Archäologischer Anzeiger: Heft 4/1965 [Reprint 2020 ed.]
 9783112320129

Table of contents :
INHALT
INHALT
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER
MITTEILUNGEN
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INHALT Spalte

Boehmer, R. M., Zur Datierung der Nekropole B von Tepe Sialk. Mit 8 Abbildungen 802 B r a n d e s , M. A., Bruchstück einer archaischen Stele aus Uruk-Warka. Mit 2 Abbildungen 589 D i e h l , E., Fragmente aus Samos II. Mit 27 Abbildungen

823

Möbius, H., Nochmals zum Silberteller von Aquileia. Mit 2 Abbildungen

867

N a u m a n n , R. — H u f f , D. — K l e i s s , W. — B o e h m e r , R. M. — W i e g a r t z , H., Takht-i Suleiman und Zendan-i Suleiman. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in den Jahren 1963 und 1964. Mit 82 Abbildungen 619 S c h a u e n b u r g , K., Erastes und Eromenos auf einer Schale des Sokles. Mit 11 Abbildungen 849

A r c h ä o l o g i s c h e G e s e l l s c h a f t zu Berlin 1964 L a n g l o t z , E., Die Phokäer an den Küsten des Mittelmeeres. Mit 2 Abbildungen . . 883 A m a n d r y , P., L'art scythe archaïque. Mit 10 Abbildungen

891

Jessen, H. B., Griechenlandbilder aus dem frühen 19. Jahrhundert. Mit 6 Abbildungen 913 E l b e r n , V. H., Das Kreuz des Kaisers Justinus in St. Peter zu Rom

935

Mitteilungen Uber die Wahl neuer Mitglieder bei der RGK

937

Über den Versand von Abkürzungsverzeichnissen des DAI

937

Register

939

ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1965

BEIBLATT

ZUM

JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS

WALTER

DE GRUYTER 1965166

ä CO •

BERLIN

Sigel für Archäologischer Anzeiger: A A

Archiv-Nr. 381565/66 Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Printed in Germany

INHALT Spalte

Spalte

L e n z e n , H . J., Bericht über die X X I I . W a r k a -

Jahresbericht des Deutschen Archäologischen I n s t i t u t s für 1964 . . . .

I

B l ü m e l , C. — G r e i f e n h a g e n , A., Eine ge-

K a m p a g n e 1963/64. Mit 13 A b b i l d u n g e n . 168 M ö b i u s , H., Nochmals z u m Silberteller v o n

fälschte Bronzestatuette. Mit 2 Abbildungen 1 1 9 B o e h m e r , R . M., Zur Datierung der Nekropole B v o n Tepe Sialk. Mit 8 A b b i l d u n g e n . 802

Aquileia. Mit 2 Abbildungen

867

N a u m a n n , R. — H u f f , D . — K l e i s s , W . — Boehmer,

R.

M.



Wiegartz,

H.,

T a k h t - i Suleiman und Zendan-i Suleiman. Brandes,

M. A., Bruchstück einer archai-

Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen

schen Stele aus U r u k - W a r k a . Mit 2 A b b i l dungen

in den Jahren 1963 und 1964. Mit 82 Abbil589

B r o m m e r , F., A u g e oder L a m p e

552

dungen

619

O h l y , D., Kerameikos-Grabung. Tätigkeitsbericht 1 9 5 6 — 1 9 6 1 . Mit 57 Abbildungen . 277

Brommer,

F., Odysseus als Bettler. Mit 1

Abbildung

115

sengranits v o n Assuan. Mit 49 A b b i l d u n g e n 467

D i e h l , E . , Fragmente aus Samos II. Mit 27 Abbildungen

R ö d e r , J., Zur Steinbruchgeschichte des R o -

823 Schauenburg,

K . , Erastes und Eromenos

auf einer Schale des Sokles. Mit 11 A b b i l -

D ö r n e r . F . K. — H o e p f n e r , W . — M ü l l e r -

dungen

B e c k , H. — W i n k e l m a n n , W . , Arsameia

849

a m Nymphaios. Bericht über die 1963 und 1964 ausgeführten Ausgrabungen. Mit 19 Abbildungen

S e g a l l , B., Alexandria und Tarent. Eine ta188

rentinische F u n d g r u b e des frühen Hellenismus. Mit 19 Abbildungen

553

D o h m , T., Der Arringatore in Florenz. Mit 17 Abbildungen Dohm,

123

T., Etruskische

Trümpelmann,

L.,

Die

Skulpturen

von

Mschatta. Mit 31 Abbildungen

Zweifigurengruppe

235

nach Tarentiner Vorbild. Mit 8 Abbildungen 377 T s c h i r a , A., Eine T a s t u n g in der Cella des Hausmann,

U.,

Antikentausch

Parthenon. Mit 9 A b b i l d u n g e n

Louvre—

Tübingen. Mit 3 Abbildungen

401

150 W e i d e m a n n , U., Drei Inschriften aus K y m e .

H o f m a n n , U. — T h e i s e n . R . , U n t e r s u c h u n g

Mit 5 A b b i l d u n g e n

446

antiker Vasenmalerei mit der Mikrosonde . 164 Z a n k e r , P., Ein neugefundenes GrabreUef aus

H o m a n n - W e d e k i n g , E., Samos 1964. Mit 15 Abbildungen

428

K u n i s c h , N., Die Verfolgung des Troilos. Zu einem Vasenfragment. Mit 1 A b b i l d u n g .

. 394

Heraklion. Mit 1 A b b i l d u n g

145

Z a z o f f , P., G e m m e n in Kassel. Mit ^ A b b i l dungen

1

Mitteilungen und Hinweise

Archäologische Gesellschaft zu B e r l i n 1 9 6 4 Spalte

Spalte

L a n g l o t z , E . , Die Phokäer an den Küsten des Mittelmeeres. Mit 2 Abbildungen . . . 883

Zum Bericht von W. Fuchs in A A . 1964, 657 f f . : Archäologische Forschungen und Funde in Sizilien von 1955—1964 276

A m a n d r y , P., L ' a r t Scythe archaïque. Mit 10 Abbildungen 891

Hinweis auf G. Neumann, Gesten und Gebärden in der griechischen Kunst (Corrigenda) 587

J e s s e n , H. B., Griechenlandbilder aus dem frühen 19. Jahrhundert. Mit 6Abbildungen 9 1 3

Mitteilung über die Wahl neuer Mitglieder bei der R G K 937

E l b e r n , V. H., Das Kreuz des Kaisers Justinus in St. Peter zu R o m 935

Mitteilung über den Versand von Abkürzungsverzeichnissen des D A I 937

Register

939

ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1965 . HEFT 4 BRUCHSTÜCK EINER ARCHAISCHEN STELE AUS URUK-WARKA Seit 35 Jahren befindet sich im IraqMuseum zu Baghdad 1 ein aus Uruk-Warka stammendes Werk der archaischen Reliefplastik Mesopotamiens, das hier zum erstenmal vorgelegt werden soll (Abb. 1 und 2). Die Genehmigung zur Veröffentlichung erteilte freundlicherweise der Leiter der Deutschen Warka-Expedition, Prof. Dr. H. J. Lenzen, dem dafür an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Es handelt sich um die rechte Hälfte einer ursprünglich mindestens doppelt so großen Stele aus grauem, körnigem Kalkstein, dessen Farbe heller ist als die des normalen bituminösen Kalksteins. Mit einer größten erhaltenen Höhe von 0,79 m und einer größten erhaltenen Breite von 0,42 m Inv. Nr. I M 6842 (Grabungs-Nr. W 4 7 2 9 ) . A u ß e r den A b k ü r z u n g e n und Sigeln der Archäologischen Bibliographie werden hier folgende benutzt : Amiet, G M A . = P. Amiet, L a Glyptique Mesopotamienne Archaïque. Delaporte, CCO. I = L. Delaporte, Cat. des Cylindres, Cachets et Pierres Gravées de S t y l e Oriental du Musée du L o u v r e I. Frankfort, CS. = H. Frankfort, Cylinder Seals. A D o c u m e n t a r y E s s a y on the A r t and Religion of the Ancient Near E a s t . Frankfort, CSC. = H. Frankfort, Stratified Cylinder Seals from the D i y a l a Region. M D P . (II, V und X ) = Mémoires de la Délégation en Perse. M D P . ( X V I und X X V ) = Mémoires de la Mission Archéologique de Perse. Mission en Susiane. M D P . ( X X I X ) = Mémoires de la Mission Archéologique en Iran. Mission de Susiane. O I P . = Oriental Institute Publications. \ S A H G . = A . F a l k e n s t e i n — W . v. Soden, Sumerische und akkadische H y m n e n und Gebete. Strommenger—Hirmer = E. Strommenger—M. Hirmer, Fünf Jahrtausende Mesopotamien. Thureau-Dangin, S A K . = F. Thureau-Dangin, Sumerische und akkadische Königsinschriften. U V B . = Vorläufige Berichte über die Ausgrabungen in U r u k - W a r k a . W V D O G . = Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft. 1

19 AA. 1965

weist das Bruchstück noch monumentale Ausmaße auf. Die Dicke des Steinblocks und etwaige Brüche auf der Rückseite lassen sich heute nicht mehr feststellen, da das Stück im Baghdader Museum mit einem Rahmen in die Wand eingelassen ist. Jedoch zeigt die alte Grabungsaufnahme, daß die Tiefe mindestens 0,30 m betragen haben dürfte und daß die rechte Seitenfläche der Stele verhältnismäßig gut erhalten ist. Sie scheint keinerlei Reliefschmuck getragen zu haben, sondern nur geglättet gewesen zu sein. Völlig abgebrochen und verloren sind die linke Hälfte der Stele und ihre Basis. Die rechte Stelenkante ist nirgends unverletzt und stellenweise tief ausgebrochen. Ebenso ist der obere Rand der Stele abgesprungen, wenngleich, wie weiter unten zu zeigen sein wird, das Bildwerk ursprünglich wohl kaum höher gewesen ist als der oberste erhaltene Bildstreifen. Die besonders empfindliche Oberfläche dieses Materials hat durch Verwitterung und Bestoßung überall sehr gelitten, so daß über die handwerkliche Qualität des Reliefs und über den Stil des Werkes eine Aussage kaum noch möglich ist. Spätestens in der Zeit Mardukapaliddinas II. (721—711 v. Chr.) war das Bruchstück schon in diesem beklagenswerten Zustand. Damals wurde es als Wandstein in den Backsteinverband eines Wasserkanals eingefügt, der aus dem sog. Gartenhof der neubabylonischen Zeit von Eanna durch den Nordosttrakt des Zingels nach außen führte 2 , und war dort sicher weiterer Ver2 Z u m F u n d o r t s. J. Jordan, U V B . I 17, wo das S t ü c k kurz e r w ä h n t ist. Die dort angegebene Grabungsnummer W 4730 beruht auf einem Versehen; Grabungsaufnahme und I n v e n t a r haben übereinstimmend W 4729. — Die ebendort erw ä h n t e n und U V B . I 18 A b b . 6 zu erkennenden geborstenen Kalksteinblöcke gehören nicht zu dieser Stele. Weitere zugehörige Bruchstücke sind bisher nicht bekanntgeworden, auch bei der Neuaufnahme der Grabungen in diesem Gebiet 1954 nicht zutage gekommen. U V B . I T a f . 9 und 10

59i

M A R K

A.

Witterung ausgesetzt. Dort wurde es im Grabungswinter 1928/29 entdeckt, also in Fundumständen, die für die Datierung und für den ursprünglichen Standort der Stele nichts Sicheres ergeben. Die Komposition der Stele ist noch klar abzulesen. Die bildliche Darstellung der Vorderseite ist in einzelne horizontale Bildstreifen von ungleicher Höhe 3 gegliedert. In diesem Gestaltungsprinzip, das für die sumerische und akkadische Reliefplastik so bezeichnend ist, spürt man hier noch die Nähe zu der großen Alabaster-Kultvase der Gemdet-Nasr-Zeit aus Uruk 4 und, vielleicht noch unmittelbarer als dort, den starken Einfluß der Rollsiegelkunst. Wie auf der Kultvase sind auch hier die einzelnen Register von unten nach oben aufgebaut und in dieser Reihenfolge abzulesen. Auffällig ist jedoch die Eigentümlichkeit, daß die Bildstreifen weder durch breite leere Zonen wie auf der Kultvase noch mit Hilfe der schmalen, glatten Stege voneinander getrennt sind, wie sie bei frühdynastischen 5 , akkadischen 6 und neusumerischen7 Reliefzeigen den Wasserkanal im Planquadrat Qc X I V 5 im architektonischen Zusammenhang, besser U V B . X I I / X I I I 1411. Taf. 3. 3 Erhaltene Höhe des untersten Bildstreifens 0,08 m, Höhe des zweiten 0,22 m, des dritten 0,27 m, des obersten (erhalten) 0,22 m. 4 E . Heinrich, Kleinfunde aus den archaischen Tempelschichten in Uruk 1 5 f f . Taf. 2. 3. Neuere Aufnahmen bei Strommenger—Hirmer Taf. 19 bis 21. 5 Vgl. die Weiheplatten aus den Städten im Diyala-Gebiet: H. Frankfort, OIP. X L I V Taf. 1 0 5 — 1 1 3 ; das Relief des Urnanse aus Girsu: A. Parrot, Tello 90 f. Taf. 5 a. Strommenger—Hirmer Taf. 73; die Geierstele des Eannatum aus Girsu: V. Christian, Altertumskunde des Zweistromlandes I I Taf. 265. 266. A. Parrot, Sumer Abb. 163—166. Strommenger—Hirmer Taf. 66 bis 69; ferner die Standarte aus Ur: Ur Excavations I I 61 f. 266ff. Taf. 90—93. Strommenger—Hirmer Taf. 72 Taf. X — X I . s Vgl. die Siegesstele aus Girsu: A. Parrot, Tello Taf. 10 b. Strommenger—Hirmer Taf. 1 1 7 ; Stele des Sarrukin aus Susa: G. Jequier, MDP. V I I 22 f. Taf. 1 B . Strommenger—Hirmer Taf. 1 1 4 ; Stele aus Susa: V. Scheil, MDP. X 4f. Taf. 2 Nr. 3. Nassouhi, R A s s y r . 2 1 , 1924, 65 ff. Strommenger—Hirmer Taf. 1 1 5 ; Stelenfragmente IraqMuseum IM 55639 und IM 59205: Strommenger— Hirmer Taf. 1 1 8 . 1 1 9 . 7 Vgl. die Stele des Urnammu aus Ur: Legrain, A n t J . 7, 1927, 75 ff. L.Woolley, The Development

B R A N D E S

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werken beliebt waren. Das Weglassen dieser Trennzonen rückt die einzelnen Bildstreifen äußerlich enger zusammen und ist vielleicht ein bewußt angewandtes Mittel, sie auch dem Inhalt nach fester aneinanderzuschließen. Es entsteht dadurch der Eindruck, als habe man den kontinuierlich in einer Richtung fortlaufenden Fries einer in großen Maßstab übersetzten Rollsiegelszene in seine verschiedenen Bestandteile zerlegt, um mehrere Figuren multipliziert und gedehnt, und die derart erweiterten Szenen übereinander angeordnet. Dies mußte zu kompositorischen Schwierigkeiten führen. Das Auge des Betrachters muß jeden Bildstreifen für sich ablesen8 und am Ende einer 'Zeile' zur Fortsetzung auf den Anfang der nächsten 'Zeile' überspringen. Dieser Hiatus ist, wie die oben angeführten Denkmäler zeigen, von der frühdynastischen Zeit an in der Reliefkunst geläufig, aber der Komposition der Uruk-Vase noch fremd. Allerdings wurden die viel glücklicheren Lösungen dort durch den Umstand begünstigt, daß die Streifen den Gefäßkörper umziehen und in sich selbst zurückkehren und daß z. B. der Streifen mit dem Zug der Tiere von links nach rechts, derjenige mit dem Zug der Gaben träger jedoch in umgekehrter Richtung fortläuft, was eine größere Lebendigkeit der Komposition bewirkte. Um ein Ineinanderfließen der sich oben und unten berührenden Register auf der Stele zu vermeiden, ist der Bildhauer auf eine eigenartige und meines Wissens ohne Nachfolge gebliebene Lösung gekomof Sumerian Art 1 1 1 f. H. Frankfort, The Art and Architecture of the Ancient Orient 5of. Taf. 53. 8 Die grundsätzliche Frage, ob dieses Ablesen von rechts nach links, also der Bewegungsrichtung der Darstellung folgend, geschieht oder, was wahrscheinlicher ist, von links nach rechts, also der Bewegungsrichtung entgegen, kann hier nur angedeutet werden. Auch die Frage, inwieweit die Wahl der Kompositionsform — statische Anordnung in Bildstreifen oder dynamisches Verteilen der Darstellungen frei über die Fläche — sich nach der Form des Steinblocks richten mochte, den der Bildhauer zum Bearbeiten vor sich hatte, oder von der Bestimmung des Gegenstandes abhing, führt über den Rahmen dieser Arbeit hinaus. Sie würde bei einem Vergleich der drei archaischen Reliefwerke aus Uruk — Jagdstele, Kultvase und neues Stelenbruchstück — zu neuen Ansatzpunkten führen können.

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BRUCHSTÜCK E I N E R ARCHAISCHEN S T E L E AUS U R U K - W A R K A

men, die sich am besten an der Grenze zwischen dem untersten und dem zweiten, und zwischen dem zweiten und dritten Bildstreifen beobachten läßt. Unter der angenommenen, nicht wirklich angegebenen und ausgeführten Standlinie ist der Reliefgrund unterschnitten, so daß eine Kehlung entsteht, die bis zu 0,01 m Tiefe erreicht. Der Reliefgrund steigt dadurch vom oberen bis zum unteren Rande jedes Streifens in einer kaum merklichen Schräge an; die Darstellungen heben sich davon in flachem Relief von höchstens 0,008 m Höhe ab. Vom untersten Bildstreifen ist so wenig erhalten, daß nicht mehr zu bestimmen ist, was er ursprünglich enthalten hat. Die erkennbaren, mit rundem Kontur abfallenden Reste könnte man vielleicht als die Kuppen hoch aufgeschütteter Erdhügel auffassen. In Anlehnung an archaische Siegelabrollungen9 und einige frühdynastische Weiheplatten aus dem Diyala-Gebiet 10 könnte man sie auch als Reste von Rindern deuten, die Rücken an Rücken antithetisch stehen, liegen oder auseinanderschreiten. Der Raum bis zum rechten Stelenrand würde eine solche Ergänzung gestatten. Das nach links gerichtete Rind müßte dann allerdings noch ein weiteres Tier vor sich gehabt haben, damit der Raum bis zur (angenommenen) linken Stelenkante ausgefüllt wurde, ähnlich etwa wie auf der frühdynastischen Weiheplatte aus dem TempelOval von Hafägi 1 1 . Einer ausgewogenen 9 Aus Susa: 1. L . Legrain, MDP. X V I Nr. 94; Delaporte, CCO. I Taf. 44 Nr. 1 ; Amiet, GMA. Taf. 34, 532. — 2. Legrain, MDP. X V I Nr. 97; Amiet, GMA. Taf. 38 bis, G. — 3. R . de Mecquenem, MDP. X X V 195 Abb. 30 Nr. 3; Amiet, GMA. Taf. 34, 535. — 4. de Mecquenem, R A s s y r . 22, 1925, 1 3 Abb. 22; Amiet, GMA. Taf. 33, 5 3 0 . — Aus Warka: 5. W 9721 a — f ; H. Lenzen, U V B . V 43. 47f. Taf. 2 5 c ; Amiet, GMA. Taf. 10, 185 (Gemdet-Nasr-Zeit). — 6. W 1 6 9 1 9 b ; E . Heinrich, U V B . I X 27 Taf. 3 1 a . 3 2 a ; Amiet, GMA. Taf. 13, 230 (Gemdet-Nasr-Zeit). — 7. W 1 6 9 1 9 c ; Heinrich, U V B . I X 27 Taf. 3 1 b (Gemdet-Nasr-Zeit). — 8. W 20280, 1 ; Lenzen, U V B . X I X 19 Taf. 1 4 a (Schicht Uruk I I I b ) . — 9. W 20283, 2. 3; Lenzen, U V B . X I X 20f. Taf. 14 i. j (Schicht Uruk I l l b ) . 10 Vgl. Platte aus dem Abu-Tempel in Teil Asmar: Frankfort, OIP. X L I V Taf. 106. 11 Ebenda Taf. 1 1 1 .

19«

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Komposition liefe diese Ergänzung jedoch zuwider. Auf den ersten Blick scheint auch die Entzifferung des folgenden Bildstreifens Schwierigkeiten zu machen. Nachprüfungen am Original erlauben jedoch, in den verschliffenen Resten von Konturen, Erhebungen und Vertiefungen die Darstellung von vier menschlichen Gestalten zu erkennen. Sie stehen in gleichförmiger Reihung mit gespreizten Beinen im Profil nach links gerichtet hintereinander. Von den Hüften ab beugen sie den Oberkörper vor, und ihre parallel nebeneinander sichtbaren Arme reichen hinunter zu einem vor ihren Füßen stehenden Gegenstand. Offensichtlich sind sie in rhythmischem Gleichmaß mit einer Arbeit beschäftigt, die damit oder darin vorgeht. Da die Körperumrisse nirgendwo Spuren eines Gewandes erkennen lassen, müssen die Gestalten unbekleidet gewesen sein, wie es, abgesehen von Königen und Priestern, für Menschen auf Siegelszenen der archaischen Zeit und auch auf der Kultvase aus Uruk üblich ist 12 . Die gebeugte Haltung mit vorgestreckten Armen ist dagegen verhältnismäßig selten zu belegen. Als deutliches Sich-Bücken kommt sie vor auf einer archaischen Siegelabrollung aus Susa 13 , wo Reihen von Feldarbeitern mit gezähnten Hacken den Boden bearbeiten. In den gleichen Bereich landwirtschaftlicher Tätigkeit gehören auch zwei andere Siegelabrollungen aus Susa. Auf der einen 14 beugen sich zwei Gestalten mit vorgestreckten, aber nicht parallel gehaltenen Armen zu einer Ziege nieder, um sie festzuhalten, in der unteren Reihe nach links, in der oberen nach rechts gewendet. Auf der anderen 15 neigt sich ein Mann, der in beiden vorgestreckten Armen einen Behälter trägt, nach vorn, um einem Rind die Futterration in einen Trog zu schütten. Eine verwandte Szene zeigt eine ebenfalls archaische Siegel12

Vgl. dazu zuletzt Amiet, GMA. 89. de Mecquenem, MDP. X X I X 21 Abb. Amiet, GMA. Taf. 16, 276. 14 de Mecquenem, MDP. X X I X 2 1 Abb. Amiet, R A s s y r . 44, 1950, 164 Taf. I 2; ders., Taf. 15, 255. 15 de Mecquenem, MDP. X X I X 22 Abb. Amiet, GMA. Taf. 15, 256. 13

18, 1 ; 18, 7; GMA. 17, 8;

595

M A R K

A . B R A N D E S

596

Abb. I. F r a g m e n t einer Kalksteinstele aus IJruk-Warka. B a g h d a d , Iraq-Museum

abrollung aus Warka 1 6 , auf der der vorgebeugte Mann dem Rind das Futter mit beiden Armen hinreicht. Ferner ist diese Haltung in einer aus dem Alltagsleben gegriffenen Szene auf einer archaischen Siegelabrollung aus Warka 1 7 zu finden, wo eine Gestalt sich über den Backofen beugt, um das mit beiden Armen gehaltene Fladen16 W 1 9 4 1 7 a ; Lenzen, U V B . X V I 5 4 f . T a f . 26 c. d; 32 g ; Amiet, G M A . Taf. 13 bis, F (Schicht Uruk I V a). 17 W 1 9 7 7 3 b ; Lenzen, U V B . X V I I I 36f. Taf. 2 7 a (Schicht Uruk IVa).

brot hineinzulegen 18 . Wichtiger für das Verständnis der Tätigkeit auf dem Stelenbruchstück sind die zwei folgenden archaischen Siegelabrollungen aus Susa. Auf der einen 19 sind zwei sich gegenüberstehende Menschen in dieser gebeugten Haltung dar18 Vgl. auch das frühdynastische Siegel aus Elfenbein in B a g h d a d , Iraq-Museum IM 52391, auf dem zwei sich gegenüberstehende Gestalten in dieser H a l t u n g ein zwischen ihnen liegendes Opfertier schlachten; Amiet, G M A . Taf. 110, 1467. 19 de Mecquenem, M D P . X X I X 21 A b b . 17, 3; Amiet, G M A . T a f . 16, 269 (Louvre S»> 1964).

597

B R U C H S T Ü C K E I N E R ARCHAISCHEN S T E L E AUS U R U K - W A R K A

gestellt. Sie sind damit beschäftigt, mit beiden Armen in einem (nicht erhaltenen) zwischen ihnen stehenden Behälter eine Arbeit zu verrichten. Da auf der gleichen Siegelszene eindeutig eine Bautätigkeit wiedergegeben ist, wird man das Tun dieser beiden Gestalten mit Recht auf die Herstellung von Ziegeln deuten dürfen. Eine solche Szene der Ziegelherstellung wird auch für die zweite Siegelabrollung 20 ange20

de Mecquenem, MDP. X X I X 21 Abb. 17, 11.

598

nommen. Über die rein formale Parallele hinaus ist damit eine inhaltliche Verwandtschaft gewonnen, die es erlaubt, die Tätigkeit auf dem Bildstreifen der Stele mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls auf die Herstellung von Ziegeln zu deuten. Im Zusammenhang mit den übrigen Bildstreifen wird sich diese Annahme noch festigen lassen. Den Bereich dieser Handlung umschreiben am besten Stellen aus Bauinschriften des Gudea von Lagas: »Den Ton dafür an reiner Stätte hat er genommen,

599

M A R K

A . B R A N D E S

den Ziegel dafür gestrichen«21 oder ausführlicher: »Den Ton dafür an reiner Stätte hat er entnommen, den Ziegel dafür an heiliger Stätte gestrichen, den 'Ziegel' in die Form gelegt«22. Es sei auch an die entsprechenden Verse in der großen Tempelbau-Hymne des Gudea23 erinnert, in denen davon die Rede ist, daß dem König der «reine Tragkorb« hingestellt und ihm die »Ziegelform« zurechtgelegt wird. Leider lassen weder die oben herangezogenen Siegelabrollungen noch die schwachen Umrißspuren auf der Stele erkennen, welche Form diese für die Ziegelherstellung gebrauchten Behälter haben und ob es sich um die inschriftlich erwähnten Tragkörbe oder Ziegelformen handeln könnte. Es scheinen eher Körbe zu sein, die sich mit schmaler Standfläche nach oben verbreitern und mit geradem Rand abschließen24. Zwischen die Arbeiter etwa in Schulterhöhe eingeschoben, lassen sich die Umrisse großer bauchiger Gefäße mit konisch sich zuspitzendem Fuß verfolgen; bei dem hintersten sind vielleicht noch der scharf eingezogene Schulterkontur und der kurze breite Hals erhalten. Hierbei dürfte es sich um einen der aus der Gemdet-Nasrzeitlichen Keramik bekannten Typen von Wasserbehältern handeln, denn zum Kneten des Lehms und zum Streichen der Ziegel werden erhebliche Wassermengen benötigt. Ob alle Gefäße die gleiche Form hatten, ist jedoch wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht mehr zu entscheiden. Die Spuren des vordersten (erhaltenen) Gefäßes reichen tiefer hinunter als die des hintersten, so daß man zumindest nicht mit einer einheitlichen Standlinie rechnen kann. Der nächste, besser erhaltene Bildstreifen schließt thematisch unmittelbar an. Hier ist die Herstellungstätigkeit beendet, und 2 1 G u d e a Statue C I I I 1 — 5 : Thureau-Dangin, S A K . 77. E i n fast identischer T e x t G u d e a Statue F I I 1 6 — 1 9 : Thureau-Dangin, S A K . 77. 22 Gudea Statue E I I I 5 — 9 : Thureau-Dangin, S A K . 77. Die Übersetzung verdanke ich A . Falkenstein. 23 G u d e a Zylinder A V 5 — 7 , V I 6 — 8 : Falkenstein in S A H G . 142 f. 24 G o f f — B u c h a n a n , J N E S . 15, 1956, 232 mit Anm. 4 fassen selbst den konisch zulaufenden Behälter ohne Standfläche auf einer archaischen Siegelabrollung als K o r b auf.

600

die »reine Erde« oder die geformten Ziegel werden nun von einem Zug gleichmäßig nach links schreitender Männer fortgetragen. Ihnen folgt, wenn die schwer beschädigte Fläche am rechten Bildrand richtig erkannt ist, eine Gestalt, die vor sich einen senkrechten Stab hält, dessen oberes und unteres Ende noch sichtbar sind. Etwas deutlicher sind die Reste der nebeneinandergesetzten Füße zu sehen, so daß man die Gestalt im Profil nach links gerichtet ergänzen darf. Ob dieser Stab als Abzeichen der Würde wie bei Königen auf archaischen Siegelabrollungen25 oder als Meßlatte26 aufzufassen ist, läßt sich nicht mehr bestimmen. Da diese Gestalt nichts auf dem Kopf trug, der zur Verfügung stehende Raum bis zum oberen Streifenrand daher größer war, konnte der Bildhauer sie höher rückep als die links anschließenden Männer des Zuges. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß der erhöhte Stand über der Bodenlinie der anderen die besondere Stellung dieses Stabhalters ausdrücken sollte. Von dem ursprünglich gewiß längeren Zug der Träger sind nur drei erhalten. Sie gehen in gleichem Schritt, das rechte Bein vorgestellt, das linke zurückgesetzt, nach links und tragen mit erhobenen Armen Körbe auf dem Kopf. Die zunächst auffallende Gleichförmigkeit ihrer Haltung, verstärkt durch die fast genaue Isokephalie, ist nicht so streng, wie sie scheint. Während der hinterste und der vorderste (erhaltene) Korbträger den Korbrand mit beiden erhobenen Armen stützen, faßt der mittlere nur mit seiner rechten Hand daran und hat den linken Arm am Ellenbogen eingewinkelt und in die Hüfte gelegt oder gestemmt. Zu dieser besonderen Haltung gibt es nur wenige Parallelen. Die eine bietet eine archaische Siegelabrollung aus Warka 27 , 25 Vgl. die Gefangenenszenen Schicht U r u k I V b : E . S c h o t t , U V B . V 46 Taf. 23 a. b ; Lenzen, ZAssyr. N. F. 15, 1949, 6 m i t A n m . 3 T a f . 3 A b b . 4 und 5; Amiet, G M A . T a f . 47, 661. 660; ferner die Bootsszene Schicht Uruk I V a , W 19410, 6 und 3: Lenzen, U V B . X V I 4 9 I T a f . 26a. 29 d — g . Amiet, G M A . T a f . 13 bis, A . 26 F r a n k f o r t , CS. 76; ders., SCS. O I P LXXII 39; Amiet, G M A . 183 mit A n m . 133. 27 W 2 1 4 1 9 , 16 (unpubliziert; Schicht U r u k III).

6oi

BRUCHSTÜCK EINER ARCHAISCHEN STELE AUS

auf der ein Korbträger aus einem (zerstörten) Prozessionszug, von rechts nach links schreitend, ebenfalls nur einen Arm zu dem Korb auf seinem Kopfe erhebt, den anderen dagegen eingestützt hält. Die andere ist das Weihrelief des Urnanse aus Girsu28. Hier ist der König selbst als Korbträger dargestellt; er führt seinen rechten Arm zum Rande des hier sehr klar ausgearbeiteten Tragkorbes und legt den angewinkelten linken Arm vor die Brust. Dagegen ist die Haltung der beiden anderen Korbträger gut bezeugt. Sie entspricht der für Korbträger auf archaischen Siegelabrollungen aus Warka 29 üblichen, wenngleich dabei, im Gefüge eines Prozessionszuges zu einem Tempel hin, jeweils nur ein Korbträger erscheint. Zwei hintereinander schreitende Korbträger zeigt ein Siegel der GemdetNasr-Zeit in Istanbul30 mit der gleichen Armhaltung und auch im Zusammenhang einer Prozession. Wie diese Korbträger und wie die Gabenbringer auf der Kultvase aus Uruk sind auch die Korbträger auf der Stele nackt dargestellt31. Dies vor allem unterscheidet sie von den Korbträgerzügen in ähnlich gleichtaktiger Reihung und verwandter Haltung auf einer Anzahl von Rollsiegelszenen der frühdynastischen Zeit32. 28 Parrot, Tello 90f. T a f . 5 a ; Strommenger— Hirmer Taf. 73. — Ähnlich P a r r o t a. O. T a f . 5 b . 29 W 1 7 9 5 1 b : Lenzen, U V B . X I 25 Taf. 38 e (Schicht U r u k I I I b [ ? ] ; zu den Problemen der Datierung der Siegelabrollungen auf Grund ihres Stils und ihrer Themen einerseits und der Fundumstände andererseits vgl. Lenzen, U V B . X I X 17 und W . Nagel, D j e m d e t - N a s r - K u l t u r e n 33 ff.); W 20232, 1 : Lenzen, U V B . X I X 18 T a f . 1 3 t (Schicht U r u k I V a); W 21004, 6 a — d (unpubliziert; Schicht U r u k I I I b); W 2 1 4 1 9 , 1 — 1 2 (unpubliziert; Schicht U r u k I I I b); W 21419, 17 (unpubliziert; Schicht U r u k I I I b). 30 Istanbul I n v . N r . 2793 aus Nippurf ?): E . D . v a n Buren, Analecta Orientalia X V I I I 58 A b b . 55; dies., Orientalia N. S. 20, 1951, 17 Taf. I 1; A m i e t , G M A . Taf. 48, 678. — D e n Trägern folgt ein Mann mit Stab, dessen H a l t u n g m a n zur E r g ä n z u n g des zerstörten Stabträgers auf dem Stelenbruchstück heranziehen kann, obwohl es sich bei dem 'Stab* auf dem Siegel u m einen K u l t g e g e n s t a n d handeln wird. 3 1 Vgl. A n m . 12. 32 1. Siegel unbekannter H e r k u n f t : E . Porada, T h e Collection of the Pierpont-Morgan Library, Corpus of Ancient N e a r Eastern Seals in American Collections I T a f . 20 Nr. 128, die V e r m u t u n g

URUK-WARKA

602

Bei den genannten Beispielen bildet der Zug stets nur einen — allerdings wichtigen — Bestandteil im Rahmen einer umfassenderen Szene, wobei es unwesentlich ist, ob er sich nach links oder nach rechts bewegt. Trotz dem kleinen Format wird man auf all diesen Siegeln in den hintereinandergereihten Gestalten Korbträger sehen dürfen, auch da, wo die Körbe zu runden, mit dem Kugelbohrer geschnittenen Gebilden zusammengeschrumpft sind oder sogar ganz fehlen, so daß nur die typische Armhaltung der Träger geblieben ist. Das einzige, leider sehr bruchstückhaft erhaltene Zeugnis für einen mehrere Gestalten umfassenden Korbträgerzug aus neusumerischer Zeit ist die erwähnte Stele des Urnammu aus Ur33. Hier waren im zweituntersten Bildstreifen der Vorderseite, am rechten Rand beginnend, in dem Raum bis zum Fuß der Leiter, die an dem (nicht erhaltenen Zikkurrat-) Bau lehnt, mehrere solcher Träger dargestellt in der gleichen Haltung wie auf dem »each figure holding brick(?)« ist weniger wahrscheinlich als die Annahme, daß K ö r b e getragen werden; Amiet, G M A . T a f . 108, 1442. — 2. Siegel aus K i s : E . M a c k a y , E x c a v a t i o n s at Kish I 59 ff. bes. 62 T a f . 6 Nr. 1 7 ; Frankfort, CS. T a f . 1 4 k ; Amiet, G M A . T a f . 109, 1444. — 3. Siegel, Paris, Bibliothèque Nationale: Delaporte, CCO. I 26; I I T a f . 5 Nr. 49; Amiet, G M A . T a f . 109, 1449. — 4. Siegel aus K i s (Inv. Nr. K i s h 1294), B a g h d a d I M 2079 : M a c k a y a. O. I 62 (ohne Abb.) ; Amiet, G M A . T a f . 109, 1445; ders., Sumer X I 55f. A b b . 5. 61 Nr. 7. — 5. Siegel aus Susa, Teheran: Amiet, R A s s y r . 47, 1953, 181 ff. A b b . 1 ; ders., G M A . T a f . 109, 1450. — 6. Siegel aus H a f ä g i (Inv. Nr. V I . 68) : H . Frankfort, O I P . L X X I I T a f . 37 Nr. 383; Amiet, G M A . T a f . 109, 1451. — 7. Siegel aus dem 'Snake Shrine' in Teil A s m a r (Inv. Nr. Asmar 32. 437) : Frankfort, O I P . L X X I I T a f . 69 Nr. 758; Amiet, G M A . T a f . 109, 1452. — 8. Siegel, London, Brit. Mus. 119310: v a n Buren, R A s s y r . 46, 1952, 66 A b b . 2; Amiet, G M A . Taf. 109, 1453. — 9. Siegel aus K i s (Inv. Nr. K M 215), B a g h d a d I M 10951: P . Amiet, Sumer X I 55 A b b . S. 61 Nr. 5 »sans rien porter«(!); ders., G M A . T a f . 109, 1456. — 10. Siegel aus dem T e m p e l der IstarK i t i t u m in Iscäli (Inv. Nr. Ischali 34. 46) : F r a n k fort, O I P . L X X I I Taf. 86 Nr. 901 ; Amiet, G M A . T a f . 110, 1463. — I i . Siegel aus Susa, L o u v r e S b 1088 (akkadisch) : Amiet, G M A . Taf. 112, 1482. — Vgl. ferner die archaische Siegelabrollung aus Susa, L o u v r e S b 1 9 5 0 — 1 9 5 2 : A m i e t , G M A . T a f . 14 bis, J. — Zur D e u t u n g dieser Korbträgerzüge s. Amiet, G M A . 181 ff. 33 Vgl. A n m . 7.

6o3

M A R K

A . B R A N D E S

Stelenbruchstück aus Uruk. Vielleicht geht man nicht fehl, wenn man in Analogie zu dem neuen Bildwerk für die Ergänzung des fast völlig verlorenen untersten Bildstreifens der Urnammu-Stele eine Szene annimmt, die die Tätigkeit der Ziegelherstellung wiedergab. Die Tragkörbe auf dem Stelenbruchstück aus Uruk scheinen nicht so hoch zu sein wie die auf den bisher verglichenen Denkmälern, sondern in der Form eher jenen nahezustehen, die bei den Gründungsfiguren der neusumerischen Zeit 34 üblich sind, und wie dort mit einem gebogenen Kontur der Oberseite abzuschließen, so daß der Korbinhalt noch sichtbar zu sein scheint. Diese Ähnlichkeit gäbe die Möglichkeit, den 'Fuß' der Tragkörbe bei den beiden hinteren Gestalten als das in der Regel unter den Korb gelegte Tragkissen zu deuten 35 . Das Ziel des Zuges ist im folgenden Bildstreifen dargestellt. Ein Blick auf die in mancher Hinsicht verwandte Kultvase aus Uruk zeigt, daß dort der Zug der Gabenbringer den vorletzten Bildstreifen einnimmt, unterhalb des letzten, bedeutsamsten, in dem der ganze Aufbau des Zyklus gipfelt. So wird man annehmen dürfen, daß auch auf diesem Bruchstück das oberste erhaltene Register, auf das der Korbträgerzug hinschreitet, der letzte abschließende Bildstreifen gewesen ist. Ganz rechts am Rande der ausgebrochenen Vertiefung sind die Reste einer hochstengeligen Pflanze mit mindestens einem nach links abzweigenden Blatt zu erkennen. Daneben steht ein glatter Stamm oder Stab (?), dann folgt links wieder eine baumartige Pflanze, deren nach rechts und links ab34 Vgl. E . D. v a n Buren, Foundation Figurines and Offerings Taf. 8 — 1 5 . Bessere A u f n a h m e n z . B . Lenzen, U V B . X 18 Taf. 22b (W 17303; Sulgi); S t r o m m e n g e r — H i r m e r T a f . 146 rechts (Urnammu). — Eine neue Bearbeitung dieser D e n k m ä l e r g a t t u n g h a t A n w a r Subhi abgeschlossen. 35 Vgl. dazu die in den F a r a - T e x t e n belegte archaische Schriftzeichenform »Kopf + Tragkissen + (darauf befindliches) Gefäß«: A. Deimel, Liste der archaischen Keilschriftzeichen ( W V D O G . X L ) 172 (und 171); ders., Sumerisches L e x i k o n 320, 1. 1 1 a . 19 mit Belegen. In den archaischen T e x t e n aus U r u k ist dieses Zeichen bisher noch nicht nachgewiesen.

