgegenständen Zeugniß von der Ent¬ wickelung deutscher, wie fremder Kunstfertigkeit bis zur höchsten Vollen¬

Von der Walkyrie Brynhildr, der Brunhild des Nibelungen¬ wir, daß der erzürnte Odhin sie auf einem Berge in Flammen eingehüllt und in tiefen Schlaf versenkt gefangen hielt, bis Sigurd die Waberlohe übersprang. und mit seinem Kuß sie weckte. In diesem Schlaf der Göttin im engen Gefängniß und in ihrer Befreiung hat man mit Recht den Winterschlaf der Natur und ihr Erwachen im Frühling erkannt — Sigurd ist Niemand anders, als

dung abzulegen.

der Sonnengott, und die befreite

liedes, wissen

Jungfrau in Wahrheit keine andere, — Naturgöttin, die in anderer Gestalt, die milde als Freyja selbst sitzt und vom treuen Eckhardt als Frau Venus, im unnahbaren Berge bewacht wird. Unzweifelhaft in Zusammenhang damit steht es. wenn die alte Seherin Veleda, wie Tacitus berichtet, dem Volke unnahbar, in einem

Oie Lage vom Schloß ;u Lichterfelde im öarnim. A. Kuhn in seinen märkischen Sagen und Märchen (und nach ihm W. Schwartz in „Sagen und alte Geschichten der Mark Branden¬ burg") erzählt: Der italienische Baumeister, welcher die Festung Spandau erbaut, habe auch das Schloß Lichterselde, welches bis in das XVII. Jahrhundert in den Händen der Familie v. Sparr sich befand, errichtet, und zwar wunderbarerweise ohne Küche und —

hohen Thurme wohnte, und die Heidelberger Prophetin Jetta aus einein Fenster eines uralten Gebäudes weissagte, ohne ihr Antlitz zu zeigen.

doch

auch

nach

der

Brunhild nicht, wie

nordischen

Völsunga-saga die

die Edda sie schildert

in

der

Waberlohe, sondern auf einem hohen Thurme, während die Thidreksaga ihr eine Burg mit eisernem Thor beilegt; die stolzgethürmte

Treppe. Ein Herr v. Sparr habe die schöne Tochter des Italieners lieb gewonnen, der Vater habe sie ihm aber nur dann zur Gattin geben wollen, wenn er den Zugang zum Schlosse finde. Als der

Burg auf

dem Jsenstein, aus der

Brunhild im Nibelungenliede

den

rheinischen Recken entgegensieht, erinnert noch daran. Ich trage danach kein Bedenken, in diesem Theil unserer Sage einen mythischen Kern zu finden; dazu stimmt besonders ihre zweite

Alte einst ausgelitten war, ließ die Tochter den Korb, in welchem sie ihren Vater in das Schloß ziehen mußte, für den Junker hinab, und verschaffte ihm so Einlaß. Der überlistete Vater mußte gute Miene zum bösen Spiel machen. Etwas anders lautet die zweifellos alterthümlichere Version in den norddeutschen Sagen. :c. von Kuhn und Schwartz. Danach ist Erbauer und Besitzer des Schlosses der Oberjägermcister Graf Sparr aus Spandau, und der glückliche Liebhaber ein Graf Schemia. Der Zugang in das Schloß wurde ebenfalls durch einen Korb vermittelt, und der alte Sparr überraschte das Paar. Zwar gelang es dem Grafen Schemia, sich zu verstecken; Sparr aber witterte ihn und

Version, die, nach Angabe der Herausgeber, nach mündlicher Ueber¬ lieferung in Lichterfelde selbst aufgezeichnet wurde. Sparr, der in dem Sagenschatze jener Gegend eine höchst bedeutende mythische Rolle sich in ihr deutlich als Worte: „Ich rieche, ich rieche Menschensleisch!" Aus den Märchen der Gebrüder Grimm ist ja hinlänglich bekannt, wie das ganze Riesengeschlecht dafür eine ganz besonders feine Nase hatte. Riesen sind aber die Dämonen des Winters, der Kälte und Finsterniß; darum stehen sie fortwährend mit den lichten Göttern im Kampf; darum streben sie unablässig nach dem Besitz Freyja's, der holde» Sommergöttin; im Winter halten sie dieselbe gefangen, bis dann der

(besonders als

wilder Jäger) spielt, zeigt

Riese durch die

rief: „Ich rieche, ich rieche Menschenfleisch!" Fast hätte er den Eindringling entdeckt, im ungestümen Eifer des Suchens fiel er aber und brach ein Bein. Während des Krankenlagers gelang es dem Jüngling, den Zorn und die Abneigung seines absonderlichen Schwieger¬ vaters zu besänftigen, der nun auch ein Treppenhaus erbauen ließ.

Sitzt

schicksalskundige

|

Sonnenjüngling sie mit Gewalt oder List befteit. Die eigenthümliche Art, wie in unserer Sage die gefangene Jungfrau erlöst wird, gehört eigentlich nicht zum Wesen derselben,

145

Charlottenburg.

z» Schloß

Das

146 bildet aber den Ueberzang zu einer ganzen Reihe anderer Sagen, unter denen sie freilich eine ganz besondere Stellung einnimmt, und bietet interessante kultur- und rechtshistorische Perspectiven. Es ist dies die umfangreiche Sagengruppe,

in welcher ein Korb das Werk¬

zeug bildet, um zudringliche Freier zu täuschen und dem

Spott

der

Menschen Preis zu geben.

sie sich

auch selbstständig und von derselben getrennt findet.

Der Gegenstand scheint den Dichtern des Mittelalters ausneh¬ mend behagten haben, denn man findet ihn später häufig genug wieder behandelt (zuletzt wohl von Pater Abraham a Sta. Clara), oder wenigstens erwähnt, bisweilen mit Uebertragung ans andere Personen, so z. B. auf den Arzt Hippokrates, und in einer neugrie¬ chische» Sage auf den Kaiser Leo Philosophus , den nicht verdienstlosen Nachciferer Justinians in der Codification des Rechts, der wundcrbarerweise noch in verschiedenen anderen Beziehungen die Rolle Virgils übernommen hat. Aber nicht blos dies — man findet das Abenteuer auch bildlich dargestellt, sogar in Kirchen, an Chorgestühl und Säulenknäufen.

Eine bedeutsame Erweiterung hat ein deutsches Volkslied, welches den Schreiber Henricus Conradus das Abenteuer' bestehen

läßt: Die

tugendhafte Jungftan zieht denselben erst bis zum Dach hinaus, und läßt ihn dann auf die Straße hinabstürzen, daß ihm Hören und Sehen vergeht, mit der Mahnung:

„Ein Schreiber

in

noch älteren Zeiten, gleich dem Verletzen der Frauen¬

in Sagen sogar mit Verstümmelung Körpers. Halten wir dies als die Entstehung unserer Korbsage fest, so erhält dieselbe dadurch ein schönes ethisches Fundament. Wie es

ehre, schwer geahndet wurde, des

gekommen, daß sie gerade an Virgils Namen angeknüpft wurde, ist schwer zu sagen. Möglich wäre es, daß man ihn, der dem Mittelalter als Hauptvertreter der heidnischen Weisheit (welche

freilich

Den Anfang macht kein geringerer, als Virgil, der im Mittel¬ alter in den Ruf eines gewaltigen Zauberers und Schwarzkünstlers gerathen war — benutzte man doch auch seine Aeneis als Weissage¬ buch. Jans der Enenkel, ein Dichter des XIII. Jahrhunderts, erzählt in seinem Weltbuch, wie Virgilius in heftiger Liebe zur Frau eines vornehmen Römers entbrannt war. Lange sei sie standhaft geblieben, endlich aber habe sie zum Schein nachgegeben, ihm ein Schäfer¬ stündchen zugesagt, und, da alle andern Zugänge zu ihr bewacht seien, ihn bewogen, sich in einem Korbe zu ihr hinaufziehen zu lassen. Auf halber Höhe habe sie ihn hängen lassen, und ihn so dem Gespött der Bürger am folgenden Tage ausgesetzt. Die schmähliche Rache, welche Virgilius hierauf an der treuen Frau nahm, gehört nicht hierher, und ist überhaupt, wie ich glaube, der Korbsage ursprünglich fremd, da

brechen, das

soll zu Schulen gan,

Sie solln ihr Buhlen unterwegen Iahn". Durch dieses Volkslied werden wir, wie ich glaube, auf die Ent¬ stehung unserer Korbsage hingewiesen. Im älteren germanischen Recht wurden Betrüger, Gartendiebe, Ehebrecher und lockere Dirnen bisweilen in der Weise bestraft, daß man sie entweder in einem Korb ausstellte, oder sie aus einem, an

einer geistig-dunkeln Zeit leicht zur Zauberei wurde), und somit auch des Heidenthums selbst, sowie der ihm nach mittelalterlicher An¬ schauung anhaftenden Ueppigkeit und Sinnlichkeit galt, als abschrecken¬

Beispiel zur Jllustrirung einer sittlichen Lehre wählte. Denn als eine solche haben wir den Inhalt unserer Korbsage anzusehen, und müssen ihr aus diesem Grunde ein um so lebhafteres Interesse schenken, als die Dichter jener Zeit von ehelicher Treue und weib¬ licher Reinheit, einige große Namen ausgenommen, wenig Aufhebens des

machten.

Das

verbrecherische und strafbare der Liebe zu der ehelichen

und der ihr nachgebildeten dentschen Minnedichtung ist, will Sage an einem lebendigen Beispiel vorführen, und benutzt dazu höchst glücklich die Strafe, welche das Recht jener Zeit für die that¬

sischen

die

sächliche Uebertretung des sechsten Gebots gesetzt hatte.

In

wahrhaft poetischer Weise läßt sie aber das Verbrechen nicht zur Ausführung gelangen, sondern an dem reinen treuen Gemüth der

Frau scheitern.

Thomas Murner hat dafür fteilich kein sie mit Delila, Dido :c. zu den „Gäuchinnen". Die verdiente entehrende Strafe des Gesetzes kann daher nicht zur Anwendung kommen; das Mittel aber, welches dem frechen Buhler zur Erreichung seines Zweckes dienen sollte, wandelt sich in den Händen der keuschen Frau in eben diese Strafe um, die noch empfindlicher dadurch wird, daß der Verbrecher aus eigenster Entschließung, freilich versuchten

Verständniß, denn er rechnet

in ganz anderer Absicht, sich dem strafenden Werkzeug anvertraut hat. Eine harmlosere Weiterbildung der Sage ist es, wenn aus deni Gemälde zu den Liedern Christans von Hamie i» der sog. manessischen Handschrift anscheinend der Dichter selbst von der Dame seines Herzens in einem Korb oder Kübel eigenhändig ans die Burgzinne gezogen

wird, wenn Flore in einem Korbe, mit Rosen bedeckt, sich zu seiner geliebten, ihm geraubten Blancheflur tragen läßt, und der märkische Ritter ans diesem eigenthümlichen Wege an das Ziel seiner Wünsche gelangt.

An

Rolle

diese

des Korbes

kommenen oder

im Jahre 1772 wurde

Boden, in den Weg oder vor die

Es ist

diese

Strafe ein

ansprechendes Beispiel

für

in der Sage knüpft

eine Reihe von Belägen giebt.

er nicht ablasse, es

So heißt

es

die Poesie

Man

setzte

ihm ähnlich gehen könne, wie dem weisen Virgil.

in einem süddeutschen Volksliede: „Haft du Guts von mir genossen,

Dir!

Sage Dank, behalt's bei

Unsre Liebschaft ist geschloffen,

die, welche selbst diese

welcher unbefugt

in

Blume knickte, gleich wie den zu bestrafen, Garten eines Andern drang — ein Ver¬

den

nämlich einem unwill¬

einen

gefühl nicht absonderlich behagt. Die Dichter des Mittelalters suchen einander zu überbieten im Vergleichen der Frauen, ihrer Schönheit, Ehre und Tugend mit den Blumen, und haben sich dabei bisweilen zu den gewagtesten Bildern fortreißen lassen, die nicht selten an die äußerste Grenze des Erlaubten streifen, und, so interessant sie auch für die Jllustrirung des Zeit¬

Stelle nachgelesen, als hier mit¬ getheilt werden. Und so war es ein ganz sinniger Gedanke, den, welcher ftcventlich die Blume der Frauenehre anzutasten wagte, oder

Ver¬

Korb, wohl auch ohne Thür, damit andeutend, daß, falls

verschmähten Freier

des germanischen Rechts, obwohl sie unserm modernen Gerechtigkeits¬

geistes sind, besser an betreffender

sich seine

wendung in Liebeshändeln, die sich noch heut hier und da erhalten haben mag, und für die das deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm

einem Schnellgalgen befestigten Korbe, dem entweder der Boden fehlte oder dessen Boden sich öffnete, in darunter befindliches Wasser fallen ließ, und sie so dem Gespött der Umstehenden preisgab. Noch diese Strafe dreizehnmal in Gera vollstreckt, und die zum ehemaligen Richtplatz führende Gasse heißt dort noch heut „am Korbe".

Frau

eines Anderen, wie sie leider fast ausschließlich das Thema der franzö¬

Und der Korb steht vor der

Thür."

Korb bereits zum Symbol der Abweisung gewor¬ den, so daß Wachter in seinem Glossar die Redensart: den Korb kriegen, erklären konnte: repulsam ferre, metapliorice de votis et precibus inanibus, quia corbi vacuae similes sunt, et nihil reportant.

So war

der

Interessant ist es, zu beobachten, wie dieser metaphorische Gebrauch sich allmählich entwickelt hat.

Da

erscheint

in einem Gedicht

von Nicolaus Zangius, vom Jahre 1611, eine schöne Dame, welche aus allerlei anzüglichen Kräutern, als: Schabab, Ungnad, Leid und Reu ein Körbchen windet und es ihrem Galan darbietet, der sich

147 dann — man

warum — hineinsetzt und natürlich hindurchfallt. In einem andern Liede heißt es dann schon: „Nimm dir das Körblein mit nach Haus, Und leg' den Abschied drein :c." sieht nicht

mehr recht,

wobei die ursprüngliche Bedeutung des Korbes bereits völlig vergessen gerade so wie wir drückt sich Christian Weise im

erscheint, und

Jahre 1688 aus: scheint doch der Brief als ein halber Korb. — An die Sage, oder an die mittelalterliche Strafe müssen wir, um auch dies noch

schließlich zu

ominösen Worte „durchfallen"

wir die Sinne von

bemerken, denken, wenn

oder

„abfallen", in

dem

„sein Ziel nicht erreichen" oder „zurückgewiesen werden" gebrauchen. Potsdam.

Dr. G.

Sello.

Mittheilungen aus der Chronik von perleberg zur Zeit des Großen Kurfürsten. Von

In der

jl.

IjÜpfllCC.

Januar 1641 wendet sich der Rath aus Veranlassung des Absterbens seines

einem Schreiben vom 8 .

Stadt

an

S. Ch. D.,

Herrn Vaters, George Wilhelm, „der aus diesem betrübten Thränendurch einen sanftseligsten Einschlaf heim gefordert", und beglück¬ wünscht den neuen, jungen Herrn, „der den betrübten Riß wieder ergänzen wird", zum Antritt der Regierung „über die ganz wenig

thal

übergebliebenen Unterthanen, daß

sie

das nunmehr recht elende Leben

Männer, Weiber, Kinder und Jungfrauen tractiret wurden. Die Schaaren visitirten Altar, Taufstein und Orgel, stahlen die Kelche und Gelder auS dem Gotteskasten. „Wie konnte Gott in seiner Gerechtigkeit eS dulden!". Weder das Alter noch die Geistlichen wurden respectirt, vielmehr ausgekleidet herumgeschleppt; Bernhard v. d. Linden im blauen Mantel und rother Narrenkappe um Geld gepeinigt, in den Ofen gesteckt, mit dem schwedischen Trünke bedacht und erhängt. Ebenso ein alter Bürger am Knopf des Predigtstuhlcs. Viele ermordete der Hanfe in der Kirche, kleidete sie auS und ließ sie nackt liegen. „Türken, Heiden und Tackaren konnten nicht ärger hausen". Innerhalb vier Wochen war außer den Sitten, Kranken und durch Torturen Ge¬ quälten kein Mensch in der Stadt. Diese lebten, da weder Brod noch Vieh vorhanden war, von Hunden, Katzen und Aas. Benach¬ barte Städte halfen mitleidig, und nach vier Wochen kehrten die Entflohenen, da

die Gastfreundschaft

der Nachbaren nicht

länger

Compagnien zu Roß und eine zu Fuß, die endlich aus Mecklenburg und Pouimern unterhalten wurden, während die Bürger von ihrer

in Frieden endigen mögen". Dann schreiben sie weiter, daß ihre gute, uralte Stadt, Metropolis im prignitzischen Kreise, die sich in Tragung

Gnade lebten.

öffentlicher Lasten und des altmärkisch-prignitzischen Schnldcnwcrkes

er

wohl bewähret habe, nun desolat und wüst worden, wie weit- und landkundig sei. Obgleich der junge Herr bei seiner Rückkehr ans den Niederlanden, 1638, bei ihnen eine Nacht zugebracht, sei es ihre harte

sie

in Anspruch nehmen konnten, theilweise zurück nub reinigten allmählig die Stadt, weil die Todten haufenweise in der Kirche, in den Häusern und aus den Gassen lagen. Gesäet war im Herbste nicht; 1639 fehlte das Sommerkorn zur Saat, das Wintersaatkorn erbettelte man Und in dieser Nothzeit kam Oberst Rochow, um Dömitz zu sich. entsetzen, mit der churf. brandenb. ganzen Armee hier durch und nahm Quartier. Was nicht verzehrt war, wurde von ihnen mitgenommen. Vom December 1639 bis März 1640 standen hier Schweden, zwei

Oberst von Rochow forderte von der Stadt Recrcat-

Da gutwillig Nichts erhielt, führte er die Bürgermeister gefangen fort, zwang der Stadt eine Obligation von 333 Thlrn. ab, und erpreßte

gelder, obgleich er keine churf. Verordnung darüber vorzeigen konnte.

Pflicht, ihm den miserablen Zustand Perlcbergs vor Augen zu stellen. Zwischen den Festungen, Plätzen und Pässen Havelberg, Werbener Schanze, Dömitz, Plauen gelegen, habe die Stadt seit 1625 durch unzählige Durchzüge, Einquartirungen, Contributionen und Brand¬ schatzungen, ohne die letzte Plünderung an. 1638, an 200,000 Thlr., die sich auf 300 Feuerstätten vertheilen, eingebüßt. Ueber 80 der

von den Bürgermeistern Konow und Krusemark eine besondere Obli¬ gation. — ,;So ist denn unsere gute Stadt ein desperat Wrack worden! Von 200 Braupfannen sind noch 6 vorhanden; Betten, Linnen, Kleider, Zinn, Messing, Eisen ist weg, zum Theil aus Noth verkauft. Während die Stadt sonst 3 bis Z x /2 tausend Einwohner zählte, sind es jetzt mit kleinen Kindern nicht 300; sonst hatten wir 3 Prediger, 4 Schuldiener, nun nur 2, und sie sehen vor Hunger jämmerlich ans. Die öffentlichen Gebäude sind ruinirt. Bürgermeister

besten Wohnhäuser seien durch Feuersbrünste zerstört, ein Viehsterben

und Rath haben nicht das trockne

habe das Vermögen consumirt, Handel und Nahrung hätten abge¬

Kleider, gehen am Stecken in die Kirche und zu Nathhaus!"

Aus Mangel an Vieh habe man den Ackerbau nicht bei¬ nommen. und folglich die Contribution nicht aufzubringen können, behalten vermocht. So habe man viele 1000 Thlr. auch vom Ausland geborgt, unter Bürgschaft von Personen des Raths und der Bürgerschaft. Viele desselben seien von der Pest 1636 u. 38 weggeftessen; nun sei ihr Credit ganz dahin; Hamburger Gläubiger und hohe Ofsiciere ängstigten sie, tractirten sie übel mit Repressalien, Personal- und Real-Arrest; kein Bürger wage sich aus dem Thor, viel weniger nach Hamburg, um Victualien zu holen.

Sie

erzählen sodann von der Besetzung der

kaiserliche Armee unter Gallas, 1638.

von Schwarzenberg,

Stadt

Auf Veranlassung

durch die des Grasen

Schreiben eröffnet einging, nahmen acht unter Gras Bucheim, einen Monat lang

dessen

Regimenter Cürassiere,

überfüllt, Kirchenund Schuldiener, selbst das Schulhaus wurden mit Einquartirung belegt, und die Kirche zum Pferdestall gemacht. Die Regimenter nahnien beim Ausbruch Getreide, Vieh, Victualien, andere Lebens¬

Ouartier mit Gewalt,

die geringsten Häuser waren

rnittel und Mobilien mit fort, nachdem sie Leute bei den Füßen auf¬ gehängt und Vielen zum Spott die Bärte gestutzt hatten. Am 15. Nov. kamen etliche Tausend zu Roß und zu Fuß, sogenannte marode Brüderlein, raubten die in der Kirche aufgestapelten, vom Grafen von Bucheim verschonten Mobilien, daß kein Stück von eines Pfennigs Werth übrig blieb. Vor züchtigen Ohren ist es nicht zu sagen, wie

Brot,

haben

keine

anständigen

Dieser Darstellung folgt die Bitte, der junge Herr Churfürst wolle durch Sammlungen in der Mark und in Preußen der Stadt wieder auf¬ helfe». Es wurde auch gesammelt. Aber nun drängten die, so der Stadt Geld geliehen, auf Capital und Zins, oder sie verkauften ihre Forderungen an deutsche und schwedische Soldaten, wogegen die

Stadt

Kurfürsten suchte. Andere boten ihr Capital für Weniges zum Verkauf an, um nur Etwas in den Fingern zu haben. Dazu kam, daß Obligationen verloren gegangen waren, und man

Abhilfe beim

nicht wußte, in was für Geld das vorgeschossene Capital gegeben war,

in vollwichtigen, oder in dem durch die Kipper und'Wipper auf fünften Theil des Werthes reducirten. Da die Stadt nach der großen Plünderung 1638 gleichsam von Neuem aufgerichtet werden mußte, so dürfte an dieser Stelle eS

ob

den

paffend erscheinen, von den Beamten Perlebergs zu reden.

Dieselben

sich in zwei Gruppen, in höhere und niedere; zu ersteren gehörten Bürgermeister, Senatoren oder Rathinannen, Sekretär, Ver¬ ordnete der Gewerke und Bürgerschaft; zu letzteren: Marktmeister, Rathsdiener, Wageumeister, Bettelvoigt, Wächter und Todtenträger, Todtengräber, Kornwärter und Holzvoigt, Thorwärter, Wehemutter, Bader, Scharfrichter, Spunder, Wagenknecht, Hospitalknccht, GefangenWärter und Kellerwirth. Wir lernen die Pflichten dieser Beamten aus den Eidesformularen kennen, nach welchen sie bei Uebernahme

theilten

ihrer Dienste schwören mußten.

148 1

.

S.

Bürgermeister und Rathmannen.

Ihr Eid lautet: Brandenburg, meinem und hold fein, auch ein Bürgermeister (als

dem Churfürsten zu

bleibe, zwei find an der Regierung, die andern beede, so das consulatum

Ch. Durchl. Stadtregiment zu Perleberg, als

verwalten und alle Sach, welche im vorigen Jahre vergangen, inne

schwöre,

daß

nach meinem besten Berniögen; ich

ich

will

auch

Raths Rath und

was mir zu verschweigen gebühret, nicht melde»; ich will auch, wie sich nach gestalten Sachen gebühren will, dem Armen als dem Reichen,

als dem Armen Recht und Gerechtigkeit gestatten und verhelfen, und das nicht unterlassen, noch um Gunst, Gabe, Liebe, Freundschaft oder Feindschaft, Haß, Neid, noch um jenige Thuns dem Reichen

willen, das mich von dem Rechten ziehen möchte, und will sonsten meines Vermögens thun, was einem getreuen Bürgermeister und Rathmann eignet und gebühret, Alles getreulich ohne alle Gefährde, Also helfe mich Gott und sein heiliges Wort." Jährlich waren zwei Bürgermeister im Amt; der eine führte vom 1 . Februar bis zum 1 . August, der andere von da ab bis zum 1 . Februar d. f. Jahres als regierender Bürgermeister den Vorsitz im Rath, und erhielt für die halbjährliche Arbeit (seit dem dreißig¬

jährigen Kriege) eine Besoldung von 26 Thalern. Von der nächsten Umsetzung des Rathes an, machten zwei andere Bürgermeister es ebenso, wie beschrieben, und im folgenden Jahre kamen die beiden ersten Die Bürgermeister waren Juristen. Die Be¬ wieder an die Reihe. Amtes veranlaßten den Bürgermeister Georg Krusemark, S. Chrf. D. mit einer Bitte um 6 Bürgermeister und 12 Raths¬ herrn zu Perleberg anzugehen.

schwerden des

Nachdem sie bereitwilligt, schreibt er zum andern hergebracht, daß das Stadtregiment

mit

Male: „Es ist

6 Bürgermeistern ist besetzet

gewesen; seit einigen Jahren haben sich die noch lebenden 4 Bürger¬ Amt ein Jahr ums andere zu führen, belegen

meister, das mühselige lassen, jedoch dabei

in Gegenwart

Bürgerschaft bedinget,

daß

es

Chrf. D. um

liches an Gelde bekommen.

2.

Er wird

3. Januar 1655."

Der Secretarius.

vom Rathe angenommen, schwört Treue dem Landes¬

fürsten und E. E. Rath; soll des Raths Rath und Geheimniß, so ihm vertrauet, nicht melden, die Schösse und Register in Einnahme und Ausgabe in Acht haben, und

in

solche Register ohne Vorwissen

und Willen des Raths nichts einsetzen, noch weniger etwas daraus lassen,

allerwenigst auch darin etwas ändern, sondern in dem Allen

Nnterschleif steuern und

wehren.

In

Sachen des

peinlichen

bürgerlichen Gerichts soll er getreulich aufschreiben was

und

fürfällt und

gehandelt wirdt, Urtheile und Zeugenaussagen vor der Veröffentlichung verschweigen, auch den Parthen von den Gerichtsacten unverdächtige,

wahrhafte Copias herausgeben. Unter den Stadtschreibern, die übrigens auch studirte Leute waren, zeichnet sich durch eine schöne Handschrift sowohl, wie durch klare, übersichtliche Darstellung der Thatsachen Johannes Unger, ein Perle-

Er hat

berger, aus.

eine lange Reihe von Eingaben und

Bittschriften

Stadt von 1670 bis 1689. 3. Verordnete der Gewerke.

an den Churfürsten verfaßt, und diente der

„Ich

schwöre,

daß

ich

dem

Amte der Gewerke Hierselbst zu

Perleberg nach meinem bestem Vermögen dermaßen vorstehen

will,

daß es meinem gnädigsten Herrn, dem Churs, z. Br., dem Ehrbaren Rath und gemeinen Stadt Perleberg zu Nutz und Frommen gereichen

möge, und

will

sonsten

thun, was einem getreuen Verordneten der

ihnen allemal frei sein soll,

Das Amt der Verordneten war in Zeiten des Kampfes zwischen Rath und Bürgerschaft ein sehr mühseliges und ärgerliches, wie sich im Verlaufe der Darstellung noch oft zeigen wird. Die Verordneten wurden später häufig Mitglieder des Raths; Bürgermeister und Senatoren

das

oder es hin¬

Ich

habe bei

aus erheblichen Gründen angehalten, und es ist

dem Rathe befohlen.

advocatur oder Commissiones abwarten können. Es wird dadurch das Rathhaus nicht graviret, sintemal nur die beeden Bürgernieister, so in der Regierung sind, etwas und zwar ein Leid¬

Gewerke eignet und gebühret re."

Jahr

sechs

haben, werden den ersten adjungiret, die beede dritten werden gelaffen, daß sie ihre Privatsach,

der Verordneten aus Gewerken und

das Stadtregiment über sich zu nehmen, — wieder auf die alte vorige Art richten zu lasse». andere

ihr angehört, erwogen;

haben zwar dasjenige, was

gnädigsten Herrn und Landesfürsten, getreu

ein Rathsherr) getreulich vorstehen, derselben Stadt und gemeine Bürgerschaft Nutz und Frommen schaffen und fördern, ihren Schaden und Nerderb verhüten und abwenden helfen

will,

D.: „Wir

befinden aber als das Zuträglichste, daß es bei dem alten Herkommen

„Ich

I.

Ch.

Auf vielfältige

Zusprache meiner Kollegen und

der Verordneten habe ich mich bewegen lassen, daß ich ums 2.

Jahr

wurden in Gegenwart der Verordneten verändert.

4.

Der Jnspector über die Roggenziefe.

Meine Jahre nehmen zu, Kräfte ab, beim Rathhaus häufen sich die Arbeiten wegen der follicitirenden Creditoren ungestüm, die Mittel zur Bezahlung fehlen

„Ich schwöre, nachdem ein Ehrbarer und Wohlweiser Rath zu Perleberg mich, anstatt unsers gnädigsten Herrn des Churfürsten zu Brandenburg, in seine Chrf. Durchl. Stadt Perleberg zum Jnspector

der Stadt, und die Bürgerschaft will nicht collectiren lassen; der reg. Sin. muß entweder von den Creditoren viel verdrießliche Worte ein¬ nehmen oder von dem Seinen Vorlage thun. Ich habe in 3 Jahren ans einander an 200 Thlr. belegt und sehe nicht, wovon ich meine Beftiedigung werde nehmen können. Ich vermag solche Mühwaltung ums Jahr nicht wieder zu übernehmen, ich müßte mich denn Weib und Kindern entziehen und meine Praris ganz darniederlegen. Zu

der Weizen, Roggen und Brantweinsziesen

gewärtigen hätten ich und die Meinigen nichts als der gemeinen

höchstes meines Vermögens verhütet und abgewendet werden mögen

Welt Lohn und allerhand unverdiente Verfolgung. Darum bitte ich E. CH. D-, mich des Consulats bei der Stadt Perleberg entweder gänzlich zu entlaffen und dem Rath zu befehlen, an meiner Stelle einen andern zu erwählen, oder falls dieser sich nieiner Assistenz femer zu gebrauchen belieben sollte, daß ich im nächsten Jahre übersehen und erst 1656 mit dem Stadtregiment belegt werden soll. 24. Nov. 1654." Hierauf bestimmt S. Ch. D., wegen Bestellung der Bürgermeister

Von einer strengen Richtigkeit der Verziesung und Register muß man, trotz des Beamten und seines Schwures, absehen. Den Beweis daftir liefert ein in Stendal abgefaßter Brief an Perleberg, der schwere Vorwürfe wegen Betrugs bei der Ziese enthält und besonders Es mußte nämlich der Scheffelgroschen auch die Vornehmen trifft. Städtekasten in Sachen des altmärkisch-prigStendalischen an den nitzischen Schuldwesens bezahlt werden. Das Schreiben beginnt: „Sie

das Stadtregiment über mich genommen. die

und Rathspersonen

es

wieder auf den alten Fuß zu setzen, noch zween

Bürgernieister zu erwählen, und Supplicanten das künftige Jahr mit Stadtregiment zu verschonen. 2. Dezbr. 1654. Da Bürgemieister und Rathmannen dagegen schreiben, antwortet

dem

günstlichen bestallt und

angenommen, daß ich demnach nicht gestatten

will

noch

soll ohne

Erlegung der gebührlichen Ziesen, jemand Weizen) Roggen und Brantweinskorn in der Mühlen mahlen zu laffen, noch selbst Ziese geben, vielweniger deswegen Geld aufnehmen, sondern vielmehr darob sein, daß die Ziesen treulich gegeben, verzeichnet, berechnet und von

mir da¬

neben fleißige, unparteyische Gegenregister gehalten und alle Unterschleife

ic."

als eine Hauptstadt sollten mit gutem Ereuipel und Beförderung der Städtesachen anderen Städten vorgehen, aber — —" und enthält die Stelle: „Wenn die Bürgemieister, denen die Jnspection ernstlich befohlen, sich selbst so unrichtig verhalten, was sollen sie denn mit Fleiß Andere zur Richtigkeit weisen?"

Von

den Unterbeamten schwören:

Der Marktmeister: „Will

die Gefangenen

und

einsetzen

verwahren; das Rathhaus auf- und zuschließen; Pfändungen vor¬ nehmen und die Pfänder aufheben; Deliquenten mit den andern Raths¬ dienern zur Haft bringen; das im Geheimen Vertraute verschweigen";

Der Rathsdiener: „Will

Aufsicht auf Holzung, Wischen,

Weiden, Stadtäcker, Güter, Dienstleute, Stadtpferde und deren Fütte¬

hat der Rath nicht sonderliche Freude Marktmeister öfter wegen Untreue, Gesöff, er mußte seine Schulden oder Untüchtigkeit entlassen; die Thorwärtcr wechselten viel; die Pferdeknechte wurden häufig weggejagt. Interessant ist die Notiz:

An gehabt;

den Unterbcamtcn

„Hans Otte,

gewesener Dorfschulmeister und Küster, ist zum Perle¬

berger Nachtwächter und Bierspunder angenommen 1672. weg und

in

rung haben; bei Verschickung nicht mehr als nöthig ist verzehren; nichts Neues machen lassen, ehe es nöthig; nichts Altes verkaufen. Will schweigen, auch das Marktgeld einfordern";

Der Bettelvoigt: „Gelobe Aufsicht ans fremde heimische Bettler. Will die Kanzel öffnen, die Kirchthürcn mit guter Manier aus der Kirche Feuertubben achten, daß sie im Winter leer,

zuschließen; Hunde

auf die

Der Goldjunge.

auf- und

Eine Erzählung aus dcni alten Berlin.

sonst aber

voll

arbeiten; Todten- und Pestträger bei ansteckenden Krankheiten sein"; nächtliches Feuer

anzeigen; über Scandal und unverschlossene Hausthüren am andern Morgen dem Rath Meldung thun. Bei Pest und andern ankleben¬ den Krankheiten die Todten begraben, oder: die Pröven herausgeben,

Miethe nachzahlen und

des

Der Todtenträger:

Bürgerrechts verlustig sein"; „Will in den Häusern der Gestorbenen

nicht stehlen; in Pestzeiten nicht davongehen, der Rath wegen Lebensgefahr entläßt";

Der Todte ugräber: „Will

eS

sei

denn, daß mich

die Grabstellen merken, nicht ver¬

rücken; nicht heimlich begraben; die große Glocke läuten helfen"; Der Kornwärter und Holzvoigt: „Will keinen Unterschleis

auf Bürgeräckern, Wiesen, Raths- und gern. Hände dulden, nicht laffen; jagende Edelleute pfänden; die Stadtrinder futtern und kein Futter unterschlagen"; Der Thorwärter: „Will auf Stadtthor, Wälle und Schlag¬ bäume, über stemde Bettler und verdächtige Personen gute Obacht haben; gestohlnes Holz nicht einbringen lassen; kein Unterschleif bei Säcken, Wagen, Garben und Gras dulden; auch von Fremden mir den Zettel zeigen lassen, daß sie den Brückenzoll erleget haben"; Der Scharsrichter: „Will nicht in Haiden und Weiden, Stadtgräben und Rathssischereien, nicht in den Rathskeller, Vier¬

neue Wege (Richtwege) entstehen

und Brantweinsschenken gehen, nicht mit langen Rohren spazieren; auch nicht über 2 Nächte fremde Scharfrichter beherbergen"; Der Spunder: „Will den Herrn des Raths auswärtig sein,

schießen oder

die Pächte

einnehmen und richtig und vollgemessen auf den Boden

(des Rathhauses) bringen; will beim Bicrspunden und Liesrung des Spundgeldes dem Rath richtig unter die Augen treten"; Der Wagen- und Pferdeknecht: „Will das Futter nicht

andern: Vieh, sondern den Stadtpferden geben, und in Berlin nicht

zuviel verzehren"; (!)

