Untersuchungen zum Hexateuchproblem, Band 1: Der Priesterkodex in der Genesis

Table of contents :
Vorwort
I. Der Priesterkodex in der Genesis
A. Allgemeiner Teil
I. Sprachgebrauch
II. Tholedot
III. Zahlenangaben
IV. Zusammenhang
B. Exegetischer Teil
I. Patriarchengeschichte
II. Urgeschichte
Front Matter 2
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Die Dichtungen Hesekiels
II. Das Buch Hesekiel
III. Analyse des Textes

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UNTERSUCHUNGEN ZUM

HEXATEUCHPROBLEM VON

MAX LÖHR D. DR. PROF. D. THEOLOGIE AN DER UNIV. KÖNIGSBERG I. PR.

I D E R P R I E S T E R K O D E X IN DER

GENESIS

1924 VERLAG VON ALFRED TÖPELMANN IN GIESSEN

BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE A1TTE8TAMENTLICHE WISSENSCHAFT 38

Made in Germany Allé Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, vorbehalten Gedruckt bei Hubert & Co. G. m. b. H. Göttingen.

Vorwort. Die vorliegende Untersuchung ist die erste in einer Reihe von Arbeiten, die sich mit einer Nachprüfung der zur Zeit herrschenden Auffassung des Hexateuchproblems beschäftigen, und die, je nach den Umständen, sobald wie möglich ausgegeben werden sollen. Ich habe in dieser Untersuchung in der Hauptsache mit dem hebräischen Text gearbeitet, doch bin ich der Meinung, daß wenn dieses Vorgehen auch für die Genesis wenigstens keine Gefährdung des Resultates bedeutet, doch schon aus rein prinzipiellen Gründen eine genaue Berücksichtigung der Textzeugen ins Auge gefaßt werden muß. Dies soll auch für die Folge geschehen. Aus der Untersuchung selbst geht hervor, welche Anregungen ich meinen Vorgängern verdanke, unter denen ich Smend und Dahse, dann Eerdmans und nicht zum Wenigsten Harold M. Wiener zu nennen mich verpflichtet fühle. Der Letztere hat durch seine contributions to a new theory of the compositiön of the Pentateuch in Bibliotheca Sacra, von denen ich hier besonders die beiden vom April 1918 und Juli 1920 hervorheben möchte, gerade auch die Aufgabe des scientific textual criticism eingehend behandelt. Königsberg i. Pr. Max Lohr.

I. Der Priesterkodex in der Genesis. Der Priesterkodex (P) wird heute von vielen als eine selbständige Quellenschrift des Hexateuchs angesehen, welche, nach den aus der Genesis ihr zugewiesenen Elementen zu schließen, neben einer Darstellung der Entstehung von Universum und Menschheit in der Hauptsache mit einer knappen schematischen Übersicht der Patriarchengeschichte oder, wie E i c h r o d t Die Quellen der Genesis 1916 S 30 sagt, einem selbständigen kurzen Abriß der Patriarchengeschichte begann. Um das Jahr 500 v Ghr soll diese Quellenschrift in der babylonischen Exulantengemeinde entstanden sein. Etwa 100 Jahre später sei sie dann, mannigfach ergänzt bezw. überarbeitet durch einen Redaktor (RP), in das übrige hexateuchische Schrifttum, wie es sich bis dahin entwickelt hatte, hineingearbeitet worden. Ihre Wiederausscheidung aus diesem Schrifttum erscheint vor allem wegen des charakteristischen Wortschatzes als absolut gesichert; aber auch ihrem Inhalt nach gilt sie als unverkennbar, besonders wegen der zahlreichen chronologischen Notizen und der Tholedot-Überschriften. Unstreitig begegnet uns an nicht wenigen Stellen der Genesis in formaler und inhaltlicher Hinsicht ein gewisser Schematismus; doch darf der Sprachgebrauch, welcher an sich schon nur ein Hilfsargument ist, bei dem minimalen Textumfang bloß mit größter Zurückhaltung verwertet werden. Und außerdem ist es zweifelhaft, ob alles, was an Zeitangaben oder dgl sich findet, auf e i n Konto zu setzen sei. Endlich aber fragt es sich, ob das, was in der Genesis dem P zugerechnet wird, wirklich aus dem Kontext herausgehoben und — wieviel die Redaktion auch unterdrückt haben mag — nach Inhalt und Anordnung als Bestand einer selbständigen Quellenschrift angesehen werden kann. Im Bisherigen sind bereits die wesentlichen Punkte, an welchen die Untersuchung einzusetzen hat, angegeben. Es handelt sich, erstens um den Sprachgebrauch und um die Tholedot-Überschriften, sowie um die Zeitangaben, und zweitens um den eigentlichen Inhalt oder Beihelte z. ZAW 38

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I. Der Priesteikodex in der Qenesis

Erzählungsstoff des sog. Priesterkodex. Allgemein werden als dem Priesterkodex zugehörig erachtet, aus der sog. Urgeschichte c l — 1 1 : 1 , 1 - 2 , 4 » ; 5 , 1 - 2 8 . 3 0 - 3 2 ; 6,9—22; 7,6.11—16\ 17». 18-21.23 b . 24; 8, l - 2 » . 3 b - 5 . 1 3 » . 1 4 - 1 9 ; 9,1-17.28.29; 1 0 , 1 - 7 . 1 3 - 3 2 ; 11,10—27.31.32; aus der Patriarchengeschichtec 12—60: 12,4 b . 5; 13,6. l l b . 12»; 16,1.3.15.16; 17; 19,29; 2 1 , l b . 2 b — 5 ; 23; 25,7—11M2—17. 19. 20. 26 b ; 26,34.35; 28,1—9; 29,24. 28 b —29; 30,22»; 31,18; 33,18»; 35,6». 9—13. 15. 22 b —29; 36,1. 6 - 8 . 4 0 - 4 3 ; 37,1.2»; 41,46; 46,6.7; 47,5. 6». 7—11. 27 b . 28; 48,3—6; 49,1». 29—33; 50,12. 13. Die nachfolgende Untersuchung glaubt zeigen zu können, daß die Annahme einer selbständigen Quellenschrift P auf einem Irrtum beruht; daß vielmehr — zunächst immer nur vom Schrifttum der Genesis aus geurteilt — vieles von dem, was heute als P-ßestand gilt, nach seinem Ursprung und seiner jetzigen Form wesentlich anders aufgefaßt werden1 muß. A. Allgemeiner Teil. I. Sprachgebrauch. Was zunächst den Sprachgebrauch betrifft, so sind im einzelnen schon von B. D. Eerdmans, den ich bei dieser ganzen Arbeit als meinen eigentlichen Vorgänger bezeichnen muß, in seinen atlichen Studien 1 1908 S 21. 23. 27. 31 u. ö. dagegen schwerwiegende Einwände erhoben worden, die ich hier nicht zu wiederholen brauche. Hier mag noch hinzugefügt werden, daß das wiederholte yorkommen bestimmter Wendungen, wie ron m s oder "IDT u. a' wohl auf ein und denselben Autor deutet, aber noch kein Argument für eine bestimmte selbständige Quellenschrift ist; 2. daß man genau wie bei der Handleite der Gottesnamen auch bei dieser, dem Sprachgebrauch, recht äußerlich zu Werke gegangen ist. Sobald sich nur ein p « findet, wird der betreffende Vers oder Versteil P zugewiesen, ohne daß man weiter untersucht, ob dieses p K vielleicht an der betreffenden Stelle eine spätere Interpolation ist, wie beispielsweise 33,18; 35,6') oder ohne daß man sich die Frage vorlegt, wie bezw. warum ') Hierauf bat schon vor Jahren Harold M. Wiener in zwei ausführlichen Abhandlungen in Bibliotheca Sacra April 1918. July 1920 hingewiesen. Es ist

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Sprachgebranch — Tholedot

denn der einzelne Vers oder Versteil in den Zusammenhang hineingekommen ist. Gerade das letztere ist ein Problem, an dem die gegenwärtig herrschende Literarkritik, obwohl schon des öfteren darauf hingewiesen, bisher stillschweigend vorbeigegangen ist. II. Tholedot. Im Anschluß hieran seien die Tholedotstellen erörtert. R. Smend Die Erzählung des Hexateuch 1912 S 15 hat bereits auf die mannigfache, immer aus dem Zusammenhang entlehnte Bedeutung von rvr6in hingewiesen. Bald soll es „Nachkommenschaft", bald „Stammbaum", bald „Geschichte" u. dergl. bedeuten1), und das alles innerhalb ein und derselben Quellenschrift. Denn ni"6in wird zum eisernen Bestand des Lexikons sowohl wie der Darstellung P's gerechnet. Smend schließt aus dieser, für einen Autor unmöglichen Verschiedenheit der Bedeutung, „daß die Formel überhaupt oder wenigstens an den meisten Stellen von einem Interpolator eingetragen ist". Dabei ist er außerdem der Ansicht, die Formel 2,4; 6,9; 25,19; 37,2 könne nicht von anderer Hand stammen als an den übrigen Stellen. „Denn keinesfalls könne man die Tholedot Noahs, Isaaks, Jakobs 6,9; 25,19; 37,2 von den anderen trennen". Dieser letzteren Ansicht kann ich mich nicht anschließen, wohl aber bin ich in der Annahme einer wiederholten Interpolation der Formel mit Smend zusammengetroffen. Ich gehe aus von den 2 bezw. 3 Stellen Gen. 25,12a. 13; 36,9\ 10 und — den Rahmen dieser Arbeit überschreitend — Num. 3, l a bis priN. 2. In allen diesen Stellen, in denen unser Wort etwa durch „Nachkommenschaft" wiedergegeben werden könnte, folgt auf die Formel: „und das ist die Nachkommenschaft des N. N." die andere: „und das sind die Namen der Söhne des N. N." Nach E e r d m a n s S 22 stehen 25,12* und 13 einander im W e g e ' ) . Das ist nur für modernes kritisches Empfinden der Fall; der antike Autor hat, wie mir das dreimalige Vorkommen dieser Verbindung zu zeigen scheint, überraschend, wie leicht man in den andern Büchern des A T Glossen und andren Textzuwachs

anerkennt, während hier alles auf die Quellenschriften

verteilt

wird; vgl. noch A I V am Ende. ' ) Lehrreich ist in dieser Hinsicht auch Kautzsch Übersetzung des A T ' s 4. Aufl. 1921/22. Zu 36,9». 10 macht er S. 25!. eine derartige Bemerkung nicht.

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

daran keinen Anstoß genommen. Ich halte darum die Formel an diesen drei Stellen für ursprünglich1). Im einzelnen sei bemerkt, zu 25,12—18 a ): v 12b ist vielleicht redaktionelle Beischrift im Hinblick auf c l 6 ; vielleicht ist auch aus v 13 das arr6r6 oniQiia zu entfernen, v 16b ist Interpolation, wahrscheinlich von derselben Hand, die 17,20bo einfügte. An v 16a schließt sich unmittelbar an v 18a. Über v 17 vgl noch unter III Zahlenangaben, v 18b ist angehängtes Zitat von 16,12b, wobei das i?B3 MT neben dem L X X Syr mir ein unlösbares Rätsel ist ®). — Ferner sei zu c 36 bemerkt: Als ursprünglich gilt mir v 9a. v b ist Zusatz mit Bezug auf jjtts p N v 5 Ende; über den ganzen Passus v 1 —8 s. gleich nachher. Auf v 9 a folgen v 10—14. Gegenüber diesem Komplex ist v i — 8 sekundär und zusammengeflickt. Beachte die abweichende Reihenfolge der Frauen v i f und v 4 f ; sie werden wie 27,46; 28,8 als „Töchter Kanaans" bezeichnet, was mindestens zu Oholibama und Basmat nicht paßt. v 6 und 7 ist inhaltlich eine Nachbildung von 13,6 ff, dabei beachte man die schwülstige Darstellung neben irupö noch mona und 1:13p, V 7 berührt sich besonders stark mit 13,6. v 8 , der sich mit v i und 9 b berührt, will, wie es scheint, einen Unterschied herstellen zwischen der Nachkommenschaft Esaus in Kanaan und der auf dem Gebirge Seir 4 ). Hinzugekommen sind zu diesen zwei Stücken erstens zwei Häuptlingslisten (vgl daneben die Fürsten Ismaels 17,20b; 25,16 b ): a ) v l 5 - 1 9 der Söhne Esaus, b) v40—43 Esaus selbst, und zweitens a) das Choriterverzeichnis v 20—30 und b) die Königsliste v 31—39. Das ganze Kapitel ist ja mit E i c h r o d t S31 als das Resultat „einer allmählichen Sammelarbeit" anzusehen; ebenso E er dm ans S 26: das ganze Kapitel „erklärt sich nur als Sammelarbeit, welche allmählich entstand und den Tholedot Esaus angehängt wurde". Entstellungen durch Versehen späterer Abschreiber zugegeben, Selbstverständlich läßt sich hier auch eine systematische Hinzufügung der Formel behaupten; fragt sich nur, was natürlicher und methodisch richtiger ist. *) Eine ausführliche textkritische

Anmerkung

zu

diesem Passus

bietet

Wiener in Bibl. sacr. 1920 S 309. 3)

Dillmanns Hinweis auf Jud 7,12 und Königs auf Jes 9,7 passen

wegen der abweichenden Konstruktion. 4)

nicht

Bei Procksch finde ich den Vers nicht.

Vgl. über 36,6—8 noch unter B I b 35,22ff.

Tholedot

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können alle diese Namenverzeichnisse altes wertvolles Quellenmaterial sein, bestimmte politische Situationen widerspiegelnd. Inhaltlich eng verwandt diesen beiden Stellen erscheinen mir die Tholedot der Noachiden Sem, Ham und Japhet 10, lff und die Tholedot Adams 5,1 ff. Nur ist die Genealogie c 5, die, wie E e r d m a n s S 28 richtig gesehen hat, an ihrer Stelle einen völligen Neuanfang bildet, wegen ihrer Zahlenangaben anderen Ursprungs als die von 10, lff 1 ). Jedesfalls ist aber die Bezeichnung dieser beiden Komplexe als Tholedot ursprünglich. Im einzelnen ist hierzu folgendes zu bemerken: In c 10, in welchem genau wie in der Sintflutperikope und an anderen Stellen P die Grundlage bildet und J nur zur Auffüllung dient, ist v l b redaktionelle Klammer. Es folgen v2—5; ergänze hinter n^un: „Dies sind die Söhne Japhets." Wahrscheinlich aber sind die ersten vier Worte von v 5 auch noch Einschub, vgl v 32b. Es folgen v 6. 7 und 20. Zwischen v 7 und 20 haben fremde Bestandteile, die ihrerseits wieder glossiert sind, die ursprünglichen Angaben von P verdrängt. Dann folgen noch v 22f. 31. 32 a . Auch hier sind fremde Elemente aufgenommen, v 32b ist redaktionell wie l b . E e r d m a n s S 9 und 91, vgl auch Wiener Bibl. sacr. 1920 S 309 A 1, behauptet — und wie mir scheint mit Recht — auch für die Völkertafel des P eine vorexilische Entstehung. — In c 5 besteht der originale Text aus v l a . Dagegen ist v l b . 2 redaktionell. Ferner aus v 3—21; v 22 (lies am Anfang -pin TPl) und v 23; v 24 ist Zusatz. Dann aus v 2 5 - 3 2 ; dazu gehört 9,28 (außer "todd "iriN) und v 29, sowie endlich 11,10 ff. Der letztere Passus, 11,10—26, die Genealogie Sems, scheint mir wegen der Zahlenangaben aus derselben Feder zu stammen wie c 5. Auch er läuft auf eine Dreiheit aus, vgl 5,32 mit 11,26. Im einzelnenist hier zu bemerken, daß Sam noch die Schlußformel in v l l . 13 usw. bietet ( > MT), wie sie in 5,5. 8 usw. MT vorliegt, v 10b ist redaktionell; desgleichen aber auch die einleitende Formel •w rr6in n^NEndlich ist nr6n noch ursprünglich in 11,27 ff. Während aber in 25,12 a ; 36,9 a ; 10,1; 5,1; 11,10» das Wort zweifellos die Bedeutung „Stammbaum", „Genealogie" hat, liegt hier eine ') Und damit natürlich auch die mit c 5 zusammenhängende Genealogie Sems 11,10 ff. Vgl hierzu noch Eerdmans S 28.

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

Nuancierung vor; neben die Angaben der Namen tritt Erzählung, „Familiengeschichte" ')• Im einzelnen sei bemerkt: an v27 schließt sich nicht nur lückenlos, sondern im besten Zusammenhang an v 28. 29. Vielleicht ist v 30 eine Interpolation. Es folgt v 31. 32b. Die chronologische Notiz v 32 a ist späterer Zusatz, vgl unter III Zahlenangaben. Dazu gehört endlich 12,5. — v29 dem Zusammenhang zu entnehmen und an J zu verweisen, nur weil 22, lOff, die man natürlich gleichfalls als jahvistisch ansieht, „darauf Rückbezug nimmt", D i l l m a n n Kommentar" S 213, ist m. E. kein zwingender Grund. Woraus ergibt sich denn dieses „Rückbezugnehmen"? — Und wie denkt man sich wieder die Arbeitsweise des Redaktors, der die Quellenschriften partikelweise zusammengefügt haben soll? — Weder liegt in diesem Komplex eine unlogische Unebenheit vor, noch ist vom Gesichtspunkt des Sprachgebrauchs aus etwas dagegen einzuwenden, daß die aufgezählten Verse aus e i n e r Feder stammen. Nur 12,1—4 a (— mrp) platzt in diesen Zusammenhang hinein. Der Grund dieser Einschaltung ist deutlich. Sie will die Motivierung für den Aufbruch Abrams v 5 geben. Vgl hierzu noch unter B Exegetischer Teil I b . Von den genannten Stellen, an denen nvfcin als ursprünglich angesehen werden darf, unterscheiden sich deutlich die folgenden: Zunächst 2,4, wo das Wort die Bedeutung „Entstehungsgeschichte" hat und Unter-, nicht Überschrift zu c 1 sein soll. Schon de Lag a r d e hat die Formel hier für eine späte Glosse erklärt, vgl S m e n d S 15 A 1. Ferner 37,2, wo es etwa „Familiengeschichte" bedeuten soll, aber völlig zusammenhanglos dasteht, wie auch K a u t z s c h anerkennt. Weiter wurde der sekundäre Charakter oben schon erwiesen zu 36,1; desgleichen ist es Beischrift in 11,10. Denn dieser Vers schließt sich mit seinem weiteren Wortlaut deutlich an 5,32; 9,28. 29 an und sollte lauten 131 TP1 oder in a m Endlich ist 25,19 a zugleich mit 19b. 20 eine redaktionelle Überleitung, deren Anfang v 19a in Hinsicht auf 25,12 gemacht ist. Es ergibt sich somit, daß nur eine Anzahl Tholedotstellen — im ganzen 5 innerhalb der Genesis — als original angesehen werden dürfen, die übrigen 6 sind spätere Zutat. Die ursprünglichen Stellen sind verschiedenen Ursprungs. Die nicht ursprüng') Zu 11,27 ist ebenfalls die textkritische Bemerkung Wieners Bibl. sacr. 1918 S248f zu beachten: t « fehlt in einer Reihe von Textzeugen.

Tholedot — Zahlenangaben

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liehen stammen wahrscheinlich von e i n e r Hand, welche damit vielleicht eine systematische Gliederung des ganzen Stoffes herbeizuführen suchte. Diese Systematik aber gehört zu den spätesten Elementen des Textes'). III. Zahlenangaben. Es mögen jetzt die Zahlenangaben folgen. Auch bezüglich dieses besonders stark hervortretenden Gharakterzuges von P ist längst bestritten worden, daß er als solcher angesehen werden dürfe. Schon E e r d m a n s weist gelegentlich darauf hin, nachdrücklicher wird es von S m e n d S i l behauptet und auch Holz i n g e r in K a u t z s c h neigt dieser Ansicht zu. Ich muß mich dem von den genannten vertretenen Urteil in vollem Umfang anschließen"). Meine zu diesem Ziel hinführenden Beobachtungen gingen aus von 1 7 , 2 3 - 2 7 , vgl die Ausführung über diesen Abschnitt unter B I a z u c l 7 . Es hat den Anschein, daß dieser spät angefügte Passus nur die Aufgabe hat, die Zeitangabe in erster Linie über Abraham zu bringen. Ist das der Fall, dann stammen aber auch die übrigen Zeitangaben bezüglich Abrahams wie der anderen Patriarchen aus derselben Feder und sind später eingeschoben. Es mögen gleich hier einige weitere Beobachtungen angeschlossen werden, nämlich daß die Angaben über das Lebensalter und Ereignisse aus dem Leben sich gewöhnlich an ganz bestimmter Stelle finden; die über die Lebensdauer z. B. unmittelbar vor der Mitteilung des Todes, wie 23,1 u. ö. mit einziger Ausnahme von 50,26, wo aber die Zeitangabe ebenso wie in v 22 sicher von derselben Hand stammt wie alle übrigen Lebensalterangaben der Genesis. Ferner lassen sich die meisten Zahlenangaben leicht aus dem Kontext herausheben wie 12,4 b ; 16,16; 2 5 , 7 ; 35,28 u. ö. In 25,17 ist die ganze Notiz einschließlich der ') Beachte zu diesen Ausführungen über Tholedot noch Wiener a. a. 0 . 1918 S 248 ff. ' ) Manche Zahlenangabe wurde früher schon vielfach als eingeschoben angesehen, wie z. B. 15,13, mit welcher in anderer Weise sich Wiener auseinanderzusetzen sucht in Bibl. sacr. 1916 S 4 7 7 ; vgl jetzt auch Griffiths in The Exodus in the light of archaeology S 36. — Auf die ganzen Schwierigkeiten der chronologischen Listen in Gen c 5 und 11 sowohl, wie der einzelnen Zeitangaben, als z . B . 1 2 , 4 hat Wiener ausführlich hingewiesen in Bibl. sacr. 1918 S 2 5 9 f and 1920 S 3 1 1 f . 320f.

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

Todesnachricht an falscher Stelle in den Text geraten, vielleicht weil sie ursprünglich eine Randbeischrift war. Endlich findet sich bei vielen dieser Angaben dieselbe Ausdrucksweise, Inf. mit vorgesetzter Präposition, wie 12,4; 16,3.16; 25,20.26; 41,46, auf ein und denselben Autor deutend. Was die sog. Zeugungszahlen in c 5 ; 10,28f; 11,10—26 betrifft, so hat schon S m e n d S 12 auf die Differenz hingewiesen zwischen MT, Sam und LXX und die „Willkür, mit der man diese Zahlen behandelte", als „höchst auffällig" bezeichnet. Sie muß den Verdacht gegen ein beträchtliches Alter dieser Zahlen in hohem Maße bestärken. Auch in die Sintflutgeschichte sind die Daten, welche nach dem Lebensalter Noahs orientiert sind, allein aus diesem Grunde zusammen mit den Monats- und Tagesangaben eingearbeitet. Hier kann ich allerdings den Ausführungen S m e n d s S i l mich nicht anschließen, denn sie ermangeln gar zu sehr eines chronologischen Verständnisses. Warum neben der Angabe „von 150 Tagen die Rechnung nach Monats- und Tagesdaten nicht am Platze" sei, verstehe ich nicht; ebensowenig, warum zwischen 8,4 und 5 ein „Widersinn" bestehe. Die 150 Tage sind eine r u n d e Rechnung der 5 Mondmonate, vom 17. Tage des 2. bis zum 17. Tage des 7. Monats, 7,11; 8,4. Das Jahr, nach dem der Interpolator der Zeitangaben rechnet, ist ein Mondjahr von 354 Tagen, das zu einem Sonnenjahr von 354 + 11 Tagen, 8,14, ergänzt ist, also ein Lunisolarjahr'). Beachtenswert ist dabei noch die bloße Numerierung, nicht Benennung der Monate. Die zur Zeit des Interpolators vermutlich üblichen babylonischen Monatsnamen scheinen mit Bedacht fortgelassen und die alte Bezeichnung der Monate durch eine Zahl bevorzugt zu sein, vgl hierzu noch Ed. Mahl er Handbuch der jüdischen Chronologie S 172. 199. 208. In 16,3aP fällt das o~on auf, man würde etwa •rQii' erwarten; auch hier gewinnt der Zusammenhang durch Herausheben der chronologischen Notiz. — Schon S m e n d S14 weist darauf hin, daß 16,16 vor 17,1 durchaus unerwünscht sei. Beide Notizen ') Die 5 Monate = 150 Tagen müssen durchaus nicht Monate eines reinen Sonnenjabres sein, Eerdmans S 430; denn die Dauer eines Mondmonats von 29'/a (genau 29,53059) Tagen ist praktisch kalendarisch nicht anders zu bestimmen als entweder mit 29 oder mit 30 Tagen. Hier nun ist die letztere Dauer angesetzt, zumal im ganzen mit einem Lunisolarjahr gerechnet wird.

Zahlenangaben — Zusammenhang

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lassen sich und zwar nur zum Vorteil der Darstellung entfernen. 17,1 steht in Verbindung mit 17,24; zu 17,17 vgl unter B I a , auch S m e n d S 13. — 2 1 , 5 ; 25,26 erinnern an die Zeugungsjahre der Urväter, desgleichen 2 3 , 1 ; 2 5 , 7 ; 3 5 , 2 8 an die Lebensdauerangaben derselben. — Eine besondere Kategorie von chronologischen Notizen bilden 2 5 , 2 0 ; 26,34. — Bei Jakob ist 47,9, bei Joseph 37-2 und 41,46 gewissermaßen ein Ersatz für die Angaben der Zeugungsjahre bei den anderen Patriarchen, ähnlich auch schon S m e n d S 13. — Endlich hat auch wieder S m e n d schon über den ganzen Passus 4 7 , 5 b . 6 a . 7—11 gehandelt, S 13. Dieser Passus ist sowohl wegen seines „weichmutigen Tones" wie seines Sprachgebrauchs — ¡THUD — als eine sehr junge Interpolation anzusehen, deren Zahlenangabe — 130 Jahre — in Beziehung steht zu v 28 a , bezw. abhängig ist von dem ganzen v 28. Die im Vorstehenden behandelten Zahlenangaben stellen eine Jahrrechnung oder Aera dar. Dieselbe ist, ausgehend von dem Protoplasten Adam, angeknüpft an die Schöpfung. Es konkurriert mit ihr eine in Exodus und Numeri vorliegende Aera des Auszugs aus Ägypten. Darf der letztere mit M a h l e r S 116f als ein volkstümliches oder bürgerliches Zeitmerkmal bezeichnet werden, so ist das der Genesis, die Weltschöpfung, als ein gelehrtes, historisches anzusehen, und kann darum vielleicht als das j jüngere gelten. Leider sind wir nicht in der Lage, die inter- ' essante Frage zu beantworten, aus welchem Anlaß und wann man diese Schöpfungsära in die Genesis eingearbeitet hat. Wie wir wissen, hat es in nach exilischer Zeit mehrere Aeren bei den Juden gegeben, vgl neben M a h l e r noch G i n z e l Handbuch der math. und techn. Chronologie Bd 2 S 58ff. Unsere Schöpfungsära oder Aera Adam könnte einen Versuch darstellen, eine von der Umwelt (Perser, Seleuziden) .unabhängige Aera zu schaffen. IV. Zusammenhang. Nachdem wir diese beiden Charakteristika — die Tholedot und die Zahlenangaben — größtenteils oder ganz dem P haben I absprechen müssen, mag hier noch der Zusammenhang der ihm! zuerkannten Stellen betrachtet und dabei zugleich die Frage nach seiner redaktionellen Einarbeitung in das vorhandene Schrifttum J E D beleuchtet werden. Auch in dieser Hinsicht ist längst auf

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I. Der Friesterkodex in der Genesis

die Schwierigkeit der P-Theorie von E e r d m a n s hinlänglich aufmerksam gemacht, S 6f, indem er die Lückenhaftigkeit des PBestandes betont hat. Von den Gegnern, vgl E i c h r o d t S 14, wird ihm erwidert, daß solche Lücken auf Rechnung des R kommen, der bald diese, bald jene der ihm zur Verfügung stehenden Quellenschriften bevorzugt habe. Aber gerade dieser R und seine Tätigkeit muß etwas genauer betrachtet werden. Es ist doch mindestens recht auffallend, und es verdient jedenfalls die Tatsache — um eine solche handelt es sich — hervorgehoben zu werden, wie in der Sintflutgeschichte, in der Völkertafel, in der Geschichte vom Auszug Abrahams der angebliche P die alte Quelle so verdrängt, daß sie nur eben noch als Füllsel da ist, und dann seinerseits wieder auf weite Strecken fast verschwindet. Was hören wir denn über Jakob und Joseph seitens P? — Diese sonderbare Stoffverteilung gerät in ein noch grelleres Licht, wenn wir auf die einzelnen Verse achten, die hier und da die Existenz von P beweisen sollen. R soll z. B. 19,29 eine Notiz des P über die Errettung Lots eingefügt haben, nachdem vorher umständlich erzählt ist, wie Lot und die Seinen vor dem Unheil bewahrt bleiben. Anderswo, wie z. B. 30,22 hat er nur eben einen Halbvers eingefügt, der übrigens inhaltlich auch wieder recht entbehrlich ist. Wie stellt man sich die Arbeitsweise dieses R vor? — Nahm er, wie ein Maler die Farben von der Palette, so die Sätze und Satzteile aus den vor ihm liegenden Quellenschriften und fügte jene aneinander? — Die beiden zitierten Stellen führen uns vor die Alternative: dieser R ist entweder ein mäßig begabter Mensch gewesen, oder leitete ihn etwa Mitgefühl mit den Literarkritikern, denen er gutherzig Wegweiser aufzurichten suchte? Hier muß m. E. anders vorgegangen werden, vgl darüber zu 19,29 unter B I a und zum Allgemeinen unter C Resultat. Ein großer Fehler aber unserer Literarkritik ist darin zu suchen, daß sie den Text fast restlos auf die vermeintlichen Quellen verteilt und spätere Einschaltungen, Glossen und dgl kaum anerkennt. Ein Musterbeispiel dafür ist die Verteilung von 18,1—22 und 19,1—18 auf L und J bei 0. E i ß f e l d t Hexateuch-Synopse 1922; beachte besonders 18,6; 19,4.9. Bezeichnend ist auch, daß S m e n d s Hinweis auf Glossen und Retouchen fast völlig unbeachtet geblieben ist.

Exegetischer Teil — c 17

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B. Exegetischer Teil. I. Patriarchengeschichte. a) G r ö ß e r e A b s c h n i t t e . Als ein besonderes charakteristisches Stück der Patriarchengeschichte gilt c 17. Dieses Kapitel erscheint vielen, um*Dillm a n n s Worte (Kommentar6 S 257) zu gebrauchen, als „ein unverändert erhaltenes Stück des P". G u n k e l Kommentar S241 teilt seinen Inhalt in zwei Gottesreden: vi—14; v 15—21 und einen Anhang v 23—27. Das Kapitel aber ist in Wirklichkeit ein literarisches Mosaik. Es beginnt v l b —5 + 22 mit einer Offenbarung Jahves') an Abram, deren Inhalt ist eine Bundschließung zwischen beiden. Der Bund besteht, unter der Voraussetzung eines unsträflichen Wandels Abrams, deutlich in einem göttlichen Geschenk Qro), nämlich zahlreicher Nachkommenschaft2). Mit Rücksicht auf sie wird Abrams Name in Abraham geändert. Der ganze Vorgang schließt mit v 22. Der Passus 17, l b — 5 + 22 zeigt auffallende Verwandtschaft mit 85,9—18®. Deutlich entspricht v 9 Anfang und v 10 Anfang der Einleitung 17,9b; desgleichen v 13a dem Schlußsatz 17,22, den ich deswegen mit v l b —5 vereinigt habe. In beiden Perikopen haben wir zwei Gottesausspruche: 1. die Umnamung 3 5 , 1 0 = 17,4.5 und 2. die Verheißung zahlreicher Nachkommenschaft 35,11 = 17,2. Fraglos sind die beiden Perikopen von einander abhängig, vgl auch E e r d m a n s S 13f, aber es ist nicht leicht zu sagen, in welcher Weise. Während die Umnamung bei Abram motiviert erscheint, fehlt bei Jakob jegliche Begründung. So sieht in diesem Teil die Jakobperikope wie eine Nachbildung aus; anders scheint es mir zu sein, was den zweiten Teil 35,11 f betrifft. Um dies zu begründen, muß ich zunächst über 17,6—8 und sein Verhältnis zu v l b —5 handeln, v l b —5 zeigt bei klarer und präziser Gedankenentwicklung einen in sich geschlossenen Zusammenhang, während v 6—8 von ganz anderer literarischer Qualität ist: v 6aa ist eine fast wörtliche Wiederholung von v 2 b ; v 7 und 8 b wird der Bund auch auf die Nachkommenschaft ausgedehnt (beachte cppn statt jro) für ewige l

) Dieses ¡71 IT in v l b halten Gunkel u. a. fiir redaktionell. ') In Procksch Kommentar S 474 findet sich der Satz: Der Hauptinhalt des Abrambundes ist nicht v 2 b , sondern v 7b. 8 b angegeben.

I. Der Priesterkodex in der Genesis

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Zeiten, und sein Inhalt ist hier, anders als v 2 b , dieser Nachkommen Gott zu sein. Dazwischen steht v 8 a die Verheißung des Landes Kanaan zu ewigem Besitz. Man wird an der literarischen Verschiedenheit der beiden Abschnitte v l b — 5 und v 6—8 nicht vorbeigehen können. Nun ist v 6 a f- b zum Teil wörtlich identisch mit 35,11-»P-b und v 8 a inhaltlich übereinstimmend mit 35,12, so daß ich annehmen möchte, 17,6—8 sind nach 35,11 f gearbeitet und an v l b — 5 angehängt. In dem zweiten Teil also scheint die Jakobperikope auf c 17 eingewirkt zu haben. Jedesfalls ist 17,6—8 von v l b — 5 -f- 22 zu trennen. Beide Abschnitte stammen schwerlich aus e i n e r Feder. Es erhebt sich noch die Frage nach der Abfassungszeit des Abschnittes v l b — 5 , und die Antwort auf diese Frage ist nicht wenig abhängig von -der Auslegung des Ausdrucks „Vater einer Menge von Völkern", vgl dazu aus 17,6: „zu Völkern" werde ich dich machen und 35,11 „eine Gemeinde von Völkern" 1 ). W e n n in v 6—8 Kanaan als ein ewiger Besitz bezeichnet wird und Abraham als der doch leiblich gedachte Vater von Völkern unter Königen erscheint, so wird man bei den letzteren doch in erster Linie an israelitische Könige zu denken haben, und dann dürfte der Passus mit Rücksicht auf beide Angaben schwerlich n a c h der Katastrophe von 586 gedacht und geschrieben sein; ist aber dieser Anhang zu v l b - 5 vorexilisch - eine genauere Angabe kann ich nicht machen —, so wird dasselbe erst recht von v l b — 5 gelten dürfen. Der nächste Abschnitt v (9).*10—14 knüpft an den Ausdruck I V O im Vorigen an und handelt von der Beschneidung als einem ewigen Bundeszeichen, v 9 ist redaktionelle Überleitung. In v 2 und 4 war der Bund zwischen Jahve und Abram geschlossen und im wesentlichen eine göttliche Gabe (]nj), hier v 9ff erscheint neben Abraham dessen Nachkommenschaft und der Bund ist ganz wesentlich oder richtiger ausschließlich eine Verpflichtung In dem Folgenden v 10—14 steckt eine alte Beschneidungsthora 8 ), der T e x t besteht aus folgenden Elementen: v 10 (außer "[inr p31 -priN). V 11 (lies nrpni). v 12a. 13b. 14 (vielleicht ist mit L X X und ' ) In 35,11 ist i l j zu streichen

als stehengelassenes corrigendum neben

dem correctum C U ^np, gegen Bichrodt S 27. 2)

In Gunkel Kommentar S 246 heißt es: Von v 10 an fällt der Verfasser

in den Stil des „Gesetzes".

c 17

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Sam TOBT! 0V3 hinter ln^iy einzuschalten) 1 ), v 126. 13a ist ein, wie es scheint, nachezechielischer Zusatz, vgl Ez 44, 7—9, und wird als „sekundärer Einschub", E i c h r o d t S 27, verschiedentlich anerkannt. Inwieweit der gewiß lapidare Text der alten Thora sonst noch vermehrt worden ist, läßt sich schwer sagen. Über die Geschichte der Beschneidung in Israel sind wir infolge des geringfügigen Quellenmaterials sehr schlecht orientiert. Es ist wohl möglich, daß dieser Brauch in der jüdischen Exulanten gemeinde zu Babylon — E i c h r o d t S 26 erinnert mit H o l z i n g e r an Jes 52,1 — mit neuem Inhalt gefüllt und zu besonderer Bedeutung gekommen ist. Wie dann Ezechiel von allen Tempelsklaven die Beschneidung fordert, so wird sie hier von allen Haussklaven gefordert, v 12b. 13a. Diese Forderung hat sicher einen ganz bestimmten historischen Anlaß, vgl noch E x l 2 , 4 4 f f . Der ganze Abschnitt könnte also die e x i l i s c h e Bearbeitung einer alten Beschneidungsthora darstellen, zu der später eine neue Gesetzesbestimmung v 12b. 13a hinzugekommen ist'®). Nachdem zu Abram, der seitens seiner legitimen Frau immer noch kinderlos ist, gesagt war, daß er Vater einer Menge von Völkern werden solle, und dann fortwährend v 6—14 von seiner Nachkommenschaft die Rede war, und er das ohne weiteres Erstaunen hingenommen hatte, wird ihm nunmehr die Zusage eines legitimen Sohnes, die ihn sofort in höchste Verwunderung versetzt: v 15—21 Verheißung Isaaks als des Bundesträgers. Abgesehen von der Umnamung der Ahnfrau v 15, parallel zu v 5, zeigt der Wortlaut in v 16b Verwandtschaft mit v 6 ; v 17 Anfang ist gleichlautend mit v3 a "). In v 19b. 21 begegnet die Wendung rp-Q •''pn wie in v 7 und der Gedanke, ihm zum Gott zu sein, ') Der Satz n"OJl v 14 a Ende ist nicht „einer der feierlichen Archaismen von P", wie Holzinger will, sondern echter Bestandteil der alten Thora. a ) Schon hier sei daran erinnert, daß Eerdmans S 1 3 — nicht mit Unrecht — den „Zweck der Erzählung" darin sieht, „die Beschneidung als Zeichen des Bundes zwischen Jahve und Abraham zu erklären". 3 ) Vermutlich ist der ganze v 17 Einschub. Die ersten 3 Worte könnten aas v 3 a bezogen sein, das p n i n ist eine, in diesem Zusammenhang von den Auslegern schon immer schwer empfundene, ungeschickte Anspielung auf den Namen des Verheißenen, der in v 2 1 unvermittelt auftritt. Und der ganze v b ist im Zusammenhang mit 21,5 geschrieben. Durch Ausscheidung des v 17 gewinnt der Zusammenhang von v 16 und 18.

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

vgl Kittel Bibl hebr1). Schließlich erwartet man als conditio sine qua non für die Verheißung von v 6 die Verheißung eines männlichen Nachkommens, wie sie v 16. 19. 21 endlich gegeben wird. Ist es danach zu kühn, anzunehmen, daß v 6 — 8 und v 15—21 aus einer Feder stammen? — Ist aber e i n Verfasser anzunehmen, dann würden auch v 15—21, zumal wegen v 16b, vor 586 geschrieben sein müssen. Endlich v 28—27 die Ausführung der Beschneidungsthora durch Abraham. Der Passus erscheint erstens getrennt von der Thora und setzt zweitens voraus a) in v 2 3 Anfang die Einschaltung v l 2 b . 13a, b) in v 2 3 Ende mit dem Satz DTI^N HIN ItWO die Stellung von v 22 an seiner jetzigen Stelle, statt, wie er wohl ursprünglich gestanden, hinter v 5. Liegt es nicht nahe, auf Grund dieser drei Argumente anzunehmen, daß der ganze Passus v 23—27 ein später Zusatz ist, dessen Hauptzweck die Zeitangabe in v 24 und 25 ist? — Sie ist das einzige, wirklich Neue, das wir zu hören bekommen. Daß Abraham dem göttlichen Befehl v lOff entsprochen haben wird, ist doch eigentlich selbstverständlich. Dazu kommt, daß dieser Passus v 23 ff auch noch den Ismael beschnitten werden läßt 2 ), womit er sich anerkanntermaßen mit dem Vorhergehenden in Widerspruch setzt. Die Erklärungen, die hierzu in den Kommentaren gegeben werden, sind der beste Beweis, daß man diesen Passus unmöglich als mit dem übrigen Kapitel aus e i n e r Feder geflossen ansehen kann. Überblicken wir das ganze Kapitel, so ergibt sich Folgendes: Wäre es ein auch nur im wesentlichen unverändert erhaltenes Stück der ursprünglich für sich bestehenden Schrift des P, so wäre verwunderlich die Reihenfolge der Abschnitte, indem von der zahlreichen Nachkommenschaft immerfort zu einem Manne gesprochen wird, der nicht nur kinderlos, sondern auch ebenso wie seine Frau hochbetagt ist"). Andererseits zeigt das dreiIn v 20b« Hegt ein Einschub vor im Blick auf 25,12b ) Eichrodt S 27 will darum, im Anschluß an Smend, die Verse 12b. 13a und 23—27 als sekundären Einschub bei Fg ansehen. — Die Angabe Uber das Beschneidungsalter Ismaels dürfte auf Kenntnis des Brauches bestimmter ismaelitischer Stämme beruhen, vgl Dillmann S 264. Doch beachte daneben die unsichere Textüberlieferung. 3 ) Wenn Qunkel Kommentar S 237 darauf hinweist, daß auch in J die Verheißung zahlreicher Nachkommen der Ankündigung eines Sohnes vorangeht, 2

c l 7 — Anhang 1

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malige „und es sprach Elohim zu Abraham" v 1 b . 9. 15, das nicht einmal aus irgend einer besonderen Situation heraus erfolgt, daß hier eine Aneinanderreihung verschiedener Themen vorliegt. Dem entspricht der obige literarkritische Befund. Wir haben vier Teile festgestellt: 1. v l b — 5 + 22, ursprünglich selbständig, Umnamung Abrams mit Verheißung. 2. Dazu tritt ein erster Zuwachs, bestehend aus v 6 — 8 , sich anlehnend an 35, l l f , und 15—21, der Bund Elohims mit Abraham, ihm durch Isaak eine gewaltige Nachkommenschaft zu schenken: Völker unter Königen. Alle drei Stücke sind vor 586 entstanden'). 3. Dazu kommt ein weiterer Zuwachs v(9). 10—14, das Beschneidungsgebot, wohl im Exil entstanden, mit einem jüngeren Zusatz v 12b. 13®. 4. Dazu endlich ein letzter, ebenfalls sehr junger Zusatz v 23—27, ein Bericht Uber die Ausführung des Beschneidungsgebotes mit einer Zeitangabe, die das Wesentliche an diesem Passus zu sein scheint. Zu diesem Passus wie gleichzeitig zu v 1" vgl noch unter III Zahlenangaben. A n h a n g 1: Mit 17,1—8 hängen eng zusammen die Abschnitte 27,46; 28,1—9; 35,9—13. 15; 4 8 , 3 - 6 . In 27,46; 28,1—9 sind als Glosse auszuscheiden die vier letzten Worte von v 2; ferner v 3. 4. 5 b —7. Der Inhalt dieses Passus ist die Aussendung des Jakob durch seinen Vater Isaak, aus Anlaß des Herzeleides der Mutter über die volksfremden Schwiegertöchter, die Frauen Esaus, 27,46 und zu dem Zwecke, sich eine Verwandte zur Frau zu nehmen. In dem Satze v 1 „und er segnete ihn und trug ihm auf" bezieht sich der Segen, der nicht wörtlich mitgeteilt wird, selbstredend auf die Reise, daß sie glücklich und erfolgreich sei. Der Segensspruch v 3f fällt völlig aus der Situation heraus. Das sollte E i c h r o d t S 3 1 f doch nicht in Abrede stellen. E e r d m a n s war hier durchaus auf dem richtigen Wege. Die ausgeschiedenen Verse 3 und 4 P also diese auffällige Keihenfolge „vorgefunden" habe, so übersieht er dabei doch den Unterschied. Nach J, wo neben dem Auswanderungsbefehl die Nachkommenverheißung steht, ist Abraham im besten Alter zu denken und die leibliche Vermittlung der großen Nachkommenschaft selbstverständlich, während hier Abraham ein Greis ist, ebenso wie seine Frau, die an Kinderzeugen und -gebären nicht mehr denken. ') Von der Hand dessen, der v 6—8 und v 15—21 mit v lb—5 verband, stammt auch die Umstellung von v 22 an seine jetzige Stelle.

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I Der Priesterkodex in der Genesis

aber zeigen inhaltliche und sprachliche Berührungen mit 17,6—8 und sind höchstwahrscheinlich als eine Interpolation mit Rücksicht auf Ex 6,3 anzusehen. Es handelt sich ursprünglich in der Tat nur um die Wahl einer stammverwandten Frau, also das gleiche Motiv der Endogamie wie 24,1 ff'). Isaak tritt, wie längst beobachtet, hinter Abraham und Jakob stark zurück. Dabei ist aber die Darstellung eifrig bemüht, festzustellen, daß weder in seiner Ehe (Rebekka) noch in seines Sohnes Jakob Ehe (Lea und Rahel) fremdes Blut ist, vielmehr die Verbindung mit Aram streng bewahrt bleibt. 35,9—13. 15 ist zum Teil schon oben behandelt. Hier sei noch bemerkt, daß v l l f nicht nur auf 17,6—8, sondern auch auf 28,3f eingewirkt haben. Diese drei Stellen, welche das Land Kanaan der zahlreichen Nachkommenschaft der Patriarchen, also dem Volke Israel, als ewigen Besitz zusprechen, sind vor 586 geschrieben, hier aber nach 586 eingefügt, um damit den nicht aufzugebenden Anspruch auf das Land Kanaan zu betonen. 48,3—6, das stark aus dem übrigen Zusammenhang herausfällt, nimmt Bezug auf 35,9—13. 15. Neben "H^ vgl cru bnp 35,11 bezw. QiDy bnp 28,3 und d^ij? rifflN 17,8. In v 5 ist die Reihenfolge Ephraim-Manasse wohl redaktionell. In v 6 ist v a spätere Zutat. Von anderen Söhnen Josephs ist nie die Rede 5 ) v b aber schließt sich unmittelbar an v 5 an und dieser nach K a u t z s c h „an sich unklare" Satz besagt, daß die beiden, Ephraim und Manasse, auf ihrem Stammgebiet in Palästina (so aüch P r o c k s c h S 504) als wie,ihre Brüder, gelten sollen. A n h a n g 2: Im Anschluß an diese Stellen sei gleich vom Gebrauch des Gottesnamens "Tip die Rede. Derselbe findet *) Das Ende yon v 2: „ Von den Töchtern Labans, des Bruders seiner Mutter" ist eine unnötige Vergenauerung des "Endes von v 2 a , vgl v 6» Ende v 5b ist die gleiche Vergenauerung v 6, auffallend durch den gleichen Anfang wie v 8, bringt nichts Neues v 7 ist nach v 5aß, der mit v 7 b völlig identisch ist, ganz überflüssig, er will wohl nur Jakobs Gehorsam gegen Vater u n d Mutter hervorheben, und scheint 26,35. 27;46 vorauszusetzen. Vgl auch v 8, wo nur wieder von Isaak die Rede ist. Zu v 7 bemerkt Wiener Bibl. sacr 1918 S 245. v 7 rightly omitted by p. „Eine Randbemerkung, die an unpassender Stelle in den Text geraten,-den Zusammenhang unterbricht " v 8f schließt sich unmittelbar an 5 a an. Beachte auch noch das "pH1 ~p neben "^"ITP

c 17 — Anhang 2 — c 2 3

17

sich 17,1; 2 8 , 3 ; 35,11; 43,14; 4 8 , 3 ; 4 9 , 2 5 (lies to statt rw), vgl darüber E e r d m a n s S 17ff und E i c h r o d t S 34ff, der sich auch mit D a h s e Textkritische Materialien 1912 S 1 ff auseinandersetzt1). Es sind nur 17,1 und 35,11 Offenbarungen des El Schaddai. 4 8 , 3 ist ein Rückblick auf 35,11; 28,3 gebraucht Isaak, 43,14 Jakob den Namen in einem Segensspruch für den bezw. die abreisenden Söhne. Ebenso erscheint der Name 49,25 in einer Segensformel. Vielleicht war es eine Gottesbezeichnung, die in Segenssprüchen beliebt war; jedesfalls zeigen 4 3 , 1 4 und 49,25, daß sie alt und nicht Spezialgut P's war, so auch schon E e r d mans. E x 6,3 heißt es, daß Elohim dem Abraham, Isaak und Jakob als El Schaddai erschienen sei. Das wird durch 17,1 für Abraham, 35,11 für Jakob bestätigt, über eine Erscheinung vor Isaak verlautet nichts; nur gebraucht Isaak diesen Namen 28,3*). So wird auch dem Isaak das Land Kanaan nicht ausdrücklich zugesprochen, nur Abraham z . B . 12,7; 17,8 und Jakob z . B . 35,12; vgl hierüber noch unter G Resultat. G 23 ist ein ungemein schwieriges Stück wie sich aus der sehr verschiedenen Auffassung desselben ergibt. E e r d m a n s S 22 erklärt, daß es „nicht der Theorie, sondern der Volkstradition" seinen Ursprung verdanke und auch P r o c k s c h S 484 anerkennt „die große Lebendigkeit" und „die vielen altertümlichen Züge" in der Darstellung; während H o l z i n g e r ZATW 1910 (30) S 250 von einer tendenziösen Theorie der Spätzeit spricht und auch G u n k e l S 250f der „weitläufigen Erzählung" einen bestimmten polemischen Charakter beilegt. Nach S m e n d S lOf stammt c 23 ganz oder doch größtenteils von einem späten Bearbeiter. Um gleich an dieses Urteil anzuknüpfen, so sehen die Einen in dem Ganzen eine Ausspinnung, und zwar S m e n d von einer Notiz nach Analogie von 33,18, H o l z i n g e r von 25,9f, andere wie G u n k e l sprechen von einer Vorlage oder nach P r o c k s c h sind hier „vielleicht von P ältere Quellen verwertet". Demgemäß *) Die griechische Übersetzung von durch Pron. pers. (o freos) |iou, oou, aurav wird von Eerdmans zu gewagten Schlußfolgerungen verwertet, vorsichtiger ist Dahse. Gegen beide mit Recht Eichrodt. M. E. kann man die griechische Übersetzung oder besser Auslegung von "HB? Dicht zu zuverlässigen Schlüssen verwerten. a ) In 28^3 ist, wie oben gesagt, v 3f nur vom Interpolator als Reiaesegen gedacht, in Wirklichkeit ist letzterer nicht ausgesprochen. Beihelte z. ZAW 38

2

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

verschieden ist das Urteil über das Alter des Stückes; nach E e r d m a n s , dem sich E i c h r o d t S 42 insoweit anschließt, daß c 23 kein P-Stück sei, ist es ein alter Sagenstoff, der uns nur in jüngerer Niederschrift vorliegt. Ihm steht P r o c k s c h wenigstens nahe, der in Rücksicht auf die oben erwähnten Charakteristika, es „für älter als P, keinesfalls für einen jüngeren Nachtrieb halten möchte". Letzteres aber ist die Ansicht von S m e n d und H o l z i n g e r . Zwischen ihnen — E e r d m a n s - P r o c k s c h und S m e n d - H o l z i n g e r — steht G u n k e l S 237, der von einer Notiz über den Erwerb der Höhle durch Abraham weiß, die P aus seiner Vorlage entnahm und im Interesse eines Besitzstreites mit den Idumäern in ganz bestimmter Weise ausspann. Wir haben in diesem Kapitel eine Nachricht über ein Grab, wie wir solche eine ganze Reihe im Hexateuch sowohl, wie im ganzen AT — man denke an das Richterbuch — haben. Das Grab, um welches es sich hier handelt, ist zunächst nach unserer Erzählung das Grab einer Ahnfrau und steht als solches in Parallele zum Rahelgrab 35,19'). Durch das Schema der Familiengeschichte, in welches die Erzählungen der Genesis gebracht sind, wurde jenes Grab zum allgemeinen Patriarchengrab, einem Familiengrab a ), analog etwa dem des Davidhauses. Die Bedeutung des Grabes wuchs, und mit ihr das Interesse, welches das Volk an ihm nahm: man wußte sich Uber das Grab zu erzählen. Ein literarischer Niederschlag davon ist unser Kapitel: wie Abraham einst das Grab samt dem Territorium von den Hetitern erworben; eine rein profane Handlung, die der Erzähler bezw. Autor als solche — ohne irgend welches absichtliche Verschweigen von Gott und Religion, so G u n k e l S 251 — wiedergibt. Die Höhle und ihr Bezirk gilt natürlich, weil Grab der Ahnfrau und weiter Ruhestätte der Patriarchenfamilie, als eine geweihte Ortlichkeit, wie es etwa heute z. B. noch die Rabbinengräber in der Nähe von Tiberias für den frommen Ostjuden sind. Auch dem, der unsere — wegen ihres profanen Inhalts volkstümliche — Erzählung in die Genesis aufnahm, galt diese Stätte gewiß als geweiht. Gegen einen Heroengräber- oder Ahnenkult o. ä. polemisiert er r s

) Über das Rahelgrab vgl noch Smend S 9f. ) Daneben vgl 42,38 J

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c 23 — Anbang

nicht; denn den gab es offiziell wenigstens gar nicht 1 ). Ob und in welchem Umfang an solchen Gräbern irgend ein illegitimer „Kult" stattgefunden hat, darüber wissen wir ja doch leider nicht das geringste Sichere. Von dem Urteil über den literarischen Charakter der Erzählung ist die Frage nach ihrem Alter bezw. ihrer Zugehörigkeit zu P zu sondern. Aus der Verkoppelung beider resultiert zum großen Teil die oben skizzierte Mannigfaltigkeit in der Auffassung des ganzen Stückes. Für die Zuweisung an P gibt es nur e i n wissenschaftliches Argument, den Sprachgebrauch, und dessen Bedeutungslosigkeit in diesem Falle hat E e r d m a n s S 20 hinreichend erwiesen. Es sei nur noch gegen H o l z i n g e r s Bemerkung über pt*n Dy, welcher Ausdruck allein schon „alte Überlieferung des Stückes unwahrscheinlich" mache, ZATW 1910 (30) S 250f, auf die Abhandlung über diesen Begriff von E v a G i l l i s c h e w s k i in ZATW 1922 (42) S 141f verwiesen. p « n Oy bezeichnet hier, wie öfters im AT, die Gemeinschaft der vollberechtigten Bürger 4 ). Wie einerseits der Sprachgebrauch nicht dazu zwingt, c 23 als Bestandteil des P anzusehen, so scheint dieses andererseits der profane Inhalt zu verbieten. Ich muß mich darum, wie schon E i c h r o d t , der E e r d m a n s s c h e n These anschließen. Über das Alter der Erzählung an sich eine Aussage zu machen, ist mangels gesicherter Anhaltspunkte unmöglich. A n h a n g : Mit c 23 in engster Beziehung stehen einige Notizen über Tod und Begräbnis von Patriarchen, nämlich 25,7—11® über Abraham (35,28f bei Isaak fehlt eine Aussage über den Ort des Grabes); 4 9 , 1 \ 28be (streiche ibn); 29—33; 50,12. 13 über Jakob. Die beiden hier in Betracht kommenden Stellen c 25 und ') "13p nrnti besser „Eigengrab" als „Erbbegräbnis". Die dreimalige Erwähnung dieses Wortes v 4. 9. 20 (beachte hierzu, daß v 20 in der aethiop. Uber Setzung fehlt, Wiener Bibl. sacr. 1918 S 246) betont, daß er seine Tote nicht in ein fremdes, sondern ins eigene Grab legen wolle. Die Familie möchte selbst im Tode sozusagen „unter sich" sein. Eine Polemik: Erbbegräbnis — kein Heiligtum, Gunkel a. a. 0., ist glatt eingetragen. Gunkels Ausführungen S 250f über den Sinn der Erzählung in der Vorlage des P und den Sinn der Erzählung bei P sind m. E. eitel Phantasie und darum zwecklos. 2 ) Holzinger verkoppelt hier ebenfalls mit der Frage nach dem Charakter der Erzählung gleich die nach ihrem Alter. Als Parallelen zu dem Ausdruck hier gelten ihm nur Stellen aus dem Esrabuch. 2*

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

49. 50 sind glossiert, wie schon S m e n d S i l gesehen hat. M. E. ist der ursprüngliche Text in c 25: v 7—9® + fODO iJD'by HPK aus v b. Auszuscheiden sind die Worte von rntt^N — Vinn. Ferner ist der ganze v 10 als Glosse anzusehen, vgl hierzu 49,30 b . 31 Anfang. Stärker noch ist die Glossierung in c 49. 50. Hier besteht der ursprüngliche Text aus 49, l a . 28bP (streiche usw). 29. 31b. 33; 50,12. 13a, wo statt n^DDon zu lesen ist v n n "ji. Glosse ist v 30. 31a. 32; 50,13 b '). In 49,30 und 50,13 b ist »on mw mjra oder "DPI mtiO HPK myo gleich dem entsprechenden Ausdruck 23,19. Die Glossen sind gemacht auf Grund des Textes von c 23, aber auch der echte Text scheint doch die Geschichte c 23 vorauszusetzen, gegen S m e n d S i l . In dem Komplex c 49. 50 liegt eine Korrektur der Tradition über das Jakobgrab vor, vgl 50,5, wonach in 47,30 "HDp statt Cirrap zu lesen wäre 2 ). Danach hätte Jakob sich zu Lebzeiten ein eigenes Grab hergestellt, in welchem er beigesetzt zu werden wünschte. Die Lage desselben wird nicht angegeben, wäre nach allem aber doch auf nordisraelitischem Boden zu suchen8). Die Tendenz jener Korrektur, die Jakob in das judäische Grab der Patriarchen bettet, scheint auch bei dem Rahelgrab am Werke, wenn in 35,19; 48,7 zu moN bemerkt wird DR6 RRO TRN. SO lag das Grab wenigstens auf judäischem Boden4). In den genannten Stellen 25,9; 35,29; 50,12f bestatten den verstorbenen Vater seine sämtlichen Söhne. Sie sollen damit als Vorbilder pietätvollen Verhaltens hingestellt werden, so schon Wiener Bibl. sacr. 1920 S 316, der diese Sätze einem Glossator zuweist'). Derselbe Forscher macht a. a. 0. S 315f *) Das Plus der LXX, die in einer Reihe von Handschriften hinter v 12 bietet Kai e&ai|iav aurov exti, läßt allerdings den ganzen v 13 als Glosse erscheinen. 2 ) VTDp wäre auch möglich zur Bezeichnung eines Einzelgrabes, so Gen 35,20. Sam a 10,2.

In unseren beiden Stellen will offenbar m 3 p T \

:

die ganze

Grabanlage von "Qp, dem Buheplatz des Einzelnen darin, unterscheiden •) Dieser Umlokalisierung Jakobs ins allgemeine Patriarchen grab nach Hebron entspricht auch die Notiz 35,27, wonach Jakob zu seinem Vater nach Hebron kommt, dorthin, wo schon Jakob und Isaak als Fremdlinge geweilt haben. *} Euddes Vermutung, daß einmal in P am Schluß von 49,31 noch gestanden habe, ist mir, wie aus Vorstehendem sich ergibt, unwahrscheinlich. Anders natürlich Smend S 10 A I . 5 ) Die Trennung der beiden Jakob-Esau vollzieht sich analog der Tren-

o 23 — Anhang — 12,4b. 5

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darauf aufmerksam, daß der Text nach LXX sowohl in 25, 7—9 wie in 35,29 nicht" feststeht. Auch hier ergibt sich aus der schwankenden Textuberlieferung zum mindesten die Wahrscheinlichkeit, daß die inhaltlichen Schwierigkeiten durch Glossen verursacht sind, und daß man auf Grund eines derart überwucherten Textes nicht Quellenscheidungen vornehmen kann. b) E i n z e l n e S t e l l e n . 12,4 . 5. Es wäre verkehrt, zu behaupten, daß hier eine einheitliche Darstellung vorliegt. Es beginnt vielmehr in 11,27 deutlich ein Neuanfang: Tholedot Therachs. Es wird zunächst der Personalbestand der Familie mitgeteilt, wobei v 30 verdächtig erscheinen könnte durch die besondere Heraushebung der Sarai, und dann die Wanderung Therachs samt einem Teil der Seinen mit dem bestimmten Ziel, Land Kanaan, berichtet'). Sie gelangen zunächst bis Charan, wo Therach stirbt. Lies in v 31 nnw N^I und streiche die chronologische Notiz v 32 a als späteren Zusatz. Nach Therachs Tode das Haupt der Familie nimmt Abram die Fortsetzung der Wanderung nach Kanaan auf 12,5 und gelangt mit den Seinen ans Ziel. Das Ganze 11,27-29. 31. 32"; 12,5 ist ein Ausschnitt vermutlich aus einer Geschichte Abrahams, die für vorexilischen Alters zu halten wenigstens nichts hindert. Verlockend dabei ist die Annahme, daß das ai-ilPD nx von Esra und seinen Leuten stammt, vgl unter G Resultat, die dadurch Abram mit dem damals mächtigen und hochkultivierten Babylonien in Zusammenhang bringen wollten. In diesen Passus ist eingefügt 12,1—4a bis mm — der Satz IflN "J^l ist späte harmonisierende Glosse —, welche Verse eine Motivierung des Aufbruchs Abrams geben wollen. Sie können nicht mit dem obigen Passus aus e i n e r Feder stammen; das verbietet der Gegensatz zwischen dem unbekannten Ziel 12, l b und dem bestimmten Ziel, Land b

nung von Abraham-Lot, vgl 36,7 mit 13,6. Bei Isaak-Ismael findet sich nur die einfache Angabe 25,11b, wo vermutlich hinter plUtf1 2 W ) eine Ortsangabe, den Isaak betreffend (etwa: bei Hebron o. ä.), ausgefallen ist, und es dann weiter geheißen hat: Ul ^ N y W ') Sollte die Erwähnung von Sarai's Unfruchtbarkeit die Glaubenstat Abrams — im Glauben an die Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft zieht er aus — noch erhöhen?

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Kanaan, 11,31; 12,5'). Die Fortsetzung v 6—8 ist aus derselben Feder wie v 1—4a. Das Wesentliche in diesem Komplex ist die Theophanie mit der Verheißung des Landes"). Zwei Tatsachen werden sich nicht bestreiten lassen, 1. daß der „jahvistische" Passus hier als Einsatz dient in die Darstellung von P, und 2. daß die „jahvistischen" Elemente 12,1—4 und 6 — 8 theologischen Charakter tragen, während 11,27—29. 31. 32"; 12,5* die man der P r i e s t e r s c h r i f t zuweist, ganz p r o f a n e n Inhalts sind. 13,6. 11b. 12a. Aus 13,1—13 ist als redaktionell auszuscheiden v 1.3.4. — v ß ' und v 6 b scheinen Varianten zu sein, doch vgl daneben Gen 36,7; beachte auch z. B. das Nebeneinander in dem Prosasatz Jes 56,5. Zu 6 ba beachte die Ähnlichkeit mit 36,7 Anfang. Interpoliert ist wohl auch v 7 b . In v 10b ist nur mto ursprünglich. Sowohl die beiden Vergleiche wie der redaktionelle Satz „bevor Jahve Sodom und Gomorrha zerstörte" sind nach und nach ankristallisiert. Auch Gunkel S 160 findet die vielen Näherbestimmungen sehr auffällig. Aber mm p3 muß doch bleiben. Denn mm und der Wasserreichtum des Paradieses sind die einzigen „charakteristischen Kennzeichen des J", die hier zur Verfügung stehen. Weil das Land ihr Nebeneinander nicht mehr ertrug, d. h. die Herden nicht mehr ausreichend ernährte, kam es zwischen den Hirten zum Streit. Ein Unterschied in der Darstellung „Trennung infolge Streitigkeiten" und „sachlich begründetes Auseinandergehen", H o l z i n g e r bei Kautzsch ist glatt eingetragen. v 13 ist redaktionell im Blick auf c 18f. Der ganze Passus v 2. 5. 6*. 7 a . 8—12 ist literarkritisch einwandfrei, v l l b hinkt nicht hinter v a her, wie H o l z i n g e r ZATW 1910 (30) S 247 u. a. meinen, sondern ist Abschluß: „und so trennten sie sich von einander." Man darf pNIvta v 9 nicht pressen, als würde „eine Trennung innerhalb des Landes" vorgeschlagen, p x n ist v 9 wie v 6 das Weidegebiet, v 12a ist eine m. E. unbeanstandbare Angabe über des N o m a d e n Abram Wohnsitz — Westjordanien — und v 12bP redet nicht von Lots „Wanderung", während sie in v 12ba schon beendet sei, so H o l z i n g e r a. a. 0 . S 247, sondern spricht von Lot sachlich richtig als einem Halbnomaden, der zu ') Beachte daneben noch die Singulare "¡b1") 12,4 und "Q}H 12,6 neben den Pluralen lWl — INm 11,31; 12,5. *) Eerdmans' Polgerung aus flND 12,6 S 9 ist von Bichrodt S 14 widerlegt.

