Betriebswirtschaftspolitik: (Sonderdruck aus: Wirtschaftspolitik, Bd. 2.2. 2., neubearb. Aufl.) [1 ed.] 9783428405954, 9783428005956

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Betriebswirtschaftspolitik: (Sonderdruck aus: Wirtschaftspolitik, Bd. 2.2. 2., neubearb. Aufl.) [1 ed.]
 9783428405954, 9783428005956

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Betriebswirtschaftspolitik

Zweite, neubearbeitete Auflage

Von

Walter Heinrich

Duncker & Humblot . Berlin

WALTER

HEINRICH

Betriebswirtschaftspolitik

Sonderdruck aus:

Wirtschaftspolitik Zweiter Band, Zweite Hälfte Gebietswirtschaftspolitik, Verbandswirtschaftspolitik Betriebswirtschaftspolitik, Haushaltswirtschaftspolitik

Zweite, neubearbeitete Auflage

Betriebswirtschaftspolitik

Von

Dr. W a l t e r H e i n r i c h o. Professor an der Hochschule für Welthandel, Wien

Zweite, neubearbeitete Auflage

DUNCKER

& H U M B L O T /

BERLIN

Alle Rechte vorbehalten © 1967 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1967 bei Alb. Sayffaerth, Berlin 61 Printed in Germany

o. Professor

Dkfm. Dr. Erich Hruschka

in Verbundenheit

zugeeignet

Vorwort Der vorliegende Band ist ein Sonderdruck aus meiner „Wirtschaftspolitik", und zwar aus der zweiten Hälfte von deren zweitem Band, der gleichzeitig i m gleichen Verlage i n der zweiten, neubearbeiteten Auflage erscheint (erste Auflage 1954). Es ist angesichts des Aufbaues des Gesamtwerkes verständlich, daß die hier i m Teildruck vorgelegte Betriebswirtschaftspolitik die Grundzüge einer ganzheitlichen Betriebswirtschaftspolitik bringt. Es bedarf auch keiner besonderen Begründung, daß diese Grundzüge vorwiegend vom Standpunkte der Volkswirtschaftslehre und der Volkswirtschaftspolitik entwickelt werden. Die seit Jahrzehnten m i t Vertretern der Betriebswirtschaftslehre gepflogene Zusammenarbeit und das Studium zahlreicher führender Werke dieses Faches hat i n m i r die Überzeugung verstärkt, daß angesichts der heutigen Problemlage i n beiden wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen, besonders aber auch angesichts der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Aufgaben, denen sie sich gegenübergestellt sehen, eine besonders enge Zusammenarbeit angebahnt ist; zumal dem Betrieb heute eine Welt überbetrieblicher Bestimmungskräfte gegenübersteht. Dazu kommt, daß i n der Wissenschaft von heute universellere Fragestellungen immer mehr den Vorrang vor der Auffächerung der Disziplinen erhalten. Aus diesen Gründen bin ich der Anregung von Kollegen der Betriebswirtschaftslehre gefolgt, die Betriebswirtschaftspolitik auch als gesonderten Band herauszubringen. Hadersfeld i m Wienerwald am 10. Juni 1967 Walter Heinrich

Inhaltsverzeichnis

Erster Abschnitt:

Die Lehre vom Betrieb

1

I. Der Betrieb i m Stufenbau der Wirtschaft

1

I I . Die Fruchtbarkeitsbedingungen des Betriebes

2

I I I . Die Aufgaben der Betriebswirtschaftspolitik

3

I V . Die Träger der Betriebswirtschaftspolitik

4

V. Z u r Entwicklung der Lehre v o m Betrieb

5

Schrifttum zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre

6

Zweiter

8

Abschnitt:

Die Schlüsselbegriffe

der Betriebswirtschaftspolitik

I. Das Verhältnis von Staat u n d Wirtschaft u n d die B e t r i e b s w i r t schaftspolitik

8

1. Der Betrieb u n d die staatlichen Wirtschaftsbehörden

8

2. Die Betriebsorganisation je nach dem Verhältnis von Staat u n d Wirtschaft

9

3. Die Betriebsgröße je nach dem Verhältnis von Staat u n d W i r t schaft

9

4. Verstaatlichung u n d Betriebswirtschaft

10

I I . Wirtschaftsverfassung u n d Betrieb

11

I I I . Wettbewerbspolitik u n d betriebliche Wirtschaftspflege

12

IV. Wirtschaftsausbau u n d Betriebswirtschaftspolitik

14

1. Überbetrieblich vorwaltender Wirtschaftsausbau 2. Innerbetriebliche Selbstversorgungstendenzen gung oder Fremdbezug auf der Betriebsstufe) V. Verhältnismäßige Vorzüglichkeit (Marktgröße u n d Betriebsgröße)

und

15 (Eigenversor16

Betriebswirtschaftspolitik

V I . Die Schlüsselbegriffe der Entsprechung u n d Umgliederung i n der Betriebswirtschaftspolitik. (Die Betriebsgrößen i m K o n j u n k t u r verlauf) V I I . Kostengestaltung u n d Betriebswirtschaftspolitik Neueres Schrifttum zu den Schlüsselbegriffen der Betriebswirtschaftspolitik

20

22 27 34

X

Inhaltsverzeichnis

Dritter

Abschnitt:

Betriebswirtschaftspolitik

und Verbrauch

36

I. Die Bedeutung des betrieblichen Erzeugungszieles, besonders f ü r Betriebsorganisation u n d Betriebsgröße

36

I I . Erzeugungsziel des Betriebes u n d Betriebszusammenschlüsse zu Verbandswirtschaften

.41

I I I . Verbrauchspolitik u n d betriebliche Wirtschaftspflege

42

Neueres Schrifttum zu Betriebswirtschaftspolitik u n d Verbrauch

43

Vierter

44

Abschnitt:

Wirtschaftsgrundlagen

I. Betriebliche Wirtschaftspflege schaft. Standortpolitik

und Betriebswirtschaftspolitik u n d Naturgrundlagen der

Wirt44

1. Naturgrundlagen u n d Betrieb

44

2. Die Standortpolitik

45

3. Die Bedeutung konkretisierender Wirklichkeitsannäherung i n der Standortlehre u n d Standortpolitik

47

I I . Der Mensch als Verrichtungsträger u n d die Betriebswirtschaftspolitik

48

1. Z a h l sowie Beschaffenheit der Verrichtungsträger u n d Betrieb

48

2. Auswirkungen des Betriebslebens auf die Verrichtungsträger

49

3. Betriebliche Verrichtungsträgerpolitik

49

I I I . Stand der Technik u n d betriebliche Wirtschaftspolitik

51

1. Allgemeine Zusammenhänge

51

2. Betriebswirtschaftspolitik u n d Technik

53

Schrifttum zu Wirtschaftsgrundlagen u n d Betriebswirtschaftspolitik Fünfter Abschnitt: politik

Die Leistungsbereiche

und die

..

53

Betriebswirtschafts-

I. Die Leistungsbereiche i n ihrer überbetrieblichen Entfaltung u n d die betriebliche Wirtschaftspflege

57 57

1. Vorbemerkung

57

2. Verbesserung der überbetrieblichen Ertragsbedingungen durch Maßnahmen i n den Leistungsbereichen

58

3. Die Leistungsbereiche i n ihrer überbetrieblichen Entfaltung als Bestimmungsgründe f ü r den Zusammenschluß der Betriebe zu Verbandswirtschaften

61

4. Die Beschaffenheit der Leistungsbereiche auf den höheren Wirtschaftsstufen i n ihrer Bedeutung f ü r die Betriebsgröße . .

63

I I . Die Leistungsbereiche i n ihrer innerbetrieblichen Entfaltung u n d die betriebliche Wirtschaftspflege

67

Inhaltsverzeichnis 1. Die Organisation des Betriebes

67

A. Die Betriebsorganisation auf G r u n d des Stufenbaues

67

B. Die Betriebsorganisation auf G r u n d der Leistungsbereiche

69

a) Die Organisation der Leitung des Betriebes nach den Leistungsbereichen

69

b) Die Organisation der Leitung des Betriebes nach den sachlichen Inhalten der organisierenden Leistungen c) Die Organisation der durchführenden Abteilungen des Betriebes nach den Leistungsbereichen

72 75

C. Die Betriebsorganisation auf G r u n d der Stellung der W i r t schaft i n der Gesellschaft, besonders nach den Erfordernissen der betrieblichen Sozial- u n d Verrichtungsträgerpolitik a) Die Beziehungen des Betriebes zu den Wirtschaftszielen, den Bedürfnissen, denen er dient b) Beziehungen der Betriebswirtschaft zu den Wirtschaftsgrundlagen

80

D. Betriebsorganisation u n d betriebliches Rechnungswesen . .

85

E. Rückblick auf die Lehre von der Betriebsorganisation

87

2. Betriebsverfassung, Betriebsorganisation u n d betriebliche Fruchtbarkeit: Innerbetriebliche P o l i t i k der Produktivitätssteigerung, i m besonderen die Verbesserung der Unternehmerleistung

79 79

89

A. Die innerbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen

89

B. Die Steigerung der Unternehmerleistung i n ihrer schöpferisch-dynamischen Sphäre

93

C. Die Rationalisierung der administrativ-durchführenden Verrichtungen der Betriebsleitung, insbesondere die F e r t i gungsorganisation des Betriebes a) Die innerbetriebliche Dezentralisation b) Neue Wege der Fertigungsorganisation c) Innerbetriebliche Dezentralisation u n d ökonomische Optimalität d) Die menschlichen u n d die sozialen Vorteile der innerbetrieblichen Dezentralisation

104

3. Entfaltung der innerbetrieblichen Leistungsbereiche u n d Betriebsgröße

106

A. Eigenversorgung oder Fremdbezug i n ihren Auswirkungen auf die Betriebsgröße

106

B. Die Entsprechung zwischen den leitenden u n d den übrigen Abteilungen des Betriebes, i m besonderen das Verhältnis zwischen Betriebsführung u n d Betriebsgröße

107

C. Die Entsprechung zwischen der Erzeugung u n d den anderen Leistungsbereichen des Betriebes. I m besonderen: F e r t i gungsorganisation u n d Betriebsgröße

110

98 100 101 101

Inhaltsverzeichnis

XII

I I I . Die Betriebe i n den einzelnen Leistungsbereichen der Wirtschaft: Die Betriebsarten nach den Leistungsbereichen

114

1. Vorbemerkung

114

2. Die Betriebsarten nach den Leistungsbereichen 3. Die A b w a n d l u n g der Leitsätze für die P o l i t i k der Ertragssteigerung, der Betriebszusammenschlüsse, der Betriebsorganisation u n d der Betriebsgröße je nach den Betriebsarten

117

120

Schrifttum zu Leistungsbereiche u n d Betriebswirtschaftspolitik

124

Sechster Abschnitt:

127

Die Stufenstellung

des Betriebes

I. Stufenstellung des Betriebes u n d betriebliche Fruchtbarkeit

127

I I . Stufenstellung des Betriebes u n d Betriebszusammenschlüsse zu Verbandswirtschaften 128 I I I . Stufenstellung des Betriebes u n d Betriebsorganisation

129

I V . Stufenstellung des Betriebes, Marktgröße u n d Betriebsgröße

130

Siebenter

Abschnitt:

Zusammenfassung

der Betriebsgrößenlehre

Betriebsgrößenpolitik I . Blick auf die Lehrgeschichte über Betriebsgröße

und 132 132

I I . Zusammenfassung der ganzheitlichen Betriebsgrößenlehre 1. Die ganzheitlichen Bestimmungsgründe der Betriebsgröße

137 137

2. Die verschiedenen betriebsgrößenmäßigen Optimalitäten

139

I I I . Leitsätze einer rationellen Betriebsgrößenpolitik

141

I V . Die Betriebsgröße i n ihrer überwirtschaftlichen Bedeutung

143

Schrifttum zur Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitik

145

Namenverzeichnis

146

Sachverzeichnis

150

Abkürzungen I

= Heinrich,

W.: Wirtschaftspolitik I, W i e n 1948 (1. Auflage).

I2

= Heinrich,

W.: Wirtschaftspolitik I, B e r l i n 1964 (2. Auflage).

II/l

= Heinrich, W.: Wirtschaftspolitik I I . Band, 1. Halbband, Wien 1952 (1. Auflage).

II/l1

= Heinrich, W.: Wirtschaftspolitik I I . Band, 1 Hälfte, B e r l i n 1966 (2. Auflage).

II/2

= Heinrich W.: Wirtschaftspolitik I I . Band, 2. Halbband, W i e n 1954 (1. Auflage).

A m . Ec. Rev.

= American Economic Review.

DW

= Die Wirtschaftswissenschaften, hg. v. E. Gutenberg.

GdSw

= Grundriß der Sozialwissenschaft.

HdSt

= Handwörterbuch der Staatswissenschaften.

HdSw

= Handwörterbuch der Sozialwissenschaften.

Hg.

= Herausgeber; hg. = herausgegeben.

HWB

= Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, hg. v. K . Schwantag u. H. Seischab, 3. A u f l .

Jb. f. Nat.

= Jahrbücher f ü r Nationalökonomie u n d Statistik.

Sehr. d. Ver.

= Schriften des Vereins f ü r Socialpolitik.

WWA

= Weltwirtschaftliches Archiv.

ZfG

= Zeitschrift für Ganzheitsforschung, Wien, hg. v. W. Heinrich.

Betriebswirtschaftspolitik Erster

Abschnitt

Die Lehre vom Betrieb I. Der Betrieb im Stufenbau der Wirtschaft Der Betrieb ist eine durch ihre reiche sachliche Ausgliederungsfülle besonders ausgezeichnete Stufe der Wirtschaft. I m Betriebe sind Leistungen aller wirtschaftlichen Leistungsbereiche vereinigt. Seine Einheit und Geschlossenheit nach außen ist zunächst gewahrt durch den Betriebszweck, der i n der Erreichung eines Wirtschaftszieles oder einer Gruppe von solchen besteht. Ferner durch die i n jedem Betriebe arteigene Verflechtung der Leistungen und Leistungsbereiche, unter denen die organisierenden Leistungen die führende Holle haben. Sie gehen von der Führung des Betriebes aus, vom Unternehmer, und von den diesem zur Seite stehenden leitenden Abteilungen. Unterstrichen w i r d die Betriebseinheit nach außen h i n durch die organisierenden Leistungen rechtlicher A r t , die den Rechtsrahmen des Betriebes, die Unternehmung, bilden. I m Stufenbau der Wirtschaft ist der Betrieb überhöht durch die höheren Stufen der gebiets- und der verbandswirtschaftlichen Reihe: also durch die Verbandswirtschaften; durch die Gebietswirtschaften; durch die Volkswirtschaft; die Großraum- und die Weltwirtschaft. Endlich befaßt schier jeder Betrieb Unterstufen i n sich: Unterbetriebe, Betriebsabteilungen, Betriebsglieder. Eine besonders reiche Untergliederung zeigen Betriebszusammenschlüsse zu Konzernen oder Trusts. Für unsere Betrachtung handelt es sich dabei immer u m Gebilde der Betriebsstufe, gewissermaßen „Überbetriebe", jedoch nicht um solche der Verbandsstufe. Die Abgrenzung zu den Gebilden der Verbandsstufe ist fließend, jedoch w i r d der Grad der rechtlichen und wirtschaftlichen Verflechtung als äußeres Merkmal dienen können.

2

Betriebswirtschaftspolitik

Z u den Vereinheitlichungskräften des Betriebes gehört i n gewissen Fällen und für gewisse Betriebe auch eine besondere Entfaltung der Naturgrundlagen des Betriebes, da dessen passive Wirtschaftsmittel, die Güter, immer durch eine Naturunterlage gekennzeichnet sind; sowie — i n fast allen Verfassungsformen der Wirtschaft — eine arteigene Verbündung der Verrichtungsträgerschaft des Betriebes, die über das rein Wirtschaftliche hinaus ein soziales Gebilde darstellt („Betriebsgemeinschaft"): sind doch die Verrichtungsträger des Wirtschaftsgebildes Betrieb nicht nur abstrakte Funktionäre, sondern immer auch zugleich persönlich bestimmte und i n konkreten gesellschaftlichen Gruppen lebende Menschen; auch bilden sich meist i m Betriebe selbst nicht nur w i r t schaftlich und betriebsorganisatorisch bedingte („informelle") Gruppen. Wenn viele Lehrmeinungen betonen, der Betrieb sei zum Unterschiede von anderen Wirtschaftsgebilden auf Erwerb ausgerichtet, der Betriebszweck sei weniger die Erreichung eines bestimmten Wirtschaftszieles oder einer Gruppe von solchen — also die Befriedigung eines oder mehrerer Bedürfnisse durch Hervorbringung von Erzeugnissen oder Bereitstellung von (Dienst-)Leistungen —, sondern Erwerb, stellen sie unseres Erachtens ein bereits abgeleitetes Merkmal i n den Vordergrund und vermengen — theoretisch unzulässigerweise — die objektiven Wirtschaftsziele, denen die betrieblichen Leistungen dienen, m i t den subjektiven Motiven der i m Betriebe Tätigen, besonders des Unternehmers; vermischen also wirtschaftstheoretische m i t psychologischen Fragebereichen, die wohl nicht ohne Bedeutung, jedoch sekundär sind. Richtiger müßte man sagen: Der Betrieb muß — wie jedes Wirtschaftsgebilde — fruchtbar sein. Z u seinem Wesen gehört die wirtschaftliche Fruchtbarkeit (Produktivität, privatwirtschaftlich: Rentabilität), i h r rechnungsmäßiger Ausdruck ist der Betriebsertrag (der Betriebserfolg in Rechengrößen, etwa i n Geldsummen dargestellt). I L Die Fruchtbarkeitsbedingungen des Betriebes Die Bedingungen der betrieblichen Fruchtbarkeit sind — rein formal — die gleichen wie die der Fruchtbarkeit jeder wirtschaftlichen Leistung oder jedes wirtschaftlichen Gebildes überhaupt: Der Betrieb muß für ein gültiges Wirtschaftsziel leisten: er muß also Güter erzeugen, für die Bedürfnisse vorhanden sind; er muß Dienste bereitstellen, die i n A n spruch genommen werden. Der Betrieb muß durch die Erreichung des gültigen Wirtschaftszieles einen größeren Nutzen stiften, als die daraufgewendeten Kosten betragen, d. h. der Nutzen muß größer sein als der Nutzenentgang, der Leistungserfolg größer als der Leistungseinsatz: es muß eine Wertsteigerung, ein „Wertauftrieb" gegenüber dem Werteinsatz vorhanden sein.

Die Lehre vom Betrieb

3

Dies w i r d von der Erfüllung der allgemeinsten Fruchtbarkeitsbedingungen abhängen: nämlich davon, ob der Betrieb innerbetrieblich, zwischen seinen Leistungen und Leistungsbereichen, und außer- bzw. überbetrieblich, d. h. i m Verhältnis zu allen übrigen Betrieben, Wirtschaftsgebilden und Leistungsbereichen der Wirtschaft, die Entsprechungen zu wahren imstande ist. Jede Störung der inner- und der überbetrieblichen Entsprechungsverhältnisse bedeutet Fruchtbarkeitsverluste, hiemit Kostensteigerungen, auf Grund deren der Betrieb z. B. i m Wettbewerb auf dem Markte ausscheidet. Wegen dieser seiner Fruchtbarkeitsbedingungen ist jeder Betrieb empfindlich gegen: Änderungen der Wirtschaftsziele oder der Erzeugung bzw. seiner Erzeugnisse; gegen Änderungen der Erzeugungsmenge, da von dieser wichtige Entsprechungszusammenhänge beeinflußt werden; gegen Änderungen der eigenen Kosten i m Hinblick auf den M a r k t preis; endlich gegen Änderungen der Marktpreise i m Hinblick auf seine eigenen Kosten. Es steht also jeder betrieblichen Funktion ein entsprechendes Risiko gegenüber: als die Möglichkeit, die Funktion zu verfehlen 1 . Daher entscheidet nicht nur die Höhe der Stückkosten über den Betriebserfolg, sondern auch die Anpassungsbeweglichkeit oder -starre des Betriebes gegenüber Erzeugungs- oder (und) Erzeugungsmengenänderungen. I I I . Die Aufgaben der Betriebswirtschaftspolitik Betriebswirtschaftspolitik ist die Gesamtheit der unmittelbar auf die Wirtschaftsstufe des Betriebes gerichteten wirtschaftsumbildenden Maßnahmen zum Zwecke der Steigerung der betrieblichen Fruchtbarkeit: also jene Wirtschaftspolitik, deren Objekt die Betriebe selbst sind. I m konkreten Falle können ein Betrieb, eine Gruppe von Betrieben, alle Betriebe einer Branche, eines Wirtschaftsverbandes (Wirtschaftszweiges) oder auch eines Leistungsbereiches (z.B. des Handels) das Objekt bestimmter wirtschaftspolitischer Zielsetzungen sein. Absicht der Betriebswirtschaftspolitik ist Fruchtbarkeitssteigerung des Betriebes. Denkbar wäre auch, daß Maßnahmen betrieblicher Wirtschaftspflege einzig u n d allein — etwa sogar zunächst unbekümmert u m den Wirtschaftsertrag —* zu dem Zwecke gesetzt würden, u m die dem Betriebe entsprechende M e n schengruppe, die Betriebsgemeinschaft der Verrichtungsträger als solche, also i n sozialer Hinsicht, zu fördern. Dann handelte es sich u m Maßnahmen, die n u r i n mittelbarer Weise als betriebliche Wirtschaftspolitik zu bezeichnen sind. 1 Dies hat f ü r den Warenhandel plastisch gezeigt: Oberparieiter, K., F u n k tionen u n d Risiken des Warenhandels, Wien 19552.

4

Betriebswirtschaftspolitik

Einsatzbereich betriebspflegerischer Maßnahmen k a n n der Betrieb selbst sein, diese können aber auch auf überbetrieblicher oder auf dem Betriebe nachgeordneter Stufe einsetzen, z. B. i n den Betriebsabteilungen. M a n könnte sagen, daß alle Wirtschaftspolitik Betriebswirtschaftspolitik sei, denn schließlich spielt sich alles wirtschaftliche Leben i n Betrieben, i n konkreten Wirtschaftsgebilden auf der Betriebsstufe ab u n d somit ist die Absicht aller Wirtschaftsumbildungen Betriebspflege, u m dadurch Wohlstandserhöhung oder Gesellschaftsförderung zu erreichen. Es ist zweifellos richtig, daß ein guter Handelsvertrag oder ein gut funktionierendes Verkehrswesen die Betriebe fördert. Aber bei diesen wirtschaftspolitischen Maßnahmen ist weniger u n d zunächst durchaus nicht ein bestimmter Betrieb, eine bestimmte Gruppe v o n solchen, u n d somit nicht die Betriebsstufe u n m i t t e l b a r Objekt oder Einsatzbereich der Wirtschaftspolitik oder beides, sondern Objekt ist die Volkswirtschaft als ganze, Einsatzbereich aber ist ein bestimmter w i r t schaftlicher Leistungsbereich. Es könnte durchaus die Folge solcher Maßnahmen sein, daß etwa gerade die Betriebe dieses Leistungsbereiches (des H a n dels, des Verkehrs) nicht gefördert, sondern zurückgebildet werden müßten, u m das Ganze zu fördern. I V . D i e Träger der Betriebswirtschaftspolitik Träger der betrieblichen Wirtschaftspflege können natürlich alle T r ä ger d e r W i r t s c h a f t s p o l i t i k sein: D e r Staat u n d ü b e r s t a a t l i c h e E i n r i c h t u n g e n , W i r t s c h a f t s k a m m e r n , W i r t s c h a f t s v e r b ä n d e oder auch d i e B e t r i e b e selbst. D a ß B e t r i e b e selbst T r ä g e r b e t r i e b l i c h e r W i r t s c h a f t s p f l e g e s i n d u n d sein müssen, i s t w o h l naheliegend. Es entstünde die Frage, w i e m a n eine solche betriebliche Interessenpolitik, bei der also Träger u n d Objekt der betrieblichen Wirtschaftspflege zusammenfallen, da der Betrieb selbst Maßnahmen zur Steigerung seines W i r t schaftserfolges setzt, v o m Wirtschaften des Betriebes theoretisch abheben sollte; wo die Grenze zwischen Betriebswirtschaft u n d Betriebswirtschaftsp o l i t i k laufe. Diese mehr theoretische u n d weniger praktische Frage könnte so beantwortet werden: Eine U m b i l d u n g aller innerbetrieblichen Leistungsbereiche durch den Betrieb selbst w ü r d e w o h l i n das Gebiet des Wirtschaftens gehören, während eine U m b i l d u n g überbetrieblicher Leistungsbereiche durch den Betrieb oder eine Einflußnahme auf diese i n jenes der Betriebswirtschaftspolitik gehört. Allerdings dürften etwa bei jenen Maßnahmen, m i t denen der Oberbetrieb, z.B. die L e i t u n g des Zentralbetriebes, die Unterbetriebe umzugestalten trachtet, u m sie organisatorisch oder sonstwie zu v e r vollkommnen, die Übergänge zwischen Betriebswirtschaftspolitik u n d W i r t schaften des Betriebes fließend sein. E i n r i c h t u n g e n , die d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s p o l i t i k dienen, g i b t es i n großer Z a h l : R a t i o n a l i s i e r u n g s - u n d F ö r d e r u n g s - I n s t i t u t e , I n s t i t u t e z u r P f l e g e des b e t r i e b l i c h e n Rechnungswesens, des Betriebsvergleiches, z u r Förderung der betrieblichen Organisation, zur B e k ä m p f u n g v o n V e r lustquellen, K u r a t o r i e n f ü r Wirtschaftlichkeit, f ü r Datenverarbeitung, Normenausschüsse, G r e m i e n f ü r Erfahrungsaustausch, f ü r A r b e i t s wissenschaft, f ü r Betriebspsychologie, z u m S t u d i u m d e r menschlichen Beziehungen, f ü r A u s b i l d u n g s f r a g e n , Z e i t s t u d i e n u. d g l . m .

Die Lehre v o m Betrieb

5

V. Zur Entwicklung der Lehre vom Betrieb Der Betrieb ist f ü r einen besonderen Zweig der Wirtschaftswissenschaften zum Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung geworden, f ü r die Betriebswirtschaftslehre, die i n den letzten Jahrzehnten ungemein ausgebaut wurde. Die zeitlich genaue Festlegung der Anfänge der Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft ist k a u m möglich. Jedoch w i r d m a n n u r wenig fehlgehen, w e n n man hierfür die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert ansetzt. Soweit Veröffentlichungen vorher erschienen (z. B. Lucca Paccioli, Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni e Proportionalità, Venedig 1494; Jacques Savary, L e parfait négociant, 1675; Carl G. Ludovici, Eröffnete A k a demie der Kaufleute: oder vollständiges Kaufmannslexicon, 1752—56; ferner Johann Michael Leuchs, System des Handels, 1804, 18394, als grundlegendes W e r k der sog. „Handlungswissenschaften", die jedoch i n der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder einen Niedergang erlebten 2 , hatten sie i m großen u n d ganzen — abgesehen von dem erwähnten Werke Leuchs — eher den Charakter von „Fibeln", welche die grundlegenden Hegeln des kaufmännischen Verkehrs u n d Verrechnungswesens darlegten. Gründend auf dem Bedürfnis der schnell wachsenden Wirtschaft der J a h r hundertwende nach wissenschaftlicher Ausbildung der Kaufleute entstanden schließlich die Handelshochschulen u n d damit die Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft. Ä h n l i c h w i e i n der Nationalökonomie lassen sich auch i n der Betriebswirtschaftslehre zwei grundlegende Strömungen unterscheiden 8 : Die eine betrachtet i n Entsprechung zur katallaktischen Richtung i n der Nationalökonomie den Betrieb v o m einzelnen Unternehmer u n d dessen subjektiven A n triebsmotiven aus: es ist die individualistische Privatwirtschaftslehre. Ihr sind zuzurechnen: Moritz Weyermann u n d Hans Schönitz, Grundlegung u n d Systematik einer wissenschaftlichen Privatwirtschaftslehre u n d ihre Pflege an Universitäten u n d Fachschulen, Karlsruhe 1912; Friedrich Leitner, W i r t schaftslehre der Unternehmung, B e r l i n 1926; ders., Renaissance der P r i v a t wirtschaftslehre, B e r l i n 1931; besonders aber W i l h e l m Rieger, Einführung i n die Privatwirtschaftslehre, Nürnberg 1928, Erlangen 19592. Das G e w i n n m o t i v ist f ü r Rieger der zureichende Grund, aus dem sich das private U n t e r nehmen vollständig begreifen läßt. G e w i n n ist die Rechtfertigung der Produktion. Es handelt sich hiebei u m eine unzulässige Vermengung der objektiven Wirtschaftsziele m i t den subjektiven M o t i v e n insbesondere des Unternehmers. G e w i n n ist das äußere Anzeichen dafür, daß das Unternehmen Leistungen f ü r den M a r k t erbracht hat. Das Primäre ist also die Leistung. Die E r werbsabsicht ist v o m Gesamtbau der Wirtschaft her gesehen das Sekundäre, das „ n u r m i t H i l f e der Leistungserstellung E r f ü l l u n g finden k a n n " 4 . „Der Sinn 2 Vgl. dazu Seyffert, R., Betriebswirtschaftslehre, Geschichte der —, H W B . Bd. I , Stuttgart 1956, 995 ff. Schwantag, K., Betriebswirtschaftslehre (I) Geschichte, H d S w (1959), 114 ff. 3 Kolbinger, J., Leistungsidee, Geschichte der . . . , H W B , Bd. I I I , Stuttgart 1960, 3777 ff. 4 Kolbinger, J., a.a.O., 3784.

6

Betriebswirtschaftspolitik

aller betrieblichen Betätigung besteht darin, Güter materieller A r t zu produzieren oder Güter immaterieller A r t bereitzustellen 5 ." Dieser Tatsache des Vorranges der Leistung trägt die zweite, die mehr leistungsmäßig-ganzheitliche Richtung der Betriebswirtschaftslehre Rechnung. Hiezu zählen vor allem: Johann Friedrich Schär, Allgemeine Handelsbetriebslehre I , Leipzig 1911; Heinrich Nikiisch, Die Betriebswirtschaft, S t u t t gart 1932; F r i t z Schönpflug, Untersuchungen über den Erkenntnisgegenstand der allgemeinen u n d theoretischen Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart 1936; M a x Rudolf Lehmann, Planvolles Rechnen i n Betrieb u n d Gruppe, B e r l i n 1937, Leistungsmessung durch Wertschöpfungsrechnung, Essen 1954; Walter Thoms, Rentabilität u n d Leistung, Stuttgart 1944*; Erich Schäfer; K a r l Rößle, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart 19565; sowie die Wiener Schule der Betriebswirtschaftslehre m i t K a r l Oberparieiter (insbesondere: F u n k t i o nen u n d Risiken des Warenhandels, W i e n 19552; Der Leistungsgedanke i n der Betriebswirtschaftslehre, i n : Die Ganzheit i n Philosophie u n d Wissenschaft, Othmar Spann zum 70. Geburtstag, hg. v. W. Heinrich, Wien 1950, 140 ff.) u n d W i l l y Bouffier, Einführung i n die Betriebswirtschaftslehre, W i e n 1946, Betriebswirtschaftslehre als Leistungslehre, W i e n 1950®. Der weitere Ausbau der Betriebswirtschaftslehre als Leistungslehre erscheint — auch i m H i n b l i c k auf die höhere Einheit aller wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen — verheißungsvoll. Besonders dann, w e n n die K a t e gorie der Leistung folgerichtig als Teilkategorie i n einem ganzen Gebäude v o n Denkbegriffen erkannt w i r d (wie z . B . jenen: der Ausgliederungsordnung nach Leistungsbereichen, Stufen u n d Vorrängen, der Entsprechung usw.).

Schrifttum zur allgemeinen Betriebswirtschaftslehre (außer dem unter V. bereits

genannten)

Schmidt, F.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden 1949—1952. Löffelholz, J.: Geschichte der Betriebswirtschaft u n d der Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart 1953. Schönpflug, F.: Methoden u n d Probleme i n der Einzelwirtschaftslehre, S t u t t gart 19542. Lehmann,

M. R.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden 19568.

Rössle, K . : Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart 19565. 5 Gutenberg, E., Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. I : Die Produktion, Berlin-Göttingen-Heidelberg 19638.9, 1. Ä h n l i c h auch Schäfer, E., Die Unternehmung, Einführung i n die Betriebswirtschaftslehre, K ö l n u n d Opladen 1966«; u. a. 6 Z u m Leistungsbegriff der Wiener Schule der Betriebswirtschaftslehre vgl. meinen Aufsatz: Die Einheit der Wirtschaftswissenschaft, dargetan an deren tragenden Begriffen, i n : Beiträge zur Begriffsbildung u n d Methode der Betriebswirtschaftslehre, Festschrift für W i l l y Bouffier, hg. v. R. Bratschitsch u n d K . Vodrazka, W i e n 1965, 25 ff. Z u m ganzheitlichen Leistungsbegriff vgl. Spann, O., Kategorienlehre, Jena 19392, 173 ff.; ders., Fundament der Volkswirtschaftslehre, Jena 19294 (jetzt Gesamtausgabe Bd. 3), 75 ff. u. ö.; ferner i n I 2 , 63 ff.

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, hg. v. Seischab, H. u n d Schwantag, K., Stuttgart 1956—19623. Gutenberg, E.: Einführung i n die Betriebswirtschaftslehre, i n : DW, Wiesbaden 1958. Walther, A.: Einführung i n die Wirtschaftslehre der Unternehmung, Bd. I : Der Betrieb, Zürich 19592, Bd. I I : Die Unternehmung, Zürich 1953. Woehe, G.: Methodologische Grundprobleme der Meisenheim/Glan 1959. Schwantag, Gutenberg,

Betriebswirtschaftslehre,

K . : Betriebswirtschaftslehre: (I) Geschichte, HdSw, 1959. E.: Betriebswirtschaftslehre: (II) System, HdSw, 1959.

Bratschitsch, R.: Das betriebliche Funktionen- u n d Leistungsdenken i m Stufenbau der Wirtschaft, W i e n 1960. Woehe, G.: Einführung i n die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, F r a n k f u r t / M . 1960.

Berlin-

Sellien, R.: Betriebswirtschaftslehre kurzgefaßt, Wiesbaden 19618. BarisK

N. N.: Economic Analysis, New Y o r k 1962.

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Betriebswirtschaftspolitik

Zweiter

Abschnitt

Die Schlüsselbegriffe der Betriebswirtschaftspolitik I. Das Verhältnis von Staat und Wirtschaft und die Betriebswirtschaftspolitik Durch das Verhältnis von Staat und Wirtschaft werden die allgemeinen Fruchtbarkeitsbedingungen des Betriebes, der Zusammenschluß der Betriebe zu Wirtschaftsverbänden, die Betriebsorganisation und i m besonderen die Betriebsgröße tiefgreifend beeinflußt. Dies deshalb, weil das Verhältnis von Staat und Wirtschaft für die gesamte Wirtschaftsverfassung, die Wirtschaftsorganisation und besonders wiederum für das Verhältnis von Organisation und Wettbewerb i n der Wirtschaft entscheidend ist 7 . 1. Der Betrieb und die staatlichen Wirtschaftsbehörden

Eine Vorbedingung für die Produktivität der Betriebe ist ein sachgemäßes und rasches Funktionieren aller jener Staatsbehörden, m i t denen der Betrieb zu tun hat, vor allem also der staatlichen Wirtschaftsbehörden. Damit diese die erforderlichen Leistungen den Betrieben sachgemäß, rasch und womöglich billig bereitstellen, müssen sie deren Sacherfordernisse kennen, und die Betriebe müssen ihrerseits ihre Erfordernisse den Wirtschaftsbehörden und Einrichtungen des Staates gegenüber zur Geltung bringen können. Bei Organisation der Betriebe i n Verbandswirtschaften und bei ausgebauter Selbstverwaltung dieser w i r d die Gewähr am größten sein, daß der Staat die Lebenserfordernisse der Wirtschaft kennen und die Wirtschaft sie dem Staate gegenüber zur Geltung bringen kann. Richtige staatliche Wirtschaftspflege und richtige Organisation der Wirtschaft hängen zusammen. Fehlende oder nur mangelhaft entfaltete wirtschaftliche Selbstverwaltung, das Fehlen wirtschaftlicher Organisationen oder lückenhafte, monopolistische, klassenkämpferische W i r t schaftsorganisationen führen zu zentralistischer und bürokratischer Staatstätigkeit gegenüber der Wirtschaft, die deren Fruchtbarkeit gefährdet. Je schlechter die Staatsverwaltung, desto mehr Angestellte braucht der Betrieb, um seine Lebenserfordernisse durchzusetzen. Eine gute Staatsverwaltung ist die beste Wirtschaftsrationalisierung 8 . 7 8

Vgl. dazu V, 236 ff. Vgl. Heinrich, W., Staatsgefüge, Wirtschaftsverbände u n d Betriebsleben

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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Allerdings neigen Wirtschaftsorganisationen mit großen Aufgabenkreisen zur Überspannung ihrer Machtstellung und damit zur Monopolisierung und zur Erstarrung, was den Betriebserfolg ebenfalls gefährdet. Das richtige Gegen- und Miteinander von staatlicher Oberleitung einerseits und Selbstverwaltung der Wirtschaft sowie ihrer Organisationen andererseits ist die vornehmste Produktivitätsgrundlage der Betriebe. 2. Die Betriebsorganisation je nach dem Verhältnis von Staat und Wirtschaft

Die Betriebsorganisation, also die innere Gestaltung der Betriebe, w i r d durch das Verhältnis von Staat und Wirtschaft ebenfalls beeinflußt: Vor allem w i r d der Betrieb i n seinem Inneren alle jene Abteilungen entsprechend auszubauen haben, die den staatlichen Instanzen entsprechen, falls den Behördenverkehr nicht etwa Verbandswirtschaften übernommen haben. Je besser die staatlichen Instanzen funktionieren, desto geringer werden die Arbeitslasten und damit die Verwaltungskosten dieser Betriebsabteilungen sein. Bei entfalteter wirtschaftlicher Selbstverwaltung w i r d die Tendenz obwalten, daß die Betriebe zunächst m i t ihrer Verbandswirtschaft verkehren und erst über diese m i t der staatlichen Bürokratie, ein Dezentralisationsvorgang, der zugleich einer Versachlichung und Entbürokratisierung der Wirtschaft m i t allen den wohltätigen Folgen für diese gleichkommt. 3. Die Betriebsgröße je nach dem Verhältnis von Staat und Wirtschaft

Was die Betriebsgrößenpolitik anlangt, so läßt sich allgemein feststellen: Jene Wirtschafts Verfassungen, die sich den beiden Polen der Freiheit oder der Bindung extremer annähern, neigen zur Betriebsvergrößerung. Die Wirtschaftsgeschichte zeigt dies hinsichtlich der mehr kapitalistischen wie auch der mehr kollektivistischen Wirtschaftsformen deutlich. Je mehr die Wirtschaftsverfassung durch die Gestaltung des Verhältnisses zwischen Staat und Wirtschaft von den beiden äußersten Polen, von der sogenannten freien Wirtschaft des Kapitalismus oder von der zentralistischen Planwirtschaft, abrückt und sich der Ausgewogenheit zwischen Freiheit und Bindung nähert, desto mehr schwinden die konzentrierenden Kräfte. Die Wirtschaft der Mitte hat die geringste konzentrierende Wirkung, ja sie ist von dekonzentrierender Wirksamkeit; die Wirtschaft der Extreme hat die stärkste konzentrierende Wirkung. Konzentrierende Wirksamkeit heißt hier: einzelne Betriebe vergrößernd (im Wege einfacher Betriebsvergrößerung oder durch Kombinai n ihrer Gegenseitigkeit, i n : Festgabe P a u l Gysier, St. Gallen 1959; sowie: Über die Rolle der Verbände i m modernen Staat, i n : Internationales Gewerbearchiv, H. 3, St. Gallen 1955.

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Betriebswirtschaftspolitik

tion, also Angliederung anderer Betriebe); oder die Anzahl der Großbetriebe vermehrend; oder deren Anteil am Gesamtprodukt zu ihrem Gunsten verschiebend. Dekonzentrierende Wirksamkeit heißt: Die Klein- und Mittelbetriebe erhaltend: entweder ihrer Zahl oder ihrem Anteil an der Gesamterzeugung nach; oder ihre Zahl bzw. ihren Anteil an der Erzeugung vermehrend, also i m Rahmen der technischen oder ökonomischen Möglichkeiten Großbetriebe aufspaltend. 4. Verstaatlichung und Betriebswirtschaft

Die Verstaatlichung der Wirtschaft, also die Übernahme an sich w i r t schaftlicher, bisher von Wirtschaftsbetrieben m i t Eigenleben verrichteter Aufgaben durch den Staat oder durch staatliche Wirtschaftseinrichtungen hat weitreichende Auswirkungen auf den Betrieb. A. Verstaatlichung und Betriebsertrag. I n manchen Fällen können von der Betriebsverstaatlichung ertragsteigernde Wirkungen ausgehen: Verstetigung der Wirtschaftstätigkeit dieser Betriebe; Wegfall gewisser K r i sengründe, die etwa die private Initiative überhaupt veranlaßt haben, sich von diesen Betrieben zurückzuziehen (Notverstaatlichung); Wegfall teurer Werbung; Notwendigkeit der Errichtung von Zuschußbetrieben zwecks Pflege der schöpferischen Entsprechung (Musterwirtschaften); Beseitigung ruinösen Wettbewerbs und ähnliche Umstände können günstige Auswirkungen der Führung wirtschaftlicher Betriebe durch die Staatsverwaltung zeitigen. I n den meisten Fällen w i r d es sich hier um eine subsidiäre, also um eine aushilfsweise und nicht normale Tätigkeit des Staates handeln. Denn es gehört ja nicht zu dessen arteigenen Aufgaben, selbst zu wirtschaften. Er ist Oberleiter der Wirtschaft. Wo diese besonderen Bedingungen für den staatlichen Betrieb fehlen, bedeutet Verstaatlichung fast immer einen Rückgang der Betriebsproduktivität, weil m i t ihr entscheidende Anreize zur Produktivitätssteigerung wegfallen: Erwerbsstreben, Eigenständigkeit und persönliche I n i tiative, wendige, unbürokratische Betriebsführung und andere. B. Der Anreiz freiwilligen Zusammenschlusses verstaatlichter Betriebe zu Wirtschaftsverbänden ist gering, meist werden sie ja zwangsweise zusammengetan, besonders aus Gründen der Übersichtlichkeit und besseren Leitungsfähigkeit seitens der oberen Instanzen der Bürokratie; allerdings aus aus politischen Gründen, etwa Arbeitsplatzsicherung i n langjährig defizitären Betrieben durch deren Anschluß an aktive; Verschleierung der mißlichen Lage solcher Betriebe und andere. C. Die innere Betriebsorganisation kann durch die Verstaatlichung insofern geändert werden, als entscheidende, früher beim selbständigen

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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Betrieb i n diesem selbst besorgte Führungsaufgaben nun an die höhere bürokratische Instanz abgetreten werden, was meist keine Verbilligung dieser Verrichtung bedeutet; zumal ja i m verstaatlichten Betriebe selbst doch entsprechende Leitungskörper und Abteilungen aufrechterhalten werden, die allerdings eine bedeutend geringere Selbständigkeit zu haben pflegen und auf die Entscheidungen höherer Instanzen angewiesen sind. Diese sind aber weiter abgerückt vom konkreten Betriebsleben, was manchmal wohl größere Objektivität, selten jedoch höhere Sachkundigkeit i n sich schließt. D. Was die Auswirkungen von Verstaatlichungen auf die Betriebsgröße anlangt, so kann diese aus überwirtschaftlichen Gründen leicht unter oder über der ökonomisch-optimalen Größe gehalten werden. Der Staat könnte sich — auch abgesehen von Verstaatlichungstendenzen — der Betriebsgröße gegenüber neutral verhalten und deren Gestaltung rein innerwirtschaftlichen Bestimmungsgründen überlassen. Im großen und ganzen wirkt sich Verstaatlichung meist betriebsvergrößernd aus. Selbst bei den sogenannten Bodenreformen m i t Verstaatlichungstendenz, bei denen fast immer die Änderung der bisherigen Betriebsgrößen wesentlich ist, zeigt sich zum Schluß, daß die Tendenz zur Betriebsvergrößerung siegt, obwohl man meist zunächst m i t gegenteiligem Programm auszog, nämlich m i t jenem der Verkleinerung der Betriebe und der Aufteilung des Großgrundbezitzes. Etwa drohende Verstaatlichung könnte hinsichtlich gewisser Betriebsvergrößerungsabsichten wohl hemmend wirken, ebenso obrigkeitliche Erweiterungsverbote (die allerdings schon zur Wettbewerbspolitik überleiten).

I I . Wirtschaftsverfassung und Betrieb Die Wirtschaftsverfassung ist bekanntlich auch durch andere Bestimmungsstücke geprägt als lediglich durch das Verhältnis von Staat und Wirtschaft. Alle diese die Wirtschaftsverfassung prägenden Kräfte w i r ken sich natürlich auch auf die Betriebswirtschaftspolitik entscheidend aus. Wie weit Zentralisation oder Dezentralisation die Gesamtwirtschaft beherrschen; wie weit die Grundsätze des Wirtschaftsausbaues, also weitestmögliche Selbstversorgung zwecks Entfaltung aller brachliegenden Wirtschaftskräfte i m Inneren der Volkswirtschaft und Pflege des Binnenmarktes obwalten; alles dies ist für deren WirtschaftsVerfassung ganz entscheidend 9 . Es ist deshalb auch für die Betriebe und die Betriebswirtschaftspolitik von prägender Macht. Die Produktivitätsbedingungen der Betriebe, ihre Standorte und die Häufung oder Streuung dieser Standorte; die Betriebszusammen9

Vgl. I 2 , 109 f. u n d 118 ff.

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Betriebswirtschaftspolitik

schlüsse; die innere Organisation der Betriebe und besonders schließlich wiederum die Betriebsgrößen werden durch diese eben erwähnten Umstände — die auf die Berücksichtigung oder Vernachlässigung gewisser Schlüsselbegriffe der Wirtschaftspolitik zurückgehen — entscheidend bestimmt werden. So werden beispielsweise bei dezentralisierender Tendenz und bei vorherrschender Selbstversorgungspolitik die Klein- und Mittelbetriebe i n einer Volkswirtschaft zweifellos stärker gefördert werden als die Großund Großbetriebe; die Häufung der Standorte (Agglomeration) und die damit verbundene Entstehung von Riesenstädten und Industrierevieren w i r d gehemmt sein. Die gegenteilige Richtung auf radikale Verflechtung der Volkswirtschaft und ihrer Erzeugungskräfte i n die Weltwirtschaft w i r d konzentrierend und agglomerierend wirken müssen, wie die W i r t schaftsgeschichte immer wieder erweist, besonders jene der ersten Phase des Industrialismus, des Kapitalismus. I I I . Wettbewerbspolitik und betriebliche Wirtschaftspflege Was die Wettbewerbsgestaltung anlangt, so w i r k t Gebundenheit oder Freiheit i n personeller oder i n sachlicher Beziehung — i m ersten Falle also Gebundenheit oder Freiheit der wirtschaftlichen Verrichtungsträger, i m zweiten jene der passiven Wirtschaftsmittel, besonders der I m mobiliargüter —, ferner auch die Wettbewerbs- und Monopolpolitik i m engeren Sinne nachdrücklich auf Betriebsertrag, Betriebszusammenschlüsse, Betriebsorganisation und Betriebsgröße ein. Man denke diesbezüglich an die ständisch gebundene Wirtschaft des Mittelalters m i t ihren zahlreichen wettbewerbsbeeinflussenden Maßnahmen, die letztlich größtenteils auf Konzentrationsverhinderung hinausliefen, also das Aufkommen von Groß- und Riesenbetrieben aus den verschiedensten Erwägungen zu verhindern trachteten. So heilsam und fruchtbarkeitssteigernd der Wettbewerb der Betriebe w i r k t , kann doch niemals die Aufgabe aller Wettbewerbspolitik außer acht gelassen werden, dauernd den Wettbewerbern annähernd gleiche Chancen zu wahren. Denn ungehemmter Wettbewerb — dem also ein solcher pfleglicher Rahmen durch organisierende Vorkehrungen nicht gezogen w i r d — macht die Großen noch größer und die Kleinen noch schwächer. Ungezügelter Wettbewerb hebt sich also selbst auf und verzehrt seine Kinder: er führt zu monopolistischen oder monopoloiden Stellungen auf dem Markte, hiemit zur Erstarrung, und kann dadurch ungünstig auf die Fruchtbarkeitsbedingungen vieler Betriebe wirken, besonders aber w i r k t er konzentrierend, also betriebsvergrößernd. I m Wettbewerbe können so die Betriebe leicht über ihre optimale Betriebsgröße hinaus wachsen, worauf w i r noch eingehend zu sprechen kommen.

Die Schlüsselbegriffe der Betriebs Wirtschaftspolitik

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Dabei kann man wohl behaupten, daß der Preiswettbewerb diesbezüglich stärkere Konzentrationswirkungen hat als der Qualitätswettbewerb. Entscheidend bleibt natürlich immer auch der jeweilige Abstand der Betriebe von der qualitätsmäßigen und von der kostenmäßigen Optimalität. Für die Wettbewerbspolitik ist von Bedeutung, daß die Betriebsvergrößerung den Wettbewerb oftmals zu unterdrücken vermag und so die höchste Leistungsfähigkeit infolge des Wegfalls des Wettbewerbs durch Fusionierungen und Verschmelzungen nicht voll ausgeschöpft wird. M a n hat z. B. i n A m e r i k a darauf hingewiesen, daß nicht das Streben nach Kostensenkung das entscheidende M o t i v der Vergrößerung bilde, sondern die größeren Möglichkeiten des Starken auf dem Felde der Forschung, der Finanzierung, des Absatzes u n d der Werbung. Möglichkeiten, die zur v ö l l i gen oder teilweisen Beherrschung des Marktes führten, so daß sich die Großen infolge dieser ihrer Machtstellung durchaus nicht veranlaßt sahen, die i n Herstellung u n d Absatz erreichten Ersparnisse zur Preissenkung zu verwenden, sondern vielmehr zur Erhöhung der Gewinne, hoher Selbstfinanzierung, Anhäufung liquider M i t t e l u n d weiterer Ausdehnung der Unternehmungen u n d ihrer Machtstellung. Die amerikanische Regierung hat daher diese auch nach dem Zweiten W e l t kriege einsetzende Welle horizontaler u n d vertikaler Fusionierungen scharf bekämpft u n d steht auf dem Standpunkt — ebenso w i e ein weitverbreitetes theoretisches Schrifttum zu diesen Fragen —, daß der Wettbewerb leichter u n d besser durch K l e i n - u n d Mittelbetriebe gesichert erscheint als durch die Groß- u n d Riesenbetriebe der Industrie. M i t Recht beurteilt die staatliche Wettbewerbspolitik ihre Chancen gegenüber den K l e i n e n u n d M i t t l e r e n v i e l aussichtsreicher als gegenüber den Großen 1 0 .

Aber Licht und Schatten sollen gerecht verteilt und nicht verschwiegen werden, daß gerade die Klein- und Mittelbetriebe viel leichter von übertriebenen zünftlerischen Neigungen befallen werden können als die Großbetriebe. Jene Erstarrung der Wirtschaft, die durch monopoloide oder monopolistische Stellung von Riesenunternehmungen bedingt sein kann, könnte auch durch ein engstirniges Verhalten der Verbandswirtschaften der kleinen und mittleren Betriebe herbeigeführt werden, wenn der Staat gegenüber den Organisationen dieser Größenklassen nicht die genügende Stärke aufbringt oder die Selbstverwaltungsorgane der W i r t schaft hinsichtlich der marktregelnden und ähnlichen Aufgaben (Zulassung zum Gewerbebetriebe) sich als fortschrittsfeindlich und schikanös erweisen. 10 Z u den jüngsten Auseinandersetzungen zur Frage der Konzentration vgl. Lenel, H. O., Ursachen der Konzentration unter besonderer Berücksichtigimg der deutschen Verhältnisse, Tübingen 1962; Marbach, F., Die Wirtschaftskonzentration. Eine Auseinandersetzung m i t der Anti-Konzentrations-Ideologie speziell Hans Otto Lenels, Düsseldorf-Wien 1964; Romig, F., Theorie der w i r t schaftlichen Zusammenarbeit, B e r l i n 1966.

2 Heinrich, Wirtschaftspolitik, H/2

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Betriebswirtschaftspolitik

M i t der Frage der Wettbewerbspolitik ist jene der Wirtschaftsorganisation verflochten, also ob die Betriebe i n Verbandswirtschaften zusammengeschlossen sind oder nicht. Wie sehr das Verbändewesen die betriebliche Fruchtbarkeit beeinflussen und bei richtiger Gestaltung verbessern kann, liegt auf der Hand. Ein reich entfaltetes gebiets- und verbandswirtschaftliches Organisationswesen w i r b t besonders zugunsten der Klein- und Mittelbetriebe. Eine mehr nach der monopolkapitalistischen oder nach der bürokratisch-zentralistischen Seite hinneigendes Verbändewesen dagegen w i r k t konzentrationsfördernd, oft werden die Verbandswirtschaften selbst zu Großbetrieben. Gut funktionierende Kammern (gebietswirtschaftliche Organisationen) und Verbände, besonders freie Verbände, können durch Übernahme von Verrichtungen die Betriebe bedeutend entlasten. Sie verleihen dem Klein- und Mittelbetrieb i n vielen Sparten (Werbung, Erfindung und Ausbildung, Kreditierung, Beschaffung und Absatz, Erzeugimg) Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Großbetrieb und wirken dadurch dekonzentrierend 11 . Die diesbezüglichen Auswirkungen auf Fruchtbarkeitsbedingungen und Standorte, Betriebsorganisation und Betriebsgröße sind bei Zwangsund bei freien Verbänden, bei reinen Wirtschaftsförderungsverbänden und marktregelnden Verbänden verschieden. I n den eigentlichen Bereich der Wettbewerbspolitik gehören ja vor allem die marktregelnden Verbände. So fördernd, aufgeschlossen und vorbehaltlos jede gute W i r t schaftsleitung den rein wirtschaftsfördernden Verbänden gegenüberstehen kann, so vorsichtig muß sie den marktregelnden Verbänden gegenübertreten. Leicht können deren Monopolstellungen sich gegen Mitgliederbetriebe, Außenseiterbetriebe, Vor- oder Nacherzeuger und schließlich gegen die Verbraucher richten, weshalb hier der eigentliche Bereich der obrigkeitlichen Aufsicht gegenüber den marktregelnden Verbänden liegt. IV. Wirtschaftsausbau und Betriebswirtschaftspolitik Der Schlüsselbegriff des Wirtschaftsausbaues — also Eigenversorgung gegenüber Fremdversorgung — spielt auch i n der Betriebswirtschaftspolitik eine Rolle. Die Entscheidung, ob Fremdbezug oder Selbstversorgung, ist naheliegenderweise für den Betriebserfolg, für die Frage des Beitritts zu Wirtschaftsverbänden, für die innere Betriebsorganisation und endlich für die Betriebsgröße von Bedeutung. Besonders für die Betriebsgröße sind die hinsichtlich des Wirtschaftsausbaues obwaltenden Gesetzmäßigkeiten vorranghaltende Bestimmungsgründe. 11 M a n denke an die sogenannten K e t t e n i m Lebensmitteleinzelhandel (vgl. I 8 , 350 f.).

Die Schlüsselbegriffe der Betriebswirtschaftspolitik

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1. Überbetrieblich vorwaltender Wirtschaftsausbau

Wenn auf den höheren, dem Betriebe vorgelagerten Stufen das Gesetz des Wirtschaftsausbaues beachtet und von den Lenkern der Volkswirtschaft oder der Gebietswirtschaften eine planmäßige Wirtschaftsausbaupolitik betrieben wird, bedeutet das Verstetigung für alle Betriebe und legt den Grund für deren Fruchtbarkeit auf die Dauer. H i n sichtlich der Betriebsgröße w i r k t überbetrieblich vorwaltender W i r t schaftsausbau dekonzentrierend, während überbetrieblich vorherrschende Fremdversorgung konzentrierend w i r k t , weil dadurch i n allen jenen Wirstchaftsbereichen, wo die eigene Volkswirtschaft eine dauernde oder augenblickliche Überlegenheit hat, Großbetriebe und Industriereviere entstehen. Dieser Schlüsselbegriff des Wirtschaftsausbaues bestimmt ja die gesamte äußere Wirtschaftspolitik als die Gesamtheit der Maßnahmen einer optimalen Einordnung der Volkwirtschaft i n übervolkswirtschaftliche (großraum- und weltwirtschaftliche) Zusammenhänge. Wirtschaftsausbau, also Entfaltung aller vorhandenen Wirtschaftskräfte, Vermeidung jeder Wirtschaftsbranche, Heranziehung auch der minder ergiebigen Wirtschaftskräfte, Betriebe und Wirtschaftsgebiete schafft gerade auf den Unterstufen der Volkswirtschaft die Vorbedingungen für das Gedeihen auch kleinerer und mittlerer Betriebe. Wirtschaftsgeschichtlich muß m a n allerdings mehrere Phasen des W i r t schaftsausbaues der Volkswirtschaften selbst unterscheiden: Der Sprung von der unentwickelten zur entwickelten Volkswirtschaft steigert die Betriebsgrößen. Weshalb m a n heute beispielsweise i n A m e r i k a weitgehend die Ansicht v e r t r i t t : Das Vordringen der Großbetriebe gehöre i n eine bestimmte Periode der ökonomischen Entwicklung, „ i n den Übergang von der unentwickelten zur entwickelten Volkswirtschaft", wobei m a n unter E n t w i c k l u n g vor allem das A u f k o m m e n der neuzeitlichen Technik versteht. I n einer weiteren Phase der planvollen Indienststellung aller noch brachliegenden K r ä f t e bedeutet die n u n anhebende erhöhte Selbstversorgung die gesteigerte Notwendigkeit, auch kleinere u n d mittlere Betriebe zu entwickeln.

