Archäologischer Anzeiger: Heft 1/1963 [Reprint 2020 ed.]
 9783112319970

Table of contents :
INHALT
JAHRESBERICHT DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS FÜR 1962
WISSENSCHAFTLICHES PERSONAL DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
BERICHT ÜBER DIE XX. WARKA-KAMPAGNE
EXCAVATIONS AT QATAL HÜYÜK, 1962
HENKELMARKEN AN EINER BÜGELKANNE IN ERLANGEN
DIE MINOISCHEN, GRIECHISCHEN UND ETRUSKISCHEN GEMMEN DER PRIVATSAMMLUNG DR. JOHANNES JANTZEN, BREMEN
VERSUCH DER DEUTUNG EINER WUNDERHEILUNG VON EPIDAUROS
EIN VERSCHOLLENES RELIEF MIT ATHENAGEBURT
PORTA TRIGEMINA

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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1963 • H E F T 1

BEIBLATT

ZUM

JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS

WALTER DE GRUYTER 1963

ä CO •

BERLIN

INHALT

Spalte

J a h r e s b e r i c h t des D e u t s c h e n ti! t s f ü r 1962

Archäologischen

Insti-

I

B u c h h o 1 z , H.-G., Henkelmarken an einer Bügelkanne in Erlangen. Mit 4 Abbildungen

33

G e r k a n , A. von, Porta Trigemina. Mit 1 Abbildung

104

H a m p e r 1, H., Versuch der Deutung einer Wunderheilung von Epidauros. Mit 1 Abbildung

89

L e n z e n , H. J., Bericht über die X X . Warka-Kampagne. Mit 7 Abbildungen . M e 11 a a r t, J., Excavations at Çatal Hüyük, 1962. Mit 6 Abbildungen . . . S a u e r , H., Ein verschollenes Relief mit Athenageburt. Mit 6 Abbildungen .

1 19

.

94

2 a z o f f , P., Die minoischen, griechischen und etruskischen Gemmen der Privatsammlung Dr. Johannes Jantzen, Bremen. Mit 9 Abbildungen . . . .

41

ARCHÄOLOGISCHER 1963 • Heft 1

ANZEIGER

JAHRESBERICHT DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN

INSTITUTS

FÜR 1962 Das Deutsche Archäologische Institut konnte auch im Jahre 1962 dank der tatkräftigen Unterstützung und des Wohlwollens der Bundesregierung, vertreten durch das Bundesministerium des Innern, seine Tätigkeit im gesamten Bereiche seiner Arbeit fortsetzen. Die großen Ausgrabungen in Bogazköy, Milet, Olympia und Uruk-Warka wurden auch diesmal dank der Mithilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Innerhalb des Berichtsjahres standen drei für das Institut besonders bedeutende Ereignisse im Vordergrund. Am 23. 2. 1962 konnte in Anwesenheit der Deutschen Botschafter in Rom, Dr. Manfred Klaiber und Dr. Albert Hilger van Scherpenberg, Ministerialdirektors Hagelberg als Vertreter des Bundesministeriums des Innern, des Leiters der Bundesbaudirektion, Bundesbaudirektor Mertz, Berlin, hoher Vertreter der italienischen Behörden und Kulturinstitute sowie zahlreicher italienischer und deutscher Kollegen die Grundsteinlegung des neuen Institutsgebäudes in Rom in der Via Sardegna 79—81 feierlich begangen werden. A m 22. 9. wurde die Abteilung Teheran des Deutschen Archäologischen Instituts offiziell eröffnet. Unter den Gästen befanden sich der Kaiserlich Iranische Hofminister, Exzellenz Hussein Ala, der Kultusminister der Kaiserl. Iranischen Regierung, Exzellenz Professor Khanlari, der Rektor der Universität Teheran, Professor Farhad, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Iran, Freiherr von Ungern-Sternberg, sowie zahlreiche iranische Kollegen und Vertreter der wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen anderer Nationen. Der Kultusminister der Kaiserl. Iranischen Regierung, Exz. Prof. Khanlari, übermittelte in seiner Ansprache die Glückwünsche der Iranischen Regierung zur Institutseröffnung. Der Bibliotheksanbau am Gebäude der Römisch-Germanischen Kommission konnte bis zum Jahresende fertiggestellt werden. Die Bemühungen um einen dringend nötigen Institutsneubau für die Abteilung Istanbul führten leider während des Berichtsjahres noch nicht zum gewünschten Ziele. Zur Jahressitzung trat die Zentraldirektion vom 26. bis 28. 1. in Berlin zusammen. Eine Außerordentliche Sitzung fand vom 2. bis 3. 6. in Bonn statt. Der Engere Ausschuß der Zentraldirektion, der am 12. 1. und 1. 6. in Bonn zusammentrat, bestand am 31. 12. 1962 aus den Herren: K . Bittel, R. Hampe, W. Krämer, E. Langlotz, W.-H. Schuchhardt. Aus der Zentraldirektion ausgeschieden sind die Herren: H. Diepolder, M. Geizer, A. von Gerkan, H. Koch, E. Otto und B. Schweitzer. Neue Mitglieder sind die Herren: A. Greifenhagen (Vertreter der Antikenmuseen) und Th. Kraus (Leiter der Abteilung Rom). Das Institut beklagt den Tod folgender verdienter Mitglieder: Museumsdirektor Dr. Michael Abramic, Split (0. M.), Direktor Dr. Jaroslav Böhm, Prag (O. M.), Direktor i. R. Dr. Matteo Deila Corte, Pompei (O. M.), Prof. Dr. Carl Diem, Köln (0. M.), Reichsantiquar a. D. Dr. Harry Fett, Oslo (0. M.), Prof. Dr. Paul Frankl, Princeton (O. M.), Prof. Dr. Dr. Dagobert Frey, Stuttgart (K. M.), Prof. Dr. Ettore Gäbrici, Palermo (O. M.), Prof. Dr. Stanislaw Gasiorowski, Krakau (O. M.), Dipl.-Ing. Josef Gilles, Aachen (K. M.), Direktor Dr. Hans Gummel, Nordenham-Einswarden (K. M.), Wilfried James Hemp, Criccieth,

II

Wales (K. M.), Dr. Ludwig Hussong, Trier (O. M.), Direktor Prof. Dr. Hermann Junker, Trier (0. M.), Prof. Dr. Ulrich Kahrstedt, Göttingen (O. M.), Prof. Dr. Herbert Koch, Hamburg (O. M.), Dr. Wilhelmina Lepik-Kopaczynska, Breslau (K. M.), Prof. Dr. Cayetano de Mergelina, Murcia (K. M.), Direktor i. R. Prof. Dr. Paul Ortwin Rave, Berlin (K. M.), Direktor Joaquín Sánchez Jiménez, Albacete (K. M.), Prof. Albert Steffen, Luxemburg (K. M.), Ephoros Johannes Threpsiades, Athen (K. M.), Dr. med. Dr. phil. h. c. Werner Walz, Heidenheim (K. M.), Dr. Karl Woelcke, Bad Homburg v. d. H. (O. M.), Direktor Dimiter Zontschew, Plovdiv (O. M.). Zu Ordentlichen und Korrespondierenden Mitgliedern wurden neu ernannt: O R D E N T L I C H E M I T G L I E D E R : Hans Beck, Lili Byvanck-Quarles van Ufiord, Werner Coblenz, Feridun Dirimtekin, Rüstern Duyuran, Miodrag Grbic, Wilhelm Grünhagen, Ulrich Hausmann, René Joffroy, Hans-Jörg Kellner, Theodor Kraus, Vera Leisner, Machteid J. Mellink, Mohamed Mostafa, Hans Wolfgang Müller, Hermann Müller-Karpe, Katharina Otto-Dorn, Adolf Rieth, Hellmut Ritter, Dorothy Burr Thompson, Hartwig Zürn. K O R R E S P O N D I E R E N D E M I T G L I E D E R : Kemal Balkan, Bernhard Bischoff, Seraphim Charitonidis, Sotirios Dakaris, José Dörig, Georg Dondas, Gerhard Fecht, Henry Fischer, Werner Fuchs, Albert Genrich, Waldemar Haberey, Rolf Herzog, Hermann Hinz, Werner Kaiser, Paul Karnitsch, Horst Kirchner, Paul Ortwin Rave, William Kelly Simpson, Märta Strömberg, Arthur Suhle, Lord William Taylour, Klaus Tuchelt, Louis Vanden Berghe, Friedrich Vittinghoff, Francis Wormald. Der Präsident hielt auf Einladung des Herrn Bundespräsidenten am 13. 3. in der Villa Hammerschmidt in Bonn vor geladenen Gästen einen Vortrag über »Das Hethiterreich und Ägypten«; im Wintersemester las er an der Freien Universität Berlin ein Kolleg über das Thema »Das vorhethitische Kleinasien«. Im Interesse des Instituts reiste der Präsident mehrfach zu Besprechungen nach Bonn, Bad Godesberg und Frankfurt sowie an verschiedene andere Orte. Er nahm teil an Sitzungen der Max-Freiherr-von-Oppenheim-Stiftung, der UNESCO-Kommission, der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Römisch-Germanischen Kommission und der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Archäologischen Trier-Kommission weilte er im Februar und im November zu Sitzungen dieser Kommission in Trier. Vom 22. bis 28. 2. hielt sich der Präsident in Rom auf, wo er an der Gedächtnisfeier für R. Herbig und an der feierlichen Grundsteinlegung für den Neubau des Institutsgebäudes der dortigen Abteilung teilnahm, Dienstbesprechungen führte und Unterredungen mit italienischen Kollegen hatte. Von Anfang April bis Mitte Mai weilte er dienstlich in Istanbul, Ankara und Athen und vom 28. 8. bis zum 4. 9. zur Teilnahme am VI. Internationalen Kongreß für Vor- und Frühgeschichte in Rom. Er benutzte seinen Aufenthalt in Italien zugleich dazu, die im Auftrage des Instituts unter Leitung von A. Tschira, Karlsruhe, durchgeführten Ausgrabungen in der Casa del Fauno in Pompeji zu besichtigen. Am 20. 9. reiste der Präsident zur offiziellen Eröffnung der Abteilung Teheran nach Persien und begab sich im Anschluß an die Eröffnungsfeierlichkeiten zu den Grabungsplätzen am Takht-i-Suleiman und am Zendan-i-Suleiman, um sich einen Überblick über die während der letzten Grabungskampagne erzielten Ergebnisse zu verschaffen. Vom 27. 10. bis zum 8. II. weilte er in Spanien, um zum ersten Mal während seiner Amtszeit die Abteilung Madrid kennenzulernen und einen auf eigener Anschauung beruhenden Einblick in ihr Arbeitsgebiet zu gewinnen. Vom 29. 11. bis zum 8. 12. reiste der Präsident auf Einladung der Republik Iraq nach Baghdad zur Teilnahme an den Millenary Celebrations of Baghdad. Diese Einladung erlaubte es zugleich, der Abteilung Baghdad des Instituts einen Besuch abzustatten, Ausgrabungen der Abteilung am Turm von Babylon zu besichtigen und Studienfahrten nach Borsippa und Nippur auszuführen.

III

Der I. Direktor, der außer der Wahrnehmung seiner laufenden Dienstgeschäfte den Präsidenten während dessen Abwesenheit vertrat, nahm im Juni an der Tagung des Westund Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Ansbach teil und begab sich vom 25. 9. bis zum 12. 10. nach Spanien, um wissenschaftliche Desiderate in Sevilla zu erledigen und dienstliche Besprechungen in Madrid zu führen. Er hielt jeweils während einiger Wochen im Sommersemester und Wintersemester Vorlesungen an der Universität Erlangen, für die er im Sommersemester einen Teil seines Jahresurlaubs verwendete. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Leiters der Redaktion bei der Zentraldirektion wurde nach dem Ausscheiden von H. Weber ab 1. 2. H.-G. Buchholz beauftragt. Er wurde, am 3. 12. als Wissenschaftlicher Rat in den Bundesdienst übernommen. Weiter waren als wissenschaftliche Referenten bei der Zentraldirektion tätig die Herren: F. W. Deichmann (Frühchristliche Archäologie — Dienstsitz Rom), H. B. Jessen (Assistenz, Bibliothek, Archiv) und O. Ziegenaus (Bauforschung). Die Leitung der Verwaltung lag wie bisher in den Händen von Oberregierungsrat H. Hoeppner. Am 8. 5. beehrte der Herr Bundesminister des Innern, begleitet von seinem Persönlichen Referenten, Ministerialrat Dr. Fröhlich, und von seinem Ständigen Vertreter in Berlin, Ministerialrat Dr. Roeber, das Institut mit seinem Besuche. Zu Vortragsveranstaltungen im Institut konnte aus Gründen der Raumnot auch in diesem Jahre jeweils nur wieder ein kleiner Kreis von Gästen eingeladen werden. Es sprach am 3. 3. Herr Afif Erzen, Professor an der Universität Istanbul, über »Forschungen in Toprakkale 1959—1961«; am 29. 5. Herr Klaus Fischer, Bochum, über »Archäologische Forschungsreisen in Afghanistan i960 und 1961«; am 11. 7. Herr Karl Schefold, Professor an der Universität Basel, über »Ägyptische Mysterien-Motive in der römischen Malerei«; am 14. Ii. Herr Bernard Andreae, Dozent an der Universität Bonn, über »Die Inseln der Seligen«; am 19. 11. Herr Porphyrios Dikaios, Director of Antiquities in Cypern, über »Excavations in the Late Bronze Age Town at Encomi« und am 17. 12. Herr Gratiniano Nieto Gallo, Director General de Bellas Artes im Ministerio de Educación Nacional in Madrid, über das Thema »Probleme der Denkmalkonservierung in Spanien«. Am 10. 7. gab der Präsident für die in Berlin wohnenden Mitglieder der Archäologischen Gesellschaft in den Räumen und im Garten des Wiegand-Hauses einen Empfang. Vom 3. bis 6. 3. weilten die neu gewählten Stipendiaten D. Arnold, R. M. Boehmer, F. Hamdorf, F. Stein, I. Wallert (entschuldigt fehlten: W. Orthmann, K. Schietzel, B. Schlörb) bei der Zentraldirektion zu Besprechungen und zur Vorbereitung ihrer am 1. 4. beginnenden Reise. Die Stipendiaten besuchten nach den Besprechungen das Museum in Dahlem, das Antikenmuseum in Charlottenburg, das Schloß Charlottenburg sowie einen Druckereibetrieb. Folgende Veröffentlichungen des Instituts wurden ausgeliefert: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 76, 1961 und Archäologischer Anzeiger 1961 Heft 1—4 mit der Bibliographie i960; Archäologischer Anzeiger 1962 Heft 1—3; F. W. Goethert-H. Schleif, Der Athenatempel von Ilion (Denkmäler Antiker Architektur Band X); E. v. Mercklin, Antike Figuralkapitelle; E. Nash, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom II; D. Kienast-K. Kraft, Sylloge Nummorum Graecorum, Deutschland, 7. Heft, Karien; O. Rubensohn, Das Delion von Paros. Im Druck befanden sich bei Jahresschluß: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 77, 1962 und Archäologischer Anzeiger 1962 Heft 4; Archäologischer Anzeiger 1963 Heft 1—3 und Bibliographie 1961; R. Horn, Hellenistische Bildwerke ,Samos II; H. v. Aulock, Sylloge Nummorum Graecorum, 8. Heft, Lydien; W. Heibig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom I; G. v. Kaschnitz-Weinberg, Strukturgeschichte der mittelmeerischen Kunst; F. Brammer, Die Skulpturen der Parthenon-Giebel; G. Bruns, Archäologisches Zeitschriftenverzeichnis; A. Greifenhagen, Beiträge zur antiken Reliefkeramik, 21. Erg.-Heft zum Jdl.; E. Kunze, Olympische Forschungen V.

IV

Für den Druck folgender Dissertationen wurden Beihilfen gewährt: E. Götte, Frauengemachbilder in der Vasenmalerei des fünften Jahrhunderts; W. Hermann, Römische Götteraltäre; W. Kleiß, Die öffentlichen Bauten von Cambodunum; L. Trümpelmann, Mschatta; I. Wallert, Die Palmen im Alten Ägypten; D. Arnold, Wandrelief und Raumfunktion in ägyptischen Tempeln des Neuen Reiches; R. M. Boehmer, Die Entwicklung der akkadischen Glyptik (Untersuchungen zur Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie) ; F. Hamdorf, Griechische Kultpersonifikationen der vorhellenistischen Zeit. Während des Berichtsjahres gelangten folgende Dissertationen, für die früher Zuschüsse gezahlt wurden, zur Auslieferung: H. Oehler, Untersuchungen zu den männlichen römischen Mantelstatuen, T e i l l : Der Schulterbauschtyp; K. Tuchelt, Tiergefäße in Kopf- und Protomengestalt (Ist. Forsch. 22, 1962). Für Ausgrabungen im Kerameikos, in Olympia (Wiederherstellung des Stadions), Samos, Abu Mena, Takht-i-Suleiman, Rusafa, Mulva und Centcelles sowie für Forschungen in Nubien stellte die Zentraldirektion Mittel zur Verfügung und förderte außerdem die Arbeiten zur Fortführung der Realbibliographie, des Sarkophagkorpus, der Sylloge Nummorum, der Neuherausgabe von Helbig-Amelung, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom, des Publikationsunternehmens »Das Römische Herrscherbild« sowie der »Archaeologia Homérica«. Weiter wurde für Untersuchungen W. Deichmanns zur frühchristlichen Kunst finanzielle Unterstützung gewährt. A B T E I L U N G R O M : In der außerordentlichen Sitzung der Zentraldirektion am 3. 6. wurde Th. Kraus zum I. Direktor gewählt. Seine Ernennung durch den Herrn Bundespräsidenten erfolgte am 3. 9. Auf eigenen Wunsch löste E. Meinhardt aus gesundheitlichen Gründen zum 31. 8. seinen Werkvertrag für Römische Epigraphik und kehrte nach Deutschland zurück. Der Assistent W. Fuchs verließ am 21. 10. Rom, um seine neue Stellung bei der Abteilung Athen anzutreten. Als Nachfolger ist W. Hermann tätig. F. Rakob bekleidet seit dem 1. 9. die für einen Architekten neugeschaffene B A T HI-Stelle. Die Grundsteinlegung für das neue Institutsgebäude fand in feierlicher Form am 23. 2. in Anwesenheit des Präsidenten, der deutschen Botschafter in Rom, des Leiters der Bundesbaudirektion, der Vertreter deutscher und italienischer Behörden und Kulturinstitute sowie zahlreicher Fachgenossen statt. Ansprachen in deutscher und italienischer Sprache hielten der Präsident, Bundesbaudirektor Mertz und Th. Kraus. Am 20. 10. wurde das Richtfest gefeiert, bei dem die Botschaft durch den Kulturattaché Dr. Frhr. von Rummel, die deutsche evangelische Kirche in Rom durch Herrn Pastor Hessing und das Institut durch Th. Kraus und H. H. Völker vertreten waren. Dr. K.-G. Siegler weilte mehrfach zu Besprechungen mit der Bundesbaudirektion und der Institutsleitung in Rom. Bis zum Jahresende wurde der Rohbau fertiggestellt, schwere Regenfälle verhinderten die Eindachung des Gebäudes. Im Attico wurde mit der Verlegung der Heizungsrohre begonnen. Bei der Anlage der Abwasserleitung zur Via Sicilia wurde in etwa 3 m Tiefe ein Depot römischer Amphoren gefunden, ohne daß Baulichkeiten dabei zutage traten. Die Soprintendenza Roma I stellte die Gefäße sicher, der Befund wurde zeichnerisch festgehalten. Th. Kraus weilte vom 21. 1. bis 2. 2., vom 31. 5. bis 12. 6. und vom 13. 12. bis 20. 12. zur Teilnahme an den Sitzungen der Zentraldirektion und zu Besprechungen in Deutschland. Vom 25. bis 28. 5. und vom 23. bis 25. 6. besuchte er die Grabung H. Schlägers an der Stadtmauer in Paestum. Wiederholt reiste er nach Neapel und Pompeji zur Besichtigung der Grabung in der Casa del Fauno, zur Bearbeitung der Bildmosaiken dieses Hauses und zu Besprechungen mit dem Soprintendenten A. De Franciscis. Anläßlich der Anwesenheit des Präsidenten zum Internationalen Prähistorikerkongreß fuhr er mit diesem und dem I. Direktor der Römisch-Germanischen Kommission am 3-/4. 9. nach Pompeji. Mit W. Krämer besuchte er am 8. 9. die Nekropole und das Museum von Tarquinia. Er vertrat das Institut auf dem II. Convegno degli Studi sulla Magna Grecia in Tarent vom 14. bis 19. 10.

V

W. Fuchs erledigte Desiderate des In- und Auslandes und führte Gäste des Instituts in Rom und Umgebung. Er arbeitete am Fundbericht über Sardinien und Sizilien. H. Sichtermann unternahm mit dem Institutsphotographen Reisen nach Neapel und Süditalien, Arezzo und Florenz und benutzte seinen in Griechenland verbrachten Urlaub zur Bereicherung der Photo-Abteilung. H. Riemann begleitete A. v. Gerkan auf einer Reise nach Paestum und Pompeji vom 20. bis 22. 6. F. Hiller bearbeitete vom 10. 3. bis 10. 4. die Funde aus der Grabung von Rusellae im Museum von Grosseto und übergab das letzte Material inventarisiert und klassifiziert der dortigen Sammlung. Damit ist die Bearbeitung der Grabungsfunde endgültig abgeschlossen. H. Schläger setzte vom 6. 5. bis 6. 7. seine Untersuchungen an der Stadtmauer von Paestum fort, vor allem an der Ostseite, wo ebenfalls ein Graben festgestellt wurde. H. Kilian, Heidelberg, unternahm vom 28. 5. bis 20. 6. in Paestum eine erste Sichtung der gefundenen Keramik. Die diesjährige Kampagne in der Casa del Fauno in Pompeji begann am 20. 8. Unter Leitung von A. Tschira arbeiteten dort F. Rakob, J. Bell und zeitweise P. Grossmann. A. Bruckner vom Landesmuseum Bonn übernahm die Bearbeitung der Keramik. Die Untersuchung erstreckte sich auf den Südrand des großen Peristyls, die Alexander-Exedra und den Oecus Nr. 25; es wurden mehrere Perioden des Vorläuferbaues und die Reste älterer Kalksteinhäuser festgestellt. Die Grabungen im Oecus — u. a. wurde in der Südostecke ein Privatbad aufgedeckt — sollen im Einverständnis mit dem Soprintendenten A. De Franciscis sichtbar erhalten werden. A. De Franciscis hat dem Grabungsstab ferner im 'Auditorium' zwei Räume zur Bearbeitung und Aufbewahrung der Funde auf Dauer zur Verfügung gestellt. F. Rakob, der seit Oktober allein die örtliche Grabungsleitung innehatte, verließ Pompeji zum Jahresende. Vom 13. 1. bis 31. 3. wurden in Rom und Umgebung die alljährlichen öffentlichen Führungen veranstaltet; der Pompeji-Kurs mußte ausfallen, da zu wenig Anmeldungen eingegangen waren. Der Ravenna-Kurs fand unter Leitung von F. W. Deichmann vom 8. bis 13. 4. statt. Am 23. 2. gedachte die Abteilung Reinhard Herbigs in der Sala Borromini. Anwesend waren der Präsident, die deutschen Botschafter in Rom sowie zahlreiche Fachgenossen und Freunde des Verstorbenen aus Deutschland und Italien. Es sprachen der Präsident und E. Langlotz, die Gedächtnisrede hielt Th. Kraus. Bei der Winckelmann-Adunanz in der Casa dei Cavalieri di Rodi am 10. 12. sprach Th. Kraus über seine und J. Röders Untersuchungen am Möns Claudianus. Auf weitere Veranstaltungen mußte wegen des Raummangels im Palazzo Torlonia verzichtet werden. Vom 10. 7. bis 10. 8. bereitete Prof. F. Börner, Hamburg, die Neuaufstellung der Abteilung C der Bibliothek (Griechische Autoren) vor. Die Bibliothek wurde von 9916 Lesern besucht. 683 Tesseren wurden ausgegeben. An Neuzugängen wurden 1270 Titel inventarisiert. Die Zahl der laufenden Zeitschriften beträgt jetzt 496, davon 94 deutsche. Während der Berichtszeit ist die Katalogisierung der Privatbibliothek R. Herbig abgeschlossen worden. Der Zuwachs der Photoabteilung beläuft sich auf 2934 Photos, davon sind 2214 eigene Aufnahmen, die u. a. in Rom, Norditalien, Apulien, Ravenna, Venedig, Paestum, Neapel und Griechenland gemacht wurden. Die Neuordnung der Abteilung machte gute Fortschritte. Folgende Institutsveröffentlichungen wurden ausgeliefert: Römische Mitteilungen 68, 1961; Ergänzungsheft 6, P. H. von Blanckenhagen-Chr. Alexander, The Paintings from Boscotrecase; Bilderheft 1, R. Herbig, Nugae Pompeianorum. Im Druck befinden sich Band 69, 1962 der Römischen Mitteilungen sowie folgende Ergänzungshefte: R. Lullies, Vergoldete Terrakottaappliken aus Tarent; H. Müller-Karpe, Zur Stadtwerdung Roms. In Redaktion genommen ist B. Andreae, Studien zur römischen Grabkunst. A B T E I L U N G A T H E N : F. Willemsen trat sein Amt als II. Direktor am 8. 1. an; seine endgültige Ernennung erfolgte am 3. 7. D. Schulz schied am 31. 3., J. Dörig schied am

