Der Bär. Berlinische Blätter für vaterländische Geschichte und Altertumskunde [4]

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Mr.

Der fiir

Berlinische Blätter

vaterländische Geschichte

und Alterthumskunde. Unter Mitwirkung von

S\ örunold in Joachimsthal; Professor

vr.

vr.

Paulus Lasse!; Stadtarchivar Fidicin; Theodor Fontaue; Herrn. LtetKe, Chefredacteur der Vossischen Zeitung; Ferd. Meyer; Geh. Hofrath L. Schneider; Direktor With. Schwach in Posen; Archidiaconus Schwebet in Cüstrin x. x.

herausgegeben von

Ernst Frirdel

und

Richard Schillmann.

vierter Jahrgang.

Yerlin

1878.

Nicolais che Verlags-Buchhandlung R. Stricker.

Inhalt. A 6 Hcrn 6 £ u n g e n.

.185. .... Ä.

Aberglaube, Sagen, Gebräuche, aus der Umgegend von Joachimsthal. Von L. Brunold Aeltestes Wohnhaus Berlins. Von Ferd. Meyer 149. Allgemeines über Raffen und Völker, welche muthmaßlich oder nach¬ weislich auf denr Boden unserer Väter und im Norden 197. 215. 224. gewohnt Alphabetisches Register in Berlin geborener, sowie in Berlin gestor¬ bener berühmter Personen. Von Otto Runk. 117. 127. 139. 164. 175. Alterthümer von Prenzlau und Umgegend, Kommissionsbericht des Märkischen Provinzial-Museums. Mit Abbild. . . 218. Aus der Zeit der ersten Hohenzollern. Von F. Labarre. . . . Ausgrabungen bei Selchow, Kreis Teltow. Von Richard Neuhaus. Mit Nachtrag von E. Aquamanile im Märkischen Museum. Mit Abbild. Von E. Krause. Bärenskirchhof, Zur Sage vom. Von W. Schwa Berliner Schlangenfänger. Von E. Berlins Straßen-Namen. Von W. 62. 74. Böhmischer Altar im Dom zu Brandenburg a./H.- Mit 2 Abbild. Von E. Brand des alten Schauspielhauses zu Berlin, wie ist er entstanden V Mit 2 Abbild. Von K. Brandenburg, Altstadt und Neustadt im Kampf. Culturbild aus dem Mittelalter. Von R. Schillmann Cabinets-Ordres, Zwei, Friedrichs II. an den Magistrat zu Berlin. Von Ferd. Culturgeschichtliches. Zwei Briefe vom Kurfürsten Joachim I. und vom Rath zu Berlin an den Rath zu Brandenburg

haben.

...

Seite

184 231 157

57 84

85

24

.813. Meyer.59 .... mobil.235 Thiergarten.49 .141.

.49 beck.

223

215

Denkmal, Ein, beim Derfflinger'sches Laus am Cöllnischen Fischmarkt. Von L. Schneider. 82. 94. 103. 113. 124. 137 187 Deffauer Trog. Mit Abbild. Von E. Friede! ©biet Friedrich Wilhelms I. vom 6. November 1731 betr. die Weiber¬ trachten 58 ©biet wegen Ausrottung der Sperlinge und Krähen. 1744 68 ©biet „über die Diebes-Hähler". 1720 7 Einlager, Zur Geschichte des. Von N. Bärin gut Engel (Angelus), Der Märkische Chronist Andreas E. Von W. Stern -

er.

...

.189 .... Kurfürsten..

106

7 Erlebniß Berlins im dreißigjährigen Kriege. Von R. Bäringuier. Fermor's Manifest an die Märker. Von ©.Friede! 78 Feuerzettel, Reminiseenzen an einen Berlinischen. Von F. Meyer. 66. 25 Gebräuche des Maurergewerks. Von Fr. Schäfer 13. 118 General-Pardon Friedrich Wilhelms I. 1737 Geschichtsschreibung, Offizielle Brandenburgische, zur Zeit des großen

.10 152.

Grabstein-Inschriften, Zwei, aus der Mark

Inhalt

des

.

den Verlags-Wechsel

Provinzial-Muscum. Thurmknopses der Nieolai-Kirche zu

163

Berlin.

.

177 91

IV.89 :c.167

Dr. Paulus. Friedrich Wilhelm Ditfurth. Historische Volkslieder von 1756—1871 Graesse. Zeitschrift für allgemeine Museologie

130

.119 Preußen.155

Ueber den Slavismus im Lichte der Ethik v. Ledebur. König Friedrich I. von Riebe. Berlin unterm alten Fritz anno 1784

Handtmann.

.

III.

Bon

©.Krause.49 54 .153

.109 Sello.209

Schaumann.55 15

.225 .108 ©.Friedel.134

.34.

„Melonen-" oder „Wallonen-" Kirche Museum, Das städtische, zu Wien. Von Nieolai-Kirche in Berlin. Ihre frühere Umgebung. Mit Abbild. Von F. Nieolai-Kirche zu Berlin. Die neuesten Funde darin. Von L. Alfieri. Niederländisches Palais unter den Linden. Mit Abbild. Von

204 67 191

Meyer.124 143

45 B. Saul Ofenplatten, Vortrag über alte eiserne. Bon Leo Alsierie. . . 234 95 . 74. 86. Pritzstabel, Der, für Berlin. Von N. Bäringuier . Puttitz, Burg und Rechtsvergnüglichkeite». Berliner Juristenthum des achtzehnten Jahr¬ 206 hunderts. Von E. 37 Sagen, Drei. aus der Mark. Von W. Lahn mitgetheilt 9 Scheiterhaufen zu Berlin. 1786. Mit Schelch, Der, des Nibelungenliedes. Von Edm. Becken sie dt. >10.

Rittergüter.68 Friedel. .... Abbild. '

167. 227 Sentenz, Merkwürdige, Friedrich Wilhelms I. Von Günther . . 130 Silberverkauf, König!. Preußischer, in Augsburg. VonR. Bäringuier. 38 Spandau, Geschichte der Citadelle und Festung. Mit Abbild. Von 114 De. Spieltafel, Fremdartige, in einer Tischplatte im Schloß zu Dessau 50 9 Steinbombarde, Eine. Von Dr. Sturdza-Denkmal in Berlin. Mit Abbild. Von Ose ar Schwebel. 66. 194 Tangermünde, Zur Geschichte der Burg. Von Dr. G. Sello . . 178 Töpfer-Privilegium von Groß - Teuplitz. Von Dr. E. Veckenstedt. 88 180 Tlantlaquatlapatli . . 165. 172 Unger, Johannes. Ein Lebensbild. Von A. Höpfner 82 Volkszählungen, Berliner, von 1709 — 1871. Von Dr. Bert hold. 21 Wartenberg'sche Palais zu Berlin. Von OsearSchwebel . . . Werbeschild, Königlich Preußisches. Von Dr.

Kuntzemüllcr.101.

Brecht.

.169.

Brecht.20

.

.

Mittheilungen aus dem historischen Verein zu Brandenburg . . 80. „ historisch-statischen Verein zu Frankfurt a./O. „ „



Umgegend. „

„ Verein für die

40.

99.

131

Geschichte Münchebergs und

Fragekasten.11. Mittheilungen aus dem Verein für die

90

Geschichte

31. 60. 91. 216. 236 Potsdams . 40. 91 167

Literatur.

C.

v.

207 97 129

196

Umbau der Schloßkaserne in Cüstrin, mit einem historischen Portal 228 Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins. 11. 20. 30. 40. 50. 60. 70. 80. 89. 99. 110. 120. 131. 140. 148. 156. 167. 176. 216. 228. 235 Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte der Mark. 31. 51. 111

Cassel,

Hoftheater zu Schwedt a./O. Von Ludowika Hesekiel . . . . „Hühnerhof", Der, Dorotheenstraße 9. Ursprung des Namens . . Hymnus aus die Jagd in der Jungfernhaide bei Charlottenburg. 1728. Inschriften, Zwei, aus Prenzlau. Aon Johanniter Commende Werben. Von Osear Schwebe! . . . . Jungfern -Allee'im Thiergarten. Von F. Brose. 121. 134. 146. „Kahlbutz," Der, in Campehl. Von L. v. Klöden, Carl Friede., handschriftlicher Nachlaß. Von v. Klöden. 1. Königseiche von Pausin. Von Carl Bolle Lehniner Studien. Neue Folge. Von Dr. Leitfaden zum Sammeln eulturgeschichtlicher Gegenstände . .195. Lobgedicht auf die Statue des großen Kurfürsten. Von P. Franeius. Märkische Alterthümer. IX. Havelbcrg, X. Stralow. Von E. Friedel. Märkische Volkslieder, (Bernau und die Hussiten)

George.

.

Witi Heilungen.

B.

Aufruf an unsere Leser betr. Aufruf für das Märkische

46

Heidenthum, Ueberlieferungen aus dem.

Wernicke.4. Riebe.41 macht

Arnulf Lieber.

161

Hiltl,

Von

Nachruf.217

Havclbergische

229

Seite

195

193

Friedel.19. rtz.69 Friedel.186 Petsch.

Tie Mark

Alterthünier.148 Ewald

.

Hausmarken an der Marienkirche zu Bernau.

.

10

... ...

Roland von Berlin. Verein für die Geschichte Berlins . . Schlüter. Die französische Kriegs- und Revanche-Dichtung Schmidt. Die Fürstengrüfte der Hohenzollern zu Culmbach Schwebe!, O. Die Sagen der Hohenzollern. Von Dräsicke. Sternbeck. Beiträge zur Geschichte der Stadt Werner Hahn. Hans Joachim von Ziethen

.

.130 11

.130 .

.

Straußberg....

59

175

98

1.

IV. Jahrgang.

Januar 1878.

Nr. 1

Unter Mitwirkung von Dr. Brecht, Prof. Dr. Waukus Gaffel, Stadt-Archivar Kidicin, Geh. Hofrath

L.

Cfieod. Kontaue, Stadtrath ß. Kriedel, Schneider, Archidiaconus Schiveliel in Cüstrin rc. rc. herausgegeben von

George HUtl

und

Ferdinand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. 1) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagthandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Ha äsen stein u. Vogler, Rud. Messe.

Beruh..

Arndt,

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Aus dem handschriftlichen Nachlaße Karl Friedrichs von Klöden. — Ein böhmischer Altar im Dom zu Brandenburg a. H. Von E. Wernicke. — Ein Erlebnih Berlins im 30jährigen Kriege. Von SK. Böringuier. — Ein Scheiterhaufen zu Berlin, >786. (Mit Abbildung.) — Eine Steinbombardc. Von Or. Brecht. — Zwei Grabstein-Inschriften aus der Mark. — Literatur. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins. — Fragekasten. — Anzeigen.

dem iMisschristlichm Nachlasse Karl Friedrichs von Llöde». „Iu ge nderinnerringen Karl Friedrichs einer großen Menge von Flüssen, Bächen und Fließen;

Aus der,

v.

den

Klöden"

!

angereihten Uebersicht

des

Weiterlebens und

der

reiche

Fülle durchflossener und

geschlossener

eine

Seen, Pfühle und ihr Grund auf die

Werke dieses Altmeisters brandenburgischer Geschichtsforschung, ist

Teiche unterbricht die Landstrecken, während

eine Anzahl hinterlassener, noch ungedruckter Schriften aufgeführt,

mannigfaltigste Weise wechselt und steinigen, sandigen, thonigen, mergeligen, torfartigen, moorigen oder schlammigen Boden dar¬

welche ganz

in

der von unserm

„Bär"

eingeschlagenen Richtung

find und deren Veröffentlichung im Interesse märkischer Forschung höchst erwünscht erscheint. — Der Verleger des „Bär" hat sich deshalb mit dem Herausgeber jener „Jugenderinnerungen", Herrn Hauptmann Max Jähns, in Verbindung gesetzt und bringt nachstehend die erste Hälfte eines Aufsatzes, der vom Ende der vierziger oder vom Anfang der fünfziger Jahre stammt. Der Verleger hofft, dieser Abhandlung noch einige andere bio¬ geschrieben

graphischen und kulturhistorischen. Inhalts folgen lassen zu können, und glaubt, seinen Lesern, wie der brandenburgischcn Heimaths-

kunde überhaupt durch diese Publication einen Dienst zu erweisen.

Aer ehemalige Kischreichthum der Mark Brandenburg. Von je an galten die Mark Brandenburg und die benach¬ barten Länder Mecklenburg und Pommern als sehr fischreich, und schon der heilige Otto rühmte bei seiner Bekehrungsreise den großen Fischreichthum dieser Gegenden. Dies Urtheil bestätigten auch spätere

Schriftsteller, nachdem

sie diese

Länder näher kennen

gelernt hatten.

In

der That sind auch alle Bedingungen hier vorhanden,

erforderlich sind. das Gedeihen der Fische zu befördern. Diese Länder sind weit mehr als viele andere durchzogen von

welche

Das Gewässer ist theils fließend, theils stehend, bald flach, bald tief; die Ufer und Inseln sind hier nackt, dort von Bäumen beschattet, und in den moorigen Brüchen der alten Zeit drängten sich die meisten Bäche zwischen Erlen- und Weidengebüsch hin¬ Es waren damit alle Lebensbedingungen einer ganzen durch. Welt von Süßwasserfischen gegeben, und mit ihnen zugleich die einer Unzahl von Wasser- und Sumpfvögeln, sowie von Am¬ phibien und Crustaceen. Schon der alte Doktor Wolfgang Jobst hat in seinem „Kurzer Auszug und Beschreibung des ganzen Churfürstenthums der Mark zu Brandenburg", der zu Frankfurt a. O. 1572 er¬ schien, den Fischreichthum der Mark nicht bloß im Allgemeinen Er nennt gelobt, sondern selbst im Einzelnen näher geschildert. die Elbe ein fischreiches Wasser, besonders an Lachsen, die Oder sehr fischreich; er sagt desgleichen von der Warthe, daß sie noch leckere und schmackhaftere Fische, nämlich Hechte, Karpfen und Krebse habe, als die Oder, und nennt dann außer den Krebsen 41 Dasselbe Arten von Fischen, welche in der Oder vorkämen. wiederholt der Ritter Gottfried von Warnstedt in seiner latei¬ bietet.

nisch geschriebenen

LIarebiae electoralis deumbratio historico-

politiqua 1622,

und Bierstädt in seinem Chronicon de Bran¬

denburg«) von 1593 nennt die Havel: Havela piscosissima

2 Besonders aber wird in der durch Cholinus

und deren Witterung in Größe, Farbe und Menge mannigfaltig

M. Joh. Coleri Oeconomia rua. M. 1672, P. I. p. 650 f. ausführlich behandelt. Hier heißt es: „Es hat die

außerdem von selbst, daß es keinen Fluß, in welchem sich alle diese Arten von Fischen zugleich fänden. Jeder Fluß oder See führt nur gewisse Arten von Fischen; die Elbe hat weniger Arten als die Oder, und

et amoenissima.

besorgten neuen Ausgabe von

salis et domestica, Frankfurt die Sache

Kur-Brandenburg unserm lieben Gott hoch und viel zu danken, wegen der schönen Fischereien, damit nicht allein dies ganze Land, sondern auch alle umliegende Stellen, die wenig Fische Denn sie hat haben, reichlich versehen und versorget werden. schiffreiche Fließwasser, die Oder, Havel, Elbe, Spree und der¬ gleichen, die sehr fischreich sind.

Sie

ist reich an vielen trefflichen

großen Seen und Teichen, da ein jeglicher See seine besonderen Fische hat, und zwar auch allerlei andere Species mit unterge¬

Es ist kein Amt in dem Lande, das nicht allerlei Seen So sind Zum Amt Licbcnwaldc gehören 72 Seen. hätte. Junker im Lande, die über 40 Seen haben, voller Karpfen, Hechte, Marcnen, Ginstern, Rothaugen, Plötzen, Bracken, Schleien, mengt.

Es versteht

ab.

sich

keinen See giebt,

diese

finden

weniger, als die Spree und die Havel. In manchen Seen sich nur einige Arten, in manchen nur eine einzige, und

nur als Seltenheiten. Zuweilen verschwindet eine wird in mehreren Jahren nicht ge¬ sehen, bis sie plötzlich wieder erscheint, Jahre lang gesehen wird, und dann wieder verschwindet. Ob sie jederzeit wiederkehrt, ob nicht einzelne Arten für immer ausbleiben, ist noch nicht Sicher ist es aber, daß gewisse Arten in solchen entschieden. Flüssen und Seen, wo sie sonst sehr häufig waren, jetzt ganz andere erscheinen

Art

anscheinend ganz und

fehlen, oder

doch große Seltenheiten sind. Dagegen finden sich wieder einige Arten in Seen, in welchen sie früher nicht gesehen

Bleie, Welse rc. Ferner giebt es hier in der Mark oder viel¬ mehr in der Oder, Havel und Spree, darinnen jährlich viel

wurden. Es rührt dies von dem Verschleppen des Rogens durch die Waffervögel her, welche denselben von einem Gewässer nach

Aale, als zu Spandow, Stralow, Caput, Potsdam, Ferchau, Lindau, Feben, Töplitz, Werder rc. und vielen andern Orten mehr, deren liegen viele an der Spree und Havel, an den Waffern herunter rc." Der alte Dichter und Canonicus zu Eimbeck und Goslar, der tvahrscheinlich im 15. Jahrhundert lebte, singt in seinem

dem andern bringen.

Fische gefangen werden, viel

„Saxonia": Ignis, terra, decens aer et unda recens, Flumiua diversa currunt huc undiqui versa, Dant non exosos nobis pisces copiosos.

Lobgcdichtc

Sunt et piscinae quarum numerus sine fine, Cingitur et magnis trinis Saxonia stagnis. Odera qualis aqua, non novit rex nequePapa. Ista satis munda copiosa finit magis unda Multum piscosa cursu nunc impetuosa.*) Wenn

er

daher

auch

die Oder nicht

aus

eigener

Individuen gar bedeutend ab. An¬

ihr Ruf als eines sehr fischreichen ihm gedrungen, und dieses alte Zeugniß ist nicht

schauung kannte, so war doch zu

Flusses

ohne Werth.

Ungeachtet so alten Rufes hat

Dr. Martin Luther

doch

pro-

phezeihet: Es werde der Mark einst noch an Holz und Fischen fehlen**), und wenn wir den jetzigen Zustand des Landes mit dem früheren vergleichen, so tritt uns wohl die Besorgniß ent¬ gegen, daß diesem Worte mehr Wahrheit innewohnen möchte, als man gewöhnlichen Prophezeihungcn zuschreibt. Es ist gewiß der

Mühe werth, dies näher

zu untersuchen;

wir

beschränken

uns

aber hier auf die Fische.

Man wird eine Erdgegend reich an Fischen nennen können, wenn in ihr alle diejenigen Fischarten vorkommen, welche ihren kli¬ Nun matischen Verhältnissen nach darin vorkommen können. versichert

aber

der Kenner

dieses Gegenstandes,

der berühmte

Ichthyologe Block, daß die Mark Brandenburg alle diejenigen Süßwasserfische enthalte, welche im mittleren Europa überhaupt vorkämen, und es ergicbt sich, daß 41 Arten in den Branden¬ burgischen Ländern leben. Sie ändern übrigens, wie das bei Fischen gewöhnlich ist, nach der Beschaffenheit des Waffers, des

Grundes und Bodens und selbst nach den verschiedenen Jahren *) Mcyboin. script. rer. geraan.

**)

I. p.

ist die

Menge der Erzeugnisse

III.,

Für

eine bestimmte Erdgegend

nach den

einzelnen Jahren be¬

kanntlich überaus verschieden, je nachdem die darauf influirenden Umstände günstig oder ungünstig wirken.

So

ist denn auch der

Reichthum an Fischen in jedem Jahre ein anderer, je nachdem sie mehr oder weniger gut gerathen, und bald ist es diese, bald

Art, welche darin den Vorzug behauptet. Cs werden daher in keinem Jahre sämmtliche Fischarten in reichlicher Menge er¬ scheinen. und noch weniger würde reiches Auftreten Garantie dafür geben, daß die Fische im nächsten oder in den folgenden Jahren in gleicher Menge wieder erscheinen würden. Alle diese Umstände modifiziren den Begriff des Fischreich¬

jene

thums sehr bedeutend, und zunächst ergiebt sich, daß von einem solchen nur dann die Rede, sein kann, wenn möglichst viele Arten in einer großen Anzahl von Individuen in vielen Jahren er¬ scheinen, und ein Mißgerathen dieser Arten zu den Seltenheiten gehört.

Da aber

auch der

Begriff von viel und wenig relativ ist und

da es nicht möglich ist, durch ein blosses Betrachten der Gewässer ein Urtheil über die Menge der Fische und Fischarten zu gewinnen,

wird

nothwendig, zur näheren Bestimmung die Beträcht¬ in den einzelnen Jahren, die damit im Ver¬ hältniß stehende Wohlfeilheit des Preises, und die Wichtigkeit dieser Fische als Handelsartikel zu berücksichtigen, wobei man so

cs

lichkeit des Fanges

Individuen einzelner Arten zu wird. Wir wollen dies durch Zusammenstellung verkürzter Angaben im Nachstehenden versuchen, indem wir die

endlich auch noch die Größe der

807.

Beckmann, Beschreibung der Churmark Brandenburg, Theil

Kapitel II., p. 582.

Der Reichthum an Fischen besteht aber nicht allein in der welche in einem Lande leben, sondern noch mehr in der Menge von Individuen, welche jede Art erzeugt, und nur wenn diese bedeutend ist, kann von einem Reichthum die Rede sein. Die Natur zeigt uns jedoch in allen ihren Neichen darin große Verschiedenheit. In jeder Gegend kommen ein¬ zelne Arten in ganz ungeheuren Mengen vor, während andere sich sehr sparsam, ja manche höchst selten zeigen; einige Arten sind zu jeder Zeit häufig zu finden, andere nur in gewissen Jahren oder zu irgend einer bestimmten Jahreszeit. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn wir derartige Verschiedenheit des Vorkommens auch bei den Fischen der Mark erblicken. Aber noch ein anderer Umstand ändert das Mengen-Verhältniß der Menge von Arten,

betrachten haben

3 einzelnen Fischarten,

besonders

die eßbaren,

näher

betrachten.

Manches davon habe ich schon früher in einzelnen meiner Pro¬ geognostische und mineralogische Beschaffenheit

gramme über die

der Mark Brandenburg, wie in denen über den Oderhandel mit¬

Da aber diese Programme bereits theils gänzlich ver¬ griffen, theils selten geworden sind, so möge es mir gestattet getheilt.

sein, jene Angaben hier wesentlich vervollständigt und vermehrt nochmals zu benutzen. •

Nach

altdeutscher Vorstellung wurde die sogenannte

wilde

Fischerei,

d. h. die auf Flüssen, Bächen und Seen zum Forstund Jagdrechte gezogen, und somit war in der Mark der Markgraf

als Landesherr Inhaber der gesammten Fischereigerechtigkeit und Durch Belehnung, Schenkung oder diese ein Kammerregal. Verkauf konnten aber Communen, Prälaten, Klöster und Stifter, •

Landsassen und Vasallen

in

den mehr oder

Besitz derselben kommen, und da man schon

in

dem

weniger beschränkten

früh in der Mark

Fischreichthum einen großen Segen Gottes erkannte,

dachte man auch schon

so

früh daran, eine unnütze Vergeudung dieses

Schatzes zu verhüten, wenngleich eigentliche Fischerorduungen erst

im 17. Jahrhundert

nach

dem

dreißigjährigen Kriege

Bis dahin begnügte man sich, in Wassergrenzen, die Art der Befischung, die wurden.

erlassen

den Lehnbriefcn die

Werkzeuge die dabei

gebraucht werden durften, die Größe der Maschen in den an¬

Zahl der Züge rc. festzusetzen, obgleich man freilich fast gar keine Garantie für die Befolgung dieser Vorschriften hatte; denn Aufsicht und Ausführung war überall die schwache Seite des Mittelalters, weil es an Beamten fehlte, und die wenigen Heidereiter, welche damit, beim Mangel anderer Organe betraut waren, nicht ausreichten, die Ordnung zu hand¬ haben. Wie man mit dem Holze umging, so ging man mit gewandten Netzen,

die

Beides war nach dem Volksglauben ein Ge¬ meingut, das der liebe Gott den Menschen ohne ihre Mühe bescheerte, und ein Eigenthumsrecht übte Jemand darauf nur aus, wenn er es vermöge der ihm beiwohnenden Gewalt geltend Wurde Einer ertappt und bestraft, so tröstete er machen konnte. sich mit dem Spruche: Gewalt geht vor Recht; denn sein Recht den Fischen um.

auf das Holz oder die Fische bezweifelte er keinen Augenblick. In diesem Glauben mußte der gemeine Mann aber um so mehr bestärkt werden, als es in der Mark Jedermann frei stand, zu fischen, wo er wollte, wenn er nur diejenigen Orte und Gewässer vermied, welche die Herrschaft für sich behielt, oder welche die Amtleute den Garnmeistern verpachtet hatten. Die Gewässer der Städte, der Klöster und des Adels durften nur mit den ihnen allein zustehenden Garnen und Netzen nicht, wohl aber mit kleineren Netzen und Geräthschaften von Anderen befischt werden.

Wie leicht der Mißbrauch war, springt in die Augen, und doch durfte man mit keiner Schärfe verfahren, weil der Aberglaube sich einmischte, und man es für sündlich hielt, feinem Neben¬ Der alte Colerus sagt:*) menschen das Fischen zu verbieten. oft erfahren, gesehen und hab's auch daß der Adel den „Ich armen Leuten verboten hat, daß sie in ihren Wassern nicht fischen sollten. So hat sie Gott also gestraft, daß die Fische alle vergangen und weggekommen sein. Haben sie aber wiederum Fische wollen haben, so haben sie den Leuten das Fischen wiederum vcrgöuuen müssen. Doch kann und muß mans auch leiden, daß Obrigkeiten etliche Hegewasser und andere Sachen haben; aber

Gott will auch seinen Nächsten, arme Leute, Kirchen, Schulen und Hospitäler in Acht genommen haben; denn er hat nicht Alles um eines, zweier oder mehr Menschen willen erschaffen, sondern um aller Menschen willen, wie er denn auch seinen geliebten Sohn nicht um eines, zweier, dreier oder mehr Menschen willen in den Tod gegeben hat, sondern um aller Menschen willen". Daß der gute Colerus mit dieser Schlußfolge ein wenig stark in den Kommunismus gcrieth, wurde ihm so wenig klar, als seinen Vorfahren und Zeitgeuoffen, die ganz diesen Grundsätzen gemäß verfuhren, aber es endlich so weit gebracht hatten, daß man sich eine merkliche Abnahme des Fischreichthums nicht verhehlen konnte.

Um dem entgegen zu wirken, sah sich Kurfürst Johann George veranlaßt, im Jahre 1574 eine Fischerordnung zu publiziren, welche im Jahre 1690 erneuert ward und nach welcher alle Ge¬ wässer von Ostern bis Bariholomäi mit den großen Garnzügen, von Ostern bis Pfingsten aber mit dem Flocken verschont, die Reuscnund Stromwehren nur den dazu Berechtigten stellungen

Bruchwehren zu Walpurgis ausgenommen Die Größe der Maschen und Netze wurde neu bestimmt, und alles Fischzeug sollte vor dem Gebrauche von der Obrigkeit besichtigt werden. Den Haus- und Miethsleuten, Sol¬ daten, Handwerksgesellen und Knechten, die nicht angesessen wären, wurde aber alles Fischen gänzlich untersagt, womit denn jene alte Freiheit ein Ende nahm. Keine Gegend in der Mark trieb einen so bedeutenden Fischhandel, als die des Oderbruchs, an welchem sich alle um¬ liegenden Städte bethciligtcn und zu dessen Betreibung sich

erlaubt

p. 650 f.

alle

mannigfache

eigenthümliche Einrichtungen

und Rechte

gebildet

Der Centralpunkt dieses sehr bedeutenden Handels war Freienwalde, Nieder-Finow, Oderberg, die Stadt Wriezen. Zehden, Küstrin und Gusvw nahmen daran eifrig Theil, und alle Einwohner waren mit den erforderlichen Geräthschaften, hatten.

Kühnen, Netzen und sonstigen Werkzeugen zum Fangen und zum Ausnehmen, sowie zum Einsalzen der Fische reichlich versehen.

Eine

eigene

zahlreiche

Zunft der Hechtreißer,

welche

nur in

Odcrbruchstädtcn ihren Sitz hatte, beschäftigte sich allein mit dem Einsalzen der Hechte und Aale, und bildete daraus Salzhechte und Salzaale. In allen diesen Städten war eine bedeutende Böitcherzunft ansässig, welche die zahlreichen erforder¬ lichen Fischtonnen anfertigte, die Fische in Tonnen schlug, und die Zeichen des Versenders und Einsalzcrs nebst dem Gewichte diesen

Hunderte von Wagen und Kähnen beschäftigten sich denn diese waren sehr beliebt weit verschickt, besonders wurden nach der Lausitz, Sachsen, und Die vielen Fast¬ Böhmen, Oesterreich, ja selbst bis Italien. Wenn tage der katholischen Kirche beförderten ihren Absatz. einbrannte.

mit

dem Transporte der Fische;

Wochenmarkt Fischen

reich

in Wriezen war,

kamen

dorthin hunderte mit

beladene Kähne, dagegen gingen

von

der

Stadt

aus Züge von 12—14 Wagen voll von Fischen und Krebsen Zweimal in der Woche fuhren nach den benachbarten Orten. Wagen mit frischen Fischen nach Berlin; eben dahin, aber meist noch weiter wurden in langen Wagenzügen Salzhechte, Salzaale, geräucherte Aale und Lachse, geröstete und eingeweichte Zärthen und Neunaugen verfahren, und außer in die vorgenannten Länder gingen viele nach Thüringen, Baiern, dem Harz, Ham¬

burg und den Rheinlanden.

In *) Oeconomia ruralis domestica, vermehrt von Cholinus, Theil I.,

und

werden sollten.

der That waren die Oderbruchortschaften ganz auf den

Ertrag der Fischerei angewiesen und die Einwohner lebten völlig als Ichthyophagen.

Auch

die Aermsten gaben ihren Töchtern

4 bei deren Ausstattung als den wichtigsten Hausrath, einen Fisch¬

Wassers

mit, der bei dem Todesfälle der Frau und bei Erbtheilungen dem überlebenden Gatten verblieb, was in der Folge gesetzliche Verbindlichkeit ward*). Welch ein hoher Werth auf alle mit

die

der Betreibung der Fischerei verbundenen Rechte

Fische zu verbieten, um eine Seuche zu vermeiden.

kessel,

heiten

gelegt

wurde,

zeigen

der

Stadt

Wriezen

tigkeiten Kietzern

und Gewohn¬

am Besten die vielfachen

mit

und den Hechtreißern, die

den

den

mannigfache Prozesse ver¬

anlaßten**). Der Fischreichthum dieser Gegenden und der Mark wird sich

aber aus folgenden Thatsachen noch deutlicher

ergeben.

Im

Jahre 1595 hat man zu Quilitz (jetzt Neu-Harden¬ im Oderbruche als im Winter Pommet gewesen, das berg) heißt Eisfischerei betrieben wurde, auf einen Zug mehr denn 500 Tonnen Fische gefangen. Eine Tonne Fische sind 3 Ctr.; 400 Tonnen hat man ausgefischt, aber 100 Tonnen sind im Hintcrtheil des Netzes geblieben und eingefroren, daß man sie nicht bekommen konnte. Sie sind umgekommen; als im Früh¬ ling das Wasser aufthaute, lagen so viele Gräten von den verweseten Fischen umher, daß sie mit Verwunderung gesehen wurden. Es waren Fische der verschiedensten Arten. Im Jahre 1597 sing man zu Nieder-Finow im Winter 100 Tonnen Gesen, Güstern, Hechte, Bleie, Plötzen und Barse auf einmal. Barse wurden oft mehr denn 100 Fuder ge¬ fangen.

in allen Seen und Tümpeln von Fischen wimmelte, dem unreinen Wasier in das frische Flußwasier zu

Diejenigen, denen das nicht gelang, wurden krank und starben. Man war genöthigt, den Genuß der kranken

kommen suchten.

Strei¬

Fischerdörfern,

aus

Obgleich diese Ucberschwemmung

von Fischen mitbrachte,

Reichthum

und die Folge war

wie fast immer nach einer UeberMangel an Fischen. Das Jahr 1740 mit seinem berüchtigten strengen Winter that durch die Kälte großen Schaden, indem die meisten Fische unter dem dicken Eise theils erstickten, theils erfroren, und schon fürchtete man, es würde die Menge der Fische künftig gar sehr vermindert werden, ja vielleicht ganz verloren gehen. Allein im nächsten Sommer zeigte sich in sehr,

schwemmung

ein

nahe an der Milde und Biese belegenen Elsbrüchen, Gräben und Pfützen, sowie bei Mohrin, Breitenfelde, Jeggau und an andern Orten eine ganz erstaunliche Menge von Fischen,

allen

namentlich Hechten.

Das Leich der erfrorenen und verfaulten

Fische hatte nämlich seine Lebenskraft nicht verloren und wurde

durch die Sonnenwärme ausgebrütet.

Einige Arten von Fischen

waren -jedoch aus einzelnen Gewässern ganz verschwunden oder doch viel geringer geworden, so z. B. der Aland in der Jnetze

in den oberen in vielen Teichen,

bei Salzwedel,

die Zander um Havelberg und

Havelseen,

Giebel

die

bei

Zehdenick

und

wo 30 bis 40 Jahre früher alles davon wimmelte, die Forellen

Im

16. Jahrhundert mästete man im Oderbruche in reichen Fischjahren die Schweine mit kleineren Weißfischen, Rothaugen und Plötzen. Der Bliesdorf'sche oder Trebbin'sche See im Oderbruch lieferte zu Ende des

17. Jahrhunderts

bei

dem

in der Eilank bei Reppen u. s. w. Mehr hierher Gehöriges wird

Ein

böhmischer

Mar

l

die vorhergegangenen Jahre auch eine große

Ausbeute geliefert hatten, übertraf dies Jahr doch alle vorgehenden. Dies wieder¬ holte sich 1695. Dagegen war 1698 ein schlechtes Fischjahr; 1701 aber schien der Segen übergroß und man wußte ihn kaum zu bewältigen.

Im

Jahre 1715 war wieder eine große Menge von Fischen vorhanden, und nanientlich bei Wriezen zeigte sich eine so unermeßliche Menge von Hechten in der Oder, daß man sie mit Händen fing. der

welche

großen Ucberschwemmung

über

die

der Oder im

Jahre

Deiche und Seen wegging und viele

einriß, führte der Strom eine erstaunliche Menge von Fischen aller Arten mit sich und an solche Oerter, wo man sie

Deiche

sonst nicht suchte,

ergeben,

wenn

wir

die

so reichen

viel werth sein. Man hat mit einem einzigen Zuge im Miggelsee für 300 Thlr., im Trebbiner See bei Wrietzen für 500 Thlr., im im See zu Bliesdorf für 700 Thlr. Fische nach früherem Werthe, vorzüglich Bleie gefangen. Im Jahre 1693 war ein überaus reiches Fischjahr, und man war nicht im Stande, alle Hechte auszuführen. Obgleich

Nach

sich

wichtigsten Fischarten einzeln näher betrachten. (Schluß folgt.)

gewöhnlichen

Fang, daß von den 17 Theilnehmcrn jeder für 96 Thaler Fische erhielt, nämlich nach dor¬ tigem Werthe an Ort und Stelle berechnet. In Berlin hätten diese damals 6—8000 Thaler betragen, da die meisten Fische l Fuß lang waren. Jetzt würden sie mindestens 10 Mal so X jährlichen Fischzuge einen

1736,

großen

einen

zerstörte sie doch die Fischereien zu

so

weshalb es denn auch

*) Ulrich, Beschreibung von Wrietzen. ad Constit. Joach. de successionibus. **) Ulrich a. a. O. 59—62.

beim

Zurückzuge des

S. 19. Hoffmann's Dissertatio

im Dom ;u Srandenburg

a.

H.*)

Von 8. Nlcrnilke.

I. Bekanntlich stammt der durch seine ausgezeichneten, leider in verstockenden Flügelbilder bedeutsame Doms aus Lehnin, von wo er nach Heffter's Angabe (Gesch. von Brandend., S. 336) im Jahre Was hat früher an seiner 1723 in den Dom gekommen ist. Stelle gestanden? Dies läßt sich mit ziemlicher Sicherheit nachweisen. Zu beiden Seiten des Lehniner Schreins breitet sich näm¬ lich eine Art von Ikonostase aus, die aus einer Anzahl geschnitz¬ ter Tafeln und Schreine mit Heiligenfiguren zusammengesetzt ist. Auf der Durchschnittszeichnung bei Adler, Backsteinbauten, Bd. I., Taf. VI. ist sie zwar ungenau gezeichnet, aber doch zur Genüge erkennbar dargestellt. Bei diesen Tafeln und Schreinen, fällt so¬ höchst

bedenklichem

große Altarschrein

Grade

des

mit einer ganz gleichmäßigen Gallerte von Spitzgiebeln und Fialen gekrönt sind. Bei näherer

fort auf,

daß sie sämmtlich oben

*) Verzeihung, wenn die Leser dieser Blätter noch einmal mit Brandeuburgcr Archäologie heimgcjucht werden! Es soll nun auch das letzte Mal sein. Mit dem neulich von Herrn vr. Sello so überaus sreundlich signalisirten druckfertigen Manuscript über den Dom zu Brandenburg hat Druckfertig ist davon gerade nur das Verzeichniß der es gute Wege. Illustrationen, ohne deren Sicherstellung ich die Bearbeitung abgelehnt Das Uebrize existirt nur in der Idee. Wozu auch Etwas druck¬ habe. fertig machen, wenn feststeht, daß Niemand da ist, der die Kosten des Druckes übernimmt?

Betrachtung ergiebt sich auch bald, daß sie sämmtlich zusammen¬ gehören und nur äisjeeta membra eines complicirten Altar¬

bem imposanteren Lehniner den Platz räumen mußte, aber aus

Programm über Alter und Restauration des Doms (Brandenburg 1836) abgedruckte Referat Küglers „die edle Entwickelung eines reichen gothischen Stils, wie derselbe um das Jahr 1400 herrschend war". Bemalung und Vergoldung der Figuren wie der Schreinarchitektur sind renovirt. Die Zweitheilung des Schreins und Auseinanderlegung der Hauptgruppe nöthigt zu der Annahme, daß zwischen beiden ur¬

in der Nähe seines alten Platzes wieder untergebracht wurde. Veranlassung und Berechtigung, auf den wenig Beachteten aufmerksam zu machen, giebt die ihm in der

dies ist, wie ich kaum zweifle, das jetzt im Antiquarium des Doms stehende hölzerne Sakramenthäuschen 0, von welchem auch Otle,

Ueberschrift beigelegte Bezeichnung, welche im Folgenden weiter

der Einzige, der Handbuch

zu erläutern sein wird.

angenommen hat,

aufsatzes sind.

Da nun die unter

herrnwappen in die oben so

ergiebt

sich

denselben angebrachten Dom¬

von Heffter bezeichnete Zeit gehören,

die Vermuthung von selbst, daß

wir hier

die ein¬

zelnen Bestandtheile des alten Aufsatzes vor uns haben, der 1723

einer gewissen Pietät

Die in einer späteren Nummer erfolgende Skizze wird zur Verdeutlichung der ursprünglichen Anlage ausreichen.

„Richtige Zeichnung

des

Schultzeschen

sprünglich

irgend

ein Mittelstück aufgestellt gewesen sei.

I, S.

185,

es kurz

Und

erwähnt, bereits

daß es Bestandtheil eines Altaraufsatzes ge¬

Die völlige Uebereinstimmung seiner architektonischen Details mit denen des in Rede stehenden Schreins beweist aber wesen sei.

Scheiter-Hauffens, worin der Hausdieb und Mordbrenner Nahmens nach den Gesetzen verbrandt wird.'

Jvh. Christian Höpner

Der eigentliche Schrein einander

zu

stellenden

besteht

selbstständigen

nämlich aus

Abtheilungen

zwei neben¬

A

und B.

Eigentlich kann man

es kaum einen Schrein nennen, es ist viel¬ mehr nur eine Rückwand, oben von einem aus den erwähnten Spitzgiebeln und Fialen gebildeten Baldachin gekrönt, welcher

vorn auf beiden Ecken je durch, ein sehr zierliches und schlankes Säulchen gestützt wird. Bei der gegenwärtigen Aufstellung sind diese beiden Abtheilungen so weit wie möglich auseinandergerückt, nämlich auf die äußersten Flügel des ganzen Arrangements, zu¬ nächst den Fenstern. Ihre Zusammengehörigkeit erweist sich aber aus den darin stehenden geschnitzten und bemalten Holzsiguren von etwa halber Lebensgröße.

Diese stellen nämlich die Krönung

Mariä dar.

Rechts*) zunächst der Mitte sitzt Christus, in der linken Abtheilung Maria; der eigentlich beiden gemeinsame Thron ist mitten durchgeschnitten und in die beiden Abtheilungen ver¬ theilt. Neben Christus stehen weiter rechts zwei Apostel mit Buch, neben Maria weiter links ein Bischof mit Buch, und An¬ dreas (oder Philippus?). Von diesen Figuren rühmt das im

*) Hier und überall nachher ist rechts und links nicht heraldisch, son¬ dern vom Standpunkte des Beschauers aus verstanden.

evident die Gleichzeitigkeit der Herstellung auch über die

Art und

mit demselben, wenn

Weise, wie dies Thürmchcn in das Ganze

des Altaraufsatzes eingefügt gewesen sein mag, völlige Deutlich¬

keit nicht zu erzielen ist.

nun eine besondere Genugthuung, durch die folgende, wenn auch nur sehr dilettantische Zeichnung Dem Einsender

ist

eine Anschauung von

es

dem fast unbekannten aber überaus zier¬

lichen Kunstwerk geben zu können,

welches

in Bezug auf den

künstlerischen Werth seiner Conception sich ganz getrost neben die

sich

in Stein und Erz Instanz finden, welche nicht irgend eine

Mittel hergäbe, um

dem sehr verwahrlosten Kunstwerke zu

anspruchsvolleren Exemplare Seinesgleichen stellen kann.

die

Sollte

einer gar nicht schwierigen Restauration zu verhelfen, und höchst erfreuliches

so

ein

Beispiel daran, welch' edle Schöpfungen unsere

heimische Kunst hervorzubringen

im Stande gewesen ist, vor dem

Verkommen zu retten?

Zu näherer Erläuterung

der Zeichnung

mögen

folgende

Das Ganze, etwa 14 Fuß hoch, ist aus geformte, Der kelchartig sechsseitige Fuß ist massiv, mit Holz. Leinwand überzogen, dann mit Gyps grundirt und mit SchaBemerkungen dienen.

6

blonenmustern bemalt, die hauptsächlich auf dem Motiv der lleur de lys beruhen, und zwar sind unten die Lilien braun mit

auf Holzgrund, in der Mitte in Gold auf Grund, oben die Blattarabesken wieder mit schwarzen Konturen auf Goldgrün aufgetragen, das Uebrige hat eine dunkle Das über diesem Fuße sich in 2 Geschossen er¬ Steinfarbe. hebend, durchgehends vergoldete Thürmchen ist völlig durchbrochen schwarzen Konturen

schwarzem

wiederum mas¬ Spitze, von der die oberste Endigung zerstört ist, nicht zu tragen im Stande sein, wenn innen nicht eine starke Eisenstange vom Fuß bis zur Spitze Das untere Geschoß ist mit einer als Träger hinaufreichte. Spitzgiebel-Gallerie gekrönt, deren Formen, wie schon bemerkt, und würde die Last der das Ganze krönenden, sechsseitigen,

siven

mit Krabben

besetzten

mit denen am Altarschrcin völlig übereinstimmen. Darunter nimmt auf jeder Fläche des Sechsecks ein zweigetheiltes, mit sehr schönem Maßwerk in frühgothischcn Formen versehenes Fenster die Es sind Spuren ganze Breite zwischen den Strebepfeilern ein. vorhanden, daß hinter das Maßwerk rothes resp. blaues Papier geklebt gewesen ist, ohne Zweifel, um das Eindringen des Staubes in den sonst ganz schutzlosen Jnnenraum zu verhindern,

Otte, Leder oder Seidenstoff ver¬ Die Fensterbank unter diesen Fenstern ist an drei der Polygonflüchen mit kleinen Engclfigurcn in bemaltem Hochrelief , Nimben und Flügel aber nur auf den Fond aus¬ Von diesen Engeln, die man als gemalt — besetzt gewesen. Wächter des Allcrheiligsten oder aus der bekannten Idee der Hostie als cidus angelorum erklären kann, ist einer noch vor¬ handen, von den beiden andern nur die Ansatzspuren und die aufgenialten Nimben und Flügel. Die übrigen 3 Polygonflächen, deren mittelste die Thür einnimmt, sind ganz schmucklos; viel¬ leicht haben sie ehedem durch davor gestellte Pacifikalien, Emailtafeln, Reliquien und dergleichen einen nach den Zeiten des Kirchenjahrs wechselnden, hervorragenden Schmuck erhalten. Das Innere hat übereck nur einen Fuß im Durchmesser und wird durch die Eisenstange noch mehr beengt, so daß es nur Monstranzen von sehr geringer Ausdehnung hat aufnehmen können. Das obere, viel schlankere Geschoß ist mit einer etwas einfacheren Gallerie bekrönt, und die, auch der Länge nach zweigetheilten zu welchem Zwecke sonst, nach

wandt

worden ist.

kehren

nun

zu

dem

eigentlichen

Schrein

zurück.

Zwischen den vorher beschriebenen beiden Abtheilungen und dem

mit Lehniner Schrein ist jcderseits Jede derselben besteht gallcrie gekrönte flache Tafel angebracht. aber aus zwei, durch Charniere verbundene Hälften, einer schma¬ leren (df lind eg) und einer breiteren (fh und gi), und die Maße dieser entsprechen nun ganz genau der Länge resp. Tiefe eine

der beiden Schrcinabtheilungen.

die Flügelklappen

des Schreins,

derselben Spitzgiebel-

Es sind das also zweifelsohne welche

in der

Außenseiten sichtbar werden konnten. Diese Reihen den schon

von Heiligenfiguren sind

nun zunächst durch einige Münster

von Büsching, in seiner Reise durch

Norddeutschlands,

S. 43 hervorgehobenen Umstand

daß sämmtlichen

gleich

von

bemerkenswerth,

vornherein die Namen

in groben

gothischen Minuskeln beigeschrieben sind, hier also ein erwünschtes

Material zum Studium der Ikonographie der Heiligen vorliegt, das hie und da Abweichungen von dem gewöhnlichen darbietet.

Deshalb mag hier auch das vollständige Verzeichniß folgen, wo¬ bei durchgehends die Reihenfolge von links nach rechts^ innegehal¬ ten ist.

Vorderseite 1) links, auf der breiteren Hälfte (h f) oben: Nikolaus (Mitra, Buch und kurzer Stab), Johannes ba (Lamm), Thomas (Buch und schwarzes, einer Sensenschneide ähnliches In¬ strument als Stütze in der rechten Hand), Mathias (ohne Attri¬ but), Bartholomrus (Messer), Jarobus ma (Muschel); unten: Appollonia (Krone), Cerilia (Krone, Orgel), Barbara (Krone, Thurm), Dorothea (Krone, Henkelkorb), Margaretha (Krone, Drachen), Katherina (Krone). Auf der schmaleren Hälfte (d k) oben: Jarobus mi (ohne Attribut), unten: Uinrentius (als Diakon, aber nicht mit einem Raben, sondern einem buchähnlichen Dinge in der Rechten). 2) Rechts, auf der breiteren Hälfte (i g), oben: Philippus (Kreuz und Buch), Strffanus (Steine), Simon, Lhadeus (beide ohne Attribut), Matheus (Buch), Martinus (Mitra, Buch und kurzer Stab); unten: Magdalena (weißes Kopftuch, goldene SalbenBüchse), Agatha (Krone), Agnes (Krone, Lamm), Huris (Krone, Buch), Ursula (Krone), Elisabeth (weißes Kopftuch, Krug und Schüssel). Auf der schmaleren Hälfte (e g) oben: Johannes (der Evangelist mit Kelch), unten: laurcncms (sie! weiblich nur mit Krone — Laurentia?)

Hinter 1) (di) oben: Wenreslaus (Kurmütze, Schild), Srghcmundus (Königsornat), Godchardus

Rückseite.

Fenster haben ebenfalls viel einfacheres Maßwerk.

Wir

ab; es sind gedrungene Gestalten mit auffallend fett - rundlichen Gesichtern; auch ist die ganze Arbeit eine viel geringere. Auf nur gemalt auf Goldgrund, und den Rückseiten sind die Figuren die Kleeblattbögen, unter denen sie stehen, sind nicht vergoldet, sondern nur gelb angestrichen, auch befinden sich hier Figuren nur auf den breiteren, nicht auf den schmaleren Abtheilungen, da nur die ersteren, wenn der Schrein zugeklappt war, auf den

oben

skizzirten

Weise bei d und e an den beiden Abtheilungen befestigt gewesen sind und vermittelst der Charniere bei f und g in der gleichfalls

später skizzirten Weise zum Verschluß des Schreins gedient haben. Diese Tafeln enthalten unterhalb der erwähnten Gallerie, sowohl

auf den Vorder- als den Rückseiten, zwei Reihen von Heiligen¬ figuren in etwa % Lebensgröße untereinander, und zwar jedes¬ mal in der oberen Reihe männliche, in der unteren hauptsächlich weibliche Heilige. Auf den Vorder-, eigentlich Jnnen-Seitcn sind dieselben geschnitzt und bemalt, unter flachen Kleeblattbögen vor einem vergoldeten Hintergrund aufgestellt, und zwar weichen sie im Stil von den größeren Figuren des Schreins selbst bedeutend

Fahne,

Mitra, Stab und Buch), Dionisius (Bischof, seinen Kopf in den Händen tragend), Grcgorius (Pabst mit dreifacher Krone, aber einfachem Stabe und Buch); unten: Franrisrus (Buch und Kreuz), Nitus (Buch und Palme), Leonardas (Abt mit Stab und Gefangenenkette in der Hand), Alexius (Krone, in der Hand eine Schaale mit Stößel), Erasmus (Bischof mit Winde), Gcrtrudis (Krone, Hospitalmodell). Hinter 2 (ig) oben: Ambrosius (Bischof mit Mitra, Stab und Buch), Irronymus (Kardinal mit Buch), Brnedictus (Abt mit Stab und Buch), Srbastianus (drei Pfeile), Anthonius (Krückenstab und Glocke), Mauritus (Mohr mit Fahne und Schild), unten: Monira (weißes Kopftuch mit Buch), Helena (Krone und Kreuz), Srolastica (Nonne mit Buch), Julians (Krone, gefesselter Teufel), Christina (Krone und Armbrust), Margaretha (Krone (Bischof mit

und Drache), Katherina (Krone). Ueber die Motive der Zusammenstellung grade dieser Auswahl von Heiligen Vermuthungen anzustellen wäre vergebliche Mühe. Zu bemerken ist, daß unter den Figuren der Vorderseite, die sämmtlich den Zuschauer anblicken, oben die beiden beliebten

7

St. Nicolaus und Martinus die Flügelmänner sind, während aus der Rückseite, wo sämmtliche Figuren bei I) nach rechts, bei 2) nach links gewendet sind, wenn der Schrein zu¬

Bischöfe

geklappt

Mitte

sich

war,

oben

St. Gregorius und St. Ambrosius in Ritter St. Wenzel

anschauten, während die beiden

St. Moritz mit ihren

der

und

Fahnen auf den Flügeln Wacht hielten.

Höchst beachtenswerth ist nun aber das Auftreten der sonst sehr seltenen

Heiligen Wenzel, Sigismund und Berit, welches auf

Zeit, wo böhmischer Ein¬ fluß in der Mark herrschte, zu schließen nöthigt. Es handelt sich aber nicht nur um die Namen, sondern diese Figuren sind auch in der Zeichnung fast identisch mit den entsprechenden drei Heiligen zu Mühlhausen in Schwaben, die in Heideloff, Kunst des Mittel¬ alters in Schwaben rc. Taf. XI, Nr. 1—3 abgebildet sind, und über deren böhmischen Ursprung dort im Text S. 37 ausführlicher berichtet ist. Es haben auch die Malereien unsrer Tafeln, obgleich sie, wie gewöhnlich die auf den Außenseiten der Altarflügel, nur von untergeordneter Qualität sind, ersichtlich alle die Eigenthüm¬ lichkeiten, welche als charakteristisch für die böhmische Malerschule angegeben zu werden Pflegen (vgl. z. B. Schnaases, Geschichte d. bild. K. Bd. VI S. 434 flgd.). Es läßt sich aber die Cntstehungszeit des Kunstwerks mit die Entstehung dieser Tafeln in einer

und trostloseste Stelle. Bekannt ist auch, daß an diesem Resultat die unglückselige Politik Georg Wilhelms die meiste Schuld trug.

ödeste

Es war zuerst im Jahre 1626, als die Mark nach langer auf ihrem Boden sah; es waren die wilden Truppen des Grafen von Mansfeld, der soeben an der Tessauer Brücke geschlagen war, und von den ebenso räuberischen Truppen Wallensteins durch die Mark und Schlesien, wie ein Friedensruhe Feindesschaaren

flüchtiges Wild, gehetzt wurden.

Die eilige Flucht des Mans-

felder ließ den Aufenthalt der Soldateska in diesem Jahre nur eine kurze Zeit währen. desto reicherem Maaße hatte die

In

Jahre Gelegenheit, die Anwesenheit der kaiserlichen Armee zu fühlen; wenn auch diese nicht gerade als Feind kam, so hatte das Land bekanntlich doch von ihr, wie von dem schlimmsten Feinde, zu leiden. Der Wallcnstcinsche Grundsatz, daß die kaiserliche Armee nicht auf Kosten des Kai¬ sers, sondern derjenigen Länder, durch welche er zog, erhalten werden müsse — mochten diese Länder nun feindlich oder freundlich sein — kam hier im vollsten Maaße zur praktischen Anwendung. Unser Vaterland hat zwar mehrmals die Gelegenheit gehabt, sich

Mark im

nächsten

großer Wahrscheinlichkeit noch

feindlicher Requisitionen zu erfreuen, so namentlich in den Na¬ poleonischen Kriegen, aber es ist dies Alles nurKinderspiel gegen das, was von den Wallensteinschen Requisitionen uns berichtet wird,

böhmischen Glanzes der

wobei

genauer fixiren. Die Zeit des Mark fällt in die Periode des Bischofs

Dietrich von der Schulenburg (1365—93), von dem bekannt ist, welche Rolle er am Hofe Karl's IV. und Sigismunds gespielt hat. Wie bedeutend sein Regiment für die Baugeschichte des Doms gewesen ist, kann bei Adler S. 12 und 14 nachgelesen werden, und über seine Wirksamkeit für das kirchliche Leben seiner Diözese in Riedel's cod. dipl. Bd. VIII. Es wäre für eine farbengeübte Phantasie eine dankbare Aufgabe, aus diesen fragmentarischen Nachrichten das Bild eines gar stattlichen Staatsmannes, Kirchen¬ fürsten und Kunstgönners aus einer der glücklichsten Glanzperioden der mittelalterlichen Geschichte der Mark herauszuarbeiten. Hier mag die Bemerkung eingefügt werden, daß die Inschrift auf seinem Grabstein, der sehr wohlerhalten und der künstlerisch be¬ deutsamste unter den mittelalterlichen Grabsteinen des Doms ist,

bei Riedel 1. c.

S. 506

ganz sinnlos wiedergegeben ist.

die Reliefsigur des Verstorbenen

in

läuft nämlich

Um

zunächst die Umschrift

Minuskeln: Anno domini MCCC nonagesimo kerrio srxto ks maji obiit revercndus in xpo pater rt dns dns thidcrirus de schulenborch huius errlesic tricesimus tcrrius eps. Außer¬ gothischen

dem schwebt beiderseits neben dem Kopfe des Verstorbenen aus Wol¬ ken ein kleiner Engel mit einem Spruchbande herab, dessen Inschrift sich noch

weiter auf der Platte des Grabsteins fortsetzt.

Ein Lrletmrß Lerlins im 30jährigen Kriege. Von

AirÜarck Lermgurer.

Vortrag, gehalten in der Abendsitzung des Vereins für die Berlins, Sonnabend, den 24. November 1877.

Geschichte

„Das' Kriegsmmisterium ist heute nichts mehr als Finanzerei und Kaufmannschaft. Alles läuft auf's Geld hinaus, wer nicht Praktiken macht, den Kriegsherrn und Musterkommiffarius tüchtig betrügt, ist kein Kriegsmann." (Danziger, Oberstwachtmeister und Militärschriftsteller des 17. Jahrhunderts.)

'

Die Erlebnisie der Mark im 30jährigen Kriege füllen be¬ eines der traurigsten Blätter der vaterländischen Ge¬

kanntlich

In

der Wüste, die nach Erlöschung

der Kriegsfackel der größte Theil Deutschlands war, bildete die Mark wohl die schichte.

zu

bemerken

ist,

daß

die

Mark

eigentlich

als



In der Neumark lag der Oheim des später so berühmt gewordenen Grafen von Montecuculi, der Oberst Graf Ernst von Montecuculi. Für diesen mußten täglich nicht weniger als 30 bis 60

und damit über seine gewaltsamen Erpressungen später von den Städten nicht geklagt werden konnte, wandte er das probate Mittel an, sich jedes Mal beim Abzug ein Zeugniß ausstellen zu lassen, daß er vortreffliche Mannes¬ zucht gehalten habe. Ebenso trieb es der bekannte General Pappenheim, der in Gardelegen lag, am allerschlimmsten aber der Essen

beschafft werden,

Oberst Hebron zu Brandenburg.

Um dessen Truppen zu er¬ halten, mußten die umliegenden Städte eine monatliche Eontribution von 23,100 Mark aufbringen. In der Uckermark kommandirte der General-Feldmarschall von Arnim, der, trotzdem er dieser Gegend selbst entsprossen war, sich durchaus nicht durch eine Heimathsliebe abhalten ließ, seine eigenen Landsleute auf's

In der gesammten Mark wurde der Wildstand von den kaiserlichen Generalen und Osficieren nieder¬ geschossen, theils zu Vergnügungs- theils zu Verköstigungs¬ Die kurfürstlichen Beamten befanden sich in der un¬ zwecken. Stärkste zu brandschatzen.

Der Kurfürst hatte sich nach Königsberg Staatsrath unter Vorsitz des Markgrafen Sigismund hinterlassen. Gewalt durften die glücklichsten

(Schluß folgt.)

.

noch

ein dem Kaiser befreundetes Land galt.

Lage.

zurückgezogen, und die Regierung einem

Beamten nicht anwenden, und das hier hätte nützen können.

doch

gab cs kein anderes

Unsere

Stadt Berlin

Mittel,

kam ver-

verhältnißmäßig spät an die Reihe, ausgeplündert zu werden, bis am 15. November 1627 Wallenstein selbst hierher kam, und von jetzt ab die Stadt, mehr als alle anderen, nachholen mußte an dem, was ihr bis dahin erspart gewesen war. Ich verweise, was diesen Aufenthalt Wallensteins in Berlin anlangt, auf einen Aufsatz des Herrn Geh. Hofrath L. Schneider in der Spcner'schen Zeitung vom 15. November 1847*). In Folgendem will ich ein anderes Erlebniß Berlins

*) Abgedruckt in dm Schriften Stadt Berlin, Heft XI. pag. 58 ff.

des

Vereins für die Geschichte der

8 schildern, das abspielte

sich

und

kurze

beweist,

Zeit vorher, zu Anfang desselben Jahres, was ein kaiserlicher Officier sich gegen

die Residenzstadt eines befreundeten Fürsten herausnehmen konnte.

Wenn die Begebenheit auch an und für sich nicht wichtig ist und steht zu den Leiden, die später Berlin er¬ dulden mußte, so ist sie doch beshalb von einigem Interesse, weil der erwähnte Officier, ebenso wie der oben genannte von Arnim, ein geborener Märker ist. Dieser Umstand kann gegenüber der Handlungsweise dieses Militär nicht wunderbar erscheinen, da ja

in keinem Verhältniß

in jenen Zeiten Vaterlandsliebe bei den Rolle spielte. Es ist Ernst Georg Sparr, ein

bekannt ist, wie wenig

Soldaten eine Vetter des später unter dem großen Kurfürsten so berühmt ge¬ Sein wordenen Christoph Sparr, bon dem ich hier spreche. Verfahren ist in einigen Briefen des kurfürstlichen Kanzlers Pruckmann an den Kurfürsten, die sich im Geh. Staats-Archive befinden, verewigt worden. Es war, wie erwähnt, in den ersten Monaten des Jahres 1627, als die kaiserliche Armee in ziemlich reducirteni Zustand aus Ungarn zurückkehrte, um in Norddeutschland die Aktion gegen den König Christian von Dänemark, der im vorigen Jahre von Tilly ge¬ schlagen war, fortzusetzen. Wallenstein hatte bekanntlich seinem Herrn versprochen, das Heer auf einen Bestand von 50,000 Mann zu bringen und zu erhalten. Das Zusammenbringen eines Heeres geschah in damaliger Zeit einfach durch Werbungen, indem die höheren Offiziere eine bestimmte Summe Geld er¬ hielten und sich dafür verpflichten mußten, die Truppentheile, die commandireu sollten, zu werben. So hatte auch Oberst kaiserlichen General Aldringen Bestallung und Werbegelder genommen, um ein Regiment von 1000 Pferden

sie einst

Georg

Sparr vom

aufzubringen. Daß bei einer solchen Art von Rekrutirung großartiger Unterschleif getrieben wurde und die betreffenden Officiere in ihren Mitteln nicht wühlerisch waren, um die nöthige Anzahl von Leuten zusammenzubringen und auszurüsten, läßt

Je weniger ihre Leute kosteten, Werbegeldern in ihre Tasche

sich denken.

desto mehr konnten sie ja von den

stecken.

Sparr hatte

seinen Werbe¬

platz in Jüterbog aufgeschlagen und gebrauchte folgendes einfache

Mittel, um ohne viel Kosten seine Leute auszurüsten. Er hatte erfahren, daß ein Wagenzug mit 3000 Musketen beladen in Berlin angekommen war, der sich auf deni Transport von Leipzig Sofort schickte er einen seine Untergebenen, nach Stettin befand. der sich für seinen Rittmeister ausgeben mußte, nach Berlin zum kurfürstlichen Rath Pruckmann mit der Forderung, die Musketen mit Arrest zu belegen, da sie feindliches Eigenthum, näm¬ lich

das des Königs von Dänemark, wären.

durch

den Rentmeister

Pruckmann ließ

die Fuhrleute vernehmen, und es ergab

Sparrs kein Wort der Wahrheit war, da sich die Pässe der Fuhrleute in vollständigster Ordnung befanden, und die Musketen sich als Eigenthum zweier Stettiner Kaufleute ergaben. Hiermit ließ sich der Bevollmächtigte

sich, daß an

der Behauptung

gemäß

Sparr's durchaus nicht abweisen, sondern verlangte die Herüber¬ schaffung der Musketen nach

Jüterbog, da Wagen und Pferde

ebenfalls verfallen wären. Vergebens waren alle Vorstellungen der kurfürstlichen Beamten. Endlich erschien Sparr selbst in

Berlin, und drohte, das Verhalten der Beamten als Feindselig¬ keit gegen den Kaiser aufzufaffen. Da der Kurfürst den strengen Befehl gegeben hatte, in Nichts der kaiserlichen Macht entgegen zu handeln, so wußten die Beamten keinen andern Ausweg, als den Oberst gewähren und sich einen Revers ausstellen zu laffen,

daß es ohne ihren Willen geschehen sei.

Auf

diese bequeme Weise hatte

Stück seiner Montirung verschafft.

Sparr nun ein gutes

sich

Ebenso bequem machte er es

mit dem Transport derselben. Er hatte zu Kölln an der Spree Quartier genommen bei der sogenannten Sattlerrinne. Der Rath von Kölln wollte grade ein Schiff abschicken zum Holen auch

In

von Ziegelerde, und ließ daffelbe bei der Schleuse anlegen. der keten

Nacht

ließ

beladen

Sparr heimlich das Schiff mit und

davonfahren,

verlegte

er

großen

Morgen sein

Rathes, der am andern vorfand.

Bald

zum

auch

seinen

Mus¬

Erstaunen

Fahrzeug

Werbeplatz,

den

nicht zum

des

mehr großen

Berliner, in die Nähe der Residenz nach Mitten¬ walde, und schickte sich selber an, sein Quartier auf längere Zeit Von jetzt ab hatten die Behörden der in Berlin einzurichten. Die Stadt hatte früher Stadt keinen ruhigen Tag mehr. eine Bewachung der Thore eingerichtet, aber Sparr erleichterte der Bürgerschaft diese Last sehr, indem er, so oft er wollte, die Thore öffnen ließ, ohne sich um die Wachen zu bekümmern, und in kurzer Zeit selbst einige Compagnien seiner Reiter in die Stadt zu legen drohte. Tag für Tag fing er und sein Gefolge mit den Bürgern Händel an, so daß die armen Behörden in Verzweiflung kamen und der kurfürstliche Rath Pruckmann, der eine gänzliche Occupirung der Stadt von den wilden Banden fürchtete, aufs Allerdringlichste den Kurfürsten um eine Erklärnng bat, ob er solchem Muthwillen länger zusehen wollte, be¬ sonders da seine Gemalin und die Prinzessinen in der Stadt wären. Aus der Umgebung von Berlin erschollen laute Klagen Schrecken der

über noch

größere

Gewaltthaten.

armen Bauern den Reitern soviel zu

In

Tempelhof mußten die und zu trinken geben,

essen

als sie vermochten, und als sie keinen Wein liefern konnten, wurde der Schulze als Strafe dafür zu Tode geprügelt. Ebenso ging es in Trebbin und Treuenbrietzen, wo außer anderen Liefe¬ rungen und wöchentlichen Schatzungen sämmtliche Einwohner ihre Pferde zu Fuhren hergeben mußten. Es scheint unbegreiflich, wie der Kurfürst sich die Insolenzen Unterthanen gefallen laffen konnte. Auf eigenen seiner die Berichte

Musterplatzes

„Wegen des Räthe schreibt derselbe: in der Nähe der Residenz haben wir zwar an

seiner

ihn, viell zu schreiben bedencken gehabtt, weil! es scheint, das der rasxsct was schlecht bey ihm", doch sollte, Markgraf Sigismund, der Statthalter, dem Sparr persönlich Vor¬ haltungen machen und ihm andeuten, daß man sich vorkom¬ menden Falls „an ihm zu erholen wissen würde". Aber wie sehr man ihn auch haßte, man schrieb doch sehr höflich an ihn; und scheinen seine Antworten bei der Vernehmung gemäßigt, so waren auch die Fragen äußerst zart. Was man ihm selbst schuld

gab, stellte er

meistens

in Abrede, und von seiner Reiter Ver¬

warum man sie ihm denn nicht ge¬ Wie schwach der Kurfürst sich gegenüber der kaiser¬ lichen Macht fühlte, kann man daraus ersehen, daß als der Oberst sich über erlittene Schmähung und Bedrohung der Bürger von Treuenbrietzen beklagte, dem Rathe dieser Stadt eine derbe Zurechtweisung zu Theil und Bestrafung der Thäter an¬ geordnet wurde. Die erwähnte Klage Sparrs scheint eine wahre Ironie gewesen zu sein gegenüber seinen eigenen Unbilden und Gewaltthaten. Endlich wurde Berlin den Obersten los, als er unter dem Oberbefehl des oben erwähnten Arnim mit seinem gehen meinte er ganz naiv,

klagt habe?

Schon Regiment zu Angermünde Quartier genommen hatte. StädtDas unter dem 16. Juni schreiben die Geheimen Räthe:

9

lein sollte bereits „fast vmb die Hälfte öde sein". Außer vielen anderen „Pressüres" soll er nach diesen Berichten auch folgendes originelle Mittel angewendet haben, um seine Leute zu kostüSobald nämlich bei einem der Schneider eine neu¬ miren. gefertigte Arbeit gesehen wurde, nahmen seine Reiter dieselbe einfach

für

Zuletzt richtete den Kurfürsten

sich

selbst.

Bereits in Nummer 5 des Jahrgangs 1875 ist die für jenen Scheiterhaufen von dem damaligen Lieutenant von Möllen¬

sich

bereichern vnd das

es

gar nicht: sondern

Die Meinung hette

daar, das sie mit deme was pillig, sich sollten begnügen lassen vnd die irnigen aus dem lande bringen, die wieder wissen vnd willen E. C. D. herein erkommen, vnd Jres sie

darinne

hauseten,

daßelbete

er

solte

in

woll

acht

haben". — Auch

erwähnten

gegenüber der oben

persönlichen Beleidi¬

gung zeigte der Kurfürst nur geringe Empfindlichkeit. Endlich war Sparr nach Mecklenburg abgezogen, welches von Wallen¬ stein dem

Arnim

zu occupiren befohlen worden, als er selbst den

König der Dänen in seinem eigenen Lande heimsuchen ging. Da heißt es denn in der Relation vom 17. September u. a.: Münche¬ berg, Neustadt, Wriezen an der Oder und Angermünde, „darinnen allein anderthalb hundert Heuser, also woll hat Sparr darinnen Haus gehalten, öde vnd vnbewonet stehen"

— hätten bereits,

als gänzlich erschöpft, um Erlaß des Schosses, der Scheffelsteuer und der Bierziese auf einige Zeit nachgesucht. Wenn man die Berichte über alle Gewaltthaten nur dieses einen kaiserlichen Officiers liest, die nur ein dem

zu

sein sollten,

was

sich

später

Armeen in der Mark herausnahmen,

Politik

des

auch

gewinnt man

Reden.

In

jener „Specification" ist zunächst die Wahl eines „be¬ Platzes vorgeschrieben, so daß also eine bestimmte

quemen"

Stätte für die Errichtung von Scheiterhaufen damals nicht Zu dem in Rede stehenden wurden verwendet: existirte. 16 Klafter „gutes, trockenes" Holz, X Klafter „guter, fetter, trockener" Kiehn, 12 Stück kiehnene Lattstämmc von 12 Fuß Länge; 12füßige Latten, 16 Stück Bretter, 1 Fuß breit und 12 Fuß lang, zum Schüren des Scheiterhaufens und zum Dach, „bei etwa vorfallendem Regenwetter, auch zum Gehen in der Kammer, wo der Delinquent sitzen muß"; ferner 3 Mandeln Stroh (zur Dachbedeckung), X Tonne Theer, 4 Pfd. gezogener Schwefel, ein eiserner Kohlenkessel nebst einem Sack Kohlen, zur Anzündung des Scheiterhaufens, 4 Wasiertienen zum Abkühlen der Feuerhaken, Hanfleinen und Leitern rc. Inmitten des Holzbaues war ein Pfahl „von einer gesunden, jungen, % Fuß dicken, grünen Eiche, 14 Fuß lang", aufgestellt. An denselben

wurde der Delinquent mittelst Ketten an Händen und Füßen, und zwar auf einem 14 Zoll hohen Schemel sitzend, gefesselt.

Er war mithin nach

einer

wolken

den Blicken der Menge entzogen,

andern

Illustration, um

den

welche sich,

in gewaltige Rauch¬

gehüllten Scheiterhaufen zu dem entsetzlichen Schauspiel Im Uebrigcn sollen die späteren Scheiter¬

eingefunden hatte.

haufen

einfache Holzstöße

gewesen

sein,

auf denen die Delin¬

quenten, ebenfalls gefesselt, den Flammentod erlitten.

Sie haben all'

den

In¬

aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welche seit einiger Zeit dem Artillerie-Museum des hiesigen Zeughauses einverleibt

worden ist, wird, da

sie noch

auf der ursprünglichen hölzernen

ruht, von Fachmännern als eine so werthvolle Acquisition dieses Instituts betrachtet, daß eine nähere Mittheilung

Laffete

über die Erwerbung dieses Geschützes, von

wärtig nur Zeughaus

noch das

in Murten

dessen

Gattung

Kreise von Interesse sein dürfte.

Der einzig wirksame Protest, nämlich der mit Kanonen, war ihnen unmöglich. Doppelt glücklich müssen wir, die Nach¬ kommen, uns schätzen, wenn solche Zeiten vorüber sind und wir

welchem alle Gegenstände von irgend welcher Beziehung

Das Landes-Museum in Linz (Francisco Carolinum), in

Proteste.

nicht zu fürchten haben, daß sie einst wiederkehren könnten. Tochter des Herzogs Heinrich

Julius von Braun¬

schweig 1615—1641.

**) Wollen d. h. 1. in fine.

Spalte

Spinnrocken (colus) cf. Bär, Jahrg. 1875, pag. 133.

gegen¬

Museum in Linz 2 Exemplare und das 1 Exemplar bewahrt, auch für weitere

solenzen ihrer Bedränger nichts weiter entgegenzustellen, als fruchtlose

*) Dorothea,

F. M.

Eine Steinbombar-e

einen

Herrn mißbilligen, das Bewußtsein

ihr Thun und ihre

mitgetheilt.

Feindes und Freundes so

der Ohnmacht und die daraus entspringende Furcht bestimmen doch

dorf aufgesetzte „Specification derer Geräthschaften. welche zur Verbrennung des, den 15. August (1786), Dienstags, früh um 6 Uhr berichtigten Delinquenten zu Berlin gebraucht worden",

geringes Vorspiel

ziemlich klaren Blick für die Situation, in der das Land sich damals befand. Man erkennt leicht den Konflikt in den kur¬ fürstlichen Räthen zwischen Neigung und aufgedrungener Pflicht, welche doppelt schwer fällt, den ungetreuen Bedingungen des eigenen Vaterlandes gegenüber. Und doch, wie sehr sie immerhin die verderbliche

heute die Abbildung eines Scheiterhaufens

aus dem oben angeführten Jahre.

der Keyser darumb herein geschickt, daß er

gefallens

Bezug auf die, in der letzten Nummer des vergangenen Abhandlung über die „Gerichtsstätten rc. in

beschlossene,

die Unverschämheit des Obersten gegen

„I.

darumb weren

Mit Jahres

Als die Beamten und der Statthalter

Sigismund fortwährend über ihn bei den kaiserlichen Generälen Klage führten, äußerte er: „Wann dem Churfürsten zu Branden¬ burg, daß waß geschehen verdröße, was solte der Obriste Jürge Ernst Sparr woll danach fragenn". Und als eine Verwandte des Kurfürsten, die Gemahlin des Administrators Christian von Magdeburg*), ihn erinnern ließ, die armen Leute von Jüterbog nicht gar an den Bettelstab zu treiben, ließ er ihr sagen: F. G. sollen den wollen**) spinnen." Zuletzt wurde es denn auch seinen Vorgesetzten zu viel. Arnim redete ihm hart zu, wie es in einem Berichte heißt: „Ob er meinte, daß Ihn land verterben solte?

(Mit Abbildung.)

Berlin" bringen wir

weg.

sich

Ein Scheiterhaufen ;u Serlin, 1786.

zu dem

Salzkammergut gesammelt und aufgestellt werden, besaß 3 Steinbombarden von fast gleicher Konstruktion und Größe. Die Stadt Wels hatte sie dem Museum unter Vorbehalt ihres Eigenthums¬

Batterie war ein Geschenk Kaiser Stadt Wels, woselbst derselbe sich häufig aufhielt und ani 12. Januar 1519 auch verstarb. Die 3 Ge¬ schütze, von dem Kaiserlichen „Pixenmeifter" Glockenton in Steyr

rechts

überwiesen.

Diese

Maximilians an

die

angefertigt,

Zeichnungen von Geschützen noch gegenwärtig

dessen

10

in der Ambraser Sammlung aufbewahrt werden,

2.

konnten ihrer

Zu Brunne im Osthavelländischen Kreise findet

Schwere wegen nicht in das im ersten Stocke befindliche Museum

an sich auswendigen Seite der Kirchenmauer ein Leichenstein mit

transportirt werden und wurden deshalb in einem Bretterschuppen

der

auf dem Hofe des Museums untergebracht. Seine Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen, welcher Höchstselbst einer der kunstverständigsten Sammler ist und

folgender, dem Prediger Brand, langjährigem Seelsorger der Brunner Gemeinde, gewidmeten Inschrift:

für die Vermehrung der Waffen-Sammlung sonderes

Interesse

bethätigt,

erhielt Kenntniß

von

dem

Vor¬

handensein jener Geschütze und ließ deshalb bei dem Magistrat in Wels anfragen, ob die Stadt ein Exemplar derselben dem Artillerie-Museum, zu überweisen geneigt sei. Der Magistrat er¬ klärte sich umgehend zur Erfüllung des Wunsches Sr. König¬ lichen Hoheit bereit, bat jedoch, als Aequivalent, um Ueberwei-

suug eines historischen welches,

wie

Stadt und Erinnerung

Andenkens aus

die Behörde

in

werden

gehalten

dem

Kriege

versicherte, von der

des Landes stets

höchsten

würde.

„Allhicr ruhet in Gott

1870/71,

Bevölkung der

Ehren und dankbarster Se. Königliche Hoheit

Stadt Wels zur Kenntniß Sr. Majestät Königs. Die anfängliche Absicht, ein erbeutetes französisches 8 Ctm. Geschütz mit Lastete zn wählen, kam nicht zur Ausführung, Se. Majestät geruhte vielmehr einen bronzenen französischen Achtzehnpfünder aus der Zeit Ludwig XV. mit Lastete, welcher im Feldzuge 1870/71 erbeutet ward, für den vorliegenden Zweck zu bestimmen und Sc. Königliche Hoheit der Prinz Carl veranlaßte sodann die Ueberführung dieses Ge¬ schützes von Spandau nach Wels, worauf ungesäumt die Steinbombarde aus Linz hier eintraf. brachten den Wunsch der

der weiland Hoch-Wohlehrwürdige

Hochwohlgelahrt Herr Christoph Brand,

des Zeughauses be¬

52jähriger Prediger Hierselbst, der in seinem Amte und Wandel ein brennend und scheinend Licht war. Als ein frommer und getreuer Knecht Gottes

brannte

er innerlich und äußerlich



Innerlich entzündet durch die göttliche Kraft des heiligen Geistes, ei füllet mit himmlischer Weisheit und Erkenntniß, Brennend in der Liebe zn Gott und dem Nächsten und begierig Gottes Ehre und der Menschen Seligkeit zu befördern. — Aeußerlich schien und leuchtete er denen Verdüsterten zur Erleuchtung, denen

des Kaisers und

in Liebe erkalteten zur Erwärmung

bis er endlich

selbst

als ein

Brand

aus dem Feuer

der Trübsal geristen,

ins

Helle Licht des ewigen Lebens versetzet

den 9.

Mai MDCCXLVI.

Nachdem ihm das Licht dieses Lebens geleuchtet 81 Jahre,

Worin

Liebesbrand

er durch den keuschen

9 Kindern Vater und 36 Kindern Großvater geworden.

Berlin.

Bdz.

Dr. C. Brecht, M r - FDH.

Literatur.

Juiei Grabstein-Inschriften aus der Mark.

i. unter der alten Linde ein Grabstein mit der Inschrift: Kommt her, ihr Sterblichen

Berlin imter'in alten I-ritz anno 1784. Von K. Riebe. Berlin 1878. Verlag von Alfred Weile. 8". 112 S. In Nr. 19 dieses Blattes bei der Besprechung des Langenschcidt'schen Buches: „Naturgeschichte des Berliners", das ich leider

Hier ruhen ermüdete Priester-Gebeine Des weiland ehrwürdigen — und wohlge¬ lahrten Herrn

aus sachlichen Gründen tadeln mußte, nahm ich am Schluffe Ge¬ legenheit, auf das im Berliner Fremdenblatt 1875 erschienene Feuilleton von K. Riebe hinzuweisen und zugleich die Hoffnung

Friderici Alberti Gerkenii,

in Buchform einem größeren Publikum zugänglich werden dürfte. Dies ist nun geschehen. Das Buch Alle die Fehler, die wir liegt in sauberer Ausstattung vor. dem Langenscheidt'schen Buche vorwarfen, sind hier vermieden. Der Verfaffer besitzt die sehr schätzenswerthe Gabe, viel historische Notizen, verbunden mit sachlicher Genauigkeit, in leichter, an¬

Auf dem Kirchhofe

zu

Wattersdorf

im

Teltow

Sie erinnern Euch Euer cap de könne esperance sei das Grab. er 1663 den 6. Januar zu Schlalach geboren war Mühte er sich zwar in das himmlische Gold-Indien mit vollen Segeln einzuschiffen. Aber die grausamen SündenWinde waren ihm

Als

beständig

contrair. 20. August war er endlich Glücklich und sein Leib war in den sichern Hafen

Anno 1714

den

des Grabes verschlossen.

Darum gehet

hin ihr Sterblichen und vernehmet es

Euer cap de könne esperance ist das Grab.

liegt

auszusprcchen, daß dasselbe

sprechender

Form, zu geben.

des Buches keine historischen

Auch

Irrthümer

habe

ich

beim Durchlesen

entdeckt, wie sie

in jenem

Buche klar auf der Hand lagen und ich damals auch anführte.

Das Buch ist aus einem Guß etwas vollständig Zusammenhängendes. Herr Riebe fordert den Leser auf, sich in das Jahr 1784 zurück zu denken und mit ihm eine Reise durch das damalige Berlin zu machen. Und beide durchwandern nun Berlin nach allen Richtungen hin, überall erzählt der Verfaffer das Wissens¬ werthe eingehend und erschöpfend und braucht nicht, um seine Unkenntniß resp. Bequemlichkeit im Suchen zu verstecken, Wen¬ dungen wie: „wir müffen weiter" oder „unsere Zeit erlaubt es uns nicht, hier länger zu verweilen". Nein, er erzählt alles klar und verständlich. Wirklich bewundernswert ist es, zu sehen, wie

in jeder Straße —

doch so, daß es nicht ennüdet

— aller

be-

11 deutenden Männer, die darin leben

gethan

wird, ja man

Erwähnung

resp. wohnen,

könnte fast sagen, aller Berliner von 1784

wenigstens der etwas hervorragenden; wohl schwer¬

ist gedacht,

ein wichtiger fehlen. Jeder, unno 1784 in Berlin ansäßig war, wird

Familie schon Ahn hier finden. Und so wie die bedeutenden Namen der Einwohner Berlins von 1784 vollständig jeder in der ihn charakterisirendcn Weise Erwähnung gefunden haben, so wird auch alles sonst Berlin Kennzeichnende in der gehörigen Weise geschildert. Kurz dies Buch erfüllt wohl seinen Zweck: cs flößt dem Leser in ange¬ lich dürfte

besten

auch seinen

nehmer Weise vieles aus der Geschichte seiner Vaterstadt ein und beseitigt wohl auch viele unhistorische Vorstellungen in den Köpfen

Und wenn

der Leser.

ich

in jener anfangs

bedachten Besprechung

Kenninifle aus Fidicin, Klöden, Nicolai direkt schöpfen und nicht durch die leichte Form der Dar¬

sagte, man solle seine historischen

stellungsweise jenes gedachten Buches so möchte ich diese

der

sich

sich

davon abbringen lassen,

Aeußerung dahin modificiren, daß derjenige,

nicht gleich an die großen Werke

Zeit der achtziger Jahre

des vorigen

wagen

will, für

die

einst

— und zwar, wie

entschieden durch die Lektüre des Buches

meinen, in nicht zu langer Zeit

Revanche an Deutschland genommen

wird.



„Es ist," wie der That übel

Verfasser ironisch sagt, „das theure Frankreich in der

daran: vordem so lange das enfant gätö Curopa's, soll es nun einmal so viel weniger werth sein — einzig deshalb, weil der dumme deutsche Michel wirklich so boshaft war, sich nicht schlagen zu lasien:

Que c’est un animal mechant — Q.uand on l’attaque, il se dösend!“ — Und der Verfasser endigt seine Uebersicht, die den Zweck haben soll, Deutschland zu mahnen, toujours en vedette zu sein,

mit folgenden Worten: „Sollten aber je wieder

versuchen, die Deutschen

dennoch die Franzosen es

Zouaviter in modo

zu be¬

im Jahre 1870, mit dem Fortiter in re entgegentreten, und all' dem prahlerischen Jamais! und Toujours! mit seinem Kernliede, dessen Klänge handeln,

so

mögen ihnen diese stets, wie

unser Heer zum Siege, dessen Geist unser Volk zur Macht und Größe geführt, die einzig richtige und gebührende Antwort geben:

Jahrhunderts als vortreff¬

liche Vorstudie dieses Buch von Riebe benutzen kann.

sie

„Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

Er wird

Fest steht und treu die Wacht am

unserer vaterländischen

Rhein!" B. B.

Geschichtsschreibung neue Seiten abgewinnen sicher,

rische

und ist wenigstens nicht durch Unkenntniß des Verfassers selber falsche histo¬

Daten in Vor allem

sich

Mittheilungen aus

aufzunehmen.

wir

in der Aus¬ stattung gerechten Anforderungen genügen wird, unseren Mit¬ bürgern bestens empfehlen, möge es vielen Berlinern eine möchten

dieses Buch, das auch

Freude bereiten!

Das Titelbild, gezeichnet von Duval , zeigt uns den großen König nach einem Bilde zeigend. Die nähere Erklärung finden wir pag. 60. Der Verfasser spricht von der Königl. Kaffee¬ brennerei und von dem Verbot, sich seinen Kaffee allein zu brennen und er fährt dann fort: „der Widerwille gegen die Kaffeeriecher ist bekannt und der „alte Fritze" hat es sich müssen vor kurzer Zeit (d. h. vor 1784) bei seinem Einreiten in Berlin am Fürstenhause sich Allerhöchst selbst, auf einem Hausen Kaffeesücke sitzend, mit der Kaffeemühle in der Hand, abkonterfeit zu sehen. Er hat aber dadurch einen Sturm

dem Vereine

für

die Geschichte

öerlins. Unter dieser Rubrik werden wir, um mehrfachen Wünschen von dem neuen Jahre an, in jeder Nummer regelmäßige Notizen aus dem Vereine für die Geschichte Berlins bringen, sowohl Ankündigungen der bevorstehenden Sitzungen

nachzukommen,

und Berichte der vorhergehenden, als auch alle den Verein be¬ treffende Nachrichten. Finden sich diese Notizen auch bereits in den Tageszeitungen, so hat es doch wohl einen Werth, dieselben in ganzer Vollständigkeit hier gesammelt zu sehen.

gefallen lasten,

von Begeisterung erregt, daß er befahl, das zu hoch angebrachte Kunstwerk niedriger zu hängen, „damit die Berliner

es-besser sehen könnten". Mit einem „Glück auf" für das Buch R.

schließen

wir.

Böringuier.

Kie französische Kriegs- und Kevanche - Kichtung. vr. Joseph Schlüter. Heil¬ bronn, Verlag von Gebr. Hcnninger. 1878. 8°. 1,50 M. Eine zeitgeschichtliche Studie von

Am 12. Januar 1878, Abends 7 Uhr, findet die 20. (7. öffentliche) Sitzung des XIII. Vereinsjahres im Bürgersaale des Rathhauses statt. Herr Schriftsteller Johannrs Bloch wird ciuen Vortrag: Die inneren Räume des Reichskanzler-Gebäudes, halten.

Zutritt für Jedermann.

An jedem Sonnabende, für welchen keine Versammlung des Vereins anberaumt ist, findet ein geselliges Zusammentreffen der Mitglieder Nachmittags 5—7 Uhr im Deutschen Dome auf dem Gensdarmen-Markte (Aufgang von der Taubenstraße) statt.

U. I).

In

Fragekasten.

tragen müssen.

Betreff der Verlegung des Hochgerichts nach der Oranien¬ burger Straße, und der Hinrichtung Elements daselbst, hat allerdings in der Abhandlung über die „Gerichtestättcn rc. in Berlin" eine Verwechs¬ lung der Jahreszahlen stattgefunden; erstere erfolgte im Jahre 1718, letztere 1720. Wenn Sie dagegen in Bezug auf den Ort der Hinrichtung, mit Hinweis auf die Erzählung „Klcement", von Ludovica Hesekiel (Jahrgang 1876 des „Bär"), einen Widerspruch finden, indem Clvment auf dem Neuen Markt hingerichtet sei, so bestätigt die Erzählung im Gegen, theil unsere Angabe. Denn es heißt daselbst, Seite 110, Spalte 2, Zeile 20 rc. wörtlich: „Am Spandauer Thor wurden die glühenden

Noten auch immer im Urtext angeführt sind, die ganze Hohlheit und Oberflächlichkeit und die Sucht uach Phrasen, die dem

Oranienburger Straße.

In

dem Buch,

„Toujours

en

welches

das

Wort Friedr.

vedette!“ als Motto führt, hat

die Aufgabe gestellt,

sich

des

Großen

der Verfasser

in fortlaufendem Texte die wichtigsten Er-

zeugniffe der französischen Dichter, die den Krieg 1870/71 und die beabsichtigte Revanche behandeln, anzuführen und kritisch zu

Fast alle namhaften Dichter haben'das ihrige bei¬ Man erkennt aus diesen Gedichten, die in den

beleuchten.

Franzosen

so

eigen ist, aber auch überall die feste Zuversicht, daß

Zangen noch einmal angewendet rc." und: „Draußen vor dem Thor, auf der Richtstätte rc." — also auf dem Hochgericht in der heutigen

Errare humanum est.

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gründlich historischer Sachkcnntniß und durchweg unterhaltend geschrieben, giebt der uns der Verfasser in launiger Weise ein treues Bild der Zustände und Personen Berlins in -auf damaligen Zeit. Das bereits 1875 geschriebene Manuscript wurde von competenter Seite das Beste beurtheilt. Direkte Bestellungen werden sofort franco effectuirt.

Mit

Berlin,

Januar 1878. SW., Bahnhofs«. 1.

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Alfred Weile in Berlin. —

Alfred Wette's Werlag. Verantwortlich für Redaction : Ferd.

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Druck von W.

I

Pormetter in Berlin.