13,6. IIb. 12»; 16, la. 3.15.16

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bestimmter Zeit des Jahres Stadtbewohner ist und zur anderen Zeit bei seinen Herden auf dem Weidegebiet zeltet. Die vv 6. 1 l b . 12a auszuscheiden und P zuzuweisen, liegt nicht der geringste Grund vor, denn von den sprachlichen Anhaltspunkten v6 und v 12 entfällt der erstere und der zweite ist bedeutungslos. Diese sprachlichen Indizien sind aber das einzige Argument für die Zuteilung der Verse an P. Den übrigen Textbestand verweist man an J ; ein zwingender Grund dafür ist weder sprachlich noch sachlich vorhanden. Die Geschichte ist gänzlich profanen Inhalts und könnte mit dem gleichen Rechte als Fortsetzung von 12,5 angesehen werden. Zweifellos will die Geschichte Abrains friedfertigen und großmütigen Sinn hervorheben; vielleicht ist das ihre Hauptabsicht, daneben erklärt sie wohl, wie es kam, daß die Lotvölker Moab und Ammon ihre Wohnsitze in Ostjordanien haben. Zuviel hineingelegt ist aber, wenn H o l z i n g e r bei K a u t z s c h als „eigentliches Ziel" der Geschichte hinstellt, „den Verlust der Ansprüche Moabs und Amnions auf das Gebiet Israels" zu beweisen und ferner behauptet, die Geschichte „gebe bei aller Zurückhaltung doch der Abneigung gegen diese Völker darin Ausdruck, daß der Eigennutz Lots ihn in die Katastrophe von Sodom verwickelt", v 13. 16, l a . 3. 15. 16. c 16 ist eine in den Abrahamsagenkreis hineingewebte ismaelitische Sage, die Stammutter und ihren Sprößling, den Ahnherrn, betreffend. Der Darstellung in c 16 sind mehrere redaktionelle Verklammerungen eingefügt, so v 10 im Hinblick auf 17,20, v 9 im Hinblick auf 21,8ff. Vielleicht stammt auch die Überarbeitung des v 15 von derselben Hand wie v 9. Denn ursprünglich muß es doch wegen v 11 etwa geheißen haben: Es gebar Hagar einen Sohn und nannte seinen Namen Ismael. Hierzu fand ich nachträglich die textkritische Bestätigung in dem Material, das umfänglich darbietet Wiener Bibl. sacr. 1918 S 246. Zuwachs ist außerdem die chronologische Notiz in v 3 und v 16. v 3 möchte ursprünglich gelautet haben: Da nahm Sarai die Hagar (die Ägypterin, ihre Magd) und gab sie dem Abram, ihrem Manne, ihm zum Weibe. Das matt n^N hinter 'HB' kann Schreiberauffüllung sein, wie vielleicht auch die vorher im Klammer gesetzten Worte „die Ägypterin, ihre Magd". Die Zeitangabe fehlte ursprünglich in LXX, wie Wiener Bibl. sacr. 1920 S 306 nach-

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

weist. Daß aber v 3 b Dublette zu v 4 Anfang sei, H o l z i n g e r ZATW 1910 (30) S 248, kann ich nicht zugeben. Ersteres ist die juristisch präzis formulierte Handlung der Sarai, letzteres die daraus resultierende Benutzung des ihm gewordenen Rechtes seitens Abrams. v 1® aber dem P aufs Konto zu setzen, verrät einmal wieder die Äußerlichkeit, mit der unsere bisherige Quellenscheidung an nicht wenigen Stellen behaftet ist. Schon E e r d m a n s S 12 hat hier alles Erforderliche gesagt. Ich möchte nur noch die Frage hinzusetzen: wie denkt man sich, daß die Quellenstücke zusammengekommen seien, speziell solch ein Quellenteilchen, hier von P, in den fremden Zusammenhang, hier von J? — Soweit ich wenigstens sehe, ist niemand auf dieses Problem bislang eingegangen. 19,29. E i c h r o d t S 16 gesteht «in, daß es „eine schwer zu beantwortende Frage bleibe, aus welchem Grunde der Vers gerade hier eingesetzt worden ist". Nun hat Eva G i l l i s c h e w s k i in einer demnächst in ZATW erscheinenden Abhandlung wahrscheinlich gemacht, daß v 29 Bestandteil einer besonderen Erzählung über Sodom und Gomorrha ist, von der wir noch mehrere Elemente in c 18 und 19 vor uns haben; in c 19 sind es v 23—25. 27—29. Damit entfällt auch dieser Vers als vereinzelt dastehend und dem P zugehörig. Hier aber dient er — darin hat E e r d m a n s S 11 f unbedingt ein richtiges Empfinden gehabt — der Aufgabe, Lot zu erwähnen und damit das Stichwort, die Anknüpfung zu liefern für die v BOff erzählte Geschichte. Ja, ich vermute, daß der von Frau Gillischewski als „mögliche Auffüllung" bezeichnete Satz "poro bis Elb tatsächlich ein Zusatz ist, der das Stichwort tyfy nur noch deutlicher herausstellen sollte. 21,l b . 2 b —5. v l b jst eine Variante zu v l a ; welcher Quellenschrift angehörig oder mit anderen Worten: woher stammend, läßt sich nicht sagen. Vielleicht ist aber auch der ganze Vers e i n originaler Satz und nur eben "IÖN "IIMO als Variante von "Ol "fltfiO und möglicherweise das nilT hinter ti>JW zu streichen. Es folgen jetzt eine Reihe redaktioneller Verklammerungen, nämlich v 2 b im Blick auf 17,21; v 3 im Blick auf 17,19'); v 4 im *) Manche dieser „ Verklammerungen" sind vielleicht auch nur zufällige Randglossen von Lesern, denn sie ruhen durchaus nicht auf einstimmiger Überlieferung, ygl Wiener Bibl. sacr. 1918 S 246.

19,29; 21,1b,2b—5; 26,34f; 28,1—9; 29,24.28b.29

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Blick auf 17,12. Endlich ist v 5 eine chronologische Notiz nach 17,24. An der vorliegenden Geschichte ist auch sonst reichlich gearbeitet, v 6 3 hat durch v 6 b . 7 eine Auslegung erhalten. Das pns ist im Sinne von Gelächter anderer über Sara gedeutet. Daran schließt sich v 7b. Dag'egen ist v 7a eine sprichwörtliche Redensart, mit der man etwas, das schier als unmöglich gilt, als eingetreten bezeichnen will. Ebenso ist an v 17 und 18 korrigiert, v 17 Anfang muß es heißen: „es hörte Elohim die Stimme der Hagar." Denn vorher ist sie es, welche weint (LXX harmonisiert, Sam wie MT), und nachher fragt er: „was ist dir, Hagar? — Fürchte dich nicht." — Auffallend ist der plötzlich auftretende DVli?N "jN^D. Ich vermute, der Satz von top^i bis ist hier irrtümlich in den Text geraten und gehört ursprünglich zusammen mit v 17b. 18. Sowohl das •Tl^N als eine künstliche Anspielung auf den Namen Ismael, wie die Verheißung, vgl 21,13a. 17,20bp, bringen in die rein natürliche Situation menschlicher Not und Verzweiflung eine fremde Note; zudem beachte man, daß die Handlung des Aufrichtens und Beiderhandnehmens vor v 19 zu früh kommt. Erst wenn sie das infolge Verdurstens bis zum Tode erschöpfte Kind (v 16a Ende) getränkt hat, so daß es wieder zu sich kommt, ist sie imstande es aufzurichten und fest bei der Hand zu nehmen. Wird sie das o h n m ä c h t i g e Kind an der H a n d , hingehen und den Krug füllen 1 )? 26,34f. Dieses ist ein später Einsatz, der in engem Zusammenhang steht mit 27,46 und 28,7. Das für alle drei Stellen Charakteristische ist das Auftreten der Rebekka, der Mutter. Es liegt hier die gleiche Tendenz auf das Elternrecht vor wie in Jud 14,2. 3. 5. Vgl hierzu noch Lohr Stellung des Weibes in Jahvereligion und -kult S 34f und außerdem oben zu c 17 Anhang 1 Anfang. Über 28,1—9 vgl ebendort. 29,24. 28b. 29. Die Sätze v 24 und 29 hemmen ohne Zweifel den Zusammenhang von 23—25 und 28b—30. Sie können eingeschaltet sein"). Warum müssen sie nun aber zu P gehören? — Weil „der Faden, mit welchem P die Erzählung weiterspinnt, *) Die Behandlung unserer Stelle bei Gnnkel und Procksch ist interessant. ') Andererseits sind hier, sollte Zilpa und Bilha überhaupt genannt werden, doch die gegebenen Stellen.

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

hier äußerst dünn ist" ( K a u t z s c h S 57) und doch nicht ganz zerreißen darf? — In ZATW 1910(30) S 252 gibt H o l z i n g e r übrigens zu, v 28 b könnte an sich zu beiden Quellen gehören, J E und P. Wenn H o l z i n g e r a. a. 0 . weiter behauptet, v 28* sei „sachlich Parallele zu v 30", letzterer könne „unmittelbar an v 28 a anschließen" — ebenso E i c h r o d t S 19: v 3 0 schließt gut an v 28 a an —, so seien sie auf 16,3 Ende. 4 Anfang verwiesen, wo wir genau den gleichen Text haben, v 28 b ist neben v 30 Anfang durchaus an seinem Platze und läßt sich schwerlich missen. Aber gewiß sind „solche Bruchteile nicht von allzu großer Bedeutung", E i c h r o d t S 1 9 . 30,22 a . Dieser Yersteil wird von K a u t z s c h dem P, von E i ß f e l d t dem E zugewiesen. Entscheidend für die erstere Zuweisung ist der Sprachgebrauch, "in? im vorliegenden Sinne ist eine Wendung, die auch sonst z. B. Sam a 1,19 sich findet und früher schon in der Amarnaliteratur in ähnlichem Sinne begegnet, vgl W i n e k l e r S 329 Nr 203,19. Aber davon ganz abgesehen, wie denkt man sich auch hier wieder die Art der Quellenverarbeitung? 31,17. 18. An dieser Stelle ist v 17 gar nicht von v 18 zu trennen. In v 18 sind aber""i"itt>N »v^OTW und "tf "an n -utw "p'ü {beachte die beiden gleichlautenden Relativsätze und das asyndetische "D) Auffüllungen, die erstere nach 12,5. — v 17f sind eine an falsche Stelle geratene Parallele zu v 21, vgl 35,22 lr ff. 33, 18. IJttO p i O und "8 "DD "itOU können sehr wohl als vergenauernde Einschübe eines Abschreibers aufgefaßt werden. 35,6. Hier ist j y » p t a ito« deutlich Einschub aus 48,3. An v 8 ist, wie schon vorgeschlagen, in Analogie zu v 19 f anzuschließen v 14. Und v 15 ist als eine Korrektur zu v 7 von •lpD1? Nlp^i an zu betrachten, v 7 sollte heißen: und er nannte den Ort bzw. den Namen des Ortes, wo Elohim mit ihm geredet hatte bzw. wo Elohim ihm erschienen war (bei der Flucht vor seinem Bruder) Bethel. Der Satz int* (mit fehlendem •W) ist in v 13 und 14 eingedrungen. Beachte hierzu Wiener Bibl. sacr. 1920 S 319, der auch auf Dahse verweist. 35,22 b —29. Was diesen Passus betrifft, so sind aus den Ausführungen Dahses S 152ff hierüber folgende Punkte bedeutsam: 1. gehöre v 28 (neben v 22 b —26) dem Kompilator zu. In der

30,22a;31,17.18; 33,18; 35,6. 35,22l'-29; 46,6.7; 47,5-12; 48,3-6; c 4 9 u 5 0

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Tat ist diese chronologische Notiz auszuscheiden; ebenso urteilt Wiener Bibl. sacr. 1920 S 321. Vgl auch noch oben B I a Ende. 2. sei v 26 b eine späte Glosse. Damit verschwindet aber „Paddam Aram" und der einzige Anhaltspunkt für eine Zuteilung an P. v 22 b —27 + 29 sind anders zu beurteilen. Mit 35,22 b —26 a ist zu verbinden 31,17.18 (über Einzelheiten vgl dort). 35,27. 29. 36,6—8. 46,6. 7. Eine Quellenscheidung in der Josephsgeschichte ist vielfach ein ganz mißliches Ding. So auch schon durch das ganze c 45 hindurch und 46,1—7. Ich muß E e r d m a n s S 26 recht geben, wenn er sagt, es „bestehe keine Veranlassung v 6 f auszuscheiden". Das Wort ist dafür kein zureichendes Argument. Widersprechen aber muß ich E i c h r o d t s Satze S 104: nach v 5 werde der Wohnsitz Jakobs in Beersaba gedacht, von wo aus die Wagen Josephs erst benutzt werden. Die Benutzung der W a g e n von Beersaba aus ist kein Beweis dafür, daß Jakob dort wohnt. Sie konnten schlechterdings erst von da aus benutzt werden, da nördlich von Beersaba das steil ansteigende Gebirge für W a g e n nicht passierbar ist. 47,5—12. Vgl hierüber unter III Zahlenangaben; außerdem über den Sprachgebrauch E e r d m a n s S 27. S m e n d S 13. 48,3—6. Vgl hierüber oben zu c 17 Anhang 2. c 49 und 50. Vgl hierüber oben zu c 23 Anhang. II. Urgeschichte. Aus der sogenannten Urgeschichte kommen für uns hier noch in Betracht 1,1—2,4 a der Schöpfungsbericht und 6,9—9,19 die Geschichte der Sintflut. Daß die Darstellung von 1,1—2,4 a das Resultat einer langen und vor allem verzwickten Entwicklung ist, gilt heute Vielen mit Recht als sicher. Ein nach seiner Herk u n f t bis heute unerklärtes Element der Darstellung ist die Einteilung in Tagewerke. Zutreffend hat schon K i t t e l Geschichte des Volkes Israel Bd 1 S 319 A l l erklärt, daß die Zurückfuhrung auf 6 Tagewerke mit der Sabbatidee zusammenhänge. Ich möchte vermuten, daß hier eine vorexilische Darstellung des Schöpfungsthemas, über deren Herkunft und Gestalt ich mich hier nicht weiter äußern will, bearbeitet, d. h. in das Tagesschema gebracht ist mit der bestimmten Absicht, dem Sabbat, der dem Bearbeiter

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

auch sonst schon bekannt war, eine ganz einzigartige Bedeutung zu vindizieren. Ein Sabbatgebot liegt, wie E e r d m a n s S 5. 32 richtig sagt, allerdings nicht vor. Das war offenbar nicht erforderlich, wohl aber sollte dem Sabbat eine ganz besondere Weihe gegeben werden. Das wird E e r d m a n s nicht bestreiten können, so schwer es ihm fällt, „aus dem einfachen 'und er heiligte denselben' eine priesterliche Tendenz herauszulesen". Das Speisegebot 1,29—31 leitet uns über zu der Sintflutgeschichte. Auch hier haben wir, wie schon mehrfach betont ist, eine vorexilische Darstellung; nur ist die Sachlage hier insofern kompliziert, als in die sogenannte P-Darstellung Elemente einer anderen, J, aufgenommen sind und beide noch durch manche Schreiberzutaten miteinander ausgeglichen bzw. durch Schreiberversehen entstellt worden sind. Diese Details, über welche E e r d m a n s S31f ausführlich handelt, können wir hier übergehen. Wir beschränken uns darauf hinzuweisen, daß, wie schon S m e n d S 9 richtig erkannt hat, das gewiß uralte mythische Element des Regenbogens überarbeitet und zu einem Zeichen des Bundes zwischen der Gottheit und Noah und der gesamten Kreatur gemacht ist. „Eine neue Gottesoffenbarung findet nicht statt", so kann man jawohl bei strengster Exegese des Wortlauts 9,1 ff oder 9,8ff mit E e r d m a n s S 3 sagen; aber immerhin ein Neuanfang der Menschengeschichte wird mit der Bundschließung, ihrer verheißenden Zusage und dem Bundeszeichen des Regenbogens doch wohl statuiert. Indessen können wir E e r d m a n s S 90 darin vollkommen beipflichten, daß Gen 1,29. 30 und 9,1—7 von demselben Verfasser stammen 1 ). Nach dessen Anschauung „wurde dem Menschen erst nach der Sintflut der Genuß des Fleisches erlaubt". Aber unser Passus knüpft daran noch wichtige andere Konsequenzen. Die Schlachtung des Tieres hat nach einer rituellen Norm zu erfolgen 9,4. Dem Menschen aber, der nach Gottes Bilde geschaffen ist, steht das Recht des Lebens als ein universales Menschenrecht zu 9,5. 6. Ritus und Recht sind somit mit dem Ereignis der Sintflut eng verknüpft. ') Woraus soll sich érgeben, daß der Hauptbestand yon Gen 1 und 6—9 ans derselben Feder stammen? — Erweislich ist nur, daß sie von derselben Hand bearbeitet sind.

Urgeschichte — Resultat

C.

29

Resultat.

Unsere Darstellung hat sich bemüht zu zeigen, daß wichtige Elemente des sogenannten Priesterkodex ganz oder teilweise als spätere Zutaten zum Text anzusehen sind; ferner, daß der vermeintliche Bestand von P schwerlich als Zeuge für eine einst selbständige Quellenschrift gelten kann; daß somit von einem Priesterkodex zu reden, der zur Zeit Esras in Babylon verfaßt sein möchte, wenigstens soweit wir vorläufig von der Genesis aus urteilen können, kaum ein auf wissenschaftlichen Argumenten ruhendes Recht besteht. Volz in ThLZ 1923 (48) Sp 390 kommt zu meiner Freude bei Besprechung der Hexateuchsynopse von Eißfeldt zu der Erkenntnis, daß „die kümmerlichen Brocken von Erzählungen beweisen, daß nicht 4 ursprüngliche Erzählungen bestanden". Dieses Eingeständnis ist wertvoll. Von hier aus ist kein großer Weg mehr dahin, daß man auch die Existenz von Quellenschriften in Frage stellt. Die 4 Pentateuchschriftsteller J E D P will er allerdings noch nicht anzweifeln, vielmehr ihr Vorhandensein „außerwissenschaftlichen Kreisen gegenüber mit allem Nachdruck betonen". Wenn er mich danach aus der Zunft hinaustun und zu jenen Kreisen rechnen sollte, werde ich es mit Gleichmut tragen. TéTÁaíh Sq Kpafiiq! Jenem negativen Ergebnis aber wage ich jetzt schon eine positive Ansicht anzuschließen, die, wie ich hoffe, durch eine weitere Untersuchung über die übrigen Bücher des Hexateuchs nicht nur nicht in Frage gestellt, sondern bestätigt werden dürfte. Esra hat nicht mit seinen Géhilfen in Babylon den P verfaßt und ihn dann erst zu Jerusalem in der Erkenntnis, daß „eine Einführung P's auf Kosten der älteren Gesetze unmöglich sei", mit diesen vereinigt, so S e l l i n Einleitung3 S 57, sondern er hat die Thora im wesentlichen in der heutigen Form aus Babylon nach Palästina mitgebracht. Er ist also nicht, wie E i c h r o d t S 33 Dahse gegenüber einräumen möchte, nur Verfasser kleiner Einschübe in Gen 12—50, sondern „unser Pentateuch ist das Werk Esras und seiner Gehilfen". In diesem R e s u l t a t weiß ich mich mit S e l l i n in Ubereinstimmung, nur in dem Urteil über das Zustandekommen des ganzen Werkes weichen wir voneinander ab.

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I. Der Priesterkodex in der Genesis

Esra verfügte — diese Voraussetzung dürfte unbeanstandet bleiben — sicherlich über ein umfangreiches und mannigfaches Schrifttum aus vorexilischer Zeit: neben Opfervorschriften und anderen rituellen Bestimmungen von mehr als einem Heiligtum, (die aber erst in den folgenden Büchern der Thora verarbeitet sind), über volkstümliche und gelehrte Überlieferungen betreffs der Väter, rein profaner und religiös-politischer, priesterlicher und theologischer Art; von diesen Vätererzählungen waren gewiß manche schon zu „Sagenkränzen" vereinigt, wie etwa zu einer Abraham-Lot-, einer Jakob-Labangeschichte, einer Darstellung über Joseph in Ägypten; teilweise, wie schon gesagt, volkstümlichen, profanen Charakters. Daneben gab es Erzählungen sozusagen politischer Natur, Analoga zu den Verheißungen über das Davidhaus, nämlich göttliche Zusagen an die Väter über den Besitz des Landes und zahlreiche mächtige Nachkommenschaft. Lokalsagen von Heiligtümern wie Gen c 22 und 32,23ff; genealogische Zusammenstellungen wie in c 25. 36. Endlich gelehrte Darstellungen wie die Schöpfung, die Sintflut und dgl. Von diesem Material hat Esra gesammelt und es bearbeitet, in erster Linie die Gemeinde Jahves und dessen Dienst an heiliger Stätte im Lande der Väter wiederherzustellen'). Es erscheint mir natürlicher, anzunehmen, daß das verschiedenartige Material der Genesis, wenigstens in der Hauptsache, von e i n e m Manne und seinen Gehilfen nach einem bestimmten Plane und zu einem bestimmten Zwecke erstmalig zusammengetragen ist, als den sehr komplizierten Prozeß des Zusammenfügens einer Reihe von selbständigen Quellenschriften zu statuieren." Diese sogenannte Dokumentenhypothese gräbt sich m. E. selbst das Grab durch die Voraussetzung der Nichteinheitlichkeit der von ihr angenommenen Quellenschriften, die sie macht und machen muß. Sie braucht zum Zustandekommen jeder einzelnen Quellenschrift, wie zur Vereinigung dieser Quellenschriften mit einander ein Heer von Redaktoren, welche sie gelegentlich noch mit gar nicht unerheb') Daß der Nachricht Neh 8,3 ff über die Vorlesung aus der Thora seitens Esras das Vorhandensein des ganzen Pentateuchs nicht im Wege steht, darüber hat sich schon Kittel verbreitet in Geschichte des Volkes Israel 4 Bd I S 326 A I . — Als eine Lesefrucht sei hier auch noch R. Leszynsky Die Sadduzäer 1912 S126 A 1 angeführt, wo gleichfalls über die Vorlesung Esras und zwar in unserem Sinne gehandelt wird.

Resultat

31

licher geistiger Armut belasten muß, damit das tatsächlich vorhandene Schrifttum auf diesem Wege zustande komme. Nun bin ich allerdings weit entfernt zu meinen, daß unser pentateuchisches Schrifttum nicht das Ergebnis eines komplizierten literarischen Prozesses sei. Gewiß sind auch nach Esra noch Einschaltungen in den Text erfolgt, wie z. B. das ganze chronologische Netz, das über die Genesis ausgebreitet ist, auch einzelne Kapitel sind eingefügt, wie c 14. 34. 38. 49, um einige wichtige zu nennen. Es sind ferner unendlich viel Glossierungen und Änderungen im Detail erfolgt, wie solche unter B gelegentlich aufgezeigt sind. Ich gehe nun dazu über, einige Gesichtspunkte anzuführen, die mir bei der Arbeit Esras und seiner Gehilfen von wesentlicher Bedeutung gewesen zu sein scheinen. Zunächst hat er die Anfänge Israels auf universalistischem Fundament dargestellt, darum die sogenannte Urgeschichte. In dem Schöpfungsbericht möchte ich das Tagewerkschema wie die Sabbatidee als sein Werk ansehen. Wie er hier dem Sabbat einen einzigartigen Nimbus verlieh, so hat er in der Sintflutgeschichte mit dem Noahbunde nebst dem Bundeszeichen des Regenbogens und dem allgemeinen Menschenrecht auf Leben den universalistischen Gesichtspunkt eingeführt, der seit dem zweiten' Jesaias ein bleibender Zug in der religiösen Gedankenwelt Israels' ist. Dieser Universalismus ist durch das Schema der Völkcrtafei noch stärker hervorgehoben. Im weiteren, der Geschichte der Stammväter, ist ein besonderer Wert gelegt auf göttliche Zusagen sowohl einer zahlreichen Nachkommenschaft wie auch des Besitzes des Landes. An Abraham wird Nachkommenschaft verheißen 12,2; 13,16; 15,4; 17,4.6. 16.19; 18,10; der ewige Besitz des Landes 12,7; 13,15; 15,7.18; 17,8. Ebenso an Isaak 26,24 Nachkommenschaft und 26,3 das Land. Endlich an Jakob 28,14; 35,11; (46,3); 48,3 Nachkommenschaft und 28,4.13; 35,12; 48,4 das Land. Diese Stellen sind für die aus ihrer Heimat verbannte Gemeinde wichtig, um darauf ihre Ansprüche auf das Land Kanaan zu begründen. In dieser Häufigkeit sind sie offenbar mit Absicht zusammengestellt'). Neben J ) Beachte dabei wieder das Zurücktreten Isaaks. das unvermeidliche Band zwischen Abraham und Jakob.

Er ist scheinbar nur

32

I. Oer Prieaterkodex in der Genesis

dem schon vorher genannten Sabbat ist von großem Interesse gewesen die Beschneidung. Sie war ein seit alters in Israel geübter Brauch. Hier wird sie unter Benutzung einer alten diesbezüglichen Thora bis auf Abraham zurückgeführt. Dabei ist bezeichnend, daß nichts über die Art und Weise der Ausführung des Brauches verlautet. Sie wird als allgemein bekannt vorausgesetzt, nur die uralte Herkunft interessiert. In den Interessenkreis Esras gehört auch, daß die Erzväter auf judäischem Boden den ewigen Schlaf schlafen, und da nun einmal Rahel nach der Tradition ihre eigene Ruhestätte hat und man diese Tradition nicht vergewaltigen will und kann, so wird wenigstens die Ruhestätte selbst auf judäisches Gebiet verlegt. Hier muß auch der verschiedenen Genealogien Erwähnung getan werden sowie der Hervorhebung des Prinzips der Endogamie bei AbrahamIsaak sowohl wie bei Isaak-Jakob. Will man in diesen beiden letzten Punkten Partikularismus sehen, so verträgt sich dieser durchaus mit dem oben erwähnten Universalismus: beide gehen bekanntlich in der religiösen Gedankenwelt Israels neben einander her, bezw. erwächst der eine aus dem andern, und erscheint in der Literatur bald dieser bald jener stärker betont. Bei einer solchen Zusammenarbeitung ist es nur natürlich, wenn sich gewisse Wörter und Wendungen einstellen, die regelmäßig Verwendung finden. Wie schon oben unter A I Sprachgebrauch bemerkt ist, zeigen sie an, daß hier derselbe Autor am Werk ist, aber eine Bürgschaft dafür, daß die betreffenden Sätze aus ein und derselben Quellenschrift stammen, leisten sie noch nicht. Dazu wären doch noch andere Anhaltspunkte erforderlich. Darf man die Genesis mit Recht als ein Werk Esras und seiner Gehilfen ansehen, so wird man neben der zielbewußten Betonung dessen, was sie zu dem Aufbau der Gemeinde für erforderlich hielten, die Weite ihres religiösen Horizontes wie die Zurückhaltung in der Überarbeitung der Überlieferung bewundern müssen.

Beihefte zur Zeitschrift fur die alttestamentliche Wissenschaft. Goldmark

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.

W. Frankenberg: Die Datierung der Psalmen Salomos. 1896 . . . . Ch. Torrey: Compositum and Historical Value of Ezra-Nehemia. '96 A. v. Gall: Altisraelitische Kultstätten. '98 M. Löhr: Untersuchungen zum Buch Arnos. 1901 G. Dlettrlch: Eine jakobitische Einleitung in den Psalter in Verbindung mit 2 Homilien aus dem großen Psalmenkomm. d. Daniel v. Salah. 'Ol G. Diettrich: IäöMädh's Stellung i. d. Aaslegungsgesch. d. A. T., an s. Kommentaren zu Hosea, Joel, Jona, Sacharja usw. veranschaulicht. '02 . E. Baumann: Der Aufbau der Amosreden '03 G. Diettrich: Ein Apparatus criticus zur Peäitto z. Proph. Jesaia. '05 E. Brederek: Konkordanz zum Targum Onkelos. '06 M. Löhr: Sozialismus und Individualismus im Alten Testament. '06. . J. Schliebitz: Isö'dädh's Kommentar z. Buche Hiob. Text u. Übersetzg. '07 M. Peisker: Die Beziehungen der Nichtisraeliten zu Jahre. '07 . . . J. Müller: Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit. R. Smend: Alter und Herkunft des Achikar-Romans u. sein Verhältnis zn Äsop. '08 F.Lundgreen: Benutzung d. Pflanzenwelt in d. alttestamentl. Religion. '08 G. Westphal: Jahwes Wohnstätten nach Anschauungen d. Hebräer. '08 A. Kropat: Die Syntax des Autors der Chronik, verglichen mit der seiner Quellen. Ein Beitrag zur historischen Syntax des Hebräischen. '09 A. Merx: Der Messias oder Ta'eb der Samaritaner. '09 W. Brandt: Die jüdischen Baptismen oder das religiöse Waschen u. Baden im Judentum mit Einschluß des Juden Christentums. '10 W. Brandt: Jiid. Reinheitslehre u. ihre Beschreibg. i. d. Evangelien. '10 . J. Hänel: Die außermasoretischen Übereinstimmungen zwischen der Septuagintä und der Peschittha in der Genesis. '11 W. Frankenjierg: Das Verständnis der Oden Salomos. '11 J. Meinhold: 1. Mose 14. Eine historisch-kritische Untersuchung. '11 O. Holtzmann: Der Tosephtatraktat Berakot. Text, Übers, u. Erklg. '12 O. Eißfeldt: Der Maschal im Alten Testament. '13 W. Naumann: Untersuchungen über den apokryphen Jeremiasbrief. '13 W. Frankenberg: Der Organismus der semitischen Wortbildung. '13 Studien zur semitischen Philologie und Religionsgeschichte. J u l i u s Wellhausen zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. K. Marti. '14 . . . . O. Klein : Syrisch-griechisches Wörterbuch zu den vier kanonischen Evangelien nebst einleitenden Untersuchungen. '16 W. Coßmann : Die Entwicklung des Gerichtsgedankens bei den alttestamentlicben Propheten. '15 N.Messel: Die Einheitlichkeit der jüdischen Eschatologie. '15. . . . W.Eichrodt: Die Quellen der Genesis, von neuem untersucht. '16 . . W. Baumgartner: Die Klagegedichte des Jeremias. '17 Abhandlungen zur semitischen Religionsgeschichte und Sprachwissenschaft. Wolf Wilhelm G r a f e n von B a u d i s s i n zum 70. Geburtstage. Hrsg. von F r a n k e n b e r g und Kftchler. '18 . . . . Beiträge zur alttestamentlichen Wissenschaft. K a r l Budde zum 70. Geburtstag. Hrsg. von K. Marti. '20 . . . N. Messel : Der Menschensohn in den Bilderreden des Henoch. '22 . . H. Jahnow: Das hebr. Leichenlied im Rahmen der Völkerdichtung. '23. L. Köhler: Deuterojesaja (Jesaja 40—55) stilkritisch untersucht. '23 . . Hubert & Co. G.m.b.H. Göttingea.

3.20 2.40 5.— 2.50 6.50 7.50 2 40 10 — 6.50 1.— 4.— 2.50 4.40 5.— 11.— 4.— 5.— 6.— 2.70 3.60 5.— 1.50 7.— 3.— 2.20 6.50 18.— 6.60 7.— 6 50 5.60 5.— 22.— 9.— 2.80 9— 3.60

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Prof. D . D r . Uftöt> f ) Ö l f d } e r ITtarburg (Sammlung Göpelmann. ffiroßoftac-Sormat

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Dorroort:

D a s 3 i e l biefer A r b e i t toar, bie i|raeliti|d)e u n b jübi|d)e R e l i g i o n in ben g r o ß e n ( E n t r o i ä l u n g s g a n g ber men|d)lid)en Kultur« unb ©el|tesgeld)td)te, i m b e . f o n b e r e n i n bie (Entroicflung ber r>orbera|iatijd)en R e l i g i o n e n e i n j u o r b n e n u n b a u f biejem Q i n t e r g r u n b e bie b e j o n b e r e (Eigentumlidjfeit u n b ern|te ©röße ber bibli|d)en R e l i g i o n 3U oer|tet|en. (Es roirb b e s i j a l b in einem eriten K a p i t e l bie a l l g e m e i n e (Entroicflung ber norgefd)id)tlid)en R e l i g i o n , Dor allem bie ber jemitijct)en D ö l f e r 3U 3eicf)nen oerfud)t, u n b bie|e (Entroicflung ü b e r a l l burd) b a s a u s ben ijraeliuid)» ¡übi|d)en (Quellen 3ur D e r f ü g u n g ftet)enbe ITtaterial oeranfd)aulid)t Dtefe Dorroeg« nal)me bes a l l g e m e i n e n religionsge|d)id)tIid)en M a t e r i a l s g a b bie lTtögltd)feit, bie w e i t e r e D a r | t e l l u n g o o n bef t)tDerlid)em B a l l a f t 3U entlafteu u n b bafturd) bie be« f o n b e r e (Eigenart ber R e l i g i o n 3 f r a e l s I r ä f t i g e r l ) e r a u s 3 u a r b e i t e n . D i e ©ejd)icl)te ber i|raelitijd)=jübijd)en R e l i g i o n i|l in fünf K a p i t e l n b e t f a n b e l t : a l t i f r a e l i t i f d j e s , aj|t|rijd) babt)loni(d)es, perfi|d)es, t)cllcntftijd)es u n b r ö m i f d j e s 3eit» alter. D i e altijraelitifd)e R e l i g i o n ern>ud)s auf bem B o b e n S q r i e n s u n b u n t e r befjen u r a l t e n r e l i g i ö j e n I r a ö i t i o n e n a l s eine n a t i o n a l e K u l t u s r e l i g i o n ber ein= g e t o a n b e r t e n u n b m i t ben einf)eimijd)en K a n a a n ä e c n jid) o e r i c ^ m ^ - n b e n t)ebräi|cl)en S t ä m m e . A b e r a u s ber S p a n n u n g 3toifd)en altl)ebräii'bunt>erts. 3 m (Eji[ auf bem B o b e n ber D i a f p o r a ent|tanb nun a l s (Erbe bes p r o p t p t i i d j e n lTIonotf)eismus b a s 3 u b e n t u m , eine n a t i o n a l i f t i f d ) e © e j e t j e s t e l i g i o n mit ftarf ett)tid)em ©etialt. 3 n biefe (Epodje erft g e h ö r t a u d | b a s D e u t e r o n o m i u m . Die TDeiterent»icfIung bes 3 u b e n t u m s jeit ber P e r f e r s e i t gejdjal) u n t e r jtarfen (Einflüiien anberer R e l i g i o n e n D o r b e r a f i e n s , n o r allem ber petfi(d|en, u n b 3ugleid) in immer b e w u ß t e r e r A u s » e i n a n b e r f e ^ u n g m i t ii|nen. A u s einer tiefen Deiflod)tenl)eit in ben S p n f r e t i s m u s , bie i m römifd)en Z e i t a l t e r iljren tjöi)epun!t erreichte, t>at fid) b a s 3 u o e n t u m nad) feiner 3toeiten g r o ß e n poIitifd|en K a t a i t r o p l j e 3U jener f r ä f t i g e n (Eigenart tjeraus» g e a r b e i t e t , bie es b i s 3ur ©egenroart b e w a h r t t|at. 3 u g l e i d ) e n t f t a n b a u s feinem Sd|oße b a s (E()riftentum. An bellen U r l p r ü n g e n b u r f t e bie n o r l i e g e n b e D a r f t e i l u n g nid)t Dorüb?rgel)en. D e s h a l b m u ß t e b a s Ur» d)ri|tentum u n b beffen jubend|ri[tlict)e $ o r t j e t j u n g a u f palä|tini|d)em B o ö e n in bie D a r f t e U u n g einbe30gen w e r b e n . S e i n e meltge|d)id|tlid)e B e b e u t u n g t)ut b a s ) Jer 26, 28i 3Gi. » (51.-,«). 3

-) .Ter. 28,. ,7 36e. « 41,.

) Z u m T e x t vgl. die B e m e r k u n g e n zu 32,..

14 nicht aufgegeben haben. Eine Abschüttelang des babylonischen Joches war für die syrischen Kleinstaaten nur denkbar im Bunde mit Ägypten. So urteilten alle Freiheitsfreunde in Syrien und blickten deshalb verlangend nach der Hülfe der Pharaonen aus. Vielleicht geschah schon der Aufstand von Tyrus im Jahre 598') und Jojakims ziemlich gleichzeitiger Aufstand im geheimen Einverständnis mit Necho. Als der letztere kläglich gescheitert war, kam es bei Psammetichs II. Thronbesteigung 593 zu einer neuen Verschwörung gegen Babylonien, an der sich — falls man Jer 27 hiermit kombinieren darf — Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon beteiligten. Im Sommer (Juli-August) des 'Jahres trat in Jerusalem ein Freiheitsapostel, der Prophet Chananja, auf, welcher die Befreiung vom babylonischen Joche und die Rückkehr Jojachins binnen zwei Jahren weissagte (Jer 28). Bis nach Babylonien schlugen die Wellen der Erregung. Auch dort traten Freiheitsprediger unter der Judenschaft auf, Ahab ben Kolaja und Zedekia ben Ma'aseja. Die babylonische Regierung mußte mit Gewalt eingreifen (Jer 29 2 I f.). Als Jeremia die Volksgenossen in Babylonien brieflich zum Gehorsam gegen die babylonische Obrigkeit ermahnte und ihnen einen langen Aufenthalt in der Fremde in Aussicht stellte, schrieb ein Exulant Schema'ja ben Nechelam einen entrüsteten Brief nach Jerusalem an den Priester Sephanja mit der Aufforderung, den unpatriotischen Propheten in Block und Eisen zu legen (Jer 2911 ff.). In diesen Sommermonaten leidenschaftlicher Erregung der Judenschaft aller Orten ist auch Hesekiel als Prophet aufgetreten, um ähnlich wie Jeremia gegen die nationalistischen Träumereien anzukämpfen und Jerusalem und dessen damalige Bundesgenossen im Namen Jahwes zu bedrohen. Im Jahre 593, in der zweiten Hälfte des Junimonats, hat er am großen Kanale bei Tel-Abib eine Vision, in der ihm seine prophetische Sendung klar wird. Der Gott der Väter erscheint ihm, so wie man ihn sich seit alters vorstellte, als Gott des Gewitters in der leuchtenden Wetterwolke. Er kommt, nicht wie es das alte Deboralied beschrieb, vom Wüstenberge her, sondern von Norden, also wohl vom Berge der Götter. Und aus der Wolke erschallt eine Stimme, eine Hand ') Siehe über dies Datum unten S. 20 ff.

15 s t r e c k t ich dem entzückten Seher entgegen — beides mystisch anonymi — und, bezeichnend für das Denken eines literarischen Zeitallten, ihm wird eine Rolle zum Essen dargereicht; die ist beschirie)en, vorn und hinten, mit Klagen, Seufzern und Wehe. Das ist lie Mission Hesekiels: kein Heil, sondern nichts als Unheil umd Verderben! Hesekiel ist die Kassandra des untergehenden Jerusailens. Biefmgen noch im Taumel der Ergriffenheit, eilt Hesekiel heim ^zu seinen Stammesgenossen nach Tel-Abib. Und er brütet sieben Tage lang über dem grauenvollen Geheimnis, das der Gott ihm emtlüllt hat. Nach den sieben Tagen wird ihm, während er sich im 1er Stille seines Hauses eingeschlossen hat, ein erstes Gottesjwort zuteil — wie alle Gottesworte der Alten in dichterischer Form. Ii drastischer Symbolik soll er das bevorstehende Schicksal Jerusalem darstellen: die Belagerung der Stadt, die Hungersnot der Belagerten, die Vernichtung der Einwohnerschaft. Das Verhängnis, das er nahen sieht, erscheint ihm wie eine schreckliche Wiederholung der Katastrophe von 597. Eine solche zu erwarten, lag nur dlzunahe bei der politischen Haltung, die die Jerusalemer im Sommer 593 einnahmen. Ubereinstimmend mit seinem Zeitgenossen Jeremia, mißbilligt auch der aristokratische Priester im Exil die nationalistischen Illusionen des in der Heimat zurückgebliebenen Volkes, und die Gründe seines Urteils sind, wie bei allen alten Propheten, nicht politischer, sondern religiöser Art. Es ist das Urteil des Yolkgottes, der, über den abgöttischen, fremden Kult der Jerusalemer zürnend, seine Drohung durch den Mund seines Propheten laut werden läßt. Die Weissagung Hesekiels muß wohl Eindruck auf die Exulanten gemacht haben. Ein Jahr später sehen wir die jüdischen Altesten, die Vorsteher der Judenkolonie von Tel-Abib, im Hause Hesekiels. Sie sitzen zu Füßen des Propheten, wie Schüler am Munde des Lehrers hangend, auf neue Enthüllungen voll Spannung wartend. Nun ist der Prophet aus seiner Verzückung erwacht, und er erzählt, ähnlich wie später Muhammed, seinen staunenden Besuchern von einer wundersamen traumhaften Reise nach Jerusalem, wo er die Greuel des Götzendienstes im Tempel und das Gericht über die Götzendiener geschaut haben will. Jahwe selber, so berichtet er, hat ihn am Haarschopf durch die Luft nach Jeru-

16 salem getragen. Man hat keinen Grund, an der subjektiven Wahrheit dieses Berichtes zu zweifeln. Ich glaube, trotz S w e d e n b o r g und seinen modernen Gläubigen, nicht an visionäres Fernsehen und nehme darum an, daß die positiven Tatsachen, von denen die Vision berichtet, teils reproduzierte Erinnerungen des Propheten aus der Zeit vor 597, teils Reflexe ihm aus Jerusalem zugeflossener Nachrichten sind. Jedenfalls will Hesekiel Zustände der Gegenwart, nicht der Vergangenheit beschreiben. Seine Angaben sind also Zeugnisse für die kultischen Zustände in Jerusalem unter Zedekia; ihre Richtigkeit wird durch Jer44nsff. bestätigt. Als ehemaliger Priester weiß Hesekiel in Stadt und* Tempel genau Bescheid. Er erzählt vom Altar des „Eiferbildes" nördlich vom Ostportal der alten salomonischen Tempelburg; er erzählt von Tierbildern, die in Gemächern des Burghofes an die Wand gemalt sind und denen Weihrauchopfer gebracht werden; er berichtet auch vom Tammuzkult der Frauen am Eingang des Tempelhofes, vom Sonnenkult und phallischen Bräuchen unmittelbar vor dem Hause Jahwes selbst. All das erscheint dem streng jahwistisch gesinnten Propheten als schwere Beleidigung Jahwes, welche die Rache des Gottes herausfordert. Schon sieht Hesekiel von Norden her die Schergen des Gottes nahen, sechs Männer mit Mordwaffen und einen siebenten mit dem Schreibgerät. Sie kommen, um das blutige Gericht an den Götzendienern zu vollstrecken, während sie die Getreuen Jahwes verschonen. Man beachtet, daß Hesekiel damals im Jahre 592 nicht die Zerstörung von Stadt und Tempel, sondern nur eine Säuberung Jerusalems von götzendienerischen Elementen durch ein Gottesgericht erwartet. Der Visionsbericht ist also nicht etwa ex eventu nach 586 geschrieben. 4. Die Weissagungen Ober Jerusalem. Außer den beiden Visionen der Jahre 593 und 592 enthält das Hesekielbuch eine Reihe prophetischer Gedichte Hesekiels, in denen klagend, anklagend und drohend das Schicksal Jerusalems und seiner mächtigen BundesgenossenTyrus undAgypten besungen wird. In vollem Glänze zeigt sich hier die Rhetorik und Phantasie des Dichters. Mit Vorliebe wählt er ein poetisches Bild, das als Parabel oder als Allegorie anschaulich ausgeführt wird.

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Die vier ersten Gedichte gelten Jerusalem; die Redaktion hat sie noch unter das Datum 81 subsummiert, also ins Jahr 592 datiert, und diese Datierung kann richtig sein. Das erste Gedicht beschreibt Jerusalem als das unnütze Holz der Rebe. Seit Alters war das Bild des Weinstocks bei den hebräischen Dichtern beliebt, um üppige Fruchtbarkeit zu schildern. Hesekiel wendet das Bild zu bitterer Ironie: Rebenholz ist nicht besser als anderes Reisigholz; man kann nichts daraus machen, nur zum Heizen ist es zu brauchen. Und vollends nun, wo es allenthalben angebrannt und versengt ist, wozu könnte es noch taugen! Das ist das klägliche Bild Jerusalems seit 597. Schon vor Jojachins Wegführung taugte es nichts, jetzt nach dem politischen Zusammenbruch ist es erst recht nichts wert. Ein furchtbares Fragezeichen ist Jerusalems Schicksal. Deutlicher redet ein zweites Gedicht: Jerusalem die Ehebrecherin. Es ist das alte hoseanische Bild des Götzendienstes, das der Dichter hier mit Märchenmotiven ausmalt. Er beschreibt Jerusalem als ein Mägdlein, das, kaum geboren, von seinen amoritisch-hethitischen Eltern ausgesetzt wurde. Jahwe erbarmte sich des hülflosen Kindes, er nahm das zur Jungfrau herangewachsene sich zum Weibe. Aber mit Untreue lohnte die Undankbare Jahwes Güte. Der Dichter denkt an die altheimischen Kulte des Volkes mit ihrer religiösen Prostitution, die er als kanaanäisches Erbe heidnischer Vorfahren betrachtet und die ihm, wie schon den älteren Propheten, als Abfall von Jahwe gelten. Es ist ersichtlich, daß auch der Kult in Jerusalem ihm unter dies Urteil fällt und daß er vom Standpunkte des Deuteronomiums noch nichts weiß. Handelt dies Gedicht von der kultischen Haltung Judas, so das dritte Gedicht von seiner politischen Haltung. In Form einer Allegorie von den zwei Adlern, der Zeder und dem Weinstock spricht der Dichter von den verhängnisvollen Folgen, die Judas Treulosigkeit gegen Babylonien, seine Hinneigung zu Ägypten haben wird. Er schildert wie der Babylonier einst im Jahre 597 gegen Jerusalem zog und den Adel Judas und König Jojachin gefangen nahm, wie er jenen nach Babylonien verschleppte, diesen in die Stadt Babylon brachte, und an ihrer Statt aus den Einheimischen eine neue Regierung in Juda einsetzte und auf deren Wohl fürsorglich Beiheft z. ZAW. 39

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18 bedacht war, sodaß Juda unter babylonischer Oberhoheit Zu einer, wenn auch bescheidenen, so doch erfreulichen Existenz gelangte. Nun aber ist der Ägypter auf den Plan getreten, und Juda hat sich ihm in die Arme geworfen. Das kann ihm ninmermehr zum Glücke werden; denn der Ägypter wird Juda nur berauben und am Ende vernichten. Das Gedicht ist für die Dolitische Stellung Hesekiels kennzeichnend. Von Ägypten fürchtjt er das Schlimmste; nur zu gut erinnert er sich des Jahres 609, da Necho den Josia bei Megiddo schlug, Joahas nach Ägypten schleppte und Juda drückenden Tribut auferlegte (Reg II 23siff.). Daß er die ähnlichen Erfahrungen die man 597 mit Babylonien gemacht hatte, ganz außer Acht läßt, zeigt uns, wie loyal babylonisch er fühlt. Sein Gedicht ist ein Lobpreis der Milde Babylcns. Den offen vollzogenen Abfall Zedekias zu Ägypten scheint das Gedicht noch nicht vorauszusetzen. Ein viertes Gedicht ist wiederum politischen Inhaltes. Es vergleicht Juda mit einer Löwin, welche zwei junge Löwen aufzog; beide wurden gefangen: zuerst Joahas, den 609 die Ägypter wegführten, dann Jojachin, den 597 die Babylonier gefangen nahmen und in den Kerker warfen. Beide Könige werden in gleicher Weise und, wie es scheint, mit bewundernder Sympathie beschrieben. Hesekiel ist ein ergebener Anhänger des alten Königshauses, dessen Untergang er in diesem Klageliede betrauert. Die nächstfolgenden Gedichte scheint die Redaktion unter das Datum von 20i subsummieren, also ins Jahr 591 datieren zu wollen. Ob das richtig ist, läßt sich bei unserer mangelhaften Kenntnis der Zeitgeschichte nicht sicher sagen. Soviel ist klar, daß der Inhalt dieser Gedichte eine fortgeschrittene Entwicklung der politischen Lage verrät. Der Dichter droht jetzt olfen mit der Rache des Babyloniers. Der Abfall Zedekias ist also wohl offenbare Tatsache geworden. Ob derselbe erst im Ja.ire 588 (RegII25i), dem Jahre der Thronbesteigung desApries, oder schon etwas früher erfolgte, läßt sich vielleicht nicht ausmachen, und es ist deshalb auch nicht zu entscheiden, ob der Zug des Babyloniers gegen Juda, von dem Hesekiel jetzt dichtet, schon Wirklichkeit geworden oder nur Erwartung des Propheten ist.

19 In einem ersten Gedichte von besonders leidenschaftlicher Erregung singt der Dichter von dem Schwerte, das gewetzt und gefegt in Mörders Hand gegeben ward, um zu schlachten und rechts und links zuzuhauen. Was hier nur angedeutet, wird in einem zweiten Gedichte ausführlicher behandelt: der Rachezug des Babyloniers. In großzügigem Überblick über die Geschichte des Volkes stellt der Dichter noch einmal die unausrottbare Treulosigkeit des Volkes gegen Jahwe dar, wieder unter dem Bilde des Ehebruchs. Diesmal tritt neben Jerusalem als dessen ältere Schwester Samaria. Schon in frühster Jugend hatten beide in Ägypten Unzucht getrieben; dennoch nahm Jahwe sie zur Ehe, aber beide brachen die Ehe, Jerusalem noch ärger als Samaria. Die Idee von den zwei Weibern des Gottes, die der Mythologie des Volkskultes angehört, zeigt, wie auch ein Hesekiel noch ganz in den Vorstellungen der älteren Zeit lebt. Auch hier ist ersichtlich, daß er von der prinzipiellen Sonderstellung Zions als allein rechtmäßiger Kultstätte im Sinne des Deuteronomiums noch nichts weiß; Samaria und Jerusalem erscheinen ihm als gleichberechtigte Weiber Jahwes. Das Bild des Ehebruchs bezieht sich in diesem Gedichte nicht unmittelbar auf den Dienst fremder Götter, sondern allgemein auf den Verkehr mit den Ausländern, durch den Politik, Sitte und Kult beeinflußt werden. Schon vor der Einwanderung in Kanaan hatten sich, so stellt es der Dichter dar, beide Völker mit Ägypten eingelassen, und auch in Kanaan haben sie, obwohl Jahwe sie sich zu eigen nahm, von ihren fremdländischen Neigungen nicht abgelassen; wie sich Samaria den Assyrern hingab und dafür büßen mußte, so hat sich Jerusalem seit 605, ungewarnt durch der Schwester Beispiel, von den Babyloniern imponieren lassen. Wäre es nur wenigstens dabei geblieben! Aber num ist die Treulose gar auch von Babylon wieder abgefallen und hat sich aufs neue den abscheulichen Ägyptern in die Arme geworfen. Hier liegt die eigentliche Pointe des Gedichtes. Der ganze Widerwille Hesekiels gegen die ägyptische Politik tritt hier .zu Tage. Als raffinierte Wollüstlinge stellt er die Ägypter dar and dlie Verbindung mit ihnen als niedrigste Unzucht, während er die Ba.bylonier, wie vorher auch die Assyrer mit unverhohlener 2*

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Bewunderung beschreibt. Seine politische Stellung ist durchaus auf babylonischer Seite. Noch zwei Gedichte Hesekiels, die Jerusalems Schicksal behandeln, sind vorhanden. Die Redaktion hat sie unter das Datum von Reg II 251 gestellt, den Tag, da die Belagerung Jerusalems begann. Der Eindruck, der zu dieser Datierung veranlaßte, ist richtig: Jerusalem ist jetzt in unmittelbarer Gefahr. Das erste der beiden Gedichte stellt, wieder in anschaulicher Symbolik, dar, wie die Einwohner der Stadt in der Siedehitze der Belagerung gekocht werden. Das zweite weissagt den völligen Untergang der geliebten Vaterstadt, die sang- und klanglos zu Grunde gehen wird. Das sind die letzten düsteren Ahnungen des Sehers über Jerusalem, dessen Schicksal sich bald darauf erfüllen sollte. 5. Die Weissagungen über Tyrus. Auch das Schicksal der beiden mächtigen Bundesgenossen Judas, Tyrus und Ägypten, hat Hesekiel in weissagenden Gedichten besungen. Daß Tyrus, ebenso wie Jerusalem, damals im Aufruhr gegen Babylon war, wissen wir durch die Nachricht von der dreizehnjährigen Belagerung der Stadt durch Nebukadnezar, welche Josephus (ant. X 228; contra Apion. I 156) aus jüdischhellenistischer Schulüberlieferung — nach Philostratos bezw. nach phönikischen Aufzeichnungen — wiedergibt. Die richtige Datierung dieser Belagerung ist wichtig für das Verständnis der Gedichte Hesekiels. Dieselbe ergibt sich aus der Liste der tyrischen Herrscher in contra Apion. I 156—159: . . 18 Jahre Ithobalos . . 10 n Baal Eknibalos n Ghelbes n Abbaros, der Hohepriester . . n 6 Myttynos und Gerastratos . . . . Tt . . 1 Balatoros V Merbalos . . 4 n . . 20 Eiromos V

. . '/«

55 Vis Jahre. Josephus bezw. sein Gewährsmann hat den Text dieser Stelle insofern mißverstanden, als er den König Balatoros gleichzeitig mit den

21 Suffeten Myttynos und Gerastratos herrschen läßt; er verstand obv (leTcßti irrrtümlich als „zwischen welchen", und berechnete deshalb als Summe nicht 55s/i2> sondern 54s/ta Jahre. Aber das folgende TOÜTOU TEXEOTTIAAVTOS beweist, daß ). E s ist der pND Di? ( 1 2 n ) . Dieser hält zähe fest an den alten volkstümlichen Lokalkulten, die der Verfasser als Götzendienst beurteilt ( 3 3 « ) . Der p t t n DJ? freilich beruft sich auf Abraham, um sein Eigentumsrecht am Lande Israels zu erweisen (33 2 4 ), aber dieser Anspruch ist bei Leuten ihres Schlages nichtig. In heftiger Scheltrede wendet sich der Verfasser gegen die Landesbewohner; er wirft ihnen nicht nur Abgötterei, sondern auch — das gehört zum Wortschatz der üblichen Polemik — Blutvergießen und Ehebruch vor (33 2 5 f.), und bedroht sie mit den stereotypen Plagen des Gottesgerichtes, Schwert, Raubtieren, Pest und mit Verwüstung des Landes (33 27 f. vgl. 12i»). Nicht der p x n DJ?, sondern das jetzt in der weiten W e l t verstreute Israel ist der rechtmäßige Erbe des Landes Israels 3*

36 (1 i 15-20). Hier setzt die positive Predigt des Verfassers ein. Warum sind sie noch nicht wieder in den Besitz ihres Landes eingetreten, warum ist Israel noch immer unter den Völkern und in allen Ländern zerstreut? Weil es auch jetzt noch immer sich durch Götzendienst gegen Jahwe verschuldet. Wie irrig ist es, wenn die Leute den Vätern allein die Schuld an ihrem Unglück zuschreiben und sich persönlich für unschuldig halten (18»)! Jahwe ist wahrlich nicht so ungerecht, daß er den Sohn entgelten ließe, was der Vater verbrach; der gerechte „Gott läßt einen jeden stets nur für eigene Schuld büßen (I80-20). Ein jeder ist im Guten und im Bösen für sich allein verantwortlich; auch die Frömmigkeit eines Noah, Daniel oder Hiob kommt deren Söhnen und Töchtern nicht im mindesten zugute (14u-«o). Jahwe trägt auch dem Gottlosen, der sich bekehrt, frühere Gottlosigkeit nicht nach, noch rechnet er dem Frommen, der abfällt, frühere Frömmigkeit zugute. Die Israeliten haben kein Recht, zu klagen, daß Jahwes Verhalten nicht richtig sei; ihr eigenes Verhalten ist nicht richtig (18ai-a»). Eins nur kann ihnen helfen, und das ist auch Gottes Absicht, daß sie sich bekehren; Jahwe will nicht den Tod des Gottlosen, sondern daß er sich bekehre und lebe (I830-S2). Möchten sich die Israeliten deshalb vom Götzendienste abwenden (14« 203f>)! Diese Bußpredigt ist ihrer Natur nach zugleich Predigt des Gerichtes und des Heiles. Ehe das Heil kommt, wird Jahwe die Götzendiener aus Israel austilgen; nur ein reines Volk kann das Land wieder in Besitz nehmen. Dieser Gedanke des dem Heile vorangehenden Gerichtes über Israel selber ist den Schriftstellern in der ersten Zeit des zweiten Tempels, einem Sacharja, Maleachi, Tiitojesaja geläufig. In 20s»-38 wird der Gedanke breiter ausgeführt: es wird sein wie einst, als Jahwe Israel aus Ägypten ausführte und in der Wüste Gericht über sie hielt, bevor er sie in das Land Israels brachte. So wird Jahwe es auch jetzt wieder machen; er wird als König „mit starker Hand und ausgerecktem Arm und ausgeschüttetem Grimm" Israel aus den Ländern der Völker herausholen und in die Wüste führen; dort wird er dann von Angesicht zu Angesicht mit ihnen rechten, wird sie einzeln musternd „unter dem Stabe hindurchgehen lassen" und die Empörer und Abtrünnigen aus ihrer Mitte ausscheiden.

37

Erst nach diesem Gerichte wird er sie in das Land Israels, ins Land der Väter gelangen lassen. Dies ist der Kernpunkt aller Hoffnungen des Verfassers. Immer wieder behandelt er dies Thema (11,»-« 2039-44 28 26 34i0-i5 3624 37 l 2 ., 4 ). Innige Töne der Heimatliebe klingen an, wenn er vom Lande Israels, dem Kleinod unter den Ländern (20«. u) redet. Stumme Seufzer vernimmt man, wenn von denen die Rede ist, die den unter ihnen wohnenden Juden verachten (28 2t . 38 vgl. 22i), die dem Hause Israels „ein quälender Dorn und ein schmerzender Stachel" sind (2824). Von gewalttätiger Feindschaft der Fremden ist nur bei Edomitern und Philistern die Rede (25, 2 . , 5 ); es sind die nächsten Nachbarn des nachexilischen Juda, denen der Haß der nachexilischen Schriftsteller im besonderen gilt. Im übrigen ist es der Spott der Völker überhaupt, den der Jude bitter empfindet (25 3 . s 262 36 2 ); denn er selber hat angefangen, sich als auserwählt zu fühlen und von den andern abzusondern; Israel will nicht sein, „wie alle Völker" (25e). Nun hört man die Heiden spotten, daß sie Jahwes Volk seien und doch ihr Land verloren haben (36s0). Das muß, so urteilt der Verfasser, Jahwe selber als Beleidigung, als Entweihung seines heiligen Namens empfinden, und eben deshalb — nicht um Israels willen (3622.32), sondern um seines heiligen Namens willen, der unter den Völkern entweiht wird, — wird er einschreiten und wird sie heimführen (36 2 if. vgl. 20. 14. 22. 14) und sich als heilig erweisen (20 4 , 2826 36 23 39, vgl. 2822 38,6.2,). So wird nun beschrieben, wie Jahwe seine zerstreute Herde sammelt (34i2-,s), sie aus den Völkern und Ländern zusammenbringt (1117 2 0 » 4 . 41 28j6 3 6 24 38 s . , 2 ) . Gar bald werden sie heimkehren (36 s )! Hier hört man den Herzschlag des Schriftstellers, Klänge, die an Deuterojesaja und Tritojesaja erinnern. Welch ein Gegensatz, wenn dann Israels Berge, über deren Verwüstung sich der Spott und Hohn der Feinde jetzt ergießt, grünen und sprossen, voll fruchtbarer Saaten, fruchtbar an Vieh und an Menschen (369-i6). Dann werden die Heimgekehrten wieder Häuser bauen, Weingärten pflanzen (282a) und sicher und friedlich im Lande wohnen (38«. 14), in Bauerngehöften ohne Mauern, Tore und Riegel (38n). Aber Bedingung für den dauernden Besitz des Landes bleibt die Enthaltung vom Götzendienst (11 >» 2089), das Halten der gött-

38 liehen Satzungen und Ordnungen. Damit das geschehe, wird Jahwe selber sie von aller Unreinheit und allen Götzen reinigen, indem er sie — ein Vorbild der Johannestaufe — mit reinem Wasser besprengt und ihnen — eine gratia infusa — statt des steinernen Herzens und Geistes ein neues Herz und einen neuen Geist gibt (1119 36sef. vgl. 18 3 i). So werden sie die einstigen Greuel verabscheuen ( 2 0 3 6 3 i vgl. 6»), werden imstande sein, die Satzungen und Ordnungen Jahwes dauernd zu befolgen (11 20 ) und infolgedessen im Lande, das Jahwe den Vätern einst zugeschworen hat (20®. 15. 42), wohnen bleiben (36S8), — sie Jahwes Volk und Jahwe Israels Gott (II20 14n 362s). Mit dieser Heimkehr der jüdischen Gola ist aber die völlige Wiederherstellung der Nation noch nicht erreicht. Erst muß das ganze Haus Israels, das jetzt tot ist, zu neuem Leben erstehen und — eine große Menge — ins Land Israels gebracht werden (37i-n). Es handelt sich,hier um „die Söhne Israels" (37 2 i), d. h. um alle Angehörigen beider Reiche. Juda und Joseph sollen zu e i n e m Königreiche wieder vereinigt werden, von e i n e m Könige beherrscht für verdeutlichende Glosse. In I n streiche mit L X X orPDDI; Itf"1^ ist entweder mit Syr. zu streichen (so H e r r m a n n ) oder nach L X X durch zu ersetzen; w e i t e r h i n ist tl>">N nach 1» in nninN bti, (vgl. LXX) zu korrigieren. In I13 betrachte ich n i n n n i D l als Glosse; die übliche Korrektur von niDT in " p r o nach L X X (so zuletzt auch H e r r m a n n ) ist mir nicht wahrscheinlich; ich bin dann auch nicht genötigt, DJTmD in ¡")N"1D zu korrigieren. Die Tiere tragen doch nicht den Altar von Jes. 6e ( B e r t h o l e t ) in der Luft herum. Der Text der L X X scheint durch die Vorstellung von IO2. af. beeinflußt zu sein, wonach die Feuerkohlen zwischen den Keruben sind. Auch die Worte [NTi] C^IQ/f"] rrrnn ^3 rD^nriD in Iis sind offenbar Glosse, denn der Vergleich mit den hin und her wandelnden Fackeln hat neben dem Vergleich mit den brennenden Kohlen keinen Platz, l u (ora. LXX) ist eine schlechte Interpretation von 113 (1. K12T und pi3H).

47 4

Und ich sah, und siehe ein Sturmwind und eine große Wolke und blitzendes Feuer.

kam

von

Norden,

5 Und aus seiner Mitte schauten vier Tiere hervor, und ihre Erscheinung wtir also: 6vier Gesichter und vier Flügel hatten sie, ''und eines ihre Füße waren gerade, und ihre Fußsohlen wie die Fußsohle Kalbes. 10 Ihre Gesichter aber waren vorn Menschengesicht, rechts Löwen11 gesicht, links Stiergesicht und hinten Adlergesicht. Ihre Flügel waren .¡oben ausgespannt; zwei berührten die des Nachbarn und zwei bedeckten 12 ihre Körper. Und ein jedes ging geradeaus; wohin der Geist zu gehen 13 trieb, gingen sie, ohne sich, beim Gehen umzuwenden. Ihre Erscheinung aber war wie brennende Feuerkohlen, und es leuchtete das Feuer, und von dem Feuer ging Blitz aus. 15 Und ich sah, und siehe Räder waren auf der Erde neben den 19 Tieren. Und die Erscheinung der Räder war wie der Glanz von Chrysolith, und ihre Konstruktion war, wie wenn ein Rad mitten in 17 dem andern drin stäke; nach ihren vier Seiten gingen sie, ohne sich 18 beim Gehen umzuwenden. Und ich betrachtete sie, und ihre Felgen 19 ivaren voller Augen ringsum. Und wenn die Tiere gingen, gingen die Räder neben ihnen, und wenn sich die Tiere von der Erde erhoben, so

In I15 streiche mit LXX ny>nn und lies mit Syr. CDDIN statt "inN für TOD n j Q I N ^ ist wohl mit LXX jniGTNb zu lesen (so auch H e r r m a n n ) ; aber auch dieses ist vielleicht nur erklärende Glosse. In l i e a ist mit L X X 0rPti>JJD1 zu streichen; ferner lies n n N statt "iriK und streiche das Sätzchen i n j O I N b n n N n i D I l , da es sich hier nicht um die vier Tiere, sondern um die Räder handelt. In l i e b streiche mit LXX DrPiOQl. In l i 7 streiche mit L X X und Syr. Der Anfang von I i s ist schwerer verderbt: man kann mit B e r t h o l e t lesen: •¡"ft riD^ i""0m PININI; aber eigentlich ist es ja selbstverständlich, daß Räder Felgen haben; vielleicht streicht man deshalb lieber die Worte OH^ ro:n |!T3J1 als verderbte Glosse und liest dann mit LXX • n ! ? ntONlDas am Schluß von Iis ist wohl wieder verdeutlichende Glosse. In lsoa streiche mit LXX das dittographierte robi? m i D HDli'. In 120 b ist mir m m ITH unverständlich; H e r r m a n n übersetzt „der Geist des Wesens" und betrachtet dann I20 (vgl. Ü T H gegen PiVIIH) als Zutat. Ich ziehe es vor, mit LXX (nv£Ö[ia ¡¡utjs) "Tl ITH zu lesen. 121 ist Dublette zu 120. In la2a streiche ich niDT (s. 0.), lese mit den meisten Zeugen nVI"in und entferne mit LXX NTO". 152b ist hinter I n s . überflüssig und wohl sekundär. I23 ist eine Wiederholung von 1 u und hier wohl nicht mehr am Platze; und dasselbe gilt, wie mir scheint, auch von 134; im gegenwärtigen Momente befinden sich die Flügel in Ruhe, sodaß man ihr Rauschen wohl nicht hören kann. H e r r m a n n hält einen Kern von 1.23-24 fest, was immerhin möglich wäre; ob sich allerdings die „wagerecht ausgespannten" Flügel mit dem Flügelrauschen vertragen? 1 2 1 ist jedenfalls mehrfach glossiert (vgl. LXX und H e r r m a n n ) . I25 ist Dublette zu Ii* und wird auch von H e r r m a n n gestrichen. I20 läßt sich an l»2a ohne Schwierigkeit anschließen. In I26 streiche ich wieder das dreimalige niQT (s. 0.) und außerdem Pi^VD^D, da man Dicht „über einem Throne", sondern auf ihm sitzt. In I27 streiche mit LXX 313D ¡"6 rP3 tSW HiODD ferner ist vielleicht auch das zweimalige HiOD vor VSnD zugesetzt (vgl. 82); In l!«a mag gleichfalls niD"| zugefügt sein.