VI

30. 6. von seinem Posten. Die Stelle des I. Referenten ist seit dem 1. 11. mit W. Fuchs, die des Referenten für die Photoabteilung seit dem 16. 4. mit K. Vierneisel besetzt. U. Lux war während der Monate Juli bis November mit besonderen redaktionellen Arbeiten beschäftigt. G. Gruben wurde zum 1. 9. in eine B A T HI-Stelle eingewiesen. Aus dem Dienst des Instituts ist mit Ablauf des Jahres die Photographin und Verwalterin des Photolabors E.-M. Czakö ausgeschieden. Zu Sitzungen der Zentraldirektion, Besprechungen und Vorträgen weilte vom 17. 1. bis zum 9. 3. der I. Direktor, E. Kunze, in Deutschland und Dänemark, seit dem 30. 5. abermals in Deutschland. An die Junisitzung der Zentraldirektion schloß er seinen Urlaub an; am 23. 7. war er wieder in Athen. Am 27. 5. besuchte er die Kabiriongrabung; in der Woche vom 7. bis 14. 10. besichtigte er die Arbeiten im Heraion auf Samos. Tagesausflüge führten ihn nach Brauron und Tiryns. Wiederholt weilte er zur Förderung des VIII. Berichts in Olympia. Auch am 19. 11., zu Beginn der Kampagne 1962/63, befand er sich dort. Der II. Direktor hielt sich vom 9. 8. bis 9.9. zur Durchführung seines Umzugs in München auf, die übrige Zeit des Jahres in Athen. Er leitete die Institutsgeschäfte während der Abwesenheit des I. Direktors, Heß sich besonders die Redaktion der Athenischen Mitteilungen angelegen sein, führte mehrfach auf der Akropolis, im National-Museum und im Kerameikos und leitete hier die Ausgrabungen und Arbeiten. Der I. Referent, D. Schulz, betreute Gäste und Stipendiaten, förderte den Band 73 der Athenischen Mitteilungen und unternahm zu Studienzwecken zwei Reisen nach Olympia. W. Fuchs übernahm die Redaktion des Bandes 77 der Mitteilungen und erledigte Desiderate. Die Referentin für die Bibliothek, I. Kleemann, versah in den Monaten Juli bis Oktober außer den Bibliotheksgeschäften den größten Teil der Aufgaben des I. Referenten. Eine Urlaubsreise führte sie vom 10. bis 25. 3. nach Persien. Am 30. 11. begab sie sich in die Vereinigten Staaten zum Studium der dortigen Museen. Der Referent für die Photoabteilung, J. Dörig, besuchte zu Studienzwecken archäologisch wichtige Stätten in Attika. K. Vierneisel erledigte photographische Arbeiten in Epidauros und war im Oktober bei der Sichtung früherer Funde auf Samos behilflich. In Athen widmete er sich neben seinen Dienstgeschäften der Bearbeitung der Funde von der Heiligen Straße im Kerameikos. Der Referent für Bauforschung, A. Mallwitz, arbeitete teils in Olympia, teils in Athen; den Urlaub verbrachte er auf Lesbos. In Olympia leitete er den Wiederaufbau des antiken Stadions und überwachte die letzten Arbeiten beim Bau der vom Herrn Altbundespräsidenten gestifteten Krankenstation. In Athen setzte er seine wissenschaftlichen Arbeiten fort und beaufsichtigte Instandsetzungen am Institutsgebäude. Vom 16. 11. bis 22. 12. wirkte er in Olympia als Grabungsarchitekt. Der Referent der Kommission für Alte Geschichte und Numismatik, P. Franke, arbeitete am Katalog für den zweiten Band der epirotischen Münzen sowie am thessalischen Münzcorpus weiter. Er begann mit der Aufnahme der in Olympia gefundenen Münzen und übernahm die Bearbeitung der im Kabirion gefundenen Münzen, Inschriften und Graffiti. Studienreisen führten ihn in die Argolis, die östliche Peloponnes, nach Euböa, Thessalien, Ätolien und Akarnanien. Im Dezember war er in Saloniki mit der Erledigung eines umfangreichen Desiderats für das Corpus der makedonischen Inschriften beschäftigt. Das Winckelmannfest wurde am 12. 12. in Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin von Griechenland, des Botschafters der Bundesrepublik, des Schweizer Botschafters sowie zahlreicher Gäste begangen. Zuvor war der Bildhauer E. Luttner aus München mit dem Bronzekopf Ernst Buschors eingetroffen, so daß das Bildnis zu der Feier aufgestellt werden konnte. Der I. Direktor würdigte die überragende Bedeutung Ernst Buschors und gedachte dabei auch der engen Beziehung, die den großen Archäologen mit dem Institut verband. Anschließend gab er den Tätigkeitsbericht für das abgelaufene Jahr; den Hauptvortrag hielt der II. Direktor über »Neue Funde im Kerameikos«. Vor einem kleinen Kreis von Fach-

VII

genossen sprachen A. Mallwitz am 12. 1. über den Apollon-Tempel von Bassai und J. Dörig am 16. 3. über das Götterbild Lysipps. In Olympia und im Kerameikos wurde während des ganzen Jahres gearbeitet. Die Wiederherstellung des antiken Stadions in Olympia ist im wesentlichen abgeschlossen. Der Nord- und Ostwall und der östliche Teil des Südwalls wurden wieder aufgeschüttet. Dabei wurden im Ostteil der Laufbahn die umgesunkenen Rinnensteine aufgerichtet und neu gefluchtet und die fehlenden Wallfußsteine durch neue ersetzt. Auch die stark gestörte Ablaufschwelle mußte neu versetzt und gefluchtet werden. Die Wälle wurden zunächst mit Gerste eingesät. — Der ständige archäologische Mitarbeiter, H. Bartels, inventarisierte die schon gereinigten Bronzefunde aus dem Stadionnordwall und übernahm die Veröffentlichung des Bronzeschmucks. A. Mallwitz inventarisierte die Dachterrakotten und Mergelkalkfragmente aus dem Stadionnordwall und gab dem Steinmagazin eine neue Ordnung. Unterstützt von J. Knoop, bereitete er die Herstellung eines neuen Gesamtplans von Olympia im Maßstab 1:333 vor. H. v. Aufschnaiter zeichnete Helme mit graviertem Schmuck für die Publikation. — Ziel der Grabungskampagne 1962/63, die am 19. November begann, ist die Erforschung des ungeklärten Südost-Viertels zwischen Südost-Bau und Oktogon, wo schon bei der alten Grabung tief unter den Resten der römischen bis nachantiken Überbauung griechische Bauten festgestellt worden sind. Zugleich wird das Grabungsfeld in diesem Bereich nach allen Seiten erweitert Wörden. In den nachantiken Schichten fand sich der vordere Teil des linken Fußes der Hippodameia des Ostgiebels, in einer der tieferen Schichten eine bedeutende Bronzestatuette strengen Stils des blitzschleudernden Zeus. Die Grabung wird vom I. Direktor und A. Mallwitz geleitet. Archäologische Mitarbeiter sind H. Bartels und U. Lux. Im Kerameikos wurde die Grabung nach Abschluß der Arbeiten in der Heiligen Straße auf das nordöstlich anschließende Gebiet hinter den Grabfassaden ausgedehnt; die Piräusstraße und der ansteigende Fahrdamm bilden die rückwärtige Grenze. In der Heiligen Straße wurden westlich des hellenistischen Grabbaus zwei reich ausgestattete geometrische Gräber aufgedeckt; nahe der Piräusstraße fand sich das schöne Grabrelief der stehenden Eukoline aus dem zweiten Viertel des 4. Jhs. v. Chr. Die Bestattungen in dem nordöstlich anschließenden Gebiet beginnen um 700 v. Chr. und reichen bis in hellenistische Zeit. Unter den wenigen aufgefundenen Grabmonumenten ist das Marmorgemälde des sitzend dargestellten Hermon, des Sohnes des Athenokles, besonders erwähnenswert, welches aufrecht, aber nicht in situ gefunden wurde. Terrakotten, einige Bronzen und zahlreiche Tongefäße, besonders aus klassischer Zeit, wurden geborgen. Ausgräber waren K. Vierneisel und B. Schlörb. Die Konservierung der Funde dauerte das ganze Jahr über an. — Seit Mai konnte sich G. Gruben wieder ganz dem Dipylon widmen. Schnitte im Dipylonhof hatten die Erforschung der Straßen und der Toranlage zum Ziel. Die Suche nach Resten älterer Anlagen in der Ruine selber hatte große Erfolge. Bei der Freilegung des bereits bekannten älteren Turmrests im vorderen linken Turm der Ruine wurde, in seine Euthynterieschicht verbaut, u. a. das Viertel einer großen runden archaischen Marmorbasis gefunden. Beim rückwärtigen linken Turm der Ruine kamen in den untersten Schichten der Füllung archaische Steine in Wiederverwendung zutage: sechs Marmorbasen archaischer Grabdenkmäler mit Inschriften oder Reliefs. Es fanden sich ferner zwei Türangelsteine von dem älteren Tor. Der rückwärtige rechte Turm barg wiederverwendetes Material von geringerer Bedeutung. Seine unteren Breccia- und Porosblöcke erwiesen sich als durchgeschichtet. — Während des ganzen Jahres wurde die Pflege der Monumente im Freien und die Sichtung der älteren Funde in den Magazinen fortgesetzt. Beteiligt waren außer den Genannten: H. v. Aufschnaiter, A. Christodulopulu, G. Kaster, G. Kopeke, G. v. Leitner, I. Scheibler, M. Stern und M. Struve als Restauratorin für Bronzen und Eisen. Auf Beschluß der Zentraldirektion beschränkte sich die Kampagne im Heraion von Samos auf die Aufarbeitung und Ordnung der Bestände. Im August setzte G. Gruben, unterstützt durch G. Kaster, die Aufnahme der Werkstücke des großen Tempels fort. A.

Vili Kubanek fertigte eine steingerechte Aufnahme des hocharchaischen Schiffsmonuments an und nahm — zur Vorbereitung künftiger Grabungen an dieser Stelle — das Vorgelände des Tempels, die spätantike Therme und die christliche Basilica auf. E. Homann-Wedeking arbeitete im September an den lakonischen Vasen. Von der zweiten Augusthälfte bis Mitte Oktober ordnete H. Walter, unterstützt von H. P. Isler und zeitweilig von K. Vierneisel, die Funde der letzten Grabungen. — Einer Einladung des Instituts folgend, haben der Kustos und der Präparator des Bernischen Historischen Museums, Dr. Chr. Strahm und A. Haas, während eines Besuchs in Athen ein Gutachten zur Konservierung der im Vorjahr gefundenen Holzfiguren abgegeben. Y. Mottier setzte zu Anfang des Jahres ihre Studien im Museum von Larissa in Thessalien fort. Die Bibliothek der Abteilung verzeichnete rund 600 Zugänge. Die Revision des alphabetischen Verfasserkatalogs nahm ihren Fortgang. Die Negativ-Sammlung der PhotoAbteilung wurde um 1650 Aufnahmen vermehrt. Aus anderen Archiven wurden i486 Photographien bezogen und inventarisiert. Von den Athenischen Mitteilungen sind während der Berichtszeit die Bände 73, 1958 und 74, 1959 erschienen. RÖMISCH-GERMANISCHE K O M I S S I O N , F R A N K F U R T / M A I N : Ein ausführlicher Tätigkeitsbericht für 1962 wird veröffentlicht im 43. Bericht der RGK 1962 (1963). Der Personalstand der wissenschaftlichen Mitarbeiter blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert. Außerdem waren acht Damen und Herren mit Werkverträgen bzw. Privatdienstverträgen zeitweise als Helfer bei den wissenschaftlichen Unternehmungen der Kommission tätig. Mit Abschluß des Jahres sind H. Voss (Redaktion) und L. Stubmann (Photographin) aus dem Dienst der RGK ausgeschieden. Die Verwaltungsgeschäfte der Kommission hat nach dem Ausscheiden von I. Menzner, die seit dem 1. 10. 1939 bei der R G K tätig war, Verwaltungsobersekretär H. Kurtz — früher Abteilung Kairo — übernommen. Die Jahressitzung der Kommission fand am 8. und 9. 1. in Frankfurt statt. Anwesend waren W. Krämer als Vorsitzender, der Präsident, W. Asmus, G. Bersu, K. Böhner, W, Dehn, M. Geizer, W. Haarnagel, H. Jankuhn, S. Junghans, K. Kersten, O. Kunkel, H. Möbius, Oberregierungsrat Dr. Petersen als Vertreter des Herrn Bundesminister des Innern, H. von Petrikovits, W. Schleiermacher, K. Schwarz, E. Sprockhoff, A. Tschira, W. Unverzagt und J. Werner. Entschuldigt fehlten H. Eiden, H. Nesselhauf und A. Stieren. Nach Ablauf ihres Mandats sind folgende langjährige Kommissionsmitglieder, die sich um den Wiederaufbau der Kommission große Verdienste erworben haben, ausgeschieden: W. Asmus, G. Bersu, H. Eiden, M. Geizer, O. Kunkel, E. Sprockhoff und A. Stieren. Neu gewählt wurden H. Beck, Münster, R. Hachmann, Saarbrücken, und K. Kraft, Frankfurt. Die beiden Reisestipendien der RGK wurden verliehen an F. Taute-Stein, München, und K. Schietzel, Köln. Die Kommission wählte sieben Gelehrte aus ihrem Arbeitsgebiet zu Ordentlichen und acht zu Korrespondierenden Mitgliedern des Deutschen Archäologischen Instituts. W. Krämer hielt Vorträge auf der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Ansbach und im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln. Er nahm an einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft veranstalteten Studienreise zu Ausgrabungen und Denkmälern in Schleswig-Holstein und Dänemark teil, besuchte das III e Colloque International d'Etudes Gauloises, Celtiques et Protoceltiques in Chàteaumeillant und Bourges und vertrat die Kommission beim VI. Internationalen Kongreß für Vor- und Frühgeschichte in Rom. Eine Einladung des Präsidenten ermöglichte es ihm, mit den Mitgliedern des Manchinger Ausgrabungsstabes und einigen an den Problemen des späten Keltentums besonders interessierten Fachkollegen eine vierzehntägige Studienfahrt zu den keltischen Oppida im westlichen Deutschland und im östlichen Frankreich zu unternehmen. Kürzere Dienstreisen in Deutschland galten der Ausgrabung

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Manching, dem Studium von Museen, dem Besuch wissenschaftlicher Veranstaltungen und Ausgrabungen, dem Gedankenaustausch mit Kollegen, der Vorbereitung von Publikationen der R G K und der Teilnahme an Sitzungen und Konferenzen. W. Schleiermacher vertrat die Kommission bei der Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte in Freiburg in der Schweiz, bei dem Symposion für Photointerpretation in Delft und auf dem Internationalen Kongreß für griechische und römische Epigraphik in Wien. Zahlreiche Reisen in Deutschland galten der Beratung provinzialrömischer Forschungsvorhaben und Ausgrabungen und der Teilnahme an Sitzungen und Konferenzen. Er war durch die Beratung der Bauaufnahme der römischen Stadtmauer in Boppard besonders in Anspruch genommen. W. Wagner vertrat die Kommission bei den Tagungen des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Wolfenbüttel und der Vereinigung Westfälischer Museen in Detmold. Mehrere kürzere Reisen galten Bibliotheksangelegenheiten. F. Maier unternahm in der Zeit vom 26.7. bis 3. 10. eine Studienreise nach der Türkei, Bulgarien und Jugoslawien. Er erfreute sich dabei in besonderem Maße der Förderung durch den Präsidenten, durch die Abteilung Istanbul und die Archäologische Gesellschaft von Jugoslawien. Einige Reisen in Deutschland galten der Ausgrabung Manching und Redaktionsangelegenheiten. O. Rochna unternahm eine Dienstreise nach Österreich und in die Schweiz zur Vorbereitung der Manching-Publikation und vertrat die Kommission bei dem Vorgeschichtskurs des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Passau. Ferner reiste er mehrfach nach Manching. Die Grabungen in Manching standen 1962 unter der örtlichen Leitung von R. Gensen, der in der Zeit vom 24. 4. bis 2. 6. Notgrabungen im Bereich des mittelalterlichen Burgstalls 'SchlößF sowie bei Straßenbau- und Kanalisationsarbeiten östlich vom Ort Manching durchführte. Am 3. 9. begann er mit der Ausgrabung des schon während des Krieges stark beschädigten Osttores des Ringwalles. Die Untersuchungen mußten kurz vor ihrem Ende am 9. 12. wegen starken Frostes abgebrochen werden. Im Bereich des Osttores ließen sich verschiedene Bauperioden klar ausscheiden. Der von K. H. Wagner 1938 beobachtete zweimalige Ausbau des Befestigungsringes scheint sich im großen und ganzen zu bestätigen. W. Krämer veröffentlichte einen Vorbericht über die Grabungen der Jahre 1957—61 in der Germania 40, 1962. In der gemeinsam mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum veranstalteten wissenschaftlichen Vortragsreihe wurden folgende Themen behandelt: am 17. 1. »Neue prähistorische Ausgrabungen des Schweizerischen Landesmuseums« (E. Vogt, Zürich) ; am 9. 2. »Das eisenzeitliche Gräberfeld von Husby in Angeln« (K. Raddatz, Schleswig) ; am 23. 2. »Les cimetières romains de Belgique. Problèmes et documents nouveaux« (S. J. De Laet, Gent) ; am 23. 3. »Dendrochronologie als historische Hilfswissenschaft« (B. Huber, München) ; am 19. 10. »Zur historischen Deutung frühbronzezeitlicher Depotfunde in Ungarn« (A. Moszolics, Budapest) ; am 7. 12. »Die nordischen Felszeichnungen der Bronzezeit in neuem Licht. Stildatierung und Neudeutung« (B. Almgren, Uppsala). Die Vorträge fanden abwechselnd in Frankfurt und in Mainz statt. Außerdem sprachen als Gäste der R G K in Frankfurt am 14. 2. G. Novak, Zagreb, über seine neuesten Ausgrabungen auf der Insel Hvar und am 14. 4. J. Böhm, Prag, über neue frühgeschichtliche Forschungen in der Tschechoslowakei und über seine Ausgrabungen in dem keltischen Oppidum Staré Hradisko. Am 26. 1. fand im Dienstgebäude der R G K unter dem Vorsitz von Dr. Treue eine Besprechung über ein geplantes Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft statt. Anläßlich des 70. Geburtstages des früheren I. Direktors der R G K , Professor Dr. E. Sprockhoff, veranstaltete die Kommission am 6. 8. gemeinsam mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum eine akademische Feier, bei der der Präsident einen Vortrag über das Thema »Neues aus Bogazköy zur Seevölkerbewegung« hielt.

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Publikationen: Germania 40, 1962, 1. und 2. Halbband. 42. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1961 (1962). Römisch-Germanische Forschungen 25, G. Riek — H.-J. Hund, Der Hohmichele, ein Fürstengrabhügel der späten Hallstattzeit bei der Heuneburg. Römisch-Germanische Forschungen 26, W. Lücke — O.-H. Frey, Die Situla in Providence, Rhode Island. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Serie A, Band 7, H. Dannheimer, Die germanischen Funde der späten Kaiserzeit und des frühen Mittelalters in Mittelfranken. Limesforschungen 2, G. Müller, Untersuchungen am Kastell Butzbach, und H. Schönberger, Neuere Grabungen am obergermanischen und rätischen Limes. Limesforschungen 4, D. Baatz, Mogontiacum; das Legionslager von Mainz. Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland, Abt. 1, Band 7, M. R. Alföldi — P. R. Franke — H.-J. Kellner — K. Kraft — H. Küthmann, Schwaben. Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland Abt. 3, D. Kienast, Saarland. Der Bücherzuwachs betrug in der Berichtszeit 552 Einzelschriften und 943 Zeitschriftenbände. Der im November 1961 begonnene Bibliotheks-Erweiterungsbau, den die Frankfurter Aufbau-AG im Auftrag der Stadt Frankfurt a. M. errichtet hat, wurde im Dezember 1962 fertiggestellt. In der Berichtszeit sprachen 200 auswärtige Besucher bei der Kommission vor, die meist zum Studium der Bibliothek und zur Vorbereitung von Publikationen nach Frankfurt gekommen waren. A B T E I L U N G I S T A N B U L : Im Personalstand der Abteilung sind starke Veränderungen eingetreten: Am 8. 2. nahmen der II. Direktor, H. Weber, und am 1. 2. der Referent für Architektur, W. Kleiss, ihren Dienst auf. Ende Oktober schied nach mehrjähriger Tätigkeit der Referent für vorderasiatische Archäologie, Th. Beran, aus. Am 1. 11. trat H. P. Laubscher die Referentenstelle für Archäologie an, während der bisherige Referent, K. Tuchelt, die im Aufbau begriffene Photothek übernahm. Die neubewilligte Stelle eines Bibliothekars wurde mit Dipl.-Bibl. H. Zeschke besetzt, der im November seinen Dienst begann. Der I. Direktor nahm im Januar und Juni an den Sitzungen der Zentraldirektion in Berlin und Bonn teil und besuchte jeweils anschließend das Innenministerium in Bonn, um wegen des Grundstückserwerbs für den Neubau der Abteilung Bericht zu erstatten. Im April und Juni führte er Stipendiaten und Gästegruppen in Troja, Alexandreia Troas, Neandria und Assos und hielt im April und Mai Vorträge im deutsch-türkischen Kulturzentrum in Istanbul und in der Deutschen Bibliothek in Ankara und im Dezember vor türkischen Gelehrten in Istanbul. Nach der Rückkehr von seinem in Deutschland verbrachten Erholungsurlaub begab er sich Mitte August zu den Grabungen in Takht-i-Suleiman und besuchte unterwegs die türkischen Ausgrabungen in Kültepe und Altintepe sowie die amerikanischen Grabungen in Hasanlu. Nach Abschluß der Kampagne nahm er an der Eröffnungsfeier der Teheraner Abteilung teil, wo er die Glückwünsche der anderen Abteilungen überbrachte. Anschließend begleitete er den Präsidenten zum Takht-i-Suleiman, um dort die Grabungen zu zeigen und die Weiterführung der Arbeit zu besprechen. Bei der Rückreise traf er erneut mit dem Präsidenten in Bogazköy zusammen, wo die Probleme der zukünftigen Grabung erörtert wurden. Am 8. 10. begab er sich zu Ausgrabungen nach Didyma, die am 26. 10. abgeschlossen wurden. Während der Rückreise hielt er sich einige Tage in Priene und Herakleia auf. H. Weber hielt am 28. 2. einen Einführungsvortrag über »Die Florentiner Niobiden«. Im April hielt er sich nochmals kurz in Deutschland auf. In den Monaten Mai und Juni schloß er sich den Stipendiatenführungen im westlichen Kleinasien an. Mehrere kurze Reisen zum Besuch von Museen und Ausgrabungen führten ihn nach Bithynien, insbesondere nach Iznik (Nicaea), ferner nach Ankara und Gordion. Es folgte im Oktober eine zweiwöchige Reise über Afyon und Konya nach Pamphylien, wo Side, Aspendos, Perge und Antalya besichtigt wurden. Auf der Rückreise hielt er sich, abgesehen von kurzen Besuchen