Der Bader: „Will kein Verbündniß wider den Rath machen; auf Keffel und Bottiche in den Badestuben fleißige Aufficht haben; bei Pestzeiten nicht austreten; Kranken mit meiner Kunst beispringen; das Vorkommen anklebender Krankheiten dem Rath anzeigen"

;

Der Gerichtsvoigt und Gefangenwärter: „Will

die

Verbrecher zur Hast bringen, schließen, mit Fleiß bewahren; Speise und Trank, die ihnen verordnet, ihnen ohne Abbruch reichen; kein Ansehn der Person noch unzeitiges Mitleid walten lassen";

Der Kellerwirth: „Will Wein, Bier

und

Salz

beschaffen,

berechnen; den Kauf auf's Genauste, die Unkosten auf's Geringste Jemand soll es sonst oder will nichts verfälschen, auch meine Frau dem Keller im Zank geben; nicht; will volles Maß und Gewicht keine Abends Uhr 10 regierenden Bürgermeister anzeigen und über

Gäste dulden";

will

Bon

Will

Wasser sind; das Ausrufen besorgen; nicht bei Andern in Tagelohn

Der Wächter und Todtenträger: „Will

(Fortsetzung folgt.)

und ein¬

sagen. (!)

ich Endlich die Wehemutter: „Habe ich wider Eine Groll, wachen." eine Nacht sie es nicht genießen laffen; will bei Armen

Ist 1673

Krieg gezogen."

den

George Hiltk.

(Fortsetzung.)

Zorn eilte aus dem Hause; er stürmte in das Haus des Polizeimeisters, — binnen einer halben Stunde wußte man im ganzen Reviere, daß der Goldjunge seinem Prinzipale entflohen sei. Grote hatte seinen Weg unverzüglich zu dem Staatsrath von Haugwitz genommen, dieser war von ihm bestimmt, dem Könige zuerst die Meldung von Böttchers Entweichen zu überbringen, denn Grote hielt es für gerathen, den ersten Blitzstrahlen auszuweichen. Nachdem er Haugwitz von dem Unheil unterrichtet, der eben¬ falls wie vom Donner gerührt dastand, fuhr er zu Fräulein von Wensen — auch hier die größte Bestürzung —, dann beorderte Grote einen Kourier nach Potsdam an Herrn Kunkel von Löwenstern, der Weisung, sofort nach Berlin zu kommen.

mit

Der Indessen war bereits die Mittagsstunde herangekommen. gearbeitet Ministern mit den beendet, Audienzen König hatte seine und trat nun in sein Kabinet, um die eingelaufenen Briefe zu lesen.

Er fand hier

den

Staatsrath von Haugwitz,

der sich

in äußerst

de¬

müthigen Verbeugungen dem Könige näherte.

„LI, „Ah —,

—, was führt Sie hierher?" fragte

(tone

Sie wollen

er freundlich.

dem Erperimente bei¬

mir denken, wir heute sehen werden. Es ist saus ckoute sehr interessant, und Sie, mon ami, ein Anhänger der edlen Kunst, sollen wohnen,

ich kann

welches

nicht fehlen."

„Majestät", stammelte Hangwitz, „eben dieser Sache wegen bin hier; der besagte Mann — —" „Ganz Recht — der Goldjunge —, wie Sie ihn nennen, — derselbe ist es, den ich heute aufs Schloß befohlen habe." „Ja wohl, — aber dieser Goldjunge, dieser Böttcher — —* „Nun, was ist's mit ihm?" „Er wird, — er kann nicht kommen!" platzte Haugwitz heraus. „Wie? Er kann nicht kommen, er wird nicht kommeu?" rief

ich

der

König, der bereits einige Papiere ergriffen hatte.

Apothekergehülfe nicht kommen, wenn ich es „Nein, Sire, er wird nicht kommen,

„Es

kann ein

wünsche?"

weil er nicht mehr in

Berlin ist." — König, die Papiere aus den Tisch werfend, „das wäre? Ich will Alles wissen — wo ist dieser Mensch? bei wem? — vite — vite." Wie kann er aus Berlin kommen? Partes donc „Majestät", sagte Haugwitz schüchtern, „es ist von der ganzen Sache nicht viel zu berichten. Der besagte Adept Böttcher hat über Nacht das Haus seines Prinzipals, des Zlpothekers Zorn, verlassen —" und sich — Niemand weiß wohin gewendet. Es steht zu vermuthen „Daß dieser Monsieur Böttcher ein Farceur ist", fiel der König

„Ha", rief

ein.

„Ja, ja,

der

der Liebmann

hat von Anfang an dieser Sache keinen

Glauben geschenkt".

„Majestät verzeihen", begann Haugwitz wieder, der sich beleidigt fühlte, „es will mir scheinen, als sei dies nicht die Ursache zu des Böttchers Entweichen, sondern als wäre solches aus ganz anderen Gründen geschehen".

„Nun?

aus welchen?

„Majestät,

Ich wäre begierig,

das zu erfahren".

die Kunde von des Böttchers ganz außerordentlichen

alte Mutter und ein sogenannter Helfer, ein alter Mann, der Röber bei dessen Arbeiten unterstützte. Böttcher konnte daher nicht dessen

Kenntnissen und besonderem Genie ist nicht innerhalb der Stadt¬

sicherer aufgehoben sein.

mauern von Euer Majestät Residenz geblieben, sondern vielmehr weit

Am zweiten Tage jedoch, um die Mittagsstunde, erschien Röber Des Gewürzkrämers Antlitz plötzlich oben in Böttchers Zimmer. angenommen; er fiel fast erschöpft hatte eine sehr seltsame Färbung hingen schlaff herab und er auf einen Schemel nieder, seine Arme

Viele hohe Potentaten, welche

über dieselbe hinaus gedrungen.

mit

sich

der edlen Kunst der Alchymie befassen, haben von dem Böttcher

gehört, und es ist höchst wahrscheinlich, daß Einer jener Herren dem Böttcher Anerbieten sonderlicher Art gethan habe, um den hochbegabten

jungen Mann in seine Dienste zu bekommen, und daß Böttcher solchem Anerbieten Folge zu leisten, das Haus seines Prinzipals heimlich verlassen habe". Der König hatte bei diesen Worten ärgerlich das Haupt ge¬ schüttelt. Es war ihm höchst fatal, daß ein Anderer diesen Böttcher in seine Dienste nehmen sollte, der als ein Unterthan des Königs, mindestens als zur Berliner Einwohnerschaft gehörig, sich dem Befehle seines Souvecains fügen mußte. Außerdem stachelten Haugwitz

Worte, die Vermuthung, daß einer der goldmachcnden Monarchen aus der Kunst Böttchers für sich Nutzen ziehen könne und wolle, den König besonders aus, der durchaus allein von den Künsten Böttchers profitiren wollte. „Ich werde solches nimmermehr saus sagen geschehen lassen", rief er, ,,dcr Böttcher ist bei einem meiner Unterthanen in Condition, er hat von mir, dem Könige, eine Invitation erhalten, und er darf ohne

meine Permission nicht aus

Berlin

gehen.

Ich hoffe, Sie

erkennen an, daß ich vollkommen Recht habe".

So wenig nun

Haugwitz dieser Anerkennung geneigt sein

auch

möchte, dein Könige durfte kein Widerspruch gemacht werden. Haugwitz

verbeugte

sich

daher und sagte:

„Ew. Majestät

sind gewiß

in

zog die Glocke und befahl dem eintretenden Kammerdiener,

sofort den Maltre des ßequetes, Herrn von Wedel, in das Schloß zu bescheiden.

Dann ließ

er den

Kammerherrn vom Dienste rufen

und gab Ordre, Herrn Kunckel von Löwenstern kommen gu lassen.

„Majestät",

sagte Haugwitz, „ich

weiß, daß der Kammerherr

von Grote Herrn Kunckel durch Kourier nach

Berlin

beschieden

hat".

'est den", sagte der König, „so werden wir den Kunckel desto schneller hier haben. Er soll sein Gutachten nochmals abgeben — auch nach dem Apotheker Zorn soll man senden — geschwind. Bis heut Abend muß Alles in Ordnung sein. Ich will wissen, wohin sich der Böttcher gewendet; es ist höchst unrecht, daß man auf eine

„6

so

wichtige Person nicht

„Es wird Alles

besser

Attention gehabt".

geschehen müssen, des

Böttcher wieder habhaft viel daran gelegen

zu werden", eiferte Haugwitz, dem ebenfalls sehr

war, den Goldjungen in Berlin zu sehen. „Laus deute", rief der König, „wir wollen den Böttcher nicht außer Landes wissen. Eilen Sie", herrschte er dem Kammerherrn zu, „lassen Sie die Herren benachrichtigen — Kunckel — Zorn, auch Monsieur Liebmann, ich will sie sprechen — Adieu Haugwitz — Sie können auch zur Berathung kommen — Adieu".

Er winkte mit

der Hand zum Abschiede, und die Anwesenden verließen des

Königs

Zimmer. Böttcher, der keine Ahnung von dem ungeheuren Werthe hatte, welchen man aus seine Person legte, war unterdessen bei Röber wohl

Er hatte

Ausgang Einmal wollte er Röber vollkommen sicher machen, dann gemacht. aber sagte er sich, daß sein Wirth, je länger er, Böttcher, bei ihm verborgen blieb, desto verantwortlicher gemacht werden konnte.

aufgehoben.

So war

In

der erste

haben wir's — es ist gräßlich".

„Um Gottes Willen, was giebt es?" rief Böttcher,

behutsamer

Weise

noch

keinen

Tag der fteiwilligen Gefangenschaft vergangen.

Röberö Hause wohnte außer dem Eigenthümer Niemand, als

der sofort

Unheil ahnte.

„Du hast mich in's Unglück gestürzt", entgegnete Röber. „Es ist ein Anschlag auf dem Neuen Markte, auf dem Schloßplätze, und wer weiß, wo sonst noch, in welchem steht, daß auf Befehl Seiner Majestät Jeder, der Dich verbirgt, in Strafe fallen werde, daß man Dich ausliefern und" Röbers Augen funkelten, „daß Derjenige, welcher Dich ausliefert, eine Prämie von tausend Thalern erhalten soll". Böttcher

schreckte zusammen, denn er

zweifelte keinen Augenblick

daran, daß Röber sehr geneigt sei, den Preis zu verdienen.

Arm des Krämers fassend, „wollt Ihr Röber hatte den Kopf gesenkt, er wagte es nicht, Böttcher anzusehen. „Ich — ich will nicht; aber wenn man dahinter kommt, daß Du bei mir bist — —" „ Wer soll dahinter kommen, wenn Ihr mich verbergen wollt? Endlich, was sind außerdem sollen es nur noch einige Tage sein. die lumpigen tausend Thaler gegen das Geld, was ich mir — uns

„Röber", begann ausliefern?"

er, den

mich etwa

machen kann?"

„Das ist wahr", im Käfige hat

ries der König, „so werde ich handeln, wie ich es

für gut erachte".

Er

„Da

voll¬

kommenem Rechte".

„Eh bien",

stammelte:

sagte Röber, „aber wenn man einen Goldvogel

—"

„So ist man ein Thor, wenn man ihn andern Leuten ausliefert", fiel Böttcher ein. „ Und nun weiter. Was könnt Ihr machen, wenn mir mein Erperiment nicht gelingt?" Röber starrte ihn an. „Es könnte Euch mißlingen?" fragte er verwundert.

„Es ist Alles möglich", fiel Böttcher schnell ein, „ich hoffe, von Lascaris die Tinctur zu erhalten, aber ich setze den Fall, sie wäre nicht ganz genau bereitet, sie genügte nicht — es kann vorkommen, denn die Constellation muß genau getroffen werden — dann würde der König erzürnt sein; so gut als sein Zorn mich träfe, träfe er

Euch mit, denn wenn großen Herren eine Sache fehl schlägt, werden Alle von ihrem Zorn bedroht, welche bei dem Mißgeschick betheiligt

Weiter noch; wenn ich selbst auch eine gute Tinctur zu machen im Stande bin — und ich kann sie wirklich machen —- so lausen wir Gefahr, daß unser Secretum eickdeckt werde, denn glaubt Ihr, der König werde mich jemals wieder ohne Aufticht ausgehen lassen? Nicht doch; er wird mir seine Leute mitsenden, und ich möchte den Kopf verwetten, daß Einer jener Aufpasser der Jude David aus des Bosen Geschäft sein werde, na — dann ist Alles vorbei. Der Jude ist geschcidt, der läßt nicht nach, und wenn ich laborire, hat er sicher die Kunst abgelauscht, wir sind fertig, der König zahlt vielleicht ein Paar Thaler, damit ist es genug". Röber war dieser Auseinandersetzung sehr gespannt gefolgt. Er känipfte mit sich, denn es schien ihm einleuchtend, daß das Geheimniß in Gefahr schwebte. „Aber ich sehe nicht ein, weshalb Du bei dem Könige nicht Dein Glück machen kannst", sagte er, „man will Dir wohl — Haugwitz, Kunckel — Alle sind für Euch. Sie erzählen, Kunckel habe Thränen in den Augen gehabt, als ihm Euer Ent¬ sind.

weichen bekannt geworden und gesagt: Dieses Burschen Glück hätte

Alles ist daher für Dich". Thaler bei Röber mächtig Es lag auf der Hand, und dann auch noch von Böttchers wirkten, er wollte sie gewinnen späteren Erfolgen profitiren. ich machen

wollen, wäre er geblieben.

daß die tausend

151

„Ich kann nicht vor dem Könige bestehen", rief Böttcher ver¬ zweifelt, „ihr wißt, daß mir zum Erperiment noch gewisse Dinge fehlen — —"

„Du wirst wirst

sie

erhalten".

sie

macht.

nicht gehen wollte.

auf.

Mittel

versucht würde, sich zu befreien. gut denn", sagte er, „ich will's Prokuren, ob die Sache

Nur

diese

Er mußte

gewesen

verbraucht, daß

sei,

das Thor passircn, um nach Schöneberg zu kommen

und dies war immerhin gefährlich.

Endlich hatte er fo viel Zeit

In

10 Uhr geworden war.

es

einer Stunde konnte

er in Schöneberg sein.

Nacht noch warte.

(Fortsetzung folgt.)

Ich gehe, den Lascaris Tinctur zu erlangen, welche ich noth¬ wendig zum Erperimentiren brauche. Wenn er sie mir giebt — und er giebt sie mir, wenn er sie hat — dann sollt Ihr mich dem Könige ausliefern. Kann ich die Tinctur nicht erlangen, daun —" er hielt ein. „Nun dann?" fragte Röber ihn starr anblickend. „Dann giebt es nur ein Mittel: Flucht aus Berlin. Fahrt sich

um Röber die Gewißheit zu wohin Böttcher durchaus Der Adept suchte nun die einsamsten Straßen

geben, daß er bei Lascaris

erhalten", fuhr Röber unerschüttert fort, „Du Böttcher sah ein, daß er sich festgefahren hatte,

wenn nicht ein letztes

„Nun

mußte einige Zeit verstreichen lassen,

aufzusuchen, um von ihm die

Nathhäusliches. Ein Blick in

Bild aus Berlins vergangener Zeit. „Cämmerei- Böthe" George David Jonas im '1744 nachstehende Liquidation ein: September „Vor des Herrn Krieges-Rath Thielen, Herrn Director Fiedlern und den Herrn Rathmann Kay fern Hoch Edelgeb. habe zu Rathhauße Hollen müssen, wegen überheißer Arbeit: 12. Jan.: Vor Gr. Vor 2 Boutl. Wein, ü 8 Gr. . . 16 „ So

nicht auf, Röber, es giebt kein anderes Mittel, denn ich kann ohne meine Arcana Nichts liefern, ich muß, um sie zu gewinnen, weiter

Alles, fürchte ich, wird nicht geschehen können, ohne daß des Königs Aufpasser dabei wären; ich bin verloren, mein Geheimniß ist -entdeckt, und wenn es erst im Besitze eines Andern ist, wird man dieses

welches an

19.

nicht plaudern können von dem Unrecht,



mir verübt worden".

„Blitz und Donner, Junge, Du haft Recht", platzte Röber heraus, „es ist Nichts weiter zu machen. Wir müssen Dich aus den j

Zähnen der Feinde retten.

ich weiß, daß der

Kurfürst von Sachsen, König von Polen, mich zu Dorten kann ich erperimentiren, ohne be-

Gnaden aufnehmen wird.

I

Quantum von

2

„ „

6

Pf.

6

Pf.

„ „



Thl. 13 Gr.

von morgens biß in die Nacht arbeiten müssen, und zum Essen nicht nach ihrer Wohnung kommen konnten." Im Oktober quittirte dann der Bote Jonas „gebührend" über

einige Tage auff dem Rath-Hause

!

!

j

den

!

Empfang obiger Summe.

Literatur.

!

Ueber das Verhältniß der Reichs- zur Stammesgeschichte und die Bedeutung der letzteren. Mit besonderer Berück¬

Tinctur. Ist dies der Fall, so bleibe ich und trete getrost vor den König, denn ich bin dann meiner Sache gewiß. Kann er mir die Tinctur nicht „So mußt Du Dich davon machen", sagte Röber, „und zwar er ein genügendes

1

„ „

„Dieses Essen ist zu ansang der Königl. Commission erfordert worden, da obbenannte Magistrats-Dcputirte und Cämmerey-Vorsteher

ich, sobald es vollkommen dunkel geworden, zu Lascaris eilen. Vielleicht

hat

Brodt.. Weißbier.3 Sa. 3

lästigt zu werden". Röber war bereits entschlossen. Er sagte sich, daß Böttchers Kunst ihm die tausend Thaler leicht ersetzen könne; er redete nun dem Adepten zu. Böttcher verfuhr jetzt aber schlau genug. „Ich will ja gern in Berlin bleiben", sagte er. „Also will

1

1

Thlr. —

Brandtwein.

Aber wohin?"

Böttcher athmete schnell auf, fein Plan war dem Gelingen nahe. „Wohin?" sagte er. „Ei, das ist leicht genug. Ist die sächsische Grenze nicht bald erreicht? Ich bedarf nur eines Wagens, nur eines sicheren Führers, um über die Grenze nach Wittenberg zu kommen;

.20 .2

Weißbier. .

Boutl. Vor 2 Boutl. Wein, ä l 2 Gr. Vor Eßen Vor Vor 6 Boutl. Vor 2 ledige Boutl Vor 2

mich, den armen Zlpothekcrgehülfen, schnell genug beseitigen und meine sie

reichte der

Eßen.16

Don hier fortgehen, muß sammeln und arbeiten, destilliren und rechnen,

Freunde ebenso flink, damit

die alten städtischen Kämmerei-Rechnungen gewährt

uns manch' interessantes

der

sichtigung der hessischen Landes- und Stammesgeschichtc. Von W. Arnold, ordentl. Prof, der Rechte zu Marburg, 19 S. gr. 8 ° Marburg, N. G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung. 1875.

geben-"

Ich habe Alles überlegt. Wir treffen uns um elf Uhr zu Nacht in Schöneberg bei dem Ackerbürger Kramer, meinem Vetter, Du kennst ihn, kennst fein Haus. Wenn Du mir gute Nachricht verkündest, so kehren wir Beide hierher zurück, wenn Du keine günstige Kunde mitbringst, dann muß Krauier Dir forthelfen, ich will's schon

haltene Vortrag

machen".

behalten müsse,

gerade Derjenige dem Gesammtvaterlande be¬

„Wohlan", rief Böttcher, „es sei. Ich nehme für alle Fälle meine Siebensachen mit. Auf gutes Gelingen wollen wir hoffen,

sonders

sei, der seiner speciellen

sogleich.

Röber,

ich werde Euch diese Freundschaft

Dieser bei Eröffnung der Jahresversammlung des Vereins fürhessische Geschichte

Vortrag

Um

|

,

.

|

Er

Marburg

daß

ge¬

auch jetzt,

Heimat treu anhange.

dessen

auch außerhalb Hessens um so eher manchen dankbaren Leser

finden, als er auf die Hessische Specialgeschichte nur

gegen seine

von dem Verlangen abzustehen. Herzensstimme zu sein, einen ganz entgegengesetzten Weg ein. sicher

zu

Berechtigung jeder Deutsche unbesorgt an¬ erkennen darf, variirt der gelehrte Verfasser in geistvoller und an¬ regender Weise; und darum dürfte sein hier ini Druck vorliegender

die neunte

Er schlug, um

ja daß innig zugethan

Diesen Ausspruch,

lohnen".

Stunde huschte aus dem Hause des Gewürzkrämers eine Gestalt. Es war Fritz Böttcher, der auf's Neue flüchtete. Er wollte noch ein Mal zum Hause Zorn's schleichen, eine Art von Gewissensbiß trieb ihn dahin, denn er gedachte Minchens, welche so viel für ihn -gewagt, die so fest an seine Treue glaubte; aber schnell genug unter¬ drückte Böttcher diesen Gefühlszug, seine eigene Sicherheit gebot ihm,

Jahr

nachdrücklich daraus hinweisen,

wo die Einigung Deutschlands siegreich durchgeführt worden ist, die Geschichte der einzelnen deutschen Stämme immer noch ihre Bedeutung

Die Nacht war wieder heraufgezogen und zum Gelingen des Planes ganz geeignet, denn sie war so stockfinster, daß man, nach dem alten Sprüchworte, die Hand vor Augen nicht sehen konnte.

und Landeskunde in diesem

will

j

so

viel Schlag¬

licht fallen läßt, wie zur Jllustrirung des eigentlichen Themas noth¬ L. F. wendig ist.

Berichtigung.

In

dem

Artikel „Der alte Derfflinger in der Provinz

Posen" (S. 131) ist der Schlußsatz: „So zeigt man ferner in jener Kirche re." nicht als zum Text gehörig, sondern nur als eine Anmerkung zu D. R. dem Worte Alterthum (Zeile 2 das.) anzusehen.

Zu dem Aufsatz in Nr. 5 über „Die Tempelhofer Berge bei Berlin" ist uns die nachstehende Mittheilung zugegangen, wobei bemerkt wird, daß dem Verfasser jenes Aufsatzes nur gedruckte Notizen, nicht aber die HypothekenD. R. bücher des in Rede stehenden Grundstücks zu Gebote standen. Zunächst heißt weder die Familie noch die Straße Bergemann, sondern Bergmann, wenngleich der Name fälschlich in vielen Aktenstücken mit einem überflüssigen e versehen ist. Die Familie Bergmann hat ferner das Grund¬ stück nicht gekauft, sondern Abraham Steinert hat, nach vorliegenden Kon¬ trakten, am 9. Januar 1725 das Grundstück an den Krüger L. Krähmer in Tempelhof verkauft. Desien Frau Maria, verwittwete Wilcken, ist meine Ur-Ur-Urgroßmutter. Auf deren Tochter aus erster Ehe, eine Wittwe Neumann, vererbte das Grundstück 1742, deren Sohn, der Weinmeister Neumann, es 1782 übernahm. Nach besten Tode, 1809, fiel dasselbe an meine Großmutter, Marie Bergmann, geb. Neumann, bei deren Tode, 1854, es parzellirt wurde und jetzt noch theilweise im Besitz der Familie Bergmann ist. Ferner hat mein Großvater das Haus Bergmannstraste 1 gebaut, und daselbst 1810 die Gastwirthschaft zum „Düstern Keller" errichtet. Nach seinem Tode ist diese an verschiedene Wirthe vermiethet gewesen, unter Anderen auch an einen gewissen Körting; gegenwärtig wohnt in den un¬

veränderten Räumen der Gastwirth Staben bei meiner Tante, dem Fräulein Der rc. Körting hat also niemals einen Theil des Grundstücks acquirirt und ebensowenig an die Societätsbrauerei verkauft, sondern diese hat eine östlich von diesem Theil gelegene Par¬ zelle von den Bergniann'schen Erben erworben. Auch hat der Bierbrauer Hopf nicht den hinteren Theil des Bergmann'schen Grundstückes erworben; die beiden Grundstücke grenzten an einander, und die Societätsbrauerei hat den, an der Südgrenze des Bergmann'schen Grundstücks gegen Hopf gelegenen Theil bis zum fiskalischen Terrain an der Chaussee gekauft, meines Wissens aber erst aus dritter Hand. Was endlich die Benutzung des „düstern Kellers" anbelangt, so hatte sich, nach dem Kaufkontrakt vom 17. September 1718 mit Abraham Steinert, der Hasenheger von nun ab allen Jagens, Reitens rc. auf dem Grundstücke zu enthalten; der dustere Keller dürste demnach nicht zur Aufbewahrung des auf Kgl. Jagden erlegten Wildes gedient haben, und zwar, wie der Aufsatz besagt, nach Eingang des Weinbaus, denn in dem eben erwähnten Kaufkontrakt werden auch die Weinpfähle rc. mit verkauft, die sonach auf ein bisheriges Bestehen des Weinbau's schließen lassen. Ob sich auf dem in Privatbesitz befindlichen und zur Bodenkultur benutzten Grundstücke ein Ein¬ siedler aufgehalten hat, will ich dahin gestellt sein lassen. Dr. Bergmann.

Bergmann, zur Miethe.

Vorlag von Alfred Weile in Berlin.

j

Verlag der JUciclmniui’IJicii Budilinndfung in Berlin.

Die

Allgemeiner ausführlicher

Mark Lrandentmrg

Geschiclits - Kalender.

unter

Sailer Sarl ft', bis

sthen Aegenten,

OelienUlllüer an ftenioruagemle lerfonfiiMeiien und denkwürdige dSegcßcnfieiten

lieft- Hirdlcn-

aus der

oder:

und diufkrgef'dudite

Die Guitzorvs und ihre Seit.

auf

Von

alle Tage des «Jahres.

K. F. von Kloeden.

Bearbeitet und herausgegeben

II.

Zweite Auflage.

IV. ISTieraeyer,

;

•weiland Pfarrer zu Neustadt-Bielefeld.

Nach dessen, Tode fortgesetzt von Lic. Rieh. Reinhard. Der Geschichts-Kalender erscheint in ca. 24 Heften gr. 8°, ä 50 Pf., und wird bis zum

April

n. Jahres beendet sein. Lieferung 12 und 13 wurden soeben ausgegeben.

Dieser Geschichtskalender, dessen Publication im vorigen Jahre begann, hat sich allent¬ halben der günstigsten Aufnahme zu erfreuen gehabt, wie die grosse Anzahl Abonnenten, sowie die zahlreichen Zustimmungsschreiben und Stimmen der Presse beweisen. So schreibt das Literarische Gentralblatt von Zarncke: „Eine Zusammenstellung der wichtigeren geschichtlichen Ereignisse, Geburts- und Todestage, unter dem betreffenden Datum chronologisch geordnet, hat ein unleugbares Interesse, und so ist denn auch schon öfter eine ähnliche Arbeit ver¬ sucht worden; doch kennen wir keine so ausführliche und so genaue. Der Verfasser hat sich bemüht, überall bis zu den sichersten Quellen vorzudringen, und so hat sein Werk eine grössere Zuverlässigkeit erlangt, als sie sonst derartigen Arbeiten eigen zu sein pflegt u. s. w.“

Im Verlage von B. Waldmann in Frank¬ furt a. O., Oderstraße 47, ist soeben erschienen und von demselben, wie auch durch alle Buch¬ handlungen zu beziehen:

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E. von Wildenbruch. Preis broch. 2 Mk. Eleg. geb. m. Gold¬ schnitt 3 Mk.

Ein schwungvolles, markiges und

farbenreiches

was uns der durch sein im vorigen Jahre in zwei Auflagen erschienenes Heldenlied „Bionville" bereits allgemein beliebt gewordene Autor auch diesmal bietet, das vor den bekannten ähnlichen Dichtungen E. F. Scherenberg's den Wohlklang des Verses voraus hat und ganz dazu äet ist, die Begeisterung in der Brust der . ommenden Geschlechter zu erwecken, was auch der Verfasser im Vorworte als den Hauptzweck

Epos ist

es,

S

seines Gedichtes bezeichnet.

Verlag von

Wilhelm Vieles; in Leipzig

Frederic le Grand, Oeuvres historiques ChOisies. Tome I.: Memoires pour servir Nouveile ä Phistoire de Brandebourg.

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— Verantwortlich für Redaction: Ferv. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin.

Das Blatt erscheint monatlich

zweimal

A G/’,BEHSc,

CRPMUNC*: QfS

Unter Mitwirkung von Stadt-Archivar Jidiciu, Thcod. Fontane, Geh. Regier.-Rath Freiherr Dr. von Scdcbur Dr. Brecht, Pros. Dr. Paulus Dassel, Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin :c. rc. herausgegeben von

KM

George

Jerdiuand Meyer.

»nd

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Puttkamerstr. 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Wei le in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro Zgesp. Petktzeile 25 Pfg., werden von den Herren Ha äsen stein u. Vogler, Nud. Mosse, Beruh. Arndt, sowie von der Verlagshandlung (Puttkamerstr. 8) entgegen genommen.

Märkische Alterthümer. Von '

«fricilcf.

(£.

V.

Das Innere von Berlin.

^er Freiherr

von Ledebur in seiner trefflichen Schrift: Die heidnischen Alterthümer des Regierungsbezirks Potsdam (Berlin 1852), führt mehre

in

unter Nr.

der

IV.

Umgegend Berlins

gefundene Alterthümer an, die ich

dieser Abhandlung vermehrt habe, und

in

Ich

|

8 >g.

weiteren Weichbilde,

noch

weiter vermehren

werde; dagegen scheinen vorgeschichtliche Funde aus dem Innern von Berlin noch überhaupt nicht bekannt geworden zu sein.

Museums,

mit einem !

Deckel (wahrscheinlich einer natürlichen kleinen

verdeckt und

füllt,

mit ausgeglühten und zerkleinten

gebe daher die von deni interimistischen Custos des Märkischen Herrn Buchholz, entworfenen Abbildungen von zwei im Herzen

der Stadt ausgegrabenen merkwürdigen prähistorischen Gefäßen (a und b), sogar sowie eines dritten, zwar dem spätesten Mittelalter, vielleicht

Steinplatte)

Menschenknochen ange-

bei den Ausgrabungen zu den Fundanieuten des Hauses

gifl.

Fig. a-

Folge neuer Funde im

deinnächst,

I

„och dem 16. Jahrhundert ungehörige» Umtrunks (c), der ebenso wie das Gefäß b bei den Ausschachtungen zum Bau des neuen Rath. Die Urne Fig. a wurde Hauses in der Erde aufgefunden wurde.')

Nr. 9

C.

d.

Alexanderstraße, an der sogenannten Contresearpe, bereits im Jahre

1780

*) Die Kcsselurne b ist an der Stelle, wo jetzt der Rathhausthurm steht, nach einer mir gewordenen Mittheilung des Bauraths Waescnian» ausgegraben worden. Sie hat mehrere Jahre als Sandfaß, das schöne Ge¬ säß o sogar als Tintenfaß, aus Unkenntniß ihres Werths, gedient. Ich fand beide auf dem Rathhausboden, neben altem Gerüinpel verstäubt, im Som¬ mer 1874 auf.

E. Fr.

154 es scheint, niemals publicirt und bis auf den Kauf¬ mann Wilhelm Nitze vererbt, welcher vor Kurzem die Güte hatte, das trefflich erhaltene Stück der städtischen Sammlung zu verehren. Alle drei Gefäße sind in ein Drittel der natürlichen Größe dar¬

aufgefunden, wie

gestellt und im Märkischen Museum

Fig.

verwahrt.')

einst sehr gewöhnlich

mehr vorkommend, sein,

denn noch jetzt ist

Krus mit Krug

Plattdeutsch

im Volksmunde

und vielverbreitet gewesen

im Berliner, und überhaupt im Märkischen identisch,

und

der

eine

Ausdruck

gerade so geläufig als der andere.

ist derb

a

und schwer, mit drei knopfartigen Vorsprüngen versehen, außen grau¬ braun und rauh, innen schwärzlich und glatt, schwach gebrannt, mit

Art, welche man als germanische die entlegenere vorslavische Zeit zu in Töpferei anzusprechen Dagegen gehört Fig. d zu den schwarzen klin¬ versetzen pflegt. genden Kessel- Urnen. Dieselben sind ebenfalls ohne Glasur, aber Steinbischen versetzt

von der

Charlottenburg und seine Geschichte.

und

viel stärker, schließend,

und

mehr

dein

Steingut

V0N .fcrd.

(Fortsetzung.)

Die Technik ist ersichtlich auch darin fortge¬ Beimengung von Steingrus fortgefallen, der Thon

gereinigt und gemengt, auch vielleicht auf der Drehscheibe ver¬

arbeitet ist.

Dagegen sind die

Formen

dieser Kesseltöpsc

besseren germanischen und slavischen entschieden zurückstehend.

gegen die

Sie

Unterm 3. Juni 1705 meldeten der Bürgermeister und die Rath¬ sie an diesem Tage die erste Session gehalten. Zugleich

mannen, daß erbaten

sie sich:

sind

1

über die Zeitstellung dieser über einen großen Theil von Deutsch¬ land verbreiteten seltsamen Produkte der Keramik sehr uneinig. Unbestreitbar finden sie sich mitunter in unseren ehedem slavischen

mit geglühten

Menschenknochen gefüllt, und haben sie

folgeweise in solchem Falle noch dem späteste» slavischen Heidenthum

für Todtenbestattuugszwecke gedient.

Sie kommen

aber auch

mit

Münzen vor, welche ihnen eine spätere, spät-mittelalterliche Entstehung (13. und 14. (?) Jahrhundert) theilweise zuweisen. Jedenfalls ist die Lehre von der keramischen Technik, so wenig wie Alterthumskunde, in diesem Augenblicke weit genug vorgeschritten, um bestimmt behaupten zu können: die schwarzen, klingenden Kesselurnen fangen in diesem Jahr¬ hundert in Deutschland an und hören in jenem auf. Hoffentlich wird Herr B. Dornbusch, Kaplan an St.Ursula in Köln, der mit seiner Monographie: Die Kunstgilde der Töpfer in der abteilichen Stadt Sicgburg und ihre Fabrikate (Köln 1873) an¬ gefangen hat, Licht aus einen Theil unserer spät-mittelalterlichen Ge¬ säße zu werfen, in seinem uns verheißenen und nahe bevorstehenden großen Werke über die deutsche mittelalterliche Keramik, auch diejeni¬ gen Fabrikate, zu denen unsere Urne (b) gehört, und welche in un¬ serer norddeutschen, speziell märkischen Kultur und Wirthschaft eine wichtige Rolle gespielt haben, in den Kreis seiner Betrachtung ziehen. Denn vom Rhein her, wo sich die altrömische Tradition fort¬ dauernd erhalten, ist unsere mittelalterliche Plastik, die Baukunst in Kirchen und Kapellen im Großen, wie in der Keramik und Herstellung

I.

von mancherlei Gefäßen zur Zierde und zum täglichen Gebrauch im

Kleinen, eingewandert.

Zu

diesen besseren,

bereits glasirten, braun-

glänzenden Gefäßen gehört Fig. c, das, wie seine vierfach gefaltete Randlippe und das Fehlen jeglichen Henkels beweist, zum Umtrunk gedient hat, und wegen seines gcsälteten (krausen) Fußes zu den so¬ Diese genannten Krausen (plattdeutsch Krusen) zu rechnen ist. obwohl märkischen Bauerniöpferei Gefäße müssen, in unserer nicht

.

das

Stadt-Privilegium;

2 . die Concession zu den Jahrmärkten;

plump, ein und dasselbe Thema variirend: einen kesselartigen Bauch mit einem mit Reifen verzierten, wenig eingeschnürten Halse und mehr Das Profil dieser Töpfe, oder weniger übergebogenen Raudlippen. die selten Henkel (und dann deren gewöhnlich nur einen) haben, sind Man ist in ihre armselige Form mit dem Modellirholz gebracht.

Gegenden noch

ifteycr.

sich an¬

gebrannt.

schritten, daß die besser

fast klingend

schon

Rach archivalischen Quellen bearbeitet

3. Geld, Holz und Anderes zum Rathhausbau; 4. ein jährliches Frcischießen und den nöthigen Schießplatz; 5. eine» Stadt-Phisikus, wozu

sie den

vr.