48 erhoben sich (auch) die Räder, 20 wohin der Geist zu gehen trieb, gingen sie, und die Bäder erhoben sich zugleich mit ihnen, denn lebendiger Geist war in den Bädern. Und auf den Häuptern der Tiere war eine Feste wie der Glans des Kristalls, 28 und über der Feste, die auf ihren Häuptern war, war wie die Erscheinung von Sapphirstein ein Thron, und auf dem Throne wie die Erscheinung eines Menschen darauf. " Und ich sah wie Glanz von Elektron oberhalb seiner Hüften, und unterhalb seiner Hüften sah ich wie die Erscheinung von Feuer, und Leuchten war ringsumher 58

Wie die Erscheinung des Bogens, der am Regentage in der Wolke ist, so war die Erscheinung des Leuchtens ringsum. Das war die Erscheinung der Herrlichkeit

Jahwes

Und ich sah es und fiel auf mein Antlitz Stimme eines Redenden.

und hörte die

*

Diese ausführliche Beschreibung des göttlichen Thronwagens steht in einem Mißverhältnis zum eigentlichen Zweck dieses Visionsberichtes, der die prophetische Sendung Hesekiels darstellen soll. Altere Propheten zeichnen, wenn sie von ihrer Berufung berichten, ein einziges visionäres Bild, einen kurzgefaßten Gedanken, und das ist nicht das geringste Kennzeichen für die Echtheit ihrer Schilderung; dieser Visionär betrachtet die Gottheit genau und neugierig, und die Schauer der göttlichen Gegenwart stellen sich erst ein, nachdem er mit seiner ein ganzes Kapitel füllenden Besichtigung fertig ist (vgl. B. D u h m zu Jes 6i). Die Ausleger fassen darum entweder die vorliegende Beschreibung als ziemlich freie schriftstellerische Nacharbeit eines Visionserlebnisses auf, oder nennen gar Hesekiel schlankweg einen Pseudopropheten. Ich glaube, daß sich das Problem richtiger auf literarkritischem Wege lösen läßt, nämlich durch einfache Ausscheidung der Thronwagenbeschreibung U-27. 28 ap'). Dieser Vorschlag läßt sich näher begründen. Wir lesen zu Anfang des Visionsberichtes l t , daß der Prophet einen Sturmwind aus Norden und eine leuchtende Wetterwolke kommen sah. Dies Bild einer am Himmel sich abspielenden Gewittererscheinung stimmt nicht zur Beschreibung des Thronwagens. Es ist nur natürlich, daß der Visionär bei seiner genauen Besichtigung des Thronwagens sich diesen nicht fern in den Wolken schwebend, ') H e r r m a n n betrachtet le-2« als Einschub (von Hesekiels eigener Hand), weil er l j b p mit I27 verbinden zu müssen glaubt (doch s. oben). meiner Auffassung des Textes nichts zu tun.

Das hat mit

49 sondern unmittelbar vor sich auf der Erde denkt. Daß der Wagen, während der Prophet ihn schaut^ auf der Erde' steht, wird ausdrücklich gesagt (Iis), obwohl von seinem Niederfahren auf die Erde vorher nirgends die Rede gewesen ist; auch beschreibt der Verfasser (1 m) die Art, wie die Tiere samt den Rädern sich vom Erdboden erheben, obwohl der Visionär dies bis zu jenem Augenblick nicht hat beobachten können. Man sieht, daß die Thronwagenbeschreibung von einer andern Voraussetzung ausgeht, als 1 * *). Zu 1 4 paßt nur der Vergleich der glänzenden Erscheinung mit dem in der Wolke sich zeigenden Regenbogen l 2 8 aa; dieser Satz könnte zum ursprünglichen Visionsberichte gehören, umsomehr, als die Thronwagenbeschreibung mit grelleren Lichteffekten arbeitet: blitzendem Feuer, Glanz von Chrysolith und Kristall, Sapphir und Elektron. Zu diesem Unterschied der zwei Schilderungen kommt hinzu: in l t bedeutet ni"l den Wind, in 112. i 0 dagegen das göttliche Lebenselement, welches Tiere und Räder regiert; endlich lesen wir lasb von einer anonymen Stimme, die Hesekiel hört; diese Anonymität schließt aber aus, daß der Redende vorher unmißverständlich als Jahwe beschrieben ist. Aus alledem möchte ich schließen, daß die Beschreibung des Thronwagens erst von zweiter Hand in den Visionsbericht Hesekiels eingefügt worden ist. Ihr sekundärer Charakter bestätigt sich denn auch dadurch, daß ihr Verfasser literarische Vorbilder benutzt. Der Sapphirstein l a 6 , der an die Biäue des Himmels erinnert und schlecht zur Wetterwolke paßt, stammt aus Ex 24io. Der auf dem Throne sitzende und von Flügeltieren umgebene Jahwe erinnert deutlich a n J e s 6 ; von dort stammt insbesondere der Zug, daß die Tiere ihren Leib mit zwei Flügeln bedecken (Jes 62). An Keruben denkt der Verfasser nicht, wie schon J a h n richtig gesehen hat; erst ein Interpolator in Kap. 10 hat die Tiere l

) Man könnte auch darauf aufmerksam machen, daß als Luftfahrzeug des Gottes ein Gespann mit Flügeltieren genügen würde, während der hier beschriebene Thronwagen auch für Fahrten auf der Erde eingerichtet ist; die Bäder sind für Luftfahrten überflüssig, ebenso wie auch die besondere Gestaltung der Füße und Sohlen der Tiere und die Art ihres Gehens Fahrten auf dem Erdboden im Auge hat. Aber man darf solche Erwägungen nicht überschätzen; die Vorstellungen von Götterwagen, die durch die Luft fahren, sind verbreitet, und der Verfasser lehnt sich offenbar an solche an. Beiheft z. ZAW. 39

4

50 als Keruben verstanden. Während die Keruben im Tempel nach Hes 41 ig f. nur zwei Gesichter haben, haben die Tiere hier in der Vision je vier Gesichter. Das ist grotesk-orientalisch, Raffael in seiner „Vision des Ezechiel" hat, wie es unserm Geschmacke entsprechen würde, jedem der Tiere nur je ein Gesicht gegeben. Was der echte Hesekiel schaut, ist ein eindrucksvolles Naturschauspiel, aus dunkler Wetterwolke leuchtet und glänzt es wie Farben des Regenbogens. Im Lichteindruck glaubt er die Gottheit zu schauen. Es ist der Gott seines Volkes, der wie zur Zeit Deboras im Gewitter sich naht, aber diesmal kommt er nicht von Seir, sondern aus Norden, wo sich babylonische Mythologie den Berg der Götter dachte. Einzelheiten sieht und beschreibt der Prophet nicht — ganz wie Paulus vor Damaskus —, ein Zeichen für die Echtheit dieser Wachvision. Aber erschüttert fällt er nieder, eine Stimme glaubt er zu hören und Wundersames spiegelt die Phantasie ihm nun vor- er wird zum Propheten berufen. Die nun folgende Berufung des Propheten ist über die Maßen weitschweifig erzählt, und die ermüdenden Wiederholungen legen es nahe, daß hier eine ganze Reihe von Händen am Texte beteiligt gewesen ist 1 ). Der Urtext muß viel kürzer und einfacher gelautet haben. Seine Wiederherstellung ist allerdings auch hier nur ein Versuch. Der Text zerlegt sich von selbst in die Abschnitte 2i-6 28-7 28—3a 34-9 3io-n 3i2~iö• Dreimal erfolgt die Sendung Hesekiels an die rebellischen Söhne Israels 2ns, an das Haus Israels 34-«, an die Gola 3io-n In allen drei Fällen sind die Exulanten gemeint, und ihre Sinnesart wird wenigstens in den beiden ersten Fällen deutlich als widerspenstig bezeichnet. Das widerspricht aber den Voraussetzungen des echten Hesekiels, welcher 8i beschreibt, wie die Ältesten Judas in sein Haus kommen und als ') Sechsmal heißt es DIN p "bit "IDiTI (2i s 3i a.4. io), zweimal nnNI • I N p (2«. s); zweimal wird der Prophet gesendet (2a 3s), zweimal aufgefordert zu gehen (34. u), zu reden (2? 3 n ) , zu hören (2s 3io), zweimal findet sich die Phrase «ihn 1 Dtf! OK m m nDN HD Ombii (2if. 3u), ja das letzte Sätzchen sogar noch ein drittes Mal (2T), viermal heißt es DDD "HD STD "O (2s. 6. i 3s>), und dreimal wird der Prophet ermahnt, sich nicht zu fürchten und zu entsetzen (2ea. eb 3»).

51 lernbegierige Schüler zu seinen Füßen sitzen; diese Zuhörer Hesekiels sind kein „Haus der Widerspenstigkeit". Es wird sich weiterhin zeigen, daß die Weissagung des echten Hesekiels überhaupt nicht den Exulanten, sondern den Jerusalemern in der Heimat gilt. Schon damit ist erwiesen, daß der echte Kern der Berufungsvision nur in 28b—3a enthalten sein kann. Es ist dies auch das einzige inhaltlich originale Stück des ganzen Abschnitts. Es steht nichts im Wege, 29b unmittelbar an 1 28 (bezw. an i^n IDi^l 2i) anzuschließen; 29a ist eine sekundäre Wiederaufnahme des unterbrochenen Zusammenhangs. Die anonyme Stimme heißt den Propheten, den Mund aufzusperren und zu essen. Er erblickt eine ausgestreckte Hand, — auch diese ebenso geheimnisvoll und anonym wie die Stimme Us. Mit der Thronwagenbeschreibung hat diese Hand nichts zu tun; die ganze Beschreibung des Thronwagens wird hier nicht vorausgesetzt; es müßte sonst auch irgendwie angedeutet sein, daß Jahwe von der himmelhohen Höhe seines Thronsitzes auf dem Wagen zu Hesekiel herniedergestiegen wäre. Bei dem echten Hesekiel ist alles weit mysteriöser, irrationaler: die Hand reicht ihm eine Schriftrolle, vorn und hinten beschrieben mit Klage'), Seufzer und Wehe. Dies — und nur dieses — soll der Inhalt der Weissagung Hesekiels sein: nur Drohung, kein Heil. Schon hieraus ergeben sich weitreichende Folgerungen für die Kritik am Hesekielbuche. Hesekiel öffnet 9 ) den Mund und ißt (B2)3), und darauf schließt der Text mit den merkwürdigen Worten 3s: „Und er sprach zu mir: Menschensohn, deinen Bauch sollst du essen lassen und deine Eingeweide füllen mit dieser Rolle, die ich dir gebe! Und ich aß, und sie ward in meinem Munde wie süßer Honig 4 )." Daß hier einfach von einer die Ekstase begleitenden halluzinatorischen Reizung des Geschmackssinns die Rede sei, ist nicht anzunehmen; solche rein beschreibenden Angaben sind den hebräischen Erzählern ') Lies vielleicht mit LXX n ^ p statt MT D ^ p . -) Ich bleibe bei der Lesung des MT, die dem vorhergehenden Befehle 2 8 entspricht. H e r r m a n n zieht die Lesart der LXX n n c i vor. ") Die nochmalige Wiederholung der Aufforderung zu essen 3i ist als unschön und überflüssig vielleicht zu streichen. 4 ) Lies mit Verss. p m D oder prß L < statt MT p m c V

4*

52 ganz fremd'). Ebensowenig einleuchtend ist die Meinung, das göttliche W o r t schmecke trotz seines traurigen Inhalts süß wie Himmelsspeise (vgl. J e r 15i 6 Ps 19u). Vielmehr wird K l i e f o t h recht haben, wenn er den süßen Nachgeschmack der bitteren Speise auf das Heil deutet, das dem Unheil folgen soll. Dann stammt aber die Bemerkung nicht von dem Unheilspropheten Hesekiel, sondern von einer jüngeren Hand, welche auf die Heilsweissagung des Buches bezug nahm. Als ursprünglicher T e x t bliebe also 28b-io 3 2 . Dieser Text ist durch allerlei Zutaten vermehrt worden. Schon 2i- ä ist wohl kaum ursprünglich; denn 2 2 b nimmt 12äb wieder auf. Die Verse sollen verständlich machen, wie der auf dem Gesicht liegende Prophet (las) gleich darauf die Rolle essen konnte. Aber die Bemerkung ist ganz überflüssig (vgl. 9s) 2 ). Außerdem bringt der Text zwei parallele Sendungsreden 2 3 -I und 34- 9 . Dies ist ein charakteristischer Fall der von K r a e t z s c h m a r beobachteten Parallelen, welche von ihm und anderen nach ihm aus der Benutzung zweier Textrezensionen erklärt werden. Aber diese so beliebt gewordene Hypothese erklärt nicht, wie aus einer gemeinsamen Vorlage zwei inhaltlich so ganz verschiedene Texte hervorgehen konnten. E s handelt sich vielmehr hier, wie auch in ähnlichen Fällen, um sukzessive Auffüllung des Textes. Welche der beiden Sendungsreden die ältere ist, läßt sich nicht leicht sagen. Ich entscheide mich für 3I- 6 und verbinde diese Rede mit 2i- a ; sie ist stilistisch die bessere 3 ); ihr Inhalt, z. B. das Wortspiel mit Hesekiels Namen, ist einigermaßen originell. F ü r diesen ersten Redaktor der Hesekielüberlieferung ist auch rP3 die übliche Bezeichnung der Exulanten. Die andere Rede 2»-7 ist 1

) Zeugnisse für Geschmacksballuzinationen

sehe, ganz.

fehlen uns sonst,

Apk 10sf. ist nur Nachahmung unserer Stelle.

et Pelicit. liegt die Sache etwas anders:

so viel ich

Im Mart. Perpetuae

Perpetua hat geträumt,

einen Bissen

Käse zu essen, und bildet sich beim Erwachen ein, noch etwas Süßes zu kauen (vgl. H. W e i n e l , Die Wirkungen des Geistes und der Geister 1899 S. 197). 2

) 21-2 sind außerdem stilistisch recht ungeschickt:

kündigung,

wie häßlich die An-

daß der Redende reden wolle, und die nochmalige Bemerkung, daß

der Prophet ihn hört; wie unmotiviert rieben der Aufforderung aufzustehen das Aufgerichtetwerden durch den Geist! s

) 3sb-ea ist Glosse zu 3 s a ;

an J e r l s . 17 f. 15so.

in 3ob streiche mit L X X

3gf.

erinnert

53

— auch abgesehen von mehrfacher Glossierung — !) stilistisch besonders schwach: der einzige originelle Ausdruck darin ist das Sitzen auf Skorpionen; alles übrige ist entlehnt. Noch eine dritte Sendung Hesekiels erfolgt 3i 0 -n, diesmal an die Gola2). Möglicherweise gehört dieses Stück oder wenigstens sein Kern zum ursprünglichen Texte der Hesekielvision. Die Gola ist, wie 3i 5 sagt, die von Tel Abib. Im Folgenden zeigt die Wiederaufnahme von 3x2» durch 313 b-na, daß der Text durch eine große Interpolation aufgefüllt ist. tM£'3 meint nicht ein besonders hohes Fliegen durch die Lüfte, sondern wie npi? das Entrücken an einen andern Ort (wie I i i ) ; aber der ursprüngliche Hesekieltext redet 3i 5 von einem natürlichen Gehen, die Entrückimg durch den Geist stammt also von sekundärer Hand. tyjn 3i 2 ist schwerlich mit J a h n auf das Rädergerassel des Thronwagens zu beziehen 3 ), sondern meint ein mit Donner verbundenes Erdbeben; dieses begleitet das von Hesekiel erlebte Naturschauspiel; 3iaap ist also wohl ursprünglicher Bestandteil der hesekielischen Vision. Darauf weist auch das hin, welches zur Thronwagenbeschreibung nicht paßt; denn den Thronwagen sah der Seher vor sich stehen. Aus dogmatischen Bedenken ist das "nriN kaum zu erklären; solche Bedenken wären verständlich gegenüber einem unmittelbaren Schauen der Gottheit (vgl. Ex 33 2a ), aber nicht gegenüber einem Hören des die Theophanie begleitenden Donners, den man ja übrigens hinter sich ebenso gut hören kann wie vor sich. Das "nriN erklärt sich vielmehr einfach aus der Voraussetzung, daß der Prophet sich jetzt bereits zur Heimkehr gewendet hat. ') In 2a streiche mit L X X o i ^ (die Korrektur "i^ von K r a e t z s c h m a r , E h r l i c h und H e r r m a n n ist willkürlich) und 13 1JitS>E, in 2 t die erste Vershälfte. in 2 s a n o m . In 2.5b ist "Tl (gegen LXX) beizubehalten; denn der T e x t ist einfach aus 3333 abgeschrieben; yn "¡103 Ps deutet "fliQ; letzteres ist also schwerlich mit H e r r m a n n in "njQ zu korrigieren. Streiche ferner in 02 PN n n p b (so auch H e r r m a n n ) und m n U ^ C (was schon eine Deutung in die Symbolik einträgt) sowie den durch seine 1. Pers. Sing, unpassenden, aas Lev. 26 33 stammenden Schlußsatz (nach E h r l i c h , H e r r m a n n ) .

62 Der so rekonstruierte Text Hesekiels ist ein Gedicht in drei regelmäßigen Strophen. Es war unmittelbar an die Berufungsvision angeschlossen. Der ursprüngliche Wortlaut war etwa folgender: Und am Ende von sieben Tagen sprach er zu mir: Geh hinein, schließe dich ein inmitten deines Hauses! Nimm dir einen Ziegel Und lege ihn vor dich, Zeichne drauf eine Stadt Und kreise sie ein! Bau gegen sie einen Turm, Schütte gegen sie einen Damm, Führ Heere gegen sie, Stell Widder rings umher! Nimm dir Weizen und Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt, Tu alles in einen Topf Und mach dir ein Mahl daraus! Iß täglich nur zwanzig Schekel, Iß nur von Zeit zu Zeit, Trink Wassers ein Sechstel Hin, Trink nur von Zeit zu Zeit! Nimm dir ein schar/es Messer, Fahr über Haupt und Bart, Und nimm eine Wage zum Wiegen Und teil es in Teile ein: Ein Drittel verbrenn im, Ofen, Wenn die Tage der Einkreisung voll; Ein Drittel zerhau mit dem Messer, Ein Drittel streu in den Wind! Dies Gedicht ist von anderer Hand durch Einfügung der Exilssymbolik aufgefüllt worden. H e r r m a n n s Ansicht, Hesekiel selber habe seine eigene Komposition in dieser Weise nachträglich verunstaltet, erscheint, obwohl er auch jetzt methodisch daran festhält, sehr unwahrscheinlich; sie wird schon dadurch ausgeschlossen, daß USD hier 4 8 vom Ergänzer nicht als Belagerung (vgl. 4?t 5a), sondern als Einschnürung durch Stricke verstanden wird. Auch die Exilssymbolik ist eine dreifache: zuerst wird die

63 Dauer des Exils Israels (190 Jahre nach L X X ) und Judas (40 Jahre) dargestellt (44-«. s), darauf das unreine Leben im Exil (4u -iö) und zuletzt die Sammlung der Zerstreuten und das letzte Gericht über die Exulantengemeinde (5 3 -ia; 5 4 b ist Glosse). Jedes dieser drei Stücke ist an eins der hesekielischen Symbole angehängt; aber die Symbolik des Ergänzers unterscheidet sich durch ihre künstliche Mache sehr unvorteilhaft von der originellen und natürlichen Symbolik Hesekiels. Wie soll man es sich denken, daß jemand gefesselt 190 Tage auf der einen und 40 Tage auf der andern Seite liegt! Hier hilft auch kein Psychiater und keine Autohypnose. Es ist eine höchst künstliche Erfindung; 3 l t b und 4Ü haben den Verfasser auf die kuriose Idee gebracht. Damit ist auch gegeben, daß diese Exilssymbolik von nachredaktioneller Hand stammt. — Nicht weniger wunderlich und obendrein recht geschmacklos ist das zweite Symbol 4I 2 -I 5 , welches über 4i 0 -n an 4 9 a anknüpft. Der Verfasser will die Gewissenhaftigkeit des jüdischen Ritualismus drastisch veranschaulichen. Auch hier ist die Erfindung wenig geschickt; denn auf Menschenkot gebackener Gerstenkuchen ist nicht Aas, Treife oder Piggul. Endlich das dritte Symbol 5 3 -4a: von den in den Wind gestreuten Haaren (vgl. DIPD) soll der Prophet ein wenig sammeln — allerdings ein Kunststück! — und davon wieder einen Teil verbrennen. Der Verfasser denkt an das Gericht Uber die Gottlosen der Gemeinde, wie es etwa die Zeitgenossen Maleachis und Tritojesajas erwarteten. Einer Besprechung bedürfen noch die Zahlen 190 und 40, welche die Dauer des Exils für Israel und Juda ausdrücken sollen. Wenn diese Berechnung von Hesekiel selber oder auch nur von dem ersten Redaktor des Buches herrühren würde, so müßte als Anfang des judäischen Exils natürlich die Wegführung Jojachins 597 gerechnet sein (vgl. 1 2 und 33ai 4 0 i ) ; aber das ergäbe einen zu kurzen Zeitraum für die 150 Jahre seit der Wegführung Israels. Die Berechnung stimmt nur, wenn man von der Zerstörung der Stadt ab rückwärts rechnet. Man darf aber bei solchen chronologischen Nachrechnungen schwerlich die Chronologie unserer modernen Forschung zugrunde legen'), sondern muß sich — wenn ') Man käme dann auf 5 8 6 - ^ 1 5 0 = 7 3 6 (ungefähr das Jahr der Wegfiihrung unter Pekach 734). R o t h s t e i n rechnet von 572 ab (ygl.Hes.40i), also 572 + 1 5 0 = 7 2 2 ; aber wo bleiben dann die 40 Strafjähre Judas.»

64 überhaupt an bestimmte Zahlen — an die biblischen Zahlen halten. Man könnte annehmen, daß der Verfasser von der Wegführung unter Pekach (Reg II 15»9) ab gerechnet hätte; dann ergäbe sich folgende Berechnung: von der Wegführung bis zu Hoseas Thronbesteigung x Jahre Ahas (seit Hoseas Thronbesteigung Reg II 171) 4 „ Hiskia bis Zedekia 1397s ,, x+143 1 /»Jähret Das ergäbe an die 150 Jahre. Rechnet man von der Zerstörung Samarias ab, so muß man die 9 Regierungsjahre Hoseas (Reg. II 17i) abziehen, erhielte also y4-1347a Jahre. Die Zahl 150 ist jedenfalls eine runde Zahl, ebenso wie die 40 des judäischen Exils, die als Dauer eines Menschen alters gelten. Die Meinung ist, daß — ähnlich wie zur Zeit der 40jährigen Wüstenwanderung — die sündige Generation erst sterben muß, damit die neue Generation das Heil erlangt. Wenn man mit dieser Berechnung des Exils auf 40 Jahre die 70 Jahre von Jer 25H 29I0 zu vergleichen pflegt, so übersieht man meistens, daß die 70 Jahre des Jeremiabuches gar nicht die Dauer des judäischen Exils, sondern die der babylonischen Herrschaft über Syrien von 609 bis 539 ausdrücken wollen, also einfaches vaticinium post eventum sind. Eine ganz andere Auffassung der Stelle 4I-6 vertritt H e r r m a n n neuerdings. Als ursprünglichen Text betrachtet er nur 4 4 - 5 (unter Streichung von in 4 t ); dieser handle nicht, von dem Nordreich, sondern von Juda = biOE" ITD Die 390 Jahre der Schuldzeit Judas seien die Jahre von Salomos Regierungsanfang bis 586. Diese Schuld soll Hesekiel 390 Tage lang tragen, und damit sage Hesekiel eine 390 tägige Belagerung Jerusalems an. Diese Auffassung beruht ganz und gar auf der Glosse 4»b, die allerdings nicht von 390+40, sondern nur von 390 Tagen redet, aber das ist, wie schon gesagt, wohl nur eine Oberflächlichkeit des Glossators. Die ganze Auffassung H e r r m a n n s ist so unwahrscheinlich wie möglich. Salomos Regierungsanfang kann nicht als Anfang der Schuld Judas betrachtet werden; von da bis 586 rechnet das Königsbuch nicht 390, sondern 434 7» Jahre. Ganz analogielos in der alten Prophetie wäre eine solche zahlenmäßige Voraussage, daß die Belagerung Jerusalems 390 Tage dauern solle. Sie wird aber eigentlich sinnlos, da die Dauer der Belagerung doch ganz

65 gleichgültig ist gegenüber dem von dem Propheten erwarteten furchtbaren Endergebnis. Die zahlenmäßige Berechnung in 4 4-« hat ihren Sinn nur, wenn damit Dauer und Ende der Drangsalszeit bestimmt wird, und sie enthält somit ein Moment der Heilshoffnung; das kann also nur auf ¿las Exil, nicht auf die Zeit der Belagerung gehen. Als Berechnung der Exilsdauer sind aber nur die Zahlen der L X X : 1 5 0 + 4 0 verständlich. Die Korrektur der 150 in 390 bei MT ließe sich vielleicht in der Weise H e r r m a n n s erklären; denn die Zeit von der Reichstrennung bis zum Untergang der Stadt beträgt nach den Zahlen der judäischen Könige im Königsbuche 394 7a Jahre. An die symbolischen Handlungen ist in Form einer Gottesrede eine Deutung, und zwar insbesondere der letzten Handlung, angefügt 5 5 -i7. Die Deutung bezieht sich nicht auf die Exilssymbolik, sondern nur auf die Belagerungssymbolik, ist also älter als die exilssymbolischen Interpolationen. Der vorliegende T e x t ist äußerst weitschweifig, offenbar infolge zahlreicher Wucherungen. Eine genaue Herausschälung des ursprünglichen Textes ist kaum möglich 1 ). Man darf den ursprünglichen Text wohl dem ersten Redaktor des Buches zuweisen. Seine Ausdrucksweise berührt sich leise mit dem Sprachgebrauch des Heiligkeitsgesetzes, jedoch ohne eigentlich zu entlehnen"). Zu beachten ist, wie nnV 5-. in ') Schon das viermalige

5?. 8. io. u und die mehrfachen Wiederholungen

zeigen, daß allerlei Interpolationen

vorliegen.

Diese verraten sich zum

Teil

schon formell dadurch, daß sie s t a t t von Jerusalem als singularischem Femininum vielmehr von den Juden in der 3. und 2. Pers. Plur. reden (vgl. Ö6b ? ubp 13 isf.). ö? scheint das Urteil von 5ea mildern au wollen (streiche in b^ das letzte ¡¡b, das unmöglich mit H e r r m a n n , der „nicht einmal" übersetzt, gehalten werden kann).

5io : den auch H e r r m a n n als Nachtrag ansieht, paßt nicht zur Drohung

usf., weil der Vers nicht von einem Tun Jahwes, sondern der Jerusalemer redet; der Vers bringt eine groteske Dublette zu 5i2ba. nutzt L e v Lev 2633. mann

Steigerung

von Lev 26»s und ist am Schlüsse

5 u setzt mit neuer Angabe der Schuld Jerusalems ein, be-

20a und am Schlüsse deuteronomische Phrasen,

öiabß stammt aus

5i3 bringt vorzeitig die Schlußformel von 515. öie-n, die auch H e r r -

als unechte Wucherung betrachtet, sind ohne Anschluß an das Vorher-

gehende, bringen Dubletten zu 5 12 und arbeiten mit dem Phrasenschatz von 410 14 ii ff. Lev 26»6. 2a. 25. — Als ursprünglicher T e x t ließe sich dann etwa denken Ö5. 60 s 9 12a bo 14 15 (in 5 sa streiche

in 5 s

DJ, in 5 » D ^ j n rE~lrf>

" ¡ T r a ' a D UtfN, in 5 io lies m m ) . 2

) Vgl. D i ^ n

B e i h e f t 7.. ZA.W. 39.

5s Lev 2645; ¡ " • i n ' ? i n : 5 u Lev 26.n. 5

66 5u gedeutet wird durch rrrrW?; der Redaktor denkt an die über die weite Welt zerstreute Diaspora. Seine Gottesrede ist natürlich nicht echte Weissagung, sondern literarische Rhetorik post eventum. Es folgen zwei weitere Redeabschnitte, Kap. 6 und Kap. 7, beide von der Redaktion durch die stereotype Überschriftformel ("bn MI"1 in1!) als selbständige Stücke gekennzeichnet. Beide haben mit dem echten Hesekiel nichts zu tun. Kap. 6 ist rhetorische Prosa. Es handelt sich nicht mehr, wie bei Hesekiel, um die Weissagung der Belagerung und Eroberung Jerusalems, sondern um die Verwüstung des ganzen Landes. Der echte Hesekiel weissagt noch in Kap. 8—9 nicht einmal eine Zerstörung Jerusalems. Die Einleitung 62-3ba besteht aus üblichen Phrasen der Redaktion. Die Bedrohung der ,,Berge, Hügel, Rinnsale und Täler" des Landes Israel erhält später in Kap. 36 ihr Gegenstück in der Verheißung an dieselben, ist also offenbar ein mit der redaktionellen Anlage des Buches zusammenhängendes, mithin vom Redaktor verfaßtes Stück. Der Stil ist schlecht; denn die Anrede an die Genannten geht bald unbesehen in eine Anrede an die Menschen über. 6sa ist nach LXX als Glosse zu streichen (vgl. Lev 263o). 60-7 sind reine Wiederholungen, nur daß die Drohung gegen die Opferhöhen hier erweitert wird zu einer Drohung gegen die Städte, die „in allen euren Wohnsitzen" zerstört werden sollen (schlechter Stil); die Verse werden schwerlich aus einer Parallelrezension stammen, sondern sind wohl mit J a h n und H e r r m a n n (früher) als Glosse zu betrachten. In 6 9 stoßen sich Tnmm (ora. LXX) und niTD (vgl. 6i S ); falls das erstere zu streichen wäre, ließe sich 6 8 mit der Glosse 68-7 verbinden und 69-10 an 61-4. .->b anschließen. 69-10 setzen die Zerstreuung ins Exil voraus. Der Sinn von 69-10 ist als Drohung, nicht als Verheißung gemeint, allerdings mit einem Blick auf die einstige Umkehr. Der Sprachgebrauch des Redaktors berührt sich gelegentlich mit dem des Heiligkeitsgesetzes (zu 63f. vgl. Lev 2625. so), ohne daß doch sklavisch zitiert würde. 6n beginnt mit neuem Ansatz, scheinbar originell, in Wirklichkeit doch in lauter entlehnten Phrasen'). Von der Belagerung ') Zu 6 u a vgl. 2I19; lies mit H e r r m a n n riNH statt HN vgl. 25a 26a 36a. Zu „Schwert, Hunger, Pest"

vgl. die nächste Anmerkung.

Zu 6isa vgl. 64.6b.

Zu 6i3bo vgl. die bekannte deuteronomistische Wendung. Zu 6isbp vgl. Lev 26ai. Auch das Übrige besteht aus stereotypen Redewendungen unsers Buches.

67 ist hier nicht die Rede, wie H e r r m a n n das 613 unrichtig deutet; „Schwert, Hunger und Pest" sind ganz stereotype Vorstellungen '). Die Grenzbestimmung „von der Steppe bis nach Ribla" 2 )ist phantastisch, wie die Späteren es lieben. 6 u n wird wohl ein nachredaktioneller Zusatz sein. Ein anderes Stilgepräge als Kap. 6 trägt Kap. 7. Ich habe mich früher durch K r a e t z s c h m a r und B e r t h o l e t zu einem unzutreffenden Urteil über dieses Kapitel verführen lassen; sie reden von lyrischem, ja dithyrambischem Schwünge dieses Kapitels. Nüchterner urteilte schon S m e n d . Dem ungeblendeten Auge stellt sich das Kapitel dar als eine bunte Zusammenstellung üblicher redaktioneller, besonders eschatologischer Phrasen und Gedanken und erinnert in dieser Hinsicht an die schlimmsten Stücke der pseudojeremianischen Heidenorakel. Die Einführung 7 a a bestimmt den Inhalt als eine Weissagung Uber die •iOW noitf, eine sonst beim Redaktor des Buches beliebte Bezeichnung, und besonders gegen den Schluß hin wird deutlich, daß die Drohung Jerusalem und Juda gelten soll. Im Widerspruch dazu steht 72i>, wo von den pND niE» [n]JD"iN die Rede ist. Dieser Ausdruck steht ähnlich wie im Assyrischen nie von einem einzelnen Lande, sondern von der ganzen Erde (Jes l l l ä 24™ Hi 37 a 38ia A p k J o h 7 i ) , versteht also die Drohung nicht als historische Drohung gegen Juda, sondern als Weissagung des Weltgerichtes. Die beiden als „Parallelen" längst erkannten Abschnitte 72b-i und 7f,-o sind also auch hier nicht Parallelrezensionen, sondern 7>b-t ist ein umdeutender Zusatz von jüngerer Hand. — Auch abgesehen von 7ib * zeigt freilich das Kapitel vielfach eschatologische Farben und erinnert darin öftere anJles 24. Wieweit auch das auf Glossierung beruht oder ob es sich nur durch die vielen vorhandenen Entlehnungen aus anderen Schriftstellern erklärt, ist infolge der schlechten Beschaffenheit des Textes schwer zu sagen. Im Ganzen unterscheidet sich das Kapitel in Ton und Ausdrucksweise von der sonstigen Art der ersten Redaktion des Buches, so daß ich es lieber als ein jüngeres Erzeugnis betrachten möchte; doch ist eine Entscheidung kaum zu treffen 3 ). ') Vgl. 02.15 612 14iafi. u. 0. 2 ) Nach der Konjektur von J. D. M i c h a e l i s . a ) Es genügt für den vorliegenden Zweck eine Angabe des Inhalts und eine 5*

68 N o t i e r u n g der zahlreichen Berührungen mit anderen P r o p h e t e n t e x t e n : Das Ende k o m m t (Am 82 vgl. Hab 2a), siehe es kommt ( H e s 2 1 u 30 9 33 a 3 39s Jer 10«),. 0 Bewohner des Landes (Jes 2in)\ Nahe ist der T a g (Jes 13e Hes 30s Jo I15 2 i 4 n Ob I i s Zph I 7 ; Q V " und fiy™ sind schon feste Termini vgl. Mal 319). Nun wird J a h w e in Bälde seinen Grimm ausschütten und Gericht halten 78-» (lauter übliche Wendungen). Zeichen des nahen Endes sind der Übermut und die herrschende T y r a n n e i 7io-u, die allgemeine Unzufriedenheit u n t e r den Menschen (zu rClp und " D i a vgl. J e s 24a), weil der „Zorn" (terminologische Bezeichnung) über alles „ G e p r ä n g e " (]1Q~ ein sehr beliebtes W o r t in unserm Buche) k o m m t (7iaabo ist Glosse) und ein jeder durch seine Schuld mutlos verzagen muß (Jer 31io vgl. Hes 18is 33s 24>3 Lev 2629). Man bläst ins Horn (Jer 4s 61) und r ü s t e t (beliebte eschatologische Vorstellung), aber man r ü c k t nicht zum Kampfe aus i n ; denn Schwert, P e s t und H u n g e r (Hes 62.12 612 14i2ff. u. 0 ) wüten draußen auf dem Felde und drinnen in der Stadt (Jer 14 is) und die auf die Berge E n t r o n n e n e n jammern 715-15. Alle Hände werden schlaff und alle Kniee triefen von W a s s e r (d. h. Urin) (717 vgl. Hes 21is Jer 137); man g ü r t e t sich in Trauerkleid (Hes 2731). E n t s e t z e n und Beschämung ist auf allen Gesichtern 7i» (Hes 21s J e s 25« Jo 2s). Silber und Gold w i r f t man als unrein w e g (zur Sache vgl. J e s 3 0 s 2 ) ; sie nützen nichts am Zornestage 7i9a (om. L X X ; Z i t a t aus Zph 1 is); sie gaben Anstoß zur Sünde, weil man Götzenbilder aus ihnen machte 7ieb-2o. Nun gibt J a h w e Jerusalem den Fremden preis (Hes 11» vgl. 287.10 30 is 3112), den Bösesten der Erde — so heißen die Babylonier —, daß sie den Tempel, das „Kleinod" J a h w e s (vgl. Hes 2421.25 Dan), entweihen und plündern 7-21-22. Denn das Land ward „voll von Blutschuld, die Stadt voll von Gewaltt a t " 7-23 (vgl. H e s 9a). Nun wird ihre .stolze P r a c h t " (Hes 24 2 i 30e 13 33s» Lev 261») beseitigt, ihr Heiligtum entweiht 721. Sie suchen Heil und es ist nicht da 715 (Jer 410 u . a . ) . Verderben (Jer 47 u ) kommt über Verderben, Gerücht (Hes 2112) übev Gerücht 7 26a (vgl. auch J e r 420). Alle sind ratlos, Prophet und P r i e s t e r (wörtlich wie J e r l S i s ) , Älteste, König und Volk 7-26t)-27a. Zuletzt die übliche W e n d u n g : nach ihrem W a n d e l wird Jahwe ihnen t u n und nach ihren Rechten sie richten, daß sie erkennen, daß er J a h w e ist. E i n e Bemerkung erfordert noch 127 a, wo und J0JP2 im M T nebeneinander stehen. Bekanntlich wird OT272 im HeSeKieltexte gebraucht teils zur Bezeichnung des weltlichen Oberhauptes der künftigen jüdischen Gemeinde, teils auch als E r s a t z des Königstitels, und zwar sowohl bei heidnischen als auch bei jüdischen Königen; im letzteren F a l l ist der Sprachgebrauch wohl theokratisch motiviert. Indessen ist s a m t seinen Derivaten im M T nicht konsequent a u s g e m e r z t , vgl. außer I n a . auch I613 (om. L X X ) . 1 7 r . - n . i 6 3722.24 (LXX w v : } . 437. 9 (LXX • ¡ T W I M ) . LXX hat versucht, "pD noch konsequenter zu beseitigen, w a s im Gegensatz zur herrschenden T e x t k r i t i k nicht zu Gunsten der L X X spricht. Auch in 727a fehlt in LXX das Sätzchen, das vom König redet; offenbar liegt auch hier absichtliche Streichung vor. Ich halte beide Sätze, den in 7 27 f ü r ursprünglich; 7 27a ist ebenso wie 2726b vom -¡bt2 und vom dreigliedrig; der T e x t unterscheidet also " p o und letzteres hier etwa als Stammes- oder Geschlechtshäuptling neben dem Könige.

6KD s t a t t "IttW,; in 8 u OUT: s t a t t DUMn. In 816 wird mZ'Qm (om. L X X ) Zusatz nach I i i sein, da der Ausdruck C"^t£>i>D auf eine runde Zahl hinweist; streiche ferner mit L X X das zweite riülp 81«. In 817 paßt das Sätzchen D a n p N H nN 1n!?D "O nicht in den Zusammenhang, und außerdem wird wohl die deuteronomistische Wendung "OlE^l i J D ^ n ! ? (om. L X X ) zu streichen sein. Am Schluß von 817 ist ÜDN Milderung (Tiqqün söferim) für iQK. 8isa erweckt Zweifel als stereotype redaktionelle und deuteronomistische Wendung. 8isb (om. L X X ) ist aus 9 i entstanden. In 9 ia ist "pj?n m i p D wohl als konkret zu fassen (vgl. assyr. pikittu) und dann das Verbum vorher als imperativus zusprechen. 9tb ist als Variante zu den fast gleichen Worten in 9» zu streichen. 9oa ist Glosse wie 84. In 94 streiche m m (om. L X X ) und D b w " p r o als erklärende Glosse; D i p j W n [ l ] 94 ist Variante zu •TUfcOn9 6b ist als deuteronomistische Wendung verdächtig. Auch 9eaa ist vielleicht Glosse, da sonst nur von den Männern die Rede ist; ferner auch • 1 ipTD 9e, da die Ältesten auch in Kap. 8 nur interpoliert sind. Sonderbar ist 97a, der Befehl Jahwes, das Haus zu verunreinigen und ]die Höfe mit Erschlagenen zu füllen; der alte Tempel hatte nur e i n e n Hof; die Korrektur n i ü i n n ( L X X nach l i e ) empfiehlt sich neben f p n " nicht. Der Befehl den Tempel zu verunreinigen, kommt zu spät. Von einer Verunreinigung des Tempels erwartet man in dieser Vision überhaupt nichts, sondern Stadt und Tempel sollen im Gegenteil durch die Tötung der Götzendiener gesäubert werden. Der Vers ist vielleicht zugesetzt, um die Verunreinigung des Tempels durch Leichen mit einem ausdrücklichen Befehle Jahwes zu rechtfertigen: 97b ist verderbt; vielleicht lautete der T e x t ursprünglich: i n j p i 1NÜ •¡T Î ?N "iDtf 1 ! T J Q lD1!- Auch 98-io halte ich für Zusatz: die Fürbitte Hesekiels, die übrigens an Am 71 ff. erinnert, kommt zu spät; der Schmerz über den Untergang der Jerusalemer ist nicht hesekielische Art ; gegen Hesekiel spricht * der Ausdruck m i W vgl. 11 ia, und vollends unmöglich ist hier das Nebeneinander von Israel und Juda, „und J u d a " zu streichen ( K r a e t z s c h m a r , H e r r m a n n ) ist willkürlich; außerdem besteht der Abschnitt aus lauter entlehnten oder üblichen Wendungen: "OETÎ?y ¡ " f e t f ! lss 3 2 s ; m m ["OIN] 4 i 4 I i i s 21s J e r l e 4io 3 2 i 7 J o s 7 7 J d c 6 2 2 ; HOP oft; 1ND3 I613 (3710); riîtfC usw. 7 2 3 vgl. 22s 24e. « und 817; TON "O usw. 812; vpy D i n n üb usw. oft.

Tin: D1M02 DD-n l l u 2231.

71 worden '). Der Schluß des ursprünglichen hesekielischen Yisions*) Diese topographischen Angaben finden sich in 83. 7. 14. 16 92. Zum Verständnis meiner folgenden Ausführungen verweise ich auf die Pläne des salomonischen Tempels bei N o w a c k (Lehrbuch der Hebräischen Archäologie 1894, I. Bd. Fig. 35) und B e n z i n g e r (Hebräische Archäologie, 2. Aufl. 1907 Abb. 118). In 816 steht Hesekiel nach dem vorliegenden Texte im „inneren Hofe des Hauses Jahwes". Nun hatte zwar der Tempel Serubbabels zwei Höfe, derjenige Salomos aber nur einen einzigen, der von dem allgemeinen Hof der königlichen Burg eingeschlossen war. Da aber Hesekiel hier den vorexilischen Tempel Salomos beschreibt, so muß iTS'ODn 816 nachexilischer Zusatz sein. Im selben Verse wird ja auch nicht zwischen einem äußeren und einem inneren Tore unterschieden, sondern einfach von „dem Eingang des Tores des Hauses Jahwes, das nach Norden geht" gesprochen. Dann muß, im Unterschiede von nin 1 JT3 "ISn 8ig, „der Eingang des Hofes" ("lüH!"]) 87 der Eingang zum allgemeinen Burghofe sein. Wie in 810, ist nun auch das [ n j i ö ^ s n 8g offenbar zugesetzt; es bliebe dann in 83 ¡"U1DX ilDC. Mit diesem Tore 83 kann aber nach der ganzen von Hesekiel innegehaltenen Reihenfolge nicht ein Tor der eigentlichen Tempelhofmauer gemeint sein, sondern nur ein Tor in der allgemeinen Umfassungsmauer der Burg. Nun wird jedoch 9ü von „dem oberen Tore, das nach Norden geht" gesprochen; dieser Ausdruck muß befremden, wenn hier dasselbe Tor wie 83 gemeint wäre. „Das obere Tor" ist jedenfalls das II Reg 15 35 genannte, welches Jer 2O2 „das obere Benjamintor" am Tempel Jahwes heißt, und es ist ohne Zweifel das Nordtor der großen Umfassungsmauer der Burg. Von dort gelangte man nach Hes 9ü zum bronzenen Altar, d. h. dem alten salomonischen Altar, den König Ahas an die Nordseite des neuen Altars rücken ließ (II Reg 16n). Dann kann aber das 83 gemeinte Tor nicht im Norden liegen, und man muß deshalb auch "jICÜ rijlQn 83 als falschen Zusatz streichen. Ebenso streiche ich dann auch die entsprechende Näherbestimmung des oberen Tores in 9i. Wenn also der Prophet in 83 "lJKiTi versetzt wird, so ist damit offenbar der durch die Umfangsmauer des gesamten Burgkomplexes direkt auf den Tempel zuführende Osteingang gemeint; denn der Südeingang zum eigentlichen Tempelhofe kann nicht gemeint sein, da dieser der Zugang vom königlichen Palaste aus war. Es ergibt sich also, daß die Ortsangaben in Kap. 8—9 von einem nachexilischen Bearbeiter, der das Bild des zweiten Tempels und die Beschreibung von Kap, 40ff. vor Augen hatte, gründlich verwirrt worden sind. Dieser Bearbeiter ist jünger als der Verfasser von II1-21, welcher noch nicht zwischen inneren und äußeren Toren unterscheidet. Der Weg, den Hesekiel in der Vision geht, ist nun ganz klar und einfach. Jahwe trägt ihn nach Jerusalem an „den Eingang des Tores", d. h. an den Eingang des östlichen Haupttores des gesamten Hofburgkomplexes (83); dieses lag tiefer als das später von Jotam gebaute (II Reg 1535) „neue Tor' (Jer 26io 36io), welches 92 Jer 202 das obere (Benjamin-) Tor heißt. Durch jenes östliche Haupttor, das man sich als monumentalen Torbau denken darf, tritt Hesekiel hinein in den „Eingang des Hofes" der Hofburg {87); von da geht er „zum Eingang des Tores des Hauses Jahwes" (8u) und von

72 berichtes liegt offenbar in

vor.

Diese Verse erinnern an

3 14 -16

Der Text der Vision würde in seiner ursprünglichen hesekielischen Gestalt so gelautet haben: 1

Und es geschah im 6. Jahre im 5. [Monate] am 5. des Monats, während ich in meinem Hause saß und die Ältesten .Judas vor mir saßen, da fiel auf mich daselbst die Hand Jahwes. 2 Und ich sah, und siehe da tvar die Gestalt eines Mannes une die Erscheinung strahlendes Glanzes. 3 Und er streckte eine Hand aus und faßte mich an der Locke meines Hauptes und brachte mich nach Jerusalem an den Eingang des Tores. 5 Und er sprach zu mir: „Mensch, hebe deine Augen auf in nördlicher Richtung!" Da hub ich meine Augen auf in nördlicher Richtung, und siehe nördlich vom Tore stand der Altar des Eiferbildes. 6 Und er sprach zu mir: „Mensch, siehst du, was sie treiben? Große Greuel treiben sie h ier, indem sie sich fernhalten von meinem Heiligtum. Aber du sollst noch weitere Greuel sehen, größer als diese." 7 Und er brachte mich zum Eingang des Hofes 9und sprach zu mir: „Tritt ein und siehe die Greuel, die sie hier treiben!" 10 Da trat ich ein und sah, und siehe da war jegliche Gestalt von Würmern und Getier ringsum an die Wand gezeichnet, 11und siebzig Männer standen vor denselben, und ein jeder hatte sein Weihrauchfaß in cler Hand, und der Duft des Weihrauchs stieg empor. ''Und er sprach zu mir: „Siehst du, Mensch, was sie treiben, ein jeder in seiner Bilderkammer? wie sie sprechen: Jahwe sieht es nicht, Jahivé hat das Land verlassen!" 1D Und er sprach zu mir: „Du wirst noch -weitere Greuel sehen, größer als ivas jene treiben." 14 Und er brachte mich zum Eingang des Tores des Hauses Jahwes, und siehe daselbst saßen Frauen, die den Tamm uz bete in „den Hof des Hauses Jahwes" (8ie). Er geht also von Osten aus immer geradeaus in westlicher Richtung au! den ^OTi zu. Die in 9s genannten sieben Männer dagegen kommen, ebenso wie Jahwe I i , von Norden her, „aus der Richtung der oberen Tores". ') Auch hier ist, wie 3ii?. n, das Sätzchen über das Getragenwerden vom Geiste zugesetzt und demnach "^iQ^i zu lesen; außerdem ist CVi^N TiTO zu streichen.

73 weinten. lbUnd er sprach zu mir: „Siehst du es, Mensch? Aber du sollst noch weitere Greuel sehen, größer als diese." "Und er brachte mich in den Hof des Hauses Jahwes, und siehe da waren am Eingang des Tempels Jaktees zwischen Vorhalle und Altar an die zicanzig Männer, mit dem Rücken gegen den Tempel Jahwes und mit dem Gesicht gen Osten gewendet, und sie 11 fielen cor der Sonne nieder. Und er sprach zu mir: Siehst ilu's, Mensch? Ist's dem Hause Juda noch zu wenig, die Greuel zu tun, die sie hier tun? Siehe da strecken sie mir sogar das männliche Glied, entgegen!" 1 Und, er rief ror meinen Ohren mit lauter Stimme: „Nahet 2 euch, ihr Aufseher der Stadt/" Und siehe sechs Männer kamen aus der Richtung des oberen Tores, und ein jeder hatte seine Mordwaffe in seiner Hand. Und ein Mann war bei ihnen, der war in Linnen gekleidet und trug ein Dintenfaß an seinen Hüften. Und sie traten ein und stellten sich neben den bronzenen Altar. 3 Da rief er dem Manne, der in JAnnen gekleidet ivar und ein Dintenfaß an seinen Hüften trug, zu 'und sprach zu ihn: „Geh mitten durch die Stadt und zeichne ein Zeichen auf die Stirnen derjenigen Männer, die über die Greuel klagen, die in ihrer Mitte 5 getrieben werden!" Zu jenen aber sprach er vor meinen Ohren: „Gehet durch die Stadt hinter ihm her und schlaget nieder! 6Aber keinem, an dem das Zeichen ist, dürft ihr nahekommen! Und bei meinem Heiligtume sollt ihr anfangen!" Da fingen sie an mit denjenigen Männern, die vor dem Hause waren. ' Und er sprach zu ihnen: „Gehet hinaus!" Da gingen sie hinaus und 11 schlugen in der Stadt nieder. Und siehe der Mann, der in Linnen gekleidet war, der das Dintenfaß an den Hüften trug, erstattete Bericht, indem er sprach: „Ich habe getan, icas du mir befohlen hast." 24

Und er brachte mich nach Chaldäa zur Gola im Gesichte, und es entschivand mir das Gesicht, das ich geschaut hatte. 24 Und ich redete zur Gola alle die Worte, die er mich hatte schauen lassen. Der Mann, der dem Hesekiel erscheint und ihn in der Vision nach Jerusalem entrückt, ist Jahwe selber. Das beweisen nsnpD 8e, CN 817 (s. o.) und der Umstand, daß er den sieben Schergen Befehle erteilt (9ia ab * •.> 7 11). Auch die älteren Glossatoren haben es nicht anders verstanden (vgl. 8 2 und 9 8 - I O ) .

74 Der Götzendienst, den Hesekiel in Jerusalem sieht, ist selbstverständlich nicht der der vorjosianischen Zeit, sondern Götzendienst unter Zedekia im Jahre 592. Auch J e r 44n-i9 bezeugt ja ähnlichen Götzendienst im damaligen Jerusalem. Im Einzelnen sieht Hesekiel zuerst einen Altar des rii^pn bDD, was in II Chr 33?. i5 als Astartebild verstanden wird. H e r r m a n n deutet riN-P nach Cant 8 6 als „Liebesleidenschaft"; aber diesen Sinn hat üfcOp an sich wohl kaum, sondern nur an jener Stelle im Parallelismus mit L"DI"!N. Ein Standbild der Liebesgöttin wird man schwerlich als „das Standbild der Leidenschaft'1 bezeichnet haben; auch könnte man wohl von einer Göttin der Liebesleidenschaft reden, aber nicht von einem Standbild der Liebesleidenschaft. Es muß wohl bei der alten Deutung bleiben: „das den Eifer Jahwes erregende Standbild". Dieses befand sich, vom Standort vor dem großen Osttor der Tempelburg aus, in nördlicher Richtung, also außerhalb des Komplexes der Tempelburg, in der Stadt. Darauf deutet auch der Satz, daß sie „sich fernhalten von meinem Heiligtume" (8o). Sodann erblickt Hesekiel im Hofe der Tempelburg — wie es scheint, in einzelnen Gemächern — an die Wände gezeichnete Darstellungen von Schlangen- und Vierfüßlergestalten, vor denen siebzig Männer Weihrauch räuchern; man pflegt hier — ich weiß nicht, mit welchem Rechte — an ägyptische Kulte zu denken. Am Eingang des Tores zum Hause Jahwes gewahrt Hesekiel sodann Frauen, die den babylonisch-syrischen Tammuz beweinen (vgl. dazu Jer 44i7-io), und im Hofe des Hauses Jahwes selbst, unmittelbar am Tempeleingang zwischen dessen Vorhalle und dem großen Opferaltar schaut er ungefähr zwanzig Männer, welche nach Osten gewendet die Sonne anbeten. Man erinnert sich, daß auch in II Reg 23n der Wagen und die Rosse des Sonnengottes am Tempeleingange erwähnt werden. Das Widerwärtigste aber von allem ist der Phalluskult, den man vor dem Tempel treibt (zu miDT vgl. 23 s 0 und G r a e t z , Monatsschrift f. Gesch. und Wissenschaft des Judentums 25 S. 507ff.). Herrrnanns Einwand gegen die Deutung von MIDT als Phallus beruht darauf, daß er „das Ausstrecken der miöT" als eine Zeremonie der in 8 i ( beschriebenen Sonnenverehrung auffaßt; dann würde sich allerdings das ncnp DiTJQ 8i 0 und das iDfÖN 817 widersprechen. Aber ich glaube, daß man das „Ausstrecken der ¡TTTOT" 817, nicht

75 mit dem Sonnendienst 8ie zusammenbringen darf, sondern als einen selbständigen Fall heidnischer Kultbräuche ansehen muß. Der Phallusdienst ist die allerärgste Verhöhnung Jahwes. Während die Götzendiener von den sechs Würgengeln getötet werden, entgehen die Getreuen Jahwes, vom Schreiber an der Stirn gezeichnet, dem Gerichte. Das beweist, daß Hesekiel im Jahre 592 den völligen Untergang Jerusalems noch nicht erwartet hat — übrigens zugleich ein Beweis für die Echtheit dieser Vision. Er denkt nur an eine Vernichtung der Götzendiener, setzt aber als selbstverständlich voraus, daß Jerusalem und das Heiligtum Jahwes unangetastet bleiben werden. Daraus folgt dann, daß Kap. 10, wo von der Einäscherung der Stadt die Rede ist, nicht von Hesekiel stammt. Literarisch älter indes, als Kap. 10, ist l l i ? i . Aber auch dieses Stück kann nicht hesekielisch sein. An Kap. 8—9 schließt es nicht an; denn es setzt im Widerspruch zu Kap. 9 voraus, daß Gottlose dem Blutbade entronnen sind, und außerdem paßt das neue Eintreten der Ekstase I i s nicht in den Rahmen der Vision'). Hesekiel sieht am östlichen Tore des Hauses Jahwes 2 ) fünfundzwanzig Männer, unter ihnen die Obersten Jaazanja 3 ) und Pelatja; er sieht sie am Eingang des Tores, dem Orte der Gerichtssitzung. Man sollte nach der bestimmten Ortsangabe erwarten, daß sie etwas täten, aber sie beraten und planen nur. Ihr unheilvoller, böser Plan betrifft „diese Stadt"; man wird an Gewalttat und Bedrückung denken dürfen 4 ). Sie haben sich den Ernst des über Jerusalem ergangenen Gottesgerichtes nicht zu Herzen genommen, sondern sind trotzig und übermütig und fühlen *) In I i i ist, wie in 8s, die n n wiederum eingetragen daß sie hier sekundär ist, beweist I i s , wo das redende Subjekt (Jahwe) nicht genannt ist, weil es ursprünglich Subjekt des vorhergehenden Satzes war, und I i s , wo der Geist erst auf den Propheten „fällt". •) nQ'Hp rOlön H l ist Glosse (wie 83 vgl. 9:). Eine Unterscheidung von innerem und äußerem Osttor wird hier nicht gemacht. *) Z u Jaazanja s. o. zu 811. ) Vgl. l i e f : sie haben die Stadt und ihre Gassen mit Erschlagenen (b^FI) gefüllt, das kann doch nicht gut bedeuten, daß sie daran s c h u l d sind, daß die B a b y l o n i e r das getan haben (gegen H e r t m a n n ) , sondern muß schon auf Justizmorde und dergl. gehen 4

76 .sich in der Stadt sicher geborgen 1 ). Jerusalem ist, wie sie sich ausdrücken, der Topf und sie das Fleisch, d. h. der wertvolle Inhalt, für den der Topf da ist und der im Topfe gut aufgehoben ist. Das Bild ist schwerlich einem volkstümlichen Sprichwort entnoramen, sondern stammt aus Kap. 24, zeigt also, daß der Verfasser ein Nachahmer Hesekiels ist. Der Prophet wird nun beauftragt, gegen jene Männer zu weissagen, und da der Verfasser ein sehr merkwürdiges Wunder zu berichten hat, läßt er ausdrücklich den Geist Jahwes auf den Propheten fallen 2 ); das paßt aber nicht in den visionären Rahmen der Kap. 8—11 und beweist also deutlich, daß I i i ff. ein sekundäres Element in diesem Zusammenhange ist. Der Prophet kehrt den Sinn des Bildes von Topf und Fleisch um: nicht die gewalttätigen Obersten, sondern die von ihnen Erschlagenen sind das Fleisch im Topfe; sie selber aber sollen aus dem Topfe hinausgetan werden! 3 ) Das ist nach Stil und Logik ungeschickt. Und dann die Deutung: das Schwert, das sie fürchten, wird Jahwe über sie bringen, sie aus der Stadt hinausführen, in die Gewalt fremder Eroberer (•"Hl) geben und Gericht an ihnen vollstrecken; durch's Schwert werden sie fallen, an der Grenze Israels wird Jahwe sie richten, und sie werden erkennen, daß er Jahwe ist 4 ). Das Gericht an der Grenze Israels spielt offenbar auf die Exekution in Ribla (II Reg 25e. 7. oi) an. Nun geschieht das Wunder: eine magische Wirkung des prophetischen Wortes, die Hesekiel durch Clairvoyance sogar wahrnehmen kann. Die Erzählung ist also Legende, und noch dazu eine schlecht erfundene; denn statt mit dieser prompten Erfüllung seiner Weissagung zufrieden zu sein, fällt der Prophet ') IIa: D T D m 0 3 3HpD N1? ist verderbt und unverständlich, soll aber wohl irgendwie ein Ausdruck der Sicherheit sein und einen Plan der betreffenden ausdrücken (so auch H e r r m a n n ) , also etwa OVO ¡"033 DllpD N^TI oder ähnlich. ") singulär, nur noch 8i von der Hand Jahwes. 3

4

) 1. NiülN 117.

) l l i o a ist wieder sehr ungeschickt: l^DD 31113 ist logisch unmöglich vor dem Folgenden, und ist vielleicht Glosse. Vielleicht ist die Weissagung vom Gericht „an der Grenze Israels" nur erklärende Glosse zu l i e b . — 1111-12 (om. LXX B) ist gleichfalls Zusatz; denn nach l l u a sollen die Angeredeten selber „zu Fleisch werden" ( H e r r m a n n hilft sich dadurch, daß er die vorhergehende Negation auch zu "pm ergänzt) — also eine völlige Verdrehung des Bildes —, und l l n b - 1 2 stammt wörtlich aus l l i o und bi.

77 laut schreiend nieder und klagt fürbittend über die Vernichtung des Restes Israels! Es ist undenkbar, daß Hesekiel solche Phantasien seiner Umgebung in Babylonien vorgetragen habe; ünd selbst angenommen — wie man meist vermutet —, er hätte nachträglich von dem zeitlichen Zusammentreffen seiner Drohung und des Todes Pelatjas erfahren, so wäre doch die vorliegende Darstellung ein unleugbarer Betrug. Die Erzählung ist also eine legendenhafte Anekdote von der Wundermacht der hesekielischen Weissagung, die erst nach dem Tode des Propheten entstanden sein kann. Die bestimmten Namen, die die Legende nennt, könnten dafür sprechen, daß eine gewisse Überlieferung zugrunde läge. Die Legende scheint in 113 vorauszusetzen, daß die Häuser der Stadt schon 597 zerstört worden sind. Im Ausdruck berührt sich der Abschnitt mit allerlei andern sekundären Elementen des Buches 1 ): B e r t h o l e t findet „etwas Seniles" im Stil dieses Abschnittes. Der Standpunkt des Verfassers ist der der Gola, der gegen die palästinische Landesbevölkerung polemisiert. Dieser Standpunkt wird im Folgenden vollends deutlich. Man darf l l n - 2 1 nicht von lli-ü. ioaßb. in abtrennen; denn der Seufzer des Propheten I i i s bedarf der göttlichen Antwort. Diese besagt, daß eine b i w rrnNtf bleiben soll, nämlich die fromme Gola"). Die Jerusalemer wähnen, daß die Gola fern sei 3 ) von Jahwe — ein Widerspruch gegen 812 —, und betrachten sich als die Eigentümer des Landes (ltu,); aber Jahwe will die in der Welt Zerstreuten, denen er in der Unreinheit des exilischen Lebens ,,wenig zum Heiligtum" ward (1110 — entsetzlich geschraubt!), sammeln und ihnen die riDIN geben; sie werden dahin zurückkehren, die Götzen beseitigen und mit erneuertem Herzen und Geist ein gesetzliches Leben führen (Iii?-so); die Götzendiener dagegen 4 ) bekommen den Lohn ihres schlimmen Wandels (1121). Die Sprache auch dieses zweiten Teiles hält sich ganz in der Terminologie der redaktionellen Partien 5 ). ') V g l . i o : n besonders

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1 1 1 5 vgl. 3324;

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1116-iv gewöhnliche

Formeln:

rrzr^Di. r^Nl. zu

II19-20 vgl.

36äa-28.

78

Die noch übrigen Stücke IOi-js und ll-a-äs, welche wie 8 4 9sa die „Herrlichkeit Jahwes" einführen, sind offenbar jünger als das bisher Besprochene. Ihre genauere Analyse ist besonders schwierig. Der Kern von Kap. 10 steckt augenscheinlich in IO2.7. Diese Verse knüpfen an 9n an. Sie setzen die Beschreibung des Thronwagens 1 5 27. äsap voraus 1 ); aber die Terminologie ist z. T. anders als dort '2). Der stark glossierte Text mag ursprünglich gelautet haben: -picn i^Ol ^ ^ m^irbN Nü Dnan '¿nS w x — b x -id«1) t«m npii emv^n i t - o n n^an w b w i t y r c b y p-in E w ^ r a . Hier soll also Jerusalem eingeäschert werden, und zwar durch den Linnengekleideten — beides in Widerspruch zu Kap. 9. Der Verfasser wollte also im Hinblick auf die Katastrophe von 586 eine Ergänzung zu Kap. 9 geben. Die Ausführung der Handlung wird nicht beschrieben, aber das ist häufig in prophetischen Visionen der Fall, und eine Lücke hinter 10? ( K r a e t z s c h m a r , H e r r m a n n ) deshalb vielleicht gar nicht anzunehmen. Warum sollte auch ein Späterer die Verbrennung der Stadt gestrichen haben? Jüngere Hände haben diesen kurzen Text immer weiter ausgesponnen. Man fügte die Keruben ein, die man in den Tieren von l5-27. 28ap vermutete, und beschrieb in 10a. 5-0 den Standort des Kerubengefährtes südlich vom Tempel, während die Wolke den inneren Hof erfüllte und der Flügelschlag der Keruben bis in den äußeren Hof vernehmbar war. Der Ergänzer nahm also wohl an, daß Hesekiel jetzt im äußeren Hofe stand. 10« greift den Faden von 10> wieder auf. Eine dritte Hand hat 10 4 interpoliert. Dieser Interpolator fand es unpassend, daß die Herrlichkeit Jahwes sich während des Vorgangs IO7 auf dem Thronwagen befunden haben sollte; er ließ sie unterdessen absteigen und auf die Tempelschwelle treten, und nachher 10i8. ioa von dort wieder auf den Thronwagen steigen, um dann in die Luft zu fahren. Derselben Hand möchte ich 1123 zuweisen, wo die Herrlichkeit Jahwes die Stadt verläßt (eine Ausführung von 8i-> 9«) und auf den Ölberg tritt. Das Gegenstück hierzu ist später die Rückkehr in den Tempel durch das Osttor 431 ff. ') Vgl. die Feuerkohlen Iis. 2 ) Vgl. z. B. W j .

