Taufe und Abendmahl im kirchlichen Unterricht der Gegenwart [Reprint 2019 ed.] 9783111558073, 9783111187570

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Taufe und Abendmahl im kirchlichen Unterricht der Gegenwart [Reprint 2019 ed.]
 9783111558073, 9783111187570

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Einleitendes: Die Aufgabe
I. Die geschichtlichen Grundlagen
II. Taufe und Abendmahl in der evangelischen Kirche der Gegenwart
III. Taufe und Abendmahl im Konfirmandenunterricht

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Studien zur praktischen Theologie

Die wollen in zwangloser Folge wissenschaftlich bedeutende Arbeiten aus den verschiedensten Gebieten derselben darbieten, die unser Verständnis der betr. Fragen wirklich zu fördern imstande und doch zugleich für einen weiteren Kreis von unmittelbarem (nicht lediglich historischem) Interesse sind. Die einzelnen Hefte sollen in der Regel nur eine Abhandlung ent­ halten und werden einzeln abgegeben; außerdem sind sie auch im Jahres­ abonnement zu einem erniedrigten Preise erhältlich. Innerhalb der Studien erscheint im fortlaufenden Abonnement, aber auch für sich allein zu dem ermäßigten Abonnementspreis erhältlich, eine „Kirchenkunde des evangelischen Auslandes“, durch deren Untersuchungen unsre Kenntnis der ganzen evangelischen Kirche beträchtlich erweitert und das kirchliche Leben in unsrer eignen hoffentlich kräftig gefördert werden wird. Durchaus sachkundige Bearbeiter sind bereits für die ein­ zelnen Länder gewonnen. Seit Frühjahr 1907 gelangten folgende Hefte zur Ausgabe: Prof. D. Dr. Giemen, Bonn: Zur Reform der praktischen Theologie. (I. Bd. 1. H.) IV, 80 S. M. 1.80; i. Abonn. M. 1.50 Prof. D. Eger, Friedberg i. H.: Die Vorbildung zum Pfarramt der Volkskirche. (I. Bd. 2. H.) IV, 72 8. M. 1.70; i. Abonn. M. 1.40 P. Haupt, Cincinnati, Ohio: Die Eigenart der amerikanischen Predigt. (I. Bd. 3. H.) II, 46 S. M. 1.20; i. Abonn. M. 1.— Prof. D. Dr. Schian, Gießen: Die evangelische Kirchgemeinde. (I. Bd. 4. H.) IV, 114 S. M. 2.70; i. Abonn. M. 2.25 P. Liebster, Leipzig: Kirche und Sozialdemokratie. (II. Bd. l.H.) IV, 128 S. M. 3.20; i. Abonn. M. 2.50 Ober-Kons.-R. Dr. v. Rohden, Berl.: Probleme der Gefangenenseel­ sorge u. Entlassenenf ürsorge. (II. Bd. 2.H.) M. 3.60; i. A. M. 2.90 P.Fritze, Nordhausen: Die Evangelisationsarbeit der belgischen Missionskirche. (II. Bd. 3. H.) II, 60 8. M. 1.60; i. Abonn. M. 1.30 Prof.Lic.Matthes, Darmstadt: Aussichten u.Aufgaben d. e^Landes­ kirchen i. d. Gegenw. (III.Bd.l.H.)IV,96. M. 2.60; i. Abonn. M. 2.25 Prof. D. Dr. Giemen, Bonn: Der Religions- und Moral unterricht in Nordamerika. (III. Bd. 2. H.) VI, 54 S. M. 1.75; i. Abonn. M. 1.40 P. Haupt, Cincinnati, Ohio: Staat und Kirche in Nordamerika. (III. Bd. 3. H) IV, 76 S. M. 2.20; i. Abonn. M. 1.75 P. Lic. Dr. Boehmer, Fürstenfelde: Dorfpfarrer und Dorfpredigt (III. Bd. 4. H.) VIII, 193 S. M. 5.20; i. Abonn. M. 4.50 P. Dr. Schubert, Rom: Unsere Predigt vom auf erstandenen Heiland (IV. Bd. 1. H.) VI, 85 S. M. 2.40; i. Abonn. M. 2.10 P. Lic. Stuckert, Schaffhausen: Kirchenkunde der reformierten Schweiz (IV. Bd. 2. H.) IV, 180 S. M. 5.—; i. Abonn. M. 4.40 P. Gjessing, Stord: Norwegische Kirchenkunde (IV. Bd. 3. H.) IV, 50 8. M. 1.60; i. Abonn. M. 1.35

Weiterhin sind die nachgenannten Arbeiten angemeldet und zunächst zur Veröffentlichung in Aussicht genommen: P. Lic. Dr. Dibelius, Danzig: Das evangelisch-kirchliche Leben Schottlands. Pf. Glebe, Bochum: J. S. Bach und die evangelische Gemeinde. Pf. Dr. Grilli, Livorno: Das evang.-kirchliehe Leben in Italien. Priv.-Doz. Lic. Günther, Marburg: Uber Gesangbuchreform. Pf. Lachenmann, Leonberg: Das ev.-kirchl. Leben Frankreichs. Doz. Rodhe, Lund: Das kirchliche Leben Schwedens. Pf. Schmidt, Isselburg: Das evang.-kirchliehe Leben Hollands. Prof. D. Simons, Berlin: Der Bußtag einst und jetzt. Der Verlag bittet um JBeachtung des hinten beigehefteten Prospekts

Studien zur praktischen Theologie in Verbindung mit

Professor D. Kari Eger

D. Dr. Martin Schian

und

Direktor d. Predigersem. in Friedberg

o. Professor an der Universität Gießen

herausgegeben von

5. Land

D. Dr. Lari Llemen ao. Professor an der Universität Bonn

heft 1

Taufe und Abendmahl im kirchlichen Unterricht -er Gegenwatt von

D. Karl Eger Professor der Theologie und Direktor des Predigerseminars in Friedberg

Gießen 1911 Verlag von Alfred Opelmann (vormals I. Ricker)

Druck von L. G. Röder G>. m. b. £)., Leipzig.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Einleitendes: Vie Aufgabe...............................................................................

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I. Vie geschichtlichen Grundlagen....................................................... 4 A. Taufe und Abendmahl im Urchristentum........................................... 4 1. Die Taufe........................................................................................... 4 2. Vas Abendmahl...................................................................................16 a. Das letzte MahlJesu.....................................................................16 b. Die Abendmahlsfeierder ältesten Christenheit............................. 26 B. Vie Sakramente in der katholischen Kirche........................................... 36 (Hauptlinien der Entwicklung bis zur Reformation) C. Taufe und Abendmahl bei den Reformatoren....................................... 48 1. Luthers Sakramentslehre vor dem Streit mit den Schwärmern . 48 2. Zwinglis Sakramentslehre...................................................................56 3. Luthers Sakramentslehre in ihrer Ausgestaltung........................... 60 4. Vie Sakramentslehre Ralvins........................................................... 73 II. Taufe und Abendmahl in der evangelischen Kirche der Gegenwart.................................................................................................. 79

III. Taufe und Abendmahl im Konfirmandenunterricht..................103 (Unterrichtliche Ausführung).........................................................................107 Einleitung: Kirche und Gnademnittel ......................................................... 107 A. Die Taufe................................................................................................ 108 Anhang: Die Konfirmation.....................................................................113 B. Das Abendmahl.........................................................................................115

Einleitendes: Die Aufgabe.