Zuammenfassend kann man feststellen: Vorwiegen von Selbstversorgung auf allen Stufen der Wirtschaft bedeutet meist Marktverkleinerung und hiemit Betriebsverkleinerung, sie bedeutet allerdings zugleich auch Marktgrößenverstetigung und hiemit Nachhaltigkeit i m W i r t schaftserfolge aller Betriebe. Wo sich also Großbetriebe entfalten, ist auch für diese erhöhte Stetigkeit und hiemit die vornehmste Voraussetzung ihrer Fruchtbarkeit gegeben. Vorherrschen von Fremdversorgung auf allen Wirtschaftsstufen bedeutet Marktvergrößerung und damit Betriebsvergrößerung. Sie bedeu12 Heilbroner nennt das „Expansion durch Diversifizierung i n andere Z w e i ge" (Heilbroner, R. L., The L i m i t s of American Capitalism, New Y o r k 1966, 22).



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Betriebswirtschaftspolitik

tet hiemit auch Abhängigkeit des Betriebserfolges von fremden, außerhalb der eigenen Volkswirtschaft und ihren Beeinflussungsmöglichkeiten liegenden Märkten und damit Unstetigkeit und schwankende Absatzverhältnisse. 2. Innerbetriebliche Selbstversorgungstendenzen

(Eigenversorgung

oder Fremdbezug auf der Betriebsstufe)

Wie das Leben jeden Wirtschaftsgebildes ist auch das des Betriebes vom Grundsatze der Selbstversorgung beherrscht. Zahlreiche Kräfte wirken i n dieser Richtung: Das Streben, sich mit solchen Verrichtungen selbst zu versorgen, deren Fremdbezug die Sonderstellung des Betriebes gefährden könnte: eigene Erfindungen, eigene Werkzeuge, eigene Maschinen, eigene Verfahren, deren Hilfsmittel man aus Geheimhaltungsgründen nicht von anderen Betrieben beziehen kann, sondern selbst anfertigen muß, die man aber auch selbst repariern muß, wenn dies nötig ist. Das Streben nach Verstetigung des Bezuges auf den vorgelagerten Märkten sowie das Streben nach Verstetigung des Absatzes auf den Verkaufsmärkten kann dazu führen, Einkaufs- und Verkaufsverrichtungen, Verfrachtungsleistungen, Aufbewahrungsleistungen, ja auch Erzeugungsleistungen i m eigenen Betriebe vorzunehmen, statt sie von außen zu beziehen. A l l dies w i r k t betriebsvergrößernd, da dem Betriebe die entsprechenden Abteilungen und Leistungsbereiche angegliedert werden müssen. Das allenthalben i n der praktischen Wirtschaft hervortretende Streben nach Unabhängigkeit von Zulieferungen w i r k t konzentrierend. Diese Tendenz zur innerbetrieblichen Selbstversorgung, also zum innerbetrieblichen Wirtschaftsausbau, führt vor allem zur Betriebsvergrößerung durch Kombination: Hereinnahme von Verrichtungen i n den Betrieb, die einen von den bisherigen Betriebsverrichtungen verschiedenen Inhalt haben. „Vereinigung mehrerer früher selbständiger (oder anderwärts selbständiger) Betriebe verschiedenen Inhaltes zu einem Betriebe." Sombart 1 3 nennt dies K o m b i n a t i o n u n d unterscheidet: Funktionsvereinigung; Werkvereinigung: als Angliederung, z. B. Böttcherei m i t Brauerei; oder als Zusammengliederung: Hochofen u n d Stahlwerk. Dadurch entstehen „ m e h r stufige" Betriebe, besser: Betriebe m i t Verrichtungen verschiedener Verrichtungsebene, w e n n verschiedene Leistungsbereiche kombiniert werden (z. B. Groß- u n d Einzelhandel, Erzeugung u n d Handel); oder mehrphasige Betriebe, w e n n es sich u m verschiedene Erzeugungsphasen handelt (Stahl- u n d Walzwerk). 13

Sombart, W., Der moderne Kapitalismus, 3. Bd.: Das Wirtschaftsleben i m Zeitalter des Hochkapitalismus, 2. Hlbd., München u n d Leipzig 1928, 537.

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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Diese Betriebsvergrößerung durch Kombination ist zu unterscheiden von der einfachen Betriebsvergrößerung, bei der dieselben Verrichtungen einfach i n vergrößertem Maßstabe erbracht werden 1 4 . Nicht immer müssen durch Kombination früher selbständige Betriebe aufgezehrt werden. Es w i r d dann lediglich der zusätzliche Bedarf des Betriebes i n ihm selbst, also durch Eigenversorgung gedeckt, nicht durch Fremdbezug, wodurch z. B. die Zahl der Kleinbetriebe wohl gleichbleibt, ihr Anteil an der Erzeugungsmenge sinkt jedoch ab, weil der zusätzliche Bedarf des Großbetriebes nun nicht mehr durch zuliefernde Kleinbetriebe, sondern durch dessen Eigenerzeugung gedeckt w i r d 1 5 . Die Entscheidung der Frage, wie weit Eigenversorgung und wie weit Fremdbezug, fällt m i t jener über die beste Betriebsgröße zusammen. Die einschlägige Analyse läuft auf eine Gesamtproduktivitätsbilanz des Betriebes hinaus; umschließt aber neben den Fragen der betrieblichen Fruchtbarkeit auch jene der inneren Organisation des Betriebes, seines Anschlusses an Wirtschaftsverbände und seiner Größe. Vom Standpunkt des Betriebes muß gefragt werden: Kann bei Selbstversorgung dessen Leistung i n der Beschaffenheit, i n der Menge, i n der Stetigkeit (Verteilung der Menge über die Zeit) und zu jenen Kosten (Preisen) erstellt werden wie bei Fremdbezug, bzw. welche Veränderungen ergeben sich diesbezüglich. Zur Kostenprogression können dabei etwa folgende Umstände führen: Überschreiten der leitungsmäßigen Optimalittätsgrenze des Betriebes: Die Betriebsführung w i r d unfähig, den ganzen Betrieb zu überschauen und richtig zu leiten, ihre Aufgabe w i r d allzu verwickelt und schwierig, die zu einem neuen Betriebe vereinigten Tätigkeiten werden zu unübersichtlich. Zeitliche Unstimmigkeiten: der Erzeugungen der nun vereinigten betrieblichen Tätigkeiten; der Bezüge für diese; der Absatzmöglichkeiten für ihre Erzeugnisse. Mißentsprechungen zwischen den Bestverhältnissen der vereinigten Betriebe (z. B. wenn die Brauerei eine andere Bestgröße hätte als die angegliederte Böttcherei). Auswirkungen verschiedener A r t auf die Verrichtungsträger des nun durch die Betriebsvereinigung vergrößerten Betrie14 Schäfer unterscheidet i n diesem Zusammenhang zwischen Betriebsbreite u n d Betriebstiefe, wobei der zweite Begriff den Phasenanteil am gesamtwirtschaftlichen Leistungsprozeß zum Ausdruck bringt (vgl. Die Unternehmung, a.a.O., 132). 15 Oft w i r d zwischen Zulieferung u n d Unterlieferung unterschieden: der Zulieferer liefert dem Auftraggeber fertige Einzelteile, die dieser i n seine eigenen Erzeugnisse einbaut; bei Unterlieferung n i m m t ein Betrieb Teilmengen eines seine Kapazität überschreitenden Auftrages v o m Unterlieferer; dieser erzeugt also das gleiche Enderzeugnis w i e der Auftraggeber (vgl. Hruschka, E., Betriebswirtschaftliche u n d Allgemeine Gewerbeförderung, Wien 1958, 116f.); Pastler, Fr., H a n d w e r k als Zulieferer der Industrie, ZfG, W i e n 1965, 157 ff.

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bes: etwa durch eine andere Betriebsorganisation, ein anderes Arbeitstempo, eine andere Arbeitsverfassung (Fließarbeit oder ähnliches). Weiter sind zu berücksichtigen die Folgen von Selbstversorgung oder Fremdbezug auf: Werbung und Verbrauchsbeeinflussung; Abgaben, besonders Steuerprogressionen, Patentverhältnisse, Ausbildungsmöglichkeiten, Finanzierung, Beschaffung und Absatz, Transportverhältnisse, Lagerung, Erzeugungstechnik u. dgl. m. Auch hier könnten Kostenprogressionen auftreten. Die praktische Wirtschaft erwartet sich — oft allzu optimistisch — meist Kostendegressionen, was sie zur Erweiterung der Selbstversorgung des Betriebes durch Betriebsvergrößerung veranlaßt. Entscheidend ist, ob die Poduktivitätsanalyse lückenlos geschieht, ob sie sich also alle wirklich zu erwartenden Umgliederungsfolgen vor Augen hält. Eine l ü k kenhafte, einseitige diesbezügliche Untersuchung könnte zu Enttäuschungen führen. Vom Standpunkt der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung w i r d eine solche Analyse begreiflicherweise noch verwickelter. Hier ist von Bedeutung: ob die Kombinationsvergrößerung zum Verschwinden früher selbständiger kleiner Betriebe führt oder nicht; welche Auswirkungen die Verschiebung des Anteils an der Produktion, der nun den vergrößerten Betrieben zufällt und der den übrigen Betrieben verbleibt, auf das Sozialprodukt haben w i r d ; welche Rückwirkungen die Betriebsvergrößerung auf die Krisenfestigkeit der Gesamtwirtschaft haben wird; da die früher selbständigen kleineren oder mittleren Betriebe je für sich eine größere Krisenfestigkeit gehabt haben könnten als der Großbetrieb. Der Kostenvergleich vom Standpunkt des Betriebes pflegt nicht einfach, aber immerhin noch überschaubar zu sein. Der die Verrichtungen an- oder zusammengliedernde Betrieb hat den bisherigen oder richtiger den zukünftig zu erwartenden Preis dieser Verrichtungen bei Fremdbezug mit den i m Falle der Eigenversorgung zu erwartenden Kosten zu vergleichen. Es gibt viele Betriebswirtschaftler, die i n Abrede stellen, daß dies geschähe, obgleich sie meinen, daß es vom Standpunkt einer rationellen Betriebsführung geschehen müßte 1 6 . Der gesamtvolkswirtschaftliche Kostenvergleich seitens einer übergeordneten Wirtschaftsleitung hätte alle Umgliederungsfolgen kosten-, d. h. produktivitätsmäßiger A r t abzuschätzen, die m i t der durch Verrichtungsan- bzw. -Zusammengliederung entstehenden Betriebsvergrößerung verbunden sind; sie wären jenen Gesamtkosten gegenüberzustellen, die 16 Vgl. Oberparleiter, K., Der Leistungsgedanke i n der Betriebswirtschaftslehre, i n : Die Ganzheit i n Philosophie u n d Wissenschaft, Spann-Festschrift, Wien 1950, 154.

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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aus der Stillegung oder Einschränkung jener Betriebe entstehen, die bisher an die sich jetzt selbstversorgenden vergrößerten Betriebe geliefert haben. I m Zuge von Konzernrationalisierungen tauchen häufig solche Fragen auf und werden meist vom Standpunkt einer recht lückenhaften und einseitigen Stückkostenkalkulation entschieden, ohne daß von der Konzernleitung andere, weniger positive Folgen solcher Maßnahmen ins K a l k ü l gezogen würden. Bei Betriebsstillegungen i m Zuge von Kartellrationalisierungen handelt es sich dagegen meist nicht um solche kombinatorische Betriebszusammenlegungen, sondern um einfache Betriebsvergrößerungen, d. h. u m Übernahme der gleichen, früher von den weniger leistsamen Betrieben erbrachten Leistungen durch die Betriebe m i t geringeren Stückkosten 17 . Die restlose zahlenmäßig-rechnerische Erfassung aller dieser Umgliederungsfolgen ist unmöglich, trotzdem muß sie so weit als möglich vorgetrieben werden. Das ist gesamtwirtschaftlich erforderlich, zumal zunehmende Belastungen z. B. Frachtverteuerungen bei übermäßiger Betriebsvergrößerung alle deren sonstigen Vorteile aufzehren. Darauf verwies bereits Thünen, dessen Lehre für Betriebswirtschaftslehre und -politik leider noch nicht ausgeschöpft wurde. A m gewichtigsten spricht meist der Umstand für die Eigenversorgung, daß die entsprechenden Verrichtungen bei Fremdbezug nicht in jener auf die Erfordernisse des Betriebes zugeschnittenen Individualisierung zu bekommen sind, die ihrerseits Vorbedingung der Höchstproduktivität des angliedernden Betriebes ist. Eine Backwarenfabrik z. B. transportiert ihre Erzeugnisse deshalb m i t eigenem F u h r p a r k an ihre Vertriebsstellen, w e i l sie n u r dann etwa auch die Gew ä h r hat, daß die Bestellungen f ü r den nächsten Tag m i t der entsprechenden Genauigkeit aufgenommen werden, während bei der Heranziehung fremder Verfrachter diese f ü r den Gesamterfolg des Unternehmens entscheidende Bedingung unerfüllt bliebe; eine Schraubenfabrik, deren Spezialität die nichtanonyme Schraube ist, d. h. ein m i t besonderen Firmenzeichen oder anderen Kennzeichen versehenes Qualitätserzeugnis, baut u n d repariert sich ihre Maschinen selbst, w e i l sie diese von den einschlägigen Maschinenfabriken überhaupt nicht i n der benötigten A r t bekommt und w e i l sie fürchtet, daß bei Vergebung dieser Aufträge an fremde Maschinenfabriken die K o n k u r renz i n den Besitz ihrer diesbezüglichen Erfindungen u n d Erfahrungen käme.

Oft treten kostenmäßige Erwägungen bei der Entscheidung für Selbstversorgung und gegen Fremdbezug gegenüber den qualitäts- und leistungsmäßigen zurück: Beschaffenheit und Menge der erforderlichen Leistungen, stetige Versorgung m i t ihnen geben den Ausschlag. Für die Eigenerzeugung w i r d angeführt: Sicherung der Stetigkeit der Versorgung, der Qualität, volle Ausschöpfung des Eigenkapitals, jene des 17

Vgl. I«, 137 ff.

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Betriebswirtschaftspolitik

leitungsmäßigen Optimums des Betriebes ebenso wie des räumlichen Optimums, Ausschöpfung der Leistungsfähigkeit zwecks Vermeidung der Brache von Wirtschaftskräften oder leistenden Elementen. Für den Fremdbezug w i r d ins Treffen geführt: Unrentables Arbeiten einer oder mehrerer Betriebsabteilungen bei Eigenversorgung, Wachsen der Verwaltungskosten, Vermeiden einer Überschuldungsgefahr oder Überdimensionierung des Betriebes, Vorteile des Zulieferers, der mehrere kleinere Bedarfsziffern verschiedener Betriebe zusammenfassen und daher billiger sein kann. Nach diesen Darlegungen bedarf es keines Nachweises, daß die Entscheidung über Selbstversorgung oder Fremdbezug den Betrieb ganz maßgeblich prägt: Betriebserfolg, Zugehörigkeit zu Wirtschaftsverbänden — denn die einschlägigen Verrichtungen können ja nicht nur von anderen Betrieben, sie können ja auch von Verbänden bereitgestellt werden, besonders dann, wenn es sich u m Verrichtungen der vorranghaltenden Leistungsbereiche handelt, wie Kapitalbeschaffung, Bezug, Absatz, Transport —, Betriebsorganisation und Betriebsgröße werden je nach dieser Entscheidung durchaus andere sein. V. Verhältnismäßige Vorzüglichkeit und Betriebswirtschaftspolitik (Marktgröße

und Betriebsgröße)

Der Schlüsselbegriff der nur verhältnismäßigen Leistsamkeit aller Verrichtungen und Wirtschaftsgebilde besagt, daß jeder einzelnen Leistung eine arteigene Leistsamkeit zukommt, die arbeits- und kapitalintensivsten Verfahren daher nicht überall richtig und optimal sind 1 8 . Begreiflicherweise ist er auch i n der Betriebswirtschaftspolitik bedeutungsvoll: in seiner überbetrieblichen Anwendung ebenso wie i n seiner innerbetrieblichen. Für die Betriebsgröße ist die nur verhältnismäßige Leistsamkeit insofern wichtig, als sich von hier aus Anhaltspunkte ergeben, wie weit die Angliederung anderer Verrichtungen nach dem vorhin behandelten Gesetze des Wirtschaftsausbaues vorzutreiben ist 1 9 . Diese Angliederung bedeutet in den meisten Fällen zugleich eine arbeits- oder kapitalmäßige Intensivierung, deren Grenzen eben durch das Gesetz der verhältnismässigen Vorzüglichkeit bestimmt sind. Deshalb zeigte sich schon bei der Entdeckung dieser Zusammenhänge durch Thünen, daß von seinen Erkenntnissen aus mittelbar auch auf die richtige Betriebsgröße geschlossen werden kann: m i t der Entfernung vom Markte ändert sich die A r 18

I 2 , 135 ff. Vgl. Heinrich, W., Rationelle Betriebsgrößen i n Industrie u n d Gewerbe, i n : Probleme des K l e i n - u n d Mittelbetriebes, Münster/W., 19642, 116 ff. 19

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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beits- und die Kapitalintensität des Betriebes, damit auch die Betriebsgröße, die weitgehend durch Arbeits- und Kapitalintensität bestimmt ist. Nach den von Thünen für die Landwirtschaft entwickelten Erkenntnissen bestimmt der Standort ( = Marktentfernung = Transportkosten) die Arbeits- und Kapitalintensität, diese die Erzeugungsart (die Landbauart oder das landwirtschaftliche Betriebssystem) und diese die Betriebsgröße, die i m ersten Thünenschen Kreise der freien Wirtschaft anders ist als i n der Forstwirtschaft, in dieser anders als i m Getreide- oder Viehkreis. I n gewisser Hinsicht ist der Zusammenhang zwischen Standort bzw. Marktentfernung und Betriebsgröße zugleich auch ein solcher zwischen Marktgröße und Betriebsgröße: wachsende Entfernung vom Markte w i r k t sich wirtschaftlich wie Schrumpfen der Marktgröße aus. Jener Betrieb, der die größeren Entfernungskosten einkalkulieren muß, w i r d dadurch weniger absatzfähig. Ähnliche Gesetzmäßigkeiten obwalten auch für die nicht land- und forstwirtschaftlichen Betriebe. Die Marktgröße ist besonders abhängig von der Stufenstellung des Betriebes, d.h., ob er für kleinste lokale, für städtische, gebietswirtschaftliche, volkswirtschaftliche oder weltwirtschaftliche Märkte arbeitet. Eine Mißachtung der nur verhältnismäßigen Vorzüglichkeit i n der Rationalisierungspolitik von Kartellen führt zur übertriebenen Stillegung minderleistsamer Betriebe und w i r k t krisenhaft 2 0 . Innerbetrieblich w i r d die Beachtung dieses Schlüsselbegriffes davor bewahren, minderleistsame Unterbetriebe, Betriebsabteilungen und Verrichtungsträger ohne weiteres stillzulegen bzw. auszuschalten. Die davon erhofften bzw. errechneten Kostenvorteile bleiben oft aus, weil infolge Störung der fruchtbaren Gegenseitigkeit innerhalb des Betriebes Fruchtbarkeitsverluste eintreten können, an die man gar nicht dachte (Brache von Kapital, Nichtausnützung von Anlagen, von Verrichtungsträgern). Auch der Schlüsselbegriff der schöpferischen Entsprechung erfordert, daß den führenden Leistungen, Betrieben, Betriebsabteilungen, Verrichtungsträgern jeweils auch nachgeordnete, weniger leistsame entsprechen müssen 21 . Vorbildlichkeit erfordert keine bestimmte Betriebsgröße, aber nacheifernde und daher oft kleinere Betriebe. Zweifellos gingen von der allgemeinen Einstellung des Zeit- und Wirtschaftsgeistes auf den Großund Größtbetrieb gerade von der Nacheiferung der Vorbilder her starke Anreize zur Betriebsvergrößerung aus. Ebensogut könnte man sich bei Änderung der Einstellung auch umgekehrte Auswirkungen vorstellen. 80 21

Vgl. I 2 ,140. Vgl. I 2 , 144 ff., 149 ff.

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Betriebswirtschaftspolitik

VI. Die Schlüsselbegriffe der Entsprechung und Umgliederung in der Betriebswirtschaftspolitik (Die Betriebsgrößen im Kon junkturv erlauf). Entsprechung ist eine der Grundvoraussetzungen der Fruchtbarkeit. Überbetriebliche und innerbetriebliche Entsprechung ist die Bedingung der betrieblichen Produktivität. Das Entsprechungsgesetz und die Folgegesetze hinsichtlich der Umgliederung bei Änderung der Entsprechungsverhältnisse sind daher entscheidend für Betriebsertrag, Betriebsorganisation und Betriebsgröße. Schon i m Begriffe der Optimalität liegt, daß die leistenden Elemente alle i m Verhältnis der Entsprechung stehen müssen. Wegen der W i r k samkeit dieses Entsprechungsgesetzes gingen von der technisch optimalen Vergrößerung der Kraftmaschinen (Dampfmaschine) ja auch so starke Anreize zur Betriebsvergrößerung aus. Diese Bewegung w i r d m i t Explosions-, Elektro- und Ölmotor bekanntlich teilweise rückläufig. Von der Betriebskombination gilt ebenfalls, daß die Entsprechung der Betriebsoptima der vereinigten Betriebe entscheidend ist, soll nicht eine Kostenprogression eintreten. Die innerbetriebliche Entsprechung ist also eine führende Kategorie für Betriebsorganisation und Betriebsgröße. W i r werden bei der Prüfung der Zusammenhänge zwischen Fertigungsorganisation und Betriebsgröße sehen, daß einer Vergrößerung gewisser Erzeugungsabteilungen i n der Serienfertigung eine Kostenerhöhung i n den übrigen Leistungsbereichen entspricht, wodurch deren Vorteile aufgezehrt werden können. Zufolge der überbetrieblichen Entsprechungszusammenhänge erforderten Großbetriebe oft ihrerseits wiederum Großbetriebe für Zulieferung, Abnahme und Weiterverarbeitung. Andererseits verlangten Großbetriebe i n bestimmten Erzeugungszweigen Folgeverrichtungen, die nicht mehr durch Großbetriebe, sondern nur durch Klein- und Mittelbetriebe erbracht werden konnten: Installation, Instandhaltung, Reparatur, Dienstleistungen. Dieser Entsprechungszusammenhang hat nicht nur zahlreiche der sogenanten Sekundärhandwerke entstehen lassen, sondern auch i n entscheidender Weise dekonzentrierend gewirkt. Infolge der Entsprechung w i r d jede Änderung i n den überbetrieblichen und den innerbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen des Betriebes mit einer Umgliederung aller Betriebselemente beantwortet. Solche Umgliederungen können ausgehen: a) von überbetrieblichen

Bereichen

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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1. Erzeugungsänderungen infolge von Vorgängen i n der wirtschaftlichen Zielwelt, welcher der Betrieb dient. 2. Erzeugungsmengenänderungen infolge Änderungen der Marktgröße oder Absatzschwankungen i m Konjunktur verlauf, denen zufolge der Betrieb entweder nicht mehr die gleiche Menge seiner Erzeugnisse oder Dienstleistungen abzusetzen vermag oder nicht mehr zu den gleichen Preisen wie bisher. 3. Kostenverschiebungen infolge überbetrieblicher Umstände: Änderungen i n den Naturgrundlagen, i n der Technik, Änderungen der Preise für die Leistungen der verschiedenen Leistungsbereiche, die der Betrieb i n Anspruch nehmen muß, der Steuern, Kapitalzinsen, der Transportkosten, der Lagerhaltung, der Versicherungsprämien, besonders der Soziallasten, der Beschaffungs- oder Vertriebskosten, Lohnerhöhungen. b) von innerbetrieblichen

Umständen:

1. solche infolge Änderung der Betriebsorganisation (z. B. i n der Leitungs- oder i n der Arbeitsorganisation und -Verfassung. 2. der betrieblichen Technik (z. B. neue technologische oder chemische Verfahren, neue Rohstoffe, neue Kraft- oder Arbeitsmaschinen, neue Werkzeuge und dgl. m.). Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Betriebswirtschaftspolitik, alle diese Umgliederungen nicht zu Krisen, also zu nachhaltigen und schweren Entsprechungsstörungen i m Betriebsleben ausarten zu lassen. I m wesentlichen w i r d es sich darum handeln: die Auswirkungen überbetrieblicher Krisengründe i m Betriebe zu dämpfen; innerbetriebliche Krisengründe überhaupt auszuschalten oder ebenfalls ihre Auswirkungen zu mildern. Die Wege dieser betrieblichen Krisenverhütung, Risikenausschaltung und Verstetigungspolitik sind mannigfaltig. I m wesentlichen handelt es sich um Vorkehrungen i n dreifacher Richtung: a) Schadenverhütung, b) Versicherung, c) Elastizitätsvorsorge durch Rücklagen und Rückstellungen. Die Schadenverhütung trachtet die Krisen, Schädigungen und das Schlagendwerden von Risiken überhaupt zu vermeiden, sei es durch betriebsorganisatorische oder durch betriebstechnische Vorkehrungen. I m Falle der Versicherung werden die Vermögenserfordernisse bei wirklich eintretenden Schadensfällen durch die Versicherunggesellschaf-

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Betriebswirtschaftspolitik

ten abgedeckt. Dabei w i r d bekanntlich der gesamte Apparat der Individual- und Sozial-, der freiwilligen und Zwangs-, der Vertrags- und Gesetzesversicherungen i n Bewegung gesetzt: dies durch die vielen Sparten der Sach-, Personen- und Vermögensversicherungen hindurch, etwa von der Feuerversicherung bis zur Betriebsstillstand- oder Chomageversicherung. I m Falle der innerbetrieblichen Elastizitätsvorsorge endlich w i r d durch Rücklagen oder durch Rückstellungen vorgesorgt, etwa eintretende Betriebsverluste mittels dieser abzudecken. Die Entscheidung über die Art, i n der die betrieblichen Risiken getragen werden, ist eine wichtige Unternehmeraufgabe 22 . Die Umgliederungsfähigkeit, also die triebes an konjunkturelle Umgliederungen

Anpassungsfähigkeit des Beist e i n w i c h t i g e s Zeichen f ü r

dessen Krisenfestigkeit. Diese aber ist von entscheidender Bedeutung für seine dauernde Fruchtbarkeit. Die betriebliche Fruchtbarkeit darf nicht nur von der augenblicklichen Kostengestaltung und den augenblicklichen Erträgen her beurteilt werden, sondern aus deren Nachhaltigkeit. Robinson sagt z. B.: „Unter optimaler Betriebsgröße müssen w i r jene Betriebsgröße verstehen, welche unter den bestehenden technischen und organisatorischen Bedingungen pro Einheit der Produktion die geringsten durchschnittlichen Kosten hat, wobei alle jene Kosten eingeschlossen sind, welche die Unternehmung i m Verlaufe eines längeren Zeitraumes decken muß 2 5 ." W i r werden daher sehen, daß die optimale Betriebsgröße nicht nur erzeugungsmäßig, leitungs- und leitungskostenmäßig, nicht nur marktgrößenmäßig, sondern vor allem auch konjunkturell bedingt ist. Diese konjunkturelle Optimalität der Betriebsgröße ist nach seiner Umgliederungs- und Anpassungsfähigkeit, somit seiner Krisenfestigkeit zu beurteilen. Erst die Optimalität nach allen diesen Gesichtspunkten erweist die wahre Fruchtbarkeit des Betriebes, seine Gesamtoptimalität. Einer der stärksten Pfeiler der Lehre von der Überlegenheit des Großbetriebes w a r das sogenannte Gesetz der Massenproduktion, gewissermaßen die betriebswirtschaftliche Fassung der Konzentrationstheorie, wonach m i t wachsender Betriebsgröße (und stetig fließender Erzeugung) die Kosten je Leistungseinheit sinken. Dieser scheinbar unwiderlegliche Beweis f ü r die schlechthinige Überlegenheit der größeren Betriebe muß als allzu oberflächlich gründlich revidiert werden. Zunächst setzt er eine f ü r die w i r k l i c h e W i r t 22 Vgl. I 8 , 402—426 (Versicherungspolitik); die Zusammenhänge zwischen Umgliederung u n d Betriebsgröße, besonders zwischen großbetrieblicher Serienfertigung u n d Konjunkturempfindlichkeit, werden w i r jeweils i n den Abschnitten über Wirtschaftsziele, Betriebstechnik, überbetriebliche u n d innerbetriebliche Leistungsbereiche darlegen. 28 Robinson, E. A. G., Betriebsgröße u n d Produktionskosten, dtsch. v. J. Steindl, W i e n 1936, 14 f.

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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schaft unzutreffende u n d wesenswidrige Annahme voraus, jene des ceteris paribus: die Annahme also, daß bei Änderung irgendeines Faktors andere Faktoren der Erzeugung gleichbleiben könnten. Die Schlüsselbegriffe der Gegenseitigkeit u n d Entsprechung aber lehren das Gegenteil, nämlich, daß jede Änderung, vor allem eine so wichtige w i e jene der Erzeugungsmenge, weitgehende Umgliederungen des ganzen Betriebes zur Folge haben müsse. A l l e i n m i t dem Wachsen der Erzeugungsmenge können der Betriebsleitung Aufgaben gestellt werden, denen sie nicht ohne weiteres gerecht werden kann, woraus die oft gerügte Schwerfälligkeit der Großen entspringt. Sicher werden die Großbetriebe diesem Mangel häufig durch verstärkte Werbung abhelfen, die sie sich gerade ihrer Größe wegen leisten können. Außerdem lassen hinsichtlich ihrer Wendigkeit u n d Anpassungsfähigkeit auch die K l e i n e n oftmals alles zu wünschen ü b r i g lassen, meist aus m a n gelnder subjektiver Vorsorge, während die Verhältnisse bei den Großbetrieben objektiv ungünstiger liegen. Hinsichtlich des Vorwurfes der sozialen Unsicherheit, der den Großen gemacht w i r d , muß bedacht werden, daß sie vielfach i m Bereiche der Produktionsmittel arbeiten u n d dieser den K o n junkturschwankungen heute stärker ausgesetzt ist als die Verbrauchsgüterindustrien, die das Arbeitsfeld der Kleinen u n d M i t t l e r e n darstellen. A b e r die Großbetriebe haben andererseits größere Möglichkeiten, für soziale Sicherheit u n d Stetigkeit vorzusorgen. Das erwähnte Gesetz der Massenproduktion gilt also lediglich, solange das innerbetriebliche leistungsmäßige O p t i m u m noch nicht erreicht ist, also z. B. die Leistungsfähigkeit gewisser, etwa leitender Betriebsabteilungen noch nicht v ö l l i g ausgeschöpft w a r u n d die Erzeugungsvermehrung auf diese Weise noch Leistungsreserven, Leistungsbrachen ausnützen konnte. Nach diesem Punkte aber treten starke Kostenprogressionen, Einbußen an Krisenfestigkeit u n d andere hemmende Faktoren i m Betriebe auf. Wichtig ist ferner, ob das Wachstum von Erzeugungsmenge u n d etwa auch Betriebsgröße die Verhältnismäßigkeit zur Marktgröße w a h r t : Das hängt z. B. davon ab, ob der Betrieb f ü r einen gebietlich eng umgrenzten M a r k t oder f ü r die ganze Volkswirtschaft oder f ü r die Weltwirtschaft erzeugt, also von der Stufenstellung des Betriebes; ferner davon, ob der Betrieb für seine wachsende Erzeugungsmenge nicht etwa weiter entfernte Abnehmer aufzusuchen gezwungen ist — Thünens Lehre g i l t auch für Industriebetriebe! — u n d dadurch Absatz- u n d Transportkosten wachsen, was die Stückkostensenkung verzehren, j a sogar überholen könnte. Es t r i t t also durchaus das Gegenteil v o m ceteris paribus ein: es bleibt bei Änderungen einer Größe i n der Wirtschaft nichts gleich! Endlich ist aber bedeutsam, ob Spezialisierung u n d Differenzierung, die hauptsächlich, j a meist allein eine Stückkostensenkung ermöglichen, bei Betriebsvergrößerungen aufrechterhalten werden können oder ob sie überhaupt an Betriebsvergrößerung gebunden sind. F ü r die amerikanische Industrie gilt vielfach die Erfahrung, daß die Spezialisierung auch i n K l e i n - u n d Mittelbetrieben erreicht werden kann, die etwa n u r wenige Typen eines bestimmten Erzeugnisses oder wenige Teile eines Erzeugnisses herstellen; daß zwecks Verbesserung i n dieser Richtung nicht immer Vergrößerung oder gar Verschmelzung mehrerer Betriebe zu einer Betriebsgruppe erforderlich seien 24 . 24

Nieschlag, R., Die K l e i n - u n d Mittelbetriebe i n den Vereinigten Staaten.

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Betriebswirtschaftspolitik

Es gibt außer dem Zulieferungssystem noch andere Verfahren, dem K l e i n u n d Mittelbetriebe die Vorteile des Großbetriebes ohne dessen Nachteile zu verschaffen. M a n denke an die Möglichkeiten der Verbandswirtschaften; an Konzern- u n d Trustbildung, d.s. Zusammenschlüsse auf der Betriebsstufe selbst, die i n der neueren Entwicklung vielfach darauf hinausläuft, kleineren Einheiten die Vorteile größerer Gebilde zu gewährleisten. Übrigens stellt auch die Werkstattaussiedlung, w i e sie Eugen Rosenstock v o r schlägt, eine solche F o r m industrieller Dezentralisierung dar, indem dort, wo es technisch möglich ist, die Werkstätten aus dem Gesamtverband des Betriebes herausgenommen, ausgesiedelt u n d auf diese Weise verselbständigt werden 2 5 . Eine noch zuwenig beachtete F o r m der Fertigungsdezentralisation ist der Herstellerring, ein Zusammenschluß von K l e i n - u n d Mittelbetrieben, i n dem die Verrichtungen von Forschung, Konstruktion, Entwicklung, Vertrieb u n d Kundendienst von der Kopffirma, die Produktionsaufgaben jedoch von den selbständigen Herstellerfirmen übernommen werden 2 5 .

W i r können also die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftsumgliederung und Betriebsgrößen folgendermaßen kennzeichnen: Die entscheidende Triebkraft des industriellen Fortschrittes ist zunehmende Spezialisierung, nicht aber wachsende Betriebsgröße. N u r i n einer gewissen, kleinen Anzahl von Industrien ist der wirtschaftliche Fortschritt auf Wachsen der Betriebsgröße zurückzuführen 2 7 . D a m i t w i r d der i n bestimmten Wirtschaftszweigen u n d f ü r bestimmte Betriebe unvermeidliche Zug zum Großbetrieb weder geleugnet noch die hier vorliegende Grenze jeder industriellen Dezentralisation verkannt. F ü r diese Bereiche vorherrschender Großbetriebe bleibt lediglich die innerbetriebliche Dezentralisation u n d selbst f ü r diese gibt es oft technische u n d wirtschaftliche Schranken. E i n Beitrag zur Dezentralisierung der modernen Industrie. Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung, Berlin-München 1949, 1. H., 52 ff. „Hervorragende Beispiele f ü r die Leistungen der kleinen u n d mittleren Unternehmungen sind aus der Arbeitsteilung zwischen den sog. Montagebetrieben u n d ihren Lieferanten bekannt geworden, besonders i n der Kraftfahrzeugindustrie." „ D a m i t scheint die Zusammenarbeit innerhalb einer hochgradig spezialisierten u n d differenzierten Industrie, m i t einem Worte, die Integration der modernen Industriewirtschaft unter den gegenwärtigen Verhältnissen selbst des führenden Industrielandes der Welt — der Vereinigten Staaten — vielmehr eine Sache der Organisation u n d der Kooperation selbständiger u n d freier M e n schen als der Zentralisation, der finanziellen Verflechtung u n d Beherrschung durch wenige Große zu sein, denen es — von allem anderen abgesehen — häufig an dem notwendigen Überblick fehlt, j a fehlen muß." (61) 25 Rosenstock, E., Werkstattaussiedlung, B e r l i n 1922; Hellpach, W., Gruppenfabrikation, B e r l i n 1922; Borth, Chr., Meister der Massenproduktion, New Y o r k 1947, dtsch. Wolfsburg 1948. 26 L'Orange, R., Der Herstellerring, Stuttgart 19422; Romig, F., Theorie der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, B e r l i n 1966, 156 ff. 27 „ N u r i n einigen wenigen Branchen konnte eine Beziehung zwischen steigender Betriebsgröße u n d dem Steigen des Produktionsergebnisses pro Beschäftigten festgestellt werden", Clark, C., The Conditions of Economic Progress, London i960 3 , 347.

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Was die Betriebsgröße anlangt, muß diesbezüglich vor jeder Gleichmacherei gewarnt werden: Die Einstufung i n die Betriebsgrößenklassen ist f ü r verschiedene Volkswirtschaften durchaus ungleich. F ü r die U S A werden Erzeugungsbetriebe bis zu 100 Beschäftigten, Großbzw. Einzelhandelsunternehmungen m i t Jahresumsätzen bis zu 5 bzw. 1 M i l l i o n Dollar noch zu den Kleinbetrieben (small business) gezählt. I h r A n t e i l w i r d angegeben: 96 °/o der gewerblichen Betriebe, 30 °/o der gewerblichen Produktion, 45 °/o der Großhandels-, 60 °/o der Einzelhandelsumsätze, 75 °/o der Dienstleistungsumsätze 28 . Bei uns sind Produktionsbetriebe m i t einer Beschäftigtenzahl zwischen 30 u n d 100 bereits zu den Mittelbetrieben zu zählen.

V I I . Kostengestaltung und Betriebswirtschaftspolitik Als die dritte der formellen Fruchtbarkeitsvoraussetzungen fanden w i r das Verhältnis von Nutzen und Kosten, also den Vergleich zwischen Erträgen und Kosten, der einen Betriebsgewinn ergeben soll. Der Kostengestaltung des Betriebes muß daher begreiflicherweise ein Hauptaugenmerk i n der betrieblichen Wirtschaftspflege zugewendet werden. Eine Seite aller Betriebswirtschaftspolitik ist immer und allenthalben die Senkung der Betriebskosten. Kosten entstehen i n allen Leistungsbereichen des Betriebes, indem i n allen diesen innerbetrieblichen Leistungsbereichen Verrichtungen eingesetzt werden müssen, um das Betriebsziel zu erreichen. Allerdings ergibt sich ein wichtiger Unterschied zwischen verbrauchlichen Leistungen, die wieder ersetzt werden müssen, wenn der Betrieb unverändert, also ohne Rückbildung oder Schrumpfung, weitergeführt werden soll, und unverbrauchlichen Leistungen, bei denen die Notwendigkeit dieses Ersatzes nicht besteht. Diese unverbrauchlichen Leistungen sind unquantifizierbar, sie treten gar nicht i n äußere Maßverhältnisse, also i n eine technisch-mengenmäßig bestimmte Aufwandsordnung ein, daher geht die betriebliche Wirtschaft auch weiter, wenn sie etwa zeitweilig nicht so dotiert werden wie bisher 29 . Kosten allerdings bedingen auch diese unverbrauchlichen Leistungen. Allerdings ist die Kostengestaltung infolge dieser ihrer U n v e r b r ü c h lichkeit und Unquantifizierbarkeit anders als bei den verbrauchlichen Leistungen, für die volle Ersatznotwendigkeit und ein starres Erfordernis der Dotierung besteht, da die betriebliche Wirtschaft zur Zurückbildung und Schrumpfung verurteilt ist, falls diese notwendigerweise zu ersetzenden Leistungen i m Preise nicht entgolten werden. Die Leistungen gewisser vorranghaltiger Leistungsbereiche sind meist unverbrauch28 W i l d , J., H a n d w e r k u n d Handwerkspolitik i n der Wirtschaft von heute, i n : ZfG, Wien 1965, 150. 29 Spann, O., Tote u n d lebendige Wissenschaft, Jena 19354, 257 ff., 264 f. (Gesamtausgabe, Bd. 6, Graz 1967); ders., Fundament der Volkswirtschaftslehre, Jena 19244, 81 ff. (Gesamtausgabe, Bd. 3, Graz 1967).

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lieh. Besonders die führenden Leistungen des Unternehmers und der leitenden Verrichtungsträger: teilweise die Verrichtungen der betrieblichen Werbung; ferner jene, welche die Betriebsorganisation betreffen (einschließlich der Beschaffungs-, Absatz-, Transport- und Erzeugungsorganisation des Betriebes); ebenso auch die Leistungen i m Bereiche des Erfindens und Lehrens; endlich auch jene der Kapitalbeschaffung. Dies alles sind solche unverbrauchliche Leistungen, deren Kostencharakter also von jenem der verbrauchlichen Leistungen verschieden ist. Ähnlich wie es i m Betriebe unquantifizierbare Leistungen gibt, so gibt es auch unquantifizierbare Risiken: Man denke an Streiks,' Arbeitsunlust, unbegründetes Fernbleiben von der Arbeit, seelische Schäden — etwa infolge fehlerhafter Arbeitsorganisation, einseitiger Beanspruchung nur der exekutiven Seelenvermögen der Verrichtungsträger, mangelnder Abrundung von deren Aufgabenkreis. Das B i l d der gesamten Kosten für alle i m Betriebe vorhandenen Leistungsbereiche könnte man die Gesamtkostengestaltung oder die Gesamtkostenstruktur des Betriebes nennen. Dieser unser Begriff der Gesamtkostenstruktur weicht von den gebräuchlichen Begriffen der Kostenstruktur ab, weil auch innere Organisation und Gliederung der Verrichtungen i m Betriebe von unserem Standpunkte anders gesehen werden 3 0 . Ganz abgesehen davon, daß für viele Lehren die Unterscheidung zwischen festen (fixen) und beweglichen (variablen) Kosten, die i n der gesamten Betriebswirtschaftslehre seit Schmalenbach eine wichtige Rolle spielt, i m Vordergrund steht. Ferner auch die Unterscheidung i n Produktionskosten über einen längeren und über einen kurzen Zeitraum hinaus oder jene i n kurzfristig veränderliche, i n langfristig veränderliche Kosten und i n Fixkosten, wonach sich die erste an die Änderung des Beschäftigungsgrades sofort, die zweite innerhalb eines Jahres und F i x kosten sich überhaupt nicht oder erst i n ganz langen Zeiträumen anpassen würden. Neben dem Begriff der Kostenstruktur hat die herkömmliche Lehre auch jene des Kostenverlaufes besonders i n die Betriebsgrößenlehre 80 Gutenberg kennt fünf Hauptkosteneinflußgrößen: Faktorqualitäten, F a k torpreise, Beschäftigung, Betriebsgröße u n d Fertigungsprogramm. „ B e i genauer Betrachtung zeigt sich, daß Änderungen der Kosteneinflußgrößen Beschäftigung, Betriebsgröße u n d Fertigungsprogramm stets Änderungen i n den Faktorqualitäten und/oder den Faktorproportionen auslösen. M a n k a n n deshalb sagen, daß sich grundsätzlich Änderungen i m Kostenniveau eines Betriebes auf Änderungen i n den Faktorqualitäten, den Faktorproportionen u n d den Faktorpreisen zurückführen lassen. Bleiben sie konstant, dann k a n n sich das Kostenniveau eines Betriebes nicht ändern." (Gutenberg, E., Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. I : Die Produktion, a.a.O., 231.)

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eingeführt 31 , wonach die Kostenprogression infolge Rückganges des Beschäftigungsgrades von jener unterschieden wird, die vom Beschäftigungsgrad unabhängig ist, also z.B. durch Ansteigen der Kosten für organisierende Leistungen bedingt ist. Alle diese Unterscheidungen sind nicht unwichtig, doch gilt es, zu einer Gesamtanalyse aller Bestimmungsstücke der betrieblichen Fruchtbarkeit ebenso wie der Betriebsgröße, damit aber auch zu einer Gesamtkalkulation aller, aus sämtlichen Leistungsbereichen sich ergebenden Kosten vorzustoßen. Wegweiser dahin ist eine Lehre vom sachlichen Bauplan der Volks- ebenso wie der Betriebswirtschaft. Sie vermag alle Leistungsbereiche m i t den bei ihrer Leistsamkeit auflaufenden Kosten (Leistungseinsatz) zu erfassen. Also die Kosten für die organisierenden Leistungen (dazu kann man außer den Kosten für die Betriebsorganisation, Kontrolle etc. auch Steuern, Abgaben, Kammerumlagen u. ä. zählen, soweit sie als Honorierung organisierender Leistungen des Staates bzw. der Gebietskörperschaften und Verbände angesehen werden dürfen); für Erfinden und Lehren (Kosten für Forschung, Patente, Nachwuchsausbildung, Mitarbeiterschulung, Unternehmerfortbildung, Erfahrungsaustausch usw.); für Finanzierimg (Zinsen und Bankspesen, Skonti etc.); für Handel (Kosten der Beschaffung und des Absatzes wie Messespesen, Werbung und Repräsentation u. ä.); für Transporte (Bezugsfrachten, Transporte durch Dritte, Kosten des eigenen Fuhrparks und innerbetrieblicher Förderanlagen); für Aufbewahrung und Vorrathaltung (Lagerkosten, Schwund u. dgl.); Schadenverhütung, Versicherung und innerbetriebliche Elastizitätsvorsorge (Kosten von Sicherheitsmaßnahmen und Schutzvorrichtungen, Versicherungsprämien, Dotierung von Rückstellungen etc.); endlich alle Kosten für die Erzeugung i m engeren Sinne (Anlagenabschreibung, -reparatur und -instandhaltung, Betriebsstoffe, Roh- und Hilfsstoffe, Lohn- und Lohnnebenkosten). A n dieser Gesamtkostenstruktur w i r d überschaubar, wie groß die Kosten für die einzelnen Leistungsbereiche des Betriebes sind, damit auch das Entsprechungsverhältnis zwischen diesen Kosten. Es ist i n dieser Kostenstruktur die leistungsgrößenmäßige Seite des Betriebes zu erfassen wie i m Bilde der Betriebsorganisation die leistungsmäßige Seite. 81 Z u r formalen Darstellung der Kostenverläufe vgl. Gutenberg, E., a.a.O., 231 ff.

3 Heinrich, Wirtschaftspolitik, H/2

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Betriebswirtschaftspolitik

A l l e r d i n g s b e d a r f es — schon angesichts des V o r h a n d e n s e i n s u n v e r b r a u c h l i c h e r u n d d a h e r u n q u a n t i f i z i e r b a r e r L e i s t u n g e n — keines Nachweises, daß d i e größenmäßige E r f a s s u n g des B e t r i e b e s i h r e G r e n z e n h a t , daß d i e B e t r i e b s w i r t s c h a f t — ebenso w i e die W i r t s c h a f t ü b e r h a u p t — n i c h t v ö l l i g rechenbar i s t 3 2 . O b w o h l sie, s o w e i t dies ü b e r h a u p t m ö g lich, rechenmäßig erfaßt w e r d e n sollte. D e n n d i e w e i t e s t v o r g e t r i e b e n e rechenmäßige E r f a s s u n g d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t i s t die G r u n d l a g e f ü r d i e V e r b e s s e r u n g i n d e r K o s t e n g e s t a l t u n g , also f ü r eine K o s t e n s e n k u n g . Betriebsführimg u n d betriebliche Wirtschaftspflege haben n u n dreierl e i A n z e i g e r - ( I n d e x - ) S y s t e m e f ü r die rechenmäßige Erfassung des B e triebes. D e r erste I n d e x ist das betriebliche Rechnungswesen m i t a l l e n seinen Sparten: der Buchhaltung, der Kostenrechnung (Kalkulation, Betriebsabrechnung); der B e t r i e b s s t a t i s t i k m i t i h r e n T a b e l l e n u n d D i a g r a m m e n ; der P l a n u n g s - oder Betriebsvorschaurechnung, d i e beide auch d i e B e w e g u n g der b e t r i e b l i c h e n D a t e n i n d e r Z e i t z u erfassen suchen, also d e m z e i t l i c h e n V e r g l e i c h dienen. I n den letzten Jahren ist — auf amerikanische Vorbilder zurückgehend — das betriebliche Rechnungswesen i n v i e l ausgeprägterer Weise als früher i n den Dienst der Produktivitätssteigerung der Betriebe gestellt worden. Dies gelang dadurch, daß die Kostenrechnung i n der F o r m der Sollkostenrechnung (Plankostenrechnung, Standardkostenrechnung) instrumentalen Charakter annahm. Dagegen k o m m t der Ist-Kostenrechnung — sieht m a n von Perioden vergleichen, die jedoch zu späte Erkenntnisse ergeben, ab — eher dokumentierenden Charakter zu. Sie ist dort am Platze, w o die Kostenrechnung „zur Rechtfertigung v o n Preisen herangezogen werden m u ß " 3 3 . I m Falle der Standardkostenrechnung erfolgt vorerst ein möglichst genaues Studium des „Mengengerüstes" der Kosten. Hernach werden die Standardmengen (jener Leistungseinsatz, der bei „ordnungsmäßiger, wirtschaftlicher Durchführung des Leistungsprozesses anfällt" 3 4 ) m i t den Standardpreisen m u l t i p l i ziert. Es handelt sich also gewissermaßen u m „Vorgabekosten". Die V e r gleichsmöglichkeit zwischen den i m Laufe des Produktionsprozesses tatsächlichen Kosten (Istkosten) m i t den Plankosten gibt der Betriebsführung ein bedeutendes Dispositions-, Steuerungs- u n d vor allem K o n t r o l l m i t t e l i n die Hand, w e i l Abweichungen (Mengen- oder Preisabweichungen) f ü r die U n t e r nehmensführung ein Signal darstellen, diese nach den Ursachen der A b weichungen forschen läßt u n d i h r damit Entscheidungsgrundlagen liefert. 32 Eine Grenze der exakten Rechenbarkeit r ü h r t auch daher, daß eine v e r ursachungsgemäße Umlage der fixen Kosten auf die Kostenträger unmöglich ist, u n d höchstens ein „Deckungsbeitrag" f ü r die fixen Kosten insgesamt erm i t t e l t werden könnte; wobei aber auch diesen weitest verfeinerten „ T e i l kosten" oder „reduzierten" Kostenrechnungssystemen Schwierigkeiten anhaften (vgl. Böhm, H. u n d Wille, F., Deckungsbeitragsrechnung u n d Programmoptimierung, München 1965). 33 Vgl. dazu Illetschko, L., Betriebswirtschaftslehre f ü r Ingenieure, W i e n New York, 1965, 41 f. 34 Nowak, P., Plankostenrechnung, i n H W B , Bd. I I I . Stuttgart 1960, 4332.

Die Schlüsselbegriffe der Betriebswirtschaftspolitik

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„ I m Top-Mangement hat die Standardkostenrechnung ihren Platz als reines Steuerungsmittel der Betriebsvorgänge 3 5 ." Beispielsweise geben die Betriebe den Meistern u n d Abteilungsleitern täg-, lieh statistische Daten über die Leistungen u n d Kosten des Vortages, die oft i n Nachtschichten ausgearbeitet werden. Leistungen u n d Kosten werden dann an den Produktionsnormen verglichen, so daß der Anreiz besteht, die Normen auch zu erreichen. Diese oft recht ausführlichen Berichte enthalten: Leistung des einzelnen Arbeiters u n d der Werkstätte, Z a h l der beschäftigten Arbeiter, Vergleich m i t den Produktionsnormen, Schrottanfall, Ausschuß, Arbeitszeitausfall, Nutzgrad der Maschinen, indirekte Arbeitskosten (wieder m i t dem Standard verglichen), Kosten der Reparatur u n d Wartung, Licht, Heizung, Strom usw. Es zeigt sich also, daß zur historischen Bedeutung des Rechnungswesens (Rechnungswesen als Dokument) i m Laufe der letzten Jahre seine mehr nach vorneweisende Bedeutung als Instrument der Betriebsdisposition w i e auch der Kontrolle hinzugetreten ist.

Man kann an den den einzelnen betrieblichen Leistungsbereichen, Betriebsabteilungen, teilbetrieblichen Verrichtungskomplexen entsprechenden sogenannten Kostenstellen ablesen, wie groß deren Kosten aneinander gemessen, also i n Gegenseitigkeit oder Entsprechung zueinander sind. Man kann ferner abschätzen, ob diese Kosten i n einem angemessenen Verhältnis zum Gesamterfolg des Betriebes stehen. Man kann aber nicht messen, ob diese Kosten nicht doch unverhältnismäßig groß sind. Denn es könnte beispielsweise der Betrieb infolge besonderer konjunktureller oder anderer Verhältnisse, z. B. besonderer Renten, die er angesichts seiner Stellung i n der Volks-, Großraum- oder Weltwirtschaft bezieht, besonders hohe Erträge haben; an diesen gemessen seine Aufwände, sagen w i r für Werbimg, wohl immer noch tragbar, trotz allem aber doch zu groß sind. Wie soll das nun festgestellt werden? Hiezu dient der zweite Weg der rechenmäßigen Erfassung des Betriebes: Der Betriebsvergleich. Dieser besteht i n der leistungsgrößenmäßigen Erfassung verschiedener, allerdings vergleichbarer Betriebe: also etwa des gleichen Geschäftszweiges, des gleichen Leistungsbereiches oder anderer Gemeinsamkeiten, die mehr oder weniger treffend die Grundlage der Vergleichbarkeit abgeben. Hier zeigt sich nun: Welche Erträge Betriebe gleicher A r t haben und welche vergleichsweisen Kosten diesen Erträgen gegenüberstehen; es 85 Illetschko, L., Top-Management u n d Lenkungsgruppe, i n : Management u n d Betriebswirtschaft, Wien 1955, 19. „ D i e Standardkostenrechnung hat f ü r das Top-Management die Aufgabe, die notwendigen Arbeitsplätze e r m i t t e l n zu lassen, Ausschuß u n d Verschwendung zu erfassen u n d ein U r t e i l zu ermöglichen, ob die eben angewandten Methoden der Produktion i n ihrer Zusammensetzung nach Material, Anlagennutzung u n d menschlicher A r b e i t nicht durch Methoden anderer Zusammensetzung ersetzbar sind, etwa eine andere Materialmenge bei weniger Arbeitszeit, oder eine andere Maschineninvestition bei geringerer Materialmenge usw." (ebda., 20).

3*

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Betriebswirtschaftspolitik

zeigen sich auch die verschiedenen Kosten für die einzelnen Leistungsbereiche innerhalb der verglichenen Betriebe, also etwa, wieviel das Warenhaus A und das Warenhaus B für Werbung, Vertrieb, Verwaltungsregien aufwendet. Auf diese Weise vermittelt der Betriebsvergleich ganz andere Einsichten i n die Gesamtkostenstruktur als das innerbetriebliche Rechnungswesen, wobei allerdings jeder Betriebsvergleich, soll er sinnvoll bleiben, eine weitgehende Vereinheitlichimg des innerbetrieblichen Rechnungswesen (z. B. Einheitskontenrahmen) voraussetzt: Man kann die Werbungskosten des Betriebes A m i t jenen des Betriebes B nur vergleichen, wenn beide Betriebe das gleiche unter Werbungskosten verstehen und nicht etwa der Betrieb A einen Teil der Werbungskosten den Vertriebs- oder Verwaltungskosten anlastet. Daß jedem Betriebsvergleich enge Grenzen gezogen sind, bedarf keines Nachweises. Vom Standpunkte der ganzheitlichen Wirtschaftslehre sind alle Leistungen und Wirtschaftsgebilde, daher auch alle Betriebe arteigen, unwiederholbar. Sie sind daher als Individualitäten unvergleichbar oder eben nur innerhalb von Fehlergrenzen vergleichbar. Es steht ähnlich wie m i t der Rechenbarkeit der Wirtschaft, die es nicht gibt, obwohl doch gerechnet w i r d und gerechnet werden muß. Selbst der Zeitvergleich, d. h. der Vergleich der Kennziffern ein und desselben Betriebes zu verschiedenen Zeiten, ist ungenau weil bekanntlich die überbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen des Betriebes i m Zeitlaufe ebenfalls nicht gleich geblieben sind! Trotz alledem soll der Betriebsvergleich gepflegt werden! M i t dem Betriebsvergleich ist aber die rechen- oder leistungsgrößenmäßige Erfassung des Betriebes noch nicht erschöpft: Innerbetriebliches Rechnungswesen und zwischenbetrieblicher Vergleich müßten ergänzt werden durch einen zwischenvolkswirtschaftlichen Vergleich von Betrieben gleicher Art. Erst dann hätten Wirtschaftsleitung und Betriebswirtschaftspolitik zuverlässige Anhaltspunke für ihre Maßnahmen. Es ist naheliegend, daß etwa die Steuerbelastung, die Belastung m i t den sozialen Abgaben, ferner auch die Belastung der Betriebe m i t allen überbetrieblich bedingten Kosten, wie etwa Transportkosten, Kosten für das Patentwesen, die rechtliche Vertretung, für Versicherungsleistungen, nur durch einen zwischenvolkswirschaftlichen Vergleich erfaßt werden können. Die Schwierigkeiten eines zwischenvolkswirtschaftlichen Betriebsvergleiches sind noch größer als jene des Betriebsvergleiches innerhalb der gleichen Volkswirtschaft. Trotzdem sollte er, als ein wichtiges Mittel der Wirtschafts- und besonders der Betriebswirtschaftspolitik, ausgebaut werden. Schon angesichts der Vereinheitlichung der W i r t schaftspolitik und der Wirtschaftsgesetzgebung i n Großraumwirtschaften (z. B. der Harmonisierung der Steuerpolitik i n der EWG, vor allem jene der Umsatzsteuern).

