Odysseeinterpretationen. Untersuchungen zum ersten Buch und zur Phaiakis

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Odysseeinterpretationen. Untersuchungen zum ersten Buch und zur Phaiakis

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HYPOMNEMATA

HEFT 19

HYPOMNEMATA UNTERSUCHUNGEN UND ZU IHREM

ZUR ANTIKE NACHLEBEN

Herausgegeben von Albrecht Dihle / Hartmut Erbse Christian Habicht / Günther Patzig / Bruno Snell

HEF'T 19

VANDENHOECK & RUPRECHT

IN GÖTTINGEN

KLAUS

RÜTER

Odysseeinterpretationen Untersuchungen zum ersten Buch und zur Phaiakis

Herausgegeben von

Kjeld Matthiessen

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN

C Vandenhoeck cl: Ruprecht In Göttingen 1geg. Prlnted In Oermany. Ohne ausdr0ckllcbe Oenebmlguna dee Verlagee tat ee nicht gestattet, daa Buch oder Teile daraus auf foto- oder akuatomeehanlachem Wese su vervtelflltlpn.

OeaamtberatellUJII: Buben cl: Co., OötUnpn

DEM ANDENKEN RICHARD HERMANN FRIEDRICH

DER LEHRER HARDER

KLEINKNECHT SCHWENN

Vorwort des Herausgebers Das Kernstück der vorliegenden Arbeit, das die jetzigen Seiten 28-227 umfaßte, wurde von meinem Freund Klaus Rüter im April 1967 unter dem Titel „Untersuchungen zum ersten Buch der Odyssee" der Philosophischen Fakultät der Universität Münster als Dissertation eingereicht. Als Referent war Prof. Dr. Heinrich Dörrie, als Korreferent Prof. Dr. Martin Sicherl vorgesehen. Ehe die Arbeit von der Fakultät angenommen wurde, setzte am 16. Mai 1967 ein Herzschlag dem Leben meines Freundes ein vorzeitiges Ende; das Promotionsverfahren mußte für beendet erklärt werden. Daß die Arbeit trotz dieser widrigen Umstände gedruckt werden sollte, war allen, die über ihren Inhalt etwas erfahren hatten, von vornherein klar. Nachdem ich auf Wunsch von Herrn Prof. Dörrie und im Einverständnis mit der Witwe des Verstorbenen die Herausgabe übernommen hatte, nahm ich auch Einblick in die umfangreichen hinterlassenen Aufzeichnungen. Dabei zeigte es sich, daß auch darwiter vieles war, das ebenfalls die Veröffentlichung lohnen würde. Zwar blieben gewisse Bedenken, ob es richtig sei, etwas aus diesen Aufzeichnungen ohne ausdrückliche Einwilligung des Verfassers zu veröffentlichen, aber ich habe mich trotzdem da.zu entschlossen, wenigstens zwei Abschnitte &1l8 dem Nachlaß hinzuzufügen. Es handelt sich um die Auseinandersetzung mit den Thesen Schadewaldts und Heubecks, die einem 1961/62 verfaßten kritischen Überblick über die Geschichte der Odysseeanalyse entnommen ist (8. 13-27), und um die Zusammenf888UDgder Ergebnisse einer 1960 entstandenen Studie mit dem Titel ,,Scheria und Ithaka, zwei Stationen des Odysseus" (S. 228-254) 1 • Ich meinte besonders deswegen so handeln zu dürfen, weil eine gründliche Interpretation der Odyssee in ihrer uns vorliegenden Form gerade nach den Arbeiten Schadewaldts und Reinhardts über die llias ein Desiderat ist und weil ich glaube, daß mein Freund mit seiner Interpretation des ersten Buches hierfür einen so wichtigen Beitrag geleistet hat, daß auch seine methodischen Vorüberlegungen sowie seine Gedanken über die Beziehungen zwischen den einzelnen Teilen des Epos und über das Verhältnis des Odysseedichters zum lliasdichter von allgemeinem Interesse sein dürften. Eine Veröffentlichung dieser 1

Beide Abschnitte wurden von mir redaktionell bearbeitet, eo daß sie jetzt

mit dem Kernstück ein Ganzes bilden. Auch die nötigen Querverweise wurden von mir eingefügt,. Die wenigen eigenen Anmerkungen habe ich deutlich als

10lche gekennr.eichnet.

Vorwort des Herausgebers

8

N a.chlaßka.pitel scheint mir auch aus einem anderen Grande wünschenswert zu sein. Klaus Rüter war ein Schüler von Richard Harder und ein aufmerksamer Hörer seiner Odysseevorlesung vom Sommersemester 1954, in der Hard.er zeigte, wie notwendig gerade die Teile, welche die Analytiker jüngeren Dichtern zuzuteilen pflegen, ftlr das Ganze des Epos sind. Leider hat Hard.er zu Lebzeiten nichts über die Odyssee veröffentlicht, und auch aus dem Nachlaß ist nur die Münsteraner Antrittsvorlesung über „Odysseus und Kalypso" erschienen 1 • Die vorliegende Arbeit, und zwar gerade in ihrer erweiterten Form, ist ein gewisser Ersatz für das Odysseebuch, das Harder hätte schreiben können, zu dem er selbst sich aber angesichts der, wie er meinte, verzweüelten Lage der Forschung• nie entschließen konnte. Denn wie mir ein Vergleich mit meinen Aufzeichnungen von da.ma.lszeigt, ist mein Freund a.ufs stärkste von Ha.rders Auffassungen beeinflußt, sowohl darin, daß er seine Urteile zu Einzelfra.gen überna.hm, a.ls a.uch und vor allem da.durch, daß er sich seine Sehweise zu eigen machte und una.bhängig von ihm immer wieder zu den gleichen Ergebnissen gekommen ist. Ha.rder ist es auch gewesen, der seine Aufmerksamkeit auf das Epos gelenkt ha.t. Unmittelba.r von ihm angeregt ist ein im Jahre 1957 entstandener Aufsatz über die Hexameterinschrüt auf dem „N estorbecher" von Pithekussai '. Hier führte die Frage, ob diese Inschrüt aus dem Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. auf die Dias anspielt, sogleich ins Zentrum der Homerprobleme. Zur Formulierung eines Disserta.tionsthemas kam es freilich nicht mehr, da. Ha.rder am 4. September 1957 starb. Mein Freund fand nach dem Tode seines Lehrers verständnisvolle Förderung durch Hermann Kleinknecht, der ihm ein Staatsexamensthema aus dem Bereich der Odyssee stellte. So entstand die erwähnte Arbeit über ,.Scheria und Ithaka", die in den zweiten Teil der vorliegenden Untersuchungen eingegangen ist. Wer diesen· zweiten Teil liest und etwa Kleinknechte Aufsatz über „Platonisches im Homer" 1 danebenhilt, wird leicht bemerken, wieviel mein Freund seinem zweiten Lehrer verdankt. Sicher hätte Kleinknecht seinem Wunsch, die Arbeit zur Dissertation erweitern zu dürfen, verständnisvoll gegenübergestanden, aber er hat sich nicht mehr dazu äußern können, da er am 13. März 1960, noch bevor er die Arbeit gelesen hatte, plötzlich starb. Mein Freund war 1

Kleine Schriften, München 1960, 148-163. Man vergleiche Harders bittere Worte: ,,Die Homerwisaensohaft hatte ihren eigenen Gegenstand zerstört." Er spricht vom „ZuearnroAtlbruch einer hundertjährigen Forscherarbeit" und davon, daß eich „die verlorene Einheit ••• nicht durch Wünsche wiederherstellen" 1aeee (a.O. 149f.). ' Zum Neetorbecher von Pithekuseai, Zeitschrift f"ur Papyrologie und Epigraphik 2, 1968, 231-255. 1 Gymnasium 65, 1958, 69-76. 1

Vorwort des Herausgebers

9

nachdiesemzweiten Scbicksalssoblag sehr entmutigt. N a.chdem er selbstvon einer schweren Herzerkrankung genesen war, begann er erneutmit seinen Odysseestudien, doch befriedigte ihn „Scheria. und Ithaka"nicht mehr, und er suchte nach einem Neua.nsatz. Zwiä.chst setzu,er sich gründlich mit der Homerlitera.tur von d'Aubignac und Wolfbis e.uf unsere Tage auseinander. Eine solche Auseinandersetzungbleibt ja niemandem erspart, der in die DiskUBBionüber die Odyssee eintreten will•. Doch beginnt diese Aufgabe infolge der Fülle der Literatur die Arbeitskraft eines einzelnen Menschen zu übersteigen,und es wird dem Interpreten nicht eben leicht gemacht, das unbefangene Verhältnis zum Text zurückzugewinnen, das eine wierlißlicheVoraussetzung jeder Interpretation ist. So wurde erst Ende 1963ein Neuansatz gefunden. Allerdings mußte das Thema. begrenzt werden.Weder konnte die ganze OdyBBee Gegensta.nd der Arbeit bleiben,wie mein Freund es gewünscht ha.tte, noch konnten mehrere exemplarische Partien besprochen werden, sondern nur das ex, dies jedochim ständigen Hinblick auf das Ganze. Die Arbeit wurde erst vonRudolfKassel betreut, der Kleinknechts Lehrstuhl zunächst verwaltete,später von Kleinknechts Nachfolger Heinrich Dörrie. Sie standunmittelbar vor dem Abschluß, als mein Freund sich Ende 1964 wegenseiner wirtschaftlich ungesicherten Lage dazu bewegen ließ, eineihm angebotene Mitarbeiterstelle am „Lexikon des frühgriechischenEpos" anzunehmen. Nun begann für ihn eine Zeit der sta.rken beruflichenBelastung. In den Jahren 1965--1966 verfaßte er die iivcxyxri'C, iiv«yxcx(l},iivcxyxrii:oi;,cx.vciyxl} und Artikel&.v,«vcx~,~pu:x,ev, ~. von denen besonders &.vviel Zeit und Arbeitskraft erforderte und stärker an seinen Kräften zehrte, als er selbst es wa.hrhaben wollte.Erst nach zweijähriger Unterbrechung fand er endlich die Hu.Be zum Abschluß seines Manuskripts. Eine Gesamtinterpretation der Odyssee vorzulegen, wie er es wünschte,ist meinem Freund Klaus Rüter durch den Tod verwehrt worden.Was hier vorgelegt werden kann, ist, wenn man es an seinem ursprünglichenVorhaben mißt, nicht mehr als ein Fra.gment. Aber einAnfangist immerhin gemacht, und da nach dem Sprichwort der Anfangdie Hälfte eines jeden Werkes ist 7 , wird es a.nderen hoffentlich leichterfallen, auf den hier gelegten Grundlagen weiterzuba.uen. • Vgl. Harder (a.O. 149f.): ,,Die neuen Ansätze müsaen sich sehr vorsichtig und bewußt in die Forschungssituation hineinstellen, wenn es gelingen soll, dieKrisezu überwinden. Daß die frühere Forschung, wenn sie auch noch so eehrgeirrt hat, nicht über Bord geworfen werden darf, darüber herrscht bei allenVernünftigen Einigkeit; es ist offenkundig, wieviel wertvolle Arbeit die Analywie ••• für die Interpretation geleistet bat." ' Plat. Leg. 753 e 6: llpxiJy«p )jytr0tL iuv fi.,_Loutt~ h T0tit; tttxpoLµlat,t; '9-tou ,.,Horu, epist. 1,2,40.

10

Vorwort dea Herauagebere

Besonderer Dank gebührt den Herausgebern der ,,Hypomnemat&" f iir die Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe, ferner Eva-Maria Voigt, Kla.us Alpers, Alexa.nder Kleinlogel und Bernhard Mader für das Mitlesen der Korrekturen, letzterem auch fiir die Anfertigung des Registers. Vor allem aber sei den ehemaligen Stipendiaten des Eva.ngelischen Studienwerks Villigst gedankt, die durch eine großherzige Spendenaktion den Druck ermöglicht haben. Dieses Buch ist, so wie mein Freund es wünschte, dem Andenken seiner Lehrer Richard Ha.rder, Herma.nn Kleinknecht und Friedrich Schwenn gewidmet.

Wa.shington, im Frühling 1969

Kjeld Ma.tthiessen

Inhalt Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13

§ 1. Chorizontenstreit und homerische Frage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 2. Scbadewaldt und Heubeck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 3. Der „Consens der Auff888ungen" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § ,. Neue Kriterien der Odyeseeanalyse ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 5. Das Ziel unserer Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13 14 17 22 25

EBSTEB TEIL:

UNTEBSUOHUNOEN

ZUM ot

1. Kapitel: Das Proömium der Odyssee (« 1-21)

. . . .. . . . . .. . .

28

§ 1. Die traditionellen Elemente des Epenproömiums . . . . . . . . . . . . . . 12. Das Proömium der Ody8888 (ex1-21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Der Musenanruf (ex1-10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • b) Die Anfangssituation der Odyssee (ex 11-21) .............. § 3. Die Eigenart des Odyaseeproömiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 4. Fragen der Analyse (Das Problem von ex6-9) . . . . . . . . . . . . . . . .

28 34

2. Kapitel: Der Prolog der Odyssee (« 22-95)

34

39 42 49

.................

53

§ 1. Vom Proömium zum Prolog (cx22-27) ...................... § 2. Der einmütige Olymp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 3. Die Rede des Zeus (IX28-43) . . . . .•. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Der Heimkehrbeschluß (ex44-95) . .. . . . . .. .. . . . .. .. . . . . .. . . a) Die Rede Athenes (ex44-62) ............................ b) Die Antwort des Zeus (cx63-79) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . o) Der Plan Athenes (IX80-95)....... ......................

53 56 64 82 82 88 91

3. Kapit.el:Das Programm der Telema.chie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

94

11. Der doppelte Vorschlag und das Schema der doppeleträngigen 12. § 3. § 4. § 6.

'Oberleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Einführung der Nebenhandlung......................... Die doppelte Handlung der Odyssee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Programm und Vorausdeutung ............................. Die Besonderheit des Vorhabens der Athene . . . . . . . . . . . . . . . . .

4. Kapit.el:Athene und Telema.ch (« 96-324)

94 98 102 106 110

...... ...........

113

§ 1. Sr.enentypik bei der Gestaltung des Besuchs der Athene (cx96155) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Aufbruch und Ankunft (cx96-105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die angetroffene Situation (cx106-124) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Mentee - Mentor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Die Bewirtung des Gastes und das Mahl der Freier (cx125-155)

114 115 120 124 127

Inhalt

12

der Odyeeee im Geaprich zwiaohen AtheneMentee und Telemach (exUS6-251) . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Telemach und Mentee machen sich miteinander bekannt (cz 156-223) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Mentes fragt nach den Freiem, Telemach beklagt sein Los (ot224--261) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 3. Die große Rede Athene& (ex252-305) .. ... . .... ... .......... a) ln'terpre"tation . , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ex) ex252-266 . . . . . . . . . . . . . . . . . •. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. ß) ex267-292 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . y) ex293-305 . ... .. .. .. .... .. ... . . .. .. ................ b) Zur Bearbeiterhypotheee . . . . . .. . . •. •. . . .. . . . . . . . .. ...... c) Die versus iterati in der Rede Athene&und in der Ankündigung der Volksversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . • ex) Die Ankündigung der Volksvel'RfUXJrohmg(ex372-380) . . . ß) Die Volksversammlung im ß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . y) ex372-380 und ß 138--1-i5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3) ex275-278 und ß 194--197 . . . . . .. . . . . . .. . . . . . . . . . .. .. c) ex280-292 und ß 212-223 . .. .. .. . .... ...............

§ 2. Grundgegebenheiten

d) Zu.sammenfassung

. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .. ...... § -i. Der Abschied Athenes (ex306-32") . . . . . . . . . . . . . . . . . . . •. . . . .

132

132 1,2 1'8 160 USS 157 168 17'

183 184 187 192 193 198 201 201

5. Kapitel: Der Sänger, Penelope, Teleme.oh wid die Freier ( 0t 326--424) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 § 1. Der Sänger und Penelope (ex325-364) § 2. Telemach und die Freier (ex365--i2-i)

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 ...... · . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

6. Kapitel: Die Abschlußszene des « (oc425---444) . . . . . . . . . . . . . 216 § 1. Telemach und Eurykleia § 2. N ausikaa und Telemach

(ex425-444) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

7. Kapitel: Zll.8&mmenfa.ssungdes ersten Teils . . . .. . .. .. .. .. .. . 225 ZWEITBB TEIL: PlliI.AXIS-1:NTBBPBBTATIONEN

1. Kapitel: Scheria und Ithake. . . .. . .. . . . .. .. .. .. . . . . .. .. . .. .. . !28 § 1. Die Ankunft des Odysseus auf Scheria und Ithaka . . . . . . . . . . . . S30

f 2. Phemios und Demodokos . . . . . . . . . . . . . . • . . . . • • . . . . . • . . . . . . . 233 § 3. Demodokos un.d Odyeseus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

231

§ ,i. Odysseus in Scheria - Telema.ch in Sparta (Begegnungen mit dem Ruhm dE,SOdysseus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

138

§ 5. Arete und Penelope . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 § 6. Scheria und Ithaka ..................•...••.... ,.. ........ W

2. Kapitel: Das erste Lied des Demodokos (& 72-82)

Literaturverzeichnis

. . . . . . . . . 247

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268

Einleitung § 1. Ohorizontenatreitund JwmerillekeFr.µ.Von der Mühll hebt diese Quellen abernicht so stark von der eigenen Arbeit des B ab wie die A- und T-Elemente. u Das Rachegedioht R ist nach Merkelbachs Meinung übrigens die eigentlichhomerische (d.h. die der Ilias am engsten verwandte) Odysseedichtung. Daahat zur Folge, daß einige Partien im « und ß, die Von der Mühll, Focke und Schadewaldt als Teil der jüngsten Schicht galten, bei Merkelba.eh ältestes Gut zu enthalten scheinen. Vgl. Merkelba.eh, 15-36, 138. Wie man sieht, ist auchin der Telemachie noch alles im Fluß. 11 Schadewaldt, aoa.O. 23. Übersetzung 443. a Klingner 44. Vgl. überhaupt das Kapitel „Odyssee und Telemachie" boi Klingner(40-47). n Die Heimkehr erfolgte nach Hermanns Meinung ursprünglich recta via von Ogygia nach Ithaka, die Phaiakis gilt ihm also als spätere Zutat. Vgl. Hennann, De interpolationibus 54.

20

Einleitung

auf y und 8, Von der Mühll folgt Kirchhoff, Focke und Scbadewaldt dagegen Hermann in der Beurteilung der ersten vier Bücher. Abweichend von allen Genannten aber wird bei Focke und Scbadewaldt die Telemachie zur Dichtung des Bearbeiters, das heißt, viele als Einschübe in die Odyssee erklärte Partien, vor allem in den Phäakenbüchern, und der Schluß ab lji 344 werden jetzt auch dem Telemachiedichter gegeben. Damit führen Focke und Schadewaldt die Auff888ung von Wilamowitz und Dahms weiter, welche die Telemachie über die Rückkehr Telemachs im o hinaus bis zum Freiermord reichen ließen. Bei Wilamowitz lag dem Bearbeiter neben der älteren Odyssee auch eine Telemachie als ein Parallelgedicht vor. Der Bearbeiter verband nach seiner Meinung beide Epen derart zu unserer Odyssee, daß sich heute überall in ihr der alten OdyBBee,der Telemachie und den verknüpfenden Zwischentexten des Bearbeiters zugehörige Teile unterscheiden lassen. Die Telemachie wird zu einer von mehreren Vorlagen unserer Odyssee, ja zu ihrer unmittelbaren Vorgängerin. Bei Dahme gilt, ähnlich wie bei Focke und Schadewaldt, unsere Odyssee gleichsam selbst als Telemachie: die ältere Odyssee läßt sich herauslösen, was übrig bleibt, ist der neu geschaffene Rahmen, die Bearbeitung, eben die Telemachie. Wieder anders urteilt Finaler. Er rechnet wie Schadewaldt mit nur zwei Verfassern der OdyBB80. Wie Wilamowitz geht er von der Beobachtung aus, daß sich außer in den Phäakenbüchern und den Apologen überall Spuren der Telemachie finden, aber anders als Wilamowitz rechnet er nicht mit Parallelgedichten, nicht mit einem Redaktor. Und doch teilt er auch nicht Schadewaldts Ansicht. Seine Theorie, verglichen mit der Schadewaldts, ist ein schönes Beispiel für die Unvereinbarkeit zweier Analysen, die in ihrer Anlage die größte Übereinstimmung zeigen. Finaler hält unsere Odyssee für eine vom Bearbeiter erweiterte Telemachie 24 : ,,Es gibt in der Odyssee eine Anzahl von mythischen oder märchenhaften Bestandteilen, die sich von ihrer Umgebung scharf abheben. Dahin gehört alles vom fünften bis zum zwölften Buch, vom zweiten Teil die Bogenprobe, der Freiermord durch den Bogen, das Fest des Apollon, an dem die Rachetat stattfindet, sodann die Vorbereitung zur Bogenprobe, das neunzehnte Buch mit dem Gewebe der Penelope und der Fußwaschung. Es muß hierher auch der Zug gehören, daß OdyBBeus nach seiner Rückkehr nochmals wandern muß. Sondert man diese Elemente ab, so bleibt ein fast lückenloses Gedicht, das wir Telemachie nennen können ... Sie läßt Odysseus als Greis verwandelt, unerkannt in sein Haus kommen, nachdem er sich seinem Sohne zu erkennen gegeben hat. Gemeinsam planen sie den Freiermord, den sie mit den ritterlichen Waffen ausführen. In dieses geschl0880ne Gedicht verwebte der Dichter unserer Odyssee die mythischen und märchenhaften Züge, teilweise wieder nach vorhandenen Vorlagen, teilweise wohl direkt aus der Überlieferung. Die Spuren seiner Tätigkeit sind sehr zahlreich; aber er hat mit poetischem Sinn gearbeitet und nicht zu häufig die Lücken sehen lassen, die sein Tun in den ZuAArnmAnhang der Telemachie riß 16 • Er hat die Odyeeee geschaffen, wie sie uns vorliegt, und dadurch den Stoff wieder in das Reich des 16