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zweigende schmale Blätter besser erhalten sind und die sich oben zu einem Blütenkorb oder einer Krone verbreitert. Die Verwandtschaft zu den entsprechenden Gewächsen auf dem untersten Bildstreifen der Kultvase aus Uruk und zu dem entsprechenden archaischen Schriftzeichen 36 ist so eng, daß man die fehlenden Teile danach ergänzen und die Pflanzen als Palmen bezeichnen darf. Bis zur ursprünglichen rechten Stelenkante wäre für eine weitere solche Pflanze genug Raum. Links von diesem Palmengehölz steht ein unbekleideter Mann; die Führung des Hüftkonturs und ein leichter horizontaler Absatz in Gürtelhöhe könnten darauf hindeuten, daß er mit einem vielleicht bis zu den Knien reichenden Rock bekleidet war. Er ist im Profil nach links gewendet, so daß die Füße hintereinander sichtbar werden, während die Schulterpartie en face gegeben ist. Der Kopf, dessen Gesicht und Haartracht nicht erhalten sind, läuft am Kinn in einen ungewöhnlich abstehenden Bart aus. Beide Arme sind im Gestus ehrfurchtsvoller Begrüßung oder Anbetung mit erhoben zusammengelegten Händen nach vorn gestreckt, wie er schon auf archaischen Siegelabrollungen aus Warka 37 belegt ist, bei dem hinteren kleinen Beter im obersten Streifen der Kultvase aus Uruk wiederkehrt 38 und für die zahlreichen Beterstatuetten der frühdynastischen Zeit aus dem Diyala-Gebiet 39 kennzeichnend ist. Die Ge36 Vgl. A. Falkenstein, Archaische T e x t e T a f . 36 Nr. 127; Deimel, Sumerisches L e x i k o n 356, 1. 4. 37 W 10952r (flehender Gefangener): Lenzen, U V B . I V 29 Taf. 1 5 a ; E . Schott, U V B . V 46 T a f . 23 a (Schicht U r u k I V b). Zu dieser H a l t u n g vgl. Amiet, G M A . 88 f. 38 Vgl. die A u f n a h m e Strommenger—Hirmer T a f . 21 unten. 39 Frankfort, O I P . X L I V Taf. 1 7 — 2 4 . 28. 31. 36—39. 4 6 — 4 7 . In der H a l t u n g mit den v o r den Körper frei vorgestreckten Armen, erhoben zusammengelegten Händen und dem seitlich verschobenen Stand der Beine, ferner in dem abstehenden B a r t k o m m t der Gestalt auf der Stele a m nächsten der B e t e r auf dem K u p f e r s t ä n d e r aus dem T e m p e l - O v a l in H a f ä g i : F r a n k f o r t , OIP. X L I V Taf. 9 9 — 1 0 1 ; Strommenger—Hirmer T a f . 49. E r ist ebenfalls unbekleidet bis auf eine Gürtelbinde, wie sie vielleicht für den B e t e r auf der Stele v e r m u t e t werden darf. Ähnlich F r a n k fort, O I P . X L I V T a f . 102. 103.

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B R U C H S T Ü C K E I N E R A R C H A I S C H E N S T E L E AUS U R U K - W A R K A

stalt blickt auf ein großes, ehemals wohl rechteckiges Gebilde vor ihr, das etwas tiefer herunterreicht als ihre Standlinie. Hier ist ein Rückverweis auf die Korbträgerszenen nötig. Es muß hervorgehoben werden, daß auf den genannten Siegelszenen der frühdynastischen Zeit 40 solche Züge nur in Verbindung mit dem Bau einer Zikkurrat 41 oder einer Hochterrasse 42 vorkommen wie später auf der Stele des Urnammu. Jedoch, und dies scheint nicht ohne Bedeutung, entspricht keines der auf den Siegeln dargestellten Bauwerke genau dem Gebilde im obersten Stelenregister, was gewiß nicht nur ihrem kleinen Format und der abgekürzten Art der Wiedergabe zuzuschreiben ist. Am nächsten stehen die Siegel Amiet, GMA. Nr. 1452, 1455 und 1456 43 . Dort ist das Gebäude auch mit geschlossenem, senkrecht aufsteigendem Kontur wiedergegeben, und die innere Aufteilung besteht aus waagerecht übereinander liegenden länglichen Rechtecken, die allerdings das Ergebnis der sich kreuzenden Grabstichelführungen und leer sind. In dieser Hinsicht konnte der Bildhauer der Stele genauer und ausführlicher sein, und er hat offensichtlich Wert darauf gelegt, die innere Gliederung der Anlage deutlich zu machen. Der rechte Teil besteht aus mindestens drei länglichen Rechtecken, die, durch rahmende Stege eingefaßt und voneinander abgesetzt, übereinander liegen. Ursprünglich waren es wohl vier, so daß die Höhe der Baumkrone rechts erreicht wurde, und ihr entsprechend die Anlage am oberen Stelenrand abschloß. In ihnen stehen je vier kleine parallele Gebilde mit zwei, gelegentlich drei Auswüchsen zu beiden Seiten. Sie sind am ehesten als in die Rechtecke eingeschriebene Pflanzenschößlinge zu verstehen, mit noch knospenartigen Trieben oder Blättern zu beiden Seiten des Mittelstengels. Keinesfalls jedoch kann hiermit eine der geläufigen und wohlbe40

Vgl. Anm. 32. Vgl. A. Parrot, Ziggurats et Tour de Babel 37 fi.; Legrain, MDP. X V I 16 mit Anm. 1 0 ; G. Contenau, Manuel d'Archéol. Orient, des Origines jusqu'à Alexandre I V 2104 Abb. 1164. 42 Vgl. Amiet, GMA. 182 mit Anm. 1 3 1 . 43 Vgl. Anm. 32 Nr. 7 und 9. 41

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kannten Wiedergaben von Stiftmosaiken oder anderen Tempelwandschmuck-Mustern gemeint sein, wie sie in der Siegelkunst 44 der archaischen Zeit ausgebildet worden sind. Eine solche Verwechslung wäre den scharf beobachtenden Augen und den meisterhaft geschulten Händen, wie sie die archaischen Künstler auszeichnen, schwerlich unterlaufen, abgesehen davon, daß sie an so zentraler Stelle bei einem 'offiziellen' Bildwerk auch nicht zu erwarten wäre. Im Gegenteil, mit voller Absicht wird klar gemacht, daß es nicht um den Bau einer Zikkurrat oder eines Tempels geht. Die gleiche Pflanzenart, aber schon höher gewachsen und mit dem Blattbesatz deutlicher zu erkennen, steht auch in dem links anschließenden Feld. Wenn man die am weitesten links sichtbare Erhebung, der die Seitentriebe zu fehlen scheinen, schon als Rest des begrenzenden Rahmens auffassen kann, hat dieses Feld nur zwei Pflanzen umfaßt; sonst wären drei Pflanzen erhalten, die möglicherweise auf ebenfalls vier ergänzt werden dürften. Nimmt man an, daß sie doppelt so hoch waren wie die in den kleineren Beeten rechts, so können bis zum erschlossenen oberen Stelenrand nur zwei Reihen übereinander gestanden haben. Dieses Feld hat vielleicht die Mitte der ganzen Anlage gebildet. Falls die Annahme berechtigt ist, daß der Aufbau dieser Anlage ähnlichen Symmetriegesetzen folgte, wie sie sich für die Wiedergabe von Tempelfronten auf archaischen Siegelbildern45 beobachten lassen, mit einer dreiteiligen Gliederung in einen Mittel- und zwei Seiten-'Trakte', und daß der Komposition des gesamten Bild44 Vgl. E . Heinrich, Bauwerke in der altsumerischen Bildkunst 38ff.; Amiet, R A s s y r . 53, 1959, 39—44; ders., GMA. 89. — Neu hinzugekommen sind z. B . : W 19729 a. b und W 19733 a : Lenzen, U V B . X V I I 30L Taf. 25 a—c. n (Schicht Uruk I V a); W 19931 b : Lenzen, U V B . X V I I I 21 Taf. 19 h (Schicht Uruk I I I ) ; W 2 0 0 1 9 ! = W 20046: Lenzen, U V B . X V I I I 22 Taf. I9e. f (Schicht Uruk III). 45 Vgl. Anm. 4 1 . — Ferner W 19410, 5 und 1 2 : Lenzen, U V B . X V I 53 Taf. 26e; 3 1 a — f (Schicht Uruk I V a); W 1 9 4 1 1 , 2 und 3: Lenzen, U V B . X V I 53 Taf. 29 i. h (Schicht Uruk I V a); W 20232, 5 und 9: Lenzen, U V B . X I X 18 Taf. i 3 i . j (Schicht Uruk I V a); W 2 0 5 5 4 : Lenzen, U V B . X X 23 Taf. 26h. 28a (Schicht Uruk I V a).

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M A R K

A . B R A N D E S

streifens eine Absicht zur Ausgewogenheit zugrunde lag, könnte dieses Feld zugleich die senkrechte Mittelachse der Stele bezeichnen. Dann wäre daran nach links anschließend eine weitere Folge von vier übereinandergestaffelten Beeten mit Pflanzen zu ergänzen. Für die Wiederherstellung des übrigen verlorenen Teils mögen die oben genannten frühdynastischen Siegel mit den Szenen des Baus einer Hochterrasse eine Vorstellung vermitteln. Wie dort dürfte links neben der Anlage eine Gestalt gestanden haben, die in spiegelbildlicher Umkehrung ihrem erhaltenen Gegenüber entspricht. Den verbleibenden Raum des Bildstreifens bis zum ehemaligen linken Stelenrand könnte, in Anlehnung an diese Siegelbilder, eine stehende Gottheit wie auf der Kultvase aus Uruk oder eine sitzende Gottheit eingenommen haben, vielleicht verdeutlicht durch ein hinter dem Beter eingeschobenes stehendes Symbol (Abb. 2). Die Annahme, daß es sich um einen in Aufsicht dargestellten Garten handelt, bestätigt sich auch von einer anderen Seite her. A. Falkenstein verdanke ich den Hinweis, daß eines dieser rechteckigen Kästchen mit Pflanzenstecklingen dem Schriftzeichen sar in seiner archaischen, und zwar speziell in Texten der Gemdet-Nasr-Zeit üblichen Form entspricht46. Dieses Zeichen führt A. Deimel47 mit der akkadischen Entsprechung »kirüm« und der Bedeutung »Garten, Baumgarten« an und gibt Belege dafür, daß es auch eine Gemüseart bezeichnet oder als Determinativ nach Namen von (im Garten gezogenen) Gemüsen steht. In der Vorbemerkung zu diesem Bildzeichen weist Deimel darauf hin, daß das Urbild dieser Zeichenform ein »Wassergraben + 2 Gewächse« sei und daher die Bedeutung »wohlbewässerte Pflanzung, (Baum-)Gar46 Vgl. A . Falkenstein, Archaische T e x t e T a f . 34 Nr. 115, T e x t e aus G e m d e t Nasr 639 I I 1 und 656 I I 5. — Vergleichbar sind ferner einige Siegelabrollungen aus dem 'seal impression Stratum' in U r : L. Legrain, Archaic Seal-Impressions, U r E x c a v a t i o n s I I I 40 zu Nr. 431; S. 41 T a f . 24 Nr. 441. 446 (»a piain or orchard. T h e edinnu motive«); T a f . 25 Nr. 447. 448. 455. 47 Sumerisches L e x i k o n 152, bes. Zeichenform I V 33. 35. 36 mit Belegen; s. auch R . L a b a t , Manuel d'Epigraphie A k k a d i e n n e 8 f.

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ten« komme. Eine ebendort und bei A. Falkenstein (s. Anm. 46) zitierte Variante dieser Zeichenform auf einer archaischen Tontafel aus Susa48 zeigt nicht das Rechteck, sondern zwei geknickte Linien, von denen die Pflanzen aufwachsen und die einen wellenförmigen Wassergraben darstellen. Damit erschließen sich die rechteckigen, erhaben gearbeiteten Rahmen auf der Stele, die zunächst wie niedrige Begrenzungen der einzelnen Beete aussehen, als ein Netz von senkrecht aneinanderstoßenden Bewässerungsgräben, wie sie für jede Pflanzung in Mesopotamien lebenswichtig waren49 und heute noch im Bilde der iraqischen Landschaft alltäglich sind. Gelegentlich waren sie mit Backsteinen ausgekleidet50, die ein vorzeitiges Versickern des Wassers verhindern sollten. Es ist daher nicht erstaunlich, daß die Ziegelherstellung auf der Stele einer Gartenanlage gilt. Es könnte allerdings auch der Transport von besonders vorbereiteter (gesiebter?) Erde für das Gartenland gemeint sein. Trifft die hier vorgeschlagene Deutung für die Bildstreifen der Stele zu, so wurde dieses Bildwerk geschaffen, um die Anlage und weihevolle Übergabe eines großen Pflanzgartens an eine Gottheit, möglicherweise in ihrer Gegenwart, im Bilde festzuhalten. Die Stele verdankt also einem historischen, wenn auch mit dem sakralen Bereich eng verbundenen Anlaß ihre Entstehung. Vielleicht darf man mit aller Vorsicht aus dem Fundort des Stückes den Schluß 48 V . Scheil, M D P . I I 130. Vgl. auch die archaische Siegelabrollung aus Susa mit gewundenem Wasserlauf, Fischen und P f l a n z e n : Legrain, M D P . X V I 16 m i t Anm. 7. S. 19 mit A n m . 8 T a f . 3 Nr. 5 1 ; Amiet, G M A . T a f . 35, 547. 49 Vgl. E . Ebeling in Reallexikon der Assyriologie I I I 147ff. s. v . G a r t e n ; B . Meissner, B a b y lonien und Assyrien I 202ff.; A . J e r e m i a s , D a s A l t e T e s t a m e n t im L i c h t e des A l t e n Orient I V 86 ff. — V g l . Schawe in Reallexikon der Assyriologie I I 23ff. s. v. Bewässerung, mit älterer L i t e r a t u r ; J. Laessae, Journal of Cuneiform Studies 5, 1951, 21—32. 50 Vgl. E n t e m e n a K e g e l V 9 — 1 3 : »Der (Graben) nam-nun-da-ki-gar-ra, seinen Grund b a u t e er mit Steinen aus« (Thureau-Dangin, S A K . 39f.). — Rimsin Tonnagel B aus N i p p u r 1 2 — 1 7 : ». . . hat Ninurta-gamil . . . als er den K a n a l [. . .] gegraben hatte, ein [. . .] aus Backsteinen [. . .]« (Thureau-Dangin, S A K . 219).

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B R U C H S T Ü C K E I N E R A R C H A I S C H E N S T E L E AUS U R U K - W A R K A

ziehen, daß sich diese sicher nicht unbedeutende Gartenanlage nicht draußen vor der Stadtmauer von Uruk oder im von der Mauer umschlossenen Stadtgebiet51 befunden hat, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb des archaischen Zingels des Eanna-Heiligtums. Eine Verschleppung von einer anderen Stelle im Stadtgebiet oder auch vom Anu-Bezirk her ist zwar durchaus denkbar, hat aber keine zwingenden Gründe für sich. Unter diesen Umständen läßt sich vermuten, daß der Garten für Inanna gebaut und ihr geweiht worden ist. Von Gartenanlagen im heiligen Bezirk der Inanna ist in den architektonischen Zusammenhängen der archaischen Schichten bisher nichts gefunden worden; allerdings harren diese Schichten im Nordwest- und Nordostteil noch der Freilegung. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man dort auf eine derartige Anlage stoßen könnte. Jedenfalls sind schon in der Periode Uruk IV a umfangreiche Anlagen bekannt wie der große, fast quadratische Hof mit dem Wasserbecken und dem gedeckten Kanal 52 , dessen Zweckbestimmung noch nicht geklärt ist. Eigens für Wasserspiele oder Wasserkünste gebaute Anlagen, die möglicherweise mit Gärten in Zusammenhang gestanden haben mögen, sind in den Schichten der GemdetNasr-Zeit ausgegraben worden53. Daraus 51 Vgl. die Stelle vom Ende der X I . Tafel des Gilgames-Epos, wo es heißt, daß ein Drittel des von der Mauer umgebenen Stadtgebietes von Uruk aus (Palmen-)Gärten bestehe; R . C. Thompson, The Epic of Gilgamish 67 Z. 306 Taf. 54 Z. 306; A. Schott—W. v. Soden, Das Gilgamesch-Epos 99. s. ferner Chicago Assyrian Dictionary V I I s. v. issü. 62 Vgl. Lenzen, U V B . X V I I i o f f . Taf. 28; X V I I I 7 ff. Taf. 29; X I X u f f . Taf. 44. 45; X X 8 ff. Taf. 29. 63 Wasserkunst der Schicht Uruk I I I b im Planquadrat P b X V I I 4 (Raum 206): E . Heinrich, U V B . V 10 Taf. 5; V I 9 Taf. 5 a ; Lenzen, U V B . X X Taf. 30, nicht jedoch auf dem Plan ebenda Taf. 3 1 mit der farbigen Unterscheidung der Bauperioden. Vgl. auch das Wasserbecken der Schicht I I I b oder c im Planquadrat Pc X V I 2: Lenzen, U V B . V I I 1 3 Taf. 3. — Eine zweite Wasserkunst, mit Nischenarchitektur und Abflußkanal aus Backsteinen, und die Reste eines großen rechteckigen Wasserbeckens aus Backsteinen, vor der nordwestlichen Außenmauer des Stampflehmge-

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geht hervor, daß zu bewässernde Anlagen in einer Höhe von etwa 16 m über dem Niveau der Uruk umgebenden Ebene zwar großen Aufwand erforderten, jedoch keineswegs unmöglich waren. In neubabylonischer Zeit bildete eine solche Gartenanlage im Heiligtum Eanna keine Schwierigkeit; sie ist als sog. Gartenhof mit backsteinverkleideten Bewässerungsrinnen gut bezeugt54 und hat bis in achämenidische Zeit hinein fortbestanden. In der gleichen Zeit wurden in Babylon die 'Hängenden Gärten' erbaut 55 . Wie man sich auch immer ihr Aussehen im einzelnen vorzustellen hat, soviel ist gesichert, daß sie von hohen Gewölben getragen wurden und daß zu ihrer Unterhaltung der Betrieb eines Wasserhebewerkes erforderlich war. Lagen sie auch nicht im Bereich eines Tempels, so bildeten sie doch einen Teil der Palastanlage. Inschriftliche Quellen mit der Erwähnung von Gartenanlagen in Uruk sind verhältnismäßig selten. Abgesehen von der oben herangezogenen Stelle aus dem GilgamesEpos kennt der sumerische Mythos »Gilgames, Enkidu und die Unterwelt«56 einen Garten der Inanna in Uruk. Es heißt dort, daß Inanna den vom Südwind entwurzelten und in den Euphrat gestürzten haluppuBaum 57 findet, mit eigener Hand aufhebt, nach Uruk bringt, »in den früchtereichen Garten der reinen Inanna«, und ihn eigenhändig pflegt. Die späte Topographie Uruks aus der Seleukidenzeit nennt mehrere Gärten im Stadtgebiet58, von denen der »Garten von Ehil(i)anna« in der Nähe des Irigal vermutet wird. Ein wichtiges literarisches Zeugnis für die Bepflanzung eines Gartens in Uruk, dessen bäudes gelegen, sind im Grabungswinter 1963/64 freigelegt worden. 64 Lenzen, U V B . X I I / X I I I 1 4 g . Taf. 2—4. 55 Koldewey in R . Koldewey—F. Wetze], Die Königsburgen von Babylon I (WVDOG. L I V ) 38 ff. Taf. 5—8; ders., Das wieder erstehende Babylon (1925) goff. Abb. 46. 59—62. 56 S. N. Kramer, The Sumerians 1 9 7 0 . , bes. 200 Z. 26—39. — Vgl. Witzel, Orientalia N. S. 17, 1948, 4 0 5 ! 57 s. Chicago Assyrian Dictionary V I und v. Soden in Akkad. Handwörterbuch 3 1 4 s. v. haluppu(m). 58 Vgl. A. Falkenstein, Topographie von Uruk I 4 1 . 48 f.

M A R K

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A . B R A N D E S

Kenntnis ich dem freundlichen Hinweis A. Falkensteins verdanke, liegt in einem Hymnus auf Sulgi vor 59 . Mit seiner Erlaubnis, für die ich herzlich danke, kann im folgenden seine Bearbeitung und Übersetzung des Textes wiedergegeben werden: 1 [ ] x e-bar 6 -bar 6 -se sag-il-la mu-gin e-i 7 e-engura ( = ENGUR)- d utu-ka gis ki ba-ni-tag gu-sag se-sag numun-se mu-gar d asnan mu-si-hül d utu ni-si-si KA-gi-na du -ga-na n mi-ni-gar 5 sul-gi nam-tar-ra-ke 4 kul-aba 4 kl -se sag-il-la mu-gin e-i 7 e-engura- d nin-unu-ka gis ki ba-ni-tag gu-sag se-sag numun-se mu-gar "asnan mu-si-hül d nin-unu-ke du 4 10 -kü-ga-na mi mu-na-ni-du u lugal-nam-tar-ra-ke 4 ki-zabalam kl -se sag-il-la mu-gin 10 e-i 7 e-engura- d inanna-ka gis ki ba-ni-tag gu-sag se-sag numun-se mu-gar "asnan mu-si-hül d inanna-ke e-gal-maha(= MAH)-na 4 zi-de-es im-mi-tüm. »[

] ging er (Sulgi) (stolz) erhobenen Hauptes zum Ebabbar: im 'Flußhaus', dem 'Tiefseeozean-Haus' des Utu pflanzte er Bäume ein, säte Samen von erstklassigem Hanf(P), erstklassiger Gerste aus — Asnan 60 freute sich über ihn, Utu setzte ihm Recht (und) feststehendes Wort in seinen Mund. Sulgi, dem das Schicksal entschieden war, ging (stolz) erhobenen Hauptes nach Kullab: im 'Flußhaus', dem 'Tiefseeozean-Haus' der Ninunu(ga) 61 pflanzte er Bäume ein, säte Samen von erstklassigem Hanf(P), erstklassiger Gerste aus — Asnan 59 S. Langdon, T h e B a b y l o n i a n Epic of Creation X X X I 4 I V 1 — 1 2 (S. 11 f. R e v . I I ) ; Korrekturen dazu bei Kramer, Journal of the American Oriental Society 60, 1940, 19. 238. 80 Eine der sumerischen Getreidegottheiten. 61 Herrin v o n Uruk, N a m e der Inanna.

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freute sich über ihn, Ninunu(ga) hegte ihn in ihrem heiligen Schoß. Der König, dem das Schicksal entschieden war, ging (stolz) erhobenen Hauptes zum Orte Zabalam: im 'Flußhaus', dem 'Tiefseeozean-Haus' der Inanna pflanzte er Bäume ein, säte Samen von erstklassigem Hanf( ?), erstklassiger Gerste aus — Asnan freute sich über ihn, Inanna brachte ihn getreulich in ihr Egalmah(-Heiligtum).« In drei parallel aufgebauten Versgruppen werden hier drei Gärten genannt, deren Lage im heiligen Bezirk betont wird, und die Sulgi für bestimmte Gottheiten mit Bäumen, Hanf(?) und Gerste bepflanzt hat: der Garten des Utu im Tempel Ebabbar in Larsa, der Garten der Inanna im Tempel in Zabalam, und der Garten der 'Herrin von Uruk' in Kullab. Es war eine Tat, mit der Sulgi sich das Wohlwollen der Getreidegöttin Asnan verdiente und für die jede der drei Stadtgottheiten ihm auf ihre Weise Dank wußte und Segen spendete. Kullab muß hier nicht den ehemaligen Stadtteil von Uruk bezeichnen, sondern steht wohl als pars pro toto gleichbedeutend mit Uruk oder, da als Herrin des Gartens Inanna genannt ist, eher für Eanna; aber es bleibt auffällig, daß gerade das Hauptheiligtum der Inanna, dem Sulgis besondere Sorge galt, ungenannt bleibt. Trotz dem literarisch gehobenen Ton und der Wiederkehr feststehender Wendungen im Text wird man annehmen dürfen, daß Sulgi alle drei Gartenanlagen wirklich hat bauen und bepflanzen lassen. In Uruk jedenfalls würde sich ein derartiger Pflanzgarten ohne weiteres in den Rahmen der großzügigen Bautätigkeit einfügen, die die Herrscher der III. Dynastie von Ur zur Wiederherstellung des Eanna-Heiligtums entfaltet haben. Wenn sich auch die Lage dieses Gartens aus dem Text nicht bestimmen läßt, so ist doch zu vermuten, daß er sich an derselben Stelle im heiligen Bezirk befunden hat, wo schon der Garten der archaischen Zeit gelegen hatte, und daß der Text auf eine Wiederherstellung anspielt.

6i3

BRUCHSTÜCK E I N E R ARCHAISCHEN S T E L E AUS U R U K - W A R K A

Die Gartenanlagen Sulgis in Larsa, Uruk und Zabalam stehen nicht allein da. Für Ipiqestar, den König von Malgium, Sohn des Apililisu, ist bezeugt, daß er in seiner Residenzstadt den Tempel der Dingirmah erbaute und (im Zusammenhang damit?) einen Garten anlegte 62 . Auch für Götter in anderen sumerischen Städten sind aus literarischen Quellen Gartenanlagen bekannt. In Eridu gab es einen Garten für Enki, der im Tempel E'engurra lag, und von dem es in einem Liede heißt63 : »In seinem grünenden Garten, der reiche Früchte trägt, brüten(?) die Vögel«; ferner einen Garten für Ea, der sich auf einer Landzunge zwischen zwei Wasserarmen befand 64 . Die schon in anderem Zusammenhang zitierte Tempelbau-Hymne des Gudea von Lagas beschreibt den Garten für Ningirsu im Tempel Eninnu mit folgenden Worten 65 : »Der Mi'eden-Garten, der im Hause gepflanzt ist, ist wie ein Berg, von dem Wein träufelt, der an einem schrecklichen Ort aufsteigt.« Fast wirken die letzten Worte wie eine Erklärung zu dem Bilde des Gartens auf der Stele, der sich von unten nach oben aufbaut. Ninurta gehörte in Nippur ein Garten, der den Namen 'Heldenhügel-Garten' 66 trug und als Eidstätte bei der Rechtsprechung dienen konnte. Ob es sich dabei um den gleichen Garten handelt, der auf dem um 1500 v. Chr. entstandenen Stadtplan von Nippur an der Südecke der Stadt eingezeichnet und mit der Beischrift »Garten im Stadtinneren«67 versehen ist, kann hier nicht erörtert werden. 62 Vgl. Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Königl. Preuß. Mus. zu Berlin I 32 I I 1 0 — 1 4 ; s. D. O. Edzard, Die 'zweite Zwischenzeit' B a b y loniens 1 5 9 1 mit Anm. 853. 63 M. Witzel, Keilinschriftliche Studien V 9 I I I 6—8; Falkenstein in S A H G . 135. 64 Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the Brit. Mus. X V I Taf. 46 Z. 1 8 3 f f . ; E . Dhorme, Choix des Textes 98; N. Perrot, Les Représentations de l'Arbre Sacré 6f. ; v. Soden in Akkad. Handwörterbuch 491 s. v. kiskanû. 65 Gudea Zylinder A X V I I I 1 5 — 1 7 ; Falkenstein in S A H G . 165. 66 Vgl. A. Falkenstein (Neusumerische Gerichtsurkunden 66 Anm. 6 mit Belegen), dem ich diesen Hinweis verdanke. 67 S. N. Kramer, From the Tablets of Sumer 272 Abb. 80. 81 unter 5.

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Als literarischer Topos sind mit Gottheiten verbundene Gärten für Südmesopotamien gut bezeugt, wobei die Entwicklung zum Topos gewiß in wirklichen Gegebenheiten ihren Ursprung hatte. So heißt es in einem Lied auf Inanna 68 : »Obstpflanzung und Garten, Beet und grünendes Röhricht, . . . alles wartet auf meine Herrin, wo es (des Nachts) ruht«, oder in einem Lied auf Baba 6 9 : »Tigris und Euphrat mögen dir den Überfluß der 'Karpfenflut' bringen, deren Ertrag reichlich machen, die Fluren mögen dir duftende Kräuter wachsen lassen, dir Freude bringen, in den Baumpflanzungen und Gärten mögen sich dir Honig und Wein neigen . . .«. Ähnlich klingt es im Lied auf Enki aus der Zeit des Urninurta von Isin 70 : »Daß du dem Tigris und Euphrat den "reinen Mund' öffnest, sie mit Wonne füllst, daß du die schwere Regenwolke Wasser des Überflusses spenden, sie über alle Fluren regnen läßt, daß du die Getreidegöttin das Haupt in der Saatfurche stolz erheben, würzige Kräuter in der Steppe sprießen läßt, daß du in Obstpflanzung und Garten die Stecklinge wie zu Wäldern hochwachsen läßt, hat dir An, der König der Götter, aufgetragen.« Hier werden die Stecklinge, die auch auf der Stele dargestellt sind, besonders genannt und der Obhut des Enki anvertraut. Ein Lied auf Ninurta aus Nippur preist mit folgenden Worten die segenspendende Tätigkeit des Gottes 71 : »Den Kanal füllst du [mit dauerndem Wasser], läßt auf dem Felde "scheckige Gerste' wachsen, füllst den Teich mit Karpfen und Barsch(P), läßt im Röhricht Schilf und Binsen wachsen, füllst die Wälder mit Wildschafen, läßt in der Steppe Tamarisk e n ^ ) wachsen, füllst Obstpflanzung und Garten mit Honig und Wein, läßt im Palast langes Leben sprießen.« Auch in einem Lied auf Sulgi 72 kommen Gärten vor, die aller68 Jestin, R A s s y r . 44, 1950, 64; Falkenstein in S A H G . 94. 69 Ebenda 1 0 1 . 70 Falkenstein, ZAssyr. N. F. 15, 1949, 1 1 5 ; SAHG. 110. 71 S. N. Kramer, Sumerian Literary Texts from Nippur Nr. 62; Falkenstein in S A H G . 59 f. 72 Falkenstein, ZAssyr. N. F. 16, 1952, 64t. Z. 29. S. 66f. Z. 30; S A H G . 1 1 6 .

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M A R K

A . B R A N D E S

dings »zur Seite von 'Burgen'« und als »Orte der Rast« angelegt wurden. In Nordmesopotamien lagen die Verhältnisse offenbar anders. Erst aus einem in Assur gefundenen neuassyrischen Brief läßt sich erschließen, daß es im Assur-Tempel in Niniveh einen Garten mit einem Brunnen gab73. Wie schwerwiegend und katastrophal die Zerstörung solcher Gärten für die sumerischen Menschen war, da sie eine unentbehrliche Quelle für die Versorgung der Bevölkerung bildeten, spiegelt sich, in literarische Form gekleidet, in zwei bewegenden Klageliedern der neusumerischen Zeit. In der Tammuz-Klage heißt es74: »Diese Klage ist die (Klage) um den großen Fluß — hat er (Tammuz) doch die 'Karpfenflut' hervorgebracht, diese Klage ist die (Klage) um das bestellte Feld — hat er doch die 'scheckige Gerste' hervorgebracht . . ., diese Klage ist die (Klage) um Obstpflanzung und Garten — hat er doch Honig und Wein hervorgebracht, diese Klage ist die (Klage) um das Beet — hat er doch Salat und Kresse hervorgebracht.« Ähnlich lauten die Verse in der Klage um die Zerstörung von Ur 75 : »In den Kanälen meiner Stadt hat sich Erde gesammelt, Fuchsbauten sind dort entstanden, — in ihrem Bett haben sie kein dauernd fließendes Wasser gebracht, ihr Betreuer ist weggegangen, — die Getreidefelder meiner Stadt haben keine Gerste hervorgebracht, ihr Ackersmann ist weggegangen, — meine Felder haben wie ein Feld, das (nur) mit der Hacke bearbeitet ist, falsches mulgana-Kraut hervorgebracht, — meine Gärten und Obstpflanzungen, die reichlich Honig und Wein brachten, haben Bergdorn hervorgebracht, — meine Steppe, deren Üppigkeit überallhin reichte, ist wie ein Backofen 'schwarzgebrannt'.« Dazu stellt sich ein Verspaar aus der IbbisinKlage 76 : ». . . daß das Röhricht das 'Rohr 7 3 Ebeling, Orientalia N. S. 19, 1950, 400ff. Z. 61. 62. 74 Falkenstein, ZAssyr. N. F. 13, 1942, 199; S A H G . 185 f. 75 S. N. Kramer, L a m e n t a t i o n over the Destruction of Ur 49 Z. 2 6 9 — 2 7 4 ; Falkenstein in S A H G . 204. 76 S. Langdon, Historical and Religious T e x t s Nr. 3; E . Chiera, Sumerian T e x t s of Varied Contents Nr. 27; Falkenstein in S A H G . 191.

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mit dem bösen Kopf' hervorbringe, die Anpflanzungen dort vernichtet werden, — daß Obstpflanzungen und Gärten, in denen keine jungen Pflanzen sind; von selbst vergehen, . . ., [haben An und Enlil, der König aller Länder], als sein Schicksal bestimmt.« Hand in Hand mit der Anlage von Gärten geht der Bau von Bewässerungskanälen wie auf der Stele. Aus den zahlreichen inschriftlichen Belegen77 seien die ältesten herausgehoben, die sich auf Kanalbauten des Urnanse von Lagas beziehen78: »(Urnanse) grub den Kanal x und hat der Nanse geweiht (diesen Kanal) x« und 79 : »(Urnanse) grub den von Enlil erkorenen (Kanal) us-gal«, ferner80: »(Urnanse) grub (den Kanal) ni-il-ma, erkoren von Ningirsu«. Aus einer Textstelle auf der Geierstele des Eannatum von Lagas 81 läßt sich entnehmen, daß (Denk-) Stelen mit bildlichen Darstellungen und Inschriften in enger Beziehung zu den darauf erwähnten Örtlichkeiten errichtet werden und einen Namen tragen konnten. Die Stelle lautet: »Den Namen der Stele — nicht den eines Menschen — nannte er: 'Ningirsu, Herr, . . . des Lumma (d. i. Eannatum), Leben des Kanals Pirigedenna (d. i. Löwe der Steppe)'. Stele darüber, daß Eannatum das Gu'eden, das geliebte Feld des Ningirsu, dem Ningirsu in die Hand zurückgebracht hat.« Daraus ergibt sich auch ein Anhaltspunkt für die ursprüngliche Aufstellung der Stele 77 Urukagina Ovale P l a t t e V 5 ff. : ThureauDangin, S A K . 56f. — E n t e m e n a Backstein A I I I l o f f . : Thureau-Dangin, S A K . 34ff. — E a n n a t u m Feldstein A V 1 5 — 1 9 ; V I I 3 — 6 : Thureau-Dangin, S A K . 22f. — F ü r die K a n a l b a u t e n seit der Zeit der I I I . D y n . v o n Ur bis in die altbabylonische Zeit vgl. die v o n D. O. Edzard, Die 'Zweite Zwischenzeit' Babyloniens 1 1 2 — 1 1 7 zusammengestellten Belege. Z u m Terminus 'bauen' in Verbindung mit Kanalanlagen s. ebenda 112 Anm. 567. 78 Urnanse T a f e l A I I 3 fï. : Thureau-Dangin, S A K . 2 f. 79 Urnanse T a f e l C I V 3 ff. : Thureau-Dangin, SAK. 4f. 80 Urnanse T a f e l D I I I 2 ff. : Thureau-Dangin, SAK. 4f. 81 F . Thureau-Dangin, L a Stèle des V a u t o u r s R S I I 1 ff. ; S A K . 2of. Die folgende Übersetzung verdanke ich A. Falkenstein. Die zweite Stelle auf dem gleichen Denkmal, L a Stèle des V a u t o u r s V S X X 1 5 f f . ; S A K . i 6 f . , scheidet wegen unsicherer Lesung aus; Hinweis v o n Falkenstein.

