Arbeitszeit und Produktivität. Untersuchungsergebnisse wissenschaftlicher Forschungsinstitute: 1. Band: Branchen- und betriebswirtschaftliche Untersuchungen, durchgeführt vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München. Teil B: Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Untersuchungen im ersten Halbjahr 1958 [1 ed.] 9783428400249, 9783428000241

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Arbeitszeit und Produktivität. Untersuchungsergebnisse wissenschaftlicher Forschungsinstitute: 1. Band: Branchen- und betriebswirtschaftliche Untersuchungen, durchgeführt vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München. Teil B: Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Untersuchungen im ersten Halbjahr 1958 [1 ed.]
 9783428400249, 9783428000241

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Arbeitszeit und Produktivität Untersuchungsergebnisse wissenschaftlicher Forschungsinstitute

Erster Band Teil B

Duncker & Humblot . Berlin

ARBEITSZEIT UND PRODUKTIVITÄT

Arbeitszeit und Produktivität Untersuchungsergebnisse wissenschaftlicher Forschungsinstitute

1. B a n d Branchen- u n d betriebswirtschaftliche Untersuchungen durchgeführt vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforechung, München Teil Β Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Untersuchungen im ersten Halbjahr 1958

D U N C K E R

&

H U M B L O T

/

B E R L I N

Alle Rechte vorbehalten © 1960 Duncker & Humblot, Berlin Gedruckt 1960 bei Zimmermann & Co., Berlin Printed in Germany

Vorbemerkung Mit dieser Veröffentlichung wird der Teil Β des ersten Banden (Branchen· und betriebswirtschaftliche Untersuchungen) zu dem Forschungsvorhaben „Arbeitszeit und Produktivität" vorgelegt, das im Auftrag des Rationalisierungskuratoriums der Deutschen Wirtschaft durchgeführt wurde. Er bringt die Ergebnisse der Betriebsuntersuchungen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung über die Zusammenhänge zwischen Arbeitszeitverkürzung und Produktivitätsentwicklung. Die Untersuchungen wurden im 1. Halbjahr 1958 vorgenommen. Aufgrund der Ergebnisse der schriftlichen Befragung von rd. 7000 Industriebetrieben im Dezember 1956 (vgl. Bandi Teil A) wurden in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und den Sozialpartnern drei Industriegruppen für die Betriebsuntersuchungen bestimmt, zu denen noch eine vierte Gruppe von Betrieben aus verschiedenen Industriebereichen hinzukam. Aus den drei Industriegruppen - es handelt sich um die Textilindustrie, die Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie und aus dem Maschinenbau die Zweige Werkzeugmaschinenbau und Büromaschinenbau - mußten Firmen ausgesucht werden, in denen nicht nur die Voraussetzungen für eine solche eingehende Untersuchung vorlagen, sondern deren Betriebsleitungen auch ihr Einverständnis zur Durchleuchtung ihrer Betriebe gaben und selbst an der Aufdeckung der Zusammenhänge interessiert waren. Hierzu erklärten sich 64 Betriebe bereit. Die Erhebungen mußten im Laufe der Untersuchung bei 12 Firmen aus den verschiedensten betrieblichen Gründen abgebrochen werden, so daß endgültig die Untersuchungsergebnisse für 52 Betriebe vorliegen. Wir möchten an dieser Stelle für die Bereitwilligkeit und für das entgegengebrachte Vertrauen der Betriebsleitungen der untersuchten Werke unseren aufrichtigen Dank zum Ausdruck bringen. Nur durch deren Mühe, ζ. B. durch Aufbereitung betriebsinternen Materials nach unseren Wünschen, war es möglich, zu den vorliegenden Ergebnissen zu kommen und die Zusammenhänge zwischen Produktivitätsentwicklung und Arbeitszeitveränderungen sowie anderen Einflußfaktoren wenigstens tendenzmäßig aufzuzeigen. Edgar W o l f München, November 1959 Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung Poschingerstraße 5

Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung der Ergebnisse 1. Textilindustrie . . . . ; 2. Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie 3. Maschinenbau 4. Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen

9 9 10 10 11

A. Einführung zu den Betriebsuntersuchungen 1. Zweck der Untersuchung 2. Der Begriff der Arbeitsproduktivität 3. Die Auswahl der zu untersuchenden Betriebe 4. Die Wahl der Vergleichsperioden 5. Die Messung der Arbeitsproduktivität in den zu untersuchenden Betrieben a) Die Messung der betrieblichen Leistung b) Die Bestimmung der tatsächlichen Arbeitsstunden

12 12 14 16 17 19 20 20

B. Die Struktur der untersuchten Betriebe 1. Die Größe der untersuchten Betriebe 2. Die Belegschaftsstruktur 3. Die betrieblichen Arbeitsverhältnisse 4. Betriebliche Strukturquoten

22 22 22 24 24

C. Die Arbeitszeitverkürzung in den untersuchten Betrieben 1. Die regelmäßige Wochenarbeitszeit 2. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit

27 27 29

D. Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des mit der Arbeitszeitverkürzung verbundenen Produktionsausfalls 31 1. Die Entwicklung der Produktion 31 2. Die Ausgleichsmaßnahmen der Betriebe 33 a) Die Erhöhung der wöchentlichen Uberstundenzahl 33 b) Die Einstellung neuer Arbeitskräfte 33 c) Die betrieblichen Rationalisierungsmaßnahmen 34 E. Die Wirkung nicht exakt quantifizierbarer Einflußfaktoren auf die Produktivität 38 1. Der Einfluß der Kapazitätsauslastung auf die Produktivität . . . . 38 2. Der Zusammenhang von Arbeitszeitverkürzungen, physischer Leistungsfähigkeit und Produktivität 40

F. Die Entwicklung der Produktivität in den untersuchten Bereichen . . .

41

G. Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben . . . . 1. Textilindustrie a) Baumwollspinnereien b) Baumwollspinnwebereien c) Baumwollwebereien d) Kammgarnspinnereien e) Kammgarnwebereien 2. Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie a) Feinmechanik und Optik b) Uhrenindustrie 3. Maschinenbau a) Werkzeugmaschinenbau b) Büromaschinenbau c) Anderer Maschinenbau 4. Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen

44 44 44 46 46 48 48 49 49 51 52 52 53 54 55

H. Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung 1. Die Veränderung der Personalkosten a) Lohnerhöhung und Uberstundenregelung b) Die Erhöhung der Personalkosten im einzelnen c) Die Veränderung des Anteils der Personalkosten am Bruttoproduktionswert 2. Die Veränderung der anderen Kostenarten und der Gewinnsituation der Betriebe

57 57 57 58 58 61

Zusammenfassung der Ergebnisse Die Zusammenfassung bringt in gedrängter Form die Ergebnisse der Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Arbeitszeitverkürzung und Produktivitätsentwicklung, die das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in siebenundvierzig Betrieben durchgeführt hat. Die angeführten Veränderungen beziehen sich auf zwei Untersuchungsperioden, die je nach den Verhältnissen der Betriebe festgelegt werden mußten, um vergleichbare Ergebnisse zu gewährleisten. In der Regel handelt es sich um eine Zeitspanne im Jahre 1956 und die entsprechende im Jahre 1957. 1. Textilindustrie Vom Ifo-Institut wurden i n s g e s a m t 20 T e x t i l b e t r i e b e sucht. Sie verteilen sich auf die einzelnen B r a n c h e n wie folgt: Baumwollspinnereien Baumwollspinnwebereien Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien

unter-

4 3 6

3 4

Trotz der Arbeitszeitverkürzung ergab sich bei den untersuchten Betrieben insgesamt eine Z u n a h m e d e r P r o d u k t i o n um 1,1 v. H. Einen leichten Produktionsrückgang hatten nur die Baumwollspinnereien ( - 0,5 v. H.) und Baumwollwebereien ( - 1,1 v. H.) zu verzeichnen. Dieses Produktionsergebnis wurde im wesentlichen ermöglicht durch die ausgeführten I n v e s t i t i o n e n . 18 von den 20 Textilbetrieben haben Rationalisierungs- bzw. Erweiterungsinvestitionen vorgenommen. Dadurch erfuhr das S a c h a n l a g e v e r m ö g e n j e B e s c h ä f t i g t e n eine Steigerung um 6,1 vH. Dagegen nahm die Z a h l d e r Ü b e r s t u n d e n trotz der Arbeitszeitverkürzung noch geringfügig ab. Bei stärkeren Abweichungen im einzelnen nahm auch die Z a h l d e r A r b e i t e r nur um 1,5 vH zu. Eine Abnahme zeigt sich jedoch auch hier im Bereich der Baumwollspinnereien und -Webereien (— 2,5 bzw. — 0,9 vH). Eine besonders starke Zunahme ergab sich im Bereich der Kammgarnspinnereien. Die K a p a z i t ä t s a u s l a s t u n g hat sich von der Bezugs- zur Beobachtungsperiode geringfügig verbessert (+0,9vH).

10

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die A r b e i t s p r o d u k t i v i t ä t 1 erhöhte sich insgesamt um 8,0vH, schwankend zwischen 2,8 vH in den Kammgarnspinnereien bis zu 13,3 vH in den Baumwollspinnereien. Die L o h n k o s t e n je Arbeiterstunde erhöhten sich im Zusammenhang mit der Arbeitszeitverkürzung um 11,0vH, die gesamten P e r s o n a l k o s t e n j e B e s c h ä f t i g t e n s t u n d e um 11,1 vH. Der A n t e i l d e r P e r s o n a l k o s t e n a m B r u t t o p r o d u k t i o n s w e r t verminderte sich infolge der Produktivitätssteigerungen um 0,6 vH. 2. Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie In die Untersuchung wurden 14 Betriebe einbezogen. Verteilung auf die Fachbereiche: Feinmechanik und Optik Uhrenindustrie

8 6

Die P r o d u k t i o n nahm geringfügig ab ( - 1,4 vH). Diese Abnahme insgesamt ist jedoch das Resultat einer entgegengesetzten Entwicklung in den beiden Fachbereichen. Während die Produktion in Feinmechanik und Optik um 4,0 v H stieg, nahm sie in der Uhrenindustrie um 4,5 v H ab. Auch in diesem Bereich zeigte sich eine leichte Abnahme der Ü b e r s t u n d e n , während die Z a h l d e r A r b e i t e r geringfügig zunahm (insgesamt + 2,0 vH), und zwar mit 4-4,2vH stärker in Feinmechanik und Optik als in der Uhrenindustrie (+0,8vH). Die N e t t o - I n v e s t i t i o n e n in beiden Bereichen waren recht gering. Das S a c h a n l a g e v e r m ö g e n j e B e s c h ä f t i g t e n blieb nahezu unverändert. Die K a p a z i t ä t s a u s l a s t u n g veränderte sich kaum ( + 0,4vH). Die A r b e i t s p r o d u k t i v i t ä t erhöhte sich insgesamt um 3,6vH, und zwar um 4,2 v H in der Feinmechanik und Optik und um 3,3 v H in der Uhrenindustrie. Die L o h n k o s t e n je Arbeiterstunde erhöhten sich insgesamt um 9,6 vH, die gesamten P e r s o n a l k o s t e n j e B e s c h ä f t i g ' t e n s t u n d e um 10,3 vH. Der A n t e i l d e r P e r s o n a l k o s t e n a m B r u t t o p r o d u k t i o n s w e r t blieb bei Feinmechanik und Optik unverändert. Dagegen erhöhte er sich in der Uhrenindustrie um 5,6 vH. 3. Maschinenbau Diese Industriegruppe umfaßt in der Untersuchung drei Bereiche mit insgesamt neun Betrieben, die sich wie folgt aufgliedern: 1 Produktionsergebnis je Arbeiterstunde, in der Untersuchung kurz mit „Arbeitsproduktivität" bezeichnet. (Vgl. S. 14 und 15).

Zusammenfassung der Ergebnisse

Werkzeugmaschinenbau Büromaschinenbau anderer Maschinenbau

3 4 2

Die P r o d u k t i o n ging in diesem Bereich um 5,5 vH zurück. Nur der Werkzeugmaschinenbau hatte eine Steigerung von 4,2 v H zu verzeichnen. Die U b e r s t u n d e n nahmen durchwegs leicht ab, ebenso verminderte sich die Z a h l d e r A r b e i t e r ( - 0,8vH). Nur der Werkzeugmaschinenbau zeigte auch hier mit einer Zunahme von 4,6 v H eine andere Entwicklung. Im Maschinenbau wurde kräftig investiert, so daß das S a c h a n l a g e v e r m ö g e n j e B e s c h ä f t i g t e n um 7,5 v H stieg. Eine besonders starke Zunahme ergab sich beim Büromaschinenbau mit 34,4 vH. Die K a p a z i t ä t s a u s l a s t u n g verminderte sich fühlbar um 12,1 vH. Die A r b e i t s p r o d u k t i v i t ä t stieg insgesamt um 3,4vH, schwankend zwischen 1,4 v H bis zu 10,8 v H beim Werkzeugmaschinenbau. Die L o h n k o s t e n je Arbeiterstunde stiegen um 11,1 vH, die gesamten P e r s o n a l k o s t e n je Beschäftigtenstunde um 12,9vH. Der A n t e i l d e r P e r s o n a l k o s t e n a m B r u t t o p r o d u k i o n s w e r t erhöhte sich insgesamt um l l , 7 v H . Die geringste Steigerung hatte dabei der Werkzeugmaschinenbau mit 3,7 vH, die stärkste der Büromaschinenbau mit 17,1 v H zu verzeichnen. 4. Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen In diesem Bereich wurden zwei Betriebe der Eisen- und Metallverarbeitung, eine Stahl- und Tempergießerei sowie ein Betrieb der Kunststoffverarbeitung untersucht. Die Inhomogenität dieser Gruppe verbietet eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Es wird daher auf die Einzeldarstellung verwiesen. Es wird ausdrücklich betont, daß die angegebenen Zahlen und Ergebnisse sich jeweils nicht auf die ganze Industriegruppe beziehen, sondern nur auf die vom Ifo-Institut untersuchten Betriebe. Eine Verallgemeinerung der z a h l e n m ä ß i g e n E r g e b n i s s e ^ erscheint nicht zulässig. Die aufgezeigten T e n d e n z e n jedoch dürfen aufgrund der Auswahl der Betriebe als typisch für die jeweilige Industriegruppe betrachtet werden.

Α. Einführung zu den Betriebs Untersuchungen 1. Zweck der Untersuchung Ende 1956 war das Ifo-Institut in einer groß angelegten schriftlichen Befragung an rd. 7.000 Betriebe der verschiedensten Industriezweige herangetreten, um unter anderem Angaben darüber zu erhalten, ob und ggf. in welcher Weise sich Arbeitszeitverkürzungen auf die Leistung der Arbeiter auswirken 2. Dabei ging es zunächst darum, festzustellen, inwieweit Arbeitszeitverkürzungen bereits durchgeführt und welche für die Zukunft zu erwarten waren und wie nach M e i n u n g d e r U n t e r n e h m e r die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit die Leistung je Arbeiterstunde beeinflußt hatte. Dieser ersten Untersuchung schlossen sich Betriebsuntersuchungen in ausgewählten Industriegruppen an, in denen die Entwicklung der Arbeitsproduktivität im Zusammenhang mit der Arbeitszeitverkürzung besonders interessant erschien. Die eingehenden Betriebsuntersuchungen hatten das Ziel, die Veränderungen der Produktivität möglichst genau festzustellen und die auf sie einwirkenden Faktoren wenigstens tendenzmäßig herauszuarbeiten. Eine exakte Zurechnung von Wirkungen ist ja bei einer dynamischen, dauernden Schwankungen und Veränderungen unterworfenen Wirtschaft auch auf betrieblicher Ebene nicht möglich (Zurechnungsproblem!). Dazu war zu klären, ob und wie die Betriebe den Ausfall an Arbeitsstunden und die mit den Lohnerhöhungen verbundenen Kostensteigerungen ausgeglichen hatten. Daß die Gegenüberstellung von Unternehmermeinung und exakter Betriebsuntersuchung durchaus imstande ist, neue wertvolle Erkenntnisse zu liefern, zeigt die folgende Tabelle, in der zu diesem Zweck nur die siebzehn Betriebe berücksichtigt sind, von denen zu den gleichen Fragen sowohl die schriftliche Stellungnahme als auch das Ergebnis der Betriebsuntersuchung vorliegt. Das Ifo-Institut hatte bereits im Band 1 Teil A der Reihe Arbeitszeit und Produktivität darauf hingewiesen, daß es sich bei den in der Befragung abgegebenen Urteilen der Unternehmer zur Frage der Produktivitätsänderungen meist nur um subjektive Meinungen handle 3 . Die durchgeführten 2 Die Ergebnisse dieser Erhebung wurden veröffentlich im Band 1 Teil A der Reihe „Arbeitszeit und Produktivität", Berlin 1958. 3 a.a.O., S. 44.

13

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen Änderung der Leistung je Arbeiterstunde

Gegenüberstellung der Ergebnisse bei siebzehn Firmen, die sowohl an der schriftlichen Befragung als auch an den Betriebsuntersuchungen teilnahmen. \

BetriebsUntersuchungen

Schriftliche Befragung

\

erhöht

erhöht

4

nicht geändert

9

vermindert

1

I Die Produktivität hat sich nach M e i nung der Firmen

Die Produktivität hat sich nach den Ergebnissen der B e t r i e b s u n t e r s u chungen des Ifo-Instituts 1

nicht 1 geändert —

2

1 i 1

vermindert i1 I ί —

1 —

4 12 1

1

I

!