Finaler 161. Auch Schadewaldt (Kriterien 10) setzt voraus, ,,daß ein präeumptiver Bearbeiter die originale Dichtung mit Pietät behandelt hat und sie, an einigen Stellen jedenfalls, durch seine Eindichtungen nur zerdehnt und zersprengt, aber nicht eigentlich zerstört hat". In der Tat ist die Pietät des Bearbeiters Grundvoraussetzung fiir eine Epenanalyse, welche die Vorlagen bis in den Wortlaut hinein rekonstruieren will. Daß diese VoraUBBetzung gegeben ist, wird darum seit Kirchhoff immer wieder betont; ob sie nach dem, was wir sonst über die antiken Dichter wiesen, überhaupt gegeben sein kann, wird dagegen nie gefragt. 16

§ 3. Der „Consens der Auffassungen"

21

Mythischenoder Märchenhaften erhoben, das die Telemachie gemieden hatte." Bei Finaler ist also nicht wie bei Focke und Schadewaldt die ältere Odyssee um die Telemachie erweitert worden und dadurch zu unserer Odyssee geworden, sondern es ist umgekehrt die Telemachie um die ältere Odyssee erweitert worden.Richtig ist an Finslers Theorie, daß die Telemachiehandlung bestimmend für die Struktur des ganzen Epos ist und nicht ohne Schaden für das Ganzeherausgelöst werden kann. Doch läßt sich schwer vorstellen, da.ß gerade die geistesgoschichtlich älteren Schichten (Mythisches, Märchenhaftes) erst zu einemrelativ späten Zeitpunkt in das Odysseusepos eingedrungen sein sollen. 1rp6npov auch mit dem ycveatt 1rp6-repov Finslerbegeht den Fehler, das A6Y gleichzusetzen.Die Telemachiehandlung ist nur in der Weise „früher" als die mythischenund märchenhaften Elemente der Odyssee, wie das Ganze früher ist als seine Teile. DerConsens der Odysseeanalysen, auf den sich Schadewaldt beruft, läßt sich allerdingskeineswegs völlig bestreiten. Es gibt zwischen den Analysen im Grundsätzlichenwie im Ergebnis manche Übereinstimmung. Aber bei näherer Betrachtung erweisen sich diese Übereinstimmungen als problematisch . .,Eine über hundertjährige philologisch-stil.kritische Forschung" ist zu keinem bestimmterenUrteil gekommen als zu dem, es seien mehrere verschiedene Hände &n der Entstehung des Gedichtes beteiligt. Und nicht einmal dieses Urteil fand allgemeineAnerkennung, so bedeutende Gelehrte es auch verteidigten. Den Argumentender Analytiker fehlte die Beweiskraft; eine methodische Sicherheit in der analytischen Odysseeinterpretation gibt es nicht. Mankönnte einwenden, es liege a.n der Schwierigkeit der Aufgabe, wenn bisher keinegrößere Einmütigkeit erreicht sei, und ein gewisses Maß an Übereinstimmungsei doch da und erweise die Anwendbarkeit analytischer Methoden auf die Odyssee. Dem ist entgegenzuhalten, daß das Fehlen der Einmütigkeit ebensogutdaran liegen kann, daß die Aufgabe fälsch gestellt ist; auch da.durch würdemit Sicherheit eine überzeugende Lösung verhindert. Um erweisen zu können, daß die vorgetragenen Analysen den richtigen Weg eingeschlagen haben,müßten die Übereinstimmungen weiter reichen; das vorhandene Maß erklärt sich leicht auch ohne die Annahme, daß es sich um methodisch ermittelte zutreffendeSachverhalte handele. Denn alle Analysen stimmen darin überein, ~aß sie sich auf den gleichen Gegenstand richten, und die daraus erwachsende Ähnlichkeitwird noch verstärkt dadurch, daß sie ihre so ähnlichen methodischen Voraussetzungenin die Odyssee hineinspiegeln. Wenn die Odyssee analytisch interpretiert werden soll, wird man immer in den Grundzügen mit Hermann und Kirchhoff einig gehen. Jede Analyse folgt dem Aufbau der Odyssee, die ein aus Teilen zusammengesetztesGanzes ist. So wie sich diese Teile deutlich voneinander abheben, hat sie Kirchhoff auf die verschiedenen Verfasser verteilt: Telemachie, N ostos des Odysseusvon Ogygia nach Ithaka, Apologe, Ereignisse nach der Heimkehr. DieEinheit der Odyssee besteht nun nicht in einem \l.I\8,usgesprochenen Zusammenhangdieser Teile, vielmehr gibt es Verbindungen, Überleitungen, Vor- und Rückverweise,motivische Anklänge und aufeinander bezogene Szenen und Gestalten. Alle diese Elemente bewirken und verdeutlichen die Einheit des ganzenGedichtes. Neben die Verfasser der einzelnen Teile stellte Kirchhoff daherden Verfasser des Zusammenhanges, den Bearbeiter. Diesem Bearbeiter gehörenin allen Analysen die vornehmlich vom Zusammenhang aus oder auf denZusammenhang hin gestalteten Teile, der Anfang und das Ende der ganzen Odyssee,aber auch viele verknüpfende Glieder innerhalb des Epos. Auf die gleichen Übereinstimmungen führt aber auch die analytische Methode.Ein gegebener Zusammenhang ist als sekundär zu erklären: Daa leistet

22

Einleitung

die Bearbeiterhypotheae. Die aus dem ZusammAnhang gelösten Teile sind als heterogen voneinander abzuheben: Das leisten die gleichen Beobachtungen, die schon den Zusammenha.ng ablösen halfen, nämlich Anstöße, Widersprüche, Diskrepanzen. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn häufig das gleiche beanstandet, das gleiche getrennt, das gleiche dem Bearbeiter zugeschrieben wird.

§ 4. Neue Kriterien der Odysseeanalyse? Hatte sich der „Conaens" der Odysseeanalyeen, auf den sich Schadewaldt beruft, schon als recht problematisch erwiesen, soweit es die Art und Weise der Analyse betraf, so wird die Unsicherheit noch weit größer, wenn man danach fragt, ob überhaupt über die Notwendigkeit der Analyse eine Einigkeit besteht. Denn nicht einmal dies ist der Fall. Sche.dewaldt, der von seinen Iliasstudien her weiß, wie wenig doch die Argumente der Analytiker bislang zu überzeugen vermochten, muß diese Unsicherheit auch für die Odysseeanalyse zugestehen 11 : ,,In dieser Sachlage scheint es geboten, sich nach einem zusätzlichen Beweisverfahren umzusehen, das einerseits stark genug ist, um von sich aus Einlagen als Einlagen zu erweisen und in dessen Rahmen andererseits auch die bisherigen Kriterien neue Beweiskraft gewinnen könnten. Ein solches Verfahren legt sich mir durch eine einfache Überlegung nahe. Wenn ein Bearbeiter eine ihm vorliegende ältere Dichtung durch Einlagen erweitert hat, so werden die Einlagen sich zunächst vielfach in traditioneller Weise durch Unstimmigkeiten bemerkbar ma-0hen. Die Sache gewinnt an Sicherheit, wenn es alsdann gelingt, den Einlagen durchgehende Tendenzen abzulesen; sie profilieren das Bild des Bearbeiters, den man nun nicht mehr abkanzelt, sondern versteht. Nun aber müssen sich in einem dritten Gange die Einlagen auch positiv von der ursprünglichen Dichtung her als Einlagen zu erkennen geben. War diese eine Dichtung, so hatte sie eine ihr eigene Struktur. Die Einlagen es kann nicht anders sein - müssen diese mehr oder weniger gestört haben; und läßt man sie nun fort und rückt das Übrigbleibende zusammen, so wird sich die ursprüngliche Struktur wieder zusammenschließen und vielfach erst zum Vorschein kommen." Sche.dewaldt stellt seine „neuen Kriterien" den alten „negativen Kriterien", also den „Anstößen" und den stilkritisch-geistesgeschichtlich ermittelten „Diskrepanzen" gegenüber. Sie gelten ihm als eigentliche Grundlage seiner „positiven Analyse", durch die es ihm möglich ist, ,,die ursprüngliche Struktur in überzeugender und beglückender Weise wiederzugewinnen" 17 • Der Aufweis dieser Struktur liefert der Analyse nach Sche.dewaldts Meinung „den zureichenden Grund ... , der keine unitarische Gegenrede mehr zuläßt" 11• Gewinnt mit Sche.dewaldts Verfahren die Analyse wirklich festen Boden? Zweifellos erweist es Einlagen als Einlagen. Aber als Einlagen des Bearbeiters? Doch wohl nicht. Eine allgemeine Regel, nach der epische Szenen keine Einschübe enthalten dürfen, ist noch niemals aufgestellt worden; und daß eine Szene, die einen Einschub enthält, nach Weglassen des Einschubs geschlossener erscheint, daß ihre eigene Struktur vielleicht ohne den Einschub klarer ist, sollte sie noch nicht zu einer „Fundamental-Stelle der Analyse" machen, durch welche „die sachliche Notwendigkeit einer analytischen Behandlung der Odyssee" 29 gesichert würde. Die Szene müßte durch den Einschub willkürlich zerstört worden sein, die ursprüngliche Szene und der Einschub müßten unvereinbar sein, und es müßte unmöglich sein, daß ein Dichter so VerschiedeneE 21 18

Sche.dewaldt, Prolog 20f. a.O. 19.

17 19

Sche.dewaldt, Kriterien 1O. a.O. 20.

§ 4. Neue Kriterien

der Odyaseeanalyse?

23

schreiben,daß er so gute Poesie so töricht verderben könnte. Damit kämen wir aber wieder auf die alten Probleme der Analyse zurück. Schadewaldts Verfahrenist ein zusätzliches Beweisverfahren, erst anwendbar in einem „dritten Gangeder Überlegungen" nach Berücksichtigung der Anstöße und mit einer gewiesenKenntnis der Art des Bearbeiters. Wie aber will ein zusätzliches Verfahrenüberzeugen, wenn seine Grundlage nicht überzeugend ist f Unter einem Aspekt allerdings ist Schadewa.ldts Verfahren recht glücklich. Wennes im Wesen jeder Analyse liegt, daß sie die Strukturen einer Dichtung herausstellt,insofern sie ihre Teile abgrenzt, ihre Fugen, Klammem und Gelenke bezeichnet,so ist 88 zweifellos besser, im unmittelbaren Hinblick auf die Struktur zuanalysierenund nicht nach den oft recht eigenartigen Kriterien der bisherigen Analysedie Odyssee zu zergliedern. Es gelingt Schadewaldt oft besser, die Strukturenherauszustellen, als dies bisher, neben ihren eigentlichen Intentionen, vonder Analyse geleistet worden war. Den Nachweis der Tätigkeit eines vom ursprünglichenDichter verschiedenen Bearbeiters aber erbringt er nicht besser als die alten von ihm selbst als unzureichend erkannten •0 Analysen. Auch SchadewaldtsStrukturanalyse zeigt nur, wo getrennt und was getrennt werden könnte, nicht jedoch, warum das durch Analyse Getrennte auf verschiedene Urheberverteilt werden muß. Es bleibt noch ein weiteres Kriterium der Odysseeana.lyse zu besprechen, vondem vielleicht mehr zu erwarten ist als von einer Verbesserung und Präzisierungder alten Kriterien. Völlig neu ist bei Schadewaldt, wie er seine Kenntnis der Dias für die Analyse der Odyssee fruchtbar zu machen weiß. Hatte er der Iliaaanalysegegenüber gefordert, man solle sich zunächst erst einmal „mit der Art Homers und seinen Möglichkeiten bekannt ... machen, ehe man über das, was'ihm angehört' oder 'nicht angehört', zu einem Urteil schreitet" 11 , so tritt er an die Odysseeanalyse heran, nachdem er sich durch seine Iliasstudien mit der Art Homers gründlich vertraut gemacht hat. Sollte er nun nicht wirklich zu einem Urteil darüber berechtigt sein, was Homer in der Odyssee angehört und was nicht? Hier ist es nötig, etwas weiter auszuholen. Die Interpretation als Versuch, das Ganze aus den Teilen und die Teile aus dem Ganzen zu verstehen, findet in der Auslegung eines einzelnen Werkes nur einen vorläufigen Abschluß. „DieserZirkel wiederholt sich im Verhältnis des einzelnen Werkes zu Geistesart und Entwicklung seines Urhebers, und er kehrt ebenso zurück im Verhältnis diesesEinzelwerks zu seiner Literaturgattung." Es liegt in diesem Zirkel „die zentrale Schwierigkeit aller Auslegungskunst" 81 , denn erst aus dem Ganzen ergibt sich das Verständnis des Einzelnen, das Ganze aber ist wiederum nur vom recht verstandenen Einzelnen aus zugänglich. So gehört 88 zu den berechtigten Anliegen der Interpretation, auch das Ganze der Odysseeals etwas Einzelnes anzusehen, sie als Werk ihres Dichters zu verstehen und sie als eine einzelne Dichtung in das Ganze ihrer literarischen Umgebunghineinzustellen. Aber die Schwierigkeiten, die ohnehin im hormeneuti.aehenZirkel liegen, wachsen im Falle der Odyssee noch beträchtlich. Wissen wir doch nach einem Jahrhundert Odysseeanalyse nicht mehr mit Sicherheit zu sagen, ob sie überhaupt ein Ganzes ist! Und wenn behutsame Interpretation den ersten Kreis wirklich schließen sollte, so daß wir die Einheit des Werkes sichertenund alle Teile als Teile des Ganzen zu verstehen lernten, dann wüßten wir infolge der Unentschiedenheit des Chorizontenstreits wiederum nicht, ob wir ihren Dichter mit dem „Ilia.sdichter Homer" gleichsetzen dürften. Es ist 11

Vgl. Schadewaldt, Kriterien 7f. Welt u. Werk 38. 11 W. Dilthey, Gesammelte Schriften 5, Leipzig 1924, 330.

11

24

Einleitung

also zumindest fraglich, ob Ilias und Odyssee in einer so engen Zusammengehörigkeit gesehen werden dürfen, wie sie sich aus der Annahme eines Dichters für beide Epen ergäbe. Gehen wir weiter zum übergeordneten Ganzen, der Literaturgattung, so behindert die spärliche Überlieferung der friihgriechischen Epik die Möglichkeiten des Vergleiches. Denn Ilias und Odyssee sind die einzigen Vertreter der Gattung „Großepos", und selbst wenn man die so andersartigen Gedichte Hesiods und die Hymnen hinzunähme, bliebe die Basis für die Beurteilung der Odyssee immer noch schmal genug. Daß der ständige Vergleich mit den anderen Epen unerläßlich und höchst aufschlußreich ist, soll nicht bezweifelt werden, aber es bleibt gewiß, daß wir uns das meiste für das Verständnis der Odyssee im ersten geschlossenen Zirkel, in der Betrachtung der Odyssee selbst, erarbeiten müssen. Die Analytiker ließen vor den uns überlieferten Texten eine ganze Welt von Vorstufen, beteiligten Dichterindividualitäten und historischen Voraussetzungen entstehen. Und je weniger man wirklich über biographisches und historisches Detail verfügte, um so mehr suchte man die überlieferten Texte aus Voraussetzungen dieser Art zu erklären. Bei der Bemühung um das Verständnis der Epen rückte der Versuch, sie aus ihrer mutmaßlichen Entstehung zu erklären, an die erste Stelle. Ähnlich wie die Dias entzog sich auch die Odyssee diesen Bemühungen; die dichterischen Quellen (ungeachtet des Argona.utenzitats 1.1.70), die Biographie des Odysseedichters (ungeachtet der auftretenden Sänger und des lebendigen Kolorits etwa der Lügengeschichten oder der Biographie des Eumaios), die persönlichen Beweggründe seines Dichtens sind Wl8 nicht mehr erkennbar. Über Umrisse und Vermutungen hinaus wird sich dies alles nicht klären lassen. Der Interpret braucht deswegen noch nicht zu resignieren; ist doch oft auch dort, wo historisches und biographisches Detail reichlich verfügbar ist, nur wenig für die Interpretation gewonnen. Um so weniger will es ratsam scheinen, die Entstehung einer Dichtung aus rekonstruierten Bedingungen zu rekonstruieren. Wenn wir jedoch darauf verzichten, verlorene Vorstufen zu rekonstruieren, und uns darauf beschränken, die Odyssee auf dem Hintergrund der Dias zu verstehen, müssen wir uns vor einer Interpretationsweise hüten, die nur auf Mängel der Odyssee aufmerksam ist und die beiden Epen nicht als zwei verwandte Gedichte, sondern als normhaftes Vorbild und nicht in allem gelungene Nachahmung auffaßt. Heubeck meint, er wolle weder die Schwächen der Odyssee bagatellisieren noch einer einseitigen Abwertung der Odyssee gegenüber der llias das Wort reden: .,Hätten wir die epischen • Quellen' des DiasDichters - so wie wir die llias als 'Quelle' der Odyssee besitzen -, dann ließe sich vielleicht auch über die Tätigkeit Homers (des llias-Dichters) das eine oder andere Negative sagen." 38 Diese Äußerung zeigt, daß auch Heubeck noch ganz im Banne der romantischen Überzeugung von der höheren Vortrefflichkeit des Alten und Ursprünglichen gegenüber dem Jüngeren und Abgeleiteten steht, einer Überzeugung, welche die unbewußte Denkvoraussetzung aller Analytiker ist. Nun wird zwar bei Heubeck keine künstlich zu größter Vollkommenheit gereinigte Dichtung an den Anfang gesetzt und zum Maßstab erhoben, sondem die lliM; allein weil die Odyssee auch anders als die Ilias ist, können ihre wesentlichen Verhältnisse mit diesem Maß nicht gemessen werden, sondern es erscheinen nur allerlei Unzulänglichkeiten. Wertvoll wird der Vergleich mit der Ilias erst dann, wenn er an die rechte Stelle im Gang der Interpretation eingeordnet wird, wenn Urteile und Maßstäbe, die an dem einen Epos gewonnen werden, nicht auf das andere übertragen, sondern am anderen überprüft werden und die Norm des Urteilens im Hinblick aa Heubeck,

Odyssee-Dichter

70.

f 6. Das Ziel uneerer Untersuchung

25

auf beide Epen entwickelt wird, wenn man die Eigenart eines jeden von ihnen unddie Gemeinsamkeiten beider zu erfassen sucht. Es kann der Interpretation nur darum gehen, die Basis des U rt,eils und des Verständnisses zu erweitern, nicht darum, einen Punkt außerhalb der Dichtung zu suchen und das Werk von dort herzuleiten. Es ist schwer, ,,dem Dichter mit Hilfe des Vergleichs beim Dichten und Erfinden über die Schulter zu blicken" u und „das Werden des Epos unter des Dichters eigener Hand" zu studieren at1. Gerade das aber versuchtSchadewaldt in seiner Odysseeanalyse. Sein Bearbeiter macht aus der OdysseeHomers nach Prinzipien, die detailliert beschrieben werden 11 , unsere Odyssee. In dieser Konstruktion gibt es gleich zwei bedenkliche Schritte: 1. daß keine gemeinsamen Normen aus der Interpretation von Ilias und Odyssee entwickelt werden, sondern die Odyssee am Maß der Ilias gemessen und in eine „homerische Odyssee" und eine dem Maß nicht mehr genügende Bearbeitung zerteilt wird, 2. daß mit großer Bestimmtheit angegeben wird, wie der Bearbeiter sein Werk an die ältere Dichtung angebaut habe, wobei die Unsicherheit der Rekonstruktion der älteren Dichtung gar nicht in Rechnung gestellt wird.

Fernerist es ungerechtfertigt, wenn uns die Abfolge der llia.sszenen wie ein „Metopen-Fries"erscheint, das gleiche auch in der Odyssee zu erwarten, ihre vielfach ineinandergreifenden Strukturen auseinanderzulegen und für die ,,OdysseeHomers" eine „Struktur von einfachstem Gefüge" zu postulieren 87 • Außerdemist zu beiurchten, daß die Odyssee, nachdem sie von allem gegenüber derllias Andersartigen gereinigt ist, in einen bedeutend größeren Abstand zur Iliasgerät durch das, was ihr dann fehlen würde. Zum Beispiel meint Scbadewaldt, daß in der ursprünglichen Odyssee alle Partien fehlten, in denen es um die Frage der Gerechtigkeit im Handeln der Götter und Menschen geht 38 • Dabeifindet eich in der Ilias doch Vergleichbares genug. Patroklos und Rektor sindnicht ohne Verantwortung für ihr Schicksal, sie sterben nicht ohne eigene Schuld,in der „Odyssee Homers" da.gegen sollen die Freier als harmlose Prasser wieunschuldiges Vieh erschlagen worden sein. Das scheint uns für ein nach derIliaa entstandenes Epos eher etwas zu simpel und zu unreflektiert zu sein, keinesfallssollte ma.n als Schilderer so schlichter Verhältnisse Homer vermuten. Da scheint uns die vorliegende Odyssee doch eher der Ilias ebenbürtig zu sein als die rekonstruierte Odyssee des Dichters A. So dienlich der Vergleich mit der Ilias auch sein mag, so wenig kann er für dieAnalyse nutzbar werden und dazu helfen, in der Odyssee eine homerische Schichtvon einer nachhomerischen zu sondeni.