79 Ein weiterer Interpolator fühlte sich bewogen, vor den Reden J a h w e s jedesmal die Anwesenheit der „Herrlichkeit des Gottes Israels" zu konstatieren: so in 8 i 9 i a ] ) 10ib2) und entsprechend als Abschluß 1122 (=1022). Daß 10i 3 . 19a u n d 10i 9 b nicht von gleicher H a n d geschrieben sind, ergibt sich aus dem wiederholten ~Ojn und der Ungereimtheit der Vorstellung, daß die Herrlichkeit J a h w e s die Strecke von der Tempelschwelle bis zum E i n g a n g des inneren Osttores, also etwa 80m, zu W a g e n zurücklegt. Abgesehen von diesen Interpolationen enthält Kap. 10 noch eine andere Gruppe von Zusätzen: 10i lOä-n und I O 2 0 - 2 2 . Auch diese r ü h r e n von ganz verschiedenen H ä n d e n her. Fast alle diese Zusätze sind aus Kap. 1 genommen, in dem Bestreben, die dort g e n a n n t e n Tiere mit den Keruben gleichzusetzen. In welcher Sukzession diese bunten Zusätze zum T e x t e kamen, ist schwer auszumachen 3 ). Die vorgetragene Analyse von Kap. 10 ist ein Versuch. Sicher ist jedenfalls, daß gerade dieser Abschnitt u n g e h e u e r kompliziert ist. An die Vision Kap. 8—11 schließt sich in Kap. 12—13 eine G r u p p e von Abschnitten a n , welche z w a r durch die gleichen Überschriftformeln 121.17.21.2« 13i überschrieben sind, aber doch nicht von e i n e r 'Hand stammen. Auf Hesekiel scheint keiner von ihnen z u r ü c k z u g e h e n , auf den ersten Redaktor n u r die ersten drei. Der erste Abschnitt 12i-i« bringt zuerst Befehl u n d Ausf ü h r u n g einer symbolischen H a n d l u n g (12i-,), dann deren Deut u n g : die A u s w a n d e r u n g ins Exil (12 s -io). Die D e u t u n g handelt in wirrem Durcheinander bald vom Volke, bald vom Fürsten ') Ohne Rücksicht auf die Dublette 101. ) Zur Einführung von I i i ff. ') 10i stammt aus I28. In 10s-n scheint lOo-na 12*1316 den aus I15-1S entlehnten Kern zu bilden (1012 hat als Subjekt ursprünglich nur • I T i ; ! und wurde dann falsch glossiert); dieser Kern mag wohl älter sein als lOis-ioa 1123; denn 1015 ist ein Abschluß und scheint zu besagen, daß das Kerubengefährt endgültig zum Himmel entschwand. Dieser ganze Passus mit seinem Rückblick auf die Vision am großen Kanale setzt noch voraus, daß Jahwe im Himmel wohnt, während lOis-ioa 1123 den Auszug des Gottes aus dem Tempel von Jerusalem beschreiben will. Später ist dann 10io-u (aus I19-21) angefügt und 10 8 (aus ls), 10nb (nach I20) und 1 0 n (eine Variation von 1«. 10) eingeschoben worden. 1020-29 ist eine Dublette zu lOieb n a s, vielleicht ein Protest gegen 10ub. um die volle Identität mit der Erscheinung von Kap. 1 zu unterstreichen. 2

80 (iW:). Der Text ist also interpoliert. Das ist besonders deutlich bei den vom Fürsten handelnden Sätzen 1210 (gleicher Redeanfang wie 12n) und 12is-n (zerreißen den Zusammenhang von 12n und 12it). Aber auch vorher finden sich größere Interpolationen. 123ap (rfen) stößt sich mit dem folgenden rr^l. 12, uY wiederholt die Schlußformel von 12e, und zwar hinter IXT ^IN wenig passend. 12* und erst recht 125 (der an 87b-8 erinnert) kommen post festum. Durch die Interpolation 125 wird die symbolische Handlung Hesekiels höchst grotesk: der Prophet verläßt sein Haus nicht, wie ein vernünftiger Mensch durch die Tür, sondern durch ein vorher in die Wand gebohrtes Loch. Hätte Hesekiel das wirklich getan, so hätten diejenigen Ausleger recht, die ihn für geistig nicht ganz normal erklären. Aber die Symbolik dieses lnterpolators ist, genau wie die Exilssymbolik in Kap. 4 und 5, nur zu allegorischem Zwecke erfunden. Und zwar soll nicht der Auszug der Bewohner aus der eroberten Stadt symbolisiert werden; denn auch aus einer eroberten Stadt zieht man nicht durch die Mauerbreschen aus ( H e r r m a n n ) , sondern auf dem normalen Wege durch die Tore. Wie überall in diesem Abschnitte, hat der Interpolator das Schicksal Zedekias, seine Flucht und seine Blendung im Auge gehabt, und was er beschreibt ist natürlich vaticinium post eventum. Nur so versteht man die sonderbare Verteilung der Handlungen auf Tag und Abend (12 4 ., vgl. 12a.»). Nach dem vorliegenden Texte müßte die Frage der Israeliten 12» zur Nachtzeit gedacht sein! Am Morgen 129 dürfte der Ausgewanderte eigentlich gar nicht mehr am Orte sein, da er ja „an einen andern Ort" auswandern sollte (12s). Man pflegt den Aufbruch am Abend aus einer Vorliebe des Orientalen für Nachtreisen zu erklären; aber das trifft finden Orient gar nicht zu. Die Abendzeit soll wohl auch nur das Dunkel der Blindheit Zedekias symbolisieren (falls nicht bloße Imitation von 24iS vorliegt). Auf jeden Fall sind die nnbjf und die Bedeckung des Gesichts Symbole für die Blindheit Zedekias — also drei Symbole für dieselbe Sache! Ganz seltsam wirkt das vorherige Hinausschaffen des Gepäcks, auch dies ist nur symbolisch zu verstehen: der Interpolator denkt nicht an das Gepäck des Auswanderers, sondern — er sagt ja auch 12« (im Unterschied von 12s) mit Bedacht ..wie Auswanderergepäck" —

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an die Schätze und Geräte des Tempels, die mit Zedekia aus Jerusalem weggeführt wurden. Darnach ergibt sich, daß 12«. s . oa7aßb interpoliert sind; und außerdem sind "ipaa 128 und "HD" m : 12» Glossen. Für einen Zusatz zu dem mit 1213 formelhaft abschließenden Passus halte ich ferner 12i«, dessen Schluß eine Wiederholung von 1216a ist und der der Drohung eine unerwartete tröstliche Milderung gibt. Nach Streichung dieser Interpolationen bleibt ein ziemlich einheitlicher Text übrig, der die Exilierung der Jerusalemer im Symbol darstellt: Und es erging das Wort Jahwes an mich, also: „Mensch! inmitten des Hauses der Widerspenstigkeit wohnst du, welche Augen haben zu sehen und nicht sehen, und Ohren haben zu hören und nicht hören; denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit. Aber du, Mensch, mache dir Gepäck für die Auswanderung und wandere aus von deinem Orte nach einem andern Orte vor ihren Augen; vielleicht daß sie sehen! Denn zum Wahrzeichen habe ich dich gesetzt dem Hause Israels." Und ich tat also, wie mir geheißen worden war. Und es erging das Wort Jahwes an mich also: „Mensch! Hat nicht das Haus Israel zu dir gesagt: Was tust du da? Sprich: Ich bin euer Wahrzeichen! Wie ich getan habe, also wird ihnen getan werden: in die Gefangenschaft sollen sie gehen! Und sie werden erkennen, daß ich Jahwe bin, wenn ich sie unter die Volker zerstreue und in die Länder versprenge."

Auch dieser Text ist, schon nach seiner ganzen Terminologie zu urteilen, nicht hesekielisch, sondern ein Erzeugnis des Redaktors'). Dieser setzt die Zerstreuung Judas unter die Völker als Tatsache voraus. H e r r m a n n versucht unter Beiseitesetzung dieser Bedenken 123-*2) als echten hesekielischen Kern festzuhalten. Aber Hesekiel erwartete, wie Kap 8—9 zeigt, im Jahre 592 keine zweite Exilierung der Jerusalemer, sondern ein Gottesgericht über die Götzendiener Jerusalems, bei welchem die Frommen verschont bleiben sollten. Der zweite Abschnitt 1 2 l 7 - s o bringt eine zweite symbolische ') Zu 12s vgl. Jer 5n Dtn 29s Jes 6ef.; zu 123bß vgl. Jer 26s 36a; zu riCIO 12«.u vgl. 2424.27 (auch DIN 43); zu 12i vgl. 24i8 377; zu 12g vgl. 24i9 12m I82 215.12; zu 12is vgl. 20*3 22i5 29i2 36i9 Lev 23a3. Dazu kommt die beim Redaktor beliebte Bezeichnung "HD £"P32 ) Herrmann streicht als Zutaten in 12s: D^l und i n « DIpD'^M und in 12*!.: "pipDE rpbjl crPi"^ nbu ^ C r . B e i h e f t z. ZAW. 39-

6

82 Handlung. Sie ist eine ungeschickte Imitation von 4« ff. Täglich zwanzig Schekel Speise essen und ein Sechstel Hin Wasser trinken läßt sich wohl augenfällig darstellen; aber sein Brod in Unruhe essen und sein Wasser mit Beben') trinken ist nicht anschaulich. Diese Symbolik ist also schlecht erfunden im Gegensatz zu der echten Symbolik Hesekiels. In der Deutung werden t f j n und n m durch TONI und erklärt. Hesekiel soll — auch das ist stilistisch ungeschickt — seine Drohung an den oy, also an die Palästinenser richten 5 ). Diese sollen in Kümmernis und Entsetzen ihre Nahrung zu sich nehmen, weil a ) das Land wegen ihrer Gewalttätigkeit 4 ) verwüstet, die bewohnten Städte zerstört werden sollen. Der Verfasser hat das Schicksal des Landes nach 586 im Auge. Die beiden symbolischen Handlungen in 12iff. und 12i,ff. sind als Gegenstücke gedacht: die eine stellt das Schicksal der Exilierten, die andere das der Zurückgebliebenen dar. Dem Redaktor genügten die auf 597 bezüglichen Symbole von Kap. 4—5 nicht; er wollte auch das Schicksal der Jerusalemer nach 586 bei Hesekiel geweissagt finden. An die beiden symbolischen Handlungen schließt sich in 123i-26 ein drittes Wort des Redaktors an, eine Polemik gegen die Pseudoprophetie. Das "no rra, d. h. die Umgebung Hesekiels, will der prophetischen Drohung gegen die ^tna" nö"lN nicht Glauben schenken und spottet, daß ,.die Tage sich hinziehen und alles Gesicht zu schänden werde." Diese Art, die Meinung der Leute durch ein geflügeltes Wort zu veranschaulichen, ist Manier des Redaktors (18,. vgl. 37n) und offenbar literarische Fiktion. So soll man fortan nicht mehr in Israel reden. Vielmehr soll alle optimistische Lügenwahrsagung im Hause Israels aufhören, während Jahwes Wort sich noch zu Lebzeiten dieser Generation erfüllen soll. Der ganze Abschnitt redet die Sprache des Redaktors, stammt also aus seiner Feder. Die Polemik gegen die Pseudoprophetie ist typisch für die Literatur der Zeit. craTi gehört der eschatologisclien Terminologie an. ') r n i r m 12 u ist Glosse. '2) Eine Glosse erklärt das durch ^ ¿ o a " D^W1 Gegensatz dazu sind die nach Babylonien weggeführten Jerusalemer. ") }Vüb kann hier unmöglich finale Bedeutung haben. 4 ) c o n 7 23 8 1 7 9ä.

der

83

1226-23 ist Parallele zu 12ji-j 5 , variiert aber das dortige Thema in so charakteristischer Weise, daß man nicht von zwei Parallelrezensionen reden kann, sondern vielmehr von beabsichtigter Änderung des älteren Textes. Die Leute bezweifeln hier nicht, wie 12»t-35, die Wahrheit der hesekielischen Prophetie an sich, sondern glauben nur, daß es noch gute Weile mit ihrer Erfüllung habe. Hiergegen protestiert der Verfasser, läßt aber das ü W l "Q*ip und das OD^.O^ mit deutlicher Absicht weg, da dieser Termin der Erfüllung ihm unrichtig erscheint. 123«-i8 ist also Korrektur des älteren Textes 123i-25 von jüngerer Hand, welche die Weissagung des Propheten auf die Endzeit beziehen wollte. Die Bedrohung der Pseudoprophetie 1224 gab Anregung zu einer langatmigen Drohrede gegen die falschen Propheten und. Prophetinnen Kap. 1 ia. Das Stück steht auf derselben Stufe wie ähnliche Apostrophen an die Lügenpropheten im Jeremiabuche; besonders mit dem unjeremianischen Abschnitte Jer 23 9 ff. berührt es sich z. T. wörtlich 1 ). Dazu kommt sprachliche Berührung mit dem Heiligkeitsgesetze"). Stil und Logik des Stückes lassen zu wünschen übrig. Man wird nicht klug daraus, ob die Propheten für den Verfasser der Vergangenheit oder der Gegenwart angehören; denn einerseits wird ihnen angedroht, daß sie dereinst in die Gemeinschaft des Volkes Jahwes nicht kommen, ins Buch des Hauses Israels nicht eingeschrieben werden, ins Land Israels nicht gelangen sollen (13«) — hier befinden sich jene Propheten also im Exil —; andererseits wird gedroht, daß sie in der Katastrophe Jerusalems untergehen werden (13n). Diese Unklarheiten begreifen sich nur, wenn man erkennt, daß das Stück durchaus Literatur ist: eine dem Hesekiel in den Mund gelegte Bedrohung der für die jüngeren Literaten stereotypen Pseudopropheten. Diese gelten als die Hauptschuldigen an der einstigen Katastrophe Jerusalems; sie waren ,.wie Füchse in Ruinen" (13i), die Jerusalems Bestand unterminierten. Das Bild der Ruinen mag andeuten sollen, daß schon damals der Bau nicht mehr unversehrt war. Ebenso das Bild der Bresche (13 6 ); die Propheten sind damals nicht in die Bresche getreten, haben keine Mauer ') In lb 10.18 psi auch mit Jer 6» 8u 21 n Mi 36. •) |JP31 IV1 13io vgl. 36» Lev 264.,. 6*

84 zum Schutze Israels gebaut, damit es ..in der Schlacht am Tage J a h w e s " bestehen konnte. Der „Tag Jahwes" ist hier der Tag des Falles Jerusalems im Jahre 586. Bis 13i 0 dreht sich die weitschweifige Rede um das Thema der nichtigen Schauung: von 13i 0 ab herrscht ein neues Bild: die das Volk verführenden Heilspropheten waren solche, die die brüchige Mauer mit strichen; Vcn ist „das Fade", nach Thren bedeutet es „fades Geschwätz", doch ist es an unserer Stelle wohl konkret zu verstehen und nach dem arabischen „tufl" als Speichel zu übersetzen. Auch hier deckt sich das Bild nicht ganz mit der Sache; eine brüchige Mauer verklebt man nicht im Ernst mit Speichel, während die Heilsweissagung der Propheten subjektiv ernst gemeint ist. Die brüchige Mauer (Tp)') ist ein Bild für den unsicher gewordenen Bestand des Volkes, der durch das Heilsgeschwätz der Propheten nicht gerettet werden kann; der Wetterguß Jahwes wird sie zu Falle bringen; die Mauer wird stürzen und die Propheten mit ihr (13n.is). Hier ist die Mauer konkret auf die Stadt Jerusalem gedeutet; aber man hat kein Recht, wegen dieser Mischung von Bild und Deutung die Worte nSc^i R A I R A DD I L | D1 (in 1 3 n ) mit H e r r m a n n zu streichen. Ebenso wenig klar ist der gegen die Prophetinnen gerichtete Abschnitt 13IT 3 3 . Auch sie werden, wie vorher die Propheten, zuerst (13n) gekennzeichnet als solche, die selbsterdachte Weissagung gaben, und am Schlüsse (13 2 sa) heißt ihre Schauung „Nichtigkeit" und ihre Wahrsagung „Lüge" (lies mit C o r n i l l DD statt DDp). Dadurch haben sie den Gerechten gegen Jahwes Willen betrübt und die Bekehrung des Gottlosen verhindert (13aa). Das Volk Jahwes ist in ihre Gewalt gekommen; doch will Jahwe ihrer Lügenprophetie ein Ende machen und das Volk aus ihren Händen befreien. Diese an sich durchsichtigen Gedanken werden nun in 13I 8 -JI veranschaulicht, indem die Prophetinnen als seelenfangende Zauberinnen dargestellt werden. Der Verfasser beschreibt sie als gewerbsmäßige, für Bezahlung arbeitende Zauberinnen, die mit magischen Binden und Hüllen „Seelen fangen" und „töten", und andere Seelen „lebendig machen" (13i ä .i») ä ). 1

) pn

Nim in 13io ist schwerlich ursprünglich,

( „ W a n d " ) ist wohl Interpretation eines ursprünglichen 2

das aramäische

^n

Tp

) M o w i n c k e l (Psalmenstudien I) hat von diesem Zauberwesen bei Baby-

loniern und Juden eine anschauliche Darstellung gegeben.

85 Hier ist alles konfus. Der Seelenfang ist hier nicht geistlichbildlich gemeint, sondern als reale Magie, ebenso wie die Binden und Hüllen reale Mittel sind, durch welche die Zauberinnen ihre schlimme Kunst ausüben. Was hat das aber mit der Lügenprophetie zu tun, von der der Verfasser ja doch reden will? Der Seelenfang besteht darin, daß die Zauberinnen diejenigen Seelen, die nach Jahwes Willen nicht sterben sollen, zu töten suchen und umgekehrt die Seelen, die am Leben bleiben sollen, lebendig machen (13I 9 ), aber Jahwe wird das verhindern: er wird die von ihnen eingefangenen Seelen frei lassen (13»o), daß sie den Zauberinnen nicht mehr zur Beute fallen (13ai). Mit ersteren meint der Verfasser die Seelen der Gerechten, mit letzteren die der Gottlosen (vgl. 13a2). Aber das paßt wiederum nicht zur Lügenprophetie, durch welche die Gerechten wohl betrübt (13ä»), aber nicht getötet werden, und die Gottlosen wohl in ihrer bösen Selbsttäuschung bestärkt, aber nicht lebendig gemacht werden. Man sieht, wie wenig sich das, was der Verfasser eigentlich sagen will, sich mit der Darstellung der Magierinnen deckt. Die Kommentatoren stehen dem allen ganz ratlos gegenüber. Dieses ganze verwirrte Stück hat mit Hesekiel nichts zu tun. Man kann fragen, ob es nicht das Erzeugnis eines jungen nachredaktionellen Ergänzers ist. Die Sprache weist auffällige Aramaismen und Wörter des jüngeren Hebraismus auf: • ' p 13a, i n r 13 n , 13io (zu p n S. o.). Sinn hat die Bedrohung der Lügenpropheten natürlich nur vom Standpunkt vor 586 aus; trotzdem deutet der Verfasser auf die Zerstörung Jerusalems hin (13 4 ) und redet von der Zeit der Eroberung, die er sogar 13,. mit dem rnn1 CP zusammenbringt, wie von etwas Vergangenem. E r beschreibt die Lügenprophetie als eine Größe der Vergangenheit (13o.i). Das Stück erweist sich also als ein rein literarisches Produkt, als eine künstlich fingierte Bedrohung des vorexilischen Prophetentums. So wird bald der Fall Jerusalems und der Tod der Lügenpropheten angedroht (13H), bald der Fall der Stadt als geschehen vorausgesetzt, indem die Heimkehr zur •"K""^" - - " N und der Ausschluß der Lügenpropheten aus der Gemeinde der Heilszeit verheißen wird (13 9 ). Im allgemeinen ist das Ganze für die Leser als tröstliche Verkündigung gemeint: das Volk Jahwes soll von den bösen Propheten und Prophetinnen

86 erlöst werden. Schon S m e n d urteilte ganz richtig über das Stück, wenn er erklärte, daß der Verfasser gegen diese Lügenprophetinnen „nicht öffentlich und direkt rede, sondern sie sich nur künstlich und als Schriftsteller vergegenwärtige". 3.

Kap. 14—19.

Kap. 14 läßt sich verstehen als eine Art prosaisches Vorwort zu den nachfolgenden Gedichten Hesekiels. E s besteht aus zwei Stücken, 14i-n und 14i»-23. 14i gibt eine historische Verumständung zum ersten Stück: -oob limn.btWMiptD "btt "¡wi. Hesekiel redet sonst von den rmrp "OpT (8i); 14i stammt also nicht von ihm, da an exilierte Nordisraeliten natürlich nicht gedacht werden kann. E s handelt sich demnach um eine midraschistische Erfindung. Die Darstellung ist schlecht; daß die genannten Altesten Israels Götzendiener sind und ein Jahwewort vom Propheten begehren, hätte gleich zu Anfang gesagt werden sollen. Ist 14i legendenhaft, so ist damit der ganze Abschnitt 14-i-u verdächtige Schon die Befragung des Jahwepropheten durch israelitische Götzendiener ist sonderbar. Die Befrager sollen keinen Bescheid durch den Propheten erhalten, sondern durch Jahwe selbst, und zwar eine Antwort durch die Tat, nämlich durch ein auffälliges Strafgericht. Dieses soll dazu dienen, Israel innerlich zu erschüttern und zur Umkehr vom Götzendienst zu bewegen. Nach dieser Abfertigung der Befrager wendet sich der Text in 14 c ff. an das Haus Israel mit der Aufforderung zur Umkehr vom Götzendienst. 146-7 ist nicht Parallele zu 14+. Die Ermahnung gilt nunmehr der gesamten Gemeinde, sowohl den Israeliten als den oi-o in ihrer Mitte. Mit Ausrottung wird nicht nur der götzendienerische Befrager, sondern auch der Prophet, der ihnen Bescheid geben würde, bedroht. Der Zweck der Drohung ist, daß Israel nicht mehr abirre noch sich verunreinige. Der Abschnitt 14i-u ist einheitlich (gegen K r a e t z s c h m a r und J a h n ) ; H e r r m a n n (früher) irrt, wenn er meint, 14 6 -n behandele den Gedanken von 14I-5 vom Standpunkt der individuellen Vergeltungslehre aus; ebenso unbegründet ist es, wenn er neuerdings 14 B -n als theologische Weiterführung aus der späteren .Zeit Hesekiels ansieht.

87 Der Text setzt voraus, daß Glieder der Exulantengemeinde sind. Daß dies Metöken aus dem vorexilischen Juda seien, die mit den Judäern ins Exil geführt worden seien (Bert h o l e t ) , ist kaum glaublich, Q'Hj sind hier, wie im späteren Gesetze, Proselyten. Auch das weist den Abschnitt in jüngere Zeit. Bestätigt wird das weiterhin durch die zahlreichen Wendungen, in denen sich der Abschnitt mit jungen Stellen des Buches berührt 1 ). Außerdem fallen die Berührungen mit dem Heiligkeitsgesetze auf 3 ). Durch 14i-n will der Redaktor die Weissagung Hes^kiels gegen das götzendienerische Jerusalem im Stile des Gesetzes begründen: Jahwe rottet die Götzendiener aus der Gemeinde aus. Daneben tritt dann ein zweiter Abschnitt — den man nicht mit H e r r m a n n von 14i-n losreißen darf —, 14i2-2a, gleichfalls im Stil des Gesetzes, welcher feststellt, daß das Gericht an Jerusalem gerecht gewesen ist. Diesen Gedanken führt der Verfasser aus, indem er die göttliche Vergeltung als eine streng individuelle beschreibt. Das war die herrschende jüdische Lehre in nachexilischer Zeit. Das Verdienst einzelner Frommer, wie Noah, Daniel oder Hiob, kommt, wenn das sündige Land von Jahwe gestraft wird, nur ihnen allein zugute. Schematisch wird dieser Grundsatz an den vier typischen Beispielen göttlicher Plagen: Hunger, Raubtieren, Schwert und Pest, veranschaulicht. Auf die von Hesekiel erwartete Belagerung und Eroberung Jerusalems paßt das nicht recht, — aber am Beispiel der Eroberung einer Stadt ließ sich die individuelle Vergeltungslehre ja auch schlecht illustrieren; oder hätte der Verfasser darstellen sollen, wie die frommen Familienväter von den Eroberern verschont, dagegen ihre unfrommen Söhne und Töchter getötet werden? Nachdem in 1 4 i 2 - - 2 o der allgemeine Grundsatz klargestellt ist, folgt in 1 4 2 i - 2 3 die Anwen') ID^ni

b r a r a c i4 s vgl. is 30 44^ ; n n b e h i n i4 3 v g l . 203 1 4 » v g l . 1 8 3 o ; b y 1-p n « TP1221 1 4 s Vgl. 614 2 5 ? 3 5 s ;

vgl. 4s '44i2; c n M 2

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c n w s ' t o ¡t~n i4u

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L e v 17JO 20 3 .5.6; D ^ f e

vgl. 3 7 2 3 ;

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3637 ; lm^

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1 4 s v g l . L e v 1 7 i o 2 0 3 . 6 2627; 1 4 3 - , v g l . L e v 17ff. oft.

14 [.ij7 v g l . L e v 17 8 . \TCrn

14o v g l .

88 dung auf Jerusalem, mit direkter Anrede an die Exulanten. Man kann nicht leugnen, daß die Logik den Verfasser hier etwas im Stiche läßt; denn man kann nach 14i2-2o nicht erwarten, daß überhaupt irgendwelche Gottlose aus der Katastrophe Jerusalems entkommen. Manche Forscher haben deshalb 142i-23 als Zusatz erklärt. Aber nach dem ganzen Stil dieser Verse ist das nicht wahrscheinlich; 14:o ist kein Abschluß, erst 14»a bringt die typische Schlußformel. Das nimmt auch H e r r m a n n neuerdings an; 14i 3 -»o, die Darlegung der „unbedingt korrekten Handhabung des Prinzips der individuellen Vergeltung' - , ist nach H e r r m a n n nur Folie für die in 142i-23 konstatierte Ausnahme: bei der Bestrafung Jerusalems werde, obwohl sogar alle vier Strafmittel angewendet werden, eine Schar von Geretteten übrig bleiben. Aber die Abschnitte 1 4 I 3 - 2 O und 1 4 > I - 2 8 stehen nicht im Verhältnis von Zwar und A b e r , sondern es ist ein argumentum a minori ad maius, wie denn auch H e r r m a n n das "O in 142I ganz richtig durch „wieviel mehr" übersetzt. Man muß also doch die Unlogik der Fortsetzung in 142»-23 in Kauf nehmen. Diese Unlogik mildert sich übrigens ein wenig, wenn man sich von einem bei allen Erklärern herrschenden Irrtum freimacht. Es gilt nämlich allgemein als ausgemacht, daß es dem Verfasser hier (und ebenso in Kap. 18 und Kap. 33) darauf ankomme — womöglich erstmalig — , die streng i n d i v i d u e l l e A r t der göttlichen Vergeltung darzulegen. Aber dabei legt man den Akzent auf etwas, was für ihn ganz selbstverständlich ist; gerechte Vergeltung ist für ihn, wie für seine Leser, eo ipso eine individuelle. W a s er darlegen will und was er mit allem Nachdruck und in aller Breite darlegt, ist der Gedanke der göttlichen Gerechtigkeit überhaupt. Selbstverständlich ist diese individuell, und wo davon einmal eine Ausnahme gemacht wird, da geschieht es aus besonderer göttlicher Absicht. Es war Tatsache, daß „Gottlose 1- aus der Katastrophe Jerusalems entronnen waren, eine nt^>S (vgl. 33 ä i), die mit Söhnen und Töchtern ins Exil geführt wurde. Auch das bedeutete keine Widerlegung der Gerechtigkeit Jahwes, sondern geschah zu dem ausdrücklichen Zwecke, daß die Exulanten mit Augen sähen, was für ein schlimmes Volk diese Jerusalemer gewesen waren; nun konnten sie nicht mehr zweifeln, daß auch im Falle Jerusalems

89 Gottes Gerechtigkeit gewaltet hatte, und sie durften sich über das große Unglück der Nation trösten 1 ). Auch der Abschnitt bewegt sich in lauter bekannten Wendungen und berührt sich sehr stark mit den sekundären Elementen im Jeremiabuche und mit dem Heiligkeitsgesetze 2 ). Durch sein doppeltes Vorwort in Kap. 14 hat der Redaktor auf die nunmehr folgenden Gedichte Hesekiels vorbereitet und sie in die von ihm gewünschte Beleuchtung gerückt. Schon der naive Leser des Hesekielbuches empfindet, wenn er zu Kap. 15 kommt, das Neue und Andersartige, das hier einsetzt. Aus der Welt der prosaischen Rhetorik tritt er ein in die Hallen der Dichtung. Die Ausleger, soweit sie für Fragen der Metrik Verständnis hatten, haben sich denn auch bereits bei mehreren der hier folgenden Stücke um die Wiederherstellung ihrer metrischen Urgestalt bemüht. Ein solches Bemühen bleibt grundsätzlich selbst dann richtig, wenn nach Art des überlieferten Textzustandes eine wirkliche Rekonstruktion dieser Dichtungen nur teilweise gelingen will. Das liegt nicht nur daran, daß der Text oft sehr verderbt und stark glossiert ist, sondern im besonderen auch daran, daß schon der erste Redaktor die Gedichte Hesekiels vielfach nicht unversehrt gelassen, sondern stark in sie eingegriffen hat. Ich habe im folgenden diese Gedichte Hesekiels ') Streiche vielleicht 142: bß.23 a. kann doch wohl nur ein wirkliches Trösten mit Worten bedeuten; der Schreiber dieses Zusatzes mißverstand also den Sinn von 142-:ba wohl dahin, als ob unter der nü^D eine kleine Schar Frommer zu verstehen sei, deren Rettung ein Trost im Unglück war. -) Zu den vier Plagen vgl. 5i? Lev 2622-2« (aber auch „Hunger, Schwert, Pest" 5i2 6 u f . 7is 12,6 Jer 14i 2 21 7 .s 24io 2 7 s . u 29i7., 8 3 2 24.->8 3 4 n 3 8 j 42 l 7 .22 44i3; „Raubtiere, Schwert, Pest" 33 2 7 ; „Hunger und Schwert" (2823) Jer öiä H22 1 4 i s . i 5 . n . n I61 I821 42,6 44i2.i 8 .2 7 ); NtSDn "O p N 14is ist Gesetzesstil vgl. Lev. 42 51.17.21; "?JJD 14ia vgl. 15s 1720 I824 20ü; Lev 615.21 26 YPtMl 14is vgl. 14 9 u. 0.; Dfl^ "122 - Q t f 1413 vgl. 416 510 Lev 26 2 6 : PO ">nr6iPm 14is vgl. Lev 26-22 Am 811 Ex 8s 7 ; mCm21 D I N ~:DD VTDmI 14i3 vgl. 25ia 29s Lev 2622 (21« 25 7 .ie 30is 35 7 Lev 27io 2O3.5.« 2630), 0WD3 1 4 u vgl. 3i9.2i 33«; 14is vgl. Lev 2622; MÖDB' n n i n i 14is vgl. 1220 29B.12 35« Lev 2633 u. a.; -QIJ? 14is vgl. 33-28 Jer 9« u. ä.; b)} TlDn TDSE>1 14i» vgl. 7s 9 s 20ä.,3,2i 2 2 2 2 30,5 36is Jer IO25 Zph 3s u. a.; D ^ Q Z ' 1 4 « vgl. 0,0.15 I i s I641 2 5 h 2822.26

so 14.-2»; • m ^ j r n N i n:rrrriN Vgl. 610.

1422 vgl. 204 3 f. 24 u 3 6 n . i 9 ;

n:n nV

14 2 s

90 in Übersetzung gegeben, möchte aber ausdrücklich betonen, daß diese Übersetzungen nicht den Anspruch exakter wissenschaftlicher Wiedergabe machen können. Nicht nur, weil die Herausschälung des echten Bestandes dieser Gedichte und die Feststellung ihres Urtextes notwendigerweise in vielen Einzelpunkten ganz unsicher bleibt und bleiben wird, sondern auch, weil wir im Punkte der hebräischen Metrik noch weit davon entfernt sind, sichere Gesetze aufstellen zu können. Die Übersetzungen sollen nur dazu dienen, dem Leser die Ergebnisse der Analyse in groben Umrissen ein wenig zu veranschaulichen. Die allgemeine Unterscheidung von gedichtartigen, eigentlich metrischen oder rein prosaischen Stücken scheint mir hiervon unabhängig und nach dem ganzen Stil der Stücke ziemlich sicher zu sein. Diese allgemeine Unterscheidung ist aber für die literarische Analyse zuerst einmal das Wichtigste. Man beobachtet bei der Lektüre des Hesekielbuches sehr bald, daß die wirklich schwer verderbten und literarisch besonders komplizierten Stücke meist gerade die sind, in denen echtes hesekielisches Gut zugrunde liegt, während die vom Redaktor oder von jüngeren Ergänzerhänden geschriebenen Abschnitte gewöhnlich textlich sehr viel besser erhalten und literarisch weit einfacher sind. Das ist für den, der die Kompliziertheit des Hesekieltextes erkannt hat, eine starke Bestätigung der allgemeinen literarkritischen Ergebnisse. Grundlage und Kern von Kap. 15—24 sind eine Sammlung hesekielischer Gedichte über Jerusalem. Die ersten vier dieser Gedichte hat die Redaktion noch unter das Datum von 8i fallen lassen, also ins Jahr 592 datieren wollen. In 20i bringt sie ein neues Datum, welches ins Jahr 591 führt, in 24i ein drittes vom Jahre 589. Uber diese Daten ist in der zusammenfassenden Besprechung der Chronologie das Wesentliche gesagt (s. S. 12). Der Inhalt der Gedichte scheint sich mir im allgemeinen mit den Daten zu vertragen, so daß ich geneigt bin anzunehmen, daß schon die Urschrift Hesekiels einige dieser Daten enthalten hat, oder zum mindesten, daß sie die Gedichte Hesekiels in chronologischer Reihenfolge enthalten hat. Ich habe früher Ahnliches bei den Gedichten Hoseas und Jeremias vermutet. Die Gedichte zeigen die Eigenart Hesekiels als Künstler. Ihr Grundthema ist stets das gleiche, die Bedrohung Jerusalems:

91 aber unerschöpflich ist der Dichter darin, in immer neuer Form diesen Gedanken zu gestalten. Mit Vorliebe wählt er irgend einen poetischen Vergleich, den er als Parabel oder Allegorie ausführt. Die Darstellung der Gedanken ist meist klar und durchsichtig, die Sprache kunstvoll und gewählt, und man bedauert nur immer wieder, daß man dem Original nie ganz nahe kommt. Das erste Gedicht, in Kap. 15, beschreibt Jerusalem als das nutzlose Rebholz, das zu nichts taugt, sondern nur zum Brennen verwendbar ist. Die Einleitungsformel bis D l t r p (vgl. LXX) ist, wie Uberall, redaktionell. Das ursprüngliche Gedicht schein! in 15ä-r, zu stecken und mag etwa so gelautet haben 1 ): Was -wohl- hätte den Weinstochi Bolz Voraus cor allemGehölz des Wahle,*4 Braucht man nein Holz, Werkzeuge- zu machen? Braucht mmi'x zum Pflock, Gerät- dran zu hängen? Seine beiden- Enden Fraß Hchon das Feuer, Verbrannt- ist die- Mitte, — Wut; taugt es noch? Schon unversehrt War's nicht zu brauchen; Wie- wär'is zu brauchen, Da Feuer ex fraß! Die „beiden Enden" sind nur poetische Ausmalung; man soll sie nicht allegorisch ausdeuten (gegen K r a e t z s c h m a r und B e r tholet). Das Gleichnis ist durchsichtig: Rebholz, zumal wenn es verbrannt ist, läßt sich zu nichts mehr brauchen. Das Verbranntsein ist also nicht Weissagung der Verbrennung Jerusalems oder seines ') Ich streiche (mit H e r r m a n n ) die prosaische Glosse IttW m i D T ~ [ i r r , ] ' ü j g r r n i ö 3 ; ferner r.brN 1 "

^

m n 10« und - i m

lös.

[yß.

92 Tempels, sondern Bild des kläglichen Zustandes,

in

dem

sich

Jerusalem — vor allem seit 597 — befindet. In einem kleinen prosaischen Anhang 156-7ba hat der Redaktor das Gedicht ausgedeutet. geführt.

Hier wird Jahwe selber redend

Die Terminologie ist formelhaft, der Stil mit

dreimaligen i n r : häßlich.

ein-

seinem

Der Feuerbrand, von dem das Gedicht

redet, wird nun als die erste Katastrophe Jerusalems von 597 verstanden, aus der man noch glücklich entkommen ist; aber es wird nun ein zweiter Feuerbrand angedroht, der die Jerusalemer verzehren wird, also das Unglück von 586:

inst v u r c .

15?i)ps mag ein Zusatz sein, der die Verwüstung des Landes hinzufügt. W i r lernen schon hier eine Manier des Redaktors kennen: er gibt — ähnlich dem Evangelisten, der die Gleichnisse Jesu ausdeutet — regelmäßig zu den Gedichten Hesekiels Deutungen, die sich mit dem ursprünglichen Sinn der Gedichte meist nicht völlig decken. Das zweite Gedicht in Kap. 16 stellt die Untreue Jerusalems unter dem Bilde des Ehebruchs dar.

Das Kapitel ist das längste

im ganzen Buche und literarkritisch besonders schwierig. klar, daß es im vorliegenden Zustande nicht einheitlich ist.

Es ist Von

den drei Abschnitten, in die sich das Kapitel zunächst zerlegt, 161-13.44-58.5«-63, enthält offenbar nur der erste hesekielisches Gut, und auch dieser nur in stark erweiterter Gestalt. Die Einleitung 16i- 3a a ist, Avie überall, redaktionell 1 ). Gedicht selbst beginnt in 163ap-

Das

Dieses verläuft bis 1 6 e i n i g e r -

maßen glatt und in durchsichtig rhythmischer Struktur; von 16I3 ab dagegen verliert es sich in weitläufigen Wiederholungen und Trivialitäten.

Hier ist es fast unmöglich, den Urbestand noch

herauszuschälen.

Man kann vielleicht folgenden Rekonstruktions-

versuch machen 2 ): ') Zu I62 vgl. 204 22* 2326. In I63 betrachte ich " p m ^ l als erklärende Glosse zu dem seltenen ~\TGD (nur noch Hes 2135 2914) und lese mit LXX jyiD und 'TON. In 16* streiche ich "pnn!?lD1 "¡PIN m^lH Dl1!!, sowie das unverständliche In I65 a entferne ich das prosaische r^NS ¡"IHN PVvi'J?^; in 16sb entweder oder -¡PN m b " DVQ- In 16« ba ist -pO-Q vielleicht nur scllechte Wiederholung aus 16«ap; lßebp ist Dittographie. In 167a lies "QT! oder PPJT1 (LXX A Syr.) und streiche " T P i (om. Syr.); ferner konjiziere mit Michaelis und 2)

C o r n i l l C,_iV oder noch besser mit B e r t h o l e t D^iy ¡ i j q . In 16 3 bo lies mit LXX 16; bp ist ein unpassender Zusatz, der auf das neugeborene Kind, nicht auf das heiratsfähige Mädchen paßt; dieses ist nicht splitternackend. Die Schlußformel 16s bß ist zu streichen, da sie den Zusammenhang der Schilderung zerreißt, und mit ihr "6'iViJTI, was aus 231 stammt, 16aap ist wieder unpassende Glosse; das Blut ist hier etwas anderes als in 166, nämlich nicht das des Neugebornen, sondern das Menstruationsblut; daß der Ehemann selber dies abwäscht, ist geschmacklos. Die Glossatoren von 16s bp und 16» a p wollen den geschlechtlichen Vollzug der Ehe darstellen, während der ursprüngliche Dichter nur die prächtige Ausstattung des schönen Weibes beschrieb. In l ß n - u scheinen z. T. Wucherungen im Texte vorzuliegen, da das Gleichmaß der Stichenpaare hier gestört ist. Zusatz ist jedenfalls 16is-ti (Glosse ist 16i3bp); denn hier schmückt sich das Weib selber, während es 16n von Jahwe geschmückt wird; W , und sind aus 16 io wiederholt; das Essen von Mehl, Honig und Öl fällt aus dem Rahmen des Gleichnisses heraus, und der Ruhm der Schönheit (aus 16i.->; unter den Völkern erst recht; die vollkommene Schönheit stammt aus 27sf. 28r; Die Fortsetzung des ursprünglichen Gedichtes liegt möglicherweise in 16u vor: das auf seine Schönheit eitle Weib wird zur Ehebrecherin, die sich jedem Vorübergehenden (vgl. Gen. 38«f.) anbietet. Es folgt dann 1619-23 eine aus dem Rahmen des Bildes ganz herausfallende, sehr wenig poetische Beschreibung des Götzendienstes, die sich schon durch ihre rhythmische Formlosigkeit und durch die monotone Wiederholung der gleichen Vokabeln als sekundär erweist: aus ihren Kleidern macht sich die Ehebrecherin DIN^tO niCÜ (das verstehe ich nicht); des weiteren macht sie aus den ihr von Jahwe geschenkten goldenen und silbernen Schmucksachen männliche, d. h. offenbar phallische Idole, bekleidet diese mit ihren gewirkten (aus I610) Kleidern und setzt ihnen Öl, Weihrauch und ßrod. das Jahwe ihr geschenkt hat (davon war vorher nicht die Rede) als Opfer niTO vor (in I619 streiche " p r t a N n ]Dk£>l O^D und lies dahinter T i n : , außerdem streiche TP1); ihre Söhne und Töchter aber, die sie Jahwe geboren hat (auch davon ist oben nicht die Rede gewesen; das Motiv stammt aus 23.i), schlachtet sie den Götzen (zu erwägen ist die von C o r n i l l vorgeschlagene Streichung von 16200-21 vgl. 133 statt "p33); bei alledem hat sie vergessen, wie hülflos sie als Kind gewesen ist. Nach diesem Intermezzo kehrt 16-21-25 wieder zum ursprünglichen Gleichnis von I615 zurück. Möglich, daß 1621-2.', noch ein Rest des alten Gedichtes ist. Die Ehebrecherin baut sich, um ihr unzüchtiges Gewerbe zu treiben, und (1624bp.26aa stört das Bild; denn das Weib kann nicht auf allen Plätzen und an allen Kreuzwegen sich und bauen). Die Buhlen, die I615. « f . im Auge hat, sind offenbar die Baale. Es handelt sich also in dem Gedichte Hesekiels nicht wie in Kap. 23 um ausländische Kulte in Juda oder um politischen Verkehr Judas mit den Ausländern, sondern um den unzüchtigen kanaanäischen Kult. Daraus folgt, daß alles, was noch folgt, nicht zum ursprünglichen Gedichte gehört; hier haben jüngere Hände den Text im Sinne von Kap. 23 erweitert. Eine solche große Erweiterung, die sich auch durch ihre unmetrische Form und ihre Stillosigkeit als sekundär erweist, ist gleich 1626-29, wo vom

94 'Deine Ursprünge sind Aus Kanaan.x* Lande, Dein Vater war Anioritcr, Die Mutter Het.hitin. ''Dein Nabel

ward

nicht

rerschnitten,

Wardst nicht in Wasser gebadet, Wardst nicht mit Sa/z gerieben, Nicht in Winde/n ge/egt. "Und kein mitleidig Auge Sah schonend auf dich, Wardst, ausgesetzt aufs Feld. Am Tag der Geburt. Ich kam rorbei und sah dich Im Blute zappeln Und sprach zu dir: Bleib leben, 7 Wachs' wie die Blume!

b

Du wuchsest und wurdest groß, Kamst in die Reife, Deine Brüste wurden fest, Die Haare sproßten. Buhlen mit den Ägyptern. Assyrern und Babyloniern die Rede ist. Auch I630-31 [32] 33-34 ist schwerlich noch als ein Bestandteil des alten Gedichtes festzuhalten; denn auch hier ist die Form ganz prosaisch und auch hier sind die Buhlen wohl nicht als die Baale, sondern als die Ausländer zu verstehen. In 3636-43 folgt die Bedrohung der Ehebrecherin (ich streiche 16sab mit H e r r m a n n , lßsiaßbo als Glosse zu l i m a a : l ß u b ß Tgl. H e r r m a n n ) : weil sie ihre Scham vor ihren Buhlen entblößt hat, wird Jahwe ihre Buhlen versammeln und nun seinerseits ihre Scham vor ihnen entblößen; er wird sie ihnen preisgeben, daß sie ihren und ihre nö"l (lies Sing.) zerstören, ihr die Kleider vom Leibe reißen, den Schmuck wegnehmen, sie nackend hinstellen, eine Volksversammlung C n p ) gegen sie einberufen und sie steinigen, in Stücke zerhacken, ihre Häuser verbrennen und dies Gericht an ihr in Gegenwart vieler Weiber vollziehen; auf diese Weise wird Jahwe seinen Zorn an ihr zur Ruhe bringen. Man sieht, daß I 6 3 5 - 4 3 eine schiefe Weiterführung des hesekielischen Bildes ist; denn es ist widersinnig, daß ein beleidigter Ehemann die Liebhaber mit der Exekution der Ehebrecherin beauftragt. Der Verfasser hat die Katastrophe von 586 vor Augen und versteht unter den Buhlen die Babylonier. die Jerusalem vernichteten.

95 *Ich kam vorbei und sah dich Im Liebesalter, Warf über dich mein Geirand, Bedeckte die Scham dir. Schwur ein Kid dir und schloß Einen Bund mit dir, 9 Badete dich iu Wasser Und. salbte mit Öl dich. "Legt' bunt Gewebe dir an, Delphinhautschuhe, Kleidete dich in Byssus Hüllt' dich, in Seide. l

Tat Spangen an deine Arme, An den Hals ein Kettchen, 'Einen Schmuckreif an deine Nase, An clie Ohren Hinge.

Die} veitere Fortsetzung des Gedichtes gebe ich nur mit Vorbehalt : l

'Dn pochtest auf deine Schöne, Buhltest ob deines Namens, Schenktest deine Buhlschaft Jedem, der herkam.

"lBautest dir Machtest -'Schändetest Spreiztest

ein Dirnenhaus, einen Stand dir, deine Schöne, deine Beine.

Hier kann das ursprüngliche Gedicht nicht zu Ende sein. Ob im Folgenden Reste des ursprünglichen Schlusses stecken, vermag ich nicht zu sagen. Das Motiv des hesekielischen Gedichtes ist das verbreitete Märchenmotiv von dem ausgesetzten Kinde, das am Ende die Braut des Königs — hier Jahwes — wird. Der prophetische Dichter hat es verbunden mit dem alten aus Hosea, Jesaja und Jeremia bekannten Motiv des Ehebruchs als Bild des Abfalls von Jahwe zum Götzendienst. Ergänzerhand hat dies Gleichnis in breitester Weise ausgemalt und eine ausführliche Beschreibung der Bestrafung der Ehebrecherin

96 angefügt. Diese Ausführung, die sich in ihrer Terminologie stark an das vorhergehende Stück anlehnt und in der die rhythmische Form des Gedichtes sich ganz auflöst, wird von der Hand des Redaktors stammen, für den gleich die Einleitung 16aof. mit und pb charakteristisch ist. Er beschreibt die Bestrafung der Ehebrecherin als eine öffentliche Hinrichtung durch Steinigung, in Anwesenheit der Volksgemeinde. Mit 16n beginnt ein neuer Abschnitt, der das bisherige Gleichnis gänzlich verschiebt, also von jüngerer Hand herrührt: das Weib Jerusalem erhält jetzt zwei Schwestern, Sodom und Samaria, denen sie an Schlechtigkeit noch überlegen ist. Die Logik ist, wie so oft bei den jüngeren Ergänzern, etwas brüchig: Jerusalem heißt eine echte Tochter ihrer Mutter, d. h. der Hethitin (16a), und eine Schwester ihrer Schwestern (LXXj, d. h. Sodoms und Samarias; denn wie jene sei Jerusalem ihres Mannes und ihrer Kinder überdrüssig geworden. Ganz klar ist das nicht; denn die Hethiter sind ja nicht von Jahwe zum Götzendienste abgefallen; und soll man sich nun Jahwe zugleich als Ehegatten der Mutter und der drei Töchter vorstellen? Was soll ferner die Erwähnung der .,Kinder", d. h. die Beziehung auf das Kinderopfer? Das ist schief und geschmacklos, ja es wird noch schlimmer durch die Nennung der „Töchter" Sodoms und Samarias; letztere lassen sich leider wegen I6.50.5s nicht als Glossen beseitigen. Was der Verfasser meint, ist ja ersichtlich. Wie beschämend für Jerusalem, in eine Reihe mit Sodom und Samaria, ja noch tiefer gestellt zu werden! Aber das ist doch nur ein Durchgang zur Rettung und Wiederherstellung. Alle drei Schwestern sollen gleichermaßen wiederhergestellt werden: Sodom im Süden, Samaria im Norden, Jerusalem in der Mitte. Das ist ein Zukunftsbild, welches die Besiedelung von Südjuda durch Edomiter und Philister ( I 6 5 7 ) voraussetzt, und zwar gilt diese Tatsache dem Verfasser schon als ein so selbstverständliches Faktum, daß er auch in der Zeit der Wiederherstellung Südjuda ( = Sodom) selbständig neben Jerusalem bestehen läßt. Dies politisch-ethnographische Zukunftsbild stammt offenbar von anderer Hand als 3?i 5 ff„ wo das künftige Israel durch die Wiedervereinigung von Juda und Joseph entsteht; wieder von anderer Hand stammt 47is-so 48i-s. 23-29, wo statt der Dreiteilung Samaria, Jerusalem

97 und Sodom das Westjordanland unter die zwölf Stämme verteilt wird und wo die Südgrenze über Kadesch zum Bache Ägyptens (wädi el-carisch) läuft. Der Verfasser von 16n- 5 9 bewegt sich, wie die Ergänzer meistens, in konventionellen Wendungen 1 ). Ein dritter Abschnitt 1658-63 dürfte von noch jüngerer Hand angehängt worden sein. E r führt den bisher nur angedeuteten Gedanken des künftigen Heiles breiter aus. Daß es eine andere Hand ist als in I644-58, ergibt sich daraus, daß jetzt mehrere ältere und mehrere jüngere Schwestern Jerusalems auftreten, die in Zukunft zu „Töchtern" Jerusalems werden sollen. Die Verwirrung der Bilder ist hier ganz konfus, aber der Sinn deutlich: Jerusalem soll die Metropolis des ganzen Landes mit allen seinen Orten werden. Das Heil wird als Erneuerung des 16 8 geschlossenen „Bundes" der Jugendtage dargestellt. Jerusalem hatte den Eid verachtet, den Bund gebrochen 2 ). Aber einst, wenn es mit seinen Schwestern wiederhergestellt und der ewige Bund geschlossen sein wird3), dann wird es sich der schlimmen Vergangenheit schämen und vor Scham den Mund nicht auftun 1 ). Die Beschämung, die I652.54 zur Zeit der Erniedrigung erfolgt, tritt hier zur Zeit der Wiederherstellung ein. Ein drittes Gedicht folgt in Kap. 17 s ). folgendermaßen:

Der Text lautet

1 ) Zum Spotten der Spottdichter 1 6 « vgl. Mi 2 i Hab 2« ;Jes 14*. Zu n c t o K I M 1 6 5 2 . m Tgl. 3224 3 6 , 39 2 8 . Zu QHJ 1 6 6 4 vgl. 1 4 3 2 s i . Zu p D l p 1655 vgl. 3 6 u . Zu 3"QDD - ¡ r m n i M N B M 16M vgl. 25ir> 2824.26. 2 ) Die Ausdrücke in lös« rr""Q "lOn1? ü^N J"PD stammen aus 1710.19 vgl.

L e v 26115. 8 4

) Zu i n « VT-D-TIN 1 6 9 2 vgl. Lev 26». ) Zum Ausdruck vgl. zu 32« f.

6 ) Zum T e x t sei folgendes bemerkt: In 173 betrachte ich nOp"l~ UTK als Glosse, die das seltene HSfÜ unrichtig erklärt und vielleicht von (pj) „funkeln", „blühen" ableitete. In 17s ist n p Textfehler und die Bedeutung von nDÜDÜ (Weide?) unsicher; der T e x t ist offenbar verderbt und in der Übersetzung oben willkürlich ergänzt. 17eb ist hinter 17oaa unmöglich, wie schon die weiblichen Verbalformen zeigen; der übliche Ausweg, in 1 7 e a a TP1 r)D2P1 auszusprechen, ist schwerlich richtig; vielmehr wird der auch im Versbau ungefüge Satz 17 eb zu streichen sein. In 177 a ist i n « zu lesen. Schwierig sind die Verse 177b-». In 177bp ist i m « mptSTii? mit H i t z i g als Glosse zu streichen und n i n y o ZU lesen. 17 s beschreibt nach dem vorliegenden Texte die befriedigende Lage, in der sich die Weinrebe seit ihrer Einpflanzung durch den ersten

Beiheft z. ZAW. 39.

7

98 'De/-

Adler,

Der

der

große,

großgefliigelte,

Langschwingige, Kam Er

nahm

4

Trug

ihn

Vom

ihn

Setzt Da

ins

ihn

sproßt'

Gar Sie 8

Daß Ein

Wasser, Rand].

ward

streckt' an andrer

zur

großer

ihm

wandte Wurzeln

stolzer

Adler,

federreich, die

Zweig'

Ranken, Platz.

bald

Beet,

Rebe,

Wuchs,

sie die ihrem

da —

streckt'

Vom

Ufers

in niederm

Großflüglig, Sieh

er,

Saatenfeld,

er und

Wurzelnd ein

nahm

cm reichlich

[an

Kriechend

'Doch

Krämerstadt.

des Landes

ihn]

Zu jenem

Zweig,

Händleriande, zur

Samen

Tat

Wipfel,

höchsten

zum ihn

[Pflanzt

Libanon.

Zeder

ihren

Bracht b

zum

der

Brach

6

federreiche,

einst

zu

ihm

da und

Frucht

Rebe

zu.

die

sie

Rebstock

die,

Ranken gepflanzt, sie

trüge,

sei.

Adler befand, wiederholt also nur 17 6 f. Man erwartet aber unmittelbar vor 17o r 6 ü n n (so statt nV2in) = „wird es Erfolg haben?" die Erwähnung ihrer Hinneigung zu dem zweiten Adler. Auf diese scheint sich auch 17 sb ursprünglich zu beziehen: das Streben der Weinrebe, zu einer iTHN zu werden, geht über die ihr in 17 e angewiesene bescheidene Stellung hinaus. Ist 17 s a also vielleicht Zusatz? Ich weiß vorläufig nichts Besseres (ebenso H e r m a n n ) . 17ea (außer n^Hn) ist die übliche Redaktorenphrase. Um r ^ S f i n zu einem Stichos zu vervollständigen, könnte man vielleicht nach 17io n b s r i u "311 lesen? In 17»b ist tfS^n zu streichen; außerdem das im Rahmen des Gleichnisses unmögliche Djoi n^-U j n n und das dazu gehörige rPKnWö nniK nKPC 1 ? (mit dem aramäischen Infinitiv). Endlich ist 27io Zusatz: er erklärt das Vertrocknen der Weinrebe nicht, wie 27 9, dadurch, daß der Adler sie aus dem Boden gerissen hat, sondern durch den glühenden Hauch des Ostwindes.

99 70 Pßänzlein!! Wird das glückend Er reißt die Wurzeln ihm aus, Er haut ihm ab die Früchte l'nd all, sein Laub nerdorrt. In Form einer Allegorie stellt dieses Gedicht dar, wie der mächtige ßabylonier im Jahre 597 gegen Jerusalem zog, den Adel Judas und den König Jojachin gefangen nahm und jenen nach ßabylonien wegführte, diesen in die Stadt Babylon brachte; wie er sodann aus den Einheimischen eine Regierung in Juda einsetzte und ihr die Bedingungen zu gedeihlicher Existenz gewährte. So lebte Juda eine Zeitlang in bescheidener, aber befriedigender Lage unter babylonischer Oberhoheit. Da trat der Ägypter auf, und alsbald wandte sich Juda ihm zu; denn es wünschte groß und mächtig zu werden. Aber das wird ihm nicht glücken! Das Ende vom Liede wird sein, daß der Ägypter es ausplündert und ganz zu gründe richtet. Der Schluß des Gedichtes ist schon früh mißverstanden und auf den Babylonier bezogen worden. An diesen denkt offenbar schon 17io, wo vom Ostwind die Rede ist, und ebenso alle neueren Ausleger. Es liegt aber wohl näher, den zuletzt genannten zweiten Adler als Subjekt aufzufassen; wäre der erste Adler gemeint, so hätte dies ausdrücklich gesagt sein müssen. Hesekiel befürchtet also, daß Juda mit Ägypten wieder dieselben Übeln Erfahrungen machen werde, wie einst im J a h r e 609, als Necho Joahas nach Ägypten schleppte und Juda einen schweren Tribut auferlegte (II Reg 23aiff.). D a ß Hesekiel die ähnliche Behandlung durch die Babylonier im Jahre 597 nicht berücksichtigt, zeigt nur, wie loyal babylonisch er gesinnt ist. Sein Gedicht ist ja auch ein uneingeschränktes Lob der Milde Babylons. Nach 8, (vgl. 20i) wäre das Gedicht im Jahre 592 geschrieben. Die gewöhnliche Meinung der Ausleger, daß es in dieses J a h r nicht passe, vermag ich nicht zu teilen. Schon ehe Zedekia offen abfiel, gingen Unruhen gegen die babylonische Herrschaft durch die Judenschaft (vgl. J e r 28 und 29). Vom Aufstande Zedekias sagt das Gedicht noch nichts; es spricht überhaupt nicht von der persönlichen Haltung Zedekias, denn die Weinrebe-' ist nicht Zedekia, sondern, wie in Kap. 15, Juda. Das Gedicht setzt voraus, daß Bestrebungen 7*

100 zum Abfall in Jerusalem vorhanden waren, und Hesekiel als ein Vertreter babylonischer Politik warnt davor. Der Redaktor hat das Gedicht in seiner Weise eingeleitet durch 17i-3 an. Er nennt es seiner allegorischen Form wegen mTl und Vor die Drohung in 17., hat c:r die übliche Einleitungsformel gesetzt. Vor allem aber hat er eine Deutung der Allegorie 17IX-ÜI gegeben. Schon van Gilse hat 1836 gesehen und z. B. S m e n d hat es anerkannt, daß die Deutung zur Allegorie des Gedichtes nicht genau stimmt; sie setzt, wie v a n Gilse erkannt hat, den Fall Jerusalems als bekannt voraus. Daraus folgt, daß die Deutung nicht von Hesekiel herrührt. Handelte es sich um einen späteren Kommentar von Hesekiels eigener Hand, so hätte der Prophet später sein eigenes Gedicht nicht mehr verstanden. Die Deutung verstellt unter den beiden Adlern nicht die Reiche von Babjdonien und Ägypten, sondern die Könige dieser Reiche. Während das Gedicht 17a f. m o s als den Adel Judas und vnipi;i als den König Judas zu unterscheiden scheint, hält der Ausdeuter 17, - beides für gleichbedeutend, König und Oberste in eins fassend, p x n jnt 17., bezieht er irrtümlich auf das davidische Geschlecht 1713 und unter der Rebe versteht er nicht Juda, sondern den König Zedekia. Daß die „Rebe'" unter babylonischer Herrschaft in befriedigender Lage gewesen sei und daß sie sich — nach Hesekiels Meinung von Rechts wegen — dem babylonischen ,,Adler- zugewendet habe ( 1 7 c ) , ist dem Ausdeuter unbegreiflich gewesen: er läßt dies darum unberücksichtigt. HDIp 17« erklärt der Ausdeuter durch die Wegführung der Großen Judas, verwirrt dabei aber die Reihenfolge der geschichtlichen Ereignisse ( 1 7 i s b müßte neben 17i- stehen). 1 7 , VIYPH nnb;£> versteht er 17ir. als Sendung von Boten nach Ägypten. Auch allerlei Neues hat der Ausdeuter zum Thema hinzugetragen: den eidlich beschworenen Bund Zedekias mit Babylonien ( 1 7 I 3 ) und dessen Bruch durch die Botschaft an den Pharao mit der Bitte um Rosse und Wagen (17i.-,) — das geht offenbar auf Zedekias Verhandlungen mit Pharao Apries 588 —; ferner die Weissagung der Deportation Zedekias nach Babylon und seines Todes daselbst (17io vgl. 12i;ij, den unzureichenden militärischen Zum letzteren vgl. 24» 21.-,.

101

Beistand des Pharao während der Belagerung Jerusalem* < 17i,)'), die Gefangennahme Zedekias, seine Wegführung nach Babylon und Verurteiluug daselbst il7.. 0 j, sowie den Untergang seiner Streitkräfte (17-jJ. Man beachte dabei, in wie bunter, ungeordneter Reihenfolge diese- geschichtlichen Begebenheiten erwähnt werden. Es läßt sich schwerlich bestreiten, daß das alles vaticinium post eventum ist. Es hat natürlich nichts zu besagen, daß das Gericht über Zedekia 17=0 nicht in Ribla (II Reg 25,f.), sondern in Babylon stattfindet; n t r n 17«, auf welches B e r t h o l e t sich beruft, beweist nicht für die Echtheit der Weissagung, da es nur Wiederholung aus 17„ ist. Vor allem ist beweisend, daß fast alle die erwähnten geschichtlichen Ereignisse im Königsbuche stehen; nur aus diesem kennt der Verfasser sie, und er lehnt sich durchweg eng an den dortigen Wortlaut an 2 ). Im übrigen wußte er über die Entsatzexpedition des Apries 27 17 aus Jer 37 ¡¡-n, und die .Sendung der Boten an den Pharao hat er sich hinzugedacht. Von Zedekias Tod wußte er entweder aus Überlieferung, oder er hat das als selbstverständlich aus dem Königsbuch erschlossen. Eigene Phantasie des Verfassers ist, was er über den Eid und Eidbruch Zedekias schreibt — allerdings eine naheliegende Kombination in Anlehnung an Jer 3i10. Gerade hierauf legt er besonderen Nachdruck: Zedekia wird \ o n Jahwe gestraft, weil der dem Nebukadnezar geleistete Eid, den er brach, bei Jahwe geschworen war. Damit wird ein theologisches Motiv in das Thema hineingetragen, welches dem Gedicht Hesekiels .fremd ist. Für Hesekiel bestand Zedekias, oder richtiger Judas Schuld in der Hinwendung zu Ägypten. Das ist der .Standpunkt der politischen Loyalität gegen Babylon. Der Ausdeuter verstand das nicht mehr; er dachte ganz anders über die babylonische Herrschaft. Es ist also augenfällig, daß die gesamte Ausdeutung des Gedichtes sekundär ist. Wäre die Deutung ursprünglich, so wäre das Gedicht überflüssig und reine .Spielerei. Aber das Gedicht ist, wie z. B. auch B e r t h o l e t anmerkt, in sich so durchsichtig, daß es einer Deutung gar nicht bedarf. Kractzsehiuar und IJerimann sireiclipn rjPC. und IJeirmann Jult 17n 5ü- eine „nachträgliolic Iien orirung". Das ist möglich, aber nicht notig Vgl., f leg ¿tw-n. M - K , 2 Ö S „ ?o n 25i. t,-7

102 Ein Anhang zu 17i-2i ist die messianische Weissagung am Schlüsse des Kapitels 17°2-24. Sie ist jünger als die Deutung 1711-21. 1722-24 bringt eine stilistisch schiefe Weiterführung der bis dahin klar durchgeführten Allegorie. Jetzt greift Jahwe selber in die Welt der allegorischen Bilder ein. Er nimmt DN" moüQ riDin und vnipJ1 w i e — beides ist jetzt identisch und meint das davidische Königshaus — einen -p, ein „zartes [Reis]" und pflanzt es ein ro3 "in by, oder wie gleich mit Zerstörung der Allegorie verdeutlicht wird, b i W DTiO "ira ')• D i e s Reis soll „Zweige tragen und Frucht bringen" (vgl. 17 s ) und zur stolzen (vgl. 17 8 ) Zeder werden, unter der alles Getier 2 ) und in deren Zweigen alle gefiederten Vögel 3 ) wohnen sollen. Dann sollen „alle Bäume des Feldes" 4 ) erkennen — hier verfällt der Verfasser an besonders unglücklicher Stelle in die übliche Bearbeiterphrase —, daß Jahwe „einen hohen Baum erniedrigt, einen niedrigen Baum erhöht, einen frischen Baum dürr, einen dürren Baum blühend macht"; zur Dichtung Hesekiels paßt das letztere gar nicht. Der Sinn von 1722-24 ist klar: Jahwe verheißt, daß er einen jungen Davididen aus Babylon nach Jerusalem zurückbringen werde, welcher daselbst zu Macht und Herrschaft gelangen soll; alle Heidenvölker werden an der Erniedrigung des alten, an der Erhöhung des neuen Davididen die Macht Jahwes erkennen. Die Weissagung setzt voraus, daß noch Davididen lebten 6 ). Zwischen den verwandten Kapiteln 17 und 19 steht das nach Inhalt und Form ganz andersartige Kapitel 18, eine in prosaischer Rhetorik verfaßte Rede über die Gerechtigkeit Jahwes. Ahnlich wie in dem sekundären Abschnitte 12®i ff., geht der Verfasser von einem geflügelten Worte der Exulanten aus, in welchem sie ihrem Unmut über Jahwe Ausdruck geben: die Väter haben's schuld, und sie, die Kinder, müssen's büßen, müssen's büßen mit dem Verluste der ^KTZ" rß"lN. Dem widerspricht der der Verfasser mit dem dogmatischen Satze, daß nur „die Seele, die sündigt, sterben soll" (184 b), und er führt diesen allgemeinen Satz am Beispiel dreier Generationen, Vater, Sohn und Enkel, uml

) Vgl. 2040 3 4 u .