14

2

1

I A n m e r k u n g : Die schwarz umrandeten Felder zeigen jene Betriebe, bei denen Angaben und Untersuchungsergebnis übereinstimmen. Dreißig der insgesamt siebenundvierzig untersuchten Betriebe konnten seinerzeit bei der schriftlichen Befragung keine Angaben über die Produktivitätsentwicklung machen. Betriebsuntersuchungen bestätigen diese Ansicht: Nur in vereinzelten Fällen bestanden bei den Betriebsleitungen exakte Vorstellungen über die Produktivitätsentwicklung aufgrund von aus eigener Initiative durchgeführten systematischen Untersuchungen. In den meisten Fällen wurde diesem Problem nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das überrascht, läßt sich aber mit den sehr großen Schwierigkeiten, die einer solchen Untersuchung im Wege stehen, erklären. Dazu kommen zwei weitere gewichtige Gründe: Einmal hindert vielfach die Fülle der täglichen Routinearbeit die leitenden Männer einer Unternehmung, grundsätzliche Fragen und Probleme in Angriff zu nehmen. Zum zweiten - und dieser Fall ist besonders gefährlich für ein Unternehmen kann eine Betriebsabteilung oder ein Zweigbetrieb ein starkes Eigeninteresse haben, falsche oder schädliche Entscheidungen vor der Hauptverwaltung zu verbergen. Solches Verhalten führt dann dazu, daß selbst eine rein wissenschaftliche Untersuchung als unbequeme oder gar gefährliche Kontrollmaßnahme aufgefaßt wird. Ein Beispiel dazu aus unserer praktischen Arbeit zu bringen, ist aus verständlichen Gründen nicht möglich. Die Ergebnisse der Untersuchungen brachten oft genug für die Betriebe selbst eine Überraschung. Dazu nur zwei Beispiele:

14

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

Eine Konzernfirma hatte ihre alten Maschinen durch moderne Automaten ersetzt und war erstaunt, daß sich bei der Betriebsuntersuchung trotzdem ein Rückgang der Arbeitsproduktivität herausgestellt hatte. Die genaue Durchleuchtung des Betriebes förderte folgendes zutage: Der Betrieb mußte seinen Rohstoff von einer Schwesterfirma beziehen. Der Rohstoff war schlecht, die Ausschußquote in der betreffenden Abteilung überdimensional hoch, der Produktionsausstoß je Arbeiterstunde weit niedriger, als er bei gutem Rohstoff hätte sein können. Die Konzernleitung aber wähnte alles in Ordnung, weil andere Betriebsteile mit hoher Produktivität diese Unwirtschaftlichkeit weitgehend verdeckten. Ein anderes Beispiel: Ein Unternehmer - aufgeschlossen für alle technischen Neuerungen - hat in seinem Betrieb zum Teil modernste Maschinen stehen. Er konnte es kaum fassen, daß die Untersuchung des IfoInstituts einen Rückgang der Arbeitsproduktivität feststellte: Ursache war hier eine denkbar schlechte Organisation der Produktionsablaufes. Dazu hatte der Unternehmer - in falscher Einschätzung der Markt-Entwicklung - Arbeiter ^eingestellt, obwohl die Nachfrage nach seinen Erzeugnissen bereits zurückging. Unter solchen Umständen nimmt es nicht Wunder, wenn Fehlurteile von Unternehmern abgegeben werden. Von den siebzehn Betrieben, die bei der schriftlichen Erhebung eine Angabe zur Frage der Arbeitsproduktivität gemacht hatten, sind elf Fehlmeinungen ausgesprochen worden. Während damals vier Betriebe der Ansicht waren, ihre Produktivität sei gestiegen, hat sie sich tatsächlich in vierzehn Betrieben erhöht. Zwölf Betriebe hatten geglaubt, ihre Produktivität sei unverändert, die Untersuchungen ergaben aber nur in zweien davon tatsächlich eine Stagnation! 2. Der Begriff der Arbeitsproduktivität Das Ziel der vorliegenden Studie ist, wie bereits gesagt, a) die Untersuchung der Entwicklung der Arbeitsproduktivität und der auf sie einwirkenden Faktoren, b) die Untersuchung der betrieblichen Anpassungs- und Umstellungsprozesse im Zusammenhang mit Arbeitszeitverkürzungen und eventueller - durch Lohnausgleich induzierter - Kostenerhöhungen. Die Arbeitsproduktivität wird dargestellt durch einen Quotient der Art Betriebliche Leistung Arbeitseinsatz Der Zähler ,,Betriebliche Leistung" kann dabei mengen- oder wertmäßig erfaßt werden. Der Nenner wird gebildet entweder durch die Zahl der durchschnittlich tatsächlich eingesetzten Arbeiter oder aber die tatsächlich verfahrenen Arbeiterstunden. Bei den Untersuchungen des Ifo-Instituts

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

15

wurde die betriebliche Leistung mengenmäßig erfaßt (bzw. volumenmäßig, d.h., mit preisbereinigten Werten). Die so gewonnene Kennzahl Produktionsergebnis je Arbeiterstunde wird im Folgenden kurz mit „Arbeitsproduktivität" bezeichnet. Die Kennzahl Arbeitsproduktivität gibt selbstverständlich in keiner Weise die Leistung des Faktors Arbeit wieder. Es ist vielmehr die gesamte betriebliche Leistung, erstellt durch das Zusammenwirken von Arbeit, Kapital und Unternehmerleistung, auf den einen Faktor, nämlich die Arbeit bezogen. Ebenso ließe sich theoretisch eine Kapitalproduktivität oder eine Produktivität der unternehmerischen Entscheidungen berechnen. In der Betriebsleistung kommt die Zusammenarbeit aller beteiligten Faktoren zum Ausdruck. Die isolierte Bestimmung des Anteils eines Faktors ist nicht möglich. Dieses Zurechnungsproblem ist bis heute nicht gelöst und wohl auch - mindestens mikroökonomisch - seiner Natur nach unlösbar. In der theoretischen Analyse behilft man sich - um doch exakte Zurechnungen vornehmen zu können - mit ceteris paribus-Klauseln,· d. h., man nimmt an, daß sich ein Faktor bei gleichzeitiger Konstanthaltung aller anderen verändert und kommt so zu partiellen Differentialen. Bei empirischen Untersuchungen jedoch sind stets eine Fülle von Änderungen neben- und miteinander anzutreffen. Was man beobachtet, ist ein Saldo der Wirkungen, eine Restgröße aus sich zum Teil verstärkendem, zum Teil kompensierenden Einflüssen. Konkret gesprochen: I n den untersuchten Betrieben hat sich nicht nur die Arbeitszeit verändert. Es änderte sich u. U. gleichzeitig das Produktionsprogramm und die Kapazitätsauslastung. Die Zahl der Arbeiter unterlag Schwankungen, es verschoben sich input- und output-Preise. Nicht zuletzt konnten auch organisatorische Maßnahmen sowie unternehmerische Initiative und vor allem Investitionen einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Leistung je Arbeiterstunde nehmen. Mit anderen Worten: Eine derartige Untersuchung, wie sie das Ifo-Institut durchführte, kann die Entwicklung der Haupteinflußfaktoren aufzeigen. Und empirisches Zahlenmaterial benötigt ja auch gerade der Theoretiker für seine weitere Arbeit. Der Versuch jedoch, isolierte Wirkungen einzelner Faktoren festzustellen, wäre utopisch und von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der praktisch einzig gangbare Weg in der Analyse von betrieblichen Leistungsänderungen ist die Auswahl von Firmen mit möglichst signifikanten Entwicklungen. Aus dem Zusammenspiel der Faktoren und deren Beobachtung läßt sich dann - gestützt auf die Erfahrung vieler Einzeluntersuchungen - wenigstens tendenziell auf die Wirkung der verschiedenen Einflußgrößen schließen. Es bestünde zwar theoretisch die Möglichkeit, längere Entwicklungsreihen, einerseits der Arbeitsproduktivität, andererseits der verschiedenen

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

16

Einflußfaktoren, einander gegenüberzustellen. Es erschiene dann möglich, mittels statistischer Kausalanalyse die Wirkung der einzelnen Einflußgrößen wenigstens näherungsweise zu quantifizieren. Aber auch hier scheitert die praktische Verwirklichung an der Unmöglichkeit, genügend lange Zeitreihen zu gewinnen: Weder sind Betriebe zu finden, deren Struktur über längere Zeiträume hinreichend konstant blieb, noch wäre die mit derartig langwierigen Untersuchungen verknüpfte Arbeitsbelastung für diese tragbar. Jede derartige Untersuchung ist ja weitgehend abhängig von der Bereitwilligkeit der beteiligten Firmen. 3. Die Auswahl der zu untersuchenden Betriebe Sollte es nicht von vornherein unmöglich sein, die Änderung der Leistung der Arbeiter an der Produktionsmenge zu messen, so mußten Betriebe gefunden werden, bei denen möglichst wenig Umstellungen des Produktionsprogramms stattgefunden hatten. Nachdem die Ergebnisse der schriftlichen Befragung des Jahres 1956 vorlagen, wurde aus den über 7.000 Industriebetrieben eine größere ^nzahl Firmen ausgewählt, die für die Betriebs-Untersuchung besonders geeignet erschienen. Aus der Fragestellung heraus ergab sich als geeignetes Auswahlprinzip die Wahl von Bereichen mit verschiedener Arbeitsintensität. Aus diesem Grunde wurden für die Untersuchung folgende Industriebereiche in Abstimmung mit dem RKW als Auftraggeber, mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und mit den Sozialpartnern ausgewählt: a) Textilindustrie b) Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie c) Werkzeugmaschinenbau, Büromaschinenbau d) Dazu wurden weitere Betriebe aus verschiedenen Bereichen in die Erhebung einbezogen. Die Liste der zu untersuchenden Betriebe wurde mit den einzelnen Industrieverbänden abgestimmt. Durch diese Abstimmung konnte erreicht werden, daß nur Betriebe untersucht wurden, die in gewisser Weise repräsentativ für ihren jeweiligen Industriebereich sind, deren Betriebsführung allen wissenschaftlichen Fragen gegenüber aufgeschlossen ist und in denen - nach Kenntnis der Verbände - die gute Organisation der Betriebsbuchhaltung die Voraussetzung für ein Gelingen der Untersuchung gab. Es wurde also bewußt darauf verzichtet, solche Firmen zu untersuchen, bei denen starke individuelle Besonderheiten, seien sie organisatorischer, technischer oder sonstiger Art, vorlagen. So ist trotz der insgesamt gesehen relativ geringen Anzahl von untersuchten Betrieben doch ein Schluß auf die Verhältnisse in der jeweiligen Branche erlaubt.

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

17

Bei einigen Betrieben, die die regelmäßige Arbeitszeit bereits früher verkürzt hatten, wurden vor allem die innerbetrieblichen Anpassungsmaßnahmen zum Ausgleich der mit dem Tarifvertrag über die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit auch für sie eingetretenen Kostenerhöhujigen (Lohnausgleich) untersucht. Für die Untersuchungen wurden 122 Betriebe endgültig vorgesehen. Im September und Oktober 1957 trat das Ifo-Institut an diese Betriebe mit der Bitte heran, sich für die geplante Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Von den aufgeforderten Firmen erklärten sich bis Ende 1957 vierundsechzig bereit, an der Erhebung teilzunehmen. Diese Beteiligungsquote von 52 v H ist als gut zu bezeichnen. Im Laufe der Untersuchung ergab sich, daß in zwölf Firmen aus den verschiedensten betrieblichen Gründen eine exakte Durchführung der Betriebsuntersuchung im Sinne der Fragestellung unmöglich war, so daß dort die Erhebungen nicht weitergeführt werden konnten. Die Gründe dafür waren im einzelnen folgende.· Zahl der Firmen Starke Änderung des Produktionsprogramms oder Neuentwicklungen Arbeitszeit schon sehr lange verkürzt, die Daten ergeben keine Aufschlüsse im Hinblick auf die spezielle Fragestellung Betriebsinterne Schwierigkeiten Umstellung einer Betriebsabteilung Umstellung der Betriebsabrechnung Umstellung des Lohnsystems insgesamt

4

3 2 1 1 1 12

Von den untersuchten zweiundfünfzig Betrieben waren für sieben Betriebe, die zu zwei größeren Unternehmungen gehören, gewisse relevante Zahlenangaben nur auf Konzernebene zu erhalten. Diese Betriebe mußten so bei der weiteren Aufbereitung des Materials zu diesen zwei Unternehmungen zusammengefaßt werden. Die vier Betriebe der Gruppe „Sonstige" werden gesondert abgehandelt. Die nachstehenden Angaben in den Tabellen beziehen sich daher - im allgemeinen - auf dreiundvier^ig Betriebe. 4. Die W a h l der Vergleichsperioden

Besondere Sorgfalt wurde auf die Wahl geeigneter Vergleichsperioden verwendet. Die selbstverständliche Voraussetzung war, daß zwischen Be2

A r b e i t e z e i t u n d P r o d u k t i v i t ä t , B d . 1, T e i l Β

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

18

Die untersuchten Betriebe

(Stand der Beschäftigten am 30. 9. 1957) Bereich

unterdavon mit suchte Betriebe 1-199 200-499

Baumwollspinnereien

4



Spinnwebereien (Baumwolle)

3



Baumwollwebereien

6

Kammgarnspinnereien

3



Kammgarnwebereien

4



Textilbetriebe

500-999

1 —

3

1

2

1

1



3672





2 4

1

1

1



20

erfaßte Be1000-1999 2000 u. m.schäftigte

Beschäftigten

1 —

1

3 747

1

5 301



3 039



1533

8

5

4

2

17 292

Feinmechanische und optische Betriebe a)

8











3731

Uhrenhersteller a)

6











6385

3

7

Betriebe der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenhersteller

14

Werkzeugmaschinenbau

3

Büromaschinenbau

4

anderer Maschinenbau b)

2

Betriebe des Maschinenbaus

9

Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen c)

4

Betriebe insgesamt

47

3



1 —

1

4





5



19

2



1 1



1

1

1 —

2

2 10

1



7

1

10116



1055



2413 1

3415

1

6883

2

44548

6

78 839

a) Die Aufteilung nach Betriebsgrößenklassen wird aus Geheimhaltungsgründen unterlassen. b) Zahnräder und Getriebe sowie Krane und Hebezeuge. c) Im wesentlichen Eisenverarbeitung und Kunststoffverarbeitung. Diese Betriebe lassen sich nicht in eine Gruppe zusammenfassen und werden daher einzeln abgehandelt.

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

19

trachtungs- und Bezugsperiode 4 der Zeitpunkt der Arbeitszeitverkürzung liegen mußte. Das unterschiedliche Inkrafttreten der Arbeitszeitverkürzung - in der Textilindustrie im wesentlichen ab 1.4.1957, in den anderen untersuchten Bereichen ab 1. 10.1956 - machte es unmöglich, für alle Betriebe dieselben Vergleichsperioden zu wählen. Das war aber weder notwendig noch wäre es sinnvoll gewesen. Das Hauptaugenmerk war ja darauf zu richten, in jedem einzelnen Betrieb strukturell voll vergleichbare Perioden auszuwählen. Außerdem mußten jeweils die Perioden so gewählt werden, daß saisonale Einflüsse so weit wie möglich ausgeschaltet wurden. Es war weiter zu beachten, daß die Betrachtungsperiode weit genug vom Zeitpunkt der Arbeitszeitverkürzung entfernt lag, so daß sich die betrieblichen Verhältnisse unter den neuen Bedingungen eingespielt hatten. Welche Zeiträume zugrunde gelegt werden konnten, war natürlich im konkreten Fall abhängig von den Daten, die die jeweilige Betriebsabrechnung zu liefern vermochte. Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte wurden grundsätzlich folgende Betrachtungsperioden gewählt: In der Textilindustrie ein Zeitraum im II., III. oder IV. Quartal des Jahres 1957. In den anderen Bereichen überwiegend das 1. Halbjahr 1957. Als Bezugsperiode diente jeweils die entsprechende Zeitspanne Jahre 1956.

im

5. Die Messung der Arbeitsproduktivität in den zu untersuchenden Betrieben Durch das oben besprochene Verfahren zur Auswahl der Betriebe war zwar bereits eine gewisse Homogenität des Untersuchungsmaterials gewährleistet. Das bedeutet nun jedoch keineswegs, daß die Arbeitsproduktivität überall nach dem gleichen, mehr oder minder schematischen Verfahren hätte bestimmt werden können. In jedem Fall waren betriebliche Besonderheiten und Eigenarten zu beachten. Das Problem dabei liegt darin, Ergebnisse zu gewinnen, die einerseits die individuellen Betriebsverhältnisse hinreichend berücksichtigen, andererseits jedoch untereinander vergleichbar bleiben. Um dies zu gewährleisten, mußte das Untersuchungsprogramm einige grundsätzliche Methoden zur Messung der Arbeitsproduktivität vorsehen. Zur Feststellung der Arbeitsproduktivität sind zwei Arbeitsgänge erforderlich: 4 Als Bezugsperiode wird der Vergleichszeitraum vor der Arbeitszeitverkür-, zung, als Betrachtungsperiode der Vergleichszeitraum nach der Arbeitszeitverkürzung bezeichnet. 2*

20

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

a) Die Messung der betrieblichen Leistung b) Die Bestimmung der tatsächlichen Arbeitsstunden. a) D i e M e s s u n g d e r b e t r i e b l i c h e n