§ 5. Das Ziel unserer Untersuchung Was in W1SererEinleitung über die Homeranalyse gesagt ist, darf nichtbeanspruchen, sie zu widerlegen. Es sollte aber deutlich geVgl.das Kapitel „Einblick in die Erfindung der Ilias" (\Volt u. Werk 155202).Über die Schwierigkeiten Reinhardt (Ilias 349-300). 11 Schadewaldt, lliasstudien 165 Anm. 1, Heubeck, Odyssee-Dichter 49. 11 Schadewaldt, Kriterien 20-23, ähnlich Übersetzung 441-447. 17 Kriterien 27. " Bei Merkelbach sind gerade die Partien, in denen es um die Rechtfertigung desFreiennordes geht, die eigentlich homerische Schicht der Odyssee, s. oben 19 Anm.19. 11

Einleitung

26

worden sein, warum wir bei unseren eigenen Odysseeinterpreta.tionen auf die Zuhilfenahme analytischer Theorien verzichten und uns der Odyssee zuwenden, wie sie uns vorliegt. Wir wollen erst in zweiter Linie nach Quellen, Vorbildern, Überliefertem und Erfundenem fragen und uns in erster Linie um da.s Verständnis der Eigenart des Ganzen und der Bedeutung der einzelnen Teile innerhalb dieses Ganzen bemühen. Da.bei vermeiden wir eine Gefahr, die für die analytischen Interpreten immer besteht, nämlich Dichtungen zu interpretieren, die es möglicherweise nie gab, eine Gefahr, die doch für eine „Telemachie" oder für eine „Odyssee A" nicht ausgeschlossen werden kann. Wir interpretieren, um mit den Analytikern zu reden, die Odyssee des „letzten Bearbeiters", und alles, wa.s man uns bestreiten kann, ist die Ansicht, dieser „letzte Bearbeiter" sei kein anderer als der Dichter der ganzen uns vorliegenden Odyssee. Wenn wir den Odysseedichter hier mit dem „letzten Bearbeiter" gleichsetzen, wollen wir damit nicht sagen, der Verfasser der Odyssee habe sich durch einzelne Teile des Epos als großer Dichter ausgewiesen, da.s Ganze sei aber mehr seiner redigierenden Tätigkeit als seiner Dichtkunst zu verdanken. Wir wollen den Dichter nicht als Bearbeiter verstanden wissen, sondern die ganze Odyssee soll als Einheit, der Urheber ihrer Einheit als ihr Dichter verstanden werden. Daß unsere Odyssee von Gestalten und Begebenheiten berichtet, die auch schon älterer Dichtung bekannt waren, läßt sich nicht bezweifeln. Sie gründet vielmehr im Stofflichen wie im Formalen in einer langen epischen Tradition. Es läßt sich jedoch nach unserer Meinung keine ältere Dichtung wie ein kostbares Bild unter späterer Übermalung freilegen, sondern alles, wa.s aus älterer Dichtung auf die Odyssee gewirkt hat, ist gleichsam eingeschmolzen und in eine neue Form gegossen worden. Dort wo uns Vergleiche möglich sind, wie bei der Ilia.s, helfen sie sehr, die Eigenart der Odyssee zu erfassen, und aus dem gleichen Grund kann es auch von Nutzen sein, Spuren uns verlorener Dichtung in der Odyssee zu verfolgen 81 , die eigentliche Aufgabe aber bleibt die Interpretation der Odyssee. De. wir aber die Odyssee als ein Ganzes interpretieren wollen, erwächst uns die besondere Verpflichtung, unser Augenmerk auf die verbindenden Partien zu richten. Es geht nicht an, den Zusammenhang der Odyssee als sekundär und nicht der Interpretation bedürftig abzutun, wie es bei Von der Mühll geschieht' 0 , und es genügt auch nicht, 11

Beispielhaft ist hierfür die Arbeit von Meuli. '° Von der Mühll, RE 698f.: ,,Daß die Odyssee als Ganzes einem wohlüberlegten Plan folgt, eine Einheit ist, liegt offen auf der Hand und braucht nicht bewiesen zu werden; die Überlegungen des Aufbaus sind nicht schwer nachzurechnen." K.lingner (44 Anm. 6) verweist in diesem Zusammenhang auf

§ 5. Das Ziel unserer Untersuchung

27

die Zusammengehörigkeitder verbindenden Partien mit der Telemachiezu erweisen, wie es Focke und Schadewaldt tnn. Denn wir sindja der Meinung, der ehemals gescholtene, inzwischen schon zum Telemachiedichtererhobene Redaktor sei niemand anders als der eigentlicheOdysseedichter. Die Richtigkeit dieser Meinung ließe sich nur durch eine Interpretation des ganzen Epos erweisen; wichtige Anhaltspunktelassen sich jedoch schon aus einer sorgfältigen Interpretationdes exgewinnen, die nachdrücklich auf alle analytischen Erklärungenverzichtet und dieses Buch, das ja als Einleitung der 0dysseushandlungund der Telemachha.ndlung das Verbindungsstück ist, als unentbehrlichen Teil des Ganzen erweist, ohne den xa-.'e~ox~v nichtnur die Telemachie, sondern auch die übrige Odyssee Wesentlichesverlieren würden. J. Burckhardt (Griechische Kulturgeachichte 1 , m, Berlin-Stuttgart [1900), 73f.): „Homer... iet es, welcher •.. aus vielen Abenteuern mit größter künstlerischer

Kraftein Ganzes zu machen wußte; er erst brachte die einzelnen Erzählungen in die wahre Reihenfolge und schuf die schöne Proportion der Teile durch weise t'ber-und Unterordnung und durch die Kunst, Motive und Charaktere zu steigern.Wer aber den Achill und den Odysseus so zu halten und zu steigern wußte,der kann nur Einer und zwar ein Dichter höchsten Ranges gewesen sein•.•. Von selbst und nach und nach ergibt sich eine solche Vollendung nicht, nach Analogie aller J e.hrtausende braucht es dazu eines lndividiums der gewaltigstenArt,." u Arist. Po. 1451 a 30-34: XP~ ••• 't'~ µEpl) (ruVEO"t'CXVCXL 't"WVrrpcxyµcx-rv o(h-c; &lau jUT«TLhµivou't'LVOc; µipouc; ~ cxcpcxLpouµcvou 8LcxcpepEO'&CXL xcxl XLVEia&cxL -ro/S).ov.

ERSTEB

TEIL

UNTERSUCHUNGEN

ZUM

(X

1. Kapitel

Das Proömium der Odyssee (a.1-21) § 1. Die traditionellen Elemente des Epenproömiums Die Anfangsverse der Odyssee und der Dias zeigen eine Reihe deutlicher Übereinstimmungen. Die Frage, ob hier die Dias das Vorbild der Odyssee gewesen seil, ob man vielleicht auf die Identität von Iliasdichter und Odysseedichter schließen dürfe 1 , oder ob gemeinsame Abhängigkeit von älterer Tradition diese Entsprechungen mit sich gebracht habe 8 , läßt sich jedoch nur schwer beantworten. Die Anfänge der innerhalb der Odyssee erzählten Geschichten, die Eingangsverse der homerischen Hymnen und die erhaltenen Anfangsverse dreier kyklischer Epen zeigen übereinstimmend Elemente des gleichen überlieferten Schemas, nach dem auch die Proömien der Dias und der Odyssee gestaltet sind. Wieweit die Ilias das Vorbild der Odyssee gewesen ist, muß also an dieser Stelle offenbleiben. Auch läßt sich hier kein Argument für die Ansicht gewinnen, die OdySBeesei ein Werk des Iliasdichh~rs. Da bereits die epische Tradition die beobachteten Übereinstimmungen erklärt, bleiben weitergehende Schlüsse auf Zusammenhänge zwischen den verglichenen Dichtungen unsicher. Der Vergleich des Odysseeproömiums mit dem Iliasproömium und anderen Eingangsversen epischer Dichtung soll da.her in erster Linie die vorauszusetzende traditionelle Gestalt des Epenproömiums erkennen lassen, von der sich dann die Eigenart des OdyBBeeproömiums deutlich abheben wird. Ilias und Odyssee beginnen ebenso wie viele der homerischen Hymnen mit einem Musenanruf. Der Wortlaut der Anrufung wechselt, doch stimmt der Inhalt stets überein: der Muse (oder den Musen) 1 So Heubeck, Odyssee-Dichter. Die Anfangsverse werden allerdingsvon ihm nicht erörtert. 1 Vgl. z.B. S. E. Basset, The Proerns of the Iliad and the Odyssey, AJPh 44, 1923, 339-348. a So van Groningen. Vgl. vor allem 280: ,,This similarity ma.y be due to tradition or to the poet; for the time being we are not yet e.ble to choose with some certainty between these alternatives."

§ 1. Die traditionellen Elemente des Epenproömiums

29

wirdein bestimmtes Thema genannt, von dem gesungen werden soll 1. Themader Hymnen ist der Gott, den der Hymnus preist. Sein N a.me wirdals erstes Wort (h. Cer., h. Merc. und öfter) oder im ersten Versgenannt; es folgen Beinamen und Prädikationen (Adjektive, Partizipien,Relativsätze), die ihn in der Fülle seiner Macht und in der Weite seines Herrschaftsbereiches vorstellen 6 • Auchdie Ilie.s nennt ihr Thema mit dem ersten Wort: M~vtv &.tt8e:,3-e:(i,IllJAlJ't(i3e:Cll 'Ax_t}..~oc; •••

DerName des Helden füllt mit schwerem Epitheton die zweite Vershälfte.Die folgenden Prädikationen - ein Partizip und ein Relativsatz-knüpfen nicht an den Namen, sondern an die µ~vtc;, das engere Thema,an: ou)..oµbnjv,~ µup(' 'Ax_octo~c; r})..yt.' l&rpLA6T1JTOc; t0a't'ecpcxvou ... 'Aippo8t'"lc;und & 489 'AxexLwvohov. Der Aphroditehymnus stellt nach seinem Proömium die drei Göttinnen vor, die allein den Werken Aphrodites nicht folgen (V. 7-44), und berichtet dann von der Liebe Aphrodites zu Anchises; dieses besondere Thema des erzählenden Teils des Hymnus wird erst am Beginn der Erzählung (46-55) eindeutig bezeichnet. Auch der delische und der pythische Apollonhymnus beginnen mit deutlich abgesetztem Proömium und genauer Themenangabe. Na.eh einem einleitenden hymnischen Teil (V. 1-18), gleichsam einem kleinen Hymnus für sich, folgt • Daß das Ende eines Abschnitts durch das Anklingen seines Anfangs markiert wird, läßt sich im Epos häufig beobachten. Es handelt sich um das bekannte Prinzip der Ringkomposition. Vgl. W. A. A. van Otterlo, De ringcompositie als opbouwprincipe in de epische gedichten van Homerus, Verhandelingen Ned. Ak., Afd. Letterk., 51, 1, 1948, 66. 7 Über das Verhältnis des Aphroditehymnus zur Ilias vgl. Reinhardt, Dias 506-521, F. Solmsen, Zur Theologie im großen Aphrodite-Hymnus, Hermes 88, 1960, 1-13, E. Heitsch, Aphroditehymnos, Aeneas und Homer, Hypomnemata. 15, Göttingen 1965. Alle drei gehen freilich auf die einleitenden Verse nicht ein.

§ 1. Die traditionellen

Elemente des Epenproömiums

31

weit aUBholenddie Nennung des besonderen Themas, der Geburt Apolls auf Delos(19-28). Ebenso beginnt der pythische Teil mit einem Hymnus ( 179-206), woraufmit der gleichen Formel zum Thema übergeleitet wird (207 = 19). Die hymnische Form des .Anfangs der beiden Apollonhymnen läßt daran denken,daß nach Thukydides 3,104 Hymnen den Rhapsoden als „Proömium" ihresepischenVortrages dienten, wozu ja auch die Abschlußformeln der meisten homerischenHymnen gut passen würden. Doch von Proömien dieser Art soll hiernicht die Rede sein, sondern von den .Anfängen der Epen, die in der Form desMusenanrufsder Geschichte, die sie erzählen sollen, eine eigene Einleitung in der eben diese Geschichte angekündigt und vorbereitet wird 8• ,,orall88Chicken,

Der Musenanruf der Dias darf als MUBterbeispiel eines Epenproömiumsangesehen werden 9 • Mit Nachdruck wird auf die Fülle verwiesen,die das Thema verspricht, auf das Leid, von dem zu berichtenist, und auf die Götter, die hinter allem Geschehen stehen. Der Zorn des Achill ist die Ursache vieler Leiden, die als unvermeidbarund schwer hingestellt werden: Zeus brachte sie über die Menschen. Vonvielen gottgegebenen Leiden singt auch der Sänger im Hause des0dysseus: 6 a·'A-,_rJ.LWV v6a't'OV«&L8eI Auyp6v,6v exTpol'Y)c; t7t&'t'elA.1hpo1tot; wird in der Odyssee nur zweimal verwandt, beide Male als Epitheton des Odysseus. Den Sinn des Wortes aus dem Kontext festzulegen ist schwierig. In V. 1f. besteht kein zwingender Grund, &t; fL(i).otnollck nMrx&lJ als Umschreibung und Erklärung von no>.u-rponot;aufzuf8888n. In x 330, wo Kirke Odysseus erkennt und anredet, könnte man an •viel herumgekommen' denken - denn Kirke beruft sich im folgenden darauf, daß Hermes ihr angekündigt habe, Odysseus werde auf der Rück.fahrt von Troja zu ihr kommen. Ebensogut ist aber nach dem Voraufgegangenen an dieser Stelle •gewandt' zu verstehen: Kirke verwundert sich, daß Odysseus von ihrem Zauber nicht gefangen wird. Den Ausschlag könnte bei solcher Lage der Dinge die Auffassung des Wortes durch die späteren Autoren geben. Livius Andronicus, der es mit 'versutus' übersetzte (Od. fr. 1 Warmington), scheint es als 'gewandt" verstanden zu haben, ebenso der Verfasser des Hermeshymnus (h. Merc. 13,439) und Plato (Hipp. min. 364e) H. In no>.,hponot; 'vielgewandt' ist das no>.u-nicht einfach als quantitativ steigernd zu betrachten. Die Wendigkeit ist nicht nur in einer Fülle einzelner Fälle bewährt, sie ist als Viel-Gewandtheit auch in ihrem Wesen gesteigert; das no).,j. intensiviert. Das gleiche gilt auch im folgenden. Wer sehr viel verschlagen wird, erfährt dieses Schicksal nicht nur quantitativ in höherem Maße, sondern er erfährt es auch schwerer, und ebenso ist es mit dem vielen Leid. Und wer vieler Menschen Städte sieht und ihren Sinn erkennt, kennt nicht nur mehr Menschen, sondern er kennt sie auch besser. Erst das neue Verständnis des Geistigen in der Zeit der Lyrik und der frühen Philosophie führte zu einer Abwertung des no).u, die polemische Züge gegen das Epos trägt (z.B. Heraklit B 40, Demokrit B 44). Im Epos liegt diese später getroffene Unterscheidung qualitativer und que.ntite.-

" Anders LSJ; doch vgl. van Groningen 293. [B. jetzt R. Pfeift'er, History of Cl688ical Scholarship. Oxford 1968, 4. Anm. d. Hrg.]

§ 2. Das Proömium der Odyseee

(a. 1-21)

37

tiver Steigerung noch ganz fern, Menge und Fülle waren nicht unterechieder von Intensität und von dem, was später „Tiefe" genannt wurde. Zu noluaTovoc;ist noch anzumerken, daß dies in der Ilias als Epitheton der Eris verwendete Adjektiv in der Odyssee nicht als Epitheton, sondern als Prädikatsnomen von Odysseus ausgesagt wird. Bezieht ma.n diese Verwendung ein, eo finden sich noch einige weitere Adjektive dieser Art bei Odysseus. So gilt Menelaos im Vergleich zu ihm als ou 1ro).uµu&oc;(r 214), Telemach heißt als echter Sohn seines Vaters 1ro).uµu&oc;(~ 200). xo>.u1t:>,.a.yx-roc; findet eich dreimalin der Odyssee, einmal vom Bettler Odysseus gebraucht (p 511). 1to>.uTA1jµv nennt er sich selbst (a 319); Nestor hatte in der Ilias seinen eigenen .OUµ6c;so benannt (H 152). 1to).u1tcv~c; ist für Eumaios der Bettler Odysseus (~ 386). DieHeimkehr des Odysseus heißt v6aToc;1ro).ux7J81jc; (L37 und qi 351). Schließlich sei noch 1t0).oxpoT~erwähnt, das sich als Variante zu 1toAuTpo1toc;(a. 1) in ech. Ar.Nub. 260 findet; dies Adjektiv begegnet wieder im Katalog der Helenafreier (Res.fr. 198,3 Merk.-West), wo Odysseus 1ro)..uxp0Ta.µii81:a. 1:t8wc;genannt wird, wogegen Quint. Smyrn. 5, 238 wiederum sagt: uloc; ArdpTa.o no).uTpo1ta. µii81:a. Will',611111,

Wenndas Proömium den Namen des Odysseus nicht nennt, so ist dies keine „Unbestimmtheit des Ausdrucks" wid „Undeutlichkeit derMeinung",der Name ist auch nicht einfach „vergessen", und auch dieFeststellung,daß der Held Odysseus heiße, sei beim Hörer vorausgesetztund stehe erst beiläufig ex21, trifft die Sache nur ungenau 28 • Jederentnimmt den ersten vier Versen ohne Mühe, daß der Held nur 0dysseussein kann 17• Abereine gewisse Unbestimmtheit bleibt. Das Thema wird nicht eogenauangegeben wie etwa in der Dias. Was soll die Muse von dem Mann erzählen, der a.uf weiten Irrfahrten viel erlitt, cipvuµs:voc;~" Tt o/UX~V xtxtv6~ -ro 't'OÜ'O8uaatc.>c; t~ &p;('r,c; 5Yoµ« 6 trOL7)'t'7)c;, t~cxlpwv a.&rov atµvoic; tm0t-roLc; xa., tyxwµloLc; •.. -rov 'O8uaaEcx Ü~).fl>GCX«T' ~OX1JV,

38

Das Proömium

der Odyesee (« 1-21)

proömium stellt als Thema. nur OdyBBeusheraus. &v3p1X steht betont als erstes Wort; der Mann und nicht etwa. sein v6aToc;;ist das eigentliche Thema., anders als in der Dias, wo die µ~vLc;;an erster Stelle genannt

wird. Die Odyssee hält sich damit wohl an eine stilistisch ältere Form, indem sie vom Helden ausgeht und an ihn die Prädikationen anknüpft, die in der I1ias der enger begrenzten, besonderen Handlung gelten. Auch scheint es, als führten V. 6--9 unmerklich von der Themenangabe in die Erzählung, wie es bei vielen Hymnen der Fall ist. Sie verlassen den Stil der Prädikationen und gehören nicht mehr zur Vorstellung des Themas, sondern sie scheinen die Erzählung einer der Begebenheiten einzuleiten, auf deren Fülle in der Bitte an die Muse in V. 1-5 hingewiesen worden war. Das einzige, was V. 6--9 mit dem traditionellen Musenanruf, wie ihn die Ilias vorstellt, verbindet, ist der Hinweis auf Helios, der demjenigen auf den Ratschluß des Zeus in A 5 freilich nur recht äußerlich entspricht. Der bemerkenswerteste Unterschied ist, daß die letzte Verantwortung für das Unheil, das Helios über die Gefährten bringt, nicht den Gott trifft. Sie haben ihr Unglück vor allem ihrer eigenen Schuld zuzuschreiben. Zwar läßt auch das Iliasproömium keinen Zweifel daran, daß der verhängnisvolle Streit zwischen Achill und Agamemnon das Unheil über die Achäer brachte, doch erscheint der Ratschluß des Zeus diesem Streit gegenüber durchaus als übergeordnet. Wo die Ilias das Walten des Zeus hervorhebt, betont die OdyBBee die alleinige Schuld der Gefährten.

Es ist auffällig, daß die Odyssee nicht deutlicher den v6GToc;; herausstellt, von dem doch erkennbar die Rede sein soll. Die Anfänge der in der OdyBBeeerzählten Geschichten zeigen, daß die in der Dias verwendete genauere Form der Themenangabe auch dem OdyBBeedichter ganz geläufig gewesen ist. Warum wird sie im Proömium nicht verwendet 1 Noch merkwürdiger ist, wie zum Abschluß des Musena.nrufs vom Anfang der Erzählung gesprochen wird. Im Musena.nruf der Dias erhält das Thema. durch die Bestimmung des Anfangs der Erzählung seine letzte eindeutige Bestimmtheit. Im Musena.nruf der Odyssee wird die Unbestimmtheit, in der das Thema bleibt, bis zum Schluß nicht behoben, vielmehr wird abschließend ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Thema. und Anfang noch nicht eindeutig festgelegt sind. Aus der Fülle der von Odysseus zu berichtenden Geschichten soll die Muse etwas herausgreifen und von beliebiger Stelle an soll sie erzählen (V. 10). Indem V. 10 die Bitte an die Muse wieder aufgreift, erhält der Musenanruf der Odyssee einen kunstvollen Rahmen. Im Musenanruf der Ilias und des Aphroditehymnus war abschließend das Thema noch einmal genannt worden. In der Odyssee - die ja das Thema nicht so bestimmt angibt - wird die Musenanrufung wiederholt. Der Sänger, der anfangs für sich bittet, bezieht zum Schluß sein Publikum in die Bitte ein; die Aufforderung an die Göttin, zuerst im ruhigen Imperativ des Präsens vorgetragen, wird nun drängender wiederholt im Imperativ des Aorist. Der Musenanruf erhält durch V. 10 nicht nur formal eine gewisse Geschlossenheit. Die in V. 6--9 berichteten Begeben-

§ 2. Das Proömium der Ody8888

..&c ••• 19 &col 8' ilicxLpovin~ 20 \16mpLIloacL8«wvoc;. . . 22 till' 6 µh AUH01t~ µrrcx(a:&t... 26 lv-&' 15yc ... ol 8c 3¾iälloL • • • 28 ToiaL at ... Zu ti)..:>..' o µhin V. 22 vgl. V. 6 und 16, zu V. 26 vgl. V. 10 und 11. - Von der Mühll (RE 704 Z. 65) hält die Wiederholung von lv&ct und im folgenden den häufigon Gebrauch von l1tcL-ro:für den Stil eines naiven Erzählers; es erinnere an unser „da" und „dann". Doch weist das lv&cxin V. 26 über das lv-&a:in V. 11 zurück auf das tiµ6&C\Ivon V. 10. Dadurch erhalten die Verse einen der naiven Erzählungen fremden Ton. Die Häufung des „de." ist berechtigt, denn es geht immer noch darum, den Anfang, der unbestimmt angekündigt war, immer genauer zu bestimmen. - Etwas Verwirrung hat 008' lv&a: in V. 18 gestiftet. Wila.mowitz (Untersuchungen 18f.) will es auf das lv&o: in V. 11 zurückbeziehen, findet aber die Beziehung durch Einschübe gestört. D&Bgleiche vermutet schon Bekker (102f.), der einen Gedanken von Friedrich Schlegel aufnimmt, welcher der Meinung war, daß das lv&a: in V. 11 als Anknüpfung an das Gedicht gemeint sei, das im Kyklos der Ody8800 vorausging, also an die Nosten. Diese Vermutung ist sicher nicht richtig. Zwar liegen in der mythischen 2

a

§ 1. Vom Proömium zum Prolog {ot22-27)