6i7

BRUCHSTÜCK EINER ARCHAISCHEN

aus Uruk. Sie dürfte am Rande (Eingang ?) des Gartens am Ufer eines der Bewässerungsgräben gestanden haben, in unmittelbarer Verbindung mit der Anlage, deren Bau und Weihung sie darstellt und beurkundet. Bei dem hohen Alter dieses archaischen Denkmals ist jedoch nicht zu erwarten, daß es schon eine mit Namen erwähnte Benennung getragen hätte; Spuren einer Inschrift haben sich nicht feststellen lassen. Im Hinblick auf die Verbindung von Tempel und Garten in den schriftlichen Quellen einerseits und die Zusammengehörigkeit der Korbträgerzüge mit dem Hochterrassenbau auf den oben herangezogenen frühdynastischen Siegeln andererseits sei mit allem Vorbehalt die Vermutung ausgesprochen, daß es sich bei den rechteckigen Anlagen, die zuweilen im Streifen über den Hochterrassen dargestellt sind, auch um Gärten handeln könnte82. Wegen des kleinen Formates dieser Siegelszenen und der abgekürzten Art der Wiedergabe ist jedoch darüber keine Sicherheit zu gewinnen. Könnten die ineinandergesetzten Rechtecke, in loser Verwandtschaft zu der inneren Gliederung des Gartens auf der Stele, noch als von Bewässerungsgräben gerahmte Beete gedeutet werden, so haben die diagonalen Verbindungslinien dort keine Entsprechung auf der Stele. Vor allem fehlen jedoch die Pflanzen, die man als Kennzeichen eines Gartens erwarten müßte. Für eine genauere zeitliche Einordnung des Stelenbruchstückes ist von den oben aufgezeigten kompositorischen, ikonographischen und antiquarischen Verwandtschaften zu anderen Denkmälern auszugehen. Mit der Siegelkunst der archaischen Zeit und mit der Kultvase aus Uruk ließen sich so vielfältig verzweigte Beziehungen beobachten, daß sie meines Erachtens entscheidender sind als die vor allem ikonographisch wichtigen Parallelen auf den frühdynastischen Siegeln, Weihreliefs und Beterstatuetten. In dem Hinweis auf den Pflanzentypus, auf die gebeugte Haltung der dargestellten Arbeiter, auf die später Anders Amiet, GMA. i 8 i f f . — V g l . auch das frühdynastische Rollsiegel in der Newell-Collection: H. H. v. d. Osten, OIP. X X I I j i 4 f f . (»buildings«) Taf. 7 Nr. 56. 82

S T E L E AUS

URUK-WARKA

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nicht mehr übliche Nacktheit dieser Arbeiter und der Korbträger, auf den Typus der Wassergefäße und die Art, wie der vorletzte und der oberste Bildstreifen thematisch miteinander in Verbindung gesetzt sind, seien sie noch einmal zusammengefaßt. Demgegenüber hängen die frühdynastischen Denkmäler, selbst wenn man ihre oft provinzielle Qualität nicht in Betracht zieht, eher von Bildwerken der Art dieser Stele ab, als daß sie ihr zeitlich vorausgingen oder gleichzeitig wären. Ausschlaggebend für einen Ansatz in die Gemdet-Nasr-Zeit ist die Übereinstimmung der Gartenbeete auf der Stele mit der behandelten Form des Schriftzeichens sar, wie sie sich auf Gemdet-Nasr-zeitlichen Texten findet. Bis zur Schriftstufe der frühdynastischen Texte hat es sich schon in einer Weise weiterentwickelt, die das ursprüngliche Bildzeichen kaum noch erkennen läßt83. Auch bei einer etwas stilisierten Wiedergabe auf einem Steinmonument dieser Zeit dürfte es kaum noch so ausgesehen haben wie auf der Stele. Angesichts der starken Beschädigungen der Stelenoberfläche ist es schwer, den Reliefstil beurteilen zu wollen. So weit sich Rückschlüsse darauf noch ziehen lassen, hält er sich durchaus in den für die Gemdet-Nasr-Zeit gegebenen Grenzen durch das verhältnismäßig flache Vortreten der Figuren, ihre gedrungenen Körperproportionen, den Vorrang des sicher geführten Konturs vor der plastischen Körperdurchbildung und das Mißverhältnis von Körper zu Kopf. Eine gewisse, fast linkisch anmutende Ungeschicklichkeit in der Wiedergabe der Bewegung, die sich auch schon bei den Friesen der Kultvase aus Uruk anzubahnen beginnt und die plastischen Werke der frühdynastischen Zeit charakterisiert, kann darauf hindeuten, daß entweder der zeitliche Abstand der Stele von der Kultvase größer ist, als die Übereinstimmungen nahezulegen schienen, oder daß der Bildhauer nicht auf der Höhe des Könnens seiner Zeit stand. Vielleicht ist die Stele der gleichen Zerstörung zum Opfer gefallen, die das Gem83 Vgl. Falkenstein, Archaische Texte aus Uruk Nr. 215 (Fara).

R U D O L F

6ig

det-Nasr-zeitliche Schatzhaus von Eanna 84 und gewiß auch die Gartenanlage vernichtet hat. Den Umstand, daß das Bruchstück in einem Wasserkanal aufgefunden wurde, ist man versucht, mit folgender Vermutung zu erklären: Als in neubabylonischer Zeit mit der grundlegenden Erneuerung des verfallenen Heiligtums Eanna begonnen wurde, werden die Bauarbeiter bei der Anlage des Zingels Sargons II. oder bei der Planierung und Anlage des Gartenhofes auf dieses Bruchstück gestoßen sein. Sie mögen erkannt haben, mit welcher Art Denkmal sie es zu tun hatten, und fügten es daher, fast pietätvoll, wieder in einen Zusammenhang ein, der dem ursprünglichen Sinn wenigstens verwandt war, ließen es 'an seinen Ort zurückkehren'. Dies erinnert an die ähnlichen Umstände, unter denen in seleukidischer Zeit die Statuette eines Königs der UrukIV-Zeit 85 bei Bauarbeiten zutage kam und an der Auffindungsstelle wieder 'beigesetzt' wurde. Freiburg

M a r k A. B r a n d e s

TAKHT-I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN VORLÄUFIGER BERICHT ÜBER DIE A U S GRABUNGEN IN DEN JAHREN 1 9 6 3 UND 1 9 6 4

Der vorliegende Bericht faßt die Ergebnisse der fünften und sechsten Kampagne zusammen, wodurch ein Überblick in größerem Zusammenhang möglich ist. Die Kampagne 1963 dauerte vom 2. 6. bis 19. 9., die des Jahres 1964 vom 15. 6. bis 10. 9. An beiden Kampagnen beteiligt waren: R. Naumann als Grabungsleiter, W. Kleiß, D. Huff (Architekten und stellv. Grabungsleiter), U. Harb (Student der Architektur), 1963 ferner R. Boehmer (Archäologe), S. Farsar (Architekt und Dol84 Vgl. Lenzen, U V B . V I I 14. 16; Heinrich, Kleinfunde aus den archaischen Tempelschichten in Uruk 2 ff., bes. 4. 86 Vgl. Lenzen, U V B . X V I 37ff.

N A U M A N N

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metscher), E. Schwinger (ärztliche Betreuung), 1964 H. Wiegartz (Archäologe), H. Müller (Präparator) und R. Tismer (ärztliche Betreuung). In jedem Jahr waren 180 Arbeiter beschäftigt. Dem Iranischen Kultusministerium und der Generaldirektion des Teheraner Nationalmuseums danke ich für die Genehmigung und wohlwollende Unterstützung unserer Arbeit und die Entsendung der iranischen Mitarbeiter und Regierungskommissare A. A. Sarfiraz und S. D. Rahnemun (1963), S. Gandjavi und M. Sahedani (1964), mit denen wir erfolgreich zusammenarbeiteten. Ebenso hilfreich waren alle örtlichen Behörden und die Gendarmerie. Ohne die Freundlichkeit der iranischen Bevölkerung und Behörden wäre unsere Arbeit kaum durchzuführen. Dies bewährte sich insbesondere bei außergewöhnlichen Krankheitsfällen, so als einer unserer Arbeiter durch den Biß einer giftigen Spinne fast gestorben wäre und bei der Infektion eines unserer Mitarbeiter durch Poliomyelitis, die seinen Rücktransport nach Deutschland erforderte. Wiederum gab uns die Abteilung Teheran des Instituts wertvolle Unterstützung durch Vorbereitung, Betreuung und Unterkunft, wofür ich H. Luschey und seinen Mitarbeitern herzlichst danken möchte. Die Mittel für die Expedition gewährte in beiden Jahren die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der wir zu großem Dank verpflichtet sind. In bestem Zusammenwirken mit der archäologischen Expedition arbeitete in beiden Jahren eine Gruppe von Geologen und Bergleuten an der Fortsetzung der Tunnel-Anlage zur Erschließung des Innern des Zendan-Kraters mit von der F. Thyssen-Stiftung dankenswerterweise zur Verfügung gestellten Mitteln. Als am 12. 8. 1964 der Durchbruch in den Krater erfolgte, wurde sofort die archäologische Untersuchung im Innern durchgeführt. Nach unendlicher Mühe und großen technischen Schwierigkeiten ist damit für die Wissenschaft eine hervorragende Erkenntnisquelle erschlossen worden. Für den Einsatz an Ort und Stelle sei dem beteiligten Geologen B. Damm, den Ärzten R. Binkele und E.

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T A K H T - I S U L E I M A N UND ZENDAN-I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64 6 2 2

Schwinger und den Bergleuten Klein, Pappke und Schwarz herzlich gedankt. Die im Jahre 1962 unterbrochene Untersuchung des Heiligtums auf dem Zendan wurde in den beiden folgenden Jahren von R. Boehmer und W. Kleiss energisch weitergeführt, so daß sie im August 1964 abgeschlossen werden konnte. Hieran schloß sich nach Vollendung des Tunnels vom 16.—29. 8. 64 noch die Forschung im Innern des Kraters durch W. Kleiss an, die trotz der Gefährdung der Gesundheit für Wissenschaftler und Arbeiter durch Steinschlag und giftige Erdgase durchgeführt wurde und in kurzer Zeit einen weitgehenden Einblick in die geologischen und archäologischen Verhältnisse gestattete. Wegen der verhältnismäßig geringen Zahl an Fundstücken bei den Grabungen auf und im Zendan ist seit langem die Untersuchung des etwa 1 km nordöstlich auf einem Plateau liegenden Grabtumulus Tepe Madjid für notwendig erachtet worden. Es handelt sich um einen Hügel von 17 m Höhe und 90 m Durchmesser. 1963 wurde von S. Farsar und S. Rahnemun ein fünf Meter breiter Graben von der Westseite zum Scheitel begonnen, der Aufschluß über die Struktur der künstlichen Auffüllung ermöglichte. Mit Einsatz der Feldbahn wurde dieser Graben 1964 von H. Wiegartz und M. Sahedani fortgeführt und beim Mittelpunkt bis zum gewachsenen Boden vorgetrieben, ohne daß indessen eine Grabkammer angetroffen wurde (s. Sp. 789 ff.). Auf dem Takht-i Suleiman galt die Hauptarbeit dem Feuertempel, dessen Ausgrabung 1964 nach Freilegung des Zentralraumes A, der Untersuchung des großen Hofes M und der Klärung der ganzen Südfront abgeschlossen werden konnte. Beim Nordportal des Feuertempelkomplexes wurde dabei ein Archivfund, bestehend aus 234 Tonbullen mit fast 900 Abdrücken sasanidischer Siegel, gemacht, der von großer historischer Bedeutung ist. In dem Areal westlich des Feuertempels stieß man 1963 bei der Klärung des hier liegenden islamischen Palastgebäudes auf Reste eines großen sasanidischen Pfeilersaales. Die 1964 hier weitergeführte Untersuchung führte zur Entdeckung weiterer Säle und eines Kreuz20 AA. 1965

raumes, die offenbar Teile eine Palastes bildeten, der das Gebiet zwischen Feuertempel und westlichem Iwan einnahm, möglicherweise aber auch dem Feuerkult dienten (s. Sp. 661). Im folgenden wird von den jeweiligen örtlichen Grabungsleitern über das Ergebnis dieser verschiedenen Aufgaben berichtet. I . D I E G R A B U N G E N A U F DEM T A K H T - I SULEIMAN

A. D i e G r a b u n g e n i m s a s a n i d i s c h e n Feuertempelkomplex 1. Zentralraum A Während der Kampagne 1963 wurden die östliche Hälfte des Umgangs A 3 (Abb. 1) und die nördliche Hälfte von A 4 bis zum Ziegelboden ausgeräumt, um über die Struktur des Schuttes im Zentralraum A Klarheit zu gewinnen und die Möglichkeit der Erhaltung und gegebenenfalls Rekonstruktion der Kuppelreste islamischer Zeit zu prüfen. Die A A . 1961, 31 f. wiedergegebene Auffassung über die Konstruktion und die Unmöglichkeit ihrer Konservierung hat sich dabei völlig bestätigt. Der Zusammenhalt zwischen den wenigen noch vorhandenen Kuppelteilen war zu sehr gestört und die Kuppel zudem nicht mehr in ihrer ursprünglichen Position, sondern herabgesunken. Dies zeigte sich noch deutlicher schließlich beim Abtragen der Reste im Jahre 1964. Der Schutt im Mittelraum wie in den Umgängen hatte bis etwa 1 m über dem Boden ein sehr einheitliches Gepräge, es war Abbruchschutt aus Ziegelbrocken, vor allem aber aus Mörtelresten. Auffallend war die geringe Zahl darin enthaltener Keramikbruchstücke, sei es von Geschirr, sei es von Wandplatten, woraus wohl der Schluß gezogen werden darf, daß im später aufgesetzten mongolischen Obergeschoß keine Fayence-Wandverkleidungen vorhanden waren. Auch sonst wurde in der beträchtlichen Schuttmenge kein nennenswerter Fund gemacht, doch entschädigte für die aufgewendete Mühe schließlich der Befund des Fußbodens und die Möglichkeit, nun die genauen Maße des Innenraums zu

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Abb. 3. Feuertempel. Blick in Raum A von Osten nach Westen

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nehmen, wodurch die Rekonstruktion des ursprünglichen Bauwerkes möglich wird. Gegenüber den früheren, unsicheren Messungen am zerstörten Oberbau ergab sich, daß der quadratische Mittelraum nur 7,65 m Seitenlange hat und die vier Kreuzarme 4,35 m Breite und 4,05—4,15 m Tiefe besitzen. Die Breite der Umgänge schwankt zwischen 2,73—2,84 m (Abb. 1). Der Fußboden ist einheitlich erst nach Errichtung der Mauern als acht Schichten starke Ziegelplatte eingefügt worden, und zwar mit sehr wenig Mörtel, so daß sich bei 5—7 cm starken Ziegeln nur eine Höhe von 0,55 m ergibt, während die Mauern auf acht Schichten 0,70 m Höhe erreichen. Diese Ziegelplatte ist unmittelbar auf den eisenharten Sinterboden des Berges aufgesetzt und durch Ablagerungen aus Sickerwasser mit ihm unlöslich verbunden. Hiermit ist erneut die schon wiederholt an anderen Stellen gemachte Beobachtung bestätigt, daß das ganze Bauwerk auf einer ebenen, nach den Rändern leicht abfallenden, aber vor Errichtung des ganzen Baukomplexes gereinigten Sinterplatte bzw. der Sinteroberfläche des Berges errichtet wurde. Wenn hier ältere Bauwerke gestanden haben sollten, sind sie jedenfalls vollständig beseitigt worden. Im Fußboden sind zahlreiche Störungen und auf dem Fußboden mehrere Aufbauten vorhanden, die uns ein Bild des letzten Zustandes sasanidischer Zeit und einige Veränderungen späterer Zeit erkennen lassen (Abb. 2 und 3). Wir geben hier eine ausführliche Schilderung dieser Reste, um vor der endgültigen Publikation schon eine Diskussion zu ermöglichen. a) Ursprüngliche Anlage Die Ziegelplatten der obersten Fußbodenschicht sind in den Umgängen und Durchgängen ziemlich regelmäßig verlegt, doch ohne Sorge um ein genaues Quadratnetz der Fugen, aber auch ohne Rücksicht auf irgendwelche auf oder in ihm ruhende Gegenstände (s. Abb. 4). Dies ändert sich erst gegen die Mitte des Raumes zu, wo jetzt eine bis zu 8 Schichten, d. h. bis auf die Sinterplatte tiefe Grube vorhanden ist. Aus der Art, wie die Ziegelplatten der ober-

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sten Fußbodenschicht gegen das Zentrum zu verlegt sind und schließlich Flickungen bis zum Rand vorgenommen wurden, kann man schließen, daß hier schon vor der Verlegung der letzten Plattenschicht etwas aufgestellt gewesen sein muß, das ein Quadrat von 2,55 m Seitenlänge einnahm und dessen Abstand zu den Raumwänden wiederum 2,55 m betrug. Da die zweite Fußbodenschicht bereits ins Innere des Quadrats vorragt, kann das Objekt nur um eine Schicht eingetieft gewesen sein. Die sich nach innen abtreppenden Wände der Grube scheinen nicht durch Ziegelraub entstanden zu sein, da zum Beispiel an der Nordseite die Fugen von drei Schichten übereinander liegen. E s mögen hier eine oder mehrere Steinplatten eingefügt gewesen sein, die im Zentrum nur auf einer Auffüllung ruhten und auf die schon bei Anlage des Fußbodens Rücksicht genommen wurde. b) Spätere Veränderungen sasanidischer Zeit Alle übrigen Einbauten müssen als später betrachtet werden, d. h. als nach Vollendung des Fußbodens hinzugefügt, da sie entweder auf dem Fußboden stehen, in Aushackungen des Bodens eingetieft oder aus schwächeren Ziegeln hergestellt sind, als bei Boden und Mauern verwendet wurden. Es ist das gleiche Ziegelmaterial von 4 cm Stärke, das auch bei dem Einbau in Raum B beobachtet wurde. Auf dem Boden stehen die beiden zweischichtigen Sandsteinpostamente an dem Nordrand des mittleren Quadrats, die je zwei runde Löcher auf der Oberseite besitzen und zwischen denen weitere Sandsteinplatten liegen. An diese schließen Aufmauerungen aus dünnen Ziegeln an, die auf einer Ziegelbruchschicht über dem Pflaster ruhen und stellenweise bis zu 8 Schichten hoch erhalten sind. Diese podiumartigen Aufmauerungen nahmen die beiden Nordecken und den Durchgang A 3 ein, scheinen aber verschiedene Niveaus gehabt zu haben und in Streifen eingeteilt gewesen zu sein. In den Raumecken können, wie man aus der Art der Ziegelverlegung erschließen zu dürfen glaubt, weitere Aufmauerungen, vielleicht als Träger von Tischplatten, bestanden haben.

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Zu den späteren Hinzufügungen gehören auch die vier Sockel aus gelbem Sandstein von 58 X 58 cm Größe und etwa 38 cm Höhe, die in den für sie ausgehackten ursprünglichen Boden eingesenkt, mit senkrecht gestellten Ziegelreihen verkeilt sind und den Boden noch um 23 cm überragen. Bei der südwestlichen Basis, die nur 18 cm hoch ist, sind die fehlenden 5 cm durch Mörtel ersetzt; die nordöstliche Basis ist geraubt. Alle erhaltenen Basen haben in der Mitte ein Befestigungsloch für einst darauf stehende Gegenstände. Die regelmäßige Anordnung setzt die Basen in Beziehung zu dem mittleren Quadrat. Ferner wurde an der Südwestecke des mittleren Quadrats später in die hierfür leicht abgespitzten Bodenziegel ein Sandsteinblock angefügt. Die Sandsteinplatte nahe der Südostecke liegt auf dem Fußboden über einer dünnen Lehmschicht und könnte zufällig hierher gelangt sein. Ob die 6 Ziegelschichten tiefen Löcher im Boden in der Südwestecke von A W und im Durchgang zu A 4 eine Bedeutung haben, konnte noch nicht festgestellt werden. Schließlich sind die Durchgänge zu A|, A 2 und A 4 durch Schrankenmauern abgeschlossen worden. Die jetzt nur noch bis zu sechs Ziegellagen hoch erhaltenen Restmauern scheinen ursprünglich 1,15 m Höhe gehabt zu haben. Dies geht daraus hervor, daß über dieser Höhe und an den Innenseiten der drei Durchgänge die ganze Wandoberfläche 6 — 1 2 cm ausgehackt ist, während an der Stelle der Schranken die alte Oberfläche pilasterartig erhalten ist. Die Aushackung der Wandoberfläche ist so regelmäßig und bis zum Boden ausgeführt, daß es sich nicht um Ziegelraub handeln kann, sondern wahrscheinlich noch in sasanidischer Zeit geschah, um — ohne Verengung des Raumes — eine Verkleidung aus Platten anbringen zu können. Zahlreiche Bruchstücke von Onyx-Platten in verschiedenen geometrischen Formen (Langrechtecke, spitze und flache Dreiecke) wurden im Schutt gefunden oder waren im Durchgang Al als Schranke verwendet. Diese Schranke ist erst nachträglich in den ausgehackten Boden eingelassen worden, könnte aber gleichzeitig mit der späten Wand-

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verkleidung sein. Die beiden Schrankenwände bei A1 und A 2 scheinen ursprünglich den Durchgang ganz gesperrt zu haben; in der Schranken wand bei A 4 ist ein — jetzt allerdings leicht verschobener — Türangelstein erhalten, der möglicherweise auf eine verschließbare Tür mit erhöhter Schwelle in der Achse der Tür zu Raum B deutet, also beim Transport des Feuers von B nach A geöffnet werden konnte. c) Spätere Einbauten Ob Reste von Wandverputz an den nicht ausgehackten Wänden im Durchgang zu A 3 und in der NW-Ecke des Zentralraumes sasanidisch sind oder späterer Verwendung angehören, konnte nicht entschieden werden. Da dieser Verputz jedoch nur bis 0,35 m über den Boden herabreicht und hier waagerecht abbricht, scheint in dieser Höhe einmal ein Bodenniveau gelegen zu haben, dessen Auffüllmasse die alten Einrichtungen wenigstens teilweise konservierte. Mit diesem späteren Niveau scheint die grobe Aushackung eines kleinen Raumes in der Masse des südöstlichen Pfeilers in Zusammenhang zu stehen, dessen Türschwelle vom Umgang A x aus die gleiche Höhenlage hat, während gegen den Kreuzarm nur ein Fenster bestanden zu haben scheint. Anlaß und Bedeutung dieser Aushackung ist unerklärlich. In nachsasanidische Zeit scheinen auch die beiden im Umgang A 2 eingebauten Mauern zu gehören, die aus Bruchsteinen ohne Ziegel errichtet sind, den Umgang sperren und mit dem Durchgang einen größeren Raum schufen, da sie in der Flucht der ausgehackten Wände ansetzen und das Gewölbe entsprechend verlängert wurde. In die alte Schrankenmauer wurde zu diesem Zeitpunkt eine Tür durchgebrochen. d) Zusammenfassung und Ausdeutung für den K u l t Nach dem Befund ergibt sich für die Einrichtung des sasanidischen Feuerzentrums in der letzten Phase folgendes Bild: Im Zentrum des Kuppelraumes stand ein quadratisches Gebilde, vielleicht ähnlich dem Einbau in Raum B. Zu seinen beiden Seiten standen je zwei Postamente, auf denen fest mit ihnen verbundene Gegen-

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stände ihren Platz hatten. Ein Podium, offenbar mit verschiedenen Niveaus, nahm den Durchgang zu A 3 ein und erstreckte sich bis zu dem mittleren Viereck und füllte auch die nördlichen Ecken von A aus. An der Grenze zwischen Podium und Mittelquadrat befanden sich zwei Basisblöcke mit je 2 Einsteck- oder Befestigungslöchern. Die komplizierten religiösen Zeremonien des Feuerkultes sind im Denkart 1 überliefert und hierdurch ist es möglich, einen Deutungsversuch für den Befund in Raum A und auch für die übrigen Räume des Feuertempels vorzunehmen: Das heilige Feuer wurde, wenn es nicht während des Kultes benötigt wurde, in einem Raum aufbewahrt und brennend erhalten, der nur von Priestern betreten werden durfte. Dieser Raum (ateshgah) muß nicht unbedingt in räumlichem Zusammenhang mit dem Kultraum (tshahar taq) stehen 2 ; hier kommen sicherlich die Räume B und X als geeignet in Frage, und vielleicht wird man beide, da in ihnen Altäre — wenn auch nicht in situ — gefunden wurden, in Anspruch nehmen dürfen. A m eigentlichen Feuerdienst im tshahar taq, bei dem das Feuer auch den Laien gezeigt wurde, nahmen mehr als sieben Priester teil, die eine Reihe von Gegenständen für die Zeremonien benutzten. Im Kultraum brannte das Feuer sicherlich im Zentrum entweder auf einem Altar der von uns aufgefundenen Form (vgl. A A . 1964, 26 Abb. 10) oder auf einer großen, auf einem solchen Altar aufliegenden Platte, die von vier besonderen Stützen an den Ecken getragen wurde 3 . Im Raum standen mondsichelförmige Metallständer für die nach besonderem Ritual präparierten Zweigbündel (Baresma). In Mörsern wurden die gereinigten Blätter der Zweige der Haoma-Pflanze zerstoßen, gefiltert und mit Milch zum Opfertrank bereitet. Dann 1 Denkart I X 12 (ed. West); vgl. A. Christensen, L'Iran sous les Sassanides (1936) 157t.; K. Erdmann, Das iranische Feuerheiligtum (1941) 43. 2 z. B. im kürzlich entdeckten Kunär Siäh, Vanden Berghe, Iranica Antiqua i, 1961, 175 Plan 2. 3 Münze Ardaser I. im Nat. Mus. Kopenhagen; Christensen a. O. 156 Abb. 5.

wurde der Trank gespendet, wobei unter Rezitierung bestimmter Texte die Baresmabündel geschwungen wurden. Obwohl wir uns des hypothetischen Charakters dieser Deutung bewußt sind, läßt sich mit diesem Zeremoniell der Befund in Raum A etwa folgendendermaßen in Einklang bringen: Die Priester stehen auf bestimmten, auf dem Podium markierten Plätzen; in den nördlichen Raumecken befinden sich Tische oder gemauerte Bänke, auf denen die Kultgeräte, Schalen, Zangen, Mörser und Holzvorräte vorbereitet sind. Auf den Sockeln zu Seiten des Altars stehen die mondsichelförmigen Gefäße mit den heiligen Zweigen oder auch Standarten, wie sie zuweilen auf den Münzen neben dem Altar dargestellt werden. Die Mörser werden vor der Bereitung des Trankes auf den Doppellochsteinen aufgestellt und erhalten durch die Zapfenlöcher den notwendigen festen Stand. Das Feuer wird in besonderen Gefäßen aus Raum B durch die Tür in der Schranke des Durchgangs zu A 4 hereingebracht und nun, vor Beginn der Zeremonien, dürfen Gläubige aus dem Hof M durch die Nordtür in die Umgänge A x — A 4 eintreten und den Zentralraum umwandeln, von dem sie durch Schranken getrennt sind. Durch die, vielleicht mit durchschimmernden Steinplatten geschlossenen Fenster in der Trompenzone drang nur gedämpftes Licht in den weihrauchgeschwängerten Raum. e) Rekonstruktion Das Mauerwerk des Zentralraumes ist stellenweise noch bis zu 6 m Höhe erhalten und zeigt wesentliche Elemente, die die Rekonstruktion ermöglichen (Abb. 5). Bei den Mauern sind durchweg rote Ziegel verwendet, während die Bögen und Gewölbe aus gelben Ziegeln bestehen; hierdurch lassen sich die Grenzen zwischen Mauern und Wölbungen auch dort leicht feststellen, wo die Form zerstört ist, sie liegt bei den Durchgängen 2,70 m über dem Fußboden. Die Stärke der Gewölbe ist mit 0,90 m noch meßbar. Der Gewölbescheitel kann nicht höher gelegen haben als+54,93 m, da in dieser Höhe die darauf aufsetzenden

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A b b . 5. Feuertempel. B e s t a n d und Rekonstruktion des Zentralraumes A

Umgangsgewölbe beginnen; hierdurch ist die nur leicht ovale Form der Gewölbe bestimmt. Für die Höhe der Umgangsgewölbe bis zu ihrem Scheitel kann 2,50 m angenommen werden, wenn man die gleiche Gewölbeform voraussetzt; somit ergibt sich als Ansatz für die Trompenzone etwa + 55,20 m und für diese selbst etwa 2,75 m Höhe, somit für den Kuppelansatz etwa + 58,00 m und als Gesamthöhe der Kuppel etwa -f- 63,50 m oder 15,25 m über dem Fußboden des Raumes. Die Kuppel erhält damit eine Höhe, daß sie trotz der Umgänge auch dem sich von Norden nahenden Besucher noch aus dem Vorhof sichtbar bleibt. Zwischen Kuppel und Umgangsgewölbe ergibt sich eine eingetiefte Dachfläche, die über die Bögen im Umgang A 2 leicht nach Westen in den Korridor K O j , wo sich ein Wasserkanal befand, entwässert worden sein kann. Die üblicherweise in der Trompenzone liegenden Fenster an den vier Raumseiten 4 können über der eingetieften Dach4 V g l . zu Sarvistan, O. Reuther in A. U. Pope (Hrsg.), S u r v e y of Persian A r t I 337 A b b . 152; zu Neisar, H a r d y , Athär-e Iran 3, 1938, 163 A b b . 107.

fläche ohne Schwierigkeit untergebracht werden. Ebenso können von dort aus auch die Umgänge durch Fenster in den Umgangsgewölben Licht erhalten. 2. Hof M und die Nordseite des Feuertempels Durch die spätere Benutzung des Zentralraumes A als Untergeschoß des mongolischen Palastes setzte hier die Zerstörung durch Materialraub erst im 19. Jh. ein und die durch das zerfallende Obergeschoß anfallenden Trümmermengen umhüllten die Mauerstümpfe und konservierten sie. Anders lagen die Verhältnisse bei dem im Norden vorgelagerten Hof M. Hier gab es bei den sicherlich eingeschossigen Anlagen nur geringe Schuttmengen und die aus Werkstein gebauten Pfeiler boten ein leicht erreichbares und wiederverwendungsfähiges Baumaterial. Deshalb reicht hier der A b b a u bis zum alten Niveau hinab und nur der offenbar noch weiter benutzte Bau X ist besser erhalten. Weiterverwendung, vielleicht als Stallungen des mongolischen Palastes, scheint auch den ganzen Komplex um den Hof E mit den Räumen F, G, P und Q vor frühzeitiger Zerstörung bewahrt zu

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haben, so daß hier im wesentlichen nur die Ziegelgewölbe fehlen, die ebenfalls erst in neuerer Zeit abgebaut wurden, wie die noch kaum überwachsenen Raubgruben erkennen ließen. Wie schon AA. 1961, 43 f. dargelegt worden ist, müssen wir an der Nordseite des Zentralbaues zwei Perioden unterscheiden. Von der älteren sind nur noch die Ziegelmauerstümpfe festzustellen, die in die Nordfront einbinden und die Räume H bis L bildeten. Über die Form und Ausdehnung dieser Räume und der früheren Anlage überhaupt konnte indessen keine Klarheit gewonnen werden. Der in Plan 1 dargestellte Grundriß mit den Räumen H bis L und Hof M gehört in dieser Form erst zur zweiten Periode, in der mit Werkstein und Ziegelgewölben gebaut wurde. Vor dem Nordeingang zum Zentralbau lag ein 6,20 m breiter und 9,00 m langer Raum I, der überwölbt war und sich ursprünglich iwanartig gegen den Hof M öffnete. Er wurde erst später durch eine Werksteinmauer mit schmaler Tür verschlossen (Abb. 6). Da die Mauer in der gleichen sorgsamen Quadertechnik gebaut ist, wie die übrigen Mauern

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und die Türschwelle sich im ursprünglichen Niveau befindet, ist diese Veränderung wohl schon sehr früh anzusetzen. Vor diesem Iwan erstreckte sich ein quadratischer Hof (20 x 20 m) mit Pfeilerhallen an allen vier Seiten. Untersucht wurden von uns lediglich die Pfeiler a, b, c, f, g und k. Dabei ergab sich, daß alle Durchgänge gleiche Breite hatten und somit ihre Bögen wohl gleiche Höhe aufwiesen, die lediglich vom Iwan-Bogen überragt wurde, so daß die Achse des Gebäudes betont war. Nur bei den beiden Pfeilern a und b waren noch einige Ouaderschichten erhalten, beim Eckpfeiler b war — wie bei den Eckpfeilern des Hofes E — im inneren Winkel eine Eckvorlage angebracht, wodurch sich die Hofecken von den Raumecken (z. B. bei A, B, X und PD) unterscheiden. Die Pfeiler c, f, g und k waren bis zum Niveau des Hofes herab geraubt, nur die unterste, teilweise schon in die — auch hier vorhandene — Sinterplatte eingetiefte Fundamentschicht ist stellenweise noch erhalten gewesen, stellenweise war lediglich die Eintiefung in den Sinter noch erkennbar. Dies genügte, um festzustellen, daß die vier Eckpfeiler

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Abb. 7. Feuertempelkomplex. Raum X . Blick gegen Norden

gleiche Dimensionen hatten und sich auch die drei Pfeiler der O- und der W-Seite entsprachen. Die durch den Iwan hervorgerufene Unregelmäßigkeit an der Südseite des Hofes wurde durch breitere Pfeiler an der Nordseite ausgeglichen, so daß hier an Stelle von drei Pfeilern nur deren zwei und drei gleichbreite Durchgänge liegen. Eine in der Mitte des Hofes M bis zur Sinterplatte hinabgeführte Sondage ergab keinerlei Anzeichen dafür, daß hier in sasanidischer Zeit irgend etwas (Becken, Pavillon oder Ähnliches) gelegen hat. Die Hallen hinter den Pfeilerreihen hatten gleiche Breite, die Tonnengewölbe der Hallen 2 und 4 liefen an ihren Enden gegen Bögen, die der Hallen 1 und 3 gegen die Stirnwände, eine besondere Ecklösung war damit, wie bei den Umgängen von A und E, auch hier vermieden. Der Hof M diente als Verbindungsglied zwischen dem Haupteingang bei N und verschiedenen Raumkomplexen. Lediglich gegen Westen führte keine Tür in den hier liegenden langen Korridor KO,, also zum Palast (s. Sp. 660). An der Südseite lagen

außer dem Iwan drei Räume; davon waren K und L lediglich von M i a aus zugänglich, H dagegen stellte einen Verbindungsraum zwischen M ltl , A und G dar. Ob von M4 zu G ein direkter Zugang vorhanden war, konnte bisher nicht geklärt werden, da die Trennmauer tief herab zerstört ist und nicht in der ganzen Länge untersucht wurde. Eine Verbindung zwischen M4 und G bestand jedoch auf dem Weg über den Raum X . Dieser Raum ist in den Winkel zwischen denRaumkomplex von E und die Außenmauer des Hofes M eingefügt, jedoch besteht nur zwischen X und der Mauer von Q sowohl in der Steinmauer wie im Ziegelaufbau eine klare Fuge, während die Mauern von X und G einheitlich ohne trennende Fuge errichtet sind. Da die Tür zwischen X und G sehr schmal ist und nur deshalb noch in den Raum G einmünden kann, muß man annehmen, daß X später als der Komplex von E , aber gleichzeitig mit der Hofanlage von M ist. Zwischen der Errichtung von E und M liegt also ein Zeitunterschied; hierdurch ist vielleicht auch die ungleiche Breite des Raumes G zu erklären.

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Der Raum X ist ein Kreuzkuppelraum ähnlich B mit 4,50 m messendem mittlerem Quadrat und 3,40 m breiten und 1,50 m tiefen Nischen an den vier Seiten (Abb. 7). Sein vielfach gestörter Boden bestand aus ungleich großen Steinplatten; in der Mitte des Raumes scheint sich darin ein Standplatz abzuzeichnen, doch ist dies nicht sehr klar und die Standspur nicht zu deuten. In einem späten, unregelmäßigen und schräg durch die Ostmauer des östlichen Kreuzarmes führenden Durchbruch wurde ein Feueraltar der schon mehrfach bekannten Form (vgl. AA. 1964, 24t.) gefunden (Abb.8). Es ist möglich, daß dieser einst zum Inventar des Raumes X gehörte, dem dann eine besondere kultische Bedeutung zukäme. Die Wände des Raumes zeigen die Spuren eines heftigen Brandes, wodurch die Oberflächen der Steine gesprungen und in Schalen abgeplatzt sind. In dem Raum müssen daher, zumindest als er vernichtet wurde, größere Mengen brennbaren Materials gelagert haben. Im Zusammenhang mit der Grabung bei X wurde der Raum Q noch einmal untersucht und festgestellt, daß dieser, außer der schon früher erkannten Tür vor E 3 , keinen weiteren Zugang besaß. An der Ostseite von E 4 führte eine entsprechend liegende Tür zu Raum P. Ein Suchgraben, der in der Achse dieser Tür nach Osten geführt wurde, ergab eine weitere Tür in der Ostmauer von P, doch ist nicht sicher, ob diese schon zur ursprünglichen Anlage gehört. Ihre Schwelle ist später erhöht worden und außerhalb von P schloß zu dieser Zeit ein gelbes Sandsteinpflaster an, wie es östlich von O früher schon festgestellt wurde. Es wurde 7 m weit nach Osten verfolgt. Die Ostmauern von O, P, Q scheinen, da bisher keine abgehenden Mauern gefunden wurden, die Außenmauer des Tempels an dieser Seite gebildet zu haben. Man fragt sich nun, welche Funktion der Hof E mit seinen Pfeilerhallen und den sich windradartig darum legenden Räumen hatte. Die über 25 m langen Räume F, P und Q, jeweils ursprünglich wohl nur mit einer Tür, machen den Eindruck von Magazinen, zumal ihre Belichtung nur durch Schlitze in den Gewölben geschehen sein

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Abb. 8. Feueraltar in Fundlage

kann. Für die Aufbereitung der hier gehorteten Materialien mag der Hof mit seinen Umgängen notwendig gewesen sein. Die Lage des Komplexes zwischen den Feuerstellen in A und B und dem Kreuzraum X und der direkte Zugang von G zu diesen Zentren bringt das 'Magazin' in nahen Zusammenhang mit dem Kult, man könnte etwa an Stapelräume für das Brennmaterial für das heilige Feuer denken. Aus der Mitteilung von Mis'ar 5 , daß das Feuer 700 Jahre gebrannt habe, ohne Asche zu hinterlassen, darf man wohl nicht ohne weiteres schließen, daß nicht Holz, sondern ein flüssiger Brennstoff verwendet wurde, denn die Asche konnte durch besondere Vorrichtungen bei dem großen Altarplatz beseitigt werden, ohne daß dies bemerkt werden konnte. Die Überlieferung sagt auch nur, daß keine Asche übrig blieb, 5

Nach Y a q ü t (ed. Wüstenfeld) I I I 353 f.

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nicht aber, daß ein besonderes Brennmaterial verwendet wurde. Es besteht kein Grund, die allgemein überlieferte Verwendung von Holz zu bezweifeln. Ein ständig brennendes Feuer benötigte zur Unterhaltung zweifellos besonders für die Winterzeit, in der Holz nicht zu beschaffen oder zu transportieren war, große Holzvorräte. Die Nordfront des Feuertempels, die wir als die Hauptfront ansehen, da sie sich dem durch das Nordtor der Umfassung in den heiligen Bezirk Eintretenden zunächst darbot, war nicht monumental ausgestaltet, ja nicht einmal zu einer einheitlichen Front zusammengefaßt. Sie gliedert sich in drei Teile, die Abschnitte vor Hof M, vor Raum X und vor Raum Q. Die beiden letzteren treten zurück und scheinen keinerlei Gliederung besessen zu haben. Der Abschnitt vor M ist durch einen Vorbau vor dem Eingang, eine Art Vestibül (N), gekennzeichnet. Dieses bildet einen quadratischen Raum von 4,40 m Seitenlänge, der sich nach außen in ganzer Breite iwanartig öffnete und, wie flache Lisenen erkennen lassen, mit einem Bogen überspannt war. Merkwürdigerweise gibt es zwei seitliche Türen, obgleich hier offenbar keine Räume anschlössen. Allerdings wird bei Z durch den über die Fassade hinaustretenden Korridor (KOj) und das Vestibül ein flaches, raumartiges Gebilde geschaffen, an dessen Nordseite jedoch keine Mauer gefunden worden ist, die zur ersten Periode gehört haben könnte. Zwischen Vestibül und K 0 1 ist erst in einer späteren Periode durch kleinsteinige, gemörtelte Mauern ein Raum Z mit Ausgang nach KOx entstanden, der in einer dritten Periode mit veränderten Mauern ein Pflaster von Kalksteinplatten hatte. 3. Tonbullenfund Zwischen dem oben erwähnten Pflaster in Z (Abb. 9) und der Sinterplatte wurde in den Kampagnen 1963 und 64 eingebettet in eine Lehm- und Brandschicht von nur 22 cm Höhe ein zur zweiten Periode gehörendes Archiv von 234 Tonbullen mit fast 900 Abdrücken von sasanidischen Siegeln gefunden. Die Bullen lagen teils in die

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Sinterfläche eingebacken, teils im Lehmund Brandschutt, teils klebten sie an den Unterseiten der Platten des Pflasters. Die größeren Stücke fanden sich besonders nahe der Südmauer von Z und zwar vom Vestibül N an bis etwa 6,40 m westwärts, kleinere Stücke lagen mit diesen untermischt, aber auch in einer an Zahl abnehmenden Streuung bis etwa 1,90 m vor der Südmauer. Die Bullen sind offenbar durch Schadenfeuer am Ort selbst gebrannt worden. Zahlreiche dunkelgefärbte, in den Lehm eingebettete Tonklumpen lassen darauf schließen, daß viele weitere Stücke nicht genügend vom Feuer erreicht wurden, ungebrannt blieben und sich im feuchten Boden später aufgelöst haben. Die Lagerung und Streuung sowie die starken Brandspuren deuten darauf hin, daß die Bullen auf Holzregalen oder in Holzgefäßen am Ort aufbewahrt wurden und dort nach der Vernichtung liegenblieben, bis das Pflaster unmittelbar in den Schutt verlegt wurde. Die Zahl der Stempelabdrücke auf den einzelnen Bullen ist sehr verschieden, die große Zahl trägt ein bis sieben Abdrücke, es kommen aber auch zahlreiche Stücke mit einer größeren Zahl vor, darunter solche mit 23, 26 und 50 Abdrücken bei 7 bis 8 cm Durchmesser (Abb. 10. 11). Auch die Rückseiten der kuchenförmig gebildeten Stücke sind verschieden geformt, manche sind gebogen, als ob sie an Flaschenhälsen oder Ähnlichem angebracht gewesen seien, andere sind eben und zeigen flache, rechteckige Abdrücke neben den üblichen Schnurlöchern. Der Ton ist von sehr verschiedener Feinheit und Farbe. Viele Stücke tragen die gleiche Zahl von Abdrücken der gleichen Siegelstöcke, es ist also die gleiche Handlung wiederholt worden. Die verwendeten Siegelzeichen entsprechen den allgemein bekannten Typen: alle Arten von Tieren, z. B. Löwe (Abb. 15 und 20), Buckelrind (Abb. 18), Pferd, Hirsch, Widder (Abb. 13), Vögel, Skorpione, Mischwesen, insbesondere Flügelpferde (Abb. 21), ferner Reiter (Abb. 19), Priesterund Götterbüsten 6 (Abb. 16. 17), Bäume 6 Zur Deutung des Siegels Abb. 15 auf Anähit vgl. Göbl, JbÜBG. 13, 1964, 1 1 3 Abb. 20. 2 1 ; ders., WZMorg. 56, i960, 36S.