Leistung

Die Messungsmethode hatte sich jeweils danach zu richten, welche Daten die Betriebsabrechnung liefern konnte. Dabei mußte selbstverständlich gewährleistet sein, daß der Arbeitsaufwand für die zu untersuchenden Betriebe in erträglichen Grenzen blieb. Praktische Durchführbarkeit bei solchen Untersuchungen — an denen sich die Betriebe ja völlig freiwillig beteiligen - geht eben einmal über theoretische Exaktheit! Als alternative Möglichkeiten kamen hauptsächlich in Betracht: aa) Die direkte Erfassung der Mengenleistung des einzelnen Arbeiters, der Arbeitsgruppen oder des Gesamtbetriebs. Hier ist die Voraussetzung eine Vergleichbarkeit der Erzeugung im Zeitablauf, mit anderen Worten ein einheitliches Fertigungsprogramm ohne strukturelle oder konjunkturelle Verschiebungen. Dieser Fall ist jedoch praktisch recht selten. bb) Die Erfassung der wertmäßigen Leistung: Wertschöpfung oder Produktionswert. Das Ifo-Institut mußte damit rechnen, daß in den meisten Betrieben nur Globalgrößen der Buchhaltung vorlagen. Sind diese Größen in den beiden Untersuchungszeiträumen vergleichbar, - sowohl strukturell als auch saisonal - geben sie letztlich die beste Grundlage für die praktische Ermittlung der Produktivitätsveränderungen in den einzelnen Betrieben. Preisveränderungen müssen dabei, soweit in der Praxis überhaupt möglich, ausgeschaltet werden. Das betrifft selbstverständlich sowohl input- als auch output-Preise. Gerade diese so harmlos klingende theoretische Forderung kann in der Praxis außergewöhnliche Schwierigkeiten verursachen. Man hat es ja nicht mit zwei, sondern vielleicht mit zwanzig oder zweihundert verschiedenen Preisen zu tun, deren gewichtete Gesamtänderung nur geschätzt werden kann, um den Arbeitsaufwand für die Betriebe in vertretbaren Grenzen zu halten. In einzelnen Fällen mußte der Produktionswert über den Umsatz unter Ausschaltung der Lagerbestandsbewegung und der Preisveränderungen berechnet werden. b) D i e B e s t i m m u n g

der t a t s ä c h l i c h e n

Arbeitsstunden

Bei den wenigsten Betrieben liegen genaue Zeitstudien vor. Vereinzelt fehlen auch Aufzeichnungen über die tatsächlich geleisteten Arbeiterstun-

Einführung zu den Betriebsuntersuchungen

21

den5. Es erweist sich dann als nötig, von den bezahlten Arbeiterstunden auszugehen. Diese sind zu bereinigen um Fehlstunden infolge Urlaub, Krankheit und anderer Ursachen. Auch diese Bereinigung ist oft schwierig und nicht mit Exaktheit durchzuführen. Die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden der Angestellten werden so gut wie nie erfaßt. Hier steht gewöhnlich nur die regelmäßige Wochenarbeitszeit als Hilfsgröße zur Verfügung. Ausgehend von diesen grundsätzlichen Überlegungen kam es nun darauf an, vor Beginn der Analysen den Gang jeder einzelnen Untersuchungsmethode - Produktuntersuchung, Gruppenuntersuchung, Globaluntersuchung, dazu tatsächliche oder bezahlte Arbeitszeit - genau festzulegen, um die Vergleichbarkeit der einzelnen Betriebsergebnisse zu sichern. Dabei sollten nach Möglichkeit in jedem Betrieb zwei Untersuchungen unabhängig voneinander durchgeführt werden.· einerseits mit preisbereinigten Globalwerten und andererseits mit einzelnen Erzeugnissen bzw. Erzeugnisgruppen. Dadurch werden wertvolle Vergleichs- und Kontrollmöglichkeiten gewonnen. Den Betriebsuntersuchungen ging daher die Ausarbeitung eines detaillierten Untersuchungsprogramms voraus. Um sicherzustellen, daß die Einzel-Analysen brauchbare und vor allem auch voll vergleichbare Ergebnisse erbringen würden, wurden vor Beginn der eigentlichen Untersuchungen in verschiedenen Betrieben Probeerhebungen vorgenommen. Unter Verwertung der dabei gesammelten Erfahrungen wurde dann das endgültige Frageprogramm festgelegt. Die Untersuchungen selbst dauerten von Dezember 1957 bis April 1958.

5 Dies ist einigermaßen überraschend, da diese Angaben in der Industrie-, statistik erfragt werden. Offenbar werden in solchen Fällen nicht die geleisteten, sondern die bezahlten Arbeiterstunden gemeldet.

Β. Die Struktur der untersuchten Betriebe Um von den untersuchten Betrieben ein möglichst eingehendes Bild zu erhalten, wurde eine ganze Reihe von Strukturdaten erhoben. Der Leitgedanke dabei war, jeden einzelnen Betrieb innerhalb seiner Branche möglichst genau zu lokalisieren, d. h., festzustellen, ob er in seinen einzelnen Daten im Durchschnitt der Branche oder darüber bzw. darunter liegt. Auch das geschah unter dem Gesichtspunkt der Auswahl möglichst typischer Betriebe. Diese Untersuchungen dienten also in erster Linie dem Zweck, einen Hintergrund zu gewinnen, vor dem sich das einzelne Unternehmen plastisch abhebt. Soweit die dabei erlangten Daten von allgemeinem Interesse sind oder aber für die Beurteilung der Erhebungsergebnisse wichi tig erscheinen, werden sie im folgenden besprochen. Signifikante Abweichungen der Betriebe vom jeweiligen Branchendurchschnitt werden bei der Besprechung der Einzelergebnisse dargestellt. 1. Die Größe der untersuchten Betriebe Die Mehrzahl der untersuchten Betriebe liegt in der Größenordnung von 200 bis 2 000 Beschäftigten. Fünf Betriebe beschäftigen 200 oder weniger Arbeitnehmer, sechs Betriebe mehr als 2 000. Die Ursache für die Bevorzugung von Mittel- und Großbetrieben i n der Untersuchung liegt einfach darin, daß Kleinbetriebe im allgemeinen nicht über das für den vorliegenden Zweck unbedingt nötige, gut ausgebaute Rechnungswesen verfügen. I n dieser Auswahl ist aber insofern kein Mangel zu erblicken, als der Kleinbetrieb in den untersuchten Bereichen nicht typisch ist. 2. Die Belegschaftsstruktur I n den untersuchten Betrieben wurde als wichtiges Merkmal die Struktur der Beschäftigten festgestellt. Die Belegschaft wurde nach dem Stande vom 30. 9.1957 erfaßt und untergegliedert nach Arbeitern und Angestellten, in diesen Kategorien noch jeweils nach Männern und Frauen. Die Gegenüberstellung mit der amtlichen Statistik 6 zeigt dabei trotz der relativ geringen Anzahl von Betrieben eine sehr gute Ubereinstimmung. 6 Zahlen berechnet nach der amtlichen Industrieberichterstattung aus „Die Industrie der Bundesrepublik Deutschland", Reihe 1, Heft Nr. 9/1957 - Beschäftigung und Umsatz - Seite 10 ff.

Die Struktur der untersuchten Betriebe

23

Struktur der Beschäftigten

Bereich

Arbeiter in vH der Belegschaft (einschl. gewerbl. Lehrlinge)

weibl. Arbeiter in vH der Arbeiter insgesamt

Ifo-Untersuchung a)

Amtliche Zahlen a)

Ifo-Untersuchung a)

Amtliche Zahlen a)

Textilindustrie

90,0

86,4

62,0

60,5

Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie

87,0

82,4

36,0

42,9

Maschinenbau

80,0

77,6

14,5

7,9

a) Stand Ende September 1957

Die relativ starke Abweichung der Zahlen für den Anteil der weiblichen Arbeiter im Maschinenbau erklärt sich durch das starke Gewicht des Büromaschinenbaus in der Untersuchung, in dem Frauen vor allem in der Montage beschäftigt werden. Der niedrige Anteil der Frauen an den gesamten Arbeitern in der Gruppe Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie ist damit zu begründen, daß einige Branchen nicht in die Erhebung einbezogen wurden, bei denen Frauen einen großen Teil der Arbeiter ausmachen (z. B. foto-, projektionsund kinotechnische Industrie). Daneben wurde festzustellen versucht, inwieweit Besonderheiten in den Lebensumständen der Belegschaftsmitglieder das Arbeitsergebnis beeinflussen. Die Analyse erstreckte sich besonders auf Schwerbeschädigte, nebenberuflich Tätige sowie Frauen, die eine Familie zu versorgen haben. Da zu der arbeitsbezogenen Zeit auch die Dauer des An- und Abmarsches gerechnet werden muß, wurde versucht, die durchschnittlichen Entfernungen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz sowie die verwendeten Verkehrsmittel zu erfassen. Nur in einzelnen Fällen ergaben sich bei diesen Fragen größere Abweichungen von den Durchschnittsergebnissen in den untersuchten Betrieben. Diese werden bei der Besprechung der jeweiligen Betriebe hervorgehoben. Es zeigte sich, daß sich die Betriebe - schon im eigenen Interesse bemühen, bestehende Härten für die Beschäftigten zu mildern. Schlechte Verkehrsverbindungen werden zum Beispiel durch Einsatz werkseigener Omnibusse ausgeglichen, das Schichtsystem auf die Verkehrsmöglichkeiten abgestellt und ähnliches.

24

Die Struktur der untersuchten Betriebe

3. Die betrieblichen Arbeitsverhältnisse Als für die Produktivitätsentwicklung u. U. relevant wurden auch technische Fragen in die Untersuchung einbezogen.· vor allem das Alter und der Zustand von Gebäuden und Anlagen, sowie der Mechanisierungsgrad der einzelnen Betriebe. Fließarbeit wurde teilweise in den Montageabteilungen der Uhren- sowie der Büromaschinenindustrie beobachtet. Schichtarbeit wurde vor allem in der Textilindustrie, nämlich bei achtzehn von zwanzig Betrieben festgestellt. Der Grund ist in der relativ hohen Kapitalintensität zu suchen, die die Notwendigkeit mit sich bringt, die hohen Fixkosten auf eine möglichst große Produktion zu verteilen. Nachtarbeit fand sich dagegen nur in acht dieser Betriebe und zwar auch hier nur in ganz geringem Umfang. Dies ist eine Auswirkung des Verbotes der Nachtarbeit für Frauen, die, wie bereits dargestellt, in der Textilindustrie über 60 vH der Arbeiter stellen. In der Feinmechanik und Optik sowie der Uhrenindustrie wurde nur in drei von vierzehn Betrieben mehrschichtig gearbeitet, im Maschinenbau ergaben die Untersuchungen Mehrschichtarbeit bei fünf der neun Betriebe. Anfang und Ende der Schicht wurden von den Firmen in einigen Fällen so auf die Verkehrsmöglichkeiten abgestimmt, daß den Arbeitern Arbeitswege in aller Frühe oder spät in der Nacht erspart blieben. 4. Betriebliche Strukturquoten I n den untersuchten Betrieben wurden weitere Kennzahlen berechnet, die besonders im Hinblick auf die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung von Interesse sind. Dabei handelt es sich um a) den Anteil der Materialkosten am Bruttoproduktionswert im Durchschnitt des Jahres 1956: Materialquote b) den Anteil der Löhne und Gehälter in v H des Umsatzes, ebenfalls berechnet für den Jahresdurchschnitt 1956: Lohn und Gehaltsquote c) das Sachanlagevermögen je Beschäftigten im Jahresdurchschnitt 1956. Weiter sollen diese Strukturdaten erhärten, daß die untersuchten Firmen Durchschnittsbetriebe der jeweiligen Branche repräsentieren. Die Gegenüberstellung zeigt, daß die in die Untersuchung einbezogenen Gruppen und Betriebe der Textilindustrie ein gutes Bild der gesamten Branche geben. I n den beiden anderen Industriebereichen wurden von der Untersuchung Industriezweige erfaßt, die arbeitsintensiver sind, als es dem Durchschnitt entspricht. Die durchschnittliche Lohn- und Gehaltsquote der untersuchten Betriebe liegt demgemäß über der von der amtlichen Statistik ausge-

I

i i I

!

suchung

Streubereich

j

!

!

j

ι

Minimum | Maximum ! Durchschnitt i

I

I

..„.

i

Minimum • ! Maximum 61,7 j Durchschnitt

ι

ι

18,1 46,8 30,0

41,4

25,8

16,9

|

· 30,3

I

-

. · 24,4

J

· 55,3 j

51,4 . 72,4 61,5 59,0

ι

,

ι

46,0

26,7 ·

| ;

I

5 420,—

20,2 · 39,0

.

.

I

!

_

1110,—

1 030,—

! 6 370,— 3 510,—

.

ί 5120,— 2 330,—

ι

.

i _

2 820,— 10 070,—

Ifo-Unter,

SachanlageMaterialquote vermögen in vH je Beschäftigten in DM Ifo-Unter- ! _ . .. . , Statistik c) suchung

35,5

;

ι

'

i

j

| 51,0 37,3

_ . ,. Statistik b)

Lohn- und Gehaltsquoie in vH I Ifo-Unter- ! , suchung ;

Minimum 9,0 j Maximum 22,8 ! Durchschnitt 16,2

!

I

a) Die Strukturquoten der einzelnen Betriebe wurden mit der jeweiligen Zahl der Beschäftigten zu Industriegruppendurchschnitten gewichtet. Soweit nicht anders angegeben, bedeutet die Angabe „gewichtet" bei allen folgenden Tabellen stets eine Gewichtung in diesem Sinne. b) Berechnungen des Ifo-Instituts nach den Unterlagen der amtlichen Industrieberichterstattung. c) Quelle: Brutto- und Nettoproduktion 1954, Materialverbrauch und Vorräte. Die Industrie der Bundesrepublik Deutschland, Reihe 4, Heft 20, Seite 16 und 17.

Maschinenbau

Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie

Textilindustrie

Industriegruppe

I

Strukturquoten der untersuchten Bereiche für das Jahr 1956 - gewichtet®) -

Die Struktur der untersuchten Betriebe 25

26

Die Struktur der untersuchten Betriebe

wiesenen Zahl für den jeweiligen Gesamtbereich. Umgekehrt liegen die Verhältnisse bei der Materialquote. Die Materialquoten der untersuchten Branchen liegen unter dem Durchschnitt der aus der Statistik errechneten Quoten. Beim Vergleich der Materialquoten ist zu beachten, daß die amtlichen Zahlen aus der Nettoproduktionserhebung des Jahres 1954 stammen, da neuere Zahlen nicht vorliegen. Es ist jedoch anzunehmen, daß sich die Materialintensitäten nur sehr langsam verändern, die Vergleichsmöglichkeiten also durchaus für zwei Jahre erhalten bleiben. Um einen Begriff von der Streuung der einzelnen Werte zu geben, wurde zusätzlich die niederste und höchste Quote in den drei Bereichen angegeben. Es ist zu erkennen, daß die einzelnen Kennzahlen teilweise erheblich vom Durchschnitt abweichen. Besonders auffällig ist in der Feinmechanik und Optik sowie im Maschinenbau die Schwankungsbreite der Lohn- und Gehaltsquoten. Dies liegt daran, daß in beiden Bereichen je ein Betrieb untersucht wurde, dessen Produktion überwiegend Präzisionsarbeit erfordert. Hier wurden hochqualifizierte Facharbeiter beschäftigt und überdies überdurchschnittliche Löhne gezahlt. Kräftig sind auch die Schwankungen beim Sachanlagevermögen je Beschäftigten.

C. Die Arbeitszeitverkürzung in den untersuchten Betrieben 1. Die regelmäßige Wochenarbeitszeit Die regelmäßige Wochenarbeitszeit der Arbeiter wurde überwiegend, die der Angestellten bis auf wenige Ausnahmen von 48 auf 45 Stunden verkürzt. Die Verkürzung erfolgte in den unter das Bremer Abkommen fallenden Bereichen in der Regel am 1. 10.1956, in der Textilindustrie am 1.4.1957. Einzelheiten, insbesondere Ausnahmen betreffs Zeitpunkt und Ausmaß der Arbeitszeitverkürzung, können der Tabelle entnommen werden. Hierbei muß beachtet werden, daß die in der Tabelle wiedergegebene regelmäßige Arbeitszeit die Regelung für die Mehrzahl der Arbeiter darstellt. Es gibt keinen Betrieb, der diesem Schema vorbehaltlos einzuordnen ist. Ausnahmen gelten häufig für ganze Betriebsteile (z. B. Reparaturwerk-» Stätten und Hilfsbetriebe) und insbesondere für Schichtarbeiter usw. Im einzelnen ergab sich folgendes Bild: Art der Verkürzung der Arbeitszeit a ) durch durch Wegfall Wegfall eines Wochenvon arbeitstag. unter gleichzeit. Ver- bezahlten läng. d. ArbeitsArbeitszeit an anderen pausen Wochentagen

Die regelmäßige Wochenarbeitszeit wurde verkürzt :

Bereich

I durch durch bei wechselnder Wegfall täglicher Areines Verkürzung beitszeit durch ganzen oder der Verkürzung der verkürzten täglidien wöchentlichen WochenArbeitszeit Arbeitszeit arbeitstages

insgesamt 8)

Anzahl der Betriebe Textilindustrie

8

1

4b)

6 2

1

2b,

1

j I

1

2

lc)

16

7e)

1*)

Feinmech. u. Optik sowie Uhrenind. Maschinenbau

d)

_

1

4

14 8

_

! i

2

4

Verschiedene Industriegruppen Insgesamt

17

lb)

1 7

ι !

1

1

15

2

42

a) Wenn in einem Betrieb die Arbeitszeitverkürzung auf verschiedene Art durchgeführt wurde, so wurde nur die für die Mehrzahl der Arbeiter zutreffende genommen. b) einmal innerhalb von 14 Tagen c) Regelung gilt nur für rd. 12 v. H. der Belegschaft eines Betriebes d) in einem Betrieb in Verbindung mit Verkürzung der täglichen Arbeitszeit e) darunter ein Betrieb, in dem ein Wochenarbeitstag lediglich verkürzt wurde f) in Verbindung mit der Verkürzung eines Wochenarbeitstages g) in fünf Betrieben wurde die Arbeitszeit nicht verkürzt.