55

In demfugenlosenÜbergang von Proömium. zur Götterversammlung liegtein erstes, schon vom Proömium vorbereitetes Abweichen von einemdirekten Weg der Erzählung. Nachdem das Proömium. die Heimkehrdes Odysseus als Thema. zu erkennen gegeben hat und von seinerGefangenschaftbei Kalypso die Rede war, wäre es naheliegend, jetztvon der Heimkehr zu erzählen. Aber schon das Proömium. stellt nebendieSituation auf Ogygia die Situation auf dem Olymp, und diese wird weitergeführt. Die Götter sprechen über die Heimkehr des 0dysseus.Die Abweichung ist hier noch gering, ma.n könnte denken, daßnach der Götterversammlung, wenn ein irdischer Schauplatz betretenwird, von Odysseus und seiner Heimkehr erzählt werden soll. Aberes wird anders weitergehen, in der Richtung, in die sich die olympische Szene schon wendete. Im Proömium hatte der Sänger von der Heimkehrdes Odysseus gesprochen, in der Götterversammlung sprechendie Götter von ihr, dann aber werden unerwartet noch vor Odysseusund Ogygia Telemach und Itha.ka ins Blickfeld treten, Athenewird mit Telemach über die Heimkehr des Odysseus sprechen, Telemachwird eine Volksversammlung einberufen, die helfen soll, die in der Abwesenheitdes Odysseus entstandene Lage zu klären, dann wird Telemachzu Nestor und Menelaos reisen und Auskunft über seinenverschollenenVater suchen. Erst im fünften Buch der Odyssee wirdendlichauf den Anfang dieser Abweichung zurückgegriffen, die Göttersprechen noch einmal über die Heimkehr des Odysseus, und dieHandlungwendet sich nach Ogygia. Im 11 sind die Götter bei Zeus versammelt, während Poseidon bei denÄthiopenweilt. Dort waren auch zu Beginn der Dias (A 423-425) dieGötter bei einem großen Opfermahl, von dem sie erst nach zwölf Tagenzurückkehrten. Die Odyssee benutzt das gleiche Motiv zur Erklärungder notwendigen Abwesenheit Poseidons. Sie fügt aber - über~üssigerweise, wie man gemeint hat - noch eine Bemerkung über die Äthiopenhinzu; diese wohnten in zwei verschiedenen Weltgegenden, beimSonnenuntergang und beim Sonnenaufgang (,x 23f.). DieBemerkung ist im Zusammenhang ohne Bedeutung, aber ganz unverdächtig.Die Odyssee zeigt hier eine auch sonst zu beobachtende Freudeam geographischen Detail. In der Ilias (A 423-425, 'Y 205207) werden die Äthiopen als Bewohner eines Landes am Okeanos Chronologieder OdyBSee die Nosten der übrigen Troiakä.mpfer zeitlich vor demBeginnder erzählten Geschehnisse. Das bedeutet aber nicht, da.ß am Anfang des Epos der Anschluß an das Ende eines bestimmten vorausgehenden Epos gesucht würde. Die Odyssee beginnt ihre Geschichte ganz unabhängig. Das lv&cc von V. 11 (das durch da.s lv-&otvon V. 26 wiederaufgenommen wird) knüpft demnachan nichts Vora.usgehendes a.n, es bezeichnet vielmehr den eigentlichen Anfangder Erzählung. DBBou8' lv-&ot in V. 18 dagegen ist auf 'HM.>,,~,sondern ahr&v y«p aq>eupncnv cx-r-cxa-3-cx)..(naw ÖAono,j '/4mot .••

WasdemSchicksalund den Göttern an Verantwortung abgenommen wird,müssendie handelnden Menschen übernehmen. Ihnen wird eine zuvorwibekannte Selbständigkeit des Handelns zugemutet, der sich dieGefährtendes Odysseus nicht gewachsen zeigen. Als Toren (v~1ttot) vergreifen sie sich an den Rindern des Helios. Auch Ägisth war töricht genug,die Warnung des Hermes unbeachtet zu lassen, er ging trotz der Warnungin sein Verderben. Kein Zweifel, Ägisth, der wußte, wasgeschehenwürde, hätte anders handeln sollen und können 11 • Auchin der llias gilt als Tor, wer ein böses Unheil verschuldet. &Be.411)11• Dem nachrechnenden Betrachter mag es auffallen, daß die Tat Ägisthsals willkürlich und frei von Götterzwang und Schicksalsfügung hingestelltwird, der Tod Agamemnons aber als von Zeus und dem Schicksalgewollt erscheint. Auffälliger noch ist, daß Klytaimnestra, die Mittäterin, die vom Vorwurf des Gattenmordes schwer belastet wird,nicht in gleicher Weise schuldig gesprochen wird wie Ägisth. Siewird als Opfer der Verführung Ägisths hingestellt: Sie habe sich zuerstgeweigert - sei sie doch nicht unvernünftig gewesen -, bis dieSchickungder Götter sie gefesselt habe, daß sie erlag. So erzählt esNestorTelemach (y 265-272). Agamemnon, der im Hades Odysseus berichtet,belastet allerdings Klyta.imnestra im gleichen Maße wie Ägisth.Er spricht nicht davon, wie es zu der Mordtat kam, sondern vonder Tat selbst, an der sie genau wie Ägisth beteiligt war (1,,429f., vgl.6> 96f., 199-202). Von der Schuld des Gattenmordes will sicher auchNestorsie nicht freisprechen, und er wird auch nicht die Götter alleinschuldig sprechen wollen, vielmehr denkt Nestor wieder an die 18

Auf die daraus ersichtliche Bedeutung der Warnung durch die Götter, die erst den Menschen voll selbst verantwortlich me.cht, hat vor allem Jaeger hingewiesen. H Aischylos erzählt, Agamemnon sei im Bade erschlagen worden (Ag.1128f.). Die Odyssee dagegen gibt eine Version, die in genauer Parallele zur Heimkehr des Odyeseusverläuft: in beiden Fällen ein Kampf bei der Mahlzeit, eine Menge von Gegnern und eine Menge von Toten ()..419f., x 307-309) - und auch in genauemKontrast: Nicht OdyBBeus, sondern die Freier werden überrascht und gehenahnungsloe in ihr Verderben (X 31-33). Athene hatte Odysseus vor dem SchicksalAga.memnons bewahrt (v 383-385). Aga.memnon fällt seinen Gßgnern zum Opfer, Odysseus behauptet sich; auf diesen Vergleich hin wird das Aga.mernnon-Schicksaldargestellt. Die Frage nach der Schuld spielt da.bei gar koine

Rolle.

76

Der Prolog der Odyssee (ex22-95)

aus der Dias bekannte Verknüpfung von Schicksalszwang, Götterhandeln und menschlicher Schuld •0 • Ägisth steht im exals Frevler, der selbstverschuldetes Unglück litt, Odysseus und dessen unverschuldetem Unglück gegenüber. In der Telema.chie wird er mit den Freiern der Penelope in Parallele gesetzt: Ebenso wie Ägisth werden auch die Freier allein wegen ihres Übermutes und Unverstandes umkommenn. Sie überhören die Warnungen der Seher (~ 161-176, u 351-357), und sie mißachten auch die ausdrückliche Aufforderung Telema.chs, sein Haus zu verlassen (~ 138140); sie fürchten eben weder Götter noch Menschen (x. 39f.). Diesen Zusammenhang betont Schadewaldt, der die erste Rede des Zeus mit der Telemachie zusammen dem Dichter B zusprichtu, und es ist richtig, daß der Gedanke der Selbstverantwortlichkeit und Schuld der Freier, aus dem sich auch die Rechtfertigung des Freiermordes ergibt, nur die Durchfiihrung der in der Zeusrede erklärten Grundsätze ist. Was an der Argumentation Sohadewaldts weniger überzeugt, ist die Auffassung, nach der Aussonderung der Zudichtungen des Telemachiedichters (vor allem ex88-8) die Freier in der Odyssee dargestellt zu finden als „adlige junge Herren, voll Übermuts, die die Gelegenheit dieser Freite, da die umworbene Frau mit der Entscheidung zögert, nach So Kräften ausnutzen, um sich auf derbe, junkerliche Art zu verlustieren""· erscheinen die Freier in der Odyssee nie, und selbst in der vorauszusetzenden altüberlieferten Odyssousgeschichte werden sie kaum so unschuldig dargestellt worden sein. Solche Leute erschlägt wohl auch ein „älterer" Odysseus nicht, man würde sie schlicht an die Luft setzen. Schadewaldt läßt ihnen denn auch eine offenbar etwas bösere Absicht: ,,Sie streben auch wohl, wie Antinoos, für sich das Amt des Königs an." Das steht aber deutlich nur bei Schadewaldts B und motiviert auch nur dann den Freiermord, wenn es wie bei B auf den Mordplan an Telemach hinausläuftH. Daß die Freier objektiv dem Hause des Odysseus Schaden zufiigen und unrecht gegen Odysseus handeln, ist unentbehrlich und müßte auch in der von Sohadewaldt herausgeschälten „älteren" Odyssee stehen. Überall, wo dies in der Odyssee vorgeführt wird, ist es mit dem morali-

'° Die Schickung der Götter ließ Klytaimnestra Ägisth nachgeben (y 269), dann folgt sie ihm aber freiwillig (y 272). Klytaimnestra wird hier als Gegenbild Penelopes gezeichnet: Auch bei Penelope könnte der Augenblick kommen, in dem sie dem Werben eines Freiers nachgäbe, aber Penelope bleibt fest und ist bis zuletzt klug und besonnen (X 444 446). Von Klytaimnestras Tod war nur beiläufig die Rede, um Orest, der als Vorbild Telemachs erscheint, nicht zu Überall wird auf die deutlich als Muttermörder hinzustellen (y 306-310). Odyssee hin erzählt und ein entsprechender Akzent gesetzt. u Vgl. y 193-238, wo (ebenso wie in ex298--302) auch Orest und Telemach in Parallele gesetzt werden. u Schadewaldt, Prolog 18f. u Schadewaldt, a. O. 20. " Um das Königsamt geht es ex383-401; der Mordplan wird 3 663-673 gefaßt. Ohne die zuletzt genannte Stelle wären die Verse x 48--53, die von Scha.dewaldt dem Dichter A zugeteilt werden, nicht überzeugend. Es genügt auch nicht, mit Focke und Von der Mühll x 53 dem Telemachiedichter oder dem Bearbeiter zu geben, weil dort der Mordplan des 3 vorauegeeetzt werde. Ebensowenig wie x 53 von den vorausgehenden Versen abgelöst werden kann. läßt sich die ganze Partie x 48--53 vom exund 3 trennen. Vgl. Seitz 134: Anm. 2.

§ 3. Die Rede des Zeus (lX 28--43)

77

sehenUrteil verknüpft, das für den Telemachiedichter kennzeichnend sein soll u: DerVersuch,durch Analyse die Schicht des jüngeren, moralischen Denkens als Zudichtungaus der Odyssee herauszuheben, ist da.rum undurchführbar, weil auf diese Weise der Freiermord die auf jeden Fall nötige Motivation verlieren würde . "

Die Zeusrede darf nicht aus dem Zusammenhang von Proömium undPrologherausgenommen werden. Gerade in den Anfangspartien pflegtepischeDichtung ihre Tendenz auszusprechen und den Aspekt zuformulieren,unter dem die erzählten Begebenheiten zu betrachten sind.Die Dias redet vom Ratschluß des Zeus und von unendlichem Leiden;dies ist der Ton, auf den die ganze Dias gestimmt ist. Auch Hesiod,die Kyprien, sogar die Frauenkataloge" bringen im Proömiumihre besonderen Vorstellungen zur Geltung. Entfernt man V.6-9 und 28-47, dann entfernt man zugleich einen Grundgedanken derOdysseeaus Proömium und Prolog. Die Übereinstimm.llllg der Tendenz der Zeusrede lllld der Darstellungdes Freierschicksa.ls ergibt sich daraus, daß es möglich war, ohneWidersprüche die Geschichte der Freier und ihres Endes den neuenTendenzender Odyssee entsprechend zu gestalten, was in vielen anderenFällen - so beim Schicksal der Gefährten - vom gegebenen Stoffher nur zum Teil gelingen konnte. Das Schicksal der Freier wie das des Odysseus erscheint als völlig gerecht, die Götter trifft beidemal kein Vorwurf, denn Odysseus entgeht dem Unheil, die Freier kommendurch eigene Schuld um. Die „Geschichten in der Geschichte" "Vgl. X47 ch·«a3ru.lX, vor allem aber ~ 83f. An beiden Stellen, die weder Schadewaldt noch ein anderer dem Telemachiedichter oder dem Bearbeiter zuspricht,wird bei der Bewertung des Treibens der Freier der moralische Standpunkt nachdrücklich hervorgehoben. " In diesem ZU88.mmenhang ist zu betonen, daß der Mordplan gegen Telemach lediglich die moralische Beschaffenheit des Treibens der Freier ins helle Licht rückt; es soll keine Möglichkeit bleiben, ihr Verhalten zu rechtfertigen. Beiseiner Rache beruft sich OdyBBeus allein auf die Taten (X 35--41). Für das, wassie getan haben, finden die Freier den Tod, nicht für das, was sie tun wollten. Die Telema.chie gibt nicht dem Freiermord eine etwa. zuvor noch fehlendemoralische Berechtigung, sie stellt nur die Berechtigung deutlich sichtbar heraus. - K. Matthiessen (Elektra, Ta.urische lphigenie und Helene., Hypomnemata 4, Göttingen 1964, 98 Anm. 1) wendet sich gegen Scha.dewaldts Annahme, die ältere Odyssee habe von den Folgen des Freiermordes nichts gewußt, die Partien ,.j,117-122 und ,.j,344-w seien da.rum dem Telemachiedichter zuzuteilen (Kriterien 22). Er bezweifelt, daß sich Scha.dewaldt auf dem rechtenWege befindet, wenn er die Odyssee in ihrer ursprünglichen Form dadurch herzustellen versucht, daß er die Handlung aus ihrem politischen, recht. liehen und sozialen Zusammenhang löst und auf ihren „rein menschlichen Kern" reduziert. Das gleiche ließe sich gegen Scha.dewaldts Meinung einwenden, die rechtlichen Gründe des Freiermordes hätten die alte Odyssee nicht interessiert, die Telema.chie sei de.rum eine spätere Zutat. - Zur Schuld der Freier vgl. auch unten 226. "Vgl. K. Btiewe, Philologus 106, 1962, 294-297.

78

Der Prolog der Ody8888 (ex22-95)

dagegen, von den N osten des Agamemnon und Menelaos bis zu den Apologen, erweisen sich den neuen Auffassungen gegenüber als schwerer formbar, lassen sich aber in ihrer Abgegrenztheit durchaus erzählen, ohne mit den in der Odysseushandlung geltenden Verhältnissen zusammenzustoßen. Entspringt das Handeln der Freier wirklich überall ihrem eigenen Frevelmut oder sind auch hier wie im Falle der Klytaimnestra die Götter beteiligt 1 Man könnte es meinen; als Odysseus Amphinomos wohlmeinend warnt, leuchtet die Warnung diesem vernünftigsten der Freier für einen Augenblick ein, ,,aber auch so entging er dem Unheil nicht, denn auch diesen fesselte Athene, unter der Hand und dem Speer Telem.achs gewaltsam bezwungen zu werden" (a 155f.). Und wenig später heißt es, Athene sorge dafür, die Freier durch ihr Verhalten Odysseus immer mehr verhaßt zu machen (a 346-348). Göttliche Verleitung zum Frevel ist das jedoch nicht. Die Freier sind längst in ihren Frevel verstrickt; Athene läßt dies nur ganz offenkundig werden und verhindert, daß sich jemand der verdienten Strafe noch entzieht. Bei Klytaimnestra war gesagt worden, daß die Götter sie, die erst vernünftig geblieben war, den falschen Weg gehen ließen; erst später, bei ihrer Mordtat, war von einer Führung der Götter nicht mehr die Rede. Anders bei den Freiern: Eigene Unvernunft läßt sie ihre Frevel begehen und alle Warnungen überhören; schließlich ist es zu spät, der Strafe noch zu entgehen, die mit Athenes Mithilfe über sie kommt. Mit dem Untergang des Ägisth ist nicht nur das Ende der Freier, sondern auch die Katastrophe der Gefährten des Odysseus zu vergleichen; auch sie soll als selbstverschuldet hingestellt werden. Hier ist die Parallele aber nicht streng durchgeführt; anders als im Fall des Ägisth stoßen wir auf andere Vorstellungen nicht erst, wenn wir uns im weiteren Umkreis der Begebenheiten umsehen, sondern schon in der Geschichte der Gefährten selbst. Daß die Tendenz besteht, die Katastrophe der Gefährten als selbstverschuldet zu zeigen, ist schon nach dem Proömium deutlich; V. 34 klingt so stark an V. 7 an, daß wir sicher sein können, die Worte des Zeus von den Leiden der Menschen auch auf die Gefährten beziehen zu dürfen. Aber sofort zeigen sich Schwierigkeiten; elf der zwölf Schiffe des Odysseus waren längst mit ihrer ganzen Mannschaft untergegangen, ehe die Besatzung des letzten Schiffes den Frevel an den Heliosrindern beging. Was soll den Untergang der elf Schiffe verschuldet haben 1 Man könnte an das Windschlauch-Abenteuer denken, das dem Untergang der Flotte bei den Laistrygonen unmittelbar voraufgeht. Dort wird auch genau wie im Proömium darauf hingewiesen, allein die Unvernunft der Gefährten habe das Unheil verschuldet; doch auch hier ist einzuwenden, daß es wieder nur die Leute

§ 3. Die Rede dee Zeus (« 28--43)

79

deseinenSchiffesdes Odysseus gewesen sein können, die ein eigenes Verschulden trifft (x 26f., vgl. « 7) 48 • Für die Erzählung, in der die Gefährtendurch ihren Frevel zugrunde gehen, kann man eigentlich nur ein einzigesSchiff brauchen. Es gibt in den Apologen Spuren, die darauf führen, daß die Irrfahrten vielleichteinmal nach Art der Argonautenfahrt nur ein Schiff und noch keine Flotte kannten. Nicht nur die Aiolosgeschichte, auch der Kern des Kyklopenaben,,Erst die Umformung der t.euerskennt im Grund nur eine Schiffsmannschaft: <enSchiffermären in den Stil der Ilias hat dahin geführt, daß sich Odysseus auchin diese so ganz andere Welt der fernen Wunder als ein Dias-Held und Heerführerbegab; dazu jedoch bedurfte er der Flotte. Er fährt, wie wir beiläufig(1159) erfahren, mit zwölf Schiffen, dem selben kleinen Kontingent, das ihmder Schiffskatalog der Ilias gibt."" In diesen Zusammenhang können wir aberdas Problem der Schuld der Gefährten nicht einordnen; es stammt gewiß nichtaus den Geschichten, auf die unsere Odyssee zurückgeht, sondern es wird erst entstanden sein, als die alten Überlieferungen in neuem Geist gestaltet wurden. Aberhätte die Geschichte von den Heliosrindern dann nicht von der ganzen Flotteerzählt werden können? Anders als an der Windschlauchgeschichte hätten dochalle Schiffsmannschaften an diesem Geschehen beteiligt werden können. Es ist leicht einzusehen, warum das nicht so ist. Die Abenteuer gliedern sich in solche,bei denen die Flotte noch bAisarnmfln ist (bis zu den Laistrygonen), wid die anderen, wo Odysseus nur noch ein Schiff hat (bis zum Seestunn bei Thrinakia); zuletzt, bei Kalypso und den Phäaken, ist Odysseus allein. Die einschneidendsteKatastrophe ist für Odysseus der Verlust seines Schiffes und seinerSchiffsmannschaft; vor diese Katastrophe, aus der allein er gerettet wird, gehörtder Frevel der Gefährten, an dem allein er unbeteiligt ist; dem Frevel muß die Strafe unmittelbar folgen. Innerhalb der Reihe der Abenteuer läßt sichdie Geschichte von den Heliosrindem nicht umstellen, sie muß das letzte Abenteuersein, bei dem es noch Gefährten des Odysseus gibt. Die ganze Flotte kannaber nicht eo lange beibehalten werden; zwölf Schiffe sind für Kirke, die Sirenen, Skylla und Charybdis zuviel". Daß der Untergang der elf Schiffe anderehätte motiviert werden müssen als der des zwölften, ist im Proömium übergangenworden. In der Aiolosgesohichte wird die Schuld der Gefährten betont und ebenfalls übersehen, daß die meisten der Betroffenen unschuldig Bind. Daß hier ein Motiv nicht gleichmäßig durchgeführt werden konnte, ist nicht zu übersehen. Könnte man bei der Aiolosgeschichte noch an eine Art „kollektiver Haftung" denken - die elf Schiffe der Flotte werden mit dem Führerschiffdes OdyBBeuszusammen wieder ins Weltmeer hinausgetragen, die unschuldigenGefährten werden mitbetroffen wie auch der schuldlose Odysseus -, 80 bleibt der Untergang der elf Schiffe bei den Laistrygonen ohne erkennbaren " Schon der Scholiast stellt zn V. 8 die Frage, warum die Situation hier dargeetellt werde, als seien alle Gefährten am Frevel auf Thrinakia beteiligt gewesen.Die Lösungwird in der Unterscheidung der „eigentlichen" Gefährten, nämlich der eigenen Schiffsmannschaft, von den übrigen gesucht. Allein mit den Gefährten auf dem eigenen Schiff sei Odysseus schicksalhaft verbunden. DieseErklärung isi nicht überzeugend, denn die summarische Erwähnung in V. 6-9 meint zweifellos alle Gefährten, auch wenn eich später herausstellt, daß nur noch eins von zwölf Schiffen dabei war. 18 a.O. 54. " Reinhardt, Tradition 53. 80

80

Der Prolog der Odyssee (ex22-95)

Grund, er ist weder durch die voraufgegangene Aiolosgeschichte noch durch den viel späteren Frevel der übriggebliebenen Gefährten moralisch gerechtfertigt. Ebensowenig haben übrigens die Opfer des Kyklopen und der Skylla ihren Untergang verdient. Nur im ersten Abenteuer bei den Kikonen werden die Gefährten in ähnlicher Weise durch ihren eigenen Unverstand ins Unglück gestürzt wie auf Thrinakia (, 44).