6 4 5 T A K H T - I SULEIMAN UND Z E N D A N - I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64 6 4 6

Abb. 9. Fundstelle der Tonbullen in Raum Z, gegen Süden gesehen

und alle Arten von Monogrammen der bekannten Art (Abb. 14). Viele Siegel zeigen Pahlevi-Inschriften. Ein sehr wichtiger Abdruck, der auf 19 verschiedenen Bullen mit Zeichen aller Art zusammen und meist im Zentrum der Bulle auftritt, ist ein reines Schriftsiegel (Abb. 11. 12). Nach Mitteilung von R. Göbl, der freundlicherweise die Bearbeitung des Bullenfundes übernommen hat 7 , steht auf diesem Siegel in der Mitte ätur-i gusnasp = Feuer des Hengstes, also der offizielle Name des Feuerheiligtums und in der Umschrift: magupat i bagiä 1 ätur-i gusnasp = mobadh des Heiligtums des Feuers des Hengstes. Es ist der erste schriftliche Nachweis, daß die bisher vermutete Lokalisierung dieses Feuers auf dem Takht-i Suleiman zutrifft. Die Verschiedenartigkeit des verwendeten Tons deutet darauf hin, daß nicht alle Bullen am Ort selbst gesiegelt worden sind; wahrscheinlich ist ein Teil mit Sendungen oder Abgaben an das Heiligtum von weither gekommen. Beim Eintreffen 7

Vgl. Göbl, Anz.Wien 101, 1964, 49.

der Lieferungen am Tor des Tempels scheinen die gesiegelten Verschlüsse entfernt und im Archiv neben dem Tor niedergelegt worden zu sein. Es ist auch möglich, daß dieses Tor des Tempels selbst zu gewissen Zeiten versiegelt worden ist, worauf vor allem die vorhandenen Priestersiegel schließen lassen. 4. Weitere Einzelfunde Nahe der Westmauer des Hofes M wurde ein kleines korinthisches Kapitell aus Marmor gefunden (Abb. 22. 23). Höhe und Breite betragen nur 0,19 m; vier Akanthusblätter, deren Mittelrippe eine Reihe von Bohrlöchern ziert und über denen die Hüllblätter der Caulis aufsteigen, umhüllen den Kalathos, der oben durch ein starkes, gedrehtes Tau abgeschlossen wird, ein Motiv, für das ich bisher keine Parallele finden konnte. Auf die ringsum abgeschlagenen Eckvoluten deuten nur noch die sehr flachen Stengel; Helices waren nicht vorhanden. Die Mittelrosetten am Abakus waren unverhältnismäßig groß. An der Unterseite des Kapitells befindet sich ein

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Abb. 10. Tonbulle mit Siegelabdrücken. Dm 7,6 cm

Abb. I i . Tonbulle mit Siegelabdrücken. Dm 7,0 cm

Abb. 12. Abdruck eines Schriftsiegels mit dem Namen des Feucrtempels

Abb. 13. Abdruck eines Siegels mit Widder und Pahlevi-Umschrift

Abb. 14. Abdruck eines Monogrammsiegels

Abb. 15. Abdruck eines Siegels mit Löwen

6 4 9 T A K H T - I S U L E I M A N UND Z E N D A N - I S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64

Abb. 16. Abdruck eines Priestersiegcls

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Abb. 17. Abdruck eines Siegels mit der Göttin Anähit im Flammennimbus

Abb. 18 Abdruck eines Siegels mit Buckelrind und Pahlevi-Umschrift

Abb. 19. Abdruck eines Siegels mit Reiter

Abb. 20. Abdruck eines Siegels mit Löwenkopf

Abb. 21. Abdruck eines Siegels mit Flügelpferd und Umschrift

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Abb. 22 a. b. und 23 a. b. Korinthisches Marmorkapitell

großes Dübelloch und auf der Oberseite sind zwei kleine Bohrlöcher in zwei benachbarten Rosetten erhalten, woraus man schließen kann, daß zwei rechtwinklig aufeinanderstoßende Architrave hier befestigt waren und das Kapitell daher vielleicht von einem Baldachin stammt. Ebenfalls an der Nordseite des Feuertempels wurden zwei Kapitelle und das Bruchstück eines gedrehten Ständers (Abb. 24) gefunden. Alle drei Stücke bestehen aus dem gleichen feinkörnigen, gelben Sandstein wie das Pflaster im Iwan und wie die Sockel im Raum A. Da alle Sandstein-Architekturfragmente mongolischer Zeit ausschließlich aus rotem, etwas gröberem Sandstein hergestellt sind, handelt es

sich bei unseren drei Fundstücken um sasanidische Fragmente. Die stark durch Feuer geschädigten Kapitelle haben einen über einem Wulst am unteren Ende kelchartig aufsteigenden glatten Körper, der oben mit einer runden Platte abschloß. 5. Seefront des Feuertempels Im Verlauf der Kampagne 1963 wurden die Untersuchungen entlang der ganzen Südseite des Feuertempels und des westlich anschließenden Palastkomplexes fortgesetzt (vgl. AA. 1964, 14 ff.); hierbei wurde der südliche Teil des Feuertempeliwans (S) bis zur späteren Freitreppe freigelegt und die späte, in die Iwanöffnung eingebaute Mauer entfernt, um den ursprünglichen Boden

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a Abb. 24 a—c. a.b. Kapitelle aus gelbem Sandstein. H ö h e i 3 , 7 u n d 26,8 cm. c. Gedrehte Sandsteinstütze. Dm 9,8 cm

aufzudecken (Abb. 25). Außerhalb des Gebäudes wurde ein Pflaster aus gelben, jetzt vielfach zerbrochenen Sandsteinplatten von ursprünglich ungefähr rechteckigem Schnitt in + 48,11 m Höhe festgestellt, das mit scharfer Kante in der Frontlinie endet und sich erst nach einem Intervall von 0,50 m Breite im Innern des Iwan in etwa 0,15 bis 0,20 m höherem Niveau fortsetzt und dann eine 2,50 m breite Fläche zwischen den Pflastern der Iwanmauern einnimmt. In dem schmalen pflasterlosen Streifen wurden nur in der Mitte zwei Platten gefunden, der übrige Teil ist mit kleinerem Steinmaterial ausgefüllt, als ob hier eine vielleicht nur niedrige, schrankenartige Mauer mit mittlerem Durchgang gestanden habe. Jenseits der Pflasterfläche aus gelben Sandsteinplatten setzt ein unansehnliches Pflaster aus Ziegelbruchstücken und darüber gelegtem Kleinsteinpflaster an, das den ganzen Iwanraum bis zur Außenmauer des Zentralraumes einnimmt und offenbar als Unterlage für eine Lehmstampfung diente. Da das Niveau dieses Pflasters etwa die Höhe des Bodens in Raum A einhält, handelt es sich ohne Zweifel um den 21 A A , 19ÖJ

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ursprünglichen sasanidischen Bodenbelag, der nur am offenen Eingang der großenHalle wegen des Regens aus Steinplatten bestand. Die A A . 1964, 8 aufgeworfene Frage nach der Ausbildung der SO-Ecke des Feuertempelkomplexes konnte mit Rücksicht auf den darüberliegenden Wasserkanal nur durch eine schwierige Tiefgrabung geklärt werden. Die Südmauer des Raumes O setzt sich nach Osten fort (Abb. 1); 2,5 m vor dieser Front wurde die Stirnseite einer dicken Mauer freigelegt, die der Lage nach genau symmetrisch gegenüber der Nordmauer des großen Westiwans liegt, wobei der Abstand zur Symmetrielinie (Achse des Tempels) nur 1,20 m größer ist. Diese Mauer ist in ihrem nördlichen Teil auf 2,10 m Breite aus Ziegeln gebaut, im südlichen Teil dagegen aus Quadern. Da die die beiden Teile trennende Fuge der verlängerten Frontlinie des Feuertempeliwans entspricht, mag der Ziegelteil der Mauer zu einer Pfeilerarkade gehören, die vielleicht mit sechs Pfeilern und sechs Intervallen ergänzt werden darf, wie schon a. 0. 9 vermutet wurde. Es ergibt sich aus dem geschilderten Befund aber auch die Konsequenz, an der Ostseite des Hofes einen ebenso breiten, aber vielleicht wesentlich weniger tiefen Iwan anzunehmen und als weitere Folge dieser Anordnung eine Hofanlage um den See zu vermuten, deren Nachweis jedoch noch erbracht werden muß (über den an dieser Stelle liegenden späteren Iwan des mongolischen Palastes vgl. Sp. 693). Entsprechend der Pfeilerarkade an der Ostseite des Iwans S muß man auch eine gleichgestaltete an der Westseite annehmen. Um sie nachzuweisen, wurde südlich des Korridors K0 X ein Suchgraben angelegt, der indessen nicht zu eindeutigen Ergebnissen führte, da hier durch Steinraub, einen später darüber geführten Kanal und starke Versinterung der gestörten Bauteile, sowie die späteren Hallenpfeiler mongolischer Zeit eine schwer klärbare Situation angetroffen wurde. Immerhin wurden im Anschluß an die Iwanfront eisenharte versinterte Fundamente gefunden, die zu einem an die Iwanfront angebauten ersten Pfeiler der Arkaden gehört haben können.

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6. Zusammenfassung Der Tempel des ätur-i gusnasp ist wegen seiner Größe, seines guten Erhaltungszustandes und der Befunde in vielen seiner Räume zum bedeutendsten Denkmal des Feuerkultes in Iran geworden. Nachdem nunmehr der gesamte Baukomplex untersucht ist, mag es dienlich sein, noch einmal einen Überblick über die Funktion der einzelnen Räume zu geben, soweit wir sie für deutbar halten. Der Haupteingang bei ¿N diente zur Kontrolle der Eintretenden wie auch der angelieferten Ware, hier wurden die Plomben entfernt und in Z aufbewahrt, evtl. wurde das Tor selbst zuweilen versiegelt. Von N trat man in den von Pfeilerhallen umgebenen Hof M. Derartige Vorhöfe waren schon bei den achämenidischen 8 und parthischen 9 Feuertempeln üblich und dienten sowohl zur Versammlung der Gläubigen wie der Verbindung zu verschiedenen Raumkomplexen. In der Hofachse leitete ein Iwan in den tshakar taq, den überkuppelten Feuerplatz mit Umgängen, das Zentrum des Tempels. Zur Seite des Hofes M lagen die umfangreichen Vorratsräume um den Hof E ; der zwischen beide eingeschaltete Kreuzkuppelraum X mag der Purifikation der angelieferten Vorräte, besonders des Holzes gedient haben, wobei sicherlich das Feuer eine Rolle spielte, wie der dort aufgefundene Altar erschließen läßt. Der eigentliche Aufbewahrungsraum des Feuers war jedoch der Kreuzkuppelraum B, der seinen Zugang unmittelbar von A hat, und der über H und G mit den Magazinen verbunden ist. Da dieser heiligste Raum noch eine zweite Tür nach Süden zu U hat, muß man hier noch weitere für den K u l t wichtige Anlagen suchen. Zu diesen gehörte ein Garten, in dem die heiligen (Tamarisken-) Bäume oder Sträucher standen und gepflegt wurden, von denen die Zweige für die BaresmaZeremonie geschnitten wurden 10 . Da dieser 8 Susa, M. Dieulafoy, L ' A c r o p o l e de Suse I V A b b . 264. 9 Kuh-i K h w a d j a , G. Gullini, Architettura Iranica (1964) P l a n 6. 10 A . V . W . Jackson, Persia P a s t and Present (1906) 368f. schildert einen Besuch im Feuer-

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TAKHT-I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN, GRABUNGSBERICHT

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A b b . 25. Pflaster im I w a n S

Garten in unmittelbarer Nähe des Tempels gelegen haben muß, bietet sich einerseits der Hof E an, wahrscheinlicher ist aber, einen Garten in U zu vermuten, da er dem lebensspendenden Wasser des Sees näher liegt, es sei denn, daß man diesen Garten an den Ufern des Sees selbst lokalisiert. Für die der Überlieferung nach beim Tempel gelegenen Schatzkammern haben wir die Räume C und D schon früher in Anspruch genommen 11 . Zu ihren Nebenräumen mögen die Anlagen V, W und O gehört haben. Ungeklärt bleibt die Funktion des großen Iwans S und seiner Nebenräume R und T, sowie die Beziehung zwischen Feuerkult und See und die Frage, ob in sasanidischer Zeit den See umgebende Hallen oder Gebäude vorhanden waren, was aber nach Auffindung des Ostiwans und der Hallenfront des Tempels selbst als wahrscheinlich anzunehmen ist. Wenn auch die Gesamtanlage von Tempel und Palast, so wie sie sich auf Plan 1 heute tempel in Y e z d , wo ihm in einem Garten unmittelbar an der Rückseite des Tempels der TamariskenStrauch gezeigt wurde, von dem die Zweige ge1 1 A A . 1964, 10. schnitten wurden.

darbietet, den Eindruck eines streng rechtwinklig am Reißbrett entstandenen Entwurfes, eines Idealplanes einer Gründung macht, haftet ihm nicht das Schematische, Symmetrische der großen Gründungsbauten von Firuzabad und Oasr-i Shirin an. Im Verlauf der Grabungen konnten auch an verschiedenen Stellen Anzeichen von Umbauten oder auch Wiederaufbauten und Erweiterungen festgestellt werden. Zum ursprünglichen Bau scheinen alle Raumgruppen zu gehören, deren Mauern aus Werkstein und deren Gewölbe und Bögen aus gebrannten Ziegeln bestanden. In den Fußbodenstampfungen bzw. auf dem Fußboden in den Räumen C, D und P D gefundene Münzen gehören zum größten Teil den ersten Jahren Chusrö I. an, nur wenige sind etwas älter. Die Fundumstände deuten darauf hin, daß die Münzen bald nach Errichtung der Gebäude verlorengegangen und wegen ihrer scharfen Prägung kaum lange im Umlauf gewesen sind. Chusrö I., von dem überliefert ist, er habe das Feuer ätur-i gusnasp nach Shiz verlegt (s. u. Sp. 659) kann daher auch von den Funden her als Bauherr angesehen werden.

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Die Gleichsetzung von Shiz und Ganzaka (Kazna) und die Übereinstimmung der Ortsbeschreibung mit dem Takht bei arabischen Schriftstellern hat viel Verwirrung gestiftet und die weitverbreitete Auffassung, Ganzaka sei in Takht-i Suleiman zu lokalisieren, begründet. Nach den gründlichen Untersuchungen von V. Minorsky 12 gewinnt die Lokalisierung von Ganzaka in Leylan an Wahrscheinlichkeit, zumal dieser Ort ein ausgezeichnetes Winterquartier für das byzantinische Heer des Heraclius geboten hat. Im Jahre 1963 besuchten wir Leylan und fanden dort die ausgedehnten Umwallungen einer in der fruchtbaren Ebene an einem jetzt ausgetrockneten Flußbett liegenden Stadt, doch gehörten alle Oberflächenfunde durchaus islamischer Zeit an. Lediglich einige in der Moschee des nahe gelegenen modernen Dorfes wiederverwendete Basen mögen älterer Zeit angehören. Eine Grabung an der Stadtumwallung könnte jedoch leicht eine Klärung bringen. Minorsky kommt nach Mas'udi und Faqih zu der Auffassung, daß das Feuer AdhurGusnasp von Aserbeidschan am Urmia-See von Chusrö I. Anosarwän nach al-Shiz verlegt worden ist. Er setzt al-Shiz mit der Stadt Thebarmais der Byzantiner und Birka (»Teich«) gleich, das in Takht-i Suleiman zu lokalisieren ist, wobei er sich auf den Bericht des Theophanes in der vollständigen Überlieferung des lateinischen Textes durch Anastasius stützt 13 . Hiernach nahm Heraclius die Stadt 'Ganzak' ein, wo er den Truppen Ruhe gab, während Chusrö II. nach dem ostwärts gelegenen Thebarmais auswich, wo der berühmte Feuertempel lag und von wo er den Schatz und das Feuer nach Dastagerd entführte. Später nahm Heraclius Thebarmais ein und zerstörte den Feuertempel. Nach Beendigung des Krieges dürfte der Tempel jedoch wiederhergestellt worden sein, denn nach dem Ausgrabungsbefund scheint, wie ich schon AA. 1962, 13t. ausführte, das Kernstück des Tempels (die Räume A und B), das nur aus Ziegeln ohne Verwendung von Steinquadern besteht, später zu sein 12 13

Bull. Sch. Or. Afr. Stud. 1 1 / 1 2 , 1944, 243. a. O. 257 u. 248.

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als der Quaderstein-Ziegelbau und könnte daher erst Chusrö II. zuzuschreiben sein. Zu diesem Wiederaufbau nach dem J a h r 624 mögen auch die in PC eingefügten Räume gehören, wie auch die Umwandlung des Raumes Z und die Verlegung des Pflasters über dem Bullenfundort. In diese Zeit könnte auch die steinerne Befestigung vor der Lehmziegelumwallung zugefügt worden sein, die eine andere Mauerstruktur zeigt, als die Bauten Chusrö I. 1 4 7. Die Grabungen an der Westseite des Feuertempels Die AA. 1962, 13, geäußerte Vermutung, daß entlang der ganzen Westseite des Feuertempels ein Korridor gelegen habe, der den Tempel von einem westlich liegenden Gebäudekomplex isolierte, konnte durch die Grabungen in den Jahren 1963/64 bestätigt werden. Der Korridor KO x begann ursprünglich mit geringem Vorsprung vor der Nordfront des Feuertempels und führte ohne Unterbrechung bis zur Südfront, wo er in die westliche Pfeilerarkade mündete. Auf seinen Mauern ist stellenweise noch der Ansatz eines Ziegelgewölbes zu erkennen und die Hintermauerung des Gewölbes erhalten. Der Korridor diente nicht nur zur direkten Verbindung von der Tempelfront zum See, sondern auch für die Ableitung des Dachwassers der angrenzenden großen Gebäudekomplexe, wie ein an der Seite im Boden entlangführender Kanal erkennen läßt. Zwischen Korridor und Feuertempel gab es keine Türen, jedoch wurde im Nordteil eine Tür nach Westen festgestellt (s. u. Sp. 675). Der bisher untersuchte Teil des westlichen Gebäudekomplexes umfaßt vier an einer Achse aufgereihte Räume P A — P D , die ihren Hauptzugang von der Seearkade haben. Raum PA ist ein dreischiffiger Saal mit 8 Rechteckpfeilern, Raum P B ein 14 Altheim, D L Z . 84, 1963, 630 datiert unter Hinweis auf südrussische Vergleichsbeispiele die Befestigung in das 7. Jh., läßt aber offen, ob er sie für vor oder nach 624 hält. Man kann allerdings zweifeln, ob nach der Niederlage Chusrö II. noch eine derartige Bauleistung möglich war. Vgl. Sp. 683.

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T A K H T - I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64 662

gleich breiter S a a l m i t 8 R u n d p f e i l e r n , beide d u r c h ein t r i u m p h b o g e n a r t i g e s P o r t a l m i t einander v e r b u n d e n , P C scheint ursprünglich ein H o f gewesen z u sein, in d e m ein isoliertes G e b ä u d e P D m i t k r e u z f ö r m i g e m I n n e n r a u m (ähnlich X ) lag. S p ä t e r sind in P C weitere R ä u m e e i n g e f ü g t w o r d e n , w o b e i o f f e n b a r gleichzeitig V e r ä n d e r u n g e n bei R a u m Z vor dem Feuertempel vorgenommen w u r d e n (2. Periode). a) H e i l i g t u m oder P a l a s t ? A A . 1962, 24 h a b e n w i r v e r s u c h t , den großen Westiwan mit dem gewölbten T h r o n s a a l des Chusrö, d e m T a k h t - i T a q d i s z u identifizieren, u n d es liegt der G e d a n k e nahe, n u n in d e m n e u a u f g e d e c k t e n K o m p l e x die zur P a l a s t h a l l e g e h ö r e n d e n P a l a s t r ä u m e z u suchen. In der T a t scheinen die v o n den bisher z u m F e u e r t e m p e l gehörenden R ä u m e n a b w e i c h e n d e n F o r m e n der g r o ß e n Säle P A u n d P B eher f ü r eine P a l a s t anlage als ein H e i l i g t u m z u sprechen. E i n e derartige F o l g e v o n R ä u m e n weist der P a l a s t v o n S a r v i s t a n 1 5 auf, hier ebenfalls m i t Pfeilersälen, u n d a u c h die S t ü t z e n h a l l e n der P a l ä s t e v o n D a m g h a n 1 6 , Qasr-i Shirin 1 7 u n d H a u s h Quri m ö g e n h e r a n g e z o g e n werden. V e r w a n d t s c h a f t b e s t e h t besonders z u d e m g r o ß e n S a a l in T e p e Mil, doch ist dessen D e u t u n g als P a l a s t unsicher u n d schien eher i m H i n b l i c k auf den d a m a l s nur allein bekannten Saal P A gerechtfertigt18. A n dererseits b e s a ß bereits der p a r t h i s c h e T e m p e l in K u h - i K h w a d j a einen Pfeilersaal m i t T o n n e n g e w ö l b e als V o r r a u m z u einem r e c h t e c k i g e n , querliegenden S a a l ; er ist später z u m tshahar taq des sasanidischen T e m p e l s u m g e b a u t w o r d e n 1 9 . N a c h A u f f i n d u n g des K r e u z r a u m e s P D m u ß die D e u t u n g der n e u e n R a u m g r u p p e ( A b b . 28 a u n d b) ü b e r p r ü f t werden. Dieser R a u m ä h n e l t in F o r m u n d A b m e s s u n g e n den R ä u m e n B u n d X des F e u e r t e m p e l s , die beide als ateshgah g e d e u t e t w u r d e n . D e m R a u m P D eignet eine geheimnisvolle S p h ä r e d u r c h den g e w i n k e l t e n N e b e n z u g a n g 15 16 17 18 19

Reuther in Survey of Persian Art I 536. Kimball in a. O. I 579fr. Reuther a. O. 541. Naumann, BaM. 3, 1964, 75. Gullini, Archittettura Iranica Taf. 6.

u n d die in der A c h s e der Säle liegende H a u p t t ü r , der m a n d e n C h a r a k t e r einer 'Erscheinungstür' geben möchte, sowie d u r c h seine Isolierung v o n den V e r s a m m l u n g s r ä u m e n . E s ist d a h e r naheliegend, a u c h in i h m einen K u l t r a u m z u sehen, in w e l c h e m gewisse Z e r e m o n i e n des F e u e r k u l t e s oder a u c h f ü r andere G o t t h e i t e n (Anahita?) stattfanden. Die eigenartige S i t u a t i o n der Isolierung in einem H o f , zugleich a b e r seine optische (Achsen-) V e r b i n d u n g m i t den Sälen scheint mir besonders v e r s t ä n d l i c h b e i einem höfischen K u l t z e r e m o n i e l l u n d e n t s p r i c h t der G e s a m t anlage des T s h a h a r Q a p u in Qasr-i Shirin, die als F e u e r h e i l i g t u m gilt. Vielleicht ist a n z u n e h m e n , d a ß dem K ö n i g die a k t i v e T e i l n a h m e a m religiösen Dienst im Haupttempel nicht gestattet w a r , er aber in einer A r t P a l a s t k a p e l l e zelebrieren k o n n t e , w o b e i die H o f l e u t e in den g r o ß e n Sälen b e i w o h n e n d u r f t e n . D i e Säle m ö g e n d e m n a c h s o w o h l z u m P a l a s t g e r e c h n e t w e r d e n d ü r f e n , w i e sie a u c h als R ä u m e eines höfischen F e u e r d i e n s t e s gedient haben mögen. b) S a a l P A Ü b e r d e m g r ö ß t e n T e i l des Saales P A liegt ein n o c h g u t erhaltenes islamisches G e b ä u d e (s. Sp. 704), welches n i c h t e n t f e r n t w e r d e n k o n n t e , w e s h a l b die U n t e r s u c h u n g e n des sasanidischen G e b ä u d e s nur in begrenzten Sondagen vorgenommen wurden. E i n v o r der F r o n t des islamischen G e b ä u d e s gezogener Graben ergab noch genügend Mauerreste der sasanidischen F r o n t m a u e r , u m deren G l i e d e r u n g sicher erkennen z u k ö n n e n . D e r islamische B a u b e n u t z t e die sasanidischen M a u e r s t ü m p f e als F u n d a m e n t , a b e r d a diese a u s Ziegeln errichtet sind, h e b e n sie sich d e u t l i c h v o m späteren S t e i n b a u ab. N u r der z w i s c h e n die Seitenm a u e r n des Saales e i n g e f ü g t e Teil der F r o n t m a u e r b e s t e h t a u s Ziegeln, w ä h r e n d die S e i t e n m a u e r n a u s W e r k s t e i n errichtet sind. Dieser a u f f a l l e n d e U m s t a n d ist w o h l dad u r c h z u erklären, d a ß v o r der F r o n t n o c h die P f e i l e r a r k a d e n h a l l e lag. D i e F r o n t m a u e r weist eine m i t t l e r e T ü r ö f f n u n g v o n 2,50 m B r e i t e u n d z w e i seitliche T ü r e n v o n 1,05 m B r e i t e m i t s c h m a l e m seitlichen R a h m e n auf.

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Abb. 26. Stütze a im Saal P A des Palastes

Abb. 27. Stütze b im Saal P A des Palastes

Der gut erhaltene Marmorplattenboden des Zentralraumes im islamischen Gebäude ist durch das Gewicht der Kuppeltrümmer stark eingesunken; nur an einer Stelle (Abb. 44) hatte der Untergrund nicht nachgegeben, weil hier die Marmorplatten unmittelbar auf den noch vollständig erhaltenen Pfeiler a des Saales aufgelegt waren. Dadurch waren die obersten Ziegelschichten sichtbar geworden, was Anlaß zu einer Tiefgrabung und damit zur Entdeckung des sasanidischen Saales wurde. Der 1,93 x 2,24 m messende Pfeiler ist bis zur Höhe von 1,35 m aus sauber bearbeiteten Kalksteinquadern gebaut, darüber folgen noch 12 Ziegelschichten (Abb. 26), von denen die beiden obersten an der Nordseite etwas vorragen, womit sie als Basis eines Gewölbes oder Bogens zu erkennen waren. Hierdurch war die Richtung für die Fortsetzung der Grabung gegeben, und es wurden die nur noch drei Quaderschichten hoch erhaltenen Reste des Pfeilers b gefunden (Abb. 27). Der Fußboden zwischen beiden Pfeilern war nur wenig verletzt, er

bestand aus feinem weißen Gipsestrich auf Bruchsteinunterlage. Bei Testlöchern an den Stellen, wo weitere Pfeiler zu vermuten waren, ergab sich, daß die Pfeiler c, d und e vollständig geraubt waren; da aber der nicht wertvolle Estrich unverletzt mit scharfen Begrenzungen erhalten blieb, konnten die genauen Maße noch genommen werden. Zwischen Pfeilern und Estrich war eine nur mehrere mm dicke Lehmschicht zu erkennen, mit der offenbar die Pfeiler vor Einbringung des Estrichs verputzt worden waren, um den Fußboden von dem Mauerwerk zu isolieren und Setzrisse zu verhüten. Dieser Umstand hat den Estrich vor Beschädigung geschützt, als die Steine entfernt wurden. Der weiter nach Norden geführte Suchgraben ergab schließlich den Abschluß des Saales. Auch hier waren die Quader geraubt, aber der Abdruck im Estrich klar meßbar erhalten, der einen Pfeiler mit Vorlage an der Ostseite, also einen breiten Durchgang zu weiteren Räumen erkennen ließ. Eine weitere Tiefgrabung an der Stelle

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der zu vermutenden Westmauer des Saales traf zufällig eine Tür in dieser aus Quadern errichteten Mauer, an die innen der Fußbodenestrich stieß, während außen bis zu einer Tiefe von 2,0 m unter der Türschwelle nur Auffüllschutt angetroffen wurde. Die Dimensionen des Saales PA sind somit gesichert: er hatte 17,40 m Breite und 25,60 m Länge, ein 6 m breites Mittelschiff und 2,80 m breite Seitenschiffe. Er war von drei Seiten aus zu betreten, ob auch von K O j ein Zugang vorhanden war, ist noch nicht festgestellt. Gegenüber der Tür an der Westseite ist die Korridormauer bzw. Saalmauer tief herab zerstört. Durch den Ansatz des Bogens über Pfeiler a ist auch die Höhe der Pfeilerreihen und damit der Ansatz für das Tonnengewölbe über dem Mittelsaal mit 4,75 m und schließlich eine Raumhöhe von etwa 8,50—9,00 m zu errechnen. Istanbul

Rudolf

Naumann

c) Saal P B Wegen der Verschüttungshöhe von 5 bis 6 Metern mußte auf die Freilegung größerer Flächen verzichtet und versucht werden, die wichtigsten Punkte durch Sondagen und Schnitte zu klären. Es wurden die westliche Hälfte des Raumabschlusses gegen P A , Teile der westlichen Außenwand, nahezu der ganze nördliche Raumabschluß sowie vier der acht Pfeiler freigelegt. Die 1,60 m bis 1,70m starken Umfassungswände des ein nicht ganz regelmäßiges Rechteck bildenden Saales bestehen aus grob behauenen Kalksteinquadern und sind an den meisten der untersuchten Stellen bis zu einer Höhe von 3,20 m über dem untersten Fußboden erhalten. Darüber setzte eine zum Gewölbe überleitende Ziegelmauerwerkzone an, von der einige Reste und die Abdrücke der Ziegel im Mörtelbett noch vorhanden sind. An der nordöstlichen Ecke des Gebäudes stößt die nördliche Außenwand stumpf gegen die die östliche Abschlußwand bildende Mauer des langen Korridors. Der Saal war von den drei bisher untersuchten Seiten, von Süden, Westen und

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Norden her zugänglich. Ob auch von Osten, aus dem langen Korridor K O i ein Zugang bestand, ist noch nicht bekannt (Abb. 1 und 28 a. b). Die Verbindung zwischen P B und dem Pfeilersaal P A im Süden bildete ein triumphbogenartiges, dreitoriges Portal mit einer 4,82 m breiten Mittelöffnung (errechnet) und 3,30 m breiten Seitendurchgängen. Die Bögen waren zwischen flachen Wandvorlagen (25 cm) und starken, kreuzförmigen Pfeilern (etwa 2,80 m x 2,30 m) gespannt. Die Wand vorlagen bestehen im Gegensatz zum übrigen Mauerwerk aus sehr exakt bearbeiteten Werkstücken (Abb. 28. 29). Das gleiche muß für die Kreuzpfeiler angenommen werden, von denen der freigelegte westliche bis auf eine Steinpackung des Fundaments ausgeraubt ist; nur sein Negativ blieb als Aussparung im Gipsestrich sichtbar (Abb. 29). In den drei Durchgängen sind, offenbar während eines späteren Umbaus, 50 cm starke Ziegelwände errichtet worden, mit einer 90 cm breiten Tür im westlichen und vermutlich einer gleichen im östlichen Durchgang. Durch die den mittleren Torbogen schließende Ziegelwand ist nachträglich neben dem Kreuzpfeiler eine 70 cm breite Tür gebrochen worden. Möglicherweise zur gleichen Veränderung wie diese Pforte gehörte ein fast quadratischer Sockel oder Pfeilerstumpf (Seitenlänge 1,40 m) aus sehr sorgfältig verputztem Bruchsteinmauerwerk, der in der Mittelachse des Saales vor die Ziegelwand gesetzt wurde. Ein ähnlicher Sockel steht in 2,10 m Abstand nördlich in der gleichen Flucht. Während des letzten Bauzustandes war die Pforte neben dem Pfeiler wieder zugemauert. Durch die westliche Außenwand des Saales führt im südlichsten Joch eine 1,15 m breite Tür mit erhaltenem Ziegelbogenansatz. Eine ebenso breite, möglicherweise jedoch nachträglich eingebrochene Tür wurde in Höhe der zweiten Säulenstellung von Süden gefunden (Abb. 28a). In der nördlichen Stirnwand befinden sich, den Durchgängen nach PA entsprechend, jedoch unterschiedlich ausgebildet, drei Tore. Das 5,15 m breite Hauptportal öffnet den Saal in fast der ganzen

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-/ . / I

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TAKHT-I SULEIMAN UND ZENDAN-1

Breite des Mittelschiffes. Seine Laibungen, stumpfe Mauerendungen aus Kalksteinblöcken, sind bis zum Ansatz der Ziegelmauerwerkzone erhalten. Darüber muß ein großer Ziegelbogen angesetzt haben. Zwischen die Laibungen wurde, offenbar gleichzeitig mit der Zumauerung der Durchgänge nach PA, eine 60 cm starke Ziegelwand gesetzt, nachdem zwecks besserer Verzahnung die Laibungsecken ausgehackt worden waren. Ungefähr in der Achse des Mittelschiffes ist eine 1,00 m breite Tür durch die Ziegelwand gebrochen. Von den Nebendurchgängen beiderseits des Mittelportales wurde der westliche freigelegt. Es ist eine 0,90 m breite Pforte, die aus der Achse des Seitenschiffes etwas nach Westen verschoben liegt. Zwischen ihren Laibungen führen vier mit Gipsestrich überzogene Stufen auf ein 0,80 m tiefer liegendes Niveau außerhalb des Saales hinunter (Abb. 28 a). Die Pforte ist eigenartigerweise in dem zum Saalinneren gewandten Drittel der Mauerstärke von einem horizontalen Sturz, einem Steinbalken, überdeckt, im äußeren Teil der Wand leitet Ziegelmauerwerk in die Form eines Gewölbes über, so daß in der Ansicht von außen ein Türbogen erscheint. Von den Rundpfeilern der Halle (Abb. 30) wurden (von Süden angefangen) in der westlichen Reihe der 1., 3. und 4., in der östlichen Reihe der 2. freigelegt. Während der Pfeiler im Osten bis auf den Fußboden herab zerstört ist, stehen die der westlichen Reihe z. T. bis zum Arkadenansatz in 3,30 m Höhe aufrecht (Abb. 31). Sie haben einen Durchmesser von 2,35 m, stehen in der Längsrichtung der Halle in 2,25 m Abstand voneinander und gliedern den Raum in ein 5,30 m breites Mittelschiff und zwei 3,70 m breite Seitenschiffe. Die Pfeiler bestehen aus horizontal geschichteten, gebrannten Ziegeln und waren von einem jetzt bis tief herab zerstörten, kannelierten Gipsstuckmantel umkleidet (Stegabstand der Kanneluren 8 cm bis 9,5 cm) (Abb. 32). Stellenweise greifen über die Reste des Stuckmantels die Abdeckplatten einer nachträglichen Fußbodenaufhöhung. Während dieser Periode waren die Kanneluren also

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A b b . 29. Westlicher Seitcndurchgang von P A nach P B . B l i c k nach W e s t e n

schon zerstört und die Pfeiler mit einem einfachen Verputz versehen, von dem geringe Reste erhalten sind. Über dem 2,90 m hohen Zylinder des Pfeilerschaftes beginnt eine von der Kreisform ins Quadrat überleitende Kapitellzone, bestehend aus einem im Grundriß quadratischen 40 cm hohen Ziegelmauerwerk-Kubus, der dem Zylinderquerschnitt weder ein- noch umbeschrieben ist, so daß seine Ecken über den Pfeilerschaft hinausragen, die Mitten der Quadratseiten den Pfeilerschaft einschnüren20. Darüber, etwa 3,30 m über dem 20 Diese A r t der Überleitung v o m R u n d des Pfeilers in das f ü r den B o g e n a n s a t z notwendige Quadrat oder R e c h t e c k wurde in der islamischen Architektur des persischen Kulturbereiches beibehalten und bildet ein unterscheidendes Merkmal gegenüber der Spolien antiker B a u t e n verwendenden Säulenarchitektur i m westlichen Bereich des Islam. Die a m nächsten stehenden Beispiele sind das T a r i K h a n e in D a m g h a n (etwa 775 n. Chr.) und Ochei'dir (778 n. Chr., nach Creswell). Hier ist die

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Abb. 30. Pfeiler 1 in P B , von Süden

Abb. 3 1 . Pfeiler n und o in P B , von Norden

Fußboden, ist bei einem der Pfeiler der Ansatz eines sich in Längsrichtung des Saales (von Pfeiler zu Pfeiler) spannenden Bogens erhalten, so daß man für den Raumaufbau mit Sicherheit auf zwei parallel zur Raumachse verlaufende Arkadenreihen schließen kann. Als Überdeckung

des Mittelschiffes wird man, wie beim Saal PA, eine zwischen die Arkadenreihen gespannte Tonne annehmen müssen. Aus den Größenverhältnissen der erhaltenen Bauteile läßt sich für die Scheitelhöhe der Arkaden ein Maß von ungefähr 4,80 m, für die Gesamthöhe des Mittelschiffes von 8,50 m bis 9,00 m rekonstruieren, wenn man voraussetzt, daß Bögen und Gewölbe Parabelform hatten und daß die Tonne ohne zwischengeschobene vertikale Wandstreifen unmittelbar über den Arkaden ansetzte. Für die Überdeckung der Seitenschiffe haben nur weniger sichere Anhaltspunkte die Zerstörung überdauert. Es liegt am nächsten, auch hier längsgerichtete Tonnen anzunehmen; die Seitenschiffe hätten dann,

Lösung bereits dadurch vereinfacht und geklärt, daß das Kämpferquadrat dem kreisförmigen Querschnitt des Pfeilerschaftes umschrieben wird. Die riesigen Pfeilerbündel des großen Kuppelraumes Nizam al Mulks in Isfahan ( 1 1 . Jh.) zeigen dagegen wieder eine dem Beispiel auf dem Takht ähnlichere Form, wohl um bei den extrem großen Dimensionen ein zu weites Überkragen der Kämpferquadratecken zu vermeiden. Um das Abbröckeln solcher Ecken zu verhindern, wurde i. a. das Kämpferquadrat mit einer Holzzargc unterlegt, z. B . Nain, Freitagsmoschee (10. Jh.).