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in Ephesos und Qanakkale, einige Tage in Pergamon auf. Während der Abwesenheit des I. Direktors leitete er die Dienstgeschäfte in Istanbul. W. Kleiss war mit der Bearbeitung der vorjährigen Grabung auf dem Takht-i-Suleiman und Beobachtungen im Stadtgebiet von Istanbul beschäftigt. Am 19. 5. reiste er zur Vorbereitung der diesjährigen Grabung nach Teheran, nahm vom 21. bis 26. 5. an einer Erkundungsfahrt der Abteilung Teheran nach Hamadan und Kermanshah teil und weilte vom 3. 6. bis 20. 9. auf der Grabung am Takht-i-Suleiman, die er in Vertretung von R. Naumann bis zu dessen Ankunft am 29. 8. leitete. Am 22. 9. nahm er an der Eröffnung der Abteilung Teheran teil und kehrte am 3. 10. nach Istanbul zurück, wo er die Ergebnisse der TakhtGrabung bearbeitete. Th. Beran war mit der Ausarbeitung verschiedener Berichte über die Bogazköy-Expedition und mit der Bearbeitung der Siegelfunde aus dieser Grabung beschäftigt. Er bereitete die Kampagne 1962 vor und nahm im August an ihr teil. Anfang Oktober trat eisernen Jahresurlaub an und verließ Istanbul, um sich an seinen neuen Wirkungskreis in Frankfurt zu begeben. K. Tuchelt besorgte die Bibliothek der Abteilung und redaktionelle Arbeiten. In den Monaten April und Mai führte er während vier Wochen eine Stipendiaten-Gruppe im westlichen Kleinasien. Mitte September reiste er nach Didyma, bereitete dort die Grabung vor und nahm anschließend daran teil. H. P. Laubscher war mit redaktionellen Aufgaben und der Betreuung der Bibliothek beschäftigt. Da die Abteilung über keinen Referenten für frühchristliche Archäologie und Byzantinistik verfügt, wurden Arbeiten auf diesen Gebieten im Werkvertrag gefördert: H. Hallensleben untersuchte in der Zeit vom 28. 1. bis 9. 3. Architektur der Palaeologen-Zeit in Istanbul; vom 14. 3. bis 10. 4. hielt sich H. Belting in Istanbul auf, um die Fresken und Funde der Grabung im Euphemia-Martyrion (1942/43) zu bearbeiten; O. F.eld bereiste vom 4. 9. bis 30. 11. Kilikien, um Studien an frühchristlichen Monumenten durchzuführen. An den Ausgrabungen auf dem Takht-i-Suleiman war die Abteilung durch R. Naumann und W. Kleiss beteiligt. Die Kampagne dauerte vom 2. 6. bis 20. 9. Auf dem Takht konnte die ganze Seeseite des Feuertempels und dabei sowohl der mongolische Iwan wie der etwas kleinere sassanidische Iwan geklärt werden. Entlang der Westseite des Feuertempels wie im Zentralraum wurden die Untersuchungen fortgesetzt und bei dem großen West-Iwan, dem 'Thron des Khosrau', begonnen. Durch den Suchschnitt an der Ostseite des Plateaus konnte erwiesen werden, daß zwischen dem Tempel und Palast und der großen TemenosMauer keine sassanidische Siedlung vorhanden war. Bei den Aufnahmearbeiten der oberflächlich sichtbaren Baureste islamischer Zeit wurde ein ganz erhaltener sasanidischer Altar gefunden. Auf dem Zendan-i-Suleiman konnte infolge eines Unfalls des archäologischen Mitarbeiters die Grabung nicht fortgesetzt werden, doch wurde hier mit dem Bau eines Stollens begonnen, der den Zugang zu dem Kraterboden und die Forschung darin ermöglichen soll. Bei Voruntersuchungen für künftige Grabungen in Didyma waren im Oktober von der Abteilung R. Naumann und K. Tuchelt und von der Universität Marburg/Lahn H. Drerup und F. Hiller tätig. Im Innern des Tempels, in den schmalen Geländestreifen zwischen archaischem Tempelfundament und hellenistischen Naiskos-Mauern, wurden von der alten Grabung unberührte Schichten geprüft, Reste einer früharchaischen Temenos( ?)-Mauer festgestellt und geometrische Keramik gefunden. Nachgrabungen an dem Gebäuderest vor und unter der Südwestecke des hellenistischen Tempels ergaben durch Fundamentbeigaben die Möglichkeit, das Gebäude ebenfalls in die erste Hälfte des 6. Jhs. zu datieren. Außerdem konnten erstmalig der Perserbrandschutt festgestellt und geometrische und spätminoische Scherbenfunde gemacht werden. Weitere Grabungen sind nur außerhalb der modernen Umfassungsmauer erfolgversprechend. In Bogazköy wurden unter Beteiligung von Th. Beran und P. Neve in der Hauptsache Aufräumungsarbeiten auf der Burg ausgeführt, um die Grabungen zu sichern und den Zu-

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gang vom Burgtor zum Inneren des Palastes zu klären. Dabei kam der gepflasterte Aufweg zutage, und in einer älteren Schicht darunter wurden kostbare Tiergefäße, Rhyta in Traubenform und protomengeschmückte Kultgefäße ( ?) vorhethitischer Zeit gefunden. Nachgrabungen am Archiv des Tempels I und am Haus am Hang unter H. Otten ergaben über 2000 Tontafelbruchstücke. Die Abteilung unterstützte ferner die Grabungen in Pergamon (E. Boehringer und O. Ziegenaus), die Arbeitskampagne in Milet (G. Kleiner und P. Hommel) und Untersuchungen in Bithynien (F. K. Dörner). Dank des der Abteilung gehörenden VW-Busses konnten unter Begleitung von R. Naumann, K. Tuchelt und Th. Beran drei Stipendiaten-Führungsreisen nach Troja und Mysien, an die Westküste und nach Lykien, nach Ankara und Bogazköy unternommen werden. Vorträge und Veranstaltungen: Am 19. 1. berichtete Th. Beran über »Die Ausgrabungen in Bogazköy in den Jahren 1960 und 1961«; am 28. 2. sprach H. Weber über »Die Florentiner Niobiden« mit anschließendem Empfang; am 29. 3. sprach H. Belting über »Kopien in der Buchmalerei der spätbyzantinischen 'Renaissance'« in Gegenwart des Herrn Botschafters v. Broich-Oppert. In einer Feierstunde am 4. 5. sprachen der Präsident und R. Naumann zur Übergabe der Urkunden an neue Mitglieder bei einem Empfang. Am 10. 5. fand anläßlich der Anwesenheit des Präsidenten ein Empfang in der Station in Ankara statt. Am 17. 10. sprach H. Otten über »Der Ausklang des Hethiterreiches. Neue Texte aus Bogazköy«; am 20. 11. berichtete H. Vetters über »Stockwerkbauten in Ephesus«. Den Winckelmannvortrag am 10. 12. hielt A. Müfid Mansel über »Befestigungsanlagen in Pamphylien«. Am 30. 11. fand ein Empfang für türkische und ausländische Gelehrte in der Wohnung des I. Direktors statt. Am 18. 12. besuchte der neue deutsche Botschafter Herr v. Walther das Institut und besprach die Neubauangelegenheiten. Pubükationen : Band 11, 1961 der Istanbuler Mitteilungen wurde ausgeliefert, Band 12, 1962 befand sich im Druck. Istanbuler Forschungen Band 22, K. Tuchelt, Tiergefäße in Kopf- und Protomengestalt, wurde ausgeliefert; Band 23, F. K. Dörner — Th. Goell, Arsameia am Nympheios, war im Umbruch ; Band 24, W. Orthmann, Frühbronzezeitliche Keramik in Anatolien, lag in Fahnen vor. A. Müfid Mansel, Führer durch die Ruinen von Side, wurde ausgeliefert. Die Faksimile-Ausgabe eines im Besitze der Abteilung befindlichen unveröffentlichten Kostümwerkes wurde unter dem Titel »Türkische Gewänder und osmanische Gesellschaft im 18. Jahrhundert« von R. Naumann und K. Tuchelt vorbereitet. In Vorbereitung befand sich ferner W. Müller-Wiener, Denkmäler-Katalog von Istanbul. Die Bibliothek hatte einen Zugang von 561 Bänden und wurde von 290 Besuchern benutzt. In den Gasträumen des Instituts fanden 102 Gäste an 950 Tagen Unterkunft und Betreuung. Auch die Station Ankara wurde sehr stark in Anspruch genommen. Die Verhandlungen über den Erwerb eines für den geplanten Neubau des Instituts geeigneten Grundstücks dauerten das ganze Jahr an und sind noch nicht zum Abschluß gekommen. Um für den Zuwachs der Bibliothek bis zur Erstellung des Neubaus Raum zu schaffen, wurden zwei kleine Abstellräume im Untergeschoß zu einem Arbeitsraum für den Architekturreferenten vereinigt und dessen bisheriger ungenügender Arbeitsraum zum Büchermagazin umgewandelt. Damit sind die Bücherbestände nunmehr verteilt auf zwei Magazine und fünf Arbeitsräume aufgestellt. A B T E I L U N G K A I R O : Im Januar wurde der Referent der Abteilung Istanbul, W. Müller-Wiener, zum II. Direktor der Abteilung Kairo gewählt. Seine Ernennung erfolgte im März. Er hielt sich zunächst einige Wochen in Ägypten auf, um sich zu orientieren. Während des Sommers schloß er topographische Untersuchungen in Istanbul ab. Nach seinem Urlaub übernahm er die Amtsgeschäfte. Im Dezember konnte er den Umzug seiner Familie nach Kairo durchführen.

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Die Arbeit des I. Direktors stand während des Berichtsjahrs in dauerndem Zusammenhang mit der von der Bundesrepublik durchgeführten Verlegung des großen nubischen Tempels von Kalabsha. Er hatte die deutschen Techniker und Archäologen zu betreuen und laufend Fragen mit der Regierung und Antiken Verwaltung zu klären. Als Vertreter des Präsidenten hielt er sich von Juni bis September meist in Kalabsha auf, nahm die archäologische Aufsicht wahr und vertrat den Architekten Wright während dessen Reisen nach Jordanien. Die Übertragung des Tempels ging 1962 in drei Phasen vor sich. Im Frühjahr mußte die Neubaustelle südlich von Aswan durch Sprengungen und Straßenbauten bereitet werden. Von Ende Mai bis Ende Oktober vollzog sich der eigentliche Abbau, dem ein kurzer Teilabbau im November 1961 vorausgegangen war. Die Abtragung der Blöcke geschah anfangs vom Wasser, ab Ende Juli vom Land aus. Auf Lastkähnen wurden über 13 000 Blöcke eine Strecke von fast 40 km flußabwärts transportiert. An der Landestelle von Khor Ingi übernahmen Lastwagen die Blöcke und brachten sie zu einem ausgedehnten, höher gelegenen Steinlagerplatz. Die Stelle, an der der Wiederaufbau seit Ende Oktober einsetzte, liegt 75 m höher als der alte Tempel. Zu besonderer Aufmerksamkeit zwang während der Abbauzeit das Auftreten von wiederverbauten Blöcken in einigen Teilen der Tempelwände und in den Fundamenten. Sie stammen meist aus der späteren PtolemäerZeit. Diese Blöcke weisen trotz jahrzehntelanger Überflutung durch den angestauten Nil bedeutende Reste der alten Bemalung auf. Fragen der Übertragung und des Wiederaufbaus von Kalabsha zwangen den I. Direktor, zu Besprechungen mit Stellen des Auswärtigen Amtes nach Deutschland zu reisen, und zwar Ende Januar und Ende Mai sowie im Oktober. Die Besprechungen fanden in Berlin, Frankfurt und Bonn statt. Fragen der Redaktion und der Herstellung eines Dokumentarfilmes über Kalabsha führten zu Reisen nach Wiesbaden und Istanbul. Im April fuhr der I. Direktor in die Cyrenaika, um sich einen Überblick über die dortigen Museen und antiken Stätten zu verschaffen. In den Ruinen von Abu Mena, südwestlich von Alexandrien, wurden 1962 zwei Kampagnen durchgeführt, die unter der Leitung des Architekten H. Schläger standen. Vom März bis April beteiligten sich drei Wissenschaftler des Geodätischen Instituts München (Prof. M. Kneissl), im September bis Oktober M. Krause, J . Christern und C. Schneider, München, an den Unternehmungen. Im Frühjahr wurden ein Generalplan des ausgedehnten Geländes und ein Sonderplan von der Hauptbasilika vorbereitet mit dem Ergebnis der Entdeckung einer tiefer gelegenen Bauanlage, die vielleicht entgegen bisheriger Anschauung die Kirche der Arkadius-Zeit ist. H. Schläger reiste Ende April zur Abteilung Rom, um seine letztj ährige Grabung in Paestum fortzusetzen. K. Brisch hat, unterstützt von P. Grünauer, München, mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft von April bis Juli südöstlich von Damaskus das omayyadische Wüstenschloß Djebel Seis teilweise freigelegt. Von Oktober bis Dezember reiste K. Brisch in verschiedene europäische Universitäts- und Museumsstädte zu Besprechungen und zu Studien von Dokumenten der Omayyadenzeit. Ende November hielt er in Berlin einen Vortrag über Djebel Seis. M. Krause war mit dem Direktor des Koptischen Museums in Kairo, Dr. Pahor Labib, während des ganzen Jahres — teilweise in München — an der Fertigstellung von zwei Bänden der Gnostischen Papyri tätig, die als ADIK., Koptische Reihe, Band I und II erscheinen werden. Er unterstützte F. W. Deichmann und F. Volbach, Rom, bei der Vorbereitung der Koptischen Ausstellung 1963 in der Villa Hügel in Essen. Der Referent für Nubien, R. Herzog, führte im März in den nubischen Dörfern Tomas und Dakka ethnographische Arbeiten durch. Er verfaßte einen Beitrag über »Ägypter, Nubier und Bedja«, der in dem Werk Völker und Kulturen Afrikas (hrsg. von H. Baumann, München) erscheint. Ferner hat er sich an einem Nubien-Symposium der amerikanischen Universität Kairo, an einer UNESCO-Tagung über Dokumentation und Publikationswesen in arabisch sprechenden Ländern, ebenfalls in Kairo, und am I. Internationalen Afrika-

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nistenkongreß in Accra, Ghana, beteiligt. Daneben arbeitete er an einer ethnologischen Untersuchung der Darstellungen von altägyptischen Puntexpeditionen in Deir el-Bahari. Im Werkvertrag hat F. Debono prähistorisches Material aus Amada, Nubien, studiert. Ebenfalls im Werkvertrag waren vorübergehend K. Beck, Berlin, und E. M. Brinkmann, Köln, beschäftigt, der erstere mit dem Zeichnen nubischer Funde, die letztere mit der Ordnung und Katalogisierung der großen Photobestände. Im Berichtsjahr erschien Band 18 der MDIK. Außer den beiden, schon erwähnten Bänden der Koptischen Reihe befanden sich ADIK. II, W. Kaiser, Die Negadekultur, und ADIK. III, J. Settgast, Altägyptische Begräbnisdarstellungen, im Druck. Die Abteilung betreute im Berichtsjahr zahlreiche Besucher, unter ihnen die Fachausschußmitglieder E. Kühnel, Berlin, für den ein Kollegentreffen veranstaltet wurde, und F. W. Deichmann, Rom, der eine ausführliche Studienfahrt zu den christlichen Monumenten Nubiens durchführte. Das thebanische Haus wurde 1962 mit elektrischem Strom und mit einer mechanischen Wasserpumpe ausgestattet. Es war Ziel vieler Gäste und nach den Restaurationsarbeiten im Frühjahr ständig zugänglich. Die Bibliothek wies infolge stark verminderter Mittel einen Zugang von lediglich 510 Bänden auf. Sie wurde von rund 350 Besuchern benutzt. Im Frühjahr und im Oktober waren Stipendiatengruppen im Lande. Neben den üblichen Führungen und den großen Exkursionen nach Oberägypten wurden Fahrten ins Delta, z. B. nach Kantir, Tanis, Sais, Buto und Naukratis, durchgeführt. A B T E I L U N G M A D R I D : Personelle Veränderungen traten während der Berichtszeit nicht ein. Ab 1. 11. wurde O.-K. Werckmeister im Werkvertrag beschäftigt. Der I. Direktor nahm Ende Januar an der Sitzung der Zentraldirektion in Berlin und Ende Mai an der Sitzung in Bonn teil. Er reiste Anfang Februar nach Murcia, Cartagena und Alicante, um Grabungsplätze zu besichtigen, und führte anschließend Besprechungen in Tarragona mit E. J. W. Hawkins über die Restaurierung der Mosaikkuppel von Centcelles. Außerdem reiste er nach Südspanien, in die Provinz Toledo und nach Oviedo, wo er die Bauaufnahmen der Kirchen von San Miguel de Lillo und Santa Cristiana de Lena einleitete. Vom 4. bis 14. 9. nahmen er und Th. Hauschild am X. Internationalen Kongreß für Frühmittelalterforschung teil, der in Zaragoza begann und in Gerona endete. Am 8. 9. führte er, abermals in Gemeinschaft mit Th. Hauschild, die Kongreßteilnehmer in Centcelles. Vom 17. 9. bis Mitte November leitete er zusammen mit dem Referenten für Baugeschichte die Ausgrabung in Centcelles. Der II. Direktor unternahm, neben einigen kürzeren Reisen, vom 13. bis 23. 6. eine Fahrt nach Nordwestspanien und besuchte Astorga, Lugo, Santa Eulalia de Bóveda, La Coruña, Orense und León. Vom 26. 7. bis 1. 8. nahm er am III e Colloque International d'Etudes Gauloises, Celtiques et Protoceltiques in Chäteaumeillant und Bourges teil. Im übrigen verwandte er einen wesentlichen Teil seiner Zeit auf den Ausbau der Bibliothek. Der Referent für prähistorische Archäologie nahm am XVI. Curso Internacional de Prehistoria y Arqueología de Ampurias teil und sprach über die Ausgrabungen der bronzezeitlichen Nekropole von Atalaia. Auf dem Internationalen Kongreß für Vor- und Frühgeschichte in Rom (29. 8. bis 4. 9.) hielt er den Vortrag »Zum Beginn der El Argar-Kultur« und beteiligte sich an der Sizilien-Exkursion des Kongresses. Im übrigen führte er Studien und Besprechungen durch in Barcelona, Albacete, Murcia, Cartagena, Granada, Córdoba, Cádiz, Jerez, Sevilla, Huelva, Faro, Lagos und Beja. Dabei förderte er die Aufnahme von Material der älteren Bronzezeit. Außerdem war er mit Redaktionsarbeiten befaßt. Der Referent für Baugeschichte nahm im Juni an einer Studienreise der KoldeweyGesellschaft in Österreich teil. Er leitete im Mai die Ausgrabungen in Mulva, war im Juli und August zur Untersuchung frühmittelalterlicher Denkmäler in Oviedo und Umgebung und vom September bis Mitte November als Grabungsarchitekt in Centcelles.

XV

V. Leisner widmete sich der Bearbeitung der um die Jahreswende 1961/62 durchgeführten Ausgrabung einer großen, fast intakten Tholos mit Nebenkammern in Praia das Magäs bei Lissabon. Die Ergebnisse der Grabung kamen noch der 3. Lieferung der Veröffentlichung der Megalithgräber zugute, mit deren Abschluß sie bis zum Jahresende beschäftigt war. O.-K. Werckmeister bearbeitete die Apokalypse der Kathedrale von Gerona und den Codex Aemilianensis und Albeldensis im Escorial. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Während der Frühjahrskampagne in Mulva wurde eine doppelgeschossige Hallenanlage freigelegt, die sich zum Forum hin öffnet. Die Anlage ist wohl in spätantiker Zeit eingestürzt und hat eine vor ihr stehende Aedicula eingerissen. Die aus Granitblöcken gebaute Aedicula mit einer in situ erhaltenen ara war wohl dem Merkur geweiht. Neugefundene Inschriftenplatten geben über den Erbauer des Forums Aufschluß. In Centcelles wurden im Februar und März unter Mitwirkung von E. J. W. Hawkins die Sicherungsarbeiten in der Mosaikkuppel zum Abschluß gebracht. Mit der Wiederherstellung des Stuckgrundes und ersten Versuchen einer farbigen, gemalten Ergänzung der Kuppelmosaiken wurde begonnen. Während der Herbstkampagne konnte bei den Ruinen westlich vom Kuppelbau ein weiterer Teil der Villa des 4. Jhs. erforscht werden, in dem die neu freigelegten Fundamente sich zu einer Gruppe von sieben Räumen mit je einer Apside auf der West- und Südseite zusammenschließen. Suchschnitte südwestlich davon hatten das Ziel, die Ausdehnung der Villa des 4. Jhs. und älterer Bauten zu klären. In der bronzezeitlichen Nekropole von Atalaia bei Beja legte der Referent für prähistorische Archäologie in einer Gemeinschaftsgrabung mit A. Viana aus Beja vom 30. 5. bis 5. 7. Grabanlagen in Steinplattenringen frei. Diese setzen an einen zentralen Ring wabenartig an, so ergeben sich Ringsysteme mit optimal 28 Ringen. Die relative chronologische Folge der einzelnen Grabanlagen ermöglicht eine Einteilung in drei Stufen, die auch als Gliederung der Bronzezeit im Südwesten der Iberischen Halbinsel verwendbar sind. Der Präsident besuchte vom 27. 10. bis 8. 11. die Abteilung und die Grabungsstätten in Centcelles und Mulva. Ferner reiste er nach Tarragona, Toledo, Mérida, Sevilla und Córdoba. Auf Einladung des Präsidenten weilte der Director General de Bellas Artes, G. Nieto, vom 15. bis 21. 12. in Deutschland und besichtigte in Begleitung von H. Schubart Institute, Museen und Restaurierungswerkstätten in Berlin, München, Frankfurt und Mainz. Am 12. 2. sprach V. Leisner über »Chronologie des Aeneolithikums in Portugal«, am 5. und 6. 3. E. J. W. Hawkins über »Wandmalereien in Anatolien und eigene Restaurierungsarbeiten an byzantinischen Mosaiken«, am 12. 3. K. F. Stroheker anläßlich der Gründungsfeier des Instituts über »Das spanische Westgotenreich und Byzanz«, am 12. 4. O. Menghin über »Grundlagen der argentinischen Vorgeschichte«, am 7. 11. J. Untermann über »Methoden zur Identifizierung der vorrömischen Sprachen auf der Iberischen Halbinsel« und am 11. 12. F. Matz anläßlich der Winckelrr.annfeier über »Sarkophage der römischen Kaiserzeit in Spanien.« Während der Berichtszeit befanden sich im Druck: Band 2 der Madrider Mitteilungen; Band I 3 der Madrider Forschungen, V. Leisner, Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel, der Westen; die Tafeln von Band II der Madrider Forschungen, P. S. Hutter, Der Leuchtturm von La Coruña. Das Manuskript von Band III der Madrider Forschungen, K. Brisch, Die Fenstergitter und verwandte Ornamente der Hauptmoschee von Córdoba, befand sich in redaktioneller Bearbeitung. Die Tafeln von Band IV der Madrider Forschungen, W. Schüle, Die eisenzeitlichen Meseta-Kulturen der Iberischen Halbinsel, sind zum Druck gegeben worden. In der Bibliothek wurden 1544 Zugangsnummern mit etwa 1600 Bänden registriert, von denen eine größere Zahl aus dem Nachlaß von A. Schulten stammt. Die Bücher mußten zum großen Teil behelfsmäßig aufgestellt werden, dadurch war die wissenschaftliche Arbeit