Gundelsheim

vorschlugen, und 6 . die Anstellung einer Waysen-Mutter. Daß in der nunmehrigen Stadt nicht Alles so ruhig und ordnungsmäßig vor sich ging, wie es wohl zu wünschen gewesen wäre, erhellt aus Folgendem: Unterm 2 . März 1705 schreibt der Königliche Hofbuchdrncker Andreas Luppius an den Monarchen: „Ew. Königliche Majestät haben am Neuen Jahrestage an Dero Königl. Tafel meine Wenig¬ keit zum Bürgermeister in Lüzeburg allergnädigst angeordnet; es hat sich aber die Erdmuth Sabina Müllerin nebst ihrer Mutter Maria Zilligs höchst strasbahr unterstanden, ein schändliches Pasquill voll grober Injurien und Eulumnien mir vor kurzem zuzuschicken. Und

Ew. Königl. Maj. mir allergnädigst zugelegte praedicat ja mich gar vor einen höllischen Wolff und als aller Teufel ärgster ausgescholtcn." Das Pamphlet ist gur Charakteristik der damaligen Zeit merk¬ würdig genug, um es hier wörtlich folgen zu lassen: „Lnpius, ihr Höllischer Wolff und Sathan, daß thu ich euch berichten, daß ihr noch ärger seid, als der Teuffel; wann der ein Vcrbündniß macht mit einem Menschen, so wartet er doch noch bis aus bestimmte Zeit; aber ihr kommt noch ehe die Zeit verflossen; ihr wiffet wohl, daß ihr einen eidlichen Contract mit dem Menschen ge¬ macht, im Namen der heil. Dreifaltigkeit ihn auf ein Jahr in eurer dieses von

schimpflich anzustechen,

Druckerei arbeiten zu lassen, welchen ihr zum ersten gebrochen; zum andern habt ihr ihm einige Lumpen angehänget, welche er auch mit

4 Wochen Arbeit hat bezahlen wollen, und ihr ihn ebenfalls ge¬ zwungen, einen eidlichen Wechselbrief aufzusetzen im Namen der heil. Dreifaltigkeit, welches er auch hat thun müssen; da ihr ihm dann den

die Thür gesetzet, und ihr also den andern Eid ge¬ also noch ärger als alle Teufel. Ja ihr seid oftmals zu uns herüber kommen als ein falscher Prophet

Stuhl vor

brochen, seid auch

in Schafskleidern,

und uns solche Predigten gethan von Wittwen und

„wer die betrübet, der stoßet Gottes Augapfel an", daß wir haben weinen müssen. Nun aber kann man die höllischen Wolfssklauen mehr als zu wohl sehen; ihr seid wie ein Krokodil, die lacht auch fteundlich, bis sie Einen im Rachen hat, daß sie ihn verschlinget; so seid auch ihr Höllenbrand, da ihr die Kuppelei

Waisen:

*) Die Todtenurnc Fig. a ist im Katalog II. unter Nr. 3601, der Kcsscltops Fig. b in Katalog IV. unter Nr. 17, der Krus Fig. c in Katalog IV. unter Nr. 18 eingetragen. Die Gestalt der Keffeltöpfe er¬ innert mich übrigens an die viel besprochenen broncencn Grapen, deren chronologische Einschaltung bekanntlich so viel Schwierigkeiten macht. Denkt man sich den irdenen Keffcltopf mit zwei rechtwinkligen, am oberen Rande und niit drei Füßchen (schlicht oder in Löwcnprankengestaly am Bauch versehen, so hat man ein den Broncegrapen sehr ähn¬

angesetzten Henkeln

liches Gesäß.

E. Fr.

angefangen beiderseits, bei dem Menschen uns groß und reich gemacht, wovon wir nichts wiffen; hat uns auch den Menschen ausgerühmet, so ehrlich und redlich auf der Welt wäre, ist aber allerhand Schande und Laster von ihm ausgesprenget; wenn er das

als wenn keiner

Alles ist, wird

euch der

und wenn er es

nicht

Teufel den Lohn geben für alle die Kuppelei; so lange derjenige bleiben, bis ihr ihm seine Ehre wieder ersetzt. Meine und meiner Mutter Seufzer werden zu Gott kommen, und das Wort, das ist, wofür ihr ihn haltet, fo sollt ihr

ihr uns gepredigt, das wird euch richten am jüngsten Tage. „Warum ich euch dieses schriftlich schicke, geschieht deswegen: wenn ihr euren großen Höllenrachen aufthut gegen uns, Niemand ein Wort vor eurem Maul aufbringen kann. Aber nehmt euch nur in Acht: die Weiber alle haben sich berathschlagt, wie sie euch wollen unter ihre Füße kriegen und

euch euren

prügeln, daß die Hunde das

Blut

leichtfertigen Buckel

lecken sollen.

Das

so

aus-

lasse ich

euch

da er aber keine neue

„Mundur" habe, dürfte Ein Gleiches geschähe

auch ihm, und habe man das ihm vom König gelieferte Gewehr mit Gewalt ans dem Hause geholt. Mit der Bitte um Schutz endigt das Schreiben, ohne daß ersichtlich, was der König in dieser Angelegenheit verordnet.

War das alte Dorf Lutze schon seit 1705 kirchlich und in Bezug auf Communälwcsen mit Charlottenburg zu einer Gemeinde vereinigt worden, so erging auch unterm 6 . November 1708, nachdem ein Theil der Häuser in Lützow abgebrannt war, der Befehl, daß dieselben nicht Die vom Unglück Bcttoffcnen er¬ wieder errichtet werden sollten. hielten in Charlottenburg neue Baustellen angewiesen, mit denen sie Verfügung d. d. Charlottenburg, den 20. Sep¬ Und da auch einige dieser Baustellen ohne Umzäunung liegen blieben, so erhielt der KammerSekretair Schmiel den Auftrag, in jedem Jahre eine Anzeige darüber zu erstatten, damit diese Plätze ohne Weiteres an Diejenigen vergeben würden, welche wirklich bauen wollten. In derselben Verfügung wird noch den Einwohnern von Lützow und Charlottenburg bei Sttafe untersagt, Steine auf dem Felde oder sonstwo auszugraben und Handel damit zu treiben, weil man die Löcher offen gelassen hatte. In jenem Jahre auch wurde die Sprcebrücke daselbst erbaut, wodurch die Fähre in Wegfall kam. Unterm 27. Juni 1708 petitionirten die Nenanbauenden gegen die Einführung der Accise. Sie hätten nicht zulänglichen Ackerbau, Auch gehe noch keinen Wicsenwachs und folglich keine Viehzucht. keine Straße von Berlin nach Spandau über Charlotten bürg, weshalb keine Handthierung getrieben werde. Der König möge noch einige Jahre die Accise aussetzen und die in Rede stehende Straße über Charlotteuburg führen lasten. Daraus erging schon unterm 9. Juli der Bescheid, daß die Landstraße über Charlottenburg eröffnet werden solle. WaS das Aeußerc der Stadt zur damaligen Zeit anbetrifft, so

zuletzt!"

jedoch, wie aus einer

Dann meldet Luppius in seiner Beschwerdeschrist weiter über die „grausamen Händel", welche täglich in Charlottenburg vorgehen: der Bader Auwandter habe die Wittwe Kuhlmann wegen einiger ent¬

tember 1708 hervorgeht, Handel trieben.

wendeten Holzspähne bald todtgeschlagen; ein Schweizer sei nieder¬ geschlagen und etliche Stunden als todt in der Straße liegen geblieben; item habe der Tischler Lippert den „Lehmer" Peter, als er ihn einen Holzdieb gescholten, desgleichen der Kanngießer Sauerwaldt den Landknecht Adam, und der

„Hühnerführer"

den Tischler

Seger bald todt¬

Schließlich beantragt er gegen die Pasquillschrciber eine Strafe von 1000 Thlrn., die der neuen reformirtcn Kirche in Berlin vermacht werden sollten. Nun wurde der Fiscal Voßwinkel mit der Untersuchung beauf¬ tragt, und dieser berichtete unterm 26. Juni, daß die Schreiberin des geschlagen.

Luppius verlobt, derselbe aber entwichen und die ganze Sache aus Eifersucht geschehen sei. Während der Untersuchung nieldete Luppius abermals dem Könige

Pasquills mit einem Buchdruckergesellen

eine gegen

des

ihn verübte Unthat:

„Da der Hoffiscal die Untersuchung eingeleitet, hat die Maria Zilligs nicht nur einen meiner Buchdruckergesellen, einen Schweizer mit Namen Emanuel König, fast todtschlagen lasten, sondern sie hat 12 Tischlergesellen dazu angestiftet, daß er in seiner Wohnung über¬ fallen und jämmerlich geschlagen, auch sonsten vielen Schaden ange¬ richtet haben. Das gleiche ist auch dem Schneidermeister Andresen und seiner Frau passirt. Die Ercedenten sind nicht eingezogen, da der Offizier der Wache dem Obersten Tettau gemeldet, daß der Hostischler für die Gesellen Caution bestellt hat." — Nach dem Tode seiner Gemahlin ließ König Friedrich I. das Schloß durch Eosander v. Göthe erweitern resp. ausbauen. Es ent¬ standen die „kostbare" Kapelle und Porzellankanuner so wie das Corps de Logis. Weil aber die 24,000 Thaler Baugelder verbraucht waren, wie Eosander unterm 20. Juni 1706 dem König nieldete, so erhielt

Kriegsrath von Kraut mittelst Ordre d. d. Cleve den 5. Juli 1706 den Auftrag, die Renteigelder pro November bis Februar zum Bau vorzustrecken; für das Corps de Logis aber wurden der Geheime

6000 Thaler aus der „Stallkaste" gezahlt. Als Aufseherin über das Schloß erhielt Anna Sibylla unterm 28. Mai 1705 eine neue Bestallung, in welcher derselben 300 Thaler Gehalt, anstatt des Hartfutters für drei Pferde und zwei Kühe 85 Thaler 18 Gr., und 6 Fuder Heu von den „Lützenburgschen" Wiesen ausgesetzt waren.

im Nach Beendigung des Erweiterungsbaues hielt Friedrich I. vor¬ Jahre 1706 seinen festlichen Einzug in Charlottenburg. Der schreibt erwähnte Hosbuchdrucker und Bürgermeister Andreas Luppius

König unterm 4. Dezember desselben Jahres, daß er zu Ehren verfettigen lasten (zwei dieses Einzugs ein Kunstblatt in Kupfer habe Geheimen Staats-Archiv), im noch Eremplare destelben befinden sich wollte, abprügeln" Puckel den dafür, daß man ihn aber, anstatt Dank „ dem

ausgerufen habe. wie dies der Kammertürke Affa auf offener Sttaße welcher verpflegt, Hause Außerdem hätte er einen Mann in seinem geholfen, redlich Charlottenburg bei Ausrichtung der Ehrenpsotte in

derselbe bei der Ein¬

holung nicht aufwarten.

mit Holzschornsteinen und Rohrdächcrn bis der Bauvcrwaltcr und Stadtmajor Christian Fechwcr unterm 11 . Februar 1709 um die Ernennung einer Kommission zur Revision der Häuser und Beseitigung der feuergefährlichen Ein¬ waren die Häuser meist noch versehen,

richtungen bat.

Danials hatten sich in Charlottenburg bereits sechs Bäcker etablirt, welche mit den Garnwebern unterm 3. März 1709 um Ertheilung eines Privilegiums vorstellig wurden, jedoch abschläglichen Bescheid er¬ hielten. Sie könnten sich, wie auch die übrigen Handwerker und Künstler, innerhalb dreier Jahre zu ihren Jnnungsgenossen i» den benachbatten Städten halten, nach welcher Frist berichtet werden solle, ob sie soweit daß man ihnen das Privilegium ertheilen könne. Hatte die schmerzliche Erinnerung an die zu früh verstorbene Gemahlin schon König Friedrich I. von Charlottenburg fern gehalten, so kam dasselbe auch unter seinem Sohne Friedrich Wilhelm I. nicht angewachsen seien,

in Aufnahme. Dieser haushälterische Regent, welcher, entgegen ftivolen Richtung an den damaligen Höfen, das schlichte deutsche Hauswesen in seiner Umgebung wie in der Staats¬ wieder

der französischen,

verwaltung durchzuführen sich bestrebte, war von einem gewissen Wider¬ willen gegen das Charlottenburger Schloß mit seinen ausgelassenen „Witthschaften" erfüllt, an die seine Erinnernngeu aus der Jugend¬ zeit sich knüpften, und die sein lebhaftes Teinpcrainent nicht zu über¬ winden vermochte. So ist denn über das Schloß während der Re¬ gierung Friedrich Wilhelms I. nur zu regiftriren, daß derselbe die Nachtlokale seiner Grenadiere dicht neben den königlichen Gemächern Herrichten ließ, und

höchstens sein

Tabaks-Kollegium hier um

versammelte.

(Fortsetzung folgt.)

sich

156

Mittheilungen aus der Lhronik von perleberg zur Zeit des Großen Kurfürsten.

sein Schwager

Von H. Döpfner. (Fortsetzung.)

Bürger in Perleberg war 1648, wo man eine Häuserrevision Behufs Eintreibung der Contribution vornahm, noch sehr gering, und viele Familien konnten theils aus Armuth, theils wegen anderer übernommenen Leistungen, z. B. Einquartierung, nicht

Die Zahl

der

zur Zahlung der neuen Abgabe herangezogen werden;

etliche aber

befreit, z. B. die Kirchenbeamten. Die Last lag also aus den Schultern weniger Leute. Und die Contribu¬

waren

überhaupt

tion drückte

sie

davon

nicht allein,

mußten auch die Urbede und alte

sie

Nrbedegclderreste sowie städtische Abgaben erlegen, sie mußten ferner noch an die

Tilgung

der

Wir

in

dem großen Kriege gemachten Rathhaus¬

1651 der Obrist Marcus von der Lüttichcn ein der Stadt 1636 geliehenes Capital sammt den Zinsen mit der Drohung einforderte, ini Falle der Nichtbezah¬ lung die Bürgen anfassen zu wollen, und daß deßhalb Rath und Gewerke einen Theil der städtischen Aecker für 1000 Gulden der St. Jakobykirche wiederkäuflich überließen. — Ueber das Jahr 1653 — 54 ist im Archiv der Stadt ein Band schulden denken.

lesen, daß Anno

von Rathsprotokollen vorhanden, der manches Interessante bietet.

Bulß, Hans Schultzens

Schmiedeknecht, eingefunden.

in der Kirche, in der Frühe und in der Hohenmeßpredigt gewesen zu fein, gab sodann aber zu, daß er in der Frühkirchc sich nicht befunden. Er sagte femer aus, Bulß habe eine Kanne Wein holen lassen, die er mit aus¬ getrunken, er fei dann zu Bette gegangen und habe das Stürmen nicht gehört. Mit der Ermahnung, sich des Trinkens zu enthalten, Auch er behauptete fälschlich, gestern zweimal

Eben

(Es ergab

wurde er entlasten.

übrigens, daß die Gesellschaft

sich

Noch beriethen die Herren, ob 5 Quart Wein getrunken hatte.) Kobers Sache nach Brandenburg zu verschicken fei, als Daniels Frau

Es wurde ihr nach kurzer Berathung eröffnet, daß ihr Mann 7 Thlr. Strafe bezahlen oder sie im Thurme absitzen solle. Sie bat, wenn die Strafe nicht gemildert werden könne, ihr Theilzahlung zu bewilligen; der Rath ging aber darauf begehrte, vorgelassen zu werden.

nicht ein, sondern beauftragte sie, ihrem Manne den Beschluß zu Bald kam sie wieder, „und thäte sowohl sie als ihr Mann melden.

bitten, sie vor diesmal mit der Strafe zu verschonen; sie hätten weder Heller noch Pfennig dazu." Der Rath schien unerbittlich, erklärte aber sodann, noch 14 Tage mit der Bezahlung warten zu wollen, wenn

Bürgen bringen; schließlich be¬ Thlrn. zustieden sein zu wollen; für

sie einen

quemte sich der Rath., mit 6 3 Thaler, die sofort zu bezahlen waren, sagte der Krahner Joachim

hat die Umsetzung des Raths stattgefunden, und in der ersten Sitzung am 15. Februar 1653 „bringet der Herr Bürgermeister in propositio, daß er im Namen Gottes zu des Rathes Sachen den Anfang zu machen vermeine, und habe er einen Zettel vom Secrctario an den Herrn Pfarrer, dem lieben Gott am künftigen Sonntage zu danken, Sodann wird über die Diener des Raths gesprochen, aussetzen lassen." was an ihnen auszusetzen wäre, und ob sie wieder auf ein Jahr bei¬ Marktmeister, Holzvoigt, Spunder und behalten werden könnten.

Fritze gut, 3 Thaler sollten zu Osten: bezahlt werden.

Thorwärter werden sämmtlich vorgefordert und ermähnt: „Du, Lorenz, „Du, Spunder, hast dich sollst dich des Vollsaufens enthalten". über die Herrn des Raths zum öfter» mit unhöflichen Worten oder auch in deren Gegenwart vernehmen lassen!" „Ihr Thorwärter habt die Bettler öfter in die Stadt hereinlanfen lasten, auch auf Dämme und Schlagbäume keine Aufsicht gehabt." — Alle versprechen Treue

nehmen und

und Gehorsam und werden darauf auf ein Jahr hinwieder bestellt. Zur Jllnstrirnng des städtischen Lebens in damaliger Zeit diene 1 ) Bei dem Müller Daniel Kober war in der Nacht Feuer im Hause, und es mußte die Sturmglocke Februar 21. zum geläutet werden. Da er in Güte nicht zu Rathhaus kommen wollte, wurde er durch die Diener dahin gefordert und gebracht. Auf Bestagen, ob er gestern (Sonntag) in der Kirche und in welcher Predigt gewesen, sagte er: „In der hohen Meß!" „Was für einen Text hat Hierauf konnte er nicht antworten, gestand der Prediger gehabt?" vielmehr, daß er die Kirche nicht besucht, und suchte sich damit zu entschuldigen, daß er die Leute, mit denen er gesoffen, weil sie zu

noch Folgendes:

ihm gekommen, nicht habe wegjagen können. Nun wurde beschlosten, daß er bis auf Weiteres in den Thurm gebracht, der Casus aber aufgesetzt und nach

Brandenburg

werden

geschickt

beabsichtigte der Rath ein Verhör der Saufbrüder.

solle;

außerdem

Als das Weib

Kobers vernahm, ihr Mann würde in den Thurni gebracht, eilte sie mit ihrem Kinde auf das Rathhaus, fiel auf ihre Kniee, und bat die Herren weinend um Gotteswillen, ihren Mann

Die Herren ließen

sich

meisterei gebracht, bis die

erweichen,

Inquisition

mit

dem Thurme zu verschonen.

und er wurde in die Markt¬ geschehen.

Der indeß als Zeuge

durch Lorenz citirte Bäcker Joachim Hornemann ließ sich entschuldigen, daß er anjetzo nicht kommen könne, er habe einen Ofen voll Semmeln,

wolle aber bald erscheinen.

in der Mühle sie

Als

er kam,

erzählte er, er fei gestem

gewesen, sei sodann zu Kober

ins Haus gegangen, weil

zusammen einen Trunk hätten thun wollen, und es habe

sich auch

Sie

einen Bürgen außerhalb des Raths vorstellen könnten.

sie

bot 2 Thaler, dafür wolle

17. Februar wurde der kurfürstliche Fiscal Nicolaus dem Rathhause angemeldet, und der Rath berieth sofort darüber, ob er vor dem regierenden Bürger¬ Der Herr kam im Auftrage Sr. meister oder nach ihm sitzen solle. Durchlaucht, den Verhandlungen des Rathes mit dem Perleberger

2) Am

Sadenbeck

in einer Commission auf

Bürger Hans Poley beizuwohnen,

Billigkeit

zu

Orts in Berlin

der sich höchsten

wegen etlicher Rechnungen beschwert hatte; er bat, beobachten.

die Sache vorzu¬

Der Rath bedankte sich bei in Poleys Haus gar

dem Herrn, daß er an diesem Orte, weil doch

wenig Gelegenheit sein möge, erscheinen wollen, insonderheit, da man die Rechnungen hier „bei Händen" habe; äußerte, daß man mit des

Herrn Hoffiscalis Person zustieden sei, er müsse aber erinnern, es hätten Poleys Gesteundte sich vernehmen lassen, es würde ein Mann von Berlin koimnen, der würde es dem Rath thun :c., und auf Im Laufe solchen Fall wolle der Rath sich fein Recht reserviren. der Verhandlung, auf deren Inhalt wir nicht weiter eingehen wollen, erklärte der Rath, es sei bei diesem Rathhause also hergebracht: „wenn

will, daß ihm was soll gut gethan werden, muß er seine Prä¬ tension mit des Raths Assignat belegen, und nicht also (wie Poley) in's Wilde 100 Liquidationes formiren." Demgegenüber Poleys Ver¬ einer

theidiger: Poley habe sich auf Zettel berufen, hätte auch gehofft, noch mehr zu produciren, die ihn: doch im Laufe des Krieges fort¬ Wie auch E. E. Rath selbst erfahren, daß die Obliga¬ gekommen. tionen,

so

von

ihm

Klägers stand auf so

mit

gefordert, nicht mehr vorhanden.

so schwachen

Die Sache

des

Füßen, und er war den: Rathhause

rückstär:digen Steuern verpflichtet,

niit ihm

daß

er schließlich

bitten

hier verbleiben könne; worauf der Rath erklärte, er könne behalten werden, wenn er

mußte, man niöge

es so

anloben würde,

hiernächst des Saufens, Tumultuirens, so er zu

sich

machen,

daß

er

Rathhaus gefordert würde, zu enthalten; wenn er femer jetzt oder da das sobald nicht

Rathhausschulden bezahlen,

seine

ginge, Mittel

Auch der Hoffiscal brachte an, er¬ wohl, daß es mit dem Poley einen elenden Zustand habe, er Er möchte zwar früher reicher gewesen sein, jetzt wäre es Armuth. müßte bekennen, daß der Rath seine Fordemng mit seinen Büchen:

zur Zahlung vorschlagen würde. sehe

dergestalt belegt, daß denn jeder nichts zu reden, und wäre nichts bester, denn daß die Sache

in Güte aufgegriffen werden

geschah nach seinem Wunsche.

möge.

Es

3) Hans Wiese hat in Wittenberge Speck, Fleisch und Häute

Brandenburg um Urteil über ihn einzuholen gesandt und scheinet auch allen Umständen, daß er wohl am Galgen sein Leben werde enden müssen. Weil nun der vorige Galgen alt und vor noth bc-

Obgleich der Bestohlene äußerte: „Bekomme ich das Meine wieder, will ich mit dem Kerl nichts zu schaffen haben, und mag er

nach

alsdann lausen",

funden, daß neben demselben ein neuer aufgerichtet werden muß, sind

gestohlen.

fest gemacht

wurde der Dieb beim hiesigen Marktmeister hand¬

und in Verhör genommen.

Marktmeister: „Wo warst du Wackernagels

Haus."

dazu Zimmerleute bestellet worden, welche auch denselben ausgehauen

diese

Wackernagel:

Gefangener: „In bis 2 Uhr." Markt¬

Nacht?"

„Nur

„Wo warst du diese Nacht?' Gefangener: „Ich sag's nicht, Darauf: „Im Krug zu Sickow." Der. Dieb wurde visitirt, er hatte ein Messer und Ingwer bei Er gestand nach harter Bedräuung, das Meffer gestohlen 311

und als

sie

ihn auflichten wollen, von uns begehret, wir möchten ihnen

etliche aus der Bürgerschaft zuordnen, die ihnen die Hand zum Auf¬

meister:

richten bieten möchten, da solches

laß mich zufrieden!"

in

sich.

haben.

Das Gestohlene wurde

durch den Spunder geholt und dar¬

in Gegenwart des Diebes ein Protokoll aufgenommen. Der für dessen Speisung der Marktmeister 18 Gr. erhielt, wurde in den Thurm gebracht. Die Kosten sollten dem Gericht zu Wittenberge abgefordert werden, im Fall der Weigerung dem Bestoh¬ Da auch dieser nicht zahlen wollte, mußte sie der Rath über lenen. Da der Gefangene vor 2 Jahren einen „muschfarbenen" nehmen. sich Mantel hatte verkaufen wollen, wurde er über den Erwerb desselben befragt. Er wollte ihn von Mecklenburgern für 1 Thaler gekauft Bald war der Bericht über den Dieb angefertigt, der Rath haben. über

Gefangene,

fand ihn gut und schickte ihn nach Brandenburg. Die Zimmerleute forderten für den Galgenbau 12 Thaler und 2 Tonnen Bier; der Bürgermeister bot ihnen die Hälfte. Statt der

Hülfe

der Bürgerschaft wurde

Der Bürgermeister, hieß müssen.

Statt

es,

einer neuen

ihnen die der Hofediener versprochen.

würde den ersten Hau

Art wollte man

mit

einer Axt thun

gegen ein Trinkgeld eine

alte dazu borgen. Ein Rathniann berichtete, die Lenzener hätten für den Bau ihres Galgens nichts bezahlt, aber soviel Bier gegeben, als Ein Bote wurde nach Lenzen gesandt, um über sie sausen wollten. Kosten, Bier und Ceremonien beim Galgenbau Erkundigungen ein¬ zuziehen. — Jürgen Hennigk beschwerte sich über die Leiuwebergilde. Er war nämlich vor 8 Tagen von den sämmtlichen Gewerken beftagt worden, ob er als ein alter Bürger nicht wisse, wie es hiebevor, als

sie

nicht alleine nöthig, sondem auch

gut Theil uns selbst

der Nachbarschaft gebräuchlich, daß zu solchem Werk ein

thun müßte, nebst etlichen von den alten Bürgern solches daß es bei Setzung der alten Justicieu als Lenzen ist es auch noch neulich, als daselbst selbst habenden Amts und der Stadt Lenzen der

Bürgerschaft Handreichung

allemaßen

nicht allein erinnerlich, hergebracht, sondern zu wegen E. Ch.

D.

da¬

ein neuer Galgen aus¬ Ob nun zwar angerichtet worden, also beibehalten und observiret. fangs eine große Anzahl von der Bürgerschaft, die dazu helfen sollten,

von den Verordneten auch der Bürgerschaft und den Gewerken beliebet, auch getafelt worden, so haben sich doch die Ausgefallenen nicht allein gesperret, sondem sich dergleichen ehrenrührige,

verkleinernde und ver¬

drießliche Reden wider uns vernehmen lassen, daß

wir uns

selbst ent¬

färben, dieselbe zu Papier zu setzen. Nun muß gleichwohl solch Werk fortgesetzt und der Galgen errichtet werden und finden wir nicht, daß

allein dasselbe ohne Gefahr möchten thun können, wir stehen auch an, ob sie sich alleine dazu werden wollen gebrauchen die Zimmerleute

lassen,

weil in

der Nachbarschaft es also hergebracht, daß nebst anderen

Ceremonien auch dies adhibirt wird, daß etliche aus der Bürgerschaft Helsen müssen,

Ersuchen demnach E. CH.

D. unterthänigst, Sic

ge¬

ruhen in Gnaden und befehlen der Bürgerschaft Hierselbst und sonderlich denjenigen, die beim Loosziehen oder per sortem ausgefallen, daß sic bei Vermeidung des Gefängnisses sich zum Richten des Galgens ehestens

gerichtet, und hatte ihnen zum Bescheid gegeben, daß dazumal 30 bis 40 Personen im letzten Viertel, darunter auch er gewesen, mit hinaus¬

gestellen sollen, wir reserviren uns außerdem die Strafe wider die¬ jenigen, so sich über die Widerspenstigkeit auch harter, grober und reicher Worte haben vernehmen lassen und bitten solches dem rescripto gnädigst infcriren zu lassen. 5. Mai 53." Der Kurfürst antwortete der Bürgerschaft folgendermaßen: „Unsern Gruß zuvor. Liebe Getreue, Nachdem sowohl bei euch als an andern Orten Herkommen, daß den Zimmerleuten, so Gerichte und Galgen

Hülfe geleistet. Nun unterstünden sich seine Mitmeister, ihn deswegen aus der Gilde zu stoßen, indem sie ihm die Lade hätten

bauen müssen, bei Aufrichtung derselben einige aus den Bürgern Hülse und Handreichung thun pflegen, so hätten wir uns zu Euch versehen,

die alte Justiz gerichtet, damit gehalten und von welchen dieselbe auf¬

gezogen und

abfordern lassen.

Er

ja dazuiualen

habe sich

dessen

nicht weigern

können, weil er dem Churfürsten von Brandenburg und dem Rath getreu und hold zu sein geschworen. Der Rath forderte nun die Lein¬ weber zur Verantwortung

vor;

sie

wurden

durch Hans Engeln ver¬

treten und gaben an, daß ihre Knechte dahero, daß Kläger dergleichen Worte geredet, bei ihnen nicht arbeiten wollten; zudein würden sie deswegen von einem Jedweden angefahren, könnten auf der Gasse nicht

wie denn Jacob Kotelmann gestrigen Tages zu ihm und seinem Bruder gesagt, ob sie hinwollten und den Galgen richten helfen? Auch habe Caspar Kriegmann im Stadtkeller geäußert: „Haben es sicher gehen,

dazumal die Leinweber gethan, sollten sie nun es auch thun." Der Rath ertheilte den Leinwebem ihres Unfugs halber einen scharfen Verweis und befahl ihnen, die Lade an Ort und Ende, wo sie gestanden, wieder hinzuschaffen, den Kläger vor wie nach als Gilde¬ bruder anzusehen, und reservirte sich eine weitere Bestrafung. Auch dem Jacob Kotelmann,

der

auf's Streiten legte, wurden seine hinfüro dessen zu enthalten, verwiesen. sich

Worte mit dem Befehl, sich Die Auftegung in der Bürgerschaft um den Galgenbau hatte den Rath zu folgendem Schreiben an den Churfürsten veranlaßt: geben „Unsere pflichtschuldigsten Dienste gehorsamst zuvor, und wegen Mensch ein bei uns Deroselben unterthänigst zu vernehmen, daß

betriebenen Diebstahls angeklagt und als er dessen überführet, ein¬ gezogen worden. Wir haben auch schon an Schöppenstuhl nacher

Ihr

würdet hierunter Eure Gebühr beobachten und bei Verfertigung

Galgens bei Eurer Stadt schuldige Hülfe ohne Widersprechen Wir vernehmen aber zu unserm ungnädigen Mi߬ geleistet haben.

des

fallen, daß diejenigen Eures Mittels, auf welche das Loos gefallen, geweigert, sondern auch wider den Magistrat sich nicht nur dessen ehrenrührige, verdrießliche und verkleinerliche Reden ausgeschüttet, de߬ halb sie beschwerliche Klagen führen und wider die Verbrecher ver¬

wirkte und wohlverdiente Strafe sich nicht unbillig reserviren, unter¬ thänigst bittend, wie der Einschluß zeiget. Wie nun solche wider¬ spenstige und boshafte Bezeugung mit gebührendem Ernst angesehen werden muß, Also haben wir den Supplicanten auferlegt, die Inju¬

rianten nanikundig zu niachen und citiren zu lassen, so soll es nach Befindung an gebührender Strafe nicht ermangeln. Euch aber, in¬ sonderheit derer, auf welche das Loos gefallen, Hülfe zu leisten betn, Bau des Galgens, befehlen wir hiermit ernstlich, solches unweigerlich zu thun, oder daß gen

Strafen

ihr mit Gefängniß und

anderen euch nicht gefälli¬

belegen werden sollet, unfehlbar gewärtig zu sein.

geschieht unser ernstlicher

Wille.

Daran

Mai 53."

14.

Diesen Bescheid übergab jetzt der Rath den Verordneten zur Mittheilung an die Bürgerschaft. „Ach," sagten die, „wir sind un¬ schuldig, daß es so gekommen!

gehalten, und müssen bittere Pillen

bekannt.

Wir

werden höhnisch und spöttisch

aufftessen, das ist

Gebt uns guten Rath, wie

es

mit

Gott im Himmel

diesem Befehl zu halten,

158 sollen

wir ihn

erbrechen,

oder

ihn

den Zeugen,

die die Bürgerschaft

Ein Verordneter fügte hinzu, die Bürger¬ schaft sei ärgerlich, daß der Rath in die Orbede gewilligt habe. Die Pritzwalter hätten sich geweigert und es sei iin Verhör erkannt, daß an uns schickt, übergeben?"

die Bürgerschaft das geringste dazu zu contribuiren nicht schuldig.

Der Rath citirte nun Caspar Meves seiner verkleinerlichen Reden und injuriösen Worte wegen, die er um die Errichtung der Justiz gesprochen, und die der Rath hatte nachschreiben lassen, auf das Rath¬ haus, und legte ihm die Frage vor: „Willst du gestehen, oder sollen wir Zeugen holen?" Daraus erklärte Caspar, es möchten wohl Worte gefallen sein. Er habe gesagt, ein Schelin könne nicht Bürgermeister sein; es wäre einem Menschen wohl eher ein Wort entfallen, und er sei ja ein Mensch wohl. Der Rath verlangte ein ganzes Geständniß, er würde dann mit 40 Thaler Strafe zufrieden sein; andernfalls würde er nach Urtheil und Recht (nach Brandenburg) schicken. Caspar: „Ich sehe wohl, viele Hunde sind des Hasen Tod." Da das Wort im Senate sehr übel aufgenommen ward, besann sich Caspar schnell eines Bessern und gestand, daß er dem

Rath in Gegenwart

ordneten gar zu viel gethan habe und bat um Verzeihung.

der Ver¬

Rath:

„Zahle 40 Thaler!"

Caspar: „Macht es so mit mir, daß ich es ertragen kann. Ich will 10 Thaler geben!" Rath: „Es ist uns mit dem Gelde nicht gedient. Gehe in den Thurm und sitze es ab." Caspar: „Ich biete 12 Thaler!" Rath: „Gieb 25!" Nu» bot Caspar 15, endlich 20 Thaler, woraus die Einigung erfolgte. Der Injuriant bezahlte 10 Thaler baar, und 10 Thlr. zu Johannis. Die Bürgerschaft war indeß in den Besitz des kurfürstlichen Schreibens gelangt, und hatte einen Gegenbericht beschlossen. Der Bürgermeister äußerte, er trage zwar keine Scheu davor, es sei ihm aber unan¬ genehm, dieser Sache halber stehen.

Ein Verordneter

mit

der Bürgerschaft vor Gericht zu

der Bürgerschaft bat den

Rath, er möge auf die Gewohnheit zurückgehen, aber die Leute nicht zwingen, beim Galgenbau Hülfe zu leisten. In Lenzen sei es freier Wille gewesen, und in Grabow habe die Bürgerschaft mit fliegenden Fahnen nur zu¬ gesehen. Es geschähe hier die Weigerung nicht ex rebellione u. s. w., worauf der Rath sagte, er habe die Sache nun der Länge nach er¬ fahren; es sei die Meinung nie gewesen, daß die Bürgerschaft selbst mit Hand anlegen solle; es sollten Personen dazu gedingt werden. Bürgerschaft: „Laßt Tagelöhner ansagen! auf ein paar Tonnen Bier kommt es nicht an; die Bezahlung kann aus der Contribution ge¬ nommen werden." Der Rath verlangte, die Bürgerschaft solle die Leute dingen; diese wünschte, der Rath möge es durch seine Diener thun laffeii. Rath: „Wir werden euch die Diener dazu leihen!" Bürgerschaft: „Thut ihr es, uns parirt man nicht." Rath: „Die Bezahlung des Bieres kann nicht aus der Contribution genommen werden." Bürgerschaft; „Verfahrt doch nicht so scharf mit Caspar MeweS!" Rath: „Mit der Justiz hat das nichts zuthun, und wir lasten uns darin keine Eingriffe machen." — Nu» wurde Jürgen Hennigk beftagt, was ihm wissend, wie vor diesem das Gericht aufgerichtet. Der sagte: „Das vierte Quartal wurde dazu angesagt,

es gingen an 30 Personen mit hinaus, ich Die Leute wohnten alle um St. Nicolaus herum. Es ist uns nichts gegeben worden, doch ist mir noch unvergeffen, daß

selbst auch.

der alte Konow, wie

wir hineingekommen, zu uns gesagt: „Der Galgen ist nun fertig; ich hoffe, ihr sollt noch theils selbsten daran zu hängen kommen." Am 6 . Juni sammelten sich ftüh um 6 Uhr die Thorwärter, Tagelöhner, Zimmerleute und Hofediener des Raths vor dem Rathhause und zogen dann „mit Geigen der Spielleute" aufs Gericht; zwei Tonnen Bier wurden nachgefahren. Der Bürgermeister, ein Rathmann und der Secretär fanden sich bald danach ein, sahen der Arbeit zu, und dann ermahnte ersterer die Leute, beim Trünke ftiedlich zu sein. Indeß die drei Herren nun auf dem Weinberg zu ihrem Vergnügen verweilten, zogen die Arbeiter mit Musik und Fahnen



in die Stadt, wo sie noch zwei Tonnen Bier erhielten, die von den Zimmerleuten und Tagelöhnern im Gasthause Serv. Melle¬ manns, von den Hofdienern in der Haferstraße bei den Dienern auf zurück

der Gasse geleert wurden."