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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Die Mühen und Kosten solcher internationaler Vergleiche würden sich bezahlt machen, da von ihren Ergebnissen bedeutsame Anregungen für die Träger der Wirtschaftspolitik ausgingen. Diese müßten sich allerdings immer wieder vor Augen halten, daß der Vergleich nicht bedeuten kann, daß das Verglichene schließlich auch einmal ausgeglichen werden könnte. Es sind und bleiben die Erträge und ebenso die Kosten verschiedener Volkswirtschaften eben dauernd unausgleichbar. Aber ihr soweit als möglich vorgetriebener Vergleich ergibt die wertvollsten Richtpunkte und Wegweiser für die Volks- und Betriebswirtschaftspolitik! Nachdem die Verfahren der rechenmäßigen Durchleuchtung des Betriebes dargelegt sind, entsteht die Frage: Welches sind nun die möglichen Maßnahmen zur Kostensenkung? Wenn man die Anzeiger einer möglichst lückenlosen Kostenerfassung durch innerbetriebliches Rechnungswesen, Betriebsvergleich und zwischenstaatlichen Belastungsvergleich aufbereitet hat, besteht der beste Weg zur Kostensenkung i n den Betrieben darin: alle überhaupt möglichen Maßnahmen der betrieblichen Wirtschaftspflege einzusetzen: die überbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen der Betriebe zu vervollkommnen, also alle Leistungsbereiche auf den Wirtschaftsstufen oberhalb des Betriebes zu verbessern; den Betrieben gut funktionierende Wirtschaftsverbände mit ihren Hilfen zur Verfügung zu stellen; die innerbetrieblichen Leistungsbereiche und ihr Zusammenspiel zu verbessern; die Standorte der Betriebe richtig zu wählen oder, wenn dies möglich, sie zu verbessern; alle Optimalitätsbedingungen der Betriebsgröße zu erfüllen. Das bedeutet aber nichts anderes als alle Schlüsselbegriffe der W i r t schaftspolitik, die sich auch als Schlüsselbegriffe der Betriebswirtschaftspolitik erwiesen, zu beachten und richtig anzuwenden. Die Bedeutung des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft und der Wirtschaftsverfassung, der Wettbewerbsgestaltung, der Wirtschaftsausbaupolitik, also des richtigen Verhältnisses von Selbstversorgung und Fremdversorgung, der verhältnismäßigen Vorzüglichkeit, der schöpferischen Entsprechung, der Wahrung aller Entsprechungen zur Erhöhung der Krisenfestigkeit müssen erkannt und in ihrer Rückwirkung auf betriebliche Produktivität, Betriebszusammenschlüsse, Betriebsstandort, Betriebsorganisation und Betriebsgröße berücksichtigt werden. Dann hat man den Weg der günstigsten Kostengestaltung beschritten. Diese ist das Ergebnis der Anwendung aller Schlüsselbegriffe auf den Betrieb und i n der Betriebswirtschaftspolitik,

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Betriebswirtschaftspolitik

Neueres Schrifttum zu den Schlüsselbegriffen der Betriebswirtschaftspolitik (außer dem bereits i m T e x t Genannten. Das Schrifttum hinsichtlich Betriebsgröße u n d Betriebsgrößenpolitik ist i m Anschluß an den Siebenten Abschnitt zusammengefaßt) Heinrich, W.: Dezentralisation als Grundsatz optimaler Betriebsgestaltung, i n : Mensch u n d Arbeit, 5 Jg., H. 4, Wien 1953. Bussmann, R.: Das betriebswirtschaftliche Risiko, Meisenheim/Glan 1955. Schnettler, Kilger,

A.: öffentliche Betriebe, Essen 1956.

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Grochla, E.: Betriebsverband u n d Verbandbetrieb, Wesen, Formen u n d Organisation der Verbände aus betrieblicher Sicht, B e r l i n 1959. Henzely F.: Der Unternehmer i n der K o n j u n k t u r . Richtlinien für die Praxis, F r a n k f u r t / M . 1959. Übermäßige Konzentration. I h r e Gefahren u n d Möglichkeiten der Eindämmung, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer e. V., Bonn 1959. Arndt, H., (Hg.): Die Konzentration i n der Wirtschaft, Bd. I : Stand der K o n zentration, Bd. I I : Ursachen der Konzentration, Bd. I I I : W i r k u n g e n u n d Probleme der Konzentration (Sehr. d. Ver., N. F., Bd. 20/1. I I . I I I ) , B e r l i n 1960. Neumark, F. (Hg.): Die Konzentration i n der Wirtschaft (Verhandlungen auf der Tagung des Vereins f ü r Socialpolitik — Gesellschaft f ü r Wirtschaftsu n d Sozialwissenschaften i n Bad Kissingen 1960), B e r l i n 1961. Mehr, R. I., Hedges, B. A . : Risk Management i n the business enterprise, Homewood, III. 1963. Schelsky, H.: Betriebssoziologie, H W B , 1965. Sandig, C.: Betriebswirtschaftspolitik, Stuttgart 19662.

Betriebliches Rechnungswesen und Kostengestaltung im Besonderen Auler, W.: Optimalkalkulation, Stuttgart 1933. Wolter, A. M.: Das Rechnen m i t fixen u n d proportionalen Kosten, K ö l n und Opladen 1948. Rummel, K . : Einheitliche Kostenrechnung, Düsseldorf 1949. Lehmann, M . R.: Industriekalkulation, Stuttgart 19514. Carroll,

Ph.: H o w to Controll Production Costs, New Y o r k 1953.

Plaut, H. G.: Die Grenzkostenrechnung, Zeitschrift f ü r Wiesbaden 1953.

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Unterneh-

Die Schlüsselbegriffe der B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k Keinen, E.: Anpassungsprozesse K ö l n u n d Opladen 1957.

u n d ihre kostenmäßigen

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Konsequenzen,

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A.: Lineare Programmierung, HdSw, 1959.

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K . : Kostenrechnung, HdSw, 1959.

Reuss, G. E. : Produktivitätsanalyse, Basel-Tübingen 1960. A.: Betriebsanalyse, Stuttgart i960 2 .

Schnettler, Lehmann,

M. R.: Methoden u n d Technik der Betriebsstatistik, Essen 1960.

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P. : Budget u n d Standardkostenrechnung, Zürich 1962.

Bussmann, K . F. : Industrielles Rechnungswesen, Stuttgart 1963. Swoboda, P.: Kostenrechnung u n d Preispolitik, W i e n 1963. Macho, F.: Die Betriebsabrechnung i n der Praxis, Ludwigshafen/Kiel 1963. Schmalenbach, E.: Kostenrechnung u n d Preispolitik, Köln/Opladen 19638. Kosiol, E.: Kostenrechnung, Wiesbaden 1964. Sagoroff,

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Kaefer, K . : Standardkostenrechnung, Zürich 19642. Henzel, F. : Kostenrechung, Essen 19644. Schnettler,

W., — Ahrens, H.: Rechnungswesen, HdSw, 1964.

Eggert, K . : Universelle Betriebsabrechnung, München 1964. Schwantag, K . : Plankostenrechnung, HdSw, 1964. Matz, A. : Planung u n d K o n t r o l l e von Kosten u n d Gewinn, Wiesbaden 19642. Heinen, E.: Betriebswirtschaftliche Kostenlehre, Bd. I, Begriff u n d Theorie der Kosten, Wiesbaden 1965. Kürpick,

H. : Die Lehre von den fixen Kosten, K ö l n u n d Opladen 1965.

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Betriebswirtschaftspolitik

Betriebsvergleich im Besonderen Henzel, F.: Der Betriebsvergleich, Wiesbaden 1950. Schott, G.: Die Praxis des Betriebsvergleichs, Düsseldorf 1956. Buddeberg, H.: Betriebsvergleich i m Handel, H W B , 1956. Lehmann,

M. R.: Betriebsvergleich i n der Industrie, H W B , 1956.

ders. : Industrielle Betriebsvergleiche, Wiesbaden 1958. Henzel, F.: Betriebsvergleich, HdSw, 1959. Schnettler, A. Betriebsvergleich, Grundlagen u n d Praxis zwischenbetrieblicher Vergleiche, Stuttgart 19613. Reihenuntersuchungen des Instituts f ü r Gewerbeforschung, Wien.

Dritter

Abschnitt

Betriebswirtschaftspolitik und Verbrauch I. Die Bedeutung des betrieblichen Erzeugungszieles, besonders für Betriebsorganisation und Betriebsgröße Die Erzeugungsziele, denen die Betriebe dienen, also die Bedürfnisse, die sie durch die von ihnen hervorgebrachten Erzeugnisse oder die von ihnen bereitgestellten Dienste zu befriedigen haben, kurz die Beschaffenheit der Zielwelt überhaupt, sind begreiflicherweise für die Betriebe von entscheidender Bedeutung. Die Beschaffenheit dieser Wirtschaftsziele und ihre Veränderungen bestimmen die Fruchtbarkeit der Betriebe, deren innere Organisation, vor allem auch die Betriebsgröße. Es handelt sich hier um die überwirtschaftlichen Bestimmungsgründe der Verhältnisse i m Betrieb. Die technologische Beschaffenheit des Erzeugnisses (seine stoffliche Art, seine Maßverhältnisse) beeinflußt auf ihre Weise m i t größerem oder minderem Gewicht die Betriebsbeschaffenheit, z. B. hinsichtlich Fertigungsorganisation, Betriebsgröße, Standort. Vom Standpunkt des Verbrauches kann etwa die Beschaffenheit des geforderten Erzeugnisses oder gewünschten Dienstes derart sein, daß sie m i t der Großfertigung unvereinbar wird. So erfordern Erzeugnisse, wo jedes einzelne von individueller Artung ist, also Erzeugnisse für individualisierten Bedarf, wohl vorwiegend den Kleinbetrieb, falls nicht andere die Betriebsgröße prägende Bestimmungsgründe stark i n den Vordergrund treten (z. B. die Abmessungen

Betriebswirtschaftspolitik u n d Verbrauch

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dieser Erzeugnisse, die A r t der Vorprodukte, Bestandteile oder ähnliches). Das Gleiche gilt für Erzeugnisse, die zu ihrer Hervorbringung individuelle Leistungen erfordern, da die großbetriebliche Fertigung ja zum Gegenteil, nämlich zur uniformierten, zur serienmäßigen Leistung neigt. Das Erfordernis individueller Leistung ist meist auch bei Installationen und bei Reparaturen gegeben. Bei künstlerischen Erzeugnissen ist zwischen der Idee und der Ausführung zu unterscheiden. Es wäre vorstellbar, daß eine vom Künstler entworfene Form i m Großbetrieb massenhaft erzeugt wird, ja daß die Ausführung eines künstlerischen Gedankens eine Genauigkeit i n der Fertigung erfordert, die nur i m Großbetrieb erreichbar ist (graphisches Gewerbe). Das sog. Kunstgewerbe muß daher nicht immer an Kunsthandwerk bzw. an den Kleinbetrieb gebunden sein. Bei den persönlichen Dienstleistungen liegt zweifellos ein individualisierter Bedarf vor, wenigstens i n den meisten Fällen. Es ist daher fraglich, ob sich i n der Haarpflege große — etwa genossenschaftliche oder kommunale — Betriebe leicht, d. h. ohne entspechende Zwangsnachhilfe, durchzusetzen vermöchten. Es wäre das — etwa bei besonderen Marktgrößenverhältnissen — ein Grenzfall. Jedenfalls müßten die dort m i t der Hand arbeitenden Verrichtungsträger — Handarbeit, nicht Handwerk — einen gewissen Grad technischer Meisterschaft ereicht haben, um höheren persönlich geprägten Ansprüchen Genüge zu leisten. M i t Hecht wurden daher für das Handwerk, die Dienstleistungszweige (nicht akademischen Charakters) und für den Fachhandel zwei entscheidende Merkmale i n den Vordergrund gestellt: Das persönlich bestimmte Wirtschaftsziel, dem der Betrieb jeweils dient, und die individualisierte Leistung, durch welche dieses Wirtschaftsziel erreicht wird. So bestimmt Alfred Gutersohn das Handwerk als „jene A r t der selbständig betriebenen Stoffbearbeitung..." und den „gewerblichen Handel" als „jene auf eigene Verantwortung betriebene Warenvermittlung", „die auf unmittelbar persönlichen Leistungen beruhen, u m damit vorzugsweise differenzierte Bedürfnisse zu befriedigen" 86 . Die Gründe der Zählebigkeit der Handwerkswirtschaft und großer Teile des Einzelhandels liegen nach Gutersohn i n der Differenziertheit des Bedarfes und der Nachfrage und damit i n der Differenziertheit der erbrachten Leistungen, d. h. i n ihrer unersetzbaren Eigenart (einschließlich der Reparatur und Werterhaltung); zumal sich die Konkurrenz86 Gutersohn, A., Das Gewerbe i n der freien Marktwirtschaft, Bd. I : Das Wesen des Gewerbes u n d die Eigenart seiner Leistungen, Zürich u n d St. Gallen 1954, 133 u n d 174.

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Betriebswirtschaftspolitik

Stellung der Handwerks- und der Einzelhandelsbetriebe individueller Prägung (Fach- oder Spezialgeschäfte) gegenüber anderen Betriebsformen um so stärker erweise, je mehr sie darauf ausgerichtet seien, nicht einförmige, sondern differenzierte, womöglich persönlich bestimmte Einzelleistungen zu erbringen. Diese Individualisiertheit der Leistung k a n n sich i n verschiedenen Richtungen äußern: W a h l des Materials, Anpassung des Ausmaßes der Arbeiten an die örtlichen Verhältnisse, Sortimentsgestaltung, Kundenberatung, Hauslieferung, kulante Erledigung von Reklamationen, Gewährleistung f ü r die Güte der Leistungen u n d Waren; auch die Kundennähe (als Entfernungsschutz gegenüber den Großbetrieben); sie betrifft also z. B. beim Handel die Ware, den Preis u n d den Verteilungsweg. Gutersohn schlägt vor, alle diese W i r t schaftszweige „Gewerbe" zu nennen; f ü r diesen Gewerbebegriff sei die Fähigkeit zur Leistungsdifferenzierung oder besser noch zur Leistungsindividualisierung das Hauptmerkmal, während erst aus diesem idealtypischen M e r k m a l eine Reihe anderer Merkmale abgeleitet werden können: Der Absatz an persönlich bekannte Kunden, die beschränkte Größe der Betriebe, die häufig praktisch ausführende M i t a r b e i t des Betriebsinhabers i m Betriebe, die enge Verbindung von K a p i t a l u n d Arbeit, die Erfordernisse besonderer Arbeitsqualifikation. Das Erfordernis, die Leistungen nach den wechselnden Bedürfnissen differenzieren zu können, setzt der Vergrößerung der Betriebe, der Verwendung von Arbeits- u n d Kraftmaschinen, der A r b e i t für den anonymen M a r k t von selbst mehr oder weniger eng gezogene Grenzen.

Je nach der A r t des oder der Betriebserzeugnisse und der zu ihrer Hervorbringung erforderlichen betrieblichen Verrichtungen ergibt sich demnach eine Stufenreihe von Betriebsformen: 1. Individualisierte oder Einzelerzeugung (vorwiegend i m handwerklichen Klein- oder Mittelbetrieb); 2. Kleinserie (im Handwerk); 3. Großserie (selten i m Kleinbetrieb, meist i n Mittelbetrieben, etwa aus Gründen technischer oder sonstiger Spezialisierung, wobei diese Mittelbetriebe auch Einzelfertigung und Kleinserie enthalten können, dann also eine kombinierte Betriebsform darstellen); 4. Großfertigung: a) individualisierte bau, Schiffsbau);

Großfertigung

(Großgeneratoren,

Brücken-

b) uniformierte Großerzeugung (Stahl); c) Großserienerzeugung (Autos, besonders Großserie i m Montagebetrieb). Die Individualisiertheit des Wirtschaftszieles oder Bedürfnisses, also dessen persönliche Bestimmtheit, und auf der anderen Seite die Uniformiertheit, d. h. die Gleichförmigkeit und Vereinheitlichungsfähigkeit der

Betriebswirtschaftspolitik u n d Verbrauch

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Leistungen, die uniformen, also gleichförmigen Wirtschaftszielen dienen, wirken ganz entscheidend auf die gesamte Welt des Betriebes ein. Diese Beschaffenheit der Wirtschaftsziele, die Zugehörigkeit dieser zu der einen oder zu der anderen Gruppe, zählt zu den wichtigsten überwirtschaftlichen Bedingungen der Fruchtbarkeit des Betriebes; sie bestimmt dessen innere Organisation ebenso wie seine Fertigungsorganisation i m engeren Sinne (ob individualisierte Fertigung, Kleinserie, Massenfertigung oder Großserie möglich bzw. erforderlich sind) und damit natürlich auch die Betriebsgröße. Wenigstens teilweise w i r d sich der Betrieb als die Erzeugungs- oder Hervorbringungsstätte der Leistungen hinsichtlich seiner Größe nach der Einförmigkeit oder nach der Vereinheitlichungsfähigkeit der von i h m erbrachten Leistungen richten müssen! Damit werden w i r von der Untersuchung der Beziehungen zwischen Betriebswirtschaft (hinsichtlich der betrieblichen Fruchtbarkeit, der Betriebsorganisation und besonders der Betriebsgröße) und Einzelerzeugnis weitergeführt zu jener über das Verhältnis von Betriebswirtschaft und Zielwelt überhaupt. Die Beschaffenheit der Zielwelt ist eine führende und prägende Macht für die Betriebsgestaltung. Denn Gleichförmigkeit und Einheitlichkeit der Bedürfnisse (der Erzeugnisse, der Wirtschaftsziele) ist wieder eine Eigenschaft der Zielwelt als solcher, abhängig von den gesellschaftlichen Mächten, die die Zielwelt prägen. Unter bestimmten gesellschaftlichen Zuständen werden die Bedürfnisse, welche die Wirtschaft zu befriedigen hat, gleichförmiger und einheitlicher sein. Daher w i r d sie auch die serienweise Erzeugung i n Groß- und Größtbetrieben befriedigen können; i n anderen gesellschaftlichen Zuständen wiederum werden die Bedürfnisse vorwiegend individuell geprägt sein und daher jeder Serienfertigung widerstreben. Die individuelle Prägung der Bedürfniswelt ist auch das wichtigste Merkmal der sogenannten „tertiären Produktion": Colin Clark 8 7 und i m Anschluß an ihn J. Fourastié 88 unterscheiden primäre Produktion (Nahrungsmittel und Rohstoffe), die sekundäre Erzeugung der Massenindustrien, die tertiäre Produktion der Qualitätsprodukte und Dienste, wo Klein- und Mittelbetriebe überwiegen. Es ist von großer Bedeutung für die Geschichte der Menschheit und ihrer Wirtschaft geworden, daß die gesellschaftlichen Zustände uniformer und uniformierbarer Geistigkeit und ebensolcher Bedürfniswelt zugleich auch jene geistigen Voraussetzungen schufen, unter denen allein 87 88

The Conditions of Economic Progress, London 1940, I960 8 . Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts, K ö l n 1954.

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Betriebswirtschaftspolitik

jene Erzeugungstechnik gedeihen konnte, welche die Massenfertigung erlaubte. Rationalität, Entwaltung von den organischen Naturgrundlagen und Zuwendung zu den anorganischen gingen Hand i n Hand mit jenem Hochstande der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, welcher der modernen Technik die Grundlage bot. Uniformität und Massenmäßigkeit der Zielwelt setzt Massenhaftigkeit der Gesamtgesellschaft voraus. Diese wiederum jene Entpersönlichung, Gemeinschaftsauflösung, Verbürgerlichung, Proletarisierung, die nach Sombarts Darlegungen die Voraussetzung für das Aufkommen der großbetrieblichen Wirtschaftsformen darstellen und die sich andererseits i n hohem Maße handwerksfeindlich erweisen. Es zeigen sich uns hier die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlicher Zielwelt, der die Wirtschaft zu dienen hat, und Betriebswirtschaft, Betriebs- sowie Fertigungsorganisation und Betriebsgröße in ihrer ganzen Tiefe und entscheidenden Bedeutsamkeit Natürlich sind auch die Bevölkerungszahl und das Schrittmaß der Bevölkerungsbewegung von großem Einfluß auf die Bedürfniswelt und hiermit auf die moderne großbetriebliche Wirtschaft. M i t diesen Darlegungen über das Verhältnis zwischen Erzeugnis und Betriebswirtschaft fällt zugleich ein Licht auf die Stellung der Betriebsformen und Betriebsgrößen i n der Gesamtwirtschaft. Es zeigt sich nämlich, daß die einzelnen Betriebsformen und Betriebsgrößen — also z. B. einerseits die großbetriebliche Massen- und Serienfabrikation und andererseits die handwerkliche Einzel- oder Kleinserienfertigung — bestimmte arteigene Verrichtungen in der Wirtschaft haben. Grundsätzlich gilt wohl: Soweit durch die Beschaffenheit der Erzeugnisse und durch die Gestaltung der gesamten Bedürfniswelt überhaupt bestimmte Anforderungen individualisierender A r t gestellt werden, w i r d diesen vorwiegend eine bestimmte Betriebsverfassung, -Organisation und -große entsprechen, die auf den Klein- und Mittelbetrieb sowie auf das Handwerk hinweist. Während sich i n der Erzeugung vieler Grundstoffe und Produktionsmittel sowie i n der Montage Großbetrieb und Kleinbetrieb als Wettbewerber gar nicht berühren, weil diese Aufgaben nur von Großbetrieben erfüllt werden können, kommen andererseits für weite Bereiche der sogenannten tertiären Produktion Großbetriebe überhaupt nicht i n Betracht. Dazwischen steht ein Bereich, wo die Kleinen sich i m Wettbewerb behaupten oder sogar vorschieben, man denke an die dem Montagebetrieb z.B. i n der Autoindustrie vorgelagerten Lieferanten von Bestandteilen, die sich auf die Herstellung bestimmter Teile spezialisiert haben.

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Betriebswirtschaftspolitik u n d Verbrauch

So ist durch die Ergebnisse unserer Untersuchungen eine Aufgabenteilung zwischen den verschiedenen Arten der Fertigungsorganisation und vor allem zwischen den Betriebsgrößen vorgezeichnet und es sind Anhaltspunkte dafür entwickelt — alles immer vom Standpunkt der Beschaffenheit der Güter und der Zielwelt überhaupt —: 1. Welche Mischung der Betriebsgrößen innerhalb einer Volkswirtschaft richtig sein wird. 2. Welche Güter ökonomisch optimal vom Groß-, vom Mittel- und vom Kleinbetrieb erzeugt werden sollen. 3. Was unter Umständen innerhalb eines Betriebes oder einer Betriebskombination i n Serienfertigung, i n Kleinserien- oder i n individualisierter Fertigung, etwa handwerklich erzeugt werden soll. Es ist eine Aufgabe betrieblicher Wirtschaftspflege, eine solche funktionelle Abgrenzung zwischen Groß-, Mittel- und Kleinbetrieb innerhalb jedes einzelnen Wirtschaftszweiges zu ermitteln (z. B. zwischen Schuhmacherhandwerk und Schuhindustrie, i n der Ledergalanterieerzeugung, i m Maschinenbau usw.). Es wären damit wichtige Anhaltspunkte für eine richtige Arbeitsteilung zwischen den Größenklassen der Betriebe und den Betriebsformen gewonnen und es würden zweifellos Kapitalfehlleitungen und andere kostspielige Wirtschaftsfehler vermieden. Eine richtige Aufteilung der volkswirtschaftlichen Erzeugung als ganzer auf Größt-, Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe gehört zu den wichtigsten Forderungen künftiger gesamtwirtschaftlicher Rationalisierung. I I . Erzeugungsziel des Betriebes und Betriebszusammenschlüsse zu Verbandswirtschaften Die Gleichheit

des Wirtschaftszieles

i s t auch das f ü h r e n d e

Organisa-

tionsprinzip der Wirtschaftsverbände. Der Zusammenschluß von Betrieben gleichen Erzeugungszieles zu Verbänden und dieser Verbände wiederum zu Fachverbänden und Wirtschaftszweigen ergibt einen Stufenbau von Verbänden immer allgemeiner werdender Zielgleichheit 89 . Die so entstehenden Verbandswirtschaften aber sind die Träger und zugleich auch die Objekte der Wirtschaftspolitik, sie sind begreiflicherweise auch wichtige Träger der betrieblichen Wirtschaftspflege. 39 So ist die gewerbliche Wirtschaft Österreichs i n der Bundeskammer u n d i n den Landeskammern i n Sektionen gegliedert. Diese i n Bundesinnungen f ü r das Gewerbe, i n Fachverbände f ü r Industrie, für Geld-, K r e d i t - u n d V e r sicherungswesen, f ü r Verkehr u n d Fremdenverkehr, i n Bundesgremien f ü r den Handel. Die Sektionen der Landeskammern gliedern sich i n Landesinnungen f ü r das Gewerbe, Fachgruppen (für Industrie, Verkehr u n d F r e m denverkehr) u n d Fachvertretungen f ü r Geld-, K r e d i t - u n d Versicherungswesen.

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Betriebswirtschaftspolitik

I I I . Verbrauchspolitik und betriebliche Wirtschaftspflege Angesichts der Bedeutung der Wirtschaftsziele für Betrieb, Betriebsund Fertigungsorganisation, für die Verbandswirtschaften sowie für die Größe des Betriebes sind Betriebswirtschaft und Betriebspflege bestrebt, sich ein zulängliches Bild über diese Beschaffenheit der Zielwelt zu machen. Alle einschlägigen Bestrebungen der Marktanalyse, der Verbrauchsforschung und der Verbrauchsstatistik, der Verbraucherbefragung und alle übrigen Versuche einer Durchleuchtung des Verbrauches gehören zu den Voraussetzungen einer erfolgreichen betrieblichen W i r t schaftspflege. Nicht nur die zunehmende Rationalität der Wirtschaft von heute hat zu diesen Bestrebungen geführt, sondern auch der Umstand, daß Verbrauch und Verbrauchergewohnheiten früher leichter überschaubar waren, während m i t zunehmender Massenhaftigkeit — infolge A u f lösung der alten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gemeinschaften m i t ihren übersichtlichen und stetigen, traditionsgebundenen und ständisch geprägten Verbrauchsgewohnheiten — trotz heute weitestgehender Uniformierung des Verbrauches doch große Schwierigkeiten hinsichtlich seiner Durchleuchtung auftraten: Besonders infolge seiner Unstetigkeit. Daher rührt das stets wachsende Streben nach Erforschung und Durchleuchtung der Zielwelt. Gewöhnlich zeigt sich, daß der einzelne Betrieb — abgesehen von großen Unternehmungen — keine zulänglichen Forschungen über die Beschaffenheit der Zielwelt auf sich nehmen kann. Es liegt hier eine typische Aufgabe für die Wirtschaftsverbände vor. Ebenso naheliegend wie die Durchleuchtung der wirtschaftlichen Zielwelt ist auch das Streben der betrieblichen Wirtschaftspflege, diese Zielweit zu beeinflussen. Besonders Betriebe und Wirtschaftsverbände werden Träger einer solchen Zielbeeinflussungs- oder Verbrauchspolitik sein 40 . W i r betreten hier den Bereich der wirtschaftlichen Werbung, der immer stärker i n den Vordergrund aller Betriebswirtschaftspolitik tritt. Wirtschaftliche Werbung, das Hauptwerkzeug der Verbrauchspolitik, ist ja zum größten Teil Beeinflussung der Wirtschaftsziele und der Verbraucher nach den Gesichtspunkten betrieblichen Produktivitätsstrebens. Hiezu gehören auch die verschiedenartigen Bestrebungen der Modeschöpfung, der Modebeeinflussung, der Verstetigung des Schrittmaßes der Mode oder umgekehrt seiner Beschleunigung. Ein weites Feld der Verbrauchsbeeinflussung, seiner Verwissenschaftlichung und Rationalisierung, sind die von den Betrieben oder 40

I 2 , 219—235.

Betriebswirtschaftspolitik u n d Verbrauch

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besonders v o n d e n V e r b a n d s w i r t s c h a f t e n ausgehenden B e s t r e b u n g e n : d e r N o r m i e r u n g als V e r e i n h e i t l i c h u n g der V o r p r o d u k t e u n d V e r m i n d e r u n g d e r Z a h l v o n d e r e n T y p e n . F e r n e r d i e T y p i s i e r u n g als V e r e i n h e i t l i c h u n g der f e r t i g e n Erzeugnisse u n d d e r e n T y p e n b e s c h r ä n k u n g u n d -bereinigung. Normierung u n d Typisierung können sowohl innerbetriebl i c h w i e auch v e r b a n d s w i r t s c h a f t l i c h , also d u r c h Z u s a m m e n a r b e i t v o n B e t r i e b e n der gleichen Branche, d u r c h g e f ü h r t w e r d e n . Sie w i r k e n sich i n a l l e n L e i s t u n g s b e r e i c h e n des B e t r i e b e s g ü n s t i g aus: i n d e m sie W e r bung, Vertrieb, Transport, Lagerhaltung u n d Fertigung verbilligen. Der V o r t e i l einer solchen R a t i o n a l i s i e r u n g d u r c h T y p e n b e r e i n i g u n g , T y p i s i e r u n g u n d N o r m i e r u n g ist aber v o r a l l e m , daß sie k e i n e n K a p i t a l e i n satz e r f o r d e r t . I n B e z i e h u n g z u r b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n V e r b r a u c h s p o l i t i k stehen auch d i e B e s t r e b u n g e n nach formschöner u n d m a t e r i a l e c h t e r A u s f ü h rung i n Industrie und Handwerk. Neueres Schrifttum zu Betriebswirtschaftspolitik und Verbrauch Seyffert, R.: Wirtschaftliche Werbelehre, Wiesbaden 19524. Koch, H.: Absatzplanung, HdSw, 1956. Schnutenhaus, O. R.: Absatzorganisation, HdSw, 1956. Gross, H.: Small Business i m großen M a r k t . Neue Chancen f ü r K l e i n - u n d Mittelbetriebe, Düsseldorf 1958. Vershofen, W.: Die Marktentnahme als Kernstück der Wirtschaftsforschung, B e r l i n / K ö l n 1959. ders.: Handbuch der Verbrauchsforschung, B e r l i n 1959. Behrens, K . Ch.: Marktforschung, (DW, A 15), Wiesbaden 1959. Taplin, W.: Wirtschaftswerbung i n neuer Sicht, F r a n k f u r t / M . 1961. Wilhelm, M.: Werbung als wirtschaftstheoretisches Problem, B e r l i n 1961. Lohmann, M.: Der industrielle Mittelbetrieb unter dem Einfluß der gegenwärtigen wirtschaftlichen Strukturwandlungen, Tübingen 1962. Guter söhn, A.: Das Gewerbe i n der freien Marktwirtschaft, Bd. I I : Die Betriebswirtschaftlichen Eigentümlichkeiten. Die gewerblichen Verbände. Die Verflechtung des Gewerbes m i t dem M a r k t , Zürich u n d St. Gallen 1962. Heinrich, W.: Probleme des K l e i n - u n d Mittelbetriebes i n Handwerk und Gewerbe, Münster-Westfalen 19642. Skowronnek, K . : Wesen u n d W e r t der Werbung, W i e n 1964. Hundhausen, K . : Wesen u n d Formen der Werbung, Essen 19652. Bergler, G.: Werbung u n d Gesellschaft, Essen 19654. Huettner, M.: Grundzüge der Marktforschung, Wiesbaden 1965. Menz, L . : Der tertiäre Sektor. Der Dienstleistungsbereich i n den modernen Volkswirtschaften, Zürich u n d St. Gallen 1965. Seyffert, R.: Werbelehre. Theorie u n d Praxis der Werbung. Stuttgart 1965. Schäfer, E.: Grundlagen der Marktforschung, K ö l n u n d Opladen 19664.

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Betriebswirtschaftspolitik

Vierter

Abschnitt

Wirtschaftsgrundlagen und Betriebswirtschaftspolitik I. Betriebliche Wirtschaftspflege und Naturgrundlagen der Wirtschaft. Standortpolitik 1. Naturgrundlagen und Betrieb

Zweifellos bestehen auch für diesen Bereich Zusammenhänge, indem gewisse Naturgrundlagen arteigene Fruchtbarkeitsvoraussetzungen für die Betriebe begründen und eine besondere Betriebsorganisation sowie bestimmte Betriebsgrößen erfordern. So könnte etwa eine gewisse Beschaffenheit der Naturgrundlagen zum Großbetrieb hindrängen, andere geographische Umstände den Kleinbetrieb begünstigen (z.B. einerseits Länder großer Ebenen und andererseits Gebirgsländer m i t vielen Tälern). Viel konkreter werden diese Zusammenhänge i n gewissen von den Naturgrundlagen stark abhängigen Wirtschaftszweigen: Der Land- und Forstwirtschaft, dem Bergbau und Hüttenwesen, der Elektrizitätserzeugung. Hier kommt den Naturgrundlagen hinsichtlich der betrieblichen Fruchtbarkeit, des Betriebsstandorts, der Betriebsorganisation und schließlich auch hinsichtlich der Betriebsgröße ein entscheidendes Gewicht zu. Überdies bestehen Zusammenhänge zwischen Erzeugungstechnik und Naturgrundlagen insoferne, als gewisse Beschaffenheiten der Naturgrundlagen bestimmte Erzeugungstechniken erzwingen und diese wiederum z. B. nur i m Großbetrieb anwendbar sind. M a n denke etwa an die Saatgutzucht, die infolge verschiedener Voraussetzungen den einschlägigen landwirtschaftlichen Großbetrieb erfordert, etwa wegen des Personals, der Schüttböden, großer einheitlicher Bestellflächen u n d anderer zum T e i l gesetzlich festgelegter Erfordernisse, durch deren E r füllung ein Betrieb erst zum Zuchtbetrieb w i r d .

Die Wirksamkeit solcher Einflüsse der Naturgrundlagen reicht auch über die Urerzeugung i n die Weiterverarbeitung und i n die Fertigungsgewerbe hinauf. Der W e l t r u f bestimmter Brauereien geht auf die besonderen Eigenschaften von deren K e l l e r n zurück, viele Erzeugungen haben besondere klimatische Voraussetzungen, was bestimmten Naturgrundlagen eine spezifische Überlegenheit u n d damit den betreffenden Betrieben Renten verschafft.

Wirtschaftsgrundlagen u n d Betriebswirtschaftspolitik

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2. Die Standortpolitik

Was die Standorte der Betriebe anlangt, sieht die herkömmliche Standortlehre die Dinge — damit auch die gesamte Standortpolitik irreführend — viel zu geographisch und rein transportkostenmäßig, während in Wirklichkeit der Betriebsstandort lediglich den räumlich-geographischen Ausdruck einer Gesamtheit von Eingliederungsbedingungen des Betriebes i n den ihn befassenden gesamten Stufenbau der Wirtschaft darstellt: Der Standort ist der räumliche Ausdruck aller Eingliederungsbedingungen und Fruchtbarkeitsvoraussetzungen der dem Betriebe übergeordneten Wirtschaftsgebilde: der Gebiets- und Verbandswirtschaften, der Volkswirtschaft, der Großraum- und Weltwirtschaft, und zwar aller Eingliederungsbedingungen, nicht nur jener, die ihren rechenbaren Niederschlag i n Transportkosten finden. Die Systematik der Standortbedingungen muß daher berücksichtigen: I. Wirtschaftsziele. I I . Wirtschaftsgrundlagen (Natur, Menschen, Stand von Wissenschaft und Technik). I I I . Die Leistungsbereiche der Wirtschaft. IV. Die Wirtschaftsstufen. V. Die Gegenseitigkeit und Entsprechung als standortbestimmende Kräfte. Die wichtigsten Standortfaktoren sind demnach: I. Die Zielwelt, welcher der Betrieb dient, also die Erzeugnisse, die er hervorbringt, oder die Dienste, die er erbringt, wozu auch beispielsweise eine gewisse geschmackliche Tradition gehört. I I . Die Wirtschaftsgrundlagen: 1. Die Naturgrundlagen des Betriebes; 2. die Verrichtungsträgergrundlagen des Betriebes; 3. der allgemeine Stand von Wissenschaft und Technik. I I I . Die Leistungsbereiche. 1. die Gesamtheit aller organisatorischen Voraussetzungen: die entsprechenden wirtschaftlichen Verfassungs-, Organisations- und Wettbewerbsverhältnisse, die wirtschaftsrechtlichen und die steuerlichen Vorbedingungen; 2. die Gesamtheit der erfindungsmäßigen und lehrhaften Voraussetzungen, welche die oftmals so wichtige Tradition des Könnens und der Ausbildung i n der Verrichtungsträgerschaft begründen; 3. die Voraussetzungen des Kapitaldienstes; 4 Heinrich, Wirtschaftspolitik. U/2

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Betriebswirtschaftspolitik

4. die Voraussetzungen der Beschaffung und des Absatzes; 5. alle verkehrsmäßigen Voraussetzungen: für die Transportverrichtungen der Zufuhr der Vorerzeugnisse, der K r a f t - und Hilfsstoffe, des Abtransports der Fertigerzeugnisse, der Neben- und Abfallprodukte sowie der Heranbringung der Arbeitskräfte; 6. die Voraussetzungen der entsprechenden Vorrathaltung und Aufbewahrung; 7. jene der Schadenverhütimg und Versicherimg. Das Zusammenspiel aller dieser Gruppen von Standortfaktoren ergibt erst den als optimal zu bezeichnenden Standort vom Gesichtspunkte der Wirtschaftsziele sowie der Leistimgsbereiche. Dieses Zusammenspiel findet einsichtigerweise seinen Niederschlag i n Kosten, besonders Transportkosten, aber dieser transportkostenmäßige Index: als Rohstoff- oder als Markt- oder als Arbeitsorientierung, stellt nur einen unter vielen Indizes des Standortes überhaupt dar. So mancher Betrieb ist deshalb an einem bestimmten Standort begründet worden, w e i l der Gründer infolge seiner freundschaftlichen Beziehungen zu Geldgebern die kapitalmäßige Sicherung höher u n d vielleicht ganz m i t Recht höher — schon wegen des Vorranges i n der Hierarchie der Standortbedingungen — einschätzte als alle übrigen Standortfaktoren. Es sei h i e r m i t keiner „ I r r a t i o n a l i t ä t " der Standortwahl das W o r t geredet, i m Gegenteil: unsere Systematik aller Standortbedingungen versucht eine Durchleuchtung der komplexen Rationalität der Standortwahl.

Z u diesem Zusammenspiel aller Standortfaktoren (I—III) t r i t t die Notwendigkeit der Eingliederung des Betriebes i n den Stufenbau der W i r t schaft (IV). Eine Sondererscheinung dieser Eingliederung des Betriebes i n den Stufenbau der Gesamtwirtschaft ist endlich die standortbestimmende Tatsache der Gegenseitigkeit aller Standorte (V), nämlich der Umstand, daß das Vorhandensein eines Betriebes für die anderen Betriebe wiederum i m fördernden oder hemmenden Sinne Standortfaktor w i r d (die Webersche Agglomeration oder Deglomeration)! Die herkömmliche Lehre krankte vor allem an der Einseitigkeit, lediglich die Verkehrslage zu beachten, das Kapital höherer Ordnung und die geschichtlichen Vorbedingungen bei ihrer standortbestimmenden Bedeutung aber zu vernachlässigen; vor allem aber ließ sie jede Systematik i n der Standortlehre und -politik vermissen. Die Standortpolitik als die Gesamtheit der Maßnahmen, den richtigen Standort zu wählen oder den einmal gewählten Standort i n seinen Bedingungen zu verbessern (denn einzelne Standortfaktoren sind auch von Seiten des Betriebes beeinflußbar!), bildet angesichts dieser Vielzahl von Standortbedingungen ein vielfältiges Gebäude wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Die gesamte Wirtschaftspolitik als solche ist i n gewisser

Wirtschaftsgrundlagen u n d Betriebswirtschaftspolitik

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Hinsicht zugleich Standortpolitik i m weiteren Sinne, d. h. ein fortgesetzter Versuch der Verbesserung der Standortbedingungen. Die Standortpolitik besteht allerdings nach einmal vollzogener Standortwahl meist nicht mehr i n einer räumlichen Verschiebung oder Ortsveränderung des Betriebes — abgesehen von jenen Fällen, i n denen die alten Standorte verlassen und neue aufgesucht werden, oft nicht nur aus wirtschaftlichen (etwa um die Erzeugung an die Verrichtungsträger heranzubringen), sondern auch aus überwirtschaftlichen Gründen (erhöhte Sicherheit i m Kriege —, sondern i n einer Einwirkung auf die Beschaffenheit der Standortbedingungen ohne räumliche Änderung des Betriebssitzes selbst: Werbung zwecks Begründung neuer Absatzmärkte, Einwirkung auf die Naturgrundlagen, Ansiedlung von Verrichtungsträgern, tarifliche Verbesserungen, Hinzuerwerbung der sog. „kultürlichen Produktionsfaktoren" durch Erfindung, Lehre, Übernahme von Techniken, Organisationsgedanken, Traditionen und ähnliche Versuche.

3. Die Bedeutung konkretisierender Wirklichkeitsannäherung in der Standortlehre und Standortpolitik

Über die allgemeine Analyse aller Standortbedingungen hinaus bedarf es dann einer konkreten Standortanalyse für alle einzelnen Betriebsarten, und zwar 1. je nach den Erzeugungszielen bzw. den Gruppen von verhältnismäßig gleichen Erzeugungszielen, denen die Betriebe dienen und 2. je nach den einzelnen Leistungsbereichen, denen die Betriebe angehören. Für jede A r t von Betrieben ergeben sich nun ganz konkrete Abwandlungen der allgemeinen Standortbedingungen, so daß jede Branche arteigene Standortbedingungen hat und hiemit auch eine eigene Standortpolitik treiben muß. Beispielsweise haben an die Naturgrundlagen gebundene Erzeugungsbetriebe andere Standortbedingungen als etwa lediglich organisierende Leistungen erbringende Büros von Wirtschaftstreuhändern oder Steuerberatern; Banken und große Handelshäuser andere als Spediteure; der Vorrathaltung und Aufbewahrung dienende Unternehmungen andere Standortbedingungen als Versicherungsgesellschaften; Betriebe organischer Erzeugung andere als solche anorganischer! Bei jeder dieser Gruppen von Betrieben haben die Eingliederungsbedingungen gemäß der Zielwelt (I), den Wirtschaftsgrundlagen (II), den Leistungsbereichen (III), dem Stufenbau (IV) sowie der Gegenseitigkeit (V) als standortprägende K r a f t ein jeweils sehr verschiedenartiges Gewicht. 4»

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Betriebswirtschaftspolitik

I I . Der Mensch als Verrichtungsträger und die Betriebswirtschaftspolitik 1. Zahl sowie Beschaffenheit der Verrichtungsträger und Betrieb Bevölkerungszahl und Bevölkerungszusammensetzung i m Hinblick auf Altersaufbau, Schulbildung, Verhältnis zwischen Selbständigen und Unselbständigen, Verhältnis zwischen Ungelernten, Angelernten, Facharbeitern und Angestellten stellen entscheidende Fruchtbarkeitsbedingungen der Betriebe dar, da sie sowohl die Zielwelt beeinflussen, wie bereits behandelt, wie auch als Verrichtungsträger der Betriebe deren Tätigkeit, ihre Organisation, ihren Standort und die Betriebsgröße entscheidend mitbestimmen. So können bestimmte Arbeitsverfasungen i m Betriebe und bestimmte Betriebsgrößen an ihre Verrichtungsträger Anforderungen stellen, die sich sowohl auf die Zahl der verfügbaren Verrichtungsträger beziehen (1) wie auch auf deren Beschaffenheit (2). Sombart hat dargelegt, welche Voraussetzungen i n der Zahl, der Verteilung und der Beschaffenheit der Bevölkerung eintreten mußten, damit der kapitalistische Großbetrieb m i t seiner Technik, seiner Betriebsorganisation und Arbeitsverfassung entstehen konnte. Wo wenige Arbeitskräfte vorhanden sind, kann ein Großbetrieb nicht oder nur bei stärkster Wirksamkeit anderer standortbestimmender Kräfte entstehen. Wenn Arbeitskräfte einer bestimmten Beschaffenheit nicht vorhanden sind, u. zw. i n der erforderlichen Zahl, die eine einigermaßen lohnende Betriebsgröße verbürgt, kann der Betrieb nicht begründet werden. (Man denke z. B. an Spinnereien für feinere Garne oder an Damastwebereien m i t ihren Anforderungen an bestimmte Qualitäten der Arbeitskräfte). Bei solchen Qualitätsanforderungen an die Verrichtungsträger kann es sich wiederum um Durchschnittsqualitäten oder u m besonders gehobene Qualitäten handeln. So fordert der Plantagenbau wohl gewisse Qualitäten der Verrichtungsträger, nicht aber besonders gehobene; es kann aber auch der Engpaß an Facharbeitern, an Werkmeistern oder Ingenieuren zum Hindernis der Begründung eines Großbetriebes oder der Vergrößerung eines bestehenden Betriebes werden. Ebenso kann das Handwerk aus Mangel an Vorbildung und Initiative darniederliegen. Es zeigt sich also, daß Quantität und Qualität der Verrichtungsträger von größter Bedeutung für die Fruchtbarkeitsbedingungen, den Standort, die Betriebsorganisation und die Arbeitsverfassung i m Betriebe und endlich für die Betriebsgröße sind. Die herkömmliche Lehre hat die Verrichtungsträgerschaft allzu global u n d unzulänglich als „Produktionsfaktor A r b e i t " bezeichnet. I n der neueren betriebswirtschaftlichen L i t e r a t u r ist wirklichkeitsnäher eine Aufspaltung

Wirtschaftsgrundlagen u n d Betriebswirtschaftspolitik

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dieses Faktors erfolgt. So unterscheidet beispielsweise Gutenberg zwischen „menschlicher Arbeitsleistung i m Betrieb" u n d dem dispositiven Faktor (Betriebs» u n d Geschäftsleitung: Eigentumsunternehmer u n d Managerunternehmer). Den Faktor „menschliche Arbeitsleistungen i m Betrieb" zählt er i n Gegenüberstellung zum dispositiven Faktor zu den Elementarfaktoren, zu denen außerdem noch Betriebsmittel u n d Werkstoffe gehören 41 . Bei den „menschlichen Arbeitsleistungen" handelt es sich nach unserer Begriffsgebung hauptsächlich u m geführte Leistungen. Die Bedingungen optimaler Ergiebigkeit menschlicher Arbeitsleistung i m Betrieb sind nach Gutenberg: a) subjektive Eignung des Verrichtungsträgers bestimmt durch: 1. körperliche u n d seelische Umstände i n der Person (allgemeine Begabungshöhe, Grad der Übereinstimmung zwischen Arbeitsverrichtung u n d Begabungsrichtung, allgemeine u n d fachliche Ausbildung, allgemeine u n d Spezialerfahrung, Stärke der Antriebe); 2. Verhältnis der Arbeitenden zum Arbeitsobjekt (heute: Gefahr der „Arbeitsverfremdung") ; 3. Verhältnis der Arbeitenden zur A r b e i t als solcher; 4. Verhältnis zu den Arbeitskollegen; 5. private (außerbetriebliche) Umstände. b) objektive

(Arbeitsverfahren, Arbeitsplatz, Werkraum, Arbeitsermüdung)

c) Arbeitsentgelt 4 1 . 2. Auswirkungen des Betriebslebens auf die Verrichtungsträger N a h e l i e g e n d e r Weise g i b t es auch w i c h t i g e Auswirkungen der betrieblichen Zustände, der B e t r i e b s v e r f a s s u n g u n d - o r g a n i s a t i o n , der A r b e i t s verfassung u n d F e r t i g u n g s o r g a n i s a t i o n i m B e t r i e b e , schließlich der B e triebsgröße auf dessen Verrichtungsträgerschaft selbst Diese A u s w i r k u n g e n der b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n Z u s t ä n d e auf d i e V e r r i c h t u n g s t r ä gerschaft s i n d s o w o h l w i r t s c h a f t l i c h als auch ü b e r w i r t s c h a f t l i c h v o n g r ö ß t e r B e d e u t u n g u n d w u r d e n h ä u f i g als d e r K e r n der sozialen F r a g e oder K r i s e b e t r a c h t e t 4 2 . 3. Betriebliche Verrichtungsträgerpolitik B e s t r e b u n g e n nach einer B e s t g e s t a l t u n g d e r V e r h ä l t n i s s e i m H i n b l i c k auf die Verrichtungsträgerschaft können sowohl v o n überbetrieblichen I n s t a n z e n ausgehen (z. B . v o m Staate, v o n d e r L e i t u n g der V o l k s w i r t schaft, v o n K a m m e r n als d e n O r g a n e n der G e b i e t s w i r t s c h a f t , v o n W i r t schaftsverbänden verschiedenster A r t (z. B . v o n Gewerkschaften) oder sie k ö n n e n auch i n n e r b e t r i e b l i c h e n U r s p r u n g haben. I h r T r ä g e r k a n n also d e r B e t r i e b b z w . dessen L e i t u n g selbst sein. 41 Vgl. Gutenberg, E., Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. I : Die Produktion, a.a.O., 2 ff., 11 ff., 16 ff., 26 ff. u n d 34 ff. 42 Vgl. I 2 , 181 ff. sowie die Darlegungen über Betriebsorganisation!

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Betriebswirtschaftspolitik

Ihrer Zwecksetzung nach werden diese Bestrebungen entweder w i r t schaftspolitische Absichten verfolgen, nämlich jene der Verbesserung des Betriebserfolges, oder sie werden sozialpolitische Zwecksetzungen haben, um die Verrichtungsträger des Betriebes als menschliche Persönlichkeiten oder als Gemeinschaft zu fördern. Die rein wirtschaftspolitischen Absichten können unmittelbar die Aufgabe haben, dem Betriebe zwecks Verbesserung des Betriebserfolges Verrichtungsträger i n der erforderlichen Zahl oder Beschaffenheit zur Verfügung zu stellen; die i m Betriebe beschäftigten Verrichtungsträger i n ihrem wirtschaftlichen Leistungseffekt zu heben und damit zugleich auch die betriebliche Fruchtbarkeit zu erhöhen; oder negative Auswirkungen außer- oder innerbetrieblicher Zustände auf die i m Betrieb Tätigen abzuwehren, damit der Betriebserfolg nicht geschmälert oder gefährdet würde. Diese wirtschaftspolitischen Absichten können auch durch sozialpolitische Maßnahmen verfolgt werden, so kann der Betrieb beispielsweise seine Verrichtungsträger mit besseren Wohnungen versehen, damit ihre Leistungen i m Betriebe, ihre Anhänglichkeit an diesen gehoben würden. Die Hebung des allgemeinen Bildungsstandes der Dienstnehmerschaft eines Betriebes durch betriebliche Schulungsvorkehrungen hat meist keine unmittelbaren wirtschaftlichen Zwecksetzungen, denn sie liegt ja außerhalb der eigentlichen Berufsausbildung der Verrichtungsträger; trotzdem kann sie sich aber auch wirtschaftlich günstig auswirken und w i r d deshalb i n den meisten Fällen auch angestrebt. Der Ausbau eines gut funktionierenden betrieblichen Vorschlagswesens kann den Betrieb unmittelbar fördern, indem hie und da ein brauchbarer organisatorischer oder technischer Verbesserunggedanke auftaucht; aber dies stellt auch eine mittelbare Förderung der Betriebszwecke insofern dar, als es das Interesse der Verrichtungsträger an ihrer Tätigkeit und am Betriebe hebt und dadurch zweifellos leistungssteigernd w i r k t . ökonomische Zwecksetzungen sind hier oft m i t überwirtschaftlichen so innig verbunden, daß es müßig ist, darüber zu streiten, welche erstrangig sind; klassenkämpferische Gesinnung w i r d jedenfalls immer und überall geschäftliche Zwecksetzungen vermuten, obwohl oft lediglich das begreifliche und kostenmäßig weniger ins Gewicht fallende Streben nach einem möglichst reibungslosen Ablauf des Betriebsgeschehens die Hauptabsicht darstellt. Wenn man von diesem Mindestprogramm zu höheren Zielsetzungen vorzustoßen vermag und erreicht wird, daß die Gesamthaltung der Verrichtungsträgerschaft des Betriebes eine gewisse Geschlossenheit sowie eine innere und äußere Ausrichtung auf die Betriebsaufgaben zeigt, so

Wirtschaftsgrundlagen u n d Betriebswirtschaftspolitik

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ist das verwirklicht, was sich die sogenannte innerbetriebliche Werbung zum Ziele setzt. Die betriebliche Sozialpolitik darf niemals außeracht lassen, daß die i m Betriebe tätigen Menschen eben menschliche Persönlichkeiten sind oder sein wollen und daß sie überdies nicht nur für sich isoliert dastehen, sondern vergemeinschaftet sind. Vergemeinschaftet zunächst einmal schon durch die auf der Grundlage der Tätigkeit i m gleichen Betrieb entstehenden sozialen Beziehungen verschiedener Art. Immer und überall, wo Menschen auch nur wirtschaftlich vereinigt sind, entstehen ja Geselligkeits- oder Gesellschaftsbeziehungen i m weitesten Sinne des Wortes: der Verrichtungsverbundenheit i m Betriebe entspricht eine A r t Betriebsgemeinschaft. Vergemeinschaftet aber auch dadurch, daß alle diese Verrichtungsträger nur mit der einen Seite ihres Daseins Glieder des Betriebes sind, darüber hinaus aber i n vielfachen gesellschaftlichen Beziehungen außerhalb des Betriebes stehen: i n den zahllosen Gemeinschaften und Organisationen des sozialen Lebens als Ganzen. Und daß alle diese Beziehungen, so abstrakt auch das Leben i m Betriebe gestaltet sein mag oder man versucht war, es zu gestalten, doch i n irgendeiner Weise auch i n den Betrieb hereinwirken, seinen Erfolg mitbedingend. Wie auch andererseits die Zustände des Betriebes wiederum hinauswirken i n das soziale Leben der Menschen, leider oft viel stärker negativ als positiv, wie die Folgen des großbetrieblichen Lebens i m Kapitalismus zur Genüge bewiesen haben. Diese Zusammenhänge können hier nicht weiter verfolgt werden. Jedenfalls enthüllen sie die schicksalhafte Bedeutung des Betriebslebens und besonderes der Betriebsgröße für die menschliche Gesellschaft und deren Zustände. m . Stand der Technik und betriebliche Wirtschaftspolitik 1. Allgemeine Zusammenhänge

I m Schrifttum wurde hinlänglich erörtert, wie sehr die Produktivität des Betriebes, sein Standort, seine Organisation und seine Größe von der Entwicklung und vom Stand der Wissenschaft, besonders der Naturwissenschaften und der Technik, abhängen. Für den Großbetrieb von heute stehen solche Erörterungen i m Mittelpunkt der einschlägigen Werke. Es liegen hier wechselseitige Entsprechungen vor, indem etwa m i t einer Beruhigung des Schrittmaßes der Technik rückläufige Bewegungen hinsichtlich der Betriebsgröße eintreten können: Werden keine grundsätzlich neuen Verfahrensweisen entwickelt, fehlen Anreize zur Betriebsvergrößerung von der Technik her. Andererseits hat der Fortschritt

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Betriebswirtschaftspolitik

der Technik nicht nur betriebsvergrößernde Auswirkungen gezeigt, sondern die Ablösung der Dampfmaschine durch Explosionsmotor und Elektrizität haben den Klein- und Mittelbetrieb gefördert und in seiner neuzeitlichen Form erst ermöglicht. Ebenso haben die Fortschritte i m Verkehrswesen zur Dezentralisation der Betriebe beigetragen. I n den einzelnen Wirtschaftszweigen und Branchen bestehen sehr konkrete Beziehungen zwischen Technik und Betriebswirtschaft und daher auch betrieblicher Wirtschaftspflege. Zunächst kann ein bestimmtes Erzeugnis entweder wegen seiner Beschaffenheit (Kunstfasern) oder wegen seiner Abmessungen (seegängige Schiffe) eine bestimmte Erzeugungstechnik und hiemit eine bestimmte Betriebsorganisation und Betriebsgröße erfordern, dies rein technisch, so daß gar keine andere Erzeugungsmöglichkeit besteht. Andere Erzeugnisse wiederum könnten, was die Technik anlangt, sowohl i n großbetrieblicher als auch i n kleinbetrieblicher Fertigung erzeugt werden. Diese Technik aber drängt ökonomisch, also kostenmäßig, eindeutig zur Groß- oder Serienfertigung (etwa Motoren, die rein technisch auch i n Kleinbetrieben gefertigt werden könnten, ökonomisch aber die Serienfertigung verlangen). I n diesem zweiten Falle erzwingen demnach primär nicht technische Umstände, vielmehr wirtschaftliche Gründe eine bestimmte Betriebsgröße, etwa den Großbetrieb. Aber mittelbar sind ja meist auch die Kosten — teilweise wenigstens — wiederum technisch bedingt, so daß ein bestimmter Stand der Technik dann auch wirtschaftlich (kostenmäßig) eine gewisse Fertigungsorganisation nahelegt. Robinson n i m m t z.B. eine Teilfrage dieser Zusammenhänge zum Ausgangspunkt seiner Analyse über die Beziehung zwischen optimaler technischer Einheit u n d optimaler Betriebsgröße u n d sagt: „ O b w o h l also das technische O p t i m u m i n einem gewissen Sinne das minimale Ausmaß eines rationellen Betriebes bestimmt, trägt es wenig oder überhaupt nichts zu der Bestimmung einer maximalen Einheit bei, über die hinaus das Wachstum zu progressiv steigenden Kosten der Erzeugungseinheit führen würde. Wenn andere Erwägungen einen Betriebsumfang erfordern, der größer als der dem technischen O p t i m u m entsprechende ist, k a n n der technische Produktionsapparat durch bloße Vervielfachung so lange vergrößert werden, bis er der Produktionsmenge entspricht, welche durch die andersartigen Erwägungen bestimmt worden ist 4 5 ." E r kennzeichnet damit einen sehr wichtigen Tatbestand, den m a n einerseits die Nachgeordnetheit des Technischen bezeichnen könnte, der aber andererseits auch gewisse Verlockungen zur Betriebsvergrößerung i n sich schließt, eben n u r deshalb, w e i l sie technisch möglich sind 43

Robinson, E. A. G „ Betriebsgröße u n d Produktionskosten, Wien 1936, 35. Vgl. dagegen die Meinung von K . Mellerowicz (Kosten- u n d Kostenrechnung. Bd. I. Theorie der Kosten, B e r l i n 19634, 415 ff., 423 f.). Vgl. auch unten Siebenter Abschnitt, I.

