Archäologischer Anzeiger: Heft 1/1964 [Reprint 2020 ed.]
 9783112314654

Table of contents :
INHALT
Takht-i-Suleiman und Zendan-i-Suleiman. Vorläufiger Bericht über die Grabungen im Jahre 1962. Mit 37 Abbildungen und 3 Plänen
AUSGRABUNGEN IM HERAION VON SAMOS 1961
BRUCHSTÜCK EINER SAMISCHEN KORE
FUNDE ZUR SOGENANNTEN BEISSERGRUPPE AM PERGAMONNORDFRIES
EIN ETRUSKISCHER RUNDSCHILD
ZUR DEUTUNG DER PRONOMOSVASE
ZUR IKONOGRAPHIE HADRIANS
ZU DEM VERGILBILDNIS DES JUSTUS VAN GENT FÜR FEDERIGO DA MONTEFELTRE
Sigel für Archäologischer Anzeiger: A A .

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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1964 • HEFT 1

BEIBLATT

ZUM

JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS

WALTER DE GRUYTER 1964

ä CO • BERLIN

INHALT Spalte

J a h r e s b e r i c h t des D e u t s c h e n A r c h ä o l o g i s c h e n I n s t i t u t s f ü r 1963 und V e r z e i c h n i s der M i t g l i e d e r des D e u t s c h e n A r c h ä o l o g i s c h e n I n s t i t u t s A h r e n s , D., Zur Ikonographie Hadrians. Mit 3 Abbildungen

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B i e l e f e l d , E., Zu dem Vergilbildnis des Justus van Gent für Federigo da Montefeltre. Mit 4 Abbildungen

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B 1 ü m e 1 , C., Bruchstück einer samischen Kore. Mit 2 Abbildungen

. . . .

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B r o m m e r , F., Zur Deutung der Pronomosvase. Mit 1 Abbildung

. . . .

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H o m a n n - W e d e k i n g , E., Ausgrabungen im Heraion von Samos 1961. Mit 9 Abbildungen

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N a u m a n n , R . - K l e i s s , W . - N y l a n d e r , C . - G e z e l i u s , L., Takht-i-Suleiman und Zendan-i-Suleiman. Vorläufiger Bericht über die Grabungen im Jahre 1962. Mit 37 Abbildungen und 3 Plänen

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R i e t h , A., Ein etruskischer Rundschild. Mit 4 Abbildungen R o h d e , E., Funde zur sogenannten Beißergruppe am Pergamon-Nordfries. Mit 4 Abbildungen

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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1964 . H E F T 1

TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN VORLÄUFIGER BERICHT ÜBER DIE G R A B U N G E N IM J A H R E 1962

Die vierte Kampagne der Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts auf dem Takht-i-Suleiman dauerte vom 2. Juni bis 20. September 1962. Diese ausgedehnte Grabungszeit ist durch einen erheblichen Zuschuß der Deutschen Forschungsgemeinschaft möglich gewesen, der wir unseren herzlichen Dank für ihr großzügiges Entgegenkommen aussprechen. Um nach dem in den nordwestiranischen Bergen langandauernden Winter zu erkunden, ob die Wege auch für Lastwagen wieder befahrbar seien, was in Teheran nicht zu erfahren ist, unternahm Herr J. Merle aus Teheran in der Zeit vom 27. 4. bis 3. 5. mit einem Landrover eine Fahrt bis Takab. Weiter bis zu dem 42 km entfernt liegenden Takht mit dem Wagen vorzustoßen, war wegen der Wegeverhältnisse unmöglich. Bei dem Versuch, durchaus das Ziel zu erreichen und den reißenden Fluß an einer im Sommer harmlosen Furt zu durchqueren, blieb er im Strom stecken und hatte mit Gehilfen stundenlang im eiskalten Wasser zu arbeiten, um das Fahrzeug zu retten. Nur zu Pferde gelang es dann, den Takht zu erreichen. Auch die Reise bis Takab hatte bereits abenteuerlichen und nicht ungefährlichen Charakter. Sein zweiter Versuch vom 16.—21.5. hatte zum Ergebnis, daß unser gewöhnlicher Weg noch unpassierbar sei, aber es konnte ein befahrbarer Weg über eine östlicher liegende, weitere Strecke gefunden werden. Die Erfahrungen dieser zweiten Erkundungsfahrt ließen trotz der noch bestehenden Schwierigkeiten einen Beginn der Ausgrabungsarbeiten zu Anfang Juni möglich erscheinen. Die Abreise der ersten Gruppe von Mitarbeitern und der Transporte des 1 A A . 1964

schweren Materials von Teheran wurde daher auf den 2. 6. festgesetzt und dann unter Leitung von W . Kleiss durchgeführt. Die Gruppe hatte dann noch erhebliche Schwierigkeiten mit den wetterbedingt schlechten Wegeverhältnissen und erlebte noch mehrfach Regenfälle, die jeweils sofort die Wege blockierten. Das schwere Material mußte in Takab von den beiden 15-t-Lastwagen auf vier kleinere Lastwagen umgeladen werden und erreichte schließlich am 7. 6. den Takht, wo inzwischen das Lager, dessen Baulichkeiten im Winter einigen Schaden erlitten hatten, hergerichtet worden war. Der Kommandant der Gendarmerie von Takab stand auf Anordnung des Kommandeurs der Gendarmerie in Iran, S . E . Generaloberst Malik, bei der letzten Wegstrecke mit seinen Fahrzeugen hilfreich zur Seite und unterstützte auch weiterhin die Expedition durch Stationierung mehrerer Gendarmen beim Lager. Es ist uns ein großes Anliegen, hierfür unseren herzlichen Dank auszusprechen. Die Grabung konnte am 6. 6. begonnen werden. An ihr waren beteiligt: außer dem Verfasser, der wegen einer Erkrankung erst im August zum Takht reisen und die örtliche Leitung übernehmen konnte, Dr. W . Kleiss, Istanbul (Architekt und stellvertretender Grabungsleiter), Dr. H. Oehler, Berlin (Archäologe), U. Harb, Linz (Stud. der Architektur), S. Farsar, Aachen (Stud. der Architektur und Dolmetscher), Frau E. Naumann, Istanbul (Bearbeitung der Baukeramik), G. Götze, Berlin (ärztliche Betreuung) und Frau A. Hubert-Kröger, Hamburg (Photographin). Mit Mitteln S. M. König Gustav VI. Adolf von Schweden vollendeten C. Nylander und L. Gezelius, Uppsala (Archäologen) den von ihnen im Vorjahre begonnenen Suchschnitt. Wir sind beiden Mitarbeitern für ihre für die Gesamtarbeit sehr wertvollen Untersuchungen zu Dank verpflichtet. Mit Sondermitteln der F.Thyssen-Stiftung nahm wiederum Dr. B. Damm, Heidelberg (Geologe), an der Ex-

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pedition teil, um seine Forschungen in der Umgebung des Takht fortzusetzen und uns mit seinen Erfahrungen bei der Erschließung des Zendan zu beraten. Als Regierungskommissare und archäologische Mitarbeiter bestellte das Archäologische National-Museum in Teheran die Herren H. Koramabadi und M. Imani, die uns für unsere Arbeit äußerst wertvolle Mithilfe leisteten, wofür wir ihnen sehr dankbar sind. Die Generaldirektion der Altertümer unterstützte unser Unternehmen in der großzügigsten Weise und leistete jegliche gewünschte Hilfe; wir fühlen uns hierfür dankbar verpflichtet. Wie im Vorjahre hat uns die Abteilung Teheran des Deutschen Archäologischen Instituts jegliche notwendige Unterstützung, Beratung und Unterkunft zuteil werden lassen, wofür wir allen Angehörigen dieser Abteilung, besonders ihrem Direktor, Herrn Dr. H. Luschey, herzlich danken. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug im Durchschnitt 120. Bei kleineren, bei derartigen Arbeiten unvermeidlichen Unfällen und den vielfachen Erkrankungen unter den Arbeitern war die Anwesenheit eines Arztes von großem Nutzen. Auch in diesem Jahr erhielten wir von der Deutschen Hoffmann-La Roche-GmbH. durch Herrn Dr. H. J . Edler von Querfurth eine große Spende von Medikamenten; ferner auch von den Teheraner Vertretungen der Firmen Merck, Bayer und Boehringer Sohn, denen wir allen für diese Unterstützung unserer Arbeit herzlichst danken. Leider hatten wir in diesem Jahr unter unseren Mitarbeitern mehrere Erkrankungen und vor allem einen Unfall, durch den H. Oehler große Zeit der Kampagne für die Feldarbeit ausfiel. Die Grabung findet unter der Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung immer stärkere Beachtung, so daß ständig viele Besucher zu verzeichnen sind; ferner konnten wir auch einige Mitarbeiter der amerikanischen Grabung von Hasanlu begrüßen. Nach dem Ende der Kampagne vom 25. bis 2 7 . 9 besuchte der aus Anlaß der Institutseröffnung in Teheran im Iran weilende Präsident unseres Instituts, Prof. Dr. K . Bittel in Begleitung von Dr. Mommertz und Dr. Luschey die Grabung, und

NAUMANN

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es war mir eine große Freude, den Herren die geleistete Arbeit auf dem Takht, dem Zendan und beim Tunnelbau zeigen und den Fortgang der Untersuchungen mit ihnen besprechen zu können. Mit unserer wissenschaftlichen Arbeit eng verbunden war in diesem Jahr ein Unternehmen eigener Art, das nach seiner Vollendung der vollen wissenschaftlichen Erschließung und Untersuchung des Kraterinneren des Zendan dienen soll, in dem Funde vermutet werden, die während des Bestehens des um den Berggipfel sich erstreckenden Heiligtums hineingefallen oder hineingeworfen worden sein mögen. Insbesondere erschien diese Untersuchung nötig, als man bei der Grabung am Zendan im Jahre 1961 eine in die Sinterwand eingetiefte, 30 cm breite und wenige Millimeter versinterte Rinne aufdeckte 1 , die vermutlich Sickerwasser aus einer Wandspalte des Kraters, von der die Rinne ausgeht, aufnahm und oberhalb der Baulichkeiten herumleitete (oberer Wasserrinnenanfang + 2192,40 m). Damit war erwiesen, daß in der Periode der oberen Terrasse die Wunden des bereits geborstenen Berges 2 wieder zugeheilt, d. h. die Spalten des Schlotes wieder zugesintert waren und der Krater in dieser Bauperiode noch einmal einen See barg, dessen Niveau damals vermutlich unterhalb des steil aufsteigenden und mehrmals geborstenen Kraterrandes (höchste Höhe + 2217 m) etwas über der Rinnenhöhe lag. Nach langen geologischen Voruntersuchungen und Prüfungen war entschieden worden, daß das Eindringen in den giftige Gase enthaltenden Krater nur durch einen Tunnel möglich sei, weil durch ihn eine Bewetterung geschehen kann. Die F.-Thyssen-Stiftung hat die notwendigen hohen Mittel zur Verfügung gestellt, wofür dem Kuratorium unser besonderer Dank gebührt. Die Schachtbau Thyssen GmbH. MülheimRuhr stellte durch Vermittlung von Herrn Bergassessor Dr. Mommertz, der sich bei einem früheren Besuch für das Problem

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Vgl. Oehler, AA. 1962, 691. Vgl. E . Naumann, Teheraner Forschungen I 22 entgegen der damals noch nicht festgestellten Rinne, die auch bisher das einzige Anzeichen ist. 2

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TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T

1962

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Abb. 1. Südseite des Feuertempels

begeistert hatte, drei Bergleute, die Herren K. Klein, G. Schwartz und J . Calmund, zur Verfügung. Herr Markscheider Dr. Kastenbein hielt sich vom 6.—11. 6. bei uns auf, um durch genaue Vermessungen den Ansatzpunkt für den Stollen festzulegen. Zur Vorbereitung dieses Unternehmens in Teheran und zur Unterstützung am Ort war Herr J . Merle tätig, der zugleich die Wagen der Expedition betreute und uns wertvolle Dienste leistete. Zu großem Dank sind wir auch Herrn Oberst a. D. Pessian verpflichtet, der uns durch Beratung, Materialbeschaffung und Transporte für dieses Unternehmen unterstützte und mehrfach den Takht besuchte. Nachdem ein wegen des brüchigen Gesteins offen angelegter 70 m langer Einschnitt in den Fuß des Berges hergestellt worden war, konnte Mitte Juli mit dem eigentlichen Tunnel begonnen werden, der zunächst durch festes, tragendes Gestein führte. Die Hoffnung, durchweg in der ganzen Länge von 170 m eine feste, ohne Stollenausbau zu durchstoßende Bergwand anzutreffen, hat 1*

sich leider nicht erfüllt. Es stellte sich heraus, daß entgegen der Vermutung, der ganze Berg sei einheitlich aus dem durch kalkhaltiges Quellwasser abgesetzten Sinterstein aufgebaut, die Bergwand mit zahlreichen Quellhälsen und Gasausbruchslöchern durchsetzt ist, die später durch herangewehten Lehm völlig verstopft und übersintert worden sind. Die Bergleute stießen bald auf ausgedehnte Lehmeinschlüsse, die starken Ausbau der Tunnelwandungen erforderlich machten. Das hierfür benötigte starke Grubenholz in der notwendigen Stärke konnte nur mit größten Schwierigkeiten und Kosten erworben und herantransportiert werden und hielt doch dem Druck des Hangenden nicht stand, so daß es verschiedentlich zu Zusammenbrüchen bereits fertiger Tunnelstrecken kam. Schließlich mußte nach Herstellung von 45 m Tunnellänge wegen der Gefahr für die Arbeiter das Unternehmen für dieses Jahr abgebrochen werden. Erst nach Heranführung des notwendigen eisernen Ausbaumaterials kann die Arbeit im nächsten Jahr fortgesetzt

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RUDOLF

werden. Die beteiligten Bergleute und die einheimischen Arbeiter haben unter Einsatz aller ihrer Kräfte bei der nicht ungefährlichen Arbeit Hervorragendes geleistet und mit dem wissenschaftlichen Stab gute Kameradschaft gehalten. Die diesjährige Grabung im Heiligtum auf dem Zendan-i-Suleiman begann am 5. 7., mußte aber am zweiten Arbeitstag wegen einer Knieverletzung des örtlichen Grabungsleiters H. Oehler beim Sturz von einer Mauer bereits unterbrochen werden und konnte entgegen ständiger Hoffnung nicht wieder aufgenommen werden, da der Verletzte schließlich zur Behandlung nach Teheran abtransportiert werden mußte. Während seines Aufenthaltes auf dem Takht konnte er jedoch vom Krankenlager aus die keramischen Funde des letzten Jahres bearbeiten. Infolge dieses Unfalles und des erzwungenen Arbeitsstops auf dem Zendan konzentrierte sich die Arbeit auf die Grabungen auf dem Takht, wodurch dort eine weit umfangreichere Leistung erzielt werden konnte, als geplant war. Beim Feuertempel schließt die Grabung unmittelbar an den vorjährigen Abschnitt an, es wurde die ganze Südseite vor den Räumen A — D und O (Plan 1) geklärt, die Freilegung der Korridore A1—A2 des Zentralgebäudes fortgeführt und die Westseite des Baukomplexes untersucht. Ferner begannen die Grabungen an dem großen Westiwan der Hofanlage, wo sehr große Schuttmassen lagern. Hand in Hand mit diesen Arbeiten wurde eine vollständige Aufnahme aller oberflächig sichtbaren Mauerreste des gesamten Takhtplateaus zur Ergänzung des 1959 ausgeführten Höhenlinienplanes ausgeführt und dabei an zahlreichen Stellen durch Schürfungen die Klärung unterstützt. Hierdurch konnten besonders der Zustand und die Bebauung des Takht in mongolischer Zeit erheblich geklärt werden. Hierzu gehört auch die Untersuchung eines Mausoleums, das über den Räumen U/T lag. Schließlich ist der im Jahre 1961 begonnene Suchgraben im Osten des Plateaus zwischen Befestigung und Seerandbebauung zu Ende geführt worden. Im folgenden wird in der angegebenen Reihenfolge von den jeweiligen

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NAUMANN

Bearbeitern über die Ergebnisse berichtet. Abb. 1 gibt die Südseite des Feuertempels am Ende dieser Kampagne wieder.