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Abb. 32. Gipsstuckkannelurcn an Rundpfeiler n in P B

unter den gleichen Voraussetzungen wie beim Mittelschiff, eine Höhe von 7,50 m bis 8,00 m gehabt. In der Halle P B liegen mehrere Fußböden übereinander. Sie befinden sich, im Gegensatz zu dem durchgehend gut erhaltenen Gipsestrich in PA, in unterschiedlichem, meist schlechtem Zustand. Keiner liegt mit dem Estrich in PA auf gleicher Höhe. Bei einer Sondage neben einem Pfeiler wurde als ältestes Niveau eine mit einer sehr dünnen und weichen Gipsmasse überzogene Lehmstampfung über einer im Bereich des Pfeilers verstärkten SteinMörtel-Masse gefunden. Der Estrich liegt auf einer Höhe von 47,11 m, also ungefähr 75 cm tiefer als der in PA und weist kaum Schmutzablagerungen auf, kann also nicht lange in Benutzung gewesen sein. Unmittelbar auf ihm setzt der kannelierte Stuckmantel der Pfeiler an (Abb. 32). Etwa 40 cm höher, noch immer 35 cm unter dem Niveau von PA, folgt auf einer zweiten Lehmstampfung ein weiterer, bis zu 15 cm dicker Gipsfußboden, dessen untere Schichten mit Ziegelbruchstücken verstärkt sind.

Dieser Estrich scheint sich hauptsächlich über das Mittelschiff und ins östliche Seitenschiff hinein zu erstrecken. Im Westen endet er an der Achse der Säulenreihe. Im westlichen Seitenschiff und im nördlichsten Joch des Mittelschiffes fehlt bisher jede Spur eines Gipsfußbodens. Statt dessen wurde ein Lehmestrich mit Mörtelzusatz beobachtet. In den Achsen der beiden Säulenreihen wurden auf dem Estrich Reste von Ziegelmauern gefunden, die zwischen den Schiffen Balustraden gebildet haben könnten. Die Bruchsteinsockel im südlichsten Joch der Halle sind ebenfalls auf den Estrich gesetzt. Ein zusammenhängendes Bild von den Einrichtungen des Saales, zu denen noch Aussparungen und kegelförmige Aufhöhungen des Fußbodens gehören, ist z. Z. infolge der geringen Ausdehnungen der freigelegten Flächen nicht zu gewinnen. In noch geringeren Resten erhalten als der Gipsestrich ist ein mit großen Platten aus gelbem Sandstein gepflastertes Niveau, das auf einer dünnen Lehm- und Schmutzschicht dicht über diesem liegt. Es scheint

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DIETRICH

jedoch im ganzen Saal P B vorhanden gewesen zu sein. In einigen der Steinplatten befinden sich Steinmetzzeichen (Vieleck mit Punkt im Zentrum) (Abb. 30). Unterhalb der Platten und von diesen überdeckt, endet der Rest des Gipsstuckmantels der Pfeiler. Die Zerstörung der Kanneluren muß also vor der Anlage des Steinpflasters, während der Benutzungsphase des darunterliegenden Gipsestrichs, über den sie um weniges herausragen, erfolgt sein. In den Lehmschichten unter den Fußböden wurden sehr wenige und kleine Fragmente unglasierter Keramik ohne jeden Dekor gefunden, die keinen Anhaltspunkt für eine Datierung geben. Über dem Plattenfußboden lagern durchschnittlich 4,50 m hohe Schuttmassen. Zuunterst bilden die mit Lehm untermischten Trümmer der Gewölbe eine bis zu 3,00 m hohe Schicht mit einer wellenförmig über den Pfeilerstümpfen ansteigenden, in den Jochen absinkenden Oberfläche. Darin und in der darüberliegenden dünnen Kulturschicht, zu der ein überwölbter Ofen mit Lehmziegelwänden gehört, fand sich wenig Keramik, zumeist Gerrus-Ware des 12./13. Jhs. Zuoberst, stellenweise bis an die heutige Oberfläche reichend, lagert eine bis zu 2,00 m starke Schicht feiner dunkler Erde. Sie enthält außergewöhnlich viele Keramikscherben des 9./10. Jhs. und scheint durch Aussieben einer frühislamischen Kulturschicht gewonnen und zur Auffüllung des unregelmäßigen Trümmergeländes bei der Anlage des mongolischen Palastes hierher gebracht worden zu sein. In den Raublöchern der Pfeiler reicht sie bis auf das Fundament des Gebäudes herab. d) Kreuzkuppelbau P D Der Kuppelbau stand ursprünglich offenbar frei auf einem Gelände, als dessen Begrenzungen bisher im Süden die Stirnwand des Saales P B , im Osten der lange, den Feuertempel abschließende Korridor bekannt sind. Das Areal ist vom Korridor aus durch eine Tür in Höhe der Gebäudemitte zugänglich. Von dem Gebäude P D wurde die äußere, nordöstliche Ecke und die südwestliche Hälfte des Innenraumes freigelegt; die

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westliche Außenkante ist oberflächig zu verfolgen. Der Baukörper ist ein Kubus mit einem ungefähr quadratischen Grundriß von g,60 m Seitenlänge. Das bis zu 2,50 m hoch über dem ursprünglichen Fußboden erhaltene Mauerwerk besteht auch hier aus horizontalen Schichten großer Kalksteinquader, die noch weniger sorgfältig behauen sind als die der Mauern von P B , und zwischen die häufig kleine Zwickelsteine eingefügt sind. Über der Steinmauerzone sind wiederum Reste der Ziegelaufmauerung und -gewölbe erhalten. Der Innenraum hat die schon von den Räumen B und X her bekannte, aus einem Quadrat (4,35 m X 4,35 m) und seitlich angefügten Nischen (3,20 m breit, 1,60 m tief) zusammengesetzte Kreuzform und entspricht in seinen Maßen fast genau dem Kreuzraum X . Die Überdeckung muß aus kurzen Tonnen über den Kreuzarmen und einer Kuppel über dem Mittelquadrat bestanden haben (Abb. 28b). Bisher wurden zwei Zugänge zum Innenraum, beide auf der Südseite, gefunden (Abb. 33); daß weitere Eingänge bestanden haben, ist unwahrscheinlich. Das Haupttor befindet sich im südlichen Kreuzarm, es ist 1,53 m breit und aus der Raumachse leicht nach Westen verschoben. Es muß mit einem Ziegelbogen überspannt gewesen sein, dessen Kämpfer etwa 2,50 m und dessen Scheitel etwa 3,25 m über dem Fußboden lag. Der zweite Zugang führt 1,90 m weiter westlich als 90 cm breiter, zunächst ebenfalls Nord-Süd gerichteter, dann rechtwinklig nach Osten umbiegender Gang von der Seite her in den südlichen Kreuzarm (Abb. 34). Er ist nahezu vollständig erhalten. In seinen beiden Abschnitten setzen in 1,90m Höhe über dem Boden kleine Ringschichtgewölbe über zwei umlaufenden Ziegelschichten an. Sie erreichen im Scheitel Höhen von 2,30 m und 2,40 m. Um den bei der Durchdringung der senkrecht aufeinanderstoßenden Tonnen entstehenden Problemen zu entgehen, hat man diese Stelle, den Knickpunkt des Ganges, mit einer über den Scheiteln der Ganggewölbe ansetzenden, gesonderten Tonne überdeckt. Sie hat eine Scheitelhöhe von 3,45 m und besteht aus sehr sorgfältig gemauerten

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Abb. 34. R a u m P D von Osten gesehen

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Ringschichten von halbierten Ziegeln (Abb. 35). Der zweite, den Zutritt zum Kreuzraum bei geschlossenem Haupttor ermöglichende, jedoch den Einblick in den Raum verwehrende Eingang, die Lage des Haupttores gegenüber der fast iwanartigen Mittelschifföffnung von PB, sowie die außergewöhnliche Breite des Haupttores geben letzterem den Charakter einer 'Erscheinungstür' (vgl. oben Sp. 662). Im Innern von PD liegen drei befestigte Fußböden übereinander. Sie entsprechen in ihrer Ausführung und Reihenfolge ganz den Fußböden des Rundpfeilersaales PB. Das älteste Niveau ist ein dünner Gipsestrich in der Höhe 46,90 m auf einer etwa 90 cm hohen Auffüllung aus Lehm und Steinen über einer Sinterfläche. Über einer zweiten Füllschicht aus reinem rotem Lehm folgt in 47,60 m Höhe ein zweiter, stärkerer Gipsestrich, dessen Unterbau Ziegelbrocken enthält. Auf ihm hat sich eine etwa 5 cm starke, aus mehreren Horizonten bestehende Schmutz- und Abfallschicht mit vielen Knochen- und Holzkohleteilchen gebildet. Während einer dritten Periode wurde auch dieser Raum mit einem Pflaster aus gelben Sandsteinplatten ausgelegt (Abb. 34). Die Platten sind mit S-förmigen Steinmetzmarken gezeichnet, wurden also von anderen Werkleuten verlegt als die in PB. Sowohl das Platten- als auch das obere Gipspflaster erstrecken sich nicht in den geknickten Nebeneingang. Im südlichen Kreuzarm ist, offenbar von Schatzsuchern, eine alle drei Fußböden durchstoßende Grube ausgehoben worden. Der Schutt, welcher Grube und Raum PD ausfüllt, enthält hauptsächlich Keramik des 12./13. Jhs. und wenige Scherben des 10. Jhs. In den unter den Fußböden liegenden Lehmstampfungen fanden sich, wie in PB, einige Bruchstücke uncharakteristischer Gebrauchskeramik. In der dünnen Schmutzschicht auf dem untersten, ursprünglichen Gipsestrich lag eine Kupfermünze Chusrö I. aus seinen ersten Regierungsjahren (532/533 n. Chr.). Da sie wenig Benutzungsspuren aufweist, also nicht lange im Umlauf gewesen sein kann, gibt sie einen wichtigen, wenn auch nicht ganz sicheren Hinweis auf die obere

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zeitliche Grenze der in Frage kommenden Erbauungszeit der Anlage21. e) Spätere Einbauten (PC, PE, PF, K0 2 ) Die oben beschriebene Raumfolge hat eine entscheidende Veränderung erfahren, als die Fläche PC zwischen dem Rundpfeilersaal P B und dem Kreuzkuppelbau mit kleinen, gangartigen Gewölberäumen überbaut wurde. Reste davon sind oberflächig sichtbar geblieben, da sie in späteren Bauten Verwendung fanden. Die Einbauten konnten erst zu einem Teil und nur in den oberen Schichten untersucht werden. Das Areal zwischen P B und PD wird ungefähr in der Breite des Kreuzkuppelbaues PD nach Osten und Westen durch Mauern abgeschlossen. (Von der Ostmauer ist erst das südliche Drittel gesichert.) In diesem leicht schiefwinkligen Viereck von etwa 7,75 m x 11,00 m Grundfläche liegt vor der großen, damals bereits von einer Ziegelwand mit einer 1,00 m breiten Tür in der Mitte zugesetzten Toröffnung zum Mittelschiff von P B ein 1,60 m breiter, quergelagerter Gang (PC 1). Er ist durch eine 90 cm breite Tür in seiner westlichen Stirnwand mit einem noch zu erwähnenden Gangsystem verbunden. Eine zweite, ebenso breite Tür in der Nordwand, gegenüber der Tür zu PB, führt in einen überwölbten, umgekehrt T-förmigen Raum. Hier ist man der Durchdringung zweier Tonnen nicht ausgewichen wie bei dem älteren gewinkelten Nebeneingang zu PD. Am Kreuzpunkt der beiden in den Raumachsen verlaufenden Gewölbe ist als Lösung die Vorstufe eines Kreuzgratgewölbes gefunden worden. Vermutlich waren die Grate nicht exakt durchgeführt, und der jetzt zerstörte Scheitelkreuzungspunkt bildete eine sich jeder bestimmten geometrischen Form entziehende, gekrümmte Fläche. Dennoch ist der Fortschritt in der konstruktiven Denkungsweise erheblich gegenüber der, welche die altertümliche, wenn auch handwerklich besser ausgeführte, oben erwähnte Methode im gewinkelten Nebeneingang zu PD zeigt. Ein vermutlich ebenfalls T-förmigerRaum liegt vor dem Eingang in den Kuppelbau PD. 21

Identifizierung durch R. Göbl, Wien.

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Abb. 35. Ziegeltonne über dem Nebeneingang zu P D

(Bisher wurden erst Mauerkanten seines Westarmes erfaßt). Aus seinem nördlichen Arm muß der Kreuzraum PD durch die breite Mitteltür zugänglich gewesen sein. Der gewinkelte Nebeneingang war in dieser Bauphase durch eine Gewölbeauflagerwand versperrt. Westlich von dieser Raumfolge liegt (im Süden begonnen) der schon erwähnte Gewölbegang KO ä , ein langgestreckter, überwölbter Raum P E und an PD angebaut ein fast quadratischer Gewölberaum PF. (Die letzteren nur durch Oberflächenbefund und Schürfungen erschlossen. Auch der Geländestreifen zwischen PC/PD und dem langen Korridor ist noch nicht untersucht). Der Gang K 0 2 ist offenbar Teil des ausgedehnten Korridorsystems, das die Bebauung auf dem Plateau im Westen und Norden rechtwinklig umschließt. Die Wände im Bereich der Einbauten bestehen aus Bruchstein, die Gewölbe aus parabelförmigen Ringschichten von ebenfalls gebrochenem,plattenartigem Kalksinter oder in PE und P F aus einer besonders weich gebrannten Ziegelart. Die Gewölbe setzen sehr tief an und lassen eine scharfe Trennfuge zwischen Gewölbeschale und Hinter-

mauerung erkennen. An vielen Stellen ist nur die eine zusammenhängende Mauermasse bildende Hintermauerung erhalten geblieben. Die Mauertechnik entspricht der Bauweise der meisten sasanidischen Anlagen in Süd- und Mittelpersien, unterscheidet sich aber von der des Feuertempels, der Pfeilerhallenanlage und der des großen Westiwans auf dem Takht-i Suleiman. Hier zeigen lediglich Kern und innere Ansichtsfläche der Ringmauer, einige an den Feuertempelkomplex im Norden und Osten anstoßende Mauerzüge und die langen, einen rechten Winkel bildenden Gewölbegänge im NordWesten des Plateaus gleiches Mauerwerk. f) Zeitliche Einordnung Die relative zeitliche Abfolge der einzelnen Teile der Anlage läßt sich weitgehend aus dem Befund ersehen. Einen Anhaltspunkt zu einer festen Datierung gibt jedoch nur der Münzfund in PD, der aber auch nur für die späteren Bauteile von Bedeutung ist. Bei der Einordnung des wichtigeren ersten Bauabschnittes ist man wegen des Fehlens aussagekräftiger Keramik und anderer Kleinfunde auf Wahrscheinlichkeitsschlüsse angewiesen.

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Zu dieser ersten Bauperiode gehört, zusammen mit der Pfeilerhalle PA, der Rundpfeilersaal PB. Trotz der leichten Unterschiede im Mauerwerk, die für eine unbeholfene Nachahmung der in PA und PB verwendeten Technik sprechen, wird man auch den Kuppelbau PD hinzuzählen müssen. Wie der Befund an der Nordost-Ecke von PB zeigt, ist die Saalgruppe gegen den schon fertiggestellten Korridor KC^ gesetzt worden. Diese Tatsache darf bei der Festlegung des zeitlichen Verhältnisses zum Feuertempelkomplex nicht überbewertet werden. Auch an anderen Stellen hat es sich gezeigt, daß für die damaligen Werkleute Handwerksregeln, wie möglichst gute Verzahnung von Mauerwerk, nicht verbindlich waren. Vielmehr macht es die große Ähnlichkeit des Mauerwerks der Saalbauten mit dem der übrigen Quaderbauten um den Feuertempel sehr wahrscheinlich, daß beide Komplexe gleichzeitig als unterschiedliche Abschnitte eines großen Bauvorhabens errichtet wurden. Somit wäre die Datierung der Hallenbauten mit der des Feuertempels verknüpft, und wenn man annimmt, daß die ganze Tempelanlage aus dem Anlaß der Überführung des Feuers von Ganzaka nach Birka errichtet wurde, so müßten Pfeilerhallen und Kuppelbau aus der Regierungszeit Chusrö I. stammen (vgl. Sp. 659). Der Münzfund in PD hatte bereits dieses Datum als spätesten Bautermin wahrscheinlich gemacht 22 . Vergleiche des Mauerwerks mit westlichen Beispielen weisen in den gleichen Zeitraum. Die 1951 bis 1954 in Konstantinopel freigelegten Teile des großen Palastes zeigen z. B., trotz höherer technischer Perfektion, einen überraschend ähnlichen Wandaufbau. Sie werden, allerdings nicht mit Sicherheit, ins 6. Jh. n. Chr. datiert 23 . 22 Zum gleichen Ergebnis kommen NylanderGezelius, AA. 1964, 58ff. 23 D. Talbot Rice, The Great Palace of the B y zantine Emperors (Second Report) 161 ff. Tai. 10 und 12 A. — Nicht im Einklang mit einer so späten Datierung steht die enge Verwandtschaft des Rundpfeilersaales P B mit der Halle des sog. Palastes I I in Kisch, deren Säulen ebenfalls kannelierte Gipsstuckmäntel haben, und die in die Regierungszeit Schapur I I . (310—379 n. Chr.) datiert wird:

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Das Korridorsystem ist schon bei früheren Untersuchungen dem sasanidischen Baubestand auf dem Takht zugerechnet worden. Da der untersuchte Gang K 0 2 ebenso wie die Raumgruppe PC mit der Rundpfeilerhalle PB funktionell verbunden war, ist es nun ganz sicher, daß die Bruchsteingewölbebauten einer, wenn auch nicht der ursprünglichen Phase der zoroastrischen Anlage angehören und nicht dem anderen großzügigen Bauprogramm, dem Palastbau Abaka Khans. Ob die sich in ihrer Wölbtechnik geringfügig voneinander unterscheidenden Komplexe (PC, PE, P F und Korridore) wiederum verschiedenen Perioden angehören, muß bei weiteren Grabungen geklärt werden. Möglicherweise steht die PC-Gruppe über einer älteren Anlage, worauf Reste von Ziegelmauerwerk in den tieferen Schichten hinweisen könnten. Zu einer genaueren Datierung zumindest von PC kann möglicherweise die Kupfermünze Chusrö I. führen, die auf dem ältesten Estrich im Kuppelraum PD gefunden wurde, und die für die beiden darüberliegenden Fußböden einen Terminus post quem gibt. Unter der Voraussetzung, daß die Errichtung der Einbauten PC im Zusammenhang mit einer der Fußbodenerneuerungen in den Saalbauten und dem Kuppelraum steht, eine Annahme, die bisher lediglich durch die Tatsache gerechtfertigt wird, daß die Schwelle der Tür zwischen PC 1 und PC 3 etwa in gleicher Höhe liegt wie das Plattenpflaster in PB und PD, gilt die frühe bis mittlere Regierungszeit Chusrö I. auch als frühestmögliches Baudatum der Bruchsteingebäude. Daß sie nach dem Fall des Sasanidenreiches oder während der letzten kampferfüllten 25 Jahre davor entstanden sein könnten, ist zumindest für das großzügig geplante Korridorsystem unwahrscheinlich. Unter den genannten Voraussetzungen kämen als Erbauungszeit die Jahre zwischen 540 und 624 n. Chr. in Frage. Im 11. oder 12. Jh. waren die untersuchten Anlagen bereits zerstört, wie eine Watelin in Pope, A Survey of Persian Art. I 584ff.

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sich über einen Mauerstumpf im Gang K 0 2 hinziehende Kulturschicht mit Keramik dieser Zeit beweist. 8. Nordtor des Tempel- und Palastkomplexes Die gewölbten Korridore im Nordwesten des Takht-Plateaus scheinen zu einer Einfriedung zu gehören, welche in sasanidischer Zeit die Bauten nördlich des Sees auf drei Seiten umgab. Über dem heutigen Niveau anstehende Reste beginnen etwa 35 m nördlich vom großen Westiwan, sind dann etwa 80 m weit nach Norden zu verfolgen, wo sie rechtwinklig nach Osten umbiegen und nach etwa 65 m vor der Achse Nordtor—Feuertempel—Seemitte enden. Die Ergänzung der Anlage zu einem U ist wahrscheinlich; Ruinen der östlichen Korridorflügel sind nicht erhalten, jedoch zeigen Luftaufnahmen 24 parallel zum westlichen Korridor verlaufende Bodenwellen im entsprechenden Abstand östlich der Symmetrieachse Nordtor-Feuertempel. An dem Punkt, wo der Zuweg vom Nordtor der Ringmauer zum Eingangsbau N des Feuertempelbezirkes den nördlichen Korridor kreuzte, mußte ein zweites, inneres Tor gelegen haben. Hier wurde ein Schnitt angelegt, der das Ende des nördlichen Gewölbeganges und die zu erwartende Zuwegbreite erfaßte (Abb. 36. 37). Der 1,20 m starke, nordöstliche Mauerstumpf des aus Bruchsteinmörtelwerk bestehenden Gewölbeganges endet in 3,55 m Entfernung westlich vor der Zuwegachse. Er steht auf einem beiderseits um 25 bis 40 cm vorspringenden Sockel aus vier Schichten großer, unbehauener Steinblöcke. Vor der Mauerendung liegt eine sehr zerstörte, z. T. nur noch aus einer Schicht bestehende 1,75 m starke Ziegelwand, die, parallel zur Zuwegachse verlaufend, den Gewölbegang abschließt. Sie hat als Unterbau eine zwei Schichten hohe Steinpackung und endet im Norden in der Flucht des Sockelvorsprunges der Korridorlängswand, ragt also über deren aufgehendes Mauerwerk heraus. Der Abstand der Außenkante der 24 E . F. Schmidt, Flights over Ancient Cities of Iran Taf. 88. 89.

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Ziegelmauer zur Zuwegachse beträgt 1,80 m. Im gleichen Abstand östlich von der Achse wurden in einer noch zu beschreibenden nachsasanidischen Anlage Reste von Ziegelmauerwerk freigelegt. Aus diesem Befund läßt sich mit großer Sicherheit ein 3,60 m breiter Tordurchgang mit Laibungswänden aus Ziegelmauerwerk rekonstruieren, der wahrscheinlich überwölbt gewesen ist. Daß die Laibungswände durch die ganze Tortiefe glatt hindurchliefen, kann in Analogie zu den Außentoren in der Ringmauer vermutet werden, ist jedoch nicht erwiesen, da die südliche Hälfte des Tores außerhalb des Schnittes liegt. Im Durchgang selbst wurde etwa 60 cm über der daneben ermittelten Sinterfläche ein unregelmäßig gepflastertes Straßenniveau aufgedeckt, das offenbar einer nachsasanidischen Periode angehört. Tiefere Schichten wurden hier noch nicht erreicht, jedoch kann sich das Gelände seit sasanidischer Zeit nicht wesentlich aufgehöht haben, da das Steinpflaster nur etwa 30 cm höher liegt als ein Ziegelbruchpflaster westlich neben dem Tordurchgang. Dieses Straßenniveau breitet sich über einen Kanal und über den Rest der Ziegellaibungsmauer aus. Der Kanal muß schon bestanden haben, als das Tor noch erhalten war, da sein Verlauf entlang der Torlaibung auf diese Rücksicht nimmt. Nach Osten hin wird die Straße durch einen Kanal begrenzt, dahinter, über der östlichen Torlaibungswand, liegt ein Gebäude, von dem ein anscheinend gewerblichen Zwecken dienender, schmaler Raum (2,10 m) teilweise freigelegt wurde. Von seinen aus Bruchsteintrockenmauerwerk bestehenden Umfassungswänden liegen die östliche und südliche direkt im Profil des Schnittes. Von der westlichen, zur Straße gekehrten ist ein kurzes Mauerstück und ein Türschwellenstein erhalten. Vor der Tür ist der Kanal durch einen umgestürzt liegenden Steintrog und Steinplatten abgedeckt. Wieweit sich der Raum nach Norden erstreckte, ist nicht bekannt. Der Fußboden ist mit großen, unregelmäßigen Sandsteinplatten ausgelegt. In mehreren von ihnen befinden sich runde, kalotten-

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Abb. 36. Nordtor des Tempelkomplexes

artige Vertiefungen mit bis zu 1 5 cm Durchmesser, die durch Bohren oder Reiben entstanden zu sein scheinen. In der Achse des Raumes, dicht vor der Südwand, steht ein 1 , 1 5 m langer, badewannenförmiger Steintrog mit unterem Ausfluß. E r wurde durch eine kleine Kanalöffnung in der Südwand mit Seewasser gespeist, wie die Sinterablagerungen zeigen. In der südwestlichen Ecke des Raumes sind im Fußbodenpflaster Reste von Ziegelmauerwerk sichtbar, die, wie schon erwähnt, zur östlichen Laibungsmauer des Tores gehören müssen. Bis etwa 90 cm über dem sasanidischen Ziegelbruchpflaster wurde blauglasierte Baukeramik des 13./14. Jhs. gefunden. (Islamische) Gerrus-Keramik (11./13. Jh.) reicht bis auf das Straßenpflaster herab. 9. Islamisches Haus über PC/PD Über den Räumen PC und P D wurde ein reich ausgestattetes Haus aufgedeckt (Abb. 38). E s benutzte Mauern und noch er-

haltene Gewölbe der sasanidischen Anlage als Substruktionen. (Raum PD und der nördliche Teil von PC waren zerstört und mit Schutt angefüllt, die südlichen Gewölbe von PC könnten als Keller gedient haben.) Der über PC gelegene Teil des Hauses darf als ein um einen Mittelraum gruppierter Vier-Iwan-Bau mit Eckräumen ergänzt werden. Die bisher gefundenen Umfassungsmauern sind im Süden und Westen wiederbenutzte bzw. erhöhte sasanidische Wandreste von PC, im Norden eine nachsasanidische, über der Südwand des Kreuzraumes P D liegende starke Mauer, die aber offenbar schon vor der Errichtung des Hauses bestanden hat. Der Mittelraum hat einen etwas über das Quadrat hinaus in O-W-Richtung gestreckten Grundriß. Sein jetzt zerstörter Fußboden lag um etwa 1 5 cm tiefer als die der zu ihm geöffneten Iwane und der Eckräume. Ob und wie der Mittelraum überdeckt war, geht aus dem Befund nicht hervor. Die Öffnungen zum östlichen und westlichen

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Iwan sind in einer letzten Besiedlungsperiode durch rohe, mit Lehm vermörtelte Feldsteinmauern geschlossen worden. Der östliche Iwan und die östlichen Eckräume sind noch nicht freigelegt. Der südliche Iwan ist in seinen Umrissen gesichert. Sein Fußboden ist in die darunter liegenden sasanidischen Gewölberäume gestürzt. Das gleiche gilt auch für den südwestlichen Eckraum, wo beim Einsturz auch die möglicherweise einst vorhandene Trennwand zum Westiwan verschwand. Gut erhalten sind der nordwestliche Eckraum und der nördliche Iwan. Beide sind durch eine Tür miteinander verbunden. Im Fußboden des Eckraumes befindet sich ein Ofen. Eine weitere Tür führt durch die westliche Umschließungswand. Im nördlichen Iwan verbindet eine 1,00 m breite Tür mit Anschlägen aus Stuck die Vier-Iwan-Raumgruppe mit dem nördlich angrenzenden, über P D gelegenen Teil des Hauses. Einige jetzt zerstörte Stufen führten in einen tiefer gelegenen Gang. Nördlich von diesem, wiederum auf höherem Niveau, folgen weitere, noch nicht vollständig freigelegte Räume. Eine Tür in seiner westlichen Stirnwand gibt Zugang zu einer geradläufigen, gewendelten Treppe, die über dem südwestlichen Eckpfeiler von P D in obere Geschosse oder aufs Dach führte. Alle Räume des beschriebenen Hauskomplexes sind mit teilweise noch gut erhaltenen Ziegelfußböden sorgfältig ausgelegt. Es wurden sowohl großformatige, sasanidische Ziegel (29,5 X 29,5 cm), als auch kleinere (21 X 21 cm), aus islamischer Zeit stammende verwandt, in jedem Raum jedoch jeweils nur eine Sorte. Das Mauerwerk, soweit es sich nicht um wiederverwendetes älteres handelt, besteht aus mit Gips vermörtelten Feldsteinen und Ziegeln, letztere vorzugsweise an Ecken und Türlaibungen. Reste von weißem Gips verputz sind erhalten. Im Norden und Osten des freigelegten Gebäudekomplexes scheinen oberflächlich sichtbare bzw. bei früheren Grabungen aufgedeckte Mauerzüge zum besprochenen islamischen Haus zu gehören. Im östlichen

Abb. 37. Nordtor des Tempelkomplexes. Blick nach Westen auf das Ende des Gewölbeganges

Teil des Komplexes muß den Funden nach eine Keramikwerkstatt untergebracht gewesen sein. In einem offenbar die östliche Fortsetzung der Trennwand zwischen der VierIwan-Raumgruppe und dem nördlichen Hausteil mit Treppenhaus bildenden Mauerstück wurde eine nach SSO gerichtete Nische mit kleinen, leicht vorspringenden Zungen gefunden. Die Nische ist mit senkrecht gestellten Ziegeln plattenartig ausgekleidet, die Zungenenden mit blauglasierten Relief platten, ein Rankenband darstellend, verziert. Falls die Nische zu einem Teil des Hauses über PC/PD gehört, was wahrscheinlich ist, und falls die Reliefplatten nicht in zweiter Verwendung hier angebracht sind, würden sie das Haus als zum mongolischen Palast gehörend ins Ende des 13. Jhs. datieren. Gegen diese Datierung spricht die Art des Mauerwerks, das sich stark von dem anderer mongolischer Bauten auf dem

D I E T R I C H

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BAUTEN

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SCHICHTEN

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I s t a i s c t o e s Hanns iialber I H B p C

6 9 3 T A K H T - I S U L E I M A N UND Z E N D A N - I S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64 6 9 4

Takht unterscheidet, sowie die Verwendung von Ziegelfußböden. In mongolischen Räumen sind bislang nur Gipsestriche und Steinplattenbeläge nachgewiesen worden. Daher ist es wahrscheinlich, daß das Haus einer nachmongolischen Periode angehört. xo. Der Ost-Iwan Am Nordende der östlichen Seerandbebauung des Takht-i Suleiman, dem großen West-Iwan genau gegenüberliegend, bezeichnet ein kleiner, isolierter Schutthügel eine dem Trümmermaterial nach offenbar mongolische Ruine 25 . Oberflächlich waren keine Mauerzüge festzustellen und das Gelände, noch heute den Überschwemmungen des Sees besonders ausgesetzt, ist stark versintert; dennoch erschien eine Untersuchung der Ruine wünschenswert. Durch ihre offensichtliche Beziehung zum großen West-Iwan exponiert, mußte sie nicht nur für die mongolische Palastanlage, sondern auch für die sasanidische Bebauung des Plateaus von Bedeutung sein. Durch Schürfungen wurde der Grundriß, soweit wie möglich, geklärt (Abb. 39 und 40); danach hat sich die naheliegende Vermutung, einen mit der großen Westhalle korrespondierenden Gegeniwan zu finden, bestätigt. Der quer zur Tiefenachse gelagerte, rechteckige Baukörper mißt 18,20 X 12,00 m. Die Grundfläche des nach Westen offenen Innenraumes nähert sich einem Quadrat (10,90 m X 9,90 m). Seine starken Seitenwände (etwa 3,70 m) sind durch je eine breite, tiefe Nische aufgelöst (etwa 3,20 m x 2,00 m), die schwächere Rückwand (2,00 m) in Nischenbreite von einer Öffnung durchbrochen. Zu beiden Seiten dieses Durchganges sowie östlich neben den Seitennischen ließen sich, etwa 90 cm über dem Sinterniveau beginnend, flache Eintiefungen in der Wand nachweisen. An einigen Stellen der Innenwände sind Reste eines bis zu 25 cm starken Verputzes erhalten, der alle Unebenheiten des wenig sorgfältig gefügten, kleinformatigen Bruchsteinmauerwerkes — nur in den untersten Lagen der Fundamente wurden bisweilen Hausteine verwendet — zu verdecken imstande war. 25

A A . 1962, 667 u. Plan 2.

Eine Sondage im Ostdurchgang ergab, daß die Fundamente des mongolischen Baues gleichgerichtete, unvermörtelte Bruchsteinfundamente einer vormongolischen Periode überlagern; in tiefere, sasanidische Schichten vorzudringen machte die Versinterung unmöglich (vgl. jedoch die Tiefgrabung oben Sp. 655). Das Fußbodenniveau des Iwans wird etwa 0,70 m unter der jetzigen Oberfläche in der unteren Zone der oberen geschlossenen Sinterschicht gelegen haben. Es ist vom Wasser vollkommen zerstört. Die Schürfungen waren sehr arm an Funden: Neben wenigen Bruchstücken der üblichen mongolischen Baukeramik Reste einfacher Stuckprofile und Stalaktiten, sowie Fragmente von ehemals mit Holzleisten bewehrten Gewölberippen aus Gips, wie sie schon bei der Grabung im Feuertempel gefunden wurden26. Trotz des schlechten Erhaltungszustandes der Ruine und der durch den Sinter beschränkten Grabungsmöglichkeit lassen sich Grund- und Aufriß des Iwans mit einiger Sicherheit rekonstruieren. Daß wir es mit einem tonnengewölbten Iwan und nicht mit einem Kuppelraum zu tun haben, beweisen außer der rechteckigen Raumform die im Gegensatz zur Rückwand verstärkten seitlichen Widerlagerwände. Wie der rückwärtige Durchgang dürften auch die Nischen in den Seitenwänden von flachen Wandvertiefungen gerahmt gewesen sein. Nach dem im Grunde gleichen Prinzip ist, wie am West-Iwan, die Fassade geschmückt zu denken (Abb. 40). Ganz ähnliche Raum- und Wandgliederung zeigt eine Reihe von Bauten aus der Il-Khanidenzeit; die meisten sind im Gebiet von Isfahan gelegen. Bei der Mehrzahl von ihnen ist jedoch das Motiv der von flachen Wandeintiefungen flankierten Nischen in quadratischen Kuppelräumen, meist Grabbauten, angewendet27. Fast den gleichen,

26

AA. 1961, 35. z. B. Natanz, Grab des Sheikh Abd asSamad (1307/8), A. Godard Athar-é Iran 1, 1936, 83ff. Abb. 64. Ashtardjan b. Isfahan, Imamzade Rabi'a Khatün (1308), D. N. Wilber, The Architecture of Islamic Iran (1955) 138. Azadan b. 27

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DIETRICH

HUFF

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T A K H T - I S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64

nur in der Tiefenachse verdoppelten Grundriß hat dagegen der Iwan vor dem Grab des Sheikh Amu Abd Allah am Stadtrand von Isfahan, bekannt durch seine später hinzugefügten »schwankenden Minarette«28. E r wird ins 2. Jahrzehnt des 14. Jhs. datiert und steht damit dem Ost-Iwan des Takht-i Suleiman auch zeitlich nicht allzufern. Istanbul

Dietrich Huff

B. D i e m o n g o l i s c h e n B a u t e n Während der Kampagne 1963 konnten auch die Bauten des mongolischen Seepalastes weiter untersucht werden und zwar durch Schürfungen an der West- und Ostseite der Seeumrandung nebst ihren Arkaden und durch eine größere Freilegung an der nordwestlichen Seite zwischen Feuertempeliwan und großem Westiwan. 1. Die Seearkaden Die schon früher mit einiger Berechtigung angenommenen Arkaden auf den Seeseiten der Palastbauten können durch den Neufund von 1 1 Pfeilern zusätzlich zu den schon bekannten 3 Pfeilern 29 sicher ergänzt werden (Abb. 41). Arkadenpfeiler sind bisher auf der Ost-, der West- und der Nordseite der Seerandbebauung nachgewiesen. E s ist auch gelungen den ungefähren lichten Abstand der Pfeiler mit etwa 3,50 m innerhalb einer Arkadenreihe zu bestimmen, wenngleich die Schürfungen ergaben, daß die Pfeilerabstände zum Teil schwanken und vor einigen Räumen der Palastbebauung mit ungefähr 5,50 m beträchtlich größer sind. Auf den West- und Ostseiten des Seepalastes stehen die Pfeiler etwa 3 m vor der Flucht der Palasträume, auf der Südseite werden sie etwa 3,50 m vor der Arkadenrückwand vermutet. Die Pfeiler sind bis auf die Eckpfeiler in der SüdwestIsfahan, Masdjid-i Gunbad (1364), Wilber a. O 185 Abb. 58. Isfahan, Grab des Khwadja Sa'ad (1365), Wilber a. O. 185 Abb. 60. 28 Wilber a. O. 152 ff. Abb. 1 1 7 — 1 1 8 Fig. 32 und 33. 29 A A . 1962, 668 Plan 2.

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und in der Südostecke des Palastes mit 1,90 X 1,90 m quadratisch und in der unteren Lage aus großen Steinen und Quadern30, darüber aus dem für die mongolische Zeit auf dem Takht typischen Bruchsteinmauerwerk errichtet. Auf der Südseite ist eine Untersuchung der Pfeiler durch die starke Versinterung der heutigen Oberfläche sehr erschwert. Durch das Vorhandensein des südwestlichen Eckpfeilers und des Anschlusses am Südiwan ist eine dazwischenliegende Arkadenreihe als sicher anzusehen und eine Grabung nicht notwendig geworden. Nach den bisherigen Ergebnissen läuft der westliche Arkadengang gegen den großen Westiwan, der östliche Umgang hingegen hinter dem neugefundenen Ostiwan (s. oben) weiter, um wahrscheinlich um diesen herumlaufend in den Nordumgang einzumünden. Der Ostiwan liegt also vor der übrigen Palastbebauung, durch die Arkadenumgänge isoliert, in der Nordostecke des großen Seehofes und steht ungefähr auf dem entsprechenden sasanidischen Iwan. Die Ursache für die nach Osten zurückgenommene Flucht der mongolischen Bebauung dürfte in einer Veränderung (Abbrechen) des östlichen Seeufers zu suchen sein. 2. Westflügel des Seepalastes Im westlichen Trakt des Seepalastes wurden die Räume, die nördlich an den Kuppelbau 31 anschließen, untersucht. Es konnten, da eine größere Schuttbeseitigung nicht möglich war, nur die Mauerzüge verfolgt werden. An den Kuppelbau mit seinen drei iwanartigen Seitenräumen grenzt im Norden ein sehr schmaler und mehrfach gebrochener Korridor (Abb. 41). Er bildet einen Durchgang vom Seehof und dessen Arkaden zum Westteil des Takht-Plateaus einerseits und von dem Kuppelbau zum nördlich davon gelegenen 10,50 m x 7,50 m großen Raum in der Achse des Palasttraktes (Abb. 42, A) andererseits. Die westliche Außenmauer des Saales verstärkt sich laufend nach Norden hin von 1 , 1 0 m auf 1,75 m. Nördlich schließt wiederum ein 30 31

A A . 1964, 54 Abb. 25. Vgl. A A . 1962, 668 Plan 2.