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oder w e i l von Seiten der Technik keine Schwierigkeiten gegen solche Betriebsvergrößerungen auftauchen. 2. Betriebswirtschaftspolitik und Technik

Was die vielfältigen Versuche der betrieblichen Wirtschaftspflege anlangt, auf den Stand der Technik einzuwirken, sei auf die Wirtschaftsgrundlagenpolitik 4 4 sowie auf die Wirtschaftspolitik i m Bereiche des Erfindens und Lehrens 45 verwiesen. Auch die Betriebe selbst können Träger derartiger Einwirkungen sein. Einschlägige Maßnahmen sind: 1. Förderung des Forschungswesens, also der Grundlagen- oder Zweckforschung durch betriebliche Maßnahmen, soweit es sich um Forschungseinrichtungen außerhalb der Betriebe handelt. Seien dies staatliche oder selbständige Forschungsinstitute, an den Hochschulen oder bei Wirtschaftsverbänden eingerichtete. 2. Innerbetriebliche Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sowie organisatorische Vorkehrungen zur Hebung des Standes der Technik wie die Auftragsforschung, das betriebliche Forschungswesen und der Erfahrungsaustausch. 3. Maßnahmen überbetrieblicher oder innerbetrieblicher Art, die nicht i m Dienste des technischen Fortschrittes an sich stehen, sondern die eine Einflußnahme auf den Stand der Technik aus anderen Gründen beabsichtigen: den technischen Fortschritt hemmende oder verzögernde Maßnahmen, die gesetzt werden, um Monopolstellungen zu begründen oder aufrechtzuerhalten; um sozialpolitisch gefährliche und daher unerwünschte Erfindungen zu verhindern; um die Einführung von Erfindungen i m Interesse einer stetigeren Wirtschaftsentwicklung zu verhindern oder wenigstens zeitlich zu dosieren und ähnliche wirtschaftspolitische oder sozialpolitische Zwecksetzungen.

Schrifttum zu Wirtschaftsgrundlagen und Betriebswirtschaftspolitik (bezüglich der Wirtschaftsgrundlagen vgl. auch I 2 , 178 ff., 214 ff., 218) Standortpolitik Ritsehl, H.: Standort u n d Standortlehren, H W B , 1960. Blohm, G.: Standortlehre, landwirtschaftliche, H W B , 1960. Hintner,

O.: Standortwahl, H W B , 1960.

Meyer, W.: Die Theorie der Standortwahl, B e r l i n 1960. 44 45

I 2 ,159 ff. I 2 ,298 ff.

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(betriebliche

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Fünfter

Abschnitt

Die Leistungsbereiche und die Betriebswirtschaftspolitik I. Die Leistungsbereiche i n ihrer überbetrieblichen Entfaltung und die betriebliche Wirtschaftspflege 1. Vorbemerkung

Die Beschaffenheit der Leistungsbereiche auf den Wirtschaftsstufen oberhalb der Betriebe ist von entscheidender Bedeutung für diese. Die Leistimgsbereiche sind ja die Einfallspforten der wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Zunächst sind es die überbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen in den wirtschaftlichen Leistungsbereichen, deren Verbesserung Hauptziel aller Wirtschaftspolitik hinsichtlich des Betriebes ist. S o d a n n ist es d i e F r a g e der Zusammenarbeit

der Betriebe

in

Verbän-

den, die auch die überbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen stimmt.

be-

Endlich ist es die Betriebsgröße i m besonderen, soweit diese von überbetrieblichen Bestimmungsgründen abhängig ist. Man könnte alle Bestrebungen zur Verbesserung dieser nicht i m Betriebe selbst, sondern auf den höheren Stufen, also i m überbetrieblichen Bereiche, gelegenen Ertragsbedingungen der Betriebswirtschaft als außerbetriebliche

Wirtschaftspolitik

zur Steigerung

der

Betriebserträge

bezeichnen. Jene Bestrebungen aber, die durch innerbetriebliche Maßnahmen optimale Erträge herbeizuführen suchen, als innerbetriebliche Politik der Ertragssteigerung.

Es ist zu unterscheiden: zwischen den objektiven Ertragsbedingungen, die Betrieb und Unternehmer i n der Gesamtwirtschaft — d. h. auf den

58

Betriebswirtschaftspolitik

überbetrieblichen Stufen: also i n Welt-, Großraum- und Volkswirtschaft sowie i n Gebiets- und Verbandswirtschaften — vorfinden und jenen tatsächlichen Erträgen, die durch entsprechende Ausnützung dieser Chancen erzielt werden. Die über- oder außerbetriebliche Wirtschaftspolitik einer Steigerung des Betriebsertrages zielt auf Verbesserung jener objektiven Ertragschancen ab, gleichgültig, von welcher Seite aus die entsprechenden Maßnahmen auch gesetzt werden mögen. W i r wissen, daß alle Träger der Wirtschaftspolitik dafür i n Betracht kommen, natürlich auch die Betriebsleitung selbst. Die innerbetriebliche Ertragssteigerung aber setzt sich die Aufgabe, durch eine entsprechende innere Organisation und Ausgestaltung des Betriebes das möglichste aus diesen Chancen herauszuholen. Es ist dies Sache der Betriebsführung selbst. Die Berechtigung einer solchen Scheidung erweist die immer wieder i n der Wirtschaft durch Betriebsvergleich feststellbare Tatsache, daß Betriebe gleicher A r t aus denselben objektiven Ertragschancen ganz verschieden hohe Erträge herausholen. Und weiterhin die Tatsache, daß Betriebe auch ihrerseits die Ertragsmöglichkeiten — durch entsprechende Umgestaltung der außer- und überbetrieblichen Faktoren — zu verbessern versuchen und dabei Erfolge erzielen.

2. Verbesserung der überbetrieblichen Ertragsbedingungen durch Maßnahmen in den Leistungsbereichen

Die überbetrieblichen, also nicht i n i h m selbst gelegenen, sondern vom Standpunkte des Unternehmers „objektiven" Ertragsbedingungen jedes Betriebes sind die Erträge der höheren, oberhalb des Betriebes gelegenen Stufen: Es sind die Gesamterträge von Großraum Wirtschaft, Volkswirtschaft und Gebietsw i r tschaft m i t ihren wieder jeweils verschiedenen A n teilen am weltwirtschaftlichen Gesamtertrage, die maßgebend für den Betriebsertrag sind 4 6 . Diese Erträge der höheren Stufen aber sind abhängig von der Beschaffenheit aller Leistungsbereiche auf jeder dieser Stufen. Die Einflußnahme auf diese Leistungsbereiche, ihre fruchtbarkeitsfördernde Umbildung — geschehe sie von welcher Seite immer — ist daher eines der wichtigsten Werkzeuge des Strebens nach betrieblicher Ertragssteigerimg . 48 Gesetz der Ertragszuleitung von oben nach unten. Vgl. Spann, O., Tote u n d lebendige Wissenschaft, a.a.O., 342 ff.

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k A . Organisierende

59

Leistungen.

a) Da ist die Wirtschaftsverfassung als solche, wie sie vor allem durch das Verhältnis von Staat und Wirtschaft bestimmt ist: Verstaatlichte oder nichtverstaatlichte Wirtschaft; Zentralismus oder dezentralisierte Wirtschaftsverwaltung; Beschaffenheit der Wirtschaftsministerien und des Beamtenapparates; A r t , Zusammensetzimg und Arbeit der wirtschaftlichen Vertretungskörper, deren Zusammenwirken den Rahmen für das wirtschaftliche Leben als solches abgibt; sind entscheidend für den Betriebsertrag und das gesamte Betriebsleben. b) Sodann die Leistungsbeeinflussung: Gebundenheit oder Freiheit der Wirtschafter i n persönlicher oder sachlicher Hinsicht, Wettbewerbsregelungen, Marktformen und Monopolverhältnisse bestimmen das Leben und Wirken des Betriebes grundsätzlich. Von der A r t der Wettbewerbsgestaltung hängt daher der Betriebserfolg ab. c) Das wirtschaftliche Organisationswesen, besonders die Beschaffenheit der gebietlichen Wirtschaftsorganisation und der Kammern; ferner das Vorhandensein oder Fehlen, die Gestaltung und das Funktionieren der Wirtschaftsverbände berufständischer, genossenschaftlicher oder sonstiger A r t . Kartelle oder Genossenschaften können den Betriebsertrag maßgeblich beeinflussen. Naheliegender Weise hängen die hier berührten Ertragsbedingungen eng m i t den bereits dargelegten Schlüsselbegriffen der Betriebswirtschaftspolitik zusammen. d) Das Wirtschaftsrecht stellt i n seiner Ausgestaltung dem Betrieb auf Schritt und T r i t t die entsprechenden Rechtsmittel zur Verfügung und beeinflußt damit seine Ertragsbedingungen. W i r nennen als B e i s p i e l das Recht

der Unternehmensformen,

das f ü r d i e L e i -

tung des Betriebes, für seine Finanzierung und für seine steuerlichabgabenwirtschaftlichen Verhältnisse wichtig ist. Diese Unternehmungsformen oder -typen, die das Wirtschaftsrecht gewissermaßen als „Leerformen" zur Verfügung hält, übernimmt die Wirtschaft und verwandelt sie nach ihren jeweiligen Erfordernissen i n den Betrieben — i n Kapital höherer Ordnung, eben i n die konkrete Unternehmungsform des betreffenden Betriebes. Die Auswahl der Unternehmungsform als des rechtlichen Kapitals höherer Ordnung des Betriebes, geschieht nach den Erfordernissen der Schaffung von Leitungs- und Organisationsformen, der Beschaffung von Kapital und der Regelung der Beziehungen zum Staate, vor allem nach der abgabenwirtschaftlichen Seite hin. Es ist begreiflich, daß diese Unternehmungsform für Betriebsorga-

Betriebswirtschaftspolitik

60

nisation und Betriebsführung, für Finanzierung und Betriebsgröße bedeutsam ist. e) Hiemit werden w i r zur Finanzpolitik des Staates geleitet: Sie bestimmt das Ausmaß der staatlichen Eigenwirtschaft. Verstaatlichung gewisser Wirtschaftszweige oder Finanzmonopole verhindern das Bestehen gewerblicher Betriebe dieser A r t i m privatwirtschaftlichen Sektor. Die Abgabenpolitik des Staates ist von größter Bedeutung für den Gesamtertrag jedes Betriebes. f)

I m Bereiche der

monetären

organisierenden

Leistungen

ist

die

Währungsverfassung als Grundlage der Kreditorganisation, endlich die Politik des inneren und äußeren Geldwertes von maßgeblichem Einfluß für die Ertragsgestaltung. B. Erfinden und Lehren. Die Gestaltung dieses Leistungsbereiches auf allen dem Betriebe vorgelagerten Stufen der Volkswirtschaft, gewisser Verbands- und Gebietswirtschaften, der Großraum- und Weltwirtschaft ist bedeutsam. Das Patent-, Muster- und Markenrecht, die Rolle der Verbände i m Erfindungswesen, die Förderimg und Gestaltung des wirtschaftlichen Ausbildungs- und Berufserziehungswesens beeinflussen die Ertragsgestaltung der Betriebe 47 . C. Kreditwesen. Hierher gehören alle Vorsorgen für die Kapitalversorgung der Betriebe durch Fremdfinanzierung. Ihre ertragsbedingende Bedeutung zeigt sich i n den verschiedenen Sonderkreditaktionen, z. B. für das Handwerk und die Landwirtschaft, und i n den Krediten i m Dienste der Ausfuhrförderung 48 . D. Leistungsbereich des Handels. Hierher gehören alle handelspolitischen Maßnahmen zur Beeinflussung, Ausgestaltung und Rationalisier u n g v o n Beschaffung

und

Vertrieb.

E. D i e Beschaffenheit d e r a u f Vorrathaltung

züglichen Pflege.

Wirtschaftseinrichtungen

und

und Aufbewahrung

deren

be-

wirtschaftspolitische

F. Alle Maßnahmen der Verkehrspolitik mit ihren für jeden Betrieb entscheidenden Auswirkungen, besonders für die Standortwahl; u. zw. wieder auf allen Stufen der Wirtschaft, von der Weltwirtschaft bis herunter zur Gebietswirtschaft, i n der der Betrieb seinen Sitz hat. Sie sind wichtig wegen ihrer tiefgreifenden Folgen für die Absatzweite oder Marktgröße des Betriebes. G. Die Gestaltung des gesamten Versicherungswesens (der Individualwie der Sozialversicherung). 47 Vgl. Heinrich, W., B ü d u n g u n d Wirtschaft — die Dioskuren v o n heute, Essen 1966. 48 Vgl. I 2 , 331.

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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H. Endlich die Erzeugungspolitik der höheren Stufen selbst (etwa durch Zuschüsse u. ähnl., etwa i n der Landwirtschaft). Alle diese Maßnahmen i n den genannten Leistungsbereichen stellen die Gesamtheit der überbetrieblichen („objektiven") Ertragsbedingungen des Betriebes dar: Sie alle sind entscheidend für den Betriebsertrag. Es gehört daher zu den Bestrebungen jedes Betriebsführers, diese Ertragsbedingungen soweit als möglich — und zum Teil sind sie seiner Einflußnahme zugänglich — optimal zu gestalten. I n dieser Bestgestaltung der überbetrieblichen, „objektiven" oder äußeren Ertragsbedingungen des Betriebes besteht die wirtschaftliche und die wirtschaftspolitische Tätigkeit des Betriebes und seiner Leiter nach außenhin. Die bunte Vielfalt von Fruchtbarkeitsbedingungen stellt wegen ihres sehr ungleichen Gewichtes für den Betriebsertrag kein Nebeneinander, sondern eine „Hierarchie" von Ertragsmomenten dar. Diese „Hierarchie" läßt zugleich die Möglichkeiten der betrieblichen Wirtschaftspflege überblicken. Alle diese mannigfachen überbetrieblichen Ertragsbedingungen können durch den Staat und seine Behörden, durch Wirtschaftskammern und -verbände, ja durch den Betrieb selbst — etwa durch Beitritt zu oder durch Austritt aus freiwilligen Wirtschaftsverbänden und durch andere Maßnahmen — beeinflußt werden. Betriebswirtschaftspolitik stellt sich uns von dieser Seite als das A r senal der Maßnahmen einer Bestgestaltung dieser überbetrieblichen Ertragbedingungen dar: Bestehend i n der fruchtbarkeitserhöhenden, »erhaltenden oder -wiederherstellenden Umbildung aller Leistungsbereiche auf allen dem Betriebe vorgelagerten Wirtschaftsstufen — von der Weltwirtschaft bis herab zur Gebietswirtschaft und zu den Verbandswirtschaften. Optimale Eingliederung i n diese Ertragsbedingungen bedeutet richtiges betriebliches Wirtschaften, ihre fruchtbarkeitserhöhende Umbildung ist Betriebswirtschaftspolitik. Geschieht diese Umbildung durch den Betrieb selbst, so w i r d er zugleich — und das ist sein Recht und seine Pflicht — zum Träger der Betriebswirtschaftspolitik.

3. Die Leistungsbereiche in ihrer überbetrieblichen Entfaltung als Bestimmungsgründe für den Zusammenschluß der Betriebe zu Verbandswirtschaften

Für den Betrieb ist seine Einstellung zu Wirtschaftsverbänden, also die Frage, ob er sich m i t anderen Betrieben zusammenschließen soll oder nicht, zunächst dadurch bestimmt, ob es sich um freie oder u m Zwangsverbände handelt, ferner ob die Verbände marktregelnde oder lediglich wirtschaftsfördernde Aufgaben haben. Gegenüber dem freien Verbändewesen ist die Einstellung des Betriebes einzig und allein dadurch festge5 Heinrich, Wirtschaftspolitik, H/2

62

Betriebswirtschaftspolitik

legt, ob er vermöge des Zusammenschlusses Leistungen vom Verband beziehen kann, die er selbst nicht bereitzustellen vermag oder die er vom Verbände besser oder billiger erhält. Der Qualitäts- oder Kostenvergleich zwischen Selbsthervorbringung der erforderlichen Leistungen und Fremdbezug ist vom rein wirtschaftsrationalen Standpunkt maßgebend, es sei denn, es handle sich um solche überwirtschaftliche oder wirtschaftliche Verrichtungen, die ohne Wirtschaftsverband überhaupt nicht zu erhalten wären. Es ist wohl einsichtig, daß von der Beschaffenheit der überbetrieblichen Leistungsbereiche entscheidend abhängt, ob dieser Qualitäts- oder Kostenvergleich für oder gegen Verbandszugehörigkeit des Betriebes, für E i n t r i t t i n den Verband, Verbleiben i n diesem oder Austritt spricht. Es sind mehrere grundsätzliche Möglichkeiten zu unterscheiden: Entweder sind die überbetrieblichen Leistungsbereiche so entfaltet, daß sie an sich schon die erforderlichen Leistungen bieten und ein Zusammenschluß zu freiwilligen Verbänden nicht mehr erforderlich ist. Ein gut funktionierendes Kammerwesen oder ebensolche Zwangsverbände machen freie Verbände überflüsig. Bei wohlgeordneter Fachausbildung des Nachwuchses erübrigt sich eine besondere verbandliche Vorsorge für diese Zwecke. E i n den Betriebserfordernissen genügendes Kreditwesen bedürfte keiner besonderen genossenschaftlichen Krediteinrichtungen. Die zweite Möglichkeit ist die, daß der Fermdbezug solcher Leistungen wohl an sich kostenmäßig wünschenswert wäre, aber gewisse Gefahren, tatsächliche oder vermeintliche, m i t sich bringt: Einbuße an Selbständigkeit, übermächtige Stellung des Verbandes, eine zum kapitalistischen Monopol oder zur kollektivistischen Überwältigung des Einzelbetriebes tendierende Beschaffenheit der Verbände: Umstände, welche die Betriebe vom E i n t r i t t i n diese abhalten können. Auch dies ist eine Folge der Beschaffenheit der überbetrieblichen Leistungsbereiche, i n diesem Falle der gesamten Wirtschaftsverfassung und der Leistungsbeeinflussung, die solche Entwicklungen des Verbändewesens eben nicht zu vermeiden wissen. Die dritte Möglichkeit endlich wäre die, daß die Selbsterzeugung, d. h. die Bereitstellung der i n Betracht kommenden Verrichtungen i m eigenen Betriebe aus anderen als nur aus kostenmäßigen Erwägungen erfolgt: Ein Betrieb führt seine Buchhaltung selbst und nicht in der Buchstelle des Verbandes, um sich gegen Einblick zu schützen; und dies auch dann, wenn die Selbstbereitstellung solcher Leistungen teurer ist als der Fremdbezug. I n anderen Fällen kann — hauptsächlich infolge gewisser Zustände i n den überbetrieblichen Leistungsbereichen — der Fremdbezug, also hier jener von Verbandswirtschaften, richtig sein: Der oder die Betriebe wer-

Die Leistungsbereiche u n d die Betriebswirtschaftspolitik

63

den i n diesem Falle Betriebszusammenschlüsse anstreben, die imstande sind, die erforderlichen Leistungen bereitzustellen. Daß solche Leistungen den verschiedensten Leistimgsbereichen angehören und durch sehr verschiedenartige Wirtschaftsverbände erbracht werden können, ist einsichtig. Die Beschaffenheit der überbetrieblichen Leistungsbereiche ist also entscheidend dafür, ob der Betrieb den Zusammenschluß m i t anderen Betrieben i n Verbandswirtschaften anstrebt. 4. Die Beschaffenheit der Leistungsbereiche auf den höheren Wirtschaftsstufen in ihrer Bedeutung für die Betriebsgröße

Zunächst kann ganz allgemein festgestellt werden, daß eine zur betrieblichen Eigenversorgung hinleitende Beschaffenheit der Leistungsbereiche betriebsvergrößernd wirken muß, eine zum Fremdbezug hinführende dagegen nicht. Wenn der Betrieb die erforderlichen Dienste von Verbänden oder anderen Gebilden höherer Wirtschaftsstufe bereitgestellt erhält, fehlen die Antriebe zur Konzentration. Dem Betriebe bleibt die Angliederung eigener Betriebsabteilungen erspart, wenn i h m die erforderlichen Leistungen früherer oder späterer Phasen oder Nebenverrichtungen oder die Dienste vorgeordneter Leistungsbereiche i n entsprechender Form — entscheidend ist hier besonders die Qualität und die Stetigkeit der Angebote und damit der Versorgung — und zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Es entfällt dann der Anreiz zur Betriebsvergrößerung durch Angliederung (Kombination) zwecks Selbstversorgung m i t diesen Verrichtungen. Als Pole diesbezüglicher Entwicklungsmöglichkeiten stehen einander gegenüber: Jene Wirtschaftsgestalt, i n der jede Erzeugung oder deren Teilphase und jede Dienstleistung von selbständigen und meist auch Klein- oder Mittelbetrieben erbracht werden; andererseits jene, i n der kapitalistische oder kollektivistische Vertrustung vorherrscht und der gesamte Erzeugungsvorgang von den Ausgangs-, Roh-, Hilfs- und K r a f t stoffen bis zu dem oder den Fertigungserzeugnissen, einschließlich aller Seiten- und Nebenerzeugungen, i n einem einzigen Betrieb vertikal konzentriert ist. Ob eine Wirtschaft zu dieser oder jener Gestalt hinneigt, ist immer und überall zugleich auch eine Frage der Ausgestaltung der Leistungsbereiche auf den höheren Stufen. Aus dem Bereiche der organisierenden Leistungen sind ganz entscheidend für die Betriebsgröße: Die Wirtschaftsverfassung, besonders das Verhältnis von Staat und Wirtschaft: Verstaatlichung wie auch übermäßiger Wettbewerb drängen zur Betriebsvergrößerung, eine entfaltete staatsfreie Sphäre wirtschaftlichen Eigenlebens und wirtschaftlicher Selbstverwaltung entwickelt Formen, die den Kleinbetrieb begünstigen und jene Selbstverwaltungs*

64

Betriebswirtschaftspolitik

einrichtungen schaffen, die diesem die Vorteile des Großbetriebes ohne dessen Nachteile zu verschaffen suchen. Aber auch alle anderen Umstände der Wirtschaftsverfassung sind für die Betriebsgröße wichtig: So zeigt sich, daß jede zentralistisch-bürokratische Wirtschaftslenkung auch i n den Betrieben zur Bürokratisierung und Aufblähung hindrängt. Immer wieder zeigte sich, wie schwer die Aufgabe der Wirtschaftspflege ist, allzu übertriebenen Wettbewerb mit seiner Konzentrationstendez ebenso zu vermeiden wie eine zentralistisch-kollektivistische Gebundenheit m i t den gleichen Neigungen zur Konzentration, wie schwierig die Wanderung auf jenem Grate der Wirtschaftsordnung ist, die kapitalistische Monopolisierung ebenso wie kollektivistische Machtanhäufung vermeidet und das richtige Maß von Wettbewerbsfreiheit und persönlicher Initiative der Wirtschafter einerseits und verbandlicher sowie staatlicher Wirtschaftspflege und Gebundenheit andererseits zu dosieren vermag. Jedes Abweichen von dieser schwer zu haltenden Linie der Mitte bedeutet Betriebsvergrößerung, schließlich Entstehen von Großund Riesenbetrieben sowie von Industrierevieren und Großstädten. Leider kommen i n den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen eher deren Vorteile zum Ausdruck und weniger deren oft große Nachteile, da diese und ihre Sozialkosten meist schwerer rechenbar sind. Auch die Beschaffenheit der Wirtschaftsorganisation — sowohl der gebietswirtschaftlichen wie der verbandswirtschaftlichen — ist entscheidend für die Betriebsgröße: Ein i n wirtschaftlicher Selbstverwaltung entfaltetes wirtschaftliches Verbändewesen m i t reicher Betätigung i n wirtschaftsfördernder Hinsicht vermag durch Übernahme zahlreicher Aufgaben von den Betrieben der Betiebsvergrößerung entgegenzuwirken, umgekehrt w i r d ein i n monopolistisch-kapitalistischer oder kollektivistisch-planwirtschaftlicher Richtung entfaltetes Verbändewesen die Konzentrationstendenz verstärken. Das gleiche gilt hinsichtlich der gebietswirtschaftlichen Organisation, da gut arbeitende Kammern dekonzentrierend, fehlende oder nicht entsprechend funktionierende W i r t schaftskammern aber konzentrierend wirken können 49 . Ähnliches gilt vom Wirtschaftsrecht. I n allen seinen Sparten können gewisse Einrichtungen des Wirtschaftsrechts auf Betriebsvergrößerung hinwirken oder geradezu darauf abzielen, andere wiederum können darauf abgestellt sein, auch den Mittel- und Kleinbetrieben ihre Lebensfähigkeit zu wahren und ihnen die erforderlichen rechtlichen W i r t schaftsmittel bereitzustellen. Besonders gilt dies für das Recht der Unternehmungsformen, wo es gewisse zur Konzentration anreizende Rechtsformen gibt. Schon wegen des Zusammenhangs zwischen dem 49 Vgl. o. die Darlegungen über die Schlüsselbegriffe der Betriebswirtschaftspolitik.

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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Recht der Unternehmungsformen und der Finanzierung liegt die Bedeutung des ersten für die Betriebsgröße offen zutage. Das gleiche gilt für den Zusammenhang zwischen den Formen der Staatswirtschaft, besonders der Abgabenpolitik, und der Betriebsgröße. Die progressive Einkommensteuer hemmt vielfach die Entwicklung bis zur optimalen Betriebsgröße und erstickt Antriebe zu Produktivitätssteigerung. Die kumulative Allphasen-Umsatzsteuer begünstigt den vertikal konzentrierten Großbetrieb. Jede A r t der Deckung des Staatsbedarfs und innerhalb der abgabenwirtschaftlichen wiederum jede Steuerart hat andere Auswirkungen auf die Betriebsgröße 50 . So gibt es zweckbestimmte groß- oder kleinbetriebsfeindliche oder -freundliche Steuern; neuerdings Verfahren, auf steuerpolitischem Wege gewisse Betriebsgrößen und -formen zu beseitigen (z. B. an die Besteuerung als M i t t e l der Kollektivisierung i m Agrarkommunismus); eindeutig kapitalfreundliche und hiemit Betriebsvergrößerungen ermöglichende oder verbraucherfreundliche und damit die Selbstfinanzierung gefährdende Eigenschaften gewisser Steuern; ausdrücklich zum Zwecke der Betriebsverbesserung — die oftmals auch eine Betriebsvergrößerung, manchmal auch eine Betriebserhaltung i n sich schließt — eingeführte steuerpolitische Verfahren (Investitionsbegünstigung, Bewertungsfreiheit für gewisse Güter u. dgl. m.). A n sich schon haften jeder Steuerart wirtschaftliche Umgliederungsfolgen an, die sich immer wieder auf die Betriebe Und vor allem auch auf die Betriebsgröße erstrecken. So enthält — wie erwähnt — das Einkommensteuersystem keine Anreize zur Ausschöpfung der optimalen Betriebsgröße, während dies bei Durchschnitts- oder Sollertragssteuern wesensgemäß der Fall ist 5 1 . 5a Dazu I 2 , 262 u n d 272 ff.; Horcicka, G., Die Umsatzsteuer u n d ihre Reform, i n : ZfG, 8. Jg., Wien 1964, 202 ff. Ferner: Zechner, A., Die Reform der Umsatzsteuer — eine wirtschaftliche Notwendigkeit (Betriebsw. Schrftr. d. Instituts f. industr. Betriebslehre an der Hochschule f ü r Welthandel i n Wien, Heft 7), Wien 1963, u n d Eckhardt-Meyer-Arndt, Mehrwertsteuergesetz, Regierungse n t w u r f u. Erläuterungen, B e r l i n - F r a n k f u r t / M . 1964. Pohmer, D., Die Neuordnung der Umsätzbesteuerung, Heft 17 d. Schriftenreihe: Der selbständige Unternehmer, Bonn 1960. 51 Neuerdings hat sich Colin Clark gegen eine übermäßige Progression i n der Einkommensbesteuerung gewandt (Taxmanship, Principles and proposais for the reform of taxation, Hobart Paper 26, London 1964). Es scheine, als w o l l t e n einzelne Teile unseres Steuersystems bewußt die Produktion, d. h. auf diese Weise aber den Leistungswillen hemmen (a.a.O., 27). I m Interesse des Leistungsanreizes sollten die höchsten Einkommen zu nicht mehr als 50 °/o besteuert werden (a.a.O., 33). Darunter sollte es lediglich eine mäßige P r o gression geben. A m Beispiel einiger Länder versucht Clark auch nachzuweisen, daß eine Steuerlast, die 25 °/o des nominellen Volkseinkommens pro Jahr übersteigt,

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Betriebswirtschaftspolitik

D a m i t s i n d die w i c h t i g s t e n G r u p p e n d e r o r g a n i s i e r e n d e n L e i s t u n g e n i n i h r e r B e d e u t u n g f ü r d i e Betriebsgröße ü b e r b l i c k t , w e n n auch n i c h t erschöpfend b e h a n d e l t . A u c h d i e a n d e r e n Leistungsbereiche w i r k e n i n i h r e r Beschaffenheit u n m i t t e l b a r u n d m i t t e l b a r a u f die Betriebsgröße ein. Die Art des Patentrechts h a t s t a r k e R ü c k w i r k u n g e n a u f d i e Betriebsgröße, m a n d e n k e an das k o n z e n t r a t i o n s f ö r d e r n d e P a t e n t r e c h t d e r V e r e i n i g t e n Staaten. A u c h die Beschaffenheit des wirtschaftlichen Ausbildungswesens ist w i c h t i g f ü r die Betriebsgröße. So k a n n b e i dessen u n v o l l k o m m e n e r E n t f a l t u n g F a c h a r b e i t e r m a n g e l e i n H i n d e r n i s f ü r das E r r e i c h e n der B e s t größe d e r B e t r i e b e w e r d e n ; andererseits aber auch das F e h l e n v o l l a u s g e b i l d e t e r K r ä f t e d i e N e i g u n g z u r V e r e i n h e i t l i c h u n g der E r z e u g u n g , zu d e r e n Ü b e r t r a g u n g an U n g e l e r n t e u n d A n g e l e r n t e u n d s o m i t z u K o n z e n t r a t i o n u n d S e r i e n f e r t i g u n g v e r s t ä r k e n , besonders, w e n n andere gleichwirkende Umstände dem entgegenkommen. I n besonderem M a ß e w i r d die Beschaffenheit des Leihwesens zur Schicksalsfrage, ob G r o ß - oder K l e i n - u n d M i t t e l b e t r i e b vorherrschen, m a n d e n k e a n die Z u s a m m e n h ä n g e zwischen k a p i t a l i s t i s c h e m F i n a n z i e notwendig inflationär wirke. I n Ländern m i t einer Steuerlast unter 25 °/o des Nettovolkseinkommens (Japan, Portugal, Südafrika, Schweiz) hätte sich z w i schen den Jahren 1957 u n d 1963 eine durchschnittliche perzentuelle Kostensteigerung von 1,7 ergeben. I n Ländern m i t einer Steuerlast zwischen 28 °/o u n d 34 °/o (USA, Schweden u. a.) wäre dieser Satz 2,2, i n Ländern m i t einer Steuerlast zwischen 34 °/o u n d 40 % 2,8 u n d schließlich i n solchen m i t einer Steuerlast von über 40 °/o (darunter auch Österreich) 4,5 (a.a.O., 24 f.). Eine Ermäßigung der Steuerlast sollte nach Clark u. a. durch eine Verminderung der Leistungen des Wohlfahrtsstaates herbeigeführt werden. Dafür müsse die Finanzkraft der Einzelnen gestärkt werden, wodurch sie i n verstärktem Maße die Möglichkeit zur Selbstvorsorge eingeräumt erhielten. Es ginge nicht an, daß jedermann, ohne Rücksicht auf seine wirtschaftliche Lage, i n den Genuß sozialer Unterstützungen gelangen könne (a.a.O., 15 ff.). Echte Sozialpolitik könne nicht alle Fälle gleich, sondern n u r gleiche bzw. ähnliche Fälle gleich behandeln. E i n anderes Problem besteht darin, daß die gesetzlichen Vorschriften bezüglich der Lohnverrechnung immer schwieriger u n d unübersichtlicher w e r den, die Unternehmungen aber als verlängerter A r m der Finanzbehörden dazu verhalten sind, die überaus verwickelte Verrechnung u n d das Inkasso unentgeltlich durchzuführen. Diese Aufgabe bindet betriebliche Kräfte, die damit der A r b e i t am eigentlichen Betriebsziel entzogen sind. Darunter leiden insbesondere die K l e i n - u n d Mittelbetriebe, „ w e i l die notwendigen Spezialkräfte bei ihnen überhaupt nicht oder zumindest nicht wirtschaftlich genug eingesetzt werden können" (Pastler, F., 10 Jahre lang: I n den W i n d gesprochen, i n : Der Unternehmer, hg. v. d. Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, H. 4, W i e n 1966, 175). Zufolge Berechnungen des Instituts f ü r Gewerbeforschung betragen die Kosten der unnötig komplizierten Lohnverrechnung allein i m Bereiche der Sektion Gewerbe der Bundeskammer 15—20 Mio. Schilling. F ü r die gesamte gewerbliche Wirtschaft dürfte sich dieser Betrag auf r u n d 250 Mio. Schilling stellen (ebda., 174).

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p l i t i k

67

rungswesen und Konzentration sowie an die Zurückdrängung der Kleinund Mittelbetriebe infolge Fehlens entsprechender kreditärer Vorkehrungen für diese 52 . Das gleiche g i l t f ü r d e n Bereich

des Handels

und des Verkehrs:

Ge-

wisse Beschaffungs- und Vertriebsformen sind ebenso die unerläßlichen Vorbedingungen für die neuzeitlichen Großbetriebe wie die entsprechende Erstreckung und Verdichtung des Verkehrs. Angesichts dieser Entwicklung müssen sich die Klein- und Mittelbetriebe zusammenschliessen, um sich durch verbandswirtschaftliche Vorkehrungen auch ihrerseits rationelle Beschaffungs-, Vertriebs- und Verkehrseinrichtungen dienstbar zu machen. Durch solche gemeinsame Beschaffungs-, Absatzund Verfrachtungsvorsorgen w i r d ihre gefährdete Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Großbetrieben häufig wiederhergestellt werden können 58 . Für jeden Leistungsbereich läßt sich also nachweisen, daß die A r t seiner Entfaltung auf den überbetrieblichen Wirtschaftsstufen für die Betriebsgröße bestimmend ist. Dies w i r d i n der heutigen Betriebsgrößenlehre allzu wenig beachtet. Da aber die Betriebsgrößenpolitik m i t ihrem Ziel der Erstellung ökonomisch und sozial optimaler Betriebsgrößen ein sehr wichtiger Teil der Betriebswirtschaftspolitik überhaupt ist, sollten die Zusammenhänge zwischen überbetrieblicher Entfaltung der Leistungsbereiche und Betriebsgröße systematisch ergründet werden. Erst dann hätten überbetriebliche wie betriebliche Instanzen für ihre W i r t schaftsbetreuung Boden unter den Füßen. I I . Die Leistungsbereiche i n ihrer innerbetrieblichen Entfaltung und die betrieblidie Wirtschaftspflege 1. Die Organisation des Betriebes

A. D i e B e t r i e b s o r g a n i s a t i o n a u f des S t u f e n b a u e s

Grund

Der Betrieb ist nicht allein auf der Welt, er ist eingeschachtelt i n einen Stufenbau von anderen wirtschaftlichen und ihnen entsprechenden staatlichen Gebilden. a) Über dem Betriebe befinden sich: Die Verbandswirtschaften verschiedener Art, die Gebietswirtschaft, die Volkswirtschaft, die Großraumwirtschaft und schließlich die Weltwirtschaft. I n dieses Gebilde 58 Vgl. I 2 , 318 ff. sowie Heinrich, W., Probleme des K l e i n - u n d M i t t e l b e triebes, a.a.O., 174 ff. u n d 188 ff. 63 Vgl. I 2 , 335 ff. u n d Heinrich, W., Die führende Stellung des Handels i n der Volks- u n d Weltwirtschaft, W i e n 1953.

68

Betriebswirtschaftspolitik

ordnet sich der Betrieb in bestimmter Weise ein. Es entsteht daraus eine Menge von wirtschaftlichen Beziehungen und damit von Aufgaben, die i m Betriebe selbst zur Ausbildung von Abteilungen oder wenigstens von Verrichtungskomplexen führen und die von Verrichtungsträgern betreut werden müssen. D e n G e b i l d e n des Stufenbaues der Betrieb

steht,

entsprechen

der Wirtschaft Betriebsabteilungen

also, innerhalb

dessen

oder G r u p p e n v o n

Verrichtungen. Es müssen diese Verrichtungskomplexe nicht i m m e r als eigene Abteilungen des Betriebes entfaltet sein, aber einschlägige Aufgaben sowie Verrichtungsträeer, die diese Aufgaben ihrerseits betreuen, werden sich i m m e r finden. Selbstverständlich k a n n auch ein u n d derselbe Wirtschafter mehrere solcher Aufgaben übernehmen u n d durchführen. M a n denke an einen Handwerksmeister, der alles i n einer Person ist. So erfordert die verbandswirtschaftliche Eingliederung Betriebsabteilungen, die den Verkehr m i t den Verbänden betreuen, handle es sich u m freie oder u m öffentlich-rechtliche, also u m Zwangsverbände. Je nach der Entfaltung solcher Verbandswirtschaften ist der Betrieb auch verschieden ausgestaltet. Dies k a n n bekanntlich so w e i t gehen, daß bei Übernahme des A b satzes durch eine Verbandswirtschaft (durch ein Syndikat) infolge Wegfalles der Vertriebstätigkeit der ganze Betrieb umgestaltet w i r d . Die gebietswirtschaftliche Einordnung des Betriebes: seine Beziehungen zu Wirtschaftskammern als den gebietswirtschaftlichen Selbstverwaltungskörperschaften einerseits u n d zu den staatlichen Behörden andererseits (Gemeinde, Bezirk, Land) k a n n innerhalb des Betriebes selbst wiederum entsprechende Betriebsabteilungen oder damit betraute Verrichtungsträger erfordern. Der Verkehr m i t den wirtschaftlichen Selbstverwaltungskörperschaften, ebenso m i t den Behörden auf den verschiedenen Etagen der staatlichen V e r w a l t u n g verlangt entsprechende Pflege. Weiter ist der Betrieb i n die Volkswirtschaft eingeordnet; dies f ü h r t w i e derum zu Abteilungen oder Verrichtungskomplexen i n der Betriebsorganisation, die den Verkehr m i t staatlichen Behörden auf gesamtstaatlicher Stufe (Ministerien usw.) u n d m i t Selbstverwaltungskörperschaften oder anderen Einrichtungen der Wirtschaft auf gesamtwirtschaftlicher Stufe (z. B. Bundeskammer, Gewerkschaftsbund, Nationalbank) besorgen. Die übervolkswirtschaftliche Eingliederung ergibt f ü r viele Betriebe gleichfalls die Notwendigkeit zur Entfaltung von Betriebsabteilungen oder wenigstens von Verrichtungskomplexen, die diesen Tätigkeitsgebieten entsprechen: Internationale Regelungen des Erfindungswesens, des Verkehrswesens, des Handels bzw. der Absatzfragen ergeben Beziehungen u n d damit Aufgaben gegenüber dem eigenen Staate, gegenüber fremden Staaten sowie gegenüber Einrichtungen der internationalen Wirtschaftsverwaltung. Jede dieser Abteilungen oder Verrichtungsgruppen erbringt vor allem organisierende Leistungen, deren Bereitstellung insofern zu den Leitungsaufgaben i m Betriebe gehören, als sie höheren Wirtschaftsstufen zugeordnet sind.

b) Es gibt aber i m Stufenbau nicht nur Wirtschaftsgebilde, die den Betrieb überhöhen, sondern auch solche tieferer Stufe. Handelt es sich z. B.

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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um einen größeren Betrieb, so kann er zweifellos auch Teilbetriebe befassen — Unterstufen des Betriebes —, die ihrerseits eine Betreuung i m Gesamtbetriebe bzw. i n dessen Leistung erfordern. Die A r t der Ausgliederung von Unter- oder Teilbetrieben ist besonders von der jeweiligen Unternehmungsform des Betriebes abhängig. Diese Teilbetriebe können solche gleicher oder andersartiger, etwa ergänzender Verrichtungen (Reparaturbetriebe, Nebenbetriebe für Abfallverwertung, Bearbeitung von Vor-, Nach- oder Seitenerzeugnissen) sein. Solche Unterteilungen können nach rein technischen Gesichtspunkten erfolgen, z. B. Krafterzeugung i m Kesselbau oder Gaserzeugung i m Generator. Sie können Betriebsabteilungen nach dem Phasenablauf der Erzeugung darstellen (z. B. i n einer Glashütte: Gas- und Krafterzeugung, Gemenge, Schmelze, Ofenarbeit, Kühlung, Sortierung, Absprengen, Veredeln wie Schleifen, Ätzen, Malen, Gravieren; Sortieren, Verpacken). Endlich kommt hier eine Unterteilung nach Verrichtungsträgergruppen bis herab zum einzelnen Verrichtungsträger i n Frage: die Personalabteilung des Betriebes erhält insofern eine Fülle von Aufgaben aus dem Stufenbau, als Verrichtungsträgergruppe und Verrichtungsträger (Betriebsglieder) Untergebilde des Betriebes sind. Damit ist jenes Schema der Betriebsaufgaben entworfen, welche sich a u f die Stufenstellung

des Betriebes

beziehen:

Insofern der Betrieb i n

höhere Gebilde eingeordnet ist und i n sich wiederum tieferliegende Gebilde umfaßt. Diesem Stufenbau entspricht ein reichentfaltetes System von organisierenden, meist leitenden Leistungen und somit von Betriebsabteilungen, Verrichtungskomplexen, Verrichtungsträgergruppen, einzelnen Verrichtungsträgern oder auch nur einzelnen Tätigkeiten. B. D i e B e t r i e b s o r g a n i s a t i o n a u f der L e i s t u n g s b e r e i c h e a) Die Organisation bereichen.

der Leitung

des Betriebes

nach

Grund den

Leistungs-

I n jedem Betrieb sind die bekannten wirtschaftlichen Leistungsbereiche in arteigener Weise — mehr oder weniger vollkommen — entfaltet. Jeder Betrieb hat organisierende Leistungen, solche des Erfindens und Lehrens, Kredit-, Handels-, Verfrachtungs-, Aufbewahrungs- und Versicherungs- und schließlich auch Erzeugungsverrichtungen. Allerdings sind je nach der A r t der betrieblichen Verrichtung einzelne Leistungsbereiche jeweils besonders ausgeprägt, z. B. die Handelsverrichtung i m Handelsbetriebe, jene des Verkehrs i m Verkehrsbetriebe. Je näher w i r zur eigentlichen Erzeugung kommen, desto mehr sind alle Leistungsbereiche entfaltet.

70

Betriebswirtschaftspolitik N a c h diesen L e i s t u n g s b e r e i c h e n

ergibt

sich ebenfalls

eine

grund-

legende G l i e d e r u n g des Betriebes, e i n Grundschema f ü r seine S t r u k t u r . B e z ü g l i c h dieser B e t r i e b s s t r u k t u r ist f e r n e r festzustellen: A l l e diese Leistungsbereiche s i n d i m B e t r i e b e zunächst e i n m a l als solche v o r h a n den, n ä m l i c h als w i r k l i c h h e r v o r b r i n g e n d e , aus- u n d d u r c h f ü h r e n d e . A n dererseits aber müssen j e w e i l s organisierende, i n gewisser H i n s i c h t auch E r f i n d u n g s - u n d A u s b i l d u n g s l e i s t u n g e n f ü r a l l e diese Bereiche b e r e i t g e s t e l l t w e r d e n . I n dieser B e r e i t s t e l l u n g organisierender L e i s t u n g e n , welche d e n d a u e r n d e n A b l a u f des Betriebslebens v e r b ü r g e n , besteht j a i m w e s e n t l i c h e n die Leitung des Betriebes. Die Bereitstellung dieser organisierenden Leistungen erfolgt, u m m i t G u tenberg zu sprechen, durch den „dispositiven Faktor", nämlich die Geschäftsu n d Betriebsleitung 53 *. Der dispositive Faktor ist die „eigentlich bewegende K r a f t des Betriebsprozesses" . . . „ A l s Träger der betrieblichen Impulse, als Motor gewissermaßen der betrieblichen D y n a m i k durchdringt u n d formt dieser Faktor das gesamte betriebliche Geschehen" (ebda, 102). „ Z w a r versachlicht u n d entindividualisiert sich der betriebliche Vollzug i n immer noch zunehmendem Maße u n d i m m e r mehr werden Improvisation durch Planung u n d Spontaneität durch Methodik ersetzt. Dennoch finden sich i n jeder E n t scheidung, die von der Geschäfts- u n d Betriebsleitung gefaßt werden muß, Momente, die rational nicht weiter auflösbar u n d faßbar sind, w e i l sie aus der I n d i v i d u a l i t ä t der die Entschlüsse fassenden Personen stammen u n d von ihrer Gabe zeugen, den Argumenten jeweils jenes Gewicht zu geben, das ihnen i n W i r k l i c h k e i t zukommt. H i e r i n liegt das Geheimnis „richtiger" E n t scheidungen. I m Grunde handelt es sich also u m eine . . . »irrationale Schicht*, i n welcher der Leistungsgrad betriebsführender Tätigkeit w u r z e l t " (ebda, 103). Jedes betriebliche Vorhaben k a n n jedoch n u r i m Zuge systematischen Durchdenkens u n d Vorausdenkens v e r w i r k l i c h t werden. Dieses rationale Vorbedenken macht die zweite Schicht des dispositiven Faktors, nämlich die Planung aus. Schließlich muß das Kommende nicht n u r geplant werden, sondern es muß auch Sorge dafür getragen werden, daß das Geplante sich auch i n der W i r k lichkeit vollziehen kann. I m Dienste dieses Zieles steht die Betriebsorganisation als dritte Schicht des dispositiven Faktors. Da Planung u n d Organisat i o n auch an besondere Träger übertragen werden können, stellen sie „ d e r i vative" Faktoren dar (ebda, 103). Der dispositive Faktor ist jene Instanz, welche die K o m b i n a t i o n der Elementarfaktoren (Betriebsmittel, Werkstoffe, Arbeitsleistungen) vollzieht (ebda, 6). So ist „jede Leistung eines Elementarfaktors zugleich immer eine Leistung des dispositiven Faktors". Das „ p r o d u k t i v e Niveau, das Elementarfaktoren erreichen", w i r d von der Leistungsfähigkeit des dispositiven Faktors „ w e sentlich mitbestimmt". Daran zeigt sich „deutlich der i m Grunde unselbständige u n d abhängige Charakter jedes Elementarfaktors u n d damit zugleich " a Gutenberg bezeichnet diese Aufgabe als „systemindifferenten" Tatbestand, d. h. sie muß i n jeder A r t von Wirtschaftsordnung gelöst werden (Gutenberg, E., Grundlagen, Bd. I, a.a.O., 6).

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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die beherrschende Stellung des vierten Faktors i m System der P r o d u k t i v elemente" (ebda., 106). M i t Spann gesprochen sind die Leistungen des „dispositiven Faktors" — als zum Bereiche des Kapitals höherer Ordnung gehörend — führend gegenüber jenen der Elementarfaktoren. Der dispositive Faktor bringt die Leistungen der Elementarfaktoren erst zur Auswirkung. Dieser Sachverhalt bringt Gutenberg zu einer v o m Standpunkt der ganzheitlichen Theorie beachtlichen Aussage: „Quantifizierende Methoden können deshalb n u r eine begrenzte Reichweite besitzen. So tief diese Methoden i n das Gefüge u n d die v e r w i r renden Abhängigkeiten der betrieblichen Prozesse einzudringen erlauben u n d so groß ihre Erfolge sein mögen — die dispositive Freiheit der Geschäftsu n d Betriebsleitung geht i n keine Formel ein, denn die Geschäfts- u n d Betriebsleitung reagiert nicht i m System der der theoretischen Analyse zugrunde liegenden Axiome, sondern jeweils m i t einem neuen System k o m binatorischer u n d organisatorischer A k t e " (ebda., 106). „Es ist der vierte Faktor, der den letzten Zugang zu dem betrieblichen Geschehen durch quantifizierende Analyse sperrt, w i e w o h l es keine andere Möglichkeit geben mag, so tief i n den inneren Zusammenhang betrieblichen Geschehens einzudringen, w i e eben m i t H i l f e dieser Methoden. Aber der vierte Faktor ist n u n einmal nicht i n Rationalität auflösbar. U n d w e n n so oft gegen die Überbetonung des Rechnungswesens u n d der betriebsstatistischen Analyse Einspruch eingelegt w i r d , so ist auch das n u r ein Beweis dafür, daß sich der vierte Faktor trotz der Ergiebigkeit u n d großen p r a k tischen Bedeutung dieser Verfahren nicht ausschalten oder gar vergewaltigen läßt, u n d daß alle diese Methoden immer n u r M i t t e l zu dem Zwecke sind, die Betriebsleitung erfolgreicher zu gestalten. Sie sind aber niemals imstande, sie zu ersetzen" (ebda., 106 f.). „Das qualitative Niveau, das ein Betrieb erreicht, w i r d weitgehend von den Fähigkeiten der leitenden Persönlichkeiten bestimmt. I n diesem Sinne ist es von der Intensität ihrer Antriebe, der Höhe ihrer Begabung u n d dem Maß an Entsprechung zwischen Arbeitsleistung u n d Begabungsrichtung, kurz, von jener individuellen A r t abhängig, die das Wesen dieses vierten individuellen Faktors ausmacht" (ebda., 107). Es m u ß eine F a b r i k i h r e Erzeugnisse v e r k a u f e n , v e r f r a c h t e n , V o r r ä t e h a l t e n , Rohstoffe u n d K a p i t a l beschaffen, V e r s i c h e r u n g e n eingehen u n d v o r a l l e m auch diese Erzeugnisse selbst h e r v o r b r i n g e n . A l l e diese V e r r i c h t u n g e n aber müssen i h r e r s e i t s w i e d e r u m d u r c h organisierende L e i stungen, d u r c h K a p i t a l h ö h e r e r O r d n u n g , b e t r e u t , d. h. g e l e i t e t w e r d e n : D e r V e r k a u f , die V e r f r a c h t u n g , die V o r r a t h a l t u n g , d i e E r z e u g u n g müssen geleitet, o r g a n i s i e r t , b e t r e u t w e r d e n : w a s d u r c h zugeordnete A b t e i l u n g e n i m Bereiche der o r g a n i s i e r e n d e n L e i s t u n g e n selbst geschieht. So h a t die V e r k a u f s a b t e i l u n g einer F a b r i k a l l e d e n A b s a t z b e t r e f f e n d e n organisatorisch l e i t e n d e n M a ß n a h m e n z u besorgen, es müssen aber auch d i e V e r k ä u f e selbst g e t ä t i g t w e r d e n . D i e V e r k a u f s a b t e i l u n g i s t also i n zweifacher Gestalt vorhanden: als V e r k a u f s l e i t u n g u n d als V e r k a u f s durchführung. Es s i n d dies z w e i verschiedene V e r r i c h t u n g e n , denen u. U . auch verschiedene A b t e i l u n g e n entsprechen k ö n n e n : D i e erste i s t e i n d e r L e i t u n g des B e t r i e b e s zugeordneter V e r r i c h t u n g s k o m p l e x ( m i t l e i t e n d e n

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Betriebswirtschaftspolitik

Angestellten unter dem kommerziellen Direktor), die andere hat ausund durchführende Verrichtungen, die keiner gehobenen „dispositiv" tätigen Angestellten bedürfen. In der Leitung des Betriebes im weitesten Sinne, welche die organisierend-leitenden Leistungen schlechthin bereitstellt, werden sich also Unterteilungen je nach den einzelnen nachgeordneten Leistungsberei-

chen ergeben: Für Erfindung, Ausbildung, Finanzierung, Handelsverrichtungen, nämlich Einkauf und Verkauf, Verkehrsleistugen, Aufbewahrung und Vorrathaltung, Versicherung und Erzeugung i m eigentlichen Sinn. Wiederum gilt: Sie können die Gestalt einer ganzen Abteilung annehmen, durch mehrere oder durch einen Verrichtungsträger betreut werden; es können aber auch von einem Verrichtungsträger mehrere oder ein ganzer Komplex von solchen leitenden Verrichtungen besorgt werden. Was tut der Chef eines Unternehmens nicht i m Laufe eines Tages! b) Die Organisation der Leitung des Betriebes halten der organisierenden Leistungen.

nach den sachlichen

In-

Innerhalb des Bereiches der organisierend-leitenden Verrichtungen ergibt sich neben der eben behandelten Unterteilung nach den Leistungsbereichen (Leitung des betrieblichen Erfindungs- und Ausbildungsprozesses, von Kredit, Handel, Verkehr, Erzeugung) noch eine weitere Unterteilung stungen

nach dem Sachgehalte selbst.

oder Inhalte

der organisierenden

Lei-

W i r kennen die allerwichtigsten dieser Sachgehalte bereits genau: Das sind zunächst die auf die Wirtschaftsverfassung bezüglichen Leistungen. So sind i n einer verstaatlichten Wirtschaft die Leitungsaufgaben zweifellos anders als in,der Privatwirtschaft. Es w i r d ein staatsmonopolistischer Betrieb andere Leitungsaufgaben zu erfüllen haben als einer in der Wettbewerbswirtschaft. Sodann die auf die Wirtschaftsorganisation bezüglichen organisierenden Leistungen, die sich auf die Beziehungen des Betriebes zu den Verbandswirtschaften sowie zu den Gebietswirtschaften, z.B. den W i r t schaftskammern, erstrecken. Endlich alle jene organisierenden Leistungen, die sich auf die Wettbewerbsverhältnisse beziehen. Soweit Bindungen i n der Wirtschaft vorhanden sind, erstrecken sich diese organisierenden Leistungen und Leitungsaufgaben des Betriebes auf alle jene Instanzen, von denen diese Bindungen herrühren: auf öffentlich-rechtliche oder freie Verbände, auf marktregelnd wirkende oder reine Interessenverbände, auf staatliche Behörden, z. B. Preisbehörden; auf inner- oder übervolkswirtschaftliche Bindungen (internationale Kartelle).

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

73

Soweit Wettbewerb herrscht, beziehen sich die organisierenden Leistungen des Betriebes auf dessen Verhältnisse zu den übrigen Betrieben gleicher oder ähnlicher A r t . Dabei ergeben sich wiederum zahlreiche mögliche Sparten, innerhalb deren sich der Wettbewerb abspielen kann (Preis, Quantität, Qualität, Lieferbedingungen, Kalkulation). Daß diese Betreuung der Wettbewerbsstellung des Betriebes sich nicht nur auf seine Verkaufs- (und etwa auch seine Einkaufs-) Abteilung erstreckt, sondern das gesamte Betriebsleben durchwaltet, bedarf keines Nachweises. Hier ist die eigentliche Stätte des Betriebsvergleichs und daher besonders auch der Auswertung des betrieblichen Rechnungswesens. Sodann wäre der große Bereich der auf das Wirtschaftsrecht bezüglichen organisierenden Leistungen zu nennen, oftmals als Rechtsabteilung des Betriebes zusammengefaßt. Da aber das Wirtschaftsrecht m i t seinen Normen alle Leistungsbereiche begleitet, ergibt sich die ungemein vielfältige Buntheit der Aufgaben der Rechtsabteilung, die eigentlich nur die formale Zusammenfassung zu einer Stabsabteilung darstellt. I n Wahrheit aber entstehen i n jedem Leistungsbereiche und i n jeder Betriebsabteilung arteigene rechtliche Aufgaben, besonders dann, wenn der Verrichtungsablauf dieser Leistungsbereiche und Abteilungen durch Auseinandersetzungen mit außenstehenden Partnern strittig wird. Es ist ja einsichtig, daß sich Grundstückkäufe zum Zwecke der Errichtung eines Schleppgeleises ebenso i n Rechtsnormen vollziehen wie ein Anstellungsvertrag oder der normale Verkauf der Erzeugnisse oder eine Kreditaufnahme. Die Beurteilung und Einhaltung der richtigen Auswahl der geeigneten Rechtsnormen und Einrichtungen ist jeweils Aufgabe der für diese Wirtschaftsakte zuständigen Abteilungen selbst, was einerseits eine konkretisierende Aufspaltung der Verrichtungen des Wirtschaftsrechtes i n sich schließt, andererseits aber die bekannte A l l gegenwärtigkeit der Rechtsabteilung und ihrer Juristen m i t ihren Verrichtungen. Eine führende Verrichtung des Wirtschaftsrechtes stellt die Auswahl unter den verschiedenen möglichen Unternehmungsformen dar, die bekanntlich für die innere Einheit, seine Vertretung nach außen, für die Leitung, die Finanzierung und Besteuerung des Betriebes von entscheidender Bedeutung sind. Als weiterer Bereich der organisierenden Leistungen sind das Abgabenwesen

sowie

das Währungs-

und Geldwesen

z u nennen. I m B e t r i e b

entsprechen dem Steuerwesen sehr umfangreiche dauernd tätige Verrichtungsbereiche, denen ja i n jedem größeren Betriebe besondere Abteilungen dienen; dem Währungswesen zumindest vorübergehende Verrichtungen, wie sie etwa i m Gefolge von Währungsreformen und »Umstellungen erforderlich sind (z. B. Schillingeröffnungsbilanz).