Es gibt aber neben der Schuld der Gefährten noch ganz andere Gründe, die den Untergang des Schiffes wie der Flotte des Odysseus erklären. Als Odysseus, von den entfesselten Winden zurückgetrieben, wieder zu Aiolos kommt und ein zweites Mal um Geleit bittet - seine üblen Gefährten und da.zu ein schlimmer Schlaf hätten ihn ins Unglück gestürzt (x 68f.) - antwortet Aiolos: ,,Schnell, hinweg von der Insel, elendster aller Menschen. Meine Sa.ehe ist es nicht, für einen Mann zu sorgen und ihn heimzusenden, der den seligen Göttern verhaßt ist. Fort, denn den Göttern verhaßt bist du hergekommen!" (x 72-75). Aiolos durchschaut die Zusammenhänge und sieht hinter der Neugier der Gefährten und dem Schlaf des Odysseus das Wirken der Götter. Und da sind es weniger die Gefährten, die das Unglück über Odysseus bringen, vielmehr er selbst ist den Göttern verhaßt, und mit ihm müssen auch die Gefährten büßen. Schon die K.ikonengeschichte nannte zwei Ursachen für das Unglück, das dort über die Flotte kam: die Torheit der Gefährten, die Odysseus nicht folgen wollten (c.44), und die böse Schickung des Zeus (t 52f.). Aiolos klärt Odysseus darüber auf, daß er es ist, gegen den sich dieses böse Schicksal wendet. In der Ilias ist es ganz selbstverständlich,

daß die Strafe, die dem Heerführer gilt, ihn dadurch trifft, daß seine Leute umkommen. Die Leute sterben an der Pest, mit der Apoll Agamemnon strafen will - nur das Fußvolk, keiner der großen Helden, für die sich ein solches Ende nicht schickt. Niemand sieht darin ein Unrecht, die kleinen Leute sind nicht selbständige Personen des Epoe, sie interessieren nur, soweit sie den Großen Macht und Geltung sichern. Kommen sie um, so trifft der Schaden den Heerführer, an ihnen selbst ist nichts gelegen. Die Odyssee zeigt zwar an vielen Stellen auch in der Darstellung der kleinen Leute Ansätze eines neuen Denkens; sie führt in das häusliche Milieu, zeigt Diener und Knechte. Eurykleia und Eumaios wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als man in der Ilia.s für Unfreie kannte. Doch auch hier ist das Alte neben dem Neuen nicht verschwunden. Eumaios wird als Königssohn geschildert, der unverschuldet ins Elend geriet, aus dem ihn Laertes und Odysseus wieder herausführten, bis er schließlich wieder zu Stand und Ehren kommt (o 363-365, 413f., cp212-216). Auch Eurykleia ist edler Abkunft (ex429). Das Bewußtsein, daß Hauptpersonen von Stand sein sollten, ist auch neben der neuen Aufmerksamkeit auf Knecht und Dienerin lebendig geblieben. Der Untergang der Gefährten wird oft ganz nach der Weise der Dias als ein Schicksal gesehen, das eigentlich Odysseus trifft. Andere Stellen dagegen zeigen die Gefährten als selbständig Handelnde, die ihr eigenes Schicksal haben. Es ergibt sich jeweils ein recht unterschiedliches Bild der Beziehung, in der sie zu Odysseus gesehen werden. Bald ist er der Mann, der dank seiner Klugheit und Selbstbeherrschung nicht mit den unvernünftigen Gefährten zusammen untergeht, bal..113-115, 11139-141, v 340). Die Schuld, durch die Odysseus seinvorbestimmtes Schicksal auf sich zieht, ist die Blendung Polyphems. Eine eolcheSchicksalsbestimmung haben jedoch nur die großen Gestalten. Den Gefährtenwird nicht vorhergesagt, es werde niemand von ihnen heimkehren; ihr Untergang ist Teil des Schicksals und der Strafe des Odyeseus. Sosieht Odysseus in den Ereignissen der Irrfahrten das Wirken einer göttlichen,schicksalhaften Kraft, die ihn in Unheil verstrickt und seinen Gefährten den Untergang bereitet (L 52f., 550-555, µ 370-390, -r 273-276). Auch in Ithaka legt man ihm den Untergang von Flotte und Marmschaft zur Last. Aufden Vorwurf, er habe erst seine Leute zugrunde gerichtet und dann noch die Freier el'IICblagen,wird nur erwidert, die Freier seien schuldig gewesen. DerVorwurfwegen der Gefährten wird übergangen, weil er nicht strikt zurückgewiesenwerden kann (Cl)426-429, 454-460). Man mag einwenden, daß der SeherH.alitherses, der Odysseus im zu entlasten sucht, von der Schuld der Gefährtennichts wissen konnte; aber auch wenn auf die letztgenannte Stelle vielleichtkein besonderes Gewicht gelegt werden darf, bleibt doch deutlich, daß in dem Schicksal der Gefährten nicht alles als selbstverschuldet erklärt werdenkann. An den übrigen Stellen besteht die Tendenz, die Schuld der Gefährten zu betonenund Odysseua so schuldlos wie nur möglich erscheinen zu lassen. Die Gefährtenbringen durch Unbesonnenheit und Frevel auch ihn in Not, er dagegenbemüht sich vergebens um ihre Rettung. Das geht freilich nicht ohne Schwierigkeitenab, denn ein solches Verhältnis zwischen Odyeseus und den Gefährtenentspricht nicht der herkömmlichen Vorstellung über das Verhältnis zwischenFührer und Schiffsmannschaft. Die neue Vorstellung des selbetverachuldetenUntergangs läßt sich an der Geschichte des Aias ohne diese Schwierigkeitenvorführen: Als Aias mit seiner Flotte Schiffbruch leidet, rettet er sich zunächst;es war ihm trotz des Zornes der Athene nicht bestimmt, zu ertrinken. Erstals er sich vermessen rühmt, gegen den Willen der Götter dem Meer entkommenzu sein, läßt Poeeidon ihn umkommen. Es ist deutlich, daß Aias seinen Todallein verschuldet hat (3 499-511). Der Vergleich mit Odysseus liegt nahe; beideerleiden, von einem Gott verfolgt, Schiffbruch, beide sollen dabei nicht umkommen.Odyseeus überlebt wirklich, der Frevler Aias geht in seinem Frevel zugninde. Der Untergang der Gefährten des Aias wird überhaupt nicht weiter beachtet, die Aufmerksamkeit gilt nur ihm; sonet wäre es mit der Beispielhaftigkeit der Geschichte auch schon vorbei. Bei den Gefährten des OdyBBeus soll aber nicht die Mannschaft vom Schicksal des Anführers mit betroffen werden,was das Übliche wäre, sondern umgekehrt Odyseeus unter dem Frevel der Gefährten leiden. Schon diese Tendenz befindet sich ganz im Widerspruch zu den traditionellen Vorstellungen; zusammen mit der Tendenz, den Untergang der Gefihrt.enganz auf ihre eigene Schuld zurückzuführen, bewirkt sie in den überlieferten Oeechichten schwer ausgleichbare Unstimmigkeiten. 8 B.k, BJP, 19

82

Der Prolog der Odyssee (ex22-96)

Allerdings werden wir solche Unstimmigkeit.en schärfer sehen und eher als störend empfinden als die Zeitgenossen der Odyssee und ihre späteren griechischen Leser. Die Forderung, über einen Sachverhalt nur ein Urteil abzugeben, Odysseus also entweder als verantwortlich oder als nichtverantwortlich zu betrachten, hätten die Zeitgenossen wohl nicht erhoben. Der Odysseediohter hat eich sein Thema 80 gewählt, den Ausschnitt der Geschichte so begrenzt, daß er vor allem seine eigenen neuen Vorstellungen zur Geltung bringen konnte. Was er dann noch aus dem Umkreis seines Themas in die Odyesee einbezog, bestimmte er nicht danach, ob es ohne jeden Widerspruch zu diesen seinen eigenen Vorstellungen paßte. Es genügte ihm, wenn es gelang, an einer Stelle eine Beziehung zu seinen Vorstellungen herzustellen. So stützt das eine Beispiel, das er im Prolog aus dem Nostos der Atriden vorbringt, wirkungsvoll seine Auffassung von der Gerechtigkeit der Götter; daß diese Geschichte im ganzen nicht als Stütze dieser Ansicht verwendet werden kann, stört ihn nicht, es hält ihn nicht einmal davon ab, in anderem Zusammenhang anderes aus der Geschichte der Atriden zu erzählen, das nicht von selbstverschuldetem, sondern von schicksalhaftem Unheil handelt.

Die Motivation des Schicksals der Gefährten, die bald den neuen Tendenzen der Odyssee Rechnung zu tragen sucht, bald im Vorstellungskreis älteren Denkens bleibt, ist vielleicht das auffälligste Beispiel für die Grenzen, welche die in die OdySBee einbezogenen Geschichten ihrer Umgestaltung setzten. Die neuen Vorstellungen werden zur Geltung gebracht, wo es geht - an sichtbarster Stelle bereits im Proömium und Prolog -, daneben behalten die Geschichten unbekümmert um den Widerspruch ihre herkömmliche Motivation. Was übernommen, was neugestaltet ist, kann hier klarer unterschieden werden als an vielen anderen Stellen; ablösen läßt sich das Neue jedoch nirgends. Es ist keine spätere Zutat zu einer älteren Dichtung, sondern es zeigt hier wie überall in der OdyBBeedie neue Art, in der eine alte Geschichte erzählt wird. § 4. Der Heimkehrbesckluß (ex44-95) a) Die Rede Athenes (ex44-62) Athene antwortet Zeus auf seine Rede zustimmend: Ägisth sei in ein verdientes Unglück geraten, so solle jeder umkommen, der so handele 111• Diese Zustimmung ist jedoch nur der vorsichtige Ansatz 11

Der Scholiast bemerkt zu V. 47: lµcpcxlvc,-roo~ !L'IITJcniiP~·Das ist sicher richtig. Auf die Parallelität der Schicksale des Ägisth und der Freier wird im Lauf des Epos noch öfter hingewiesen werden. Hier im Prolog jedoch unterbleibt der ausdrückliche Hinweis, wie ja auch Zeus nur Orest und nicht auch Telemach erwähnt. Mag im Prolog auch Ä.gisth zunächst nur als Gegenbild zu Odysseus gemeint sein und mag auch Orestes nur im Zusammenhang mit der Bestrafung .Ägisths erwähnt werden, 80 wird doch die Rolle, die der Vergleich Ägisths mit den Freiern und des Orestes mit Telemach im folgenden spielen wird, auch hier schon bewußt gewesen sein. Der Dichter begnügt sich oft damit, Zusammenhinge nur anzudeuten.

§ 4. Der Heimkehrbeschluß

(oc44-95)

83

zueinerFra.ge,mit der Athene die im Falle des Ägisth offenkundige Schuldlosigkeit der Götter in einem anderen Fall, nämlich dem des Odysseus, in Zweifel zieht (V. 44-50). Jetzt zeigt sich die Absicht, in der die Rede über die Gerechtigkeit der Götter am Beginn der Odyssee steht; das Schicksal des Odysseua sollte sich von dem selbstverschuldetenUnheil Ägisths abheben. Athene braucht nur zu betonen,wie sehr Ägisth sein Elend verdient hat, um zu zeigen, daß Odysseus unverdient leidet 61• Keinesfallsist der Umstand, daß erst Athene die Rede ausdrücklich auf Odysse\18 bringt, ein Anhaltspunkt für die Ansicht, die Zeusrede könne im Zusammenhangentbehrt werden. Zeus gibt Athene das Stichwort, seine Rede erspartes ihr, den Göttem direkte Vorwürfe zu machen. Athenes Worte gewinnenihren ganzen Nachdruck daraus, daß Zeus zuvor die Schuldlosigkeit derGötter behauptet hat. Nun braucht sie nur die Lage des Odysseus zu schildern,die sich als unverdient herausstellt, und Zeus wird genötigt, einzugreifen, um sich nicht selbst ins Unrecht zu setzen. Wird die Zeusrede als jüngere Eindichtungaus dem Zusammenhang gestrichen, wie bei Focke und Schadewaldt,geht der Szene alles Überzeugende verloren. Die Beobachtung, daß sich geradehier ein im Verhältnis zur Dias jüngeres Denken zeigt, iat zutreffend. Sieeollteaber nicht zur Herauslösung der Rede aus dem Zusammenhang veranlassen,denn dBB Folgende setzt ja diese Rede voraus. Es sei denn, man nähmeseine Zuflucht zu dem in der Odyseeeanalyse häufig beschrittenen Ausweg,zu vermuten, daß an der Stelle des Ausgeschiedenen in der ursprünglichen Dichtungeine ganz ähnliche Partie gestanden habe, die jedoch frei von der Tendenzwar, die man im Ausgeschiedenen als störend empfindet 111• Da scheint es doch wesentlich unkomplizierter zu sein, den Text so zu lassen, wie er ist, undihn im ganzen für „jung" zu halten. Will man an unserer Stelle den Auswegvenneiden, daß man das Herausgelöste durch etwas Ähnliches ersetzt, so bleibt nur die Möglichkeit, aus der Rede Athenes die Bezugnahme auf die Zeusredezu entfernen". Wer annimrnt, auch Athenes Worte seien vom Bearbeiterstark umgeformt, muß sich jedoch die Frage gefallen lassen, welche Teiledenn noch als zuverlässig „alt" angesehen werden können und was die u Heubeck (Odyssee-Dichter 51), welcher der Meinung ist, Zeus habe mit seinerRede diese Reaktion Athenes provozieren wollen, scheint der Absicht der handelnden Personen zuschreiben zu wollen, was in W e.hrheit Absicht des Dichtersist. Doch ist richtig, daß dem Hörer der Ägieth der Zeusrede sofort als Gegenbilddes Odysseus des Prologe erscheinen muß. Für den Hörer gibt eekeineAbschweifung; Zeus spricht zum Thema, das Beispiel des Ägieth klärt dieFrage, ob die Lage des Odysseus mit der Gerechtigkeit der Götter vereinbar sei,noch bevor diese Frage laut geworden iat. - Es iat auch angemessener, daß nicht Zeus Anwalt des Odysseus iat, sondern Athene. Zeus muß in der Odyssee, anders als etwa in der Götterversammlung des ~ der Ilias, auch sonst stets voneinem anderen Gott dazu gebracht werden, eich zu einer bestimmten Frage zu äußern (e 5-22, 1,1,374-388, v 125-145, 472-486). So wird er auch an unserer Stelle nicht diplomatisch eine bestimmte Absicht verfolgen, sondern einenallgemeinen Gedanken vortragen. " Merkelbach 157: ,,Da zeigen aber Rückbeziehungen späterer Teile der Odysaeedeutlich, daß die Götterversammlung bei A im Aufbau der GötterVersammlungdes ocsehr ähnlich gewesen sein muß." u Merkelbach 158.

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Der Prolog der Odyssee (« 22-96)

Kriterien fiir eine solche Scheidung sind. Schadewaldt 11 versucht, ,,die Arl, wie Athene in dem ursprünglichen A-Proömium der Odyssee - ohne eine vorhergehende Zeusrede - gesprochen haben mag", nach der Apollonrede im Cl der Iliae zu rekonstruieren: ToiaL Be µo&v iJpxc &ecky>.etuxii'>nt.t; 'A.&7JV1). CJXCTÄLot laTC, &cot, 87jÄ-IJµov~,of TC lxljÄOL1 cillci !L0Lclµcp' 'O8uaijL 8ixtcppovL 80ttcT0tL ijTOp • • • Doch ist eine eo heftige Form der Götterechelte auf dem Olymp der Odyssee nicht recht vorstellbar, vor allem, nachdem zuvor ausdrücklich festgestellt worden war, daß eich alle Götter des Odyseeue erbarmten (V. 19f.), bis auf Poeeidon, der in der Götterversammlung gar nicht anwesend ist; wer aleo eollte mit dem heftigen Tadel Athenes gemeint sein III T Auch der Schmerz Athenes um Odysseus, deeeen Schicksal doch nicht hoffnungslos ist, echeint in der Version Schadewaldte übermäßig groß. Daß Athene leide~ während die übrigen Götter ungerührt bleiben, verzeichnet die Lage auf dem Olymp. Der Anechluß der Athenerede an die Rede dee Zeus wird echon darin deutlich, daß Athene Odyeeeus „8ixtcppv" nennt. Odyseeus war nicht wie Ägisth ein unbeeonnener Frevler. In gleicher Weise hatte ihn das Proömium bereite von seinen Gefährten abgehoben, den v/pnoL, die durch eigenen Frevel z~de gingen. Die Parallelität der Verse 6-9 und der Rede dee Zeus über Agisth erklärt sich daraus, daß die Gefährten und Ägieth in gleichem Gegensatz zu Odyseeue gesehen werden.

Die unverdienten Leiden des Odysseus sind schwer. Zwar die Insel seiner Gefangenschaft ist 3ev3p~taacx, keine öde Felsklippe, sondern ein angenehmer Ort. Der Hinweis trägt de.zu bei, die besondere Art der Leiden des Odysseus hervorzuheben 6 7 • Es geht ihm nicht schlecht bei Ke.lypso, die ihn zurückhält. So sehr verlangt Odyeseus de.nach, Ithaka, und sei es auch nur von ferne, wiederzusehen, daß er statt des Lebens bei Kalypso lieber den Tod herbeiwünscht (V. 51-59). Man hat in diesen Versen Ungeechick und Zeichen eines jungen Stils gefunden. Vor allem der Todeewunech des Odyseeus ist Ansatzpunkt der Kritik gewesen 61. Auch haben die Worte ixld 3c µOtÄixxoiaL xixl ixlµuÄtoLOL MyoLaL1 &c>.yc, zweifellos nicht den Klang, als gehörten sie zum altüberlieferten Bestand der Epik lit. Doch allein deswegen ergibt eich noch kein Anstoß, denn überall in der Odyssee gibt es Anzeichen jüngeren Stils und jüngeren Denkens, und es läßt sich aus dem ix nicht auf die Weise ältere Dichtung zurückgewinnen, daß man die Verse mit den auffälligsten Anzeichen dee Jüngeren tilgt. Was soll zugelassen werden, was nicht? Merkelbe.eh rechnet V. 56f. und 62 zum älteren Beetand• 0 , 5~55, 58f., 65 und 7~73 dagegen zur Überarbeitung; eine solche Schadewaldt, Prolog 31 Anm. 10: ,,Der ursprüngliche Gegensatz am Beginn der Rede war nicht der Gegensatz des unechuldig leidenden Odyeeeus gegen den mit Recht zugrunde gegangenen Verbrecher, sondern der des Schmerzee der Athene um Odyseeue gegenüber der Untätigkeit der anderen Götter." 11 Vgl. oben 59 mit Anm. 11. 17 Wilamowitz, Untersuchungen 19, Von der Mühll, RE 701 Z. 60. 11 Wilamowitz, a.O., Merkelbe.eh 157. 111 Das nur hier in der Odyssee begegnende Myoc;, das in der Dias nur O 393 vorkommt, zeigt, daß der Vers unkonventionell ist. '° Merkelbach (157 Anm. 4) sieht „keinen AnlaJ3, an dem seltenen l.6youn. (56) Anstoß zu nehmen, der Vers ist nicht umsonst um seines eiDfachroeichelnden 61

§ ,. Der Heimkehrbeschluß

(oc44-95)

85

Analyse läBt sich weder begründen noch widerlegen. Die Sehnsucht des Odyeaeus, auchnur den von seinem Lande aufsteigenden Rauch zu sehen, und sein Wunsch zu sterben, zeigen den gleichen, auf Rührung zielenden Ton, der schon in den Versenzuvor angeschlagen worden ist. Das beständige, zauberische Werben der Nymphe und die abweisende Verzweiflungdes Umworbenen, der nicht bereit ist, sich der Nymphe zuzuwenden, sondernam liebsten stürbe, weil er sein Land nicht vergessen kann - das ist so komplementär zusammengehörig, durch d88 Enjambement in V. 57, 59, 60 und 62 so eng verbunden und als Ganzes auf den Appell an das Mitgefühl des 1.euaausgerichtet, daß nur ein subjektives, jedem methodischen Nachvollzug entzogenesUrteil hier ältere Dichtung und jüngere Eindichtung und Überarbeitung zu unterscheiden vermöchte. Was bewog Merkelba.eh zu seinem Urteil?V. 56 erscheint ihm für den Bearbeiter zu gut, 68f. dagegen „zeigt die Handvon B", ist also für den alten Dichter wohl zu schlecht. Aber so schlecht, wie man oft meint, sind diese Verse nicht. Daß „dieee Todeeeehnsucht... ebensowenig wie die Reflexion über die menschliche Sündbaftigkeitim Vorstellungskreise des echten alten Epos" liege, darf Wilamowitz mit Recht behaupten 81• Eine Unsicherheit liegt höchstens in der Frage, WM alsechtesaltes Epos anzusehen sei, doch darf das hier offenbleiben. Wie man dasalte Epos auch begrenzt, das ocgehört in keinem Fall dazu. Damit ist aber nicht gesagt, das „junge" ocsei weniger gut als das „echte alte Epos". Daß 0dysseus erst sterben wolle, wenn er sein Land von ferne gesehen habe, derAusdruck des « also schief sei, ist ein Mißverständnis: "l 224f. wird nicht, wieWilamowitz meint, der gleiche Wunsch besser formuliert. Bei den Phäaken bittet Odysseus, sie sollten sich eilen, ihn, den Unglücklichen, in sein Vaterland zu bringen, soviel er auch gelitten habe; wenn er nur seinen Besitz und sein Gesindeund sein Haus wiedergesehen habe, möge ihn sogar das Leben verlassen. Dasheißt nicht, daB er den Wunsch hätte zu sterben, daß ihm nach seiner Heimkehr das Leben nicht mehr lebenswert erschiene, sondern daß ihm die Heimkehr,die jetzt in erreichbare Nähe rückt, alle Leiden aufwiegt. Selbst mit dem Tode wäre sie nicht zu teuer erkauft 11. Auf Ogygia aber wünscht sich Odyaaeusden Tod tatsächlich, und zwar wünscht er, der Tod möge seine Gefangenaohaft enden, weil seine Sehnsucht, Itbaka wiederzusehen, unerfüllbar scheint. Ist dieser Odysseus, der sich den Tod wünscht, derselbe, der in der Ili&B keinenkräftigeren Schwur weiß, als den bei seinem und seines Sohnes Leben aa? Ist, ee derselbe, der in den Katastrophen der Irrfahrten sein Leben zu retten auchte? Der 1ro>..ui,t71-nc, ,ro).ui,t-Jixocv~, 1toMT>.ct.tßll~ in dieser Bedeutung sind der Ilias fremd, die derartige Gastmähler nicht kennt, da vor Troia der Krieg herrscht. Die Verse könnenaber, auch wenn sie der Dias fremd sind, schon außerhalb der Odyssee formelhaft gewesen sein, und selbst wenn sie erst in der Odyssee ihre Formulierung gefunden hätten, wäre es müßig, zu fragen, an welcher Stelle des Epos ihr ursprünglicher Platz gewesen sei. Für die Sorgfalt, die im cxauf die Schilderung typischer Szenen verwendet wird, ist es bezeichnend, daß die Szene hier vollständiger als an den anderen Stellen dargestellt wird u.