15. Januar 1878.

Unter Mitwirkung von

Dr. Brecht, Prof. Dr. Baulus Geh. Hofrath

Aidicin, Cheod. Aontane, Stadtrath K. Ariedel, Schneider, Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin rc. rc.

Kassel, Stadt-Archivar

L.

George

herausgegeben von

Wtl

und

Ferdinand Meyer.

Das Blatt ist. durck alle Buckhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnbofstr. 1) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3 gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haas enstein u. Vogler, Nud. Mosse,

Bernh. Arndt,

sowie von der Aerlagsbandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Die Gebräuche des Maurergcwerks. Von Fr. Schäfer. —Aus dem handschristlicken Nachlasse Karl Friedrichs von Klöden. (Schluß.) — Ausgrabungen bei Selchow, Kreis Teltow. Von Richard Neuhauh. — Königlich Preußisches Werbcschild. Von vr. Brecht. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins.

Die Gebräuche des Maurergewerks. Von Lr. Sismfct.

ie

In

der Nähe des Fleckens Boitzenburg

Sage aus der Zauche.

nämlich eine auffallend große Glocke von

Klang, wie Fremde,

sie

der die Glocke

fragt unwillkürlich:

nur einmal

„Wie

wundersam schönem

so

Dorf aufzuweisen hat, und jeder

kein zweites

ist

gesehen

und

gehört hat,

das Dörfchen zu der herrlichen

den Erwerb

sich

ein großer Kiefernwald aus,

der

schönen

knüpft

Glocke

sich

folgende

Sage:

In

uralten Zeiten hielten sich in dem waldumkränzten See, der nahe bei dem Dorfe Warthe liegt, Feen auf, durch welche den Bewohnern der Gegend viel Gutes erwiesen wurde. Im Grunde des Sees stand eine Kirche, in der sie ihre religiösen Versammlungen hielten, und das herrliche Glocken¬ geläut, welches sie hierzu einlud, scholl oft aus der Tiefe herauf und wurde von den Menschen, die zufällig am See beschäftigt

dieses Namens nichts Bestimmtes anzugeben.

Ehemals soll das Finkennest nicht der Familie von Brandt gehört haben, sondern noch zur Zeit Friedrich II. königliches es

gewesen sein,

sie

die gespühlte Wäsche,

ein Brett, auf welchem

einem Waschholzc das Zeug ausklopfen wollte.

sic

Kaum hatte

mit sie

kräftige Schläge auf ein Stück Wäsche gethan, als die vermeintlichen beiden Erlenstämme, auf denen ihr Brett lag, sich zu senken begannen und gleichzeitig ein Gesumme von Jetzt erst gewahrte die Frau, daß das Brett Glocken ertönte. auf den Hauben zweier mächtiger Glocken gelegen hatte, welche indessen

einige



allmählig immer tiefer und tiefer in den See sanken. Auch der muthmaßlichc dritte Erlenstamm, auf welchem die gespühlte Wäsche ruhte, war die Haube einer Glocke, die jedoch kleiner sein mußte als die versunkenen; sie war durch die Wäsche an ihren Platz gebannt und konnte ihren Schwestern nicht nachfolgen in die Tiefe. Eiligst lief die Frau in das Dorf, um Jung und Alt das zu berichten und vergaß in der Hast sogar, ihre mit fortzunehmen; das war in diesem Falle freilich ein

Geschehene

Wäsche

hinaus kamen, Glück, denn als die Dorfbewohner sahen sie eine große Glocke im Waster stehen und sie hatten nun nichts Eiligeres zu thun, als mit Hülfe von zwölf Pferden die¬ selbe an das Land zu bringen und späterhin auf den Kirchthurm zu schaffen, von wo sie nun schon seit Jahrhunderten die Gläu¬ Fischer, welche während des Läutens bigen zur Andacht ruft. zum See

dieser Glocke auf dem See beschäftigt waren, wollen behaupten, daß

tief unten im Waffer der Ton zweier und daß das so traurig klänge, als über den Verlust ihrer Schwester.

gleichzeitig

Glocken

auch

vernehmbar sei,

klagten sie

er¬

ist zum Lachen, daß der

Brandt von mir ein Finkennest kaufen will,

Kunde erhielt,

sie

Art und Weise, wie

die

„Es

und sagte zu seinem Hofnarren:

Tiefe dringenden Töne vernehmen. Einst nun, vor vielen, vielen Jahren war eine Bäuerin aus Warthe ain See mit der Wäsche von Kinderzeug beschäftigt, in ihrer Nähe ragte an drei Stellen etwas aus dem Wasser hervor, das sie für die knorrigen Wurzeln abgestorbener Erlenstämme hielt; diese Stämme kamen ihr gerade bei der Wäsche statten; auf einen derselben legte

über

zählt man sich Folgendes: Herr von Brandt hatte schon lange den Wunsch gehegt, durch den Erwerb des Finkennestes sein Besitzthum zu vergrößern und besser abzugrenzen, und endlich faßte er sich ein Herz, schrieb an den König und bat denselben, ihm das Finkennest zu verkaufen. Friedrich II. lachte, als er die Bezeichnung „Finkennest" las,

lieber schenken".

zu

und

in den Besitz eines Herrn von Brandt übergegangen ist,

waren, gehört; ja die Fischer, welche in stillen Sommernächten auf demselben sind, wollen noch heute zeitwcis die aus großer

über die beiden anderen legte

einem früheren Besitzer

nach

Brandt's Haide genannt. Ein ansehnliches Stück dieses Waldes, nach Brandenburg zu belegen, führt von Alters her den Namen „das Finkennest", doch weiß man über den Ursprung desselben

Besitzthum

Glocke gekommen?"

An

Zwischen den Städten Brandenburg, Belzig und Brück dehnt

liegt das Dörfchen

Warthe; dasselbe ist an sich unbedeutend, genießt aber einen Vorzug, um welchen es von allen Dörfern der Uckermark be¬ Auf dem Kirchthurm des Dorfes befindet sich neidet wird.

Als der Herr von Brandt von setzte

ich

will

dieser Gnade des

es

ihm

Königs

er sich sofort hin und verfaßte ein Dank¬

Dadurch mochte wohl dem König klar

schreiben an denselben.

werden, daß er vielleicht doch mehr als ein gewöhnliches Finken¬ nest verschenkt habe, und er äußerte zu seinem

Hofnarren:

„Wir

wollen doch einmal hinfahren und das Finkennest besehen, welches wir dem Herrn von Brandt geschenkt haben". Als aber der König durch den ihn führenden Oberförster

erfuhr, wie groß das

willig über

Waldrevier sei, wurde er un¬ „Das war

verschenkte

seine voreilige Freigebigkeit und sagte:

einmal, daß ich ein Finkennest verschenkte, aber es geschieht nie wieder; für diesmal mag es geschenkt bleiben, denn ein König darf sein Wort nicht brechen".

Ein königlich

preußischer

Silberkauf in Augsburg.

In einem 1829 in Augsburg und Leipzig bei August Bäumer in 8° erschienenen Buch, betitelt: „Augusta, Taschenbuch für Freunde der Geschichte", finden wir pag. 48 ff. ein Ver¬ zeichnis; einer Silberwaarcnlieferung, die Friedrich Wilhelm I. für den preußischen Hof bei der Michael Raunerschen Silberhandlung Dasselbe lautet: bestellt hat.

.

Verzeichniß derjenigen Silber-Arbeit, so in Zeit zwei Jahren allhier in Augsburg für Jhro königl. Majestät in Preußen ist verfertigt worden. Erstlich an

Wandleuchtern

über 60 Stük und folgt das

Gewicht von selben, auch aller benannten folgende Arbeit: Mark. Lch. nt. Pf. 567 14 2 — Gewicht Flav. Vespasianus hat an Silber in

Vespasianus.

Antonius. Severus. Vitus

Septimus Alexander

.

.

.

.

.

.

.

.

.... Flavius. ....

Aurelanius Valerianus Valentinianus

Gratianus. Martianus.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

568 9 1 530 4 — 574 10 1 692 — 1 565 9 3 660 11 2 650 2 3 583 4 —

— —

— — — — —



- gewogen. 39

Mark.

Justinianus

Lth.

545 4 592 13 590 13

Tiberius :.

Ferner dergleichen

Qt. .Pf.

1

3

1

1



647 564 587 606 611 612 277 275 281 281 300 306 290 292

15

2

1

14 —

2

Ein großer Spiegel mit dem Apollo SonnenWagen, Pferden, Kronen und Helm, sammt

.

den beiden Seitcnstüken uud unterem Auszug

12896

14

1

3

8 —



6

1



8 2

2



3

3

4 — 3 — — — 14 — — 3

5

2

— — — 4 — 13 1 14

3

8

3

1

163 163 167 166 158 156 167 166 157 162 156 167

Die Stärke . . . Die Großmüthigkeit

3

15 — — 1

4



12



Gleichheit.

Treue.

2

.. -

Folgen mehr dergleichen 6 Wandleuchter Die Arbeitsamkeit

1

10 — —



14

1



3 —

14 13

3 — 7

1

210 2 3 203 14 — 204 9 1 212 5 3 204 11 1 211 13 —



2

— — 2

2

Pf. —

4

2



1499 12

2



Folgen mehr dergleichen 12 Wandleuchter

wogen..

Gewicht. gewogen. Die

völlige

Summa

der

Wandleuchter

.

.

1302

an

17432

Ein großer Spiegel mit obern und untern Auszug, großen Adlern, wilden Männern, Sklaven und Kriegs-Armaturen hat an Silber

Ein großer Tisch mit flach getriebener Ar¬ beit, die Füße aus 4 Adler, Sclaven und Kriegs-Armaturen

behängen.2187

Neben-Stück.131315

2



2



3

1

292 15 —

3

Ein großer Tisch

oben

Scipio in einer Bataille

und viel anderer flach getriebener Arbeit mit Adlern, Griffen und 1536 10 Ein Tisch-Aufsatz mit 142 6

Fußbank. Vasen.

Ein Stellaschc mit Viktoria, 2 ZuckerBüchsen, 2 Vasen zu Senft, 2 dergleichen zu 2 Sou^en, 4 oliven Schaalen, 4 Carafineu-

Körblein. Drachen. dergleichen. 2

große

Pokal Nr.

1

und

Nr. 2 mit

Bouteillen.

Zwei silberne Ein großer Tisch, oben Valeriani Triumph

166 15 — 196 13 3 903 9 2



6 —



3

3

viel anderes flach Getriebenes, unten 4 große Adler, Kriegs-Armaturen und Fu߬ und

bank

Schilden.

2245

Eine große Spiegel-Rahm mit königl. Ad¬

lern und

8 Cheradons jeder

1706 10

mit 6 Leuchtern, Mars

....

und Pallas den Schild und Kronen haltend 1244 mit Adlern und Kriegs-Armaturen

Zwei vergoldete Pasteten-Töpf, nebst 2 darauf stehenden Platten mit Armaturen.

dazu.

Ein Lavor und Gieß-Kanten-Lavor.

.

Die Kanten

.

.

.

529 15 865 9 633 10

sich



--

— 3 —

Summa Summarum Mk. 35,597 15 Die Mark zu fl. 17, — berechnet beläuft Summa fl. 605,165. 12 kr. 11/2 hl.

2

1



1



an Geld in

Johann Jacob Frings, Augsburgischer Münz- und verpflichteter,

als Franken, Baiern

Was das weitere Schicksal dieser Gegenstände gewesen ist, jetzt zu ermitteln unmöglich gewesen, wahrscheinlich ist aber ist, daß Friedrich der Große dieselbe im Laufe seiner schlesischen Kriege hat einschmelzen lasten und die kostbare Arbeit der Augs¬ burger Goldschmiede so der Nachwelt verloren gegangen ist. Vielleicht ist aber doch noch das eine oder das andere Stück erhal¬ ten und die Veröffentlichung vorstehenden Verzeichnisses an dieser Stelle würde seinen Zweck Erreicht haben, wenn derjenige, der über den Verbleib resp. das Ende der Stücke besser informirt ist, an geeigneter Stelle, wenn möglich in diesen Blättern, sich darüber äußern würde.

2

mit Kriegs-Armaturen und wilden Männern;





und Schwaben Kreis-Wardein.

4

Summa 16040

]



Qt.

Diese Wandleuchter wogen 1247 Mk. 8

9

— —

-

Qt. Pf.

14-

2 Tische.

Gräffen.

3 — 2 —

4 1 14 —

Die 12 Stück Leuchter mit gemeldeten Fi¬ guren und Kriegs-Armaturen gezieret, wogen Mk. 1896, L. 3, Q. 2, Pf. 1. Summa 14762 12

Die Geschwindigkeit.... Die Sanftmüthigkeit . . . Die Scharfsinnigkeit.... Die Die

3



große Spiegel und

2

mit großen 1167 Ein dergleichen Spiegel mit großem Glas mit der Diana Blond-Wagen, Hirschen und

2

Zandleuchter:

177

Summa 21297 11

Ferner

.

Der Sommer

....

.

9690

Wandleuchter:

Oon8tautinu8 LlaFvus an Gewicht. Constantinus II. dito .

Mark. L«h.

Zwei Cheradons mit 6 Leuchtern, Adlern Kronen, Löwen und Kriegs-Armaturen, haben

mir bis

Richard Bdringuier.

12-

40

Mittheilungen aus dem Vereine für die öerlins.

Geschichte

Am Sonnabend den 2. Februar brachte Herr Schriftsteller A. E. Brachvogel im Dom die Frage zur Sprache, ob der dem Reitwege unter den Linden auf der L-üdseite entsprechende Theil der Linden, der jetzt gepflastert ist, früher auch Reitweg war oder immer gepflastert gewesen ist. Zunächst zeigte sich bei den Versammelten große Meinungsverschiedenheit, aber schließlich fand die Ansicht all¬ gemein Bcistimmung, daß er auch früher gepflastert war. Dann zeigte Herr Kaufmann Alsieri eine silberne, stark vergoldete Tafel aus dem Jahre 1734 herum, die sich im Thurmknopf der Nicolai¬ kirche fand, und die sich sehr gut erhalten hat. der Folge wurde fortgefahren mit dem Vorlesen aus Fidicin's Topographie von Berlin. iDer Verein beabsichtigt auf diese Weise, indem an die Vorlesung das veraltet und auch sich eine Besprechung knüpft, das Buch, nicht frei von Unrichtigkeiten, aber bis jetzt leider das Einzige auf diesem Gebiete ist, dem jetzigen Standpunkt der berlinischen Geschichts¬ forschung näher zu bringen. Dies Buch soll dann, wenn die Arbeit vollendet ist, neu cdirt werden). Zur Vorlesung kam pag. 57 die Heiligengeiststraße. Herr Alsieri machte folgende Zusätze, bez. Be¬ richtigungen: Die Straße ist aus der Westseite bei der Königstraße schon frühzeitig bebaut gewesen. Beim Umbau von Nr. 21 (Doussin'sches Haus) sind dort brandgeschwärzte Theile eines Backstein - Rohbaues ältesten Steinformats ans dem 15. Jahrh, zu Tage gekommen. (Sie befinden sich im Märk. Prov.-Museum.) Der Boden, wo Keller aus¬ geschachtet wurden, >rar auch nicht Flußbett, sondern guter gewachsener Landboden. Ein Gleiches gilt von der Wasscrseitc der Poststraße. So befinden sich unter den alten Gebäuden Nr. 11 u. 12 noch ältere mächtige verschüttete Keller und Fundamentmauern. Nr. 13 (Lessesiches Haus) wurde 1877 5 Fuß unter dem heutigen Straßen¬ niveau in der Wand ei» großes vermauertes Gitterfenster blos gelegt, das jedenfalls zu ebener Erde gelegen hatte. Küster's Annahme von einem Zurücktreten der Spree und späterer Bebauung der Westseite ist offenbar eine falsche, da sich immer erst längs eines Flusses eine Häuser¬ seite bildet, und diese die Wassergerechtigkeit und den Wasserweg benutzt. Die 234. Versammlung 3. (1. öffentliche) Sitzung des XlV. Vereinsjahres Sonnabend, den 9. Februar 1878, die sehr zahlreich, besonders von Damen besucht war, eröffnete Herr Geh. Hofrath L. Schneider mit einer Begrüßung der Anwesenden. Der Vortrag des Schriftstellers A. E. Brachvogel betraf das Berliner National¬ theater unter der Leitung des Professor Johann Jacob Engel (1787 bis 1794). der Einleitung entwarf der Redner eine Schilderung des Characters Engels und führte zugleich aus, daß derselbe ein be¬ deutender Dramaturg war. Dann gab er eine Uebersicht über die Entwickelung des deutschen Musikdramas an der Berliner Bühne und sprach besonders von dem Einfluß und dem Erfolge, den die Mozart'schen Opern hatten. Der zweite Theil des Vortrags betraf Engels Verhältniß zu der Zauberflöte. Der König hatte ihm nämlich 4792 im März das Stück zugesandt mit dem Wunsche, dasselbe aus¬ geführt zu sehen. Engel schrieb am folgenden Tage — also von .einer näheren Kenntnißnahme kann nicht die Rede gewesen sein — das Stück eigene sich seines mystischen Textes und der Schwierigkeiten in Dekorationen u. dgl. wegen nicht zur Aufführung. 2 Monate später schreibt der König, das Stück soll aufgeführt werden; aber auch hier weiß Engel durch Darlegung der unendlichen technischen Schwierigkeiten den König zu bestimmen, seinen Wunsch oder vielmehr seinen Befehl zur Aufführung zurückzunehmen. Was Engel bewog, das Stück nicht darzustellen, ist nicht klar, jedenfalls hatte er seine ganz besonderen Gründe. Die Zauberflöte wurde überall in Deutschland aufgeführt nur in Berlin nicht; — da mit einem Male, als der König 1794 im Felde war, ließ Engel das Stück einstudiren, die Schwierigkeiten schienen sich beseitigt zu haben, und es feierte hier in Berlin dieselben Erfolge wie anderwärts. Diese Rücksichtslosigkeit Engels dem Könige gegenüber konnte nicht ohne Folgen bleiben. Am 20. Juni 1794 schickte der König dem Engel die Bewilligung seiner Bitte sein Amt niederzulegen, welche Bitte Engel 1791 unter ganz anderen Verhält¬ nissen gestellt. Unzelmann als Papageno erlaubte sich bald darauf folgenden Vers zu cxtcmporiren: Es ist geschehen, daß ein Engel für's Theater Feuer fing, Es ist geschehen, daß er durch die Zauberflöte flöten ging. In der nächsten (Arbeits-) Sitzung, Sonnabend den 23. Februar, hält Herr Hauptmann und Mitglied des König!. Statistischen Büreaus, Freiherr von FirckS, den schon für die vorige Arbeitssitzung angesetzten Vortrag über die Sterblichkeits-Verhältnisse iu Berlin. Sodann wird Herr Postbaurath Tuckermann sprechen über Terraeotten des Hauses Spandauerstraße 21/22.

In

In

In

Verlag von

Alfred Weile in Berlin. —

Mittheilungen aus dem historisch-statistischen Vereine zu Frankfurt a. O.

In

der General - Versammlung am 22. Januar wurden zunächst die Termine der Sitzungen für das laufende Jahr festgestellt, sowie der Vorstand durch Wiederwahl des statutenmäßig ausscheidenden Mitgliedes Herrn Regierungsrath ergänzt. Es folgte die Rechnungslegung pro 1877, worauf dem Schatzmeister Herrn Stadt¬ rath Hermann die Decharge ertheilt und der Dank für seine Mühe¬ waltung ausgesprochen wurde. Für die Restaurirung der auf dem Martyrchor der Marienkirche befindlichen alten Oelgemälde wurde pro 1878 ein Beitrag bewilligt, da mit derselben durch den Zeichenlehrer Herrn Mühle ein so glücklicher Anfang gemacht worden sei. —

Rudloff

Den ersten Vortrag hielt Herr Ober-Regierungsrath Philippi über die Geschicke des Bisthums Lebus. Es wurde der Ursprung des Stifts besprochen, seiner verschiedenen Sitze: Göritz, Lebus, Fürstcnwalde, sowie seiner Säcularisation gedacht, endlich einzelner hervor¬ ragender Persönlichkeiten unter seinen Bischöfen. — Ein zweiter Vor¬ trag des Herrn Redakteur Sobel erörterte die Geschichte des früheren Johanniter-Ordenshauses, Junkerstraße Nr. 8. Es lasse sich dasselbe aktenmäßig schon früh als inr Besitz deS Ordens nachweisen und habe daher wahrscheinlich der ursprünglich Giebelgasse genannten Straße den Namen gegeben, nicht aber rühre derselbe, wie gewöhnlich be¬ hauptet werde, von dem Hause Nr. 11 (jetzt Steuergcbäude) her, in welchem erst später die Kurfürstlichen Prinzen wohnten, wenn sie in Frankfurt studirten. Das Ordenshaus wurde von den Rittern vor. zugsweise als Absteigequartier benutzt und daher später an einen Oeconomen verpachtet, dem die 'Bewirthung der Ritter und ihrer Diener oblag. Wegen seiner Baufälligkcit wurde es 1694 verkauft; der neue Besitzer riß es nieder und baute es großartiger wieder auf, in der Hoffnung, es dem Orden wieder zu verkaufen. Doch sah er sich darin getäuscht und das Haus blieb weiter in Privathänden. Unter seine Bewohner zählt auch für eine Zeit lang (um 1729) der berühmte General Kurt von Schwerin, der Commandeur des hiesigen Regiments, welches unter seinem Kommando zu den schlesischen Kriegen ausgerückt ist. — Die nächste Sitzung findet den 19. März statt.

Mittheilungen aus dem Vereine für die

Geschichte

Potsdams.

In

I.

stattgehabten Sitzung des Ver¬ der Vorsitzende, Geh. R. das Jahresfcst des Ver¬ eins fiir die Geschichte Berlins. Alsdann hielt der Rabbiner vr. Cohn über den Zwangsverkauf von Porzellan, den die jüdischen Gemeinden unter Friedrich dem Großen nach außen hin zu bewirken hatten, einen Vortrag. Die jenes Gesetz einführende Cabinetsordre (Potsdam, 21. März 1769) wurde mitgetheilt; es sollte damit dem Erzeugniß der am 24. August 1763 seitens des Königs von Gotzkowski ange¬ kauften Porzellanfabrik in Berlin Absatz verschafft werden; die concessionirten Potsdamer Juden mußten jeder für 300 bis 750 Thlr. dem¬ Porzellan jährlich entnehmen und sollten dies exportiren. selben Jahre, da Lessing seinen „Nathan" schrieb, ergingen neue scharfe Befehle wegen Nachkaufs und Nachweises der Ausführung des bisher nicht abgenommenen Porzellans. Denen, die sich auf ihr Unvermögen beriefen, sollte ein Soldat in's Quartier gelegt werden, bis sie durch Quittung nachwiesen, daß sie das Porzellan gekauft und bezahlt Drastische hätten; andernfalls drohte man mit Landesverweisung. Einzelheiten, in unseren heutigen Rechtszuständen kaum glaublich, wurden dabei mitgetheilt. Bis zum 13. Mai 1783 gehen die beim hiesigen Magistrat vorhandenen Akten; als aber der König starb, be¬ trugen die Rückstände der Juden im ganzen Lande in dieser Ange¬ Unter seinem Nachfolger hörte der Druck legenheit 78,865 Thlr. (6. Dezbr. 1786) auf, jedoch auch Friedrich II. hat sich nach anderer Seite hin den Dank der hiesigen Judmschaft durch Erbauung ihrer Volle Freiheit hat erst noch heut vorhandenen Synagoge erworben. das Edikt vom 11. März 1811 gegeben. Der inhaltvolle Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. — Der Vereins-Kassirer, Buchhändler A. H. Pusch, gab den Kassenbericht. Die Mitglieder¬ Einschließlich 124.97 Mk. zahl' ist von 95 auf 83 herabgegangen. vorjährigen Bestandes haben die Einnahmen 841.97 Mk., die Aus¬ gaben 279.23 Mk. betragen, so daß zu Ende 1877 ein Bestand von 262.74 Mk. verblieb. der am 30.

Januar

d.

eins für die Geschichte Potsdams gab L. Schneider, einen kurzen Rückblick auf

Verantwortlich für Redaction: gerb.

In

Meyer in Berlin. —

Druck von SB.

Pormetter in Berlin.

Unter Mitwirkung von

Dl. Arecht,

Prof.

Dr. Mautus Geh. Hofrath

Stadt-Archivar I-iüicin, Fljeod. Aontane, Stadtrath G. Ariedel, Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin :c. rc.

ßassek,

L.

herausgegeben von

Hiltl

George

und

Ferdinand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. 1) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagehandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3 gesp. Petitzeilc 25 Pfg., werden von den Herren Haas enstein u. Vogler, Rud. Messe,

Beruh. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Wie ist der Brand des alten °)

")

")

Linie der AsAm 1. April 1317

n)

erlosch die salzwedelsche

kanier und Waldemar erbte ihre Besitzungen.

«) ,5

6 )

Handschriftliche Geschichte der Festung Spandow von Hauptmann

Moser, im Besitze der Fortification zu Spandow. ! Riedel, cod. I. 11, 50. Wir Ludwig der Römer re. bekennen — ) das wir anghcscen haben manvaldige getrewe dinste, die uns der bescheiden Knecht fritzel, unser lieber getrcwcr dicner und Kammerknecht, gethan hat und noch thun wil und fei , demselben und seine elichen erben ghelegen haben und lihen daz ambacht unsers Tormes zcu Spandow, cn zcu bewonende:c. 7a) Schulze, handschriftliche Chronik von Spandow 6. 7.1386. 8 Dilschmann's hist., pol., geogr., statist. und uiilitär. Beiträge, ) die königl. preuß. und benachbarten Staaten betreffend. Berlin 1785. UI. 2. i>. 376. °) Riedel, cod. IV. 21.

II.

vorhanden.

Cäsars, als im vorigen Jahrhundert bestehend, anführt"). Doch kehren wir zurück zur Geschichte. Am 24. Mürz 1317 starb Markgraf Johann auf dem Schlosse zu

Zeuchel"). Friedrich

verpfändet sogar diesem 1441 das ganze Schloß. Durch die hierüber ausgestellte Urkunde erfahren wir zum ersten Male etwas näheres über den äußeren Zustand des Schlosses. Es bestand aus mehreren Gebäuden. Außer dem Burgfrieden, dem Thurme, an

Riedel, Riedel, Riedel, Riedel, Riedel, Riedel, Riedel,

cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod.

I.

3, 355.

I. I.

11, 23.

I.

I.

12, 350.

II. I,

401.

11, 47. 11, 55. 11, 82. 84 und 85.

I.

11, 88. 101. Wir Friedrich :c. bekennen — daz wir 11, ) unserm Küchenmeister und lieben getrewen Ulrichen Czcwschel und seinen Erben das Borglehen in unserm Sloffe Spandow, das vorczeiten Hansen Sparren gewesen ist, nemelichen die drey gebaw, die zu der rechten hant, so man in das genannte unnszer Slosz kommet, das Borgfride mit dem wonhawse, auch das Brawhawsz und das gebaw, das zwuschen den Borg,6

)

I.

fticden und dem Brawhuse steet pfandeswisc tugegebcn haben. — Wenn auch und uff welche czeit wir nicht daselbst czu Spandow sein, so mag der ob¬ genannte Ulrich oder sein erben sich des gemaches ober dem Thorhawsze czu

Zrer wohnunge ungeuerlichen wohl gebrauchen. 17 ) Vielleicht birgt das königl. geh. Staatsarchiv

noch Pläne und Berichte, die Anlage der Festung Spandow, der jetzigen Citadelle, betreffend.

103 vom Kurfürsten zur Beilegung des Streites eingesetzte Schieds¬ gericht, vor welchem die Einwohner beider Städte am 25. Mai

1448

erscheinen und ihre Unterwerfung erklären mußten.

Im

Gemache über dem Thorhause saß dann zu Ende September 1448

der Kurfürst welche

sich

mit

seinen Räthen zu Gericht über diejenigen Bürger,

als Lehnsmannen der Felonie oder schwerer Ver¬

gehungen gegen den Kurfürsten schuldig gemacht hatten '^). Nach Vollendung des Schlosses zu Berlin weilten die hohenzoller'schen Kurfürsten nur selten auf dem Schlosse Spandow. Dies wurde fortan zum Wittwensitzc für die Kurfürstinnen be¬ stimmt. Als solchen verschrieb es Kurfürst Johann 1491 am 11. November seiner Gemahlin Margaretha, und Kurfürst Joachim 1502 und 1508 seiner Gemahlin Elisabeth "). Diese bewohnte das Schloß von 1535 bis zu Pfingsten 1555; krank verließ sie das¬ selbe und starb wenige Tage daraus in Berlin. Bald darauf faßte Joachiui II. den Entschluß, das Schloß Spandow in eine Festung umzuwandeln. Schon 1557 beauf¬ tragte er den Maler und Baumeister Christof Römer mit Aus¬ arbeitung eines Planes. 1559 berief er darauf einen Landtag in das Schloß zu Spandow, welcher die zum Bau der Festung nöthigen Gelder bewilligte. Die Festung sollte so angelegt werden, daß sic das ganze alte Schloß umfaßte. 1560 begann Römer, der sich gewöhnlich Romanus nennt, den Bau^").

Zunächst mußten die Fischer, welche in der Nähe des Schlosses

wohnten, ihre Häuser verlassen. Die Dämmer erhielten neue Wohnsitze auf dem heutigen Damme, die Kietzer bauten sich vor dem damaligen Klosterthore, welches heute das Potsdamerthor genannt wird, hinter dem Stint am Bergwall neue Häuser^'). 1568 übertrug der Kurfürst den Bau der Festung dem Venetianer Giromela de Gandino,

Ritter nach

der das

Jahr darauf zum

II.

aber

zurück und empfing

vom

geschlagen wurde, bald nach dem Tode Joachims

Italien

reiste.

1573 kehrte er

Kurfürsten Johann Georg eine neue Bestallung, laut welcher ihm, so lange der Kurfürst seiner zum Bau von Spandow oder sonst bedürfen würde, jährlich 1000 Thaler Gehalt und außerdem 4 Mispel Roggen, 2 Mispel Hafer und Erbsen und ein fettes Schwein zugesagt werden. Sein Gehülfe war ein italienischer Maurermeister Antonius. 1578 nahm Giromela seinen Abschied. Nun übertrug der Kurfürst die Vollendung des Baues dem Grafen Rochus Guerini zu Lynar, als seinem „General- Obristen- Artol¬ lerey- Munition- Zeug- und Baumeister". Dieser bekam zunächst 1000 Thaler jährlich und soviel an Naturallieferungen jeder Art, als er für seinen Haushalt brauchte. Zu seiner Unter¬ stützung hatte er den Baumeister Johann Baptista de Sala. 1578 wurde die Johannisbastei, jetzt Bastion Kronprinz, fertig und 1580, am 5. Januar, erhielt die Festung die erste Besatzung: drei Rotten Landsknechte, im ganzen 24 Mann. Zum Comman¬ danten wurde der Oberhauptmann von Holzendorf ernannt. Im Jahre 1594 wurde der Bau beendet. Die äußere Form der Festung war damals im wesentlichen dieselbe wie heute. Die vier Bastionen

”)

Berlinische Chronik, herausgez. v. Verein für Geschichte Berlins, p. 172. fg. Fidicin hist. Beiträge f. Gesch. d. Stadt Berlin II. 218. ,9 Riedel, cod. I. 11, 122, 127. ) 20 ) Die folgende Angaben sind der im Besitze der Fortification Spandow befindlichen handschriftl. Festungsgeschichte entnommen. 21 ) Der ursprüngliche Wohnsitz der Dämmer war an einem Damme, vielleicht dem Damme, der noch heute durch die alte Berliner Straße angezeigt wird. Die Kietzer wohnten in denr Winkel zwischen Spree und Havel, gegenüber dem heutigen Garnisonlazareth. Diese Stelle heißt noch heute der „alte Kietz.'

führten die Namen Kurfürst Joachim, Kurfürstin Hedwig, Kur¬ prinz Johann und Brandenburg. 1701 erhielten die Ersteren auf Befehl König Friedrichs I., die Namen König, Königin und

Kronprinz. Während des dreißigjährigen Krieges lag eine schwedische Besatzung drei Jahre lang, vom Mai 1631 bis Mai 1634, auf der Festung.

Von

1638

wohnte der Statthalter der Mark, Graf Schwarzenberg, der unheilvolle Rathgeber Georg Wilhelms, häufig an

auf der Festung Spandow.

Hier hielt er 1640 als Großmeister Male Kapitel ab, hier empfing

des Johannitcrordens zum letzten

er die erschütternde Nachricht von dem gänzlichen Zusammensturze

seiner Macht, die ihn darniederwarf und nach sechs Tagen, am

4. März 1641, seinen Tod herbeiführte. (Schluß folgt.)

Das Derfflinger'fche Haus am Estnischen Fischmarkt. Von £. Stfinculer. (Fortsetzung.) so verhielte cs sich in der that nicht also, den mit seinen eigenen suppliaatiolien, da¬ rinnen er um erlassung seiner Pflicht und Dienste anhielte, und mit E. Ehurfl. Durchl. ergangenen Verordnungen, welche ich so wol alß seine supplicationes alle bey mir hatte, wolte ich das coiitraräun alsofort beweisen, Maß aber das andere betreffe, so wehre ihm bekand, daß E. Ehurfl. Durchl. nicht mit dem Mandatario sondern mit ihme Contrahiret, und daß

Was das

Sie nicht

erste

gedachten

anbelangete,

Mandatarius,

sondern seine Person alß

Dero Dieners begehrten, zu welchem ende Sie ihm denn einen Lalvuiu Conductum ertheilen laßen, damit er seine sache zu Rechte außführen, und für unrechter gewalt gcschützet seyn tönte, wie geleitmäßig er sich aber verhalten, würde ihm sein gewißen schon dietircn.

Dieweil hierwieder Werner Eberhard nichts mehr ein¬ zuwenden wüste, alß sagte ihm der Richter an, daß er nach den Baumes

solte gebracht werden.

Werner Eberhard: man

ia daß mit ihm nicht thun, er wehre des Hertzogs Diener und Ihr Durchl. würden daß nimmer zugeben daß Der Richter: es wehre er dergestalt solle geschimpfet werden.

würde

ihm dergestalt vom (Magistrat befohlen und diesem müste er gehorsamen, wan auch gleich der Hertzvg selbst kähme und für ihn bäte, und der Raht hätte keinen anderen ohrt, wo sie beßer und sicherer eine Person verwahren tönten, alß diesen, es

wehre

die beßer

auch der schimpflichste

conditioniret

ohrt nicht, den viele Leute,

gewesen, alß er, dort geseßen, tönte

er aber mich dahin vermögen, daß

vergönnen wolte, würde es der

ich

ihm sein I-ogsmeut

Magistrat wol

geschehen lassen.

Ich hatte eben keinen Befehl ihn an einen gewißen ohrt alß den Baum oder dergleichen rc. bringen zu laßen, dafür aber obligireu, daß er ihn so verwahren ließe, damit er nicht entweichen tönte, oder da dieses geschehe, würde Ew. Ehurfl. Durchl. Dero regress Der Richter: So müste er den bey dem Magistrat suchen. fort; Werner Eberhard bat ums Goiteswillen ihn dergestalt hatte ich den

Magistrat dahin

nicht zu beschimpfen,

zu

er wolte wenn 2 Soldaten nicht gnug

wahren, 4 auf seine Unkosten halten,

*) Das

welche

am Hafen liegende städtische Gefängniß

ihn bewahren

104

Der Richter frug ob ich damit zufrieden wehre, Ich antwortete: wann der Magistrat für seine Person caviren walte , daß er nicht entkommen solle, tönte ich es wol ge¬

3i[

petitum anlangende.

sotten.

weniger Eberhardt hingeschickt,

schehen

So erklährete ich mich nochmals dahin, wann der Magistrat für feine Person caviren wolle. Sie alßden wegen des gefängnißes mit ihm machen möchten, wie es ihnen gefiele, Im widrigen, so ließ ich es bey dem erlangeten arrest, worin W. Eberhard itzo begriffen wehre, allerdings bewenden und

es

laßen, sonsten aber nicht, der Richter sagte darauf daß

Magistrat

der

nicht thun würde, und

denn bey der Sentenz,

so

auch

geschahe

Ich,

so

bleibe es

und ward er alles

bittens ungeachtet hingeführet und geschloßen, und ich nahm meinen abscheidt und begab mich in mein Logement. In

das

wiche davon auf keinerlei weise, wolte auch nicht hoffen daß

möchte doch belieben nach seinem Hause

Magistrat dem zuwider etwas vornehmen solte, oder E. Churfl. Durch!, würden gewiß sich desfals an ihn, den Magistrat zu halten wissen, 4™ Wegen stellung der Bürgen

zu kommen, cs wehre daselbst auch 2 Fürst!. Mecklenburg'sche

hette ich schon meine Meinung gesagt, wo ich es den bewenden

Bediente, die W. Eberhards halber gerne mit mir sprechen wolten, Dieweil es aber ein hartes ungewitter war und sehr

ließe, doch dießes noch hinzuthun müste, daß E. Churfl.

2 oder 3 stunden hernach schickete der Richter wieder zu

und ließ bitten,

regnete,

ich

entschuldigte

ich

damit

mich

mir

und blieb zu Hause.

Dcßselbigen abends aber noch, wie ich berichtet worden bin. ist

der Hertzog

selbst

nach

dem Richter gefahren, und soll

übcrauß harte geredet haben, auch

sich

vieler Drauworte wieder

der

Dl.

ungnädig empfinden würden, wen sie darauf bestehen solten, Nach meiner erklährung baten sie ihnen zu vergönnen, daß sie dieses dem Magistrat hinterbringen möchten umb anderweit ihre Meinung einzuholen, Gingen also herunter und es

kamen über eine weile wieder da sie den

priora repetirten,

den

Magistrat vernehmen laßen, welches den auch veruhrsachet, daß der Magistrat des folgendes Tages alß 14"? dieses

doch

wieder gewohnheit, in dem Sie Sonnabends keinen rahtgang

in etwaß dem Hertzoge satisfaetion gebtn, Ich sagte sie könten solches thun auf ihre gefahr, ich bliebe beständig bei dem waß ich mich erklähret, hierauf gingen sie zum andern mahl herunter, und sagten endlich, Sie könten es nicht endern, wolten aber für seine Verwahrung gute sorge tragen, worauf sie mich dernittireten. Welchergestalt Ew. Churfl. Durch!, es mit diesem Werner

halten, zu Rathhause sich versamlet, und ließ mich ersuchen auch dahin zu kommen, weil sie etwas mit mir zu conferiren hatten, Ich erschjen und ward abermalß in das gemach geführet, woselbst den auch zween des Rahts sich bald einsunden und folgende weise ihre sache anbrachten. Erstlich sagten sie Dank, daß auf ihre Bitte ich erschienen sei, und dan könnten sic mir nicht verhalten, wie daß der Hertzog von Mecklenburg

Schwerin,

gestern

abend noch selbst wehre beym Richter ge¬

und viele Drauworte geredet, auch dieselbe abermalß durch seinen HoffRaht und Secretair heute wiederholen, und zwar dergestalt, daß im Fall der Magistrat nicht so fort wesen,

Werner Eberhardten wieder auf freyen fucß stellen wolle, er alle ihre schiffe und güter zu Demitz wolle anhalten laßen, und diesen

affront

rächen so

lange er einen Blutstropfen in

hätte, auch daß der Hertzog sich beschweret, daß Ew. Churfl. Durch!, via facti hatten Verfahren laßen, und ihn vorhero darumb nicht ersuchet, und baten also weil sie durch diesen arrest in große ungnade des Hertzogs verfallen wehren ich sich

W. Eberhard in seinem Hause bewahret die Bürgen stellen, welche die Gerichte dieses arrestes halber noht- und schadtloß hielten, den sonsten und eher würden Sie W. Eberhard nicht abfolgen laßen können, bezogen sich daher nochmalß auf vorher an¬ möchte zugeben' daß

würde, dann:

geführte

so möchte ich doch noch

praejudicia.

Was das erste betreffe, daß der Hertzog Schiffe und güter wolte anhalten laßen, fönte ich nicht glauben, daß der Raht solche Trauungen attendirte, und Ew. Churfl. Durch!, würden aufm fall daß dem Magistrat der Stadt dieses ar¬ restes halber etwaß widriges von Durch!, zugefüget wer¬ den solte, schon auf solche mittel bedacht seyn, wodurch sie den Hertzog zu gelindem gedancken bringen könnten; 2 do daß Ew. Churfl. Durch!, via facti verfahren und nicht vorhero umb abfolgung den Hertzog ersuchet, verhielte sich weit anders, und würde dem Hertzoge noch unentfallen seyn, waß E. Chur¬ fürst!. Durch!, wegen sistirung Werner Eberhards de dato

I.

Weßel durch

I.

den %9 April dieses, an Durch!, gelangen und den hiesigen Residenten insinuiren laßen, ohne der

vorigen schreiben

so ich itzo

aber hette bis dato

nicht gedenken wolte, der Hertzog

zu, nicht eins darauf geantwortet,

noch

hinzusetzen , er sollte aufm Baum wol verwahret bleiben, der Feßel aber würden sie ihn wol entledigen, damit dieses

sie

Eberhard wegen seiner abholung gndst. gehalten wißen wollen, wil ich in tiefster unterthänigkeit dero fernern gnädigsten

desfalß

befehls gehorsambst erwarten, und ersterben

Gnädigster Churfürst und Herr Ew. Ehurfürstl. Durch!.

Unterthänigst treugehorsambster Knecht.

Hamburg,

den 16.

July 1678.

(gez.) Bartholdi." worauf ein zweites Schreiben desselben vom 10. August desselben Jahres folgt, dem das Protokoll der in demselben erwähnten

Abmachung einer Cautionsstellung beilag.

„Durchleuchtigster Churfürst Gnädigster Herr, Ew. Churfürst!. Durch!, werden aus meiner unterthänigsten abgestatteten reiation vom 16"? Juli gnädigst ersehen haben, auf waß ahrt und weise der Magistrat zur Hamburg, Werner Eberhards arrestirnng halber anfänglich verfahren, und wie nachgehends derselbe, nachdem des Herrn Hertzogen zu Mecklen¬ burg Schwerin Durch!, so sehr gedrauet, zu deßen abfolgung sich nicht verstehen wollen; Ob ich nun wol gehoffet es würde gedachter

Magistrat

sich

nachero eines andern besinnen,

habe ich doch anstatt deßen

Hertzoge

:)

das

(:

So

wie es scheinet auß furcht fürm derselbe Werner Eber¬

Contrarium und wie

hardten der Feßel entlediget, auch ihn gantz frey in einem guten Losament nur verwahren laßen, erfahren müßen, also daß mit der Zeit er leicht sich fugo salviren können. Und ich nachgehendes weiter vermerket, daß es auch wol darauf angesehen, ungeachtet ich darwieder feyerlichst protestiret, Alß habe ich unvorgreiflich denen Herrn Commissaryis die Vorschläge gethan, daß wenn Werner Eberhard auf eine gewiße Summe, welche Sie, die Herren Commissarien, nur zube¬ nennen hatten, durch einen oder mehr angeseßene Bürger in Hamburg Cantion stellen fönte, daß er sich in gewißer Zeit

weilen

105

wenn

er

justificiren

2*2 zu dem ende ein Salvus Conductus von Ew. Chur¬

zu ende bringen wolle, ob ich ihn alßden,

fürst!. Durchl. gnädigst ertheilet werden solle seine Sache zu Recht außzuführen, Ew. Churfürstl. Durchl. ihn auch

in Berlin

Persönlich

und also seine

sache

gestellen, seine Rechnungen

praestiret, wieder

solches

aus freyen fueß stellen

laßen möchte, Zumahlen da ich sichere Nachricht erhalten, daß

ia solle nach Berlin practcndiren und ihn all

ihm zu diesem Unglück gebracht, walten gnädigst schleunige Justiz adrninistriren laffen. So wolle er waß ihm von Rechtswegen zuerkannt würde,

das seinige nehmen lassen walte, wodurch er alßdan volkommen

zahlen, und daß er solches ohne einige außrede praestiren

ininiret,

wolle und solle, auch daß ihm nichts alß Gottesgewalt legen Weinachten dieses Jahres und vicleicht noch ehr, sich Persönlich in Berlin zugestellen, abhalten solle, versprach sein Bürge, deremias Wilhelmi genant, daß er für Werner Eberhardten

Hertzog,

der

wenn Werner Eberhard

gebracht werden, auf ihn gleichfalls

und E. Churfl. Durchl. solchergestalt nichts alß den bloßen Menschen bekommen haben würden, denn sein gantzes Vermögen und was er noch in der weldt besitzet, bestehet in der Demitzschen Müntze, und in der von etlichen werken noch

vorhandenen

3,!iü? wieder diejenigen

Reste,

relation albereits

er noch,

so

wie ich in meiner vorigen

rein machen müste. Diese meine unmaßgebliche vorschlüge nun haben die Herren Commissarien nicht unerheblich zu seyn erachtet, sondern diegehorsambst berichtet,

auf zwo Tausend Fünffhundcrt Thaler eaviren wolte, nehm¬ lich wan er nicht legen Weinachten sich gestellen würde, 1000 Thaler auf künfftige Neu Jahresmesse des 1678 Jahres, die andere 1000 Thaler auf die folgende Ostermesse, und dan

7.

und mir darauf in einen an mich abgelaßenen schreiben vom 1*2" Augusti befohlen, daß wenn Werner Eberhard auf Drey Tausend Thaler in specie dergestalt

selbe angenommen,

caution

stellen

würde,

daß

er

seine

sache

außführen, die

fustiüciren und zu dem ende sich in Person in einer ihm berühmten Zeit gestellen würde, ich ihn wieder auf freyen fueß stellen laßen könnte. Nun hat es wol anfänglich mit leistung dieser caulion auf so hoch über die geführte Rechnungen

maßen schwer gehalten, weil er den Bürgen hinwieder, woran dersebe erholen

sich

solle,

keine Versicherung zu schaffen ver¬

möchte. indem er nirgends anders waß in der weldt wie ich nach

genügsamer

angeführet, etliche Tage

erkundigung

zu stehen ehe

hatte,

solche

erfahren und oben albereits alß zu Demitz; doch. nachdem

Caution

er

praestirete,

verflossen,

erfuhr ich daß sein Advocat, Lembke, auf sein bewegliches bitten, hinwieder den Bürgen versichert, worauf denn endlich

Caution folgendermaßen eingerichtet worden: 1, daß wenn Werner Eberhard mit seiner nohtdurfft zur

mehrgedachte

genüge solle gehöret, und ihm

so

Jahrhundert

nach

Mericin.

500 Thaler auf die 3 te meße in selbigem Jahre ohne einige exeeption et salva praetensione so Ew. Chur¬ fürst!. Durchl. an Werner Eberhardten noch haben möchten, auch ob er mit seiner nohtdurft nicht gehöret wehre, Jmgleichen wan er gehöret und condernniret würde, für ihn zu zahlen, und dieses geschahe für denn Richter, nachdem er der Bürge, vorhero was er zusagete, wohl ermahnet. Wegen der übrigen Fünfhundert Thaler hat erstlich seine Fraw auf Dreyhundert Thaler mit verzichtung ihres weiblichen Rechtes oder des 8. 0. V. zu welchem ende ihr

die Übrige

Magistrat ad hunc actum ein Curator constituiret ward, vermittels eines, an stat eydes, dem Richter gethanen Handschlages, caviret. Der anderen Zwo hundert Thaler halben hat er eine Obligation auf so hoch, welche er einem Ritmeister von Buch gelehnet, und welche Schuldt Herrn Raht Stephani ttol bckand ist, eingesetzet, wie dieses mit mehrerm die mir außem dan vom

Protocoll mitgegebene und vom Richter Extracte darthnn werden.

daselbst unterschriebene

106

ist, beweist eine kleine Notiz in der Kämmereirech¬

er sich nicht verstehen wollen, vor¬ Ew. Churfürstl. Durch!, er wegen seines ausmüntzens schuldig bliebe, er solches nicht in specie geldt, sondern nur in 3ÜH zuzahlen gehalten wehre, und ich habe ihn nach allen angewandten fleiß darzu nicht vermögen können, wie solches alles der Herr Raht Esisch, welcher gleich miß Holland in Hamburg anlangete, und mit welchem ich alles und iedes vorhero überleget, auch dergestalt mit seiner genehm-

gen gewesen

haltung, in dem der die Unmöglichkeit der

dem blos Adligen und

Zu banco geldt hat

gebende,

gnügc

daß wan

sahe,

geschloffen,

bezeugen

suchen

wird, und

selbst zur

ich

verbleibe

lebenslang

Ew. Churfürstl. Durch!. Unterthänigster treu (gez.) Christian Fried. Bartholdi. Hamburg den 10'k" Augusts 1677." Diesem Schreiben liegt die Abschrift des folgenden Proto¬

kolls bei. (Fortsetzung folgt).

Der märkische Chronist Andreas Cngel.

S.

26 ff.)

wurde am 16. November 1561 geboren. Seine Eltern bewohnten, wie das Schoßregister besagt, in den

Jahren 1560—64 die heutige Stelle Nr. 189. Wie Magister Engel in seinen Annalen selbst schreibt (Seite 360 derselben), verlor er Vater, Mutter, drei Brüder und 1575 durch die Pest, welche entsetzliche zwei Schwestern im Seuche im genannten Jahre hier an 600 Menschen fortraffte. Andreas Engel war mithin im 14. Lebensjahre eine Waise. Es muß sich aber wohl der damalige Rektor der Schule, Ma¬ gister Petrus Thiede, seiner sehr angenommen und ihn für das gelehrte Fach tüchtig herangebildet haben, denn als Magister

I.

das

I.

1583

seine hiesige

Rektorat an der Schule der

annahm, berief der Stadtrath den

Stelle ausgab und

Neustadt Brandenburg Andreas Engel als Rektor

übrig gebliebener an die hiesige Schule. Er Erbe seines Vaters und demnach kein unvermögender Mann ge¬ wesen zu sein, denn in des Raths Rechnungen wird er als Eigenthümer einer Hufe Acker verzeichnet, welche der Bürger¬ meister Johann Pulmann von ihm gepachtet hatte; auch lieh 1585, wie es in der betreffenden sich der Stadtrath im Schuld-Urkunde im Archive heißt, von dem „Wolweisen und Wolgelahrten Gesellen Andreas Engeln in den heiligen Ostern 350 Gulden, auf jeden Gulden 32 Gr. gerechnet." Andreas Engel übernahm Anfangs des Jahres 1586 scheint einziger

I.

das Eonrektorat an der Schule der

Stufe in der

gesellschaft¬

war den Rittern gleich geachtet. So kurz das Leben dieses gelehrten Mannes gewesen, so hat er dennoch viele Schriften hinterlassen, unter denen das Mär¬ Chronikon besonders hervorzuheben ist.

Dieses Werk er¬

schien 1598 und ist betitelt: „Annales Marchiae Brandenburgiae das ist Ordentliche verzeichnuss vnd beschreibung der furnembsten vnd gedenckwürdigsten Märkischen Jahr¬ geschichten vnd Historien so sich vom 416. Jahr vor Christi Geburt bis auffs 1596. Jahr im Churfurstentkumb Bran¬ denburg, vnd dazu gehörenden Landen vnd Herrschafften, von Jahr zu jähr begeben vnd zugetragen haben pp. Durch M. Andream Angelum, Strathiomontanum pp. 1598. Cum gratia et privilegio pp. In Verlag Johan Hartman, Buchführer in franckfurt an der Oder“. Das

Joachim Friedrich und

Bruder, dem Markgrafen Christian. diese Jahrgeschichten hat Magister Engel vielen Fleiß verwandt, aber sich leider von dem alten und verderbten Ge¬ seinem

Auf

Andreas Engel

Petrus Thiede im

eine hohe

Werk ist gewidmet dem Churfürsten

Sfcriisicdi.

(Aus Stcrnbcck: Beiträge zur Geschichte der Stadt Strausberg. Straus¬ berg 1878,

Ein Magister nahm damals

lichen Rangordnung ein: er rangirte nach deni Reichsgesetz vor

kische

gehorsambster Knecht

Bo» W.

nung von 1591, nach welcher ihm derselbe bei „seiner ersten Misse" ein Faß Bier geschenkt hat. Andreas Engel war Magister (oder nach heutigen Be¬ griffen „Doktor") der Theologie und Philosophie. Diese Würde zu erlangen, war aber in jener Zeit nicht so leicht, wie heute.

Neustadt Brandenburg.

Wahrscheinlich erhielt er diese Stelle auf Befürwortung des schon genannten Petrus Thiede, welcher an dieser Schule als Rektor

will,

ein

wirkte, und, was ich nicht unerwähnt Strausberger Stadtkind war. 1591 hier zu Engel muß es wohl versucht haben, im predigen, worin ihm aber der Pfarrer und Inspektor Georg Krüger und der Diakonus Christof Wolf entgegen waren, bis sich das Consistorium hineinmischte und ihm das Predigen in unserer Stadtkirche erlaubte. Daß ihm der Stadtrath gewo¬ lasten

I.

auch

damaligen Chronikenschreiber nicht los machen können, die an Fabeln, traurigen Mordgeschichten und abgeschmackten Seltenheiten ein besonderes Vergnügen hatten. Darüber ver¬ schmack der

sie die richtige Beurtheilung und den Gebrauch der Man muß sich wundern, wie es möglich gewesen, Schriften. daß Magister Engel in seinen Annalen mit Dreistigkeit hat setzen können, daß selbige die vornehmsten und merkwürdigsten Geschich¬ ten enthielten, welche sich vom Jahre 416 vor Christi Geburt bis auf's Jahr 1596 nach der Geburt Christi int Kurfürsten¬ thum Brandenburg und dazu gehörigen Herrschaften zugetragen. Gleich auf der ersten Seite meldet er, daßBrennus, der Fürst der Semnonen, die alte Stadt Brandenburg an der Havel, oder 416 vor vielmehr das Schloß, wo die Stiftskirche steht, im Christi erbaut habe, daher sie auch Brandenburg wäre genannt worden. Auf der 16. Seite meldet er, daß die neue Stadt 230 nach Christi von dem fränkischen Her¬ Brandenburg im zoge Brando sei erbaut worden, von dem die Stadt ihren Na¬ men bekommen habe. Er geht noch weiter und fügt ein Ge¬ schlechtsregister des Herzogs Brando sogleich hinzu, und leitet ihn vom König Autenor her, welcher um das Jahr 440 vor Christi Geburt gelebt haben soll. Unter dessen Nachkommen

säumten

I.

I.

sodann Pantenor, Priamus, Hektar, Nikanor, Helenus, Basan, Markomirus, Heligastus, Gruno, Sunno rc. und, damit er sich decke, so beruft er sich auf den Justus, Encelius, Albinus, Sabinus und andere. Eben¬

stehen

bestimmt er die Jahreszahlen, wann die Städte Seehausen, Gardelegen und andere mehr in der Altmark sind erbaut worden. so

Da ihm die

römischen und griechischen Scribenten nicht unbekannt

gewesen sind und fast auf allen Seiten von ihm angezogen wer¬

den, so muß man sich um

Chronisten wundern,

da

so

mehr über solche Erdichtungen eines

ihm, um nur eines einzigen Punktes

zur Widerlegung zu gedenken, aus dem

Tacitus

nicht

hätte

unbekannt sein sollen, daß die alten Deutschen in keinen Städten

107 gewohnt, ja nicht einmal haben leiden können, daß die Häuser unter sich haben dürfen zusammenhängen, auch Non Kalk und

zur

Viele Einwohner Strausbergs sehen diese Jahrgeschichten des Magister Engel als eine Chronik ihrer Stadt an, was sie doch am wenigsten sind und dem Titel nach auch gar nicht sein

böse

können.

Das 453 große Folio-Seiten, ohne Register, umfassende

wie über manche andere Stadt — wohl kaum mehr dert Zeilen. Engel führt aber in diesem Werke ein Strausbergensis manuseriptum an, worunter er Arbeit verstanden hat. Hiervon ist aber nichts mehr Wahrscheinlich

hat dieses Chronicon

dasselbe

denn hun¬

Chronicon wohl seine vorhanden.

Schicksal

gehabt

seiner Erleichterung

stellte

Seite*), indeß bald darauf befiel Seuche

und

man ihm zwar einen

Sebastian Friedrich, als Unter-Kapellan

Geistlichen, Namens

Ziegelsteinen nichts gewußt haben.

Buch enthält gerade über Strausberg weit weniger Geschichtliches

Zu

konnte.

er

den

Pfarrer

selbst die

erlag derselben am 9. August genannten

Sein Grabmal befindet sich in der Kirche neben Altar. Er ist auf demselben in der zu seiner Zeit üblichen Kleidung, etwas erhaben, auf einem Stein ausgehauen, mit der Umschrift: „Anno 1598 den 9. August ist der Ehrenveste Achtbare vnd Wohlgelahrte Herr M. Andreas Engel, In¬ spector alliier, an der Pest im Herrn entschlafen, seines Alters im 37sten Jahre, dessen Seele Gott gnädig sei.“**) Inspektor Engel hinterließ eine Wittwe, welche eine Tochter des Probstes Dr. Jacob Colero zu Cöln an der Spree war.

Jahres. dem

wie ein anderes Manuscript „Marchia illustris“, auf welches sich Engel in seinen Annalen oft bezieht und das seine Frau nach seinem Tode

ins Feuer geworfen hat, weil von dem Buch¬

Ob Melonen- oder Wallonen-Äirche?

händler ein zu geringer Preis geboten worden. Magister Engel hat sich aber nicht blos in den Studien

Anläßlich

Aufsatzes

jenes

„Bär",

Wilhelm

verstorbenen

des

der Brandenburgischen Geschichte hervorgethan, sondern auch in Schriften religiösen Inhalts, jedoch nicht zu seinem Lobe.

Petsch im

So ließ er z. B. 1598 zu Frankfurt a. O. ein Buch drucken mit dem lieblichen Titel: „Calvinischer Bettlers Mantel." In diesem Buche wird die reformirte Lehre als ein alter Bettler¬

französisch-reformirten Kirche in der Kommandantcnstraße ent¬ sponnen: ob Melonen- oder Wallonen-Kirche? Das Kirchlein hat am 23. März d. in aller Stille sein 150jähriges Be¬

mantel, dessen Lappen aus dem stinkenden Plunderhaufen der Heiden, Gottesleugner, Ketzer und Türken genommen worden, vorgestellt. Ein sauberer Holzstich präsentirt einen Bettler in Lumpen gehüllt und auf einem Klotze sitzend, der Teufel reicht ihm noch ein paar Lappen auf einem Haken dar. Folgende liebeathmende Verse erläutern die schöne Figur. Hier sitzt ein Bettler auf dem Stock, Und hat gar ein'n geflickten Rock. Der Bettler ist der Kalvinist, Der Rock sein Lehr' und Irrthum ist. Die Flecken aber sind die Lehr',

in der heutigen Gestalt gefeiert, und wir wollen, zugleich aus Veranlassung dessen, in allgemeinen Umrissen hier die Ge¬ schichte derselben seit dem Jahre 1700 geben. Nachdem die Anzahl der französischen Refugie's zu Ende des 17. Jahrhunderts sich bis über 2000 Seelen vermehrt hatte, fand im Jahre 1698 und in dem folgenden eine erheb¬

So von Heid'n und Ketzern komt her. Denn ohn was er lehrt mit uns gemein, Nimmt er aus's Lumpenhaufen unrein Der gottlosen Heiden und Ketzer heraus, Und macht ihm kein Gewisien draus. Drum folg ihm nicht, rath ich von Herzen, Daß Du nicht komst in ew'ge Schmerzen! Noch empörender ist ein anderer Holzstich in eben diesem Der Teufel paradirt mit fliegenden Haaren und Schlan¬ Buche. gen, welche den Dr. Luther gräulich zerstechen. Wiederum er¬ bauliche Verse darunter: „Obgleich alle Kalvinische Kazzen Vorne lecken und hinten krazzen; So bringen sie noch an Tag nicht mehr. Denn ihr falsch Herz und schnöde Lehr." (Gallus, Mark Br.) Etwas Glaubensreinigkeit nach diesem Schrot und Korn weniger, aber dafür etwas Lehre Jesu,

dessen erstes

Gebot Liebe

ist, mehr!

Dem Wirken des Inspektors und Pfarrers Magister An¬ dreas Engel wurde schon frühzeitig ein Ziel gesetzt. Es trat nämlich im 1598 die Pest in der Stadt so stark auf, daß die Geistlichen den Dienst bei der Kirche, den Kranken, Ster¬ benden und bei den Beerdigungen nicht zu bewältigen vermochten. Obendrein befand sich der Diakonus Christof Wolf in solch hohem Alter, daß von ihm auch nicht mehr viel verlangt werden

I.

über

eine Controverse bezüglich

„Berlins Straßennamen", hat des

richtigen

Namens

der

sich

hiesigen

I.

stehen

liche Zunahme durch die aus der Schweiz eiugewanderten Flücht¬

linge statt. Ihnen gesellten sich die Wallonen hinzu — die Nachkömmlinge jener im 16. Jahrhundert durch Alba aus dem südlichsten Theil der Niederlande vertriebenen Bewohner, welche die altfranzösische

Sprache

redeten.

Sie flüchteten

nach

der

Pfalz und ließen sich. in Frankenthal, Heidelberg und Manheim nieder. Als dann die Franzosen zur damaligen Zeit die Pfalz besetzten, sahen sich die Wallonen, auf das Härteste bedrückt und ihrer Kirchen beraubt, von neuem zur Auswanderung genöthigt. Ein dritter Zuzug endlich fand durch die, ebenfalls um ihres evangelischen Glaubens willen aus der Heimath vertriebenen Orangisten statt, nachdem zu Anfang des vorigen Jahrhunderts das Fürstenthum Orange an Frankreich gefallen war. Um das Jähr 1700 nun schenkte der Amts -Kammerrath Merlan der französischen Gemeinde in der Köpenicker Vorstadt eine seiner Scheunen zur Herrichtung einer Kapelle. Die Einweihung derselben fand am 11. Juli 1700 durch den Prediger Fetison statt, und bald darauf wurde Crou zet als erster Geist¬ licher bei der Kapelle angestellt. Daß dieselbe nur den einge*) Es heißt darüber in der Kämmerei-Rechnung von 1598: „9 Tha¬ ler vorzertt, Montags nach Visitationis Mariä, alss man zum Berlin Ern Sebastianum Fridericum zum Yntter Capplan vocirt hatt. es sind aber 4 Thl. 6 Gr. mit eingerechnet zur Ordination“. **) Es ist bedauerlich, daß das Grabmal des Magisters Engel bei Renovation der Kirche im

I.

1875

so

wenig geschont worden ist.

Die

Inschrift ist dabei beinahe total ruinirt worden, ja nicht einmal die Haupt¬ sache, der Name ist mehr leserlich. Es wäre zu wünschen gewesen, statt den Stein zu zerhauen, zu zerstoßen und darauf mit Kalk zu überpinseln, man hätte denselben wieder renovirt. In allen Städten der Mark sucht man die Alterthümer zu erhalten — in Strausberg thut man das gerade Gegentheil.

108 wanderten Wallonen resp. Schweizern zur Andachtsübung dienen konnte, geht auch daraus hervor, daß die übrigen Refugiö's schon

ihren Gottesdienst

früher

im

Dom

und

gleichzeitig

in der

Torotheenstädtischen Kirche abhielten.

Jene Kapelle lag vor dem umfangreichen Merian'schen Garten an der damaligen „Scheunengasse", wie der ältere Theil der heutigen Kommandantenstraße, als damalige Communication außerhalb des 1658 entstandenen Fortisicationswalles, nach den auf Verordnung des großen Kurfürsten aus der Stadt hierher verlegten Scheunen genannt wurde, hinter denen die Gärten ihrer Besitzer sich ausdehnten. Fidicin sagt nun, und wohl mit Recht: diese Kapelle hieß die „Wallonen-Kirche", weil sie für die eingewanderten Wallonen bestimmt war. Vorzugsweise aus Gärtnern bestehend, hatten diese sich in der Köpenicker Vor¬ stadt angesiedelt und betrieben hier den künstlichen Gartenbau in den rings um die „Bullenwiese" angelegten Gärten. Später gelangte der Merian'sche Garten in den Besitz eines gewissen Jouanne, nach welchem dann die „Scheunengasse" eine Zeit lang „Jouannen-Gasse" hieß, im Volksmunde aber „Schwanen¬ gasse" genannt wurde.

Diese Umwandlung

Wurde

nicht befremden.

dies

bei

die in ihrer Nähe lagen und vielleicht von französischen Flücht¬

lingen angelegt waren, ist kaum zu unterscheiden."

Wir

erachten die erstere

zuvörderst die Benennung

muß

allerdings

es

Anführung für zutreffend. Was Kirche anlangt, so

„Luisenstädtische"

auffallend

Kirchen in einem Stadttheil vorzufinden.

Denn nachdem, auf

Köpenicker Vorstadt,

dieselbe

abgehalten,

Königin bat der Magistrat um die Genehmigung, der Kirche

für die Mit¬

ausgestatteten Bretterbude

günstigem Wetter

der

zwei gleichnamige

unter den Bäumen des

der Gottesdienst

doch

erscheinen,

Kabinets - Ordre vom 4. April 1802 den Namen „Luisenstadt" erhalten hatte, wurde vier Tage später dieser Name auch auf die Kirche ausgedehnt, welche bisher nach dem um ihre Erbauung hochverdienten Rathmann Sebastian Nethe seit 1795 die „Sebastian"-Kirche hieß. Nach dem Tode der

einer Scheune zur Kapelle darf uns

Witterung, anfänglich in einer, nur mit einem Predigtstuhl und während

Name der ursprüngliche ist und der Kirche von den Obst- und Melonengärten gegeben wurde, verunstaltete, oder ob dieser letztere

das Ansuchen der Bewohner

glieder der heutigen Luisenstädtischen Gemeinde, bei ungünstiger rohen hölzernen Bänken

1727 auf ihrer Stätte mit dem Bau des jetzigen Gotteshauses zu dem General Forcade, auf Befehl des Königs, Die Einweihung erfolgte am 27. März den Grundstein legte. 1728, und die Kirche wurde zugleich den von der umfangreichen Werderschen Gemeinde getrennten Refugie's überwiesen. Was nun den Namen „Melonen" für Wallonen-Kirche betrifft, so heißt es in einer französischen Schrift „Nswoirss bist. xubliees 1828": Die Kirche heißt jetzt die Luisen¬ städtische. Ob sie zunächst namentlich für die eingewan¬ derten Wallonen bestimmt war und deshalb Wallonen-Kirche genannt wurde, und diese Benennung sich in Melonen-Kirche begonnen,

mittelst

„Luisen"-Kirche

Kirchhofes geschah.

den Namen

Den übrigen Refugid's und denen, welche sich in der Dorothcenstadt niedergelassen, war, wie bereits erwähnt, der Dom und die 1687 vollendete Dorotheenstädtische Kirche ein¬ geräumt worden. Zu ihnen gehörten sicher auch die zuletzt ein¬ gewanderten Orangisten, welche unweit der letztgenannten Kirche

nennung, ohne Beimischung fremdartiger Ideen, das Andenken an die hohe Verklärte, welche die Freude und das Glück ihrer Unterthanen war, noch der spätesten Nachkommenschaft erhalten

ihr „Maison d’Orange“ (Dorotheenstraße 23) als Armen- und Krankenhaus besaßen, das König Wilhelm von England von

französisch-reformirte Kirche

beilegen zu dürfen, welche Be¬

Die Kurmärkische Regierung genehmigte unterm 27. Sep¬ Wahrscheinlich legte nun erst die

werde.

tember 1810 das Gesuch.

sich

den Namen

„Luisenstüdtische"

dem französischen Prediger Beausobre zu diesem Zweck hatte an¬

während König Friedrich Wilhelm III. mittelst KabinetsOrdre vom 28. August 1837 befahl, den Namen „Luisen"-

kaufen lassen.

Kirche wieder aufzuheben.

Bei dem stetigen Wachsthum auch der französischen Ge¬ meinden mußte bald auf den Besitz eines eigenen Gotteshauses für dieselben Bedacht genommen werden. Schon 1699 hatte Kur¬ fürst Friedrich III. für die im Dom sich versamnielnden Refugiö's das ehemalige kurfürstliche Reithaus auf dem Werderschen 'welches Markt bestimmt, seit 1645 zum Ringel- und QuintainRennen, sowie zur Aufbewahrung des Jagdzeuges diente. Nach Grünebergs Zeichnungen wurde daffelbe nunmehr von Simonetti im schlichten Styl zu einer Kirche umgewandelt, und gleichzeitig der Werderschen (deutschen) Gemeinde überwiesen. Die Ein¬ weihung fand am 1. Mai 1701 statt; der Wiederabbruch er¬ folgte 1821, um der nach Schinkels Plan im Jahre 1830 voll¬ endeten Werderschen Kirche zu weichen. — Gleichzeitig, am

30. Mai 1701,

Bau der französischen Kirche auf dem Gensdarmen-Markt für die Be¬ sucher der

fand

die

Grundsteinlegung

zum

Dorotheenstädtischen Kirche, und, ebenfalls an einem

Mai

Jahres 1705, die Einweihung dieses, von Plan der ehemaligen Kirche zu Chareton er¬ bauten Gotteshauses statt. Den Thurm vor derselben ließ

ersten

Ca hart

des

nach dem

bekanntlich Friedrich der Große errichten.

Wenden

wir uns nun

Köpenicker Vorstadt wieder zu,

der so

Wallonen - Kapelle

in der

wurde dieselbe am 17. Fe¬

bruar 1719 zur Pfarrkirche erhoben, und demnächst im Jahre

bei,

Jene Genehmigung sei ohne sein Benennung „Luisenstadt" -Kirche

in der

Wissen erfolgt, und bleibe der Name unverletzt, welcher dem Andenken Seiner ver¬

ewigten Gemahlin gewidmet sei.

Seitdem ist jener Name der

Kirche erhalten geblieben.

In

Bezug auf die Wallonen-Kirche sagt eine zweite, eben¬ falls 1828 in deutscher Sprache erschienene, zwei Octavblätter umfassende

genannt,

Schrift: „Sie wird zuweilen weil diese Frucht vorzüglich

auch

durch

Melonen-Kirche die

französischen

Gärtner hier bekannt wurde; nicht etwa — Wallonen-Kirche, von den Wallonen oder Pfälzerkolonien, die sich gar nicht in Berlin niedergelassen haben". Dieser Annahme widerspricht die geschichtliche Thatsache; insbesondere sei auf Bachmanns vor¬ Wenn aber der treffliche Geschichte der Luisenstadt verwiesen. Herr Verfechter jener Annahme im „Bär" hinzufügt: dem Ber¬ liner habe der Name „Melonen"-Kirche zu profan geklungen, und er dafür Wallonen-Kirche — weshalb diesen Namen, wenn

überhaupt keine Wallonen in Berlin eingewandert sein

— „ausgedüftelt",

können wir dies Argument bei gerade das ihnen Berliner, dem bekannten Hange Fremdartige zu corrumpiren, nicht gelten lassen. So ent¬ stand gleichzeitig aus der ihnen sprachlich unbequemen Jouan¬ nen-Gasse eine Schwanen-Gasse, aus der Jnfanten-Brücke

sollen?

so

der

wurde eine „Elephanten"-Brücke u. s. f.

Weshalb nicht auch

109

— immerhin als eine Anspielung auf die damals eingeführte Frucht — „Melonen"- für Walloncn-Kirche?! Schließlich bringen wir von den uns zugegangenen Mit¬ theilungen noch den Auszug aus den Seiten 498 u. 499 des im Königl. Ministerium des Innern redigirten Adreß-Kalenders

für Berlin und Potsdam auf das Jahr 1877: „Schon in der Mitte des 17. Jahrhundert befanden sich eine Anzahl Franzofen in Berlin, welche 1672 einen eigenen Gottesdienst erhielten. Durch den Widerruf des Edikts von Nantes kamen 1685 viele Tausend aus Languedoc, der Dau¬ phine, Lothringen u. s. w. hierher, denen Kurfürst Friedrich Wilhelm eine Freistatt gewährte; in den folgenden Jahren vermehrte

die

sich

Zahl der Ankömmlinge.

Waldenser aus Piemont und gesellten

Bis

daß am Horizonte vor

mir blauen

Den Brieselang ich sah', in dessen Mitte Ich wußte, daß dich noch der Forstmann litte. Seit Jahren todt schon, doch nicht umgehauen.

Als nun der Weg zur Eiche war gefunden. Und das ersehnte Bild vor mir erschienen In des Oktobers warmen Mittagsstunden, Da klang vom Baum ein Summen mir entgegen, Das mich bewog, mein Ohr daran zu legen: Ich fand ihn hohl und voll von wilden Bienen.

1686 kamen die

sich zu den französischen

1689 und 1699 kamen die Wallonen, von Herzog Alba aus den Niederlanden vertrieben, und die aus der Schweiz vertriebenen französischen Flüchtlinge hier an;

III.

Flüchtlingen.

auch um dieselbe Zeit die Protestanten aus dem Fürstenthum Orange, welches an Frankreich gefallen war.

pp. c. auf der Luisenstadt.

Daß sonst ich deines Anblicks nie genossen.

pp.

pp. Französische Kirchen,

Kommandantenstraßc 5. Entstand 1700 bei Einwanderung französischer Flüchtlinge aus der Schweiz und ward anfäng¬

lich die Kapelle genannt, später Wallonenkirchc und noch

weil

Uns trug ein Land — lebend'ge Zeitgenossen — An Alter ungleich, oft dem Raum nach nahe. Ich weiß cs selber nicht, wie es geschahe,

auch

irrthümlich

später vulgariter

diese Frucht durch die

(?) die die Meloncnkirchc,

Einwanderer hier bekannt wurde." F. M.

Die üünigseiche von paufm. (Aus einer Sammlung von Sonetten, im Manuscript betitelt: Stimmen vom Tegeler See).

Jetzt, da den Lebenslauf du hast beschlossen,

Will Zufall

es, daß ich zuletzt dich sahe

Und mit der Seele noch dein Bild empfahe, Eh zu Atomen du in's All zerflossen.

Ob früh, ob spät, es glückte mir zu fügen Den Schattenriß, den ich von dir bewahre, Zu andrer Bäume weltberühmten Zügen, —

So zu dem Drago, der in Tenerife Weltalt, einst Schirm gab meinen jungen Jahren Und den Orkane rissen in die Tiefe.

IV.

I. Man nennt dich von Pausin die Königseiche. Für einen Riesenbaum giltst du der Marken, Der zum Giganten aufwuchs und erstarken Konnt', eh' es Kön'ge gab in diesem Reiche. Jetzt, borkenlos und als gespenst'ge Leiche,

Als sci'st du Zimmerholz zu styg'schen Barken, Aus Waldesdickichten, die dich verbargen. Steigt

hoch

dein Stamm in glänzend weißer Bleiche.

Nicht mehr am Saum der weiten Havclforstcn dich die alte Stätte tragen; Vielleicht, daß noch ein Weilchen du in Sagen Fortlebst, gesellet zu den Adlerhorsten

Wird lange

Und zu des Ebers Fell mit strupp'gen Borsten, Zu den Verscholl'nen aus uralten Tagen, Die wild-phantastisch in die Neuzeit ragen,

Wenn manch' Jahrhundert

Und oben in zwei ungeheure Zacken Verläuft der Schaft, längst von Gezweig' entladen, An welchem Spechte hämmerten und hacken.

Mir

In

So

Enge hält ein Rondcel dich umschlossen. Das, dicht umhegt von junger Tannen Sprossen, Sich mehr verbirgt als zeigt auf schmalen Pfaden.

schon

dein' Stamm zerborsten.

ist, als läs' bereits in Zeitungsblättern Die Kund' ich, eingesandt vom Finkenkruge, Daß dich der Sturm thät' fäll'n und niederschmettern. sei denn dir ein letzter Gruß entboten, Die Wehmuth trag' ihn hin in sanftem Fluge — Bis man, o Baum, dich auch legt zu deu Todten.

Scharfenberg, im Januar 1878.

II. Seit langer Zeit

schon wünscht' ich dich zu schauen.

Froh war der Tag, an dem auf schncllein Ritte, Vom See zur Havel lenkend meine Schritte, Ich dir entgegen flog beim Morgengrauen;

Tarl Lollc.

110 stellen, welcher Art der Familie Rind das Exemplar angehört hat, welches unserem Siegfried erlegen ist.

Der Schelch -es Nibelungenliedes. Bon Dr. Mm. DeÄmfMf.

In

Nr. 9

des

„Bär"

(h. a.) finden

Mittheilungen

sich

Säugethier-Fauna der Vor¬ zeit Brandenburgs, welcher in dem historischen Verein der Stadt Brandenburg von dem Herrn Lehrer Barne Witz

Mittheilungen aus dem Verein für die öertins.

aus einem Vortrage über die

gehalten ist;

in

diesem Vortrage

wird an die bekannten Ni-

belungcnverse:

Darnach sluoc er schiere einen wiesent und einen eich Starker üre viere und einen grimmen schelch — folgende Bemerkung geknüpft: Der Schelch ist bis jetzt noch nicht gedeutet worden. Die Lexica geben in der That keinen Aufschluß über den Schelch. Bei Wackernagel lesen wir schelch

„Bockshirsch"

(— was

der Gelehrte wohl dabei mag gedacht

sich

—) sonst aber bei den Lexikographen: Unbekanntes wildes Thier. Nun, ich meine, der Schelch wird fortan nicht haben?*)

mehr unbekannt sein.

Was wir den Slaven in unserer Cultur verdanken, festzu¬ für den Culturforscher, deren Behandlung uns mehr als ein Räthsel lösen wird. Aus der Fülle des sich hier, man möchte sagen von selbst darbietenden Materials sei nur erwähnt, daß z. B. unser Rübe¬ Eingehender, als hier am Platze zahl ein echter Slave ist. Vortrag über den Wendenkönig mein wäre, beschäftigt sich und die Boza lose, welcher demnächst in der Berliner ethno¬ stellen, ist eine Aufgabe

wird, mit

logischen Zeitschrift erscheinen

diesem

Nix,

dem Ge¬

bieter in und über dem Wasser, dem Herrn über die Fische — daß nur aus dem slavischen Worte wes (spr. wj — es) Rüster, Rothrüster, unser Wese- oder Wiesebaum sich befriedigend er¬

Wenn unser deutsches Wort Mark dem slavischen Worte graniza — Grenze gewichen ist, so werden wir die Thatsache nicht ableugnen können, daß unsere Vorfahren bei den Wenden mehr als eine Anleihe aufgenommen haben, wie die Slaven das in erhöhtem Maße ja auch bei den Deutschen gethan; so giebt Wörterbuch von Zwahr nur z. B. das Niederlausitzisch-wendische

klärt.

noch

ta mroka

Grenze,

Mark.

In

die Kategorie der Lehnworte gehört auch der Schelch. Als wir vor einiger Zeit über Worte, welche aus dem Slavischen in das Deutsche übergegangen sind, sprachen und da¬ bei zufällig des räthselhaften Schelch's gedachten, erinnerte Herr

Pastor Thiele in Cottbus an das wendische schele Kalb. Das wendische Lexikon vom Pastor Zwahr giebt folgende hier ein¬ schlagende

und

ten

keinem

schdletko,

Worte: to schele Kalb , Demin. sc heiz, das Ochsenkalb. Ich denke,

Zweifel, daß dieser

des Nibelungenliedes ist.

unterliegt

es

slavische Schelz eben unser Schelch

Ist

das aber der

Fall,

so

hat Sieg¬

fried einen Wiesent erlegt (nach Wackernagel ein Büffel), einen Elch, vier Auerochsen und

ein Bisonochse,

nach Lübben

einen grimmen jungen Stier. Victor Hehn bemerkt in

seinem ausgezeichneten Werke

über Kulturpflanzen und Hausthiere: deren Verthcilung

den Rindviehracen,

in Europa, ist finden." So darf

und Ankunft

untersuchen nnd vielleicht zu

„In

noch

viel zu wohl

ich denn

Geschichte

Am Sonnabend, den 18. Mai, theilte zunächst Herr Rechtskandidat Stechow den im Deutschen Dom Versammelten mit, daß er Dasjenige, was ihm aus Zeitungen und von Extrablättern über das Attentat Hödels zugänglich gewesen wäre, für das Archiv des Berliner Geschichts-Vereins gesammelt hätte, daß er aber an die Anwesenden die

Bitte

richte, ihn bei der Sammlung zu unterstützen, da ihm doch

einzelne Nachrichten, besonders aus fremden Zeitungen, entgehen könnten.

Jede Zusendung zu dieser Sammlung nimmt er mit Dank an*). Die Bismarcklinde wurde sodann weiter besprochen, und man einigte

über die Form und die Inschrift, die das Andenken der Linde den Berlinern bewahren soll. Die über die von der Stadt angekaufte Urkunde in der letzten Vereinigung geführte Debatte wurde fortgesetzt. An der Echtheit der Urkunde ließ sich kaum zweifeln, und man er¬ klärte sich die Entstehung derselben folgender Maßen: Joachim II. sich

wollte seiner Geliebten Geld zuwenden, welches ihr auch nach seinem Tode nicht entzogen werden konnte. Hätte er ihr ein Geschenk ge¬ macht,

so

konnte das genommen, eine Pension aber gestrichen werden;

nun gab er ihr eine Summe, die sie der Stadt lieh, und dafür eine jährliche Rente empfing. Die Stadt machte gewiß kein gutes Geschäft dabei, aber sie mußte cs dem Kurfürsten schon zu Liebe thun. Wenn man diesen Entstehungsgrund der Urkunde annimmt, so wird sie einiger Maßen verständlich, was sie aus den ersten Blick nicht ist. Herr Geh. Hofrath L. Schneider verlas dann einen Brief von Herrn Aloys-Apell aus Obcr-Eößnitz-Radcbcul, in welchem der¬ selbe Auskunft erbittet über ein Bild, welches in seinem Besitze ist. Die einschlägigen Worte lauten: „Ich bin im Besitz einer interessanten Handzeichnung, höchst wahrscheinlich von der Hand des berühmten

D. Chodowiecki

oder

I.

G. Rosenberg,

welche eine Reihe von

8 Männern und einer Frau, geleitet von einer Caritas mit 4 Kindern, in der Luft eine aus Wolken ruhende, weibliche Figur mit Lyra (Muse?) darstellt und die gleichzeitige Unterschrift trägt: Retour de la Direction de l’Ecole de Charite et de l’iuceudie arrive dans la maison du Boucher Bandow pres de l’Ecole de Charite dans la rue du Cloitre la nuit du 23 au 24 Juillet 1769. La charite l’y avoit conduite, ia joye la rameue. Derselbe Herr verlas ein Schreiben des Kgl. Kammerrath Herrn Krüger, welcher sich erkundigt, ob der Verein vielleicht Näheres wisse über ein im Schlosse Rheinsberg befindliches Zimmer, das über dem Arbeitszimmer Friedrichs des Großen liegt und „Gefängniß des

Herrn v. Klingenberg" heißt. Leider konnte die Frage nicht beant¬ wortet werden. Die Person des v. Klingenbcrg ist nicht bekannt. Von Herrn Dr. C. Brecht wurde in der Folge angeregt, der Vorstand möge doch auch seinerseits, im Namen deS Vereins, an Seine Majestät unseren Kaiser und König eine Glückwunschadreffe senden. Der Vorstand erklärte sich gern dazu bereit. Herr Dr. C. Brecht machte zum Schluß noch darüber Mit¬ theilungen, wie sich eine Fahrt durch die alten Kanäle gestalten würde. Die Kähne würde die Berliner Fischerinnung bereitwilligst stellen und ihre Leute die Leitung übernehmen. Im vorigen Bericht ist zu corrigircn: Seite 100 Spalte 1, Zeile 9 v. o. heißt es, daß die durch die Güte des Herrn Fabrikanten Haack vorgelegte Russische Kriegsdenkmünze für 1812 — im Jahre 1863 von durchziehenden Russen gekauft sei. Es ist hierfür 1813

der Zukunft und den Herren Naturforschern anheimgeben, festzu-

*) Soll Jedenfalls der Bockhirsch (roayikafog) des Aristoteles fein.

D. R.

*) Auch die Expedition des die Vermittlung zu übernehmen.

Bär (Bahnhofstraße

1) erklärt sich bereit,

111 Ferner ist Zeile 24 v. u. Kölnischer Fischmarkt 5 statt 25 zu lesen.

Zu letzterer Sitzung haben Herren, Damen und Gäste in Zahl Zutritt.

zu sehen.

unbe¬

schränkter

Die 240. Versammlung, 9. (2. außerordentliche) Sitzung des XIV. Vereinsjahres fand am Mittwoch, den 22. Mai, in Spandau statt. Gegen 10 Uhr hatten sich einige sechzig Herren und 3 Damen auf dem Lehrter Bahnhof versammelt und nach einem kurzen Imbiß ging es nach den Artillerie-Werkstätten. Dort übernahmen die Leitung und Erklärung der einzelnen Gegenstände die, zu ihrer Ausbildung dorthin commandirten, Artillerie-Offiziere. Zu besonderem Dank ver¬ pflichtet wurden die Anwesenden gegen den zeitigen interimistischen

Dirigenten der Werkstätten, Herrn Premier-Lieutenant Burg vom 27. Regiment (Darmstadt). Um 10% Uhr fand der Guß von 4 bronzenen und 2 eisernen Kanonen statt. Fast für Alle war dieses ein neues, imposantes Schauspiel. Gegen 1 Uhr versammelte man sich wieder auf dem Lehrter Bahnhöfe zu einem gemeinsamen Mittagtiich. Hier legte der oben genannte Herr noch 2 künstlerische Arbeiten der Artillerie-Werkstätten vor, nämlich aus Eisen gegossene Reliefs, das eine darstellend den König Friedrich Wilhelm III., das andere Se. Mas. den Kaiser und Ihre Mas. die Kaiserin. Gegen Schluß der Tafel verlas Herr Geh. Hofrath L. Schneider die Adresse, die der Verein an Sc. Majestät wegen der glücklichen Erhaltung vor Mördershand, absenden will, und die Versammelten stimmten begeistert ein in das dreifache Hoch, mit dem Zusatz: „Lange lebe Se.

Majestät!" Der Zug um 2 Uhr brachte noch einige Mitglieder und bald darauf begab sich die Gesellschaft in die Citadelle, wo sie vom Com¬ mandanten General v. Streit empfangen und mit Bereitwilligkeit und Freundlichkeit durch die weiten, bombenfesten Gänge und Kase¬ matten, mit den kolossalen Vorräthen von Munition, umhcrgcführt Auf einer dev Bastionen hielt sodann Dr. Kuntzemüllcr wurde. eingehenden Vortrag über die Geschichte der Festung Spandau, einen (Derselbe liegt in dieser Zeitschrift, dem insbesondere der Citadelle. Wortlaute nach, dem Leser vor). Von der Citadelle ging man nach der Nicolaikirchc in die Stadt zurück, woselbst Herr Superintendent Guthke jede an ihn gerichtete Frage bereitwilligst beantwortete und auch gestattete, daß einige Mitglieder in die unter dem Altar befind¬ liche Gruft der von Lynar hinabstiegen. Der Abend wurde in den schönen Räumen des Schützcnhauses verlebt, und die Letzten trennten sich erst gegen 11 Uhr am Brandenburger Thor in Berlin. In der am 25. Mai stattgehabten Zusammenkunft im Deutschen Dom wurden fast ausschließlich die für den Monat Juni zu unter¬ nehmenden Ausflüge, resp. außerordentlichen Sitzungen besprochen und festgesetzt. Zunächst am 5. eine Fahrt auf dem sogenannten Dieselbe wird Nach¬ (ehemaligen Festungs-) Graben. „ grünen" mittags 5 Uhr bei der Singakademie beginnen und bis zum Aussteigepunkt, am „Wusterhausener Bär", etwa 1% Stunde währen. Von dort begeben die Theilnehmer sich nach der nahe gelegenen Schultheiß'schcn Brauerei, woselbst eventuell ein entsprechender Vor¬ trag gehalten werden soll. Den Arrangements zu dieser Fahrt, an welcher auch Damen Theil nehmen können, hat Herr Dr. Brecht sich

unterzogen.

Billets sind bei Herrn C. Gerold, Unter den Linden 24, bis Montag Nachmittags 3 Uhr, in Empfang zu nehmen. — Die Fahrt, welche sehr interessant zu werden verspricht, erfolgt unter Leitung des fiscalischcn Baggcrmcistcrs Herrn Haering. Neben¬ bei bemerkt, riecht der Graben gar nicht so stark und dafür, daß die Fahrenden nicht von Oben so stark zu leiden haben, ist gesorgt. — Die darauf folgende Vereinigung der Mitglieder des Vereins ist angesetzt auf Sonnabend, den 15. Juni Nachmittags 5 Uhr, woselbst von der LipS'schen Brauerei aus ein Spaziergang durch den Fricdrichshain unter Führung des Obergärtncrs Herrn Rönnekamp gemacht werden soll. Nach demselben versammeln sich die Theilnehmer in dem Saale des Böhmischen Brauhauses, in welchem Herr Prediger Dr. Hentschel über die Geschichte des Friedrichshains einen Vortrag halten wird.

Mittheilungen ans dem Verein für die der

Geschichte

Mark Brandenburg.