A. D I E G R A B U N G E N AM F E U E R T E M P E L

i. D e r

Südostkomplex

Die Mauern der im Südosten des Feuertempels gelegenen Bauteile sind durch Steinraub sehr weitgehend abgetragen worden und zumeist nur noch ein oder zwei Steinlagen hoch erhalten. Darüber dehnt sich eine Schuttschicht von 2—2,5 m Höhe, die durch eine starke Sinterplatte rezenter Entstehung oben überdeckt ist, soweit nicht der Schuttberg der nach Osten zusammengebrochenen großen Iwanmauer die Ausbreitung des Sinterwassers verhindert hat. Die vorjährige Grabung in den Räumen U und V unmittelbar vor B bis D hatte gezeigt, daß der Schutt durch den Steinraub aus den Quadermauern in späterer Zeit sehr stark durchwühlt ist. Außerdem wird gerade dieses Gebiet von einem nachmongolischen Friedhof eingenommen, der sich um das an den östlichen Iwanpfeiler angelehnte Mausoleum (s. unten Sp. 42 ff.) erstreckt. Es wurde daher darauf verzichtet, die ganze Fläche freizulegen; durch fünf Sondagen konnte indessen der Verlauf der Mauern geklärt und dieser Raumkomplex ergänzt werden. Lediglich die SO-Ecke bedarf noch weiterer Untersuchung, da sich an diesem Punkt zeigen muß, ob das Gebäude frei im Hof stand oder mit der östlichen Seerandbebauung verbunden und der Hof abgeschlossen war. Hier müssen jedoch besondere Vorkehrungen getroffen werden, da die Abflußrinne aus dem See über die Gebäudeecke führt. Die erste Sondage an der Trennmauer zwischen U und V ergab eine Tür von 1,45 m Breite zwischen diesen Räumen und wenig südlich der Tür den Ansatz einer nach Osten abgehenden Quermauer. Durch die zweite Sondage an der SO-Ecke von Raum D ist dieser nunmehr vollständig freigelegt worden. Seine Ostmauer setzt sich — wie die Westmauer von C — ohne Fuge nach Süden fort, und damit ist der Raum U mit 10,80

PLAN 1

Tahkt-i-Suleiman, Feuertempel

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zu 12,75 m Größe bestimmt; er kann wegen seiner großen Ausmaße wohl nur ein Hof gewesen sein. Ob zwischen ihm und den Räumen 0 bzw. W Türen vorhanden waren, bleibt ungeklärt. Bei der Grabung an der Ostseite der Iwangruppe R — T wurde 14 m vor der Front des Feuertempels eine nach Osten abgehende Mauer gefunden, die zunächst 6,30 m weit verfolgt und dann in zwei weiter östlich liegenden Sondagen wieder aufgefunden wurde. Bei der ersten ist der Ansatzpunkt der Trennmauer zwischen U und W in der untersten Steinlage noch erhalten; die Südfront der Mauer U/W läuft glatt durch, womit erwiesen scheint, daß hier die Front des Gebäudes gelegen hat. Bei dem zweiten Testgraben ist die Mauer zwischen W und O schon 1 m unter der Oberfläche herausgekommen, sie bricht aber nach 3,80 m vollständig ab. Wegen der Gefahr des Wassereinbruchs aus der dicht vorüberführenden Seeabflußrinne konnte an dieser Stelle die Außenfront der Südmauer von W nicht erfaßt werden. Da die Innenfront der Südmauer von O um 40 cm aus der Flucht weicht, kann möglicherweise der Raum O risalitartig vor die Front des Gebäudes vorgesprungen sein, wodurch eine gewisse Gliederung der Gesamtfront erzielt wurde. Es liegt nahe, vor diesem Teil der Front im Anschluß an Tj^ eine Pfeileroder Säulenhalle anzunehmen, wie sie der spätere mongolische Palastbau aufwies, aber die bis 5,5 m östlich von T , reichende Grabung hat noch keinerlei Anhaltspunkte hierfür ergeben. Bei dem Raum O handelt es sich offenbar um einen 34 m langen und 6 m breiten ungegliederten Korridor, zu dem lediglich ein Zugang an der nördlichen Stirnseite bekannt ist. Später, aber offenbar noch in sasanidischer Zeit, ist dieser Raum durch eingezogene Bruchsteinmauern eingeengt und in zwei Räume unterteilt worden. Die Einengung könnte darauf deuten, daß er ursprünglich als offen, später aber überdeckt zu denken und die eingezogene Mauer als Auflager für das Dach zu erklären ist. Durch einen weiteren Einbau wurde vom Raum U ein schmaler Vorraum abgetrennt und damit dieser größte Raum unterteilt.

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Für die Deutung der ganzen Raumgruppe haben sich keine besonderen Hinweise gefunden : Die abgeschlossene Lage deutet indessen auf eine sekrete Bestimmung; Raum U dürfte ein Nebenhof für Raum B sein, in dem Materialien für die Unterhaltung des in B brennenden Feuers aufbewahrt worden sein mögen. Die Räume V und W gehören dagegen offensichtlich als Nebenanlagen zu C und D, welche wegen ihrer nahe am Allerheiligsten befindlichen Lage und ihrer besonderen Form wichtige Funktion gehabt haben müssen. Die an den Wänden der Nischen von C und D befindlichen Löcher (vgl. AA. 1962, 640) mögen für die Befestigung von Etageren und diese zum Aufbewahren teils für den Kult benötigter, teils sonst wertvoller Gegenstände (Schriftrollen und Wertobjekte) gedient haben. Die Tatsache, daß bisher nur in diesen beiden Räumen Münzen sasanidischer Zeit gefunden wurden (ebenda 638), könnte darauf hinweisen. Eine Schatzkammer des Feuertempels von Shiz, in der kostbare Gegenstände gestapelt und auch eine Niederschrift des Avesta aufbewahrt wurden, wird wiederholt erwähnt 3 . Es scheint daher nicht abwegig, diese Raumgruppe hierfür in Anspruch zu nehmen.

2. G r a b u n g in den U m g ä n g e n A x und A 2 und an der W e s t s e i t e des Z e n t r a l g e b ä u d e s Die durch die großen Steinmassen des mongolischen Obergeschosses über dem Zentralraum A hervorgerufene hohe Überschüttung dieses Raumes läßt die Freilegungsarbeiten hier nur langsam voranschreiten, zumal die sasanidischen Ziegelmauern trotz ihrer großen Stärke durch Ziegelraub stark angefressen und daher sehr brüchig sind. Es wurde in dieser 3 Karnamak, Geschichte des Artachshir i Papakan (1878) 63; A Christensen, L ' I r a n sous les Sassanides (1936) 1 3 7 ; H. S. Nyberg, Die Religionen des alten Iran (1938) 4 1 8 ; K . Erdmann, Das iranische Feuerheiligtum (1941) 38; L. Ringbom, Graltempel und Paradies (1951) 1 0 1 u. 365.

II

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Abb. 2. Feuertempel, Umgang A i von Osten

Kampagne der Schuttberg über den Umgängen A x und A 2 abgetragen und dabei der SW-Pfeiler des Raumes A und die Außenmauern der SW-Ecke des Gebäudes freigelegt, aber nur bis zur Höhe von etwa 4,0 m über den ursprünglichen Boden herabgegangen (Abb. 2). Hier kam nun auch der noch erhaltene südliche Schildbogen über Umgang 2 heraus, und es konnten sichere Anhaltspunkte für die Gewölbeansätze der Tonnen über 1 und 2 gefunden werden. Bei Umgang 1 ist gerade über der Tür nach Raum S noch eine Ziegellage von senkrecht gestellten Ziegeln des Gewölbeanfangs erhalten, während bei 2 an der Westseite noch das Auflager und der Abdruck des Gewölbes am Hinterfüllungsmaterial zu erkennen ist. Die Kämpferhöhen liegen bei + 54,80 bzw. 54,89, womit sich eine Höhe der Mauern von etwa 6,45 m und eine Gesamthöhe der Umgangsräume von etwa 7,80 m ergibt. Bei den Mauern des Umgangs A 2 begannen sich offenbar schon früh dicke Schalen abzulösen, so daß man gezwungen war, rechts und links des Durchgangs zu A Strebemauern einzuziehen, die später die mongolischen Obergeschoßmauern zu tragen hatten. Hierdurch konnte in der Achse des Gebäudes tiefer herabgegraben werden,

wodurch erkennbar wurde, daß in der Westmauer des Umgangs keine Tür vorhanden war. Ferner kann aber auch als sicher gelten, daß zwischen Umgang A 1 und Raum R und ebenso zwischen Umgang A s und Raum K keine Türen waren. Der Feuertempel hat somit eine einseitige Entwicklung nach Osten und keinerlei Verbindung zu dem im Westen vorgelagerten Raumkomplex, der somit möglicherweise dem Palast Khosraus zugerechnet werden kann. Im Umgang A1 wurden in den oberen Schuttlagen zahlreiche kleine Stücke abgefallener Fresken mit Rankendarstellungen und breiten Farbstreifen in Rot, Weiß, Blau und Gold gefunden, die möglicherweise von der islamischen Dekoration der Gewölbe stammen. An der Westmauer des Gebäudes A sind in islamischer Zeit starke Reparaturen vorgenommen worden, denn hier scheinen sich, ebenso wie an der Innenseite, dicke Schalen abgelöst zu haben, die durch Bruchsteinmauerwerk ersetzt wurden, wobei die Mauer jedoch nicht in der ganzen Stärke von 3,60 m, sondern nur 2,20 m dick wiederhergestellt wurde, dafür aber vier flache Strebepfeiler von 1,50 m Breite

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erhielt, deren Fundament von der alten Ziegelmauer gebildet wird (Abb. 3). Zum Teil ist letztere durch Ziegelraub bis auf -f- 49,30 m herab zerstört, tiefer als die westlich vorgelagerte Mauer. Das Niveau in islamischer Zeit befand sich hier bei + 52,00 m, während es im Bereich des Südiwans bei + 50,00 m lag (sasanidisches Niveau + 48,35 m). Die Westmauer der Räume M 1 ( M und L, die in ihrem unteren Teil aus Werkstein, im oberen aus Ziegeln besteht, setzt sich nach Süden fort und erstreckt sich entlang der ganzen Westseite des Gebäudeteiles A, ohne ihre Struktur zu ändern. Mit Ausnahme eines mittleren 5,80 m langen Abschnittes wurde sie auf 20,60 m Länge freigelegt, ohne daß bisher eine nach Westen abgehende Quermauer festgestellt werden konnte, und es erscheint wenig wahrscheinlich, daß eine solche im fehlenden Teil vorhanden war. Parallel hierzu im Abstand von etwa 2,60 m scheint eine weitere, 1,80 m starke Quadermauer verlaufen zu sein, von der aber nur in einer Testgrabung im Planquadrat C9/d2 ein kurzes Stück aufgedeckt wurde. Demnach könnte sich entlang der ganzen Westseite des Feuertempels ein wahrscheinlich überwölbter Korridor entlanggezogen und bis zur Südfront fortgesetzt haben, wo hier über der Flucht dieser Mauer ein islamischer Bau liegt (Plan 1). Durch einen solchen Korridor wäre der ganze Feuertempelkomplex von den westlich liegenden Gebäudeteilen scharf getrennt, was die Vermutung, hier habe der Palast angegrenzt, bestärkt. Die Westmauer des Umgangs A 2 und die dicht daran entlangstreichende Korridormauer binden an keiner Stelle ineinander ein, sondern sind durch eine klare Fuge getrennt (Abb. 3). Die Korridormauer ist — besonders im südlichen Teil — leicht nach Westen geneigt, vielleicht abgesunken, so daß zwischen beiden Mauern ein teilweise handbreiter, nach unten zusammenlaufender Spalt entstanden ist. In diesem konnte festgestellt werden, daß die Korridormauer an ihrer Ostfront einen wenige Zentimeter starken, rauhen Verputz trägt, auf dem keine Abdrücke der gegenstoßenden, nicht verputzten Ziegelmauer zu erkennen sind.

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Abb. 3. Feuertempel, Westfront

Dieser Befund kann vorläufig nur so gedeutet werden, daß die Korridormauer älter als die Ziegelmauer von A 2 ist, woraus sich gegebenenfalls Konsequenzen auch für den Raumkomplex H—N ergeben, falls es sich nicht um einen zeitlich wenig getrennten Bauvorgang handelt. Der reine Ziegelbau A/B könnte jedoch möglicherweise als jüngerer, eingefügter Bauteil einer Wiederherstellung betrachtet werden müssen, wogegen auch nicht die leichte Verzahnung der Mauern H, I, K mit dem Ziegelbau spricht, da diese beim Ziegelbau leicht herzustellen ist. 3. D i e G r a b u n g im B e r e i c h der R ä u m e R — T an der S e e f r o n t des Feuertempels Der Grundriß der sasanidischen Bauteile R — T im Süden des Zentralraumes konnte in dieser Kampagne trotz der starken islamischen Überbauung weitgehend geklärt werden, da unter ihr noch die Mauer-

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Abb. 4. Feuertempel, Südfront gegen den See

Stümpfe der älteren Anlagen erhalten sind. Es ergeben sich gegenüber dem AA. 1961, 636 Plan 1 wiedergegebenen ergänzten Grundriß geringe Veränderungen: Von den schmalen Seitenräumen R und T waren an der Südseite quadratische Räume R x und T j abgeteilt, die möglicherweise überkuppelt gewesen sein können. T und T x sind von der späteren Iwanmauer fast vollkommen überbaut, doch konnte gerade noch der Ansatz der Quermauer freigelegt und auch eine Türleibung der Tür von Tj nach T festgestellt werden. Diese Tür liegt nicht in der Raumachse, sondern richtet sich offenbar nach der Achse der Tür zwischen T und A x , woraus man vielleicht schließen darf, daß die Verbindungsmöglichkeit zwischen S und A x über T eine besondere Bedeutung hatte. Es ist andererseits auffallend, daß auch die Tür von R t nach R, soweit sich durch Ertasten unter der islamischen Iwanmauer erkennen ließ, entsprechend unaxial angeordnet ist, obgleich hier die Verbindung zwischen R und A j nicht vorhanden ist. Dieser Umstand kann ein weiterer Hinweis darauf sein, daß der Bau A einen späteren Wiederaufbau darstellt, bei dem die Tür von R zu A nicht wiederhergestellt wurde. Die Türwände zwischen T x und T bzw. R j und R können als Fortsetzung der Außenmauer der Nebengebäude betrachtet werden, so daß der Bauteil R — T um die Breite der Räume R x und T x vor die Gebäudefront vorragt. Dieser vorgezogene Teil ist besonders gegliedert, indem die große Mitteliwanöffnung mit einfachen Rahmen in einer Mittelfläche liegt, gegen

die zwei Seitenflächen etwa 0,30 m vorspringen. In diese sind Blendnischen in der Breite der Räume R t und T x eingelassen. Abb. 4 gibt eine Versuchsskizze wieder, wie man sich auf Grund des Befundes die Seefront des Feuertempels ergänzen mag, wobei die Anordnung der kleinen Ziernischen über dem Iwan auf die verwandte Ausbildung des SO-Tores der Umfassungsmauer zurückgeht. Ob die Front von gestuften Zinnen bekrönt war, wie bei dem großen Felseniwan in Taq-i Bostan 4 , ist vorläufig nicht zu entscheiden. Die Südfront des Gebäudes A ist jetzt vollständig freigelegt (Abb. 5 und 6). Sie ist aus sasanidischem Ziegelmauerwerk und darüber aufgesetztem islamischen Bruchsteinmauerwerk zusammengesetzt. In Abb. 6 ist das sasanidische Mauerwerk ausgeführt gezeichnet, das islamische nur im Umriß gegeben; die sasanidische Front erreicht an ihrer höchsten Stelle noch 8 m Höhe über dem Fußbodenniveau. (Das Fischgrätenmauerwerk über dem Türgewölbe 5 gehört zum Widerlager des Freitreppenbogens islamischer Zeit, der hier nachträglich eingefügt wurde). Der Schnitt ist dicht vor der Front der Südmauer angelegt, wo die einbindenden Mauern am höchsten erhalten sind; er zeigt die sasanidischen Mauerstümpfe und die Überbauung durch die mongolischen Iwanmauern, die an der Ostseite den Raum T ganz ausfüllen und noch auf der sasanidischen Iwanmauer 4 M. Dieulafoy, L ' A r t antique de la Perse V (1884) Abb. 69; L . Ringbom, Paradisus Terrestris (1958) Abb. 1 8 3 ! 5 Vgl. A A . 1962, 651 Abb. 9.