2

4

Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen

j4

Büromaschinenbau

Sonst. Maschinenbau

;

Werkzeugmaschinenbau

3

;6

Uhrenhersteller

j

,

ΐ

:

1.10.56 j

1.10.56'

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!

I 48 i

48

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45

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48 j 48

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45

45

I I

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i

48

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^

!

I

!

_

aì^ Sti^^

^ i 1 Betrieb am 1.2.56: von 48 auf 45,25 45 1 Betrieb am 1. 1.57: von 47 auf 45 f. Arbeiter von i ! auf 45 f. Ang.

45 1 Betrieb schon länger:

45 } gìrieb am L ?! 56 von 45,75 auf 44,25 f. Ang.

45 1 Betrieb am 1. 1.55



1 Betrieb von 47,5 auf 45 von 47.5 auf 45

45 ! ße!n amT ll.^fff. Ang.

3 Betriebe am 1. 12. 56: χ Betrieb am 1. 10.56: 1 Betr. f. Ang. am 1.11. 56

Arbeitszeitverkürzung

43,25 f. Arbeit., 45 f. Ang.

1 Betr. am 1.4. u. 1.7. 57 45 1 Betr. am 1.4. u. 1.10.57 1 Betrieb am 1.5.57

_

45 * Betrieb schon länger ^ Betr. schon läng. f. Ang.

45 1 Betrieb seit jeher:

45 j ggS

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4 1. 4.57 : J

3 1. 4.57

FpinmprhflniQrhp nnd I Feinmechanische und , opüscbe Betriebe • ^

Kammgarnwebereien

" Ka^gan^pinnereien"

6 1. 4 57 " 48

48 '

48

Baumwollwebereien

I

4 57

^

Spinnwebereien (Baumwolle)

1

4 1. 4.57

Baumwollspinnereien

Branchen

Zahl der Zeitpkt. Stundenzahl Stundenzahl der der der Ausnahmen, betreffend: unt un erArbeitsArbeiter Angestellten suchten zeitver_ ·. Betriebe kürzung AZV AZV AZV AZV Zeitpunkt d. Arbeitszeitverkürz, j Ausmaß d·

Verkürzung der regelmäßigen Wochenarbeitszeit 28 Die Arbeitszeitverkürzung i n den untersuchten Betrieben

Die Arbeitszeitverkürzung in den untersuchten Betrieben

Meist gingen die Betriebe im Zuge der Arbeitszeitverkürzung von der Sechs- zur Fünf-Tage-Woche über. Betriebe, in denen bereits vorher der Samstag arbeitsfrei war, verkürzten die tägliche Arbeitszeit. In diesem Zusammenhang erscheint es besonders bemerkenswert, daß der Wegfall des Samstags als Arbeitstag in fünfzehn untersuchten Betrieben eine V e r l ä n g e r u n g d e r t ä g l i c h e n A r b e i t s z e i t brachte, eine Tatsache, der bei der Diskussion der Veränderung des Leistungsvermögens der Arbeiter im Zuge der Arbeitszeitverkürzung besondere Beachtung zu schenken sein wird. Die schriftliche Umfrage des Ifo-Instituts im Dezember 1956 zeigte bereits, daß in weiten Teilen der Industrie die Fünf-Tage-Woche erreicht ist. Dies wurde auch durch die Betriebsuntersuchungen bestätigt. In den untersuchten Betrieben der Feinmechanik und Optik sowie der Uhrenindustrie ist - ebenso wie im Maschinenbau - jeder Samstag arbeitsfrei. Nur in der Textilindustrie arbeiten vier Betriebe noch jeden Samstag und zwei Betriebe nur jeden zweiten Samstag. Die Untersuchung in den vier sonstigen Betrieben ergab, daß zwei Betriebe nur jeden zweiten Samstag arbeitsfrei hatten. Die Umstellung auf die verkürzte Arbeitszeit führte bei keinem der siebenundvierzig Betriebe zu nennenswerten organisatorischen Schwierigkeiten. In fünf Firmen der Textilindustrie wurde im Zusammenhang mit der Verkürzung eine zusätzliche zweite oder dritte Schicht eingeführt, ein Maschinenbaubetrieb ging von drei auf zwei Schichten über, deren Besetzung dafür verstärkt wurde. In über einem Drittel der Betriebe war die Art der Verkürzung der Wochenarbeitszeit in den jeweiligen Verhältnissen begründet. Rücksicht wurde besonders genommen auf Verkehrsverhältnisse und Schichtsystem. 2. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, erfassen viele Betriebe nur die bezahlte, nicht jedoch die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit. Diese mußte also in der Regel erst ermittelt werden. Im Durchschnitt der untersuchten Industriegruppen sank die tatsächliche Arbeitszeit etwas stärker als die regelmäßige, und zwar: in der Textilindustrie um

0,2 Wochenstunden

in der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie um im Maschinenbau um

0,1 Wochenstunden 0,4 Wochenstunden.

30

Die Arbeitszeitverkürzung in den untersuchten Betrieben

Im Durchschnitt der untersuchten Industriegruppen zeigte sich folgende Verkürzung der tatsächlichen Wochenarbeitszeit. Verkürzung der tatsächlichen Wochenarbeitszeit - gewichtet -

Ausmaß der Verkürzung in Wochenstunden

Bereich Baumwollspinnereien Spinnwebereien (Baumwolle) Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien

I

1

3,2

Textilindustrie insgesamt Feinmechanik und Optik Uhrenindustrie

Ì

Feinmechanik u. Optik sowie Uhrenindustrie insgesamt

|! ί

Werkzeugmaschinenbau Büromaschinenbau Sonstiger Maschinenbau

!

Maschinenbau insgesamt

3,4 2,9 3,9 2,3 3,1 2,4 3,6 3,1 4,6 3,2 2,8 3,4

Demgemäß weist auch die Zahl der Überstunden sinkende Tendenz auf. Die einzelnen Betriebe verzeichneten jedoch zum Teil stärkere Abweichungen von diesen Branchendurchschnitten. Es finden sich sogar Betriebe, bei denen sich die wöchentlich geleisteten Überstunden je Arbeiter erhöht haben, und zwar bei sechs von zwanzig Textilbetrieben und bei sechs von den übrigen siebenundzwanzig untersuchten Betrieben der anderen Branchen. Alle Angaben in Bezug auf überstunden erstrecken sich dabei nur auf die von Arbeitern geleisteten überstunden. Die Mehrarbeit der Angestellten wird in der Regel von den Betrieben weder erfaßt noch bezahlt. Da die einzelnen Zahlenangaben aber erst vor dem Hintergrund der Gesamtverhältnisse eines Betriebes Leben gewinnen, wird auf die spätere Darstellung der Einzelanalysen verwiesen.

D. Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des mit der Arbeitszeitverkürzung verbundenen Produktionsausfalls 1. Die Entwicklung der Produktion Eine Verkürzung der tatsächlichen Arbeitszeit führt - ceteris paribus zu einem Rückgang des Produktionsvolumens. Die Betriebe ergriffen daher fast ausnahmslos Maßnahmen, um die Auswirkung der Arbeitszeitverkürzung auf die Produktion zu kompensieren. Als Ausgleichsmaßnahmen bieten sich an: a) die Erhöhung der wöchentlichen Uberstundenzahl b) die Einstellung neuer Arbeitskräfte c) die Durchführung von Rationalisierungsmaßnahmen aa) organisatorische Maßnahmen bb) Investitionen. Die Untersuchungen zeigten, daß die Betriebe in der Regel mehrere dieser Möglichkeiten kombinierten. Nicht in jedem Fall wurde jedoch der Produktionsrückgang voll ausgeglichen, was nicht immer auf die Folgen der Arbeitszeitverkürzung zurückzuführen war. I n einigen untersuchten Betrieben ließen marktmäßige Gegebenheiten darauf verzichten, das ursprüngliche Produktionsvolumen wieder herzustellen. Auch hier ist die Interdependenz aller Maßnahmen zu beachten. So ermöglichten zum Beispiel Rationalisierungsinvestitionen in manchen Fällen die Entlassung von Arbeitern bei steigendem Produktionsausstoß. Die nachstehende Tabelle zeigt die Entwicklung des Produktionsvolumens - gemessen am preisbereinigten Brutto-Produktionswert. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, daß für jeden Betrieb die Gesamtproduktion der vergleichbaren Untersuchungsperioden gegenübergestellt wurde. Da zwischen Bezugsperiode und Betrachtungsperiode die Arbeitszeit verkürzt worden war, umfaßt die Bezugsperiode meist mehr Arbeitstage (nämlich die Samstage) als die Vergleichsperiode, in der im allgemeinen bereits die Fünf-Tage-Woche Gültigkeit hatte. Um die Folgen der Arbeitszeitverkürzung auf die Produktion wenigstens tendenzmäßig in Griff zu bekommen, darf die Entwicklung der Produktion nicht arbeitstäglich betrachtet werden. Ein Vergleich mit der Entwicklung des arbeitstäglichen Produktionsindex ist daher nicht möglich.

32

Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des Produktionsausfalls Entwicklung des Produktionsvolumens

Vergleich entsprechender Perioden vor und nach der Arbeitszeitverkürzung - gewichtet -

Bereich

Baumwollspinnereien Spinnwebereien Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien

20

Feinmechanik u. Optik Uhrenindustrie

8 6

Feinmechanik u. Optik sowie Uhrenindustrie

14

Abnahme

Zahl der Betriebe

durchschnittliche Zunahme in v H

2 1 3 2 1

3,7 7,5 3,9

9 I1

4 3

jj

9,9 ! ;

'

1

j

4

j

0,5

6,1 1,3 j 3,0 ' 5,8 ! 13,3

1,5

!

1,1 5,7 1,1

j

10



!

2 1 3 1 3

40 7

! ! 10,1 9,2

durchschnittliche Abnahme in v H Zunahme Abnahme

Zahl der Betriebe



!

3 !

3,1 7,3

Ì 1.» Ì

4,0



i 1 1

7 ι

Werkzeugmaschinenbau ! Büromaschinenbau anderer Maschinenbau j

Gesamtänderune im jewe iligen Bereid ι in v H

des Produktionsvolumens

4 3 a) 6 3 4

Textilindustrie

Maschinenbau

Zunahme

Zahl der untersuchten Betriebe

i

3 2 j

2 3 1

9

6

4 !

9,0 7,6

j

j

i,o j

1,4 1I

!

1

3,1 14,1 12,5

1 1

3

4,5

ι



ί 1

4,2 4,7 8,9 —

5,5

a) Bei einem Betrieb blieb die Produktion unverändert.

Es ergab sich in den untersuchten Betrieben der Textilindustrie, daß die Produktion bei inzwischen durchgeführter Arbeitszeitverkürzung per Saldo eine leichte Steigerung um 1,1 v H erfuhr. Allerdings zeigen die einzelnen Betriebe zum Teil kräftige Abweichungen von diesem Durchschnitt. Das Ergebnis der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie - eine Verringerung der Produktion der untersuchten Betriebe um 1,4 vH - spiegelt im wesentlichen den Rückgang im Bereich der Uhrenhersteller wider. Auch im Maschinenbau wird das Gesamtergebnis - eine Abnahme der Produktion um 5,5 vH - durch je einen Betrieb des Büromaschinenbaus und des sonstigen Maschinenbaus stark negativ beeinflußt. (Vgl. Abschnitt G, Betrieb Nr. 3201 bzw. 3302.)

Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des Produktionsausfalls

Insgesamt gesehen zeigte sich kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Produktionsentwicklung und Arbeitszeitverkürzung. Die einzelnen Betriebe weisen zum Teil ganz unterschiedliche Verhältnisse auf. Sondereinflüsse und Marktgegebenheiten beeinflußten die Produktionsergebnisse vielfach sehr stark. Werden die Produktionsergebnisse der jeweiligen Bereiche zusammengefaßt, gehen jedoch diese Entwicklungen im statistischen Mittel unter. Im gewichteten Durchschnitt der einzelnen Bereiche .sank die Produktion weniger ab, als es - ceteris paribus - der Arbeitszeitverkürzung entsprochen hätte. 2. Die Ausgleichsmaßnahmen der Betriebe

Die oben dargestellte Entwicklung der Produktion war das Ergebnis einer ganzen Reihe von Ausgleichsmaßnahmen, die im folgenden kurz zusammenfassend aufgezeigt werden sollen: a) D i e E r h ö h u n g d e r w ö c h e n t l i c h e n Ü b e r s t u n d e n z a h l Wie bereits erwähnt, machten die Betriebe von dieser Möglichkeit kaum Gebrauch, sondern verringerten ganz im Gegenteil überwiegend die Zahl der geleisteten Überstunden. Maßgebend dafür waren vor allem Kostengründe. Zudem darf nicht übersehen werden, daß die Arbeitszeitverkürzungen in einem dafür günstigen Zeitpunkt erfolgten.· das stürmische Wachstum der Jahre 1954-1955 ging in eine bedeutend abgeschwächte Expansion über, so daß die Betriebe - bei inzwischen vergrößerten Kapazitäten - nicht mehr in dem Maße unter dem Zwang standen, Überstunden zu leisten, wie in den Jahren der kräftigen Expansion. b) D i e E i n s t e l l u n g n e u e r A r b e i t s k r ä f t e Wie bereits die schriftliche Befragung gezeigt hat, wurden nur vereinzelt Einstellungen zum Ausgleich des Arbeitsausfalls, der durch die Arbeitszeitverkürzung entstand, vorgenommen. Nur je ein Betrieb der optischen Industrie und des Büromaschinenbaus, sowie ein Textilbetrieb, begründeten Neueinstellungen mit der Arbeitszeitverkürzung. Die Zahl der Arbeitskräfte hat sich in den untersuchten Betrieben allerdings z. T. kräftig verändert. Dies ist jedoch oft nicht auf die Arbeitszeitverkürzung, sondern auf die Entwicklung der Marktlage der einzelnen Betriebe zurückzuführen. Die Veränderung der Arbeiterzahl in den Industriegruppen schwankt nur von - 0,8 v H bei den untersuchten Betrieben des Maschinenbaus bis + 2,0 v H in der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie. Innerhalb der Industriegruppen sind allerdings stark unterschiedliche Entwicklungen festzustellen. Die Einstellung neuer Arbeitskräfte wurde meist infolge von Betriebserweiterungen vorgenommen, während bei den Entlassungen neben Rationalisierungsmaßnahmen auch die jeweilige konjunkturelle Lage der einzelnen Betriebe eine dominierende Rolle spielte. 3

A r b e i t s z e i t u n d P r o d u k t i v i t ä t , B d . 1, T e i l Β

34

Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des Produktionsausfalls Zahl der Arbeiter

Vergleich entsprechender Perioden vor und nach der Arbeitszeitverkürzung - gewichtet Bereich Baumwollspinnereien Spinnwebereien Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien Textilindustrie

2,5 0,8 0,9 9,5 i

4,0

1

1,5

Feinmechanik und Optik Uhrenindustrie

4,2 0,8

Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie

2,0

Werkzeugmaschinenbau Büromaschinenbau anderer Maschinenbau

4,6

Maschinenbau

Abnahme in vH

Zunahme in vH

1

_ —



1,5 1,8 —

0.8

Es wäre natürlich verfehlt, einen direkten Vergleich dieser Entwicklung der Arbeiterzahlen mit der vorher angesprochenen Produktionsentwicklung zu ziehen, um daraus auf die Entwicklung der Produktivität der einzelnen Bereiche zu schließen. Sowohl die konjunkturellen Einflüsse als auch die durchgeführte Arbeitszeitverkürzung haben das Arbeitsvolumen (Zahl der tatsächlich geleisteten Arbeiterstunden) zum Teil beträchtlich verändert. Die Kammgarnspinnereien haben z. B. ihre Arbeiterzahl zwar um 9,5 v H erhöht, das Arbeitsvolumen stieg jedoch nur um 3,4 vH. Da das Produktionsvolumen aber um 5,7 v H wuchs, muß - rein rechnerisch - ein Produktivitätsanstieg erfolgt sein, was auch die Untersuchungen ergaben. In der Uhrenindustrie stieg die Arbeiterzahl leicht, das Arbeitsvolumen ging jedoch um fast 9 v H zurück. Die Produktion sank aber um nur 4,5 v H ab. c) D i e b e t r i e b l i c h e n

Rationalisierungsmaßnahmen

aa) Organisatorische Maßnahmen Die organisatorischen Maßnahmen zur Steigerung von Produktivität und Rentabilität sind sehr vielgestaltig. Die Untersuchungen zeigten, daß viele Firmen sich bemühten, alle Möglichkeiten zur Verbesserung der betrieblichen Organisation ,auszu-

Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des Produktionsausfalls

schöpfen. So wurde z. B. oft das innerbetriebliche Transportwesen verbessert und der Arbeitsablauf beschleunigt. Allein durch diese Maßnahmen war in vielen Fällen eine wesentliche Erhöhung der Arbeitsproduktivität möglich. In anderen untersuchten Betrieben, die diesen Fragen weniger Aufmerksamkeit geschenkt hatten, sind zweifelsohne noch Reserven für Leistungssteigerungen vorhanden. Die Betriebe werden diesen Fragen verstärkte Aufmerksamkeit schenken müssen. Die Darstellung der durchgeführten organisatorischen Maßnahmen erscheint nur im Rahmen der Besprechung der einzelnen Betriebe sinnvoll. (Vgl. Abschnitt G.) bb) Die Investitionen Einen wesentlichen Faktor für die Produktions-, und besonders die Produktivitätsentwicklung stellen die Investitionen dar. Dabei ist es jedoch im allgemeinen nicht möglich, die (Investitionen aufzuteilen in die laufenden, im Rahmen der langfristigen Gesamtplanung eines Unternehmens durchgeführten Investitionen und diejenigen, die ausdrücklich zum Zwecke des Ausgleichs der Folgen der Arbeitszeitverkürzung vorgenommen wurden. Wenn auch die Untersuchungen ergaben, daß nur vier Betriebe unmittelbar wegen der Arbeitszeitverkürzung Investitionen vorgenommen haben, so ist zu berücksichtigen, daß in der Periode der Arbeitszeitverkürzung vielfach Investitionen ProduktionsSchwerpunkt der Investitionen in den untersuchten Betrieben

— Rationalisierung oder Erweiterung -

Bereich

! Zahl der Es wurden von Betrieben i Betriebe, die Investitionen vorwiegend zur Investitionen ; durchgeführt Rationalisierung | Erweiterung b) j haben a) durchgeführt

1

Textilindustrie Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie Büro- und Werkzeugmaschinenbau sowie sonstiger Maschinenbau

18

i

Insgesamt

j

11

! 1

7

;

36

11

;

11

!