74

Betriebswirtschaftspolitik

Durch das Abgabenwesen steht der Betrieb m i t allen jenen ihn überhöhenden Verbandswirtschaften, Gebietswirtschaften und politischen Körperschaften i n Verbindung, von denen er selbst organisierende Leistungen bezieht und i n Gestalt von Abgaben (Steuern, Gebühren, Zöllen, Beiträgen, Umlagen) meist geldliche Gegenleistungen dafür erbringt. Es ist klar, daß es sich bei diesen Abgaben um Betriebskosten ganz besonderer A r t handelt und ihre Berechnung und Entrichtung von großer Bedeutung für den Betrieb und sein gesamtes wirtschaftliches Schicksal ist. Ein Großteil der buchhalterischen und anderen Tätigkeit des betrieblichen Rechnungswesens dient daher diesem Verkehr m i t den Partnern der Abgabenentrichtung, vor allem m i t den staatlichen Finanzbehörden, dann mit jenen der Gemeinde und übrigen Gebietskörperschaften, aber auch mit jenen der Verbands- und Gebietswirtschaften: Man denke an Beiträge zu Wirtschaftsverbänden, an Kammerbeiträge und -Umlagen. Alle diese Abgaben sind den Betrieb belastende Aufwendungen, Kosten i m weitesten Sinne und von großer betriebspolitischer Bedeutung. 1. durch die A r t ihrer Einhebung, durch ihre Höhe und durch ihre sonstige Gestaltung; 2. insofern, als ihnen Gegenleistungen entsprechen: eben jene organisierenden Leistungen des Staates, der Gebiets- und Verbandswirtschaften, an welche die Abgaben entrichtet werden; 3. insofern, als die Verwendung dieser Abgaben seitens des Staates, der Wirtschaftsverbände und Gebietswirtschaften selbst wiederum wichtige Rückwirkungen auf den Betrieb haben kann. Aus diesen Gründen ist es begreiflich, weshalb gerade die auf die Abgabenwirtschaft bezüglichen Verrichtungen des Betriebes so wichtig sind. Die Betriebsabteilungen, wie sie eben nach dem Sachgehalt oder I n halt der organisierenden Leistungen — auf Wirtschaftsverfassung, W i r t schaftsorganisation, Wettbewerbsregelung, Wirtschaftsrecht, Abgabenund Währungsdienst bezüglich — unterschieden worden sind, fallen m i t jenen Abteilungen weitgehend zusammen, die gemäß der Stufenstellung des Betriebes erforderlich sind. Einteilungsgesichtspunkt ist das eine Mal der Inhalt der betrieblichen Verrichtungen, das andere M a l der jeweilige Partner des Betriebes, auf den dessen Abteilungen sich beziehen. Es handelt sich um die Gesamtheit jener leitenden Verrichtungen, die den Betrieb m i t seiner wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Um- und Außenwelt verbinden: M i t dem Staate und dessen Unterkörperschaften, m i t den Verbands- und den Gebietswirtschaften sowie deren Organen, endlich mit den anderen Betrieben. Die gemäß der Stufenstellung des Betriebes gebildeten Abteilungen erfüllen sich entsprechend den genannten wichtigsten Sachgehalten der organisierenden Leistungen mit konkretem Inhalte und mit Leben!

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k c) Die nach den

Organisation

der

durchführenden

Abteilungen

des

75 Betriebes

Leistungsbereichen.

Nun treten w i r aus dem Bereiche der Abteilungen, welche die organisierenden Leistungen selbst betreffen, heraus und kommen zu jenen Hauptabteilungen des Betriebes, die den anderen Leistungsbereichen dienen. Die jetzt zu behandelnden Verrichtungen werden nun für Leistungsbereiche anderer A r t bereitgestellt: 1. Zunächst f ü r den Bereich der Erfindung

u n d deren Weitergabe an

die entsprechenden Betriebsabteilungen (Konstruktionsbüro, Modell-, Lehren- oder Formenanfertigung, einschlägige Maschinen- und Werkzeugfertigung). Man darf nicht nur an technisches Erfinden i n der eigentlichen Erzeugung denken; es müssen auch Werbe-, Organisations-, Vertriebsformen erfunden werden. Der schöpferische Unternehmer, auch der schöpferische Betriebsberater, ist immer i n irgendeiner Weise erfinderischer Mensch. Für alle Leistungsbereiche gilt, wie bereits dargetan: Einerseits müssen auf der Ebene der Führung des Betriebes die organisierend-leitenden Verrichtungen bereitgestellt werden, welche die tatsächlich ausführenden Betriebsabteilungen betreuen u n d leiten; andererseits diese ausführenden

Abteilungen

gibt es

selbst. Z . B . i s t l e i t e n d j e n e A b t e i l u n g ,

welche die Gesamtrichtung des technischen Fortschritts festlegt und etwa den Verkehr m i t dem Patentamte besorgt; zum Unterschied von jenen Verrichtungen und Verrichtungsträgern, welche das technisch jeweils Erreichte ausführen, wobei allerdings auch dies eine gewisse Selbständigkeit der betreffenden Abteilungen und Selbstverantwortung ihrer Leiter erfordert. Jedenfalls ist aber die leitende Tätigkeit von der Durchführung zu sondern, wenn auch die Abteilungen oft zusammenfallen mögen. F ü r alle Leistungsbereiche g i l t weiter, daß die ihnen entsprechenden L e i stungen entweder i m Betriebe selbst erzeugt oder bereitgestellt werden können oder auch bezogen, also von anderen Betrieben oder wirtschaftlichen Gebilden gekauft oder hereingenommen werden können (Eigen- oder Fremdversorgung). So k a n n eine Brotfabrik oder eine Weingroßhandlung den Transport durch einen eigenen F u h r p a r k selbst besorgen, sie k a n n die benötigten Frachtleistungen aber auch von außen, von anderen Betrieben besorgen lassen, also kaufen. Je nach dem Ausmaß von Eigen- oder Fremdversorgung werden auch die entsprechenden leitenden Abteilungen verschieden ausgebildet sein. Wenn der Betrieb einen eigenen F u h r p a r k hat, ist die diesen leitende Abteilung anders beschaffen, als w e n n er die Transportleistungen k a u f t : I m ersten F a l l ergibt sich ein verhältnismäßig selbständiger Nebenbetrieb, dem i n der L e i t u n g besondere Vorkehrungen entsprechen; i m anderen Falle ergibt sich eine A r t von Erweiterung der Beschaffungs- oder Einkaufsabteilung des Betriebes. Es bedarf keines Nachweises, daß die Übergänge zwischen Selbstu n d Fremdversorgung sehr mannigfach sein können u n d m i t ihnen auch die

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Betriebswirtschaftspolitik

Gestalt des Betriebes, die Betriebsorganisation, die Betriebsgröße u n d das betriebliche Rechnungswesen. Hiezu kommt, daß der Betrieb viele solcher Leistungen auch von V e r bandswirtschaften beziehen k a n n — also nicht n u r v o n anderen Betrieben. E i n K a r t e l l m i t Absatzorganisation, ein Syndikat, enthebt den Betrieb einer eigenen Absatztätigkeit, w e n n auch i n der Leitung des Betriebes ein V e r richtungskomplex hinsichtlich des Absatzes, als Verkehr m i t dem Syndikat, übrigbleibt.

I n der Reihe der Leistungsbereiche und der ihnen zugeordneten ausführenden Betriebsabteilungen folgt der Bereich des betrieblichen Lehrund Ausbildungswesens. Keinem Betrieb w i r d die Betreuung dieses Bereiches und die Bereitstellung entsprechender Leistungen völlig erspart bleiben. Sogar bei völligem „Fremdbezug" — also der Einstellung bereits vollausgebildeter Verrichtungsträger — sind Verrichtungen des Anlernens, der Einführung i n den Betrieb selbst unentbehrlich. Diese Verrichtungen decken sich nicht oder nicht völlig m i t jenen der sog. Personalabteilung des Betriebes, die alle m i t der Verrichtungsträgerschaft des Betriebes zusammenhängenden Aufgaben betreut. Es w i r d zwar oft diese Aufgabe zugleich von der Personalabteilung m i t übernommen, aber die Ausbildung der Lehrlinge, die Lehrlingswerkstätten, die Einflußnahme auf das gewerbliche oder kaufmännische Berufsschulwesen, die fachliche Weiterbildung der bereits ausgebildeten Verrichtungsträger sind Aufgaben, die grundsätzlich anderer A r t sind als jene der Einstellung des Personals und dessen dauernder Betreuung hinsichtlich der Lohn- und Gehaltspolitik, der Sozialversicherung und Sozialpolitik sowie der Pflege der Betriebsgemeinschaft. 2. Bezüglich des Bereiches der Finanzierung w i r d man richtigerweise nicht nur die Kreditaufnahme, also die Hereinnahme von Fremdkapital verstehen, sondern auch die dynamischen Aufgaben der Betriebsausweitung, seiner organisatorischen und technischen Rationalisierung, seiner Vergrößerung, der Neueinstellung von Verrichtungsträgern. Dies alles von der Finanzierung her, insofern diese dynamischen Aufgaben zusätzliches Kapital erfordern: Ausrüstungskapital für den Zuwachs an Verrichtungsträgern, Kapital für den Wirtschaftsfortschritt, z.B. Ersatz einer alten Maschine durch eine bessere neue. Dieses Kapital kann i n Selbst- und Eigenfinanzierung oder durch Fremdbezug aufgebracht werden. I n beiden Fällen ergibt sich die Notwendigkeit einer leitenden wie auch durchführenden Betreuung dieser Aufgaben. Bei Fremdfinanzierung erweitern sich diese zum Verkehr m i t dem Geld- sowie Kapitalmarkte und seinen Instituten: Banken, Sparkassen, Kreditgenossenschaften, aber auch m i t der Notenbank, m i t Kreditlenkungskommissionen, Planungseinrichtungen u. dgl. m. Die Finanzierung

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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h ä n g t w i e d e r u m m i t d e r r e c h t l i c h e n G e s t a l t des Betriebes, m i t dessen Unternehmungsform, zusammen64. 3. D i e Handelsverrichtungen s i n d entscheidende b e t r i e b l i c h e L e i s t u n gen: d e r B e t r i e b g l i e d e r t sich L e i s t u n g e n aus d e n i h m v o r g e l a g e r t e n W i r t s c h a f t s b e r e i c h e n u n d - z w e i g e n ein, gestaltet sie i m S i n n e der Z i e l a n n ä h e r u n g (des W e r t a u f t r i e b e s ) u m u n d g i b t sie a n nachgelagerte W i r t schaftsbereiche, v e r w e n d e n d e B e t r i e b e oder v e r b r a u c h e n d e H a u s h a l t e , ab. J e d e r B e t r i e b t r i t t als K ä u f e r v o n L e i s t u n g e n a u f d e n v o r g e l a g e r t e n M ä r k t e n (nachfragend) u n d als V e r k ä u f e r v o n L e i s t u n g e n a u f d e n nachg e l a g e r t e n M ä r k t e n (anbietend) a u f 6 5 . Abgesehen von der Nachfrage des Betriebes nach „Arbeits"-Leistungen, also nach Verrichtungsträgern, deren Einstellung die sog. Personalabteilung betreut, bezieht sich dessen Nachfrage auf die Leistungen aller Bereiche: solche der Erfindung u n d Ausbildung, auf Kreditleistungen (Leihkapital), auf Leistungen der Handelsvermittlung, der Werbung, des Transports, der Aufbewahrung u n d Versicherung. Das eigentliche Tätigkeitsfeld der sog. Beschaffungs- oder Einkaufsleitung betrifft Roh- u n d Halbstoffe, Bestandteile, die zusammengesetzt werden (im Montagebetrieb), Energie, Werkzeuge, Geräte u n d Maschinen, Hilfsstoffe u n d alle übrigen zur Erreichung des Betriebszieles nötigen Güter u n d Leistungen. Diesen verschiedenartigen Bezügen oder Nachfragen entsprechen verschiedene Verrichtungskomplexe des Betriebes, die durch ganze Abteüungen, durch verschiedene oder durch einen einzigen Verrichtungsträger betreut werden können. Die Beschaffungsseite des Betriebes k a n n zum T e ü auch i m Verkehr m i t Verbandswirtschaften — Bezugsgenossenschaften, gemeinsamen Einkauf, Händlergenossenschaften usw. — bestehen, wodurch der Kreis der durchführenden Leistungen i m Betriebe selbst kleiner w i r d , da sie zum T e i l nach außen verlagert sind. Eine andere Ansicht zeigt die anbietende Seite des Betriebes, die V e r kaufsabteilung m i t ihren zahlreichen Aufgaben, die alle auf die bestmögliche A r t der Eingliederung der Betriebsleistungen i n den M a r k t durch durch dessen Gelenk hindurch i n die verwendenden Betriebe oder verbrauchenden Haushalte abzielen. Auch hier sind die leitend-organisierende Betreuung einerseits u n d die A u s - bzw. Durchführung dieser Handelsfunktionen selbst auseinander zu halten. Wie m a n auch die einschlägigen Funktionen des Handels zergliedern mag, welche von ihnen auch als Hauptfunktionen hervortreten mögen; ob der A b satz auf dem M a r k t e entweder auf einem freien oder auf einem weitgehend gebundenen; ob er durch organisatorische Zuteilung oder Zuleitung erfolgen mag; i m m e r werden sich einschlägige Verrichtungskomplexe u n d diesen entsprechende Abteilungen oder wenigstens Ansätze zu solchen i m Betriebe ergeben. Auch die Absatzverrichtungen des Betriebes können ganz oder t e i l weise durch Verbandswirtschaften betreut werden, was f ü r dessen innere Gestaltung wichtig ist. 64

Bezüglich der betriebswirtschaftlichen Einzelheiten vgl. etwa Schäfer, E., Die Unternehmung, a.a.O., 50 ff., 150 ff. 65 Auch Schäfer nennt die Unternehmung, u m ihre Einbettung zu k e n n zeichnen, ein „Organ der Volkswirtschaft" (Die Unternehmung, a.a.O., l f f . , 16 ff. u n d 173). 6 Heinrich, Wirtschaftspolitik, H/2

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Betriebswirtschaftspolitik

M i t dem Vertrieb hängen gewisse Funktionen zusammen: solche der Z i e l beeinflussung durch Werbung; der Wettbewerbsregelung; der Preiserstellung u n d damit, falls diese staatlich oder verbandswirtschaftlich gebunden ist, des Verkehrs m i t den hiefür zuständigen Stellen, der j a nichts anderes als eine A r t betrieblicher Preispolitik darstellt u n d entsprechende A b t e i l u n gen oder Verrichtungsträger erfordert. Diesem Bereiche dient auch der wichtigste Strom des betrieblichen Rechnungswesens, das j a schließlich die richtige Preiserrechnung u n d sodann Preiserstellung ermöglichen muß. 4. A u c h alle übrigen

Leistungsbereiche

des Betriebes

sind j e nach dem

Betriebsziel mehr oder weniger ausgestaltet: Das betriebliche Transportwesen, das Aufbewahrungs- und Vorratswesen, die Schadenverhütung, die Versicherung, endlich die Erzeugung selbst, besonders bei Erzeugungsbetrieben. Für alle diese Bereiche gibt es i n der Leitung des Betriebes besondere Verrichtungskomplexe oder Abteilungen, welche die entsprechenden organisierend-leitenden Leistungen bereitzustellen, besonders den Verkehr m i t den dem Betriebe übergeordneten nichtwirtschaftlichen sowie wirtschaftlichen Instanzen zu pflegen haben. Andererseits die Durchführungsabteilungen, die ebenso wie die Leitungsabteilungen sehr verschieden ausgestaltet sein werden, je nachdem, ob die erwähnten Verrichtungen i n Eigenversorgung erbracht oder i m Fremdbezug hereingenommen werden. So w i r d wohl kaum ein Erzeugungsbetrieb ohne gewisse Fracht-, also Verkehrsleistungen auskommen, die er entweder selbst zu erbringen oder zu beschaffen hat; wofür aber i n beiden Fällen auch leitende Leistungen und entsprechende Betriebsabteilungen oder wenigstens Verrichtungskomplexe erforderlich sind: für den Verkehr m i t Behörden, m i t Wirtschaftsverbänden, m i t gebietswirtschaftlichen Einrichtungen, für die Kalkulation u. dgl. m. Das gleiche gilt für Aufbewahrung und Vorrathaltung, die sich i n jedem Betriebe wenigstens ansatzweise als notwendig erweisen, daher nicht nur durchgeführt, sondern leitungsmäßig betreut und rechnungsmäßig erfaßt werden müssen. Ferner für das Versicherungswesen, das verschiedene Verrichtungen i n sich schließt; je nach den abzusichernden Risiken, denen versicherungsmäßig begegnet werden kann, und je nach den verschiedenen Bereichen der Versicherung, sei sie nun Individual-, freiwillige und Vertragsversicherung oder Sozial-, Zwangs- und Gesetzesversicherung. Ebenso bedeutsam sind i n jedem Betrieb die Maßnahmen der Schadenverhütung.

Die Erzeugung selbst nimmt je nach dem Betriebsziel sehr verschiedenartige Gestalt an. I n irgendeiner Weise reicht jeder Betrieb i n den

Die Leistungsbereiche u n d die Betriebswirtschaftspolitik

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eigentlichen Erzeugungsbereich herein; selbst dann, wenn es sich um Betriebe handelt, die etwa nur organisierende Leistungen (Betriebsberatungs-, Organisations-, Rationalisierungsbüros), Erfindungsleistungen, lediglich Finanzierungs- oder nur Handelsleistungen bereitstellen. Wenn auch für Betriebe, die keine Sachgüter oder handgreifliche Leistungen hervorbringen, sondern immaterielle Güter, Dienste oder unverbrauchliche Leistungen bereitstellen, die Verknüpfung m i t der eigentlichen Erzeugung gering ist, könnte man etwa das Schreiben des Berichtes eines Betriebsberatungs- oder Wirtschaftstreuhänderbüros als eine A r t Erzeugung auffassen. Heißt es doch: Der Bericht ist fertig, er muß lediglich noch geschrieben werden! W i r haben bisher also zwei Hauptarten von Betriebsabteilungen ableiten können, solche je nach der Stellung des Betriebes i m Stufenbau der Wirtschaft und solche nach den Leistungsbereichen, die i n jedem Wirtschaftsgebilde aufweisbar sind. Die so ableitbaren Verrichtungsoder Aufgabenkomplexe fallen allerdings zum Teil zusammen, indem die Leitung des Betriebes weitgehend i m Verkehr m i t den Instanzen der Wirtschaftsstufen über dem Betriebe und andererseits m i t den Untergebilden des Betriebes besteht. Weiter aufgegliedert und m i t konkreten Inhalten erfüllt werden diese Hauptarten von Betriebsabteilungen durch zwei Umstände: Durch die Aufspaltung des großen Bereiches der organisierenden Leistungen je nach deren Sachgehalten (Wirtschaftsverfassung und -organisation, Wettbewerbsregelung, Wirtschaftsrecht und Steuerwesen). Weiter dadurch, daß für jeden Leistungsbereich sowohl leitend-betreuende und andererseits aus- und durchführende Verrichtungsgruppen bzw. Abteilungen vorgesehen werden müssen. C. D i e B e t r i e b s o r g a n i s a t i o n a u f Grund der S t e l l u n g der W i r t s c h a f t in der G e s e l l s c h a f t , besonders nach den E r f o r d e r n i s s e n der betrieblichen Sozial- und Verrichtungsträgerpolitik Die Wirtschaftstheorie kennt noch andere Beziehungen des Betriebes, die ebenfalls eigene Verrichtungskomplexe und ihnen zugeordnete Betriebsabteilungen erfordern. a) Die Beziehungen dürfnissen, denen er

des Betriebes dient

zu den Wirtschaftszielen,

den

Be-

Hier ist die Werbung bedeutsam, durch die der Betrieb die W i r t schaftsziele i n jene Richtung umzugestalten versucht, die i h m wirtschaftlich erwünscht ist. Damit begibt er sich •— aus Gründen der Ertragssteigerung und des Wettbewerbs — i n einen überwirtschaftlichen Be*

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Betriebswirtschaftspolitik

reich, gestaltet die Bedürfnisse durch Werbung, Nachahmungsanreiz, Belehrung, Aufklärimg oder sonstige Maßnahmen entsprechend um, um sodann für diese umgestalteten Bedürfnisse seine Erzeugnisse zu liefern. Vielfach schafft er sogar erst die Bedürfnisse (Bedarfsweckung), um seine Leistungskapazitäten nutzen zu können. Meist w i r d dieser Verrichtungskreis der Verkaufsabteilung des Betriebes nahestehen. Trotzdem liegt hier eine besondere Verrichtung vor, die oft mit dem eigentlichen Vertrieb nicht zusammenfällt und bedeutende Aufwände erfordert. Der Werbe- und Verkaufsabrechnung können auch kreditäre Leistungen zugewendet sein, wenn der Betrieb Kredit an Abnehmer gibt (Konsumfinanzierung, Ratengeschäft, Lieferung auf Kredit an Händler). b) Beziehungen

der Betriebswirtschaft

zu den

Wirtschaftsgrundlagen

Da sind zunächst die Naturgrundlagen der Wirtschaft (Boden, Wasserund Klimaverhältnisse, Bodenschätze, Tierrassen und Pflanzengattungen, Besiedlung und Landschaftsgestalt). Eine Umgestaltung dieser Naturgrundlagen, um sie den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen dienstbar oder besser dienstbar zu machen, also gewissermaßen eine betriebliche Naturgrundlagenpolitik, ist durchaus üblich, wenn sie auch meist die Kraft des einzelnen Betriebes überschreiten mag. Die diesbezüglichen Verrichtungen stehen oft dem Leistungsbereiche des Erfinders nahe (z. B. Erprobung oder Neuschaffung von Saatgut i n landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieben). Desgleichen können Wissenschaft und Technik als Wirtschaftsgrundlagen Gegenstand betrieblicher Pflege sein (wenn z. B. ein bergbaulicher Betrieb die geologischen Verhältnisse genau prüft, so kann das von großer Bedeutung für seine Kostengestaltung werden). Aus allen diesen Beziehungen zu den Naturgrundlagen können sich eigene betriebliche Verrichtungskreise oder Abteilungen ergeben 66 . 56 Jene Kosten, die aus den Beziehungen zwischen Betrieb u n d N a t u r g r u n d lagen, aber auch zwischen Betrieb u n d Verrichtungsträgerschaft entstehen, jedoch nicht u n m i t t e l b a r i m Rechnungswesen der Betriebe ihren Niederschlag finden, gehen zu Lasten höherer Stufen, also etwa der Gebiets- u n d Volkswirtschaften. Es handelt sich hierbei u m die sog. volkswirtschaftlichen Kosten der Privatwirtschaft, die „social costs", w i e sie die anglo-amerikanische L i t e r a t u r bezeichnet. Sie entstehen etwa dadurch, daß Gemeinden oder Länder sich veranlaßt sehen, z. B. F i l t e r - u n d Kläranlagen zu errichten, u m der i n folge der Einleitung v o n betrieblichen Abwässern entstehenden Verschmutzung der Gewässer zu steuern. E i n Beispiel wäre auch die Durchführung von Wasserbauten, insbesondere der Bau von Schutzdämmen, die notwendig w u r den, w e i l etwa infolge von Kahlschlägen der Wasserabfluß schneller geworden ist. Z u den volkswirtschaftlichen Kosten gehören aber auch alle jene A u f wendungen, welche u n m i t t e l b a r am Menschen erforderlich werden, i n der A r t der Arbeitswelt ihren G r u n d finden u n d von der Gesellschaft als ganzer

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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Die bedeutendste Grundlage jeder und daher auch der betrieblichen W i r t s c h a f t ist jedoch die Menschengrundlage,

also die

Verrichtungsträ-

gerschaft. Die aus diesem Bereiche sich ergebenden Verrichtungskomplexe bzw. Abteilungen des Betriebes wurden bereits beim inneren Stufenbau des Betriebes berührt, wonach der Betrieb Gruppen von Verrichtungsträgern und den einzelnen Verrichtungsträger als solchen i n sich befaßt. Bezüglich der Verrichtungsträger ist folgende Erkenntnis für das Betriebsleben, für die innere Gliederung des Betriebes sowie für die zu schaffenden Betriebsabteilungen ungemein wichtig: Nicht die einzelne Arbeitsleistung ist das letzte Glied des Betriebslebens, sondern immer und überall sind lebendige Menschen, i n Gemeinschaften lebende Menschen mit einem Teile ihres Wesens, nämlich mit ihren beruflichen oder wirtschaftlichen Leistungen, Glieder des Betriebes; niemals sind diese Betriebsglieder isolierte Einzelne 57 . Die Verrichtungsträgerschaft mit ihren sehr mannigfachen Arbeitsleistungen ist also nicht abstrakt als Produktionsfaktor „Arbeit" schlechthin, nicht als abstrakter Leistungsbereich, sondern als konkret-lebendige Stufe des Betriebes zu betrachten. Daraus ergibt sich, daß die m i t der Verrichtungsträgerschaft des Betriebes befaßte Betriebsabteilung oder die damit befaßten Abteilungen — die Personalabteilung oder die Personalabteilungen — sehr mannigfache und durchaus nicht nur rein w i r t schaftliche Aufgaben leitend-organisatorisch zu betreuen und tatsächlich durchzuführen haben. Es handelt sich nicht um eine Abteilung zur Beschaffung abstrakter Arbeitsleistungen auf dem billigsten dafür i n Frage kommenden Markte, also nicht um eine Einkaufsabteilung für Arbeitsleistungen auf dem Arbeitsmarkte, sondern um die Gesamtheit der Maßnahmen zur Gestaltung der Betriebsgemeinschaft m i t der Dienstnehmerschaft oder Verrichtungsträgerschaft des Betriebes. 1. U m f ü r diesen K o m p l e x v o n Aufgaben eine Systematik zu finden, bedarf es mehr als der Wegweiserschaft der Wirtschaftstheorie allein, die uns bisher als F ü h r e r i n hinsichtlich der Betriebsorganisation diente. Vielmehr ist hiefür die Wegweiserschaft der Gesellschaftstheorie u n d der Gesellschaf tsphilosophie vonnöten, j a darüber hinaus das Rüstzeug der gesamten Wissenschaft v o m Menschen überhaupt, w o r a u f z. B. die hier heranzuziehenden Disziplinen der Arbeitsphysiologie, der Arbeits-, Berufs- u n d Begetragen werden müssen (z. B. Fürsorgeeinrichtungen, Heilstätten, verstärkter K a m p f gegen die K r i m i n a l i t ä t , welche i n den industriell bedingten Menschenzusammenballungen der Großstädte einen reichen Nährboden findet). Vgl. dazu Kapp, K . W., Sozialkosten, H d S w (1956), 524 ff., ders., Die Sozialkosten der Marktwirtschaft, Tübingen 1955: Michalski, W., Grundlegung eines operationalen Konzepts der Social Costs, Tübingen 1965. 57 Vgl. dazu auch Michel, E., Industrielle Arbeitsordnung, Jena 1932, 35 ff. u n d Schäfer, E., a.a.O., 121 ff.

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Betriebswirtschaftspolitik

triebspsychologie, der Berufs- u n d Betriebssoziologie u. a. m. hinweisen. Worauf aber auch die hier hereinspielende Sozialversicherung u n d Sozialp o l i t i k verweisen. Da sich die wirtschaftliche Leistung des Verrichtungsträgers i m Betriebe niemals v o n der Person des Verrichtungsträgers selbst loslösen läßt, dieser aber ein lebendiger Mensch, u n d zwar ein in vielerlei Gemeinschaften lebender Mensch ist, bedarf es der Einsicht i n diese Fülle v o n Zusammenhängen, u m eine gute Personalpolitik i m Betriebe zu treiben, bzw. u m eine gute Personalabteilung i m Betriebe zu haben. Grundsätzlich könnte m a n die betriebliche Verrichtungsträgerpolitik zunächst nach den Gemeinschaftsbeziehungen ordnen, i n denen der Verrichtungsträger, also der Mensch, der jeweils i m Betrieb tätig ist, steht. P r i m ä r sind hier die Beziehungen des Menschen zum Betrieb, seine W i r t schaftsleistung i n diesem u n d a l l das, was m i t dieser unmittelbar zusammenhängt. Diese bestmöglich zu gestalten, aber auch auf die Dauer bzw. möglichst lange zu erhalten, ist die erste Aufgabe — auch des Betriebes bzw. dessen Leitung, w e n n sie auch bei Überbetonung des erwerbswirtschaftlichen Prinzips nicht i m m e r als solche beachtet w i r d . Sodann ist v o n Bedeutung die Einordnung des Verrichtungsträgers i n seinen Berufsverband, Beziehungen, die j a schon durch den Gesamtarbeitsvertrag an den Betrieb i n entscheidender Weise herangetragen werden. V e r m i t t e l t durch den Berufsverband oder teilweise auch unmittelbar werden die Institutionen der Sozialversicherung w i r k s a m u n d erzwingen i m Betriebe, vor allem i n dessen Personalabteilung, die entsprechenden Vorkehrungen u n d Verrichtungen. Auch sie repräsentieren gesellschaftliche Beziehungen des Verrichtungsträgers, w e n n auch leider heute ungemein abstrakte u n d massenmäßige, daher infolge des Riesenapparates der Sozialversicherungen auch sehr teuere. F ü r den Verrichtungsträger als vergesellschafteten Menschen selbst ist dann noch eine Anzahl anderer Vergemeinschaftungen von Bedeutung, die alle in mehr oder weniger entfernter Weise auch auf seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zurückwirken u n d aus diesem Grunde auch seitens des Betriebes nicht unberücksichtigt bleiben dürften. Es sind dies folgende Gemeinschaftsbeziehungen bzw. gesellschaftliche Gruppen: Die Familie u n d die i h r entsprechende F a m i l i e n - oder Haushaltswirtschaft. Die Nachbarschaft u n d die Dorfgemeinschaft, heute leider sehr distanziert, auch die Wohngemeinschaft i n der Stadt oder i n Siedlungen. Das Vereins- u n d Geselligkeitswesen, das f ü r die Freizeit des V e r r i d i t u n g s t r ä gers bedeutsam w i r d . Eine nebenberufliche Tätigkeit desselben, z. B. Siedlung, Garten- oder kleinbäuerliche Wirtschaft oder Hausarbeit. E i n zweiter Beruf, der etwa den ersten, betriebsgebundenen oder n u r saisonweise m i t diesem verbundenen Beruf ebenfalls bestimmt. Weiters der B i l d u n g u n d Ausb i l d u n g dienende Gruppen u n d Einrichtungen. Endlich die religiöse u n d kirchliche Gemeinschaft u n d die politische, heute v o r allem bestimmt durch seine Parteizugehörigkeit. M a n hat lange Zeit hindurch angenommen, daß der Betrieb sich u m alle diese Gemeinschaftsbeziehungen i n keiner Weise zu k ü m m e r n brauche; aber niemand w i r d leugnen, daß sie alle mehr oder weniger auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Verrichtungsträger bestimmen u n d auf vielerlei Weise i n das Betriebsleben selbst hereinspielen. D a m i t aber werden sie auch Gegenstand der betrieblichen Beachtung, Betreuung, Beeinflussung u n d damit

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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f ü r die sich so i m m e r mehr ausweitende „Personalabteilung" des Betriebes bedeutsam: Deren Aufgabenkreis erweitert sich zur betrieblichen Verrichtungsträgerpolitik schlechthin, zur betrieblichen Sozialpolitik: Sozialpolitik i n dem weiten Sinne von Gesellschaftspolitik. Diese betriebliche Verrichtungsträgerpolitik sieht n u n nicht mehr allein den abstrakten Produktionsfaktor Arbeit, nicht mehr den isolierten Arbeiter oder Dienstnehmer oder gar abgelöste einzelne Arbeitsleistungen dieses Verrichtungsträgers. Sie weiß vielmehr, daß auch diese Verrichtung oder diese V e r richtungen, deren Träger der Mensch i n der Betriebswirtschaft ist, i n irgendeiner bedeutsamen Weise Ausfluß des ganzen Menschen sind. Sie w i r d daher zur betrieblichen Sozial- oder Gesellschaftspolitik, w e i l sie niemals außer acht lassen k a n n — ohne auf die Dauer den Menschen selbst und die Prod u k t i v i t ä t seiner Verrichtungen i m Betriebe zu gefährden —, daß dieser Mensch auch als Verrichtungsträger durch viele Vermittlungen hindurch Glied von Gemeinschaftsbeziehungen i m Betriebe, der Betriebsgemeinschaft, vieler anderer Gemeinschaften, schließlich der gesamten Gesellschaft ist. I m angelsächsischen, besonders i m amerikanischen Schrifttum, wo m a n angesichts der schädlichen Auswirkungen einer übermäßigen Mechanisierung u n d Entgemeinschaftung des Betriebes u n d des Wirtschaftslebens — man denke z. B. an Taylorismus u n d Fordismus — dieses weite Feld der „human, social and public relations" wiederentdeckte, hat m a n oft von „irrationalen Beziehungen i m Betriebe" oder von einer „informalen Betriebsstruktur" (informellen Gruppen) gesprochen 58 . „ I r r a t i o n a l " sind diese Tatbestände zunächst lediglich v o m Standpunkte einer Wirtschaftstheorie, die ihrem i n d i v i dualistisch-atomistischen Verfahren entsprechend das Quantitative i n den Vordergrund rückt u n d das Leistungsmäßig-Qualitative vernachlässigt. Eine ganzheitlich-leistungsmäßige Wirtschaftstheorie muß sofort u n d überall auf diese Tatbestände stoßen u n d k a n n sie weder vernachlässigen noch als „ i r r a t i o n a l " bezeichnen. Sie weiß, daß der Mensch zu den wichtigsten W i r t schaftsgrundlagen gehört u n d als solcher Gegenstand durchaus rationaler Wissenschaften ist: Der Physiologie, der Psychologie, der Soziologie. Ganz ähnlich, w i e etwa auch die Naturgrundlagen der Wirtschaft, belebte u n d u n belebte, Gegenstand rationaler Wissenschaften werden: Der Biologie, der Physik, der Geologie, der Chemie, der Geographie; deren Ergebnisse v o m Standpunkte der Wirtschaftswissenschaften ebenfalls nicht als „ i r r a t i o n a l " bezeichnet werden können, sondern vollauf i n den Kreis der wirtschaftlich bedeutsamen Tatbestände einbezogen werden müssen. 2. A b e r nicht n u r nach diesen erwähnten Gemeinschafts- oder Gruppenbeziehungen könnte m a n den Aufgabenkreis der betrieblichen Verrichtungsträger- u n d Sozialpolitik — die wiederum i n einen leitend-organisierenden u n d i n einen durchführenden Bereich zerfällt — systematisch, sondern auch nach gewissen Sachinhalten der Betreuung. So könnte m a n ausbauende, wiederherstellende u n d vorbeugende betriebliche Verrichtungsträgerpolitik unterscheiden 59 . Wobei die ausbauende die 58 Ist der zwischenmenschliche Zusammenhalt, der eine Gemeinschaft entstehen läßt, lediglich die bestimmte A r t eines betrieblichen Arbeitsvorganges, der eben eine solche Zusammenarbeit erfordert, liegt eine „formelle Gruppe" vor. „Informelle Gruppen" hingegen entstehen durch nicht unmittelbar i m Betrieblichen liegende menschliche Beziehungen (Zuneigung usw.). Vgl. G u tenberg, E., Grundlagen, Bd. I, 24 ff. 59 Vgl. I 2 , 182 ff.

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wirtschaftliche, persönliche u n d gesamtgesellschaftliche Stellung des Verrichtungsträgers i m Hinblick auf den Betrieb zu verbessern trachtet; die wiederherstellende etwaige Störungen zu beseitigen hat u n d die vorbeugende solche überhaupt zu verhindern trachten w i r d . Gerade i m modernen rationalisierten, mechanisierten u n d maschinisierten Betrieb m i t seiner Teilarbeit (an Stelle der früheren Vollarbeit), seinem Arbeitstempo u n d seinen durch Betriebsverfassung, Fertigungsorganisation u n d Arbeitsgestaltung bedingten Einflüssen auf den Menschen ergeben sich Rückwirkungen — i n leiblicher, seelischer u n d geistiger Hinsicht — auf diesen, die vielfach negativ zu beurteilen sind. Es ist daher nötig, den Verrichtungsträger gegen alle diese aus seiner Tätigkeit u n d Stellung i m Wirtschaftsprozesse erwachsenden Schädigungen zu schützen. Die Sozialpolitik w i r d zur Verrichtungsträgerschutzpolitik, die i n hohem Maße auch eine betriebliche sein muß, nicht n u r eine berufsverbandliche u n d staatliche. Auch hier ist Subsidiarität als Heranziehung erst der kleineren Gruppe vor der größeren der Hauptgrundsatz jeder guten Organisation. Es steht weiterhin fest, daß nicht n u r der gegenwärtige, sondern auch der gewesene, aber schließlich auch der zukünftige Verrichtungsträger Gegenstand der Verrichtungsträgerpolitik sein muß, zum T e i l — u n d dies v i e l mehr als bisher u n d heute — zweifellos auch der betrieblichen. Besondere Vorkehrungen für jugendliche Verrichtungsträger, für Frauen u n d Mütter, für Ä l t e r e u n d A l t e zeigen diese Ausweitung, i n der sich vielfach erst echte Betriebsgemeinschaft bewährt. Daß nicht n u r die Anzahl, sondern auch die Beschaffenheit der Verrichtungsträger von größter Bedeutung f ü r den Betriebserfolg ist, liegt auf der Hand: Auch der Betrieb ist daher an Leibesertüchtigung u n d Gesundheitspolitik, am Seßhaftwerden seiner Verrichtungsträger, an der Wohnungsp o l i t i k — die sich wiederum auf den Wohnboden, den Wohnungsbau u n d die Wohnung selbst beziehen k a n n — entscheidend beteiligt. Nicht zuletzt auch an der Hebung der allgemeinen Bildung, die j a f ü r die fachliche Leistung von Bedeutung erscheint. A l l e diese Maßnahmen vermögen entscheidend i n das Leben u n d somit auch i n die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Verrichtungsträgers einzugreifen. M a n denke allein an die großen Möglichkeiten der Beeinflussung des Realeinkommens der Verrichtungsträger durch diese Sparten der betrieblichen Sozialpolitik. M a n denke an die vielfachen Möglichkeiten der E i n w i r k u n g des Betriebes auf die Haushaltswirtschaft seiner Verrichtungsträger (Kantinen u n d Werksküchen; Werkskonsumvereine; Werkswohnung, Garten; gemeinsame Beschaffung von Heizstoffen, Nahrungsmitteln, K l e i d u n g : etwa unter Einschaltung des selbständigen Handels; betriebliche Hausfrauenschul u n g u. dgl. m.). D a m i t ist aufgezeigt, nach welchen Gesichtspunkten sich die sog. Personalabteilung des Betriebes — v i e l richtiger wäre es wohl, v o n betrieblicher V e r richtungsträger- oder Sozialpolitik zu sprechen — aufgliedern könnte. Es sei zugegeben, daß diese Verrichtungen der betrieblichen Sozialpolitik hier i n ihrem breitesten Umkreis gekennzeichnet wurden, aber das Schema hat ein V o l l b i l d zu gewähren, streichen w i r d dann schon das Leben selbst. N u n w i r d eingewendet werden, daß m a n doch schwerlich von einem H a n d werksmeister m i t drei Gehilfen u n d zwei Lehrlingen verlangen könnte, daß er sich u m alle diese Dinge kümmere. Diesem Einwände ist leicht zu begegnen: Er k ü m m e r t sich leichter u n d vielleicht erfolgreicher darum, als die doch

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notwendigerweise schematisch arbeitende Personalabteilung eines Großoder Riesenbetriebes. Aber m a n soll die Wirksamkeit einer anteilnehmenden Nachfrage etwa nach dem Ergehen der Frau, die erkrankt ist, oder danach, was m a n m i t dem eben die Schule verlassenden Knaben vorhabe, i n beiden Betrieben schließlich nicht unterschätzen. Die wirtschaftlich tätigen Menschen — w i e w i r so abstrakt sagen: die Verrichtungsträger — sind schließlich keine isoliert funktionierenden Zahnräder, sondern lebendige, i n vielerlei Gemeinschaftsbeziehungen lebende Menschen m i t einem niemals ruhenden Streben nach innerer A b r u n d u n g u n d nach Persönlichkeit: Wenigstens sollten alle nach Tunlichkeit so behandelt werden, als ob sie dies wären oder werden wollten.

D. B e t r i e b s o r g a n i s a t i o n u n d betriebliches Rechnungswesen Die Organisationslehre des Betriebes — entwickelt aus dessen Leistungslehre und seiner Stellung i m Stufenbau der Wirtschaft sowie i n der Gesellschaft als ganzer — ist auch f ü r die großen- und

zahlenmäßige

Durchleuchtung des Betriebes, also für das betriebliche Rechnungswesen von Bedeutung. Denn trotz der Unquantifizierbarkeit und Unrechenbarkeit der Wirtschaft müssen den Verrichtungsgruppen und Abteilungen des Betriebes wenigstens teilweise und annäherungsweise auch Größen, also Zahlen entsprechen. So erbringt die verrichtungsmäßige Durchleuchtung des Betriebes auch ein Schema für das betriebliche Rechnungswesen und die Betriebsstatistik. 1. Für alle diese Verrichtungskomplexe und Betriebsabteilungen ergeben sich Kostenstellen. 2. Aus den diesen Verrichtungskomplexen und Betriebsabteilungen entsprechenden Zahlen und Zahlenabfolgen (Kurven, Diagrammen) lassen sich bedeutsame Schlüsse auf die Betriebsproduktivität ziehen. 3. Damit ist ein Schema für die i m Betriebe auftretenden Verlustquellen entworfen, da i n allen diesen Betriebsabteilungen W i r t schaftsfehler geschehen und damit Einbußen an betrieblicher Produktivität auftreten können 160 . 4. Hiemit ist ein rationales Schema für den Betriebsvergleich entworfen. Dieser analysiert ja die Vergleichsbetriebe jeweils nach allen jenen Verrichtungen, Verrichtungskomplexen und Betriebsabteilungen und zieht auf diese Weise Rückschlüsse auf deren Rationalität und Produktivität. 66 Hiezu: Hruschka, E., Aufdeckung u n d Beseitigung betrieblicher Verlustquellen. Grundlagen zur betriebswirtschaftlichen Beratung von K l e i n - u n d Mittelbetrieben, Stuttgart 1966.

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Eine Fruchtbarkeitsbilanz des Betriebes w i r d schließlich nicht ohne die Wegweiserschaft der Einzelbilanzen aller dieser Betriebsabteilungen und Betriebsglieder auskommen. Wir sagen durchaus nicht, daß sie sich aus ihnen zusammensetzen müßte. Auch gibt dieses Schema wichtige Aufschlüsse über das Ausmaß der Selbst- und Fremdversorgung des Betriebes und damit für die Betriebsgröße. Eine solche Strukturanalyse des Betriebes enthüllt die Tatsache, daß das betriebliche Rechnungswesen angesichts seines bereits erwähnten Dokumentär- und Instrumentalcharakters sehr verschiedenen Absichten dienstbar gemacht werden kann und i n der Praxis auch gemacht wird, ja daß sich für ein und denselben Betrieb sehr verschiedenartige „ B i lanzen" aufstellen lassen und solche tatsächlich auch aufgestellt werden. Das soll nun nicht etwa eine Aufforderung zur Unwahrheit, zum Frisieren je nach den Erfordernissen i n sich schließen. Es ergibt sich ein teilweise anderes B i l d des Betriebes und damit auch eine zahlenmäßig-rechnerisch („bilanzmäßig") andere Ansicht von diesem je nach dem Stanpunkte, von dem aus er betrachtet und analysiert w i r d : Ob hinsichtlich seiner Eingliederung i n Oberbetriebe (z.B. i n einen Konzern) oder i n Verbandswirtschaften (Betriebsvergleich innerhalb des Kartells); ob steuerpolitisch oder hinsichtlich seiner finanziellen Beziehungen und seiner kapitalmäßigen Struktur (Finanzbuchhaltung), ob preispolitisch (Preiserstellung etwa gegenüber den Preisbehörden) oder marktpolitisch und hinsichtlich seines Wettbewerbs auf dem Absatzmarkte (kostenmäßige Bilanz). Gerade für die schon erwähnte Entscheidung über Eigenversorgung m i t Verrichtungen (Transport, Aufbewahrung, Vorprodukte, Reparatur, Maschinenbau usw.) oder Fremdbezug und somit über die Betriebsgröße w i r d es bedeutsam sein, auch für Unterbetriebe und Abteilungen Kosten- und Erfolgsrechnungen, also die erwähnten Teil- oder Einzelbilanzen anzustellen. Die Einwände, welche die Praxis oftmals gegen die Kostenbudgetierung erhoben hat, nämlich den Hinweis auf die m i t der rechnerischen Durchleuchtung des Betriebes verbundenen Kosten, auf die Schwierigkeit, geeignete Fachleute zu finden, auf die Möglichkeit von Fehlern bei der Auswertung, auf die doch immer bestehende Unrechenbarkeit betrieblicher Vorgänge, gehen zum allergrößten Teil fehl bzw. gelten bestenfalls beschränkt auf die Klein- oder Mittelbetriebe. Dort mag besonders der Kosteneinwand seine Berechtigung haben. I m großen und ganzen muß man aber heute feststellen, daß sich das Kostenbudget als Lenkungs-, Kontroll- und Informationsinstrument der Unternehmungsleitung bewährt hat.

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I m Zuge dieses verstärkten Blickes nach innen, auf die innerbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen darf allerdings der Blick nach außen, auf die überbetrieblichen Produktivitätsbedingungen nicht vernachlässigt werden. Aus den dargelegten Zusammenhängen zwischen Betriebsorganisation und betrieblichem Rechnungswesen erhellt, daß es wohl schwerlich einen einzigen Index für die betriebliche Rationalität und Produktivität gibt, daß aber eine Anzahl von Anzeigern auffindbar ist, für deren Aufstellung die allgemeine national-ökonomische Theorie i n höherem Maße Wegweiserschaft leistet, als zunächst vom Wirtschaftspraktiker und Betriebswirt erwartet wird. E. R ü c k b l i c k a u f d i e L e h r e v o n der Betriebsorganisation Damit sind die Grundsätze für die Organisation des Betriebes, also für seine innere Gliederung, die i n ihm entstehende Verrichtungsgruppen, denen auch Betriebsabteilungen und Verrichtungsträger entsprechen, entwickelt. W i r benützten dabei als einzigen Wegweiser die nationalökonomische Theorie oder, wo es sich nicht nur um wirtschaftliche, sondern auch überwirtschaftlich bestimmte Tatsachen handelt, die soziologische Theorie. Wenn sich die Organisation jedes Betriebes auch stark nach dem Herkommen und scheinbar nach sehr konkreten und vielleicht auch zufälligen Gesichtspunkten der Zweckmäßigkeit richten mag, so w i r d ein rationales, von der Theorie geführtes Schema nicht ohne Nutzen sein. Man kann an dieses Schema dann immer noch alle aus der Eigenart des Betriebes und aus seinen zufälligen, geschichtlichen Zuständen sich ergebenden Gesichtspunkte herantragen. Man kann Abteilungen zusammenlegen, überhaupt weglassen, gewisse Verrichtungsgruppen mehr oder weniger betonen und entsprechend m i t Verrichtungsträgern besetzen. Aber für die Rationalität der Betriebsorganisation ist hiemit ein Leitfaden gewonnen, der vor allem auch für ihre Vollständigkeit eine Richtschnur und Gewähr zu bieten vermag. Es sind damit auch zweifellos Erkenntnisse bezüglich der Zusammengehörigkeit und Unterschiedlichkeit der verschiedenen Verrichtungen und Verrichtungskomplexe des Betriebes gewonnen, die wiederum für deren rationelle Gestaltung wicht i g sind: A u f alle Fälle vermag eine schlüssige Leistungslehre des Betriebes entscheidende Wegweiser für dessen Durchleuchtung und Rationalisierung, damit aber auch für seine rationelle Organisation aufzustellen. Damit ist der Versuch unternommen, die Fragen der Betriebsorganisation an die Wirtschaftstheorie anzuknüpfen. Man könnte gegen eine

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solche Systematik zwecks Durchleuchtung des Betriebslebens einwenden, daß sie zu verwickelt sei. Aber vom Standpunkt der Forschung und der Einheit der Wirtschaftswissenschaften muß eine solche systematische Anknüpfung auch der Organisationslehre des Betriebes an die Gesamtlehre von der Wirtschaft angestrebt werden 6 1 . Außerdem aber hat eine solche Systematik, die an der Wegweiserschaft der nationalökonomischen Theorie für die innere Durchleuchtung des Betriebes festhält, den Vorteil, daß nichts vergessen werde. I m praktischen Betriebsleben müssen ja durchaus nicht alle aus der Theorie systematisch ableitbaren Betriebsabteilungen dann auch tatsächlich eingerichtet werden. Die herkömmliche betriebswirtschaftliche Organisationslehre und vor allem die Organisationspraxis in den Großbetrieben hat das Apparathaft-Technische sehr weit vorgetrieben und ausgebildet. Unsere systematischen Ableitungen eines Schemas für die Betriebsorganisation wollen diese Erkenntnisse und Erfahrungen keinesfalls überflüssig machen oder ersetzen. Diese können vielmehr vollgültig i n das theoretisch abgeleitete Schema aufgenommen werden. Das, worauf es ankommt, ist jedoch die theoretische Fundierung der Lehre von der Betriebsorganisation und die systematische Vollständigkeit. Von unserem Standpunkt gelingt es, das in der Wirklichkeit tatsächlich gegebene hierarchische Gefüge der Betriebsabteilungen aus der Leistungslehre der Wirtschaftswissenschaft — nach Stufen, Leistungsbereichen und Vorrängen — abzuleiten und neu zu beleuchten. Allerdings ist hiebei zu beachten: Soziale Verfassung des Betriebes, die Verfassung des Betriebes als Wirtschaftsgebilde, Fertigungsorganisation, Arbeitsverfassung usw. stehen damit i n untrennbarem Zusammenhang. Zwischen all diesen Fragen besteht eine innige Verflechtung. Einen Beweis dafür bieten alle Versuche zu grundsätzlichen Lösungen dieser Fragen, die ja gerade i m neuzeitlichen industriellen Großbetrieb einen Hauptausbruchsort der sozialen Krise fanden: So beeinflussen z. B. innerbetriebliche Dezentralisationsvorgänge das gesamte Betriebsleben von dessen Sozialverfassung bis zur Fertigungsorganisation und Arbeitsverfassung. Das betriebswirtschaftliche Schrifttum zur Organisation des Betriebes hat diese Fragen stark v o m Technischen her, also i m Hinblick auf die Fertigungs81 Diese Einheit, allerdings auf anderer theoretischer Grundlage, v e r t r i t t auch E. Schneider, w e n n er meint, es könne keinen grundsätzlichen Gegensatz zwischen Betriebs- u n d Volkswirtschaftslehre geben. „Eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie der Unternehmung, die nicht i n der allgemeinen ökonomischen Theorie verankert ist, scheint m i r ebenso ein Torso zu sein w i e eine allgemeine ökonomische Theorie, die nicht bis zu einer eingehenden Analyse der wirtschaftlichen Vorgänge i n der Unternehmung vordringt." (Schneider, E., Volkswirtschaft u n d Betriebswirtschaft. Ausgewählte Aufsätze, Tübingen 1964, Vorwort. VI.)

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organisation, oder v o m betrieblichen Rechnungswesen aus, etwa v o m Buchhaltungsmäßigen, betrachtet. Der Altmeister der Betriebswirtschaftslehre, E. Schmalenbach, unterscheidet folgende „Funktionskreise des Betriebes": I m externen Funktionssektor des Betriebes „die beiden Funktionskreise der Beschaffung u n d des Absatzes; i m „internen Funktionssektor" Personalwirtschaft, Anlagenwirtschaft, Materialwirtschaft sowie i n Produktionsbetrieben die Fertigung (in anderen Betrieben andersartige Funktionen). Dazu gesellen sich drittens die „allgemeinen Funktionen", insbesondere Finanzier u n g u n d Rechnungswesen, u n d schließlich viertens die Lenkungsfunktion, welche ihre Aufgaben darin findet, die Organe des Betriebes zusammenzuhalten u n d so aus diesen erst einen Organismus entstehen zu lassen. „Die wesentliche u n d f ü r das Gedeihen des Betriebes wichtigste Aufgabe einer Lenkungsstelle ist die Organisation des Betriebes, d. h. die Bestimmung der Methoden, nach denen die Organe zu gemeinsamer W i r k u n g vereinigt werden 6 2 . Grundsätzlich kennt die Betriebswirtschaftslehre drei mögliche Organisationsweisen, das Liniensystem, das funktionelle System u n d das Stabliniensystem. I m streng hierarchisch ausgerichteten Liniensystem ist weisungsmäßig jede untergeordnete betriebliche Substanz lediglich m i t einer übergeordneten verknüpft. Dadurch werden mehrdeutige Unterstellungsverhältnisse vermieden. Dies entspricht dem Fayolischen Grundsatz der „Einheit der Auftragserteilung" 8 3 . Dieser w i r d i m Taylorschen Funktionssystem aufgehoben, indem etwa ein Arbeiter je nach der von i h m zu erfüllenden A u f gabe von jeweils verschiedenen „Funktionsmeistern" Anweisungen erhält 8 4 . Das Stabliniensystem ist eine Synthese zwischen den beiden erstgenannten Systemen. Hier ist einerseits die Einheit der Auftragserteilung gewahrt, anderseits sind einzelnen betrieblichen Substanzen Gruppen von Spezialisten, „Stäbe", zur Beratung zugeordnet 6 5 .

2. Betriebsverfassung, Betriebsorganisation und betriebliche Fruchtbarkeit: Innerbetriebliche Politik der Produktivitätssteigerung, im besonderen die Verbesserung der Unternehmerleistung

A. D i e i n n j e * t > e t r i e b l i c h e n Fruchtbarkeitsbedingungen M i t der i m vorigen Abschnitte entwickelten Organisation des Betriebes sind zugleich auch die erforderlichen Anhaltspunkte für die betriebliche Wirtschaftspflege gewonnen. Besonders für die Frage: Was ist zu 62 Schmalenbach, E., Pretiale Wirtschaftslenkung, Bd. 2: Pretiale L e n k u n g des Betriebes, Bremen-Horn 1948, 18. Vgl. dazu auch Schäfer, E., a.a.O., 175. * 3 Fayol, H., Allgemeine u n d industrielle Verwaltung, dtsch. München u n d B e r l i n 1929. 84 Uber die V o r - u n d Nachteile dieses Systems, welches sich i n der Praxis i n der von F. W. Taylor ursprünglich gedachten F o r m nicht durchzusetzen v e r mochte, vgl. Gutenberg, E., Grundlagen, Bd. I , a.a.O., 186 f. 85 Vgl. bezüglich der Organisationsweisen auch Zimmerer, C., Compendium der Betriebswirtschaftslehre, Düsseldorf 19653, 318ff.; ferner für den P r a k t i k e r : Höhn, R., Die F ü h r u n g m i t Stäben i n der Wirtschaft, Bad Harzburg o. J. (1961).