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T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1962

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Abb. 5 und 6. Feuertempel, Südseite, in der Mitte eine in nachsasanidischer Zeit eingebaute Treppe

aufsetzen, an der Westseite den Raum R jedoch nur etwas mehr als zur Hälfte benutzen, dafür aber die Westmauer von R ganz überdecken. Hierdurch ist die mongolische Anlage aus der Symmetrieachse nach Westen verschoben. Die sasanidischen Iwanmauern ragen in ihrem nördlichen Teil vor der Front von A noch erheblich über das spätere mongolische Niveau auf, was nur so zu erklären ist, daß im rückwärtigen Teil des großen mongolischen Iwans Einbauten vorhanden waren, die die teilweise abgebrochenen sasanidi-

schen Mauern noch weiter benutzten. Über den sasanidischen Mauerstümpfen ist an der Front von A zu erkennen, daß auf beiden Seiten die Iwanmauern nicht in ihrer ganzen Breite einbanden, sondern in über 2 m Höhe ein Rücksprung vorhanden war (Abb. 6). Da man sich eine durchgehende Verjüngung der Iwanmauern nicht denken kann, mögen hier rechts und links vom Eingang flache Nischen gelegen haben. Die westliche Iwanmauer des sasanidischen Bauwerks (Abb. 7) ist bis zur Seefront aufgedeckt worden; sie beginnt am

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A b b . 7. Feuertempel, Südfront von A und westliche Iwanmauer

Bau A, wie die Gegenseite (vgl. A A . 1962, 658 Abb. 11) als reine Ziegelmauer, die dann nach Süden allmählich in Quadermauerwerk übergeht, bis sie ab Raum nur noch aus reinem Quadermauerwerk besteht. Ob hier die oberen Partien über einem Quadersockel wieder aus Ziegeln bestanden, läßt sich nicht mehr entscheiden; nach dem Beispiel des großen Westiwans wäre dies aber nicht ausgeschlossen. Der Durchgang von S nach R und der südliche Mauerkopf sind teilweise bis zu drei Quaderschichten hoch erhalten, lediglich an der Südfront war die äußere Mauerschale zum Teil abgekippt und lag vor der Front (Abb. 8). Hier ergab sich aus der untersten noch in situ befindlichen Quaderschicht die oben geschilderte Gliederung der Gebäudefront. An der Innenseite der Iwanöffnung sind jederseits 2,40 m breite und 0,30 m starke Pilaster vorhanden, die offenbar einen Gurtbogen als Abschluß des großen Iwangewölbes getragen haben. Zwischen diesen Pilastern und vor der Front des westlichen Iwanmauerkopfes wurde ein Pflaster aus gelben Sandsteinplatten freigelegt, das wohl das ursprüngliche sasa-

nidische Niveau in etwa + 48,25 m Höhe darstellt. Die Iwanöffnung ist später durch eine zwischen die Gurtbogenpilaster eingefügte, 1,40 m starke und auf das Sandsteinpflaster aufgesetzte Mauer so verschlossen worden, daß nur eine 2,30 m weite Türöffnung in der Achse offenblieb. Von dieser Mauer ist nur noch eine Quaderlage erhalten. Unmittelbar darauf ist später ein großer Ofenbau aus Ziegeln aufgesetzt worden (vgl. A A . 1962, 659), der im Innern grüne Sgraffito-Scherben enthielt und demnach kaum vor dem 11. Jh. errichtet worden sein kann. Sein in den Ansätzen noch erhaltenes Gewölbe ist später bis auf das Niveau, auf dem die große zentrale Treppe errichtet ist, zerstört worden. Es ergeben sich demnach hier folgende Bauperioden: 1. Sasanidischer Feuertempeliwan gelbem Sandsteinpflaster,

mit

2. Zusetzung der Iwanöffnung, spätsasanidisch oder frühislamisch, 3. Ofenbau, nicht vor dem 11. Jh., 4. Zentrale Treppe im noch bestehenden sasanidischen Iwan eingebaut, etwa 12. Jh.,

PLAN 2

AUFNAHME

TAKWT - I - S U L E I M AN DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN

INSTITUTS

PLAN DER GRABUNG ("STAND 1962) UND AUFNAHME DER OBER FLÄCH IG SICHTBAREN BAURE STE fGESTRICH ELTj.

50,70

Sl/CM GR Aß'eV 1559/60

SUCHOdABEI 1960/61

PFEILER

21

TAKHT-I-SULEIMAN

UND ZENDAN-I-SULEIMAN, GRABUNGSBERICHT

5. Mongolischer Iwanneubau, etwa 1271, 6. Umbau des mongolischen Iwan (s. unten, Sp. 31 f.). 7. Anbau eines Mausoleums (s. unten. Sp. 42 ff.). Die Ostmauer von Raum T besteht im Fundament aus Ziegeln und hat hier 3,10 m Stärke, d. h. die gleiche Stärke wie die Ostmauer von A 4 . Wie schon A A . 1962, 658 berichtet wurde, behält sie diese Stärke aber nur 4 Ziegellagen hoch und setzt dann um 1,30 m zurück, so daß sie nur 1,80 m stark bleibt. Dieser obere Teil der Mauer besteht anfangs nahe der Ecke von A aus Ziegeln und geht dann in Werkstein über; während er bei einer Tiefgrabung innerhalb des Mausoleums (s. unten Sp. 42 ff.) weiter verfolgt werden konnte und hier in die gleichstarke Südmauer des Raumes U einbindet, ist der tiefer Hegengebliebene Teil des Ziegelfundaments nur 7,70 m bis nahe zur Mausoleumsmauer erhalten, innerhalb des Mausoleums aber nicht mehr angetroffen worden. Hier hat die obere Mauer einen 0,80 m vorspringenden und 1,30 m hohen Steinsockel, unter dem ein unregelmäßiges Ziegelbruchpflaster, nicht aber die vermutete Ziegelmauer herauskam; 30 cm tiefer lag der Sinterboden. Demnach ist entweder das Ziegelfundament hier herausgerissen worden oder nie so weit im Süden vorhanden gewesen, es könnte daher einen Rest einer älteren Bauperiode des Feuertempels bilden, von der schon oben bei der Schilderung der Grabung vor der Westfront berichtet wurde. Die Zerstörung und Abtragung des Urbaus müßte dann zumindest an dieser Stelle sehr weitgehend gewesen sein. 4. G r a b u n g a m s a s a n i d i s c h e n Westiwan Die Fundamente der Mauern des sasanidischen Westiwans sind in mongolischer Zeit genau in den gleichen Ausmaßen wiederverwendet und aufgebaut worden. Bei der Grabung 1961 wurde die innere Ecke des Iwansüdpfeilers freigelegt und die Breite der Halle dadurch mit 11 m festgestellt (vgl. A A . 1962, 666), sie war also um 3 m breiter als die vor dem Feuertempel. Im Jahre 1962 wurde mit der

1962

22

A b b . 8. Mauerköpfe der sasanidischen (vorn) und mongolischen (hinten) Iwanwestmauern

Schuttbeseitigung an der Westseite des Iwans begonnen, um die Länge des Raumes und die Art seines westlichen Abschlusses zu erkunden. Dabei konnte die Länge der Halle mit 27 m bestimmt werden (Abb. 9, vgl. auch Plan 2). An der Rückseite der Halle befindet sich eine 8,10 m weite Öffnung zwischen beiderseits etwa 1,40 m vorspringenden und 3 m breiten Halbpfeilern. Diese Öffnung scheint in einen quadratischen, einst vielleicht überkuppelten Raum geführt zu haben 6 . Zu beiden Seiten der Halle und des Kuppelraumes lagen 4,80 m breite Seitenräume, die an der der Hallenrückwand entsprechenden Stelle mit Gurtbögen über schmalen Pfeilervorlagen über6 Vgl. die gleichartige Anordnung von Halle und K u p p e l r a u m bei dem Palast Khosraus II. in Qasr-i Shirin (L. V a n d e n Berghe, Archéologie de l'Iran ancien [1959] A b b . 2 9 I ) , in Sarvistan und Firuzabad (ebenda A b b . 1 1 — 1 3 ) und auch im älteren Kuh-i K h v a d j a h (ebenda A b b . 5).

23

R U D O L F

24

N A U M A N N

König Kai Khosrau erbaut haben soll«7. L. Ringbom 8 widmet dieser Thronhalle zwei aufschlußreiche Kapitel; er geht dabei von der bei dem damaligen Stand der Kenntnisse von Takht-i-Suleiman verständlichen Vorstellung aus, daß Feuertempelhalle und Thronhalle 9 des Khosrau identisch seien und in der Achse des Heiligtums gelegen hätten. Seine Ausdeutung des Mittelbildes der Berliner Bronzeschüssel als große Thronhalle hat, bezogen auf den großen Westiwan, größere Wahrscheinlichkeit als für den zentralen Feuertempeliwan. Auf Einzelheiten kritisch einzugehen, scheint bei dem jetzigen Stand der Grabung noch verfrüht.

5. E i n s a s a n i d i s c h e r

A b b . 9. Sasanidische Palasthalle (Westiwan)

spannt und unterteilt waren; Reste der Ziegelbögen sind auf beiden Seiten noch erhalten. Ob die Seitenräume bis zur Front der Halle führten oder, wie es wahrscheinlicher ist, gegen diese etwas zurücklagen, konnte noch nicht erkannt werden. Alle Mauern haben Werksteinsockel mit Ziegelaufbau und darüber mongolisches Bruchsteinmauerwerk. An der Außenseite des nördlichen Seitenraumes sind fünf Stufen einer mongolischen Freitreppe aus roten Sandsteinplatten herausgekommen. In keinem der Räume konnte bisher der Fußboden erreicht werden. Es kann nach den Ergebnissen der letzten Grabungen am Feuertempel nunmehr als sicher gelten, daß der große sasanidische Westiwan nicht zum Feuertempel gehörte, sondern offenbar Teil der Palastgebäude war. Seine den Feuertempeliwan übertreffende Größe läßt ihn als bedeutendes und hervorragendes Bauwerk erscheinen, und man ist geneigt, in ihm den Takht-i Taqdis, den bogenförmigen Thronsaal des Khosrau zu erblicken, denn der arabische Schriftsteller Jaqut, der um 1225 schrieb, erwähnt in Shiz »einen alten Feuertempel u n d einen gewaltigen, sehr hohen Thronsaal, den

Altar

Bei den Vermessungsarbeiten an den oberirdisch noch erkennbaren Häuserresten im nördlichen Teil des Takht-Plateaus bemerkte W. Kleiss einen in eine späte Mauer eingefügten, bearbeiteten Kalkstein, der sich bei der Freilegung als vollständig erhaltener säulenartiger Sockel von 0,90 m Höhe darstellte (Abb. 10 und 11). Die beiden Enden sind gleichartig als viereckige Blöcke mit 18 cm Höhe und 25—29 cm Seitenlänge ausgebildet, so daß nicht erkennbar ist, welches Kopf- und welches Basisteil gewesen ist, zumal nur an einer Seite eine flache, kaum als Dübelloch zu verwendende Eintiefung vorhanden ist. Der mittlere Teil ist säulenartig gerundet und besitzt in der Mitte einen flachen, 5 cm breiten Wulst. Durch diesen Fund können nun auch die beiden von uns A A . 1961, 35f. Abb. 4 a und 4 b veröffentlichten Bruchstücke ergänzt und sicherer gedeutet werden. Bei dem Stück 4 a, das eine 30 x 34 cm große Basis und eine Gesamthöhe von 0,50 m hat, ist ungewiß, ob ein mittlerer Wulst vorhanden war; nimmt man einen solchen an, würde die Höhe ergänzt etwa 1,05—1,10 m gewesen sein; möglicherweise fehlte hier aber dieser Wulst, so daß auch eine geringere 7 P. Schwarz, Iran im Mittelalter nach den arabischen Geographen (1934) i I O ° 8 Graltempel und Paradies 78 ff. 9 Über die Deutung der Thronhalle Khosraus als 'Hohe P f o r t e ' vgl. ebenda 101.

25

TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN, GRABUNGSBERICHT

Höhe denkbar ist. Das Stück 4b mit 32 X 32 cm großer Basis und 0,40 m Höhe bis zur Mitte seines Wulstes wird etwa 0,80 m hoch gewesen sein. Die drei Stücke hatten also unterschiedliche Höhen, doch liegen diese alle im Bereich der 'Tischhöhe'. Zwei gleichartige Altäre sind auf einem Felsrelief in Sakavand (Dih-i Nau) dargestellt, wo ein Priester und eine hohe Persönlichkeit in verschiedener Größe zu Seiten der Altäre dargestellt sind10. Hier fehlen lediglich die mittleren Wülste an den Säulen, doch können wir diese vielleicht bei Münzbildern voraussetzen, auf denen Altäre mit gleichartig ausgebildetem Kopf und Basis abgebildet sind 11 . Diese tragen häufig in der Mitte des säulenartigen Schaftes, also an der Stelle des Wulstes unserer Stücke, angebundene Schleifen (?). Vielfach ist auf dem Kopf des Säulchens eine breitere, überstehende und gestufte Platte dargestellt, auf der die Flammen des Feuers auflodern. Das Stück 4 a wurde im Raum B des Feuertempels direkt auf dem Fußbodenpflaster und unter dem islamischen Niveau gefunden, und dicht dabei in der 10 De Morgan, Recherches arch. I V A b b . 179 Taf. 32 ; F. Sarre - E . Herzfeld, Iranische Felsreliefs A b b . 22; Vanden Berghe a. O. A b b . 32. 1 1 K . Erdmann, Die K u n s t Irans zur Zeit der Sasaniden (1943) A b b . 93.

1962

26

Vermauerung des nach Norden führenden Türdurchbruches lag eine 8,5 cm starke, gestufte Platte (Abb. 10 rechts) mit 60 auf (50) cm Seitenlänge und mit einer 3 cm tiefen und 17 cm großen Einarbeitung auf

Imä

A b b . 11. Sasanidischer A l t a r mit aufgelegter Platte

27

W O L F R A M

der Oberseite. Hierbei könnte es sich um eine zu einem Altar gehörige Deckplatte mit Eintiefung für eine Feuerschale handeln, welche zur bequemeren Bedienung des Feuers nicht quadratisch, sondern rechteckig geschnitten war. Abb. 11 zeigt mit beiden zusammengestellten Teilen eine überraschende Ähnlichkeit mit den Altarbildern der Münzen. Als Standplatz solcher Altäre kämen die in dem zentralen Einbau im Raum B des Feuertempels im Fußboden ausgesparten Ecken der Größe nach durchaus in Frage, wie wir bereits A A . 1961, 39 vermuteten. So wird die Deckplatte eines Feueraltars auf einem Münzbild Ardashirs I. an den Ecken von Stützen getragen 12 . Istanbul

Rudolf

Naumann

B. B A U T E N I S L A M I S C H E R

ZEIT

In den bereits 1959 aufgenommenen Plan des Takhtplateaus 1 3 wurden in dieser Kampagne alle bisher durch Grabungen oder Aufnahmen der im Gelände sichtbaren Reste bekannt gewordenen Mauerzüge aller Perioden eingezeichnet (Plan 2)14. Im folgenden wird über die neuen Ergebnisse aus nachsasanidischer Zeit berichtet. 1. M o n g o l i s c h e s

Haupttor

Im Jahre 1961 ist das mongolische Tor in der Bresche an der Südseite der sasanidischen Takhtmauer untersucht worden. Es besteht aus zwei je 7,7 m breiten, hinter12 R . G i r s h m a n , I r a n T a f . 48 a ; E r d m a n n , D i e K u n s t I r a r s z u r Zeit d e r S a s a n i d e n A b b . 93. 13 T e h e r a n e r F o r s c h u n g e n I (1961) P l a n 8. 14 Alle i m P l a n s c h w a r z a n g e l e g t e n M a u e r n sind sasanidisch, alle s c h r a f f i e r t e n n a c h s a s a n i d i s c h , in d e r Mehrzahl mongolisch o d e r n a c h m o n g o l i s c h . Alle n i c h t s c h r a f f i e r t e n o d e r schwarz a n g e l e g t e n M a u e r n sind R e k o n s t r u k t i o n e n . E i n e A u s n a h m e m a c h t d a s n a c h m o n g o l i s c h e M a u s o l e u m i m Ostpfeiler des mongolischen I w a n s südlich des F e u e r tempels, das mit nur umrandeten Mauern, ohne S i g n a t u r , e i n g e t r a g e n ist, u m es besser v o n d e n sasanidischen und mongolischen Mauern abz u h e b e n . I n den P l a n sind a u c h die S u c h g r ä b e n i 9 5 9 / 6 ° u n d 1961/62 (s. n a c h Sp. 19 f.) e i n g e t r a g e n .

