Subartu: Beiträge zur Kulturgeschichte und Völkerkunde Vorderasiens [Reprint 2020 ed.] 9783111523224, 9783111154817

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Subartu: Beiträge zur Kulturgeschichte und Völkerkunde Vorderasiens [Reprint 2020 ed.]
 9783111523224, 9783111154817

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SUBARTU BEITRÄGE ZUR

KULTURGESCHICHTE

UND VÖLKERKUNDE VORDERASIENS

VON

ARTHUR UNGNAD

BERLIN UND LEIPZIG

WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER — VEIT & COMP. 1936

ArchivNr. 41 24 36 Druck von Walter de Gniyter & Co., Berlin W 35 Printed in Germany

Vorwort. In meiner populären Broschüre »Die ältesten Völkerwanderungen Vorderasiens« (Breslau 1923) hatte ich mich dahin ausgesprochen, daß das Land Subartu mit seiner der »armenoiden« Rasse angehörigen Bevölkerung für die Kulturgeschichte Vorderasiens weit größere Bedeutung gehabt habe, als man nach den bisherigen Darstellungen annehmen zu können glaubte. Meine Ausführungen stützten sich auf eigene Untersuchungen, zu denen H U G O W I N K L E R S Aufsätze über »Suri« in der Orientalistischen Literaturzeitung (1907) die erste Anregung geboten hatten. Die Resultate der Ausgrabungen des FREIHERRN M A X VON O P P E N HEIM auf dem Teil Halaf und dem Gebelet el-Beda konnte ich nur als eine Bestätigung meiner Ansichten auffassen. Von anderer Seite jedoch fanden diese Ansichten nur wenig Zustimmung, ja geradezu Ablehnung. So hielt ich es für notwendig, den ganzen Fragenkomplex noch einmal aufzurollen und nach allen Seiten hin zu beleuchten. Um auch Fernerstehenden die Möglichkeit zu geben, sich ein Urteil über diese Materie zu bilden, schien es mir ratsam, nach einer allgemein orientierenden Einleitung (§§ 1—23) zunächst die Quellen selbst sprechen zu lassen, soweit diese mir zugänglich und bekannt waren (§§ 24—100), und erst im Anschluß daran meine Ergebnisse (§§ 101—138) zusammenzufassen. Da die behandelten Fragen nicht nur den Keilschriftforscher, sondern auch den Historiker, Religionsgeschichtler, Archäologen und Anthropologen angehen, so mußte ich stellenweise etwas weiter ausgreifen, als es der »Fachmann« vielleicht für nötig erachten möchte. Ich bin mir auch vollkommen klar darüber, daß ein einzelner in allen Fragen, die hier mitspielen, nicht selbst »Fachmann« sein kann, und daß sich vieles erst durch gemeinsame Arbeit weiter klären wird.

IV

Vorwort.

Aber selbst auf die Gefahr gelegentlicher Verirrungen hin mußte es einmal gewagt werden, in dieses Neuland weiter einzudringen, zumal gerade in letzter Zeit durch die vorgeschichtlichen Funde im Vorderen Orient das allgemeine Interesse für das in Frage kommende Gebiet besonders geweckt worden ist. Dieses Gebiet ist räumlich und zeitlich so umfangreich, daß es noch vieler Arbeit bedarf, um es genauer zu erforschen. Vor allen Dingen sind neue Ausgrabungen im oberen Mesopotamien in großem Umfang ja nur auf dem Teil Halaf unternommen worden. Die von FREIHERRN VON OPPENHEIM längst geplante weitere Durchforschung der tiefen Schichten des Teil Halaf und die Ausgrabung des dicht dabei gelegenen Ruinenhügels Fecheria, unter dem aller Wahrscheinlichkeit nach die Hauptstadt der arischen Mitannierkönige des zweiten vorchristlichen Jahrtausends begraben liegt, konnten leider infolge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten unserer gegenwärtigen Zeit noch immer nicht in Angriff genommen werden, obwohl diese Arbeiten die weittragendsten Resultate verheißen; und viele andere kulturell bedeutsame Städte Mesopotamiens kennen wir bisher nur aus den spärlichen literarischen Quellen, ohne sie mit irgendeinem der zahlreichen Ruinenhügel identifizieren zu können. Unter diesen Umständen wäre es gewiß vorsichtiger gewesen, noch weitere Pionierarbeiten abzuwarten, ehe man einen Versuch wagte, das unbekannte Land gewissermaßen zu überfliegen und aus einer Vogelperspektive aufzunehmen, die wichtige Einzelheiten noch gar nicht genau erkennen läßt. Ich hätte diesen Versuch auch nicht gewagt, wenn FREIHERR VON OPPENHEIM mich nicht immer wieder ermutigt und manche äußere Schwierigkeiten durch stete Hilfsbereitschaft beseitigt hätte, wofür ihm hier mein wärmster Dank ausgesprochen werden soll. Meine frühere Meinung über die Bedeutung Subartus hat sich nicht geändert: nach wie vor halte ich den subaräischen Kulturkreis für einen Faktor in der Entwicklung des Alten Orients, den man schon jetzt nicht beiseite lassen kann, auch wenn sich sein Wert infolge allzu vieler unbekannter Größen einstweilen nur näherungsweise bestimmen läßt. Sollte dieser Wert in den folgenden Ausführungen wenigstens soweit richtig bestimmt sein, daß er allgemein als vorhanden anerkannt und berücksichtigt wird, so wäre dieses mein größter Lohn für die oft mühsame

Vorwort.

y

und undankbare Aufgabe, an die ich mich trotz allem gewagt habe. Fast vollständig abgeschlossen war diese Arbeit bereits vor drei Jahren; doch immer wieder verhinderten allerlei Schwierigkeiten die Veröffentlichung. Inzwischen ist mancherlei neues Material, dessen Einarbeitung nur bis zu einem bestimmten Grade möglich war, hinzugekommen, das einerseits meine Ansichten in mancher Hinsicht zu stützen, andrerseits, soweit es von abweichenden Voraussetzungen ausgeht, sie nicht zu erschüttern vermag. Falkensee bei Berlin im Juli 1936. A . Ungnad.

Inhaltsübersicht. I. Einleitung. Seile

§ § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § §

i . Indogermanen i 2. Rasse und Heimat i 3. Nordische Rasse 2 4. Mediterrane Rasse: westische, hamitische und orientalische Rasse 3 5. Sprachen der nordischen Rasse 4 6. Sprachen der mediterranen Rasse 5 7. Rasse der Sumerer (aralische Rasse) 6 8. Sumerer in Babylonien 7 9. Vorgeschichtliche Perioden in Babylonien 8 10. Kurzschädel in Babylonien 9 11. Urheimat der Sumerer: religionsgeschichtliche Momente 9 12. Urheimat der Sumerer: philologische Momente 11 13. Innerasiatische Kurzschädelrassen 13 14. Steilschädelrassen in Europa und Asien 13 15. Dinarische und vorderasiatische Rasse 14 16. Kaukasussprachen, gattisch 14 17. Eigenschaften der vorderasiatischen Steilschädelrasse 16 18. Schädelmessungen 17 19. Iran und Elam 18 20. Kassiten 19 21. Rassen in Iran und Elam 20 22. Anfänge der Zivilisation in Vorderasien 20 23. Bedeutung Subartus 22

II. Quellen. § 24. § 25. § 26. § 27. § 28. § 28a. § 29. § 30. §31. § 32. § 33. §34.

SU.EDEN = akkad. Subartu Sumer. subir Sumer. subar Sumer. sugir, sagir Sumer. frubur Sumer. mir (?) und nuftuia (?) Ort Subar bei Eridu Subartu zur Zeit des Lugal-anni-mundu Subartu zur Zeit des Eannatum I Subartu in dem Landstraßenverzeichnis aus Assur Subartu zur Zeit des Sarru-kln I Subartu zur Zeit des Naräm-Sin

24 25 25 25 26 27 28 31 37 39 41 43

VIII

Inhaltsübersicht. Seite

§ 35.

Subartu zur Zeit des Ibi-Sin

§§ 3 6 § 38. § 39. § 40. § 41. § 42. § 43. § 44. § 45. § 46. § 47. § 48. § 49.

37- Subartu zur Zeit ^ammurapis 45 Subartu zur Zeit der Amarna-Briefe 49 Subartu in den Boghazköi-Texten 51 Subartu zur Zeit des letzten KaStiliaS 52 Subartu zur Zeit des Nab4-aplu-u?ur 52 Subartu zur Zeit des Nabü-kudurri-u$ur 53 Subartu zur Zeit des Nabü-na'id 53 Subartu zur Ferserzeit 54 Die Subaräer zur Zeit des Aäur-uballit I und des Adad-nirari I . . . 55 Die Subaräer zur Zeit des Sulmänu-aäared I 55 Die Subaräer zur Zeit des Tukulti-Nimurta I 55 Die Subaräer zur Zeit des Tiglathpilesar 1 57 Die Subaräer zur Zeit des Tukulti-Nimurta I I und des A§ur-nä?irapli I I 58 Subartu zur Zeit des Asarhaddon 59 Subartu in der synchronistischen Geschichte 59

§ 50. § 51.

§§ 5 2 - 53- Subartu in geographischen Listen §§ 54—57. Subartu in religiösen Texten §§ 58—61. Die Götter von Subartu §§ 62—84. Subartu in astrologischen Omentexten § 85. Der König v o n Subartu in Omentexten § 86. Gutium in Omentexten § 87. Der König »der Gesamtheit« in Omentexten § 88. Subartu = Assyrien in astrologischen Berichten § 89. Subartu in nicht-astrologischen Omentexten § 90. Subartu in Listen verschiedener A r t § 91. Subaräische Glossen in Wörterlisten § 92. Subaräische Pflanzennamen § 93. Sklaven aus Subartu in Verträgen der Hammurapizeit § 94. Subaräer als Angestellte in Listen der Qammurapizeit § 95. Subaräer in Briefen der hammurapizeit § 96. Sklaven aus Gutium in Urkunden der IJammurapizeit § 97. Subaräer in Urkunden des dritten Reiches von Ur § 98. Subaräer in assyrischen Rechtsurkunden § 99. Sbr in alphabetischen Keilschrifttexten aus R ä s Samra § 100. Subartu außerhalb der Keilschriftliteratur

45

60 61 64 69 86 87 89 92 93 94 95 98 99 101 102 103 105 106 107 108

m . Ergebnisse. § § § § § § § § § § § §

101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. in. 112.

Die sumerischen und akkadischen Namen Subartus sübar und ¡fubur Subartu und Zvpta Subartu und E l a m Subartu als politischer Begriff Umfang Subartus bei Lugal-anni-mundu Umfang Subartus zur Zeit des Reiches von A k k a d Umfang Subartus zur Zeit des dritten Reiches von Ur Umfang Subartus zur Qammurapizeit Subartu und Mitannu Der subaräische König und das Land Subarü-Subria Das L a n d der Subaräer in assyrischen Königsinschriften

109 110 110 113 114 115 117 119 119 121 122 123

IX

Inhaltsübersicht. § 113. § 114. § 115. §116. § 117. § 118. § 119. § 120. § 121. § 122. § 123. § 124. § 125. § 126. § 127. §128. § 129. § 130. § 131. § 132. § 133. § 134. § 135. § 136. § 137. § 138.

Subartu bei Asarhaddon Subartu in spätassyrischer Zeit = Assyrien Die subaräischen Glossen und der Brief des Tuäratta von Mitannu Das sog. »Mitanni« und die subaräischen Sprachreste Die furrier und das gurritische Hurritisch oder Subaräisch? Subaräisch-hurritische Eigennamen in vorhurritischer Zeit Subaräische Eigennamen in Keilschrifttexten aus babylonischem Gebiet Subaräische Eigennamen in Keilschrifttexten aus subaräischem Gebiet Begründung des Mangels an Quellen älterer Zeit aus dem Kerngebiet und dem Westen Subartus Die Bedeutung der hurritischen Sprachreste von Boghazköi für die Bestimmung des subaräischen Sprachgebietes Die subaräische Sprache von Ugarlt Umfang des subaräischen Sprachgebietes im zweiten Jahrtausend Dialekte innerhalb des Subaräischen Urartäisch und Subaräisch Die Götter Teäup und 5epet Weitere subaräische Gottheiten Die Götter von Ugarlt Die Rasse der Subaräer Die Subaräer und ihre Buntkeramik Weitere Zeugnisse für die materielle Kultur Alt-Subartus Die Kunst der Subaräer Die religiösen Vorstellungen der Subaräer Weitere Bemerkungen zur Geisteskultur der Subaräer Die kulturgeschichtliche Bedeutung der subaräischen Rasse Zusammenfassende Betrachtungen über die Bedeutung des subaräischen Kulturkreises

U n g n a d , Subartu

b

Seite

125 125 126 128 129 132 135

138 142 151 152 155 157 163 164 166 169 171 173 177 179 182 187 J90 193 195

Verzeichnis der Abkürzungen. A in Omentexten, a. S. 69, Anm. 2. AAA = Annals of Archaeology and Anthropology. Liverpool. AASOR = Annals of the American School of Oriental Research in Jerusalem. New Haven. ABAW = Abhandlungen der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. München. AfO = Archiv für Orientforschung. Berlin. AJSL = American Journal of Semitic Languages and Literatures. Chicago. AKA = B U D G E - K I N G , Annals of the Kings of Assyria. London 1902. AMI = E . H E R Z F E L D , Archaeologische Mitteilungen aus Iran. Berlin. AO = Der Alte Orient. Leipzig. AOB = Altorientalische Bibliothek. Leipzig. AOr = Archiv Orientälni. Prag. A PAW = Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Berlin. ASGW = Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Leipzig. ÄZ = Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde. Leipzig. BA = Beiträge zur Assyriologie. Leipzig. Bab. = Babyloniaca. Paris. BB = A. U N G N A D , Babylonische Briefe. Leipzig 1914. BE = Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania. Philadelphia. BoTU = E. F O R R E R , Die Boghazköi-Texte in Umschrift. Leipzig 1922. 1926. Br = E. B R Ü N N O W , A classified List of all simple and compound Cuneiform Ideographs. Leyden 1889. BRM = Babylonian Records in the Library of H. P I E R P O N T M O R G A N . New York. BSGW = Berichte der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Leipzig. CT = Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum. London. DLZ = Deutsche Literaturzeitung. Leipzig. DP = Délégation en Perse. Mémoires. Paris. EA = J. A. K N U D T Z O N , Die El-Amarna-Tafeln. Leipzig 1915. HG = K O H L E R (bzw. K O S C H A K E R ) und U N G N A D , Hammurabis Gesetz. Leipzig 1904 s . JA = Journal Asiatique. Paris. IAMN = Istanbul Asariatika Müzeleri nesriyati. Konstantinopel. JAOS = Journal of the American Oriental Society. New Haven. JRAS = Journal of the Royal Asiatic Society. London. KAH = L. M E S S E R S C H M I D T , bzw. O. S C H R O E D E R , Keilschrifttexte aus Assur historischen Inhalts. Leipzig 1911, bzw. 1922. KAPPERS, Anthr. = C. U. A R I E N S K A P P E R S , An Introduction to the Anthropology of the Near East in Ancient and Recent Times. Amsterdam 1934.

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I. Einleitung. 1. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Sanskrit in Europa bekannt wurde, das man noch lange für die älteste indogermanische Sprache hielt, und als etwas später F R A N Z B O P P die Grundlagen für die vergleichende Sprachwissenschaft schuf, lag es für eine Zeit, die von Vererbungswissenschaft noch nichts wußte, und die Rassenfragen nur gefühlsmäßig, aber nicht wissenschaftlich zu beurteilen imstande war, nahe, die Urheimat der Indogermanen im mittleren Asien zu suchen. Erst die Rassenforschung und die europäische Vorgeschichtswissenschaft haben diesen Glauben erschüttert; aber noch 1925 konnte ein so bedeutender Forscher wie E D U A R D M E Y E R sich dahin äußern*), daß »der Annahme, welche die H e i m a t der I n d o g e r m a n e n im Ostseegebiet oder überhaupt in Europa sucht, von geschichtlicher und geographischer Seite her die schwersten Bedenken gegenüberstehen«. 2. Heute wird kaum jemand mehr daran zweifeln, daß die i n d o g e r m a n i s c h e n S p r a c h e n das arteigene Gedankengut der nordischen R a s s e (homo europaeus Linné) darstellen. Es ist eine biologische Tatsache, daß Rassen sich dort am reinsten erhalten, wo sie entstanden sind. Das erklärt sich sehr einfach daraus, daß Rassen das natürliche Erzeugnis ihrer Umgebung sind, allerdings nicht in dem Sinne, daß die Umwelt die Rasse hervorbringt, wie man einige Zeit lang annehmen zu dürfen glaubte: das Leben im Gebirge, dachte man, bringe runde Schädel und dunkle Haare hervor, das Leben im Flachlande dagegen lange Schädel und helle Haare. Dieser Standpunkt ist in dieser allgemeinen Formulierung längst überwunden2). Eine Rasse ent!) Die Volksstamme Kleinasiens, das erste Auftreten der Indogermanen in der Geschichte und die Probleme ihrer Ausbreitung. S P A W 1925, X V I I I , S. 256. >) D i e V e r s u c h e

STOCKARDS a n A m p h i b i e n , ü b e r d i e C . U . ARIENS

KAPPERS

in seiner trefflichen Introduction to the Anthropology of the Near East in Ancient and Recent Times (Amsterdam 1934), S. 3, berichtet, lassen es allerdings als möglich U n g n a d , Subartu

1

2

I. Einleitung (§ i—3).

steht vielmehr dann I ), wenn eine abgeschlossene, gleichartige Menschengruppe unter der Einwirkung der Umwelt durch A u s lese der für diese Umwelt geeigneten Einzelwesen und durch A u s m e r z e der ungeeigneten sich den durch die Umwelt gegebenen Verhältnissen immermehr anpaßt, sodaß schließlich diese Umwelt die Heimat für sie wird, in der sie sich körperlich und seelisch am wohlsten fühlt. Daraus ergibt sich wiederum, daß, wenn Angehörige einer Rasse in artfremde Gebiete verschlagen werden, in denen sich bereits andere Rassen befinden, deren eigentliche Heimat diese neuen Gebiete sind, die fremde Rasse von vornherein in erheblichem Nachteil gegenüber der ansässigen älteren Rasse steht; und da gesellschaftsgeschichtliche Vorgänge sich viel schneller auswirken als biologische, so findet die zugewanderte Rasse in artfremdem Gebiet in der Regel nach kurzer Blütezeit ihren Tod: die eingesessenen Elemente, die für den Kampf ums Dasein viel besser ausgerüstet sind, setzen sich wieder durch, merzen die artfremden aus und stehen schließlich doch als Sieger da, auch wenn sie, wie das oft geschieht, geistige Errungenschaften der eingewanderten Rasse wie Sprache und andere Kulturgüter sich angeeignet haben. 3. Die nordische R a s s e hat sich nur im Nordwesten Europas verhältnismäßig rein bewahrt. Alle ihre Eroberungszüge nach Süd und Ost haben in der neuen Heimat die Rasse nicht erhalten können. So tritt sie in Indien, Persien und Armenien nur wenig in Erscheinung 1 ), und auch im Süden und Osten Europas verschwindet sie mehr und mehr 3). Alles dieses sind Gebiete, denen eine nordische Herrenschicht ihre Sprache aufgeerscheinen, daß in dieser Formulierung insofern ein richtiger Gedanke steckt, als Mangel, bzw. Uberfluß an Jod auf die Schilddrüse und diese wiederum auf die Entwicklung des Knochengerüstes Einfluß hat, und zwar derart, daß Mangel im Laufe von Jahrtausenden zur Kurzköpfigkeit, Überfluß zur Langköpfigkeit führen konnte. ') Über diese Fragen unterrichten am besten die Arbeiten von H A N S F. K. GÜNTHER, Rassenkunde des deutschen Volkes (München 1922), Rassenkunde Europas (München 1924), Rassenkunde des jüdischen Volkes (München 1930), von denen zahlreiche neue und vermehrte Auflagen erschienen sind. >) Die sich bei den heutigen Iraniern (besonders bei Kurden und Persern) noch häufig findende Mesozephalie (Index 78—79) möchte ich im Anschluß an D J A W A C H I S W I L I und K A F F E R S (a. a. O., S. 82ff.) als Erbgut nordischen ( K A P P E R S »skythischen«) Einschlags ansprechen. Dagegen ist der Index 72—73 kaum »Indo-Aryan« (a.a.O.), sondern aralisch (s. u. S. 6, Anm. 4). 3) Ebenso erging es im alten Vorderasien vorchristlicher Zeit den nasischen Hethitern und den arischen Mitanniern, über die noch zu handeln ist, sowie in Ostturkestan den Tocharern, die außerhalb unserer Betrachtungen bleiben.

3

I. Einleitung (§3. 4).

zwungen hat, die allerdings auch ihrerseits durch den Einfluß der unterworfenen Rassen ihre eigentümliche Umbildung erfahren hat. 4. Ergibt sich schon hieraus, daß Rasse und Sprache für die Zeiten, in denen Rassenmischungen in größerem Umfange stattfanden, zwei ganz verschiedene Dinge sind, so hat man doch lange Zeit hindurch Rasse und Sprache nicht streng getrennt, wie man dies hätte tun müssen, wenn man den Ergebnissen der Rassenforschung mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte *). So findet man nicht nur Verwechslung von indogermanisch sprechenden Menschen mit nordischer Rasse, man spricht nicht nur von Slaven, wenn man slavisch redende Menschen meint2), die rassisch ganz verschieden zusammengesetzt sind, sondern man findet dieselbe Verwirrung auch hinsichtlich des Begriffes »Semiten«. So bringt H. G R E S S M A N N in seinen Altorientalischen Texten und Bildern zum Alten Testament 3) wiederholt Abbildungen syrischer und palästinensischer Menschen aus ägyptischen Darstellungen, die er als »Semiten« bezeichnet, ohne sich klar zu machen, daß Semitisch eine Sprachbezeichnung ist, und daß wir über die Sprache der dargestellten Menschen aus den dazugehörigen Denkmälern gar nichts erfahren, ja er spricht geradezu von typisch semitischem Gesichtsausdruck und semitischem Typus, ohne sich selbst Rechenschaft zu geben, was er damit meint 4). Ebenso unklar ist der Begriff des »Typus der Amoriter«, wenn man ihn, wie Greßmann es tut, »rein rassenmäßig betrachtet« 5). S e m i t i s c h ist eine Sprache und keine Rasse. »Rein rassenmäßig« gehören die semitisch redenden Völker zum großen Teil der orientalischen Rasse an, einer Unterart der langschädligen, langköpfigen und dunkelfarbigen m e d i t e r r a n e n , die man gewiß mit O T T O R E C H E 6 ) in drei Untergruppen teilen kann: 1. homo mediterraneus, var. europaea (oder w e s t i s c h e Rasse), 2. homo mediterraneus, var. africana (oder h a m i t i s c h e Rasse), und 3. homo mediterraneus, ') Vgl. die für ihre Zeit bedeutungsvolle Arbeit von F E L I X VON L U S C H A N , Völker, Rassen, Sprachen. Berlin 1922. ») So wird von Staatsmännern in slavisch redenden Ländern immer wieder von einer gar nicht existierenden >slavischen Rasse« gesprochen t 3) Zweite Auflage, Berlin-Leipzig 1927. 4) Vgl. S. 6 (zu Abb. 19), S. 31 (zu Abb. 86), S. 37 (zu Abb. 107). 5) Vgl. S. 7 (zu Abb. 22) und S. 35 (zu Abb. 102). 6) Literatur in R E C H E S Aufsätzen unter den betreffenden Stichworten in E B E R T S Reallexikon der Vorgeschichte, Bd. V.

l*

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I. Einleitung ( § 4 . 5).

var. orientalis (oder o r i e n t a l i s c h e Rasse). Alle drei1) stellen augenscheinlich eine Weiterentwicklung des diluvialen Lößmenschen, des homo aurignaciensis, dar. Eine vierte Unterabteilung tritt uns möglicherweise in den alten Sumerern entgegen, deren Rasse man als homo mediterraneus, var. sumerica oder geradezu a l s s u m e r i s c h e R a s s e bezeichnen kann 3). Andere heute semitisch redende Völker gehören vorzugsweise der Rasse an, die man als armenoide oder vorderasiatische bezeichnete, und die R E C H E homo tauricus nennt, während ich sie als subaräische Rasse bezeichnet habe 4). Es ist also erstes Gebot, bei volks- und rassengeschichtlichen Untersuchungen Sprache und körperlichseelische Erscheinungsform (Rasse) streng zu unterscheiden, wenn man sich verständlich machen will. 5. In ältesten Zeiten, als die Welt noch dünn besiedelt war, gab es zweifellos Gegenden, in denen Menschen so vollkommen abgeschlossen hausten, daß sie sich zu einer besonderen Rasse herausbilden konnten. Zu den rassisch bedingten Eigenschaften gehört aber die Sprache, und in abgeschlossenen Gebieten haben Menschen derselben Art auch einmal dieselbe Sprache geredet. Diese Zeiten liegen aber in den Kulturländern lange vor dem Beginn ihrer Geschichte. Als arteigene Sprache der nordischen Menschen kann mit ziemlicher Sicherheit das U r i n d o g e r m a n i s c h e gelten: es hat also eine Zeit gegeben, in der die Begriffe Indog e r m a n i s c h und N o r d i s c h sich deckten. Aber die anderen ') Die Bezeichnung ist leicht irreführend. D a Amurru die älteste historisch nachweisbare Heimat der »Semiten« war, empfiehlt es sich, statt von »orientalischer« von »amurritischer« Rasse zu sprechen. ') Der Zusammenhang der orientalischen Rasse mit der westischen und der hamitischen erscheint immerhin noch fraglich zu sein. Der Schädelindex von Fhönikiern, Karthagern und heute noch verhältnismäßig rein erhaltenen Stämmen orientalischer Rasse (besonders Beduinen) weist nach KAPFERS (a. a. O., S. 43 ff.) auf einen charakteristischen Index um 77, während er bei westischer und hamitischer Rasse erheblich niedriger (um 72) liegt. Auch das »occiput en chignon« (wulstartige Erhöhung am Hinterschädel) scheint nur für die orientalische Rasse charakteristisch zu sein (KAFFERS, S. 50). 3) Vgl. unten § 7 ff. In diesem Falle würde es kaum zu Verwechslungen führen, daß man auch die dieser Rasse arteigene Sprache sumerisch nennt, zumal wir hier noch in den Anfängen der Forschung stehen. Immerhin müssen wir bedenken, daß ein Babylonier, der einen sumerischen Namen trägt, hiermit noch nicht als Angehöriger der sumerischen Hasse erwiesen wird, Babylonien war ja seit uralten Zeiten der gegebene Boden für Rassenmischungen. [Daß man die Rasse der Sumerer besser mit »aralischer Rasse« bezeichnen sollte, ist S. 6, Anm. 4, dargelegt.] «) Siehe meinen Aufsatz »Rassenfragen des Alten Orients« in der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 21. Februar 1932.

I. Einleitung (§ 5. 6).

5

europäischen Rassen, die in vieler Hinsicht der nordischen unterlegen waren, haben, meist unter dem Zwange der Sieger, die Sprache der Nordmänner angenommen. 6. Aber auch diese anderen Rassen müssen einmal ihre arteigene Sprache gehabt haben. Von der S p r a c h e d e r w e s t i s c h e n R a s s e des homo mediterraneus (var. europaea) scheint keine Spur mehr zu existieren, es müßte denn sein, daß das Baskische, wie manche Kenner behaupten, der letzte Rest der alt-iberischen Sprachen ist, während andere, wie H E I N R I C H W I N K L E R , es weniger wahrscheinlich mit den Kaukasussprachen oder gar dem UralAltaischen in Verbindung brachten '). Die kümmerüchen Reste des Alt-Iberischen und der damit verwandten Sprachen der alten Pikten, Skoten und anderer europäischer Völker mediterraner Rasse genügen nicht, das Rätsel der Sprache dieser Rasse zu lösen. Beachtenswert ist es, daß diese nicht-indogermanischen Sprachen von dem indogermanischen Keltischen aufgesogen worden sind, und so mag sich manche westische Eigentümlichkeit, nachdem sie in das Keltische eingedrungen war, in diesem erhalten haben. Tatsächlich finden sich im Wortschatz sowohl des Baskischen als auch des Keltischen allerlei Elemente, die nach Afrika hinweisen 3 ). Allerdings wäre es verkehrt zu glauben, daß sich diese vor-indogermanischen Sprachen unter Einfluß afrikanischer Sprachen entwickelt hätten. Wir müssen vielmehr annehmen, daß einmal, als das Mittelmeer Europa und Afrika 3) noch nicht ganz trennte und Nordafrika noch nicht fast völlig von der Wüste erobert war, der mediterrane Mensch sich im Mittelmeergebiet — wo dies dort geschah, werden wir wohl nie erfahren — entwickelte, und daß auch er eine arteigene Sprache besessen hat. Das Aufhören jeder Landverbindung zwischen Europa und Afrika hat wohl die erste Spaltung des homo mediterraneus bewirkt und so den europäischen von den anderen Zweigen getrennt. Die Grundsprache des mediterranen Menschen werden wir demnach uns aus den Sprachen verständlich machen können, die noch heute ') So in den Aufsätzen: Das Baskische und der vorderasiatisch-mittelländische Völker- und Kulturkreis (Programm, Breslau 1909) und La langue basque

et les langues ouralo-altaiques (1917).

J ) Vgl. zuletzt F. VON DEN VELDEN, Der nordafrikanische Untergrund der keltischen Sprachen. Litterae Orientales, Heft 55 (Leipzig 1933). 3) Über eine Landbrücke von Tunis nach Italien und vielleicht auch von Marokko nach Spanien zur Würmperiode (letzte Eiszeit) vgl. H. PEAKE & H. J. FLEURE, Hunters and Artists (Oxford 1927), S. 19ff.

6

I. Einleitung (§ 6. 7).

hauptsächlich an Angehörigen dieser Rasse haften, d. h. an den hamitischen

und

semitischen1)

Sprachen.

7. Eine schwierige Frage ist es, ob man auch die S u m e r e r , die ältesten uns geschichtlich greifbaren Bewohner zur mediterranen Rasse rechnen darf.

Babyloniens,

Die Schädelfunde aus den

Ausgrabungen daselbst zeigen eine Gestalt, die von der des mediterranen T y p u s kaum a b w e i c h t 2 ) .

I m ferneren Asien sind solche

Schädel sonst nirgends als urheimisch nachweisbar: die Sumerer können deshalb unmöglich Verwandtschaft mit den kurzköpfigen uralaltaischen und mongolischen Völkern Asiens zeigen, wie man das vor den Schädelfunden vielfach annahm.

Wenn man auch neuer-

dings Verwandtschaft der sumerischen Sprache mit dem Semitischen feststellen zu können glaubte 3),

so sind die

Ergebnisse

dieser Untersuchungen doch noch zu unbefriedigend, als daß sie als gesichert angenommen werden könnten. Sumerer

von

den alten

mediterranen

wirklich

der mediterranen

Rasse

Die Trennung der

Völkern

zuzuzählen

muß,

sind 4),

wenn

sie

schon

so

») Der immerhin erhebliche Unterschied zwischen hamitischer und orientalischer Rasse hinsichtlich des Schädelindexes gibt indes zu Bedenken Veranlassung; s. S. 4, Anm. 2. 2 ) Vgl. besonders Sir A R T H U R K E I T H , Report on the Human Remains (Publications of the joint Expedition of the British Museum and of the Museum of the University of Pennsylvania to Mesopotamia. Ur Excavations, Vol. I. Al-'Ubaid, by H . R. H A L L and C . L. W O O L L E Y [Oxford 1927], S. 2 1 4 0 . ) , L. H . D . B U X T O N und D. TH. RICE, Report on the Human Remains at Kish in Journal of the Royal Anthropological Institute L X I (London 1 9 3 1 ) , S. 57ff. sowie L. H. D . B U X T O N in A A A X V I I I , S. i o i f . — Vgl. jetzt auch K A P P E R S , a. a. O., S. ioyi., n o f f . Ganz neuerdings hat K E I T H auch die Schädel der 5ub-ad und des Mes-kalam-dug aus Ur, die wohl dem Ende des 2. Reiches von Ur angehören (s. S. 35, Anm. 4), einer genauen Untersuchung unterzogen (bei C . L. W O O L L E Y , Ur Excavations, Vol. II [London 1 9 3 4 ] , S. 400ff.). Sie sind durchaus »mediterran« mit Schädelindex 72.51 3) Vgl. V . C H R I S T I A N , Die sprachliche Stellung des Sumerischen, Babyloniaca XII, S. 97ff. und E. F O R R E R in JA 1930 (Okt.-Dez.), S. 244, der indes zu ganz unhaltbaren Folgerungen gelangt, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen und können. 4) K A P P E R S ' Untersuchungen (S. 94ff.), der zum ersten Male die Schädel von Tepe Hissar bei Damghan (im SO des Kaspischen Meeres) herangezogen hat, die bis ins 4. vorchristliche Jahrtausend hinaufreichen, lassen eine hyperdolichozephale Urbevölkerung (Index um 72) erkennen, die ihren Ursprung in der Gegend des Aralsees gehabt haben dürfte, sich weiterhin aber nach SO über die Täler des Amu (Oxus) und Syr bis nach Indien und nach SW bis nach Babylonien verbreitet hat. In dieser Rasse, die K A P P E R S als »Caspian Indo-Aryans« (dunkelhaarig I) bezeichnet, möchte ich die sumerische Rasse wiedererkennen, nicht die indoarischen Satemieute. Man könnte diese Rasse im weitesten Sinne als a r a l i s c h e Rasse kennzeichnen. Die Verbindung nordischer Völker mit dieser Rasse hat wohl hauptsächlich zur Umgestaltung des Indogermanischen zum arischen Zweig beigetragen. Beziehungen zu den mitteleuropäischen Neolithikern sind nicht von der Hand zu weisen (vgl. die Übersichten bei K A P P E R S , Fig. 68). Die geschichtlichen Zusammenhänge harren noch der Deutung. Liegt ein noch unbekannter Vor-

I. Einleitung (§ 7. 8).

7

früh stattgefunden haben, daß alle Versuche, ihre Sprache mit anderen mediterranen Sprachen in Verbindung zu bringen, wenig Aussicht auf Erfolg haben werden. Es wäre sogar möglich, daß die Sumerer sich bereits zu einer Zeit von den übrigen mediterranen Völkern getrennt haben, als diese noch der AurignacStufe nahestanden, sodaß sie als eine besondere Gruppe den vereinigten mediterranen Völkern gegenüberzustellen wären. Unser Material ist indes noch zu kümmerlich, als daß man diesen Gedanken weiter verfolgen könnte. Er soll nur ausgesprochen werden, um künftigen Untersuchungen eine Anregung zu geben. 8. Von archäologischer Seite ist es noch immer nicht gelungen festzustellen, ob die S u m e r e r die ersten Bewohner Babyloniens waren, sobald dieses Alluvialgebiet überhaupt für menschliche Besiedlung in Frage kam, oder ob sie andere Ureinwohner erst unterworfen, vielleicht auch vollständig vertrieben haben. Heimisch können sie ihrer Rasse nach im eigentlichen Vorderasien, abgesehen etwa vom Mittelmeergebiet *), nicht sein, das steht fest. Aber wie und wann sind sie in die Mündungsgebiete des Euphrat und des Tigris gelangt? Die eine Möglichkeit wäre die, daß sie in einer Zeit, als die das babylonische Schwemmgebiet umgebenden Teile Asiens wenig bevölkert waren, dort einwanderten und das unbewohnte Neuland als Entdecker in Besitz nahmen. Hierfür würde sprechen, daß die vorgeschichtlichen Kulturreste, die sich in Babylonien bis auf den Urboden hinab verfolgen lassen, eine gewisse Beständigkeit zeigen und eine Entwicklungsreihe aufzustellen ermöglichen, die anscheinend keine gewaltsame Unterbrechung voraussetzt. H. F r a n k f o r t 2 ) hat sich für die Annahme erklärt, daß die archäologischen Funde keine sumerische Einwanderung in das Land verrieten, seitdem das Land besiedelbar gewesen sei. Die Sumerer wären demnach die ersten Menschen stoß mediterraner Völker vor, oder gehört diese Verbreitung in die älteste Vorgeschichte des homo aurignaciensis ? Sind alle Satemsprachen das Kreuzungsprodukt nordischer Rasse mit dieser andern ? ') In Südpalästina sind bereits in der mittleren Steinzeit (Mesolithicum) mediterrane Menschen nachweisbar; vgl. D. A . E . GARROD, A Mesolithic Industry: The Natufian of Palestine, Journal of the Anthropol. Inst. L X I I (1932), S. 267, wo auf A. KEITH, New Discoveries Relating to the Antiquity of Man, S. i g g f f . verwiesen wird. Näheres konnte ich über die anthropologischen Tatsachen nicht feststellen. *) Archaeology and the Sumerian Problem (Chicago 1932), S. 40fr. Indes ist er später durch die Untersuchungen von P. DELOUGAZ (S. S. IO, Anm. 1) wieder von seiner Meinung abgekommen.

8

I. Einleitung ( § 8 . 9).

auf babylonischem Boden gewesen. Für diese Annahme würde auch der Umstand sprechen, daß bei den von der Deutschen Notgemeinschaft unternommenen Ausgrabungen in Warka, dem alten Uruk, in der vorgeschichtlichen, sehr alten, noch metallfreien Schicht X I V in einer Höhe von + 7.79 m eine L a n g schädelleiche gefunden worden ist *). Ließe sich beweisen, was aber m. E . nicht möglich ist, daß diese Leiche tatsächlich zeitlich der Schicht angehört, in der sie lag, sodaß sie nicht etwa in einer sehr viel späteren Periode erst in diese Schicht versenkt worden ist, so müßten Langschädel schon vor der Ubaid-Periode in Babylonien gehaust haben, und dafür kämen dann zunächst die Sumerer in Betracht 2 ). 9. Andererseits weisen aber die verschiedenen Schichten, wie sie sich namentlich in Warka feststellen lassen, manche Eigentümlichkeiten auf, die sich nicht einfach mit geradliniger Entwicklung der Kultur erklären lassen. Die der älteren U b a i d - P e r i o d e zeitlich folgenden Schichten, die man als U r u k - oder W a r k a Periode zusammenfassen kann, stellen einen so augenfälligen Bruch mit der Vorzeit in der Keramik dar, daß selbst FRANKFORT den Einfluß einer fremden Kulturprovinz nicht abstreitet: er denkt dabei an anatolischen Einfluß. In der Uruk-Periode liegt auch der älteste Tempelbau, bei dem sich ein T e m p e l t u r m (Zikurrat) nachweisen ließ (um 4000 v. Chr.), während vorher von solchen Bauten keine Rede sein kann. Das scheint mir sehr bedeutungsvoll zu sein ( § 1 1 ) . Die zeitlich folgende Gemdet N a s r - P e r i o d e könnte mit ihrer Buntkeramik stilistisch irgendwie mit der Ubaid-Periode zusammenhängen, und zwar so, daß beide Perioden schließlich gemeinsamen Ursprungs sind, auch wenn die jüngere nicht in gerader Linie von der älteren abstammt. Die Gemdet NasrKeramik steht augenscheinlich ebenso wie jene ältere Phase, die der Ubaid-Periode, in verwandtschaftlichen Beziehungen zu nordmesopotamischen Elementen. Beide scheinen von diesen ab' ) J . J O R D A N , Dritter vorläufiger Bericht über die von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Uruk unternommenen Ausgrabungen ( A P A W 1932), S. 30 und 35. Für die sonstigen Ergebnisse dieser Ausgrabungen sei auf diese Berichte verwiesen. >) E s wäre auch möglich, daß Langschädel v e r e i n z e l t in neolithischer Zeit in Babylonien eingesickert sind. Vermutungen wird man jedoch erst aufstellen können, wenn die Schädelmessungen vorliegen.

I. Einleitung (§ 9—11).

9

geleitet zu sein. Indes müssen hier erst eingehende weitere Untersuchungen Klärung schaffen. 10. Besondere Beachtung verdient die Tatsache, daß sich in der nordbabylonischen Stadt Kis unter dem sogenannten »flood level« armenoide K u r z s c h ä d e l gefunden haben I ), die demnach nicht von Sumerern herrühren können2). Hierdurch wird die Zweirassigkeit Babyloniens schon in vorgeschichtlicher Zeit erwiesen. Sind diese Kurzköpfe eingewandert, als die Sumerer bereits im Lande ansässig waren? Bedeutet die Uruk-Periode den Einbruch einer anatolischen kurzköpfigen Bevölkerung 3), oder ist gerade umgekehrt die Buntkeramik der Ubaid-Periode, die durch die völlig abweichende Uruk-Keramik von der mit ihr verwandten Gemdet Nasr-Periode getrennt ist, das arteigene Erzeugnis einer kurzköpfigen Menschenschicht ? Diese und ähnliche Fragen erheben sich, ohne daß es möglich wäre, schon jetzt eine entscheidende Antwort zu geben 4). Da die Sumerer ihrer Rasse nach nicht Ureinwohner des alten Vorderasiens sein und auch nicht vor der Landwerdung des Alluvialgebietes der zwei Ströme etwa in den umliegenden höher gelegenen Bergländern der Nachbarschaft als Ureinwohner gelebt haben können, sodaß sie allmählich von dort herabsteigen und das neu entstehende Kulturland in Besitz nehmen konnten, da wir ferner in Babylonien schon in alter Zeit auch Kurzköpfe antreffen, so liegt die Annahme nahe, daß diese letzteren mit größerem Recht als die ersten Besiedler des Landes zu gelten haben als die Sumerer. 1 1 . Religionsgeschichtliche Erwägungen deuten ebenfalls darauf hin, daß die Sumerer nicht die ältesten Bewohner Babyloniens gewesen sind. Wir bemerkten schon oben (§9), daß sich der älteste Tempelturm erst in der Uruk-Periode nachweisen läßt. Vorher waren solche Bauwerke unbekannt, sei es, daß eine ältere Urbevölkerung andere religiöse Vorstellungen hatte, sei es, daß man mit den damals vorhandenen Hilfsmitteln nicht imstande war, derartige Bauten zu errichten. Wie dem auch ') Vgl. die Abbildung bei S T E P H E N L A N G D O N , Excavations at Kish (Paris 1924), PI. X L V I I . Der von B U X T O N vermessene Schädel Nr. 6 hat den Index 82. 2 ) Ebensowenig aber auch von mediterranen Semiten, s. § 4. 3)

So

FRANKFORT,

a. a. O.,

S.

34S.

Mir scheint aber die von F R A N K F O R T , S. 1 8 , abgelehnte Möglichkeit (»either are the Sumerians arrived at the beginning of the Uruk period and are responsible for those features which diSerentiate it from the preceeding Al-'Ubaid period«) die größere Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. 4)

10

I . Einleitung



n).

sei, der Tempelturm, der einen künstlichen Berg darstellt, ist charakteristisch für das Gotteshaus der sumerischen Religion gewesen und ist es geblieben bis in die spätesten Zeiten hinein, als die Sumerer längst von den semitisch sprechenden Akkadern aufgesogen waren. Auch nach dem nördlich gelegenen Assyrien ist der Tempelturm zugleich mit sumerischer Kolonisation und Kultur gelangt, nicht aber weiter westlich nach Mesopotamien, Syrien und Kleinasien. Man könnte annehmen — und man hat dies auch bereits getan —, daß die Sumerer glaubten, ihre Götter hausten in den Gebirgen, die das Zweistromland im Osten einrahmten. Aber diese Gebirge waren doch gar zu weit von den ältesten Ansiedlungen in Babylonien entfernt: sind es doch von Uruk bis an die Ausläufer des persischen Randgebirges etwa 200 km Weges! Außerdem pflegen primitive Völker ihre Götter stets in ihrer Mitte zu wähnen und nicht in einer für damalige Verhältnisse sehr beträchtlichen Entfernung. Und wie sollen die Sumerer auf den Gedanken gekommen sein, daß nun plötzlich die Götter, die weitab wohnten, auf ihre künstlichen Berge kommen würden, wenn sie doch nicht im Lande selbst ihre himmlische Wohnstätte hätten? Wären die Sumerer wirklich schon vor der Uruk-Periode im Lande gewesen, so müßte man annehmen, daß sie in der ältesten Zeit ihre Götter anders verehrt hätten und dann in unerklärlicher Weise erst zu der Vorstellung gekommen wären, die Götter aus ihrer Bergheimat durch Errichtung von künstlichen Bergen gewissermaßen fortzulocken. Das ist alles höchst unwahrscheinlich. Es spricht also viel dafür, daß die Sumerer aus einer Gegend einwanderten, in der sie Gelegenheit hatten, die Götter auf Bergen zu verehren '), und daß sie dann, als sie in die Ebene kamen, ') D i e V o r s t e l l u n g w a r augenscheinlich die, d a ß die G ö t t e r v o n u n z u g ä n g lichen B e r g g i p f e l n aus zu den Menschen hinabstiegen. D e r H o c h t e m p e l spielt dabei die R o l l e eines Vorbaues, durch den die G o t t h e i t eintritt, u m auf geheiligtem W e g e (später auf T r e p p e n ) in den T i e f t e m p e l hinabzuschreiten. V g l . hierzu W . ANDRAE, D a s G o t t e s h a u s u n d die U r f o r m des B a u e n s i m A l t e n Orient (Studien zur Bauforschung, H e f t 2, Berlin 1930), S. 1 7 t . ; A . SCHOTT, Z A N . F . V I , S . 1 0 ; J. JORDAN, D r i t t e r vorläufiger B e r i c h t über die . . . in U r u k unternommenen A u s g r a b u n g e n ( A P A W 1932, N r . 2), S. 2 4 I — In einem T i e f l a n d wie B a b y l o n i e n k o n n t e ein V o l k n i c h t auf derartige G e d a n k e n g ä n g e verfallen. T r o t z d e m n i m m t ANDRAE an, der b a b y l o n i s c h e T e m p e l h a b e sich organisch aus d e m R o h r m a t t e n b a u entwickelt. D a s ist g a n z unmöglich. Neuerdings h a t P . DELOUGAZ, P l a n o - c o n v e x B r i c k s and t h e M e t h o d s of their E m p l o y m e n t ( O I S , N r . 7, C h i c a g o 1933), S. 2$ß. überzeugend nachgewiesen, d a ß die T e c h n i k des B a u e n s m i t p i a n o k o n v e x e n Ziegeln eine d u r c h d i e geologischen Verhältnisse a u f g e z w u n g e n e N a c h a h m u n g des B a u e n s m i t Steinen ist, und d a ß die o v a l e F o r m der U m f a s s u n g eines der ältesten

I. Einleitung

(§ u .