I

Einleitendes: Die Aufgabe. Zaft an keinem Punkt scheint die Disziplin der praktischen Theo­ logie in der Gegenwart ihren Dienst der Vermittlung zwischen der Ar­ beit der wissenschaftlichen Theologie und der kirchlichen Praxis dring­ licher leisten zu müssen als in der Frage danach, wie Taufe und Abend­ mahl im kirchlichen Unterricht der Gegenwart zu behandeln sind. Was für eine Umbildung - und zwar doch zum großen Teil im Sinn einer Vertiefung und Bereicherung - hat das Verständnis jener beiden Hand­ lungen durch die Arbeit der theologischen Wissenschaft des 19. Jahr­ hunderts, und zwar derjenigen aller Richtungen, erfahren, eine Umbil­ dung, die die Streitfragen des Reformationsjahrhunderts in diesem Punkt zum guten Teil grundsätzlich überwunden hat! Und nun sehe man auf der andern Seite, wie die Unterrichtspraxis, gerade auch die in den Ratechismushandbüchern skizzierte, tastend mit größerem oder geringerem Geschick einzelne Elemente jener im 19. Jahrhundert ge­ wonnenen Betrachtungsweise sich nutzbar macht und an die Aussagen der Reformationskatechismen heranschiebt, ohne großzügige, einheitliche Erfassung der durch die neuen Fragestellungen erwachsenen neuen Auf­ gaben und ihres Verhältnisses zur reformatorischen Überlieferung. Da erscheint es dringend notwendig, die Ergebnisse jener wissenschaftlichen Arbeit in gedrängter Zuspitzung des grundsätzlich wichtigen zusammen­ zufassen und die dermalige Unterrichtspraxis zu nötigen, daß sie sich mit diesen Ergebnissen gewissenhaft auseinandersetzt und zurechtfindet. Natürlich kann es sich entfernt nicht darum handeln, nun ein­ fach einen Überblick über die wissenschaftliche Bearbeitung, die Taufe und Abendmahl in biblisch-theologischer, Kultus- und dogmengeschicht­ licher, sowie systematischer Beziehung seitens der Theologie des 19. Jahr­ hunderts erfahren haben, zu geben. Ein solches Verfahren könnte nur der Rlarheit in der Bewegung zum praktischen Ziel unserer Arbeit Eintrag tun. vielmehr gilt es, in durchaus freier Verwertung des von Eger, Taufe und Abendmahl.

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(Eger, Taufe und Abendmahl.

der wissenschaftlichen Theologie Erarbeiteten die Linien anzudeuten, die für das geschichtliche und grundsätzliche Verständnis der beiden Hand­ lungen in unserer heutigen Lage von maßgebender Bedeutung geworden sind. Insbesondere ist für den von uns zu erstrebenden Einblick in die geschichtlichen Grundlagen des Sakramentsbrauchs und der Sakraments­ lehre der Gegenwart entscheidend nicht das dem Fluß der Entwicklung als solcher nachgehende rein historische Interesse, sondern die Rücksicht auf das, was nach evangelisch-kirchlichen Grundsätzen von je norma­ tive Bedeutung im kirchlichen Unterricht beansprucht hat: das Biblische und das Reformatorische. Was zwischen dem beidem als die katho­ lische Entwicklung des Sakramentsbrauchs und der Sakramentslehre liegt, ist nur insoweit heranzuziehen, als dadurch die Fragestellungen und Probleme der Reformatoren im Unterschied von den neutestamentlichen erst wirklich verständlich werden. Vie nachreformatorische Zeit kommt für uns überhaupt nicht als selbständiges Stück der Entwicklung in Betracht; das in ihr an Taufe und Abendmahl geschichtlich Erlebte und theoretisch Erarbeitete ist gleich in der grundsätzlichen Betrachtung der beiden Handlungen vom Standpunkt des heutigen evangelischen Christen aus mitzuverwerten. Also zuerst eine möglichst Knappe, klare Darstellung dessen, was wir als heutiges wissenschaftliches Verständnis des Brauchs und der Lehre von Taufe und Abendmahl im Neuen Testament ansehen dürfen, und zwar so, daß im Streit der Ansichten tatsächlich, nicht in ausdrück­ licher Auseinandersetzung mit den einzelnen Autoren, Stellung genommen wird. Dann eine kurze Skizze der Hauptlinien in der Entwicklung, die zum römisch-katholischen Sakramentsbrauch und Sakramentsbegriff, wie er sich am Ausgang des Mittelalters darstellt, geführt hat. Danach ein versuch, das, was die letzten Jahrzehnte am inneren Verständnis der Reformation, besonders der Luthers, speziell nach feiten der Taufe und des Abendmahls erarbeitet haben, um ein paar große, klare Ge­ sichtspunkte zu gruppieren. Doch wird bei der hohen konfessionellen Bedeutung der Sakraments-, insbesondere der Kbendmahlslehre die Darstellung gerade hier nicht zu knapp sein dürfen. Aber auch hier ist es auf eigentliche Untersuchung der Einzelfragen nicht angelegt. Darauf folgt dann die Darstellung dessen, was Taufe und Abendmahl in der evangelischen Rirche der Gegenwart bedeuten und bedeuten sollen. Und das Ganze ist abzuschließen mit Erwägungen pädagogischer Natur über Verwertung des gewonnenen geschichtlich-grundsätzlichen Tatbestandes im religiösen Jugendunterricht. Der eigentümliche Zweck dieses Unter­ richts, der die Rinder nicht in eine verkürzte und verwässerte Lehre von den Sakramenten einführen, sondern ihnen für ein rechtes prak­ tisches Verständnis und für einen fruchtbaren Gebrauch der Sakramente

Einleitender: Die Aufgabe.

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Rügen und Herzen öffnen soll, mutz dabei viel energischer zur Geltung gebracht werden, als es in den üblichen Handbüchern meistens geschieht. Ich glaubte mich der Rufgabe nicht entziehen zu dürfen, nicht nur Er­ wägungen über die angemessene Gestaltung des Sakramentsunterrichts, sondern auch eine Skizze einer mir als fach- und kindesgemäß erscheinenben Unterweisung selbst zu bieten: das, worauf es pädagogisch an­ kommt, lätzt sich an einer solchen Skizze knapper und klarer zeigen als durch theoretische (Erörterungen. Natürlich will die Skizze nicht autoritative Lehrnorm, sondern lediglich das eigne Suchen und Gestalten anregendes praktisches Beispiel sein.

(Eger, Taufe und Abendmahl.

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I. Die geschichtlichen Grundlagen. a.

Taufe und Abendmahl im Urchristentum. 1. Die Taufe.