3

;

7

4

i 25

11

a) von zwei Betrieben wurden hierzu keine Angaben gemacht; fünf Betriebe führten nur Ersatzinvestitionen durch. b) Erweiterungsinvestitionen hier in dem Sinne verstanden, daß zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen wurden.

36

Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des Produktionsausfalls

reife erlangten, die zwar längst geplant und in Angriff genommen, trotzdem aber von der erwarteten Verringerung der Arbeitszeit mit beeinflußt waren. Neben Rationalisierungsinvestitionen wurden vielfach auch Erweiterungsinvestitionen vorgenommen. Das Sachanlagevermögen7 je Beschäftigten hat sich zum Teil recht kräftig erhöht. In der Textilindustrie ergaben die Untersuchungen folgende Entwicklung. Sachanlagevermögen je Beschäftigten

in den untersuchten Betrieben der Textilindustrie - gewichtet -

Bereich

Sachanlagevermögen je Beschäftigten

Veränderung in vH

am 31. 12. 1956 am 31. 12. 1957 in DM in DM

Baumwollspinnereien Spinnwebereien Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien

7 150 5 090 3 540 6 530 4 725

Textilindustrie

5 430

! 1 1 ! i

7 500 5 340 3 880 6 990 4 850

ί j

!

5 760

!

+ + + + +

4,9 4,9 9,6 7,0 2,6

+6,1

ί

Zur Interpretation der Tabelle ist zu beachten, daß es sich jeweils um Bilanzwerte handelt. Die tatsächlichen Sachanlagevermögen liegen naturgemäß höher. Da jedoch bei vielen Betrieben hierüber keine Angaben gemacht wurden, sind hier die Bilanzwerte zugrunde gelegt. Im lahre 1957 wurde in den untersuchten Betrieben des Textilbereiches das Sachanlagevermögen je Beschäftigten um 6,1 v H erhöht, schwankend zwischen 2,6 v H bei den Kammgarnwebereien, bis zu 9,6 v H bei den Baumwollwebereien. Im Bereich der Feinmechanik und Optik ergab die Untersuchung ein durchschnittliches Sachanlagevermögen je Beschäftigten am 31. 12. 1956 von rd. D M 2 870, während die Uhrenhersteller mit ca. D M 2 020 noch niedriger lagen. Das Sachanlagevermögen je Beschäftigten hat sich im Jahre 1957 in beiden Bereichen nur unwesentlich erhöht (etwa 1 vH). Im Maschinenbau ergab sich Ende 1956 ein Sachanlagevermögen je Beschäftigten von rd. D M 3 600, das bis Ende 1957 auf rd. D M 3 870 stieg. In den einzelnen Zweigen zeigten sich dabei wesentliche Unterschiede. 7 Im Sachanlagevermögen sind Grundstücke und Gebäude enthalten. Die Steigerungen sind jedoch - wie die Untersuchungen ergaben - zurückzuführen auf Investitionen im Bereich der Maschinen und Betriebsausstattung.

Betriebliche Maßnahmen zum Ausgleich des Produktionsausfalls

Sachanlagevermögen je Beschäftigten in den untersuchten Betrieben des Maschinenbaus - gewichtet Sachanlagevermögen je Beschäftigten

Bereich

am 31. 12. 1956 am 31.12. 1957 in DM in DM

Werkzeugmaschinenbau Büromaschinenbau anderer Maschinenbau Maschinenbau

3 060 2 620 4 230

!Ϊ !

3 600

!

Veränderung in vH

3 360 3 520 4180

+ 9,8 + 34,4 - 1,2

3 870

+

7,5

i

Die Zusammenfassung der untersuchten Betriebe (Steigerung des Sachanlagevermögens je Beschäftigten um 7,5 vH) verdeckt sehr unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Unternehmen. In je einem Betrieb des Werkzeugmaschinenbaus, des Büromaschinenbaus und des ,,anderen Maschinenbaus" erfolgte ein Rückgang. (Betriebe Nr. 3103, 3202, 3302.) In einem Großbetrieb der Büromaschinenindustrie stieg das Sachanlagevermögen je Beschäftigten stark an. (Betrieb Nr. 3201.) Es kann - bei diesen Sonderentwicklungen - nicht beurteilt werden, ob die Ergebnisse der Untersuchung für den gesamten Maschinenbau Gültigkeit haben.

E. Die W i r k u n g nicht exakt quantifizierbarer Einflußfaktoren auf die Produktivität Die im vorhergehenden Abschnitt erörterten Maßnahmen der Betriebe beeinflußten selbstverständlich nicht nur die Produktion, sondern im starken Maße auch die Produktivität. Vor der Darstellung der Produktivitätsentwicklung erscheint es jedoch nötig, zwei Einflußfaktoren zu besprechen, die sich zwar nicht exakt quantitativ fassen lassen, in ihrer Auswirkung auf die Produktivität jedoch von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. 1. Der Einfluß der Kapazitätsauslastung auf die Produktivität Von Einfluß auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität ist auch der Verlauf der Kapazitätsauslastung. Die Betriebe verfügen im allgemeinen über eine gewisse Stammbelegschaft, die auch bei schwankender Ausbringung kurzfristig nicht variiert wird. Das hat zwei Gründe: Einmal ist unabhängig von den Schwankungen der Produktion - eine Mindestziahl von Arbeitern und Arbeiterstunden für Leistungen, die mit der Güterfertigung selbst nichts zu tun haben, erforderlich. Zum zweiten sind es wirtschaftliche und auch soziale Gründe, die die Unternehmer veranlas-, sen, Arbeiter bei rückläufiger Produktion durchzuhalten und nicht sofort zu entlassen. Beide Gründe führen zur Bildung von ,,stillen Reserven" an, Arbeitskraft. Bei einem Wiederanstieg der Produktion werden diese dann mobilisiert und dem betrieblichen Arbeitsprozeß dienstbar gemacht. Diese technischen Gegebenheiten zusammen mit dem Unternehmerverhalten haben zur Folge, daß die Zahl der Arbeiterstunden weniger (Schwankt als die Produktion. Diese relative Konstanz gilt natürlich nur bei einer nicht zu großen Änderung des Produktionsvolumens. Da die Verhaltensweisen der Unternehmer von Betrieb zu Betrieb jedoch verschieden sind, lassen sich diese Zusammenhänge nicht exakt quantifizieren. Sie führen aber im allgemeinen zu einem tendenziellen Gleichlauf von Produktion und Produktivität, d. h., steigender Kapazitätsauslastung entspricht eine steigende Produktivität und umgekehrt. Wie die einzelnen Betriebsuntersuchungen zeigten, sind jedoch sehr wohl Ausnahmen von dieser Regel möglich. (Vergleiche Abschnitt G.) Arbeitssparender technischer Fortschritt kann auch bei rückläufiger Produktionsentwicklung zu steigender Produktivität führen. Umgekehrt bewirkt eine überproportionale Ausweitung des Arbeitsvolumens bei steigender Produktion eine Produktivitäts-

Die Wirkung nicht exakt quantifizierbarer

Einflußfaktoren

39

Verschlechterung. Dies kann z. B. eintreten bei falscher Einschätzung der Marktlage, bei Einarbeitung neuer Arbeitsgruppen usw. Bei diesen Überlegungen ist außerdem zu beachten, daß die betriebliche Konjunkturlage keineswegs die allgemeine Konjunktur, ja nicht einmal die spezielle Branchenkonjunktur widerspiegeln muß. In den untersuchten Bereichen zeigten sich folgende Änderungen der Kapazitätsauslastung zwischen Bezugs- und Betrachtungsperiode: Änderung der Kapazitätsauslastung zwischen Bezugs- und Betrachtungsperiode - gewichtet Zunahme

Bereich

1

Abnahme

in v H Baumwollspinnereien Spinnwebereien Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien

!

Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie Maschinenbau

1

3,0

Textil insgesamt Feinmechanik und Optik Uhrenhersteller

0.3 2,0 2,0 0,6

0,9

j 1

1,2 ±o

I

0,4 12,1

Ein Vergleich dieser Zahlen mit der Konjunkturentwicklung der einzelnen Branchen ist nur bedingt möglich, da sich die Angaben - wie an anderer Stelle schon ausgeführt - auf jeweils verschiedene Perioden beziehen. Das trifft besonders auf die Textilindustrie zu. Die einzelnen Untersuchungsperioden sind sehr unterschiedlich auf das Jahr 1957 verteilt, in dem der sprunghafte Anstieg der Textileinfuhr die Lage der Betriebe zum Teil wesentlich verschlechterte. Ein Vergleich der Veränderung der Kapazitätsauslastung mit der Produktionsentwicklung zeigt scheinbare Widersprüche in einigen Bereichen. Dazu ist zu sagen, daß viele Betriebe die Arbeitszeitverkürzung als Verringerung der technischen Kapazität werteten, dabei aber gleichzeitig in der Mehrzahl die Kapazitäten durch Investitionen erhöht haben. Die Entwicklungsdivergenzen erscheinen dadurch hinreichend erklärt. Kleinere Differenzen mögen auch deshalb zustande gekommen sein, weil eine völlig exakte Erfassung der Kapazitätsauslastung nicht möglich war.

Die Wirkung nicht exakt quantifizierbarer

Einflußfaktoren

Der starke Rückgang der Kapazitätsauslastung im Maschinenbau ( - 1 2 , 1 vH) geht über die vom Ifo-Konjunkturtest im Jahre 1957 festgestellte Entwicklung (ca. - 5 vH) weit hinaus. Dies ist verursacht durch den - auf einem Sondereinfluß beruhenden - kräftigen Rückgang in einem größeren Werk. (Nr. 3302.) Läßt man daher diesen Betrieb unberücksichtigt, ergibt sich ein Rückgang von 4,5 vH, der recht gut die aufgrund des IfoKonjunkturtests festgestellte allgemeine Entwicklung des Maschinenbaus im Jahre 1957 widerspiegelt. 2. Der Zusammenhang von Arbeitszeitverkürzungen, physischer Leistungsfähigkeit und Produktivität

Es ist nicht Aufgabe der betriebswirtschaftlichen Untersuchungen gewesen, die Zusammenhänge zwischen physischer Leistungsfähigkeit und Arbeitszeit aufzudecken. Diese Probleme werden in den anderen Bänden der Reihe ,,Arbeitszeit und Produktivität" behandelt. Es war aber nötig, bei den Untersuchungen den Unternehmern diesbezüglich Fragen vorzulegen, um auch in dieser Hinsicht wenigstens einen groben Überblick über die Verhältnisse in den einzelnen Betrieben zu gewinnen. So zeigte es sich bei einigen Firmen in ländlichen Gegenden, daß die Arbeiter die vermehrte Freizeit, insbesondere das verlängerte Wochenende, dazu benützen, ihre eigene kleine Landwirtschaft zu bestellen. Hier hatte die Arbeitszeitverkürzung zur Folge, daß die Arbeiter am Montag müder und abgespannter sind als vor der Verkürzung. Ihre physische Leistung ging zurück. I n diesem Zusammenhang darf auch nicht übersehen werden, daß die Arbeitszeitverkürzung für einen großen Teil der Arbeiter — wie an anderer Stelle bereits dargelegt wurde - eine Verlängerung der täglichen Arbeitszeit brachte. Dies wirkte sich besonders bei Arbeiten, die angespannte Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern, nachteilig auf die Leistung aus, so z.B. im Bereich der Feinmechanik und Optik. Auch in Betrieben, in denen ein Ausgleich für die Arbeitszeitverkürzungen im Wegfall bezahlter Pausen und in der Verkürzung der unproduktiven Zeiten gesucht wurde, waren teilweise Leistungsrückgänge infolge Überbeanspruchung der Arbeiter zu verzeichnen. Andererseits ergaben im Zuge der Untersuchungen mit den Unternehmern geführte Gespräche, daß bei einer Reihe von Betrieben jährliche Produktivitätssteigerungen von durchschnittlich 1 bis 2 v H einfach durch bessere Anpassung der Arbeiter an den Fertigungsprozeß sozusagen automatisch und ohne jede sonstige Veränderung oder Verbesserung zu erzielen sind. Dies gilt besonders von Arbeitsvorgängen, die wesentlich von der Geschicklichkeit und Übung des Arbeiters abhängen.

F. Die Entwicklung der Produktivität in den untersuchten Bereichen Jede der bisher dargelegten Maßnahmen und Einflußgrößen wirkte sich auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität in den Betrieben aus. Eine Aufspaltung der Gesamtänderung der Produktivität in Teiländerungen, die den einzelnen Einflußgrößen zugerechnet werden könnten, ist jedoch - wie wiederholt betont - nicht möglich. In über Dreiviertel der Betriebe ergab die Untersuchung einen Anstieg der Arbeitsproduktivität (37 Betriebe). Zurückgegangen ist die Produktivität nur in acht Firmen, während sie in zwei Firmen unverändert blieb. Entwicklung der Arbeitsproduktivität in den untersuchten Betrieben (Betrachtungsperiode gegenüber Bezugsperiode) Die Arbeitsproduktivität Zahl der hat in Betrieben untersuchten sich nicht Betriebe zugenommen abgenommen verändert

Bereich

Textilindustrie

20

15

Feinmechanik u. Optik sowie Uhrenindustrie

14

10

9

8

4

4

47

37

Maschinenbau Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen Insgesamt

ι

5

-

2

2 1

-

1 2

!

-

8

!

Die in den einzelnen Betriebsuntersuchungen festgestellten Veränderungen der Arbeitsproduktivität wurden mit den jeweiligen Beschäftigtenzahlen der Betriebe gewichtet und zu Ergebnissen für die Industriezweige bzw. -gruppen zusammengefaßt. Per Saldo ergab sich überall eine Steigerung der Arbeitsproduktivität. Die Textilindustrie hat den stärksten Anstieg zu verzeichnen ( + 8 v H ) . Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Vergleichsperioden, die in den einzelnen Betrieben den Untersuchungen zugrunde gelegt wurden, sehr verschieden sind. Sie liegen jedoch fast ausnahmslos in den Jahren 1956

42

Entwicklung der Produktivität in den untersuchten Bereichen

(Bezugsperiode) und 1957 (Betrachtungsperiode). Unter gewissen Vorbehalten kann daher ein Vergleich der Untersuchungsergebnisse mit der Statistik durchgeführt werden. Der Index ,,Produktionsergebnis je Arbeiterstunde" für die Textilindustrie stieg von 1956 auf 1957 um 8,2 vH. Es zeigt sich eine recht gute Übereinstimmung. In der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie ergaben die Untersuchungen einen durchschnittlichen Anstieg von 3,6 vH. Der entsprechende Index aus der Statistik zeigte dagegen einen etwa doppelt so großen Anstieg. Die Differenz ist damit zu erklären, daß die untersuchten Betriebe hauptsächlich arbeitsintensiven Sparten angehörten und hier die Arbeitsproduktivität schwächer wuchs als z. B. in der nicht untersuchten Fotoindustrie. Der aus den Betriebsuntersuchungen für den Maschinenbau errechnete durchschnittliche Anstieg der Arbeitsproduktivität (-f- 3,4 vH) liegt unter dem Zuwachs des entsprechenden Index, der sich aus den statistischen Unterlagen errechnen läßt (+5,9vH). Ergebnisse der Produktivitätsuntersuchungen (Betrachtungsperiode gegenüber Bezugsperiode) Bereich Baumwollspinnereien Spinnwebereien Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien Kammgarnwebereien

gewichtet !

Zunahme d. Arbeitsproduktivität in v H

I

1

Textilindustrie Feinmechanik und Optik Uhrenindustrie

-

13,3 6,6 8,4 2,8 4,3 8,0

1

Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie

4,2 3,3 3,6

Werkzeugmaschinenbau Büromaschinen anderer Maschinenbau

!

10,8 3,2 1,4

Maschinenbau

!

3,4

Die Qualität der Produkte blieb in den meisten Betrieben weitgehend unverändert; nur drei Textilbetriebe und ein Uhrenhersteller hatten Quali-

Entwicklung der Produktivität in den untersuchten Bereichen

tätsverbesserungen infolge von Rationalisierungsmaßnahmen zu verzeichnen. Der Ausschußsatz steigerte sich in einem Textilbetrieb, während er in einer Büromaschinenfabrik zurückging. In einem Unternehmen des Werkzeugmaschinenbaus verschlechterte sich die Qualität bei gleichzeitigem Anstieg des Ausschußanteils.

G. Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben Die Betriebsuntersuchungen erbrachten eine Fülle von Material. Die unterschiedlichen Maßnahmen der Betriebe und die verschiedenen Faktoren haben ihren Teil zur jeweiligen Entwicklung der Arbeitsproduktivität beigetragen. Je nach konjunktureller Lage, nach Erzeugungsprogramm, nach Standortbedingungen, nach Kapitalkraft und nicht zuletzt nach der Initiative des Unternehmers, hat jeder Betrieb anders reagiert. Die zusammenfassende Darstellung der vorhergegangenen Abschnitte hatte das Ziel, große Entwicklungslinien und Tendenzen herauszuarbeiten. Dabei mußte notwendig das Einzelne, Spezielle hinter das Typische treten. Dieses Kapitel soll daher die Untersuchungsergebnisse in den einzelnen Betrieben - gegliedert nach Industriebereichen - aufzeigen. Der Zielsetzung entsprechend werden dabei nur jene Betriebe eingehender besprochen, bei denen die Untersuchungen charakteristische, vom Durchschnitt abweichende Details ergaben. Aus Gründen der Geheimhaltung mußten selbstverständlich alle Angaben vermieden werden, die eine Identifizierung der Firmen gestatten könnten. Jedem Betrieb wurde daher eine Kenn-Nummer zugeteilt. 1. Textilindustrie a)

Baumwollspinnereien

B e t r i e b N r . 1 1 0 1 : Der Betrieb hatte sowohl 1955 als auch 1956 hohe Rationalisierungsinvestitionen vorgenommen, hauptsächlich bei den Spinnmaschinen, aber auch bei den Vorwerkmaschinen. Dadurch konnte die Zahl der Arbeitskräfte um fast 6 v H vermindert werden. Infolge der Arbeitszeitverkürzung ging der Betrieb auf das Dreischicht-System über, wodurch die Kapazitätsauslastung anstieg. Die Produktion wuchs im untersuchten Zeitraum um 8,7 vH; das gesamte Arbeitsvolumen ging um 13,4 v H zurück. Die Betriebsuntersuchung ergab eine Steigerung der Produktivität um 25,5 vFI. B e t r i e b N r . 1 1 0 2 : Die Baumwollspinnerei hat ebenfalls 1956 und 1957 stark investiert. Dabei handelte es sich um moderne Maschinen, Abblas- und Absaugevorrichtungen sowie Transporteinrichtungen. Die Produktion sank um 5,8 vH ab, wobei aus konjunkturellen Gründen die tatsächliche Arbeitszeit stärker rückläufig war, als es der Kürzung der regel-

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

45

mäßigen Arbeitszeit entsprochen hätte. Das Arbeitsvolumen ging um 17,7 vH zurück. Die Produktivität stieg um 14,4 vH. B e t r i e b N r . 1 1 0 3 : Dieser arbeitet seit jeher mit einer regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit von 43,25 Stunden. Die beobachtete Steigerung der Produktivität ist zurückzuführen auf die Modernisierung des innerbetrieblichen Transportwesens, nämlich den Einbau von Aufzügen und den Einsatz von Gabelstaplern. Das Arbeitsvolumen ging infolge Abwanderung von Arbeitern leicht zurück. Trotzdem ergab sich eine geringe Produktionssteigerung, die Produktivität erhöhte sich um 4,8 vH. B e t r i e b N r . 1 1 0 4 : In dieser Spinnerei wurde die tatsächliche Arbeitszeit um über 7 Stunden wöchentlich gekürzt. Gleichzeitig verminderte sich die Zahl der Arbeiter. Die Ursache dafür dürfte vor allem in einem Rückgang der Nachfrage nach den Produkten des Betriebes zu suchen sein. Die Entwicklung in diesem Betrieb gibt recht interessante Aufschlüsse. Der Betrieb stellte zur Rationalisierung seines Produktionsprozesses moderne Ringspinnmaschinen auf. Daraus ergab sich eine Erhöhung der technischen Kapazität, die mit dem Nachfragerückgang zusammenfiel. Die Produktion sank gegenüber dem untersuchten Bezugszeitraum um 7,2 v H ab. Der Auslastungsgrad der inzwischen auch durch Rationalisierung ausgeweiteten Kapazitäten war um rd. 10 vH schlechter als in der Bezugsperiode. Trotz Nachfragerückgang und Sinken der Kapazitätsauslastung erhöhte sich die Produktivität in diesem Betrieb um 12,5 v H beachtlich. Das Arbeitsvolumen konnte nämlich infolge der Rationalisierungsinvestitionen durch Abbau von Überstunden stärker gesenkt werden als es der vertraglichen Verkürzung der Arbeitszeit entsprochen hätte, und zwar um etwa 17 vH. Die Betriebsuntersuchung bringt zweierlei Erkenntnisse: 1. Die im allgemeinen gültige These, daß steigende oder sinkende Kapazitätsauslastung eine gleichartige Entwicklung der Produktivität mit sich bringt, muß nicht unbedingt für den einzelnen Betrieb Gültigkeit haben. 2. Das Beispiel des Unternehmens zeigt eindrucksvoll die Bedeutung der Rationalisierung, die auch bei nachlassender Konjunktur eine Erhöhung der Produktivität ermöglicht. Zusammenfassend läßt sich über die Baumwollspinnereien sagen, daß bei insgesamt kaum veränderter Produktion und Kapazitätsauslastung die Produktivitätssteigerung durch hohe arbeitssparende Rationalisierungsinvestitionen ermöglicht wurde. Ausschlaggebend für die gestiegene Leistung je Arbeiterstunde dürfte in diesem Bereich der erhöhte Kapitaleinsatz gewesen sein.

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

b)

Baumwollspinnwebereien

B e t r i e b N r . 1 2 0 1 : Der Betrieb hat vor allem in der Spinnerei hohe Investitionen vorgenommen. Das Sachanlagevermögen je Beschäftigten liegt über dem Durchschnitt der untersuchten Baumwollspinnwebereien. Die konjunkturelle Lage des Betriebes hatte sich etwas verschlechtert. Das Arbeitsvolumen verringerte sich, auch infolge eines Abbaus von Überstunden. Die Betriebsleitung verfolgt anhand von Kennziffern laufend die Entwicklung der Arbeitsproduktivität sowohl in der Spinnerei als auch in der Weberei. Im untersuchten Zeitraum ergab sich eine Steigerung der Produktivität um 5,6 vH. B e t r i e b N r . 1 2 0 2 : Die Firma arbeitet seit Jahren mit einer regelmäßigen Arbeitszeit von 45 Wochenstunden. Bei den Akkordarbeitern wurde in der Betrachtungsperiode die tatsächliche Arbeitszeit sogar erhöht. Es wurde stark investiert, was sich jedoch infolge hoher degressiver Abschreibungen nicht in der (bilanzmäßigen) Kennzahl Sachanlagevermögen je Beschäftigten zeigt. Die Zahl der Beschäftigten hat leicht zugenommen. Die Produktion ging weniger zurück als das Arbeitsvolumen ( - 1 , 3 bzw. - 7,7 vH); die Produktivität stieg um 6,9 vH. B e t r i e b N r . 1 2 0 3 : Auch in diesem Betrieb erhöhte sich die tatsächliche Arbeitszeit. Große Investitionen in Spinnerei und Weberei, sowie in den Kraftanlagen dienten der Rationalisierung und schlugen sich in einer kräftigen Erhöhung des Sachanlagevermögens je Beschäftigten nieder (DM 8 810,- am 31.12.1956 bzw. D M 9 770,- am 31.12.1957). Vor allem handelte es sich dabei um Transportrationalisierung, Automateneinsatz und verstärkten Übergang zu Mehrstuhlsystem. Alle Maßnahmen führten - bei gestiegener Kapazitätsauslastung - zu erhöhter Produktion und einer Produktivitätszunahme von 6,7 vH. Auch in diesem Bereich dürften die Rationalisierungsinvestitionen wesentlich zur Steigerung der Produktivität beigetragen haben. Einen positiven Einfluß hatte dabei auch die verbesserte Kapazitätsauslastung. c)

Baumwollwebereien

Sowohl der Betrieb 1301 als auch 1302 hatten Produktivitätsrückgänge zu verzeichnen. Die Gründe waren verschiedenartig. B e t r i e b N r . 1 3 0 1 : In der Weberei waren in den letzten Jahren kräftige Investitionen vorgenommen worden, die sowohl der Rationalisierung, als auch der Erweiterung dienten. Dazu wurde eine Reihe Arbeitskräfte neu eingestellt. Da das Erweiterungs- und Rationalisierungsprogramm der Firma jedoch noch nicht abgeschlossen ist, wurde noch keine optimale Abstimmung der Abteilungskapazitäten erreicht. In den Abtei-

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen

Betrieben47

lungen Vorbereitung und Ausrüstung wurde bereits ein Arbeitskräftepotential gebildet, das für einen wesentlich höheren Webereiausstoß vorgesehen ist. Erst nach völliger Koordinierung des Betriebsablaufs ist mit einer Steigerung der Produktivität zu rechnen. Besonders erschwerend kommt hinzu, daß der Betrieb ausgebombt war und seine Finanzsituation angespannt ist. Die Untersuchungen ergaben in der Abteilung Weberei eine Steigerung der Arbeitsproduktivität um rund 18 vH; im gesamten Betrieb war jedoch die Produktivität um 8,4 v H abgesunken. B e t r i e b N r . 1 3 0 2 : Auch diese Firma wurde völlig ausgebombt und erst nach dem Krieg wieder neu aufgebaut. Bei den Investitionen handelte es sich in erster Linie um Ersatzbeschaffungen, deren Einfluß auf die Produktivität gering blieb. Die tatsächliche Arbeitszeit hat sich nur geringfügig vermindert ( - 0,4 Stunden), da sie bereits vor der Arbeitszeitverkürzung relativ niedrig lag (41,6 Wochenstunden bei den Arbeitern). Die Untersuchung ergab einen Rückgang der Produktion um 7,5 vH, während die Produktivität um 4,7 v H sank. B e t r i e b N r . 1 3 0 3 : Die Weberei hat zum Ausgleich der Arbeitszeitverkürzung und um die Überstunden einzuschränken eine Anzahl Arbeitskräfte neu eingestellt. Der Betrieb - in ländlicher Gegend gelegen klagt darüber, daß schwarz gearbeitet wird und die Arbeiter häufig übermüdet sind. Pro Stuhl-Stunde gerechnet ergab sich ein Leistungsrückgang von ca. 2 vH. Zusätzliche Investition zum Ausgleich der Folgen der Arbeitszeitverkürzung wurden nicht vorgenommen. Diese wurde jedoch seit langer Zeit erwartet und beeinflußte insoweit das laufende Investitionsprogramm. Da der Betrieb jedoch im untersuchten Zeitraum sein Produktionsprogramm teilweise auf höherwertige Artikel umstellte, lag der Wert der Produktion, auf eine Arbeiterstunde umgerechnet, um ca. 12vH höher als in der Bezugsperiode. B e t r i e b N r . 1 3 0 4 : Dieser ersetzte laufend alte Webstühle durch moderne Automaten und nahm zusätzlich in geringem Umfang Erweiterungsinvestitionen vor. Dadurch stieg die Kapazität um ca. 7 vH. Die Produktivität erhöhte sich um 4,6 vH. B e t r i e b N r . 1 3 0 5 u n d 1 3 0 6 : Beide Webereien hatten Produktivitätssteigerungen von 11,8 bzw. 4,2 v H zu verzeichnen. Der Grund ist .hauptsächlich in Rationalisierungsinvestitionen zu suchen. Der Betrieb Nr. 1306 glaubt, daß sich durch Abbau der Überstunden eine Leistungssteigerung je Arbeiter ergeben habe. Eine exakte Quantifizierung war aber nicht möglich. Die Untersuchungen in den Baumwollwebereien ergaben eine im wesentlichen durch betriebliche Investitionen bedingte Erhöhung der Arbeitsproduktivität.

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

d)

Kammgarnspinnereien

B e t r i e b N r . 14 01: In diesem Unternehmen wurde die regelmäßige Arbeitszeit für die Schichtarbeiter (80 vH der Arbeiter) nicht verkürzt und betrug seit längerem unverändert 42 Wochenstunden. Die tatsächliche Arbeitszeit ging jedoch geringfügig zurück. Neue Spinnmaschinen wurden angeschafft, außerdem die Kesselanlagen modernisiert. Es ergab sich ein leichter Rückgang der Produktivität. B e t r i e b N r . 1 4 0 2 : Diese Spinnerei arbeitet seit jeher mit 46 Wochenstunden. Die regelmäßige Arbeitszeit mußte daher nur geringfügig gekürzt werden. Das Abkommen hat aber selbstverständlich auch hier zu Lohnerhöhungen geführt. Die Investitionen dienten hauptsächlich der Rationalisierung des Transportwesens sowie dem Ausbau der Färberei. Infolge hoher Abschreibungen schlugen sie sich bilanzmäßig nicht in einem erhöhten Sachanlagevermögen nieder. Je Beschäftigten ging dieses im Gegenteil sogar zurück, da zwischenzeitlich Arbeiter neu eingestellt wurden (DM 5 920,- am 31. 12. 1956 bzw. D M 5 660,- am 31. 12.1957). Die Untersuchungen ergaben einen Anstieg der Produktivität um 13 vH. B e t r i e b N r . 1 4 0 3 : Hier lagen besondere Verhältnisse vor. Ein Erweiterungsprogramm für Bauten und maschinelle Ausrüstung wurde zur Zeit der Untersuchung gerade durchgeführt. Alle Maschinen entsprechen dem neuesten technischen Stand. Die geplante starke Ausweitung wird daraus ersichtlich, daß der Betrieb, sogar bei gleichzeitiger Erhöhung der Zahl seiner Arbeiter um 30 vH, eine Steigerung des Sachanlagevermögens je Beschäftigten von D M 8 940,- (31.12:1956) auf D M 10 620,-, (31. 12. 1957) zu verzeichnen hatte. Die notwendigen Bauten verursachten aber eine erhebliche Störung des Produktionsablaufes, so daß der Betrieb vorübergehend auf Dreischicht-Arbeit überging. Der Einsatz moderner Maschinen wirkte sich in einer Erhöhung der Ausbringung je Spindelstunde um 18,5 v H aus. Da die im Zuge der Erweiterung eingestellten· neuen Arbeitskräfte aber zum großen Teil noch nicht produktiv beschäftigt waren, ging die Leistung je Arbeiterstunde im Gesamtbetrieb um 7,1 v H zurück. Die dargestellten Besonderheiten in den untersuchten Kammgarnspinnereien erschweren eine Zusammenfassung, doch scheinen auch in diesem Bereich die Leistungssteigerungen hauptsächlich investitionsbedingt zu sein. e) K a m m g a r n W e b e r e i e n Recht unterschiedliche Entwicklungstendenzen fanden sich bei den untersuchten Kammgarnwebereien.

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen

Betrieben49

B e t r i e b N r . 1 5 0 1 : Der Betrieb hatte in der Untersuchungsperiode nach der Arbeitszeitverkürzung eine um 10 v H niedrigere Kapazitätsauslastung zu verzeichnen, eine Folge des verminderten Auftragseingangs. Die Freisetzung von Arbeitskräften (über 7 v H der Arbeiter) ist teils auf diese Auftragslage zurückzuführen, teils aber auch durch die Auswirkungen der Rationalisierungsinvestitionen ermöglicht worden. Diese wurden insbesondere zum Ausgleich der Arbeitszeitverkürzung vorgenommen. Es handelte sich um die Aufstellung moderner, arbeitssparender Web- und Spulautomaten sowie um Kettfadenwächter. Obwohl sich dadurch in der Weberei ein Anstieg der Arbeitsproduktivität ergab, ging die Produktivität im gesamten Betrieb leicht um rd. 2 v H zurück. B e t r i e b N r . 1 5 0 2 : I n dieser Weberei stieg die tatsächlich geleistete Arbeitszeit geringfügig. Der Betrieb wurde stark ausgeweitet, die Belegschaft um über 20 v H erhöht bei gleichzeitiger Einführung der Doppelschicht. Infolge der zahlreichen Neueinstellungen verminderte sich das Sachanlagevermögen je Beschäftigten, obwohl stark investiert wurde. Die Produktion stieg um rd. 41 vH, das Arbeitsvolumen um ca. 22 vH. Die Untersuchung ergab eine beachtliche Produktivitätssteigerung von 15,5 vH. B e t r i e b N r . 1 5 0 3 : Von dem Betrieb wurden ausschließlich Rationalisierungsinvestitionen vorgenommen. Das Sachanlagevermögen je Beschäftigten erhöhte sich leicht. Der Kapazitätsauslastungsgrad ging zurück. Die Arbeitsproduktivität verminderte sich um 3,3 vH. B e t r i e b N r . 1 5 0 4 : Bei der Weberei verringerte sich das Arbeitsvolumen bei konstanter Arbeiterzahl im Ausmaß der Arbeitszeitverkürzung. Es wurden hohe Rationalisierungsinvestitionen vorgenommen, ;das Sachanlagevermögen je Beschäftigten stieg von D M 4 500, - auf D M 4 800,- (31.12.1956 bzw. 31.12.1957). Die Arbeitsproduktivität erhöhte sich um etwa 3,5 vH. 2. Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie a) F e i n m e c h a n i k u n d O p t i k B e t r i e b N r . 2 1 0 1 : Die Fertigung dieses Großunternehmens ist sehr arbeitsintensiv. In den letzten drei Jahren wurden jeweils etwa gleich hohe Investitionen vorgenommen, die in erster Linie der Rationalisierung dienten. Gleichzeitig wurden organisatorische Verbesserungen durchgeführt. Dadurch war es dem Betrieb möglich, von Mitte 1956 bis Mitte 1957 rd. 17 vH der Arbeiter zu entlassen. Die Untersuchung der Produktivitätsentwicklung stieß in diesem Betrieb auf große Schwierigkeiten, da die Produktion mehrstufig ist und ein sehr weit gestreutes Produktionsprogramm die Bereinigung des gesamten Produktionswertes schwierig machte. Es 4