12).

11

in der die Berge so f e m waren, ihren Göttern die Stufentürme als Ersatz für ihre B e r g h e i l i g t ü m e r erbauten. Daß sie solche Gedanken zwar bei der vor der Ubaid-Periode liegenden Besiedlung mitbrachten, aber jahrhundertelang, bis in die Uruk-Periode hinein, nicht verwirklicht haben sollten, ist bei dem in geschichtlicher Zeit erwiesenen konservativen Charakter ihrer Religion ganz unglaubhaft und auch an sich ganz unwahrscheinlich. Dies beweist meines Erachtens, daß die Sumerer in der Ubaid-Periode noch nicht in Babylonien gewesen sein können. 12. Auch p h i l o l o g i s c h e Erwägungen sprechen dafür, daß die Sumerer aus einer Gegend eingewandert sind, in der das Gebirge in greifbarerer Nähe lag, als dies in Babylonien der Fall war. So heißt bei ihnen der Ostwind geradezu »Gebirgswind« (1im kura). Bei einer derartigen Entfernung des Gebirges, wie das im Zweistromland der Fall ist, hätten die sprachschöpferisch so begabten Sumerer gewiß eine treffendere Bezeichnung für den Ostwind gefunden. Meine Vermutung I ), daß sie früher einmal in der Oxusebene an den westlichen Ausläufern des Pamir gehaust haben, hat auch von der meteorologischen Seite her etwas für sich wenn auch zugegeben werden muß, daß dies nur ein Versuch sein sollte, diese kaum lösbaren Fragen anzuschneiden. Immerhin bringen die neuen Untersuchungen Kappers' (s. oben S. 6, Anm. 4) eine Bestätigung meiner Theorie von der Herkunft der Sumerer aus dem Oxusgebiet. Die Völkerwanderungen, die aus West-Turkestan hervorgegangen sind, finden jedenfalls ihre Erklärung in den klimatischen Veränderungen daselbst, die durch die PtJMPELLY-Expedition aufgeklärt worden sind 3). Daß auch Beziehungen zwischen der sumerischen und chinesischen Bilderschrift vorhanden sind, glaube ich nicht in Abrede stellen zu Gebäude dieser Art in Khafaje nur in einem Hügelland ihren Ursprung haben kann; demnach müssen die Sumerer diese bis in die Zeit des Reiches von Akkad beliebte Technik aus einem Hügelland eingeführt haben und können nicht Autochthonen sein. Eine Schwierigkeit ergibt sich dabei insofern, als die Zikurrat (Uruk, Schicht V I ) sehr viel älter ist als die Verwendung pianokonvexer Ziegel, die erst nach der öemdet Nasr-Schicht aufkommt. Daß sich diese Schwierigkeit durch eine zweimalige sumerische Einwanderung lösen läßt, durch die auch die beiden Hauptdialekte des Sumerischen eine Erklärung finden dürften, kann hier nur angedeutet werden. ») A. UNGNAD, Das Wesen des Ursemitischen (Leipzig 1925), Anhang, S. 25 ff. 3) S. VON FICKER, Klimatologische Bemerkungen über Turkestan. Jahresbericht 1925 der Leipziger Gesellschaft für Erdkunde. 3) Vgl. den übersichtlichen Bericht von L. W . KING in seiner History of Sumer and Akkad (London 1910), S. 351 ff.

12

I. Einleitung (§ 12).

können'). Auch dies würde dafür sprechen, daß die Sumerer, als sie die Anfänge ihrer Schrift schufen, nicht in Babylonien saßen, wo uns diese Schrift, was allerdings unseren mangelhaften Kenntnissen zugeschrieben werden kann, schon in einer nicht mehr ganz primitiven Form entgegentritt. Außerdem gibt es zu denken, daß die Chinesen das Wort für Rind augenscheinlich dem Sumerischen entlehnt haben 1 ), in dem gu{d) das männliche Hausrind bezeichnet. Daß auch die Indogermanen ihr Wort für Rind (*gVw-) dem Sumerischen entnommen haben, dürfte ebenfalls sicher sein 3), und dies ist vielleicht für den Weg bezeichnend, den die Sumerer, die ältesten Rinderzüchter der Welt, einmal von ihrer Urheimat im Mittelmeergebiet ( ? ) 4 ) an eingeschlagen haben, bis sie in Babylonien landeten 5). Aber alles dies sind Fragen, die mit unseren bescheidenen Mitteln nicht gelöst werden können. Weiter gibt von philologischer Seite her die Tatsache zu denken, daß die N a m e n a l t b a b y l o n i s c h e r O r t e sich aus dem Sumerischen schlechterdings nicht erklären lassen. Hierauf haben besonders B. M E I S S N E R 6 ) und E . A. S P E I S E R 7) hingewiesen. Wären die Sumerer die ersten Einwanderer gewesen, so müßten die Orte, an denen sie sich ansiedelten, doch auch sumerische Namen tragen, die wir trotz unserer immerhin noch beschränkten Kenntnis des Sumerischen als solche erkennen würden. Aber uralte Namen von Siedlungen wie S u r i p p a k , U r u k , L a r a k , Z i m b i r u. a. finden vom Sumerischen aus keinerlei Erklärung und deuten eher darauf hin, daß ihre Gründer aus den östlichen und nordöstlichen Bergländern, wo wir ähnliche Namen häufig antreffen 8 ), in die Alluvialebene hinabgestiegen sind. Hierdurch A. UNGNAD, Sumerische und chinesische Schrift. WZKM 34 (1927), S. 76S. ') A. CONRADY, Alte westöstliche Kulturwörter, BSGW, Phil.-hist. Kl. 77, Heft 3. Als Grundwort für Rind wird im Chinesischen *ngud oder *gud angesetzt. 3) G. IPSEN, Sumerisch-akkadische Lehnwörter im Indogermanischen. Indogermanische Forschungen 41, S. I74ff. 4) Vgl. § 7. 5) Also etwa über Südrußland und Südsibirien ins Oxusgebiet ? «) AfO V, S. 8. 7) Mesopotamian Origins (Philadelphia 1930), S. 38 ff. 8 ) Besonders finden wir solche Namen in Elam im Nordosten von Alt-Sumer (Südbabylonien). — Es sei hier schon bemerkt, daß ich Babylonien (arab. Iräq-el-'Arabl) von Mesopotamien (el-öeztre; römische Provinz Mesopotamia) unterscheide. (Die Grenze liegt etwa beim 34. Breitengrade zwischen Euphrat und Tigris.) Babylonien als Südmesopotamien zu bezeichnen, ist mißlich und führt zu leicht zu Irrtümern. r)

I. Einleitung (§ 12—14).

13

würde auch die Verwandtschaft der ältesten babylonischen Keramik, die der Ubaid-Periode (§9), mit der etwa gleichzeitigen von Elam und weiter nördlich und nordwestlich davon gelegenen Gegenden (West-Iran, Assyrien, Mesopotamien) eine befriedigende Erklärung finden. 13. Daß die in Babylonien gefundenen Kurzschädel einer Rasse angehören, die mit i n n e r - und o s t a s i a t i s c h e n K u r z s c h ä d e l n verwandt ist, muß stark bezweifelt werden. Dieser homo brachycephalus tritt uns bekanntlich in Europa bereits in der Steinzeit entgegen *). E r ist dort in Zeiten, wo Gebiete von der heimischen nordischen Rasse verlassen waren, allmählich eingesickert und hat sich in zwei Formen bis heute erhalten: als dunkle alpine oder ostische und als helle ostbaltische Rasse, deren Aufhellungserscheinungen vielleicht auf eine Mischung mit der CromagnonRasse hindeuten. Urheimat dieser Rassen ist wohl das fernere Asien, und die ihr arteigenen Sprachen sind die mongolischen einerseits und die ural-altaischen und die finnisch-ugrischen andererseits, deren gegenseitige entfernte Verwandtschaft doch wohl nicht in Abrede gestellt werden kann. In vorgeschichtlicher Zeit wird man Menschen dieser Rassen auf vorderasiatischem Boden keineswegs erwarten. Sie scheiden für unsere Betrachtungen völlig aus. 14. Ganz anders steht es mit einer weiteren kurzköpfigen Rasse, die sich von der innerasiatischen wesentlich unterscheidet. Während nämlich diese letztere durch runde Schädel und kurzes Gesicht gekennzeichnet ist, so daß man ihre Angehörigen geradezu als Kurzköpfe bezeichnen kann, hat die erstere Schädel, die hinten steil emporsteigen und wie abgehackt aussehen, so daß man sie S t e i l k ö p f e nennen könnte (homo apotomocephalus). In Asien sind diese Steilköpfe heute noch zahlreich anzutreffen vom mittleren Kleinasien an über Armenien hin bis an das Kaspische Meer. Von Kleinasien erstrecken sie sich südlich nach Syrien und Palästina hin, vom Kaukasus nordwestlich bis an den Don 2 ). Auch in Europa sind Steilköpfe häufig vom Balkan nordwestlich über die dinarischen Alpen bis in die Zentral- und Nordalpen nach Österreich und Bayern hinein. Eine Scheidewand zwischen ') Näheres in GÜNTHERS Schriften (s. oben S. 2 , Anm. 1). ») Vgl. die gute Übersicht über die vorderasiatische Rasse bei GÜNTHER, Rassenkunde des jüdischen Volkes, der auch die seelischen Eigenschaften der Rasse eingehend behandelt hat.

14

I. Einleitung (§ 14—16).

diesen beiden Teilen, dem asiatischen und dem europäischen, bildet das westliche Kleinasien und der östliche Balkan. Dennoch müssen diese beiden Teile in Osteuropa und Westasien in vorgeschichtlicher Zeit einmal zusammengehangen haben. Ich habe die Vermutung ausgesprochen '), daß der Riß erst entstanden ist, als nordische Völker von ihren europäischen Wohnsitzen nach Süden aufbrachen, um Neuland zu suchen und zu erobern. Die erste V ö l k e r w a n d e r u n g dieser Art war die uns schon fast geschichtlich greifbare der L u w i e r (besser vielleicht Luier), die im Anfang des dritten vorchristlichen Jahrtausends, möglicherweise aber auch schon früher, den Balkan und Westkleinasien überschwemmten und sich auch wahrscheinlich über die westlichen Mittelmeerinseln bis nach Nordafrika hinein ergossen2). Ihnen sind die Steilschädel, soweit sie sich nicht unterwarfen, ausgewichen, die einen weiter nach Asien hinein, die anderen in die Gebirgslandschaften Südeuropas. 15. Dieser Bruch der rassischen Einheit hat durch Auslese und Ausmerze im Laufe der Jahrtausende dazu geführt, daß die Steilschädelrasse sich in zwei Gruppen teilte, die jetzt körperlich und namentlich seelisch auffallende Unterschiede darbieten. Der europäische Zweig entwickelte sich zu der sogenannten d in arischen R a s s e , die wohl im harten Kampfe ums Dasein nicht nur einen gestählten, widerstandsfähigen Körperbau von beträchtlicher Länge und eine länglichere Gesichtsform ausbildete, sondern auch Eigenschaften zur Entfaltung brachte, die geradezu im Gegensatz zu ihrer Schwesterrasse, der v o r d e r a s i a t i s c h e n , wie diese uns gegenwärtig im allgemeinen vor Augen tritt, stehen: Tapferkeit, Zuverlässigkeit und innere Vertiefung. Gemeinsam verblieben ist beiden Teilen nicht nur ihre musikalische Begabung, sondern auch ihre zähe Ausdauer, nur daß diese sich bei der dinarischen Rasse mehr zum Guten, bei der vorderasiatischen mehr zum Schlechten entwickelt hat: man denke namentlich an den üblen Ruf, den der Armenier als Geschäftsmann sogar im Orient hat. 16. Während in Europa diese Grundrasse ihre arteigene ') Deutsche Allgemeine Zeitung vom 21. Februar 1932. Ein weiterer Beweis ist die Verwandtschaft des Blutindex der dinarischen Rasse (2, 28) mit dem der Armenier; vgl. für Westasien und Nordafrika die Tabelle der Blutindices von L. W.

PARR

in

KAPPERS'

Anthr.,

S. 185.

Die von

PARR

selbst

3080 Armenier hatten den Index 2, 31. ») A . UNGNAD, L U w i s c h = L y k i s c h , Z A N . F . I

(1924). S . IFF.

untersuchten

I. Einleitung (§ 16).

15

Sprache vollständig aufgegeben und die Sprache späterer Eroberer angenommen hat, erhielt sie sich in Asien in den Gebieten, in denen auf Grund des Übergewichts dieses Zweiges noch in der Gegenwart wenigstens ein Teil ihrer Heimat gelegen haben muß, im Kaukasus. Von heutigen K a u k a s u s s p r a c h e n , die hierhin gehören, seien nur das Georgische, das Lasisch-Mingrelische, das Abchasische, das Awarische und das Tschetschenische genannt. Große Gebiete dieser Rasse haben ihre arteigene Sprache zugunsten erobernder Völker aufgegeben, so die Armenier, die indogermanisch reden, weite Teile der asiatischen Türkei, die das ural-altaische Türkisch angenommen haben, und Syrien-Palästina, wo das mediterrane (?) Semitisch sich durchgesetzt hat. Alle diese Eroberungen fremder Rassen, die nicht wenig zur Ausbildung der schlechten Seiten der vorderasiatischen Seele der Unterjochten beigetragen haben mögen, liegen im Lichte der Geschichte. Wir müssen aber auch annehmen, daß in vorgeschichtlicher Zeit bereits durch die luwische Eroberung Westkleinasiens ein nordischer Einschlag in die Grundbevölkerung hineingeraten ist, der aber später bis auf wenige Reste wieder ausgemerzt worden ist. In Kleinasien finden wir vor der Einwanderung der sogenannten Hethiter, namentlich in der Gegend der späteren Hauptstadt des Hethiterreiches und nördlich davon, eine Sprache, die bisher noch mit keiner anderen Sprache in nähere Beziehungen gebracht werden konnte, das H a t t i s c h e oder — zum Unterschied von der indogermanischen Sprache der sogenannten Hethiter — das Protoh a t t i s c h e D i e wenigen erhaltenen Sprachreste genügen weder, um eine Verwandtschaft mit kaukasischen Sprachen der vorderasiatischen Rasse zu erweisen, noch rechtfertigen sie die phantasievollen Schlußfolgerungen, die E. FORRER gezogen hat 1 ), der das Hattische mit dem Sumerischen verbindet und eine besondere ' ) £ . FORRER, Die Inschriften und Sprachen des Hatti-Reiches, Z D M G 76 (1922), g a b zuerst eine Übersicht über das geringe Material, das uns für das ^ a t t i s c h e zu Gebote steht (ebd., S. 228f.). *) I n einer Mitteilung an die Société Asiatique in Paris, die im J A 1930 ( O c t . — D e c . ) , S. 227ff. unter dem T i t e l erschien: Stratification des langues et des peuples dans le proche-orient préhistorique. — Schädelfunde aus alter Zeit, die geeignet wären, die ehemaligen Rassenverhältnisse Kleinasiens endgültig aufzuklären, g i b t es so g u t wie gar nicht. Beachtenswert ist jedenfalls, daß ein in B o z ü j ü k (unweit Eskischehir) gefundener Schädel vorderasiatischen T y p u s z e i g t ; s. A . GÖTZE, Kleinasien (München 1933), S. 16 (in: Kulturgeschichte des A l t e n Orients, dritter Abschnitt, erste Lieferung). F ü r die Schädel v o n Alishar v g l . j e t z t KAPPERS, a. a. O., S. 35.

16

I. Einleitung (§ 16. 17).

Gruppe, die er »autochthone groupe hatti-songuerien« nennt, aufstellt, bei der selbst der Name das Ergebnis unbewiesener und unbeweisbarer Annahmen darstellt, die indes mit einer für Laien geradezu gefährlichen Sicherheit vorgetragen werden. Die indogermanische Sprache der »Hethiter«, die den letzten Nachschub der luwischen Welle bedeuten und gegen Ende des dritten Jahrtausends im mittleren und östlichen Kleinasien Staaten gründeten, bis das große Hethiterreich im Anfang des zweiten Jahrtausends mit der Hauptstadt H a t t u s a , dem heutigen Boghazköi, eine Einigung brachte, nennen wir besser nasisch, wie ich das schon 1924 vorgeschlagen habe') und wie das B. H R O Z N Y * ) neuerdings näher erwiesen hat, indem er zeigte, daß »nasisch« und »nesisch« von dem Namen der ersten Hauptstadt des Hethiterreiches Nesa ebenso abzuleiten ist, wie die Bezeichnung »akkadisch« für das semitische Babylonisch nach der Hauptstadt Akkad des ältesten Semitenreiches in Babylonien. 17. Die uns so wenig sympathischen Eigenschaften der vorderasiatischen Steilköpfe treten je weiter in den Hintergrund, je mehr wir uns von den Gebieten entfernen, in denen Mischungen mit anderen Rassen stattgefunden haben, und auch die durchschnittliche Körperhöhe scheint nach derselben Richtung hin zuzunehmen, sodaß zum Beispiel die Tscherkessen in Ziskaukasien, die ebenfalls eine Kaukasussprache sprechen, sich körperlich und seelisch schon stark der dinarischen Rasse zuneigen. Ihr Stolz, ihre Verwegenheit, ihre gastfreundliche Gesinnung einerseits, ihr in der Blutrache zum Ausdruck kommender Jähzorn andererseits sind Eigenschaften, die wir auch unter europäischen Volksstämmen antreffen, bei denen dinarische Rasse vorwiegt. Auch den im Kaukasus selbst auf russischem Gebiet seßhaften Völkerschaften derselben Rasse wird in Beschreibungen durchaus kein uns abstoßender Charakter zuerkannt, wenn man etwa von der bei ihnen meist üblichen gewaltsamen Selbsthilfe absieht, die unserm heutigen Rechtsempfinden zuwiderläuft, die sich aber auch bei Dinariern allgemein vorfindet. Da sich Völker immer dort auch seelisch am reinsten erhalten, wo sie Artfremdes sich fernhalten und namentlich die ihnen arteigene Sprache bewahren konnten, so wäre es m. E. voreilig, die vorderasiatischen ') ZA N. F. 1 (1924), s . 8. ») B. HROZN*, Le Hittite. AOr III (1931). S.

282ff.

I. Einleitung (§ 17. 18).

17

Steilköpfe in Bausch und Bogen als minderwertig zu verdammen. Die Sache liegt vielmehr so, daß sich die schlechten Charakterzüge erst in den Gebieten entwickelt haben, die Jahrtausende lang unter dem Joche anderer Rassen geschmachtet haben. Hier konnten sich die Unterworfenen um so besser erhalten, je mehr sie sich den Herren anzupassen versuchten, und da eine solche Anpassung der seelischen Eigenschaften nur bis zu einem allgemein-menschlichen Grade möglich ist, mußten Verstellung, Heuchelei, Geldgier und Unehrlichkeit im allgemeinen das ersetzen, was ihnen an sich rassefremd war: diese Volksteile der unterworfenen Rasse setzten sich im Laufe der Zeit durch Auslese immer mehr durch, während die, die sich weniger anzupassen vermochten, ausgemerzt wurden. Es zeigt sich auch hier wieder die Gefährlichkeit der Unterdrückung arteigenen Volkstums nicht nur für die Unterworfenen, sondern in letzter Linie auch für die Herrscherschicht, die in rassefremdem Gebiet schließlich auch degeneriert und zugrunde geht. Andrerseits hat Rußland, das den Kaukasusvölkern seine indogermanische Sprache nicht aufzwang, nur gute Erfahrungen damit gemacht. 18. In den weniger reinen Gebieten ursprünglich vorderasiatischer Kurzkopfrasse sind die anthropologischen Verhältnisse heute so verworren, daß es nur mit Mühe möglich ist, sich daraus ein klares Bild zu schaffen. Nach L U S C H A N haben sich besonders C. U. A R I E N S K A P P E R S 2 ) und H A R A L D K R I S C H N E R 3 ) durch S c h ä d e l m e s s u n g e n hier Verdienste erworben. Während z. B. die Kurve für arabisch-syrische Beduinen ebenso wie für südpalästinische, palmyrenische, phönizische und kathagische Schädelfunde zum Index 77 ansteigt und ebenso steil wieder abfällt 4), wodurch die verhältnismäßige Rassenreinheit der zur orientalischen (amurritischen) Rasse zu zählenden Individuen klar erwiesen wird, zeigen die Kurven bei Untersuchung heute lebender Armenier meist drei deutlich erkennbare Höhepunkte, •) Besonders in: Völker, Kassen, Sprachen (Berlin 1922). Contributions to the Anthropology of the Near East. (Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam, bes. Bd. X X X I V , No. 1. 4. 8 (1931); und: The Anthropological Features of Armenian and Assyrian (Aissori) Women; ebd. X X X V I , Nr. 3 (1933). KAPPERS' neues Werk, An Introduction to the Anthropology of the Near East in Ancient and Recent Times (Amsterdam 1934) stellt eine treffliche Zusammenfassung und wertvolle Erweiterung des Materials dar. 3) The Anthropology of Mesopotamia and Persia; ebd. Bd. X X X V , No. 2 und 3 (1932)4) KAPPERS, a. a. O., X X X I V , Nr. 1, S. 114 und Anthropology, S. 47ff. Ungnad, Subartu 2 2)

18

I. Einleitung (§ 18. 19).

die wohl durchschnittlich bei 78.5, bzw. 84 und 87.5 liegen I ). Einen ähnlichen Verlauf zeigen Kurven für Libanesen, Drusen und andere Bewohner Syriens »), aber auch für männliche chaldäische Christen von Teil Kaif und Mosul3). Hier läßt sich also noch heute sehen, daß drei Rassen bei der Mischung tätig waren: eine langköpfige, eine mittel-kurzköpfige und eine stark-kurzköpfige. Erklärlich wird das erst, wenn man die Geschichte der untersuchten Völker kennt. Da zeigt sich, daß bei den Armeniern die Langköpfigkeit von den nordischen Scharen herrührt, die dem Lande ihre Sprache aufgedrängt haben, die Kurzköpfigkeit dagegen einerseits von der alten Urbevölkerung, andrerseits von den erobernden innerasiatischen türkischen Völkern. Ähnüch liegen die Verhältnisse bei den Chaldäern, nur daß dort die Langköpfigkeit auf arabischen Einfluß orientalischer Rasse zurückzuführen ist. Indes können wir hier nicht näher auf diese Fragen eingehen. 19. Sehr erschwert werden die historischen Untersuchungen zur Rassenkunde des vorderen Orients dadurch, daß noch weite Gebiete, die sich durch ihre vorgeschichtüche Kultur als eng mit Mesopotamien und dem Iraq (Babylonien) zusammengehörig erweisen, anthropologisch noch fast völlig unbekannt sind. Das gilt besonders von Iran. Zwar haben die Stämme, die dort gehaust haben, oft und nachhaltig in die Geschicke Babyloniens eingegriffen: es sei hier nur an die Rolle erinnert, die Elam, Babyloniens östlicher Nachbar, seit uralter Zeit gespielt hat, und die wohl noch bedeutender war, als wir ahnen. Sagt uns doch eine alte in burritischer Sprache abgefaßte legendäre Chronik, die aus dem Archiv von Boghazköi, der ehemaligen Hauptstadt des Hethiterreiches, stammt, daß der für uns noch vorgeschichtliche König Autaluma von E l a m einst die alte Welt beherrscht habe 4). Auch ein König der L u l l u , die im Gebiete des heutigen Luristan und nördlich davon wohnten, wird daselbst erwähnt — er hieß Immasku, — ebenso ein König von T u k r i s noch weiter im Norden, namens Kiklipatalli. Alle diese haben vor der Zeit des Semitenreiches von Akkad (um 2500) geherrscht, und wenn auch vieles sagenhaft ist, so kann man diesen Sagen unter keinen Umständen ') >)

KRISCHNER,

a. a. O., X X X V , Nr. 2, S. 211 und

K A P P E R S , Anthr., S. 22 ff. 3) K R I S C H N E R , a . a . O . , N r . 2 ,

S. 214.

KAPPERS,

Anthr., S. 12S.

4) In Umschrift herausgegeben von E. F O R R E R , Die Boghazköi-Texte in Umschrift (Leipzig 1922s.), S. 25*; in Urschrift jetzt auch K U B X X V I I 1.

I. Einleitung

19

(§ 19. 20).

einen Kern von geschichtlicher Wahrheit absprechen, ebensowenig wie man etwa die Gestalt Etzels in der Nibelungensage als bloßes Phantasiebild behandeln darf. Schon in rein geschichtliche Zeit fällt der Einbruch der K a s s i t e n nach Babylonien, die um 1750 v. Chr. dieses Land von Osten her überfielen, es fast 600 Jahre lang beherrschten und eine Zeit des Verfalls altorientalischer Kultur bedeuten, die sie wohl nicht erst selbst herbeigeführt, wohl aber fortgesetzt haben. 20. Wie unsicher hier noch alles ist, zeigt am besten die Tatsache, daß man die K a s s i t e n (Kossäer) einerseits *) für Indogermanen, andrerseits 1 ) für Verwandte der vorindogermanischen Hattier in Kleinasien (§ 16) gehalten hat. Beides ist geschehen auf Grund von Wortvergleichungen. Von der kassitischen Sprache haben wir aber nur ein kleines Wörterverzeichnis 3), ferner »Übersetzungen« kassitischer Königsnamen ins Akkadische (§ 16) 4), sowie eine ganze Anzahl Eigennamen. Wenn nun der Sonnengott bei den Kassiten Surias hieß, so genügt diese Tatsache schwerlich, um indogermanischen Einfluß festzustellen; es könnte sehr wohl umgekehrt der Fall sein, daß der indische Gott '»Sürija ein Abkömmling des kaspischen SürijaS ist, dessen Name echt kaspisch ist (vgl. Purijas, mirijas), während eine dem indischen sürija entsprechende Form bei keinem anderen arischen Volke vorhanden ist« 5). Und nur darauf eine Verwandtschaft zwischen dem Kassitischen und dem Hattischen aufzubauen, daß im ersteren »Gott« maShu, im letzteren waShaw hieß, geht gar zu weit: dann würde auch die alte Gleichung für sumerisches dingir »Gott« = alttürkisch tengri (so im Uigurischen) vollauf genügen, um die Verwandtschaft des Sumerischen mit den ural-altaischen Sprachen zu beweisen, ') J. SCHEFTELOWITZ, Die Sprache der Kossäer. Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft, B d . 38 (1905), S. 260ff. *) E . FORRER in dem oben (S. 15, A n m . 1) genannten Aufsatz, S. 229t. 3) Veröffentlicht v o n F . DELITZSCH, D i e Sprache der Kossäer (Leipzig 1884) und TH. G. PINCHES in J R A S 1 9 1 7 , S. l o i f f . 4) V R 4 4 . 5) G . HÜSING, Völkerschichten in Iran, Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in W i e n 46 (1916), S. 202. N . D . MIRONOW h a t in A c t a Orientalia I X , S. 142 s . arische Bestandteile bei den Kassiten festzustellen versucht, so außer Suriaä namentlich den Personennamen Abirattaä = altind. *abhiratha »being on a chariot«; das andere, w a s er vorbringt, ist wenig überzeugend. Man könnte allenfalls, wie VON OPPENHEIM vermutet, daran denken, daß die Arier v o n Mitannu, «he sie sich in Mesopotamien festsetzten, auch unter den Kassiten F u ß gefaßt und teilweise die Herrschaft an sich gerissen haben, bald aber v o n der Urbevölkerung aufgesogen worden sind. Diese Fragen bedürfen noch weiterer Untersuchung. 2*

20

I. Einleitung (§ 20—22).

was nur dann berechtigt wäre, wenn die Sumerer kurzschädlig gewesen wären. G E O R G H Ü S I N G hat gewiß Recht, wenn er das Kassitische, das er Kaspisch nennt, mit dem Elamischen zusammenbringt und in dem Worte »kaspisch« unser kassi mit der auch im Elamischen gebräuchlichen Pluralendung f> sieht'). Das Kaspische Meer hätte demnach seinen Namen von den Kassiten oder Kaspiern erhalten, und ihre Urheimat wäre in dieser Gegend zu suchen, etwa vom Südufer an bis gegen Luristan. H Ü S I N G stellt das Kassitische als nördlichen Zweig neben das südliche E l a m i s c h . Verwandtschaft des Elamischen mit andern uns bekannten Sprachen ist nicht ohne weiteres zu erkennen. Aber es sind doch genug Anzeichen dafür vorhanden, daß es eine Sprache der vorderasiatischen Steilschädelrasse gewesen ist, die sich frühzeitig von verwandten Sprachen abgesondert hat 1 ). 21. Auch das von Hüsing gesammelte archäologische Material 3) macht es sehr wahrscheinlich, daß auch im Osten Babyloniens jene Steilschädelrasse die älteste ist, abgesehen vielleicht vom Nordostufer des Persischen Golfes, wo sich noch eine dunkelfarbige kleingewachsene Rasse nachweisen läßt, die vielleicht mit den B r a h u i Belutschistans in Zusammenhang steht. Aber alle diese Fragen sind noch im Anfang der Untersuchungen und kommen auch für unsere Zwecke wenig in Betracht. Moderne Schädelmessungen, die bisher noch wenig umfangreich sind, zeigen ganz gezackte Kurven, zum Teil mit 4—5 Höhepunkten 4). Jedenfalls haben langschädelige »Aralier« und mediterrane (?) Semiten, mittelschädelige Nordmänner, kurzschädelige Vorderasiaten und Türken und möglicherweise noch eine weitere andersartige Grundrasse das verwirrende anthropologische Bild ergeben, das dieses alte Durchgangsland vieler Völker heute zeigt. 22. Trotz des geringen Umfangs unserer bisherigen Kenntnisse, die indes von Jahr zu Jahr durch neue Ausgrabungen vermehrt werden, dürfen wir doch wohl soviel behaupten, daß wenig') G. HÜSING, a. a. O., S. 212, und: Der Zagros und seine Völker, A O 9, 3/4 (Leipzig 1908), S. 2 3 s . l ) Vgl. besonders G. HÜSING'S treffliche Skizze: Die Sprache Elams, Breslau 1908 (aus dem 86. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur), und zuletzt F. BORK, Studien zum Mitani, A f O V I I I (1933), S. 3121!., der Übereinstimmungen des Elamischen mit der Sprache von Mitannu (s. u.) gesammelt hat. Die kürzlich in Persepolis gefundenen Tontafeln in elamischer Sprache (s. A f O V I I I , S. 334) werden wohl viel zum Verständnis der Sprache beitragen. 3) Völkerschichten (s. o.), S. 22gff. 4)

KAPPERS,

Anthrop.,

S . 74FR.

I. Einleitung (§ 22).

21

stens im westlichen Iran die vorderasiatische Steilkopfrasse schon in vorgeschichtlicher Zeit eine gewisse Rolle gespielt hat, sei es, daß sie geradezu dort bodenständig war, sei es, daß sie eine noch nicht greifbare dunkle Rasse mehr und mehr zurückgedrängt hat. Auch die Funde aus der jüngeren Steinzeit, namentlich die weitverbreitete B u n t k e r a m i k 1 ) , sprechen bei aller Verschiedenheit im Einzelnen für einen Zusammenhang westiranischer Kultur mit syrisch-mesopotamischer und mit babylonischer, soweit diese in der Ubaid- und Gemdet Nasr-Periode zum Ausdruck kommt (§9). Allerdings darf man auch nicht verkennen, daß der Vordere Orient schon seit den ältesten Zeiten R a s s e n m i s c h u n g e n kennt, da die fruchtbaren Gebiete Syriens, Mesopotamiens und Babyloniens die Bewohner weniger gesegneter Landstriche geradezu zu Einfällen herausforderten. Wie in späteren Zeiten die Semiten oder die Kassiten sich im Wesentlichen der älteren sumerisch-babylonischen Kultur unterworfen haben, sodaß es uns fast unmögüch ist, zu erkennen, was diese Eroberer an arteigenem Kulturgut mitgebracht haben, so können ähnliche Vorgänge sich auch schon früher abgespielt haben. Indes spricht doch die Gleichartigkeit der neusteinzeitlichen Kultur im Vorderen Orient für eine ziemlich verbreitete rassische Gleichartigkeit, die den Untergrund für diese Kultur erst schaffen konnte. Dies mag schon im Anfang der jüngeren Steinzeit der Fall gewesen sein, als man in dem »Fruchtbogen« (fertile crescent) des alten Orients anfing, die dort heimischen Getreidearten zu kultivieren und im Zusammenhang damit zu einer seßhafteren Lebensweise überzugehen, die auch das Entstehen der Töpferkunst ermöglichte. Das muß spätestens im 6. Jahrtausend v. Chr. geschehen sein, und zwar kommen dafür Gebiete in Frage, die sich als Heimat der vorderasiatischen Kurzschädel erweisen. Nach den Ergebnissen der vorgeschichtlichen Forschung ist es höchst wahrscheinlich, daß die meisten wesentlichen Elemente der Ziviüsation in einer Gegend entstanden, die innerhalb einer Entfernung von etwa 300 km von Aleppo liegt, entweder im oberen Euphrattal oder an den Hügeln vor dem Einfluß des Euphrat in die Ebene (oder vielleicht auch weiter östlich im Quellgebiet des Chabur): hier kultivierte man zuerst Weizen und Gerste, formte ') Dieser terminus technicus schließt auch die einfarbig bemalte Keramik bestimmter Epochen — wie die Schwarz-, seltener Rotmalerei der Ubaid-Periode — ein, wo die »Buntheit« durch die Farbe des Tons und die einfarbige Bemalung bewirkt wird.

I. Einleitung (§ 22. 23).

22

Steinwerkzeuge durch Schleifen, erfand Töpferei, Weberei und Spinnerei und errichtete wohl auch die ersten Wohnstätten 1 ). Derjenige Stil der Buntkeramik, der für dieses Gebiet charakteristisch ist, beschränkt sich aber nicht nur auf die genannte Gegend, sondern greift östlich über den von Freiherrn M A X V O N O P P E N H E I M ausgegrabenen Teil Halaf 2 ), den einzigen näher bekannten Ruinenhügel Mesopotamiens, weiter bis nach Niniveh hin, wie die Ausgrabungen von M . E. L . M A L L O W A N 3) gezeigt haben. Die »nordsyrische« Provinz der Buntkeramik, die H. F R A N K F O R T 4) festgestellt hat, erfährt dadurch eine erhebliche Erweiterung, sodaß die Bezeichnung nordsyrisch nicht mehr für sie angemessen erscheint. 23. Wenn sich trotz der außerordentlich geringfügigen archäologischen Durchforschung der in Frage kommenden Gebiete, die etwa mit der Deutschlands gar nicht verglichen werden kann, dennoch schon heute eine einheitliche vorgeschichtliche Kultur von Nordsyrien aus über Mesopotamien bis nach dem Tigrisgebiet verfolgen läßt, eine Kultur, die so einheitlich erscheint, daß es schwer fällt, sie nicht für das arteigene Erzeugnis einer bestimmten Rasse zu halten, und wenn sich andererseits noch heute in denselben Gebieten eine bestimmte Rasse als vorherrschend findet, die allerdings noch viel weiter nördlich nachweisbar ist in Gegenden, die von der vorgeschichtlichen Forschung kaum in Angriff genommen sind, so wäre es ein eigentümlicher Ausnahmefall, sollte diese Rasse der vorderasiatischen Steilschädel nicht auch in geschichtlicher Zeit eine bedeutende Rolle in ebendiesen Gebieten gespielt haben. Eine einheitliche Bezeichnung für den betreffenden Kulturkreis läßt sich auf Grund der heute üblichen Bezeichnungen nicht geben: sehen wir doch, daß schon in vorgeschichtlicher Zeit Nordsyrien, Mesopotamien 5) und das später Assyrien genannte Land in diesen Kreis eingeschlossen sind. Wohl aber haben die Babylonier für diese Länder einen einheitlichen Namen gehabt, der ursprünglich ' ) H . PEAKE & H . J . F . FLEURE, Peasants and Potters (Oxford 1 9 2 7 ) , S . 48, 140. *) MAX Freiherr VON OPPENHEIM, Der Teil Halaf. Leipzig 1 9 3 1 . 3) Vgl. den trefflichen Überblick bei V. G. CHILDS, New Light on the most Ancient East (London 1934), S. 2 5 1 ff. 4) Archaeology and the Sumerian Problem (Chicago 1 9 3 2 ) , S. 29ff. und

96

und

Frontispiece. 5) Um es zu wiederholen (s. S. 12, Anm. 8): unter Mesopotamien begreife ich Babylonien nicht mit ein.

I. Einleitung (§ 23).

23

gewiß ein bestimmtes Land bezeichnete, später aber auf den ganzen Norden der ihnen bekannten Welt übertragen worden ist: S u b a r t u . H U G O W I N C K L E R war der erste, der auf die Bedeutung dieses Begriffes aufmerksam -gemacht h a t ' ) . Da zu dieser Zeit die hethitischen Keilschrifttexte noch nicht entziffert waren, lag die Folgerung nahe, daß die Bewohner des Landes Subartu mit den sogenannten Hethitern identisch wären, und daß sie nur einen Zweig derselben darstellten. Dieser Fehlschluß hatte zur Folge, daß man die zahlreichen Kulturreste Kleinasiens, Syriens und Mesopotamiens sämtlich den Hethitern zuschrieb; und auch heute noch, wo wir wissen, daß Hethiter (oder auch Hattier) in Mesopotamien und Assyrien nie die bodenständige Bevölkerung gebildet, ja nicht einmal eine Herrscherrolle gespielt haben, hat sich der Begriff »hethitische Kultur« so eingewurzelt, daß er kaum mehr auszurotten ist. Ich habe dann versucht, diesen falschen Begriff durch den bei den Babyloniern üblichen »subaräisch« zu ersetzen2), bin dabei aber vielfach auf Widerstand gestoßen. Wenn wir berücksichtigen, daß ein Begriff niemals wie eine mathematische Figur ein festabgeschlossenes Gebilde ist, sondern sich eher mit einer physikalischen Einheit vergleichen läßt, etwa mit der Sonne, die ihre Protuberanzen und Strahlen weithin verbreitet, so scheint es mir keinen besseren Begriff als »subaräisch« für das in Frage kommende Gebiet zu geben: es ist ursprünglich das Gebiet der vorderasiatischen Steilschädelmenschen (der subaräischen Rasse), die ihre arteigene Sprache (die subaräische) und ihre arteigene Kultur (die subaräische) gehabt haben. Um diese Fragen weiter zu klären, empfiehlt es sich, zuerst das Material vorzuführen, das uns die Keilschriftliteratur über Subartu und seine Bewohner an die Hand gibt. *) In seinen Aufsätzen »Suri« (OLZ 1907, Sp. 281 ff., 345FF. und 401 ff.). *) Die ältesten Völkerwanderungen Vorderasiens (Kulturfragen, Heft 1, Breslau 1923), S. 5ff. — Statt »subaräisch«, das nach Analogie von »aramäisch« gebildet ist, könnte man auch »subarisch« sagen, wenn nicht die Gefahr vorläge, daß dieses Wort, wie schon häufig geschehen, von Laien in »sub-arisch« aufgelöst würde. Nach der sumerischen Form Subir könnte man auch »subirisch« sagen, doch würde dies leicht zu Verwechslungen mit »sibirisch« führen. Ganz abwegig sind E. FORRERS Aufstellungen (JA 1930, S. 233), der unter »subirisch« einen sumerischen Dialekt Mesopotamiens versteht, den es jedenfalls nie gegeben hat.

II. Quellen. 24. Das bei weitem häufigste, ja fast ausschließlich gebrauchte I d e o g r a m m für Subartu setzt sich aus den beiden Zeichen SU und EDEN zusammen. So bietet z. B. der geographisch-lexikalische Text K 4337 (II R 50, 60 c. d) KUR SU.EDEN.KI KUR su-bar-ti '). Daß man das akkadische Aequivalent nicht su-maS-ti lesen darf, wie es noch R. B R Ü N N O W 2 ) tat, ergab sich bald daraus, daß die Bewohner des Landes Su-ba-ri-i genannt werden, und zwar in demselben Abschnitt einer historischen Inschrift, in der vom Lande Su-bar-te oder Su-maS-te die Rede ist: so in dem achtseitigen Prisma 3) Tukulti-apal-esarras I, Königs von Assyrien (um 1100). Somit schied eine Lesung sumaStu aus 4). Daß die assyrischen Inschriften, soweit es sich nicht um Abschriften babylonischer Texte handelt, in dem Landes- und Volksnamen den ¿-Laut verwenden und nicht wie die babylonischen seit der Amarna-Zeit den s-Laut, ist eine allgemein gültige sprachliche Eigentümlichkeit des assyrischen Dialektes, der babylonisches s wie $ aussprach und umgekehrt, eine Eigentümlichkeit, die zwar in der Schrift infolge des Einflusses babylonischer »Orthographie« bei gewöhnlichen Wörtern nicht erkennbar ist, bei Eigennamen aber, sofern nicht auch hier babylonischer Einfluß sich geltend macht, oft zum Ausdruck kommt. Das ist für die Aussprache von Eigennamen zu berücksichtigen. Es ist demnach auch in Assyrien Subartu, nicht Schubartu gesprochen worden. Dagegen ist es noch nicht klar, >) Vgl. auch die § 84 gebuchte Variante su-bar-tum zu SU. EDEN. KI. ') A classified List of all Simple and Compound Cuneiform Ideographs (Leyden 1889) No. 189. 3) Vgl. §48. 4) F . DELITZSCH, WO lag das Paradies? (Leipzig 1881), S . 234 wollte dieses »nach Syrien zu gelegene« su-BAR-tu von dem ebenso geschriebenen Lande im Osttigrisgebiet trennen und letzteres su-maü-tu (Ideogr. SU .EDEN .KI) lesen. Seine Ausführungen haben sich aber nicht als stichhaltig erwiesen.

II. Quellen (§ 24—27).

25

weshalb auch die älteren babylonischen Texte bis zur fclammurapiDynastie sich meist des ¿-Lautes bedienen. 25. Wie SU.EDEN im S u m e r i s c h e n auszusprechen sei, war lange zweifelhaft. Da das Zeichen EDEN (Br. 4521 ff.) auch den Lautwert ru, möglicherweise auch ri hat, war Hugo Winckler ' ) wohlberechtigt, eine Lesung su-ri vorzuschlagen, und man kann ihm keinen Vorwurf machen, daß seine Lesung sich später als unrichtig erwies. Denn ein sumerisch-akkadisches Vokabular 2 ), das durch ein Chicagoer Vokabular 3) ergänzt wird, bietet: bi-ir EDEN e-de-nu Sä SU.EDEN su-bar-tü, das heißt: das Zeichen EDEN, dessen Name edenu ist, hat man im Sumerischen bir auszusprechen in der Verbindung SU.EDEN, akkadisch su-bar-tü. Subartu hieß also auf Sumerisch Subir, woraus sich indes noch kein Schluß auf die einheimische Aussprache des Landesnamens machen läßt. Warum die Sumerer gerade das Zeichen EDEN in dem Namen dieses Landes verwendeten und nicht das gewöhnliche Zeichen für die Silbe bir, entzieht sich noch unserer Kenntnis 4). Wahrscheinlich sind irgendwelche graphische Spielereien maßgebend gewesen 5). 26. Ein anderes, ä l t e r e s I d e o g r a m m für Subartu begegnet in Inschriften des Eannatum, Königs von Laga§, und des Naräm-Sin, des Enkels des großen Sarru-kin von Akkad. Ein späterer Abschreiber des Textes des Naräm-Sin hat die akkadische Lesung su-bar-tim dazugeschrieben: es ist das Zeichen SU BAR 6). Vgl. die Auszüge aus den Inschriften §§ 31. 34. 27. Nur in G l o s s a r e n finden wir noch einige weitere Ideogramme oder sumerische Bezeichnungen für Subartu, so in der sumerisch-akkadischen Liste V R 16 a. b, wo es Z. I4ff. heißt: ')

OLZ

*) C T

1907,

XII

Sp. 2 8 4 !