In der Aprilsitzung machte Herr von Rcdcrn-Wansdorf darauf aufmerksam, daß aus der von Götze im XIV. Bande der „Märkischen Forschungen" veröffentlichten Zusammenstellung der Mär¬ ker, welche in den Jahren 1502 bis 1560 zu Wittenberg studirt haben, sich insofern ein falsches Bild des Antheils ergebe, mit wel¬ chem der märkische Adel sich der Kirchenreformation zugewandt, als der Herausgeber nur die in der Matrikel ausdrücklich als Adlige Bezeichneten dem Adel zugezählt habe. Es ergeben auf diese Weise sich nur 48 Edelleute, während offenbar, mitunter sogar nachweislich, ohne das Adelsprädikat Aufgeführte und von dem Herausgeber zu den Bürgerlichen Gezählte, märkischen Adclsfamilien angehören; so mehrere Putlitz, Bardeleben, Otterstedt, Brösigkc, Grabow, je ein Treskow, Briest, Flanß, Gröben, Lon, Barsdorf, Schapelow, Ihlow, Bredow, Platcn, Karstcdt, Königsmark, Möllendorf, Borch, Zietcn, wahrscheinlich auch die Wins. Krusemark, Bismarck, Lossow, Goltz u. s. w. — Herr Schulvorsteher Budczies setzte seine in der Februarsitzung begonnene Geschichte der Fischerei in der Mark fort. Er behandelte vornehm¬ lich die Bemühungen des Domkapitels zu Brandenburg, sich iu den Besitz der kleinen Fischerei auf der Havel oberhalb Brandenburg zu sehen, und die seit 1204 zu verfolgenden Streitigkeiten um die Fischcrcigcrcchtigkcit auf dem Riewcndtsee. In der Maisitzung las Herr Gymnasiallehrer Dr. Ernst Fischer den Anfang einer größeren Arbeit über die brandcnburgischGeorg Sabinus und Lcutinger preußischen Staatshistoriographen. gehören, obwohl sie gelegentlich als Historiographen.bezeichnet wer¬ den, nicht hierher, da jener nur in dichterischen Gebilden, dieser ohne Amt sich mit der Landcsgeschichtc beschäftigt haben. Der erste von Staats wegen bestellte Historiograph ist Joachim Hübner, ernannt im Jahre 1050. Er begann mit umfassenden Studien und war eben deshalb außer Stande, die Ungeduld des großen Kurfürsten zu befriedigen, der möglichst bald auch Fertiges zu sehen wünschte. Theils deshalb, theils wegen seiner Irreligiosität ward er in Ungnade beseitigt. Er starb 1666. — 1659 erhielt das Historiographenamt Joachim Hirtenberg (?u8torius von Hirtcnbcrg), ein gewandter Lateiner, doch mehr Stylist als Historiker. Er empfahl sich zu diesem Amte als Verfasser des verdienstlichen Flora» Polonicus wegen des engen und gerade damals vorzüglich in Betracht kommen¬ den Zusammenhangs der polnischen Geschichte mit der brandcnburgiOhne irgend etwas Märkisches geschrieben zu haben, verließ er den Dienst und starb, nachdem er katholisch geworden, 1681. —

schen.

Sein Nachfolger war ein gelehrter Niederländer, Martin Schockius, bestallt 1664, 1666 Rath und Professor in Frankfurt a. d. Oder. Trotz der Nahrungssorgen, mit denen er bei kläglicher Besoldung, und trotz der Schwierigkeiten, mit welchen er in Folge seiner Nichtkenntniß der deutschen Sprache zu kämpfen hatte, ging er mit einem Fleiße, der seine wissenschaftliche Begabung weit überragte, an die Lösung der Aufgabe. Dem großen Interesse entsprechend, welches der Kurfürst an dem Fortgange der Arbeit nahm, fing er bereits 1665 zu drucken an; er ist jedoch über die ersten Probebogens welche die fabelhaften Ueberlieferungen der ältesten Geschichte kritiklos wieder¬ holen, niemals hinaus gekommen; die Censur des kurfürstlichen Rathes von Somnitz, unter die er gestellt ward, und die, meistens mit gu¬ tem Grunde, sich nicht nur auf sachliche Bedenken, sondern auch auf die sprachlichen Mängel erstreckte, mag ihm die Arbeit verleidet haben, der schon im Jahre 1668 der Tod ein Ende machte. Von Martin Schockius ist im Drucke nichts veröffentlicht worden; seine Samm¬ lungen zur vaterländischen Geschichte aber besitzen wir, und diese haben immer noch einigen Werth, sowohl der benutzten Dokumente halber, die jetzt nicht mehr vollständig erhalten sind, als auch wegen der

die

Zeitgeschichte

Kurfürst ihm mündlich

betreffenden zu machen

Mittheilungen,

für gut fand.

welche

der

große

112

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05

Die „Allgemeine Preussische Lehrerzeitung“ erschien bis jetzt in Charlotten¬ burg und ist mit dem Monat Mai in unsern Verlag übergegangen. Sie wird — ohne jede Veränderung in der Redaktion — hier in Berlin wöchentlich 6 mal in der bisherigen Weise erscheinen, und kann durch jede Post-Anstalt und Buchhand¬ lung bezogen werden. Die Expedition und das offizielle Redaktionsbureau haben wir in unser Geschäftslokal: Berlin SW.„ Markgrafen-Strasse 23, verlegt, wohin wir sämmtliche, die Zeitung betreffende Sendungen zu dirigiren bitten. Der Inhalt einer jeden Kummer der „Allgemeinen Preussischen Lehrer-Zeitung“ ist in drei Theile, nämlich in einen politischen, in einen pädagogischen und einen Inseraten-Theil gesondert. Der erste enthält Leitartikel über die neuesten Vorkomm¬ nisse in der inneren und auswärtigen Politik, über Volkswirthschaftslehre und ihre wechselseitigen Beziehungen zum Lehrerstande und zur Schule, unterhaltende und gemeinnützige Mittheilungen, Korrespondenzen und telegraphische Depeschen; der zweite Theil bringt pädagogische Fachartikel, Mittheilungen aus dem Schul - und Lehrerlehen, Vereins-Nachrichten, Rezensionen und vor Allem die Verfügungen hoher und höchster Schulbehörden im Originaltext; den dritten Theil bilden Inserate des mannigfaltigsten Inhalts: in diesem sehr reichhaltig ausgestatteten Theil spiegeln sich das volkswirtschaftliche Leben und der öffentliche Verkehr des Publikums und der Behörden mit der Schule ah. DM- Die „Allgemeine Preussische Lehrer-Zeitung“ entspricht also den Anfor¬ derungen an eine politische und eine Fachzeitung und löst die Aufgabe beider gleich¬ zeitig. -MM Wir laden hiermit alle Lehrer und Lehrerfreunde zum Abonnement auf die „Allgemeine Preussische Lehrer-Zeitung“ ein und bitten, hei Bestellungen auf der Post die Nummer der Zeituugs-Preis-Liste (No. 74 a. im ersten Nachtrag, Charlotten¬ burg) anzugeben. Sämmtliche, seit dem 1. Januar erschienenen Nummern können nachgeliefert werden.

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Kassel, Stadt-Archivar

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herausgegeben von

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Ferdinand Meyer.

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Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. 1) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro Sgesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Nud. Messe,

Beruh. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Das Derfflinger'sche Haus am Cölnischcn Fischmarkt. Von 8. Schneider. (Fortsetzung.) — Geschichte der Citadelle und Festung Spandow. Lr. Kuntzemüller. — Alphabethische Zusammenstellung in Berlin geborener, sowie in Berlin gestorbener berühmter Personen. Von Otto Runk. — Ein Erlaß des Königs Friedrich Wilhelm I. — Literatur. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins. Von

Das Derfflinger'sche Haus aur Cölnischen Fischmarttt. Von £.

Stsinciisfr.

(Fortsetzung.)

d.

und und zuwißen

sey

Mercury d.

8 Aug. A° 1677. hiermit, daß heulte untengesetzten

dato (tit.) Hr. Christian Friederich Bartholdi Churfürst!. Brandend, geheimbter und Müntz Secretorius auff erhaltene special ordre, so unter dato den 1 Aug. dieses 1677", Jahres produciret, sich mit Mons. Werner Cberhardten folgender gestalt verglichen 11

1. Daß Herr Werner Cberhardt völlig

auff

freien Fueß

2.

Ihme auch der rechtliche process eröffnet, Cr in seiner streitigen Sache völlig mit allen umbständen und Exceptionibus gehöret, die im Churfürstl. Cammergericht gebräuchlichen Remedia juris ihm vergönnet vnd entlich durch Vrthel und gebrauch nach

in

seiner streitigen Sache condernniret.

3, Werner Eberhardt biß Weynachten

sich

Sr. Churfürstl.

Durchl. zu Brandend, pp. so gnädig sein werden und ihn wieder diejenige, so durch ihre Nachlässig¬ keit ihm in äußersten min gesetzet, schleunige justitiam administriren, und zurecht verholffen werden, welche letztere

condition

dennoch Werner Cberhardt

so

wenig alß auch von

der Zahlung nach gesetzt befreyen soll.

Und in solchen fällen verspreche ich, Jeremias

gestellet

Recht Churfl. Brandend. KammerGerichts

5, Daß

zu

sistiren Zeit

gelaßen.

Der Salvus conductus ihm, wie zurecht beständig, ertheilet, auch daß er macht haben soll, so wol ante alß in termino zuerscheinen, frey unbt sicher, ohne einiges Menschen contradiction ab unbt zuzureisen, seine Sache bestens Ver¬ mögens zu treiben und zubefördern.

Wilhelmi,

daß wen er alßden durch Urthel undt Recht, wie ob angeführet

condemniret zwotausend Fünfhundert Reichsthaler und zwar auff Hr. Werners ordre auff die erste folgende Leipziger Meße tausend Thaler an drittel, die andere Meße wieder tausend Thaler, die dritte Meße Fünfhundert Thaler vnd zwar alles an drittel zu zahlen. In fall auch Hr. Werner in termino, ohne daß ihm Gottes Gewalt abhielte, nicht erscheinen solte, in solchen fall soll die Zahlung alsobald die folgende Neujahrs Meße 1678 und sofort gehen und volführet werden. So auch Hr. Werner Cberhardt vor geendigten proces ober ante terminum des Weynachtsfestes mit Tode abgehen sollte, in solchen fall soll und will seine Fraw und ich alß cavent und unsere Erben Einer für alle, solchen proces proseguiren, und so einig widrig Urtheil ergehen solte, die 2500 Thaler wie obgedacht bezahlen. In fall auch ich solche termine post sententiam definitivum nicht einhalten solte, So verpflichte ich mich hiemit alle Un¬ kosten und Zinsen ä tempore mora zugleich mit zu zahlen

114 und abzutragen und soll nnch hiervon keine exception, sie nahmen wie Sie wolle bestehen, wie ich denn auch allen tarn in genere tarn in specie hiemit wolbedächtlich habe

renuncyiret haben wil. Act. den 8. Aug. Ao: 1677. Christian Friedrich Bartholdi Hr. Meurer Jeremias Wilhelmi. Attestor Wir Bürgermeistere und Rath der Stadt Hamburg thun kund und bezeugen hiemit für jedcrmänniglichcn, daß die unter vorhergeschriebcnc Vergleich befindliche 8nhscription unsers vielgeliebten MitBürgersmeisters des Woledlen, und hochge¬ lahrten und hochweisen Herrn Heinrich Meurers JVZii eigen¬ Zu mehren Uhrkunde händige Nahmens unterschrifft sey. Rath obgemelt unser Bürgermeister und haben wir dcßen gewöhnliches Stadt Socret-Siegcl hierunter laßen drucken.

Actum 8'k" Angnsti Ao. 1882 Ex speciali commissione Spaetabilis (L. 8.) senaty civitatis Hamburgensis Henricus Schröter J.VLtt) ejusdem Reipubl. Secretary subscripsit.

Mit

dieser Abmachung scheint der Kurfürst einstweilen zu¬

Werner Eberhard blieb in seinem zu sein. Verhältniß zu Mecklenburg, kam aber nicht nach Berlin und muß es tvol verstanden haben, das gegen ihn angestrengte Ver¬ fahren in die Länge zu ziehen, denn es blieb bis zu seinem 1680 erfolgten Tode unerledigt. Als der Kurfürst den Tod seines ungetreuen Münz-Arendators erfuhr, ließ er sich die Akten und die mit demselben frieden

gewesen

stattgefundenen Verhandlungen vorlegen und als er

sich

überzeugt

hatte das eigentlich nichts als jene Bürgschaft eines Hamburger Bürgers für 2500 Thaler vorlag, befahl er am %7 Dezember 1680

Stephani

und am 16. Juni 1681 dem Geheimen Müntz-Sekretär Bartholdi die Angelegenheit ernstlich in die Hand und wieder aufzunehmen, sich an das in Berlin dem Geheimen Rath

hinterlassene Haus

und Vermögen des Verstorbenen

zu halten,

was seine Wittwe ihm zugebracht und welche Schulden auf dem Hause stehen, auch alles Mögliche anzuwenden um jene 8816 Thaler für den Fiseus zu retten. Dazu sollte ein Kammergerichts-Rath kommittirt werden, der denn auch die Sache bis zum 23. September 1681 führte und feststellte, was

zu

erforschen

bereits im Eingänge mitgetheilt wurde. Außerdem geht aus dem Protokoll (im Geheimen StaatsArchive) hervor, daß außer der Forderung des Kurfürsten noch die folgenden Schulden auf dem Hause standen:

St. Peiri-Kirche

mit 1000 Thaler dito . . . „ 400 „ 2) 100 Primsleben Paul „ 3) 4) die Wittwe Eberhardten. . „ 1500 „ 5) Hedwig v. Offen geb. v. Kracht „ 3000 dito „ „ 146 6) Da die Wittwe ihre Klagen und Beschwerden beim Kam1) die

.

.

.

....

.

Geschichte der Citadelle und Festung Spandow. Von Dr. KiinhrmüIIcr. (Schluß.)

Am 17. März 1643 nahm Kurfürst Friedrich Wilhelm im Hofe der Festung die Huldigung der Städte des Havellandes und der Zauche entgegen. Er selbst hatte mit seinen Räthen und seinem Gefolge auf einer dazu hergerichteten Tribüne Platz genom¬ men. Neben dem Kurfürsten stand der Erbmarschall Adam George Gans Edler zu Putlitz mit entblößtem Schwerte. Vor der Tribüne waren die Abgeordneten der Städte, ehrwürdige Rathsherren und ansehnliche Bürger, unter Führung des Petrus Weizke, Bürger¬ Im Namen meisters der Altstadt Brandenburg, versammelt. der Städte erwiderte Weizke die Anrede des Kanzlers Sigismund von Goez mit geziemenden Worten. Dann entblößten Alle das Haupt, erhoben zwei Finger der Rechten und schwuren den Huldigungseid, wie ihn der Lehnseeretarius Sebastian Stripe vorsprach.

Am 4. Juni 1675 erschienen die Schweden vor Spandow. Der Kommandant du Plessis ließ von der Festung mit Kanonen auf sie feuern und traf alle Anstalten zur Vertheidigung. Die Schweden machten jedoch keine Versuche, Stadt und Festung zu erobern. 1691 wurde die Festung von einem schweren Unglück heim¬ gesucht. Am 31. August schlug der Blitz in den Pulverthurm der Johannisbastei. Dieser wurde durch die Explosion des darin befindlichen Pulvers von Grund aus zerstört, ebenso die Gewölbe der Bastei und die in' der Nähe liegenden Häuser; 21 Menschen verloren dabei das Leben. Eine Tafel von Stein, welche noch heute an dem inneren Mauerwerke der Bastion Kronprinz sich befindet, meldet das Ereigniß mit folgenden Worten: „Anno 1691 d. 31. Aug. bei Regierung Friedrichs D. G. dritten Kurfürsten zu Brandenburg hat das Gewitter in den kurfürstlichen Festungswerken eingeschlagen und 964 Centner

Pulver angezündet, wodurch alle die Gewölbe bis auf den Grund zerschlagen wurden, auch sonst großer Schaden gestiftet. 21 Menschen sind hierbei um ihr Leben gekommen, wovon zehn sogleich unter den Steinen ihr Grab fanden." Die Wiederherstellung der Bastion ging nur langsam vor sich und scheint erst 1700 beendet worden zu sein. Im Jahre 1709 ließ der König eine Coneordieneapelle in der Festung erbauen, welche nach den Ergebnissen einer im Jahre 1822 vorgenommenen Aufräumung in der Nähe des Juliusthurms gelegen haben muß. Während des zweiten schlesischen Im Anfange des sieben¬ Krieges wurde die Festung armirt. jährigen Krieges, als die Schweden 1757 Berlin bedrohten, flüchteten die Königin, alle Mitglieder des königlichen Hauses und sämmtliche Staatsminister in die Festung Spandow. Dasselbe scheint auch im Oktober 1760 geschehen zu sein, als die Russen und Oesterreicher Berlin angriffen. Die Kosaken streiften

damals bis in die Nähe Spandows und wurden von

mergericht gegen die Forderung des Kurfürsten einbrachte so gingen die Akten des als Spruchreif erkannten Prozeßes an die Universität Marburg, welche am 30. Oktober 1682 zu Gunsten

der Festung aus mit Kanonen beschossen.

des Kurfürsten entschied.

Gefängniß für Staatsverbrecher benutzt. Hier saß der Exminister von Danckelmann vom Dezember 1698 bis zum März 1700 in Untersuchungshaft. Hier büßte ferner der Kammerdiener

(Fortsetzung folgt.)

Schon unter dem großen Kurfürsten, besonders aber unter seinen königlichen Nachfolgern, wurde die Festung Spandow als

Friedrichs d. Gr., welcher den König auf östreichische Veranlaffung vergiften wollte, 23 Jahre lang in einem schauerlichen, jedem Tageslichte verschloffenen Gewölbe, sein noch im letzten

115 Augenblicke

reuevoll

bekanntes

Vorhaben.

Und

so

war die

Citadelle Spandows noch vielen anderen politischen Verbrechern der

Ort,

welcher ihnen

Muße zum Nachdenken und zur Reue

tiber ihre Unternehmungen gewährte.

Am Ende des achtzehnten Jahrhunderts scheint man die Befestigungen Spandows arg vernachlässigt zu haben.

In

den

Jahren 1803 und 1804 besichtigte der Director der IngenieurAkademie zu Potsdam, Generalmajor von Rauch, mit dem Oberst¬ lieutenant Meinert und seinen Eleven, geführt von dem damaligen Ingenieur-Offizier vom Platz, Capitän Berger, die Citadelle und die Stadtbefestigung. In seinen Berichten schildert er den Zustand jener als überaus kläglich, und nennt die Werke dieser verfallen. Die Stadtbefestigung hatte folgenden Verlauf genommen: Im Jahre 1319 war die Stadtmauer erbaut worden?') Zwei Jahrhunderte später, in den Jahren 1523 bis 1538, hatte mau jenseits des Stadtgrabens einen einfachen Wall aufgeworfen, den Merian in seiner Topographie einen unförmlichen nennt. Während des dreißigjährigen Krieges wurde von 1625 bis 1648 die Stadtbefestigung den neueren Anforderungen gemäß mit drei Bastionen, Ravelinen und einigen Lünetten versehen. Wegen An¬ lage eines Bollwerkes vor dem Potsdamer Thore wurde das dortlicgende Hcilige-Geist-Hospital und das Schützenhaus abge¬ tragen. Danials wurde auch das Neue oder Oranienburger Thor

Am Morgen des 25. October sprengten die ersten französischeil Reiter ungehindert durch das Potsdamer Thor in die Stadt hinein; bald folgte Infanterie und Artillerie. Diese Truppen setzten sich am Berliner Thore und in den Mühlen au der Schleuse iu unmittelbarster Nähe der Citadelle fest. Der Kommandant Benneckendorf verbot auf den Feind zu schießen, und nachdem er von demselben drei Mal zur Ucbergabe aufgefordert war, hielt er mit dem Oberstlieutenant von Obstfelder und den JngenieurCapitänen Berger und Meinert einen Kriegsrath ab. Alle außer Capitaiu Meinert stimmten für Ucbergabe der Festung an den Feind, „weil die Festungswerke nicht haltbar seien, es an Munition und Besatznngstruppen fehle, und durch eine Vertheidigung dem königlichen und Privatintcressc durch den Verlust an Gebäuden sehr geschadet würde." Nun erschien ein feindlicher Offizier auf der Citadelle, um die Capitulation abzlischließcn. Während man noch verhandelte, nahm der Commandant den Marschall Lanncs in die Citadelle auf. Bald darauf geschah noch Wunderbareres. Die Eingänge ein.

zur Citadelle waren

sorglos bewacht, daß es den Franzosen

so

ohne Widerstand einzudringen. Sie vertrieben die Besatzung, welche keinen Befehl zur Vertheidigung

gelang in großer Menge

hatte, von den Wällen und setzten

sich so

für das eingehende Heide Thor, dessen Lage leider nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen ist, erbaut. Schon früher war das Berliner Thor, statt des, auch nicht mehr seiner Lage nach genau zu bestimmenden Mühlen Thores, erbaut worden. Da man jedoch späterhin wenig oder garnichts für die Erhaltung der Werke der

So kam die Festung Spandow, war, in Feindeshand und eröffnete

Stadtbefestigung hat,

vielen,

war

natürlich, daß dieselben allmählich verfielen; 1806 waren sie iu einem durchaus nicht vcrtheidigungsfähigen Zustande. Am 16. October dieses Jahre? erhielt der damalige Kommandant, Major von Benneckendorf, vom OberKricgs-Collegium Befehl die Festung Spandow in Verthcidigungszustand zu setzen. Von Berlin kamen 24 Stück Geschütze und ein Artillcrie-Commando. Am 19. October traf der Ingenieur vom Platz, Capitän Berger, welcher sich sonst in Potsdam auf¬ hielt, in Begleitung des Jngenieur-Capitäns Meinert in Spandow ein. Letzterer hatte vom Ober - Kriegs - Collegium den Befehl erhalten, die Festung gegen einen coup de main zu sichern. Er begann die Arbeit sofort und bewirkte soviel, daß die Festung

gegen den

einem etwaigen

so

es

ersten feindlichen

Sturm

gesichert

war und

widerstehen konnte.

Die Besatzung bestand aus des Regiments

Angriff

dem dritten Musketierbataillon

Sr. Majestät

des Königs unter dem Oberst¬ lieutenant von Obstfelder, der Jnvaliden-Compagnie des Regiments von Arnim, unter Major von Loos und 38 Artilleristen, im Ganzen

ans 974 Mann. Für jedes Gewehr waren 60 Patronen vorhanden; außerdem hatte man 71 Kanonen aller Kaliber, und in der Citadelle 165 Centner Pulver und Lebensmittel für ungefähr vierzehn Tage.

Der Kommandant, Major von Benneckendorf, hatte durchaus keine Anstalten zur Vertheidigung der

jedoch

Stadt getroffen.

ehe

die Capitulation abgeschlossen war.

erfolgte

die Uebergabc.

Die Besatzung wurde kricgsgefangen,

die Offiziere derselben aber wurden auf Ehrenwort entlassen.

so

Könige zur Festungshaft begnadigt. Im Januar 1809 wurden alle drei zur Abbüßung ihrer Strafe auf die Festung Spandow gebracht. Berger wurde am 9. Dezember 1809, von Obstfclder am 3. Januar 1811, von Benneckendorf durch die Gnade des Königs am 19. Juni 1814 ans der Haft entlassen. vom

Am 26. October 1806, Nachmittags,

Napoleon auf Spandow. Vom er den Stadtwall entlang zur Citadelle,

sich

allenthalben unent-

In

der Nacht vom 24.

Juni

Franzosen unter den Marschällen

zum 25. October schloffen die

Murat und Launes Spandow

Potsdamer Thore aus ritt besichtigte diese und ritt dann durch die Stadt nach Charlotten¬ burg. Hier verfügte er noch am Abend des 26., daß die Festung Spandow sogleich in Stand gesetzt, die Werke derselben verstärkt, der Platz mit Artillerie, Munition und Lebensmitteln aller Art auch ein Hauptlazareth daselbst eingerichtet und die in Berlin gefundenen Waffen dorthin gebracht werden sollten. Dieser Befehl wurde sogleich ausgeführt. Am 3. Dezember 1808 verließen die Franzosen Spandow. Preußische Truppen besetzten nun wieder die Festung, zu deren

versehen,

)

Riedel, cod. dpi. I. 11. 25.

von

Mandelslohe

ernannt

wurde.

die von den Franzosen angefangenen Be¬ festigungsarbeiten fort, und befestigten auch den Stresow durch setzten

und Anlage von fünf Schanzen längs des Schlangengrabens. Diese Arbeiten wurden eingestellt, als Spandow nach Abschluß des Bündnisses zwischen Preußen und Frankreich,

ein Retrachement

am 26. März 1812, 21

besuchte

seinem Wege von Potsdam nach Charlottenburg

Die Preußen

schloffen, furchtsam und zurückhaltend.

traurigen Reigen jener

Durch kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 9. Dezember 1808 wurde der Major von Benneckendorf zum Tode, der Oberst¬ lieutenant von Obstfcldcr zu zwei Jahren, und der Kapitän Berger zu einem Jahr Festungshaft vcrurtheilt. Der Erste wurde

Commandanten der Oberst

Ueberhaupt zeigte er

den

Unglücksjahres 1806.

daß die

wieder herstellten.

ohne daß ein Schuß gefallen

überaus schmachvoll gefallenen preußischen Festen des

Er nahm

die ganze Besatzung in die Citadelle und duldete auch, Bürger die abgetragene Brücke vor dem Potsdamer Thore

in den Besitz der Citadelle, Um vier Uhr Nachmittags

welche zusammen

französische

Truppen aufnehmen mußte,

mit den Preußen Stadt und Citadelle

besetzten.

116

Der Zug Napoleons nach Rußland führte zur Auflösung Die Russen drangen in Preußen ein. und erschienen die ersten Kosaken auf dem 1813 Februar ani 20. Charlottenburger Berge. Ani Abende desselben Tages wurde die Stadt und Festung Spandow durch den französischen GeneralGouverneur Barthelemy in Belagerungszustand erklärt. Die Be¬ wohner der Oranienburger und Potsdamer Vorstadt, sowie die der großen Armee.

Stresow und der in der Nähe der Citadelle gelegenen Ge¬ bäude wurden angewiesen ihre Häuser innerhalb 24 Stunden Sie zogen mit ihren Habseligkeitcn theils in die zu räumen. des

Stadt, theils auf Schiffe, die Einwohner der Stadt aber schaff¬ ten ihre bewegliche Habe zum Theil aus der Stadt, zum Theil in Kellern oder feuerfesten Gewölben. Am 24. Februar bestand die französische Besatzung 1) aus einem Bataillon von 530 Mann, das aus den Trüm¬ mern des Ney'schen Corps zusammengesetzt war und die

bargen

sie dieselbe

hielt; 2) aus einem Bataillon Citadelle

besetzt

129. Regiments, größtentheils Holländer und Deutsche, etwa 500 Mann stark; 3) aus 1800 Mann polnischer Truppen mit 187 Offizieren, 4) aus drei Compagnien Artillerie, gegen 300 Mann; 5) aus einer Trainabtheilung von etwa 50 Mann mit 125 des

Pferden.

In

der Nacht vom 3. zum 4.

März wurde der General-

Gouverneur Barthelemy durch den Divisionsgeneral Bruny abge¬ Dieser traf sofort alle Maßregeln zu einer energischen löst. Vertheidigung. Schon am 4. März ließ er die Gebäude des Stresow, den Gasthof zum rothen Adler und die Gebäude des Justizamtmanns Bitter vor dem Potsdamer Thore, einige dreißig Häuser der Oranienburger Vorstadt und die Häuser und Meie¬ reien vor dem Berliner Thore, hinter der Königlichen Gcwehrfabrik, niederbrennen. Am 7. März wurden die Gebäude der

Scharfrichterei in Brand gesetzt. Inzwischen hatte Preußen sein Bündnis; mit Rußland ab¬

bringen, wurde am 12. April der Platzcommandant Villaroche Offizier aus der Stadt abgeholt. Der russische Oberbefehlshaber, Graf von Wittgenstein, gab jedoch dem Villaroche nicht die Erlaubniß zur Reise nach Magdeburg. Die Belagerer hatten unterdessen, außer der Batterie bei Ruhleben, noch drei andere in der Oranienburger Vorstadt, die eine der¬ Alle diese Batterien selben auf den Schülerbergen, angelegt. eröffneten am Morgen des 17. April ein lebhaftes Feuer auf durch einen preußischen

Nachmittags

die Citadelle.

standen

mehrere Gebäude

derseben

in Flammen. In der Nacht vom 17. zum 18. April Bombardement sehr nach; desto lebhafter wurde es am Morgen Es war während der Nacht des 18., des ersten Osterfeiertages. ließ das

eine neue Batterie an der Berliner Straße Ruhleben und dem Stresow angelegt Vorwerk zwischen dem worden. Bald nach 12 Uhr Mittags flog das Laboratorium in der Bastion Königin in die Luft und legte eine gewaltige Bresche in die Bastion. Nachmittags gingen das große Magazin in der Citadelle und der Juliusthurm in Flammen auf; am 19. be¬ gann das Bombardement mit erneuter Lebhaftigkeit. Das Ziel dcffelben war besonders eine französische Batterie am Berliner-

von den Belagerern

Thore. Da sic dicht an der Stadtmauer lag, so war es natür¬ lich, daß eine Menge von Geschossen in die Stadt flog. Am Morgen des 20. April wurde es wieder ruhig. Von den Bastionen König und Königin wehten die Franzosen mit weißen Tüchern und eine preußische Batterie erwiderte dies Zeichen. Bald darauf ritt der Adjutant des Generals von Bruny mit einem Trompeter als Parlamentair zum Thore hinaus. Der General von Thümen erwiederte jedoch auf die von den Franzosen angebotene Kapitu¬ lation — freier Abzug der Garnison mit Gewehr, Geschütz und Bagage, — daß, wenn sich dieselben nicht auf Gnade und Un¬ gnade ergäben, die Stadt in Brand geschossen und mit Sturm genommen werden solle, die Besatzung aber über die Klinge springen müsse. General von Bruny machte hiervon dein Ma¬

ihm frei, eine Deputation an Fürbitte für die Stadt Gegen Abend reisten der Bürgermeister und der einzulegen. Kämmerer Daberkow als Deputirte ins preußische Hauptquartier. Bald daraus eröffneten die preußischen Batterien ihr Feuer auf die Stadt. Der Damm, der Kolck und die Mühlen hatten be¬ gistrat Mittheilung und stellte

es

Die preußische Besatzung, im Ganzen 80 Mann, geschlossen. konnte also nicht länger in Spandow bleiben. Am 10. März erhielt sic den Befehl zum Abmarsch. Man fürchtete, daß der französische Gouverneur sich dem Abmarsche widersetzen würde; er erfolgte jedoch ungehindert, unter Trommelschlag, am Btorgen Am 21. März wurden die vor dem Potsdamer des 11. März.

den preußischen General zu schicken und

Thore noch stehenden Gebäude, eine Reihe von Scheunen, die krummen Gürten und die Häuser des Kietzes und des Burgwalls von den Franzosen niedergebrannt. Inzwischen hatte der Oberstlieutenant Meinert von dem

die Kahn- und Havelgasse und die Breitestraße bis zum Markte hin in Flammen. Die Bewohner der Stadt flüchteten in Block¬

Befehl erhalten, die Festung mit Wegen Mangels an Belage¬ Truppen zu berennen. rungsgeschütz konnte in den ersten Wochen jedoch nichts Ernstliches unternommen werden. Es wurden Schiffbrücken bei Pichelsdorf und Valentinswcrder geschlagen und die Festung eingeschlossen. russischen General Wittgenstein

russischen

Erst

am 9.

April

eröffnete

eine

bei

Ruhleben

aufgeworfene

preußische Batterie ein schwaches Feuer auf die Citadelle.

Nach

der am 27. März erfolgten Kriegserklärung Preußens an Frank¬ reich hatte ein preußisches Corps unter dem General von Thümen, der Festung Spandow, die Belage¬ Am 10. April wurden die Franzosen durch den Ingenieur Major von Markoff zur Uebergabe aufgefordert. Am folgenden Tage erschien derselbe wieder und schloß mit dem General von Bruny eine Convention ab. Um diese dem Vicekönige von Italien nach Magdeburg zur Genehmigung zu über¬

ehemaligen Kommandanten

rung übernommen.

sonders

zu

leiden.

Nach 9 Uhr

Abends standen der Behnitz,

sie sich in ihren Gärten hatten erbauen lasten, und in Keller; nur wenige blieben in ihren Wohnungen. Um Mitter¬ nacht stürmten die Preußen, wurden aber abgeschlagen. Am fol¬ genden Morgen schickte General Bruny einen Parlamentair ab. Er kam mit der Nachricht zurück, daß die Preußen bedingungs¬ lose Uebergabe verlangten, oder um 6 Uhr Abends den noch übrigen Theil der Stadt in Brand schießen würden. Bruny setzte hiervon den Magistrat in Kenntniß mit der Bemerkung,

häuser, die

daß er sich bis auf den letzten

Mann vertheidigen werde, wenn

man die von ihm angebotenen Bedingungen nicht annehme; man möge nochmals einen Versuch machen, den preußischen General Es reisten darauf der Apo¬ zu bewegen, die Stadt zu schonen. Stadtgerichtsdirector Jahn in das preußische theker Döhl und der

Charlottenburg ab. Die Bewohner der Stadt in die Keller, besonders in die des Zucht¬ erwartete man die sechste Abendstunde. Sorge banger hauses. In Sie verlief, ohne daß man den Donner der Geschütze hörte. Um

Hauptquartier

nach

flüchteten von neuem

117

„Es sind zwei Parlamentaire da, ein Civilist!" Bald darauf ließ der Gouver¬

7 Uhr rief man freudig:

Stabsofsizier und ein neur bekannt machen, daß es wahrscheinlich zum Abschlüsse einer Kapitulation kommen werde und ein Waffenstillstand bereits ab¬

Nun wurden die Keller geräumt und Löschversuche Tage, den 22sten gegen Mittag, kehr¬ folgenden Am gemacht. ten die zwei Deputirten aus dem preußischen Hauptquartier zurück mit der Nachricht, daß alle Hoffnung vorhanden sei, die Stadt werde durch eine Konvention in preußische Hände geliefert werden. Am 24. April wurde die Kapitulation abgeschloffen. Am 25sten erschienen die preußischen Commiffare in der Stadt und mit ihnen auswärtige Freunde der Spandower. Es war großer Jubel. Am 26sten räumten die Franzosen den Stresow und am Morgen Eine Stunde nach ihrem des 27sten verließen sie die Stadt. Abgänge zogen die Preußen und Russen unter Führung des Generallieutenants von L'Estoq in die von den Feinden befreite Stadt ein. Sie wurden mit dem lautesten Jubel empfangen und unter den Rufen: „Es lebe Friedrich Wilhelm! Es lebe Alexander! Es leben die braven Preußen und Russen!" durch geschlossen sei.

die Straßen begleitet.

Die Stadt und die Citadelle hatten durch die Belagerung Von den Franzosen waren außerhalb der Stadt schwer gelitten. 104 Häuser und Gehöfte niedergebrannt worden, und in der

in Asche Von der Citadelle schreibt ein Augenzeuge: „Welche Greuel der Verwüstung sind dort ange¬ richtet! Wie fürchterliche Tvdteugerippe starren jedem Eintretenden die hohen Mauern der Magazine an. Man weiß sich kaum zu orien-

Stadt waren in Folge

des Bombardements 69 Häuser

gelegt und 15 schwer beschädigt.

tiren, wenn man früherhin auch noch so gut Bescheid gewußt hat. Fast bei jedem Fußtritte stößt man auf Stücke von Bomben und Granaten und auf Löcher, die sie gewühlt haben. Doch hier trifft keine Beschreibung zu; so etwas muß man selbst sehen, und cs ist werth, daß man es sieht." Nach Beendigung der Belagerung ging man sofort an die Wiederherstellung der Werke der Stadt und der Citadelle. Wäh¬ rend des Waffenstillstandes wurde durch den Major Reiche vor

Stadt ein verschanztes Lager angelegt. Es wurde durch eine Reihe von acht Schanzen, ungefähr in der Richtung der jetzt im

der

Bau begriffenen neuen Enceinte von der Havel zur Spelte, um¬ schlossen und konnte 40 Bataillone aufnehmen. Nach dem Kriege that man jedoch nichts für die Erhaltung dieser Werke. Sie verfielen allmälig. Erst 1866 wurden fünf der Schanzen wieder

mit Blockhäusern versehen. Jetzt ist eine dersel¬ in die neue Enceinte aufgenommen, die andern Die in Bresche gelegte Bastion Königin wurde erst in

hergestellt und

ben, die Eckschanze,

fallen. Nach den Jahren 1832 bis 1842 vollständig wieder hergestellt. Vollendung derselben begann man den längst geplanten Umbau der Stadtbesestigung und füllte damit eine Reihe von Jahren aus. Gleichzeitig wurden die Befestigungen der Pulver- und Gewehr¬ fabrik angelegt. 1855 nahm man die Verstärkung der StresowSeit bcfestigung in Angriff und arbeitete bis 1866 daran. 1866 ist dann nichts Wesentliches an den Befestigungen ver¬

ändert worden, bis 1872 durch das Reichsfestungsgesetz Spandow unter diejenigen Festungen aufgenommen wurde, die be¬ Seit dem vorigen deutende Verstärkungen erfahren sollten. Jahre arbeitet man an der neuen Enceinte. Außerdem soll noch

eine

Reihe

von Forts

und dadurch Spandow werden.

in weiterer Umgebung

angelegt

zu einer Festung ersten Ranges gemacht

Die Citadelle hat heute ihre militairischc Bedeutung wohl darin, daß sie des deutschen Reiches Kriegsschatz behütet und bewahrt. Seit 1873 trügt der Juliusthurm in seinem hohen Haupte die schwere Bürde von 120 Millionen Mark in purem Golde. Diese vielbesprochenen Millionen haben seinen Namen weit hinausgetragen in die Welt. Er, der oft sein Haupt geschüttelt haben mag über die Schmach, welche Preußen und Deutschland von den Franzosen zu erdulden hatte in jenen Jahren der Schande von 1806 bis 1812, er trügt jetzt in sich den Schatz, den Deutschland erworben hat, indem es jene vornehmlich

Möge er ihn recht lange bewahren

Schmach rächte.

als ein

Zeichen des Friedens, zum Heile des Vaterlandes! Slum.: Herr Dr. Kuntzemüller bittet uns, zu erwähnen, daß die in voriger Nummer gebrachte Abbildung nach Merlan schwerlich den damaligen Ver¬

D. R.

hältnissen entspreche.

Alphabetische Zusammenstellung in Berlin geborener, so-

ivie in Berlin gestorbener berühmter Personen*). Von Mio flunsi, Pvst-Secretair.

Will). Herm. Ab ich, Geolog und Reisender, *11. Dec. 1806. Friedrich Chr. Accum, Prof, der Chemie, Physik, Mineralogie, ff 28. Juni 1838. Franz Karl Achard, Begründer der Rübenzuckerfabrikation, * 28. April 1753.

Heinrich Wilhelm Adalbert Prinz von Preußen, Admi¬ ral, * 29. October 1811.

Agricola,

Joh. Friedrich der Kapelle

Fr.

Musiker u. Musikschriftstcller, Direktor Gr., ff 1. December 1774. Musikers Johann Friedrich) Agricola, geb. d.

Emilia (Frau des Molteni, eine der berühmtesten Sängerinnen ent. der ital. Oper in B., ff 1780. Eleonore de Ahna, Sängerin, ff 10. Mai 1865. Jean Pierre Früdsric Aucillon, prcuß. Staats- u. Cabinetsmiuister,

David

* 30. April 1767, ff 19. April 1837.

Ancillon, ff 16. November 1692. Ancillon, Jurist und Diplomat,

Historiograph des Königs und Polizeidirektor in B., ff 5. Juli 1715. Friedr. Ancillon, pr. Staatsminister, * 30. April 1767. Jean David Andriv, edler Menschenfreund, ff 3. Aug. 1866. Louis Angely, Lustspieldichter und Komiker am Königstädtischen Theater, * um 1788, ff 16. November 1835. Friedr. Arndt, Prediger a. d. Parochialkirche, * 24. Juni 1802. Karl Otto Ludwig von Arnim, Schriftsteller,* 1. Aug. 1779, ff.9. Februar 1861. Ludwig Achim von Arnim, Dichter, * 26. Januar 1781. Karl Otto L. von Arnim, Schriftsteller, * 1. Aug. 1799. Charles

Bettina von Heinr. Ludw.

Arnim,

ff 20. Januar 1859. Astronom, Prof., * 13. August 1822. Baruch Auerbach, Gründer d. Erziehungshauses,ff 22.Jan. 1864. Louis Gr. Baraguay d'Hillicrs, französischer General, ff 1812

d'Arrest,

im December.

Fr. W.

Barentin,

Etienne Friedrich

Botaniker, * October 1810..

Barez, ff 12. Januar 1856.

*) Da ich diese Uebersicht einer ihrer Vollendung entgegensehenden „Berlinischen Geschichtstasel" als Slnhang beizugeben beabsichtige, so bitte ich im Interesse der Sache, zu etwaigen Berichtigungen, bez. Vervoll¬ Der Vers. ständigungen mir gütigst verhelfen zu wollen. Anm. der Red. Wir erklären uns gern dazu bereit, Berichtigungen und Ergänzungen in unserem Blatte zu veröffentlichen.

118

Dr.

Heinrich Reisenden,

Barth, ch

einer der bedeutendsten wissenschaftlichen

25. November 1865.

Fr. Wilh. Barthold,

Geschichtsschreiber,

Banmgarten, Juli 1714.

Alexander Gottlieb

*

17.

philosophischer Schriftsteller,

f

f

27. Marz 1850. Michael Beer, dramatischer Dichter, * 19. August 1800. Amalie Beer geb. Wulf, ch 1854. Karl Joseph Begas (Vater) Historien- und Portraitmaler, ch 23. November 1854. Oskar Begas, Portraitmaler, * 30. Juli 1823. Reinhold Begas, Bildhauer (Schillerstatue in B.), * 1831. Adalbert Begas, Maler, * 1836. Jmm. Becker, Prof, der Philologie, * 21. Mai 1785. Johann Joachim Bellermann, gelehrter Theologe u. Philologe, Direktor des Gymnas. zum Grauen Kloster, ch 25. Oct. 1842. Heinrich Bellermann, einer der vorzüglichsten musikalischen Theoretiker der Gegenwart, * 10. März 1832. * Lazarus Vendavid, Philosoph u. Mathematiker, 18. Oct. 1762, März 1832, nach Anderen 10. April. ch 28.

Eduard Bendemann, einer der bedeutendsten Maler der Gegen¬ wart, * 3. December 1811. * 17. Febr. 1798, Friedrich Eduard Beneke, deutscher Philosoph,

1854.

ch

ch

und Komponist, * 18.

Berger, Pianist

April 1777,

16. Februar 1839.

Berlin, Münzjüdin, ch 1703. Bernhard!, Schriftsteller und Sprachforscher, Ferdinand August Direktor des Friedrichwerderschen Gymnas., * 24. Juni 1769, 2. Juni 1820. Theodor von Bernhardi, deutscher Diplomat, Nationalökonom Ester

Juda

f

*

6. November 1802. (Bernouilli), kgl. Astronom, ch 13.

und Geschichtsschreiber,

Juli 1807.

Johann Bernoulli Jonas Bcschort, Schauspieler, ch 1846. Friederike Augustine Konradinc Bethmann, geb. Flittner, eine der größten deutschen Schauspielerinnen, ch 1814. Ernst August Graf von Beust, Leiter des gesammten preußischen Bergwesens, ch 5. Februar 1859. Peter Christoph Wilhelm Beuth, ein um die Industrie und den Handel Preußens hochverdienter Mann, Wirkt. Geh. Rath, ch 27. September 1853. Karl Eduard Biermann, Landschaftsmaler, * 25. Juli 1803. 1816. Joh. Erich Biester, Kgl. Bibliothekar, Ernst Blasius, berühmter Chirurg und Operateur, Profesior,

f

* 20.

November 1802.

23.

Juli 1840.

Karl Blechen, Landschaftsmaler, ch Ludwig B led ow, einer der hervorragendsten Schachspieler, Gründer der sogen. B.er Schachschule, Lehrer der Mathematik am 6. August Kölnischen Gymnas. in B., * 27. Juli 1795,

f

1846. Moritz Block, französischer Statistiker und Nationalökonom, * 18. Februar 1816. Karl Ludwig Blum, Componist und Bühnendichter, Regiffeur der kgl. Oper, Direktor des Königstädtischen Theaters rc., * 1786, 2. Juli 1844.

f

Bopp, Begründer

der

vergleichenden

Sprachforschung,

ch 23. October 1867. Wilhelm Ferdinand Borne mann, Rechisgelehrter, eine der Autoritäten im Gebiete des preuß. Civilrechts rc., * 28. März 1798, ch 28. Januar 1864. August Böckh, Philolog und Alterthumsforscher, Profesior der Beredtsamkeit und der alten Literatur in B., ch 3. Aug. 1867. K. W. E. Bonncll, Gymnas.-Director, * 15. Februar 1802, T Mai 1877. Karl Frd. Aug. Borsig, Begründer der bedeutendsten Lokomo¬ tivenfabrik, 6. Juli 1854. Peter Fr. Bouch 6,. ber. Kunstgärtner, * 15. Februar 1785. Leopold Hermann Ludwig von Bo Yen, Gencralfeldmarschall,

Professor,

* 4. Sept. 1799.

Karl Friedrich Becker, bekannter Geschichtsschreiber, * 1777, 15. März 1806. Karl Becker, Btaler, * l820. Wilhelm Beer, verdienstvoller Selenograph, * 4. Jan. 1797,

Ludwig

Franz

Friedrich



i

Kriegsminister und Gouverneur des Jnvalidenhauses. Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg, preuß. General und Staatsmann, * 24. Januar 1792, ch 6. Novemb. 1850. Gottfr. Gabr. Bredow, deutsch. Geschichtsschreiber,* 14.Decem¬ ber 1773. Friedrich Aloysius Graf von Brühl, polnischer Kongreßfeldzeug¬ meister, Schriftsteller,Künstler, Mathematiker, ch 30. Jan. 1793. Christian Leopold von Buch, Freiherr von Gelmersdvrf, Schöne¬ berg rc., Geognost,

Burmann,

Dichter,

ch

ch

4. März 1853.

5. Januar 1805.

Ulrich Heinrich Wilhelm Freiherr von Bülow, preuß. Staats¬ mann, Minister der ausw. Angelegenh. in B., ch 6. Febr. 1846.

Johann Gustav Büsching, ein um die altdeutsche Literatur, sowie um die dentiche Kunst und Alterthumskunde verdienter Schriftsteller, * 19. September 1783. Anton Friedrich Büsching, bahnbrechender deutscher Geograph, ch 22. Mai 1793. Philipp Karl Buttmann, eigentlich Boudemont, ausgezeichneter (Fortsetzung folgt.) Philologe, ch 21. Juni 1829.

Ein Erlaß

des Königs Friedrich Wilhelm

I.

„General-Pardon Für die, von Sr. König!. Majestät in Preussen, Armee ausgetretene Deser¬ teurs und Enrollirten. De Dato Berlin, den 31. Decembris 1737 (Berlin, gedruckt bey dem Königlichen Preußischen Hof-Buchdrucker Christian Albrecht Gäbert)." So steht es zit lesen auf dem Titelblatt eines uns vorliegenden Originaldruck¬ Das Blatt, das die mächtigen Lettern stückes vom Jahre 1737. trägt, ist vergilbt; aus dem Inhalt aber spricht ein Stück Zeit¬ geschichte:

interessant

genug,

um

weiteren

zugänglich

Kreisen

zu werden. Indem wir den Gnadenerlaß nachstehend Wortlaut folgen lasien, möchten wir die Aufmerksam¬ vollen im keit des Lesers namentlich hinlenken auf die bezeichnende Taxirung gemacht

der heimkehrenden

„Deserteurs und Enrollirten'

1

zu

30, 20,

15 und bczw. 10 Thlr., je nachdem sie in das erste, vierte, zweite oder dritte Glied zu stehen kamen. Der Wortlaut des.

Erlaßes ist folgender: (Tirelvignette mit der Königskrone und dem Stern

des

Schwarzen

Adlerordens, von Arasbekcn umgeben.)

„ Nachdem Seiner Königlichen Majestät in Preußen rc. Unserm allergnädigsten Herrn allerunterthänigst vorgestellet und referiret worden, was gestalt seit einigen verflossenen Jahren

Deserteures von Dero Regimentern sich auswärts für der Straffe bis dahin zurück¬ geblieben, sich aber zu Beruhigung ihrer durch Meineyd ver-

verschiedene

befinden, welche aus Furcht

119 letzter Gewisien, wohl gern

wieder einfinden würden,

wann Sie nur Pardon wegen ihres Verbrechens zu hoffen hätten, und darüber Versicherung erhielten; So haben Höchstgedachte Se. König!. Majestät sich dadurch vor diesesmahl bewegen lassen, und darauf in Gnaden resolviret, lassen solches auch jedermänniglich hierdurch bekandt machen, daß Sie allen denen Deserteurs sie mögen seyn von Dero Infanterie, Cavallerie,

Dragouner , oder Husaren,

welche Reue über ihre schwere Versündigung haben, und denen cs ein Ernst ist, Jhro König¬ liche' Majestät forthin in Dero Krieges- Diensten treu und redlich zu dienen, wann sie sich vom I. Februarii 1738. an¬ zurechnen, in Zeit von drey Monahten in der einen oder andern von Sr. Königlichen Majestät Grentz-Städten wieder einfinden, und als zurückkommende Deserteurs melden, und

dem nechst von dannen unverzüglich sich zu ihren Regimentern, wobey sie gestanden, zurückbegeben, den vollkommenen Pardon

hiermit dahin ertheilen, daß alle und jede

solche zurückkommende

Deserteurs krasit dieses öffentlichen Publieati, nicht allein von aller Straffe, und Ahndung gantz frey seyn, und bleiben, und ohne allen Vorwurff hinwieder zu ihren vorigen' Diensten zugelassen werden sollen,

der

welche

schlagen

sondern auch dererjenigen Nahmen,

Desertion halber etwa

schon

an die

Justiz

worden, davon wieder abgenommen, und

sie

ge¬

nach

Krieger Gebrauch wieder ehrlich gemachet werden, und Ihnen oder den Ihrigen ihre bisherige Desertion, und was deshalb wieder Sie erkandt und geschehen, niemahlen zu einem Vor¬ wurff noch zu einiger Hinderung in irgend einem Notier oder Profession gereichen solle. Und damit die aus diesen

general -Pardon

Deserteurs Sr. König!. Majestät Gnade für diesesmahl desto vollkonimener in der That empfinden mögen; So sollen diejenigen, welche davon in das erste Glied zu stehen kommen, 30 Rthlr., die im vier¬ ten Gliede 20 Rthtr., die im zweyten 15 Rthlr. und die im Dritten 10 Rthlr. von dem Offizier, in dessen Compagnie sie wieder kommen, so fort baar zu empfangen haben. Auch wird dieser Königlicher generai-Pardon hiemit zugleich allen zurückkommende

und jeden vollkommen ertheilet, welche bey denen Königlichen Regimentern irgendwo, es sey wo es wolle, enrollirt gewesen, und ausgetreten sind, wann dieselben sich ebenfalls in Zeit von

Drey Monahten in irgend einer König!. Stadt wieder einsich demnechst unverzüglich bei demjenigen Regiment und Compagnie, wobey sie enroiliret sind, wieder angeben, und dabey treu verbleiben. Die zurückkommende, sie mögen seyn Desertirte, würckliche Soldaten und Unter-Ossieiers, oder auch nur Enrollirte, sollen von der ersten Stadt, wo finden, und

einsinden, von Garnison zu Garnison an die Regi¬ menter, worunter sie gehören, oder wobey sie enroiliret sind, gantz frey und sicher gebracht, und eseortiret werden; Zur

sie

sich

Uhrkund alles deffen lasten Seine Königliche Majestät diesen Dero generai-Pardon für alle bisherige Deserteurs und ausgetretene

Enrollirten

durch den öffentlichen Druck

publi-

ciren, damit ein jeder dererselben, sich danach achten, und Ihnen hiedurch annoch declarirter Gnaden in Zeiten theilhafftig machen könne; Bey Beharrung aber in ihren derer

_

Meyneyd, Ungehorsam und weiterem Aussenbleiben, auch härtere Straffen unnachbleiblich zu gewärtigen haben.

8ignatum

,t ^

o

}

Berlin,

den 31.

desto

Deeembris 1737.

Fr. Wilhelm. F. M. v. Viebahn"

Literatur. Ueber dm Skavismus der Kthik. Von E. Handtmann. Gotha 1878.

8.

149 S.

„So

soll denn dieser Blätter Bestimmung sein, den ersten Wurf im deutschen Denk- und Sprachgebiete zu Nutz und From¬ men der Deutschen selber für das gute Recht des Slavcnthnms zu wagen. Als Preuße, als Kurbrandenburger, mache ich mich in den folgenden Zeilen an ein Beginnen, auf welchem ich nach meinem eigenen Wissen und nach den offen an mich ergangenen Erklärungen wohlmeinender Freunde wie übeldeutcndcr Gegner noch keine Vorgänger gehabt habe". (S. 3.) Der Verfasser, Prediger in Seedorf bei Lenzen, bricht in der anregenden Schrift nicht blos eine Lanze für die Rechte und Bedeutung des Slaventhums, sondern vindicirt demselben, wie wir gleich sehen werden, eine ungemein wichtige Rolle für Brandenburg und Preußen. „Die Monatsschrift (muß heißen Halbmonatsschrift!) „Der Bär" hat dieses Gebiet bisher noch nicht genügend betreten." (S. 8.) Wir können dem Verfasser hierin Recht geben; doch hat „Der Bär" oder sein Mitarbeiterkreis seine guten Gründe dafür. Denn kein archäologisches Gebiet ist noch weniger gründlich durchackert, als gerade das Wendenthum in der Mark, und vorsichtige Forscher mögen auf dem wenig Thatsächlichen, was bisher sicher festgestellt, noch keine weittragenden Schlüsse aufbauen. Um nur einen Punkt — die Anthropologie der Wenden — zu berühren, so körnten wir uns den heidnischen Wenden noch nicht einmal körperlich konstruiren. Es ist, unseres Wissens, nicht ein einziges WendenSkelett aus der Mark bekannt, ja kaum hier und da ein Schädel. Ferner, während wir für die sogenannte Steinzeit, für das Volk der Hügelgruben, für das germanische Bronzevolk ein überaus reiches Fundmatcrial besitzen, sind wendische Kultur-Reste ungleich seltener. Mit den sicheren Sprachresten des Wendenthums steht es entsprechend trübe in unserer Mark aus. Wir brauchen wohl kaum daran zu erinnern, wie verschiedenartig, je nach der linguistischen Liebhaberei, besonders die Ortnamen bald keltisch, bald germanisch, bald slavisch, ja sogar finnisch gedeutet werden. Handtmann kennt die Dürftigkeit der anthropologischen, ethnologischen, antiquarischen und linguistischen Reste des Wendcnthums ganz wohl, trotzdem kommt er zu ganz positiven Resultaten über die Stellung des Slavcnthums bei uns, und zwar auf

Grund social-wissenschaftlicher und ethischer Studien, wie er denn seine Schrift selbst: sociale und ethischeBildcr in politischem Rahmen betitelt. Ihm ist die völkerpsychologische Verschiedenheit des nord¬

östlichen Deutschlands seit seiner Kindheit aufgefallen, mit Liebe hat er sich darin vertieft und er glaubt nun den Schlüssel des Räthsels in dem Slavismus, d. i. in dem slavischen Geist und Gemüth gefunden zu haben, wovon die ungeheure Majorität unserer Bevölkerung, namentlich die Landbevölkerung, beseelt sei.

So

ist dem Verfasser der Brandenburger nur der Sprache nach Deutscher, in allem andern — Wende,

Slave.

Es ist bekannt, wie der auffallende Unterschied des brandenburgisch-preußischen Wesens von der Art der übrigen Deutschen, namentlich seit der Erhebung Preußens von 1864 an Gegenstand - und Auslande geworden wissenschaftlicher Untersuchungen im Herr von Quatrefages hat hierauf seine „berühmte" ist.

In

raee prussienne

gegründet. Nach ihm sind die Preußen als Gesammtmasse, als völkerspychologisches Produkt, keine Deutschen, sondern Finnen. Er stimmt mit Handtmann

darin vollkommen überein, daß er die „preußische Rasse" als durch¬ aus verschieden von der deutschen Bevölkerung Germaniens trennt, der Franzose kommt aber zu dem diametral entgegengesetzten Resultat: die brandenburgisch-preußische Raffe steht an ethischem Werth hinter der deutschen weit zurück. Sie vereint Schlauheit mit Roheit. In schlauer Weise hat der „finnische" Preuße, dessen.

120 Roheit Tacitus

im Gegensatz zu den edleren Germanen schon kcimzeichent, sich in Deutschland eingenistet, ist allmählig westlich vorgedrungen und sucht sich, um dies Land gänzlich zu ver¬ größern, mit dem Deutschthum zu identisiziren. Wo Zureden und Schlauheit nicht mehr hilft, tritt der Finno-Borusse mit rücksichts¬ losester Härte und Grausamkeit auf, gleich den Hunnen, den Un¬ garn und anderen Stämmen, die Deutschland früher verwüstet haben. Den Beweis dafür liefert ihm die phänomenartige furcht¬ bare „hunnische Niederwerfung Deutschlands" 1866 und natür¬ lich auch die des edlen, verkannten, an der Spitze der Civilisation marschirenden Frankreichs 1870/71, wobei die eigentlichen gut¬ gläubigen Deutschen (als Würtemberger, Bayern u. s. f.) sich Hütten verleiten lassen, gegen ihr eigenes nationales Interesse mit¬ zuwirken. Dies ist seitdem eine Art Dogma in Frankreich ge¬ worden: als Typus dieser finno-preußischen Rasse hat man gerade Bismarck sowohl wegen seiner Körperbildung, wie wegen seines Charakters, gewissermaßen als moderne Völkergeißel, als den neuen Attila selbst in wissenschaftlichen Schriften hingestellt. Handtmann's Buch sieht als ethisches Moment im

brandcnburgisch-prcußischen Wesen den edcln, milden, im Stillen wirkenden slavischen Geist, den die herrschsüchtigen und grausamen deutschen Eroberer der niederdeutschen und niedersüchsischen Race nicht zu dämpfen vermocht haben. Der Slave hat nach ihm u. A. eine einfachere und darum reinere Gottesidce als der in vielfältigem Götterdienst befangene Germane. Daher die Armuth an Ueberlieferungen in religiöser Beziehung, aber auch die Freiheit von geistigen Vorurtheilen, namentlich „Wo von Aberglauben bei unseren engeren Landesleuten. Slaven wohnen, da ist Alles so ganz und recht auf Stille und Ruhe angelegt." Ehrgeiz und Eroberungssucht werden derselben Volksmasse abgesprochen, die französischerseits mit den Avaren, Hunnen, Mongolen verglichen wird. Ter stille Fleiß wird an

Slavo-Preußen gerühmt, und Rudolf Virchow (wir neugierig, was der berühnite Anthropologe dazu sagen wird) gewissermaßen als ethisches Ideal des Slavismus „Der Sohn Pommerns, Virchow, hat durch sein hingestellt. Leben bewiesen, was er 1873 zu Wiesbaden in schöne Worte faßte: Ordnungsliebe, Treue, Genauigkeit lesen wir aus der Natur allein heraus." — Erstaunt rufen wir hier aus: Hie Welf — hie Waibling! Hie Bismarck — hie Virchow; hie Quatrefages oder Handtmann uns

sind



Wem soll mau glauben? Mit zahlreichen oft originell gewählten psychologischen Zügen sucht Handtmann seine Hypothese zu stützen, und mit begeistertem Ausruf schließt er: „So habe ich denn in deutschen Worten als der Erste dieser Art für die slavische Seile des Preußenthums und für die sittliche Bedeutung des Slavismus überhaupt meine Stimme hier erhoben. Möchte dieser erste, einer guten Sache gewidmete Ruf in einer Zeit, wo slavische Männer im Morgenlande ringen und leiden, zum Besten der Gesammtchristcnheit, wo Virchow mit bekanntem Eifer sür's märkische Museum sam¬ melt und ebenderselbe Rußland neu ethnologisch durchforscht, zö¬ gernde Freunde anregen, fortan mit noch besseren Kenntnissen und größerem Geschick, als mir vergönnt ist, Slaviens, Turans heilige Sache zu fördern und zu vertreten." Handtmann ist bescheiden genug, sein Urtheil als eine Hy¬ pothese aufzustellen, die der Untersuchung, der Beleuchtung für und wider noch gar sehr bedarf.

So möchten wir seinem Wunsche entsprechend die völker¬ psychologische Frage über das Wesen unserer Bewohnerschaft im

„Bär" hiermit

zur Diskussion hinwerfen. Dem Verfasser steht eine ältere, auf gute Gründe gestützte Hypothese bisher wesentlich im Wege. Darnach i st u n s e r L a n d,

das zur Römer-Zeit germanisch war, zwar während der Völkerwanderung des Kerns seiner wahrhaften Männer entleert und mit wendischen Eindringlin¬ gen angefüllt worden. Es blieb aber eine germa¬ nische

flächlich slavisirt wurde. Denn die verschiedenen germanischen Götter-Kulte haben sich in ihrer alten Lokalisirung ebenso wie die alten germanischen Gaugrenzen erhalten. Mit dieser cultuellen und geographischen Gliederung decken sich endlich die deutschen Dialecte. — Das sind denn doch beachtenswerthe Momente, die nach Ansicht ausgezeichneter und besonnener For¬ scher gerade aus dem slavoborussischen Gebiet wesentlich zur schnellen Regermanisirung des Wendlandes beigetragen haben. Dergleichen geographische und historische Thatsachen kann man nicht so leicht Hinwegdisputiren. „Der sogenannte geniale Blick führt viel zu oft gleich Kometen in die Irre" sagt Handtmann selber. Es müssen also, um von Hypothesen zu klaren und gesicher¬ ten Resultaten zu kommen, durchaus die slavischen Alterthümer, sowohl die im Boden enthaltenen durch den AusgrabungsArchäologen, wie die psychologischen Alterthümer in Sage und Sitte methodisch gesammelt, kritisch gesichtet und unter abwägen¬ der Vergleichung mit Dem, was uns das lebende Slavcnthum zu bieten vermag, systeniatisch geordnet werden. Hierzu ist übri¬ gens auch die Kenntniß der alt- und neuslavischen Dialecte nothwendig, welche leider bei den Deutschen noch zu wenig verbreitet ist. E. F.

Mittheilungen aus dem Verein für die

Geschichte

Berlins.

Am Sonnabend, den 1. Juni, berichtete zunächst Herr Dr. C. Brecht den im deutschen Dom Versammelten über die Vorbe¬ reitungen für die Fahrt durch den grünen Graben. Herr Rcchtskandidat R. Worin guter, der am Morgen den Graben befahren hatte, erzählte seine Erlebnisse und fügte hinzu, daß von Belästigungen der Anwohner durch Ausgießen und dergleichen mehr, nicht die Rete sei, und daß auch der Geruch des Wassers nicht stärker sei als auf jedem anderen stagnirenden Gewässer. Sodann wurde der Anfang aus dem neu erschienenen Buche: „Jugenderinnerungen eines alten Berliners von Prof. Eberty. Berlin. 1878", verlesen, woran sich eine kleine Debatte knüpfte.

In Beantwortung des Schreibens des Herrn Aloys Apell aus Oberlößnitz-Radebeul (so ist zu lesen und danach im vorigen Bericht S. 110 zu corrigiren; ferner heißt das letzte Wort der ersten Reihe des französischen Textes "inoeuckis" und der Schluß „In joye la ramene“)

theilte Herr Kaufmann Alfieri mit, daß die Ecole de Charite, 1747 gegründet, sich bis 1844 in der Klosterstraße befand. Das in dem Schreiben erwähnte Feuer hat auch in der Klosterstraße gewüthet, das Gebäude der Ecole aber blieb verschont. Zum Schluß legte derselbe Herr noch alte Zeichnungen von Häusern in der breiten Straße vor, die sich im Besitz des Herrn Carl Kühn befinden.

Die auf den 5. Juni angesetzte Fahrt durch den grünen Graben fand wegen des Attentats auf Se. Majestät nicht statt. Am Sonn¬ abend , den 8. Juni, kamen im deutschen Doin zwei Gedichte zur Ver¬ lesung, das eine aus dem Kladderadatsch vom 2. Juni und das andere aus dem Ulk vom 6. Juni, beide behandelten die in Aussicht genom¬ Sodann verlaß Herr Rector mene Fahrt auf dem grünen Graben. Fischer ein Lied von dem bekannten Couplet- und Liederdichter A. Queva, betreffend das zweite Attentat auf Se. Majestät. Die nächste Sitzung findet im neuen Saale des Postgebäudes, Artilleriestraße 4 a, Sonnabend, den 22. Juni, Nachmittags 6 Uhr, statt. Den Vortrag hält Herr Postrath Tybusch über das Museum der Post und Telegraphen - Verwaltung. Die Hauptgegenstände des Museums werden vorgeführt. Damen und Herren können als Gäste Mitglieder eingeführt werden.

durch

Die Fahrt M. statt.

durch

den

grünen

Graben

findet

nunmehr am

26. d.

Bevölkerung immerhin zurück, die nur ober¬

Verlag von

Alfred Weile

in Berlin. — Verantwortlich für die Redaction: Fcrd. Meyer in Berlin. — Druck von W.

Pormetter

in Berlin.

Juli

\\

1878

Das

Malt

Jahrgang

Nr

erscheint

monatlich zweilnal.

CRMlei®:

A. G/lBERsc.

Unter Mitwirkung von

Dr. ILrecht, Prof. Dr. Maulns Geh. Hofrath

Kidicin, Llicod. Kontane, Stadtrath K. Kricdel, Schneider. Archidiaconus Schwebet in Cüstrin rc. :c.

Kassel, Stadt-Archivar

L.

herausgegeben von

George HUtl

mw

Fer-inand Meyer.

Das Blatt ist durcb alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. il) zu beziehen.— Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weil in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Rud. Messe, Beruh. Arndt, sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

e

Inhalt.

Die Jungfern - Allee im hiesigen Thiergarten. Von F. Brose. — Die frühere Umgebung der Nicolai-Kirche in Berlin. Von Ferd. (Mit Abbildung.) — Das Derfflinger'sche Haus am Kölnischen Fischmarkt. Von L. Schneider. (Fortsetzung.) — Alphabetische Zusammenstellung in Berlin geborener, sowie in Berlin gestorbener berühmter Personen. Von Otto Runk. (Fortsetzung.) — Hymnus „auf die Jagd in der Jungfern-Heyde unweit Charlottenburg" 1728. — Eine merkwürdige Sentenz Friedrich Wilhelms I., vom 16. Oktober !724. Bon Günther. — Literatur. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins und dem Historisch - Statistischen Verein zu Frankfurt a. Oder. — Briefkasten.

Meyer.

.

Die Jungfern-Allee tut hiesigen Thiergarten. Von t,'. ißtofc.

ie neuerdings aufgeworfene Frage: „ woher stammt der frühere Name der jetzigen großen Quer-Allee „Jungfern-Allee"

im hiesigen Thiergarten, und der Versuch einer Beantwortung März 1686 seinen Ursprung verdanke, haben Veranlasiung gegeben, der Sache dieser Frage dahin, daß der Name einem Edikt vom 5.

näher zu treten und durch archivalische Forschung die Richtigkeit der aufgestellten Frage zu prüfen. — Die mit gedachtem Edikt

Da aber F. G. Hauchecorne in seiner Oesoription äs Berlin 1792. kl. 8. S. 1l, 12 über dieselbe Allee sagt: „In derselben Zeit (z. Z. Fr. Will). I.) lvurde die lange Eichenallee angelegt, die den Park durchschneidet und von einer

Berlin.

der Ecken des Waffenplatzes (jetzt Königsplatz) bis zu dem Rande der Gärten reicht, die zu seiner linken (Thiergarten-Straße) liegen.

Man nennt

sie deutsch:

Der

in Verbindung gebrachte Ansicht, als haben junge Ehepaare dort

weg".

Bäume pflanzen müssen, kann nicht bewiesen werden, die Akten schweigen hierüber vollständig. Die Edikte selbst aber widerlegen die angenommene Ansicht durch ihren Wortlaut, indem es dort heißt: „daß die kleinen Städte, Flecken und Dorfschaften hier¬ zu herangezogen werden sollen", und kein Erlaß existirt, welcher die Sache mit Berlin in Verbindung bringt.

wahrscheinlich

Die genaüe Beschreibung des Thiergartens bei Berlin, von Georg Wilhelm v. Raumer, 1840 bei Lüderitz erschienen, erwähnt auf S. 35 der gedachten Allee mit folgenden Worten: „Die sogenannte Jungfern-Allee, die im vorigen Jahrhundert wohl Philosophen-Allee genannt ward (jetzige große Quer¬ allee, welche am Ende des Exercierplatzes quer durch den Thier¬ garten bis an die Thiergarten-Straße hinter der Luiseninsel führt), soll unter König Friedrich I. entstanden sein, indem er befahl, daß jedes Brautpaar in Berlin ein paar Bäume in dieser

auch

Allee Pflanzen solle, daher der Name Jungfern-Allee".

„Jungfern-Allee",

deutsche Name der Allee

einem Gesetze,

das

französisch „Philosophen¬

verdankt seinen Ursprung noch

am Anfange

dieses

Jahrhunderts bestand, und wonach das Mädchen, welches

sich

verheirathen wollte, verpflichtet war, vor der Gründung ihres Haus¬ standes

zwei Eichen

in

dieser Gegend anzupflanzen";



so

ist

v. Raumer dieser Annahme anschloß, den Wortlaut in sein Werk übernahm und nur durch die Zugabe „auf einen Befehl des Königs" in Bezug der Berliner Braut¬ paare wahrscheinlicher machte. Sämmtliche einschlagende Akten anzunehmen, daß

sich

sind hierauf durchforscht,

aber nirgend ist eine Verfügung, wie angeführt auf Berlin bezüglich, erlassen worden; es liegt also nur eine Vermuthung vor, welche den Namen mit den früher bestandenen Gesetzen erklären wollte; aber der Wortlaut der Edikte, wonach

große

Städte

ausgeschloffen wurden,

von dieser Verpflichtung stillschweigend

ist wohl genügender Beweis, daß

niemals zu dergleichen herangezogen worden ist.

Berlin

122

Der in

b.

Raumer,

Beschreibung des Thiergartens,

haltene erste Plan vom Jahre 1685 zeigt schon den

in

ent¬

Rede stehen¬

den Weg, er verbindet daselbst das Stakensetzer Grundstück ohnweit

der Cöllnischen Landwehr

mit der Meierei an der Spree, über mit dem sogenannten Hinteren

dieie hinaus also den Thiergarten

Thiergarten am rechten Spreeufer (Moabit) und stellte somit die Verbindung mit der angrenzenden Jungfernheide her, worauf denn auch wol der Name zurückzuführen ist. Bei den Anpflanzungen nach den Edikten wurden die eigenen Grundstücke oder die geeignetsten Stellen im Orte dazu ausersehcn; — warum sollten gerade die Berliner Brautpaare (an¬ genommen, sie hätten Bäume pflanzen müssen) dazu bestimmt ge¬ wesen sein, weit ab von ihrer Stadt, (der Thiergarten begann an der Hunde-, jetzigen Schloßbrücke, der Jägerhof, jetzige Reichs¬ bank, lag im Thiergarten) in einem eingehegten, dem Landes¬ herren gehörigen Walde, diese Pflanzungen vornehmen sollen. Die Akten über die Bepflanzung des Thiergartens beginnen mit dem Jahre 1732, also 11 Jahre später, als der König Friedrich Wilhelm I. 1721 die Heranziehung der jungen Ehepaare für die Pflanzung von Bäumen resp. Entrichtung des Pflanzgeldes aufhob, indem er auf eine specielle Anfrage der Kurmärkischen Kriegs- und Domainenkammer, ob die Pflanzgelder nach dem neuen Edikt nur in der Kurmark nicht mehr erhoben werden, oder in allen Provinzen abgeschafft seien, durch eigen¬ händige Randverfügung bestimmte: „ja, in allen Provinzen, ich will lieber ein Privilegium setzen, das sic heiraten, als sie, weil sie heiraten Geld zahlen

sondern

auch

gezeigete Wege nicht gefolget, gestalt denn Unserer itzigen Unterthanen Nachläßigkcit insonderheit daraus zu spüren ist, daß da die Vorfahren in pflantzung fruchtbarer Obstbäume und Eichen ihre rühmliche Sorgfalt fast aller Orten erwiesen,

die itzige Landes Einwohner ihnen darunter so gar nicht nach¬

folgen, daß Sie auch woll die ienige Bäume, so die alten gepflantzet außrotten, und zu ihren selbst eigenen Schaden und Verschmählerung der Güter verwüesten, Weil Wir dann sothanen ruchlosen Leuten in ihrer unverantwortlichen fahrläßigkeit keines weges länger nachsehen. Sondern wie in andern, also auch in diesem Stück Unsere Landes Väterliche Sorgfalt

zum Auffnehmen Unserer Lande und der Unterthanen Wolfahrt anwenden, und mit was großer Begierde Wir ihre Verbeßerung auff allerley Weise suchen, iedermänniglich zu erkennen geben wollen. Als befehlen, setzen und ordnen Wir hiemit, und Krafft dieses, daß hinfort ein jeder Untherthan und Einwohner

in

den kleinen Städten und Flecken, sonderlich aber auf den

Dörffern und wenn

er

sonsten

auffm Lande hinter seinem Wohnhause, ihm einen gewißen

die Gelegenheit darzu findet,

Platz abhcgen, solchen in zwey theile theilen, und den einen zu pflantzung allerhand Fruchttragender Obst Bäume, den anderen aber zu einem Eichel Kamp und Zeugung Mast tragender Eichen Bäume gebrauchen sollen. Worüber denn, und

Theil

daß solches also zu Werke gerichtet, die Plätze auch behöriger

lassen".

Da die Sache aber im hohen Grade interessant

ist und

lebhaftes Interesse für Berlins Geschichte dazu Veranlassung gab, der Sache auf den Grund zu kommen, so folgen hier die akten¬

mäßigen Auszüge vom ersten Pflanzedikt des Jahres 1686 bis zum Jahre

nicht allein woll die gute Anleitung, so ihnen von den Vorfahren hiezu gegeben worden, vorsetzlicher Weise verachtet, und die zu ein und anderer Einrichtung ihnen lichen Verbeßerung offtermals gefunden werden,

nicht beobachtet,

1721, wo

dasselbe

in genannter Weise deklarirt

worden ist.

„Wir Friedrich Wilhelm von Gottes gnaden Marggraff zu Brandenburg des heiligen Römischen Reichs Ertz Cammcrer und Churfürst, in Preußen, zu Magdeburg, Jülich, Cleve, Berge, Stettin, Pommern, der Caßuben und Wenden, auch in Schlesien zu Crossen und Jägerndorf Hertzog, Burg-Graff zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden und Camin, Graff zu hohen Zollern der Mark und Ravenßberg, Herr zu Raven¬ stein und der Lande Lauenburg und Bütow pp. Entbieten allen Unsern Praelaten, ©raffen, Herren, denen von der Ritterschaft, Landvoigten, Verwesern, Haubt- und Amtleuten, Bürgermeistern und Räthen in den Städten und Flecken, wie auch allen Unsern Unterthanen Unserer Chur- und MarkBrandenburg diß- und jenseits der Oder und Elbe Unsere Gnade und Grus, Und geben ihnen samt und sonders Ver¬ mittels dieses offenen Patent« in Gnaden zu vernehmen, was gestalt Wir eine Zeithero mit nicht geringem Mißfallen ver¬ nommen, daß Unsere Unterthanen und einsaßen in Unsern Landen, sonderlich aber die ienige, so auf dem Lande wie auch in denen kleinen Städten und Flecken wohnen, fast die geringste Sorgfalt nicht angewendet. Wie sie in der Zeit, da der höchste Gott ihnen den lieben Frieden genießen laßen, ihre Güter auff eine und andere Weise zu ihren eigenen Nutzen vcrbeßern, und solche denen Nach Kommenden ihrigen in gutem stände überlaßen möchten. So gar, daß Sie auch dieselbe gute Gelegenheiten, welche bey denen gütcrn selbst zur Augenschein¬

maßen bepflantzet werden mögen, die Gerichts Obrigkeit indes

Orts

gebürend zu halten, und die ungehorsamen durch behörige

Zwangs Mittel dahin zu veranlaßen hat, damit aber diese Unsere gnädigste und zum allgemeinen Nutzen Zielende Inten¬ tion umb so viel mehr erreichet, das ienige auch, was Wir hierdurch angeordnet, erfüllet, und Unsern Mittelbahren Unter¬ thanen ein gutes Exempel der Nachfolge gegeben werde. So befehlen Wir zuforderst allen Unsern Haubtleuten und Beamten samt und sonders hiemit gnädigst und ernstlich, sofort nach der

Publication

dieses Unsers

Patents dahin zu sehen, daß

bei einem iedweden Gute auf Unsern Amts-Dörfferrt der An¬

fang gemachet, und dergleichen Plätze abgefeget die Unter¬ thanen auch ernstlich und unter der Verwarnung einer gewißen Straffe dazu angehalten werden, damit Sie dieselbe eines Theils mit guten fruchtbahrcn Obst-Bäumen, dann auch mit besetzen und bepflantzen mögen. Es soll auch allen Pfarrern in allen Unsern Ämtern und andern Domainen

jungen Eichen

hiemit ernstlich und bey Vermeidung schwerer Verantwortung anbefohlen seyn, daß Sie hinfort, von dato an Kein paar Ehe Leute vertrauen sollen es habe denn der Bräutigam, er sey vorhin ein iunger Gesell oder Wittwer gewesen, von seiner Amts Obrigkeit einen beglaubten Schein und schriftliches Gezeugnus proäuclret, daß er zum wenigsten Sechs Obst-Bäume gepfropffet, und Sechs iunge Eichen an einem bequemen Orte gepflanzet habe, Solte es aber geschehen, daß die Vertranung zur Winters- oder Sommers-Zeit, da man nicht pflantzen fönte geschehen mäste, und der Bräutigam aus erheblichen Ur¬ sachen die Pflantzung vorhero nicht verrichten können. So soll er dennoch dieselbe nach vollentzogener Heyrath

in

den negst

folgenden Frühling oder Herbste verrichten, und in deßen ein gewißes Pfand ins Amt niederlegen, welches ihm nicht eher

123

bis er erweißlich gemachct, daß die Pflantzung

am 19. März 1691 d. d. Cöln an der Spree das nachfolgende

geschehen,

wieder gegeben werden soll, So viel aber immer müglich, soll die Pflantzung vor der Vertranung verrichtet, und hievon nur die special Casus, da es sich unmüglich anders thun laßen

will, außgenommen

seyn. Coßäten Höffe auf denen

Sollten auch dergleichen Bauer und Dörffern sich finden, bey denen der¬

gleichen Raum zum Pflantzen nicht vorhanden, so

sollen die

Güter bewohnen,

an einen

Beamte

denenselben,

die

solche

Ort

neue Edikt erlassen wurde.

„Wir Friderich der Dritte, von Gottes gnaden, Marggraff zu Brandenburg des Heil. Röm. Reichs Ertzkämmerer und Churfürst, in Preußen, zu Magdeburg, Cleve, Jülich, Berge, Stetin, Pommern, der Caßubcn und Wenden, auch in Schlesien zu Großen und Schwicbußen Hertzog, Bnrggraff zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt. Minden und Armin, Graff Mark und Ravenßberg, Herr zu Raven¬

außerhalb dem Dorffe einen Platz zum Obstgarten anweisen, die Eichen aber in Unsere Heiden und Wälder, weil bey Unsern meisten Ämtern dergleichen vorhan¬

stein, und der Lande Lauenburg und Bütow p. p. Entbieten allen unsern Praelaten, Grossen, Herren, denen von der Ritter¬

den, pflantzen laßen, und bey ihren Amts-Rechnungen, wenn

schafft, Landvoigten, Verwesern,

andern bequemen

specification beyhefften, wie Jahr in iedcm Dorffe vertrauet

ablegen, allemal eine

sie dieselbe

viel Eheleute in demselben werden, so die Pflantzung verrrichtet haben, Wann auch die Beamte in Beförderung dieser nützlichen Sache sich säumig erfinden lassen sollen, So wollen Wir Sie dafür anzusehen, und mit harter Straffe wieder dieselbe zu verfahren wißen. Gleich wie nun alle Unsere Vasallen und Eingesessene, welche den Nahmen einer Mittelbahren Obrigkeit führen, dasienige, was Wir in Unsern Ämtern obbeschricbener maßen angeordnet, ihnen zum Exempel dienen laßen werden, Alß befehlen Wir auch ihnen hiemit gnädigst, daß Sie bey ihren Unterthanen dergleichen anzuordnen, und ihre, wie auch der Unterthanen

zu Hohenzollern, der

Haubi- und Amtleuten, Bürger¬

meistern und Räthen in den Städten und Flecken,

— wie

auch

allen Unsern Unterthanen Unserer Chur- und Mark-Branden¬ burg diß- und icuscit der Oder und Elbe, Unsere Gnade und

Grus, Und geben ihnen samt und sonders, vermittels dieses offenen Patents in Gnaden zu vernehmen, was gestalt Wir mit nicht geringen Mißfallen wahrgenommen, daß Unserer gnädigsten und ernstlichen Verordnung und pnblicirtcm Edict vom 5.

Marty 1686

Eichen keine oder gar

wegen pflantzung

der Obstbäume und

wenige gehorsamste Folge geleistet, son¬

dern vielniehr das pflantzen sothancr Bäume an den meisten

Orten

nach wie vor unterlassen, oder doch gar nachläßig beob¬

achtet worden, daher

Wir dann, uud weil

es eine so nützliche

Güter auff solche maaße zuverbeßern keineswegcs unterlassen

Sache ist, darauf großen theils des Landes und der Unter¬

sollen, Wie denn auch denen Obrigkeiten in denen Städten und Flecken hiemit ernstlich anbefohlen wird, dieses, so viel möglich, bei der Bürgerschaft jedes Orts zu introdncireu, und auf dergleichen Berbeßerung derer bürgerlichen Güter mit allen

thanen Bestes mit beruhet, entschloßen, sothanes

Ernst und Eyffer ihren Pflichten gemäs bedacht zu seyn,

Wir

befehlen überdem gnädigst, daß die Prediger aller Orten, in vorbenannten Städten, Flecken und Dörffern, dieses, was Wir hierin angeordnet, ihren Gemeinen alle Jahr zweymahl, und zwar allezeit im Anfang des Monats Marty und Oetobris

öffentlich erinnern, und in Unserm Nahinen ihre zuhörer zur fleißigen Pflantzung anmahnen sollen. Im übrigen sollen

Jagt- und Holtz-Bediente vom höchsten bis zum niedrigsten ein ieder in seinem Berit hierauf ein wachsames

alle Unsere

Auge halten und

sich so

mit Fleiß erkundigen,

offt

sie

die Gelegenheit darzu haben,

ob diesem Unsern

gnädigsten Befehl

liberal gehorsame Folge geleistet, und die Pflantzung mit Fleis fortgesetzet werde, welche Uns dann auch die ungehorsame und Nachläßige, damit Sie zur gebärenden Straffe gezogen werden mögen, anzudeuten, und hierunter keinen, er sey auch wer er wolle, nachzusehen haben, Schließlich befehlen Wir auch hiemit

Patent in

verbeßern und abermals

publiciren

Edict

erneuern,

zu laßen, allermaßen

Wir

auch geneiget sein, darüber alles ernstes, fest und beständig zu

halten, und die ungehorsame zu bestraffen;

Wir

befehlen, setzen

und ordnen demnach hiemit und Krafft dieses,

1) Daß hinfort ein ieder Unterthan und Einwohner in Städten und Flecken sonderlich aber auf den Dörffern, und sonsten aufm Lande, hinter seinem Wohuhausc, wenn er die Gelegenheit dazu findet, ihm einen gewißen Platz abhegen, solchen in zwei Theile theilen, und den einen Theil zu Pflantzung allerhand fruchttragender Obst-Bäume, den andern aber zu einem Eichelkamp und Zeugung Masttragcnder Eichen¬ bäume gebrauchen solle, worüber dann, und daß solches also den

kleinen

aptiret Gerichts-Obrigkeit indes

zu Werke gerichtet, die Plätze auch behörigermaßen dazu

und bepflantzet werden mögen,

Orts

die

gebührend zu halten und die Ungehorsamen durch zu¬

reichende Zwangs

Mittel dahin anzuweisen hat.

2) Damit aber Nutzen

diese

Unsere gnädigste zum

allgemeinen

Intention umb so viel mehr erreichet, das was Wir hiedurch angeordnet, erfüllet, und Unsern

zielende

ienige auch,

Unserer Chur- und Mark-Branden¬

mittelbahren Unterthanen ein gutes exempei der Nachfolge

burg allenthalben öffentlich von den Cantzeln verlesen, und damit es zu jedermanns Wißenschaft kommen möge, an die gewöhnliche Örtere angehefftet werde. Uhrkund-

gegeben werde. So befehlen Wir zuförderst allen Unsern Amts - Haubtleuten und Beamten samt und sonders hiemit

daß dieses Unser

nachmahls,

lich unter Unserer eigenhändigen Unterschrifft und vorgedrucktem

Jnsiegel.

So

geschehen zu

(gez.)

Marty Anno 1686. (L. S.)

Potstam den 5.

Friderich."

Am 11. Februar 1690 erließ Kurfürst Friedrich III. d. d. Cöln p. ein Rescript an die Amtskammer zu Cöln an der Spree, wonach diese Behörde ein neues in Vorschlag gebrachtes Edikt wegen Pflanzung der Obst- und Eichbäume

begutachten sollte

welche denn auch verschiedene Bemerkungen am Rande des



Pro:

jekts niederschrieb, worauf die Umarbeitung erfolgte und endlich

gnädigst und ernstlich, sofort nach der pnblication dieses Unseres Patents dahin zu sehen, daß bey einem iedweden Gute auf Unsern Amtsdörffern der Anfang gemachet, und dergleichen Plätze abgeheget, die Unterthanen auch ernstlich und unter der Verwarnung einer gewissen Straffe darzu angehalten werden, damit sie dieselbe eines theils mit guten fruchtbahren ObstBäumen, dann auch mit jungen Eichen besetzen und bepflantzen mögen. (Fortsetzung folgt.)

124 beiden neueren kirchlichen Gebäude einen der Kirche entsprechenden

Die frühere Umgebung der Nicolai-Kirche in Lerlin. Von ftritiiuuul flieget.

(Mit

Im

um

auch

durch denselben mit dem Vorderhause am Molkenmarkt

nur spärlich,

so doch

dem Platze eine erheiternde Verschönerung gebend.

Stadt

Freilich hat auch jenes schmale, hohe Haus, das schon mit übertretenden Ober¬ erbaut sein mochte, einem Neubau weichen müssen, um

vor dem 30jährigen Kriege im Fachwerk geschossen

Abbildung.)

frischen Grün prangen die Akazien und Lindcnbäume

St. Nicolai, — wenn

Eindruck.

immerhin

In

unserer

ist des Guten und Schönen so Vieles zur Ausführung

verbunden zu werden,



jenes Haus

Nr. 10 auf

dem

Nr. 9/10 Nicolai-

Kirchhof, das wir, als die einstige Wohnstätte L es sing's, durch unsere Illustration in Nr. 3 dieser Blätter, Jahrgang 1875, wenigstens der Vergessenheit entrissen haben.

gekommen —: hoffen wir, daß nach Vollendung des Kirchen¬ ausbaues auch dieser Platz mit einer größeren Anpflanzung ge¬ schmückt werde, durch die der Gottestempel zugleich eine würdige

Schreiten wir jetzt die Post-Straße entlang, so erhebt die ehrwürdige Hauptkirche Berlins in ihrer alterthümlichen Schönheit Noch vor wenigen Jahren bot sich sich frei vor unseren Blicken.

und das Herz in größerer Andacht zu dem erhabenen Unsichtbaren, dem großen Baumeister der Welten ge¬

dem Beschauer hier ein anderes

stimmt würde.

Zeit

Vorhalle erhalten,

Ehedem mögen höhere Baumkronen hier ihren Schatten ver¬

breitet haben.

Denn unter einer mächtigen Linde hielt auf diesem

Platze, im Sommer 1692, jener sonderbare Schwärmer, welcher

als der zweite Elias bezeichnete, unter großem Volks¬ zulauf seine donnernden Strafreden gegen die offenen und heimlichen Sünden der Berliner. Angethan mit einem weiten orientalischen sich selbst

Gewände, auf das der lange Prophetenbart herabfiel, in der Hand den langen Prophetenstab haltend, ließ man den neuen Elias

ungehindert gewähren



vielleicht, weil seine Sonderbestrebungen

gegen Di'. Jacob Spener und dem damals ebenfalls für frei¬ sinnig geltenden Magister und Prediger an St. Nicolai, Johann Doch nicht lange sollte der Caspar Schade, gerichtet waren.

keineswegs unklare Schwärmer



er lebte

— hier

von den Almosen,

Wesen treiben. Zuhörer ihm spendeten Nicolaus Lange, ein junger und wüthiger Theologe, war bei dem ihm befreundeten Schade zum Besuch eingetroffen und hatte von dem Pseudo-Elias vernommen. Als der Letztere eines Morgens, wie gewöhnlich, im Schatten der Linde sich niederlegen wollte, um seinen Betrachtungen über die Verderblichkeit der Welt nach¬ zuhängen, ergriff ihn Lange rücklings mit kräftigem Arm und führte ihn in den Holzstall des Predigerhauses. Hier setzte er ihin in kurzer, aber kräftiger Redeweise auseinander, wie der Mensch zur Arbeit geboren sei, und es daher gegen Gottes Gebot und Willen sei, das tägliche Brod im Müßiggang und Schlen¬ drian zu essen. Deshalb werde er sofort mit ihm zu einer Be¬ schäftigung schreiten, die eben so nützlich als unterhaltend sei. Der also Angeredete sah sich wohl oder übel genöthigt, die Holzsäge zu ergreifen, und nach dreistündiger Arbeit entließ Lange den Pseudo-Propheten mit einigen Kernsprüchen und der Ver¬ heißung, daß er mit der heutigen Beschäftigung consequent fort¬ fahren würde, so oft er ihn unter der Linde wieder müßig anträfe. Seitdem mied der Berliner Elias nicht nur den Schatten jener Linden, sondern ward auch in der Stadt nicht mehr gesehen. Zu jener Zeit noch war der Kirchhof durch ein hölzernes Gitter, von dcr Probstei bis zu dem gegenüberliegenden Hause No. 14, auf dieser Seite abgeschloffen. Die Häuser führten hier, nach einem Berliner Bürger, den Namen „Kannengießergaffe", und von Nr. 7 bis 13 (gegenüber der Kirche) die Bezeichnung „Am

die

seine

sein

Nicolai-Kirchhof". sich auch an dieser Stätte im Laufe der Zeit Werfen wir einen Blick auf unsere Illustration aus den dreißiger Jahren, so finden wir an Stelle des vor¬ springenden Hauses, Ecke der Post- und Probst-Straße, ein der Umgebung zur Zierde gereichendes Bauwerk; eben so machen die

Manches hat

anders gestaltet.