Abb. 41. Takht-i Suleiman, Gesamtplan

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TAKHT-I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T

Abb. 42. T a k h t - i Suleiman, mongolische B a u t e n ,

schmaler Verbindungsraum an, auf den ein zwölfeckiger Bau als nördlicher Abschluß des Traktes folgt. E r ragt nach Osten und nach Westen über die Fluchten der anderen Palasträume vor und die Art der Anfügung an die rechteckigen Räume erklärt die nach Norden hin wachsende Mauerstärke der Westwand des Saales. Der Zwölfeckbau hat innen 9,75 m lichte Weite, das größte Außenmaß, von West nach Ost gemessen, beträgt 12,90 m (Abb. 42, A). Auf jeder Seite des Zwölfecks liegt ein 1,60 m weiter Durchgang. Auf der südwestlichen und auf der südöstlichen Seite, neben der im Süden gelegenen Verbindungstür zum Palasttrakt, sind anstelle von Durchgängen 90 cm tiefe Nischen angelegt. Die Tür auf der Südseite ist etwas schräg eingezogen, um die Achsenverschiebungen zwischen dem Zwölfeckbau und dem Saalbau auszugleichen. Die verbleibenden Wandstücke der Außenmauer bilden 1,57 m starke Pfeiler (radial gemessen), die auf einem umlaufenden Bankett aus großen Quadern ruhen. Die Pfeiler selbst sind in Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Im Nordwesten des Baues sind noch zwei Pfeiler mit Verputz bis zu einer Höhe von 2 m erhalten. Der Bau konnte wegen der

1963/64

702

Einzelpläne

bis zu 4 m hohen Verschüttung nicht im Innern freigeräumt, aber rundum freigelegt werden, ebenfalls die beiden gut erhaltenen nordwestlichen Pfeiler und der südwestliche Verbindungspfeiler zum Palasttrakt. Grundrißform und Pfeilerstärke lassen die Annahme eines zwölfseitigen Zeltdaches, einer Holzkuppel, wenn nicht sogar einer steinernen Kuppel zu, auf die die großen Schuttmengen und GewölbeStuckreste schließen lassen. Der Bau ist der Abschlußpavillon des westlichen Palasttraktes und liegt an der Stelle, von der man, an den umfangreichen Baumassen des sasanidisch-mongolischen großen Westiwans vorbei, den schönsten und freiesten Blick über das Takhtplateau hinweg auf die Talniederung und zum Zendan hin hat. Die Aneinanderreihung verschiedenartiger Räume zum westlichen Palasttrakt und der Abschluß nach Norden durch einen Pavillon bestärken mich in der schon früher 32 geäußerten Vermutung, in dem westlichen Trakt den Wohnteil (Harem) des Palastes zu sehen, der von den in (bzw. zwischen und über) den alten sasanidischen Bauten auf der Nordseite des Sees gelegenen Repräsentationsräumen getrennt und mit 32

AA. 1962, 669.

7°3

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ihnen nur durch die westliche Seearkade verbunden wird. Die Rückwand dieser Arkade wurde bis zu ihrem Anschluß an den Westiwan freigelegt. Innerhalb der Arkade steigt eine Treppe zum mongolischen Obergeschoß des südlichen Seitenschiffes des Iwans auf, deren oberste 3 Stufen gerade noch ausgegraben werden konnten. 15 m südlich des Iwans geht eine starke Mauer von der Arkadenrückwand nach Westen ab, die wohl die südliche Begrenzung der gesamten Iwananlage, mindestens in mongolischer Zeit darstellt, aber noch nicht weiter verfolgt werden konnte. 3. Untersuchungen an dem großen Westiwan Auf der Westseite der großen Iwananlagen wurde versucht, die sasanidische Westbegrenzung zu bestimmen (C 3—4/d xo). Dabei wurde auf etwa 10,50 m Länge eine aus wiederverwendeten Steinen sehr dürftig zusammengefügte Mauerfront aus mongolischer oder nachmongolischer Zeit freigelegt. Diese Mauer drohte aber alsbald einzustürzen, so daß die Arbeiten ergebnislos abgebrochen werden mußten. Die Mauerfront ist auf dem Plan (Abb. 38) als mongolisch bzw. nachmongolisch, parallel zur angenommenen sasanidischen Iwan-Westbegrenzung eingetragen. Sie schien im Norden durch eine, allerdings sehr stark zerstörte Mauerecke begrenzt gewesen zu sein. Mehr Erfolg war Schürfungen auf der Nordseite des nördlichen Seitenschiffes des großen Iwans beschieden. Dort konnte eine mongolische Bruchsteinmauer, die auf der sasanidischen Außenmauer des Seitenschiffes steht, bis zu einer Ecke kurz vor der großen östlichen Iwanöffnung verfolgt werden. Damit dürfte die Länge der Seitenschiffe über die in AA. 1964 Plan 2 vermutete Ausdehnung hinaus auf mindestens je 25 m, höchstwahrscheinlich aber in sasanidischer Zeit auf die volle Längenausdehnung des Hauptschiffes (27 m) anzunehmen sein. In Plan 1 ist die Iwananlage entsprechend ergänzt worden. Der Westiwan hätte dann in sasanidischer Zeit eine dem Feuertempel entsprechende Fassade gehabt.

KLEISS

704

4. Mongolisches Gebäude in der Nordwestecke des Seehofes Während in sasanidischer Zeit der Feuertempelkomplex in direkter Verbindung zur Iwananlage stand, wie die letzten Grabungsergebnisse ergaben, stand in mongolischer Zeit die nordwestliche Seeuferbebauung, abgesehen von den Arkaden, nicht in unmittelbarer baulicher Verbindung zum Iwan, sondern war mindestens durch einen Durchgang oder ein Gäßchen getrennt vom Westiwan und dem wiederbenutzten ehemaligen Feuertempel-Iwan. Der Bau (s. Abb. 41. 42, B. 43) nimmt ein Rechteck von 23 x 14,50 m Größe ein. Er zeigt glatte Mauerfronten mit Ausnahme von zwei Pfeilern an der Westseite, einem Einsprung an der Südostecke und schwachen pilasterartigen Vorlagen ebenfalls an der Südostecke und an der Nordostecke. Eine eingehende Baubeschreibung mit der Vorlage entsprechender Pläne und Fotos bleibt der späteren umfassenden Veröffentlichung vorbehalten. Hier wird der Bau nur im Schwarzplan vorgelegt (Abb. 42, B). Das Gebäude zeigt, abgesehen von den späteren Benutzungsspuren der Ruine, zwei Bauphasen. Ursprünglich scheint nur ein rechteckiger Saalbau von 20,50 x 13 m Innenweiten bestanden zu haben, dessen zum See hin gelegene Südmauer auf der sasanidischen südlichen Abschlußmauer des Pfeilersaales PA stand (s. Sp. 662 und Abb. 1). Möglicherweise geht dieser Saalbau bis in die abbasidische Zeit zurück. Im 13. Jh. wurde in diesen einfachen Saalbau ein sehr harmonisch angelegter genau quadratischer (9,50 x 9,50 m) Zentralraum mit iwanartigen Seitenräumen im Westen, Osten (je 3,85 X 5,50 m) und Norden (4,10 X 4,70 m) und einem bis zur einfachen Nische (1,50 X 4,00 m) verkümmerten Eingangsiwan auf der Südseite eingebaut. Für den nördlichen Iwan war dabei eine rechteckige Erweiterung über die nördliche Flucht hinaus in den angegebenen Massen notwendig. Die Südwand des Baues wurde etwas nach Norden zurückgenommen und neu errichtet. Sie weist neben der großen Eingangsnische zwei kleine Nischen (je 1,60 X 1,20 m) auf, denen an der Nordwand zwei gleichbreite Fensternischen entsprechen.

7 0 5 T A K H T - I S U L E I M A N UND ZENDAN-I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64 7 0 6

Von Süden, aus dem 3,90 m breiten Arkadengang, wird das Gebäude durch eine 1,20 m breite Tür erreicht. Eine zweite Tür befindet sich in der Ostwand und liegt genau in der Achse der Durchgänge durch die Pfeiler des mongolischen FeuertempelIwans. Alle anderen Öffnungen in den Außenmauern sind Fenster, die Westwand zeigt keine Öffnungen. Aus dem Zentralraum und aus den Iwanen werden vier Eckräume durch Türen erschlossen. Im Norden messen diese Räume je 2,60 x 4,50 m, im Süden je 3,30 x 4,50 m. Diese Raumgruppierung wurde durch Einbau von Wandvorlagen und pfeilerartigen Wandstücken in den vorhandenen Saalbau erzielt. Die entsprechenden Fugen sind in jedem Fall deutlich sichtbar gewesen. Der Zentralraum und die iwanartigen Raumerweiterungen sind mit sauber rechteckig geschnittenen und geschliffenen Kalksteinplatten ausgelegt, die allerdings sehr unterschiedliche Abmessungen zeigen und in der Breite von 30 bis 63 cm und in der

Länge von 45 bis 80 cm schwanken (Abb. 44- 45)Die Platten sind 7 cm stark und haben abgeschrägte Kanten. Sie sind in ein festes Mörtelbett verlegt. In den angegebenen Räumen ist dieser Plattenbelag zu etwa zwei Drittel ausgeraubt, aber in der Mörtelbettung noch sehr gut sichtbar gewesen (Abb. 46). Im Zentralbau war noch eine zusammenhängende Fläche des Plattenbodens erhalten, allerdings in der Mitte des Raumes durch abgestürzte Mauerteile eingedrückt und stark zerschlagen. Die vier Eckräume hatten Kalksteinestrichfußböden, die zum größten Teil noch sehr gut erhalten waren. Die westliche, östliche und nördliche iwanartige Raumerweiterung lag etwa 37 cm höher (Abb. 46) und die 4 Eckräume etwa 15 cm höher als der Zentralraum, ebenfalls die Nischen auf seiner Südseite und die Fensternischen auf seiner Nordseite. Das Niveau des Zentralraumes geht auf der Südseite bis in die Türnische weiter. Die Schwelle liegt 15 cm

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Abb. 44. Mongolisches Gebäude, Blick von Norden in den Zentralraum und zum Eingang

höher (Abb. 46). Es wurden keinerlei Hinweise auf einen Wasserabfluß im Zentralraum gefunden, weswegen dieser Raum als überdacht zu denken ist. Aus dem gleichen Plattenmaterial wie die Fußböden war eine untere, mindestens 30 cm hohe Sockelzone gebildet, die an einigen Stellen noch in situ erhalten war. Darüber folgte die übliche mongolische Kachel-Wandausschmückung. Und zwar waren alle bisher vom Takht bekannten Arten 33 mehrfarbig bemalter und einfarbiger, glatter und reliefierter Baukeramik vertreten, wie der ungestörte Fundkomplex ergab. Über der gekachelten Zone folgten dann wahrscheinlich in den obersten Wandteilen und in den Raumeindeckungen Stuckierungen, wie Architekturbruchstücke und Reste flächiger Stuckierungen mit pflanzlichen Motiven 33 Vgl. Takht-i-Suleiman, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1959, hrsg. v. H. H. v. d. Osten f und R . Naumann = Teheraner Forschungen I 1961, im folgenden: Teher. Forsch. I Taf. 48b und c; AA. 1961, 5 1 I Abb. 1 1 a—d.

andeuten. Die Wände waren im Innern bis maximal 3 m hoch erhalten. Sämtliche Räume müssen auf Grund der Fußbodenverhältnisse überdacht gewesen sein, zur sicheren Regenwasserableitung müssen die Dächer und damit auch die Innenräume in der Höhe von den Eckräumen über die iwanartigen Seitenräume zum Zentralraum hin allmählich ansteigen. Ausdehnung und Stärken der Begrenzungsmauern lassen an Tonnen über den iwanartigen Seitenräumen des Zentralraums denken. Die Seitenansichten des Zentralraumes wurden also auf allen 4 Seiten völlig übereinstimmend aus einer großen und zwei flankierenden kleinen Bogenöffnungen gebildet. Die Seiten stoßen mit den kleinen Bogen (Türen, Nischen oder Fensternischen) aneinander. Die Deckung des Zentralraumes kann, in Holz ausgeführt, als pyramidales Zeltdach, über die Dachfirsten der umliegenden Räume erhoben — und dadurch 'basilikale' Beleuchtung des Zentralraumes ermöglichend —, gedacht werden. Wahrschein-

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Abb. 45. Mongolisches Gebäude, Bodenplatten am Südeingang, rechts die Türschwelle

Abb. 46. Mongolische Gebäude, östlicher Seitenraum

licher ist die Eindeckung durch eine massive Kuppel mit einer Tambourzone, wie sie auch auf dem Plan angenommen ist (Abb. 42, B). In den Ecken des Zentralraumes wurden im Schutt Reste von Stalaktiten gefunden, die aber so stark zerstört waren, daß über die Art ihres Aufbaues nichts Genaues ausgesagt werden kann. In der Mitte

des Zentralraumes war der Plattenbelag bzw. seine Mörtelbettung fast kreisförmig durch herabgestürzte Mauerteile eingedrückt (Abb. 47). Die Kreisform dieser Eindruck-Zone wurde nur durch einen teilweise darunter liegenden Pfeiler der sasanidischen Anlage PA (s. Sp. 663) gestört. Der Gedanke liegt nahe, daß diese

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Abb. 47. Mongolisches Gebäude, eingedrückter Fußboden im Zentralraum

Eindrückung vom Einsturz des Kuppelringes herrührt. Das Gebäude muß auf Grund seiner Fußbodengestaltung, die einem offenen Hof widerspricht, da kein Wasserabfluß möglich ist, überdacht gewesen sein. Bei dem quadratischen Grundriß des Mittelraumes und der exponierten Lage des Gebäudes im Palastbereich kann an die etwas aufwendigere Raumform, die durch eine Kuppel gegeben ist, gedacht werden. Eine Kuppel mit 9,50 m lichter Weite ist auch bei dem vorliegenden Wandund Strebesystem durchaus möglich. Durch Funde ist die Funktion des Gebäudes nicht erwiesen, sicher aber gehört der Bau zum repräsentativen Palastteil. Der Bautyp ist auf dem Takht öfter vertreten, und zwar im sogenannten Vier-Iwan-Bau auf der Südwestecke des Seepalastes, im Kiosk bei Turm 16 und im Kiosk bei Turm 30 der Takht-Mauer. Vor dem Bau zieht sich die wohl überdeckte Arkade zwischen dem mongolischen Iwan südlich des ehemaligen Feuertempels und dem Westiwan hin (Abb. 43). 5. Ostflügel des Seepalastes Auf der Ostseite des Seepalastes begann D. Huff den langgestreckten Schutthügel,

der den Takht bedeckt, in Verlängerung des schwedischen Suchgrabens 1961/62 zu schneiden (Abb. 41). Dabei kamen sehr stark zerstörte Mauerteile zutage. Nach Abschluß der eigentlichen Grabung wurde noch eine kleinere Untersuchung durchgeführt. Dabei ergab sich das in Abb. 42, C vorliegende Bild. Aus den wenigen angegrabenen Mauerzügen und den Arkadenund Innenpfeilern läßt sich ein von einem Umgang umschriebener quadratischer Mittelraum ergänzen, der eine Kuppel von 7 m lichter Weite getragen haben kann. Die schwankenden Zwischenräume der Arkadenpfeiler scheinen auf einen solchen Bau Bezug zu nehmen. Innerhalb des quadratischen Raumes wurden größere Stalaktitenreste gefunden. 6. Mongolisches Kapitell In der Feuertempelgrabung wurde nordwestlich des Feuertempels über der Ostmauer des sasanidischen Korridors, der den Feuertempelkomplex von der westlich des Tempels gelegenen sasanidischen Bebauung trennt (C io/d4), ein Kapitell aus weißund grau-geädertem roten Marmor in Schuttlage gefunden (Abb. 48), das in die mongolische Zeit zu setzen ist. Es erinnert

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an die großflächigen Stalaktitenformen, wie sie etwa am großen Westiwan auftreten und zeigt gewisse Ähnlichkeit zu gleichzeitigen Kapitellformen in Westeuropa. 7. Viersäulenbau nördlich des Feuertempels Bei der Untersuchung des sasanidischen Pfeilerhofes nördlich des Feuertempels wurde im Bereich der von D. N. Wilber so genannten »Parthian Structure A«34 eine Säulenbasis in situ gefunden (Abb. 50). In kleineren Schürfungen wurde nach Abschluß der Feuertempelgrabung der Innenraum des Gebäudes untersucht und dabei konnte eine zweite Basis, die sich ebenfalls noch in situ befand, freigelegt werden. Zusammen mit der noch im Gelände erkennbaren Nordwestecke des Gebäudes ergab sich der in Abb. 49 wiedergegebene Befund und die danebenstehende Ergänzung. Das Gebäude mißt außen etwa 12 X 12 m, die Säulenstellung umschließt ein Quadrat von 2,25 m (in Basishöhe gemessen). Eine dritte Säulenbasis und drei Säulentrommeln (58 cm Durchmesser) wurden in Sturzlage gefunden. Diese Basis und eine Trommel sind im Hof des Grabungshauses aufgestellt worden, eine zweite Trommel (1,14 m lang) ist wieder auf die in situ gefundene südwestliche Basis gesetzt worden (Abb. 50). Die nordöstliche Basis ist sehr stark verwittert. Die Basen stehen auf einem vierschichtigen Fundament aus offenbar wiederverwendeten sasanidischen, gebrannten Ziegeln, das wiederum auf einer Lage Steine ruht, die in die angeschütteten oder angeschwemmten Lehmschichten der Füllung des ehemaligen sasanidischen Pfeilerhofes gebettet ist. Wie i960 bereits bei der »Parthian Structure B«, dem mongolischen Bau mit den ornamentierten Türgewänden (Abb. 41 C 3—4/e 8—g) 35 ist auch hier der parthische Ursprung durch das Untersuchungsergebnis auszuschließen. Beim vorliegenden Bau ist die Umdatierung noch weitgehender als bei dem zweiten genannten Gebäude. Der vorliegende Bau kann aus der Schichten34 35

Wilber, Antiquity 12, 1938, 389ff. Abb. 1. 2. Kleiss, A A . 1961, 5 3 f f . Plan 1.

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Abb. 48. Mongolisches Kapitell

abfolge heraus nicht einmal mehr in die mongolische Hauptbauzeit des 13. Jhs. eingeordnet werden, als der Besiedlungshorizont noch tiefer lag, wie die mongolischen Funde und Umbauten an der sasanidischen Anlage zeigen. Unser Bauwerk, das bedeutend schlechter ist als der Bau auf der Westseite des Takht und offenbar mit wiederverwendeten Rotsandsteinbasen- und Säulentrommeln errichtet ist, kann nur aus nachmongolischer Zeit stammen und dürfte eine Nachahmung des mongolischen Baues mit den ornamentierten Türgewänden darstellen. Das Beispiel zeigt, wie dieser Bautyp durch weite Zeiträume lebendig

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ERGÄNZUNG

Abb. 49. Nachmongolisches Gebäude über dem sasanidischen Hof nördlich des Feuertempels

bleibt und daß mit dem bloßen Grundriß eine sichere Datierung unmöglich ist. Schließlich sind noch Säuberungs- und Planierungsarbeiten im mongolischen Bau mit den ornamentierten Türgewänden, die Aufstellung der drei noch erhaltenen Säulenbasen und einer Trommel über den alten Fundamenten im Innern des Gebäudes und die Ergänzung der fehlenden östlichen Türwand und der Südwestecke zu erwähnen. I I . D I E GRABUNGEN A U F DEM ZENDAN-I SULEIMAN

Abb. 50. Viersäulenbau nördlich des Feuertempels, Säulenbasis in situ mit wiederaufgesetzter Trommel

Nach Abschluß der Untersuchungen auf dem Zendan kann der endgültige Grabungsplan (Abb. 51) vorgelegt und erläutert werden. Im Jahre i960 ist der Zendan mit seiner näheren Umgebung von den Herren Erwes und Podolsky vermessen worden, die dann 1962 einen Höhenschichtplan vorlegten. Abb. 5 1 ist ein Ausschnitt aus diesem Höhenschichtplan, in den der Grabungsbefund eingezeichnet ist. Alle schwarz bzw. schraffiert angelegten Mauerteile sind noch erhalten. Die Schraffuren in den

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Räumen 1, 5, 9, 13, 17, 20, 23, 26, 29, 32, 36, 39, 42, 45, 46, 48, 57, 58, 59, Ni, N2 geben Steinhinterfüllungen an. Alle punktiert angegebenen Mauerflächen stellen Ergänzungen dar. Die innerhalb der Höhenlinien um den Kraterrand herum gelegenen, punktierten Flächen geben die Zone des offenliegenden Felsbodens an. Bei dem vorliegenden Ergebnis war eine Neunumerierung der Räume notwendig, da die sog. NO- und NW-Anlage nicht länger als isoliert gelegene Komplexe36 angesprochen werden können. Die 1959 für die damals bekannte Strecke der Kastenmauer gewählte Numerierung nach Vorsprüngen und flankierenden Räumen läßt sich bei dem jetzt vorliegenden Befund nicht mehr konsequent für die gesamte Mauerlänge anwenden. Aus diesen Gründen ist eine neue, durchlaufende Zählung, in erste und zweite Periode getrennt, eingeführt worden. 1. Erläuterung des Plans (Abb. 51) Am Hang des Berges, unterhalb des Südtores (Raum 34), sind 1961 fünf kleine Grabungsflächen (PL 1—5) angelegt worden, die keine Baureste zeigten37. Ebenfalls keinerlei Mauerspuren ergaben 1964 die Schnitte B, C, F, G, H und J. Die in den Schnitten F und G angegebenen Steinsetzungen sind die Reste der verschiedenen Perioden der Aufwege, über die noch im einzelnen zu sprechen sein wird. Dieser Befund macht es sicher, daß der Berghang unterhalb des Mauerkranzes auf allen Seiten nicht bebaut war. Unterhalb des Mauerringes fällt der Berghang auf allen Seiten im etwa gleichen Neigungswinkel von rund 250 verhältnismäßig sanft ab und ist nur im Nordwesten von der Bruchkante der Sinterrippe unterbrochen. Auf der nördlichen Hälfte der Bergzone, oberhalb des Mauerringes und zwar von Nordwesten über die Nord- und die Nordostseite bis nach Südosten beträgt der Neigungswinkel 50° und mehr. Mit seiner höchsten Stelle auf der Nordseite ( + 2219,0 m über Meereshöhe) liegt der Kraterrand etwa 110 m 33 H. Oehler—S. Zachrisson, Teher. Forsch. I, 71 ff. Plan 4. 37 Oehler, AA. 1962, 686.

23 A A . 1965

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über der näheren Umgebung. Der südliche Kraterrand ist, sicher schon vor der Errichtung der Bauten, in 14 m Mächtigkeit in das Kraterinnere abgebrochen und erreicht heute eine Höhe von +2204,9 m. Der Mauerring der 1. Periode liegt bei etwa + 2175 m, die Nordmauer bei etwa + 2160 m. Die größten Abmessungen des Kraterrandes betragen von West nach Ost gemessen 73 m und von Nord nach Süd gemessen 64 m. Es ergibt sich damit eine leicht ovale Form des oberen Kraterrandes. 2.

Der

Mauerring der ersten Periode (Räume 1—63) Die natürliche Beschaffenheit des Berges beeinflußte die Gestaltung der Bauanlage in deutlich ablesbarer Form. Die gleichmäßige Neigung auf dem Südhang, von der Sinterrippe im Nordwesten (Raum 1) bis zum Osttor (Raum 44), ermöglichte die architektonisch entwickelte Form einer in bestimmten Abständen (im Durchschnitt alle 15 m) vorspringenden Kastenmauer 38 . Hierbei sind die 'Kästen' nicht mit Erde angefüllt, sondern regelrechte Räume, die zum Teil (in den Räumen: 22, 25, 27, 31, 32» 33» 38 und 43) sogar durch Türen zugänglich gemacht sind. Kanäle zum Durchlassen des Oberflächenwassers wurden in den Räumen 18, 21, 24, 27, 28, 30, 33, 38, 41 und 43 gefunden. Die Raummauern sind im Durchschnitt 1,20 m stark, und ihre Bruchsteinkonstruktion ist als Unterbau eines in Lehmziegeln errichteten oberen Geschosses anzusehen. Vor der Mauer lief eine ihren Vor- und Rücksprüngen folgende Vorterrasse, die aus der Ferne gesehen wie ein Sockel der Hauptmauer wirkt 39 . Sie hat keine Verteidigungsfunktion. Die Vorterrasse könnte sogar einem Gegner als Angriffsfläche dienen und damit eine Verteidigung der Hauptmauer gefährden. Vielleicht war sie als umlaufender Prozessionsumgang gedacht. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß die Vorterrasse als Arbeitsplattform diente, einmal bei der Errichtung und später zur Pflege der Hauptmauer. Die Höhenentwicklung von Vorterrasse, Kasten38 39

A A . 1962 Plan 3 n. Sp. 692. A A . 1961, 63 Abb. 16.

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WOLFRAM

mauer und Hochterrasse versucht die Rekonstruktion Abb. 52 anzudeuten. Zwischen den Räumen 1 und 43 sind 1 3 Vorsprünge, das Westtor (Raum 3) und das Südtor (Raum 34) festgestellt worden. Nördlich von Raum 43 folgt eine ganz anders geartete Raumfolge, die aber einheitlich mit dem Mauerzug 1 bis 43 errichtet ist. Durch einen Rücksprung der Mauerfronten ist Platz für eine Torkammer (Raum 44) geschaffen, vor der auf der Außenseite eine Terrasse in dem durch den Rücksprung gebildeten Mauerwinkel liegt. Diese Torterrasse wird von der Vorterrasse aus über eine noch gut erhaltene neunstufige Rundtreppe erreicht (Abb. 54), die durch einen geraden Treppenlauf im Bereich der Torterrasse verlängert wird. Von der Vorterrasse führte abermals eine noch in Resten erhaltene Rundtreppe hinab zum oberen Ende einer zur 1. Periode gehörenden, durch Steinsetzungen befestigten Serpentine (Abb. 53a). Es handelt sich hierbei um das obere Ende des von Norden den Hang hochführenden Aufweges, von dem noch weiter unten gesprochen werden wird. Innerhalb der Torkammer überwinden weitere Stufen den Niveauunterschied (Abb. 55 und 56). Das Osttor ist der Hauptzugang der gesamten Zendananlage. Es befremdet nicht, daß dieser Hauptzugang zum Zendan über den Aufweg von Norden, d. h. von der der Hochterrasse abgelegenen Seite, erfolgte. Im Norden und im Nordwesten des Zendan erstreckt sich das Saruq-Tal, in dem zur Zendanperiode gehörende Siedlungen zu suchen sind. Der Zendan selbst liegt nicht in der Mitte des von diesem Tal gebildeten Kulturraumes, sondern an seiner Südostseite. Die Torkammer 44 hatte versetzte Türen. Wahrscheinlich lief von Raum 44 ein schräg ansteigender Weg durch das Gebiet zwischen dem Osttor und der Hochterrasse und weiter über den engen, abgearbeiteten Felstreppenweg, zwischen dem Steilanstieg des Kraterrandes und dem Hof, zur Plattform der Hochterrasse. Am Osttor sind Reste einer Packlage dieses Weges 1964 gefunden worden. Nordwestlich der Torkammer 44 liegt terrassenförmig am ansteigenden Berghang die Raumgruppe 45 bis 47, von der sich der

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Raum 47 an den Steilanstieg des Kraterrandes anlehnt. Die Räume 45 und 46 waren jeweils durch eine Tür von dem südlich liegenden Gebiet zugänglich. Möglicherweise war schon in der ersten Periode dieses Areal, entsprechend der späteren Bebauung, durch kleine Stützmauern in Terrassen aufgeteilt, von denen aus man die Räume 45 bis 47 betreten konnte. Nach Norden grenzt an die Raumgruppe 45 bis 47 ein unregelmäßig geschnittener Raum 48, dessen Nordseite und damit der Anschluß an die nach Norden weiterlaufende Flucht von Räumen zerstört war. Die darauf folgenden Räume 49 bis 56 sind durch das Abgleiten der Mauern auf der sehr starken Neigung des Berghanges erheblich zerstört, jedoch konnten sie aus den noch vorhandenen Resten von ein bis zwei Schichten Bruchsteinmauerwerk ergänzt werden. Die vor der Kastenmauer verlaufende Vorterrasse geht über das Osttor hinaus weiter bis vor den Raum 52. Ein schmaler Zwischenraum trennt sie dann von einer noch gut erhaltenen Terrasse, die sich vor einer 'Nische' vor dem Raum 53 erstreckt. In dieser 'Nische' wurde ein 1 , 1 0 X 1,10 m großes Podest aus Bruchsteinen, das vor dem schräg ansteigenden Sinter steht, freigelegt. Die Terrasse ist isoliert, der Zugang von der Vorterrasse der Zendanummauerung ist nicht ohne weiteres möglich, und auch von Raum 53 ist kein Durchgang vorgesehen. Sollte es sich bei dem Podest nicht um die Reste eines Pfeilers handeln, der eine Überdachung der Nische vor Raum 53 trug, was aber sehr unwahrscheinlich ist, könnte das Podest der Rest eines Altars gewesen sein und würde der Terrasse eine kultische Bedeutung geben. Die Räume 55 und 56 sind neben den Räumen 2, 3, 6 und 48 die durch Abrutschen der Mauern am stärksten zerstörten Räume der Südmauer. Die Räume 57, 58 und 59 sind identisch mit der sog. Nordostanlage. Sie liegen aber nicht, wie früher angenommen, von der übrigen Bebauung isoliert und bilden keine Terrasse, sondern sind ein Bestandteil der Raumfolge 1 bis 59. Als nordöstlicher Abschluß der Südmauer sind sie an den

7 2 1 TAKHT-I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN, GRABUNGSBERICHT 1963/64

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OSTTOR BEFESTIG

URSPRONGL • • E S I

I

BEBAUUNG:

E I N - UND

ANBAUTEN:

BEFUND

x m EINBAUTEN

ERGÄNZUNG

HIU ANBAUTEN (NORDMAUER)

STEIN-HINTFRFOLLUNG

ZENDAN-I-SULEIMAN

(SIEDLUNG)

'S';. FREILIEGENDER

,

FELS

GESAMTPLAN

Abb. 5 1 . Zendan-i Suleiman, Gesamtplan

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ï

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Abb. 53 a und b. Gesamtanlage des Osttores: a. in der ersten Periode; b. in der zweiten Periode

Steilanstieg des Berghanges gebaut. Die Länge der Zendanummauerung von Raum 1 bis Raum 59 beträgt 400 m. Dann folgen rund 70 m steile Bergwand (zwischen den Räumen 59 und 60, im Höhenschichtplan leicht punktiert), die ein Weiterführen der Ummauerung in gleicher Höhe wie am Osthang nicht erlaubte. Die Räume 60 bis 63 mit einer Gesamtlänge von 65 m heben sich in der Art ihrer Anlage deutlich von der Kette der Räume 1 bis 59 ab, sind aber gleichzeitig mit diesen entstanden. Raum 60 ist kein Raum im eigentlichen Sinn, sondern eine starke Terrassenmauer, auf der wahrscheinlich ein Bauwerk errichtet war. Diese Terrassenmauer läuft weiter in den Räumen 61 und 62. In letzterem war in den Felsuntergrund eine Zisterne eingearbeitet, die unter Umständen zur zweiten Benutzungsperiode gehört. Ein bemerkenswertes Bauwerk ist Raum 63. E r wird von einer zwischen 3,90 und 5,50 m breiten Mauer zum Abhang hin, einer 2 m starken Mauer zum Raum 62 hin und auf den beiden restlichen Seiten von Felsen gebildet. Auf

diese Weise entsteht ein 23,5 X 9 m großes, offenes Becken, in das zwei der großen Aufbruchspalten des Berges münden. Die starke Sperrmauer ist aus einzelnen massiven Blöcken aus Bruchsteinmauerwerk zusammengesetzt. Ein in der Mitte des Beckens gezogener Schnitt von 7 m Länge und 2 m Breite hat, wie erwartet, keine Gebäudereste ergeben. Das Becken ist als ein großes Wasserreservoir anzusehen. Die sehr starke Sperrmauer ist durch ihre Auflösung in Baublöcke rissebeständig und widerstandsfähig gegen mögliche Erdstöße und starken Wasserdruck. E s wurden keine Versinterungsspuren an den Mauern festgestellt, daher kann an ein Regenwasserreservoir gedacht werden. Durch die gemeinsame Vorterrasse wird zwischen der bisher Nordwestanlage genannten Raumgruppe 60 bis 63 und dem Raum 1 die Verbindung hergestellt. Der stets auf gleichem Niveau bleibende Bebauungsring der ersten Periode ist damit rund 465 m lang. Dazu kommen noch die 70 m Felspartie zwischen den Räumen 59 und 60.

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A b b . 54. Ansicht der R u n d t r e p p e von der Vorterrasse aus

3. Die Anlagen der ersten Periode im Inneren des Mauerringes Aus der ersten Periode ist die Hochterrasse oberhalb des Südtores und der neben ihr liegende Hof zu nennen. Der Aufweg führte, vom Osttor kommend, nördlich an dem Hof vorbei und über eine leicht ausgearbeitete Felsentreppe auf die Hochterrasse. Eine von Menschenhand ausgearbeitete Rinne im Felsen, die wieder leicht versintert war, läuft neben der Felsentreppe nördlich des Hofes her und scheint Sickerwasser aus dem Bergriß oberhalb der Hochterrasse an den Bauten vorbei abgeleitet zu haben. Das bedeutet, daß der Krater zur Zeit der Zendanbebauung noch einen See enthielt. Der Hof ist ein ummauertes Geviert mit einem Zugang ('Nische') 40 im Süden, an der Ecke der Hochterrasse und einem Zugang von Nordosten, vom Aufweg zur Hochterrasse 40 Oehler—Zacbrisson, Teher. Forsch. I 81; Oehler, A A . 1961, 64; Oehler, A A . 1962, 6 9 2 !

her. In diesem Hof sind zahlreiche PithosScherben gefunden worden 41 . Die sog. 'Nische' an der Hochterrasse, in der Achse des Südtores (Raum 34) kann nicht länger als Kultnische bezeichnet werden und stellt nur einen, etwa in der Mitte der südlichen Fassade der Hochterrasse und des Pithos-Hofes liegenden, ursprünglich überdeckten Zugang zu diesem Hof dar. Die i960 vorgeschlagene Rekonstruktion 42 ist hinsichtlich der Gestaltung der Hochterrasse damit überholt. Auf der Höhe des südöstlichen Kraterrandes liegt eine in den Felsen eingetiefte Zisterne (s. Abb. 51). Sie ist wohl in die erste Periode zu datieren, kann aber auch erst in der späteren Besiedlungszeit angelegt worden sein. In sasanidischer oder nachsasanidischer Zeit ist sie mit Ziegeln vom Takht-i Suleiman unter Verwendung von Mörtel ausgebaut worden. Eine wahr41 42

Oehler, A A . 1962, 692. A A . 1961, 63 A b b . 16.

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Abb. 55. Blick von der Torterrasse auf die Torkammer

Abb. 56. Blick von der Torkammer 44 in die angebauten Torkammern 44 a und 44 b

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scheinlich dem Feuerkult dienende Felsabarbeitung auf der Nordseite des Kraterrandes, muß, beim Vergleich mit ähnlichen Objekten in Mittel- und Südpersien, als sasanidisch angesehen werden. Sie ist deshalb nicht in den Schwarzplan aufgenommen worden, soll hier aber wenigstens erwähnt werden. 4. Die Kastenmauer auf der Nordseite des Zendan (2. Periode) Am Nordhang des Berges wurden schon 1959 einzelne Mauerstrecken beobachtet 43 , aber größere Untersuchungen waren zeitlich nicht möglich. In den folgenden Jahren wurden ebenfalls keine Schürfungen auf dieser Seite des Berges vorgenommen. Ein von D. Huff im Jahre 1963 angelegter Schnitt C ließ auf der Nordseite eine ähnliche Mauerkonstruktion wie auf der Südseite des Berges erwarten. Im Jahre 1964 wurde die bisher nur in den Vorderkanten bekannte Mauer in ihrer ganzen Länge ausgegraben (Abb. 64). Die Mauer schließt am Osthang des Berges an das ursprüngliche Osttor (Raum 44) an und bildet als »Osttor-Befestigung« (Abb. 5 1 und 53b) eine winkelförmige Eckbastion, die durch eine starke Mauer, von der noch einige Reste gefunden wurden, mit der Torterrasse vor Raum 44 verbunden ist. Die beiden Rundtreppen an der Vorterrasse und an der Hauptterrasse blieben in einem zwingerartigen Aufweg erhalten. Im Norden schließt an die Osttor-Befestigung das äußere Osttor an, in das der am Hang von Norden aufsteigende Aufweg mündet. Auf der Innenseite der OsttorBefestigung lag ein dreieckiger Zwinger mit steil ansteigendem Felsboden. Von diesem Zwinger aus erreicht man durch einen engen Durchgang in der alten Geländestützmauer des ursprünglichen Aufwegs den länglichen Zwinger und das eigentliche Osttor (Raum 44). Die auf Abb. 5 1 dargestellte Anlage des Osttores zeigt mehrere Bauphasen. Zuerst bestand nur ein einfacher Aufweg, dessen Steinsetzung noch im oberen Teil des Schnittes F, unter43 Oehler—Zachrisson, Teher. Forsch. I 79 f. Plan 4.