K L E I S S

28

einanderliegenden Torkammern und seitlichen Höfen. Ein einfacher Durchgang verbindet die nördliche Torkammer mit dem 30 X 23,5 m großen ersten Hof, der durch eine einfache Mauer begrenzt wird. Nördlich anschließend folgt ein zweiter 24 X 14 m großer Hof, der ebenfalls nur durch einfache Mauern begrenzt wird. Beide Höfe sind durch eine 2,5 m starke, triumphtorartige Portalanlage verbunden. Deren mittlere Tür ist 3,5 m breit und in späterer Zeit 0,70 m stark vermauert worden. Die Seitendurchgänge sind je 1,8 m breit und liegen beiderseitig in Nischen. Diese Toranlage ist durch Schürfungen an dem Schutt-Riegel zwischen den beiden ebenfalls im Gelände erkennbaren Höfen im Jahre 1962 bestimmt worden. Vom zweiten Hof gelangt man durch drei Durchgänge von 2,3; 3,6 und 2,15 m Breite in einen 14,4 m breiten Raum, der nach Norden, zum See hin, geöffnet ist. Es handelt sich um den Südiwan des mongolischen Seepalastes. Beiderseits der drei Durchgänge liegt je ein Treppenhaus, von denen das östliche noch drei Stufen der Wendeltreppe aufweist. Der Iwan konnte nicht bis auf den Fußboden hinab untersucht, sondern nur durch oberflächige Schürfungen abgetastet werden, doch ist der Grundriß des Baues gesichert. Es sind zwei durch eine deutliche Baufuge getrennte Bauphasen zu erkennen. In beiden Bauphasen ist in der für die mongolische Bebauung des Takht typischen Art des flüchtig errichteten Bruchsteinmauerwerks gearbeitet worden. Bei den Schürfungen sind so gut wie keine Baukeramikreste, sondern nur einige Bruchstücke von StuckStalaktiten gefunden worden. Der Iwan scheint eine sehr einfache Ausstattung gehabt zu haben. In der ersten Bauphase war der 14,4 m breite Raum nur 5,7 m tief und eher als eine monumentale Tornische denn als ein Iwan anzusprechen. Den nördlichen Abschluß bildete die Nordfront der den Seehof nach Süden abschließenden Mauer, die spätere Arkadenrückwand. In der zweiten Bauphase wurde der Raum durch Pfeileranbauten nach Norden vorgeschuht und erhielt dadurch eine Tiefe von 13,5 m. Nach

29

TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T 1962

Westen und Osten gehen wahrscheinlich von diesen Pfeilern Arkaden ab, die aber auf dieser Seite der Seerandbebauung noch nicht völlig sicher bewiesen werden können. Der Südiwan der Palastanlage, den man auch als Toriwan bezeichnen könnte, liegt genau in der Achse: sasanidisches Nordtor— Kuppel des Feuertempels — sasanidischer Feuertempeliwan — Mitte des heutigen Sees. Diese große, durchgehende Achse konnte 1962 nach der Feststellung der gesamten mongolischen Toranlage auf der Südhälfte des Takhtgebietes nochmals überprüft werden. Dabei zeigte es sich, daß die sasanidische Achse bis zum Südiwan durchgeht, dann aber innerhalb der zweihöfigen mongolischen Toranlage leicht nach Westen umgeknickt ist. Im Portal zwischen den Höfen beträgt die Verschiebung 55 cm und im eigentlichen Tor in der Takhtmauer 1 , 1 m nach Westen. Der Grund ist wohl einfach in einer flüchtigen Vermessung bei der Absteckung der Toranlage zu suchen. Die Bresche in der sasanidischen Mauer muß von den Mongolen zum Einbau ihres Tores angelegt worden sein. Dadurch wurde das Mauergefüge so stark zerrüttet, daß auf beiden Seiten die Mauerkurtinen aufrissen und dadurch später auch das mongolische Tor zum Einsturz gebracht wurde, so daß von diesem nur der Grundriß erhalten blieb.

2. D i e S e e r a n d b e b a u u n g Der Westteil des mongolischen Seepalastes ist, soweit die Mauern über der heutigen Oberfläche anstehen, im Jahre 1961 aufgenommen worden und einige unklare Mauerzüge, besonders des südwestlichen Kioskbaus konnten durch kleine Schürfungen im Plan vervollständigt werden 15 . Im Jahre 1962 wurde an der Nordfront der Arkadenrückwand der südlichen Seerandbebauung, westlich des Südiwan, bis unter das Fundament hinab gegraben. Unsere ursprüngliche Annahme, daß die aus Steinen in 15

AA. 1962, 668.

30

der Größe der Quader der sasanidischen Takhtmauer und in ähnlichem Läufer-Binder-Verband aufgeführte Mauer sasanidisch ist, wurde hinfällig. Die Mauer hat ein mongolisches Fundament, und die wahrscheinlich sasanidischen Steine sind wiederverwendet und in der Art der sasanidischen Takhtmauerverkleidung angeordnet. Damit ist leider auch kein Beweis mehr dafür gegeben, daß der mongolische Palast auf einer etwa entsprechenden sasanidischen Anlage errichtet wurde. Vielleicht liegt jedoch nur eine Verschiebung zwischen den sasanidischen und den mongolischen Baufluchten vor, über deren Ausmaße wir uns im Augenblick noch keine Vorstellungen machen können, weil im Bereich der Seerandbebauung bisher keine nachweislich sasanidischen Mauern festgestellt wurden. Die Begrenzung des mongolischen Seepalastes konnte dagegen im Jahre 1962 weiter festgelegt werden. Ein wesentliches und bisher in seinem Verlauf völlig unbekanntes, wenn auch als Schuttrippe gut sichtbares Stück ist der östliche Trakt des Seepalastes. Hier konnte die Südostecke der Seerandbebauung und von dort etwa 45 m weit nach Norden die Seefassade des Osttraktes in Höhe der heutigen Oberfläche freigelegt werden. Die Breite des Seehofes beträgt damit 130 m (ohne die anzunehmenden Arkaden), und seine Länge zwischen dem Südiwan und dem Feuertempeliwan beträgt 143 m. Mit Hilfe des Suchgrabens (s. unten Sp. 57ff.), der bis an die Ostfassade des Osttraktes geführt wurde, ist dessen Breite auf etwa 15 m zu bestimmen. Vor der Seefassade des Osttraktes zog sich eine Arkadenreihe hin, von der 1962 ein Pfeiler freigelegt wurde (s. unten Sp. 50ff). In der Nordostecke des Seehofes springt ein auf dem Luftbild 16 und im Gelände deutlich sichtbarer Schutthügel vor die Flucht des Osttraktes vor. Im Jahre 1962 wurden hier Mauerteile erkannt, die genau in der Flucht der Mauern des großen Iwan der Westseite liegen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Trümmer 16 E. F. Schmidt, Flights over Ancient Cities of Iran Taf. 88. 89.

31

W O L F R A M

eines ähnlichen Iwans. Leider war es noch nicht möglich, diese Mauern zu untersuchen und die Iwananlage genau abzugrenzen. Demnach hätte der mongolische Palast vier Iwane gehabt. Der größte ist der südlich an den sasanidischen Feuertempel angrenzende, der im Rahmen der Feuertempelgrabungen 1961 und 1962 vollständig freigelegt wurde. Ursprünglich erhob sich an seiner Stelle der sasanidische Feuertempel-Südiwan. Dieser war 8 m breit und 21 m tief und ist anfangs in islamischer Zeit weiterbenutzt worden. Die freistehende, genau in der sasanidischen Achse später eingebaute Treppenanlage (Abb. 6) steht in der Mitte des sasanidischen Iwans und läßt auf beiden Seiten einen schmalen Durchgang zu der von ihr verdeckten südlichen sasanidischen Tempeltür frei. Diese Treppe steht bereits auf einer nachsasanidischen Schuttschicht. Wahrscheinlich führte sie zu einem auf dem ehemaligen Feuertempel aufgebauten Obergeschoß. Später ist der sasanidische Iwan abgerissen und durch einen mongolischen Iwanneubau ersetzt worden. Dabei wurde die Tiefe des sasanidischen Iwans mit 20 m etwa beibehalten, die Breite des Iwans jedoch ganz beträchtlich auf 16,75 m, d. h. auf mehr als das doppelte der sasanidischen Anlage, erweitert. Auffallend dabei ist, daß die Achse des mongolischen Neubaus um 75 cm aus der sasanidischen Achse nach Westen verschoben wurde. Der Grund kann nur in der Weiterbenutzung der sasanidischen Tür in der Südostecke des Feuertempels zu suchen sein, die bei einer axialen Anlage des mongolischen Neubaus zugesetzt worden wäre. Die mongolischen Iwanpfeiler stehen über den sasanidischen Iwanseitenschiffen und auf deren Außenmauern. Die mongolischen Pfeiler sind an den äußeren Längsseiten reich durch Pfeilervorsprünge und Nischen sowie durch offene und später vermauerte Durchgänge gegliedert. Im Nordteil des Westpfeilers ist ein mit sieben Stufen erhaltenes Treppenhaus freigelegt worden, das das in mongolischer Zeit aufgesetzte Obergeschoß des Feuertempels erschließt. Der Ostpfeiler ist durch den An- bzw. Einbau eines Mausoleums in seiner Gliederung stark gestört (s. unten Sp. 42. 45ff.).

K L E I S S

32

Nach dem Neubau des mongolischen Iwans hat die Freitreppe aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zum Feuertempelobergeschoß, das nun durch das im Westpfeiler angelegte Treppenhaus erreicht werden konnte, geführt. Vielmehr kann eine durch die Freitreppe ersteigbare und zwischen die beiden Iwanpfeiler gespannte Empore angenommen werden. Sowohl 1961 als auch 1962 wurden auf beiden Seiten der Freitreppe im Schutt Gewölbereste und -ansätze sowie Bruchstücke von Stalaktiten gefunden, die die Annahme einer durch Gewölbe getragenen Empore erlauben. Bei der Abräumung der großen Schuttmassen im Westteil des mongolischen Iwans wurde 1962 dicht vor der sasanidischen Feuertempel-Ziegelwand eine zweischalige Fassade gefunden, die fast senkrecht von den oberen Wandteilen abgestürzt war, im Schutt steckte und an die Ziegelmauer angelehnt war. Die äußere Schale zeigte eine Nischenarchitektur aus Stuck, der auf dem Bruchsteinmauerwerk haftete. Diese Fassade dürfte in die mongolische Hauptbauperiode des Takht fallen. Sie saß direkt, wie angeklebt, vor der älteren Fassade. Bei dieser handelt es sich um eine Ziegelmauer mit 1,4 m breiten und 0,21 m tiefen Nischen zwischen 1 m breiten Risaliten. Diese ältere Mauer hatte einen 0,5 cm starken Verputz, in den 30 X 7 cm große Ziegel eingeritzt waren. Dabei treten in jeder zweiten Schicht 5 cm breite Stoßfugen auf, in die Fugenstempel eingedrückt waren. Diese Fugenstempel zeigten zwei konzentrische Ovale, die ein Andreaskreuz überlagern (Abb. 12). Sie haben Ähnlichkeit mit Fugenstempeln in der äußeren oberen Galerie der Grabmoschee des Oldjaitou Khodabendeh in Sultaniye 17 . 17 A. Godard, The Architecture of the Islamic Periods. The Mausoleum of Öljeitü at S u l t a n i y a (A S u r v e y of Persian A r t I I [1939] 1 1 0 3 — 1 1 1 8 ) . D. N. Wilber, The Architecture of Islamic Iran, The II K h a n i d Period (1955) i 3 9 f f - Abb. 85. Die Grabmoschee in Sultanieh ist 1 3 0 7 — 1 3 1 3 errichtet. Eine Variante der Fugenstempel von Sultanieh ist in denen der Masjid-i-Jami in Ashtarjan südwestlich Isfahan ( 1 3 1 5 — 1 3 1 6 ) zu sehen: Wilber a. O. 1 4 1 ff. Abb. 102. Die Beispiele Takht, Sultanieh und Ashtarjan bilden eine Entwicklungsreihe, in der der T a k h t ein frühes Beispiel ans dem 1 3 . J h .

33

T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1962

34

Auf der Innenseite der Mauerreste hafteten noch sternförmige blauglasierte Kacheln an der Wand und gaben einen Hinweis auf die Ausgestaltung des Obergeschosses. Im Rahmen der völligen Freilegung des Iwans mußten beide Fassadenteile beseitigt werden. Westlich und östlich des mongolischen Iwans am Feuertempel gehen Arkaden ab, die den nördlichen Abschluß des Seehofes bilden. Die westliche Arkade zwischen dem großen Westiwan und dem Iwan am Feuertempel konnte 1962 vollständig untersucht werden, nachdem bereits in den Jahren i960 und 1961 zwei Säulenbasen freigelegt wurden. Die Arkade besteht aus zwei Halbsäulen an den Iwanen, zwischen die vier Säulen mit je 6,4 bis 6,5 m Achsabständen gestellt sind. Die Säulen sind aus Bruchsteinen in Form eines fast kreisförmig verschliffenen Achtecks erbaut und stehen auf quadratischen Rotsandsteinbasen. Die Arkade Hegt als 3,9 m breiter Gang vor einem im Äußeren 23 X 1 5 m messenden Gebäude mit sehr starken Außenmauern, das bisher nur an der Süd- und an der Ostseite teilweise freigelegt werden konnte. An der Südostecke wurde im Inneren ein Raum von 4 x 2,5 m Größe gemessen. Anhand des Schutthügels sind entsprechende Räume in den drei übrigen Ecken des Gebäudes zu erkennen, so daß wahrscheinlich ein stattlicher Saalbau mit vier Seitenräumen und zwei Gängen vorliegt, die genau in der Achse der beiden offenen Durchgänge in den Pfeilern des mongolischen Iwans am Feuertempel liegen. Der Saalbau wird von dem Iwan durch eine 2,6 m breite Gasse getrennt. Von der vom östlichen Pfeiler des mongolischen Iwans am Feuertempel abgehenden Arkade ist nur ein Rest der ersten Basis angegraben worden; ihr Abstand zum Iwan entspricht den Abständen der westbildet. Die frühesten Beispiele sind meines Wissens die Fugenstempel in der Masjid-i-Jami in Qazvin

Abb. 12. Fugenstempel an der abgestürzten Mauer im Iwan südlich des Feuertempels

liehen Arkade. Die Arkadenrückwand wurde auf 29 m Länge freigelegt. Sie schließt den 4,5 m breiten Gang nach Norden ab. Eine weitere Untersuchung dieser Arkade, besonders die Freilegung der Anstoßstelle an den vermuteten Östiwan, wird durch die sehr starke Versinterung des Geländes östlich des Bachlaufs erschwert. 3. G e b ä u d e n ö r d l i c h des P a l a s t e s Außer den oben aufgeführten Beobachtungen an der Palastanlage sind im Jahre 1962 alle auf dem Takht noch sichtbaren Gebäudereste aufgenommen worden (Plan 2) l s . Auffallend ist im Vergleich zur südlichen Hälfte die starke Bebauung der nördlichen Hälfte des Takhtgebietes. Das bestärkt uns in der Meinung, daß die Südhälfte des Takht der Hofhaltung vor-

( 1 1 1 6 datiert): A. U. Pope, A Survey of Persian Art V (1938) Taf. 523. Ein spätes, weiterentwickeltes Beispiel sind die Fugenstempel am südöstlichen Iwan

der Masjid-i-Jami

in

Isfahan aus

frühen 14. J h . : Pope a. O. Taf. 527 A. 2 A A . 1964

dem

18 Die Gebäudereste sind gestrichelt eingetragen, mit Umrandung sind die noch sichtbaren Mauerkanten eingezeichnet. Alle ohne Umrandung gezeichneten Grundrisse sind nur in Form von Steinwällen im Gelände sichtbar.

35

W O L F R A M

•NHMtl 1 (-—I 0

K L E I S S

36

1 1 1 1 1 1 b s 10 M WC. 62

Abb. 13. Lageplan mit Feuertempel-Südwestecke, östlichem mongolischem Iwanpfeiler und den Bestattungen östlich des Mausoleums

behalten blieb, während die Nordhälfte mit Häusern von Vasallen und mit Wirtschaftsgebäuden bebaut war. Weiter fällt auf, daß ein Teil der Gebäude der Nordhälfte die gleiche Orientierung wie die Palastanlage hat, während ein anderer Teil von dieser abweicht. Möglicherweise handelt es sich bei den abweichend orientierten Bauten um einfache Hütten und Viehpferche aus nachmongolischer Zeit, als der Palast schon aufgegeben und weitgehend verfallen war,

aber das ummauerte Takhtgebiet genügend Platz für eine geschützte dörfliche Siedlung und für deren Herden bot. Die sich in die alten Achsen einordnenden Gebäude, die auch eine wesentlich bessere Mauertechnik als die anders orientierten Bauten zeigen, können unter Umständen in die Palastzeit gehören. Der winkelförmige, schmale, lange Gang nordwestlich des Feuertempels wird der Parabelform seiner Gewölbe wegen in die

TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T

1962

S1.Q7 +S0B1

y IWAN/PFEILER

GRAB 1

• S0.62 oecKPiAUf

\ -i—i—h 4 5 M WC 62

Abb. 14. Mausoleum, Steinplan, Draufsicht über dem Fußboden

Abb. 15. Blick auf das Mausoleum von Süden mit den Gräbern Nr. 2, 3 und 4 und der Tür in der Ostecke

39

W O L F R A M

K L E I S S

40

A b b . 16. Mausoleum, P l a n der Gräber Nr. 1 bis 4

A b b . 1 7 . B l i c k auf die Gräber Nr. 3, 2 und 1 von Norden

sasanidische Zeit gehören. Er deutet den Abschluß des Nordteils des großen langrechteckigen Hofes an, in dem der Feuertempel steht und dessen Mitte die große westliche Iwananlage bezeichnet.