2 7 , 93042, V s .

3.

3) D. D. LUCKENBILL, A J S L X X X I I I , S. 170fr., Z. 43. Vgl. auch F. THUREAUDANGIN in R A X V I I , S. 32. 4) Beachtenswert ist auch die Variante su-btir-eki für SU.BIR4M; s. S. 45. 5) Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß es einen Behälter aus Leder oder eine Art Fell gab, das SU.EDEN geschrieben wird, aber sum. su-eden gesprochen wurde, wie gelegentliches su-EDEN-na beweist. Vgl. E. EBELING, Keilschrifttafeln medizinischen Inhalts (Archiv für Geschichte der Medizin, Bd. X I I I , 1921), S. 24, K. 6714, Z. 7 ; S. 25, K 8793, Rs. g u . ö.; SU.EDEN. NA ebd., S. 3 9 , K 8 1 3 7 , Vs. 1 4 . 6) Für dieses Zeichen, das in älteren Texten wie AS + SUL aussieht, vgl. besonders F . DELITZSCH, Sumerisches Glossar, S. 287 (Lautwerte: su-bar, su-bur, ¡u-bur).

26

II. Quellen (§ 27. 28).

su-gtr sa-gir igi-nim su-gir sa-gir hu-b [u-ü] r igi-nim

e-lam-tum e-lam-tum e-lam-tum su-bar-tum su-bar-tum su-bar-tum ja-mu-ut-ba-lum.

Auffällig ist hier, daß sugir und sagir auch das Land Elam bezeichnen, und daß letzteres wiederum ein Ideogramm mit seinem Nachbarlande Jamutbäl teilt. Wie das zu erklären ist, steht noch dahin I ). Sehr wohl möglich ist es, daß sugir und sagir dialektische Varianten des Sumerischen für subir sind, da auch sonst b und g wechseln 2 ). 28. Der lexikalisch-geographische Text K 4337 bestätigt die obigen Ideogramme. Wir lesen (II R 50, 48 c. d ff.): su-bir4lt su-glr*' sa-giru hu-bu-ur1"

su-bar [-tum] su-bar-tum su-bar-tum su-bar-tum.

Im Gegensatz zu nim, was als Ideogramm von Elam dient und »oben befindlich, hoch« (akkadisch elu) bedeutet, bezeichnet sum. fyubur »das, was unten ist, tief« und wird mit akkadischem Saplü wiedergegeben 3). Demnach ist hubur eigentlich »Tiefe« und das Gegenteil von nim »Höhe«. Auf das Land Subartu läßt sich diese Bezeichnung in rein geographischem Sinn nicht anwenden. Denn für die Bewohner der babylonischen Tiefebene war Subartu, ganz gleich, wo wir es lokalisieren, kein tiefgelegenes Land. Auch spricht der Text Hammurapis, der § 37 mitgeteilt ist, von den Bergen Subartus. Zu beachten ist auch, daß das Zeichen EDEN, das in dem gewöhnlichen Ideogramm für Subartu verwendet wird, sonst geradezu »Höhe, Hochland, Himmel« u. ä. bedeutet. Ferner wird sum. su-bar, das gewiß mit unserm subir, subar verwandt ist, mit akk. elätu 4) erklärt. Wie ist es möglich, ') Einen Versuch der Erklärung s. § 104. >) Vgl. A. POEBEL, Sumerische Grammatik (Rostock 1923), § 79. 3) Vgl. DELITZSCH, Sumerisches Glossar, S. 215. 4) Sum. su-bar = akk. e-la-a-tum K 2039 (II R 30, 20 c. d). An der Bedeutung von hubur «unten« läßt sich nicht mehr zweifeln; vgl. auch MEISSNER, SAI ii94f.

I I . Quellen (§ 28. 28 a).

27

beides zu vereinigen? Dies scheint sich nur mit Hilfe m y t h o logischer V o r s t e l l u n g e n bewerkstelligen zu lassen. Mit fyubur »Tiefe« bezeichnet der Sumerer besonders die U n t e r w e l t , das Totenreich 1 ). Der Fluß von Hubur ist der babylonische S t y x N a t u r g e m ä ß dachte man sich die Unterwelt, in der die Sonne nicht scheint, im Norden gelegen, wo ja auch Subartu lag. Zu einer Zeit, als die geographischen Kenntnisse der Babylonier nicht über das hinausgingen, was sie mit Subar oder Subir bezeichneten, lag dieses Land nach ihrer Meinung tatsächlich am Eingang zur Unterwelt, so daß Subir und Unterwelt beinahe synonyme Begriffe wurden. Ob auch eine sprachliche Verbindung zwischen subir - subur und fyubur besteht, oder ob eine solche, auch wenn sie philologisch nicht möglich ist, von den Alten angenommen wurde, läßt sich noch nicht nachweisen. Jedenfalls waren Unterwelt, Norden, Hölle und Subartu für die Alten gleichwertige Begriffe 3). Die Höllenmutter (utnmutyubur) 4), wie Tiämat (akkadisch = Ozean), die Widersacherin der Weltordnung und der himmlischen Götter, auch genannt wird, ist im wesentlichen mit der Höllenschlange, dem Satan, identisch. 28 a. Noch völlig unerklärlich sind zwei weitere sumerische Bezeichnungen für Subartu, die in einer Liste begegnen, die u. a. poetische Bezeichnungen für verschiedene Städte und Länder aufzählt (RM 349, Z. 24f. = CT XVIII, Tf. 28 5), ergänzt durch BM 36393, Rs. 3f. = LT II, S. 16, Nr. 6«) und VAT 10068 usw., Kol. VIII, Z. 2if. = LT II, S. 45)); wir haben hier die Gleichungen: ') Material schon bei P. J E N S E N , K B VI 1, S. 307fr. Beachte die Schreibung na-a-ri fau-bur in Sp. II, 265a, Vs. 17, zuletzt bearbeitet von E. E B E L I N G , Ein babylonischer Kohelet, Berlin 1922. Dieser weist auch (S. 18) darauf hin, daß der Unterweltsstrom gelegentlich när dl aüür »der Strom von Assur« genannt wird. Assyrien gilt ebenfalls als Nordland und wird mit Subartu gleichgesetzt (vgl. besonders §§41. 43. 87. 88). 3) Das Zeichen SUBAR oder SUBUR, das in alten Texten Subartu bezeichnet, bedeutet ebenfalls »Unterwelt«; bei G. R E I S N E R , Sumerisch-babylonische Hymnen, S. 138, Z. ioöf. wird der mit anderen chthonischen Gottheiten genannte Gott ErreS als [umun] subur-ra bezeichnet, was mit be-el er-fe-tim »Herr der Erde« übersetzt wird. Danach ist gewiß (so schon M E I S S N E R , SAI Nr. 10158) in S* V 53 er$etu als Lesung desselben Zeichens (sum. su-bur, Var. ¡u-bur) zu ergänzen. 4) Weltschöpfungsgedicht I 81 u. ö. In meiner Übersetzung (Die Religion der Babylonier und Assyrer, Jena 1921) ist S. 29 »Chaosmutter« durch »Höllenmutter * zu ersetzen. 5) Neuassyrischer Text. 6 ) Neubabylonischer Text.

28

II. Quellen (§ 28 a. 29).

[w] i (? )-tr su-bar-tum nu-ha-DU II »[w] ir (bedeutet) Subartu, nuhaDU (bedeutet) dasselbe.« Die hier mit Subartu gleichgesetzten, augenscheinlich sumerischen Ausdrücke sind sonst nirgends belegt, und ihre Lesung ist unsicher. Die Ergänzung [m] i-ir wird dadurch wahrscheinlich gemacht, daß zwei Zeilen später mi-ir mit Esnunna(k) gleichgesetzt wird, das selbst so enge Beziehungen zu Subartu aufweist, daß es wohl zeitweise zu Subartu gerechnet wurde *). Der Name nu-ha-DU könnte auch nu-ha-Sa4 gelesen werden. In diesem Falle möchte man an das Land Nuhasäe in Syrien denken, das wohl mit E . F. W E I D N E R 2 ) östlich der Linie Hamath— Horns liegt, also südöstlich von Ugarit, wo, wie wir noch sehen werden 3), subaräische Sprache heimisch war. Auch NuhasSe selbst erweist sich als altsubaräisches Sprachgebiet 4). Uber bloße Mutmaßungen kommen wir hier indes zurzeit noch nicht hinaus. 29. Ein weiteres Ideogramm, das in diesem Zusammenhang zu erörtern ist, ist A t f A * . In dem Beschwörungstext CT X V I 6, der Anweisungen für den Beschwörungspriester (äSipu) bei der Behandlung kranker, nach damaliger Vorstellung von Dämonen besessener Menschen gibt, hat dieser Priester folgendermaßen auf Sumerisch zu sprechen (Z. 237ff.): lti-tug-tu6 eridul'-ga-ke mu-un-ud-da me-en eridult A.HAh-SeZ0 mu-un-na-ri 5) me-en. Dies wird ins Akkadische übersetzt mit a-H-pu sa ina dleridu ib-ba-nu-ti ana-ku Sd ina ä,eridu u Su-ba-ru re-hu-ü ana-ku. »Der Beschwörer, der in Eridu gebildet wurde, bin ich, der in Eridu und Subar gezeugt wurde, bin ich.« Hier ist zunächst zu beachten, daß eine Schreibung mit § statt mit s in spätbabylonischen Texten, wie es der unsrige ist, für das Land Subartu nie begegnet. Weniger bedenklich ist es, daß das Land sonst meist subartu, nicht aber ohne Femininendung *) Vgl. auch § 95 gegen Ende. 2) Boghazköi-Studien 8, S. 12, Anm. 3. 3) §1244) Vgl. § 125, 5. 5) Dahinter unklares Zeichen oder Rasur.

II. Quellen (§ 29).

29

subaru heißt, da sich gelegentlich auch der Name Subar findet, so in den § 38 besprochenen Amarna-Briefen. Auch in einem Ritualtext aus Kär-Tukulti-Nimurta in der Nähe von Assur, in dem von Spenden an die Götter eines Tempels die Rede ist, werden die Götter des Landes Subar (mât Su-ba-ri) z) erwähnt, Dieses selbe Ideogramm begegnet in einem Tamuztext, wo augenscheinlich davon gesprochen wird, daß Tamuz sich in die Steppe oder Hochfläche von Su(b)ar begibt; erhalten ist n u r 2 ) : sum. eden-na A.HAk'-ké akk. ana se-e-ri Sù (?) î)-û-a-ra. Wenn auch die akkadische Lesung von A.HAh hier nicht ganz sicher ist, so zeigt sich doch, daß ein Übergang von Subar in Su'ar lautlich möglich war. Dieses A.HAk' = Subar ist jedoch zweifellos nicht in Subartu zu lokalisieren, wie man früher annahm. Es ist vielmehr eine südbabylonische Stadt, die in der Nähe von Eridu am persischen Golf lag. Bekanntlich ist Eridu das heutige Abu-Sahrain, das weitab vom Meere liegt. Das Alluvialland hat dem Meere viel Boden abgewonnen. Zur Zeit Sulgis, des 2. Königs der 3. Dynastie von Ur4), lag es noch am Ufer des Meeres (kiSâd tam-tim), wie die babylonische Chronik BM 26472 bezeugt 5). In der Nähe von Eridu muß auch dieses Subar gelegen haben. Dies wird nicht nur durch den oben besprochenen Text wahrscheinlich gemacht, in dem A.HAi% n e b e n E r i d u begegnet, sondern auch durch andere Stellen, wie R E I S N E R , Sum.-bab. Hymnen, S. 28 6 ), wo (Z.6) dieser Ort unmittelbar auf Eridu folgt. Auch in Geschäftsurkunden aus der Zeit der 3. Dynastie von Ur begegnet er häufig, bei L A N G D O N , Tablets from the Archives of Drehern (Paris 1911), Nr. 49, Rs. Z. 5 unmittelbar vor Eridu. Daß Tamuz (Dumu-zi) in enger Verbindung mit diesem Orte steht, zeigt nicht nur der oben behandelte Text, sondern auch die Königslisten7), die angeben, daß D u m u - z i , der 4. Herrscher ') K A R Nr. 137, Vs. 13; s. u. §61. ) Text bei K . D . M A C M I L L A N in B A V, S . 674 f., Vs., Z. 25 f. und G. R E I S N E R , Sumerisch-babylonische Hymnen (Berlin 1896), Nr. 80, Z. 8f., bearbeitet von H . Z I M M E R N in B S G W 1909, S. 2i6ff. 3) Augenscheinlich (späteres) Zeichen KU mit dem Lautwert iw. 4) Vgl. S. 36. Früher las man den Königsnamen Dungi. 5) L . W. K I N G , Chronicles concerning Early Babylonian Kings (London 1907), B d . II, S. i l . 117, Z. 5. 6 ) Bearbeitet von S . L A N G D O N , Babylonian Liturgies (Paris 1913), S . 114ÎÏ. ') Vgl. S. 33. 2

30

II. Quellen (§ 29).

der ganz mythischen 1. Dynastie von Uruk, ein Fischer aus HA.A*' gewesen sei. Die Stadt HA.A* wurde zur Zeit Lugalbandas, des Vorgängers des Dumu-zi, zerstört, wie der mythologischhistorische Text UMBS V, Nr. 20, Vs. 6 berichtet 1 ); sie wird hier unmittelbar vor Eridu genannt. Da A.HA und HA.A auch sonst wechseln, liegt vielleicht ein auch anderweitig, jedoch nur mit dem Lautwert zah begegnendes Zeichen vor, das ursprünglich A mit hineingesetztem HA ist 2 ). Für A.HA* ist auch noch die Lesung tu-ba bezeugt 3). Hier handelt es sich aber um einen S t a d t t e i l von B a b y l o n {tu-ba* CT X X I I 49 = A.HAki RM IV 93) 4). Es gab jedenfalls mehrere Orte dieses Ideogramms, wie eine geographische Liste (IV R 36, Nr. 1) lehrt, wo wir Vs. I, Z. 2Öff. dreimal A.HAu verzeichnet finden 5). Die Stadt des Tamuz 6 ) muß in den ältesten Zeiten eine große mythologische Bedeutung gehabt haben. Denn der erste babylonische König, der lange vor der Sintflut herrschte, und sein Sohn, A l u l i m und A l a g a r , regierten in HA.Aul), wofür die Königsliste W B jedoch das benachbarte Eridu aufweist. Langdon las den Namen der Stadt Habur, was an sich kaum möglich ist, da für das Zeichen A der sumerische Lautwert bur nicht bezeugt ist. So sehr auch dieses Habur zu dem oben erörterten Hubur und Subur-Subar paßt und die phantastischsten Perspektiven eröffnet, so müssen wir doch vorsichtig sein, da eine Lesung habur für A.HAH einesteils nicht bezeugt und andernteils unwahrscheinlich ist, wenn wir, was ja der Wechsel von A.HA und HA.A zu besagen scheint, ein einziges Zeichen und nicht die beiden Zeichen A und HA anzunehmen haben. Scheinbar findet sich auch in astrologischen Omentexten ein Land HA.A, das Subartu sein könnte, und zwar stets in der ') Vgl.

dazu A.

POEBEL i n U M B S

IV,

S. 1 2 1 .

») V g l . A . T . CLAV in Y B T I , N r . 5 3 , Z . i 3 f f .

C T X 24, I I 1 3 . 1 6 u. ö.

3) CT X X V 14, Z . 3 0 ; vgl. X X I V 30, Z. 1 1 5 . 4) E . UNOER, Babylon (Berlin-Leipzig 1931), S. 92, der jedoch Tuba für einen V o r o r t von Babylon hält. 5) In den von E . CHIERA, Sumerian Lexical Texts (Chicago 1929). herausgegebenen sumerischen Sachwörterlisten finden wir (Nr. 2 1 1 , Kol. IV, Z. 1 4 8 . und Nr. 213, Kol. V, Z. 5ff.) zweimaliges A.HA*' und darauf einmaliges HA.Ak>, während das Duplikat Nr. 249, Kol. I, Z. 9 S . ein einziges Zeichen hat, das sicher nicht SUG, sondern A -)- HA zu lesen ist. 6 ) Identisch mit 4Asari-lü-d-ug (später Marduk), dem dumu-zi (»wahren Sohn«) des Enki (Ea) von Eridu; vgl. auch H. ZIMMERN, ZA N. F . V, S. 255. 7) S . LANGDON, O E C

II, PI. V I .

II. Quellen (§ 29. 30).

31

Verbindung LUGAL (d. i. Sarru »König«) mât HA. A oder mât HA.A-ti (oder -tum). So bei C H . V I R O L L E A U D , L'Astrologie Chaldéenne (Paris igo8ff.), Samas X I 74 {LUGAL mât HA. A, Var. Bab. VI, S. 118 mât HA.A-ti) ; Samas X I 77 (LUGAL HA. A, Var. a. a. O. mât HA.A-ti) -, 2. Suppl. X X 56 {LUGAL mât HA.Atum)] Sin X X X I I I 33 {LUGAL mât HA.A-ti). An letzterer Stelle bietet eine Variante LUGAL mât ha-at-ti »der König des Hethiterreiches« l ). Etwas Endgültiges läßt sich hier indes noch nicht ausmachen 2). 30. Die älteste Erwähnung des Landes Subartu findet sich anscheinend in einer Stiftungsurkunde des Königs Lugal-anni-mundu, die allerdings nur in zwei Abschriften einer späteren Zeit auf uns gekommen ist 3). Text A wurde laut Unterschrift zur Zeit des Königs Ammizaduga angefertigt, Text B zur Zeit des Abiësuh, des Großvaters des erstgenannten. Beide stammen also aus der Zeit der 1. Dynastie von Babylon, die auch als Dynastie von Amurru bezeichnet wird 4). Die Zeit Lugal-anni-mundus selbst ist schwierig zu bestimmen. Sein Name erscheint auf B in der Form Lugal-an-namu-un-dù, auf A dagegen als Lugal-an-ni-mu-un-dù. Er bezeichnet sich in der Einleitung ausdrücklich als »König von Adab« 5). So wird es keinem Zweifel unterliegen, daß er mit einem König ') Vgl. auch unten S. 8 3 (Var. a-hi-ti). *) Ein Ideogramm SU.BILM für Subartu, das A. D E I M E L , Sumerisches Lexicon (Rom 1 9 2 5 0 . ) , II. Teil, S. 2 4 unter Nr. 9 4 zitiert, gibt es nicht, da an der betreffenden Stelle deutlich SU.BIR4& steht. 3) Die beiden erhaltenen Abschriften sind von A. P O E B E L veröffentlicht worden: Text A in Babylonian Legal and Business Documents from the Time of the First Dynasty of Babylon (BE V I 2 , Philadelphia 1 9 0 9 ) , Nr. 1 3 0 , woselbst er auch (S. 123f.) bearbeitet ist, Text B in Historical and Grammatical Texts (UMBS V, ebd. 1 9 1 4 ) , Nr. 7 5 . Eine Bearbeitung der Inschrift bietet H. G. G Ü T E R BOCK in ZA N. F. VIII, S. 4 0 ff. 4) Die zeitliche Ansetzung dieser Dynastie, der auch Çammurapi, der Großvater des oben genannten Abiëâuh, angehört, ist noch immer umstritten. Daß die von den Astronomen FOTHERINGHAM und SCHOCH vertretene Ansetzung ( 2 1 6 9 — 1 8 7 0 ; vgl. S. LANGDON und J . K . FOTHERINGHAM, The Venus-Tablets of Ammizaduga, a Solution of Babylonian Chronology by means of the Venus Observations of the First Dynasty. London 1 9 2 8 ) nicht zwingend ist, hat O. N E U G E B A U E R (OLZ 1929, Sp. 9i3ff.) nachgewiesen. Bis neues Material die Frage endgültig klärt, wobei namentlich eine vor kurzem entdeckte, aber noch unveröffentlichte vollständige assyrische Königsliste (vgl. AfO V I I I , S. 328 und I X , S. 146) wichtig werden dürfte, empfiehlt es sich schon aus rein praktischen Gründen den fast allgemein angenommenen Ansatz von E. F. W E I D N E R ( 2 0 5 7 — 1 7 5 8 ; vgl. MVAG 1915, 4 , S. 24) wenigstens provisorisch beizubehalten.

5) lugal UD.NUN.KI{= adab)-a-ké (Var. -a-me-en) lugal (an-)ub-da-limmuba-ki, d. h. »König von Adab, König der vier Weltteile«.

32

II. Quellen (§ 30).

identisch ist, der auf der Königsliste CBS 14220') als erster und einziger Herrscher der 9. Dynastie nach der Sintflut, der D y n a s t i e von A d a b , unter dem Namen Lugal-an-ni-mu-un-dti erscheint. Es werden ihm 90 Regierungsjahre zugesprochen. Wenn auch eine über 90 jährige Regierung wenigstens einmal historisch ziemlich sicher ist, nämlich bei dem 5. König der 6. ägyptischen Dynastie Pepi (Phiops) II, der als kleines Kind zur Regierung kam und mit etwa 100 Jahren starb 2), so dürfte doch die Königsliste bei Lugal-anni-mundu irren, da dieser eine Dynastie stürzte, also kaum damals ein Kind gewesen sein kann. Worauf die Zahl 90 beruht, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Rein »mythisch« kann sie schwerlich sein. Am wahrscheinlichsten ist es mir, daß schon ein Prototyp der Liste insofern einen Fehler begangen hat, als es Könige von Adab ausließ, und daß dann ein Abschreiber die Zahl 90, die sich auf mehrere Herrscher bezog, auf den allein übriggebliebenen Lugal-anni-mundu übertrug. Durch die Ausgrabungen BANKS' in Bismaja, dem alten Adab, sind noch zwei weitere Könige von Adab aus ältester Zeit bekannt geworden, die allerdings nicht den Titel »König der vier Weltteile« führen, nämlich L u g a l - d a l u und Mebatug (?) 3). Bei dem Charakter der Königslisten, die die Mitglieder einer Dynastie auch dann noch aufzuführen pflegen, wenn die Dynastie die Hegemonie bereits einer anderen übergeben hatte, wäre es wohl möglich, daß das Prototyp der Liste CBS 14220 auch diese Herrscher genannt und der Gesamtdynastie die Zahl von 90 Jahren gegeben hat. Das kann nur durch neues Material entschieden werden. Eine genaue oder auch nur einigermaßen genaue B e s t i m mung der Zeit L u g a l - a n n i - m u n d u s ist noch nicht möglich. LANGDON-FOTHERINGHAM 4) setzen ihn vor 3087, WEIDNERCHRISTIAN 5) zwischen 2620 und 2575, was einen Unterschied von über 400 Jahren ausmacht, der nur zum Teil durch die Verschiedenheit der Ansetzung derHammurapi-Dynastie6) erklärt wird. 1) L. LEGRAIN, Historical F r a g m e n t s (UMBS X I I I , Philadelphia 1922), S. 25 ff. und PI. I . *) Sowohl MANETHO als auch der Turiner P a p y r u s geben ihm 94 Regierungsjahre. Vgl. E. MEYER, Ägyptische Chronologie (Berlin 1904), S. i68f. 3) E . J . BANKS, Bismya or t h e lost City of A d a b (New York 1912), S. 198 und 264. 4) a. a. O., S. 85. 5) Archiv f ü r Orientforschung V (1929), S. 141. 6 ) S. 31, Anm. 4.

33

I I . Quellen (§ 30).

Die babylonischen Königslisten selbst l ) geben allen Dynastien vor der Hammurapi-Dynastie und den mit dieser teilweise gleichzeitigen Dynastien von Isin und Larsa 2 ) bis zum Anfang der Dynastie von Adab eine Gesamtdauer von etwa 900 Jahren, wie aus folgender Übersicht zu erkennen ist 3). WB Ph S 90 9- Adab 136 1 0 . Maéri (100)4) 1 0 0 I I . Kis III 1 2 . Aksak 93 99 99 491 586 13- Kis IV 25 25 14- Uruk III 197 197 181 15- Akkad 26 1 6 . Uruk IV 30 Gutium 125 171 8 . Uruk V 7 108 1 9 . Ur III Hierzu ist zu bemerken, daß S die 3. und 4. Dynastie von Kis zusammenzieht. Die Zahl 586 für die Dauer dieser einen oder zwei Dynastien ist sicher ebenso falsch wie die Zahl 491. Erstere beruht zunächst auf einem Irrtum in der Zahl 100 (1X 60 + 4 X 1 0 ) wofür nach dem Sexagesimalsystem 14 (1 x 10 + 4 x 1) gemeint ist, ebenso ist 586 (d. i. 9 X 60 -f- 46) ein Fehler für 106 ') Die aus Philadelphia (abgek. Ph) sind von P O E B E L , Historical and Grammatical Texts (UMBS V), Nr. 2—5 herausgegeben und in seinen Historical Texts (UMBS IV, Philadelphia 1914), S. 73ft. bearbeitet. Weitere Fragmente edierte L. L E G R A I N , a. a. O. Eine große Königsliste W-B. 1923, 444 (abgek. WB) gab S. L A N G D O N , The Weld-Blundell Collection, Vol. I I : Historical Inscriptions, containing principally the chronological Prism, W-B. 444 (OEC II, Oxford 1923), S. 8ff. und PI. Iff. heraus. Eine weitere Königsliste (abgek. S) veröffentlichte V. S C H E I L in den Comtes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 1911, S . 606 ff. Neu herausgegeben von F. T H U R E A U - D A N G I N , La Chronologie des Dynasties de Sumer et d'Accad (Paris 1918), S. 59f. ') Da 5ammurapi in seinem 31. Jahr (1925) der Dynastie von Larsa ein Ende machte, regierte letztere 2187—1925. Die mit der Dynastie von Larsa gleichzeitig oder fast gleichzeitig beginnende Dynastie von Isin ist also etwa 2187—1962 anzusetzen. Die Dynastie Ur I I I , deren Ende noch einige Jahre in die Zeit der Dynastien von Isin und Larsa hineinreichte (vgl. S. LANGDON in The Cambridge Ancient History [1923], S. 471), endete etwa 2170. Es muß nochmals betont werden, daß alle diese Daten solange unsicher bleiben., bis die Frage der Regierungszeit der 1. Dynastie von Babylon endgültig geklärt ist. 3) Für die Abkürzungen vgl. oben Anm. 1. Die Dynastien vor der von Adab können hier unberücksichtigt bleiben. 4) Diese Zahl 100 ist in der Zahl 586 einbegriffen, da Liste S Ki5 I I I und IV als eine einzige Dynastie behandelt. U n g n a d , Subartu

3

34

II. Quellen (§ 30).

(d. i. i X 6 0 + 4 6 ) , wie bereits PEISER und POEBEL wahrscheinlich gemacht haben I ). Wir erhalten also als verhältnismäßig sicherste Zahlen der genannten Dynastien: 90 9- Adab 10. Maeri 136 11. Kis III 14 12. Aksak 99 92 2) (d. i. 106 minus 14) 13- Kis IV 25 14- Uruk III 181 15- Akkad 26 16. Uruk IV 125 17- Gutium 18. Uruk V 7 19. Ur III 108 im ganzen 903 Wir wissen nun leider nicht, inwieweit gewisse Dynastien gleichzeitig regiert haben. So war beispielsweise der 1. König der D y n a s t i e von Akkad, der große Sarru-kin (Sargon), vor seiner Regierung Mundschenk des Ur-Ilbaba, des 2. Königs von Kis IV 5). Augenscheinlich haben daher Könige von Kis IV noch als Untertanen von Uruk III und von Akkad regiert. Da es nicht wahrscheinlich ist, daß die Dynastien von Akkad bis Ur III sich gegenseitig stark überlagern 6), erhalten wir als Beginn der Dynastie von Akkad etwa das Jahr [2170 (ungefähres Ende der Dynastie Ur III) + (108 — 1) + 7 + 125 + 26 + 181 = ] 2616 und als Beginn der Dynastie Kis IV etwa 2 6 5 0 . Wären die Angaben der Königsliste für Dynastie 9—12 zuverlässig, und lägen keine Überlagerungen vor, so würde die Regierung des Lugal-anni') F. E. P E I S E R in OLZ 1912, Sp. 154! und A. POEBEL, ebd., Sp. 289ff. >) Die Zahl 491 von WB steht wohl für 91 und ist vom Verfasser auf Grund der ihm bereits vorliegenden falschen Zahl errechnet worden. 3) Trotz der Übereinstimmung von Ph und S ist 181 wohl besser als 197, worauf wir jedoch nicht näher eingehen können. 4) Richtiger vielleicht 112; vgl. meinen Aufsatz »Datenlisten« in RAss II, S. 135. 5) Liste S und CBS 14220. ( ) Ist die Angabe der Chronik Ass. 13955 gv (jetzt von H. G. GÜTERBOCK in ZA N. F. VIII, S. 47 ff. herausgegeben und bearbeitet) richtig, daß Sulgi von Ur I I I unmittelbarer Nachfolger des Utu-hegal von Uruk V war (Rs., Z. 29!), so würden sich die Jahreszahlen für alle vor Ur III liegenden Dynastien um etwa 20 vermindern.

35

II. Quellen (§ 30).

mundu etwa 2650 + 99 + 1 4 + 136 = 2899, d. h. kurz nach 2900 v. Chr. enden; jedenfalls aber ist diese Zahl noch zu vermindern, da einerseits Überlagerungen wahrscheinlich sind, andrerseits der Verfasser der Königsliste über diese frühe Zeit kaum zuverlässiges Material gehabt haben dürfte. Eine gewisse Klärung der Chronologie der vorsargonischen Zeit läßt sich mit Hilfe der in den Königslisten nicht genannten Dynastie von L a g a s (§ 31) gewinnen, deren Herrscher uns bis zur Dynastie von Uruk III, die selbst z. T. bereits in die Zeit des Sarru-kin fällt (also etwa 2620—2596), bekannt sind. Lugal-zaggizi, der einzige Herrscher dieser Dynastie, beseitigte den letzten Herrscher von Lagas Uru-kagina, also etwa 2610. Auf Ur-Nanse, den uns auch archäologisch zuerst greifbaren König von Lagas, folgten vier Generationen seiner Nachkommen bis En-annatum II; ihm folgte aus anderer Dynastie En-e(n)tarzil), der unter En-annatums II Vater En-temena als Priester auftritt. Auf En-e(n)tarzi folgten nur noch Lugal-anda und Urukagina. Da der Priester Dudu schon unter En-temena und noch unter Uru-kagina fungierte 2 ), d. h. bis etwa 2625, muß Entemena zwischen 2675 und 2650 gestorben sein; für sein Geburtsjahr kommen wir nicht vor 2750. Sein Urgroßvater Ur-Nan§e wäre dann zwischen 2850 und 2800 geboren und gehörte in die Zeit kurz nach der Dynastie von Adab. Dieses ist auch aus den historischen Verhältnissen wahrscheinlich 3), die sich aus den Texten seines Enkels E - a n n a t u m ergeben 4). 1) Zur Lesung s. A. POEBEL in ZA N . F . I V , S . 82.

>) Vgl. CH. F. JEAN, La röligion sum&ienne (Paris 1931), S. 201. 3) S. § 3 1 . 4) Hier können wir nicht ganz die Schwierigkeiten übergehen, die sich von archäologischer Seite gegen die Zuverlässigkeit der Königslisten ergeben. Die e r s t e D y n a s t i e von U r , die uns durch die Ausgrabungen WOOLLEYS bekannt geworden ist, hat nach den Königslisten lange vor der von Adab regiert. Das ist aus s t i l k r i t i s c h e n G r ü n d e n , wie sie besonders E. HERZFELD (vgl. AMI V, S. 12ff.) hervorgehoben hat, unmöglich: ihre Herrscher sind, wenn man archäologische Untersuchungen nicht einfach beiseite schieben will, teilweise später als Ur-Nanäe anzusetzen. Wir stehen also für diese Zeit den Königslisten noch ratlos gegenüber. Was Lugal-anni-mundu selbst betrifft, so könnten auch schon bei ihm die Königslisten unzuverlässig sein. Eine Entscheidung wird sich erst treffen lassen, wenn doch noch einmal archäologisches Material für ihn zutage tritt, was bisher trotz der Ausgrabungen BANKS' (s. S. 32) nicht geschehen ist. — Die einzige Möglichkeit einer Erklärung für die Verwirrung in den Königslisten sehe ich darin, daß diese die erste Dynastie von Ur mit der zweiten verwechselt haben, was um so leichter geschehen konnte, als beiden Dynastien vier Könige zugerechnet werden. Die zweite Dynastie von Ur regierte nach den Listen unmittelbar vor der von Adab, könnte also bei Annahme von Überlagerungen etwa gleichzeitig mit Ur-



36

I I . Quellen (§ 30).

Die Urkunde Lugal-anni-mundus, deren eine Abschrift (A) mit erklärenden Glossen versehen ist, ist sumerisch geschrieben und leider sehr schlecht erhalten. Von beiden Exemplaren ist der Anfang erhalten. Nach einer großen Lücke in A bietet die Rückseite dieses Textes ein Duplikat zu B (A, Rs. 24ff. = B II 25ff.). Der historische Teil gibt allerlei Mitteilungen, die uns hier interessieren. Abgesehen davon, daß der König sich, wie bereits hervorgehobenJ), König der vier Weltteile nennt, berichtet er (A, Vs. 10), daß er »die Königsherrschaft über die Gesamtheit ausübte« (sum. [nam-lugal] ki-Sdr-ra mu-un-ag-a, akkadisch glossiert mit ki-iS-Sa-tim [i-pu-S]u). Über den Titel »König der Gesamtheit« werden wir noch zu sprechen haben 2 ). Nach einer unklaren Erwähnung des umfangreichen Gutium3) Nanäe und Lugal-anni-mundu begonnen haben. Aber zur Klärung all dieser Fragen reicht unser spärliches Material nicht aus. Um wenigstens einen Anhalt für die altgeschichtliche sumerische Zeit zu bieten, seien hier meine Ansätze, die nur einen Versuch darstellen sollen, gegeben: 8. Ur I I (in Königslisten mit Ur I verwechselt): 2840—2664 [ = 177 Jahre] 9. Adab 2800—2711 [ = 90 Jahre] 10. Maeri 2800—2665 [ = 1 3 6 Jahre] 1 0 a . Lagaä 2780—2610, davon E-annatum etwa 2720—2670 1 1 . Kiä I I I 2680—2667 [ = 14 Jahre] 1 2 . AkSak 2730—2628 [ = 99 Jahre] 1 3 . Kiä I V 2647—2556 [ = 92 Jahre], zuletzt nur als Vasall von Akkad 14. Uruk I I I 2620—2596 [ = 25 Jahre] 1 5 . Akkad 2616—2436 [ = 1 8 1 Jahre], davon §arru-kSn 2616—2561 16. Uruk I V 2435—2406 [ = 30 Jahre], z. T . unter Gutium 1 7 . Gutium 2413—2289 [ = 1 2 5 Jahre] 18. Uruk V 2288—2282 [ = 7 Jahre] 19. Ur I I I 2281—2170 [ = 1 1 2 Jahre], zuletzt nur als Kleinstaat 20. Isin 2187—1962 [ = 226 Jahre] 2 1 . Larsa 2187—1925 [ = 263 Jahre] 22. Babylon 2057—1758 [ = 300 Jahre], davon Hammurapi 1 9 5 5 — 1 9 1 3 . Auf die in Susa gefundenen Königslisten altbabylonischer Herrscher, die V. S C H E I L in R A X X X I (1934), S . 149fr. behandelt hat und die stark von den in Babylonien gefundenen abweichen, brauchen wir hier nicht einzugehen. Wenn diese Listen für die historisch feststehende Regierungsdauer der Könige Pür-Sin und Gimil-Sin der Dynastie Ur I I I Zahlen angeben, die von den durch die Datenlisten (s. meinen Aufsatz »Datenlisten« in R A s s I I , S. 1 3 1 ff.) gesicherten völlig abweichen, so ist schon hiermit bewiesen, daß ihr Wert hinsichtlich der Zahlen gleich Null ist. Auch andere Gründe, auf die wir hier nicht eingehen können, beweisen ihre Wertlosigkeit. J ) S. 3 1 , Anm. 5. *) §§ i ° 3 - 106. 3) Wir umschreiben Gutium mit G, um keine Verwirrung anzurichten, obwohl, wenigstens im Akkadischen, die Schreibung mit Q belegt ist. Vgl. besonders: qu-ü-ti-tu C 4564 I I 34 bei M E I S S N E R , Assyriologische Forschungen I (Leiden 1916), S. 58 neben [s~\u-bu-ri-tu und e-la-mi-tu, d. h. subaräisch, elamisch und qutäisch. Vgl. auch S. 88. Die richtigste Lesung wäre also Qüttum.

I I . Quellen (§ 30. 31).

37

(gu-ti-um dagal-la) in B 1 3 6 wird augenscheinlich von einer Empörung und der Vernichtung des Landes Subartu gesprochen (B I 4off.): mu-un-da-an-bal-äm [ s] u-bir^-kd-e-ne [ ] ] sich empört hatten, vernichtete er [die gul-gul »[als die der Bewohner von S] ubartu«. Besonders beschäftigt sich der Herrscher dann mit dem, was er an der Stadt Marhasi getan hat, und berichtet von seinen Bauten. An drei Stellen zählt er die Länder auf, die zu seinem Machtbereich gehörten (B III 29, IV 10. 26), und zwar jedesmal in derselben gewiß geographisch geordneten 1 ) Reihenfolge: kur ***erin-na nim1' mar-ha-Siki gu-ti-umu su-bir*' mar-tu su-ti-umli kur ¿-an-na-bi »das Zederngebirge, Elam, Marhasi, Gutium, Subartu, Amurru, Sutium und das Land von Eanna«. Es ist bedauerlich, daß die Urkunde Lugal-anni-mundus nur in Abschrift erhalten ist. So muß es als fraglich gelten, ob sie wirklich für die Zeitverhältnisse des 28. Jahrhunderts herangezogen werden darf. Es wäre immerhin möglich, daß man 1000 Jahre später das Original nur fingiert hat, um der betreffenden Rechtshandlung größere Bedeutung zu geben, oder aber, daß man eine Urkunde späterer Zeit, bei der der Königsname zerstört war, gutgläubig auf Lugal-anni-mundu bezog 2 ). 31. Die älteste Erwähnung des Landes S u b a r t u in einem O r i g i n a l t e x t findet sich in den Inschriften des Königs E a n n a tum I von Lagas, des Enkels des bekannten Ur-Nanse (früher Ur-Nina gelesen). Die Frage, wie die Dynastie des Ur-Nanse gegenüber den Dynastien der Königslisten einzuordnen sei, ist oben kurz angedeutet worden 3). Die Tatsache, daß Eannatum in seinen Inschriften immer wieder von seinen Kämpfen mit K i s und A k s a k spricht 4), macht es nicht unwahrscheinlich, daß er in einer Zeit regierte, in der beide Orte eine Rolle spielten. Dies war der Fall ') Nur das Zederagebirge fällt aus dieser Reihenfolge hinaus, da ein solches nur im Westen Babyloniens nachweisbar ist. ») Vgl. neuerdings auch H. G. GÜTERBOCK in Z A N. F. V I I I , S. 46t. 3) S . 35. 4) Vgl. die Sammlungen seiner Inschriften von F. THUREAU-DANGIN, Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften (Leipzig 1907), S. 10S. und von G. A. BARTON, T h e Royal Inscriptions of Sumer and Akkad (New Häven 1929), S . 2 2 ff., S . 3 5 8 .

38

II. Quellen (§ 31).

während der 11. bis 13. Dynastie. Allerdings wird der König von AkSak 1 ), den er besiegte, Zuzu in den Königslisten, die für diese Zeit gerade sehr vollständig sind, nicht genannt. Da aber auch hinsichtlich der Jahre der 3. und 4. Dynastie von Kis in den Listen große Verwirrung herrscht, so können wir uns hier nicht unbedingt auf sie verlassen. Auffällig ist es ferner, daß Eannatum neben Kis und Aksak auch noch Maeri erwähnt, und gerade eine Dynastie von Maeri wurde durch die 3. Dynastie von Kis beseitigt, die nach I4jähriger Dauer 3) zunächst einer solchen von Aksak weichen mußte. Deshalb ist es mir am wahrscheinlichsten, daß Eannatum gerade in die Zeit dieser Wirren, d. h. zwischen 2720 und 2670, hineingehört, wenn es auch nicht recht erklärlich ist, weshalb seine Dynastie in den Königslisten fehlt. Aber diese Schwierigkeit bleibt auch bestehen, wenn wir ihn in einer anderen Periode unterzubringen versuchen, da ja die Königslisten eine Dynastie von Lagas überhaupt nicht anerkennen. Daß man die Erwähnung Subartus in den Inschriften des Eannatum nicht schon längst erkannt hat 4), liegt daran, daß ein Ideogramm für dieses Land verwendet wird, das nur noch in einer Inschrift des Naräm-Sin von Akkad begegnet, das man aber auch dort kaum erkannt hätte, wenn nicht ein späterer Abschreiber es erklärt hätte s). Es handelt sich um das Zeichen SUBUR, das dem Zeichen SAH sehr ähnlich sieht und oft mit ihm verwechselt wurde 6). Jeder Zweifel wird noch dadurch behoben, daß Subartu bei Eannatum in derselben Weise neben Elam genannt wird wie bei Naräm-Sin. Die Hauptstelle findet sich auf dem »Feldstein A«7) und lautet (6, Z. I7ff.): (¿-an-na-tüm ) nim subar*' URU + A1' a-suhur-ta gin-hi0 k u bi-si ki$ ' akSak ma-eriki an-ta-sur-ra dnin-gir-su-ka-ta gin-$e10 bi-si >) So ist s t a t t Ke§ oder Opis zu lesen. Akäak hieß erst später Upe ( = Opis). E s ist der heutige Teil Umair, der in dem Gebiet des hellenistischen Seleukia liegt. Vgl. vorläufig AfO VIII, S. 80. ») »Feldstein A« 5, Z. 4. 3) Vgl. die Liste auf S. 34. 4) Zuerst h a t F. T H U R E A U - D A N G I N darauf hingewiesen in Syria X I I ( 1 9 3 1 ) , S. 265, Anm. 4. 5) S. die Behandlung der Stelle unten § 34. ') Vgl. F . D E L I T Z S C H , Sumerisches Glossar, S. 287, unter subar; T H U R E A U D A N G I N , Lettres et Contrats (Paris 1910), S. 65f. Vgl. auch § 26. 7) T H U R E A U - D A N G I N , S A K , S . 2off.; B A R T O N , a. a. O . , S . 32fr. (verbesserungsbedürftig) .

II. Quellen (§ 31. 32).

39

»(Eannatum ) unterwarf Elam, Subartu und vom Suhur-Wasser r ) aus; Kis, Aksak (und) Maeri unterwarf er vom Antasurra') (seines Gottes) Ningirsu aus.« Ähnlich heißt es auf dem »Feldstein C« (2, Z. 2) z): [nim] sttbar [g]ü mu-na-gar »[Elam] (und) Subartu unterwarf er ihm (d. h. seinem Gotte)«. Auch auf der berühmten Geierstele des Eannatum 3) wird Subartu erwähnt; leider bricht der Text unmittelbar darauf ab. Es ist nur zu erkennen (Rs. 6, Z. iof.): nim1' suba[r] kur giS ..[.... »Elam, Subartu, das Gebirge (oder: Land) Baum (?). [ . . . . « Die Zeichen nach giS sind kaum zu erkennen. B A R T O N 4) liest sie sag-bi (ohne Fragezeichen!). Man möchte an giS-er[en-na] »das Zederngebirge« denken; indes findet eine solche Vermutung nach einer persönlichen Mitteilung T H U R E A U - D A N G I N S keine Stütze an den Spuren des Originals. Wir müssen also die Klärung dieser Frage von neuen Inschriften des Herrschers erhoffen. 32. Über die geographische Lage Subartus gibt ein Text aus Assur (VAT 8006) 5) Auskunft, den wir hier einschalten wollen, obwohl die Abfassungszeit des Originals umstritten ist. Er ist eine spätassyrische Abschrift eines Textes, der sich mit der Länge von Straßen in den Ländern befaßt, die ein König S a r r u - k i n , der den Titel »König der Gesamtheit (kiSSati)« führt, beherrscht hat. E. F O R R E R 6 ) , der manche Einzelheiten dieser Inschrift richtig erkannt hat, schreibt sie dem etwa um 2000 regierenden Assyrerkönig dieses Namens zu, während andere, besonders W. F . A L B R I G H T , der den Text einer eingehenden Untersuchung unterzogen hat 7), ihn auf den großen Sargon von Akkad (um 2600) beziehen. Ein überzeugender Beweis läßt sich m. E. weder für die eine noch für die andere Meinung erbringen 8), zumal der Text mancherlei Ver') Bedeutung im einzelnen noch unklar. *) THUREAU-DANGIN, S A K , S. 22 ff. ; BARTON, a . a . O . , S. 36 ff. 3) THUREAU-DANGIN, S A K , S. i o f f . ; neu herausgegeben von L . HEUZEY und F. THUREAU-DANGIN, Restitution matérielle de la stèle des vautures (Paris 1909). «) a. a. O., S. 32 (Z. 10 ist mißverstanden). 5) O . SCHROEDER, Keilschrifttexte aus Assur verschiedenen Inhalts (Leipzig 1920), Nr. 92. 6) RAss I, S. 237ÎÏ. unter Assyrien §§ 16. 19. 7) A Babylonian Geographical Treatise on Sargon of Akkad's Empire. J A O S 45, S. 193 ff. ') Gegen Sargon von Akkad spricht besonders die geographische Nomenklatur der Inschrift; s. E . FORRER, RAss I, S. 240.