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halb Raum N 8, in Resten gefunden wurde (Abb. 53a »alter Aufweg«). Er führte über das später von den Räumen N 3 bis N 5 eingenommene Gelände und ist in Spuren wieder in Raum N 2 festgestellt worden. Unterhalb, d. h. östlich der Räume 49 bis 52 ist der Fels für diesen Weg abgearbeitet. Wahrscheinlich führte dieser Weg zu dem Felsplateau am Südrand des Kraters, nordwestlich der Hochterrasse. E r dürfte schon zu einer Zeit bestanden haben, als der Mauerzug 1 bis 63 und vielleicht auch die Hochterrasse mit dem danebenliegenden Hof noch nicht errichtet waren. Diese älteste Wegführung würde damit einen Aufweg zu einem Felsenheiligtum darstellen, das erst später seine architektonische Gestaltung erhielt. In der Hauptperiode der Zendanbebauung (1. Periode) ist der alte Auf weg durch einen neuen, auf der Nordostflanke des Berges etwas tiefer liegenden Weg ersetzt worden (Abb. 53a). Seine Steinsetzung ist am Hang auf 30 m Länge sichtbar (Abb.51) und auch durch Schnitt F erfaßt worden. Etwas tiefer am Hang und parallel zum Aufweg zieht sich noch eine zweite Steinsetzung hin, die wohl eine Art Böschungsstützmauer darstellt. Der Weg läuft über das Gelände des späteren Raumes N 1 und folgt dann der Hangstützmauer bis zu einer Serpentine, in deren Verlauf der Weg die Rundtreppe vor der Vorterrasse, dann die Rundtreppe zur Torterrasse und schließlich die Torkammer (Raum 44) erreicht (Abb. 53a). Auf der Innenseite der Bebauung dürfte der Weg seinen alten Verlauf zur Hochterrasse beibehalten haben. Ein weiterer Aufweg, der von Südosten kommt, hat sich mit dem von Norden ansteigenden Weg auf dem Gebiet der späteren OsttorBefestigung vereinigt (Abb. 53a). Als innerhalb der Mauern der 1 . Bauperiode eine Siedlung angelegt wurde, ist auch der gesamte Mauerzug auf der Nordseite des Berges errichtet (2. Periode) und das Osttor stark ausgebaut worden (Ab. 53b). Dies geschah einmal durch Anbau von zwei Torkammern auf der Innenseite (Raum 44 a und Raum 44 b — Abb. 53 b), ferner durch Vorbau des Außentor-Systems, bestehend aus dem äußeren

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Abb. 57. Mauer am Nordhang des Zendan

Osttor (Abb. 5 1 und 53 b), der OsttorBefestigung und den beiden Zwingern (Abb. 53 b). Die Osttor-Befestigung hat dabei zwei Bauphasen, eine ältere, einfache, winkelförmige Mauer und als zweite Bauphase die Kastenmauer. Der Aufweg von Südosten bestand zu dieser Zeit nicht mehr (Abb. 53b). Nördlich des Osttores (Abb. 51) beginnt der Mauerzug N 1 bis N 57. Hiervon sind alle schraffierten Teile gesichert und die innerhalb der Umrandungen weiß gelassenen Mauerflächen Ergänzungen. In den Räumen N 1 und N 2 wurde eine Steinhinterfüllung gefunden, die denen in den Vorsprüngen der Südmauer ähnelt. Die Räume N 2 bis N 10 lassen sich nur noch aus geringen Spuren ergänzen. Auf dieser Strecke, unterhalb eines breiten Aufbruchspaltes im Kraterrand, sind die Mauern wahrscheinlich vom Wasser weggespült, das aus dem Krater hervorbrach. Im Schnitt F sind die Trümmer dieser Mauer

aufgehäuft und vollkommen versintert aufgefunden worden. Auf der Strecke N 10 bis N 29 ist die Kastenmauer durchschnittlich noch zur Hälfte erhalten. Ein Teil der Räume ist durch Quermauern oder Terrassenstufen unterteilt. Die Strecke N 30 bis N 48 ist der noch am besten erhaltene Teil der Anlage. Der Verlauf von N 49 bis N 51, wo die Mauer gegen die fast senkrechte und offenbar etwas abgearbeitete Sinterrippe stößt, läßt sich noch mit Sicherheit festlegen. Hingegen ist die Strecke N 52 bis N 57 mit dem Anschluß an Raum 1 nur insofern gesichert als die Verteilung von Steinschutt auf dem Kamm der Sinterrippe eine ehemals dort verlaufende Mauer andeutet. Südlich von Raum 53, also am Westhang des Zendan, hat keine Fortsetzung dieser Kastenmauer bestanden. Sie muß daher etwa in der angedeuteten Form bei Raum N 53 umgebogen sein und an Raum 1 der ersten Periode angeschlossen haben.

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Die Nordmauer (N 1 bis N 57) ist eine Kastenmauer aus 3,50 X 4,50 m großen Räumen. Sie stellt wie die Südmauer wohl nur den Unterbau einer Lehmziegel-Kastenmauer dar (Abb. 57). Die einzelnen Räume waren nicht mit Erde ausgefüllt. Wahrscheinlich bestand ursprünglich nur die etwas über 1 m starke rückwärtige Mauer, die auf dem gewachsenen Felsen gegründet und in sauberer Bruchsteinmauer-Technik errichtet ist. Vielleicht ist diese Mauer sogar schon in der 1. Periode der Zendanbebauung entstanden und würde dann eine einfache Einfriedungsmauer der nördlichen Zendanhälfte sein. Gegen diese Mauer sind die ebenfalls etwa 1 m starken Raumtrennwände gesetzt, in schlechterem Bruchsteinmauerwerk und bereits auf Erde gegründet. Sie stehen mit der 2,20—2,50 m starken vorderen Mauer, die in der gleichen Bruchsteintechnik errichtet und ebenfalls auf Erde gegründet ist, in Verband. Es hat den Anschein, daß die nördliche Kastenmauer sehr eilig errichtet wurde. Ihr Bau scheint durch kriegerische Bedrohung der Zendan-Gegend veranlaßt worden zu sein. Daraus läßt sich m. E. der Schluß ableiten, daß das Heiligtum in der 2. Periode zu einer Art Fluchtburg, mit einer nur sehr bescheidenen Siedlung im Süden, ausgebaut wurde. In den Räumen N 3 1 und N 33 wurden Speerspitzen aus Bronze und aus Eisen gefunden. Die gesamte Länge der Nordmauer von rund 330 m hat weder Vorsprünge, noch eine Vorterrasse. 5. Die Siedlung der 2. Periode auf dem Zendan Zu den Räumen zwischen der Südmauer und der Hochterrasse und zu den Räumen im Hof sowie östlich davon wird auf die Grabungsberichte der Kampagnen 1959 bis 1961 4 4 und auf den nachfolgenden Bericht von R. Boehmer (Sp. 746 ff.) verwiesen (Abb. 58). Aufgabe an dieser Stelle bleibt es, die späteren Anbauten an das Osttor zu erwähnen. An die Torkammer der ersten 44 Oehler—Zachrisson a. O. 75ff. Plan 4; Oehler, A A . 1961, 6off. Plan 2 und 4; Oehler, A A . 1962, 6870. Plan 4.

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Periode (Raum 44), in der der NiveauUnterschied zwischen der äußeren und der inneren Tür durch Stufen überbrückt wird (Abb. 59), sind in zeitlichen Abständen zwei weitere Torkammern (Raum 44 a und Raum 44 b) angebaut worden (Abb. 53 b und 56). Das leicht ansteigende Gefälle wird auch hier durch Stufen, die jeweils in den Durchgängen liegen, überbrückt. Diese späteren Toranbauten sind zwischen die Rückwand der Räume 42 und 43 und eine parallel dazu verlaufende Stützmauer eingeschoben. Auf dem Sinterboden der Torgasse wurde eine stark korrodierte Bronzefibel gefunden, deren Typus sich aber noch rekonstruieren läßt (Abb. 59). Sie entspricht den 'Triangular Fibulae', wie sie im 8. und 7. J h . v. Chr. vom Nil-Delta bis nach Westpersien verbreitet sind45. Im Jahre 1964 wurden auch die Räume B a bis B d freigelegt, die in der Mauertechnik den Siedlungsresten k bis y entsprechen. Auch der Schnitt K ergab 1964 Mauerreste der Siedlung, die sich damit auf der Innenseite der Kastenmauer auf der gesamten Südseite des Berges erstreckte. Demgegenüber ergaben die Schnitte A, C, D und E keinerlei Gebäudespuren auf dem Nordhang zwischen den Mauern der 1. Periode und der Kastenmauer der 2. Periode, so daß dieses Gebiet in beiden Perioden unbebaut gewesen ist und vielleicht zur Unterbringung der Viehherden in Gefahrenzeiten diente. Über die Kleinfunde und die Keramik, speziell seiner Grabung von 1963, handelt R. Boehmer (Sp. 746 ff.). Die Vorlage der Funde von 1959 bis 1964 bleibt der Abschlußpublikation vorbehalten. 6. Zusammenfassung und Deutung Der hier vorgelegte Zendan-Plan (Abb. 51) zeigt in den schwarz angelegten Teilen den Bestand der Bauanlagen des 8. Jhs. v. Chr. Zu dieser Datierung gelangte R. Boehmer bei der Bearbeitung der Funde (s. Sp.753 ff.). Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dieser ersten Periode der Zendanbebauung um ein Heiligtum, das möglicherweise auf die Mannäer zurückzuführen ist. Die Art 45

Stronach, Iraq 2 1 , 1959, 194 Abb. 7, 6.

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G RABUN GS GEBIET 19S9 - 6H BEBAUUNG 1. P E R I O D E ( H E I L I G T U M ) BEBAUUNG 2. P E R I O D E (SIEDLUNG) 50 A\ VVC.63/6V Abb. 58. Grabungsgebiet 1959—1964

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der Architektur der ersten Periode spricht gegen eine befestigte Siedlung oder eine Herrscherburg. Es sind weder Häuser einer Siedlung noch ein Palast aus dieser Zeit gefunden worden. Die Kastenmauer mit der umlaufenden Vorterrasse ist nicht als Wehrmauer zu deuten, sondern als eine architektonisch gestaltete, monumentale Umfriedung, als eine Art 'Temenos-Mauer'. Die Hochterrasse ruht mit der südlichen Hofmauer zusammen als breit gelagerter Baublock über der Kastenmauer. Diese Hochterrasse ist aber zu klein, um einen größeren Bau, etwa einen Palast, zu tragen. Überzeugend erscheint dagegen der Gedanke an eine sakrale Funktion, z. B. als Plattform für einen Feuerkult. Die unmittelbare Nähe des tiefsten Teiles des Kraterrandes und damit des Zendan-Sees dürfte für die Wahl der Lage bestimmend gewesen sein. Zu einer uns unbekannten Zeit ist das Heiligtum aufgegeben worden und eine kleine Siedlung oder siedlungsähnliche Fluchtburg aus der ursprünglichen Anlage entstanden. Die Kastenmauer wurde nun Wehrmauer, das Südtor und wahrscheinlich auch das Westtor wurden vermauert und das Osttor durch stufenförmigen Anbau von zwei weiteren Torkammern im Inneren der Anlage und einem Außentor verstärkt. Die Nordseite des Berges ist zu diesem Zeitpunkt durch die nördliche Kastenmauer geschützt worden, so daß eine Gesamt-

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anlage geschaffen wurde, wie sie die Abb. 60 b andeutet. An einigen Stellen der Gesamtanlage wurden Spuren starker Brände beobachtet, die auf ein gewaltsames Ende dieser Siedlung weisen, was auch noch der Fundumstand eines Skeletts an der Vorterrassenmauer vor dem Raum 43 bestärkt. Das Ende der Zendanbebauung fällt schon in das 7. J h . v. Chr. 7. Die archäologische Erforschung des Zendan-Kraters Nach Fertigstellung des Tunneldurchstichs und noch während der Ausbauarbeiten im Tunnel wurde der Boden des Quelltopfs (Krater) des Zendan in zwei Schnittgrabungen (Abb. 62, Schnitt A und Schnitt B) vom Verfasser untersucht. Die hierbei gefundene Keramik stellt neben einigen späteren Scherben Typen dar, die im Gebiet des Takht und des Zendan in die Zeit der Zendanbebauung (8.—7. J h . v. Chr.) datiert werden können. Alle diese Scherben können zu allen Zeiten in den Krater hineingeworfen worden sein. Der Wert der Schnittgrabungen liegt daher nicht in den dabei gemachten Funden, sondern in der Aussage der Schnitte zur geologischen Wachstumsgeschichte des Quelltopfbodens. Beide Schnitte liegen in der Grenzzone zwischen einem von Westen nach Nordosten halbkreisförmig der Qxxelltopfwand folgenden Schuttwall aus losem, angewehtem, mit herabgestürzten Steinen vermischtem

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Abb. 60 a und b. Ansicht der Ostseitc des Zendan und Rekonstruktionsversuch

Material und einem die Südhälfte des Quelltopfbodens einnehmenden alten Seebeckenrest. Dieses Seebecken, an dessen tiefstem Punkt früher die Quelle lag und noch heute erhebliche Gasmengen heraustreten, setzt sich aus Schutt und herabgestürzten Felsbrocken aller Größen zusammen. Durch Sinterablagerung ist der Schutt mit den Felsbrocken zu einer kompakten Masse verbacken, so daß es in diesem Bereich nicht möglich ist, eine archäologische Untersuchung mit den herkömmlichen Arbeitsgeräten durchzuführen. Daher blieb für eine Untersuchung nur der schon genannte Schuttwall übrig, der durch den Schnitt A

(Abb. 61) bis in 6 m Tiefe geschnitten und durch Schnitt B angeschnitten werden konnte. Auch die Zonen unterhalb des Überhangs im nördlichen Teil von Schnitt A (Abb. 61 und 62) weisen große, aufeinandergehäufte Steinblöcke auf, die aus dem natürlichen Gewölbe des Überhangs herabgestürzt sind. Sie verhindern ebenfalls ein normales archäologisches Vorgehen. In tieferen Lagen ist auch unter dem Schuttwall mit einem kompakten Sinterboden zu rechnen, der sich in dem ursprünglich ganz mit Wasser gefüllten Seebecken gebildet haben muß. In dieser Sinterzone allein können etwaige Funde aus der Zendanzeit

ZONE DES

ÜBERHANGS

Abb. 6r. Zendan-Krater, Schnitt A, Nördliche Hälfte, Westprofil

SPALTE

SÜDttAUER

NORDttAUER

ÜBERHANG

LOSE ERDE

"6ÍR0LI '

ITUNNEL-\ AUSSTIEG

ZONE ^ A O

OBERER KRATERRANO R A N D DES ÜBERHAN6S

Abb. 62. Grundplan und Nord-Süd-Schnitt des Zendan-Kraters

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Abb. 63. Zendan, Nordseite mit Befestigungsmauer der 2. Periode und Tunneleinschnitt

eingeschlossen sein. Sämtliche im Profil des Schnittes A gezeigten Schichten sind relativ jungen Datums. Neben der Grabung war auch die zeichnerische und photographische Aufnahme des Quelltopfs von großer Wichtigkeit für die umfassende und abschließende Untersuchung des Zendan. Der Tunnel selbst lieferte in seinen Wänden weitere Aufschlüsse über die geologische Geschichte des Berges, über die an dieser Stelle jedoch nicht weiter gesprochen werden soll. Ausgehend von der Annahme, daß zur Zeit des Heiligtums auf dem Zendan in den damals noch bestehenden See hinein geopfert worden sein könnte, ist in den Jahren 1962 bis 1964 unter großen Mühen und sehr oft unter erheblichen Gefahren der Tunnel von der Nordseite des Berges aus in den Krater vorgetrieben worden (Abb. 63 und 64). Die Hoffnung auf bedeutende Funde hat sich nicht erfüllt. Das verringert jedoch nicht die Wichtigkeit des Tunnels für unsere Arbeiten am Zendan. Istanbul

Wolfram Kleiss

8. Bericht über die Grabung in den Bereichen A, B und C Am 15. Juli 1963 wurde neben der Außenseite der Ostmauer des großen Hofes46 der Periode I 47 mit der Anlage eines 46 Vgl. Oehler, A A . 1962, 6goff.; ferner Kleiss oben Sp. 727 f. 17 Die in den früheren Grabungsberichten A A . 1961, 60ff. und A A . 1962, 686ff. durchgeführte Einteilung der Architektur in die Perioden I — I I I wird im folgenden zugunsten der Bezeichnung Periode I und I I aufgegeben. Unter Periode I wird nach wie vor die Periode des Heiligtums verstanden. Der Periode I I gehören jetzt die bisher unter Periode I I und I I I geführten Mauern an, die sich äußerlich gegenüber denen des Heiligtums durch ihre schlechtere Qualität unterscheiden. Sie binden, wenn sie mit Mauern der Periode I in Berührung kommen, nie in diese ein, setzen dann stets an diese an. E s handelt sich bei ihnen um die Reste der auf das Heiligtum folgenden Siedlung. Wo eine Unterscheidung dieser Mauern, die sich z. T. überlagern — vgl. Oehler-Kleiss, AA. 1961 und A A . 1962, jeweils Plan 4 —, möglich ist, sollen hinfort die Bezeichnungen I I a ( = früher II) und I I b ( = früher III) gelten. — Die Zeichnungen Abb. 71 und 73 c gehen auf Vorlagen von W. Kleiss zurück. Abb. 76 stammt von demselben, Abb. 72; 7 3 a . b sowie 75 f. vom Verf. dieser Zeilen. F ü r die An-

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Abb. 64. Zondan von Nordosten mit Nordmauer und Tunneleingang sowie Bergbaulager

zwei Meter breiten Suchgrabens begonnen, der entlang der Mauer bis zu dem schon 1961 4 8 erkannten Ansatz der B und C trennenden Steinwand nördlich der SOEcke des Hofes führte und der Klärung über das östlich von diesem gelegene Gelände erbringen sollte. Darüber hinaus galt es, den weiteren Verlauf der ebenfalls bereits 1961 entdeckten, oberhalb des Hofes einsetzenden, künstlich geschaffenen Wasserrinne zu verfolgen (vgl. Abb. 58). Als sich unter Fallschutt Terrassierungsmauern feststellen ließen, wurde der Graben nach Nordosten hin um etwa acht Meter bis zur Arbeitsstelle von C. Nylander aus dem Jahre i960 verbreitert 49 . Unterhalb, d. h. südöstlich von dieser, befand sich die in den letzten Jahren angehäufte Schuttfertigung der Aquarelle Abb. 74 und 75 a—e sei Ii. Grundmann an dieser Stelle herzlich gedankt. 48 Vgl. Oehler, A A . 1962, 691 Plan 4. 49 Diese Grabungsstelle war bisher unveröffentlicht. Sie umfaßt das Gebiet Cc, die nördlich davon gelegene Felsabarbeitung sowie das sich im Südosten vorlagerndc Gelände.

halde. Diese wurde zum Teil abgeräumt, ihr Rest blieb über dem 1964 von W. Kleiss ausgegrabenen Gebiet in B (B a — B d) liegen (vgl. Abb. 58). Die Grabung wurde dann in ihrem westlichen Teil nach Südosten hin, d. h. den Berg hinunter, fortgesetzt. Um den östlichen Abschluß der in ihrer Westecke schon 1961 (s. Anm. 48) bekanntgewordenen, sehr starken Mauer der Periode I I zu erhalten, wurde das Grabungsterrain vor, d. h. südöstlich von ihr nach Nordosten hin bis zu den Rückwänden der Räume 40 und 41 verbreitert. Hinter der Mauer konnten die Arbeiten wegen der dort liegenden Schuttmassen in dieser Richtung nicht ausgedehnt werden. Ihre südöstliche Begrenzung fand die Grabungsfläche in diesem Gebiet durch die Rückseite der Mauern der Periode I der Räume 37—41. Im einzelnen ergaben die Grabungsarbeiten, die am 6. August 1963 unmittelbar vor meiner Erkrankung abgeschlossen wurden, folgende Resultate: Die östlich von der Ostmauer des großen Hofes abgehenden

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Abb. 65. Bereiche C, B und A von NW, Gesamtansicht

Terrassierungsmauern setzen an diese an, binden nicht in sie ein (Abb. 65). Es handelt sich bei ihnen um Mauern der Periode II. Nördlich der Nordmauer von Ca und der Südmauer von C fand sich jeweils eine bis zum nächsten nördlich gelegenen Sinterabbruch reichende Pflasterung. Die Südmauer von Ca setzt nicht, wie die anderen, auf dem nackten Sinterfels auf, sondern ist in eine Aschenschicht gegründet (Abb. 66. 67). Nach vier Metern bricht diese Mauer ab, der folgende Teil ist abgestürzt. Die Nordwestmauer von Cc bildet ihre Fortsetzung. Die erwähnte Aschenschicht setzte in Ca, wo sie von einem das Terrain ausgleichenden Pflaster überlagert wurde, ein und zog sich in östlicher Richtung den Berg hinunter bis etwa zwei Meter südlich der Südecke von Cc. Aschenschichten fanden sich über dem gewachsenen Fels auch in B und A. Der Untergrund besteht hier aus unwegigem, stark abfallendem Sinter (Abb. 68). Um diesen auszugleichen, hatte man in B das Gelände mit zwei Aschenlagen, die jeweils von einer Kiesschicht bedeckt wurden, 24 AA. 1965

aufgefüllt (Abb. 70). Diese Füllung enthielt vor allem in den Aschenschichten Scherben und Tierknochen, bei denen es sich deutlich um Abfälle handelt. So gab die starke, B von A trennende Mauer aus der II. Periode hier einer vier bis fünf Meter breiten Terrasse Halt. Die Mauer selbst ist im Osten mehr zerstört als im Westen. Auf ihr lagen große Felsbrocken, die von oben herab auf sie gestürzt sein müssen und die dabei auch die Rückwand des Raumes 41 zum Teil zerschlugen (s. Abb. 68 r.). In A wurde über dem Sinter ebenfalls eine Aschenschicht freigelegt, über die sich starke Lagen Fallschuttes legten. In diesem kamen neben Scherben und Tierknochen mehr Steinmörser, Reibschalen und Reibsteine sowie Spinnwirtel (Abb. 71) zutage als in B oder C. Es ergab sich ferner, daß die der Periode I zugehörige Nordmauer der Räume 37—40 auf ein Ausgleichspflaster gesetzt ist, das stellenweise in ihre unteren Schichten einbindet (Abb. 69). Die erwähnte, zunächst in östlicher Richtung verlaufende, sehr flache, künst-

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A b b . 66. Bereich C mit der in eine Aschenschicht gegründeten Südmauer v o n Ca und — dahinter — der östlichen Mauer des großen Hofes, v o n O

A b b . 67. Südmauer v o n Ca, v o n O

liehe Wasserrinne biegt nördlich der Nordecke des großen Hofes nach Süden um, läuft dann ein Stück den Berg hinunter, um schließlich ohne besonderen Abschluß zu endigen. Der Geologe Dr. B. Damm hat nachgewiesen, daß der Zendan zur Zeit der Anlage der Rinne noch Wasser führte, ja, daß der heute leere Krater damals noch

nahezu bis an den Rand gefüllt war 50 . Die Aufgabe der Rinne bestand in der A b 50 D a m m , N a t u r und Museum 94, 1964, 139ff., speziell 149f.: »Den obersten Teil des ZendanKegels bildet eine e t w a 20 m steil aufsteigende und auf der Nord- und Ostseite v o n einer Sinterschürze überzogene Randmauer. Die obere R a n d breite des erhaltenen Mauerteils beträgt zwischen 2 und 4 m. Die höchsten Stellen dieses A b s c h n i t t s

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Abb. 68. Bereich A, von ONO

leitung von hier schwach durchsickerndem Seewasser, das den Hof nicht erreichen, ihn umgehen sollte. Da die Rinne nun einerseits auf den Hof der Periode I Rücksicht nimmt und zum anderen ihr Ende zur Zeit der Periode I I durch die Pflasterung nördlich der Nordmauer von Ca zugesetzt worden ist — woraus hervorgeht, daß sie zu dieser Zeit nicht mehr benötigt wurde —, ist sie eindeutig der Periode I zuzuweisen.

Aschenschicht (Abb. 66. 67), nicht auf den nackten Sinterfels gegründet; diese Aschenschicht muß also älter sein als sie. Ob sie zur

9. Datierung und Deutung Die Südmauer und die Pflasterung des Raumes Ca entstammen, wie bereits oben erwähnt, der Periode II und sind in eine zeigen einen kleinen Rundwall, der typisch für die ausklingende Quelltätigkeit ist und auch als Umrandung des Takht-Sees auftritt. Damit dürfte feststehen, daß die Endhöhe des Zendans noch erhalten ist. Das fehlende, vielleicht etwas dünnere Segment der Randmauer ist an Klüften ausgebrochen. Die basale Ausbruchsfläche ist unregelmäßig hoch und an einer tieferliegenden, mehrere Meter breiten Stelle durch ausfließendes Wasser von Kalksinter überkrustet. Der Einsturz ereignete sich also bei gefülltem Kraterloch. Einige Meter unterhalb dieses neuen Seespiegels befindet sich an anderer Stelle eine, von einer Spalte ausgehende, künstliche Abflußrinne. Die Bebauer des Zendans trafen also noch einen Zendan-See an, dessen Wasser zwischen dem Überlauf an der ausgebrochenen Stelle und dem Niveau der Abflußrinne lag«, — vgl. auch Naumann, A A . 1964, 4.

Abb. 69. Rückwand der Räume 37 und 38 über schon teilweise abgeräumtem Ausgleichspflaster

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Periode I oder II, d. h. zur Periode des Heiligtums oder zu der darauffolgenden Siedlung gehört, war nicht von vornherein zu entscheiden. Die in ihr gefundenen Scherben gehören der seit 1959 bekannten mittelgroben Zendankeramik an (Abb. 72) 51 . 51 Besonders häufig kamen auch hier wieder Fragmente der typischen flachen bis tiefen 'Zendan-Schale' mit nach außen geneigtem Rand, mehr oder minder breiter, flacher Hohlkehle, schräger Wandung und flachem Boden zutage (Abb. 72, 1—8). Einige Scherben zeigen Schnurösen über der Hohlkehle (Abb. 72, 8), vermutlich waren sie aber auch an den übrigen rekonstruierten Schalen vorhanden (Abb. 72, 1—7); hier konnte man eine Schnur befestigen, die, an einen Dreifuß oder ein sonstiges Gestell geknüpft, die Schale über einem Feuer schweben ließ. Eine Bestätigung liefert dafür die Oberfläche der Scherben: sie sind fast stets rußgeschwärzt. — Zur mittelgroben Ware vgl. R . Boehmer, Xeher. Forsch. I 840. ('Zendan-Schale' ebenda Taf. 56, 7—31- 33)Ich war zwar auch 1959 Mitglied des Takht-i Suleiman-Expedition, habe damals jedoch während der ganzen Kampagne auf dem Takht selbst am Suchgraben gearbeitet. Erst sehr spät fiel mir die Aufgabe der Bearbeitung der Zendan-Keramik zu. Infolge der Kürze konnte ich mich nicht in

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N u r Scherben derselben fanden sich in A im und unter dem Ausgleichspflaster der der Periode I zugehörigen Nordmauer der Räume 37—40 (Abb. 73 c und 74 a) und in einem zwei Meter breiten in Raum 43 (Periode I) angelegten Suchschnitt über dem Boden. Eine weitere große Scherbe war in der Ostmauer des großen Hofes (Periode I) vermauert worden. Damit läßt sich die mittelgrobe Keramik vom Zendan einwandfrei zunächst der Periode I am Zendan zuweisen; die fragliche Aschenschicht gehört ebenfalls hierhin. Sie dürfte während der Aufgabe des Heiligtums entstanden sein. Die nähere Datierung des Zendan führt vor allem über die Ergebnisse der unter der Leitung von R. H. Dyson in PersischAserbeidschan — Hasanlu im Südwesten des Urmia-Sees — und in Kurdistan — Ziwiye östlich von Sakkiz — durchgeführdem Maße mit dem Material vertraut machen, wie es mir 1963 möglich war. So bitte ich einige im folgenden angebrachte Korrekturen an meinem Bericht über das Jahr 1959 zu verstehen (vgl. Anm. 67. 146).

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TAKHT-I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T

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C/ffl

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WC.63

i —

2 , 9 C/W.4

A b b . 7 1 . Reibsteine (a. b), Schleifstein (c) und Spinnwirtel (d) aus dem Bereich A. a—c: 1 : 1 0 ; d : 1 : 1

ten amerikanischen Untersuchungen. Einige aus Hasanlu stammende Gefäße lassen sich mit Scherben — am Zendan ist die Keramik infolge des starken Gefälles leider fast völlig zerschlagen — vom Zendan vergleichen. So ist der über dem Henkel angebrachte, dem Gefäßinnern zugewandte schematisierte Stierkopf sowohl in Hasanlu 52 als auch am Zendan bekannt. Beispiele vom letzteren sind z. T. mit eingedrückten Kreisen oder eingekerbten Strichen verziert (Abb. 74 a. b)53. 52 Crawford, BMetrMus. 20, 1961/62, 89 Abb. 4 (»IX. Century«) = E . Porada, Alt-Iran (192) 98 Abb. unten (Farbphoto) »Topf der schwarzen Palastware«, 1 0 1 »10. und 9. Jahrhundert«; Dyson, I L N . 6528, 12. I X . 1964, 374 Abb. 1 3 »Period IV«. 53 Vgl. ferner Boehmer, Teher. Forsch. I T a f . 57, 8 — 1 2 .

Die Schnabelkannen der in das 10., 9. und beginnende 8. J h . v. Chr. datierten 'Grey Ware Period' zu Hasanlu 54 zeigen wie auch jüngere, dem 8. und 7. J h . ent54 R . Ghirshman, Fouilles de Sialk près de Kashan, 1 9 3 3 , 1934, 1 9 3 7 I I (1939) T a f . 100, 1. 4—8. — Sir A. Stein, Old Routes of Western Iran (1940) T a f . 24, 9. 10. 1 2 ; 30,8. — L . Vanden Berghe, Archeologie de l ' I r a n Ancien (1959) T a f . 144 b. c; 145 a—d. — Dyson, I L N . 23. I. i960, 1 3 2 Abb. 4. — Crawford a. O. 88 Abb. 2. — P o r a d a a. O. 98 Abb. oben links (Farbphoto). Zur Datierung von Hasanlu I V ('Grey Ware Period') s. Dyson, Archaeology 1 3 , i960, 1 2 9 Tabelle. — Ders., Expedition 5, H . 3, 1963, 37 (»about 1050—800 B . C.«). — Ders., I L N . 6528, 1 2 . I X . 1964, 372 »1000 (IVC), 900 ( I V B ) and 800 ( I V A ) as a working hypothesis«. — P o r a d a a. O. 1 0 1 (Anfang ungefähr um 1000 v. Chr., E n d e zu Beginn des 8. J h s . v. Chr.

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Abb. 72. Scherben der handgemachten mittelgroben Keramik aus der Aschenschicht unter der Südmauer und dem Pflaster von Ca. 1 : 3

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Abb. 73. Scherben der handgemachten groben Keramik aus der Aschenschicht unter der Südmauer und dem Pflaster von Ca (a. b) sowie aus der untersten Lage des Ausgleichspflasters nördlich des Raumes 39 (c). 1 : 2

stammende 55 unterhalb des Schnabels am Hals öfters einen Absatz, der zuweilen an einen Kehllappen (Hahn ?), zuweilen an den Kropf (Geier?) eines Vogels erinnert. Tatsächlich handelt es sich bei den Ausgüssen der Gefäße oft um mehr oder minder schematisierte Darstellungen von Vogelhälsen und -köpfen 56 , weisen doch verschiedene neben einem der eben erwähnten Merkmale auch Augen 57 und eine Art Federschopf 58 auf. Ob den Kannen mit 'Kehllappen' eine Hühnerart zugrunde liegt, ist der starken Schematisierung halber nicht zu entscheiden. Deutlich als Ente erkennbar 55 z. B . Gefäße ausTepe Sialk: Ghirshman a. O. Taf. 9; 10, 3; 1 1 ; 12, 2.4—6. — Zur Datierung vgl. Boehmer Sp. 802 ff. 56 Vgl. Porada a. O. 97. 57 Hasanlu: Stein a. O. Taf. 24, 1 0 ; Vanden Berghe a. O. Taf. 144 b; 145 b — d ; Porada a. O. 98 Abb. oben links. — Churwin: Vanden Berghe a. O. Taf. 153 c rechts. 58 Vanden Berghe a. O. Taf. 153 c links.

sind zwei jüngere Gefäße aus Ziwiye 59 , deren Schnabel im Gegensatz zu den übrigen Töpfen mit offener Schnabelrinne ebenso wie ein Fragment der feinen Ware 60 vom Zendan (Abb. 75 a) völlig geschlossen ist. In der Aschenschicht unter der Pflasterung der Periode I I im Raum Ca fand sich nun der Ansatz eines Schnabelausgusses, der sich hinsichtlich seiner Form — nicht des Tones! — mit Stücken der 'Grey Ware Period' verbinden läßt (Abb. 76a). E r hatte einst einen adamsapfelartigen Kropf. Die sonst seitlich des Schnabels angebrachten Augen sind hier jedoch hinter das Ende der Schnabelrinne nach oben auf die diese mit dem Gefäßrand verbindende Brücke gerutscht und zum reinen Ornament geworden, bestehend aus flachen Knöpfen — ein Zeichen, daß dieses Stück innerhalb der 59 Ebenda Taf. 143 b. c. — Taf. 143 b scheint ein Gefäß der "Triangle Ware' zu sein. 60 Boehmer, Teher. Forsch. I 82f.

A b b . 74. Mittelgrobe K e r a m i k : a. F r a g m e n t eines Griffes mit auf dem Gefäßrand aufsitzendem, dem Gefäßinnern zugewendetem, stark schematisiertem Stierkopf. Gefunden unter dem Ausgleichspflaster nördlich des R a u m e s 37. — b. Ähnlicher Stierkopf, aus S c h u t t der vorangehenden Grabungen. — c. Ritzverzierte Scherbe, H e r k u n f t wie b. — d. Ritzverzierte Scherbe mit eingedrückten Punkten, aus A. — e. Reliefverzierte Scherbe. H e r k u n f t wie b. — 1 '.2.

Entwicklung der vogelförmigen Schnabelkannen nicht am Anfang steht. Es dürfte gewissen, von R. H. Dyson in Ziwiye festgestellten »dekadenten späteren Ausführungen«61 von Hasanlu-IV-Formen 62 zeitlich entsprechen. Dem fügt sich, daß die für Hasanlu IV charakteristische graue Ware am Zendan nur noch in spärlichem Maß bekannt ist63. Es sind jedoch darunter charakteristische Stücke vorhanden, durch Dyson, Expedition 5 H. 3, 1963, 35. Hasanlu I V = Grey W a r e Period, vgl. Anm. 54. 63 Vgl. z. B . Boehmer, Teher. Forsch. I 86 Taf. 51, 25; 53, 15; 54, 9. Unter dem z. Z. noch unveröffentlichten Material, das in absehbarer Zeit im endgültigen Abschlußbericht vorgelegt 61

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die ein direkter Anschluß an das ausgehende Hasanlu IV gewährleistet wird; der Beginn der Zendan-Bebauung fällt somit in die Endphase der vor allem durch die Schicht IV zu Hasanlu bekanntgewordenen grauen Ware. Weitere Verbindungen zu Hasanlu werden durch Griffe in Form schematisierter Stierköpfe 64 und durch reliefverzierte Scherwerden wird, befinden sich u. a. Ausgußrinnen v o n grauen Schnabelkannen, die solchen aus Hasanlu entsprechen (vgl. Ghirshman, Fouilles de Sialk II Taf. 100, 8. 12 aus »Soldouz«, genauer gesagt, aus Hasanlu : siehe V a n d e n Berghe a. O. 116). 64 Boehmer, Teher. Forsch. I 84 Taf. 4 6 c ; 57, 1 — 7 . — H a s a n l u : Stein, Old Routes T a f . 26, 1 5 ; Dyson, I L N . 6528, 12. I X . 1964, 374 A b b . 13 (dieses Gefäß weist ferner zwei über den R a n d hinausragende Griffe auf, deren einer noch einen

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Abb. 75. a. Fragment einer Röhrentülle. Rötlich lederfarbener, feiner, gut geschlämmter Ton. Aus den oberen Schuttlagen von A. — b—e. Mittelgrobe Scherben mit Ritzverzierung ('Triangle Ware'): b. lederfarben, aus unteren Schuttlagen von A ; c. rot, aus B ; d. lederfarben, stark verrußt, Herkunft wie b; e. lederfarben, aus Ziwiye. — f. Kern rot, Uberzug gelblichweiß, Scheibenware, aus Ziwiye. — 1 : 2

ben (Abb. 74c)68 gegeben. Von der 1959 beschriebenen Ware mit (ziegel) rotem Kern und weißlichgelbem Überzug66 fand ich 1963 nach innen gewendeten, schematisierten Stierkopf trägt, vgl. Anm. 52). 65 Vgl. Boehmer, Teher. Forsch. I 84 Taf. 46a, 6. 8. 9. 1 1 ; 54, 1—4. — Hasanlu: Stein a. O. Taf. 24, 1. 66 Boehmer, Teher. Forsch. I 83.

in meinem Grabungsabschnitt nicht eine einzige Scherbe. W. Kleiss deckte jedoch, wie er mir mündlich mitteilte, solche 1964 bei der Ausgrabung der Anlagen der Periode I I am Nordhang auf, und auch in Ziwiye läßt sich diese Keramik nachweisen (Abb. 75f) 67 . 67 Der Hinweis auf die äußerlich sehr ähnliche hethitische Ware mit weißem Überzug — Boehmer, Teher. Forsch. I 83 Anm. 9 — ist, wie damals

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Von der ebenfalls während der ersten Grabung 68 am Zendan bekanntgewordenen feinen Ware mit Ritzverzierungen, vor allem Dreiecken, die daher von Dyson als 'Triangle Ware' bezeichnet wird, wurden dagegen auch in der Kampagne von 1963 weitere Scherben aufgedeckt, darunter auch solche von gröberer Qualität, als von 1959 her bekannt war (Abb. 75 b—d; 76 b). Sie finden nach wie vor ihre nächsten Parallelen in Ziwiye (Abb. 75 e)69. Auch in Hasanlu und in Susa soll es solche geben 70 ; leider ist davon bisher kein Stück veröffentlicht worden. Am Zendan fand sich diese Ware weder in der Aschenschicht unter Ca noch im und unter dem Ausgleichspflaster der Nordmauer der Räume 37—40. Ihre Scherben kamen in dem hier besprochenen Grabungsabschnitt A—C, der, wie oben erwähnt, vor allem Mauern der II. Periode enthielt, nie in tiefen Lagen zum Vorschein. Diesem Befund entspricht, daß sich derartige Keramikfragmente 1959 in der späteren, der Periode I I zuzuschreibenden Zusetzung des Eingangs des Treppenraumes Nr. 34 71 und 1961 in dem keine Baureste der Periode I enthaltenden Abschnitt westlich der Hochterrasse 72 nachweisen ließen. Die in der Architektur klare Scheidung der Perioden I und I I läßt sich infolge der ungünstigen Situation am Grabungsort, wie sie sich durch das starke Gefälle am Zendan und die Weiterverwendung des Schuttes der Periode I in I I als Auffüllmaterial zum Ausgleich von Bodenunebenheiten ergibt, hinsichtlich der Kleinfunde schwerer durchführen. Welche Keramik zur Periode I gehört, ist deutlich gemacht worden. Diese mittelgroben Scherben kommen aber zuschon vermutet, zu Datierungszwecken unbrauchbar (vgl. dazu auch F. Fischer, Die hethitische Keramik von Bogazköy, WVDOG. 75 [1963] 109 Anm. 58). Das gleiche gilt für die dort bei anderen Stücken angegebenen Vergleiche mit AltKleinasien (Teher. Forsch. I 840. Anm. 1 1 . 13. 1 5 und 18). 68 Boehmer, Teher. Forsch. I 82f. Taf. 49. 69 A. Godard, Le Trésor de Ziwiyé (1950) 7 und evtl. auch 60 Abb. 49. — Dyson, Univ. Mus. Bull. 2 1 , 1, 1957, 36 Abb. 27. 70 Dyson, Archaeology 13, i960, 129 Tabelle. 71 H. Oehler—S. Zachrisson, Teher. Forsch. I 77. 72 Cehler, AA. 1962, 689.