2

) Zum T e x t vgl.

3

) Vgl. 394.

4

) V g l . 31 4f. 15.

6

) Vgl. Zerubbabels R ü c k k e h r und dazu die Genealogie der nachexilischen

17.

Davididen I Chr 3 ; auch Sach 1 2 i o - u E s r 82-3.

Cornill.

103 ständlich durch (I85-20). Man pflegt anzunehmen, daß der Verfasser hier einen neuen Lehrsatz aufstelle gegenüber der bis dahin geltenden antiken Anschauung von der Solidarität des Geschlechtes. Unser Abschnitt gilt daher als ein Markstein in der alttesstamentlichen Religionsgeschichte und Hesekiel als Vater der „individuellen Vergeltungslehre". Das ist irrig. 18 3 ist kein Bekenntnis zum alten Glauben, sondern eine Klage der Exulanten über Jahwes unbrllige Ungerechtigkeit. Deshalb ist es nicht Lehrsatz gegen Lehrsatz, was der Verfasser hier aufstellt, sondern prophetische Rüge gegen ungläubiges Murren und gottloses Urteil. Der Verfasser verteidigt die wohlwollende Gerechtigkeit Gottes gegen ihre zweifelnden Verächter. Er tut dies in zwei Teilen: erstens I81-20: Jahve straft oder belohnt nicht den einen für Schuld oder Verdienst des anderen, zweitens I821-32: Jahwe straft auch den einzelnen, wenn er sich inzwischen geändert hat, nicht für Schuld oder Verdienst seines früheren Lebens. Es ist richtig, was H e r r m a n n beobachtet, daß der zweite Teil vom Thema 18-2 abbiegt; solche Mängel des logischen Zusammenhangs sind in der hebräischen Literatur nicht ungewöhnlich und geben kein Recht, beide Teile auseinanderzureißen. Schon in I819 wird das Thema von I82 nicht geradlinig weitergeführt; denn die Klage der Leute ist in I819 eine ganz andere als in I82. Außerdem leiten die Ausdrücke pilün np"12i und yBHn nyan I820 schon zum Folgenden über. Hinter 18so darf also literarkritisch kein Schnitt gemacht werden. Die Theorie, die der Verfasser von der göttlichen Vergeltung darlegt, ist nur verständlich vorn Gedanken des bevorstehenden Gerichtes aus, in welchem rein individuell und nach dem im Augenblick tatsächlichen moralischen Verhalten des einzelnen entschieden wird: der Fromme bleibt am Leben, der Gottlose stirbt. Dies Gericht denkt sich der Verfasser wohl, wie 20s5-as, vor der Rückführung ins Land Israels. Das Thema des Kapitels steht zu dem von Kap. 17 und 19 in einer gewissen Beziehung. Dort ist die Rede von der Wegführung ins Exil, die unter Jojachin 597 geschah. Das gab die Veranlassung zum Auftakt des Kapitels 18*. Auch bei seiner Behandlung der drei Generationen mag der Verfasser an die drei Generationen eben jener Zeit denken: an den frommen Vater Josia, an die gottlosen Söhne Joahas, Jojakim und Zedekia, an

104 den im Exil lebenden Enkel Jojachin, als dessen Zeitgenossen die angeredeten Exulanten gedacht sind. Die Zeichnung gerade des gottlosen Sohnes könnte an das Bild Jojakims Jer 22i S ff. erinnern. Vielleicht spielt auch die in Kap. 17 gegebene Gegenüberstellung der mit Jojachin Weggeführten und der unter Zedekia in Jerusalem Zurückgebliebenen mit hinein; der Gegensatz zwischen ihnen wird wie in Jer 24 als ein Gegensatz der frommen oder wenigstens bekehrungsfähigen nVtJ! und des gottlosen p ^ n oy verstanden. Es ist der bei den Schriftstellern des babylonischen Exils auch sonst gern betonte Qualitätsunterschied. Gerade dies aber ist, wie schon frühere Teile des Buches gezeigt haben, ein beliebtes Thema des Redaktors. Kap. 18 stammt offenbar nicht von Hesekiel, sondern vom Redaktor des Buches. Es ist nicht, wie alle die hesekielischen Gedichte dieses ersten Teiles, Drohweissagung gegen das götzendienerische Jerusalem, sondern Mahn- und Bußrede an die Exulanten; diese setzt die Erwartung eines kommenden Gerichtes über die Gemeinde voraus. Auch die vorgetragene Vergeltungslehre entspricht nicht den Anschauungen Hesekiels. Zwar ist auch ihm der Gedanke einer individuellen Vergeltung insofern nicht mehr fremd, als auch er von einer Bestrafung der Götzendiener, einer Schonung der Getreuen Jahwes in Jerusalem spricht (9o). Aber im allgemeinen gilt ihm doch das Jerusalem der Vergangenheit und der ^Gegenwart als solidarisch. Ich kann mich hier auf B e r t h o l e t berufen, welcher erklärt: „Daß sich jene Theorie, die den extremsten Individualismus bekundet, mit den Ausführungen der vorigen Kapitel, speziell Kap. 15 und 16, in denen das Volk, und zwar nicht bloß einer Generation, gerade als eine moralische Einheit aufgefaßt wird, einigermaßen stößt, ist unumwunden zuzugeben." B e r t h o l e t hilft sich mit der „Unvollkommenheit einer Theologie, die noch in den Anfängen stecke". Ich selbst habe den Widerspruch früher beseitigen wollen durch die Annahme, I81-20 sei im Grunde gar nicht individualistisch gemeint, sondern denke nur an die drei Generationen. Aber beides ist nicht richtig. Daß Kap. 18 vom Redaktor stammt, bestätigt der Sprachgebrauch des Abschnittes. Überall begegnen beliebte Wendungen dés" Redaktors. Auch an den Sprachgebrauch des Heiligkeitsgesetzes erinnert vieles, ohne daß eigentliche Abhängigkeit vor-

105 läge. Vor allem bewegt sich die Beschreibung der Frömmigkeit und Gottlosigkeit 18 5 ff. ganz im Stil der zeitgenössischen Gesetzgebung. An der Spitze 18G steht der deuteronomische Hauptsatz, das Verbot des Höhenkultes 1 ). Der echte Hesekiel kennt dies Verbot noch nicht, wohl aber der Redaktor (6iff.). In sprachlicher Hinsicht ist der Aramaismus nnp 183 (vgl. Koh 10io) für hebräisches nrp zu beachten. Durch seine prosaische Diktion unterscheidet sich das Kapitel von den dichterischen Weissagungen Hesekiels. Inhaltlich ist es nicht leidenschaftliche Drohweissagung, sondern lehrhafte, oft etwas nüchterne Rhetorik, breit und voll von allerhand Wiederholungen 2 ). Ein viertes Gedicht Hesekiels findet sich in Kap. 19, und zwar in 19*-0; denn 19i 0 ff. gehört nicht mehr dazu. Auf die metrische Form des Abschnittes hat zuerst B u d d e geachtet; H e r r m a n n s Zweifel gegen die Annahme regelmäßiger Kinazeilen ist wenig begründet. Zum Text verweise ich im allgemeinen auf den Apparat in K i t t e l s Biblia Hebraica 3 ). Das Gedicht lautet etwa so: 2

Ha, Lötein unter Löwen War deine Mutter, Lagerte unter Leuen, Zog Junge groß!

J

Eins der Jungen wuchs auf Und ward zum Leuen; Der lernte Beute erbeuten, Menschen fraß er.

4

Völker gegen ihn zogen, Fingen im Loch ihn,

') Die Konjektur D T r f y statt c n n i V ^ N 18a. n. IB. (22») die R o b e r t s o n S m i t h nach 3325 vorgeschlagen hat, ist möglich und wird von B e r t h o l e t und H e r r m a n n angenommen; doch läßt sich auch • ^ r i r r i w verteidigen. 2 ) K r a e t z s c h m a r , J a h n und H e r r m a n n betrachten I821-25 und 1825-29 als Dubletten; nach K r a e t z s c h m a r liegen wiederum Parallelrezensionen vor, nach J a h n ist die zweite Stelle Textwucherung. Ich erkläre diese Wiederholungen lieber aus der weitschweifigen Diktion des Redaktors. 3 ) 19 0 ist glossiert durch OinrD (om. Syr.), intO"1 b m (aus Reg II 25ö f.) und vielleicht durch die spezifisch redaktionelle Wendung ^fcOW1 "HM.

106 Führten ihn weg an Haken Ins Land Ägypten. b

Und da sie sah, daß [nichtig], Eitel ihr Hoffen, Nahm sie ein anderes Junge, Machfes zum Leuen.

6

Unter den Löwen schritt Ward zum Leuen; Lernte Beute erbeuten, Menschen fraß er.

er,

Land und Leute erstaunten Bei seinem Gebrüll. 8

Völker stellten gegen ihn Ringsum Garne, Warfen auf ihn ihr Netz, Fingen im Loch ihn.

0

Sperrten im Käfig ihn ein, Brachten ins Garn ihn, Daß fortan seine Stimme Nicht mehr zu hören.

Der Sinn des Gleichnisses ist durchsichtig: die Löwin ist Juda, ihre beiden Jungen Joahas und Jojachin. Das Bedenken z. B. H e r r m a n n s gegen diese Deutung, daß Jojakim hier nicht genannt sei, ist ganz belanglos; denn der Dichter will von den beiden deportierten Königen reden. Es geht aber nicht an, den zweiten Jungleuen auf Zedekia zu deuten und dann gar die Löwin auf die Königinmutter H a m u t a l (Reg II 23 3 I 24I 8 ) — was ich

überhaupt geschmacklos finde. Gegen diese Auffassung spricht, ganz abgesehen von der Datierung ins Jahr 592, daß Hesekiel neben der Deportation des Joahas nach Ägypten die des Jojachin nicht stillschweigend hätte übergehen können. Was die Charakteristik der beiden Könige anbelangt, so ist sie nicht als Vorwurf, sondern durchaus rühmend gemeint; der Dichter will die stolze,

107 Schreck einflößende Königsmacht schildern. Hesekiel ist ein treuer Anhänger und Bewunderer des alten Königshauses, dessen Leidensschicksal er selber teilen mußte; er urteilt anders über die letzten Könige Judas als der deuteronomistische Redaktor des Königsbuches (II Reg 2332 24o). Sein Gedicht ist eine Elegie auf Jojachins Schicksal. 19io-i4 ist natürlich nicht die ursprüngliche Fortsetzung von 192-9, sondern ein Anhang von anderer Hand; denn das Bild wechselt: Juda ist jetzt eine Weinrebe. J a h n hält 19io-na für ein neues selbständiges Gedicht Hesekiels. Aber dagegen spricht schon 19co, was als Anfang einer selbständigen Dichtung unverständlich ist; die babylonischen Exulanten 1 ) können hier nicht angeredet sein. Gemeint ist also die „Mutter" Jojachins, d. h. die Löwin Juda 192, und 19i 0 -n ist nur im Zusammenhang mit 19.-9 zu verstehen, mithin ein sekundärer Anhang dazu. Der Verfasser beschreibt Juda als üppig rankende Weinrebe im Weinberge 2 ), am Wasser gepflanzt. Diese hatte einen mächtigen Stamm 3 ), der zu einem Herrscherstabe 4 ) ward und zu stolzragender Höhe emporwuchs — schon hier wird das Gleichnis gestört, und im Folgenden wird es erst recht verwirrt: „durch Zorn" wird die Rebe ausgerissen, zu Boden geworfen, durch den Ostwind vertrocknet; ihr mächtiger Stamm verdorrt, und außerdem wird sie noch vom Feuer gefressen! Trotz dieser gründlichen Vernichtung wird sie darnach in die ,tWüste "verpflanzt — als ob man Reben in die Wüste pflanzte! — und dann geht gar noch Feuer von dem Stamme selbst aus und frißt die Ranken der Rebe, so daß nun kein „mächtiger Stamm", kein „Stab zum Herrschen" mehr an ihr vorhanden ist. Es genügt wohl, sich diesen Wirrwarr von Bildern vor Augen zu stellen, um den Abstand von den echten Gedichten Hesekiels zu erkennen. Man darf sich über die Konfusion, die in 19io-n herrscht, nicht täuschen lassen durch den. poetischen Duft einzelner Wendungen; denn der Vorrat von Bildern und Ausdrücken, die der Verfasser verwendet, ist fast ganz und gar aus 175-IO entlehnt 6 ); nach H e r r m a n n s famoser Erklärung ist Hesekiel hier „sozusagen literarisch abhängig Man müßte dann "jQN sprechen. 3 ) D1D3? ) Lies Ty HJ3D ü1? V7>1. •"') Vgl. außerdem crmy aus 31s.

2

") Lies M3&'.

108

von seinem Kap. 17''. Ich halte es deshalb auch für unmöglich, durch willkürliche Streichungen, wie sie J a h n und R o t h s t e i n vornehmen, ein hesekielisches Gedicht aus 19i0-tia herauszudestillieren. Der Abschnitt setzt den Fall Jerusalems 586 schon voraus. Er ist eine stilistisch ungeschickte Allegorie auf die bekannten geschichtlichen Ereignisse: Juda hatte ein mächtiges Herrscherhaus, welches durch den östlichen Eroberer gestürzt und in die Fremde weggeführt wurde — damit ist die Deportation Jojachins 597 gemeint. Das Feuer, welches darnach vom Stamme ausgeht und die Ranken der Rebe frißt, ist mithin — wie auch meist richtig gedeutet wird — der Aufstand Zedekias, der das endgültige Unglück Jerusalems heraufbeschwor, so daß nun kein „Stab zum Herrschen" mehr da ist. Die Einleitung 19i (bis mCNl 19a) ist natürlich redaktionell. Die judäischen Könige werden als biOt^1 "wnw bezeichnet. E w a l d , Hitzig, Gornill, E h r l i c h und H e r r m a n n lesen in 19i nach LXX N'tt'j statt WZ^; aber der Plural, der allein zu der Nennung der beiden Könige paßt, ist gewiß ursprünglich und der Singular wohl mit bezug auf Zedekia korrigiert. Ob der Anhang 19i 0 -na vom ersten Redaktor des Buches oder von einem jüngeren Ergänzer herrührt, mag ich nicht entscheiden; im ersteren Falle wäre wenigstens 19i4b Unterschrift von jüngerer Hand. 4. Kap. 20-23. 20i bringt ein neues Datum, und zwar vom Jahre 591. Dies Datum steht freilich in verdächtiger Umgebung; denn die Notiz über die „Ältesten Israels" fällt natürlich unter dasselbe Urteil wie und dazu kommt, daß das ganze Kap. 20 nichthesekielisch ist. Die Versuchung ist hier groß, das Datum mit J a h n für reine Fiktion zu halten. Will man das nicht, so muß man annehmen, daß der Redaktor es in den ihm vorliegenden Papieren Hesekiels irgendwo gefunden hat, vielleicht als Datum über dem folgenden Gedichte in Kap. 21. Kap. 20 ist, ähnlich wie Kap. 14, ein auf die folgenden Stücke Hesekiels vorbereitender Abschnitt. Die Fiktion ist dieselbe wie 14 t : götzendienerische Exulanten verlangen prophetischen Bescheid, aber Jahwe läßt sich von solchen Leuten nicht befragen (20i-3), sondern befiehlt dem Propheten, daß er sie „richte". Hesekiel

109 zeichnet ihnen infolgedessen in umständlicher Rede ein Bild der Vergangenheit. In Ägypten hat Jahwe einst die Väter erwählt und sie ermahnt, ihre ägyptischen Götzen wegzuwerfen; aber sie taten es nicht. Dennoch vertilgte Jahwe sie nicht, sondern befreite sie aus Ägyptenland, führte sie in die Wüste und gab ihnen lebenwirkende Gesetze. Sie aber waren widerspenstig und verachteten die Gesetze. Dennoch vertilgte er sie nicht, sondern versagte ihnen nur den versprochenen Einzug in das Land Kanaan. Ihre Söhne aber ermahnte er aufs neue, nicht nach der Väter Weise zu wandeln, sondern die Gesetze zu halten. Aber auch die Söhne waren widerspenstig. Dennoch vertilgte er auch sie nicht, jedoch schwur er ihnen schon damals in der Wüste, daß er sie unter die Völker und in die Länder verstreuen werde, und gab ihnen „Gesetze, die nicht gut waren, und Rechte, durch die sie ihr Leben nicht erhalten konnten"; hiermit ist die entsetzliche Forderung des Erstgeburtsopfers (Ex 22»») gemeint, eines Opfers, durch das nach des Verfassers Urteil Jahwe selber die Israeliten verunreinigte. — Nunmehr hat sich der Schwur Jahwes erfüllt: Israel ist aus dem Lande verstoßen, unter die Völker verstreut. Trotzdem treiben sie noch immer Götzendienst nach der Väter Weise. Aber Jahwe will es nicht zulassen, daß sie ganz zu Heiden werden. Als König will er sich erweisen und will sie, wie einst aus Ägypten, mit sichtbarer Macht aus den Völkern und Ländern ausführen. Und wiederum wird er sie vorerst in die Wüste führen, in „die Wüste der Völker - ' — der Ausdruck ist absichtlich mysteriös gehalten (vgl. Hos 2i«) —, und dort wird er wieder wie einst Gericht über sie halten. Wie ein Hirt die Schafe „unter dem Stab durchgehen läßt", d. h. sie Stück für Stück mustert, so wird Jahwe sie mustern, die Sünder ausscheiden und die Übrigen aus der Fremde in die Heimat zurückführen. Das Ganze schließt mit einer Ermahnung, die Götzen abzutun — das muß der Sinn des verderbten Textes in 203!> sein —; denn auf dem heiligen Berge zu Jerusalem werden sie allesamt Jahwe mit heiligen Abgaben und Opfern dienen und voller Abscheu an ihren vorigen götzendienerischen Wandel zurückdenken'). ') Ich habe bei der Inhaltswiedergabe die Stelle 2027-29 Ubergegangen, weil sie offenbar Nachtrag ist. Der Verfasser dieser Verse vermißte die Erwähnung des Höhenkultes. Seine Ausdrucksweise weicht vom Übrigen ab. Die Einführung

110 Im Großen und Ganzen ist das Kapitel einheitlich. H e r r m a n n , der früher 20i- 3 i und 20 82-« als zwei in sich selbstständige Stücke betrachtete, sieht jetzt in 2O32-44 einen nach 586 von Hesekiel geschriebenen Anhang. Aber als Abschluß ist 20 31 viel zu dürftig. 20aa schließt unmittelbar an das Vorhergehende an. Den Götzendienern unter den Exulanten wird das Gericht in der „Wüste der Völker" angekündigt; erst darnach wird die Rückkehr der Übrigen in die Heimat erfolgen. Daß Kap. 20 nicht hesekielisch sein kann, ergibt sich aus den verschiedensten Gründen. Die Form des Abschnittes ist im Gegensatz zu den hesekielischen Weissagungen reine Prosa. Im Ausdruck berührt sich der Abschnitt fast Wort für Wort und Satz für Satz mit der deuteronomistischen Literatur, mit dem Heiligkeitsgesetze und den redaktionellen Partien im Jeremia- und Hesekielbuche. Einer Aufzählung des Einzelnen bedarf es hier nicht. Die Phantasie des Verfassers ist sehr dürftig. W o er erfindet, ist seine Erfindung unwahrscheinlich, wie die Befragung des Propheten durch götzendienerische Exulanten 20 3 oder die ausgesprochene Absicht der Exulanten, Heiden werden zu wollen (20 32). Selbst ein so origineller Gedanke, wie der in 20 26 — wohl der einzige originelle Gedanke in dem ganzen Kapitel — zeigt im Ausdruck (•"QI2 üb) Berührung mit dem Sprachgebrauche des Redaktors (vgl. 18i 8 36 3 i). Die lange Beschreibung ist mehr Abhandlung als Weissagung. Die Situation des Verfassers ist die exilische. Sein Interesse gilt nicht dem Jerusalem vor 586, sondern der Exulantenschaft. Wie schon gesagt, will dieser lange lehrhafte Abschnitt auf die nun folgenden Weissagungen Hesekiels vorbereiten: das Exil erfolgte als längst geweissagte Strafe für den Götzendienst der Väter. Jedoch schon hier gibt der Redaktor zu verstehen, daß die letzte Absicht Jahwes nicht Unheil ist, sondern die Reinigung des Volkes vom Götzendienst und die Rückführung ins Heimatland. ins Land 2028 kommt zu spät. Der neue Einsatz 2027 stößt sich mit 20so. 20so knüpft an 20ae an. — Ob 20a« Glosse ist (Cornill, T o y , H e r r m a n n ) ist mir nicht sicher. Dagegen scheint 20aiao Glosse zu sein; Kinderopfer sind sonst in exilischer Zeit kaum bezeugt. — Ferner streiche ich die mehrfachen Erwähnungen der Sabbate (2012.13. ie. 20.21.21), die durchweg den Eindruck yon Glossen machen. 2012.20 ist wörtlich Zitat aus Ex31is(Ps). — Auch sonst enthält der Text allerlei kleinere Glossen, z. B. D n E T D 204o.

111 Kap. "21 besteht aus vier kürzeren Abschnitten, die die Redaktion durch viermalige Einleitungsformel 21 i.e. 13.23 als Worte Jahwes überschreibt und von denen der zweite und der vierte jeder einen durch m s p nriNi 21 n. : t 3 eingeführten Anhang haben. Der erste Abschnitt 211-1 redet allegorisch: Hesekiel soll sich nach Süden wenden'), nach Mittag hin predigen, gegen den Wald des Sudlandes a ) weissagen, und zwar folgendes: Jahwe will Feuer an den Wald legen, das soll alle frischen und dürren Bäume 3 ) fressen; alle Gesichter vom Südland bis zum Norden sollen davon glühend werden, und alles Fleisch soll erkennen, daß Jahwe das Feuer angezündet hat und daß es nicht verlöschen wird. Diese Allegorie ist sehr dürftig und schlecht erfunden; sie steht weit ab von den dichterischen Gleichnissen Hesekiels. Das Weissagen .,nach Süden hin" ist ebenso legendenhaft wie das Weissagen Jeremias „nach Norden hin" 4 ). Das Erglühen der Gesichter soll das Entsetzen der zuschauenden Erdenbewohner ausdrücken. 21 4 fällt aus der bildlichen Rede heraus. Obwohl völlig durchsichtig 5 ), wird diese Allegorie doch ausdrücklich gedeutet. Die Deutung wird 21 5 eingeleitet durch die stereotype Verwunderung des Publikums Uber die unverständliche Gleichnisrede des Propheten 6 ) und durch das beliebte „ 0 w e h ! " des Propheten 7 ). Die vorhergehende allegorische Rede ist von vornherein auf diese Deutung angelegt; die Deutung aber redet ungeschickterweise selber wieder allegorisch. Die drei vorher mit Bedacht gewählten verschiedenen Bezeichnungen des Südens werden jetzt künstlich gedeutet auf Jerusalem, den Tempel 8 ) und das Land Israel. Der Waldbrand soll die Vernichtung durch Jahwes Schwert bedeuten; die frischen und dürren Bäume sind die Gerechten und Gottlosen in Juda. Daß das Feuer nicht verlöscht, soll heißen: das Schwert soll nicht in die Scheide zurückkehren. Zu bemerken ist, daß der Verfasser Gerechte und Gott' ) Z u m A u s d r u c k vgl. 62 1 3 i 7 2 5 a 2821 2 9 2 3 5 a 3 8 s . T)

m U

2 1 2 ist korrigierende Glosse zu "1JP vgl.

•') V g l . 1724. 5)

Herrmann:

4)

„Die Bildrede w a r für die H ö r e r

«) Vgl. 1 2 2 2 f . 1 7 a 1 8 2 f . 2 4 3 . 7)

Vgl. zum Ausdruck 4 i 4 9 s l l i 3

1 ?}*. ') Lies DUHpC1 T

Jahn.

J e r 3 i 2 vgl. D u h m z u r Stelle.

J e r l o 4io

32n.

gewiß nicht

rätselhaft.2

112 lose zusammen umkommen läßt, also auf die in Kap. 18 (und auch 9 4 ff.) angenommene individuelle Vergeltung nicht Rücksicht nimmt. Auch 21 8 zeigt also, daß der Verfasser von Kap. 18 mit seiner individualistischen Betrachtung — vorausgesetzt, daß beide Stellen von gleicher Hand stammen — sich nicht bewußt ist, eine neue Lehre einzuführen. 21« ist Glosse, welche lTimi 21s als „verbrannt werden" mißdeutete und auf das allgemeine Weltgericht bezog. An die Deutung ist in 21u-i 2 ein Befehl Jahwes, zu seufzen, angehängt. Merkwürdig, daß dieser redaktionelle Hesekiel nicht aus innerer Herzenbewegung, sondern nach göttlicher Anweisung seufzt! Aber sein Seufzen soll eben nur symbolisches Schauspiel sein. Es muß daher auch mit der nötigen Theatralik •¡TO1!?1/') geschehen. Das erinnert an 1217 ff. Dementsprechend müssen sich die Zuschauer auch erst darüber wundern und fragen 2 ), ehe der Prophet sie über den Sinn des Seufzens aufklärt. Der Sinn ist: ebenso werden die Exulanten seufzen, zittern, beben, wenn die „Kunde kommt" vom Falle der Stadt 3 ). Aus dem Gesagten ergibt sich, daß 21i-i_ mit Hesekiel nichts zu tun hat. Überall begegnen die stereotypen redaktionellen Wendungen 4 ). Der Verfasser, offenbar der Redaktor des Buches, nimmt 21, bereits auf die Verbrennung des Tempels 586 bezug. Das Bild vom „Schwerte" entnahm der Redaktor dem nunmehr folgenden hesekielischen Gedichte in 2113-22. Die Einleitung zu diesem 2113-14 a ist natürlich redaktionell, ebenso jedenfalls der formelhafte Schlußvers 21 22 . Das Gedicht beginnt mit 21 i4b- K r a e t z s c h m a r nennt es einen „leidenschaftlichen Dithyrambus". An seiner hesekielischen Herkunft kann man kaum zweifeln. Leider ist der Text in so heillosem Zustande und so stark von Glossen durchsetzt, daß über seine ursprüngliche Gestalt nichts wirklich Befriedigendes auszumachen ist. Die folgende Rekonstruktion soll nur ein Versuch sein: >) Vgl. 413 12S-7 20». 14.33 3623 37äo 38ie 4 3 n . ) Vgl. 12» 2419. 3 ) Vgl. zu den Ausdrücken 726.17 und 7&f. 2 4 u 3 0 g 33*3 39«. 4 ) Auch der Aramaismus n3nt>«t' 21 3 (vgl. HilÖ3o C n t 8 o J S i r o l s ) kennzeichnet den jüngeren Verfasser; rQ" 1 ? ist vielleicht erklärende hebräische Glosse dazu. Ehrlich betrachtet umgekehrt i"Or6>l> als Glosse zu ran 1 ?. 2

5

) In 2 1 u b muß statt des Part. Pass. ein Perfectum gelesen werden, also

113 14Ein

Schwert, Und

lcEinem

mit

20

Und

soll

Viele

An Heda

zu

ihren

Schwert,

Zum

hau

zum

Wohin

zu

packt. sich,

Falle

kommen

Toren.

Schlachten

"Scharf

es

umkreisen,

sollen

allen

gegeben,

verdreifachen

sie's

geschärft

gefegt;

es

Hand

soll's,

Rings

es

ward

der

Verdoppeln

r.s ward

Schwert,

ward

Mörder

Der 19

ein

blank

Blitzen

gemacht,

blank

nach,

deine

gefegt,

rechts

und

Schneiden

nach

sich

links, wenden.

Der Sinn des Gedichtes ist klar: das Schwert des Mörders ist gegen Jerusalem gezückt; Viele sollen erschlagen werden. Da(vgl. 21i 5 ). 2 1 i 0 a betrachte ich mit R o t h s t e i n als prosaische erläuternde Glosse.

2 1 i 5 b ist

unverständlich.

Die A u s l e g e r

pflegen

Jahwe

als

Sprecher

des Gedichtes anzusehen und lesen deshalb in 2 1 i e a gern mit V u l g . unbedingt n ö t i g ist das nicht.

in 21 u b „ g e f e g t " i s t ; man p f l e g t

oder niJItsb zu verbessern.

ist in 2 1 i e a wohl m i t L X X 1E2D zu lesen. Rothstein

aber

nt3"lC^> 2 1 i e a ist unmöglich, da das S c h w e r t schon

als erläuternde Glosse.

Statt F p s

2 1 i o b betrachte ich wiederum mit

Ferner streiche ich mit J a h n 2 1 n - i B , w o m i t

dann auch der neue redaktionelle A n s a t z 21 i g a f ä l l t ; diese V e r s e unterbrechen den Z u s a m m e n h a n g

und

fallen

aus dem T o n

des Übrigen

heraus;

sie

wollen

eigentliche Gottesrede sein, w a s von dem ursprünglichen Hesekielgedichte vielleicht nicht gilt.

D i e Aufforderung z u heulen und zu k l a g e n 21 n ist typisch.

Ver-

dächtig ist die B e z e i c h n u n g 'PNItW W t f i und daß sie alle dem S c h w e r t e preisgegeben sind, w o doch nur Z e d e k i a in B e t r a c h t k ä m e . H ü f t e " v g l . Jer 3119.

2118 i s t t o t a l sinnlos.

Z u m „ S c h l a g e n auf die

2119aß erinnert an 6 u (22i3 2 5 e ) ;

der P r o p h e t k a n n nicht g l e i c h z e i t i g in die Hände klatschen und das S c h w e r t schwingen.

Im folgenden pflegt man

gern mit L X X

m i ^ ^ i

also den Propheten als den A n g e r e d e t e n z u betrachten. j a das S c h w e r t in der Hand, nicht Hesekiel.

SdSPII

lesen,

zu

A b e r „der Mörder" h ä l t

Besser H e r r m a n n : riti^ti^ i ? Q 3 m . t

: *. ;

t

Vielleicht l ä ß t sich aber auch auskommen mit dem T e x t e r p t y ^ i y b c s m •

es soll sich v e r v i e l f ä l t i g e n d r e i f a c h " ; S i n ist Glosse. b)lT\ ^ n

m a g wohl Glosse sein,

:

•• t

•:

Auch 3 i n NTi Q ^ n

nn 1 ? m ~ n [ n ] könnte z u halten sein.

' :

„und 31H 2120 a

betrachte ich mit R o t h s t e i n wiederum als Glosse, bis auf das l e t z t e W o r t 31PI2 1 o 0 b m a g dann g e l a u t e t h a b e n : r D ü b HE'HD t

" C E T i z u streichen sein. heit auch R o t h s t e i n B e i b e t t z. Z A W . 3!)

¡"HOT 2"1IT

In 21ai w i r d

:

2 1 2 j ist eine prosaische Schlußbemerkung, deren E c h t -

bezweifelt. 8

114 mit ist eine historische Situation angedeutet, die offenbar über die der früheren Gedichte hinausgeht. Jerusalem ist jetzt unmittelbar bedroht. Es scheint, daß der Abfall Zedekias inzwischen Tatsache geworden ist. Hesekiel erwartet jetzt die blutige Rache des Babyloniers. Daß der Feldzug Nebukadnezars gegen Syrien oder gar die Belagerung Jerusalems bereits im Gange sei, braucht man vielleicht noch nicht anzunehmen; was Hesekiel hier ausspricht, kann schon im Jahre 591 seine Meinung über die sichere Folge des syrischen Aufstandes gewesen sein. An das Sehwertlied reiht sich, als ein viertes Wort Jahwes von der Redaktion eingeführt, ein Befehl Jahwes zu einer symbolischen Handlung. Auf den ersten Blick erinnert dieser Abschnitt an die originelle Theatralik von Kap. 4—5, aber bei näherem Zusehen erweist sich das doch als Schein. Während die symbolischen Handlungen in Kap. 4—5 — ich meine die drei ursprünglich hesekielischen — logisch konsequent beschrieben sind, fehlt hier jegliche logische Durchführung des Gedankens; Bild und Sache mischen sich wirr durcheinander. Der Prophet soll für das Schwert des Königs von Babel zwei Wege machen, die von e i n e m Lande (Babylonien) ausgehen, und soll je ein Wegzeichen setzen an die Spitze des W7eges einer jeden Stadt, nämlich nach Rabbat-Ammon und nach Jerusalem. Schon in diesen Sätzen (2121.25) fehlt die Stileinheit, ganz im Gegensatz zu den hesekielischen Symbolen von Kap. 4—5. Von 2120 ab vergißt der Verfasser ganz und gar, daß er eine Handlung des Propheten beschreiben wollte, und erzählt statt dessen einfach, was der König von Babel tut. Übrigens auch kurios genug! Der König steht an der Wegscheide und befragt sein Orakel — der Verfasser zählt alle Orakel, die er weiß, auf —, welche der beiden Städte er angreifen soll 1 ); das Orakel weist ihn nach Jerusalem (2I26-27). Die Jerusalemer wollen es zwar — wann eigentlich? — immer noch nicht glauben; aber Nebukadnezar klagt ihre Schuld bei Gott ein, und das wird ihr Verderben (2I29.29)2). ') Es heißt nicht, welche der beiden Städte er z u e r s t angreifen soll. Der Verfasser will begründen, warum Jerusalem und nicht Rabbat-Ammon zerstört worden ist. 2 ) Mit den Worten Düb 2129 ist nichts anzufangen. In 21s» sprich QDJiy OD"On )V, streiche (mit Syr.) das zweite QD"OT~ }}P und lies (mit LXX) DH2 statt rpa.

115 Daß diese „symbolische Handlung" nicht — wie die Ausleger zumeist annehmen — wirklich ausgeführt worden ist, erscheint mir klar. Die Darstellung ist ganz unordentlich; die symbolische „Handlung" wird überhaupt nur zur Hälfte beschrieben, nämlich nur das Zeichnen der zwei Wege und das Aufstellen der Wegzeichen, und schon da mit übler Mischung von Bild und Sache. Weiterhin vergißt der Verfasser aber überhaupt ganz, daß er eine symbolische Handlung des Propheten beschreiben wollte, und stellt die Hauptsache, den Orakelentscheid, einfach als Handlung des babylonischen Königs dar. Das ist nicht echte hesekielische Symbolik wie die Belagerungssymbolik in Kap. 4—5, sondern künstliche Mache, wie in Kap. 12. Daß der Abschnitt mit Hesekiel nichts zu tun hat, zeigt auch der Sprachgebrauch mit all seinen stereotypen Wendungen'). Der Abschnitt setzt sich 21so-32 fbrt in einer Apostrophe gegenden „ruchlosen Schurken 3 ), den Fürsten Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit, da seine Schuld voll ist". Jahwe befiehlt, daß man ihm Turban und Krone nehmen soll: „So soll es nicht bleiben (?); empor mit dem Niedrigen, nieder mit dem Hohen! Zu Trümmern, Trümmern, Trümmern will ich sie machen! Weh ihr, so wird sie bleiben 3 ), bis daß der kommt, dem das Recht zusteht und dem ich es geben werde." Daß dieser absichtlich geheimnisvoll redende Abschnitt nicht hesekielisch ist, ergibt sich schon aus der Bezeichnung des judäischen Königs t W l Es ist also ein vaticinium post eventum auf den Sturz Zedekias. Während er erniedrigt wird, soll der Niedrige, Jojachin und sein Geschlecht, auf den Thron gehoben werden. Jerusalem wird in Trümmer gelegt und in diesem Zustande bleiben bis zum Kommen des legitimen Erben der davidischen Krone. Das sind Stimmungen, wie sie etwa zu Haggais und Sacharjas Zeit lebendig waren; der Zu D ^ 2Ui Vgl. 62 13n 2U. 7 25ü 28 3 i 29 3 35 2 38* 44e.

Zu tfQ^

m n 2124f. vgl. 32n; zu m n vgl. 304 334.6 (auch 63 Iis 1417 29s 332); zu vgl. 1 7 1 9 2 242 26i 29«f. 3010. 24t. und oft bei Jer. Zu -pn a w i 2iiif. vgl. 1626.81. zu pn m i b rWo 21« vgl. 42 1717 268. ZuOTTQDp3 2Us vgl. 12m 136.8 2134 2229. Zu jiy T>DTD 212b vgl. 29is. Zu IIP mit Infinitiv 21m vgl. b^ 13s. 22 16ss 22i9 25s. s. 12.15 282.8 29«. 9 34a 35a. 10 362 (auch sonst oft |j7i). -) bbü wie Lev 217. n eigentlich „entweiht, profaniert". 8 ) Lies so mit LXX DNI3 ¡"6 m 8*

116 Abschnitt mag vor den Mauerbau Nehemias gehören. Die Redeweise ist künstliche Imitation ekstatischer Hede, wie sie die Jüngeren lieben (vgl. Jer 22 20 ). Der Ausdruck in 2183 erinnert an Gen 49io, dessen ursprünglicher Text vielleicht von jüngerer Hand messianisch umgebogen ist. Ein Nachtrag 2I33-37- bringt eine Weissagung gegen die Ammoniter und ihr Höhnen. Sie wird schon deshalb jünger als die Redaktion des Buches sein, weil diese die Ammoniter in 25i-5 bedroht. Das Stück ist eine stilistisch unglückliche Nachbildung des hesekielischen Schwertliedes, setzt aber bereits das ganze Kap. 21 voraus. Der Ergänzer, der 21 23 ff. las, vermißte neben der Bedrohung Jerusalems diejenige der Ammoniter, deren Höhnen ein stereotypes Thema der nachexilischen Literaten ist (vgl. 16.™ 36is Zph 2 8 u. a.). Auch für sie ist das Schwert aus der Scheide gezogen und zum Blitzen gefegt (vgl. 21i 4 f.), obschon auch die ammonitischen Lügenpropheten noch immer Glück weissagen (vgl. 13eff. 22*8). Das Schwert wird an die Hälse der ^ n (vgl. 213O) gelegt werden ; „ihr Tag ist gekommen zur Zeit, da ihre Schuld voll ist" (vgl. 21ao). Da hilft keine Gegenwehr, Ammon mag nur sein Schwert in die Scheide stecken 1 ); im eigenen Lande (vgl. 1 7 I G 2 9 H I 6 3 ) wird der Zorn Jahwes Ammon treffen (vgl. 1110 22si.ii u. a.); in die Hand von Barbaren (vgl. Ps 94s), die Unglück schmieden, wird es gegeben, dem Feuer zum Fräße (vgl. löi.c), sein Blut im Lande vergossen (vgl. 22n 24T) und sein Andenken ausgelöscht (vgl. 25i«). Jahwe hat es gesprochen (vgl. O13 2I22 2334)- Der ganze Abschnitt bewegt sich in Entlehnungen und konventionellen Phrasen. Die Barbaren, denen Ammon anheimfällt, sind nicht die Babylonier, sondern irgendwelche Feinde, etwa die Beduinen der Wüste (vgl. 251). Kap. 22 besteht aus drei selbständigen Abschnitten, 22i-ic. 17-22.23-31. Alle drei sind mit der üblichen redaktionellen Formel eingeleitet. Der erste Abschnitt 2 2 I - I 6 ist eine Drohung gegen „die Stadt des Blutes" '"). Der Prophet soll ihr all ihre Greuel, Blutvergießen und Götzendienst, kundtun; auch der Götzendienst gehört, da der Verfasser wohl an das Kinderopfer denkt, unter den Begriff der 2 8 1 3 . 1 S

D e r T e x t 21asa i s t sehr ungeschickt, falls Eicht g ä n z l i c h 2

) croin

T y

2-le. 0 v g l . 7*3 9o 1 1 » N a h 3 i .

verderbt.

117 Blutschuld. Jerusalem soll zum Gespött der Völker und Länder, der nahen und fernen, werden. Schon diese Exilsdrohung mit dem stereotypen Hinweis auf den Spott der Heiden verrät den exilischen Standpunkt des Verfassers. Das bestätigt sich im Folgenden: 22c -12 bringt einen langen Sündenkatalog, der sich fast Satz für Satz an das Heiligkeitsgesetz anlehnt. Im Munde des in der Ferne lebenden Hesekiel nimmt sich die ins Einzelne gehende Schilderung der jerusalemer Zustände seltsam aus. Das Ganze ist, wie man sieht, rein literarisch. Die Aufzählung beginnt mit den Sünden der ^TZ" WIM 22 0 , d. h. der Könige Judas; schon diese Bezeichnung beweist natürlich, daß von hesekielischer Abfassung des Stücks nicht die Rede sein kann. Nicht ein einzelner König — Zedekia —, sondern das alte Königtum überhaupt wird bedroht. Auch hier ist die literarische Fiktion durchsichtig (vgl. 34iff. Jer 23iff.). Der Leser von 22 6 erwartet eigentlich, daß nun die anderen Sünden der Könige der Reihe nach behandelt werden sollen; aber stattdessen folgt 22 7 ff. eine planlose Aufzählung allgemeiner Sünden, wobei das 22 2 f. angekündigte Thema der Blutschuld aus den Augen verloren wird und nur noch durch die gelegentlich an passender Stelle eingefügte Wendung m ¡yo1? in Erinnerung gebracht wird. Cornill scheidet 22 s wohl mit Recht aus. Die Schlußdrohung 22i.de, mit dem beliebten „Händeklatschen" (vgl. 6 U 21I 9 . 28 ) beginnend, stellt die Zerstreuung unter die Völker und Länder in Aussicht. Das ist wiederum ex eventu, vom Standpunkt des Exils aus, geschrieben. Auch die angekündigte Beseitigung der Unreinheit Jerusalems ist wohl nur als Drohung zu verstehen, nicht als leise Verheißung des Heils, die im Zusammenhang nicht am Platze wäre. Der ganze Abschnitt 22i-n besteht aus bekannten Phrasen und berührt sich, wie gesagt, stark mit vielen Stellen des Heiligkeitsgesetzes. Der Vorwurf der Opfermahlzeiten auf den Bergen') beruht auf dem deuteronomischen Dogma (vgl. 18»). Das alles zeigt, daß der Abschnitt nicht von Hesekiel stammt. Es handelt sich um eine im Exil verfaßte rein literarisch fingierte Bedrohung des alten Jerusalems, dessen Untergang vom Standpunkt der Doch vgl. das zu 1 8 e . i i . i s Bemerkte, wonach möglicherweise zu lesen, also vom Essen mit dem Blute die Rede wäre.

118 Gesetzesschule aus durch die Menge seiner Gesetzesübertretungen begründet wird. Der zweite Abschnitt 22i7-22 ist textlich schwierig. Das „Haus Israels" — schon dieser Ausdruck zeigt, daß auch hier nicht Hesekiel redet — ist zu jid (Qre r c ) geworden. 3iD ist nicht die nach dem Schmelzungsprozeß ausgeschiedene Schlacke, sondern die unreine Mischungsmaße, die in den Schmelzofen kommt, um das darin enthaltene Edelmetall (Silber) und das Unedle (z. B. Blei vgl. Jes la6) von einander zu trennen. JID ist also die Summe dessen, was nachher in 22 20 als „Silber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei" bezeichnet wird. Der Vergleich meint also, wie in Jes las. 25, daß ein Läuterungsgericht über Jerusalem ergehen soll. Schwierig ist die Stelle 22i 8 . C o r n i l l und J a h n streichen dmo HD; B e r t h o l e t liest vn •'OD F|DD "¡TO. Aber die folgenden Verse zeigen deutlich, daß ~pn mit TO zusammengehört. Ich halte spD für Glosse, die an verkehrter Stelle (statt hinter c^o) in den Text geriet und sehe, daß H e r r m a n n der gleichen Ansicht ist. In dieser Gestalt kann 22isb dann freilich dem ursprünglichen Texte nicht angehören; denn hier sind die Metalle bereits im Schmelzofen, während sie 22 20 erst hinein kommen sollen. Formell ist auch die abweichende Reihenfolge der Metalle gegenüber 22so und der Plural qvid gegenüber ;ic 22i 8a zu beachten. Ich streiche oa. Der Sinn ist also: Jahwe betrachtet und behandelt das „Haus Israels" als 31D, d. h. als unreine Mischungsmasse, die der Schmelzung bedarf; er sammelt sie in Jerusalem, wie man Silber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei im Schmelzofen sammelt, bläst1) ins Feuer und schmelzt sie. Gemeint ist das Strafgericht, das 586 über Jerusalem erging. Der Text hält sich ganz im Stile des Redaktors 2 ). Die Weissagung ist auch hier wieder literarische Fiktion. Der Verfasser mag zu seinem Bilde durch Jes las. 26 angeregt worden sein. Der Sinn seiner Weissagung ist durchaus drohend gemeint; auf den verheißungsvollen Gedanken der sittlichen Läuterung ist kein Nachdruck gelegt. Erst 22Si-»aa (vielleicht Zusatz vgl. J a h n ) deutet dies an: hier wird nur von der Schmelzung des Silbers gesprochen, also von der Bewahrung des Edelmetalls. Der Zusetzer dachte an die eschatologische Reinigung Lies innDil.

2

) Vgl. z. B. 22,0.

119 der Gemeinde von den gottlosen Elementen. Seine Sprache ist schon aramäisch beeinflußt 1 ). Der dritte Abschnitt besteht, abgesehen von 22 24, aus lauter bekannten oder von anderswoher entlehnten Wendungen und Sätzen 2 ). Der Reihe nach werden die einzelnen Stände vorgenommen: die „Fürsten" (LXX) = die Könige, die Priester, die Obersten, die Propheten. Ihre moralische Verderbnis wird beschrieben. In diesem Sinne ist auch die Anrede 22 24 zu verstehen. Der Ausdruck in 222< ist auffällig: Jerusalem gleicht in seiner sittlichen Unfruchtbarkeit einem „Lande, das nicht beregnet 3 ) und nicht benetzt 4 ) ward". Dazu wird hinzugefügt cy? DVD, was geprägter Terminus des Gerichtstages ist 5 ); die Verbindung mit dem vorhergehenden bildlichen Ausdruck ist sehr ungeschickt 6 ). Der Sinn kann nur ein präteritaler sein: nicht, daß sich die sittliche Unfruchtbarkeit Jerusalems am Gerichtstage zeigen werde, sondern daß sie sich am Gerichtstage gezeigt h a b e . Der Gerichtstag bezieht sich also auf das schon geschehene Gericht über Jerusalem. Unwillkürlich redet der Verfasser, der ja eigentlich hier weissagen sollte, vom Schicksal Jerusalems als einer vergangenen Tatsache. Ebenso beschreibt er die Verderbnis der Jerusalemer als Tatsache der Vergangenheit im Perfektum; ein Perfectum propheticum gibt es nicht. Daß auch 2223-3, nicht von Hesekiel stammen kann, ist also deutlich. Die literarische Abhängigkeit von fremden Stücken ist hier stärker als sonst je beim Redaktor und der Stil ist besonders ungeschickt. Der Re') COD. ) Vor allem ist Zph 3i-4. s gründlich ausgebeutet. Vgl. im Einzelnen zu 22 2 5 : Zph 3s Hes 19s Jer 20 6 Hes 11«; zu 22u: Zph 3t Hes 22s 42 2 0 44 2 3 Lev 10,o II47 22 2 6 Hes 22s Lev 20.1 Hes 22,e 2 0 b . i j . s j ; zu 2227: Zph 3 a Hes 19s 22e. 9.12 13isf. 22 ia f.; zu 22 2 8 : Zph 3 i Hes 13i 0 -i5.6.t; zu 22 2 9 : Hes 18is. 12 Jer 7o 2213; zu 22so: Hes 135 30,1; zu 2 2 3 , : Zph 3 9 H e s 2 1 3 « 22 2 i 9io. 3 4 ) Lies m i s p . ) Sprich r i ü W l 2

5

) Vgl. 7,9' Zph 1 , 8 Thr 1 , . Jes 13,1.' '' H e r r i n a n n schlägt deshalb Korrektur von DJiT in „Platzregen" vor. Aber das ist schwerlich angängig. Es soll dann bedeuten: Jerusalem-Juda ist infolge seiner verderbten Bewohner ein so ungesegnetes Land, daß es nicht einmal am Tage des Platzregens mit Regen benetzt wird, m t wird sonst im A T nicht vom befruchtenden Regen, sondern nur vom vernichtenden Wetterguß gebraucht.

120 daktor pflegt in seinen Drohungen g e g e n das alte Jerusalem seinen exilischen Standpunkt besser zu verbergen. Man könnte meinen, daß der Abschnitt erst einem nachredaktionellen Ergänzer angehörte, der sich durch 22 0 zu einer Behandlung der einzelnen Berufsstände anregen ließ. In Kap. 23 folgt wieder ein hesekielisches Gedicht, auch dieses, wie gewöhnlich, stark überarbeitet. Die Ausscheidung des ursprünglichen Bestandes ist natürlich nur mit relativer Sicherheit möglich 1 ). Aber die rhythmische Struktur des ursprünglichen Textes ist unverkennbar. Ich rekonstruiere versuchsweise folgenden Text: 'Zwei Weiber waren, Töchter einer Mutter; ') I n 23s spreche ich mit C o r n i l l W J und z u r Abschwächung des obszönen I n h a l t s . '234b I n 23ö ist " l l W ^ N erklärende Glosse. In 23 redaktioneller Sprachgebrauch. 2 3 n a schließt sich nicht a n 23io an, wohl aber an 23o. 2 3 n b ist W u c h e r u n g , metrisch überschüssig (vgl. auch das prosaische DK). 23i» ist breite Wiederholung a u s 23s, und 23i3-ua scheint damit z u s a m m e n z u h ä n g e n ; zu i t N D ü i vgl. 23 7 . — In 2 3 u b halte ich das ung r a m m a t i s c h e ~ P p i " r t y M p n o f ü r Glosse aus 810. Die Nennung der k o m m t in 2 3 n b verfrüht. Vielleicht ist n u r zu lesen: I ^ D C p p n D ^ N N1PV I n 231» b e t r a c h t e ich n m ^ l D p s t Q'HliO als Glosse, die nE"HiiO 23ie vorbereiten soll. 23i7~2i ist textlich nicht einwandfrei, und jedenfalls durch W u c h e r u n g e n a u f g e f ü l l t : ich scheide versuchsweise 23is und 23si a u s ; 231 8 ist häßlich nach 2317 b; 23 21 ist durch seine Anrede in 2. Pers. unmöglich. — Die m i t 2322 einsetzende Gerichtsdrohung v e r l ä u f t in vier Absätzen, die alle m i t n i n i 1DN i~ü beginnen (2322.2s. a:. 35). D a s k a n n nicht ursprünglich sein. Ich halte n u r den ersten f ü r hesekielisch. Auch dieser T e x t ist jedoch schon reichlich glossiert. Auf jeden F a l l ist die unpassende W i e d e r e r w ä h n u n g der Assyrer 23asaßb zu streichen; ferner sind 23»ib und 232saa schwerlich nebeneinander u r sprünglich. 2326b v e r s t e h t "¡rpiriN anders als 2325a, ist also Zusatz. Auch 232« ist Z u s a t z (aus 16 39); das Ausziehen der Kleider und die W e g n a h m e des Schmuckes h ä t t e vor die H i n r i c h t u n g gehört. I m Übrigen ist die Rekonstruktion hier natürlich ein bloßer Versuch.

3

Buhlten in Ägypten, Buhlten in ihrer Jagend; Ihr Busen ward dort gedrückt, Dort ihre Scham geschändet. l Ohola hieß die Altere, Oholiba die Schwester.

Mein ((her icurden sie, (rebaren Söhn' und Töchter. r> Oho/a treutos buhlte, Glühte für ihre Buhlen, Statthalter und Filmten, Krieger "in Rurpurkleid, Reiter hoch zu Rosse, Hübsche Burschen zumal. Oholiba die Schwester sah's, Tncl sie erglühte heißer, 1 Sch a u te Mannsgestalten Rötelfarben gemalt, 5 Schärpen um die Hüften, Binden um das Hau/d, TT' ie Ritter anzuschauen, Babels Söhnen gleich. 6

Und da sie also glühte Gleich auf den ersten Blick, Sandte sie aus zu ihnen Boten nach Chaldäa. 'Und es kamen jene Zu ihrem Liebeslager Und sie schändeten sie Durch ihre Buhlerei.

Doch als sie nun geschändet, Schon ward sie ihrer leid, 0 Ärgere Buhlschaft trieb sie Wie einst in Jugendtagen, 0 Da sie für Ägyptens Lüstlinge erglühte,

122 Deren Fleisch wie Esel, Deren Glieder wie Hengste. 22

Ha, ich weck' deine Buhlen Und führe sie dir zu, 23 Babels Söhne und alle Chaldäer, Pekod, Schoa, Koa. 121 Sie kommen zu dir in Haufen, Völker zu Wagen und Boß, Mit Tartsche, Schild und Helm Rücken sie gegen dich. Ich leg' den Fall ihnen cor, yach ihrem Recht sie dich richten; ""Haua ab dir Nas' und Ohren, Durchs Schicert fällt dein Gesäß; 2 'End' mach ich deinem Frevel Und Buhlen mit Ägypten, Daß du nicht nach ihnen schauest, Ägyptens nimmer gedenkst.

Das Thema des Gedichtes erinnert an Kap. 16, ist aber nicht dasselbe; dort handelt es sich um kanaanäischen Höhendienst, hier um Verkehr mit den Ausländern, Assyrern, Babyloniern und Ägyptern; also dort um den Kult, hier in erster Linie um die Politik. Einst waren Israel und Juda den Ägyptern dienstbar; da befreite sie Jahwe und machte sie beide sich zu eigen. Aber Israel ließ sich mit den Assyrern ein und Juda, dem Beispiel der Schwester folgend, mit den Babyloniern. Der Dichter denkt an die politische Haltung Judas seit der Schlacht bei Karkemisch 605, worauf sich vielleicht auch die Sendung der Boten bezieht. Er stellt es sich so vor, daß Juda die stolzen babylonischen Ritter zuerst im Bilde kennen lernte und sich in sie verliebte. Immerhin erscheint dem Dichter dies begreiflich; denn diese Assyrer und Babylonier waren ja vornehme, schöne Kavaliere. Aber unbegreiflich und wirklich arg ist es, daß Juda dieser Liebhaber überdrüssig geworden ist, um sich nun den abscheulichen und gemeinen Ägyptern aufs neue in die Arme zu werfen! Hier liegt die eigentliche Pointe des Gedichtes. Hesekiel verrät auch hier wieder sein babylonisches Herz; mit unverhohlener Bewunderung

123 schildert er Assyrer und Babylonier, die Pracht ihres Auftretens, die Größe ihrer Kriegsmacht. Dagegen haßt er die Ägypter, die elenden „Lüstlinge". Absichtlich ist der Geschlechtsverkehr mit den einen ganz dezent, der mit den andern als niedrigste Wollust beschrieben. Auch sonst stehen die Ägypter bei den Israeliten im Rufe der Lüsternheit (vgl. Gen39 e bff.). Das Gedicht setzt voraus, daß Juda von Babylonien zu Ägypten abgefallen ist. Die politischen Beziehungen zu Babylonien haben sich so zugespitzt, daß Hesekiel mit der sicheren Rache Babyloniens drohen kann. Er beschreibt sie, dem gewählten Gleichnis entsprechend, als Hinrichtung der Ehebrecherin; Jahwe, der beleidigte Gatte, überläßt die Exekution den gekränkten Liebhabern, die das Gericht nach babylonischem Rechte an ihr vollstrecken. An das hesekielische Gedicht sind mehrere Nachträge angefügt. Zuerst 23 28-ao. Schon dieses Stück fällt aus dem Rahmen des Gedichtes heraus; denn die Babylonier heißen jetzt nicht die Liebhaber, sondern „die, welche du hassest" 1 ); sie verfahren mit Jerusalem ,,in Haß", nehmen ihm seine Habe und lassen es ,,nackt und bloß" (nach 16i) zurück. Das ist etwas anderes als die früher dargestellte Hinrichtung der Ehebrecherin. Der Verfasser blickt auf das Schicksal der Stadt von 586 zurück. So geschah es, weil Jerusalem den ,,Heiden" nachhurte und sich durch deren Götzen verunreinigte — auch dies ein vom Thema des Gedichtes abliegender Gedanke. 233I leitet zu einem neuen Gleichnis über: dem Trinken des Giftbechers. Das ist ein beliebtes Bild in der Literatur (Jes 5117.22 Jer 25I6 ff. 49i* Hab 2I 6 Ps 75„ Thr 4 3 ,). Mit dem Gedichte Hesekiels hat es nichts mehr zu tun. Jerusalem soll den Becher seiner Schwester Samaria trinken und ganz ausschlürfen 2 ). 23»i b ist Schlußformel. Es ist möglich, daß der Zusammenhang bis hierher vom ersten Redaktor stammt. Ein jüngerer Zusatz ist 23ao; er begründet nochmals das Verhängnis und wiederholt die Drohung a ). ') 2 3 2 8 b w i r d G l o s s e n a c h 2 3 i ?

zu

*) I c h s t r e i c h e 2 3 3 ü b a 33a 34 ay a l s 3

j Zu

den A u s d r ü c k e n

vgl. 23s.27

sein. Glossen. I650.

124 Es folgt dann ein weiterer Anhang 23 36-i9. Er wird eingeleitet nicht durch die übliche redaktionelle Einleitungsformel, sondern durch das im Hesekielbuche ungewöhnliche m;r ION'). Der Text ist z. T. bis zur Unverständlichkeit verderbt und noch dazu offenbar stark glossiert. Die Herausschälung des ursprünglichen Textes ist schwierig 1 ). Der Inhalt ist folgender: Der Prophet wird aufgefordert, Ohola und Oholiba ihr Urteil zu sprechen; denn sie haben Ehebruch getrieben, und Blut klebt an ihren Händen, weil sie ihre Söhne den Götzen schlachteten und das Heiligtum Jahwes entweihten. Aber damit nicht genug, sie schickten auch zu Männern, die aus der Ferne gekommen waren; die kamen zu ihnen, legten ihnen Armspangen an, setzten ihnen prächtige Kränze auf 2 ), und besuchten sie. wie man eine öffentliche Dirne besucht 3 ). So trieben es Ohola und Oholiba. Aber ..gerechte Männer" werden über sie Gericht halten, als über Ehebrecherinnen und ßlutvergießerinnen, d. h. Kindesmörderinnen 4 ). Man wird nämlich eine Volksversammlung einberufen und sie hinrichten lassen: sie steinigen und mit Schwertern zerhauen 6 ), ihre Söhne und Töchter töten 6 ) und ihre Häuser in Brand stecken 7 ). So wird die Unzucht aus dem Lande beseitigt werden 8 ) zum warnenden Exempel für andere Frauen 9 ). Um diese sonderbaren Ausführungen zu verstehen, muß man zuerst einmal beachten, daß das ganze Stück aus Sätzen und Phrasen der Kap 16 und 23 zusammengeflickt ist, also jedenfalls mit Hesekiel, aber auch mit dem Redaktor nichts zu tun hat. Des Weiteren ist zu beachten, daß hier Schuld und Strafe Oholas und Oholibas ganz von neuem geschildert werden. Das ') Auf ein Verständnis von 2342a m ist wohl zu verzichten. 23«tbß-ii heben sich durch ihre singularische Anrede heraus und mögen ein Randzitat sein, welches durch U t f i ^ ungeschickt im Zusammenhang verankert wurde; es ist wohl eine Ausmalung der Ehebruchsszene mit Entlehnungen aus 16 ii.i8. Eine weitere Glosse ist 23s7aßb; sie erläutert 2337aa (in Anlehnung an 162of ). Schließlich ist 2338 eine den Zusammenhang zerreißende Glosse zu 2339,. welche an 5 n und 20i3.i6.2i.24 22s erinnert. Nach Entfernung dieser Glossen und Streichung des zu Anfang von 2339 ergibt sich der Satz:

"Wn^ ntnpö-^N Wim 2

DrrozrnN c^ntr^

o n icsu 13.

a ) Wörtliches Zitat aus I611-12. ) Zum Ausdruck vgl. 23i7 und I630. 6 u *) Vgl. 1638 . ) Vgl. 1640. ) Vgl. 23,.-,. 7) Vgl. 1641. 3 ) Vgl. 2327 16«. ") Vgl. 16 2310.

125 Eigentümliche des Abschnitts ist, daß nicht nur Oholiba, sondern beide Weiber zusammen bedroht werden. W a s soll aber eine Bedrohung Samarias in Hesekiels Munde? S m e n d verrät nur seine Ratlosigkeit, wenn er bemerkt: „Ebensowenig wie der Raum bildet die Zeit eine Schranke für Hesekiels Prophetie." Als Drohrede gegen Samaria ist das Stück Uberhaupt nicht zu begreifen, auch nicht als literarisch fingierte Predigt eines Späteren. Die üblichen Erklärungen versagen völlig. W a s sollte es wohl bedeuten, daß die Samarier den Tempel in Jerusalem verunreinigt hätten (238)! Will man an Vorfälle wie Josephus ant. XVIII 30 denken? Wie könnten ferner die Assyrer, die an Samaria, und die Babylonier, die an Jerusalem das Gericht vollstrecken, „gerechte Männer" (23«) genannt werden! — Man kommt m. E. über die Schwierigkeiten erst dann hinweg, wenn man einsieht, daß der Verfasser unter Ohola und Oholiba überhaupt nicht Samaria und Jerusalem verstehen will, sondern zwei einzelne Frauenzimmer. Er scheute sich also wohl, die krasse Schilderung des Hesekielgedichtes auf Israel und Juda zu beziehen, und wollte gewissermaßen die richtige Exegese geben. Er verwendete dabei lauter Phrasen aus Kap 16 und 23. Eine so verkehrte Exegese mag uns schier unglaublich erscheinen, — aber was bringen Exegesten nicht alles fertig, wenn sie Dogmatiker sind! Der Verfasser beginnt seinen Abschnitt mit Phrasen aus 20* 22 3 und 43i 0 : Hesekiel soll den zwei genannten jüdischen Frauen das Urteil sprechen wegen Ehebruchs, Kindesopferung, Tempelschändung und unzüchtigen Gelagen mit heidnischen Ausländern. Das Urteil soll durch gerechte jüdische Richter gefällt werden. Es lautet auf Todesstrafe wegen Ehebruchs und Mordes, und die Hinrichtung wird gesetzmäßig in Anwesenheit der Volksgemeinde durch Steinigung und Zerstückelung mit dem Schwerte vollzogen; außerdem werden die Kinder der beiden Delinquentinnen getötet, und ihre Häuser in Brand gesteckt — das alles zum warnenden Exempel der jüdischen Frauenwelt. 5. Kap. 24. Kap. 24 ist wieder datiert, und zwar auf den 10. X. des 9. Jahres, d. h. auf den Anfangstag der Belagerung Jerusalems

126

Ende Dezember 589 1). Von Babylonien aus konnte Hesekiel dies Datum an jenem Tage nicht wissen: denn an „Fernsehen" im Stile Swedenborgs, dem Kronzeugen solcher okkultistischer Fähigkeiten, auf den sich auch die Ausleger gelegentlich berufen haben, glaube ich nicht. Das Datum stammt also, da Hesekiel kein Betrüger ist, vom Redaktor, der die folgenden Hesekielstücke auf diese Weise richtig zu datieren glaubte. Dem Redaktor gehören, wie überall, die Eingangsverse 24i- 3 a an. Sie reden die übliche Sprache des Redaktors. Dieser bezeichnet das Gedicht nach seiner Weise als bwr2'). b'J "¡DD 24> ist aramäischer Spracheinfluß8). 243 b-s ist ein kurzes hesekielisches Gedicht. Der Text ist teilweise unsicher4). Man kann ihn etwa in folgender Weise rekonstruieren: "Den Kessel setz? auf, setz' Gieß Wasser drein 4 Fleischstücke lege dazu, Lende und Schulter. 6

auf,

Vom besten Kleinvieh nimm, Schicht' Holz darunter, Laß sieden, sieden, und koche Die Knochen drin.