Bild dar:

jene Schlächterscharren,

die Rudera einer früheren Urbanität, welche den Stürmen der auch hier, im Mittelpunkte der Stadt, Trotz geboten mit ihren Fleischhauerklötzen, die eher „Symbole eines heidnischen oder jüdischen Opferdienstes, als die einer christlichen, nur die Herzen und nicht die Heerden der Gläubigen in Anspruch Schon zur Zeit nehmenden Gottesverehrung" zu sein schienen.

Friedrichs des Großen waren jene Scharren ein Stein des An¬ stoßes, und wir registriren aus den siebenziger Jahren eine That¬ Ein hochbetagter Kandidat der sache, die dafür sprechen mag.

Theologie, Namens Becker, offerirte in einer Bittschrift an den König sein in der Post-Straße gelegenes Haus unentgeltlich, falls eine Verlegung der Schlächterscharren aus der nächsten Umgebung des Gotteshauses stattfinden würde. Das Anerbieten war zu einer Berücksichtigung wohl geeignet, und so beauftragte denn der Monarch den Stadtpräsidenten Philipps mit einer genaueren Prüfung der Sachlage. Letzterer fand das Anerbieten im Interesse der Stadt zwar äußerst Vortheilhaft, berichtete aber zugleich, daß Candidatus hochbejahrt und lediglich auf die Miethseinkünfte an¬ Verlöre er nun sein Haus, so ginge ihm und gewiesen sei. seiner viel jüngeren Ehefrau die einzige Unterhaltsquelle verloren.

Friedrich

II.

dachte denn auch edel genug, um nicht die Schwäche

des Greises zu dessen Verderben zu benutzen; die Scharren blieben

und wurden nur durch ein anständigeres Bauwerk ersetzt, Als wie solches auf unserer Illustration veranschaulicht ist. Hemmniß des Verkehrs erblicken wir noch einen jener zweirädrigen Karren, wie solche, in der Hauptstadt wenigstens, mit ihren stehen,

Scharren jetzt ebenfalls abgethan sind.

Das Dcrsslinger'sche Haus am Estnischen Fischmarkt. Von £. Sdmeiitet. (Fortsetzung.)

Nun meldete die Wittwe noch andere Forderungen an und bewirkte, daß der Prozeß noch einmal in Helmstädt abgeurtheilt werden sollte, wo die Verhandlungen bis zum £. Mai 1684 dauerten und das Kammergericht in Berlin aufmerksam gemacht wurde; daß dem Kurfürsten eigentlich die rechtliche Basis für den Anspruch an das Vermögen eines im Auslande befindlich ge¬ wesenen und auch dort gestorbenen Verbrechers fehle und erließ nun der Kurfürst unter dem 22. Januar 1683 die Verordnung, welche in einem gedruckten Eremplare, als Umschlag der Eber-

im Geheimen Staats-Archive Geh. StaatsArchiv. Rep. 21. Nr. 26 sich erhalten hat; sie lautet: „Wir Fridrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, Marggraff zu Brandenburg, des Heil. Röm. Reichs Ertz-Cammerer und

hardt'schen

Akten,

Churfürst, in Preussen, zu Magdeburg, Jülich, Cleve, Berge, Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, auch in Schlesien zu Crossen und Jägerndorf Hertzog, Burggraff zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadi, Minden und Cammin, Graf zu der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenstein und der Lande Lauenburg und Bütow rc. Geben hiermit jedermänniglich in Gnaden zu vernehmen, Nachdem eine graume Zeither einige Unserer auf Rechnung bestellte Diener und Beambte, nicht allein aus Fahrlässigkeit die eingenommene oder Ihnen anvertrawete Gelder und Einkunfften nicht haben berechnen können, sondern auch vorschlich dieselbe ohngeachtet der Bestraffung deßhalb

in

denen gemeinen Rechten gesetzet, unterschlagen und

in ihren Nutzen verwandt, worüber Wir gefällen in merklichen Schaden gesetzet worden; Wann Wir dann

bey Unsern Cammer¬

werden

Arbeit

nach

Im Fall

soll;

Proportion aber

Verfahren

das

nicht mit eingerechnet,

einfache

von Zeit da Er

sey,

mit

andere

dem

Strange vom Leben zum Tode zu straffen

dergleichen Fälle

verbleiben;

Bhrkundlich

unter Unserer

sciiption und

Wir

gnädigst

(L. 8 .) Ohne indessen die Entschei¬ dung aus Helmstädt abzu¬ warten, und sich nur auf das

Marburger Urtheil

constitnirte

daß,

dafern

nung, schon unter dem 18. Mai 1683 über das ihm zuerkannte,

So

Eberhardt'sche Haus, und schenkte dasselbe seinem General - Feld-

ernstlich,

von nun einer

dergleichen auf Rechnung be¬

marschall Freiherrn

stellter Diener

linger. Die

befunden und

mit

überführet wird, daß Er die eingenommene oder Ihm anvertrauete Gelder und Jn-

Geheimen Staats - Archive, und ist besonders durch die

50 Thaler betrüget, oder den Wehrt des Getraydes nach

Geschenk

fürsten zu drücklich

tion,

so

Landes-Verweisung nach Proportion dessen eingerichtet werden soll; Dafern aber die untergeschlagene Lumm bis 100 Thaler betrüge und Er dieselbe innerhalb 6 Wochen von

welche

diesem

veranlaßt, keine

Gründe

dem Kur¬

Erstattungsund

aus¬

„simple Dona¬

sondern eine versprochene

Kurfürstliche Recompens,

anläufft,

ersetzen vermag, die

Unter¬

befindet Haus-Akten, das sich bei den Original Concept derselben im

und die 8nmm solcher unter¬ unter Gelder geschlagenen

mit Landes Verweisung auf 6 Jahr zu¬ belegen, wann Er nicht in Die Nicolai-Kirche Ende des 6 Wochen von Zeit dessen da Er überführt, die untergeschlagene Summe (die einfache Summ nicht mit eingerechnet) baar und annehmlich zuerstatten vermach, Im Fall Er aber zwar etwas von solcher in seinen Nutzen ver¬ wandten Gelder oder Einkunfften, nicht aber die gantze Lumm zu¬

Derf-

eigenhändigen

der

merkwürdig,

hoch

von

Schenkungs-Akte

schrift des Kurfürsten,

kunfften loissentlicher und betrüglicherWeise untergeschlagen oder in seinen Nutzen verwandt

Landes Gebrauch gerechnet,

verlassend,

verfügte der Kurfürst, nach Erlaß der eben mitgetheilten Verord¬

zum

und wollen und

vorgedruckten

So gegeben zu Cölln an der Spree, den 22 Januar 1683. Friderich Wilhelm

Abscheu und Exempel zu ver-

ordenen

Lud-

eigenhändigen

Jnsigell.

dergleichen Fällen die in denen

setzen,

Wir mit) dispositione äeterminatlon

lasten

derer gemeinen Rechte und Unserer gnädigsten

Nachtheil nicht länger nach¬ sehen können, und daher in

schärffen nöhtig befinden;

Lumm in 6 Wochen

nicht ersetzen fönte, mit der ordentlichen Strafe des Diebstalls, nehmlich

solcher

anderen

verbrechende

überführet, baar oder sonst annehmlich

dessen

ner ohne Unsern sonderlichen

Bestraffungen

erwehnte

Rechte überführet würde oder zugestünde, und sothane

dreyfach,

auf Rechnung bestelleter Die¬

gemeinen Rechten

ihm aufferleget

besten,

vorher

Diener einer über 200 Thaler wehrt (darunter das Getrayde nach Landüblicher Taxa mit gerechnet) bezüglicher Weise untergeschlagen und in seinen Nutzen verwandt zu haben mit

unverant¬

dergleichen

wortliches

so

vermöchte, die

Er¬

götzung und Vergeltung" ge¬ nannt wird, sie lautet nach dem Original-Concepte :

siebzehnten Jahrhunderts.

von Gottesgnadcn Marggraf zu Brandenburg pp. Churfürst PP. Uhrkunden und bekennen hier¬ mit vor Unß und unsere Nachkommen Marggrafen und Chur¬ fürsten zu Brandenburg p. Demnach Wir das Hauß, welches

Wir Friederich Wilhelm

zu ende der breiten Straße in Cölln an der Spree gelegen, undt vor diesem Thomas Meden gehöret, nachgehends aber

Betrugs überführet oder derselben zugestanden

durch Heyrathen auf Werner Eberhardten gekommen, wegen einer ansehnlichen Geldtpost, womit Unß ietztgedachter Werner

doppelt (das Simplum nicht mit eingerechnet) baar oder durch annehmliche Mittel zucrsetzen nicht vermöchte, Er mit einem

Eberhardt ex Contractu monetario verpasstet geblieben, und weßhalb Wir deßen hinterlassene Wittibe durch Unsern

Vestungs- oder andern öffentlichen Bau aus drey Jahr beleget werden, und dafern Er etwas davon, doch nicht die gantze

Eiscalen bei Unserm Hoff- und Cammergericht in anspruch

untergeschlagene Lumme, auf vorher gedachter Weise zuersctzen

Eiscalischen und

Zeit da Er

solches

nehmen

lasten,

nach

vorgegangener erörterung wegen dieser einzuziehen befohlen.

privilegyrten Forderung

126 dieser besagten Wittiben praetension auf ihren Werth oder Unwerth dahin gestellet seyn; Weill aber Unsere am 22. Jan. dieses Jahres ausgelaßener Verordnung sich fürnehmlich dar¬ auf gründet, daß diejenige so Uns ex adwinistratione etwas schuldig bleiben, und mit Unsern Geldern Malversiret, Uns solches ans Ihren geredesten Mitteln ersetzen und keine gegen

umb Unß darauß einiger maßen bezahlet zu machen, Und Wir Unß daran erinnern Waßmaßen Wir unserm General Feldmarschalck Freyherr von Dörfflinger bereits vorlängst, und

Wir wieder die Chron Schweden in geführt, vor seine Unß daselbst geleisteten trew-nützlichen Dienste, und weil dazumahl Unsere Generals persohnen außer denen quartiren kein Tractament von Unß genossen, einen gnaden-recompens, und Ergetzung zuge¬ saget, welche auch die übrige Generals dazumahl wirklich erhalten, er aber bis jetzo nichts empfangen; daß Wir dannenhero und wegen nicht gemeßene Traktaments, auch umb diese ihm versprochene Recompense wirklich abzustatten, obgedachten Unserem p. Freyherrn von Dörflingen, und deßen zwart zu der Zeit, wie

Holstein Krieg

Erben und Nachkommen vorberührtes

Unß

praetensionis von Ehegelder oder dergleichen

tiret

die Forderung,

und

anheimgefallenes

Thun auch solches hiemit also Er, Seine Erben, und Nachkommen,

undt dergestalt,

so

wir an Werner Eberhardt

Ihre Erben

sie sehen, daß

zugeschlagen, daß

admit-

haben, von dieser

Natur und Eigenschaft ist; Alß laßen Wir es allerdings bei vorbesagter Verordnung vom 22. Jan. bewenden; Und habet Ihr demnach mehrbemeldter Wittibe mit Ihrer ungegründeten praetension ab-, hingegen Unsern Fisco das Vorzugsrecht in dem Hause qnaestionis einzuweisen und zu decretiren, da¬ mit andere mit Unseren Geldern behutsahmer umbgehen, wan

Medensches oder Wernerisches Hauß, Erbeigenthümlich über¬ geben

dagegen

werden sotten, solches auch ohnedem rechtens, und den

bleiben, nicht

profitim

von dem,

so sie

werden, Wornach

Uns schuldig ver¬

Ihr

Euch zu achten,

offtgedachtes Hauß Erbe-eigenthümblich haben, besitzen, geniesten,

und im übrigen diese fache zur schleunigen endtschafft zu brin¬

verschencken, und damit in allen wie mit ihrem Eigenthumb walten und schalten sollen und mögen, ge¬ stalt den Wir undt Unsern Nachkommen Marggrafen und Churfürsten zu Brandenburg Ihn und seine Erben wie auch diejenige, welche von ihm oder ihnen, daßelbe an sich bringen möchten, bey dem ruhigen Besitz und genuß deßen, gegen iedermünniglich handhaben und schützen, auch, wan sic wegen einiger

gen habet.

alieniren, verkaufen,

auf dem Hause hafftenden Forderungen in ansprach genommen werden wollen, dieselbe alßden vertreten und ihnen die ge¬ wöhnliche

cdiction und

praesentir'en, auch hierwieder in einige wege, es

schadeloßhaltung

nicht zugeben wollen, daß sie geschehe wie es wolle, bekümmert, gekränkct, noch beeinträchtiget werde, wie den diese Verschrcibunge vor keine simple Donation oder geschcnck, sondern, alß eine versprochene Churfürstliche

Recompense, Ergötzung, und Vergeltung vor nicht genostenes tractament auch geleistete trewnützliche Dienste angesehen undt gehalten werden soll; Wornach sich sowohl Unsern Stadthaltern undt Würckliche Geheimbte Rathe, als auch Unser Hoff- und Cammergericht zu Cölln p. P. bührend zu achten, und Unsern Gen-Feldmarschalk und deßen Erben undt die eausam von ihnen haben, bey dem eigenthumb des vorerwehnten Hauses kräftigst zu schützen. Uhrkundlich p. Geben zu Cölln an der

Spree, den 18'°" May, Ao 1683.

P. Fuchs. Kurz vorher war die Wittwe Werner Eberhards abermals beim Kurfürsten eingekommen, er möge sie doch nicht ganz und gar zu Grunde richten, und führt dabei an, daß die in Ham¬ burg verpflichteten Bürgen ja schon einen Theil der Schuld be¬ zahlt hätten, so wie daß 1500 Thaler Ehegelder als ihr un¬ zweifelhaftes Eigenthum doch ebenfalls auf dem Hause stünden; der Kurfürst wies sie aber durch folgendes, sehr hartes Schrei¬

Friedrich Wilhelm Churfürst p.

Wir haben aus Ewrer gehorsamsten Relation vom 26. Marty ersehen, was gestalt Maria Elisabeth Salomons, Werner Eberhardt Wittibe bey der zwischen Ihr und Unserm Hoff Fisealen am 23. Marty gehaltenen Verhör 1500 Thlr.

tendiret: Was

sogenannten Dlemannischen Hause prae-

Unser

und welcher gestalt

lution darüber

zu

Ihr

Hoff Eisealis darauf geandtwortet, reso-

Unsere gnädigste erklährung und

vernehmen

verlanget.

Potsdam den 30. Marty 1683. (gez.)

P. Fuchs.

An das Cammergericht

zu Cölln an der Spree.

toren

Die Auseinandersetzung mit den schon angegebenen Credizog sich dennoch bis in das Jahr 1686, wo endlich am

Juni

die gerichtliche Uebergabe des Hauses an den neuen Besitzer und die Notifikation an die Wittwe Eberhard erfolgte, welcher das betreffende Protokoll feierlich vorgelesen wurde, worauf

16.

antwortete: „daß sie es geschehen laffen müsse! —" Feldmarschall Derfflinger löste im Jahre 1691 die Hypothek von 1400 Thaler mit Zinsen, welche die Petri-Kirche auf seinem Hause stehen hatte, ab, und machte am 16. Mai 1692 sein Te¬ stament zu Cölln an der Spree, in dessen Eingang er sich nennt: Kurfürstlich Brandenburgischer Geheimer Kriegsrath, Statt¬ sie

halter

des Herzogthums Hinjerpommern und des Fürstenthums Cammin, General-Feld-Marschall über dero Armee, Ober-Gouverneur über alle dero Festungen und Obrister zu Roß und zu Fuß. Vermöge desselben sollte

das Hans in Cölln an der Spree bei der Familie so lange als möglich verbleiben, und von ihnen allen (seiner Wittwe und seinen Kindern), so gut es immer geschehen könne, genutzet und bewohnt werden, und soll dasselbe ohne sämmtlicher Jnterestenten völligen Konsens nicht veräußert werden.

Dieses Testament wurde nach

dem Tode des Feldmarschalls am

29. März 1659 geöffnet, den

Erben vorgelesen, und von diesen acceptirt. Unterschrieben haben dasselbe:

Freiherr Fricderich

von

Dörfflinger, als Sohn.

Beata Louisa Freifrau von Dörfflinger, geborne von der Marwitz, als Wittwe.

ben ab:

Ehegelder an den

Seindt p.

Nun lasten Wir

Louise Freifrau von Dörfflinger, geborne von Dewitz.

Emilia Frau von der Marwitz, geborne von Dörfflinger. Scharlotte Freiin von Dörfflinger, Wittwe von Zieten. Christian von der Marwitz. Job von Dewitz, und Hans Otto von der Marwitz. Bei Uebernahme des Hauses ließ der Feldmarschall das alte „Mehdensche" Haus abreißen und durch Johann Adolf Nehring

127 das noch jetzt stehende aufführen. das wäre also 16-86.

Nicolai

giebt an, daß es

Fürstenhauses geschehen sei; Küster sagt davon III. S. 108; „Es

mit dem Bau

gleichzeitig

des

ist groß, schön, von 3 Etagen an der Ecke der Roßstraße und

pranget auf der Balustrad mit 6 Figuren" (gegenwärtig nur 4). Der Bau war vorzüglich ausgeführt, so z. B. sämmtliche Dachrinnen und Regenwasier-Röhren von Kupfer, wie aus Ver¬ handlungen des Kammergerichts hervorgeht, welche 1694 in Sachen einer Beschwerde des Feldmarschalls stattgefunden, in welcher über den Kupferschmiedt Jury, Klage beim Kurfürsten geführt wurde, daß die Rinnen und Röhren des

Jury,

bereits schadhaft geworden.

Der Kurfürst wies diese Beschwerde an den Land-Baumeister Grüneberg, weil der Baudirektor N eh ring anderweitig zu sehr Es ist in dieser Verfügung Kurfürst Friedrich beschäftigt sei.

III.

von einer „zum Bauwesen verordneten Commission" 1699 die Rede, welche die Sache eigentlich zu erledigen habe. wohnte in dem sogenannten „Tautischen Hause" neben dem von auch

Derfflingerscheu, auch als „schwarzer Adler" bekannt, in dem sich die erste Feuerkasse befand und bisher auch der Fcldmarschall Gneomar von Natzmer gewohnt, der Czar Peter I. von Ru߬

land mit seiner ganzen Gesandtschaft. Bis zum Jahre 1702 blieb das gesammte, sehr umfäng¬ Ein Theil liche Grundstück im Besitz der Derfflingerscheu Erben. Derfflingerscheu Mauer des von der derjenige zwar desielben, und entlang bis zum „Stalle an

1702 an den Bürger und Schneider Christian Litzkendors für 2610 Thaler. Zur Theilung zwischen beiden Grundstücken sollte ein Thorweg und Einfahrt von 12 Fuß Breite gelassen Der Käufer verpflichtete sich in diesem Kaufkontrakt, werden. die alten dort stehenden Baulichkeiten abzureißen und ein an¬ sehnliches Gebäude von drei Etagen aufzuführen, welches, um alle D e f o r m i t ä t zu vermeiden, erst dem Baudirektor Herrn von G r ü n cberg, gezeigt werden müsse. Vor allen Dingen sollte es aber nicht höher als das von Derfflingersche Haus aufgeführt werden. Wegen des Traufrechts, des Abflusses aus dem erwähnten Stalle, und Ausbrechung von Fenstern. nach dem von Derfflingerschen

Hofe enthalten die Contrakte weitläuftige Bestimniungen, welche für die Grundeigenthums-Verhültnisse jener Zeit von Wichtigkeit sind. wiederholte

Erwähnung

„Stalles" in diesen zwischen Küster und Nico¬ eines

Dokumenten giebt Gelegenheit, eine lai streitige Meinung zu vermitteln. Küster sagt nämlich in seinem „Alten und Neuen Berlin" S. 633: „Die Roßstraße in Cöln soll den Namen daher

III.

haben,, weil, für des Kurfürsten Johann George's Pferde, in derselben Gegend wo itzo der .Salzhof ist, der Stall gewesen." Nicolai aber nennt diese Angabe. I. S. 126 „eine derjenigen Nachrichten und Meinungen, welche Küster mit un¬ begreiflicher Sorglosigkeit und Unrichtigkeit compiliret, denn der Salzhof befände sich jenseits des Grabens, und weder in ge¬

drillten

noch

in handschriftlichen Nachrichten über diese Gegend, Spur von einem Kurfürstlichen Stalle zu finden."

ist die geringste

Mit

diesem Kaufkontrakt des von Derfflingerschen Hauses,

allerdings eine handschriftliche Nachricht beigebracht, daß dort in der That ein Stall gestanden, der in einen tiefen Kanal seinen Abfluß nach der Roßstraße gehabt. Ob es ein kurfürstlicher Stall gewesen, wird freilich auch dadurch noch wäre

nicht entschieden.

befinden.

Der Kaufmann Witte kam während des 7jährigen Krieges in seinen Vermögensvcrhältnisscn so zurück, daß er sein Haus subhastiren lassen mußte und der Advokat

Johann Heinrich

Hetzer dasselbe bei einem Feuerkassenwerth von 18,000 Thalern, für 20,600 Thaler, aber nicht für sich, sondern für den, un¬ mittelbar nachher als eigentlicher Käufer auftretenden Kauf¬ und Handelsmann Carl Philipp Westphal kaufte; 10,000 Thaler standen in drei Hypotheken auf dem Hause. Die völlige Abzahlung des Kaufpreises gelang dem Kaufmann Westphal Er starb 1791 und vermachte das Grundstück erst 1767. Sohne dem phal unter Angabe aber während seines mit seinen Nachbarn seinem

Tuchhändler

Philipp Ferdinand Wcst-

16.300 Thalern, hatte Besitzes, namentlich 1786, viele Prozesse wegen des Traufrechts, Herausbruch von

des Werthes von

Fenstern, Neubauten u.

w. gehabt.

s.

(Schluß folgt.)

der Gasse,"

Hauses in der Roßstraße mit allen dort befindlichen Buden und Baulichkeiten, — ini Gan¬ zen 105 Fuß Länge und 26 Fuß Tiefe verkauften die Erben

Die

Das eigentliche von Derfflingersche Haus blieb nun bis 1748 im Besitz der Erben, die es aber in diesem Jahre süb hasta und statt 'des Taxpreises von 14,209 Thaler 21 Groschen, für 12,660 Thaler dem Meistbietenden Kaufherren und Weiuhändler Witte, abtraten, der beim Abschluß noch 10 Thaler „ad pios usus“ gab. Fünfzehn Erben, hatten ihre Zustimmung zu dieser Abtretung des Familienbesitzes geben müssen, deren Unterschriften und Siegel sich auf dem Aktenstücke zum Jahre

Alphabetische Zusammenstellung in Gerlin geborener, wie in Gcrlin gestorbener berühmter Personen.

so¬

Von Glto filmt, Post-Secretair. (Fortsetzung.)

Friederike v. Ca m as, Vertrante Friedrich des Großen

f

2.

(„Mama"),

Juli 1766.

Fr. Rud. Lud. Freiherr von Canitz, preußischer Diplomat u. * 27. Nov. 1654, 16. Aug. 1699. deutscher Dichter, ch

Gottlieb Christian Cantian, Königl. Baurath, Stadtältester, April 1866. ch 10. Johann Ludwig Casper, medizinischer Schriftsteller, Professor, * 11. März 1796, ch 23. Februar 1864. * 2. März 1809. P. C. Chambeau, Professor am College, 's 22. October 1755. Cocceji, Großkanzler, Daniel Nikolaus Chodowiccki, Maler u. Kupferstecher. Direktor der Akademie der bildenden Künste in B., ch 7. Febr. 1801. Peter Ritter von Cornelius, berühmter Historienmaler und

Gründer einer eigenen Malerschule, ch 6. März 1867. Christ. Andreas Cothenius, berühmter Leibarzt Fr. d. Gr., 5. Januar 1789. Christian Ludwig Couard, erster Geistlicher an St. Georg, ‘ * 11. April 1793, 23. December 1865.

f

Auguste

*

f 1795, f

Crclinger,

7. October

Schauspielerin, verw.

Stich,

geb.

Düring,

April 1865.

10.

* 1783. Wilhelmine Czezy, Dichterin, Freiherr von Dunkelmann, prcuß. Minister, ch 31. März 1722. Karl von Decker, preuß. General, militärischer und belletristischer Schriftsteller. * 21. April 1784. 17. Nov. 1799. Georg Jakob Decker, Geh. Oberhofbuchdrucker, Stereotypie und die die Georg Jakob Decker der Jüngere (hat 26. August 1819. Stanhopepresse eingeführt),

f

f

128

Siegfried Wilhelm Dehn, Musiktheoretiker, Kustos der Biblio¬ 12. April '1858. thek, Prof, der Tonkunst, 11. Juni 1858. August Karl Friedrich Deibel, Prediger, Georg Reichsfreiherr von Derfflinger, Feldherr des großen Kurfürsten, ch 4. Februar 1695. Ludwig Devrient, der genialste seines Namens, * 15. Dec. 1784, ch 30. December 1832. Karl August Devrient, der älteste der drei berühmten Brüder

f

*

5. August 1798. Eduard Philipp Devrient, der zweite der drei berühmten Brüder, auch Schriftsteller, * 11. August 1801. Emil Devrient, der jüngste der drei Brüder, * 4. Sept. 1803. Otto Devrient, Sohn Phil. Eduard D.'s, Schauspieler und dieses Namens,

'

f

Schriftsteller, * 3. October 1838.

G. Dielitz, Dr. phil., * 22. November 1781. Joh. Frd. Dieffenbach, Chirurg, Prof, der operativen Medizin November 1847. in B., ch Friedrich Adolf Wilhelm Die st er weg, Hauptvertreter der deut¬ schen Volkspüdagogik der Neuzeit, Direktor des Seminars

I.

ll.

i

7. Juli 1866. für Stadtschulen in B., Karl Friedrich Wilhelm Dieteri ci, verdienter deutscher Statistiker 30. Juli 1859. und Nationalökonom, * 23. August 1790,

Friedrich Heinrich Dieterici * 6. Juni 1821.

(Sohn)

i Orientalist,

i

Philipp Herm. Eichcns, Lithograph, Schwarzkünstler, * 13. Sep¬ Joh. Albr. Fricdr. Eichhorn, preuß. Staatsmann und Rechts¬ 16. Januar 1856. gelehrter. Ernst Wilhelm Bernhard Ei seien, ein um das Turnwesen ver¬ dienter Man», Gründer einer Turnanstalt in B., * 27. Sep¬ tember 1792. Liebold Adam Elias, Naturhist., Medizinalrath, * 1775. Johann Benjamin Erhard, Philosoph und Arzt, Obermedizinalraih, 29. November 1827. Paul (Sr man, verdienter Physiker, Lehrer der Naturkunde am französischen Gymnasium und ordentlicher Professor in B., * 29.-Februar 1764, 11. October 1851. Georg Adolf Erman, Prof, der Mathematik am Französischen Gymnasium u. außerord. Prof, der Physik, * 12. Mai 1806,

i

i

i

Juli 1877. F. A. Eytelwein, -s

Geh. Ober-Baurath,

* 20. Mai 1796.

Karl Friedrich Christian Fasch, Componist, Stifter Singakademie,

f

*25.

Sept. 1805,

und Novellist,

ch

6. Februar 1840.

Frdr. Gedike, ausgezeichneter deutsch. Schulmann,ch 2. Mai 1803. Leopold von Gerlach, preuß. General, * 1790, ch 10. Jan. 1861. Ernst Ludwig von Gerlach, ultraconservativer Politiker, Wirk¬

*

7. März 1795. Otto von Gerlach, theologischer Schriftsteller, Hof- und Dom¬ prediger, Konsistorialrath und Prof., * 1801, ch 24. Oct. 1849. Albert Gern, namhafter Komiker, ch 25. Februar 1869. Hermann Gerson, Kaufmann, P 6. December 1861. Wilh. Giesebrecht, Geschichtsforscher, * 5. März 1814. Rud. Gneist, Professor, * 13. August 1816. licher Geh. Justizrath rc.,

Friedrich Eduard

Industrie

Gold schm id,

der

verdient um die vaterländische

Kattundruckerei,

* 16.

December

1793,

f

17. Februar 1865. Johannes Evangelista Goßner, Pred. der böhmischen Gemeinde, 30. März 1858. Gotzkowsky, der brave Berliner Bürger, ch 9. Aug. 1775. Joh. Albrecht von Gräfe, berühmter Augenarzt, * 1828 im Mai,

f

f 29. Juli 1870.

Karl Heinrich Graun, Komponist und Kapellmeister Friedrich

tember 1812.

Julius Fa u cher,

Geh. Archivrath,

Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, zu Köln an ,der Spree, * 16. Februar 1620 (n. St.). Friedrich Wilhelm I., * 4. August 1688. Friedrich der Große, * 24. Januar 1712. Karl Fried. Ferd. Friese, Ofenfabrikant, ch 29. Oct. 1868. Eduard Gans, Prof., Vertreter der philosophischen Schule der Jurisprudenz, * 22. März 1798, ch 5. Mai 1839. Franz Bernhard Heinrich Wilhelm Freiherr von Gaudy, Dichter

Professor,

Distelmeier, brandend. Staatsmanns 12. Oct.1588. 1784. Diterichs, Oberbau-Direetor, Du Bois-Reymond, bedeutender Physiologe, * 7. Nov. 1818. Frdr. Eduard Ei che ns, Kupferstecher, * 27. Mai 1804. Lamprecht

Gottlieb Friedländer, 27. Juni 1878.

ch

der Berliner

3. August 1800.

deutscher

Volkswirth, Hauptvertreter der Frei¬

handelspartei, * 1820.

Johann Gottlieb Fichte, Begründer des Philosoph. Idealismus, ch 29. Januar 1814. Johanna Marie Fichte, geb. Rahn, ch 1819. Fischer, Prof., Bildhauer, * 17. Februar 1805, ch 2. April 1866. Johann Friedrich Ferdinand Fleck, berühmter Schauspieler, Regisieur des Nationaltheaters in B., ch 20- Dec. 1801. Friedr. Förster, Dichter und Schriftsteller, Lehrer der Artillerieund Ingenieurschule in B., Hofrath und Kustos .bei der Kgl. Knnstkammcr, Redakteur der Vosi. Ztg., ch 8. Nov. 1868. Friccius, Generalauditeur der Armee, ch 1856.

f

8. August 1759. « Professor der Psychiatrie n. 26. October 1868. dirigirender Arzt an der Charite, Jakob Ludwig Karl Grimm, der Begründer der deutschen Phides Großen,

Wilhelm Griesinger, Dr., Arzt,

-

lologie und Alterthumswissenschaft,

Wilhelm Karl forscher,

f

Grimm,

f

ch

ausgezeichneter

20. Sept. 1863. deutscher Alterthums¬

16. December 1859.

K. W. von Grolman, preuß. General, * 30. Juli 1777. Wilh. Heinr. von Grolman, * 28. Febr. 1781, ch 1. Jan. 1856. Gustav Fr. Wilh. Groß mann, Schauspieler und Schauspiel¬ dichter, * 30. November 1744.

Fr. Wilh. von Grnmbkow, preußischer Generalfeldmarschall, * 4. October 1678, 18. März 1739. Joh. Phil. Grüson, ch 16. November 1857. Ernst Karl Guhl, Kunsthistoriker, Professor u. zugleich Secretair der Akademie in B. rc., * 20. Juli 1819, ch 20. Aug. 1862. Ernst Julius Gurlt, Anatom u. Chirurg, Pros. der Chirurgie in B., * 13. September 1825. Karl Gutzkow, einer der hervorragendsten deutschen Dichter u.

f

Schriftsteller der Gegenwart,

*-17. März 1811.

(Fortsetzung folgt.)

129 Schüffeln, welche von lauter Forst-Bedienten aufgetragen wur¬ den, waren mit Hirsch-Köpffen und Jägergeräthe auf das

Hymnus

„auf

bte Jagd in der Jungfern-Heybe unweit

Charlottenburg" 1728.*)

In dem Buche, welches die Anwesenheit des Kurfürsten August von Sachsen in Berlin vom 29. Mai bis 11. Juni 1728 beschreibt und betitelt ist: „Das frolockende Berlin, Oder Historische Nachricht Dererjenigen öffentlichen Freudens-Bezeigun¬ gen und sinnreichen Illuminationen, Die bey hoher Anwesenheit Jhro König!. Majestät in Pohlen, Und Dero Königl. Priutzens Hoheit Daselbst angestellet worden. Nebst einem Anhange aller auf diese fröliche Begebenheit verfertigter Gedichte. Berlin, zu¬ finden bey Johann Andreas Rüdiger, Königl. privil. Buch¬ händler. 1728." findet sich unter vielen Gedichten auch eins, welches die Jagd in der Jungfernheide**) verherrlicht. Da dieses Gedicht wohl einzig in seiner Art ist, theilen wir es hier mit. Die näheren Details über die Jagd selber finden wir auch in dem genannten Buche S. 63. Es heißt dort: „Freytags den 11. Junii wurde ein grosses Jagen oder Ausschieffen, auf der so genannten Jungfer-Heyde, ohnweit Charlottenburg gehalten, nachdem vorher von Sr. Excellent; dem Herrn Ober-Jägermeister Baron von Herlefeld alle ge¬

Bey denen Gesundheiten, welche theils sauberste ausgeputzt. aus einem goldenen wie ein Hirsch gebildeten Gefässe, theils aus den kostbarsten geschnittenen Gläsern getruncken wurden, liessen sich die um die Tafel gestellten Perforee- und andere

Jäger aus ihren Hörnern und Hifftcu hören. Nach dem Auf¬ satz der letzten Speisen, wurden einige hundert Exeiuplaria von dem durch den künstlichen Grab-Stichel

des

berühmten

Herrn Wolffgaugs, Königl. Preußischen Hoff-Kupfferstechers ab¬ gebildeten raren Hirsch, von 66. Enden, welchen des Höchstseel. Königes Majestät noch als Churfürst den 18. Septcmbr. 1696. im Amte Fürstenwalde mit eigner hoher Hand geschossen, aus¬ getheilet. Nach aufgehobener Tafel sahe mau über hundert BauerKnechte und Mägde,

welche

gelbe, blaue, rothe und grüne

Band-Schleiffen auf ihren Hüthen und Mützen hatten, und nach ihrer Art auf das beste angekleidet waren, nach BockPfeiffer und Bier-Ficdler-Music durch Tautzen und Springen lustig machen. Nachdem die allergnädigste Herrschafft über diese aufferordenllichen Anstalten ein gantz besonderes Vergnügen bezeiget, erhuben sich dieselbige unter Begleitung und Bedeckung der Jagt-Bedienten und einem Detachement Gens d’Armes

sich

hörige Anstalt verfüget worden.

Die allergnädigste Herrschafft wurde von 12. in hellgrüner und mit Gold bordirter Klei¬ dung zu Pferde sitzenden Forst-Bedienten in den hierzu auf¬

wiederum nach Charlottenburg, allwo Jhro Königl. Majestät in Pohlen mit Sr. Excellentz dem Grasen .von Sachsen, denen Herrn Generalen Grumbkow und Lottum Abends alleine

Jagt-Schirm geführet; Bey dem Eintritt wurde von dem Lecretair des Herrn Ober-Jägermeisters, das Nachdem das im Anhange befindliche Gedichte übergeben.

speiseten."

geschlagenen grünen

Jagen mit dem gewöhnlichen Jagt-Geschrey eröffnet, wurden unter Verflieffung einiger Stunden, 400. Stück Taunen-Mldpräth 38. Stück wilde Säue und 2. Füchse gefallet. Nach Endigung dieser Jagt, wurde die sämtliche Hohe Gesellschafft, welcher lauter Forst-Bedienten aufwarteten, von vorgedachter Sr. Excellentz dem Herrn Ober-Jägermeister, in einer mit grünem Tanger in- und auswendig beschlagenen grossen Lauber-

Hütte auf das, kostbarste und köstlichste tractiret. In derselben waren auf jeder Seite 6. Hirsch-Köpffe mit starcken Stangen von 12. biß etliche 20. Enden, an jedem Ende der LauberHütte aber 7. Elends-Köpffe mit ungemein großen Schauffeln, feste gemacht. Die Königliche etwas erhöhete Tafel, stellete die Figur eines halben Mondes vor, woran 24. Personen so angewiesen fasten, daß die hohen Hcrrschafften das Schloß zu Charlottenburg im Gesichte hatten. Auf der Decke über dieser

Tafel, war die Göttin der Jagt Diana mit Köcher und Bogen in ihrer ordentlichen Kleidung gemahlt, welche mit zweyen Hunden einen mit einem Pfeile verwundeten Hirsch hetzte, mit der Überschrifft: Diana jaget hier in vollem Schmuck und Zierde, Zwey grosser Helden Gunst verehrend mit Begierde, Und rüstet Ihnen zu, daß bis zu Nestors Tagen, Sie, wie das Wildpräth, auch die Feinde mögen jagen.

Zu beyden Seiten waren etwas niedriger noch zwey lange Tafeln,- an welchen auswendig an jeder 40. Personen fassen. Die Aufsätze der Confecturen und andere Zierrathen der *) cf. „Sät" pag. 100, Sp. 1, Z. 14 von oben. **) Die Jungfernheide gehörte früher dem Jungfernkloster in Spandau und hat daher wohl ihren Namen. Fidicin, Topographie pag. 113.

Das Gedicht

Diana! wie

selbst

lautet:

beglückt ist deine Jungfer-Heyde,

sich zwey Könige, zu Ihrer Augen-Weyde, Anheute ausersehn; gewiß! ein Helden-Paar, Dem Martis starcker Arm selbst reicht die Kläffte dar, Wirfft grosse Huld auf dich, in Anmuths-vollen Tagen,

Die

Indem es Sich zur Lust erwehlt ein grosses Jagen. Drum rüste dich mit Fleiß, und suche Wildprät auf, So viel zu finden ist, lorcire nach dem Laust. Gib! daß ein jeder Schuß, das rechte Ziel erreiche, Und daß Erzielete, nicht von dem Flecke weiche. Erweise deine Macht! weil du so glücklich bist, Daß tapfern Händen jetzt dein Wild gewidmet ist. Ja schaffe! daß dein Bolck sich Lobes-Palmen beute,

Die Nimrod dir alSdenn zum Opfer zubereite. Und endlich auch, du Schaar! der edlen Jügerey, Stimm' an der Hörner Schall, und füg' ein VIVAR bey: Es lebe Friederich August in vollem Seegen, Und Friedrich Wilhelm blüh' auf allen seinen Wegen, Der Himniel! lasse SIE, auf Purpur-Rosen geh'n. Und Beyder Hohes Haus, als wie die Eedern steh'n. Besonders wünsche ich, so lauge SIE auf Erden, Daß Ihre Feinde stets, durch Und sind

So

SIE

SIE

verjaget werden.

Lebens satt, in Königlichem

hebe Höchster!

SIE

Flor,

auf deinen Thron empor.

130 Lieder gegeben, schließen

Eine merkwürdige Lentery Friedrich Wilhelms I., vom 16. Oktober 1724.

sich

dieselben doch zum großen Theile

an den siebenjährigen, die Freiheitskriege, den Krieg von 1866

und 1870—71 an.

Acht haben soll und er selbst ein Schelmstück verübet, weil er

Das Buch, d. h. die beiden Bände, sind eingetheilt in Der erste behandelt die Volkslieder des siebenjährigen Krieges, der zweite die Zeit vom Hubertsburger Frieden bis zum Brande von Moskau 1812, der dritte die Zeit der Freiheits¬ kriege. Der vierte Theil, mit welchem der zweite Band beginnt, enthält die Zeit von 1815 — 1866, der fünfte und sechste die Lieder des Jahres 1870—71. Im Uebrigen näher auf die Lieder einzugehen verbietet sich an dieser Stelle von selbst; nur auf das Eine wollen wir hin¬ weisen, daß nach unserer Meinung der Hauptwerth des Buches darin liegt, daß der Verfaffer die Lieder, die er zufällig auf fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen, oder nur im Volks¬ munde vorfand, hier sammelte und herausgab. Möge das Buch,

meine treuen Diener zu Schelmen hat machen wollen und das

welches sich schon viele Freunde erwarb, sich auch ferner neue er¬

hinter dem Rücken, also daß die Denunciationes nichts als Verläumdungen seyn und leichtfertige Intriguen, als wird ihm von Rechtswegen zuerkannt, daß er zu Stettin, dieser Yangerow, auf österlichen Markt sich aufs Maul schlagen soll, und sagen, daß Er als ein Schelm gelogen, hernach soll der Büttel Ihm den Rock und Hembe ausziehen und soll Ihm 3 Streiche mit der Ruthen geben, vor dem Schlosse wieder und vor dem Thore das 3. Mal, alsdann soll Er gleich bis

werben.

I.

war kein Freund von umständ¬ gewaltsame und willkürliche und nicht ohne lichen Prozessen, Eingriffe verbot er deren Verschleppung. Sein strenges Regi¬ ment wurde besonders fühlbar, wenn die Beamten sich eines Vergehens schuldig gemacht hatten. Diese Willkür und Strenge König Friedrich Wilhelm

tritt

insbesondere aus einer Sentenz hervor, welche sich abschrift¬

lich in der General-Registratur des hiesigen Stadtgerichts in einem Actenstücke aus dem Nachlasse des

III.

1. 5) befindet.

Hofrath Weitzel (acta crimin.

Dieselbe lerntet:

„Sentent. contra Yangerow, Kuntzmann, Sidow. Vangerow, weil er Fiscus ist, und auf alle Schelmstücke

auf weitere Ordre nach Cästrin ins Stockhaus gebracht werden. Kuntzmann weil Er ein notorischer Schelm ist, soll er 6000 Thlr. ad pias causas geben und sich zu Stettin auf öffelidlichem Markt gleichfallß aufs Maul schlagen, und sagen daß Er wie ein Schelm gelogen und hernach 2 Jahre zu Cüstrin auf dem Schloß Arrest halten. Der Sidow soll sich auf dem Markt aufs Maul schlagen, und sagen daß Er als ein Schelm gelogen, und soll 2 Jahre im Oüstrin'schen Stockhause karren. Dem Schreiber soll der Büttel ein paar Maulschellen geben und soll % Jahr zu Cüstrin karren, gegeben

Wusterhausen den 16. Octobris 1724. Fr. Wilhelm."

Unter dem Schriftstück befindet sich der Vermerk des Hof¬ raths Weitzel (eines Zeitgenossen): „Vollstreckt den 26. es. Schreiber aber soll dem Ver¬ nehmen nach seyn pardonirt worden." Worin die Verläunzdungen bestanden haben, ist in den Acten nicht näher bezeichnet. Günther, Stadtgerichts-Actuar.

Literatur.

6 Theile.

R. B.

Aer Moland von "Berlin.

Herausgegeben vom Verein

Alfred Weile, für die Geschichte Berlins. gr. Fol., auf getöntem Papier, 7 Bogen mit 27 Illustrationen. Preis 1,50 Mark. Der Vortrag, den Herr Geh. Hofrath L. Schneider in einer der Arbeitssitzungen des Vereins für die Geschichte Berlins über den Roland von Berlin, und Herr Director Georg Hiltl Separatabdruck bei

über die Schutz- und Trutzwaffen der Rolandsäulen in Nord¬ deutschland gehalten, ist in der letzten Lieferung der großen

Vereinsschriften für die Mitglieder des genannten Vereins, reich illustrirt, publicirt worden. Von dieser Lieferung hat die Ver¬ lagshandlung des „Bär" Separatabzüge anfertigen lasten, die

Mark 50 Pf. von derselben bezogen werden können. Der Roland von Berlin, über dessen Existenz bekanntlich nur wenig Material vorliegt, soll, nach einer Beschlußfassung des Vereins, wenn möglich wieder auf der Stelle errichtet werden, Um nun ein mög¬ wo er muthmaßlich früher gestanden hat. lichst annäherndes Bild von demselben zu erhalten, meint der gelehrte Kenner mittelalterlicher Waffenkunde sehr richtig, daß dies nur durch Vergleiche mit den noch existirenden Rolandsäulen und durch die daraus gezogenen Analogien zu finden sei. Aus 1

diesem Grunde werden, neben dem Berlinischen,

sämmtliche be¬

kannte Nolandbilder der Mark und Norddeutschlands



die¬

jenigen zu Brandenburg, Stendal, Bremen, Zerbst und Perle¬



bis ins Detail gehende Und weil hier eine Geschichte der Illustrationen beigegeben. Rolande Norddeutschlands vorliegt, glauben wir, daß das berg

besprochen.

Ueberall

sind

Jntereffe für die Arbeit nicht nur auf Berlin beschränkt sein wird, sondern daß sie eine allgemeine Aufmerksamkeit verdient.

Fr. W. Freiherr von Ditfurth, historische Motirslicder von 1756—1871. Berlin, Fr. Lipperheide, 1871—72. gr. 8. Obgleich

Laus Joachim von Ziele«,

vor einigen Jahren erschienen, nehmen wir doch noch Gelegenheit, unsere Leser auf daffelbe hin¬ Der Herr Verleger theilt uns nämlich mit, daß er zuweisen. nur noch eine geringe Anzahl Exemplare vorräthig habe und deshalb benachrichtigen wir unsere Leser davon, damit es nicht vergriffen ist, wenn es später verlangt würde. Der unermüd¬ liche Sammler historischer Volkslieder hat hier vor allen preußische das Buch

schon

König!. Preußischer General Von Werner Hahn. Fünfte Auflage. Mit fünf Illustrationen. Berlin 1878. Elegant kartonnirt, Preis M. 1,20. R. v. Decker's Verlag, Marquardt u. Schenck. Dieses nur 147 Seiten umfaffende Buch ist ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes. Es ist kurz und eindringlich geschrieben, entrollt das Bild dieses Helden aus dem sieben¬ jährigen Kriege in markigen Zügen und Umriffen, so daß sich

der Kavallerie.

131 dieses

Bild

— Was

ganz fest unserem Gedächtniß einprägt.

Marschall Vorwärts den Befreiungskriegen, , was Vater Wrangel unsrer bewegten Zeit war,



der populärste General, das War der

alte, tapfere, fromme Zielen, dessen Kriegsruhm auf den Siptitzer Höhen in der Schlacht bei Torgau am 3. November 1760 seinen glänzenden Abschluß erreichte, seiner großen, kriegerischen und an

Ehren für das damals kleine, von so übermächtigen Feinden um¬ drängte Preußen so reichen Zeit: der volksthümlichste, von seinem

König geehrte, von seinen Soldaten vergötterte und von dem ganzen Volke geliebte, tapferste und gottesfürchtigste Reiterfeld¬

Das Buch, mit fünf Illustrationen aus der künstlerischen Hand Burgers ausgestattet, ist durchaus empfehlenswerth. herr.

Berichtigung: Der Titel

des aus S. 119 in voriger Nummer be¬ Handtmann lautet richtig: Der SlavismuS im

sprochenen Buches von

Licht« der Ethik.

für seine Mühe und fügte hinzu, daß 11—1 Uhr in der Lcipzigerstr. 15 zu

und sodann dem Vortragenden das Postmuseum täglich von besichtigen sei.

Hiernach begaben

sich

die Anwesenden in die Pfcrdeställc der Post, mit allen dazu erforderlichen

und besichtigten sodann die Rohrpost

Maschinen und Apparaten.

Die 243. Versammlung, 12. (5. außerordentliche) Sitzung des den 26. Juni, begann mit einer Fahrt auf dem alte» Festungsgraben. Die Mitglieder versammelten sich um

XIV. Vercinsjahres, Mittwoch

5 Uhr bei der Singakademie und bestiegen immer 4 Personen einen Kahn. Damen, obgleich mit eingeladen, hatten sich nicht eingcfunde». Voran fuhr, und unter seinem Kommando standen sämmtliche Fähr¬ männer, der fiskalische Baggermeister Herr Haering. Ihm allein war es auch zu danken, daß die Fahrt sich zu einer sehr angenehmen gestaltete, denn erstens hatte er den Grabe» an allen untiefen Stellen reinigen lassen und ferner durch Oeffne» aller der Wehre, welche den Eintritt des Wassers der Spree sonst verhindern, den sonst etwas stagnirendcn Graben in ein stark fließendes Gewässer verwandelt. Die

Theil von der Sing¬ mit Lampen erleuchtet. Gleich beim Eintritt in den sonst ganz dunkeln Theil des Grabens führte ein großes Transparent dem Bcfahrer dieses Gewässers die dunkeln Stellen des Grabens,

besonders der

akademie bis zur Taubcnstraße, war vollständig

Mittheilungen aus

In

dem Verein

für die

Geschichte

Berlins.

der 241. Versammlung, 10. (3. außerordentliche) Sitzung des den 15. Juni, fand Nachmittags

XIV. Vereinsjahres, Sonnabend

5 Uhr ein Spaziergang durch den Friedrichshain statt. Die Mitglieder des Vereins, die sich um 5 Uhr in der Lips'schcn Brauerei eingefunden hatten, konnten erst um 6 Uhr wegen des anhaltenden Gewitterregens ihren Gang antreten. Herr Obcrgärtner, jetztGarten-Jnspector Röunekamp hatte die Leitung übernommen und machte auf viele schöne Punkte aufmerksam. Am längsten verweilten die Anwesenden bei der vom Schneidermeister Freitag gestifteten Säule Friedrich des Großen. Darauf wurde das im Hain gelegene städtische Krankenhaus besichtigt. Der Director desselben, Herr Herfordt, ließ beim Eintritt einen Grundriß der Gebäude vertheilen, der das Zurechtfinden sehr erleichterte. Er selbst übernahm die Führung durch die wichtigsten Anlagen. Besonders große Aufmerksamkeit wurde dem Waschhaus und der Küche gewidmet; in letzterer sogar eifrig die Speisen der Kranken gekostet. Sodann ging es zur Besichtigung des Kriegerdenkmals des V. Distrikts und von da in die böhmische Brauerei. Hier erquickte man sich leiblich und darauf hielt Herr Prediger Dr. Hentschel einen eingehenden Vortrag über den Friedrichshain und seine Umgebung. Das Wichtigste aus dein Vortrag, was wir hier nicht übergehen dürfen, ist die Mittheilung, daß die Thüren der Schloßkirche zu Wittenberg, an die Luther seine weltberühmten 95 Thesen schlug, jetzt die Kirchthüren der Bartho¬ lomäuskirche bilden. Nach dem Vortrag blieben die Mitglieder noch lange iur schönen Garten der Brauerei vereint. Nach 11 Uhr ver¬

ließen die Letzten erst das Local. Die 242. Versammlung, 11. (4. außerordentliche) Sitzung des XIV. Vereinsjahres, Sonnabend den 32. Juni, Nachmittags 6 Uhr,

war der Besichtigung gewidmet. resp.

in

den

in sich in

des neuen Postgebäudes

Die Mtglieder. versammelten daneben

zur Restauration

der Artilleriestraße 4 dem großen Hörsaal

eingerichteten

Gemächern.

Im Saal

waren die wichtigsten Gegenstände des Postmuseums auf¬ gestellt, die auch fleißig besichtigt wurden. Dann hielt Herr Postrath Tybusch einen Vortrag, der betitelt war: über das Museum der

Post- und Telegraphen-Verwaltung. Er gab aber eine eingehende geschichtliche Entwickelung des Postwesens, von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage, und machte nur bisweilen Bemerkungen über Gegen¬ stände die das Museum bewahrt. Zum Schluß dieser Arbeit gab er eine kurze Skizze der Entwickelung der Stadtpost in Berlin. Sie trat ins Leben den 1. Dezember 1827 mit 36 Briefträgern. 1851 hatte Berlin außer den 5 Bahnhofsexpeditionen nur noch 8 andere und 127 Briefkasten. Herr Geh. Pvstrath Sachsse dankte nach dem Vortrag zunächst dem General-Postmeister Herrn Stephan Excellenz für die Erlaubniß zur Besichtigung dieser neuen schönen Räumlichkeiten

Worte Dante's vor die Seele: Lasciate ogni speranza, voi clie ’iitrate. Aber die Hoffnung sank den Thcilnchmern doch nicht, denn bald er¬ blickten sie ein zweites Transparent mit nicht so „höllisch" klin¬ genden Worten, sondern mit dem Wahlspruch des Vereins „Was du erforschet, hast du mit erlebt." Dann war das Dunkel überstanden und es ging zwischen den Gärten an den Häusern mit eigenthümlich in das Wasser ragenden Treppen, unter den Brücken weiter dem Ende der Fahrt zu. Viele Anwohner hatten Flaggen aufgesteckt, oft in den eigenthümlichsten Formen und mit den eigenthümlichsten Bildern. Besonders hübsch dckorirt war die Einfahrt unter die Spittelkolonnaden. Das Einzige, was die aus den Fenstern Schauenden den unten Fahrenden hinunterwarfen, — waren

Blumen und Blätter. Regenmäntel und Regenschirme, um übelriechende Flüssigkeiten vom Körper abzuhalten, wurden in keiner Weise zur Anwendung gebracht. Auch schlechte Gerüche waren so gut wie be¬ Und als die Theilnehmer bei der Walkmühle anlangten sagten sie sich fast sämmtlich, den Graben haben wir uns ganz anders gedacht. Keinem that cs leid, diese Fahrt mitgemacht zu haben. Beim Aussteigen erhielten die Theilnehmer ein Erinnerungsblatt an die überstandenen Gefahren, von dem Mitgliedc Herrn Bildhauer Oskar Hülcker in talentvoller Weise entworfen. Die Erklärung dazu von dem Zeichner in humoristischer Weise gegeben, kam in der Schult¬ heißischen Brauerei, wo sich die Mitglieder alsdann einsandcn, $ur, seitigt.

Verlesung.

Herr Dr. Brecht regte zum Schluß 'eine Sitzung im

Juli

Anzahl Theil¬ nehmer meldeten. Wer an dieser Partie theilnehmen will — sie ist keine offizielle des Vereins — muß sich bei Herrn Dr. C. Brecht (Priuzenstr. 56) melden, um dann seiner Zeit das Nähere zu erfahren. Die Feier auf den Müggelsbergen soll übrigens in altwendischer Form vor sich gehen.

auf

den Müggelsbergen an, zu der sich auch sofort eine

Mittheilungen aus dem Historisch-Statistischen Verein ;u ^ankfnrt a. Oder. Sitzung den 21. Mai. Herr Maler Mühle legte eine Copie in des von ihm restaurirten Oelbildes auf dem Marthrchor der Marienkirche vor. — Sodann wurde referirt über die Schrift des Herrn Stadtrath Friede! in Berlin „Ueber die Stein-, Bronce- und Eisenzeit in der Mark Brandenburg", sowie über die von dem Divisionspsarrer Herrn Thiel verfaßte aktenmäßige Geschichte der Garnisonschule,

Aquarell

132

I.

musikalischen Verlag aufzuweisen,

einen reichen

Filiale in Berlin, welche seit 1852 selbst¬ Das von der hiesigen Hofbuchdruckerei bis fortgeführte, im Jahre 1811 von dem Professor Dr. Spieker jetzt begründete' „Patriotische Wochenblatt" ist eine werthvolle Quelle für öffnete schon 1820 eine

ständig organisirt wurde.

die Lokalgcschichte Frankfurts geworden, welcher auch

welcher

sich

mehrere Professoren,

auch

von Alfred Soeben erschien:

Weile

Der Mokand von

in

Geschichte der

Bearbeitet von

Geh. Hofrath

Director

£. Schneider,

Hiltl

u. A. Separatabdruck aus Lieferung XV der Publicatio¬ nen des Vereins für die Geschichte Berlins. 7 Bogen Folio auf getöntem Papier, mit 05.

27 Holzschnitten.

M. 50 Pf.

Preis 1

Eleg. broch.

die Bildersammlung von Frankstirter Persönlichkeiten aus den letzten

vier Jahrhunderten. — Die nächste Sitznng findet ferien am.17. September statt.

Grillo und

sich

Naturheilmethode (105. Ausl.) über¬ zeugen will, erhält einen Auszug daraus auf Franco-Verlangen gratis und franco zugesandt von Richter's VerlagS-Anstalt in Leipzig. — Kein Kranker versäume, sich den Auszug

Sommer-

Briefkasten. Ibren

hat begonnen die

12. ckahrgang (1S7S)

Zeitschrift für Gewerbe- uud Industrie- Yereine, Yorstiinde you Kunst-Industrie- und Gewerbeschulen, sowie für alle Freunde der Kunstindustrie.

Kunst L Gewerbe, bestehend aus 48 Nummern und 48 Kunstbeilagen nebst den

Mittheilungen 15

Mark.

Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunst-Indu¬

strie.

Herausgegeben vom Bayr. Gewerbe-Museum zu redigirt von Dr. Otto v. Schorn. Diese Zeit¬ schrift errang sich während ihres 11jährigen Bestehens durch ihren gediegenen Inhalt mehrere staatsministerielle Empfehlungen und die allgemeine Anerkennung der ge¬ summten Presse. werden aufgenommen und mit 30 Pf. die Zeile berechnet. Nürnberg,

1878 oder 12 ter Jahrgang

Preis

deS

nach den

Poststat. Guben. Wegen Ihrer Notiz über „Malone" statt „Melone" bitten wir um Nachweis mit Angabe Ihres Namens.

des bayr. Gewerbe-Museums. welcher von dem Werthe S eder,illustrieren Buches: vr.Airy's

„Der Publicift" liefert fortlaufende Beiträge zur Stadt. — Für die Sitzung des Vereins am 18. Juni

war eine Besichtigung der neu geordneten Sammlungen des Vereins beliebt worden und erstreckte sich dieselbe auf die Alterthümer der vorchristlichen Zeit, die Münzen und Abdrücke von Urkundcnsiegeln, die Abbildungen und Photographicen hiesiger Oertlichkeiten, sowie

Werlin.

Mrttn.

eine Reihe an¬ Verfasser -gewidmet

furter Zeitung

JablonSki bcthciligten. Die letzte Universitäts-Buchdruckcrci war die von Apitz. An ihre Stelle trat,- nach Verlegung der Universität, die mit der Königlichen Regierung 1815 hierher übergesiedelte Trowitz'sche Ossicin, welche 1779 in Cüstrin als König!. Hofbuchdruckerei

Werl'crg

genannten

oben

Auch die in der Buchdruckerei von Haensch u. Pahl, welche an die Stelle der früheren Koscky'schen getreten ist, redigirte Frank¬

hebräischer Schristcn,

namentlich

dem

waren.

unter welchem die

eine bedeutende Zahl von Universitäts-Programmen und Dissertationen, als auch größere Werke hervorgingen. Auch bestand längere Zeit

an

von

Verlagswerke

derer

richtet, die jedoch nach einiger Zeit wieder einging. Zur Zeit des zweiten Jubiläums der Universität (1706) zählt Beckmann außer drei Buchhändlerfirmen auch fünf Buchdruckereien auf, aus denen sowohl

für die Herausgabe

nahm bald einen unerwarteten Auf¬

schwung, besonders durch die weit verbreiteten Volkskalender und er¬

Werke des Cantor Bartholomäus Gesims, namentlich seine Gesang¬ bücher, obenan stehen. Im 17. Jahrhundert wurde durch Erasmus Rösner (1663) auch in Guben eine Filiale seiner Buchdruckerei er¬

Hierselbst eine Druckerei

Sic

war privilegirt worden.

von dem Herzog Leopold von Braunschweig Hierselbst ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert begründet, am 26. Januar d. hat. — Darauf beendete Herr Prorektor Schwarze seinen in der vorigen Sitzung begonnenen Vortrag über die Geschichte der Typo¬ graphie in Frankfurt a. O. Von Einzelheiten sei erwähnt, daß neben der Eichhorn'schen Buchdruckerei um die Wende des 16. Jahr¬ hunderts die Hartmann'sche Officin unter Johann Hartmann und seinem Sohn Friedrich von besonderer Bedeutung war. Sie hat auch welche 1778

Inserate

Abonnement hierauf übernimmt jede solide Buchhandlung sowie die Postanstalten. ProbeNummern durch erstere gratis. Friedr. Korn’sche Verlagsbuchhdlg. Nürnberg.

kommen zu lassen.

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jBrehnts Thierleben

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Heschichte des

Zoologischen Gartens in Berlin.

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Berlin, S.W., Bahnhofstr. 1. Alfred Weile in Berlin. — Verantwortlich für Redaction: Alfred Weile

Rothberger & Lo. in Berlin. — Druck von W.

Pormettcr in Berlin.

Das Blatt

erscheint

monatlich zweimal.

A. GAB ER so.

CRBHuNöiiigea

Unter Mitwirkung von

Dr. ILrecht, Prof. Dr. Paulus Geh. Hofrath

Kassel, Stadt-Archivar

L.

Kidicin, Fheod. Kontane, Stadtrath H. Kriedel,

Schneider, Archidiaconus Schwevel in Eüstrin ic. rc. herausgegeben von

George

fjütl

und

Ferdlnand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. I) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenftein u. Vogler, Rud. Mosse,

Beruh. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Das Städtische Museum in Wien. Von Ernst Friedet. — Die Jungfern-Allce im hiesigen Thiergarten. Von F. Brose. (Fortsetzung.) — Das Derfflinger'sche Haus am Cölnischm Fischmarkt. Von 8. Schneider. (Schluß.) — Alphabetische Zusammenstellung in Berlin geborener, sowie in Berlin gestorbener berühmter Personen. Von Otto Runk. (Fortsetzung.) — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins.

Aas Ztadtilche Museum in Wien. Von Ernst PüeiUL

^fast um

Zeit, wo

dieselbe

die Städtischen Behörden von Ber¬

lin den Beschluß faßten, die vorhandenen Bestände an Alter¬ thümern rc. zu vereinigen und zu einem auf die gesammte Mark Brandenburg, einschließlich der Altmark, auszudehnenden kultur¬ geschichtlichen Museum zu erweitern, geschah etwas Aehnliches im Schoß der Gemeinde-Verwaltung von Wien. Wien, das eine viel ältere und ausgiebigere Geschichte als Berlin besitzt und das Jahrhunderte hindurch unserer Vater¬ stadt den Vorrang an Bedeutung, Größe, Bevölkerung und

In

Wohlstand abgelaufen hat, hatten

sich

in

den städtischen Gebäuden

allerhand für die Zeitgeschichte merkwürdige Gegenstände erhalten. Man besaß im Archiv eine kleine Münzsammlung, ähnlich wie

Waffensammlung unter Leitung des verdienten Vorstehers des Hofwaffenmuseums, k. k. Regierungsrath Quirin Ritter von Leitner,

'in

ein Städtisches Waffenmuseum zu verwandeln. Dienn St. Stefans-Dom verwahrten Todtenschilde von den Begräbnissen des Herzogs Albrecht VI. und Kaiser Friedrichs IV. wurden zur

Aufstellung in demselben überwiesen, dgl. 6 Kanonen, welche Kaiser Franz I. den Wienern 1810 als Ersatz für die von den Franzosen aus dem bürgerlichen Zcugheus 1809 geraubten Ge¬ schütze für bewiesene Vaterlandstreue geschenkt hatte und die 1848 ebenfalls in das k. k. Arsenal gelangt waren. Der Kaiser Franz Josef selbst eröffnete das städtische Wnffen-

Jahr 1871 um 109 Stück, 1872 um 53 Stück, 1873 um

Mai 1873. Die Weltausstellung gab weiter Veranlassung, ein besonderes Wiener kulturgeschichtliches Museum zu begründen. Zunächst ver¬

1873 mit einem Bestände von

einigte man zu einer Ausstellung in den Räumen des städtischen

der Magistrat von

Berlin in

7 Stück vermehrte

seinem Archiv, die sich

und Ende

in Wien im

951 Stück abschloß. Daneben besaß Wien in seinem bürgerlichen Zeughaus eine der vorzüglichsten geschichtlichen Waffensammlungen Deutschlands, besonders reich an Rüstungen, Prunkwaffen und kriegerischen

Eine große Anzahl von Schuß- und blanken Waffen modernen Ursprungs, die zum großen Theil während des Be¬ lagerungszustandes 1848/49 an die Militairbehörde abgeliefert, Emblemen.

in den Besitz der Gemeinde gelangt waren, verkauft und dieser Betrag, zu welchem für 17000 Gulden wurden der Gemeinderath 3000 Gulden hinzulegte, verwendet, um die nachher aber wieder

museum am 13.

Pädagogiums (I. Hegclgasse 12) eine Menge von Gegenständen, auf die Vorgeschichte Wiens bezüglich, welche theils der Gemeinde bereits gehörten, theils in Folge eines Aufrufs geschenkt oder 6000 Gulden wurden für nöthige doch dargeliehen wurden. Ausgaben städtischerseits bewilligt und hieraus u. A. das von dem Tischler Eduard Fischer zierlich angefertigte anschauliche HolzModell der innern Stadt vor der Erweiterung für 2500 Gulden angekauft. Unter den Ausstellern betheiligten sich der kaiserliche Hof, die Albertina, die Akademie der bildenden Künste, die Sammlungen der geistlichen Stifte und Klöster Niederösterreichs,

134 sowie zahlreiche Privatpersonen mit Hingabe von Oelgemälden, Aquarells, Kupferstichen, Radirungen, Lithographien, Photographien, Holzschnitzereien, Goldschmiedearbeiten u. s. w. (Vgl. Dr. Cajetan Felder: Die Gemeinde-Verwaltung der Reichshaupt- und Residenz¬ stadt Wien in den Jahren 1871 bis 1873, Wien 1874, S.290flg.) Der Eintheilungsplan dieser Ausstellung, welche vomll.Juni bis 5. October 1873 währte und ihre Kosten von nahezu 12000 Gulden fast ganz wieder durch Eintrittsgelder rc. ein¬ brachte, war folgender:

A. Pläne und Gesammtansichten der Stadt und Vorstädte. B. Basteien und Vorwerke. 0. Die kaiserliche Hofburg.

v.

Straßen und Plätze.

E. Neubauten. F. Plastisches Modell

dienstlichen als wissenschaftlichen Angelegenheiten übertragen, da¬ neben ein Zeugwart

mit 600 Gulden Gehalt und

Während der Zeit, wo das Museum geöffnet ist, sind noch zwei Aufseher gegen Diäten daselbst beschäftigt. Die Einlaßtage sind in den Sommermonaten: Sonntag und Donnerstag von 9 bis 3, in den Wintermonaten (November bis

bezuges angestellt.

incl. April) Sonntag von 9 bis 1 Uhr. Ueber sämmtliche Museumsgegenstände fertigte der Vorstand im October 1874 ein neues Inventar an. Für den neu ernannten Zeugwart wurde eine besondere

Instruktion ausgearbeitet und

rathe genehmigt. Im Allgemeinen

geht

die

diese vom Gemeinde¬

Entwickelung

Stadt und der Glacis vor

städtischen

des

Museums in Wien bis jetzt ungemein langsam vor der inneren

dem system¬

mäßigen Quartiergelde, auch dem Rechte des städtischen Livree¬

sich, nament¬

lich haben sich die großen Erwartungen des Herrn L. Clericus

14. Handschriften, Urkunden und Gedenkbücher.

historische Ausstellung der Stadt Wien, Berliner Sonntagsblatt 1874, S. 146 flg.), welche der Genannte an das Wiener Institut knüpfte, in keiner Weise bestätigt, dagegen hat das Berliner städtische Institut (Märkische Provinzial-Museum), dem Herr Clericus das übelste Prognostikon damals gleichzeitig stellte, das Schwesterinstitut an der Donau im größten Maßstabe nach fast allen Richtungen hin überholt. Möge das Wiener Stadtmuscum unter dem Nachfolger des eben ausgeschiedenen Chefs der Wiener Gemeindeverwaltung

0.

endlich den der Größe und Bedeutung der

dem Beginne der Stadterweiterung.

6.

Feste und Ereignisse.

14.

Zeitbilder.

I.

Trachten und Moden.

X. Bürgerwehr, Freiwilligenkorps und Nationalgarde. L. Porträte. M. Münzen, Medaillen und Siegel der Bürgermeister, Stadt¬ richter und anderer Rathspersoncn. Verschiedene geschichtliche Denkmale.

Daß Wien, eine der ältesten Städte Deutschlands, das ur¬ Vindobona, ein römisches Standquartier zur Deckung der alte Nordgrenze des römischen Weltreichs gegen barbarische Einfälle und zur Beherrschung des Donauüberganges bis in's 5. Jahr¬ hundert, seit 1160, wo Heinrich II. Jasomirgott seine Residenz hier ausschlug, als Hauptstadt fort und fort an Macht und An¬ sehen aufblühend, eine überreiche Geschichte hat, davon legte diese

Ausstellung, so sehr unvollständig sie immerhin war und bei der Kürze der Vorbereitungszeit sein mußte, doch ein reichhaltiges

Zeugniß ab.

Ein großer Theil der ausgestellten Gegenstände ist nachher wieder von den Ausstellern zurückgenommen worden. Nach dem Fclderschcn Bericht über die Gemeindeverwaltung den Jahren 1874 bis 1876 war der Zuwachs der städtischen Sammlungen in dieser Frist folgender. Um von der bedeutendsten Schöpfung der Gemeindeverwaltung, der Kaiser Franz JosefsHochqucllenleitung, Abbildungen zu besitzen, kaufte der Gemeinde¬ rath 1875 von dem Ingenieur Buchwald den Situationsplan der Trace des Wasserleitungs-Kanales mit den Längenprofilen der Trace und des Kanallaufs, sowie den Ansichten der Leitungen von Baden, Liesing, Speising, Mödling und Mauer, sämmtlich von ihm angefertigt, und 9 Aquarelle des Künstlers Rudolf Alt mit Darstellungen der Wasierschlöffer am Kaiserbrunnen und in

in

Nixenstein, der Leobersdorfer Thalübersetzung u. s. w. für 2500 Gulden an. Die Münz- und Madaillen-Sammlung erhielt in den Jahren 1874, 1875, 1876 beziehentlich 61 Stück, 30Stück, und 356 Stück an Zuwachs, darunter 303 Stück von der verw. Consul von Schwarz auf einmal als Geschenk. Für die große silberne Gußmedaille, welche Kaiser Leopold I. zum Ge¬ dächtniß der Belagerung Wiens durch die Türken anfertigen ließ, wurden 500 Gulden gezahlt. Die Gesammtziffer der Medaillen und Münzen betrug Ende 1876 im Ganzen 1398. Die Leitung des städtischen Waffenmuseums wurde dem städtischen Archivs- und Bibliotheks-Director sowohl in allen rein

(vgl.: Die



Aufschwung nehmen.

Stadt

entsprechenden"

Unsere besten Wünsche begleiten daffelbe.



Die Äungfern-Mee im hiesigen Thiergarten. Von

S. firost.

(Fortsetzung.)

3) Es soll

auch allen

Pfarrern in allen Unsern Aemtern

und andern Domainen hiemit ernstlich und bey Vermeidung schwerer Verantwortung anbefohlen seyn, daß sie hinfort und von dato an kein paar Ehe-Leute vertrauen sollen, es habe denn der Bräutigam, er sey ein junger Geselle oder Wittwer, von seiner Amts - Obrigkeit einen beglaubten Schein und schriftliches gezeugnus producriret, daß er zum wenigsten Sechs Obst - Bäume und Sechs iunge Eichen an

einem

bequemen

Orte gepflantzet habe. Solte es aber geschehen, daß die Vertrauung zur Winters¬ oder Sommerszeit, da man nicht pflantzen tönte, geschehen müßte, und der Bräutigam aus erheblichen Ursachen die Pflantzung vorhero nicht verrichten können, so soll er dennoch dieselbe nach vollentzogener Heyrath in dem negst folgenden Frühling oder Herbst werkstellig machen, und indeffen ein gewißes Pfand ins Amt niederlegen, welches ihm nicht eher bis er erweißlich gemacht, daß die pflantzung geschehen, wieder ge¬ geben werden soll. So viel aber immer möglich soll die pflantzung vor der Vertrauung verrichtet und hiervon nur bie' special casus, da cs sich unmöglich anders thun laßen wil,

außgenommen seyn, oder es soll auch ein solcher Bräutigam, der zu der Zeit Hochzeit machet, da das pflantzen nicht ge¬ schehen

kan, angehalten werden, inmittels die Plätze, darauf

die pflantzung geschehen soll, nach und nach zu aptiren, zuumbgraben oder zu behegen, oder an denen Orten, da auf den Churfürstlichen-Heiden iunge Eichen vorhanden, dieselbe zu beforderung des Wachsthums von den überflüßigen Zweigen, und

135 andern dabey aufschlagenden untüchtigen tungen Holtze, welches die Eichen ins gemein zuersticken pfleget, zu säubern und außzuputzcn.

4) Sölten auch dergleichen Bauern- und Coßäten- Höffe auf denen Dörffern sich flnden, bey denen dergleichen raum zum pflantzen nicht vorhanden, oder der Grund darnach nicht beschaffen were,

so

sollen

die Beamte denenselben, die solche

Güter bewohnen, an einem andern bequemen Ort, außerhalb dem Dorffe auf der gemeinen Weide, nicht aber auf den Huefschlägen einen Platz zum Obst-Garten anweisen, die Eichen

fals in unsere Heiden und Wälder, weil

bey

aber solchen unsern meisten Ämbtern dergleichen vorhanden, pflanzen laßen, und bey ihren Amts-Rechnungen, wenn sie dieselbe ablegen,

allemahl eine specification beyhefften, wie viel Eheleute in denen Jahre in dem Dorffe vertrauet worden, so die pflantzung verrichtet haben.

5) Wann

auch die Beamte und Prediger

in beforderung

dieser nützlichen Sache sich säumig befinden laßen sollen;

wollen

Wir

sie

so

dafür anzusehen und mit ernster Straffe wieder

dieselbe zuverfahren wißen.

6) Die iungen Eichenstämme und pflantzen sollen einem reden der die pflantzen mus, von Unsern Holtz-Bedienten aus Unsern Heiden wofern deren darin in gnugsamer Quantität vorhanden sein, und

sie sonst

nicht zubekommen seyn möchten,

gereichet, ihnen auch, wohin, und wie sie gepflantzet und unter¬

halten werden müßen von den Forstbedienten und Beamten gezeiget werden, Gestalt es nicht genug ist, daß die Pflantze und in die Erde gestecket werde, wann nicht behöriger Fleiß dazu angewendet, und die pflantze bis sie zu gnugsamer stärke gedien, und vor das Wildbret und Vieh sicher stehen kan, bezäunet, oder niit pfählen verwahret, auch zuweilen mit Wasser angefrischet und begoßen wird, Wornach derienige so da pflantzet mit Fleiß zu sehen verbunden, und dazu mit

gesetzet

gnugsamen ernst sowol von denen Beamte und Gerichts-Obrig¬ keiten, als auch von denen Forstbedienten anzuweisen ist. Wo¬

fern aber in Unsern Heiden keine iunge Eichen zum versetzen übrig vorhanden, noch in der Nähe zu bekommen wären. So sollen gcwiße Eichel-Kämpe angeleget, darzu bequeme Plätze bey den Dörffern und

Pauer-Gütern durch Unsere Beamte

abge¬

sondert, und die Unterthanen, solche mit guten Eicheln zu besäen, angehalten werden, gestalt dadurch die pflantzen in der Menge aufschlagen, welche sodann wann sie zum Versetzen dien¬ lich, vertheilet, und andere Örter damit versehen werden können, Wie denn nicht weniger auch Rüstern, Linden, Weiden, Espen und dergleichen, wo sichs nur immer schickt, gesetzet, und die bishero müßig und ledig gestanden, dadurch zum Haußwirthlichen Nutzen gebracht, die Häuser in den Dörffern auch durch pflantzuug dergleichen Bäume vor Feuerienige Plätze,

so

und Windschaden verwahret werden sollen. 7) Die ienige so keine fruchtbahre iunge Obstbäume oder wilde stämme so bald erlangen können, sollen Äpffel- und Birnen -Körner von allerhand guter Art zu säen und außzustreuen schuldig sein, damit junge Stämme aufschlagen mögen, und hiernegst darauff gepfropffet werden könne. Und haben die Beamte dahin zu sehen, damit allerhand gutes, sonderlich aber Winterobst in den Amtsgärten und sonst gezeuget, Äpffel- und Birnen-Körner die Menge gesäet, denen Unterthanen die stämme gegeben, die unwißende im pflantzen und pfropffen unterwiesen, und alle dienliche Anleitung zu fortsetzung dieses nützlichen

Werks gegeben werde, wie denn auch denen Unterthanen frey gelaßen wird, wilde Obststämme zu diesem Behuef in den Heiden und Brüchern zu suchen, und dieselbe zum pflantzen, nicht aber zum Verkauff anzuwenden.

8) Denen ienigen Unterthanen, so eigene Mast-Höltzer soll hiemit verstattet und zugelaßen seyn, die iunge Eichen in ihre eigene Heiden zu pflantzen, damit auch dieselbe zum guten aufnehmen gebracht, und im gutem Staude er¬

haben,

halten werden.

9) Und weil Wir

auch

offt auf unterthänigstes Ansuchen

Unserer getreuen Vasallen und Unterthanen einem und dem andern aus soudcrbahren Gnaden einige Eichen zum Bau

auf begehren dergleichen verkauffen. So ist Unser gnädigster Befehl und Wille, daß allemal vor jede ge¬ schenkte Eiche Acht stück iunge Eichen, vor diejenige aber so umb halbe Bezahlung gcfolget worden, Vier stück, und vor die ver¬ schenken, oder auch

kaufte Zwey stück vor iede gepflantzet, und von Unsern Forstbedienten, so das Holz anweisen, zugleich die Orter dahin die iunge Eichen zupflautzen, angezeiget werden sollen. 10) Gleich wie nun alle Unsere Vasallen und

Ein-

mit einigen llurisckietionen beliehcn seyn, dasienige, was Wir in Unsern Ämtern obbcschriebcner maßen angeordnet, ihnen zum exempel dienen laßen werden, Also befehlen Wir ihnen hiemit gnädigst, daß sie bey ihren Unter¬

geseßenc,

welche

thanen dergleichen einzuführen, und ihre, wie auch der Unterthanen Güter auf solche maße zuverbeßcrn, keineswegs unterlaßen sollen.

11) Wie denn auch denen Obrigkeiten in denen Städten und Flecken hiemit ernstlich anbefohlen wird, dieses so viel müglich, bey der Bürgerschaft jedes Orts zu introctueiren, und ans dergleichen Verbeßerung derer Bürgerlichen Güter mit allen Ernst und Eyffer ihren pflichten gemcs bedacht zu seyn, ebenfalls die iunge Eichen aus Unsern Heiden, vorhanden, und wann sie selbst keine Cichdarin wofern sie Höltzer haben, auch noch keine Eichel-Kämpe angeleget, auf ihr dazu ihnen

anhalten ohn entgelt gereichet werden sollen. 12) Wir befehlen überdem gnädigst, daß die Prediger-

aller Orten, in vorbenannten Städten, Flecken und Dörffern dieses, was Wir hierin angeordnet, ihren Gemeinen alle Jahr zweymahl und zwar allezeit im Anfang des Monats Märty und Octobris öffendlich erinnern und in Unserm Nahmen ihre

Zuhörer zur fleissigen pflantzung anmahnen sollen. 13) Im übrigen sollen alle Unsere Jagt- und HoltzBediente vom höchsten bis zum niedrigsten ein ieder in seinem Beritt hieraus ein wachsames Auge halten, und sich, so offt sie die Gelegenheit darzu haben niit Fleiß erkundigen, ob diesem Unsern gnädigsten Befehl überall gehorsame Folge geleistet, und die pflantzung mit Fleiß fortgesetzt werde. Welche Uns dann auch die ungehorsame und Nachläßige, damit Sie zur ge¬ bührenden Straffe gezogen werden mögen, anzudeuten und hier¬ unter keinen, er sey auch wer er wolle, nachzusehen, denenjenigen auch so iunge Eichen zur pflantzung wie auch

begehren,

solche

unweigerlich

und

ohne

wilde Obst Stämme abfolgcn zu

entgelt

laßen haben.

Wir

auch

den

Cantzeln

hiemit, daß dieses Unser Patent in unserer Chur- und Mark-Brandenburg allenthalben Schließlich befehlen

öffendlich

entweder von

oder

nach

gehaltener

Predigt der Gemeinde vorgelesen, und nachmals, damit iedermanns Wiffenschaft kommen möge, Orter angehefftet werde.

an die

es zu

gewöhnliche

136 Uhrkuntlich unter Unserer eigenhändigen Unterschrift und

nachgelebet, und von denen angehenden Ehe Leüten die erforderte

Cölln an der Spree,

Anzahl junge Bäume allemahl gepflanzet, oder aber ob anstatt dessen von diesen oder jenen ein stück Geld genommen, und ob auch solches zum Nutz Ew. König!. Mayt. oder etwa sonst ver¬ wendet sey. Und weil ohnedem, was in speeie das Clevische angelanget, Ew. König!. Mayt. laut der in Abschrift beigefügter gnädigster Verordnung, albereits An. 1700 dem Freyh. von Botzelar und nunmehrigen Geheimen Regierungs-Rath Bergiu8

vorgcdruckicin Jnnsiegel. den 19.

So

geschehen

Marly 1691. (gez)

Friderich. E. von Danckelmann.“

Dieses Edikt wurde gedruckt und am 21.

März'1691 in

vielen Exemplaren an alle Regierungen, Cammern, Forstbeamten rc. verschickt, hatte aber wie aus dem Reskript vom

27. Februar 1694

und 8. October 1694 hervorgeht, nicht viel gefruchtet, denn da

committiret haben,

waren, wurden dieselben nunmehr un¬ gesäumt einzuschicken befohlen. Unter gleichem Datum (8. Octo¬ ber 1694) wurde an die Ober-Forstmeister verfügt, daß, weil die meisten gepflanzten Bäume abgestorben seien, dies aber nur durch die bei Pflanzung derselben begangenen Ungeschicklichkeiten herrühren kann, so sollten die Ober-Forstmeister Leute hersenden, „welche von hiesigen Planteurs unterrichtet werden sollen". Ferner erfolgte unter dem 4. Juli 1695 der Befehl, daß

nehmen, solches aber sowohl wegen des erstem Absterben, als auch wegen des erfolgten und damahls gefährlich andringenden

keine Berichte eingelangt

nachgeblieben ist;

Krieges •

dergleichen Untersuchungen daselbst vorzu¬

resolution, solle zum

so

erwarte

ob solches n um ehr

auch

allergnädigste König!.

besonders im Clevischen

effeet gebracht werden, der

ich übrigens

digsten Treüe Zeitlebens verharre p. Diese Angelegenheit suchte nun ein gewisser

in

bestän¬

Ilgen." Johann es An¬

solle, der nicht im Pflanzen fruchttragender Bäume und Eichen

dreas Weyde mit Schreiben d. d. Berlin, 3. Decbr. 1708 für sich auszunutzen, indem er den König ersucht, für die Säu¬ migen Eheleute eine Strafe zu bestimmen und zur Beitreibung

bewandert sei; auch hätten die sämmtlichen Forstleute auf strenge

dieser Gelder ihm eine „Provinz-Jnspection" zu übertragen.

von den zum Forstdienst bestimmten Leuten keiner angestellt werden

Jnnchaltung

Jahren an die fleißigsten Jagdbcdiente aus den Pflanzgeldern oder in Ermangelung daselbst aus den Holzgefällen Gelder als recompens zu zahlen, wohingegen die säumigen Beamten zuerst anermahut und wenn dieses fruchtlos sei, durch Strafen hierzu anzuhalten, auch wenn dieses nicht nütze, ihres Amtes entlassen werden sollen. Am 20. Januar 1705 wurde den Oberforstmeistern und Amtskammern aufgetragen, zum Schutz der jungen Bäume, „als Eichen, Eschen und anders nutzbahres Holtz", die Vorrichtung zu treffen, daß selbige von dem zur Hütung in den Wäldern ver¬ statteten Vieh nicht vernichtet werden könnten, und sollen um solche Plätze Hegungcn gemacht werden, bis die Bäume so groß geworden sind, daß das Vieh denselben nicht mehr Schaden zufügen könne, alsdann soll die Hegung abgenommen und ein anderer Platz in gleicher Weise eingeschlossen werden und so fortgefahren, also planmäßige Schonungen angelegt werden. Durch Reskript vom 25. Januar 1708 an die Regierungen wurde nunmehr festgesetzt, da das Pflanzen der Sechs Obstbäume und Sechs Eichen von den jungen Eheleuten doch nicht so in Obacht genommen würde, wie es wohl zu erwarten gewesen wäre, so soll das Pflanzen von jetzt ab durch die Forstbedienten geschehen und jedes junge Ehepaar ein bestimmtes Geld dafür entrichten, welches apart berechnet an die Chatulle abzuführen sei. Auch 1708, 1. November, wurde ein bezüglicher Antrag ein¬ gebracht, er lautet: „Allcrdurchlauchtigster p. Es haben Ew. K. M. albereits vor vielen Jahren vermöge eines pndlicirten Pflantz-Edicts gnädigst verordnet, daß in dero Provintzen die neuangehende Eheleute eine benante Anzahl Bäume Pflantzen sollen; ich ver¬ muthe aber vielleicht nicht ohne Fundament, daß diese Pflantzung des Edikts zu wachen und wären nach einigen

hie und da mag nachgeblieben und anstatt deßen von einem oder andern ein

stück Geld genommen worden sey. Weßhalb Ew. König!. Mayt. ich in unterthänigster Beobachtung dero hohen Interesse, zu allergnädigster resolntion habe anheim

stellen sollen,

König!. Verordnung zu veranlaßen geruhen wollen, daß in allen Provinzen allwo bemcltes

Weyde bezweckt,

erhielt keine Antwort,

daß ein Erlaß vom

doch hatte sein Anerbieten 14. December 1708 an die Re¬

gierungen erging, welcher in Abschrift folgt, wonach die Pfarrer

in

den Städten und Dörfern Listen der seit 1691 vertrauten Paare einsenden sollten, um hiernach die Pflanzgelder zu be¬

stimmen.

„Friderich König in Preußen p. Unsern p. Euch wirdt annoch unterthäuigst beywohnen, was gestalt Wir vor vielen Jahren durch ein öffentliches Ediet verordnet, daß in allen Unsern Landen von allen jungen Ehe Leuthen zum wenigstenn Sechs Obstbäume und Sechß Eichen an einem bequemen Orthe gepflantzet, und bevor solches

schehen, oder genugsahme Versicherung, daß es annoch geschehen

solle, gegeben worden, kein Paar Eheleute von denen Pfarrern

vertrauet werden solten. Weil wir aber mißfällig vernehmen, daß hierüber mit gehörigem Nachdruck nicht gehalten, noch So haben Unser darüber geführtes Absehen erreicht werde. Wir nun mehr allergnädigst resolviret, dieser nützlichen Sache einen mehrern Nachdruck zu geben, und die Leute

zuziehung dero

Ober-Forstmeister und Jagd-Räthe oder Fiscalen, eine genaue Untersuchung vorgenommen werde, ob dem Patent gebührend

zu solcher

Pflanzung mit größerem Ernst anhalten zu laßen, zu welchem Ende wir auch dann hiermit allergnädigst befehlen, allen Pfarrern in Städten und Dörffern anzudeuten, daß sie sofort nach empfang dieser Verordtnung euch eine richtige Specisication einsenden sollen, wie viel Paar Eheleute alle Jahr nach dem heraus gelaßenen Pflantz-Eäict, welches Anno 1691 geschehen, vertrauet worden, welche Specisication ihr Uns denn unver¬ langt unterthäuigst einzusenden, Gestalt wir darauff bey Unsern Beambten Anfrage halten laßen wollen, wie solchem Edleto nachgelebet worden sei, Wie Wir denn auch darauf die Vertraueten zu erledigung einer gewißen Geldt Summe, die aber annoch und Künfftig vertrauet werden sollen, gleichfals zu erfüllung ihrer Schuldigkeit, wie es Uns bequem dünken wird, mit Ernst anhalten laßen wollen. Deren p. Und p. Geben Cölln p. den 14. December 1708.

ob dieselben vermittelst

Pflantz-Eäiot introäneiret ist, mit

ge¬

(gez.)

Ilgen.

An Alle Regierungen in allen Königl. Provinziell. Preußische, Hinterpom., Mittelm., Neum., Magdeb., Halberstädt., Mindensche, Ravensbergische, Clev. Regierung. - .