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tun, um i m Inneren des Betriebes, also durch dessen richtige Organisation, für seine höchste Fruchtbarkeit vorzusorgen. Während w i r i m ersten Teile dieses Abschnittes die überbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen des Betriebes analysierten, stehen jetzt die i m Betriebe und beim Betriebsführer selbst liegenden zur Behandlung. Nach den allgemeinen Grundsätzen unserer Fruchtbarkeitslehre nicht mehr die Bedingungen für die Zuleitung der Erträge, sondern für deren auswirkende Aneignung: Also für die Ertragsgestaltung, soweit sie vom Eigenleben des Betriebes und seiner Führung selbst abhängt. Der gut organisierte und gut geführte Betrieb w i r d aus allen den Eingliederungsmöglichkeiten, welche i h m die überbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen gewähren, mehr als der schlecht organisierte und schlecht geleitete herausholen. Dies liegt einzig und allein an der eigenen Tätigkeit des Betriebes. Es wäre daher einseitig, die Unternehmerleistung etwa lediglich als auf die innere Organisation des Betriebes gerichtet zu sehen; sie geht ebenso, ja vorranghaltig auf die Eingliederung des Betriebes i n die überbetrieblichen Wirtschaftsgebilde. Die theoretische Zergliederung deckt hier, innerhalb des Betriebes, also i n dessen Eigenleben, folgende Voraussetzungen für seinen Höchstertrag auf: 1. Bestentfaltung aller einzelnen Leistungsbereiche i m Inneren des Betriebes: Das betrifft vor allem die innere Organisation des Betriebes. 2. Entsprechung aller dieser Leistungsbereiche zueinander, also Vermeidung von Über- oder Unterentfaltung des einen oder anderen Leistungsbereiches. Diese Aufgabe besteht zum Teil i n der Wahl der richtigen Betriebsgröße. 3. Verwirklichung einer dezentralistischen Betriebsverfassung: Bewußte Pflege des Eigenlebens der fDeilbetriebe, Betriebsabteilungen, Werkstätten, Arbeitsgruppen und Betriebsglieder i n personeller und sachlicher Beziehimg. 4. Richtiges Ausmaß von Selbstversorgung m i t Verrichtungen und deren Fremdbezug nach Maßgabe der i n den Schlüsselbegriffen entwikkelten notwendigen Vermeidung von Leistungsbrachen i m Betriebe; andererseits Wahrung des Vorranges der höheren Stufe: d. h. also Pflege des produktiven Fremdbezuges durch Zulieferung seitens anderer Betriebe. 5. Pflege und Entfaltung der Zusammenarbeit des eigenen Betriebes und aller seiner Untergliederungen mit den i n Betracht kommenden Verbandswirtschaften und m i t den entsprechenden Organen der Gebietswirtschaften, z. B. den Kammern. 6. Dauernd richtige Umbildung aller Leistungsbereiche des Betriebes durch deren Anpassung an die sich verändernden Erfordernisse: Betrieb-

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liches Erfindungs- und Vorschlagswesen, Ausbildung des Nachwuchses, Weiterbildung der Facharbeiter, Meister und Ingenieure usw. sind einschlägige Vorkehrungen. Desgleichen ständige Beobachtung der Konjunktur, der Beschaffungs- und Absatzmärkte (vom Betriebe oder vom Verband aus) sowie Anpassung an die Umgliederungen der Märkte. 7. Pflege von Vorzugsleistungen des Betriebes zwecks Erzielung einer Betriebsrente oder deren Steigerung: Durch führende Leistungen wie bessere Organisation, bessere Gestaltung des Fertigungsprozesses, Hebung der Geschicklichkeit und Auswertung der Talente seiner Verrichtungsträger kann jeder Betrieb i m Vergleiche zu anderen gleichartigen eine Rente einheimsen, die nicht über-, sondern innerbetrieblich begründet, also nicht auf seine Volkswirtschaft, seine Gebietswirtschaft, seine Verbände, sondern auf sein Eigenleben zurückzuführen ist. Diese Überschau der innerbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen zeigt, daß zunächst von der richtigen Ausgestaltung aller Leistungsbereiche des Betriebes selbst dessen Ertrag beeinflußt w i r d : Also von der Organisation und Leitung des Betriebes einschließlich des Rechnungswesens, von der Pflege der betrieblichen Technik, vom Stand der Ausbildung aller seiner Verrichtungsträger und ihrer Einstellung zur Betriebsaufgabe, von der A r t der Finanzierung und der damit verbundenen Weiterentfaltung des Betriebes durch fruchtbarste Verwertung der vorhandenen eigenen und fremden Finanzierungsmöglichkeiten, von der betrieblichen Beschaffungs- und Absatzorganisation, von der Gestaltung der Transportverrichtungen i n dem und für den Betrieb, vom Vorratsund Aufbewahrungswesen i n diesem (mengenmäßig, sortimentsmäßig und zeitlich optimale Lagerhaltung, Vermeidung von Verderb, Verwertung von Abfällen und Neben- sowie Seitenerzeugnissen), von der technischen Gestaltung der Erzeugungsvorgänge selbst. Es zeigt sich ferner, daß der Betriebsertrag vor allem vom richtigen Zusammenspiel aller dieser verschiedenen Leistungsbereiche beeinflußt wird. Alle Maßnahmen zur Bestgestaltung dieser innerbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen bilden die innerbetriebliche Politik der Ertragssteigerung oder die innerbetriebliche Rationalisierungspolitik. Hauptträger der innerbetrieblichen Rationalisierung sind der Unternehmer bzw. Betriebsführer und sein Mitarbeiterstab, des weiteren die gesamte Verrichtungsträgerschaft des Betriebes. Für diese innerbetriebliche Aufgabe, besonders des Unternehmers, muß die schöpferische Unternehmer- oder Leitungstätigkeit von der mehr administrativen unterschieden werden. Wenn Neues oder Schöpferisches i m Bereiche der Erzeugnisse oder i m Bereiche der Wirtschaftsgrundlagen, z. B. neue Böden, neue Verfahren

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der Bodennutzung, neue Naturschätze i n Angriff zu nehmen, neue Erfindungen wirtschaftlich zu nutzen, neue Wege der Ausbildung der Verrichtungsträger des Betriebes beschritten werden müssen, wenn neue Organisationsgedanken i n Finanzierung, Beschaffung, Vertrieb, Transport und Erzeugung oder i n anderen Bereichen des Betriebes zu verwirklichen sind, wenn neue Techniken und Verfahren angewendet werden sollen, so kann man nicht von rein administrativer Tätigkeit sprechen. Es erwachsen daher dem Unternehmer i n solchen Fällen ganz andere Aufgaben als durch die reine Verwaltungstätigkeit. Sowohl hinsichtlich der dynamisch-schöpferischen wie der mehr statisch-administrativen Unternehmertätigkeit ergeben sich wiederum entscheidende Unterschiede zwischen den verschiedenen Betriebsgrößenklassen. Bei den Klein- und Mittelbetrieben werden ja zahlreiche oder fast alle Verrichtungen i n Personalunion von einem Manne oder von i h m i m Verein m i t ganz wenigen Mitarbeitern besorgt. I m Handwerk, i n den Klein- und Mittelbetrieben der Landwirtschaft und des Einzelhandels t r i f f t dies weitgehend zu. Daher erfordert die Betriebsführung hier eine große Vielseitigkeit des Unternehmers. Sombart nennt den Handwerker deshalb eine A r t von gewerblichem Herrn Mikrokosmos, der m i t der technischen Veranlagung künstlerische Schau und Kenntnis vereinigt und als Organisator, Leiter der Produktion und Kaufmann funktionieren muß. Sombart setzt daher hinzu: „Seiner Universalität entspreche mit Notwendigkeit seine Mittelmäßigkeit." Dieser Mittelmäßigkeit zu begegnen müßte u. E. die Hauptaufgabe aller Handwerkspolitik sein. I m Groß- und Größtbetriebe dagegen sind alle leitenden und m i t leitenden Verrichtungen, Verrichtungsgruppen und Betriebsabteilungen besonderen Verrichtungsträgern zugeordnet. Die Anforderungen, die an die Gesamtleitung eines solchen oft kunstvollen organisatorischen Gebildes gestellt werden, sind ganz anderer A r t als jene an den einzigen und alleinführenden gewerblichen Unternehmer, etwa den Handwerksmeister, den Einzelhändler oder an den Landwirt i m Klein- und Mittelbetrieb. Bekanntlich gibt es einen Apparat von Anzeigern oder Indizes für das erlangte Fruchtbarkeitsausmaß der Unternehmer]eistung i m Betrieb; diese Anzeiger liefern wie bereits gezeigt hauptsächlich folgende drei Veranstaltungen: Das betriebliche Rechnungswesen, der Betriebsvergleich und der Erfahrungsaustausch. Auch der Klein- und Mittelbetrieb sollte sie nicht vernachlässigen und hiezu so weit nötig und möglich verbandswirtschaftliche Hilfe i n A n spruch nehmen!

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Bei den Groß- und Riesenbetrieben von heute bedarf es dieser A u f forderung nicht, der Apparat der Indizes, Tabellen und Diagramme über das Betriebsleben und den Betriebserfolg ist ja m i t der zunehmenden Verwissenschaftlichung der Wirtschaft gewaltig entwickelt. Ja oft w i r d des Guten zuviel getan. Auch sind Bürokratie und Papier i n starkem Vorwärtsdringen, sehr oft zu ungunsten der lebendigen, schöpferischen Entscheidimg. Daher darf auch von einer Dezentralisierung innerhalb des Großbetriebes Entscheidendes erwartet werden. B. D i e S t e i g e r u n g d e r U n t e r n e h m e r l e i s t u n g i n i h r e r schöpferisch-dynamischen Sphäre Was nun die Bestgestaltung der Unternehmerleistung i n ihrer schöpferischen, also der dynamischen Sphäre anlangt, sind die Grenzen begreiflicherweise eng gezogen. Da es sich hier um Neues herbeiführende, also um überwiegend irrationale Vorgänge handelt 616 , geht es u m ein widerspruchsvolles Werk, gewissermaßen um die Rationalisierung des Irrationalen. Es soll nicht geleugnet werden, daß die Wirtschaft voll von Bestrebungen auch dieser A r t ist, daß sie sogar das Irrationale rationeller zu gestalten versucht. Doch sind die diesbezüglichen Schwierigkeiten wesenhafter A r t . I n der zweiten Sphäre unternehmerischer Aufgaben dagegen, i m Bereiche des Verwaltungsmäßigen und der Durchführung, liegen die eigentlichen Möglichkeiten einer Rationalisierung der Verrichtungen von Unternehmer und Betriebsführung. Das seinem Wesen nach Rationale kann noch rationaler gestaltet werden, während es nicht immer ohne Gefährdung abgeht, das wesenhaft Irrationale zu rationalisieren. Überblicken w i r die eigentlich schöpferischen, dynamischen Unternehmeraufgaben. I m Bereiche der Zielwelt sind es wohl folgende Möglichkeiten: Ganz neue Wirtschaftsziele können ins Leben gerufen und dann die ihnen entsprechenden Waren oder Dienstleistungen bereitgestellt werden. Vorhandene Wirtschaftsziele können durch neue Erzeugnisse oder neue Dienstleistungen befriedigt werden. Vorhandene Erzeugnisse können umgestaltet werden: sie können brauchbarer (z. B. neue Gebrauchsmuster), formschöner (neue Geschmacksmuster), m i t anderen Erzeugnissen oder Dienstleistungen verbunden, dargeboten werden als bisher. 66

Wollten w i r unseren Versuch jenem Gutenbergs gegenüberstellen, so entspräche unsere „schöpferisch-dynamische Sphäre" der „irrationalen Schicht" des Gutenbergschen „dispositiven Faktors", während unsere „ a d m i nistrativ durchführende Sphäre" seiner rationalen (Planung) sowie gestaltendvollziehenden Schicht (Organisation) vergleichbar wäre. 7 Hollnich, Wirtschaftspolitik, H/2

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Besonders bei gehobenem Wohlstand der Volkswirtschaften sind gerade die Güter der sogenannten tertiären Produktion Gegenstand solcher Verbesserungen, was dauernd schöpferische Einfälle der betreffenden Unternehmer erfordert. Hier liegt die Sphäre des vorwiegend individualisierten Bedarfes und daher der ausgezeichnete Bereich schöpferischer Leistungen, weil sie i n einer neuen Beziehung zur Welt der Wirtschaftsziele selbst stehen bzw. diese neue Beziehung herstellen. Gewöhnlich sind diese schöpferischen Leistungen auch m i t anderen dynamischen Vorgängen i n der Wirtschaft, z. B. m i t der Eroberung neuer Märkte, verbunden. Man muß also diesen Bereich schöpferischer Wirtschaftstätigkeit sehr weit erstrecken. Beispiele dafür gibt es i n der wirklichen Wirtschaft unzählige, sie gehören fast zum Alltag der Wirtschaft und doch sind sie das eigentliche Schöpferische und Dynamische i n ihr. Meist meint man, daß es hier auf „Glück", „Fingerspitzengefühl", auf gute Einfälle, offenen Blick ankomme, oder wie immer diese Eigenschaften des Wirtschafters, dem solche dynamischen Leistungen glücken, auch genannt werden mögen. Trotzdem kennt die Wirtschaft aller Zeiten Versuche, auch solche dynamische Leistungen planvoll herbeizuführen; besonders eine durch Rationalität gekennzeichnete Wirtschaft wie die kapitalistische oder die Wirtschaft von heute. Man denke an die wirtschaftliche Werbung, die neue Wirtschaftsziele aufstellen oder alte umwandeln w i l l , ferner an die Marktanalyse und ähnliche Durchleuchtungen des Verbrauches und der Verbraucherschaft; endlich an andere Verfahren einer Rationalisierung des Verbrauches, von der dauernd Antriebe zu dessen Wandlung ausgehen (z. B. an Typisierung und Normierung). Ihnen allen haftet eine A r t geplanter Dynamik oder rationalisierter Irrationalität an. Die Erschließung neuer Naturgrundlagen für die Wirtschaft hängt gewöhnlich — die Entdeckung von Rohstoffvorkommen oder Bodenschätzen nur teilweise ausgenommen — m i t Fortschritten der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Technik zusammen und dadurch m i t der wirtschaftlichen Technik oder dem Erfindungswesen. Die schöpferischen Impulse i n bezug auf die Verrichtungsträger, also auf die Menschengrundlage der Wirtschaft, sind meist von diesbezüglichen neuen Organisationsgedanken oder von Fortschritten i n der w i r t schaftlichen Berufsausbildung abhängig. Bekanntlich liegt hier ein weites Feld schöpferischer Wirtschaftsleistungen, das unmittelbar m i t dem Erfinden und Lehren verbunden ist. Daß auch hier, besonders i n der neuzeitlichen Wirtschaft, weithin Versuche einer Organisation und Rationalisierung des Irrationalen vorliegen, zeigen organisiertes Erfindungswesen und Auftragserfindungen;

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zeigen die systematische Entfaltung der wirtschaftlichen und beruflichen Ausbildung und, i n gewisser Hinsicht damit zusammenhängend, die sog. innerbetriebliche Werbung, die i n einer arteigenen Schulung der gesamten Verrichtungsträgerschaft eines Betriebes und ihrer Ausrichtung auf das Betriebsziel besteht. Es liegt hier das weite Feld der Pflege der „human relations" und der „public relations", Schlagworte, die i n den USA für die Betriebswirtschaftspolitik eine wachsende Rolle spielen. Ein großes Feld der wirtschaftlichen Dynamik und damit der schöpferischen Unternehmerverrichtimg ist das der Organisation. Außer auf den technischen Fortschritt gehen die wichtigsten Wohlstandserhöhungen auf neue Organisationsgedanken zurück 67 . Auch die moderne Massenfertigung beruht darauf. Hier w i r d der Übergang vom Schöpferischen zu dessen planvoller Herbeiführung besonders plastisch, denn ein Teil dieser neuen Organisationsgedanken besteht geradezu i n der Schaffung rationeller Schematas für Leistungsträger und Leistungen i m Betrieb, man denke an den Taylorismus, den Fordismus, die verschiedenen Wege der Rationalisierung, die auf Zeitstudien und Ähnlichem aufbauen. Das Schöpferische und Neue bestand hier i n der radikalen Rationalität, w o r i n allerdings auch die Gefährdungen ökonomischer und sozialer A r t begründet liegen, die von der serienmäßigen und großbetrieblichen Fertigung ausgehen. Auch ihre Überwindung n i m m t wiederum den Weg neuer Formen der Betriebsverfassung und der Fertigungsorganisation, so die Gruppenfabrition und die Werkstattaussiedlung, die geradezu als Gegenbewegung gegen Taylorismus und Fordismus aufkamen, vor allem alle Formen der innerbetrieblichen Dezentralisation. Neue Organisationsgedanken spielen aber nicht nur i n der eigentlichen Fertigung eine Rolle, sondern i n jedem anderen Leistungsbereich: I n der Wirtschaftsverfassung, i m Verbändewesen, i m Wirtschaftsrecht (das ja normenhafter Niederschlag solcher Organisationsgestalten ist); i m Erfindungswesen, i n der wirtschaftlichen Lehre und Berufsausbildung m i t ihren zahlreichen wechselnden und neuen organisatorischen Einrichtungen, besonders aber i m monetären und kreditären Bereiche der W i r t schaft; i m Handelsbetriebe, wo neue Beschaffungs- und Vertriebsorganisationen entstehen; i n Verkehr, Vorrathaltung und Aufbewahrung und schließlich i n der Schadenverhütung und Versicherung. 67 F ü r die Vereinigten Staaten v o n Nordamerika n i m m t m a n an, daß das Sozialprodukt, das zwischen 1889 u n d 1957 durchschnittlich u m 3,5 °/o wuchs, mehr als die Hälfte dieses Wachstums den Fortschritten i n den wissensmäßigen Grundlagen u n d Leistungen (Bildung u n d Ausbildung) sowie der v e r besserten Organisation der Wirtschaft verdanke u n d lediglich den Rest dem M e h r an Sachkapital u n d Arbeit. Die hohe Rentabilität von Bildungsinvestitionen i n den Entwicklungsländern w i r d i m m e r mehr erkannt.

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Damit sind die möglichen Gebiete schöpferischer Unternehmertätigkeit, die Quellen der wirtschaftlichen Dynamik überblickt: Wegbahnung oder Schöpfertum im Bereiche der Wirtschaftsziele, der Naturgrundlagen, der Verrichtungsträger, der Wirtschaftstechnik, der Wirtschaftsausbildung und der neuen Organisationsgedanken in allen Bereichen der Wirtschaft

Mehr als andere Wirtschaftsgebilde ist der Betrieb Ausgangspunkt und Schauplatz dieser dynamischen Kräfte. So sehr das Neue und Schöpferische der Rationalisierung, so sehr die Phantasie der Planung widerstrebt, so stark sind gerade heute die Versuche: das Neue herbeizuzwingen, das Persönliche durch schließlich Unpersönliches, durch das System zu ersetzen. Eine Wirtschaft, die auf diesem Wege zu weit geht, läuft Gefahr, durch das Apparathafte überwältigt zu werden; die wirtschaftsführende und -gestaltende Persönlichkeit durch den Bürokraten und Manager zu verdrängen. Auch hier gilt es, einen Weg der Mitte zu halten und einer Verdrängung der persönlichen Initiative aus der Wirtschaft vorzubeugen. U m einer solchen Verdrängung der persönlichen Initiative entgegenzuwirken, bedarf es vor allem einer klugen Politik hinsichtlich der Betriebsgrößen. Jedes übermäßige Wachstum der Betriebsgröße zehrt an der schöpferischen K r a f t des Unternehmers. Es w i r d daher darauf ankommen, Groß- und Riesenbetriebe wirklich nur i m Bereiche der technischen und wirtschaftlichen Unvermeidlichkeit — also ihrer einwandfreien Überlegenheit — weiter zu begründen, zu fördern und zu entwickeln. Je mehr Klein- oder Mittelbetriebe es i n einer Volkswirtschaft gibt, desto größer sind die Möglichkeiten für Selbständigkeit und persönliche Initiative 6 8 . Allerdings muß alles getan werden, u m diesen Klein- und Mittelbetrieben möglichst die gleichen Vorteile zu bieten, wie sie Großund Riesenbetriebe haben: Durch Ausbau aller Wege und Systeme der Fremdversorgung aus Zuliefererbetrieben; durch Entfaltung der Verbandswirtschaften, u m den Klein- und Mittelbetrieben die Fremdversorgung m i t allen jenen Leistungen zu ermöglichen, die sie selbst überhaupt nicht oder nicht i n dieser Qualität oder nicht so billig hervorzubringen vermögen; durch Ausbau aller Möglichkeiten der Kooperation 6 9 . 68 Auch die herkömmliche Lehre rückt i m m e r mehr von der Auffassung ab, daß der größere Betrieb einzel- u n d gesamtwirtschaftlich die bessere L ö sung biete. Vgl. Jantzen, J., Voxende U d b y t t e i Industrien, Kopenhagen 1924, dtsch. v. Schneider, E., i n : Theorie der Produktion, W i e n 1934, 81—92. 69 Vgl. Romig, F., Theorie der wirtschaftlichen Zusammenarbeit (Beiträge zur ganzheitlichen Wirtschafts- u n d Gesellschaftslehre, Bd. 1), B e r l i n 1966.

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Ein entscheidendes Werkzeug zur Steigerung der Unternehmerleistung i n deren schöpferisch-dynamischer Sphäre und damit zugleich zur Erhaltung und Förderung der persönlichen Initiative i n der W i r t schaft von heute — für alle Betriebsgrößenklassen, besonders aber für die Groß- und Riesenbetriebe — ist die Verwirklichung einer dezentralistischen Betriebsverfassung an Stelle der allzu stark zentralistischen von heute. Innerbetriebliche Dezentralisation ist die folgerichtige A n wendung der Erkenntnisse der Psychologie und Soziologie auf die Betriebsverfassung. Sie kann zum Zauberschlüssel einer Steigerung der Leistung des Unternehmers und aller führenden Verrichtungsträger i m Betriebe werden. Sie führt zur Verlebendigung des Betriebslebens, zur Erhöhung der betrieblichen Produktivität, vor allem aber zur Wiedervergemeinschaftung und damit zur Wiedervermenschlichung des besonders in den heutigen Groß- und Großbetrieben allzu mechanisierten Betriebslebens. Es steht ja diesbezüglich so: Der Mensch von heute hat keine Zeit. Wenn aber der Mensch keine Zeit hat, so hat auch sein Herz keine Zeit. Deswegen sterben heute so viele Menschen an Herzkrankheiten. Woher rührt nun diese Krankheit des Nicht-Zeit-Habens? Es ist zunächst ein Fehler der menschlichen Haltung. Dann aber ist es ein Organisationsfehler. Zeit w i r d nämlich gewonnen durch Entlastung derer, die jeweils an der Spitze stehen. I n der möglichst weitgehenden Dezentralisation der Entscheidungsbefugnisse und der Verantwortlichkeit — natürlich bei entsprechender Kontrolle — liegt das Geheimnis der Heilung des modernen Lebens, liegt vor allem auch das Geheimnis der modernen Betriebsführung. Diese Dezentralisation ist aber eine Frage organisatorischen Könnens und zugleich eine solche der menschlichen Haltung. Wer wirklich eine Persönlichkeit ist, w i r d es begrüßen, wenn seine Mitarbeiter i h m möglichst viel abnehmen. Da es immer noch wichtigere Dinge gibt, bekommt der Leitende durch Dezentralisation den Kopf frei für diese. Nicht nur die Auswahl von einigen Führungspersönlichkeiten steht also zur Frage, sondern die Kaderbildung bis zu den unteren Stufen des Betriebes. Diese Gruppenbildung und Gruppenleistung, das Team-Work, erfordert Dezentralisation i n organisatorischer Hinsicht. Sie erfordert aber auch — wie gesagt — eine bestimmte menschliche Haltung: Der wirkliche Unternehmer oder Betriebsführer oder Vorstand muß möglichst viele erfahrene und zuverlässige Mitarbeiter m i t weitgehender Verantwortung und Selbständigkeit i n allen Schichten des Betriebes heranzubilden vermögen. I n allen Schichten, also nicht nur oben i m Stab der Leitung oder Direktion, sondern bis hinunter: Je mehr alles innerlich m i t dem Betrieb verbunden ist und das Gefühl hat, durch Zuerkennung eines eigenen Verantwortungsbereiches und Aufgabenkreises als

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Mensch, als Person geachtet und anerkannt zu werden, desto besser für den Dauererfolg des Betriebes. Als Person fühlt sich der Mensch nämlich dann anerkannt, wenn er einen Bereich der Eigenverantwortlichkeit übertragen bekommt. Daher gehen gerade die rationell eingestellten Völker und Volkswirtschaften den Weg des Team-Geistes. Den neuen Wegen der Betriebsverfassung, nämlich der innerbetrieblichen Dezentralisation, entsprechen nun auch neue Wege der Fertigungsorganisation und damit der Arbeitsverfassung i m Betriebe 70 . Eine folgerichtige Weiterentwicklung der Gedanken der innerbetrieblichen Dezentralisation und besonders der noch zu besprechenden Dezentralisation i n der Fertigungsorganisation selbst stellen die über die werkstattmäßige Fertigung oder Gruppenfertigung hinausgehende Werkstattaussiedlung und die Herstellerringe dar. C. D i e R a t i o n a l i s i e r u n g d e r a d m i n i s t r a t i v durchführenden V e r r i c h t u n g e n der Betriebsl e i t u n g , insbesondere die F e r t i g u n g s o r g a n i s a t i o n des B e t r i e b e s Ganz anders steht es um die administrativ-durchführende Tätigkeit des Unternehmers und der Betriebsführung, um die Verwaltung aller der i m Betriebe sich ergebenden Verrichtungen, Verrichtungskomplexe und Betriebsabteilungen. Es ist dies der vorwiegend die exekutiven Seelen- und Geistesvermögen i n Anspruch nehmende Alltag des Betriebes, das RegelmäßigWiederkehrende i m Betriebsablauf. Auch hier ist zwischen Klein- und Mittelbetrieben sowie Groß- und Größtbetrieben zu unterscheiden. Die Mittel und Wege der Verbesseruni? der Unternehmerleistung sind i n beiden Fällen sehr verschieden. Natürlich gibt es i n der wirklichen Wirtschaft unzählige Über^änfe und die Verhältnisse werden ungemein bunt durch die arteigenen Sacherfordernisse der einzelnen Wirtschaftszweige und Branchen. Der Unternehmer i m Klein- und Mittelbetriebe w i r d sich zweifellos nach überbetrieblicher Hilfe zur Bewältigung seiner Aufgaben und zu deren Vervollkommnung umsehen müssen. Es scheint eine der wichtigsten Aufgaben der betrieblichen Wirtschaftspflege, dauernd diese über70 Da sich dieser Fragenkreis der Fertigungsorganisation u n d Arbeitsverfassung jedoch bereits stärker auf die administrativ-durchführenden Verrichtungen der Betriebsleitung u n d deren Rationalisierung bezieht, soll er i m folgenden Abschnitt behandelt werden.

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betrieblichen, besonders die verbandlichen Hilfen zum Zwecke der Förderung und Verbesserung der Unternehmerleistung bereitzustellen. Alle diesbezüglichen Möglichkeiten, die von allen überbetrieblichen Leistungsbereichen ausgehen und für alle Leistungsbereiche des Betriebes selbst bedeutsam sein können, sind heute noch lange nicht ausgeschöpft. Aber auch die Anzeiger für das erlangte Ausmaß der Unternehmerleistung sollten für den Klein- und Mittelbetrieb durchaus nicht vernachlässigt werden; es sollten, wenn nötig m i t verbandswirtschaftlicher Hilfe, alle Möglichkeiten eines Ausbaues des betrieblichen Rechnungswesens, des Betriebsvergleiches und des Erfahrungaustausches geprüft und verwirklicht werden. Beim Großbetrieb w i r d dessen Leiter von vornherein viel stärker auf die Erstellung solcher Anzeiger oder Indizes für alle Bereiche des Betriebslebens aus sein. I m Anschluß an die Lehre von der inneren Organisation des Betriebes wurde auch auf die diese Organisation und ihre Betriebsabteilungen nachzeichnende Schaffung solcher Indizes, Tabellen und Diagramme über das Leben und die Produktivität des Betriebes hingewiesen. Auch hier sollte es allerdings nicht nur bei der innerbetrieblichen Entfaltung des Kennzahlenmaterials bleiben, da dieses ja immer nur einen Überblick über den eigenen Betrieb in seinen verschiedenen zeitlichen Phasen, nicht aber einen Vergleich m i t anderen ähnlichen Betrieben zu geben vermag. Erst die Vereinigung von eigenbetrieblicher Statistik m i t betriebsvergleichender, also vor allem m i t Branchenstatistik bietet dem Unternehmer die richigen Kennzahlen zur Erfüllung seiner Verwaltungs- und Lenkungsaufgaben. Auch hier w i r d man auf den organisierten Erfahrungsaustausch kaum verzichten können, sei dieser nun anonym (etwa i n Gestalt sorgfältig ermittelter Branchen-Kennziffern), sei er persönlich. Eine nachhaltige Anregung erführe das betriebliche Rechnungsund Anzeigerwesen sowie der Betriebsvergleich durch die Betrauung der Branchenverbände m i t der Einhebung von Kontingent- oder Quotitätssteuern, die nach objektiven Merkmalen als Soll- oder Durchschnittsertragssteuern zu bemessen wären. Es würde damit die individualistische Scheinpublizität i m Gefolge der Einkommenbesteuerung zu einer w i r k lichen Publizität bei den Wirtschaftsverbänden als Steuergesellschaften — ganz abgesehen von allen anderen Vorteilen einer Abschaffung oder Einschränkung der Einkommenbesteuerung. Der gesamte betriebsstatistische Apparat m i t seinem Rechnungswesen, seinen Tabellen und Diagrammen, der dem Betriebsführer einen vielfach zusammengesetzten index für die Produktivitätsbilanz seines Betriebes zur Verfügung stellt — ähnlich wie etwa der Lokomotiv- oder Flugzeugführer alle entscheidenden Daten für sein Fahrzeug aus der Instrumen-

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Betriebswirtschaftspolitik

ten- und Schalttafel abzulesen imstande sein muß —, ist die eine Voraussetzung für das Gelingen der betrieblichen Leitungsaufgaben, besonders i m Groß- und Riesenbetriebe. Die andere Voraussetzung für den Großbetrieb — i m Gegensatz zur Personalunion aller oder fast aller Verrichtungen i m Kleinbetrieb — ist die wenigstens ansatzweise Entfaltung aller jener Leistungsbereiche des Betriebes, die w i r als dessen Organisationsschema aufzeigten. Und selbst wenn eine nur ansatzweise Entfaltung aller dieser Betriebsabteilungen überflüssig erschiene, nicht überflüssig ist das innere, rein geistige Wissen um dieses Organisationsbild, also seine geistig-abstrakte Entfaltung. Dies gilt übrigens auch für den Klein- und Mittelbetrieb. Hier liegt die eigentliche Aufgabe der volks- und betriebswirtschaftlichen Theorie, daß sie dem Wirtschafts- und Betriebspolitiker ein vollkommenes und lükkenloses Schema zur Verfügung stellt, damit er immer die Gewißheit habe: Es ist nichts vergessen. Damit hat er zugleich die Möglichkeit, das Funktionieren und Zusammenspiel aller dieser Leistungsbereiche und Abteilungen nachzuprüfen und sie nötigenfalls vervollkommnend, fruchtbarkeitserhöhend umzubilden. a) Die innerbetriebliche

Dezentralisation

Eine weitere Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung der Führungsaufgaben i m Großbetrieb ist die tatsächliche (oder wenigstens die abstrakt-bewußtseinsmäßige) Entfaltung des richtigen Stufenbaues des Betriebes: Die Herstellung eines dezentralistischen Betriebsgefüges, das allen Abteilungen und Abteilungsleitern, aber auch den einzelnen Gruppen von Verrichtungsträgern, ja selbst dem einzelnen Betriebsglied ein möglichst ausgeprägtes Eigenleben gewährt. Die Vorteile des Taylorismus und Fordismus seien zugegeben, aber die unbekümmerte Durchführung von deren Grundsätzen führt zur Überspitzung des Betriebszentralismus und zur Verkümmerung des Eigenlebens der Unterstufen und Abteilungen der Betriebe, besonders aber der einzelnen Verrichtungsträger, was nachteilig, kostenerhöhend und fruchtbarkeitsmindernd wirken kann. Auch hier gilt der Grundsatz, daß der Feldherr m i t den stärksten Bataillonen auch der stärkste ist: also der Grundsatz der Dezentralisierung des Betriebes und der Verselbständigung der Mitarbeiter. Gerade diese ist oft eine Frage der Selbstdisziplin des Betriebsführers, seiner Menschenkenntnis und Fähigkeit bei der Auswahl seiner Mitarbeiter, vor allem seiner Bereitwilligkeit, Aufgaben zu delegieren und schließlich auch rechtzeitig für den Mitarbeitemachwuchs zu sorgen. Taylor und seine Nachfolger haben zwar beim Menschen ihr Verbesserungswerk begonnen, aber sie haben diese Menschen noch allzu massen-

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mäßig-mechanisierend-quantitativ und vom Standpunkt der analytischen Testpsychologie gesehen. Es gilt aber, den Menschen i m Betriebe personhaft-individualisierend-qualitativ, vom Standpunkt einer synthetischen Persönlichkeitspsychologie und von jenem der Soziologie zu sehen. Dann ist der Mensch immer ein lebendiges Wesen und kein abstrakter Verrichtungsträger, ein lebendiges Glied innerhalb der Gemeinschaft des Betriebes und innerhalb vieler anderer gesellschaftlicher Gruppen. Dann ergeben sich auch andere Grundsätze für die Organisation des Betriebes und der Fertigung i m besonderen als rein tayloristische und fordistische. Es werden sich immer mehr eine bewußte innerbetriebliche Dezentralisation und eine dezentralisierte Fertigungsorganisation durchsetzen, die der heutigen Wirtschaftslage und den Sacherfordernissen der einzelnen Wirtschaftszweige, Branchen und Betriebe jeweils arteigen anzupassen wären. b) Neue Wege der

Fertigungsorganisation

Da w i r den Fragenkreis der innerbetrieblichen Dezentralisation, also neuer Wege der Betriebsverfassung, bereits bei Besprechung der schöpferisch-dynamischen Unternehmerleistungen behandelten, bleibt hier noch die Aufgabe, einen Blick auf neue Wege der Fertigungsorganisation zu werfen. Diesen Bestrebungen, neue Fertigungsorganisationen zu verwirklichen, ist — ähnlich wie jenen der Betriebsverfassung und Betriebsorganisation — gemeinsam, auch i m Bereiche der Fertigung Eigenleben, also ein dezentralistisches Gefüge zu schaffen: Alle Teilbetriebe bis herab zu den Werkstätten und Werkstattgruppen sollen Eigenlebendigkeit erhalten. Schließlich soll auch der einzelne Verrichtungsträger selbst nicht isoliert werden, sondern m i t seinem Werkzeug und seiner Maschinenausrüstung, also m i t seinem Sachapparat, wiederum eine A r t Zelle oder Untergebilde des Betriebes darleben — ganz entgegengesetzt zum Taylorismus, der alle einzelnen Betriebsglieder auf ganz wenige festgelegte Handgriffe beschränkte und alle übrigen Verrichtungen einem Stabe von mehreren — acht -— Beamten übertrug. c) Innerbetriebliche

Dezentralisation

und ökonomische

Optimalität

Daß heute gerade die sehr rationell eingestellten, also das Gewinnstreben durchaus nicht verachtenden angelsächsischen Länder planmäßig den Weg der innerbetrieblichen Dezentralisation beschreiten, entspringt nicht nur der sozialen Gesinnung und der Menschenfreundlichkeit. Vielmehr führte der Zentralismus i m modernen, hochrationalisierten Betrieb auch zu ökonomischen Schwierigkeiten: Die Leistungen der einzelnen Verrichtungsträger fielen ab, es traten Ermüdungs- und früh-

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zeitige Alterserscheinungen auf; ungünstige seelische Rückwirkungen der Teilarbeit, der Wiederholungsarbeit, der lediglich die exekutiven oder nur bestimmte Seelenvermögen isoliert für sich i n Anspruch nehmenden Tätigkeiten häuften sich: es traten Kostenprogressionen infolge vermehrter Erzeugungsfehler auf; ferner infolge der Notwendigkeit, die belebten und unbelebten Kontrollen zu verstärken; die Reibungen innerhalb der Betriebe — zwischen Arbeiter und Vorgesetzten, unter den Arbeitsgenossen selbst — wurden häufiger und drückten die Produktivität merklich; die Ausbildung, wo diese nicht entbehrt werden konnte, und sie ist i n zahlreichen Fällen und Betrieben unentbehrlich, ließ zu wünschen übrig. Je mehr durch Aushöhlung der teilhaft gewordenen Arbeit den isolierten Verrichtungsträgern der Geldlohn bzw. die für diesen Geldlohn erreichbare Gütermenge der einzige Anreiz wurde, desto mehr versagte dieser Anreiz. Wenigstens für alle jene Menschen, die in ihrem Berufe nicht nur die Bedingungen für die Beschaffung ihres Lebensunterhaltes, sondern auch den Boden zur Auswirkung der tieferen Kräfte ihres Wesens suchten und die unter der Trennung, ja Entgegensetzung von Broterwerb und Lebensgestaltung litten. Es entstehen aus der zentralistischen Betriebsverfassung und Arbeitsweise Energieverluste und man beginnt, je länger je mehr, auf diese innerbetrieblichen Reibungsverluste aufmerksam zu werden: auf die Unansprechbarkeit der Verrichtungsträger durch die Leistungsanreize des Mehrlohns, auf häufige Neurosen, unbegründetes Fernbleiben von der Arbeit, wilde Streiks, starken Arbeitsplatzwechsel, kein Ansprechen auf die Bestrebungen nach Produktivitätserhöhung, klassenkämpferische Gesinnung, Resentiments und ähnliche krisenhafte Erscheinungen. Die Gegenmittel, die man anwandte, sind größtenteils die einer Umwandlung der Betriebsverfassung i n der Richtung der innerbetrieblichen Dezentralisation: Werkstattarbeit, Gruppenarbeit, Team-Arbeit, Verselbständigung der einzelnen Abteilungen, man denke an das auch finanzielle Selbständigkeit verwirklichende Bafa-System, Schaffung von eigener Verantwortlichkeit, Ansprechen der Mitarbeiter auf Mitdenken, Gruppenfabrikation, werkstattmäßige Fertigungs- und Betriebsorganisation, ja sogar Werkstattaussiedlung, schließlich das System der Zulieferung der Vor- und Teilerzeugnisse aus Klein- und Mittelbetrieben an die Groß- oder Montagebetriebe. Alles sind Erscheinungsformen einer großen Dezentralisationsbewegung auf der Betriebsstufe, denen auch stärkste ökonomische Motivierungen zugrunde liegen. Die Arbeit isoliert nun den Einzelnen weniger, sie w i r d eher Gemeinschaftsarbeit (im Team, i n der Werkstatt, i n der Gruppe). Die Werkstatt neigt dazu, eher Fertigerzeugnisse oder wenigstens abgerundete Erzeugnisteile oder Leistungseinheiten hervorzubringen als

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die Fließarbeit oder eine zentralisierte Betriebsverfassung und Fertigungsorganisation. Die Möglichkeiten zu annähernder Vollarbeit sind daher größer, jene der Teilarbeit geringer. Der i n der Gemeinschaft tätige Mensch w i r d mehr als Person angesprochen als der isoliert Tätige. Gruppenarbeit setzt größere Hingabe voraus oder reizt sie hervor als Einzelarbeit. Die Kontrolle geschieht innerhalb der Gruppe mehr i n Selbstverwaltung, weniger autoritär. Die entscheidenden ökonomischen Folgen dieser Wandlungen sind: Die Lust am Erzeugnis und die Arbeitsfreude können aus allen diesen Gründen wachsen. Das aber bedeutet Leistungssteigerung. M i t größerer Erzeugnislust vollbrachte Arbeit ist produktivere Arbeit. Daher sprechen für eine Entfaltung des Eigenlebens der Untergebilde des Betriebes, also für dessen innerbetriebliche Dezentralisierung, auch wichtige wirtschaftliche Gesichtspunkte: Höhere Leistung, geringere Aufsichtskosten, leichtere Auffindung von Fehlerquellen, überhaupt leichtere Vermeidung von Erzeugungsfehlern, kürzere Verkehrswege der Erzeugnisse i m Innern des Betriebes. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß eine dezentralisierte Organisation der Fertigung — also werkstattmäßige oder Gruppenfabrikation an Stelle der durchgängigen Fließarbeit (nur von einer Gesamtanordnung am Fließband ist hier die Rede, nicht aber von kurzen Transportbändern) — oftmals größere Maschineneinsätze erfordern kann und von dieser Seite Kostenprogressionen auftreten können. Aber innerbetriebliche Dezentralisation ist ja mehr als bloße Fertigungsdezentralisation, die natürlich technisch nicht immer und überall möglich ist. Es sprechen also entscheidende Gesichtspunkte der ökonomischen Optimalität für die innerbetriebliche Dezentralisation, i m besonderen auch für die dezentralisierte Fertigungsorganisation. Auch betriebswirtschaftliche Werke erheben die Forderung nach i n n e r betrieblicher Dezentralisation: „Das Wesen der pretialen Betriebslenkung besteht darin, daß die Oberleitung den nachgeordneten Dienststellen w e i t gehende Selbständigkeit läßt u n d sich n u r besonders wesentliche Entscheidungen vorbehält, dafür aber die Leistungen der Dienststellen bewertet, i n der Regel auf G r u n d von Abteilungserfolgsrechnungen." „Charakteristisch f ü r die bürokratische Betriebslenkung ist, daß die bei Leistungen der Dienststellen untereinander angewendeten Verrechnungspreise lediglich Abrechnungswerte sind, während sie bei pretialer Betriebslenkung auch den Charakter von Lenkpreisen haben. E i n Lenkpreis ist ein Preis, der den besonderen Zweck hat, die Maßnahmen eines Betriebes oder einer Dienststelle, insbesondere alle vorkommenden Wahlvorgänge, m i t dem Ziele optimaler Wirtschaft zu beeinflussen 7 1 ." 71 Schmalenbach, E., Pretiale Wirtschaftslenkung, Bd. 2, Pretiale L e n k u n g des Betriebes, Bremen-Horn 1948, 8 f.

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M i t dem Begriff der „pretialen" oder „optimalen" Geltungszahl, der j a der Lenkpreis entsprechen muß, geht u. E. Schmalenbach allerdings zu weit, indem er i n den alten Fehler der Wirtschaftswissenschaften v o r u n d nach i h m zurückverfällt, eine durchgängige Redienbarkeit der Wirtschaft vorauszusetzen. Sicherlich k a n n m a n m i t Schmalenbach den ersten Grundsatz von Galilei auch f ü r die Wirtschaftslehre anerkennen: Was m a n messen kann, soll m a n messen. A b e r der zweite Galileische Satz: Was m a n nicht messen kann, soll m a n meßbar machen, hat leider i n der Wirtschaftswissenschaft seine engen Grenzen. Der Begriff der „Geltungszahl" ist übrigens eine contradictio i n adjecto, ein Widerspruch i n der Beifügung, denn was Geltung hat, k a n n nicht i n Zahlen allein ausgedrückt werden. Bekanntlich k a n n m a n w o h l auszählen, daß bei einer bestimmten Heeresorganisation auf einen General 200 Feldwebel oder bei einer bestimmten Betriebsorganisation auf einen Generaldirektor 50 Buchhalter kommen. M a n k a n n aber aus diesem Zahlenverhältnis nicht ablesen, daß ein General 200mal oder ein Generaldirektor 50mal so v i e l w e r t ist w i e ein Feldwebel bzw. w i e ein Buchhalter. Hier hört eben die Messungsmöglichkeit einfach deshalb auf, w e i l es sich u m qualitativ andere Verrichtungen handelt u n d nicht u m Quantitäten. Aber von der Qualität gibt es keinen unvermittelten Übergang zur Quantität. Trotzdem ist es w o h l möglich, „die i n der Wirtschaft des Menschen nötigen Wahlvorgänge möglich zu machen" 7 2 . d) Die menschlichen und die sozialen Vorteile der innerbetrieblichen Dezentralisation 1. D i e Psychologie v o n h e u t e h a t die p r ä g e n d e G e w a l t des W e r k r a u mes als eines Teiles des Lebensraumes w o h l e r k a n n t u n d festgestellt, daß die W e r k s t a t t m e h r p e r s ö n l i c h k e i t s b i l d e n d e K r ä f t e b i r g t als d e r F a b r i k saal, der M a s s e n w e r k r a u m . D i e W e r k s t a t t i s t der L e b e n s r a u m e i n h e i t des Hauses näher, der H a u s w i r t s c h a f t , i n d e r d i e M e n s c h h e i t J a h r t a u s e n d e hindurch wirtschaftete. 2. B e i D e z e n t r a l i s i e r u n g des B e t r i e b e s k a n n auch B e t r i e b s a n g e h ö r i gen m i t u n w i c h t i g e r e n F u n k t i o n e n eine gewisse S e l b s t v e r a n t w o r t l i c h k e i t ü b e r t r a g e n u n d daher i h r e S e l b s t ä n d i g k e i t , i h r M i t d e n k e n , i h r e I n i t i a t i v e gesteigert w e r d e n . M i t i h n e n aber w i e d e r u m d i e A r b e i t s f r e u d e . 3. M i t diesen S p h ä r e n der E i g e n v e r a n t w o r t l i c h k e i t entstehen m a n n i g f a l t i g e r e A u f s t i e g s m ö g l i c h k e i t e n als i m z e n t r a l i s i e r t e n B e t r i e b . A u f a l l e n Schichten des B e t r i e b e s e n t s t e h t e i n gewisses V e r s t ä n d n i s f ü r die sachl i c h e n A n f o r d e r u n g e n a n die l e i t e n d e n A u f g a b e n i m B e t r i e b . D a m i t w i r d e n t w e d e r d e r A u f s t i e g s w i l l e oder auch d i e E r k e n n t n i s f ü r j e n e Grenze v e r s t ä r k t , a n d e r K o l l e g i a l i t ä t d e r F ü h r u n g d e n W i r t s c h a f t s e r f o l g des B e t r i e b e s z u g e f ä h r d e n b e g i n n t . Das i s t aber eine h e i l s a m e G e g e n w i r k u n g gegen d i e t o t a l e n M i t b e s t i m m u n g s b e s t r e b u n g e n . 72 Schmalenbach, E., Pretiale Wirtschaftslenkung, Bd. 1, Die optimale Geltungszahl, Bremen-Horn 1948, 22. Aber die Wirtschaft ist an sich schon etwas anderes als lediglich ein „geordneter Stoffhaushalt" (ebda.).

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4. Die Dezentralisation des Betriebes leistet für die Ausbildung, für die Nachwuchserziehung, für die Heranbildung künftiger Mitarbeiter mehr als eine zentralistische Betriebsverfassung. 5. M i t Vermehrung der Aufstiegsmöglichkeiten ist die Heranbildung von gehobenen Stammarbeitern des Betriebes m i t den ihnen zugeordneten Dienstposten und weiterhin die Herausbildung einer Lebensbahn auch des Industriearbeiters und -angestellten gegeben. 6. Teilbetriebe, Werkstätten und Werkstattgruppen sind als kleinere Gemeinschaften jenen Bestrebungen mehr angepaßt, die M i t - oder Teileigentum an den Produktionsmitteln und Anlagen zu verwirklichen trachten, indem etwa Ergebnislohnzahlungen oder andere Prämien ganz oder teilweise zu Inhaberpapieren werden. Werkstattpacht, Kleinaktienwesen und andere Bestrebungen finden hier eine bessere Grundlage. 7. A u f dem Wege der innerbetrieblichen Dezentralisation steigt eine immer größere Zahl von wirtschaftlich Tätigen i n die Mittelschicht auf, der eine gewisse Selbständigkeit zukommt: Weniger auf Eigentum und Kapital beruhend, als auf Selbstverantwortlichkeit und Bedeutung ihrer Aufgaben i n der Wirtschaft. I n Amerika spricht man von „MiddleManagement", d.h. jenen Mitarbeitern der Betriebe bis zum Meister und zur Verkäuferin, die persönliche Aufgaben und Verantwortung i m Betriebe haben, einer Mittelschichte möglichst verantwortlicher M i t arbeiter und Mitverwalter auch i n der Großwirtschaft. Allein auf diesem Wege — wiederum ist die innerbetriebliche Dezentralisation ein entscheidender Wegweiser — kann die Abwendung von der Klassenkampfpolitik von vorgestern und die Hinwendung zu der Produktivitätspolitik von morgen gelingen. Dezentralisation des Betriebes ist also der wahre Weg einer Humanisierung, einer Wiedervermenschlichung der Wirtschaft. Damit gelten auch i m zweiten Bereiche für die administrativen und durchführenden Verrichtungen des Unternehmers und der Betriebsführung folgende Hauptforderungen hinsichtlich der Betriebsrationalisierung: Gute Ausbildung der Unternehmer; richtiges betriebliches Rechnungs- und Anzeigerwesen als Grundlage der Beurteilung der Gesamtproduktivität; richtige Organisation des Betriebes hinsichtlich seiner Leistungsbereiche; Dezentralisation des Betriebes, besonders des Großbetriebes, auch hinsichtlich seiner Fertigung selbst. Die Forderung nach Verwirklichung einer dezentralisierten Fertigungsorganisation des Betriebes leitet zu dem zurück, was bereits hinsichtlich einer Steigerung der dynamisch-schöpferischen Leistungen des Unternehmers vertreten wurde.

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Auch für den Bereich der durchführenden Unternehmerleistung kommen w i r also zu jenen Erfordernissen, die schon für die Bewältigung der schöpferischen Unternehmeraufgaben aufgestellt wurden. Das allgemein wohl niemals völlig erreichbare Ziel ist und bleibt: Wirtschaftsführer und Unternehmer sollten ein Höchstmaß an fachlicher, kommerzieller und technischer Ausbildung genossen haben, sie sollten aber auch bewährte und erfahrene Persönlichkeiten sein!

3. Entfaltung der innerbetrieblichen Leistungsbereiche und Betriebsgröße

A. E i g e n v e r s o r g u n g o d e r F r e m d b e z u g i n i h r e n A u s w i r k u n g e n auf die Betriebsgröße Gestaltung und Ausmaß der innerbetrieblichen Leistungsbereiche, damit aber die gesamte Betriebsorganisation, sind — neben anderen Bestimmungsgründen, besonders der Marktgröße und dem Marktanteil — entscheidend für die Betriebsgröße. Vorhandensein oder Fehlen einzelner Leistungsbereiche innerhalb des Betriebes richtet sich bekanntlich danach, ob und wie weit Eigenerzeugimg oder Fremdbezug hinsichtlich der zur Erfüllung des Betriebszieles erforderlichen Verrichtungen obwaltet. Bei Fremdbezug bedarf es der ausführenden und bereitstellenden Betriebsabteilungen meist nicht, dagegen müssen die einschlägigen leitenden Abteilungen wenigstens ansatzweise vorhanden sein. Denn auch bei Fremdbezug von Verrichtungen muß ja deren sinnvolle Eingliederung i n den Organismus des Betriebes selbst dauernd betreut werden. Allerdings w i r d diese Tätigkeit bei Fremdbezug dann zu einer A r t Beschaffung zusammenschrumpfen. Dies w i r k t sich auch auf die Betriebsgröße aus. Der Betrieb k a n n seine Werbeaufgaben selbst durchführen, er k a n n diese Werbeleistungen aber auch von außen beziehen, also z. B. die gesamte Werbung an entsprechende Fachbetriebe (Werbeagenturen) vergeben. Der Betrieb k a n n alle wichtigeren Rechtsgeschäfte A n w ä l t e n u n d damit Fremdbetrieben übergeben u n d sich so die erforderlichen Rechtsmittel i m Fremdbezug bereitstellen lassen, er k a n n aber diese Rechtsgeschäfte auch i n einer eigenen Rechtsabteilung selbst ganz oder wenigstens zum Großteil durchführen (z. B. K a u f von G r u n d u n d Immobilien, Vertragsentwürfe), so daß es dann beim endgültigen Abschlüsse einschlägiger Verträge lediglich eines Notars bedarf. Der Betrieb k a n n hinsichtlich des gesamten Steuerwesens sich fremder Betriebe (Steuerberater, Wirtschaftsprüfer) bedienen oder sich i n seinen eigenen einschlägigen Abteüungen m i t den erforderlichen Leistungen selbst versorgen. Ähnliches g i l t f ü r das Rechnungswesen, m a n denke an Buchstellen u n d Treuhandgesellschaften; f ü r Erfinden u n d Lehren, Beschaffung u n d Absatz,

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f ü r Verkehrs- u n d Frachtleistungen. Wenn eine F a b r i k die Verfrachtung ihrer Erzeugnisse nicht selbst durchführt, sondern an andere Betriebe v e r gibt, w i r d die Abteilung, welche diese Verfrachtung beaufsichtigt, ganz anders beschaffen sein, als w e n n eine eigene Transportorganisation oder -abteilung an das W e r k angegliedert ist. Sie w i r d i m wesentlichen f ü r eine quantitativ, q u a l i t a t i v u n d zeitlich richtige Beschaffung dieser Verkehrsleistungen zu sorgen haben, ähnlich w i e etwa f ü r den Einkauf der erforderlichen Roh- u n d Hilfsstoffe sowie Werkzeuge. Ebenso f ü r Aufbewahrung, Vorrathaltung, Schadenverhütung u n d schließlich f ü r die Erzeugung selbst. A u d i hier können die Vorerzeugnisse gekauft oder selbst erzeugt, Nacherzeugnisse selbst bearbeitet oder verkauft werden, Neben- oder Seitenerzeugnisse i n eigenen Betriebsabteilungen weiterbearbeitet oder so, w i e sie anfallen, i m Verkauf abgestoßen werden.

Die i m Betriebe nicht selbst bereitgestellten Verrichtungen können von fremden Betrieben, aber auch von Verbandswirtschaften bezogen werden. I n diesem Falle sind die dafür zuständigen Abteilungen i m Betriebe weniger Beschaffungsabteilungen als solche des Verkehrs m i t den betreffenden Verbänden. So kann der Absatz durch ein Syndikat oder die Beschaffung durch eine Bezugsgenossenschaft erfolgen. Es werden dann i m Betriebe selbst lediglich Abteilungen entwickelt, die den Verbandsverkehr leiten und abrechnen. Wie w i r sahen, handelt es sich bei den Erwägungen, die über Eigenversorgung oder Fremdbezug entscheiden, vor allem um die Abschätzung der leistungs- und kostenmäßigen Umgliederungsfolgen, m i t denen der Betrieb — jeweils bei Selbstversorgung oder bei Fremdbezug — zu rechnen hat. Das Ausmaß aber, i n dem — bei Eigen- oder bei Fremdversorgung — jeweils leitende oder ausführende Betriebsabteilungen oder Unterbetriebe angegliedert werden oder nicht, hat begreiflicherweise auch einen entscheidenden Einfluß auf die Betriebsgröße.

B. D i e E n t s p r e c h u n g z w i s c h e n d e n l e i t e n d e n u n d d e n ü b r i g e n A b t e i l u n g e n des B e t r i e b e s , i m b e s o n d e r e n das V e r h ä l t n i s z w i s c h e n Betriebsführung und Betriebsgröße Das Ausmaß, i n dem alle Leistungsbereiche und Abteilungen eines Betriebes entfaltet sind, — damit auch die Betriebsgröße —, w i r d i n entscheidender Weise begrenzt durch die Fähigkeit der Betriebsführung und der leitenden Abteilungen — also des Mitarbeiterstabes des Unternehmers —, die Ausgliederungsfülle des Betriebes zu überschauen und auf Grund dieser Überschau ihre Hauptaufgaben richtig und zu angemessenen Kosten zu erfüllen.

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Es gibt auch für diese Entsprechung zwischen leitenden und allen übrigen Verrichtungen i m Betriebe ein Bestverhältnis, eine Optimalität der Betriebsgröße i n bezug auf das richtige Verhältnis zwischen Betriebsführung und Betriebsgröße. Der Betrieb hat i n dieser Hinsicht seine optimale Größe, wenn seine Organisation noch so beschaffen ist, daß die Betriebsführung ihre Leitungsaufgabe möglichst vollkommen zu erfüllen vermag. Bis zur Ausschöpfung dieses Entsprechungsverhältnisses können der Betriebsführer, seine leitenden Mitarbeiter und die Leitungsabteilungen dem Betriebe noch zusätzliche Verrichtungen und Betriebsabteilungen nützlicherweise angliedern, ohne daß eine qualitative Verschlechterung der Führungsaufgaben eintritt (1) und ohne daß die Kosten für die Führungsverrichtungen mehr anwachsen, als etwa die Stück- oder sonstigen Kosten infolge Erzeugungsvergrößerung abnehmen (2). Das Bestverhältnis zwischen den leitenden und den übrigen Abteilungen ist dann überschritten, wenn 1. infolge Vergrößerung oder Vermehrung der geführten Abteilungen die Erfüllung der Führungsaufgaben qualitativ absinkt, also der Betrieb zu groß wird, um überschaubar und damit leitbar zu bleiben (leitungsmäßige Optimalitätsgrenze); 2. bei Ausdehnung der Leitungsabteilungen die Leitungskosten pro Erzeugungseinheit mehr wachsen, als die Fertigungs- und sonstigen Kosten i m Zuge der Betriebsvergrößerung abnehmen (Kostenprogression von der Leitungsverrichtung her: leitungskostenmäßige Optimalitätsgrenze). Diese beiden Optimalitätsgrenzen der Betriebsgröße, die eng zusammengehören und die bei verschiedenen Betrieben verschieden verlaufen, werden i n der Theorie und i n der Praxis viel zu wenig beachtet. Ihre Vernachlässigung ist jedoch oft der Grund von Fehlleistungen, Betriebszusammenbrüchen und Wirtschaftskrisen. Was die Überschaubarkeit und Leitbarkeit des Betriebes anlangt, sind beide auch von der Beschaffenheit der überbetrieblichen und innerbetrieblichen Leistungsbereiche abhängig; ferner von den persönlichen Qualitäten des Leiters. Theoretisch und praktisch aber handelt es sich immer um die Entsprechung zwischen den Verrichtungen der leitenden Abteilungen des Betriebes einerseits und der sachlichen Ausgliederungsfülle, also der Entfaltung aller übrigen betrieblichen Leistungsbereiche, andererseits. Eine richtige Organisation des Betriebes, welche die Schlüsselbegriffe alles Organisationswesens beachtet, vor allem jenen der Dezentralisation, vermag dessen Überschaubarkeit und Leitbarkeit auch ohne Ände-

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r u n g der Betriebsgröße z u verbessern. Eine dezentralistische Organisation vermag bei gleicher Betriebsgröße die Leitungsund Kontrollaufgaben besser und billiger zu bewältigen als eine zentralistische. Diese v e r nachlässigt das E i g e n l e b e n d e r T e i l b e t r i e b e u n d B e t r i e b s g l i e d e r . So zeigt sich beispielsweise bei der neuzeitlichen hochzentralisierten Serienfertigung oft, daß die K o n t r o l l e undurchführbar w i r d u n d sich bei der fließband- oder reihenmäßigen Anordnung des Fertigungsvorganges etwa Fehlerquellen nicht mehr feststellen lassen, während bei Übergang zu einer mehr dezentralistischen Gruppenfabrikation oder anderen, das Eigenleben der T e i l betriebe fördernden Organisationsformen (z. B. i m Bata-System) solche E r zeugungsfehler seltener werden oder verschwinden. Oft sinken dann die Kosten der Erzeugungskontrolle. A u d i aus anderen Gründen geht m a n v o m Fließband ab: So hat sich i n der amerikanischen Elektroindustrie das laufende Band i n der Montage vielfach nicht bewährt, da schon eine kleine Stockung den ganzen Arbeitsgang unterbricht. Das Vormaterial w i r d i n eingearbeiteten Zulieferungsbetrieben u n d nicht w i e i n Österreich i m H a u p t w e r k selbst hergestellt. Die Folge davon ist eine v i e l geringere Lagerhaltung, welche die Werke w e i t gehend finanziell entlastet. Umgekehrt entspricht einer zentralistischen Betriebs- u n d besonders E r zeugungsverfassung ein starkes Anschwellen des Beaufsichtigungsapparates (das Taylorsystem ersetzt den alten Werkmeister durch nicht weniger als acht Vorbereitungs- u n d Aufsichtsbeamte), was eng m i t der Verarmung des Eigenlebens der Betriebsabteilungen u n d -glieder zusammenhängt. Unter dem technischen D i r e k t o r stehen bei Taylor: Chefkonstrukteur, Betriebsleiter u n d Arbeitsvorbereitungsleiter; unter diesen beiden letzten wiederum i m Bereiche der Arbeitsvorbereitung: Arbeitsverteiler, Arbeitsanleiter, Zeit- u n d Kostenbeamter u n d Fabriksrichter; i m Bereiche der Arbeitsausführung aber: Unterrichtsmeister, Geschwindigkeitsmeister sowie Instandhaltungs- u n d Prüfmeister; alle diese acht Beamten der Arbeitsvorbereitung u n d -ausführung nehmen dem Arbeiter selbst die entsprechenden Verrichtungen ab, so daß sein Eigenleben auf die Erledigung einiger weniger Handgriffe m i t geringstem Zeit- u n d K r a f t a u f w a n d beschränkt ist 7 8 . E i n e noch r a d i k a l e r e D e z e n t r a l i s a t i o n als d i e G r u p p e n f a b r i k a t i o n w ä r e d a n n d i e W e r k s t a t t a u s s i e d l u n g , w o der v o r h e r i n d e n G r o ß b e t r i e b e i n g e o r d n e t e F a c h a r b e i t e r v ö l l i g v e r s e l b s t ä n d i g t u n d seine W e r k s t ä t t e aus d e m g r o ß b e t r i e b l i c h e n Z u s a m m e n h a n g herausgelöst, eben ausgesiedelt w i r d . D i e s n i c h t aus siedlungspolitischen, s o n d e r n durchaus aus i n d u s t r i e - u n d betriebsorganisatorischen G r ü n d e n , n ä m l i c h zwecks H e r a b setzung d e r V e r w a l t u n g s r e g i e n u n d K o n t r o l l k o s t e n s o w i e d e r A u s f ä l l e d u r c h E r z e u g u n g s f e h l e r , f e r n e r zwecks E r z i e l u n g h ö h e r e r L e i s t u n g s erfolge d u r c h V e r s e l b s t ä n d i g u n g m i t i h r e n sozial w ü n s c h e n s w e r t e n Folgen. D i e W a h r u n g der leitungs- u n d leitungskostenmäßigen Optimalitätsgrenze des B e t r i e b e s e r w e i s t sich als eine der H a u p t a u f g a b e n d e r B e 73

8

Vgl. Gutenberg, E., Grundlagen, Bd. I , a.a.O., 186 f.