1. Der Ursprung. - Wer von der reformatorischen Definition der „Sakramente" als von Christus selbst eingesetzter heiliger Handlungen, denen eine besondere Verheißung beigefügt {et,1 herkommt, mutz über­ rascht sein, im ganzen Neuen Testament, abgesehen vom unechten Schluß des Markus-Evangeliums, nur eine einzige Stelle zu finden, in der die Taufe ausdrücklich auf einen Befehl Jesu zurückgeführt wird, den soge­ nannten Taufbefehl Matth. 28,19. Sonst wird diese Einsetzung der Taufe durch Christus nirgends erwähnt, während die Sitte der Taufe als des Akts der Aufnahme in die Christengemeinde als etwas Allgemeines und Selbstverständliches berichtet wird. Nun steht der Annahme der Ursprüng­ lichkeit des Taufbefehls Matth. 28, 19 als gewichtigstes Bedenken die Tatsache im Weg, daß die Taufen im Weiten Testament durchgängig nur als auf den Namen Jesu vollzogen berichtet werden (Apg. 2, 38; Röm. 6, 3; Apg. 8, 16; 19, 5). Die triadische Formel finden wir beim

Taufakt, abgesehen von Matth. 28, 19, klar und bestimmt erst in der Didache vorgeschrieben. (Es geht nicht an, der Schwierigkeit dadurch aus dem Weg gehen zu wollen, datz man sich auf die Freiheit beruft, mit der die ältesten Christen den Einzelheiten, kultischer Formen gegen­ übergestanden hätten. War Matth. 28, 19 in der vorliegenden Form allgemein bekannter Taufbefehl Jesu, dann war die Pietät gegen die ausdrückliche Vorschrift Jesu ganz sicher stärker als die kultische Bewe­ gungsfreiheit. Auch der versuch, die Taufen „auf Christus" „auf den Namen Jesu" u. ä., von denen die neutestamentlichen Berichte reden, nichts über die gebrauchte Taufformel aussagen, sondern nur das Wesentliche und Bedeutsame der christlichen Taufe wiedergeben zu lassen, so datz also trotz jenes Ausdrucks sehr wohl in neutestamentlicher Zeit

*) vgl. z. B. Apol. 13, 3: Ritus, qui habent mandatum Dei, et quibus addita est promissio gratiae.

I. Die geschichtlichen Grundlagen.

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mit der triadischen Formel habe getauft worden sein können, macht zu sehr den Eindruck einer Verlegenheitsauskunft, um überzeugend zu wirken, vielmehr sprechen äußere und innere Gründe nachdrücklichst dafür, daß ursprünglich nur auf den Namen Jesu getauft und diese Taufformel dann zur triadischen erweitert wurde. Diese Erweiterung braucht nicht erst durch den Übergang zur Mission unter den Heiden­ christen verursacht worden zu sein/ sondern kann sich sehr wohl aus der innern Gedankenbewegung des neutestamentlichen Lhristentums selbst entwickelt haben. Doch ist die Frage im einzelnen nicht zu ent­ scheiden. — Die Bedenken gegen die Ursprünglichkeit des Taufbefehls Matth. 28, 19 werden noch dadurch verstärkt, daß Paulus in seiner Berufstätigkeit viel weniger Gewicht auf das Taufen legt als auf die Verkündigung des Evangeliums. Die Morte: Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen (1 Kor. 1,17)

wären unmöglich, wenn Paulus einen solennen Taufbefehl Jesu ge­ kannt hätte. Jedenfalls muß auch die allervorsichtigste Beurteilung des Tat­ bestands der neutestamentlichen (Quellen zu dem Resultat kommen, daß einerseits der Taufbefehl Matth. 28, 19 nicht als gesicherte Grund­ lage der neutestamentlichen allgemeinen Taufpraxis erscheint/ daß ander­ seits auf die Einsetzung der Taufe durch (den erhöhten) Christus ab­

gesehen von jener einen Stelle und dem unechten Markus-Schluß (Mark. 16, 16) seitens der neutestamentlichen Schriftsteller nirgends eingegangen wird. Dabei lassen die neutestamentlichen Berichte, obgleich sie die Taufe nur gelegentlich erwähnen, nicht den geringsten Zweifel darüber, daß ihre Verfasser die Taufe als den durchgängig geübten Ritus der Auf­ nahme in die Gemeinde der Lhristgläubigen angesehen haben. Rn keinem Punkt lassen sie den Gedanken vermuten, man könne auch Christ werden, ohne sich taufen zu lassen. So ist das erste, was Paulus zu tun hat, nachdem Jesus ihn bei Damaskus überwältigt hat, daß er sich taufen läßt (Apg. 9, 19; 22, 16); überhaupt verbindet die Apostelgeschichte Gläubigwerden und Sichtaufenlassen überall unmittelbar miteinander (2,38; 8,12; 10,47f. u. a.). Auch die Beweisführung des *) Matth. 28, 19 trügt offenbar den Charakter eines allgemeinen Reiben« Missionsbefehls, nicht primär den eines Taufbefehls; die Taufe kommt nur als ein Mittel des pa6r]T€u€iv in Betracht. 2) Ich gehe absichtlich auf alle Gründe gegen die Ursprünglichkeit von Matth. 28,19, die aus der Rücksicht auf die angebliche Unmöglichkeit eines solchen Befehls aus dem Mund des Erhöhten, sowie auf die Unmöglichkeit eines allgemeinen Heidenmissionsbefehls angesichts der spätern Kampfe um das Recht der Heidenmission entnommen sind, nicht ein. Das Ergebnis aus der Taufpraxis des Neuen Test, ist meines Erachtens für sich allein völlig entscheidend.

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Eger, Taufe und Abendmahl.