137 Dieser Erlaß veranlaßte folgende Zuschrift:

„Allcrdurchlauchtigster König! Ew. Königl. Majestät allergnädigstes Reseript vom 14. Dec. a. p. worinnen Unß anbefohlen worden Wir sollen nicht allein alle Pfarrer in denen Äembtern, Städten und Dörffern andeuten, eine richtige 8perification wie viel Ehe¬ leute alle Jahr nach dem zuletzt in Ao. 1691 herausgelaßcnen Pflantz Edict vertrauet worden einzuschicken, sondern auch bey denen Beambten

nachgelebet

nachfragen zu

worden

und was

laßen,

sonsten

wie solchem Eckicto

Ew. Königl. Majestät

ratione praeteriti und futuri allergnädigst Unß zu erkennen gegeben, haben Wir den 28sten Jan. jüngsthin mit allem unterthänigsten respect

erhalten, Willensmeynung denen Beambten

und sofort

Dero

allergnädigste

belaubt

gemachet,

so baldt Wir Sie auß denen Ew. Königl. Majestät alleruntcrthänigst einzuschicken nicht ermangeln. Jmmittclst werden Ew. Königl. Majestät gnädigst erlauben, daß mit allerunterthänigsten respect

werden auch die Specificationes

Aembtern

vorzustellen der

erhalten

Wir Unß

erkühnen mögen, daß diese Pflantz Gel¬

bishero der Cammer zugestoßen und in denen Ambts-

rechnungen berechnet worden, den ob zwar nicht Obst-Bäume

alleine, sondern auch einige Eichen, denen neuen Leuten pflantzen oblieget,

so geschiehet doch

zu

das erstere in denen zum

Das Derfflinger'sche Hans am Cölnifchen Fischmarkt. Von

Promemoria. Ew. Exccllciizien und Ein Königliches hochlöbliches Poli-zey-Direetoriuin haben mir vor einigen Jahren zur Verhütung Gehorsames

der vielen, meinem Hause unter den Fenstern meiner Wohnung

zugefügten Verunreinigungen die Erlaubniß geneigtest ertheilt, ■

längst meinem gedachten Hause neben der Treppe verschiedene mit Ketten verbundene Pfähle setzen zu dürfen. Die Er¬

fahrung hat mich aber leider belehrt, daß meine geglaubte Vorsicht nicht von dem mir davon versprochenen Erfolg ge-

höchsten

Wir allerunterthänigst bitten in

allertiefster

Allerunterthänigst treugehorsamste Cöln den 21. Marty 1709. F. v. Görne. 3. v. Pehnen. Chr. Christian. Treumann. v. Friese, v. Btosch. G. Franke.“ 1710, 23. Januar macht der Oberjägermeister v. Hertefeldt d. d. Berlin den Vorschlag , Commissionen zu ernennen, welche untersuchen sollten, wie viel junge Paare seit 1691 ge¬ traut, wo und was von ihnen gepflanzt, oder wie viel Geld und an wen sie dieses gezahlt haben; ferner wo diese Gelder ver¬ blieben oder was dafür im Königlichen Dienst beschafft wor¬

Grade

und

Dieses

fortgesetzt.

über

ist

und

durchgekrochen

in denen Heyden, sondern gleichfalß auf denen Amts oder Dorfs-Ackern, dahero wir der allerunterthänigsten Zuversicht leben, Ew. Königl. Majestät werden in allergnädigster Erwä¬

Submission und Devotion ersterben wir Ew. Königl. Majestät

Man

ist.

gewesen

Ambte gehörigen Gärten und Gründen und das andere nicht

geruhen, Warum

ScTuiriiser.

1800 findet sich das Haus mit 22,000 Thalern in der Feuer-Sozietät versichert, und 1803 baute Kaufmann Westphal die noch jetzt stehenden ansehnlichen Hintergebäude, bei deren Aufrichtung sich der Bau-Grund der in der Roßstraße anstoßenden Grundstücke so schlecht zeigte, daß große Schwierig¬ Von Interesse ist ein Gesuch keiten für den Bau entstanden. Wcstphals aus dem Jahre 1805, so wie der darauf er¬ folgte Bescheid, die beide hier eine Stelle finden mögen:

oder

gung deßen sowohl, als auch der ohne dem erschöpften CammerCasse, die kleine Hebung derselben ferner zu laßen allergnädigst

,£.

(Schluß.)

die

Ketten

herübergestiegen

hat die Verunreinigungen

in dem

in einem noch größeren Maße bewog mich bey Ew. Excellenzien und beinahe

Einem Königl. hochlöblichen Polizey Direetorinm um die gnädige Erlaubniß anzuhalten, anstat jener mit Ketten ein¬ gefaßten Pfähle, ein Estaquet hinsetzen zu dürfen. Mir ist dieses Gesuch durch die Resolution vom

l*'

M.

d.

11

ab

geschlagen

Bitte

worden.

Ich erdreiste mich aber

einmal zu wiederholen, und schmeichle mir eine günstige Entscheidung erwarten zu dürfen, sobald Hochdieselbcn nur geneigst in Erwägung ziehen: 1, daß ich ja nichts neues verlange, sondern nur anstatt der mit Ketten verbundenen Pfähle ein Estaquet welches höher reicht und uns gegen die Verunreinigung der unter den Fenstern meiner Wohnung befindlichen Stellen aufgerichtet meine

gehorsamste

werden sondern

noch

Mithin wird nicht in der Sache selbst, nur in der Art und in dem Namen derselben

soll.

eine Veränderung gemacht. 2, der zum Bürgersteige erforderliche Platz wird im niindcsten

nicht

dadurch

eingeschränkt

oder

geschmälert.

Bis

jetzt

den sei.

haben alle Fußgänger weil beinahe 6 Personen nebenein¬

1710, 7. Juli d. d. Charlottenburg erscheint ein Erlaß, daß sowohl im Cleveschen wie überall die genaueste Untersuchung über den Erfolg des Pflanz-Edikts anzustellen sei; daß ange¬

ander darauf Platz haben mit der größten Bequemlichkeit die dortige Passage durchgehen können, ohne den Weg

geben werde, wieviel Ehen geschloffen, ob ln natura gepflanzt, wo und wieviel Bäume dazu verwendet, und wo dies nicht ge¬

zu dürfen.

wieviel Geld gezahlt und wo es geblieben ist. erschien ein Erlaß vom 12. März 1711 d. d. Hof-Cammern, daß die Pflanzgelder an diejenigen die an Cöln welche an Stelle der jungen werden sollen, gezahlt Beamten Eheleute sich mit dieser Arbeit beschäftigen und wird für den schehen,

Mittlerweile

Baum, ob Obst- oder Eichbaum rc. 2 Groschen berechnet. (Fortsetzung folgt.)

auf der Straße befindlichen Schrägen suchen Da ich nun mit dem Estaquet nicht weiter hervorzurücken verlange, sondern dieses auf derselben Stelle wo die Pfähle anjetzt stehen, wiederum gesetzt werden soll, so ist wohl nicht zu befürchten, daß irgend jemand über

neben

den

Einschränkung des Bürgersteiges zu klagen Ursache haben könnte und zwar um so weniger als die vor meinem Hause befindliche Treppe sogar um einige Fuße der Flucht

vorspringt, welche mein Estaquet nehmen soll. Ich bin in meiner Gegend und bei der Lage meines Hauses den Verunreinigungen so sehr ausgesetzt, daß es gewiß hart sein würde, wenn man es verlangen wollte, daß ich und meine Familie ohne jemand lästig und durch

138 Einschränkung beschwerlich zu werden, es

sich

„Gehorsamen Promemoria."

gefallen lassen

sollen, gerade unter den Fenstern unserer bezüglichen Woh¬ nung alle Unannehmlichkeiten und sogar alle Unanständig¬

Ew. Exccllenzien und Ein Königliches hochlöbliches PolizeyDirektorium, haben mir auf meine wiederholte ergebene Bitte

Willkuhr

der vor meinem Hause mit Ketten ver¬ Pfähle in ein Estaquet abermals unterm 18. d. M. einen abschläglichen Bescheid zu ertheilen geruhet. Da hierbei) wahrscheinlich ein Mißverständniß obzuwalten scheint, indem ich durch das Wort Estaquet vielleicht die Meinung erregt

keiten und Unschicklichkeiten von einem jeden nach begehen zu sehen,

ohne des Schmutzes und Gestankes zu

erwehren, der dadurch verursacht wird. so fern mir die Hinsetzung eines Estaquets statt der jetzigen Pfähle erlaubt werden solle, eine Veranlassung zur Bezugnahme für andere in eben

3, Es kann niemals, in

solcher frequenter Gegend abgeben, indem die starke Passage

in gar nichts durch das von mir aujctzt anzufertigende Esta¬ quet eingeschränkt wird. Vielmehr würde man, wenn

vor meinem Hause wie

vorhin

ich

Erfahrung lehrt, wirklich außerordentlich einschränket, sondern auch durch den vielen Unrath und Schmutz, der hinter denselben von jedermann hingeworfen wird, und zum größten Nachtheil meiner Wohnung durch immer fort¬

liche

dauernder Vermoderung einen immerwährenden Gestank ver¬ ursacht, den Gang hinter denselben gar nicht erlaubt.

Ich glaube mir mit der Hoffnung schmeichlen zu dürfen, daß alle diese Gründe die Billigkeit meines Gesuches hin¬ reichend erweisen und hochdieselbeu gewis bestimmen werden;

meine deshalb angebrachte Bitte geneigst zu erfüllen,

in

dieser gewißen

sehenen

habe, als wolle ich ein

„weil

ich

ein

Willfahrung meines gehorsamsten Gesuches und habe die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung zu verharren Ew. Exccllenzien und Eines Königlichen hochlöblichen

Polizey-virectorii ganz ergebenster Diener

Westphal am Cöllnischen Fischmarkt No. 4.

Westphal

Berlin,

Berlin 13. August 1805. worauf der folgende Bescheid erlassen wurde:

'Westphal

wird auf die wiederholte Dem Kaufmann Vorstellung vom 13 huj. hiermit zur Resolution ertheilet: wie wir uns nicht überzeugen können, daß die Pfähle mit Ketten vor Ihrem am Cöllnischen Fischmarkt No. 4 belcgeuen Hause nicht den gerügten Unfug abhalten sollten, haben

und weit entlegener sind, der Fall ist; hier aber noch hinzu kömmt, daß da die Cöllnische Wache gegenüber liegt, dergleichen Unfug noch weniger zu befürchten steht. Ucberhaupt aber, mitten in der Stadt, einer so fre¬

quente» Gegend ein, immer nicht zur Zierde gereichen¬ des, Estaquet zu erlauben, halten wir nicht für gut, in¬ dem solches unfehlbar

würde.

Berlin,

Exemplificationen

den 18. August

nach sich ziehen

Dem widerstand die Behörde nicht mehr und hatte Herr Westphal seinen Wunsch nun „doch durchgesetzt" und zwar durch das folgende Reskript:

Da das Haus des Bürgers und Kaufmanns Westphalen am Cöllnischen Fischmarkt No. 4 viele und starke Vorsprünge hat, in welche ungeachtet der zeither mit Pfählen und Ketten versehenen Bewährung, viele Unreinigkeiten hingeworfen wor¬ den; so wird demselben auf wiederholtes Ansuchen und nach geschehener Besichtigung zur Anlegung eines nicht mehr als drey Fuß vorspringenden Estaquets anstatt der zeitherigen Pfähle, in Rücksicht deßen, daß alßdann noch Sieben Fus freyer Bürgersteig verbleiben, hiermit die Erlaubniß unter der Bedingung ertheilt, daß auf keinen Fall weiter damit vom Hause vorgegangen werden darf, und daß in dem Fall, wenn dereinst die dortige Gegend ganz von den vorhandenen Vor¬

resp.

den

Büsching.

den 7. September 1805.

Königlich Preußisches Gouvernement und Polizey-Vireetorium hiesiger Residenzien.

(gez.)

“Westphal.

Damit beruhigt sich der Bürger und Kaufmann Westphal aber nicht, sondern petitionirte weiter und zwar mit folgendem:

Estaquet alsdann

noch mehr eingezogen oder weggeschafft werden muß.

Berlin,

hiesiger Residenzien. v. Götze.

26. August 1805.

den

lagen gereinigt werden müßte, auch dieses

1805.

Königlich Preuß. Gouvernement und Polizey-Direktorium (gez.) v. Möllendorsf. An Bürger nnd Kaufmann

eisernen

Meine Bitte ist ja ganz auf Billigkeit gegründet, ent¬ hält keine neue Forderung und bezweckt dabey nur Verzierung meines Hauses und der Straße. Mit Zuversicht erwarte ich daher nunmehr eine geneigte

am Cöllnischen Fischmarkt.

dergleichen

und

Bezugnahme Anlaß geben kann.

zu verharren

die

Werkstücken

Umständen gewis nie, wie ich glauben solle, zu irgend einer

ganz ergebenster Diener

da es doch bei anderen Häusern,

aus

zierliches

Ew. Exccllenzien und Eines Königlichen hochlöblichen Polizei) Direktorii gcz.

Estaquet anlegen,

Stäben bestehendes Gitter zur ferneren Verhütung der so sehr sich unter meinen Fenstern anhäufenden Unreinigkeiten und Beschmutzungen anfertigen lassen will"; so schmeichle ich mir mit der Hoffnung, daß dieses mein wiederholtes Gesuch nicht allein nicht übel aufgenommen, son¬ dern auch demselben gewillt werde wird, und zwar um so mehr, als die ganze Passage nicht um einen Fuß Breite da¬ durch geschmälert wird, und dieses unter den vorgeführten

Erwartung die Ehre habe,

mit der vorzüglichsten Hochachtung

hohes hölzernes

dieses aber gar nicht meine Absicht ist,

schon erwiesen habe

ja eine Hemmung der Passage stattfinden sollte, solches weit eher der vor meinem Hause auf der öffentlichen Straße befindlichen Bude oder Schrägen zur Last legen können, als welche nicht allein an sich die Passage, wie es die bezüg¬

der ich

wegen Umänderung

den

von. Möllendorsf.

An Bürger und Kaufmann Westphalen.

v. Götze.

Büsching.

139

Im

Jahre

1806

wurde

45,000 Thaler taxirt und gab

Westphal'sche

das sich

Haus

auf

der Besitzer viele Mühe, die

Buden und Schrägen, welche gerade vor seinem Hause dem Aus¬ gange der Breitenstraße gegenüber auf ein verjährtes Recht poch¬ ten, dort verkaufen zu dürfen, durch die Behörde wegzubringen; was aber erst sehr vi;l später gelang. Bei seinem Tode im Jahre 1827 ging das Haus an seine drei Töchter über, die es bis 1836 behielten und dann an den Konditor d'Heureuse (Jean Louis Edouard) für 62,000 Thaler verkauften, von dem es sein Sohn Jean Albert d'Heureuse für seinen Erbschafts¬ antheil unter acht Miterben mit 13,875 Thalern, also 111,000 Thaler für das Ganze, im Jahre 1849 erbte und 1864 dasselbe an den Kaufmann Heinrich Salomon Adolph Maaß für 125,000 Thaler verkaufte, in dessen Besitz das von Derfflingerfche Haus sich noch gegenwärtig befindet. Noch im Besitz des Conditors Jean Albert d'Heureuse wurde das Haus in den Märztagen des Jahres 1848 zu einer Art von Citadelle und Reduit für die Vertheidiger der zwischen dem Köllnischen Rathhause und der Ostseiie der Breiten Straße, während des Nachmittags des 18. März erbauten Barrikade, und als diese in der Nacht genommen war, auch in seinen inneren Räumen zum Schauplatz eines erbitterten und besonders blutigen Kampfes. Das Andenken an die furchtbare Nacht vom 18. auf den 19. März jenes Jahres wurde lange durch die Kugelspuren erhalten, welche sich am d'Heureuse'schen Hause be¬ fanden, und zwar mehrerer Kanonenkugeln sowie einer großen Anzahl von Flintenkugeln. Eine dieser Kanonenkugelspuren erhielt schon am 19ten von unbekannter Hand die Umschrift: „An Meine lieben Berliner!" mit welcher Anrede die Proklamation König Friedrich Wilhelm IV. an die im Aufstand begriffenen Bewohner der Hauptstadt be¬ gann. Aus welchem Grunde die Kugelspuren gerade an diesem Hause länger sichtbar geblieben sind als an irgend einem andern, ist nicht bekannt geworden.

Schon am Nachmittage des 18. März war die d'Heureuse-

Conditorei der Sammelplatz vieler leidenschaftlich erregter Menschen und wurde, als mit dem Bau jener Barrikade vor dem Köllnischen Rathhause begonnen wurde, zu einer Art von Hauptquartier für die sich bald hervorthuenden Leiter des Wider¬ standes und des Angriffs auf die Staatsmacht. Während die Truppen bereits um 5 Uhr die Königsstraßc angegriffen hatten, und in dieser bis zur Königsbrücke vorge¬ drungen waren, blieb es in der Breiten Straße verhältnißmäßig ruhig und konnte der Bau der riesigen Barrikade, im Angesicht der auf dem Schloßplatz stehenden Truppen, vollendet werden.

richtete, weil das Feuer von der Barrikade ungemein heftig war.

Nun fuhren

Geschütze

vor Nr. 10 in

der Breiten Straße auf

und warfen Granaten auf die Barrikade, worauf ein wiederholter

Angriff der Infanterie hier

den Kampf entschied. Barrikahe Nachdem die genommen war, drangen die Sol¬ daten in. das Köllnische Rathhaus ein und beschaffen nun aus den Fenstern desselben die beiden Eckhäuser an der Roßstraße, in

denen sich die bewaffneten Civilisten gesichert glaubten, lich gegen 9 Uhr das d'Heureuse'sche Haus

bis end¬

mit Sturm

genom¬

Wie im Köllnischen Rathhause, so kam cs auch in dem d'Heureuse'schen Hause zu blutigen Auftritten, Tödtun-

men wurde.

gen, Verwundungen und

Angabe der

zahlreichen Verhaftungen.

„ Berliner Revolutions-Chronik"

Nach einer

von

Adolf

Wolfs,

Seite 170, sollen in dem letzteren Hause ungefähr 15 Tödtungen vorgekonimen sein. Es enthält dieses, nur bis zum 18. Druckbogen des zweiten Bandes überhaupt, aber nie vollständig erschienene Werk auf den Seiten 165 und 166 des ersten Bandes mehrere Schilderungen der Begebenheiten in dem d'Heureuse'schen Hause und dessen Umgebung, welche aber aller¬ dings zu sehr den Stempel der Aufregung jener Tage tragen, als daß sie hier als vollkommen glaubwürdig mitgetheilt werden könnten.

liner"

Auch gegen jene

Inschrift

über eine in der Mauer

sind späterhin

„An meine lieben Ber¬

stecken

gebliebene Kanonenkugel

Zweifel geäußert worden. Ich allerdings die Proklamatinn

habe sie nicht selbst

des Königs an dem Brunnen vor dem Köllnischen Rathhause, wo sie über mehrere stecken gebliebene Flintenkugeln angeklebt war, welche den Brun¬ gesehen, dagegen

nen von der Neumannsgasse her getroffen hatten.

Alphabetische Zusammenstellung in

Lerlin geborener,

so¬

wie in Berlin gestorbener berühmter Personen*). Von Gtto ftmili, Post-Secrctair.

sche

In

den

beiden Eckhäusern der Roßstraße,

Rathhause gegenüber, versammelten

dem Köllnischen

bewaffnete Haufen und

zu einer hartnäckigen Vertheidigung ein. d'Heureuse sowohl, wie in dem Cafe de von der Conditorei

richteten

In

sich

die Räume

l'Europe, wurden die Fenster verrammelt, auf dem Balkon des letzteren Bohlen mit eingeschnittenen Schießscharten aufgestellt. Steine und Holzkloben wurden auf die Dächer geschleppt, zu¬ gleich aber auch die Communication über den Hof des d'Heu¬ reuse'schen Hauses nach der Roßstraße sorgfältig offen gehalten, also

erleichtert.

den Truppen auf

Gefeuert wurde

von

einzelnen Personen nach

dem Schloßplatz über die Barrikade hinweg um halb 6 Uhr, ohne indeffen irgend einen Schaden an¬ zurichten, bis endlich bald nach 6 Uhr das Militair zum Angriff gegen die Barrikade vorging, die Infanterie aber nichts aus¬ schon

(Fortsetzung.)

f

Karl v. Hahn, Chef der ostpreuß. Feldart., 21. März 1865. Fr. Will). Martin v. Hahnke, ff 5. Mai 1861. David Hansemann, preußischer Minister, ch 4. August 1864. Moritz Haupt, Germanist und Philolog, ff 5. Februar 1874. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, deutscher Philosoph, ff 14. No¬ vember 183.1.

Heim, berühmter Arzt, ff 15. September 1834. Amalie v. Helvig, geb. Freiin v. Jmhoff, Schriftstellerin, 17. Dezember 1831. Hermann Hendrichs, berühmter Schauspieler, ch 2. November 1871. Ernst Ludwig

f

*) Da ich diese Uebersicht einer ihrer Vollendung entgegensehenden „Berlinischen Geschichtstafel" als Anhang beizugeben beabsichtige, so bitte ich im Interesse der Sache, zu etwaigen Berichtigungen, bez. Vervoll¬ ständigungen mir gütigst verhelfen zu wollen. Der Vers. Anm. der Red. Wir erklären uns gern dazu bereit, Berichtigungen und Ergänzungen in unserem Blatte zn veröffentlichen, da eine solche Zu¬ sammenstellung nicht frei von Fehlern sein kann. So fehlt unter G, wie wir gleich nachtragen, der beste Pfleger Berliner Humors, Adolph Glaßbrenner, * 27. März 1810, 25. September 1876. Weitere Ergänzungen werden wir nach Beendigung in alphabetischer Reihenfolge mittheilen.

f

140

f

24. März 1853. Paul Emil Henry, Dr. theol., Wilhelm Hensel, Historienmaler, 1- 26. November 1861. Fanny Cäcilie Hensel, Frau des Historienmalers H., Schwester 14. Mai 1847. Felix Mendelsohn-Bartholdy's, 5. Juli 1861. Fr. W. Herbig, Sigismund Friedrich Hermbstädt, namhafter Chemiker, ch 22. October 1833. Ewald Friedrich Graf v. Herzberg, preußischer Staatsmann,

f

f

ch

27. Mai 1795.

Henriette Herz, berühmt wegen seltener Schönheit und hoher Geistesbildung, * 5. September 1764, ch 22. October 1847. Joh. Aug. Frdr. Freiherr Hiller von Gärtringen, preuß. General,

ch

18. Januar 1856.

-f Fried. Heinr. Himmel, sehr beliebter Componist, 8. Juni 1814. Karl Ludwig Friedrich v. Hinckeldey, Gen.-Polizeidirector in 10. März 1856. 23., (Duell) und Kunsthistoriker, Professor, Archäolog Aloisius -f 29. Juni 1836.

f

Hirt,

Hitzig, namhafter 2lrchitekt, * 8. April 1811. Julius Eduard Hitzig, kriminalistischer Schriftsteller, Direktor * 26. Dezember 1780, des Kammergerichisinquisitoriats, Georg Heinrich Fried.

ch

26. November 1849.

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, origineller und phantasie¬ reicher deutscher Erzähler, auch Musiker, Kammergerichtsrath,

f 24.

Juli

1822.

Hofmann, Prof, Samuel Holdheim, Dr. Friedrich

f 22.

f Peter f

MI.,

ch

Horn,

Wilhelm

Heinrich

Schriftsteller

und

Literarhistoriker,

Hösbach,

Dr.,

Consistorialrath,

April 1846. Hosemann, Genremaler,

7.

Theod.

Heinrich Gustav stichkabinets,

Hübner,

ch

ch

Christoph Wilhelm v. August 1836. ch 25.

Julius

Christian

Ludwig

I

des

Eine Sammlung von Autographen berühmter

billig

r,

Die Redaction

des

„Bär"

richtet an alle Freunde der vaterländi¬

Bitte, das seit Jahren bestehende märkische Provinzial-Museum mit Einsendung von Gegenständen, welche zu der Geschichte der Mark in kulturhistorischer Beziehung stehen, bedenken zu wollen. Grabfunde, wie Urnen, Stein- und Bronze-Werkzeuge, Waffen re. sind besonders erwünscht. Desgleichen: Münzen, wirthWaffen, Glas- und Oelgemälde, Büch er rc. sch aftliche G er äthe, Ferner Urkunden auch wenn solche bereits dem Mittelalter angehören. auf'Pergament und Papier, Siegel, kirchliche Geräthschaften.

schen Geschichte die

Gegenstände, welche nicht der Mark angehören, find der Vergleichung wegen ebenfalls willkommen. vielen Familien- und aintlichen Wohn- und Geschäftsräumen finden welche dort fast unbeachtet unter Staub und in sich noch Gegenstände vor, dem Dunkel der Corridore, der Böden rc. begraben liegen, für eine Samm¬ lung aber immerhin werthvoll sind. Ein Hervorziehen solcher Gegenstände lohnt sich fast immer und die dem Museum überlasiencn Objecte werden, mit denr Namen der Geber versehen, einen würdigen Platz in den Reihen der Sammlung erhalten. Die Redaction des .Bär" nimmt dergleichen Zusendungen bereitwilligst

In

Ädrefle: Alfred Babnhofstr. 1.

Alfred Weile

A. Stargardt,

Jägerstr. 53 in Berlin.

entgegen.

Verlag von

I.

Berliner

Chronolog,

tember 1834. Johann Jlleschütz, k. k. österr. Oberst, ch 13. Juni 1864. Ludwig Jonas, Prediger, Dr., ch 19. September 1859. Karl Stephan Jordan, Geh. Rath, Freund Friedrich's des Gr., 1700. (Fortsetzung folgt.)

zu verkaufen durch

Sep¬

10. August 1846. ch August Wilhelm Jffland, berühmter Schauspieler und Drama¬ turg, ch 22. September 1814. Karl David Ilgen, ausgezeichneter Schulmann, ch 17. Sep¬

f

Berichtig ungen. der Besprechung des Handtmannschen Buchs: Der Slavismus im Lichte — sind noch folgende sinnentstellende Druckfehler zu berichtigen, S. 119, Z. 28 v. o. lies: Hügelgräber; Z. 8 v. u. lies: völkerpsychologisches; S. 120, Z. 3 u. 4 v. o. lies ver¬

In

Kupfer-

Humboldt, * 14.

Schauspieler, * 1823. und Astronom d el e

Jaffö.

Bismarcklinde nichts einzuwenden finde und es gern gestatte. 2lm Sonnabend, den 6. Juli, berichtete Herr Kaufmann Alfieri den im Dome Versammelten über die neuesten Funde beim Ausbau der Nikolaikirche. Der genaue Bericht des genannten Herrn folgt in nächster Nummer.

einer der berühmtesten Aerzte,

Frd. Heinrich 2llexander Freiherr v. tember 1769, ch 6. Mai 1859. Theodor

Juni, wurde im Deutschen Dom über Fahrt aus dem grünen Graben gesprochen und im Anschluß daran verlas Herr Rector Fischer nochmals für die damals nicht thcilnehmenden Mitglieder-die Beschreibung zu dem Erinnerungs¬ bild an den grünen Graben, die in humoristischer Weise von dem Zeichner desselben, Herrn Bildhauer O. Hülcker, abgefaßt war. Sodann verlas derselbe Herr eine etwas sehr sarkastisch gehaltene Besprechung über die Wanderung des Vereins durch den Friedrichshain aus der Staatsbürgerzeitung vom 19. Juni. Herr Verlagsbuchhändler 2l. Weile theilte in der Folge zwei Briefe des Herrn Tissot dit Saufin mit, in denen derselbe hervorhebt, daß nicht, wie Herr Alfieri aus¬ sagte (cf. Bär S. 120. Sp. 2), die Deole de Charite 1747 gegründet sei, sondern erst 1765, und auch nicht bis 1844, sondern nur bis 1791. Die näheren Details, auf die derselbe Herr hinweist, nämlich die Geschichte der Dcole de Charite in den letzten Nummern der Zeitschrift „die Kolonie" vom Jahre 1875 und besonders Seite 94 wurden besprochen, bez. verlesen. Zum Schluß benachrichtigte Herr Baumeister Herold die Versammelten, daß nach einem Briefe des Herrn Grafen Herbert v. Bismarck, der Fürst Bismarck gegen die Ilnbringung des Wappenthieres an der Stelle der gefallenen 2lm Sonnabend, den 29.

das Ergebniß der

5. Mai 1866.

Hufeland,

die Geschichte Berlins.

gewaltigen statt vergrößern, Z. 28 v. u. statt Virchow; hie Quatrefages lies: Virchow! Herrn Quatrefages; Z. 4 v. u. lies: wehrhaften.

15. October 1875.

Hotho, Kunstschriftsteller, Direktor * 22. Mai 1822.

Oberbaudirektor,

für

1836. in 23.),

Juli 1837.

19.

dem Verein

(Reformgemeinde

August 1860.

Christoph

Franz

der Naturwissenschaft,

Mittheilungen aus

in Berlin. — Verantwortlich für die Redaction:

Alfred Weile

Weile,

Verlagsbuchhandlung in Berlin, 8. W.

Die Redaction

in Berlin. — Druck von W.

des

„Bär."

Pormetter in Berlin.

Das Blatt

erscheint

monatlich zweimal.

cRsfflfSzT

A. GABEBSt.

Unter Mitwirkung von

Dr. Wrecht, Prof. Dr. Baukus Geh. Hofrath

Kidicin, Zljeod. Kontane, Stadtrath K. Ariedel, Schneider, Archidiaconns Schwcbek in Cüstrin rc. rc.

Kassel, Stadt-Archivar

L.

herausgegeben von

George

Hrltl

und

Ferdlnand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. 1) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Znserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg-, werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Nud. Mosse,

Bernh. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Der Defsauer-Trog. Zur Geschichte der Folter in der Mark Brandenburg von Ernst Friedet. (Mit Abbildung.) — Die neuesten Funde in der Nicolai-Kirche. Von L. Alfieri. — Die Jungfern -Allee im hiesigen Thiergarten. Von F. Brose. (Fortsetzung.) — Havelbergische Alterthümer. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins.

Zur

Geschichte der

Folter in der Mark Brandenburg von Emil JWeiM.

(Mit Abbildung.)

^)er

Grundsatz, daß ohne eigenes Geständniß kein Verbrecher

an Grausamkeit streifen und vielfach an ähnliche ethische Momente

bestraft werden solle, führte in seiner äußersten Konsequenz dem

im Wesen König Friedrich Wilhelms I. von Preußen erinnern.

hartnäckigen Jnquisiten gegenüber

zur Erpressung des

Ge¬

Ich

lasse

zuvörderst die Urkunden, welche

ständnisses. Die Folter (Tortur) war das Mittel, dergleichen Geständniffe durch Zufügung körperlicher Schmerzen, unter Anwendung ver¬

schiedenartiger Instrumente (Folterwerkzeuge), herbeizuführen. Im vergangenen Jahrhundert, in der sogenannten Auf¬

klärungszeit, wurde die Folter in fast allen europäischen, auch den meisten deutschen Ländern abgeschafft. Bezeichnend für den Geist der Untersuchungsrichter ist es aber, daß man selbst dort, wo die Abschaffung gesetzlich war, fast überall, nur unter scheinbar harmloser Form, sich ein Hinterthürchen offenhielt, um hie und da nach wie vor Geständnisse gewaltsam herbeizuführen. Zu den hieraus abzielenden Werkzeugen, die gegenwärtig

des Dessauer-Troges beziehen, selbst reden.

Trog,

in so

Dessau,

DessauerFürsten von Anhalt-

Vergessenheit gerathen sind, gehört der

genannt nach geb.

1676,

f

Leopold 1747.

I.,

Es erscheint auf den ersten

Blick befremdend, daß ein so besonders volksthümlicher Held, wie der alte Dessauer, der Erfinder einer so grausamen Folter ge¬ wesen ist, der Mann, von dem man sich so viele anheimelnde Anekdoten erzählt und der durch das Volksschauspiel von Hermann Hersch, Anna Liese,

nahe gerückt

auf die Ab¬

uns gerade neuerdings wieder gemüthlich

worden ist.

Indessen

die

unparteiische Geschichte

kennt auch die großen Schwächen Leopolds und weiß von seinem herrischen und harten Charakter, von Zügen zu berichten,- die

Zu

vergleichen sind

hierbei die mit Anmerkungen (vergl. Nr. 24 folg.) versehenen: — Beiträge zur juristischen Litteratur in den Preussischen

Staaten. Vierte Sammlung.

Berlin 1780.

in

fast alle

sich

schaffung der Folter bei uns, sowie auf die Natur und Anwendung

ad Cap.

IX.

§. 1.

3. Juni. Kabinetsordre (siehe 24), wodurch die Tortur abgeschafft ist, außer bei dem crimina laesae Majestatis und der Landesverrätherei, oder bei großen Mordthaten, wo viele Menschen ums Leben gebracht, oder viele Delinquenten, deren Connexion

1740.

herauszubringen nöthig, impliciret sind.

(s.

Behmeri novum

jus controv.

obs. 74.) Anm. Daß noch Fälle vorkommen können, wo wegen außer¬ ordentlicher Hartnäckigkeit zum außerordentlichen Bekenntni߬

mittel

nach vorgängiger allerhöchster Genehmigung

geschritten

Jahr 1772 in Stargard (s. 25) und vom Jahr 1777 in Müncheberg (s. 26). 24) s. auch Dissertat. sur les raisons d’etablir ou d’abroger les loix. „Qu’on me le pardonne, si je me r6crie contre la Question: j’ose prendre le parti de l’Humanitd contre un usaere honteux ä des Chretiens, werden muß, bezeugen die Beispiele im

142

& ä des Peuples polices, & j'ose ajouter, eontre un usage aussi cruel qu’inutile. — Il-y-a huit ans que la Question est abolie en Prusse; on est sür de ne point confondre lTnnocent & le Coupable; & la Justice ne s’en fait pas moins.“ Ferner: Reflexions philos. & histor. d’un Juris -consulte addressdes ä son ami ä Turin sur l’ordre de la procddure & les döcisions arbitraires & immediates du Souvereain. Auch nachstehende Kabinetsordres vom 27'? Juni und 4. August 1754 enthalten die landesherrliche Meinung noch ausführlicher. „Mein lieber Geheimer Etats Minister von Bissmark.

19"? dieses, den in großen Verdacht, und Beraubung auf öffentlicher Landstraße, stehenden Schäfer Gört Heinrich .Schmidt be¬ treffend , gebe Ich Euch hierdurch zur Resolution, daß, weil Ich in dergleichen Criminal - Fällen die Tortur allemal als ein theils grausames, theils aber ungewisses Mittel ansehe, die Wahrheit der Sache herauszubringen, Ich also das Er¬ kenntniß des Berlinschen Criminal - Senats confirmiret und

Auf Eurem Bericht

Vom

begangenen Mords

wegen

Geständniß fehlet, welches aber dieselbe hartnäckig zurückhalten, sodann auf deren eigne Confession bey Abfaffung der Sentenz

nicht reflectiret, sondern solches dermaßen erkannt werden soll,

als ob deren Geständniß würklich vorhanden sey. Sollten aber die Umstände den Jnquisiten nicht ganz völlig compliciren, und dennoch der größeste Verdacht gegen solchen vorhanden seyn, daß der Jnquisite das Verbrechen würklich begangen habe, auch die Umstände solches zum höchsten wahrscheinlich machen, alsdann muß dergleichen Jnquisiten, wann schon er sich zu keiner Bekäntniß bequemen will, der Vestungs-Arrest oder die Vestungsarbeit auf Zeit seines Lebens und dabei in Eisen geschmiedet zu werden, erkannt werden. Wornach Ihr denn in solchen Fällen, wo es auf die publique 'Sicherheit ankommet, erkennen zu lasten, auch die Regierungen

deshalb zu instruiren habt.

Ich bin Euer wohlaffectionirter König den 4'? August 1754. An den Groß-Canzler Freiherr von Cocceji.

Durch ein Hof - Reseript vom 8. August 1754 ist solches hiesigen Criminal - Senat zur Nachricht und Achtung zu¬

solches durch Vollziehung der hierbei zurückkommenden Expe¬

dem

Wobey Ich Euch denn zu Eurer und derer Orirninal-Oollegiorum Direction hierdurch nochmalcn dcclarire, daß, wenn in dergleichen Criminal-Fällen,

gestellt worden.

ditionen approbiret habe.

auf die öffentliche Sicherheit ankommt, die Delinquenten durch klare indicia oder auch Zeugen und andere ganz deut¬ lich sprechende Umstünde, überführt sind und nichts an

wo

es

Richtigkeit des Pacti als nur allein die eigene Confession des Delinquenten fehlet, welche sonsten durch letztem durch die in denen Gesetzen geordnete Tortur herauszubringen ist*, sodann auf solchem Fall die gesetzmäßige Todesstrafe sonder Bedenken von denen Criminal - Collegiis erkannt werden kann, ohne daß selbige nöthig haben, die eigene Bekänntniß eines schon ganz überführten Delinquenten zu erfordern und abzuwarten."

Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friedrich. Potsdam, den

27'? Juni 1754.

An den Etats Minister von Bissmark.

„Mein lieber Groß-Canzler Freyherr von Cocceji. Da Ich ersehen habe, was Ihr bei Gelegenheit der in Schlesien entdeckten großen Räuberbande, und der von der Breslauer Oberamtsregierung deshalb zu dirigirenden Inquisition melden und anfragen wollen; So ertheile Ich Euch darauf zur

25) s. aetenmäßige Nachricht an das Publikum von der Inquisition wider die in Stargard inhastirten Räuberbande (64 S. in 4). Es wurden auf den Vorschlag des Geheimen Finanzrath von Brenkenhofl mit allerhöchster Geneh¬ migung gewiffe von dem Fürst Leopold von Dessau einst¬ mahl angegebene Tröge, worin die Jnquisiten gelegt werden, angefertigt. Ihr zwar vom Pommerschen und hiesigen Cri¬ minal - Collegia inhibirter, jedoch durch ein Hofrescript vom 20'? Februar 1772 in dem außerordentlichen Falle, wo es auf die Eruirung und Bestrafung so vieler beträchtlichen Einbrüche ankommt, zugelassener Gebrauch (s. Lieberkühns Miscellanea I. St. No. 2) beschädigt den Körper nicht; nur die Unbequemlichkeit, sich zu bewegen, macht es unerträglich, und es hat dies Mittel nach hartnäckigem Leugnen mehrentheils die Bekenntnisse der Wahrheit gewürkt. Ein einziger hat die Probe dreymal 24 Stunden ausgehalten. Ein anderer David Hirsch, der Philosoph genannt, hat sie nur 15 Stunden erduldet.

Tortur, sagt Claproth im Entwurf eines I. Forts. (1774) besteht in einem rund ausgehöhlten

Diese neue Gesetzbuchs

Troge, in welchen der Jnquisit horizontal

ausgestreckt gelegt,

Was aber den 2'? Punkt wegen der Jnquisiten anbelanget,

unten an beiden Füßen geschlossen, auch an den Hals ein hölzerner Kragen befestiget wird; beide Arme aber, mittelst zweier in dem Trog gemachten Ausschnitte, außerhalb des

daß diejenigen, welche einen rechtlichen Verdacht gegen

Troges, der Länge nach ausgestreckt sind, und der Jnquisit

Resolution u.

sich

So ist

s.

w.

haben und dennoch die

That leugnen, durch die

Tortur zur Bekänntniß gebracht werden sollen; Euch darauf in Antwort, daß nachdem Ich das

grausame, und zugleich zur Herausbringung der Wahrheit sehr

ungewiffe Mittel der abgeschaffet

muß.

Friedrich,

Potsdam,

habe,

Dahingegen

nochmahlen, was

Tortur, in

es also

ich

aber

dergleichen Fällen gänzlich

auch dabei

seine Bewenden haben

wiederhole Ich

hierdurch dasjenige

vorhin schon verschiedentlich an den Etats-

Minister von Bissmark solcherhalb declarirt habe, daß nemlich, wenn gegen dergleichen Jnquisiten sich so viele Umstände hervorthun, daß dieselbe dadurch ihres Verbrechens völlig über¬ zeuget werden, und daß alsdann nichts weiter, als

ihr eignes

auch

an jeder

Hand

festgeschloffen

ist.

Ohne

alle

andere

Peinigung muß er nur in dem Troge unbeweglich liegen, bis er bekennt. — Er hat in der Note S. 183 dawider einige Bedenklichkeiten gemacht; und sein medieinischer Freund hat Man findet sie in Lieberkühns Missolche bekräftiget. cellanien im IV. St. No. 29 wörlich abgedruckt. Eben darum ist es auch nöthig, das Gutachten des Herrn Dr. Scheibler zu Stargard hier mitzutheilen : „Da ein hiesiges löbliches Stadt-Gericht mein Gutachten, welches ich wegen unschädlichen Gebrauchs der Tröge, um von der hieselbst in Verhaft genommenen Räuber - Bande die Wahrheit ihres Bekenntniffes auf einer unschädlichen Weise zu

143 erzwingen, ehe solche verfertigt wurden, mündlich abgegeben, nunmehr schriftlich verlangt: So attestire ich hiemit pflichtmäßige

daß ich

den Gebrauch

dieser Tröge

aus folgenden

für unbequem, verdrießlich und empfindlich, als der Gesundheit des Menschen schädlich und gefährlich halte, weil dadurch keine edle Theile des Leibes gedrückt, gespannt oder sonst verletzt werden; vielwenigcr das Athmenholen, der

Ursachen mehr

Unilauf

des

Bluts, und

die davon abhängende Absonderungen

der schädlichen und überflüssigen Theile unterbrochen werden. Um hiervon einem jeden, dem daran gelegen, deutliche Be¬

griffe beizubringen;

so ist es

dieser Tröge, als auch die

nöthig, sowohl die Beschaffenheit

Art, wie die Jnquisiten darin gelegt

und angeschlossen werden, zu beschreiben. Es wird nehmlich ein Stück Eichen-Holz in Gestalt eines Pferde -Kummes oder

Krippe ausgehölet, jedoch mit dem Unterschiede, daß derjenige Theil desselben, wo der Kopf und Hals zu liegen kommt, nur so weit ausgehölet ist, als zur bequemen und gleichsam ein¬ gepaßten Lage dieser Theile erforderlich ist, und daß der Trog

da, wo die Schultern anfangen, bis an das Ende der Füße gleich weit ist. dieses unbequeme Bette legt sich der Jn-

In

quisit mit einer Pelz- oder andern dicken Mütze und völliger Kleidung, wenn er solche anbehalten will, auf dem Rücken, und damit er sich nicht sonderlich bewegen könne, so paßt sich nicht nur um den Hals unter dem Kinne eine eiserne krummgebogene Kramme, die an der einen Seite des Halses ver¬

mittelst eines vorgehängten Schlosses befestigt wird; sondern es gehet auch um einen jeden Fuß, zwischen der Wade und Knöchseln, eine dergleichen Kramme, die ebenfalls kann aufund zugeschlossen werden. Auf daß auch die Arme außerhalb dem Troge ruhen können, ist derselbe auf beiden Seiten schräg eingeschnitten, und die Hand auf jeder Seite in einer HorizontalLage in einem breiten krumm gebogenen Eisen dergestalt im Troge eingeschlossen, daß die flache Hand am Troge liegt, und damit solche sich nicht am Ende drücken möge, wird ein weiches Tuch darunter gelegt. Hiernächst wird der Trog mit einem dünnen Brett bedeckt, welches oben ausgeschnitten ist, daß das Gesicht frei bleibt, und nach Belieben auf- und abgelegt werden kann. So oft nun der Jnquisit ein oxus naturae f. v.

will, wird

verrichten

er losgeschlossen, ihm auch seine Speise

und Trank gegeben, wenn er solche verlangt. Es erfolget also aus dieser Lage des Leibes weiter nichts, als daß er sich den Rücken drückt, und sich nicht nach Willkühr bewegen und kratzen kann, wenn ihn das Ungeziefer plagt, welches bei ihm Ungeduld und Verdruß erregt, aber seiner Gesundheit keinen Schaden verursacht, wenn er einige Tage und Nächte in einer warmen Stube darin liegen muß, wie denn auch die Er¬

In

Tröge im Jahre 1774 bei einer semiplene überführten Judcnbande mit gutem Erfolge bedient,

I.

cf. Stettinische Zeit. Nr. 50 v. bes. Art. v. Stargard. — Der Müncheberger Fall. In dieser Stadt hatte 26) sich eine Rotte von 32 mchrenthcils Einwohnern der Brand¬ stiftung schuldig gemacht. Einige von den Jnquisiten, unter andern eine Wittwe 8orgin, haben gleichfalls an fünf Tage und Nächte, ohne zu bekennen, im Troge zugebracht, jedoch nicht ununterbrochen. Ein invalider Soldat hat cs nur eine halbe Stunde aushalten können. Bei zwei Jnquisiten, wider welche alle Wahrscheinlichkeit des Jmputati stritt, hat dies Mittel nichts gewürkt, mithin macht die individuelle Bosheit auch die Würkung verschieden. Der Schulhaltcr Johann Heinrich Fader ist auf dem Scheiterhaufen am Tage der Exeeution den 27. Februar 1778 lebendig, der Tagelöhner Martin Schultze aber nach der Enthauptung verbrannt.

August Müller von 16 Jahren ist auf den Richtplatz geführt und nachdem er Begnadigung erhalten, auf zehn Jahre zum Zuchthaus, sowie auch der Gerichtsdiener Hänselin, die Wittwe Sorgin nach Staupbesen auf lebenslange Festung, andere minder verurtheilt. Bier starben im Gefängniß, und an zweien derselben ist die Strafe am Körper vollzogen; neun find ad instantia, und neun gänzlich absolvirt worden. — Soweit die Originalquellen. — Noch in unserem Jahr¬ hundert hat man in der Mark andere, weniger umständliche, aber ebenso wirksame Mittel, das Verabreichen stark gesalzener Speisen und Getränke bei Einsperrung der Jnquisiten in stark geheizte Zimmer, zur Anwendung gebracht.

Im Märkischen Museum befindet sich ein von dem Holzbildhauer Robert Femerling von hier aus Eichenholz und Eisen in b der natürlichen Größe genau entsprechend an¬ gefertigtes Modell. Die Zeichnung, von demselben Künstler angefertigt, ist die Reproduktion einer Abbildung in den „Beiträgen". Zu meiner Frende gelang es mir, als ich im Juni d. das im Münzhof des Schlosses zu Stettin befindliche

'/

I.

interessante Pommersche Antiquarium unter Führung um dieses Institut hochverdienten Dr. Kühne besichtigte,

des

daselbst ein etwas kleineres, anscheinend aus dem vorigen Jahr¬

hundert stammendes Modell aufzufinden, welches insofern noch anschaulicher als das Berliner Modell erscheint, als es eine Puppe (Mannesfigur) enthält, welche in der geschilderten Weise in dem Trog festgeschlossen ist. Ueber die Herkunft dieses seltenen Stücks vermochte ich leider nichts Näheres festzustellen.

bestätigt. Zu mehrerer Beglaubigung habe mein pflichtmäßiges Zeugniß ausgefertigt, unter¬ schrieben und gewöhnlichermaßen untersiegelt. So geschehen zu Stargard auf der Ihne, den 6. Martii 1772.

fahrung ich

den Mecklenburgstcelitzschcn Landen hat man sich auch der

solches

dieses

Die neuesten Funde in der Nicolai-Lirche. Mitgetheilt von £. sttfitn.

(L. 8.)

Johann Friedrich Scheibler, Doct. und Prof. Medicinä, auch Land- und Stadt-Physicus. Die gefährlichen Folgen, die gedachter Freund des Herrn Claproth aus diesem Bekenntnißmittel herleitet, als etwa Ent¬ zündungen, Erstickungen, oder eine ihr ähnliche Empfindung, Raserey u. s. w. sind noch durch keine Erfahrung bestätigt. Die Werkzeuge, womit Hände und Füße angeschloffen werden, sind zwar von Eisen, aber nicht schwer aufliegende drückende Fesseln.

Die Nicolai-Kirche, für Berlin eine Quelle — fast die einzige reichlich fließende reicher



historischer Nachrichten und zahl¬

heimischer Kunstwerke vergangener Jahrhunderte,

einem totalen Umbau unterzogen.

So

ist jetzt

manches Geheimnißvolle

glaubte man unter ihrem Putz und hinter Holzoerschlägen ver¬ borgen — in ihrem Schooß vergraben; jetzt, wo der Hammer dreist die Wände bearbeiten,

der Spaten in die Tiefe gehen durfte, sind alle jene Fragen gelöst worden.

144 Zunächst ist constatirt worden, daß die Kirche im

Innern

ein Rohziegelbau gewesen, im Material vorzüglich, wie Lehnin

wie wir ihn in Beschreibungen aus dem Mittelalter finden rother Mantel, Helm, eiserne Keule oben mit einer Spitze





und Chorin. Wie lange dieser geblieben, ist schwer zu sagen; vermuthlich ist die Decorationsmalerei durch Gardinen auf Gypsverputz, der, außer im Chor, auf der ganzen Südseite vorhanden war, noch aus der katholischen Zeit, vielleicht 1460 bei der großen Renovation angebracht worden. Vor der ursprünglichen

führte.

Ganz oben schaute über einer großen zerstörten Fläche

noch der

Kopf des Simon von Kyrene hervor, der durch das in Stellung, wie ein griechisches X (das Andreaskreuz)

Wand, deren Bogenprofile durchgehends mit schönen Formsteinen geziert sind, liegt im ersten Geschoß eine Mauer von ein bis zwei Steinen Dicke, welche die Nischen und Unebenheiten zwischen den Denkmälern hat ausgleichen sollen. — Bei der Entfernung dieser Wand resp. des Putzes sind verschiedene interessante Denk¬ mäler, Wappen und allegorische Verzierungen zu Tage gekommen. Das Bedeutendste unter ersteren, ein großes Sculptnrwerk aus dem 16. Jahrhundert, mit jenen wunderlichen Ornamenten der Pluderhosenzeit, ist leider, da man vandalischer Weise grade in die Mitte einen Tragebalken des Chors eingestemmt hat, sehr beschädigt; dennoch sind eine Reihe Darstellungen auf dem¬ Merk¬ selben, z. B. die Verkündung der Hirten, erhalten. würdig auf diesem Bilde sind die Worte des Engels: „Ich verkündige Euch große Freude" rc. in Spiegelschrift auf ver¬

über,

goldetem Felde.

Das vom Unterzeichneten

s. Z. entdeckte große Wandgemälde, mit vieler Mühe nun auch ganz blos gelegt worden, so daß die Composition des Bildes völlig zu er¬ kennen ist. Zu den untersten mit Minuskelschrift umgebenen

das jüngste Gericht,

ist

Feldern sind noch zwei Darstellungen, aus dem Himmel und aus der Hölle, hinzugekommen; tvährend oben, als richtende Gewalt, Christus auf dem Regenbogen thronend, die rechte Hand Die segnend erhoben und von Heiligen umgeben, erschienen ist. ganze riesige Darstellung wird, in Form und im Anschluß an die Wandfläche, von einem gothischen Bogen aus rother Farbe eingefaßt.

Wir

haben hier unstreitig

die älteste bildliche Dar¬

stellung in der Mark, und wohl auch die eines heimischen Pinsels

vor Augen. Absolute Conturmalerei, bei der sich nur die Farbe der Figuren von der Farbe des Grundes abhebt. Unter der Fläche des Bildes ist die Feldsteinwand des Thurmes, und wir können, von dem Gesichtspunkt ausgehend, daß diese Wandfläche

von gedachtem Material

sich

nie

roh

dem Auge der Andächtigen

präsentirt haben wird, unter dieser Frescoschicht aber keine andre

sie als mit der Feldsteinwand zusammen entstanden annehmen; die Malerei also in das Ende des 13., sicher aber in den Anfang des 14. Jahrhunderts verlegen. Die Untersuchung der analog gelegenen Fläche auf der Schlu߬ wand der Kirche ergab die in bunten Farben sehr roh aus¬ Kalkschicht ist,

geführte Darstellung eines Glasfensters. Noch ein Frescogemälde aufzufinden, war dem Unterzeichneten

vorbehalten. Noch zur Zeit des unverputzten Inneren der Kirche hat man das Wandfeld in der nordöstlichen Ecke zur Anbringung

Bildes: Christus auf dem Wege nach Golgatha, benutzt. Die Arbeit, etwa aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, hatte eines

(wir

in der Vergangenheit

müsien

sprechen, denn leider ist es,

eine Abbildung davon vorher zu nehmen, abgeschlagen worden, und für die Erhaltung fehlten zu große Stücke, die in früherer Zeit schon entfernt worden) — künstlerischen Werth.

ohne

Die

Figur

des Christus fehlte, sein wohlgelungener, man möchte

sagen, schöner

Kopf war völlig

erhalten; unversehrt waren ferner in voller Tracht,

die beiden Räuber, welche gefesselt der Henker,

schräger

dargestellte Kreuz des Herrn gleichsam eingerahmt erschien.

wir nun zu dem, was unter der Erde gefunden ist, erfahren wir zunächst eine kleine Enttäuschung. Die

Gehen so

Tradition hatte

die Kirche

vor 1817,

zu welcher

Zeit

sie

eine

Erhöhung und Pflasterung des Fußbodens erfahren, mit Grab¬ steinen bedeckt gewesen sein lassen; diese endlich zu finden, darunter die zahlreichen Grabkammern der alten Berliner Geschlechter, war kaum fraglich. Nichts von alledem im Schiff der Kirche, überall

5—6 Fuß Schutt, unter dem die Gebeine längst dahin ge¬ namenlos ruhen. Nur ein noch nicht untersuchtes kleines Gewölbe, besten Steine auf hohes Alter deuten, liegt im Schiff an der nordöstlichen Thür. Waren hier schwundener Geschlechter

dereinst Gewölbe, die längst verschüttet sind,

oder hat man die

Todten, wie draußen, innen einfach in der-Erde bestattet? Nur hinter dem Altar sind einige Grabkammern im Grunde der Kirche aufgefunden worden, die, sei es, weil keine Gewölbe unter den Außennischen mehr frei' waren, sei es, weil die Verstorbenen in Verbindung zur Kirche standen, dort angelegt worden sind. Es ist immer interessant zu prüfen, wie unter den verschiedenen Verhältnissen der Leib des Menschen zu Staub wird. Hier war dazu Gelegenheit; drei Grabkammern mußten, da eine Centralheizüng angelegt werden soll, geöffnet werden. Die erste Gruft war die des 1576 verstorbenen zweiten evangelischen Probstes

Thomas Brendike, des Nachfolgers des berühmten Buchholzer. Eine enge Oeffnung mußte in die Decke, die nach Einscnkung des Sarges einst von Außen vermauert worden, eingebrochen werden, durch diese vorsichtig hinabgestiegen, sah man bei Laternenlicht die völlig nackten Gebeine des Probstes wie auf einer schwarzen Sammetschicht liegen. Sie war von Allem, was nicht Gebein

war, entstanden. Fleisch, Bekleidung, Sarg, alles ein weicher, drei Zoll hoher schwarzer, lockerer, feuchter Staub, der unter den Füßen des Stehenden in eine dünne Schicht zusammenging; nur acht gewaltige Sarggriffe und ein federleichtes Blumenstrau߬ gerippe waren dem Gebot des zu Aschewerdens entgangen. Aber was war das? der Schädel des Probstes lag auf dem Gesicht?! Sollte er sich im Grabe umgedreht haben? Nein, auch hier im Schoße der Erde geht's noch natürlich zu; man hatte, um den Sarg nicht von unten ohne Luft zu lasten zwei Schwellen ge¬ mauert; der Hals war, als Alles unter ihm in Staub versunken,

auf

solche

gekommen und hatte den befreiten Kopf nicht länger

zu halten vermocht.



Eine andre Gruft daneben, die eines berliner Schöffen aus Jahrhunderts, ließ drei ziemlich er¬ haltene Särge erkennen. Ganz aus der Linie dieser, nach dem Altar concentrisch liegenden Kammern, wurde eine mit einem mächtigen Steine geschloffene Gruft gefunden, die Aufschrift lautet dem Anfange des vorigen

(ohne Jahreszahl):

Hic situ sunt ossa conjugum immaturo funere extinctorum yiri incomparabüis JOH. FRID LOEPERI, Regi a sanctioribus consiliis; Uxorisque tanto manto *) (?) dignissimae CHR MAR LOEPERIAE sit ipsis placata mitisque tellus. *) marito.

145

Viele der Zugänge zu den engen Gewölben unter den äußeren Capellen sind nun auch durch die Fortnähme des Mauer¬ werks offen, und man sieht die in den erhöhten Räumen unver¬ wittert gebliebenen Särge stehen. Noch eine Ueberraschung war vorbehalten. Im Thurm lag, und oben und unten vermauert, die alte Wendel¬ unzugänglich fast treppe, die später durch eine Holztreppe an anderer Stelle ersetzt worden war. Ihre Verfolgung nach unten durch den abgedeckten Fußboden ließ auf einen unbekannten Raum,

der vielleicht zu

viel befabelten unterirdischen Gänge führte, hoffen. Bald sind die Stufen nach Aufreißung der Fliesen gefunden, 5 Fuß tief enden sie an einer in dem Feldstein eingesetzten Ziegel¬ wand ; gewiß kommt nun der unter¬ Die Wand klingt irdische Gang. hohl, bald ist sie durchbrochen, die Laterne beleuchtet einen wirren Haufen menschlicher Gebeine, aus dem fünf bis sechs Schädel her¬ vorgrinsen; darüber, auf dicken eisernen Stangen, schweben drei mächtige, wohl erhaltene eichene

einem der

Särge;

es

ist

also

ein

örtert bleiben, ihr Erfolg ist aber fast ebenso schlimm, wie die barbarische absichtliche Zerstörung früherer Jahrhunderte. Die Beamten des Baues haben zu viel zu thun, um sich den beson¬ dern Schutz der Kunstwerke angelegen sein zu laffen. Eine Instanz hätte aber hier, wo ein freiwilliges Mandat nicht ge¬ nügt, helfend eingreifen können; leider war der kunstverständige und eifrige Chef dieser Behörde auf Urlaub und Bureau-Beamten können kaum die Initiative in solchen Dingen ergreifen. Je mehr die Rüststangen und die Gänge zur Heizung den Boden der Kirche durchfurcht haben, desto mehr erhaltene Grabkammern aus älterer Zeit sind aufgefunden worden. Grade unter dem

Altar lag

ein großes Gewölbe. Geöffnet, ließ es einen weiteren

Raum, als die bisher bekannten, erkennen,

in

zur ebenen

welchem nicht

Erde

der Verstorbenen,

Reste

sondern

auf einem eisernen Gerüst jenen die Spuren eines Sarges lagen. Diese bestanden in zwei Plankenresten, wie Kork auch

über

so

leicht, und einem braunseidenen,

Wie in Lehnin bei jenem in der Wand ge¬ fundenen Skelett, hatte auch hier die Seide die Verwesung über¬ dauert. Auf dem Boden hatten die Reste Derjenigen, die man sich durch das eiserne Gerüst hatte trennen wollen — der mensch¬ reich verzierten Gewand.

großes

Grabgewölbe, circa 12 Fuß im Quadrat; wie sich später ergab,

Kaufherr Beyer'sche, dessen oberer Raum hinter dem kunstvoll gearbeiteten Gitter im Thurm die schönen allegorischen Figuren nebst Sarkophag sehen läßt. Mehr als Einer hat schon

das

lichen Vorsicht spottend,

— fried¬

lich vereint, die Schädel lagen so dicht aneinander, als ob auch sie

die Frage aufgestellt, wo sind denn die berühmten Oelbilder und Denkmäler hingekommen? Da will

das Wiedersehen auf menschliche

einem das Bekenntniß nicht recht

Weise begrüßt hätten.

von der Zunge: daß sie ganz stiefmütterlich auch diesmal

des

behandelt werden. Die zahl¬ reichen unschätzbaren Oelbilder, auf Holz gemalt, denen noch Oskar

erwehren konnte,

Schwebe! jüngst

nur

die spärlichen

Zufalls,

Wirkung

sich

dessen

Ein Bild ergreifender

der Beschauer nicht

bot die Stelle des dritten Verstorbenen. Auch hier war alles Fleischliche, wie der

eine besondere

eichene

Sarg,

zu jenem sauberen

stehen

braunschwarzen Staub (Leichentorf

Gitter abge¬ schlossenen Thurmraum, dem Be¬ stauben und in der ersten Zeit

ist der technische Ausdruck dafür) geworden, in dem die stärkeren

Besprechung gewidmet,

in jenem

sie

durch das

sogar jedem Arbeiter preisgegeben.

Der Dessauer. Trog.

Drei der werthvollsten Oelgemälde,

bettet lagen.

Der Sarg mußte

aber, außer schön gebildeten Löwen¬

darunter das große Kanzler Distelmeier'sche Familicnbild, sind indessen gar nicht von der Kirchenwand abgenommen worden, sie hängen in den Capellnischen unverdeckt, allen Unbilden des großen Umbaues ausgesetzt, obgleich Schreiber dieser Zeilen wiederholt um Schutz grade dieser Stücke nachgesucht, sogar Auch die schönen Arbeiten der Bild¬ seine Hilfe angeboten hat. hauerei, ullics. für Berlin aus dem 16. Jahrhundert, wie der Rath Bagius, ferner das Schlüter'sche Werk, stehen, beim Aus¬ brechen der Chöre schon theilweise beschädigt,

Gebeine und das Haupt weich ge¬

ohne jedenSchutz

Ein Gleiches gilt von den Denkmälern der Historiker von da. Seidel und von Pölnitz u. A., deren sauber auf Kupfer gemalte Portraits unter solchen Umständen verloren gehen müssen. Wen bei diesen Unterlassungssünden die Schuld trifft, mag hier uner-

mit Ringen, auch ein ca. 50 Centim. großes Cruzifix aus Blei zum Zierrath auf dem Sargdeckel gehabt haben. Der

köpfen

Christus hatte sich, nachdem alles Andere geschwunden, so genau auf den Schädel gelegt, als ob ihn eine freundliche Hand dem Verstorbenen als Symbol seines Glaubens auf das Haupt gelegt

hätte, während das Kreuz, das sich abgelöst hatte, daneben lag. Am meisten wurde die Aufmerksamkeit durch eine in der Ecke stehende Metallkiste von ca. 70 Centim. Länge und 35 Centim. Höhe in Anspruch genommen. Ihr Gewicht war so außerordent¬ lich schwer, daß die Vermuthung, es sei hier vielleicht im dreißig¬ jährigen Kriege werthvolles Kircheneigenthum geborgen worden, ausgesprochen wurde, und die Ansicht schien um so berechtigter, als die, sonst innen sehr sauber verputzte Gruft eine seitliche.

146

Mit wieder vermauerte Oeffnung seiner Zeit erfahren hatte. Mühe wurde durch das starke Metall eine Oeffnung in den Kasten gemacht; beim Schein der Laterne blinkte es wirklich darin; noch war indessen die Oeffnung zu gering, um hineinzu¬ greifen; von

erweitert,

erst



ließ

sich

„Blinken"

erkennen, daß das

einer Flüssigkeit herrührte, mit welcher der Kasten über

die Hälfte gefüllt war.

wurde

Um seinen

hinaufgewunden

sie

Zinnbehälter

befand

sich

und

ein

Inhalt

geöffnet.

gleichstarker

ganz zu untersuchen,

In

dem zollstarken

eichener

Einsatz,

in

eine völlig geruchlose Flüssigkeit, welche bei näherer Prüfung den Atlasbezug eines Kissens und dessen aufgeweichten, Von einem menschlichen aus Heu bestehenden Inhalt enthielt. Körper fehlte jede Spur, obwohl die nachfolgende Inschrift auf dem Zinn-Sarg — denn so müffen wir ihn nennen — sich auf die sterbliche Hülle des „sehr ersehnten", einen Tag alten Sohn des Grafen Lynar, den 5. April 1614 geboren, bezieht. Die Inschrift lautet: diesem

MEMORIAE et

PIETATI

>

tradidit des auferstandenen Christus.)

VITA. MICHI*) CHRISTUS MORS MICHI DULCE LUCRUM. Ob

diese auffallende Erscheinung des Fehlens irgend welcher

Reste der

Gebeine

des

jungen Grafen

in dem

hermetisch ver-

schloffencn Zinngefäß wissenschaftlich zu erklären sein

mögen

wir

Das Puttlitz'sche

Geschlecht steht aber

in der Race dem oben

erwähnten Lüderitz'schen, dessen Ritter bekanntermaßen tüchtige Kämpen waren, wie die Gebeine zeigen, weit nach. Unweit dieser befanden sich die verfallenen Grüfte der Frei¬

Bei letzterer ist Oelbild des lebenslustigen kur¬ gemalte flotten, Kupfer das auf fürstlichen Stallmeisters v. P. erhalten. So ist vom Knopf bis zur Sohle die Nicolaikirche die be¬ redte Zeugin, das beste Archiv längst vergangener Jahrhunderte. Hinter dem Altar, wo man zur Heizkammer eine 10 Fuß tiefe, mächtige Grube ausgehoben hat, liegen zahllose Gebeine dicht über dem gewachsenen Erdboden; sie müssen beim Bau des Chores, der 1380 nach dem Brande stattgefunden und den Raum des Kirchhofs einnahm, dort zusammengelegt worden sein. — Wohl die ältesten Berliner treten uns hier entgegen; es sind kurze, feste Schädel, und mancher Starrkopf, der es als stolzer Berliner mit Adel und Fürsten aufgenommen hat, mag darunter sein. Welche Poesie, welche tiefe Anregung zum Nachdenken lag dereinst für die Besucher des Gotteshauses darin, wenn sie hier ihre Seele über den Gräbern ihrer Vorfahren zu dem Ewigen erhoben, welche Mahnung an die eigene Zukunft! Die Todten mögen oft zu ihnen lebendiger als die todten Worte des Geist¬ lichen geredet haben. Heut, in unserer realistischen Zeit, darf der fromme Kirchenbesucher nicht an die Gewölbe unter sich denken — die prächtigsten Weinkeller und ähnliche Zwecke, zu denen sie

herren von Wolffskeil und der von Pöllnitz.

CHRISTIANUS CASIMIRUS Illustris ac Generosi Dmi JOHHANNIS . . . IRI COMITIS de LYNAR etc. etc. Nobilissimae ELISABETHAE DJSTELMERIAE desideratissimus Filiolus Infans generosissimus; V Aprilis Anno MDCXIV natus postridie renatus primum max eodem die denatus animulam DEO sospitatori, Corpus cutum (?) antiquae matri in liac tumba servandum

(Bild

Des weiland wohlgeborenen Herrn Hansen, Frei¬ herrn von Schönaich, Herrn auff Beutten Carlat und Milsraw, hinterbliebene Wittib Frawe Catharina Elisa¬ beth geborene Gansin Edle Frevlein zu Puttlitz, nachdem sie in dieser Weid 54 Jahre und wenige Tage gelebet, des Ablebens ihres Herrn, eines einigen Sohnes und dreier Töchter in traurigen Exilio ge¬ sehen, und menschliches Elend wohl empfunden, ist in Gott seelig verschieden allhier in Berlin am 18. Mai Anno 1656, deren irdischer Leib in diesem Kasten beygesetzet der fröhlichen Auferstehung von den Todten und Erscheinung unsres Heilandes Jesu Christi erwartend.

wird,

ver¬

nicht zu beurtheilen; jedenfalls soll auf Veranlassung

vermiethet werden, möchten seine Gedanken recht weltlich stimmen.

Tempora mutantur!

des Märkischen Provinzial-Museums die Flüssigkeit chemisch unter¬ sucht werden.

wir

Ueber die

„Ahnfrau"

des jungen Grafen können

aus einer verwitterten kleinen Bleitafel auch noch berichten,

von den von Haake

daß es eine von Lüderitz, die wieder

stammte — und zu Waldsleben 1556 geboren, Frau des Grafen Lynar und Mutter des Kindes

gewesen.

ab¬

Die

Die Jungfern-Ällee tut hiesigen Thiergarten.

ist eine Tochter

Von#.

des berühmten brandenburgischen Kanzlers Distelmeier, der seine



später von Andern occupirte



(Fortsetzung.)

Ruhestätte und sein gro߬

artiges Epitaph auch in der Nicolaikirche hat.

Auffallend, und

in der

für den Einfluß der Lynars sprechend ist, Berliner als auch in der Spandauer Hauptkirche dies Geschlecht den vornehmsten Platz, unter dem Hochaltar, für ihre Todten hat. — Am letzten Pfeiler im Schiff rechter Hand in enger Grabkammer ruhte der, trotz Eichen- und Bleihülle zu Staub gewordene Körper einer Ahnfrau der Fürsten zu SchönaichCarolaih; auch hier sagt uns die eingravirte Inschrift das daß sowohl

Derselbe lautet:

Friedrich p. König von Preußen. Aus der abschriftlichen Beilage habt ihr mit mehrerm zu ersehen, was Unsere hiesige Amtskammer wegen derjenigen Pflantzgelder, welche die Neuen Eheleute, krafft Unsers gnä¬ digsten Edicti vom Jahre 1691 jedesmahl zuerlegen schuldig, unterthänigst vorgestellet und was sie dicßfalls zu verfügen ge¬ beten ; damit nun auch dieserwegen hinkünfftig gute Richtigkeit gehalten werden möge;

Nähere:

fätofc.

Als haben Wir gnädigst resolviret,

daß denen Neuen Eheleuten zwart frei bleiben solle, sowohl

*) Michi

ist eine dialectische Form für

Mihi.

die gesetzte Anzahl Obst-Bäume, als die Eichen, und zwart

147 diese an solche

Öhrter,

welche dazu bequehm sind, und von

denen Forstbedienten angewiesen werden sollen

in natura

zu

pflantzen, und wie solches geschehen bey jedesmahligen HoltzMarkte dem Forst-Ambte anzuzeigen, wobei sie jedoch, so viel die Eichen anbetrifft, deren Beklebung und Wachsthum drey Jahr gewehren, oder an statt deren, so immittelst ausgangen,

Dafern

frische setzen müßen.

sie aber

die Pflantzung

in natura

selbst nicht verrichten, sondern lieber Geld dafür erlegen wol¬ len, habt ihr dasjenige, was vor die Obst-Bäume gefällig, als zwey Groschen vor jedes Stück durch die Beambtc einnehmen und die Pflantzung davor verrichten, auch gehörig berechnen

Hierauf wurde unter dem 13. December 1713 der OberHofmarschall rc. v. Prinzen aufgefordert zu veranlassen, daß durch die verschiedenen Consistorien sämmtliche Pfarrer zur Aufstellung der Listen von

1691—1730 anzuhalten

seien, ferner daß keiner

derselben sich unterfange, ohne vorgezeigten Schein über die aus¬

geführte Pflanzung resp. Zahlung des Geldes dafür Trauungen vorzunehmen und schließlich soll eine Abschrift der zu erlassenden Verordnung an die Prediger zu den hiesigen Akten eingeliefert werden, was auch geschah.

Der Wortlaut ist folgender: Friderich Wilhelm, König in Preußen p.

was wegen der Eichen als gleich¬

Unsern p. Euch kan nicht unbekant seyen, was; gestalt be¬

falls vor jedes Stück zwey Groschen zu entrichten, sollen dem Forst-Ambte jedweder Provinz auf denen Holz-Märkten oder Forst-Rechnungen, nebst einer richtigen von denen Pfarrern unterzeichneten Specification durch die Beambten eingehändigt,

reits für einigen Jahren durch öffentliche publicirte Edicte verordnet worden: daß die nenangehende Eheleuthe eine gewiße anzahl Fruchttragender- und wilder-Bäume vor der

Zu laßen,

dasjenige aber,

aus dazu es einmahl gewidmet vom Forst-Ambte verwendet und absonderlich verrechnet werden. Ihr habet dieses Alles

mit

dem

fördersamsten

darüber zu halten,

also

auch

zu

veranstalten

wie solches

und

geschehen,

beständig

Unserm p.

von Hertevelt zu Vermelden, dermit Er bey denen ForstÄmtern jeder Provinz die gehörige Verfügung darnach gleich¬

falls

Wornach

machen könne.

Ihr

euch

unterthänigst zu

Und Wir sind euch mit Gnaden gewogen. an der Spree den 12. Marty 1711.

ten.

(gez.)

Geben

ach¬

Cölln

Friedrich.

An die hiesige Hoff-Ccnnmer.

Unterm 19. Januar 1712 ging dieses Edikt an sämmtliche Regierungen resp. Amts-Cammern.

Am 25. Juni 1711 meldet der Ober-Forstmeister für Pommern v. Zanthier ä. d. Friedrichswalde, daß die Aufstellung von Listen im Sinne des Allerhöchsten Erlasses vom 7. Juli 1710 nicht zu beschaffen ist, wenn nicht 1) den Predigern anbefohlen würde, Listen über die seit 1691 getrauten Paare aus den Kirchenbüchern aufzustellen und 2) die Gemeinden zu versammeln und von ihnen zu erfahren, wer und ob gepflanzt oder ob und

an wen Gelder dafür gezahlt worden sind. Wirklich erscheint am 7. Juli 1711 ä. ä. Haag ein solches Reskript an die Pommersche Regierung, das dortige Consisto-

rium und an den Ober-Forstmeister v. Zanthier, daß beregte Listen von 1691—1710 aufzustellen und die betreffenden Per¬ sonen zu befragen sind, ob und wo sie gepflanzt oder was und sie Gelder dafür entrichtet haben. 1713, 18. November ä. d. Ruppin meldet der Ober-Forst¬ meister der Mittel- und Ukermark v. Jürgas über die bisherige

an wen

Pflanzangelegenheit. Auf den meisten Aemtern ist nicht gepflanzt und über Gelder nichts zu erfahren, da die Beamten von ihren

Vorgängern keine Nachrichten überkommen haben. zeigen sich fast alle

in

Die Prediger

dieser Sache widerspenstig und geben vor,

die Paare ohne speciellen Befehl des Consistoriunls nicht warten

Da, wo wirklich gepflanzt worden ist, hat man auch Nachweise gefunden und sind die Gelder als 1 Thaler vom Brautpaar richtig gebucht und zur Hälfte in die Amtskaffe und die andere Hälfte zum Chatul abgefolgt worden. Er schlägt lassen zu können rc.

vor, da der Augenschein zeige, daß die Pflanzungen durch

un¬

man für die 12 Bäume einen Thaler fordern lassen solle und das Pflanzen durch verständige Leute ausrichten und bezahlen zu lassen. geschickte

Leute

schlechte

Resultate

ausweisen,

Copulation entweder würklich pflantzen äeterrninirtes Geld dafür erlegen sollen: Nachdem

Wir nun

oder

ein

gewißes

vernehmen, daß die Prediger hin und

wieder solchem heilsamen Werk sehr entgegen leben, undt die Leuthe ohne vorher producirte Zeugnüßen: Ob die pflantzung geschehen! oder die Gelder dafür erleget, noch täglich zu Co-

puliren pflegten.

Diese Verordnung aber bey so Merklicher

der Bosteritet zu gut zu renoviren viel nötiger ist, da es nur auf ein Weniges undt zwar auf 2 Groschen vor das Stück, so in natura nicht gepflantzet wird, ankommet; Alß befehlen wir Euch hiermit in gnaden, an alle und jede Prediger in dem Lande nachdrückliche Verordnung ergehen zu laßen undt Ihnen ernstlich zu injungiren, daß sie nicht allein ohne ein richtiges von jedwedem Ambte oder jedes Ortes-Obrigkeit ausgestelltes Zeugnüß, abnähme

umb

des Holtzes

so

welchergestalt dem

oopuiiren,

Pflanz-Edict

sondern

auch

eine

nachgelebet seye, niemanden

richtige

8pecification unter

Ihrer Hand

ausstellen, undt denen Ober Forst Meistern jedes Ortes, oder auch denen Beambten dadurch notiüoiren sollen

wie viel Eheleuthe von Zeit des publicirten Edicts so im Jahr 1691 geschehen er an jedem Orth getrauet worden, damit die Untersuchung, Ob und waß von Ihnen erleget, oder an pflantzung der Bäume verrichtet seyn möchte? darnach an¬

viel die Obst-Bäume be¬ trifft, die Aufsicht denen Beamten, wegen der wilden Bäume aber solche denen Forst-Bedienten aufgetragen werden. Wor¬ nach Ihr Euch also gehorsamst zu achten, undt seyndt Euch in Gnaden gewogen. Geben Berlin den 31 December 1713. An gestellet werden

könne, inmaßen

so

die Regierungen und Consistorien .

Am 13. Januar 1714 hat hiervon jeder Ober-Forstmeister

eine Abschrift erhalten.

Die Curmärkische Kammer frägt d.d. Potsdam 12.Febr. 1717 an, ob die Forstbedienten und Beamten bei Verheirathungen auch die 12 Gr. für Obst- und 12 Gr. für andere Bäume zu entrichten haben, worauf der König am Rande verfügt „freil: wie die untherthanen F. W." und auf Grund dieser Marginal-Verfügung ani 12. April 1717 an die Churmärkische Kammer in diesem Sinne verfügt wurde. Am 21. Juni 1719 d. d. Berlin erschien ein neues PflanzEdikt in 13 Paragraphen, welches von dem Ober-Forstmeister von Hertefelt entworfen, alle die bisher in verschiedenen Erlassen gegebenen Anordnungen zusammen faßte, jedoch mit Ausnahme

148

für junge Ehepaare, im übrigen aber

der Bestimmungen

dem Edikt vom Jahre 1691 gearbeitet war.

nach

Edict" war

ein „Unterricht wie mit Anlegung Cichel-Kämpffe, junger Eichen. Buchen und Kiehnen zu Verfahren Pflantzuug und sey" beigegeben, es lautet:

Eichel- (Buchen-) Kämpffen einen Orth gut als man denselben finden und habhafft werden kann. So ferne man nun im Sommer siehet, daß Apparence zu einer guten Eichel-Mast vorhanden und man deren demnächst werde habhafft werden können, so muß dieser Ort Landes wohl dreymahl gut und zwar so tieff als man mit dem Pflug in die Erde kommen kann, umgepflüget und

Man

sucht

Landes aus,

zu

so

dadurch des Erdreich recht mürbe gemachet werden.

2, So bald die Eicheln recht reiff, müssen selbige bey trocknen Tagen und zwar die besten davon, so gantz vollkommen reif sind, gesammlet, und keinesweges in Säcken auf einander liegen lassen, sondern so bald sie in das Hauß gebracht werden, auf einen Boden gantz dünne aus einander gestreuet werden, allermassen

sich

dieselben

sonst

anstecken

und nicht aufgehen.

Wenn nun 3, Die Zeit, solche zu säen oder zu stecken, herbey nahet, thut man sie, zu mehrerer Sicherheit, daß keine unnütze mit ausgespreuet werden, in ein Gefäß mit Waßer, rühret solche wohl um, denn diejenigen welche oben zu schwimmen kommen, taugen nicht, sondern werden weggeworffen, worbey zu merken, daß

sogleich

dieser

nach

oder Pflantzuug

gemachten

Wasser-Erobs die Sä¬

vor die Hand genommen wird,

in

indem die

bleiben Gleichwie nun obige drey Puncte von der Herbst -

Eicheln

keinesweges

müssen.

dem

Wasser

lauge

liegen

Süung zu verstehen; Also muß, wenn man die Säung oder Pflantzuug des Früh-Jahres vornehmen, und also die im Herbst gcsammleten Eicheln biß dahin eousorviren will, nach¬ folgendes dabey obsorvirst und wohl in acht genommen werden. Man läßt nehmlich 4, Die Eicheln im Herbst, wenn sie recht reiff sind, sammlen und schüttet sie auf einen Boden weit und so dünne als immer möglich auseinander, worbey sie zuerst wenigstens alle Wochen zwey bis dreymal umgeschüppt werden müssen, bis So bald es aber im daß sie ziemlich ausgetrocknet sind. Herbst etwas kälter, müssen

sie

etwas

Havelbergische Alterthümer.

Diesem „Renovirten

und wohl gar Fröste besorget werden,

mehr zusammen und auf einander,

auch

Aus Havelberg schreibt man uns: Die St. Laurentiuskirche besitzt eine sehr alte Biblioth-ek, welche in einem hinter der Sakristei befindlichen eichenen Schranke auf¬ bewahrt wird. In derselben befinden sich u. a. Luther's sämmt¬ liche Werke in doppelter Ausgabe (die alte Wittenberger, zum Theil von Melanchthon herausgegeben, und die Walch'sche), die Werke des berühmten Afrikanischen Kirchenlehrers Aurelius Augustinus (354—430) in 10 Bänden, von dem gelehrten Erasmus herausgegeben, ein prächtiger Druck, aus der reuommirten Froben'schen Officin zu Basel aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, die lateinisch abgefaßten Schriften des Württemberger Reformators Brentz, Werke von Flacius Jllyricus, Musculus, Wolff, die Schriften des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus in deutscher Uebersetzung vom Jahre 1584, des Gregorius Nazianzenus in lateinischer Uebersetzung und viele andere. Auf Anregung des Oberlehrers Dr. Johannes Dräseke ist die früher von Staub und Schutt bedeckte, der Zerstörung nahe, alte Bibliothek jetzt durch das Eingreifen des GemeindeKirchenraths zur Conservirung gesichert, und werden die Gäste des Berliner Geschichtsvereins ihr wohl eine eingehende Beachtung daselbst starken

schenken.

Hierzu kommen weitere versteckte Alterthümer, wir meinen Gemälde und sonstiges Bildwerk aus vergangenen Jahrhunderten, deren Wiederaufsindung und Besichtigung über manche vielfach noch dunkle Perioden des Kunstschaffens, vor Allem hier in unserer Mark, Licht zu verbreiten vermögen. Mancher derartige Schmuck ist ja bei den Restaurationsarbeiten unseres Doms wie unserer Stadtkirche an geeigneten Plätzen in den Kirchen selbst in erneuerter Gestalt wieder angebracht worden, wie der ThurmEingang unser Stadtkirche und die Seiten-Räume unseres ehr¬ würdigen Doms beweisen; aber manches in seinem eigenthümlichen Werthe nicht erkannte Kunstwerk ist, wie in jüngster Zeit wieder besonders beim Um- und Ausbau der herrlichen, alterthümlichen Nicolaikirche in Berlin sich herausgestellt hat, in die Rumpel¬ kammer geworfen, in die dunklen Winkel der Thurmgemächer und Kirchenböden. Da möge man auch hier nachforschen! Von dem Verbleibe solcher Antiquitäten in und aus der Stadtkirche ist dem Schreiber dieser Zeilen nichts Genaueres bekannt, Andere werden darüber bester Bescheid wissen; aber vom Dom erinnert er sich bestimmt, früher unten im Thurm, links vom Eingang, eine ganze Reihe alter Gemälde und alten Bildwerks gesehen zu haben. Ob sie noch da sind? Jedenfalls möge man beim Besuche der Berliner Geschichtsforscher daran erinnern. Oskar Schwebe! hat vor Kurzem gerade auf den hohen künstlerischen und anti¬ quarischen Werth von derartigen, oft aus Unverstand mißachteten Dingen hingewiesen.

bey recht hartem

noch alle Wochen zweymahl umgeschüppet, Frost aber gantz auf einen Haussen zusammen gebracht auch

mit Stroh oder alten

Decken etwas zugedeckt werden, mästen

auf denen Bodens gar leicht erfrieren, worbey sie denn, wenn sie zu Winters-Zeit gleich auf einem Hausten übereinander liegen, dennoch alle vierzehn Tage wenigstens einmahl um- und wieder aufeinander geschüppt werden müssen. Gegen des Früh-Jahr aber und wenn das Wetter gelinder sie

sonst

wird, muß man nicht

vergessen selbige wieder auseinander zu

schüppen.

(Schluß folgt.)

Verlag von

Alfred Weile

Mittheilungen aus dem Verein für die Am Sonnabend den 13. Juli verlas in

Geschichte

Berlins.

der Versammlung im Deutschen Dom Herr Geh. Ober-Postrath Sachsse einen Brief des Bürgermeister Lau in Havelberg, der Vorschläge für die Fahrt am Sonntag, 4. August, enthielt. Dieselben gelangten zur Besprechung, und enthält nunmehr der Umlauf des Vereins die näheren Arrange¬ ments für diese so interessante Fahrt. Die Theilnehmer der Fahrt machen wir auf die im Bär Jahrg. 1877 Nr. 12—14 u. 17 ent¬

haltene „Geschichte der Stadt Havelberg" vom Bürgermeister Lau aufmerksam. fort, den im Am Sonnabend, den 20. Juli, fuhr Herr Dome versammelten Herren Bericht über die Funde beim Umbau der Nicolaikirche zu geben; wir verweisen auf den besonderen Artikel im Bär. Herr Rector Fischer brachte die Mittheilung des Herrn Prediger Dr. Hentschel über die Thüren der Barthdlomäuskirche (vgl. Bär Nr. 13. S. 131 Sp. 1) nochmals zur Sprache. Am Sonnabend, den 27. Juli, blieben die im Dome versammel¬ ten Mitglieder in gemüthlicher Unterhaltung, ohne daß besondere An¬ gelegenheiten zur Sprache kamen.

in Berlin. — Verantwortlich für die Redaction: Ferdinand Meyer in Berlin. — Druck von W.

Alfieri

Pormetter in Berlin.

'Jas Blatt

erscheint

monatlich zweimal.

Unter Mitwirkung von

Dr. Vrechl, Prof. Dr. Paulus Geh. Hofrath

Kidicin, Ttjeod. Kontane, Stadtrath H. Ariedel, Schneider. Archidiaconus Schwebe! in Cüstrin rc. rc.

Kassel, Stadt-Archivar

L.

herausgegeben van

George Las Blatt ist in Berlin

Hiltl

und

Ferdinand Meyer.

durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. 1) zu beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro Sgesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Rud. Mosse, Bernh. sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Arndt,

Inhalt.

Das älteste Wohnhaus Berlins. Von Ferdinand Meyer. — Die officielle brandenburgische Geschichtsschreibung zur Zeit Friedrich Wilhelms, des großen Kurfürsten. — Die Jungfern-Allee im hiesigen Thiergarten. Bon F. Brose. (Schluß.) — Literatur. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins.

Das älteste Wohnhaus Serlins.*) Von Feriliullnil Meyer.

^lergebens

wir in der

suchen

deutschen Reichshauptstadt nach

wie sie in andern Schwesterstädten nur auf einer großen geschichtlichen Unterlage erstehen konnten, — Zeugniß ablegend von ihrer ehemaligen politischen Bedeutung, von deutscher Kunst und Herrlichkeit — das Abbild des ge¬ lammten inneren und äußeren Lebens unserer Altvorderen.

vollen Periode wurde auch der Grundstein zu

unserem ältesten

jenen Baudenkmälern,

Wohnhause gelegt.

So müssen wir denn verstummen, wenn es gilt, altdeutsche Städtepracht zu preisen; nur wenige Ueberreste haben sich herüber gerettet aus der Urväter Zeiten in das Wogen und Treiben des

auf das damalige Berlin. „In deme Krank sint 17 Woninge, di Wortyns geben", sagt das alte Stadtbuch — nachdem BerlinCölln zwischen 1225 und 1232 von den Urenkeln des gewaltigen Grafen Albrecht von Ballenstädt zur Stadt erhoben worden. Das heißt, wenn die neuere Forschung über das Wort „Krank" zu¬ trifft: in dem Kranze (Kringel oder Ring) sind 17 Häuser rc. Diese umstanden, in der Nähe der Nicolaikirche, den ursprünglich einzigen Marktplatz Berlins, den späteren alten oder heutigen Molkenmarkt. Sie bildeten also in Ringform die älteste Anlage

modernen Verkehrs, in den Glanz der emporgestiegenen Kaiser¬ stadt. Aber sprechen hier die Steine auch nicht von Karl dem

Großen, zeugen weder mächtige Dome noch hochgiebelige Patrizier¬ häuser von einst gebietenden Prälaten und angesehenen Ge¬ redet

die Geschichte

um so lauter und gewaltiger von dem schnellen Emporsteigen Berlins aus nur un¬ bedeutenden Anfängen, von seinen Geschlechtern und den selbst¬ bewußten, fteiheitsstolzen Bürgern. schlechtern:

so

doch

Zu jener Zeit, wo „Augsburger Pracht, Straßburger Geschütz, Nürnberger Witz Und Ulmer Geld Regierten die Welt"



zu jener Zeit ringt Berlin-Cölln erst nach größerer Unabhängig¬ keit und freierer Entwickelung seiner Jutereffen; in jener lebens¬

*)

Vorgetragen im Verein für die Geschichte Berlins am 13.

April

d.

I.

Blicken

wir

zunächst aus der Vogel-Perspective der Geschichte

Stadt — vielleicht mit einem gutshcrrlichen Hofe, entweder dem „Mühlenhof" oder dem „alten Hofe" in der Kloster¬ straße Nr. 36, wie der lctzere noch in einer Urkunde von 1450 Cölln dagegen zählte nur 14 Hausstellen am genannt wird. Fischmarkt und in der Fischerstraße, von denen „Wordgelder" Zwischen den beiden Hügeln, auf entrichtet werden mußten. erbaut worden, führte zwischen Nicolaikirche denen die Petri- und der so verengten Spree der Mühldamm, als einzige Verbindung beider Städte, über das Gerönne der vier Mühlen, welche man die Berliner-, die Klipp-, Mittel- und Cöllnische Mühlen nannte. Als Ansiedler der neuen Stadt kamen auch die freien Land¬ der

sassen

Bötzow, Buch rc. von ihren Sitzen sprach- und rechtskundige Männer aiU der

der Blankenfelde,

zugezogen,

um als

Stadtverwaltung Theil zu nehmen. Sie brachten noch keine Familiennamen mit, sondern führten nur ihre Vornamen, denen

150 dann, zur Unterscheidung, der Ort ihrer Herkunft als Familien¬ name beigelegt wurde. So auch entstand der Name der Blanken¬ felde, eine der reichsten und angesehensten Patricierfamilien

Stadt Berlin, mit der gesammten Gemeinde

Berlins, deren Mitglieder, nachweislich seit 1284, drei Jahrhunderte

der

hindurch auf dem Rathsstuhl saßen.

Die schnelle Entwickelung der Stadt, nachdem dieselbe durch Anlegung der Stralauer- und „Middel"-Straße — wie die Spandauerstraße anfänglich hieß, — der Juden- und Theile der Klosterflraße

vergrößert worden

war, genügte aber bald nicht

Bedürfniß. Und so entstand denn im Jahrhunderts ein neuer Anbau außerhalb zweiten Drittel des 13. der von der heutigen Königsstraße begrenzten Anlage. Mit dieser Erweiterung wurde auch das ursprüngliche, den Bedürfnissen ebenfalls nicht mehr genügende Rathhaus, welches unzweifelhaft vor dem Hause Nr. 13 des Molkenmarktes stand, nach deni neuen Mittelpunkt der Stadt verlegt. Auf der Grenze mehr dem

wachsenden

der Alt- und Neustadt, an der Ecke der Oderberger- (Königs-) und „Middel"-Straße erfolgte sein Neubau: ein oblonges Gebäude, dem sich, in der Front der letzteren Straße, ein quadratischer Vorbau von geringeren Dimensionen, die sogenannte „Gerichts¬

laube" anschloß.

tritt

Dieser Neubau erfolgte um 1270. Und 14 Jahre später urkundlich zum ersten Male jener Stammvater des Berliner

Geschlechts der Blankenfelde auf, welcher hier, im Rathe der Zwölf, das Stadtregiment führen half. Unweit des Rathhauses aber, wo jetzt das Haus Nr. 49 in der Spandauerstraße sicherhebt, hatte der Rathmann Johannes von Blankenfelde

Brandes von 1380 dann neu entstanden, blickt der jetzt verhüllte Kern jenes Hauses nunmehr auf eine fünfhundcrtjährige Geschichte unserer Vater¬ seine Wohnstätte.