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weilen auch dicht unter der Oberfläche und in eindeutigen Wohnvierteln der Periode I I an das Tageslicht, was besagt, daß diese Keramik noch zur Zeit der 'Triangle Ware' und der Ware mit dem roten Kern und weißlichgelben Überzug in Benutzung gewesen sein muß. Dafür spricht auch, daß die 'Triangle Ware' in ihren Formen z. T. der älteren Keramik nahekommt. So weist der Schnabelausguß Abb. 76 b noch den bekannten Kehllappen auf. Als formale Neuerung an diesem Stück — dieses ist, soweit ich sehe, bis jetzt ohne auswärtige Parallele — sind die am Übergang vom Hals zum Schnabel über diesen hinauswachsenden flügelartigen Lappen erwähnenswert. Diese fanden sich erstmalig an einem 1959 ausgegrabenen Fragment eines Schnabelausgusses 73 . Daß die Beschreibung »flügelartig« zu Recht besteht, zeigt eine 1963 im Schutt der Periode I I entdeckte Scherbe (Abb. 76 c): hier sind die Lappen deutlich als Flügel gestaltet, das Auge ist als solches nicht mehr erkennbar als reines Punktornament in diese hineingesetzt74. Das Bruchstück besteht aus einem kräftig roten Ton, wie wir ihn 1959 einmal antrafen 75 ; es wird sich um Importstücke handeln. Die Periode II, die Periode der Siedlung, ist demnach nicht allzulange nach der Aufgabe des Heiligtums anzusetzen, höchstwahrscheinlich schloß sie unmittelbar an dieses an76. Wegen der geringen Höhe der Schuttschichten ist für beide Perioden nicht mehr als jeweils 100 Jahre, eher weniger, anzunehmen. R. H. Dyson, der die Schichten von Hasanlu in starkem Maße durch die C 14 Methode datiert, hat dort einen Hiatus zwischen Schicht IV ('Grey Ware') und Schicht I I I ('Triangle Ware') festgestellt. Für I I I A nimmt er 1963 auf Grund von C u -Untersuchungen die Zeit vom späten 73 Boehmer, Teher. Forsch. I 86 Taf. 4 7 a ; 5i- 24. 74 Vgl. zu Schnabelkannen mit Punktornament (»Auge«) aus Tepe Giyan und Churwin unten Anm. 94. 75 Trichterrandschale: Boehmer, Teher. Forsch. I 86 Taf. 56, 34. 76 Zu diesem Schluß kamen H. Oehler und S. Zachrisson bereits nach der 1. Kampagne im Jahre 1959, vgl. Teher. Forsch. I 81.

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Abb. 76. Fragmente von Schnabelkannen, a. lederfarben, aus der Aschenschicht unter der Südmauer und dem Pflaster von Ca. — b. lederfarben, aus B. — c. rot, aus den oberen Schuttlagen von A. — 1:3

7. bis zur Mitte des 5. Jhs. v. Chr. in Anspruch77, die nach diesem Bericht für die 'Triangle Ware' charakteristische78 ältere Schicht I I I B muß demnach sicher in das 7. Jh. fallen. Dem entspricht auch ungefähr der drei Jahre früher gegebene C 14 -Ansatz: 600 ± 100 v. Chr.79 1964 gibt er auf Grund neuer C14-Daten für die »Period III (Triangle Ware)« spätes 7. Jh. (III B) bis 5- Jh-80 Für den Zendan ergibt sich daraus die folgende Datierung. Zur Periode II ge77

Dyson, Archaeology 16, 1963, 132. Dyson ebenda »it was found that the sherds of typical Triangle Ware and associated types came from the fill of the earlier (d. i. I I I B , Verf.) occupation«. Sonderbar mutet daneben eine an anderer Stelle im selben J a h r publizierte Äußerung desselben Verfassers an: Expedition 5, 1963, H. 3, 35 (über in Ziwiye aufgesammelte Keramik) »Most of the pieces found looked quite different from those being recovered at Hasanlu. This is especially true of pottery decorated with incised hanging triangles which is unknown at Hasanlu but one piece of which has been found far to the northwest at L a k e V a n in eastern Turkey«. 79 Dyson, Archaeology 13, i960, 129 Tabelle. 80 Dyson, I L N . 6528, 12. I X . 1964, 372. Hier werden als besonderes Charakteristikum für Hasanlu I I I B seltene bemalte Scherben erwähnt, wie sie ähnlich auch in Ziwiye vorkommen (vgl. E x pedition 5, 1963, H. 3, 35 Abb.). 78

hören, wie erwähnt, die Scherben der 'Triangle Ware'. Dadurch käme für sie, auf Grund der Hasanlu-Daten, ein Zeitansatz in Frage, der sich zwischen 650 und 400 v. Chr. bewegt. Die übliche mittelgrobe Keramik des Zendan ist zur Zeit der Perioden I und II in Gebrauch gewesen. Sie ist teilweise in ihren Formen und, nach dem bisher veröffentlichten Hasanlu-Material zu urteilen, nicht im Ton Gefäßen aus Hasanlu IV verwandt. Der letztere Punkt ist von wesentlicher Bedeutung. Für Hasanlu IV ergibt sich nach Dyson eine Datierung von etwa 1000—800 v. Chr.81 Die Zendankeramik macht jedoch hinsichtlich ihrer Qualität einen gegenüber Hasanlu minderwertigeren Eindruck. Auch für sie besitzt Geltung, was Dyson durch Vergleich von in Ziwiye aufgelesenen Scherben mit der Hasanlu IVKeramik erkannt hat82, nämlich, daß diese Fragmente eine dekadente spätere Abart 81

Vgl. Anm. 54. Dyson, Expedition 5, 1963, H. 3, 35 (zu Ausgüssen von Schnabeltöpfen): »Both of these forms are typical of Period IV at Hasanlu which ended in a great fire in the late ninth century. A t Hasanlu the forms are better made, far more common, and occur in burnished grey and polished black ware. The forms at Ziwiye appear to be later versions of these types«. 82

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der Hasanlu IV-Typen darstellen83. Da jedoch auch Fragmente von einigen für Hasanlu IV bezeichnenden grauen Gefäßen am Zendan zutage kamen, werden, wie bereits erwähnt, die Anfänge der Zendan-Bebauung in die Endzeit dieser Ware fallen, d. h. in das beginnende 8. J h . v. Chr. Bei einer annähernden Lebensdauer von 8o, allenfalls ioo Jahren für eine Zendan-Periode ergibt sich die folgende Datierung: Periode I etwa 790/780—710/700 v. Chr. Periode I I etwa 710/700—620/610 v.Chr. 84 83 Dyson, Expedition 5, 1963, H. 3, 3 5 ; ders., Archaeology 17, 1964, 4: »This Period I I I pottery has some parallels at the site of Ziwiye, near Saqqiz, in an assemblage which also has some parallels, with the Period I V pottery at Hasanlu and hence would seem to date between the two.« — Vgl. auch die Bemerkung von Porada, Alt-Iran 126, wonach die Keramik von Ziwiye gleichförmig ist, »keinen Wechsel aufweist, wie er von einer Periode zur andern stets zu beobachten ist«. 84 Eine genauere Datierung wird nicht vor Vorlage der endgültigen Grabungsberichte der amerikanischen Expedition in Hasanlu und Ziwiye möglich sein. Nach Abgabe des Manuskripts erschien der Artikel von T. C. Young, Iran 3, 1965, worin der Zendan in die Zeit von 700/650 bis 500 oder jünger datiert wird (S. 79). Dieser Ansatz ist wegen der Bindungen an Hasanlu I V zu tief, vgl. Anm. 63. Die Bemerkung von vanLoon, Persica 1,1963/64, 3 1 , wonach die Entleerung des Zendankraters zur Verlegung des Kultes an den See des Takht-i Suleiman führte, entbehrt bis heute jeder Grundlage. Das gleiche gilt für die Nachricht, daß sich im Takht-i Suleiman sieben Meter unter der Oberfläche, von einer Sinterschicht versiegelt, die achämenidische Schicht befinde. E s sind bisher keine Funde gemacht worden, die älter als sasanidisch zu datieren sind; vgl. die eindeutigen Feststellungen von C. Nylander und L. Gezelius, AA. 1964, 7 6 ! Auch über die Gleichsetzung des Zendan mit Shiz (van Loon a. O. 3 1 . 32) kann man nur staunen. So verdienstvoll es ist, über fremde Ausgrabungen zu berichten, so sehr empfiehlt es sich aber auch, vorher genaue Informationen von den Ausgräbern einzuholen. Dyson setzt in seiner Tabelle, Archaeology 13, i960, 129 Geoy Tepe A der Hasanlu Grey WarePhase entsprechend an. Auf die Parallelen dieser Schicht von Geoy Tepe mit dem Zendan wurde von uns schon Teher. Forsch. I 84ff. hingewiesen. Durch unsere heute gegebene Zendan-Datierung wird deutlich, daß Geoy Tepe A noch bis in das 8. J h . hinabreicht. Zusammen mit dieser Herabdatierung rücken gleichzeitig die von Cl. Schaeffer, Stratigraphie Comparée (1948) 5 0 3 I 506 zunächst

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77 2

Hierdurch erklärt sich auch, warum es relativ wenig Scherben der 'Triangle Ware' am Zendan gibt: diese Ware kam erst gegen Ende der II. Periode, der Zeit der Siedlung, auf 85 . Die Perioden I und I I stellen somit zwei Bauphasen innerhalb eines Kulturabschnittes dar. Bestätigt wird dieser Zeitansatz durch einige weitere annähernd datierbare Kleinfunde. Fragmente von Trichterrandschalen lassen sich mit solchen aus der Zeit Sargons II. (721—705 v. Chr.) und der darauffolgenden Periode aus Nimrud vergleichen86. Im Grab 1 5 des Friedhofs B zu Tepe Sialk — der Bestattung eines Reiters wie aus den Beigaben deutlich hervorgeht — wurden bronzene Zierplättchen gefunden, die ganz offensichtlich zu den im Grab vorhandenen metallenen Überresten von Pferdegeschirr bzw. Zaumzeug gehören. Sie bestehen aus einer leicht gewölbten Scheibe, an deren Innenseite sich eine runde oder eckige Öse befindet 87 . Zwei weitere Zier-

in die ausgehende Bronze- bzw. beginnende Eisenzeit eingeordneten transkaukasischen Fundstellen Beschtascheni, Samtawro und Redkinlager zumindest bis in das 8. J h . hinab. Vgl. auch Porada, Alt-Iran 105 Anm. 2 und S. 234, die einen von ihr mit guten Gründen in das 9. J h . datierten Metallbecher aus Hasanlu mit Tongefäßen ähnlicher Form aus Beschtascheni und Samtawro (Schaeffer a. O. Abb. 277, 601 Nr. 1 ; 285, 9—13) vergleicht. 85 Wir haben also am Zendan die "Triangle Ware' in ihrer Frühphase. E s wäre interessant zu erfahren, ob die Muster dieser Keramik aus Hasanlu I I I A , der jüngeren Phase von I I I , denen der älteren gleichen oder Abwandlungen aufweisen. — Am Zendan ist diese Ware älter als in Hasanlu, da die Menschen, die Hasanlu — das nahezu 200 J a h r e unbewohnt war (vgl. oben) — zur Zeit der Periode I I I B neu besiedelten, die 'Triangle Ware' gewiß dort nicht erfunden, sondern nach dorthin mitgebracht haben. Durch Hasanlu kann somit kein Ansatz für das erste Aufkommen dieser K e ramik gewonnen werden; auch der Zendan liefert lediglich den Hinweis, daß dieses irgendwann im 7., allenfalls im ausgehenden 8. J h . geschehen ist. Vielleicht wird sich durch die amerikanischen Untersuchungen in Ziwiye eine genauere Angabe ermöglichen lassen. 86 Boehmer, Teher. Forsch. I 82 Anm. 3. 87 R . Ghirshman, Fouilles de Sialk I I (1939) Taf. 56 Abb. S. 595. 601. 794. 819. Kleine, zu einem Diadem gehörige, silberne Zierscheiben ebenda Taf. 79 S. 993 b.

7 7 3 T A K H T - I SULEIMAN UND ZENDAN-I SULEIMAN, G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64 7 7 4

4- 5am.

wc 6 3

Abb. 77 a. b. Bronzene Zierscheiben vom Pferdegeschirr; a. aus unteren Schuttlagen von A; b. aus der Torgasse des Osttores. — c. Dreiflügelige bronzene Tüllenpfleilspitze mit Widerhaken, vom Boden des Osttores. 1:2

Scheiben stammen aus Nimrud 88 . An diese lassen sich zwei ähnliche Stücke vom Zendan anschließen (Abb. 77 a. b). Das eine (Abb. 77 a) ist massiver als die auswärtigen Vergleichsstücke, die wohl nur als Schmuck dienten, allenfalls die Aufgabe hatten, sich kreuzende Bänder des Zaumzeuges an ihrem Schnittpunkt zu fixieren89. Das Zendanstück unterscheidet sich von den anderen ferner dadurch, daß in der Mitte der Vorderseite ein kurzer Steg mit Knopf ansetzt. An diese Zierscheibe mögen bunte Fransen oder Quasten geknüpft gewesen sein, wie sie der Brustschmuck des Pferdes auf dem Rollsiegel des Inhabers des Sialkgrabes 90 , aber auch — dort etwas anders befestigt — assyrische Reliefs 91 und Wandmalereien92 erkenStronach, Iraq 20, 1958, 175 Tai. 33, 11. 12. Die in Anm. 87 bei Ghirshman a. O. Taf. 56 aufgeführten Zierscheiben weisen auf der Rückseite vier quadratisch angeordnete Ösen auf. Ihre Funktion zeigen assyrische Reliefs; vgl. beispielsweise die mit Rosetten geschmückten Scheiben bei R. D. Barnett—W. Forman, Assyrische Palastreliefs Abb. 84. 89. Einfache, unverzierte weist das Zaumzeug der Pferde der Diener auf: z. B. a. O. Abb. 83. Diese Beispiele stammen aus der Zeit Assurbanipals (668—626 v. Chr.). 90 Ghirshman a. O. Taf. 30, 5 (Photo); 56 Abb. S. 810 (Umzeichnung) = unten Boehmer Sp. 805 f. Abb. 1 a. b. Zur Datierung des Grabes vgl. ebenda Sp. 802 ff. 9 1 Z. B. P. E. Botta—E. Flandin, Monument de Ninive I I (1849) Taf. 87 (Zeit Sargons II., 721 bis 705 V. Chr.). — Barnett—Forman a.O. Abb. 85.87 89 (Zeit Assurbanipals). 92 A. Parrot, Assur (1961) Abb. 345 (Assurbanipal). 347 (Tiglatpilesar I I I . , 745—727 v. Chr.). 88

89

nen lassen, wenn sie nicht die Funktion eines Knopfes am Pferdegeschirr überhaupt erfüllte 93 . Das Grab 1 5 zu Sialk ist nicht älter als die zweite Hälfte des 8. Jhs., es könnte aber auch noch aus dem beginnenden 7. Jh. stammen (s. Anm. 90). Ähnliche Stücke aus Tepe Giyan sind in dieselbe Zeitspanne oder nur wenig älter zu datieren94. Das 7. J h . ist für die eine Zierscheibe aus Nimrud anzunehmen95, die andere stammt aus dem 9 3 Zwei vergleichbare Stücke stammen aus Sendschirli. Sie sind mit Vorbehalt als Helmzier gedeutet worden: W. Andrae, Ausgrabungen in Sendschirli V (1943) 76 f. 9 1 Es handelt sich um flach gewölbte Bronzescheiben mit einer Öse auf der Rückseite (G. Contenau—R. Ghirshman, Fouilles du Tépé-Giyan [ r 935] Schicht I Taf. 8 Grab 3 Abb. 12, Taf. 18 Grab 52 Abb. 5). Sie stammen, wie schon die Ausgräber betont haben (a. O. 14. 77f.), aus Gräbern, die sich hinsichtlich ihrer Beigaben von den anderen Bestattungen derselben Schicht unterscheiden ("Genre Luristan'). In Grab 52 wurde u. a. eine Schnabelkanne freigelegt, die — wie Stücke aus Churwin, Tepe Sialk B und vom Zendan (Teher. Forsch. I Taf. 47 a) — keine Verbindung von Schnabel und Gefäßrand aufweist und welche ferner am Ende ihres Schnabels einen stark schematisierten Tierkopf (Vogel ?) mit Augen zeigt; Parallelen dazu stammen aus Churwin (L. Vanden Berghe, La Nécropole de Khürvin [1964] 11 Grab 12 Abb. 3.4; Taf. 2; 3, 4—7.9) und — ohne »Augen« — jüngeren Bestattungen der Nekropole B zu Tepe Sialk (z. B. Ghirshman, Fouilles de Sialk I I Taf. 10, 4; 1 1 , 5. 6; 12, 1. 3. 4), die sich ungefähr in die Zeit von 780/770 bis 690/680 v. Chr. datieren lassen (Sialk B 2, vgl. unten Boehmer Sp. 802 ff.). 95 Stronach, Iraq 20, 1958, 169. 179 ND 6133.

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MICHAEL

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S c h u t t ä l t e r e r G r a b u n g e n 9 6 . G e m ä ß diesen Z e i t a n s ä t z e n sind die beiden S t ü c k e v o m Z e n d a n d e m a u s g e h e n d e n 8. b z w . 7. J h . zuzuweisen; das Stück A b b . 77 b gehört mit S i c h e r h e i t in die P e r i o d e I I , d a es a u s der zu dieser Z e i t a n g e l e g t e n T o r a n l a g e s t a m m t . A m B o d e n eines R a u m e s der P e r i o d e I I 9 7 f a n d e n H . Oehler u n d S. Z a c h r i s s o n 1 9 5 9 eine dreiflüglige T ü l l e n p f e i l s p i t z e ; W . K l e i s s

e n t d e c k t e eine weitere, die n o c h einen W i derhaken a m Schaft aufweist, a m Boden der T o r - G a s s e des O s t - T o r e s ( A b b . 7 7 c). D e r a r t i g e P f e i l s p i t z e n lassen sich in z w e i f l ü g l i g e r A u s f ü h r u n g i m A l t e n Orient n i c h t v o r d e m 7. J h . b e l e g e n , u n d z w a r a n s c h e i n e n d n i c h t v o r d e m 2. V i e r t e l dieser Z e i t s p a n n e . S i e sind a u c h n o c h d a n a c h n a c h w e i s b a r 9 8 . S i e w e r d e n v o n einigen G e l e h r t e n den S k y -

Stronach a. O. 1 7 9 N D 6 0 5 4 . Oehler—Zachrisson, Teher. Forsch. I 76 Taf.

T e l l R i f a ' a t : Schicht II, 1 (spät)assyrisch, 7. J h . v. Chr. Williams, Iraq 23, 1961, 75 (Schicht I I : 7 . - 9 . Jh.). 82 (Schicht II 2: vermutlich 8. Jh., die jüngere Schicht II 1 demnach 7. Jh.). 86 Taf. 4 1 , 3. 4. T e i l H a l a f : undatiert, vierflüglig (B. Hrouda, Teil Halaf IV [1962] 50. 54 Taf. 36 Nr. 134. 135). K a r k e m i s c h : Fundlage nach Meinung des Ausgräbers eher Ende 7. als Ende 8. J h . (C. L. Woolley, Carchemish I I [1921] 125 Taf. 22). M e g i d d o : aus undatiertem Grab, dreiflüglig ? (P. C. O. Guy, Megiddo Tombs, OIP. X X X I I I

96 97

43 c 7. 9 8 B o g a z k ö y : E. M. Bossert, MDOG. 89, 1957, 66 Abb. 57 c (zweiflüglig mit Widerhaken) : Ende Büyükkale II/Beginn Büyükkale I (also um 650 v. Chr.) — Beran, MDOG. 93, 1962, 38 Anm. 4 Abb. 29 b (zweiflüglig) und P. Neve mündlich : Aus Schutt, der bei Anlage des phrygischen Hangpflasters der Schicht Büyükkale I b aufgeschüttet wurde (also um 650 v. Chr.). — K. Bittel—H. G. Güterbock, Bogazköy, AbhBerlin 1 (1935) 53 Taf. 11, 18—20 (zweiflüglig mit Widerhaken) : phrygisch, Büyükkale II. — Unter den z. Z. noch unveröffentlichten Tüllenpfeilspitzen aus Bogazköy befindet sich eine weitere, die um 650 v. Chr. zu datieren ist, neben jüngeren und älteren. Die älteren Beispiele stammen aus der II. Bauschicht von Büyükkale. Diese wird von K. Bittel, der für sie eine Dauer von rund 100 Jahren annimmt, in die 2. Hälfte des 8. und 1. Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. datiert: 8 e Congrès International d'Archéologie Classique (1963) 161. E s ist somit nicht auszuschließen, daß die ältesten Tüllenpfeilspitzen bereits in das 8. Jh. fallen, wenngleich es nach den Fundumständen dieser Pfeilspitzen in anderen Grabungen wahrscheinlicher ist, daß die Stücke aus Bogazköy Büyükkale II der Endphase dieser Schicht und somit dem 7. J h . v. Chr. angehören. A l i s c h a r : aus phrygischer Schicht (H. H. von der Osten, The Alishar Hüyük, Seasons of 1930 bis 32 II, OIP. X X I X [1937] 4 4 4 4 3 Abb. 496 oben; X X X [1937]

IIQ

- 112).

G o r di o n : aus phrygischer Schicht (G. u. A. Körte, Gordion, Jdl.-Erg.-H. 5 [1904] 176 Abb. 159 d). M e l i e : wohl 645 V. Chr. (P.Hommel in G. Kleiner—P. Hommel—W. Müller-Wiener, PanionionMelie, Jdl.-Erg.-H. 23 [im Druck] Teil I I I D a a, Pfeilspitzen). S a r d i s : »The arrowheads (zweiflüglig, Verf.) (Fig. 29) may belong either to the Cimmerian assaults or to those of the Persians (547 B. C.)«. Hanfmann-Detweiler, Türk ArkDerg. 11, 1961, 20. A l t - S m y r n a ( B a y r a k l i ) : »Similar arrowheads . . . found a t Old Smyrna are thought to have been used in the Lydian attack under Alyattes, ca. 600 B. C.« ebenda 20 Anm. 9. T a r s u s : aus spätassyrischer Zeit, zweiflüglig mit Widerhaken (H. Goldman, Tarsus I I I [1963] 369. 3 7 1 T a f . 174,

17—23).

[1938]

T a f . 1 6 1 , 4).

Ä g y p t e n : Nicht vor dem 6. J h . (W. M. Flinders Petrie, Tools and Weapons [1917] 34f.). B a b y l o n : aus den Mauern der Festungswerke (neubabylonisch) (R. Koldewey, Das wieder erstehende Babylon 4 [1925] 257 Abb. 184). A s s u r : In den Mauern des Außenwalles, etwa 614 v. Chr. (W. Andrae, Die Festungswerke von Assur, WVDOG. 23 [1913] 143 Abb. 254; ders., Das wiedererstandene Assur [1938] 144: »man wird wohl nicht fehlgehen in der Annahme, daß dieser Angriff mit der Einnahme von Assur endete und im J a h r e 614 v. Chr. erfolgt ist«. Abb. 63). N i m r u d : spätes 7. J h . (Stronach, Iraq 20, 1 9 5 8 , 1 7 1 Anm. 8 Taf. 2 3 , 7). K a r m i r - B l u r , T o p r a k k a l e : B. B. Piotrowski, Vanskoe Tsarstvo (1959) 237ff. Abb. 79—81 (vgl. auch S. 246 Abb. 84); Barnett, Iraq 14, 1952, 134: »Skythisch«, ausgehendes 7., beginnendes 6. J h . v. Chr. H a s a n l u : Schicht I I I (Dyson, Expedition 5, 1 9 6 3 , H. 3 , 3 7 Abb. S. 3 6 ) . Z i w i y e : R. Ghirshman, Village Perse-Achéménide, Mémoires de la Mission Archéologique en I r a n 36 (1954) 65 T a f . 24, 4 r.

S u s a : Ghirshman a. O. 20 (Datierung). 32 Taf. 18, 1; 43; 44: aus Schicht I (7.—6. Jh.) 15 Stück, aus Schicht II (6.—5. Jh.) 9 Stück und aus Schicht I I I (5. und wahrscheinlich frühes 4. Jh.) 5 Stück. P e r s e p o l i s : über 3800 Stück (verschiedene dreiflüglige Typen) (E. F. Schmidt, Persepolis = O I P . L X I X [ 1 9 5 7 ] 99 T a f . 76, 2. 7. 8).

T e p e S i a l k : Im Bereich der Gräber der Nekropole B, die bis in das 7. J h . hineinreicht, aber nicht aus diesen stammend und sicher jünger als sie (Ghirshman, Fouilles de Sialk II 46 Taf. 92,17. 18). A n a u : Culture IV (H. Schmidt in R. Pumpelly, Explorations in Turkestan I [1908] 183 Abb. 188 5. 156).

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T A K H T - I S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64

then zugeschrieben", wogegen mit Recht Bedenken angemeldet worden sind 100 . Ob die am Zendan gefundenen Stücke mit der Zerstörung der befestigten Siedlung 101 der Peride II in direktem Zusammenhang stehen, läßt sich nur vermuten; die Fundlage der hier abgebildeten, im Tor entdeckten Spitze spricht dafür. Bei den Bauten der Periode I am Zendan handelt es sich ohne Zweifel um eine altiranische Kultstätte von einem Typus, wie ihn K. Erdmann schon 1941 herausgestellt hat 1 0 2 : »Die Kultstätten der iranischen Volksreligion lagen auf den Gipfeln oder am Abhang von Bergen. Isolierte Erhebungen scheinen dabei bevorzugt worden zu sein. Sie sind einfache Plattformen, die durch die Untermauerung einer geeigneten Stelle erreicht wurden und sich in Größe und Umriß wohl nach den gegebenen Verhältnissen richten. Ursprünglich wurde das Mauerwerk aus unbehauenen Felsblöcken ohne Verwendung eines Bindemittels zusammengefügt. Gesichert scheint, daß sie nach Osten, der aufgehenden Sonne zu, orientiert waren. Eine Ausgestaltung über die reine Zweckform hinaus ist nicht zu belegen. Ihre Ausstattung ist, abgesehen von der allerdings sehr aufschlußreichen Felsenkammer in Tamar, unbekannt« 103 . Diese vor einem Vierteljahrhundert niedergelegten Ausführungen Erdmanns, die auf einer Stelle bei Herodot 104 und nur auf spärlichem, lediglich durch Beschreibungen, nicht durch Pläne, Zeichnungen oder Photos bekannt gewordenem, archäologischem Material 105 fußen, werden durch die Grabungen am Zendan-i Suleiman auf das Beste bestätigt, handelt es sich doch 99 Reinecke, ArchErt. 1 7 , 1887, 18 ff. (Zitat nach H. S c h m i d t a. O. 1 8 3 ; zur Verbreitung außerhalb des Orients vgl. ebenda 183 ff. und FlindersPetrie a. O. 34f.). 100 Beran, MDOG. 93, 1962, 38 Anm. 4 (mit Literaturangaben). Vgl. ferner Dusek, PZ. 42, 1964, 54—57101 v g l . oben Kleiss Sp. 740. 102 K. Erdmann, D a s Iranische Feuerheiligt u m (1941) 4 if. 103 E b e n d a 9. 104 Herodot I 1 3 1 — 1 3 2 . 105 E r d m a n n a. O. 8.

778

bei ihm um eine aus der Ebene aufsteigende, isoliert dastehende Erhebung, die hoch oben an ihrem südöstlichen Abhang Reste einer Plattform aufweist, welche ohne Verwendung eines Bindemittels zusammengefügt worden ist. Die Richtungsänderung — Südost statt Osten — ist unbedeutend, ragt doch die Terrasse soweit hervor, daß sie von den Strahlen der aufgehenden Sonne erfaßt wurde, bei Sonnenuntergang jedoch im Schatten des Berges lag 106 . Entgegen Herodot 107 kommt Erdmann zu dem Schluß: »Im Grunde waren also die architektonischen Formen des iranischen Volkskultes reicher, als es auf den ersten Blick erscheint. Zu der terrassenförmigen Kultstätte kommt als Gerät der Altar und als Zubehör das 'Feuerhaus', das in der Nähe, im allgemeinen wohl am Fuße des Berges gelegen, der heiligen Flamme den notwendigen Schutz gewährte« 108 . Daß die architektonischen Formen des altiranischen Volkskultes reicher sind, als es auf den ersten Blick erscheint, dafür ist der Zendan ein gutes Beispiel. Freilich ist im Bereich der Hochterrasse kein Altar gegefunden worden 109 und auch kein Feuerhaus, dafür eine Einfassung des ganzen Bezirks durch eine Mauer, die aus einem Ring nebeneinander liegender Räume besteht und die daher weniger eine Festungsmauer im eigentlichen Sinn ist als vielmehr eine leicht befestigte TemenosMauer von geringem fortifikatorischem Wert 1 1 0 zum Schutz der Hochterrasse und 106 U m welche Stunde sich der Kult abspielte, ist unbekannt. Nächtliche Kulthandlungen sind nicht auszuschließen, zumal nach H e r o d o t I 131 neben der Sonne u. a. auch dem Mond geopfert wurde. So ist die Ausrichtung der Terrassen nach Osten nicht nur wegen der dort aufgehenden Sonne zu verstehen. 107 »Götterbilder und Tempel und Altäre aufzustellen, halten sie nicht für richtig, ja, sie werfen sogar denen, die dies tun, Torheit vor, nach meiner Ansicht deswegen, weil sie nicht wie die Griechen die Götter als Menschennatur ansehen«, übers. H. S. Nyberg, Die Religionen des Alten Iran (1938) 369. 108 E r d m a n n a. O. 11. 109 Vgl. oben Kleiss Sp. 720 zu dem P o d e s t vor dem v o n der Hochterrasse weit entfernten R a u m 53, das vielleicht ein R e s t eines Altars gewesen ist. 110 v g l . auch oben Kleiss Sp. 739.

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vor allem des Heiligen Sees; niemals hätte sie dem Ansturm eines assyrischen Heeres 111 standgehalten 112 , herumschweifende Nomaden wurden durch sie jedoch von einer etwaigen Plünderung des Heiligtums bzw. einer Verunreinigung des Seewassers abgehalten. Ob in dem am Zendan ausgeübten Kult 111 V g l . d i e W i e d e r g a b e d e r B e l a g e r u n g e i n e r m a n n ä i s c h e n F e s t u n g d u r c h ein assyrisches H e e r a u f e i n e m R e l i e f S a r g o n s I I . : B o e h m e r , B a M . 3, 1964 ( F e s t s c h r i f t H e i n r i c h ) T a f . 2. — D e r N a m e d i e s e r F e s t u n g i s t d o r t m i t » I z - z a - a ( r ?)-( )« a n g e g e b e n w o r d e n . E s d ü r f t e h i e r j e d o c h , w i e M. el A m i n , S u m e r 9, 1 9 5 3 , 2 2 1 f. a l s e r s t e r a u s g e f ü h r t h a t , »Pa-za-si« g e m e i n t sein, o b w o h l d a s e r s t e Zeichen d e u t l i c h als I Z u n d n i c h t als P A g e z e i c h n e t w o r d e n ist: die beiden w a a g e r e c h t e n Keile sind n i c h t d u r c h d e n s e n k r e c h t e n — wie es f ü r P A zutreffend wäre — hindurchgezogen worden, sond e r n enden a n diesem ( = IZ). D a s letzte Zeichen als 5 l u n d n i c h t als A R zu lesen, b e d e u t e t keine Schwierigkeit, entspricht ja der A n f a n g des Zeichens A R in neuassyrischer Zeit d e m Zeichen §1. D i e F e s t u n g i s t n a c h d e n d a r i n ü b e r e i n s t i m m e n d e n L e s u n g e n v o n el A m i n u n d W . v o n S o d e n a m P a s s n a c h Zikirtu gelegen. Diese L a g e entspricht der, die in e i n e m gleichzeitigen T e x t f ü r die m a n n ä i s c h e F e s t u n g Panzis angegeben wird ( D . D . L u c k e n b i l l , A n c i e n t R e c o r d s of A s s y r i a a n d B a b y l o n i a I I [ 1 9 2 7 ] § § 1 5 0 ! ; B o e h m e r , B a M . 3, 1964, 16). E l A m i n w i r d a l s o R e c h t h a b e n , w e n n er d e n S t a d t n a m e n auf d e m Relief »Pazasi« liest u n d i h n als N e b e n f o r m zu P a n z i s e r k l ä r t . A u c h Y . Y a d i n , T h e A r t of W a r f a r e i n B i b l i c a l L a n d i n t h e L i g h t of A r c h a e o l o g i c a l D i s c o v e r y (1963) 4 2 5 b i e t e t als N a m e n d e r in d e r e r s t e n Zeile d e r Reliefinschrift genannten Festung Pazasi, in Ü b e r n a h m e d e r L e s u n g v o n el A m i n ; v g l . u n d v e r b e s s e r e B o e h m e r , B a M . 3, 1964, 2 2 A n m . 100 ( d o r t : Zeile z w e i ) . 112 E s gibt keine Spuren, die d a r a u f h i n d e u t e n , d a ß die Assyrer den Z e n d a n belagert h ä t t e n . Die V e r m u t u n g e n v o n A. Billerbeck, D a s S a n d s c h a k Suleimania u n d dessen persische N a c h b a r l a n d schaften zur babylonischen u n d assyrischen Zeit (1898) 93 — d e r T a k h t - i S u l e i m a n w i r d h i e r n o c h als »medische T h i n g s t ä t t e « bezeichnet — u n d E . M . W r i g h t , J N E S . 2, 1 9 4 3 , 176. 1 8 1 — h i e r wird die v o n S a r g o n II. e i n g e n o m m e n e H a u p t s t a d t v o n Zikirtu, P a r d a , i m T a k h t - T a l lokalisiert, w o f ü r sich i m G e l ä n d e k e i n A n h a l t s p u n k t b i e t e t — , w o n a c h die Assyrer bis in d a s T a k h t - T a l g e k o m m e n seien, stellen sich s o m i t als hinfällig h e r a u s . E s darf als sicher gelten, d a ß Sargon II., der in seinen ausführlichen Berichten besonders auffallende Berge erwähnt, den wassergefüllten Berg s a m t Heiligtum g e n a n n t hätte, wäre er je dahin g e z o g e n ; v g l . z. B . d i e B e s c h r e i b u n g b z w . C h a r a k terisierung der Berge Uausch, Zimur u n d Mallau: D . D . L u c k e n b i l l , A n c i e n t R e c o r d s of A s s y r i a a n d B a b y l o n i a I I (1927) § 20. 1 5 2 . 1 5 5 . 1 5 8 .

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das Feuer eine Rolle spielte, wissen wir nicht; möglich wäre es. Herodot erwähnt, daß dem Feuer Opfer dargebracht wurden 113 . Erdmann zitiert als Beispiel das noch nicht näher datierte Tamar am nördlichen Westufer des Urmia-Sees, wo sich oberhalb der Terrasse eine stark verrußte Felskammer befindet, die er mit Recht zu dieser in Beziehung setzt. Fraglich ist nur, ob der Raum tatsächlich als Aufbewahrungsort für das heilige Feuer diente, kann doch der Ruß ohne weiteres von dem Feuer späterer, hier Unterschlupf suchender Hirten stammen. Zu der hoch oben am Zendan befindlichen sog. Zisterne (vgl. Abb. 51. 58) findet sich die bisher einzige Parallele ebenfalls in Tamar, sie muß demnach zum Heiligtum (Periode I) gehören und von besonderer, uns unbekannter kultischer Bedeutung gewesen sein 114 . Soweit wir aus der Beschreibung des Entdeckers von Tamar, Sir R. Ker Porter 1 1 5 , 113 N y b e r g a. O . 3 7 0 : » ' A b e r sie h a b e n d e n B r a u c h , d e m Zeus auf d e n h ö c h s t e n Berggipfeln z u o p f e r n , d e n n sie n e n n e n d a s g a n z e H i m m e l s gewölbe Zeus'. W i r erkennen hier ohne Schwierigkeit u n t e r der griechischen Verkleidung Ahuram a z d ä h wieder, den allumfassenden Himmelsgott, d e r e b e n in dieser E i g e n s c h a f t d e r W e i s e H e r r ist, d e r alles sieht u n d alles ü b e r s c h a u t . Diese Vorstellung ist allgemein iranisch u n d n i c h t eigent ü m l i c h zoroastrisch. 'Sie o p f e r n a u c h der Sonne, dem Mond u n d der Erde, d e m Feuer, d e m Wasser u n d d e n Winden'«. G e g e n die Gleichsetzung v o n Zeus m i t A h u r a m a z d a a n dieser Stelle h a t sich in jüngster Vergangenheit W. Hinz, Zarathustra (1961) 33 A n m . 57 g e w e n d e t ; er h ä l t es f ü r w a h r scheinlicher, d a ß hier M i t h r a g e m e i n t ist. — Vgl. f e r n e r G. W i d e n g r e n , D i e R e l i g i o n e n I r a n s (1965) 1 2 5 : »Mit H e r o d o t s A u s f ü h r u n g e n s t i m m t g u t eine B e m e r k u n g bei Clemens A l e x a n d r i n u s ( P r o t r e p t . V 65, 1) ü b e r e i n , d a ß d i e P e r s e r u n d M e d e r g e m ä ß d e n A n g a b e n Dinos ( i 330 v. Chr.) ' u n t e r o f f e n e m H i m m e l o p f e r n , i n d e m sie F e u e r u n d W a s s e r f ü r die einzigen K u l t b i l d e r (dyaAucrra HÖva) d e r G ö t t e r h a l t e n ' « . 114 E r d m a n n a. O. 8 : »Von d e r F e l s e n k a m m e r f ü h r e n weitere S t u f e n z u m Gipfel, wo eine bassina r t i g e V e r t i e f u n g i n d e n B o d e n g e h a u e n ist«. W ä h r e n d K e r P o r t e r diese als Wasserreservoir deutet, e r w ä g t E r d m a n n die Möglichkeit eines a s t o d a n , einer Felsennische f ü r die K n o c h e n ausg e s e t z t e r L e i c h n a m e (a. O . 7 1 A n m . 37). — D i e Zisterne a m Z e n d a n s t a m m t also nicht a u s spät e r e r Z e i t (so n o c h T e h e r . F o r s c h . I 8 1 A n m . 28). 115 Sir R . K e r P o r t e r , T r a v e l s i n Georgia, P e r sia, A r m e n i a , A n c i e n t B a b y l o n i a d u r i n g t h e Y e a r s 1 8 1 7 , 1 8 1 8 , 1 8 1 9 a n d 1 8 2 0 I I (1822) 600f.

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T A K H T - I S U L E I M A N U N D Z E N D A N - I S U L E I M A N , G R A B U N G S B E R I C H T 1963/64

sehen, hat es dort den am Zendan neben der Terrasse festgestellten großen Hof nicht gegeben. Sein Verwendungszweck ist unbekannt 116 . Bei allen Vorbehalten, die bei einer Übertragung der von Herodot im 5. J h . geschilderten Verhältnisse der persischen Religion in eine rund 300 Jahre ältere Zeit und auf ein anderes, jedoch auch im Iran lebendes Volk (s. u.) nötig sind, wäre es trotzdem denkbar, daß hier der Schilderung von Herodot I 132 entsprechende Schlachtungen von Opfertieren vollzogen wurden: »Das Opfer der Perser für die genannten Götter (s. Anm. 1 1 3 ) geht folgendermaßen vor sich. Sie errichten keine Altäre und entzünden kein Feuer, wenn sie opfern wollen. Sie kennen kein Trankopfer, kein Flötenspiel, keine Kränze, auch keine Opfergerste. Wenn jemand opfern will, so führt er das Opfertier an einen reinen Ort und ruft den Gott an, nach dem er meistens seine Tiara mit Myrten bekränzt hat.. . . Wenn er das Opfertier zerstückelt und das Fleisch gekocht hat, ...