In die typischen Szenen des Empfanges und der Bewirtungeingeschoben ist eine Einzelheit, die sich aus der besonderen Situation ergibt: Telemach führt den Gast zu einem Platz, der außerhalb des Treibens der Freier liegt, und rückt auch einen Sessel für sich dort hin, damit er ihn ungestört befragen kann (V. 132-135). Wieder erscheint,wie vor der Ankunft Athenes, in den Gedanken Telemachs das Freierproblem und die Frage nach dem Verschollenen. Wieder zeigt sich, daß Telemachs Gedanken bei Odysseus sind. Er wird für das Gespräch, das Athene mit ihm führen will, und für ihren Rat sehr aufgeschloSBen sein. Sein Ausweichen vor den Freiern an einen ruhigen Platz erweist sich als angebracht. Noch während der Gast bewirtet wird, kommen auch die Freier herein und nehmen in Reihen an der Tafel Platz (V. 144f.). Herolde gießen ihnen W&SSerüber die Hände (146),Mägde bringen Brot (147), Burschen füllen die Krüge mit Wein (148),und die Freier erheben die Hände zum Mahle (149). Das Mahl der Freier steht neben der Mahlzeit, die Teleme.ch seinem Gast bereitet. Nach den Regeln der Szenentypik wären in beiden Fällen ähnliche Formen der Darstellung zu erwarten, doch wird hier die Wiederholung ver, mieden. Die Abschluß- und Übergangsformel (ex149f.) fehlte bei der Beschreibung der Mahlzeit Telemachs (anders 3 67f., o 142f., p 98f., auch ') 177); im übrigen wird der Beschreibung der Mahlzeit der Freier ein ganz anderesSchema zugrunde gelegt als der voraufgegangenen Mahlzeit Telemachs und Athenes. V. 146 und 148 sind Verse der typischen Trankopferszene (I 174-176 = y 338-340, cp270-272), die durch Weglassen der Spende (I 177) und durch Zufügung von cx147° zur Beschreibung einer Mahlzeit umgestaltet wurde. Der einleitende Vers cx144 entspricht ex104, ex145 wiederholt sich y 389, 385 und o 134, wo die Mahlzeit einer größeren Gruppe beschrieben wird". - Diese o Vgl. Arend 68-76. u Kirchhoff (170f.) nimmt an, daß ex136-140

„aus 3 und o entnommen" sind. Vgl. auch Schwa.rtz 301. n Vgl. 1r 51; der Vers gehört zu einer weniger auf das Zeremonielle ausge, richteten Form der Bewirtung. " Kirchhoff ( 171) tadelt die Übertragung: ,,In ganz verstindnisloeer Weise auf den profanen Akt des Trinkens übertragen wid, um das Essen mit hinein• zubringen, V. 147 hinzugefügt".

§ 1. Szenentypik bei der Gestaltung des Besuchs der Athene (« 96-155)

129

Umgestaltung der Trankopferszene hat in der Textüberlieferung etwas Verwirrung gestiftet: at 148 ist in einigen Handschriften ausgelassen, in einigen hinter 146 oder 149 gestellt. Sehr wahrscheinlich ist es richtig, ihn als at 148 an seinem Platz zu lassen, wie es der zugrunde liegenden Trankopferezene entspricht. Schwieriger zu beurteilen ist at 148a = I 176 = y 340, der sich in einigen Handschriften findet. Van der V alk möchte ihn halten n; er meint, der Vers sei erst von den alexandrinischen Homerkritikem gestrichen worden, weil er zu deutlich die Herkunft aus der Trankopferszene verraten habe. Anderereeite ist aber diese Trankopferszene, um überhaupt im vorliegenden Zusammenhang verwendbar zu sein, bereite durch den Ausfall der Spende und den Zusatz von 11147verändert. Es ist durchaus möglich, daß bei der unumgänglichen Umgestaltung der Trankopferszene der Vers 148a zunächst weggefallen ist, weil er zu dicht an die eigentliche Spende heranf'Uhrt, und daß ihn später jemand wiederaus der Trankopferszene zugefügt hat. Von der Mühll nimmt in seiner Textausgabe mit Schwartz an, at 148 und 148a seien beide interpoliert. In der Tat liegt es recht nahe, beide Verse gleich zu behandeln, wobei das Schwanken der Überlieferung der Vermutung einen gewissen Anhaltspunkt gibt, beide Verseseien später in den Text eingedrungen. Die Beschreibung des Mahls der Freier wird dann jedoch reichlich lmapp. Entecheiden läßt sich in solchen Fällen nur nach grundsätzlichen Überlegungen, ob der Text leichter durch eindringende Verse erweitert oder durch ausgelassene Verse verkürzt worden sein könne. Van der Valk nimmt das letztere an und neigt deswegen dazu, auch V.148a für ursprüngliche Überlieferung zu halten. Hier muß die Frage offengelassen werden". - Der Tisch der Freier ist kaum andere gedeckt als der Telemachsund Athenes. Um so auffälliger ist der Unterschied der Darstellung: Ohnejede entbehrliche AUBBChmückung wird die Zurüstung der Tafel lmapp dargestellt, in deutlichem Kontrast zur Bewirtung Athenes. Der Erzählstil der Verse 144-155 erinnert an 104-112, wo der gleiche knappe Ton herrscht. Dazwischenheben sich Empfang und Bewirtung Athenes in V. 113--143 durch reicheresDetail und zeremoniellen Stil deutlich ab. Daß dieser Eindruck erreicht wird durch die Umgestaltung der typischen Trankopferszene - der doch die Absicht einer solchen Wirkung ganz fem lag -, zeigt mit aller Deutlichkeit, wie im ot die Szenentypik bis an die Grenze ihrer Auflösung modifiziert werden kann. Zwar erscheinen Elemente typischer Szenen überall, wo sie auftreten, um eine bestimmte Situation zu gestalten, verbunden mit Besonderem; immer werden die Muster, die von vornherein auf vielseitige Anwendbarkeit hin angelegt sind, der konkreten Situation angepaßt. Im at der OdyBBee geht jedoch die Modifikation des Typischen über die selbstverständliche Anpassung an die konkrete Szene hinaus; es zeigt sich eine meisterhafte Beherrschung der traditionellen Mittel, die dem Erzählstil eine ungewöhnliche Differenziertheit zu geben vermag.

" Van der Valk 276f. " Arend (72 Anm. 1) rechnet mit van Leeuwen V. 148a bereite zur eigentlichen Spende. Wenn das richtig ist, darf der Vers im neuen Zusammenhang 8e1tcxeacnvunbenicht erscheinen. Doch ist es nicht völlig sicher, ob l:mxp;cxµ.evoL dingt rituell zu verstehen ist. Das Austeilen des Weines an die einzelnen vermißt man ungern bei der Schilderung eines Mahles, doch könnte das ebenso gerade der Grund für eine spätere Zufügung des Verses gewesen sein. Wir würden es vorziehen, V. 148 im Text zu lassen, 148a auszuschließen. Für die Beurteilung des Zusammenhanges sind diese beiden Verse glücklicherweise nicht entscheidend. 9 Rater, Hyp. 19

130

Athene und Telemach (at 96-324:)

Die Formelverse 149 und 150 leiten zum Abschluß der Szene. Gesang und Tanz wünschen eich die Freier zur Krönung des Mahles (V. 151f.), ein Herold legt dem Sänger die Leier in die Hand, dem Phemios, der gezwungenermaßen bei den Freiern singt (V. 153f.); der beginnt die Phorminx zu spielen, um schön zu singen. Auch die Verse 151-155 sind größtenteils formelhaft. Der Sänger gehört zur Halle des Königs (ex151-155, 317f.,.S-62-64). Odysseus, der bei den Phäaken bewirtet wird und Gast an ihrer festlichen Tafel ist, lobt das Mahl und den Sänger: Als das Erfreulichste gilt ihm, wenn &u.cu'TTJV n0Lija1:uin V. 249f. vgl. W. Porzig, Die Namen für Satzinhalte im Griechischen und Indogenna.nischen, Berlin 1942, 29. Der Sinn dürfte sein 'die Heirat zu vollziehen'. 79 78 Vgl. oben 84-88. Vgl. Klingner 57 Anm. 1.

12. Geepricb zwischen Athene-Mentee und Telemaoh (« 156-251)

145

(~122-130). Der Untergang des Odysseus ist ibm gewiß: Hunde und Vögelmögen den Leichnam. des Odysseus gefressen haben oder die Fischeim.Meer, seine Knochen liegen vielleicht am Strande im Sand (; 133-136)80• Odysseus in seiner Bettlerma.ske versucht Eumaios diesenUnglauben auszureden, vermag ihn aber nicht umzustimmen. Danachist vom Tod des Odysseus, von dem ja niemand etwas gehört hat,nicht mehr die Rede. Eumaios stellt um so nachdrücklicher die Verschollenheitdes Odysseus fest (~ 365-371; ; 367-371 ,.._,ci 237-241). Je bestimmter der Blick auf das Schicksal des Odysseus gelenkt wird,um so weiter treten vage Hoffnungen zurück, schließlich zeigt sichdie als endgültig genommene Verschollenheit noch schlimmer, als e.sder Tod vor Troia gewesen wäre 81 • Aber Eumaios irrt sich wie Teleme.ch;hatte Telemach die Götter fälschlich für böse und arglistig gehalten('1234), so hält Eumaios Odysseus fälschlich für „allen Göttern ganztmd gar verhaßt" (~ 366f.). Beides ist nicht der Fall, wie schon Zeusim Proömium feststellte: Weder sind die Götter Urheber solcher Übel(oc32-43), noch ist Odysseus ihm verhaßt - ganz im Gegenteil ((t64-67). Bliebe Odysseus verschollen, so müßte man allerdings das eineoder das andere annehmen, was schon Athene Zeus vorgehalten hatte(« 45-62). Sie ging aus von der behaupteten Gerechtigkeit der Götterund fragte deshalb nach dem Zom, den Zeus auf Odysseus habe. Da.keine der beiden Ursachen eines bösen Schicksals bei Odysseus gegebenist, wird er heimkehren. Im ; wird er ja sogar schon neben demahnungslosen Eumaios sitzen. Es kann hier nicht weiter auf das ~ eingegangen werden, nur soviel sollte gesagtsein, daß nicht ~ 369 f. 82 oder ~ 367-371 88 als Entlehmmgen aus im exprägnant, im -6~ verbindet: nEpLaxtn-r · Ü~l)Aq,pov tx yb.louc;,hat also ganz recht, wenn auch mit dem N achsa.tz erst in nachhomerischen Zeiten: &µex3E a-roz&~na.L-rwvnollwv 6 "OµT)poc;,-rLvcxc; 1tod lxoumvu1toq,~- Hier ist wohl auch Germain (a. 0. 125) ein wenig zu korrigieren, wenner feststellt: ,,L 'Odyssee glorifie l'amour conjugal. Les liens d'Ulysse avec Circe ou Calypso n'y portent pas atteinte: ces deesses ne sont pas des femmee," Wesentlich ist wohl allein, daß Odysseus nur dann seine Ehe gestört hätt.e, wenn er sich von diesen Göttinnen nicht wieder getrennt hätte; an weit.ergehende moralische Forderungen auf Grund seiner beständigen und festen Bindung an Penelope ist kaum zu denken. Im übrigen hat Germe.indurc~ recht, wenn er fortfährt: ,,II serait imprudent de oonfondre ces unions,qw sont des fa.veurs divines, avec des aventures de Matelot en relAche; ellesappa.rtiennent, pour les Anciens, a un autre ordre."

f 2. Nauaika&und Telemaoh

219

Geschehen des Tages noch nicht zur Ruhe; Telemach schläft nicht, sondern denkt die ganze Nacht an die Reise, die ihm Athene geraten hat (V. 443f.)11 •

§ 2. NaUBikaa und Telemach

Im ersten Buch der Odyssee lassen sich keine Verse nachweisen, die erkennbar einer „älteren" Fassung der Odyssee zugehören und deren Form oder deren AU888.gees ermöglichte, Anteile verschiedener Verfasser zu unterscheiden. Mit dieser Feststellung ist das Grundproblem der Odysseeanalyse natürlich noch nicht gelöst. Wilamowitz und Von der Mühll, die beide zu dem gleichen Urteil über das IX gekommen sind wie wir 13 , wollen das Buch dadurch nur um so nachdrücklicher von den als älter angesehenen Abschnitten der Odyssee abheben. Daß es kaum berechtigt ist, die Telemachie (ß,y, 8) dem IX gegenüber als älter zu betrachten, zeigte die genaue Interpretation der Athenerede ac252-305. Diese läßt sich durchaus als Plan und Ausgangspunkt der folgenden Telemachhandlung verstehen; sie braucht nicht als eine erst nachträglich geschaffene Einleitung und verknüpfende Zusammenfassung der folgenden Begebenheiten aufgefaßt zu werden. Doch auch so bleibt das Grundproblem der Odysseeanalyse offen. Focke und Schadewaldt unterscheiden nicht mehr zwischen Bearbeiter und Telemachiedichter, halten es aber dennoch für ausgeschlossen, mit der Annahme nur eines Verfassers dem Text der Odyssee gerecht zu werden. Wenn man hier weiter argumentieren will, ist die bei der Interpretation des IX gewonnene Basis zu schmal. Oberhaupt ist es schwer zu beurteilen, ob der Dichter des ot und der Telemachie nicht dort, wo er die eigentliche Geschichte der Heimkehr des Odysseus erzählt, ältere Dichtung im Wortlaut oder mehr oder weniger modifiziert aufnimmt. Übereinstimmungen zwischen den ersten vier Büchern und den folgenden können meistens so erklärt werden, daß die angenommenen älteren Teile der Odyssee entweder als Vorbild der Telemachie erscheinen oder als vom Telemachiedichter überarbeitet. Wenn in den vorliegenden Untersuchungen nicht mehr als nur zwei Schichten unterschieden worden sind, die sich zudem nur stellenweise gegeneinander abgrenzen ließen, nämlich die zugrundeliegende Tradition der Formen und Inhalte des Epos und die Gestaltung dieser Tradition durch den Dichter unserer Odyssee, so muß diese Auffassung ebenso Hypothese bleiben, wie die bisherigen Versuche, Anteile verschiedener Verfasser in der Odyssee zu unterscheiden. 11 11

S. oben 187 Anm. 9. Wilamowitz (Heimkehr 122), Von der Mühll (RE 704f.).

220

Die Abeohlu.Bezenedes

et {et

425

u,)

Es konnte nur gezeigt werden, daß jedenfalls im« die bisher vorgenommenen Unterscheidungen nicht überzeugend waren. Um.gekehrt darf man vermuten, daß es schwer sein wird, etwas gegen die Auffassung e.nzmühren, die ganze Odyssee sei im wesentlichen bestimmt durch die Intentionen und die Kunst des Dichters des ot und der Teleme.chie, der auch bei seiner Darstellung der Heimkehr des Odysseus seinen Vo:,gängem nicht mehr als die traditionellen Mittel des epischen Erzählens und die altüberlieferten Geschichten verdankt. Damit aber diese Annahme, die unserer Interpretation zugrunde liegt, nicht ganz ohne Begründung bleibt, sei auf eine e.uffällige Parallele in der Telemachie und der iür „alt" geltenden Geschichte von der Heimkehr des Odysseus hingewiesen. Wenn das Beispiel zu überzeugen vermag, läßt sich statt der bisher immer e.ngenommenen einseitigen Abhängigkeit der Telemachie von der Heimkehrgeschichte eine Wechselwirkung konstatieren. Denn anders als bei den meisten Übereinstimmungen zwischen Haupt- und Nebenhandlung scheint hier die Szene der Telemachie primär, die der Heimkehrgeschichte dagegen sekundär zu sein u. Zur Eurykleia-Telemach-Szene (oc425-442) gibt es in 1l 7-13 eine deutliche Parallele. Dort wird berichtet, wie Nausikaa von Eurymedusa umsorgt wird. Als erstes fällt der Gleichklang der Namen dieser alten Dienerinnen auf, die beide schon die A~en ihrer Schützlinge gewesen H [Auf einen ähnlichen Fall weist Reinhardt (Tradition 94-97) hin. Zwischen der Funktion des TeiresiSB als „Wegweiser" des Odysseus (x 538-540, '.A90-151) und der des Proteus als „Wegweiser" des Menelaos (8 363-570) besteht eine deutliche Parallele. Ein Vergleich der beiden Episoden zeigt, daß ebenso wie in unserem Fall die der Telemachie primär, die der Heimkehrgeschichte sekundär ist. Freilich bliebe hier der von Von der Mühll vorgeschlagene Ausweg übrig, x'.Aµdem Bearbeiter zu geben (der dann in der Nekyia ein Motiv aus der Telemachie benützt hätte), oder aber Schadewaldts Lösung, eine „ursprüngliche Fassung" der Teiresiasszene zu postulieren, in welcher der Seher seine Funktion als „Wegweiser" besser erfüllte. Dann müßte man aber wiederum den Grund angeben, warum der Bearbeiter die ursprüngliche F888U?lg geändert hat. Sinnvoller dürfte die Annahme sein, der Dichter habe dSB Motiv der Befragung des Teiresia.s zwar benutzt, um die Unterweltsfe.hrt zu motivieren, ihr eigentliches -rc'.Aoi;sei aber ein anderes, nämlich die Konfrontierung des Odysseus mit den toten Mitkämpfern von einst. Ist diese Auffassung richtig, dann kann man allerdings die Verse '.A328-567 nicht mehr für einen späteren Einschub halten. In der Tat würde eine Nekyia ohne diese Verse, deren einziger Inhalt die Begegnungen mit Antikleia (die Elpenorepisode ist nach Schadewa.ldt ja ein Einschub von B), Teiresia.s, den Frauen der Vorzeit und den Büßern wären, die Mühe der xix-rcx.ßixcn~ nicht mehr recht lohnen. Abgesehen von der Antikleiaopisode, die doch wohl mit der Laortesepisode des Cl> zusammengehört, also nach Schadewa.ldts Kriterien „jung" sein müßte, und der Teireeiasepisode wäre das A dann reine Ka.talogpoesie und ohne jede Funktion im Ganzen des Epos. Vgl. auch oben 109. - Auf eine weitere Parallele zwischen Telemachie und Heimkehrgeschichte weist Klingner (57 Anm. 1) hin. Dazu s. oben 144-166. Anm. d. Hrsg.]

§ 2. N11-11sikea und Telemaob

221

waren;sodann ist es kaum eine zufällige Entsprechung, da.ß bei beiden ihrebesondereHerkunft und ihr hohes Ansehen gerühmt werden. Schon Wilamowitz hat angemerkt: ,,Eurymedusa.s Name beweist, da.ß die Nausikaaepisode, die doch zum ältesten Teile der Phäakengeschichte gehört, erst gedichtet ist, als Eurykleia. schon bestand." 15 Allerdings zieht Wila.mowitz nicht den Schluß, die Nausikaageschichte folge hier dem «, vielmehr nötigt ihn seine Überzeugung von der späten Entstehung der Telemachie und der noch späteren des ersten Buches, anzunehmen, Eurykleia sei dem Dichter der Phäakenlieder aus einem älteren, berühmten, aber uns verlorenen Gedicht von 0dysseus bekannt gewesen. Es wird zu recht komplizierten und nicht mehr überprüfbaren Hypothesen gegriffen, um einen Sachverhalt einsichtig zu machen. der sich leichter erklären läßt, wenn man nicht auf vermutete ältere Fassungen, sondern auf die uns vorliegende 0dyBBOO blickt. Wila.mowitz hebt zutreffend hervor, daß „der Name einer solchen Figur erst von einem Dichter erfunden worden ist". Wenn Eurykleia das Vorbild der Eu.rymedusa ist, dann ist das« an dieser Stelle das Vorbild des lJ, denn dort findet sich nicht nur der Name, sondern eine genau entsprechende kleine Szene, die es noch viel wenigeraußerhalb einer ganz bestimmten dichterischenGesta.ltung der Odyssee gegeben haben kann als den bloßen Namen der Eurykleia.. In der 0dysseeana.lyse Fockes werden die doch sehr gesuchten Auskünfte von Wilamowitz entbehrlich, da Focke die Eurykleia-TelemachSzene zur „älteren Odyssee" rechnet und vom übrigen « abtrennt. Focke meint, diese Verse hätten ursprünglich nach -. 46 gestanden 16 ; er geht zwar auf die Parallele im 1Jnicht ein, könnte sie aber durchaus gelten lassen. Allein die Szene, die Telemach ein letztes Mal als Kind zeigt, hat im«, zu Beginn seines Weges in das Leben des Erwachsenen, einen viel besseren Platz als im 't', wo Telemach längst als junger Mann auftritt und von seiner „Erweckung" nicht mehr die Rede ist. Außerdem änderte die Umstellung das Urteil über die Beziehungen zwischen Te1ema.chieund Phaiakis kaum, denn die beobachtete Parallele beschränkt sich nicht auf die beiden Dienerinnnen, vielmehr gibt es in der Darstellung Telemachs und N ausikaa.s weitere Übereinstimmungen, die alle in die gleiche Richtung weisen. Die Telemachie scheint hier Vorbild der Phaiakis zu sein 17 • So wie im exder Besuch Athenes in Ithaka die Telemachie einleitet, beginnt auch das ~' das einleitende Buch der Phaiakis, mit einem Besuch der Göttin im Palast des Alkinoos. Dieser Besuch gilt der jungen Tochter des Königs. Ankunft (15-19), Hinzutreten in angenommener Gestalt (20-23), Anrede und Ermahnung (24-40) und 11

11 Focke 38--42. Untersuchungen 7 Anm. 1. Hierauf hat zuerst Robert (262-271) hingewiesen, führungen wir uns im folgenden stützen. 17

auf dessen Aus-

222

Die Abeohlu.Bszene des

11 (11

426----444)

Rück.kehr zum Olymp (41-47) entsprechen der typischen Szene.Die Rede der Göttin enthält ebenso wie gegenüber Telemach Ermahnung und genaue Anweisung: N ausikaa sei zu nachlässig, ihre Wäscheliege ungepflegt, dabei sei der Tag ihrer Hochzeit nahe, an dem sie sich selbst schön kleiden müsse und auch ihrem Brautgefolge schöne Kleider zu geben habe. ,,Denn von da geht dir ein guter Ruf aus,und es freuen sich Vater und Mutter" (~ 25-30). Athene veranlaßt Nausika,a,,am nächsten Morgen mit ihren Mägden zum Waschen zu fahren18• Auch zu Telemach sagte Athene, er sei dem Kindesalter entwachsen, an Orest solle er sich ein Beispiel nehmen und sich wehren, damit er noch unter den Späteren Ruhm habe (ex296-302). Telemach wirdin die Öffentlichkeit und in die große Welt gewiesen, Nausikaawirdan die bevorstehende Heirat erinnert und aufgefordert, ihre Wäschezu waschen. Läßt sich das vergleichen 1 Durchaus, denn eben dies ist die unterschiedliche Weise, auf die in der Odyssee Männer und Frauen erwachsen werden. Daß beides parallel gesehen wird, zeigt sich darin, daß Telemach und Nausikaa auf den Ruhm hingewiesen werden,den sie gewinnen können: Die Heirat, das Hauswesen verschaffender jungen Frau ein Ansehen, das mit dem Namen verglichen werden kann, den der Mann aus seiner Bewährung unter den anderen Männern gewinnt 19. N ausikaa und Telemach, von der Göttin über die Schwelleder Kindheit geführt, begeben sich sogleich ganz in ihren neuen Lebenskreis. Nausikaa bittet ihren Vater um Wagen und Gespann, sie müsse zum Waschen fahren, ihre Wäsche habe es nötig, und auch er und die Brüder müßten frische Wäsche tragen: -ra8' eµ'7i~, ctÜTO~ 11

ctv«, o ..,,Tji Tpolq: µ.ryct~ '08uacnu~.