40

II. Quellen (§ 32).

Schreibungen aufweist und die Ausgabe nicht durchaus zuverlässig zu sein scheint.

Für Subartu sind folgende Stellen von Wichtigkeit: Z. 3 wird Subartu mit Anzan in Persien verknüpft: [a]di an-za-an-za-anki SU.BIR". Da der Text hier beschädigt ist, wollen wir nur die Tatsache buchen. Von besonderem Wert sind die Zeilen 33ff., die die Länge der Straßen in den von dem Könige beherrschten Ländern angeben. 40 bêru re-bit mât mar-ha-Siy 60 bêru re-bit mât tuk-ri$H 90 bêru re-bit mât elamti (geschr. NIM.M A)k' 180 bêru re-bit mât akkadî* 120 bêru re-bit mât subarti (geschr. SU.BIR4)ii 120 bêru re-bit mât aS-si*1) iStu la-ab-na-nu a-di go bêru re-bit mât lul-lu-bi-i tu-ruk-ki-i^s) go bêru re-bit mât an-za-an-za-anli Das heißt: 40 60 90 180 120 120

Meilen ist die Straße 4) des Landes Marhasi, Meilen ist die Straße des Landes Tukris, Meilen ist die Straße des Landes Elam, Meilen ist die Straße des Landes Akkad, Meilen ist die Straße des Landes Subartu, Meilen ist die Straße des Landes Assur(?) von Lâbnanu, 90 Meilen ist die Straße des Landes Lullubî bis Turukkî, 90 Meilen ist die Straße des Landes Anzan.

Es ist sehr zu bedauern, daß der Text in den beiden Zeilen, die auf Subartu (Z. 37) folgen, nicht in Ordnung ist. Sicher gehört »von Labnânu (Libanon) bis Turukkî« zusammen, und es hat viel für sich, wenn F O R R E R annimmt, daß es unmittelbar hinter Subartu einzuordnen ist; dann ginge die Straße von Subartu vom Libanon bis Turukkî, das im nordwestlichen Zagros zu suchen ist 5). !) Das Land heißt sonst Anzan oder Anäan. Warum der Schreiber hier und Z. 4 0 (auch Z. 4 5 ) za-an doppelt schreibt, ist unklar. Eine Vermutung bei A L B R I G H T , a. a. O., S. 1 9 8 . *) Schreibfehler: F O R R E R ändert in ai-SurALBRIGHT in fral-si 3) Dieser Name gehört sicher hinter das a-di der vorhergehenden Zeile. 4) So richtig F O R R E R . Das Wort (sum. sil dagal-la Z . 3 2 ) bedeutet genauer »broadway«. 5)

ALBRIGHT,

a. a. O.,

S. 235.

41

II. Quellen (§ 32. 33).

Solange aber das unklare mât aS-sih (Z. 38) nicht einwandfrei zu deuten ist, ist Vorsicht geboten. 33. Sicher bezieht sich auf die Zeit des Begründers des Reiches von Akkad, S a r r u - k î n (Sargon), die von L. W. K I N G ) herausgegebene Chronik BM 26472. Wenn diese auch nur in einer spätbabylonischen Abschrift auf uns gekommen ist 1 ), so sind wir doch nicht berechtigt, wie man das anfangs wohl getan hat, ihre Mitteilungen in das Gebiet der Sage zu verweisen, da sie durchaus im Einklang mit den umfangreichen Kriegstaten stehen, die jetzt durch Inschriften des Herrschers selbst bezeugt sind. In der Chronik lesen wir über seinen Zug nach dem Lande Subartu (Vs. 14ff.): L

arki ana mât SU.BIRf' ina gi-ip-Si-Sü itbê-ma ana kakki ik-mi-is-su-ma Sarru-kîn dalâhuf ?) Su-a-tü ü-Se-Sib-ma tapdä-Sü-nu im-has ka-mar-Sû-nu iS-kun um-man-Sü-nu rapaS-tim ü-Sam-qi-it namkur-Sû-nu a-ria àkkadèki u-Se-ri-ba »Hernach erhob er sich in seiner Massigkeit nach dem Lande Subartu. Nachdem die (Einwohner) sich darauf unter die Waffen gebeugt hatten, ließ Sarru-kîn jene Trübung(?) sich setzen 3), brachte ihnen eine Niederlage bei, warf sie nieder, schlug ihr weit ausgedehntes Heer zu Boden und brachte ihre Habe nach Akkad hinein.« Auch in einem Texte, der Omina aus der Leberschau enthält, werden die betreffenden Omina in Beziehung zu Sarru-kîns Taten gesetzt. Er findet sich in einer spätassyrischen (K 2130) 4) und einer spätbabylonischen (BM 67404) 5) Abschrift. Der betreffende Abschnitt lautet 6) : Summa amutu (?) 2 ubânime! taraSSî-ma kakku imna u Sumêla danânu u Sulmu ina Sumêlti Saknumei kakku su-Su-ru kakku Sumêlti marti su-hu-ru-ni padânu Sumêlti marti Il-ma kajamânûtim'} SaknumeS [purusjsê Sarru-kîn Sa ina Sîri an-ni-i [mât SJU,BIR4k' tebûme!

') Chionicles concerning Early Babylonian Kings, London 1907. KING, a. a. O., Bd. II, S. ii3fi. (und 3FL.), bearbeitet S. 2 5 G . Vgl. auch den Kommentar KINGS, Bd. I, S. 45 ff. 3) Unklar, ebenso auch die unten mitgeteilten Omentexte. 4) IV R 34, Ks. 3ff.; KING, a. a. O., II, S. 135, Z. 3FF.; im Auszug auch II, S. 3öf. 5) KING II. S. 141. Das Omen selbst weicht vielfach ab. 6 ) Wir geben auch das Omen, um einen Einblick in die Technik der Wahrsagekunst zu gewähren. Trotz der umfangreichen Studien M. JASTROWS (Babylonische Religion, Gießen 1 9 1 2 ) , der unsern Text in Band II, S. 2390. interpretiert hat, bleibt noch vieles unklar. Näher auf die Terminologie der Leberschautexte einzugehen, ist hier nicht möglich.

>)

42

I I . Quellen (§ 33).

ina gi-ip-Si-Sü itbûm,!-îû ana kakki ik-mi-su-ma [Sarr]u-kîn Subâti (?)mei-M-nu ti-Se-Si-bu-ma [tapjdâ-Sû^nu im-ha-su ka-marSü-nu iS-ku-nu um-ma-an-Sü-nu rabî-ta [ ]-M u illatê m'f-M h ü-qa-i-la ana akkadê ' ü-Se-ri-bu. »Wenn das Eingeweide ( = die Leber) zwei Finger (Pyramidalfortsätze) hat und eine Waffe rechts und links sich erhebt, eine Verstärkung und eine Verheilung( ?) links gelegen sind, die Waffe (rechts *) der Gallenblase) niedergedrückt, die Waffe links der Gallenblase umschlossen ist, Pfad(e) links der Gallenblase doppelt und als dauernde gelegen sind, so ist das [eine Orakelent] Scheidung Sarru-kîns, gegen den sich unter diesem Vorzeichen [das Land S]ubartu in seiner Massigkeit erhob, worauf [Sarru]-kîn, nachdem die (Einwohner) sich unter die Waffe gebeugt hatten, ihre Wohnsitze besetzen ließ(?), ihnen [eine Nie]derlage beibrachte, sie niederwarf, ihr großes Heer [zu Boden schlug], seinen [ ] und seine Streitkräfte nach Akkad brachte.« Etwas abweichend ist auch der neubabylonische Text BM 67404, der sich mehr als der neuassyrische an den Wortlaut der Chronik anzulehnen scheint. Es heißt dort — unter Fortlassung der Omina: parusse $arru[-kîn Sa ina Sîri an-ni-i] mât SU.BIRf [ina gi-ip-Si-Su itbûme!-Su] a-na kakki [ik-mi-is-su-ma] Sarru-kîn dalâhu(?) [êu-a-tu (?) û-ie-îi-bu-ma] da-ap-da-Su-fnu im-ha-su] ka-mar-Su-nu iS[-ku-nu um-man-Su-nu rapaS-tim (?) ü-Sam-qi-tu] namkur-Su-nu a-n[a akkadê*' ü-Se-ri-bu] »eine Orakelentscheidung Sarru- [kîns, gegen den sich unter diesem Vorzeichen] das Land Subartu [in seiner Massigkeit erhob, worauf] Sarru-kîn, [nachdem die (Einwohner) sich] unter die Waffe [gebeugt hatten, jene(?)] Trübung(?) [sich setzen ließ], ihnen eine Niederlage [beibrachte], sie nieder [warf, ihr weit ausgedehntes Heer zu Boden schlug] (und) ihre Habe nach [Akkad hineinbrachte] «. Die drei Texte weichen in Einzelheiten voneinander ab. So berichtet die Chronik, daß Sarru-kîn das Land Subartu angriff, während die Omentexte umgekehrt Subartu als Angreifer bezeichnen 1 ). Chronik und neubabylonischer Text haben beide die ') So wohl sicher zu ergänzen; BM67404 hat kakku imitti(l) te-bu-û. *) Der Ausdruck »in seiner Massigkeit« paßt indes eher zu einem Angriff seitens eines Landes als seitens eines Herrschers.

II. Quellen (§ 33. 34).

43

Phrase dalâhu uSêSib(u), falls man hier das Ideogramm so wiederzugeben hat. Dieser Ausdruck begegnet sonst nirgends und ist auch nicht klar. Der assyrische Text hat für dieses Ideogramm I ) das sehr ähnlich KI.KU, d. i. Subtu, was aber vielleicht nur dem Umstand zu verdanken ist, daß bereits der Abschreiber jene Phrase nicht verstand und sie durch eine geläufigere ersetzte. Denn sehr wahrscheinlich ist es nicht, daß hier von einer kolonisatorischen Tätigkeit Sargons in Subartu die Rede sein sollte, zumal dieses mitten in dem Bericht über seine Kämpfe erzählt wird. Auch diese sind recht unklar dargestellt: zuerst die Unterwerfung und dann in mehreren ziemlich gleichbedeutenden Ausdrücken die Niederlage ! Man erkennt deutlich, daß die Abschreiber den alten Text im Laufe der Jahrtausende arg verstümmelt haben. Umso bedauerlicher ist es, daß wir aus den Originalinschriften Sarru-kîns selbst noch nichts Näheres über die Expedition nach Subartu wissen. 34. Auch N a r ä m - S i n , der Enkel Sarru-kîns, hatte gegen Subartu zu kämpfen. Das ergibt sich vor allem aus einer in Ur gefundenen Abschrift einer seiner Inschriften, die etwa im Ausgang des 3. Jahrtausends hergestellt wurde *). Der König sagt dort von sich (Kol. I, Z. iff.): na-ra-am- äsin Sarru akkadêm* sa-pi-ir NÈ(?).MI.KAM(?p) h mât elamtim kà-li-sa-ma a-dï-ma pà-ra-ak-§e ki ù mât SU BAR (su-bar-tim) kl a-dt-ma ''kîSti erenim (Rest lückenhaft) 4). »Naräm-Sin, der König von Akkad, der da regierte alle Völker(?), [warf] Elam ganz und gar bis nach Parahse und das Land Subartu bis zum Zedernwalde [nieder].« Das Ideogramm für Subartu, das der Kopist mit den Zeichen su-bar-tim erklärte, weil es jedenfalls zu seiner Zeit nicht üblich war, das betreffende Keilschriftzeichen 5) als Ideogramm für Subartu zu verwenden, begegnet in dieser Verwendung nur noch ') E s h a n d e l t sich u m Br. 6 9 1 2 ff. *) C. J. GADD u n d L. LEORAIN i n U r E x c a v a t i o n s , T e x t s I, R o y a l I n s c r i p t i o n s (London 1928), Nr. 274, P l . LV. 3) D i e Reihenfolge der Zeichen, deren erstes a u c h KlS (= kiüat) oder UG sein könnte, ist gesichert durch die v o n E . UNGER in I s t a n b u l Asariatika Müzeleri Neçriyati X I I (1934), Tafel V , N r . 10 u n d S. 26/48 v e r ö f f e n t l i c h t e A b s c h r i f t (um 2000) einer Inschrift des K ö n i g s a u s N i p p u r . E i n e befriedigende I n t e r p r e t a t i o n der Zeile ist bisher n i c h t geglückt. E s m u ß e t w a s darin s t e c k e n w i e »alle Völker«. 4) Als V e r b u m w ä r e n a c h d e m N i p p u r t e x t , Z. 8, e-ni-ir zu ergänzen. D i e s e s scheint in der Inschrift a u s U r n a c h Z. 1 6 ausgefallen zu sein. 5) Späteres Zeichen AS + SUL, s u m . sit-bar, su-bur, iu-bur, s. § 2 6 .

II. Quellen (§ 34).

44

bei E a n n a t u m v o n L a g a s (s. § 3 1 ) , w a r aber wahrscheinlich allgemein in dieser Z e i t üblich.

D e r Ort, b z w . die L a n d s c h a f t Parah§e

ist mit dem uns bereits bei L u g a l - a n n i - m u n d u (S. 3 7 ) begegnenden Marhasi identisch.

Die verschiedenartige Schreibung ist wohl n u r

ein

einheimische

Versuch,

die

Aussprache

wiederzugeben,

die

e t w a F a r h s gelautet haben m a g *). A u c h die fragmentarisch erhaltene I I . K o l . des N a r ä m - S i n T e x t e s beschäftigt sich mit S u b a r t u ; hier lesen w i r (Kol. I, Z . i 8 f f . ) : [i](?)-nu

[a](?)-na

in Sar-ri ma-na-ma

ri-ha-tim*H

la i-li-ik

J

innanna

ma-hi-ra

la

a-li-a-tim

nindabä-su[-nu]

na-ra-am- sin

id-dl-süm

iSSakku2)

mah-ri-[iS]

harränamh

Samt

J

» [ A l ] s ( ? ) er [na]ch K ö n i g e n jenen W e g

(?) i-li-ku

su4-a

akkade1'

SUBARk'

Sar

i-li-ik-ma ü

belu 3)

u-sa-ri[-bu]

ging, w a r kein K ö n i g unter den

(zuvor) gegangen.

N a r ä m - S i n , der

König

v o n A k k a d , ging (ihn), u n d die Göttin I n n a n n a g a b ihm keinen Widersacher.

D i e F ü r s t e n v o n S u b a r t u und die Herren der H o c h -

länder 4) brachten A b g a b e f ü r ihn v o r ihn.« Auf

diese Beziehungen

des K ö n i g s

zu S u b a r t u w i f d

auch

in den e t w a gegen E n d e des dritten J a h r t a u s e n d s niedergeschriebenen sumerischen Geschichtsbetrachtungen angespielt, die H . G . 1) Daß Marhaäi und Paraljäe dasselbe ist, zeigen uns Vokabulare, in denen mar-lfa-ü wie ein sumerisches Ideogramm behandelt und im Akkadischen mit pa-ra-Si-i »übersetzt« wird, worauf m. W. zuerst P. J E N S E N (ZA XV, S. 2 3 0 ) hingewiesen hat. So nennt CT X I V 1, Kol. II, Z. 16 (ergänzt durch L T II, Nr. 40, Kol. II, Z. 11 und L T II, Nr. 44, Kol. II, Z. 16) als eine besondere Hunderasse den Hund von Marljaäi neben dem von Elam: (sum.) ur mar-ha-H — (akk.) ka-lab pa-ra-H-i. Ein von V. S C H E I L herausgegebenes Vokabular (RA XV, S. 1 1 6 , Vs. 2 7 ) , das Steinnamen sumerisch und akkadisch aufführt, nennt den Achat (?) von Marhaäi: (sum.) zd du%-Si mar-fya-ii = (akk.) (du-iu-ü) pa-ra-Si-a. Endlich wird sum. kur mar-fja-Hk* »Gebirge von Marhaäi« mit lad pa-ra-H-i übersetzt ( I I R 5 0 , Kol. I I I , Z. 2 3 nach der Bearbeitung von F. H . W E I S S B A C H , ZDMG 53, S. 657). Wenn, wie bereits vermutet, Paraäi-Marhaäi mit dem in Texten aus Nuzi bei Kerkuk begegnenden Ortsnamen Paharraäe (u. ä.) identisch ist, — so z. B. in dem Brief des Sauääatar von Mitannu an Ithija ( = Ithi-tilla RA X X I I I , S. 147, Nr. 26, Z. 6), den König von Arrapha, Z. 3 als Mpa-'-fya-ar-ra-Se (JAOS X L I X , S. 2690.), — so wäre es etwa am Oberlauf des unteren Zäb zu lokalisieren. Die spätere Landschaft Parsua könnte den alten Namen *Farhä oder *Fahr§ bewahrt haben. ') EN5.SI EN5.SI. Dieser Titel, der ursprünglich wohl »Gutsverwalter« oder »Pächter« bedeutet (vgl. BB, S. 272), bezeichnet sowohl den Stellvertreter eines Menschen als auch den eines Gottes auf Erden (König u. ä.). Zur Lesung ENS.SI statt PA.TE.SI s. A. F A L K E N S T E I N in ZA N. F . VIII, S. I 5 2 F F . 3) EN EN. 4) V g l .

B.

LANDSBERGER,

O L Z 1931,

Sp.

130.

II. Quellen (§ 34—36).

45

GÜTERBOCK vor kurzem näher untersucht hat *). Bei der Schilderung der herrlichen Regierungszeit Naräm-Sins heißt es*): nim1' su-bir4*' lü-Sagan(?)-ld-gim nig mu-ü-ld-la »Elam (und) Subartu wogen ihr 3) wie Händler(?) Ware dar.« Eine bisher noch einzig dastehende Variante bietet das Exemplar TCL X V I 64, Z. 50 für su-bir4h, nämlich su-bür-e1'.

Auch die spätere Naräm-Sin-Legende weiß von Subartu zu berichten. In einem Text 4), der eine durch den Einfall fremder Horden s) geschaffene Völkerbewegung während der Regierung des Königs schildert, heißt es von Subartu (Kol. II, Z. 9): dannat su-bar-ti ka-la-Sü-nu id-[du-ku] »die (Heeres)macht Subartus schlugen sie] ganz und gar [nieder]«. Weiter wird berichtet, daß die Feinde »die Meere« 6) zerstreuten und sodann über Gutium und Elam bis Tilmun, Magan und Meluhha vordrangen. Gehört dieser Text auch ins Gebiet der Sage, so zeigt er immerhin, daß der Verfasser Subartu im wesentlichen westlich des Tigris lokalisiert. 35. Jahrhunderte vergehen, bis wir wieder etwas von Subartu hören. Erst I b i - S i n , der letzte König der 19. Dynastie (Ur III), die um 2170 ein Ende nahm, erwähnt Subartu in einem bisher noch nicht veröffentlichten Briefe, auf den E. F O R R E R aufmerksam gemacht hat 7). In diesem wird erwähnt, daß »der damalige Fürst (PA-TE-SI) 8) von Subartu namens Zigulae Hamazi, den südöstlichsten Gau von Gutium an der Grenze Babyloniens, als Beute für sich weggeführt« habe. Solange der Text noch nicht ediert ist, müssen wir uns mit den angeführten Worten F O R R E R ' S begnügen. 36. Wieder schweigen unsere Quellen über 2 Jahrhunderte und zwar bis H a m m u r a p i , den 6. König der Dynastie von •) Z A N . F . VIII, s. 24s. ») In dem Text TCL X V I 66 (PI. 129), Rs., Z. 14; Duplikat ebd. X V I 64 (PI. i26f.), Z. 50. 3) Gemeint ist Naräm-Sins Hauptgöttin Innanna. 4) CT X I I I 44, Kol. II, Z. 9; s. GÜTERBOCK, a . a . O . , S. 70. 5) Was f ü r ein Volk gemeint ist, ist noch völlig dunkel. Die Bewegung geht augenscheinlich von Kleinasien aus nach Osten hin. 6) Vielleicht mit GÜTERBOCK (S. 74, Anm. 1) die Länder am Wan- und Urmiasee. 7) RAss I, S. 231, 8) Lies EN .SI; s. S. 44, Anm. 2. s

46

II. Quellen (§ 36).

Amurru oder Babylon (1955—1913) ')• Dieser hatte, bevor er die Einigung Babyloniens erzwang, mit Subartu zu kämpfen, das sich dem Bunde seiner Feinde, in erster Linie Elam, dem östlichen Nachbar Babyloniens, angeschlossen hatte. Zur Feier der Siege des Herrschers über die Verbündeten wurden mehrere Jahre nach diesen Ereignissen benannt, wie es damals ja üblich war, die Jahre nicht nach einer Aera, sondern nach Ereignissen festzulegen, die in der Regel im unmittelbar vorhergehenden Jahre eingetreten waren 2 ). Zum ersten Mal finden wir jene Kämpfe, die schließlich zur Einigung Babyloniens führten, in der »Jahresformel« für das Jahr 1926, das 30. Jahr Hammurapis erwähnt. Am besten und vollständigsten ist diese, ebenso wie die folgenden, in einer Liste von Jahresnamen erhalten, die S. L A N G D O N in Oxford Editions of Cuneiform Inscriptions II (1923) herausgegeben hat (W-B. 1923, 373). Hier heißt es (I iff.): mu ha-am-mu-ra-pi lugal-e d-gdl ki-dg Jmdr-udug-ke a-kal mah dingir gal-gal-e-ne ugnim nim^-ma zag mar-ha-Si*'-ta su-birf gu-ti-umh ¿S-nun-nak' ü mä-al-gih nam-dugud-bi i-im-zi-zi-eS-äm gär-dar-a-bi i-ni-in-gar-ra-a suhuS ki-en-gi ki-uri i-ni-in-gi-bi »Jahr, (welches heißt): Hammurapi, der weise König, der Liebling des Gottes Marduk, warf (mit) der erhabenen Macht der großen Götter das Heer von Elam vom Gebiet von Marhasi an, Subartu, Gutium, Esnunna und Malgü, die sich in schwerer Macht erhoben hatten, nieder und festigte das Fundament von Sumer und Akkad.« Dieser Sieg war jedoch nicht entscheidend. Die Feinde verbanden sich mit dem damaligen Oberherrscher Babyloniens, dem König Rlm-Sin von Larsa, und es kam zu neuen Kämpfen im folgenden Jahre, die mit der Besiegung und Absetzung Rim-Sins endeten. Hierüber berichtet die Jahresformel des 31. Jahres Hammurapis: mu ha-am-mu-ra-pi lugal-e iskim-ti ana den-lil(-bi)-ta [igt erdn-naj 3) -bi ni-gin-na-äm fa-kal ma]h(?) dingir gal-gal-e-ne [mu-u]n-na-an-s\-mä-äm [ma-da jja-mu-ut-ba-a-lum1' [ü lugal]-e ri-im-Jsin [Su-ni s]a-bi-(in-)düg-ga [ ]-bi-Se10 zi-ni [ ]ba-i [ k]i-en-gi ki-uri [düg-ga-ni] bi-in-dib-e. 1) Vgl. S. 36 unten. ') Vgl. A. U N G N A D , Datenlisten in RAss II, S. 132. 3) Ergänzungen nach datierten Urkunden.

II. Quellen (§ 36).

47

»Jahr: König Hammurapi besiegte im Vertrauen auf die Götter Anu und Enlil, die vor seinem Heere einherziehen, und mit der starken(?) Macht, die die großen Götter ihm gaben, das Land Jamutbäl und den König Rim-Sin [ und] brachte (ganz) Sumer und Akkad unter seinen Oberbefehl.« Aber noch immer war die Macht Subartus und der benachbarten Gebiete nicht gebrochen. Ein neuer Feldzug folgte, von dem die Datenformel des 32. Jahres Kunde gibt: mu ha-am-mu-ra-pi lugal-e ur-sag ii-ma di-di dmdr-udug-kl1) tukul kala-ga ugnim lS-nun-na*' su-bir4h gu-ti-umki mi-ta Su bi-ibSub-bi (ma-da) ma-an-ki-süm*' ü gü id-idigna en-na ma-da su-birf'SeJO 2) Su-ni sd bi-düg-ga »Jahr: König Hammurapi, der Held, der Marduks Sieg erwirkt, warf mit gewaltiger Waffe das Heer von ESnunna, Subartu (und) Gutium in der Schlacht nieder und eroberte die Stadt 3) Mankisu und das Ufer des Tigris bis zum Lande Subartu hin.« Indes war auch jetzt Subartu noch nicht völlig besiegt. Es scheint sogar, daß der König sich in Verhandlungen einlassen mußte, deren Abschluß natürlich als ein Erfolg gebucht wurde. Dies dürfte sich aus dem Jahresnamen des 33. Jahres herauslesen lassen: mu ha-am-mu-ra-pi lugal-e id-ha-am-ra-pi-nu-hu-uS-ni-Si Sä-gird-am ana Jen-lil mu-un-ba-al a da-ri he-gdl-ka nibruk' eriduki uriu zarar^-ma unüH-ga t-si-in~na* mu-un-gar-ra-dm ki-en-gi ki-uri bir-bir-ri-a ki-bi-Se10 bi-in-gi4-a ugnim ma-erih ü ma-[al-gili] mi-ta bi-ib-Sub-bi ma-erikt ü . .[ ] ü uru-dil-dil(i)u su-bir* düg-ga-ni gus-li-bi bi-in-dibf ] »Jahr: König Hammurapi grub den Kanal 'Hammurapi ist der Reichtum des Volkes (und) der Liebling der Götter Anu und Enlil', verschaffte ständiges Wasser des Überflusses den Städten Nippur, Eridu, Ur, Larsa, Uruk und Isin; das aufgelöste Sumer und Akkad brachte er wieder in Ordnung, warf das Heer von Maeri und Ma[lgü] in der Schlacht nieder; Maeri und [ ] sowie die Städte von Subartu ließ er in Freundschaft seinen (Ober)befehl an [nehmen (?)].« ') Ergänzung nach A. Boissier, R A X X , S. 1. >) Var. bei Boissier: ma-an-ki-sü ü ma-da gü id-idigna en-na zak-hu (bzw. zag kur) SU.BIRfi-Seu, »Mankisu und das Land des Tigrisufers bis zum Gebiet Subartus«.

3) Var. »das Land«.

48

II. Quellen (§ 36. 37).

Von Dauer war auch dieser Erfolg nicht: zwei Jahre später gab es neue Kämpfe mit Maeri und Malgü, die den König zur Schleifung ihrer Mauern veranlaßte. An Subartu, das gewiß auch auf Seiten seiner Feinde stand, das aber hier gar nicht erwähnt wird, wagte sich Hammurapi diesmal nicht. Erst die Datenformel des 37. Jahres erwähnt wieder Kämpfe mit Subartu: mu ha-am-mu-ra-pi lugal-e d-kal gal dmar-udug-ka-ta ugnim tu-ru-uk-kum ka-ak-mu-um*' kur su-birf'-bi-ta mi-ta bi-ib-Sub-ba »Jahr: König Hammurapi warf mit der großen Macht Marduks das Heer von Tukukku, Kakmu und das Land') Subartu in der Schlacht nieder.« Das nächste Jahr 1 ) brachte wieder Kämpfe mit ESnunna, und dann folgten neue Feldzüge gegen eine feindliche Koalition, der auch Subartu angehörte. Das ergibt sich aus der Formel des 39. Jahres: mu ha-am-mu-ra-pi lugal-e d-kal kala-ga ana Jen-Ul mu-unna-sl-ma-äm kilib gü-dü-au kur su-birf* -bi-ta [sag-gi$ bi-in-ra] 3) »Jahr: König Hammurapi schlug mit der gewaltigen Macht, die die Götter Anu und Enlil ihm gaben, die Gesamtheit der Feinde mitsamt dem Lande 1 ) Subartu nieder.« Ob Subartu wirklich besiegt wurde, muß fraglich bleiben, zumal sich anderweits statt »mitsamt dem Lande Subartu« die Variante findet »bis zum Lande Subartu« (kur su-bir4l'-SeI0) 4). 37. Selbständig wird auf die mit Subartu und den benachbarten Ländern geführten Kriege in einer sowohl sumerisch als auch akkadisch geschriebenen Originalinschrift Hammurapis 5) hingewiesen, die in Ur gefunden wurde fi). Wir lesen dort (Kol. III/TV): (sumerisch:) lü [nijm(?)^' gu-ti-umki su-birf' tu-uk-ri-HP' -ke kur-bi bad-du eme-bi gili-ma ki-da-bi-SeI0 iskim ha-ma-tuk um[uS]-a-bi (akkadisch:) [awel elamtim(?)k) Von V. SCHEIL in D P II (Paris 1900), S. 93 veröffentlicht. 3) Synchronistische Geschichte (CT X X X I V 38S.), Kol. I A, Z. i8ff. Vgl. auch § 5 1 .

II. Quellen (§

41—43).

53

assyrischen Weltreiches beigetragen hatte: es ist N a b û - a p l u u s u r (Nabopolassar), der Chaldäer (625—605). In seiner Bauinschrift von Esagila 1 ) lesen wir: su-ba-ru-um a-na-ru mât-su ü-te-er-ru a-na Ulli ù karmi »(Nachdem) ich den Subaräer niedergeschlagen und sein Land in Ruinenhügel und Trümmerhaufen verwandelt hatte.« Ähnlich heißt es in seiner Inschrift aus Sippar 2 ), die nach der eben zitierten zu ergänzen ist: [su-ba-ru-um aJ-na-ru, [mât za-we]-ri-ja [ü-te-er-ru] a-na Ulli [ii kja-ar-mu »(Nachdem) ich [den Subaräer] niedergeschlagen und das Land meiner [Feind] e in Ruinenhügel und Trümmerhaufen [verwandelt hatte].« 42. Der Sohn Nabû-aplu-usurs, N a b û - k u d u r r i - u s u r , der G r o ß e (Nebukadnezar II : 604—562), betrachtet sich als Herrscher von Subartu. In einer Bauinschrift aus Babylon 3 ) sagt der König : [ ] mât SU.BIR/' k[a-la-Sa] 4) Sarri na-gi-i ne-su-tim Sa qé-re-eb ti-a-am-tim e-li-tim Sarri na-gi-i ne-su-tim Sa qé-re-eb ti-a-am-tim Sa-ap-li-tim Sakkanakki mât ha-at-tim ni-bi-ir-ti nâr puratti a-na e-re-eb dSamSis' Sa i-na a-ma-at dmarduk be-li-ja be-lu-ut-su-nu a-bi-lu-ma '9erinim's dannû-tim ul-tu Sade la-ab-nanim a-na âli-ja bäb-üili i-ba-ab-ba-lu-nim »[Die Statthalter (?)] des ga[nzen] Landes Subartu 5), die Könige ferner Bezirke inmitten des oberen Meeres, die Könige ferner Bezirke inmitten des unteren Meeres, die Bevollmächtigten des Hethiterlandes jenseits des Euphrat nach Westen zu, deren Herrschaft ich mir ja auf Befehl des Gottes Marduk, meines Herrn, zugeeignet hatte, brachten immer wieder gewaltige Zedern aus dem Libanongebirge nach meiner Stadt Babylon.« 43. Auch der letzte König dieser Dynastie, N a b û - n a ' i d (Nabonid), der 539 sein Reich an die Perser verlor, erzählt von ') Von J. N. STRASSMAIER in ZA IV, S. 129ff. und H. V. HILPRECHT in B E I, PI. 32 f. veröffentlicht. Die Inschriften sind gesammelt von S. LANGDON, Die neubabylonischen Königsinschriften (Leipzig 1912). Unsere Stelle ist Nabop. Nr. 1, Kol. I, Z. 29ff. (S. 60). J) Zuerst von H. WINCKLER in ZA II, S. 172 herausgegeben; LANGDON, a. a. O., S. 66, Nabop. Nr. 3, Kol. II, Z. i f f . 3) H. V. HILPRECHT in BE I, PI. 3 4 ! L A N G D O N , a. a. O., S. 146s., Nebuk. Nr. 17, Kol. III, Z. i ff. ) S.23. 3) Er meint doch damit wohl auch Texte aus der IJammurapizeit. 4) S. 22, 23 und 25: *It is a fact that later Assyrian kings referred to the Hurrians by the newly coined (sie!) term iubart'.

134

III. Ergebnisse (§ 118).

kulturelle Stellung des Landes, das trotz aller neuen Funde die Wiege der vorderasiatischen Geisteskultur bleibt, bedingt. Wollten wir nunmehr die Terminologie der hethitischen Inschriften zur Grundlage nehmen, müßten wir auch die Bezeichnung »Akkadisch« für die semitische Sprache Babyloniens fallen lassen, da ja die nasisch-hethitischen Texte diese Sprache mit pa-bi-li-li (d. h. bäbilili) l) »Babylonisch« bezeichnen, was von ihrem Standpunkt aus durchaus verständlich ist. Weiter gebe ich sowohl S P E I S E R als auch A. G O E T Z E 2 ) durchaus darin Recht, daß es vor dem 2. Jahrtausend keine »Hurrier« in den später von ihnen bewohnten Gebieten gegeben habe. Sicher bezeugt sind sie erst seit Mursil I (um 1750), der nicht nur Babylon und Aleppo zerstörte, sondern auch »alle Hurriländer vernichtete« 3). In etwa diese Zeit fällt wohl, wie auch E . F O R R E R annimmt, der Text BoTU II, Nr. 21 ( = KBo III 60), der die Hurrierkönige fü-wa-an-ti, Iu-ru-ti-it-ti, Iar-wi-[. .] und Iü-wa-ga-az-za-ni 4) als Verbündete gegen die Hethiter erwähnt, deren Namen, nebenbei bemerkt, nicht gerade hurritisch klingen. Mir will es scheinen, als ob man mit der Annahme einer hurrischen Völkerwanderung einen Fehler etwa derart machen dürfte, wie wenn wir behaupten würden, die Preußen wären um 1700 n. Chr. aus dem Samlande bis ins Rheinland vorgestoßen. Hurru ist, wie oben (§ 117) bemerkt, überhaupt kein Volksname, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach ein Abstraktbegriff, wie »Bund«, »Union« o. ä. Diese Union kam gewiß erst zustande, nachdem das Hethitertum eine immer drohendere Gefahr für 1) So schon L. W. KING, Hittite Texts (London 1920), Nr. 5, Kol. I, 15; ebenso mehrfach in einem neugefundenen Ritualtext, auf den H. G. GÜTERBOCK in M D O G 72 (1933), S. 42 aufmerksam macht. Vgl. ferner B o T U II 6 ( = K B o I I I 21), Kol. I V 12. J) Z A N. F. V I I (1933), S. 245: »Die historische Überlieferung liefert nämlich keinen Anhalt dafür, daß Hurriter vor 1900 in Obermesopotamien gelebt und geherrscht haben.« 3) B o T U II, Nr. 20 ( = K B o III 57), Kol. I I 15i.: [SA LÜ.MESfru]r-la-aS-Sa [KUR.KURMES fru-m]a-an-da frar-ik -ta (lies ftar-ni-ik-ta). Vgl. ferner die Chronik B o T U II, Nr. 23, § 8. 9, übersetzt von J. FRIEDRICH in A O 24, 3, S. 7. Wohl noch älter ist der in B o T U II 12 A ( = K B o I I I 34), Kol. I 24t berichtete Sieg des »Palastangehörigen« Sandaä über die Hurrier (frur-la-ai-Sa [lar]-ah-ta); es handelt sich hier wahrscheinlich um Ereignisse aus der Zeit des QattuSil I, des Vaters des MurSil I ; s. E . FORRER, a. a. O., S. 6* und 11*. Unsicher ist es auch, ob der in B o T U II 17 Bf} ( = K B o I I I 54), Z. 8 erwähnte Krieg gegen die hurrier v o r MurSili I anzusetzen ist (so FORRER, S. 9*). 4) Das folgende - ja ist wohl nasisch »und«.

I I I . Ergebnisse (§ 118. 119).

135

seine Nachbarn wurde. Möglicherweise hängt dieser Staatenbund mit den Eroberungen der nordisch-arischen »Mitannier« zusammen, die, wohl in kleinen, aber auserlesenen Scharen eindringend, die Herrschaft in dem damals zersplitterten Subartulande an sich rissen. In jedem Bezirk, der eine Einheit zu bilden geeignet war, ergriffen solche nordischen Männer die Macht I ), blieben aber in Beziehungen zueinander, indem sie — ganz in nordischer Weise — einen Staatenbund gründeten, dessen Oberhaupt, der Bundeskönig (LUGAL HUR.RI), in den uns klarer erkennbaren Zeiten der Herrscher von Mitannu war. Allerdings werden wir aus den Zeiten nach 1500, wo sich die Geschichte des alten Subartulandes erst wieder ein wenig aus dem Dunkel abzuheben beginnt, kein klares Bild für die vorhergehenden Jahrhunderte gewinnen können, um so weniger, als einige Jahrhunderte meist vollauf genügen, ein mengenmäßig schwaches Eroberervolk der Urbevölkerung zu assimilieren: Tusratta wird von nordischem Geiste kaum viel mehr als den Namen haben, und zwischen ihm und anderen orientalischen Despoten können wir keinen Unterschied feststellen. Richtig ist es also, daß die Hurrier erst zu Anfang des zweiten Jahrtausends in die Geschichte eintreten: vor der Bildung dieses Staatenbundes konnte es keine Hurrier geben. Wie es aber auch vor der Gründung des Königreichs Preußen keine deutschen Preußen gegeben hat, sondern diese als Brandenburger, Kurmärker usw. auftreten, so sind m. E. die Hurrier auch nicht plötzlich vom Himmel gefallen, sondern ihre Ahnen verbergen sich unter einer anderen Bezeichnung. Dieses muß sich notwendig so verhalten, wenn wir Menschen, die ihren Namen nach als Hurrier anzusprechen wären, in hurrischen Gebieten antreffen, ehe es »Hurrier« gegeben hat, und das ist tatsächlich der Fall. 119. D i e s e s V o r k o m m e n h u r r i t i s c h e r N a m e n v o r d e r G r ü n d u n g d e r h u r r i s c h e n U n i o n wird von den Vertretern der Hurrier-Hypothese, nach denen vor dem Anfang des zweiten Jahrtausends die hurritische Sprache und eine eigene Kultur und Kunst in Mesopotamien nicht bestanden haben, ') Reste solcher alten Bundesstaaten zur Amarnazeit sind wohl Ziribasan im Ostjordanland (s. KNUDTZON, El-Amarna-Tafeln, S . 1294) m i t seinem einen arischen N a m e n tragenden Fürsten A r t a m a n j a und ein noch nicht bestimmbarer südpalästinischer Kleinstaat m i t dem ebenfalls arischen Fürsten S u b a n d u ; s. A . UNGNAD, Völkerwanderungen, S. 1 1 .

136

III. Ergebnisse (§ 119).

überhaupt nicht in Rechnung gestellt l ). Da es aber dieser Hypothese den Todesstoß gibt, müssen wir hier die Einzelheiten näher betrachten. Wenn das sichere Material auch nicht sehr umfangreich ist, was seinen Grund in der Beschaffenheit unserer Quellen hat, so genügt es doch vollkommen, um zu zeigen, daß die Babylonier diese vorhurrischen Hurrier als »Subaräer« bezeichneten. Wir wenden uns zunächst zu Zigulae (§35), den Fürsten von Subartu (!) zur Zeit des Ibi-Sin (um 2200). Sein Name müßte als hurritisch angesprochen werden, wenn dies geschichtlich möglich wäre. Gerade die »Hurriernamen« von Nuzi bei Kerkuk aus dem 15. Jahrhundert bieten reiches Material für die Erklärung jenes Namens. Wenn wir diesen auch noch nicht »übersetzen« können, so ist seine Bildung doch klar: er enthält einen Stamm zig(zik) 1), ein Erweiterungselement -ul-, und eine Endung -de, die vielleicht hypokoristischer Art ist. Für den Stamm zik genügt es, auf die Nuzi-Namen zi-gi und zi-ik-ku-ja — letzterer mit einem sehr häufigen hypokoristischen Suffix -ja versehen — hinzuweisen 3). Das Erweiterungselement -ul- finden wir z . B . in dem Namen ak-ku-li-en-ni 4) (akk-ul-enni). Hier liegt die Wurzel ak vor, für die der Brief des Tusratta etwa die Bedeutung »bestimmen« an die Hand gibt. In unabgekürzter, noch sinnvoller Form haben wir den Namen ak-ku-te-Sup, der etwa bedeutet »vom Gott Tesup bestimmt«, ein theophorer Name wie unser Theodor. Auch diesen Namen finden wir mit -ja abgekürt in a-gi-ja (aki-ja). Wie sich dem Sinne nach die Abkürzungen akija und akkulenni unterscheiden, wissen wir noch nicht; in akkulenni tritt jedenfalls ein auch sonst nachweisbares Element -enni 5) an den durch -ul-6) erweiterten Stamm. Die Endung ') Die Tatsache, daß das akkadisch-sumerische Gasur ( = Nuzi bei Kerkuk) wenig Ausbeute an subaräischen Namen bietet, darf keinesfalls zu so schwerwiegenden Folgerungen verwertet werden, wie sie Speiser (AASOR X I I I , S. 24s.) vorbringt. Das alte Gasur ist deutlich eine babylonische Militär- und Handelskolonie. in der die Eingeborenen eine sehr untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. >) Das ^urritische trennt anscheinend stimmhafte und stimmlose Laute nicht. 3) Belege bei C. J . Gadd, Tablets from Kirkuk, R A X X I I I (1926), S. 82. 4) Gadd, a. a. O., S. 72. Wo Belege oben nicht gegeben sind, wolle man die Liste Gadds heranziehen. 5) Vgl. die Bildungen von der Wurzel ari »geben«: a-ri-te-üup (z.B. bei A. T. Clav, Personal Names [YOR I], S. 58) etwa »von Teäup gegeben«; abgekürzt a-ri-ja; mit erweiterndem Element 6 finden wir ari-b in Namen wie a-ri-ib-

iarri 6und mit -enni: a-ri-bi-en-ni (d.i. ari-b-enni). ) Vgl. auch den Namen Kikkule § 121, 6.

III. Ergebnisse (§ 119).

137

-de endlich ist außerordentlich häufig; wir verweisen nur auf die Namen a-ga-ab-ta-e (VS V I I 76, Z. 12), ü-na-ab-ta-e (neben ti-nabte-Sup), ut-tuk-ta-e, wi-ir-si-ja-e (JAOS 47, S. 56, Nr. 20). Der Name du-li-ja (§97) eines Subaräers (!) aus derselben Zeit wie Zigulae ist mit dem »hurritischen« Suffix -ja gebildet, das wir schon kennen gelernt haben. Wir treffen denselben Namen auch in Nuzitexten I ). Die Wurzel ist dul (tul), und dulija ist aus einem Vollnamen wie Tul(i)-TeSup verkürzt; diesen Namen treffen wir wohl in der ägyptischen Unterschrift tr-tsb an, die C L A Y J ) zwar als Tur-TeSup wiedergibt, die aber auch Tul(i)TeSup gelesen werden kann, da die ägyptische Schrift l und r nicht unterscheidet. Aus dem 14. Jahrhundert finden wir 3) den echt hurritischen Namen du-ul-bi-Se-en-ni 4), bei dem der Stamm dul wiederum mit -b- erweitert ist 5). Auch bei anderen Subaräernamen, die in § 97 angeführt sind, läßt sich die »hurritische« Herkunft wahrscheinlich machen 6 ). So erinnert ku-zu-zu 7) an ku-uz-zu (PBSch I 61, Z. 38), ku-uz-za-zi (PBSch I 26, Z. 19) und ku-uz-za-ri ( G A D D , S. 77). — Se-bi erinnert an den von gleicher Wurzel mit -ja gebildeten Namen Se-bi-ja (z. B. PBSch I 50, Z. 21. 31). Für ma-da-ti-na kann auf ma-at-te-Sup (PBSch I 19, Z. 26; 87, Z. 30) und ma-ti-ja ( G A D D , S. 78) verwiesen werden. Auch ohne eine hier nicht durchführbare eingehende Untersuchung dieser sämtlich aus dem Lande Subartu stammenden Personennamen ergibt sich soviel mit Sicherheit, daß wir in S u b a r t u s e l b s t bereits vor dem zweiten Jahrtausend Namen finden, die in der Sprache abgefaßt sind, die wir stets subaräisch genannt haben. Wie unsere Gegner sich mit diesen Namen abfinden, ist mir jedenfalls rätselhaft; als »hurritisch« können sie sie nur mit Hilfe eines Anachronismus bezeichnen. Dasselbe gilt auch für den Namen der subaräischen Sklavin ' ) GADD, a . a . O . , S . 7 4 .

>) a. a. O., S. 1 4 0 . 3) UMBS II 2, Nr. 11, Z. 9. 4) Sen bedeutet »Bruder«, wie der Brief des Tuäratta zeigt. Vgl. weiter den hurritischen Namen dül-bi-JU-pa-aS (= JteSupaS) K U B X X V I I 43, Z. 12. 5) Vgl. S. 1 3 6 , Anm. 5 . 6 ) Ich verdanke Herrn Pastor A. GUSTAVS, der ja der beste Kenner subaräischer Namen ist, mehrere der weiterhin angeführten Zitate. 7) Dieser »Subaräer« ku-zu-zu ist wohl mit B. LANDSBERGER (ZA N. F. I, S. 229) mit dem aus Mardaman stammenden gu-zu-zu (lü ma-ar-da-ma-an identisch (NIES, Ur Dynasty Tablets Nr. 92, Z. 17). Also muß Mardaman, das sicher im Osttigrisgebiet lag, damals zu Subartu gerechnet worden sein. Vgl. S. 1 3 9 und 1 4 4 .