Bald kam das Urtheil, das auf Tod durch den Strang lautete. Das niachte neue Berathungen nöthig. „Läßt sich eine Feuerleiter bei der Hinrichtung benutzen?" (Ja!) „Wie muß die Kette gefertigt werden?" (Die ganze Gilde muß dabei helfen und erhält eine Tonne Bier und 5 Thaler dafür.) „Wie stark muß das Seil sein?" (Der Seiler hat unterschiedliche nach Putlitz gemacht, die der Scharfrichter „Was bekommt der Scharfrichter?" (Für das Besteigen bestellt.) des neuen Gerichts eine Tonne Bier, sein Knecht 1 Thlr. Trinkgeld.) „Wer muß den armen Sünder hinausbegleiten?" (Ein Viertel der Bürgerschaft, sagt Serv. Mellmann; die Diener, sagt ein Anderer.) Es wurden auch die Prediger gebeten, dem Verurtheilten das Gesetz zu schärfen und mit Trost beizuspringen. Schließlich handelte es sich um die Bezahlung der Kosten, die über 50 Thlr. betrugen. Für ein zum Hause gehöriges Hausland beschloß der Rath 6 Schillinge, für ein zugekauftes 3, von einem Büdner 2 zu nehmen. Als er aber sah, daß dadurch nur 40 Gulden zusammenkämen, setzte er fest, statt der Schillinge Groschen einzufordern, und im Fall die Bürger¬ schaft die Zahlung verweigern würde, den Scharfrichter an sie zu ver¬

Der Rath machte den Verordneten bekannt: „Die Kosten Thlr. Wenn wir statt der Schillinge Groschen nehmen, erhalten wir nur 43 Thlr., es fehlen also noch 17 Thlr. Aus den Registern ist zu ersehen, daß früher ein Zuschub geleistet wurde." weisen.

betragen 60

Verordnete: „Die Bürgerschaft weiß sich nicht zu erinnern, daß das je geschehen sei; sie wird nichts geben. Nehmet es uns nicht übel; wir können nichts thun, wenn sie nicht will." Und wirklich verstand sie sich zu nichts,

Urbede

und

besonders

aus Groll über die Urbede.

berichtete Andreas Krusemark,

habe

er sei

Wegen der

in Pritzwalk

gewesen

Rath und Bürgerschaft gelesen. Derselbe hielte in sich, daß die Gefälle der Orbede, da der Rath beweisen könne, daß er keinen andern Zugang dazu hätte, aus der Contribution gezahlt werden sollten. — Die Galgengeschichte endet in den Akten mit der Benierkung: der Küster weigert sich, die Me߬ glocke über den armen Sünder zu ziehen. den

Abscheid

zwischen

(Fortsetzung folgt.)

Der Goldjunge. Eine Erzählung aus dem alten Berlin. Von

George Kiktk.

(Fortsetzung.)

Das Glück

Böttcher günstig. Er passirte das Thor, ohne den geringsten schlimmen Zwischenfall, da gerade einige Frachtwagen sich ebenfalls auf der Durchfahrt befanden. Die Landstraße nach. Schöueberg war bald gewonnen und der Flüchtling schritt, ohne Furcht belästigt zu werden, dem Dorfe zu. schien

Hinter den Fenstern der Häuser gewahrte er noch Licht, die Straße war durch Fuhrwerk belebt. Das Haus Kramers lag dem großen Küchengarten (heute der botanische Garten) fast gegenüber, und war durch einen Vorgarten von der Straße getrennt. Böttcher gelangte bald zur Hausthüre, zog die Glocke und wurde von Kramer und deffen Familie erkannt, und als alter Bekannter aufgenommen. Kramer selbst war nicht wenig erstaunt, den Goldjungen zu. so später Stunde in Schöneberg und in seiner Behausung zu sehen, allein Böttcher hüllte sich in geheimnißvolles Schweigen. Er bat Kramer nur inständigst, von seiner Ankunft Niemandem etwas zu sagen, bevor Röber nicht eingetroffen sei. Kramer entließ daher.

die

Mitglieder seiner Familie und blieb mit

seiner Ehefrau

„Weshalb nicht?" eiferte Kramer.

und

Böttcher allein.

Die Unterhaltung war eine, für Böttcher äußerst peinliche,

reichen Manne zu machen

denn die Kramer'schcn Eheleute versuchten den Flüchtling auszuforschen, der seinerseits alles

Mögliche that, um jede Nachforschung zu

„Haltet tretend,

ver¬

Dabei vermochte Böttcher nicht, seine Unruhe zu verbergen, die doppelt stark wurde, als Minute auf Minute verstrich, ohne daß Röber sich einstellte. Böttcher, der einige Male zuur Fenster trat, benierkte, wie die beiden Ehegatten sich Zeichen hinter seinen Rücken eiteln.

machten, sich eine

Kramer ging hinaus, wn zu öffnen und kehrte Nach kurzer Begrüßung zurück. nahm Röber zu neuem Staunen und neuer Besorgniß der Kramer's, den Goldjungen bei Seite. „Nun?" sagte er leise, „wie steht es, Flucht oder Rückkehr zum Könige?" „Flucht, — nur Flucht," antwortete Böttcher seufzend, „es bleibt nichts weiter übrig. Lascaris hat wie ich vermuthete, nicht genügenden Vorrath von der Tinktur, um damit das Erpcriment vor

„Wir!"

„Es

war auf's Nene die Hausglocke gezogen. in der Ecke des Zimmers zu halten,

Kramer bedeutete den Beiden sich

Er

öffnete die

Betrüger."

Es giebt Dinge in der hohen Röber brauchte die seltsamsten Ausdrücke.

solchen Beschuldigungen.

riefen die beiden Eheleute.

„Gott

bewahren,"

soll mich

setzte

mir leicht werden."

und schritt darauf dem Hausflur zu.

seid ein

sagte jetzt Röber dazwischen¬

Kramer hinzu. „Ich könnte schwer dafür büßen müffe» — und dann — offen gesagt, wer giebt mir denn Gewißheit, daß es — nichts sich mit Mosjeh Böttcher nicht um einen Betrug, handelt, für ungut Mosjeh Fritz, aber cs giebt noch Leute genug, die Eure Kunst bezweifeln." „Aber Kramer", nahm Röber wieder das Wort, „was schwatzest Du in den Tag hinein. Jst's denn nicht gerade durch das, was Du eben von Hahnemann vernommen, klar, welch' ein tüchtiger Held der Böttcher ist, wie große Kunst er versteht? — es ist doch leicht

die Kramer's zu gewinnen und ich hoffe, es wird

diesem Augenblicke

Ihr

unter strenger Aufsicht und dadurch würde mein Geheimniß verrathen —, deshalb will ich heimlich auf und davon." „So ist cs," betheuerte Röber, „und Ihr sollt ihm forthelfen."

Zu einer Präparation sind die Constellationen der Gestirne nicht günstig, — also — sagt selber, was dem Könige wagen .zu können.

sagte Röber.

oder

seine Hülfsmittel bereit hätte, aber es fehlt ihm an pulvis äraoomi und an sumni asäaläous —, auch ist die Stellung der Gestirne nicht günstig, solche Präparate fertigen zu können, denn Mars tritt nicht in ecwjuuotio mit Venus und die Substanzen sind nicht mit dem Spiritus zu verbinden." Kramer und seine Gattin wurden zwar durch diese wunderlichen Ausdrücke nicht überzeugt, aber verblüfft. „Mit einem Worte," fiel Böttcher schnell ein, „ich bedarf großer Dinge zur Vollendung meines Erperimcnts vor dem Könige, und diese Dinge besitze ich noch nicht. Ich muß eine Reise unternehmen, Aber würde man mich fortlassen? nein, — höchstens sie zu erlangen.

mit Röber

fort,"

—,

Mund, Kramer",

all'

Dingen zugehe und verbunden sei. Endlich ward wieder die Glocke gezogen.

In

kann Euch nur Gutes

„Dinge welche Ihr nicht zu beurtheilen versteht. Es wäre für Böttcher ein Leichtes, centnerschwere Goldklumpen zu machen, wie er solche Klümpchen von Gewicht eines Lothes gemacht hat, — wenn er

rechten

soll ich machen?" „Es geht nicht anders, Du mußt

„mit

den

Kunst der Aureologie,"

leise mit einander flüsterten und wie aus ihren Gesichtern Art von Zweifel malte, daß Böttcher's Anwesenheit mit

gilt vor Allem,

„Es

passiren, Eure Kunst ist entweder dazu angethan, Euch zum stein¬

Thür, und

während Frau Kramer an der halb geöffneten Stubenthüre lauschte, vernahm man folgendes, kurze, aber dennoch inhaltsvolle Gespräch: „Ei Herr Hahnemann," sagte Kramer, „so spät noch?" »Ja Herr Kramer, ich wollte Euch zur Tabagie abholen, cs

ist noch immer Zeit," „Danke für gütige Bemühung, Herr Hahnemann, — aber ich

zu begreifen, daß der König Leute genug um

bleibe heut zu Hause."

können, ob ein Stück Gold, wie es Böttcher gefertigt hat, echt oder

„Schade, Herr Kramer. Es wird heut allerlei Diskurse geben. Es sind Neuigkeiten aus Berlin da, die wohl des Bereden's werth sein möchten." „Was der Tausend, Herr Hahnemann! was könnte das sein?"

falsch ist.

„Kein Wort." „Und doch ist es von Einem, Der Goldjunge Böttcher, der von Zorn's, ist seinem Prinzipal echappirter; soll von Berlin noch nicht fortsein." Frau Kramer wendete sich in diesem Momente nach Böttcher und Röber um. Ihr Antlitz schoß drohende Blicke, dergestalt, daß Böttcher erbebte. „Was Ihr sagt!" rief draußen Herr Kramer. „Ich spreche nur die Wahrheit," fuhr Hahnemann fort. „Der Junge ist fort und es wird nun klar, daß er doch was Rechtes fein muß, denn des Königs Majestät will ihn partout nicht ans Berlin lassen, weil, wie man sagt, der Junge so viel Geschick und Wissen haben soll, um wirklich Gold machen zu können. Au den Straßenecken ist ein Anschlag zu lesen, daß seine Majestät auf die Ergreifung des

wäre er nicht hinlänglich davon überzeugt, daß der junge Mann Großes leisten — mit einem Worte: daß er Gold machen kann. Was sollen denn Kunkel, Hangwitz und all' die Herren, die da für

Ihr

sehr

wohl kennt.

Böttcher's Künste eingetreten sind, anfange», wenn zu Liebe,

Böttcher, „ich kann nicht zurück!"

sich

sie

einem Narren

verwendet hätten?"

Kramer war schon schwankend geworden.

„Aber solltet

Ihr

nicht vom Könige Erlaubniß erhalten, Eure Reise ohne Behinderung

thun zu können, wenn Ihr nur jene seltenen Dinge aufsuchen wollt, um für Seine Majestät Gold machen zu können?" wendete Frau Kramer ein. „Ach beste Frau," versetzte Böttcher, „Ihr kennt die Bosheit der Menschheit nicht. Ein christliches Geuiüth, wie das Eure, begreift nicht, daß es Leute giebt, die uns Böses thun, die uns wohlerworbene Kenntnisse rauben möchten, uni für sich daraus Seid versichert; ich ließe es auf Alles schnöden Gewinn zu ziehen.

Goldjungen eine Belohnung von tausend Thalern aussetzen, und daß es bei schwerer Strafe verboten ist, den Böttcher zu verbergen oder ihm fortzuhelfen, na Ihr werdet ja von Röber bald noch mehr er¬ fahren. Guten Abend und meine Empfehlung an die Frau Liese." Die Hausthür ward zugeschlagen und Kramer trat geisterbleich in's Zimmer, aus dessen Ecke die beiden Betheiligten hervortraten. „Schöne Geschichte das", rief Kramer, „und Du Röber bringst mir das auf den Hals." „Es ist nichts zu machen, als den jungen Mosjeh auszuliefern", entschied Frau Kramer, welche sich bereits im „Erbarmt Euch meiner", rief Besitze der tausend Thaler sah.

hat, die denn auch

Begreifst Du das?" „Ja, ja," sagte Kramer. „Na also, was folgt daraus? Der König würde sich wahr¬ haftig nicht die Mühe geben, den Böttcher festhalten zu wollen,

^,Jhr wißt nichts?"

den

sich

was von den Künsten verstehen, die zum Mindesten doch herausfinden

ankommen,

wüßte ich nicht,

daß

es Leute droben

zu

Berlin im

Schlosse giebt, die nur lauern auf mich, und mein Geheimniß mir entreißen wollen. Der König ist von ihnen umstrickt. Diese Leute wollen mich in ihren Klauen haben und halten sie mich, dann bin !

;

nicht mehr an das Tageslicht. Sie werden mir, dem Gefangenen, mein Geheimniß abpressen und ich kann nicht mehr für mich arbeiten —, kann diejenigen nicht mehr be¬ lohnen, die mir in der Noth beigestanden und mich beschützt haben." Kramer schüttelte den Kopf. Seine Gattin aber gab ihm ich verloren und komme vielleicht

160

Stoß in die Seite, daß er wie aus dem Traume cmporfuhr und dieses Erinnerungszeichen niußte so unzweideutig für Herrn Kramer sein, daß er sofort ausrief, „Tausend Thaler sind hier

ständlich ist.

in meinem Zimmer!"

darf.

einen sanften

Böttcher trat

erschrocken

Es

zurück.

schien

vom Schicksal bestimmt, daß er nicht glücklich aus Berlin entkommen sollte und er überlegte bereits, ob es nicht besser sei, mit Gewalt sich den Weg zur Freiheit zu bahnen, aus Kramer's Zimmer und Hanse zu stürzen und im Dunkel die Flucht zu wagen.

Allein Röber kam diesem verzweifelten Entschlufse zuvor. „Aso, wiü's da hinaus?" lachte er Kramer in's Gesicht. „Das Fanggeld ist es, was Euch reizt? — Seid Ihr nicht Narren, Du Kramer und Deine Lotte? Ihr wollt Beide den Fritz um tausend Thaler ausliefern, den Menschen da, der Euch, wenn er will und iin Besitz aller seiner Mittel für die Kunst ist, nach Belieben, fünf, zehn, zwanzigtausend Thaler in's Haus werfen kann, welch' ein Unsinn. Denkt Ihr denn nicht daran, daß ich weit früher, als Ihr den Preis hätte verdienen können, wenn Böttcher mir nicht ein Freund, und endlich vielmehr werth wäre, als die lumpigen tausend

Thaler; aber

weil ich weiß, daß ich ihn mir verbinde, wenn ich ihm jetzt davon helfe, habe ich ihn vor den Spürnasen des Musjeh de Portz ver¬ steckt und will ihm forthelfen, damit er, der wohl dankbar fein wird,

mir dereinst meine Dienste zehnfach vergelte, für ihn eine Kleinigkeit. Wollt Ihr so dumm sein, das Geld, was Euch in's Haus regnen kann, auf die Gaste werfen, so thuts, wir müssen der Gewalt weichen,

Ihr sollt nicht einen Heller von des Fritz's Künsten erhalten und ich kündige Euch Beiden meine Freundschaft für immer, damit gut." Er schritt zornig durch das Gemach und machte Miene, seinen aber

Mantel zu ergreifen,

auf einen Sessel geworfen hatte.

den er

Literatur. 83

S.,

Preis

2

drei Gesängen von E. v.

Mark.

Frankfurt

a.

Wildenbruch.

O.

Vertag

von

B. Waldmann. 1875. Es ist bekannt genug, und es wird von Keinem, am wenigsten von einem Kenner unserer Literaturgeschichte geleugnet, daß unsere poetische Literatur von 1870/71 sich von der aus den Jahren 1813 — 1815 sehr zu ihrem Nachtheil unterscheidet. Es genügt hier¬

auf die Thatsache hinzuweisen; den traurigen Grund zu erörtern wäre hier nicht am Platz. Je gewisser es aber ist, daß sich unter unseren zahllosen „Liedern zu Schutz und

Trutz" mehr Spreu als Weizen findet, desto mehr ist es eine angenehme Pflicht des Literaturkundigen, die wenigen guten Goldkörner ans Licht zu ziehen. Der Referent kann nicht leugnen, daß er das vorliegende Gedicht zur Hand nahm. Ein zeitgenössisches Lied, eine Darstellung einzelner Ereignisse, wie der augenblickliche Impuls nicht ohne Bedenken sie schaffe,

werden und können eben so wenig fehlen wie das „ge¬ oder die Anekdote; ein Epos aus der jüngsten

flügelte Wort"

Vergangenheit ist eben werk.

Will

dichterischen

so

der Verfasser

Vorwurf

bei

der Generation,

dienenden Ereignissen selbst

die

an

den

der

gewaltige, effectvolle Hintergrund da, aber die

gilt

der poetischen

Forni. Referent will nicht weiter an den häufig unreinen Reimen mäkeln, obwohl diese hätten vermieden werden können; aber die ge¬ wählte Grundform (eine Art zehnzeiliger Stanze) ist nicht eben glücklich zu nennen. Die Nibelungenstrophe (d. h. die echte) wäre vielleicht bester in Anwendung gekommen; indeß mag zugegeben werden daß dies Geschmacksache ist. Vergessen

wir aber

die bedeutenden Vorzüge des Gedichtes nicht,

Vorwort und durch den wenigstens „Eingang" nicht beeinträchtigt werden können! Das Gedicht enthält drei Gesänge. Der erste (das Hauptgedicht), „Die Schlacht", umfaßt den Kampf um Sedan bis zur Capitulation; der zweite, „Die Nacht von Donchery", wirft den Rückblick auf die Tilsiter Erniedrigung; der dritte, „Der Königsritt," schildert den Triumph des Königs und der Nation. die auch durch das

überflüssige

entbehrlichen poetischen

Lieft man das Gedicht, dem Verfasser zugestehen,

so

muß selbst der kaltblütigste Recensent

daß er werth ist, den Namen eines gott¬

begnadigten Dichters zu tragen.

In

gewaltigen Zügen

tritt

uns

das furchtbare Gottesgericht vor die Augen; der Aufmarsch der Heere, die Schlacht um Sedan, die Verzweiflung des sinkenden Cäsars und

Nichtigkeit, wie er unserem greisen König gebrochen und zermalmt unter die Augen tritt, wird mit glänzender Schönheit seine sittliche

wirkt gewaltig, sie wirkt erschütternd. Es bedarf keiner weiteren Empfehlung; das Gedicht verhält sich zu der Maste unserer „patriotischen Dichtungen" von 1870/71, wie die Nachtigall zur Krähe. Der verehrte Verfasser mag sich darauf verlassen, daß sein Recensent seiner Dichtung Eingang ver¬ schaffen wird, wie und wo er kann. Berlin. L. F.

Märkisches provin;ial-Muleum. Der am 24. d.Mts. Hierselbst verstorbene Bankier Paul Henckel hat mit unermüdlichem Eifer und persönlichen Opfern an der Be¬ gründung und Förderung des unterzeichneten städtischen Instituts mit¬ gewirkt. Da der Verewigte, den hierbei der Besitz gediegener wissen¬ schaftlicher Kenntnisse und die Disposition übereine bedeutende vaterländische Sammlung unterstützte, zu seinen Lebzeiten jede öffentliche so fühlen wir uns gedrungen, wenigstens Beispiel von Uneigennützigkeit und Gemeinsinn,

Anerkennung abgelehnt hat, nach seinem Tode das

welches er seinen

Mitbürgern

gegeben,

hierdurch ehrend und dankend

anzuerkennen.

schwierig wie ein dahin zielendes Geschichts¬

Berlin,

den

28. Oktober 1875.

Direction

zum

Theil nahm und

gez.

des

Märkischen Museums,

Friedet, Stadtrath.

lebt,

eine durchschlagende Wirkung erzielen, so muß er sich niöglichst genau an die nüchterne historische Wahrheit halten, und er ist oft in Gefahr von diesem nüchternen Boden sich nicht loszuringen und geradezu poctisirte Geschichte zu geben; es ist ihm nicht noch

So ist

subjectiven Helden der „Fabel" im Epos fehlen. Ein zweites, freilich rein subjectives Bedenken

geschildert. Der Glanzpunkt der Dichtung ist die Stelle (S. 57 ff.), wo Deutschlands Genius deni Grafen Bismarck ungesehen an die Seite tritt und ihn in seiner deutschen Pflicht bestärkt; die Stelle

(Fortsetzung folgt.)

Sedan. Ein Heldenlied in

Alle die wirksamen Hebel der Phantasie, die dem etwaigen Epiker der Zukunft zu Gebote stehen, fehlen ihm naturgemäß, weil er die Thatsachen nicht nach subjectivem Belieben umgestalten

gestattet, auf gegebener Vorlage frei zu schaffen und dieselbe als Hintergrund, als Staffage zu benutzen. Anders stände es, wenn die noch jugendliche Volkskrast noch selbst schaffen könnte; diese episch gestaltende Jugendzeit ist aber für uns vorbei.

Wenn es dem Verfasser nicht gelungen ist, zu überwinden, so ist das kein

Verlag von

diese

Vorwurf für ihn, weil

Alfred Weile in Berlin.

Schwierigkeit es

felbstver-

In dem Aufsatz über .Charlottenburg und seine Ge¬ (No. 15) ist durch einen Druckfehler, Seite 142, Leibniz als der Lehrer des Kurfürsten (Friedrich III.) bezeichnet. Es muß heißen: der Kur¬ fürstin (Sophie Charlotte). Ferner ist daselbst, Seite 47, Spalte 2, Zeile 4 von oben, zu lesen: Weder das Alter noch die Geistlichen wurden respectirt, vielmehr ausgekleidet herumgeschleppt (Bernhard v. d. Linden im blauen Mantel und Narrenkappe), um Geld gepeinigt, in den Ofen gesteckt, mit dem schwedischen Trünke bedacht, auch erhängt (ein alter Bürger am Knopf des Predigtstuhles). Seite 148, Spalte 2, Zeile 1 von oben lies „angeführt" statt „angehört." Berichtigung.

schichte"

Briefkasten. B. in B. Der Aufsatz über den preußischen Dichterwird in nächster Nummer zum Abdruck kommen.

helden

— Verantwortlich für Redaction: Ferd. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u. Hindersin in Berlin.

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Das Blatt erscheint

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Breis vierteljährlich

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Mk. 50 Bfg.

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Brecht, Pros.

vr. BaulttS

Unter Mitwirkung von Jidicin, Thcod. Fontäne, Geh. Negier.-Rath Freiherr vr. von Ledebur Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin :c. ic.

Kassel, Stadt-Archivar

Geh. Hofrath

L.

herausgegeben von

George

KM

und

Jerdinand Weyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Puttkamerstr. 8) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3 gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Hansen st ein u. Vogler, Rud. Mosse,

Bernh. Arndt,

sowie von der Verlagsyandlung (Puttkamerstr. 8) entgegen genommen.

Vom Stadtarchivar Fülicin.

VI.

H. CÖlll. Äie Altstadt Cöln,

I

deren Weichbild sich ursprünglich bis

!

einer Urkunde vom Jahre 1399 vor

und

führt

merkcnswerthe Umschrift: Sigillum Civium Colonie

die be-

Mar-

Sig. 8.

zu den Grenzen der Dörfer

Lützow, Schöne¬

berg, Tempelhof und bis Treptow erstreckte,

hat niemals

ein anderes Wappen

als den

rothen brandenburgischen Adler im silbernen Felde geführt, wie es in dem ältesten Siegel

(Fig. 8),

welches

zugleich

als

das

ur¬

sprüngliche betrachtet werden darf, sich dar¬ dasselbe noch an Es findet stellt. sich

chionis Brandenburgensis.“ Später bediente man sich desselben Siegels in etwas kleinerer Form, nämlich Nr. 9, von etwa 1400 noch im Jahre

1460;

Nr. 10 bis gegen 1700, Siegel Nr. 11 bis zum Jahre

hiernach

worauf das

1709 gebraucht wurde.

162

Bald

Lharlottenburg und

seine Geschichte. Nach archivalischen Quellen bearbeitet von

feti.

nach der Thronbesteigung Friedrichs des Großen verheerte

Theil

eine Feuersbrunst einen

fflcijcr.

Aiis der Regiernngszeit König Friedrich Wilhelms I. ist daher nur wenig zur Geschichte der Stadt zu registriren. Nachdem der Monarch am 26. Februar 1719 der Brauer-Innung den sogenannten Brauhos in der Brauerstraße zum Geschenk geinacht, *) erhielt die von dem Magistrat zu Charlottenburg eingereichte, aus els Artikeln bestehende Brauer-Ordnung unterm 18. Oktober 1723 ihre

Berlin, mit

Gleichzeitig mit der

Schlosses.

der Erbauer des Opern¬

Errichtung einer langen Faoadc an der Ostseite beauftragt, die man, im Gegensatz zu dem alten Schloß, das neue Schloß nannte. In demselben ließ der König den größten Theil der für 22,500 Thaler in Gold erworbenen AntiquitätenSammlung aufstellen, welche der Kardinal Polignac besessen hatte. Unterm 7. März 1743 berichtete das General-Direktorium, daß hauses zu

(Fortsetzung.)

des

Knobelsdorfs,

Wiederherstellung wurde v.

der

bei der Feuer-Visitation noch 48 hölzerne Schornsteine gefunden worden,

Bestätigung, wofür 25 Thaler an die Rekruten-Kasse gezahlt

welche vor

werden mußten.

erklärten, die Kosten zur Erbauung massiver Schornsteine nicht

Dagegen dauerten die Klagen und Streitigkeiten nach wie vor.

Im

Königliche» Geheimen Staatsarchiv befinden sich die Proze߬ akten eines Cbirnrgus Dietrich Hülspaß, welcher den Schiffs-Capitain Ortolano, im März 1716, wegen 12 Thaler restirender Barbiergelber verklagt. Ferner die Verhandlungen wider den Stadtdiener Adam Sommerkorn, welcher in demselben Jahre die Spritze daselbst bestohlen, auch eine Zimmermannsbude erbrochen und Handwerkszeug daraus

Das Kammergericht resolvirte: Obgleich der Sommerkorn nicht geständig, auch eigentlich Nichts bewiesen ist, so kann man sich doch aber dessen von seiner Person erwarten, indem entwendet haben sollte.

seine Ohren schon zu Schwerin am Galgen hängen, wonach denn derselbe wohl mit 14 Tagen Gefängniß bei Wasser und Brod zu bestrafen ist.

Ferner wurde in demselben Jahre der Stadtdicner Jakob Rebbiii, gefangenen Stadtdiener Schramm vorsätzlich entlaufen

welcher den

ließ, nach geschworener Urphede und Erstattung der Unkosten,

Eine größere Streitsache entspann sich im Juni 1724 zwischen zu Charlottenburg und dem Amtmann zu Spandau wegen

Rath

Stadt

der, der

zustehenden Acker- und Wiesengerechtigkeit

„auf

dem¬

jenigen Strich Landes jenseits der Spree, auf dem Nonnendamm und

in

der daran belegenen

die Stadt 1718 Stadt von besagtem

Haide", welchen Grund

vom König geschenkt bekommen, und der jetzt „der

die

Materialien und Arbeitslohn vor

sothane Kosten zu verwilligen und

Albrecht

der Justitiarius und Hofrath Schmeil gegen Lnppins Klage, welcher wegen des, ihn bei Regulirung der Andreas Straßen ihm geschmälerten Bauplatzes, den p. Schmcil mit „aller¬ hand Injurien" verfolgt. Noch darf der bekannte Teich im Schloßgarten mit feinen einst so berühmten „Moos-Karpfen" nicht unerwähnt bleiben, die der König um

Dann wieder erhebt

das Jahr 1715 hier eigenhändig eingesetzt hatte, und die, auf ein gegebenes der Glocke an der sogenannten

„Klingelbrücke", gravitätisch

und stets hungrig an der Oberfläche erschienen, um die ihnen ge¬ Der harte Winter vom Jahre spendeten Brosamen zu verschlingen.

— 36 an der Zahl, und keiner — lang erfrieren. Sie wurden am

auch diese alten Veteranen

von ihnen unter vier Fuß Uferrande eingescharrt.

Jahre 1722

besaß

Charlottenburg 317 Wohnhäuser, meist

aus Fachwerk bestehend, deren dritter Theil noch nnt Stroh gedeckt war. Die Einwohnerzahl belief sich auf 1455 Seelen.

dcS

anszahlen zu

Rand:

„guht.

Im Jahre 1750 hatte sich die Zahl der Häuser mit den Wirthschafts¬ 424 vermehrt; die Einwohnerschaft zählte 1754 Seelen. Während des siebenjährigen Krieges sah auch Charlottenburg, im Jahre 1760, die österreichischen und sächsischen Kriegsvölker, welche das Schloß ausplünderten, nachdem sie die kostbaren Zimmergeräthe und selbst die Polignac'schen Bildsäulen in Stücke zerschlagen, die gebäuden auf

Gemälde mit Bajonetten und Messern zerfetzt, die Fußböden, Wände und Thüren mit Beilen zerhauen hatten.

„Die

Unmenschen!"

rief Friedrich der Große beim Anblick der

„Konnten

Schloß besuchte.

Man muß

es

*) Die Innung verkaufte denselben am 5. November 1787 an die Gattin Geheimen Kämmerers Rietz für 2000 Thaler.

sie diese

Schönheiten aber wohl schätzen?

..

ihnen vergeben!"

Eine der größten Privatbesitzungen war damals die des Grafen Schmettan. Friedrich II. ließ dieselbe für Wilhelm ine Encke —

Gräfin Lichten au — ankaufen, als er ihr den Befehl ertheilte, den ersten besten Mann zu heirathen, wozu nach langen Erörterungen ein Sohn des Hofgärtners Rietz in Potsdam ausersehen wurde, welcher damals als Kammerdiener des Prinzen von die spätere

parzellirt, und befindet

Im

schrieb an den

Fr."

der Gesellschaft

1864 ließ

successive

etwa

Der König

wolle."

lassen geruhen

1005 Thlr. 12 Gr. Kgl. Maj., ob Dieselbe

die übrigen,

zusammen betragen, so dcpentiret von Ew.

und Pankow.

mit

be¬

„Da

nun überhaupt", heißt es ferner in dem Berichte, „sowohl die Baumaterialien vor diese 8 Eigenthümer, als

streiten zu können.

Amtmann streitig gemacht werden will." Auf den Bericht der Kammer, vom 3. November 1725, schrieb der König eigenhändig: „Die Aemter und Dörfler haben Hutungen genug, die Charlottenburger Hiermit schaden Sie, mit der Haide ist nichts. Plat ab weißen." Dagegen folgen nun bis wurde das Amt Spandau abgewiesen. zum Jahre 1755 neue Klagen gegen die Amileute Schwächten und Stecker zu Spandau, sowie gegen die Gemeinden zu Tegel, Dalldorf

Zeichen

Acht der Eigenthümer

vandalischen Zerstörung aus, als er nach Beendigung des Krieges das

wieder entlassen. dem

20 bis 30 Jahren erbaut seien.

Preußen (nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm der Große zahlte

20,000 Thaler für

auf Ernst Jakob Eckardt, liche» Familie überging. sich

den

II.) fungirte.

Friedrich

die Besitzung, welche demnächst

Stifter

der reichbegüterten Freiherr¬

In

jüngster Zeit wurde das Grundstück gegenwärtig zum großen Theil im Besitze

„Flora."

Eine andere Privatbesitzung auf der Charlottenburger Feldmark wurde unter dem Namen „ Witzleben", als Kunstgärtnerei, von Ferdinand

Deppe angelegt,

in botanischer Beziehung Jahre lang durchforscht und die Reise um die Welt gemacht hatte. — Einer größeren Aufmerksamkeit seitens des Hofes erfreuten Char¬ lottenburg und das Schloß sich unter der Regierung König Friedrich Wilhelms II. Hier war es die Gräfin Lichtenau, welche die Tage Sophie Charlottens wieder heraufzuführen begann; Schäferspiele, kurze Röckchen und Sentimentalität waren vorherrschend — nur statt des Pharaonenkindes bildete eine Stabstronipetertochter den Mittel¬ punkt jener wieder in's Leben gerufenen „Wirthschaften". Das lururiös ausgestattete Belvedere im Schloßgarten, jener seltsame Bau in runder Form auf einer kleinen Insel, mit feinen vier flachen Balkonhäusern und dem kupfernen Dachhelm, auf dessen Spitze drei Genien einen vergoldeten Fruchtkorb tragen — es könnte von jenen Tagen reden! Auf ihrer vorerwähnten Besitzung ließ dann die „gnädige" Frau Rietz (Gräfin Lichtenau) durch Bo »mann sich ein Sommer-Palais erbauen, dessen Einweihung am 18. März 1789 stattfand. Nach nachdem derselbe Mexiko

163 einer schwülstigen Rede wurden Toaste ans Se. Königl.

weit davon entfernt, mit Mauern versehenen und dazu gehörig gewe¬ senen Stadt um so mehr das Gewicht, als dergl. Ueberbleibsel nicht weit davon noch jetzt wirklich anzutreffen sind. Selbst die im Königl. Archive aufgefundenen beiden Urkunden von 1259 wegen des MaricnHospitals bei Oderberg, von welchem bis 1802 noch Ueberbleibsel und altes Mauerwerk vorhanden war, reden von einer Oderbergischen Die Stadt Oderberg soll schon zu den Zeilen der Bürgerschaft. Sächsischen Kaiser 919 als eine Handelsstadt geblüht habe», und ihr dazu die vortheilhafte Lage an der Oder günstig gewesen sein. So¬ viel sich ermitteln läßt, war noch im 15. Jahrhundert, unter dem Markgrafen Friedrich, in Berlin eine Oderbcrger Straße und ein Oderberger Thor vorhanden, ein Zeichen, daß die Stadt damals im

Majestät auf den verehrungswürdigeil Bauherrn p. Rietz, die verehrungswürdige Bauftau, Madame Rietz :c. ausgebracht, und zum Schluß, nach der Melodie „Gott Lob und Preis", das folgende von Preußen,

Lied gesungen:

Er

breite über Dieses

Die Flügel seiner Allmacht aus! Er schütze es mit starker Hand Für Unglücksfälle, Sturm und Brand! Gott Zebaoth, Du wirst den Wunsch erhören, Und dafür wollen wir stets Deinen Namen ehren!

Ein furchtbares Unwetter

richtete in den Tagen des 11 . und 19.

Dezember 1792 schreckliche Verwüstungen in Charlottenburg und

lebhaften Verkehr mit Berlin stand.

dessen

An dem letzteren Tage raste der Sturm zu Mittag zwar nur eine halbe Stunde, riß aber in der Spandauer Forst gegen zwölftausend Eichen- und Kiehnbäume, im Thiergarten deren

unter eine

Umgebung an.

viertausend

war die alte Stadt,

Leibniz

mit

trat

Stadt; man bemerkt aber doch noch eine Reihe Mauerwerk von 300 rheinländisch. Ruthen, und nach der öst¬ Boden dieser ehemaligen

(

lichen Seite ein zweites von etwa 100 Ruthen, nebst einem doppelten Mauerwerk, welches etliche Ruthen ausciuandersteht, und daß die aus¬ wendige Mauer von dem doppelten Mauerwerk nach einem Sumpfe zu aufhört, und letzterer, wie bei manchen andern Städten, die an Seen

!

liegen und nur schwach befestigt sind, nach damaliger

jenem Abend be-

;

sein Fuß dasselbe nicht mehr — es blieb verödet, und ein halbes

|

Jahrhundert hindurch war die Stätte wie verfehmt.

der am 16. November 1797

Nach dem Tode des Monarchen,

in dem von ihm erbauten Marmor-Palais zu Potsdam erfolgte, ließ König Friedrich Wilhelm III., schon längst von Haß gegen die Favoritin seines Vaters erfüllt, dieselbe verhaften, und ihr wegen Verniögenserschleichung den Prozeß machen. Zur Confiscation der Güter verurtheilt, wmde die einst so mächtige Lichtenau nach einer schlesischen (Schluß folgt.) Festung verbannt.

|

Art statt Schutz-'

maucr gedient haben mag. Die andere Mauer von dem Werke, die innere, endigt sich gleichfalls an einem Graben, der auch in denselben Sumpf führt und die gedachte ungefähre 1 00 Ruthen hat. Hiernächst sind in dieser Gegend der

.