236

Scheria und Ithaka

Alkinoos, der dem Fremden zuvor hatte zeigen wollen, wie sehrdie Phäaken die Besten sind (& 101-103), muß zurücknehmen, waser zu früh gerühmt hatte (& 246-249). Anders Odysseus; er ist jetztvon sicherem Selbstvertrauen erfüllt, er kennt sich und weiß, was er zu leisten vermag. Mit echt griechischer Genauigkeit bezeichneter den Platz, den er als Bogenschütze beansprucht. Nach den Göttern - denn er ist Mensch - und nach den alten Heroen, die mit den Götternin der Kunst des Bogenschießens wetteiferten, auch noch nach Philoktet, der vor Troia besser mit dem Bogen war als er, nach diesenalso, aber vor allen anderen ist sein Platz als Bogenschütze (& 215-228). Im Speerwurf dagegen hält er den ersten Platz 16• Die Phäaken sind verstummt; das haben sie von dem Unbekannten nicht erwartet. Der Weg des Odysseus zurück zu sich selbst, vom ersten Lied des Demodokos über den Erfolg bei den Wettkämpfen, findet seinen Abschluß, als abends der Sänger auf den Wunschdes Fremden das Lied vom hölzernen Pferd singt. Odysseus hört von den Taten singen, die sein größter Ruhm sind11, und er weint ein zweites Mal. Wieder bemerkt es Alkinoos (& 532-534 = 93-95); er bittet den Sänger einzuhalten, denn er singe diesesLied nicht allen zu Freude. Der Gast solle sagen, warum er weineund jammere, wenn er vom Unh~il der Danaer und Dions höre, ,,haben dieses doch die Götter bewirkt und das Verderben den Menschen zugesponnen, da.mit es noch den Künftigen zum Gesange werde" (3- 579f.). Odysseus aber dankt Demodokos für das Lied, das ihnin Tränen gestürzt hatte, und er antwortet mit einem uneingeschränkten Lob des Sängers, bei dem er sogleich den Ort bestimmt, an demdessen Lied seinen rechten Platz hat: beim fröhlichen Schmaus des versammelten Volkes (L 2-11). Alkinoos befürchtet, das Lied habe den Gast betrübt, so wie Penelope durch das Lied des Phemios betrübt worden war. Er redet ihn an - ähnlich wie Telemach seine Mutter angeredet hatte -, über das von den Göttern geschickte Verderben nicht so sehr zu trauern, solle es doch ein Gesang noch für zukünftige Geschlechter sein (&579f.). 17 , Das Leid verliert seine Schwere durch die Verklärung im Gesang Aber für wen 1 Doch wohl für den Zuhörer, der außerhalb des gesunu Der Hinweis auf seine Tüchtigkeit als Bogenschütze ist auch deswegen bedeutungsvoll, weil er die Bogenprobe und den Freiermord vorbereitet. Vgl. ach. & 215: npoo~xovoµci 'tll" µvl)G't'l)pOX't'ovl0tv. 11 Am Morgen des Tages, der mit der Namensnennung und den Apologen schließt, erhält Odysseus zum ersten Male da.s Epitheton n't'o'.A.btop&oc (&3). Zum ersten Male seit ex2 wird wieder e.n die größte Tat des Odyeseus erinnert, Das Epitheton, das hier mit voller Prägnanz und nur scheinbar beiläufigverwendet wird, zeigt, mit welcher Kunst der Dichter seine handwerklichen Mittel einsetzt. 11 Vgl. Marg, Homer 18f.

§ 3. Demodokoe und Odysaeus

237

genenLeides steht, der von vergangenen Leiden hört, die ihn in gegenwärtigentrösten können, die ihm aber auch den leid.losen, glücklichen Stand seiner Dinge erfreulich vergegenwärtigen können. Für den, der im Leide st.eht, wie Penelope, ist es schmerzlich, auch noch davon singen zu hören. Helena äußerte in der Dias ähnliche Gedanken, als sie dort ihr unheilvolles Leben beklagte: ,,Zeus hat mir Paris und das üble Geschickgegeben, daß wir auch künftig den kommenden Geschlechtern sangbar würden" (Z 357f.). Diese Sinngebung des Leides durch die Erwartung späteren Ruhmes stärkt den Betroffenen, sein Leid zu tragen11• Dieser Gedanke, den Alkinoos offenbar aufgreift, ist bei ihm anders gewendet. Er spricht von außerhalb, von seiten der leid.losen, vom Gesang erfreuten Phäaken, und die Aufforderung, die er an 0dysseus richtet, ist weniger die, daß er sein Leid tragen solle, als die, er solle sich bewußt werden, daß er außerhalb des besungenen Leides stehe. Die wahre Situation des Odysseus kann von Alkinoos nicht erfaßt werden, er kann nur erraten, welche Beziehung zwischen dem Fremden und dem im Lied besungenen Leid walten mag (-8-581-586). 0dysseus ist als einer, der ins tiefste Unglück gestoßen wurde, Hörer seines auf Leiden gegründeten Ruhmes geworden. Er kann sich dieses Ruhmes nicht einfach freuen, da das Leid für ihn noch nicht Vergangenheit ist. Das Lied vergegenwärtigt ihm seinen Ruhm darum hatte er danach verlangt -, und es vergegenwärtigt ihm sein Elend- darum weint el'. Als er dann selbst seine Geschichte erzählen soll, sagt er, daß ihn die Erzählung nur noch mehr in seinen Jammer verstricken wird (L 12f.). Aber dann erzählt er, und indem er erzählt, gewinnt er den Abstand von seinen Leiden, der ihm bis dahin noch gefehlt hat. Die Zuhörer jedoch erfreuen sich an seiner Erzählung wie an einem Lied des Sängers. Der Erzähler Odysseus löst den Sänger Demodokos ab, der zuvor das Lied gesungen hatte, dessen Ruhm damals zum weiten Himmel &upuvtxtXv&),jetzt singt Odysseus stieg (& 74: -öjc;m' !ptX>U.toc;oÖptXVOV 11

Ähnlich wie Helena sich in ihrem Elend an die Erwartung des Ruhms hält, die das Elend nicht ändert, aber ertragen hilft, weist auch Odysseus seine Gefährten angesichts der Schrecken von Skylla und Charybdis auf die bisher überstandenen Übel hin. Schlimmeres als in der Höhle des Kyklopen stehe ihnen auch hier nicht bevor, und wie sie dort durch seine Tüchtigkeit und List entkommen seien, so glaube er, daß sie sich auch dieser Nöte dereinst noch erinnern würden (µ 208-212). Die Erinnerung, auf die Odysseus hier hinweist, ist die Erinnerung dessen, der das Leid hinter sich gelassen hat. Auch Euma.ios bestimmt das Verhältnis zu den vergangenen Leiden in ähnlicher Weise. Als er mit Odysseus in seiner Hütte beim Essen sitzt, fordert er ihn auf, sie möchten sich erinnernd an den vergangenen Leiden sich ergötzen, ,,denn hinterher erfreut sich ein Mann auch an den Schmerzen, wenn er vieles erlitten hat und weit umhergetrieben wurde" (o 398-401).

238

Scheria und Ithaka

von seinem eigenen Ruhm, der zum Himmel steigt (L20: x«( fL&IJ x)j~ oup.o~ «VEAELV 'TOVh .dcAcpotc;•Am:Uvcx-r6-r1:nop&Yj.,ov,6 Be'08uaacu,; 8t« l'"lXatv7it;xcxlcppov#)acw,;.(Zu ach. A I 347 vgl. K. Lehrs, De Aristarchi Studüs Homeriois, 3. Auß., Leipzig 1882, 174).

Du erste Lied des Demodokos

(& 72-82)

251

stimmenalso der „antiken Konstruktion" u bei, nach welcher der im Liede des Demodokos gemeinte Streit des Odysseus und Achilleus ein Streit um den Vorrang war 16 • Wenn wir diese ZU8&mmenhängerichtig sehen, wird das „Sprunghafte und Fragmentarische" in diesem Liede einleuchtend. Die Szene des Streits muß offenbleiben, jede genauere Angabe von Zeit und Ort hätte den Spiegel verkleinert, in dem sich der Streit zweier Lebensformenum den Vorrang zeigen soll. Insofern sind auch die antiken Erklärer, die sagen, der Streit gehe über den Vorrang von Klugheit und Tapferkeit, nur in dem Sinne zu verstehen, daß Odysseus mit seiner ganzen Person und seinem Leben die Klugheit und Achill in gleicherWeise die Tapferkeit repräsentiert. Klugheit und Tapferkeit sind dabei nur die sehr verkürzten Formeln für die viel umfassenderen Charakterbestimmungen, in denen sich die beiden Helden unterscheiden.Der Dichter tut also gut daran, nur die Namen zu nennen; es geht um Odysseus und Achill in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit, wie sie sich in Dias und OdyBBeeentfaltet. Doch nicht nur an unserer Stelle werden Odysseus und Achilleus einander gegenübergestellt, vielmehr wird hier zum ersten Male ein Thema.angeschlagen, das im Laufe des Epos noch mehrmals anklingen wird. Ähnlich wie in der „Mauerschau" im dritten Buch der Dias (r 146--244) Agamemnon, Odysseus und Aias nebeneinander sichtbar werden(Achillsitzt ja weitab in seinem Zelt und kann nicht dabei sein), finden wir auch in der Odyssee eine Versammlung von griechischen Helden des troischen Krieges, und zwar in der Nekyia. des i. an hervorgehobener Stelle, nämlich unmittelbar nach dem Einschnitt, der die Erzählungen des Odysseus kurz unterbrochen hatte. Alkinoos hatte Odysseusgebeten, doch weiterzuerzählen, und ihn gefragt, ob er vielleicht auch einige von den Troiakämpfern im Hades gesehen habe. Darauf berichtet Odysseus von seiner Begegnung mit Agamemnon, Achill und Aias (>.385-567).

Agamemnon erzählt die in der OdyBBeeschon oft erwähnte Geschichte seiner unglücklichen Heimkehr, wobei hier mehr der Gegensatz Klytaimnestra-Penelope herausgearbeitet wird als die Parallele Orest-Telema.ch.Aias bleibt unversöhnlich; der alte Zorn auf OdyBBeus So auch Snell, Entdeckung 31. Anders Marg, Demodokos 22. Daß ein solcher Streit um Vorzüge vdxoc; heißen kann, zeigt eine Stelle aus der Dolonie. Dort wählt sich Diomedes den Odysseus als Gefährten für den nächtlichen Kundschaftergang. Er meint, mit ihm werde er auch heil durch ein brennendes Feuer kommen, weil er so besonnen und mutig sei. Odysseus antwortet ihm (K 249f.): .,Tydeussohn, lobe mich nicht so sehr und tadle (velxc,)mich auch nicht um etwas, denn du redest dies unter den Achaiem, die es ja kennen." Das heißt: übertreibe meine Vorzüge nicht, setze sie aber auch nicht herab 1 - In 6> 614f. freut sich Laertes, als er Sohn und Enkel um die Tüchtigkeit wetteifern sieht. Dort heißt ein solcher Wettstreit 8-ijp,c;. 1'

11

DM

ent,e

Lied dee Demodokoe (& 72-82)

wegen der Niederlage im Streit um die Waffen Achills11 ist über den Tod hinaus in ihm mächtig. Ohne ihm ein Wort zu gönnen, geht er an Odysseus vorüber. Zwischen dem Gespräch mit Agamemnonund der Begegnung mit Aias steht die Unterhaltung zwischen Odysseus und Achill, der unsere besondere Aufmerksamkeit gelten soll. Achill fragt Odysseus, wie er als ein Lebender zu den Toten gelangt sei. Auf der Suche nach der Heimkehr, antwortet Odysseus. Er selbst befindet sich im Unglück (482: «th qC1> xixxci),Achill dagegen verdient, wie Odysseus anerkennt, den Ruhm, der glücklichste Menschder vergangenen und zukünftigen Zeiten zu sein, denn im Leben sei er wie ein Gott geehrt worden, und jetzt sei er ein Herrscher unter den Toten. Odysseus spricht also Achill den Vorzug zu. Doch geht es hier überhaupt um den „besseren Mann", geht es nicht vielmehr um das „bessere Leben" 1 Gewiß, aber gerade bei Achill lassen eich der Mensch und die von ihm bewußt erwählte Lebensform nicht trennen. Er hatte es in der Dias ja selbst ausgesprochen, daß ihm entweder die Heimkehr nach Phthia und ein langes Leben oder aber unsterblicher Ruhmbeschieden war, den er sich durch einen frühen Tod erkaufen mußte (1412-416) 17 • Im Augenblick des Gespräches im Hades ist der Ruhm Achills sicher, die Heimkehr des Odysseus dagegen noch ungewiß, darum überläßt Odysseus ihm den Ruhm, die beste Lebensformgewählt zu haben. Achill jedoch weist diesen Ruhm zurück. Jetzt, nach seinem Tode, schließt er sich der Meinung des Odysseus an, der immer sein Leben und seine Heimkehr zu bewahren trachtete. Jetzt wäre er bereit, lieber der letzte unter den Lebenden zu sein als der ersre unter den Toten (). 488-491). Sogar hinter dem unglücklichen Odysseus, dem die Heimkehr verwehrt ist, tritt Achill zurück, denn Odysseus hat sich sein Leben bewahren können, er dagegen ist tot. Von der Mühll18 urteilt sehr hart über diese Stelle: ,,Wer das Wesen Achills in der Dias begriff, der hätte ihn nicht bekennen lassen können, er wolle lieber im Leben ein Dienstknecht sein als ein Fürst unter den Toten." Der Sinn der Stelle ist aber doch gerade, Achill und Odysseus 11 Auch der Streit des Odysseue mit Aias war darum gegangen, wer der Beste sei; nach dem Tode Achills sollte der Beate dessen Waffen weiter tragen. Der wendige Odysseus hatte sich dem heroischen Aias überlegen gezeigt, doch jetzt freut ihn dieser Sieg nicht mehr, und er bekennt, daß Aias den ersten Platz unter den Griechen verdiente, nachdem Aohill gefallen war(). 548-551). Zur Begegnung mit Aias vgl. auch Fränkel, Dichtung u. Phil.· 97-99. 11 Achill wählt den Ruhm um den Preis der Heimkehr und des langen Lebens, Odysseus dagegen wählt die Heimkehr und das lange Leben, ist insofern al80 das genaue Gegenbild Aohills. Doch auch auf den Ruhm braucht er nicht zu verzichten. Sein Ruhm besteht vielmehr gerade darin, daß er nach vielen Leiden die Heimkehr und das lange Leben gewinnt. lnsofem verdient sein Schicksal den Vorzug vor dem Achills. 11 RE 727 Z. 36.

Das erat.eLied des Demodokoe (& '12-82)

263

in vertauschten Rollen zu zeigen. Wirksamer als aus dem Munde Achillskann es Odysseus nicht gesagt werden, daß er an seinem Leben festhalten solle, andrerseits zeigt sich die traurige Lage des OdysseUB besondersdeutlich, wenn er bereits Achill um seinen mit dem Leben bezahlten Ruhm beneidet 19 • Nur wer den Charakter Achills in der Diasund auch den des Odysseus in beiden Epen genau erfaßt hatte, konnte so sicher beide Charaktere in der Vertauschung zeigen. Die Frage, ob Achill oder OdysseUB der Vorrang zukomme, wird noch einmal aufgegriffen in der zweiten Nekyia im letzten Buch der Odyssee(Ci) 15-202). Dort steht die Seele des Achill mit denen seiner nächsten Freunde Patroklos und Antilochos und mit der des Aias beisammen,die Seele Agamemnons tritt hinzu. Achill redet Aga.memnon an, früher habe Zeus ihm viel Ehre gegeben, dann aber habe er einen jämmerlichen Tod erlitten. Aga.memnon dagegen preist Achill wegen seines unvergänglichen Ruhmes, den er sich durch seinen Tod vor Troia erworben ha.be. Höher als Agamemnon hier Achill erhebt, kann, so denkt man, niemand gelangen, aber neben Achill tritt ein anderer mit dem Anspruch auf das beste Leben und den größten Ruhm. Es kommendie Seelen der Freier und berichten im Hades von den Taten, die OdyBBeus bei seiner Heimkehr vollbracht hat. Da preistAgamemnon auch Odysseus, weil er an Penelope eine Gattin gefunden habe, die unvergänglichen Ruhm erworben habe, ganz im Gegensatz zu seiner eigenen Gattin Klytaimnestra. Was in der früheren Hadesszene noch hatte offenbleiben müssen'°, ist jetzt völlig deutlich geworden: Odysseushat seinen Ruhm und seine Heimkehr gewonnen und kann darum mit Achill auf eine Stufe gestellt werden (c.>192 ~ 36). Der Ruhm Achills wird nicht verkleinert, aber der des Odysseus ist ihm mindestens ebenbürtig. Indem der Dichter der OdyBBeeaber an den angeführten Stellen des&, A und Ci) den Helden seines Epos dem größten Helden der Dias ebenbürtig sein läßt, meldet er, wie wir meinen, zugleich für sein Gedicht den Anspruch an, ebenbürtig neben die Dias zu treten 21 • Wieder mag eingewandt werden, wir vernachlässigten einen wichtigen Unterschied, nämlich den zwischen dem Gedicht und seiner Hauptgestalt. Das ist richtig, doch ist zu befürchten, daß dieser Unterschied, der für heutiges Denken selbstverständlich sein mag, in der 11

Zur „Umkehrung der Charaktere" vgl. auch e:306-312, wo sich Odysseus in der Not des Schiffbruches vor Scheria. wünscht, er hätte vor Troia den Tod gefunden. Siehe ferner oben 84-88. 90 Die beiden Hadesszenen werden auch dadurch miteinander verknüpft, daß Agamemnon das Thema Penelope-K.lytaimnestra wieder aufnimmt, über das er damals mit Odysseus gesprochen hatte. 11 Marg (Demodokos 22) formuliert vorsichtiger: ,,Odysseus gegenüber Achilleus: die Besten, Gestalt gegen Gestalt - faet Gedicht gegen Gedicht". Er verfolgt diesen Gedanken jedoch nicht weiter.

254

Das erste Lied des Demodok08 (& 72-82)

Entstehungszeit der Odyssee noch nicht von Belang war. Aischylos wird von Aristophanes weniger wegen seiner Dramen gerühmt als wegen ihrer heroischen Stoffe, und der Tadel gegen Euripides richt.ete sich ebenfalls weniger gegen seine Tragödien als gegen ihre wenig heldenhaften Helden und ihre wenig tugendhaften Heldinnen. Und wenn im „Hippias minor" die Behauptung des Apemantos angeführt wird, die Dias sei das schönere Gedicht Homers, und zwar um so viel schöner, wie Achill besser sei als Odysseus 11, und wenn diese Behauptung damit begründet wird, das eine Epos sei „auf Odysseus"gedichtet, das andere „auf Achill", dann spiegelt dieser Ausspruchdie gleiche naive Literaturauffasung wie die Stücke des Aristophanes. Der Dichter der Odyssee selbst dürfte, wie wir meinen, nicht anders gedacht haben. Wenn Odysseus bald nach den drei Liedern des Demodokos seine eigene Erzählung beginnt, seinen Namen nennt und µ.eA, xcx(µ.euwo~ oup«vov [xcL von sich sagt: 7t~aL 861,maLV1 &v-3-pw7toLaL (L 19f.), dann meint er als Person des Epos zwar die List mit dem hölzernen Pferd und seinen Ruhm als Eroberer Troias, also des, wovon soeben Demodokos gesungen hatte. Der Dichter aber, der Odysseus diese Worte sagen läßt, denkt zugleich an die mannigfaltigen Listen, von denen das Epos schon berichtet hat und noch berichten wird, und er denkt an den Ruhm, den sein Held durchdie wunderbare Heimkehr und den Freiermord gewinnen wird. Indem Odysseus in L 19f. sich selbst rühmt, rühmt er zugleich die Odyssee und ihren Dichter, denn Dichtung und Dichter sind es ja, die seinen Ruhm zum Himmel tragen. Der Dichter jedoch rühmt zugleichmit seinem Helden sich selbst und sein Werk. Die Worte ähneln auffallend dem Lob, das dem Gesang des Demodokos erteilt wurde. Der Ruhm dieses Liedes reichte „damals" bis an den weiten Himmel. Neben das „Damals" tritt im Selbstlob des Odysseus das „Jetzt". Damals reichte der Ruhm der llias zum Himmel, jetzt auch derjenigeder Odyssee, und beide Gedichte streiten sich nicht anders als ihre Helden um den ersten Platz. 21 Hipp. min. 363 b 1-5. Hippias erläutert den Unterschied der beiden Charaktere mit Hilfe der auch von WlS herangezogenen Verse I 308--314. Dort mache Homer die Eigenart eines jeden der beiden Männer deutlich, Achill nämlich sei aufrichtig und einfach, Odysseus aber sei vielgewe.ndt und trügerisch (364 e 7-366 b 6).