138

III. Ergebnisse (§ 119. 120).

Ummi-Hepet (§ 93). Auch ohne unseren späteren Ausführungen über die Götter Subartus (§ 128ff.) vorzugreifen, können wir als gesicherte Tatsache behaupten, daß Tesup der Hauptgott der »Hurrier« war, und daß seine Gattin Hepet oder Hepa dieselbe Rolle neben diesem spielte wie etwa in Babylon Sarpanitu neben Marduk oder in Nippur Ninlil neben Enlil. Wenn nun eine Sklavin aus Subartu (!) den allerdings in akkadische Form gegossenen Namen Ummi-Hepet (»meine Mutter ist Hepet«) führt, so wird man den Schluß ziehen müssen, daß damals, d. h. 1843 v. Chr., Hepet eine wichtige s u b a r ä i s c h e Göttin gewesen sei. Hier kommen wir bereits an den Beginn des zweiten Jahrtausends, d. h. in eine Zeit, in der die Hurrier anfingen, ihre Rolle zu spielen. Der Vertrag nennt die Sklavin aber nicht eine Hurrierin, sondern eine Subaräerin. Daraus läßt sich ebenso wie aus den vorher genannten Beispielen nur folgern, daß die Hurrier für die Babylonier »Subaräer« waren. Uberhaupt bieten die babylonischen Quellen an keiner Stelle die Bezeichnung »Hurriland« oder »Hurrier«. Man kann kaum die Schuld auf die Dürftigkeit der Quellen schieben; denn auch in den Texten, die in der Kassitenzeit entstanden sind, wie die religiösen Dichtungen, die §§ 56. 57 behandelt worden sind, werden die Hurrier nicht genannt. Das Gedicht von der babylonischen Not (§ 56), das wahrscheinlich aus dem 1 5 . Jahrhundert oder etwas später stammt, spricht davon, daß die Habe Babylons nach Subartu und (!) Assyrien fortgeschleppt werden soll. Es identifiziert nicht, wie spätere Texte es tun, Assyrien mit Subartu, sondern stellt beide nebeneinander. Subartu ist hier augenscheinlich ein Gebiet, das damals zu den Hurriländern gehörte, und doch werden diese nicht erwähnt; ebensowenig auch in dem Gedicht vom Pestgott (§57), wo doch Gelegenheit gewesen wäre, neben Meerland, Subartu, Assyrien, den Elamiten, Kassiten ( = Babyloniern unter kassitischer Herrschaft), Sutäern, Gutäern und Lullubäern auch die Hurrier zu erwähnen! Den Begriff Hurriland kennen eben die Babylonier nicht: es war und blieb für sie Subartu, bis in die Zeiten, als Assyrien die Erbschaft Subartus antrat. 120. Eigennamen in babylonischen Texten, die »hurritische«, d. h. »subaräische« Bildung aufweisen, und die vor die Zeit des Hurrierbundes fallen, kann man deshalb nicht als zufällige, irgendwoher versprengte Vorläufer der sogenannten »Hurrierwanderung«

III. Ergebnisse (§ 120).

139

erklären, sondern sie sind so zu erklären, daß aus dem Nachbarlande Subartu nicht nur Sklaven, sondern auch freie Subaräer in Babylonien einwanderten, um dort ihrem Geschäft nachzugehen: Babylonien hat sich ja nie mit chinesischen Mauern umgeben und hat Handel und Wandel stets großzügig betrieben und, soweit es die politischen Verhältnisse gestatteten, Landesfremden, die ja auch ihrerseits zur Belebung der Wirtschaft beitrugen und den Wohlstand des Landes hoben, die größten Freiheiten eingeräumt. Deshalb finden wir zu allen Zeiten, in denen der Wohlstand Babyloniens durch eine Fülle von Verträgen bezeugt ist, auch Subaräer mit Namen genannt. Zuerst l ) ist dies der Fall in der Zeit des dritten Reiches von Ur (um 2200) 2 ). Ein Mann, der Sohn des Tahi-sen (da-hi-iS-Se-en) aus der Stadt Setirsa (lü Se-ti-ir-Sa*'), der Gen. TD 3) 5515, Rs. i f . mit Gold verzierte Bronzegeräte liefert, wird hier als vollwertiger Geschäftsmann behandelt. Sein Name ist so »hurritisch«, wie er nur sein kann. Er ist aber sicher kein versprengter Vorläufer der Hurrier, sondern ein Subaräer, auch wenn es zurzeit noch nicht möglich ist, seine Heimatstadt Setirsa in Subartu zu lokalisieren. Ebenso erscheint ein gewisser Tahis-ari (da-hi-iS-a-ri) Gen.TD 5607 (!), Rs. 1 und 4689, Vs. 12 in Verbindung mit Hammellieferungen in derselben Weise wie zahlreiche einheimische Babylonier; auch sein Name ist subaräisch. Ebenso der eines Mannes aus dem noch nicht lokalisierten Mardaman: Nagdam-ari {na-ag-da-ma-ri lü mar-da-ma-anu Gen.TD 5500, Rs. i)^). Ein Mann namens Nawar-sen (na-wa-ar-Se-en) Gen.Tr.D., Nr. 83, Vs. 8, der als »Salbpriester der Göttin Ninhursaga« bezeichnet wird und aus Nawar stammt (lü na-wa-ar*'), spendet im zweiten Jahre des Königs Ibi-Sin eine silberne Spange von 8 Sekel Gewicht. Sein Heimatland läßt sich bestimmen: Nawar, später Namar; es war sowohl Nachbarland von Esnunna ( = Tuplias) 5) als auch von Gutium 6 ) und wird in der Gegend östlich von Hanikin zu suchen sein. In demselben Text (Vs. 1) spendet ein Sohn des Sebba (Se-ib-ba) aus der noch unbekannten Stadt ') In den weniger zahlreichen Urkunden der früheren Jahrhunderte wird man vielleicht auch einmal sicher subaräische Namen finden, sobald die Erforschung der Sprache weiter fortgeschritten ist. ' ) F . HOMMEL, O L Z 1 9 1 3 , S p . 3 0 5 ; F . THUREAU-DANGIN, R A I X ( 1 9 1 2 ) , S . 4 .

3) Zu den Abkürzungen s. S. 105, Anm. 5. 4) Für Kuzuzu aus Mardaman (bzw. Subartu) vgl. S. 137, Anm. 7. 5) W . F . ALBRIGHT, J A O S 4 5 , S . 2 1 5 ! F . THUREAU-DANGIN. R A X X V I I , S . 1 3 .

6)

140

III. Ergebnisse (§ 120).

Puli (pu-lili), dessen Name von dem des Subaräers Sebi (s. S. 137) etymologisch kaum zu trennen sein wird, ebenfalls eine silberne Spange. Diese Stellen genügen, um zu zeigen, daß jene »hurritische« Namen tragenden Leute keine Vorläufer der Hurrier gewesen sein können, deren Stammsitze in unbekannten Fernen gelegen haben sollen. Sie sind nach allem, was wir sehen, durchaus kultivierte Zeitgenossen der Babylonier. Den gleichen Eindruck erhält man auch von den subaräische Namen führenden Personen, die uns in Verträgen und Listen aus Dilbat 1 ) in der Zeit des Königs Ammizaduga (1809—1789) entgegentreten. Besonders interessant ist der Name Tessup-ari (Jie-eS-Su-up-'a-ri), den wir aus dem »Hurritischen« gut übersetzen können: »der Gott Tesup hat (das Kind) gegeben«, also etwa = Theodor. Er begegnet als vollgültiger Zeuge auf einem Schuldschein (VS V I I 72 [HG III 230], Z. 10), ist also alles andere als ein hurrischer Barbar. Wir müssen ihn vielmehr als zivilisierten Subaräer gelten lassen. In einer anderen Schuldurkunde (VS VII 76 [HG III 557], Z. 12) begegnet ein gewisser Wedumliblut als Zeuge, der einen gut akkadischen Namen trägt: »Möge der Einzige am Leben bleiben«; er ist aber der Sohn eines Agabtae (a-ga-ab-ta-e)2). Ein weiterer Sohn gewiß desselben Agabtae heißt (VS V I I 125 [HG III 657], Z. 31) auf gut akkadisch Samasmagir und begegnet in einer Feldkaufurkunde als Zeuge. Wir werden wohl anzunehmen haben, daß Agabtae als Kaufmann nach Babylonien kam, in Dilbat eine freie Bürgertochter heiratete und seine Kinder akkadisch »taufte«. Er hatte sein Heimatgefühl ebenso verloren, wie etwa ein Deutscher, der nach Amerika auswandert, sich dort verheiratet und seine Kinder Tommy und Bobby nennt. Übrigens finden wir den Namen fast in derselben Form als a-ga-ab-ta-ha sehr viel später wieder: es heißt so 3) ein Flüchtling aus Haligalbat 4) (mu-un-na-bi-tum ha-li-gal-ba-tu-ü), 1) A . UNGNAD, U r k u n d e n a u s D i l b a t , B A V I 5 (1909), S. 8FF.

*) Wurzel ak (s. § 119) m i t Erweiterungselement b (ag-ab), ferner t -f- hypokoristischer E n d u n g -ae (§ 119). Das vor -ae stehende t ist vielleicht eine Abkürzung des Gottesnamens Teäup, so daß der Vollname Agab-Teiup wäre. 3) D P I I , S. 954) Haligalbat oder Hanigalbat deckt sich im wesentlichen mit Mitannu. Tuäratta b r a u c h t jedenfalls diese Bezeichnung (EA, Nr. 29, Z. 49) ohne ersichtlichen Unterschied f ü r Mitannu. Dennoch aber m u ß ursprünglich ein Unterschied gewesen sein, wahrscheinlich in der Weise, d a ß Qanigalbat lediglich Mesopotamien u m f a ß t , während Mitannu der politische N a m e des ganzen Reiches ist, von dem Hanigalbat n u r einen Teil — allerdings wohl den wichtigsten — dar-

I I I . Ergebnisse (§ 120).

141

der aus dem ehemaligen Mitannureich zur Zeit des Kassitenkönigs Kastilias, des letzten seines Namens (etwa 1249— 12 4 2 )> wahrscheinlich vor den assyrischen Eroberern, nach Babylon floh. Dieser Mann könnte mit Fug und Recht auch als Hurrier bezeichnet werden, da ja Hanigalbat-Mitannu in den Kreis der Hurriländer hineingehört. Wir verweisen schließlich noch auf den in den Dilbat-Texten begegnenden, einen subaräischen Namen führenden Töpfer Hubida (hu-bi-da), der VS VII 126 (HG V 1384), Z. 2 unter »Leuten des Palasttores« angeführt wird, also augenscheinlich ein wegen seiner Kunstfertigkeit in der Keramik ") bei Hof geschätzter Handwerker war. Diese Beispiele mögen genügen, um wenigstens einige Streiflicher auf die Stellung subaräischer Menschen im Kulturleben Babyloniens während der Zeit um 1800 zu werfen. Als über 400 Jahre später zur Zeit der Kassitenkönige die Urkunden aus Babylonien sich wieder zu häufen beginnen, treffen wir in diesen, die fast ausschließlich aus Nippur stammen, wiederum eine reiche Fülle von Leuten mit »hurritischen«, d. h. subaräischen Namen 2 ). A. T. C L A Y hat in seinen Personal Names of the Cassite Period 3) die in solchen Namen, die er »Hittite-Mitannian« nennt, begegnenden Elemente gesammelt 4), wozu sich inzwischen naturgemäß allerlei Berichtigungen nötig machen. Die ältesten dieser Namen begegnen wohl in Texten aus der Zeit des jüngeren Kurigalzu (etwa 1344—1320), d. h. in einer Zeit, als sich das Reich von Mitannu seinem Ende näherte. So finden wir, um nur ein Beispiel zu geben, in einer Rechnungsliste aus dem 17. Jahr des Kurigalzu (UMBS II 2, 11), die über Ausgaben des Tempels der Göttin Ninlil berichtet, neben rein babylonische Namen tragenden Angestellten auch eine ganze Anzahl solcher mit echt subaräischen Namen wie a-gi-te-Sub (Z. i5f.), a-gi-is-si (Z. 7), du-ul-bi-Se-en-ni (Z. 9; vgl. S. 137), se-en-nu-na (Z. 14). Das Bild, das wir aus den Urkunden der Hammurapizeit gewannen, ändert sich durch stellt. N a c h der endgültigen Eroberung von Mitannu durch die Assyrer f ä l l t Hanigalbat, oder wenigstens der Rechtsanspruch auf dieses L a n d , an Assyrien. TuSratta war K ö n i g v o n Mitannu und K ö n i g v o n ^ a n i g a l b a t etwa in der Weisewie Wilhelm I I . Deutscher Kaiser und K ö n i g v o n Preußen war. ') Ü b e r die subaräische Töpferkunst vgl. § 132. ') D a s Material ist veröffentlicht v o n A . T . CLAV in B E X I V . X V und U M B S I I 2. 3) N e w H ä v e n 1912 ( = Y O R I). 4) a. a. O., S. 28ff.

142

III. Ergebnisse (§ 120. 121).

diese Urkunden der Kassitenzeit nicht: auch hier treten die Subaräer ohne erkennbare Unterschiede neben einheimischen Babyloniern auf, auch hier finden wir eine ganze Anzahl von Leuten mit subaräischen Namen, die ihren Kindern akkadische gegeben haben, wie Agija, den Vater von Nimurta-nädin-sumi (BE X I V 114, Z. 15) und von Mindi-iballut (UMBS II 2, 111, Z. 27). Ein Teil dieser Subaräer, die wir in diesen Zeiten auch Hurrier nennen könnten, und die zum großen Teil ehemalige Angehörige des Mitannureiches gewesen sein dürften, hat sich wohl aus rein wirtschaftlichen Gründen in Babylonien ansässig gemacht, andere aber werden auch, wie es das Beispiel des bereits erwähnten Agabtaha zeigt, infolge der politischen Unruhen, die damals Mesopotamien andauernd erschütterten, die alte Heimat verlassen und in Babylonien eine neue gefunden haben. Eine eingehende Bearbeitung des Materials, auf die wir hier verzichten müssen und auch können, dürfte noch allerlei interessante Einzelheiten zutage fördern. Uns liegt jetzt vor allem ob, den Spuren der Subaräer im dritten Jahrtausend weiter nachzugehen, wo von Hurriern als solchen noch gar keine Rede sein kann. 121. Während die bisher behandelten Träger subaräischer Namen des dritten Jahrtausends entweder geradezu als Angehörige Subartus bezeichnet wurden (§ 119) oder aber sich in Babylonien eine Art Bürgerrecht erworben hatten (§ 120), finden wir solche auch in Gebieten, die in engstem Zusammenhang mit Subartu stehen, ohne daß dieses Land erwähnt wird. Es handelt sich hier meist um das Osttigrisland, teilweise sogar um Länder, von denen es fraglich ist, ob sie je mit dem Subartu des Naräm-Sin eine politische Einheit gebildet haben. Es sind Randgebiete Subartus, deren Verhältnis zu dem Hauptlande ähnlich gewesen sein mag, wie das Verhältnis gewisser mitteleuropäischer Kleinstaaten — Schweiz, Holland, Österreich — zum Deutschen Reich. Wie diese ihrer Bevölkerung nach deutsch sind, ohne eine politische Einheit mit dem großen Nachbarn zu bilden, so dürften auch, -wenigstens zeitweilig, gewisse Randstaaten Subartus politisch mehr oder weniger unabhängig, ihre Bevölkerung aber im wesentlichen subaräisch gewesen sein. Subaräische Bevölkerung läßt sich nun für folgende Gebiete nachweisen: 1. Nawar, Urkis und Hawilum bilden das Herrschergebiet des Ari-sen (a-ri-si-en), Sohnes des Sadar-mat (sä-dar-ma-at),

I I I . Ergebnisse (§ 121).

143

der durch die Bronzetafel von Samarra bekannt geworden ist J ). Die Schrift dieser Urkunde weist sie in die Zeit zwischen dem Reich von Akkad und dem dritten von Ur, d. h. um 2400. Der Name Ari-sen ist deutlich subaräisch, aus den bekannten Wurzeln ar- »geben« und sen »Bruder«, die beide im Tusratta-Briefe häufig begegnen, zusammengesetzt, und auch Sadar-mat dürfte derselben Sprache angehören: die Wurzel mat ist uns bereits in § 119 begegnet. Nawar oder Namar ist jedenfalls im Osttigrisland zu suchen2), und zwar wohl in der Gegend östlich von Hanikin: es grenzt an Gutium und Esnunna. In späterer Zeit (um 2200) finden wir einen Priester Nawar-sen aus Nawar, dessen Name ebenfalls subaräisch ist (§ 120). Wenn wir zur Hammurapizeit davon hören, daß subaräische Sklaven besonders in Esnunna zu kaufen waren (§ 109), so darf man wohl vermuten, daß es sich dabei vor allem um Sklaven aus Nawar und den benachbarten Gebieten gehandelt hat. Daraus würde sich weiter ergeben, daß die Babylonier auch die Bewohner dieser Gebiete als Subaräer bezeichneten 3). Daß nicht nur die herrschende Kaste von Nawar subaräisch war, zeigt der Name des Verfertigers der Bronzetafel von Samarra: Saum-sen (sd-um-si-en). Über die Lage von Urkis und Hawilum läßt sich nichts Genaueres sagen. E. FORRER 4) lokalisiert ersteres in der Gegend von Kirmansahän und berichtet auch von einer althethitischen Legende, die den Kampf des Gottes Kumarbi von Urkis 5) gegen den Gott Tesup von Kummija zum Gegenstand hat. Beide Götter sind subaräisch6), und so bietet diese Göttersage, wenn auch ihre Entstehungszeit ungewiß bleibt, eine Bestätigung für den subaräischen Charakter des hier behandelten Gebietes. 2. In einer neubabylonischen Abschrift 7) einer Inschrift NarämSins (um 2530), des Enkels Sargons von Akkad, deren Authentität anzuzweifeln kein Grund vorliegt, finden wir die Gegner des ' ) F . THUREAU-DANGIN, R A I X ,

S . 1 ff.

') Vgl. bereits S. 139. 3) Vgl. S. 137, Anm. 7. 4) J A 1930, S . 2 3 8 1 5) Ein Mann aus Urkis zur Zeit des Pür-Sin von Ur (kurz vor 2200) führt den mit der Endung -ari gebildeten subaräischen Namen ann-ari (an-na-ri Iii ur-kiSM) Gen. TD 5565, Vs. 2. Für -ari vgl. bes. § 121, 5. «) S. u. §§ 129f. 7) A . BOISSIER, R A X V I ,

S . 1 6 1 ff.

144

III. Ergebnisse (§ 121).

Königs mit Namen verzeichnet. Ein Babylonier aus Kis steht an der Spitze der Koalition, dann folgt (Rs., Z. 13) Putti-madal (pu-ut-ti-ma-da-al), der König von Simurru (Si-mu-ur-ri-im), und Ingi (?) (in-gi oder in-md§), der König vom Lande Namar (ma-at na-ma-ar1"). Mit dem Namen des Herrschers von Namar, über dessen Lage und subaräische Bevölkerung in etwas späterer Zeit in Abschnitt 1 gehandelt worden ist, läßt sich nichts anfangen, da die Lesung nicht feststeht. Putti-madal dagegen ist zweifellos subaräisch. Es liegt hier dieselbe Wurzel put- vor, die u. a. in dem Namen der Putu-Hepa, der aus Qi§wadna stammenden Gattin des Hethiterkönigs Hattusil III, begegnet'). Der zweite Bestandteil (ma-da-al) enthält gewiß die schon oben begegnende Wurzel mat. Wir treffen also in Simurru einen Herrscher mit subaräischem Namen. Der Ort liegt wahrscheinlich bei Altun-Köprü an der Straße von Kerkuk nach Arbela 2 ), also auch im Osttigrisland. Ob der Name des Herrschers von Mardaman, Duhsusu (du-uhsu-su) subaräisch ist (Rs., Z. 19), läßt sich noch nicht mit Sicherheit feststellen, ist aber wahrscheinlich 3), zumal ein Mann aus Mardaman zur Zeit des Königs Pür-Sin von Ur (vor 2200) den Namen na-ak-da-ma-ri 4) trägt, der in charakteristisch subaräischer Weise auf -ari endet. In demselben Text 5) wird auch ein gewisser ki-ri-pu-ul-me aus Simurru (lü si-mu-ru-umli) genannt, dessen Name ebenfalls subaräisch sein dürfte. Mardaman wird deshalb nicht allzuweit von Simurru gelegen haben, jedenfalls zweifellos im Osttigrisland6). 3. In der Gegend von Tuz-Churmati, etwa 70 km ssö. von Kerkuk, wurde ein Backstein vom Palast des Puhija (pu-hi-ja), des Königs des Landes Hursit (hu-ur-Si-tim), gefunden 7). Der Schrift nach gehört dieser Text in den Ausgang des dritten Jahr') Über diese Wurzel vgl. besondere A . G U S T A V S , O L Z 1 9 1 1 , Sp. 3 4 1 ff. M E I S S N E R , O L Z 1919, Sp. 70; W . F . A L B R I G H T , J A O S 45, S. 209f. 3) Reduplikation finden wir oft bei Personennamen auf subaräischem Gebiet; vgl. A. G U S T A V S , MAOG I (1928), S. 67. Indes ist dies kein absolut sicheres Kriterium, wie T H . J . M E E K in einer Abhandlung über die Namen der in Nuzi gefundenen altakkadischen Texte (RA X X X I I [1935], S. 51 ff.) gezeigt hat. 4) Gen.TD 5500, Rs., Kol. I 1. Vgl. auch S. 137, Anm. 7 und S. 139. 5) Rs., Kol. I 9. 6 ) In die gleiche Gegend gehören auch die noch nicht zu bestimmenden Ortschaften des Textes Gen.TD 5500 gu-ma-ra-gi*> (Vs., Kol. II 5) und ¡a-ri-itfru-um*> (Vs., Kol. II 3), wo ebenfalls subaräische Bevölkerung nachweisbar ist, wie die aus diesen Orten stammenden Personen ¿Sul-gi-a-ri, bzw. ki-da-ni zeigen. Zu letzterem vgl. den analog gebildeten Namen des Subaräers ki-ma-ni (§97)») B .

7) V .

SCHELL, R T

XVI,

S. 186; vgl.

THUREAU-DANGIN,

SAK,

S.

172.

145

III. Ergebnisse (§ 121).

tausends, also zweifellos vor die Zeit der Hurrier. Des Königs Name endet auf -ja, das, wie wir § 119 sahen, als hypokoristisches Element sowohl bei akkadischen als auch bei subaräischen Namen begegnet. Man könnte zwar bei püh an ein akkadisches pühu »Ersatz« denken, zumal ein Name pu-hu-um belegt ist I ). Da aber diese Wurzel im Akkadischen in der Namenbildung sonst nicht beliebt ist, könnte pu-hu-um auch ein akkadisch behandelter Fremdname sein. Jedenfalls ist die Wurzel puh in subaräischen Namen nachweisbar, so in pu-uh-Se-en-ni (Nippur) 2 ) und pu-hi-Se-en-ni (Kerkuk) 3), die beide mit dem Worte Sen »Bruder« zusammengesetzt sind. Auch in Kerkuktexten finden wir hierfür die Abkürzung pu-hi-ja 4). Da uns auch sonst, wie gezeigt, in dieser Gegend subaräische Namen begegnen, so dürfte auch unser Puhija ein Subaräer gewesen sein. 4. Die Stele von Derbendi-Seihän 5) (etwa 30 km n. von Kasri-Sirm an der iranisch-iraqischen Grenze), die wohl älter als die Zeit des dritten Reiches von Ur (2281—2170) ist, stammt von einem Herrscher, dessen Name selbst zerstört ist 6 ): Z. i f . lesen wir x-ba-ni\-bi-ri-ni 7), dann folgt Z. 3f. mär ik-ki-\ib-Sa-ah(?)~ -ma-at(?). Dieser Name Ikkib-sahmat( ?) ist sicher subaräisch: er hat in seinem ersten Bestandteil die Wurzel ik, die wiederum mit b erweitert ist. Für ik- vgl. noch den auf -ja gebildeten »hurritischen« Kosenamen ik-ki-ja aus Nuzi 8 ). Der zweite Teil des Namens muß noch fraglich bleiben, da die Lesung nicht feststeht; vorläufig möge man den ebenfalls in Nuzitexten belegten 9) gi-el-ie-eh-wa vergleichen, der unserem ikkib-Sahmat(?) durchaus parallel gebaut ist: die erste Hälfte bildet die (hier nicht durch b erweiterte) Wurzel gel(kel), die nach dem Tusrattabriefe etwa dem akkadischen Sullumu »heil machen« entspricht, die zweite ist ein theophorer Bestandteil Sehwa, der mit unserem Sahmatf?), das auch sahwat gelesen werden *) CT II 10a, Z.

22. *) A . T . CLAV, Y O R I , S . 6 6 . 3) C . J . G A D D , R A X X I I I , S . 7 4 .

4) Ebendort. 5) V .

6

SCHEIL, R T

XIV,

S.

1 0 5 F . ; THUREAU-DANGIN,

SAK,

S. 172.

) Ich benutze eine mir von E . HERZFELD überlassene Abschrift des Originals. 7) Trotz des Trennungsstriches wohl ein Name, ebenso wie Z. 3 f.

8

) 9)

GADD, S . 7 6 . GADD, S . 7 5 .

U n g n a d , Subartu

10

146

III. Ergebnisse (§ 121).

könnte, etymologisch verwandt oder gar identisch sein dürfte, vorausgesetzt, daß die Lesung richtig ist. 5. Ein König von Ganhar etwa zur Zeit des Endes des dritten Reiches von Ur oder kurz nachher (zwischen 2200 und 2100) hat uns seinen Namen auf einem Siegel überliefert 1 ): er nennt sich 'luki-sa-a-ri. Wenn wir nicht annehmen wollen, daß dieser gewiß recht unbedeutende Herrscher sich selbst als göttlich betrachtet hat, wie die großen Könige von Ur es taten, so wäre der erste Bestandteil des Namens eine Gottheit kis; der zweite ist das sehr häufige subaräisch-hurritische ar(i) »geben«, das gerade in dieser Verwendung in Nuzitexten nachweisbar ist; vgl. U-mi-qa-a-ri »der Gott Simike hat gegeben«, na-wa-ra-ri »(das Land) Nawar (s. o.) hat gegeben«, ni-nu-a-ri »(die Stadt) Ninua hat gegeben«, ar-raap-ha-ri »(das Land) Arrapha hat gegeben«. Möglich, daß -ari in solchen Fällen einfach die Herkunft angab: »der von Nawar« usw. Jedenfalls ist an dem subaräischen Charakter des Namens nicht zu zweifeln. Ganhar, das mit Urbillum (Arbela), Simurru (Altun-Köprü) und Lulubum 2 ) von König Sulgi von Ur in seinem 46. Jahre gründlich zerstört wurde, nachdem er es bereits in seinem 25., 32. und 34. Jahre erobert hatte, muß jedenfalls auch in dem Gebiet östlich des Tigris gelegen haben, etwa in der Gegend von Kifri. Sicheres läßt sich zurzeit noch nicht sagen. Immerhin führt uns auch die Inschrift des Kisari in ein Gebiet mit subaräischer Bevölkerung, das sich dem bereits besprochenen anschließt. 6. Assur, die älteste Hauptstadt des späteren Assyrerreiches, muß einst auch auf subaräischem Sprachgebiet gelegen haben. Das ist schon an sich wahrscheinlich, da es nur etwa 80 km von Altun Köprü (Simurru) entfernt lag 3). Außerdem aber berichten die Inschriften der Assyrerkönige, daß ein Herrscher Uspia (uspi-a 4) und a-ui-pi-a 5)) den Tempel des Gottes Asur in der Stadt ') Collection de C l e r q , Nr. 121; T h u r e a u - D a n g i n , S A K , S. 174. ») Die Südgrenze des Lullubu-Landes, dessen König An-nu-ba-ni-ni (um 2400 ?) uns eine Stele bei Seri-pul (s. ö. von Zohäb) hinterlassen hat (SAK, S. 172), dürfte nördlich von Zohäb laufen. Die Nordgrenze reichte nach E. F o r r e r (JA 1930, S. 237) bis ans Meer; nach F o r r e r wäre damit das Kaspische Meer gemeint, doch käme auch der Urmiasee in Frage. 3) Im übrigen vgl. S. 148 f. 4) K A H I 13 (AOB I, S. i2of.), Kol. III, Z. 33. 5) K A H I 13, a. a. O., Variante.

147

III. Ergebnisse (§ 121).

Assur, und ein Herrscher Kikia (ki-ki-a) l) die Stadtmauer gegründet haben soll. Die Namen dieser beiden, die auch in der neugefundenen Königsliste aus Niniveh angeführt sind und nach dieser wahrscheinlich chronologisch besser als bisher eingereiht werden können 1 ), habe ich bereits 19093) unter Hinweis auf die zur Kassitenzeit begegnenden Namen ki-ki-ja und ki-ki-ja-en-ni 4), die sicher subaräisch-hurritisch sind, als »mitannisch« erklärt, wofür wir heute »subaräisch« sagen müßten. Wenn diese Fürsten nach der neuen Königsliste auch nicht die ersten Herrscher von Assur sind, so erweisen ihre Namen doch eine starke subaräische Schicht für die Zeit, in die sie gehören. Daß der Name ki-ki-a subaräisch ist, kann keinem Zweifel unterliegen 5) ; er enthält eine auch im Briefe Tusrattas begegnende Wurzel kik6), und stellt eine Koseform für einen Vollnamen wie Kik-Tesup dar. Ein solcher ist inzwischen durch A. T. C L A V auf einem Siegelzylinder, der etwa in die Mitte des zweiten Jahrtausends zu setzen ist und dem hurritisch-subaräischen Kreise angehört, nachgewiesen worden: ki-ik-dIM 7), wobei JIM die oft belegte ideographische Schreibung des Gottesnamens Tesup ist. Einen weiteren Namen, den C L A V anführt 8 ), ki-ki-te-Sup, konnte ich nicht näher feststellen. Von der Wurzel kik- ist ferner mit dem Erweiterungselement -ul-, das wir bereits bei dem Namen Zigulaë (§ 119) besprochen haben, der Name des Verfassers des bekannten nasisch-hethitischen Werkes über den Rennsport und die Behandlung der Pferde 9) Kikkule (kik+ul+e) gebildet, dessen Abstammung aus dem Lande Mitannu ja ausdrücklich bezeugt ist 10 ). Es ist deshalb unverständlich, weshalb S . S M I T H in seinem sonst so richtig urteilenden Buche 'Early History of Assyria' 1 1 ) der Erklärung dieses Namens aus dem Subaräischen ablehnend gegenübersteht. ') KAH I 63 (AOB I, S. 34f.), Z. 5; und unv. Text Salmanassars III (AOB I , S. 36, Anm. 3). >) Vgl. AfO IX, S. 146. 3) BA VI 5. S. 13. 4) BE XIV 37, Z. 6; bzw. BE XIV 91a, Z. 8a (Additions). 5) Vgl. auch A. G U S T A V S , MAOG IV (1928), S. 67f.

«) ki-ka-e IV 63.

7) L. DELAPORTE, Catalogue des cylindres orientaux . . . de la Bibliothèque Nationale (Paris 1910), Nr. 495, Z. 3. ») YOR I, S. 99. 9) Bearbeitet von B. H R O Z N Y , AOr III, S. 431 ff. ») K U B I 13, Kol. I, Z. i f . Besonders S. xi2. 139. 376f.; ebenso G A D D , RA XXIII, S. 67, Anm. 44. 10*

148

III. Ergebnisse (§ 121).

Es ist gewiß nicht zu leugnen, daß der Name des Uspia noch nicht so einwandfrei erklärt werden kann wie der seines Zeitgenossen Kikia. Aber er ist ihm vollkommen parallel gebildet, und wenn jener subaräisch ist, so liegt kein Grund vor, diesen anders zu beurteilen. Nun begegnet allerdings derselbe Name in der Form us-pi-a auf »kappadokischen« Urkunden von Kanes (Kültepe bei Kaisarie) aus dem Anfang des zweiten Jahrtausends *). Wenn wir daneben auch Namen wie ki-ki und ki-ki-i finden2), so können wir nur schließen, daß auch in Kleinasien subaräische Elemente zu dieser Zeit anzutreffen sind. Also nicht: weil in kappadokischen Tafeln derartige Namen begegnen, können sie nicht subaräisch sein, sondern: wenn sie dort begegnen, müssen sie subaräisch sein! Es wäre ja auch sehr sonderbar, wenn die Stadt Assur, die, wie wir sahen, von subaräischem Sprachgebiet umgeben war, ursprünglich nicht zu diesem gehört haben sollte. Wir müssen hierbei noch darauf hinweisen, daß auch in Sasru, das in dieser Gegend gelegen haben muß, ein mit der Wurzel ar- »geben« zusammengesetzter subaräischer Name Ari-dubuk (a-ri-du-bu-uk lü Sa-aü-ru*') 3) im 8. Jahre des Pur-Sin von Ur [etwa 2207] belegt ist. Dieser Ort begegnet auch in zwei Jahresnamen (Sulgi, Jahr 43 [etwa 2221] und Pur-Sin, Jahr 6 [etwa 2209]), wo berichtet wird, daß Sasru zerstört wurde 4). Neben der gewöhnlichen Schreibung $a-aS-ruii s) finden wir auch $a-a§-$u-ruii, Sa-Sti-ru-um*', Sa-su-ru-uml< und a§-§ti-ruki 6 ). Wir sehen daraus zum mindesten, daß die Aussprache des Ortsnamens sehr schwankte. Will man a§-M-ruii nicht einfach als Schreibfehler ansehen, so bliebe nichts anderes übrig, als Sasru für die einheimische Form des babylonischen Assur zu betrachten. Der Name Assur könnte dadurch entstanden sein, daß die semitisch sprechenden Babylonier, die ja schon zur Zeit des Reiches von Akkad hier eine Festung innegehabt haben müssen 7), das nicht semitische Sasur als Sa-aSur »die (Stadt) •) CCC III 1, 113336, V s „ z . 19. *) Belege bei F. J. STEPHENS, Personal Names of Cappadocia ( Y O R X I I I 1, S. 51).

3) Gen. T D 5500, V s „ Kol. II, Z. 1. 4) Derartige Zerstörungen von Ortschaften waren jedenfalls nicht sehr umfangreich: zwischen 2 Zerstörungen liegen nur 12 Jahre! 5) Vgl. meinen Aufsatz »Datenlisten« in RAss II, S. 142 f., wo die Zitate angeführt sind. ') Y O T IV, Nr. 97, letzte Zeile. 7) In der Form a-Sür&> wird die Stadt siebenmal in den gewiß aus der Zeit des Reiches von Akkad stammenden Texten aus Gasur-Nuzi erwähnt; s. die Stellen

I I I . Ergebnisse (§ 121).

149

von Asur« auffaßten. Es ist denkbar, daß diese Volksetymologie den Namen des Stadtgottes Asur der anfangs eine ganz unbedeutende Rolle spielte, erst geschaffen hat. Jedenfalls hat man bis in späteste Zeiten den Namen von Stadt und Land stets mit dem Namen des Gottes in Verbindung gebracht. Erwiesen wäre die Gleichung Sasru = Assur allerdings erst dann, wenn auch die Lage von »Sasru« als identisch mit der von »Assur« erwiesen werden könnte, was bisher infolge Mangels an Material unmöglich ist. 7. Es könnte auffällig erscheinen, daß die Gegenden, in denen subaräische Namen des dritten Jahrtausends anzutreffen sind, sämtlich im äußersten Osten des von Naräm-Sin bis zum Zederngebirge gerechneten Subartulandes liegen. Jedenfalls sind vom westtigridischen Subartu bisher keine solchen Namen zu belegen. Das hat aber seinen guten Grund: es fehlt nämlich jedes Material, und es muß fehlen, weil die Herrscher von Ur, die uns das Material fast ausschließlich übermittelt haben, Mesopotamien selbst niemals in ihrem Besitz gehabt haben. So läßt sich also aus dem erklärlichen Mangel an Quellen kein Schluß dahin ziehen, daß westlich des Tigris keine subaräische Bevölkerung gesessen J ), daß vielmehr erst eine Völkerwanderung im zweiten Jahrtausend diese dorthin geführt habe 3). Unter diesen Umständen ist es besonders wertvoll, daß wir wenigstens aus dem Anfang des zweiten Jahrtausends Quellen besitzen, die uns an den äußersten Westrand Subartus führen: die kappadokischen Tontafeln von Kültepe bei Kaisarie, dem alten Kanes4). Hier sind wir aber bereits weit nordwestlich von dem bei TH. J. MEEK, Old A k k a d i a n , Sumerian, and Cappadocian T e x t s from N u z i (Cambridge, U. S. A . , 1935). S. X L I I . ') D i e Lesung Aäir ist unberechtigt; s. E . EBELING, RASS I, S. 196. 2 ) A . GOETZE, Kleinasien (München 1933), nimmt an (vgl. Zeittafel, S. 199), daß vor 2000 nur Amurriterstaaten in »Obermesopotamien« existiert hätten. D a f ü r fehlt aber jeder Beweis. E s ist gewiß möglich, daß sich die amurritischen Semiten, die sich in Babylonien A k k a d e r nannten, bei ihrem Vordringen auch in Mesopotamien stellenweise vorübergehend zu Herrschern aufgeworfen haben. A b e r das besagt nichts für die Grundbevölkerung. Oder hält G. die Buntkeramikleute v o m Teil Halaf, v o n N i n i v e h usw. für Amurriter? E i n »Kulturbruch« ist aber in Mesopotamien in der Zeit, die hierfür in Frage käme, nicht nachweisbar, wir dürfen getrost sogar sagen: nicht vorhanden. 3) Gegen eine Beschränkung Subartus auf osttigridisches Gebiet spricht entscheidend auch die Tatsache, daß uns ein speziell subaräischer N a m e des E u p h r a t (Urut u. ä., s. § 91 gegen E n d e ) überliefert ist. D a s v o n der dritten Dynastie v o n Ur beherrschte subaräische Gebiet h a t aber mit dem E u p h r a t absolut nichts zu tun. Schon daraus ergibt sich, daß Subartu weit größer war, als es nach den Inschriften dieser Zeit erscheinen könnte. 4) Material bei A . GOETZE, a. a. O., S. 6 1 — 7 6 .

150

III. Ergebnisse (§ 121).

Subartu des Naräm-Sin. Wir dürfen dort von vornherein nicht viel Subaräisches erwarten. Außerdem müssen wir berücksichtigen, daß wir weder von den kleinasiatischen, noch von den subaräischen Dialekten, die es gewiß in größeren Mengen gegeben hat, mehr als das Allernotdürftigste wissen. Erst wenn wir die subaräischen Sprachen einmal genauer kennen, werden wir ein zuverlässiges Urteil uns zu bilden imstande sein. Immerhin begegnen uns in Kültepetexten eine ganze Reihe von Namen, die wir für subaräisch zu halten genötigt sind, solange sich das Gegenteil nicht beweisen läßt. Wir müssen sogar damit rechnen, daß noch viele andere, die wir heute nicht erklären können, sich später als subaräisch herausstellen werden. Daß diese Subaräer mit den assyrischen Handelskolonisten (der assyrischen »Hansa«) nach Kleinasien gekommen sind, ist mir wenig wahrscheinlich; denn in Assur selbst bildeten die herrschende Schicht in dieser Zeit Semiten, und die subaräische Urbevölkerung dürfte teils ausgerottet, teils versklavt und teils aufgesogen worden sein. Deshalb halte ich es für das Wahrscheinlichste, daß wir selbst in so entfernten Gebieten noch mit Überschneidungen durch subaräische Bestandteile zu rechnen haben 1 ). Wenn wir »kappadokische« Namen 1 ) wie Agabsi (a-ga-db-si) und Agia (a-gi-a, a-ki-a-a) mit sicher hurritisch-subaräischen Namen wie Agabse (a-gab-Se, daneben a-gab-Se-en-ni, a-gab-ta-ha) und Agija (a-gi-ja, daneben a-gi-te-iwp) aus babylonischen Quellen der Kassitenzeit 3) zusammenhalten, so gehört eine große Dosis Skepsis dazu, ihre etymologische Gleichheit abzustreiten, zumal wir auch in Nuzi 4) ganz entsprechende Namen antreffen (Akabsenni, Akab-sewa, Akija, Akku-Tesup). Ebenso finden wir Arija (a-ri-a) in Kültepe, Babylon (a-ri-ja, daneben a-ri-te-Sup) und Nuzi (a-ri-ja, daneben a-ri-ma-at-qa, ar-U-mi-ka u. a.); Buza (bu-za) in Kültepe und Nuzi (bu-ü-za); Kiki (ki-ki, ki-ki-i) in Kültepe, Assur (Kikija) und anderwärts (s. ö. S. 147); Kilija ' ) Vgl. auch § 125, 10. 11. Wir halten uns an die Sammlung der Eigennamen von F. J. STEPBENS ( Y O R X I I I 1), die inzwischen in mancher Hinsicht verbessert und erweitert werden könnte. Ein eingehendes Studium der kappadokischen Tafeln zum Zweck der Namenforschung, das hier nicht beabsichtigt ist, wird noch manches Interessante zutage fördern. — Weiteres Material neuerdings bei I. J. GELB, Inscriptions from Alishar (Chicago 1935), S. 13f. 3) Gesammelt von A. T. CLAY ( Y O R I). Vgl. auch § 120. 4) Vgl. die Liste von GADD, R A X X I I I , S. 71 ff. J)

III. Ergebnisse (§ 121. 122).

151

(ki-li-a) in Kültepe neben Kil-Tesup (ki-il-te-Sup) in Babylon und Gilija (gi-li-ja, daneben gi-el-te-Sup) in Nuzi. Die schon oben (unter 5) besprochene Endung -ari finden wir ebenfalls in Kültepetexten; vgl. Titin-ari (di-di-na-ri), Kuz-ari (ku-za-ri), Kulzi-ar (ku-ul-zi-ar) '). Namen wie Ewerija (e-we-ri-a) und 2 Ewerni (e-we-er-ni) ) wird man kaum vom hurritisch-subaräischen ewre (ib-ri), ewer »König« 3) trennen dürfen. Subaräische Götternamen wie Tesup haben sich als Namenselement bisher noch nicht in Kültepetexten gefunden; aber das kann Zufall sein und sich aus der geringen Anzahl subaräischer Namen gegenüber den echtassyrischen erklären. 122. Das Material, das uns für die Kenntnis des Subaräischen im dritten und im Anfang des zweiten Jahrtausends bis zum Ende der Hammurapizeit, d. h. bis etwa 1800, zur Verfügung steht, beschränkt sich durchweg auf Eigennamen. Es genügt aber, um zu beweisen, daß die Sprache Subartus, wie sie uns in späteren babylonischen Glossaren entgegentritt, bereits in den ältesten uns geschichtlich faßbaren Zeiten diesen Namen mit Recht verdient. Wenn sie bisher nur im äußersten Osten Subartus nachweisbar ist 4), so liegt das an der Art unserer Quellen. Wir können solche nur in den Gebietsteilen erwarten, die mit Babylonien in engster Verbindung standen. Die Eroberungszüge des Reiches von Akkad, das einem Einfall der den Subaräern benachbarten Gutäer 5) erlag, haben jenen gewaltigen Länderkomplex schwerlich dem babylonischen Kulturkreise einzuverleiben vermocht; erst während des dritten Reiches von Ur werden diese kulturellen Beziehungen ') J. Lewy, Die Kültepetexte aus der Sammlung Frida Hahn (Berlin 1930), S. VIII. J. L e w y , Die Keilschrifttexte aus Kleinasien (Texte und Materialien der Hilprecht Collection, Leipzig 1932), S. 12. 3) Vgl. Bo 2359 + Bo 3054 (Forrer, B o T U II, S. 25*), passim; TuärattaBrief, passim. 4) Abgesehen von den assyrischen Texten aus Kfiltepe und den benachbarten Gegenden (§ 121, 7). 5) Es ist zweifelhaft, ob die Gutäer vor der Zeit des Naräm-Sin, wo sie — von der als historischen Quelle nicht einwandfreien Inschrift Lugal-anni-mundus abgesehen, — zuerst auftauchen, so eng den Subaräern benachbart waren, wie das später der Fall war. Ihre Sprache, von der uns nur in einigen Eigennamen kümmerliche Reste erhalten sind, läßt sich bisher nicht als Kaukasussprache erweisen, mag es aber doch sein. Ehe sich diese Frage einigermaßen beantworten läßt, müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, daß die Gutäer erst in der Mitte des dritten Jahrtausends, etwa vom Osten her, in den Bereich des Vorderen Orients geraten sind. Die Annahme, sie seien blond und nordischer Herkunft gewesen, ist bereits § 96 als unhaltbar abgelehnt worden.