Der Sinn dieses Gleichnisses ist klar: wie die Fleischstücke im Kessel, so sollen die Jerusalemer in der belagerten Stadt gekocht werden. Man nimmt gewöhnlich an, daß Hesekiel diese Gleichnisse seinem Publikum dramatisch vorgeführt habe; aber diese Annahme ist nicht nötig und auch gar nicht besonders wahrscheinlich. Es ist alles nur Bildersprache. So weit ist alles ganz einfach und durchsichtig. Von 24e ab. dagegen wird der Text merkwürdig und schwierig. Zweimal, 24 fl ff. und 24e ff., wird mit einer Gottesrede (mm pn«] "1DN DD p1?) eingesetzt und darauf in 24i S -n geschlossen: „Weil ich dich reinigte ') II Reg 251 Jer52*39i Sach8i». 3 ) Vgl. 17 s 21s. ) Vgl. Ps. 88 s. 4 ) In 243b lies rQ. In 24« lies •Tini! und streiche etwa HIB und übt} n^DJJJ? "irOD. In 246a lies vielleicht "irüQQ (LXX) und statt D^DSyn wahrscheinlich D^yri; in 246b lies statt mnm mit LXX vielleicht n m ; ferner statt lbttG der Imperativ btSd. 2

127

und du [doch] nicht rein wurdest von deiner Unreinheit, so sollst du [auch] künftighin nicht rein werden, bis ich meinen Zorn an dir gekühlt habe. Ich Jahwe sage es: es kommt! und ich werde es tun und nicht ablassen und nicht schonen [und es nicht bereuen ')]; nach deinem Wandel und nach deinen Taten richte ich dich "), ist der Ausspruch Jahwes." Was wir hier lesen, ist ganz und gar Sprache und Stil des Redaktors. Jahwe hat sich bemüht, Jerusalem zu reinigen, aber das Reinigen half nichts; darum wird er nun sein Zorngericht an Jerusalem vollstrecken. Diese Gedanken sind nun aber nicht Deutung des hesekielischen Gedichtes 243b-5, mit dem sie nicht das Geringste zu tun haben, sondern beziehen sich auf 24-6-12, auf das Bild vom Rost, den Jahwe vergeblich zu entfernen suchte, und vom Einschmelzen des Kessels. Letzteres geht natürlich auf die Katastrophe Jerusalems von 586. Der Abschnitt 24«-i4 ist also sekundär gegenüber 24st>-r>, nämlich eine vom Sinn des ursprünglichen Gedichtes abbiegende Weiterführung von der Hand des Redaktors. Der Kessel ist Jerusalem, die „Stadt des Blutes" 3). Mit häßlicher Mischung von Sache und Bild wird das Bild vom Kessel nochmals hinzugefügt, aber mit neuer Wendung: „Kessel, an dem Rost ist [und, von dem der Rost nicht abgeht]" 4 ). Das ist auch deshalb häßlich, weil statt der Deutung ein neues Bild eingeführt wird, welches das ursprüngliche hesekielische Bild ganz verschiebt. Der Rost soll natürlich die Verunreinigung Jerusalems durch Blutschuld bedeuten wie dies in 247 ausdrücklich gesagt wird. Aber was soll nun der seltsame Vers 246b bedeuten: „ihre Fleischstücke hat sie Stück für Stück hinausgetan 6 ), ohne daß das Los über sie (die Stadt bzw. den Kessel) fiel." Das soll wohl auf die erste Deportation von 597 gehen, durch welche die Nobilität der Stadt (die besten „Fleischstucke") ins Exil ziehen mußte. Die Meinung wird sein, daß Jerusalem damals den besten Teil seiner Einwohnerschaft schon verloren hat; jetzt ist es ein leerer Kessel. Die Anknüpfung von 243 Od) ist freilich so schlecht, daß 24eb wohl (mit H e r r m a n n ) als Zusatz anzusehen ist. Jerusalems Sünde ist hier, wie auch sonst, Blutschuld. Das wird om. LXX. -) Lies "¡TlöDtP MSS oder -¡üOEW Verss. 4 ) Zum Ausdruck vgl. 22». ) Vielleicht Glosse. •'•) Sprich rWXin ohne Mappiq im 3

128 in 2 4 7 b in geschraubter Weise ausgedrückt: die Stadt hat das Blut „auf den kahlen Fels getan'), hat es nicht auf den Erdboden geschüttet, um Erde darüber zu decken"; einfacher und klarer gesagt: das Blut blieb ungesühnt, schreit also nach Rache 2). W e g e n dieser ungesühnten Blutschuld kommt nun die Strafe Uber die „Stadt des Blutes". W i e Hesekiel im Symbol, so wird nun auch Jahwe handeln (24» b). Auch Jahwe will das Holz aufschichten, das Feuer anzünden, das Fleisch austilgen 8 ), die Brühe ausgießen 4 ), und den leeren Kessel auf die Kohlen stellen 5 ), daß er heiß und sein Erz glühend werde; dann wird seine Unreinheit abgeschmolzen, sein Rost getilgt werden 6 ). Also ein radikales Reinigungsmittel. Auch dem zweiten Abschnitte dieses Kapitels 24I 5 -. 7 liegt ein kurzer Spruch Hesekiels zu Grunde, der in den Versen 24i 6 -i7 enthalten ist. Der Redaktor hat, wie üblich, die Einleitung 2415 dazu geschrieben und vielleicht auch den prosaisch klingenden und metrisch überladenen Anfang überarbeitet. Der Text lautet so 7 ): 16 ich nehm deiner Augen Lust dir, Wehklage und iceine nicht! Halt an dich in dumpfem Schweigen Und, laß das Trauern sein.

17

') Zum Ausdruck vgl. 26[*].i4. 2 ) 248 ist wohl Glosse (so auch H e r r m a n n ) ; hier ist es Jahwe selber, der das Blut aui den kahlen Fels getan hat. a ) n n n verstehe ich nach 2215 und 2 4 n . Die Verbalformen in 24io fasse ich als lnfinitivi absoluti. 4 ) Lies vielleicht p i D ~ p V i l (od. p m n D , und streiche mit LXX niQSJTil

nrp.

6

) In 2411 lese ich iTmCyiTl.

") 2412 a (om LXX) streiche ich als Dittographie. Mit 2412 b weiß ich nichts anzufangen, ebenso wie mit den zwei ersten Worten von 2413. Denn daß auch dies radikale Verfahren Jahves erfolglos bleibe, gibt keinen Sinn. ') Als Glosse streiche ich in 24 m "OJCD (S. darüber unten) und mit L X X die W o r t e N12D N^l. 2 4 n a o ist textlich verderbt; eine Umstellung von • T D und verbietet sich aus rhythmischen Gründen; auch heißt f a l l e i n schon Totenklage, so d a ß c n D mindestens überflüssig wäre ( C o r n i l l ) . H e r r m a n n bringt O l mit assyr, damämu = (leise) wehklagen zusammen; also G l p i N ü = seufze, wehklage (leise) oder als Infin. absol.: mit (leiser) Wehklage, — dies dann als Gegensatz gegen die ostentative Äußerung der Trauer. C o r n i l l zieht vor zu konjizieren: D D l D f O D1T pCNDH = halte an dich in dumpfem Schweigen (oder eventuell: halte an dich, wehklage (leise) in dumpfer Betäubung). In 24i7a ist C i l N CN"? ZU lesen.

129 Binde dir um den Turban, An die Füße ziehe die Schuh, Verhülle dir nicht den Schnurrbart, Und iß kein Trauerbrod. Der Inhalt des Spruches ist dieser: Jahwe will dem Propheten „seiner Augen Lust" nehmen, ohne daß dieser ein Zeichen der Trauer dabei zeigen soll. Das wird im Folgenden auf den plötzlichen Tod der Gattin Hesekiels gedeutet. Dabei pflegen die Ausleger Betrachtungen über das zärtliche Verhältnis Hesekiels zu seiner Frau anzustellen, nicht ohne eine leise Verwunderung darüber, wie selten solche weicheren Gefühlsäußerungen sonst bei Hesekiel seien. Die Bezeichnung „Augenlust" ist auch sonst im Hebräischen beliebt, z. B. für die Kinder (Thr 2 4 ) oder allgemeiner für jeglichen geliebten Besitz, Silber und Gold, Weiber und Kinder (I Reg 20«). Man sieht, der Ausdruck beschränkt sich nicht auf die Minnepoesie. Es fragt sich daher, ob die Deutung 24i 9 ff. die Meinung Hesekiels wirklich trifft. Die Ausführungen in 24iS ff. sind nämlich recht merkwürdig. Mit Recht fand schon H e n g s t e n b e r g es „seltsam, wenn Gott seinen Diener so weit erniedrigt hätte, daß er ihm aus keinem andern Grunde seine Frau genommen, als um ihm zu einer mimischen Darstellung zukünftiger Zustände des Volkes Anlaß zu geben", und er folgert daraus, daß das hier Erzählte nicht wirklich geschehen sei. Neuere Ausleger, wie K u e n e n , S m e n d und K r a e t z s c h m a r , nehmen den gleichen Anstoß, helfen sich aber damit, daß in Wirklichkeit „die Tatsachen der prophetischen Erkenntnis und Auslegung voraufgegangen seien" ( K r a e t z s c h m a r ) und verweisen auf Hos 1. Man setzt dann das traurige Familienereignis als primär und betrachtet die göttliche Ankündigung als eine nachträgliche Spekulation des Propheten. Ethischen Bedenken gegen eine solche Fälschung der Tatsachen entschlägt man sich durch eine gekünstelte psychologische Zurechtlegung. Daß das nicht angeht, habe ich früher für Hosea gezeigt'), und bei Hesekiel liegt es gerade so. Den Weg zum Verständnis unsers Stückes hat G. J a h n gewiesen. Er erkennt, ') Die Propheten 1914 S. 424f. Vgl. auch P a u l R i e ß l e r , Die kleinen Propheten, Rottenburg a. N., 1911 S. 8; G. P f a n n m ü l l e r , Die Propheten 1913 S. 39; A. H e e r m a n n , Ehe und Kinder Hoseas ZATW XL 1923 S. 287ff. Beiheft z. ZAW. 39

9

130 daß Hesekiel unter der „Augenlust" garnicht seine Frau verstehen wollte, sondern Jerusalem, welches hier, wie in allen seinen bisher besprochenen Dichtungen, der Gegenstand seiner Weissagung ist. Der Sinn des Spruches 24ie-n ist dann einfach der: Jerusalem soll untergehen, ohne daß man es betrauert. Dies Unterlassen der Trauer ist keine symbolische Handlung. Erst der Redaktor, welcher 24I 8 ff. schrieb, hat eine solche darin entdeckt. Ist es doch seine Meinung, als ob womöglich alles, was Hesekiel tat, symbolischen Sinn hatte, blüü oder roio gewesen sei. So ist der Midrasch, den er 24iaff. erdichtet, entstanden. Die „Augenlust" Hesekiels 24I 6 hat er als die Frau des Propheten verstanden, und daraus ergab sich nun eine ganze Geschichte. Am Morgen verkündet Jahwe den Tod der Frau voraus; am Abend desselben Tages tritt der Tod ein; am Morgen drauf unterläßt Hesekiel, wie ihm befohlen, ostentativ alle Äußerungen der Trauer. Seine Umgebung erkundigt sich, ähnlich wie 12 8 -n 2 1 6 . u , nach dem Sinn seines auffälligen Benehmens, und nun folgt in Form eines neuen Jahwewortes die Erklärung'). D a ß die ganze Deutung des hesekielischen Spruches auf den Tod der Frau vom Redaktor stammt, wird durch andere Beobachtungen noch bestätigt. Der Verfasser nennt, wie es der Redaktor zu tun pflegt, die Exulanten bN-itt*1 1T3. Die ,,Augenlust" wird statt auf Jeriisalem auf das Heiligtum Jahwes bezogen (24H); dieses soll entweiht werden (vgl. Lev. 18«i u. a.). B e r t h o l e t nennt die Angabe, daß die Exulanten ihre Söhne *) Anders urteilt Jahn über den Abschnitt. Mit Berufung auf den Text des Vaticanus streicht er den Satz 3~|)D T W nDffl 24i«aß. Dadurch eliminiert er die Frau ganz und gar, und versteht nun auch in 2419ff. die „Augenlust" von Jerusalem. Aber Cornill dürfte doch die Ursprünglichkeit das Sätzchen 24isap gegen den Text des Vaticanus erwiesen haben. Dagegen wird HDJOD 2419 Glosse sein. Dies Wort hält Jahn fest, indem er es auf die durch Jahwe herbeigeführte Katastrophe Jerusalems deutet. Er bestreitet, daß HD3D auf eine Krankheit gehen könne; aber das ist nicht richtig. HD3D oder Fp3 ist der charakteristische Ausdruck für das von der Gottheit plötzlich verursachte Verderben. Seuche und Pest (Numl4s7 I Sam 64 IISam 24u.it I C h r 2 1 i 7 . n Sachl4n.is.is vgl E x 9 n ]2ia Num 209.19f. 31ia Ps 106ao Jos22i 7 ) oder göttliches Feuer (Num 17nf. 14f.); daneben kommt es vor als Bezeichnung der Niederlage vor dem Feind (I Sam 417 II Sam 18 7). Ob man es auch von der Eroberung einer Stadt sagen würde, ist mir nicht so gewiß. Ich halte deshalb 24ie für eine Glosse, die auf den Tod der Frau durch plötzliche Krankheit gehen soll.

131

und Töchter in Jerusalem zurückgelassen hätten, interessant; ich finde sie wunderlich und unwahrscheinlich. Das Sonderbarste aber in der ganzen Ausdeutung ist, daß die Unterlassung der Trauer, die bei Hesekiel 24i»-i 7 nur ein ausmalendes Moment der Drohung ist, beim Redaktor als die eigentliche Drohung erscheint: die Exulanten werden dann n i c h t trauern! Warum gerade das eine so furchtbare Drohung sein soll, wird freilich nicht ganz klar. Die Ausleger erklären, daß der Fall der Stadt auf die Exulanten keinen Eindruck machen, sondern sie in dumpfer Gleichgültigkeit lassen werde ( H i t z i g ) , oder daß sie von Schreck gelähmt die Trauer unterlassen werden ( S m e n d , B e r t h o l e t , K r a e t z s c h m a r , R o t h s t e i n ) ; aber gegen die erstere Deutung spricht 24-84 1), und die letztere trägt das Entscheidende erst in den Text ein. Vielleicht ist der Sinn nur der, daß bei einem solchen Schlage von Jahwes Hand kein Jammern und Seufzen hilft, sondern nur Ergebung und Beugung übrig bleibt 1 ). Ein nachredaktioneller Nachtrag ist 2495.37"). Daß er von anderer Hand stammt als 2418-2!.21, ergibt sich schon aus der Parallelität der Verse 25 || 21 und 27 || 24; ferner daraus, daß die „Augenlust" hier gegen 24m von Jerusalem verstanden wird, und daraus, daß nD1D 24 21 nicht, wie 24 2 l , auf die Unterlassung der Trauer durch Hesekiel geht, sondern den allgemeinen Sinn hat, daß Hesekiel in allem, was er zu sprechen habe, dem Volke ein n o o sein werde ( B e r t h o l e t ) . Vom Redaktor des Hesekielbuches, der die korrespondierenden Stellen 32« und 33*1-22 schrieb*), kann dieser Nachtrag schon deshalb nicht herrühren, weil er 33 2 i-jj vorwegnimmt. 6.

Kap. 2 5 - 3 2 .

Diese acht Kapitel enthalten Weissagungen über sieben heidnische Mächte: Ammoniter 25i- 7 , Moabiter 2 5 8 - n , Edomiter 25i2-n, ') Der T e x t von 24i 8 -ji ist glossiert. Ich streiche einerseits in 24¡¡1 die W o r t e DD?y ]1tO (nach Lev 2619), andererseits die Verse 24 2 2-2a, welche als W o r t e Hesekiels den Zusammenhang der Jahwerede zerreißen ( B e r t h o l e t , K r a e t z s c h m a r , H e r r m a n n ; letztere vermuten auch hier wieder eine ihrer „Parallelen"). 2423b (vgl. 4 n 33io) s t a m m t aus Lev 26so. D a s „Stöhnen", von dem hier die Rede ist, widerstreitet dem Unterlassen von Trauern und W e i n e n . 2 ) Als Glosse sind auszuscheiden die W o r t e •iTITODl DrP.32 24as, t i ' b c n 2447 (LXX) und der Yers 24 20 {nVjüWrib i s t Aramaismus). S. 0. zu 322 ff.

9*

132 Philister 25i 6 -it, Tyrus 26! —28i e , Sidon 2890-s6 und Ägypten 29i—32*2. Es fällt sofort auf, daß sich nur bei den Orakeln über Tyrus und Ägypten Datierungen finden, während die Orakel über die fünf anderen Völker undatiert sind. Ferner bemerkt man den großen Unterschied im Umfang der Orakel: Ammoniter, Moabiter, Edomiter, Philister und Sidon werden nur in je einem ganz kurzen Stück behandelt, Tyrus und Ägypten dagegen in mehreren, z. T . sehr ausgedehnten Abschnitten. Zu diesen äußerlichen Unterschieden kommt ein innerer Unterschied: die fünf kurzen Orakel sind im höchsten Maße gedankenarm, schablonenhaft, ohne dichterischen Schwung und Reiz, während die Orakel über Tyrus und Ägypten — wenigstens teilweise — von hervorragender poetischer Kraft und Schönheit, schwungvoll und farbenreich sind. Das alles sind so auffällige Unterschiede, daß es unmöglich ist, sie alle demselben Verfasser zuzuschreiben. W i l l man also hesekielisches Gut suchen, so kommen dafür nur die Dichtungen über Tyrus und Ägypten in Frage. Die übrigen fünf kurzen Orakel sind sehr dürftige, rein schriftstellerische Erzeugnisse, durch die die runde Siebenzahl der Heidenmächte'— ähnlich wie in Am 1 — 2 ' ) — voll gemacht werden sollte. Die neben Tyrus und Ägypten bedrohten Mächte sind die kleinen Nachbarn Judas, Ammoniter, Moabiter, Edomiter und Philister, welche mit Vorliebe die Zielscheibe der nachexilischen Ergänzer unserer Prophetenbücher sind, und außerdem Sidon, die in der Perserzeit wieder mächtig emporblühende Schwesterstadt von Tyrus. Bemerkenswert ist, daß ein Orakel über Babylon fehlt. Die Anlage des Ganzen, also die Komposition der sieben Heidenorakel, wird auf den ersten Redaktor des Buches zurückgehen. Indes sind nachträglich große und kleine Zusätze zum Texte hinzugekommen. Deren Ausscheidung ist jedoch sehr unsicher, da die Texte der Ergänzer stilistisch oft recht mangelhaft sind, sodaß formale Kriterien nur sehr vorsichtig zu verwenden sind. Die vier kurzen Orakel des 25. Kapitels sind einigermaßen gleichgebaut: zuerst ein Vordersatz, beginnend mit jjr mrp 1DN ro, dann der Nachsatz durch ijjn ]jb eingeleitet — nur das Edomiter' ) Am 21-5 ist bekanntlich nachträglich eingefügt.

133 Orakel weicht hier ab —, und der Schluß: nirp "OK "O l i m 1 ) . Diese vier, formell und inhaltlich verwandten kleinen Orakel stammen offenbar von e i n e r Hand. Aber diese Hand ist nicht die Hesekiels. 25 3 — absichtlich vom Redaktor gleich an die Spitze gestellt, um an Kap. 24 anzuknüpfen — setzt die Entweihung des Tempels, die Verwüstung des Landes, die Wegführung Judas, also das J a h r 586 voraus. W e n n an den Hohn der Nachbarvölker erinnert wird, so schließen die Ausleger ( H a e v e r n i c k , K u e n e n , K r a e t z s c h m a r , H e r r m a n n ) daraus gerne, daß das Orakel bald nach 586 verfaßt sein müsse; aber das ist nicht überzeugend. Der Hinweis auf den Hohn der Nachbarn gehört nicht nur zum ständigen Inventar der späteren Literatur 8 ), sondern paßt nicht einmal recht zur politischen Situation bald nach 586; denn die Ammoniter waren, ebenso wie die Moabiter und Edomiter, an dem damaligen Aufstande gegen die babylonische Oberherrschaft beteiligt 3 ); ihr König Baalis war nachmals Anstifter zur Ermordung des von den Babyloniern eingesetzten Statthalters Gedalja 4 ). Von Feindschaft der Ammoniter gegen Juda in dieser Zeit weiß nur die Legende (II Reg 24«) und spätere Schriftstellern (Jer 49i). Es ist darum gar nicht besonders wahrscheinlich, daß die am Aufstande beteiligten Nachbarvölker beim Falle Jerusalems nichts Besseres zu tun gehabt hätten, als über Judas Schicksal ') Ein Zusatz von jüngerer Hand zum Ammoniterorakel ist 25«-i. der sonst weiblichen Anrede (vgl. 2 5 io. ia) weist er männliche Anrede auf.

Statt Ab-

gesehen von dem Aramaismus NTO 25« (statt des sonst verwendeten hebräischen !"Qn 6 n 21IB. 22 2 2 i a ) , besteht der ganze Zusatz nur aus konventionellen Wörtern und Wendungen, zu 203-5

finden

Auch hier hat Kraetzschmar wieder eine „Parallelrezension" wollen.

Es

sondern um einen Zusatz,

handelt sich aber nicht um einen

Paralleltext,

der eine beabsichtigte Steigerung bringen soll: in

203-5 wird das Ammoniterland

von den Beduinen der W ü s t e erobert und ge-

plündert und Rabba zerstört, in 25e-? verfällt das Ammonitervolk den Völkern zur Beute und verschwindet völlig aus der Reihe der Nationen.

Die Schlußformel

n j J T l ist recht gedankenlos hinzugefügt. Im T e x t e des Edomiterorakels halte ich 2 5 n für einen jüngeren Zusatz; die Drohung, daß Jahwe Israel die Rache an Edom überlassen wird, ist in diesen Orakeln singulär und v e r t r ä g t sich kaum mit dem später entworfenen Zukunftsbilde unseres Buches.

Jahn

hält die Bemerkung für makkabäisch,

nicht nötig ist anzunehmen. !

) Jes 16e J e r 48ü7 Hes 21s 3 Zph 2 8 u. a.

g

) 21asff. J e r 27iS.

") J e r 40i« 41io. is.

was indes

134 triumphierend zu höhnen. Man stellt sich, gerade auf Grund der Angabe im Hesekielbuche, die Dinge gern so vor, als ob die Nachbarn, vor allem die Edomiter, die Situation nach 586 schleunigst dazu benutzt hätten, um das von den exilierten Juden entleerte Land zu annektieren. In Wirklichkeit ist das Vordringen der Edomiter in den Süden Judas, — von dem übrigens in Kap. 25 nichts gesagt wird — wie meistens solche Völkerverschiebungen, wahrscheinlich ein allmählicher Siedlungsprozeß gewesen, der sich in einem längeren Zeitraum vollzogen hat. Das Höhnen - der Nachbarn kennzeichnet spätere Verhältnisse, wie sie uns z. B. aus Nehemias Zeit bekannt sind, und begreift sich aus der damals immer stärker werdenden religiösen Exklusivität der Judenschaft, die nicht sein wollte „wie alle Völker" (258). Von der Feindschaft der Edomiter und Philister wissen wir gerade aus jungen Stellen der Prophetenliteratur 1 ); da finden sich auch die mp 133 als Feinde der ostjordanischen Völkerschaften2). An die vier kurzen Orakel in Kap. 25 reiht sich 26i- e , die Einleitung zu den Tyrusorakeln, an, die formell ganz gleich gebaut ist und also von gleicher Hand stammt. Der Abschnitt verrät die Terminologie des Redaktors und lebt von Entlehnungen. Der Stil ist häßlich: bald sind die Völker, bald Jahwe Subjekt; jene erobern und zerstören die Stadt, dieser schwemmt ihren Schutt ins Meer und macht sie zum kahlen Fels, zum Trockenplatz für Netze. Dieser Bilderwirrwarr ist gewiß nicht hesekielisch. 26saßt)-« hinkt nach. 26« wiederholt den Vorwurf von 25a: Tyrus höhnt, weil es glaubt, daß nach dem Falle Jerusalems, des sperrenden Tores, der Handelsweg ihm offen stehe und es nun gute Geschäfte machen werde. Der Abschnitt ist also nach 586 geschrieben, paßt freilich ebensowenig wie 25 s ff. zur politischen Situation der Zeit um 586, da Jerusalem mit Tyrus verbündet war und am allerwenigsten Veranlassung hatte, über den Fall der Bundesgenossin zu triumphieren. Der echte Hesekiel, der Parteigänger Babylons, macht den Tyriern auch einen ganz andern Vorwurf, den der Überhebung gegen Babylon — denselben Vorwurf, den er Juda (Kap. 17) macht. ») Hes 16s? 35 m Am l«.».n Jo 4i.ie Ob lioff. ») Jes Iii.

135 Zur Situation nach 586 stimmt das Datum 26i „im 11. Jahre . . . . am 1. des Monats" nicht. Das 11. Jahr reicht vom Frühling 587 bis zum Frühling 586. Einerlei, wie man die ausgefallene Monatsangabe ergänze (LXX rät auf den 1. Monat), so weist das Jahresdatum in jedem Falle vor den 5. X. des 12. Jahres, an dem Hesekiel die Nachricht vom Falle der Stadt erhalten haben soll (33 2 i), also sicher vor den Fall Jerusalems. Man pflegt sich hier mit willkürlichen Korrekturen, sei es der Jahreszahl in 26i ( S t e u e r n a g e l ) , sei es derjenigen in 332I ( S m e n d , B e r t h o l e t , R o t h s t e i n , H e r r m a n n ) zu helfen. Solche Korrekturen sind nicht nötig, wenn man 26i-« als redaktionell erkennt. Die Jahreszahl entnahm der Redaktor der ihm vorliegenden Uberlieferung, ohne zu bemerken, daß sie in Widerspruch zu seinem Texte 26? stand. Vermutlich gehörte die Jahreszahl zum nächstfolgenden Hesekielgedichte über Tyrus. Der Redaktor droht die Eroberung von Tyrus durch „viele Völker"; er drückt sich wohl absichtlich so allgemein aus, da Tyrus ja durch die nach dreizehnjähriger Belagerung erfolgte Eroberung durch Nebukadnezar noch nicht verschwunden, noch nicht zum „kahlen Felsen" im Meere geworden war. Der in 26?ff. folgende Abschnitt verzichtet auf diese vorsichtige Zurückhaltung. Hier wird Nebukadnezar als Eroberer mit Namen genannt. Man könnte geneigt sein, gerade dies Stück deshalb für hesekielisch zu halten. 267->« beschreibt die Belagerung und Eroberung der Stadt: zuerst die Tötung der „Töchter auf dem Felde" (der Tochterstädte auf dem Festlande) durch das Schwert, dann die Belagerungsbauten des Feindes, die Zerstörung der Mauern und Türme, den Angriff mit Wagen und Rossen, ihr Eindringen in die Straßen der Stadt, die Tötung der Einwohner, das Umstürzen der Säulen, die Plünderung der Reichtümer, nochmals die Zerstörung der Mauern und der prächtigen Häuser und endlich — jetzt wird die Beschreibung phantastisch —, wie man Steine, Balken und Schutt ins Wasser wirft, wie Gesang und Musik verstummt und Tyrus zum kahlen Fels, zum Trockenplatz für Fischernetze wird. Zuletzt wird Jahwe Subjekt anstelle der menschlichen Eroberer. Die Ausleger zerbrechen sich den Kopf, wie eigentlich diese Belagerung der Inselstadt, vor allem der Angriff mit Kriegswagen, möglich sei und denken an einen Damm

136 den Nebukadnezar wie später Alexander durchs Meer gebaut habe: S m e n d beruft sich auf eine Angabe bei Arrian (anab. II 18,3), wonach Alexander, als er seinen Isthmus aufführte, das Meer eine weite Strecke hinein seicht gefunden habe. Wer die Berichte über Alexanders Belagerung der Stadt durchliest und sich, wie ich es getan habe, an Ort und Stelle die topographischen und technischen Möglichkeiten klar macht, erkennt leicht, daß auch selbst bei einem Dammbau Nebukadnezars, von dem nichts bekannt ist, ein Angriff mit Kriegswagen auf Tyrus nicht denkbar ist. Schon dies macht gegen die Herleitung des Abschnittes 26,-jt von Hesekiel bedenklich. Aber es ist nicht das einzige Bedenken. Gegen die sicher echten Dichtungen Hesekiel s fällt das Stück sehr ab. Es fehlt ihm die originelle Bildersprache, die sonst Hesekiel eigentümlich ist. Dazu kommt Form und Sprachgebrauch des Abschnitts1). Was von 267-n gilt, gilt auch vom Folgenden, und hier ist die Unechtheit noch deutlicher. Ein erster Abschnitt 26i 6 -i 9 beschreibt den Eindruck, den der Fall von Tyrus macht: die Inseln erbeben, ihre Fürsten trauern und stimmen den Klagegesang an. Das Ganze ist eine Ausspinnung von 27 S sff.; der Verfasser hat diese und andere Stellen (z. B. 7S7 16i0 30m 32i 0 . «s) benutzt, manchmal etwas gedankenlos; denn warum trauern die Inseln über den Fall einer Stadt, die Schrecken verbreitete (26i7bß)? An Stelle der qv^d (27 3») treten natürlich nach der Manier der Ergänzer die DWW (26n). Ein zweiter Abschnitt 26i»-.i bringt die nochmalige Drohung Jahwes gegen die Stadt. Hier mischt der Verfasser in besonders häßlicher Weise Wirklichkeit und Bild: Tyrus wird verwüstet, von der Meeresflut überschwemmt, fährt hinab zur Unterwelt, zu den Leuten der Vorzeit und wird zum Schrecknis! Dieser Abschnitt lebt überhaupt nur von Ent*) Gleich 267 ist ganz prosaisch und konventionell, also unecht:

"Oin

^33 - I S K T a i r ü "IlT^K ( • " ü t e "¡bc ist Glosse); |"B2iö ist jeremianischer Abkunft. In 26s geht der Text unvermittelt in die Anrede über Tyrus über. Dieser Anfang ist also sicher nicht Anfang eines echten hesekielischen Gedichtes, ü n d auch weiterhin verraten die mancherlei konventionellen Phrasen und Entlehnungen die sekundäre Hand: zu 267b vgl. 2714 und 17i7 2 3 2 i 27»j 38ie; zu 26ia vgl. 26ea; zu 26eb vgl. 4 2 ; zu 26iob vgl. 23 2 4 ; zu 26i 2 a a vgl. 7 2 i 29 2 e 38isf39io und 2 8 i f . und 28». ia. ig; zu 2 6 n vgl. Am 5m und Hes 19j.

137 lehnungen 1 ); vor allem klingt die Grabespoesie von 32uff. schon herein. Es ist klar, daß 26i- 6 und 26,-n nicht von derselben Hand geschrieben sind; denn die beiden Abschnitte enthalten ganz unerträgliche Dubletten: 26« a || 26 9 a ; 26i b .5 a || 2 6 n a ; auch26« || 26,. u . 26I- 6 stammt offenbar vom Redaktor und vielleicht auch 26I 6 -JI, während 26 7 -n wie die Stilübung eines jüngeren Ergänzers aussieht. Erst in Kap. 27 kommt der echte Hesekiel wieder zu Worte. Hier lesen wir eins der schönsten Gedichte Hesekiels. Er beschreibt Tyrus als ein prächtiges Handelsschiff, welches auf hoher See untergeht. Die Einleitung 27i-3aba ist, wie überall, redaktionell. Das Gedicht beginnt mit 278bp- In das Gedicht selbst ist, wie zuerst M a n c h o t erkannt hat, ein großes Stück 278b-25a eingeschoben. Sein Verfasser verliert den Vergleich mit dem Schiffe gänzlich aus den Augen und beschreibt den reichen Weltmarkt in der Stadt Tyrus. Dieselbe Verschiebung des Bildes findet sich auch schon in der Einleitung 27Sap, wo Tyrus ebenfalls nicht das Schiff „im Herzen des Meeres" ist, sondern die Stadt Tütt^n •"Ol CPN-^N nniin r t o l ntfOD"1?!?. M a n c h o t irrt allerdings, wenn er 273ap mit 27Bb-a5a zu einem ursprünglich selbständigen Gedichte verbindet; denn 27eb-söa ist nichts als eine recht prosaische Wucherung, die, abgesehen von der öden und planlosen Aufzählung aller möglichen Völker- und Ländernamen, wie die Epigonen das lieben, fast nur von hesekielischen Brocken aus Kap. 27 und anderen Stellen 4 ) lebt und ziemlich geistlos immer die gleichen Ausdrücke wiederholt. Der Ergänzer gebraucht natürlich den Ausdruck D W 3 (27«). W e n n er 27n i n « mit aufzählt, so hat er übersehen, daß dieses schon 274 genannt war. Die Aufzählung der geographischen Namen erinnert an Pg (Gen 10), braucht aber wohl nicht abhängig davon zu sein. Die Vorausstellung der Perser (27i0)3) verrät, daß der Verfasser in der Perser') Aus 307 31n-i« 32ls. 21.32 2786 u. a. ») Z u 27io v g l . 2 3 a i ; z u 2 7 i a v g l . 2 2 i s . 20. 3

) Vgl. auch 38s. H e r r m a n n sucht der Annahme, daß hier die Perser erwähnt sind, zu entgehen, indem er auf deren Zusammenstellung mit den afrikanischen Völkern Lud (?) und Put (vgl. 38 s neben Kusch und Put) hinweist und ein angeblich afrikanisches Volk D I E annimmt, für welches er die nordafrika-

138 zeit schrieb. Da 27Sap doch wohl vom Redaktor stammt, so ist es möglich, daß auch die Einlage 27ob-2»a schon ihm angehört; doch kann sie auch erst von nachredaktioneller Hand stammen. Nach Ausscheidung der sekundären Elemente bleibt folgendes hesekielische Gedicht übrig1): 3

Tyrus, du sprichst: Ich bin Gar herrlich schön! l Sie schufen im Herzen des Meers In herrlicher Schöne.

dich

"Aus Zypressen Senirs Deine Planken sie bauten, Holten von Libanons Zedern Holz dir zum Mäste. 8

Machten aus Basans Eichen Dir deine Ruder, Deine Bretter aus Fichtenholz Von den Mittelmeerküsten.

'Bunter Byssus Ägyptens War dein Segel, Purpur von Cyperns Küsten War deine Decke. nischen Perorsi und Pharasii bei Pliilius, Ptolemaeus u. a. vergleicht. Er beachtet nicht, daß die Vorstellung von der geographischen Lage gerade der Bildlichen Länder im Altertum ganz konfus ist; Afrika (Äthiopien) und Indien bilden für die Alten eine große zusammenhängende Ländermasse, in deren Südorten der Verfasser von Hes 27io offenbar auch die Perser untergebracht hat. 1 ) Der Text zeigt im Einzelnen viele kleine Schäden. In 27 s vermißt man den das ganze Folgende beherrschenden Vergleich mit dem Schiff; W e l l h a u s e n setzt deshalb ein ¡"P2N hier ein. In 271 nimmt man an Anstoß; statt dessen lies ein Verbum ("^"U?) und streiche In 275 lies "pni"6. In 27« ist doch wohl zu streichen und weiter zu lesen. In 277» ist Dib r r r r 6 Glosse. In 27jb sprich ^DDQ. In 27sb ist die Anrede an Tyrus verdächtig. H e r r m a n n verbessert ")D2J " O m 27ea ist überfüllt. — Von 2727 sind nur die Worte •"O'1 "p^OTyi "pin ursprünglich; das Übrige ist Auffüllung. In 27a8 ist die Bedeutung von r W O D unbekannt; ich gebe als Notbehelf die wohl erratene Übersetzung des Hieronymus „Flotten". In 27s» lasse ich D Y f e aus. In 27aaa ist DITJ3 Glosse (Cornill). In 27ssb empfiehlt sich vielleicht der Vorschlag: HD"D Hü f N . In 27s»a ist vielleicht CPm (om. LXX) zu streichen, in 27 sab In 27s* sprich nj? (Verss.) und rTOtW, und lies vielleicht DiD"H oder nra (LXX). In 27s» lies nrPJB (LXX).

8

Sidons und Arwads Volk Waren dir Rudrer, Semers Weise waren in dir Als Steuerleute.

9

Gebais Alteste besserten aus, Was in dir leck war; "Wurdest gefüllt und beladen Im Herzen des Meers. ™Die, die dich ruderten, brachten dich Auf hohe See. Wind des Ostens zerbrach dich Im Herzen des Meers. "Deine Güter und Waren sanken Ins Herz des Meers, 48 Und vom Schreien der Steurer Zittern die Flotten. "Alles steigt von den Schiffen Was Ruder führt, Alle, die steuern auf See, Gehen an Land.

herab,

Jammern laut über dich Und klagen bitter, Werfen Erde aufs Haupt, Bestreun sich mit Asche. "Scheren sich kahl um Gürten den Schurz Weinen um dich voll In bitterer Trauer.

dich, um, Schmerz

"Stimmen ein Klaglied an Und klagen um dich: 0 wie ist Tyrus vernichtet Mitten im Meere! "Brachtest vom Meer deine Güter, Sättigtest Völker, Schenktest der Erde Kön'gen All deine Waren.

140

"Bist nun im Meer zerbrochen, In Wassertiefen. Deine Waren und all dein Volk Sanken mit dir. 86

Alle Bewohner der Küsten Entsetzen sich deiner, Ihren Königen grauts, Ihr Antlitz zittert.

"Die Händler unter den Völkern Pfeifen dich aus; Schrecknis bist du geworden, Bist hin auf immer! Der Vergleich der Inselstadt Tyrus mit einem Schiffe kommt auch sonst im Altertum vor. Die immer wiederholte Wendung •"ü"1 erinnert an die ähnliche Kennzeichnung phönikischer Städte, z. B. Sidons und Arwads, in assyrischen Inschriften. Das Gedicht setzt die Hegemonie von Tyrus über die andern phönikischen Städte, Sidon, Arwad, Gebal, voraus. Es veranschaulicht den blähenden Seehandel der Stadt. Der Vorwurf, den der Dichter der Stadt — hier nur leise andeutend — macht, ist der der Überhebung (27ab). Gemeint ist die Auflehnung gegen Babylon. Darum wird sie vom Ostwind zerbrochen (27»«). Falls man das Datum 261 ursprünglich zu diesem Gedichte ziehen darf, so wäre es noch während der Belagerung Jerusalems durch die Babylonier entstanden. Der in Kap. 27 nur leise angedeutete Vorwurf der Überhebung wird in 2 8 i - i » zum eigentlichen Hauptgedanken. Dieser Abschnitt besteht aus zwei Stücken, 2 8 i - i o und 2 8 n - i e , die inhaltlich durchaus Dubletten sind — natürlich auch hier nicht etwa „Parallelrezensionen"! Stilistisch sind beide Stücke verschieden wie Tag und Nacht. K r a e t z s c h m a r urteilt richtig, daß 2 8 i - i o Prosa, 2 8 n - i 9 Dichtung ist; R o t h s t e i n s Versuch, auch 2 8 i - i o zur Dichtung zu machen, ist verfehlt. Nur eins der beiden Stücke kann natürlich hesekielisch sein, mithin nur das Gedicht 2 8 n - i » . Der Redaktor, der die üblichen Einleitungsverse 28ii-na vorsetzte, hat das Gedicht als Klagelied (n^p) auf den König von Tyrus verstanden. Aber das Gedicht handelt garnicht

141 vom tyrischen Könige, sondern von der Stadt Tyrus, und ist auch kein eigentliches Klagelied. Das Gedicht, dessen Text durch starke Glossierung in heilloser Verwirrung ist I ), läßt sich nur mit allerlei Vorbehalten übersetzen: 12

Du warst ein Vollendet schön; 13 Lauter edle Steine Waren dein Kleid. Golden war

Da du 14

geschaffen.

Und ich gesellte dich Dem, schirmenden Greifen, Warst auf dem Götterberg Bei funkelnden Steinen.

Wandeltest 15ohne Fehl In deinen Wegen, Bis Schuld sich an dir 16 Du Sünde tatest.

fand,

Da verbannte ich dich Vom Götterberge, Dich stieß der schirmende Greif Von den funkelnden Steinen. 17

Deine Schönheit Ich warf dich Königen gab ich Ein kläglich

machte dich zur Erde; dich preis, Schauspiel.

stolz,

r j Ich halte für sekundär alles, was von der Weisheit und von der Heiligkeit, und was vom tyrischen Handel spricht, streiche darum: HDDn tibü 2812

(om. LXX), i2Hp 28n; o o n - p m to "IRFO"1

28«; "loyc-by i r r a n n r n r

2817 und 28isa; die letzteren Glossen scheinen ursprünglich zusammenzugehören. Ferner streiche rPH p |1}Q 2813 (was sich mit der gleichen Aussage in 2 8 n stößt), und die Aulzählung der neun Edelsteine in 28is. Mit 12313 2 8 u (om. LXX) ist nichts anzufangen. Endlich streiche ich "]K"On DVD 2 8 u und ^"INrrby 28is. Mehrere Ausdrücke sind unübersetzbar.

142 18

Ließ Feuer aus dir brechen, Das dich verzehrte, Machte zu Asche dich Vor aller Augen.

19

Wer dich kennt in der Welt, Entsetzt sich deiner; Schrecknis bist du geworden, Bist hin für immer.

Was Hesekiel hier erzählt, ist ein mythisches Märchen, wohl eine Form des Märchens vom Urmenschen, der auf dem Berge der Götter wohnte, aber um seines Ubermutes willen von dort verstoßen wurde. Auf eine verwandte Mythenerzählung spielt Jes 14ia ff. an. So hat auch Tyrus im Ubermut sich gegen Babylon erhoben. Feuer ging von ihm aus, aber dies Feuer wird ihm selber verhängnisvoll. Unbefangen übernimmt Hesekiel den vermutlich babylonischen Mythus; er redet vom Götterberge. Das ist ein ganz anderer Hesekiel, als jener Gesetzesjude, den man auf Grund des redaktionellen Hesekielbuches zu zeichnen pflegt. Diesem Orakelgedichte Hesekiels ist von anderer Hand ein prosaisches Weissagungswort 28i-io vorangestellt. Das Stück ist ähnlich wie die Orakel in 25I-26 8 gebaut und man ist versucht, es wie jene von der gleichen redaktionellen Hand herzuleiten. Dagegen könnte die Bezeichnung des tyrischen Herschers als T32 28a sprechen, da der Redaktor diesen 28i« nennt. Die Satzkonstruktion im vorliegenden Texte ist sehr ungelenk: hinter dem ersten Vordersatze mit jjp 28a wird die Konstruktion fallen gelassen und eine Reihe von Sätzen 28»-o dazwischengeschoben; dann wird der Vordersatz in 28« wiederaufgenommen, worauf dann erst in 287-10 die Drohung folgt. Da 28 6 beb wörtliche Wiederholung aus 28s ist, so ließe sich vermuten, daß 28s-0 eine nachträgliche Erweiterung ist. Der ganze Abschnitt besteht zum größten Teile aus Entlehnungen, vor allem aus dem folgenden Gedichte selbst 1 ). Die stillose Mischung der Bilder ist greulich: l

) Vgl. außerdem noch CrC 3^3 274.«. 27; 71DDJJ 318; bbfl YIIDD und •"inj? TI1D 3217ff; dazu allerlei sonst Bekanntes: -pby N-QD "03n 267 u. a.; •"na iJTIj; Di-IT 7« 11» 30n.u 31u 32 u; Tin p"Hn ÖJ.H 12it31ii Lev26ss Ex 15 e u. a.

143 die Feinde „entblößen ihre Schwerter gegen die Schönheit deiner Weisheit" (28?); der Fürst „wird zur Grube gestürzt" und stirbt dann „den Tod eines Erschlagenen im Herzen der Meere" (289), dazu außerdem „den Tod Unbeschnittener durch die Hand Fremder" (28io); als ob Unbeschnittene anders stürben als andere Menschen! Der Verfasser denkt natürlich an 32i 7 ff. und an ein besonders schlimmes Schicksal der Unbeschnittenen im Hades'). 28i-io ist eine mißglückte Interpretation von 2 8 n - i » . Der Interpret las aus dem hesekielischen Gedichte heraus, daß sich der Fürst von Tyrus selber zum Gott gemacht und seine Residenz als Göttersitz angesehen habe. Sein Hochmut ist hier nicht Empörung gegen Babylon, sondern Überhebung gegen Gott, Selbstvergötterung. S m e n d erinnert daran, daß sich die tyrische Königsdynastie tatsächlich von den Göttern herleitete (Aelian, var. hist. X I V 30); aber solch spezielle Kenntnis braucht der Verfasser gar nicht zu haben. Er denkt wohl nur ganz allgemein an die Selbstüberhebung des heidnischen Königtums, die ihm — wie etwa dem Verfasser des Danielbuches — als die typische Sünde der heidnischen Herrscher erscheint. Der Interpolator von 28s-« begründet diese Selbstüberhebung mit der Weisheit und dem Reichtum des tyrischen Herrschers 2 ). Bei der Weisheit fällt ihm Daniel ein, der auch 14iaff. genannt ist; aber in 14i 2 ff. ist Daniel der Fromme, in 283 der Weise. Die Strafe des Tyriers ist eine andere als in 28n-i»: D^a ijmy D"nT werden ihn töten. Vielleicht denkt der Verfasser an die Perser. Auf die langen Orakel über Tyrus folgt ein ganz kurzes W o r t über Sidon 28ao-2o. Der Redaktor betrachtet also Sidon nicht wie Hesekiel (27 9) als von Tyrus abhängig, sondern als selbständige Macht neben ihm. Direkt auf Sidon beziehen sich eigentlich nur die Verse 282o-«». Dies Orakel ist das inhaltloseste Stück im ganzen Buche. Dem Verfasser fällt gar nichts ein. Er weiß nichts Besonderes von Sidon zu nennen, vor allem auch keine besondere Schuld. 2 8 « hat es nicht mehr mit Sidon allein, sondern überhaupt mit den feindlichen Nachbarvölkern z u tun. 2825-26 ist Heilsweissagung für Israel. Man kann fragen, ob diese Verse alle von e i n e r Hand stammen oder erst sukzessiv vermehrt ») Vgl. unten zu 32uff. ') Ähnlich auch der wunderliche Ausdruck 287 inDDn ">B\

144 worden sind; besonders 28a6-26 macht den Eindruck eines jüngeren Zusatzes1). Auch H e r r m a n n betrachtet 28«o-ji als einen späteren Nachtrag, der jünger sei als die Heilsprophetien Kap. 34ff., und 28i3-26 wieder als Nachtrag dazu, aber alles von Hesekiels Hand. In Kap. 29—32 folgen die Orakel über Ägypten, an Umfang größer als alle übrigen Heidenorakel zusammen. Leider sind von den auf Hesekiel zurückgehenden dichterischen Grundlagen hier meist nur sehr dürftige Bruchstücke erhalten geblieben; Bearbeitung und Ergänzung durch jüngere Hände hat das Echte in entsetzlicher Weise überwuchert. Abgesehen von 30i-ie sind alle Abschnitte datiert. Die Daten, die das 10., 11. und 12. Exilsjahr nennen, folgen in genauer chronologischer Reihenfolge aufeinander, mit Ausnahme des Datums 29i?, welches das 27. Jahr angibt und den so datierten Abschnitt als Einschub erweist. 29iff. ist auf den 12. X. des 10. Jahres datiert, also auf Anfang Januar 587, mithin vor das Datum der tyrischen Orakel 26i 2 ). Die Einleitung 29i-aao mit ihren üblichen Phrasen ist redaktionell. Das kleine Gedicht Hesekiels beginnt wohl in 29Sap mit pjnn3). Am Schlüsse ist 29ea die übliche redaktionelle Schlußformel. Auch 29aapb besteht aus bekannten Phrasen 4 ); das Begrabenwerden 6 ) paßt schlecht zum Bilde des Drachen bezw. Krokodils. 29«b-;6) hinkt nach, ist nach II Reg 18«i gearbeitet und entweder Glosse (Jahn, H e r r m a n n früher) oder Uberleitung zu

298-i6.

Der Text des kleinen Spruches 293ap-5ao ist auch in dieser Form nicht einwandfrei. Grotesk ist es, daß Jahwe die Nilfische an den Schuppen des Drachen kleben läßt und sie, wie magnetisch aneinanderhängende Eisenteile, aus dem Wasser zieht. H e r r m a n n macht aus den Schuppen Kiemen. Ich vermute, daß dieser Zug erst von sekundärer Hand in das Bild eingetragen *) Vgl. 2835 D3 YICHpjl mit 28,3 ¡"ü YlttHpJl und das in der Schlufiormel 2823 zugefügte Dirn^N mit 2822.33.21. 2 ) LXX, welche das 12. Jahr liest, hat wohl absichtlich korrigiert. a ) So ist statt •"Onn zu lesen. l ) Vgl. Jer 8s I61 25>3; Jer 7s» 15» 16» 19j 34so Dt 28s«; Hes5t.e 21« 34 5.8.31 351> 39«. In 29sap ist wohl -Qpn statt }Opn zu lesen. fl ) Lies -jnvn LXX, [Dloro, myom und wohl auch rp LXX statt F]ro.

145 ist, um neben dem Pharao-Drachen auch dessen Untertanen, das Volk Ägyptens, mit zu berücksichtigen: Der Spruch lautet 1 ): 3

Du

großer Mitten

Der

spricht:

Habe 1

Ich

Mein

selbst

lagernd Nilen, sind

sie

Zieh

sie dir

dich

Stoß

dir

in die

empor

in die

die

Nile,

gemacht.

leg an die Kiefern Hefte

5

Drache, in deinen

aus

Wüste

Haken,

Schuppen, den

Nilen,

dich.

Zur Not könnte man in 296aßb einen dritten Vierzeiler finden. Hesekiel beschreibt Ägypten als ein großes Wasserungetüm, als „Drachen, der in den Nilen lagert". Ihm schwebt gewiß das Krokodil vor, das auch sonst, z. B. auf den Denkmünzen des Augustus als Emblem Ägyptens erscheint. Die Ägypter fingen das Krokodil mit Haken (Herod. II 70). Wenn der Dichter dem Krokodil droht, daß es „in die Wüste gestoßen" werden soll, so denkt er offenbar an eine Verwüstung Ägyptens. Auf die Einzelperson des Pharao paßt das nicht, sondern nur auf Land und Leute Ägyptens. Ebensowenig paßt auf den Pharao, daß das Ungetüm „mitten in seinen Nilen lagert", und daß es sich rühmt, die Nile seien sein Eigentum und es selber habe sie gemacht. Denn an die Anlage der Nilkanäle durch die Pharaonen ist natürlich nicht gedacht. Das Wort des Krokodils ist nur ein drastischer Ausdruck für die ungeheure Selbstüberhebung Ägyptens. Wieder denkt der Dichter an die Auflehnung gegen Babylon. Dazu paßt das Datum 29i ganz gut. Man braucht nicht anzunehmen, daß der Dichter schon den Zug des Apries zum Entsätze Jerusalems (Jer 37 6 ) im Auge habe, der wohl erst ins Frühjahr 587 fiel. An den Abschnitt 29i-8a [ob-?] ist ein prosaisches Stück 29s-i6 angehängt, dessen Ausdrucksweise durchweg Ergänzerhand ') Statt ^rPltfy ist nach 299 T,1^}? zu lesen. H e r r m a n n verteidigt das analogielose "OrpCy „ich habe mich selbst geschaffen" und findet darin Kenntnis einer Formel, die in der ägyptischen Theologie gebraucht wird vom Sonnengotte Re („der sich selber erzeugt hat"). Beiheft z. ZAW. 39.

10

146 verrät'). Der Abschnitt weissagt eine vierzigjährige Zeit der Verwüstung ganz Ägyptens von Migdol (im Delta) bis Syene (in Oberägypten) und bis an die Grenze von Nubien. Die vierzig Jahre erinnern an 4 6 , wo das Exil Judas auf vierzig Jahre berechnet wird; aber beide Stellen stammen schwerlich von e i n e r Hand, da der Anfangspunkt des judäischen Exils und der hier gedrohten Verwüstung Ägyptens nicht zusammenfallen. In den vierzig Jahren soll Ägypten unbewohnt sein, eine Wüste zwischen wüsten Ländern. Ist dabei an die gleichzeitig wüste liegenden anderen Heidenländer gedacht? Oder, was besser zu passen scheint, einfach an seine geographische Lage zwischen der arabischen und der libyschen Wüste? Die Ägypter sollen, ebenso wie vor ihnen die Juden, unter die Völker und Länder verstreut, aber nach vierzig Jahren aus dem Exil zurückgeführt und in ihr Ursprungsland Oberägypten (Herod. II 4,15) zurückgebracht werden, wo sie ein „niedriges Königreich" bilden sollen, das keine Oberherrschaft über die Völker mehr ausübt. Man könnte mit R o t h s t e i n (vgl. auch H e r r m a n n ) meinen, daß die Weissagung der Wiederherstellung Ägyptens 29i 3 -io (mitsamt der Zeitbestimmung der vierzig Jahre in 2 9 h . i 2 ) erst von jüngerer Hand hinzugefügt wäre. Dagegen wäre höchstens einzuwenden, daß dann wohl schon hinter 2 9 d i e übliche Schlußformel ijrm stünde. Ich halte eine Abtrennung von 29i3-ie nicht für nötig; man kann 298-i« als ursprüngliche Einheit verstehen, zumal da auch 29is-ie nicht eigentlich Heilsweissagung ist. Das „Heil", das Ägypten für eine fernere Zukunft in Aussicht gestellt wird, ist sehr bescheiden. Es ist nicht Sympathie mit den Ägyptern, was dem Verfasser den Gedanken der Wiederherstellung Ägyptens eingibt ; denn er wünscht, daß sie aus dem Delta verschwinden und keine Oberherrschaft Uber alle Völker mehr ausüben sollen®). Man ') - p t y N"ÜD "OiD 29 8 vgl. 26, u. a.; HDH31 D I N "¡DD T T D m 29s vgl, 147 Lev 2622; "pDN 29o vgl. 25s u. a.; "irPW "OKI "IN1 29« zitiert 29ab! HDi-D b m D I N b n 2911 vgl. 3213; nDDttf T i n J I 29ia vgl. 32,5 33 28 3 5 , ; n i m o DTnn O1» T l l ^ o m 29it vgl. 1215 20as 2215 3619 Lev 26 8 3 ; ITlDJ D ^ D y r r p . . . P P N 2 9 « vgl. 1 1 7 u. a.; Q"nSD n W D N \-Dtt>l 2 9 u vgl. 16 6 3 ; O m i D D p N 29it vgl. I63; rtettf PD^DD 2 9 u vgl. 1 7 n ; Nttonn 29m vgl. 1 7 u ; D T I B y D D l 29i 6 vgl. Lev 2622; |1J? T 3 T D 29ie vgl. 21s 8 . 2 ) W i l l man verstehen, was ihn gerade hei Ägypten auf den Gedanken einer Wiederherstellung gebracht haben mag, so muß man sich an andere Heiden-

147 kann fragen, ob 298-i6 oder wenigstens 29 8 -n vom Redaktor des Buches oder von einem Späteren stammt. Ich halte das erstere wohl für möglich. Das Stück ist wie die Orakel 25i—26 8 gebaut. Der Verfasser will das vorhergehende Gedicht deuten; er bezieht es auf eine Verwüstung Ägyptens und die Exilierung seiner Bevölkerung. Es folgt ein kleines merkwürdiges Orakel gegen Ägypten 29i7-ao mit einer angehängten Verheißung für Israel 29si. Die Weissagung ist auf den Neujahrstag des 27. Exilsjahres, d. h. auf Mitte März 571 datiert; es ist dies das späteste Datum im ganzen Buche. Der Neujahrstag macht einen künstlichen Eindruck; das Jahresdatum dagegen sieht vertrauenerweckender aus; denn das Jahr 571 liegt allerdings zwischen der dreizehnjährigen Belagerung der Stadt Tyrus durch Nebukadnezar') und dem Feldzuge Nebukadnezars gegen Ägypten im Jahre 568 2 ). Geweissagt wird nämlich, daß das Heer Nebukadnezars, weil es für seine mühevolle Belagerung keinen „Lohn", d. h. Beute, bekommen habe, durch eine Plünderung Ägyptens entschädigt werden solle. Man beobachtet deii Widerspruch, der zwischen 29i 8 und 26ia besteht, wo ausdrücklich die Plünderung von Tyrus durch Nebukadnezars Heer geweissagt ist, und die Ausleger pflegen bei dieser Gelegenheit die Ehrlichkeit Hesekiels zu rühmen, der sich nicht scheue, sich auch einmal selbst zu korrigieren! Aber es spricht vieles dagegen, daß 29n- 90 ein echtes Wort Hesekiels ist. Der Abschnitt ist im Unterschied von den sonstigen Worten Hesekiels nicht Gedicht, sondern Prosa 3 ); sein Stil trägt ganz orakel erinnern, bei denen auch an die Drohung der Gedanke des rTO£> angeschlossen ist. Ich denke an die pseudojeremianischen Orakel über Moab, Ammon und Elam (Jer 4847 49a. s») und vergleiche auch die Weissagung über Sodom und Samaria in Hes 1663. Es handelt sich hier einerseits um Gebiete Ost- und Westpalästinas, deren Wiedergewinnung die Juden erhofften, andererseits um Persien (das ist wohl unter „Elam" zu verstehen vgl. B. Duhm) und — wenn man Hes 29n hinzunimmt — um Ägypten, also um wichtige Gebiete der jüdischen Diaspora. Diese Gebiete wünscht die jüdische Weissagung auch im eigenen jüdischen Interesse nicht für alle Zeiten verwüstet zu sehen. ') Josephus, ant. X 228; c. Apion. I 156. 2 ) Keilinschr. Bibliothek III 2 S. 140. 3 ) Gegen K r a e t z s c h m a r und J. P l e s s i s , Les Prophéties d'Ezéchiel contre l'Egypte 1912.

10*

148 das Gepräge der Ergänzerstücke. Außerdem fällt im Unterschied von allen übrigen Drohungen Hesekiels gegen Ägypten die Bescheidenheit der Gerichtserwartung auf. Sonst kündigt Hesekiel den wirklichen Untergang Ägyptens an; das ist echt prophetischer Enthusiasmus. Hier wird nur eine einmalige Plünderung Ägyptens in Aussicht gestellt. Das klingt wie ein vaticinium post eventum, eine fingierte Weissagung des Feldzugs Nebukadnezars vom Jahre 568. Der Verfasser hatte die Sammlung der Heidenorakel unsers Buches, die über Tyrus und Ägypten, vor sich und wollte ihre Weissagungen mit den ihm bekannten Tatsachen ausgleichen. Man hat wohl gemeint, der Verfasser setze voraus, daß Nebukadnezar Tyrus überhaupt nicht erobert habe; aber jedenfalls hat die dreizehnjährige Belagerung der Stadt durch die Babylonier ein erfolgreiches Ergebnis gehabt, und unser Text sagt nur, daß Nebukadnezars Heer in Tyrus keine Beute gemacht habe. Der Verfasser wußte also, daß Tyrus durch Nebukadnezar nicht vernichtet worden war, sondern auch nachher eine reiche Handelsstadt geblieben ist. An Stelle von Tyrus werden Nebukadnezar und sein Heer deshalb das Land Ägypten zum Lohn erhalten, also eine reichliche Entschädigung! Jahwes Verheißung wird demnach nicht Lügen gestraft, sondern noch überboten. Ist 29i7ff. nicht hesekielisch, so braucht 29ai nicht als Zusatz betrachtet zu werden, sondern kann von vornherein als Abschluß dieses Abschnittes geschrieben sein. Erst hier steht ja auch die übliche Schlußformel »wi i j m . „ A n jenem T a g e " will Jahwe dem Hause Israel „ein H o r n " sprossen lassen und dem Hesekiel ein „Auftun des Mundes in ihrer Mitte" ') verleihen. Die unvermittelte Einführung der Exulanten durch DDirü ist stilistisch ungeschickt, aber die Formel ist den Ergänzern geläufig (vgl. 26 3i s .sn usw.). Hesekiel wird dann nicht mehr vor dem Vorwurf falscher Prophetie verstummen müssen, sondern wird nun vor seinen Zuhörern völlig gerechtfertigt erscheinen. „Jener T a g " ist der Tag der Plünderung Ägyptens durch Nebukadnezar, den Hesekiel selber noch erleben soll. Zugleich aber will Jahwe „dem Hause Israel ein Horn sprossen lassen". Ein ähnlicher Ausdruck begegnet in Ps. 132n, wo Jahwe „dem David ein Horn sprossen ») Vgl. 1663 Ps 51l7.

149 läßt". Wie an der letzteren Stelle nicht an einen persönlichen Messias, sondern an ein Wiederaufleben der davidischen Dynastie zu denken ist, so ist noch viel weniger in Hes 29n an den Messias gedacht, sondern der Ausdruck besagt ganz allgemein, daß Israel dann wieder zu Macht kommen wird. Auffällig ist, daß der Verfasser sich dies Wiedererstarken Israels schon zu Lebzeiten Hesekiels zu denken scheint, wobei man die eschatologische Formel Nim DV3 allerdings nicht pressen darf, als ob an eine unmittelbare Gleichzeitigkeit mit der Eroberung Ägyptens durch Nebukadnezar zu denken wäre. Der Verfasser wird, ohne ganz klare chronologische Vorstellungen, an die Wiederherstellung Judas nach dem Exile denken, welche für ihn der Anfang der naheerwarteten Heilszeit ist. Das nächstfolgende Orakel 30i-i 9 ist das einzige undatierte in Kap. 29 — 32. Schon das legt nahe, daß es ein jüngerer Nachtrag ist. Nur J a h n hat dies Stück bisher richtig eingeschätzt. Es besteht aus den gewöhnlichsten oder irgendwoher entlehnten Phrasen. Der Verfasser ist so phantasielos, daß er dieselben Wörter und Wendungen vielfach wiederholt'). Dazu kommen die üblichen Einleitungs- und Schlußfloskeln, von denen z. B. mm (TIN) ""CN HO mehrfach gesetzt wird. Das einzig Bemerkenswerte ist die Aufzählung geographischer Namen (SOis-is)2), ein beliebtes Kunstmittel der Epigonen. Von hesekielischer Herkunft des Stückes kann nicht ernstlich die Rede sein 3 ). Das Orakel redet zwar in 30io von Nebukadnezar als dem Vollstrecker des Gerichtes, malt dieses Gericht aber doch ganz und gar mit den Farben des Endgerichtes am „Tage Jahwes", welcher „nahe" ist. Das Ganze erinnert am ersten an die pseudojeremianischen Orakel J e r 4 6 f f . und gehört wie diese zu den schwächsten Produkten der diaskeuastischen Rhetorik. Das nächste Orakel über Ägypten 3020-2« ist auf den 7. I. des 11. Exilsjahres, also auf Ende März 587 datiert. Das wäre ') n n v n 304.9 vgl. 30i«; b s : 304.«; p o n 304.10; •frc m m 3o 5 . nty I i i « 3 0 e . i s ; Y D E V T l 3 0 i o . i s vgl. 3 0 , , ; W N T i r O l 30u.i 6 vgl. 3 0 s und außerdem Tinin 3012.13; T l l D ^ I T ! 3012.11 vgl. 3 0 t ; TT'tt'iJI 3 0 n . -QUO (e)n;

rnmn 30i7.i8.

3 ) H e r r m a n n sucht zu helfen, indem er 3 0 i a - i 5 und 3 0 i e - i 8 als „Paralleltexte" erklärt, von denen der erstere unheilbar versehrt sei. 3 ) 305 wird von H e r r m a n n wohl mit Recht als Glosse ausgeschieden.

150 etwa die Zeit, in der Pharao Apries den Versuch machte, das von Nebukadnezars Heer belagerte Jerusalem zu entsetzen. Der Prophet droht SO21, daß Jahwe den Arm des Pharao unheilbar zerbrechen werde. Tn31S> wird von den meisten als Präteritum, von G o r n i l l und J a h n vielleicht richtiger als Präsens übersetzt. Der Spruch lautet 1 ): 21

Pharaos Arm zerbrech ich, Unverbunden bleibt er, Ohne Heilung, ohne Verband, Unfähig, das Schivert zu greifen. Dieser kurze Spruch ist das einzig Ursprüngliche in 3020 -26 j was folgt, ist, wie schon der Plural m y n gegenüber ynT 30 21 zeigt, von zweiter Hand. Sonderbar ist die Anknüpfung durch pi? 3O22. Der Verfasser verstand i m 3 » 3021 als Präteritum. Er wollte also weissagen, daß nicht nur der eine schon zerbrochene Arm, sondern daß beide Arme zerbrochen werden sollten. Das ist ungeschickt, nicht nur, weil das Schwert gewöhnlich nur mit e i n e m Arme geschwungen wird, sondern auch, weil der e i n e Arm bereits zerbrochen ist; logisch richtiger hätte der Verfasser also sagen müssen, daß J a h w e auch den andern Arm zerbrechen werde. Ein Glossator empfand das auch ganz richtig, verballhornte aber nun den Text vollends durch die Beischrift r r o w r n t f i nptnrrnN (30a,). Der Text ist durch Dubletten entstellt (30 2 iba 26 Äa SC sind reine Wiederholungen). Ich nehme an, daß 3022-24a 26b der ursprüngliche Text ist und daß ein Leser, dem die Logik dieser Versfolge mißfiel, einen korrigierten Text 3024b-25a 20 an den Rand schrieb 2 ). Der Verfasser von 3022-24a25b wird der Redaktor sein. Er interpretierte den Spruch Hesekiels dahin, daß Jahwe den einen Arm des Pharao bereits zerbrochen habe, aber das genügt ihm noch nicht; der Pharao soll völlig kampfunfähig gemacht werden. So fügt er hinzu, daß der König von Babel ihm beide Arme zerbrechen und die Ägypter unter die Völker zerstreuen werde 3 ). E r denkt wahrscheinlich an den Untergang des Pharaonen>) Ich streiche als Glosse D'HSö s

und nttOrfr (om. LXX).

) K r a e t z s c h m a r und H e r r m a n n denken auch hier wieder an „Parallelrezensionen". C o r n i l l und J a h n hellen sich besser durch Streichungen, C o r n i l l außerdem durch die abweichende, aber kaum ursprüngliche Lesart der a LXX in 302*b. ) Vgl. 29.2.