A r b e i t e z e i t u n d P r o d u k t i v i t ä t , B d . 1, T e i l Β

Die Ergebnisse der Untersuchungen i n den einzelnen Betrieben

mußten daher Einzeluntersuchungen für neun Erzeugnisse .durchgeführt werden. Es ergab sich eine durchschnittliche Erhöhung der Arbeitsproduktivität für diese Erzeugnisse von etwa 3 vH. B e t r i e b N r . 2 1 0 2 : Hier ergibt sich ein etwas anderes Bild. Die Arbeiterzahl stieg um über 10 vH an, die Kapazitätsauslastung hat sich im selben Maß erhöht. Die festgestellte Steigerung der Produktivität um 8,2 v H ist im wesentlichen auf bessere Fertigungsvorbereitung, Typenbeschränkung und Übergang auf größere Serien zurückzuführen. Die bessere Arbeitsvorbereitung und Planung drückt sich auch aus in einem starken Anstieg der geleisteten Angestelltenstunden um fast 18 vH. B e t r i e b N r . 2 1 0 3 : I n der Firma wurden zusätzliche Investitionen (in geringem Ausmaß) zum Ausgleich der Arbeitszeitverkürzung vorgenommen. Es handelt sich dabei um arbeitssparende Federwickelmaschinen und Drehautomaten. Die weiter geplanten Investitionen dieser Art konnten jedoch aus Kapitalmangel nicht durchgeführt werden. Die Untersuchungen erbrachten eine Steigerung der Produktivität um 2,5 vH. B e t r i e b N r . 2 1 0 4 : Es handelt sich um einen kleineren Betrieb. Hier war eine kräftige Steigerung der Arbeitsproduktivität um 10,7 v H zu verzeichnen. Die Ursache war hier einmal die Stillegung eines unrentabel arbeitenden Aggregates und die damit verbundene Entlassung von über lOvFI der Arbeiter sowie die Einführung eines Leistungslohnsystems. Bezogen auf Beschäftigtenstunden (d. h. Arbeiter- plus Angestelltenstunden), stieg die Produktivität sogar um 13,5 vH, da nach dem Abschluß des technischen Betriebsaufbaus einige Angestellte eingespart werden konnten. B e t r i e b N r . 2 1 0 5 : Die Zunahme der Produktivität in diesem Betrieb um 7,9 vH steht im Zusammenhang mit Rationalisierungsinvestitionen. Durch den Einsatz von optischen Schleifmaschinen konnten die Arbeitsvorgänge wesentlich beschleunigt werden. B e t r i e b N r . 2 1 0 6 : Es wurden laufend Rationalisierungsinvestitionen durchgeführt. Der Betrieb ist sehr kapitalintensiv. Dabei handelt es sich vor allem um moderne Werkzeugmaschinen. Aus konjunkturellen Gründen stieg die Zahl der Arbeiter um ca. 12 vH; die Kapazitätsauslastung verbesserte sich um rd. 5 vH. Die Untersuchung ergab eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität von 10,3 vH. Dies ist jedoch mit darauf zurückzuführen, daß der Betrieb zwar grundsätzlich sein Produktionsprogramm nicht veränderte, aber nun mit gleichem Arbeits- und Materialaufwand ein Erzeugnis herstellt, das vom Markt höher bewertet wird. B e t r i e b N r . 2 1 0 7 : Ein Beispiel ganz anderer Art bietet diese Firma. Ihre Produktion ist stark saison- und modeabhängig. In Erwartung eines weiteren konjunkturellen Anstiegs hatte der Betrieb seine Arbeiterzahl um über 10 v H erhöht. Dazu wurden moderne Maschinen installiert, die je-

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

51

doch bis zum Zeitpunkt der Untersuchung nur schlecht in den Fertigungsgang eingegliedert werden konnten, so daß ihr Rationalisierungseffekt gering bleiben mußte. Ein Rückgang der Nachfrage brachte eine merkliche Verschlechterung der Kapazitätsauslastung mit sich. Bei einer Steigerung des Arbeitsvolumens um 6,6 vH sank die Produktion um 4,5 vH. Das Zusammenwirken all dieser Faktoren führte zu einer Verringerung der Arbeitsproduktivität um 10,4 vH. B e t r i e b N r . 2 1 0 8 : Eine leichte Erhöhung der Produktivität war in diesem Betrieb zu verzeichnen. Der Betrieb hatte die Verkürzung der Arbeitszeit bereits am 1. Januar 1956 durchgeführt, allerdings zum Teil ohne Lohnausgleich. Die Zahl der Beschäftigten wurde, der konjunkturellen Lage der Firma entsprechend, erhöht. Im Rahmen des technischen Fortschritts wurde laufend investiert. Die beobachtete Steigerung der Produktivität betrug 3,9 vH. Auch in diesem Betrieb brachte die Untersuchung manche Schwierigkeiten mit sich, da inzwischen die Fertigung eines Betriebsteiles ausgelaufen war. In allen untersuchten Betrieben dieses Bereiches gingen die entscheidenden Einflüsse auf die Arbeitsproduktivität von den Investitionen und den organisatorischen Maßnahmen aus. In manchen Fällen hat sicherlich auch die Veränderung der Kapazitätsauslastung zu der beobachteten Entwicklung beigetragen. b)

Uhrenindustrie

Relativ stabil waren die Verhältnisse im Bereich der Uhrenindustrie. Die Investitionen hielten sich in engen Grenzen, meist beschränkt auf reine Ersatzinvestitionen. Bei zwei der untersuchten Betriebe - Nr. 2204 und Nr. 2205 - blieb die Produktivität unverändert. In den einzelnen Betrieben ergab sich folgendes Bild: B e t r i e b N r . 2 2 0 1 : Dieser Betrieb hatte eine Produktivitätssteigerung von 3,5 ν H. zu verzeichnen, wobei allerdings gewisse Änderungen im Produktionsprogramm das Ergebnis beeinflußt haben dürften. Die Investitionen erfolgten laufend, um sich dem technischen Fortschritt anzupassen. B e t r i e b N r . 2 2 0 2 : Hier ergab sich ein gewisser Rückgang der Kapazitätsauslastung. Investitionen erfolgten nicht. Das Arbeitsvolumen ging etwa im Ausmaß der Arbeitszeitverkürzung zurück, der Umsatz sank etwas stärker ab ( - 7,5 vH). Die Arbeitsproduktivität verringerte sich um 2,8 vH. B e t r i e b N r . 2 2 0 3 : Der Betrieb hatte bereits vor der Verkürzung der Arbeitszeit nur fünf Tage in der Woche gearbeitet. Infolgedessen wurde die tägliche Arbeitszeit um 0,6 Stunden gekürzt. Allein die Verkürzung der vorher sehr langen täglichen Arbeitszeit (9,6 Stunden) dürfte sich bereits 4*

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

günstig auf die Arbeitsproduktivität ausgewirkt haben. Eine Untersuchung aufgrund des gesamten Produktionswertes war, infolge nicht eliminierbarer Schwankungen im Produktionsprogramm, nicht durchführbar. Gemessen an den vergleichbaren Haupterzeugnisgruppen betrug die Produktivitätssteigerung etwa 12 vH. Rationalisierungsinvestitionen wurden durchgeführt, die Kapazitätsauslastung verbesserte sich um ca. 8 vH. B e t r i e b N r . 2 2 0 4 : Die Arbeiterzahl stieg um rd. 6 vH an. Die Firma glich damit den Arbeitsausfall, der durch die Arbeitszeitverkürzung entstand, voll aus. Rationalisierungsinvestitionen wurden laufend durchgeführt. Die Produktivität blieb unverändert. B e t r i e b N r . 2 2 0 5 : Auch hier veränderte sich die Arbeitsproduktivität nicht. Es sanken jedoch Arbeitsvolumen und Produktion stark (um 12,6 v H bzw. 12,4 vH) ab. Die Kapazitätsauslastung ging um rd. 12 v H zurück. Die Arbeiterzahl wurde um 10 v H verringert. B e t r i e b N r . 2 2 0 6 : Dieser hatte eine Erhöhung der Arbeiterz;ahl ( + 7 v H ) und der Produktion ( + l l , 9 v H ) zu verzeichnen. Seine Kapazitätsauslastung war um ca. 5 v H höher als in der Vergleichsperiode. Der Betrieb stand im Zeitpunkt der Arbeitszeitverkürzung vor dem Abschluß einer längeren Rationalisierungsperiode. Es wurden Maschinen und Automaten für die Bestandteilfertigung installiert. Dazu brachte eine verbesserte Arbeitsvorbereitung Produktivitätsgewinne in der Montage. Es waren auch hier gewisse Verschiebungen im Produktionsprogramm und ein Übergang auf höherwertige Artikel zu verzeichnen. Das Ergebnis all dieser Einflüsse war eine Erhöhung der Produktivität um 12,1 vH. Wenn auch das Bild, das der Bereich der Uhrenindustrie bietet, recht vielschichtig ist, so lassen sich doch die Untersuchungsergebnisse auf eine kurze Formel bringen: die die Produktivitätsentwicklung entscheidend beeinflussenden Faktoren waren auch hier vor allem die Rationalisierung der Anlagen und der Organisation. 3. Maschinenbau a)

Werkzeugmaschinenbau

B e t r i e b N r . 3 1 0 1 : Die Arbeitszeit wurde bereits am 1.1. 1955 von 48 Stunden auf 45 Stunden wöchentlich verkürzt. Die tägliche Arbeitszeit erhöhte sich um eine halbe Stunde auf neun Stunden; der Samstag wurde arbeitsfrei. Gleichzeitig ging der Betrieb von der Dreischichtarbeit auf die Zweischichtarbeit über, wobei die neuen Schichten stärker besetzt wurden. Es wurden Investitionen zur Betriebserweiterung durchgeführt, die Zahl der Arbeiter wuchs kräftig. Im Zuge der Arbeitszeitverkürzung wurden zusätzliche Rationalisierungsinvestitionen vorgenommen (Transporteinrich-

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen

Betrieben53

tungen und Maschinen zur Beschleunigung des Arbeitsablaufs). Die Arbeitsproduktivität hat sich um 8,5 v H erhöht. B e t r i e b Nr. 3 1 0 2 : Eine ungewöhnlich starke Produktivitätszunahme weist dieses Unternehmen mit 27 vH auf. Der Betrieb befand sich in einer günstigen konjunkturellen Lage, die es gestattete, von der Einzelzur Kleinserienfertigung überzugehen und dadurch die Fertigungszeiten wesentlich zu verkürzen. Durch Installation einer Krananlage konnte ein starker Rationalisierungserfolg erzielt werden. Die dadurch freigesetzten Arbeiter wurden jedoch zum Großteil infolge der günstigen Konjunkturlage im eigenen Betrieb weiter verwendet. Die Rationalisierungserfolge des Betriebes drücken sich am deutlichsten darin aus, daß bei einem Rückgang des Arbeitsvolumens um 8,5 v H die Produktion um 16,3 v H stieg. B e t r i e b N r . 3 1 0 3 : Das Produktionsprogramm des Betriebes gestattete nur einen bedingten Vergleich, da eine neue Maschinentype in Produktion ging. Wesentliche Investitionen wurden nicht vorgenommen, wohl aber dienten organisatorische Verbesserungen der Rationalisierung. Die Untersuchungen ergaben eine Zunahme der Produktivität um etwa 5 vH. b)

Büromaschinenbau

B e t r i e b N r . 3 2 0 1 : Hier zeigt sich deutlich der Einfluß der Kapazitätsauslastung auf die Produktivität. Aufgrund der langfristigen Planung wurde der Betrieb ziemlich stark erweitert: Fast 15 v H neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Da jedoch im Zeitraum der Ausweitung die Aufträge fühlbar zurückgingen, sank die Kapazitätsauslastung um rd. 12 v H ab. Der Betrieb mußte 4,3 v H seiner Arbeiter entlassen. Dabei wären die Entlassungen empfindlicher gewesen, wenn nicht gleichzeitig die Arbeitszeit verkürzt worden wäre. Die geschilderten Faktoren bewirkten ein Absinken der Produktivität um 7,5 vH. B e t r i e b N r . 3 2 0 2 : Ganz anders verlief hier die Entwicklung. Infolge einer sehr günstigen Absatzlage erhöhte sich die Zahl der Arbeiter um 10 vH. Neue Maschinen und Spezialwerkzeuge wurden eingesetzt. Die Kapazitätsauslastung stieg um 5,5 vH. Die Produktivität erhöhte sich insgesamt um rd. 6 vH, auf dem Spezialsektor der Montage sogar um 20 vH, beeinflußt durch rationelleres Arbeiten und weitere Umstellung auf Akkord. B e t r i e b N r . 3 2 0 3 : Die wesentlichen Faktoren, die in diesem Kleinbetrieb die Arbeitsproduktivität beeinflußten, waren Investitionen und Kapazitätsauslastung. Es wurde kräftig investiert, vor allem neue Werkzeugmaschinen angeschafft, zum Teil im Hinblick auf die Arbeitszeitverkürzung. Dadurch wurde die Fertigung beschleunigt, zusätzlich erhöhte sich die Präzision und früher nötige Nacharbeit fiel weg. Die Kapazitätsauslastung stieg um 14 vH, die Arbeiterzahl erhöhte sich um rd. 6vH. Die Produktivität wuchs um l l , 4 v H .

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

B e t r i e b N r . 3 2 0 4 : Die stärkste Erhöhung der Produktivität von den in die Untersuchung einbezogenen Betrieben des Büromaschinenbaus hatte diese Firma zu verzeichnen. Der Betrieb wurde laufend rationalisiert, der Austausch älterer Maschinen, der Einsatz von Komplett-Werkzeugen und Mehrspindelmaschinen ermöglichte die Verkürzung der Durchlaufzeiten. Diese Maßnahmen und der Übergang auf wirtschaftlichere Stückzahlen erlaubten es dem Betrieb, die vorher geleisteten Überstunden stark abzubauen (von 2,0 auf 1,1 Überstunden je Arbeiter und Woche). Das Ergebnis aller betrieblichen Maßnahmen war eine starke Erhöhung der Produktivität um 21 vH. c) A n d e r e r

Maschinenbau

B e t r i e b N r . 3 3 0 1 : Der Betrieb fertigt Krane und Aufzüge. Seine Arbeiterzahl stieg in einem etwas stärkeren Ausmaß als die Arbeitszeit verkürzt wurde. Das Arbeitsvolumen blieb - ebenso yvie die Produktion annähernd konstant. Laufende Investitionen dienten der Ersatzbeschaffung und Rationalisierung. Auch die Kapazität erhöhte sich dadurch; die Auslastung ging leicht zurück. Wegen der Arbeitszeitverkürzung wurden besonders in der Verwaltung Rationalisierungsmaßnahmen durchgeführt und neue Büromaschinen angeschafft sowie zur besseren Betriebskontrolle das Lochkartenverfahren neu eingeführt. Infolge dieser Umstellungen stieg die Produktivität - wenn auch nur geringfügig - an ( + l , 7 v H ) . B e t r i e b N r . 3 3 0 2 : Ein völlig anderes Bild zeigt der zweite der in diesem Bereich untersuchten Betriebe. Zwar hat auch er eine kleine Steigerung der Produktivität zu verzeichnen ( + l , 3 v H ) ; sie kam aber unter ganz anderen Bedingungen zustande. Die regelmäßige Arbeitszeit wai bereits früher verkürzt worden. Die tatsächliche Arbeitszeit verminderte sich im Untersuchungszeitraum infolge ungünstiger Nachfrageverhältnisse um 3,1 Stunden. Die Kapazitätsauslastung ging stark zurück, obwohl sich die Kapazität nicht erhöhte, da der Betrieb sogar Ersatzinvestitionen unterlassen hatte. Trotz der Abnahme der Arbeiterzahl verringerte sich daher das Sachanlagevermögen je Beschäftigten um rd. 3,5 vH. Das Produktionsvolumen nahm etwas weniger ab als das Arbeitsvolumen ( - 12,5 v H bzw. - 13,6 vH). Es ergab sich eine rechnerische Erhöhung der Produktivität von 1,3 vH. Auch im Maschinenbau erwiesen die Untersuchungen, welchen Einfluß Rationalisierung und Investitionen auf die Produktivitätsentwicklung nahmen. Schließlich zeigte gerade das Beispiel des Betriebes Nr. 3302, daß es verfehlt wäre, nur von der Produktivitätsentwicklung aus die Lage eines Betriebes zu beurteilen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen

Betrieben55

4. Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß das Ifo-Institut vier weitere Betriebe aus verschiedenen Industriegruppen untersucht hat: zwei Betriebe der Eisen- und Metallverarbeitung, eine Stahl- und Tempergießerei und einen Betrieb der Kunststoffverarbeitung. Da diese Betriebe nicht nur in ihrer Fertigung, sondern auch in ihrer Größe sehr verschieden sind, erschien es nicht sinnvoll, sie in einer Gruppe zusammenzufassen. Sie werden daher im folgenden einzeln dargestellt. B e t r i e b N r . 4 0 0 1 : Der Betrieb gehört zum Sektor Kunststoffverarbeitung. Am 1.1.1957 wurde die Arbeitszeit von 48 auf 45 Stunden verkürzt. Der Samstag war vorher schon frei. Die Überstunden haben sich nicht wesentlich verändert. Investitionen zum Ausgleich der Arbeitszeitverkürzung wurden nicht vorgenommen. Es wurde jedoch das Sortiment beschränkt und vielfach Kleinaufträge abgestoßen. Die Produktivität erhöhte sich um ca. 3 vH. B e t r i e b N r . 4 0 0 2 : Bei diesem Betrieb handelt es sich um einen Großbetrieb der Eisen- und Tempergießerei. Die regelmäßige Arbeitszeit wurc(e am 1.10. 1956 bei den Arbeitern von 47 auf 45 Wochenstunden verkürzt, die tatsächliche Arbeitszeit ging etwa im selben Ausmaß zurück. Nur jeder zweite Samstag ist arbeitsfrei. Die Zahl der Arbeiter nahm um 2,6 vH zu. Das Arbeitsvolumen sank daher nur um 2,8 vH. Zusätzliche Investitionen wegen der Arbeitszeitverkürzung wurden nicht durchgeführt. Es wird jedoch ein großes, sich über mehrere Jahre erstreckendes Investitionsprogramm abgewickelt, von dem ein Teil im Betrachtungszeitraum 1957 zum Tragen kam. Eine stärkere Auswirkung auf die Produktivität ist jedoch erst zu erwarten, wenn in allen Abteilungen das Ziel des\ langfristigen Investitionsplanes und damit eine optimale Querschnittsabstimmung erreicht ist. Im untersuchten Zeitraum ergab sich eine Produktivitätssteigerung von ca. 2 vH. B e t r i e b N r . 4 0 0 3 : Dieser gehört der Metallverarbeitung an. Die Arbeitszeit wurde bereits 1956 aufgrund freiwilliger Vereinbarungen verkürzt. Zum Ausgleich der Arbeitszeitverkürzung waren zu den laufend durchgeführten Investitionen keine zusätzlichen erforderlich. Die Reduzierung der Arbeitszeit erfolgte durch Wegfall eines verkürzten Arbeitstages, d. h. durch Einführung der Fünf-Tage-Woche für den größten Teil der Belegschaft. Der Fortfall des Samstags wird in doppelter Hinsicht als vorteilhaft empfunden: Einmal wegen der möglichen Kosteneinsparungen (Heizung, Kantinen, Verchromerei, Lackiererei, Belegschaftstransport); zum anderen, weil man an diesem Tag die notwendigen Überholungen und Reparaturen durchführen sowie neue Arbeitsgruppen an den Fertigungsstraßen einarbeiten kann. Die Arbeitsproduktivität stieg um 8,2 vH.