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III. Ergebnisse (§ 122. 123).

stärker, aber selbstverständlich nur in den Teilen des subaräischen Sprachgebietes, die in engsten politischen Beziehungen zu Babylonien standen, und das war eben lediglich der Osten. Nach dem Westen Subartus sind diese Könige von Ur niemals vorgedrungen, wenigstens soweit wir das wissen. Auf keinen Fall haben sie, selbst wenn sie Feldzüge dorthin unternommen haben sollten, dauernde politische Erfolge gehabt. Das Einströmen babylonischer Kultur führte dann auch zur Einführung der Keilschrift im Osten Subartus. Vielleicht hat auch schon die Gutäerherrschaft, die doch immerhin über ein Jahrhundert dauerte, die kulturellen Beziehungen zwischen Babylonien und Ostsubartu befestigt. Um 2200 sind diese bereits so stark, daß babylonische Schrift und Sprache dort allgemein bekannt waren. In dem K e r n g e b i e t S u b a r t u s , dem e i g e n t l i c h e n M e s o p o t a m i e n w e s t l i c h des T i g r i s , waren dem Vordringen babylonischer Kultur politische Schranken vorgeschoben. Gewiß haben die kulturellen Fortschritte der Zeit auch nicht vor solchen Schranken haltgemacht. Aber die Kultur Subartus wird sicherlich mehr dem subaräischen Volkstum angepaßt gewesen sein, als es im Osttigrislande der Fall war. Vor allem dürfte der fremden akkadischen Sprache und damit auch der Keilschrift der Eingang in dieses Gebiet verwehrt gewesen sein. Ob sich jemals Keilschrifttexte des dritten Jahrtausends in den Teils des zentralen Subartu, also etwa im Chaburquellgebiet, finden werden, kann man wohl mit Recht bezweifeln. Die Herrscher dieser Zeit werden kaum, wie im 14. Jahrhundert Tusratta von Mitannu, ihre Geisteskinder in ein fremdes Gewand gesteckt haben. 123. In engerer Verbindung mit babylonischer Kultur als Mesopotamien standen seit den Eroberungszügen des Reiches von Akkad der holz- und erzreiche äußerste Westen des subaräischen Gebietes und die Teile Kleinasiens, die sich jenseits des Zederngebirges anschlössen. Sie wurden aber nicht auf dem Wege über Mesopotamien erobert und erschlossen, sondern auf dem über Amurru am Euphrat. Hier bildete der Euphratstaat Maeri, dessen Zentrum bei Albu-Kemal lag, wohl lange Zeit hindurch das Tor, durch das babylonische Bildung weiter nach Westen vordrang. So blieb auch hier das subaräische Kernland, vor allem das Chaburquellgebiet, außerhalb des direkten Einflusses babylonischer

I I I . Ergebnisse (§ 123).

153

Kultur, auch wenn es zeitweilig von Babylonien abhängig war wie unter Naräm-Sin (§ 107). Nach Kleinasien aber drang der Gebrauch von Keilschrift und babylonisch-akkadischer Sprache zusammen mit der politischkommerziellen Entwicklung vor und erweist sich im zweiten Jahrtausend, als die Quellen wieder zu fließen beginnen, als ein bedeutsamer Kulturfaktor. Man hatte inzwischen erkannt, daß man nicht nur die Sprachen Babyloniens, d. h. das Sumerische und das Akkadische, in Keilschrift schreiben konnte, sondern daß auch die einheimischen Sprachen sich dieses Ausdrucksmittels mit Erfolg bedienen könnten: die Keilschrift ward somit Allgemeingut Westvorderasiens und eroberte schließlich auch das eigentliche Subartu. Diesem Umstand verdanken wir einerseits den subaräischen Brief Tusrattas von Mitannu, andererseits aber auch eine ganze Anzahl von Texten aus dem Archiv von Boghazköi, die zum Teil ausdrücklich als »hurritisch« (hurlili, § IIJ) bezeichnet sind. Da sich dieses Hurritisch als eng verwandt mit der Sprache Tusrattas erweist, und da Mitannu selbst zu den Hurriländern gehört, so kann man den Brief Tusrattas auch nach hethitischem Sprachgebrauch als »hurritisch« bezeichnen. Das Hurritische ist jedenfalls lediglich eine zeitlich begrenzte Stufe des Subaräischen. Wie weit es sich von dem Subaräischen des dritten Jahrtausends unterscheidet, und wie weit dialektische Verschiedenheiten auf dem umfangreichen Gebiete der Hurrierstaaten auftreten, ist eine Frage, die wir heute noch nicht lösen können *), zumal die aus Boghazköi stammenden hurritischen Sprachreste einer Interpretation noch die größten Schwierigkeiten entgegensetzen 4 ). Wir stehen hier noch in den allerersten Anfängen und werden erst weiterkommen, wenn uns ein umfangreicheres Material zur Verfügung steht. Zu erhoffen ist dies von den künftigen Ausgrabungen des Freiherrn von OPPENHEIMS in Fecherija, das aller Wahrscheinlichkeit nach die Hauptstadt Wasukanni des Mitannierreiches ') Jedenfalls läßt sich das ljurritische Fragment des Gilgamesch-Epos, das ich Z A N . F. I, S. 133 ff. behandelt habe, mit Hilfe des Tuärattabriefes einigermaßen verständlich machen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß wir diesen Brief bisher nur in den gröbsten Zügen verstehen. Ein klarer Sinn l ä ß t sich oft für umfangreiche Abschnitte nicht gewinnen, wie man schon an BORKS Übersetzungsversuch ( M V A G 1909, 1/2, S. 85ff.) erkennen kann. So sinnlos und verworren, wie es danach erscheint, dürfte sich selbst der etwas geschwätzige Tuäratta nicht ausgedrückt haben! 3) Vgl. auch das Urteil E . FORRERS in Z D M G 76 (1922), S. 225f., der sich seit langem um die Entzifferung dieser hurritischen T e x t e bemüht.

154

III. Ergebnisse (§ 123).

war. Hier sind diplomatische Archive in hurritischer Sprache, sumerisch-akkadisch-hurritische Glossare, religiöse und literarische Texte, wie das Gilgameschepos, und vieles andere zu erwarten. Daß die Ungunst der Verhältnisse die Ausnützung der Grabungskonzession bisher immer wieder verhindert hat, bedeutet für die Wissenschaft einen unermeßlichen Schaden. Der Umstand, daß hurritische Texte in Boghazköi, der einstigen Hauptstadt Hattusa des Hethiterreiches, gefunden worden sind, kann nun allerdings nicht als Beweis dafür dienen, daß man dort einmal hurritisch (subaräisch) gesprochen hat, wie etwa der Gebrauch des Sumerischen im babylonischen Kult den lebendigen Gebrauch dieser Sprache in Babylonien zur Voraussetzung hat. Hattusa gehörte einst gewiß zum Gebiet der Sprache, die in den Boghazköitexten mit hattili bezeichnet wird, also des Hattischen, das weder mit dem Nasisch-Hethitischen noch mit dem Hurritischen erkennbare Verwandtschaft zeigt'). Vielmehr dürfte die Sache so liegen, daß nicht nur Teile im Osten des Hethiterreiches eine subaräische Grundbevölkerung besaßen, vor allem die Gebiete östlich, südlich und nordöstlich des Amanus, sondern auch sonst zahlreiche kulturelle Beziehungen zwischen den Hethitern und den subaräisch-hurritischen Nachbarn bestanden. Soweit Kultstätten alter subaräischer Gottheiten auf hethitischem Reichsgebiet lagen, war es selbstverständlich, daß ihre Rituale im Archiv der Hauptstadt gesammelt wurden; aber auch Gottheiten vom Osten, der unseres Wissens nie zum Hethiterreich gehört hat, fanden Eingang in diese Rituale, weil sie in den subaräisch bevölkerten Gebieten des Hethiterreichs in hohem Ansehen standen. Es sei nur daran erinnert, daß wir Rituale für die Göttin von Niniveh, deren Name mit dem Ideogramm der babylonischen Istar geschrieben, aber nach § 58 sicher Sauska gesprochen wurde, besitzen 2 ), in denen die hurritische Sprache verwendet ist, ein Beweis dafür, daß auch Niniveh einst zum subaräischen Sprachgebiet gehört und kultisch eine besondere Bedeutung gehabt hat. Wenn wir nun den Kult der Sauska von Niniveh auch auf hethitischem Reichsgebiet, z. B. l ) Der praefigierende Charakter der Sprache (vgl. E. FORRER, ZDMG 76, S. 228ff.) scheint die Zugehörigkeit zu den Kaukasussprachen auszuschließen, wenn auch in dieser Frage zurzeit noch nichts Entscheidendes behauptet werden kann; vgl. § 16. ») Vgl. K U B X 63, Kol. V I 13: DUP IIKAM $A ¿ISTAR UXUne-nu-wa. Nach Kol. II 9 (hur-l[i-li]) folgt ein hurritisches Gebet.

III. Ergebnisse (§ 123. 124).

155

in der Stadt Samuha') antreffen 2 ), so besagt das nichts für eine Wanderung der Hurrier nach Westen; vielmehr liegen die Verhältnisse wohl ähnlich wie in Babylonien, wo die Hauptgottheiten bestimmter Städte auch an anderen Orten Verehrung genossen. Und wenn im Kult von Samuha hurritisch gesprochen wurde 3), so liegt die Folgerung am nächsten, daß es zum altsubaräischen Sprach- und Kulturgebiet gehört hat. 124. Ein weiteres Gebiet subaräischen Sprachtums haben die Ausgrabungen von Räs Samra, dem alten Ugarit (in der Nähe von Latakie am Mittelmeer), erschlossen 4). Hier fand sich ein Vokabular in Keilschrift 5), das um 1400 geschrieben sein dürfte. Es enthält neben dem sumerischen und akkadischen Text auch eine Übersetzung in eine weitere Sprache, deren Verwandtschaft mit dem Hurritischen klar zu erkennen ist 6). Wir finden die Genetivpartikel -wa wie im Tusratta-Brief 7) (abgek. T), die auch als Adverbialendung dient, also ursprünglich wohl einen Lokativ bezeichnete. Ein hervorhebendes Suffix -ni, das auch unsern bestimmten Artikel vertritt, entspricht dem ganz ähnlich gebrauchten -ne 8) bei T. Beim Verb finden wir ein Bildungselement § dem Stamme beigefügt. Während es aber bei T stets mit u (lies 0) an den Stamm tritt, haben wir in Ugarit (abgek. U) neben seltenem -uS- 9) (lies wohl -0$-) häufiger -iS- und -aS- I0), und während bei T diese -oi-Formen stets etwas Geschehenes bezeichnen, finden wir sie in U auch mit akkadischem Praesens wiedergegeben. Einige Beispiele mögen genügen. Die Wurzel hil bedeutet bei T »Auftrag geben, befehlen, sagen«, entspricht also akk. qebü\ so auch in U. Während aber bei •) Die Lage der Stadt ist noch immer unbestimmt; GOETZE, Kleinasien, S. 68 lokalisiert sie zwischen oberem Halys und oberem Euphrat. ') Für den Kult der i S T A R ( = Sauäka) in Samuha und anderen hethitischen Orten vgl. GOETZE, Kleinasien, S . 1 2 5 . 3) V g l . B . HROZNY, A O r I V ,

S. 120.

«) Vgl. § 9 9 . 5) F. THUREAU-DANGIN, Vocabulaire de Ras-Shamra, Syria X I I (Paris 1931), S. 236FF. u n d PI. L — L H .

6 ) Auch unter den Personennamen von Ugarit aus dieser Zeit ist das hurritische Element stark vertreten; vgl. F. THUREAU-DANGIN in Syria X V (1934), S. 144S. 7) Vgl. zum Genetiv-Lokativ -wa BORK, Mitannisprache (MVAG 1909, 1/2), S. 22f. 8

) V g l . BORK, a . a . O . ,

S. 45.

9) ti-pu-Sa (d. i. tip-oi-a) = »i-dan-na-an (I 21). '») Vgl. ki-ba-Su (I 31); Sa-wa-Sa- = u-mal-lu-ü (I 22).

156

III. Ergebnisse (§ 124).

T nur Formen auf -os-, wie hi-il-lu-si . . . (hill-oS-i . .), nicht aber solche auf -is- oder -as- begegnen *), wird in U hi-li-su mit iq-bi »er gab Auftrag« gleichgesetzt (I 15) 2 ). Die Wurzel tan hat bei T (mit M E S S E R S C H M I D T ) die Bedeutung »machen«; in U wird eine Wurzel tin mit akk. epeSu »machen« gleichgesetzt: ti-ni-Su = ippu-uS »er macht« (I 20). Während aber alle Formen mit -$- bei T Vergangenheit bezeichnen 3), gibt tin-iS-u ein Praesens wieder 4). Hier dürfte mindestens in der anders vokalisierten Wurzel (tin gegenüber tan) eine dialektische Verschiedenheit bestehen; aber auch der Gebrauch von -s- zeigt eine Abweichung, die wohl kaum auf unsere mangelhaften Kenntnisse der Sprache Tusrattas zurückzuführen ist. Verbalformen auf -säte, -Site, -Sute werden inU ebenfalls durch die Vergangenheit wiedergegeben; vgl. pi-Su-Su-te = ih-ri »er grub« (III 22). Falls solche Formen überhaupt etwas mit ¿¿-Bildungen bei T zu tun haben, so ist jedenfalls ihre Funktion eine andere; denn bei T bezeichnen sie Aorist-Futur 5). Formen auf -lam wie e-di-la-lam (U I 30) gibt es bei T nicht, ebensowenig sind die negierenden Partikeln -ki und -ja-mi daselbst nachweisbar; vgl. U I 16: (hi-li)-Su-ki = ul iq-bi und U I 18: (pa-li)-ja-mi = ul iq-bi. Da der Wortschatz sowohl bei T als auch in U nur ein kärgliches Material darstellt, sind sichere Vergleiche nur selten möglich; vgl. außer hil- und pal- noch ti-iS-ni = lib-bu »das Herz« (U II 27) mit HS- in derselben Bedeutung bei T (oft). Alles in allem scheint der Dialekt von Ugarit schwerwiegende Abweichungen von der Sprache des Mitannierkönigs aufzuweisen. Es ist deshalb kaum möglich, daß dieses »Hurritisch« erst mit einem Vordringen der Hurrier nach Westen, das kaum vor 1700 stattgefunden haben könnte, nach Ugarit gelangt ist. Wäre dies der Fall, so hätte der kulturelle Zusammenhang der hurritischen Sprachen keine derartige Dialektentwicklung zugelassen. Des') Vgl. hier und im Folgenden den Index von MESSERSCHMIDT, MitanniStudien (MVAG 1899, 4). 3) Ebenso pa-li-Su = iq-bi-, die Wurzel pal bedeutet bei T wohl »anfragen«, »fordern«. 3) Vgl. ta-a-nu-u-ia (d. i. tanoia) »er machte« (T I 85; I I I 106); ta-a-nu-üa-a-ti (d. i. tanoSau) »ich machte« (T I 58; I V 32); dagegen Praesens ta-a-na-ü (tanau) »ich mache« (II 92). 4) Ebenso mi-di-Su = i-Saq-qal (I 14); ti-pu-üa = ü-dan-na-an (I 21). 5) B O R K ,

S . 51.

III. Ergebnisse (§ 124. 125).

157

wegen halte ich die Sprache von Ugarit für die Reste einer westsubaräischen Sprache, die schon lange vor dem zweiten Jahrtausend in Ugarit gesprochen wurde. Und wenn auch in Dunip bei Hama ein subaräischer Dialekt gesprochen wurde, wie wir bereits § 116 sahen, so ist dieses eine weitere Stütze für unsere Annahme, daß eine subaräische Bevölkerung bis an das Mittelmeer hin als einheimisch zu gelten hat. Für eine hurritische Völkerwanderung, die erst im zweiten Jahrtausend weit von Osten her den vorderen Orient überflutet haben sollte, fehlt jede Voraussetzung. Gewiß mögen die Hurrier in der für uns bisher inschriftlosen Zeit des Hethiterreiches nach 1650 ihre Herrschaft auch auf dieses Gebiet übertragen haben, wie G O E T Z E annimmt'). Dieses Vordringen erklärt sich aber zur Genüge aus der Wucht der arischen Völkerwelle, die im Anfang des zweiten Jahrtausends nach Vorderasien gelangte. Diese arischen Herrscher waren es, die sich die subaräische Bevölkerung unterjochten, ihren Zwecken dienstbar machten und nun an ihrer Spitze weitere Eroberungszüge unternahmen 2 ); und es ist durchaus wahrscheinlich, daß sie um 1650 auch Teile des althethitischen Reiches in ihre Hände brachten. Aber für die Annahme einer selbständigen Wanderung von Völkern vorderasiatischer (d. h. subaräischer) Rasse neben dieser geschichtlich nicht zu leugnenden arischen Wanderung, die noch dazu dieselbe Richtung von Osten nach Westen gehabt haben müßte, sehe ich keine Grundlagen. 125. Wenn wir im Westen Subartus zu dieser Zeit, d. h. hauptsächlich dem 15. und 14. Jahrhundert, zahlreiche subaräische Namen finden, so können diese wenigstens teilweise einer subaräischen Urbevölkerung zugeschrieben werden; andererseits ist aber auch damit zu rechnen, daß der unter arischer Führung stehende Hurrierbund bei Vorstößen, die er nach Westen, Nordwesten und Südwesten unternahm, in eroberten Gebieten als Regenten seine eigenen Staatsangehörigen einsetzte, und diese entnahm er nicht allein der inzwischen wohl schon recht dünn gewordenen arischen Herrenschicht, sondern auch der subaräischen Grundschicht, soweit diese sich jener angepaßt hatte. Daher läßt sich aus dem Vorkommen subaräischer Namen bei politisch bedeutenden Persönlichkeiten in dieser Zeit nicht ohne weiteres auf subaräische Ur') Kleinasien, S. 79 u. ö. J) Vgl. auch § 125.

158

III. Ergebnisse (§ 125).

bevölkerung schließen: solche Subaräer können auch durch Eroberungszüge aus den Stammländern, namentlich Mitannu, dorthin verschlagen sein, wo wir sie nunmehr antreffen. Personen mit subaräischen Namen ') finden wir in der Mitte des zweiten Jahrtausends hauptsächlich in folgenden Randgebieten Syriens, Palästinas und Kleinasiens: 1. In D u n i p regierte a-ki-JIM ein Bruder des Königs Takuwa (ta-ku-wa) von Nija3). Im Vertrage des Hethiterkönigs Suppiluliuma mit dem Mitannierkönig Mattiuaza wird jener a-git-JU-up 3) geschrieben, so daß die Lesung Aki(t)-Tesup feststeht. Die Wurzel ak ist subaräisch (§119), ebenso der Gott Tesup. Auch drei der Mitverschworenen des Aki-Tesup (Hismija, Pirrija und Niruwäbi) tragen subaräische Namen 4), desgleichen ein mit ihnen verbundener Kleinfürst von Arahti namens Akija (a-ki-ja) 5). Wir erwähnten bereits (§ 116), daß der Brief aus Dunip zahlreiche subaräische Glossen enthält. Dunip wird deshalb altsubaräisches Gebiet sein wie Ugarit. 2. Nach U g a r i t dürfte nach Ausweis der erhaltenen Sprachproben (§ 124) das Subaräische nicht erst durch die Eroberungen der Hurrier vorgedrungen sein. Auch hier begegnen uns subaräische Personennamen6) wie der des »Herrn« Aki-hinni (a(?)-ki-hiin-ni). Ob die subaräisch sprechende Bevölkerung von Ugarit geradezu als »der Stamm von Subaru« ('elft Sbr) bezeichnet wird (§ 99), muß dahingestellt bleiben, da wir über den Umfang dieses Begriffes zu dieser Zeit nicht unterrichtet sind. 3. In Qatna ( = Misrife, 35 km ssö. von Hama) heißt der Fürst zur Amarnazeit Akizzi (a-ki-iz-zi) 8), was ein ebenfalls mit der Wurzel ak gebildeter Name ist, an den ein häufig begegnendes Suffix -izzi angetreten ist. Ein anderer Herrscher heißt Eweri-sarri (e-we-ri-Sar-ri) 9), dessen Name auch in der in Ugarit gebräuchlichen semitischen Silbenschrift überliefert ist I0 ). Der Name be') Vgl. auch A. GUSTAVS, Mitanni, RV VIII, S. 223 f. ») EA 59, Z. 15- 18. 3) So KBo I 1, Vs. 31. — ^iämija usw. ebd., Z. 32 f. 4) A . GUSTAVS i n Ä Z 64 ( 1 9 2 9 ) , S . 5 4 f f .

5) Auch ein Bote aus einer unbestimmten nordsyrischen Stadt (?) führt diesen Namen (EA 30, Z. 3). 6 ) Vgl. CH. VIROLLEAUD, Syria X (1929), S. 304. 7) EA 52—55. Z. 2; 57. Z- 28) CH. VIROLLEAUD, Syria X I , S. 331. 9) P. DHORME, Syria X I V , S. 235. «°I Vgl. E. F. WEIDNER, Boghazköi-Studien 8, S. 10, A n m . 4.

III. Ergebnisse (§ 125).

159

deutet wohl »der König ist Herr«: ewri (ip-ri) »König« begegnet oft in Tusrattas Brief; für sarri vgl. unter 4. 4. In Nija, das wohl in der Nähe von Hama zu suchen ist *), herrschte (s. oben 1) Takuwa, dessen Name durch den Vollnamen Takib-sarri (ta-ki-ib-sar-ri)eines Mannes aus NuhalSe, als subaräisch erwiesen wird. Die Wurzel ist tak, die in letzterem Namen noch durch ib erweitert ist; und sar ist ein weitverbreitetes Element in subaräischen Namen, das wohl ein Lehnwort aus dem akkadischen Sarru »König, Herr« darstellt. 5. Aus Nuhasse (zwischen Hama und Aleppo) haben wir soeben den Namen Takib-sarri angeführt. Ein König von Nuhasse selbst führt den mit derselben Wurzel gebildeten Namen Taku (ita-ku; EA 51). 6. Mit derselben Wurzel gebildet ist auch der Name eines Fürsten Tägi (ta-a-gi und ta-gi), der einen Angriff auf Jerusalem plante (EA 289, Z. 11 ff.). Wir kommen hiermit bereits nach Südpalästina. 7. Der Fürst von Jerusalem selbst heißt ARAD-^hi-ba (auch -dhe-ba geschrieben; so EA 286). Die Göttin Heba, Hepa, Hepet ist nun die Gattin des subaräischen Hauptgottes Tesup (§ 128). Daher ist es wahrscheinlich, daß das Ideogramm ARAD in diesem Falle mit dem subaräischen Wort für »Diener« wiederzugeben ist. A. G U S T A V S vermutete 3) die Lesung PutiHeba. 8. Nach Nordpalästina führen uns Urkunden aus Teil Ta'annek (Thaanach) 4), die etwa der Amarnazeit angehören. Hier begegnen die uns bereits bekannten Namen Akija (a-ki-ja und a-gi-ja), Täku (ta-a-gu), ARAD-Jhi-ba (s. unter 7) und dazu noch eine ganze Anzahl anderer, deren subaräischer Charakter außer Zweifel steht. Wenn sich daneben akkadische, kanaanitische und — seltener — andere Namen finden, so beleuchtet diese Tatsache das Völkergemisch, das Mitte des zweiten Jahrtausends in Palästina herrschte. Ob Palästina selbst subaräische Urbevölkerung gehabt hat, läßt sich indes noch nicht entscheiden. Hier könnte der subaräische Einfluß erst durch die Eroberungszüge ») KBo I 2, Vs. 21. ») Über die allerdings fragliche Bezeichnung Subartus als nu-tya-üa^ vgl. § 28a. 3) OLZ 1911, Sp. 341 ff. 4) Vgl. A. G U S T A V S , Die Personennamen in den Tontafeln von Teil Ta'annek, ZDPV 50 (1927), S. iff.; 51, S. 169ff.

160

III. Ergebnisse (§ 125).

der Hurrier eingedrungen sein. Eingehende Untersuchungen über diese Frage wären sehr erwünscht. 9. Im Königreich Amurru, das sich zur Amarnazeit auf das Gebiet nördlich von Beirut, den Libanon und Antilibanos beschränkte, finden wir mehrere Herrscher mit subaräischen Namen, so Penti-sina, mit dem der Hethiterkönig Hattusil III einen Vertrag abschließt. Der Name wird phonetisch bi-en-te-Si-na x) oder ba-an-di/ti-Si-(in-)ni geschrieben, ideographisch aber ZAG.SES, d. h. »Stütze« + »Bruder«. Das Wort für »Bruder« lautet aber im Tusrattabrief Sin, womit bewiesen ist, daß der Name hurritisch oder subaräisch sein muß. Das Ideogramm ZAG bedeutet in akkadischen Namen imittu »Stütze, Stärke«, und eine Wurzel ;pent- scheint im Tusrattabrief die Bedeutung »stark sein, obsiegen« zu haben. Der Name Penti-sina dürfte daher zu übersetzen sein »Der Bruder ist Stütze« o. ä.2). Auch der Name eines anderen Herrschers von Amurru TuppiTesup (dub-bi-JU-up) 3) ist, wie der Gottesname zeigt, subaräisch. Der erste Bestandteil begegnet z. B. in dem abgekürzten Namen Tuppija (dub-bi-ja) auf Kerkuktafeln 4). Auf Grund der Gleichung tu-pu-e - akk. dannu im Vokabular von Ras Samra (II 23) dürfte die Wurzel tup »stark sein« bedeuten. Auch der Vater des TuppiTesup führte einen mit Tesup zusammengesetzten Namen 5). 10. Die soeben besprochene Wurzel pent- finden wir in einer mit -b- erweiterten Form im Namen des Schwiegervaters des Hethiterkönigs Hattusil III, des Priesters Pentib-sarri (pi-en/in-tiib-Sar-ri), der ebenso gebildet ist wie der unter 4 genannte Name Takib-sarri. Seine Tochter Putu-Hepa (pu-du-M-pa), deren Name ebenfalls subaräisch ist und wohl »Dienerin der Göttin Hepa« bedeutet 6 ), wurde Hattusils Gattin. Pentib-sarri lebte in Lawazantija, einer Stadt in Qiswadna 7). Dieses Land, dessen Hauptstadt Kumanni am Saris uns bereits bekannt ist 8 ), muß eine subaräische Grundbevölkerung gehabt haben, wie auch der Umstand zeigt, daß dort subaräische Gottheiten die Hauptrollen spielen (§128). ') S. die Stellen bei E . F . WEIDNER, Boghazköi-Studien 8, S. 126, Anm. 3. ») V g l . a u c h A .

GUSTAVS, O L Z

1912,

Sp.

30OFF.

3) K U B I I I 14, Vs. 2. 4) GADD, R A X X I I I , S. 74.

5) Ir (?) -Teäup; vgl. WEIDNER, Boghazköi-Studien 8, S. 78, Anm. 5. 6)

Vgl. A.

GUSTAVS, O L Z

1911,

Sp. 342.

7) V g l . A . GOETZE, M V A e G 1934, 2, S . 12 u n d 1 5 f . 8)

S. 123, Anm. 2 f.

III. Ergebnisse (§ 125).

161

11. Durch Heirat mit subaräischen Frauen dürfte auch schon vor der Zeit des Hattusil III subaräisches Blut in die hethitische Königsfamilie hineingekommen sein, soweit wir aus Namen Schlüsse zu ziehen berechtigt sind. So führt der Enkel des Suppiluliuma der von seinem Oheim Mursil II zum König von Aleppo eingesetzt wurde, den Namen Rimi-sarruma (ri-mi-LUGAL-ma) 1), womit man ri-mu-ja und ri-mu-LUGAL in Kerkuktexten 2 ) vergleichen kann, und wahrscheinlich waren es zwei Brüder des Telibinu, des Vaters des Rimi-sarruma, die die Namen Asmusarruma (ai-mu-iar-ru-ma) und Taki-sarruma (ta-ki-Sar-ru-ma) führten 3), von denen der letztere mit der schon mehrfach vorgekommenen Wurzel tak- gebildet ist. Der Urenkel Suppiluliumas, der von seinem Oheim Hattusil III entthront wurde, führt ebenfalls einen subaräischen Namen: Urhi-Tesup (ur-hi-dU-up), der auch unter den subaräischen Namen in Babylonien zur Kassitenzeit als ur-hi-te-$up begegnet, und für den auch die Kurzform Urhija (ur-hi-ja) vorkommt 4). Die Wurzel urh dürfte »fest sein« bedeuten; denn wir finden in dem Vokabular von Räs Samra (§ 124) die Gleichung ur-uh-ze = akk. ki-nu (II 22). 12. Zeigen bereits die soeben behandelten Namen hethitischer Fürsten, daß wir aus solchen, wenn sie vereinzelt auftreten, keine Schlüsse auf den Charakter der Urbevölkerung ziehen können, so gilt das noch mehr von denjenigen subaräischen Namen, die wir abseits vom eigentlichen Stammlande gelegentlich antreffen. Mit den uns im einzelnen noch völlig dunklen Eroberungszügen der Hurrier, die, wie wir glauben, mit dem Einfall der Arier in Vorderasien in engster Verbindung stehen (S. 157), kamen subaräische Namensträger bis in die entferntesten Gegendens). Die Eroberung Ägyptens durch die asiatischen Hyksos wird gewiß richtig mit diesen Eroberungszügen in Verbindung gebracht 6 ), und wir wollen nur darauf hinweisen, daß der bedeutendste Hyksos' ) V g l . E . F . WEIDNER, B o g h a z k ö i - S t u d i e n

8, S . 80, A n m . 2 .

*) GADD, RA XXIII, S. 79. 3) Die Lesung ergibt sich aus BoTU II, Nr. 24, Kol. V 13 f. und Nr. 29, Z . 8. 1 1 ; v g l . d a z u FORRER, e b d . , 4) CLAV, Y O R I , S . 1 4 2 .

S. 19*.

5) Vgl. auch den ägyptischen Beamten Pahüru zur Zeit der Amarna-Briefe (EA, S. 1 5 6 6 ) , dessen ägyptischer Name geradezu »der Hurrier« bedeutet; s.

auch D . OPITZ, ZA N . F . II, S. 81.

6 ) Vgl. dazu auch E. A. SPEISER, Ethnic Movements in the Near East in the Second Millenium B. C„ AASOR XIII, S. 46ff. Ungnad, Subartu 11

162

III. Ergebnisse (§ 125).

könig Chian (lavvas) augenscheinlich einen subaräischen Namen hat: ha-ja-ni wird in dem § 91 behandelten Vokabular K 2040 + S 2052 als das Wort angeführt, das in der Sprache von Su(bartu) »klein« bedeutet 1 ). Chian (Hajan) wäre demnach »der Kleine«, vielleicht eine Gestalt wie die des »kleinen Korporals« Napoleon. Auch die Horiter (Xoppaioi) des Alten Testaments, die nach Gen. 14, 6 bis zum Gebirge Selr am Toten Meere wohnten, können von den Hurriern nicht getrennt werden 1 ). Aber da die Bezeichnung Hurrier, wie wir § 117 sahen, weder eine ethnologische noch geographische, sondern lediglich eine politische Bedeutung hatte, so läßt sich über ihr Volkstum nichts aussagen. Im Osten drangen in der Mitte des zweiten Jahrtausends Subaräer bis nach Elam vor, und wir finden dort 1341 einen Herrscher mit subaräischem Namen Hurba-tilla (hu-ur-ba-ti-la) auf dem Thron 3). Da uns jedoch alle Einzelheiten über diesen nur ephemeren Vorstoß fehlen, läßt sich nicht sagen, wie er in die Entwicklung des Vorderen Orients eingereiht werden muß. Jedenfalls befinden wir uns hier in der Endzeit subaräischer Blüte. Daß die subaräische Sprache den politischen Untergang Subartus nicht teilte, zeigt eine interessante Notiz in der großen Prisma-Inschrift Tiglathpilesars I (um 1100) anläßlich seines Feldzuges gegen Kadmuh im NO. Mesopotamiens. Der Assyrerkönig berichtet (II 25ff.) von der Gefangennahme des feindlichen Königs: Iki-li-Jte-Sup mär ka.-li-Jte-£up Sa Hr-ru-pi i-sa-si-ü-Su-ni, d. h. »Kili-Tesup, Sohn des Kali-Tesup, den sie Irrupi nennen«. Nicht nur sind die beiden Personennamen subaräisch, sondern auch ir-m-pi ist ein subaräisches Wort in Keilschriftgewand, das in Texten aus Nuzi als irwi begegnet, und zwar in dem Namen ir-pi-LUGAL, der Erwi-sarri zu lesen ist. Schon G A D D 4) hat erkannt, daß der erste Bestandteil dieses Namens mit dem aus Tusrattas Brief bekannten subaräischen Wort ewri identisch ist. Der Name ist demnach der gleiche wie der oben (unter 3) besprochene des Herrschers von Qatna Eweri-sarri, nur mit Umstellung von w und r, die wohl eine dialektische Eigentümlichkeit ') Qajan begegnet in späterer Zeit oft auf subaräischem Gebiet als Personenname. J) Über die Horiterfrage vgl. SPEISER, a. a. O., S. 26ff., der manche beachtens' werte Anregungen gibt. 3) Vgl. F. W . KOENIG, Geschichte Elams (AO 29, 4), S. 13. i 6 f . 27. 4) R A X X I I I , S. 77.

163

III. Ergebnisse (§ 125. 126).

ist. Deshalb wird irrupi (erruwi) die assyrische Wiedergabe des subaräischen Titels des Kili-Tesup sein. Da er mit diesem Titel von seinen Untertanen angeredet wurde, glaubten die Assyrer, es handle sich hier um einen besonderen Namen des Herrschers. 126. Zur Feststellung besonderer Dialekte innerhalb des Subaräischen fehlen zurzeit noch fast alle Unterlagen. Sicher hat sich die Sprache im Laufe der Jahrtausende stark verändert, sodaß im Osten Subartus anders gesprochen wurde als im Westen. Nach unserem spärlichen Material scheinen wesentliche Unterschiede zwischen der Sprache der Eigennamen des dritten Jahrtausends (§§ ligff.) und der des Briefes von Tusratta nicht zu bestehen, ebensowenig wie zwischen dieser letzteren und den als hurritisch bezeichneten Texten aus Boghazköi. Unterschiede müssen aber bei der großen Zeitspanne, die diese Sprachreste trennt, vorhanden gewesen sein. Andererseits zeigt die Sprache von Ugarit (§ 124) so tiefgreifende Verschiedenheiten von den übrigen subaräischen Sprachdenkmälern, daß sie sich schon frühzeitig vom Hauptstamm getrennt haben muß, was wohl auch in der politischen Entwicklung begründet ist. Wir werden deshalb am besten Ost- und Westsubaräisch zu unterscheiden haben. Ersteres tritt uns in seiner ältesten Form zufällig nur in den Osttigrisländern entgegen (§ 121). Wenn aber im zweiten Jahrtausend ^fast dieselbe Sprache im Reich Mitannu und noch weiter westlich begegnet, so wird nicht der äußerste Osten das Zentrum dieses Sprachgebietes darstellen, sondern weiter westlich gelegene Gebiete, über deren Sprache im dritten Jahrtausend wir zurzeit nichts wissen. Will man nicht seine Zuflucht zu einer durch nichts begründeten »Völkerwanderung der Hurrier« nehmen, so bleibt m. E. nichts anderes übrig, als das Gebiet, in dem die Sprache noch im 2. Jahrtausend die Landessprache ist, als den Mittelpunkt subaräischer Sprache und Kultur anzunehmen, das C h a b u r q u e l l g e b i e t , in dem auch T u s r a t t a s H a u p t s t a d t W a s u k a n n i lag. Hier, wo die Ausgrabungen des F R E I H E R R N VON OPPENHEIM *) eine uralte Kultur zutage gefördert haben, die nirgends einen »Kulturbruch« erkennen läßt, muß das Herz Subartus liegen, nicht in Nuzi bei Kerkuk 2 ). ') Vgl. vorläufig sein Buch »Der Teil Halaf« (Leipzig 1931) und die erweiterte englische Ausgabe desselben (London 1932). ') SPEISERS Behauptung ( A A S O R X I I I , S. 24), daß Nuzi 'in the heart of Subartu' lag, muß man entschieden bestreiten.

11*

164

III. Ergebnisse (§ 126. 127).

Gerade das östliche Subartu ist von jeher den Eroberungsgelüsten babylonischer Herrscher besonders ausgesetzt gewesen, und wenn die dort gefundenen Texte aus der Zeit des Reiches von Akkad nur wenige uns klar erkennbaren subaräischen Namen aufweisen, so liegt das an den politischen Verhältnissen: die Unterworfenen spielen selten eine Rolle im politischen und wirtschaftlichen Leben ihrer Zeit. Sie treten erst wieder hervor, nachdem sie sich den Verhältnissen gefügt und sich mehr oder weniger assimiliert haben, wie dies zur Zeit des dritten Reiches von Ur der Fall gewesen sein dürfte '). 127. Noch weit größere Unterschiede als zwischen Ost- und Westsubaräisch bestehen zwischen einer ihrem Wesen nach kaukasischen Sprache und den bisher behandelten subaräischen Dialekten: wir meinen das Urartäische *), die Landessprache des Reiches von Urartu, das seit dem 8. Jahrhundert den Assyrern die größten Schwierigkeiten bereitete, bis es diesen um 640 unterlag. Eine Vergleichung des Urartäischen mit den bisher behandelten subaräischen Sprachresten muß deshalb als fast hoffnungsloses Unternehmen gelten, weil wir bisher alle diese Sprachen nur in den gröbsten Umrissen kennen und verstehen. Das gilt schon vom Wortschatz: dieser macht allerdings beim Urartäischen einen ganz anderen Eindruck als bei den subaräischen Dialekten. Aber das kann teilweise an dem äußerst beschränkten Material liegen, das uns zur Verfügung steht. Hätten wir von altindogermanischen Sprachen nur einen Brief Ciceros und einige griechische Dialektinschriften, so wären die Schwierigkeiten einer Vergleichung genau ebensogroß. Immerhin bietet der Wortschatz wenigstens zwei Gleichungen, die kaum als Zufall gelten können: die sub. Wurzel ar- »geben« finden wir als am- im Urartäischen, und das sub. Wort ') Ebensowenig beweisen die archäologischen Ergebnisse von Teil Billa unweit Khorsabad, daß es dort vor den sog. hurritischen Schichten keine Subaräer gegeben hat ( S P E I S E R , a. a. O., S . 24t.). Die Schlußfolgerungen sind hier nicht richtig. Man darf nicht von der These ausgehen, daß bestimmte Grabungsschichten, die in Nuzi die Texte mit den vielen subaräischen Eigennamen gebracht haben, nun die charakteristisch subaräischen Schichten gewesen sind. Sie sind nur charakteristisch »hurritisch«. Aber die Hurrierzeit bringt mit ihrer arischen Herrscherschicht und deren Expansionsbestrebungen ganz neue Momente in die subaräische Kultur, auf der sie aufbaut. Es wäre im Gegenteil nicht verständlich, wenn diese Umwälzungen an Nuzi und Teil Billa, die zeitweilig beide zum Reiche Mitannu gehört haben, spurlos vorübergegangen wären. J ) Es genügt hier, auf die vorzügliche Arbeit von J . F R I E D R I C H , Einführung ins Urartäische (MVAeG 1933, 3) zu verweisen.

III. Ergebnisse (§ 127).

165

ewri »König« erscheint als euri in der Bedeutung »Herr« '). Auch das Wort für »Kanal« ist in beiden Sprachgruppen annähernd das gleiche: urartäisch pili2) findet sich als pa-la im Vokabular von Ugarit (III 18 = akk. pal-gu). Nun ist pala wohl ein Lehnwort aus akkadischem palag und stellt damit eine ältere Form dar als pili. Letzteres kann demnach nicht direkt aus palag entstanden sein, sondern muß sich erst innerhalb der Geschichte der urartäischen Sprache selbst aus pala entwickelt haben. In der Formenlehre finden sich Übereinstimmungen nicht nur allgemeiner Art in der Häufung der uns als »Endungen« erscheinenden Bindepartikeln, sondern auch solche, die eine engere Verwandtschaft zu begründen scheinen. Ein Satz wie urart. Haldi-Se aru-ni »der Gott H. hat gegeben« würde in der Sprache Tusrattas Haldi-s ar-oia lauten. Die Formen aru-ni und ar-osa haben dabei nur die Wurzel gemeinsam. Aber für Ugarit ist uns die Form e-d[i]-ni (I 26) »er hat gegeben« überliefert von einer anderen Wurzel et, die irgendwie gleichbedeutend mit ar- sein muß. Hier finden wir also dieselbe Endung -ni, die sich sonst in der Sprache Tusrattas nicht findet, wie im Urartäischen. In Verbindungen wie ISputni-Se Sardüre-hini-Üe »I., der Sohn des S.«, wörtlich »Ispuini + Subjektspartikel, Sardüre + zugehörig + Subjektspartikel« (also grob gefaßt »der Sardurische Ispuini) 3) haben wir die subaräische Zugehörigkeitspartikel -hi, vermehrt um deiktisches -ni, das in Ugarit geradezu als bestimmter Artikel gebraucht wird. Die Wiederholung der Partikel (-$) ist typisch Subaräisch und — Kaukasisch. Ein Dativ auf -e 4) ist in Ugarit mehrfach belegt; vgl. (ti-iS)-di »sein Herz« (akk. üb-ba-Su), (ti-iS)di-e aber - ana lib-bi-Su (II 28f.). Alle diese Übereinstimmungen, die wir hier nur ganz kurz streifen können, dürften kaum Zufall sein, zumal das Material auf beiden Seiten so dürftig ist. Man darf gewiß behaupten, daß diese Übereinstimmungen umfangreicher sind als die, die sich bei dem Vergleich eines Cicero-Briefes mit attischen Inschriften ergeben würden, wenn man sonst kein lateinisches oder griechisches Material zur Verfügung hätte. Zweifellos ist die Trennung zwischen dem Subaräischen und Urartäischen früher erfolgt als etwa die ')

FRIEDRICH, a . a . O . ,

*) F R I E D R I C H , a . a . O . , 3) FRIEDRICH, S . 2 2 . 4) FRIEDRICH,

§ 59.

S. 34. 51. S.

25.

166

III. Ergebnisse (§ 127. 128).

zwischen dem Ugaritischen und der Sprache Tusrattas; aber eine Verwandtschaft zwischen beiden Gruppen abzustreiten, liegt m. E. keine Veranlassung vor. So wird auch der urartäische Gottesname Teseba (dte-e-i-$e-ba-a-$e)J) nicht eine bloße Übernahme des subaräischen Tesup, sondern alt-subaräisches Stammgut sein, zumal gerade dieser Gott m. W. nirgends sonst in einen fremdartigen Kreis übergetreten ist 2 ). 128. Gerade der Gottesname Tesup kann als ein »Leitfossil« für subaräische Sprache und Kultur gelten. Er begegnet m. W. in keinem Personennamen, der nicht subaräischer Natur ist. Er ist der Hauptgott der Hurrier, wie namentlich Tusrattas Brief II 650. zeigt, wo Tesup (te-e-eS-Su-pa) dem Hurrierbunde (hur-wutt-he) gegenüber dieselbe Stellung einnimmt wie Amän-Ammon Ägypten gegenüber. In den babylonischen Götterlisten wird er mit dem Wettergott Adad gleichgesetzt (§59), der seinerseits vor allem mit den Ideogrammen dU und JIM geschrieben wird. Mit der Verbreitung babylonischer Schrift nach den westlichen Ländern drang auch diese ideographische Schreibung ein, die für uns den großen Nachteil bietet, daß sie jeden Wettergott bezeichnet, mag er heißen, wie er will. So ist der dXJ oder J I M »der Herr des Landes Hatti«, sicher nicht Tesup zu lesen, sondern vielleicht Zahpuna3), und in anderen Ländern haben jene Ideogramme wiederum eine andere Aussprache, von der wir oft nur auf Grund angefügter Endungen sagen können, daß sie weder Tesup noch Zahpuna sein kann. Sicher ist die ideographische Lesung als Tesup immer dann, wenn ein phonetisches Komplement wie -up beigefügt ist (dU-up, bzw. dIM~up); denn es wird keinen anderen Wettergott geben, dessen Name ebenfalls auf -up endigt. Dürfen wir, wenn uns ein Wettergott von Mitannu begegnet, mit einiger Sicherheit behaupten, daß er Tesup hieß, so wird die Frage nach dem Namen schwerer zu beantworten sein, wenn es sich um einen Wettergott auf hethitischem Reichsgebiet handelt, z. B. den Wettergott von Aleppo (Halpa). Auch hier helfen phonetische Komplemente wie z. B. in der hurritischen Fassung *) FRIEDRICH, S. 43 f. E r wird nur einmal phonetisch, sonst — wie Teäup — mit dem Ideogramm des Wettergottes () K B V I 1, S. 444. 3) K B o I 1 — 3 .

i-ja-at.