.

deren Rndera noch

sich mit ihren Familien und ihren Häusern den ausschwellenden Oderfluthen Preis zu geben. Es bedecken zwar jetzt Eichen, Buchen und andere Bäume den Grund und

mahnenden Worten vor dem Monarchen aufstiegen, verließ

Seit

ein Theil ist, sondern es da sind, — so war ihre Ent¬ kleine Viertel-Meile, und das

die Oder hinein gebaut

weil unsere alten Vorfahren nicht wagten,

dann die Gegner der

derselbe, zum Tode erschöpft, das Belvedere.

denke sich aber nicht dar¬

Stadt hat', wo

konnte man damals immer als eine nahe Lage an der Oder betrachten,

Stadt waren

Gräfin Lichtenau, um deren Einfluß Als zu brechen und den König von ihr zu entfernen, zu Anfang der neunziger Jahre in jenem Pavillon eine sogenannte „Geistererscheinung" in Scene setzten, bei welcher Marc Aurel, der Große Kurfürst und

in

Man jetzige

sie die

fernung von der Oder nicht einmal eine

Schloßgarte» wurden zehn Kaiserbüsten umgeworfen, und die Laterne über der Kapelle des Schlosses, durch welche das Tageslicht hineinfiel, sammt dem ganzen Holzwerk ein¬ gedrückt. Dächer und Fenster am Schloß und an de» Häusern der arg mitgenommen, und die massive Schälung an der Spree durch herabgestürzte Bäume beschädigt. Am Theater und Belvedere, schließt der Bericht Wollner's, ist dagegen kein Schaden geschehen. —

Lage, wie

der Häuser auf Pfählen

Im

nieder.

solche

umsetzt, wie auch Kreise von

ein größerer Stein,

Stadt

die vielen Hügel

mit Steinen

kleineren Steinen zu finden,

in denen

oder auch zwei, die nichts anderes wie Merkmale

j -

!

Selbst die Anno 1759, als die Oder ungemein klein war, am tiefsten Rande derselben vorlängs der Stadt zum Vorschein gekommenen, sehr großen eichenen Pfähle, dergleichen von Heideu-Bcgräbniffen sind.

man auch am jenseitigen Ufer entdeckte, lassen nicht unwahrscheinlich in alten Zeiten eine Brücke über die Oder geführt habe,

schließen, daß

um die Passage nach der Neumark zu befördern, und daß diesseits

Stapel-, eigentlich aber Die vielen Veränderungen, deren

eine Lastadie gestanden habe, auch das sogen.

Niederlassungsrecht aufgekommen sei.

Die Stadt Oderberg.

ehenials die Mark Brandenburg unterworfen war, und deren Schicksale zu jenen Zeiten, haben Oderberg vorzüglich mitgetroffen, und es hat,

(Aus einer alten Chronik.)

Ihre Geschichte gründet sich größtentheils des mittleren Zeitalters. auf Traditionen, indem es an allen Dokumenten und Urkunden, die der Geschichtsschreiber benutzen könnte, fast gänzlich fehlt, da solche

als nach Kaiser Otto's d. Gr. Tode die Wenden 973 in die Mark einfielen, sehr viel gelitten, so daß durch die Verwüstung mit Feuer und Schwert sein Handel fiel, und es einige Jahrhunderte in der be¬ trübtesten Lage schlummerte, wobei die alten Bewohner ihren Kindern

durch Feuer und Krieg verloren gegangen sind.

nur Etwas durch mündliche Traditionen von der ehemaligen Beschaffen¬

der Dunkelheit

Die Stadt Oderberg verliert ihren Ursprung in

aus der Länge des Orts, Dokumenten und andern Umständen mit Gewißheit bestimmen, daß auf derjenigen Stelle, wo die jetzige, nicht mit Mauern umgebene

Es läßt

Stadt

sich

manchen alten

jedoch

steht, die ehemalige

Stadt nicht

gestanden, sondern da gelegen

Grundsteinen habe, wo noch heutigen Tages die Ueberbleibsel von einer alten

Stadt und

der nach alter

Sitte

gezogenen

Mauer in der

von der jetzigen Haide befindlich find. Folgendes wird noch mehr überzeugen. Wahrheit der Angabe Die Rudera alter Gebäude, die mau noch jetzt auf dem nahe der

Stadt. belegenen, ehemals ganz mit Bäumen

bewachsenen

so¬

Denkmäler des Alter¬ genannten Schloßberge sieht, sind zwar redende von thums von einem daselbst gestandenen Lchlosse oder einer Burg, nicht einer Vermuthung, weitläufigen Gebäuden. Sie geben aber der

heit der Stadt hinterließen, die dies wieder ihren Nachkommen über¬ lieferten.

Denn als Kurfürst Friedrich I. (1415 — 1440) regierte, war von dem vormaligen blühenden Zustande dieser alten mehr durch Documente darzuthun, so

geringer Bedeutung, daß

beide

Söhne,

sie

für Nichts

Kurfürst Friedrich

Stadt nichts

und ihr damaliger Zustand von geachtet wurde.

II. (1440—1470)

und

Friedrichs Albrecht

Achill (1470—1486), ließen wider die Herzöge von Pommern auf einem in der Oder gelegenen Werder ein Gebäude aufführe», welches in einem viereckigen geschlossenen Ouadrat -Mauerwerk von Feldsteinen, 10 Fuß dick, bestand und den Namen Bärenkasten erhielt.

Der

Kurfürst Johann Cicero (1486—1499) ließ dasselbe erweitern. In nassen Jahren ist das ganze jenseitige Terrain mit Wasser umgeben,

164 weshalb bem Gebäude von da nicht gut beizukominen ist. Die nachfolgenden Regenten ließen dasselbe mit Festungswerken und Munition

in

versehen, so daß es

mit Schweden zur

den Kriegen

Im

Oderstromes gute Dienste gethan hat.

für Deutschland

verwüstend war,

litt

Bedeckung des

welche

1630 begnadigte,

ihr

-

Stadt aus

Sie war auch eine Stadt Berlin incorporirt, nach dem Anerkenntniß vom 20. Januar 1502, wonach sie zur Städtekasse

verschonte,

gehörte, auch den Scheffelgroschen und andere Abgaben an dieselbe

mit Kontribution

auch

Kon-

mark, und zwar zum Ober-Barnimschen Kreise.

Jmmediat - Stadt

sie

in Schulden,

dermaßen

die größtentheils neu aufgebaute

Stadt

und Schwert dem Erdboden gleich.

daß sie

j

|

durch Feuer

i

I

sie

Stadt sind ebenfalls Beweis davon, daß damals die Stadt nicht auf jetziger Stelle gestanden hat, denn es wäre den Schweden sonst nicht möglich gewesen, die ganze Stadt zu demoliren, jetzige Lage der

s

als demolirt werden konnte.

Die Schweden trauten

sich

auch

der Festung Nordostwärts zwei niedere

-blieben vielmehr auf der zweiten Reihe der Berge und fchosien von

Weinhöfen versehen gewesen, jetzt aber das übrig gebliebene Stück Mauer von der Marienkapelle in der Stadt befindlich ist.

Die armen Einwohner sahen sich nach der Zerstörung der Stadt genöthigt, mit Weibern und Kindern und Allem, was sie retten konnten, über die Oder zu flüchten, sich dort niederzulassen, da sich auch zum Gottesdienste zu versammeln, predigen zu lassen, Kindtaufen und Hoch¬ zeiten zu halten, und auf solche Weife

sieben Jahre in

elenden

Hütten zu wohnen, wobei sie sich oft bei großem Wasser in Kähnen Von dieser zweimonatlichen vor Ueberschwemmung retten mußten. Schweden anzuführen, daß die auf den Bergen hinter ist Belagerung auf die Festung erbaut Stadt Bollwerk und daraus ein der jetzigen niedrig war und ausgerichtet haben, weil diese geschossen, aber Nichts — außer einer einzigen Ka¬ daher die Kugeln darüber hinweggingen, nonenkugel mit Ketten, die hineingefallen war, und zum Andenken inwendig der Festung am Thore aufgehangen wurde. Im Jahre 1645 kehrten die wenigen noch übrige» Bürger wieder diesicits der Oder und fingen an, an derem Strande einige Häuser auf Pfählen zu erbauen, die aber 1670 bis zur Hälfte, und 1672 ganz abbrannten. — Es wurden 1672 nur 28 Kinder zu Oderberg geboren, 16 Personen sind gestorben und 6 Copulationen gewesen.

Nach dieser Zeit ist die

jetzt steht,

Stadt Oderberg allmälig da, wo sie mit Einwohnern besetzt, auch

wieder aufgebaut und

1713 um ein Drittel mit Gebäuden vermehrt worden. Dies Wenige läßt sich nur mit Gewißheit von dem Ursprünge der Stadt sage». Also ist das Jahr 1645 als dasjenige zu betrachten, in dem die Stadt Oderberg erbaut wurde. Der Name Oderberg erklärt

sich

Orts, Oder und Berge; vormals hieß

Sic

Brandenburg

Ader,

nach alten Dokumenten und dem

Stadt¬

gehörte ehedem zur Uckermark, wie der von der

Stadt

sowie der Fluß selbst siegel.

von selbst aus der Lage des Aderberg und Adcrburg

es

(acta 1319 Yoldak) ausgefallene Revers

der

Gut¬

König Friedrich I. diese wieder mit einer Contra-Etage und Traverse auch in der Form eine wirkliche Festung;• ferner nord¬ wärts eine ziemlich hohe Batterie, die von der Oder bestrichen werden verbessern,

sehen sind; zugleich wurde sie mit beständiger Garnison und der nö¬ thigen Artillerie versehen, auch eine kleine Garnisonkirche angelegt; an der linken Hand eine Batterie, um den Morast und beide Arme südwärts der Oder beschießen zu können, sowie auch linker Hand

nicht einmal auf die erste Reihe der Berge, weil man sonst aus der Festung gerade mit guter Wirkung hätte auf sie schießen können, sie

hier ohne Wirkung nach der Festung. Dazu kommt noch, daß damals die Marienkapelle nicht in, sondern bei der Stadt auf einem Distrikt, der Bars die genannt, belegen und mit Weinbergen und

Das Stadt Wappen von 1620 besteht aus einem Schlöffe mit 3 Thürmen, die auf dem Schlosse sind, über dem mittelsten Thurm schwebt ein Adler. Das Thor des Schlosses ist geöffnet und soll wahrscheinlich auf den Handel, den die Stadt betrieben hat, deuten. Das Ganze ist von der alten Festung mitgenommen. Die Stadt ist, wie gedacht, ganz offen und ihre beiden Ausgänge heißen das Berliner und das Angermünder Thor. Folgendes mag zur Ergänzung der Nachrichten von der auf einem Werder bei Oderberg befindlich gewesenen Festung dienen. Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ die Mauern der Festung erhöhen, und

konnte, an die Festung anhängen, von der noch jetzt Ueberbleibsel zu !

da sic gerade unter den Augen der Festung liegt und daher eher ge¬ deckt,

der

entrichtete.

Diese wahre Geschichte und die

und machten

und

|

nachher im Verlaufe des Krieges 1633 abge¬

1634 wegen restirender Abgabe» das Niederlags- oder Stadtgericht gegen Ertheilung der Untergerichtsbarkeit an den Kurfürsten Georg Wilhelm abtrat. Als darauf die schwedische Armee unter dem General-Major Dromark 1637 (in welchem Jahre der erwähnte Kurfürst die Festungswerke der Schanze verbessern, auch die alte Mauer mit einer neuen von Brand- und Mauersteinen beträchtlich erhöhen ließ) wieder vor der Stadt anrückte, und die unter dem Hauptmann Balthasar Runik stehende Festung vergeblich belagerte, ruinirten die Schweden wiederum fordert wurde, sehte

j

30jährigen Kriege, der

so empfand sie doch mancherlei Beschwerlichkeiten, und die große

tribution,

sagungsbrief ertheilt, wo die Uckermärkischen Städte in der Reihen¬ folge aufgeführt sind: Prenzlow, Pafewalk, Schwedt, Angermünde, Oderberg, Zehdenick, Fürstenberg; jetzt aber gehört sie zur Mittel¬

auch Oderberg, und obgleich der

große Gustav Adolph beim Durchzuge seiner Armee diese besonderen Ursachen

'

Batterien, jede nur von zwei

Stück, angelegt wurden. |

Stettin und die Provinz Pommern an das Preu¬ Haus gekommen, hat König Friedrich Wilhelm diese Festung wieder eingehen lassen, worauf sie fast gänzlich demolirt worden. In¬ dessen stehen noch einige Ueberbleibsel daselbst und inwendig auf dem Nachdem aber

ßische

Hofe befindet

sich

die Jahreszahl

Stein gebrannt über

1686 eingehauen oder vielmehr in Mau hat den größten Theil

dem Eingänge.

Steine von der Festung zu anderen Gebäuden verwendet. Die noch vorhandenen alten Baracken, welche ne 6st der Festung und zugehörigen Einkünften von dem Könige Friedrich Wilhelm II. dem ehemaligen Kommandanten zu Spandow, General-Major v. Kleist, der

geschenkt,

die dieser aber wieder gegen eine Averfionalsumme

an die

Beim Abbrechen der Festung soll ein Maurer eine Büchse mit rothem Pulver nebst verschiedenen mit chemischen Characteren bezeichneten Blättern gefunden haben, weil er aber Nichts davon verstanden hat, und beides viel¬ leicht für Zaubersachen angesehen, so verschüttete er das Pulver und warf die Blätter zuui Theil weg; aus den übrig gebliebenen wenigen Blättern sollen Sachen, ganze Proben Gold zu machen, befunden sein, und das verschüttete Pulver soll wirklich adepodisches gewesen sein. Das ehemalige Schloß zu Oderberg hat auf einem, eine kleine Viertel-Meile von der Stadt belegenen Berge, der mit den daneben liegenden den Namen Schloßberg führt, gestanden, worauf man noch jetzt Gruben findet; auch befindet sich eine Art Brunnen oder Keller von Feldsteinen ausgemauert und dem Anschein nach sehr tief,

Kurmärkische Kammer verkauft hat.

aber jetzt schon etwas verfallen, auch große Feldsteine

und Ueber¬

bleibsel von Fundamenten zusammenhängender Gebäude.

Wahrschein¬

lich

ist es

in

1205 — 1220

der Rcgierungsepoche des Markgrafen Albrecht

II.

von

1370 war Frankow Hauptmann von Oderberg, der also dies Landesherrliche Schloß verwaltete. Es heißt darüber im Landbuche von 1375: „Oderberg zum Schlöffe bei Oderberg und ganz zum Deputat des Franci, wegen der Gebäude, nenilich was an Zoll aufkommt nebst dem Finow Zoll von Neustadt E.-W. und den Einkünften der beiden Dörfer Lunow und Saathen, deren Betrag sich außer dem großen Zoll auf 140 Schock beträgt." geschehen, denn schon

Die Fischereien bei Oderberg waren damals auch landesherrlich und gehörten mit zum Schlosse. Zu des Jodicus (Jobst) Zeiten, 1398 bis 1411 besaßen die Grafen von Hohenstein Schloß und Stadt Odcrberg. 1441 war Heinrich Pfuhl Hauptmann und 1472 erhielt Hennig v. Sparre den Bestallungsbrief vom Oderberger Schlosse. 1490, am Dienstag nach Oculi wurde Dietrich von Holzendorf, nach dem Befehl des Markgrafen, das Schloß übergeben und nach dama¬ liger Art es im Namen des Landesherrn verwaltet, die Einkünfte zu erheben und zu bereichern, oder selbst zu genießen oder wieder zu

Vermuthlich hat dasselbe durch die Schweden Belagerung der Festung seinen Untergang gefunden.

verwenden.

1785 waren in

der

Stadt 4

ganz

mit Lehmwänden, 51 Scheunen und 4

bei

der

186 Häuser Stelle» ohne Perti-

nenzien.

Die meisten Häuser sind klein, niedrig und schlecht ausgebaut. Das Rathhaus, welches, da das vorige bei der Belagerung hiesiger Festung 1637 nebst der ganzen Stadt im Grunde eingeäschert worden, 1697 wieder aufgebaut, ist von 2 Stockwerk und mit einem massiven Schornstein. Es wurde am 24. August 1699 vom dem damaligen Burgemeifter Brünning durch eine feierliche gedruckte Rede, der Gerechtig¬ keit gewidmet, eingeweiht.

Vormals gehörte das Patronatrecht,

den Nachrichten

iin

geheimen

Archive zu Folge, dem Kloster Chorin, nach einer alten Kirchenvisitations-Ordnung von 1577 aber dem Rathe der Stadt. In den daraus erfolgten trübseligen Zeiten, weil Neuendorf ein Filial von der Oder¬ berger Pfarre war, kam das Patronatrecht an das Amt Neuendorf und mit diesem an das Joachimsthalsche Gymnasium. Schon aus den vorhergehenden und im Anfange der Geschichte der

Stadt

in

den

der

Jungfrau Maria, für

angeführten Schicksale derselben geht hervor, daß die

Stadt

großen deutschen Kriegen demselben Unglück unterworfen war,

Hofcapitcl von alten Zeiten her besessen, zum Geschenk. Nach Königl. Geh. Archiven zu Berlin noch vorhandenen beiden Urkunden des Brandenburgischcn Otto und Markgraf Johann vom Jahre 1259 wurde den Brüdern des Marienschen Cistertienser Ordens (die der Mönchenkloster zu Parstein, welches hernach nach Chorin den

in

den

verlegt worden) dieses Hospital mit der Kirche und allen dazu gehö¬ rigen geschenkt, und erhielt auch die Freiheit, die Aeckcr, Weinberge und Bauerhöfe auf dem Barsdie zu nutzen und zu gebrauchen, wobei zugleich wegen Verwaltung des Gottesdienstes in der Marienkirche durch die Cistertienser Mönche, damit der Parochialkirche zu Odcrberg kein

Nachtheil zugefügt wird, die mächtige Einschränkung geschah. Anno 1372 (7) ist das Hospital von Oderberg und dem ganzen District nach Chorin verlegt worden, und nach dem Landbuche Kaiser

Karl IV. von 1375 gehörte dem Chorinschen Kloster das Hospital in Oderberg, und den ganzen District, der Barchadie genannt, zur Hälfte, nebst

den daselbst gelegenen Weinbergen und

Zu

dem

Marienhospital gehörten

beseffen und Anno 1735 von den Besitzern dem Herrn v. Holzendorf auf Stolzenhagen an die Oderbergsche Bürger¬

schaft verkauft worden.

Juli 1639 in

die

kleine

wurden

sie

übrig

durch

dem

gebliebene

Bürgerschaft

Feuersbrunst

heimgesucht.

Im

siebenjährigen

Kriege sind die Russen in der Stadt gewesen, welche auf dem Markte ihr Lager gehabt, die Stadt gebrandschatzt, auch ein paar Häuser geplündert haben. Die 1645 am Strande der Oder aufgebauten Häuser brannten am 22. Juni 1670 auf die Hälfte, 1672, den Tag nach Pfingsten ganz und gar ab, so daß Oderberg wieder eine öde

Seit langen Jahren

Volk im Schlosse.

König!. Geheimen Archive. Nachdem auf der jetzigen Stelle Häuser und Hütten auf Pfählen wieder aufgebaut hatte,

1645

Stelle war.

Nach dieser Zeit aber ist die

Stadt allmälig

auf¬

gebaut, auch mit Feuer bisher verschont geblieben. Die alte Kirche zu Odcrberg hat den Namen Nikolai. Zn welcher Zeit sie erbaut worden ist, kann man nicht bestimmen, soviel läßt jedoch mit Gewißheit sagen, daß sie erst nach 1672 gebaut sich

Nach anderer Quelle soll die Kirche 4—500 Jahr gestanden haben, was daraus zu ersehen sei, daß so viel Erde von dem dahinter liegenden Berge herabgeschwemmt war, daß ein Theil derselben an

auch die sogenannten Mönch-

felder, von beinahe 100 Morgen, welche nach erfolgter Reformation von gewissen Personen, die bei der damaligen Landesherrschaft im

Obristen von Arnheim Tnippen, und damals lagen 80 Mann kur¬

1637 wurde die Stadt aber von dem Von der Schwedischen Generalmajor Dromark ganz eingeäschert. abermaligen Schwedischen Belagerung der Festung im Jahre 1639 findet sich noch eine Relation des damaligen Kommandanten v. Kol-

Gärten und aller

Gerichtsbarkeit.

Ansehen standen,

deritz vom

Dieses Gebäude hieß anno 1233

Cartas dei und wurde 1234 vom Papste GegoriuS IX. bestätigt; vermöge des Schenkungsbriefes des Markgrafen Johann von 1258 erhielten die Brüder des Mariencher Cistertienser Orden das Mariencapitel, mit allen Güter», Zehnten, Weinbergen und übrigen Nutzungen,

was damals andere Städte getroffen hat. Denn 1627 beklagte sich Oderberg sehr über Bedrückung der durchgehenden Völker von des märkisches

die der Herrschaft Dienenden, den benach¬

barten Flüchtlingen :c. zu erbauen.

die das

massive und

wüste

Markgrafen Johann und Otto den nach der slavischen Mundart genannten Flecken Barsdie mit allen dazu gehörigen Gerechtsamen dem Priester Theodorius und seinen Brüdern, vermuthlich Ordensbrüder, um daselbst eine Kapelle, Celaustrum oder Mönchskloster, zur Ehre

schon

war das Hospital wüste und bis 1820 mit dem ganzen Portaleingange

hat noch ein Theil gestanden, deren Steine zu Gebäuden verwandt worden sind, die jetzt auf dem Platze stehen, wo ehedem das Hospital gestanden hat. — Da man die Ucberbleibsel des Alterthums in der Stadt befunden der Fcanzemauer

liefert dies im Zusammenhange mit den Urkunden, welche ihre Stelle bei der Stadt anwiesen, den Beweis, daß Oderberg vor¬ mals nicht aus dem jetzigen Orte gestanden haben müsse, wozu auch dessen Bestimmung tritt, daß es vor Alters ein Hospital für die Aussätzigen, die mit der morgenländischen Krankheit oder einer anderen

hat,

so

in der Stadt nicht geduldet wurden, für die Flüchtlinge dienen sollte. Es mußte also, wie bei anderen Städten, die dergleichen Hospitäler gleichfalls in einiger Entfernung hatten, wie noch die Rudera zeigen, außerhalb der Stadt gelegen haben, und der District, worauf es stand, hieß die Barsdie, welche mit Weinbergen und Bauerhöfen versehen gewesen sein soll. Nicht unwahrscheinlich liegt daher die jetzige Stadt auf diesen Districteu. ansteckenden behaftet waren und

und ferner

weil sonst hier kein Raum vorhanden ist.

ist.

1852 bei der Planirung des ehe¬ drei auch vier Gräber überein¬ Kirchhofes maligen Kirchplatzes und ander gefunden hat. Außer der Nikolai-Kirche, als der Parochialkirche der Stadt, die 1852 wegen Bausälligkeit niedergerissen wurde, hatte an ehemaligen Güter außerhalb der Stadt, und wie die Urkunden sich ausdrücken, auf der Barsdie bei Oderberg, ein Hospital mit einer Kirche, unter Schon 1231 schenkten die der Benennung Marienkirche, gestanden.

20' tief in

der Erde lag und man

Die Napoleonsburg bei Eharlottenburg (1808). Für die

Leser unseres

Blattes wird der

nachstehende Aufsatz von

Interesse sein, weil derselbe einmal die Schilderung eines Terrains enthält, welches in heutiger Zeit so wesentliche Veränderungen erfahren

hat, daß die Erinnerungen an fein ehemaliges Aussehen bereits histo¬ rische zu werden beginnen, — dann aber, weil der Inhalt jenes Auf¬ satzes einen Vorgang aus der verhängnißvollen Zeit bildet, in welcher unser preußisches Vaterland schwer unter dem Drucke der Fremdherr-

166 schaft seufzte, und

selten die Feste des Feindes mit¬

iu welcher man nicht

;

für das eigene Vaterland. Jahre 1808 stanunend, rührt von

feierte, als seien sie Gedenktage von Bedeutung

Die Schilderung, aus

dem

einen, Augenzeugen der Vorgänge her.

|

Der grausandige, flache Boden

„Charlottenbnrg lag hinter mir. erhob sich zur Anhöhe,

!

von welcher herab die Bajonnette der Feld¬ mir entgegenblitzten. Eine Linie

!

wachen, von der Sonne beleuchtet,

von Strauchhütten, der Aufenthalt der äußersten Wachen, zog sich nach Norden und Süden hin; ich war auf dem Wege zu des Lagers

Mitte.

Der Hügel war erstiegen.

Neben

mir trällerte

die Schild¬

wache ein lustiges Liedchen, aber ich vernahm wenig, denn anziehender

war das Auge beschäftigt.

Im

Osten das niedliche Charlottenburg mit dem hochempor¬ ragenden Schloßthurme, den freundlichen Dächern, aus dem Baum¬ grün hervortretend, und weiter hinüber die Gruppe von Thürmen der

Hauptstadt, hinter der dunkle» Scheidewand des sernhinreichenden Thiergartens. Von der Mittagsrichtuug her glänzt die grünende oder fruchtgoldene Ebene der Landschaft, und von der Potsdamer Landstraße

Hecken.

Je seltener in unserer Nähe die Erhöhungen gesunden werden,

Berg her trat ein Dach von

Hütten bezeichnete» sie. Brettern hervor. „Das neue — Ballhaus", belehrte mich ein Wanderer, der neben Aber um das Haus her die und mit mir zur Lagerschau ging. Reihe von Tannenbäumen, scheinbar regelmäßig gepflanzt? Diese Stelle ist mir nicht unbekannt, nur die Bäume sah ich nie. „Seit einigen Tagen sind sie im nahen Walde gefällt und hier den

i

i

eine deutsche Viertelmeile einnehmen mag; !

|

„Der Soldat nennt

sie

Gewehr¬

Rasenbänke sein."

„Ganz recht, der Rasen ist die Zierde, das Holzstück darüber Querholz die Mündung des Schießgewehres." Der Rasen und die aus demselben gepflanzten Blumen und Kräuter sind eine Zugabe von dem heiteren Sinne der Soldaten, die hier vor jedem Häuschen einen kleinen Garten zu besitzen streben. Die Hütten zu beschauen, trat ich näher. Diese Doppelreihe dient zu», Wohnorte der Gemeinen. An der Vorderseite ist der Ein¬ gang, an jeder Seite der Thür ein kleines Fenster, und über der Thür am Giebel sieht mail man das Emblem der Gattung von Soldaten, welche in der Baracke wohnt: Granaten, Kanonenkugeln, Waldhörner. Die Musketierhütten sind mit einem Sterne von fünf Strahlen bezeichnet, und hie und da trägt ein goldener Adler den schlängeln-

trägt

von zwei Reihen krausem Tannengesträuch und einer Tannenallee Die Oeffdaß sich eine Art von Hoftaum bildet. hindurch¬ wir wo offne Thor, das nüng in Allee und Hecke formt so eingeschlossen,

j

scheinen die Dekorationen der

ist der Geburtstag des Herrn Gouverneurs und Marschalls, Herzog von Belluno; mit einem Balle wird er hier gefeiert werden." Eine Equipage rollte jetzt wirklich von Charlottenburg her, und

Hütten

mantel, denn sie dienen zun, Aufbewahren der Gewehre", sagte mein Begleiter; „aber ohne das obere, buntgefärbte Holzgestell würden es

es

cS

von der

sind aber drei

gezählt, so erscheint der Zwischenraum weiter, zwölf Baracken und noch breiter ist die Gasse; am breitesten aber, wenn man 24 der¬

Hütte einer, was bedeuten sie?

mir Aufschluß, denn schon oft war er hier. Das Haus, nur eine Holzbaracke mit einem Bretterdache, trägt übrigens in seinem Acußern das Gepräge der Eleganz. Umher ist

Wände, Gemälde von Frucht- und Blumenstücken, und hic und da ein Tnuneau hervor, und vom Plafond herab hängen ein Paar Lüftres. „Heute," sprach mein Begleiter, „schreiben wir den 11. August,

eine Baracke ist

Schritt Raum getrennt;

Es sind sechs Ebenso verhält es sich in der zweiten Reihe. Hütten (drei in jeder Reihe), der Aufenthalt für eine Compagnie, 34 hat das Bataillon und 43 ein Regiment inne. Die grünen Punkte, wenige Schritte vor der Front, vor jeder

Eine kriegerische Musik schlug an mein Ohr; die Truppen nahmen den Weg hierher zum Manöver; denn hier, wo ich so einsam stand, ist nach meines Gefährten Auskunft der Exercierplatz. Jetzt kamen wir auf des Berges Spitze. Da lag die regelmäßige, niilitärische Stadt mit ihren weitreichenden Linien von kleinen weißen, grau ge¬ In meiner größeren Nähe aber war das deckten Hütten vor mir. Ballhaus der Beschauung werth. Ueber alles gab mein Mitwanderer

Aus dem Innen,, einem Saale,

andern durch circa vier

selben gezählt hat.

zur Verzierung eingesetzt," meldete er.

schritten.

Das Arrangement war nur wenige Schritte entfernt; hier, nahe Mitte der Front erhebt sich ein hoher Baum, de», SchiffsVon seinen, Wipfel weht, den goldnen Adler tragend, „laste gleich. die dreifarbige Fahne in Form eines Wimpels; weiter herab macht eine Strauchbekleidung ihn zum Thurme, an dessen unteren Hälfte man zwischen Königsattributen den Namen des Lagers „NapoleonBourg" erblickt. Zwei ähnliche Bäume stehen auf den beiden an den Wald gelehnten Endpunkten der Militär-Colonie, die dort wie hier von aufgestellter Artillerie beschützt wird. Schildwache» stehe» vor der Fronte oder wandeln hier auf und ab. Hundertneunzig Hütten zählt der Wanderer i» der vorderen Reihe, die vom rechten Flügel im Süden bis zum Linken im Norden von der

Norden strömt hell und blinkend in schlängelnden Krümmungen der Spreefluß, manches Segel auf der schwellenden Fläche tragend.

Ueber

Schritten wendete sich dieses Grün, und ich stand mit meinem Begleiter in einem von der äußeren Allee umgebenen Vierecke, in dessen Mitte ein von vier Säulen getragenes, niorgenländisches Zelt steht. Wappenhelme, Harnische, Schilder mit dem ftanzösischen Reichs¬ adler und anderen Kriegsemblenien zieren den Fuß der Säulen, und In Azurbläue prangt des Hellebarden ragen über ihnen hervor. Zeltes Bekleidung, die Höhe trägt eine Göttin, ich glaube die Bellona, in deren Linken sich eine Lanze befindet, die Rechte hält einen fünfstrahligen Stern. Im Innern steht auf einem erhöhten, marmorartigen, Altar die lorbeerbekränzte und täuschend ähnliche Büste Napoleon's, scheinbar von Bronce. Der 15. August gab der Welt den Heroen, und zur Zelt, das Ballhaus und die Promenade unter Bäumen und zwischen

Vor mir, im Westen, der wechselfarbige Teppich des Forstes; ist der Thurm von Spandau sichtbar, und durch die Wiesen im dort

— und weiter schritt der Fuß. Der Hügel ward zu». Berge, auf dessen Gipfel die Wagenburg Kanonen¬ des Lagers stand, der Artillericpark von Wachen beschirmt. mündungen gähnten herüber, Munitionskarren hinter den Todesmaschine». Weiter gehend, traf ich auf die zweite Wachtlinie, höhere

zusammen und nahmen die Form einer Ellipse; nach ungefähr hundert

Feier des jetzt wiederkehrenden Tages entstanden seit einer Woche das

erheben sich stolz die lombardischen Pappeln.

von denen man überschauend zu genießen vermag, um so lieber ver¬ weilt man auf der erhabenen Stätte, wo man ftei und froh athmet. Doch links herüber schimmern die weißen Lagerhütten, mein Ziel

floh wegen des Mangels an hochzeitlichen Kleidern aus des Hauses Nähe in den grünen Kreis, der mich nun bergab den, Lager zuführte. Die innern Baumreihen mit ihren Hecken bogen sich nun näher

ich

!

den j

den Kolben, und das

Blitz. Auch in jeder Seitenwand ist ein kleines Fenster befindlich. Das der Baracke ist ein ungetheilter Raum, wo an den Seiten¬

Innere

wänden zwei lange, strohbeschüttete Pritschen zum Nachtlager der 18

bis 20 Bewohner dienen.

167

-

Hat man die zwei ersten Hüttenreihen gesehen, die durch eine grade Straße geschieden sind, so steht man, nachdem man wieder einen

der dahinfliegenden Equipagen.

Zwischenraum überschritten hat, an einer Linie von langen, quer vor¬ stehenden Gebäuden, den Küchen und Sveisezimmern der Gemeinen;

gehenden Vollmondes, als ich den

hallten im „Qui-vive?" der anrufenden Feldwachen und im Raffeln

Charlottenbnrg schwamm vor mir im Dämmerscheine Hügel hinabstieg .

des

auf¬

11

jede Compagnie besitzt eine

solche Hütte, welche die nämliche Lage einnimmt, auf der sonst drei kleine Hütten stehen. Wieder trennt eine Straße diese Baracken von den folgenden kleinen Hütten, die wieder, wie die ersten, in zwei Reihen errichtet sind; doch sind aus sechs Wohnungen für Gemeine hier nur immer zwei sich einander gegenüberstehende gerechnet, die zum Aufenthalte der Subaltern-Offi-

Ein preußischer Dichterheld. „Und wo die Zollernfürsten je gekriegt. Liegt auf dem Schlachtfeld auch ein Kleist begraben."

ziere, Nnter-Offiziere, Musiker und dergleichen dienen.

Die hintere Linie fchließt das Ganze,

Dieser poetische Gedanke eines deutschen Dichters

im Rücken von einer Reihe Feldwachen mit ihren Strauchzelten gedeckt wird. welches

nur

erzählen sollen.

Tannenalleen laufen durch die ganze Länge des Arrangements in allen seinen graden Straßen hin. Drüben, etwa 400 Schritte hinter dem Lager, da, wo sich der

Wald einem Amphitheater gleich ausdehnt, erblickt man noch den Anhang: die Zelte und Hütten von mancherlei Gestalt und Materie, von Leinwand, Holz und Strauchwerk für Restaurateurs, OffizierCquipagen, Marketender u.

Dort, wo

s.

w.

die Wagen der Hauptstädter, und weiterhin, am

Einmit ihrem Zugvieh, für den Dienst Markt der Industrie, dort stehen die

;

gange des Waldes, die Landleute

des Lagers halten, dort ist der Tempel der Genüsse, der mancherlei Freuden. Musik lockt dahinüber. Ein buntes Schauspiel: die elegante und nicht elegante Welt rastet hier von den Fakiguen der kleinen Reise und des Lustwandels während

j

Bis

Ewald auf des Vaters Gütern „roh und wild" unter einem Hauslehrer ans; welches Wissen mag auch, im Ansang des 18. Jahrhunderts, ein Hauslehrer für seinen Beruf mitgebracht haben? Selbst auf der Jesuitenschule zu Krone, die er nunmehr besuchte, hatte Kleist keinen Sinn und Trieb

Limonade, Wein, Thee, Getreidesaft und Gctreidegeist (!) Hetären der Residenz tragen die Tinten und Tünchen des Antlitzes zur Schau, und unterhalten

keck

die

Schwestern und die Ein- und Ausländer

Stand und Würden. Doch bald widersteht

der

ruft

die Wi߬

begier, denn bei lauten fröhlichen Klängen kehren die Soldaten vom

Manöver ins Lager zurück.

Da

zeichnet sich jetzt ein eigenes,

buntes Gewühl.

So wissenschaftlich ausgebildet, trat der Gleichwohl wurde ihm keine Gelegenheit, seine Dienste dem Vaterlande zu widmen, weshalb er sich, auf den Rath seiner Eltern, nach Dänemark begab, wo vornehme Verwandte mit regem Geiste nach. Jüngling in die Welt.