56

Die Ergebnisse der Untersuchungen in den einzelnen Betrieben

B e t r i e b N r . 4 0 0 4 : Die Firma stellt Eisen-, Blech- und Metallwaren her. Die Arbeitszeit wurde am 1.10.1956 von 48 auf 45 Wochenstunden verkürzt. Auch hier ist der Samstag jetzt arbeitsfrei. Die Zahl der Arbeiter wurde zum Ausgleich der Folgen der Arbeitszeitverkürzung um 3,3 vH erhöht. Die Zahl der Angestellten stieg ebenfalls an, zum Teil bedingt durch den Neuaufbau einer eigenen Vertriebsorganisation. Je Arbeiter und Woche wurden 1,3 Überstunden geleistet (früher 0,9). Die Investitionen wurden von der Arbeitszeitverkürzung nicht beeinflußt. Die Produktivität erhöhte sich um ΙΙ,ΟνΗ. Das ist jedoch mit bedingt durch eine Umstellung auf höherwertige Produkte. Dieser Einfluß war nicht auszuschalten.

Η . Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung 1. Die Veränderung der Personalkosten a) L o h n e r h ö h u n g u n d

Überstundenregelung

Die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit erfolgte ausnahmslos unter Vereinbarung eines sogenannten Lohnausgleichs, den auch die Betriebe zahlen mußten, die bereits früher von sich aus die Arbeitszeit verkürzt hatten, über den Lohnausgleich hinaus wurden die Löhne in geringem Umfang tariflich angehoben. In Bereichen, die dem Bremer Abkommen unterliegen, betrug die tarifliche Gesamterhöhung grundsätzlich 8 v H ; in der Textilindustrie wurden die Löhne in zwei bzw. drei Stufen um 7 v H angehoben. Die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit mußte sich kostenmäßig in allen von der Ifo-lJntersuchung erfaßten Betrieben auswirken. Die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit (von 48 auf 45 Stunden) betrug 6,25 vH. Zum Ausgleich des dadurch bedingten Lohnausfalls war eine Lohnerhöhung um 6,67 v H erforderlich. Anders ausgedrückt: Jede Erhöhung, die 6,67 vH überstieg, war eine zusätzliche Lohnerhöhung. Die Untersuchungen ergaben folgendes Bild: In der Textilindustrie wurden die Löhne von acht Betrieben um 7,0 vH, von sieben Betrieben um 9,0 vH erhöht, während einige wenige Betriebe Steigerungen um 8,8, 10,0 und Ι Ι , Ο ν Η durchführten. In einem Betrieb war im Zeitpunkt der Untersuchung die Lohnerhöhung noch nicht voll durchgeführt. In der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie betrug die Lohnerhöhung ausnahmslos 8 vH. Im Maschinenbau erfolgte eine Erhöhung in vier Betrieben um 8,0 vH, zwei Betriebe erhöhten den Lohn um 6,7 bzw. 6,8 vH, in Ausnahmefällen ergaben die Untersuchungen auch hier Erhöhungen bis zu 10,0 vH. Das Gehalt der Angestellten erfuhr durch die Arbeitszeitverkürzung keine Veränderung. Die Neuregelung der Überstundenzuschlagsgrenze wurde im Gegensatz zum Lohnausgleich einheitlich vorgenommen. Während vor der Arbeitszeitverkürzung Zuschläge für Überstunden ab der 49. Wochenarbeitsstunde gezahlt werden mußten, besteht nun Anspruch darauf bereits beginnend mit der 46. Wochenarbeitsstunde. Eine Ausnahme davon ergaben die Untersuchungen nur in zwei Betrieben des Maschinenbaus, wo die Grenze auf die 49. bzw. 50. Arbeitsstunde festgelegt ist.

58

Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung

Der Zuschlagsatz selbst blieb von der Arbeitszeitverkürzung unberührt und belief sich im Zeitpunkt der Untersuchung nach wie vor grundsätzlich auf 25 v H des Grundlohnes. b) D i e E r h ö h u n g d e r P e r s o n a l k o s t e n i m

einzelnen

Die Untersuchungen des Ifo-Instituts erstreckten sich hierbei auf Lohn, Gehalt sowie auf gesetzliche und freiwillige Sozialleistungen. Um die Veränderungen infolge der Arbeitszeitverkürzung und der damit verbundenen Lohnerhöhungen in den Griff zu bekommen, war es notwendig, andere Veränderungen soweit wie möglich auszuschalten. Dies betrifft insbesondere die Erhöhungen der Sozialleistungen, die durch die Rentenreform verursacht wurden. In jedem Betrieb wurde die Summe der Personalkosten auf die tatsächlich geleisteten (nicht die bezahlten!) Arbeiter- bzw. Beschäftigtenstunden bezogen. Da in den bereinigten Lohn- und Gehaltssummen auch das Äquivalent für Urlaube und Krankheiten enthalten ist, zeigen die Kennziffern der Tabelle die Personalkosten, die auf eine tatsächlich geleistete Arbeitsstunde vor bzw. nach der Arbeitszeitverkürzung im Durchschnitt entfielen. Die überdurchschnittliche Höhe der Personalkosten im Bereich der Kammgarnwebereien erklärt sich daraus, daß die Untersuchung überwiegend in Betrieben durchgeführt wurde, die Spitzenqualitäten produzieren und deswegen hochqualifizierte Facharbeiter beschäftigen. Die Personalkosten eines Betriebes im Bereich ,,anderer Maschinenbau" enthalten hohe Montage- und Überstundenlöhne. Im Büromaschinenbau drückte der sehr hohe Anteil der Lehrlinge die Lohnkosten je Arbeiterstunde unter dem Durchschnitt. Die Ergebnisse zeigen, daß die Personalkosten in den untersuchten Bereichen ziemlich gleichmäßig stiegen. Im Textilbereich beträgt die Erhöhung im Durchschnitt 11,1 vH, in der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie 10,3 vH. Am stärksten stiegen die Personalkosten im Maschinenbau, nämlich um 12,9 vH. c) D i e V e r ä n d e r u n g d e s A n t e i l s d e r P e r s o n a l k o s t e n a m Β r u 11 ο ρ r ο d u k t i ο η s w e r t Im Gegensatz zu der ziemlich einheitlichen Erhöhung der Personalkosten je tatsächlich geleisteter Beschäftigtenstunde in den untersuchten Bereichen steht die Entwicklung des Anteils der Personalkosten insgesamt am Bruttoproduktionswert. Die Personalkosten - Löhne, Gehälter und gesetzliche sowie freiwillige Sozialleistungen - wurden, wie bereits ausgeführt, von dem Einfluß der Rentenreform, die nicht mit der Arbeitszeitverkürzung in Verbindung stand, bereinigt.

Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung Veränderung der Personalkosten im Zusammenhang mit der Arbeitszeitverkürzung

absolut und in v. H. - gewichtet —

Bereich

Lohn je Arbeiterstunde in DM

Lohn und Gehalt je Beschäftigtenstunde in DM

Lohn, Gehalt und Sozialleistungen je Beschäftigtenstunde in DM

vorher

nadiher

Zunahme in v H

vorher

nachher

Zunahme in v H

vorher

nachher

Zunahme in v H

Baumwollspinnereien

1,65

1,84

11,5

1,75

1,97

12,5

2,11

2,35

11,3

Baumwollspinnwebereien

1,57

1,77

12,7

1,78

1,99

11,8

2,15

2,39

11,2

Baumwollwebereien

1,65

1,84

11,5

1,77

1,97

11,3

2,05

2,29

11,7

Kammgarnspinnereien a)

1,52

1,65

8,5

1,76

1,90

7,9

2,13

2,30

8,0

Kammgarnwebereien

1,96

2,20

12,2

2,23

2,52

13,0

2,61

2,91

11,5

! 1,64

1,82

11,0

1,81

2,01

11,0

2,15

2,39

11,1

Textilindustrie

1

Feinmechanik und Optik

1,82

2,00 ! 9,9

1,98

2,18

10,1

2,27

2,52

11,0

Uhrenhersteller

1,91

2,09

9,4

2,06

2,25

9,2

2,35

2,59

10,2

Feinmechanik, Optik sowie Uhrenhersteller

1,87

2,05

9,6

2,03

2,22

9,3

2,32

2,56

10,3

Werkzeugmaschinenbau

1,97

2,16

9,6

2,14

2,38

11,2

2,43

2,74

12,7

Büromaschinenbau

1,77

1,96

10,7

2,01

2,25

11,9

2,28

2,58

13,1

anderer Maschinenbau b)

2,16

2,42

12,0

2,42

2,68

10,7

2,70

2,98

10,4

Maschinenbau

1,89

11,1

2,02

2,25

11,4

2,40

2,71

12,9

!

1 I

2,10 1

a) In einem Betrieb war im Zeitpunkt der Untersuchung die Lohnerhöhung noch nicht voll durchgeführt. b) Nur ein Betrieb. Der andere Betrieb dieser Gruppe hatte bereits früher die Arbeitszeit mit Lohnausgleich verringert.

60

Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung

Die Bezugsgröße - der Bruttoproduktionswert - wurde von den Preiseinflüssen bereinigt, also in der Betrachtungsperiode die Preise der Bezugsperiode zugrunde gelegt. Dies geschah deshalb, um die Veränderungen der Personalkosten je Produktionseinheit, die sich aus der Arbeitszeitverkürzung ergaben, in Griff zu bekommen. Schlüsse auf die Rentabilitätsentwicklung lassen diese Zahlen allerdings nicht zu. Entwicklung des Anteils der Personalkosten am Bruttoproduktionswert - ^gewichtet

Bereich

-

Anteil der Personalkosten am Bruttoproduktionswert in v H 'vor Arbeitszeit-) Verkürzung

Baumwollspinnereien Baumwoll1 spinnwebereien ! Baumwollwebereien Kammgarnspinnereien ! Kammgarnwebereien ;!

15,9 19,5 16,3 12,2 20,5

nach Arbcits- Zunahme | Abnahme ! zeitverkürzung des Anteils in v H

! ι ι

15,6

!

20,1 17,1 12,6 22,0

3,1 4,9 3,3 7,3

!

16,4

Feinmechanik u. Optik Uhrenindustrie

1

51,9 44,2

!

51,9 46,7

±0 5,6

47,0

;

48,5

3,2

Werkzeugmaschinenbau Büromaschinenbau and. Maschinenbau Maschinenbau



30,0 35,0 24,8 31,5

1.9

;

16,8

Textilindustrie

Feinmechanik u. Optik sowie Uhrenindustrie

1 Ι

" " ίi !

:; 31,1 41,0 26,0 35,2

!

j 3.7 17,1 4.8

!

„ ,

I

Diese uneinheitliche Entwicklung der Relation Personalkosten zu Bruttoproduktionswert stimmt in der T e n d e n z mit der unterschiedlichen Produktivitätsentwicklung überein. Es dürfen jedoch nicht die Veränderungssätze der Produktivitätsentwicklung und die Veränderungssätze der Relation Personalkosten zu Bruttoproduktionswert direkt miteinander verglichen werden. I n den Personalkosten sind ja auch Löhne für Urlauber und Kranke usw. enthalten. In der Textilindustrie insgesamt veränderte sich die Relation nur wenig (+2,4vH), bei starken Abweichungen in den einzelnen Teilbereichen. In der Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie erhöhte sich der Anteil der Personalkosten leicht um 3,2 vH.

Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung

Im Maschinenbau rührt die starke Zunahme ( + l l , 7 v H ) von der Steigerung im Büromaschinenbau um 17,1 vH her. Allerdings beeinflußt hier wie bereits mehrfach betont - eine größere Firma mit recht ungünstiger Produktivitätsentwicklung das Ergebnis wesentlich (Sonderfall Betrieb Nr. 3201). Schaltet man diesen Betrieb aus der Berechnung aus, bleibt der Anteil bei Büromaschinen gleich, im Maschinenbau insgesamt ergibt sich eine Zunahme von 3,0 vH. In den vier untersuchten Betrieben aus verschiedenen Industriegruppen ergeben sich keine wesentlichen Abweichungen von der dargestellten Entwicklung. 2. Die Veränderung der anderen Kostenarten und der Gewinnsituation der Betriebe Die Untersuchungen des Ifo-Instituts hatten nicht den Zweck, die Gesamtheit der durch die Arbeitszeitverkürzung induzierten Kostenveränderungen zu erfassen oder die Gewinnsituationen der einzelnen Betriebe zu durchleuchten. Das war umso weniger möglich, als es einmal so gut wie ausgeschlossen ist, die Kostenveränderungen - etwa Abschreibungen und Zinskosten - aufzuteilen in solche, die durch die Arbeitszeitverkürzung verursacht sind und solche, die damit nicht im Zusammenhang stehen. Dazu kommt, daß eine zeitliche Abgrenzung der Kosten auf die für die Produktivitätsuntersuchungen zugrunde gelegten Perioden nicht durchführbar ist. Der Grund dafür liegt einfach darin, daß das betriebliche Rechnungswesen es häufig nicht zuläßt, die Kosten entsprechend zeitlich exakt aufzuteilen. Die Untersuchungen konnten in dieser Hinsicht zwar keine quantifizierbaren Ergebnisse bringen. Aus der Durchleuchtung der Betriebe waren jedoch gewisse Tendenzen zu entnehmen, die durch eingehende Gespräche mit den Unternehmern bestätigt werden konnten. Es zeigte sich, daß kein automatischer Zusammenhang bestand zwischen Erhöhungen der Lohnkosten und Preiserhöhungen. Entscheidend war stets die Marktlage. Die aufgrund der Verteuerung der Rohstoffe gestiegenen Kosten in der Textilindustrie konnten infolge einer günstigen Marktlage bei über der Hälfte der untersuchten Betriebe ihren Niederschlag in Preiserhöhungen finden. Preiserhöhungen wegen der Arbeitszeitverkürzung blieben auf Ausnahmen beschränkt. Einige Betriebe verminderten dagegen ihren kalkulatorischen Gewinnaufschlag, wobei, ihrer Produktionsentwicklung nach zu urteilen, ihr Gewinn insgesamt zurückging. In den Bereichen Feinmechanik und Optik sowie Uhrenindustrie und im Maschinenbau waren Preiserhöhungen zum Teil infolge der Konkurrenzlage nicht möglich. Einen Ausgleich suchten hier einige Betriebe im Über-

62

Die kostenmäßigen Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung

gang auf Produkte, die in der Herstellung gleich oder nur wenig teurer kamen, marktmäßig dagegen höher bewertet wurden. Auch hier mußten einige Betriebe eine Verminderung ihrer kalkulatorischen Gewinnaufschläge vornehmen. Im ganzen gesehen läßt sich sagen, daß die erhöhten Kosten, die sich im Gefolge der Arbeitszeitverkürzung in den untersuchten Betrieben ergaben, einigermaßen verkraftet wurden und sich eine Gefährdung der Betriebe durch die Verkürzung in keinem einzigen Falle zeigte. Inwieweit allerdings eine Gefährdung in den nicht untersuchten Grenzbetrieben eingetreten ist, läßt sich aus diesen Ergebnissen nicht entnehmen. Die Industrie hat in den letzten Jahren zunehmend ihren Produktions- und Verteilungsapparat rationalisiert. Die Arbeitszeitverkürzung war jedoch - wie die Untersuchungen eindeutig ergaben - in vielen Fällen für den Unternehmer der Anlaß, diese Rationalisierung in verstärktem Maße voranzutreiben. So führte die Arbeitszeitverkürzung indirekt doch oft zu einer Produktivitätssteigerung, wenn auch produktivitätshemmende Auswirkungen dadurch aufgetreten sein können, daß die technische Kapazität der Betriebe infolge des Überganges von der 6-Tage- zur 5-Tage-Woche geringer ausgelastet war als vorher.