Paulus 1 Kot. 1, 14 ff. wäre sinnlos, wenn nicht die Taufe ganz lücken­ los geübter Brauch gewesen wäre, und ausdrücklich sagt Paulus, daß sie als Christen alle getauft find, 1 Kor. 12, 13; Gal. 3, 27. Auch Joh. 3, 5 macht in aller Selbstverständlichkeit das Eingehen in das Reich Gottes vom Wiedergeborenwerden aus Wasser und Geist abhängig, wie erklärt sich, wenn die Begründung mit Matth. 28, 19 nicht tragfähig ist, diese offenbar äußerst frühe und ganz allgemeine Ver­ breitung der Taufe auf den Namen Jesu in der Christenheit? (Eine Halbwegs sichere Antwort ist nicht zu geben; es können nur mehr oder minder wahrscheinliche Vermutungen ausgestellt werden. Lei der Bedeutung, die die Synoptiker der Johannistaufe beilegen, und insbesondre auch der Taufe Jesu durch Johannes (Matth. 3, Mark. 1, Luk. 3), und bei der engen Beziehung, die nach der Apg. (besonders 2,38) der Inhalt der christlichen Taufe mit dem der Johannistaufe hat (die christliche Taufe ist auch Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden; dazu tritt nur noch das Bekenntnis zum Messias Jesus), wird wohl am besten in der Richtung zu vermuten sein, daß in irgendeiner Weise ein Anschluß an die durch Jesu eigne Taufe durch Johannes so hoch ausgezeichnete Johannistaufe zur Buße und Reinigung in Erwartung des nahen messianischen Reichs mit seiner Sündenvergebung vorliegt, nur daß jetzt auf den Messias Jesus getauft wird? Wieweit die Jünger damit einen vielleicht schon zu Jesu Lebzeiten von ihnen geüb­ ten Brauch Wiederaufnahmen (Joh. 3, 22; 4, 1. 2), ist beim Schwei­ gen der Synoptiker über diesen doch gewiß nicht nebensächlichen Punkt ebenso dunkel wie die Frage danach, ob nicht doch vielleicht die rest­ lose Allgemeinheit des Taufbrauchs dessen Begründung in irgend einem in seinen Einzelheiten nicht mehr näher zu bestimmenden Erlebnis mit dem auferstandnen Jesus wahrscheinlich macht. Man könnte auf die Parallele zwischen Taufe und Abendmahl Hinweisen, die Paulus 1 Kot. 10, 2. 3 bringt: wenn der Ursprung der einen Handlung zweifellos auf Jesus zurückgeht, ist dasselbe doch bezüglich der anderen auch nicht un­ wahrscheinlich. Aber wir müsien uns hüten, Analogieschlüssen, die sich aus der uns geläufigen reformatorischen Definition der Sakramente *) Die $rage nach der Herkunft der Johannistaufe selbst führt uns wieder auf den Boden von Hypothesen, die auch nicht zu annähernder Gewißheit ge­ bracht werden können. Dagegen spricht meines Erachtens der neutestamentliche Tatbestand, nach dem Juden- und Heidenchristen unterschiedslos getauft wurden, sehr deutlich gegen die versuche, den Ursprung der christlichen Taufe mit dem jüdischen Proselyten-Tauchbad zusammenzubringen. Auf die Weiteroerbreitung des Taufritus mag die Analogie der Proselytentaufe stark eingewirkt haben; seine Wurzel kann er aus dem angegebnen Grund nicht darin haben. Man beachte übrigens auch die Anerkennung der Johannistaufe als einer gültigen Taufe, die nicht zu wiederholen ist, Apg. 19, 6.

I. Die geschichtlichen Grundlagen.

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ergeben (vgl. oben S. 4), zuviel Beweiskraft zuzumuten. Jedenfalls war der Taufbrauch im Bewußtsein der ältesten Christenheit nicht getragen van der formalen Autorität eines Einzelworts Jesu, sondern von dem sachlichen Bedürfnis eines feierlichen Aufnahmeakts in die Messiasgemeinde, der für den Aufzunehmenden einerseits die Lossagung von seinem früheren Sündenleben und das Bekenntnis zu Jesus, dem Messias, anderseits den Empfang der Sündenvergebung und die Zueignung zu Jesus darstellte. Beides, sowohl das Bekenntnis als die Gabe der Taufe, lag so sehr in dem „Hinzugetanwerden" zur Gemeinde selbst, daß man über das Recht zur Vornahme einer solchen Handlung, zumal angesichts der Stellung Jesu zur Johannistaufe, auch ohne aus­ drückliche Anordnung des Aktes durch Jesus nicht zweifelhaft sein konnte. Sst so - um uns ganz vorsichtig auszudrücken — zum allermin­ desten das Beherrschende beim ursprünglichen christlichen Taufbrauch das lebendige Bedürfnis der Gemeinde nach angemessener Solennificrung des Aufnahmeakts in die Gemeinde als solchen, so entfällt für das inhaltliche Verständnis des Taufbrauchs in der Folgezeit die Komplikation, die, wie wir weiter unten sehen werden, für das Verständnis des Abendmahls schon früh dadurch eintritt, daß hier die Beziehung auf einen ganz bestimmten Vorgang des geschichtlichen Lebens Jesu mit dem Gegenwartsbedürfnis des frommen Bewußtseins in der Gemeinde zusam­ mentraf und in Spannung trat. 2. Der Sinn der altchristlichen Taufe. — Getauft wird durch Untertauchen in lvasser (fließendes Wasser war wohl das Normale, wird aber nicht immer zur Verfügung gestanden haben; schon vidache 7 gestattet sogar bloße Benetzung mit Wasser) und durch Nennung des Namens Jesu über dem Täufling. Vas letztere ist sprachlich gesichert an den Stellen, wo von einer Taufe £v oder eni tui ö votiern ’lqcoü die Rede ist, während das Taufen eic tö övojuct ’ Iqcou öie Zueignung

des Getauften an die Person Jesu bzw. ein Ergriffenwerden durch diese Person, als Erfolg der Taufe zum Ausdruck bringt. Es ist nun die Frage, was als die Wirkung dieses doppelseitigen Ritus angesehen worden ist. Bis gegen Ende der achtziger Jahre hat die protestantische Theo­ logie des 19. Jahrhunderts, abgesehen von einem Kreis konfessioneller Lutheraner, die Aussagen des Neuen Testaments über die Wirkungen der Taufe dahin verstehen zu müssen geglaubt, daß es sich nach der Ansicht der neutestamentlichen Schriftsteller beim Ritus der Waschung wie bei dem der Namennennung wesentlich um symbolische Hand­ lungen handle, die in dem Getauften sich vollziehende innere Vorgänge zur anschaulichen Darstellung bringen und damit wieder auf die Er­ weckung bzw. Befestigung dieser Vorgänge anregend wirken sollten. Demgegenüber ist man in neuster Zeit, unter dem Eindruck von Be-

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(Eger, Taufe und Abendmahl.

obachtungen auf dem Gebiet der allgemeinen Religionsgeschichte zur Zeit des werdens des Urchristentums, zur energischen Verfechtung der gegen­ teiligen Ansicht übergegangen, daß nach der Meinung auch schon der ältesten Christenheit die Taufe als ein „Sakrament" im Getauften objektiv etwas wirkt, und zwar unmittelbar durch den Vollzug der Handlung selbst, ex opere operato. Besonders heitmüller* hat mit

umfassender Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn auf Grund eines reichen Materials religionsgeschichtlicher parallelen nachzuweisen versucht, daß auch bei der Taufe der Gebrauch des heiligen Jesusnamens die Kräfte der durch diesen Namen repräsentierten Person demjenigen ob­ jektiv zuführt, über dem der Name feierlich genannt wird, während anderseits die Waschung als objektive Reinigung der Seele von Sünden­ schmutz und Dämonengewalt angesehen wurde. Ich halte es für einen außerordentlichen wert dieser neueren Untersuchungen, daß sie uns von einer „bleichsüchtigen" Symbolik modernen Stils in bezug auf die urchristliche Auffassung von der Taufe, wie es scheint, allgemein und endgültig auch für die, die den weiter­ gehenden Resultaten der Religionsgeschichtler mit Entschiedenheit wider­ sprechen, befreit und uns das Auge für den kräftigen Realismus der urchristlichen Auffassung geöffnet haben. Aber auf der andern Seite erscheint es als ein schwerer Fehler der „religionsgeschichtlichen" Er­ klärungsversuche, daß sie die Neigung zeigen, den Ritus der Taufe mit ähnlichen Riten zu konfrontieren, ohne die verschiedenartigen Be­ dingungen, unter denen der Ritus auf christlichem und auf außerchrist­ lichem Gebiet stand, genügend auseinanderzuhalten. Ohne das, was die außerchristliche Religionsgeschichte an Material bietet, irgendwie zu ignorieren, wird man doch methodisch ant richtigsten dann verfahren, wenn man die Berichte des Neuen Testaments über die Taufe und ihre Wirkungen zunächst einmal auf das prüft, was sie selber über die Auffassung ihrer Verfasser von den Wirkungen der Taufe sagen. Nur da, wo hierbei Lücken oder Unklarheiten zurückbleiben sollten, hat man das Recht, auf jene außerchristlichen parallelen zur Ergänzung oder Erläuterung zurückzugreifen. Bei weitem am ausführlichsten und durchdachtesten äußert sich über die Wirkungen der Taufe Paulus. Seine Taufanschauung ist um so mehr in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rücken, als seine Briefe die ältesten Urkunden des Neuen Testaments sind. Die klassische Stelle über die Bedeutung und Wirkung der Taufe ist Röm. 6, 3-11. Sie dient dazu, die v. 2 gegebene Verneinung der Frage v. 1 zu be­ gründen: „Sollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade mäch*) 3m Namen Jesu bes. S. 318 ff.; Taufe und Abendmahl bei Paulus S. 14ff.