Aus der

Asche des großen

stadt zurück.

Verweilen wir zunächst bei seinem ersten Berlin, in Gemeinschaft mit den angesehenen

Besitzer, welchem Zeitgenossen der

Belitze, Bötzows und Lietzen rc., das schnelle Emporsteigen seiner

Macht und Größe zu verdanken hatte,



an dessen und seiner

derselben

Stadt

es

daher zur öffentlichen und allgemeinen Kenntniß bringen, daß wir den Schneidern, unsern lieben Mitbürgern, die bei uns in

Stadt Berlin wohnen und von uns ihr Recht haben, die Freiheit geben, das Recht zu behalten und zu genießen, das die Schneider von Brandenburg seit der ersten Gründung jener Stadt genossen haben rc." Ob Johannes von Blankenfelde von einem der gleichnamigen Ortschaften im Barnim und Teltow oder in der Neumark zu¬ gezogen, läßt sich nicht nachweisen; in das Bereich der genealogischen Mythe aber ist sicherlich die Annahme zu verweisen, daß er der alt-lombardischen Familie de Campo Bianco entstamme. Die ältesten Nachrichten von dem Blankenfelde'schen Hause gehen dahin, daß dasselbe „laut einer gewissen Tradition" ein Kloster (Franziskaner-Convent) gewesen sein soll, und durch einen unterirdischen Gang mit dem grauen Kloster in Verbindung ge¬ standen habe. Ist jene Tradition begründet, so kann sich dieselbe

nur auf das Haus vor dem Brande beziehen, und müßte der Convent noch bis um das Jahr 1271 sich daselbst befunden haben, in welchem die beiden Markgrafen den Franziskanern das Terrain in der Klosterstraße, „aus besonderer Verehrung des Ordens, den Ordensbrüdern zum ewigen Besitze" schenkten. Hier errichteten dieselben, zunächst an der östlichen Seite des sogenannten „Barfüßer-Kirchhofes", bis zur Mauer einige Gebäude, die in einer Urkunde von 1290 als Kloster bezeichnet werden. Und so könnte immerhin Johann von Blankenfelde die Räume des ver¬ lassenen Convents zu seiner Wohnstätte umgewandelt haben.

züglich

des unterirdischen Ganges

dagegen,

welcher unter

Be¬

der

Juden- und Klosterstraße entlang geführt haben müßte, beobachten wir ein Stillschweigen, weil ungeachtet aller Nachforschungen in

Berlin von derartigen Gängen Betrachten wir nun in

keine

Spur aufgefunden worden

ist.

dem Rahmen unseres Bildes die nächste Umgebung jenes Hauses. Das Rathhaus ist von einem freien Platz umgeben, welcher Theils als Gerichtsstätte, Theils als Marktplatz diente, und noch später die Bezeichnung „Kraut¬

Schlächterscharren, Schuppen zur Aufbewahrung

Nachkommen Verdienste noch manches sichtbare Zeichen der Er¬

markt" führte.

innerung uns aufbewahrt geblieben ist. Johannes von Blankenfelde wird als Rathmann, neben den beiden Nicolaus von Lietzen und von Bötzow, zuerst in dem Jnnungsbriefe genannt, der den Schuhmachern unterm 2. Juni 1284 ertheilt wurde. Und zum andern Btale hilft er, „da die zeit¬ lichen Dinge dahinschwinden mit dem Laufe der Zeit, und es

der Feuerlöschgeräthschaften und die Rathswaage schlossen

nöthig und nützlich ist, daß dauerhafte Briefe und Zeugenunter¬ schriften die Dinge bestätigen, die feierlich festgesetzt sind, damit nicht die Arglist der Nachkommen sie vernichte", — unterm 19. August desselben Jahres die Innungs-Privilegien der „Oldbuters" oder Schuhflicker bestätigen. Dann wieder finden wir seinen Namen in dem Gildebrief der Schneider, vom 10. April 1288,

Der standen strohgedeckte Scheunen. Wohnungsraum in den Häusern, die meist nur drei Fenster enthielten, war ein äußerst beschränkter, und es wird daher er¬ klärlich, wenn das öffentliche Leben auch in seiner gewerblichem Hantirung die Plätze und Straßen benutzte. Auch die „Middel"-Straße, eine der frequentesten, war noch

welcher

ebenfalls

in

seiner

markigen

und doch schwungvollen

Diction die Gestalten jener „wysen und kreftigen" Rathmannen vor unserm geistigen Blick aufsteigen läßt: „Da der Tod die Wuth seiner Gewalt nicht stillen wird, bevor er nicht Alles in Trümmer gestürzt hat, ist es durch nütz¬ liche Fürsorge bestimmt und für nöthig befunden worden, daß glaubwürdige Schriften über alle Verhandlungen aufgenommen werden, aus denen zu ihrer Zeit die Wahrheit auf's beste er¬ wiesen und jeder Zweifel gelöst werden kann. Durch den Anblick dieses Briefes wollen wir. Nicolaus von Lietzen, Johann von Blankenfelde und Conrad von Belitz, Rathmannen der

sich

dem

Bau in der „Middel"-Straße an. Die wenigen Bürgerhäuser waren hier, wie im übrigen Berlin, aus Holz erbaut, mit Schindeln oder Stroh gedeckt, und ihre Giebelseite der Straße zugekehrt, wie jetzt noch die einzigen beiden Häuser straße.

den

In

den

mit

in der

Fischer¬

Bohlzäunen abgeschlossenen Gängen zwischen

einzelnen Gebäuden

ungepflastert und muß, angehäuften Unrath

namentlich bei Regenwetter,

in einem grauenhaften Zustand

sich

mit

dem

befunden

Dazu kam noch, daß das Vieh der Ackerbürger und Viehhalter täglich auf die Weide getrieben wurde. Ein Passiren der Straßen war daher nur in hölzernen Schuhen möglich; dies wurde auch den Gesellen und Knechten der Gilden von denselben zur besonderen Pflicht gemacht, wogegen der Magistrat noch im Jahre 1334 das Verbot erließ, mit nackten Beinen nicht über haben.

die Straße zu gehen. Welch' ein bewegtes Leben nächsten Umgebung unseres Hauses

spielte

sich

gleichwohl in der

ab! Wie mancher Schrei der

151

Verzweifelung durchdrang hier die Luft, wo vor der Gerichtslaube Hunderte gebrandmarkt oder mit dem Schwerte enthauptet, wohl auch in eiserner Küpe lebendig gebraten oder begraben wurden.

Wie schon bemerkt, waren die Wohnräume zur damaligen Zeit äußerst beschränkt; da mußten denn die Nachbarn aushelseu,

Dann wieder ertönte der altsächsische Ruf: „To Jodute!" („Zu Hülfe, ihr Leute!") und man schleppte den blutenden Leichnam eines Erschlagenen hierher, um sofort das Urtheil über den Missethäter, oder, im Falle des Entweichens, seine „Verfestung"

Größere Schmausereien bei Hochzeiten rc. wurden auf dem Rath¬ haus abgehalten, wo bei solchen Gelegenheiten auch getanzt

auszusprechen.



Welch'

einen

Contrast bildet dagegen jene

feierliche Prozession, die dem ehrwürdigen Portale von St. Nicolai zuwallt! Doch nicht immer zogen die frommen Schaären, Andacht

wenn

die

Feier eines

werden konnte.

Sonst

Familienfestes

geschah

begangen

werden

sollte.

dies, während Abends des Hauses

Väter im Weinkeller des Rathes oder in den Bierstuben

bei¬

sammen saßen, vor den Hausthüren, auf Höfen oder Rasenplätzen.

Hier versammelte

sich geißelnd, voran. aus Unwissenheit versäumt, Seelenmessen für einen Verstorbenen lesen zu lassen, weshalb das geistliche Gericht ihn zu jener Pro¬

sich die Jugend bei der einfachsten Musik zu ihren schlichten Tänzen. Diese Sitte war, bei dem Mangel an sonstigen Zerstreuungen, während des ganzen Mittelalters und Tanzten doch selbst bei allen Ständen nichts Ungebräuchliches. Kaiser und Fürsten, wie der Beispiele mehrere sich anführen ließen, mit schönen Patriziertöchtern auf Plätzen und Straßen. Sobald aber die „letzte Glocke" — im Sommer um zehn Uhr

cedur verurtheilte.

— ertönt,

erweckend,

in das Gotteshaus; zu offenbarem Hohn der Bürger¬

schreitet einem

schaft

solchen Zuge

ein „Mitgeschworener"

des

Er hatte

Berliner Rathes, entkleidet und es

Lassen

wir von

den ernsten

Bildern,

deren Ausgangspunkt

unser Haus in der Spandaucrstraße

auch

war, ein

letztes an

uns vorüberziehen. Von St. Nicolai ertönt die Todtenglockc. In dem Trauerhause, vor deffen Thür ein ausgehängtes weißes „Schicrlaken" den Todesfall verkündet, wird der schlichte, schwarze Brettersarg geschlossen, welcher den Verstorbenen im Amtsornate

birgt, und ein weißes Kreuz darauf

gelegt.

Chorknaben mit

brennenden Kerzen gehen vorauf; ihnen folgen die Amtsgenoffen und Untergebenen, hinter denen der Sarg getragen wird, zu beiden Seiten desselben ebenfalls Chorknaben

mit Kerzen

einher¬

gehend; Verwandte und Freunde folgen, ihnen schließen die leid¬ tragenden Frauen sich an. Sv bewegt sich der Zug, unter dem feierlichen Gesänge der Psalmen und des Miserere, dem Gottes¬ hause zu. gesetzt

Der Sarg wird in der Nähe des Altares nieder¬

und, nach Beendigung der Ceremonien, in das Grabgewölbe

binabgelassen.

Hierauf begiebt die Trauer-Versammlung

sich

in

um beim Todtenschmause Leid und Kummer nach Möglichkeit zu bekämpfen.- — Wurde der Knecht (Geselle) eines Gewerks, ebenfalls unter Grabgeläute, zur letzten Ruhestätte getragen, so mußten 12 Gewerksgenossen das Haus des Verstorbenen

zurück,

mit brennenden Wachslichtern folgen. Eine unentwirrbare Mannigfaltigkeit gewährte das Leben und Treiben auf dem alten Markt, wenn lange Budenreihen an den Jahrmarktstagen — deren in Berlin alljährlich drei ab¬ gehalten wurden — bis in die „Middel"-Straße hinein sich erstreckten. Von nah und fern kamen die Kaufleute herbeigezogen, um des Lebens und Luxus Bedürfnisse feilzuhalten. Ein großes rothes Kreuz erhob sich, als Zeichen des eingeläuteten und ge¬ botenen Friedens, inmitten des Platzes; auch die Buden waren mit Kreuzen versehen, wie es in dem alten Stadtbuch heißt: „Die Krämer von Berlin und Cölln und von anderen Städten in der Mark geben von ihrem Zelte, das ein Kreuz hat, von An solchen Tagen pflegten sich auch die jeglichem 4 Denar rc." Führer von Kameelen, Bären und Affen einzufinden; Gaukler,

Marktschreier und Glücksspieler oder „Riemenstecher" lockten nicht

minder ihr Publikum an.

mußte die harmlose Belustigung eingestellt werden.

Niemand durfte mehr auf der Straße tanzen, weder Frau noch Mann, wie des Rathes Gebot im Jahre 1334 lautete. Auch die Hausväter begaben sich heimwärts, denn nach dieser Stunde war alles „Taverniren" oder Bierausschänken ebenfalls untersagt.

Mitten in

diesem Leben und Treiben sollte die

Stadt durch

eine furchtbare Katastrophe heimgesucht werden.

war unter Markgraf Sigismund, um das Jahr 1378, und damit zugleich die Un¬ Aufs neue rüstete der Stüdtesicherheit im Lande zurückgekehrt. bund sich gegen die, sengend und plündernd umherziehenden Räuber und Wegelagerer. Auch Berlin hatte ihre Beutegier erweckt. Der Rath blieb nicht ungewarnt, denn von verschiedenen Seiten trafen Botschaften ein: vor bewaffneten Banden und Mord¬ brennern, welche die Stadt „ausbrennen" wollten, auf der Huth zu sein. Blieben diese Warnungen nun unbeachtet, oder wurden die Vorsichtsmaßregeln nicht mit vollster Energie betrieben —

Die Zeit

des

alten

Fehdewesens

genug, am 10. August des Jahres 1380

schlugen die Flammen

an mehreren Orten zugleich empor, und in 48 Stunden war Berlin zum größten Theil ein Opfer derselben geworden. Die Chronisten sagen uns nur wenig über diesen Brand, von dem wir nicht einmal gleichzeitige, directe Nachrichten be¬ Spätere Augenzeugen wollen eine schwarze Inschrift am sitzen.

Rathhause gesehen haben, die Kunde von jenem Brande gegeben, und darauf nimmt auch die Cöllnische Bürgermatrikel 1583 Be¬

Angelus berichtet iu seinen „Annales marchiae Brandenbg.“ kurz: „Am Tage des heiligen Märtyrers Laurentii ist die Stadt Berlin fast ganz ausgebrannt, und hat das Feuer auch am folgenden Tage Tubertii gewährt." zug.

dessen

Endlich sei noch an ein altes Chronodistichon erinnert, aus römischen Zahlenbuchstaben die Jahreszahl des Brandes,

1380,

sich

zusammenstellen läßt:

TTbVrtI festo BerLIn Igne MoLesto, Et sIC In CLaeres soLVItVr Yrbls honos. Wüthende Flamme verheeret Berlin am Tiburtiusfeste, Und iu Asche und Schutt liegt sie, die prächtige Stadt.

anderer Zeit loderte dann vor der Gerichtslaube oder auf dem Markt ein „allerberüchtigstes" oder „heftigstes" Feuer,

Auch das Blankenfelde'sche Haus wurde ein Raub des ver¬ heerenden Elements, das am ärgsten im Mittelpunkte der Stadt

in das die Stadtkuechte auf der Rathmannen Geheiß die weg¬ genommene mit Flocken verfälschte Wolle und Tuch warfen, während der Contravenient das Gewerk als Tuch- und Wollen¬ Und so ließen der weber auf die Dauer eines Jahres verlor. Bilder noch viele sich vorführen, deren Zeuge unser Haus gewesen.

gewüthet zu haben scheint.

Zu

Die Bauart der Häuser, der Mangel

an Löschgcräthschaften machen es erklärlich, daß die Stadt inner¬ halb zweier Tage in Schutt und Asche gelegt werden konnte. Selbst das massive Rathhaus, die Nicolai- und Marienkirche sielen fast gänzlich der Zerstörung anheim.

152 Es mag hier noch bemerkt sein, daß Cölln vom Brande blieb. Nach dem Unionsvertrage hatte dasselbe ein

verschont

Drittel

des Brandschadens zu tragen, verweigerte jedoch die

Auf¬ von der

mit der schließlichen Drohung, sich mit Berlin loszusagen. Endlich gelang es jedoch dem Markgrafen, beide Städte zur Einigkeit und Fortsetzung ihrer seit dem Jahre 1307 gemeinschaftlich bewirkten Verwaltung zu bewegen. Den vom Brande betroffene» Bürgern erließ er noch 1381 die landesherrlichen Abgaben. bringung

desselben

Gemeinschaft

(Schluß folgt.)

den Kurfürsten auch die Anspachischen Markgrafen, die Erzbischöfe

und Bischöfe des Hauses Hohenzollern, sowie die jungen Herren, im Felde hervorgethan hätten rc. Die Bibliothek des

welche sich

Kurfürsten und die seinige habe er schon durchgearbeitet, sich auch in die Archivalien vertieft, aber dennoch nicht einmal hinreichen¬ den Stoff für die Zeit der drei ersten Markgrafen aus dem Hause Hohenzollern zusammentragen können, zumal die Originalien der fürnemsten Sachen nicht zu Berlin, sondern in der Bestung Cüstrin verwahrt würden und ihm auch keine Copie da¬ von Zugesicht gekommen sei. An einem umfangreichen historischen Werke arbeite man zudem wohl ein zwanzig, ja dreißig Jahre! rc.

Gern sei er bereit, die übernommene Aufgabe zu vollenden, zu diesem Zweck müsse ihm aber vor allen Dingen sein Gehalt regel¬ mäßig gezahlt werden, ferner fordere er Geldmittel zur Erlangung von Urkunden rc., zur Bezahlung eimger Schreiber, sowie für

Nie offizielle brandenburgische Geschichtsschreibung zur

Zeit Friedrich Wilhelms, des großen Kurfürsten. Das Juli-Augustheft der „Zeitschrift für Preußische und Landeskunde",

herausgegeben von

Geschichte

Konstantin Rößler

(Verlag der König!. Hofbuchhandlung von Mittler und Sohn), bringt unter der obigen Aufschrift einen, nach den Akten des Königl. Geheimen Staats-Archivs bearbeiteten, höchst werthvollen Aufsatz aus der Feder des

Dr. Ernst Fischer,

dem

wir in

gedrängter Kürze das Nachstehende entnehmen. Schon am Hofe Kaiser Karls des Großen, zu Aachen, fand die offizielle Geschichtsschreibung in Einhard ihren würdigen

Repräsentanten; auf deutschem Boden förderte Kaiser Maximilian

I.

die ersten Versuche der pragmatischen Geschichtsschreibung und er¬

Sunthem zu seinem Archivisten und Historiographen. Im Beginne des 17. Jahrhunderts mehrte sich dann die Anzahl der Staats-Historiographen, welche mehrentheils die Stellung eines ersten Archivars einnahmen, — wenngleich es auch nicht an solchen Gelehrten fehlte, die den Titel, ohne Amt, als eine

nannte

Botenlohn und Porti. Um endlich ohne Scheu die volle Wahr¬ heit schreiben zu können, die demnach nicht Jedermann

allemal pfleget angenehm zu sein, wünsche er ein „sxeeial Protectorium“ zur Sicherung gegen Anfeindungen aller Art. Friedrich Wilhelm antwortete ihm unterm 11. Januar 1659, aus dem Hauptquartier zu Ripen: Wenn er Etwas habe leisten

wollen,

sei

so

jetzt seien

seine

irrai8iiable,

ihm dazu lange genug Zeit geboten worden; Erbietungen überflüssig und seine Vorschläge so

daß er (der Kurfürst) dafür halten müsse, er habe dem Ende vorgeschlagen, weil er des Werkes

dieselben bloß zu

müde und sich davon losmachen wolle. Schließlich wurde er aufgefordert, von einem lutherischen Ministerium oder einem

Prediger in particulari ein ausführliches Attest darüber beizu¬ bringen, daß er sich zu einer oder der andern Religion und deren Gemeinde als ein wahres Glied mit Herz und Mund be¬ kenne, ihm auch leid sei, die Religion und den öffentlichen Gottes¬ dienst bishero so liederlich geachtet zu haben, auch daß er sich hinfüro deffen nicht allein entschlage, sondern auch Diejenigen, welche sich dazu bekennen, ferner nicht öffentlich beschweren wolle.

In

Ehrenbezeichnung suchten und erhielten.

einem

Entschuldigungsschreiben vom

1. Februar ver¬

Der erste kurbrandenburgische, besoldete Historiograph am Hofe Joachims II. war Georg Sabinus, der Schwiegersohn Mclanchtons. Jedoch widmete derselbe sich mehr seinen poetischen Werken, als einer Geschichte der Mark Brandenburg. Nicolaus

Hübner die verlorene Gunst durch Mittheilungen politischer sich zu neuen politischen Diensten erbot, wieder zu erlangen. Ihm wurde jedoch zum anderen Male be¬ deutet, jenes Zeugniß darüber beizubringen, daß er solch' sein

Leutinger,

ärgerliches Treiben bereue, und

der vaterländische Geschichtsschreiber des 16. Jahr¬ hunderts, kann auf den Titel eines Staats-Historiographen keinen Anspruch machen, da er weder ein Amt bekleidete, noch offiziell unterstützt wurde. Die eigentliche Institution wirklich bestallter und mit den nöthigen Hülfsmitteln ausgerüsteter Geschichtsschreiber verdankt der brandenburg - preußische Staat erst seinem zweiten Schöpfer,

suchte

Neuigkeiten, und daß er

sich

hinfüro beständig zu einer

oder der andern im Römischen Reiche zugelassenen Religion be¬ kennen wolle.

Hübner hatte

sich

inzwischen

nach Heidelberg begeben, um

an den pfalzgräflichen Hof dort sein Glück zu versuchen. Hier

verweilte sein Schwiegervater, ohne von der Anwesenheit seines Sohnes Kenntniß zu haben. Dem Letzteren ließ nunmehr der

Hübner

als Staats-Historiographen und Bibliothekar, unter gleichzeitiger Ernennung zum Hofrath. Neben freiem Tisch aus der kurfürstlichen Küche für sich und einen Diener, erhielt Hübner

Kurfürst durch den Statthalter von Cleve seinen Bescheid insinuiren; gleichwohl versuchte der Historiograph, in einer umfang¬ reichen Bittschrift, wieder in brandenburgische Dienste zu gelangen. Bezüglich seines religiösen Bekenntniffes sei er reformirt und zu jeder mündlichen Erklärung bereit; ein aktastatum. werde er aber

ein Jahrgehalt von 400 Thalern. Indessen empfand Friedrich Wilhelm wenig Freude an seinem Historiographen, denn er war „in bestallung genommen, deß Kurhauses bistoriam zu schreiben";

nicht beibringen, denn ein solches sei, wegen seiner innerlichen Beschaffenheit, nicht anders als verkleinerlich und seinem Gewiffen zuwider. Verschmähe aber der Kurfürst, durch die Ränke ihm

dem

großen

unterm 6.

Kurfürsten Friedrich Wilhelm.

Juli 1650

Dieser

installirte

zuerst den aus Cleve stammenden

Joachim

seine jahrelange Unthätigkeit erschöpfte sogar schließlich die Geduld

für

den Glanz seines Hauses so eifrigen Fürsten.

unbekannter Gegner bestimmt, seine ferneren Dienste,

so

bäte er

Jener

wenigstens um Ueberkommung der mehr als fünfjährigen Besol¬

verlorene Gunst in einem langathmigen Schreiben aus 15./25. December 1658, wieder zu erlangen. Seine brandenburgische Geschichte sei sehr weitläufig, sie behandele neben

dung, zusampt dem auch nicht entrichteten Kostgelde für sich und Sein Wunsch sei es alsdann ebenfalls, in einen Diener rc. zu Gnaden entlasten werden.

des

suchte die

Cleve, vom

153 Erst auf wiederholtes Drängen erlangte er unterm 1. No¬ vember 1661 den Bescheid, daß er schon seit einigen Jahren als aus dem kurfürstlichen Dienst entlassen betrachtet werde und man vollkommen damit zufrieden sei, wenn er eine andere beliebige

Stellung annähme. Im Jahre 1664 trat er denn auch in die Dienste des Pfalzgrafen Christian August von Sulzbach, ans besten Fürsprache der Kurfürst nunmehr seine Forderungen mit 3575 Thalern befriedigen wollte. Hübner führte auch jetzt in wie¬ derholten Bittschriften seine den brandenburgischen Interessen ent¬

Thätigkeit auf, nm die von ihm berechnete Summe, 5727 Thaler, zu erlangen; aber selbst die Auszahlung der ihm zugestandenen 3575 Thaler erlebte er nicht: sein Tod erfolgte noch im November 1666. Friedrich Wilhelm bewilligte der Wittwe 4000 Thaler unter dem Beding der Herausgabe sämmt¬ licher auf das historische Werk des Hauses Brandenburg von dem Verstorbenen angefertigten Schriftstücke rc., doch geben die Akten des Geh. Staats-Archivs keinerlei Aufschlüsse über das Schicksal derselben, wie denn auch keine Spur ihrer späteren anderweitigen wickelte

sich vorfindet. Wenn Riedel der Ansicht ist, daß Hübner gleichsam ein Opfer religiöser Unduldsamkeit geworden sei, weil er sich des Kirchenbesuches weigerte, so wird diese Ansicht doch nicht unbe¬

Benutzung

dingt durch die Akten gestützt. Mögen auch — so führt der Herr Verfasser aus — religiöse Beweggründe bei seiner Ent¬ lassung mitgewirkt haben, so war es, doch in erster Linie seine jahrelange Unthätigkeit, welche schließlich die Geduld des für den Ueberdies Glanz seines Hauses so eifrigen Fürsten erschöpfte. bekannte Hübner sich ja ausdrücklich als einen rechtgläubigen reformirten Christen! (Schluß folgt.)

Die Zubereitung des Landes anbetrifft, so muß solches, die Aussä- oder Stellung im Früh-Jahr thun will, den vorhergehenden Herbst so liess als möglich um¬ gepflüget und also den Winter über liegen gelassen werden, damit das Erdreich oder die Gruse stocken könne. Sobald nun im Früh-Jahr die Zeit zur Sä- oder Stellung bequem ist, wird das Land nochmals umgepflüget, und so viel Mann¬ schaft, als man darzn nöthig findet, mit Spaden dabey an¬ gesetzet, welche in der Fahre, so der Pflug gemachet, immer hinter derselben her, die Erde noch eine Spade tieffer ausund auf dasjenige Erdreich, welches der Pflug auf der Seite anfgeworffen, herauf legen müssen, damit solchergestalt das 7,

wenn

man

Erdreich recht liess locker werde, und die Eichel ihre zarte Wurtzeln desto bequemer um sich werffen und ausbreiten könne. Wenn nun dieses geschehen, so säet man die Eicheln über das, obbeschriebener masten, zugerichtete Land und läßt solche etwa drey quecr Finger liess unterpflügen. Kan man Mist oder Düngung haben, so ist solches destobesscr und muß derselbe wenn im Früh-Jahr, wie obgedacht, das Erdreich umbgeflüget und mit Spaden umbgegraben wird, zugleich in die Erde mit untergebracht werden.

Wenn man aber recht accural mit der Stellung Verfahren läßt man so genandte Tret-Harcken (wo man graste Bohnen damit pflanzt) dergestalt verfertigen, daß die Zacken einen Daum dicke und einen guten Finger lang gemacht werden, auch wenigstens einer Hand breit von einander zu stehen kommen; Diese Tret-Harcken leget man auf den hierzu praeparirten Acker, tritt solche so tief als die Zacken hinein wollen, in die Erde, und wirft hernach in jedwedes Loch eine Eichel, doch so, daß das spitze Ende, wo die Käuine heraus kommt, oben zu stehen komme, worauf man die Löcher mit Erde wieder zutritt. Auf solche Weise konimen die Eicheln 8,

will,

so

recht Reihenweise

zu stehen,

welche Reihen

aber wenigstens

einen und einenhalben Fuß breit von einander bleiben müssen,

Die Jungfern-Ällee im hiesigen Thiergarten. Von

S. ßtofe.

(Schluß.)

sie

Mittel

nicht an, sondern die Eichel verdirbet, daferne

mit erfrieret. 6, Des Früh-Jahrs

Marty

thun, darzn kommen könne. Mit Stellung der Eicheln im Herbst wird es ebenfalls auf obbeschriebene Art gehalten. Im übrigen aber und damit das Vieh den jungen Aufschlag keinen Schaden thun könne, müssen diese Eichel-Kämpffe mit einem tüchtigen Zaun oder Graben wohl verwahret werden. Sobald nun 9, Die jungen Eichen etwas höher als ein Mann erwachsen, so müssen diejenigen, welche gerade seyn, von unten auf, gleich zu

Wenn man aber 5, Keine Gelegenheit hat, die gesammleten Eicheln auf denen Bodens den Winter über aufzuhalten, so kan man dieselben, sogleich, loenn sie gelesen seyn, in gute starke Säcke thun, und in Seen oder Teiche, welche so liess seyn , daß sie im Winter nicht auf den Grund frieren können, hinein legen, auch solche den Winter über darinnen liegen und hernach, wenn die Zeit im Früh-Jahr herbey kommt, so fort, wenn inan sie aus dem Master heraus nimmt, säen oder stecken lasten. Woferne aber die Seen oder Teiche nicht so liess seyn, daß sie im Winter auf dem Grund frieren können, so gehet dieses

und hat solches den Nutzen, daß wenn man demnächst die Eicheln verdünnen und einige Pflantzen heraus nehmen will, man desto bequemer, ohne denen übrigen Pflantzen Schaden

denen Obst-Bäumen, beschnitten und von Aesten gesäubert, die

Verpflantzung dererselben aber nicht eher, als bis sie acht bis Bei zehn Fuß hoch erwachsen seyn, vorgenommen werden. Verpflantzung derselben ist 10, Zn observiren, daß die Gruben darzn, wo die Pflantzen sollen, wenn der Grund sündigt oder sonst ist, wenigstens ein halb Jahr vorher, und zwar auf folgende Arth verfertiget werden mästen, man macht sie vier bis sechs Fuß im Diametro und vier Fuß tief, wenn sich aber unter diesen vier Fuß noch eine Steinbank oder fester Lehm unten im Grunde finden solte, so muß es noch tiefer aus¬ gearbeitet werden; Sodann nimmt man das schlechte Erdreich heraus und läßt von anderen Orthen, wo es besser ist, ent¬ hingesetzt werden

mit Ausgang des dem es zeitig warm gesammlct hat, und

müssen die Eicheln

oder Anfang des

Aprils,

nach

wird, im Herbst aber so bald man sie mit dem Lande fertig ist, gesäet oder gestecket werden. Es ist aber die Sä- oder Stellung im Frühling darum sicherer,

weiln im Herbst die Mäuse, Krähen rc. die Eicheln aus der Erden zu suchen und aufzufressen pflegen, so im Frühjahr, da sie bald kühmen, nicht so leicht zu besorgen. Was nun

schlecht

weder gute schwach Erdreich holen, oder wenn solches nicht zu

154 haben, muß die Gruse mit Hacken ausgehauen und verkehrt in das Loch gelegct werden, dergestalt daß das unterste von Dieses schwache Erdreich, der Gruse oben zu liegen kommt. oder die Gruse, nun

wird in das

Loch etwas feste eingetreten

und muß wenigstens zwey Fuß hoch über der Erde verhöhet werden, dergestalt, daß wenn die Grube vier Fuß tieff ist, das darein getretene Erdreich wenigstens sechs Fuß hoch, und also noch zwey Fuß über den obersten Grund kommen müsse;

hierauf und wenn die Zeit zur Verpflantzung herbey gekommen, so sticht man 11, Die Eichen - Pflantzeu an denjenigen Orthe, wo sie stehen, folgeudergestalt aus: Man observirt nemlich wohl, daß man die Wurtzeln durch den Spaten nicht allzu nahe an dem Stamme abschneide, sondern sich wenigstens allezeit 2 Fuß breit von dem Stamm abhalte. Hierzu muß eine gute scharffe Spate genommen werden, um die Wurtzeln damit abzustossen,

widrigenfals

solche

sonst leicht

zu schänden

können, seynd nun die Wurtzeln,

um abgeflossen,

werden

geflossen

obbeschriebenermassen, rund

man die Pflantze, wo es möglich ist,

so hebet

nebst dem an den Wurtzeln hangenden Erdreich sachte heraus,

beschneidet die lasckirten Wurtzeln gleich denen Obst-Bäumen,

mit

einem scharffen Messer von unten herauf, daß der

16, Was nun von Sä- Steck- und Pflantzung der Eicheln bisher erwehnet worden, solches alles ist auch mit denen Büchen

in

Bey Säung des Fichten-Saamens hingegen ist nur zu beobachten, daß die Kiehn-Aepffel im Frühjahr zeitig gesammlet, und in einen Kasten mit Fenstern an die Sonne, biß sie sich aufthun, gesetzet, als denn der Saame aus denen Aepffeln geklopfet und sofort in dasjenige Land, welches darzu gewiedmet ist, und umgepflüget sein muß, ausgesäet, daffelbe aber hernach mit einem Strauch zugeschlichtet, und also wieder

Ort auch vor dem Vieh durch Zaun oder Graben, biß es keinen Schaden mehr daran thun kan, ver¬ wahret werden. Am 26. März 1721 ersucht die Kurmärkische Kammer um Deklaration, ob die Pflanzgelder der jungen Eheleute, welche in der neuen Kurmärkischen Holzordnung weggeblieben, nur für die Kurmark, oder in allen Provinzen überhaupt cessiren sollen, da selbige Gelder doch nothwendig gebraucht würden, worauf der König eigenhändig am Rande verfügt: „ja in allen Provinzen, ich will lieber ein Privilegium setzen gleich gemachet, der

das sie heiraten als sie, weill

auf dem Erdreich zu stehen kommt, daran bleiben, desto beffer ist es.. Ist nun der Stamm, so versetzt werden soll, ziemlich stark und hoch, so müssen die Wurtzeln noch weiter, als zwei Fuß vom Stamm ausgestochen werden.

Der Stamm an

sich

selber, oberhalb der Erde,

muß

sauber von allen Aesten abgeputzt, keinesweges aber der Gipfel

Hierauf tvird Die Pflantze in das §. 11 beschriebene Erdreich folgendcrgestalt eingesetzt: Man macht nehmlich ein Loch mitten in den zwey Fuß hoch über der Erde stehenden Hügel, wenn man nun so tieff gegraben, daß das Loch wenigstens eine queer Hand tieff unter das um diesen Hügel herum liegende abgezapfet werden.

13,

Terrain kommt,

man die Pflantze daherein. schüppt das ausgewachsene Erdreich um selbige wieder herum und tritt es feste zu, damit der Baum desto fester stehen und vom Wind nicht

so setzt

umgeworffen werden

Bann: die Festigkeit zu

könne.

Solte das Erdreich dem

geben nicht zureichend seyn,

kan man

noch andere dabey liegende Erde oder Gruse darzu nehmen, so muß nian auch die gesetzten jungen Eichen vor dem Vieh

gut verwahren. Dafern aber 14, Der Grund in welchen die Eichen gepflanzt werden sollen gut und das Erdreich entweder fett oder lehmicht, (wenn nur der Lehm nicht roth ist, als welcher hierzu nicht tauget) so macht man die Grube zwar ebenfals ein halb Jahr vorher, ehe die Verpflantzung vor sich gehen soll, das Erdreich aber, so aus dieser Grube genommen wird, bleibet neben der Grube liegen, damit solches von Regen und der Lufft mürbe gemacht werde, zwey bis drey Tage vorher aber, ehe die Pflantze herein gesetzt werden soll. wird solches wieder in die Grube geworffen, etwas fest eingetrctten und im übrigen mit der Pflantzung, wie in vorhergehenden §. gemeldet, verfahren. Endlich und

15,

Ist

geschiehet,

die Herbst-Pflantzung derjenigen, so im Frühjahr

billig vorzuziehen, weil zum öfftern

sie

heirahten geld zahlen laßen.

Schnitt

F. SB." Am 9. April 1721

und je mehr Wurtzeln

12,

acht zu nehmen.

17,

trockene

Früh-

Jahre einfallen, bei welchen die Pflantze vergehet. Wenn es aber im Früh-Jahr vorgenommen werden soll, muß solches gantz zeitlich und so bald als es aufschlaget geschehen.

Edikt als Deklaration

ä. Berlin wurde demnach folgendes wegen Pflanzung der Eichen und Obst¬ ck.

bäume erlaßen.

Obwohln Seine König!. Majestät in Preußen p. Unser allergnädigster Herr in Dero wegen Pflantzung der Eichen und Obst-Bäume vorhin ernannten und noch unterm 21. Juni 1719 renovirten Edict §. 3 allergnädigst verordnet, daß die Neu angehende Eheleute vor der Vertranung Sechs Obstbäume und

viel junge Eichen pflantzen, oder das Geld dafür, als vor in das Ambt, oder der Gerichtserlegen sollen; So sind Sie gehören, worunter sie Obrigkeit, so

jedes Stück zwey Groschen

dennoch nunmehro aus besonderen Ursachen bewogen worden,

gäntzlich zu cassiren, und aufzuheben; Thun hiemit und Krafft dieses. Setzen, ordnen und wollen auch allergnädigst, daß führohin und zwar von Trinitatis dieses Jahres anzurechnen, die Neu angehende Eheleuthe zu Pflantzung der Eichen und Obst-Bäume nicht weiter angehalten, noch von ihnen einiges Geld deshalb gefordert werden solle, im übrigen aber hat es bey obaUeZirten Edict vom 21. Juni 1719 in allen Punkten schlechterdings sein unveränderliches Verbleiben, maßen denn Se. Königlichen Majestät des allergnädigsten Ver¬ trauens leben, es werde Männiglich von selbst bedacht und geneigt seyn, dieses Dero vor das Land so nützliche und heilsahme Absehen zu unterhalten und zu befördern; Uhrkundlich haben Se. Königliche Majestät diese Declaration Eigenhändig unterschrieben und mit Dero König!. Jnsiegel bedrücken lassen. So geschehen Berlin, den 9. April 1721. diesen auch

punct

solches

(L. S.)

(gez.)

Friedrich Wilhelm. (ggez.)

v. Creutz.

155

König Friedrich I. von Preußen.

letzteren

Beiträge zur Geschichte Staatsverwaltung

seines Hofes sowie der Wissenschaften, Künste und

jener Zeit.

Von

Karl Freiherrn

lag von Otto August Schulz.

von Ledebur. Leipzig.

Ver¬

1878.

es im Vorwort seines umfangreichen wie ihm die Absicht fern gelegen, eine Kulturgeschichte Preußens unter König Friedrich I. veröffentlichen zu wollen. ES feien vielmehr nur die von seinem verewigten Vater ge¬ sammelten historischen Notizen, die uns geordnet, vervollständigt und zu einem, die Sitten und Zustände der damaligen Zeit charakterisirenden Ganzen verbunden, in schöner Ausstattung vorliegen. Der Inhalt desselben zerfällt in vier Abschnitte, von denen der erste die Familienverhältnisse am kurfürstlichen Hofe und das Leben Friedrichs bis zu seinem Regierungsantritt be¬ handelt. In eingehender Weise werden uns hier, unter Benutzung auch anderer, nahmhaft gemachter Autoren, die Begebenheiten geschil¬ dert, welche in die freudenleeren, von den Nachstellungen der Stief¬ mutter bedrohten Jugendjahre des Prinzen fallen, dessen Anlagen zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, wenngleich eine schon früh¬ zeitig aufsteigende, übergroße Neigung zur Prunksucht — ein Fehler, von dem es unbegreiflich bleibt, daß er weder vom großen Vater, noch von dem streng denkenden Lehrer und Erzieher des Prinzen, dem Minister Freiherrn von Dankelmann, bei Zeiten gezügelt wurde — später die vielen ausgezeichneteu Eigenschaften des Regenten ver¬ dunkelte. Dem Hinscheiden des großen Kurfürsten und seiner feier¬ lichen Bestattung folgt eine gleiche Schilderung auch bezüglich seiner verwittweten Gemahlin, gegen die der nunmehrige Kurfürst Friedrich III., trotz aller erlittenen Unbilde, niemals die kindliche Ehrfurcht aus den Augen setzte, die er derselben schuldig zu sein glaubte. — Und über den eigentlichen Rahmen dieses Abschnittes hinaus, schildert uns der Autor zunächst das merkwürdige Familienereigniß, welches damals in Berlin nicht geringes Aufsehn erregte: die heimliche Vermählung der Markgräfin Luise Charlotte, geb. Prinzessin Radziwill — vom Herrn v. Besser in scherzhaften Versen behandelt. Dann eine andere Liebes - Intrigue von mehr romantischer Natur, aber tragischem Ende: die Vermählung des Markgrafen Karl Philipp mit der schönen jungen Wittwe Katharina Maria, Gräfin von Salmone, geb. de Balbiano. — Auch das eheliche Verhältniß Friedrichs mit seiner zweiten Ge¬ mahlin Sophie Charlotte (der Gründerin Charlottenburgs) war, bei der Verschiedenheit der beiderseitigen Charaktere, keineswegcs ein har¬ monisches, wie sich dies schon unverholen in ihren Gewohnheiten aussprach. Zwar wird als Gegenbeweis ein im Königlichen Schlosse befindliches Gemälde von Lengeke angeführt, auf welchem die Königin ihrem, von seinen Freunden umgebenen Gemahl traulich die Pfeife anzündet; aber solche Momente häuslicher Gemüthlichkeit mögen wohl nur selten vorgekommen sein. Friedrich liebte seine Gemahlin auf¬ richtig, doch seine Liebe wurde mit Kälte erwiedert, und es drängt sich unwillkürlich der Gedanke auf, ob der erste König von Preußen nicht ein anderer Herrscher geworden und seine Schwächen nicht in den Hintergrund getreten sein würden, wenn er in der schönen und geistreichen Sophie Charlotte auch eine liebevolle, berathende Lebens¬ gefährtin gesunden hätte. Ihren Verkehr auf der „Lictzenburg" und ihre letzten Lebenstagc, die neue Vermählung Friedrichs mit der Prin¬ zessin Sophie Luise von Mecklenburg (welche ihm später in der Phantasie als „weiße Frau" erschien), und der Hinweis auf die letzte glänzende Festlichkeit gegen das Ende seiner, durch die Geburt des Enkelsohnes (Friedrichs des Großen) erhellten Regierung bilden den Schluß dieses

Der Verfasser spricht

Werkes unverholen

aus,

ersten Abschnittes.

Der Zweite behandelt die Wissenschaften und Künste, im 17'. Jahrhundert noch „unter den Drucke der theologischen Bevormundung" litten. Im Kanipfe gegen diesen Druck traten zu¬ welche

Hugo Grotius, Sainuel

v. Pufendorf, und namentlich des Anhänger, Christian Thomasius auf, welcher von Friedrich zum Leiter der 1688 in Halle gegründeten Ritter - Aka¬ demie berufen und später zum Director der dortigen Universität er¬ nannt wurde. Biographische Notizen über die bcdeutcnsten ihrer da¬ maligen Lehrer bilden eine willkommene Beigabe. Ausführlicher wird dann der Gründung der Akademie der Wissenschaften in Berlin gedacht, deren Protectorat der Kurfürst selbst übernahm. Hieran schließen sich die Gymnasien und Schulen niit ihren Rectoren und erst

Literatur.

Lehrern.

Im

Gegensatz

Wissenschaften

zu

stand

und nur wenige von

diesen

die

Fortschritten

Dichtkunst auf

den

auf dem Gebiete der einer sehr tiefen Stufe,

in Friedrichs Landen lebenden Dichtern

sind zu nennen, die überdies keine besonders hervorragende

Stellung

Freiherr von Canitz (f

11. August 1699) dichtete kalt und ohne poetischen Schwung; dennoch ist sein Bemühen nach Einfachheit und Klarheit nicht ohne Einfluß auf die deutschen Poeten seiner Zeit geblieben. Johann von Besser, der OberCeremonienmeister, war mit dem Erstgenannten befreundet und bildete Unter seinen vielen nachgelassenen Schrif¬ sich zum Theil nach ihm. ten befinden sich zahlreiche Gelegcnsheits- und „Verliebte" Gedichte, Operntexte und sogenannte „Wirthschaften." Benjamin Neukirch, Lehrer bei der Ritter-Akademie, nahm sich in seinen Sonetten und galanten Episteln Boileau zum Vorbilde. Samuel Rodcgast, Rector am Berlinischen Gymnasium zum grauen Kloster (ff 29. März 1708), der Verfasser vieler Leichenreden, die sich durch eigenthüniliche Ver¬ gleiche mit dem menschlichen Leben bemerkbar machten, ist auch der Autor des schönen Kirchenliedes: „Was Gott thut, das ist wohl¬ gethan." Bödike, Schade, Frisch, Hoffmannswaldau und Ring dürfen hier wenigstens nicht unerwähnt bleiben. Als ein großer Freund der Künste beförderte Friedrich dieselben namentlich durch die Errichtung einer „Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften." Antoine Pesne (nicht Posne), Tervesten — welcher für Friedrich allein und sonst für Niemanden ohne specielle Permission in Fresco oder auf Leinewand etwas ver¬ fertigen durfte, — Andreas Schlüter, der große Bildner, Jean de Bodt, Schmied, Nehring und Eosander v. Goethe, die Baumeister, Raimond Falz, der Medailleur, sind als die hervor¬ ragendsten unter den aufgeführten Künstlern zu nennen, deren Werke ausführlicher besprochen werden. Die Musik liebte Friedrich nur als Mittel, seine großen Hoffestlichkeitcn zu verschönern; dagegen war seine musikalische Gemahlin Sophie Charlotte, von welcher Besser sagt, sie habe in der Musik einnehmen.

eine so vollkommene Wissenschaft gehabt, daß sie auch die allerschwer¬ sten Stücke gleich im ersten Anblick auf dem Clavicr, wie man es nennt, zu accompagniren wisse, die größte Beschützerin derselben. Ihre musikalische Bibliothek, die nach Küster „eine Tonne Goldes" werth war, fiel später dem Zoachimsthalischcn Gymnasium zu. In¬ teressant ist die Königl. Verordnung zur Aufrechthaltung des Stadt¬ musiker-Gerechtsame, welche beginnt: „Nachdem Uns Zeithero vielfältige Nachrichten eingclauffen, daß insonderheit in unserer Altmark die Musik-Pfuscher und Bier¬ fiedler sich ungemein vermehren sollen, die nicht nur an Sonnund Festtagen die Bierhäuser in Städten, Flecken und Dörffern anfüllen, die Handwerks-Burße, Knechte und Junges Volk an sich ziehen, zu allerhand Ueppigkeit, alß Sauffen Spielen Tantzen und anderer Ruchlosigkeit verleiten, umb nur von dem junge Volck ein Sauffgelö und Vortheil zu ziehen, sondern wol gar sich unter¬ stehen dürffen privilegia von Uns und Unsern Vasallen und Unter¬ thanen zu erschleichen, oder auch unftre ergangenen Verordnungen und darob angeordneten executionen sich entgegenzusetzen. Wir

aber auff allerhand Weise und Wege solchem eingerissenem Uebel

ja solches so viel möglich gänzlich abgeschaffet wiffen wollen, insonderheit da die Unter Obrigkeiten im Lande wie auch gesteuert,

156 die Sanbrcutcr und Gerichts Bedienten nicht allemahl in denen Orthen zugegen seyn können, wohin sich die Fiedler am meisten gewöhnt haben, oder noch künftig gewöhnen. Zu welchem Ende Wir den unter andern Uns auch vorgesetzet, eine gewisse Ordnung vor alle und jede Llnsieanten so in Unseren Reich und Landen aufhalten mögen und zu jeder männiglichcr Wissenschafft sich publieiron zu lasten, uns dadurch die bey der Music eingcrissenen - Unordnungen auff einmahl abzustellen und die Music Pfuscher zu ihren Handwerken so sic erlernt oder zum Ackerbau und Vieh¬ zucht, oder wobei sie' sonsten hergekommen, hinwieder zu ververweisen rc." Mit der dramatischen Dichtkunst stand die Schauspielkunst auf gleichem Niveau. Dennoch war die Liebhaberei dafür, nament¬ lich in Berlin, sehr groß; sie fand Eingang in allen Kreisen, und selbst der Hof betheiligte sich bei den Aufführungen, die gelegentlich Dies umfangreiche Kapitel und großer Festlichkeiten stattfanden. die Erwäbnung der Königl. Kunstkammer bilden den Schluß des

zweiten Abschnittes.

Oeffcntli che Feierlichkeiten und Hof feste nehmen den dritAbschnitt mit 187 Seiten ein. Spielten sie doch bei dem prachtliebendcn Monarchen eine große, ja scheinbar oft die Hauptrolle und erforderten Mittel, die den Ausgabe-Etat bedenklich vermehrten, besonders, nachdem Friedrich sich die Königskrone aufgesetzt hatte. Wir verzweifeln daran, den Inhalt dieses „glänzenden" Kapitels auch nur im Auszuge hier zu reproduciren. Ebenso enthält der vierte und letzte Abschnitt über Politik und Staatsverwaltung (109 Seiten) ein so reichhaltiges und hochinteressantes Material, daß wir im engen Rahmen unseres Berich¬ tes selbst darauf verzichten müsten, Einzelnheiten aus der Fülle des Gleichwerthcn hervorzuheben. Die günstige Aufnahme, welche dem Werke nicht ausbleiben kann, wird gewiß auch des Verfassers aus¬ gesprochene Absicht verwirklichen: zur Vervollständigung des Ganzen fernere 4 Abschnitte über Heerwesen, kriegerische Begeben¬

heiten, RcligionSverhältnissc, Haupt- und Residenzstadt Berlin und Städtisches folgen zu lasten. Und wir wünschen:

Mittheilungen aus

Lern Verein

für die

Geschichte

Berlins.

Am Sonnabend, den 3. August, wurde im deutschen Dom fast nur über die am folgenden Tage stattfindende Fahrt nach Havelberg gesprochen.

Die 244. Versammlung, 13. (6. außerordentliche) Sitzung

XIV. Vcreinsjahres, Sonntag,

des

August, fand in Havelberg Vereins wurden um y2 10 Uhr in Glöwen

statt. Die Mitglieder deS von Herrn Stadtverordneten nach

den 4.

Hollefreund

empfangen und fuhren,

Vcrtheilung eines poetischen Empfangsgrußes von Seiten der

Wagen der Stadt selber zu. Nach Schülcr'schen Garten, woselbst der Bürgermeister Herr Lau und die Honoratioren der Stadt sich eingcfunden hatten, wurde die Annenkapelle, das älteste Bauwerk der Stadt besichtigt und von da aus der Berg bestiegen, auf dem der alte ehrwürdige Dom liegt. Die Besichtigung desselben und die Vor¬ träge im Paradiessaale, dem Rcfectorium der Prämonstratenser-Mönchc

Stadt Havelberg, in bereit

stehende

einem kurzen, aber kräftigen

füllten

den

Imbiß im

Vormittag vollständig aus. Den

Apotheker des Ortes, Herr

ersten

Kohlmeier. Er

Vortrag hielt der in schwung¬

schilderte

vollen Worten das Treiben der Bischöfe von Havelberg, das Leben der Mönche, und erwähnte alles Wichtige ans der Geschichte des Doms, von seiner Entstehung bis zu seiner Uinwandelung in eine protestantische Kirche.

Auf

Alfred Weile

Wohl keiner

schied, ohne sich zu

sagen: diese Partie gehörte mit reichen als belehrenden Wanderversammlungen dieses Jahres.

zu den gelungensten und sowohl genu߬

Am Sonnabend, den 10. August, an welchem Tage Herr Geh. Hofrath L. Schneider nach langem Unwohlsein wieder die gesellige Zusammenkunft im deutschen Dom präsidiren konnte, wurde zunächst über die Fahrt nach Havelberg den Veranlassern und Leitern gedankt und in der Folge der Bericht in der Vossischen Zeitung verlesen und besprochen. Herr Baumeister Schäfer berichtigte die Mittheilung: er hätte auf die Damen getoastet, dahin, daß er der Bürgerschaft ein Hoch ausgebracht. Es sähe in dem Bericht aus, als hätte der Verein

die Bürgerschaft,

es ganz vergessen,

Details hier einzugehen, ver¬ Sodann verlas Herr Rector Fischer

thesen und

weil

die an jenem wonnigen

Erörterungen Anlaß, die wir hier mitzutheilen verzichten, keinem bestimmten Resultat geführt haben**).

sie noch zu

glauben unseren Lesern eine Freude zu bereiten, wenn wir sie 1. Prämonstratenser - Suppe von wendischen Krebsen, erfunden von Gerovit (Kyritz), so dem Herrn Markgrafen Albreck t dem Bären und seinen Söhnen, nebenst Casimir und Bogislaw von Pommern und Anderen beim Domweihfest am 16. August 1170 fürtrefflich gemundet. 2. Aecht märkisches Rindfleisch nach panslavistischem Recept,

*) Wir

hier wörtlich wiedergeben:

des Wendenbezwingers und der Wendenbekehrer Bamberg 3. Römisch-deutsche Gemüse und Otto von Norbert (1128). zwiefacher Art (aus Hohenstaufischer Zeit), mit schmackhaften Beilagen, nach den jüngst aufgefundenen culinarischen Angaben der Catharina Hacken¬ beck, des Domdechanten Peter Conradi werthgeschätzter Köchin (um 1550).

beliebteste Atzung Gero's

4. Pritzstabel-fteier Havelfisch aus Dompröpstlichem Wafferrevicr. 5. Bischöf¬ licher Rehbraten, wie solchen der weiland ehrbare Stifts-Koch Dietmar von Brandenburg dem Herrn Bischof Hierouymo Sculteto 1521 fürzusetzen pflegte. 6. Lut^rum delicatessimum Parthecopolitanum nebenst Caseo antiquiore MarcMco, fälschlich benennet Helvetico, auf den Meiereien derer Fpisooporum Havelbergensium seit Alters unübertrefflich bereitet.

**) Die Cabinetsordre geben wir den Lesern des „Bär" in nächster Nummer wörtlich und sind geni bereit, Ansichten darüber zu publiciren.

die näheren

bietet der Mangel an Raum.

Verlag von

Vereins wieder nach Berlin zurück.

Augustsonntag nur ihren Berliner.Gästen gelebt hätte, dafür zu danken. Aus den weiteren Besprechungen erwähnen wir nur noch eine Cabinetsordre vom 4. Juni 1786. Dieselbe gab zu vielfachen Hypo¬

F. M.

recht bald!

Stadt Havelberg dasjenige, was einst der fleißige, märkische Chronist Beckmann zusammengestellt hat. Auf dem Wege zum Hotel Becker wurde noch die Stadtkirche, welche dem heiligen Laurentius geweiht ist, besichtigt. Das Mittagsmahl, an dem auch das gesammte Ofsizicrkorps der Stadt mit ihren Damen und die Honoratioren theilnahmen, erquickte in jeder Weise die Versammelten. Auch die Tischkarte*), von Herrn Oberlehrer Dr. Dräseke entworfen, fand ihrer historischen Färbung wegen viel Beifall. Den ersten Toast brachte Herr Kanzleirath Dr. C. Brecht auf das Wohl Seiner Majestät aus und die Versammelten stimniten begeistert in die von der Musik intonirte Nationalhymne ein. Dann folgten eine Reche von Toasten, so auf den Verein, aus die Bürgerschaft Havelbergs, auf den Bürgermeister, auf die berliner Feuerwehr, die einst in der Stunde der Gefahr treu den Havclbergern zur Seite stand, auf die Havelberger und Berliner Damen. Eine Depesche an Se. Majestät den Kaiser und den Vorsitzenden des Vereins, Herrn Geh. Hoftath L. Schneider wurde abgesendet. Eine Sammlung, von Seiten der berliner Ge¬ schichtsforscher, für die Armen der Stadt Havelberg, ergab ein günstiges Resultat. Der Bürgermeister, der die Summe an sich nahm, dankte ini Namen der Armen. Nur zu früh mußte man sich von der Tafel trennen, um noch der Umgebung der Stadt, wenn auch leider nur flüchtig, einige Aufmerksamkeit zu widmen. Um 6'/^ Uhr wurde Havelberg verlassen und um 10'/- Uhr fuhren die Mitglieder des über die

Berichtigung:

S.

146 Z. 29 v.

In Nr. 15 S. 144 Z. 5 0.

mox

v. u. ist zu lesen

sita statt situ;

statt max.

in Berlin. — Verantwortlich für die Redaction: Ferdinand Meyer in Berlin. — Druck von W.

Pormetter in Berlin.

Das Blatt

erscheint

monatlich zweimal.

ule tim lUMujcvjiiai xsmm

A. C/1BEH so.

Unter Mitwirkung von

Dr. Brecht, Prof. Dr. Baulus Geh. Hvfrath

Sidicin, Weod. Kontanc, Stadtrath K. Kriedel, Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin rc. rc.

Kassel, Stadt-Archivar

L.

herausgegeben von

George

Hiltl

und

Ferdinand Meyer.

Das Blatt ist durck alle Buckhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofslr. 1) zu bezieben. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Rud. Masse,

Bernh. Arndt,

Inhalt.

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Nach Peter Bcckcr's Zerbster Chronik von F. Labarre. — Das älteste Wohnhaus Berlins. Von braudenburgische Geschichtsschreibung zur Zeit Friedrich Wilhelms, des großen Kurfürsten. Von Otto Runk. (Fortsetzung.) — Alphabetische Zusammenstellung in Berlin geborener, sowie in Berlin verstorbener berühmter Personen. — (Fortsetzung.) — Johann Unger. Ein Lebensbild von A. Hopfner. — Noch einmal der Schclch des Nibelungenliedes. Von P. Äscherson. — Literatur. Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins.

Aus der Zeit

des

ersten Hohenzollcrn.

Ferdinand Meyer. (Schluß.) — Die officielle

Ms

-er Zeit -es

ersten Hoheiyolleru.

Nach Peter Becker'S Zerbster Chronik von S. Labarre.

hroniken

oder

Aufzeichnungen

zur Zeitgeschichte

Historiker von der höchsten Bedeutung, weil

sind

dem

ihm wenigstens für die Thatsachen sichere Grundlagen zu geben pflege». Nicht als ob der Zeitgenosse unfehlbar wäre: was weiß der Soldat und selbst der Offizier vom andern Ende des Schlachtfeldes, und wie selten sind selbst Sachverständige gleichen Urtheils, wie leicht aber kann der Laie, z. B. ein Mönch in militärischen Dingen, irren? Aber immerhin hat der Geschichtsschreiber, der ein er¬ schöpfendes, wahres Zeitbild entwerfen will, kein zuverlässigeres Quellenmaterial, als die. gesammte Hinterlassenschaft der zu schildernden Zeit vom Dom und Schloß bis zum Leichenstein und der Pfeilspitze, vom farbenreichen Gedicht bis herab zur noch so dürftigen Notiz auf einem Buchdeckel. Aber freilich, jedem einzelnen Zeugen der Vergangenheit haftet die volle Schwäche und Unzuverlässigkeit alles Menschlichen an: nicht bloß böser Wille und Parteilichkeit konnte täuschen wollen, auch Urtheilslosigkeit und Gedächtnißschwäche konnte sich irren selbst bei Autopsie, wie viel mehr in den Fällen, wo der Chronikaut auf fremden sie

Bericht angewiesen war. Daher sind die Berichte der Zeitgenossen nicht bloß im Ganzen und Großen von sehr verschiedenem Gewicht, je nachdem der Schreiber persönlich befähigt für objective Auf¬ fassung und den Thatsachen nahe stehend war, sondern sie sind auch in ihren Theilen verschiedenen Werthes. Daher rührt jenes

Studium der Chroniken, das uns fast an aller Möglichkeit historischer Objektivität verzagen läßt, wenn wir von der fertigen Darstellung des Geschichtsschreibers den unbehagliche Gefühl beim

zu den Quellen machen: statt zu größerer Sicherheit, wie wir hofften, zu gelangen, sehen wir oft nun erst Alles in unlösbare Verwirrung gerathen, und es wird noth¬ wendig, des Schreibers Person einer scharfen Kritik zu unter¬ werfen und ihn an den Berichten von Parteigenossen und Gegnern

rückläufigen Gang

zu messen.

Wahrhaft erquicklich ist

es aber,

wenn wir in einem Chroni-

kanten einen Mann von zuverlässiger, lauterer Gesinnung, scharfer

und sicherer Beobachtungsgabe und seiner Aufgabe geivachscner

Bildung finden, und, um kurz

zu sein, ein solcher ist der zeit¬

Zerbster Chronik, im Archiv der anhaltischen Stadt Zerbst aufbewahrt, zuerst Stenzel in seiner Geschichte des preuß. Staats mehrfach, aber wie es scheint nach dem Gedächtniß oder vielleicht gar nach Mittheilungen Anderer benutzte, und endlich Professor, jetzt Herzog!. Anhalt. Archivrath Franz Kindscher 1858*) herausgab: der Zerbster Peter Becker. Diesem Manne trug im Jahre 1451 der Rath zu Zerbst auf, die denkwürdigen Ereignisse der ersten Hälfte des 15. Jahr¬ genössische Geschichtsschreiber, dessen handschriftliche

hunderts zum Gedächtnisse der Nachkommen aufzuzeichnen, und er, vielfach als Bürgermeister, Jnnuugsvorsteher (der Gewandschneider) und Gesandter der Stadt thätig und hochaugescheu, erledigte

sich

dieses

Auftrages in der besonnensten und umsich¬

tigsten Weise, ja er verstand es nicht bloß insofern die Zeitvcrhältnisse von einem höheren Gesichtspunkte aus zu schildern, daß

*)

Dessau, Baumgarten u. Comp.

158 er

in den Thatsachen die Zeitideen erkannte, sondern

sofern, daß er in der Chronik seiner Vaterstadt

sich

auch in¬

die allge¬

Politik der umliegenden Städte und Fürstenthümer spiegeln ließ. Hierdurch gewährt seine Aufzeichnung auch weiteren Kreisen,

meinen Reichsangelegenheiten und die Zustände und

als dem, für den er zunächst schreiben sollte, ein tieferes Interesse, und besonders ist sie dem Märkischen Geschichtsforscher um des¬ willen nützlich, weil er die vielfach mit den Anhaltischen und

Eferken, Burghauptmanns des Zerbster Pfandschloffes Lindow, jagen die Zerbster zu Pferd und zu Fuß den Altmärkern nach, werden aber nicht weit von Loburg auf dem Kirchhof bei Zepernick, wo sie ihr Stadtbanner entfaltet hatten, von dem weit geordneteren Feinde dermaßen überrumpelt, daß sie 43*) Todte und 150 Gefangene ließen, die nach Stendal, Angermünde und -dem den Nitzenplitz's gehörigen Schloß Jergel geführt wurden. Es half nichts, daß der von seiner Fehde im Hildesheimi¬ heimgekehrte Siegmund über den Ungehorsam der Bürger

besonders den Zerbster Angelegenheiten verschlungenen Verhältnisse

schen

Adels, Clerus und Fürstenthums selbst über die seiner Chronik hinaus verfolgt und darstellt. Was er aber erzählt, hat er entweder mit eigenen Augen gesehen

unwillig war (er

des märkischen

engen

Grenzen

oder aus den Acten

und Briefen

seiner Vaterstadt Luverlässig

entnommen.

Dieser Becker'schen Chronik (100 Druckseiten in 4°) wollen wir daher einige Bilder entlehnen, die meist den Zusammenhang der städtisch-Zerbster und fürstl. Anhaltischen Verhältnisie

Mark darstellen, und daher dem Leserkreis

dieses

mit der

Blattes, als ein

Licht aus dem Nachbarhause, von Interesse sein werden.

1.

Eine Fehde aus dem Jahre 1393.

Das erste Bild, das tvir vorführen, ist mehr als eine Ein¬ leitung zu betrachten, ohne welche einiges Folgende unverständlich bleiben würde. Zugleich gibt es uns einen Hintergrund und führt den Leser, wie eine Ouvertüre, in die rechte Stimmung zu der Aufführung, die nachfolgen soll. Womit könnte man sich besser in das Verständniß jener traurigen Zeiten der Reichsverwirrung setzen, als mit der Schilde¬ rung einer Fehde? Im Jahre 1393, also noch unter König Wenzels nach¬ lässiger Regierung, die sich auch nicht die Mühe gab, dem gesetz¬ losen Treiben der Reichsstände Zügel anzulegen, hatte Herzog Friedrich von Braunschweig mit den Stiftgenoffen von Hildes¬ heim (Hans v. Swichelde, Kurd vom Steinberge u. A.) Fehde, und es gelang ihm, viele Bürger und Bauern wegzufangen. In diesen Unternehmungen unterstützten ihn die Nachbarfürsten und unter diesen auch Fürst Siegmund von Anhalt, damals Herr von Zerbst. Der zog ihm mit seinen Reisigen (7 Rittern) zu; da er aber mit den Altmärkern in Zwist lag, so hielt er es nicht für überflüssig, den Rath der (übrigens abgabenfreien, mit einem Roland versehenen, also reichsfreien*) Stadt Zerbst vor sich zu bescheiden und ihm anzuempfehlen, daß die Bürger in seiner Abwesenheit den etwa in's Zerbstische einfallenden Altmürkern nicht nachjagen möchten, damit sie nicht Schaden erlitten. Kaum war Siegmund fortgezogen, so fielen auch unter der Führung des Haupimanns von Angermünde**), genannt Königs¬ mark, die von Nitzenplitz, die Stendaler und Angermünder ein und trieben viel Vieh nach Loburg weg. Trotz dem Widerspruch des Rathes und der Abmahnung, namentlich des kriegserfahrenen

*) Es ist ein eigenthümliches Verhältniß, in dem die Stadt zn den Anhaltinern stand. Einerseits heißen diese jederzeit „unsere Herren", anderseits gehorcht die Stadt nie, ja sie wählt sich in den Zwisten der Fürstenfamilie den, welchem sie anhangen will, auf Grund alten Brauchs (nämlich daß immer der Senior des Anhalt. Hauses die Stadt Zerbst habe). Es ist fast, als wäre die Stadt Lehnsherrin der in ihrem Gebiete begüterten Fürsten. **) DaS ist Tangermünde an der Elbe; Burg Tangermünde. Stendal 1871.

cfr.

auch

einen

besaß nicht bloß das Schloß

großen Theil

der

Stadt und

vor Zerbst, sondern Güter in der

reiche

Gegend, Besitzungen, die seine Vorfahren um 1310 von den Grafen von Barby erworben hatten, war also nicht unbetheiligt bei dem selbstverschuldeten Unglück der Stadt): es handelte sich um Befreiung der Gefangenen. Aber weder Siegniund noch der Rath hielt es für politisch, Verhandlungen deswegen anzu¬ knüpfen, vielmehr traten die Kriegsgefangenen, worunter reiche

Bürger waren,

in Unterhandlung mit ihren Feinden und erlangten die Zusicherung, für 4000 bcmischc scliok groschen, 100 fuder zeerwester ber (Bier), 100 parcharae (Stücke Tuch), 100 punt pepers gelöst zu werden. Wegen dieses Lösegeldes berief der Rath der Stadt die Bürgerschaft zu Rathhause, aber die Bürger weigerten sich von Stadt wegen die Gefangenen zu lösen: jeder soll sich selbst aus eigenen Mitteln frei machen; was die

Stadt

selbst

nachher

vergüten

könne,

werde

sich

später

zeigen.

Später aber übernahm die Bürgergemeinde nur ein Drittel des Lösegeldes, welches die Bürger durch einen gemeinen Schoß aufbrachten.

2.

Mit Bürger,

Rechtsverfahren im 15. Jahrhundert. dieser geringen Unterstützung waren natürlich diejenigen

die im Dienste

des Gemeinwesens

ausgezogen

waren

und die Qualen der Gefangenschaft erduldet hatten, wenig zu¬ frieden. Besonders machte Hans Krogher (Krüger) seiner Stadt deswegen viel Verdruß, Kosten und Wege, und es gelang ihm umsomehr, den Rath von Zerbst in fortwährende Unruhe und Verlegenheit zu setzen, als die Zerbster damals mit ihrem Fürsten Albrecht in heftigem Streite lagen, und dieser deshalb Krüger

in seinen Dienst nahm und ihm offenbar die Bolzen schmiedete, die jener verschoß.

Der Streit des Fürsten Albrecht begann zur Zeit des Costnitzer Concils. Dort hatte er sich nämlich von König Siegmund einen Zoll auf den Export Zerbster Biers ausgewirkt bei der Gelegen¬ heit, daß er sein Fahnlehen in Mörsburg (Costnitz gegenüber) empfing.

Schon während der Kirchenversammlung kehrte er nach

Zerbst zurück und versuchte auf ziemlich ungeschickte Weise, diesen

Er schickte nämlich seinen Kaplan zu einem Magdeburger Fuhrmann, der beim Brauer Bier lud, und ver¬ langte von diesem pro Fuder 2 bemache groschen. Aber nicht nur trieb der Fuhrmann den kotzenpapen mit einem Hebebaum vom Hof, sondern die Bürger traten auf dem Rathhause zusam¬ men und beschloffen, durch eine Gesandtschaft an König Sieg¬ mund, mit der Peter Becker und ein Bürgermeister betraut wurde, gegen die willkürliche Besteuerung zu reagiren. Nicht ohne Unter¬ stützung Friedrichs von Brandenburg (wenngleich nicht in der Weise, wie Stenzel erzählt) kamen sie mehrmals zum Fußfall vor dem Zoll auszubeuten.

Götze, Geschichte der

*)

Oder, wie Kindscher lieber will, 18.

159 Hierüber

der rohen Gewalt zum Siege über das Recht zu verhelfen, zeigt

ergrimmte Fürst Albrecht und bereitete der Stadt und den beiden Abgesandten 3 Jahre lang allerlei Händel, indem er sie bei

aber nichts bei Becker so deutlich, als das von ihm geschilderte

König und erreichten die Bestätigung ihrer Privilegien.

Friedrich von Brandenburg oder Rudolf von Sachsen verklagte. Aber die Zerbster blieben einig und fest bei ihren Briefen und ließen sich keine Mühe verdrießen, beim König und dem sie gegen Albrecht begünstigenden Markgrafen Friedrich ihre Sache zu ver¬ theidigen. In Prag erfreuten sie sich sogar, als Albrecht ihre Audienzen hintertrieb, der besonderen Hilfe des Bischofs Johannes von Brandenburg, der Becker ricth, sich hart an ihn zu halten; wenn ihn der Thorhüter einließe, 80 wille wi gik an den koningh

bringen. setzen

Als

so

Albrecht seine Absichten auf keine Weise durch¬

konnte, sann

Stadt Zerbst

er

darauf, mit Hilfe der Mansseldcr die

zu überfallen, was ihm

jedoch

feine Räthe und

Verhältniß der Fürsten, Ritter und Städte unter einander. Nur der kann die Hoffnung haben zu stehen, der — vornehmlich durch Verbündung mit Gleichgesinnten — im Stande ist, seine Gegner im Unrecht zu überbieten. Da gilt keine Verwandtschaft, kein gegebenes Wort, keine Sitte — Gewinn und Eigennutz allein sind die Motoren der Zeit. Und da nur Furcht vor mächtigerer Hilfe den Unterdrücker von seinem Opfer zurück¬ schrecken

kann,

so müssen die

Kleineren stets bedacht sein, gegen

die eigenen Nachbaren oder Herren einen Gewaltigeren

in petto

zu haben, mit dem sic drohen, an den

um Rath

Städten!

Nun aber nahm er sich jenes schon genannten streitsüchtigen Brauers Hans Krogher an, der nach mehr als 20 Jahren beim kaiserlichen Hofgericht um Entschädigung von 200 rhein. Gulden wegen der Stendal-Augermünder Gefangenschaft klagte. Bei dem ersten Termin auf dem Reichstag zu Regensburg fetzte der Zerbster Sachwalt P. Becker durch, daß die Sache an den Rath von Wittenberg gewiesen wurde. Aber Krogher erlangte mit Ver¬ schweigung dieser schon ertheilten Remissie einen neuen Vorladebrief der verklagten Stadt vor des Königs Kammergericht zu Nürnberg. Wieder muß P. Becker den weiten Weg nach Nürnberg reiten, wieder erlangt er von Siegmund, vor dem er auf denr Weg von der Burg zum Kammergerichte einen Fußfall that, die Verweisung der Sache nach Wittenberg. Als endlich dort Termin ansteht, wendet Krogher listig die Sache so, daß er sich zum Beweise feiner gerechten Forderung auf die GewandschnciderDaher müssen 6 Wochen später Jnnung von Zerbst beruft. sämmtliche Anhörige derselben, 50 Personen, selbst den blinden Arnd Thupan nicht ausgenommen, dort erscheinen und, alle zu¬ sammen und jeder einzeln auf die Heiligen vereidigt, aussagen, ob sie wüßten, daß der Rath dem Krogher noch die Entschädi¬ gung schulde. Alle bekennen, sie meinten, daß er wie alle Andern sein Geld bekommen habe. (1431.) Da nun damals Siegmund wegen der Kaiserkrönung nach Italien zog (fegen de van Feneidegen unde ander stede in Walande), so verklagte Krogher feine Stadt bei dem frienstuel in Westefalen, nemliken thu Lemgo w. Die Zerbster müssen

die alljährlich wechselnden Bündnisse!

die Sache 40 Jahre nach dem Treffen bei Zepernick zu einem

Abschluß, da Krogher einsah, daß er zu alt sei, um sein Recht

durchzuführen. Welche Schwerfälligkeit des Nechtsverfahrens, welche klägliche

Verwaltung, die nicht zu erweisen vermag, ob sie eine Summe schon gezahlt hat, — welcher Trotz des Bürgers gegen die Stadt und anderseits des Raths und der Bürgerschaft gegen

städtische

einen der

Ihren, 3.

der sie

so

lange von Gericht zu Gericht schleppt!

Fürsten, Ritter, Städte.

Wie unklar in dem 14. u. 15. Jahrh, alle Rechtsverhält¬ waren und wie geneigt Hoch und Niedrig war.

nisse geworden

*) Wie bei P. Becker sich Krogher damals noch auf den schon 1424 verstorbenen Albrecht berufen kann, ist nicht einzusehen.

jederzeit

sich

und Hilfe wenden können. Welche fortwährenden Opfer, welche unausgesetzten Demüthigungen erwuchsen daraus besonders den

Getreuen ausredeten.

wieder Gesandte (P. Peter und einen Anderen) dahin beordern, und erlangen endlich, daß Fürst Jürge den Streit schlichten darf*). Nachdem so der Prozeß fast 20 Jahre gedauert hatte, kam

sie

mit

Und welche Klugheit, welche Aufmerksamkeit erforderten Bald hat die Stadt Bund

den Fürsten gegen den Erzbischof von Magdeburg, den Bischof

oder gegen die Quitzow's; bald sehen >vir Fürst Albrecht im Verein mit den Quitzoiv's gegen die Stadt, bald fällt Magdeburg, Halle und Zerbst über den Bernburger Fürsten Bernd her. Und selbst während der Dauer eines Bünd¬ nisses ist der schwächere Theil nie sicher, außer der Gefahr auch

von Brandenburg

Gewinn theilen zu dürfen. Einige Beispiele mögen diese allgemeine Unsicherheit zeigen. Als im Jahre 1405 Fürst Siegmund von Zerbst starb, hinterließ er 4 Söhne, die mit ihrer Mutter in Coßwig saßen. Der älteste, Woldcmar, beanspruchte das Fürstenthum seines Vaters, allein sein Oheim Albrecht, der als jüngerer Bruder Siegmnnd's Dessau und Köthen hatte, nahm jetzt als

mit Recht — Zerbst, ohne Linie Dessau und Köthen

doch



Senior

des Hauses



wider Recht — der andern

zu überantworten.

Daher

setzte sich

plötzlich der junge Waldemar durch einen Gcwaltstreich in Besitz des Dessauer Schlosses.

Hier belagerte ihn Albrecht, der schwor,

das Schloß

und sollte er alle seine Lande zusetzen,

zu nehmen

mit Hans von Quitzow. Dieser ließ einen mit Stroh beladenen Wagen, in den Pulver geworfen war und den sie anzündeten, an das Schloßthor fahren und setzte so das Schloß in Brand. Nur die an der Mulde gelegene Seite konnte gerettet werden, Woldcmar und seine Freunde mußten durch eine Wasserleitung aus der Küche kriechend fliehen und sich nach Coßwig retten. Erst als Woldcmar in Köthen starb, kam nach vielfachen Ver¬ handlungen ein Vertrag zu Stande, nach dem die drei Brüder Köthen, und ihre Mutter Dessau bekamen, dagegen Coßwig an

Nun ging aber Albrecht darauf aus, die sie für alle Zeiten seine Erben für Beweis, daß es ihm vorher nicht auf ihre Herren erklärten, zum Nach vielen sein Recht, sondern auf Gewinn angekommen war. und langen Streitereien und Chikanen kam es 1440 durch Albrecht verloren.

Zerbster zu nöthigen, daß

Friedrich» v. Brandenburg Schiedsspruch dahin, daß Zerbst alle Fürsten von Anhalt zu gleichen Herren anerkennen mußte. Bis zu der Zeit nun, wo Sicgmund Friedrich in die alte und neue Mark schickte, in tu regiren unde vor tu wosen vor eine summe geldis, alse vor hundert düsend ungersche güldene, war Fürst Albrecht im Bund mit Diderik und Hans von Quitzow, die den Städten Berlin, Brandenburg, Spandow u. a. großen Schaden zufügten und ihm gegen das Stift Magde¬ burg halfen. Die Magdeburger mußten endlich sich entschließen, für eine nach Plaue zu entrichtende Abgabe (van eineme hovede rin des einen bemischen groschen) einen Waffenstillstand

160 von den Quitzow's zu erkaufen. Mit Friedrich's Ankunft in den Marken veränderte sich nun aber der Zustand sofort wesentlich. Befreundet mit Herzog Rudolf von Sachsen-Wittenberg, der seinem

Sohne, Burggrafen Hans, eine Tochter verlobte, erlangte Friedrich bald die Huldigung der Märkischen manschap (Ritterschaft) und prelaten mit Ausnahme der Quitzow, Rochow med oren bi-

leggeren.

Zunächst versuchte Friedrich alles in Liebe beizulegen

und bot die Schlösser (Plaue, zu Lehen an.

Da

sie

Frisack, Butsow, Golsow) ihnen

aber in der Mark nachher regieren wollten,

vorher gethan hätten und den Markgrafen höhnisch nur „Tandt van Norenberch" nannten, so verband sich Friedrich in Magdeburg mit dem Erzbischof Günther, dem Rath von wie

sie

den

Magdeburg, Grafen Albrecht von Anhalt und Herzog Rudolf und auf einem neuen Tage thu der Brieszene wurde der Beschluß gefaßt, feindlich gegen die Quitzow's vorzugehen (1414.) Magdeburg soll sich vor Plaue, Sachsen vor die Golzow, Brandenburg vor Friesack, Butsow und andere Schlösser in der Mark, Albrecht vor die Hundeluft legen. An einem Tage sollen Alle losbrechen. Erzbischof Günther bestürmte Plaue heftig und beschoß es mit Büchsen, nahm Hans v. Ouitzow, der auf einem Kahne bei Nacht entfliehen wollte, gefangen und brachte ihn nach Calve in Sicherheit: Plaue ergab sich ihm. Da floh auch Dietrich von Friesack, und dieses, wie Bützow, ergab sich Ebenso bekam Rudolf die Burg Golzow und bald an Friedrich. darauf den schon entflohenen Wichard von Rochow in seine Hand. Und nicht minder glückte es dem Anhaltiner, Hundeluft, vor dein er mit den Zerbster Bürgern vor purificationis Mariae einen Tag und eine Nacht lag und nur beim Sturm einen Brauerknecht verlor, zu nehmen. Auch das Schloß der mit den Quitzow's verbundenen (Anhaltischen) Walwitze eroberte er, doch fanden die Herren Zuflucht bei den mit Albrecht uneinigen Desfauer Ver¬ von Sachsen gegen jene,

wandten.

die darauf ausgehen, ebenso die Macht des Stadtadels zu brechen

und auch die höchsten politischen Rechte den, bisher eine zweite

Ordnung bildenden, niederen Innungen zu Theil werden zu lasten. Die Bewegung scheint in Zerbst von den Schrötern (Schneidern) ausgegangen zu sein, die nach 1414 beanspruchten, gleich den höheren Innungen einen Rathmann zu stellen. Ueberhaupt aber war man mit der Gewohnheit unzufrieden, daß der alte Rath den neuen bestimme, man verlangte vielmehr, daß fortan die Innungen durch indirecte Wahl den Rath küren, so daß sie je 2 Wahlmänner ernennen, die mang oren innungsbroderen einen radmann kesen solden. Der damalige Rath, der gegen diesen Antrag der Bürgermajorität keine Abwehr hatte, wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er die Angelegenheit dem Fürsten Albrecht vorlegte. Und dieser, in richtiger Erkenntniß seines Vortheils, wollte sich auf Seite der Bürgerschaft stellen, doch warnten ihn seine eigenen Ritter, in deren Gegenwart er den Rath auf dem Schloß empfing, vor der Neuerung, sodaß zwar factisch alles beim Alten verblieb, die Unruhigen aber er¬ kannten, daß sie in den Fürsten eine Unterstützung gegen die ’

städtische Aristokratie gefunden hätten.

Nach mannigfachen Tu¬

multen, in deren Beilegung sich bald der Rath von Magdeburg ohne besonderen Einfluß, bald die Fürsten mit Geschick und Erfolg bethätigten, ging Ende des Jahrhunderts die Zerbster Stadtfreihcit zu Grunde, und wie hier, so zerrieb sich allgemein der Bürger¬ sinn in inneren Streitigkeiten, deren Früchte das Fürstenthum im Zeitalter der Reformation, das den Sinn des Bürgers von politischer Betheiligung ganz auf die religiösen Interessen führte, bequem pflücken konnte.

5.

Das Concil von Costnitz.

Wie in politischer Beziehung so bietet auch in der Kirche 15. Jahrh, ein trostloses Bild der Zerrüttung und Auf¬ lösung. Mit der ketterie to Behemen, mit zwei pauwesen,

das

4.

Bis kratische

auf, die

Innere Verhältnisse

der Städte.

zu den Zeiten Friedrich's hatten unsere Städte aristo¬

Einrichtungen, damals tauchen demokratische Regungen sich, zum allgemeinen Verderben, fürstlicher Sympathien

erfreuen.

Der Rath von Zerbst (2 Bürgermeister, 3 Kämmerer und als die ihn mit Abfasiung der Chronik Beauftragenden) wählt sich selbst, sodaß der alte, ab¬ tretende die Personen des neuen bestimmt. Ihm liegt die Wahrung der Reichsprivilegien und der fürstlichen Briefe (Steuerfreiheit), die Verwaltung des Stadtbesitzes, Vertretung der Stadt nach außen, Berufung der Bürgergemeinde „zu Rathhause" durch die Bürgcrglocke, Ruhe und Frieden im Innern ob. Ein Stadtschreiber steht ihm zur Seite. Neben dem Rath sind die Hundertmannen von politischer Bedeutung, und die Innungen (Gewandschneider, Tuchmacher, Brauer, Bäcker, Knochenhauer) bilden 5 Rathmanncn nennt Becker

mit verbrieften Rechten. Fromme Leute werden in Zeiten der Aufregung zur Mtberathung berufen. Bei ge¬ meinen Auflagen und für besonders wichtige Fälle läßt der Rath die Verantwortung und Entscheidung den gemeinen bürgeren, die in ihren Innungen unter Vorsitz von Jnnungsmeistern vorberathcn und in gemeiner Sitzung zu Rathhause endgiltig sich Genosienschaften

schlüssig machen.

15. Jahrh. — mit dem Obsiegen der Fürsten über die aufsässigen Adligen — kommen Parteiungen in den Städten,

Im

Johannes to Rom und Benedictus in Arragonia, beginnt das 15. Jahrh. Siegmund bringt das Concil zu Costnitz zu Stande; dar wurden gebrand twe pregesche doctores, alse doctor Hus unde doctor Jeronimus, und als Papst erwählt Martinus, sin gesiechte heiten de Calumpnisen. Dessen Weihe beschreibt P. Becker) der in schon genannter Angelegenheit der Stadt Zerbst gegen Fürst Albrecht anwesend

war, folgendermaßen: Als der Pabst nach der Wahl aus dem Dom trat, ging er 8 bis 10 Stufen dicht am Dom zu einem mit vielen goldenen Stücken behangenen Thronsessel hinan, von 2 Cardinälen geleitet.

Hier nahm er Platz, bis der Cardinal von Ostia auf beiden Beinen knieend ihm de vorguldene kröne aufgesetzt hatte. Darauf erhob er sich und sprach über die Tausende die benediccien. Da rief das ganze Volk aus Wälsch: .,De pawes van Calumpnia levet“. Einer trug eine gleveninglistange (Speerstange) , woran Flachs oder Werg gebunden war, da§ steckte er an und rief laut: „Gedencke, allerhilligiste vader, Darauf hielt Siegmund dem so vorget der werlde ere“. Pabst den Steigbügel, als derselbe auf den messingbeschlagenen Schimmel stieg, und legte ihm sein Gewand zurecht. Das Pferd hatte am Zaum zwischen den Ohren einen ver¬ goldeten Apfel mit einem Kreuze. Nach dem vom Pferd herab ertheilten Segen leitete Siegmund den Schimmel am Zaum, unter glänzender Procession der Cardinäle, deren einer dem Pabst

'

161 ein goldenes Kreuz mit einem Engel voraufführte, während die anderen mit weißen Decken auf den Pferden und mit Jnfulen und Kronen voraufritten. Vor den Cardinälen ritten 5 — 600 Erzbischöfe, Bischöfe, Aebte und Prälaten mit imfolis und krönen und mit bedeckten Pferden je 2 und 2. So bewegte sich der

Zug von der Burg durch Costnitz bis zum Augustinerkloster. Das Volk, das in den Straßen nicht Platz fand, saß auf den Dächern, die dort nicht hoch, sondern ganz lege sind. Nach dem Pabst ritten die Weltlichen, wie der greve van Wertemborcli, der Markgraf Friedrich v. Brandenburg u. A. An der Kirche hob Siegmund den Pabst mit beiden Armen vom Pferd. Hierauf De Deum laudamus, Messe u. s. w. Dann führte der König den Pabst in seine Wohnung beim Dome. Auf dem Hofe, wo der Pabst seine Wohnung hatte und wohin Siegmund, ihn um¬ fassend, ihn mit einem Cardinale führte, war ein overhangh

(Söller

ob. dgl.), auf den tretend

Martin

dem Volke nochmals

die benediccie ertheilte.

Wir

mit dem Wunsche, durch wir die voraufstehenden Bilder

schließen unsere Darstellung

den Hinweis auf die Chronik, der

aus der Zeit des ersten Hohenzollern entnahmen, dazu beige¬ tragen zu haben, daß sie, wie sie es verdient, einen größeren Leserkreis gewinne, als sie bereits gewonnen hat.

„Hohen Hause" und der Franziskanerkirche — bauten die vor¬ nehmen Bürger sich an. Dagegen bewohnten die kleinen Hand¬ werker: Flickschneider und -Schuster, auch „Lapper" genannt, die

Lappstraße oder heutige Eiergaffe,

von der das alte Stadtbuch sagt, daß ihre beiden Eckhäuser (am Molkenmarkt) zunächst dem „Roland" standen. Die Schmiede betrieben ihr Handwerk in der Schmiede-, späteren Nagelgasse (die jetzt verschobene Rathhaus¬ straße), während die Handelsleute und Krämer am Molkenmarkt, die Juden aber, welche noch keine eigenen Häuser besitzen durften,

als Schutzjuden in den beiden Judenhöfen und in Zinsbuden wohnten.

Bald nach der Erbauung des Blankenfelde'schen Hauses sah Berlin den gefürchteten Dietrich von Quitzow als Schutzhcrrn in seinen Mauern, — ihn, den die meisten Städte der Mark unter der Regierung der Luxemburger zu ihrem Hnuptmann ernannten

zahlten, um vor seinem mächtigen Arm sicher zu sein. Auch Berlin hatte ihm viel „feine, ehrliche Geschenke und Gaben" verehrt, — hatte ihm unter Auderm ein¬ und ansehnliche Schutzgelder

mal 80

zur Zehrung verschafft, und ihn die Vornehmsten und Reichsten der Stadt, luden ihn oft zu herrlichen Banketten, dabei (wie Angelus naiv berichtet) köstliche Weine, allerlei Saitenspiel, schöne Weibsbilder Schock

böhmische Groschen

jetzt bewirtheten

und was dergleichen mehr zur Freude und Fröhlichkeit dienen Abends dann geleitete man ihn mit Laternen und Fackeln, Gesängen und andern Freudenspiclen nach Hause. — Es kann daher wohl der Vermuthung Raum gegeben werden, daß auch das stattliche Blankenfelde'sche Haus den Ritter Dietrich beherbergt habe, während jene herrlichen Bankette auf dem mochte, gewesen ist.

Das älteste Wohnhaus Serlins.

Rath hause

Von Leriliimml filtijei. (Schluß.)

Bei dem Wiederaufbau der Stadt waltete zwar das Bestreben vor, an Stelle der Holzgebäude massive Wohnhäuser in größerer Anzahl zu errichten, immer aber blieben es doch mir diejenigen der Bischöfe und Aebte, sowie der reichsten Bürger, welche statt¬ lich aus ihrer nachbarlichen Umgebung hervortraten. Die Eckhäuser oder „Orte" mußten dagegen aus Stein erbaut werden, um ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu hemmen. Die Straßen waren

erhöht

und

zum Theil verbreitert,

und die

„Middcl"

(Spandauer-)Straße, als die vierte der Hauptstraßen, gleich diesen mit einem Steinpflaster versehen worden. In Folge jener und der späteren Erhöhungen findet sich denn auch noch jetzt der Brandschutt aus jenen verhängnißvollen Tagen vor, während die hin und wieder bis unter den heutigen Bürgersteigen vorge¬ schobenen Kellerräume auf das Zurücktreten ihrer Häuser in die neue Baufluchtlinie hindeuten. Das Blankenfelde'sche Haus wurde von Grund aus neu und Eine alte Inschrift, die früher dort vorhanden massiv erbaut. gewesen, meldete, daß nachdem Berlin im Jahre 1380, am Tage des Tiburtii, fast ganz in Asche gelegt worden, von den Nach¬ kommen

des

alten und

mächtigen Geschlechts der Blankenfelde

Jahr 1390, als Paul Blankenfelde und Henning Stroband Bürgermeister in Berlin waren, mit Mauern und Säulen über einem mächtigen Kellergeschoß mit großen Kosten erbaut worden sei. Unstreitig eines der stattlichsten Häuser AltBerlins, wie die noch jetzt erhaltenen Gemächer darauf schließen jenes Haus um das

lasten.