XVI

sehr erschwert. Die Bibliothek wurde außer von den Gästen des Hauses von 309 Besuchern benutzt. Der Photograph machte Exkursionen nach Asturien und Katalonien. Es wurden, abgesehen von Kleinbildphotos, insgesamt 1553 Aufnahmen archiviert, 2500 Kopien der Bruckmannschen Einzelaufnahmen kartoniert und eingestellt. Das Archiv enthielt am Ende der Berichtszeit etwa 10900 Negative und 16600 Positive, davon 5700 Farbdiapositive. Die Organisation des Photoarchivs wurde vervollständigt. In der Abteilung wurden dreißig Gäste beherbergt und betreut. Insgesamt ergaben sich 237 Übernachtungen. A B T E I L U N G B A G H D A D : Während der Berichtszeit schied E . Strommenger aus dem Dienst der Abteilung, und J. G. Schmid übernahm die Assistenz für Bauforschung. Im übrigen blieb der Personalstand unverändert. G. Wuelker war im Werkvertrag bei der Ausgrabung in Babylon beschäftigt, H. P. Laubscher hielt sich bis zum 4. 2. bei der Abteilung auf. Der Direktor leitete die Grabungskampagne in Warka, die von Dezember 1961 bis zum 22. 3. 1962 dauerte. Ende Januar und Anfang Februar unterbrach er den Aufenthalt in Warka, um an der Sitzung der Zentraldirektion teilzunehmen. Im Mai unternahm er mit M. A. Brandes eine mehrtägige Reise, die über Assur nach Mosul führte. Bis Assur reisten die Herren Shapley, Matous und Riemschneider mit und ließen sich in den Ruinen führen. Von Mosul aus wurden Nimrud, Mar Bechnan, Khorsabad und Ninive besucht, dann die Ruinen von Hatra, wo die Ausgrabungs- und Restaurationsarbeiten des Department of Antiquities unter der Leitung von Mohamed Ah Mustapha besichtigt wurden. Unter Assistenz von M. A. Brandes nahm H. J. Lenzen den Altar auf der Rückseite des sogenannten Feuerheiligtums auf. Er steuerte Zeichnung und Beschreibung dieses Altars als Beitrag für die Moortgat-Festschrift bei. Vor der Abreise zu der Sommersitzung der Zentraldirektion und dem Erholungsurlaub unternahm der Direktor noch eine Reise nach Babylon, wo er Vorbesprechungen mit M. A. Brandes und J. G. Schmid für die Herbstausgrabung am Turmmassiv abhielt. In Berlin schloß er den Warka-Vorbericht publikationsfertig ab. Die Grabung am Turm von Babel begann am 17. 10. unter örtlicher Leitung von J. G. Schmid. Seine Mitarbeiter waren M. A. Brandes und G. Wuelker. Die Grabungskampagne 1961/62 in Warka gelangte Mitte März zum Abschluß. Am 9. 12., nach der Jahrtausendfeier in Baghdad, reiste der Direktor mit M. A. Brandes, J. G. Schmid und W. Tschink erneut nach Warka, wo er am 11. 12. die Grabungen der Kampagne 1962/63 aufnahm. Außer den Genannten gehörten zum Grabungsstab A. v. Haller und G. Wuelker. B. Kienast nahm zeitweise an den Ausgrabungen in Warka teil, verlebte dann seinen Urlaub in Deutschland und trat am 28. 5. wieder seinen Dienst an. Er war mit der Vorbereitung der Herausgabe aller altbabylonischen Tontafelfunde aus Warka, besonders mit denen aus dem Palast des Sinkäsid beschäftigt. Diese wurden gleichzeitig mit den übrigen Tontafeln aus Warka im Institut gebrannt und kopiert. Im September übernahm B. Kienast die Leitung des Institutes und verbrachte vom 29. 9. bis zum 3. 11. den ihm noch aus dem vergangenen Jahr zustehenden Urlaub in Istanbul. M. A. Brandes bearbeitete ab 22. 3. die Siegelabrollungen aus Warka neben der Arbeit an der Institutsbibliothek. Im Mai nahm er an der bereits erwähnten Reise in den Norden teil und vertrat den Direktor vom 31. 5. bis zum 1. 9. Anschließend verlebte er bis zum 28. 9. seinen Erholungsurlaub in Italien. Vom 17. 10. bis 28. 11. nahm er an den Ausgrabungen in Babylon teil. Er führte das Grabungsinventar und bearbeitete zusammen mit G. Wuelker die Kleinfunde, vor allem die Keramik. J. G. Schmid traf am 12. 1. in Warka ein und führte zusammen mit A. v. Haller die Ausgrabungen am Sinkäsid-Palast durch. In erster Linie war er für die Grabungsarbeit und die zeichnerische Aufnahme verantwortlich. Nach Beendigung der Kampagne widmete

XVII

er sich der Vorarbeit für eine exakte Aufnahme der wenigen heute in Baghdad vorhandenen Denkmäler aus islamischer Zeit. Im Sommer begann er mit der Aufnahme eines der schönsten und wichtigsten Bauwerke der Stadt, der Mustansiriya. Im Oktober mußte er diese Aufgabe vorläufig abschließen, um die örtliche Leitung der Ausgrabung am Turm von Babylon zu übernehmen, über die ein endgültiges Urteil noch nicht gefällt werden kann. Jedenfalls ist sicher, daß die noch anstehende Ruine des Turmes weit weniger hoch erhalten ist, als man annehmen konnte, und daß sie, wie die Keramik deutlich erkennen läßt, die auf Befehl Alexanders des Großen abgetragene Ruine ist, die in sassanidischer Zeit mit großen Gebäuden überbaut wurde. Diese Tatsache ändert das Bild, das man sich bisher von ihr machte; man wird die Arbeit an Etemenanki neu aufnehmen müssen. Das Institut wurde von zahlreichen Gästen besucht, so Anfang November von dem jüngst ernannten Italienischen Botschafter Dr. Navarrini, der sich über die Ruinenstätten des Landes zu orientieren wünschte. Eine Winckelmannfeier konnte auch in diesem Jahr nicht abgehalten werden, aber im Anschluß an die Tausendjahrfeiern vom I. bis 7. 12. fand in den Räumen des Institutes ein Empfang statt, der alle bei den Feiern anwesenden Ordentlichen und Korrespondierenden Mitglieder vereinte. Es war eine besondere Freude, Professor Dr. M. Mallowan mit den Herren des englischen Institutes und die Damen und Herren des Department of Antiquities dabei zu Gast zu haben. Als besondere Ehre wurde es empfunden, daß auch der Britische Botschafter Sir Roger Allen und Lady Allen, der Britische Militärattache Colonel Bowden mit Gattin, der Holländische Botschafter Jonkheer van Karnebeek, der Finnische Gesandte mit Gattin, der Deutsche Botschafter mit Gattin, sowie zahlreiche Damen und Herren der iraqischen Gesellschaft an diesem Empfang teilnahmen. Während der Berichtszeit erschien der XVIII. Vorbericht über die deutschen Ausgrabungen in Warka. Der X I X . Vorbericht befand sich im Druck, der X X . Vorbericht in Vorbereitung. Der 2. Band der Baghdader Mitteilungen war im Druck. Die Bibliothek hatte einen Zugang von 409 Nummern mit 764 Bänden zu verzeichnen. A B T E I L U N G T E H E R A N : Im Juli wurde die Stelle eines II. Direktors neu geschaffen, aber zunächst nicht besetzt. F. Hinzen traf am 11. 12. als Referent für Bauforschung bei der Abteilung ein. Die Stelle des Verwaltungsinspektors nimmt seit dem 22. 2. Regierungsinspektor G. Rust ein. M. Ehlers schied am 1. 3. auf eigenen Wunsch aus dem Dienst der Abteilung aus und wurde durch B. Münch ersetzt. Mit Werkverträgen waren beschäftigt: Dr. Berndt bis Juli (Hilfsarbeiten in der Bibliothek), W. Höpfner im Juli und August (Bauaufnahmen im Raum Bisutun). Der I. Direktor reiste am 19. 1. nach Berlin zu den Sitzungen der Zentraldirektion, zu Besprechungen über den weiteren Ausbau der Abteilung und zu Verhandlungen mit Buchhandlungen und Verlagen. Er paßte zwei weitere Köpfe an den Telephosfries an, die noch im 116./117. Winckelmannprogramm »Funde zu dem großen Fries von Pergamon« berücksichtigt werden konnten. Am 16. 2. nahm er als Vertreter des Instituts an der Eröffnung der Ausstellung »7000 Jahre Kunst in Iran« in der Villa Hügel, Essen, teil. Danach hielt er sich bis zum 25. 2. in Paris zu Studien im Louvre und zur Bücher- und Photobeschaffung für die Abteilung auf. Vom 1. bis 23. 6. nahm er an den Sitzungen der Zentraldirektion in Bonn teil und führte Besprechungen in Berlin. Am 6. 6. hielt er im Folkwang-Museum in Essen einen Vortrag über »Iran und seine Beziehungen zum Westen von Kyros bis Khosrau«. Er besuchte die Ausstellung »Kunstschätze aus Iran« in Zürich, danach Beirut, Baalbek und Damaskus und traf am 8. 7. wieder in Teheran ein. Der Referent L. Trümpelmann widmete sich dem Aufbau der Bibliothek und nahm an den meisten Studienreisen im Lande teil. Während seines Urlaubs besuchte er im Oktober und November die iranische Ausstellung in Den Haag sowie omayyadische Bauten im Libanon, in Jordanien und Syrien, darunter Mschatta, Jerusalem und Damaskus.

XVIII

Größere Erkundungsreisen wurden mit dem neu bewilligten Landrover unternommen: Vom 25. 4. bis 13. 5. hielt sich der I. Direktor in der Persis zum Studium der achaemenidischen und sassanidischen Bauten und vor allem der sassanidischen Felsreliefs auf. Er besuchte Susa, Persepolis, Istakhr, Pasargadae, Shiraz, Barm-i Delik, Firuzabad, Sarvistan, Bishapur und Isfahan. Er unternahm vom 21. bis 26. 5. eine zweite Reise zusammen mit W. Kleiss, Abteilung Istanbul, nach Hamadan, Bisutun und Taq-i Bostan. In Bisutun wurden ein karavansarayartiges, aus großen Blöcken mit sassanidischen Steinmetzzeichen bestehendes Bauwerk von 79 X 83 m Größe und eine seit dem Anfang des vorigen Jahrhunderts in Vergessenheit geratene sassanidische Brücke entdeckt. Vom 18. 7. bis 1. 8. fuhr der I. Direktor nochmals in den Raum Hamadan, Bisutun, Kasr-i Shirin und stellte zahlreiche sassanidische Anlagen und einzelne Architekturfragmente in einem zusammenhängenden Kulturbereich zwischen Bisutun und Kermanshah fest. Zusammen mit W. Höpfner nahm er dort Vermessungen vor. In Bisutun wurde ein großes sassanidisches Bauvorhaben festgestellt, zu dem unter anderem auch die Felsabarbeitung von 185 m Länge und 33 m Höhe gehört, welche bisher als achaemenidisch oder auch alexanderzeitlich galt. Der I. Direktor besuchte ferner zusammen mit E. Porada, New York, die Grabungen E. O. Negahbans auf dem Tepe Marlik und vom 25. bis 29. 9. zusammen mit dem Präsidenten und R. Naumann Hamadan und die Grabungen auf dem Takht-i-Suleiman. Bei einem nochmaligen Besuch in Bisutun vom 28. bis 31. 10. wurden zwei Feueraltäre neu festgestellt. Vom 9. bis 26. 11. reiste der I. Direktor mit E. Grube, New York, im Süden des Landes. Sie suchten die frühislamischen und mongolischen Bauten von Kashan, Natanz, Nain, Yazd und Abarkuh auf, besichtigten die englische Grabung in Pasargadae und untersuchten bisher nicht beachtete Kultstätten und Feueraltäre im Räume von Persepolis und Shiraz. Die Kenntnis der Anlage des Darius-Palastes konnte erweitert werden. Der I. Direktor glaubt Blöcke des verschollenen sassanidischen Palastes in Isfahan an Hand von Steinmetzzeichen und Klammerlöchern nachweisen zu können. Weitere Untersuchungen wurden in der näheren Umgebung Teherans durchgeführt, und zwar in Rayy an den Stadtmauern und seldschukischen Grabtürmen, in Veramin am Kastell; in Saveh erfolgte die Vermessung eines Imamzaden durch L. Trümpelmann. Vom Juni bis September war die Grabung auf dem Takht-i-Suleiman im Gange; sie erfolgte unter Leitung von R. Naumann. Stellvertretender Grabungsleiter war W. Kleiss. Die Grabung wurde von der Abteilung Teheran in verschiedener Hinsicht unterstützt. Die feierliche Eröffnung des Instituts fand am 22. 9. in Anwesenheit des Präsidenten sowie zahlreicher iranischer und ausländischer Gäste statt. Ansprachen hielten der I. Direktor, der Deutsche Botschafter Freiherr von Ungern-Sternberg, der Kultusminister der Kaiserlich-Iranischen Regierung Prof. Khanlari, der Präsident und R. Naumann. Weitere Veranstaltungen schlössen sich den Eröffnungsfeierlichkeiten an: ein Essen, das der Präsident den iranischen Gelehrten gab, eine Gegeneinladung des Rektors Magnifizenz Prof. Farhad, ein Essen, das der Deutsche Botschafter im Namen des Innenministeriums gab, und eine Vorstellung bei seiner Majestät dem Shah anläßlich der Semestereröffnung der Universität Teheran. Am 16. 12. gab der I. Direktor anläßlich der Winckelmannfeier einen Bericht und hielt einen Vortrag über seine Erkundungen und Entdeckungen. Das Institut nahm in der Berichtszeit verschiedene in- und ausländische Kollegen als Gäste auf und unterstützte sie in ihren Studien, darunter Dr. Kessler von der amerikanischen Universität Kairo, Dr. Reiner von der Universität Chicago, I. Kleemann von der Abteilung Athen, E. Porada von der Columbia Universität, New York, E. Grube vom Metropolitan Museum, New York, und H. S. Nyberg aus Uppsala. Die Bibliothek wies einen Zugang von 1197 Titeln auf und umfaßte Ende 1962 über 2000 Bände.

WISSENSCHAFTLICHES

PERSONAL

DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN

INSTITUTS

Stand am 31. 12. 1962

PRÄSIDENT Bittel, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Dahlem,

Peter-Lenné-Str. 28—30.

ZENTRALDIREKTION Berlin-Dahlem,

Peter-Lenné-Str. 28—30.

Bittel, Kurt, Prof. Dr. phil., Präsident, Berlin-Dahlem, Peter-Lenne-Str. 28—30. Grünhagen, Wilhelm, Dr. phil., I. Direktor, Stellvertreter des Präsidenten, Berlin-Dahlem, Lenne-Str. 28—30.

Peter-

WISSENSCHAFTLICHE REFERENTEN Deichmann, Friedrich Wilhelm, Prof. D. Dr. phil., Rom, Via Bocca di Leone 78. — Tätig in Rom. Buchholz, Hans-Günter, Dr. phil. 1 Jessen, Hans B., Dr. phil. Berlin-Dahlem, Peter-Lenné-Str. 28—30. Ziegenaus, Oskar, Dr.-lng.

MITGLIEDER DER

ZENTRALDIREKTION

Bittel, Kurt (s. Präsident). Weickert, Carl, Prof. Dr. phil., Dr.-lng. e. h., Berlin-Lichterjelde, Devrientweg 6. Schuchhardt, Walter-Herwig, Prof. Dr. phil., Freiburg i. Br., Beethovenstr. 6. Unverzagt, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Berlin-Charlottenburg 4, Sybelstr. 38. Möbius, Hans, Prof. Dr. phil., Würzburg, Oberer Dallenbergweg 22. Langlotz, Ernst, Prof. Dr. phil., Bonn, Lutfridstr. 10. Matz, Friedrich, Prof. Dr. phil., Marburg a. d. Lahn, Georg-Voigt-Str. 11. Hampe, Roland, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Marstallhof 4. Klauser, Theodor, Prof. Dr. theol., Bonn, Coburger Str. 23. Schadewaldt, Wolfgang, Prof., Dr. phil., Tübingen, Nägelestr. 19. Lenzen, Heinrich J., Prof. Dr.-lng., Baghdad-Aiwadhiya, Sharia Ibn Duraid 135/2/1. Goethert, Friedrich W., Prof. Dr. phil., Berlin-Dahlem, Max-Eyth-Str. 29. Kunze, Emil, Prof. Dr. phil., Athen, 65ös Oeiöiou 1. Stock, Hanns, Prof. Dr. phil., Kairo-Zamalek, Sharia Gezira el Wusta 22. Schlunk, Helmut, Prof. Dr. phil., Madrid 2, Serrano 159.

XX Boehringer, Erich, Prof. Dr. phil., Riederau am Ammersee, Der Lärchenhof. Falkenstein, Adam, Prof. Dr. phil., Ziegelhausen b. Heidelberg, Rainweg i i d . Horn, Rudolf, Prof. Dr. phil., Göttingen, Rohnsweg 23. Kraiker, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Kiel, Neue Universität. Tschira, Arnold, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe, Englerstr. 7. Drerup, Heinrich, Prof. Dr. phil., Marburg ¡Lahn, Biegenstr. IT. Hagelberg, Karl-Ulrich, Ministerialdirektor im Bundesministerium des Innern, Bonn, Rheindorf er Str. 198. Krämer, Werner, Dr. phil., Frankfurt a. M., Palmengartenstr. 10—12. Brommer, Frank, Prof. Dr. phil., Mainz, Schillerstr. 11. Böhner, Kurt, Prof. Dr. phil., Mainz, Röm.-Germ. Zentralmuseum. Berve, Helmut, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Hechendorf (Pilsensee), Rain weg 9. Naumann, Rudolf, Prof. Dr.-Ing., Istanbul-Taksim, Sira Selvi 123. Müller-Karpe, Hermann, Dr. phil., München 22, St. Anna-Str. 17. Luschey, Heinz, Doz. Dr. phil., Teheran, Kh. Razi 93, POB. 2357. Jantzen, Ulf, Prof. Dr. phil., Hamburg-Blankenese, Iserbroker Weg 56c. Gross, Walter Hatto, Prof. Dr. phil., Göttingen, Münchhausenstr. 23. Greifenhagen, Adolf, Dr. phil., Berlin-Neuwestend, Ebereschenallee 51. Kraus, Theodor, Dr. phil., Rom, Via Bocca di Leone 78.

ABTEILUNG ROM Rom, z. Zt. Via Bocca di Leone 78, Palazzo Torlonia. DIREKTOR Kraus, Theodor, Dr. phil., I. Direktor, Rom, Via Bocca di Leone 78. WISSENSCHAFTLICHE R E F E R E N T E N Bruns, Gerda, Dr. phil. Hermann, Werner, Dr. phil. Riemann, Hans, Prof. Dr. phil. Rakob, Friedrich, Dipl.-Ing. Sichtermann, Hellmut, Dr. phil. Völker, Hans-Herbert, Dr. phil.

Rom, Via Bocca di Leone 78.

ABTEILUNG ATHEN Athen 142, óSòs (DeiSiou 1. DIREKTOREN Kunze, Emil, Prof. Dr. phil., I. Direktor Willemsen, Franz, Prof. Dr. phil., II. Direktor WISSENSCHAFTLICHE Fuchs, Werner, Dr. phil. Gruben, Gottfried, Dr.-Ing. Kleemann, Ilse, Dr. phil. Mallwitz, Alfred, Dr.-Ing. Vierneise), Klaus, Dr. phil.

Athen 142, Ò6Ò5 OEIÔÎOU

REFERENTEN

• Athen 142, öSöj OeiSiou 1.

T.

XXI

RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION Frankfurt

a. M.,

Palmengartenstr. 1 0 — 1 2 .

DIREKTOREN Krämer, Werner, Dr. phil., I. Direktor

1

Schleiermacher, Wilhelm, Dr. phil., II. Direktor

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WISSENSCHAFTLICHE

F

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M

-

Palmengartenstr. 1 0 - 1 2

REFERENTEN

Wagner, Walter, Dr. phil. Maier, Ferdinand, Dr. phil. Rochna, Otto, Dr. phil.

Frankfurt

a. M.,

Palmengartenstr. 1 0 — 1 2 .

Voss, Hans, Dr. phil.

MITGLIEDER DER

KOMMISSION

K r ä m e r , Werner, Dr. phil. Schleiermacher, Wilhelm, Dr. phil. Der Präsident Beck, Hans, Dr. phil., Münster/Westf.,

Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte, D o m p l a t z 17.

Böhner, K u r t , Prof. Dr. phil., Mainz,

Römisch-Germanisches

Dehn, W o l f g a n g , Prof. Dr. phil., Marburg/Lahn, Haarnagel, Werner, Dr. rer. nat., Wilhelmshaven, Hachmann, Rolf, Prof. Dr. phil., Saarbrücken, Jankuhn, Herbert, Prof. Dr. phil., Göttingen,

Zentralmuseum.

Körnerstr. 1. Viktoriastr. 26—28. Universität.

Dahlmannstr. 4.

Junghans, Siegfried, Dr. phil., Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, A l t e s Schloß. Kersten, Karl, Prof. Dr. phil., Schleswig,

Schloß Gottorp.

K r a f t , Konrad, Prof. Dr. phil., Frankfurt

a. M.,

Möbius, Hans, Prof. Dr. phil., Würzburg,

Oberer Dallenbergweg 22.

Universität.

Nesselhauf, Herbert, Prof. Dr. phil., Freiburg/Br.,

Lugostr. 13.

Petersen, Konrad, Oberregierungsrat Dr., Bundesministerium des Innern, K u l t u r - A b t . , Bonn, dorf er Str. 198. v o n Petrikovits, Harald, Prof. Dr. phil., Bonn, Schwarz, K l a u s , D r . phil., München

Colmantstr. 16.

22, Öttingenstr. 12.

Tschira, Arnold, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe,

Englerstr. 7.

Unverzagt, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Berlin-Charlottenburg Werner, Joachim, Prof. Dr. phil., München

4, Sybelstr. 38.

22, Königinstr. 69.

ABTEILUNG ISTANBUL Istanbul-Taksim,

Sira Selvi 123.

DIREKTOREN N a u m a n n , Rudolf, Prof. Dr.-Ing., I. Direktor

\

Weber, Hans, Dr. phil., II. Direktor

/

^anbul-Taksim,

Sira Selvi 123.

Rhein-

XXII WISSENSCHAFTLICHE R E F E R E N T E N Kleiss, Wolfgang, Dr.-Ing. Laubscher, Hans-Peter, Dr. phil. Tuchelt, Klaus, Dr. phil.

1 > Istanbul-Taksim, J

Sira Selvi 123.

M I T G L I E D E R DES FACHAUSSCHUSSES Naumann, Rudolf, Prof. Dr.-Ing. Der Präsident. Dölger, Franz, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., München 13, Agnesstr. 38. Erdmann, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Lichterfelde, Kadettenweg 41. Hartmann, Richard, Prof. D. Dr. phil., Berlin-Dahlem, Ladenbergstr. 13. Homann-Wedeking, Ernst, Prof. Dr. phil., München 2, Meiserstr. 10. Kollwitz, Johannes, Prof. Dr. theol., Freiburg/Br., Sandstr. 19. Krauss, Friedrich, Prof. Dr.-Ing., München 27, Neufahrnerstr. 12. Moortgat, Anton, Prof. Dr. phil., Berlin-Zehlendorf, Argentinische Allee 1. Otten, Heinrich, Prof. Dr. phil., Marburg/Lahn, Marbacher Weg 27 1/2. Unverzagt, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Berlin-Charlottenburg 4, Sybelstr. 38. Vogt, Joseph, Prof. Dr. phil., Tübingen, Im Rotbad 10.

ABTEILUNG KAIRO Kairo-Zamaleh,

Sharia Gezira el Wusta 22.

DIREKTOREN

}

Stock, Hanns, Prof. Dr. phil., I. Direktor • . „ „, ,, „ T „ , > Kairo-Zamalek, Müller-Wiener, Wolfgang, Dr.-Ing., II. Direktor

. Sharia Gezira el Wusta 22.

WISSENSCHAFTLICHE R E F E R E N T E N Brisch, Klaus, Dr. phil. Herzog, Rolf, Dr. phil. Krause, Martin, Dr. phil., Dr. theol. Schläger, Helmut, Dr. Ing.

Kairo-Zamalek,

Sharia Gezira el Wusta 22.

M I T G L I E D E R DES FACHAUSSCHUSSES Stock, Hanns, Prof. Dr. phil. Der Präsident. Deichmann, Friedrich Wilhelm, Prof. D. Dr. phil., Rom, Via Bocca di Leone 78. Edel, Elmar, Prof. Dr. phil., Bonn, Blücherstr. 8. Hölscher, Uvo, Prof. Dr.-Ing., Dr. phil. h. c., Hannover-Kleefeld, Hegelstr. 7. Kees, Hermann, Prof. Dr. phil., Göttingen, Düstere Eichenweg 44. Kleiner, Gerhard, Prof. Dr. phil., Oberursel/Taunus, Oberhöchststadter Str. 52. Kühnel, Ernst, Prof. Dr. phil., Berlin-Nikolassee, Prinz-Friedrich-Leopold-Str. 44. Morenz, Siegfried, Prof. Dr. phil., Basel, Ahornstr. 47. Müller, Hans Wolfgang, Prof. Dr. phil., München 13, Herzogstr. 15. Otto, Eberhard, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Unterer Fauler Pelz 4, II. Ritter, Hellmut, Prof. Dr. phil., Oberursel /Taunus, Köhlerweg 15.

XXIII

Schott, Siegfried, Prof. Dr. phil., Göttingen, Herzberger Landstraße 89 A. Sellheim, Rudolf, Prof. Dr. phil., Frankfurt a. M., Broßstr. 5. von Stauffenberg, Graf Alexander Schenk, Prof. Dr. phil., München 13, Rambergstr. Werner, Joachim, Prof. Dr. phil., München 22, Königinstr. 69 IV. Zucker, Friedrich, Prof. Dr. phil., Jena, Dr.-Otto-Nuschke-Str. 10.

ABTEILUNG MADRID Madrid 2, Serrano, 159. DIREKTOREN Schlunk, Helmut, Prof. Dr. phil., I. Direktor , „ ,, ^ , ., TT , , Nierhaus, Rolf, Dr. phil., II. Direktor

1,

Madrid 2, Serrano, 159.