Besonders zu erwähnen sind ferner: 1. Ein rund 29 X 9 m großer Raum mit vier Pfeilern von je 1 , 1 x 1 , 1 m Stärke, der sich bei Turm Nr. 28 mit seiner Ostseite an die Takhtmauer lehnt.

41

TAKHT-I-SULEIMAN UND ZENDAN-I-SULEIMAN, GRABUNGSBERICHT 1962

Abb. 18. Mausoleum, Ansicht von Nordosten (Rekonstruktion) 2. E t w a 8 m westlich davon entfernt eine noch mit ihren Gewölben erhaltene Anlage, die sich etwa nach den Palastachsen orientiert. Hierbei wird es sich um den Keller eines Gebäudes handeln.

wie auch ein weiteres, wohl in mongolischer Zeit angelegtes kleines Tor dicht südlich vom T u r m Nr. 26 erhalten ist.

3. Die Reste eines kreuzförmigen Kioskbaues mit einer Apsis, die aus fünf Seiten eines Achtecks gebildet ist und vier Seitenräumen am T u r m Nr. 16, unmittelbar nördlich des Suchgrabens von 1959/60.

4. D a s M a u s o l e u m a m m o n g o l i s c h e n Feuertempeliwan

4. Die Reste eines entsprechenden Gebäudes am T u r m Nr. 30, etwa in der Achse des West- und des Ostiwans. Diesem B a u dürfte eine stark von Strauchwerk überwachsene, noch nicht untersuchte Ruine westlich des Westiwans entsprechen, die auch auf dem Luftbild stark ins Auge fällt. 5. Einige sehr spärliche Mauerreste an der Innenseite der Takhtmauer zwischen den Türmen Nr. 7 und 9 und der winkelförmigen Mauer westlich des Südwestbaues des Seepalastes, vor dem Hof des quadratischen Gebäudes mit vier Stützen und dem ornamentierten Türgewände 1 9 . Zwischen den Türmen Nr. 7 und 8 deutet eine breschenartige Lücke in der Takhtmauer auf ein kleines Nebentor, 19

AA. 1961, 53—58 Plan 1.

Im Jahre 1961 wurde bei der Untersuchung der sasanidischen FeuertempelIwanostmauer im Bereich des Raumes U (Plan 2) in den oberen nachsasanidischen Schuttschichten eine von der allgemeinen Bauorientierung abweichende späte Mauer angegraben. Sie konnte damals, des Endes der Kampagne wegen, nicht weiter untersucht werden. Zu Beginn der K a m p a g n e 1962 wurden die östlich v o m Feuertempeliwan aufgetürmten Schuttmassen des nach Osten eingestürzten mongolischen Iwan-Ostpfeilers abgetragen und ein unter der zum Teil noch in großen Brocken zusammenhaftenden, eingestürzten Mauer liegender 6,3 X 6,3 m großer B a u freigelegt (Abb. 13). Die östliche Mauer ist in ihrem nördlichen Teil aus Bruchsteinen im Mörtelverband errichtet. Alle übrigen Mauern bestehen aus wiederverwendeten sasanidischen Ziegeln (29 x 29 X 6 cm) in gutem Mörtelverband (Abb. 15). Die westliche Mauer und die

A b b . 19. Ziegeldecklagen in G r a b Nr. 4: a) oberste Schicht; b) mittlere S c h i c h t ; c) unterste S c h i c h t über dem Skelett

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T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1962

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Südwestecke sitzen auf dem für diesen Neubau teilweise ausgebrochenen Iwanpfeiler auf und wurden noch in horizontaler Lage vorgefunden, während die übrigen Wände schräg nach Osten abgesunken sind, weil der Schutt des Untergrundes sich stark gesetzt hat. Auch der Fußboden und die Gräber sind stark abgesunken, letztere wurden dadurch zum Teil zerstört. Wie an starken Versinterungsspuren festzustellen war, ist durch den Schutt unter dem Bauwerk längere Zeit Wasser geströmt, hat die losen Bestandteile ausgewaschen und so zu den starken Setzungserscheinungen geführt. Die Raumwände ragen an der Südwestecke noch 1,55 m über dsm Fußboden auf. Die Ostecke des Gebäudes ist leicht abgeschrägt, und in ihr sitzt die Tür. Südlich anschließend ist die westliche Leibung einer Tür der mongolischen Arkadenrückwand dreieckförmig an die Wand des Mausoleums angesetzt. Wahrscheinlich ist der Durchgang in der Arkadenrückwand erst nach der Erbauung des Mausoleums angelegt worden. Die Arkadenrückwand ist jedenfalls tiefer gegründet als die Wände des Mausoleums. Genau in der Mitte der Westwand ist eine Öffnung im Ziegelmauerwerk mit einer aus Ziegeln gebildeten Schwelle von 29 cm Höhe über dem Kalkestrichfußboden angelegt. Die Leibungen der Öffnung haben beiderseitig je einen 1 5 cm tiefen Vorsprung, der mit den Raummauern im Ziegelverband errichtet ist (Abb. 14). Diese Vorsprünge lassen eine 90 cm breite Öffnung frei, die mit Bruchsteinmauerwerk geschlossen ist. Dadurch wird eine 1,2 m breite und 20 cm tiefe Nische gebildet. Als die Oberfläche des mongolischen Iwanpfeilers noch nicht gesäubert war, glaubten wir eine Türvermauerung vor uns zu haben, hinter der in einem Zwickel des Pfeilers vielleicht ein Minarettaufgang lag; denn die auffällige Abweichung des Gebäudes von der allgemeinen Orientierung und seine eigene Ausrichtung nach Südwesten, also etwa in Richtung Mekka, schien den Bau anfangs als eine kleine Moschee zu bezeichnen. Bei der Säuberung der Ruinenoberfläche des mongolischen Pfeilers und nach dem vorsichtigen Abbruch der Türvermauerung konnte aber kein Raum im Pfeiler hinter

Abb. 20. Eiserne Sargbeschläge aus Grab Nr. 3 mit Holzspuren (unten links) und Nagelköpfen (oben links und rechts)

der Nische erkannt werden, obgleich gerade an dieser Stelle, analog zum Iwanwestpfeiler, eine Nische zu erwarten war, die als Nebenraum des quadratischen Bauwerks Verwendung finden konnte. Offenbar lag bei Errichtung der Ziegelmauer eine derartige Absicht vor, die aber vielleicht aus konstruktiven Gründen, zugunsten einer Festigung des Iwanpfeilers, der durch den Einbau des Mausoleums erheblich ausgebrochen worden war, fallengelassen wurde. Folgerichtig könnte man erwarten, daß sich die Zwickelausmauerung vom alten Mauerwerk des Iwanpfeilers abhebt. Wir haben aber weder Fugen noch Unterschiede im Mauerwerk und im Mörtel feststellen können. Eine Erklärung gibt m. E . die Annahme, daß auch die Wandflächen der Nische im Iwanpfeiler im Zusammenhang mit der Erbauung des Mausoleums beschädigt wurden und später der entstandene Zwickel auf Grund

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W O L F R A H

KLEISS

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Abb. 21. Skelette in den Gräbern Nr. 3 und 4

einer Änderung des Bauplanes in festem Bruchsteinmauerwerk gefüllt wurde. Die Tür wurde dabei geschlossen, und nur eine Nische blieb offen. Auf alle Fälle ist das Mausoleum in nachmongolischer Zeit in den Pfeiler hineingesetzt worden, denn in seinem Westteil ist unter dem Fußboden das Iwanmauerwerk, wenn auch stark angebrochen, erhalten. Die südliche Leibung des nördlichen Durchgangs durch den Iwanpfeiler geht unter der vorspringenden Mausoleumsecke noch etwa 15 cm weit bis zur ursprünglichen, östlichen Flucht des Pfeilers durch, und biegt dann rechtwinklig um. Außerdem wurden im Bauschutt des Untergrundes unter dem Fußboden, zwischen den Gräbern Nr. 1 — 4 und in der Einfüllung dieser Gräber Bruchstücke mongolischer Baukeramik gefunden. Das Mausoleum kann deshalb erst zu einem Zeitpunkt errichtet worden sein, als die Ausstattung der mongolischen Palastanlage bereits stark beschädigt war. Auch der Umstand, daß die Mauern des Mausoleums aus wiederverwendeten sasanidischen Ziegeln errichtet sind, zeigt, daß die sasanidischen Bauten auf dem Takht, die in mongolischer Zeit weiterbenutzt wurden, ebenfalls schon so stark verfallen waren, daß man ihre Ziegel für den Neubau verwendete. Schwer verständlich ist allerdings, warum das Mausoleum mit so vieler Mühe in den Pfeiler eingebaut wurde (Abb. 13). Eine Erklärung gäbe m. E. die Annahme, daß

der Bau über einem bereits vorhandenen Grab errichtet werden mußte und dieses Grab an einer bestimmten Stelle im Innern des Gebäudes liegen sollte. Eine derartige primäre Grablege wurde aber nicht gefunden, es kann sein, daß sie durch die späteren Gräber zerstört wurde. Die vier festgestellten Gräber sind erst während oder nach der Erbauung des Mausoleums angelegt worden, da sie sich an die Raumwände anlehnen (Abb. 16). Von den vier Gräbern wurden drei, nämlich Nr. 2—4, von dem ohne besondere Gründung angelegten Kalkestrichfußboden überdeckt. Das Grab Nr. 1 war, wahrscheinlich als Kenotaph, über dem Fußboden sichtbar. Die Wände der Gräber wurden aus lose übereinander verlegten Ziegeln des gleichen Formats wie bei den Raumwänden gebildet (Abb. 17). In der abgerundeten Südwestecke des knapp 5 x 5 m weiten Raumes wird über dem Fußboden eine Gebetnische angedeutet. In der West- und in der Südwand zeigen schräg aus der Wand herausragende, noch in situ befindliche Ziegellagen die Art der Überdeckung des Gebäudes an. Danach begannen rund 1,2 m über dem Fußboden Bögen, die trompenförmig die vier Ecken des Raumes überbrückten und gemeinsam mit den Wänden eine Kuppel getragen haben müssen. Ein Stück eines solchen Bogenansatzes lag abgestürzt auf den Deckplatten des Grabes Nr. 1 (Abb. 14). Durch

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T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1962

diesen glücklichen Fundumstand konnte somit die bei einem derartigen Bau mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmende Kuppelüberdeckung mit ziemlicher Sicherheit bewiesen werden (Abb. 1 3 und 18). Von den vier Gräbern im Innern des Mausoleums waren Nr. 1 und 2 so stark abgesunken, daß außer einigen wenigen zerbrochenen Knochen keine Reste der Bestattungen mehr zu erkennen waren. Dafür sind die Gräber Nr. 3 und 4 unbeschädigt gewesen, und die Skelette konnten freigelegt werden. Beide waren von mehreren Schichten lose verlegter Ziegel abgedeckt (Abb. 19 a—c), die Skelette selbst von Erde mit starkem Zusatz von Kalkbrocken umgeben. Im Grab Nr. 3 wurde eine große Anzahl eiserner Sargbeschläge, Bänder von 3 cm Breite und 2 mm Stärke, zum Teil mit den noch anhaftetenden Nägeln und Holzspuren (Abb. 20), um das Skelett verteilt liegend aufgefunden. Die Skelette waren relativ gut erhalten. Die Toten lagen auf der rechten Körperseite mit dem Blick nach Südwesten, also in Richtung Mekka (Abb. 21). Die Arme waren lang am Körper ausgestreckt. Es handelte sich um zwei etwa 1,80 m große Menschen. Vor dem Mund des Toten in Grab Nr. 4 lag ein kleiner Knochen, der nicht zu dem Toten gehörte, und an der Wand des Grabes Nr. 3 wurde ein Tierknochen gefunden (Abb. 22). Die Gräber enthielten keine Beigaben. Alle Bestattungen wurden nach der Aufnahme auf den alten Friedhöfen östlich des Takht wieder begraben. Östlich des Mausoleums erstreckte sich ein Friedhof. Im Rahmen der Untersuchungen der sasanidischen Bauten wurden hier im Jahre 1962 zwei Bestattungen (Nr. 5 und 6) freigelegt. Eine dritte Bestattung wurde auf der Seite des Schädels augegraben, aber nicht der ganze Körper freigelegt. Alle drei Bestattungen haben die gleiche Orientierung wie die im Mausoleum und liegen gleichfalls auf der rechten Körperseite, mit Blick nach Mekka. Die Bestattung Nr. 5 war mit vier großen Steinplatten bedeckt (Abb. 24), Nr. 6 war nur in den Boden gelegt (Abb. 23). In späterer Zeit wurde der Friedhof aufgegeben und das Gebiet östlich des Mausoleums handwerklich genutzt, wie

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Abb. 22. Bestattung in Grab Nr. 3

ein gut erhaltener Schmelzofen neben der Bestattung Nr. 6 (Abb. 23) und kleine Metallschlackenhaufen südlich der Bestattung Nr. 5 zeigen. Der Schmelzofen war doppelwandig, mit einer isolierenden Luftschicht, Zuglöchern am Boden und einem Kaminzug auf der gegenüberliegenden Seite angelegt.

5. D e r P f e i l e r v o r dem O s t t e i l des mongolischen Seepalastes Bei der Freilegung des südlichen Teiles der östlichen Seefassade wurde ein 2,15 X 2,25 m großer Pfeiler angegraben und in einer 6,5 X 5 m großen Fläche im Zusammenhang mit den Palastbauten untersucht. Des Endes der Grabung wegen konnte nicht bis auf den gewachsenen Felsen hinabgegraben werden, und daher liegt im folgenden nur ein vorläufiges Ergebnis vor. Der Pfeiler steht 3,5 m vor der Palastfront. Der Abstand zu den nächstfolgenden

W O L F R A M

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Abb. 23. Bestattung Nr. 6, östlich des Mausoleums und neben dem Schmelzofen

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Abb. 24. Bestattung Nr. 5, östlich des Mausoleums

Pfeilern der Arkadenreihe ist noch unbekannt. Gut bearbeitete Kalksteine von der Art und Größe der Steine der Verkleidung der sasanidischen Takhtmauer sind in sasanidischer Bauweise im LäuferBinder-Verband aufgebaut (Abb. 25). Aus diesem Grund schien anfangs die Annahme berechtigt, daß es sich hierbei um einen sasanidischen Pfeiler handelt. Beim Tiefergraben wurde jedoch diese Ansicht hinfällig,

denn es zeigte sich, daß der Pfeiler über einem älteren Bau steht, in dem abassidische Keramik gefunden wurde (Abb. 26). In dem sehr kleinen Grabungsschnitt wurde ein kompletter Raum aufgedeckt, der von der sasanidischen und der mongolischen Orientierung der Takhtbebauung abweicht und nach Südsüdwest ausgerichtet ist. Er stimmt darin mit Mauerzügen aus den beiden Suchgräben überein. Der 1,9 X2,4 m große Raum hatte noch zur Hälfte ein Bruchsteinpflaster, worauf ein aus Ton geformter, schlüssellochförmiger Herd von 15 cm Außenhöhe stand (Abb. 28). Der Gebrauch ist wahrscheinlich so zu denken, daß die größere und tiefere Mulde der Platz für das Feuer war und abgedeckt werden konnte, während über der runden und etwas flacheren Mulde das Kochgefäß stand (Abb. 27). Die Mauern des Raumes waren bis zu 40 cm hoch über dem Fußboden erhalten. Auf der Ostseite ist auf diese Wände das Fundament der Palastfront gesetzt, auf der Westseite ruht eine Steinsetzung auf den abassidischen Mauern. Diese Steinsetzung, auf der das Fundament des Pfeilers gegründet ist, und der abassidische Bau werden von mehreren deutlich voneinander getrennten Schuttschichten überdeckt. Zuunterst (Abb. 25), direkt über dem abassidischen Bau, liegt eine stark steinhaltige Schicht, in der auch einige gebrannte