Die Com¬

pagnien gehen auseinander, die Gewehre werden an ihre Plätze ge¬ bracht, die Menge eilt in die Hütten. Da und dorthin strömen die

Hausen; jetzt kehrt man ohne Oberkleider, im eigentlichen Negligee, in's Freie zurück, die meisten Straßen sind gefüllt, man ißt und trinkt

in hohen militairischen Stellungen lebten. Diese suchten ihn ebenfalls für die militairische Laufbahn zu gewinnen, für welche Kleist indessen keine Neigung hegte. Der Streit, welcher einst an seiner Wiege ausgesochten, erneute sich in der Brust des Jünglings —; der Weihekuß Apollo's zog ihn zur Poesie, aber Mars gehörte er an; der Verstand siegte, und so trat er denn, wenngleich gegen seine Neigung, im 21 .

aus freier Hand.

Vom tiefgegrabenen Ziehbrunnen holt die jetzt grade unbe¬ mittelte Menge sich die Erfrischung; dort aber iwisteht eine Schaar die lockere Marketenderin und zecht, mit der Kecken badinircnd, zum Fleisch und Brotstück

in

der Hand

das

Bier,

den

Schnaps

aus

ihren Flaschen.

Im

Innern

der Baracken sieht man geschäftige Hände Gewehr

und Rüstung putzen; vor den Hütten singt man kriegerische Lieder, tanzt nach dem zirpenden Klange einer Violine; baarfüßig walzt hier,

in Ermangelung einer Tänzerin und des Saales, ein Soldat mit dem andern im Sande, hier halten einige Schnellsüßler ein Wett¬ rennen, dort mehrere scherzend Gefechte. Hier dressirt Einer den gelehrigen Pudel Favorit; da hascht ein Zweiter sein entfliehendes Eichhorn, und behülslich schließen die lauten

Verfolger an. Mit einem Worte: Was wir vor zwei Jahren auf den Brettern, die die Welt bedeuten, von Wallensteins Kriegsknechten im Kleinen sahen, das erscheint hier im Großen vor uns. Gern hätte ich länger verweilt, doch die Sonne tauchte längst im feurigen Spiegel der Spree unter, der Retraiteschuß im Lager mahnte an die Heimkehr und ich trat sie an. Die fröhliche Musik Massen

des

i

dem Berge her; die Klänge

ver-

Jahre in dänische Militairdienste. Nur wenige Jahre gehörte er derselben an, als in seinem Vater¬ lande ein Wendepunkt eintrat. König Friedrich Wilhelm I. war zur ewigen Ruhe eingegangen; ein junger, 28 jähriger Prinz, der Urenkel Zum ersten des großen Kurfürsten, hatte Preußens Thron bestiegen. Mal trat ein Hohenzoller dem deutschen Kaiser selbständig und energisch entgegen; Friedrich II. versprach die Erneuerung der von seinem Vater gegebenen Unterschrift zur pragmatischen Sanction, aber nur gegen Anerkennung der durch die Jahrhunderte geheiligten Ansprüche Preußens an Schlesien.

sich dem

Balles scholl vom Hause aus

zu seinem neunten Lebensjahre wuchs

zum Lernen; und als er dann mit 14 Jahren das Gymnasium in Danzig bezog, berechtigte seine geistige Ausbildung keineswegs zu Erst mit 16 Jahren, als Student in Königs¬ großen Hoffnungen. berg, lernte er mit Lust, Fleiß und Energie, und holte das Versäumte

Jubel dem Hörer, das Schauspiel

dem Schauenden, und zurück zur Colonie der Krieger

Am 3. März 1715 wurde dem Gutsbesitzer v. Kleist, im Dorfe Zeblin bei Köslin in Pommern, ein Sohn geboren, welcher in der Taufe die Namen Christian Ewald erhielt. Wenn es vergönnt ist, die Göttergestalten der griechischen Mythologie an die Wiege eines christlichen Kindes zuführen, so könnte man sagen, Mars und Apollo stritten sich um den Besitz des Neugeborenen. Der Gott des Krieges behielt den Sieg: er führte den Jüngling, den Mann durch bas Leben, und bereitete ihm ein ruhmvolles Ende aus blutiger Wahlstatt. Aber ganz gab Apollo seine Rechte nicht ans, er hatte den Weihekuß' gehaucht auf die Kinderstirn, und solch' ein Kuß feit für das ganze Leben. Der Soldat, der Ofsizier des Königs wurde ein Dichter, den der Geist der Poesie selbst in den rauhen Stürmen des Kriegerlebens umschwebte.

der Beschauung, und feiert das Finale derselben durch Libationen von

nach

sei der Weihe¬

gruß dieser Zeilen, die das Schicksal eines preußischen Heldensängers

noch

ßisches Heer rückte

Maria

Theresia versagte dieselbe, ein preu¬

in Schlesien ein, und Friedrich

schlug die Schlacht

bei Mollwitz.

!

j

;

;

Die glühende Begeisterung für den jugendlichen Heldenkönig, Sieger aus Schlesiens Fluren stand, löste freilich nur ober¬ flächlich den Zwiespalt in Kleist's Brust; für den- Helden von Moll¬ witz zu siegen oder zu sterben, dünkte ihm ein schöneres Loos, als Er nahm seinen Abschied der Kranz des deutschen Dichterruhmes. der als

aus dänischen Diensten und trat in das preußische Heer. Aber schon erste schlesische Krieg vorüber und Friedrichs Armeen bezogen

Christian Ewald v. Kleist trat als Lieutnant in das Regiment, das in Potsdam garnisonirte. Da, nachdem der erste Rausch der Begeisterung vorüber, erwachte mit Allgewalt der Zwiespalt in der Brust des jungen Offiziers von Neuem, und der Schmerz über einen verfehlten Lcbensberuf schuf den Dichter. Er stand einsam und allein im Leben; er mied die rohen, wilden Kameraden die auch ihn mieden, dessen hohen Geist sie nicht verstanden. Neben dieser Bitterkeit trat ein angeborener Hang zur Neckerei wieder hervor, der schon den Knaben auf dem Gymnasium oft in Streitig¬ keiten verwickelt, und führte jetzt zu einem Duell, dessen Ausgang für Kleist eine gefährliche Armwunde war. Einsam und allein lag er auf dem Schmerzenslager, aber mild umschwebte dasselbe das Bild seiner verlobten Braut, Wilhclmine v. d. Goltz, die er, während einer militaiirischen Dienstreise, auf den Gütern ihres Vaters kennen gelernt, und bald sein eigen nennen sollte. Diese Hoffnung versüßte ihm alle bitteren Stunden, die er

und der Dichtergenius in seiner Brust hatten ihn vor dem Unterliegen

!

bewahrt.

i

schrei durch

i

und ihn besiegt.

Friedensgarnisonein

Nur

!

:

Gleim kam nach Potsdam und suchte Kleist auf, von dessen Dichterruhm er bereits gehört; die gleichgestimmten Seelen einte bald die zärtlichste Freundschaft. .

In

Gleim sogleich zum Chirurg, und klagte sich im Geiste bereits als die Todesursache des Freundes an. Der herbeigerufene Wundarzt erklärte indeffen: das durch die Natur bewirkte Wiederaufbrechen der zu ftüh geheilten Wunde sei die Lebcnsrettung des jungen Offiziers, und feit der Stunde vollendete die Dankbarkeit gegen den Lebensretter in Kleist's Brust, was die gleiche Seelenstimmung begonnen: — das

Band, welches die Seelen Beider umschlang, wurde unlösbar. Aber die Sonne des Glückes scheint dauernd keinem Menschen¬ leben —: wo ihr Glanz am hellsten leuchtet, da müssen wir am ersten ihr Verlöschen fürchte». Ihr Schein reift auch kein Dichtertalent —

empor.

Der

erste

Stürme des ErdenDichter zum Hinimel seines Ruhmes Schmerz in Kleist's Leben, nachdem er das Glück echte

Gleim, welcher Potsdam verlassen mußte. Die echte Freundschaft ist zwar erhaben über Raum und Zeit, aber der schriftliche Verkehr der Geister bleibt immer nur ein schwacher Ersatz für den persönlichen, und eine unbeftiedigte Sehnsucht,

eine

als der seine.

' Da sollte ihn ein neuer Schicksalsschlag, wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel, treffen: seine Braut, Wilhelmine v. d. Goltz, war von ihren Verwandten, denen der unbedeutende Offizier für die

Zwang, wo

fteiwillig; es die

deutschen Dichterhelden sprechen konnte, der auch

Er

mußte einwilligen, sich hinter die Front tragen und

Da riß dem Feldscheer neben ihm eine Kugel Hülflos und allein blieb der Schwerver¬

wundete liegen; die Kameraden hatten, besiegt, das Schlachtfeld räumen müssen; — Rußlands wilde Krieger beraubten den hülslosen Offizier

und I

warfen ihn in einen Sumpf.

Erst am Mittag

Tages fand ihn ei» russischer Offizier, dem der Name er

ihn von

des

als

war.

Er

den Lippen des Verwundeten hörte, nicht fremd

gilt!

Hilfe erhielt.

Das ist das heilige Vorrecht der Dichter, das Gott ihnen als Ersatz für so viel Erdenweh in's Leben mitgab, daß sie den wilden Schnierz, der das Herz zerreißt, in Poesie auszuhauchen vermögen.

schwerleidenden Zustandes, den die entsetzlichste Nacht, die er

Auch Kleist gab dem ersten heißen Schmerz um das verlorene Glück

ihn

in den beiden Gedichten: und „Sehnsucht nach Ruhe", Ausdruck, und stürzte der Liebe und Freundschaft,

nach seiner Verwundung die erste ärztliche

sich

Trotz seines

in

dem¬

auf das Aeußerste verschlimmert, hoffte man dennoch Am zwölften Tage nach der Schlacht bei Kunersdorf trat der Genius des Todes an Christian Ewald von Kleist's Schmerzenslager, und löste mild den Zwiespalt, der das Leben des Dichters verbittert — stillte den Schmerz, der in der Brust des selben verbracht,

„An Wilhelmine", verzweiflungs¬

voll in die wilden Schlachtcnstürme des zweiten schlesischen Krieges. Der Friede kehrte in Preußens Gauen, und mit ihm Kleist in seine Garnison nach Potsdam zurück. Er war ein völlig Anderer geworden; — die Herzenswunde war vernarbt, die Energie seiner Seele

andern

„Kleist",

ließ den Dichter in trockenen Kleidern nach Frankfurt an der Oder, in das Haus des Profeffors Nikolai, bringen, wo er 24 Stunde»

denn das echte deutsche Weib kennt keinen

Treue gegen den Verlobten

Maria in zwei

das Haupt vom Rumpfe.

Lücke zurück.

aber dennoch

sie

auf blut'ger Wahlstatt fiel: „Und sollt' ich einst im Siezesheimzug fehlen, Weint nicht um mich, beneidet mir mein Glück!" Drei Jahre hatte der unselige Krieg bereits gewüthet, ein blutig' Morgenroth leuchtete am 12 . August über der Ebene von Kunersdorf, auf der Preußen und Russen zum Kampf bereit standen — Friedrichs Schaar, um die Barbaren ganz aus Deutschland zu drängen, und Elisabeth's Heer um die Niederlage bei Zorndorf zu sühnen. Schon glaubte Friedrich II. gesiegt zu haben, schon eilten Siegesboten nach Berlin, und die Glocke» in Preußens Hauptstadt verkündeten die Jubelbotschaft der Residenz mit ehernen Zungen. Aber nie hat das Schlachtenglück sich furchtbarer gewendet, als am Tage von Kuners¬ dorf! Die Schlacht wurde zu einer der entsetzlichsten Niederlagen für den Sieger von Hohenftiedberg. Am Abend des 12. August 1759 saß Friedrich in einer zerschossenen Bauernhütte, und sah den Unter¬ gang der Hohenzollern-Monarchie vor Augen. Und Kleist? An jenem Unglückstag hatte er sich in That und Wahrheit als ein Held gezeigt. Drei russische Batterien hatte er erobert mit seinem Battaillon, und dabei zwölf Kontusionen erhalten. Als ihm die Finger der rechten Hand zerschinettert waren, nahm er, nach echter Preußenart, den Degen in die linke Hand, und als ein Schuß den linken Arm zerschmetterte, da griff er wieder mit der ver¬ wundeten Rechten nach der Waffe. Schon sprengte er gegen die vierte Batterie heran, da ereilte ihn sein Verhängniß; ein Kartätschenschuß

verbinden zu lassen.

unausfüllbare

Tochter des alten Adelsgeschlechtes nicht genügen mochte, gezwungen worden, einem Andern ihre Hand zu reichen. Freilich gezwungen,

gerungen

wollte der Held das Schlachtfeld nicht verlaßen, denn unerschüttert stand die feindliche Batterie vor ihm — sie sollte, sie mußte genommen werden! Zweimal versuchte er es, sich wieder auf sein Pferd heben zu lassen, doch vergebens — des Schicksals eherner Wille war mächtiger,

der Liebe und Freundschaft sein eigen genannt, war die Trennung von

läßt in der Brust

dem Schmerz

zerschmetterte ihm das rechte Bein, und mit dem Ruf: „Kinder, ver¬ laßt Euren Köyig nicht!" sank er herab vom Pferde. Noch aber

durch die Nacht der Schmerzen, durch die wilden

allein steigt der

mit

wenige Jahre dauerte der Friede in Deutschland.

mit jenem andern

er

!

schickte

Wilhelmine als leiser Schmerzens-

aber er hatte

blutigen Kriegen erhalten — sie wollte die verlorene Provinz nicht aufgeben. Das Jahr 1756 brach an, und „Krieg!" hallte es wieder durch Deutschlands Gauen. Als die Schlacht bei Lowositz geschlagen, ahnte wohl Niemand, daß dieser dritte schlesische Krieg sieben Jahre dauern würde, — ahnte auch Christian Ewald v. Kleist nicht, daß

j

Schon war Kleist's Wunde geheilt, da las ihm Gleim eines Tages ein scherzhaftes Gedicht an den Tod vor, und während des heftigen Lachens brach feine Wunde von Neuem auf. Todesangst

der Name

sein Leben,

Theresia hatte die furchtbare Lection nicht begriffen, die

!

ans dem Krankenlager zubringen mußte. Neben dem Glück der Liebe blühte dem Einsamen bald noch ein anderes, das der Freundschaft.

lebens

Wohl zitterte

!

war der

!

zu rette».

Doch vergebens.

Mannes gelebt, Am 24. August hörte das Herz zu schlagen auf, in deni bis zum letzten Augenblicke das Bild Wilhelminens gelebt. Als nian den Verblichenen zur Ruhe bestatten wollte, fehlte ein

169 Preußendegen, den

Sarg

des todten Helden zu schmücken; der seinige

Kramer, daß ich viel thue, wenn ich's unternehme. Die Zeiten sind nicht eben gut, ich bin nichl sonderlich mit Geld versehen; Ihr wißt, daß ich auf nächsten Ostern heirathen will, wenn sagen Meister

ruhte ja draußen auf blutiger Wahlstatt! Da legte ein russischer Offizier den eigenen Degen aus die Bahre, und hat dadurch sich selbst so hoch geehrt,

Auf

wie den Feind, dem er die letzte Ehre erweisen wollte. der Oder wurde der Dichter¬ Eine einfache Siegessäule aus Sandstein ist sein

sie

mich faffen so

einem Kirchhof zu Frankfurt an

held bestattet.

„Na,"

Friedrich kämpfend, sank er nieder, wünschte es sein Heldengeist. Unsterblich groß durch seine Lieder, Der Menschenfreund, der weise Kleist." und des

sollt

dem

alten Berlin.

„Wir

nehme das Geld, haltet Euch bereit.

denn helfen?

werden ihn hier doch

es

müssen

ihm, ohne Hinderniß die Grenze zu passiren.

für Alles sorgen," mahnte Röber, „Du darfst

mit

Gottlieb muß Futter für die Pferde, einen Trinkeimer mitnehmen, hurtig, mir haben keine Zeit zu verlieren." Frau Kramer, bei der die Hoffnung auf Gewinn und Mitleid für Böttcher mit einander um den Preis rangen, schleppte aus der Küche und Speisekammer Brod, eine Wurst und ein Töpfchen Butter, so wie einige hartgesottene Eier herbei. Sie that Alles in einen Handkorb. Man war mit den unbedeutenden Vorbereitungen kaum fertig, als von draußen her das Knallen einer Peitsck)e die Ankunft Gottlieb's und seines Fuhrwerks verkündete. „Schnell hinaus," gebot Röber, „ohne Abschied, — mach' Dich

daß Röber selbst die tausend Thaler hätte verdienen können, daß Kramer zu raschem Entschlüsse getrieben, und überzeugt wurde: er könne nichts Besseres thun, als sich den Goldjungen verbindlich machen. Er schlug daher leicht mit der Hand auf den Tisch und rief: „Es mag denn sein, in Gottes Namen, da ick) hoffe, es ist

wir

erhalten, wenn ich glücklich über die

nirgends unterwegs einkehren, also gebt dem Jungen Proviant

tend, es lag so offen und klar vor ihnen, namentlich das Bekenntniß,

sie

Ihr

die Stacketthüre, welche den Weg hinter dem Graben absperrt, — in einer Viertelstunde bin ich mit meinem Wagen hier." Er verließ eilends das Zimmer. Böttcher's Herz klopfte schneller. Die Stunde der Rettung kam näher und

bessere

dem Böttcher nützen?

ich

das Geld auf den Tisch, es war die Hälfte Gottlieb lächelte befriedigt. „Sollen sie mein „Nehmt sie zu Euch " gebot Böttcher. „Mehr

bin." „Topp!" rief Gottlieb, „ich Ihr, Meister Kramer, öffnet mit

Hälfte waren auf's Neue verblüfft und stumm geworden, sie hatten Röber mit offenem Munde ange¬ hört, und was der Gewürzkrämer gesagt hatte, das war so einleuch¬

wir

„Ja, —

Grenze

George Kiktk.

kein Teuselswerk, sage an, Röber, was sollen

möchtet

Er warf

vielleicht gelang

sollen

Ihr

haben!" rief Böttcher prahlerisch. „Auf Abschlag — versteht mich wohl — zwei gute blanke Dukaten,

von dieser Sorte werdet

(Fortsetzung.)

Kramer und seine

sagte er halb

frei,

es

sein?" fragte er.

Helden!

Der Goldjunge. Von

„Ihr sollt Ihr habe»

seiner Baarschaft.

E. Handen.

Eine Erzählung aus

eine Vorausbezahlung? redet

entgegnete Gottlieb, „wenn ich sagen soll:

da sind sie."

selbst gestochten:

sich

wollt

könnte etwas Blankes gebrauchen."

So

Dichters

„Ihr

Geld haben?"

„Für

Den schönste» Grabesschmuck aber hat er

„Aha",

Böttcher trat jetzt zu dem Burschen. lachend,

Grabmonument, das die Inschrift trägt: „CI glt le guerrier, le poete Chretien Ewald de Kleist, ne le cinq mars 1715, mort le vingtquatre äout 1759.“ Und darunter:

den Lorbeerkranz des

—"

wie

finden."

Glück. „Ihr sollt ihn nicht verbergen," sagte sollt ihm helfen, daß er so schnell wie möglich über die Grenze kommt." „Und wie soll das in's Werk gerichtet werden?" fragte Kramer

auf den Weg." Fritz Böttcher aber wollte denn dost) nicht so ohne Weiteres scheiden, er fühlte, daß er vor allen Andern den Kramer! scheu Eheleuten zu Dank verpflichtet war und er wußte nur zu gut,

weiter. „Fritz kann nicht mit der Landkutsche die Reise machen", sagte Röber, „er kann auch nicht zu Fuß über die Grenze kommen, Ihr sollt ihm einen Wagen stellen, Ihr laßt denn er hat Eile. öfters nach Wittenberg fahren, wenn Ihr drüben den Markt beschickt — bringt den Jungen über die Grenze." Kramer hatte sich bald entschlossen. „Es soll heut Nacht noch

geleistet,

Röber wünschte er schnell,

sich

„Ihr

geschehen", gelobte er.

„Bleibt

will,

sein Fuhrwerk in

vertraute dem Flüchtlinge. Böttcher nahm daher in regen Dankesworten von seinen Helsem Abschied, bis Kramer selbst ihn fort trieb. Er, seine Frau, Böttcher und Röber schritten aus dem Hause durch den Garten an die Stacketthüre, woselbst Gottlieb mit seinem Fuhrwerk hielt.

Bewe¬

gung setzen." Kramer nahm seine Kappe, den Ueberrock und eilte aus den: Hause. Eine bange halbe Stunde verrann, während welcher Röber und Böttcher der Gattin Kramer's gut zusprachen und ihr all' die Vortheile schilderten, welche aus der glücklich bewerkstelligten Flucht des Goldjungen für die Familie Kramer erwachsen würden. Endlich kehrte der Hausherr in Begleitung eines jungen, etwa vierundzwanzigjährigen Mannes zurück. „Hier ist Gottlieb", sagte Kramer, „er scheint bereit die Fahrt zu unternehmen." Gottlieb betrachtete den Flüchtling mißtrauisch, da er aber

Röber's Person sehr gut kannte, schien die Sache ihm weniger ge¬ fährlich. Er hatte jedoch von Krauler unterwegs so viel über den Goldjungen gehört, daß er lüstern war, eine kleine Probe von der Kunst zu erhalten, um deren Kenntniß man so eifeig auf Böttcher

zu

und

eine Weile hier, ich werde den Gott¬

lieb holen, er kann, wenn er sonst

Dasselbe bestand

es

riskiren," sagte Gottlieb, „aber

Ihr

müßt

doch

in einem Leiterwagen, über

reifen gespannter Leinwandplan befestigt war.

den ein auf KönnenEs war mit zwei

Gottlieb hatte bereits den Plan an einer Seite emporgehoben, unter den Segenswünschen der Familie Kramer schlüpfte Böttcher in de» Wagen; Gottlicb schloß den Plan. Röber, starken Pferden versehen.

!

der bisher Schildwache gestanden, um zu sehen, ob auch kein Lauscher

!

sich

i

nahe, kam nun herbei.

„Nimm das",

sagte

er, einen Brief

hervorziehend, den er Fritz zusteckte.

!

Er reichte Böttcher noch einmal die Hand, dann winkte er vorwärts und Gottlieb trieb seine Pferde an. Der Wagen war bald den Blicken der Nachschauenden entrückt, er fuhr links ab, ungefähr

i

|

'

denselben Weg

der

heutzutage

von

der Schöneberger Chaussee

ab

und zuiil Matthäi-Kirchhos führt.

Böttcher verhielt

sich

still und wagte

selbst nicht

mit Gottlieb

zu reden, obwohl die Landstraße ganz finster und einsam war.

Erst Zeit ließ er sich mit seinem Führer in ein Gespräch Gottlieb war dagegen lustig und guter Dinge, er pfiff ein Lied

nach geraumer

fahndete.

„Ich will

in seiner Macht lag, ihnen den Dienst, welchen sie ihm vergelten. Es mochte steilich die Aussicht auf künf¬ tigen Nutzen, Kramer bewogen haben, aber immerhin wagte er Etwas daß es nicht

j

ein.

170 sich überhaupt so, als ob er nicht die geringste Sorge Saarinundt fütterte Gottlieb die Pferde und hielt Rast, Böttcher blieb iin Wagen, er hatte eben ein wenig geschlummert, als ihn heftiges Schütteln des Armes weckte. Erschrocken fuhr er aus,

und gebehrdete

In

habe.

beim Schimmer des anbrechenden Morgens gewahrte er, daß Jemand den Leinwandplan hochgehoben,

mit

seiner Hand

in

den Wagen ge¬

griffen und Böttcher entdeckt hatte. „Was soll's? was wollt Ihr?" rief Böttcher, sich erschrocken austichtend. „Na, — na, —" lachte der

Eindringling, „nur nicht

so erschrocken,

wir

sind

ja

keine Land¬

Wie ist's denn, können wir bis Trenenbrietzen mitfahren?" Böttcher befand sich in größter Berlegcnheit, er wagte nicht nein zu sagen, denn die beiden Gestalten, welche er vor sich erblickte, hatten nicht das Aussehen, als ob sie einen Rückweis ihrer An¬ forderungen gutwillig hinnehmen würden. Erlaubniß konnte er ihnen auch nicht ertheilen, Gottlieb war der Eigenthümer des Fuhrwerks und augenblicklich nicht anwesend, auch fürchtete Böttcher diese neue Reisebcgleitung sehr. Er stammelte deshalb einige Worte, und die Handwerksbnrschen, solche schienen sie zu sein, traten von dem Wagen zurück und ließen den Plan fallen, aber Böttcher hörte mit einigem Schrecken, wie der Eine sagte: „Der Patron da drinnen steht aus, als wäre die Berliner Polizei hinter ihm." Gleich darauf trat Gottlieb aus dem Hause und wurde von den beiden Wandersleuten befragt: ob sie seinen Wagen bis Treuenbrietzen benutzen könnten? aber Gottlieb fertigte sie derb ab und Böttcher kam bald zur Ruhe, als der Wagen wieder lustig die Land¬ straße entlang fuhr. Je näher man der Grenze kam, um so heiterer wurden Beide und ohne weitere Behelligung passirten sie den Schlagbaum, und langten Abends am Ende der Wittenberger Vorstadt in der Papier¬ reiter.

mühle an.

Böttcher konnte sich als gerettet betrachten — seine Flucht war geglückt und damit seine Rolle in Berlin ausgespielt.

Da wir die Schicksale des Mannes, welcher bekanntlich später auf dem Königstein in Sachsen das Porzellan erfand, nur während seiner kurzen Anwesenheit in Berlin schildern wollten, so könnten wir hier füglich die kleine Scizze als beendet ansehen, allein, es erscheint doch nothwendig, zu zeigen, daß die Bedeutung, welche mau preußi¬ scher Seits dem Goldjungen beilegte, in der That eine sehr große und

nicht

etwa

eine,

Wir

ihm durch

Novellen-

oder

Romanschreiber

deshalb in kurzen Umrissen Meldung

als glücklicherweise unter den Musensöhnen eine so allgemeine Prügelei entstand, daß keiner mehr an den Gottlieb dachte. — Böttcher hatte

in Witten¬ Vater, einem berühmten Anatomen, Medicin Tags darauf ging er zu dem Rector Kirchmaier,

unterdessen bei Goldmann Wohnung erhalten, ec gab vor,

berg bei dem Doctor

stndiren zu wollen.

ihm durch Kunckel gehört hatte. Kirchmaier nahm ihn sehr er war ein eifriger Arzt und ließ Böttcher's Ba¬ gage sogleich in sein Haus bringen. Der Flüchtling war also sicher geborgen, — sehen wir nun was sich nach seiner Flucht in Berlin

der von

freundlich auf,

begeben hatte.

Die Kunde von breitete

sich

der

Flucht Böttcher's,

des

Goldjungen,

ver¬

Mittags in's dringen. Man hatte

schnell genug, um schon am folgenden Tage

königliche Schloß und bis zum König selbst zu

mindestens noch gehofft, der werthvolle Junge befinde

sich bis zur Stunde innerhalb der Mauern Berlin'»; aber es wurde bald bekannt, daß Böttcher die Stadt verlassen habe. Vermuthlich war es der Lakai Röber, welcher unter der Hand diese Kunde verbreitete, um so schnell als möglich jede Nachforschungen über den Ort des Verbleibens des Böttcher, vor seiner Flucht überflüssig zu machen, da möglicher Weise sein Verwandter, der Gewürzkrämer und er selbst in Gefahr gerathen konnten. Gottlicb sowohl, als die Kramer'schen Eheleute schwiegen beharrlich und so wurde denn, zum größten Kummer der armen Wilhelminc Zorn, die vergeblich auf die Wiederkehr Böttcher's ' gewartet hatte, dessen Versteck nicht ermittelt. Der König blieb äußerst zornig und wer von seinen Beamten

in

die Böttcher'sche Sache

verwickelt war, hatte mehr oder minder

durch den Unmuth des sonst so gnädigen Herrn zu leiden. dessen

In Folge

sparten die Betheiligten keine Mühe, um nach allen Richtungen

hin forschen zu lassen. Vielleicht würden aber alle Recherchen noch fruchtlos geblieben sein, hätte Böttcher in Wittenberg sich ruhiger verhalten; es scheint jedoch, daß seine Eitelkeit ihm nicht erlaubte, auf allzu lange Zeit sich verborgen zu halten. Er trat mehr und mehr in die Qeffentlichkeit, und man erfuhr deshalb bald in Berlin, daß der Goldjunge in Wittenberg seine Wohnung genommen habe. Die Dinge welche nun geschahen, sind, wenn man unsere heutigen Verhältnisse als Maßstab nimmt, so ganz absonderlicher Art, daß es der actenmäßigen Beweise bedarf, um sic nicht für erfunden zu halten.

Der König bevollmächtigte 'Fritz Böttcher fahnden zu lassen.

zunächst den Herrn von Wedel,

auf

von Böttcher's ferneren Schicksalen, bis zu seiner Abführung nach

Wedel fertigte den Lieutenant Karl eines Kommandos preußischer Soldaten Menzel, der an der Spitze

Dresden.

stand, nach Wittenberg, also in eine fremdnachbarliche

angedichtete war.

Sobald Gottlieb in

geben

Papiermühle angekommen war und seine Pferde abgeschirrt hatte, führte er Böttcher in die sogenannte Fischerei vor dem Schloßthore. Dort wohnte ein gewisser Goldmann, für welche» Böttcher den, ihm von Röber zugesteckten Brief erhalten hatte. Während Böttcher seinen Besuch bei Goldmann machte, drohte ihm eine neue Gefahr. Gottlieb konnte es nicht ruhig mit ansehen, daß der Fischerwirth der

ein sehr krankes Pferd in den

Stall

Er gerieth in Streit quartierte sofort aus, und fuhr aus die „Rothe Mark", ein sich Wirthshaus, welches im Walde gelegen war, und kam hier eben in brachte.

Moment an, wo eine Anzahl Studenten sich beim „Witten¬ gütlich thaten. Gott¬ lieb konnte seine Dukaten nicht mehr hüten, er nahm au dem Ge¬ lage Theil und berauschte sich ein wenig. Die Studenten trieben mit dem drolligen Kerl ihren Ulk, und fragten ihm aus: woher? wohin? — Gottlieb spielte Anfangs den Geheimnißvollen, gestand aber bald darauf, daß er einen vornehmen preußischen Deserteur nach Wittenberg gefahren habe. Die Studenten meinten, es sei wohl eine Frucht aus Spandau, und das Geheimniß Böttcher's war nahe daran verrathen zu werden, demselben

berger Guckguck", einem sehr schweren Biere,

Stadt, hastig Böttcher's aus gerichtlichem Wege, oder mit Gewalt zu bemächtigen. Menzel traf am 1 . November 1701 in Wittenberg ein und zeigte dem Kreisamte an, daß er von seinem ab,

mit

der

Weisung:

sich

König Befehl habe, einen, bei einem gewissen Goldmann in der Vorstadt sich aufhaltenden „Berliner Kerl", der bei dem Apotheker Zorn in Lehre gestanden und aus gewitzen Ursachen flüchtig geworden sei, verhaften und

Er

mit allen Sachen

nach

gab an, daß er keinen Steckbrief bei

Berlin

schaffen

zu lasten.

sich habe, daß er daher so

lange im Amte bleiben wolle, bis die Sache untersucht sei.

Wenn Menzel gehofft hatte, auf den Amtmann einen schnellwirkenden Effekt hervorzubringen, so blieb er im Irrthum. Der Amtmann Dr. Jakob von Ryssel schickte zwar den Actuar Rappo zu Gvldmann, woselbst auch Böttcher gefunden wurde, aber an besten Auslieferung dachte der

Amtmann nicht. Er ließ Böttcher Arrest ankündigen, schaffte ihn jedoch mit all seinen Sachen auf's Schloß; hier angekommen, hielt es Böttcher für gerathen, sich das Ansehen einer wichtigen Person zu geben. Er kannte die Zeit und ihre Krankheit sehr wohl und wußte, daß er in Sachsen genug Anhänger seiner Kunst und demzufolge auch Beschützer genug finden werde. „Ich merke sehr wohl, was „so geht es Jedem, der etwas kann. mit mir werden soll", sagte er,

Aber eher will ich mich an den höchsten Galgen henke» lassen, als Jemandem meine Kunst offenbaren." Daß er Gold machen könne, hatte er schon vorher angedeutet. Er erhielt anständige Wohnung und Jakob besuchte und verhörte ihn selber, da der gefangene Ber¬ liner dem König von Preußen doch sehr wichtig sein mußte.

(Schluß folgt.)

Mittheilungen aus Berlins Theater-Chronik. Im Jahre 1703 richtete Philipp Jakob Spener nachstehende Beschwerde an den

„Ew.

Minister:

Excellenz sende hiermit an Se. K.

Herrn eine allerunterth. Bittschrift

des

M.

unseren allergn.

gesammbten

hiesigen Ber¬ linischen (Kirchen-) Ministerii, betreffend die auf hiesigen Rathhaus gehaltenen Eomödien mit allen solchen meinen College» und meiner ganz gehorsamsten Bitte, daß dieselben geruhen möchten, zu der Ehre des Allerhöchsten, dieselbe

Vorwort

Sr. K. M

zu überreichen und

eine allergn. Gewährung, darinnen

mit kräftigem

wir ja nichts vor uns,

sondern die uns theuren anvertrauten Seelen, sie eines wahren Aerger¬ nisses

zu befreyen suchen, durch Gottes Gnade zu erlangen.

Aergernisse sind offenbar und haben

sich

auch hohe Personen, die

Die

mit

dabey gewesen, an Vielem in der Comödie gestoßen, die Comödianten

aber in der That bezeuget (obwohl

sie

alles Anstößige

sich

Violiuc gespielt, — einem Violvncell und einer Flöte. Das war Alles. Trat ein fürstlicher Geburtstag ein, so wurden der Feierlichkeit wegen ein paar Waldhörner angenommen. akte

Der Vvrgciger dirigirte und spielte Singstimme mit. Später wurde dann das Orchester bis auf sechs Violinen und zwei Bratschen gebracht, dem ein gewisser Andre ans Offcnbach als Musikdirektor vorstand. Da die Zahl der Hautboistcn aber immer noch dieselbe geblieben war, und man, wenn lohnendere Tanzmusik „zu bedienen" war, das Orchester verließ und und auch einen Klavierspieler. die

einen Anderen schickte,

und Unzuträglichkeiten. eingegangen war,

aufgestellten neuen Pickclhäringe (Hanswurst), ferner den repräsentirten reihenden Liebesgeschichten (ohne welcherlei Arten die Leute ihre Comödie sich nicht getrauen), und endlich den sämmtlichen Beschwörungen der Teufel, die inan namentlich in Dr. Faustens

angenehm zu machen

Tragödie anhören müsse, ein Ende zu machen. Solcherlei, und die verkleideten Teufel ansehen zu müssen, sei erschrecklich, und diejenigen, hätten ihr dabei empfundenes Grausen bekannt.

haftig „geannyüirt", herzlich betrübt und

Stadt Viele theils wahr¬ zu seufzen bewogen worden,

sondern es sei auch das Gemüth davon an Orten aufgebrochen, also

daß Einige nöthig erachtet haben,

anderwärts her durch Schreiben

das Ministerium darüber seines Amts zu erinnern. noch der schwere Anstoß,

Dazu kommen

sonderlich der armen Jugend, die, was sie

als ein Zunder in ihre zarten Gemüther aus den schandbaren Worten und Narrctheiungen, die sie gehöret, und Anreizungen zur Sünde, die sie gesehen, gefaßt haben, so leicht nicht wieder daraus bringen könnten; sondern es klagen Manche wohl noch bis in ihr Alter, was die durch solche Gelegenheit bei ihnen rege gemachte böse Lust ihnen

Schaden gemacht habx rc."