WISSENSCHAFTLICHE Hauschild, Theodor, Dipl.-Ing. Schubart, Hermanfrid, Dr. phil.

REFERENTEN

Madrid 2, Serrano, 159.

M I T G L I E D E R D E S FACHAUSSCHUSSES Schlunk, Helmut, Prof. Dr. phil. Der Präsident. Dehn, Wolfgang, Prof. Dr. phil., Marburg/Lahn, Körnerstr. 1. Drerup, Heinrich, Prof. Dr. phil., Marburg/Lahn, Biegenstr. 1 1 . Kühnel, Ernst, Prof. Dr. phil., Berlin-Nikolassee, Prinz-Friedrich-Leopold-Str. 44. Nesselhauf, Herbert, Prof. Dr. phil., FreiburgjBr., Lugostr. 13. Neuß, Wilhelm, Prof. Dr. theol., Bonn, Humboldtstr. 9. Tschira, Arnold, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe, Englerstr. 7. Volbach, Fritz, Prof. Dr. phil., Rom, Passeggiata di Ripetta 19.

ABTEILUNG BAGHDAD Baghdad-Aiwadhiya,

Sharia Ibn Duraid 135/2/1.

DIREKTOR Lenzen, Heinrich J., Prof. Dr.-Ing., I. Direktor, Baghdad-Aiwadhiya, WISSENSCHAFTLICHE

Sharia Ibn Duraid 135/2/1.

REFERENTEN

Brandes, Mark A., Dr. phil. \ Kienast, Burkhart, Dr. phil. > Baghdad-Aiwadhiya, Schmid, Johann Georg, Dipl.-Ing. J

Sharia Ibn Duraid 135/2/1.

M I T G L I E D E R D E S FACHAUSSCHUSSES Lenzen, Heinrich J., Prof. Dr.-Ing. Der Präsident. Berve, Helmut, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Hechendorf (Pilsensee), Rainweg 9. Erdmann, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Lichterfelde, Kadetten weg 41. Heinrich, Ernst, Prof. Dr.-Ing., Berlin-Spandau, Gaismannshofer Weg 5a. Milojcic, Vladimir, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Lauerstr. 1. Moortgat, Anton, Prof. Dr. phil., Berlin-Zehlendorf, Argentinische Allee 1. Schefold, Karl, Prof. Dr. phil., Basel, Spalentorweg 52. Freiherr von Soden, Wolfram, Prof. Dr. phil., Münster¡Westf., Coerdestr. 24. Spitaler, Anton, Prof. Dr. phil., München. 22, Veterinärstr. 2 III.

XXIV

ABTEILUNG TEHERAN Teheran,

K h i a b a n Razi 93, P O B . 2357.

DIREKTOR Luschey, Heinz, Dr. phil., I. Direktor, Teheran, P O B . 2357. WISSENSCHAFTLICHE Trümpelmann, Leo, Dr. phil.

1

Hinzen, Ferdinand, Dipl.-Ing.

J

REFERENTEN

Teheran, P O B . 2357.

MITGLIEDER DES

FACHAUSSCHUSSES

Luschey, Heinz, Dr. phil. Der Präsident. Berve, Helmut, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Hechendorf (Pilsensee), Rainweg 9. Boehringer, Erich, Prof. Dr. phil., Riederau/ Ammersee, Der Lärchenhof. Eilers, Kurt, Prof. Dr. phil., Würzburg, Theodor-Körner-Str. 6. Erdmann, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Lichterfelde, Kadettenweg 41. Heinrich, Ernst, Prof. Dr.-Ing., Berlin-Spandau, Gaismannshofer W e g 5a. Hinz, Walther, Prof. Dr. phil., Göttingen, Calsowstr. 69. Milojcic, Vladimir, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Lauerstr. 1. Schefold, Karl, Prof. Dr. phil., Basel, Spalentorweg 52. Spuler, Bertold, Prof. Dr. phil., Hamburg 13, Mittelweg 90.

ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1963 • H E F T 1 BERICHT Ü B E R D I E XX. WARKA-KAMPAGNE Am 26. XII. 1961 wurde die Ausgrabungsarbeit der diesjährigen Warka-Kampagne begonnen, und am 22. III. 1962 verließen wir die Ruinenstätte. Unter der Leitung von H. J. Lenzen nahmen an der Ausgrabung teil: Herr A. v. Haller (Architekt), Herr H. J. Schmid (Architekt), Frau E. Strommenger-Nagel (Archäologin), Herr M. A. Brandes (Archäologe), Herr B. Kienast (Assyriologe), Fräulein R. Fischer (Sekretärin), Herr W. Tschink (Photograph). Mitarbeitende Gäste für kürzere und längere Zeit waren Herr A. Sjöberg, Schweden (Assyriologe) und Herr P. Laubscher (Archäologe). Vom Department of Antiquities war uns Herr Sa'di als Representative beigegeben worden. Die Arbeit verteilte sich im wesentlichen auf zwei Grabungsgebiete, auf Eanna und auf den altbabylonischen Palast des Sinkäsid. Als Ziel unserer Arbeiten in Eanna darf man die Freilegung des Heiligen Bezirkes bis hinab zu den Schichten der sumerischen Hochkultur, d. h. den Urukschichten Archaisch I V — V I , bezeichnen. Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß bis zur Vollendung noch Jahre erforderlich sein werden. So mußten auch in diesem Jahr zuerst wieder die Bauschichten der Spätzeit, des 1. Jts., freigelegt, untersucht und gezeichnet werden, bevor man bis zu den älteren Bau- und Kulturschichten vordringen konnte. Wie bereits an verschiedenen Stellen mitgeteilt wurde 1 , ist die Südwesteinschließung von Eanna von der Zeit der III. Dynastie von Ur an um ein erhebliches von Südwesten nach Nordosten zurückverlegt worden. Länger als durch ein Jahrtausend hindurch blieb das Gelände auf der Südwestseite des Tempelbezirkes unbebaut. Erst nachdem Sargon II. auf den Ruinen des 1

1 AA.

U V B . X V I 11. U V B . X V I I 7. 1963

Außenzingels der altbabylonischen Zeit seinen neuen Temenos-Zingel errichtete, wurde das Gelände außerhalb der Einschließung mit Wohnhäusern bebaut. Diese Wohnhäuser lassen sich nachweisen bis in die Zeit der Achaemenidenherrschaft. Unter der Herrschaft der Seleukiden waren die Tempelbezirke Bit Res, Irigal und wahrscheinlich auch Eanna so ausgedehnt, daß die in der ersten Hälfte des 1. Jts. entstandene Wohnstadt nahezu vollkommen verschwunden war. Man wird annehmen dürfen, daß die aus den Ritualen bekannte Prozessionsstraße des seleukidischen Zeitalters2 entlang der sogenannten Seleukidenmauer über das Wohngebiet des 7. und 6. Jhs. v. Chr. vom Bit Res zum sogenannten 'Hafenkai' führte. Diese späten Anlagen sind nahezu vollkommen ein Opfer der sasanidischen Zeit geworden, in der das gesamte Gebiet nach der Verfallszeit unter der parthischen Herrschaft ausgeziegelt worden ist. Diese Ziegelgruben haben die Wohnhäuser des 1. Jts. fast gänzlich beseitigt. Reste dieser Wohnhäuser lassen erkennen, daß das außerhalb des Zingels der III. Dynastie gelegene Gelände in den Jahrhunderten nach der Errichtung des Zingels wahrscheinlich vornehmlich durch Witterungsunbilden so mitgenommen und umgeformt wurde, daß von den Bauschichten der frühdynastischen Zeit so gut wie nichts erhalten blieb, so daß die oben erwähnten Wohnhäuser zum überwiegenden Teil auf den Ruinen der Schicht Uruk III aufstanden. Diese vom 7. bis zum 5. Jh. v. Chr. entstandene Wohnstadt baute sich auf dem durch Regenrinnen zerklüfteten Gelände auf, in dem die manchmal 4—5 m breiten Straßen der Talsohle der Regenrinne folgten, während die Wohnhäuser sich auf den Hügel hinaufbauten und durch schmale, von 2 A. Falkenstein, Topographie von Uruk I, Uruk zur Seleukidenzeit, 45 ff.

HEINRICH

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den Hauptstraßen abgehende Gassen zugänglich gemacht waren. Sie zeigen alle mehr oder weniger den gleichen Charakter; im allgemeinen muß man den Typ als ' Hofhaus' ansprechen. Vereinzelte Häuser, die diesem Typ nicht vollkommen entsprechen, sind nur als mehr oder weniger selbständige Anbauten an Hofhäuser aufzufassen. Durch Tontafelfunde ist die Lebensdauer dieser Häuser ziemlich genau festzulegen. Sie erstreckt sich über einen Zeitlauf von etwa 3 2 y 2 Jahrhunderten . Seit der voraufgegangenen Kampagne wissen wir mit Sicherheit, daß das Eanna der sumerischen Blütezeit von einer mehrere Meter starken Mauer eingeschlossen war, deren Verlauf wir allerdings vorläufig nur auf einem relativ kurzen Stück verfolgen konnten. Nach der Zerstörung der Großbauten, die offensichtlich das ganze durch diese Mauer umschlossene Gebiet ausgefüllt hatten, am Ende der Periode Uruk IV, wurden die Begrenzungsmauern in der sogenannten Djemdet Nasr-Zeit, die sich mindestens zum Teil mit der Periode Uruk I I I deckt, und in der frühdynastischen Zeit (Uruk I I und I) an annähernd der gleichen Stelle wie in Uruk I V — V I wieder aufgebaut. Das von den neuen Mauern eingeschlossene Gebiet aber war keineswegs mehr mit Großbauten angefüllt. Beim heutigen Stand der Ausgrabungen ist ein endgültiges Bild der Entwicklung und der Wandlung von Eanna noch nicht zu geben. So viel aber steht heute schon unbedingt fest: Zwischen den Anlagen der Schicht I I I und denen der Schicht IV sind keine Parallelen zu ziehen. Es hat den Anschein, als ob das Eanna der sumerischen Hochblüte, das Eanna der Schicht Uruk IV, sich aus einer Vielzahl von großen Tempel- und vielleicht auch Palastanlagen zusammensetzte; diese zeigen einen Gestaltungswillen, der Anlagen von einer Großartigkeit hervorbrachte, wie sie spätere Zeiten kaum je wieder erreichten. Diese sehr schönen Anlagen lassen indessen bisher nicht erkennen, ob sie etwa wie die der Uruk IIIZeit um einen kultischen oder kulturellen Mittelpunkt herum angeordnet waren. Die Hochterrasse, die von Uruk I I I an dieses 3

Vgl. AA. 1961, 16. UVB. X I X , im Druck.

J.LENZEN

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Zentrum für Eanna bildete, hatte keinen Vorläufer in der Periode Uruk IV. E s scheint vielmehr, daß die großen nebeneinanderstehenden Tempel keinem kultischen Zentrum untergeordnet waren. Durch die Ausgrabungen der letzten Jahre wird es immer deutlicher, daß wir die Schichten Uruk I V — V I ganz eng zusammenrücken müssen, was aber keineswegs bedeutet, daß der zeitliche Ablauf dieser Perioden verkürzt werden müßte; man möchte eher an das Gegenteil denken bei der Vorstellung, daß in dieser Zeit Tempelgebäude entstanden sind aus sehr dauerhaften Materialien, nämlich Kalkstein und Gußbeton, die später im alten Mesopotamien nie wieder verwendet worden sind. Aber auch wenn man die mit Tonstiftmosaiken geschmückten und gleichzeitig wetterfest gemachten Lehmziegelmauern der Großbauten dieser Periode betrachtet, muß man nach den neuesten Erfahrungen sagen, daß man zumindest mit einem langen Bestehen rechnen darf, wenn nicht rechnen muß. In dieser letzten Kampagne ist es nun gelungen, die Grabungsgebiete vor dem zweiten Weltkrieg mit dem Grabungsgebiet an der Südwestseite von Eanna zu verbinden, und wir können nun den 'Steinstifttempel' und das 'Riemchengebäude' an der Westecke von Eanna als endgültig den Schichten Uruk I V — V I zugehörig datieren. Wir haben in dieser Kampagne den in den 30 er Jahren nicht vollkommen freigelegten Tempel C erneut in Angriff genommen, nachdem die Ruinen der neubabylonischen Häuser entfernt waren. Teilweise ist der Tempel noch überbaut von Anlagen der Djemdet Nasr-Zeit, auf die ich weiter unten zurückkommen werde. Dieser Tempel wurde Mitte der 30 er Jahre der Schicht IV a zugeteilt, und zwar einer frühen Periode dieser Schicht. Wir können heute sagen, daß der Tempel C gleichzeitig besteht mit einem Gebäude, welches durch den großen, schon in der vorigen Kampagne zum Teil festgestellten Hof teilweise zerstört wird. Der Hof ist also später angelegt als der Tempel C und entstand etwa gleichzeitig mit dem größten und am reichsten ausgestatteten Tempel D. Hof, Tempel C und Tempel D bestanden beim Ende der Periode Uruk IV nebenein-

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BERICHT ÜBER DIE XX. WARKA-KAMPAGNE

6

Abb. i. Großer Hof der Schicht IV a von Nordwesten

ander 4 . Der große Hof ist eingetieft in ein Gelände, das zumindest an seiner Nordostund Südostseite Gebäude sowohl der Schicht des frühen I V a als auch der Schicht I V b getragen hatte. Auf der Nord Westseite durchschlägt die große, für den Hof in das Gelände eingetiefte Grube den 'Arbeitshof' für den 'Steinstifttempel'. E s ist noch nicht sicher, wieviele Bauschichten diesen 'Arbeitshof' von den Schichten I V a trennen. Nur aus der auf dem 'Arbeitshof' gefundenen Keramik können wir schließen, daß er älter sein muß als die Schichten Uruk I V b und I V c . Der Hof war, wie das früher schon mitgeteilt worden ist 5 , allseitig von einer 60 cm hoben B a n k umgeben. Hinter dieser B a n k gab es eine zweite Stufe, etwa 1 m hoch, deren Vorderfläche mit Stiftmosaiken geschmückt war. Über diese zweite, höher ge4 Lenzen, Die Tempel der Schicht Archaisch I V in Uruk, ZAssyr. NF. 15, 1950, 3. i8f. 5 U V B . X V I I 10.

legene B a n k hinweg führt der einzige Zugang in den Hof hinein. Diese obere B a n k hatte offensichtlich etwa die gleiche Breite wie die untere, und hinter ihr befand sich die eigentliche, den Hof abschließende Mauer, die offensichtlich auch mit Stiftmosaiken geschmückt gewesen ist. Diese Hofabschlußwand hat nur an der Südecke des Hofes einige Spuren hinterlassen. Dennoch wird man nicht fehl gehen, wenn man sie rund u m den Hof herum annimmt. (Abb. 1 : Hof I V a nahe der Südecke, von Nordwesten gesehen. I m Vordergrund des Bildes Zisterne mit Wasserzuleitung, welche in die untere B a n k des Hofes einschneidet. Das aufgehende Mauerwerk über der B a n k hat Stiftmosaiken getragen. A n der rechten Bildseite der nur 74 cm breite Zugang zum Hof. Die Zisterne ist aus großen rechteckigen gebrannten Ziegeln gebaut; ihr Mauerwerk steigt in Stufen vom Hof aus an. Auf diesen Backsteinstufen stand eine Brüstungsmauer aus ungebrannten Riemchen.)

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Abb. 2. Zisterne im großen Hof von Südosten

Welchem Zweck der Hof gedient hat, ist noch nicht eindeutig zu sagen. Obwohl heute etwa 1 / 3 seiner Gesamtfläche ausgeräumt ist, sind wir in der Beantwortung der Frage nicht wesentlich weitergekommen. In der Nähe der Treppe führte ein überwölbter Kanal in den Hof hinein. Er endete in einem etwa quadratischen Becken aus Backsteinen, welche die gleichen Formate haben wie die Backsteine der unteren Bank. (Abb. 2: Zisterne im großen Hof von Südosten gesehen. Im Vordergrund der Wasserzuleitungskanal, eingebettet in Riemchenmauerwerk der Schicht Uruk IV. An der Stelle, an der der Kanal verschwindet, erkennt man die kleinen gebrannten Riemchen, die den Fuß der Hofbegrenzungsmauer verkleiden. Die Zisterne ist zur Hälfte ausgeräumt.) Der Boden des Wasserbeckens liegt etwa 1 m tiefer als die Wasserzuleitung. Seltsamerweise geht eine zweite Wasserrinne von dem Becken aus. Ihre Sohle liegt um etwa 1 m höher als die Zuleitungsrinne. Diese zweite Wasserrinne ist

nur wenige Meter lang und verzweigt sich an ihrem Ende in flache Wasserbecken, die man als Viehtränke auffassen könnte. Da aber der große Hof keinerlei Zugänge hat als den über die nur 74 cm breite Treppe aus Lehmziegeln, so scheint uns Tierhaltung in ihm unmöglich. Eine genaue Auskunft über die Bedeutung des Wasserbeckens ist darum im Augenblick noch nicht möglich; vielleicht ergibt sie sich nach Freilegung des ganzen Hofes. Es muß noch bemerkt werden, daß die Wasseranlage offensichtlich älter ist als der Hof, in dem sie liegt; vielleicht läßt sich aus dieser Tatsache die Richtungsverschiedenheit von Wasserbecken und Hofwänden erklären. Woher die Wasserzuleitung gekommen ist, können wir noch nicht sagen. Der Kanal konnte vorläufig auf eine Länge von über 40 m verfolgt werden. Ob wir das Ende bzw. den Beginn der Zuleitung finden werden, ist ungewiß. Nahe der Ostecke des großen Hofes führt eine seltsame Toranlage in einen noch nicht

BERICHT ÜBER DIE XX. WARKA-KAMPAGNE

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Abb. 3. Torgebäude unweit der Ostecke des großen Hofes von Norden

freigelegten Gebäudekomplex hinein, der die Verbindung zwischen dem Tempel C der Schicht I V a und dem im vorigen Bericht beschriebenen tempelähnlichen Gebäude 6 herstellt. Diese Toranlage (Abb. 3) aus einem breiten Mitteltor und zwei schmalen, an beiden Seiten des Haupttores angelegten Seiteneingängen bestand bereits vor der Anlage des Hofes und wurde anscheinend weiterbenutzt bis ans Ende der Periode IV. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Anlagen der Blütezeit von Eanna im ausgehenden 4. Jt. alle gleichzeitig einer gewaltsamen Zerstörung zum Opfer gefallen sind. Ob diese Zerstörung sich nur auf Eanna bezog, oder ob etwa das Gebiet der Anuzikurrat in der gleichen Zeit verwüstet wurde, ist heute nicht zu entscheiden, weil die entsprechenden Schichten außerhalb von Eanna noch nicht erreicht wurden. Wir kommen später auf diese Frage noch einmal zurück. 6

A A . 1961, 22 ff.

Aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg wissen wir, daß in der sogenannten Djemdet Nasr-Zeit, in der Periode, die wir in Warka mit Uruk III bezeichnen, die erste Hochterrasse an der Stelle der späteren Zikurrati entsteht. Im Zusammenhang mit dieser Hochterrasse ist bisher noch kein kleineres oder größeres Tempelgebäude oder, vorsichtiger gesagt, noch kein Gebäude festgestellt, das dem Grundriß der Gebäude der Schicht IV oder dem Tempel auf der Anuzikurrat entspricht. Im Gegenteil, um die Hochterrasse als kultischen Mittelpunkt herum entsteht ein System von Höfen, das mit mehr oder weniger starken Abwandlungen bis in die neubabylonische Zeit hinein beibehalten wird. Diese Vielzahl von Höfen wird nach Südwesten begrenzt von Gebäudegruppen mit mehr oder weniger großen Räumen und Höfen, mit Badeanlagen und in bescheidenem Sinne sogar mit 'Wasserkünsten', die man gerne für Wohnhäuser wohlhabender Menschen ansehen möchte. Sie greifen indessen so seltsam in-

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H E I N R I C H

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L E N Z E N

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Abb. 4. Stampflehmgebäude der Schicht l i l a , unmittelbar aufstehend auf den Ruinen der Schicht I V a

einander, daß man die Vielzahl der Häuser nicht auseinanderlösen kann, daß man vielmehr den Eindruck gewinnt, als seien alle diese vielen Räume, Gassen und Höfe — zu welchen als ein Bestandteil auch das bereits im Winter 1931/32 ausgegrabene sogenannte Labyrinth gehört7 — Teile eines großen Ganzen. Vielleicht sind alle diese Gebäude als Wohn- und Verwaltungsräume des Tempelbezirkes aufzufassen. Dieser Wohnbezirk reicht nicht bis an die Südwesteinschließung des Heiligen Bezirkes heran. Zwischen der oben kurz beschriebenen, gleichförmigen Gebäudegruppe und der Außenmauer entsteht ein etwa 40 m breiter Streifen, auf dem anscheinend z. T. schuppenartige Gebäude gestanden haben müssen. Ihre Spuren haben sie hinterlassen in langen Reihen von Pfostenlöchern. Angelehnt an die Außenmauer wurden in mehreren Schichten übereinander kleine Wohnhäuser freigelegt, wahrscheinlich Häu7

U V B . I V 19 f.

ser für Arbeiter, die hier am Rande des Heiligtums Töpferwerkstätten errichtet hatten 8 . Auch hier bestätigt sich wieder eine Beobachtung, die schon in früheren Jahren mitgeteilt wurde. Der Töpferton wurde aus Gruben genommen, die gleich neben den langen, trogartigen Töpferöfen angelegt waren, und Asche, Fehlbrände und zerstörte Keramik wurden in die Tongruben hineingeworfen, um sie wieder aufzufüllen. In der Spätzeit der Schicht Uruk I I I wurde rund um die im Laufe der Jahrhunderte anwachsende Hochterrasse und die sie umgebenden Höfe eine seltsame Anlage geschaffen, von der wir früher dachten, daß man sie etwa als Ställe für die Heiligen Herden der Innin auffassen könnte. Die Beobachtungen der letzten Kampagne aber ließen deutlich erkennen, daß diese großen aus Stampflehm hergestellten Raumtrakte eine Art von Kellern oder unterirdischen Speichern dargestellt haben müssen, die 8

Vgl. A A . 1961, 25.

BERICHT ÜBER DIE XX. WARKA-KAMPAGNE

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•Raa

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1 «

Abb. 5. Nordecke des Tempels C (IVa), überbaut durch Stampflehmmauern der Schicht l i l a

von der späten Uruk HI-Stufe an durch die sogenannte frühdynastische Zeit hindurch weiter bestanden haben müssen. Die frühesten Anlagen sind viel sorgfältiger ausgeführt als die späteren Erneuerungen. An manchen Stellen haben diese Stampflehmgebäude die oben erwähnten langen Wohnhaustrakte der Schichten l i l a und I l l b beseitigt; sie stehen dort unmittelbar auf den Ruinen der Schicht IV auf. (Abb. 4. 5: älteste Schichten des Stampflehmgebäudes, Schicht Uruk l i l a , unmittelbar aufstehend auf den Ruinen der Schicht IV a. Die an den Seiten teilweise abgetragene Stampflehmmauer vor dem Feldbahndamm steht auf der Nordwestschmalwand des Tempels C.) An keiner Stelle aber werden Bauwerke, die in der Schicht Uruk IV entstanden sind, in der Schicht Uruk I I I wieder benützt. Die Zerstörung am Ende der Schicht IV ist überwältigend. Sie muß für Eanna von entscheidender Bedeutung gewesen sein. Längere Zeit hindurch muß der größte Teil der Anlagen noch in einem ruinenhaften Zu-

stand bestanden haben, dann hat man die Gebäude abgetragen, die tiefer gelegenen Teile, wie z. B. den großen Hof, hat man mit dem Bau- und Ruinenschutt aufgefüllt, und bevor man daran ging, die Anlagen der Schicht Uruk I I I zu schaffen, wurde das ganze große Ruinengelände durch ausgedehnte Brandopfer kultisch gereinigt. Zu den bereits früher festgestellten Reihen von Brandopferstätten ist in den beiden letzten Jahren eine neue hinzugekommen, die 10 Brandopferstellen in Abständen von etwa 3 m in einer Reihe nebeneinander aufweist 9 . Diese Brandopferstätten sind lange, in die Ruine eingetiefte Tröge, deren Wandungen über das Riemchenmauerwerk überhöht waren. Der eigentliche Trog war nur eine eingegrabene Grube, deren Wände mit einem Lehmputz angestrichen waren. Das Opferfeuer, das in diesen Trögen gebrannt hat, hat die Trogwände vollkommen gebacken, und auch das hinter ihnen liegende 9

Vgl. A A . 1961, Abb. 7 auf Sp. 23/24.