III. Ergebnisse (§ 128. 129).

169

1. als »Tesup, Herr von Himmel und Erde«, 2. als »Tesup, Herr des kurinni') der Stadt Kahat«, 3. als »Teäup, Herr der Stadt Uhusuman«, 4. als »Tesup, Herr der Stadt Wasukanni«, 5. als »Te§up, Herr des kamari(bi) 2) der Stadt Irrite«. Von diesen Orten muß Kahat damals die Hauptstätte des Tesup-Kultes gewesen sein; denn »vor Tesup, dem Herrn des kurinni von Kahat« wurde jedesmal ein Vertragsexemplar deponiert 3). Während Wasukanni erst von den arischen Herrschern gegründet sein dürfte, muß Kahat älter sein. Seine Lage ist nur annähernd zu bestimmen: es kann nicht weit von Nesibin gelegen haben 4). Es wäre eine verlohnende Aufgabe, die Ruinen von Kahat festzustellen; hier sind reiche Funde auch aus der älteren Zeit Subartus zu erwarten 5), während die von O P P E N H E I M geplanten Ausgrabungen in Wasukanni ( = Fecherija), der politischen Hauptstadt des Landes, in der ebenfalls Archive verborgen liegen müssen, die »arische Zeit« wieder vor uns erstehen lassen dürften. 129. Die Götter des Mattiuaza-Vertrages stellen sicher nur eine Auswahl der in Mitannu verehrten subaräischen Gottheiten dar. Umso mehr ist es zu bedauern, daß von diesen ein Teil ideographisch geschrieben wird wie Sonnen- und Mondgott, sodaß wir ihre eigentlichen Namen nicht erfahren. Gelegentlich helfen uns hier die Rituale aus Boghazköi weiter. So erfahren wir aus ihnen, daß der Sonnengott (JUD) Simike hieß, also mit einem Gotte identisch ist, der auch im Tusrattabrief eine Rolle spielt (d$i-mi-i-gi) 6). Bei anderen Götterideogrammen kann es zweifelhaft erscheinen, ob sie subaräische Äquivalente hatten, oder ob es sich um Aufnahme babylonischer Gottheiten in das subaräische Pantheon handelt. Daß letzteres tatsächlich vorkam, zeigt die Nennung des Gottes Ea, »des Herrn der Weisheit« in jenen Verträgen, der ') Bedeutung dieses wohl hurritischen Wortes unbekannt; man könnte an »Archiv« denken, s. u. >) Ebenfalls ein hurritisches Wort. Da es gelegentlich mit dem Determinativ für »Stadt« geschrieben wird (KBo I 3, Rs. 25), könnte es »Festung« o. ä. bedeuten. 3) KBo I 1, Rs. 3 6 ( = I 2, Rs. 1 4 ) ; KUB III 1 7 , Rs. 7 . 4) Vgl. E . F . WEIDNER, B o g h a z k ö i - S t u d i e n 8, S. 28, Anm. 2.

5) Es ist sehr wohl möglich, daß nach der ersten Zerstörung der Teil HalafStadt, die mit dem Eroberungszuge des Mursil I in direkter oder indirekter Verbindung stehen könnte (vgl. OPPENHEIM, Der Teil Halaf, S. 57), Kaljat die subaräische Tradition des Teil Halaf fortsetzte. 6 ) Vgl. C . - G . VON BRANDENSTEIN in K U B XXVII, Vorwort, S . IV.

170

III. Ergebnisse (§ 129).

in der Schreibung d£.A KBo I 3, Rs. 23 begegnet, während er I 2, Rs. 31 und I 1, Rs. 55 d£.A.LUGAL geschrieben wird. Im Brief Tusrattas wird dieser Gott ganz phonetisch de-e-a-sar-ri (I 77. 101) geschrieben, woraus sich ergibt, daß er mit seinem akkadischen Namen als Ea-iarri »König Ea« in das subaräische Pantheon aufgenommen worden ist. Welche geschichtlichen Vorgänge derartige Entlehnungen möglich gemacht haben, entzieht sich noch völlig unserer Kenntnis. Daß sie nur durch eine gewisse Sucht, möglichst viele Gottheiten in dem eigenen Pantheon zu vereinigen, zu erklären seien, ist kaum wahrscheinlich. Eher möglich erscheint es mir, daß diese Gottheiten zur Zeit der Eroberung von Subartu oder Teilen dieses Landes durch die Herrscher von Akkad wie Naräm-Sin zugleich mit deren Städtegründungen») ins Land gelangten, dort ihre Kultstätten erhielten, allmählich auch bei den subaräischen Untertanen Zutrauen fanden und schließlich im Lande blieben, als die babylonische Oberherrschaft ein Ende fand. Diese Erklärung kann aber nur als eine von vielen Möglichkeiten angesehen werden, solange wir über die ältere Geschichte Subartus so gut wie garnichts wissen. Über einige andere Gottheiten, die in den Verträgen begegnen, ist bereits in § 60 gehandelt, so über Samanminuhe, Naparwi und Partähi. Von weiteren subaräischen Gottheiten, die eine hervorragende Stellung einnahmen, ist vor allem Sauska zu nennen, die Göttin von Niniveh, die auch Tusratta in seinem Briefe erwähnt (I 76; III 98), und die sich vielfach hinter dem Ideogramm dI$TAR verbirgt 2 ). Auf hethitischem Reichsgebiet wurde sie in Samuha verehrt, das m. E. auch noch zum subaräischen Sprachgebiet zu rechnen ist 3). Auch die »Istar von Samuha«, die Schutzgöttin des Hethiterkönigs Hattusil III, wird meist ideographisch diSTAR geschrieben, findet sich aber auch in phonetischer Schreibung als dSa-wu -uS-ga und in halbphonetischer als dI$TAR-pu( = wü)-uSu ga 4), so daß wir kein Recht haben, sie »Istar« zu nennen: sie hieß §a(w)uska. Andere subaräische Gottheiten, die sich ebenfalls, wenigstens teilweise, hinter Ideogrammen verbergen dürften, sind K u m a r b i , 1) Vgl. Pir-Hüsseyin (S. 118)! ') Vgl. § 59.

3) V g l . S. 155 sowie B . HROZNY in A O r I V , S. 120. 4) V g l .

BRANDENSTEIN,

a. a . O . ,

S. I I I .

III. Ergebnisse (§ 129. 130).

171

der dem babylonischen Enlil gleichgesetzt wird*) und besonders in Tedi J ) und in Urkis 3) verehrt wurde, wie ein Mythus bezeugt, der den Kampf des Kumarbi von Urkis mit dem Tesup von Kummija zum Gegenstand hat 4), und A s t a p e n 5), der mit dem babylonischen Gotte Nin-urta, dem Sohne des Enlil, identifiziert wird. Die Ritualtexte aus Boghazköi machen uns außer mit diesen bedeutenderen Gottheiten auch mit einer ganzen Anzahl kleinerer und kleinster bekannt 6), die im einzelnen zu sammeln eine lohnende Aufgabe wäre. 130. Von besonderer Bedeutung ist es, daß wir rein subaräische Götter auch in Ugarit wiederfinden, wo nach Ausweis des § 124 behandelten Vokabulars ein subaräischer Dialekt gesprochen worden sein muß. Der Text, welcher in der dort neben der Keilschrift gebräuchlichen Buchstabenschrift geschrieben ist, wurde von B. H R O Z N Y in AOr IV, S. 118 ff. einer eingehenden Bearbeitung unterzogen. Es finden sich hier, wenn wir von der noch unsicheren Zeile 1 absehen, nacheinander folgende Gottheiten aufgezählt : 2. cnt, wohl sicher die wie Ea (§ 129) ins subaräische Pantheon übergegangene babylonische Gottheit Antu, die Gattin des Himmelsgottes Anu. 3. Smg, der subaräische Sonnengott Simike (§ 129) 7). 4. nbdl, wohl sicher mit H R O Z N Y für nbdg8) verschrieben, begegnet u. a. in einem Ritual aus Qiswadna (KBo V 2), wo er (Kol. III 4) als Jnu-pa-ti-ig zwischen Astape[n] (III 3) und Wisaisaphi (III 4) erscheint; desgleichen in einem Ritual aus Samuha (KUB X X V I I 1, Kol. I 62) zwischen Astapen und dU.GXJR, welch letzteres das Ideogramm für Wisaisaphi sein könnte 9). ') Vgl. S. 64, Anm. 1. Lage unsicher, aber wohl in der Nähe von Mardin, vgl. E. F. WEIDNER, Boghazköi-Studien 8, S. 26, Anm. 2. 3) Im Osttigrisland; s. S. 143. ä)

4) V g l . E . FORRER, i n J A 1930, S . 2 3 8 ! 5) Vgl. S. 65.

6) Vgl. den S. 64, Anm. i , mitgeteilten Text, der die »Veziere« bestimmter Götter nennt. 7) Der Umstand, daß tonlose und tönende Laute (hier g und k) wechseln, beruht auf einer sich allgemein findenden Eigenart des Subaräischen. 8 ) Auch Syria X, pl. 64, Nr. 4, Z. 50 scheint nbdg zu begegnen; indes ist das erste Zeichen fraglich. 9) Für weiteres Material vgl. HROZNY, a. a. O.

172

III. Ergebnisse (§ 130).

5. piiph ist der Gott Wisaisaphi, den wir soeben kennengelernt haben. Neben dwii-§a-i-Sa-ap-hi wird er auch pi-Sa-Sa-ap-hi geschrieben, z. B. in K U B X X V 47, Kol. I 13, einem Texte, der ausdrücklich als hurritisch bezeichnet wird x). 6. hbt ist zweifellos Hepet, die auch im Ritual aus Qiswadna als dhe-pä kurz nach Wisaisaphi folgt (KBo V 2 , Kol. III 7). 7. '¿ihr ist die ursprünglich babylonische Gottheit Ishära, die in demselben Ritual als di$-ha-a-ra nach Hepet aufgezählt wird. 8. 'aln folgt auch im Ritual aus Qiswadna als Alläni (dal-laa-ni) auf Ishära. Die folgende Zeile 9 des Textes aus Ugarit, die hdn(-)H hdlrS . . . bietet, bereitet noch mancherlei Schwierigkeiten. Es ist aber H R O Z N Y gewiß zuzustimmen, wenn er hdn und hdlr den subaräischen Göttern Hutena (dhu-te-na) und Hutellurra (Jhu-te-il-lu-ür-ra) gleichsetzt, die z. B. in einem Ritual der Sauska von Niniveh (KUB X 63, Kol. I 5) nebeneinander begegnen, ebenso auch in dem Ritual aus Samuha ( K U B X X V 1, Kol. II 4 2 ! ) . Weiter scheint sich auf der schlecht erhaltenen Rückseite des Textes (Z. 4) der Gott Astapen als 'aStb wiederzufinden, allerdings ohne das auslautende n, das aber auch gelegentlich in Boghazköi-Ritualen fehlt, so in dem Ritual aus Samuha (KUB X X V I I 1, Kol. I 62), wo JaS-ta-bi ebenso vor Nupatig erscheint wie im Ritual von Qiswadna (s. oben unter 4) Außer diesen subaräisch-hurritischen Göttern erscheinen noch Kumarbi und 5a(w)uska in Texten aus Ugarit als kmrb2) und SwSk 3). Wenn wir hier auch nicht näher auf das subaräische Pantheon eingehen können, so ist doch soviel klar, daß dieses in Ugarit keine wesentlich andere Gestalt gehabt haben kann als in Qiswadna, Samuha und Mitannu selbst —: einschließlich Niniveh und dem Land östlich des Tigris bis Kerkuk, wo ja auch subaräische Gottheiten begegnen. Fügen wir die Tatsache hinzu, daß im Osttigrisgebiet im dritten Jahrtausend auf Grund der Eigennamen die subaräische Sprache weiteste Verbreitung zeigt (§ 121), so können wir nur dann eine einheitliche subaräische Grundbevölkerung von ») Für weiteres Material vgl. H R O Z N Y , a. a. O. ») Syria X , pl. 64, Nr. 4, Z. 6f. 3) Syria X , pl. 74. 75, Nr. 34 + 45, Z. 2. 12. 14 (s. Anm. 1).

HROZNV,

a. a. O., S. 127,

III. Ergebnisse (§ 130, 131).

173

dem persischen Randgebirge über Mesopotamien bis nach Kleinasien und ans Mittelmeer in Abrede stellen, wenn wir zu einer durch nichts erwiesenen Völkerwanderung unsere Zuflucht nehmen. 1 3 1 . Da dieses Gebiet mit demjenigen zusammenfällt, in dem wir, allerdings stark vermischt, noch heute die Rasse als Grundrasse antreffen, als deren arteigene Sprache die kaukasischen Dialekte angesehen werden müssen *), zu denen wiederum auch das Subaräische — und im weiteren Sinne auch das Elamische — zu rechnen i s t s o bleibt schon an sich keine andere Möglichkeit, als dieses Volk mit seiner von indogermanischen, semitischen, aber auch sumerischen Dialekten abweichenden Sprache und seinem eigenartigen Pantheon mit der Rasse zu identifizieren, die alle Wahrscheinlichkeit für sich hat, den Grundstock jener Gebiete zu bilden, wollen wir nicht eine neue Unbekannte in unsere Rechnung einführen, wozu wir bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse keine Veranlassung haben. Leicht zu lösen wäre die Frage nach der Grundrasse Mesopotamiens und der im Westen, Norden und Osten angrenzenden Geb ete, wenn wir aus der Frühzeit, etwa dem dritten Jahrtausend und vorher, ein genügendes anthropologisches Material hätten. Aber das ist leider nicht der Fall. Vereinzelte Schädelfunde aus dem in Frage kommenden Gebiete können an sich schon wenig besagen, und dazu hat man bis vor kurzem dieser Frage zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, als daß man sicher datierbares und einwandfrei bearbeitetes Material zu näheren Untersuchungen zur Verfügung hätte. Das gilt auch von den Schädelfunden aus Assur, die zurzeit in dem anthropologischen Museum des KaiserWilhelm-Institutes (Berlin-Dahlem) aufbewahrt werden. Diese haben, soweit ich dies bei einer Besichtigung feststellen konnte, etwa zur Hälfte langschädligen Typus, zur anderen Hälfte jedoch steilschädligen, ein Umstand, der eine Rassenmischung zwischen orientalisch-amurritischer und vorderasiatisch-subaräischer Rasse anzeigt 3). Solange aber das Material nicht bearbeitet und das Alter der einzelnen Schädel, soweit dies überhaupt möglich ist, festgestellt ist, kann man keine weitgehenden Schlüsse daraus ziehen. •) Vgl. §§ i 4 f i . ») V g l . F . BORK, M V A G

1 9 0 9 , 1/2, S . 68FF.

3) Ob sich unter den Langschädeln auch hyperdolichozephale der aralischen Rasse (Sumerer; vgl. S. 6, Anm. 4) finden, können erst die noch nicht vorliegenden Messungen erweisen.

174

III. Ergebnisse (§ 131).

Die literarischen Quellen versagen fast völlig für eine Beurteilung der Rassenverhältnisse der uns hier interessierenden Gebiete. Nur eine einzige Nachricht ist uns erhalten, die sich in der jüngeren akkadischen Fassung jener Sage findet, die mit einem »König von Kutha« in Verbindung steht '). Die betreffende Stelle, in der von Feinden des babylonischen Königs — wahrscheinlich im Gebiete des Osttigrislandes —die Rede ist, findet sich in der aus Assurbanipals Bibliothek (um 650) stammenden Rezension. Die feindlichen Krieger werden danach beschrieben 3 ) als Leute mit Leibern v o n Höhlenvögeln (pag-ri is-sur hur-ri) und Gesichtern von R a b e n

(a-ri-bu pa-nu-M-un). Sie müssen also einen Rassentyp dargestellt haben, der den langschädligen Babyloniern auffallend, ja sogar unsympathisch und so unheimlich erschien, daß man sie als Brut der Unterweltsgöttin Tiàmat ansah. Als »Rabengesichter« könnte man nun in der Tat die oft sehr auffallenden Physiognomien der vorderasiatischen Rasse mit ihren langen, oft schnabelartigen Nasen und zurückfliehenden Stirnen bezeichnen, die auch den Abendländern so abschreckend erschienen, daß sie sich ihre Teufelgestalten danach bildeten 3). Das tertium comparationis in dem Vergleich der Körpergestalt jener Menschen mit der eines »Höhlenvogels«, wörtlich »Vogel des Erdlochs« (hurru), entgeht uns noch, da dieser Vogel seiner Art nach nicht näher zu bestimmen ist. Sollte es sich um eine Eulenart 4) handeln, so könnte die gedrungene Gestalt 5) der vorderasiatischen (subaräischen) Rasse den Vergleich veranlaßt haben, bei dem möglicherweise noch ein Wortspiel hinzukommt. Denn wenn auch die Bezeichnung »Hurrileute« für die Angehörigen jenes Staatenbundes bisher in babylonischen Texten nicht nachweisbar ist, so war sie doch bei den vielfachen diplomatischen Beziehungen Babyloniens mit den anderen vorderasiatischen Staaten gewiß nicht unbekannt, und man konnte volksetymologisch »Hurrileute« nur als »Leute des Erdloches« deuten. Hat der Dichter bei dem Vergleich mit dem issür hurri tatsächlich an die Hurrier ') Vgl. hierzu H. G . GÜTERBOCK in ZA N. F. V I I I , S. behandelt wohl das Ende der Dynastie von Akkad.

19

u. 65S.

Die Sage

») Vgl. d e n T e x t b e i P . JENSEN, K B V I 1, S. 292, K o l . I , Z. 11 f.

3) Vgl. H . F . K. GÜNTHER, Rassenkunde des jüdischen Volkes (München 1930). S . 3 6 . 4) Nach

H. EHELOLF (Bogh.-Studien 1 0 , S. 59FF.) jedoch »Steinhuhn«. 5) Vgl. auch die zahlreichen menschlichen Darstellungen auf den Denkmälern des Teil Halaf!

III. Ergebnisse (§ 131).

175

gedacht, so muß dieser Teil der Dichtung etwa in der Mitte des zweiten Jahrtausends entstanden sein. Gegenüber diesem fast vollständigen Schweigen der Literatur, das ja begreiflich ist, reden die K u n s t d e n k m ä l e r eine umso b e r e d t e r e Sprache. Es ist das Verdienst F. VON L U S C H A N S , den Zusammenhang der menschlichen Darstellungen auf letzteren mit den modernen Menschen vorderasiatisch-subaräischer —oder wie L U S C H A N sagte: armenoiider — Rasse als erster klar hervorgehoben zu haben 1 ). Daß er den vorderasiatischen Typ der Denkmäler den Hethitern zuschrieb, war erklärlich, solange man den Begriff »Hethiter« noch nicht genau fassen konnte. »Hethiter« sollte auch für uns, um es zu wiederholen, ein lediglich politischer Begriff sein = »Angehörige des Hethiterreiches«. In diesem weiten Reiche, das uns besonders in seiner Blütezeit (1400—1200) bekannt ist, gab es aber Vertreter verschiedener Rassen 2 ). Die eine dem Indogermanischen verwandte Sprache redenden Hethiter, die sich selbst Nasier nannten, dürften nordischer Herkunft 3) gewesen sein, sich aber früh mit einheimischen Kleinasiaten vermischt haben. Welcher Art diese selbst waren, steht noch dahin. Wie W. M. K R O G M A N durch Messungen an den Schädeln von Alishar Hüyük festgestellt hat 4), begegnet dort in der Periode von Alishar II/III (also in der Zeit vor 2000) 5) eine besondere Form von Rundschädeln (Index 82,5 im Durchschnitt), die nicht mit den Steilschädeln der vorderasiatischen Rasse identisch sein soll, und die K R O G M A N mit den kaukasischen Georgiern in Verbindung bringt. Ob diese besondere Rassenform, die allerdings der vorderasiatisch-subaräischen nahe verwandt ist 6 ), etwa den Hattiern, den vornasischen Bewohnern jener Gegenden zuzuschreiben ist, läßt sich noch nicht mit Sicherheit erweisen. Jedenfalls hat neben der langköpfigen Rasse der Nasier 7) eine rund') Besonders in Völker, Rassen, Sprachen (Berlin 1922), S. 142ff. ') Vgl. § 1 6 . 3) Vgl. aber auch Anm. 7. 4) Bei E . F . SCHMIDT, The Alishar Hüyük Seasons of 1 9 2 8 and 1 9 2 9 , Part II (OIP X X , Chicago 1 9 3 3 ) , S. i 2 2 f f . Neuerdings bequem zugänglich bei K A P P E R S , Anthrop., S. 35. 5) a. a. O., S. 1 2 8 . 6) K A P P E R S hält die Schädel indes für armenoid; nach der S. 3 5 gegebenen Übersicht ist der Durchschnittsindex 83,74, a lso fast identisch mit dem der Armenier B U N A K S ( 8 4 , 0 4 ) . 7) Die vier Schädel der hethitischen Periode (IV) von Alishar (s. K A P P E R S , S. 106) haben einen Durchschnittsindex von 72, sind also nicht nordisch (Index 79),

176

III. Ergebnisse (§ 131).

köpfige, doch wohl armenoid-vorderasiatische, im nördlichen Hethiter-Reich existiert. Zum großen Hethiterreich gehörten aber auch Gebiete, die nach Ausweis ihrer Sprachen und Gottheiten subaräisch waren. Diese »Hethiter« sind also sprachlich als Subaräer zu bezeichnen, und gerade diese sind es, die auf den sog. »hethitischen« Denkmälern fast ausschließlich begegnen. »Hethiter« sind diese Menschen nur, soweit sie Angehörige des Hethiterreiches waren'). Wenn wir aber denselben Typus auch in Gegenden finden, die niemals dem Hethiterreich angehört haben, so ist eine Bezeichnung »Hethiter« unmöglich. Sendjirli und Kerkemisch konnte man noch als »hethitisch« bezeichnen, den Teil Halaf aber nie und nimmer, und gerade hier begegnen wir den »armeno'iden Hethitern« in Hülle und Fülle. Zur Not würde sich auch da noch eine Bezeichnung »hethitische Kunst« rechtfertigen lassen, wenn wir nachweisen könnten, daß die Kunst jener Denkmäler auf hethitischem Reichsgebiet ihren Ursprung gehabt hätte. Das wird aber niemand mehr im Ernst behaupten 2 ), und das klargestellt zu haben, ist eins der Hauptergebnisse der Ausgrabungen des FREIHERRN VON O P P E N HEIM 3). Ist es also unmöglich, den armenold-vorderasiatischen Menschentyp vom Teil Halaf als »hethitisch« zu bezeichnen — und ebensowenig kann dieser für die arische Herrenschicht des Mitannureiches in Anspruch genommen werden 4) — so wird es wohl nicht anders gehen, als daß man ihn, wie das die Anthropologie mit den noch heute lebenden Vertretern dieses Typus tut, der oder einer dort heimischen Grundrasse zuspricht. Dasselbe gilt auch vom assyrischen Typus, der auf zwei Komponenten zurückgeht, von denen die eine der orientalischen, die andere L U S C H A N S armenoi'der sondern mediterran-aralisch (s. oben, S. 6, Anm. 4). Man muß weiteres Material abwarten, ehe man sich zu schwerwiegenden Schlußfolgerungen über Rasse und Herkunft der Nasier wird entscheiden können. ') Die Terminologie des Alten Testaments fußt im wesentlichen auf dem politischen Begriff. Menschen, die im ehemaligen Hethiterreich zu Hause sind, gelten als »Hethiter« ohne Rücksicht auf ihre Rasse. Anthropologische Begriffe darf man im AT nicht erwarten. 2 ) Vgl. E . H E R Z F E L D , Der Teil Halaf und das Problem der hettitischen Kunst (AMI VI 3 / 4 , Berlin 1 9 3 4 ) , S. m f f . 3) Wir können hier keine Beschreibungen der Denkmäler des Teil Halaf geben und verweisen deshalb auf die Vorpublikation M A X FREIHERR VON O P P E N HEIMS, Der Teil Halaf (Leipzig 1931) sowie auf die erweiterte englische Ausgabe (London 1 9 3 2 ) . 4) Über die nach A. M O O R T G A T (Mitt. der Berl. Mus. LI, 1 9 3 0 , Nr. 3 ) in den Bereich der arischen Herrenschicht zu stellende Bronze des Berliner Museums, die so unarisch ist wie nur möglich, vgl. H E R Z F E L D , a. a. O., S. 1 1 8 , Anm. 2 .

III. Ergebnisse (§ 1 3 1 . 132).

177

Rasse zuzuschreiben i s t . Armenoid sind auch die Urartäer, die man früher Chalder nannte; auf den Bronzetoren von Balawat (etwa 847) zeigen sie »ein ausgesprochen hethitisches Profil« 2 ), wir würden sagen: ein ausgesprochen subaräisches. Wollen wir kein völlig unbekanntes x einführen, so sind wir gezwungen, für den Rassentypus der Steindenkmäler von Sendjirli, Karkemisch, Teil Halaf, der Urartäer usw. die V o r b e v ö l k e r u n g der im 2. Jahrtausend eingewanderten Indogermanen (Arier) in Anspruch zu nehmen, die auch ins Osttigrisland hinüberreichte, jene Vorbevölkerung mit arteigener Sprache und arteigenen Göttern, für deren rassische Grundlage nur der v o r d e r a s i a t i s c h - s u b a r ä i s c h e T y p u s in Frage kommt. Will man das nicht zugeben, so bleibt einem nichts anderes übrig als zu erklären: »Sprache und Pantheon von Subartu spiegeln den Geist einer Rasse wieder, die völlig verschollen ist, und die keine Spuren ihres ehemaligen Daseins weder in dem noch heute lebenden Menschenmaterial noch in den Denkmälern hinterlassen hat.« Dann ist natürlich jede weitere Diskussion unmöglich, und die Wissenschaft hat sich auf ein totes Geleis verfahren. 1 3 2 . Eine gleiche Beurteilung ergibt sich bei der Betrachtung der k u l t u r g e s c h i c h t l i c h e n E n t w i c k l u n g jenes Gebietes, das die Babylonier als Subartu bezeichnen. Schon in vorgeschichtlicher Zeit (um 5000) finden wir hier eine so eigenartige Ausbildung der Töpferkunst, daß wir sie nur als arteignes Produkt einer durch gleichartige geistige Beschaffenheit ausgezeichneten Rasse anzusehen vermögen. Wir meinen die sogenannte B u n t k e r a m i k 3), die weder eine sumerische noch eine »semitische« Schöpfung sein kann, da wir gerade in den Gebieten, wo sie in frühester Zeit und in größter Vollendung uns entgegentritt, weder Sumerer noch »Semiten« als heimisch uns zu denken vermögen. Da wir uns nicht dazu verstehen können, mit jener Unbekannten x zu experimentieren, bleibt bei dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens nur die Möglichkeit übrig, die vorderasiatisch-subaräische Rasse als die Schöpferin jener Buntkeramik anzusehen, die dann ' ) Ob als dritte Komponente noch die aralisch-sumerische zu erkennen ist, können erst die Messungen der Schädel aus Assur klarstellen. L ) H . H Ü S I N G , Mitt. d. Anthropol. Ges. in Wien 46, S. 231. 3) Ich kann hier nur meine eigenen Eindrücke kurz anführen. Näheres bleibt der Arbeit des verstorbenen H U B E R T S C H M I D T vorbehalten, die F R E I H E R R V O N O P P E N H E I M demnächst herausgeben wird. Ungnad, Subartu 12

178

III. E r g e b n i s s e (§ 132).

allerdings eine weite Verbreitung über ihr Ursprungsland hinaus und allenthalben in der »Fremde« eine individuelle Gestaltung gefunden haben dürfte. Die Buntkeramik des Teil Halaf hat vielfach mangels fester chronologischer Anhaltspunkte eine um Jahrtausende fehlgehende Bewertung gefunden. Es sei nur daran erinnert, daß R. D U S S A U D 1 ) sie zugleich mit den Bildwerken ins Ende des zweiten Jahrtausends setzen wollte, ein warnendes Beispiel für die Tatsache, daß die Wissenschaft trotz ernst gemeinter Untersuchungen sich gelegentlich um über die Hälfte der Zeit irren kann, die für die Kulturgeschichte des Orients überhaupt zur Verfügung steht: die Anfänge der Töpferei liegen beim Teil Halaf nicht 3000 Jahre vor unserer Zeit, sondern mehr als 6000. Das haben die systematischen Ausgrabungen von M . E. L . MALLOWAN 2 ) in Niniveh und dem dicht dabei gelegenen Arpachiye 3) ergeben. Hier zeigt sich mit aller Klarheit, daß die mit bestimmter Teil Halaf-Ware identische Keramik von Niniveh II c 4) in großer Fülle auch dem Teil Halaf zu eigen ist. Wenn jedoch MALLOWAN Niniveh I bis II b noch älter als Teil Halaf ansieht und die Keramik des letzteren erst mit Niniveh II c beginnen läßt 5), so ist dies ein Irrtum, der daraus entstanden ist, daß dem Forscher kein Vergleichsmaterial vom Teil Halaf zur Verfügung stand: denn dieselbe handgefertigte, mit einfachen gemalten Mustern verzierte alte Ware ist auch auf dem Teil Halaf gefunden worden, wie es im Teil Halaf-Museum zu Berlin, Franklinstr. 6, zu ersehen ist, und wie es die Publikation H. SCHMIDTS, die FREIHERR VON OPPENHEIM jetzt bearbeitet, im einzelnen zeigen wird. Zeitlich stehen wir hier weit vor der babylonischen Ubaid-Periode (§9), also schätzungsweise um das Jahr 5000. Gerade der Teil Halaf dürfte das Ausgangszentrum der mesopotamischen — wir können dafür auch sagen subaräischen — Töpferkunst gewesen sein, und er gibt uns, namentlich mit Hilfe von Niniveh und ') S y r i a X I I , S. goß. *) Vgl. besonders seinen A u f s a t z : T h e P r e h i s t o r i c S o n d a g e of 1931—1932

in A A A

X X

(1933),

S.

Nineveh,

izjß.

3) Vgl. I l l u s t r a t e d L o n d o n N e w s 4908 (13. V. 1933), S. 686 u n d 4926 (16. I X . 1933), S. 1436f.; vgl. a u c h die g u t e Ü b e r s i c h t bei V. G. CHILDE, N e w L i g h t o n t h e m o s t A n c i e n t E a s t (London 1934), S. 25OFF. G a n z neuerdings h a b e n die A u s g r a b u n g e n in T e p e G a w r a völlig gleichartige R e s u l t a t e e r g e b e n ; s. B u l l e t i n of t h e A m e r i c a n Schools of O r i e n t a l R e s e a r c h 58 (1935), S. 5 u n d 9. 4) Die Z a h l e n g e h e n v o n u n t e n (früh) n a c h oben (spät). 5) A A A X X , S. 1 6 1 .

III. Ergebnisse

(§ 132. 133).

179

Arpachiye erst die Möglichkeit, die weitere Entwicklung der Buntkeramik zu verfolgen. Dieses im einzelnen zu tun, kann hier schon deshalb nicht unsere Aufgabe sein, weil die große Publikation der O P P E N HEIM'sehen Funde noch nicht vorliegt. Betonen wollen wir nur, daß die so plötzlich in großer Vollendung in Subartu auftretende Buntkeramik beweist, auf welcher Höhe diese hier schon in ältester Zeit gestanden hat, und welche Bedeutung sie für das vorgeschichtliche Vorderasien gehabt haben muß. Wenn wir überhaupt mit gegebenen Größen rechnen und keine neuen Unbekannten einführen wollen, so bleibt uns kein anderer Weg offen, als diese einzigartige Entwicklung der Töpferei den Ureinwohnern jenes Gebietes zuzuschreiben, den S u b a r ä e r n 1 ) . Daß die Töpferarbeiten aus Subartu, wenn auch ihre einzigartige Kunst allmählich immer mehr verfallen war, doch noch in historischer Zeit geschätzt wurden, zeigt die Tatsache, daß noch in der Hammurapizeit Gefäße aus Karkemisch nach Babylonien importiert wurden 2 ). Auch scheinen subaräische Töpfer sich damals besonderer Beliebtheit erfreut zu haben 3). 133. Trotz des hohen künstlerischen Standes der Keramik in Subartu, steht diese anfangs noch mitten in der Steinzeit. Das älteste Kupferstück, das datierbar ist, gehört in den Anfang der Periode III von Niniveh, d. h. in die Ubaid-Periode 4). Ähnlich mögen die Verhältnisse auch auf dem Teil Halaf liegen. Chemische Untersuchungen der auf subaräischem Gebiete gefundenen Kupfergegenstände sind m. W. noch nicht derart ausgeführt worden, daß man aus ihnen einwandfreie Auskunft über den Ursprungsort der verwendeten Metalle erhalten könnte. Daß aber gerade Subartu gegenüber dem von Steinen und Metallen entblößten babylonischen ') Wenn wir »Subaräer« auch im Sinne von »vorderasiatischer Rasse« gebrauchen, so erscheint uns dies um so weniger bedenklich, als dieser Terminus nicht so leicht zu Versehen führen kann wie der der »Vorderasiatischen Rasse« oder der des Homo Tauricus (RECHE). Die »Vorderasiaten« könnte man leicht mit anderen Bewohnern Vorderasiens verwechseln, und der Taurus umfaßt nur ein kleines Gebiet dieser Rasse. Wenn die Babylonier in Omentexten Subartu geradezu für den Norden gebrauchen, so ist der Terminus Homo Subaraicus, d. h. »der im Norden Babyloniens heimische Mensch« ganz entsprechend unserem Terminus »Nordischer Mensch« gebildet. 2) So in der Prozeßurkunde C T I I 1. 6 (HG I I I 735) aus der Zeit des Ammizaduga (um 1800), in der Z. 8 ein »Vorratstopf von s/3 Kur Inhalt aus Karkemisch (ka-ar-ka-mi-su-ü)« erwähnt wird: 2/3 Kur sind etwa 170 Liter. 3) Vgl. S. 141. 4) MALLOWAN, A A A X X , S. 145. 12*

180

I I I . Ergebnisse (§ 133).

Alluvialland eine große Bedeutung für die Metallwirtschaft der ältesten Zeit gehabt haben dürfte, wird durch seine Lage direkt südlich umfangreicher Erzlagerstätten ') wahrscheinlich gemacht. Jedenfalls ist die Metallkultur des armenisch-kaukasischen Hochlandes sehr alt 2 ), und es ist daher wahrscheinlich, daß die Subaräer nicht nur Vermittler von metallischen Rohstoffen, sondern auch von Fertigfabrikaten gewesen sind. Für die älteste Kupferzeit fehlen uns hier noch alle Vorarbeiten. Dazu kommt noch die Schwierigkeit, daß Metallgegenstände ebenso wie solche aus Stein ihrer Fundlage nach nur einen terminus ad quem liefern. Töpferwaren, die einmal zerbrochen waren, konnte man als solche kaum weiter gebrauchen; Metall- und Steinobjekte waren nicht nur viel dauerhafter, sondern konnten immer wieder umgearbeitet und verwendet werden. Man wird damals auch zerbrochene Metallsachen nicht in den Kehricht geworfen, sondern sorgfältig aufgehoben und bei Gelegenheit neu geformt haben. Nur dann, wenn ein Ort durch eine plötzliche Naturkatastrophe vernichtet wurde, darf man reichere Funde an Metallgegenständen erwarten, während solche bei einer kriegerischen Zerstörung willkommene Beute der Sieger wurden. Für spätere Zeiten, das Ende der Hammurapi-Dynastie, wird die Verwendung subaräischer Metallarbeiter wenigstens durch eine § 94 mitgeteilte Notiz wahrscheinlich gemacht. Dieselben Schwierigkeiten treten der Erforschung der Geschichte derjenigen Gebrauchsgegenstände entgegen, die aus leicht zerstörbarem Material wie aus Holz und Stoffen hergestellt wurden. Unter diesen Umständen ist es bedeutungsvoll, daß die älteste Darstellung eines Streitwagens mit achtspeichigem Rade auf einem Teil Halafgefäß 3) begegnet, das jedenfalls nicht später als in die Ubaid-Periode gehört. Es ist demnach wahrscheinlich, daß man dort den Wagen auch zu Transportzwecken frühzeitig benutzt hat. In der § 90 angeführten sumerisch-akkadischen Liste von Lastwagen und Teilen von solchen, die zwar aus späterer Zeit überliefert ist, deren Original jedoch, wie dies bei all diesen ') Vgl. H . QUIRINGS »Karte der Kupfer- und Eisenerzlagerstätten im L a n d e der Nairi (Chaldi, Chalyber)« in seinem A u f s a t z : Über die älteste Verwendung und Darstellung von Eisen und Stahl (»Technikgeschichte«, Bd. 22 [1933]), Tafel 3. ») H. QUIRING, a. a. O . , S . 35. 3) OPPENHEIM, Teil Halaf, Tafel 51, F i g . 8 und V . G . CHILDE, a. a. O . , T a f e l XXX.

III. Ergebnisse (§ 133).

181

Listen der Fall sein dürfte, in die sumerische Zeit des dritten Jahrtausends zurückgehen wird, finden wir den »subaräischen Lastwagen« neben dem elamischen und gutäischen besonders hervorgehoben. In einer ähnlichen Liste (§90) werden subaräische Wollarten neben solchen aus Maeri, Elam, Gutium, Amurru und Hana genannt, ein Zeichen dafür, daß in Subartu wenigstens in der Zeit, der das Original dieser Liste angehörte, die Wollweberei in hoher Blüte stand. Wenn es auch hier nicht möglich ist, die Grundzüge der materiellen Kultur Subartus von den ältesten Zeiten an selbst nur in den Hauptpunkten zu verfolgen, so ergibt sich doch bereits aus den wenigen Andeutungen, die wir gegeben haben, daß Subartu von Beginn seiner Vorgeschichte an kein Barbarenland war, das von nomadischen Jägerstämmen durchstreift wurde. Allein die Buntkeramik dieses Gebietes beweist schon für die älteste Zeit eine Höhe seßhafter Kultur, die sich gewiß noch weniger von der Babyloniens unterscheiden würde, wenn uns günstigere Umstände ein reichlicheres Material hinterlassen hätten. Zu der Ubaid-Zeit, also der allerältesten Periode Babyloniens, war die Kultur in Subartu sicherlich höher als dort, wie sich dieses aus einem Vergleich der viel höher stehenden und dennoch älteren Buntkeramik des Teil Halaf sowie der von Niniveh und Arpachiye mit der der Ubaid-Zeit Babyloniens ergibt. Künftige Ausgrabungen auf subaräischem Gebiet, die Arbeit für Generationen erfordern, werden dem bisherigen Mangel unserer Kenntnisse der materiellen Kultur Subartus allmählich abhelfen. FREIHERR VON OPPENHEIM ist bei seinen Ausgrabungen in der Buntkeramikschicht bereits auf Reste starker Mauern, die sicherlich zu palastartigen Bauten gehört haben, gestoßen I ). Die bisherigen Ausgrabungen auf dem Teil Halaf haben in erster Linie die genauen Untersuchungen der oberen Schichten, d. h. der aramäischen Kapara-Periode und der assyrischen Guzanazeit gebracht. Die W i s s e n s c h a f t muß j e t z t g e b i e t e r i s c h v e r l a n g e n , d a ß nunmehr b a l d i g s t die s y s t e m a t i s c h e n A u s g r a b u n g e n auch auf die t i e f e n S c h i c h t e n mit der B u n t k e r a m i k des T e i l H a l a f a u s g e d e h n t werden. Die gewaltige Menge an Buntkeramik des Teil Halaf und der ') OPPENHEIM, Teil Halaf, S. 235.

182

III. Ergebnisse (§ 133.

134).

Umstand, daß nur hier allein an ein und demselben Orte die Entwicklung der Buntkeramik von Beginn bis zur letzten Dekadenz verfolgt werden kann hebt an sich schon die Bedeutung des Teil Halaf hervor. An anderer Stelle wurde bereits ausgeführt, daß im Chaburquellgebiet der Zentralpunkt von Subartu während langer Zeit zu suchen ist 2 ), ebenso wie ja hier auch die Hauptstädte des mitannischen Subartu oder Hurrierlandes und des aramäischen Landes Pale gestanden haben. Ebenso wie die dringend notwendigen Ausgrabungen in Fecherija-Wasukanni 3) werden die systematischen Untersuchungen der tiefen Schichten des Teil Halaf zweifellos die so schwierigen Probleme über die älteste Zeit der Geschichte und der Geisteskultur des riesigen von den Babyloniern als Subartu bezeichneten Gebietes einer Lösung näherführen. Das ist jedenfalls sicher, daß kein Platz für solche Untersuchungen geeigneter sein dürfte als gerade das Chaburquellgebiet mit seinen beiden Ruinenstätten Teil Halaf und Fecherija-Wasukanni. 134. Ehe wir dazu übergehen, wenigstens einige Bemerkungen über die Geisteskultur Subartus zu geben, müssen wir Stellung nehmen zu der Frage, welcher Zeit die von F R E I H E R R N VON O P P E N HEIM auf dem Teil Halaf und auf dem Gebelet el-Beda entdeckten und ausgegrabenen Steinskulpturen angehören. Diese sind jetzt sämtlich im Original oder Gipsabguß sowie in den rekonstruierten großen Fassaden in dem Teil Halaf-Museum zu Berlin, Franklinstraße 6, ausgestellt 4). Noch niemals sind bei einer Ausgrabung im Vorderen Orient — von denen der assyrischen Hauptstädte späterer Zeit abgesehen — so viele Steinbilder, Rundstatuen und Orthostaten, zum Teil in größten Ausmaßen, zutage gefördert worden wie auf dem Teil Halaf. Außerdem aber wurden hier eine Menge von Skulpturresten gefunden, die nicht zu den von Kapara bei seinen Bauten verwendeten Steinbildern gehören 5). ') V g l .

HUBERT

SCHMIDT i n

OPPENHEIM,

Teil

Halaf,

S. 258.

*) Vgl. oben S. 163. 3) Vgl. oben S. 153. 4) Vgl. Führer durch das Teil Halaf-Museum, Max Freiherr von OppenheimStiftung (Orient-Forschungsinstitut), Berlin 1934. 5) Vgl. OPPENHEIM, Teil Halaf, S. 40/41 und Führer durch das Teil HalafMuseum, Sammelnummern 301—303, 353—373. Die ungeheure Menge des vorgefundenen Skulpturenmaterials spricht schon an sich für die Bedeutung des Teil Halaf in seiner Blütezeit.

III. Ergebnisse (§ 134).

183

Gehören diese Steinskulpturen trotzdem in die Zeit des Kapara 1 ), in dessen »Tempelpalast« die meisten von ihnen gefunden sind, so läßt sich für die Gedankenwelt Subartus wenig oder gar nichts aus ihnen schließen. Sind sie aber, wie es auch E. H E R Z F E L D 2 ) mit dem Ausgräber verficht, Erzeugnisse des dritten Jahrtausends, so kann ihre kulturgeschichtliche Bedeutung gar nicht überschätzt werden. Ich habe mich bereits in meinem Aufsatz »Tierkapellen« in der OPPENHEIM-Festschrift 3) dahin ausgesprochen, daß es auf Grund der zahlreichen Sonderbeweise und der Fundumstände geradezu unmöglich ist, daran zu zweifeln, daß Kapara nicht der Verfertiger der von ihm verwendeten Steinbilder und insbesondere der kleinen Orthostaten ist, zu denen auch die Tierkapellen gehören. Die vielfachen Spuren einer Wiederverwendung der Reliefs durch Kapara sind einfach nicht wegzuleugnen 4) und können nicht als nebensächlich unberücksichtigt bleiben 5). Daß die Inschriften Kaparas, welche sich auf einer Reihe der Steinbilder finden, erst nachträglich zugefügt sind, kann keinem Zweifel unterliegen 6 ). Schon an und füf sich ist es unwahrscheinlich, daß die Dynastie des Kapara, die zweifellos erst durch einen Vorstoß aramäischer Nomaden ins Land kam, innerhalb so kurzer Zeit eine derartige Macht entfaltet haben sollte, daß ein Bauwerk mit weit über zweihundert teilweise kolossalen Steinskulpturen unter ihrer Führung aus dem Nichts entstehen konnte, von den anderen Steinbildern, die nicht zu dem »Tempelpalast« Kaparas gehören und den in der späteren Schicht gefundenen Resten so vieler weiterer Skulpturen ganz zu schweigen. Mögen manche die Skulpturen für noch so roh oder provinzial halten, unter Kapara oder seinem Vater kann dieser reiche bildhauerische Schmuck nicht erst entstanden sein. Auch die Skulpturen des ') Das wirkliche Datum der Zeit Kaparas steht immer noch nicht fest, da weder er selbst noch sein Land Pale in der Keilschriftliteratur erwähnt werden. Am wahrscheinlichsten ist mir B. MEISSNERS Ansetzung ins 12. Jahrhundert im Anhang V zu den Keilschrifttexten in OPPENHEIM, Teil Halaf, S. 266. ») Zuerst im Anhang I von OPPENHEIM, Teil Halaf, S. 2250. 3) Aus fünf Jahrtausenden morgenländischer Kultur (Berlin 1933), S. 136f.; ferner in meiner Besprechung des Teil Halaf-Buches von OPPENHEIM in ZDMG

85 (1931), S. 372ff. 4) OPPENHEIM, a.a.O., S. 127®. 5) HERZFELD i n A M I V I , 6 HERZFELD, a. a. O., S.

)

3/4,

S. 182.

184. Übrigens tragen eine ganze Reihe von Stein-

bildern des Teil Halaf, wie die des Kultraumes vom Stadtpalast, die beiden thronenden Göttinnen, der Riesensonnenvogel vom »Tempelpalast« u. a. die Kapara-Inschrift nicht.