König Friedrich I. erließ hierauf unterm 25. Oktober 1703 eine Kabinets-Ordre, nach welcher Diejenigen, so dergleichen Skandale und „Sonsten aber sei Aergernisse gegeben, bereits „abgeschafft" seien. Residenhien Stadt, als hiesige es andem, daß in einer so großen seind, alle

Schau-Spiele nicht gäntzlich abgestellt

Im Uebrigen

werden könnten."

aber solle bei ferneren Concessionen darauf gesehen werden, Moral, Ehrbarkeit und insonderheit gegen

daß Alles, was wider die die Ehre und das

Wort Gottes

mancherlei Uebelstände

wurden verschiedene Mitglieder

der Kapelle

mit

3 Bratschen, 4 Contrebässen und 4 Cello's bestand; auch die Blech-

Instrumente waren vierfach

besetzt.

Im

sei, abgestellt werde.

Das Orchester des Königlichen Nation al-Theaters bestand unter Döbbelins Leitung, 1769, aus einem Hautboisten, zwei ersten und einer zweiten Geige — die Bratsche wurde fortgelassen oder auf der

Jahre 1784 schreibt Jffland an Dalberg:

„Wenn Ew.

Ercellenz meiner Bemerkung einigen Fleiß, und meiner Erfahrung

„Die Räuber", noch „Fiesko" Das Publikum (in Manheim), er¬ Gattung, bekommt sonst ihrer fünf zu einer Zeit

einige Richtigkeit zutrauen, sollten weder diesen

Dadurch

entstanden dadurch

Nachdem dann 1778 das französische Theater

Gehalt, und Frischmuth an Stelle Andro's als „Anführer" cngagirt. So bezog man das Schauspielhaus auf dem Gensd'armenMarkt, wo unter Engel's Leitung die Kapellmeister Wessely und Weber eintraten, und das Orchester aus 14 engagirten Violinen,

klärt

aber nicht nur in hiesiger

so

festem

nicht anders abgeholfen, noch göttliche Ehre gerettet werden kann,

seien

da¬

maliger Art, Symphonien und Ballets aufgeführt. Bei der Koch'schen Gesellschaft war eS schon besser. Man hatte vier Violinen und einen Contrebaß, die nöthige» Blase-Instrumente

als durch gänzliche Aufhebung :c." Das „ Evangelisch-lutherische Ministerium der Berlinischen Kirchen" reichte denn auch unterm 18. Oktober (1703) ein „kräftiges Vorwort" mit der Bitte ein, den „vielen Aergernissen und Narrctheiungen der

dabei gewesen,

Während der Zwischen¬

diesem Orchester wurden Opern

zu ent¬

halten versprochen, auch in der K. Concession dahin angewiesen worden), Laß man weder ihren Worten trauen dürfe, noch einige Furcht vor den vorgeschriebenen Conditionen sich versehen kann; daher dem Uebel

so

Mit

spielte man Tänze.

Winter

gegeben werden.

gegen diese

zu sehen, wo zwei so zu stellen sind, daß sic gewinnen: Lear, Fiesko,

Julius Cäsar —

Götz und Räuber. Ich setze hinzu, daß die Räuber das letzte Mal leer waren, daß Fiesko, vermöge nöthiger doppelter Statistenproben, schwerlich die Koste» tragen würden."

Aus einer andern Stelle dieses Briefes geht hervor, daß das Publi¬ sich geneigt zeigte, ein Lustspiel von Götter „Der schwarze

kum

Mann', als „Wir hätten

eine

Satyrc auf Schiller zu betrachten.

Jffland schreibt:

Stück niemals geben sollen — aus Achtung für Schiller nicht. Wir selbst haben damit im Angesichte deS Publikums (das ihn ohnehin nicht ganz faßt) den ersten Stein auf Schiller ge¬ worfen. Ich habe ängstlich jede Analogie vermieden, dennoch hat man gierig Schiller zu dem Gemälde sitzen lassen. Schon damit ist die Unfehlbarkeit von Schiller genommen, die Unverletzlichkeit des großen Mannes. Wie soll er nun mit seinen Werken auftreten?. Je mehr Erhabenheit und Plattheit sich nahe grenzen — wie soll der Pöbel ihn jetzt distinguiren, da die Bahn geöffnet scheint, ihn dieses

zu persifliren?"

_

Literatur. Sieben Sagen aus der Umgegend von Freienwalde a. O., gesammelt und herausgegeben von Wilhelm Rindfleisch, Rector. Dritte Auflage, 104 S. gr. 8 °. Freicnwalde a. O. Verlag von F. Draeseke. 1875/76. den imnier mehr versiegenden Quell unserer Volksmärchen und Sagen möglichst lange ftisch zu erhalten, ist auf alle Fälle verdienstlich und verdient unseren Dank. Für diese Be¬ mühungen sind in kleinen Städtchen und auf dem Lande die Lehrer

Das Bemühen,

entschieden zunächst berufen; ohne ihr Mitwirken würde den Märchensammlern und Mythologen manches werthvolle Material entgangen sein. Der gesanunelte Stoff läßt sich entweder einfach und schlicht erzählen, wie er aus der unmittelbaren Volksüberlieserung hervorgeht, Die erste Art der Behandlung oder er wird novellistisch ausgesponnen. ist dem Mythologen und Culturhistoriker, die zweite ist dem größeren Publikum erwünschter; der Verfasser des uns vorliegenden Merkchens ist der letzteren gefolgt. Die Art, wie die einzelnen Sagen erzählt werden, ist im Ganzen recht ansprechend, und darum verdient das Büchlein wohl den Erfolg,

Im

Fast durchweg läßt der zu machen. Berfasser die Personen in seinen Erzählungen zu modern sprechen.

14. Jahrhunderts in der Mark nachzuweisen, u. s. w. Uebrigens wird der Werth des Buches durch diese Ungenauigkeiten nicht erheb¬ Berlin. L. F. lich beeinträchtigt.

Aber auch mit der Historie geht er zu stei um. Es ist jedenfalls ungenau, wenn er die heidnischen Wenden deutsche Gottheiten ver¬ ehren läßt; die Zigeuner sind schwerlich schon um die Mitte des

dem Aufsah über „Märkische Alterthümer' (No. 1K Berichtigung. 164, Z. 2,) muß der Vorname des Geschenkgebers der Urne nicht Wilhelm, sondern Eduard Nitze heißen.

vorliegende dritte Auflage besiegelt.

ben die

Einzelnen hatten

wir allerdings Ausstellungen

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graphien folgender für die Entwickelungsgeschichte

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sowie von der Verlagshandlung (Puttkamerstr. 8) entgegen genommen.

Historische

Statten des alten Berlin. Bon Gscar

8ct»we5ek.

V,

Die St. Nikolai-Kirche

Altersgrau

und ehrwürdig, den seltsam gebauten Thurm mit seinen granitenen Fundamenten und der schlanken hohen Spitze weit über niederen Bürgerhäuser erhebend, steht mitten im alten Nikolai-Kirche, ein ehrwürdiger gothischer Bau, ein be¬ redter Zeuge des ehrenfesten und selbstbewußten Berliner Bürgerthums früherer Tage. Zur Vorhalle der Kirche führt durch dicke Granit mauern eine niedrig gewölbte Pforte, — der älteste Ziest Berliner Baukunst. Als man noch runde Fenster zur Seite des Portals wie hier anbrachte, hatte die Gothik immer noch mit den Ueberdie nahen,

Berlin

die

bleibseln des romanischen

Wir

schreiten durch

Styls

und Bemerkcnswerthcste herauszufinden.

Vorhalle zunächst in

Wir

Der Eindruck des Gotteshauses ist von einer Feierlichkeit, wie man ihr in Berlin nicht wieder begegnet. Auf 18 Säulen ruht breit ausgespannt das Gewölbe, eine dreischisfige Hallenkirche Während das Westschiff heiter beleuchtet ist, dämmert im bedeckend. die Kirche

selbst.

beginnen unsere Wanderung am Chor.

An seiner südlichen

die Wappenschilder alter

Wand sind neben einem herrlichen Crucifire Die Namen Reiche, Reichardt, Berliner Patrizier aufgehängt. Blankenfelde, Ticffenbach und Straube begegnen uns in den Inschriften, — alte hochverdiente Geschlechter, reich an Vermögen und Wohlthätigkeit, reich aber auch an patrizischem Stolz. Das Wappen¬ schild mit dem Bock im schwarzen Felde, das sich in der hier mit¬ getheilten Form auch hinter dem Altare findet, gehört der größten

Osten der Chor in düsterer Farbenpracht. Unsere Kaiserin hat als Königin in der ältesten Kirche Berlins den herrlichen Schmuck der Glas¬ gemälde gestiftet. Damit hat der ehrwürdige Bau seinen mittelalterlichen

Charakter wiedergewonnen. Jetzt tönt es dem Besucher aus diesen dämmernden Hallen eindringlich wieder zu: Tritt anbetend näher, hier ist heilig Land! Sieh' all' die bunten Heiligen dort oben! Mit ihnen sollst Du in ehrfurchtsvollem Schauer Den preisen, dessen

an. Wer gedenkt da Berndt Ryke, der dem eisernen Friedrich so lange widerstand und 1448 für seinen Plan, die Stadt -zur Hansestadt zu machen, ermordet ward! Gefügigeren Sinnes waren seine Nachkommen, welche in hohen Ehren noch bis 1620 in und um Berlin lebten. Ihre Wohnstätte, der alte Edelhof zu Friedrichs-, damals Rosenselde, ist nun auch längst vor anderen

Berliner Familie, nicht

Wesen unergründlich ist.

Viele Geschlechter haben an der Nikolai-Kirche gebaut und in ihr sich Gedächtnißmale gestiftet. In den Marken findet sich kein Gotteshaus, das so reich wie sie mit Bildwerken geschmückt wäre. Sie erinnert an ein edles Erz, das uns zunächst nur eine graue, funkelnden unscheinbare Außenseite bot und erst im Innern seinen obwohl der, Hochaltar, den um Glanz uns schauen läßt. Rings störend nicht 1715, Jahre dem ein Werk des Hofmalers Gericke aus

177.)

Figuren und umkränzte Bildnisse stellen sich zu einem Schmuck zu¬ sammen, der wie alter Ephcu in so dichten Windungen um Pfeiler und Nischen sich legt, daß es des kundigen Auges bedarf, das Schönste

zu kämpfen.

die schön restaurirte

(Mit Abbildung auf S.

wirkt, weil er dunkle Farbentöne mit edler Architektur vereinigt, sind in den Kapellen, an den Säulen und Wänden Gedenktafeln aus mehr Freilich, die Erinnerungen denn 3 Jahrhunderten zusammengestellt. aus der ältesten Zeit sind erloschen. Der jetzige Bau stammt, wenn er auch schon um 1220 gegründet sein mag, erst aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, und so geht kein Denkmal der Kirche über das Jahr 1510 hinaus. Wappen, Urnen, Trophäen, allegorische

|

jenes

den

Reiche's oder Ryke's

großen Bürgerhelde»

Bauten verschwunden. Neben diesem Wappenschilde hängt eine prächtige Trophäe, deren

z

j

Inschrift mir nicht erkennbar war, schen

die aber jedenfalls einem märki¬ Jahrhundert angehört. Unter derKriegsmanne aus dem 17.

174 ist das Grabmal des berühmten Bürgermeisters Thomas Matthias von Berlin, des Rentmeisters Joachims II., der seinem Herrn mit hoher Uneigennützigkeit gedient hatte und doch, von Johann Georg verkannt, im Kerker starb. Die Schicksale des edlen Mannes erfordern eine selbstständige Behandlung. Nicht weit von ihm schläft, auf dem Grabstein in ganzer Figur ausgemeißelt, der Probst Brendicke, ff 1576, und dort au der Säule der alte Porst, dessen Gesangbuch selben

Landmanne noch heut das liebste ist. Ansprechend ist das Denkmal des Herausgebers „der geistlichen und lieblichen Lieder" mit den Genien christlicher Liebe und Weisheit geschmückt.

dem märkischen

An

den Erbbegräbnissen

der von Gladebeck und Münchhausen,

Schnitter und Kulemann, an prächtigen Sarkophagen Ber¬ liner Kaufherren vorbei, schreiten wir um den Altar herum zu einem Denkmal hin, das große geschichtliche Erinnerungen in uns erweckt. Es ist das des Freiherrn Samuel von Pufendorf, des Geschichts¬ schreibers des großen Kurfürsten. Mit gewohnter Meisterschaft hat der von

in unseren Tagen die hohe Bedeutung des Mannes geschildert, dessen Herz so warm für Deutschlands und Brandenburgs Größe geschlagen. „Sein Ruhm fliegt über den Erd¬ kreis", — so steht, für jene Zeit durchaus passend, unter dem glänzenden Wappen. Und daneben? Eine Jungfrauenkroue ohne In¬ schrift erinnert an eine stüh geknickte Blüthe. Wir wenden uns jetzt der Hinterwand des Altars zu, an welcher ein besonders wcrlhvoller Schmuck der Nikolai-Kirche sich befindet: 21 Gemälde des 16. Jahrhunderts mit biblischen Darstellungen sind hier zu- einer historischen Galerie Berlins zusammengestellt. Ihr Kunstwerth ist thcilweise ein sehr bedeutender, und es ist sehr zu be¬ klagen, daß sie bisher »och keine Restauration gefunden haben, ob¬ wohl schon 1817 Meister Schinkel dringend eine solche verlangte. Die Bilder sind kulturhistorisch sehr interessant, weil die alten Bürger¬ familien in ihren eigenthümlichen Trachten auf ihnen knieend dargestellt sind, und um ihren geschichtlichen Werth zu erweisen, sagen wir nur, daß es Votivgemälde des Kanzlers Krull, der Bürgermeister Ryke, Döring, Krappe , Tempelhof, Grieben, der Geschlechter Aerarius, Hauenzweig, Zehnder, Nikamer und in. a. sind. Möge hier die Pietät gegen die Altvordern bald erhaltend einschreiten! Einen Blick noch auf den alterthümlich-schönen Taufstein, den Meister Stephan Lichtenhagen 1563 gegossen hat, und wir steigen die Stufen des Chors herab. An der nördlichen Wand haben die Geschlechter von Gerresheim, Lindholz, Matthias ihren Mitgliedern Denkmale errichtet. Dort schläft der brave Stadt¬ Professor von Treitzschke

kämmerer

heut

wohl

Reez, noch

ff 1672, erhält,

dessen

dort

Name die

unter

seinem

Reezen-Gasse

alten

auch

Wappenschild

ein Hasso Adam von Wedell, der einst mit Wrangel, dem Verderber der

Mark,

in diplomatischen Verhandlungen

Drüben, am Südschiff mal unsere Augen ans

der Kirche aber,

zu

kämpfen

hatte.

zieht ein glänzendes Denk¬

Hier ruhen unter der Statue des Auf¬ hervortritt, in besonderer Gruftkapclle Severin Schindler, ff 1737, und seine Gattin Anna Marie, geb. Bose. Wie unvergeßlich ist der Name Schindler Tausen¬ den von Berlinern! Wie groß und stomm und edel wandte dies Paar seinen Reichthum an! Möge auch fernerhin solch' wahrhaft christlicher Sinn in unserer Stadt sich glorreich bethätigen; — der schönste Ehreukranz für dieses Ehepaar wird aus den Blättem des Dankes der vielen Tausende gewunden, welche ihm Erziehung und Pflege verdanken. Verfasser dieses ist in seinen Schuljahren viel mit Schindlcriancrn zusammen gewesen; — er weiß es, wie voll der Name noch der Nachwelt klingt. An einem Steine, der das Wappen der Schönaich's und der edlen Gänse von Putlitz trägt, vorbei, — vorbei auch an einem erstandenen,

sich.

der siegend aus dem Grabe

Denkmal der Familie Kohl, welcher der Kanzler Kohl, ff 1655, ent¬ stammte, schreiten wir nach der Orgelseite der Kirche hin in einen

dunklen Gang voll der merkwürdigsten Denkmäler. Hier finden sich Grabsteine der Geschlechter Zorn, Zarlang, Breunigk und von Lilien. Besonders denkenswerth ist der Grabstein des kurfürstlichen Rathes

Bagius, auf

welchem dieser in der reichen Hoftracht jener Zeit ab¬ Dort ruht unter rothem Marmorstein Bürgermeister Erasmus Seidel, -J- 1655, Mitglied eines im Rath und im Felde gleich ausgezeichneten Geschlechts, in dem die Ehren des Vaters sich stetig auf den Sohn vererbten; dort, — der Grabstein trägt eine Darstellung der Geschichte des Tobias, — schläft Kanzler Johann

gebildet ist.

Weinleb,

ff 1558,

der unermüdliche Diener seines Fürsten, der sorg¬

same Förderer des evangelischen Lichtes

in

den

Marken.

wir eine Thür, die im späten Renaiffance-Styl geschmückten Kapelle führt. Wie muß einst dieser Ort im Glanz des Goldes und der Kunst ge¬ schimmert haben! Es ist eine große historische Stätte, die Grab¬ kapelle der Distelmeier, — aber 1868 fand ich sie zum Schuppen für Baumaterialien benutzt. Hier ruht Laiupert Distelmeier, ff 1588, Kanzler Joachims II., sein Sohn Christian, gleichfalls Kanzler, ff 1612, der Freiherr von Kötteritsch, ff 1609, und seine Gattin Karitas Distelmeier, ff 1615. Doch nur die Monumente der beiden A>n Südende dieses dunklen Ganges öffnen

zu einer reich

Letzteren, prächtige,

große

und künstlerisch sehr werthvolle Gemälde,

befinden sich hier; — dem alten Distelmeier ist in einer Seiten¬ kapelle der südlichen Kirchenwand ein Denkmal gewidmet das ihn

mit seiner Familie vor — ein gleichfalls sehr

dem gekreuzigten Heiland

knieend darstellt,

bedeutendes Werk — und das Gedächtniß seiner Kinder, des Kanzlers Christian und der Gräfinnen von Lynar und Eberstein feiern zwei großartige, mit Säulen, Wappen, Engeln und Fruchtgehängcn verzierte Tafeln zu beiden Seiten der Orgel. Was die Distelmeier geleistet, ist jedem Freunde vaterländischer Geschichte bekannt. Wir wollen hier nur an eins erinnern: Laiupert Distelmeier eröffnete dem Hause Brandenburg den Weg zu seiner Größe, indem er 1569 die Belehnung Joachims II. mit Polen durchsetzte. Ob er selbst die volle Bedeutung dieses Erfolges ver¬ stand, — wer will's entscheiden? Selten aber hat ein Mann mit Der Stadt Berlin aber solcher Pflichttreue feinen Herrschern gedient. gab er ihr Gymnasium zum grauen Kloster. Die Distelmeier'sche Grabkapelle bildet das Erdgeschoß der erst später an die Nikolai-Kirche angebauten Kapelle zum heiligen Kreuz.

Schon von Außen zeichnet

sich

das Gebäude durch den Treppengiebel

Johann Cicero hat diese Kapelle für die St. WolfgangsBrüdcrschast errichtet. Wohl träumt sich an dieser Stelle der Sinn gern in jene Tage zurück, da hier einst die ernsten Gestalten unserer Vorfahren beteten, den Seelenmessen zuhörten oder mit ihrem Fürsten Der milde und weise zugleich Almosen an die Dürftigen vertheilten. Kurfürst, wie tritt er selbst so lebendig hier uns entgegen! Diese Verbrüderungen des späteren Mittelalters zeugen deutlich dafür, daß auch diese rohe Zeit froiumen und edlen Bürgersinn nicht zu ersticken aus.

vermochte.

Wir haben jetzt die Runde in der Kirche gemacht und stehen auf der südlichen Empore, um noch einmal das großartige Gottes¬ haus zu betrachten. Neben uns, an der Kanzel, steigt reichverziert das Laubwerk des Schalldeckels auf, — blicken wir rückwärts, so er¬ glänzen vor uns die Orgel und die Distelmeierschen Monumente mit ihrer Fülle von Schmuck. Wunderbar erglühen am Morgen die herrlichen Chorfenster, — des Abends aber, wenn die Sonne golden noch in das Schiff hereinfällt, ist im Chor Alles düster und ver¬ schleiert. Da hab' ich manch' eine Stunde gerne in diesem Gottes¬ haus geweilt und seine reichen Erinnerungen mir vorüberschweben lassen. Was haben diese Männer, die hier schlafen, nicht Alles

Was für reiche Saat hat ein Weinleb, Matthias, Seidel, Kohl, ein Schindler und Pufendorf ausgestreut!

getragen und geschafft!

Und der Wmächtige hat seinen Segen dazu gegeben, besonders nach-

-

175

Mark das Evangelium gegeben war. Vor uns steigt der Da war es dichtgedrängt voll in dieser Kirche, — kein angesehener Bürger Berlins fehlte, keine Bürgerfrau. Bor dem Altar stand der Rath Berlins in Ehrentracht, um von dem sanften und edlen Matthias von Jagow, dem Bischöfe Branden¬ burgs, und von Probst Buchholzer das Abendmahl in beiderlei Ge¬ stalt zu erhalten. Wie begeistert wogte da der evangelische Choral Lurch die hohen Wölbungen! Das war ein Augenblick, da sich das Schicksal der Mark und ihrer Fürsten entschied. Bannerträger sollten sie sein der Geistessteiheit in den deutschen Landen! Durch die Thurmhalle oerlasien wir das Gotteshaus. Hier

dem der

Von Neuem schmückte sie das Schloß und gestaltete den Park zu einem der schönsten, wie ein Residenzschloß

burg zu ihrem Lieblingssitze.

2. November 1539 herauf.

bemerken

wir

noch

die großen,

ihn nur auszuweisen vermag. Und wie in dem Wesen dieser einzigen Frau ihres Zeitalters eine gewisse Romantik und Sentimentalität lag, welche ihre Grazie zur göttlichen Schönheit gestaltete, so auch giebt sich überall in Lern von ihr umgeschaffenen Park eine poetische Stimmung, ein Friedenswehen kund. Nachdem der Monarch im Juli 1806 für die Verschönerung des Platzes vor dem Schlosse, durch Anpflanzung von Bäumen, Sorge getragen hatte, sah dasselbe bald darauf auch den korsischen Eroberer

in

Kraut, -j- 1735, und des Kaufmanns Beyer. Durch prächtige Gitter sind sie gegen die Halle abgeschlossen. Es ist erstaunlich, was für Summen aus die Grabdenkmäler einst im alten Berlin aufgewendet wurden. Ließ bekannten Finanzministers Johann Andreas von

folgen, welcher zur Dienstleistung beim Kaiser Napoleon I., während des Aufenthalts desselben in Berlin und Potsdam, comiuandirt war.

„Den 26. Oktober,

Männlich hier in dieser Kirche, — dort im dunklen Gange, — sein Grabmal durch Schlüters Meisterhand mit den schauerlich-natunvahren Statuen des Todes und der Ver¬ wesung zieren. An der Thüre verweilen wir noch einen Augenblick bei den Grabsteinen des Apothekers Johann Aerarius, ch 1515, und des Hos-Apothekers Michael Aschenbrenner, ch 1609, welche uns den Bürger des 16. Jahrhundert in einfacher Pelztracht, den des 17. Jahr¬ hunderts bereits in reichverziertem Bürgerwamse zeigen. Nun geht's

die Leute, welche dort wohnte», geplündert habe.

setzte sich

Auch hätte ich

Sr.

kaiserlichen Majestät deshalb schon ein Bittschreibcn überreicht, worin die dort wohnenden Leute den Schaden angezeigt hätten.

Der Kaiser antwortete: „Allen diesen Schaden werde ich ersetzen, und ich habe auch befohlen, daß in jedem Schlosse Sauve-Garden sein sollen". . . Als der Kaiser aus dem Lustgarten ritt, trat ihn, wegen der damals

die im Schatten der Kirche liegen, Die Nikolai-Kirche hat von jeher bedeutende

Noch ein paar Gräber, zu besuchen.

halb 3 Nhr Nachmittags,

Charlottenburg zu reiten. Ich trat denselben an und sagte, daß Se. Majestät so gnädig gewesen wären, zu befehlen, daß die königl. Schlösser gegey alle feindlichen Angriffe und kriegerischen Gewaltthätigkeiten gesichert bleiben sollten, daß man aber im neuen Garten vieles demolirt, und

in's Freie!

wir

gegen

der Kaiser nebst seinen Generälen zu Pferde, um nach

doch auch der Hofgoldschmied

haben

seinen Räumen.

Wir lassen hier die in der Bibliothek des königlichen HofmarschallAmtes befindlichen Auszeichnungen eines Kammerdieners des Königs

allegorisch verzierten Grabmale des

Männer zu Geistlichen gehabt. Wir erinnern an die alten Pröbste einen Ortwin von Bisfing und Johann von Waldow, die zu den bedeutendsten Staatsmännern des 15. Jahrhunderts gehörten,

umlaufenden Gerüchte von Plünderung, worüber Alles in der größten Bestürzung war, ei» hiesiger Kaufmann, Namens Dohndorff an, der

an Georg Buchholzer, den ersten evangelischen Probst, welcher wegen Irrlehren von dem Kurfürsten abgesetzt ward, an Paul Gerhard, den

der ganzen Bürgerschaft, die Gnade zu haben, Potsdam zu verschonen",

tiefsten und glaubensinnigsten aller evangelischen Kirchendichter. Hier 1698, Philipp draußen aus grüner Erde schläft Caspar Schade,

zösisch

Berlins,

j

j

!

!

keit und thatkräftiger Liebe!

Wir

— Lebewohl der sagen jetzt den stillen Gräbern Lebewohl,

so

fromm,

so

so

treu, niemals fehlen der

Stadt

Kaiserliche Majestät im Namen

Caulincourt dein Kaiser auf fran¬ Der Kaiser ritt fort, und als derselbe an die Nauener- und Pflug-Straßen-Ecke kam, trat abermals ein Bürger, Namens Fritze hervor, hielt des Kaisers Pferd am Zügel und wieder¬ holte dieselbe Bitte an den Kaiser, worauf derselbe antwortete: „Potsdam soll frei sein!" Der Kaiser setzte hierauf seinen Weg nach Spandau fort, und als er am Potsdamer Thor, ritt er den Stadtwall hinunter, besah die Citadelle, ritt in die Festung, sodann zum Oranienburger Thor wieder hinaus, und traf gegen 6 Uhr in Charlottenburg Den 27. Oktober, gegen 4 Uhr Nachmittags, aus dem Schlosse ein. ritt der Kaiser von Charlottenburg ab, und begab sich nebst seinen wiederholte.

Napoleon übernachtete in

dem

an den Speisesaal grenzenden

Schlafzimmer der Königin Luise, woselbst noch das Bett der Ver¬ ewigten steht, in welchem der Kaiser während jener Nacht geschlafen.

und dem

auch, in dem sogenannten „Billardzimmer", woselbst das Klavier Königin Sophie Charlotte steht, zeigt man den von Friedrich denr

Dort

Staate!

der

Großen benutzten Billardstock, welchen Napoleon mit nach Paris

Charlottenburg und

seine Geschichte. Nach archivalischen Quellen bearbeitet (Schluß.)

Jahre 1800 zählte die Stadt schon 578 Wohnhäuser und Wirthschaftsgebäude, bei einer Zahl von 2970 Seelen und 411 Militairs. In demselben Jahre wurde der auf Antrag des Predigers Dresse!

Im

erfolgte Bau des Armen-, Kranken- und Leichenhauses beendigt. Hauptgurte Eine Notiz aus dem folgenden Jahre besagt, daß die Jagd¬ Ruheleben'schen alten dem von Schlosse und Bandgesimse am jenem Jahre aber so schadhaft geworden waren, bezeichnet und der daß die Pasiage zum Schloß als lebensgefährlich — Zugang abgesperrt werden mußte. Gemahl, erkor die Königin Luise Charlotten¬ schloß herrührten,

noch

in

als ihr

ge¬

nommen hatte.

von Seti. Mc>,cr.

Mehr

„Ich bitte Ew.

Garden nach Berlin."

Kirche, ihrem prächtigen Innern und ihren gebräunten Außenwänden. Hier ist die Ehrenstätte des alten Berlin! Mögen aber Männer, wie sie hier ruhen, Männer wie Distelmeier und Spener, so wahr,

tapfer und

deutsch sagte:

welche Anrede der Oberstallmeister

j

1804. 1705, und Johann Joachim Spalding, drinnen zu dort demüthigen Diener der Kirche diese — Himmel, Gottes betten; hier unter den Großen der Welt zu unter den Fliederbäumen, auf welchen die Vöglein in der Blüthezeit ihren Gott so fröhlich preisen wie sie, war ihre rechte Stätte! Ruhen sie in Gottes Frieden, diese Herzen, erfüllt von wahrhafter FrömmigJacob Spener, Nicht ziemte es,

auf

:

Im Uebrigen sind die Gemächer der Königin Luise fast noch in ihrer damaligen Ausstattung erhalten geblieben. Zunächst dasjenige mit den französischen Gobelins, Scenen ans dein Don Quirott dar¬ stellend, und mit der Marmorbüfte Kaiser Alexanders I. geschmückt, welcher der Verewigten einst das kleine Sopha von rotheni Saffian geschenkt.

Daun der Speisesaal und das Schlafgemach, das Schreib¬

und Wohnzimmer. Im Park aber erhebt sich, auf der „Luisen-Jnsel", die Bank wo die Verklärte sich so gern der Einsanikeit Baumstämmen, aus überließ; daneben, auf einer Marmorsäule, ihre bronzene Büste mit Und denr sanften, elegischen Antlitz — für Thränen wie gemacht.

dann seitab, zwischen Blumenbeeten, Cypreffen und Trauerweiden, das



176

Mausoleum — ihr Begräbnißtempel, dessen Schlüssel der König stets bei sich trug, bis auch er hier beigesetzt wurde.

König Friedrich Wilhelm IV. bewahrte die gleiche Pietät für Charlottenburg. Auch er residirte hier oft mit seiner Gemahlin, und die kleinen Familienfeste, welche der Monarch hier abhielt, waren die einzigen, für die er nach 1848 noch hinneigte. So kam denn auch das Belvedere wieder zu Ehren. Von seinem Balkon sah der milde König, bcinl Geplauder der klcineir Thcegesellschaft, oft das Spreethal hin¬ unter, und erfreute

sich

bilderreichen Landschaft.

an dem mannigfachen Getreide in der weiten,

Oft

aber auch lustwandelte er um die

Mitter-

nachtsstuudc allein unter den hohen Bäumen des Schloßgartens, und da kam cs denn vor, daß er bei feinem sonst eminenten Gedächtniß die ausgegebene Parole vergessen hatte,

und von der Patrouille als

Solche Begegnisse vernieintlicher Eindringling angehalten wurde. versetzten den Monarchen übrigens stets in die heiterste Laune.

In

stüheren Jahren schon hatte derselbe die Garde-du-Corps-

Kaserne, in Form zweier byzantinisch-athenischen Gebäude

mit

den beiden

flankirenden Rossebändigern in preußischer Uniform, aufführen lassen. Am 19. März 1849 vernahmen dann die Einwohner Char-

lotteuburgs das nach hundertjährigem Schweigen wiedererweckte Ge¬ läute der drei mächtigen Glocken im Schloßthurm. Dieser hatte sich nämlich als zu schwach erwiesen und im Laufe der Jahre einige Risse erhalten, so daß das Schwingen der Glocke» eingestellt werden mußte. Aus de» Wunsch des Königs, das Läuten zu hören, wurden nun die blinden Fenster aufgebrochen und dadurch die Gewalt der Schallwellen gemindert. —

Charlottenburg besitzt zwei Kirchen.

I.

Pfarrkirche, welche König Friedrich

Erstens die Stadt- und

zu Anfang

des

vorigen Jahr¬

Styl in

Kreuzform errichten ließ. Anno 1716 vollendet, wurde sic dann 1826 von König Friedrich Wilhelm III. vollständig ausgebaut, und führt seitdem den Namen Luisenkirche, nach Das kostbare Altarblatt, die Auferstehung der verewigten Königin. hunderts im einfach-edlen

Christi darstellend, ist von Catcl in Rom gemalt, und wurde von dem Prinzen Heinrich von Preußen im Jahre 1830 dem Gotteshause geschenkt. Die zweite Kirche ist die in Lützow. Nachdem das ursprüngliche, aus dem Ende des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrhunderts stammende Gebäude baufällig geworden war, ließ Friedrich Wilhelm IV. dasselbe, unter Schonung des alten Fundaments, abbrechen und in Basiliken¬ form mit zwei Thürmen wieder errichten. Das Altarbild in derselben stellt die Geburt des Heilandes dar, und ist ebenfalls ein Geschenk des Fräuleins v. Strantz, welche dasselbe nach dem Gemälde des Dominico selbst copirt hatte. Ehedem eine Filiale von Wilmersdorf, soll das Gotteshaus noch früher eine solche von Spandau gewesen sein. Jedenfalls ist darunter zu verstehen, daß die dortigen Klosterjungfrauen von Zeit zu Zeit durch ihren Geistlichen in der kleinen, und wahrscheinlich auch von ihnen erbauten Kirche in dem Dorf „Lutze" den Gottesdienst abhalten ließen.. . Gleichsam als eine Vorstadt Berlins, ist Charlottenburg mit seinen 25,000 Einwohnern und 1200 Gebäuden von zwei Seiten her stetig mit der Residenz verwachsen: auf dem rechten Ufer der Spree durch die Ansiedelungen in Moabit, auf dem linken durch die neuen Anlagen längs des Landwehrkanals. Als Lieblingssitz unseres Königs¬ hauses aber knüpft sich an den Ort eine Fülle von Erinnerungen,

Ehre das Nachgeläute widerfahren zu laffen, weil er sich um die Gemeinde verdient gemacht, und in der Plünderung viel ausgehalten habe. Der Rath verlangte 10 Thlr. dafür; es würden sich sonst andere

darauf beziehen, und die, denen es versagt, sich beleidigt fühlen. Der Organist Bartholdus hätte für den Verstorbenen zu Mittag die Orgel schlagen sollen, er unterließ es aber und wurde darüber zur Rede ge¬

Seinen Grund, daß er des Staubes wegen (es ward in der

stellt.

Kirche das Grab gemacht) die Orgel nicht habe aufdecken mögen, kannte der Rath „vor erheblich".

Am 4. November schritt der Rath zu einer Pfarrerwahl. Bürger¬ meister: „Laßt uns dem hohesten Gott" anrufen, daß eine solche Person getroffen werden möge, welche das Wort Gottes lauter und rein geprediget und der Kirche wohl vorstehet. Es> sind uns viele Personen empfohlen, es ist uns aber deren keine bekannt; ich schlage

drei vor: unsern Archidiaconus Joachim Grabow, den Pfarrer aus

Wahrenbcrg (bei Wittenberge) und Hieronymus aus Havelberg, und gebe meine Stimme Joachim Grabow. Bm. Krusemark: „die Hinterbliebene Wittwe hat viele junge Kinder; vielleicht finden wir

Wittwer für diese Stelle. Sonst bin ich auch für Grabow, möchte aber von den andern beiden Probepredigten hören ." Konow: „Wird sich Grabow zu dem Amte bequemen? Wenn nun der Diacon in die Stelle des Archidiaconus aufrückt, kann leicht Streit zwischen ihm und Grabow entstehen. Ich bin vor Allem dafür, daß wir einen Junggesellen oder Wittwer anstellen." Andreas Kruse¬ einen Junggesellen oder

mark: „Laßt Grabow in

seinem Amt,

er predigt die Episteln

gut

und versteht sich nicht auf den Ackerbau, der doch meist des Pfarrers Salarium ausmacht." Bm. Ruhl: „Ich bin für Grabow, sonst aber auch

für Hieronymus,

welcher ein guter Schulfuchs

ist."