151 tums durch Kambyses 525. Damals wurde Ägypten von den Persern erobert und zur Provinz gemacht, das Pharaonentum gestürzt und, wie Ktesias berichtet, Psammetich III., der letzte Pharao, mit 6000 auserlesenen Ägyptern nach Susa deportiert. Dies Ereignis hat, wie wir wissen, auf die Zeitgenossen einen tiefen Eindruck gemacht, und es lag für den Redaktor, der vielleicht ein Menschenalter später schrieb, nahe genug, es schon von Hesekiel voraussagen zu lassen. Der nächste Abschnitt 3U-18 ist auf den 1. III. des 11. Exilsjahres, also auf Ende Mai 587 datiert. Die Einleitung 311-2 ist redaktionell; sie deutet das in 313ff. beginnende Gedicht Hesekiels auf den Pharao und sein Gepränge. Der Redaktor läßt also auch hier Hesekiel den Untergang des Pharaonentums weissagen und denkt, wie im Vorigen, vermutlich an die Ereignisse von 525. Der Fragesatz 31 Sb kann nicht als ursprünglicher Anfang des hesekielischen Gedichtes verstanden werden. 31 s ist stilistisch ganz hart als Antwort auf die Frage 31a 1 ). Die Antwort müßte lauten: Du gleichst usw. Statt dessen erzählt das Gedicht von dem Baume in 3. Person 2 ). Auch "|bTO „nimmt vorweg, was nachher poetisch gesagt ist" ( R o t h s t e i n ) . Zu Anfang des Gedichtes ist statt TffiW sicher i w n zu lesen. Das ist ein hoher Baum, der nach Jes 6O13 auf dem Libanon vorkam; man denkt an die serbln genannte Zedernart 3 ), verschieden von der gewöhnlichen Zeder (nx 31 6 ) und der Gypresse (W|-Q 31 8 ). Ich gebe es im Folgenden willkürlich durch „Fichte" wieder. Die Schreiber unseres Textes haben das Wort "Witt"), ebenso wie auch in 27«, nicht mehr verstanden; ein Glossator erklärte es durch PN4)') Unnatürlich ist die Auslegung von S m e n d und B e r t h o l e t , welche den Fragesatz so verstehen, „daß selbst das folgende Gleichnis zur Beschreibung von Pharaos Herrlichkeit unzulänglich sei'. 2 ) R o t h s t e i n s Vermutung, daß der Fragesatz ursprünglich die 3. Person hatte, ist willkürlich und zeigt, daß er mit dem Texte nicht fertig wird. 3 ) Vgl. D i n s m o r e und D a l m a n , Die Pflanzen Palästinas in ZDPV XXXIV (1911) S. 202 Nr. 1607a. Nach G. H o f f m a n n , Über einige phönizische Inschriften 1889 S. 27, etymologisch verwandt mit syr. sarwainä, {WOHllS*, assyr. surmenu. 4 ) Ich betrachte auch jUD^S als Zutat des Glossators; denn der Baum soll Ägypten darstellen, gehört also nicht auf den Libanon; auch heißt es 314, daß

152 Der Text des Gedichtes, soweit es uns vorliegt, ist sehr schlecht erhalten 1 ). Er lautet: "Siehe ein Herrlich Mit

reicher

Fichtenbaum grünend Krone

Und hohem Stamm — die Flut (Dinn) ihn großzog, was zu einem Standort auf den Höhen des Libanons nicht recht paßt. In 313 das schwierige ^JJD ISHni mit LXX (B) zu streichen, ist bequem, aber vielleicht doch nicht richtig, da man dies Versglied ungern entbehrt; H i t z i g s Aussprache t£'~in ist freilich nur ein Notbehelf. Die übliche Korrektur von T ••

• \ ~ D y .,Zweige" 31a in ¡"TOy „Wolken" (vgl. LXX) halte ich mit T o y hierfür ebenso unrichtig, wie an der von 313 abhängigen Stelle 1 9 u ; jedenfalls geht es auf keinen Fall an (wie C o r n i l l , B e r t h o l e t , K r a e t z s c h m a r , J a h n , R o t h s t e i n es tun), an der einen Stelle so, an der andern Stelle so zu übersetzen. ist jedenfalls dem folgenden — Schwierig ist 314b: statt des maskulinen n n ^ l f entsprechend eine Femininform zu lesen, also wohl mit LXX ¡"D^n und weiterhin wohl Der Satz lautet also: T



„ihre Ströme führte sie rings um seine (des Baumes) Pflanzung, „und ihre Kanäle entsandte sie zu allen Bäumen des Feldes." Subjekt kann nur die Flut (Dinn) sein. Aber eine solche Bemerkung über das, was die Flut tat, erwartet man hier garnicht, geschweige denn, daß die Flut die andern Bäume des Feldes bewässerte. C o r n i l l s Streichung der „Bäume" ( ^ y ) ist willkürlich. Man kann auch nicht, wie R o t h s t e i n möchte, 3l4ba halten und nur 3l4bß streichen; denn beide Sätze stehen im Parallelismus. Vielmehr ist der ganze Text von 314b Zusatz, wie auch das prosaische flN nahelegt. Der Zusetzer scheint erklären zu wollen, auf welche Weise die Bewässerung durch die Flut geschah und dachte wohl an die Nilkanäle. — Auch der mit p _ ^ y angeknüpfte Satz 31s ist sekundär, wie J a h n erkannt hat; die Nennung der J T f f l y ^ und n n t ® in 31s ist neben 31 «a poetisch unerträglich, und verdächtig sind in 31s auch die Aramaismen (NDDJ und VnDjriD statt v r o y D 31 ea). 31 «b ist ausdeutender Zusatz, der aus dem Rahmen des Gleichnisses herausfällt. — Die vier Sätze von 31s widerstreben der rythmischen Symmetrie, da der zweite und dritte Satz deutlich parallel sind. Ich streiche diese beiden mittleren Sätze deshalb. Auch hier werden die m o y o und ITHND wieder genannt. Auch fällt die Erwähnung der Cypressen und Platanen ab hinter den Zedern des Gottesgartens, und der Vergleich mit den Zweigen und Ästen statt mit den Bäumen selbst ist schief. — In 31 s a ist DVi'PN pD logisch mit DTiN zu verbinden; denn der Dichter will nicht sagen, daß der "WNri im Gottesgarten stand; das hätte er gleich zu Anfang sagen müssen. — Mit 31 e ist nichts anzufangen; die Gottesrede 31 »a paßt nicht in den Zusammenhang und wiederholt, was bereits gesagt ist; in 31 eb widerspricht der Standort des Baums im Gottesgarten den bisherigen Voraussetzungen des Gedichtes, und der Neid der übrigen „Bäume Edens" (auch dieser Ausdruck ist neu) bringt ganz neue Gedanken hinein.

153 Zwischen dem Laube Ragte sein Wipfel, 4 Wasser nährte ihn, Flut zog ihn groß. 'Im Blattwerk nistete Alles Gevögel, Unter den Asten Warf jegliches Tier. ''Schön war sein Wuchs, Lang seine Zweige; Denn tief im Wasser Die Wurzel stak. s

Zedem überragt er Im Götter garten, Kein Baum kam ihm An Schönheit gleich.

Der Dichter beschreibt einen hohen, schönbelaubten und reichbewässerten Baum; alle Vögel und Tiere sammelten sich in seinem Schutze; selbst die Zedern im Göttergarten überragte er an Höhe. Die Beziehungen auf das vom Nil bewässerte, mächtige Ägypten sind durchsichtig. Aber mit 316 kann das Gedicht nicht zu Ende sein. Die Hauptsache fehlt, der Sturz des Baumes. Dieser wird in 31i 0 -n im Präteritum beschrieben 1 ) und erst 3118 bringt dann mit Wiederholung der redaktionellen Eingangsfrage 31 ¡¡b die drohende Anwendung des Gleichnisses. Man könnte ja nun meinen, in 31ioff. hätten wir die erwünschte Fortsetzung des hesekielischen Gedichtes. Hier wird in der Tat beschrieben, wie der Baum gefällt wird und elend am Boden liegt. Aber Form und Inhalt verbieten, diese Fortsetzung für echt zu halten. Mit der stereotypen Einleitungsphrase der Weissagungen und dem üblichen redaktionellen IJii2) setzt 31 io ein. Die Höhe des Baumes 3 ), die in 31 s ganz ohne moralischen Hintersinn beschrieben war, gilt jetzt als sünd') 31nb ist textlich zweifelhaft und vielleicht mit T o y zu streichen.

2

) Vgl. 25».«. 8. i3. i5 26s 28a 29».

3

) Lies n m statt n m i

154 hafte Überhebung 1 ). Dafür ergeht jetzt die Strafe. Der Baum wird in die Hand eines „Völkerführers" 2 ) gegeben (31 na) und „Fremde, gewalttätigste der Völker" hauen ihn ab (3112). Das ist eine üble Mischung von Bild und Sache; sie zieht sich durch den ganzen Abschnitt, der dadurch stilistisch zu den unerfreulichsten des ganzen Buches gehört und allein aus diesem Grunde nicht für echt gehalten werden kann s ). Es kann m. E. kein Zweifel Vielleicht hat der Verfasser auch DTQ>? p 3 schon als „zwischen den Wolken" verstanden. *) = „Widder", „Anführer", wie I I Reg 24i 6 Hes 17 ia 3 1 n 3 2 « Ex 1 5 J e s 9ö Hi 41 n vgl. auch die Inschrift von Ma'süb. 3 ) Man stelle sich das Einzelne nur einmal vor: der Baum hat ein hochmütiges Herz (3110)! Er wird in die Hand eines Völkerführers gegeben (3111a)! Fremde, gewalttätige der Völker hauen ihn ab und werfen ihn auf die Berge, seine Zweige fallen in alle Täler, seine Äste werden in allen Rinnsalen des Landes zerbrochen, und aus seinem Schatten steigen nieder (oder 1TP1 „flüchten") alle Völker der Erde (3112)! Nun wohnen die Vögel, die früher auf den Zweigen nisteten (31a), auf dem gefällten Baumstamme (31iaa), und die Tiere des Feldes, die einst unter seinen Ästen Junge warfen (31«), sind jetzt gar auf seinen Ästen (31nb)! Hier ist dem Verfasser die Vorstellung von Aasgeiern und Hyänen, die über den Leichnam herfallen, in die Quere gekommen. Dieser Sturz des Großen soll dienen zum warnenden Exempel für „alle Bäume am Wasser", daß sie nicht in die Wolken wachsen, und für alle ihre Führer (Glosse: QiQ), daß sie nicht hochmütig auftreten (31 n a ) ; denn sie alle sind dem Tode im Hades preisgegeben, wie gewöhnliche Sterbliche (31 n b ) ! Hier am Schlüsse klingt, wie J a h n sich ausdrückt, schon etwas von der Grabespoesie aus I?ap 32 herein. Dieses Potpourri von Bildern ist gradezu schauderhaft. Der ganze Abschnitt lebt von entlehnten und konventionellen Phrasen. Der Verfasser scheint hier den Gipfel der Stillosigkeit erreicht zu haben, überbietet sich aber doch noch im folgenden Stücke 3I10-17. „Hier wirkt die Verquickung der allegorischen Züge geradezu grotesk" ( H e r r m a n n ) . Der Baum fährt zum Hades hinunter, und nun wird die Wirkung, die sein Sturz hervorrief, beschrieben. Die ganze Natur leidet mit: die Urflut trauert, ihre Wasser fließen nicht, der Libanon kleidet sich in Schwarz, die Bäume verschmachten (31 m) — eine phantastische Wirkung der Hadesfahrt des Baumes oder des Pharao; der Verfasser denkt wohl an die Austrocknung des Nils, wie sie gern beim Gericht über Ägypten beschrieben wird (30u Jes 19»-9). Im Hades drunten aber geraten die Völker oder vielmehr „alle Bäume Edens, die Auslese des Libanons, alle Wassertrinker" ¡n Aufregung; indessen tröstet es die Kleinen (vgl. Jes 24), daß auch der Große ebenso wie sie selber gestürzt ist (3116-17). Bis hierher hat der Verfasser das Gleichnis in erzählender Form ausgesponnen. E r schließt nun mit der höhnischen Eingangsfrage an den Pharao: „Wem bist du nun gleich an Herrlichkeit und Größe unter Edens Bäumen?" und droht nun auch ihm den Sturz in den Hades (31 is).

155 sein, daß 31io-is durchaus sekundär ist und mit dem Gedichte Hesekiels nichts zu tun hat. Möglich wäre, daß der Verfasser sich an einen ursprünglichen Hesekieltext in einzelnen Stücken angelehnt hat, aber irgendwelche echten Elemente lassen sich aus dem, was vorliegt, nicht mehr herausschälen. Der Verfasser, vielleicht der Redaktor des Buches, wird auch hier die Ereignisse von 525 vor Augen gehabt haben. Seine ganze im Präteritum gehaltene Darstellung macht unwillkürlich den Eindruck, als ob Vergangenes beschrieben werde. Auch K r a e t z s c h m a r hat diesen Eindruck gehabt, aber seine Deutung auf die Schlappe des Pharao Apries im Jahre 587 paßt nicht, denn der Verfasser denkt an einen wirklichen Untergang Ägyptens und des Pharaonentums. Man wird den D1^ 31 u direkt auf Kambyses beziehen dürfen. Die DT! iJTiy •'HT 31 u sind die Perser, und p s n "Oy 31 ia, welche bis dahin im Schatten des Pharao gelebt haben, sind die Untertanen der ägyptischen Großmacht. Die Daten über den zwei letzten ägyptischen Orakeln 321. n und das Datum in 33 m sind in den Versionen ( L X X und Syr) und in MT verschieden. Der Text in MT ist der richtige'). Das Syr. hat überall das 11. Jahr an Stelle des 12. gesetzt, offenbar in Rücksicht auf I I Reg 202, wo die Eroberung Jerusalems ins 11. Jahr Zedekias datiert ist. In manchen hebräischen Handschriften haben sich die Schreiber hier und dort zur gleichen Textänderung verleiten lassen. Diese Rücksicht hat auch verschiedene neuere Ausleger veranlaßt MT zu verwerfen. S t e u e r n a g e l hat jedoch scharfsinnig gezeigt, daß der Widerspruch zwischen dem 11. Königsjahre Zedekias (II Reg 2Ö2i) und dem 12. Jahre der Verbannung Jojachins (Hes 332i) nur auf verschiedener chronologischer Rechnung beruht, also nur scheinbar ist; ersteres ist nach der altisraelitischen Herbstära, letzteres nach der babylonischen Frühlingsära berechnet. Nach beiden Berechnungen fällt die Eroberung Jerusalems ins Jahr 586, und zwar auf Ende Juni, die Meldung nach Babylonien 33 ai auf Ende Dezember des gleichen Jahres. Ist also auf die abweichenden Daten des Syr, und mancher hebräischer Handschriften nichts zu geben, so könnte doch die Abweichung der L X X etwas bedeuten. Codex Alexandrinus hat 321 den 1. X I I . des 11. Jahres, Codex Vaticanus den 1. X I I . des 12. Jahres; in 32 n ergänzt L X X das in MT fehlende Monatsdatum durch den I. Monat, und in 33 21 lesen manche Handschriften der L X X das 11. Jahr. Aber das alles sind nur absichtliche und meist inkonsequente Korrekturen, eingegeben von dem Wunsche, die Daten von 32i. 17 vor die Eroberung Jerusalems und vor das Datum 3321 zu schieben. Eine sachliche Nötigung besteht nicht, die Weissagungen Hesekiels in Kap. 32 vor den Fall der Stadt zu datieren: denn der syrisch-ägyptische

156 Orakel 3 2 i f f . ist auf den 1. X I I . des 12. Exilsjahres, d. h. auf Ende Februar

585,

und

das

Orakel

32i,ff.

auf

den

15. X I I . 1 )

des

12. Exilsjahres, d. h. auf A n f a n g März 585 datiert. Das Orakel in 32I-I 6 nellen Einleitung

32i- i a ( I ,

beginnt nach der üblichen

redaktio-

die es als nyp bezeichnet,

mit

Satze 32saß: rpQ"D D^J TBS.

Diese drei W o r t e können, so

dem wie

sie lauten, nur übersetzt werden: „ 0 Jungleu der Völker, du bist vernichtet!"

Dieser A n f a n g verträgt

sich jedoch nicht mit der

Fortsetzung 32ab) welche den Pharao mit einem Wasserungetüm 2 ) vergleicht.

Man hat die W a h l zwischen den beiden Tieren.

könnte meinen, das Wasserungetüm stamme

aus 29 s , und

Man der

Vergleich mit dem Jungleu sei deshalb in unserm Abschnitte das Ursprüngliche. Aber gerade die Beschreibung des Wasserungetüms 32üb ist das Originellste, das einzig Originelle in dem ganzen Abschnitte 32i-ie, und für die Ursprünglichkeit

gerade

von 32sb

spricht die spätere Stelle 32I 3 -II, w o eine jüngere Hand — nämlich die des Redaktors — 32 2 b benutzt und mißdeutet.

Ich weise

deshalb den Satz vom Jungleun 322ap dem Redaktor zu 3 ).

Das

Nebeneinander der zwei Vergleiche hat den stilistisch wenig feinfühligen Redaktor nicht gestört, um so weniger, als der wörtliche Sinn von „Jungleu" (TOD), wie S m e n d wohl mit Recht bemerkt, in der Verbindung

TDD verblaßt

ist 1 ).

Das Sätzchen 32sap

ist also dem folgenden Hesekielgedichte als interjektioneile Einleitung

vom Redaktor vorangestellt,

ebenso wie die rhetorische

F r a g e 31 »b dem dort folgenden Hesekielgedichte. D e r Spruch lautet dann so 5 ):

Aufstand war mit der Eroberung Jerusalems noch nicht zu Ende. Es liegt also kein Grund vor, die Daten des M T in 3 2 i . n anzuzweifeln, nur muß das fehlende Monatsdatum in 32u ergänzt werden, natürlich durch den X I I . Monat (vgl. 321). 1 ) Siehe die vorige Anmerkung. 2)

Lies p n . Die Ausleger helfen sich statt dessen vielfach mit willkürlichen Korrekturen. An jedem der drei Wörter des Sätzchens hat man wie an einer Aufgabe mit drei Unbekannten seinen Scharfsinn geübt. Andere ( C o r n i l l , B e r t h o l e t , T o y , K r a e t z s c h m a r ) dichten, um einen vollen Vers herzustellen, frei hinzu. Vestigia terrent. 3)

4)

Ähnlich wie b^H (^N) „Widder" in dem synonymen D">13 btf 31u.

6)

In 32sb ist p r o

und " p m T O 3 zu lesen.

157

*Du glichst dem Ungetüm im Strome, Mit deinen Nüstern sprudeltest du, Trübtest die Wasser mit deinen Füßen Und wühltest seine Fluten auf. Auch hier wird Hesekiel, wie in 29 a , an das Nilkrokodil denken; es ist nicht nötig, mit S m e n d und H e r r m a n n anzunehmen, daß er Krokodil und Nilpferd verwechselt habe. Der Vergleich ist ausgezeichnet: Ägypten, das ewig Unruh stiftende, gleicht dem Krokodil, das mit den Nüstern sprudelt, den Schlamm aufwühlt und das Wasser trübt. Auch wird Hesekiel, wie sonst, nicht an die Person des Pharao, sondern allgemein an die ägyptische Großmacht gedacht haben. 32ab ist wohl nur ein Bruchstück. 32 a ff kann nicht gut die ursprüngliche Fortsetzung sein. Das beweist schon die neue Einleitungsformel. Auch der Inhalt beweist es, der zum Bilde des Krokodils nicht mehr paßt. Das Krokodil wird mit Haken gefangen (29*), dagegen der Löwe (TDD) mit dem Netze (19s)1)3 2 J f . ist also redaktionelle Arbeit. Der Stil des Redaktors verrät sich hier sehr deutlich. Das Bild vom Wasserungetüm wird sofort ins Phantastische und Groteske gesteigert: das Krokodil wird ans Land geworfen und geht dabei — der Verfasser scheint es für eine Art Riesenfisch zu halten — zugrunde. Nun fallen die Raubvögel und Raubtiere über das Aas her, jedoch bleibt noch so viel von ihm übrig, daß Jahwe den riesigen Kadaver auf die Berge und in die Täler bringen") und das Land und seine Bäche mit dem Blute des jetzt ins Ungeheuerliche gewachsenen Krokodils tränken kann. Hier schwebt dem Verfasser die Vorstellung von vielen auf dem Schlachtfeld verstreuten Leichen vor, die er in unlogischer und häßlicher Weise auf den Kadaver des einzelnen Ungetüms überträgt. Von 32? ab läßt er das Bild vom Krokodil ganz fahren. Trauer und Entsetzen über den Tod des Gewaltigen herrschen in der weiten Welt: der Himmel und seine *) C RAN ÜI»J; i?np2 32a ist Glosse (vgl. 23M 17n), die K r a e t z s c h m a r ohne Glück verteidigt; ihre Einfügung im MT hat die Korrektur von "]rp!?ym (so richtig LXX) in "pbyni veranlaßt. a ) K r a e t z s c h m a r und B e r t h o l e t deuten rationalistisch: durch eine Nilüberschwemmung !

158

Gestirne verfinstern sich beim „Erlöschen"1) des Krokodils bezw. des Pharao, viele Nationen werden betrübt, wenn Jahwe die Gefangenen 2 ) Ägyptens unter die Völker bringt in ein ihnen unbekanntes Land8); die Völker und ihre Könige schaudern und zittern für ihr eigenes Leben, wenn sie sehen, wie Jahwe das Schwert schwingt. Man sieht, dieser Abschnitt 32»-10 ist ein recht geschmackloses Ragout von durcheinandergemengten Bildern, und würde sich schon dadurch als unhesekielisch erweisen. Überall finden sich Entlehnungen und Berührungen mit anderen Stellen4). Der neue Absatz 32uff., durch neue Einleitungsformel eingeleitet, deutet das in 32i0 genannte Schwert Jahwes um auf „das Schwert des Königs von Babylon"6). Wie überall in den redaktionellen Partien dieser ägyptischen Orakel, bleibt der König von Babylon anonym; der Redaktor denkt offenbar auch hier nicht mehr an Nebukadnezar, sondern an Kambyses. Die Eroberer Ägyptens heißen •nu: 1 ') und D1^ ^"Oi"7). Durch sie wird Jahwe den Stolz8) und das Gepränge 9 ) Ägyptens vernichten. Er wird die Tiere aus den Wassern Ägyptens 10 ) ausrotten; kein Fuß von Mensch oder Tier") soll sie mehr trüben — hier zitiert der Verfasser das hesekielische Gedicht 322b- So wird Jahwe die Wasser Ägyptens still machen und seine Flüsse wie Ol dahinfließen lassen (32 n) — das ist die Stille der Einöde, die Stille ') Das unpassende Bild ist wohl durch Assoziation an die Vorstellung der Gestirne entstanden. H e r r m a n n vermutet Textkorruption. 9 ) MT liest aber das ist unmöglich in Verbindung mit itforDLXX las " p w , was aller Not abhilft. 8 ) Lies mit LXX n y T üb UTK p i T ^ i * . 4 ) Zu 32» vgl. 19s 12.8 17so und 29i; zu 32* vgl. 29 6 und 31e. 13; zu 32cf. (streiche o n n r i " ^ ~|D1D) vgl. 67 35a; die Verfinsterung 32 7 - 9 ist ständiges Inventar der Gerichtsschilderungen vgl. 30is Jes 13io 24si 344 Jer 42» Jo 210 3 4 410 Hen 18u- 16 ; zu 32„ vgl. Jer 1 5 » 16iu 17* 22 29 ; zu 3210 vgl. 2620 und 2735 und 26i». is und 2615. i» 272? 31i3. i«. Das Schwertschwingen Jahwes 3210 stammt natürlich aus 21i3fi. und leitet zum Folgenden über; 3211 ff. stammt also aus der gleichen Feder. 5 ) Vgl. 21.1. o) Vgl. 3221 Jer 5i«. ') Vgl. 287 30n 31,2. 8 9 ) vgl. 306.18. ) 11DH Oft. 10 ) DO"! D*0 vgl. 3U u. a. ") Vgl. 29u.

159 des Todes, ein greller Gegensatz gegen das lärmende Gepränge von einstmals 1 ). Auch in diesem Abschnitte scheint der Redaktor, wie schon angedeutet wurde, an die Eroberung Ägyptens durch Kambyses im Jahre 525 zu denken. Er läßt den Propheten Hesekiel auch hier den völligen Untergang des Pharaonentums durch den „ König von Babel" und durch „Helden", „gewalttätigste der Völker" weissagen. Er spricht 329-io von dem starken Eindruck, den der Sturz des Pharao auf die fernsten Länder machen werde. Das erinnert uns daran, daß schon, als Kambyses gegen Ägypten marschierte, Polykrates von Samos vom Pharao Amasis abfiel, und daß nach der Eroberung Ägyptens durch den Perserkönig die griechischen Nachbarstaaten Ägyptens, Kyrene und Barka, nebst einigen an der Küste von Marmarica nomadisierenden Libyerstämmen sich freiwillig dem Kambyses unterwarfen (Herod. III 13). Bei der in 42« erwähnten Deportation ägyptischer Gefangener in ein fernes unbekanntes Land wird man an die von Ktesias erwähnte Deportation Psammetichs III. mit 6000 angesehenen Ägyptern nach Susa denken dürfen. Das letzte der fünf hesekielischen Gedichte über Ägypten steckt in 32i7-32. Redaktionelle Einleitung ist 32l7-i8aa- Das Gedicht scheint mit n~J zu beginnen. Der Text ist, besonders zu Anfang, in schlimmem Zustande®). Das Gedicht Hesekiels scheint unverkürzt erhalten zu sein, und lautet so: ') 3216 fügt sich hart an und ist wohl mit J a h n und H e r r m a n n (früher) als Zusatz zu streichen. Auch die Unterschrift 32ie mag nachträglich zugefügt sein; die H^p gilt hier Ägypten, was an 31is erinnert, nicht wie in 32a dem Pharao. 2 ) Was 321b~2i angeht, so helfen sich H i t z i g , C o r n i l l , B e r t h o l e t , J a h n und H e r r m a n n durch die Übernahme des LXX-Textes, welcher 32i» hinter 32so. 21 stellt. Aber damit ist der Schaden nicht geheilt. Man fragt sich, wer die O^IISÜ i^N 32»1 sind. Nach MT befinden sich dieselben im Hades (vgl. -pnD), wären also identisch mit den 32 2 7 genannten D"HDJ. So versteht z. B. B e r t h o l e t den Text: der gestürzte Pharao wird, ähnlich wie der babylonische König in Jes 14, von den Bewohnern des Totenreichs höhnisch begrüßt. Aber es wäre sehr unnatürlich, daß die QiTQJ, welche nach 32 «7 „daliegen", das Schwert unter dem Haupte, den Schild über den Beinen, eine Begrüßungsrede halten, oder gar dem Ägypter aus der Tiefe des Hades ein „Steig herab!" zur Oberwelt hinauf zurufen! Auch gewinnt man aus 3227 nicht den Eindruck, als ob die •"mSJ vorher schon erwähnt, ja schon aktiv auf-

160 getreten wären. Schließlich heißen sie in 32 s? Q T I ' Q I in 32 21 dagegen •'HIDJ H i t z i g , C o r n i l l und J a h n werden also recht haben, wenn sie unter den CTTQD 3221 die Eroberer Ägyptens verstehen, welche in 3212 genannt und deren Anführer in 31 u als bezeichnet war. Ist das aber richtig, so wird die Erwähnung der in unserm Texte überhaupt verdächtig. Es liegt auch hier nicht so, wie die herrschende Meinung will, daß der L X X - T e x t die bessere Überlieferung gegenüber MT bewahrt hätte. Wo die Lösung des Problems liegt, zeigt die abweichende Anordnung der Sätze in L X X . 32 20b. 21 i s t ein Fremdkörper im Texte, der als Randglosse beigeschrieben wurde und in M T und L X X an verschiedener Stelle in den T e x t geriet. 322iaßb hat gründlich verdorbenen Text. Die Worte des MT ü ^ i y n D S f V I T VTJ? ritt b l t W -priD m n i ^ n werden in L X X wiedergegeben durch: iQO (?) r p ~ (?) blNtP (?) - p r o 3"in •'bbn -¡mn i i m ^ m m n n c y j ; das ist eine Wiederholung von 32i9. aoa. Die Randglosse will offenbar die Worte 32i9.2oa den Eroberern Ägyptens, die sie im Anschluß an 32i2 31n Q1T33 nennt, in den Mund legen. Damit scheint das Haupträtsel dieses schwierigen Textes gelöst zu sein. Die übrigen Textschäden in 3219-21 sind leichterer Art. Ich lese in 321 8 n T T i T und streiche •"HN D i ^ einen Zusatz nach 321«. Möglich, daß auch jiDH 3 2 « sekundär ist. In 3 2 2 0 ist "ISD 1 und mit Syr. auch MJP.J 3"t!"l zu streichen. In 322sff. sind 322aaßüa und 32as (om. L X X ) als dittographisch zu streichen. Ferner ist wohl um des Gleichmaßes der Strophe willen der nichtssagende Satz 322aa8 keinen P l a t z 1 ) ; 34 21 bestimmt das Verhältnis dahin, daß Jahwe ihr Gott®) und David ihr Fürst («"UM) in ihrer Mitte sein soll 3 ). 34a5 spricht dann in freier Anlehnung an Hos 2jo von dem Friedensbunde, der Beseitigung der wilden Tiere und der so bewirkten Sicherheit 4 ), 342«-27a von Regen und Fruchtbarkeit"), und 3427b bringt einen formelhaften Abschluß, hinter dem sich das Folgende wie ein Nachtrag ausnimmt, der allerlei schon Gesagtes nochmals in kleinen Variationen, aber in ganz konventionellen Wendungen wiederholt 6 ). 34»o ist wieder formelhafter Schluß und 34 3 i vielleicht ein neuer Zusatz ( J a h n ) . Alles in allem sprechen viele Gründe dafür, daß 34i 8 - 3 i dem ursprünglichen Zusammenhang der Heilsweissagungen nicht angehört, sondern eine nachredaktionelle Erweiterung darstellt, an der verschiedene Hände gearbeitet haben. Der nächste Abschnitt ist 35i — 36i 5 . Sein Thema ist im vorliegenden Texte ein doppeltes: das Schicksal des Gebirges Seir und das der Berge Israels; jenes soll zur Wüste werden, diese dagegen fruchtbar an Vegetation, Menschen und Tieren. Um dem Abschnitt kritisch beizukommen, ist von 36i-i 5 auszu2 ») Glosse ist m i - a j r n N . ) Vgl. II20 36ss 3727. ) Vielleicht ist der ganze Vers 34 24 erst ein jüngerer Znsatz; vgl. auch c o i m statt a m t y 3721. 4 ) Zu 34 2 5a=37 9 «aa vgl. Lev 26e; 342 5 a p=Lev 26eba; zu 34asba vgl. 2 8 « 38e 3928 Lev 26stp Sach 1411. 6 ) Zu 342« vgl. Lev 26i; 3427a = Lev 26i vgl. 25 6 ) Zu 3427b vgl. 30i8 Lev 26i 3 ; 34S8bp vgl. 39 28 Lev 26« Dtn28so Jos 17a Jer 7 33 30io 4627 Mi 4 t Nah 2 l a Zph 3is Hi II19; zu 342»b vgl. 36». u. 3

172

gehen. 36i-j ist ganz offenbar von Zusätzen überwuchert; sechs Verse (362.3.4.5.6.7) beginnen hintereinander mit mn1 ION rD. Diese Stillosigkeit läßt sich nicht mit der ungewöhnlichen Erregtheit des Schriftstellers ( S m e n d , B e r t h o l e t ) rechtfertigen. K r a e t z s c h m a r glaubt, mit der Feststellung der Dubletten 36 s -4 und 36s-0 auszukommen, J a h n mit der Ausscheidung von 36 a .s. H e r r m a n n (früher) hat gesehen, daß das nicht genügt. Er erkennt die Zusammengehörigkeit von 36? mit 36 8 ff. und will zu diesem ursprünglichen Text nur einen einzigen der Vordersätze in 36i-e gelten lassen. Das ist ungefähr richtig. Ich tilge die Verse a . 1 ! 4b (von mmn ? ab). 5.6. (bis rnrp) ). Der ursprüngliche Text redet vom Spott des Feindes Uber die Verwüstung der Berge Israels, dem Hohn der Völker ringsum; er stellt das zukünftige Heil der Berge Israels in Gegensatz zum Unheil der Nachbarlande überhaupt, nicht Edoms allein. Daraus ergibt sich, was schon J a h n und H e r r m a n n gesehen haben, daß Kap. 35 erst nachträglich eingeschoben ist 2 ). ') Die Interpolation kennzeichnet sich durch den Ausdruck C^jH m i W Im Übrigen beachte noch Folgendes: zu 36s vgl. 1310; zu 364b vgl. 23sa; zu 36s vgl. 21a« Zph Iis 38 und 25« sowie den Aramaismus HilHJD. 2 ) Dies Kapitel besteht zum größten Teil aus konventionellen und zusammengelesenen Redewendungen: zu 352 vgl. 62 u. a.; zu '¿03 vgl. 614 u. a.; zu 354 vgl. 12ao; zu 306 vgl. 25is und Jer I821 Ps 63n und 2139; zu 357 vgl. 14is u. a. und Sach 7m 9s; zu 35s vgl. 63 31u 32sf. und 31i?; zu 35g vgl. Jer 2512 5126.62 und 2620 2911; zu 35u vgl. 20a; zu 35is vgl. Jer 4828.42 Zph 2 9 Ob I12 Der Abschnitt ist stilistisch besonders schlimm. K r a e t z s c h m a r stellt Dubletten in 35ab-e und 357-11, ferner in 35u und 35isa fest; aber damit i6t nicht viel geholfen. Eine befriedigende Analyse gelingt mir auch nicht. Manches ist bei dem Ungeschick des Verfassers in Kauf zu nehmen, z. B. daß die Anrede an das Gebirge von 35b ab ganz aus den Augen verloren wird. Die Drohung gegen das Gebirge Seir wird dreifach begründet: 1) die Edomiter haben aus uralter Feindschaft die Söhne Israels dem Schwerte preisgegeben; 2) sie haben die beiden Völker und Länder, Juda und Ephraim — letzteres ist sehr wunderlich — in Besitz genommen, obwohl Jahwe, nämlich Jahwes Wohnsitz in Zion, dort war; 3) sie haben gegen Jahwe groß getan und über das Land Israel schadenfroh gehöhnt. Der zweite dieser Gründe bezieht sich auf das Eindringen der Edomiter in das alte judäische Gebiet (vgl. zu Kap. 25). Hiervon ist in 2518-14 nichts erwähnt worden, obwohl man es dort erwarten sollte, wenn Kap. 35 von gleicher Hand geschrieben wäre. Daß Kap. 35 der ursprünglichen, vom Redaktor herrührenden Anlage des Buches nicht angehört, ergibt sich auch aus der Überlegung, daß sein Thema schon in 25u-i4 erledigt worden ist und dort nach der ganzen Disposition des Buches seinen richtigen Platz hat.

173

Die Weissagung an die Berge Israels, bezw. an die Berge und Hügel, Rinnsale und Täler 3 6 i - . a b a »bp 7 ff.') ist als Gegenstück zu Kap. 6 geschrieben und schon dadurch als redaktionell erwiesen 2 ). Der Sinn der Weissagung ist dieser: jetzt spotten die Völker über die Verwüstung der Berge Israels, aber bald wird das anders werden; bald werden dieselben Laub hervorbringen und Früchte tragen, werden beackert, besät und mit Menschen und Tieren reich bevölkert werden. Dann wird das Land nicht mehr „Menschen fressen" 8 ), nicht mehr „sein Volk der Kinder berauben", und der Spott der Völker wird aufhören. Bemerkenswert ist 36$: NU1? l ^ p id. Der Satz blickt schon auf 36 24 voraus, beweist also, daß die einzelnen Weissagungen dieses Teiles nicht als isolierte literarische Stücke zu begreifen sind, sondern von vornherein ein zusammenhängendes Ganzes bilden sollten. Der Abschnitt 36i 6 -ss besteht, wie H e r r m a n n gesehen hat, aus einem Grundstock 3616-321), einem Nachtrage 3683-3o und einem Nachtrag zum Nachtrage 36 3? -38. 361o -32 beginnt mit einem Rückblick auf die Zerstreuung Israels unter die Völker. Sie war gerechtfertigt, weil Israel das Land durch seinen Wandel verunreinigt hatte. Aber das Exil seines Volkes ist auf die Dauer für Jahwe unerträglich; denn es erregt den Spott der Heiden über Jahwe selber. Darum muß Jahwe eingreifen, nicht um Israels willen, sondern um seines heiligen Namens willen, der unter den Völkern entweiht wird. Er wird die Israeliten also zurückführen und, damit nicht ein neues Exil notwendig werde, wird er selber sie von ihrer Un2

4

') Mit J a h n streiche ich 36io, eine Dublette zu 3611, welche ^NHi" TPD ^D [ r f o ] aus 3 7 u und den Wiederaufbau der Ruinen hier unpassend einführt. In 36 U ist "nai -QU (om. LXX) Interpolation im Stile von P. 2 ) Zu 36ä vgl. 6 u 25s 26a und 11 6 ; zu 36e vgl. 5 l 3 und 34 2 8 16Ba; zu 36^

vgl. 20s;

zu

36a

vgl.

Lev.

26e;

zu

36u

vgl.

14ia

u.a. und

I653;

zu

3 6 n

vgl. Lev. 26 3s. 3 ) J a h n s Deutung des „menschenfressenden" Landes auf die Kinderopfer geht ganz fehl. Der Verfasser meint natürlich den Gegensatz zur Fruchtbarkeit des Landes. Das Land ist die Mutter seiner Bewohner, aber es war eine unnatürliche Mutter, die die eigenen Kinder fraß. Der Ausdruck ist auch sonst üblich (vgl. Num 1332 mit Num 147; auch 5n 14™ Lev 26äs). 4 ) Als Glosse ist mit L X X B und Lat. 36i8aßb zu streichen. vielleicht schon Überleitung zum Nachtrage.

3632 ist

174

reinheit und ihren Götzen reinigen und ihnen durch die Gabe eines neuen Herzens und Geistes — eine gratia infusa — die Kraft geben zu steter Befolgung seiner Satzungen. Auf diese Weise werden sie dauernd im Lande ihrer Väter wohnen bleiben, gesegnet mit Korn und Früchten. Dann werden sie, zurückdenkend an ihr früheres Verhalten, vor sich selber Abscheu empfinden. Der Abschnitt zeigt wiederum überall den Sprachgebrauch des Redaktors. Ich unterlasse es, ihn von neuem zu registrieren. Auch eine gewisse Verwandtschaft mit der Terminologie des Heiligkeitsgesetzes ist wieder zu beobachten'). 36 98 ~so erweist sich als Nachtrag durch die Eingangsworte D3nt* "nno DV3, welche das Folgende mit dem Wesentlichen des vorhergehenden Abschnittes verknüpfen sollen (Herrmann). Daß der Nachtrag nicht vom Redaktor herrührt, ergibt sich nicht nur daraus, daß er den Inhalt von 368-m überflüssigerweise wiederholt, sondern auch aus dem Widerspruch von 3685 gegen 38n. 36s? -äs ist Nachtrag zum Nachtrage. Er verheißt die Vermehrung der Volkszahl im neuen Israel. Damit wird ein wesentlicher Gedanke von 37i-n vorweggenommen. Es folgt 37i-i4, ein Abschnitt in Visionsform *). Auch dies berühmte Stück kann auf hesekielische Herkunft keinen Anspruch machen. Die ganze Terminologie des Abschnitts ist die des Redaktors. Es ist ganz überflüssig, das Satz für Satz nochmals nachzuweisen*). Aus Hesekiel (196) ist -ompn iTDN 37n entlehnt; die Volksstimmung kennzeichnet der Redaktor, wie auch sonst4), durch ein geflügeltes Wort (37n). Schauplatz der Vision ist, wie an der gleichfalls redaktionellen Stelle 3 2ä , die nypa. Man braucht diese Vision nur mit den echten Visionen Hesekiels in Kap. lff. und Kap. 8ff. zu vergleichen, um sie als literarisches Kunstprodukt zu erkennen. In Kap. 1 schaute Hese') Zu p « n NDtO 36n vgl. Lev 18M. 27 f.; zu m"IT 36i« vgl. Lev 2633; zu Dir bbn 362o vgl. Lev I821 (19»); zu 3628b vgl. Lev 26n. 3 ) Zum Text sei bemerkt: Hin1 PT12 371 und vermutlich auch mm rCHl nypun 1ND 37?ba ist mit Jahn zu streichen; ferner inp 377 (om LXX B) und VZy 3712.18. Jahn und Herrmann (früher) erklären 37isb-i4 als Zusatz. a ) Nur ein paar Einzelheiten seien noch notiert; "OrTO1! 371 40s; 3"QD IP2D 37. 40s u. a.: VTO "HWO 377 vgl. 127 24i„; niim 37s 42so. 4 ) Vgl. 12,2 I83 3310.

175 kiel den Gott im Glänze der Gewitterwolke, in Kap. 8 ff. sah er die Götzendiener im Tempel und ihre Bestrafung; was er hier schaut, ist nur ein Symbol. Dabei ist das Ganze eine seltsame Mischung von Wirklichkeit und Illusion. Die Hand Jahwes führt den Propheten in die Talebene hinaus — das ist als wirklich gedacht ; dort sieht er Gebeine umherliegen — auch das sollen wir uns als wirklich vorstellen, und ist doch nur Bild. Und dies Bild ist noch dazu sehr unklar durchgeführt. Zuerst liegen die Gebeine vertrocknet über das Feld verstreut, unbeerdigte Gebeine Erschlagener eines Heeres auf dem Schlachtfelde, wie später zum Verständnis nachgeholt wird. Die Deutung 37n-i 8 a dagegen denkt sich die Gebeine in den Gräbern, aus denen Jahwe sie herausholen will. Das ist ästhetisch und logisch häßlich; denn die Deutung, statt das Bild durch die Sache zu erklären, verharrt im bildlichen Ausdruck und führt das Bild nur schief weiter. Auch sonst ist der Schriftsteller nicht geschickt: in 37a bringt er seine übliche Phrase mir "ON "O DnjJTl an, aber so, daß sie sich an die Gebeine zu richten scheint; in 37 e gebraucht er das Wort n n im selben Atemzuge unschönerweise in verschiedenem Sinne als ,,Wind" und als ,,Geist." Aus alledem ergibt sich mit großer Deutlichkeit der unechte Charakter dieser Vision, und man muß das um so mehr unterstreichen, als gerade diese Vision von den Totengebeinen in dem traditionellen Bilde des Propheten Hesekiel eine besonders berühmte Rolle zu spielen pflegt. Der Sinn der Vision ist für den heutigen Leser nicht mehr zweifelhaft 1 ). Sie handelt — wie schon die alten Gnostiker, gegen die Tertullian kämpfte, richtig erkannten — de terrestri restitutione Israelitarum. Die Wiederbelebung der Totengebeine ist das Symbol für die Wiederbelebung Israels als Nation, als politischer Größe. Der Nachdruck ruht dabei, wie es scheint, auf der Wiederherstellung ,,des ganzen Hauses Israels" 37n, also aller zwölf Stämme. Insofern bedeutet 3 7 n f . noch einen Fortschritt über 3624 hinaus, wo ja auch schon von der Sammlung und Heimführung die Rede war. Erst in') Sie handelt nicht von der leiblichen Auferstehung der Einzelnen. Diese Vorstellung ist persisch-zarathustrisch und bekanntlich später vom Judentum übernommen. Doch ist nicht unmöglich, daß gleichwohl bereits das Bild von Hes 37 durch die persische Auferstehungsvorstellung angeregt worden ist.

176

dem ganz Israel aus dem nationalen Tode des Exils wieder zum Leben erweckt und aus aller Welt in die Heimat zurückgebracht wird, ersteht Israel als Nation aufs Neue. Damit ist dann auch der folgende Abschnitt vorbereitet. Auf die Vision folgt eine symbolische Handlung 37 m ff. Sie erinnert an Kap. 4—5 und ahmt auch formell jenes Vorbild nach l). Hesekiel soll zwei Stäbe nehmen und auf den einen rnirpS auf den andern rpy^ schreiben 2 ). Die beiden Stäbe soll Hesekiel aneinander fügen zu e i n e m Stabe, und sie sollen eins werden in seiner Hand"). Diese Handlung ist unvorstellbar und offenbar nur ein schriftstellerisch ausgeklügeltes Symbol. Die Deutung, die, wie auch sonst 4 ), durch eine Frage des Publikums eingeleitet wird, verläuft ganz überflüssigerweise in zwei Stufen. Zuerst wird in 3 7 i 9 - 2 o 6 ) erklärt, daß das Handeln Hesekiels ein Handeln Jahwes bedeuten solle, und darauf wird 372i-22 ohne Bild gesagt, was Jahwe tun will: Jahwe will die „Söhne Israels" aus der Zerstreuung unter den Völkern in die Heimat zurückbringen und sie dort zu einem einigen Volke machen; e i n König soll sie beherrschen, und sie sollen nicht mehr zwei Völker, zwei getrennte Königreiche sein. Die Terminologie dieses Abschnitts ist überall die des Redaktors. ') Vgl. l ^ - n p 3718 mit 4i (24 2 ). ) Als Glossen streiche nicht nur •'>")DN y j , sondern auch "OD^l ran und r n n 'PNItt''1 rpirbDT; letztere sind mit Rücksicht auf Kap. 48 beigeschrieben. Denn der Glossator verstand unter Juda und Josef nicht die beiden Reiche, Juda und Israel, sondern nur die zwei Stämme dieser Namen, vermißte daher bei Juda die Nennung der übrigen Südstämme, bei Josef die der übrigen Nordstämme. In der Deutung 3719 steht eine analoge Glosse bei Josef, während sie bei Juda fehlt. !

3 ) • 1 i n t < / ist grammatisch interessant als Beispiel für Anpassung an den Plural des Verbs; die Korrekturen H i t z i g s und C o r n i l l s sind nicht nötig, ebenso wie die Streichung R o t h s t e i n s bezw. H e r r m a n n s . *) Vgl. 24,., auch 12 e 21 6 . 12. 6 ) In 3719 ist wiederum einerseits D"HBN 113 "lEM, andererseits "P3n ^JOC 1 zu streichen. Über die drei letzten Worte von 3710 kann man verschieden urteilen. Jedenfalls vertragen sie sich nicht mit 37io. Liest man statt i T O mit LXX m U T TO, so sind sie Glosse, analog dem vorhergehenden •"HON T D T^N- Behält man dagegen die Lesart des MT T O bei, so muß 37ao gestrichen werden. Ich ziehe das letztere vor; denn 3720 gehört logischerweise gar nicht mehr in die Deutung, sondern sollte hinter 37 n stehen und ist vielleicht Randglosse zu diesem Verse.

177 Zum ersten Male erscheint hier beim Redaktor der Ausdruck ^trusn statt ^ i n w ¡TS1)- Der Ausdruck soll wohl das Zwölfstämmevolk in seinem alten Umfange bezeichnen. Weiterhin ist der Ausdruck hier zu beachten, der nicht nach LXX in iWJ korrigiert werden darf; für die Zeit der nationalen Vollendung ist auch der Königstitel wieder am Platze. Von 87-23 ab geht der Text in allgemeine eschatologische Verheißungen über. Diese biegen vom Thema ab und bringen lauter wörtliche Wiederholungen. Der Text stammt von mehreren Ergänzern, die sich in den hergebrachten Phrasen bewegen. Der eine Ergänzer spricht in 37a3-25a über die Reinigung von Götzen und Sünden, über die Gemeinschaft von Gott und Volk, über den König David, den einigen Hirten (nach Kap. 34), über das Wandeln in Jahwes Geboten und das Wohnen im Lande Jakobs; der Name Jakobs kommt sonst nur noch 28 25 vor. Der andere Ergänzer redet in 37S6t>-28 nochmals über das Wohnen im Lande, welches den Kindern und Enkeln für immer gehören soll, ferner nochmals über David, der diesmal iW3 s ) heißt, dann über den ewigen Friedensbund 3 ), über den Tempel 4 ) und nochmals über die Gemeinschaft von Gott und Volk, um dann mit der üblichen Schlußformel zu schließen, welche hier durch anpö erweitert ist 6 ). Dieser zweite Ergänzer nimmt mit seinem Hinweis auf den Tempel den Inhalt von Kap. 40 ff. vorweg. Den Abschluß dieser Gruppe von Weissagungen bildet ein besonders merkwürdiges Stück, die Weissagung von Gog in Kap. 38. 39. Ich halte diese Kapitel für nicht so kompliziert, wie die Meisten annehmen 0 ); 381—39is scheint mir, von einzelnen Zu') Die Stellen, an denen sonst im Texte b i O W "OD vorkam (2 s 4 u 65» 3ö 5 ), haben sich sämtlich als nachredaktionell erwiesen; später steht ^JOtt" noch 43 7 44e. 47m 48h. a 3 ) Vgl. 34 24. ) Vgl. 34a5 16eo Hos 2ao. *) = Lev 2 6 h . 5 ) Vgl. 2 0 n Lev 20s 21«. 15.2s 22».i«.3a Ex 31 u. •) Man hat auch hier Paralleltexte finden wollen. T o y war der erste, der Kap. 38 und 39 summarisch als Parallelen bezeichnete. Nach ihm versuchten K r a e t z s c h m a r , G r e ß m a n n und S t e u e r n a g e l eine genauere Scheidung der zwei parallelen Quellen, jedoch alle drei mit sehr verschiedenem Ergebnis. Auch J a h n unterscheidet Kap. 38 als die ursprüngliche Darstellung und Kap. 39 als weitere Ausführung des Themas von jüngerer Hand, dazu noch allerlei Zusätze; auch er gibt also den Gedanken an Paralleltexte nicht ganz auf. Dagegen Beihelt z. ZAW. 39.

12

178 Sätzen oder Glossen abgesehen, im Wesentlichen einheitlich zu sein; nur 39i7-2« ist ein Nachtrag von jüngerer Hand. Der Verfasser beschreibt den Kriegszug Gogs und seine Vernichtung im Lande Israels in dramatischer Szenenfolge: a) 381. a ist die stereotype Einleitung im Stile des Redaktors: Hesekiel soll sein Angesicht richten 1 ) gegen Gog s ), den Großfürsten der kleinasiatischen Völker Meschek und Tubal 8 ), und gegen ihn weissagen 4 ). b) 38s-e beginnt mit einer allgemeinen Bedrohung Gogs und seines Heeres. Jahwe will Gog wie ein wildes Tier herwenden 5 ), lehnen H e r r m a n n

und R o t h s t e i n

ihn a b ;

beide nehmen

eine

einheitliche

Grundlage an, die nur durch zahlreiche Bearbeiterzusätze erweitert worden sei; über den Umfang dieser Grundlage urteilen beide wiederum sehr verschieden. daß die kritische Analyse dieser

Die Buntheit dieser Ansichten zeigt,

Kapitel

noch nicht erledigt ist. 1

)

2)

Vgl.

6a

13i7

21a. 7

25a

28ai

29a

35a.

M D lUPN (so wird mit S t a d e zu lesen sein,

da M D

als E i g e n n a m e

keinen Artikel verträgt vgl. 39« Gen IO2 I Chr l s ) trennt J1J von seiner Apposition, ist also Glosse. 3)

^Oni

ttftn iPtM.

J a h n und H e r r m a n n (früher) betrachten auch

N i ^ J als Glosse zu t£>fO; das ist möglich, aber nicht nötig. NitM im T e x t e stehen; „Großfürst"

zu fassen;

dann ist I M O

Besser l ä ß t man

mit dem Targum

so haben es auch

die Peschitto,

(tt>"n 3"1) als

Aquila,

Hieronymus

und in neuerer Zeit H e n g s t e n b e r g , G a u t i e r , S m e n d und B d . M e y e r , auch H e r r m a n n , verstanden. — Dagegen ist es nicht erlaubt, namen aufzufassen

(so zuletzt R o t h s t e i n ) .

jetzt

als Völker-

D e l i t z s c h (Paradies 3 2 2 ) dachte

an die Raschi an der Grenze Elams, — aber Gog ist ein Herrscher des Nordens. G e s e n i u s (Thesaurus 1253) verglich ein Volk Pas am arktischen T a u r u s bezw. an der Wolga, — aber dies Volk wird erst bei byzantinischen und arabischen Schriftstellern des 10. Jahrhunderts erwähnt. S o g a r an die Rhoxolani bei Plinius (hist. nat. I V 12) und Ptolemaeus ( H I 5) hat man gedacht.

Die Deutung von

t ^ K I als Volksname wird schon dadurch unwahrscheinlich,

daß I W l in diesem

Sinne sonst im Alten Testamente nicht vorkommt, während

und ^>3T) s t e t s

zusammen genannt werden (vgl. 32»« zur Stelle, ferner Gen 10 2 J e s 66 ie L X X : Kai Mooox xai eis OoßeA; D u h m , B u d d e , M a r t i , K i t t e l

betrachten allerdings

tis als Verderbnis Ton Kai Pees); über P s 120b s. o. zu 3226« 4

)

Vgl.

6a

I i i

1 3 a . 17

21a. 7.11.19.

3

s

25a

28ai

29a

35a

3 6 i . s. 6

3 7 * . t.

ia.

6)

"•prODUPl 3 8 * i s t schwierig und vielumstritten. „Wiederbringen" k a n n hier nicht heißen, weil das ein unerträgliches Hysteron-Proteron zum

Folgenden ergäbe.

Nach J e s 47io übersetzen manche einfach „führen"

oder „locken" ( B e r t h o l e t ) ; aber dabei bleibt das Hysteron-Proteron. und R o t h s t e i n s Streichung von 3 8 u ist ein Radikalmittel. bezeichnet immer ein „wenden".

Vielleicht bedeutet

(Smend) Cornills

Der Stamm

3W

daß J a h w e das

179

ihm Haken in seine Kinnbacken legen (vgl. 29*) und es herausholen — etwa aus dem Käfig oder aus dem Stalle. 38 4 redet noch nicht vom Zuge Gogs in das Land Israels, sondern nur allgemein vom Auftreten Gogs auf dem Weltschauplatz. Er zieht aus seinem Lande aus und führt ein großes Reiterheer mit sich, dessen Ausrüstung mit hesekielischen Worten aus 23is. u beschrieben wird 1 ). Im Gefolge Gogs befinden sich andere Völker des Nordens, Gomer und Togarma (38o)2). Schon diese Verse 38 3 -i.[6]. o sind für die ganze Art der Gogweissagung sehr lehrreich; denn sie bestehen zum allergrößten Teil aus Zitaten und konventionellen Redensarten 3 ). c) 38 7 -o: Höhnisch wird Gog aufgefordert, sich mit allen seinen Scharen auf das, was kommen soll, zu rüsten und bereitzuhalten 4 ); denn dereinst nach längerer Zeit soll er Befehl erwilde Tier bändigt und es in die Richtung wendet, in der es laufen soll. Aber damit rechtfertigt sich nicht die Meinung H e r r m a n n s , welcher den Ausdruck so deuten möchte, daß Gog zunächst einmal das Gericht an Babel vollziehen sollte und daß Jahwe ihn dann zu der Unternehmung gegen das Land Israels verwenden, mithin dahin „umwenden" wolle. ') Der große Schild PÚÜ paßt nicht zu den Reitern; aber ihn wegkorrigieren ( H i t z i g , C o r n i l 1) heißt den rein literarischen Charakter dieses ganzen Stückes verkennen. Möglich ist natürlich, daß der Text glossiert ist ( H e r r m a n n ) . 2 ) Ich habe 38o unberücksichtigt gelassen, da die Nennung von Paras (Perser), Kusch und P u t (Völker des äußersten, afrikanischen Südens) hier im Gefolge Gogs auffallen. W i n c k l e r , J a h n , R o t h s t e i n und H e r r m a n n streichen deshalb 38 s wohl mit Recht. Der Glossator, der die Perser voranstellt, lebte natürlich in der Perserzeit; daß er Ägypten nicht nennt, weist wohl in die Zeit nach 525, als Ägypten persische Satrapie war. 3 ) Zu - j ^ N v o n 38s vgl. 5s 13 s . 2o 218 26a 2822 29 3 . io 30 2a 34, 0 35s 36*; zu -¡"n^D DTiD 334 vgl. 291; zu a n s n m CDID 381 vgl. 27i4 23». u ; zu tfjD "WlSb 38 4 vgl. 23 u (?); zu m ^Hp 381 vgl. 17n 23 u 26, 3 2 [ z u p o l ¡UX 381 vgl. 2321; zu fc3101 ttflD D1D 38s vgl. 27io 30t,; zu JQD1 p ö 38a vgl. 23a* 27io;] zu ITDJN'^Dl 38e vgl. 12u 17ai; zu c o n D^Dy 38« vgl. 3« 27ss 32s. 9. 10. ') Vgl. Jer 4614; auch Am 412. — Die Bedeutung von IDtt'ob o n b rPTTI ist umstritten. L u t h e r (ebenso S m e n d ) deutet es: „und sei ihr Hauptmann"; ähnlich LXX (eis jipo^uXaKiiv): „Vorposten", E w a l d „Feldzeichen". Eine andere Deutung vertreten H i t z i g u. a., wenn sie "IDlfD als „Reserve" übersetzen; das erfordert die Korrektur von Dil1? in "b (nach LXX). Auch R o t h s t e i n und H e r r m a n n lesen so, deuten aber „und sei mir zum Dienste (zur Dienstbeobachtung) bereit". Noch weiter in der Korrektur des Textes gehen J a h n und 12*

180 halten1), am „Ende der Jahre" soll er gegen das Land Israels ziehen2). Dann werden die Israeliten längst wieder in der Heimat und die Berge Israels nicht mehr wüste sein (38s). Dann wird Gog heraufziehen (38e): pjn Nirm nNIttO rpbjn. Hier zitiert der Verfasser wörtlich die alte Weissagung Jeremias vom „Feinde aus Norden" Jer (LXX): n^JP pjO Hin und außerdem die Weissagung Jes 103, wo von der Kinn prnOD riiW die Rede ist. Was hier in 38 7 .8a.9 dargestellt wird, ist noch nicht der tatsächliche Aufbruch Gogs gegen das Land Israels; dieser wird erst in 381 off. beschrieben. Der Verfasser schreibt etwas breit. Hier will er nur feststellen, daß das Kommen Gogs nichts anderes ist als die endliche Erfüllung der alten Weissagung vom Feinde, der aus dem fernen Norden kommen soll. Damit haben wir den Schlüssel zum Verständnis der Gogweissagung; sie ist ein durchaus literarisches Produkt, ein theologisch-exegetisches Postulat. Ihr Verfasser erweist sich auch durchaus als Exeget, er arbeitet mit lauter literarischen Entlehnungen®). Nun erst kommt der Verfasser in d) 3810-12 zur Schilderung des angekündigten Heereszuges. „An jenem Tage" wird Gog den Plan fassen4), das wehrlose Land H e r r m a n n (früher), indem sie lesen 1 b fTTIl. Vielleicht treffen L u t h e r oder LXX die Meinung des Verfassers am besten. ') So ist i p c n jedenfalls zu verstehen. An die Bestrafung Gogs, was I p D n an sich ja bedeuten könnte, ist hier noch nicht zu denken. 2 ) H e r r m a n n meint, der Sinn von 387 könne nur der sein, daß Jahwe das Angekündigte baldigst herbeiführen werde. Er findet es widersinnig, daß Gog bis zum „Ende der Jahre" in Rüstung bereit stehen solle. Er streicht deshalb mit J a h n 38s, neuerdings wenigstens D^CPD bis und "HD biOtt?1 bis riNSin. Er übersieht dabei, daß der Verfasser, wenn er seinen Hesekiel das dereinstige Auftreten Gogs weissagen lassen wollte, gar nicht anders schreiben konnte, als er es in 38s tut: Gog sollte ja nicht in Hesekiels Tagen auftreten, sondern erst in fernerer Zukunft. Der Text stammt ja zweifellos nicht von Hesekiel, und es geht deshalb nicht an, ihn zu meistern nach dem, was wir im Munde des historischen Hesekiel wahrscheinlich finden möchten. — Es ist übrigens immerhin möglich, daß 38s glossiert ist; denn das Nebeneinander von I p o n CPm DVS^D und N'Ori O W n n"HntO ist hart; vielleicht ist letzteres Glosse. Aber an dem allgemeinen Verständnis des Textes ändert das nichts Wesentliches. ') Zu 38s vgl. U n I 6 3 7 2O34.« 28ss 2913 34ia 3 6 24 37si und 6tl. 19. 33ÜS 34 13f. 3511 36i. «. s 3723 und 20si. ss. 41 3413 und 283s 3496.8». *) Zum Ausdruck vgl. 14sf. 1 IIB 203-2.

181 der Juden mit dessen unbefestigten Ortschaften zu Uberfallen und auszuplündern 1 ). Scharfsinnige Ausleger stellen einen Widerspruch fest zwischen der Herführung Gogs durch Jahwe 38i und dem freiwillig von Gog gefaßten Plane des Überfalls 3810"); der Verfasser selber war nicht so scharfsinnig, er dachte naiv synergistisch und das ist in diesem Falle umso natürlicher, als 381 das allgemeine Auftreten Gogs, 38io-ia den Plünderungsplan gegen das Land Israels im Auge hat, also im ersten Falle ganz natürlicherweise Jahwe, im letzteren Gog Subjekt ist; daß Gog nach Palästina zieht, ist wirklich Jahwes Absicht — denn das ist ja die alte Weissagung vom Feind aus Norden —, aber nicht, daß er das Land Israels plündere. Die Juden in Palästina werden beschrieben als friedliche Leute in unbefestigten Dörfern, die ppi rDpD treiben. Nach B e r t h o l e t bedeutet das „Viehzucht und Ackerbau"; ich möchte bei 1"0p lieber an den Handel denken; auch 3813 läßt ja die Juden Silber und Gold besitzen. In 3 8 n werden die Juden bezeichnet als pari "lDtt-ty "CW; das bedeutet wohl „wohnend auf dem Nabel der Erde"3). ')

a

Z u

38I2

YGL.

29I9

7M

26IS.

) R o t h s t e i n meint, Jahwes Absicht sei nicht gewesen, Gog zu einem Angriff gegen das Land Israels zu veranlassen; dieser Angriff sei yon dem habgierigen Fürsten selbst geplant. A l s o sei Jahwes Absicht gewesen, Gog zu einem Schlage nach einer andern Seite zu verwenden! Dann hätten wir hier die von R o t h s t e i n vermißte Drohung Hesekiels gegen Babel! Gog soll also wohl Cyrus sein! Ist das auch H e r r m a n n s Meinung? 3 ) Man könnte auch übersetzen „wohnend auf dem Nabel des Landes". Dann wäre daran zu erinnern, daß z. B. nach Livius XXXV 18 die Ätoler den Nabel Griechenlands bewohnten oder daß nach Cicero, Verr. IV 106 der Hain von Henna, weil er in der Mitte Siziliens lag, der Nabel Siziliens hieß; auch bei Sichern in Palästina hieß eine Örtlichkeit „der Nabel des Landes" (Ri 9s7). Besser ist in 38i2 doch wohl „auf dem Nabel der Erde" zu übersetzen. Bei den griechischen Dichtern seit Pindar heißt Delphi der Nabel der Erde (vgl. P r e l l e r R o b e r t , Griechische Mythologie 4 , Register unter „Omphalos", und Darstellungen des Nabels bei B a u m e i s t e r , Denkmäler des klassischen Altertums I I I 1889, Register unter „Omphalos"); die Meinung ist, daß Delphi der geistliche Mittelpunkt der Erde sei. Im selben Sinne heißt Jerusalem hier und Jubil 8ie Hen 261f. der Nabel der Erde, und ähnlich ist es gemeint, wenn Zion in Ps 48 s VIDTS pDÜ, also auf dem Götterberge liegen soll. Für die alten Christen war Golgotha der Nabel der Erde ( D i l l m a n n , Das Buch Henoch 1853 S. 130; Schatzhöhle 28; W e b e r , Jüdische Theologie 1897 S. 208f.).

182 e) 38 n:

Vor

dem Aufbruche

des Heeres

finden

sich

die

Händler aus aller W e l t ein, um die erwartete Beute aufzukaufen; es sind die arabischen Karawanenhändler (Sabäer vgl. 27 2 «f. und Dedaniter

und die Seehändler des Westens

27i6.2o)

schisch 27is.i 6 ). Herrmann

Das ist gar

(von

Tar-

nicht so absurd, wie J a h n

und

meinen, sondern, wenn man die allgemeine Phan-

tastik der Darstellung in Rechnung zieht, ganz sinnvoll.

Jahn

fragt, warum hier Händler genannt würden, die mit Israel nichts zu tun hätten, und nicht

vielmehr Erzfeinde der Juden,

Edom, Moab und ihresgleichen;

wie

die Antwort ist höchst einfach:

weil die letzteren nicht mehr existieren (vgl. Hes. 25); außerdem sind die genannten

Händler wirklich

die, die

den Land-

und

Seehandel mit Palästina in Händen hatten. Erst jetzt erfolgt: f ) 3814~iq die Weisung an Gog zum Aufbruch.

Ihre Bedeut-

samkeit rechtfertigt den neuen feierlichen Weissagungsbefehl an den Propheten.

Nochmals,

und

deutlicher

als

38 e ,

wird

auf

Jeremias Weissagung bezug genommen: "pipDD nitai ( L X X ) -iyn J1DX TD~PD.

Hier

stammt jedes W o r t

aus Jeremias

Liedern').

Daß der Kriegszug die Juden ernstlich gefährden könnte, kommt gar nicht in Frage.

Sein einziger Zweck ist: die Völker

sollen

durch das an Gog statuierte Exempel Jahwe kennen lernen, der sich durch dies Strafgericht vor aller Augen als heilig

erweisen

Auch hier redet der Redaktor in seinen gewohnten W e n -

wird.

dungen 2 ). Daß es dem Verfasser vor allem darauf ankommt, die Erfüllung der alten Weissagungen festzustellen, zeigt g ) 38i 7 : Gog ist es, von dem Jahwe in vergangenen Tagen durch seine Knechte, die Propheten®), geredet hat 4 ).

Bezeichnend

für das falsche Gesamturteil, das über die Heilsweissagungen des Hesekielbuches heute herrscht, sind die Erörterungen der Aus') l D I p D Ö 2

)

7 «

2322

735

254

3

4

)

)

J e r 6a-2: p itt"!

N

y D J

Z u

38is

und

vgl.

2 0 «

2 8

Z u

diesem

26s

2910

Lies

Y D T D

ETO;

riHN

Jer

den 2

2 3

i m

( L X X ) :

wörtlich 36

6

-I1JP

418

und

4 4 i

statt

A m

n n N D

n!?JP

zitierten 4 u

deuteronomistischen

3515

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123-7

« 3

•}?; J e r 4

J3JD

i

Vers

2323

2 0 o . 14. ss

Ausdruck

7

:

nTlB>Dl

sowie 2 1 u

vgl. II R e g

37io; 36

streiche

die

Glosse

25

Q ' W .

zu

372o

1713.23

37. und

¡"PIK

n t y

38ie

vgl.

m

43u.