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HEINRICH

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LENZEN

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Abb. 6. Hölzerne Dose (Schminkgefäß ?) mit Deckel

Erdreich zeigt noch bis zu einer Tiefe von 10 cm starke Brandrötung. Rückstände von geopferten Tieren in Gestalt von kalzinierten Knochen sind in keiner einzigen dieser Opferstätten aufgefunden, auch fehlt in ihnen allen jede Spur von Asche. Statt dessen waren alle Tröge nach der Zeremonie mit einseitig brandgeröteten Ziegeln zugesetzt. Wesentliche Kleinfunde waren in Eanna in dieser Kampagne nicht zu verzeichnen. Die Doppeltopfgräber des i. Jts. v. Chr. erbrachten zumindest nichts wesentlich Neues. Erwähnt werden soll nur eine aus einer Holzbohle herausgearbeitete Dose, anscheinend mit einer Art Drehdeckel, die an Schminkgefäße des 2. Jts. erinnert (Abb. 6). In einigen Gräbern waren noch Reste des Totengewandes zu erkennen. Es handelte sich immer um Leinen- oder Zwillichgewebe. Schmuck war so gut wie keiner vorhanden. Nur in wenigen Gräbern gab es kleine hübsche Bronzebecher, deren Formen seit langem bekannt sind. Bei der Ausräumung des großen Hofes wurden auch in dieser Kampagne wieder einige hocharchaische Tontafeln, meistens aus der Schicht IV, und eine Anzahl von Bruchstücken von Krugverschlüssen mit Siegelabrollungen gefunden. Unter den Sie-

gelbildern ist thematisch nichts Neues zu dem bereits Bekannten hinzugekommen. Der wichtigste Kleinfund des letzten Winters ist ein aus Steinstiften zusammengesetztes Auge eines großen Tieres (Abb. 7). Der Augapfel ist aus Alabaster, die Lider aus bituminösem Kalkstein und das Tierfell aus rotem Sandstein gebildet. Leider ist dieses Stück nicht schichtbestimmt, sondern am Rande einer Schutthalde gefunden; nichtsdestoweniger kann man mit Sicherheit sagen, daß es zum 'Steinstifttempel' gehört haben muß. Wir wissen, daß in der Periode Urak I I I einfarbig, meist rot gefärbte Tonstiftmosaikwände Terrakottafriese mit Tier- und anderen Darstellungen aufgewiesen haben10. Manche dieser Darstellungen waren über und über mit Kreisen bedeckt; man konnte annehmen, daß diese Kreise die Kopfenden von Tonstiften wiedergeben sollten. Die natürliche Schlußfolgerung dieser Überlegung führte zu der Vermutung, daß diese Terrakottatiere aus Mosaikstiften hergestellte Tierfiguren als Vorläufer gehabt haben müßten. Bisher sind solche Tierfriese aus Stiftmosaiken nirgendwo gefunden. Dieses Auge scheint der oben ausgesprochenen Vermutung recht zu geben. 10

UVB. I I 33ff. UVB. X I 22.

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BERICHT UBER DIE XX. WARKA-KAMPAGNE

Nahe der Westecke des Stadtgebietes wurden die Ausgrabungen am altbabylonischen Palast des Königs Sinkäsid fortgesetzt. Es wird vollkommen deutlich, daß die Nordosthälfte des Palastes die Ruinen einer älteren Palastanlage überbaut. Das Fundamentmauerwerk dieses älteren Palastes weicht in der Richtung von den Mauerzügen des Sinkäsid-Palastes ab. Es besteht aus zumindest annähernd den gleichen rechteckigen Lehmziegeln, so daß es recht schwierig wird, die beiden Anlagen voneinander zu unterscheiden. Die Verbindung zwischen dem zuerst gebauten südwestlichen Teil des Palastes und der anderen, über einer älteren Anlage gebauten Nordosthälfte wird im wesentlichen durch drei Höfe hergestellt. Hinter einem etwas mehr als 10 m breiten Risalit in der Südostfront liegt zunächst ein Breitraum von rund 12 X2,40 m. Da die meisten Räume und Höfe nur in den Fundamenten erhalten sind, die Tor- und Türanlagen in den Fundamenten nicht berücksichtig sind, kann man über die Benutzung und die wirkliche Größe der Räume und Höfe in diesem Teil des Palastes kaum etwas aussagen. Möglicherweise ist der schon in der vorigen Kampagne festgestellte Raum 93 als ein Torraum aufzufassen, der in den von Südosten nach Nordwesten ausgerichteten Hof 94 von rund 25 X I 2 m führt. Eine 4 m starke Mauer trennt diesen Hof von einem kleinen Hof oder mittelgroßen Saalbau (109) von 6 x 1 2 m. An diesen Gebäudeteil schließt sich der bisher größte Hof des Palastes (110) von rund 40 x 1 2 m an. Obwohl die Hofoberfläche nirgendwo erhalten ist, kann man mit einiger Sicherheit dieses größte Raumgebilde des Palastes als Hof auffassen, weil in seiner südöstlichen Hälfte ein sorgfältig aufgemauerter Brunnen freigelegt und ausgeräumt wurde. Etwa 10 m unter seiner heutigen Oberkante trafen wir auf Grundwasser. Es hat den Anschein, als sei der Brunnen auch zur Zeit seiner Benutzung nicht wesentlich tiefer gewesen, denn gerade in den Wasser führenden Schichten wurde eine Menge Keramik gefunden, die offensichtlich aus der Benützungszeit des Brunnens stammte. Leider erfüllte sich unsere Hoffnung nicht, wert-

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Abb. 7. Auge aus Alabaster vom 'Steinstifttempel' (Uruk V—'VI)

vollere Gegenstände aus der Tiefe des Brunnens bergen zu können. Nach Nordwesten zu ist der lange Hof durch eine 3,80 m starke Mauer von dem früher freigelegten Raum 77 getrennt, der entsprechend dem Raum 93 auf der Südostseite hinter einem 10 m breiten Risalit auf der Nordwestseite des Palastes liegt. Da auch hier nur das Fundamentmauerwerk erhalten geblieben ist, ist es leider nicht möglich, über die Zweckbestimmung und die tatsächliche Größe der Räume bestimmte Aussagen zu machen. Uber die Anordnung der Räume im nordöstlichen Teil des Palastes wird man kein eindeutiges Bild gewinnen können. Offensichtlich ist sowohl der Vorläufer des Sinkäsid-Palastes als auch später der Sinkäsid-Palast selbst von der Ostecke ausgehend zerstört worden, so daß sich nach jeder Zerstörung an dieser Stelle Regenrinnen bilden konnten, die vor allem den letzten Palast stark in Mitleidenschaft gezogen haben. Eins allerdings scheint sich jetzt schon einigermaßen deutlich abzuzeichnen, daß die Anordnung der Räume und Höfe vielleicht nicht so organisch erscheint wie im Südwestteil der Anlage. In den beiden letzten Kampagnen war das Ergebnis an Tontafeln besonders groß, und über die Bedeutung dieser Funde wird in einem zusammenhängenden Bericht gehandelt werden 11 . 11

Falkenstein, BaM. 2, i f f . mit i4Taf., im Druck.

JAMES

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M E L L A A R T

Da wir in diesem Jahr fast nirgendwo die eigentliche Benützungsebene des Palastes noch anstehend fanden, wir uns bei unseren Untersuchungen daher zum weitaus größten Teil in Schichten befanden, die sich vor der Entwicklung des Palastes gebildet hatten, so ist unsere Ausbeute an Funden der altbabylonischen Zeit gering. Auch jetzt wurden, wie in den früheren Kampagnen, Reste mehr oder weniger großer gemauerter Grüfte freigelegt, aber alle waren, wie die meisten früheren, durch Raubgräber erbrochen und zerstört. Als sehr schön ist das Ergebnis, das auf keramischem Gebiet erreicht wurde, zu bezeichnen. In Kürze werden wir in der Lage sein, ein Bild von der Keramik des Palastes vorzulegen, das wahrscheinlich überhaupt als ein Überblick über die Keramik der altbabylonischen Zeit angesehen werden darf. Baghdad

H e i n r i c h J. L e n z e n

E X C A V A T I O N S A T QATAL H Ü Y Ü K , 1962 SUMMARY OF RESULTS

Supported by the Bollingen Foundation, the Wenner-Gren Foundation, the late Mr. Francis Neilson, the British Academy, The Australian Institute of Archaeology, Canterbury University, N. Z. and the University of Edinburgh a second season of excavations took place at Qatal Hüyük from June 7 th till 14 th August, under the direction of James Mellaart, and another week was spent on the site dismantling wall paintings and reliefs for transport to Ankara. Results were even more spectacular than last year's and they concern the archaeologist, palaeobotanist, palaeozoologist, and the art historian as much as the student of ancient religion. After two seasons of work at Qatal Hüyük it is now abundantly clear that this site was not a village, but a city, inhabited by a community with a developed economy, social organisation, a rich religious life, specialised crafts and a well developed art. They were anything but self-sufficient, but

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traded far and wide to obtain the raw materials their economy demanded. But for the absence of writing they satisfied all the conditions usually demanded for the use of the term 'civilisation'. Compared to its neighbours Qatal Hiiyiik alone can claim in the 7th millennium B. C. to have produced a civilisation. Far more important than questions of terminology is that at (Jatal Hiiyiik we can detect numerous influences which link its culture to the remote past of the Upper Palaeolithic, adapted to a new surrounding of food production. At the other end of the scale, the latest levels provide numerous links with the Late Neolithic culture of Hacilar and with the Early Chalcolithic which developed out of it. This year's work concentrated on the two main areas opened up last year: area A on top of the mound and area E down the slope1. The whole of area E was taken down to Level VI, with a small sounding below Level VII which revealed a large building of Level VIII and a house of Level X, decorated with a wall painting of geometric design. Towards the top of the mound it was established both in area E and in A that below Level VI there are at least ten metres more (35 ft.) of earlier deposits (to the level of the plain) to be excavated, i. e. more than half the height of the mound, and this is not counting the deposits below plain level. In the upper area (A) a shrine was found with a red plastered platform (cf. Hacilar A ceramic and PrePot. Neolithic B of Jericho), a red plastered ceremonial hearth on which grain offerings were burnt, ten figurines, one of stone and nine of clay, of seated women with neatly modelled hands and features. Another one, much larger (7,5" high) showed a goddess seated on a throne flanked by lions (or leopards) whose tails curled up her back, her feet on human skulls (one survives) in the process of giving birth (Fig. 1). The entire group, extraordinary fine, is ancestral to the clay figurines of Hacilar VI. Other finds in the sanctuary included five stamp seals, pottery 1

See AnatSt. 12, 1962, 41 ff. Fig. 2.

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E X C A V A T I O N S A T QATAL H t t Y t ' K

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Fig. i a and b. Two views of clay figure of a goddess seated and flanked by lions and giving birth to a child. From shrine in Level I I (A. I I . i). Height 16,5 cms.

with basket-shaped vessels on pedestal bases, bowls, cooking pots, much obsidian, flint and chert and numerous offerings of cereals and legumes, put in the storerooms surrounding the sanctuary (grain, wheat, barley, peas, etc.). This is the latest shrine so far found at Qatal Hiiyiik and there were no wall paintings. On the other hand it offers rich evidence for links with Late Neolithic Hacilar. Below this shrine we found another, belonging to Level III, and not far from the other, the 'hunting shrine' discovered last year. Although empty of finds and replastered, most walls bore frescoes showing motifs clearly derived from textiles or kilims. One of these covered not less than 90 sq. feet with a textile pattern in red, white and grey. Partly unfinished, it was possible to work out the technique used by the painters. Other patterns include quatrefoils, zigzag lines with tendrils, solid circles, a labyrinth pattern etc. A room next to it had another hunting scene, showing a bowman shooting an arrow at a stag (fallow deer?) followed by its young, and below it an animal (dog?) — part of a larger composition, now destroyed.

Investigations below the 'hunting shrine' of Level I I I , cleared in 1961, yielded fragments of a large part of the 'leopard dancing scene', which can now be restored almost entirely. Secondary burials below the bench in front of this scene included a fine human skull, stained red or painted and covered with what may have been a cloth cap, part of which adhered to the paint. The Level IV building below it had a small painting on a pilaster with two lively running figures and part of a bull (?). Some extraordinary fine necklaces and bracelets were found on the secondary burials below the platforms, beads of blue apatite, fossil red and yellow coral, white, red and black limestone; bone beads like deer's teeth and brown beads of coal. The underlying building of the Vth level was not well preserved and immediately below it we came upon the terrific burning associated with Level VI. Here a large shrine was found (main room 20 ft. square), its west wall still standing 6 ft. high, ornamented with a deep groove, painted red. On the edge of the northwest platform stood two plastered pillars each containing

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J AMES

M E L L A A R T

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Fig.2. West wall of the first shrine (E.VI.8) showing plaster figure of agoddess and below h e r a b u l l ' s h e a d

the horn cores of a bull and another stood in the southeast corner. The raised bench contained not less than seven horn cores of enormous bulls in a row — a most impressive sight. In an L-shaped storeroom of this shrine was found a fine painted clay figurine of a seated goddess, modelled with exquisite softness. With it were two maceheads, one with a wooden, the other with a bone handle; flint daggers, obsidian spear-, lance- and arrowheads, three horn cores of wild cattle, two rush baskets, a rush mat on the floor and a carved wooden dish (0,5 m. long). Another room produced a coarse clay basin, fragments of two cooking pots, grain, peas and carbonised almonds. Three other rooms were excavated north of the shrine. Of these one was minute and entered through a porthole as doorway on the side of which were painted hands, toes and a footprint of a child. A large deposit of acorns was found on the hearth. A second house yielded a large geometric wall painting with ladders (?) of surprising

ingenuity, but it was a small third building which had a most spectacular painting in orange, white and manganese purple on buff. The top of the bench had been turned into a stylised bull's head with open mouth, brilliantly painted red, orange and white. The painted panel shows a number of crosses of various types, a double axe and a complicated cross with four arms and a double circle at the crossing. It is painted in bright orange and manganese purple, to which 'glimmerschiefer' has been added to make it glitter. Between the arms of the cross on to the right there are small figures: a steatopygous seated woman, an archer, two stylised figures like our plaster reliefs and two minute others. In the main lower area (E) a strip of 40 X 20 m. of Levels IV and V was cleared down to Level VI, extending in all directions where necessary to obtain the plan of a building complex. One such unit has now been isolated. Surrounded by courtyards of moderate size and probably not quite

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EXCAVATIONS AT ÇATAL HtÎYÙK

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Fig. 3. North and east wall of the first shrine (E. V I . 8) showing the figure of a bull (or cow) and rows of modelled breasts on the right

freestanding on the outward side, but linked by rooms to a second complex (as at Hacilar I) it contained some 34-36 rooms, grouped round not less than five cult-rooms or shrines, all of which were ornamented with reliefs of schematized human figures, animals or bull's and ram's heads, modelled in plaster over the actual part of the skull with the horn cores. Two of these shrines are preserved up to roof level, 9 ft. (2,70 m.) above the floor. Four of these shrines are arranged on a cruciform pattern forming the centre of the block and separated by storerooms or houses. Domestic dwellings, each with a storeroom, are grouped around the shrines; one or more houses near each of them. The whole layout was carefully thought out and planned before building began. All these rooms present blank walls to the outside and there are no doorways communicating with the exterior, not even opening onto the courts. There are no doorways between the rooms, except with storerooms. All the

main rooms were entered through shafts from the flat roof and by ladders set in the south wall, where they have left clear impressions in the wall plaster. With a system like this there is no need for defensive walls, which in any case have not yet been located. That the system was defensive is beyond doubt — hoards of slingstones are common near the outer periphery of the block. Ladders no doubt were used to reach the roofs from the courtyards and vice versa, and though the system of communication was cumbersome, it seems to have served its purpose, for in the twelve levels excavated there are no traces of a sack or massacre. The shrines differ from the houses only in decoration and contents, not in size or general plan, which at Çatal Hiiyûk is standard and varies only according to the position of a house in the block and the side from which it gets its light. The decoration of these shrines varies, but the most important relief appears to be on the

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Fig. 4. Detail from a fresco of human hands (E. V I . 15)

west wall (Fig. 2). In the first shrine (E. VI. 8) a figure of the goddess with uplifted arms and legs (4 ft. high) is shown with a large bull's head immediately below her; evidently a scene of birth. On the north wall a bovid,8 ft. long, is modelled in sunk relief above w a v y lines indicative of water, whereas on the opposite (east) wall three bull's heads, a ram's head and two rows of breasts (Fig. 3) face the goddess. Below the breasts in an earlier phase of the building there were rows of very large lower jaws of boar with their tusks; and below that, still earlier two phases of painted .decoration, , an upper panel of a honeycomb framed in pink and white hands and a lower with human hands silhouetted on a red background (Fig. 4). In the earliest phase an earlier honyeycomb and hand pattern took its place, but the lower panel was painted plain red. Another shrine (E. VI. 7) shows a bull's head and a ram's head with hands painted on them and beyond a deep red niche; another (E. VI. 31) two superimposed bull's heads between two columns, while a third (E.VI. 10) shows three superimposed bull's heads supporting a frame above which squats a large goddess giving birth (?) to a

small ram. On the north wall a ram's head with four horns (a freak that occurs in nature) supports a column and the east wall shows a big bull's head above a niche and a pair of breasts (containing birds' skulls) further to the right. The shrine (E. VI. 14) shows a twin goddess with two heads and two bodies, one of which gives birth to a bull's head, on top of which is shown a smaller one. Again bulls' and rams' heads are found on the east wall and three pairs of horns decorate the bench. This shrine was full of weapons; about 60 spearand javelins' heads of obsidian, seven maceheads, four flint daggers (one with its limestone handle). Thirteen carved stone figures of gods and goddesses — all diff e r e n t — were found in the E. V I . 10 shrine, together with many limestone concretions collected in caves with their weird forms reminiscent of women a link with an earlier world of mysterious cults in caves. Among the statuettes carved in white limestone, marble, a black stone etc. is a seated twin goddess, a goddess carved out of a concretion, a god on a bull, a group of two goddesses with leopards and a child riding one, a seated young god etc.

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E X C A V A T I O N S A T QATAL H t l Y t J K

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Fig. 5. Wooden bowl from the burnt burials below house E . V I . 5

The variety of religious detail in Level V I is truly astounding and it would appear that the plaster reliefs tell a story, the first examples of mythological thought and symbolism, associated with fertility cult. The evidence for funerary ritual and care of the dead is likewise abundant, and hardly less important than all the architectural and artistic splendour of this mid 7 th millennium civilisation. In the two houses of Level V I where we have so far penetrated below the floors we found, besides the normal tumble of human bones, evidence for curious and fascinating burial rites. Two burnt burials were found, consisting of a woman and child in house E. VI. 25 and a whole family of between six to eight individuals, including three children less than 10 years old in E . VI. 5. These seem to be victims of fires; the bones were burnt and covered with fat tar. After the removal of the flesh the bones had been wrapped — skulls and long bones separate — in textiles, probably garments. These individual packages were together with burial gifts put in a cloth bag, held together with cloth straps

and buried below the platform in either house. One of the skulls was covered with red ochre before wrapping; two others not so treated still contained the carbonised brains. Funeral gifts consisted of bone pendants, stone pendants and bead necklaces — often with the thread preserved, wooden bowls of several sizes, some containing meat, cups in the form of a wine glass, delicately carved boxes etc. The discovery of wooden vessels (Fig. 5.6) now definitely answers the question why so little pottery was found in Levels V I - V I I I (less than one pot per house). The textile remains (over a hundred samples were preserved and sent to the Ankara Museum) are fascinating and the earliest of its kind. As flax was not grown by the Qatal Hiiyiik people, the material may be wool. There are several weaves, coarse, medium and a fine shawl like one. Knots, tassels, straps etc. are preserved and the woman in E . VI. 25 seems to have worn a string skirt, the ends of which were held down in little tubes of sheet copper. (Copper beads occur at Catal Hiiyiik as early as Level VIII.)

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J. M E L L A A R T ,

EXCAVATIONS AT f A T A L HÜYÜK

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Fig. 6. Wooden dish and basket impressions from the storeroom of the shrine in area A (A. VI. 1). Length of dish 50 cms.

The question that is immediately raised by the practice of secondary interment is »what was done with the bodies upon death«? They were obviously exposed somewhere to get rid of the flesh through the agency of sun, insects, birds of prey etc. but where? How did the families keep a check on who was who, which was obviously important as the bones had to be recollected for proper burial afterwards. The lower part of a fresco found in November 1961 and cleaned this year seems to supply an answer to this question. When reassembled the fresco shows a series of decomposing heads below what is evidently a building of wood and reeds (or mats) — a light structure with gabled roofs and tall pillars, which are probably reed bundles, comparable to the mudhifs and sarifas of South Iraq, the predynastic structures of Egypt and the Ghassulian ossuaries. If this is indeed a charnel house, such buildings must have been located well away from the settlement, probably to

the south, as the prevailing winds come from the north. Another wallpainting from the same room shows what looks like parts of human bodies, somewhat stylised. It is difficult to imagine such paintings in a normal house, situated between the first shrine and the house with the large burnt burial (which is, however, later than the paintings). These burials throw another light on the wallpainting with human head(s) found last year in the shrine of Level IV, (AnatSt. 12, 1962 pi. X I I b) which may have shown a scene connected with burial rites. Finally we must mention the large deposits of vegetable food found in the Level VI settlement and elsewhere, fishbones and numerous animal bones. It is this abundance of food which more than anything else allowed the people of C'atal Hiiyiik the leisure to create a neolithic civilisation. Istanbul

James Mellaart

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H.-G.

B U C H H O L Z ,

H E N K E L M A R K E N E I N E R B Ü G E L K A N N E IN E R L A N G E N

HENKELMARKEN AN EINER B Ü G E L K A N N E IN E R L A N G E N Abb. 1 gibt ein Gefäßfragment wieder, das sich in der Kunstsammlung der Universität Erlangen — Inv. Nr. I 335 — befindet 1 . Das Stück wird hier vorgelegt, weil es mit den Ritzzeichen, die es trägt, unsere Kenntnis der Schrift des 2. Jahrtausends mehren hilft. Erhalten ist der obere Teil einer Bügelkanne; die Bügel und Mündung sind unbeschädigt, vom Gefäßkörper ist soviel vorhanden, daß sich die ursprüngliche Form erschließen läßt. Das Material, aus dem das Gefäß besteht, ist ein gemagerter, ledergelber Ton. Die Oberfläche weist einen gelblichen Überzug (slip) auf. Die Stärke der Wandung beträgt 0,7 cm. Der Firnis, aus dem der sparsam und flüchtig aufgetragene Dekor besteht, ist rotbraun und dünn; er zeigt nicht den satten Glanz mykenischer Qualitätsware und ist z. T. beträchtlich zersetzt. Das Stück erfüllt mithin Bedingungen, die zu seiner Einreihung unter die »Coarse Ware Stirrup Jars of the Aegean« berechtigen 2 . Das teilweise erhaltene Ornament besteht aus umlaufenden Parallelbändern. Ein Schulterornament fehlt. Die Ränder der Bügel, der Hals und die oben erweiterte Mündungsröhre zeigen Bemalung. Die Bügelscheibe ist groß, flach, mit zwei konzentrischen Kreisen verziert und dort, wo sie in den Bügel einbindet, nachträglich — aber antik — mit zwei Löchern zum Durchziehen einer Schnur versehen. Das Fragment mißt in Richtung der Bügel 18 cm, über den Ausguß 16,5 cm, von

Bügelansatz zu Bügelansatz etwa 16 cm. Das führt auf einen Maximaldurchmesser von 24—26 cm, also auf ein Gefäß beträchtlicher Größe. Die Rundung der Schulter, die Stellung der Bügel, der Sitz der Mündung wie schließlich auch des Streifendekors führen zur Ergänzung eines hohen ovoiden oder piriformen Unterteils, etwa wie Furumark Form 46 Nr. 1643. Deshalb haben wir mit einer ursprünglichen Gesamthöhe von über 30 cm zu rechnen. Bei der c h r o n o l o g i s c h e n E i n o r d n u n g des Stücks ist von der flachen Form und erheblichen Größe der Bügelscheibe 4 , der Breite und Stellung der Bügel, dem Sitz und der Höhe des Ausgusses (4,5 cm), der runden Profilierung der Lippe, der Beschränkung der Verzierung auf umlaufende Bänder 5 auszugehen. Die gegebenen Merkmale erlauben eine Zuweisung ins späte SH M b , d. h. in die zweite Hälfte des 13. Jhs. Die L o k a l i s i e r u n g der großen, dickwandigen, grob gemagerten Bügelkannen ist noch immer umstritten: »it is not feasible to postulate that a l l coarse ware stirrup jars, or even all of the specifically' oatmeal' fabric originated there (das ist: auf dem griechischen Festland). Some local manufacture in Crete and Rhodes, and possibly other places, is a reasonable assumtion«6. Eine Lösung der Frage darf von spektographischen Untersuchungen mykenischer, kretischer und levanto-helladischer Ware erwartet werden, die in England durchgeführt werden 7 . T h e Mycenaean P o t t e r y (1941) 610. E b e n d o r t 85 f. 5 E b e n d o r t 428; auch F. H . Stubbings, Mycenaean P o t t e r y f r o m the L e v a n t (1951) 41 f. — Vgl. u. a. eine stratigraphisch ins SM I I I b datierte Bügelkanne aus Mallia: E t . crät. 11 (1959) T a f . 47, 6. 8. 6 So Benson a. O. 42. E r referiert a. O. 4off. über die sehr unterschiedlichen Ergebnisse, zu denen Forsdyke, Daniel, F u r u m a r k und Biegen in dieser Frage gelangten. — Die G a t t u n g wird neuerdings wieder zu den »Minoica on Cyprus« gerechnet: Catling-Karageorghis, B S A . 55, i960, 121 f. 7 Catling—Blin-Stoyle—Richards, Spectrographic Analysis of Mycenaean and Minoan P o t t e r y in: Archaeometry 4, 1961, 31 if. 3

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1 W . Züchner bin ich für A u s k ü n f t e , die v o n ihm persönlich hergestellten A u f n a h m e n und die Erteilung der Publikationserlaubnis zu großem D a n k verpflichtet. — Zu dem F r a g m e n t vgl. schon W . Grünhagen, A n t i k e Originalarbeiten der K u n s t s a m m l u n g des Instituts (Archäologisches Institut der Universität Erlangen, 1948) 16. — Fundort und -umstände u n b e k a n n t ; Zusammengehörigkeit mit anderen Stücken der S a m m l u n g laut Inventar nicht wahrscheinlich; aus dem Privatbesitz v o n J. Naue, München. 2 Benson, B e r y t u s 14, 1961, 37ff. — A u c h »Oatmeal Fabric« genannt: C. W . Biegen — J. L. Caskey — M. Rawson, T r o y I I I (1953) 305ff. 2 AA.