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Abb. 26. Grundriß des Pfeilers und des abassidischen Baues

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W O L F R A M

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Abb. 27. Detailaufnahme des Herdes

die mongolischen Bauten, der Pfeiler und das Fundament der Palastfront gegründet. Zuvor aber ist der Schichtenkuchen oben abgehobelt und eine einigermaßen ebene Fläche erzielt worden. An dieser Linie endet das in zwei leichten Stufen vorspringende Fundament des Pfeilers. Nach oben folgt der Quaderaufbau mit dem BruchsteinMörtelkern. Etwa in halber Höhe der untersten, 75 cm hohen Quaderschicht schließt ein ebener Horizont die steindurchsetzte, sandige Lehmschicht über dem Brandschutt ab. An der Palastfront liegt dieser Horizont etwa 30 cm über dem Fundamentvorsprung. Wahrscheinlich deutet dieser Horizont das mongolische Niveau an. Darüber folgt ein etwa 30 cm dickes, stark versintertes Steinschuttband und schließlich als oberer Abschluß der lockere Steinschutt der eingestürzten Palastfront. Westlich des Pfeilers liegen im Schutt einige herabgefallene Quader, darüber folgt die starke Sinterschicht der heutigen Takhtoberfläche. Abb. 28. Blick auf den Herd

Ziegel eingeschlossen sind. Darauf folgen vierzehn dünne Bänder, zum Teil aus sandigem Lehm, zum Teil aus tiefschwarzem Brandschutt bestehend. Alle Schichten folgen dem leichten Geländeabfall nach Osten und enthielten keine Keramik. Wahrscheinlich handelt es sich um Schuttauffülloder Planierungsschichten. In diese hinein wurden dann, ohne besondere Baugrube,

Die Aufdeckung dieses Pfeilers ist wichtig für die Topographie des Takht in mongolischer Zeit (Plan 2), da durch ihn das Vorhandensein um den See laufender Arkaden zusätzlich zu den schon bekannten Arkaden der Nordseite und den Beobachtungen an der Südwestecke bewiesen ist. Er sagt aber nichts über etwaige sasanidische Seearkaden aus. Es bleibt einer weiteren, tiefergehenden Grabung vorbehalten, diese Frage zu klären. Istanbul

Wolfram Kleiss

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TAKHT-I-SULEIMAN

UND Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1962

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A b b . 29. Suchgraben, vom Palast gesehen

C. D E R S U C H G R A B E N A N D E R O S T S E I T E DES P L A T E A U S VOM TAKHT-I-SULEIMAN

Im Jahre 1961 wurde auf der Ostseite des Takhtplateaus ein neuer Suchgraben angelegt, wobei eine Fläche von etwa 15 X 5 m untersucht wurde. Drei Wohnschichten wurden festgestellt, von denen die eine in die mongolische Zeit des ausgehenden 13. Jhs., die beiden anderen in das 9./10. Jh. fallen. Unter den frühislamischen Schichten wurde das auf mehreren Stellen auf dem T a k h t festgestellte Lehmziegelmassiv gefunden 20 . D a s gnädige Interesse und die großzügige Unterstützung von Seiten S. M. König Gustaf V I . Adolf sowie auch anderer Beistand von schwedischer Seite haben die 20

Nylander — Gezelius, A A . 1961, 67off.

Weiterführung der 1961 begonnenen Untersuchung auch 1962 ermöglicht 21 . Der Suchgraben wurde jetzt um etwa 32 m nach innen erweitert und bis zur Ostwand des mongo2 1 Für Ermöglichung und Unterstützung der Weiterführung dieser Untersuchung danken wir an erster Stelle S. M. K ö n i g G u s t a v V I . Adolf, der wieder einen generösen Beitrag aus seinem »70-ärs F o n d för Svensk Kultur« gestiftet hat. Statens Humanistiska Forskninsräd hat die Untersuchung ebenfalls unterstützt. Besonders danken wir dafür den Herren Professoren A. Furumark, K . Haneil, T. Säve-Söderbergh und Ä. Äkerström. Durch das unermüdliche Interesse des Herrn Dir. J. H. Stenberg der Irano-Swedish Co. ist uns auch von Seiten mehrerer in Iran tätiger schwedischer Firmen wesentliche Unterstützung zuteil geworden. Die Firma V o l v o hat der Expedition ihren in Teheran stationierten service-jeep zur Verfügung gestellt, wofür wir den Herren A. Lindqvist und C. Carlsson herzlichst danken. Die Herren A. Lane (j) und R. J. Charleston im Victoria and Albert Museum in London haben uns wieder ihre äußerst wert-

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CARL

N Y L A N D E R — L A R S

G E Z E L I U S

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immer 2 m. Während der beiden Kampagnen von 1961/62 ist im ganzen eine Fläche von 183 m 2 untersucht worden und 1962 auch der äußere Ringmauerfuß freigelegt worden. Während dieser Kampagne wurde die mongolische Schicht 1 weiter nach innen verfolgt. Die 1961 festgestellten frühislamischen Schichten 2 und 3 haben sich jetzt als Unterphasen einer und derselben Schicht (nunmehr Schicht 2) erwiesen. Das früher unbekannte Ende des großen Lehmziegelmassivs wurde gefunden. Es wurde auch festgestellt, daß die Lehmfüllung hinter dem Massiv bei 28 m von einer gut gebauten Mauer begrenzt wurde, hinter welcher die Fläche des Sinterfelsens weiter nach innen mehr oder weniger frei und offen lag (Plan 3). 1. D a s F u n d a m e n t u n d die O s t w a n d des P a l a s t e s

Abb. 30. Ostwand und Fundament des mongolischen Palastes

lischen Palastes herangeführt (Abb. 29). Ein 3 m breiter Steg teilt den Graben in zwei Teile: A (15—33 m) und B (36 bis etwa 47 m)22. Die Schachtbreite schwankt im Teil A von 3,5—5 m und war im Teil B vollen Spezialkenntnisse der islamischen Keramik zur Verfügung gestellt, wofür wir äußerst dankbar sind. Herr Fil. Kand. Ola Ehn hat uns auch in diesem Jahre mit seiner hervorragenden zeichnerischen Geschicklichkeit die Herstellung der Pläne wesentlich erleichtert. Herrn Dir. Dr. H. Luschey und dem Deutschen Archäologischen Institut in Teheran danken wir herzlichst für Gastfreundschaft und vielerlei Unterstützung. Da die der schwedischen Beteiligung anvertraute Aufgabe jetzt zu Ende geführt ist, liegt es uns sehr am Herzen, Herrn Prof. Dr. Rudolf Naumann und unseren übrigen deutschen und iranischen Kollegen unseren wärmsten Dank für bereichernde Freundschaft, Anregung und Hilfe während dreier J a h r e fruchtbarer und schöner Zusammenarbeit auf dem Takht zu sagen. 22 Die Meterangaben sind, wenn nichts anderes gesagt wird, von dem Nullpunkt innerhalb der Ringmauer gerechnet.

In dem Westteil des Grabens wurden die Ostwand und das Fundament des Palastes freigelegt (Abb. 30). Das unterirdische Fundament steht auf einer etwa 0,65 m hohen Mauer, die wahrscheinlich aus frühislamischer oder noch früherer Zeit stammt. Das Fundament ist 1,5 m hoch und ziemlich unsorgfältig aus groben, unbearbeiteten Steinen gebaut. Die auf dem Fundament gelegene Palastmauer verläuft nord-südlich in der allgemeinen Achse der Monumentalbauten des Takht. Die Mauer ist bis zu einer Höhe von 0,8—1,1 m erhalten. Sie ist mit Quadersteinen (etwa 0,25—0,6 m lang und 0,1—0,25 m hoch) gebaut. Eine Überflutung des Takhtseewassers ist in späterer Zeit durch den Palast geflossen und hat hier auf der Ostseite eine dicke Sinterschicht abgelagert, die auch die Mauer und das Fundament durchsickert und völlig versintert hat. Noch später sind die höheren Teile der Palastmauer abgestürzt und liegen in großen Brocken auf der Ostseite oberhalb der dicken Sinterschicht. 2. S c h i c h t 1 A (15—33 m). In etwa 0,2—0,9 m Tiefe wurde eine Zahl von Mauern und anderen Konstruktionsresten gefunden, von denen

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Abb. 3 1 . Vogelnadel (Schicht 2), liegender Hirsch und Ohrring (Schicht 1), beinerner Spinnwirtel (Grube bei 15 m)

sich manche als relativ spät erwiesen. Die Mauern waren im allgemeinen wohlgebaut, aber ohne klaren konstruktiven Zusammenhang. In der NO-Ecke des neuen Grabungsabschnittes wurde eine Hausecke von zwei sich rechtwinklig begegnenden (4,0 und 1,2 m langen) Mauern gefunden. Die erhaltene Höhe betrug 0,45 m und die Breite 0,8 m. Unmittelbar südlich befand sich eine unregelmäßige und sicher etwas spätere Pflasterung. Zwischen 24 und 3 1 m verlief etwa von O nach W eine wohlgebaute, 0,5 m hohe und 0,6 m breite Mauerflucht. 2 m nördlich davon lagen Teile einer wohlgelegten rechteckigen, fundamentähnlichen Konstruktion von 5 x 1 m Größe und etwa 0,3 m Höhe. Fragmente von drei Öfen wurden auch in diesem Grabungsteil gefunden, wovon zwei relativ später sind als der dritte. B (36—47 m). Bei 36 und etwa 44 m befanden sich Reste von zwei quergehenden Mauerstücken, 0,25 und 0,5 m hoch, das letzte 1,4 m breit und recht gut gebaut. Auch ein Ofen gehört in diesen Zusammenhang. In diesem Grabungsabschnitt war es möglich, in der mongolischen Schicht Früheres und Späteres klar zu unterscheiden. Etwa 0,2—0,5 m tiefer lagen Mauerreste und sechs Öfen, von denen einer in eine Abfallgrube eingetieft ist. Alle diese tieferen Reste ge-

hören zu einer früheren Phase derselben mongolischen Schicht und sind höchstwahrscheinlich mit der Konstruktion des Palastes gleichzeitig. Es handelt sich besonders um eine 0,9 m hohe und ziemlich grob gebaute Mauer, die 0,2 m vom Palastfundament entfernt liegt, und um eine Pflasterung (40—43,7 m). Die 1961 konstatierte große Füllung, unterhalb und in Zusammenhang mit der Schicht 1, wurde auch 1962 gefunden, sie war besonders deutlich von 20—33 m als eine 0,6—1,0 m tiefe Lehmfüllung zu erkennen, die von einer 0,3 m dicken Erdschicht überlagert wurde. Funde: Schicht 1 war, von der Keramik abgesehen, recht fundarm. Der einzige bemerkenswerte Fund war ein kleines Bronzeschmuckstück in der Form eines liegenden Hirsches; ferner wurde ein winziger Ohrring gefunden (Abb. 31). Die Keramik ist die gleiche wie die 1961 gefundene: mongolische Baukeramik, R a y y , Kaschan, Gerrus und unglasierte Gebrauchsware 23 . An mehreren Stellen wurde auch ziemlich viel Eisenschlacke gefunden. 23 Die Datierungen sämtlicher folgender Scherben verdanken wir den brieflichen Mitteilungen A. Lane's (f), 1961 und 1963.

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CARL

N Y L A N D E R — LARS

G E Z E L I U S

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Abb. 32. Mauern der Schicht 2 2 - 3 zwischen 17 u n d 33 m

Die große Planierungsfüllung enthielt, wie auch im vorigen Jahre, hauptsächlich sgraffierte Gerrusware und unglasierte Gebrauchsware in großen Mengen. 3. S c h i c h t 2 A (15—33 m). Schicht 2 zeigt in diesem Grabungsabschnitt Spuren einer dichten und reich variierten Besiedlung (Abb. 32). Drei Hauptphasen unterscheiden sich deutlich, wozu eine oder möglicherweise zwei Spätphasen hinzukommen. Die Mauern der drei früheren Phasen (2 1 - 3 ) sind kräftig und gut gebaut und haben, im Unterschied zur Schicht 1, oft eine beträchtliche Höhe. Die durchschnittliche Mauerbreite beträgt minR a y y u n d K a s c h a n : vgl. A. Lane, E a r l y Islamic P o t t e r y (1947) 37 f f -

destens 1 m, und die höchste Mauer ist bis 1,9 m Höhe erhalten. Die Bebauungsfläche hat sich offenbar während der Periode verändert. Während die Bebauung der frühesten Phase 2 1 sich offenbar nur bis zur oben erwähnten Begrenzungsmauer der Lehmfüllung bei 28 m erstreckt hat, ist in der Phase 2 2 eine Planierungsfüllung des Geländes vorgenommen worden, wodurch eine einheitliche Siedlungsfläche nach innen entstanden ist. Die ausgegrabenen Mauern scheinen einen zusammenhängenden Baukomplex von beträchtlicher Größe zu zeigen, der verschiedentlich umgebaut worden ist. Den Kern dieses Komplexes bildet bei 18 m eine nord-südlich verlaufende, ungewöhnlich kräftige 1,4 m breite und 1,9 m hohe Mauer, die dazu noch 2,15 m in die darunterliegende Lehmfüllung eingetieft ist und eine in

Tahkt-i-Suleiman. S u c h g r a b e n 1961/62. Profil der südlic

PLAN 3

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1962

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A b b . 33. Glasierte Reliefschale der Keramikgrube der Schicht 2 1 (Rekonstruktion)

Mengen von unglasierter Gebrauchsware kamen in jeder Unterphase vor. Da für die relative Chronologie der frühislamischen Keramikgattungen jede stratigraphische Beobachtung wertvoll sein kann, werden im folgenden die verschiedenen bezeichnenden und möglicherweise wichtigen Scherben mit den Kleinfunden nach Unterphasen erwähnt 26 : 2 1 : ein großes Randstück einer großen und elegant geschwungenen offenen Schale U m terminologische Verwirrungen zu vermeiden, muß hier auf einen Druckfehler im Bericht A A . 1961,680 aufmerksam gemacht werden. Bei der Besprechung der Schicht 3 muß statt ». . . weiße Fayencestücke, d a v o n 15 von der Nishapourg a t t u n g . . .« ». . . weiße Fayencestücke, d a z u 15 von der Nishapourgattung . . .« gelesen werden. Die Nishapourgattung wird also nicht als Unterabteilung der weißen Fayencekeramik charakterisiert. 26 ' W h i t e tin glazed wäre', 'Tin glazed wäre, blue and green', 'Monochrome lustre w ä r e ' : Lane, Briefe: »Abbasid« — »9th and i o t h centuries«.

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CARL

N Y L A N D E R

— L ARS

G E Z E L I U S

, 5 cn Abb. 34 b. Eiserne A x t aus Schicht 2 1

eine fast komplette Schale von 'white tin glazed wäre'). 2 2 - 3 : ein Stück 'blue painted white tin glazed wäre'. Eine Bronzenadel mit vogelförmigem Kopf um einen Vierpaß (Abb. 31). 2l~b: Hier kommt zum ersten Male eine nicht sehr bekannte, grünglasierte Ware mit leicht sgraffierter Dekoration vor, die oft einen etwas unbeholfenen Eindruck macht und sich von der strafferen Verzierungsweise der später üblichen sgraffierten Gerrusware unterscheidet 27 . , 5 CM Abb. 34 a. Wasserrohre aus Schicht 2 1

von 'white tin glazed ware', zwei Stücke 'blue painted white tin glazed ware' ein Stück mesopotamische 'monochrome lustre ware'. In der Keramikgrube bei 25 m große Mengen von Fragmenten von zehn unglasierten Töpfen mit Kammverzierung und Wellenbanddekoration, Scherben einer kleinen gelbgrünen 'tin glazed' Schale mit Reliefdekoration (Abb. 33), eine ziemlich große eiserne A x t (Abb. 34b) und ein schieferner Wetzstein. Fragmente mehrerer Wasserrohre (Grube 30 m, Abb. 34 a). 2 1 - 2 : ein Stück 'blue and green painted white tin glazed ware', (1961 drei Stücke von derselben Gattung und vier Stücke und

4. D a s

Lehmziegelmassiv

Bei 10,6—10,75 m wurde das Ende des großen Lehmziegelmassivs gefunden, das bis zu einer Höhe von 3 , 1 0 m gut erhalten, aber höher teilweise zerflossen ist. Die 1 9 6 1 bei der Ringmauer festgestellte, unter dem Lehmziegelmassiv liegende Pflasterung wurde auch hier beobachtet, und zwar gerade mit dem Ende des Massivs übereinstimmend 27 Lane, Brief: »Red earthenware with white slip and regulär incised designs under green lead glaze. Perhaps i o t h — u t h Century«. Diese Keramik kommt auch im Graben A in einer etwa 0,4 m dicken Lehmschicht zwischen der späteren großen Planierungsfüllung und Schicht 2 2 - 3 vor. Die Fundumstände sprechen für einen engen chronologischen Zusammenhang mit Schicht 2 2 - 3 . E s ist nicht möglich gewesen, mit Sicherheit festzustellen, ob Gerrusware in dieser Schicht 2 1 - 5 vorkommt oder nicht.