21io 242

Jer

183 leger, ob hier auf gewisse im Alten Testamente nicht erhaltene Weissagungen unbekannter alter Propheten angespielt werde. Vgl. zuletzt H e r r m a n n s Bemerkungen im Kommentar. Der Verfasser meint natürlich niemand anders als Jeremía, den älteren Zeitgenossen Hesekiels, der flir ihn „in vergangenen Tagen" lebte, und neben ihm vielleicht noch Jesaja 1 ), redet aber, wie üblich, von ihnen ohne Namensnennung. h) 38i8-2: Kaum wird Gog in das Land Israels gekommen sein, so wird auch schon der Zorn Jahwes über ihn hereinbrechen, und zwar zuerst in Gestalt eines großen Erdbebens. Auch dieses hat Jahwe bereits „in seinem Eifer und im Feuer seines Grimmes" vorhergesagt (TTOl), wiederum durch Jeremía, der von dem B>jn V u (Jer 10M vgl. 8I 6 ) gesprochen hat. Es wird ein ungeheueres Beben sein: beben werden vor Jahwe die Fische und die Vögel, die wilden Tiere, das Gewürm und alle Menschen, die auf dem Erdboden sind; die Berge werden zerstört, die Felssteige und alle Mauern stürzen ein. Das ist nichts anderes als eine etwas ungeschickte Nachahmung von J e r 4 9i - 2 6. Der Verfasser vergißt, daß eigentlich auch die Juden durch solch ein universales Erdbeben in Mitleidenschaft geraten müßten; aber selbstverständlich will er die Juden verschont wissen, in deren mauerlosen Dörfern (38n) ja zum Glück auch keine hohen Mauern einstürzen konnten, und außerdem meint der Verfasser ja wohl die Länder der andern „Menschen auf dem Erdboden". Allzu viel pedantische Fragen darf man dem Verfasser nicht stellen; ihm kommt es ja nur darauf an, daß sich Jeremias Weissagung erfülle. Die Terminologie des Redaktors ist wieder die uns längst wohlbekannte und ganz konventionelle 8 ). Ein einzelner Anklang an Gen 1 29 7n 8n liegt vor in nDiNrrby TOin iwnrr^D 38, 0 ; ob er Abhängigkeit von Pg beweist, ist wohl nicht ganz sicher. Das Erdbeben ist nur der erste Anfang der Schrecken, die Gog treffen sollen. Es folgen weitere und größere Schrecknisse: i) 3821-23: der Verfasser zählt hier alles auf, was er und sein Gesinnungsgenosse, der Redaktor des Jeremiasbuches, an Plagen *) Vgl. etwa Jes Öse oder Jes 10a und dazu das zu Hes 38» Bemerkte. ) Zu 3819 vgl. 5is 36s 1 6 « 23 2 5 und 21 36 22 2 i. si und 3 u f . 37?; zu 38 20 vgl. 29s 31«. i 5 32i. 2

184 zu nennen wissen. Zuerst und vor allem das „Schwert"'). Anfangs denkt man, daß damit das Schwert Jahwes gemeint sei; aber bald wird es zum Schwert, das die Krieger Gogs gegen einander zücken. Und dann folgen alle möglichen anderen Plagen: Pest und Blut*), Platzregen und dicker Hagel'), Feuer und Schwefel 1 ). Die Häufung dieser Schrecknisse ist natürlich unanschaulich und unvorstellbar. Auch hier redet der Verfasser in den ihm gewohnten Ausdrücken*). Man sollte meinen, die aufgezählten Plagen genügten, um Gog und seine Scharen gründlich zu vernichten. Die meisten Ausleger verstehen es auch so. Aber der Verfasser ist anderer Meinung. Alle die bisherigen Plagen, so fürchterlich sie auch wirken mögen, sind ihm doch nur eine vorläufige Demonstration der Macht und Heiligkeit Jahwes, aber noch keine völlige Vernichtung Gogs, für welche der Verfasser auch sicher deutlichere Worte als 38«i-iS gefunden hätte. 38ai-as ist also keine „Parallele" zu 39I- 6 , sondern nur das letzte Vorspiel dazu; erst 39I-6 ist der Höhepunkt des ganzen Dramas, k) 39i- s : die Vernichtung Gogs auf den Bergen Israels. Der Verfasser nimmt hier, wo er zur Hauptsache kommt, einen neuen Anlauf, indem er Gog noch einmal mit feierlicher Drohung, ähnlich wie 38«ff., anredet. Hier kann ich es begreifen, wenn die Kritiker auf den Gedanken einer „Parallelrezension" kommen. Aber wer die ungeschickte Weitschweifigkeit des Redaktors in diesen Gogkapiteln und auch sonst im Hesekielbuche beobachtet hat, wird auch hier vielleicht vorsichtiger urteilen. Auch 39i-a ist doch wohl nur ein Erzeugnis der Weitschweifigkeit unseres Schriftstellers. Alles was er gesagt hat, faßt er noch einmal kurz zusammen: Jahwe bändigt und gängelt Gog, führt ihn aus den Winkeln des Nordens herauf und bringt ihn auf die Berge Israels6). Nun ist er am Ziele, nun schlägt ihm Jahwe Bogen und Pfeile *) Mit b^b 38 ai ist nichts anzufangen. 2 3 4 ) Vgl. 5i, 28sa. ) Vgl. 13is. ) Vgl. Gen 19«. 6 ) Zu 38sa vgl. 17«o 2086f.; zu 38s» vgl. 20 6 . o 35n und 20». u.«s. n 22ie 2820 und 26s. ') Man könnte die Tempora vielleicht auch präterital fassen: „ich habe dich hergewendet und gegängelt, habe dich aus den Winkeln des Nordens heraufgeführt und dich auf die Berge Israels gebracht", und nun erst futuriscb weiter.

185 aus den Händen, nun fällt er auf den Bergen Israels mit all seinen Mannen und Hülfsvölkern, ein Fraß für die Geier und Raubtiere. Auch hier stammen Bogen und Pfeile als Waffen des Reitervolkes wiederum aus Jeremia 1 ); außerdem zitiert der Verfasser den Hesekiel'). Im übrigen schüttet er wieder das Füllhorn seiner Phrasen aus8). 1) 39e.?: Nachdem Gog vernichtet ist, wird auch sein Land „Magog"') und die Bewohner der Küsten vom Gerichte getroffen: Jahwe' schickt5) Feuer 6 ) — das stereotype göttliche Strafmittel — gegen Magog. Auf diese Weise macht er seinen heiligen Namen1), den er nicht wieder entweihen lassen will8), in Israels Mitte kund, damit die Völker seine Heiligkeit erkennen 9 ). Nachdem so das Gericht an Gog und seinem Lande vollstreckt ist, bringt m) 39 s einev abschließende Versicherung, daß die alte Weissagung sich wirklich bestimmt erfüllen werde. Auch ntO run ist Jeremiazitat 10 ). Es folgt das Nachspiel: n) 39o. io: Die Waffen Gogs — es werden sieben Waffenstücke aufgezählt — dienen den Juden sieben Jahre lang zum Heizen. o) 39n-i3: Gog und all sein Gepränge") wird östlich vom Toten Meere, also außerhalb des Landes Israels12) im Tale Abarim"), das dann in Zukunft „Tal des Gepränges Gogs" heißen soll, begraben werden. In anderen Fällen würde man die gefallenen Feinde vielleicht unbestattet gelassen haben, aber der Leichen 2 ») Jer 4ü9 6 2 3 vgl. Jes 5 28 . ) 29s. ) Zu 3 9 2 vgl. 26s 16io 2 3 « ; zu 39 4 vgl. 17is Gen In Dt 4 n und 15i.« 29 6 3512 21a? 34s. 9.10; zu 396 vgl. 5is. 15.11 Ihr. 24 2I22. si 22m 23ü4 2 4 u 26s. 14 28io 3 0 u 3484 36e. aa 37i4. 4 ) Bs ist verfehlt, in 39« mit LXX J1JD in J1J zu korrigieren; denn ist tot. j)yo = „Gogland" ist künstliche Bildung; in Gen 102 ist es dazu vielleicht Glosse. 6 ) Vgl. 5 n 7s 2 8 o ) Vgl. 21s 30,. 14.1«. 8 9 ') Vgl. 20s. 3620-2« 43, 8. ) Vgl. 203» 30so. ) Vgl. 37 28 . in ) Jer 10 S2. ") ]1Dn vgl, 7n-14 26l3 2919 304. 10. 16 312. 18 32li. 16. 18. 20. 24-26. 31. 31. 12 ) Aus 47is folgt das freilich nicht, da diese Stelle jünger ist. ia ) Sprich so mit H i t z i g nach Num 27ia 33 47ff. Jer 2220. 3

186 sind gar zu viel; sieben Monate braucht das ganze Volk des Landes, um das Land von Leichen zu reinigen l ). Schwierigkeiten bereitet den Auslegern der Satz in 39 n , der vom Tale Abarim mit einem Wortspiele sagt: D"H3yn~riN NT1 noom. Vielleicht ist der Text ganz in Ordnung und, ähnlich wie es schon R a s c h i tut, einfach zu übersetzen: „es sperrt die Wanderer aus", d. h. es ist ein enges, unzugängliches Tal, durch das kein Wanderer wandern kann. Ich halte diese gewiß nicht sichere Deutung immerhin besser als alle Vorschläge der Neueren 2 ). p) 39i4-i«: Indes die Zahl der gefallenen Krieger Gogs ist so ungeheuer groß, daß auch die siebenmonatige Räumungs- und Reinigungsarbeit noch nicht genügen wird. So wird man ständige Beamte anstellen, die im Lande umherwandern und nach den noch unbestatteten Gebeinen suchen sollen3). Wo sie dann noch Menschenknochen finden, sollen sie ein Mal aufrichten, damit die Totengräber auch diese im „Tal des Gepränges Gogs" begraben 4 ). Erst dann wird man das Land endgültig gereinigt haben. Hiermit ist nun offenbar der ursprüngliche Schluß der Gogweissagung erreicht. Ich glaube, daß man sie in allem Wesentlichen als Einheit begreifen kann, ohne „Paralleltexte" anzunehmen und ohne größere Streichungen vorzunehmen. Damit will ich die Möglichkeit nicht leugnen, daß der Text stellenweise noch stärker glossiert sein könnte, als ich es angemerkt habe; für die Gesamtbeurteilung ist das ohne Bedeutung. Dagegen stammt, was nun in 39nff. folgt, deutlich von anderer Hand, bezw. von mehreren anderen Händen. 39n-ao kommt ohne Zweifel arg post festum: eine Aufforderung Jahwes an die Raubvögel und Raubtiere 6 ), sich am „Opfer Jahwes", nämlich am Fleische der Helden, am Blute der Fürsten der Erde satt zu essen und zu trinken; sind doch die Leichen Gogs und seiner Scharen bereits 39* den Raubvögeln und Raubtieren über') Vgl. 24ls 3 6 « . 33 37j3. ) H i t z i g s und C 0 r n i 11 s K o r r e k t u r N ^ H T I N I.OCffl ist keine Verbesserung; denn man k a n n das T a l erst verstopfen, nachdem man Gog dort begraben hat, nicht vorher. T o y verzweifelt a n der Möglichkeit, den T e x t wiederherzustellen. 2

3

) MT ist in 3 9 ü v e r d e r b t ; L X X gibt wenigstens einen Sinn. ) 39 iea ist unverständlich. 5 ) Vgl. 39«.

4

187 geben worden 1 ), ja auch die letzten Knochenreste hat man in siebenmonatiger Arbeit weggeräumt. Gegen die Ursprünglichkeit des Abschnittes spricht auch der ganz neue Gedanke vom „Opfer Jahwes" 2 ), ein Bild, welches obendrein recht schief ausgeführt wird, vgl. die Aufzählung der Opfertiere in 39i 8 . Übrigens ist in 39n-20 von Gog gar nicht mehr die Rede, und der Verfasser denkt wohl auch gar nicht mehr an ihn, sondern ganz allgemein an die Fürsten der Erde, denen der Groll der späteren Juden stets in besonderem Maße gegolten hat. Der dann folgende Abschnitt 39üi-29 hat, wie auch K r a e t z s c h m a r , J a h n , H e r r m a n n (früher) und S t e u e r n a g e l gesehen haben, mit der Gogweissagung innerlich erst recht nichts mehr zu tun. Die Logik der Gedankenfolge in 39«i-2t ist unklar: alle Völker sollen das soeben beschriebene Gericht Jahwes sehen (39si), die Israeliten sollen erkennen, daß Jahwe ihr Gott ist (39 22), die Völker sollen erkennen, daß Israel um seiner Schuld willen ins Exil gehen mußte (392S. 24). Daran schließt sich der Gedanke, daß Jahwe Israels Schicksal wenden werde, wenn er sie aus den Völkern sammle (39 25-ae). Das paßt gar nicht mehr zur ursprünglichen Gogweissagung, welche die Sammlung Israels als längst geschehen voraussetzt. Der Abschnitt ist zwar voll der üblichen Phrasen des Hesekielbuches, enthält aber daneben doch allerlei sonst nicht vorkommende Ausdrücke, welche verraten, daß eine andere Hand als die des ersten Redaktors hier schreibt 3 ). Daß die Kapitel 38—39 nicht hesekielisch sind, hat schon B o u s s e t 1 ) vermutet, und G r e ß m a n n 5 ) hat sich dem angeschlossen. Ihre an sich richtige Ahnung geht jedoch darin fehl, daß sie die Gogweissagung aus dem Zusammenhang der übrigen Heilsweissagungen des Buches herausreißen. Sie ist in Wirklichkeit nur ein Teil der als Ganzes vom Redaktor herrührenden Komposition Kap. 34—39, die letzte Szene im großen Drama der Deshalb kann man auch 3917 ff. nicht zur ursprünglichen Fortsetzung von 39io ( R o t h s t e i n ) oder 39s ( H e r r m a n n ) machen. 2 ) Vgl. Jes 34e Jer 46i 0 Zph 1 3 . s. 3

) DDD 'OD TTlDNl 39 2 s ; 3pjT = Volk Israel 39-26; D m 39 2 6 ; HW1 PN „und sie werden ihre Schmach vergessen " 3926; Tiy "VrnN N^l

•w n r o 3923. 4

) Die Religion des Judentums 1903 S. 205 Anm. 3. ') Der Ursprung der israelitisch-jüdiacheu Eschatologie 1905 S. 182.

r

188 Zukunft. Ein letzter Feind wird kommen, wenn Israel sich bereits in seinem Lande wieder angesiedelt hat, ein Feind aus dem hohen Norden. Ernstlich bedrohen wird er Israel nicht mehr; denn das Heil ist schon in Kap. 37 vollendet. Wohl wird er bis auf die Berge Israels gelangen; aber dort wird ihn Jahwe zu Boden werfen und ganz und gar vernichten, ein großartiges Schauspiel für alle Welt, ein Triumph der Macht und Heiligkeit Jahwes über die Heidenmacht. Dieser Feind aus Norden ist, wie der Verfasser immer wieder unterstreicht, der längst von der alten Prophetie, im besonderen von Jeremia geweissagte. Die Beschreibung des Feindes hält sich, wie gezeigt, ganz an Jeremia: rfrjP PiD (Jer 4ia LXX), lDpDD N2T (Jer 4 , ) , |®SD (Jer 4. 6i. 22 10aa), p « TOTD IUP (Jer 6 S j), pmDD "'Ii (Jer 5I5 vgl. 4I 8 ): es sind Reiter («na Jer 4»») auf Rossen (g^did Jer 6SS 8ie) reitend, mit Bogen (niPp Jer 429 6a») gerüstet. 'Bei ihrem Kommen erfolgt ein großes Erdbeben (VliJ Jer 10 t2 vgl. 4I9), bei dem selbst die Tiere sich entsetzen (Jer 4a6), die Berge zittern (Jer 4«»), die Städte zertrümmert werden (Jer 4a«). DN3 ¡"CD (Jer 10aa). Diese jeremianischen Erinnerungen hat der schriftgelehrte Verfasser durch allerlei anschauliche Züge ausgeschmückt, die bei aller grotesken Originalität doch nur freie Phantasie des Verfassers sind. Der literarische Charakter der Weissagung ist m. E. mit Händen zu greifen. Daraus ergibt sich das Weitere. Der Verfasser setzt voraus, daß sich die jeremianische Weissagung bis dahin npch nicht erfüllt hat. Er deutet also den von Jeremia beschriebenen Feind aus Norden nicht auf die Babylonier, ja er denkt überhaupt nicht an einen schon einmal dagewesenen Feind, dessen Wiederkehr er erwartet hätte'). Er versteht den „Norden" nicht von Babylonien, sondern geographisch richtiger von Kleinasien und denkt an die kleinasiatischen Völker Meschek und Tubal, deren Herrscher er Gog nennt. Bis auf diese konkreten Namen ist die ganze Weissagung — abgesehen natürlich von der allgemein eschatologischen Idee der Vernichtung der Feinde durch den Gott — rein aus der Exegese und dem dogmatischen Glauben an die alte Prophetie zu begreifen. ') Auch aus diesem Grunde ist "^rOSI'iPl 381 392 nicht mit „wiederbringen" zu übersetzen.

189 Es bleibt also nur noch die Frage, wie der Verfasser gerade auf die Namen Gog, Meschek und Tubal gekommen ist. Viele Neuere glauben, die Phantasie des Verfassers aus einem Mythus erklären zu können. W i n ekler denkt an den Mythus der Götterdämmerung, Greßmann an eine Art Titanenmythus 1 ). Aber gerade das konkreteste Element von Kap. 38—39, den Namen Gog, erklärt man auf diese Weise nicht. Gog ist eine Person, kein Volk; deshalb ist die Gleichsetzung mit Gägaja2), der Bezeichnung eines Barbarenvolkes, schwerlich richtig. Andere s ) haben an Gägi, den Herrscher eines Landes Sahi nordöstlich von Assyrien 4 ) gedacht, aber dies Land ist nicht Meschek und Tubal. Wieder andere6) deuten Gog auf Gyges von Lydien"), der ;ura 660 regierte. Letzteres ist mir das Wahrscheinlichste; es läge dann eine verschwommene historische Erinnerung an den großen Beherrscher Kleinasiens vor. 9. Kap. 40—48. Daß die Kapitel 40—48 außerordentlich zusammengesetzt sind, ist unschwer zu erkennen; aber nur H e r r m a n n und S t e u e r n a g e l haben bisher eine genauere Analyse versucht. Die Versuche beider enthalten im Einzelnen viele gute Beobachtungen, *) Nach W i n c k l e r „kommt Loki mit seinen Genossen oder Tiamat mit den ihren, um die Götter, welche auf dem Nabel der Erde, d. h. auf dem Götterberge thronen, zu vernichten, und ihre Besiegung läßt eine neue Welt entstehen". Aber der Effekt ist gerade der gegenteilige, wie im Götterdämmerungsmythus; der Angreifer selbst wird vernichtet. Deshalb liegt G r e ß m a n n s Annahme schon näher. Aber auch sie steht auf schmaler Basis. Er findet mytholische Elemente teils in dem „Nabel der Erde", dem Göttersitz, den die Angreifer zu stürmen versuchen, und teils in dem „verstopften Tal", welches das Totental ( = Tal Hinnom bei Jerusalem) sein soll, in das die Angreifer kommen sollen. Das Bedenkliche dieser mythologischen Deutungen ist, daß ein isolierter Ausdruck, der wahrscheinlich nichts als schmückende Randverzierang der Erzählung ist, den Schlüssel des Ganzen abgeben soll. Zurückhaltender ist H e r r m a n n (früher), bei dem sich der Mythus darauf reduziert, daß „Gog, der Fürst von Meschek und Tubal, gegen die am Nabel der Erde Wohnenden zieht und dort mit seinem gesamten Heere vernichtet wird". 2 ) Keilinschriften und Altes Testament V 5. 3 4 ) Z.B. D e l i t z s c h , Paradies 247. ) Assurbanipal Sm. 97. 5 ) Keilinschriften und Altes Testament 1 427; Ed. M e y e r , Gesch. des Altertums I § 464; S a y c e , Higher Criticism 6 125f. Gügu vgl. Assurbanipal Sm. 64.

190 sind aber als Ganzes doch noch nicht befriedigend. Herrmann stellt mit Recht fest, wie ein ursprünglicher Grundbestand dieser Kapitel durch Nachträge und Zusätze verschiedenster Art allmählich gewachsen ist; dabei spricht er, wie auch sonst, nicht nur den Grundbestand, sondern auch noch einen guten Teil der Nachträge dem Hesekiel selber zu, der an seinem Werke nachträglich immer weiter und weiter gearbeitet haben soll. S t e u e r n a g e l glaubt den verworrenen Tatbestand auch hier durch die Hypothese der „Parallelrezensionen" aufhellen zu können; jedoch scheitert diese Erklärung m. E. auch hier daran, daß die angeblichen ,,Parallelen" viel zu verschieden sind, um als Weiterbildungen eines gemeinsamen Grundtextes verstanden werden zu können. Beide, H e r r m a n n und S t e u e r n a g e l , sind einig in der Überzeugung, daß ein Grundbestand der Kapitel 40—48 auf Hesekiel selber zurückgehe. Aber schon diese Voraussetzung ist unmöglich, wenn unsere bisherigen Ergebnisse richtig sind. Neuerdings hat denn auch M o w i n c k e l 1 ) die Kap. 40—48 in Bausch und Bogen dem Hesekiel abgesprochen und ihnen den (nicht sehr glücklichen) Namen „Deuterohesekiel" gegeben. Die Richtigkeit dieser Ansicht wird sich im Folgenden bestätigen. Zum Grundstock der Kap. 40—48 rechnen auch H e r r m a n n und S t e u e r n a g e l mit Recht die Beschreibung des Tempelgebäudes in Kap. 40—42. Diese Beschreibung ist architektonisch so genau, daß S m e n d die Vermutung aussprechen konnte, der Verfasser habe hier nach Zeichnungen und Plänen gearbeitet. Im allgemeinen sind die Forscher jedenfalls darin einig, daß eine Visionsbeschreibung, wie sie hier vorliegt, nur als künstliches, literarisches Produkt verstanden werden kann. Die Vision beginnt mit einer Einleitung 40i-*. Hier wird die Vision zuerst datiert. Das Jahresdatum führt ins Jahr 573, also kurz vor das Datum von 29 n. Das Tagesdatum lautet „zu Neujahr, 10. des Monats"3). Gemeint ist natürlich der in Lev 25 9 erwähnte Neujahrstermin am 10. VII.; später (bei Ps) wurde NeuS i g m . M o w i n c k e l , Ezra den Skriftlaerde, Kristiania 1916 s. 125S. ) Der Text des MT wird richtig sein. LXX hat die Ansetzung des Neujahrs auf den 10. nicht mehr verstanden und hat gemeint, n i l f i l i^iOS bedeute: in den ersten Tagen des Jahres, also „im ersten [Monat]". 2

191 jähr auf den 1. VII. gelegt (Lev 23« Num 29i). Unser Text ist also älter als Ps. Die Angabe „14- Jahre, nachdem die Stadt erobert ward", weist nach Inhalt und Form auf 33si zurück, ebenso die Ausdrücke m W und nrn DVn CSJO- Diese einleitenden Verse gehören also nicht dem Hesekiel, sondern entweder dem Redaktor oder einem ihm nahestehenden Ergänzer an. Sie berühren sich in den Ausdrücken auch sonst reichlich mit andern Stellen des Buches'). Derjenige, der den Propheten in der Vision nach Jerusalem bringt'") und auf einem hohen Berge — Zion — niedersetzt, ist, wie in 8 3 , Jahwe selber. Auf dem Berge erblickt der Prophet Ty rDDEO, d. h. nicht die Stadt Jerusalem, sondern das burgartig mit einer Mauer umgebene Tempelgebäude 3 ). Zugleich sieht er einen Mann, dessen Aussehen ,,wie das Aussehen von Erz" ist*), mit Leinenfaden und Meßrohr am Tore stehen, d. i. am äußeren Osttor des Tempels. Dieser Mann erklärt dem Propheten, er werde ihm den Tempel zeigen. Er begleitet ihn dann durch das ganze Gebäude und mißt es mit den Meßinstrumenten aus. Wie J a h n und in seinen Fußtapfen H e r r m a n n meinen können, dieser Mann sei Jahwe, verstehe ich nicht recht; denn er muß doch ein anderer sein, als der ihn in 40I- 2 nach Zion bringt 5 ). Es ist natürlich der in der jüngeren Visionsliteratur stereotype( Begleitengel. In diesem Punkte unterscheidet sich also die Vision dieser Kapitel von der hesekielischen Vision in Kap. 8—9, in welcher Jahwe selber den Propheten begleitet. Das beweist deutlich, daß Kap. 40 —42 von anderer Hand als Kap. 8—9 geschrieben, also nicht hesekielisch sind. 40* zeigt, was der Inhalt der ursprünglichen Vision ist: eine Beschreibung des Tempels. Diese folgt in Kap. 40—42. In 446 folgt dann eine formell genau entsprechende Ankündigung des Engels, welche die Ausführungen über die Kultusdiener am Tempel einleitet. Alles, was in Kap. 40—48 unter diese zwei Ankündigungen 40* und 445 nicht paßt, also z. B. die Abschnitte ») Zu 40ibß vgl. 8s; zu äOsba vgl. 37i und 1722; zu 40« vgl. 446 und 23 8 E 4310, auch 241» 37 IB. 2

) 40s a ist Zusatz. ) Die ersten drei Wörter von 40 3 sind Wiederholung aus 40ibß. 4 s ) Vgl. dazu 1 7 . ) Vgl. auch 4 0 « 4 1 « 42is. 3

192 über die Landesverteilung oder über die Tempelquelle, muß als spätere Zutat betrachtet werden. Es folgt die visionäre Wanderung durch das ganze Tempelgebiet. Alle Bauten und Strecken werden vom Engel einzeln ausgemessen. Gelegentlich fügt der Engel ein paar erklärende Worte hinzu (4046-4« 414.22 42i8-i4). Die Wanderung beginnt am äußeren Osttore (40a). Zuerst wird der äußere Tempelhof mit seinen drei Toren im Osten, Norden und Süden besichtigt (406-27), dann der innere Hof mit seinen drei Toren im Süden, Osten, Norden, den Schlacht-Tischen im (östlichen) Tore, den Priesterkammern im Nord- und Südtor und dem Altar (4028-47); ferner das Tempelhaus mit seiner Vorhalle, dem eigentlichen Tempelraum (^DTl), der Cella (dem „Allerheiligsten"), dem Seitenbau, dem Hintergebäude, außerdem die innere Ausstattung des Tempelhauses mit dem Schaubrot-Tisch') (4049—4126). Darauf werden noch die Priesterkammern im Norden und Süden des inneren Hofes genauer besichtigt (42i-i 4 ), und schließlich langen Engel und Prophet wieder an ihrem Ausgangspunkte, dem äußeren Osttore an, von wo aus der Engel noch den Gesamtumfang des Tempelareals im Osten, Norden, Westen und Süden 2 ) mißt, während der Prophet am äußeren Osttore stehen bleibt8). Damit ist die Tempelbeschreibung zum Abschluß gekommen. Zum Schluß wird noch bemerkt, daß die Umfassungsmauer das Heilige von der profanen Umgebung trenne*) (42i5-20). Der Text dieser Tempelbeschreibung ist teilweise schwer entstellt; seine Richtigstellung ist eine Aufgabe für sich, die vom Ziele dieser Untersuchung abliegt 6 ). Der übliche Wortschatz des Redaktors tritt nicht so stark hervor, was sich aus dem eigentümlichen Thema des Abschnitts begreifen würde; immerhin finden sich Berührungen mit der sonstigen redaktionellen Terminologie6). ') Beschrieben in Lev 24 5-9. ) So nach LXX; MT gibt die Reihenfolge Ost, Nord, Süd, West. 8 ) So richtig H e r r m a n n . 4 ) 4020 gegen 45a 4812.11, ein Beweis dafür, daß die letzteren Stellen dem ursprünglichen Zusammenhange nicht angehören. 6 ) 404«b ist vielleicht Glosse nach 4415; denn sie nimmt 4415 vorweg (vgl. zu 431»). °) Zu dem häufigen 3"ÜD 40s usw. vgl. 810 372; zu "0tr»fH 42i vgl. 3 7 i ; zu D I U 4021.2i. ss. 44. 45 41n 42i2. ia. « vgl. 21a; die jüngeren Zusätze zu 2

193 Es ist klar, daß diese ausführliche Tempelbeschreibung ein Gegenstück zu der hesekielischen Beschreibung des durch Götzendienst entweihten Tempels Kap. 8—9 sein will. Das Bild, welches Kap. 40—42 vom Tempel entwerfen, ist nicht, wie im ursprünglichen Texte von Kap. 8—9, das des alten salomonischen Tempels, sondern ein Idealbild vom Tempel, wie der Verfasser ihn sich wünscht. Im allgemeinen schwebt dem Verfasser das Bild des Tempels Serubbabels mit dessen zwei Höfen vor den Augen; Einzelheiten aber entstammen der Phantasie des Verfassers, z. B. die zwei Säulen am Tempelportal 40«», die dem Serubbabeltempel und noch dem herodianischen Tempel fehlten und die der Verfasser dem salomonischen Tempel entlieh. In 431 heißt es, daß der Begleitengel den Propheten zum äußeren Osttore führte. Das kann nicht die ursprüngliche Fortsetzung von Kap. 40—42 sein; denn 42™ war Hesekiel bereits ans äußere Osttor zurückgelangt; die Messung des Gesamtumfangs des Tempelareals 42i5-ao geschah ja, wie dort gesagt, durch den Begleitengel allein, ohne daß Hesekiel seinen Standort am äußeren Osttor nochmals verlassen hätte. Daß 431 nicht vom Verfasser von 42,5-20 stammen kann, ergibt sich schon aus der Überlegung, daß sonst die Messung des Tempelumfangs in 42i6-ao mit der Ostseite nicht beginnen, sondern schließen würde; 42, 5 -io ist auf die Fortsetzung in 431 nicht angelegt; die Ortsangabe in 431 ist im jetzigen Zusammenhang überflüssig Was den Inhalt von 43 ff., den Wiedereinzug der ,,Herrlich-| keit Jahwes" in den Tempel anlangt, so fällt dieser nicht mehr unter das 40s-1 angekündigte Thema und erweist sich schon dadurch als von anderer Hand stammend. Es muß eine sehr junge Hand sein; denn 43a setzt die in I O 2 . 7 beschriebene Vernichtung der Stadt durch Jahwe, die ein jüngerer Ergänzer dort eingefügt hat, voraus, und der Wiedereinzug der „Herrlichkeit Jahwes" in den Tempel korrespondiert dem in lOis-isa 112s beschriebenen Auszuge aus dem Tempel, was so ziemlich die allerjüngste unter den Zutaten zu dem komplizierten Abschnitte Kap. 8—9 ist. In 43 s heißt es, daß der Prophet vom Geiste gehoben und diesen Kapiteln bezeichnen die südliche Himmelsrichtung nicht mit D m , mit (46B 4 7 I . I 9 4 8 i o . n f . a i . s s ; 4 0 s ist TOD für 3JDD zu lesen).

sondern

') H e r r m a n n (früher) streicht in Verkennung des Sachverhalts 4 3 i b als Glosse. Beihelt z. ZAW. 39.

13

194 in den inneren Hof gebracht wird. Das kann nicht der ursprüngliche Text sein, weil in 43« auch „der Mann"'), d. h. der Begleitengel, dort neben Hesekiel steht, von dessen gleichzeitiger Entrückung in den Hof nicht die Rede war. Dazu kommt, daß die entsprechende Stelle 44i, die von der Zurückführung Hesekiels zum äußeren Osttore berichtet, nichts vom „Geiste" erwähnt. Dort ist vielmehr der Begleitengel, wie üblich, der Führer des Propheten. In 435 ist also ursprüngliches 'ON'OV) wohl um des verschlossenen Osttores willen (vgl. 44a) in nn ^'¿Tn korrigiert. Aber auch nach dieser Richtigstellung des Textes in 43» bietet der Zusammenhang noch Schwierigkeiten. Seltsam ist schon das Hin- und Her wandern vom äußeren Osttore (431) zum inneren Hofe (436), von da zurück zum äußeren Osttore (44i) und dann wieder durch das Nordtor vor die Front des Tempelhauses (44t). Dazu kommt, daß 4 3 i n lauter Dubletten zu 44*-o enthält 3 ). Daraus ergibt sich, daß 431—44a als Einschaltung auszuscheiden und 44*ff. unmittelbar an 42So anzuschließen ist. Die ursprüngliche Tempelvision hat also von einem Wiedereinzug der „Herrlichkeit Jahwes" in den Tempel nichts enthalten. Der eingeschaltete Abschnitt 431 — 44» ist aber nicht einheitlich, sondern besteht aus mehreren Stücken von verschiedener Hand. Das erste Stück 43i-n bringt zweierlei: den Wiedereinzug der „Herrlichkeit Jahwes" in den Tempel (43i-i) und eine Warnung, den Tempel nicht wieder durch die unmittelbare Nachbarschaft der Königsgrüfte zu verunreinigen (436-»); denn letzteres sei der Grund gewesen, weshalb Jahwe das Volk in seinem Zorn vernichtet habe — ein gegenüber allem bisherigen Inhalt des Hesekielbuches völlig neuer Gedanke, der an dieser Stelle des Buches ziemlich deplaciert erscheint. Die Schlußworte 43io-n sind eine ungeschickte Naht, welche die Verbindung mit 43i 2 ff. vermitteln soll und 44* f. benutzt. Das zweite Stück ist 43i2-2i. 43isa spricht von der rmn rrai. Darunter ist nicht 43isb zu verstehen; vielmehr blickt der 2 >) Lies nach Verss. ) Nicht ^ ¿ " l (Jahn). ) Zum zweiten Male gewahrt Hesekiel in 44«-s die „Herrlichkeit Jahwes" im Tempel (vgl. 432-5), zum zweiten Male fällt er auf sein Angesicht (vgl. 43 s), zum zweiten Male empfängt er Jahwes Anweisung in betreff der Dlpn und n m n des Tempels (vgl. 43u). Das hat mit parallelen „Textrezensionen" (so S t e u e r n a g e l ) nichts zu tun. a

195

Satz 4 3 n a auf etwas Vorhergehendes zurück — nicht auf den Abschnitt 4 3 i - n , der ja keine n*Qn m i n enthält und außerdem in 43n schon auf die nachfolgenden Anordnungen hinweist, sondern auf die Tempelbeschreibung 4 0 — 4 2 s o . 4 3 1 2 ff. schloß sich also einmal unmittelbar an 4 2 an, ehe der Abschnitt 4 3 i - n dazwischen geschoben wurde. Der Satz 43i 2 will demnach^ überleiten von 4 0 — 4 2 zu dem Nachtrag über den Altar 4 3 I - 2 7 . Dieser Nachtrag zur Tempelbeschreibung stammt von anderer Hand als die Tempelbeschreibung 4 0 i — 4 2 B O selbst. Das ergibt sich daraus, daß a) der richtige Platz für die Altarbeschreibung bei 40i gelesen hat, wo Hesekiel zu den Priesterkammern im Norden des inneren Hofes und darauf zu den Ecken des äußeren Hofes geführt worden ist. SchoD daraus ergäbe sich, daß 47 l -ia nicht ursprüngliche Fortsetzung von 40—42. 44*-n.™ sein kann. Auch der Sprachgebrauch ist in beiden Abschnitten ein anderer 3 ). H e r r m a n n , der gleichfalls die Ursprünglichkeit von 471 -i 2 bezweifelt, betont seine phan') So H e r r m a n n . ') Vgl. H e r r m a n n . 8 ) 471 gegen D m 40«f. J7 f. « f . 41n 42ial. 19; ferner p der Halbvers echt ist, anders Cornill) gegen DYUPB ^TID 40a.

47sa (falls

204 tastische Art, die von der realistischen Beschreibung von 4 0 — 4 2 absteche. In 47 2 wird Hesekiel von der Tempelfront durch das Nordtor um die Tempelmauer herum zum äußeren Osttor geführt; das setzt also die Schließung des äußeren und des inneren Osttores ( 4 4 i - 3 4 6 i ) voraus. Auch dadurch erweist sich 4 7 i - u als ein sehr junger Nachtrag. Der Abschnitt handelt von der Tempelquelle. Diese spielt auch sonst in eschatologischen Schilderungen eine Rolle'). Die Vorstellung ist mythisch, knüpft sich aber vielleicht an die topographische Tatsache einer wirklichen Quelle, die auf dem Tempelareal entsprang 2 ). Der Verfasser von H e s 4 7 i - i z hat allerdings keine so klare Vorstellung von der Topographie der Umgebung Jerusalems, wie z. B . der Verfasser von Hen 2 6 2 f . ; wenn er die Quelle an der Südseite des äußeren Osttores hervorkommen läßt, so schwebt ihm wohl die heutige Marienquelle vor. E r läßt dann das Wasser durch ein Tal (*?rc) zum östlichen Bezirke nach der P,3lj? hinunterfließen und ins Tote Meer münden. Dabei ist unter der rQ"iy nicht die Gegend um Jericho zu verstehen, da zum wädi el-kelt kein Wasser von Jerusalem aus fließen kann, sondern die Umgebung des Toten Meeres"). Das Tal kann also nur das Kidrontal sein. Dasselbe beginnt unter dem Namen wädi sitt marjam an der Ostseite des Zionhügels, woselbst sich die erwähnte Marienquelle befindet. Unter dem Namen wädi en-när, „Feuertal", setzt es sich in südöstlicher Richtung fort, läuft dann gegen Osten an dem in öder Felseneinsamkeit am steilen Abhang klebenden griechischen Kloster mär säbä vorbei und erreicht den gör am Nordwestufer des Toten Meeres. W i e alle Täler an der Westseite des Toten Meeres ist es ganz wasserlos, obgleich es an seinem Ausgange bei ras el-fescha eine Quelle hat; aber der Tallauf selber auf seinem W e g e durch die judäische Kreidewüste ist nichts als eine trockene, nur von Felsgeröll überschüttete Schlucht zwischen nackten senkrechten St ein wänden, ein Bild der Einöde und des Todes. Dies trockene Tal soll — so verheißt der Verfasser von 4 7 i - i 2 — wundersam verwandelt werden durch den aus der Tempelquelle hervorsprudelnden Bach, der, nahe ') Jo 4ig Sach 14s vgl. Sach 13i Ps 46 6 . ) Aristeas 89; Tacitus hist. V 12 vgl. Jes 86 und R o b i n s o n , 3 ) Dieses heißt in Dt 3i, Jos 12 s r Q t y n II 159—163. Ca

Palästina

205 seinem Ursprünge nach seicht, gar bald zum tiefen Strome anschwellen wird, sodaß ein üppiger Baumwuchs an seinen Ufern aufsprießt, Obstbäume mit immergrünem Laub, die alle Monat Früchte tragen und deren Blätter als Heilkräuter dienen'). Und wenn dann der Bach in das Salzbecken des Toten Meeres eingemündet ist, so werden dessen Gewässer „gesunden" und, wo bisher kein Wassertier leben konnte, wird ein Fischreichtum sein, wie im Mittelmeere, und Fischer werden am Ufer stehen von Engedi ('ain dschidl) bis Eneglaim. Ein „Ort zum Ausbreiten der Netze" wird die Gegend nach Hes 2 6 5 . n genannt werden. Nur die Lachen und Tümpel am Ufer sollen salzig bleiben zur Gewinnung des wertvollen Salzes 2 ). 47ia ist ohne Anschluß an das Vorherige. An die Stelle der Visionsform tritt wieder die Gottesrede. 47i3-2o bestimmt die Grenzen des Landes, und damit hängt 481-9.23-29, die Verteilung des Landes an die zwölf Stämme zusammen. Von Hesekiel kann eine solche unwirkliche Geographie nicht herrühren. Auch gehören diese Stücke nicht zum ältesten Bestand der Tempelvision (40—42 444-IT.!«); denn die letztere ist nach 40 ä - 4 44 5 nur auf eine Behandlung der Bauten und Kultordnungen des Tempels angelegt, nicht auf eine Beschreibung des ganzen palästinischen Landes. Ferner widerspricht der Gedanke der heiligen Landabgabe 48 9 der Stelle 42 20, wonach nur das von der Tempelmauer umschlossene Areal heilig ist. Schließlich ist auch hier der Sprachgebrauch ein anderer a ). Indessen muß der Abschnitt 47i3-2o 48i- s . 23-29 älter sein, als alle Stücke, die vom Fürsten reden; denn die heilige Landabgabe reicht nach 48 3 , genau wie die Gebiete der zwölf Stämme, vom Mittelmeer bis zum Jordan, beschränkt sich also nicht, wie in 45I- 8 489-22, auf ein Gebiet von 2 5 0 0 0 X 2 0 0 0 0 Quadratellen, zu dessen Seiten im Westen und im Osten Fürstenland wäre. Vielleicht darf man behaupten, daß der Abschnitt das älteste Stück ist, welches an 40—42. 444-7.19 (46i 9 - S i) angefügt wurde. Nachdem vom Tempel und von den Lewiten die Rede gewesen war, erschien es angebracht, auch vom übrigen Lande und den übrigen Stämmen etwas zu sagen. Dabei wurde verständiger») 3

)

Vgl.

J u b i l 4 7 i

9

1 0 n ; 482s

O d y s s e e

g e g e n

D ! ~ n

V I I

114ff.

4 0 c i f . 27L « f .

2

)

4 1 u

Vgl.

M k k

4 2 isf.

is-

I

IO29.

206 weise die Visionsform aufgegeben und dafür die Form der Gottesrede gewählt mit der schon 44«. 9 gebrauchten prophetischen Einführungsformel. Auch die anderen, relativ alten Zusätze (45i8-2 4618-15) sind so eingeleitet. Und ebenso wird auch die übliche prophetische Schlußformel mir ["OIN] DNJ 48 2 9 gerade in den relativ alten Zusätzen vorzugsweise angewendet 1 ). 47si-ss darf man wohl der gleichen Hand zuweisen, wie 4 7 13*90 4 8 i - 8 . t 3 - a « ; das Land soll den Stämmen Israels und den unter ihnen wohnenden D^TI gehören, soweit dieselben Söhne unter Israel gezeugt haben. Wäre der Abschnitt hesekielisch, so läge der Schluß B e r t h o l e t s nahe, daß schon nach der Eroberung Jerusalems mit den Judäern ins Exil geführt worden wären. Aber diese — so wie so geschichtlich nicht gerade wahrscheinliche — Annahme verliert ihre Unterlage, wenn 47 2 I- 2 3 nicht von Hesekiel stammt. 48»-ii ist ein in den Zusammenhang eingesprengtes Stück von jüngerer Hand. Es bestimmt den Umfang der heiligen Landabgabe, wie schon gesagt, anders als 48 8 . Der Interpolator hat sich Uber den vorliegenden Widerspruch harmlos hinweggetäuscht, indem er statt lonn HPK nDTinn 48 s jetzt in 48 9 im besonderen von der Abgabe für Jahwe, DYP^ lD"nn t ? n n o n m , redet. Als Interpolation verrät sich das Stück auch dadurch, daß die Anordnung der Priester vor den Lewiten ( 4 8 i o . 13) der geographischen Ordnung von Nord nach Süd, die in 481-8.23-29 befolgt wird, widerstreitet. Die Interpolation ist eine reine Dublette zu 451. 3 - 8 . Vergleicht man beide Abschnitte miteinander, so erweist sich, wie mir scheint, 4 5 i . s - 9 als abhängig von 4 8 i - 2 e . Dafür spricht schon, daß die ganze Ausführung ihren natürlichen Platz in Kap. 48 hat, während 4 5 i . s - s nur recht künstlich an 4 4 2 9 f f . angehängt ist. Außerdem ist der Text von 4 5 i . a - 9 (abgesehen von der Verbindungsnaht 45s) fast bis in alle Einzelheiten aus Kap. 48 herübergenommen; 4 5 e b ist eine ungeschickte Wiedergabe von 4 8 ™ . Wäre das Abhängigkeitsverhältnis das umgekehrte, so wären die aus 4 4 u f . geschöpften Bezeichnungen der Priester und Lewiten als „Diener des Heiligtums" und „Diener des Hauses" 4 5 i f . gewiß auch in Kap. 48 übernommen worden *). ') 43ie. 27 4427 4 5 i s ; in jüngeren Zusätzen nur noch 4 5 s ; in den primären Stücken nur 4412.15. 2 ) Als Glosse innerhalb der Interpolation 480-22 betrachte ich 48iob-i2.

207 An die Ausführungen über das Land Israels hat jemand in 483o-»6 noch einen Antrag angefügt, der von der Stadt Jerusalem im besonderen handelt. Die Schwierigkeiten dieses kleinen Abschnitts hat J a h n erkannt. Der Abschnitt will zuerst „die Ausgänge der Stadt" angeben, was natürlich nur die Tore bedeuten kann. Damit haben aber die Angaben über die Längenmaße der vier Seiten des Stadtvierecks nichts zu tun. Die Ausleger sind außerstande, diese Sätze grammatisch zu konstruieren. Die Maßangaben sind darum ¡friit J a h n als Glossen aus 48i« zu streichen, und damit fällt natürlich auch die Summierung derselben in 4835a. In 48ai genügt es nicht, mit J a h n nur die ersten zwei Wörter zu tilgen; denn es ist stilistisch kaum zulässig, mit J a h n zu verbinden: „Und dies sind die Ausgänge der Stadt nach den Namen der Stämme Israels." Vielmehr sind die ersten sechs Wörter von 48 3 i als Glosse zu streichen. Im übrigen ist die Rekonstruktion des Textes, wie J a h n sie vorschlägt, wohl möglich. Doch scheint mir folgende Rekonstruktion noch besser zu sein: „Und dies sind die Ausgänge der Stadt: drei Tore im Norden: das Rubentor eins, das Judator eins, das Lewitor eins; und drei Tore im Osten: das Josephtor eins, das Benjamintor eins, das Dantor eins; und drei Tore im Süden: das Simeontor eins, das Issaschartor eins, das Sebulontor eins; und drei Tore im Westen: das Gadtor eins, das Assertor eins, das Naphtalitor eins. Und der Name der Stadt ist von Stund an: Jahwe daselbst." Der Abschnitt handelt also von den Namen der Stadttore uud dem Namen der Stadt. Er ist mithin ein Nachtrag zu 48iob wiederholt den Schluß von 48e. 48n stammt aus 44KS; nach LXX ist zu lesen py-ft "OD DHiHpQn Während für den Verfasser von 441» Priester und Sadokiden identisch sind, betrachtet unser Glossator die Sadokiden nur als eine Gruppe innerhalb der Priesterschaft. Die heilige Landabgabe, so meint er, gehört allen Priestern insgesamt, das Heiligtum Jahwes in der Mitte dagegen gehört nur „den geheiligten Priestern, den Söhnen Sadoks". Der Glossator kennt also eine Entwicklung in den Verhältnissen der Jerusalemer Priesterschaft, durch die neben den Sadokiden auch noch andere Priestergeschlechter Rechte am Tempel erlangt hatten. Man darf hier an Pg erinnern, welcher die Priesterschaft einteilt in Nachkommen Eleazars und Itamars, von denen die ersteren offenbar mit den früheren Sadokiden gleichzusetzen sind (vgl. I Chr. 635-36), während die letzteren gewisse Priesterfamilien von ursprünglich außerjerusalemischen Landheiligtümern gewesen sein mögen. Vgl. Alfr. B e r t h o l e t , Biblische Theologie des Alten Testamentes II 11.

208 48 is-19. Daß die Tore nach allen zwölf Stämmen benannt sind, begreift sich aus 48i». Die Reihenfolge der vier Himmelsrichtungen ist eine andere als in 4 8 n . Von 48,- a . 23-2S unterscheidet sich der Abschnitt durch eine andere Zählung der zwölf Stämme, indem Lewi in die Zwölfzahl mit einbegriffen und dafür Manasse und Ephraim zum Stamme „Joseph' ; zusammengefaßt sind. Auch die Verteilung der Stammesnamen auf die vier Seiten der Stadt entspricht nicht der Verteilung der Stammesgebiete in 48I-B. aa-20 ')• Die Analyse der Kap. 40—48 ergibt, daß Hesekiel selber nirgends an ihnen beteiligt ist. Schon der Grundstock 40—42 4 2 i - n . ig ist nicht hesekielisch, sondern vermutlich ein Werk des Redaktors oder eines anderen Ergänzers. Der Verfasser krönt die Weissagungen vom kommenden Heile durch eine Beschreibung des künftigen Tempels und seiner Kultordnungen, die er in die Form einer angeblich hesekielischen Vision vom Jahre 573 kleidet. So erscheint diese Vision vom neuen Tempel als ein Gegenstück zu Kap. 8ff., wo der Prophet den durch Götzendienst verunreinigten alten Tempel schaute, und auch die visionäre Reise von Kap. 8ff. imitiert der Verfasser unserer Kapitel. Ein früher Nachtrag, der noch die Visionsform festhält, ist die Beschreibung der Opferküchen 46i 9 -ai. Ein anderer früherer Ergänzer fügte einen Abschnitt hinzu, der von den Grenzen des Landes und von dessen Verteilung unter die zwölf Stämme handelt 47I3-2» 48i- s . «a-ae. Dieser Abschnitt dürfte älter sein als Pg, dessen Grenzbestimmungen Num 34i-u der Verfasser wohl noch nicht als altmosaisch kannte. Im Ausdruck erinnert 47 n an deuteronomistische Sprache, doch weist die Koordination von -u und m w schon hiater das Deuteronomium und an die Seite des Heiligkeitsgesetzes; nach 47 2J gibt es o n j in der Gemeinde, die bereits Söhne unier Israel gezeugt haben. An diesen älteren Bestand hat sich später allmählich eine Menge jüngerer Zusätze ankristallisiert. Die meisten dieser Zusätze widersprechen schon insofern den Voraussetzungen der älteren Vision, als sie einfach nur Ergänzungen zu den Kultordnungen des nachexilischen Tempels sein wollen und den Gel

) Vgl. besonders die Tore Benjamins und Dans.

209 danken an die Zeit des vollendeten Heiles ganz außer acht lassen. Im einzelnen handelt es sich um folgende Ergänzungen: a) An die Tempelbeschreibung 40—42 wurde zuerst der Abschnitt über den Brandopferaltar und dessen Einweihung 43ia-27 angefügt. Der Verfasser dieses Abschnittes scheint die Beschreibung des Brandopferaltars in Pg (Ex 27i- 8 ) und die der Altarweihe in Pg (Ex 29ia) noch nicht zu kennen: in Pg ist die Altarweihe mit der Priesterweihe eng verbunden, das Blut wird dort n u r an die Altarhörner gestrichen und sonst auf den Boden geschüttet. Zu rran npQD 43 2i darf vielleicht an ipoon " W Neh 3»i erinnert werden. Eine spätere Zufügung ist der Abschnitt über den Wiedereinzug der ,,Herrlichkeit Jahwes" in den Tempel 4 3 i - n , ein Gegenstück zu den betreffenden jungen Elementen in Kap. lOf. über den Auszug der „Herrlichkeit Jahwes" aus dem Tempel. Schon Deuterojesaja weissagte die Rückkehr Jahwes in den Tempel, und dieser Gedanke ist dann die glühende Hoffnung der Juden seit Serubbabel'). Später, in der Zeit des hierarchisch und gesetzlich reformierten Tempelkultes, waren diese Hoffnungen antiquiert, ebenso wie auch die Erwartung einer Restitution des weltlichen Königtums, die noch in 4 3 , f. angedeutet ist. Ein jüngster Zusatz ist 44i- 3 , der von der Schließung des äußeren Osttores und von der Benutzung seiner Vorhalle durch den Fürsten handelt. b) An 44 4 -i7.i9 wurden angeschlossen: a) allerlei allgemeine Bestimmungen über die Priester und die ihnen zustehenden Gefälle 44is. ao-31 und 45i3-i5, und zwar von recht verschiedenen Händen. Daß diese Stücke jünger als das Deuteronomium sind, ist vielfach ersichtlich, z. B. bei der priesterlichen Gerichtsbarkeit 44-24; im Stile der Deuteronomisten ist der Satz, daß Jahwe selber das Erbteil der Priester ist (vgl. Dtn 10 e 18i.a). Dagegen fehlt das monarchische Hohepriestertum Aarons, welches Pg vertritt, noch ganz; auch die Vorschrift über die leinene Tracht der Priester 44i 8 ist älter als Pg (vgl. E x 28&. 3 i. 39). Vieles erinnert an das Heiligkeitsgesetz 2 ). >) M a l 3 . vgl. Jes 58a Sach I i « 2 u 8 1 . *) Z u 44ao vgl. L e v 2 1 s ; z u 44a2 vgl. L e v 2 I 7 . 1 3 f . ; zu 44m vgl. L e v 21i-4. 1 1 ; Beiheft z. ZAW. 39

14

210 Später kam eine Paränese an die F ü r s t e n Israels 45» n hinzu, und noch später eine aus Kap. 48 exzerpierte Ausführung über den Grundbesitz des Klerus, der Stadt und des Fürsten 4 5 i . [ 2 ] 3 - 8 . p) Bestimmungen über Entsündigung des Heiligtums zu Beginn jedes Halbjahrs 45i 8 -ao und über das tägliche Opfer (TDD) 46i a -i 6 . Erweitert wurden diese Kultvorschriften später durch die Ausführungen 45*ia[b]22. aaa[b] 24. as 46i-7, die von den Opfern des Fürsten am Passahfeste und am Herbstfeste, am Sabbat und am Neumond handeln. Sie wurden durch 45i«-i 7 a[bi an das Vorhergehende angeknüpft und nachträglich durch den Z u s a t a ' 4 6 n vermehrt. Diese Festgesetze sind jedenfalls jünger als das Deuteronomium, wie die Zentralisation des Passahfestes, die Tagesdaten der Feste, die Bezeichnung des Speisopfers als nnJD u. a. beweisen. Wiederum später sind die Zusätze über die Schließung des inneren Osttores an W e r k t a g e n und über das Ein- und Ausgehen des Fürsten und des Volkes durch die Tore an Sabbat- und Neumondtagen, sowie über die D a r b r i n g u n g einer r a i J durch den Fürsten 46i- 3 . 9 -10. 12. Ein ganz junger Nachtrag zu 45$ ist 46i«-i 8 über Einschränkung des fürstlichen Lehnsrechtes. Ebenfalls ganz jung ist der Abschnitt über die Tempelquelle 47i-i 2 . c) In den Abschnitt 47i 8 -2 3 48i- 8 . 23-29 ist zuerst das Stück 489-ioa. 13-23 über den Grundbesitz des Klerus, der Stadt und des Fürsten eingelegt worden. Hier werden bereits „Priester" und „Lewit" als sich ausschließende Termini gebraucht im Gegensatz zum Deuteronomium, zu Hes 44i ö und Maleachi, aber in Übereinstimmung mit der jüngeren Literatur. Nachträglich ist dies Stück dann durch 48i0b-i2 (die Sadokiden als Besitzer des Heiligtums) glossiert worden. Dieser Glossator steht nicht mehr auf dem Standpunkt von 44is, wo Priester und Sadokiden identisch sind, sondern betrachtet die Sadokiden n u r noch als einen Teil der jerusalemischen Priesterschaft, d. h. er steht auf dem Standpunkte von Pg, Ghr, E s r 82) wo Itamar neben Pinchas bezw. Eleazar ( = Sadok) tritt. J ü n g e r als 48 9 -ioa. 10-2« ist der Abschnitt über die Namen der S t a d t t o r e u n d d e n N a m e n d e r S t a d t 4 0 90a. aiaßb. 32aßb. aaaßb. siaßb. s»b. zu 44 31 vgl. Lev 22 e. Auch das Gebot der Sabbatheiligung begegnet, abgesehen von Ex 20 8 J e s 5 6 i . t . e 6813, zuerst im Heiligkeitsgesetze.

211 Derselbe ist nachträglich durch 4 8 a i a a und durch 4 8 30b. s s a a . asaa. siaa. a (die Masse der Seiten der Stadt) glossiert worden. Ein besonderes W o r t sei noch Uber den jotM gesagt, der bei den Ergänzern in Kap. 40—48 eine so große Rolle spielt. Man ist vielfach geneigt, in diesem NHW nichts anderes zu sehen als einen von der Phantasie der Schriftsteller geschaffenen kümmerlichen eschatologischen Ersatz für den König der alten Zeit. Das ist aber sehr unwahrscheinlich. Die Ergänzer dieser Kapitel hätten sich schwerlich so viel Mühe gegeben, die Rechte und Aufgaben dieses iPlw genau und bis ins einzelne festzulegen, wenn ihnen der tww nur eine Größe der Phantasie, nicht der Wirklichkeit gewesen wäre. Man braucht ja auch nur die Augen aufzumachen, um diesen t w : mehrfach in der Literatur der jüngeren Zeit wiederzufinden. So wird der in Esra 5it als nriD titulierte Scheschbassar in Esra 18 von einer jüngeren Hand als „WIM von Juda" bezeichnet. Der Nitw ist also die oberste weltliche Persönlichkeit in Juda. Auch P g und Ps kennen diesen indem sie für die mosaische Zeit an die Spitze der zwölf Stämme je einen solchen NUM, Häuptling oder Fürsten, stellen. Von der gleichen Anschauung geht es aus, wenn Rehabeam in I R e g 11»4 als Herrscher nur noch eines der zwölf Stämme nicht mehr "fiü, sondern genannt wird. Welche Rolle der joiio in der späteren Gemeinde spielte, lehrt vielleicht am deutlichsten L e v 4, wo nacheinander vom Sündopfer des gesalbten Priesters (d. h. des Hohenpriesters), der ganzen Gemeinde Israels, eines NUM und einer Einzelperson vom pnri DJ? die Rede ist. W e n n der Text hier nicht von d e m tww, sondern von e i n e m OTW redet, so beruht das auf der mosaischen Fiktion des Gesetzes, welche auf die Fürsten aller zwölf Stämme Rücksicht nimmt, während praktisch für die judäische Gemeinde in diesem Sinne nur e i n trtW in Frage kommt. W e r dieser tatsächlich ist, kann nicht zweifelhaft sein. An der Spitze der jüdischen Gemeinde in Jerusalem stand, wie uns jetzt auch die Elephantine-Papyri lehren, ein Ratskollegium (YEpouaia d. h. Senat)'), in welchem die Häuptlinge der grundbesitzenden Laiengeschlechter und der vornehmen Priestergeschlechter Sitz und Stimme hatten 2 ). Im Jahre 410 haben die ' ) Das spätere Synedrium. 4)

Vgl. E d . V. M e y e r ,

Der Papyrusfund von Elephantine 3 1923 S. 721. 14*

212 Juden von Elephantine „einen Brief gesandt an unsern Herrn (d. h. den Statthalter ßagohi) und an Jochanan, den Hohenpriester, und seine Genossen, die Priester von Jerusalem, und an Ostanes, den Bruder des 'Anani, und die Vornehmen der Juden". Dieser Ostanes ist offenbar das weltliche Oberhaupt der jerusalemischen Judenschaft neben dem Hohenpriester als dem geistlichen Oberhaupte; er ist das Haupt der Laiengeschlechter, der Adligen oder Freien (•'nn), und steht an der Spitze des Ältestenkollegiums. Hier haben wir mithin offenbar den iww, von dem die Ergänzer in Hes 40—48 reden. Dieser ist keine zukünftige Figur, wie der messianische König, den der Redaktor 37«a verheißt, sondern eine reale Größe der Gegenwart. Man pflegt zu betonen, daß dieser totM nur eine kümmerliche Rolle spiele. Das ist aber gar nicht richtig. Man sollte im Gegenteil betonen, welche hervorragende Stellung er in der Gemeinde und im Kulte hier spielt. Natürlich ist diese Rolle keine königliche, aber sie ist doch bedeutend genug. Nicht nur, daß dem jwm ein eigenes großes Landgebiet zu eigen gehört (48ai vgl. 45?), von dem er seinen Dienern Lehn auf Zeit geben kann (46i6-is); vor allem spielt er auch im Kult eine hervorragende Rolle: er bringt von der Hebe, die das Volk stiftet, r6lj?, ¡TDD und -jd3 am Passahund Herbstfeste, am Sabbat und Neumond dar (45 16-17&. aia. 9f. äs». «4.26 46i t) und genießt als Oberhaupt auch ehrenvolle Vorrechte am Tempel (44s 46af. 8-io. n). Alle diese Bestimmungen über den wtw scheinen älter zu sein als P g (und Ps), wo die Fürsten der Stämme nur noch für die weltlichen Geschäfte, und auch da nur neben dem Klerus (Mose und Aaron, bezw. Eleazar oder Pinchas) in Betracht kommen. Die einzige Stelle, nach welcher der iOliO auch in der P-Schicht eine Sonderstellung im Kulte einnimmt, ist Lev 4m ( P o ' ) , wo er als Sündopfer einen Ziegenbock, der gewöhnliche Laie dagegen nur ein Ziegenweibchen zu opfern hat. Diese Vergleichung der Rolle des tPEO in Hes 40—48 und in P ist lehrreich. Sie zeigt, daß die betreffenden Partien in Hes 40—48 in allem wesentlichen älter sind als Pg, also noch ins 5. Jahrhundert gehören.

Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft: Goldmark

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8 9. 10 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22

25. 2b. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33.

34. 35. 36. 37. 38.

W. Frankenberg: Die Datierung der Psalmen Salomos. 1896 . . . . Ch. Torrey: Composition and Historical Value of Ezra-Nehemia. '96 . A. v. Gall: Altisraelitische Kultstätten. '98 M. Löhr: Untersuchungen zum Buch Arnos. 1901 G. Diettrich: Eine jakobitische Einleitung in den Psalter in Verbindung mit 2 Homilien aus dem großen Psalmenkomm. d. Daniel v. Salah. 'Ol G. Diettrich: Isö'dädh's Stellung i. d. Auslegungsgesch. d. A. T., an s. Kommentaren zu Hosea, Joel, Jona, Sacharja usw. veranschaulicht. '02 E. Baumann: Der Aufbau der Amosreden '03 G. Diettrich: Ein Apparatus criticus zur Pesitto z. Proph. Jesaia. '05 E. Brederek: Konkordanz zum Targum Onkelos. '06 M. Löhr: Sozialismus und Individualismus im Alten Testament. '06. . J. Schliebitz: Isö'dädh's Kommentar z. Buche Hiob. Text u. Übersetzg. '07 M. P e i s k e r : Die Beziehungen der Nichtisraeliten zu Jahve. '07 . . . J.Mfiller: Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit. R. Smend: Alter und Herkunft des Achikar-Romans u. sein Verhältnis zu Äsop. '08 F. Lundgreen: Benutzung d. Pflanzenwelt in d. alttestamentl. Religion. '08 G. Westphal: Jahwes Wohnstätten nach Anschauungen d. Hebräer. '08 A. Kropat: Die Syntax des Autors der Chronik, verglichen mit der seiner Quellen. Ein Beitrag zur historischen Syntax des Hebräischen. '09 A. Merx: Der Messias oder Ta'eb der Samaritaner. '09 W.Brandt: Die jüdischen Baptismen oder das religiöse Waschen u.Baden im Judentum mit Einschluß des Juden Christentums. '10 W. Brandt: Jüd. Reinheitslehre u. ihre Beschreibg. i. d. Evangelien. '10 . J. Hänel: Die außermasoretischen Übereinstimmungen zwischen der Septuaginta und der Peschittha in der Genesis. '11 W. Frankenberg: Das Verständnis der Oden Salomos. '11 J. Meinhold: 1. Mose 14. Eine historisch-kritische Untersuchung. '11 0. Holtzmann: Der Tosephtatraktat Berakot. Text, Übers, u. Erklg. '12 O. Eißfeldt: Der Maschal im Alten Testament. '13 W. Naumann: Untersuchungen über den apokryphen Jeremiasbrief. '13 W. Frankenberg: Der Organismus der semitischen Wortbildung. '13 Studien zur semitischen Philologie und Religionsgeschichte. J u l i u s W e l l h a u s e n zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. K. M a r t i . '14 . . . . O. Klein: Syrisch-griechisches Wörterbuch zu den vier kanon. E w . '16 . W. Coßmann: Die Entwicklung des Gerichtsgedankens bei den alttestamentlichen Propheten. '15 . . . N. Messel: Die Einheitlichkeit der jüdischen Eschatologie. '15. . . . W.Eichrodt: Die Quellen der Genesis, von neuem untersucht. '16 . . W. Baumgartner: Die Klagegedichte des Jeremias. '17 Abhandlungen zur semitischen Religionsgeschichte und Sprachwissenschaft. Wolf W i l h e l m G r a f e n von B a u d i s s i n zum 70. Geburtstage. Hrsg von F r a n k e n b e r g und K ü c h l e r . '18 . . . . Beiträge zur alttestamentlichen Wissenschaft. Karl B u d d e zum 70. Geburtstag. Hrsg. von K. M a r t i . '20 . . . N. Messel: Der Menschensohn in den Bilderreden des Henoch. '22 . . H. Jahnow: Das hebr. Leichenlied im Rahmen der Völkerdichtung. '23. L. Köhler: Deuterojesaja (Jesaja 40—55) stilkritisch untersucht. '23 . . M. L ö h r : Hexateuchproblem: I. Der Priesterkodex in der Genesis. '24

3.20 2.40 5.— 2.50 6.50 7.50 2.40 10.— 6.50 1.— 4.— 2.50 4.40 5.— 11.— 4.— 5.— 6.— 2.70 3.60 5.— 1.50 7.— 3.— 2.20 6.50 18.— 6.60 7.— 6.50 5.60 5.—

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