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H A N S - G Ü N T E R

BUCHHOLZ

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Abb. 1. Bügelkannen-Fragment, Kunstsammlung der Universität Erlangen

Die zeitliche und örtliche Zuweisung der S c h r i f t z e i c h e n , um derentwillen die Bügelkanne Abb. 1 bekannt gemacht wird, hängt von dem Problem, das die keramische Gattung aufwirft, nicht ab; denn es handelt sich um S e k u n d ä r z e i c h e n , d. h. um n a c h dem Brand geritzte, den Firnis der Bügel durchschneidende Henkelmarken (Abb. 2—3). Ihre Anbringung k a n n räumlich vom Ursprung der Ware weit entfernt erfolgt sein8. 8 Vgl. z. B . klassisch-kyprische Graffiti an attischer Ware des 4. J h s . : Karageorghis, B C H . 86, 1962, 360t. Abb. 43—48. — Handschriftlicher Zettel an der Rückseite unseres Stücks: »Prof. A. H. Sayce-Oxford schreibt . . .: beide Inschriften sind Abkürzungen von Töpfernamen. Der erste ist in kyprischen Charakteren geschrieben (Monogramme) und lautet . . . ti-pa oder pa-ti. Möglich also: Anrcneus (Aiiraia, Stadt in Arkadien) oder: flavTiTTTros, bzw. OauTias. Die 2 t e ist phönikisch W5J1 und F * , in Formen wie die ara-

Wir halten uns für berechtigt — gleichviel wo das Gefäß hergestellt sein mag — die auf ihm befindlichen Zeichen der bronzezeitlichen Schrift Zyperns zuzuweisen; denn sie hängen typologisch eng mit den kyprohelladischen Henkelmarken zusammen. Auch die Tatsache, daß sie tief eingeschnitten sind — im Unterschied zur Ritztechnik mit feinem, nadelartigem Instrument —, die Größe der Zeichen (Höhe des Zeichens Abb. 2; 2,7 cm; Abb. 3: 2,3 cm) und ihr Auftreten zu zweit, verteilt auf zwei Henkel, fordern eine solche Zuweisung 9 . maischen Verzeichnisse von Niniveh aus dem 7. J h . , Sh-a-Dailu oder besser Ash(munayar). Auf jeden Fall sind die Zeichen aus dem 7. J h . v. Chr.« — Dieser Deutung und Datierung kann heute nicht mehr zugestimmt werden. 9 z. B . Brit. Mus. Cat. of the Greek and Etruscan Vases I 2 Nr. C 430 ( = S. Casson, Ancient Cyprus 98 Nr. 1). Nr. C 434. Nr. C 5 0 1 .

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H E N K E L M A R K E N AN E I N E R B Ü G E L K A N N E IN E R L A N G E N

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Abb. 2 und 3. Details von Abb. 1

Das Zeichen A b b . 2 ist inschriftlich auf einem in Mari gefundenen kyprischen Bronzedolch überliefert10. Es kommt ferner unter den Schriftzeichen auf einem Siegelzylinder aus Kourion vor 1 1 und ist als Topfmarke auf Zypern mehrfach belegt12. Ich verweise besonders auf die aus drei Zeichen bestehende, vertikal angeordnete Ritzinschrift auf dem Henkel eines spätbronzezeitlichen »Jug of Piain Ware« aus Katydhata im Soloi-Distrikt, südlich von Skouriotissa (Abb. 4b) l s , und auf die Enkomitafel 1953, wo das Zeichen Abb. 2 elfmal erscheint (vgl. Ventris — Chadwick, Documents 62 Abb. 1 1 Nr. 20). Eine Variante — wohl von dem eben besprochenen Zeichen zu trennen — mit Nr. C 523. — Masson, Minos 5, 1957, x 4 u n £ l Abb. 5 ( = P. Dikaios, Guide to the Cyprus Museum 2 32 Nr. 139 c = Buchholz, Minos 3, 1954, 143 Abb. 6 rechts). — Eine solche Liste ließe sich beliebig vermehren; unsere Abb. 4 a gibt die — ebenfalls auf die Bügel verteilten — unpublizierten Ritzzeichen an einem Bügelkannenfragment aus Akanthou Moulos, Zypern, wieder (vgl. CatlingKarageorghis, BSA. 55, i960, 1 2 1 Nr. 31). 1 0 Buchholz, Prähist. Zeitschr. 37, 1959, 22 (unpubliziert, Mus. Aleppo Inv. Nr. 1697/1397). 1 1 Masson, BCH. 81, 1957, i o f . Abb. 4 (mit älterer Literatur, dazu: Mentz, La Nouvelle Clio 7/8, 1955/56, 45)1 2 Daniel, AJA. 45, 1 9 4 1 , Class I 1 2 b, vgl. Class I I 1 0 b und V I 5 b. Casson a. O. 99 Nr. 9. A. Persson, Swed. Cypr. Exped. I I I 616 Abb. 3 2 2 . 1 3 Cyprus Museum Nicosia Inv. Nr. A 1496 = Dikaios a. O. 3 1 Nr. 1 3 4 ; Casson a. O. 98ff. Nr. 1. 9. 1 3 ; Masson, Minos 5, 1957, T 3 u n d Abb. 3.

durchgehendem Vertikalstrich ist in der kypro-helladischen Schrift seit dem 14. Jh. bezeugt14. Diese Form (mit sehr hoch sitzendem Basisstrich) erscheint unter anderem als geritztes Zeichen am Henkel einer großen, piriformen Bügelkanne aus Grab X I I in Enkomi, während der zweite Henkel das Zeichen Daniel I 46 führt 15 . Dieselbe Zeichenkombination findet sich an den Bügeln einer sehr ähnlichen, wahrscheinlich aus derselben Werkstatt stammenden Bügelkanne, die in Grab V von Minet-el-Beida gefunden wurde16. Die Form mit fehlender Querlinie an der Basis ist vermutlich ein selbständiges Zeichen17. In der kretischen Linear A-Schrift erscheint eine dem Zeichen Abb. 2 ähnelnde Form, allerdings in der Regel mit wesentlich längerem, aufsitzendem Dreieck18. Dieses A-Zeichen könnte sich aus dem Bild eines Dolches entwickelt haben, es erinnert an 1 4 Daniel a. O. Class I 1 2 a. I I 1 0 a. V I 5 a; vgl. das Mitanni-Siegel: Brit. Mus. Inv. Nr. 97. 4 — 1 . 744 aus Enkomi, mit nachträglicher Gravur kypro-helladischer Schriftzeichen (Masson, BCH. 81, 1957, 8f. Abb. 2, mit älterer Literatur, dazu H. Bossert, Altsyrien Abb. 324 oben Mitte). 1 5 Cl. Schaeffer, Missions en Chypre (1936) 91 Abb. 37 und S. 1 4 1 Nr. 36; vgl. Masson in: Ugaritica I I I (1956) 234 Abb. 205, 4 und 3. 1 6 Schaeffer, Ugaritica I I (1949) Abb. 58, 1 5 ; vgl. Masson a. O. und Buchholz, Minos 6, 1958, 7717 Daniel a. O. Class I 11. I I 10 a. I I I 5. 1 8 W. C. Brice, Inscriptions in the Minoan Linear Script of Class A (1961), Vocabulary Nr. 36.

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besagte Zeichen könne eine Kombination aus zwei Einzelzeichen sein, aus einem »T« und einem »W«. Tatsächlich sind die Elemente unseres Zeichens Abb. 3, ebenfalls ein W-artiges und ein dem griechischen TT ähnliches Gebilde, für sich geschrieben und nicht genau axial übereinandergestellt. Das n (Class I 26) faßt J . F. Daniel als Variante der Form Class I 48 auf 23 . Es ist in der kypro-helladischen Schrift als selbständiges Zeichen bekannt, während ein »W« vornehmlich als Zusatzzeichen auftritt24. Abb. 4 a—d. Ritzzeichen an spätbronzezeitlichen Gefäßen aus Zypern und Nordsyrien

ideographische Dolchzeichen der B-Schrift, in der im übrigen die Zeichenform Abb. 2 nicht vorkommt19. Zeichen A b b . 3 wäre allenfalls als Vereinfachung der Linear B-Zeichen Nr. 44 oder 45 zu verstehen; die bessere Entsprechung findet sich aber in der kyprohelladischen Schrift: Ihm steht eine flüchtig und unregelmäßig in den Boden einer Amphora aus Enkomi (Grab III) eingeritzte Marke besonders nahe; es handelt sich um ein TT-ähnliches Gebilde mit langer Horizontalhaste, auf der ein verzerrtes »W« sitzt (Abb. 4d)20. Ligaturen sind auf Kreta in Linear A, aber auch im Ostteil der mykenischen Koine nichts Ungewöhnliches21; deshalb ließe sich eine von St. Casson über die Henkelmarke Abb. 4 c22 geäußerte Vermutung auch auf die Zeichen Abb. 3 und 4d anwenden: Casson hat die Möglichkeit erwogen, das 19

J. D. S. Pendlebury, Archaeology of Crete

169 Abb. 28.

A. Persson, Swed. Cypr. Exped. III 603 Nr. 15 Abb. 321 = Daniel a. O. Class II 18. 2 1 Buchholz, Minos 3, 1954, I 4 I 22 a. O. 101 zu Nr. 22. — Die gleiche Zeichenform auch: Syria 14, 1933, 105 Abb. 8 besser: Ugaritica II (1949) Abb. 60, 20. 125, 6 und 59, i b = Ugaritica III 234f. Abb. 205, 5. — Dort von Masson als Variante zu Daniel Class II 19 a (z. B. BCH. 81, 1957, 29Í. Abb. 20 und 22) gestellt, »les deux barres verticales ne se prolongeant pas jusqu'en bas«. 20

Zur B e d e u t u n g d e r a r t i g e r Henkelm a r k e n wurden mehr oder weniger befriedigende Vermutungen geäußert, u. a. die, daß sie auf den Inhalt der Gefäße zu beziehen seien25. Das erscheint fraglich, wenn z. B. das Zeichen Abb. 2 als Mittelzeichen in der Gruppe Abb. 4b vorkommt und sogar an einem Metallgegenstand erscheinen kann26. Auch andere Zeichen, die als Topfmarken belegt sind, kehren auf Bronzen wieder27. Berlin

Hans-Günter Buchholz

23 A J A 45, 1 9 4 1 , 254 Abb. 1 Nr. 4; vgl. E. Sjöqvist, Problems of the Late Cypriote BronzeAge (1940) 53 Typ 2 a ferner: Ventris-Chadwick, Documents 62 Abb. 1 Nr. 41 (Enkomitafel 1953)24 Vgl. meine Ausführungen in: SundwallFestschrift 100 zu Nr. 4. — Ein W»place sur deux points« auf Tafelfragment Ras Shamra 1955: Ugaritica III 248!. Nr. 8 Abb. 214. 25 Persson a. O. 61 i f f . — Zu den Grenzen der Interpretationsmöglichkeiten besonders Benson,

A J A . 64, i960, 148.

Vgl. oben Anm. 10. z. B. das Zeichen Daniel Class II 20 (Stubbings a. O. 48 Nr. A 24) auf einer Bronzeaxt (Cypr. Mus. Nicosia, unpubliziert; J . Karageorghis, Rev. Arch. 1958, H. 2, 18); ferner das Zeichen Casson a. O. Nr. 30 an einem Bronzepickel aus dem Schiff vom Kap Gelidonya (Bass, A J A . 65, 1961, Taf. 88, 27). — Auch zwei der drei Zeichen auf dem Bronzegerät Cypr. Mus. Inv. Nr. 1958/VI—24 (BCH. 83, 1959, 338 Abb. 2 = JHS.79, 1959 Suppl. 27 Abb. 3, 9) kommen an keramischen Funden vor. 26 27

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P . Z A Z O F F , GEMMEN D E R PRIVATSAMMLUNG DR. J. JANTZEN, B R E M E N

D I E MINOISCHEN, GRIECHISCHEN UND ETRUSKISCHEN GEMMEN D E R PRIVATSAMMLUNG DR. JOHANNES JANTZEN, B R E M E N Die in wenigen Jahren mit viel Kenntnis und Geschmack zusammengetragenen Gemmen der Sammlung Dr. Johannes Jantzen, Bremen, wurden im April 1961 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zum erstenmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der zur Ausstellung erschienene Katalog »Sechs Sammler stellen aus« enthält u. a. die 159 Steine des Sammlers, davon allein 75 orientalische Rollsiegel und Stempel sowie außer den hier besprochenen1 noch : fünf römische, sechs frühchristliche und byzantinische Steine, vier gnostische Intaglien, 29 sassanidische Stempel und sechs mittelalterliche Kameen. Daß die minoischen, griechischen und etruskischen Gemmen nunmehr abgebildet, besprochen und somit für die Wissenschaft verfügbar gemacht werden durften, dafür sei dem Sammler auch hier wärmstens gedankt. A b k ü r z u n g e n : Beazley = J . D . B e a z l e y , The Lewes House Collection of Ancient Gems (Oxford 1920) ; Bossert = H. Th. Bossert, Altkreta (3. Aufl. Berlin 1937) ; Cades = T. Cades, Impronte Gemmarie (Große Abdrucksammlung) ; Evans = A. Evans, The Palace of Minos (I 1 9 2 1 ; I V 1935); Fossing = P. M. A. Fossing, Catalogue of the Antique Engraved Gems und Cameos, The Thorvaldsen Museum (Kopenhagen 1929) ; Furtwängler = A. Furtwängler, Die antiken Gemmen (Leipzig 1900) ; Furtwängler Berlin = A. Furtwängler, Beschreibung der geschnittenen Steine im Antiquarium, Königliche Museen Berlin (Berlin 1896); Kenna = V. E . G. Kenna, Cretan Seals (Oxford i960) ; Kleiner-Ohly = G. K l e i n e r — D . Ohly, Gemmen der Slg. Arndt, M ü j b . 2, 1 9 5 1 , 7ff. ; Lippold = G. Lippold, Gemmen und Kameen (Stuttgart 1922); Ohly = D. Ohly, Griechische Gemmen (Wiesbaden 1957); Richter = G. M. A. Richter, Catalogue of Engraved Gems, Metropolitan Museum of Art, New Y o r k (Rom 1956); Smith-Hutton = C. H. S m i t h — C . A. Hutton, Catalogue of the Antiquities in the Collection of the Late W. F. Cook (London 1908) ; Walters = H. B . Walters, Catalogue of the Engraved Gems . . . in the British Museum (London 1926) ; Xenaki-Sakellariou = A. XenakiSakellariou, Les Cachets Minoens de la Collection Giamalakis (Paris 1958) ; Zervos = Ch. Zervos, L ' A r t de la Crète Néolithique et Minnoenne (Paris 1956); Marinatos = Sp. Marinatos, Kreta und das mykenische Hellas (München 1959). 1 Sie sind sämtlich in dem vom Sammler verfaßten Text des Ausstellungskatalogs enthalten.

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Minoische Gemmen 1. Dunkelgrüner Jaspis mit bräunlicher Äderung, Amygdaloid, längsdurchbohrt. Maße 1 , 9 8 x 1 , 3 7 x 0 , 7 0 cm. Nachpalastzeit. Abb. 1. Ein Oktopus mit sechs Fangarmen2. Die sechs Kreischen innerhalb der mittleren und hinteren Arme stellen die Saugnäpfe dar, der große tiefe Kreis wohl den Kopf des Kephalopoden. Die sechs — anstatt acht — Arme sind der Natur abgesehen und dort durch Autophagie und Autotomie zu erklären3. Zwei Strichpaare sind jeweils im seitlichen leeren Raum, zwei andere innerhalb des Tierbildes zu erkennen. Auf einem Jaspis — im Privatbesitz4 — sind diese Strichpaare zahlreich; sie wären als Pflanzenhalme — vielleicht Schilf — anzusehen. Das Oktopusbild entspricht dem mit Meer und Meerestiefe verbundenen kretischen Wesen5. Das Thema ist seit der Palastzeit innerhalb der kretisch-mykenischen Kunst auf Vasen besonders häufig6. Das Motiv, das mit einer Reihe anderer Motive auf Steinen (vgl. Nr. 2. 3. 5) den Bezug auf Wasser und Vegetation deutlich verrät, ferner die Form der Steine und ihre Gravierung lassen auf einen Gebrauch als Schmuck und Amulette schließen7. Der Stein wurde an einem Band um das Handgelenk oder um den Hals getragen. Daß sich ein Abdruck auch mit modernen Mitteln kaum einwandfrei herstellen läßt, spricht gegen den Gebrauch als Siegel8. Die Gravierung erfolgte mit dem rotierenden röhrenförmigen Geschirr9, mit 2 Beschreibungen und Richtungsangaben erfolgen stets nach dem Gipsabdruck. 3 Vgl. Wiesner, J d l . 74, 1959, 49f. 4 Antike Kunst 4, 1961 Taf. 6, 78. 5 Vgl. Marinatos, 'Eq>r|H. 1930, 1 0 8 f f . ; K . Schefold, Antike Kunst 1 , 1958, 3 ff. 6 Vgl. A. Furumark, The Mycenaean Pottery 302 ff. mit Typenaufgliederung. 7 Vgl. Evans I 672 f.; H. Biesantz, Kretischmykenische Siegelbilder 4 t.; Kenna 44 f. 8 Vgl. Kenna 45 Anm. 2. 9 Die Benennung der Werkzeuge in der archäologischen Literatur (vgl. H. Blümer, Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern I I I 290 ff.; A. Furtwängler, Griechische Gemmen I I I 398) ist in der Praxis nicht mehr gebräuchlich. Der moderne Steinschneider nennt sein Werkzeug Geschirr und bestimmt die Form durch Bildung von zusammengesetzten Substantiva wie Rundge-

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dem sich Kreise und Lunetten verhältnismäßig einfach schneiden ließen10. Die Fangarme des Oktopoden setzen sich aus Lunetten zusammen. Vgl. Imhoof-Blumer u. O. Keller, Tier- und Pflanzenbilder . . . Taf. 24, 44; Walters Taf. 1, 15; Grüner Jaspis in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1209. Ohly Abb. 2. farbige Abb. bei Jucker, Kulturelle Monatsschrift 11, 1958, 17 Abb. A ; Kenna Taf. 1 1 , 281; Erlenmeyer u. Zai-Börlin, Antike Kunst 4, 1961 Taf. 6, 78; Delaporte, Cat. Cyl. Orient; Louvre I Taf. 59, 2 a b.

2. Verbrannter unreiner Karneol, Lentoid, durchbohrt. Maße: 1 , 6 0 x 1 , 5 0 x 0 , 7 5 cm. Nachpalastzeit. Abb. 1. Kantharos mit kugeligem Körper und lang auslaufendem Hals, der sich nach oben derart öffnet, daß die Gefäßlippen in die zwei großen S-förmigen Henkel übergehen. Der Fuß läuft spitz aus, unter ihm ist ein schräger Strich zu erkennen. Im Raum neben den Henkeln je ein Zweig. Zwischen Hals und Henkeln jeweils gekreuzte Strichpaare. Über der Gefäßöffnung ein Dreieck in Gittermuster. Auf Vergleichsdarstellungen hat es einen quer über die Gefäßöffnung verlaufenden Strich, so daß es als Deckel gedeutet worden ist 11 . Der Gefäßfuß ist dort ebenfalls als Dreieck gezeichnet, und zwar so, daß die eine Seite die Standfläche bildet, die Spitze den kugeligen Körper der Vase berührt12. Andere Steine tragen die Darstellung eines Kantharos ohne den Fuß, wie auch das Dreieck über dem Gefäß nur vereinzelt erscheint. Der Kantharos steht ohne Zweifel in Zusammenhang mit dem kretischen Libationsritus, bei dem, wie die Darstellungen lehren, meistens aus einer Libationskanne (vgl. Nr. 3) in ein zweihenkliges Gefäß gegossen schirr, Flachgeschirr, Schneidegeschirr, Spitzgeschirr (so R. Hahn, Fachlehrer für Edelsteingravierung in Idar-Oberstein). Die heutige Benennung ist keineswegs schöner als die in der theoretischen Literatur angewandte (Rundperl, Flachperl, Schneidezeiger, Bolzenzeiger), ist jedoch einfacher und klarer. 10 So R. Hahn, Fachlehrer für Edelsteingravierung in Idar-Oberstein, der mir Schülerarbeiten zeigte und Experimente vorführte. 11 So Evans I V 447; zuletzt Kenna 1 1 3 f. und zu Nr. 175. 12 Evans I V Abb. 370. Kenna Taf. 8, 175.

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wurde13. Die minoischen Amulettsteine zeigen in der Regel neben den Gefäßen Zweige als Symbol des Wachstums. Zweige erscheinen aber gelegentlich auch neben dem sog. Heiligen Schrein mit der Schlange einer Gottheit, der das gleiche als Gitter gezeichnete Dach trägt, wie auf dem vorliegenden Karneol der Kantharos 14 . Gelegentlich ist mit der ähnlichen Konstruktion eher ein Tempelchen gemeint15. Durch die Zweige, die Heiligen Hörner, das sog. Zeichen der Erde, werden diese Darstellungen ebenfalls in die Sphäre des Libationsritus gebracht. Ob es ein Gefäß mit Deckel, wie ihn der Kantharos hier zu tragen scheint, in Wirklichkeit gab 16 , läßt sich nicht entscheiden, da sich durch Funde eine solche Vase nicht nachweisen läßt; es ist jedoch kaum wahrscheinlich. Daß zur Libation gehörige Symbole gelegentlich frei kombiniert wurden, läßt sich gut belegen: das 'Dreieck' wird einem Gefäß aufgesetzt17, auf einem anderen Stein ragt statt seiner ein Zweig aus der Öffnung des gleichen Gefäßes heraus 18 ; die Vasenlippen enden als Pflanzen (vgl. hierzu Nr. 3), trotzdem wird darüber das 'DeckelDreieck' aufgesetzt; es erscheint als Kultattribut aber auch allein über Fischreusen19. Bestandteile der Kultattribute werden auch als Zeichen der Linear B-Schrift zusammengefügt20. Die Abhängigkeit der Steinschneider von den technischen Mitteln (z. B. Zusammenfügung der Lunetten) erschwert den Vergleich der Kantharosformen mit Metallgefäßen21. 13 Evans IVAbb.376a.b;auf dem Sarkophag von Hagia Triada, MonAnt. 19, 1908, ifE., erscheint die Libationskanne wieder, ebenda Taf. 2; aber auch eine Amphora dient als Spendegefäß, ebenda Taf. 1. 14 Bossert Abb. 389 b; Kenna Taf. 10, 255; Xenaki-Sakellariou Taf. 29, 356; dort ist der Zweig auf den Heiligen Hörnern; Antike Kunst 4, 1961 Taf. 6, 81. 15 Evans I Abb. 493 a; Kenna Taf. 10, 256; Karneol in Kopenhagen, Nat. Mus. Nr. 3277. 16 Vgl. Tablett von Hagia Triada, Evans I V Abb. 371. 17 Evans IV Abb. 372 a. b. 18 Ebenda Abb. 372 c. 19 Xenaki-Sakellariou Taf. 30, 400; Karneol in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1205; vgl. hierzu Nr. 5. 20 Chapouthier, BCH. 70, 1946, 83 ff. 21 z. B. etwa G. Karo, Die Schachtgräber von Mykenai Taf. 138, 9.