I. Die geschichtlichen Grundlagen.

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tiger werde?" — „Wie sollen wir noch in der Sünde leben, die wir ihr abgestorben sind?" „Gder wißt ihr nicht, daß alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, in seinen Tod getauft sind? So sind wir nun mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in einem neuen Leben wandeln (ncplnarycwpcv). Venn so

wir mit ihm verwachsen sind hinsichtlich der Ähnlichkeit seines Todes, so werden wir es auch hinsichtlich der Auferstehung sein, dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde (ctlipa Tqc äpapTiac) abgetan werde, auf daß wir hinfort der

Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist gerecht gesprochen, von der Sünde los. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, dieweil wir wissen, daß Christus, von Toten erweckt, hinfort nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.... Also auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr für die Sünde tot seid, lebt aber für Gott in Christus Jesus." Auf den ersten Blick fällt auf das starke Mitschwingen subjek­ tiver religiöser und ethischer Gesichtspunkte in der ganzen Darlegung. Gewiß ist die Taufe die Tat Gottes, durch die er uns in die engste Verbindung mit dem Tod (Heilstod) Christi gesetzt hat: wir sind mit Christus durch die Taufe in den Tod begraben, unser alter Mensch ist mit gekreuzigt, damit der Leib der Sünde abgetan werde. Aber alle diese Widerfahrnisse werden doch geschildert als durchaus persönlichreligiöses Erlebnis; sie sind verursacht nicht etwa durch den äußeren Ritus des Untertauchens im Wasser als solchen, auf den ja wohl durch das „Begraben" angespielt ist, auch nicht durch den Ritus des Namen­ nennens, der nur in dem „auf Christus Jesus getauft sein" angedeutet wird: es handelt sich bei allein um die Tat Gottes, die der Getaufte als Gesamtwirkung der Taufe innerlich an sich erfahren hat. Und dies Erlebnis, daß er die Macht der Sünde in sich gebrochen fühlt, ist die Grundlage des „Glaubens" — also auch wieder etwas ganz per­ sönliches —, daß wir auch mit Christus leben werden, und zugleich der Loden für energische ethische Verpflichtungen und Entschlüsse: wir sollen in einem neuen Leben wandeln (Trepinccreiv ist der stehende Ausdruck für den sittlichen Wandel), sollen nicht mehr der Sünde dienen, sollen uns für solche halten, die der Sünde abgestorben sind, und für Gott in Christus leben. Also: Paulus erlebt etwas von Gott in seiner Taufe, und weil er's von Gott erlebt, sind es ihm nicht Stimmungen und Empfindungen, sondern Wirklichkeiten, die ihm widerfahren, die aber so wenig von seiner persönlichen sittlichen Selbsttätigkeit absehen, daß sie vielmehr die Rrastquelle und der wirksamste Antrieb zu dieser Selbsttätigkeit sind.

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Eger, Taufe und Abendmahl.

(Es ist die Wirklichkeit der Religion, in die uns Paulus hineinführt, und in der das, was wir seinen „Sakraments"begriff nennen können, wurzelt: aber es ist die Wirklichkeit einer durchaus sittlich-persönlichen Religion in Berührung des persönlichen Lebenszentrums des Gläubigen mit der Kraft und dem Leben des persönlichen Gottes. 3um gleichen Ergebnis führen die übrigen Stellen der paulinischen Briefe, die von der Taufe reden. Kol. 2,11. 12 redet (unter Hinzu­ nahme einer „nicht mit Händen vollzognen" Beschneidung durch Christus) auch davon, daß wir mit Christus in der Taufe begraben und mit ihm auferweckt werden. Aber dies geschieht durch den Glauben an die Wirkungskraft Gottes, der ihn von Toten auferweckt hat. Vas Mo­ ment der bewußten subjektiv-persönlichen Hingabe an Christus kommt also genau so stark zum Ausdruck wie Röm. 6. — Wenn Gal. 3,27 besagt, daß, wer auf Christus getauft ist, Christus angezogen hat, so ist jedem magisch-operativen Verständnis der Wendung der Boden ent­ zogen durch v. 26, der die Gotteskindschaft dem Glauben an Christus Jesus zuspricht. — 1 Kor. 6,11: „Ihr seid abgewaschen, ihr seid ge­ heiligt, ihr seid gerechtfertigt in dem Hamen des Herrn Jesus Christus und in dem Geist unsres Gottes" scheint ja die ethischen Wirkungen der Sündenabwaschung und Heiligung wie die religiöse Wirkung der Rechtfertigung vor Gott, vielleicht sogar auch den Empfang des Geistes selbst, zum mindesten mit vom (jedenfalls in der Taufe erfolgenden) Aussprechen des Hamens Jesu über den Betreffenden abhängig zu machen. Aber der Satz steht mitten in einer Ermahnung zu züchtigem Wandel zum Preise Gottes, die mit dem größten Hachdruck an die sitt­ liche Einsicht und Energie der Leser appelliert. Vas spricht nicht für die Annahme einer dinglichen Wirkung des Taufempfangs unter hintanschiebung des persönlichen Faktors. Heben der engen mystischen (aber nicht sachlich, sondern persönlich­ mystischen) Verbindung mit Christus, bzw. mit seinem Sterben und Auferstehen, wirkt nach Paulus die Taufe Abwaschung der vergangenen Sünden, Heiligung und Rechtfertigung (1 Kot. 6,11; vgl. auch Eph. 5,26: gereinigt durchs Wasserbad im Wort; das Wort ist jedenfalls das Aus­ sprechen des Hamens Jesu, das Subjekt der Reinigung ist das Haupt der Gemeinde, Christus, selbst), Verleihung des Geistes und damit Ein­ fügung in den geistlichen Leib Christi (1 Kor. 12,13), Wiedergeburt und Erneuerung durch den heiligen Geist (Tit. 3,5; auch hier beweist der Zusammenhang, daß es sich nicht um einen physisch-hyperphysischen Vor­ gang, sondern um ein Geschehnis im bewußt persönlichen Leben handelt)