Hier auch, wie in der angrenzenden Oderberger- (Königs-), Stralauer- und der Klosterstraße — letztere mit dem stattlichen

veranstaltet wurden. —

Die Raubburgen der Quitzow's waren von dem ersten Hohenzoller bezwungen. Seinem Nachfolger weigerten sich die selbstbewußten, freihcitsstolzen Bürger Berlins, als Landesherrn die Thore zu öffnen; in dem Kampfe 1448 aber brach die Macht der Stadt, und diesen Bruch hatte ihre eigene Ueberkräftigung herbeigeführt. Zu den Aufständischen, welche am 5. October desselben Jahres auf der „Kammer über dem Burg¬ thore" im Spandauer Schloß erscheinen mußten, um vom Kur¬ fürsten ihrer Lehen und Rechte verlustig erklärt zu werden, gehörte auch Wilke Blankenfelde und sein Bruder Hans. Doch der „eiserne" Friedrich ließ Gnade für Recht ergehen: die Meisten, unter ihnen auch Wilke und Hans Blankenfelde, erhielten beides zurück; ja es gelang dem Ersteren sogar, sich das Vertrauen und die Gunst des Kurfürsten zu erwerben. Auf seine Verwendung als damaliger Bürgermeister erhielt, wie auch aus den im Thurm¬ knopf zu St. Nicolai vorgefundenen Aufzeichnungen hervorgeht, der Berliner Rath 1463 die Berechtigung verliehen, seine Ur¬ kunden und Briefe mit rothem Wachs siegeln zu dürfen. Wilke Blankenfelde bewohnte das Stammhaus noch 1474, in welchem Jahre er mit seinem Bruder in den Reichsadelstand erhoben wurde. Ein volles Jahrhundert später treten dann in der Geschichte unseres Hauses (nach dem alten Schoßregister) der Bürgermeister Joachim Blankenfelde, sein Bruder Johann und dessen

Sohn, als

letzte

Bewohner dieses Geschlechtes auf.

Und nun geht das Besitzthum auf eine Familie über, die

in den Annalen Berlins stets wird genannt werden, — deren Grüfte und Epitaphien die Hallen unserer Nicolaikirche überwölben. Es ist die Familie derer v. Seidel. Verweilen wir zunächst bei Erasmus v. Seidel, dem Freunde des Kanzlers Lamprecht

Distelmeier

und

Stein¬

162

brechers.

Als kurfürstlicher Raih und Lehns-Sekretarius wurde

er wegen seiner Verdienste, auf Veranlassung des Kurfürsten Johann George, dom Kaiser Karl V. auf dem Reichstage zu Augsburg, 1530, in den Reichsadel aufgenommen. Er verstarb 1562. Sein Sohn Friedrich war 1591 Bürgermeister, und suchte, wie ihm in schlichten Worten nachgerühmt wird, der Stadt Die im Jahre 1599 verheerend auftretende Pest raffte Bestes. ihn am 14, Juni, seine Tochter zwei Tage später, und am

dritten Tage

auch seine

Wittwe dahin.

Ihn

überlebte sein Sohn,

der Geheime Rath Erasmus, welcher

sich

besonders unter den:

großen Kurfürsten verdient gemacht.

Als

er

1637 den Mark¬

grafen Sigismund von Brandenburg als Statthalter nach Kleve begleitete, erhob sich während der Seefahrt, unweit Lübeck, ein

gewaltiger Sturm. Da rief Erasmus den verzagenden Gefährten ermuthigend zu: „Getrost! Es ist noch kein Markgraf von Bran¬ denburg auf der Ostsee unglücklich gewesen!" Im Jahre 1652 begleitete er den großen Kurfürsten nach Prag in die Reichs¬ stände-Versammlung, lehnte aber hier die ihm vom Kaiser zu¬ gedachte Erhebung in den Freiherrnstand ab. Er war mit einer

Blankenfelde vermählt,

und bewohnte das Stammhaus dieses

Geschlechts — Spandauerstraße Nr. 49. Zugleich gehörte ihm das damalige Dorf „Ziegel" (Tegel). Sein prachtvolles Epitaphium von rolhem Marmor nennt als Todestag den 30. März 1655. Sein Sohn Martin Friedrich Seidel tritt demnächst

einem Quaderstein, welcher in der Stube linker Hand (gegen

wärtig

Weißbier-Lokal eingerichtet), befindlich gewesen wird er hinter dem hohen, fast die halbe Wandfläche bedeckenden Spiegel noch vorhanden sein Zu jener Zeit der ersten baulichen Veränderung hatte auch zu einem

sein soll.

Höchst wahrscheinlich

die Umgebung unseres Hauses ein stattlicheres Aussehen gewonnen.

Neben dem „Rathhausstuhl" (Gerichtslaube), der einen gewölbten Aufbau erhalten, erhob sich der schiefergedeckte Zeigerthurm des

Brande 1581 größtentheils neu erbauten Rath¬ seiner Spitze ein vergoldeter Knopf mit dem hauses, aufrecht stehenden Bären. Neben dem Rathhause, auf der Stätte der früheren „Stadt¬ schreiberei", war das Haus des Stadtrichters Otto (Nr. 54) entstanden. Nr. 53 besaß der Geh. Kammer-Gerichtsrath Wolf¬ gang Bevert; Nr. 52 der bekannte Geh. Kammerrath Lindholz, Nr. 51 bildete die Ecke der damaligen welcher in Ungnade siel. Das gegenüberliegende Eckgrundstück (Nr. 50) ist Nagelgasse. nach dem Neubau des jetzigen Rathhauses, gleich den vorgenannten, auf welchen jener emporwuchs, bis auf einen schmalen Streifen verschwunden —: über dasselbe hinweg wurde, an Stelle der mitbebauten Nagelgasse, die Rathhausstraße angelegt. Betreten wir nun auf dem mit breiten Fliesen gepflasterten nach dem letzten

— auf

lehrten Diplomaten jene Galerie berühmter Männer, die Küster 1751 unter dem Titel herausgegeben: „M. F. Seidel's Bilder-

Flurgange das Innere unseres Hauses, so gehört dasselbe augen¬ scheinlich drei verschiedenen Bauperioden an. Zunächst ist es der vordere, an die Fluchtlinie der Spaudauerstraße grenzende Seidelsche Bau, aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, mit seiner später veränderten Fahnde. Der Flur wird von einer starken Quer¬

Sammlung, in

mauer mit

als- Besitzer des Hauses auf, und es entstand hier durch den ge¬

welcher größtentheils in der Mark Branden¬ burg geborene, allerseits aber um dieselbe wohlverdiente Männer vorgestellt werden. Mit beigefügter Erläuterung, in welcher

erzählet rede

derselben

merkwürdigste

werden."

anführt,

nahe

Lebensumstände

Seidel

ist,

der

Einzige

wie

Küster

gewesen,

und Schriften in seiner Vor¬

welcher

sich

(da¬

mals) die Historie der Mark hat anlegen sein laffen, und die auf eigene Kosten veranstalteten Abdrücke vielleicht nur unter Wenige vertheilt hat. Nachher sind die Platten — wie er fort¬ fährt, — 100 an der Zahl, in andere Hände gekommen und so oft abgedruckt worden, als der Besitzer es für gut befunden. Seidel selbst sagt über die Bildnisse, daß man nicht die aller¬ größte Kunst allhier zu suchen habe, und mit der Aehnlichkeit der Originale sich begütigen müsse. Vielleicht aber haben, fügt Küster dieser Entschuldigung hinzu, damals nicht sonderlich ge¬ schickte Kupferstecher sich in Berlin befunden; maßen binnen so langer Zeit, gleichwie andere, auch diese Kunst höher getrieben und mehr excolirt ivorden. Wer wollte auch den Autor, der eine löbliche und untadelhafte Absicht gehabt: seines Vaterlandes Ehre zu fördern und das Andenken theils seiner Verwandten, theils seiner Landsleute, welche sich wohlverdient gemacht haben, zu erhalten! — Aber trotz ihrer theilweisen Mangelhaftigkeit in der Ausführung, muß die Sammlung mit ihrem schönen Wahl¬ spruch: „Eines jeden edlen Bürgers Pflicht ist es, auf die Ehre des Vaterlandes zu denken", als ein hochschätzbares Werk an¬ gesehen werden.

Martin Friedrich Seidel, kurfürstlich Brandenburgischer Hofund Kammergerichts-Rath, Erbherr auf Blankenfelde und KleinSchönebeck, ließ nunmehr das auf ihn vererbte Haus in der Spandauerstraße uin das Jahr 1650 „repariren", ohne jedoch dem ursprünglichen Baustyl und der alten inneren Einrichtung Abbruch zu thun. Darauf bezieht sich eine zweite Inschrift auf

Mauer

gewölbter Pforte durchbrochen

des Blankenfclde'schen Stammhauses.

— es ist die alte Wir schreiten hin¬

durch und erblicken über uns die alten Kreuzgewölbe, welche

abgegrenzten Gemächern

den

zur Rechten

mit

und Linken in Ver¬

bindung stehen, und hier von einer starken Mittelsäule getragen wurden. Unverändert dagegen sind die Gemächer geblieben — jetzt freilich zu Küchen und Schlafzimmer rc. eingerichtet. Schlank steigen hier die hohen Kreuzgewölbe empor, als Reste altgothischer

Die Rippen vereinigen sich in einem Baukunst in Berlin. Schlußstein, während ihre Console in den vier Wandecken kunst¬ voll gearbeitete, leider aber zum größten Theil zerstörte männliche und Frauenköpfe darstellen. Die Formen dieser Gewölbe, welche an den äußeren Seitenwänden, etwa 6 Fuß vom Boden, mit je einem

spitzbogigen Fenster

versehen

unsere verschwundene Gerichtslaube.

sind,

erinnern lebhaft an

Jene Fenster aber sprechen dafür, daß zwischen den angrenzenden Häusern die schon erwähnten -

freien Gänge sich befanden, welche dann, wie der Augenschein ergiebt, zur Verbreiterung des Hauses benutzt wurden. Zweiundsicbenzig Jahre nach dem Seidel'schen Anbau gelangte das Haus in den Besitz des Hofpredigers Wahrendorff, welcher

21. Erben für 3325 kaufte es dann, musikus Benoni dasselbe (am

April 1722) von den Procurator Staerke'schen Thlr. erwarb. Von den Erben des Ersteren am 15. Juni 1756, der Hof- und Kammer¬ Pape für 4000 Thlr. Als demnächstiger Be¬

tritt mit königlichem Konsens der Schutz- und Handelsjude Wulf Riedel auf, welcher laut Kaufbrief vom 24. September 1759 die Summe von 3500 Thlrn. dafür zahlte. sitzer

Durften die Juden noch unter König Friedrich Wilhelm I. in Berlin erwerben, so wurde ihnen dies von

kein Besitzthum

Friedrich dem Großen in beschränkter Weise nachgegeben. Und so zählte jenes Haus denn zu den dreißig, welche die Inden bis 1763 besitzen durften.

163 Schon am 2. October 1764 ging das Haus an die Schutzund Handelsjuden Moses Joel und Abraham Joseph für 9000 Thlr. über, und es heißt in dem Hypothekenbuche, daß dasselbe

vierzig

„zur Zahl der

gerechnet werde,

concessionirten Judenhäuser"

die also eine Erweiterung um zehn gefunden

hatten. Beide Besitzer kauften das an die Hofseite grenzende baufällige Hintergebäude des Alpen'schen Hauses in der Jüdenstraße für 750 Thlr. dazu, ließen dasselbe abbrechen, und benutzten

Daher die ungewöhnliche Tiefe des durch den modernen Bau eines Quergebäudes in zwei Höfe getheilten Grundstücks. Nach Joseph's Tode veräußerten dessen acht Kinder die ererbte Grundstückshälfte im Jahre 1802 an Moses Joel für 3800 Thlr. (in Friedrichsd'or), so daß derselbe durch die ihm unterm 13. October jenes Jahres von der General-Direction er¬ theilte Concession nunmehr alleiniger Besitzer des ganzen Grund¬ stücks wurde, zu dem noch eine, in der „großen Freiheit" gelegene, Wiese von 37 Quadratruthen gehörte. — Jetziger Besitzer ist bekanntlich der königl. Hoflieferant Theodor Hildebrandt. So erzählt uns diese steinerne Chronik von vergangenen Jahrhunderten, — von dem Wirken vornehmer und mächtiger Patricier da, wo jetzt das geschäftige Treiben des Kaufmannssiandes fast alle Spuren des feudalen Mittelalters verwischt hat. Wie Vieles ist hier nicht unter der Macht der Zeit gefallen, um den so gewonnenen Platz als Hofraum.

einer Neuwandlung

entgegen

zu

gehen

eigenen Daseins, dessen Hinsinken das

—:

Signal

ein

Bild

unseres

zu neuem Leben giebt!

Die offizielle brandenburgische Geschichtsschreibung zur Zeit Friedrich Wilhelms, des großen Kurfürsten. (Fortsetzung, statt Schluß.)

Joachim Pa st orius war der zweite Zu Glogau 1610 Staatshistorigraphen. seinen deutschen Namen

Hirtenberg,

der

geboren,

scheint

er

Sitte jener Zeit

ge¬

mäß, übertragenzu haben; erst gegen Ende seines Lebens nannte Polonus Pastorius de Hirtenberg, oder Joachim

er sich egues

Nach Beendigung feiner Studien zu als Doctor der Medizin und professor historiarnm in Elbing, und wurde 1652 zum Rector der dortigen Gelehrtenschule ernannt. Drei Jahre später tritt er in Danzig sein neues Amt als professor honorarius historiarum an, ging zur katholischen Kirche über und wurde mit geistlichen und welt¬

von Hirtenberg Pastorius.

Leyden,

wirkte

er

lichen Würden überhäuft.

Mit

dem brandenburgischen Hofe

trat

Pastorius 1659 zum ersten Male in Beziehung, nachdem der große Kurfürst mit dem polnischen Souverain sich ausgesöhnt hatte Durch die Ver¬ und in Pommern den Schweden bekämpfte. mittelung des Kanzlers v. Somnitz wurde Pastorius durch die unterm 31. October 1659 im Hauptquartier zu Barth ausge¬ fertigte kurfürstliche Bestallung zum Staats-Historigraphen er¬ nannt. In der Empfehlung des Kanzlers heißt es unter Anderm: „Und weil dann bekannt, wie dieser Mann eine zierliche und angenehme Arth hat im Lateinischen zu schreiben, auch schon etliche feine Stücke seiner Historie an tag gegeben, undt Wo von jemandem einige Wirkliche Fortsetzung eines so mühesamen Werkes, von ihm zuforderst selbige zu hoffen, ab¬ sonderlich aber Ew. Churfl. Durch!, höchst daran gelegen, daß

Polnische

eingerichtet,

nicht

Historie ausgegeben

ohne

Dero

werde,

so

Vorwissen, haben

wie

sie

wir anheim

wollen, ob es beliebe, bemeldtem Pastorio den Namen Ew. Churfl. Durch!. Listoriograplri nebst einem appointernent von etwa 200 Rthlr. jährlich in Gnaden zu verwilligen". Und so feiert er denn in seinem „Plorus polonieus^, welches Werk ihm einen europäischen Ruf verschaffte, den Kurfürsten und die Thaten seiner Truppen und Führer überall, wo solche im Lause seiner Darstellung und in ihren Beziehungen zu Polen geführt werden, mit größter Hochachtung und Anerkennung in den wohltönendsten lateinischen Phrasen. Dies scheint es auch allein ge¬ wesen zu sein — wie der Herr Verfasser meint, — was Friedrich Wilhelm bei der Ernennung dieses Mannes zürn Historiographen beabsichtigte. Wenigstens geben die Akten des Pistorius über die anderweitige Thätigkeit in seinem neuen Amte keine ferneren Als er am 26. December 1681 zu Frauenburg Aufschlüsse. starb, war er Pronotarius apostolicus, Canonicus zu Wennland und Chelm, Oeeanus zu Danzig, Königl. polnischer Historieus, Leoretarius und Oomwissarius. Die nächste Wahl des großen Kurfürsten zur Schilderung des Ruhmes seines Hauses und Landes fiel auf den niederländi¬ schen Professor Martin Schookius. Er wurde.am 1. April 1614 zu Utrecht geboren, besuchte das Gymnasium Hieronymianum in seiner Vaterstadt und, 1629, die Universität Franecker in Friesland, woselbst er drei Jahre hindurch philosophische, theo¬ Dann nach Utrecht logische und mathematische Studien betrieb. zurückgekehrt, verließ er seine Vaterstadt 1638 von neuem, um einem Rufe als Professor der Geschichte und Beredsamkeit, der Geographie und griechischen Sprache nach Deventer zu folgen. Doch schon 1640 gab er diese Stelle auf, um in Groningen den Lehrstuhl für Physik und Logik einzunehmen. — Der bedeutende, bei Hose höchst einflußreiche Domprediger Johann Kunsch von Breitenwalde, stellen

ein ehemaliger Schüler Schooken's, lenkte zuerst die Aufmerksam¬ keit

der brandenburgischen

die

auch

des Kurfürsten

auf unseren Gröninger Professor.

Dieser

erstaunte, als er das knrfürstliche Schreiben erhielt, in welchem

ihm das Historiographenamt angetragen wurde; hatte er sich doch um dasselbe weder beworben, noch eine Ahnung davon, wer ihn empfohlen hätte, bis er aus einem beiliegenden Brief den Namen seines Gönners erfuhr. Die Erfahrungen des großen Kurfürsten hinsichtlich seines ersten Historiographen, scheinen ihn bestimmt zu haben, dem neuen kein bestimmtes Gehalt zuzusichern, sondern nur wirkliche Leistungen entsprechend zu honoriren. So¬ dann erwirkte er für seinen Historiographen unterm 14. Juni

1664 einen sechswöchentlichen Urlaub, um sich im kurfürstlichen zu Berlin für seine Arbeiten unterrichten zu können. Schook arbeitete zunächst ein „Memoriale concernens Historiam Marchicam“ aus, worin er seine historischen Prinzipien aussprach und dem Kurfürsten einen Plan seines Werkes unterbreitete, das, bis zum Jahre 1640 reichend, 18 Bücher umfassen sollte; den Thaten des großen Kurfürsten wollte er 4 Bücher bestimmen und binnen Jahresfrist das Werk bis zum Druck befördern. Diesem Memoriale fügte er, als Probe, einen Theil des ersten Kapitels in lateinischer Sprache bei, welches der modernen For¬ schung gegenüber recht seltsam erscheint. So soll Brandenburg ursprünglich Brennaburg, nach Brennus, geheißen haben; der Gallierhäupiling wird zu einem Heerkönig der Semnonen umge¬ staltet, und die Urbewohner der Mark feiert er als die Eroberer der ewigen Stadt. Nach Ablauf der 6 wöchentlichen Frist, er¬ wirkte der Kurfürst seinem Historiographen einen längeren Urlaub, Archiv

164 und dieser ließ es an dem erforderlichen Fleiße nicht fehlen,

so

im November 1665 die Verhandlungen wegen des Druckes beginnen konnten, an dem Friedrich Wilhelm selbst bis ins kleinste Detail den lebhaftesten Antheil nahm. Weniger sorgfältig war das angeordnete Bemühen der kurfürstlichen Räthe, während der Abwesenheit ihres Herrn, um das äußere Wohl des Historiographen, so daß dem Amtsrathe Matthias wieder¬ daß schon

holt aus Cleve der strenge Befehl zuging, den „Schookium zu contentiren". Dieser, aber hatte noch im December weder das ausgesetzte Kostgeld von wöchentlich 8 Thalern, noch die ihm und seinem Sohne bewilligten 280 Thlr. erhalten; ebenso litten seine beiden Scribenten Noth. Inzwischen war mit dem Drucke be¬ gonnen worden, und Friedrich Wilhelm, welcher einen seiner Lieblingswünsche endlich in Erfüllung gehen sah, ernannte unseren Gelehrten am 15. Januar 1666 zum kurfürstlichen Rath und bewilligte ihm, „wegen der ihm aufgetragenen Charge eines Historiographi", 500 Thlr. Gehalt. Am 25. März desselben Jahres ernannte ihn die Universität Frankfurt zum Professor honorarius, und unterm 13. (23.) August wurden ihm aus den Lebusischen Büschen jährlich 25 Klafter Brennholz bewilligt. — Neben den Studien über die ältere märkische Geschichte arbeitete Schook auch eifrig an einer Darstellung der Thaten seines fürst¬ lichen Herrn. Zum 47. Geburtstage desselben (6./16. Februar 1667) überreichte er ihm den ersten Theil in „zierlicher Rein¬ schrift", die Jahre 1620 bis 42 umfassend, nebst einem schwül¬ Bevor jedoch zum stigen Gratulationsschreiben als Angebinde. Druck geschritten wurde, sollte der Kanzler v. Somnitz einer Kritik dieser Arbeit sich unterziehen, und mit umfassendem Blick meistert der Staatsmann diese Arbeit des kleinlich befangenen Gelehrten, selbst bis auf das von Barbarismen nicht freie Latein, in welcher Sprache dieselbe abgefaßt war. Beide Schriftstücke Aber auch diese bewahrt das Geh. Staats-Archiv noch auf. Kritik sollte gegenstandlos werden, denn im Frühjahr 1668 über¬ raschte den Historiographen der Tod; — seine Arbeit blieb un¬ vollendet. — Martin Schook war ein überaus gelehrter Mann im Geiste des 17. Jahrhunderts; sein tiefes Wissen umfaßte die entferntesten Gebiete und entlegendstcn Materien — zum Historiker aber fehlte ihm der freie, überschauende Blick und die Gabe der

Zusammenstellung wie der übersichtlichen Darstellung. Er ging bei seinen Studien in Kleinigkeiten unter, die er freilich mit Ameisenfleiß gesammelt hatte. Daß ihm überdies noch jede Zeile von den kurfürstlichen Räthen durchgesehen werden sollte, konnte nicht dazu beitragen, sein Urtheil unbefangener, seine Darstellung Hierzu kam noch seine nur mangelhafte leichter zu gestalten.

Kenntniß der hochdeutschen Sprache; viele Dokumente vermochte er nur mit ungenügendem Verständniß zu lesen, und mußte sich daher mit den von den Archivaren beigegebenen Auszügen be¬ gnügen. Gegen Martin Seydel gestand er offenherzig, daß unter

allen seinen Schriften ihm keine mehr Nachsinnen gemacht und mehr Seelenkräfte weggenommen hätte, als seine Märkische Historie, Möchte ein junger, ge¬ zu welcher er fast zu alt geworden sei. schickter Mann sich finden und die Sache wohl ausführen, denn es sei — wie er hinzufügte — ein beschwerlich Ding, den alten verlegenen Sachen ihr rechtes Licht zu geben. — Schook's hinterlaffene Handschriften füllen einen umfangreichen Folianten des Geh. Staats-Archivs. (Schluß folgt.)

Alphabetische Zusammenstellung

in Berlin

sowie

in Berlin geborener,

gestorbener berühmter Personen*).

Von Gllo iiunfi, Post-Secretair. (Fortsetzung.)

f

Kalb,

geb. Marschall v. Ostheim, 12. Mai 1843. Friedrich Adolf Kalckreuth, preuß. Feldmarschall, Gouverneur von B., ff 10. Juni 1818. David Kalisch, Humor. Schriftsteller, ch 21. August 1872. Karl Friedrich Ludwig Kannegießer, Schriftsteller, ch 14. Sep¬ tember 1861. Anna Luise Kar sch, genannt die Karschin, deutsche Dichterin, 12. October 1791. Gustav Karsten, Physiker, * 24. November 1820. 'Karsten, Karl Johann Bernhard ausgezeichneter Mineralog, 22. August 1853.

Charlotte v.

f

f

Heinrich

I.

Kiepert,

ausgezeichneter Geograph und Kartograph,

* 31. Juli 1818. W. A. Kirchhofs, Philolog

und

Alterthumsforscher,

* 6.

Januar 1826. Kiß, Bildhauer, ch 24. März 1865. Klaproth, Orientalist, * 11. October 1783. H. Martin Heinrich Klaproth, Prof, der Chemie, ch 1. Januar August

I.

I.

1817. L. Klein, dramat. Dichter,

Kleist ch

v.

Nollendorf,

ch

2. August 1876.

Generalfeldmarschall,

*

9.

April 1762,

17. Februar 1823.

August Klenze, Professor, ch 14. Juli 1838. Karl Ferd. Klöden, Director der Gewerbeschule/ Geschichts¬ forscher, * 20. Mai 1786, 9. Januar 1856. Freiherr v. Knobelsdorfs, ausgezeichneter Architect, ff 16. Sep¬

f

tember 1753.

Karl Friedrich Wilhelm Knoblauch, Dr. der theol. u. Prof. d. Universität, ch 4. August 1859. Eduard Knoblauch, Baumeister, 29. Mai 1865.

phil,

f

S. G. Koch (Eckardt), Schauspieler, * 26. October 1754. Hans Kohlhase, ch 22. März 1540. Karl Wilhelm Kolbe, Historienmaler, ch 8. April 1853. August Kopisch, Dichter und Maler, ch 6. Februar 1853. Franz Theodor Kugler, Kritiker u. Kunstforscher, ch 16. März

1858.

Küster, Berl. Geschichtsforscher, ch 1776. Karl Lachmann, gelehrter Philologe, Prof, an der Universität, Georg Gottfried

ff 13. März 1851.

I. H. Lambert, berühmter Mathematiker, ch25. September 1777. August Friedrich Ernst Langbein, Dichter, ch 2. Januar 1838. v. Langerfeld, Baumeister (Schloß z. Cöpnick), ch 1695.

K. F. Langhaus, Oberbaurath, ch 22. November 1869. La Roche, Schauspieler, * 12. October 1794. Leopold K. W. A. v.

* 2. Juli 1799.

Ledebur,

berühmter Geschichtsforscher,

*) Da ich diese Uebersicht einer ihrer Vollendung entgegensehenden „Berlinischen Geschichtstafel" als Anhang beizugeben beabsichtige, so bitte ich im Jntereffe der Sache, zu etwaigen Berichtignnge», bez. Vervoll¬ ständigungen mir gütigst verhelfen zu wollen. Der Vers. Anm. der Red. Wirerklären uns gern dazu bereit, Berichtigungen und Ergänzungen in unserem Blatte mitzutheilen.

165

Dr. Lehnerdt, Untcrftaotsfccretar,

f 22.

October 1871.

A. v. Lengerle, landwirthsch. Schriftsteller, ff 23. Dezember 1853. Anton v. L'Estocq, General, * 1738, ff 8. April 1837. Wilhelm Adolf Lette, Präsident, ff 4. Dezember 1868. Clara Liedtke, geb. Stich, Schauspielerin, ff 10. October 1862. * 13. Januar 1819. E. G. Lisco, Theolog, F. G. Lisco, Theolog, ff 5. Juni 1866. G. Liesiowski, Maler, ff 1674. Dr. Otto Lind n er, Chefredacteur der Vossischen Zeitung, 7. August 1867.

f

Heinrich Friedrich

Link,

berühmter Botaniker, Geh. Medizinal¬

rath, ff 1. Januar 1851.

* 15. September 1786. W. Loebell, Geschichtsschreiber, Daniel Fr. Loos, Medailleur, ff 1. October 1819. Albert Lortzing, Komponist, * 23. October 1803, ff 21. Januar 1851. L. Ad. W. Freiherr v. Lützow, Freischaar-Führer, ff 6. De¬

I.

zember 1834. * 29. Mai 1794. Johann Heinrich Mädlcr, Astronom, * 2. Mai 1802. H. G. Magnus, Chemiker, Philipp Marheinike, freisinniger Prediger, ff 31. Mai 1846. Dr. Samuel Marot, Oberkonsistorialrath, ff 12. October 1865. Fr. Will). Marpurg, musikal. Schriftsteller, ff 22. Mai 1795. -ff 17. Mai 1866. Adolf Bernhard Marx, Musiker, * 15. August 1797. Hans Ferd. Maßmann, Sprachforscher, * 30. April 1756. Phil. Fr. Th. Meckel, Profeffor, Joh. H. Ludw. Meierotto, Pädagog, ff 24. September 1800. A. Mein ecke, Direktor, Philolog, ff 12. Dezember 1870. Moses Mendelssohn, ff 4. Januar 1786. Giacomo Meyerbeer, * 5. September 1791. Karl Ludwig Michelet, Philosoph, * 4. December 1801. Freih. von Minutoli, pr. Staatsbeamter, *30. August 1804. * Al. Freih. von Minutoli, Kunsthistoriker, 26. December 1806.

I.

'I.

Sir

Andrew 1771.

f

Eckhard

Mitchell,

Mitscherlich.

tapferer Freund Friedrich des Großen, Professor

der Chemie, Medizinalrath,

ff 28. October 1863. 14. November 1844. Gaspard Moliöre, Prediger, Andreas Möller, Bildnißmaler, ff 1762. 26. Juni 1793. Karl Philipp Moritz, Schriftsteller, Johann Karl Will). Mosen, Leibarzt Frdr. d. Gr., ff 1795. Möser, Violinspieler, * 1774. Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte-Fouguö, Dichter, ff 22. Januar 1843. * 8. November 1806, Theodor Mügge, Romanschriftsteller,

f

f

Johannes Anger. Ein Lebensbild vo» fl. ßöpfntr. Johannes Unger war aus Perleberg gebürtig : er studirte, und stand bis zu seinem Tode im Dienste seiner Vaterstadt als Stadtschrciber und

unterstützt durch Stipendien, Jurisprudenz, später auch als Kirchenvorsteher.

Er lebte zur Zeit

des Großen

Kurfürsten. Daß er seine Kraft Perleberg widmete, lag mit in der Vorschrift der Stadtstatuten, wonach der, welcher durch städtische Unterstützung studirte, auch ihm zunächst dienen mußte. Es ist ein wahres Vergnügen, die von Unger geschriebenen Akten und Briefe zu lesen; er war mit ganzer Seele bei der Sache, und seine Handschrift ist köstlich. Er hatte nicht nur das Perlcberger Archiv genau durchgesehen, er kannte auch die juristischen Werke durch und durch, und benutzte seine Kenntnisse zum Heil der Stadt und der hiesigen Kirche, deren Verhältnisse durch den

dreißigjährigen Krieg überaus traurige geworden waren. Der rechtliche Mann verfuhr als Kirchenvorsteher nach der kurfürstlichen Vorschrift: „die Kirchenvorsteher sollen nichts stecken lassen, in Ansehung, daß ihm als Christen gebühret und sie wegen ihres Amtes pflichtig sind, der Kirchen, Kasten und Armuth mit allem treuen Fleiß vorznstehn, auch dasjenige, was dazu verordnet, zu Rathe zu halten, und Niemand, sonderlich aber denen, was nachzulassen, sondern wo sie so ziemlich vermögend sind,

milde und gutwillig sein wollen, das sollen sic von dem ihrigen thun und ihnen nicht Gunst mit des Kastens Schaden machen." Nach diesem Grundsatz ging er seine Bahn und achtete keine

Vornehmheit, keine Collegenschaft, keine Verwandtschaft. Wie sehr das Elend des Krieges den Sinn für Wahrheit und Recht getrübt hatte, beweist eine Anzahl von Prozessen, die Unger als Kirchenadvokat führen mußte, um „dem bedrückten St. Jacob" wieder zu dem Seinigcn zu verhelfen. Einiges davon möge hier folgen!

a) An einer Seite des Kirchhofs stand das Hospital St. Georg, welches bis 1638 zu Wohnungen für die Beguinen benutzt worden war. Zu diesem gehörte eine mächtige Scheune, Der Bürgermeister Clemens K. bedacht mit 7400 Dachsteinen. suchte sich die Scheune zu verschaffen; er fing die Sache pfiffig Er lieh den Kirchenvorstehern zehn Thaler, im nächsten an.

Jahre forderte er das Geld zurück. Da sie nicht zahlen konnten, weil Ebbe in der Kasse war, sprach er: „Ich habe die Scheune hinter meinem Hause verkauft-; nun fehlt mir der Raum, um den Segen der diesjährigen Ernte zu bergen. Ueberlaßt mir die Scheune von St. Georg für das Geld." Sie thaten es und widersprachen nicht, als der Kauf gerichtlich gemacht wurde. Er¬ baute dann die Scheune mit dem Material des etwas verfallenen auch diesmal stimmten die Kirchenvorsteher zu, Beguinen ihrer Wohnungen für die Dauerdie obgleich dadurch beraubt wurden. Clemens starb; seine Wittwe Anna hielt fest-,

ff 18. Februar 1861. Luise Mühlbach (Clara Mundt), Romanschriftstellerin, ff 26. September 1873. Fr. Gottlob v. Wühler, Ob. Tribunals-Präsident, ff 1857.

Hospitals aus;

Müller, Physiologe und Anatom, ff 28. April Publicist und Diplomat, * 1779. Müller, A. H. Theodor Mundt, Schriftsteller, Prof., ff 30. November Fr. Sam. Mursinna, Philosoph, * 17. Juni 1754. Chr. Ludwig Mursinna, Arzt, ff 18. Mai 1823.

Cr ließ, weil die Ochsen von nach der Vorschrift des „zerpeddeten", Gräber Anna die Frau Kirchhof einzäunen, doch so, daß den Kurfürsten Johann Georg Anna riß Frau der Zugang zur Scheune nicht gehindert war. ein Stück des Zaunes wieder fort, und nun kam es zu einer

Johannes

(Fortsetzung folgt.)

1858.

1861.

was er erworben hatte. Nun kam Unger ins Amt.

Klage vor dem Consistorium, in der Unger die ganze Angelegenheit Zuerst verlor Anna den Prozeß, doch sie appellirte

enthüllte.

unter Beistand ihres Sohnes und erreichte, daß Unger abgewiesen wurde.

166

In

den Klageacten finden

Stellen: die Meisten sind zu

sich

schwach,

von Ungers Hand folgende mit dem Bürgermeister zu

rechten; die Kirchenvorsteher lassen die Sache stecken, um

mit

Tage wieder auferwecket werden sollen, Schlafhäuser sind, sollen dieselben allewege rein und zierlich gehalten werden,

wir

wie

denn den Räthen in Städten, auch Schulzen und Gemeinen

den

College» im Rath keinen Widerwillen zu haben. — Welche Schande ist's, daß sie Kirchengut um ein Hundebrod an sich bringen. — Die mageren Kühe, welche sie aus dem Kirchenstajl

Dörfern hiermit im Ernste auferlegen, daß

sie

in

dieselbigen allent¬

halben mit Mauern, Planken oder andern guten Zäunen, auch

Schranken und Thüren wohl und mit Fleiße

also vermachen,

hat müssen ruiniret, und nun 32 Jahre her arme Leute ihrer freien Wohnung beraubet werden? Welcher christlich gesinnte Mensch sollte wohl nicht eifern, wenn er sichet, daß um eines

darauf kommen können." — Hier stehe doch die Appellatin bei dem Appellanten etwas stille und expectorire sich gegen denselben, ja gegen die ganze ehrbare und christliche Welt, mit was vor einem Wissen und Gewisien sie doch so vielfältige harte Schmähworte, unzeitiges Busenschieben (?), Anzüglichkeiten, unbesonnene Jmputationes, Calumniren, Ehrenverletzuugen ausspeiet. — Sie solle wissen, daß ein großer Unterscheid unter den Wittwen sei, auch daß eine Wittwe, welche billiget und mit Ursache daran ist, daß arme Hospitalwittwen des Orts ganz delogiret, damit nur die ver¬

Mannes Privatnutzen ein Hospital ist

dammte privatnützige Scheune angerichtet

werden nehmen lassen, verschlingen.

— Wann

können leicht ihre eigenen feisten

Kühe

daß

die Alten jemand einen Fluch anwünschen

ihm einen Stein vom Kircheudach auf sein Haus gedenket wohl die Appellatin, wann sie viel tausend Kirchcnsteiue auf ihrer St. Jürgenscheune liegen siehet? Ist es wohl christlich und nicht abscheulich, daß zur Reparation dieser verfluchten Scheune das übrige vom Hospital St. Jürgen wollen, haben

gewünscht.

sie

Ei, was

abgedecket

und dadurch

vollends ruiniret worden? — Sehet, wie Bürgermeister

Clemens K.

keine

Schwbine,

Kühe

ander Vieh

oder

'werden

möchte,

selbst



hält um die Scheune an. weil er hinfüro sein Korn nicht würde Eine über alle Maße wichtige causa urgens, legen können. weswegen noch dazu das übrige von den Hospitalswohnungen

Wittwen Das Resultat dieses Prozesses, durch den Unger viel zu leiden hatte, war für die Kirche ungünstig. Unger erhielt vom Consisiorium sogar den Befehl, sich der Cognition in solchen Sachen gänzlich zu enthalten, weshalb wohl auch das letzte seiner Actenstücke in dieser Sache mitten im Satze aufhört. b) Hans P., ein Tuchmacher in Perleberg, besaß ein Haus, auf welchem eine mit fünf Procent zu verzinsende, der Kirche

mußte abgedeckt und ruiniret werden, denn

gehörige Hypothek

sich

eine Verfolgerin der

nicht entfärbet hat, 47 maligem kurfürstlichen Befehl zuwider

(jährlich wurde von dem Rath der Eid geleistet) Kirchen- und Hospitalsgcbäude anzutasten, gleich einem Soldaten, den oftmals aber die Noth und der Mangel dazu veranlasset. — Clemens K.

so

hundert Gulden ruhte. Er hatte von abgetragen, Jahre lang die Zinsen nicht 44 1634—1678, also

solches nicht geschehen

wäre, wäre ja des Mannes Heu und Stroh durch den Regen naß geworden, welches in alle Wege zu verhüten so sehr nöthig

war, daß

auch

die Beguincn,

welche nach

von

und als er deswegen von Unger verklagt wurde, gab er an, daß Acker abgetreten sei, wovon

dem damals wieder

erlangten deutschen Frieden mit der Wohnung hätten

sei.

für das Geld der Kirche ein Stück

und nun die Jahre her lamentircn müssen, daß eines privatnützigen Mannes Heu und Stroh viel höher als die christliche Barmherzigkeit und

Auch Hans P. aber nichts enthielten. Faniilie, doch war er wohlhabend. — Unger schreibt: Wir bezeugen mit Gott, der unsre Herzen prüft, daß wir zu keinem andern Ende zielen, als der Kirchen mit aller'

Liebesübung au seinen armen Ncbenchristen geachtet. 0 tempora, o mores! — Solch geistlich Konsistorium, das dergleichen für

Treue und Fleiße pflichtmäßig vorzustehen. — Wenn wir unsere Kirchenregistraturen fragten, wieviel ist Hans P. unserm Herrn

sollte, ist in der ganzen Welt, sogar auch Türkey zu finden. — Es ist die von des Laudes¬ nicht in der herrn chfl. Dchl. selbstverordnete Medizin und Rezept, welches sonst bei gewissenhaften Leuten probat, viel zu schwach und gelinde,

und befänden sich etliche hundert Florin, wollten aber mit solchem Schuldner dahin stimmen, daß er seinen Brief nehmen und nur 38 Floriu 20 Schilling schreiben möchte, obschon die göttliche so würden wir feine gerechte Leute sein, Wahrheit selbst Lucas 16 solches ein ungerechtes Haushalten nennet. — O der Kircheuschuldner finden wir Viele, welche ihre

versorgt

die Kirchenrechnungen

werden können, das Dach von solcher Wohnung dazu hergeben

Recht

besaß eine zahlreiche

St. Jacob

erkennen

mit Kirchcngütcrn zu bereichern, bei — Sie soll erst lernen, welche dieser Patientin rechte Wittwen sind. 1) Eine rechte Wittwe soll ihr eignes Haus göttlich regieren; (folget das date deo von selbsten). 2) Sie soll ein Gezeugniß guter Werke haben; (man verlangt nur die gute Werke, davor sie voll hat: Zins für Kirchengärten rc.). 3) Sie soll nicht schwätzig und fürwitzig sein, auch das nicht

die bösen Humores,

sich

abzuführen.

schuldig?

Briefe genommen, das Quantum ihres Capitals, Zinsen und Pächte verringert und zum Theil ohne der Kirchen Sätisfaction eine Nulle darin geschrieben. — Es ist bei dieser jetzigen bösen

eigennÄtzigen Welt

eine

wahre

Unmöglichkeit,

daß

ein

Kirchenvorsteher könne seinem Amte ein rechtschaffenes Genügen „Der ohne Feindschaft und Lästerung leben.

(über mich hat sie viel Schmähworte ausgespieeu). 4) Sie soll dem Widersacher keine Ursache zum Schelten geben. (Das ist actcnkundig an ihr.) — Mit ihren Waisen darf sich die Appellatin auch so breit nicht inachen, denn

leisten und dabei

Kindern sind nur zwei unter 25 Jahren, davon Jahr ist. — Seit 1672 ist aus der Appellatin Hause nicht ein Groschen zur Erhaltung der Kirchen und Schulen hergegeben worden, ob sic gleich solche Güter besitzt, davon ein Kirchenzins erfolgen muß, — es wäre denn, daß sie

und wohlhabenden Tuchmacher dieser Stadt, welcher nicht alleinu mit seinen eigenen, sondern auch von andern erkauften Tüchern zu Markte ziehet, ja andern Leuten bei 40 und mehr Thalern

reden, das nicht sein soll;

von ihren

sogenannte neue Vorsteher" (nämlich Unger) weiß davon ein Lied zu singen. — Nun ist gleichwohl Hans P. ein ganz anderer

Mann, als

sechs

die jüngste schon ins 18.

etwa»

1

vorstrecken kann. (Fortsetzung folgt.)

Pfennig in den Klingebeutel geworfen hätte. — Ihre

Cs heißt aber in kfl. Ver¬ ordnung von 1573 schon: „Und weil die Kirchhöfe der verstor¬ benen Christen, so von Christo selig gemachet und am jüngsten

er sich stellet, sintemal er einer von den vornehmsten

Ochsen haben die Gräber zerpeddet.

j

167 Noch einmal

In

-er

und freundliches Wesen im besten Andenken steht.

Schelch des Nibelungenliedes.

Nr. 9. und 11.

dieses Jahrganges

wird das in der

Ueberschrift genannte Thier als „bis jetzt nach nicht gedeutet" er¬

wähnt. ob

Unterzeichneter, als Nichtzoologe, kann nicht beurtheilen,

dasselbe

bereits als unzweifelhaft festgestellt betrachtet werden

Eine

kann.

Meinung

über diesen Gegenstand ist indeß von

competenten Fachmännern

schon

vor etwa einem halben Jahr¬

hundert geäußert werden. In Kanp's „Thierreich" (Band I., Darmstadt 1835, S. 171) findet sich beim Riesenhirsch, Oervus enryceros, einer 'ausgestor¬ benen Art, deren Reste sich besonders in den Torfmooren Irlands, aber auch in Deutschland, Frankreich und England gefunden

„Sollten wir in unserm Programm Etwas

eine Länge von 2,6 in und einen Abstand der Endspitzen von

Grenzen desselben nicht richtig bezeichnet haben,

4,3 w

uns hierauf aufmerksam zu machen".

Bemerkung: in dem Edinburger Journal of sc. und haben bewiesen, daß dieses Thier erst nach dem Jahre 1550 unter den lebenden Thieren erloschen und es im Nibelungenlied unter dem Namen Schelch erwähnt ist." Nach Anderen soll Schelch ein altes männliches Elenn sein. Die Worte rviesent und ür sind S: 110 nicht ganz richtig übersetzt. Unter wiesent ist der in dem bekannten Walde von Bialoweza in russisch Littauen auch heut lebende Auerochse (Los biso»), unter ür die ausgestorbene Stammrace unseres zahmen Rindes (Los urus s. primigenius) zu verstehen. P. Ascherson. besaß, folgende

Zeitschrift für allgemeine Museologie und verwandte Erscheint monatlich zwei Mal. Redacteur: Hof rath Dr. I. G. Th. Graesse. Expedition und Verlag: T. Moritz Hoffmann. Dresden-Neustadt, Kaiserstraße Nr. 3. Sehr richtig heißt es in der am 1. Mai 1878 erschienenen Probenummer: „Ein Organ, das sich zum Ziele setzt, der Ver-

Wissenschaften.

miltelungspunkt der

Museologie

eines

und

gemeinsamen Wirkens

der

von Sammlern

suchen

wir

vielen

Museen

auf dem Gebiete

und Liebhabern

ge¬

mit

den

der Zeitschrift stände

eine

mit hinein

besondere

scheint uns der

Titel

bekannten Notes and Queries für die englische waren". Literatur An die Spitze eines solchen Blattes zu treten, ist zweifellos Niemand befähigter als unser Johann Georg Theodor Graesse, der als Bibliograph, Literarhistoriker, Kunst- und Alterthums¬ forscher seit Dezennien sich eines besonderen Rufs erfreut und der als Direktor des grünen Gewölbes, des Münzkabinets, der Porzellansammlung u. s. f. große Institute von künstlerischer,

eine naturgeschichtliche Museologie giebt,

liegenden der

welche

Da

zweckmäßiger,

es auch

von dem vor¬

Unternehmen selbstredend ausgeschlossen ist,

Titel kürzer und

so

würde

gleichzeitig aber alle ver¬

wandten Wissenschaften einbegreifend also lauten: Zeitschrift für kulturgeschichtliche Museologie". den 17. August 1878.

E.

Friede!.

Der von der Rcntel'schen Buchhandlung in Potsdam herausgegebene 25. Catalog des antiquarischen Bücherlagers um¬ faßt auch die nachgelassene Bibliothek des verstorbenen Geheimen Regierungsraths und Directors Frhr. Dr. v. Ledebur. Wir machen auf das reichhaltige Verzeichnis;, welches besonders dem Gebiete der Geschichte und Zeitschriften, der Genealogie, Heraldik und Numismatik, sowie der Geographie und Reisen (incl. Atlanten und Karten) und der Militairwiffenschaft angehört, hiermit be¬

Mittheilungen uns

Berolinensia und Marchica

dem Verein

für die

Geschichte

sind

Berlins.

Am Sonnabend den 17. August verlas int deutschen Dom den Versammelten Herr Dr. C. Brecht einige Bemerkungen des Havel¬ berger Courier und zwar aus den Nr. 63 und 64 über die An¬ wesenheit des Geschichtsvereins in Havelberg. Eine Debatte, die sich daran knüpfte, ergab die Ueberzeugung, daß diese Behauptungen falsch seien. — Herr Geh. Hofrath L. Schneider theilte mit, daß, nach Einvernehmen mit Herrn Major von Prittwitz-Gafsron, die Wanderversammlung in Park Glienicke (NeubabelSberg, Böttcherberg) unter Führung des letztgenannten Herrn am 14. (oder 15.) September stattfinden werde. Näheres wird noch mitgetheilt. Am Sonnabend den 24. August gestaltete sich die gesellige Zu¬ sammenkunft im deutschen Dome in der That zu einer lediglich ge¬ selligen, da von dem Vorstande nur der 3. Vorsitzende und der Archivar anwesend waren und keiner von beiden Herren den Vorsitz zu über¬ Die Gesellschaft unterhielt sich über nehmen sich veranlaßt sah. mancherlei Schwierigkeiten, die der Geschichtsschreibung der jüngst vergangenen Zeit bereitet worden.; über das Berliner Schulwesen; über den Stralauer Fischzug u. a- m. Beschlüsse wurden selbstverständlich nicht gefaßt.

Frngekasten.

gewerblicher und kulturhistorischer Bedeutung ersten Ranges ver¬

waltet und bei allen Besuchern Dresdens durch sein umgängliches

Kunst-

Sodann

fehlt.

zu allgemein und zu lang.

vertreten.

die rühmlichst

die von

neueren

zumal für diese Gegen¬

zu ziehen,

museologische Zeitschrift

sonders aufmerksam; auch viele

händler, gleichzeitig in seinem Jnseraientheil ein Vermitteluugsblatt für Nachfragen und Angebote, für Ankauf, Verkauf und „Es soll für diese Zweige ungefähr das werden, was Tausch.

und

objecten ic. gleichzeitig gesammelt worden, doch ja in den Rahmen

Kunstindustrie zu sein, fehlt gänzlich, so zeitgemäß und noth¬ wendig es auch ist". Die Zeitschrift, welche einem seit lange vorhandenem Bedürfniß begegnet, soll ein Archiv werden, worin Nachrichten über einzelne theils nur wenig, theils noch gar nicht bekannte Gegenstände öffentlicher und Privatsammlungen nieder¬ gelegt werden, ein Cenlralpunkt für den internationalen Verkehr nützigen Vereine und Gesellschaften, der Antiquitäten- und Kunst¬

oder die

bitten wir,

so

Dem nachkommend er¬

mittelalterlichen

pflegten einzelnen Fächer der schönen Künste, Antiquitäten und

der Museen, der Privatsammlungen, der gelehrten oder gemein¬

übersehen

die Red. auch die heidnischen Alterthümer,

Berlin,

Literatur.

ist

Bescheiden genug sagt die Red. am Schluffe des Prospects:

haben, und deren Geweih am Rosenstock einen Umfang von 0,3 m,

„Dr. Hibert Professor Goldfuß

Graeffe

Polyhistor im guten, ja im besten Sinne des Wortes und sonach zur Leitung einer museologischen Zeitschrift ganz vorzüglich berufen. Dr. Graeffe bringt gleich in der Probenummer mehre inter¬ essante kulturgeschichtliche Beiträge: Die geschnittenen und ge¬ preßten Trictacsteine aus dem 17. Jahrhundert (von denen n. A. das hiesige Märkische Museum eine stattliche Folge besitzt); Zur Geschichte der Spielkarten; Ueber die in den König!. Kunst¬ sammlungen zu Dresden vorhandenen Andenken an den Hof¬ narren Joseph Fröhlich u. s. f. Das Format des Blattes ist das des „Bär", die Seite zwcigespalten, die Lettern, entsprechend dem internationalen Charakter des Blattes, lateinisch.

Hr. Dr. 8.

In

nächster Nummer.

168

Ffir die Abonnenten des Bär. Durch die Expedition dieser Zeitschrift in Berlin SW., Bahnhofstr. mässig’ten Preise von 3

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an die glückliche Errettung Sr. Maj. des Kaisers. Jedes deutsche Herz ist roll freudigen Dankes gegen die gütige Vorsehung für die Errettungund Erhaltung- des kostbaren Lebens Sr. Majestät des Deutschen Kaisers. Der Erinnerung dieses er¬ fahrenen Heils ein bleibendes Zeichen zu errichten ist dieses Bild bestimmt; der Gegenstand ist eine Apotheose, und giebt in rührend tief empfundener Weise der Treue und dem Danke des deutschen

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eder, welcher sich von dem Werthe des

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j

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kommen zu lassen.

in Berlin. — Druck von W.

Pormetter in Berlin.

15. September 1878

Dr.

ZLrecht, Prof.

Kassel, Stadt-Archivar I-idicin, Cheod. Kontane, Stadtrath Geh. Hofrath L. Schneider, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin rc. rc.

Dr. H'aukus

L. Kriedel,

herausgegeben von

George

Hiltl

und

Ferdinand Meyer.

Das Blatt ist durch alle Buchhandlungen und Postämter, sowie durch die Expedition (Bahnhofstr. 1) jn beziehen. — Literarische Beiträge sind an die Verlagshandlung von Alfred Weile in Berlin zu senden, welche sie der Redaction übermitteln wird. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 25 Pfg., werden von den Herren Haasenstein u. Vogler, Rud. Messe,-

Bern h. Arndt,

sowie von der Verlagshandlung entgegengenommen.

Inhalt.

Berlinisches Jnseratenwesen. Bon Dr. H. Kletke. — Johann Unger. Ein Lebensbild von A. Hopfner. (Schluß.)— Alphabetische Zu¬ sammenstellung in Berlin geborener, sowie in Berlin verstorbener berühmter Personen. Bon Otto Runk. (Fortsetzung.) — Literatur. — Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins.

Lerlimsches Mlerateimeleu. Von Dr. Kerm. freiste.

nter den Berlinischen Zeitschriften des vorigen Jahrhunderts, von denen leider viele spurlos verschwunden sind, nimmt bei näherer Betrachtung die unter diesem Titel erschienene, in mehr als einer Hinsicht, einen nicht zu unterschätzenden Platz ein. Das darin enthaltene Material ist in der That ein so reichhaltiges, wirft auf die verschiedenen Zweige des damaligen geistigen, sittlichen und industriellen Lebens

so

interessante Streif¬

wundern kann, warum solches erst jetzt einer unterzogen wird, zumal vollständige Exemplare durchaus nicht zu den Seltenheiten gehören. Der große Umfang des Journals und der oft gar nicht zu bewältigende

lichter, daß man eingehenden

sich

Beleuchtung

Schwulst, in dem es von widerlichen Zoten dafür indeß genügenden Grund, und ich muß offen gestehen, daß ich selbst mehr als einmal auf dem Punkte stand, die angefangene Arbeit über Seite zu werfen, so sehr zweifelte ich an der Möglichkeit einer schicklichen Darlegung. Wenn es mir trotzdem nicht ganz gelungen sein sollte, dieser Norm Bombast

und

wimmelt,

geben

so bitte ich zum Voraus um Entschuldigung und Grund in dem allzu crassen Material zu erblicken. Fangen wir ab ovo an, so ist es zunächst der Titel, der uns seiner Absonderlichkeit wegen in die Augen fällt. Es muß den Herausgebern nicht ganz leicht geworden sein, ihn so zu¬ sammenzustellen, wie er sich noch heute repräsentirt, mit dem

treu zu bleiben,

den

geheimnißvollen, zungenbrecherischen,

mexicanischen

Namen

des

guter viel¬ Herausgebers „Tlantlaquatlagatli"; versprechender Titel war damals vielleicht noch mehr erforderlich denn

ein

als heut.

Wer

sich

unter demselben verbirgt, ist schiver zu

Nach genauer Untersuchung stellt

mitteln.

sich

er¬

das Geheimniß

indeß folgendermaßen dar.

Im

schon ein ähnliches Blatt Titel: Seyfried's Lauf der Welt, oder Berlini¬ Neuigk eite n-Blatt, ebenfalls bei Petit & Schöne

Jahre 1788 war nämlich

unter dem sches

unter der Stechbahn herausgekommen, aber aus unbekannten Gründen nach kurzem Bestehen wieder eingegangen. Die Concurrenz aber und der mögliche Verlust ließen den Verleger nicht lange ruhen und so trat er denn schon im nächsten Jahre mit einer neuen besser.disponirten Speculation an die Oeffentlichkeit. Herr Schöne muß, wenn nicht alle Anzeichen trügen, die Seele des Unternehmens gewesen sein, dafür sprechen die öfters aus Leipzig zur Zeit der Messen datirtcn Erklärungen am Schlüsse mehrerer Nummern. Zur Zusammenstellung des Materials und zur Abfassung einzelner bestimmter Abschnitte hatte er aber, und dies zu seinem Unglück, einen moralisch und Physisch verkommenen Literaten angestellt, eben jenen Seyfried, dessen Lauf der Welt Die Pseudonymität erklärt sich also so bald abgelaufen war.

Der Herr Verleger scheute sich zugleich auch die sehr leicht. Ehre des Herausgebers offen vor der Welt zu beanspruchen und Herrn Seyfried's Name war jedenfalls so übel berüchtigt, daß sein Abdruck eher zum Schaden, als zum Vortheil für das Blatt gereicht haben tvürde.

trotzdem

nicht

in

Lange konnte

seiner

anonymen

sich

der letztgenannte aber

Stellung behaupten.

Es

brachen Differenzen zwischen ihm und Herrn Schöne, wahrscheinlich

170 wegen

seiner

bissigen,

alles

begeifernden Schreibweise,

welche

Blattes zu untergraben drohten, aus und Herr Seyfried wurde aus seiner Stellung entlassen. Darauf traten Ereignisse ein, die wegen ihrer Aehnlichkeit mit jüngst geschehenen erwähnt zu werden verdienen: Herr Seyfried gründete sofort ein anderes Journal unter dem Titel: „Preußische Annalen" und spielte sich darin als den Urheber der Berlinischen Chronik auf, die er nunmehr in einem neuen Gewände als „Preußische Annalen" fortsetzen werde. Herr Schöne behauptete das stricte Gegentheil und so entspann sich ein Federkampf, in dem cs auf beiden Seiten nicht an bedenklichen Schmähungen gefehlt Die „preußischen Annalen" konnte ich leider zu haben scheint. die Existenz des

nicht zu Gesicht bekommen und

so

mußte ich mich auf die Er¬

örterung des streitigen Punktes in der Chronik selbst beschränken, in welcher Herr Seyfried in einer Weise mitgenommen wird, daß es unmöglich erscheint, wie er ferner in Berlin habe leben können. Der Ausgang des Processes ist mir indeß nicht bekannt geworden. — Zur Illustration des Gesagten sei mir gestattet, einige der darauf bezüglichen Stellen der Chronik mitzutheilen. —: Am Schluß des VII. Bändchens wird das geehrte Publicum gebeten, alle Beiträge zur Berlinischen Chronik nur in der Petit & Schönescheu Buchhandlung abzugeben und der

der preußischen

Bändchen: Hirten-Brief an den Verfasser Annalen — Es heißt Eingangs desselben:

„Wie Sie Chronik Berlins wollen,

da

ich

N. Die Hand auf's Herz, Herr Kollege, glauben Sie

Herr Verfasser, unterstehen können, meine durch Ihre preußischen Annalen fortsetzen, zu Gottlob, selbst noch lebe, selbst denken und

Ihre

Correcturen fortsetzen, verstehe

und begreife ich ganz und gar nicht. Daß Sic meine gesammelten Arbeiten eine Zeitlang ordneten, die guten Sachen öfters schändlich verhunzten, oder gar wegließen, und mit Ihren eignen Arbeiten das König!. National-Theater, wovon Sie nicht viel Gutes zu (ob Sic schon einmal sich als Theater-Dichter hatten; mit langen Titeln das Publicum engagiret Hamburg in sagen wußten,

an der Nase herumführten;) das macht Sie nach lange nicht zum Verfasser der Berlinischen Chronik. Meine Chr. Brl. hat

freilich dadurch bei den auswärtigen Liebhabern vieles gelitten, daß ein Berliner Gelehrter durch eine Anzeige in der Gothaischen Zeitung Sic als Verfasser derselben angab; auch dabei so unhöflich war, solche abscheuliche Wahrheiten von Ihnen zu sagen, daß mir noch jetzt vor ihnen graut, und besonders die saubere Erinnerung macht, wie habe

Sie

damals

zu theatralischen Kcnntnisten

meine Ehre gerettet und

in

Ich optima forma bewiesen, daß Herr Seyfried nicht Verfaster der Chronik Berlins, sondern blos Redacteur sei." — Im folgenden Stücke richtet Herr Schöne eine noch dringlichere Ermahnung an Herrn Seyfried und sagt darin: „Dank mit Undank zu belohnen, jemandes Ehre zu schänden und ihn lächerlich zu machen, dazu gehört gewiß keine Gelehr¬ samkeit. Ob Sic dieses an mir, oder ich an Ihnen gethan, das wird der Ausgang

unser

daß

gemeinschaftliches

Kind,

unseres Processes

ausweisen.

Ant-

worten werde ich Ihnen nie wieder; aber Ihnen jederzeit vor Gericht unter die Augen treten und Ihnen Wahrheiten ins Gesicht sagen, die sich nicht werden leugnen können.

Berlin 2. October 1790. Schöne, Buchhändler."

die Chronik von

Berlin

als Volksblatt seinem Zwecke entspricht und unverbesserlich fei? Tl. Alles was sie, die Chronik, enthält ist zweckmäßig; unverbesserlich aber ist in der Welt nichts. N. Nun wohl.

Wir

wünschen unserm Herrn Verleger reichlichen Absatz,

Tl. Hier

wir

auch

wir

das unsrige nach

Ein Wort ein Mein Kopf gehört dem Publico. — Am Schluffe der in gleichem Tone fortgeführten Zwiesprach

allen Kräften thun.

Mann

sich,

schreiben kann, solche ohne

gekommen.

giebt :

wünschen viele Leser: da wollen

promptesten Einsetzung gewiß zu sein.

Im VIII.

P. S. Ich sehe den Tl. weder so ähnlich als Sie. Wundre mich also um so mehr, wie Sie mich zum Verfaster oder Fortsetzer der Chronik v. B. machen können. Wenn ichs Ihren abgeschickten Freunden selbst gesagt habe, müssen Sie mich verteuffelt dumm ansehen, wenn Sie glauben, daß ich dieses den Autor auf der Chronik auf die Nase binden werde. Punktum. Nach dem Abgänge Seyfrieds trat ein anderer in seine Stelle, dessen Jncognito nicht zu enthüllen ist. Er unterschreibt seine Arbeiten, welche vorwiegend den Raum der Wochenheste füllen, mit Niesewurz, zeigt aber große Aehnlichkeit mit früheren Stilproben, so daß man annehmen kann, Herr Schöne habe auch ihn geleitet und inspirirt, nur daß er gefügiger als Herr Seyfried war. — Im 249. Stück (20. August 1791) wird eine Unter¬ redung zwischen Tlantlaquatlagatli und Niesewurz mitgetheilt, die bezüglich vorzunehmender Veränderungen einigen Aufschluß

meine Hand.

!

wird denn von Niesewurz gesagt, der nunmehr Redacteur ist: „Also dabei bleibts: wöchentlich ein Stück für irgend einen Handwerksmann oder einer vernünftigen Hausfrau brauchbar." — Ueber das in der Folge wirklich geleistete können wir heute nur mitleidig lächeln. — Der Abgang Seyfrieds hatte auch eine Aenderung in Bezug auf das National-Theater zur Folge. Der nunmehrige Heraus¬ geber schreibt darüber: „Dieser Artikel in unserer Wochenschrift leidet jetzt aus Der Plan dieses Blattes gewissen Gründen eine Abänderung. war anfänglich nicht, die Acteurs des Kgl. National-Theaters^ mit bäurischen Tadel und groben Beleidigungen zu decouragiren. Nur Fehler anzuzeigen, und Mittel zur Verbesse¬

rung vorzuschlagen, war das Versprechen des Verfasters und der angelegte Plan des Verlegers. Wer also einige Beiträge darzuzuliefern gesonnen ist, dem mag dies wenige zur Nach¬ dienen. Man lobe den, der Lob verdient und tadle den, der getadelt werden muß, damit er sich bessere. Ueber-

richt

dem ist derjenige

nur unter die elenden Scribenten zu rechnen,

als auf seinen Nächsten und dessen Ehre weiß; wir verlassen also die erste Laufbahn der Anzeigen des Nationaltheaters, welche bis zum März dieses Jahres (1790) gekommen war und sangen mit Sep¬ welcher zu

nichts

schmälern

tember an.

Stehende Mitarbeiter scheint Herr Schöne außerdem nicht gehabt zu haben, wohl aber fanden

sich

viele gemüßigt,

ano¬

nyme Einsendungen zu machen, die nach Befund aufgenommen

Unter der Ueberschrift „Quittungen" wird eine Rubrik geführt, in der welcher Empfang bescheinigt und über die Aufnahme entschieden > wird. Daß es vielfach Eitelkeit war, welche zu solchen Einsendungen Veranlastung gab, beweist der Umstand, daß diejenigen, welche ihre unsterblichen Schriftstücke wurden.

171

bald, schneller als die Reihe der Folge nach an sie gekommen wäre, gedruckt sehen wollten, nach Maßgabe der Druck¬ Tlantlaquatligatli läßt sich in kosten dafür zu bezahlen hatten. einer „Erklärung" darüber aus. — Die zahlreich abgedruckten

Berlinische Merkwürdigkeiten Volksblatt.

möglichst

Gelegenheitsgedichte, bei deren Seetüre man übel und weh wird,

häufig Namensunterschriften;

tragen hingegen

waren

es

dies

sondern nur Reproduktionen

jedoch

nicht directe Einsendungen,

schon

anderweit als Flugblatt oder sonst wie gedruckter Versi-

sicationen, um den Raum zu füllen, sowie auch Angelegenheiten, die nichts weniger als zur Chronik von Berlin gehörig sind,

werden

abgehandelt

und

lange

Einsendungen

Frankfurt an der Oder und anderen Städten

aus sich

Hamburg,

unnütz darin

breit machen. Nach dieser gedrängten Uebersicht über die Autoren unserer

Chronik scheint es gerathen, uns der Betrachtung ihres Werkes selbst zuzuwenden, das in 12 Octavbänden von verschiedener Stärke uns überkommen ist. Am 3. Januar 1789 erschien das erste Stück, das wir wegen der Vorrede und der vorläufigen Gehaltsangabe etwas näher in's Auge fassen müssen. Es heißt

in

der Vorrede:

„Einem jeden Narren gefüllt seine Kappe, sagte jener Schriftsteller, als man ihn fragte, warum er so und nicht anders schriebe. Thut, fuhr er in seinem Tone ernsthaft fort, thut was ihr nicht lassen könnet. Schreibet, schmieret, kleckset, widerlegt, behauptet, was ihr wollet und wisset. Durchkreuzet Lasset eurem Kopf zu die Straßen nach eurem Belieben. Prediget euch heiser! Ich Hause oder nehmet ihn mit. wenigstens glaube doch, was ich will, denke, wozu ich Laune habe und schreibe nur aus Erfahrung und Ueberzeugung.— Papagei mag ich nie seyn, aber gestehen muß ich doch, daß meine Denkungsart gerade wie jenes Schriftstellers ist. — Dann weiter: Meine Absicht geht gar nicht dahin, den Boden nur mit Aufklärungswaaren zu versehen. Schon sind die meisten schimmelicht geworden. Wozu also eine Speculation bei welcher der Moder allein den herrlichsten Sieg er¬ ficht? Dafür sollen solche Waaren verkauft werden, welche noch nicht verschimmelt sind, folglich mehr in Umlauf kommen können. Lesen soll man, wie verehrungswürdig mir die ge¬ heiligten Rechte der Majestät, die Grundsätze der wahren Re¬ ligion sind! Wie gern ich mich in dem Gebiete der Moral und Erziehung aufhalte. Wie sehr ich mich freue, wenn ich Da das Publicum oft mit edle Handlungen zeichnen kann. sich selbst genauer bekannt sein möchte, so soll man ferner lesen, wie sich unsere Berliner bei den Karnevalslustbarkeiten

für

(Den Titel Chronik von Berlin fügt er erst bem 15. und 16. Stück bei, wie später berichtet werden wird.) Um dem Publicum zu schmeicheln, sagt er, daß cs von ihm allein abhänge, ob sie sehr wichtig werden oder nicht, auch bittet er, ihn nicht unter die Zahl der neueren Aufklärer und Mode-Literatorcn zu rechnen, welche es wie gewisse Gastwirthe machen, die deswegen ihre Gerichte stark salzen lassen, damit Wie lange desto mehr Wein bei ihnen eingeschlürft werden soll. Nichts er mit seiner Schrift fortfahren werde, wisse er nicht. sei veränderlicher als der Mensch und käme man obendrein in so viele Gesellschaften wie er, so würde man noch veränderlicher. Ganz natürlich! denn die vielen Windgattungen, welche einem in das Gesicht geblasen würden, verscheuchen oft die beste Laune. Darauf läßt er zur Erläuterung seiner großsprecherischen Einleitungswortc ein Verzeichniß von Materien folgen, die der Reihe nach abgedruckt werden sollen. Hier einige der Titel zur Probe: Die vierzehnjährige Mutter und der sechsjährige Philosoph. Beantwortung der Frage, warum bleiben so viele Ber¬ linerinnen ohne Mann?

Viele Berliner brummen sache, der

und haben doch die größte Ur¬

Vorsehung zu danken, daß Friedrich Wilhelm ihr

König ist. Beweis, daß wir ohne Ochsen und Esel nicht leben können. Meine Reise nach dem Monde.

Viele Berliner Weiber

und viele verw. s. „Mancher dürfte bei diesem Rubriken-Register ausrufen: Viele Schafe, aber wenig Wolle!" fährt Tlantlaguatlagatli fort — „Wahrscheinlich auch so eine Art von Windbeutel, wie wir mehrere hatten, welche alles versprechen und nichts halten;" — tragen

Hosen,

heirathete Männer Unterröcke u.

wahrscheinlich in dem dunklen Gefühl, denn den 30

Titeln,

sind, folgten später er ein

sehr

hat

ja

daß dem wirklich

so

sei;

die mehr oder minder verlockend abgefaßt

nur

Artikel und daß ein Windbeutel — sei,

sehr wenig entsprechende

veränderlicher Mensch



schwachen

Wenn man aber seine schon selbst gesagt. Seiten kennt und das Publicum darauf aufmerksam

macht,

ist 10 gegen

er

so

oben

zu wetten, daß es dadurch gerade vom

1

wird. Das beste aber ist, daß er dein Publicum weiß machen will — Tlantlaguatlagatli sei sein wirk¬ Gegentheil überzeugt licher Name,

sein

Vater habe denselben ebenfalls getragen und

zum Beweis ein Bruchstück einer völlig fingirten Lebensgeschichte folgen läßt. — Was muß das für ein Publicum gewesen sein,

Concerten,

das solches glaubte und an Aufsätzen Geschmack finden konnte,

Theater und anderen Ergetzlichkeiten äußern. Um das Pub¬ licum auf mehrere Arten zu unterhalten, will ich characteristischc Beiträge zum Menschenwohl und Elende, kurze Darstellungen in Ausübung des Patriotismus, aber auch der dummen und schlechten Streiche liefern. Ruft mir die Politik zu, daß ich bisweilen mit der Moral gar nicht dem Endzwecke näher

wie die erste Nummer gleich einen zum Vorkosten bringt: Der Soldat als Kindbetter. — Wo bleibt da die Moral, die

vergnügen.

Was

sie

einen

Geschmack

an

Herr Tlantlaguatlagatli giebt er

sich

so

treu zu befolgen verspricht.

Freilich

den Anschein, als travestire er durch solche Geschichten

die Aufklärungsversuche und

ihre Folgen,

welche

Grossing

in

einen ehrlichen und wirklich berühmten Namen zu geben, soll

seinem Aufklärungsjournal gemacht, aber der Ton in dem er sie vorträgt, das geflissentliche Breittreten jener dunklen Nebenum¬ stände, die man gern umgeht oder verschweigt, strafen ihn sofort Lügen. In der ersten Nummer fehlt es nicht an einer Auf¬ forderung zur Einsendung von Beiträgen: „Wenn sich einer oder der andere im Publico finden sollte, welcher ein Anecdötchen oder Geschichtchen in diesen Blättern gedruckt sehen möchte; so ersucht man auf den Fall die Adresie nur zu machen: An Tlantlaquat-

es heißen:

lagatli in der Petit &

komme, so nehme ich meine satyrische Geisel und versuche, ob ich nicht die ausgearteten Sitten ein bischen züchtigen kann. Weil jedes Kind ein ordentliches Mäntelchen haben muß, da¬ mit es ohne Aergerniß vor einer ehrbaren Versammlung er¬ scheinen kann, so will ich schon für solche dauerhafte Farben

sorgen,

welche

nie abschießen sollen.

Um dem Kinde auch

Schöneschen Buchhandlung

abzugeben.

172 Richtig werd' den

ich alles

erhalten, und wenn es angeht, non allen

Gebrauch

gehörigen



machen."

Dieselbe

Buchhandlung

am Schlüsse des Blattes heißt, vor der Hand

würde, wie

es

jeden Bogen

für einen

Groschen ausgeben.

Johannes Anger.



Die zweite Nummer bringt sodann die dritte Fortsetzung eines Tagebuches des König!. Natioual-Theaters in Berlin mit der Bemerkung, daß die Monate Januar und Februar desselben in dem schon genannten „Seyfried'schen Lauf der Welt" zu finden wären, — also eine Zusammenstellung, kritisch und dra¬

Ein Lebensbild von ft. fiöpfnct. (Schluß.)

Hans P. dagegen schreibt: Ew. kfl. Dchl. berichte fast mit wie ich zu dem Prozeß gleichsam mit den Haaren gezogen werde. — Der Stadtschreiber hat aus solchen heißen Thränen,

maturgisch wie der Verfasser selbst davon sagt, von Theatervor¬

Prozessen einen doppelten Gewinn, denn weilen er Vorsteher und

stellungen, die bereits seit 10 Monaten der Vergessenheit anheim¬

zugleich der Kirchenadvokat, nimmt er jederzeit sein Geld zu sich;

Heut in unserer schnelllebigen Zeit wäre dergleichen

hat er also gut Prozeßführen, und wird hernach solches unter einem sonderlichen Kircheneifer beschöniget. — Es gehet täglich

gefallen.

unmöglich, damals aber ging alles einen viel ruhigeren Gang, man hatte nicht viel Stoff zur Unterhaltung, die politischen Zeitungen waren über alle Begriffe mager und inhaltslos, daß ein hungriger Schriftsteller es wohl wagen konnte, halb oder ganz vergessene Sachen einem in anderer Art hungrigen Publicum Abgesehen aber von dieser Verspätung, die

vorzusetzen.

für uns

vor, daß, wenn Leute miteinander Kauf schlagen wollen, das eine Theil öfters simuliret, als wäre es ihm garnicht darum zu thun. — Er schilt mich für einen muthwilligen Injurianten, der nach der peinlichen Halsgerichtsordnung zum Thore aus¬

ja nicht mehr in Betracht kommt, haben die kurzen Notizen einen

die er

nicht verkennbaren Werth, insofern sic uns über den Geschmack

Mein

des damaligen

Theaterpnblicums,

über den Theaterbesuch und

alle sonst noch bannt zusammenhängenden Umstände aufklären. Doch

wir

müssen

zunächst noch

einige Aeußerlichkeiten

be¬

richten, bevor wir wie eben geschehen den Inhalt zergliedern, und zwar dürfte dies am besten durch Anführung von Tlantlaguatlagatli's eignen Auslaffuugen darüber geschehen.

So sagt er: „Kaum erschien mein ich

erstes

vermuthete.

Kurzgefaßte

Nachrichten

und

sehnen

sich

nach

Fortsetzung.

Deswegen entschloß ich mich, die Nachrichten unter dem Ge¬

wände einer Zeitung einzukleiden. Da die Herren Voß und Spener eine herausgeben, so muß ich die meinige Tlantlaguatlagatli's Zeitung nennen. Kein Privilegium brauch ich

weil meine Nachrichten und Ankündigungen für das erste ganz eigner Art sind, und zweitens dafür keine Bezahlung angenommen wird." — nicht,

Durch den Erfolg der beiden ersten Nummern kühn geniacht, ließ der Herausgeber fortan immer Doppelnummcru erscheinen, indem er sagt, daß sich in den letzten 8 Tagen wieder so merk¬

Dinge zugetragen, daß er nächsten Sonnabend mit 2 Bogen aufwarten würde. — Von einer bestimmten Eintheilung in Bände oder Quartale läßt er bis setzt noch nichts verlauten,

würdige

sagt aber an einer andern

„Bei

Stelle:

für die guten Bewohner Berlins beschloß ich vorzüglich mit dem Anfange dieses Jahres auf die merkwürdigsten Vorfälle Rücksicht zu der Entwerfung meines Volksblattes

nehmen; dadurch das Publicum mit machen und wie ich schon berührte,

sich

selbst

bekannter

in der Folge ein Merkchen

zu liefern, aus welchem unsere Nachkommen einigermaßen über¬

zeugt werden sollen, was

Haus voll unerzogner kleiner Kinder, ander Reichthum aber besteht in Leihen und Borgen. Doch ist der für den Reichsten zu halten, der mit einem guten Gewissen bester Reichthum ist ein

vergnüget ist.

c) Die Kirche

besaß eine Reihe von

an Kirchenbeamte vergab, theils verpachtete.

J.'s Garten lag

Gärten, die

für Stärke ihre Vorfahren in

schaffenheit und in schlechten Streichen besaßen.

Recht¬

Unter diesen die Polizei - Anstalten (Verord¬

Merkwürdigkeiten verdienen nungen!) allerdings eine der ersten Stellen." — (Schluß folgt.)

sie

theils

Schuhmacher Raphael

neben einem solchen, der nicht benutzt wurde, ver¬

muthlich, weil die Pächterfamilie ausgestorben war.

traf das ein,

Volksblatt, so Einige Leser halten den Herausgeber für einen Windbeutel, andere hingegen wurden aufmerksamer, neugieriger und wünschen seine Sächelchen aufgetischt zu sehen. Vorzüglich gefiel mehreren die Idee unter der Aufschrift: was

Ist das nicht eine unzulässige atrocissima injuria, mir in Ewigkeit nicht darthun und beweisen kann? —

zubringen.

Raphael

I.

zäunte den fremden Garten mit seinem eigenen zusammen ein und verehrte einer Nachbarin, die den Betrug gemerkt hatte,

um's Stillcschweigen ein Paar Pantoffeln. die Erben Raphaels.

Er schreibt: Und giebt

es

wahrlich

Unger klagte gegen den Beklagten

einen

und Gewiffen sich an dem Kirchengute vergreifen. Es soll ihnen die Maße vollgemeffen werden! — Des Aufhebels, welches die Fechter vorher, bösen Namen, daß sie

wider ihr

besser Wissen

ehe sie sich zum Schlagen einlaffen, auf dem Fechtboden machen, thut zum Obsiege und dem aufgesetzten Gewinne nichts. — Die

Kirchenvorsteher müssen ganz unverhoffet diesen fremden Vogel, der „seinen Nest" zu weit ausgebauet und einen fremden Garten

mit eingezäunet, eingenistelt und um sich beißend finden. — Wir haben allemal aus dem gülden ABC die Lehre in Acht ge¬ nommen: So Jemand mit dir hadern will, so rath ich dir, daß du schweigst still. — Sie suchen der Kirchen Recht nach Mög¬ allein es bestehet — Es solches Alles wie der Nebel „gegen dem Sonnenschein." ist alles solches wider die Wahrheit, die sich zwar drücken, nicht aber unterdrücken lässet. — Wir bitten für den Advokaten wegen Injurien um eine Strafe von 20 bis 25 Thaler all pias caulichkeit dunkel und

zweifelhaftig zu machen,

sas, damit er dadurch

realiter

möge erinnert werden,

forthin

zu

Unterlasten, seine zu spitze Feder an anderer ehrlicher Leute Na¬ men

mit deren Beschiinpfung

In

des Gegentheils

abzuwetzen.

Schriften findet sich: Es ist deduciret,

wie zudringlich, widerrechtlich und nulliter die Herren Kirchenvorstehcr gegen uns agiren. — Sie brummen auf einer ver¬ stimmten Saiten den unförmlichen tonum. — Sie wollen mit

allerlei Behelfen ihrer ungegründeten action einen speciem recti andrehen und dem Herrn Richter ein glaucoma für die Augen machen, aber weil solches kurze und schwache Füße hat, kann es der Wahrheit gar nicht entlaufen. — Des Gegentheils Gleichnuß,

173

Ihrige zur Ungebühr vorenthalten,

daß der Fechter Aufhebels nichts zum Obsiege mache, kann Wohl

chen

sein; es müssen aber die Fechter vor dem Obsiege ordentlich an¬ binden, denn sie sonsten nicht wissen, ob es punetiin oder eaesim

wohlvermögendc Hospital allhie zu Perlcberg,

und

gemeinet,

die Contrastößc

sind den Bauern mehr als den

— Es

Fechtern gemein. drückt die Erben als Wittwen und Waisen das Fett so sehr nicht, daß sie in diesen schweren Zeiten zu großer Rechtfertigung einige Mittel zu verwenden hätten. —

Kaum ist der Mann in die Erde verscharret, vermeinet man ge¬ wonnen Spiel zu haben, Wittwen und Waisen aus ihrem recht¬ mäßigen Erbe zu treiben. — Es ist fast lächerlich, daß ihre Zeugen vorbringen, sie hätten von einer Wittwen gehöret, daß der sel. ihr ein Paar Pantoffeln ums Stilleschweigcn verehret. Das ist aber eine Frauen, welche um einer Pfeife Toback und Soff Brantweins willen ein falsch Zeugniß abgicbt. So springet man mit armen Wittwen und Waisen um! — Was haben wir uns denn mit ihren angemaßten praetensionen und Fünten weitläuftig zu zerren, denn Recht muß doch Recht bleiben! — Die Erben verloren den Prozeß. ä) Servatius M. war seit 1653 Kirchenvorsteher. Das Amt brachte ihm unendlich wenig ein, doch hatte er ein umfang¬

I.

das

ist vornehmlich das

welches

genden Kirchen von undenklichen Jahren her jährlich

der kla¬

24 fl. Zins

— Weil der Hospitalvorstehcr die Sache sehr weitläuftig, confus und intricat machet, und durch solche Verwirrung einen Vortheil arglistiger Weise zu erjagen ver¬ — Wir bitten, daß die Sache nicht zu einer meinet Schriftwechslung und weitläuftigeren Deduction möchte verwiesen werden, weil man gerne sähe, daß die arme Kirche, die kaum zu entrichten schuldig.

....

Quartal - Salarirung zur andern

von einer

schweren Prozeßkosten

werden

verschonet

kommen kann,

möchte.

mit

— Es laufet

wider alle ehrbare Billigkeit, daß man einerlei Bezahlung zwei¬ mal in Abrechnung bringe. — — Nicht minder auffällig ist es, zu vernehmen, daß die Gcwandschneidergilde (also die Kaufmannschaft) sich ein paar Stücke Kirchenacker widerrechtlich angeeignet hatte; die Schuldforderung, wegen der sie es that, war längst laut Quittung bezahlt. Unger erwähnt in dem darüber angestrengten Prozeß der Dörfer Dobbertzin und Sperlingstorf, die der

Stadt

nahe lagen, daß die

so

Bald bemerkte er, daß die Korn-, Stein-, Zinsenrechnungcn u. s. w. nicht stimmten. Servatius M. mußte nothgedrungen zugeben, zu buchen vergessen oder in der Zerstreutheit falsch geschrieben zu haben; er versprach, mit seinen Gütern für

Bauern ausgekauft, und ihre Aeckcr den Bürgern cingcthan wurden. Auch wider morose Pachtleute mußte Unger kämpfen. Er schreibt: Mehre Pachtleute haben einige Jahre her sich ganz säumig erwiesen und ihre schuldige Pächte vorsätzlich und mit Muthwillen einbehalten. — In theurer Zeit bezahlen sic die Pacht nicht, die Exekution halten sie bis zu wohlfeiler Zeit auf. — Der Urheber der Gegenklage ist Hieronymus St., welcher List

Unger, einmal auf die Fährte

und Ränke gebrauchet, die Kirche unchristlicher Weise zu betrügen.

und

Vermögen. Nach einer Reihe von Jahren wurde Joh. Unger ihm im Kirchenvorsteheramte adjungirt, reiches Geschäft

auch

U. bekam also die Kirchenrechnungen und Hauptbücher auch in die Hände.

das Fehlende einstehn zu wollen.

gerathen, suchte genauer nach, und es fand sich, daß

M. 1037 Thlr.

hatte. — Wenn Einer

so mehr eingenommen als angeschrieben leichtfertig mit amtlich ihm anvertrauten Geldern umgeht, wie mag es in seinen eigenen Büchern aussehen! Servatius war schon 1682 nicht mehr im Stande, 158 Thaler zu ersetzen.

Unger

schreibt,

indem

er

die Exekution wider ihn beantragt:

„Aller gebrauchter Glimpf ist umsonst." M. verkaufte bald sein Budenhaus der Kirche für 100 fl. Seine Nachkommen erklärten, die Erben des Vaters nicht sein zu wollen, dennoch verkauften sie sein großes Haus am Markte, das 1000 Thlr. werth war, einem Verwandten für 500 Thlr. Die Kirche legte auf dies Geld Arrest, beantragte auch, den Kanfbrief zu annulliren und

— Dieses

Praxis,

ist

der

bösen

perlebergischen Pachtleute gewöhnliche

daß sie die Pächte nicht

ausgeben,

wenn der Roggen

gilt. Und dieser wegen sperren sie sich auch, den Roggen von 1683, 84, nachdem er theuer geworden, zu ent¬ richten, sondern wollen die Kirche mit Rechtsprozessen so lange über 12 gr.

ab- und

zurückhalten,

bis

der

Roggen

im künftigen Herbste

wiederum wohlfeiler sein werde.

1678 wurde Bürgermeister G. K. in 4 Wisp. 12 Schffl.

das Haus höher zu verkaufen, was aber nicht geschah.

Roggenpacht und 3 Thlr. Unkosten der Kirche förderlichst abzu¬ führen, verurtheilt. 1709 starb er. In den 31 Jahren hatte er nicht ein Korn entrichtet, sondern der Kirche das leere Nach¬ sehen gelassen. Sein reiches Erbe kam an fernere Verwandte, und diese mußten gerichtlich gezwungen werden, der Kirche das

sich schließlich

Ihre

Bezahlung.

Fürwahr, Unger hat Recht, wenn er, ermüdet durch die ärgerlichen Prozesse, einmal entrüstet ausruft: „Wenn es nicht hieße: von midi, sed patriae natus sum, und müßte ich zur

Sie mußte mit 650' Thlr. begnügen; den Erben blieb nichts. In den Briefen über diese Sache kommt das alte, jetzt nicht mehr gebräuchliche Sprichwort vor: Eine Mißrechnung ist keine

zu geben.

Sogar den Vorsteher des Hospitals St. Georg mußte Unger gerichtlich angreifen , weil er die Abgaben des Instituts an St. Jakob nicht entrichtete. Wir lesen: Die klagenden Kirchen¬ vorsteher müssen berichten, daß, weil aus den nunmehro überaus

Erhaltung des Gottesdienstes und Gottes Ehren nicht das meinige durch ein getreues Vorstehen contribuiren, wollte ich den uner¬

merklich abgenommenen und immer weiter zerrinnenden Kirchen¬

lassen!"

intraden die vielfältige Kirchen-, Schul-, Prediger- und anderer Kirchendiener Gebäude, auch was denen anhängig, unmöglich weiter erhalten, noch die Prediger, Schul- und andere Kirchen¬ bediente weiter salariret werden können, sondern Alles zu einem unverantwortlichen Ruin und Zerrüttung zu verfallen beginnt,

Unger bemühte sich auch gewaltig, in der bewegten, drang¬ vollen Zeit unter dem Großen Kurfürsten seinen Mitbürgern Er¬ leichterung zu schaffen und Perlebcrg zu heben. Es sind uns viele seiner Briefe in diesen Angelegenheiten aufbewahrt; sie be¬

sie endlich

nicht weiter umhin können, dasjenige, was man der

Kirchen bishero in- und außerhalb der Stadt vorenthalten und in der Güte nicht bezahlen wollen, mit gebührendem Ernst durch rechtliche

Zwangsmittel beizutreiben.

Unter denen, die der Kir¬

kenntlichen Leuten bedrückten

die Schlüssel

St. Jakob

vor die Füße werfen und dem Kittel vollends ausziehen

seinen zerrissenen

ziehen sich zum Theil auf die Last, welche Stadt und Bürgern durch das Görtzkesche Reiterregiment, das hier sein Standquartier

hatte, aufgepackt war, zum Theil auch auf die Contributionen, wofür die Einführung einer allgemeinen Consumptionssteuer be¬ antragt wurde.

174 Machte man über seine Klagen zum Besten der Kirchenkasse

hier oft ein Geschrei, als hätte er „gleichsam den Rhein und die Elbe angezündet," fühlte er sich verletzt durch „der Appellatin K. und deren beiden Töchter vielfältiges Anglupen unter der Predigt" und „wann sie ihre Gesichter zur Seiten wenden und Basiliskenstrahlcn von

sich

werfen":

schon

bald nach seinem Tode hieß es:

„das hat Johannes Unger geschrieben, es ist also kein Irrthum darunter." Einen Hähern Preis konnte ein Kirchcnvorsteher und Advokat wohl nicht erlangen. Ehre seinem Andenken! Hans Hennings, weiland (nämlich a. 1600) Kastenknecht in Perlcbcrg, war ein sehr anstelliger Gesell, so unermüdlich wie treu. Wo ein Kastenknecht ist, kann der Kastenberr nicht fehlen; es gab sogar ihrer mehre, und der Kasten, über den sie herrschten, war der Einnahmekasten der Kirche St. Jacoby. Wir ersehen, daß wir Hans Henningen zu den Kirchenbedicnten rechnen müssen, und wirklich, die Kirche besoldete ihn, sein Fixum betrug 8 fl. jährlich. Dieweilen auch dazumal selbst ein lediger Mensch, wie Hans Hennings war, mit 8 Gulden im Jahr nicht reichen konnte, so wurden ihm von seinen Vorgesetzten allerlei Besorgungen übertragen, durch die er sich ein paar Schil¬ linge nebenbei verdiente. Indem wir diesen Dingen in einer Kirchenrechnung nachspüren, wird sich uns ein Bild des da¬ maligen hiesigen kirchlichen Zustandes entrollen.

Hans Hennings ist immer dem zur Hand, der die Kirchenführt; täglich kommt er und fragt, was er thun solle. St. Jacob lieh Geld aus; es mußten ihm Zinsen werden, die gingen aber nicht immer pünktlich ein; es ist natürlich, Hans Hennings mußte mahnen. Ging's zu den Adligen, so bekam er einen Brief mit, den er artig abgab; Leuten geringeren Standes trug Hans die Erinnerung mündlich vor. Wir sehen ihn unterweges nach Schilde zu Herrn v. Grevenitz (bringt ihm 2 ßl. ein), dreimal um 11 Gulden Zins nach Wolfshagen zu Adam Gans Edler Herr zu Putlitz (macht pro Gang 2 ßl.), nach Pinnow, Gartz, Quitzow rc. Hans Hennings geht nach Kletzka (für 2 ßl.) und kündigt ein Kapital. St. Jacob hatte die Mittel, cs zurückzuzahlen, die Zinseneinnahme war ja bedeutend. Es mußten ihm Zinsen liefern die Städte der Chur Brandenburg (seit den Zeiten Joa¬ chims) 48 fl., der Rath der alten Stadt Magdeburg, der Rath von Sudenburg-Magdeburg, der Rath von Havelberg, von Lüne¬ burg; nicht minder der Rath von Perleberg, die Vorsteher von St. Georg, von St. Spiritus; ferner viele Ritter: zu Putlitz, v. Möllendorf, v. Wartenberg, v. Platen, v. Rohr, solvie Bürger und Bauern. Er besaß zwei Mühlenviertel, die er auf Pension ausgab. Gehn die Miethen (oder Hüren, Heuern) nicht ein, ist Hans rechnuug

Hennings unterwegs. Die Kirche besitzt in der Stadt mehre Buden, d. h. Gebäude, die von Tagelöhnern bewohnt werden, auch Gürten. Wiesen u. s. w. Trotz alles Mahuens giebt es retardirte Püchtc, Zinsen, Kornabgaben in Menge. Die Kirche bringt Executionsankündigungen, zuletzt wirkliche Execution aus, und Hans Hennings besorgt — oft in Begleitung handfester Kerle — die traurigen Geschäfte der Pfändungen. Kommen die Bauern mit ihren Kornwagen, um der Kirche zu liefern, ob die Lasten groß oder klein sind, für einen Groschen bringt Hans Hennings jede auf den Kornboden, der sich im Kloster (da wo jetzt die Realschule steht) befindet. Ebenso nimmt er die Kornpächte der Städter entgegen und erhält für jeden Scheffel einen Pfennig. Und wie er den Roggen abnimmt, er vermißt ihn auch zum Verkauf.