Die

andern Rathsglieder sprechen ähnlich, auf Grabow fallen die meisten

Bm. Straube wird beauftragt, als persönlicher Freund Grabows mit diesem über die Besetzung der Stelle zu reden. Grabow: „Redest du das im Namen des Raths oder für deine Person?" Straube: „Für meine Person!" Grabow: „Ich kann mich so schnell nicht resolviren; es ist eine wichtige Sache;" sodann: „Ich kann das nicht übernehmen, es könnte ein Archidiaconus kommen, der klüger und verständiger als ich, dadurch möchte Streit entstehen. Bringe mich nicht in Vorschlag." Joachim Grabow wurde nun er¬ Stimmen.

auf das Rathhaus zu kommen. Bürgermeister: „Durch den von der Linden hat die Kirche einen großen Riß erlitten. Gott ist öffentlich angefleht, solche Lücke zu ergänzen, und die Stelle mit einer friedliebenden, qualificirten Person zu besetzen. Wir sind gestern in Gottes Namen zur Wahl geschritten, cs ist auf Eure

sucht,

Tod

des

Person geschlossen, wir wollen hoffen, daß

Ihr willig

und gern solch

Amt annehmen werdet. Ihr werdet hiermit im Namen der Dreifaltigkeit Grabow: „Ich bin ganz mündlich vociret." h. qnaliffciret; nicht dazu mir ist schon mehr aufgegeben, als ich ver¬ antworten kann. Ich verstehe mich nicht auf solch hohes Amt und möchte die Gedanken aus eine andere Person richten." Rath: „Schlagt Der liebe Gott es nicht ab! Es ist mehr Höflichkeit von Euch. Grabow hat viele rationes dagegen: wird Euch tüchtig machen." „Ich habe keinen pastoreiu ftudiret; ich verstehe mich nicht auf Acker¬ bau und besitze auch die Mittel dazu nicht. — Verschont mich mit hohes

I.

I.

dem

Amt, lieber will

ich

in

den Tod gehen!"

Rath: „Es kann nicht

anders sein; achtet es pro divina vocatione."

wie an keinen andern.

er¬

Nu» nahm Grabow

an, und vom ganzen Collegio wurde ihni Glück und Heil gewünscht.

Mittheilungen aus der Chronik von perteberg zur Zeit des Großen Kurfürsten. Von

ji.

Hopfner.

(Schluß.)

4)

Pfarrerwahl. Im Mai

1653 starb der Pfarrer von der Seine Rath, ihrem seligen Herrn zur Bezeigung letzter

Der Rath benachrichtigte von der Wahl die Verordneten.

habt

Verordnete: „Es ist recht und wohl gethan; er ist ein treuer Seelenhirt." Nachdem die Verordneten aber mit den Gewerken gesprochen hatten, kamen sie und sagten: „Vor der mündlichen Vocirung Joachims hätte hoffentlich nichts einzuwenden."

Linden, welcher die Zeit der Plünderung mit durchgemacht hatte.

man

Wittwe bat

Verordnete:

den

„Ihr

es

uns vermelden sollen."

Wir müffen uns

Rath: „Sind wir nicht schuldig!" beschweren über das Bezahlen an den

177

Pfarrer bei Leichenbegängnissen, und daß bei Taufen mehr geheischet als gebräuchlich, auch über die Forderung von 12 Gr. in dem Falle,

mittags

wenn junge Leute

getraut werden; das war nie Sitte." Die Angelegenheiten

Rath: „Solches ist zur Bibliothek verordnet.

können übrigens bei Legung der Kirchenrechnung besprochen werden." die Stelle des Archidiaconus rückte der Diaconus nicht; M.

In

Haupt aus Wittenberg war derartig empfohlen, daß der Rath meinte, es stecke etwas Göttliches darin; Haupt hatte aber stüher als Soldat gedient, das schien gar bedenklich; einer der Rathmannen reiste nach Wittenberg und lenkte, in Gesellschaft des Probstes Fconimer und des Licentiaten Pomarius, die ihn nicht kannten, das Gespräch auf Hauptins. Er erfuhr, daß dieser ein tüchtiger Mann sei; freilich sei er Soldat

zugeben.

Es haben

sich

einige Bürger wegen der Contribution

Es kann Etlichen etwas abge¬ nommen und Andern daffelbe zugelegt werden. Es ist in der Con¬ tribution eine große Ungleichheit zwischen Tuchmachern, Schlächtern und Töpfern; der Rath will einen Ertract darüber geben. Vor Zeiten ist die Contribution in Claffen gesetzt. Hat einer jetzt mehr Vieh, als ihm in der Contribution angerechnet, soll er es treulich angeben; wer etwas verschweigt, soll dafür gestraft werden. Perleberg bezahlt 24 Thlr. 10 Gr. 8 Pfg. Legationsgelder, 7 Thlr. 14 Gr. 4 Pfg. für die Leibwache.

Mai: Die

Bürgerschaft ist

widerspenstig;

ist ihr

nat angekündigt,

auf die Uni¬ Das thue auch

sie

einmonatliche

versität gekommen.

nicht reichen kann.

nichts. Der vortreffliche Theologe Wallerus habe auch selbander Schildwache gestanden,

im Fall er eingefangen

würde, gehenkt werden sollen.

Des

hielt



„Er

Mo¬

sich

beschwert,

würden von

mit losen,

Bürgerschaft

sie

der

verdrieß-

Die Ere¬ cutoren sind abgewichen. Juni: Die

lichen Worten abgewiesen.

Der Bür¬

seine Probepredigt.

/2

womit man Es ist zur Er¬

nichts,

erhielten

M. Hauptins

germeister erklärte:

1

will nur

geben,

Erecutoren haben

gleichen wisse man von dem h. Au¬ gustin, daß er der beste Geselle

nicht gewesen.

1

aber

haltung Gehorsams und der Stadt Besten die Erecution vorzunehmen. Wie ist die Herausbringung der Contribution zu erhalten? Die

davongelaufen

sei

Contribution

die

für diesmal auf

gewesen, aber bevor er

und habe,

be¬

schwert und um Linderung gebeten.

ist beim

hat

Bürgerschaft

einen

Verschoß

Tert geblieben, er soll friedfertig sein und ist gut empfohlen. Ich gebe ihm meine Stimme." Der Pfar¬

halb auf Ostern, halb auf Martini bewilligt, um die Rathhausschulden

rer: „Ich

der Predigt

kommen.

Soll

ihm

geschehen

oder

nichts

habe

an

habe

auszusetzen,

an

nichts Strafbares gefunden; die Ge¬ auch mit ihm Ich stinime für ihn, unterwerfe ich mich der Majori¬

löcherig

doch

gleich und

angehängt

worden.

tribution und zubringen?

wider seine Predigt und seine Person. „Einen von unsern Bürgerkindern

Monat

so

gewollt, ist

es

lage

nicht

es der

in einer

Krankheit gelobt, wenn er

Secretär,

genesen

dem bede

wolle den Acker nicht besät übergeben, weil sie ihn unbesät empfangen habe. Es wurde die Bürgerschaft darum begrüßt, den Acker zu be¬ säen, sie schlug es pure ab. Nun entschlossen sich die Rathleute,

die er vorgeschossen.

5)

thun.

Februar: Die

hoch ist die

Im

machen?

hat

die

geben

Con¬ An¬

vorigen

Bürgerschaft die

Contribution

wollen,

das

Be¬

Ribbcckschen

Reiter wegen der churfürstlichen Leibgarde

Und Legationsgelder werden erwartet; das Geld soll stündlich parat liegen. Viele Leute machen Schwierigkeiten, ihre Contribution aus¬

die

er

unserthalben

wegen

der

Or¬

bezahlt, 100 Thlr. praetor propter die Contribution, 30 Thlr.

Herrn Georg von Winterfeldt, 100 Thlr. an Bürgermeister Strauben, Es wird zwar schwer hergehen, ist aber nicht

zu ändern, und steht nicht in der Bürgerschaft Willkür, wie die An¬ lage zu machen.

An

kommen nicht; kündigt

Notizen über die Kontribution im Rathsprotocoll

1653/54.

Wie

die

Gelder aus¬

wird ihr jetzt leichter sein. Aufzubringen sind: 200 Thlr.

würde, wolle er die erste beste Vocation annehmen, sei sie auch noch so schlecht! Erhalte dieses. Schließlich erfahren wir, die Pfarrwittwe

es selbst zu

möge

zahlen

be¬

schweren

zu

sind

andere

anderthalbmonatliche

glückwünschte nun Herrn Haupt, und der erzählte, er habe

Wie

zukommen.

Nun wurden die Verordneten be¬ fragt; diese sagten, sie hätten nichts

Rath

so

er

tores! Wollt Ihr nicht zwei Candidaten aufstellen?" Die übrigen waren für Haupt.

Da gut." Man

danach.

Execution wider die Retardatcn anwenden. — Rath am 15. Juni: Heute pflegen die Erecutoren an¬

der

hätten wir lieber gesehen.

er nichts

Rath das thun wolle,

der

Mann nur auch fried¬ fertig ist! Man bedarf hier DocWenn

fragt

halb auf Trinitatis, halb auf Mar¬ tini abgeführt werden soll. Wenn

Schluß.

wissen, daß allezeit ein

hinten

Gebet

zu

Verordnete: Es ist vorreccffiret, daß von solchen Geldern die Orbede

habe wi¬

der die Probepredigt nichts, doch ver¬

Die Herren

Rath

nicht?

werden? dein Rath ist es

zufrieden sein.

mißte ich ein Gebet am

dem Receß Genüge

Verordneten: Soll der Verschoß richtig gemacht, oder der Contract

meinde wird wohl

tät." Krusemark: ,,Jch

Es ist wenig eingc-

abzulösen.

die Verordneten ( 20 . Juni): Die Erecutoren die Contribution ein! Verordneten: Ordnet

ihr

uns ein Mitglied des Raths zu! —

Ein Verordneter beklagt

sich, daß

Contribution verläumdet. Strafe: Abbitte und 3 Thlr Rath: Zieht die Contribution ein! Ver¬ oder in die Marktmeisterei. ordnete: Die Gewerke weigern sich, zu der von Servatius aufgeliehenen er wegen der

-

178

Post etwas zu geben. Bürgermeister: Dann soll auf andere Verordnung und kommt Gewalt dazu, wir sind un¬

Bedacht genommen werden,

schuldig und geben nichts zu den Executionskosten.

Ein Leutnant und vier

Juli



Juli: Rath:

Knechte sind wegen der Reste im

Juni

und

Daß Jeder seine Kontribution einbringen solle, ist von der Kanzel publiciret. Seht es nicht als Neurung an! — Die erschienen.



Bürgerschaft will die churfl. Ordre sehen. Verordnete: Wir haben mit Gilden und Bürgerschaft geredet; wollen erst die Retardaten ein¬ fordern. — Die Gemeine will nicht zahlen, und es ist doch nicht anders, sie hat sich in St. Nicolai versammelt. — Der Marktmeister

wird hingesandt,

zu sehen,

wer es sei.

Marktmeister: an 30 Mann',

Ein Bürger will bauen, wünscht Befteiung von der Contribution; es soll mit den Verordneten geredet werden. — Verordnete: Macht ein Verzeichniß der Retardaten! darum war der Zusammenlauf der Bürger. Wer das Seine nicht richtig macht, soll in den Thurm. Rath zum Leutnant: Ihr werdet über Gebühr aufgehalten. Die Bürgerschaft hat Schuld; sie will die er weiß nicht alle, einige giebt er an.

Contribution aus den Retardaten herausbringen, die doch unmöglich bezahlen. Wird der Rath künftig klagbar werden, so bezeugt uns das! — Rath zu der Gemeine: Morgen findet die Erecution statt; dann werden die Thore verschloffen, und wer keinen Schein zeigen

kann, daß er die Contribution bezahlt hat, darf nicht hinaus zur Stadt. — An jedes Thor wird auch ein Soldat zur Wache gestellt.

— Der Soldat vom Dobberziner Thor habe gesagt:

berichtet, ein junger Bürger

„Hoho, meinen sie, uns damit zu zwingen, so soll es

— Der Rath entschuldigt sich wegen Verordneten. — Durch die Retardaten ist

noch zehnmal ärger werden."

seines Verfahrens bei den

mit

dem verdrießlichen euere sollen belegt werden.

Contribution ist in

die alte Apotheke zu

Januar 1654: Die Weihnachtstermingelder und Legationskosten und 100 Thlr. dem Secretär — 450 Thlr. sind zu zahlen. — Ver¬ ordnete: Es geht so wunderlich in der Bürgerschaft her, daß es nicht

— Fordert die Contribution nicht mehr monatlich, sondem

zu sagen!

zum Zahlungsternlin ein.

St. Jacobi zusammengelaufen. — Die Bürgerschaft bittet: Seid mit halbmonatliche Contribution zufrieden! wir wollen künftig bester zahlen. — Kaufmann Raue beschwert sich wegen seiner Contribution: 5 Thlr. monatlich für die Handlung und 1 Thlr. Zuschlag. Essoll mit den Verordneten darüber geredet werden. — Die Verordneten: Die Retardaten

sind ziemlich heraus; es mangelt noch an den Vor¬

nehmsten und Herren des Raths, 40

Thlr. fehlen

noch.

— 236 Thlr.

Verschont die Stadt mit der halbmonatlichen Contribution! — Rath: Das geht nicht! Verordnete: Das Unvermögen ist zu groß. Der Rath bewilligt es, rechnet aber gleich vor, was im nächsten Monat einkommen muß. — August: Von Stendal wird der halbjährliche Schoß und Scheffelgroscheu für den Stendalischen Städtekasten ver¬ langt. Wegen des Zusammenrottirens wird eine churfl. Verordnung von der Kanzel verlesen. — September: „Sollen Bürger die Contributio» einholend" „Wir müffen Erecutoreu ausbitten, weil ohne Zahlt Contribution! eine sie man nirgends etwas bekommen wird." schärfere Erecution ist angedroht. Bürger sollen die Contribution in

sind da.

den vier Quartalen einziehen. — „Wieder viele Retardaten!"

—Wer

nicht zahlt, dem soll ein Haupt Vieh genommen und verkauft werden." — Die Retardaten des Vorschostes von Ostern und Michaelis und wegen der Hinrichtungskosten werden durch die Stadtdiener gemahnt.

Der Rath macht den Verordneten Vorwürfe, es liege ihnen salus publica wenig am Herzen. Die Contribution muß eingetrieben werden. 423 Thlr. sind aufzubringen. Mit dem Vorschoß .ist es auch sehr schläfrig hergegangen, es fehlen über 100 Thlr. Die Scheffelsteuer ist einzuholen. — Verordnete : Die einmonatliche Contribution wird reichen, wenn keine Abzüge vorkommen und kein Haus übergangen wird. — November: Rath zu Verordneten: „ihr habt noch nichts zur Einholung der Contribution gethan." — Die Verordneten sind übel zuftieden, daß sie viele lose Worte einfteffen müffen und noch

(Rath) gebt

sonst das Geld leicht aus



Februar:

Die Bürgerschaft erklärt in der alten Apotheke: „Wir geben keine Contribution, ehe die Retardaten nicht bezahlt haben. Man möge uns sengen oder braten." — Aus den Kämpfen, die im Laufe des Jahres 1653 zwischen Rath und Bürgerschaft zu Perleberg stattfanden, entwickelte

sich

ein lang¬

jähriger Prozeß beim Kamniergericht, der mit der Verurtheilung der Bürgerschaft endete. Die Eintracht in der Stadt fand sich erst wieder durch neue Noth, hervorgerufen 1 ) durch die ungleiche Vertheilung der staatlichen Steuern zwischen den altm.-prign. Städten einer- und den ritterschaftlichen Orten andrerseits; 2) durch die Einquartirung des Görtzky'schen Reiter-Regiments in Perleberg. —

Der Goldjunge. Eine Erzählung aus dem alten Berlin. Von

hart angezogen. ist auch in

Ihr

und zerreißt es, und man weiß nicht, wo es bleibt.

beschwert sich, er wäre zu

— Rath zu Verordneten: Fordert die Retardaten und eine einmonatliche Contribution ein! — Die hiesige Bürgerschaft

es

20 Thlr. Magazingelder werden, gemahnet. — December: Befehl von Berlin: schickt binnen 3 Wochen das restirende Magazingeld ein, oder ihr habt nichts Gewisseres als Erecution. — Morgen ist Erecution wegen des Vorschosses. —

nicht genug herausgekommen, die Bürgerschaft soll noch 1'/2 monat¬ Contribution dazu geben, sie will aber nicht, weil noch Retar¬

Ratig

die

nicht thun, sollen durch die Diener gepfändet werden. Ihr Rathspersonen, zahlt aber auch und geht andern mit einem guten Beispiele voran. — Zwei Tage vor Martini kommen Reuter und holen die Termingelder. —

liche

daten übrig seien. — Bürgermeister

— Verordnete:

bringen; die

In

George Kiktk.

(Schluß.)

Verhöre hatte Böttcher dem Kreishauptmann seine mit den üblichen Ausschmückungen zu Protokoll

dem

ganze Lebensgeschichtc

mit Er habe, so sagte er, aber eines Tages diesen Herren so seltsame Dinge und Kunststücke produzirt, daß seine Freunde ihm gerathen, sich von Berlin fortzumachen. Ver¬ gegeben,

die Besuche von Haugwitz und seinen Umgang

auch

Kunkel genau rapportirt.

Mittheilungen, namentlich auch die — unrichtige und unwahre—Behauptung: er sei nicht heimlich aus Berlin gegangen, finden sich im Protokolle. schiedene

andere

Jakob berichtete noch am

1.

November 1701 nach Dresden:

daß Böttcher festgehalten werde und daß derselbe

Tinctur bei

sich

habe,

eine Flasche voll mittels welcher er Sonderliches machen

könne.

Am 2. November erschien aber in Wittenberg schon der Gewürz¬ Er wollte Böttcher sprechen, was ihm Anfangs ver¬ weigert wurde. EMich gab man nach und zwar, als Röber ganz offen erzählte, daß Böttcher Gold machen könne, und deshalb aus Berlin entwichen sei, weil man ihn deswegen habe verhaften wollen. Bei der stattfindenden Unterredung wogen Beide ihre Worte sehr sorgfältig ab, und der anwesende Actuar Rappo erfuhr eben nur, daß Böttcher nicht offen aus Berlin gefahren, sondern als Flüchtling nach Wittenberg gekommen und im Besitz des Geheimnisses der krämer Röber.

Goldmacherei

sei.

Röber bestätigte Letzteres

und Böttcher

mußte

Hieraus datirt nun auf den Bedrängten sich die Jagd, welche man von Dresden aus machte, da Röber den Actuar beschworen hatte, Nichts zu verrathen, weil der König von Preußen gar viel auf den Besitz des Goldjungen gebe. — In einem zweiten Verhöre gab Böttcher an: Er sei aus dabei bleiben, wollte er nicht als Betrüger gelten.

Berlin geflohen, um zu müffen:

sein

Arcanuni nicht

so ohne

Weiteres weggeben

Nunmehr erschien am 3. November ein zweiter preußischer Offizier, der am Wittenberger Kreisamte ein vom König von Preußen eigenhändig unterzeichnetes Schreiben übergab, in welchem

weiteren Verfolgung abzulenken.

die Auslieferung Böttcher's als eines preußischen Unterthanen verlangt

Er solle au Menzel, der, wie wir wissen, fteiwilliger Gefangener befand, ausgeliefert werden,

wurde.

Menzel

iiu Amte als

sich

auch solle, wenn

es wünsche,

eine Verstärkung des Militärkommandos statt¬ Dem Kreisamtmann wurde gesagt: daß solche Auslieferung denselben auf keinerlei Weise präjudiciren solle. Jakob zögerte jedoch niit der Auslieferung, bis auf Einzug Allerhöchster Resolution aus Dresden. Menzel erbot sich, obschon

finden.

er

in Folge

des königlichen Schreibens aus der

dennoch so lange

Haft

ge¬

ordnet sei, man möge Böttcher nur ausliefern.

In dem nach Dresden gesendeten Berichte war übrigens auch betont, daß Böttcher nicht preußischer Unterthan sei, sich auch nur der Studien wegen in Wittenberg aufhalte. Der nach Dresden mit dem Bericht gesendete — merkwürdiger Weise preußische Kammer¬ courier — sollte bei dem Statthalter von Sachsen, dem Fürsten

unterblieb aber, aus

den

und als geborener Sachse um die Gnade, nicht ausgeliefert zu werden, und eine leichtere Haft zu er¬ langen. Diesen Protest begleitete ein Schreiben Jakob's mit dem Be¬ merken, daß man von Berlin aus die größten Intriguen spiele, um Böttcher wieder zu erlangen und daß man ihm — Jakob — viel Gnade, sogar Anstellung in preußischen Diensten ver¬ sprochen habe, wenn er die Sache zur Zufriedenheit des Königs von Preußen befördere. Diese Berichte wurden dem Kammerrath Wichmannshausen in Dresden zur Begutachtung vorgelegt. Dieser unterbreitete sie Abends 3 Uhr dem Fürsten von Fürstenberg, der von Moritzburg angekommen war. Der Fürst, ein sehr strenger Katholik und Beförderer geheimer Wissenschaften, war hocherfreut, feinem König einen Goldmacher zu¬ führen zu können, und da Wichmannshausen besonders darauf Werth

Statthalter

bringen zu lasten.

Böttcher entwischen und

Dies

sei die beste

an

geheimen

Ort

*

den

sich

die Sache sehr angelegen sein und untersuchte

aus die Bemühungen.

Es wurde

wundern, daß man

weigere,

sich

einen Crimiual-Vcrbrecher

auszu¬

müsse sich über das unfreund¬

für Böttcher

durch Menzel eingebracht, der sich zur Ab¬ Aber der Amtmann blieb taub gegen alle Vor¬ stellungen und wollte ohne die Resolution des Königs von Sachsen

reise bereit erklärte.

Nichts gewähren.

In

Berlin war Böttcher das Tagesgespräch, zwei Negierungen

Zorn wurde herbeigeholt, um über sich um seinen Besitz. Böttcher Auskunft zu geben, sie fiel nicht günstig aus, denn der Prinzipal beschuldigte den Lehrling der Veruntreuung. Tiemann kam mit diesem Bericht wieder nach Wittenberg, um Böttcher's Aus¬ lieferung zu betreiben, allein inan hielt — und mit Recht — diese Anschuldigungen für unwahr und als eine von Zom, den Berliner

stritten

Inzwischen wurde

einen

um

Böttcher's Gewahrsam.

ein Pardon

Behörden und Tiemann abgekartete Sache, um den Goldmacher frei

dessen

Manier, um Preußen von der

oder Kavallerie

Alles

König Friedrich von Preußen war höchst zornig über die Erfolg¬ Die Behörden wurden von ihm als „Esel" titulirt, daß sie einen so seltnen Kerl hatten entwischen lassen. Es wurde sogar List angewendet, den Adepten aus Witterberg zu holen, man brauchte dazu Böttcher's Stiefvater Tiemann, der ihn besuchte und wegen verschiedener Anlässe mit sich nehmen wollte. Es wurde

Fürstenberg hielt noch eine Konferenz mit dem Raths-Director von Gersdorf, dem Kanzler von Friesen und General von Steinau, deren Resultat ein dringender Bericht an den

den Rath gab,

herbeizurufen.

Dagegen hatte

losigkeit seiner Schritte.

leicht ein Ende machen konnte.

Auslieferung auf das Bestimmteste verweigert. Auch erhielten die Wittenberger Behörden Befehl, von des Böttcher's Sachen, seinen Liquo rc. nicht das Geringste anzurühren. Der Statthalter conferirte auch mit dem Kanunersekretär von Rystel, Verwandter des Kreisamtmanns, der

Standquartieren

Infanterie

aus, wo inzwischen neue Confereuzen gepflogen wurden, eine Nase darüber, daß er fremde Leute mit Böttcher verkehren lasse, und den Befehl: die Bewachung des Goldmachers zu verstärken.

allen Geldverlegenheiten

schnelle Resolution war. Böttcher's strengste Bewachung angeordnet und

Verdacht zu erregen.

Polen beschweren. Menzel trat mit Drohungen auf, durch verschiedene Personen suchte er, auf Böttcher zu wirken, aber Jakob von Rystel wies sie ernstlich zur Ruhe. Er erhielt noch obenein von Dresden

Es war also nahe daran, daß um des Apothekerlehrlings willen, ein Krieg zwischen Sachsen und Preußen entbrannte. So komisch das sich anhören niag, den damaligen Verhältnissen nach war es nicht unmöglich. In Sachsen sowohl' als in Preußen waren die Finanzen durch große Ausgaben der Höfe nicht im besten Zustande, und es mochte beiden Regierungen viel daran gelegen sein, einen

König von Sachsen, um

Art leicht

liche, gegen gute Nachbarschaft laufende Verfahren beim König von

Verhältnisse herbeiführen

der durch seine Kunst

keinen

liefern, und der König von Preußen

wolle.

zu besitzen,

solche

Nunmehr verdoppelte man von Berlin die Auslieferung Böttcher's als eines Criminal-Verbrechers verlangt. Hierzu hatte wohl Menzel Der Maitre des Rcquetes, Herr von Wedel die Weisung gegeben. beschuldigte Böttcher des Betruges und zweier Vergiftungen, auch könne sich — schrieb er — der Berliner Hof nicht genug darüber

In

Mann

nächsten

Rosen ließ auch

bald der Ansicht, daß ohne königliche Resolution nichts geschehen dem Bericht von Wichmannshausen hieß es am Schluffe: dürfe. Man müsse diese Sache mit äußerster Vorsicht behandeln, da sie ein pormum Eridos (Zankapfel) sei, wenn man nicht am Ende gar eine

der nachbarlichen

auf

Apothekerlehrling!

ungestörte Studienfteiheit,

Störung

um

Rosen Befehl erhalten, erforderlichen Falls

von Fürstenberg die Vorstellung thun, daß man Böttcher an Preußen ausliefern müsse. Diese Vorstellung wurde auch gemacht, aber Böttcher protestirte unterdessen gegen seine Auslieferung rmd bat um

legte, daß Böttcher sächsischer Unterthan sei, so wurde der

könne

Der Amtmann befolgte diesen Befehl sehr genau, er hielt Böttcher sehr gut, aber in strenger Haft. Zu fürchten waren nur die Wittenberger Studenten, denn obwohl Böttcher erst als „Fuchs", und dies kaum, gelten konnte, war es doch leicht möglich, daß Jene den Versuch machten, ihn mit Gewalt zu befreien. Um solchen Ereignissen vor¬ zubeugen, schickte man unter dem Vorwände, Excesse zwischen Müden» ten und Soldaten verhüten zu wollen, General-Major von Rosen mit 4 Offiziere und dem General-Major von Albedyllft nach Witten¬ berg. Die Offiziere waren Polen, die kein Wort deutsch sprachen, und daher als Wache für den Gefangenen verwendet werden sollte». Es wurde sogar eine Verstärkung der Garnison beabsichtigt, sie

entlasten war,

in: Amte zu verbleiben, bis die Angelegenheit

Man

Böttcher im Besitz bekommen, und wenn derselbe aus dem Käfig sei, könne man Befehl zu seiner Auslieferung ertheilen. Dem Wittenberger Kreisamtmann wurde befohlen: die Branden¬ burger d. h. die preußischen Soldaten gut zu traktireu und zu amüsiren, aber zu beobachten, ob sie dam oder vi etwas gegen Bött¬ cher intendirte». Böttcher selbst solle auf's Beste gehalten werden.

|

zu bekommen.

Alles half jedoch nichts, Böttcher wurde von den Wittenberger Behörden in Haft behalten.

Auch der Versuch eines gewissen Posch,

Böttcher mit Gewalt zu befreien, scheiterte, da der Vicerector Dr. Strauß auf Verhaftung des Posch antrug. Eine Unzahl von

*) Zuweilen: Albedyll, Albendyll, •»»

#

I



auch

Albadyll

geschrieben.

180

in Wittenberg , um die Auslieserung Böttcher's Die Stadt geriet!) in größter Aufregung, so daß Bött-

Personen erschienen

ferneres Schicksal zu schildern,

zu fordern.

Mit

cher's Anwesenheit

nachgrade

den

und

Behörden bedenklich erschien

Alles mit Sehnsucht der Resolution des Königs von Sachsen, der in Warschau verweilte, entgegensah. Der Secretär Nehmitz war am 5. November mit den: Berichte Statthalters in Warschau beim König erschienen. August be¬ des wie oft, in großer Geldverlegenheit. Die Kunde, daß fand sich, so ein Goldmacher

in seinem

angenehm, er verhehlte

wirkte auf ihn höchst

Besitze sich befinde,

sich

zwar nicht, daß

habe,

es Bedenken

den»

König von Preußen die Auslieferung abzuschlagen, aber nach des Kanzlers von Weichling Zureden, und von dem Glauben an die Möglichkeit der Goldmacherei eben so fest überzeugt, wie fast alle Regenten jener Zeit, verfügte er unterm 14. November 1701 an die Landesregierung; daß Böttcher von Wittenberg nach Dresden ver¬ setzt werden solle, auch wurde dem Statthalter eine genaue Instruktion gegeben,

wie Böttcher's Reise

nach Dresden

bewerkstelligt

werden

Ueber ihn selbst sollten noch Gutachten von Haugwitz

solle.

Mit

Anderen eingezogen, auch solle er fest verwahrt werden.

und

Wie er später noch strenger gehalten, dann wieder als Mann von Stande behandelt, auf's Neue scharf in Haft genommen und endlich auf den Königsstein gesetzt wurde, seine Flucht nach Ems — dies Alles gehört einem anderen Geschichtskreise an, als demjenigen, inner¬ halb dessen sich unsere Mittheilungen zu bewegen haben. Erwähnt sei nur noch, daß der erste in des Statthalters Gegen¬ wart gemachte Versuch, Gold zu bereiten, durch Böttchers List ge¬ lang. Seine späteren Arbeiten, so wie die damit verbundenen Ge¬ fahren, Erlebnisse und Verfolgungen bilden einen vollständigen Roman.

Von Preußen aus wurde

noch längere Zeit nach Böttcher's Verschwin¬ aus Wittenberg auf den Goldmacher — wenn auch nur im

den

Stillen

Daß Böttcher kein Gold hinlänglich bekannt, aber aus seinen Arbeiten ging dennoch in gewissem Sinne Gold in Massen hervor, denn in der

Stille

Befehle traf Nehmitz am 20. November in Dresden ein und erhielt nach stattgehabter Unterredung mit dem Statthalter, von diesem die

nisse

fast ganz ermattet, lebte bei dieser Nachricht wieder auf, er hatte so sehr gefürchtet, als seine Abführung nach Berlin.

nichts

Abends zwischen 9 und 10 Uhr wurden die Amtsrichter entfernt.

Albedyll führte Böttcher im Finstern nach seinem Zimmer, ließ aber, um die Wache zu täuschen, das Licht im Geiuache Böttcher's brennen. Dem dienstthuenden Korporal wurde bei schwerer Strafe verboten, Jemand an die Thür des Gefängnisses treten zu lassen, auch reichte man zum Schein Speise und Trank in das leere Zimmer. Am 25. November stüh bestieg Böttcher mit Nehmitz und Albendyll den Wagen, doch richtete Niemand ein Wort an den Gefangenen. Der Weg wurde

nicht über Annaberg

nommen, wo

es

nach Schmiedeberg

auf Schloß Königsstein arbeitend, voll

die fortwährende Bedrohung

damit in der That, Gold für Sachsen gewonnen, dessen Kassen durch Erfindung des Goldjungen mit erheblichen Summen gefüllt wurden.

die

Literatur. „Sagen und alte Gefchichten der Mark Brandenburg für Jung und Alt von W. Schwartz. Berlin, Verlag von W.Hertz" lautet der Titel eines ansprechend gewundenen Sagenkranzes, dessen Blu¬ men im Laufe von zehnjährigen Ausflügen und Wanderungen durch die Mark gesammelt, dann den eigenen Kindern des fleißigen Sammlers vor¬ geführt und endlich zu der Gestalt vereinigt wurden, in der wir ihn vor uns haben.

Die Absicht, Heimath zu

auch

in weiteren Kreisen

den

Sinn für

die mär¬

hat den Verfasser bestimmt, diesen Kranz In schlichtem, anmnthendem volksthümlichen Tone giebt zu flechten. uns W. Schwartz in sachlicher Hinsicht nichts Erfundens, sondern Gefundenes; denn seine Mittheilungen ruhen auf dem durch Volks¬ kische

wecken,

ge-

mund aus grauer Vorzeit ihm Gegebenen, zu dem die allüberall geschäftige Phantasie des Volkes durch die von Geschlecht zu Geschlecht

sondern

Böttcher, dem die finstere Nacht, die Stille seiner Begleiter und die Soldaten große Angst einflößten, wurde durch die Versicherung beruhigt, daß Alles zu seinem Besten Albedyll gab ihn für seinen Bedienten aus und schickte geschehe. stets einige Reiter vorauf, um in den Dörfern nachzuforschen: ob 1>en

auch nicht preußische

Wagen.

Soldaten daselbst zu

sehen sein.

Auf

die

seligkeiten des Gefangenen ward große Aufmerksamkeit gerichtet.

HabDer

Liquo wurde während der Reise in einer eigens dazu gedrechselten Holzbüchsc bewahrt. Das Militär-Kommando blieb in Schmiedeberg zurück, um Aufsehen zu vermeiden, die Offiziere geleiteten den Wagen

bis Wurzen, wohin über Eilenburg mit Relais gefahren wurde. Es wurde den Offizieren bei Leib- und Lebensstrafen verboten, über die Sache zu sprechen.

Wurzen erhielt Albedyll einen französischen Brief Fürften-

gehende Ueberlieferung das

Ihrige hinzugethan

trafen Nehmitz und

mit ihrem

Albedyll glücklich

und Manches aus alter

Zeit auf Persönlichkeiten übertragen hat, die uns näher stehen, so daß zu den Sagen sich manches neue Stücklein fügt, das in seinen Helden Darum halten wir den märkischen Charakter bezeichnend darstellt. wenn der Verfasser uns auch den alten Zieten es für keinen Fehlgriff, und den alten Fritz vorführt. Zur Empfehlung gereicht es dem Buche, daß der Stoff nach den beiden Haupttheilen „Allgemeines und Lokales" übersichtlich geordnet ist, deren letzterer, mit Berlin beginnend, die alten Landestheile der Mark (den Teltow und das Land zu Jüterbock, die Zauche, das Havelland, die Grafschaft Ruppin, die Prignitz, den Barnim, die Uckermark, die Neumark, die Altmark) Dem Märker, der seine so oft als einförmig der Reihe nach umfaßt. verrufene Heimath mit dem, was sie trägt und hegt doch so innig lieb hat, ist hier ein schöner Vergißmeinnicht-Kranz gewunden.

berg's mit der Weisung: Böttcher sofort nach Moritzburg zu bringen. In Wernsdorf stand schon die Equipage Fürstcnberg's bereit und

am 28. Nov.

seiner Person

eifriger sinnend, erfand der talentvolle Mann, dem seine Kennt¬ und seine Praxis zur Seite standen: das Porzellan. Er hatte

über die Elbe ging, hier erwartete ein Kommando

von 12 Dragonern

In

des Gefängnisses

Angst und Sorge um desto

Ordre, Böttcher von Wittenberg abzuholen. Dieser zu Wittenberg ein und theilte Albedyll die Befehle mit. ging zu Böttcher, er erklärte ihm, daß er hier in Wittenberg nicht mehr sicher sei vor preußischer Gewalt und, daß man ihn daher an Böttcher, von all' dem Erlebten eine» ruhigen Ort bringen werde.

und durch Spione — gefahndet.

zu machen wußte, ist

diesem

Nehmitz traf am 24.

ist nicht der Zweck dieser Erzählung.'

der Flucht aus Wittenberg endeten seine Beziehungen zu Preußen.

P.

Mit

T. P.

dieser Nummer den ersten Jahrgang beschließend,

bittet

Gefangenen in Moritzburg ein. Fürstenberg nahm den Apotheker¬ lehrling höchst glänzend auf, ließ ihn an seiner Tafel speisen, doch

die Nerlagsliandluag um gef. rechtzeitige Erneuerung des Abonne¬ Der nächste ments, namentlich die geehrten Postabonnenten. —

in

Jahrgang wird in Mort und Aild noch mehr wie bisher zu bieten suchen und interessante Aussätze hervorragender Mitarbeiter bringen. Für die Unterstützung und das Interesse, das dem jungen Unternehmen za Theil wurde, sei auch an dieser stelle Danh gesagt.

wurde er stets beobachtet und am nächsten Tage nach Dresden das sogenannte

„Goldhaus" gebracht.

Er

erstellte

sich

zwar

der

Behandlung, war aber auch hier ein Gefangener, wie in Wittenberg und durfte mit Niemandem verkehren. — Böttcher's besten

Verlag von

Alfred Weile in Berlin.

rWiaseasdisftÜdie

— Verantwortlich für Redaction: Ferd. Meyer in Berlin. — Druck: Bahlke u.

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Hindersin in Berlin. A*

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