— kurz alles, was Paulus an andern Stellen der predigt des Wortes und dem diese predigt annehmenden Glauben zuschreibt. vaß Paulus das christliche Leben von seinen Anfängen bis zu seiner Vollendung

I. Die geschichtlichen Grundlagen.

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beschreiben kann, ohne die Taufe mit ihren „sakramentalen" Einflüssen auch nur zu erwähnen, beweist unwiderleglich, daß er auf die Taufe

und ihre Bedeutung für den Christen nur unter denselben beherrschenden Gesichtspunkten sittlich-persönlicher Frömmigkeit reflektiert, wie diese sonst für seine Heilsauffassung charakteristisch sind. Daß der Persönlich­ keitsbegriff des Paulus weniger abstrakt ist als der, an den wir uns nach der Gesamtlage unsrer Zeitkultur gewöhnt haben, kann nicht ge­ nügen, um den der Stimmung des Menschen der Gegenwart nicht ganz entsprechenden Ausdrücken seiner Frömmigkeit den Stempel des (wenn auch nur peripherisch gedachten) hinübergleitens in „heidnisches" auf­

zudrücken. (Es fragt sich, ob in unseren Abstraktionen nicht eine — zeitgeschichtlich verständliche — Verengerung und Verblassung eines lebensvolleren persönlichkeitsbcgriffs vorliegt, in dem das unmittelbare Gemütserlebnis tapferer als wirkliche Tat Gottes bejaht wird, als wir bei unsrer Reflexion auf psychologische Vermittlung es oftmals wagen. 3n Summa: die Taufe als der unter Gottes Gnadenwirkung sich voll­ ziehende solenne Anfang des Lebens in der christlichen Gemeinde, die in religiöser Unmittelbarkeit als die Heilsgemeinde Christi empfunden wird, bietet kräftig und wahrhaftig all die Gnadengüter, die in der Christenheit von Gott verliehen werden — ohne daß durch diese gött­ liche Verleihung das sittliche Streben der Christen und die Notwendig­ keit weiterer Gnadeneinflüsse Gottes aufgehoben würde. Der Christ kann die in der Taufe erfahrene Gnade Gottes wieder verlieren (1 Kor. 10, 1 —6): der beste Beweis dafür, daß Paulus an nichts

weniger als an einen ruhenden dinglichen Besitz denkt. Während Paulus - dem Gesamtcharakter seiner Frömmigkeit ent­ sprechend — lediglich über das seine Aussagen macht, was der Christ in seiner Taufe an Gaben Gottes empfangen zu haben sich bewußt ist, und das Moment des Bekenntnisses zu Christus und der Lossagung von der Sünde, das auch in der Taufhandlung liegt, demgegenüber völlig zurücktreten läßt, bringt die Apostelgeschichte diese Seite des christlichen Tauferlebnisses sehr stark zum Ausdruck. Petrus ermahnt in der Pfingstpredigt die Hörer (2, 38), Buße zu tun und sich taufen zu laffen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werden sie empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Noch deutlicher tritt das Bekenntnis zu Jesus und das von der Sünde Losseinwollen heraus Apg. 22, 16: Laß dich taufen und abwaschen deine Sünden, indem du seinen Namen anrusst. Erscheint es nach 2, 38 als das Normale, daß der Getaufte die Gabe des heiligen Geistes empfängt, so ist das doch keineswegs immer die Wirkung der Taufe, wie es bei Paulus offenbar der Fall ist. Die Leute in Samaria bekommen den Geist erst nach ihrer Taufe infolge der Handauflegung durch die Apostel

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(Eger, Taufe und Abendmahl.

(flpg. 8, 13-17; vgl. auch die Johannisjünger, deren Taufe Paulus anerkennt, denen er aber durch Handauflegung die Gabe des Geistes vermittelt, 19, 6); anderseits geht unter Umständen auch die Geistes­ mitteilung dem Empfang der Taufe voraus (flpg. 9, 17 f. Bekehrung des Paulus; 10, 44-48 Cornelius). Vieser Unterschied zwischen der flpg. und den paulinischen Aussagen hängt damit zusammen, daß die flpg. die Geistbegabung im Unterschied von den paulinischen Briefen wesentlich enthusiastisch faßt: und diese enthusiastischen Geisteswirkungen werden oft genug nicht unmittelbar mit dem Empfang der Taufe verbunden gewesen sein. So , wird auch vom Kämmerer aus dem Mohren­ land nur berichtet, daß er auf Grund seines Glaubens getauft worden sei (8, 36. 38); das gleiche hören wir von der Lydia (16, 15) und vom Kerkermeister in Philippi (16, 33). Im ganzen haben wir in

der flpg. keinerlei Reflexionen über besondere Wirkungen der Taufe: die Taufe ist schlicht das Hinzugetanwerden derer, die durch den Glauben an den Jesusmessias selig werden, zur Gemeinde der Gläubigen (2, 47b). In der Linie des Bekenntnismäßigen liegt auch die Auffassung der Taufe 1 Petr. 3, 21, wonach die Taufe nicht abtut den Schmutz am Fleisch, sondern ein gutes Gewissen von Gott erbittet durch die Auf­ erstehung Jesu Christi. Ebenso macht nach hebr. 10, 22 die Taufe los von bösem Gewissen. Es ist ganz klar: die neutestamentlichen Schriftsteller schildern als Wirkung der Taufe, was sie selbst unter dem Eindruck der Handlung an sich erfahren oder an anderen Getauften beobachtet haben, und diese Erfahrungen sind tief eingetaucht in die persönlich-religiösen und ethischen Gedanken und Stimmungen des Evangeliums von Jesus. Mögen also immerhin um die Christengemeinden her heilige Waschungen magisch­ mysteriösen Charakters im Schwang gewesen und auf die Stimmung, in der mancher Täufling zur Taufe kam, nicht ohne Einfluß geblieben sein: was wir als Auffassung der neutestamentlichen Schriftsteller von der Taufe fest st eilen können, hält zwar die Wirkung der Tat Gottes in der Taufe außerordentlich hoch, betrachtet also die Taufe keineswegs als bloßes Symbol, das psychologisch vielleicht ganz wertvoll ist, aber doch ohne sonderlichen Schaden entbehrt werden kann — aber was hochgeschätzt wird, ist eine in der Handlung erfahrene Wirkung Gottes auf den, der sich gläubig taufen läßt, nicht irgendeine Wirkung der Handlung als solcher etwa auf die „Natur" des Täuflings im Unter­ schied oder auch nur in relativer Unabhängigkeit von seinem Personenund willensleben?

*) 3um Beweis des Gegenteils beruft man sich auf 1 Kor. 15, 29, wo Paulus den in Korinth vorkommenden Brauch, sich für die Toten taufen zu

L Die geschichtlichen Grundlagen.