Hans Hennings besorgt das Glockengeld, welches für das Beläuten der Verstorbenen zu bezahlen ist: 12 ßl. die Leiche (indeß waren der Wohlthätigkeit keine Schranken gesetzt). Cr holt das Stättegeld zusammen, das für Kirchenstände zu geben war, 12 ßl., auch 8 ßl. die Person, je nachdem die Stätte günstig war, den Prediger zu sehen und zu hören. (Wenn Leute ihre Plätze tauschten, so bezahlten sie dieselben von Neuem.) Hans Hennings liefert das Geld aus dem Armenkasten ab, das jährlich etwa 130 Gulden eintrug, besonders reichlich zu Ostern, im August und zu Weihnachten floß, und am geringsten zu Michaelis war, vermuthlich weil daun allerlei Pächtc bezahlt werden

mußten.

(In

den Armenknsten

gingen

auch

„Flitter¬

pfennige" ein; was für Liebesgaben mögen das gewesen sein? vielleicht Freudenopfer bei Hochzeiten?) Und über das Alles hat der Kasten noch eine gemeine Ein¬ Da wird Hans Hennings mit ungültigen Münzsorten nahme. zum Kaufmann geschickt, und der giebt ihm lj/sl. dafür (bestand damals schon die Unsitte, falsches Geld in den Opferstock zu werfen, wovon man noch jetzt mitunter hört?). — Rauchhühner, die vom Lande geliefert werden müffen, versilbert er, wenn die Dem Küchen der Kastenherren zu reichlich damit bedacht sind. Krautkrämer bringt er für 75 Reichsthaler Wechselgeld, was der

Vortheil einträgt. Er holt von einer Magd einige Schillinge Strafe dafür, daß sie wider Verbot in den langen Bänken in der Kirche gestanden hat, denn die Dienst¬ mägde sollen in der Kirche im Gange auf Stühlen, die sie mitbringen, sitzen, daß sie den Fürnehmen kein Ge¬ Kirchenkasse einen Gulden

dränge machen (!). Hans Hennings ist viel beschäftigt. Einige Mispel Korn werden jährlich für die Armen gemahlen und zu Brod ausge¬ backen zu einer Brodspende: Haus theilt aus. In den Fasten werden einige Tonnen Häringe an die Armen verspendet: Hans Hennings besorgt es. Die Currendarien erhalten Brod nach der Stiftung eines Wohlhabenden durch ihn. Jährlich werden ca. 39 Gulden den registrirten Armen in Pausen von 14 zu 14 Ta¬ gen (geduppelt Pfennigspende) ausgetheilt: Hans ist dabei.

Er scheuert den großen Leuchter in der Kirche für 4 ßl.; er fegt mit Klosterweibern Kirche und Kirchhof, er holt ein Fuder May für die Kirche zu Himmelfahrt und eins zu Pfingsten, er flickt des Pastors Thüren,

umzäunt

seinen Garten

mit Busch,

thut Handreichung beim Repariren des Kirchendachs, wacht im Thurm, als das Wetter eingeschlagen, baut den Schweinekoven des Pfarrherrn, schmiert in Schule und Kloster die Oefen aus, nagelt im Gasthaus d. i. das Hospital St. Gertrud, in des Pfarrers Studirstube, auf dem Schülerchor, hilft beim Bau der Klosterbrücke, macht den „Pütten" des Kaplans zurecht, wartet

formt aus Wachs und Butter die Lichte, in der Kirche zu den kirchlichen Zwecken und bei der Jahrmarktsfeiermeffe brennen sollen, — verdient sich auf diese Art manches Biergeld, und ist dem Kirchenvorsteher Alles in

dem Orgelmacher auf, welche

Allem. Den Kirchenbeamtcn bringt er die Gehälter, nämlich 100 fl. dem Pastor, 80 dem Diacono, auch 1 fl. 6 ßl. Wischgeld (?), 84 dem Archidiacono, 36 dem Kaplan und 1 fl. Holzgeld, 54 dem Scholmeister, 34 dem Baccalaureo, 34 dem Cantori, 30 dem Organisten, 20 dem Küster und 1 fl. 8 ßl. Holzgeld, so ihm in der Visitation verordnet.

175 Denn 1600 war in P. eine Kirchenvisitation.

Wie mußte

da Hans Hennings laufen und aufwarten ; hatte doch der Kasten allein an dem ihm zugeordneten Theil der Kosten 53 fl. 8 ßl.

— Da traten Viele vor

die geistlichen Räthe und klagten ihre Noth und baten um Zulage, — nur Einer klagte zu zahlen.

nicht, nämlich unser Hans Hennings kleinen Nebenverdienst; er war

so

mit 8 fl. Gehalt und dem in diesem

glücklich, daß er noch

Jahre heirathete, und die Kastenherrn freuten Hans dermaßen, daß sie ihm einen Becher für

sich

l '/

2

über

ihren

fl. zur

Hoch¬

zeit verehrten.

Wenn das Rechnungsjahr zu Ende war, las der Kirchen¬ und den aus der Bürgerschaft dazu Beru¬

vorsteher dem Rathe

fenen die Rechnung vor, sie hörten beide Einnahme und Ausgabe

der Länge nach an, und wenn

sie

dieselbe

allenthalben

befunden, dann wurde bester Weis' des Rechten quittiret.

richtig Hans

Hennings aber hielt draußen Wache.

Alphabetische Zusammenstellung in Lerlin geborener, sowie

in Berlin gestorbener berühmter Personen*). Von fflilo ftunü, Post-Secretair. (Fortsetzung.)

Karl Ferdinand Fr.

v.

Nagler,

General-Postmeister, si 13.

Juni

1846.

Tina Nauen, Gründerin des Nanenstifts, 7 1788. Emil Naumann, Componist, * 8 . September 1827. Johann August Neander, berühmter Kirchenhistoriker, si 14. Juli 1850. Neithardt, Componist, si 10. Mai 1861. Joh. Arn. Nering, Ober-Baudirektor, si 1695. Dorothea Neuendorf (Rahels Dore genannt), si 1856. Friedrich Nicolai, Buchhändler und Schriftsteller, * 18. März 1733, 8 . Januar 1811. Otto Nicolai, Operncomponist und Domchordirigent, -f 11 . Mai 1849. B. G. Niebuhr, Geschichtsforscher, si 2. Januar 1831. C. Jmm. Nitzsch, Theologe, si 21 . August 1868. Graf Nostitz. Pr. General, fl 28. Mai 1866. Carl Wilh. von Oesfeld, Oberst u. Chef des trigonom. Bureau * 28. Juni 1781, 2. November 1843. Henriette Wilh. Amalie Paalzow, Schriftstellerin, * 1788, 29. September 1847. Petrus Simon Pallas, Naturforscher, * 1741, si 8 . Septem¬ ber 1811. Johann Michael Palmiä, kgl. Konsistorialrath, 3. Juni 1841. Theo. Panofka, Archäolog, si 20. Juni 1858. Gustav Frd. Const. Parthey, Archäolog und Buchhändler, * 27. Oktober 1798.

f

Dr. August Pätsch, Geh. Sanitätsrath, 7 13. Juli 1866. G. H. Pertz, Geh. Ob. -Reg.-Rath, Obcrbibliothekar. Antoine Pesne, Maler, si 1757.

f

G. von Pirch, General, si 1838. Fr. Aug. Pi schon, Literarhistoriker, 7 31. Dezember 1857. Joh. Ernst Plamann, Gründer einer Erziehungsanstalt, 7 3. Sep¬ tember 1834. Freiherr von Pufendorf, Historiograph, si 26. Oktober 1694. Jo. Radowitz, General, Staatsmann, si 25. Dezember 1853. Rahcl, die Frau Varnhagens, si 14. März 1833. Ramler, Dichter, si 11. April 1798. Ferdinand Ranke, Director, si 29. März 1876. Friedrich von Rauch, Generallieutenant, si 4. Juni 1850. Chr. Rauch, Bildhauer, si 3. Dezember 1857. Karl Otto v. Raumer, si 6 . August 1859. Ernst Benj. Sal. Ra upach, Bühnendichter, si 18. März 1852. Peter Louis Ravenv, Kommcrzicnrath. si 3l. Dezember 1861. G. A. Reimer, Buchhändler, si 26. April 1842. Georg Reinbeck, Gelehrter und Schriftsteller, * 11. Oktober 1766. Ludwig Rel lstab, Schriftsteller, * 13. April 1799, si 28. No¬ vember 1860. Aemilius Ludwig Richter, Prof, des Kirchenrechts, si 8 . Mai 1864. Julius Rietz, * 28. Dezember 1812. Rosine Righini, geb. Kneisel, Sängerin, 1801. Carl Ritter, Dr., berühmter Geograph, 28. September 1859. Fr. Eberh. Rochow, Kinderschriftsteller, * 11. Oktober 1734. Bernhard Rode, Direktor der Akademie der Künste, Maler, * 25. Juli 1725, si 14. Juni 1797. Dr. M. H. Rombcrg, Geh. Medicinalrath, si 13. Juni 1873. von Rönne, namhafter Rcchtsgelehrter, Abgeordneter, si 6 . April 1865. Heinrich Rose, Chemiker, * 6 . August 1795, si 27. Januar

f

f

1864. Gustav Rose, Mineralog, * 18. März 1798. Moritz Rott, Schauspieler, fl 11. März 1867.

Joh. Jak. Rühle von

Lilienstein,

Gen.-Lieut., Director der

Kriegsschule, * 16. April 1780. K. Fr. Rumpenhagcn, Director der Singakademie, 7 21. zember 1851.

De¬

(Fortsetzung folgt.)

f

f

f

Literatur. Die Sagen der Hohcnzollern. Ber¬ 1878. Preis: 3 Mark Buchhandlung. lin. Liebelschc 50 Pf. Den in diesen Blättern (Jahrg. 1876, S. 227) besprochenen „Kulturhistorischen Bildern aus der alten Mark Bran¬ denburg," von Oskar Schwebe!, (Verlag von A. Weile) reiht sich Oskar Schwebe!.

Bearbeitung der Hohenzollern-Sagen auf das Würdigste an. Der Zweck, den Schwebe! in diesem Werke verfolgt, ist, „den Geist alter Sage wieder zu beleben"; „die Bekanntschaft mit der dämmernden Vergangenheit des erlauchten Herrschergeschlechtes zu fördern", war ihm ein herzlicher Wunsch. Und dieser schwierigen, aber dankenswerthen Ausgabe ist er in vortrefflicher Weise gerecht gedesselben unermüdlichen Forschers vorstehend genannte

*) Da ich diese Uebersicht einer ihrer Vollendung entgegensehenden „Berlinischen Geschichtstafel" als Anhang beizugeben beabsichtige, so bitte ich im Interesse der Sache, zu etwaigen Berichtigungen, bez. Vervoll¬ ständigungen mir gütigst verhelfen zu wollen. Der Vers. Anm. der Red. Wirerklären uns gern dazu bereit, Berichtigungen uird Ergänzungen in unserem Blatte mitzutheilen.

176 worden. Ref. schweigt an dieser Stelle über Schwebel's stilistische Vorzüge, von denen er an anderem Orte (in Kehr's Pädagog. Blättern, Bd. VII-, Heft 1 in einer eingehenderen Bespre¬

Bilder aus d. alten Mark Branden¬ gehandelt hat. Dieselben eignen in hervor¬ ausführlicher burg") ragendem Maße auch diesem seinem neuesten Werke. Es gilt, chung der „Kultnrgcsch.

eine kurze Uebersicht des reichen

Inhalts

zu geben.

darüber der Brackenkopf und die ruhmvolle Fahne des Geschlechts, geschmückte Buch sei allen Lesern des „Bär" zu wiederholtem,

sorgfältigem Studium hiermit aus das Angelegentlichste empfohlen. Dr. Johannes Drösele.

Mittheilungen aus dem Verein für die

Geschichte

Lertins.

Ucberall auf historischem Boden stehend, jede willkürliche Ausschmückung meidend, aber in vollem Maße dem Leser von der Liebe mittheilend, die ihn selber erfüllt, führt uns der Verf. in fesselnder, farbenprächtiger Darstellung von dem Dämmern

Sonnabend, den 31. August, verlas, nachdem die Fahrt nach Glienicke in verschiedener Hinsicht besprochen war, Herr Rector Fischer ein Gedicht in Knittelversen vor, welches sich auf den Sedantag und

der grauen, sagenumrankten Vorzeit die Jahrhunderte aufwärts

bei

bis in unsere Zeit. Im 1. Abschnitt „Burg und Berg" macht uns Schwebe! an der Hand der germanistischen Forschung und der Geschichte mit der Lvcalität und ihrem Namen vertraut, um dann gleich in die Fülle der oft in die wunderlichsten, einander im höchsten Grade widersprechenden Ueberlieferungen verwobenen Die „Stammessagen" (2.) der Hohenzollern hinabzusteigen. Abschnitte,3—11 („Graf Jsenbard von Altorf", „Herzog Tassilo", „St. Mainrad", „die heilige Magd Jrmentrut", „die Hohenberger", „Hohenzollern, Hirschberg und Schalksburg", „die Grün¬ dung von Kloster Stetten", „die Heiligenkreuz-Linde vom Hohen-

zollcrn", „Graf Friedrich von Zollern, der Oettinger") beschäf¬ sich mit den in ihrer sinnigen Einfalt zum Theil rührenden, zum Theil ergreifenden Sagen, welche mit den schwäbischen Zol¬ lern in Verbindung stehen. Mit Abschnitt 12 („Prophezeiungen tigen

von der künftigen Größe des Hauses Hohenzollern") wendet sich die Darstellung zu der fränkischen Linie des Zollernhauses, über deren nächste Sprossen bereits die Geschichte ein Helles Licht ver¬

breitet. Der Verf. zeigt uns, wie schon vor Jahrhunderten die Augen der wahren Vaterlandsfreunde sich zu dem Geschlechte emporrichteten, in desten festen Händen Deutschland's Schild und Abschnitt 13 und 14 („Märkische Sagen Schwert sich befand. Kreuz am Kremmer Damm") sind ihrem alter Zeit" und „das aus den oben erwähnten „Kulturhistorischen Bildern" Schwebel's bekannt, theilweise auch der Inhalt von Abschnitt 15 („der Hohenzollern Kurhut und Schwert"). Abschnitt 16 („Im alten Schlosse zu Kölln an der Spree") versetzt uns

Hauptinhalt

nach

in die Zeiten Kurfürst Joachims I., Abschnitt 17 („Jagdschloß Grunewald") in die Jöachim's II. und der schönen Gießerin Anna Sydow. Abschnitt 18 erzählt in sehr unmuthiger Weise von Jöachim's II. Bruder „Markgraf Hans zu Küstrin". Die tiefen mythologischen Beziehungen, die Schwebe! in der Sage von der „weißen Frau" (19) findet und deutet, sind von hohem Interesse. Die letzten drei Abschnitte endlich führen uns über „Allerlei Portenta und Mirakula" (20), durch die Tage des „Großen Kurfürsten" (21) in „die neue Zeit" (22). Hier er¬ klärt der Verfasser (S. 234) seine Aufgabe mit Recht für beendet. „Denn das, was schon jetzt als Niederschlag aus den Zeiten der Freiheitskriege, aus dem dänischen, böhmischen und französischen Feldzuge an märchenhaften Erzählungen ^sich gesetzt hat, verdient den Namen Sage nicht; vielleicht aber erhalten unsere Nachkom¬ men dereinst ein sagenhaftes Spiegelbild dessen, was wir jubelnd selbst erlebt haben".

Das, seinem anziehenden Inhalt in Druck und Papier ent¬ auf Titel und Deckblatt mit dem alten Hohcnzollern-Wappen, dem schwarz und weiß gezierten Schild,

dessen

Helden bezog.

der

Alfred Weile

O. Stcchow Vortrag,

2 interessante Documentc aus den Jahren 1848 u. 49 zum

das eine verbietet den Lehrern sich revolutionären Verbindungen an¬ zuschließen, das andere bestimmt, wie es auf märkischen Sängerfesten

gehalten werden soll, diejenigen Lieder, welche nur gesungen werden dürfen u. dgl. mehr. Die 245. Versammlung, 14. (7. außerordentliche) Sitzung des XIV. Vereinsjahres, fand Sonnabend, den 14. September statt. Sie war verbunden mit einer Fahrt nach Glienicke bei Potsdam. Zunächst wurde die Veranda des Lustschlosses passirt, deren Wände mit Ornamenien, Medaillonköpfen, Pilastern und Säulchen namentlich aus Paestum und den Ruinen von Karthago geschmückt sind, — und

unter Führung des Herrn Oberstlieutenants v. PrittwitzGaffron, ein Spaziergang durch den Park angetreten, zuerst bis zum „Jägerhof" mit dem Kennet für die Jagmeute. Unter Fanfarenklang fand hier ein längeres Exercitium mit den etwa auf 70 zu schätzenden, dressirten Vierfüßlern statt. Vorüber demnächst au dem brausenden Wasserfall, gelaugte die Versammlung nach dem „Kanonenplatz", eine sodann,

vom Waldesdickicht umrahmte Wiesenfläche, zur Besichtigung der da¬ Eigenartig war die Wirkung beim Eintritt aus diesem sounenlichtgetränkten, reinen Aether in den „Kloster¬ hof" —, jene architectonische Nachbildung aus dem 12. Jahrhundert, deren Vierung, von oben durch ein gleichsam ahnungsvolles Dämmerlicht erfüllt, das Bild des tiefsten, von der Welt abgeschlossenen Friedens selbst aufgestellten vier Geschütze.

gewährt. Die Mannigfaltigkeit der Dccorationen an den Innenwänden repräsentirt den „steinernen Niederschlag" italienischer Bildnerei aus jenem Säculum, und wurde im Jahre 1850 vom Prinzen auf der

Insel Certosa bei Venedig erworben, um hier zu der Einheit eines Die unstreitig künstlerischen Organismus verschmolzen zu werden. wichtigste Reliquie aber bleibt für jedes deutsche Herz der, in einer Nische hier-ebenfalls aufgestellte Kaiserstuhl aus Goslar, der in der die kräftigsten und glücklichsten der Stamme einst verweilten. — Den nächsten Punkt der Besichtigung bildete das „Casino" mit seinen nicht minder reichen antiken Sammlungen, aus denen die Bildsäule Zum Schluß dankte des Aristides namentlich hervorzuheben bleibt. Vortragenden im Hofrath Schneider dem Führer und Herr Geh. Namen der aus über 300 Personen bestehenden Versammlung. berühmten Kaiserpfalz,

deutschen Kaiser aus dem rhcinfränkischen

„Bär"

bitte ich das ver¬ spätete Erscheinen der beiden letzten Nummern entschuldigen zu wollen und erlaube ich mir hiermit gleichzeitig die Nachricht zu verbinden, daß diese Zeitschrift von nächster Nummer an die Nicolai'sche Verlagsbuchhandlung, A. Ztricker, Brüderstraße 13, übergeht. — Lür die Unterstützung, die mir bisher zu Theil wurde, sage ich an dieser stelle meinen Dank. Die geehrten Abonnenten des

Dochachtungsvoll

sprechend ausgestattete,

Verlag von

Acht Tage später, am 7. September, brachte

geselligen Vereinigung Herr Rechtskandidat

Berlin.

in Berlin. — Berannvortlich für Redaction: Ferdinand

Meyer

Alfred Weile. in Berlin. — Druck von W.

Porinetter in Berlin.

IV. Jahrgang.

1. Oktober 1878.

Das

Malt

Nr.

19.

Meis vierteljährlich

erscheint

monatlich zweimal.

I

Alk. 50 Mg.

.RÖHÜWc

Unter Mitwirkung Von Iw. Wrecht, K. Mrunold in Joachimsthal, Prof. Dr. Paulus Laffck, Stadt - Archivar Kidicin, LKeod. Konlane, Dr. Kerm. K lettre, Ehcfrcdactcur der Vofsifchen Zeitung, Kerd. Weyer, Geh. Hofrath L. Schneider, Dircctor Wiktjekm Kchwarh in Posen, Archidiaconus Schwebet in Cüstrin ec. ic. herausgegeben von

E. «Friede! Stadtrath.

und

R.

Achillmann

Stadt - Schulinspector.

ist durch alle Bachhandimigen Mid Postämter, sowie durch die Expedition kBrüderstr. 13} sit dcziehcu. — Liter,irische Beiträge sind a» die RIcclaische Die Zeitschrift ' Buchhandlung, R. Stricker in Berlin zu senden. — Inserate, pro 3gesp. Petitzeile 3v Pfg. werden von den Herren H aasen st ein u. Vogler,

Verlag«.

sowie von der Verlagshanolnng entgegengenommen.

An unsere Leser. — Zur Geschichte der Burg Tangermünde. Von Or. G. Sello. — Tlantlaquatlapatli.— Alphabetische Zusammenstellung in Berlin geborener, sowie in Berlin gestorbener berühmter Personen. Von Otto Rnnk. — Berliner Schlangensängcr. Von E. Friedei.— Der Dessauer Trog. Nachlese. Von E. Friedel. — Anzeigen.

Inhalt:

An jöie

geehrten Leser werden

unterzeichneten

R-

hierdurch

ergebenst

unsere Leser.

benachrichtigt, daß die Zeitschrift vom 1. d. M- ab in den Verlag der

Firma übergegangen ist, auf deren Wunsch die Herren Stadtrath E- Friedet und Stadtschulinspector

Schillmann

die Herausgabe übernommen haben.

Nummcm mit dem eingetretenen Besitzwcchsel zu entschuldigen bitten, versprechen wir gleichzeitig, unsere Zeitschrift den an sie zu stellenden Anforderungen entsprechend fortan bestens zu pflegen und im Auf¬ schwünge zu erhalten. Hierfür dürsten die Namen der Herausgeber sowie der bisherigen Mitarbeiter, von denen viele im

Indem wir die Verzögerung der

letzten

Felde vaterländischer Forschung seit lange bewährt sind, genügende Bürgschaft leisten. Neben streng wisienschaftlichen Arbeiten, wird unser Blatt die Kunde der engern Heimath vorzüglich in volksthümlicher

und gemeinfaßlicher Form zur Darstellung bringen, außerdem auch die einschläglichen Erscheinungen der Literatur, die Arbeiten der verwandten Vereine und Gesellschaften, inglcichcn die Thätigkeit der öffentlichen Museen und der privaten Sammler in gedrängter Uebersicht der Art berücksichtigen, daß unsere Leser auf dem Laufenden erhalten werden. Unsere Zeitschrift wird hiernach keiner andern Abbruch thun, im Gegentheil eine bisher oftmals vermißte Ergänzung zu den Veröffentlichungen des Vereins fiir Geschichte der Mark Brandenburg, des Vereins für die Geschichte Berlins u. s. f.

als erwünschtes und willkommenes Ziel anstreben. Alle gegenwärtigen Mitarbeiter und überhaupt alle Freunde vaterländischer Forschung werden gebeten, zu diesem Behufe uns durch Mittheilungen zu unterstützen. Der äußern Erscheinung des „Bär", insbesondere der bildlichen Ausstattung, wird noch größere Sorgfalt als bisher gewidmet werden- Möchte er auch nach der neusten Wandlung auf wohlwollende Aufnahme, auf bewährte Studiengcnoffen, aller Orten auf gute Freunde rechnen dürfen.

Berlin,

den 15. October 1878.

Nirolaische Verlags-Suchhandlung R. Stricker.

178

Zur

Geschichte

-er Burg Aangermünde. Von

vr.

G.

Der große deutsche Krieg des 17. Jahrhunderts ist im Volke aller historischen Ueberlieferung rückwärtige Grenze, und an den Namen der Schweden knüpft sich die Erinnerung an alles Schreckliche, was unsere Heimat vor den ftanzösischen Kriegen erlitten. Sie haben schlimm bei uns gehaust; doch der Unwille des Volkes geht ;u weit, wenn er die Verant¬ wortung für allen Raub und alle Plünderung, für jede wüste Dorfstätte ihnen aufbürdet. Sämmtliche Parteien, Schwe¬ den, Kaiserliche und die eigene Soldateska, theilten sich redlich in die Beute. Man lese nur in Wageners Denkwürdigkeiten von Rathenow (1803), die nach gleichzeitiger Aufzeichnung ge¬ gebene Schilderung der Eroberung und Plünderung Rathenows durch kaiserliche und sächsische Truppen im Jahre 1636, bei welcher Gelegenheit in muthwilligcr Zerstörungslust auch das Stadtarchiv verwüstet und ein höherer Offizier, welcher der Plünderung der Kirche wehren wollte, von den eigenen Soldaten niedergeschossen wurde; man lese in des zeitgcuössischen

Rittncr altmärkischem Geschichtsbuch, wie die

Nicht weniger willkommmen iväre es gewesen, wenn dem wenn auch noch so schematische Situationsskizze des Burgterrains mit Andeutung der jetzt vorhandenen Ge¬ bäude und der erhaltenen Reste alter Baulichkeiten unter an¬ nähernder Angabe der Maße bcigegebcn tvorden wäre, da der Plan in Pohlinanns Geschichte der Stadt Tangermünde Buche eine,

(Stendal 1829) nicht ausreicht. Vielleicht ist einer der Leser in dortiger Gegend in der Lage, uns noch jetzt mit einer solchen Darstellung zu erfreuen. Eine besondere Zierde der Burg müssen die Kapelle und der große Saal gewesen sein. Leider wissen wir von der Beschaffenheit beider heimlich wenig; von jener sind uns nur die eigenen Worte des Bauherrn, er habe sie mit köstlichen Steinen geschmückt, überliefert; von diesem ist uns das Ver¬ zeichniß der in ihm befindlichen Gemälde erhalten, welches jetzt im Geheimen Staatsarchiv aufbewahrt und von Götze dieser Zeilen

(S. 111 ff.) nicht ganz zuverlässig abgedruckt ist. Abgesehen von einer großen Zahl orthographischer Varianten ist hervor¬ zuheben, daß cs nicht von 1564 datirt ist, vielmehr gar keine Jahreszahl trägt, aber wohl zweifellos aus dein 16. Jahr¬ hundert stainmt, daß es, außer der von Götze mitgetheilten Ueberschrift von neuerer Hand noch eine ältere aufweist: „Vorzeichnus des Gemeldes im Sahl zu Tangermunde", welche die Vermuthung Götzes, es handele sich um die Aus¬ schmückung eines Saales, zur Gewißheit erhebt, und daß ferner die Ueberschrift der ersten Abtheilung nicht lautet: „Dessien der Geistlichen und tveltlichen Churfürsten»", sondern:

ver¬

wilderten-altmärkischcn Bauern gewirthschastet; als eine in¬ teressante, vielleicht noch unbekannte Ergänzung zu dem, was S. 40 über die Drangsale unserer engsten ich im „Bär" Heimat in jener schlimmen Zeit mitgetheilt habe, sei erwähnt, daß am 26. April 1642 kaiserliche Soldaten in Glindow am schönen Schmilowsee den in kurfürstlich - brandenburgischen Diensten reisenden Hauptmann von Lehnin, Wolf Dietrich v. Rochow, überfielen, bis auf's Hemd ausplünderten, und ihm namentlich einen köstlichen Diamantring und einen Degen mit silbernem Gefäß raubten. Die Gerechtigkeit erfordert cs, die Schweden von einem Akt des Vandalismus, begangen an einem herrlichen Denkmal deutscher, vielleicht auch märkischer Kunst, von der Plündcrnng und Zerstörung der Schloßkapclle zu Tangcrmünde, deren man sie bezichtigt, freizusprechen, wenigstens von dem ersten Theil der Beschuldigung. Unter den Augen Kaiser Karls IV., dessen Regierung

II

„Session

der Geistlichen re.

Daß diese. Gemälde unter Karl

wir

unbedenklich

mit

Götze

IV.

entstanden, dürfen

annehmen, von Portraits im

heutigen Sinne des Worts (Götze S. 8) kann aber bei der immerhin unentwickelten Stufe, auf welcher sich damals die Malerei in Deutschland befand, nicht die Rede sein, und da¬ gegen, daß der mangelnden Portraitähnlichkeit etwa durch

Namensunterschrift zu Hülfe gekvnnnen sei, spricht das Ver¬ sowie — vielleicht — die gleich zu erwähnende

Mark neben den verderblichsten auch manche segens¬ für reiche Folgen brachte, erhob sich auf dem steilen Elbufer bei Tangermünde ein viclgethürmtes stolzes Schloß, in dem er oft und gern weilte, und von dessen Aeußerem der Stich in Meriaus brandenburgischer Topographie ein anschauliches Bild

zeichniß,

unsere

Tradition. Traurig

gewährt.

Zu bedauern ist es, daß der besonders um altmärkische Staatsarchivar Dr. Götze in seiner urkundlichen Geschichte der Burg Tangcrmünde (Stendal 1871) sich darauf beschränkt hat, in einer Anmerkung auf diese Abbildung und ihre Kopie im theatrum Europaemn zu verweisen (der, Küsters 1729 erschienenen antiquitates TangerGeschichte verdiente verstorbene

muudenses beigegcbcne Kupferstich ist so schlecht, daß er kauin genannt zu werden verdient). Was das Auge sieht, erfaßt der Geist noch einmal so schnell, und nichts ist geeigneter, das Interesse weiterer Kreise für die Vergangenheit zu ertvecken, und ein richtiges Verständniß derselben zu fördern, als daß man in alten und seltenen Werken nur Wenigen zugängliche Kunstdenkmäler treu publicirt. Der Verein für die Geschichte Berlins, und diese Zeitschrift haben darin schon Löbliches ge¬ leistet, doch kann des Guten nicht zuviel gethan werden.

SpITo.

:

ist cs, daß nicht ein kleiner Rest dieser Bilder erhalten ist, der in Verbindung mit dem in der Berliner Nicolaikirche entdeckten Gemälde vom jüngsten Gericht, und den liebenswürdigen Mniaturen des Berliner Stadtbuches ein willkommenes Zeugniß für die Geschichte der märkischen Malerei in der Bairisch - Luxemburgischen Periode geivähren würde. Aber kein gleichgültiger Tüncher hat sie mit einer schützenden Hülle überzogen, wie den Todtcntanz der Marienkirche; sie sind unwiederbringlich verloren, gleich den Gemäldeir des „Sommersaals" in der bischöflichen Burg in Wittstock. Etwa am 20. Dezember 1640 nahmen die Schweden nach kurzer Belagerung die Burg Tangermünde ein und warfen Feuer in die Gebäude. Dabei verbrannte das Schloß mit seinen Gemälden nebst der Kapelle, und diese wurde überdieß, wie Götze hinzufügt (S. 105) ihrer Edelsteine beraubt. Letzteres ist nicht richtig. In den Jahren 1602 und 1603 unternahm ein hoffnungs¬ voller junger pommerscher Fürst, Philipp Julius von PommernStettin, der später unbeerbt an den Folgen des leidigen „Zu¬

179

trinkens" starb,

eine große Reise durch Deutschland, England, Frankreich und Italien- Sein Praeceptor, Friedrich Gerschow, begleitete ihn, sührte das Reisetagebuch, und überreichte eine

interessante handschriftliche Bearbeitung desselben dem Fürsten

im Jahre 1605.

Als eigentliche

historische Quelle ist sie von untergeordnetem Werthe, da der Verfasser Allem, auch dem Wunderbarsten, was man ihm erzählte, Glauben schenkte, ihre kulturhistorische und antiquarische Bedeutung aber ist erheblich, und wo sie von Selbstgeschautem und Erlebtem berichtet, haben

wir

Grund, an ihrer Zuverlässigkeit zu zweifeln. Dort heißt cs nun, die Reisenden hätten auf ihrem Rückwege am 6. Oktober 1603 Angermünde (unser Tangcrkeinen

münde) erreicht „eine lange zwefechtige statt an der Elbe. Anst dem fürstlichen Hause hatt keiser Henricus IV. hoff ge¬

halten, welcher im shall abgemhalt stchett, neben den 7 churfürstenn, unter welchen der von Brandenburgs die session über dem Sachsen hatt, auch werden alhie ettliche alte tornier repraesentirtt. Der ander hoff ist einer küniginnen wiedemeshauß gewesen; die capellen drauff mit gramen marinor incrüstirt und mitt perlen und edelgesteinen vorsetzt, welche aber

dem Sachsen gewährten

Tourniere bestätigt.

Vorrang, und über

die dargestellten

Welches Gebäude unter dem „wiedemes-

hauß einer kttnigin" gemeint sei, ist bei unsern dürftigen Kenntnissen von der Topographie der alten Burg nicht ersicht¬ lich (vgl. Götze S. 8), und ebensowenig weiß ich, wer unter der „königin" zu verstehen sei, wenn nicht Markgraf Waldemars

Wittwe Agnes, Kaiser Albrechts I. Enkelin, zu deren Witthum das von ihr gern bewohnte Tangermünde gehörte (Götze S. 27). Ueber die Ausstattung der Kapelle erfahren wir auch von Gerschow wenig Neues — am ausführlichsten ist noch immer Helmrcich in seinen versistcirtcn anndex Tangermundenses, der von Karl IV. sagt: und zierte die Kapelle fein mit Gold, Perlen und Edelgcstein — dankenswerth ist aber die bestimmte Notiz, daß alle Kostbarkeiten damals schon ansgebrochen gewesen seien; deine das hypo¬ thetische „sollen" am Ende der mitgetheilten Stelle bezieht sich nicht auf die Thatsache an sich, an welcher der Berichterstatter entweder aus eigener Anschauung, oder in Folge der Mit¬ theilung seines wohlunterrichteten Tangermünder Wirthes nicht-

Burg Tangermünde.

ausgebrochenn, und in ein viertheil von der tonnen geschlagen

zweifeln konnte, sondern nur auf die Quantität der entwendeten

und weggefhürt sein sollen." Daß der Magister aus eigener Anschauung berichtet, ist nicht ausdrücklich gesagt, aber doch anzunehmen. Aus seinen anderweitigen Erzählungen geht hervor, daß er mit großer Gewiffenhastigkeit alles an einem Ort Sehenswürdige in Augen¬ schein zu nehmen pflegte, und das wird er auch hier nicht versäumt haben, zumal der Umstand, daß sein fürstlicher Herr in Tangermünde Nachtquartier nahm, ihm ausreichende Muße gewährte. Wie dem aber auch sei, jedenfalls trägt seine Er¬ zählung den Stempel der Wahrheit an der Stirn. Das zeigt schon, hinsichtlich der Schloßgemälde, ihre Uebereinstimmung mit den: alten Inventar. Freilich ist die Behauptung, daß Heinrich IV. auf der Burg Tangermünde Hof gehalten und aus einem der Gemälde dargestellt sei, etwas kühn. Beziehungen dieses Kaisers zu unseren Gegenden lassen sich selbst in der Sage kaum nach¬ weisen; möglich wäre es daher, daß eine Verwechslung mit

Steine.

So bleibt nur

noch die Frage offen, wer der Kirchen¬ da die Schweden es nicht gewesen sein können; und so viel geht aus den Worten Gerschows hervor, daß es sich nicht um einen Diebstahl, oder um eine Beraubung bei einem kriegerischen Ueberfall handelt. Der Umstand, daß

schänder

gewesen,

Heinrich dem Finkler, den auch Stöpel (in Pohlmanns Ge¬ von Tangermünde) die Burg erweitern läßt, oder eben

die Kostbarkeiten wohl verpackt weggeschickt worden sein sollen, führt darauf hin, in der Maßregel die Anordnung einer zn unbeschränkter Disposition über die Burg befugten Person ;u erblicken, und Niemand erscheint dazu geeigneter, als Markgraf Jobst, voll dem man ja auch ivciß, daß er eine Anzahl kost¬ barer Reliquien und Kirchcngefäße aus der Burgkapelle „rettete" (Götze S. 45). So hätte sich der Böhmenfürst an der Mark für das gerächt, was einst inürkische Krieger, mit Einwilligung Mark¬ graf Ottos des Langen und des Bischofs von Brandenburg an dem Prager Dom gefrevelt, inbem sie, wie eine böhmische Chronik erzählt, den dort befindlichen Königsschatz, kostbare Gefäße und Reliquienbehälter, Gold, Silber und edele Gesteine

mit Karl vorliegt; im übrigen ist

fortschleppten.

schichte

es aber bemcrkenswerth, Angaben über ben in der Malerei dem Brandenburger in der Reihe der Kurfürsten vor

daß das Verzeichniß

Gerschows

Die Plünderung der Tangermünder Burgkapelle würde Jahre 1409 stattgefundeir haben, und es erscheint

demnach im

180 das glaubwürdig genug, wenn auch die Mittheilung Küsters

mehr

und Bekmanns, daß noch zu ihrer Zeit, int vorigen Jahr¬ hundert, an den geringen Resten der Kapelle, welche den Brand und die Zerstörung von 1640 überdauert hatten, die Stellen zu erkennen gewesen seien, wo die Edelsteine eingefügt ge¬ wesen, dem zu widersprechen scheint. Denn da auch später Brandenburgische Fürsten, namentlich Kurfürst Friedrich I. und seine schöne Else gern in Tangermünde weilten, muß man

Berlins,

Küster und Bekmann erzählen, erscheint an sich unglaubhaft, wenn es auch Götze ohne Bedenken aufgenommen hat. Es ist nicht denkbar, daß der Edclstcinschmuck derartig angebracht daß er trotz der anscheinend recht gründlichen Zer¬ störung durch den Brand von 1640 noch etwa hundert Jahre später deutlich erkennbare Spuren im nackten Mauerwerk, — denn um solches kann es sich doch nur handeln — zurück¬ Mir scheint die ganze 'Notiz nichts gelassen haben sollte. gewesen,

anderes als ein Niederschlag der Erinnerung an die ehemalige Herrlichkeit des Gebäudes, welche, wie die Lokaltradition cs so gern hat, um sinnfälliger zu werden, an zufällig vorhandene äußere Zeichen angeknüpft wurde, ohne daß sich ein thatsächlicher Zusammenhang zwischen diesen und der längst beseitigten

Dekoration nachweisen ließe.

Tlantlaquatlapatli. Jur Eyaracleristili

Berliner Loealpresse im 18. Jahrhundert.

*)

Von Jtipprf. (Fortsetzung u. Schluß).

Es ist ein schöner Vorsatz und ein gutes Versprechen, Tlantlaquatlapatli in diesen Worten giebt, leider aber mit der Erfüllung im Rückstände, denn von der Stärke er bleibt sind mir nur einige wenige.Beispiele er¬ Rechtschaffenheit in findlich gewesen, nicht gerechnet den Weihrauch, den er den obersten Behörden und ihren Vertretern für ihre unter die berlinischen MeÄwürdigkeiten zu rechnenden Verordnungen, schweifwedelnd streut. Desto mehr aber finden schlechte Streiche Erwähnung und ich weiß nicht, was sich der Herausgeber dabei gedacht, indem er für uns — die Nachkommen, die Bordelle welche

!

Berlins und die kleinen Sünden unserer Vorfahren aufzeichnete und was der anderen unsauberen Geschichtchcn mehr sind, die er mit unverkennbarem Wohlbehagen zum Besten giebt. — Aber er scheint das damalige Publicum genau gekannt zu haben; wohl wissend, daß es unmöglich sei. Alleil gerecht zu werden und zu gefallen, schmeichelte er dem einen Theile des Publicums auf Kosten des anderen, nicht achtend, ob er da¬ durch seinem Plane — „eine wirkliche Charakteristik von Berlin

zli liefern" — treu blieb. Er sagt selbst, daß ein Theil des Publici ihm, dem Herausgeber, größte Rache drohe, obwohl er mit'gutem Geiviffen versichern könne, daß er keinen Groll gegen daffelbe hege, ihre Laster uild Bosheiten aber um so

*) Durch ein unter der früheren Redaction vorgefallenes Ver¬ ist der Anfang des Aufsatzes in Nr. 18 mit unrichtigem Titel versehen worden. Herr Trippel hat den Aufsatz im Jahre 1872 für den Verein für die Geschichte Berlins verfaßt.

Wäre

einer

unter

den

Bewohnern

dem er zu nahe getreten, so möge er vortreten, er

würde der erste sein, welcher seinen begangenen Fehler verbeffern wolle. Dann fährt er fort: „Ihr brave Berliner, lasset mich doch hoffen, nach und nach euer Vertrauen zu er¬ werben und es ganz zu behalten? — Doch ja, ich kann es, ich darf darauf rechnen! Bürgen mir nicht dafür schon so viele Zuschriften, welche meinem Volksblatte den besten Fort¬ gang bahnen?" — Zur Erklärung muß hinzugefügt werden, daß Tlantlaquatlapatli unter der Aufschrift „kurzgefaßte Nachrichten" und auch sonst noch Plaudereien aus der Schule Indiskretionen, — hinter welchen heut der Staats¬ anwalt stehen würde, — mit zu bewundernder Dreistigkeit bringt. Das aber sicherte ihm Abonnenten, denn so ist einmal das gewöhnliche Publicum, daß es an dergleichen vorzugsweise Gefallen findet, was Anderen zum Schaden gereicht. Andere an den Pranger stellt und öffentlicher Schande preis giebt. — Vom 15. u. 16. Stück an fügt er erst den Titel Chronik

annehmen, daß die Spuren der Plünderung, so gut es gehen wollte, vertilgt worden seien, wenn auch von einer Wieder¬ herstellung des alten Glanzes nicht die Rede sein kann. Was

der

verabscheue.

I

sehen

!

von Berlin hinzu, läßt hingegen die Erläuterung: Herausge¬ geben von Tlantlaquatlapatli fort. In dem vorangehenden Stück läßt er sich darüber folgendermaßen aus: „Die Berlinischen Merkwürdigkeiten, oder wie ich mit füglichem Recht darzu setzen kann, die Chronik von Berlin hatte das Glück bei dem Publico solchen Geschmack zu erhalten, daß ivider Vermuthen mehrere Bogen ganz und gar ausge¬ gangen sind. Die erste Auflage war nur 500 stark. Warum sollen wir das leugnen?" 4 Bogen ivaren, wie wir des weiteren ersehen, gänzlich vergriffen und dies gab die Ver¬ anlassung zu einer neuen Auflage, um den Wünschen des Publicums Rechnung zu tragen. Zugleich kommt er dem Publicum dafür mit einer Preisermäßigung in Form einer Pränumeration entgegen: Wer 9 Gr. pränumerando zahlt, erhält 13 Bogen, wer 18 Gr. 26 Bogen, also ein Unter¬ schied von 8 Gr. netto; 24 Bogen machen ein Bändchen, jedes soll ein Kupfer aus Tlantlaquatlapatlis Familie und ein „Da bekanntlich jeder VolksJnhaltsverzeichniß erhalten. schreiber," fährt er dann fort, „seine Grillen hat, so grillte Darum will ich ich mir wegen des Titels auch etwas aus. denn meine Berliner Merkwürdigkeiten von nun an Chronik von Berlin nennen. Von meiner Seite soll größerer Fleiß angewandt werden, damit keine ivichtige Begebenheit ungedruckt bleibt, so lange man auf die Unterstützung des Publici rechnen kann, so lange werde ich ganz gewiß fortfahren: es wäre denn, daß die Madam Atropos mich unter ihre Schere bekäme. Daun muß ich freilich von dem irdischen Schauplatze abtreten, mir gefallen lassen, wie sich die Würmer an die Tafel setzen und den Volksschreiber aufschmausen. Zwei Bogen alle Woche verspreche ich nicht immer, aber einen ganz gewiß. Sollte ich auch einmal in einer Woche nicht erscheinen, so bringe ich es dann ganz gewiß das nächste Rial wieder ein. Dieses war cs, was ich dem Publicum zu sagen hatte. Alan hat mich doch verstanden? Wider Vermuthen läuft manchmal ein Druckfehler ein, z. B. singen für siegen, Meffclp für Wessely, bekleiden für begleiten (11 Stück). Wollte die Dingerchen nur 'damit nicht etwa einer um deswegen anzeigen, auf den Einfall kommen möchte, man verstände nicht die teutsche Schriftsprache." Alan sieht wiederum, daß der wortreiche Tl. die Sache stets zu seinem Vortheil zu drehen weiß, doch uns kann er nicht mehr ein 3t für ein U machen. Die Druckfehler finden

181 sich so

massenhaft, daß auf eine große Flüchtigkeit und Nach-

Welches er im

XIII.

Bande (nach der Affaire mit Sey¬

lässigkeit, trotz des versprochenen größeren Fleißes, geschloffen werden kann.

fried) durch das fvlgeude ablöst: Ein Schurke keimet keine Freundschaft.

Was endlich die zu jedem Bändchen versprochenen Kupfer anlangt, so scheint es am Platze zu sein, wenn wir ihrer jetzt Erwähnung thun. Werth haben sie nicht, aber ein komischer Eindruck ist nicht wegzuleugnen, zumal wir auch durch sie die ganze Familie Tlantlaquatlapatli kennen lenien. Zunächst präsentirt sich uns der würdige Volksschreiber in einem höchst seltsamen Kostüm, einen riesigen Bakel in der einen und in der andern Hand einen Zettel mit der Inschrift: Freund gegen Freund, Schurk gegen Schurk. Dicht zu seinen Füßen lesen wir: Zu sehn man mich gewünscht längst hat, beschaut an mir euch nun recht satt. Im zweiten Bande stellt uns der Volksschreiber seine Frau eine geb. von Jpsilischuipsilischuipsi vor mit dem Motto:

verliehrt. Wie schon angedeutet, ist das Tagebuch des Königlichen National-Theaters mit der wichtigste sich durch alle Bände fortsetzende Bestandtheil. Dieses in Verbindung mit einem längeren Aufsatze betitelt: „Einige Blicke auf den Ber¬ linischen Geschmack und auf die Mitglieder des Königlichen National-Thcaters", — ferner mit der Inhalts-Angabe der zur Karnevalszcit aufgesührteu Opern: „Medea", „Protcsilaos", — „Brenno", „Ulysses

Rückkunft zur Penelope, Olympiade & Vasco

uns zu der Ueberzeugung ziemlich

traurig

zu

bringen, daß

bestellt gewesen sein müsse.

es mit derselben So trollten , um

nur ein eclatantes Beispiel anzuführen, die Schiller'schen un¬ sterblichen Dramen den guten Berlinern von damals durchaus nicht gefallen.

Es wurden

Maria Stuart

während des

Caspar der Thorringer dagegen 11 mal, die offene Fehde 16, die große Toi¬ lette 15, und Nina oder Wahnsinn aus Liebe 20 mal

„Auf einmal

ganzen Jahres 1788 nur ein mal,

j

aufgeführt.

An Trauerspielen scheint das Gefallen im allge-

meinen sehr gering gewesen zu sein, 50 Schau- und Lustspiele und 25 Singspiele treten 14 Trauerspielen gegenüber. Die

|

Farce und Posse ist der Liebling des Berliners von damals eben so gewesen wie heute, aber wenn auch die Theilnahme an den Redvuten und sonstigen Carnevalslustbarkeiten, trotz der übergroßen Külte des Winters von 1788—80 eine un¬ glaubliche war — während der Earnevalszeit fanden allein 6 Redouten im Königlichen Opernhause statt und mitten im Sommer zur Feier des Geburtstages der anwesenden Prinzessin von Dramen noch eine, die anderen öffentlichen und privaten, von denen gleichfalls Meldung geschieht, nicht gerechnet, — so verhielt sich das Publicum andererseits gegen Kunstreiter,

Sechs Bändchen inachen eine Abtheilung. — Ferner werden wir abbildlich bekannt gemacht mit Eze¬

Vater des Volksschreibers geb. 1726 gest. 1778; — in einer Silhouette mit Hans Sebastian Tl-, Oheim des Volksschreibers geb. 1660 gest. 1780; — mit Kunegunde Adelheid Tl. geb. von Dalteranatterapiukzs seiner Großmutter und Aurelius Casparus Tl. seinem Großvater- Endlich ist uns noch der Name eines seiner Vettern im Hl. Bande über¬ liefert worden, der in der That die vorangeschicktcn Nomen-, claturen übertrifft und allen denen die (ein wenig) stottern empfohlen zu werden verdient:

Tl.,

Gama,

Berlin stattgehabten musicalischcn und declamatorischen Aufführungen, ist in der That dazu an¬ gethan, uns ein vollständiges Bild der berlinischen GeschmacksRichtung in diesen Fächern der Kunst zu veranschaulichen und

!

Dame ihren Gedichten giebt, erinnert an die Küche oder den Küchengarten, er lautet: Blumengärtcheu, angelegt von Julie Karolime Tl. geb. v. Jpsilischuipstlischuipsi. Erstes Bändchen. Jedes Bändchen enthält nur zwei Bogen und kostet 2 Groschen.

chiel

de

sprechung der sonst noch in

;

Dieser Ausspruch wird jedoch alsbald von der edlen Dame selbst Lügen gestraft, sie äußert die Absicht sich als Schriftstellerin zu versuchen und thut dies etwa folgender-

erwachte auch mein dichterisches Talent. Ich versuchte Gedichte zu schreiben. An meinem Tl. hatte ich das beste Muster. — Da alles in Berlin sehr theuer ist, die Familie sich vermehrt, der Putz Geld kostet, folglich man immer Geld braucht, so entschloß ich mich meine Gedichte auch gedruckt zu sammeln." Der Titel den diese blaustrumpfendc

einem

sowie auch der Vorführung des Opernpersonals und der Be¬

Mein Tlantlaquatlapatli bleibt Fürwahr der beste Manu: Er ist's der mir die Zeit vertreibt Und mich ernähren kann.

maßen:

Gleicht

Fuchse, so die Haare, aber die Nicken nicht

dem

Springer und Schwarzkünstler unverhältnißmäßig kühl. Der Schwarzkünstler, Geistcrcitirer und Charlatan

Philidor Mire

machte sogar glänzend Fiasko; der Fechtmeister klagte sehr über die schwache Einnahme, „denn," sagt

Tlantlaquatlapatli, „niemand wollte ihm glauben, daß sein Fecht-Spectakel, welches die Jahresfeier auf der Insel Ota-

Halesusekalpelominosikovsky. wir so einen Ueberblick über die Organisation

Vvlksblattes gewonnen, auch die Ideen und Absichten der Verfasser uns klar gemacht haben, würde es zur Vervollstän¬

heita vorstellen sollte, etwas vernünftiges enthielte, so daß die Sache dahin vermittelt wurde, daß Spin acuta bei ihm seine Geschicklichkeit auf dem gespannten Seil zeigte, natürlich zu Spinacuta gefiel dagegen Gunsten des armen Mirc.

digung unserer Skizze nicht wenig beitragen, wenn wir hieran

etwas

Nachdem des

anschließend eine characterisirende

Inhaltsangabe der einzelnen

Bände folgen ließen, aber die uns zugemessene Zeit und die in der Einleitung mitgetheilten Gründe zwingen uns davon abzusehen und nur ein allgemeines Bild dessen zu geben, was in den 12 Bänden vorzugsweise unsere Beachtung verdient. Hier kann nicht unerwähnt bleiben, daß er vom dritten Bande ab sich mich ein Motto zulegt: Wahrheit zeuget immer Feinde Heucheln niemals ächte Freunde.

\

:

!

mehr, sprang am 20. Februar 1789 für die hiesigen Armen, nachdem er inzwischen auch in Potsdam seine Künste gezeigt und verließ vom König beschenkt Berlin. Der Magnet aber, der die Berliner in seine Vorstellungen lockte, war Der jpanische Bereiter, vulgo Kunstreiter, seine schöne Frau. Mahyen oder Maybc» wie er abwechselnd gedruckt wird, zeigte in einer hölzernen Bude auf dein Dönhofsplatz seine halsbrcchcndcn Künste, das oft wiederholte Anzeigen der letzten und allerletzten Vorstellung aber beweist, nach Tl. Ausspruch, daß er nicht gerade gute Geschäfte gemacht habe. — Ferner

182 zeigte

in

derselben Zeit der

berühmte aörostatische Künstler

Couren K-, den Empfangsfeierlichkeiten fremder Fürstlichkeiteir und Hoheiten, wie z. B. der Prinzessin von Omnien und des

der ehemaligen katholischen Kirche in der Krausen¬

Enßlen in

„Botschafters"

straße sein ai- ro statisch es Kunst ca bin et, erhielt aber nicht die Königliche Erlaubniß, eine von seinen lebenswahren, gasgesüllten, menschlichen Figuren aufsteigen zu lassen. Trotz

der gewiß denselben

sonstigen öffentlichen Lustbarkeiten sind ellenlange Besprechungen

nicht übertriebenen Lobeserhebungen, welche Tl. Theil werden läßt, war die Theilnahme des

gewidmet. Ebenso

zu

Publicums auch nur eine geringe. — Der Ausstellung der Gentälde uitd Sculpturen in der Königlichen Academie der Künste widmet der Herausgeber wie den vorhergehenden Gegenständen einen längeren Artikel, der im Thatsächlichcit viel interessante -Momente enthält, in seinen kritischen Aninerkungcn aber für uns unverständlich bleibt. — Die Besprechungen öffentlicher Einrichtungen in Berlin, wie des Straßenreinigungswesen, der FcuerlöschOrdnung u. s. w. können mit Recht zu den Quellen ein¬ schlagender Arbeiten gerechnet werden; desglcicheit die Kritik

Lenz,

j

Bannvollmacht, Vertreibung der Pollacken und den Stand der jüdischen Aufklärung. Die Errichtung des Taubstummeninstituts durch Herrn

über

jüdische

und eine skizzirte Geschichte der Lehrer für Taubstumme gehören gleichfalls dahin. Die Vorfälle während des überaus strengen Winters 1788—1789 in der Stadt, in Betreff des Eschke;

Aufeisens, der Straßenreinigung, der Verunreinigung der zu¬ gefrorenen Spree mit Abfallstoffen re. und die Halsstarrigkeit einzelner Bürger gegenüber den polizeilichen Maßregeln sind mit einem Fleiße registrirt, der einer besseren Sache würdig

Unter den mannigfachen Klagen der Berliner gewesen wäre. Handwerker, zu deren Colporteur sich Tl. macht, finden sich — das zu auch solche über das Abreißen der Anschlagzettel Billctcn den Handel mit schnelle Fahren der Equipagen und vor dem Opernhause, Mitbringen der Kinder und BologneserHündchen in die Vorstellung und das Aufbehalten der großen Hüte während derselben. — Auch über ein damals erlassenes Verbot, die Korn¬ blumen abzupflücken und seine Erfolge werden wir unter¬ richtet, n'ic denn überhaupt die ersten Bände in Bezug auf die Berliner Neuigkeiten, den sogenannten Stadtklatsch und

unendlich ist die Geschichte des

Posträubers

Ueberfall der Oranienburger Post und dabei verübter dreifacher Mord noch heute in der Erinnerung vielev Berliner fein werden, und die des Straßenräubers Helkwitz. Neben einem ausführlichen Berichte über den an die armen Sünder sich anknüpfenden und auch in Berlin zur Genüge geübten Aberglauben, wird auch eine ziemlich vollständig scheinende Aufzählung und Kritik der armen Sünder, oder Mordgeschichten-Literatur aus diesen Anlässen gegeben, die in der That schauerlicher noch als das Object gewesen zu sein scheint, denn ein Verbot der armen Sünder-Lieder erfolgte unmittelbar darauf. Auch über das „Kartenlegen, Tassen¬ gießen und Wahrsagen" ereifert sich der Volksschreiber, der, wie man ihm lassen muß, sich als ein durchaus vielseitiger, wenn auch meist nur oberflächlich unterrichteter Mann zeigt, den man, weil er, gestützt auf die willig geleistete Mitarbeiterschaft vieler Berliner behauptete und auch bewies, daß er überall wäre, alles was in Berlin vorgehe mit eignen Augen sähe, — in Verbindung mit dem räthselhaftcn Namen Tlantla¬ quatlapatli, wenigstens von den sich nichts Guten bewußten Seiten fürchtete und mit Drohungen einzuschüchtern versuchte. Ueber die Pockeninoculation und zwar: „Ueber die Aus¬ rottung der Pocken oder Blattern. Zur Beherzigung der Aerzte, Hebammen und jüdischen Gelehrten", — eine Frage die jetzt noch ebenso lebhaft ventilirt wird, aber auch ebenso wenig wie damals zum Austrag gebracht worden, schreibt er ganz wunderliche um nicht zu sagen närrische Dinge. Auch darüber ob die Zigeuner ganz nicht aus den preußischen Staaten verbannt werden könnten, ereifert er sich und bringt sogar einen kleinen Theil seines Blattes unter der dessen

Uebcrschrist — j

„Kriegszeitung", nachdem in mehreren vor¬

gängigen Stücken bereits vorbereitend unterschiedliche ans den Krieg Bezug nehmende Versification gestanden, mit den damals üblichen Titeln: „Lied bei dem bevorstehenden Ausmarsche im

Straßenvorfälle ein an nicht uninteressanten Einzelheiten reiches Bild dainaligcr Zustünde entrollen, das aber hier ganz zu betrachten, wie schon gesagt nicht wohl angeht. — Daß übrigens der Volksschreiber neben vielen unwichtigen und unnütz verschwendeten Worten auch zur rechten Zeit ein rechtes Wort zu reden verstanden habe, beweisen mehrere Artikel unter

Mai

(1790) von einem Preußischen Grenadiere."

Also anfangend: Schicksal wills! Ihr Brüder auf! Beginnt mit Löwenmuth den Lauf! Sucht jetzt euch zu beweisen Als alte tapste Preußen! Denn nur Entschlossenheit im Krieg' Zeugt stets den Lorbervollsten Sieg! Wie Blitze in Gewittern

„Das

den Ucberschriften:

„Prellerei der Schlächtermeister. Leichtes Gewicht. Ueberschreitung der Polizei-Taxe. Vervortheilnng der Bürger." „Putz und Staat besonders der Schlächtermeisterinnen." „Unfug und Halsstarrigkeit der Schlächtermeister. Vorschlag den Schlächter-Unfug zu vermindern." —, welche wohl schon genug sagen und wie ich aus einer Anzeige in 90 Stück der Vossischcn Zeitung vom 28. Juli 1789 er¬ sehen habe, folgende im Jntelligenz-Comtoir in der Realschülbuchhandlung erschienene Erwiderung hervorriefen: „Nöthige Ehrenrettung des Berliner Schlächtergewcrks gegen ihre Mitbürger anderer Stände; wie auch Trepanirung des Ehrcuschändcrs Tlantlaquatlapatli wegen seiner pasquillantischen Ausfülle gegen dasselbe." — Den Vergnügungen des Hofes, —: Diners, Soupers,

Effendi—, Illuminationen und

der Osmaunischen Pforte Asmi

den Bethätigungen des Volksjubels bei

Droht

Schrecken sie und

Zittern!"

Ferner ein desgleichen aber gesungen von einem preußischen Husaren (von Herrn Kludt) und eines von Herrn Burmann. Auch väterliche Lehren an einen preußischen Hauptmann vor

j

dem Ausmarsch, eine Rede eines Generals an sein Regiment, vom Bruder Grünrock und andere wohlfeile Geschichten sind vorangeschickt. Aber man würde einer argen Enttäuschung unterliegen, wenn man in der etwa achtmal erschienenen Kriegszeitung irgend etwas Thatsächliches, irgend eine Kriegs-

183 hoffte. Freilich wurde die Fortsetzung derselben durch die Entlassung Seyfrieds abgeschnitten, denn Nachricht zu

finden

mit behaglicher Breite holt er ziemlich weit aus und fängt mit dein großen Kurfürsten an, so daß er im letzten Abschnitt -erst

bei der Thronbesteigung Friedrich

Wilhelm

II.

angelangt

lange Hinhalten vor dem eigentlichen Eingehen auf die Sache selbst mag aber wohl seinen Grund mit darin gehabt haben, daß cs nicht sowohl an Nachrichten über Thatsachen, als vielmehr an diesen letzteren gefehlt. Wenn wir schließlich noch der vom IX.—XII. Bande fortlaufenden vollständigen Nachrichten, wie die Preise von Holz, Hausmiethe, Brod, Fleisch, Bier, Getreide, Toback in Berlin gewesen, — unter den relativ besseren Arbeiten, denn gut hat uns eigentlich keine erscheinen wollen, — Erwähnung thun , so haben wir damit den Inhalt der 12 Bände nach dieser Richtung hin noch keineswegs erschöpft; aber auch der andere Theil verdient zum mindesten Erwähnung und auf eine Erschöpfung war es ja überhaupt nicht abgesehen. So wenig inan einem Publicistcu oder Reporter die Berechtigung absprechen kann, alle öffentlichen Vorfälle, sei cs im Guten oder Bösen, vor das Forum seines Leserkreises zu bringen, so wenig dürfte ihm aber gestattet sein, wenigstens nach heutigen allgemein geltenden Begriffen von Schicklichkeit, die damals leider noch sehr wenig zum Bewußtsein des Schreibers wie seines Publicums gekommen ;u sein scheinen, Jntimissima aus Fainilien und Bordellen demselben vorzulegen. Hat er dabei einen moralischen Zweck im Auge, nun so wird er schon Wege finden, die Sache auf eine geeignete Weise an den Pranger zu stellen, wird aber nie in der Weise des Tlantlaquatlapatli mit Wohlbehagen die ausführlichsten Details won seiner eingehenden Kenntnißnahme zeugen lassen. So sehr sich Tl. den Anschein eines Moralisten giebt, so wenig hat er, — um nicht ungerecht zu sein, nach unseren Be-griffen, — einen wirklichen Anspruch darauf. Auf eine be¬ Dieses

ist.

weisende Beibringung schon

des

betreffenden

Materials habe

ich

Eingangs Verzicht leisten zu müssen geglaubt und nur

einige Titel der hierher zu zählenden Auffätze müssen zur Bekräftigung meines Urtheils dienen:

Das Anfangs mit führte Programm, eine in den letzten Bänden je ja ich möchte schon kurz schritt constatirenhaben

und

nicht zu leugnendem Geschick durchge¬ berlinische Chronik zu schreiben, tritt mehr und mehr in den Hintergrund,

nach Seyfrieds Abgang einen Rück¬ Es muß in der That sehr an Stoff gefehlt

auch die sonst so fleißigen Einsender müssen

in

ihrem Eifer plötzlich erlahmt sein. Da finden wir eine Be¬ schreibung des Salzwerkes in Schönebeck bei Magdeburg; die

Theils der dänischen Geschichte ohne Quellen¬ angabe; lange Episteln an den Dichter Fernow in Anclam und dergleichen mehr, was Keinem einfallen dürfte, unter die Berlinischen Merkwürdigkeiten zu rechnen.

Uebersctzung eines

Etwas besser sind die Artikel: „Wie Nicsewurz mit einem wißbegierigen Windmüller dnrch verschiedene Straßen Berlins wandert lind ihnen ein Silhouctteur begegnet", welche mit heutigen Fculletons Aehnlichkeit haben.

Als Curiosa sei mir gestattet, noch folgende Ueberschriftcn hier mitzutheilen : Die an den Hunden gestorbene Madame Schuft. Das sich selbst ertrunkene Dienstmädchen. Die Perrückc ohne Schwanz. — und Leben und Thaten Niesewurz in dem Leibe seiner

Mutter, welche Ueberschrift übrigens durch den folgenden Text Lügen

gestraft wird.

Kurz cs war ein klägliches Dasein, welches der mit gewiß nicht geringem Erfolge in Leben getretenen Volksschrift fristeten, und Alles war muthmaßlich froh, als mit 287 Stück am 21. April 1792 das letzte Stück ausgegeben wurde. In diesem nimmt der Heraus¬ geber gerührt von seinen Lesern Abschied —: die letzten Nummern,

„Nicht Trägheit", sagt er, „oder Mangel an Neuigkeiten von meiner Seite ist Ursach, daß ich diese Chronik schließe, sondern wer den Geschmack des Publicums keimt, wird mit mir eins sein, wenn ich ihm sage, daß es mit der Lectürc ebenso geht, wie mit der Mode in Kleidern. Wie ich die Chronik anfing, wollte jeder Neuigkeiten und Wahrheiten hören.

Jetzt hingegen machen Reisebeschreibungen wieder ihre eigne Epoche. Will ich also solche mitmachen, so sehe ich

genöthigt, erst

Mann und Frau in einem Loche. Der Liebhaber im Kamine. Madame Schubitz und ihr Aeffchcn. Das lebendige Gewächs. Die geprellte Madame der LiebeDer Liebhaber ä TOkzakow oder der mnsicalischc Hahnrei. Dicnstnlädchen und Schuster in einem Bette. Die Bratwurst bei der Verlobung als Zeuge. Der Teufel in leinenen Hosen. (Ein Hund kommt mit einem Elephanten in die Wochen).

selbst zu reisen und dann meine herausgeben". — Schließlich bringt er nach allseitigem verbindlichen Dank noch eine Entschuldigung an die, so sich etwan beleidigt gefühlt, zum Vorschein und einen besonderen Dank an die, so Abhandlungen eingeschickt, wenn sie auch wcgcu unterschiedlicher Handgreiflichkeiten öfters nicht eingerückt worden wären. — Die mitgetheilte Erklärung aber sagt genug. Ein echtes, rechtes Vvlksblatt haben die Herausgeber nicht zu Staude gebracht, es war. einfach eine aus die Geschmacksrichtung des

Der lahme Liebhaber unter den Linden. Der Hintergangene Liebhaber. Die schöne Louise oder Lebensgeschichte einer Berl. LaisAlles unter diesen Firmen Geleistete wird indeß noch in einer vom VIII. bis zum XI. Bande fortlaufenden Erzählung:

Publicums speculirende Unternehmung, die gegenstandlos wurde mit der Umwandlung jener. Sehr treffend wird vom Herausgeber das Urtheil einiger Berliner wie folgt citirt:

mich

„Bekanntlich hat Wochenblatt Sehr viel einfältigen Schnack."

Ihr

„Liebe und Rache" übertroffen, einer Erzählung, deren Heldin an einer generellen Krankheit nach Verübung der unglaublichsten Schlechtigkeiten zu Grunde geht. Eine andere Novelle „Sargines", nach dem Französischen des Arnaud hatte ich nicht mehr den Muth zu lesen.

schon

eigne Rcisebeschreibung

worauf er die Antwort ertheilt: „Ist es denn nicht *

Die größte Pflicht Zu richten sich nach dem Geschmack."—

184 Diese wenigen Worte umschließen auch unser

Urtheil: dazu war

Eine Chronik hat Tl. zu groß und seine Mittel zu gering, — aber indem er der Geschmacksrichtung der guten Berliner huldigte, hat er diese selbst trefflich gezeichnet und uns so ein allerdings an Schatten reiches aber nicht uninteressantes und lehrreiches

zwar nicht geliefert,

Berlin

C. Will,. Ferd. Solgcr, ch 20. October 1819. Dan. Fried. Sotzmann, ch 3. August 1840. Joh. Joachim Sp alding, berühmter Kanzclredner, 1804. Karl Spazier, Komponist, * 20. April 1761.

ch

26. Mai

Philipp Jakob Spcner, berühmter Theologe,

G. A- Schneider, Kapellmeister, P 1839. Joh. Schröder, Obrist, Topograph, P 1862. Otto Schulz, Proviitzialschulrath, Verfasser von Schulbüchern, P 17. Oktober 1849. Dr. Johannes Schulz, Geh. Oberregierungsrath, P 20. Febr. 1869. Frd. Aug. Schulze, Stadtschulrath, P 16. December 1863. Emilie Seidel, geb. Löwecke, * 20. April 1804. Dr. Carl Seidel, Dichter, Prof., P 15. August 1844. Karl Friedrich v. Sclasinsky, P 26. Zlpril 1860. 1779. Joh. Georg Sulz er, Selbe, Rechtsgelehrter, -f 30. April 1855. Karl Seydelmann, Schauspieler, * 24. April 1795. Karl Seydelmann, Schauspieler, P 17. März 1843.

ch 5. Februar 1705. Chr. Max Spener, Hofarzt, ch 5. Mai 1714. Heinr. Spikcr, * 24. December 1786. August Spillekc, Direktor des Friedrich - Wilhelm - Gym¬ 2. Mai 1841. nasiums, Fr. Aug. Stägcmanu, -ß 18. Dezember 1846. 14. Mai 1734. Georg Ernst Stahl, Professor, Dr. Fried- Julius Stahl, P 10. August 1861. Heinrich Steffens, Philosoph, Schriftsteller, P 13. Februar 1845. Chr. Gottf. Dan. Stein, P 14. Juni 1830. Karl Freiherr von Stein zum Altcnstcin, verdienstvoller preuß. Kultusminister, ch 4. Mai 1840. Charlotte Stieglitz, Dichterin, * 18. Juni 1806. Charlotte Stieglitz, die berühmte Selbstmörderin, Frau des Dichters, ch 29. Dezember 1834. Friedrich Ludwig W- Stier, Banrath, Prof, der Bauakademie, P 19. September 1856. Wilhelm Stolze, Erfinder der Stenographie, P 3. Januar 1867. Joh. Hein. Strack, * 24. Juli 1806. Frd. Strauß, Domprediger, P 19. Juli 1863. Ad. Fr. Karl Streckfuß, P 26. Juli 1844. Fr- Ad. Struve, P 29. September 1840. August Stüler, Architekt, Kgl. Geh. Oberbaurath, P 18. März 1865. Joh- Wilh. Süvern, P 2. October 1829. G- F- Taddel, Abgeordneter, Präsident des Schwurgerichts, Geh. Justizrath, P 20. November 1868. Tauentzien von Wittenb., P 1824. Wilh. Albr- Teller, P 8. Dezember 1804. Georg Friedrich von Tempelhof, Schriftsteller, P 13. Juli 1807. Chr. Fr- Ticck, Bildhauer, * 14. August 1776. Ludwig Tieck, * 31. Mai 1773. Ludwig Ticck, P 28. April 1853. Anna Dorothea Tihrbusch, hervorragende Malerin rc> 9. November 1782. 26. Sept. Ludwig Friedrich Franz Theremin, Domprediger, 1846. Otto Thiesen, viel gekannter Gesanglehrer, ch 1849. Johann Georg Tralles, ch 19. November 1822. Pierre Villaume, * 1746. Karl August Varnbagen von Ense, P 10. October 1858. 5. Februar Dr. Moritz Veit, Abgeordneter, Buchhändler, 1869. Karl Wilhelm Wach, Pros- der Akademie, Hofmaler, P 24. November 1845. C- Heinrich W- Wackernagel, * 21. April 1806. 1823. Franz Daniel Fried. Wadzeck,

Adam El. Siebold, ch 12. Juli 1828. Esaias Silberschlag, ch 25. November 1791. 3. September 1867. Heinr. Smiedt, Schriftsteller, Karl Ferd. Sohn, * 10. December 1805.

Joachim Wilhelm Wagner, schweb- u. norw. Konsul, Kunst8. Januar 1860. mäccn, Christ. Sam. Weiß, P 2. October 1856. Dr. Aug Wentzel, P 11. Mai 1^60.

Gemälde hinterlassen.

Älphaßttischc Zusammenstellung in Scrlin geborener, sowie in Berlin gestorbener berühmter Personen. Von Ntlo liiiiisi, Post-Secretair. (Fortsetzung.)

Fried. Samuel Gottfried Sack, cvang. Bischof, P 2. Oktober 1817. Karl Wilhelm Salice-Contcssa, Novellist u. Lustspieldichter, P 2. Juni 1825. Giuseppe Sarte, Komponist, P 28. Juli 1802 Savigny, Minister, ch 25. October 1861. Johann Gottfried Schadow, berühmter Bildhauer, * 20. Mai 1764. Siehe 1850. Johann Gottfried Schadow, P 27. Januar 1850. Siehe 1764. * 6. September 1789. Will). Fr. Schadow, "äilhelm v. Schadow, Maler, P 19. März 1862. ■6 1822. Schadow, Bildhauer, 17. September 1834. "beodor 28. August 1813. Scheerer, Prof., Bildhauer, Schüler Rauchs,

j

f

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r Architekt, Obcrlandes7

ck.teier l ach er,

f

12.

Februar

nun, Prof, der Anatomie,

Jo>,.

März 1858. ,lin, P 1863. September 1812.

Geh. ..

Schlichi., Will). Ad. Schmidt, Alme

Gottl. Heinrich Schmückert, Generalpostdirektor, 1862.

f

3. Februar

j

I.

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f

185 Fr. Otto

Westphal,

1

-

25. November 1834.

Wilhelm v- Wiebel, Oi., Leibarzt, 1847. ch 6 . Juni Fr. Aug. Wiegmann, Naturforscher, 1841. ch Ad. Wilda, ch 22. October 1862. Karl Ludwig Wildenow, Prof, der Naturgeschichte, Direktor

Gartens, P 12 . Juli 1812. 24. December 1840. ch Wilhelm von Witzleben, P 9. Juli 1837. F- A. von Witzleben, Generallieutenaut rc-, P 4. October des botan-

Willen,

Fr.

1859.

Wolf,

Arithmetiker, P 1778. Fr- Aug. Wolf, ch 8 . August 1824. Amalie Wolf, Schauspielerin, P 18. August 1851. von Wöllner, P 10. September 1800. Karoline Woltmann, geb- Stosch, * 1782.

Karoline v. Fr-

Heine-

Woltmann, P 18. November 1847. Ernst von Wränget, Generalfeldmarschall

* 13. April 1784. G-

Fr-

Zelter, * 11 . December 1758. Zelter, Director der Singakademie

Karl Fr.

1832. Gustav Zog bäum, Komponist 16. Juni 1872.

f

und

rc., P 15.

Docent von

rc-,

Mai

Musik,

Karl Gottlieb Zumpt, Professor, * 20. März 1792. Zusätzliche Bemerkung. Es mag ja ganz verdienstlich sein, eine berlinische Geschichtstafcl, wie sie Herr Runk anstrebt,

hier untergelaufenen Fehlern, ist es doch ein bischen viel ver¬ seine Leser sämmtlich wissen sollen, wie Teller ein freisinniger Theologe gewesen. Wer ist Joh. Will). Süvern?

langt, daß

werden wieder Andere fragen u.

s.

f.

Herr Runk bittet

um Verbesserungen und Zusätze; aber wer dieselben aus Grund seiner Arbeit machen will, schreibt dieselben gewiß lieber selbst von vorn an neu. Dennoch wollen wir ihm einige Beiträge nicht versagen. Der hier gemeinte Contessa ist am 19. August 1777 zu Hirschberg geboren.

Bei „Savigny"

wäre zu bemerken, daß er — Friedrich Carl von S. — heißt, 1779 zu Frankfurt a./M. geboren und vielmehr durch seine Thätigkeit als Lehrer des römischen Rechts, wie durch seine ministerielle berühmt ist. Daß Herr Runk nicht er¬ mitteln kann, daß Schleiermacher am 21 . November 1768 zu Breslau geboren ist, ist arg; ärger, daß der Vers, nicht die Personalien seines eigenen früheren Chefs, des Generalpost directors Schmückert, anzugeben vermag; am ärgsten wird es der Berliner finden, daß er nicht einmal weiß, wann und wo der alte Wrangel gestorben ist! Wir wollen ihm im stillschweigend vorausgesetzten Einverständuiß mit unsern Mitlesern, den Gefallen doch nicht thun und ihm sagen, wo und wann Schmückert geboren und wo und wann Wrangel gestorben ist; so viel Mühe mag er sich wenigstens allein gebe».

X X z. Aberglaube, Sagen, Meinungen und Gebräuche Iaachimsthal und Umgegend?') Lon f. /Sriinosis.

sn

zusammen, zu stellen, welche recht umfänglich werden wird, auch wenn man sie — was wir anrathcn — nur auf solche Personen beschränkt, die Beides, in Berlin geboren und gestorben sind. Denn es gebt doch wohl zu weit, einen bcrilbinten Mann, der aus der Durchreise durch Berlin hier zusällig stirbt, unter die berühmten Berliner aufzunehmen, was

gemein.

inan

»ach der Ueberschrift des Runkschen Artikels eigentlich müßte- Das Elaborat, welches in dem letzter» nunmehr vor¬

Der Scharfrichter kommt und sagt zur Frau bereit ge¬ fallene Kuh er zu holen gerufen war: Die ivar verhext! Und

erscheint uns, gelinde gesagt, recht bedenklich. Eine derartige Zusammenstellung ist für einen einzelnen Alaun, wenn er nicht ein Polyhistor wie der Hofrath Graesse in Dresden ist, kaum zu bewältigen. Wir sind in Verlegenheit auch in unserer Nähe nur drei Männer ju finden, denen wir, neben dem kritischen Takt die erforderliche enorme universelle Kenntniß, zutrauen. So würden wir als dazu genügend gewappnet unsern »vürdigen Nestor Geheimen Hofrath Louis Schneider erachten, ebenso den Chefredacteur der Bossischen Zeitung, Hermann Kletke; von verstorbenen Berlinern hätte der Sanitütsrath vr. Julius Beer (f 1874) etwa das Zeug dazu gehabt. Am Besten gelöst würde eine solche Aufgabe, wenn sie der Vorstand des Vereins für die Geschichte Berlins in die Hand nähme, einen Plan aufstellte, welche Kategorien von Personen in die Geschichtstafcl aufgenommen werden sollten, und nun diese einzelnen Kategorien (Staatsmänner Gelehrte, Künstler u. s. w.) unter etwa 20 bis 25 Personen vertheilte. Freilich müßte vorher die überaus schwierige Frage, was denn als eine berühmte Person 311 erachten, gelöst sein. Daß Herr Runk sich diese Frage klar gemacht hat, geht aus seiner Arbeit, die ein wirres, ungesichtetes Durcheinander ent¬ hält, nicht hervor. Er führt z. B. au: Will). Albr. Teller, P 8 . December 1804 (wahrscheinlich meint er Wilhelm Abraham Teller, P 9. December 1804); abgesehen von den

als die Frau verwundert, ungläubig sagt: Wüßt' ich doch nicht, wer mir dies Leid könnte angethan haben! entgegnet der Schinder: Paßt auf! so Ihr sic sehen wollt. Sie wird mit dem Besen in der Hand meinem Karren nachgehen — und die Straße fegen — bis zur Stadt hinaus. Und ivir Alle, sagte die Frau, die es erzählte, haben sie, den Besen in der Hand, hinter dem Karren hergehend, die Straße fegen sehen.

liegt,

Der Glaube an ein

1-

I. Verhexen des Viehs

ist all¬

.

Spricht die Tochter zur Mutter: Mutter warum kein Vieh im Stall, keine Kühe, keine Schweine? Nachbars haben Alles! — Spricht die Mutter: Stille, sprich 2.

haben

wir

nicht! Unser Vieh stirbt immer. Kein's gedeiht. Hab' der Nachbarin einst einen Trunk Milch versagt. Darum verhext sie uns das Vieh.

*) Wir benutzen die Gelegenheit, um auf den in Nr. 39 der „Garten¬ laube" von 1878 enthaltenen, „der Werbellin-See" betitelten Aufsatz von Herrn Lehrer Meyer (Schriftstellernaine: F. Brunold) in Joachimsthal, Kreis Angermünde, aufmerksam zu machen. Dabei eine Abbildung von Otto Vollrath, Blick auf den See nach der von Sr. K. Hoheit dem Prinzen Karl von Preußen angekauften Askanier-Burg bei Wildau, letztere bisher im Besitz des Herrn Amtmann Bernoully, Eigenthümers der bekannten Cementfabrik daselbst. Die Herausgeber.

186

Wald — und erhängte sich. Der Teufel hat ihn für den Förster gehalten. — Der aber hatte wieder ein

Mutter, sprich! kann uns denn Niemand helfen? „Frage Der Schinder könnt' cs! Möcht' es nimmer thun!" Heimlich geht die Tochter zum Scharfrichter. Der giebt das Mittel, der weiß Rath. — Nachts, als die Läden des Hanfes alle geschlossen, die Thüren verriegelt sind, erhebt sich draußen ein Klagen und Winseln. Eine Frauenstimme fleht: Laßt mich ein! Gebt

zogen,

nicht!

einen Bissen, einen Trunk

lind

ill

den

Jahr Frist. Geht am Nenjahrstage während der Predigt ein Altarlicht aus, so stirbt in dem Jahre der Prediger oder ein Diener der Kirche. 5.



mir!

die Tochter umfaßt die

Mutter,

die hinaus

will,

um die Arme einzulassen, um sie zu tränken, sie zu speisen: Bleibe, bleibe! 's ist die Nachbarn! — Ging zum Henker! Laß sic heulen, laß sie wandern, fleh'n und bitten! Will auch Vieh in unserm Stalle haben! Und da draußen fleht's und winselt's! — Immer, immer läuft um's Haus die Frau — klopft und bittet. Doch die Tochter hält die Mutter, daß dieselbe nicht hinaus kann — bis die Mitternacht vorüber, der Morgen dämmert — und das Winseln und Schreien der draußen Klagenden schwächer und schwächer wird — und endlich gänzlich verstummt. Von nun ab gedieh das Vieh im Stall der Frau. Die Nachbarin aber siechte von jener Nacht ab hin — und war nach dreien Wochen todt.

6. so

Bralit zuerst in die Kirche, bei ihrer Trauung, Herrschaft im Hause. Umgekehrt der Mann. die

Geht die

erhält

sie

Kann eine Braut den grünen Myrthenkranz. nicht mit — und sie will dennoch mit demselben znr Kirche gehen; so findet man häufig am Morgen des Hochzeitstages einen Häckelsteig von dem Hause der Braut bis zur Kirchenthür, in der Mitte der Straßen gestreut. — Volksjustiz ! 7.

Recht und Ehren tragen

Ein Mädchen zu Altenhof am Werbelliner-See Auf dem Heimgänge des Herrn gegangen. — sie eine Fiedel klingen und ruft in toller Lustigkeit: — muß ich tanzen! und sollt' es selbst mit dem Teufel 8.

zum Tisch

Leichenzüge voraus sehen. — Komm, sagte die mir — der Frau die es mir erzählte — geh' an die Seit'; und dabei nahm sie mich am Arm und zog mich zum Geländer der Brücke- Und als ich fragte: Na! warum denn? ist die Brücke doch breit genug — und geht ja Niemand dort! zerrt die K . . . mich schweigend still zur Seite — und sagt, als mir die Brücke hinter uns haben: Ein Leichenzng ging soeben über die Brücke — und da solltest du nicht mitten 3.

K

.

.

und der Leichenzug ging über die Brücke4.

auch

. zu

hindurchgehen. Die Gilde bekommt einen Todten! Und nach dreien Tagen begrub die Schützengilde einen ihrer Kameraden —

Ja,

sein.

richtig am Abend zum Tanz. Dort stellt ein schmucker Jägersmann sich ein. Das lvar der Teufel. Denn mitten im Tanze fuhr er mit ihr zum Fenster hinaus — und man hat von dem Mädchen nie wieder etwas vernonnncu und gehört.

Sie geht

(Vorstehendes hat große Aehnlichkeit mit der polnischen Sage von der Pestjungfrau.)

>var

hört Heut

Von den Freimaurern

sagte die

Frau,

gehn absonderliche Sagen. daß alle Jahr von den

sie wissen doch,

Freimaurern eine bestimmte Anzahl sterben muß. Ein Jeder weiß cs auch, wenn seine Zeit um. Aber er kann dem Teufel einen Stellvertreter senden — und dann hat er noch ein Jahr Frist-*) War der Förster, der wußte auch, daß seine Zeit um — und er fort müßte. Wollt' aber noch länger leben! — Und so miethete er sich einen Knecht, einen armen, aber hübschen Burschen. — Fährt mit ihm nach Neustadt, ivo die Freimaurer sich versammeln — und kauft ihm einen grünen Anzug, so daß der Bursch fast wie ein Jäger anzusehen. So, sagt der Förster, nun kannst dich sehen lassen. Aber der junge Mensch fand von dem Tage ab, keine Ruhe mehr. Er ging bald darauf, nachdem er sich den grünen Anzug angc-

daß von den Freimaurern jährlich einer sterben In manchen Orten meint man, daß Einer verbreitet. muß, ist weit Bild mit einer Stadel durchstochen würde, sein und ausgeloost jährlich worauf er dem Tode verfallen. Im Lokal der Freimaurerloge zu Greifs¬ wald in Neuvorpommern wurden mir i. 1.1876 dergleichen durchstochene — E. Friede!. Bilder von Logenbrüdern allen Ernstes gezeigt.

*) Die Vorstellung,

berliner Schlimgenfünger. Daß in Indien Gaukler vom Fang nnb der Ablichtung von Giftschlangen leben, lveiß Jedermann, lveiliger dürste da¬ gegen bekannt sein, daß der Schlangen-Sport auch für die Berliner ein lohnender Gewerbszweig ist. Was mit der ein¬ zigen hier vorkommenden Giftschlange, der Kreuzotter, eigentlich in Rußland angefangen lvird, ist bislang »och Räthsel; Einige meinen, daß die naturwissenschaftlichen und medizinischen Fakultäten daselbst mit den Schlangen Versuche anstellen. Thatsache ist es aber, daß in Berlin fortwährend Kreuzottern von den Terrarienhändlern zu guten Preisen angekauft und an unsere östlichen Nachbaren zumeist lebendig verschickt werden. Die bekannte Handlung von Sasse in der Markgrafenstraße suchte z. B. im vorigen Jahre lange Zeit vergeblich das ihr von Rußland aufgegebene Otterngezücht zu erlangen. Von den Hauptfangstellen dieser unheimlichen Bestien liegt die eine östlich Berlins bei Johannisthal, wo die Kreuzottern ziemlich leicht an dem Graben, der nahe der neuen Kuhnheimschen Fabrik in die Spree mündet, ebenso an dem Plumpenund Dreibrüdergraben zu fangen sind. Eine andere Stelle

liegt nordwestlich auf den Sandwiesen an der Span¬ dauer Stadtforst westlich von dem Forsthaus an der Oranienburger Landstraße am Rande der Gestelle l’> und ( . Ich traf unlängst in Spandau einen berliner Hutmachergesellen, dessen Handwerk jetzt schlecht geht, und der sich mit dem Fang der Kreuzotter hier seinen Unterhalt verdient. An schwüle» Sommertagen kann man an dieser Stelle den Tag über wohl 100 und mehr Stück erbeuten. Tie Schlangen werben lebend mit 75 ^ todt mit 50 „j bezahlt. Der Händler verkauft

187

Der Fang geschieht mit einem gegabelten wird. Kühnere Jäger treten dein gefährlichen Reptil einfach mit dem sie

mit

Holz,

1

JL weiter.

welches

Der Dessnner Trog.

der Schlange auf den Nacken gedrückt

Zur

FoNer in der Mark Brandenburg. (Nachlese).

In

Ltiefel auf den Nacken, fassen es am Schwanz und schleudern es

in die mitgebrachte Kiste. Ein in hiesigen Natur¬ wohlbekannter Kreuzotternfänger tvar lange Zeit hindurch „der alte Reichel", der originelle Kastellan der Berliner Gesellschaft für Erdkunde, welcher beim vorletzten Stiftungsfest der Gesellschaft in den wohlverdienten Ruhestand trat. Der Alte ging mit den giftigen Bestien so tollkühn um, daß er, schon in vorgerückten Jahren, doch endlich einmal von einer derselben in den Finger gebissen wurde. Er hatte die Schlange, welche zwischen Doppelfenstern gehalten war und wie die meisten gefangenen Kreuzottern nicht fraß, ein¬ fach in die Hand genommen, um sich 511 überzeugen, ob sie noch lebe. Durch Anwendung von Brantwein innerlich und Subcutaninjcctioncn von Ammoniak äußerlich gelang es den Patienten zu erhalten, der aber noch Jahre lang an den

Geschichte der

den Baltischen

Stlidicn, 24. Jahrg. Stettin 1872

„Vor

dann geschickt

finde ich einen Aufsatz betitelt:

forscherkreisen

pommersche Criminal-Geschichte", welcher den Prozeß und die

Folgen der Vergiftung gekränkelt hat. E-

Friede!.

hundert Jahren.

Eine

Hinrichtung mehrerer zu einer aus zwölf jüdischen Mitgliedern Die bestehenden Räuberbande gehörigen Personen schildert. Verbrecher, welche auch in verschiedenen Theilen der Mark Einbrüche und Mordthaten verübt hatten, wurden von dem Stadtgericht in Stargard in Pommern zur Untersuchung ge¬ zogen unter Anwendung von drei besonders für den Zweck angefcrtigteil Dessauer Trögen. Die letzteren erwiesen sich zur Herbeiführung des Geständnisses als besonders wirksam (vergl. im „Bär" S. 142), namentlich versicherte einer der Räuber, welcher früher in Dänemark der Folter unterworfen worden tvar, daß die letztere auf die Dauer stumpf und unbesinnlich mache und deshalb ungleich leichter auszuhalten sei, als das überaus unbequeme Liegen im Trog. Die beigegebene Abbildting entspricht der unferigen so genau, daß die gemeinsame Quelle derselben sofort in die Augen springt. E-

Friedet.

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Christoph comte de Dohna, Ministre d’etat et Lieutenant-general. 5 Mark 50 Pf. Der Verfasser zeigt sich als ein fein gebildeter, gut unterrichteter und nach der Einfachheit seiner Erzählung, glaubwürdiger Staatsmann, der schon, nach dieser politischen Stellung, mehr Zutrauen verdient, als der Freiherr v. Pöllnitz, dessen Werk über diese Zeit immer nur mit Vorsicht benutzt werden darf. Die vorliegenden Memoiren sind daher für den Geschichts¬ forscher von hohem Interesse.

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WM M

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