Heinrich, Wirtschaftspolitik, U/2

110

Betriebswirtschaftspolitik

triebspolitik, da so die Verrichtungen der Betriebsführimg und des Unternehmers i n ihrer inhaltlich und kostenmäßig richtigen Entsprechung zu den übrigen Leistungsbereichen des Betriebes gehalten werden. Jede Störung dieser Entsprechung gefährdet die Erfüllung der Unternehmeraufgabe qualitativ, oder sie läßt die Betriebsregien anschwellen, oder es treten auch beide Mängel ein.

C. D i e E n t s p r e c h u n g z w i s c h e n d e r E r z e u g u n g u n d den a n d e r e n L e i s t u n g s b e r e i c h e n des B e t r i e b e s . Im besonderen: Fertigungsorganisation und Betriebsgröße Nicht nur die leitenden Abteilungen des Betriebes und alle dessen übrige Leitungsbereiche müssen einander entsprechen, sondern ganz allgemein muß auch zwischen den innerbetrieblichen Leistungsbereichen überhaupt, also zwischen allen Betriebsabteilungen und Teilbetrieben untereinander Entsprechung gewahrt sein. Jedes Mißverhältnis i n der qualitativen und der quantitativen Ausbildung der betrieblichen Leistungsbereiche gefährdet den Betriebserfolg. Gleichgültig, ob diese Störung i m Überwuchern oder i m Zurückbleiben einzelner Leistungsbereiche liege. Ein Beispiel für diese Entsprechungszusammenhänge bietet die neuzeitliche Großserienfertigung, die als quantitative Höchstentfaltung des Erzeugungsbereiches auch einen entsprechenden Umfang anderer Leistungsbereiche erfordert: So besonders der Vorreife, der Finanzierung, der Beschaffung und des Vertriebes. Gerade für Beschaffung und Absatz muß bei Großserienfertigung die weitestgehende Stetigkeit verbürgt sein, soll der Betriebserfolg nicht gefährdet werden. Die große Serie setzt eben die Beschaffungs- und Absatzgrößtmärkte voraus, aber nicht nur der Stückzahl nach, also umsatzmäßig größte Beschaffungs- und Absatzmärkte (1), sondern vor allem auch Märkte m i t Stetigkeit dieser Umsätze über lange Zeitläufte h i n (2). W i r haben wiederum die schon bei den Schlüsselbegriffen der Entsprechung und Umgliederung (im zweiten A b schnitt V und VI) behandelte marktgrößenmäßige (1), ferner die konjunkturelle Optimalität des Betriebes (2) vor uns. Beide Bestverhältnisse können wiederum leistungsmäßige (a) oder preismäßige (b) sein. So kann der Betrieb i n seiner Erzeugungskapazität wohl den Absatzverhältnissen angepaßt, also nicht zu groß i m Hinblick auf den überhaupt möglichen Absatz sein (la), aber seine Gesamtkosten können i m Verhältnis zum Marktpreis zu hoch sein (lb). Oder der Betrieb zeigt eine mangelnde Anpassungsfähigkeit an die Konjunkturschwankungen (z.B. fehlende Erweiterungsbereitschaft i m

Die Leistungsbereiche u n d die Betriebswirtschaftspolitik

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Anstieg oder Hochschwung, übergroße Lagerhaltung i n der Stockung) (2a) oder auch eine mangelnde kostenmäßige Elastizität i n den Konjunkturschwankungen (2b) 74 . Oft fällt infolge hoher Fixkostenbelastung der Großserie der Betrieb bei Änderungen der Marktgröße, bei Überschätzung der Absatzmöglichkeiten oder starken Schwankungen des Absatzes i m Konjunkturverlaufe aus der schmalen Zone der Einträglichkeit leicht und rasch heraus; diese übergroße Empfindlichkeit gegen Absatz- und Konjunkturschwankungen erweist sich als besonderer Nachteil von Groß- und Größtbetrieben. Z u dieser Empfindlichkeit gegenüber Absatzschwankungen — die durch die verschiedenen Umstände veranlaßt sein können: Änderung der Wettbewerbsverhältnisse auf dem Welt- oder Binnenmarkte, Preisschwankungen, Modeänderungen, technische Fortschritte, aufkommende neue Ziele oder neue Güter u. dgl. m. — t r i t t noch die besondere Abhängigkeit solcher Betriebe von der Stetigkeit auch auf der Beschaffungsseite: Schwankungen i n der Versorgung m i t Roh-, Hilfs- und K r a f t stoffen oder Fachkräften gefährden die Serienfertigung i n ganz anderer Weise als die Einzel- oder Kleinserienfertigung. Die Zone der wirtschaftlichen Fruchtbarkeit und Einträglichkeit ist bei Großserienfertigung deshalb so schmal, weil die Größtentfaltung des Erzeugungsbereiches auch eine Größtenfaltung der anderen Leistungsbereiche des Betriebes erfordert und daraus — wie beim weitgehend mechanisierten Fertigungsvorgang selbst — hohe fixe Kosten erwachsen: Man denke an die Werbekosten für die Einführung eines Serienerzeugnisses; ferner an die Kosten für alle Leistungen i m Bereiche der Vorreife: erfindungs- und konstruktionsmäßige Vorbereitung bis zum Punkte der Serienreife; an Einschulung aller Verrichtungsträger von den leitenden Ingenieuren bis zum angelernten Arbeiter; endlich an die fertigungsorganisatorische Umstellung des Betriebes auf die neuaufzulegende Serie, die einen i n der modernen Wirtschaft ungemein angeschwollenen Papierapparat an Datenkarten, Blaupausen, die ferner Modell-, Lehren- und Vorrichtungsbau erfordert; des weiteren an die Beschaffimg aller Maschinen, Einzweckmaschinen, Werkzeuge und schließlich deren Anordnung bis zur Bereitstellung der Einspannvorrichtungen und der Einstellung der Drehbänke. K . Gruber nennt z.B. für die moderne industrielle Produktion vier Hauptorganisationsgruppen: Entwicklungsorganisation, Arbeitsvorbereitung, Lehrenfertigung und Vertriebsorganisation. Innerhalb dieser 74

Die Erscheinung der Kostenremanenz beschreibt anschaulich Meyer, A., Das Ertragsgesetz i n der Industrie, Bern 1951, 37 ff.; vgl. auch Walther, A., Einführung i n die Wirtschaftslehre der Unternehmung, 1. Bd.: Der Betrieb, B e r n 1947, 300.

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Betriebswirtschaftspolitik

Hauptgruppen gibt es wiederum Unterorganisationen. Gruber verweist darauf, daß i n der elektrotechnischen, chemischen, Maschinen- und Großeisenindustrie die Kosten für Entwicklung 20 bis 40 °/o der Gesamtkosten ausmachen können 7 5 . Dazu kommen die meist m i t allen diesen Vorbereitungen zusammenhängenden Aufgaben der Finanzierung einer Großserienfertigung, der Beschaffung aller Roh-, Hilfst und Kraftstoffe und der Vorsorge für deren stetigen Zufluß; endlich die m i t der Werbimg zusammenhängende Vorsorge für den stetigen Abfluß der Fertigerzeugnisse auf die Märkte, also die ganze Vertriebsorganisation; nicht zu reden von den Aufgaben i m Bereiche der Verfrachtung, der Lagerhaltung, des gesamten Rechnungs- und Kalkulationswesens u. dgl. m. Bevor also eine Serie anlaufen kann, sind gewaltige Kosten entstanden, so daß jede Stockung des Absatzes und jede Verringerung der Stückzahl der Serie deren Wirtschaftlichkeit und damit die Produktivität und Rentabilität des Gesamtbetriebes gefährden 76 . Dazu kommt ferner, daß alle Arbeiten i n den der Fertigung vorgeordneten Leistungsbereichen größtenteils hochqualifiziert sind und daher von entsprechenden Verrichtungsträgern erbracht werden müssen. Es handelt sich nicht um serienmäßige, sondern vielmehr fast durchwegs um individualisierte Leistungen, was sich i n den verhältnismäßig hohen Kosten für solche Leistungen bemerkbar macht, aber auch i n deren starrer Hingeordnetheit auf eben diese bestimmte Fertigung und ihre besonderen Teilaufgaben. Ein weiterer Grund für die Verteuerung dieser hochqualifizierten und individualisierten Verrichtungen i n den der Fertigung vorgelagerten oder vorgeordneten Leistungsbereichen liegt darin, daß die m i t diesen Aufgaben betrauten Betriebsabteilungen nur bei der Vorbereitung einer neuen Serie wirklich voll und dann unter Hochdruck arbeiten, nach Abschluß dieser ihrer Vorbereitungsarbeiten aber nicht mehr voll ausgenützt sind. Gerade diese teuren Betriebsabteilungen und ihre Verrichtungsträger sind oft unstetig beschäftigt. Überdies führen auch noch andere Umstände, die i n der sehr verwickelten und notwendigerweise überbürokratisierten großbetrieblichen Verwaltung begründet sind, zu langen Wartezeiten und nur stoßweiser Beschäftigung des einschlägigen technischen und sonstigen Personals. Durchaus Tatsachen, welche die Tendenz zur Kostenstarre verstärken! 75 Gruber, K., Die Zusammenhänge zwischen Größe, Kosten u n d Rentabilität industrieller Betriebe, Zeitschrift f ü r Nationalökonomie, Bd. X I I , H. 1, Wien 1948, 39 u n d 41. 76 Vgl. auch Kilger, W., Produktions- u n d Kostentheorie ( = D W A 13), Wiesbaden 1958.

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Dieses qualifizierte Personal kann aber selbst i n der Rezession oder i n der Stockung nicht entlassen werden, sodaß hier keineswegs variable, vielmehr fixe Kosten vorliegen. Diese hohen Kosten steigern die bereits erwähnte Empfindlichkeit des Betriebes gegen schwankende Erzeugungsmengen. Die Individualität aller Vorbereitungsleistungen für die Serienfertigung — i n den der Fertigung vorgeordneten höheren Leistungsbereichen der Entwicklung, der Finanzierung, des Vertriebes und der Vorbereitung — setzen die A n passungsfähigkeit des Betriebes an den Wechsel der Erzeugung bzw. des Erzeugnisses selbst herab. Die unabdingbare Großserienbetriebes

Voraussetzung der Wirtschaftlichkeit eines solchen ist also die Stetigkeit hinsichtlich des Erzeugnisses

und der Erzeugungsmenge. Wo beides oder nur eines von beiden fehlt, erweist sich der Großbetrieb infolge seiner Starrheit und Überempfindlichkeit gegen Schwankungen den übrigen Betriebsformen und -großen unterlegen. Es ist aus diesen Gründen auch durchaus einsichtig, warum die serienfertigenden Betriebe ihrerseits wiederum zu weiteren Konzentrationen in unternehmungsmäßiger Hinsicht tendieren, weil damit die Chancen der Verstetigung i n Beschaffung, Absatz und Finanzierung zweifellos wachsen, auch andere Vorteile einer solchen Unternehmenskonzentration auf der Hand liegen: Monopolistische Beherrschung des Marktes, Ausschaltung von Schwankungen hinsichtlich der Produkte (durch Unterdrückung technischer Fortschritte) oder der Produktionsmenge, Verstärkung der Vorteile der Zentralisierung von Beschaffung, Absatz und Kapitaldienst. Diese Erwägungen zeigen, daß die Kosten- und sonstigen Vorteile der Großserienfertigung auch m i t Nachteilen erkauft werden und eine zitternde Freude darstellen: Die Empfindlichkeit gegenüber Erzeugungsund Erzeugungsmengenänderungen, die mangelnde Elastizität und hohe Krisenanfälligkeit des Großbetriebes treten plastisch hervor. Die marktgrößenmäßige und konjunkturelle Optimalitätsgrenze zeigen sich i n ihrer ganzen Bedeutung. Man versucht, dieser Risiko- und Krisenanfälligkeit neuerdings durch Diversifikation zu begegnen, allerdings sind damit abermals Konzentrationsvorgänge verbunden. Es erscheint daher begreiflich und erforderlich, daß die Betriebswirtschaftspolitik diesbezüglich auch von überbetrieblichen, also höheren Instanzen betreut und geführt wird. Dies schon deshalb, weil auch die Kräfte, welche die Marktgröße und die Konjunktur bestimmen, vorwiegend gesamtwirtschaftlicher, also überbetrieblicher A r t sind. Aber auch deswegen, weil die privatwirtschaftlich gerade als wünschenswert erscheinende Betriebsgröße, die diesen Optimalitätsgrenzen augenblick-

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Betriebswirtschaftspolitik

lieh zu entsprechen erscheint und ein scheinbar gelungenes Kompromiß zwischen niedrigen Stückkosten und Krisenfestigkeit (Elastizität) darstellt, nicht immer auch volkswirtschaftlich und besonders für die Dauer die richtige Betriebsgröße sein muß. So schwierig auch die der Betriebswirtschaftspolitik hieraus erwachsenden Aufgaben sein mögen, keine Wirtschaftsleitung

wird

auf

einschlägige

Lenkungsmaßnahmen

völlig

verzichten können, da Wirtschaftsfehler i n diesem Bereiche gewaltige Kapitalien verschlingen können. So enthüllt das Beispiel der Serienfertigung eine Gesetzmäßigkeit, die übrigens auch für alle anderen Betriebsarten und Fertigungstypen gilt: Die Gegenseitigkeit und Entsprechung aller Leistungsbereiche und Abteilungen innerhalb des Betriebes. Diese Entsprechungsverhältnisse bestimmen zugleich die Betriebsgröße. Außerdem zeigte sich am Beispiel der Großserienfertigung, daß diese vermöge der Entsprechung auch zur Vergrößerung der anderen Leistungsbereiche und Abteilungen, also zur Betriebsvergrößerung überhaupt führt. Die Empfindlichkeit des Großbetriebes gegen Erzeugungsund Erzeugungsmengenänderungen spricht stark für Klein- und Mittelbetriebe, besonders i n Anbetracht ihrer besseren Anpassungsfähigkeit an die wirtschaftliche Dynamik. Jede überbetriebliche und betriebliche Pflege der Betriebswirtschaften dürfte dies niemals außer acht lassen. I n der kapitalistischen Entwicklung ist es leider geschehen. E i n anderes Beispiel f ü r die zwischen den innerbetrieblichen Leistungsbereichen obwaltende Entsprechung sind die Transportkosten: Zunächst hat j a das Bestreben nach einer radikalen Rationalisierung des Transportproblems i m Inneren des Betriebes zur Fließarbeit geführt. Doch zeigte sich bald, daß gerade die Serienfertigung oftmals zu einer Vermehrung der innerbetrieblichen Transportwege u n d damit zu einer Kostenprogression führte. A u d i i n diesem Punkte ergab sich, daß eine dezentralisierte Fertigungsorganisation durch weitgehende Verselbständigung v o n Werkstätten oft die Transportwege zu verkürzen u n d damit die Kosten zu senken vermag: Dies trotz oftmals höheren Maschineneinsatzes.

m . D i e Betriebe i n den einzelnen Leistungsbereichen der Wirtschaft: D i e Betriebsarten nach den Leistungsbereichen

1. Vorbemerkung W i r haben nun die Hauptfragen der Betriebswirtschaftspolitik: nämlich die Ertragsbedingungen des Betriebes und deren Verbesserung, die Betriebszusammenschlüsse und die Betriebsgröße behandelt, u. zw. jeweils vom Gesichtspunkte der Entfaltung und der Beschaffenheit der wirtschaftlichen Leistungsbereiche über dem Betriebe und der Leistungsbereiche im Betriebe selbst.

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Aufgabe unserer Untersuchungen, sowohl der auf die überbetrieblichen wie der auf die innerbetrieblichen Leistungsbereiche bezüglichen, war es, allen Möglichkeiten einer Hebung des Betriebserfolges, also einer Steigerung der betriebswirtschaftlichen Fruchtbarkeit nachzuspüren, denn diese steht i m Mittelpunkt aller betrieblichen Wirtschaftspflege. Auch der verbandswirtschaftliche Zusammenschluß von Betrieben und die Betriebsgröße sind bekanntlich wirtschaftlich einzig und allein vom Standpunkte des Betriebserfolges bedeutsam. Damit sind i n abstracto die Grundlagen entwickelt, auf denen jede betriebliche Wirtschaftspflege aufzubauen hat: Es sind die über betrieblichen und die innerbetrieblichen Vorbedingungen des Betriebserfolges oder der betrieblichen Fruchtbarkeit analysiert. M i t den überbetrieblichen Voraussetzungen, die ja nichts anderes darstellen als die Gesamtheit aller wirtschaftlichen Leistungsbereiche auf allen dem Betriebe übergeordneten Wirtschaftsstufen — von der Weltwirtschaft herab bis zu den Wirtschaftsverbänden, denen der Betrieb angehört —, ist zugleich auch der Standort des Betriebes umschrieben. Der Standort des Betriebes ist eine Gesamtheit von Eingliederungsbedingungen i n die überbetrieblichen Wirtschaftszusammenhänge, gesehen i m Hinblick auf die räumlichen Unterlagen und somit quantitativ-rechnungsmäßig vor allem, wenn auch nicht allein, ausgedrückt in Transportkosten (vgl. den vierten Abschnitt I!). Die innerbetrieblichen Vorbedingungen der betrieblichen Fruchtbarkeit aber sind hauptsächlich durch die Betriebsorganisation gekennzeichnet, d. h. die Gesamtheit aller wirtschaftlichen Leistungsbereiche auf der Stufe des Betriebes selbst, für deren Zusammenspiel vor allem die Führung des Betriebes zu sorgen hat. Als eine der wichtigsten Voraussetzungen des Betriebserfolges erkannten w i r sodann die Beschaffenheit der Leistungsbereiche auf der dem Betriebe unmittelbar vorgelagerten Wirtschaftsstufe, nämlich auf der verbandswirtschaftlichen Stufe: Die Gestaltung der Verbandswirtschaften oder Betriebszusammenschlüsse, ihre Organisation und ihr Aufgabenkreis prägen die Wirtschafts Verfassung und die leistungsbeeinflussenden Kräfte, bestimmen also vor allem, wieweit Bindung oder Wettbewerb das Betriebsleben beherrschen: Eine für den Betriebsertrag schlechthin schicksalhafte Frage! Innig m i t den überbetrieblichen und den innerbetrieblichen Leistungsbereichen verflochten und von ihrer Beschaffenheit abhängig ist sodann die Betriebsgröße. Ihre Fragen beschäftigen uns in jedem Abschnitt der Betriebswirtschaftspolitik von neuem. Es könnte gegen diese Behandlung von Betriebsgrößentheorie und Betriebsgrößenpolitik eingewendet werden, daß sie nicht i n einem Zuge

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Betriebswirtschaftspolitik

und völlig geschlossen erfolgt sei, indem diese Fragen der Betriebsgröße i n jedem Abschnitt der Betriebswirtschaftspolitik von neuem und gesondert auftauchten 77 . Vom Standpunkt der lehrhaften Darstellung ist dieser Einwand berechtigt und die Auseinanderfaltung der Betriebsgrößenlehre und -polit i k zweifellos nachteilig, weil sie erhöhte Anforderungen an die Aufmerksamkeit des Lesers und Studierenden stellt. Aber vom Standpunkte der wirtschaftlichen Wirklichkeit und einer dieser angemessenen Theorie und Wirtschaftspflege ist dies richtig und verständlich. Denn die Betriebsgröße — ebenso übrigens auch der Standort des Betriebes — ist ja i n Wirklichkeit von unzähligen über- und innerbetrieblichen Bestimmungsstücken abhängig. Daher entsprechen den verschiedenartigen Einflüssen auf die Betriebsgröße auch vielerlei Maßnahmen der Betriebsgrößenpolitik, die eines der wichtigsten Teilgebiete der Betriebswirtschaftspolitik überhaupt ist. Diese Maßnahmen können sowohl von Seiten des Betriebes selbst wie auch von Seiten überbetrieblicher Institutionen, von Verbänden, Kammern, von der Leitung der Volkswirtschaft sowie von übervolkswirtschaftlichen Trägern der Wirtschaftspolitik ausgehen. Voraussetzung aller dieser Maßnahmen ist eine geschlossene Betriebsgrößentheorie, die die Gesamtheit aller die Betriebsgröße beeinflussenden Wirtschaftsverhältnisse erfassen muß. Da aber andererseits gerade die Betriebsgröße nicht nur für den Betriebserfolg, für die gesamtwirtschaftliche Produktivität und somit für den Volkswohlstand, sondern vor allem auch, heute mehr denn je, für die gesamte Gesellschaft schicksalhaft ist, so muß der Versuch, eine zulängliche analytische Lehre von der Betriebsgröße zu entwerfen, des Einsatzes aller theoretischen Bemühungen wert erachtet werden. Betriebsertrag (einschließlich Standort), Betriebszusammenschlüsse, Betriebsorganisation und Betriebsgröße sind die vier großen Fragenkreise der Betriebswirtschaftstheorie und -politik.

Erst nach einer Klärung dieser vier Fragenkreise gilt es, auf eine nächste Konkretisierungsebene der wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Analyse hinabzusteigen: Die abstrakten Ergebnisse, die zunächst für den Betrieb schlechthin gewonnen wurden, auf die einzelnen Betriebsarten anzuwenden, soweit diese dadurch bestimmt sind, welchem der einzelnen wirtschaftlichen Leistungsbereiche der Betrieb vor allem angehört. 77 Eine Darstellung aller die Betriebsgröße bestimmenden K r ä f t e versucht mein Aufsatz „Rationelle Betriebsgröße i n Industrie u n d Gewerbe", i n : P r o bleme des K l e i n - u n d Mittelbetriebes, Münster/Westfalen 19642, 116 ff., zu geben.

Die Leistungsbereiche u n d die Betriebs Wirtschaftspolitik

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Denn danach, um was für einen Betrieb welchen Leistungsbereiches es sich handelt, nehmen die Fragen der betrieblichen Fruchtbarkeit und des Standortes, der Betriebszusammenschlüsse, der Betriebsorganisation und schließlich der Betriebsgröße ganz verschiedene Gestalt an. I n diesem Grundriß der Wirtschaftspolitik kann diese Betrachtung nicht für jede einzelne Betriebsart durchgeführt werden. I m ersten Bande unserer Wirtschaftspolitik 7 8 sind bei Besprechung der w i r t schaftspolitischen Maßnahmen i n den einzelnen Leistungsbereichen auch die Maximen für das Verhalten der diesen Leistungsbereichen angehörigen Betriebe entwickelt worden. Vor allem aber ist die Verfolgung der konkreten Maximen der Wirtschaftspflege der Betriebe i n den einzelnen Leistungszweigen Aufgabe der Sonderdisziplinen der Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftspolitik, also der Betriebswirtschaftslehre der Bank-, Handels-, Transport-, Versicherungs- und Fertigungsbetriebe; hier i n der Fertigung wiederum jeweils der Landwirtschafts-, Industrie- und Handwerksbetriebe. W i r wollen — getreu unserem Grundsatze, nur jeweils die obersten Etagen der Konkretisierungsebenen zu sichten — die möglichen Arten der Betriebe je nach ihrer Zugehörigkeit zu den einzelnen wirtschaftlichen Leistungsbereichen besprechen und einige allgemeine Hinweise auf die Abwandlung der Grundsätze für die Politik des Betriebsertrags, des Standorts, der Betriebszusammenschlüsse, der Betriebsorganisation und der Betriebsgröße anschließen. 2. Die Betriebsarten nach den Leistungsbereichen

Je nach der Zugehörigkeit jeweils zu einem der wirtschaftlichen Leistungsbereiche können folgende Betriebsarten unterschieden werden: 1. Betriebe, welche die Wirtschaftsziele oder Bedürfnisse betreffende Leistungen bereitstellen: a) Betriebe der wirtschaftlichen Werbung, die Werbeleistungen erbringen und verkaufen; b) Betriebe, die Marktanalysen und auch Konjunkturprognosen anstellen und deren Ergebnisse verkaufen. 2. Betriebe, welche die Naturgrundlagen betreffende Verrichtungen bereitstellen: Einschlägige Forschungs- und Versuchsbetriebe bezüglich Bodenarten, Bodenpflege; Betriebe für geologische Aufschließung, Vermessungs-, Planungs- und Ingenieurbüros der verschiedensten, die Naturgrundlagen der Wirtschaft betreffenden A r t ; Betriebe für Saatgutzüchtung, Tierrassenzüchtung, Schädlings78

B e r l i n 19641.

Betriebswirtschaftspolitik

bekämpfung u. ähnl. (wobei die Forschungsbetriebe überleiten zum Erfindungs- und Entwicklungswesen). Betriebe, welche die Menschengrundlage der Wirtschaft betreffende Aufgaben erfüllen: Bereitstellung und Vermittlung von Verrichtungsträgern bestimmter A r t (z. B. die erwerbsmäßige Arbeitsvermittlung u. ähnl.; bekanntlich gibt es bereits Betriebe für psychologische Beratung). Betriebe i m Bereiche der organisierenden Leistungen: a) Betriebe, die betriebsorganisierende Leistungen bereitstellen (wobei w i r von den Behörden sowie Verbandswirtschaften und ihren Instanzen und Büros absehen, ebenso wie von allen Trägern der Wirtschaftspolitik selbst, also lediglich Betriebe i m Auge haben, deren Betriebsaufgabe i n der erwerbsmäßigen Bereitstellung organisierender Leistungen liegt); man denke an die Betriebsberater und Wirtschaftstreuhänder. b) Betriebe, die Verrichtungen i m Bereiche des Wirtschaftsrechts bereitstellen (mit der gleichen Einschränkung); z.T. Notare, Wirtschaftsanwälte und ähnliche Betriebe; c) Betriebe der Steuerberatung; d) Betriebe, die dem Rechnungswesen, der Betriebsstatistik und dem Betriebsvergleich dienen (z. B. Buchstellen, Buchhaltungsbüros). Betriebe i m Bereiche des Erfindens und Lehrens: a) Betriebe, die planmäßig und über Auftrag erfinden; b) Betriebe, die Erfinder i n technischer Beziehung und solche, die Erfinder i n patentrechtlicher und sonstiger Beziehung beraten; c) Betriebe, die Erfindungen kaufen und verkaufen bzw. vermitteln (Marktreifeverleihung an Erfindungen, sei es, daß der Verkauf gegen einmalige Verkaufssumme, gegen Lizenz oder i n Kombination von beiden geschehe, sei es, daß der Vermittlungsbetrieb die Erfindung kauft und mit Gewinn verkauft oder daß er durch Provision am Erfolg der Erfindung beteiligt ist); d) Betriebe, die wirtschaftliche Ausbildungsleistungen bereitstellen, was für die verschiedenen Leistungsbereiche der Wirtschaft und i n sehr verschiedener A r t und Weise geschehen kann. Betriebe des Leihwesens, die das Kreditwesen, den Leistungswechsel des Geldes, betreuen. Betriebe, die Handelsverrichtungen erbringen, also den Leistungswechsel der Waren betreuen; wiederum i n sehr verschiedener A r t und Weise; m i t jeweils verschiedener Betonimg der einzelnen Ver-

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richtungen des Handels; verschiedener Betriebsgröße und auf verschiedener Verrichtungsebene (Groß- oder Einzelhandel). 8. Betriebe des Verkehrswesens, die also der Raumüberwindung für die Wirtschaft dienen. 9. Betriebe der Lagerung, Aufbewahrung und Vorrathaltung. 10. Betriebe der Schadenverhütung und der Versicherung i n allen ihren Sparten. 11. Betriebe der Erzeugung i m eigentlichen Sinne. Hier gibt es Unterteilungen: Betriebe, die Güter des mittelbaren Verbrauches (oder Kapitalgüter); solche, die Güter des unmittelbaren Verbrauchs (Ge- oder Verbrauchsgüter) erzeugen; nach der Zielferne oder Zielnähe der Verrichtungen: Rohstofferzeugung; Verarbeitung, Bearbeitung, Zusammenstellung oder Zusammenbau, Montage; Betriebe der Fertigung, Installation, Instandhaltung, Reparatur; Genußgüter, d.h. zielnahe, genußreife Güter erzeugende Betriebe. Ferner Betriebe, die Güter bzw. Waren hervorbringen und solche, die Dienstleistungen bereitstellen. Auch mehr technisch bedeutsame Unterteilungen sind i n der eigentlichen Erzeugung nötig: Je nach den technischen oder technologischen Verfahren; je nach den Ausgangs- oder Rohstoffen. Eine weitere und durchaus neue Ebene der Konkretisierung aber w i r d m i t jener Einteilung der Betriebe betreten, die durch alle Leistungsbereiche hindurchgehen kann, nämlich nach dem Erzeugungsziele selbst, dem Bedürfnis einschließlich der Warenart, die diesem Bedürfnisse zugeordnet ist. Hier unterscheidet die wirtschaftstheoretische Analyse und damit auch die wirtschaftspolitische Untersuchung wiederum sehr verschiedene Betriebsarten und wandelt die allgemeinen Maximen der Ertrags- und Standortpolitik, der Betriebszusammenschluß-, Betriebsorganisations- und Betriebsgrößenpolitik i n einer zu weiteren konkreten A n wendungen hinabsteigenden Analyse ab. So werden jetzt die Verbände von Betrieben m i t gleichem Erzeugungsziel Objekt der Wirtschaftspflege. Teilweise geht diese weitere konkretisierende Aufspaltung durch alle Leistungsbereiche hindurch, da sich schließlich die Bereitstellung von Werbeleistungen, von organisierenden Leistungen, von Kredit-, Handels», Verkehrs-, Aufbewahrungs- und Versicherungsleistungen auf jene Unterteilungen der Erzeugung erstrecken kann, die w i r oben unter 11 berührten (also z. B. die Werbung für Produktionsgüter anders beschaffen ist als jene für Gebrauchsgüter, die Finanzierung der Erzeugung zielferner Güter anders als jene von zielnahen, genußreifen Gütern; der Transport von Glas anders als jener von Wein usw.).

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Betriebswirtschaftspolitik

I n der wirklichen Wirtschaft werden die Leistungen der eben unter 1—10 genannten verschiedenen Leistungsbereiche sowie ihrer Betriebe für alle Wirtschaftsziele oder Bedürfnisse bereitgestellt. Nach diesen Wirtschafts- oder Erzeugungszielen w i r d nun die eigentliche Erzeugung unterteilt. Diese Unterteilung bestimmt — gemeinsam übrigens m i t den oben unter 11 erwähnten anderen Unterteilungen (wie Kapital- und Gebrauchsgüter usw.) — die Gliederung der Hervorbringung nach großen Wirtschaftszweigen und ihre weiteren Unterteilungen nach den verschiedenen Branchen, i n denen die Betriebe gleichen Erzeugungszieles zu Wirtschaftsverbänden vereinigt sein können und dies meist auch sind. Es ergibt sich hier ein neues Organisationsprinzip der Wirtschaft, nämlich deren Gliederung nach Verbandswirtschaften, eine Verbandsstufenreihe, beginnend m i t den Verbandswirtschaften allgemeinen Erzeugungszieles: Landwirtschaft und Forstwirtschaft; Bergbau, Verhüttung und Krafterzeugung; Handwerk und Industrie als allgemeinste Verbandswirtschaften, die sich wiederum i n zahlreiche Unterverbände mit konkreteren Erzeugungszielen (Fachgruppen, Branchen) aufspalten. Es ist wichtig, die Gliederung der Betriebe nach den einzelnen w i r t schaftlichen Leistungsbereichen von jener zu unterscheiden, die nach Erzeugungszielen und deren abnehmender Allgemeinheit sich ergibt. I n dem einen Falle handelt es sich ja um Leistungsbereiche (z. B. Kreditwesen, Handel, Verkehr), i m anderen aber um konkrete Stufen (Verbandsstufen) der Wirtschaft (Landwirtschaft, Handwerk, Industrie m i t ihren weiteren Unterteilungen i n Fachgruppen, Branchen usw.).

3. Die Abwandlung der Leitsätze für die Politik der Ertragssteigerung, der Betriebszusammenschlüsse, der Betriebsorganisation und der Betriebsgröße je nach den Betriebsarten

Ein Betrieb kann nun seinem Betriebsziele nach lediglich einem der oben unter 1 bis 11 genannten Leistungsbereiche zugeordnet sein. Er w i r d dann z. B. nur betriebsorganisierende Leistungen bereitstellen oder nur dem Leihwesen dienen. I n seiner inneren Organisation muß ein solcher Betrieb wiederum alle Leistungsbereiche entfaltet haben; auch i n einer Bank gibt es Transportverrichtungen. Diese innerbetrieblichen Leistungsbereiche dienen einzig und allein dem Betriebsziel, also z.B. eben der Bereitstellung von betriebsberatenden oder kreditären Verrichtungen. Ein Betrieb kann aber auch mehreren solchen Leistungsbereichen zugleich angehören, also etwa zugleich Handels- und Transportverrichtungen bereitstellen; oder zugleich wirtschaftliche Verrichtungsträger aus-

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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bilden und diese ausgebildeten Arbeitskräfte auch gewerbsmäßig vermitteln; oder etwa Erzeugungs-, Aufbewahrungs- und Handelsleistungen zugleich erbringen. Ein Betrieb kann ferner einem oder auch mehreren dieser Leistungsbereiche hauptsächlich, also m i t dem Hauptgewichte seiner betrieblichen Tätigkeit zugehören, während er einen oder mehrere andere Leistungsbereiche nur nebenbetrieblich i n seinen Tätigkeitskreis einbezieht (ein Erzeugungsbetrieb etwa kann sich auch Selbstversorgungserfordernissen oder zum Zwecke der Steigerung des Betriebsertrages zugleich Handelsund Transportverrichtungen angliedern). Je nach diesen Umständen, die wiederum eine ganz verschiedene sachliche Ausgliederungsfülle des Betriebes nach sich ziehen, werden die allgemeinen Grundsätze über Ertragssteigerung und Standort, Zusammenschluß m i t anderen Betrieben, über die innere Organisation des Betriebes und über die Betriebsgröße einsichtigerweise Abwandlungen nach sehr verschiedenen Richtungen h i n erfahren müssen. Ein Betrieb, der beispielsweise der reinen Auftragserfindung dient, t r i f f t für die Erfindungsverwertung keine Vorsorge, er bleibt lediglich Forschungsinstitut. Ganz andere Verrichtungen dagegen hat wiederum etwa ein Patentanwaltsbüro. I n beiden Betrieben werden die Antworten bzw. Lösungen auf die vier Hauptfragenkreise der Betriebspflege: Ertrags-, Zusammenschluß-, Organisations- und Betriebsgrößenpolitik anders erfolgen. Die Betriebswirtschaftspolitik w i r d daher je nach der Zugehörigkeit des Betriebes zu dem einen oder dem anderen, zu einem oder mehreren Leistungsbereichen völlig andere Wege zu gehen haben. Es werden andere überbetriebliche und andere innerbetrieblich-betriebsorganisatorische Maßnahmen zu ergreifen sein: um den Betriebsertrag dieser jeweils verschiedenen Betriebsarten zu steigern, um den Standort zu verbessern, um die Unternehmerleistung auszugestalten, u m die richtige Betriebsgröße hinsichtlich der verschiedenen von uns entwickelten Optimalitätsgrenzen: etwa der leitungs- und leitungskostenmäßigen, der marktgrößenmäßigen und konjunkturellen zu wählen; um den richtigen Weg der Teilnahme an Wirtschaftsverbänden oder des Fernbleibens von solchen zu gehen. Es ist beispielsweise naheliegend, daß Verrichtungen so hoher Vorrangstellung i n der Gesamtwirtschaft wie jene von Wirtschaftswerbern, Wirtschaftstreuhändern, Betriebs- und Steuerberatern, Wirtschaftsund Patentanwälten eine Zusammenfassung der ihnen obliegenden Betriebe und Unternehmer erfordern, die eher zu einer Organisation i n Kammern öffentlichen Rechts hinneigt als andere Sparten.

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Betriebswirtschaftspolitik

Durch die Zugehörigkeit der Betriebe dieser Leistungsbereiche zu Kammern hat derjenige, der ihre Leistungen i n Anspruch nimmt, eine gewisse Bürgschaft für deren Qualität, was schon deswegen von Bedeutung ist, weil es sich hier um besondere Vertrauensbeziehungen handelt und die Bereitstellung der einschlägigen Dienste ein hohes Berufsethos voraussetzt oder voraussetzen sollte. Wie erwähnt, müßten i n einer weiteren Konkretisierung sodann die Maximen der Betriebspflege und Betriebswirtschaftspolitik für alle diese Betriebsarten je nach den einzelnen Leistungsbereichen entwickelt werden: also etwa über Betriebsertrag und Standort, über Betriebszusammenschlüsse, Betriebsorganisation und Unternehmerleistung, über Betriebsgröße und alle übrigen einschlägigen betriebswirtschaftspolitischen Fragenzusammenhänge. Es müßten für die oben unter 1 bis 11 genannten Betriebe des Leihwesens, des Handels, des Transportwesens, der Versicherung und schließlich der Erzeugung die entsprechenden Maßnahmen der Betriebsertrags- sowie Standort-, Betriebszusammenschluß-, Betriebsorganisations- und Betriebsgrößenpolitik konkret entwickelt werden. Auf einer weiteren Ebene der konkretisierenden Wirklichkeitsannäherung gälte es dann, die Anwendung dieser Maximen zu entwickeln: z. B. für Betriebe des Leihwesens für die Landwirtschaft usw., auf Erzeugungsbetriebe des Weinbaues, auf Handelsbetriebe, die dem Fachhandel m i t Textilien oder Lederwaren obliegen usw. So w i r d dann die Unterteilung von Betriebsarten je nach den Leistungsbereichen nach einem anderen Grundsatz, jenem der Aufspaltung nach den verschiedenartigen Erzeugungszielen, weitergeführt. Wieder zeigt sich die Notwendigkeit, nicht bei einer allgemeinen Agrar-, Handwerks- und Industriepolitik stehenzubleiben, sondern in der konkretisierenden Wirklichkeitsannäherung der wirtschaftspolitischen Analyse weiter hinabzusteigen 79 . Aber immer werden die gleichen Fragenzusammenhänge einer betrieblichen Wirtschaftspflege auftauchen, die w i r entwickelten: Über- und innerbetriebliche Fruchtbarkeitsbedingungen und hiemit allgemeine Ertrags- und Standortpolitik für die Betriebe, Betriebszusammenschluß-, Betriebsorganisations- und Betriebsgrößenpolitik. Der praktische Betriebswirt und vor allem der Betriebsführer w i r d nun eine noch weitere Wirklichkeitsannäherung der betriebswirtschaftspolitischen Darlegungen verlangen. Er w i r d ganz konkret fragen: Wie sollen nun die einzelnen Leistungsbereiche i n den Betrieben verschiede79

Vgl. I 2 , 101 ff.

Die Leistungsbereiche u n d die B e t r i e b s i r t s c h a f t s p o l i t i k

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ner A r t beschaffen sein — einerseits i n den verschiedenen Betriebsarten je nach dem Leistimgsbereiche, dem der Betrieb hauptsächlich angehört (z. B. Kredit-, Handels-, Verkehrs-, Versicherungs-, Fertigungsbetriebe). Andererseits i n den verschiedenen Betrieben, unterschieden je nach dem Erzeugungsziele oder der Gruppe von Erzeugungszielen, denen der Betrieb dient, z. B. landwirtschaftlicher, industrieller, handwerklicher Betrieb. Er w i r d also fragen: Wie soll der Bereich der organisierenden Leistungen, besonders die Betriebsleitung; wie die auf die Märkte ausgerichteten Betriebsabteilungen (Marktanalyse; Studium der Wettbewerbsverhältnisse und der Marktlage); wie sollen die Abteilungen beschaffen sein, die m i t der Finanzierung, der Beschaffung, dem Absatz, dem Transportwesen, der Aufbewahrung, der Schadenverhütung, der innerbetrieblichen Elastizitätsvorsorge und der Versicherung zu t u n haben; wie soll die Erzeugung, also die technische Fertigung und Arbeitsverfassung dieses oder jenes Betriebes gestaltet werden? Diese Fragen nach der jeweiligen Gestaltung aller dieser Leistungsbereiche werden sich jeweils für die verschiedenen Betriebsarten aller Aufspaltungen wiederholen. D. h. also z. B.: Wie steht es u m die Lagerhaltung i n Handelsbetrieben; wie i n Erzeugungsbetrieben; wie i n den verschiedenartigen Erzeugungsbetrieben m i t ganz bestimmten Erzeugungszielen, z. B. i n der Stahl- oder i n der Glasindustrie, i n der Bierbrauerei. Das bedeutet also eine noch weitere Wirklichkeitsannäherung der wirtschaftspolitischen Fragestellung. A l l dies betrifft die konkreten Abwandlungen i m Fragekreise der Betriebsorganisation. Weiter w i r d der Praktiker fragen: Welche konkrete Unternehmungsform soll man für die einzelnen Betriebsarten wählen? Eine Frage, deren Beantwortung sich — wie w i r bereits berührten — nach der besonderen Geeignetheit jeder der vom Wirtschaftsrecht zur Verfügung gestellten Unternehmungsformen für die einzelnen Betriebsarten richten wird. Dabei wäre besonders folgendes zu prüfen: 1. Die A r t der Führung des Betriebes bei der oder jener Unternehmungsform, d.h. also deren Bedeutung für die Leitsamkeit des Betriebes; 2. die Geeignetheit der Unternehmungsform für den betrieblichen Kapitaldienst und 3. für die betriebliche Steuerpolitik. Der Betriebswirt w i r d weiterhin fragen, welche konkrete Abwandlungen hinsichtlich der verschiedenen Betriebsarten sich i m Hinblick auf deren Zusammenschluß

zu Betriebsverbänden

ergeben.

124

Betriebswirtschaftspolitik

I m Zusammenhang m i t den über- und innerbetrieblichen Ertragsbedingungen, die ebenfalls je nach den verschiedenen Betriebsarten arteigene Abwandlungen erfahren, stehen ferner die besonderen Erfordernisse hinsichtlich der Standortwahl

u n d hinsichtlich der

Betriebsgröße

aller dieser Betriebsarten. Alle diese Fragen sind praktisch und theoretisch berechtigt. Es ist auch durchaus möglich, sie theoretisch zu analysieren und i n weitestgehender, konkretisierender Wirklichkeitsannäherung zu beantworten. Diese Analysen und Antworten gehören aber — wie erwähnt — bereits i n die einzelnen Teildisziplinen der Betriebswirtschaftslehre und nicht mehr zum Aufgabenkreis eines Grundrisses. Die obigen Darlegungen sollten lediglich nochmals darauf hinweisen, daß alle Wirtschaftspolitik und daher auch alle Betriebswirtschaftspolit i k i n konkretisierender Wirklichkeitsannäherung betrieben werden muß. Daß aber die Wirtschaftstheorie dieser Wirklichkeitsannäherung den Weg weisen muß und dies durchaus auch vermag. Daß endlich die Wirtschaftstheorie auf jeder Ebene dieser konkretisierenden Wirklichkeitsannäherung von neuem jene Analysen begründen und leiten muß, welche die Voraussetzungen und Wegweiser für die Wirtschaftspolitik als Handeln darstellen.

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Sechster

Finanzierungseffekte

der

Abschnitt

Die Stufenstellung des Betriebes I. Stufenstellung des Betriebes und betriebliche Fruchtbarkeit Die Stufenstellung eines Betriebes richtet sich nach der Wirtschaftsstufe jener Märkte, die der Betrieb beliefert. Diese können w e l t w i r t schaftliche, großraumwirtschaftliche, volkswirtschaftliche, gebietswirtschaftliche, endlich begrenzte lokale Märkte sein. (Eine Kaffeeplantage oder ein Spezialmaschinen verfertigender Betrieb hat weltwirtschaftliche Stufenstellung, ein Friseurladen oder ein Milchgeschäft eine sehr begrenzte lokale Stufenstellung.) Der Betrieb kann entweder Märkte einer einzigen Stufe beliefern, z. B. nur den Weltmarkt, oder er kann Märkte verschiedener Stufen zugleich beliefern. Daß von dieser Stufenstellung des Betriebes dessen Ertrag, also die betriebliche Fruchtbarkeit beeinflußt wird, ist naheliegend. Die betriebliche Wirtschaftspflege w i r d diesen Umstand i m Auge zu behalten haben. Soweit sie nun darauf abzielt, von der Stufenstellung her die Produktivität eines Betriebes oder einer Gruppe von Betrieben zu steigern, so kommen als Einfallspforten ihrer Maßnahmen alle Leistungsbereiche 9*

128

Betriebswirtschaftspolitik

jener Stufe bzw. jener Stufen i n Betracht, der bzw. denen der Betrieb angehört. Soll also der Ertrag eines für den Weltmarkt exportierenden Betriebes gesteigert werden, so werden Maßnahmen der Weltwirtschaftspolitik und der äußeren Wirtschaftspolitik der Volkswirtschaft einzusetzen haben 80 . Es ist naheliegend, daß Träger solcher Maßnahmen weniger die Betriebsführung selbst als andere wirtschaftspolitische Instanzen sein werden. Soll dagegen der Ertrag eines für einen begrenzten lokalen M a r k t produzierenden Betriebes verbessert werden, können zweckentsprechende wirtschaftspolitische Vorkehrungen innerhalb der Einflußsphäre des Betriebes selbst liegen. Aber auch Betriebe m i t höherer Stufenstellung sind hinsichtlich ihrer Ertragssteigerung nicht zur Passivität verurteilt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die dem Betriebe selbst offenstehen: Änderung oder Hebung der Qualität der Erzeugnisse oder Dienstleistungen, Schulung der Verrichtungsträger, organisatorische oder technische Verbesserungen, A n schluß an einschlägige Verbände können dem Betriebe leicht einen Markt höherer Stufe erobern oder seine Stellung auf dem schon erreichten Markte verbessern. Man denke etwa an Betriebe des Fremdenverkehrs, die durch entsprechende innerbetriebliche Verbesserungen ein internationales Publikum an sich ziehen und als Stammkundschaft gewinnen, dadurch also weltwirtschaftliche Stufenstellung erlangen. Auch der Standort der Betriebe w i r d von deren Stufenstellung nicht unabhängig sein. Vorwiegend für den Weltmarkt produzierende Betriebe werden andere Standorte bevorzugen als gebietswirtschaftlich oder lokal orientierte. I L Stufenstellung des Betriebes und Betriebszusammenschlüsse zu Verbandswirtschaften

Naheliegenderweise w i r d der Betrieb je nach seiner Stufenstellung auch Verbandswirtschaften m i t solchem Aufgabenkreise beitreten, die eben dieser seiner Stufenstellung entsprechen. Ein Exportbetrieb w i r d sich m i t anderen zu einer Exportgemeinschaft vereinigen, falls von dieser eine Förderung seiner Tätigkeit zu erwarten wäre (z. B. durch gemeinsame Ausstellungen der Erzeugnisse i m Auslande, durch gemeinsame Vertreter und Agenten, gemeinsame Kataloge). Naheliegend ist auch, daß Betriebe gleicher A r t und gleicher Stufe sich zu Verbänden ebensolcher Stufenstellung vereinigen, wie dies bei inter80

Vgl. I I , l 2 .

Die Stufenstellung des Betriebes

129

nationalen Kartellen, Rohstoffgemeinschaften und sonstigen w e l t w i r t schaftlichen Verbänden der Fall ist. Die Ausrichtung auf eine Großraumwirtschaft oder auf den Weltmarkt fördert den Zusammenschluß zu großraumwirtschaftlichen oder weltwirtschaftlichen Verbänden. Andererseits können sich Betriebe einer höheren Stufenstellung oft aus sie beengenden nationalen oder anderen Verbänden niederer Stufe heraushalten. Ein allein oder vorwiegend für den Weltmarkt liefernder Betrieb w i r d die Beschränkungen seiner örtlichen Verbände als hemmend betrachten und die Wirtschaftspflege sollte solche Sonderstellungen auch berücksichtigen. Die Herausnahme solcher Betriebe aus allgemeinen Bindungen ist gesamtwirtschaftlich fruchtbar. Auch in der W i r t schaftspolitik ist nichts gefährlicher, als alles über einen K a m m zu scheren. Eine gesunde Verbands- und Betriebswirtschaftspflege w i r d immer die jeweilige Stufenstellung der Betriebe berücksichtigen und ihre Maßnahmen entsprechend einrichten.

I I I . Stufenstellung des Betriebes und Betriebsorganisation Nach der Stufenstellung des Betriebes richten sich die organisierenden Leistungen für alle jene Leistungsbereiche, die auf die Märkte ausgerichtet sind, denen der Betrieb dient. Es w i r d also auch die innere Organisation des Betriebes durch seine Stufenstellung entscheidend geprägt werden. So w i r d ein auf den Weltmarkt ausgerichteter Exportbetrieb jene Abteilungen auszubauen haben, die den Verkehr m i t den entsprechenden ausländischen Kunden, m i t den zuständigen Stellen der fremden Importländer und den für die Ausfuhr zuständigen Behörden und Stellen der eigenen Volkswirtschaft zu pflegen haben. Es ist auch einsichtig, daß die Organisation einer Außenhandelsbank, also einer Bank auf weltwirtschaftlicher Stufe, anders aussehen muß, als jene einer Provinzbank. I n jedem Betriebe werden je nach seiner Stufenstellung verschiedene, dieser angemessene Verrichtungen bzw. Abteilungen erforderlich sein, es werden auch gänzlich verschiedene Anforderungen an den Betriebsführer und an die Leiter dieser marktwirtschaftlichen Abteilungen gestellt werden. Schon deshalb gehört die Betriebsorganisation von Weltfirmen zu den fesselndsten Erscheinungen der Betriebs- und Volkswirtschaft. Werbeabteilung, Personalabteilung, Rechtsabteilung, Finanzierung, Absatz und Beschaffung, Frachtwesen werden i n solchen Weltfirmen natürlich ganz anders aussehen als bei gebietswirtschaftlichen und lokalen Firmen. Andere Märkte, andere Betriebsorganisation, andere Absatzvorkehrungen, andere Kapitalien höherer Ordnung für den Verkehr m i t diesen Märkten, andere Leitungsaufgaben! Die risiko- und kon-

130

Betriebswirtschaftspolitik

junkturpolitischen Vorkehrungen werden ebenfalls ganz anderer A r t sein müssen als bei Betrieben, die auf leichter überschaubare und stetige Märkte ausgerichtet sind. Es ist auch verständlich, daß Weltfirmen der organisierenden Leistungen von Volkswirtschaften m i t Weltgeltung und Weltstellung bedürfen, was sich i n der Wahl des Standorts ihrer Zentralen ausprägt. Durch Zusammenschlüsse von Betrieben zu Konzernen und Trusts ändert sich die Stufenstellung des neuen Gebildes zwar insofern nicht, als dieses immer noch der Betriebsstufe und nicht etwa der Verbandsstufe angehört. Wohl aber kann sich — besonders infolge Änderung des rechtlichen Gehäuses dieses neuen Gebildes, der Unternehmung, und durch Umwandlung seiner inneren Organisation, besonders aber durch Veränderung seiner Marktlage — seine Stufenstellung maßgeblich wandeln.

I V . Stufenstellung des Betriebes, Marktgröße und Betriebsgröße

Die Stufenstellung des Betriebes w i r d durch seine Verbindung mit dem Absatz- oder Beschaffungsmarkte oder durch beides bestimmt. Ein Betrieb kann sowohl i m Absatz als auch i n der Beschaffung auf gebiets-, volks-, großraum- oder weltwirtschaftliche Märkte ausgerichtet sein. Diese Ausrichtung auf Märkte verschiedener Stufen, besonders jene auf die Absatzmärkte, bestimmt auch die Größe des Betriebes. Denn die Stufenstellung auf den Absatzmärkten kann zugleich auch die Ausrichtung auf kleinere und größere Märkte i n sich schließen: Der lokale Markt w i r d die Tendenz haben, ein kleinerer Markt, der Weltmarkt die umgekehrte Tendenz, ein Größtmarkt zu sein; der lokale Markt kann allerdings zugleich auch der stetigere Markt sein und dem Betriebe eine größere Krisenfestigkeit verbürgen als etwa der Weltmarkt. Die Marktgröße aber bedingt ihrerseits i n entscheidender Weise die Betriebsgröße. So kann man die für die Betriebswirtschaftspolitik wicht i g e Regel a u f s t e l l e n : Die Stufenstellung des Betriebes, die zum Teil auch abhängig von der Art der Erzeugnisse oder der Dienste des Betriebes ist, bestimmt die Marktgröße, die Marktgröße aber bestimmt die Betriebs-

größe. Für den Großmarkt w i r d der Großbetrieb, für den kleineren Markt w i r d der Kleinbetrieb richtig sein. Diese Regel ist je nach dem Leistungsbereiche, dem der Betrieb angehört, abzuwandeln. Ein Erzeugungsbetrieb w i r d andere Größenmaße zu erfüllen haben als ein Handelsbetrieb. Beim Erzeugungsbetrieb hängt wiederum sehr viel von der A r t des Erzeugnisses ab. Es kann auch ein Kleinbetrieb Weltmarktstellung haben. Es sind immer sehr verschiedenartige Bestimmungsgründe für die Betriebsgröße zugleich maßgebend.

Die Stufenstellung des Betriebes

131

Ein Handelsbetrieb m i t ausgesprochen weltwirtschaftlicher Stufenstellung kann verhältnismäßig klein sein und vielleicht zehn Angestellte haben. Dann aber w i r d naheliegenderweise eine entsprechende Betriebsorganisation sowie der Fremdbezug von Verrichtungen eine so geringe Größe ermöglichen: Filialen, zuverlässige Vertreter, Stammkundschaft i m Auslande, Abwälzung vieler Verrichtungen auf Auslandsoder Außenhandelsbanken, Spediteure, Versicherungsgesellschaften usw. Dann ist dieser Außenhandelsbetrieb seiner Stufenstellung nach wohl ein Großbetrieb des Großhandels, der Anzahl der Verrichtungsträger nach aber nur ein Kleinbetrieb: einfach deshalb, weil er nur eine A r t zentralen Leitungsbüros darstellt. Bekanntlich entsprechen den verschiedenen Märkten auch verschiedene Renten, allerdings auch eine verschiedene Stetigkeit des Absatzes. Für den gesamtvolkswirtschaftlichen oder gar für den Weltmarkt erzeugende Betriebe können entsprechende Renten einheimsen, müssen aber diese ihre größere Rentabilität etwa auch m i t stärkerer Anfälligkeit gegenüber den Konjunkturbewegungen bezahlen. Es sind dies meist Absatzschwankungen, die sich der wirtschaftspolitischen Beeinflussung seitens der eigenen Volkswirtschaft und natürlich um so mehr auch seitens der eigenen betrieblichen Wirtschaftspolitik, etwa der M a r k t - und Vertriebspolitik, entziehen. Hinsichtlich der Orientierung auf Beschaffungsmärkte höherer Stufe gilt, daß der Möglichkeit, Renten i n Gestalt von Einkaufsgewinnen einzuheimsen, meist auch größere Beschaffungskosten — infolge verwickelterer innerer Betriebsorganisation — und erhöhte Risiken i n bezug auf eine stetige Versorgung gegenüberstehen. Dem Vorteile sinkender Erzeugungs- und Stückkosten infolge der m i t wachsender Marktgröße gegebenen Möglichkeit der Massen- oder Serienfertigung steht deren große Empfindlichkeit gegen Absatzschwankungen gegenüber: Es ist, wie sich zeigte, oft nur ein schmaler Bereich, innerhalb dessen bei sinkendem Absatz i n Betrieben der Massen- oder Serienfertigung noch Einträglichkeit gewahrt ist. Zusammenfassend könnte man bezüglich dieser Beziehungen zwischen Stufenstellung des Betriebes, Marktgröße und Betriebsgröße — und zwar besonders für Erzeugungsbetriebe — feststellen: Nur bei weitgehender Einheitlichkeit der Erzeugnisse und bei großer Stetigkeit des Absatzes ist die Orientierung auf Märkte höherer Stufe und damit auf größere Märkte erstrebenswert und die damit erforderliche Betriebsvergrößerung richtig. Eine Ausnahme stellen Erzeugnisse ganz besonderer Eigenart dar, bei denen infolge eindeutiger Überlegenheit natürlicher oder auch kultürlicher Produktionsfaktoren diese Stetigkeit des Absatzes an sich verbürgt erscheint.

132

Betriebswirtschaftspolitik

Die Betriebsvergrößerungen, die der Stufenstellung des Betriebes, also seiner Orientierung auf volks-, großraum- oder weltwirtschaftliche Märkte entsprechen, sind i n der Regel zunächst sog. einfache Betriebsvergrößerungen, d. h. eine Vergrößerung aller Betriebsanlagen zwecks Mehrausstoßes des gleichen Erzeugnisses. Erst i n zweiter Linie könnte eine solche einfache Betriebsvergrößerung dann auch eine Vergrößerung auf dem Wege der Kombination (also der Angliederung von Vor-, Nachoder Seitenerzeugungen, vornehmlich aus Selbstversorgungsgründen) zweckmäßig erscheinen lassen. Doch sind hier die Risiken noch größer, weshalb i n der neuzeitlichen Industriebetriebspolitik hier meist der Weg des Zulieferungssystems beschritten w i r d 8 1 .