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Und doch mutz zugegeben werden, daß die Taufe etwas wie ein veräußerlichendes Moment in den urchristlichen Gedankenkreis hinein­ bringt. Vas kommt aber nicht so sehr durch ihre Riten als solche und die diesen unmittelbar zugeschriebenen Wirkungen, als vielmehr dadurch, daß durch die Taufe der Kreis der „Lhristgläubigen" als der Aus­ erlesenen Gottes sich durch ein äußeres Gotteszeichen von der übrigen Menschheit trennt. Wohl wird bemerkenswerterweise noch nicht be­ hauptet, ohne Taufe könne man nicht selig werden (Mark. 16, 16 schreibt das verdammtwerden nur dem Nichtglauben zu); das kommt erst bei hermas vor. Aber Marc. 16, 16 schreibt doch der Taufe einen positiven wert für die Seligkeit zu — zum Glauben muß das Sichtaufenlassen kommen - und liest so durch ein äußeres Zeichen einen Kreis von Menschen aus, die auf die Seligkeit Hoffnung und Anspruch haben. So notwendig die Konstituierung der „äußerlichen Christen­ heit", deren Kennzeichen die Taufe war, geschichtlich angesehen gewesen ist, so entschieden muß auf der andern Seite zugegeben werden, daß jede solche äußere Konsolidierung einer geistlichen Gemeinschaft eine große Gefahr für das in dieser Gemeinschaft gepflegte religiöse Innen­ leben mit sich bringt — das gilt ganz besonders von den heiligen Bräuchen der Gemeinschaft. Vie Kirche der Getauften ist diesen Ge­ fahren nicht entgangen. Die Kindertaufe finden wir im Neuen Testament nicht bezeugt. Die Stellen, nach welchen ganze Häuser getauft werden, reden mit keinem Wort davon, daß sich unter den Hausgenossen auch Kinder befunden hätten, und ganz beweiskräftig gegen eine etwa schon in neuteslamentlicher Zeit geübte Kindertaufe ist I Kor. 7, 14, wonach Paulus die Kinder der Christen als durch ihre Geburt von christlichen Eltern be­ reits geheiligte bezeichnet, überhaupt muß mit dem größten Nachdruck betont werden, daß alle Aussagen des Neuen Testaments über die Taufe und ihre Wirkungen nur verständlich sind und nur Geltung haben für Erfahrungen, die damals immer und immer wieder bei der Taufe Er­ lassen (also stelloertretenderweise), als Beweis für den Auferstehungsglauben heranzieht. Ls mutz meines Erachtens zugestanden werden, daß Paulus mit dem Brauch nicht hätte argumentieren können, wie es geschieht, wenn er ihn für verwerflich gehalten hätte. Aber man braucht nur an die Formeln zu denken, die heute auf evangelischem Boden vielfach bei der sogenannten „Ein­ segnung" der Toten im Schwang gehen und die mit evangelischen Grundgedanken oft bis zur Sinnlosigkeit in Widerspruch stehen, um einzusehen, daß in den Be­ ziehungen zu geliebten Toten die Gemütsbedürfnisse ost stärker sind als das Bedürfnis nach gedankenmäßiger Klarheit. Deshalb dürften von der Stelle 1 Kor. 15,29 meines Erachtens weiterreichende theologische Schlüsse nur dann gezogen werden, wenn andere Stellen ähnliche Gedanken darböten. Das ist aber nicht der Zall.

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wachsener gemacht worden sind, daß es also gar nichts Gefährlicheres und methodisch verfehlteres geben Kann als eine Übertra­ gung der neutestamentlichen Aussagen über Erwachsenentaufe auf die unter ganz anderen Bedingungen sich vollziehende Rindertaufe. Über den Vollzug der Taushandlung lernen wir aus den neu­ testamentlichen Schriften so gut wie nichts, flpg. 2, 38 läßt ein Sünden­ bekenntnis vermuten, wie Mark. 1 und parallelen es für die Johannis­ taufe berichten. Dazu trat ein Bekenntnis zu Jesus, entweder in An­ rufung des Namens Jesu durch den Täufling (flpg. 22, 16), oder aber dadurch, daß der Jesusname dem Täufling aufgelegt wurde. Gb die Hand­ auflegung sich in der Regel gleich an die Taufe anschloß, wissen wir nicht. 3. Vie Taufe im zweiten Jahrhundert. - Über das Ritual der Taufe in nachapostolischer Zeit sind wir dadurch einigermaßen unter­ richtet, daß vidache 7 uns einige Anweisungen darüber aufgehoben hat. Danach erfolgt die Taufe nach Einprägung der christlichen Lebensregeln der „beiden Wege" (Vid. 1—6), und zwar kann sie, wie es scheint, jeder Christ vollziehen, da über die Person des Täufers nichts ausge­ sagt ist und die Forderung, daß auch der Täufer sich durch Fasten mit auf die Taufe vorbereiten soll, am leichtesten verständlich ist, wenn eine und dieselbe Person nicht allzuoft in die Lage kommt, die Taufe zu vollziehen. Getauft wird mit der triadischen Formel, also in Überein­ stimmung mit Matth. 28, 19, in fließendem, wenn dieses fehlt, in an­ derem Wasser, wenn Wasser schwer zu erlangen ist, genügt dreimaliges Begießen des Hauptes unter Gebrauch der triadischen Formel. Der Täufling muß vor der Taufe 1-2 Tage fasten — jedenfalls, wie bei Justin, um sich dabei innerlich von seinen früheren Sünden zu lösen. Der Täufer und einige von den Brüdern fasten mit. Über Sinn und Bedeutung der Taufe fehlen Angaben. Jedenfalls zeigt alles noch die Züge größter Einfachheit. Lei Justin (Apol. maj. cap. 61) werden nach geschehener Unter­ weisung diejenigen, die das Gelehrte für wahr halten und versprechen, danach zu leben, angewiesen, unter Fasten Gott um Vergebung der früher begangenen Sünden zu bitten; die Gemeinde betet und fastet mit ihnen. Dann werden sie zu einem Platz geführt, „wo Wasser ist", und werden dort „wiedergeboren", indem sie im Namen des Vaters des Alls und Gottes des Herrn, unseres Heilandes Jesus Ehristus und des heiligen Geistes getauft werden. Die Taufe heißt „Erleuchtung" (tpumcpoc, ein Ausdruck aus der Mysteriensprache), „da die, die dieses gelernt haben, erleuchtet sind in bezug auf das Gewissen", wir sehen auch hier den Taufritus und die Auffassung des Vorganges denkbar ein­ fach. Zwar wird die Taufe hoch gewertet als „Wiedergeburt", aber von