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(Abb. 35). Dadurch wird die Gleichzeitigkeit der mit der Ringmauer fest verkeilten Steinpflasterung und des darauf ruhenden Massivs als sicher erwiesen. Die Pflasterung liegt auf einer etwa 0,25 m dicken Schicht von lehmartiger Erde oberhalb des Sinterfelsens28. Bis zu einer Höhe von etwa 2,6 m über dem Sinterfelsen sind verschiedene Lehmaufschüttungen gegen das Massiv erkennbar, die ohne Zweifel im Zusammenhang mit der Konstruktion des Massivs entstanden und zusammen mit ihm in die Höhe gewachsen sind.

5. D i e L e h m f ü l l u n g h i n t e r dem M a s s i v Hinter dem Lehmziegelmassiv liegt eine große Lehmfüllung, deren genaue Abgrenzung gegen das Massiv unklar ist. Sie ist nach Westen bei 28 m, wie oben erwähnt, von einer gut gebauten und mit einer schönen Fassade versehenen Mauer begrenzt, die ohne Mörtel gebaut worden ist (Abb. 36). Deutliche Spuren von Horizonten in dem Profil in den vorderen und hinteren Teilen des Grabens sowie auch andere Gründe machen ein Oberflächenniveau dieser Lehmfüllung etwa 4 m unter der Erdoberfläche wahrscheinlich. Diese Füllung muß als gleichzeitig mit dem Lehmziegelmassiv verstanden werden. Sie zeigt keine Spuren von Besiedlung. In der Füllung wurden einige Scherben von unglasierter Gebrauchsware gefunden. Die hintere, 1,6 m hohe und 1,0 m dicke Mauer hat offenbar etwa 0,7 m höher als die dahinterliegende Lehmoberfläche angestanden. Die Mauer steht auf dem Sinterfelsen und hat eine etwas schräge Fassade. Sie stimmt in ihrer nord-südlichen Orientierung mit der zentralen Takht-Architektur überein und weicht also von der Richtung der Ringmauer ab. Weiter nach innen ist die Takhtfläche bis zur Phase 2 2 mehr oder weniger frei und kahl gewesen.

28 Die Pflasterung ist hier nicht, wie teilweise vorn an der Ringmauer, von einer Sinterablagerung gedeckt.

Abb. 35. Ende des Lehmziegelmassivs mit dahinterliegenden schrägen Lehmschichten

6. D i e A u ß e n s e i t e n der

Ringmauer

Die Ringmauer hat einen treppenartig 0,6 m vorspringenden Fuß mit zwei Stufen, die zusammen 0,85 m hoch sind. Dieser Mauerfuß ist 0,75 m in den Sinterfelsen eingetieft. Über diesem Fuß erhebt sich die Mauer, von deren Verkleidung noch acht Schichten erhalten sind. Die unteren vier Schichten sind in einer Lehmaufschüttung begraben und dadurch wohlerhalten (Abb. 37). Die horizontale Fugenschichtung ist nicht immer durchgehend. Die unterste Schicht der Mauerverkleidung und das Fundament sind stark versintert. Etwa 0,35 m oberhalb des Mauerfußes liegt ein 0,1 m dicker Sinterhorizont, der weiter nach außen dünner wird. Darunter ist der Lehm erdig und etwas mit Kies vermengt. Die Lehmaufschüttung enthielt einige wenige Scherben von unglasierter Gebrauchsware. Darüber liegt eine bei der Mauer etwa 2,4 m dicke Schuttschicht, die hauptsächlich mongolische Keramik enthält.

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CARL

N Y L A N D E R - LARS

G E Z E L I U S

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Abb. 36. Innere Mauer der Lehmkonstruktion mit über den Lehmschichten liegenden Mauern der Schicht 2 1

7. Z u s a m m e n f a s s u n g Da die stratigraphische Untersuchung der Takhtschichten mit dieser zweijährigen Arbeit beendigt ist, scheint es angemessen, etwas Zusammenfassendes über Perioden und Chronologie zu geben 29 . Zwei Wohnschichten und drei Perioden sind im Suchgrabenbefund erkennbar. Schicht 1 gehört in die mongolische Zeit des ausgehenden 13. Jhs. Der größere Teil der untersuchten mongolischen Bebauung dürfte am ehesten in die spätere Mongolenzeit auf dem Takht gehören, während einige etwas tiefer liegende Reste in Zusammenhang mit der Palastkonstruktion stehen dürften 30 . Schicht 1 wird demnach mit ihrer frühesten Phase in die Zeit um 1270 gehören. 29 Die literarischen Quellen für den Takht werden diskutiert von Crane, B I I . 5, 1937, 84ff. 30 Im Suchgraben von 1959 kommen zwei distinkte mongolische Schichten vor. Vgl. Teheraner Forschungen I (1961) 67 ff.

Die schriftlichen Quellen erweisen eine Traditionslücke zwischen dem 10. und dem 13. J h . Das wird wahrscheinlich mit dem Niedergang des Feuerkultes und dem zu jenem Zeitpunkt beginnenden Exodus der Zoroastrier nach Indien in Zusammenhang stehen. Das endende 10. und das 1 1 . J h . zeichnen sich durch die kräftige Reaktion der orthodox-sunnitischen Ghaznaviden und Seldschuken gegen den Mazdaismus aus, wobei der Takht-i-Suleiman als ehemaliges religiöses Zentrum sicher zu leiden hatte 31 . Siedlungsreste dieser traditionslosen Zeit sind auf dem Takht nicht gefunden worden. Es wäre aber etwas gewagt anzunehmen, der Takht wäre in dieser Zeit überhaupt nicht besiedelt gewesen. Erstens könnten Bauten der späteren Seldschukenzeit bei der großen Planierung und Rekonstruktion Abaqa Khans beseitigt worden sein. Zweitens kommen auf dem Takht beträchtliche 31 J . Duchesne-Guillemin, L a Religion de l'Iran Ancien (1962) 15, 356t.

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T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1962

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Abb. 37. Umfassungsmauer mit äußerer Werksteinverkleidung

Mengen von Keramik vor, die von den Spezialisten ins 1 1 . und 12. Jh. datiert werden32. Eine dichte frühislamische Besiedlung des 9. und 10. Jhs. wird mit der Schicht 2 klar bezeugt. Die früheren Phasen dieser Schicht fallen zweifelsohne ins 9. Jh., wenn nicht sogar in etwas frühere Zeit 33 . Ein 32 Kaschan, R a y y , Rakka, Minai: vgl. Lane a. O. 37 ff. Auch die für den Takht so charakteristische sgraffierte Gerrusware wird im allgemeinen (kaum ganz korrekt) in die vormongolische Zeit datiert. Vgl. Lane a. O. 26. In seinen Briefen wird diese Ware noch etwas früher als in seinem Buch (1947) datiert, hat aber auch eine etwas größere zeitliche Spannweite bekommen: »The probable date-range is n t h — 1 2 t h century (perhaps extending into the 13th)«. 33 In den Schichten 2 1 - 4 sind sechs Scherben gefunden worden von »Turquoise alkaline glaze on a pale buff body, which varies from coarse and sandy to fine and smooth. This type of ware is typical of the Parthian period but continues into the Sassanian; it may possibly have survived into

Hiatus zwischen der sasanidischen Epoche und der frühislamischen Zeit des 9. Jhs. ist wenig wahrscheinlich, zumal der Feuerkult Islamic times, but the evidence for this is very scanty (a few fragments from Samarra)«, Lane: Brief 1963. Drei von diesen Scherben gehören sicher in die Schicht 2 1 . Die anderen Scherben dieser Schicht 2 1 werden von Lane dem »9th—loth Century« zugewiesen. Es sind aber keine sicheren Anhaltspunkte vorhanden, anhand derer man die untere Zeitgrenze dieser Waren festlegen könnte. Anfänglich von der Keramik der T'ang Dynastie (618—906) inspiriert, könnte sie wohl zu jeder Zeit nach der abbasidischen Machtübernahme um 750 entstanden sein. Diese Unsicherheit der Datierung der 'white tin glazed' und mit ihr verwandten Waren zusammen mit den oben erwähnten frühen Scherben von parthisch-sasanidisch-frühislamischem Typus machen es wohl nicht unmöglich, mit der Datierung der Schicht 2 1 noch etwas tiefer herunterzugehen. Dadurch könnte man die scheinbare, aber wenig wahrscheinliche Lücke zwischen sasanidischer und frühislamischer Zeit auf dem Takht etwas verringern.

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C. N Y L A N D E R — L . G E Z E L I U S , T A K H T - I - S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I - S U L E I M A N

sich bis ins 10. Jh. lebendig gehalten hat 34 . Möglicherweise war aber der Takht anfänglich mehr oder weniger für zeremonielle Zwecke reserviert, während die Mehrzahl der Bewohner außerhalb der Mauern wohnte 35 . Vielleicht zog man erst später und allmählich auf das Takhtplateau hinauf, als der Takht seine Bedeutung als Königsstadt und zeremonielles Reichszentrum verloren hatte. Eine sichere sasanidische Wohnschicht ist auf dem Takht noch nicht festgestellt worden36. Die Gleichzeitigkeit von Ringmauer und Lehmziegelmassiv ist jetzt klar erwiesen. Eine genaue Datierung dieser beiden großartigen Konstruktionen läßt sich auf Grund des Grabungsbefundes leider nicht ermitteln.

31

C r a n e B I I . 5, 1937, 8 5B. Spuler, I r a n in f r ü h i s l a m i s c h e r Zeit (1952) 190 g i b t 943 als E n d d a t u m d e r k u l t i s c h e n B e n u t z u n g des F e u e r t e m p e l s auf d e m T a k h t - i - S u l e i m a n . 35 C r a n e a. O. 8 7 f . 38 D i e S c h i c h t I V i m S u c h g r a b e n v o n 1959 e n t h i e l t zwei Siegel, die als sasanidisch oder e h e r in sasanidischer T r a d i t i o n s t e h e n d b e t r a c h t e t w e r d e n d ü r f e n ( T e h e r a n e r F o r s c h u n g e n I [1961] 68 T a f . 30 b). A u c h w u r d e eine m i t v e r b r a n n t e n S u b s t a n z e n u n d Asche gefüllte S c h i c h t zwischen S c h i c h t I V u n d I I I b e o b a c h t e t , die als S p u r e n einer Z e r s t ö r u n g g e d e u t e t w u r d e n . E s w ä r e n a t ü r lich verlockend, diese S c h i c h t als sasanidisch zu d e u t e n u n d die Z e r s t ö r u n g möglicherweise in V e r b i n d u n g m i t d e r literarisch b e z e u g t e n E i n n a h m e v o n S h i z - G a n z a c a d u r c h H e r a k l i o s in d a s J a h r 624 (Crane a. O. 87) zu setzen. O b das a b e r b e r e c h t i g t ist, b l e i b t fraglich. W ä h r e n d einer k o m p l e t t i e r e n d e n U n t e r s u c h u n g i m h i n t e r e n Teil des G r a b e n s i960 w u r d e n zwei glasierte S c h e r b e n u n t e r d e m B o d e n d e r Schicht I V g e f u n d e n , die v o n A. L a n e ins 9.—11. J h . d a t i e r t w e r d e n . P r o b l e m a t i s c h w ä r e f ü r eine sasanidische D a t i e r u n g dieser Schicht a u c h die T a t s a c h e , d a ß hier »unv e r h ä l t n i s m ä ß i g viele S c h e r b e n d e r sog. H a l b fayence« g e f u n d e n w o r d e n sind. W a h r s c h e i n l i c h h a n d e l t es sich u m irgendeine V a r i a n t e der ' w h i t e t i n g l a z e d ' G a t t u n g , die j a a u c h in d e r t i e f s t e n S c h i c h t 2 1 i m S u c h g r a b e n 1961/62 v o r k o m m t . U n t e r d e n H u n d e r t e n v o n S c h e r b e n in d e m sicher sasanidischen L e h m z i e g e l m a s s i v k o m m e n ü b e r h a u p t keine glasierten S c h e r b e n vor. Die beiden Siegel besitzen, a u c h falls sie sasanidisch sind, keine große A u s s a g e k r a f t . N o c h h e u t e w e r d e n in I r a n s a s a n i d i s c h e M ü n z e n u n d a l t e Siegelsteine als A m u l e t t e g e t r a g e n (vgl. die m i n o i s c h e n Siegelsteine, die sog. g a l a k t ö p e t r e s , die n o c h h e u t e auf K r e t a als m i l c h s p e n d e n d e A m u l e t t e g e t r a g e n w e r d e n , H u t c h i n s o n , P r e h i s t o r i c Crete [1962] 23).

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Man ist hier auf Wahrscheinlichkeitsschlüsse angewiesen. Daß dieses große Umfassungsprojekt in die sasanidische Zeit gehört, ist sowohl stratigraphisch als geschichtlich sicher, und dessen Gleichzeitigkeit mit dem Feuertempel ist mehr als wahrscheinlich. Nach Erwägung der verschiedenen Möglichkeiten einer früh- oder einer spätsasanidischen Datierung neigt man dazu, die größere Wahrscheinlichkeit der Ansicht zuzuschreiben, die den Takht als vom großen Sasanidenkönig Khosrau Anösharvän (531—579) neugeschaffenes religiöses Reichszentrum versteht 37 . Es wird auch in ganz rezenter Literatur angenommen, der Takht wäre schon in der Arsakidenzeit als Heiligtum bekannt 38 . Es muß betont werden, daß weder im Suchgraben von 1959 noch in dem hier beschriebenen, noch auf irgendeiner anderen Stelle des ganzen Takht eine einzige Scherbe oder irgend etwas anderes gefunden worden ist, das der parthischen Zeit mit Sicherheit zugewiesen werden könnte39. Vom archäo37 C r a n e a. O. 86; S. W i k a n d e r , F e u e r p r i e s t e r in Kleinasien u n d I r a n (1954) 150 ff. S v e n s k a D a g b l a d e t 2. 9. 1959; D u c h e s n e —Guillemin a. O. 287. E i n i g e archäologische T a t s a c h e n k ö n n t e n a u c h in diese R i c h t u n g hinweisen. So zeigen die i m s a s a n i d i s c h e n Lehmziegelmassiv ziemlich reichlich v o r h a n d e n e n G e b r a u c h s w a r e n s c h e r b e n t e c h nisch u n d m o r p h o l o g i s c h eine enge V e r w a n d t schaft mit den frühislamischen Waren. Einige sehr c h a r a k t e r i s t i s c h e F o r m e n sind sogar identisch, w ä h r e n d sie in d e n s p ä t e r e n S c h i c h t e n ü b e r h a u p t n i c h t v o r k o m m e n . I n dieselbe R i c h t u n g weisen die 1961 u n t e r einem f r ü h e n P f l a s t e r i m F e u e r t e m p e l g e m a c h t e n M ü n z f u n d e a u s d e r Zeit 480 bis 5 8 0 (AA. 1 9 6 2 , 6 4 2 ) . 38 D u c h e s n e — G u i l l e m i n a . 0 . 8 5 , 231. A . G o d a r d , L ' A r t d e l ' I r a n (1962) 1 7 3 . 39 D a s sog. P a r t h i s c h e G e b ä u d e h a t sich i960 als mongolisch erwiesen (AA. 1961, 53ff-). Von einigen p r ä h i s t o r i s c h a u s s e h e n d e n S c h e r b e n i m L e h m z i e g e l m a s s i v abgesehen, die w a h r s c h e i n l i c h m i t d e m L e h m v o n a u ß e n g e k o m m e n sind, g i b t es auf d e m T a k h t n u r eine T a t s a c h e , die auf e t w a s F r ü h e r e s hinweist. D e r D o p p e l k r e u z r a u m D im F e u e r t e m p e l ist o f f e n b a r ü b e r einem ä l t e r e n K a n a l k o n s t r u i e r t , d e r s c h o n bei d e r E n t s t e h u n g s z e i t des T e m p e l s v e r s i n t e r t w a r u n d a b g e a r b e i t e t w e r d e n m u ß t e (AA. 1962, 643). E i n i g e p f o s t e n l o c h ä h n l i c h e V e r t i e f u n g e n i m Sinterfelsen u n t e r h a l b d e r R i n g m a u e r i m S u c h g r a b e n v o n 1959 k ö n n e n ä l t e r sein, a b e r sind möglicherweise i m Z u s a m m e n h a n g m i t d e r K o n s t r u k t i o n d e r M a u e r zu v e r s t e h e n .