Literaturverzeichnis Aufgeführt ist nur die häufiger zitierte Literatur. Sie wird in der Arbeit entwedermit dem Verfassernamen oder mit dem in eckigen Klammern angeführten Kurztitel zitiert. Nur gelegentlich erwähnte Werke erscheinen mit allen erforderlichen Angaben in den Anmerkungen. Für alle nur eingesehenen, aber nicht nur auf die im zitierten Werke kann angesichts der Fülle der Homerliteratur folgendengenannten Literaturberichte verwiesen werden. Bei den Abkürzungen der Periodica wird das System der „Annee Philologique" befolgt, bei denen der antiken Autoren im allgemeinen dasjenige von Liddell-Scott-J ones. Literaturberic~

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Register 1. Modeme Autoren Ameis-Hentze(-Cauer) 43, 139, 162 A. 28 Arend 97 A. 10, 114 A. 6, 129 A. 46 Basset 42 A. 34 Bekker 43, 64 A. 3 Bethe 19, 152, 175, 177ff., 182 Büchner 192 Dahms 20, 43 A. 37, 182 De Sanctis 51f., 153 A. 6 Düntzer 171 Finaler 20f., 160 A. 24, 149 A. 46, 171 Focke 18, 20, 27, 49, 74, 92, 113, 171, 182f., 219, 221, 225f. Fränkel 138 A. 64, 139 vanGroningen 44 Hennann 18 A. 16, 19ff., 42 A. 34,171, 185 Heubeck 16f., 24, 83 A.52, 94ff., 126 A. 36, 182 f., 225 Hölscher 74 A. 34, 98f. Kirchhoff 18ff., 43, 74 A.34, 148ff., 160f., 164ff., 170ff., 174ff., 178, 180ff., 225 Kirk 173 Klingner 139, 149 A. 98, 182f., 225 Kullmann 59 A.10

Lämmert 48 A. 44 Lesky 66 A. 20, 70 A. 28, 149 Marg 247ff. Mattes 229 Matthiessen 77 A. 46 Merkelbach 19, 51, 84f., 120, 133A. 54, 147, 152, 175f., 178ff., 181 A.86 Nauck 171 Page 173 Reinhardt 67 A. 25, 86 A. 66, 90, 220 A.14 Schadewaldt 14ff., 20, 22--25, 27, 49, 74, 76, 77 A.46, 84, 92, 182, 219, 225f., 230 A. 5, 232 A. 7, 233 A. 9 Schwartz 178f., 230 A.5, 244f. Seitz 104 A. 19 Stanford 74 A.37 Van der Valk 71 A.29, 129, 158 A. 20. Van Leeuwen 120, 162 A. 28J Von der Mühll 18ff., 26,'86f., 111 A.29 113, 119 A.16, 122 A.26, 131 A.51, 138 A. 68, 177, 207, 209, 218f., 225f., 230 A. 5, 232 A. 7, 252 v. Wilamowitz 18, 20, 51, 85, 88, 90, 122 A.26, 126, 130, 138 A.62, 177, 182, 186 A.4, 219, 221, 225

2. Namen und Begriffe Achilleus 67 f., 87 f., 24 7 ff. Agisth 74 ff. Athiopen 55 f. Aethiopis 67 ff. Aga.memnon 75, 145 A. 81, 251 Aias (Lokr.) 81 Alexandriner 13f., 145 Ana.gnorismos 238 f. Analytiker, Analyse (Methodenkritik) 17,2lff. Anchialos 155 Anfang der Erzählung 39ff., 47f., 54 A.3 Ankunftsszene 115ff. Anspielungen 131 A. 51

Antilochos 68 Antinoos 197 A.27, 213f. Apologe 63, 78-82, 110, 154 A. 9, 238 Aristarcheer 13 f. Aristie (d. Telem.) 110f., 151, 168f., 222 A.18 Arete 240f., 246 Athene 36, 62 A.15, 91, 110-112, 116 A.8, 118ff., 124ff., 135f., 147f., 175ff., 199, 202f., 205, 221f., 231, 235, 242 e. p. Athenerede s. oc252--305 Bearbeiter (B), Bearbeiterhypothese 18ff., 49, 76, 126 A.36, 174-183, 219, 225ff.

Register Beispiele 169, 228 Besuchsszenen 114, 121f., 133 Bewirlungsszenen 127f. Bildhaftigkeit 206 Bogend. Odyaseus 156, 236 Bogenprobe 147, 190, 196 A.26 Botengang 94ff., 99 Botenszenen 94ff., 115ff., 120f. Chorizonten 13f. Demodokoe 130, 233-238, 24~254 Denken 72 Dichtung 205 Doppeletringigkeit 91, 94ff., 100ft'. doppelte Bitten u. Fragen 101 doppelte Handlung 102-106 doppeltes Programm Athenes 91 ff. doppelter Vorschlag 100 Ehe(e.auch!c3vtt) 63,191 A.14, 217f. Ehebruch 63 Eidothea 140 Einzelner 53 A. 1. Empfangsszenen 8. Besuchsszenen Enjambement 204f., 208 Entsprechungen 228, 246 Ephyra (e. auch tt 260-264) 154ff. Epitheta 236 A.16 Epos (allgem., Stil, Sprachgebrauch) 32, 74, 90, 104 A.19, 131 A.61, 209 Erinnerung 237 A.18 Eris 58 A.9 Erweiterungen 226 Erweiterungshypothesen 18 Eumaios 80, 112, 144f. Eupeithes 213 Euryalos 125 Eurykleia 80, 125, 21~219, 223 Eurylochos 125 Eurymachos 125; 197 A.27, 214f. Eurymedusa 125, 220f., 223 Eurynome 125 Exposition 93, 104f., 107f., 113, 134f., 204 Flotte d. OdyBSeus 78 f. Flucht 61 Flügelschuhe 118 Frau 41, 217f. Freier 122f., 130f., 132 A. 52, 142ff., 188 A.11, 191, 211-216, 226 e. p. Begehrlichkeit d. Freier 212 Mordplan d. Freier 77 A. 49 Recht d. Freier 191 Freiermord 109, 172 Freierplage 176 A. 69 17•

259

Gefühlsäußerungen 207 Gefährten d. Odysseus 71, 73, 78ff. Gegenbild, Gegenbeispiel 76 A. 40, 145 A.81, 228f., 241, 251ff. Geographisches 55 f. Gerechtigkeit 25, 49 Geechenke 202 Giftpfeile d. Odysaeus 154ff. Gleichzeitigkeit 95, 105 f. Götter 45, 58 A.9f., 61f., 80, 92 Götter und Schuld 38, 64-72, 143 Götterbote 118 Göttereintracht 60 Götterhandlung 62, 116 Götterstreit 58ff. Göttertrauer 58ff. Götterversammlung 62 Gruppe 53 A. 1 Gut und Böse 61 Handlungsanstoß 62 Handlungswechsel 98 Haupthandlung 98, 103 Heimkehrergeschichten (8. auch Nostoi) 102f., 205 Heirat 222 Heerführer 80 Held 67 A. 25, 71 ff., 86 Helios 49 Rektor 25 Hephaistos 36 Herakles 67 A. 25 Hermes 91, 118 heroisches Ethos 154 Hesiod 58 A. 9, 64, 77, 170 Hexameter 116 f. Hoffnung 157f. Homer, hom. Frage (8. auch Analyse) 13ff. Ikarios 195 f. Dias 8, Odyssee, Verhältnis zur Dias Verhältnis zum Kyklos 33ff. Iris 118 Ithaka 86, 103f., 133 A. 55, 229ff., 242-246 ,,jüngeres" Denken usw. 50f., 56, 74, 223 A.20 Kausalzusammenhang 165, 172 Klytaimestra 75f., 78, 241 Konsequenzen 167 Kontrast 75 A.39, 123, 129, 169, 228 Krieg 56ff., 68 Kyklopen 89f. Kyklos 33f., 227

260

Register

Kyprien 49 A.47, 58 A.9 Laertes 134 A.57, 163, 217f. Lanze Athenes 118ft'. Laszivität 218 Leid, Leiden 31 f., 6lff., 237 A. 18 Leukas 133 A. 55 Liedertheorie 15 Lyrik 73 Märchenwelt der Odyssee 154 A. 9 Melanthioe 125 Melantho 125 Memnon 67f. Menelaos 153, 179, 199 A. 33 Menschenbild 31, 64-67, 69ft". Mentes 124ff., 135f., 155 Mentor 124ft". Momos 59 A. 10 moralische Bewertung 74 A.37, 76f. Musenanruf 28ff., 39f. Naueikaa 219-224, 225,246 Nebenhandlung 98, 104f. Nestor 153, 179, 199 A.33 Nibelungenlied 32 Nostoi 42 A.34, 54 A.3, 90 Odyeeee 13f. Einheit d. Odyssee 26 f. Grundriß 107 Quellen 24, 42 Verhältnis zu den hom. Hymnen 54 Verhältnis zur Iliaa 16f., 24ff., 28ff., 46, 54, 64ff .• 80f., 92, 109, 115ff., 125, 157,169,210,227,248, 253t'. Verhältnis zu den N oetoi 54 A. 4,206 Odyeeeedichter (A) 49f.~ 226 Dichter unserer Odyssee 24, 26f., 82, 102, 131 A.51, 219f., 223, 225ff., 236 A. 16, 253 f. Odyeeeus 41, 61, 71 ff., 80f., 85f., 141 f. 153f., 156f., 178,231, 235, 239, 247ft". e.p. clpcnides Odyeeeus 245 Heimkehr d. Od. 109, 225f. Lebensgeschichte, Sagentradition 153f. Name d. Od. 34ff., 41, 141 Schuld d. Od. 80f. Synkrisis d. Od. mit Achilleus 247-253 Odyeeeushandlung 99, 103, 107 Ogygia 103f. Orestes 76 A.40, 169 Pandaros 71 Partizipialstil 29 A.5, 127

Patroklos 25, 68 Penelope 76 A.40, 87, 146f., 158ff'., 163, 188ff., 196 A. 26, 204, 211,240f., 246, 250 A.12 List d. Penelope 8. ß 93-110 Phäaken 63, 243 Phaiakis 110, 142, 222 A.18, 223A.20, 226 A. 2, 22S-254, 246 Phemios 130ff., 208 A.18, 233f.,236,

246 Philoitios 123 A. 29 Philosophie 73 Plan der Erzählung 112, 201 Poseidon 44:f., 90, 109 Polyphem 81, 89f. Prädikation 44, 54 Prolog (8. auch IX 22-95) 53-93, 106f., 113, 225 Proömium (s. auch IX 1-21) 2!>-52,53f., 77, 93, 106f., 113, 225 Proömienstil 204 Proteus 140, 220 A. 14 Prüderie 218 Recht, Rechtavol'Stellungen 61, 163 Redaktorhypothese 18ff. Rekapitulationen 138 A.19 Relativstil 29 A. 5, 204 Rüstungeezenen 117f. Ruhm (s. auch xlaot;;) 153, 222, 237 A.18 Sänger 130ff., 205ff. Schauplatz 48, 206 Schauplatzwechsel 98f., 115 Schein 134ft". Scheria 229ff., 242-246 Schicksal (und Götter) 64-75, 80 Schlaf 231 A.6 Schlafkammer 216 A. t Schleier 206 Schuld 38, 49, 61, 64-75, 80f. Sehersprüohe 136 A. 60 Selbstbewußtsein 141f. Selbsterkenntnis (Rückkehr zu sich selbst, zum eigenen Wesen) Utf., 238ff., 242 Selbstmordgedanken 86 Selbst, Selbstsein 87 Solon 73 A.33 Solymer 56 Spätzeit 102 Spartaepisode 239 A. 23 Stab, Szepter 118f. Szenentypik 114f, 117, 129, 215

261

Register Teireaiaa 220 A.14 Telemachie (s. auch Bearbeiter B) 19f., 47 A. 43, 74, 76, 91 ff., 104f., 107,110, 182, 219f., 223, 226, 239f., 246 Telemachiedicht.er (e. auch Bearbeiter B) 27, 77, 182, 219f., 225, 227 Telemachiehandlung 21, 99 Telemachoe 110, 123f., 128, 137ff., 187, 19', 203, 207ff., 216-219, 219-224, 226, 240, 2M A. 12 e.p. Erweckung des Telemachos 183 Reise des Telemachos 162ff., 172, 17llf., 177 A. 75, 178 Verhältnis zu Odysaeue 139ff., 153 Verhiltnis zu Penelope 209{. Thebais 50, 67 Thema (Unbestimmtheit d. Them88) 37, 40, 44, 48 Thetis 50 A.48, 118 A.13 Thrinakiaabenteuer e. « 6-9 Todeswunsch 86ff. Torheit 71 Tradition (u. ihre Weiterentwicklung) 28, 47 A.43, 63, 68f., 74 A.37, 88,

102 Trankopferezenen 128 f. Trauer 207 Treue 147, 207 typische Szenen s. Szenentypik

3.

«~

Übergänge 110 Überleitungen, Überleitungstechnik

94, 98f. Überlieferung e. Tradition e. VariaUmkehrung d. Szenentypik tion Unfreie 80 Unitarier 17 Variation (typischer Szenen) 117,120f. 128f., 228f. Verantwortung (e. auch Schuld) 25, 50ff., 69, 71 versus iterati 113f., 145, 183f., 201, 215 Volksversammlung 158, 164, 172, 182, 187-192, 193 Vorausdeutung 106-110, 205 Vorbereitung 184 Vorbild 169 Wandel in der Einstellung 169 Wamer, Warnung 72 Weinen 207, 235, 239 Wesen (eigenes W. u. Schicksal) 65 Wiederverheiratung einer Frau 163 Zeitablauf, zeitl. Folge 54, 165, 172 Zeus 57 f., 80, 83 A. 52, 91 A. 77, 92, 157 Zeusrede s. « 28----43 Zukunft 157 Zusammenhang d. Abschnitte 110, 176

Griechische Wörter

39{., 46

i1,Luµc.>v 74 Mn-«1.« 202 'Ax«,ol (ß 86ff.) 191 162 A.28 yci~ (yciµov uuxc,v) Ylffl)139 31l>.7lµc.>v 60 A.11 A7J1,L63ox~ 233 3~p~ 251 A. 15 Wv« 198 A. 30 cl3atp 128 M« 54 A.3 h«pxccr&1u (i. 3nciccrcr,v) 129 A. 46 io'XC:,i,;140 A. 69 m,T« M A.s, 88f. t11>.T)µc.>v 60 A. 11 >t)joi,; 110{., 142, 168 >Jßllli128 1,14VTC1Jecr&«, 186 A. 60

µ.t"Voi,;110{., 141 f., 168 !L7lT'l'lP(v. 1. in « 275) 160 A.21 µ.6poi,;(u1t~p ii6pov) 70, 73ff. VCLXO(i 251, A.15 m:t6i,; 133 A. 55 1tcp{axe1tTot;216 A. 1 1tlv«~ 128 no>.u«,voi,;35 7t0AUX'1)8T)(i 37 7tOAUXpOTO(i 37 7tOAUµ'1)T'li 35, 73 7tOAµT)UX!lVO(i 35, 73, 249 A. 11 1to>.uµu&oi,;37 ,ro).un-cv&T)i,; 37 7tOAU7tACXYXTO(i 37 ,ro>.u-Kornposita 35ft'. 7tOAUCfTOVO(i 37 7t0AUTACX(i 35, 73 7tOAUTAl)µ(J)V 37

Register

262 1to)hrpo1tot; 35 f. 1to).uq>7Jµot; 233 1to).uq>pwv35 1t-ro>.l1top&ot; 35, 236 A. 16

't'EACU'OJ(ffAEU'")V 7t0L~CJ(XL) 't'AIXh)t; !v 166

144A.77

~µLot; 233 xpua6pp1Xmt;118

4. Behandelte Stellen 29ff. 116 251 57f. 50 100 210 153 A.8 121 249f., 254 A.22 250 88f. 94ff. 109 58 250 50 59 A.11 94ff. 137 117f. 74, 9Off., 113, 129, 145f., 169, 174183, 187, 193, 197, 2OOf. 219f., 221, 225f., 228 28-52, 40 A.31, 1-21 (s.a.uchProömium) 53ff. 1-10 34-39, 40 A.31, 48 A.44, 51 51 1-5 49-52, 77, 93 6-9 49 A.45, 50 7 42 A.34 10 39-48, 51 11-21 54A.3 18 42 A.33 21 4 7 A. 43, 54-93 22-95 (s. auch Prolog) 22-27 53-56 28--47 77 28-43 49, 64-82,83,93 29-31 74 34 78 44-62 82-88 51-59 84ff.

1-7 B 166-172 14&-244 ~ 1-72 409 Z 77-101 490--493 H 132-160 I 192-198 308-313 346f. K243 0 1-270 53-77 n 431-461 T 216-220 22-11 33 74-187 330--467 339-345 A

r

n

(X

IX

52-55 59 63-79 65 70--73 80--95 80-87 88-95 96-324 96-155 96-106 96-105 96-101 104-112 106-124 111 113-143 115-117 118-125 125-155 127 130 136-143 144-155 148 148a 152 154 156-223 158-168 170--173 200--205 221-223 224-251 238-241 245-251 252-305 254 255-266 260--264 267-292 267-274 267-270 267-269

89f. 87 88-91 88f. 89ft'. 91-93, 94ft'. 92 93, 98ff., 110 A. 27, 150, 162,179 113-203 114--132 116ff. 11~120 118f. 129 120-124 122 A.26 129 123 A.29 116ft'. 127-132 127 127 127f. 129 129 129 131 A.49, 51 131 A.51 132-142 133 A.54 133 A.55 135f. 139 142-148 145f. 146 17, 116, 148-201, 219, 225 152 A.3 184 A.97 153ft'. 157-168 180 150

157f.

263

Register

267 269 269e:i: 271-292 271-278 271

272-274 275--278 275f. 277

278 278ID 279-292/3 279 280-292 281-283 284-286 292ff. 2921D 29~305 293-297 293 294-297 294 295f. 298-305 306-324 325-425 325-364 325--327 328-335 329 334 344

356-359 363 365--424 366 368 370f. 372-380 372f 373 373ex

374-~80 376-380 421-423 425-444 4.25-442

151 A.1 173 151 A. lf. 184 150 150, 151 A. 1, 162, 173 158 158, 180, 193198 196 161f. 162 A.28 150 150, 180 150, 151 A.1, 162, 173 198-201 162 162 170ff. 150 168-183, 171 172f. 151 A. 1, 173 180 151 A.1 151 A.1, 2 180 201-203 204-215 204-211 2.04, 207 206 205 206 208 A.17 210f. 207 211-215 212 212 212 184-187, 192f., 201 185f. 186 A.4 212 A. 24 186, 212 A. 25 186, 225 215 216-219 220f.

ß 45-47 52-54 85-128 93-110 114 138-145 139-145

150, 177-180, 187, 193, 197, 200f., 225, 228 188 196 191 146 A. 90, Hl2 A.18 197 A.27 186f., 192f., 201 185, 212 A. 25, 225

194-197 195-197 212-223 293 y

120-129 198-200 262-312 265-272 267-271 8

52-58 114-116 240-289 333-346 341-346 343 490 538-541 561-569 594-608 C

7ff. 22-27 29-42 43-49 47f. 76-91 375-384 1;

1-3

117 1J

7-13 172-176 224f. 237-239 292-294 & 72-82 75-82

193-198 197 A.27 198-201 215 169, 228 153 A. 7 169

102f. 75 234 A.12 228 128 239 153 A. 7 152

153 A.8, 184 A.97 153 A. 7

145 86 A.66 109 101 56, 90ff. 100 108

108, 111 117f. 118 121 230 A.5 99

99 221

220f. 128 85 101

223 247-254 153 A. 7

Register

264 84-86 266-366 499-520 L 2-11 3 12-38 19f. 37-39 X 49-58 68-75 368-372 496-498 A 100-137 119-137 119f. 328-567 352f. 477-491 µ 37-141 V 134-138 221-227 404-415 ~

40ft'. 83f. 367-371 369 o 57-123 l35f. 172f. 7t 122-128

239 62f. 39, 153 A. 7 244f. 212 108 254 33 86 80 128 86 A.66 109 153 A. 7 151 A.1 220 A.14 211 A.21 87f. 108f. 232 A. 7 120 108 145f.

144f. 77 A.45 145f. 145 101 128 136 A.60 146

448 p 91-95

a 213 T 130-133 138-156 393-466 u 224f. cp 1-4 13-41 350-353 430 X 48-53 331 439 II,117-122 130-140 344-ca>548 6) 3-4 63-92 128-146 h.Cer. 186 h. Ap. 1-28 179-206 h. Merc. 362 h.ven. 1-6 Theb. Fr. l Epig. Fr. 1 Cypr. Fr. l

215 A.29 128 212 146 146 A.90, 192 A.18 153 A. 7 123 A.29 108 153 A. 7 210f. 131 A.49, 51 76 A.44 131 A.51 122 A.26 77 A.46 108 77 A. 46 118 67 A.25 146 A. 90, 192 A.18 206 30f. 31 212 A.24 30

34 34 57