I. Die geschichtlichen Grundlagen.

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irgendwelcher magisch-mystischen Wirkung ist nicht die Rede: sie gibt Vergebung der vorher begangenen Sünden - daß sie als „Erleuchtung" bezeichnet wird, wird, wie wir gesehen haben, sehr rational begründet. Also bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts ist Form und Auffassung der Taufe ebenso einfach wie klar. Sie ist der Akt der feierlichen Einverleibung in die Gemeinde Jesu Thristi, bei dem unter äußerer Waschung die vergangenen Sünden vergeben werden und der Name Jesu, das Zeichen der Besitzergreifung durch Jesus, auf den Täuf­ ling gelegt wird als Schutz vor den Dämonen und allem Bösen, als Kraft zu allem Guten. Auf feiten des Täuflings steht dem gegenüber das Bekenntnis der Sünden mit Lossagung von den Dämonen und der Glaubens an Ehristus, sowie Gelöbnis der Willigkeit einen reinen wandel zu führen: alles auf Grund vorhergegangener Belehrung, was der Täufling in der Taufe bekommt, ist wirksame Tat Gottes (Wieder­ geburt), die auf sein ganzes Leben nach Leib und Seele wirkt, ohne daß ein Wort andeutete, daß dabei an magische Wirkung gedacht ist. Aber diese „Wiedergeburt" durch eine bestimmte göttliche Ijanblung ist der eine Punkt, an dem die heilige Magie sich allmählich ansiedeln konnte und mußte. Der andere Punkt ist die in der Taufe zuteil werdende Vergebung der vergangenen Sünden. Je mehr die allgemeine Stimmung des griechischen Ehristentums in ethischer Beziehung rein mo­ ralistisch wurde, je weniger man also in der Weise des Paulus mit dem religiösen Gut der Sündenvergebung im Gesamthaushalt sittlich orien­ tierter Frömmigkeit anzufangen wußte, desto willkürlicher, vereinzelter, damit aber „sakramentaler", ragte der willenrakt Gottes in das Leben der Gläubigen hinein, wonach Gott nun einmal sich verbunden hatte, bei der Taufe die vergangenen Sünden zu vergeben. Zwar wird auch dieser Willensakt Gottes rational begriffen: die Vergebung dieser Sünden erscheint der göttlichen Ehre angemessen, da es sich um Sünden, die in der Unwissenheit begangen sind, handelt. Aber da man nur einmal getauft werden kann — denn man kann nur einmal unter die Ehristenheit ausgenommen werden, Abfall ist unvergebbar, Wiederannahme un­ denkbar —, braucht nur das moralische Kraftgefühl des zweiten Jahr­ hunderts schwächer zu werden, um die sakramentale Gabe der völligen Vergebung aller früheren Sünden in absolut einzigartigem Glanz leuchten zu lassen, wir werden sehen, welche merkwürdigen Spannungen sich dann aus der sakramentlichen Wiedergeburt einer-, der sakramentlichen Sündenvergebung anderseits ergaben. Die absolute Isolierung des Tauf­ sakraments selbst vom Verlauf des übrigen, intellektualistisch-moralistisch orientierten Ehristenlebens ist aber schon in der Zeit der Apologeten angebahnt worden. über das „Element", das wasier, in der Taufe wird in unserm

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(Eger, Taufe und Abendmahl.

Zeitraum noch nicht reflektiert, anders wie bei den Elementen im Abend­ mahl- Diese Tatsache, die die Erfassung der Taufidee so außerordentlich viel einfacher macht als die der Abendmahlsidee, hängt einmal damit

zusammen, daß bezüglich des Taufwassers kein geheimnisvolles Wort Jesu nach Analogie des: „Vas ist mein Leib" überliefert war, dann damit, datz immer noch das lebendige persönlich-religiöse Bedürfnis: Einverleibung in die Gemeinde der Lhristgläubigen, die ganze Gedanken­ bildung beherrscht. (Es wird wohl recht viel Aberglaube mit den ein­ zelnen Taufbräuchen Hand in Hand gegangen sein; unsere (Quellen zeigen uns eine ebenso schlichte wie in ihrem Sinn von den Bedürf­ nissen sittlich-persönlicher Religion aus verständliche Handlung. Vie An­ sätze zur Fehlentwicklung sind aber schon angedeutet.

2. Vas Abendmahl.

a) Das letzte Mahl Jesu. 1. Die (Quellen. - Das darf auch bei größter kritischer Vorsicht und Zurückhaltung mit völliger Sicherheit als geschichtlicher Tatbestand bezeichnet werden, daß Jesus am letzten Abend seines Lebens ein Mahl mit seinen Jüngern gehalten und dabei eine bedeutungsvolle Handlung mit Brot und mit einem Kelch vorgenommen hat. Und ebenso steht geschichtlich fest, daß Paulus, und zwar deutlich im Bewußtsein mit der gesamten Thristenheit übereinzustimmen, die „Herrenmahl" genannte Feier der Lhristengemeinde in Korinth mit diesem letzten Mahl Jesu und mit dem, was Jesus dabei getan und gesprochen, in engste Ver­ bindung gebracht hat. von diesem Brauch des Herrenmahls in den paulinischen Gemeinden und von der Verbindung dieses Mahls mit Jesu

letzter Mahlzeit dürfen wir dann Schlüsse ziehen einerseits in der Rich­ tung, daß auch die Berichte der Synoptiker über Jesu letztes Mahl von den Eindrücken der von den Verfassern miterlebten Gemeindefeiern mit beeinflußt sind, dann aber auch in der Richtung, daß das „Brotbrechen" in der Gemeinde zu Jerusalem, von dem die Apostelgeschichte (2,42.46.47) berichtet, zu dem paulinischen Herrenmahl geschichtliche Beziehungen hat, wenn auch vielleicht für Jerusalem eine andre Phase der Entwicklung angedeutet ist als bei der Schilderung des Paulus vom Herrenmahl. Bei der Dürftigkeit der Nachrichten läßt sich aber über die Gestaltung des „Brotbrechens" Genaueres nicht ausmachen; nur die ä-saXXiacic ist

ein kennzeichnender, von der Stimmung der Feier in den paulinischen Gemeinden vielleicht differierender Zug.

I. Die geschichtlichen Grundlagen.

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wenn die Voraussetzung, daß nicht nur Paulus, sondern auch die Synoptiker, als sie ihren Bericht vom letzten Mahl Jesu und seinem bedeutungsvollen handeln und Reden dabei niederschrieben, alle als ak­ tive Teilnehmer Gemeindefeiern kannten, die auf das Mahl Jesu irgend­

wie Bezug nahmen - wenn diese Voraussetzung richtig ist, so bringt uns das hinsichtlich der Zuverlässigkeit jener Berichte als geschichtlichen Beweismittels für jenes letzte Mahl in eine eigentümliche Lage. Einer­ seits wird die Tatsache einer eigenartigen Handlung Jesu beim letzten Mahl durch jene Gemeindesitte zur völligen Gewißheit erhoben, ander­ seits ist bei einem im Gebrauch lebendigen Stück die Möglichkeit, daß es in diesem Gebrauch seine besondere Gestalt im einzelnen erst be­ kommt, besonders groß. Sehen wir, zu welchem Ergebnis uns in dieser Hinsicht die Tatbestände unserer (Quellen führen, vergleichen wir zu­ nächst die vier verschiedenen Abendmahlsberichte, die im Neuen Testa­ ment enthalten sind (Matth. 26, 26 ff., Mark. 14, 22 ff., Luk. 22,14 ff., 1. Kor. 11, 23 ff.), miteinander.

Matthäus und Markus sind so nahe miteinander verwandt, daß sie überhaupt nur als eine Überlieferung in Betracht kommen können. Matthäus hat, von Kleinigkeiten abgesehen, zu Xdßeie noch den Zusatz