N 4— -1

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4

IO M

A b b . i. Samos, Heraion. Plan des Grabungsgebietes 1961

E . H O M A N N - W E D E K I N G , A U S G R A B U N G E N IM H E R A I O N VON SAMOS 1961

logischen Standpunkt gesehen, fehlt bisher jeder Beweis, sogar fast jede Andeutung, daß der Takht in vorsasanidischer Zeit besiedelt oder als Heiligtum benutzt worden ist. Uppsala

Carl N y l a n d e r Lars Gezelius

A U S G R A B U N G E N IM H E R A I O N VON SAMOS 1961 Die Ausgrabungen auf Samos im Herbst 1961 waren dieletzteKampagneE.Buschors. 37 Jahre hat er die Heraion-Grabung geleitet; durch den Krieg ergab sich eine Lücke in der Feldtätigkeit von 1940—1951. Einen orientierenden Bericht über die Arbeiten der Jahre 1952—1957 hatte Buschor 1959 vorgelegt 1 . Einen zusammenfassenden Bericht über die Grabungsergebnisse dieser und der auf 1957 folgenden Jahre wird H. Walter in einem der nächsten Bände des A E A T . geben. An der Herbstkampagne 1961 nahmen außer dem Grabungsleiter Buschor und dem Unterzeichneten G. Kopeke und, als Architekt, W. Wurster teil. Die Ordnung, Reinigung und z. T. Konservierung der Kleinfunde im Museum von Samos leitete U. Jantzen mit kurzfristiger Hilfe K. Vierneisels. Die Verantwortung für die praktische Feldtätigkeit war G. Kopeke übertragen. Der von ihm erstattete Bericht wird hier abgedruckt, nur stellenweise um Notizen aus dem ebenfalls von ihm geführten Grabungstagebuch erweitert: »Im Herbst 1961 wurde im Heraion von Samos vor allem die nördliche Hälfte des Planquadrates N 15 (Abb. 1), südlich des alten Kultbades und des Wasserschachtes (AM. 55, 1930, 1 1 ; AA. 1937, 204), ausgegraben. Zu erwarten stand die Auffindung einer Temenos-Südbegrenzung und Aufschluß über den Verlauf der Küstenlinie in vor- und früharchaischer Zeit. Für den 20 x 10 m großen Bereich, der tiefgegraben wurde, ergaben sich folgende 1 Neue deutsche Ausgrabungen im Mittelmeergebiet und im Vorderen Orient (1959) I97ff.

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Resultate: Eine systematische Planierung oder Bebauung des Geländes vor dem Bau des Tempels des Rhoikos und Theodoros hat bis gegen die Mitte des 6. Jhs. nicht stattgefunden. Zu den ersten Anzeichen der Einbeziehung in den Bereich des Heiligtums gehört ein Brunnen (Abb. 1, 'Pigadi'), der aus Fragmenten von Ziegeln und kleinen Kalksteinplatten aufgeführt und mit Rhoikosziegeln abgedeckt war. Auf eine kurze Benutzungsdauer läßt der gleichförmige Inhalt, bestehend aus Amphoren und Schalen, schließen Die Gefäße (Abb. 3) sind in die Mitte des 6. Jhs. zu datieren. Etwas jünger ist eine im gauzen ebene Schicht (obere Grenze im Norden etwa + 100, im Süden etwa + 75) von trocken steiniger Konsistenz. Sie ist dicht mit Kalksteinsplittern und vorwiegend kleinen Scherben einheimischer, meist ungefirnißter Keramik durchsetzt. Durch die Feinheit ihres Materials unterscheidet sie sich von der gröberen darüberliegenden kaiserzeitlichen Schicht, die mehr Schuttcharakter trägt. Das Farbbild der archaischen Schicht ist von schwärzlichem Grau. Datierendes Material, abgesehen von der einheimischen Keramik, ist selten. Ein typischer Fund ist ein spätpolykratisches Salbgefäß (N 1 5 Nordhälfte, + 77, K 2667). — Der genannte Brunnen war in eine etwa 50 cm starke Zone feinen sandigen Lehms gegraben, die sich in gleicher Höhe, jedoch wechselnder Stärke über das ganze Gelände hin gebreitet fand (Abb. 2). Sie besteht aus reinem grauem, häufig auch ockerfarbenem bis gelbem Lehm, der einen hohen Prozentsatz sehr feinen Sandes enthält. Ihr Inhalt an Keramik beträgt nur einen Bruchteil des Inhalts der darüberliegenden Schicht. In diesem ist aber der Prozentsatz an bemalten Fragmenten und ganz oder annähernd ganz erhaltenen Gefäßen verhältnismäßig hoch. Aus dieser Schwemmschicht — um eine solche handelt es sich der Struktur des Bodens nach — stammen reiche Funde (Abb. 4—7) aus Holz, Bronze, Stein, Fayence und Terrakotta, die das Anwachsen der Zone zwischen fortgeschrittenem siebten und dem frühen sechsten Jahrhundert sichern. Die kostbarsten Funde aus diesem Stratum sind zwei Holzstatuetten,

79

ERNST

H OMA N N-W E D E K I NG

.-luu. j . uiiuemaiies «^escnirr aus arcnaiscnem

tìrunnen

Abb. 4. Bronze- und Holzgeräte früharchaischer Zeit in Fundlage

80

8i

A U S G R A B U N G E N IM H E R A I O N VON SAMOS 1961

82

Abb. 5 und 6. Ägyptischer Bronzetorso mit Priesterfell. Höhe 22 cm

von denen die jüngere, rund 40 cm hoch, um 600 v. Chr. entstanden sein dürfte. Bemerkenswert ist der hohe Prozentsatz an syrischen und vor allem ägyptischen Importstücken unter den Funden. Der Untergrund der Schwemmschicht ist jungfräulicher Boden, streckenweise Kies und Sand. Am meisten hat die Annahme für sich, daß die fundreiche Anschwemmung mit jährlichen, in diesem Gebiet nicht regulierten Überflutungen des Imbrasos zusammenhängt. Die untere zeitliche Grenze der Schicht fällt in auffallender Weise mit dem angenommenen Baubeginn des Rhoikostempels im zweiten Viertel des 6. Jhs. zusammen, durch den das alte Flußbett verlegt wurde 2 . 2 AM. 55, 1930, 5 1 ; 68, 1953, 8 mit Abb. 3 — 5 ; 72, 1957, Taf. 4.

Reste einer Temenosbegrenzung, wie sie im Westen und Norden existierte, wurden im Süden nicht gefunden. Auch die Meeresküste des 7. Jhs. lag nicht innerhalb des gegrabenen Geländes. Sie ist weiter südöstlich zu suchen. Das Ufer geometrischer und früherer Zeit muß ebenfalls noch außerhalb der Grabungsgrenzen verlaufen sein. Der sonst fundleere Grund unter der Schwemmschicht wies nicht die für Meeresboden typischen Merkmale auf. Die Reste des auf dem Plan (Abb. 1) gezeichneten römischen Peristylhauses, das sich nach Süden und Osten noch über das gegrabene Gelände hinaus ausdehnt, wurden durch den Architekten W. Wurster aufgenommen und untersucht. Das ehemals wohl vierseitig geschlossene Gebäude ist im 3. J h . n. Chr. angelegt und später bis auf die Grundmauern zerstört worden. Nester mit

«3

E R N S T

H O M A N N - W E D E K I N G

84

Abb. 7. Votivschild mit Gorgoneion. Dm. 20 cm

mehreren, zum Teil vollständig erhaltenen Vorratsamphoren datieren den Zerstörungsschutt (Abb. 8). Am Südrand der Grabungsfläche wurde das zum Hause gehörige Kelterbecken freigelegt. In der Mauertechnik ist das Peristylhaus den jüngsten im Norden des Heiligtums gefundenen Überbauungen älterer Fundamente vergleichbar. Es hat nicht den Anschein, als hätte die ältere Bebauung im Norden neben der jüngeren im Süden gleichzeitig bestanden. Man rechnet damit, daß nach dem Goteneinfall der sechziger Jahre des 3. Jhs. der Schwerpunkt der Besiedlung sich von Nord nach Süd, zum Meer hin, verlagerte. Zwischen der spätarchaischen und der spätkaiserzeitlichen Epoche ist das Geländeniveau kaum angewachsen. Weitere

Reste von Bebauung aus klassischer, hellenistischer oder römischer Zeit wurden nicht gefunden. Ein Zeitraum von rund 700 Jahren hinterließ kaum Spuren im Boden, ein sicheres Zeichen dafür, daß dieses Gelände nie zum engeren Bereich des Heiligtums gehörte. Vom Bau des Rhoikostempels bis zur späten Überbauung wird es wenig betretenes, gegen das Meer hin offenes Vorfeld gewesen sein.« Wie der Bericht hervorhebt, war das Hauptziel der Grabung die Lösung topographischer Fragen. Daneben durfte man hoffen, daß die 'vorrhoikische Schwemmschicht' ebenso wie in dem nördlich angrenzenden, 1936 und 1937 ausgegrabenen Gebiet 3 ansehnliche Kleinfunde liefern 3

AA. 1937, 2 ° 3 f f -

A U S G R A B U N G E N IM H E R A I O N VON SAMOS

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würde. Aber solche Hoffnungen, wie man sie billigerweise hegen durfte, wurden weit übertroffen. Das Mündungsgebiet in der Nähe des Strandes vor Regulierung des Flußlaufs 4 muß man sich als Delta vorstellen. In dem unter dem heutigen Meeresspiegel liegenden, ehemals von temporären Mündungsarmen durchzogenen Schlick fanden sich einzelne Beispiele geometrisch verzierter Keramik (Abb. 9). Daß in der sich darüberbreitenden früharchaischen Schwemmschicht der Import eine besondere Rolle spielt, ist bemerkenswert. Der ägyptische Torso eines mit Raubtierfell bekleideten Mannes (Abb. 5 und 6) ist als Verbindungsglied zwischen ähnlichen, im Orient selbst gefundenen Statuetten 5 und den griechischen kanonischen Heraklesdarstellungen seines Materials — schimmernde, sehr helle Bronzelegierung — und seiner Zeitstellung — wohl frühsaitische — wegen von Bedeutung. Ob mit der Figur ein Stifter 6 oder ein Gott gemeint war und ob man, im ersten Fall, einen Ägypter oder einen Samier in der ursprünglich etwa 50 cm hohen Statuette zu erkennen hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Unter den einheimischen Funden ragen an Bedeutung und Wert zwei Holzstatuetten weit hervor; die eine von ihnen ist bereits, wenn auch unvollständig, abgebildet worden 7 ; die andere, jüngere hatte eingelegte Augen, von denen das eine intakt erhalten ist. Beide sollen, zusammen mit anderen Funden und neuen Abbildungen des durch den Istanbuler Kopf ergänzten samischen Kuros 8 , als 6. Heft 4

Vgl. oben 81 Anm. 2. Zunächst w a r mir der echt ägyptische Ursprung der F i g u r nicht sicher. Inzwischen hat U. J a n t z e n im Museum von S a m o s aus altem B e stand die beiden anpassenden A r m e zu dem Torso hinzugefunden und angefügt. E s handelt sich um ein sicher ägyptisches S t ü c k sehr guter Qualität. Die Kollegen W. Müller und B . Segall hatten mir bei der B e s t i m m u n g der F i g u r geholfen; so wurde ich auf Parallelen aus Ä g y p t e n selbst hingewiesen und ferner auf typologisch V e r w a n d t e s aus dem Orient: Albright, B A S O R . 128, 1952, 38 A b b . 7; Segall, A J A . 59, 1 9 5 5 , 3 1 7 T a f . 9 3 ; 6 1 , 1956, 1 6 5 0 . T a f . 62. 6 Wie es f ü r die S t a t u e t t e aus Marib auf Grund der Inschrift gesichert ist. 7 B C H . 86, 1962 T a f . 30. 8 E c k s t e i n in Antike Plastik I 4 7 f f . 5

1961

86

A b b . 8. Spätrömisches Vorratsgefäß. Höhe 55 cm

der »Altsamischen Standbilder« dem Gedächtnis Buschors gewidmet, vorgelegt werden. Von den in dieser Schicht gefundenen einheimischen Terrakottastatuetten sind zwei im Nachtrag zu einem Aufsatz von K. Vierneisel erwähnt und eine abgebildet worden 9 . Der Votivschild (Abb. 7) gehört nach seiner Fundlage in die obere, graue, spätere Schicht. Das bestätigt der Stil: wenn die Detail- und Kompositionsformen der Gorgoneion-Schlangen auch älter sind als die 9

A M . 76, 1 9 6 1 , 59 unten, mit Beil. 20.

CARL BLÜMEL

87

der ionischen Komastenschale AM. 59, 1934 Beil. 10, 3 und 4; 1 1 , 1 und 2, wird man sie doch nicht mehr in die vorrhoikische Periode datieren. München E r n s t

Homann-Wedeking

B R U C H S T Ü C K E I N E R SAMISCHEN KORE Als im Herbst dieses Jahres der Katalog der archaisch griechischen Skulpturen der Staatlichen Museen gerade in den Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1962 Nr. 3 erschienen war, fand man in den Magazinen der Ägyptischen Abteilung das Bruchstück einer samischen Kore (Abb. 1 . 2 ; Inv. 1740

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Phot. 7684/85), das mir bis dahin unbekannt geblieben war. Bei dem Rücktransport der antiken Skulpturen aus der Sowjetunion nach Berlin im Jahre 1958 war es versehentlich in eine Kiste mit ägyptischen Altertümern geraten, was bei einem so altertümlichen griechischen Fragment nur zu leicht geschehen konnte. Das Bruchstück ist aus einem grauweißen Marmor gearbeitet. Seine Höhe beträgt 0,35 m, die Höhe der Plinthe 0,09 m, ihre Breite 0,37 m. In der Tiefe mißt das Stück 0,18 m. Die ganze Statue dürfte einmal ungefähr lebensgroß gewesen sein. Erhalten ist über dei vorderen Hälfte der Plinthe nur der untere Teil der Statue bis etwa zur Mitte der Unterschenkel. Das Gewand der Kore weitet sich nach unten glockenförmig mit einem bogenförmigen Ausschnitt in der Mitte, in

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B R U C H S T Ü C K E I N E R SAMISCHEN

KORE

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Abb. 1. Fragment einer samischen Kore. Berlin, Staatliche Museen

dem die Füße erscheinen. Die ganze rückwärtige Hälfte des Stückes ist glatt abgesplittert; jedenfalls sind keine Meißelhiebe, die auf eine Abarbeitung schließen lassen, erkennbar. Links ist auch ein Stück der Plinthe mit dem Anfang der Inschrift weggebrochen. Vorn oben fehlt ein flaches größeres Stück des glatten Gewandes. In seinem Saumbogen stehen die Füße, die nicht wirklich auftreten, parallel nebeneinander. Sie stecken in glatten Schuhen. Seitlich geht das Gewand ohne scharfen Absatz in die Oberfläche der Plinthe über. Vergleichbare Arbeiten finden sich nicht unter den samischen Skulpturen, dagegen erinnert das Bruchstück unmittelbar an die Kore des Anaximandros (AbhBerlin 1962 Nr. 3, 47 f. Nr. 42 Abb. 120) und das Weihrelief aus Milet mit stehenden Frauen (ebenda 49 f. Nr. 44 A b b . 126) in Berlin. Wir haben

dieselbe glatte, nach unten glockenartig auslaufende Gewandung und die fast hängenden Schuhspitzen in dem bogenförmigen Ausschnitt des Chitons. Die Reste der samischen und der milesischen Kore sind einander sehr ähnlich. Das läßt auf eine enge Zusammenarbeit von samischen und milesischen Bildhauern in dieser Frühzeit jonischer Kunst schließen. Die Plinthe folgt in ihrer ovalen Form dem Umriß des Gewandsaumes der Kore. Vorn ist sie jedoch für die zweizeilige Bustrophedon Weihinschrift, die in ihrer oberen Zeile ein wenig auf die abgerundeten Seiten übergreift, leicht abgeflacht. Die folgenden Angaben zur Inschrift verdanke ich der liebenswürdigen Hilfe von Günther Klaffenbach. [

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