Abb. i

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P E T E R

Der vorliegende Stein diente als Amulett der Vegetation und Fruchtbarkeit. Vgl. 'Ecpriia. 1907 Taf. 7, 4 7 y ; Walters Taf. 1, 18. 20. 27; Evans IV Abb. 370 b.c; Kenna Taf. 8, 175. 182. 183; Xenaki-Sakellariou Taf. 29, 381 f. u. S. 75 mit Liste; ferner grüner Jaspis in München, Staatl. Mtinzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1206.

3. Bräunlicher unreiner Karneol, abgeflachter Zylinder, längsdurchbohrt. Maße: 1,82 Xi,38 XO,73cm. Nachpalastzeit. Abb. 1 Eine Kanne mit kugeligem Körper, langem Hals, weit ausladendem Schnabel, zylindrischem Fuß und einem großen, S-förmigen Henkel. Links und rechts im Raum je ein Zweig, über der Kanne Teil eines Zweiges. Daß die Kanne und die Zweige in Verbindung mit dem minoischen Libationskultus stehen, ist mehrfach nachgewiesen worden22. Vergleichsdarstellungen auf Steinen zeigen die Kanne auf den Heiligen Hörnern, neben dem sog. Zeichen der Erde und häufig neben oder zwischen Zweigen. Auf einem Chalcedon der Slg. Giamalakis ist eine Libationsvase auf den Heiligen Hörnern zu sehen, daneben das Zeichen der Erde — ein Beweis, daß die genannten Attribute voneinander getrennt — wohl als verschiedene 'Kultgegenstände' — gebraucht wurden23. Auch hier, wie beim Kantharos Nr. 2, entspricht der Typus der auf Gemmen sehr häufigen Libationskanne nicht den durch Funde überlieferten Metalloder Tongefäßen24. Er weicht nicht nur in den durch Gemmentechnik bedingten Momenten (vgl. zu Nr. 2) ab, sondern auch in einem Merkmal, das die Absicht der Steinschneider, einem bestimmten Symbol Ausdruck zu verleihen, deutlich verrät: hier und da läuft der Schnabel der Kanne in ein pflanzenähnliches Gebilde aus. Die auf dem vorliegenden Karneol nur sehr schwach geschnittenen Striche am Schnabel der Kanne sind auf dem Karneol in Kopenhagen (vgl. unten) deutlicher und in der für Zweige üblichen Art angeordnet. Dieselbe Beobach22 Evans IV 449 ff.; M. P. Nilsson, Geschichte der griechischen Religion 251. 253. 260; zuletzt Xenaki-Sakellariou 75flf.; vgl. hierzu Nr. 2. 23 Xenaki-Sakellariou Taf. 29, 381 und S. 76. 24 z. B. Karo a. O. Text Abb. 40; Evans IV 120 Taf. X X I X .

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tung ist auch auf den Karneol-Lentoiden — in Würzburg und in Kassel — (vgl. unten25) zu machen, wie auch bei anderen Libationsgefäßen26. Der Übergang der Gefäßöffnung in eine Pflanze wird wohl eine weitere Stufe in der Betonung von Wachsen und Wachstum bedeuten, wie sie ein aus dem Gefäß herausragender Zweig oder Bäumchen meint27. Auch dieser Stein ist ein Amulett der Vegetation und Fruchtbarkeit. Vgl. Karneol-Lentoid in Kassel, Staatl. Kunstslgg., ehem. Slg. Dümmler Nr. 17. AM. n , 1886 Taf. 6, 1 7 ; 'EifTin 1907 Taf. 7, 47 b. 77. 87; 8, 1 5 5 ; Furtwängler Taf. 4, 7; Walters Taf. 1, 10; Evans IV Abb. 375 a; Zervos Abb. 658 a; Kenna Taf. 8, 178. 179. 9, 2 1 1 . 10, 262; XenakiSakellariou Taf. 29, 390. 392. 393. 394; Antike Kunst 4, 1961 Taf. 2, 24; Karneol-Lentoid in Würzburg, Martin von Wagner Museum; KarneolLentoid in Kopenhagen, Nat. Mus. Nr. 3275. Perachora II Taf. 191 B 1 ; blasser Karneol-Amygdaloid in Florenz, Mus. Arch. Nr. 82820.

4. Unreiner Karneol, Amygdaloid, Längsdurchbohrt. Maße: 2,02x1,64x0,88 cm. Nachpalastzeit. Abb. 1. Eine Antilope, nach rechts stehend, von einem Wurfspeer im Nacken getroffen. Im leeren Raum vor und hinter ihr und zwischen den Beinen je ein Zweig. Unten Bodenlinie. Grobe Arbeit unter häufigem Gebrauch des röhrenförmigen Geschirrs: drei große Bohrungen für den Körper, kleinere für Augenpartie und Schnauze28. Der Wurfspeer zeigt mit demselben Werkzeug ausgeführte Bohrungen, die seinen Knotenschaft darstellen, wie ihn auch der Amygdaloid in München (s. unten) und ein vorzüglich ausgeführter Lentoid im Brit. Mus. zeigen29. Das Thema gehört zum Bereich der Jagd 30 . Eine große Gruppe von Gemmen zeigt nur das getroffene Tier, meistens Antilope, dann Wildziege31 — wenn die zottige Mähne des Tieres angedeutet ist — 25

Ferner 'Eq>r|H. 1907 Taf. 7, 77. Evans IV Abb. 370 b; 372 a. b. c. 27 Vgl. Evans IV Abb. 372 c — dort geht das Gefäß in eine Pflanze über, ein Zweig ragt aus der Öffnung heraus. 28 Vgl. Kenna Taf. 10, 263; Zervos Abb. 658 c. 29 Evans IV Abb. 496. Walters Taf. 2, 87. 30 Vgl. Evans IV 576 t. 31 Ebenda 541 ff. 26

GEMMEN D E R PRIVATSAMMLUNG DR. J. JANTZEN,

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oder Rind. Die Steine sind als JägerAmulette aufzufassen. Dem aus dem Orientalischen entliehenen Motiv folgen auch die sog. Inselsteine32, und wir begegnen dieser Konzeption auf den graeco-persischen Gemmen33. Vgl. ferner: "ETjvi. 1907 Taf. 7, 78, Xenaki-Sakellariou Taf. 25, 300 - zwei mit Punkten endende Lunetten. 53 Vgl. Biesantz a. O 49 ff. 54 Vgl. Xenaki-Sakellariou 45f., wo auch Beispiele angegeben sind

8 Abb. 2

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Griechische Gemmen 9. Gelblich-grüner halbdurchsichtiger Steatit ('Agalmatolith'), Lentoid, durchbohrt. Maße: 2,00x2,00x0,60 cm. Melisch, Ende des 7. Jhs. v. Chr. Abb. 3. Der Vorderkörper eines geflügelten Pferdes mit dem Vorderkörper eines geflügelten Steinbocks antipodisch so verbunden, daß sie in zwei verschiedene Richtungen streben. In typischer Weise haben die Tiere ihre Vorderbeine im Sprung gehoben, und diese sind in Abstand voneinander sichtbar. Das Gefieder ist durch Parallelstriche, das Horn des 'kretischen' Steinbocks durch Wulste wiedergegeben, wie es für die melischen Gemmen typisch ist. Die Flügel haben die archaisch griechische Sichelform. Sie kommt auf protoattisch-orientalisierenden Vasen aus Melos vor, auf denen wir auch direkten Parallelen zu dem geflügelten Pferd begegnen55. Beim Pferd sind hier beide Flügel sichtbar. Der zweite ist kleiner, in angemessenem Abstand von dem ersten und so angeordnet, daß eine perspektivische Wirkung erzielt wird. Der Stein hebt sich ab von der Reihe anderer, die schematisch und starr wirken. Parallelen zu der geschilderten Flügelzeichnung sind selten56. Für eine Deutung als Pegasos gibt es keine Veranlassung. Unter orientalischem Einfluß, dem die Insel von ihrer geographischen Lage her ausgesetzt war, werden Tieren häufig Flügel beigegeben und zwar ohne mythologischen Zusammenhang57. Die antipodische Verdrehung und Anordnung der Tiere im Rund des Steines und die Gemmenform sind eine leise Reminiszenz an die minoisch-mykenische Glyptik, jedoch ist die Darstellung weniger naturalistisch und nähert sich der archaisch-griechischen Auffassung58. 5 5 Vgl. Oinochoe von Kimolos, AM. 69/70, 954. !55f- Tai. 56 Beil. 60/61. 5 6 z. B. bei Walters Taf. 4, 207. 57 Vgl. Furtwängler III 72; Dümmler, AM. 1 1 , 1886, i76f. Die Pferde vor Apollons Wagen auf der bekannten Vase aus Melos sind auch geflügelt — zuletzt P. E . Anas — M. Hirmer, Tausend Jahre griechische Vasenkunst Abb. 22. 23. 5 8 Über griechische Elemente innerhalb der melischen Glyptik vgl. Furtwängler III 70 f. J . Boardman, Oxford, verdanke ich die folgende Äußerung über den vorliegenden Stein: » . . it is by one of the better artists working about6ooB.C. J

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Der verhältnismäßig weiche Stein ist mit dem Griffel aus freier Hand geschnitten. Er wurde als Schmuck und Amulett getragen59. Vgl. Furtwängler Taf. 5, 1 1 . Zwei antipodische Pferde: Furtwängler Taf. 5, 1 0 ; Walters Taf. 4, 169; 5, 208 a. 209; Antike Kunst 1, 1958 Taf. 29, 5 ; gelblicher SteatitLentoid in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1327. Zwei antipodische Böcke: Walters Taf. 4, 1 6 7 ; grünlicher Steatit in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1328. Ein geflügeltes Pferd: Chalcedon in Kassel, Staatl. Kunstslgg., ehem. Slg. Dümmler Nr. 6. Furtwängler Taf. 5, 12; weißer Steatit in Kassel, ebenda Nr. 1. Furtwängler Taf. 5, 17; Walters Taf. 4, 168. 205. 207; Furtwängler Berlin Taf. 3, 9 1 ; Richter Taf. 3, 10 A; grauer Steatit-Amygdaloid in München, Staatl. Münzslg.; ehem. Slg. Arndt Nr. 1 3 2 5 . Tierprotome: Weißer Steatit-Amygdaloid in Kopenhagen, Nat. Mus. Nr. 465. Furtwängler Taf. 5, 9 (geflügelter Bock); hellgrüner SteatitLentoid in Kopenhagen, ebenda Nr. 3270 (geflügeltes Pferd).

10. Schwarzer Jaspis, Skarabäus, durchbohrt. Käfer gut ausgeführt, ohne Basisrand. Bildseite mit einem Rand aus Halbkreischen. Unpoliert. Maße: 1,10 Xo,85 Xo,Ö4cm. Frühes 5. Jh. v. Chr. Abb. 3. Die Skarabäusform ist gut ausgeführt: Flügelzeichnung, Querteilung des Käferrückens durch Punkte zwischen zwei Linien, Längsteilung durch einen Strich. Die bei griechischen Skarabäen seltene, bei älteren etruskischen hingegen in der Regel zu beobachtende Ausschmückung der Skarabäusbasis fehlt hier. Die Bildseite wird durch eine Linie, die rundherum gereihte Halbkreischen abschließt, umrahmt. Auf einer durch Punkte verstärkten Grundlinie ist das Köpfchen der Aphrodite60 eingraviert. Ein durch Punkte angegebenes Bändchen schmückt ihren Hals. Ein nur angedeutetes The motif, combining goat and horse, is only met once otherwise on these gems.« 5 9 Vgl. ebenda und die Bemerkung bei Dümmler, AM. 1886,170, wonach auf der Insel der Aberglaube verbreitet sei, die alten Steine um den Hals getragen gäben jungen Müttern Milch. 6 0 Die Benennung geht auf die weiter unten genannten Vergleiche mit Münzen zurück. Die Gemme hat mit den geschmückten Frauenköpfen auf 'melischen', protokorinthischen oder frühattischen Vasen nichts Gemeinsames.

Abb. 3

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Haarband hält das kurze Haar über dem Nacken zusammen und bildet einen kurzen Schopf. Haarkranz über der Stirn. Klare, strenge Züge, archaisches Lächeln. Der Stein ist unpoliert61. Großzügige, aber gute griechische Arbeit. Der Gemmenschneider gibt hier einen in der Münzkunst verbreiteten Typus wieder (s. unten). Das winzige Steinchen entspricht auch in den Maßen der gleichfalls sehr kleinen lykischen Münze. Wahrscheinlich waren Gemmenschneider auch mit der Münzprägung beschäftigt. Das Köpfchen einer fliegenden Nike auf dem archaisch-griechischen Bergkristall im Brit. Mus. (s. unten) ist mit dem vorliegenden Gemmenbild sehr verwandt. Aber auch jene Nike läßt sich auf Münzen wiederfinden62. Eine Reihe kleiner archaischgriechischer Skarabäen trägt als Gemmenbild einen behelmten Kopf, dessen Typus ebenfalls auf Münzen nachweisbar ist63. Vgl. Walters Taf. 8, 468; Münzen: aus Lykien, Brit. Mus. Cat. Lycia Taf. 4, 16. 6, 6. Ähnlicher Typus aus Cranium, P. Gardner, Types of Greek Coins Taf. 3, 24, und aus Knidos in Hamburg, H. Börger, Die antiken Münzen . . . in Hamburg Taf. 1, 21. Ferner im Privatbesitz, L. u. M. Lanckoronski, Mythen u. Münzen 130 Abb. 51.

11. Grau-bräunlicher Chalcedon mit weißlichen Trübungen, Skarabäoid, durchbohrt, der Rand etwas abgestoßen. Maße: 2,10 X I,72 xo,87 cm. Ostgriechisch, 2. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. Abb. 3. Der Stein hat die Skarabäoidform mit gewölbtem Rücken und fast senkrecht abfallendem Rand. Ein junger Bär in 'fliegendem Galopp'64 nach links. Die Darstellung zeichnet sich durch meisterhafte Charakterisierung des Tieres und durch ungezwungene Lebendigkeit der Bewegung aus. 61 Die älteren griechischen Skarabäen sind meistens unpoliert vgl. Furtwängler I I I 92. 62 z. B. aus Olympia, Ch. Seltman, Greek Coins Taf. 13, 11 u. 12; Brit. Mus. Cat. Peloponnesus Taf. 10, 5 u. 6. 63 Vgl. Furtwängler III 107 f. Taf. 8, 72 und die Münze aus Korinth, Gardner s. unten Taf. 3, 22. 64 Das flüchtende Wild steht auf graecopersischen Gemmen in unmittelbarem Zusammenhang mit den persischen Jagdbildern. Inwiefern flüchtende Tiere auf griechischen Steinen auch unter dem Einfluß dieser Kunst standen, wäre zu untersuchen. Sicher vermischen sich hier die Vor-

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Der Bär erscheint wiederholt auf einer der Seiten von facettierten Steinen mit quadratischer oder rechteckiger Grundfläche, Chalcedonen oder Achaten (s. unten), und diese sind mit Recht als achaemenidisch, graecopersisch bezeichnet worden65. Der Einfluß griechischer Kunst auf die graecopersischen Gemmen schlechthin ist ebenfalls immer wieder nachgewiesen worden66. Der vorliegende Stein ist zweifelsohne griechisch. Das beste Parallelbeispiel, der verbrannte Chalcedon in München (s. unten), ist ein Skarabäus, eine in der griechischen Glyptik häufige, der persischen aber fremde Gemmenform, und beide Darstellungen heben sich in der Lebendigkeit und Großzügigkeit der Konzeption von jenen facettierten Steinen deutlich ab. Nicht nur der Bär, sondern eine ganze Reihe der auf den Facetten graecopersischer Steine dargestellten Tiere (s. auch Nr. 12) — wie auch anderer Motive — lassen sich durch bessere, griechische Skarabäoide belegen, die wahrscheinlich die Vorlage lieferten67. Vgl. verbrannter Chalcedon mit Sard-Skarabäus in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1447; Lippold Taf. 88, 2; Kleiner-Ohly 31 Taf. 4, 20 u. Abb. 5/6. Ohly Abb. 13; C R P6tersb. 1877, 7f. u. Taf. 1, 4. bilder. In der ostgriechischen Kunst läßt sich das Motiv scheuer, fliehender Tiere unabhängig von jenen Bildern zurückverfolgen, so in der ostgriechischen Keramik, vgl. Anm. 66. 65 Vgl. Seyrig, Festschrift f. Herzfeld 194ff.; Richter, Hesperia Suppl. 8, 29 ff.; Furtwängler III 118 und z. B. zu Taf. 11, 7. 12, 12; Maximowa, A A . 1928, 673. 66 A. Moortgat, Hellas und die Kunst der Achaemeniden; Weber, Antike 1, 1925, i o i f f . ; Richter, Festschrift f. Herzfeld 189 ff. 67 s. Maximowa a. O. 672 Dem sog. Melitäer Hund begegnen wir ferner auf dem griechischen Karneolskarabäus aus Arkadien in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1455, Kleiner-Ohly Taf. 4, 23; ferner Fossing Taf. 1, 6. Auch die obszöne Szene auf dem facettierten Chalcedon in Paris, Cab. des M6d. Nr. 1104, Furtwängler Taf. 12, 15, erscheint auf einem ostgriechischen Chalcedon-Skarabäoid wieder — München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1432, Lippold Taf. 62, 8. Der Fischreiher auf dem Chalcedon-Würfel der Slg. von Aulock, Istanbul, Festschrift f. Herzfeld Taf. 30, 7, wirkt bei aller Ähnlichkeit des Motivs nachgemacht und flau, verglichen mit der eines Dexamenos würdigen Zartheit und Eleganz des Chalcedons in Kopenhagen, Nat. Mus. Nr. 5154.

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GEMMEN D E R PRIVATSAMMLUNG DR. J. JANTZEN, B R E M E N

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Vgl. die graecopersischen facettierten Steine: Chalcedon in Paris, Louvre, A A . 1928, 673 Abb. 27 a ; Delaporte, Cat. Cyl. Orient. Louvre I I Taf. 107, 39 a a — f ; Furtwängler Taf. 12, 1 2 u. 1 9 ; Chalcedon in Leipzig, Furtwängler Taf. 1 1 , 7 u. 9; Achat in New Y o r k , Richter Taf. 24, 1 3 9 ; Hesperia Suppl. 8 Taf. 32, 3—8; A A . 1928, 654 Abb. 6, Chalcedon in Privatbesitz, Festschrift f. Herzfeld Taf. 3 1 , 2.

wieder 70 . Hier liegt ebenfalls der Gedanke der Abhängigkeit jener facettierten Steine von den ostgriechischen Vorbildern nahe. Der ruhig äsende Damhirsch blickt auf eine lange Tradition innerhalb der griechischen Kunst zurück 71 . Diese hat aber die deutliche Tendenz nach den jonischen Inseln, also nach dem griechischen Osten 72 .

12. Bläulicher Chalcedon, Skarabäoid, durchbohrt. Beschädigte Stellen im Stein am Geweih des Hirsches, drei braune Flecke auf der Rückseite, hindurchschimmernd. Rand leicht abgestoßen. Ehem. im Kunsthandel in Athen. Maße: 2,85 X2,20 X i , 0 7 c m . Ostgriechisch, 2. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. Abb. 3. Der Stein hat die flache Skarabäoidform mit leicht gewölbtem Rücken und fast senkrecht abfallendem Rand. Auf Grundlinie ein äsender Damhirsch nach links. Nur das eine Schaufelgeweih ist sichtbar. »Meisterhafte Arbeit von größter Zartheit und außerordentlicher Naturwahrheit. Alles ist in weichen Übergängen mit leichter Hand gearbeitet, dennoch ist eine große Fülle von Detail besonders an Kopf und Beinen gegeben«. Wenn Furtwängler mit diesen Worten dem braunen Sard in Berlin (s. unten) gebührende Würdigung zollt, so gelten sie in vollem Maße auch für den vorliegenden Chalcedon; denn er steht in der Subtilität der Ausführung, der Großzügigkeit und Großartigkeit der Konzeption jenem nicht nach. Die Wirkung des meisterhaften Gemmenbildes wird darüber hinaus gesteigert durch das leichte Hindurchschimmern des weißlich-bläulichen Steines, jenes Chalcedons nämlich, dem nachgesagt wird, es gäbe ihn nur im Osten und dort besonders auf kleinasiatischem Boden 88 . Der bläuliche Chalcedon kommt unter den weiter unten aufgezählten Repliken sonst nicht vor. Der Skarabäoid in München gibt zwar hervorragend das Motiv wieder, ist aber nicht als Replik zu bezeichnen69. Auch dem äsenden Hirsch begegnen wir — in etwas schablonenhafter Ausführung — auf den facettierten Steinen (vgl. zu Nr. 1 1 )

Der Chalcedon ist erwähnt und abgebildet bei Beazley 65 f. Taf. B , 8; Maximowa, A A . 1928, 674 Abb. 28 b.

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A A . 1928, 671 Anm. 2. Vgl. Kleiner-Ohly 30 Nr. 7.

Repliken: Blaßbrauner Sard in Berlin, Furtwängler Berlin Taf. 6, 304. Furtwängler Taf. 14, 1 3 . Lippold Taf. 92, 8; Moderner Glasabguß davon in New Y o r k , Richter Taf. 19, 108; Sard in der Lewes House Collection, Beazley Nr. 74 Taf. 5 u. 10, wo weitere Verweise. Der dort erwähnte Chalcedon in Petrograd ist abgebildet auch bei M. J . Maximowa, Antike geschnittene Steine in der Ermitage (russ.) Taf. 2, 1. Verwandt ist ferner der von Beazley erwähnte Stein im Besitze von Arndt, wohl identisch mit dem Chalcedon-Skarabäoid in München, Staatl. Münzslg., ehem. Slg. Arndt Nr. 1444. KleinerOhly 9 Abb. 7 Taf. 3, 7. Ohly Abb. 1 2 ; ferner der Bergkristall-Skarabäoid in der Lewes House Coli., Beazley Nr. 75 Taf. 5 u. 10. Hierher gehörig auch die Antilope auf dem verbrannten Chalcedon in Kopenhagen, Nat. Mus. Nr. 5395. 70 z. B . auf dem schon genannten Chalcedon in Paris, Cab. des Méd. Nr. 1 1 0 4 (s. hier Anm. 67) oder der Chalcedon in Privatbesitz aus Syrien, Festschrift f. Herzfeld Taf. 3 1 , 3. Auf beiden Steinen wird das Gemmenbild des Münchener Skarabäoids wiedergegeben. 71 Vgl. E . Kunze, Kretische Bronzereliefs 154 mit Überblick der Darstellungen; J . Schäfer, Studien zu den griechischen Reliefpithoi 30 f. 77; W. Schiering, Werkstätten orientalisierender Keramik auf Rhodos 48. 72 Über Damhirsche auf Vasen aus rhodischen und benachbarten ostgriechischen Werkstätten vgl. Schiering a. O. 48. Vgl. Lévykanne im Louvre, Pfuhl, MuZ. Abb. 1 1 3 (aus Kamiros auf Rhodos); Kleeblattkannen aus Rhodos: Clara Rhodos 6/7, 1932 Abb. 62, 92/93. 94. 95; Oinochoe in Zürich, H. Bioesch, Antike Kunst in der Schweiz Taf. 10. 1 1 (Kamiros Gruppe); Amphora in Stockholm, J d l . 12, 1897 Taf. 7. F. Matz, Geschichte der griechischen Kunst I Taf. 1 8 1 , zuletzt — Studi Miscellanei 2, 1959/60 Taf. 1 2 , 1 (parisch). Auf klazomenischen Sarkophagen — Acta Arch. 13, 1942, 35 Abb. 2 1 . 5 1 Abb. 3 1 ; Damhirschen in dem Schema des Skarabäoids begegnen wir ferner auf Reliefpithoi des 7. J h s . : im Louvre, aus Theben, R . Hampe, Frühe griechische Sagenbilder in Böotien Taf. 36; Schäfer a. O. 73 b 2. In Athen, aus Theben, 'E