Siebenter

Abschnitt

Zusammenfassung der Betriebsgrößenlehre und Betriebsgrößenpolitik I. Blick auf die Lehrgeschichte über Betriebsgröße Wie die vorstehenden Abschnitte der Betriebswirtschaftspolitik, in denen w i r uns immer wieder mit der Betriebsgröße befassen mußten, zeigten, gibt es sehr mannigfache Bestimmungsgründe der Betriebsgröße und sie alle können nur aus einer Analyse der Stellung des Betriebes i n der Gesamtwirtschaft, ja in der Gesellschaft als ganzer entwickelt werden. Die Problementfaltung i n der Volks- und Betriebswirtschaftslehre stützt dieses Ergebnis der ganzheitlichen Betriebsgrößentheorie: Sie mündet heute geradezu i n die Feststellung einer Pluralität von Bestimmungsgründen der Betriebsgröße ein. Zu deren systematischer Ableitung und hierarchischer Ordnung aber fehlten der bisherigen Theorie die Voraussetzungen. Auch könnten die bisher entwickelten Begriffsmittel die Grundlage für eine Überwindung der Konzentrationslehre, also der Theorie von der Überlegenheit des Großbetriebes, bieten. Trotzdem und trotz der eindringlichen Sprache der wirtschaftlichen Tatsachen wurde die Konzentrationslehre noch immer nicht endgültig fallen gelassen: zum Schaden der Betriebsgrößenpolitik, der Betriebswirtschafts- und W i r t 81 Vgl. zu diesem Abschnitt das zu den Schlüsselbegriffen der Betriebswirtschaftspolitik angegebene Schrifttum!

Zusammenfassung der Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitik

133

schaftspolitik überhaupt, ja zum Schaden der gesamten Gesellschaftsordnung von heute. I n großen Umrissen könnte man die Lehrgeschichte über die Betriebsgröße etwa folgendermaßen kennzeichnen: Trotz der genialen Leistung Heinrich von Thünens, die i n seiner für Volks- und Betriebswirtschaftslehre gleich bedeutsamen Erkenntnis von der nur verhältnismäßigen Vorzüglichkeit der Betriebsgrößen vorlag, war der praktische Ausgangspunkt der gesamten Betriebsgrößentheorie leider das marxistische Gesetz von der Konzentration des Kapitals, das die Überlegenheit des Großbetriebes behauptete. Dieses Konzentrationsgesetz spielte und spielt heute noch auch i n der nichtmarxistischen Wirtschaftswissenschaft eine größere Rolle, als deren Autoren wahrhaben wollen. Der Herrschaft der Konzentrationslehre entsprach die Annahme eines Vorwaltens

technischer

Bestimmungsgründe

f ü r die Betriebsgröße.

I m Bereiche der reinen Konzentrationslehre bleibt z. B. Oppenheimer, wenn er für die gewerbliche Produktion — i m Gegensatz zur landwirtschaftlichen — kategorisch erklärt, daß sie dem Gesetz steigender Erträge unterliege 82 . Nach Schmaltz ist die optimale Betriebsgröße um so größer, je höher der Anteil der fixen Kosten ist 8 3 — dieser gibt i m Verhältnis zu der Höhe der variablen Kosten die Höhe der angewandten Technik an 8 4 . A n Hand eines Diagrammes weist Jantzen nach, daß i m Falle der Anwendung einer höheren Technik, d. h. bei relativ höheren Fixkosten unter der Annahme konstanter variabler Kosten das Stückkostenminimum bei einem höheren Beschäftigungsgrad liege 85 . Gutenberg versteht unter Betriebsgröße „die Größe der zu einem bestimmten Zeitpunkte zur Verfügung stehenden produktionstechnischen Anlagen, ohne Rücksicht darauf, wie sie genutzt werden" 8 6 . Bei dieser Definition steht zweifelsohne die Vorstellung vom Betrieb als technisches Gebilde i m Vordergrund 8 7 . Gefördert w i r d die Uneinheitlichkeit der Meinungen bezüglich des Betriebsgrößenbegriffes zweifellos durch das Hinzutreten des Begriffes „Kapazität". I h n wendet Gutenberg eher nur auf einzelne Betriebsmittel an 8 8 . Obwohl i n der Gutenberg'schen Betriebsbetrachtung das Technische 82 Oppenheimer, F., System der Soziologie, Bd. I I I : Theorie der reinen u n d politischen Ökonomie, 2. T e i l : Die Gesellschaftswirtschaft, Stuttgart 19642, 844. 83 Schmaltz, K , Betriebsanalyse, Stuttgart 1929, 132. 84 Jantzen, J., a.a.O. 85 Ebda. Allerdings hätte es angesichts der Selbstverständlichkeit dieser unter den gesetzten Annahmen sich ergebenden Aussage des aufgewandten didaktischen Instrumentariums der analytischen Geometrie nicht bedurft. * Gutenberg, E., Betriebsgröße, H W B , Bd. I, Stuttgart 1956, 801. 87 I n ähnlichem Sinne Schäfer, E., a.a.O., 131 ff. 88 Gutenberg, E., Grundlagen, Bd. I, a.a.O., 59 ff.

134

Betriebswirtschaftspolitik

nicht stark i m Vordergrund steht, gelangt sie doch zu einer am Technischen ausgerichteten Betriebsgrößendefinition. Manche Autoren unterscheiden zwischen Kapazität und Betriebsgröße insoferne, als sie unter Kapazität lediglich den technischen Leistungsgrad verstehen, während sie die Betriebsgröße nicht allein technisch bestimmt sehen. Vorwiegend vom Technischen her sieht Mellerowicz das Problem von Betriebsgröße und Kapazität, welche er als „Leistungsvermögen eines Betriebes, . . . auf den Zeitabschnitt bezogen", jedoch als „technisch normale Kapazität" sieht 89 . „Beschäftigung" ist Kapazitätsausnutzung 90 . Es sei zwischen technischer und wirtschaftlicher optimaler Betriebsgröße zu unterscheiden, wobei jedoch der Betriebsgröße als technische Kategorie der Vorrang einzuräumen sei. Läßt z. B. der Absatzmarkt die technisch optimale Betriebsgröße nicht zu, so ergebe sich nur eine relative Optimalität der Betriebsgröße; der Betrieb müsse immer nach der technischen Optimalität streben, obwohl die wirtschaftliche die Realität darstelle 91 . W i r haben hier eine zweite, von der Betriebswirtschaftslehre herkommende Etappe der Problementfaltung, i n der i m Hinblick auf die theoretische Ortsbestimmung der optimalen Betriebsgröße die Kostenanalyse, insbesondere der Begriff der Kosten pro Erzeugniseinheit, eine führende Rolle spielt. Allerdings hatte schon Bücher 92 das Optimum der Massenproduktion an dem Punkte der niedrigsten Produktionskosten bestimmt. Daneben steht allerdings die dem widersprechende Erkenntnis, daß die reinen Erzeugungskosten noch nicht die Gesamtkosten seien. Nach v. Stackelberg liegt die optimale Betriebsgröße i m M i n i m u m der langfristigen Stückkostenkurve. Solange dieser Punkt noch nicht erreicht ist, trete „Größendegression", nachher „Größenprogression" ein 9 8 9 4 . Naheliegenderweise konnte man es bei dieser, allein auf die Kostenanalyse und damit lediglich nach innen gestützten Betrachtungsweise nicht bewenden lassen, denn die Bedeutung der Markteinflüsse etwa mußte sich schließlich aufdrängen. Die betriebswirtschaftliche Theorie 89

Mellerowicz, K., Kapazitätsproblem, H W B , Bd. I I , Stuttgart 1958, 2953 ff. Ders., Beschäftigung, H W B , Bd. I , Stuttgart 1956, 703 ff. 01 Ders., Kosten u n d Kostenrechnung, Bd. 1: Theorie der Kosten, B e r l i n 19634, 415 ff., insbes. 423 f.; „ O p t i m a l groß ist n u r der Betrieb, der den Gegebenheiten der Technik gerecht w i r d " (423). 92 Bücher, K., Das Gesetz der Massenproduktion, i n : Zschr. f. d. ges. Staatswiss., 66. Jg., Tübingen 1910, 441 ff. 98 Stackelberg, H. v., Grundlagen der theoretischen Volkswirtschaftslehre, Bern 1948, 61 ff. 94 Diese Begriffe gehen zurück auf Schmalenbach, E., Selbstkostenrechnung u n d Preispolitik, Leipzig 19305, 73; vgl. auch Kilger, W., Produktions- u n d Kostentheorie, a.a.O., 108 ff. 90

Zusammenfassung der Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitik

135

sprengte nun den innerbetrieblichen Rahmen, sie verließ die bisherige Ausklammerung von Markteinflüssen. D. h. aber, daß der Zusammenhang zwischen Betrieb und Gesamtwirtschaft i n den Blickpunkt gerät. Albrecht und Lorenz 9 5 fordern zur Bestimmung der optimalen Betriebsgröße eine Kosten- und Marktanalyse. Immer mehr w i r d i n der weiteren Problementfaltung, gewissermaßen i n dessen dritter Etappe, der wirtschaftliche Erfolg das entscheidende Kennzeichen der optimalen Betriebsgröße; so kennzeichnet Beste 96 hiefür das „höchstmögliche Auseinanderklaffen von Kosten und Erlös; ähnlich Lorenz 9 7 : „bestmögliche Ausnutzung aller Betriebsteile, wobei möglichst wenig Nachfrage infolge Nichtausreichens der Leistungsfähigkeit des Betriebes zurückgewiesen werden muß". Sombart 9 8 nennt für die Erreichung der optimalen Betriebsgröße drei Voraussetzungen: Anwendung des produktivsten Verfahrens (also die rein technische Seite), die optimale Nutzung der Produktionsfaktoren und deren Proportionalität. Dieses harmonische Verhältnis der einzelnen Betriebsteile betonen auch Vogelstein 99 , Wygodzinsky, Andreae und Robinson 100 . Sombart unterschied auch ein Erzeugungsoptimum und ein organisatorisches Optimum; ferner ein relatives und ein absolutes Optimum, wobei ihm das erste durch Kapitalgröße, persönliche Eignung des Leiters sowie der Facharbeiter und durch die Größe des Verwendungsund Absatzminimums, das absolute aber hauptsächlich technisch durch die niedrigsten Stückkosten bestimmt erschien 101 . So t r i t t also, z. T. auch gefördert durch das betriebswirtschaftliche Erfordernis einer zulänglichen Kostenanalyse, die leistungsmäßige Betrachtung hervor: „optimale Nutzung der Produktionsfaktoren". W i r sagen: Vermeidung von Leistungsbrachen; „Proportionalität aller Produktionsfaktoren" — w i r sagen: Entsprechung aller Leistungsbereiche und leistenden Elemente, und zwar auch Wahrung der Entsprechungen in der Umgliederung. 95 Vgl. Albrecht, E., Betriebsgröße u n d Betriebsoptimum, Basel 1945, 34; Lorenz, St., Anpassung der Betriebskapazität an den Grad der voraussichtlichen Beanspruchung, Ztschr. f. Betriebswirtschaft, 7. Jg., 1930, 134. 96 Beste, Th., Die optimale Betriebsgröße als betriebswirtschaftliches Problem, Leipzig 1933, 42 ff. 97 Lorenz, St., a.a.O., 134. 98 Sombart, W., Der moderne Kapitalismus, 3. Bd.: Das Wirtschaftsleben i m Zeitalter des Hochkapitalismus, 2. Hlbbd., München-Leipzig 1928, 535. 99 Vogelstein, Th., Das Ertragsgesetz der Industrie, Archiv f ü r Sozialwissenschaft u n d SozialDolitik, 34. Bd., Tübingen 1912. 100 Wygodzinsky, W. u n d Andreae, W., Einführung i n die Volkswirtschaftslehre, Leipzig 19298, 87; Robinson, E. A. G., Betriebsgröße u n d Produktionskosten, Wien 1936, 16 ff. 101

Sombart, W., Der moderne Kapitalismus, Bd. 3, a.a.O., 544.

136

Betriebswirtschaftspolitik

Somit ergibt sich die Erkenntnis von der Pluralität größe

bestimmenden

der die Betriebs-

Kräfte.

Der bereits erwähnte Robinson unterschied dann eine noch größere Anzahl von Bestimmungsstücken der optimalen Betriebsgröße bzw. eine optimale Betriebsgröße i n bezug auf die optimale technische Einheit, auf die Verwaltung, auf die Finanzierung, auf den Markt, i m Hinblick auf den Einfluß von Risken und Schwankungen der Nachfrage; er spricht auch von der Notwendigkeit der Abstimmung differierender optimaler Betriebsgrößen, vom optimalen Umfang einer Industrie, vom Standort der Produktion innerhalb eines Landes und international. Die neuere Entwicklung mündet schließlich i n die Erkenntnis, daß die verschiedenen Leistungsbereiche des Betriebes verschiedene Grössenoptima haben können, daß auch überbetriebliche Bestimmungsgründe i n die Betriebsgrößenlehre einzubeziehen sind — was betriebswirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Betrachtung wieder zusammenfließen läßt 1 0 2 . Die Erkenntnis einer Pluralität von Bestimmungsgründen führt aber unvermeidlich zum Entsprechungs- oder Proportionalitätsbegriff und damit zu ganzheitlichen Kategorien, deren Einführung, wie angedeutet, übrigens schon durch eine von den betrieblichen Leistungsbereichen ausgehende Kostenanalyse nahegelegt w a r 1 0 8 . Die somit heute lediglich statistisch gewonnene Erkenntnis w i r d von der ganzheitlichen Lehre erst theoretisch begründet: Aus der Arteigenheit jeder wirtschaftlichen Verrichtung je nach ihrer Gliedstellung in ihrem Gebilde; aus der arteigenen Leistung jedes Betriebes schon infolge von dessen Eigenleben; aus der Arteigenheit bestimmter Verbands- und Gebietswirtschaften, deren Glieder die Betriebe sind; endlich je nach der zeitlichen Stellung i m Gesamtverlaufe der wirtschaftlichen Umgliederung oder Konjunktur. Für diese Auffassung gibt es dann — übrigens ganz in Übereinstimmung m i t den Ergebnissen der mehr statistischrealistischen Untersuchungen i n den USA — nicht eine optimale Betriebsgröße schlechthin, sondern lediglich eine Annäherung an die optimale Betriebsgröße. Dies schon deshalb, weil — abgesehen vom Auseinanderklaffen mengenmäßiger und leistungsmäßiger Produktivität — eine Anzahl von Bestimmungsstücken der Betriebsgröße infolge ihrer 102 Tatsächlich beeinflußt der Staat etwa durch seine Steuerpolitik die Betriebsgrößen wesentlich. Leider — bewußt oder unbewußt — immer noch i n der Annahme einer unbedingten Überlegenheit des Großbetriebes u n d daher zum Nachteil der kleineren u n d mittleren Betriebsgrößen. los v g l . auch Zimmerer, C., K o m p e n d i u m der Betriebswirtschaftslehre, Düsseldorf 19658, 13 ff. („Die optimale Betriebsgröße hängt i m wesentlichen von der gestellten u n d erfüllbaren Aufgabe ab."); ferner Schwarz, H., Begriff u n d Bedeutung der Betriebsgröße, ZfG, 9. Jg., W i e n 1965, 173 ff.

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Arteigenheit überhaupt unvergleichlich werden: z. B. Standort, Führungsfähigkeit des Leiters, Verhältnisse der lokalen Absatzmärkte, Preisverschiedenheiten u. dgl. m. Die Beobachtung stellt dann nur eine gewisse Häufung der Betriebe um eine gewisse Größenordnung herum fest, also eine für die betreffende Branche vorwaltende typische Betriebsgröße .

I n dieser letzten Phase der Problementfaltung ist also der Anschluß an Thünen und die Möglichkeit gewonnen, seine Erkenntnisse zu einer umfassenden ganzheitlichen Lehre von der Betriebsgröße auszubauen m i t allen den dazugehörigen Sonderproblemen, wie z. B. jenem der „optimalen Strecke", und samt den daraus ableitbaren Leitsätzen für eine Betriebsgrößenpolitik.

I I . Zusammenfassung der ganzheitlichen Betriebsgrößenlehre Wie bereits erwähnt, verteilen sich die Analysen über die verschiedenen Bestimmungsgründe der Betriebsgröße auf alle Abschnitte der Betriebswirtschaftspolitik. Der innige Zusammenhang der Betriebsgrößenlehre m i t allen übrigen Fragen der Betriebswirtschaftspolitik erhellt auch daraus, daß die Bestimmungsgründe der Betriebsgröße die gleichen sind wie jene der betrieblichen Fruchtbarkeit als solcher und schließlich auch des Standortes. Es ist naheliegend, daß die über- und die innerbetrieblichen Fruchtbarkeitsbedingungen zugleich auch über die Betriebsgröße entscheiden. Allerdings erfordert jeder dieser Fragenkreise eine besondere Wendung der Blickrichtung der Analyse: Einmal nach den allgemeinen Fruchtbarkeitsbedingungen des betrieblichen Lebens; das andere M a l nach den Erfordernissen des Standortes und schließlich nach jenen der Betriebsgröße. Aber das Grundschema aller dieser Analysen, i n denen die vier großen Fragenkreise der Betriebswirtschaftspolitik: betriebliche Fruchtbarkeit und Standort, Betriebszusammenschlüsse, Betriebsorganisation und Betriebsgröße aufgerollt werden, bleibt immer gleich. So ist auch für die Betriebsgröße eine Gesamtanalyse aller ihrer Bestimmungsgründe erforderlich, die alle leistenden Elemente über- und innerbetrieblicher A r t einbezieht. W i r fassen das Schema dieser Gesamtanalyse hier nochmals zusammen: Als reife Frucht aus allen vorstehenden Darlegungen über die Betriebswirtschaftspolitik: 1. Die ganzheitlichen Bestimmungsgründe der Betriebsgröße

Zunächst wirken die Beschaffenheit der Zielwelt und der Wirtschaftsgrundlagen, sodann die Schlüsselbegriffe der Wirtschaftspolitik bestimmend auf die Betriebsgröße ein: Wirtschaftsverfassung, Wirtschaftsorga-

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Betriebswirtschaftspolitik

n i s a t i o n , L e i s t u n g s b e e i n f l u s s u n g ( m i t der entscheidenden F r a g e : w i e w e i t W e t t b e w e r b u n d w i e w e i t B i n d u n g d i e W i r t s c h a f t beherrschen), das d u r c h die L e i t s ä t z e d e r W i r t s c h a f t s a u s b a u p o l i t i k g e f o r d e r t e M a ß v o n S e l b s t v e r s o r g u n g (zwecks V e r m e i d u n g v o n Brachen) u n d F r e m d b e z u g (zwecks W a h r u n g des V o r r a n g e s d e r h ö h e r e n Wirtschaftsgebilde), die v e r h ä l t n i s m ä ß i g e V o r z ü g l i c h k e i t u n d d i e schöpferische E n t s p r e c h i m g , die W a h r u n g d e r E n t s p r e c h u n g e n auch i n d e n U m g l i e d e r u n g s v o r g ä n g e n der W i r t s c h a f t u n d als größenmäßiger Gesamtausdruck a l l e r dieser V e r h ä l t nisse e n d l i c h d i e K o s t e n g e s t a l t u n g — sie a l l e s i n d g r u n d l e g e n d f ü r die Betriebsgröße. I m einzelnen g i l t : Die Erzeugnisse, die der Betrieb hervorbringt, die Dienstleistungen, die er bereitstellt, die Beschaffenheit der Bedürfniswelt als ganzer prägen die Größe des Betriebes (Dritter Abschnitt, I). Schließlich die Wirtschaftsgrundlagen: Naturgrundlagen, Menschengrundlagen der Wirtschaft, also die Verrichtungsträgerschaft des Betriebes, u n d der Stand von Wissenschaft u n d Technik. Sie alle stellen — bei dem einen Betrieb mehr, bei dem anderen weniger, bei der einen Betriebsart entscheidend, bei der anderen i m Gewicht stärker zurücktretend — bestimmende K r ä f t e f ü r die Betriebsgröße dar (Vierter Abschnitt). Endlich ist die Beschaffenheit der überbetrieblichen Leistungsbereiche von Einfluß: also die Verhältnisse auf den Stufen über dem Betriebe, i n den Verbands- u n d Gebietswirtschaften, i n der Volks-, Großraum- u n d W e l t w i r t schaft. H i e r ist der führende Bereich jener der organisierenden Leistungen: Das Verhältnis von Staat u n d Wirtschaft; wiederum Leistungsbeeinflussung u n d Wirtschaftsorganisation (da j e nach der Gestaltung der Wirtschaft gemäß den oben entwickelten Schlüsselbegriffen n u n dem Betriebe verschieden beschaffene organisierende Wirtschaftsleistungen zur Verfügung stehen); das Wirtschaftsrecht, besonders das Recht der Unternehmungsformen (mit ihrer Bedeutung f ü r die L e i t u n g des Betriebes, seinen Kapitaldienst u n d seine steuerliche Lage); endlich die Finanzpolitik des Staates m i t ihren prägenden Einflüssen auf die Betriebsgröße (Fünfter Abschnitt, I, 4). Sodann kommen alle übrigen Leistungsbereiche der Wirtschaft i n ihrer überbetrieblichen Entfaltung i n Betracht: Erfindungswesen, Patentrecht,wirtschaftliche Ausbildung, Finanzierung, Handel (als Beschaffung u n d V e r trieb), Transportwesen, Lagerhaltung, Schadenverhütung, Versicherung; sie prägen die Betriebsgröße m i t . A l l e diese Leistungsbereiche finden sich auch i m Inneren des Betriebes. I h r e Entfaltung hier i m I n n e r n des Betriebes, also die innere Organisation des Betriebes m i t seinen leitenden u n d durchführenden Abteilungen, ist ebenfalls entscheidend f ü r die Betriebsgröße. A l l e innerbetrieblichen L e i stungsbereiche unterliegen dem Gesetze der Entsprechung. Die Einheit aller leitenden Verrichtungen ist repräsentiert i m Betriebsführer oder Unternehmer, weshalb uns i n dessen Person u n d Fähigkeiten eine der wichtigsten die Betriebsgröße bestimmenden K r ä f t e entgegentritt (Fünfter Abschnitt, I I , 3).

Zusammenfassung der Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitik

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Schließlich vollendet sich m i t der Stufenstellung des Betriebes das B i l d aller jener Kräfte, die die Betriebsgröße prägen (Sechster Abschnitt). Es w u r d e auch darauf hingewiesen, daß diese Faktoren j e nach den v e r schiedenen Betriebsarten — verschieden j e nach den Leistungsbereichen, denen die Betriebe angehören, oder j e nach den Erzeugungszielen, denen sie dienen — ein sehr verschiedenes Gewicht haben. Dies leitet bereits zu den Besonderungen der Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitk über.

Damit ist ein grundlegendes Schema für die allgemeine Betriebsgrößenlehre entworfen, das zugleich alle nötigen Anhaltspunkte für die Betriebsgrößenpolitik bietet. Betriebsgrößenpolitik ist die Gesamtheit aller die Betriebsgröße — sie vergrößernd, verkleinernd oder erhaltend — umbildende Maßnahmen. Mögen diese Umbildungen aus dem Streben erwachsen, die wirtschaftlich optimale Betriebsgröße zu finden — was wiederum vom Betriebe selbst aus wenigstens eine Wegstrecke oder Zeitlang anders aussehen mag als vom gesamtvolkswirtschaftlichen Standpunkt —, oder i n der Absicht, die sozialpolitisch-optimale Betriebsgröße zu verwirklichen; zwei Absichten, die sich durchaus nicht immer treffen müssen. W i r haben damit den Katalog aller Bedingungen der Betriebsgröße durchblättert. Überall zeigte sich uns, daß die Bestgestaltung dieser Bedingungen oder Bestimmungsstücke der Betriebsgröße zugleich zur rationellen oder optimalen Betriebsgröße hinführe oder wenigstens auf diese h i n tendiere.

2. Die verschiedenen betriebsgrößenmäßigen Optimalitäten

Die Zergliederung aller dieser über- und innerbetrieblichen Bestimmungsstücke der Betriebsgröße zeigt aber auch, daß innerhalb des bisherigen schematischen und unifizierenden, viel zu oberflächlichen Begriffes einer „Optimalität der Betriebsgröße schlechthin" mehrere Arten oder Sonderungen von Optimalitäten geschieden werden müssen. Es ergaben sich nämlich: 1. eine Optimalität hinsichtlich des Umfanges und Inhaltes der betrieblichen Verrichtungen, also eine Optimalität der sachlichen Ausgliederungsfülle des Betriebes i n bezug auf Selbst- oder Fremdversorgung; 2. eine marktgrößenmäßige Optimalität (mit ihren vielfachen Bezügen, z. B. hinsichtlich der Marktstellung des Betriebes); 3. eine leistungsmäßige Optimalität der Betriebsgröße: a) i n bezug auf das oder auf die Erzeugnisse des Betriebes und die Beschaffenheit der Bedürfnisse überhaupt,

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Betriebswirtschaftspolitik

b) i m Hinblick auf die zur Hervorbringung dieser Erzeugnisse nötigen Verrichtungen, besonders ob diese individualisiert oder uniformiert sind; 4. eine konjunkturelle Optimalität der Betriebsgröße, besonders hinsichtlich der verschiedenen Anpassungsfähigkeit der Betriebsgrössen an Erzeugungs- und Erzeugungsmengenänderungen (die wiederum leistungsmäßige oder preismäßige Änderungen sein können); 5. eine Optimalität hinsichtlich der inneren Entsprechimg der verschiedenen Leistungsbereiche und Abteilungen des Betriebes (die Fixkostenbelastung durch die Entwicklungs-, Arbeitsvorbereitungs-, Beschaffungs- und Vertriebsorganisation für die Großserie läßt die einschlägigen Großbetriebe nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen als optimal erscheinen); 6. eine leitungsmäßige Optimalität der Betriebsgröße (jene i m Hinblick auf das Verhältnis zwischen Leitbarkeit des Betriebes, Unternehmerleistung und Leitungsabteilungen einerseits und Betriebsgröße andererseits); 7. alle die bisher unterschiedenen Sonderformen der Optimalität haben zugleich auch eine kostenmäßige Seite. Es handelt sich nicht nur um die Beschaffenheit der Leistungen, sondern auch um die Kosten, zu denen sie erbracht werden können: nicht nur um die Leitbarkeit des Betriebes, sondern auch um die Kosten für die Leitung des i n seiner Größe veränderten Betriebes, also um dessen regien- oder leitungskostenmäßige Optimalität. Ebenso wie der entwickelte Katalog der die Betriebsgröße prägenden überbetrieblichen und innerbetrieblichen Kräfte zeigt auch die Sonderung der bisher ungeschiedenen Optimalität der Betriebsgröße nach mehrfachen Blickrichtungen hin, daß die herkömmliche Lehre von der Betriebsgröße zu oberflächlich blieb und der Betriebsgrößenpolitik zu wenig bieten konnte. Der Praktiker, der einen Überblick über die verschiedenen die Betriebsgröße bestimmenden Kräfte hat und weiß, daß es viele Seiten einer Optimalität der Betriebsgröße gibt, ist für seine Entscheidungen besser gerüstet und läßt sich zu einer unrichtigen Betriebsvergrößerung weniger leicht hinreißen! Er verfällt weniger dem K u l t des Kolossalen, was wirtschaftlich gesünder und sozialpolitisch nur erwünscht scheint. W i r d diese Erkenntnis auf die verschiedenen Wirtschaftszweige und auf die unterschiedlichen Branchen von Industrie und Gewerbe angewendet, was selbstverständlich eingehender und konkreter Untersuchungen i n marktanalytischer, technologischer und sonstiger Hinsicht bedarf,

Zusammenfassung der Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitik

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so werden sich Leitsätze für die privat- und volkswirtschaftlich-optimale Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Betriebsgrößenklassen herausstellen lassen. Die Lehre von der unbedingten technischen und w i r t schaftlichen Überlegenheit des Großbetriebes ist jedenfalls gefallen. Die bisherige, allzu einseitige Verteilung von Licht und Schatten auf Großund Kleinbetriebe kann berichtigt werden. So unvermeidbar Großbetriebe i n der neuzeitlichen Wirtschaft sind, so unwiderleglich zeigt sich, daß gerade i n der neuanbrechenden Wirtschaftsepoche der Kleinund Mittelbetrieb dem großen nicht nur gleichwertig gegenübersteht, sondern i n vielen Bereichen überlegen ist. Ebensowenig wie die Betriebe i n der Zukunft unter ihrer optimalen Größe bleiben sollen, ebensowenig sollen sie diese überschreiten. Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik sollten nicht wie bisher einer Voreingenommenheit verfallen — etwa wie die bisherige Theorie für die Großbetriebe, so nun angesichts einer Renaissance der Klein- und Mittelbetriebe für diese! Sie sollen vielmehr alles daransetzen, i n strengster Objektivität die wirtschaftliche und soziale Optimalität der Betriebsgröße für jeden Wirtschaftszweig und für jede Volkswirtschaft zu ergründen und dann auch herzustellen.

I I I . Leitsätze einer rationellen Betriebsgrößenpolitik

1. Die bisherigen Lehren der theoretischen Volkswirtschaftslehre: daß die größeren Betriebe die rationelleren seien (Konzentrationsgesetz), daß Betriebsvergrößerung m i t sinkenden Stückkosten verbunden sei (Gesetz der Massenproduktion), sind durch die Geschichte widerlegt und für die Wirtschaftspraxis unzulänglich. 2. Der Wirtschafter und Wirtschaftspolitiker, der sich allein durch sie leiten läßt, unterliegt der Verlockung zur Betriebsvergrößerung und muß diese unter Umständen m i t schweren wirtschaftlichen Verlusten bezahlen. 3. Unternehmer und Wirtschaftspolitiker müssen von der Theorie als Rüstzeug für ihre Arbeit an Stelle der bisherigen Faustregel der Konzentrationslehre und des Gesetzes der Massenproduktion einen Katalog geliefert erhalten über alle Kräfte, welche die Größe des Betriebes bestimmen könnten. Nur die Kenntnis dieser Bestimmungsgründe der Betriebsgröße erleichtert die betriebs- und volkswirtschaftlich ungemein bedeutsame Wahl der rationellen Betriebsgröße. 4. Wichtige Bestimmungsgründe der Betriebsgröße liegen i n Tatsachen überbetrieblicher Art. So prägen die Schlüsselbegriffe der 10 Heinrieb, Wirtschaftspolitik, D / 2

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Betriebswirtschaftspolitik

Wirtschaftspolitik lität dieser oder schaftsverfassung, ders die Dynamik

bereits ganz ausschlaggebend auch die Rationajener Betriebsgröße: Staatsverwaltung, W i r t Wirtschaftsorganisation, Marktgröße und besonder Volkswirtschaft als ganzer.

5. Ebenso entscheidend für die Betriebsgröße ist die A r t des Erzeugnisses. Je individualisierter es ist, desto größer w i r d die Überlegenheit der Klein- und Mittelbetriebe. Je uniformer, desto rationeller ist der Großbetrieb. 6. Naturgrundlagen, Menschengrundlagen und Stand der Technik sind weitere bedeutungsvolle Bestimmungsgründe der Betriebsgröße. Noch wichtiger aber sind die Rückwirkungen der Betriebsgröße auf den Verrichtungsträger, den Menschen. Die i n vielfacher Hinsicht gegebene menschliche und soziale Optimalität der Kleinund Mittelbetriebe sollte unbestrittenes Gemeingut der W i r t schaftspolitik und der Politik sein! 7. Die Beschaffenheit der Leistungsbereiche der Wirtschaft oberhalb des Betriebes, vor allem der Umstand, wie weit richtig organisierte und funktionierende Verbände den Betrieben Aufgaben abnehmen und dadurch auch den Klein- und Mittelbetrieben die Vorteile der Groß- und Größtbetriebe zu bieten vermögen — ist sehr entscheidend. 8. Die führende innerbetriebliche Bestimmungskraft der Betriebsgröße ist die Leitbarkeit des Betriebes: Es ist qualitätsmäßig und kostenmäßig sehr bedeutsam, ob zwischen Unternehmerleistung und Betriebsführung einerseits und Betriebsgröße andererseits das Bestverhältnis verwirklicht ist. 9. Endlich ist das Bestverhältnis zwischen allen Abteilungen des Betriebes ein wichtiges Richtmaß für die Betriebsgröße: Jedes Mißverhältnis i n der Qualitäts- oder Quantitätsentfaltung der einzelnen Leistungsbereiche des Betriebes schmälert den Betriebserfolg, besonders aber seine Krisenfestigkeit und Anpassungsfähigkeit an Erzeugungs- und Erzeugungsmengenänderungen. Hinsichtlich der konjunkturellen Optimalität sind die Mittel- und Kleinbetriebe den Großbetrieben eindeutig überlegen. 10. Der Katalog der die Betriebsgröße prägenden überbetrieblichen und innerbetrieblichen Kräfte führt zu einer Sonderung der bisher ungeschiedenen Optimalität der Betriebe nach mehrfachen Blickrichtungen h i n und bietet neue zulängliche Anzeiger für die Betriebsgrößenpolitik. 11. Vor allem ergibt sich eine grundsätzliche Berichtigung der bisher allzu einseitigen Verteilung von Licht und Schatten auf Groß- und Kleinbetriebe bereits hinsichtlich deren ökonomischer Rationali-

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tät — und zwar sowohl privatwirtschaftlich wie gesamtwirtschaftlich —, gar nicht zu sprechen von der menschlichen und sozialen Optimalität der Klein- und Mittelbetriebe. 12. Die Vielfalt aller die Betriebsgröße bestimmenden Mächte läßt erkennen, daß die Größe der Betriebe nicht von unabänderlichen ökonomischen Gesetzen, sondern vom Menschen abhängt!

I V . Die Betriebsgröße in ihrer überwirtschaftlichen Bedeutung Die Frage der Betriebsgröße ist eine Schicksalsfrage nicht nur der Wirtschaft von heute, sondern der menschlichen Gesellschaft überhaupt. Wie bereits erwähnt, ist vom neuzeitlichen Großbetrieb und der i n i h m verwirklichten Massenproduktion der Krisenstrom ausgegangen, der meist als soziale Frage zusammengefaßt wird. Der Mensch ist durch die Entwicklung zum Großbetrieb und zur Massenproduktion von heute schon insofern unendlich gefährdet worden, als er von dem dauernden Funktionieren dieses gewaltigen Apparates gewissermaßen m i t Leib und Seele abhängig wurde. Verliert er seinen Platz i n diesem Riesenapparate, i n dem er eine Nummer darstellt, ist er ausgestoßen und mehr oder weniger verloren. Es gibt zwar Ersatzvorsorgen, aber was ist das schon für ein Leben: als Arbeitsloser. Die Gründe dieser Krisenhaftigkeit und Krisenempfindlichkeit liegen auch viel tiefer, als daß sie durch technische Vorkehrungen und Umplanungen oder durch Änderungen des Verteilungsprozesses behoben werden könnten. Daran zu glauben, ist ein Irrglaube, der gerade durch die Erfahrungen i n jenen Gemeinwesen, welche die gesamte Polizeigewalt des Staates von heute i n diesen Vorhaben der technisch-wirtschaftlichen Planung und der Revolutionierung der Verteilung des Nationaleinkommens einzusetzen sich nicht scheuten, als solcher enthüllt wurde. Da für die Bewältigung der Probleme der großbetrieblichen Massenproduktion und der industriellen Gesellschaft von heute ganz andere, aus den Tiefen wirkende und daher machtvollere Umbildungskräfte i n Bewegung gesetzt werden müssen als Technik, Geld, Einkommens- und Verbrauchssteigerung oder Polizeigewalt, gerade deswegen w i r d der Betrieb ein entscheidungsvoller Schauplatz der Neugestaltung. Und hinsichtlich des Betriebes w i r d es wiederum vor allem die Frage der Betriebsgröße. Diese Fragen der Betriebsgröße müssen daher auch i n größeren Zusammenhängen gesehen werden als lediglich i n technischen oder w i r t schaftlichen — so verwickelt diese an sich schon sind, wie die Vielfalt von Bedingungen und von Optimalitäten der Betriebsgröße erwies: Sie müssen i m Gesamtzusammenhange der menschlichen Gesellschaft selbst ge10*

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sehen werden! Die Betriebsgröße hat entscheidungsvolle Rückwirkungen auf die Gestaltung der Zielwelt des Menschen und der menschlichen Gesellschaft, also auf die Art, wie die Bedürfnisse des Menschen beschaffen sind. Es steht nicht mehr so, daß geistige und handelnde Gemeinschaften des Menschen von sich aus diese Zielwelt eigenmächtig gestalteten, vielmehr spricht die A r t der Erzeugung der Güter und der Bereitstellung der Dienste — gerade ob diese nun i n Groß- und Riesenbetrieben oder in Klein- oder Mittelbetrieben geschehen — entscheidend mit. Es zeigte sich ferner, daß die Erzeugung vorwiegend i n Großbetrieben zwar die reinen Fertigungskosten zu senken vermag, dafür aber ganz andere Kostenzuwüchse herauf führt, jene des Vertriebes und Transportes: A u f der Waage der Reichtümer gewinnen die Völker auf der einen und verlieren dafür auf der anderen Waagschale. Die großbetriebliche Massenerzeugung ist auch nicht nur Folge der Menschenzusammenballung i n den Städten und Großstädten. Vielmehr bewirkt sie ihrerseits wiederum eine Verstärkung der Verstädterung und Vergroßstädterung m i t allen ihren — durchaus nicht nur positiven — Folgen für die Menschheit. Auch die Frage des Standes der Lebenshaltung, des sog. Lebensstandards, hat zwei Gesichter: Zweifellos ermöglicht die neuzeitliche großbetriebliche Massenproduktion Ausweitungen des Komforts, die früheren Zeitaltern unerschwinglich und unvorstellbar waren. Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. M i t der Verbilligung der Massengüter und der Massendienste geht doch auch ein gewisses Seltenerwerden und eine empfindliche Verteuerung der Güter und Leistungen des persönlich geprägten Bedarfs Hand i n Hand. Vieles w i r d unerreichbar, was vor kurzem noch zu den selbstverständlichen Annehmlichkeiten des Lebens und eines höheren Standes der Lebenshaltung gehörte. Vieles muß etwa der Großstädter entbehren oder kann es nur m i t großen Opfern erlangen, was dem ländlichen oder kleinstädtischen Leben leicht erreichbar ist, was aber für den Menschen und seine Gemeinschaften nur schwer entbehrt werden kann, ja glückbringend und köstlich ist 1 0 4 . Alle diese vielfältigen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge müssen wohl beachtet werden, damit man sich die Entscheidungen über diese schicksalhafte Frage der Betriebsgröße nicht zu leicht mache! Damit w i r auch niemals wieder vergessen, daß alle Entscheidungen über die Größe der Betriebe vom Geiste des Menschen geprägt zu werden vermögen! 104 Vgl. dazu Ziegler, L., Menschwerdung, Ölten 1948, 2. Bd., 32—54; ders., Messias Pseudomessias, Neues Abendland, 8. Jg., H. 7, München J u l i 1953, 397—407; Heinrich, W., Adamitische u n d kainitische Wirtschaft, Über die letzten Fragen i m Wirtschaftsgeschehen, i n Gloria Dei, 4. Jg., H. 3, W i e n 1949/ 1950, 200—217; ders., Probleme des K l e i n - u n d Mittelbetriebes, Münster/Westf. 19642; ders., B i l d u n g u n d Wirtschaft. Die Dioskuren von heute, Essen 1966.

Zusammenfassung der Betriebsgrößenlehre u n d Betriebsgrößenpolitik

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Namenverzeichnis A Aengenendt-Papesch, R. 145 Agthe, K . 35 Ahrens, H. 35 Albach, H. 35, 126 Albrecht, E. 135 Allen, L. A. 125 Andreae, C.-A. 145 Andreae, W. 55, 135 Anger, H. 56 Angermann, A . 35, 125 A r n d t , H. 34, 65, 145 Auler, W. 34 B Baierl, F. 126 Balty, J. 125 Barish, N. N. 7 Bat'a, Th. 102, 109 Bauer, H. 56 Baumgarten, F. 55 Becker, I. 57 Beckerath, H. v. 125 Beckmann, L . 125 Behrens, K . Ch. 43, 54, 125, 127 Bellinger, B. 7 Bender, K . 125 Bergler, G. 43 Beste, Th. 135 Blohm, G. 53 Böhm, H. 30 Boettcher, C. 125 Böventer, E. v. 54 Bombach, G. 54 Borth, Chr. 26 Bouffier, W. 6 Bramesfeld, E. 55 Bratschitsch, R. 6, 7, 126 Briefs, G. 54 Bruggmann, M. 56

Buddeberg, H. 36, 125 Bücher, K . 134 Bulla, G.-A. 56 Busse v. Cölbe, W. 145 Bussmann, K . F. 35 Bussmann, R. 34 C Cabell, R. W. 126 Carell, E. 55 Carroll, Ph. 34 Chase, St. 54 Christian, B. H. 54 Christmann, A . 56 Clark, C. 26, 39, 65, 66, 145 D Dahrendorf, R. 55, 56 de Man, H. 54 Dietz, R. 56 Doerge, F.-W. 56 Dreyer, H. M. 54 Drucker, P. J. 54, 127 Dubreuil, H. 55 E Eckhardt, W. 65 Eggert, K . 35 Eisendrath, E. 55, 125 Ellinger, Th. 125 Everling, W. 126 F Fayol, H. 89, 124 Fischer, G. 7, 55, 125 Fischer, M. 126 Ford, H. 83, 95, 100 Form, W. H. 55 Fourastié, J. 39 Friedländer, G. 126

Namenverzeichnis Fuchs, R. 126 Fürstenberg, F. 56 G Gäfgen, G. 126 Gal, M. 145 Galilei, G. 104 Gasser, Chr. 54 Gau, E. 35 Gaugier, E. 56 Geck, Ad. 54, 55 Gehlen, A . 54 Gerwig, E. 124 Goette, M. 56 Graf, A. 35 Grochla, E. 34, 57, 125, 126 Grössle, H. K . 55 Gross, H. 43, 145 Gruber, K . 111, 112, 145 Gürtler, M . 126 Gutenberg E. 6, 7, 28, 29, 49, 70, 83, 89, 93, 109, 125, 133, 145 Gutersohn A. 37, 38, 43, 145 Guttmann, V. 125 Gysier, P. 9 H Hagenmüller, K . F. 126 Hantel, E. 55 Hax, K . 7, 56, 125 Hedges, B. A. 34 Heilbroner, R. L . 15 Heinen, E. 34, 35 Heinrich, W. 6, 7, 8, 20, 34, 43, 54, 60, 67, 124, 144, 145 Hellpach, W. 26 Henn, R. 54 Henning, K . W. 126 Henzel, F. 34, 35, 36 Hergt, W. 54 Hermann, W. 125, 126 Herwig, B. 55 H i l l , W. 127 Hintner, O. 53, 126 Höhn, R. 89 Hösli, H. 145 Honigsheim, P. 54 Horcicka, G. 65

Horn, A . 145 Hruschka, E. 17, 85 Huettner, M. 43 Huhle, F. 55 Hundhausen, K . 43, 54, 56

I Illetschko, L. 7, 30, 31, 125, 126 J Jacob, H. 125 Jaensch, G. 127 Jantzen, J. 96, 133 Jebren, R. 54 Johns, R. 125 Jost, W. 54 K Kaefer, K . 35 Kalveram, W. 35 Kaplan, A . D. H. 145 Kapp, K . W. 81 Kellner, W. 56 Kilger, W. 34, 35, 112, 134 Koch, H. 35, 43, 126, 127, 145 Kolbinger, J. 5, 7, 55, 56, 126 Koller, H. 35 Kosiol, E. 34, 35, 125 Krasensky, H. 55 Kroeber-Riel, W. 126 Krüger, G. 57 K r ü m m e l , H.-J. 126 Krüsselberg, H. G. 126 K ü h n , M. 145 Kürpick, H. 35 K u h a l k a , J. 145 L Lagler, E. 55 Lehmann, G. 55 Lehmann, M. R. 6, 34, 35, 36 Leitherer, E. 126 Leitner, Fr. 5 Lenel, H. O. 13, 145 Leuchs, J. M. 5 Lichy, W. 127 L i n h a r d t , H. 7 Löffelholz, J. 6, 7

Namenverzeichnis

148 Lohmann, M . 7, 43 L'Orange, R. 26 Lorenz, St. 135 Ludovici, C. G. 5 Lücke, W. 125, 126, 145 Lutz, B. 56 Lynch, D. 145 M

Machlup, F. 57 Macho, F. 35 Malzacher, H. 126 Mand, J. 55 Mans, H. 55 Marbach, F. 13, 145 Marko, V. 57 Matz, A . 35 Mayo, E. 54 Mehr, R. J. 34 Meier, Alb. 126 Meier, J. 145 Mellerowicz, K . 7, 35, 52, 126, 134 Menrad, S. 35 Menz, L . 43 Messner, J. 55 Meyer, A. 111 Meyer, W. 53 M e y e r - A r n d t , L . 65 Michalski, W. 81 Michel, E. 81 M i l l e r , D. C. 55 Moede, W. 55 Molitor, E. 55 Müller, F. 55 Münstermann, H. 127 N Neises, G. 56 Neuloh, O. 55 Neumark, F. 34 Nieschlag, R. 25, 126 Nikiisch, H. 6 Nordsieck, F. 124, 126 Nowak, P. 30 O Oberparieiter, K . 3, 6, 18 Obst, G. 126

Ollenburg, G. 145 Oppenheimer, F. 133 Ott, A . E. 56

P Paccioli, L . 5 Passern, W. 145 Pastler, Fr. 17, 66 Penrose, E. T. 145 Pentzlin, K . 126 Phillips, A. 126 Plaut, H. G. 34 Prion, W. 124

R Raymond, W. 56 Redlich, F. 125 Reinhardt, R. 125 Reuss, G. E. 35 Rieger, W. 5 Ritchie, W. E. 124 Ritsehl, H. 53, 125 Ritter, G. 35 Robinson, E. A . G. 24, 52, 135, 136 Rössle, K . 6, 124, 125 Röhn, W. E. 126 Romig, Fr. 13, 26, 96 Rose, K . 126 Rosenstock, Eu. 26 Rost, H. 145 Roth, W. 35 Rummel, K . 34 Rusch, P. 56 S Sagoroff, S. 35 Salin, E. 125 Sandig, C. 34, 127 Savary, J. J. 5 Schäfer, E. 6, 17, 43, 77, 89, 133 Schäfers, F. 56 Schär, J. Fr. 6 Schelsky, H. 34, 150 Scherke, F. 55 Schillerwein, H. 55 Schmalenbach, Eu. 28, 35, 89, 103, 104, 134 Schmaltz, K . 133

Namenverzeichnis Schmidbauer-Juraschek, B. 56 Schmidt, F. 6, 54 Schmidt, M. 56 Schmölders, G. 125 Schmoller, G. 54 Schneider, E. 88, 96, 126 Schnettler, A. 7, 34, 35, 36 Schnettler, W. 35 Schnutenhaus, O. H. 43, 124 Schönitz, H. 5 Schönpflug, Fr. 6 Schott, G. 35, 36 Schwantag, K . 5, 7, 35 Schwarz, H. 136 Seidenfus, H. St. 145 Seischab, H. 7, 127 Sellien, H. 126 Sellien, E. 7 Seyffert, R. 5, 7, 43 Simon, H. A . 125 Skowronnek, K . 43 Sombart, W. 16, 40, 48, 92, 135 Spann, O. 6, 18, 27, 58, 71, 145 Specht, K . G. 56 Spiegelhalter, Fr. 55 Stackelberg, H. v. 134 Staerkle, H. 125 Steindl, J. 24, 145 Stets, W. 55 Stralau, J. 56 Sundhoff, E. 126 Swoboda, P. 35 T Taplin, W. 43 Taylor, F. W. 83, 89, 95, 100, 101, 109, 124 Thoms, W. 6 Thünen, H. v. 19, 20, 21, 25, 33, 37 Trechsel, J. 45

U Ulrich, H. 124 V Vershofen, W. 43 Viel, J. 35 Vodrazka, K . 6 Vogel, E. 55 Vogelstein, Th. 135 Voigt, F. 125 W Walther, A . 7, 111 Weber, Ad. 46 Weber, H. 126 Weddigen, W. 56 Weilenmann, P. 35 Weippert, G. 56 Wernet, W. 125, 145 Wessels, Th. 7, 125 Westphalen, F. A . v. 54 Weyermann, M. 5 Wiese, L. v. 54, 55, 56 W i l d , J. 27 W i l h e l m , M. 43 Wille, F. 30 W i n k l e r , F. 56 Wöhe, G. 7, 127 Wolter, A / M . 34 W r i g h t , J. H. 54 Würdinger, H. 125 Wygodzinsky, W. 135 Z Zechner, A . 65 Ziegler, L . 144 Zimmerer, C. 7, 89, 136

averzeichnis A Abgabenwesen 65 f., 74 Aufgabenteilung zwischen Großbetrieben u n d K l e i n - sowie M i t t e l betrieben 41, 130 f. Ausbildungswesen 50, 60, 66, 76, 91, 105, 118 B Betrieb — Fruchtbarkeitsbilanz des 86 — u n d Kosten 3 — Produktivitätsbedingungen 11 — Produktivitätsgrundlagen 9 — u n d Verbände 14 — Vereinheitlichungskräfte 2 Betriebliche Sozialpolitik 49 ff., 81 ff., 101 ff. (s. Sozialpolitik, Verrichtungsträger) Betriebsformen 38 Betriebsgemeinschaft 2, 51 Betriebsgröße 9 f., 11, 20 ff., 27, 39 f., 110 ff., 115 f., 124, 130, 132 ff., 136 f. — u n d Abgabenpolitik 65 f. — u n d Betriebsorganisation 106 ff. — u n d Kapazität 133 f. Betriebsgrößen, Mischung der 41 f., 130 f. (s. Marktgröße) — optimale 21 f., 24, 52 f., 65 k o n j u n k t u r e l l e 22 ff. leitungsmäßige 108 ff. Betriebsgrößen — optimale, marktgrößenmäßige 21 f. Sonderungen der O p t i m a l i täten 139 ff.

— u n d Stufenstellung 130 ff. Betriebsgrößenlehre, ganzheitliche 132 ff. Betriebsgrößenpolitik 141 ff. Betriebskonzentration 13 f., 26 Betriebsorganisation 9, 10 f., 67 ff., 85 ff., 123, 129 f. — u n d Stufenbau 67 ff. Betriebssoziologie 49 ff., 81 ff. Betriebsvergleich 31 ff., 85 f. Betriebswirtschaftslehre 28 ff., 88 f., 132 ff. — als Leistungslehre 5 f. Betriebszweck 2 B i l d u n g u n d Ausbildung 95 D Dezentralisation 11, 25 f., 52, 97 f. (s. Industrielle Dezentralisation) — innerbetriebliche 97 f., 100 ff., 104 f. Dienstleistungen 37 Dispositiver Faktor 70 f. E Eigenversorgung 106 f. Einheit der Gesellschafts- u n d W i r t schaftswissenschaften 144 Einheit der Wirtschaftswissenschaften 6 Energie 52 F Familie 82 Fertigungsorganisation 88 f., 95, 101,

• Bereits i n den Überschriften verwendete Schlagwörter sind vornehmlich dem Inhaltsverzeichnis zu entnehmen. Hauptstellen weisen Fettdruck der Seiten auf. Die Schlagwörter des Sachverzeichnisses sollen — ebenso w i e die Überschriften des Inhaltsverzeichnisses — Fragenzusammenhänge umreißen, w i e sie etwa bei Prüfungen angeschnitten werden!

151

Sachverzeichnis — u n d Betriebsgröße 110 ff. Finanzierung 60, 65, 76 f. Finanzpolitik 60 Finanzwissenschaft 65 f. Fordismus 95, 100 f. Forschungswesen 53 Fortschritt, industrieller 26 Fremdbezug 16 ff., 106 f. Fremdversorgung 96 Fruchtbarkeitsbedingungen, innerbetriebliche 23, 33, 58, 87, 101 ff. — überbetriebliche 22 f., 32 f., 48, 57 ff., 87 Funktionelles System 89 G „Ganzes Haus" 135 Gesetze der Massenproduktion 24 f., 134, 141 Gewerbe 37 ff. (s. Handwerk, K l e i n u n d Mittelbetriebe) Gewerbebegriff 38 Großbetrieb 22, 24 f., 64, 92 f., 98 f., 141, 143 f (s. Betriebsgröße) — Vordringen des 15 Gruppenarbeit 102 Gruppenfabrikation 109 Gruppenleistung 132 f. H Handel 60, 77 H a n d w e r k 27, 37 f. (s. Gewerbe) Herstellerring 26 H u m a n relations 83 (s. Betriebliche Sozialpolitik, Betriebssoziologie, Verrichtungsträgerpolitik)

I Individualisierte Leistungen 37 ff. (s. Gewerbe) Individualisierter Bedarf 36 ff. Indizes (für die rechenmäßige Erfassung des Betriebes) 30 ff., 85 ff., 99 f. Industrielle Dezentralisation 26, 109 (s. Dezentralisation)

Industriereviere 64 Integration 26 K K a l k u l a t i o n 30 (s. Kosten) Kapitalismus 16 K e t t e n 14 K l e i n - u n d Mittelbetriebe 10, 12 f., 14, 25 f., 40 f., 63, 67, 92, 98 f., 141, 143 (s. Betriebsgröße) Konsumfinanzierung 80 Konzentration 63 f. (s. Betriebsgröße) Konzentrationsgesetz 9 f., 141 f. Konzentrationslehre 133, 141 Kosten 24, 27 ff., 80 f., 111 ff., 133 ff. (s. Kalkulation) Kostenanpassung 28 f. Kostenbewegung 17, 25, 111 f. Kostengestaltung 27 ff. Kostenrechnung 30 f. Kostenstarre 112 f. Kostenstellen 118 (s. Leistungsbereiche) Kostenstruktur 28 f., 111 ff., 133 f. Kostenverlauf 28 f., 111 f. K r e d i t p o l i t i k 60 Kreditwesen 60, 69 — u n d Betriebsgröße 66 f. Krisenfestigkeit 22 ff., 113 f. Krisenpolitik, betriebliche 23 f. L Leistungsbereiche 4, 27 ff., 57 ff., 69 ff., 120 ff., 138 — als Kostenstellen 29, 85 — i m Betrieb 29, 59 ff., 75 ff. — u n d Betriebsorganisation 69 ff. Leitung des Betriebes 69 ff. Lenkpreis 103 f. Liniensystem 89 M Management 31 Manager 96 Marktgröße 20 f., 130 ff. Marktregelung 13 f.

152

averzeichnis N

Normierung 43 O Optimale Betriebsgröße (s. Betriebsgröße) Organisation 95 Organisierende Leistungen 29, 59 f., 70 ff., 123, 138 — Hauptgruppen der 70 ff., 79, 118 f.

P Personalabteilung 81 f. Planwirtschaft, zentralistische 9 Privatwirtschaftslehre 5 Produktionsfaktoren 48 f., 70 ff. Public relations 83, 95

R Rationalisierung 93 — Betriebs- 98 ff. — Haushalts- 19 — Konzern 19 Rechnungswesen, betriebliches 30, 74, 85 ff., 99 f., 106 (s. Indizes) Risiko 3, 28, 78 S Schlüsselbegriffe der Wirtschaftspolit i k 8 ff. Schöpferische Entsprechung 21 Schulungswesen (s. Ausbildungswesen) Selbstversorgung 14 f., 16 ff., 75 f. — u n d Betriebsgröße 106 ff. Selbstverwaltung der Wirtschaft 8, 63 f. (s. Dezentralisation) Small Business (s. Betriebsgröße, K l e i n - u n d Mittelbetriebe) Social costs 64, 80 f. Sozialpolitik 66 (s. Betriebliche Sozialpolitik, Verrichtungsträgerpolitik) Staat u n d Wirtschaft 8 ff., 33, 63 f. Stabliniensystem 89 Standardkostenrechnung 30 f. Standort 11 f., 45 ff., 124, 128

Steuergesellschaften 99 Steuerpolitik 73 f., 136 — u n d Betriebsgröße 65 f. Stufenreihe, verbandswirtschaftliche 1 Stufenstellung des Betriebes 127 f. T Taylorismus 95, 100 f., 109 Team (s. Gruppenfabrikation) Technik i m Betrieb 51 ff. Tertiäre Produktion 39 (s. Gewerbe) Typisierung 43, 94 U Uniformierter Bedarf 39 f. Unterlieferung 17 Unternehmeraufgaben 93 ff. Unternehmerleistung 93 ff., 138 Unternehmungsform 59 f., 77, 123 V Verbände, wirtschaftsfördernde 14 Verbandsstufenreihe 1 Verbandswirtschaften, Organisationsgrundsätze der 49 f. Verbrauchspolitik 42 f. Verfahren, ganzheitliches 6, 45 ff., 137 ff. Verhältnismäßige Leistsamkeit 20 ff. Verkehrspolitik 46, 60. Verrichtungsträger 48 ff., 81 ff., 94 Verrichtungsträgerpolitik, betriebliche 49 ff., 81 ff. Versicherungswesen 23, 60, 78 Verstaatlichung 10 f. W Werbung 42, 79 f., 94 Werkstattaussiedlung 26, 95, 102 Wettbewerb 12 ff., 73 Wirklichkeitsannäherung, k o n k r e t i sierende 47, 116, 124 (s. Verfahren, ganzheitliches) Wirtschaftsgrundlagen des Betriebes 44

153

Sachverzeichnis Wirtschaftskammern 4, 14, 62 (s. Selbstverwaltung der Wirtschaft) Wirtschaftspflege, betriebliche 3 f., 33 Wirtschaftsrecht 59, 64 f., 73 Wirtschaftsverbände 41, 61 ff. Wirtschaf tsverfassung 11 f. Wirtschaftsziele 38 ff., 119

— u n d Betrieb 79 f. Z Zentralisation 11, 26, 101 ff. (s. Dezentralisation) Zulieferungswesen 17, 26, 96, 109 (s. Industrielle Dezentralisation)