III. Ergebnisse (§ 134).

184

Kölner Doms sind nicht erst unter Kaiser Wilhelm I. entstanden, weil zu seiner Zeit die letzte Hand an das Bauwerk gelegt worden ist! Wollte man aber wirklich glauben, daß die Teil Halaf-Steinbilder aus der Zeit der Dynastie Kaparas stammen, so bliebe nichts anderes übrig, als anzunehmen, was ja auch in der Regel geschehen ist, daß sie provinzielle Nachahmungen assyrischer oder babylonischer Kunst seien. Daß eine solche Annahme aber allem widerspricht, was wir von der Entwicklung vorderasiatischer Kunst wissen, hat E. H E R Z F E L D m. E. zwingend nachgewiesen. Wir haben es hier vielmehr, wie auch schon der Ausgräber richtig hervorgehoben hat, mit dem Ausdruck einer vollkommen eigenartigen Kunst zu tun, die von der sumerisch-babylonischen und der assyrischen Kunst grundverschieden ist, nämlich mit der subaräischen. In der späten Datierung der Teil Halafskulpturen wirkt die auf bloßer Annahme, nicht auf Schichtenbeobachtung beruhende Datierung der älteren Sendjirlibildwerke O . P U C H S T E I N S nach I ), der diese in den Anfang des ersten vorchristlichen Jahrtausends setzen wollte. Nirgends haben Ausgrabungen bisher einen unbedingt sicheren Anhaltspunkt für die Zeit gegeben, in der diese Bildwerke angefertigt worden sind. Ein Monumentalbau, wie es derjenige gewesen sein muß, in dem die großen Götterstatuen vom Teil Halaf einmal gestanden haben müssen, war »für die Ewigkeit« bestimmt. Sein Skulpturenschmuck wird nicht alle hundert Jahre erneuert; er bleibt erhalten, bis einmal der Bau durch höhere Gewalt (Erdbeben, feindliche Invasion o. ä.) zerstört wird. Dauert die Besiedlung des Ortes und damit die Tradition trotzdem an, so wird ein Neubau keine Neuschaffung von Götterbildern und Schmuckreliefs veranlassen: man verwendet das Material, das für die Bevölkerung einen ideellen kostbaren Wert besaß, von neuem, soweit es nicht durch rohe Hand oder durch Naturkatastrophen zerstört war. Fehlt jede Möglichkeit einer philologisch-historischen Datierung der Teil Halaf-Skulpturen und von solchen aus ihnen kulturell verwandten Stätten, so bleibt für ihre zeitliche Bestimmung nur die s t i l k r i t i s c h e M e t h o d e , die E. H E R Z K E L D angewandt und mit durchschlagenden Gründen gegen seine An*)

HERZFELD,

a.a.O., S. usf.

III. Ergebnisse (§ 134).

185

greifer verteidigt hat *). Ihr zufolge gehören die Denkmäler des Gebelet el-Bêda in die öemdet Nasr-Zeit ( § 9), die Teil HalafSkulpturen selbst, je nach ihrem Stil, in die Zeit zwischen Mesilim und Ur-Nammu, d. h. etwa zwischen 3000 und 23002 ). Bestätigt wird diese Ansetzung noch durch ein in der öemdet Nasr-Schicht zu Uruk-Warka gefundenes Basaltrelief 3), das uns zum ersten Male die Höhe zeigt, auf der die Reliefkunst in Babylonien im letzten Viertel des vierten Jahrtausends gestanden hat. Der Stil dieser Kunst war bereits durch die B L A U - D e n k m ä l e r 4) bekannt. Was bei der menschlichen Darstellung des Warka-Reliefs, aber auch zahlreicher anderer Denkmäler dieser Epoche (einschließlich der BLAuschen), besonders auffällt, ist der Umstand, daß diese Menschen in ihrem Äußeren so gar nichts aufweisen, was als Schönheitsideal einer langköpfigen Rasse, zu der sowohl die Sumerer 5) als auch die Akkader 6 ) Babyloniens gerechnet werden müssen, gelten könnte. Sie haben große fleischige gebogene Nasen, fliehende Stirnen und zugespitzte Lippen, ganz ähnlich wie die auf den Teil Halaf-Denkmälern, stellen also ganz augenfällig vorderasiatisch-subaräischen Typus dar. Wir werden deshalb schon aus diesem Grunde nicht umhin können, wenigstens in der öemdet Nasr-Periode das Vorhandensein subaräischer Elemente in Babylonien anzuerkennen 7). Diese dürften aber schon vor dem Eintreffen der Sumerer im Lande gesiedelt haben. Denn wenn, wie wahrscheinlich, die ältesten Kulturreste Babyloniens nicht den Sumerern zuzuschreiben sind, so würden wir nur wieder eine Unbekannte einführen, wollten wir diese Reste einer anderen Rasse als der subaräischen zuschreiben. Auch die Buntkeramik, namentlich das Verhältnis der Ubaid-Ware zu der von Niniveh III 8 ) und der entsprechenden des Teil Halaf, zeigt deutlich das starke Vorhandensein subaräischer Elemente im J

) Der Teil Halaf und das Problem der hettitischen Kunst (AMI VI 3/4

[1934]), S. i n — 2 2 3 .

>) HERZFELD, a . a . O . , S. 1 5 4 ; vgl. ferner ebd. S. 1 5 2 I u n d I7IFF.

3) Veröffentlicht von A. NOELDEKE, Die Ausgrabungen der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Uruk (Warka) [Berlin 1 9 3 3 ] , S. 1 0 0 . Vorher bereits in Atlantis, Juli 1933, S. 444. 4) L. W. KING, History of Sumer and Akkad (London 1910), S. 65, Anm. 5 (Tafel bei S. 62). 5) Oben S. 6, Anm. 4. 6 ) § 47) Vgl. auch § 10. 8

) V g l . MALLOWAN i n A A A

XX,

S. 131.

186

III. Ergebnisse (§ 134).

ersten Aufbau der babylonischen Kultur. In Babylonien hat sich dann durch die sumerischen Einwanderungen eine eigene Kultur, die sumerische, entwickelt. In Subartu dagegen hat die altsubaräische Kultur immer weiter bestanden. In dem riesigen Subartu, einschließlich großer Ausstrahlungsgebiete, sind die Darstellungen auf den Bildwerken, größeren Steinskulpturen, kleinen Kunstgegenständen, Siegelabrollungen usw. erstaunlich gleichmäßig. In ihnen spiegelt sich die subaräische Kultur wieder. In einzelnen Gebieten sind es mehr Großfunde, in anderen jene Kleinfunde, die uns über die körperliche Beschaffenheit, die Geistesart, die Religion, das tägliche Leben usw. der alten Subaräer wenigstens einigermaßen aufklären. Auf dem Teil Halaf, in Sendjirli, Karkemisch und anderweits sind es vor allem die kleinen Orthostaten; in Kleinasien, im Osttigrisland, in Assur sind es in erster Linie Siegelzylinder. Die letzteren haben einen mehr oder weniger einheitlichen Typus; sie stammen in der Mehrzahl aus einer verhältnismäßig späten Zeit, vor allem der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. 1 ). Motive und Darstellungsformen der subaräischen Kunst haben sich zum Teil bis in die nachchristliche Zeit erhalten. Im ersten Jahrtausend v. Chr. finden wir sie in der urartäischen Kunst, die im Grunde genommen nichts weiter ist als eine Sonderentwicklung der subaräischen. So begegnen wir hier in der Nachbarschaft von Van Kleinkunstgegenständen mit Greifen 2 ), die dem Riesengreifen und dem Riesensonnenadler des Teil Halaf 3) ganz verwandt sind. Auf dem Nemrud-Dagh 4) bei Urfa sind an dem Grabhügel des Antiochus von Kommagene im 3. Jahrhundert v. Chr. die hellenisierten drei altsubaräischen Haupt') Vgl. G. CONTENAU, Les Tablettes de Kerkouk et les Origines de la Civilisation Assyrienne in Babyloniaca I X (1926), S. 6gS.; G. CONTENAU, L a Glyptique Syro-Hittite, Haut Commissariat de la République Française, Bibliothèque Archéologique et Historique, Tome I I (Paris 1922). Ich bin aber überzeugt, daß man auch die in den assyrischen Handelskolonien in Kleinasien, besonders in Kültepe und Alishar, gefundenen Siegel und Abdrücke als »altassyrisch« (nicht kleinasiatisch) betrachten muß: sie sind von den assyrischen Händlern mitgebracht worden und nicht von Einheimischen in Kleinasien hergestellt. >) Vgl. den Bronzegreifen der Berliner Sammlung V A 775 (C. F . LEHMANNHAUPT, Materialien zur Geschichte Armeniens und Mesopotamiens, S. 96/97, Fig. 66): Herkunftsort: Toprakkaleh bei Van. 3) Führer durch das Teil Halaf-Museum, Nr. 9 (S. 31) und Nr. 224 (S. 62). Von diesen altsubaräischen Vorbildern ist auch der assyrische Greifenkopf aus dem 1. Jahrtausend (A. LAYARD, Niniveh and Babylon, S. 362) abgeleitet. «) OPPENHEIM, Teil Halaf, S. 2 i 8 f . ; K . HUMANN und O. PUCHSTEIN, Reisen in Kleinasien und Nordsyrien (Berlin 1890), S. 2340.

III. Ergebnisse (§ 134. 135).

187

gottheiten: Tesup-Zeus, Hepet-Kommagene, Simike-Helios in ganz ähnlicher Weise aufgestellt wie auf dem Gebelet el-Beda. Der Tesup mit der Axt und dem Blitzbündel in den Händen auf dem Stier hat sich als Jupiter Dolichenus bis in die Zeit Konstantins erhalten. Während aber in der babylonischen Kultur subaräischer Einfluß nur bis in die Anfänge der historischen Zeit (um 3000) reicht, ist dieser in der a s s y r i s c h e n zu einem maßgebenden Faktor geworden. Durch H E R Z F E L D S Untersuchungen ist es erwiesen, daß nicht die Denkmäler Subartus von Assyrien beeinflußt sind oder gar nichts weiter als assyrische Provinzialkunst (provincial-backwater) *) darstellen, sondern daß umgekehrt Subartu gegenüber Assyrien der gebende Teil war 2 ): »Der malerische Stil ist dort das sumerische Erbe, die bildhauerische Ausführung die hettitische (wir würden sagen: die s u b a r ä i s c h e ) Komponente« 3). Wir können auf diese Fragen nicht näher eingehen, möchten aber betonen, daß wir erst dann H E R Z F E L D S Auffassung der Dinge abzulehnen vermöchten, wenn seine Gegner sich zu einer begründeten Widerlegung entschließen. Über den Einfluß Subartus auf andere Gebiete des Vorderen Orients, namentlich Elam, wird man sich erst dann eine Vorstellung machen können, wenn zahlreiche noch fehlende Einzeluntersuchungen über die verschiedensten Fragen angestellt sind. 135. Soviel ist jedenfalls schon jetzt klar, daß in vorgeschichtlicher Zeit Subartu nicht von der übrigen vorderasiatischen Welt isoliert war. Dauernder wechselseitiger Verkehr wird einen Austausch der materiellen Güter zur Folge gehabt haben. Was die Grundlagen der geistigen Kultur angeht, so werden diese im ganzen alten Orient einer gewissen Einheitlichkeit nicht ermangelt haben. Unterschiede betreffen mehr die Form als den Inhalt. Über die Religion des ältesten Subartu bis zum 3. Jahrtausend wissen wir einstweilen noch sehr wenig. Immerhin sind in der Buntkeramik des Teil Halaf schon Hinweise auf den Kult der subaräischen Hauptgötter erkennbar. Ich erinnere an die zahl') A . W. LAWRENCE in New Statesman (8. V I I . 1933). 3) HERZFELD, S. 160 ff. Auch OPPENHEIM hat bereits mit Hecht darauf hingewiesen, daß die assyrische Kunst keine selbständige ist, vielmehr Elemente der subaräischen und der babylonischen verbindet. Das assyrische Stammland mit den Hauptstädten Assur, Niniveh usw. gehörte früher zu Subartu. (Führer durch das Teil Halaf-Museum, S. 15.) 3)

HERZFELD,

S.

165.

188

III. Ergebnisse (§ 135).

reichen Darstellungen von Stierköpfen und überhaupt von Stierfiguren, an die weiblichen Idole und an Sonnendarstellungen1). In der Götterwelt der uns besser bekannten folgenden Zeit tritt uns bei den Subaräern derselbe Anthropomorphismus entgegen, der die babylonische Religion auszeichnet: die Götter sind Menschen mit potenzierten Kräften und Fähigkeiten und werden auch als Menschen dargestellt. Sie gehen, wie diese, Ehen ein und erzeugen Kinder. An der Spitze der Göttergesellschaft steht Tesup, der Herr von Himmel und Erde. Wenn die Babylonier ihn mit ihrem Wettergott Adad identifiziert haben, so trifft das gewiß nur eine Seite seines Wesens, aber wohl die bedeutungsvollste. In den Ländern, die weniger und nur ergänzungsweise auf künstliche Bewässerung angewiesen waren, hing Gedeih und Verderb der Bewohner von dem himmlischen Regen ab. Ohne Regen gab es keine Früchte für die Menschen, keine Kräuter für das Vieh. Die Fruchtbarkeit der Erde war vom Regen abhängig, und so wird man sich schon früh dieses Naturgeschehen mit einer heiligen Ehe zwischen dem Himmelsgott und der Mutter Erde erklärt haben. Andererseits dachte man sich auch unerklärliche Naturkräfte aus dieser Ehe hervorgegangen. Auf dem Teil Halaf dürfte jedenfalls neben dem göttlichen Ehepaar Tesup und Hepet als dritter der Sonnengott Simike (§ 129) die höchste Verehrung gefunden haben. Wir begegnen dieser Göttertrias mehrfach auf dem Teil Halaf, so im Kultraum des Stadtgebietes 2) und vor allem in den drei Kolossalstatuen des »Tempelpalastes«. Hier stehen diese Götter auf ihren heiligen Tieren. Diese Vorstellung, die wir schon auf dem Gebelet el-Beda antreffen, ist, wie bereits F R E I H E R R VON OPPENHEIM erkannt hat 3 ) , im subaräischen Kulturkreis entstanden und nur dort selbst und in den Gebieten, die in seinem Ausstrahlungsbereich liegen, zu finden: im sumerischen (babylonischen) Kulturkreise ist sie nicht bodenständig. Wenn wir sie auch im eigentlichen Hethiterreiche, in Jasylykaja, antreffen, so erklärt sich das daraus, daß die Schöpfer der Skulpturen von Jasylykaja 4) stark unter subaräischem Einfluß standen (§ 125,11), ') Näheres hierüber in den in Kürze zu erwartenden Ausführungen von FREIHERR

VON

OPPENHEIM

und

HUBERT

SCHMIDT.

*) Vgl. O P P E N H E I M , Teil Halaf, S. lyofi. 3) Ebd., S. 2 1 4 . 4)

Vgl.

dazu

H.

G.

GÜTERBOCK

in M D O G

Herrscher nach Suppiluliuma in Frage.

73

(1935),

S . 3 4 : es k o m m e n

die

189

III. Ergebnisse (§ 135).

vor allem Hattusil III, der in seiner Jugend Priester der Sauska von Samuha (§129) w a r 1 ) , das auf subaräischem Gebiete lag, und der auch eine Subaräerin, Putu-Hepa, die Tochter eines Priesters aus dem subaräischen Qiswadna (§125,10) heiratete. Durch ihn — aber auch bereits durch seine unmittelbaren Vorgänger bis Suppiluliuma — wird daher subaräischen Gebräuchen und Vorstellungen besondere Pflege zuteil geworden sein: Hattusil hebt ja immer wieder Sauska von Samuha als die von ihm vor allem verehrte Gottheit hervor. Und wenn in einer »GelübdeInschrift« 2 ) dem Hethiterkönig im Traum eine auf einem Löwen stehende Gottheit erscheint, so zeigt schon der Name der Traumdeuterin he-pa-SE 3), daß es sich um subaräische Vorstellungen handelt, nicht um solche, die dem Glauben der indogermanischnasischen Schicht entwachsen sind. Neben den rein menschlich gestalteten Göttern, die im Gegensatz zu Ägypten für ganz Vorderasien charakteristisch sind, finden wir auf subaräischen Denkmälern auch Mischgestalten mannigfachster Art dargestellt, deren Glieder in buntem Wechsel allen möglichen Tiergattungen mit Einschluß des Menschen entnommen sind 4). Besonders zahlreich und vielseitig sind diese auf dem Teil Halaf. Auch diese Mischgestalten fallen in das Gebiet der Religion, und wenn auch ihre Erklärung im einzelnen noch mannigfachen Schwierigkeiten unterliegt, so dürften auch sie sinnlich nicht wahrnehmbare Naturvorgänge (Gewitter, Winde, Krankheiten u. a.) zum Ausdruck bringen 5). Solche Versinnbildlichungen sind auch der babylonischen Religion nicht fremd. Aber sie sind hier auf einige feste Formen beschränkt —ebenso wie in Ägypten —, während sie in Subartu in M a s s e n begegnen 6 ). Sie beherrschen die subaräische Kunst in einer Weise, die für sie geradezu charakteristisch ist. Schon aus diesem Grunde müssen wir annehmen, daß man es im subaräischen Kreise zuerst gewagt hat, derartige Phantasiegeschöpfe künstlerisch darzustellen. ') Vgl. besonders Hattuäils Bericht in der Bearbeitung von A. MVAeG 30 (1925), §§ 2FF. ») K U B

X V 5(!),

Kol. I I 39ff.;

s. F.

SOMMER,

GOETZE,

Kleinasiatische

For-

schungen I, S. 340. 3) Vielleicht Hepa-ari zu lesen ? 4) Vgl. besonders E. UNGER, Mischwesen im RV VIII, S. 195ff. 5) Vgl. meinen Aufsatz »Von Engeln und Teufeln« in der Deutschen Allg. Ztg. vom 6. I. 1932. 6)

HERZFELD, A M I V I 3/4, S. I88FF.

190

III. Ergebnisse (§ 135. 136).

Auch wenn es hier nicht möglich ist, auf die Einzelprobleme der subaräischen Kunst einzugehen, was H E R Z F E L D bereits teilweise getan hat, so steht doch soviel fest, daß der Kulturkreis, dem sie entsprungen ist, seine Eigenart gegenüber dem babylonischen überall zeigt, daß er demnach als ein besonderer Kulturkreis dem babylonischen zur Seite tritt 1 ). Es ist sehr zu bedauern, daß im Gegensatz zu Babylonien bisher erst ein verschwindend kleiner Teil des subaräischen Gebietes archäologisch durchforscht ist. Wir haben bereits wiederholt auf die Notwendigkeit der Fortsetzung der Ausgrabungen des FREIHERRN VON OPPENHEIM im Chaburquellgebiet hingewiesen. Aber außerdem besitzen Mesopotamien, Nordsyrien usw. noch gewaltige Mengen von Ruinenhügeln, von denen viele zweifellos den subaräischen Perioden angehören. Wir sind einstweilen noch nicht einmal in der Lage, die wichtigsten altsubaräischen Orte zu lokalisieren, geschweige denn, daß diese systematisch ausgegraben wären. Bis jetzt ist wenigstens schon das erreicht, daß wir uns darüber klar sein können, daß tatsächlich neben der babylonischen Kultur, ebenso alt und ebenso wichtig wie diese, die subaräische existiert hat. Die große und wahre B e d e u t u n g der subar ä i s c h e n K u l t u r werden wir aber erst ermessen können, nachdem weitere systematische Ausgrabungen in Subartu vorgenommen sein werden. 136. Bei dem Fehlen i n s c h r i f t l i c h e r Funde älterer Zeit auf dem ureigenen Boden der subaräischen Kultur sind wir über diese bisher nur ganz mangelhaft unterrichtet, da nur ein Teilgebiet des geistigen Lebens in den Kunstdenkmälern zu uns spricht. Erst in der Zeit des Mitannierreiches, das aber schon den Niedergang Subartus bedeutet, lassen uns die Briefe Tusrattas, besonders der subaräisch geschriebene, und die Urkunden aus der Gegend von Kerkuk nähere Einblicke in das geistige Leben des Landes tun. Aber hier ist die Kultur bereits in hohem Grade international: Tusratta bedient sich mit einer Ausnahme im Verkehr mit dem Pharao der babylonischen Diplomatensprache, und auch die Urkunden aus Nuzi sind in einem »Küchen-Akkadisch« verfaßt, das höchst wahrscheinlich nur als gelehrte Juristen») Nur in der Bezeichnung dieses Kulturkreises weiche ich von HERZFELD a b : E r nannte ihn »hettitisch« (zuletzt A M I V I 3/4, S. 141 f.). ohne sich der Möglichkeit zu verschließen, daß »subaräisch« die zutreffendere Bezeichnung wäre.

III. Ergebnisse (§ 136).

191

spräche zu bewerten ist. Die Schrift ist in dieser Zeit überall die Keilschrift. Da erhebt sich die Frage: hat man in Subartu vor Einführung der Keilschrift überhaupt keine Schrift gehabt? Eine Schrift, die man nicht auf Steindenkmälern zu verewigen gewohnt war, die man nicht wie die Keilschrift auf dauerhaftem Material zu schreiben pflegte, kann sehr wohl für uns restlos verloren gegangen sein. Daß man in Boghazköi solch vergängliches Material neben dem Ton verwendete, wird gelegentlich angedeutet, so in dem Text KUB X X V I 32, der von der Vereidigung des »Ober-Holzschreibers« (GAL DUB.SAR GlS, Kol. I, Z. 2) handelt. Haben die Subaräer eine eigene Schrift gehabt, so käme dafür nur die sogenannte »hethitische Bilderschrift« in Frage. Die älteste bisher datierbare Urkunde in dieser Schrift ist das Siegel des Hethiterkönigs Suppiluliuma ') (um 1375). Die scheinbar noch älteren des Tabarna, der nicht = Labarna (um 1800) zu sein braucht, und des Huzzija (um 1650) haben, wie J. F R I E D R I C H ) gezeigt hat, keine durchschlagende Beweiskraft für eine frühere Verwendung der Bilderschrift auf hethitischem Reichsgebiet. 3

Daß aber die Hethiterkönige des 14. Jahrhunderts eine solche Bilderschrift erfunden haben sollten, ist schon deshalb gänzlich unwahrscheinlich, weil die soviel bequemere Keilschrift von ihnen damals schon dauernd benutzt wurde. Woher haben sie aber jene genommen? Es ist da sehr auffällig, daß diese Schrift gerade in der Zeit erscheint, als die Regenten von Boghazköi aus Gründen, die uns noch unbekannt sind, für die subaräischen Reichsteile eine besondere Vorliebe zeigen, wie das schon die im Königshause begegnenden subaräischen Namen 3) erkennen lassen. Hattusil III (um 1300) wurde von seinem Vater dem Dienst der Sauska von Samuha geweiht, deren Priester er war 4). Samuha lag aber auf subaräischem Reichsgebiet! Von den in den letzten Jahren teilweise mit großem Erfolg betriebenen Interpretationen der syrisch-kleinasiatischen Hieroglypheninschriften kann man möglicherweise die Lösung des ') H .

G.

GÜTERBOCK i n M D O G

D L Z 1933, Sp. 1 1 2 1 I ;

73

(1935),

S . 34.

v g l . d a z u H . G . GÜTERBOCK i n M D O G 7 2

(1933),

S. 46. Wenn das Siegel des Huzzija doch authentisch sein sollte, so ist es beachtenswert, daß der Name des Königs allem Anschein nach subaräisch ist. Zum Suffix-;'« vgl. §119. 3) Vgl. §125, 10. n . 4) S. 5. 170 und S. 189.

192

III. Ergebnisse (§ 136).

Rätsels erhoffen, obwohl diese eine ganz späte »Renaissance« darstellen. Die Frage, welche Sprache sie zum Ausdruck bringen, kann indes immer noch nicht als entschieden betrachtet werden *). Während H. Th. B O S S E R T j ) Verwandtschaft mit dem Hurritischen und der Sprache von Rás Samra feststellen zu können glaubte, nehmen andere Interpreten Verwandtschaft mit dem Nasischen an oder halten die Sprache der Inschriften geradezu für Luwisch. Restlos geklärt scheint mir dieses immer noch nicht zu sein. Es ist das auch bei dem geringen Alter der uns bisher bekannten Hieroglyphentexte nicht von unmittelbarer Bedeutung. Die Frage nach dem Ursprung der »hethitischen« Bilderschrift kann erst gelöst werden, wenn uns ein glücklicher Umstand Texte aus älterer Zeit beschert und diese entziffert werden können. Das wird vielleicht der Fall sein, wenn man einmal das alte Samuha entdeckt und ausgräbt. Der Teil Halaf hat jedenfalls die Hoffnung, alte Bilderschrifturkunden zutage zu bringen, nicht erfüllt, was jedoch, wie bereits FREIHERR VON OPPENHEIM hervorgehoben hat 3 ) , darauf zurückgeführt werden könnte, daß hier — wie in anderen subaräischen Gebieten, — in der ältesten Zeit die Steinbilder nicht mit Inschriften versehen worden sind, und daß im übrigen auf vergänglichem Material geschrieben wurde, das der Bodenfeuchtigkeit nicht standhalten konnte, oder das, wie z. B. Bleistreifen, später anderweitig benutzt wurde. Es ist jedoch zu hoffen, daß wenigstens aus der späteren Zeit, in welcher die Keilschrift in Gebrauch war, durch weitere Ausgrabungen neue Hieroglyphen-Inschriften und womöglich größere Bilinguen zutage kommen werden, die uns wertvolle Überraschungen bringen. Das gilt in erster Linie auch für Wasukanni (Fecherija), das zwar, wie sein arischer Name zeigt, wohl eine Neugründung der arischen Herrenschicht war, aber als Residenz von Mitannu sicher, ähnlich wie Boghazköi, große Archive gehabt haben muß. Daß wir in solchen Archiven allerlei Überraschungen erwarten können, hat uns Boghazköi gezeigt: es sei nur an das Bruchstück eines althurritischen historischen Textes 4) und an das des Huwawa') Vgl. die gute Übersicht von E. H. STURTEVANT in Language I X (1933). S . 2 7 3 FR.

») 3) 4) XXVII

Santaä und Kupapa (MAOG V I 3), S. 68. 77. Teil Halaf, S. 55. Bearbeitet von E. FORRER in BoTU II, S. 25*, herausgegeben in K U B 38.

III. Ergebnisse (§ 136. 137).

193

Epos *) erinnert. Wenn uns das Huwawa-Epos einmal besser bekannt ist, werden wir uns ein Urteil erlauben können, ob das Gilgamesch-Epos die Episode von dem furchtbaren Huwawa (Humbaba), der im Zedernwalde hauste und in alter Zeit sogar Uruk bedroht hat J ), dem subaräischen Sagenkreise entnommen ist. Dies müßte allerdings schon sehr früh geschehen sein, da bereits die alte sumerische Fassung des Gilgamesch-Epos die HuwawaEpisode kennt 3). Andrerseits scheint das Gilgamesch-Epos in seiner hurritischen Fassung, von der uns, wie erwähnt, ein Bruchstück überliefert ist, von dem Huwawa-Epos noch getrennt gewesen zu sein, da es ausdrücklich als »das (Epos) von Gilgamesch«4) bezeichnet wird. 137. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, dem Problem der subaräischen Kultur weiter nachzugehen, da dies eine Fülle von Einzeluntersuchungen erfordern würde. Jede neue Ausgrabung auf subaräischem Gebiete muß Verschiebungen des Gesichtsfeldes bringen, die unsere zurzeit noch sehr nebelhafte Aussicht in vielen Punkten verändern werden. Worauf es uns hier ankam, war die Forderung, einen einheitlichen Standpunkt zu gewinnen, von dem aus wir das Problem betrachten können; denn ein solcher muß gewonnen werden, sollen sich nicht die schon heute erkennbaren Aufgaben in zusammenhanglose Einzelheiten verlieren. Allein der Teil Halaf hat so gewaltiges Material geliefert, daß HERZFELD mit Recht bemerkt: »Was er (der Teil Halaf) Neues gebracht hat, ist so viel und groß, daß es wenig Teilgebiete der orientalischen Archäologie gibt, die es nicht unmittelbar berührte, kaum eines, das es nicht mittelbar beträfe 5).« Aber der Teil Halaf ist durchaus noch nicht fertig ausgegraben; und welche Fülle von weiteren Fundstätten birgt der Boden Mesopotamiens noch außer dem Teil Halaf! Man könnte der Meinung sein, daß es unter diesen Verhältnissen verfrüht wäre, überhaupt einen einheitlichen Standpunkt einzunehmen, daß es besser wäre, das Material lediglich zu sammeln ') KBo VI 33 = K U B VIII 61. Nach der Tafelunterschrift hieß dieses Epos: ¡a dhu-wa-wa. J ) So wohl nach dem altsumerischen Text bei S. LANGDON, B E X X X I 31, Vs., Z. 13f. Zur Übersetzung vgl. A. SCHOTT, Das Gilgamesch-Epos (Leipzig bei Reclam, 1934), S. 84 (II 16). 3) In der Form dhu-wa-wa begegnet der Unhold in dem Text Kish 1932, 155 (S. LANGDON, JA 1932, S. 914), Ks. II 18. 4) Sa Jgibil-ga-meS: K U B VIII 60, Unterschrift. 5) HERZFELD, a . a . O . , S. 112. Ungnad, Subartu 13

194

III. Ergebnisse (§ 137).

und abzuwarten, was die Zukunft bringt. Aber sollen wir uns wirklich dieser Meinung anschließen? Schon das historische und sprachliche Material, das bisher vorliegt, und das wir bei unserer Untersuchung in den Vordergrund stellen mußten, widerspricht einem solchen standpunktlosen Standpunkt. Dieses Material läßt aber auch jetzt keinen anderen Standpunkt zu als den, den ich schon 1923 eingenommen habe '). Die Subaräer, die sich durch Rasse, Sprache, Kultur und politische Entwicklung von den Nachbarvölkern scharf abheben, müssen die Urbevölkerung nicht nur Mesopotamiens, sondern auch der westlich bis ans Mittelmeer und bis nach Kappadokien hinein und der östlich mindestens bis an das persische Randgebirge reichenden Gebiete gewesen sein. Im Norden dürfte auch Armenien in diesen Kreis einbezogen werden müssen. Die subaräische Rasse besteht bis auf den heutigen Tag in diesen Gebieten oder kommt, soweit Mischungen mit anderen Rassen stattgefunden haben, immer wieder zum Durchbruch. E s gilt dieses auch für die Juden, die wesentlich auf eine Mischung von subaräischer (vorderasiatischer) mit orientalischer (amurritischer) Rasse zurückzuführen sind. Sie stehen in dieser Hinsicht den Assyrern besonders nahe, bei denen eine Mischung derselben Grundrassen anzunehmen ist. Gewisse Einzelheiten des assyrischen Charakters, der sich von dem sumerisch-babylonischen, aber auch vom hethitischen 2 ) scharf unterscheidet, namentlich seine Grausamkeit, die sowohl in der Kriegsführung als auch im Recht 3) zutage tritt, dürften subaräisches Erbteil sein. Auch der Gebrauch des reinen Dezimalsystems, den die assyrischen Urkunden gegenüber dem babylonischen Sexagesimalsystem zeigen, läßt auf subaräischen Ursprung schließen. In Babylonien finden wir das Dezimalsystem besonders in den Urkunden der öemdet Nasr-Zeiti), und gerade in dieser Zeit ist subaräischer Einfluß auf Babylonien auch sonst nachweisbar in Rasse 5), Buntkeramik 6 ) und Kunst 7). ') Die ältesten Völkerwanderungen Vorderasiens. Kulturfragen, Heft x (Breslau 1923), S. 8. ') Vgl. A. GOETZE, Kleinasien, S. 1 2 1 . 3) Vgl. bereits KOHLER-UNGNAD, Assyrische Rechtsurkunden (Leipzig 1913), S. 466. 4) V g l . F . THUREAU-DANGIN, R A X X I X , 5) Vgl. § 1 0 . ') Vgl. § 2 2 .

') Vgl. § 1 3 4 .

S . 2 2 f.

195

III. Ergebnisse (§ 138).

138. Wenn wir auch den Schleier, der über die Anfänge der Kultur des Vorderen Orients gebreitet ist, bisher nur an wenigen Stellen lüften können und uns darüber klar sein müssen, daß ein so riesiger Länderbezirk, dem die »Wissenschaft des Spatens« nur einen verschwindenden Bruchteil seiner Geheimnisse entreißen konnte, noch ungezählte Überraschungen in seinem Schöße bergen wird, so bricht sich doch schon heute die Erkenntnis Bahn, daß die Sumerer dort n i c h t den einzigen K u l t u r f a k t o r der a l l e r ä l t e s t e n Zeit d a r s t e l l e n 1 ) . Es ist noch ein anderer Faktor vorhanden, von dessen Wert und Bedeutung man sich vor allem deshalb keine rechte Vorstellung machen konnte, weil man im allgemeinen der Meinung war, daß die Babylonien im Norden und Nordwesten begrenzenden Gebiete mehr oder weniger in finsterster Barbarei steckten. Nur wenige Forscher wagten die auf allgemein-kulturgeschichtliche Erwägungen gegründete Meinung zu vertreten, daß der sogenannte »Fruchtbogen« Nordsyriens und Mesopotamiens seinen natürlichen Bedingungen zufolge für die Entwicklung einer seßhaften Wohnkultur mit Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe geradezu prädestiniert gewesen sei 2 ). Bestätigt wurden diese Vermutungen durch die sich gegenseitig ergänzenden Ausgrabungen von FREIHERRN M A X VON OPPENHEIM auf dem T e i l Halaf und von M. E. L . MALLOWAN in N i n i v e h - A r p a c h i y e , die den Beweis brachten, daß schon vor der ältesten vorgeschichtlichen Zeit Babyloniens, der Ubaid-Periode, im eigentlichen Mesopotamien und an dessen Randgebieten eine Kultur blühte, die keineswegs als primitiv angesehen werden kann 3). Es ist unmöglich, diese Kultur den Sumerern zuzuschreiben, da gerade die Zeiten, in denen uns die Sumerer historisch greifbar werden, einen Stand der materiellen Kultur zeigen, der nicht gradlinig von der mesopotamischen (subaräischen) Kultur abzuleiten ist. Auch die orientalische Rasse, zu der die Semiten gehören, kommt für diese Kultur nicht in Frage. Mag auch ihr Vorstoß nach Norden und Osten zu Beginn des dritten Jahrtausends vereinzelte Scharen nach Mesopotamien getrieben •) Vgl. z. B. A. SCHOTT in DLZ 1932, S. 1065ff. sowie E . HEINRICH in Atlantis V, S. 443/44 zu der Siegelabrollung auf ungebranntem Ton aus der Zeit der piktographischen Schrift und zu dem Basaltrelief aus der Gemdet Nasr-Zeit aus UrukWarka. >) Vgl. S. 21. 3) Näheres s. § 132. 13*

196

III. Ergebnisse (§ 138).

haben, so entbehrt die Annahme, daß Jahrtausende vorher bereits Völker orientalischer Rasse im Chaburquellgebiet und am Tigris bei Niniveh seßhaft geworden seien und dort eine Wohnkultur gegründet hätten, jeder geschichtlichen Wahrscheinlichkeit. Es hieße eine neue Unbekannte einführen, wollte man die Teil HalafKultur einer anderen Rasse zuweisen als derjenigen, die wir als heimisch in jenen Gebieten ansehen müssen: der vorderasiatischsubaräischen. Sprechen nun einerseits zahlreiche Gründe dafür, daß die Sumerer die Anfänge ihrer Kultur nicht in Babylonien selbst geschaffen haben und reiht sich andrerseits die UbaidPeriode Babyloniens in die Entwicklung der mesopotamischen Kultur ein, so können wir daraus nur schließen, daß es Angehörige der v o r d e r a s i a t i s c h - s u b a r ä i s c h e n R a s s e waren, die als erste das Alluvialland von Euphrat und Tigris besiedelten, sobald dieses dem Meere entstiegen war. Lag doch dieses Land gewissermaßen vor der Tür ihrer Heimat! Sie brauchten nur den Flußläufen zu folgen, um das so fruchtbare Land, das zunächst niemandem gehörte, selbst in die Hand zu nehmen. Als später —wahrscheinlich in der Uruk-Periode — d e r erste sumerische Einfall nach Babylonien erfolgte, wurde augenscheinlich die alte Bevölkerung nicht ausgerottet, sondern vermischte sich mehr oder weniger mit den Eindringlingen. Nur so wird es sich erklären, daß die ältesten menschlichen Darstellungen auf sumerischem Gebiete, besonders das Relief von Warka aus der Gemdet Nasr-Periode 2 ) auffallend vorderasiatisch-subaräischen Typus tragen. Wie das Verhältnis der beiden Rassen im einzelnen gewesen ist, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Indes scheint es so gewesen zu sein, daß, je weiter man nach Süden kommt, der vorderasiatisch-subaräische Einfluß um so geringer wird. In den Skelettfunden der Königsgräber von Ur ist dieser jedenfalls nicht mehr nachweisbar 3). Seit Beginn der historischen Zeit (um 3000) beschränkte sich det vorderasiatisch-subaräische Typus fast ausschließlich auf das Land, das die Sumerer in ihrem Hauptdialekt Subir, die semitischen Akkader S u b a r t u nannten 4), und dessen Name sich in unserm ») Vgl. § 7 ff. ») S. 185. 3) Vgl. einerseits die Schädel von Kiä (S. 9, Anm. 1), andererseits die von Ur (S. 6, Anm. 2). 4) Vgl. § 1 0 1 f.

III. Ergebnisse (§ 138).

197

Syrien bis auf den heutigen Tag erhalten haben dürfte I ). Während die Sumerer in einem älteren Dialekt unter Sugir, Sagir auch noch Elam einschlössen2), das, wenigstens teilweise, eine Subartu verwandte Bevölkerung gehabt haben wird 3), wurde der Name Subir-Subartu seit der Zeit des Eannatum (um 2700), in der unsere Quellen reichlicher zu fließen beginnen, nur noch auf das Gebiet westlich von Elam bezogen4). Naräm-Sin (um 2500) eroberte Subartu, das an das noch zu Elam gerechnete Marhasi angrenzte, bis zum Zedernwald, dem Amanus 5). Hiermit ist indes noch nicht gesagt, daß sich das eigentliche Subartu nicht noch weiter nach Kleinasien, Armenien6) und Syrien hinein erstreckte. Denn NarämSin will ja nur die Grenzen seiner Machtsphäre angeben. Da die geschichtlichen Quellen dieser Zeit für die Bestimmung des vollen Umfanges des subaräischen Gebietes versagen, sind wir gezwungen, die Bevölkerungsverhältnisse der späteren Zeit heranzuziehen. Diese erweisen in Syrien und großen Teilen Kleinasiens eine subaräische Bevölkerung 7). Allerdings würden hieraus keine Rückschlüsse auf die alte Zeit gezogen werden können, wenn es erweisbar wäre, daß die Anwesenheit subaräischer Volkselemente in jenen Gebieten nur auf spätere Einwanderungen aus anderen Gegenden zurückzuführen ist. Die Annahme einer solchen Völkerbewegung im Anfang des zweiten Jahrtausends von Osten nach Westen, deren Träger die Hurrier gewesen sein sollen, entbehrt aber, wie oben eingehend gezeigt worden ist 8 ), jeder Grundlage. Nach allem, was wir wissen, sind die Hurrier ein politischer Bund von Völkern vorderasiatisch-subaräischer Rasse unter einer arischen Herrenschicht gewesen. Schon ehe diese »Hurrier« in die Geschichte eintreten, begegnen uns auf subaräischem Gebiete eine ganze Anzahl von Personennamen, die man ebensogut als subaräische wie als hurritische bezeichnen könnte 9). Daß sich diese mit Sicherheit ') Vgl. § 103. Vgl. § 104. 3) Vgl. §20. 4) Vgl. § 105. 5) Vgl. § 107. 6 ) Die Tatsache, daß der Quellfluß des Euphrat Murad-Su augenscheinlich einen subaräischen Namen (Urut, Urat, Arat) führt, nämlich den des Euphrat selbst, spricht dafür, daß das Gebiet des Murad-Su als zu Subartu gehörig betrachtet werden muß. Vgl. § 91 gegen Ende. 7) Vgl. besonders § 124I 8) Vgl. §118. 9) V g l .

§ Ii 9 ff.

198

I I I . Ergebnisse (§ 1 3 8 ) .

nur auf osttigridischem Gebiete nachweisen lassen, hängt mit der Beschaffenheit unserer Quellen zusammen: die babylonischen Könige haben nach dem Reiche von Akkad nicht mehr über die westlichen Teile Subartus geherrscht'), und infolgedessen haben die babylonischen Quellen keine Veranlassung, über die außerhalb des Reiches liegenden Verhältnisse Bericht zu erstatten2). Die doppelteVölkerwelleindogermanischer Eroberer von Westen (Luwier, Hethither) 3) und Osten (Mitannier) machten jedem politischen Einfluß Babyloniens auf Subartu ein jähes Ende: neue politische Namen treten in die Geschichte ein, und der Begriff Subartu bleibt nur an einem kleinen Teil des einst so großen Gebietes h a f t e n 4). Die uns begegnenden Namen vorhurritischer Zeit auf dem Gebiet des alten Subartu, wie es etwa zur Zeit des Naräm-Sin bestanden hat, zeigen deutlich, daß sie von den Babyloniern selbst der Sprache Subartus zugerechnet wurden 5): es ist dieselbe Sprache, die man nach Bekanntwerden des Briefes des Mitannierkönigs TuSratta ungenau als »Mitannisch« bezeichnete 6), dieselbe Sprache, die die Boghazköitexte auf Grund der politischen Verhältnisse ihrer Zeit »hurritisch« zu nennen berechtigt sind 7). Wenn solche Namen auf subaräischem Gebiete schon zu einer Zeit begegnen, in der von einem Hurrierbund noch keine Rede sein kann 8 ), so empfiehlt es sich für uns, die Sprache nach dem Lande zu bezeichnen, in dem sie heimisch ist, nach Subartu, wie es auch die Babylonier folgerichtig getan haben. Auch die Götter S u b a r t u s , die gleichzeitig die Götter der Hurrier sind, finden wir so, wie die Babylonier sie uns als Götter Subartus überliefert haben, auf subaräischem Gebiete überall wieder, auch schon in vorhurritischer Zeit9). Sie zeigen uns ebenfalls den Umfang subaräischen Gebietes an, das sich im zweiten Jahrtausend bis nach Ugarit in Syrien und bis nach Kappadokien ') Nur aus dem westlichen Grenzgebiet Subartus in Kleinasien (Kültepe) haben wir im Aniang des zweiten Jahrtausends Quellen, und diese bringen uns wenigstens einige subaräische Namen, wie es bei einem solchen Übergangsgebiet ja auch kaum anders zu erwarten ist. Vgl. § 1 2 1 , 7. ») Vgl. § 108 f. 3) Vgl. § 16. 4) Vgl. j j n o f f . 5) Vgl. § n 5 . ') Vgl. § 1 1 6 . 7) Vgl. § 1 1 7 . ») Vgl. § 1 1 9 . 9) Vgl. § i 2 8 f f .

III. Ergebnisse (§ 138).

199

hin erstreckte. Daß die Ausdehnung subaräischer Kultur erst den Hurriern zuzuschreiben sei, muß als eine durch nichts erweisbare Behauptung abgelehnt werden. Machen bereits Sprache und Pantheon es wahrscheinlich, daß die Bewohner Subartus sich ihrer Rasse nach von den benachbarten Völkern unterschieden haben, und daß wir in ihnen die Vorfahren der heutigen vorderasiatischen (armenoiden, taurischen) Rasse zu erkennen haben, so wird diese Annahme durch anthropologische Momente bekräftigt. Vor allem sind es die Kunstdenkmäler subaräischen Gebietes, die uns einen Rassentyp zeigen, der dem vorderasiatischen völlig entspricht, so daß wir geradezu von einer subaräischen Rasse sprechen können *). Hier haben die Ausgrabungen des F R E I H E R R N VON O P P E N H E I M auf dem Teil Halaf und Gebelet el-Beda klar erwiesen, daß dieser Rassentypus nichts mit den »Hethitern« zu tun hat, deren Herrschaft sich nie bis ins Chaburquellgebiet erstreckte. Umgekehrt hat sich vielmehr subaräisches Volkstum bis ins Hethiterreich hinein erstreckt: große Gebiete desselben hatten subaräische Grundbevölkerung. Da man durch die Denkmäler zuerst auf die Subaräer des hethitischen Reichsgebietes aufmerksam wurde, nannte man sie fälschlich »Hethiter«, ohne sich darüber klar zu sein, daß »Hethiter« ein rein politischer Begriff ist. Die subaräischen Teile des Hethiterreiches sind nur die westlichsten Ausläufer des subaräischen Gebietes, ebenso wie die Gegenden des Osttigrislandes bis nach Urartu hin die östlichsten Ausläufer Subartus darstellen. Als Zentrum des Subaräertums ist mit größter Wahrscheinlichkeit das Chaburquellgebiet mit dem Teil Halaf anzusehen, der uns auch das umfangreichste archäologische Material geliefert hat. Als ältestes davon ist in erster Linie die massenhafte B u n t k e r a m i k zu nennen, die uns jetzt eine relative zeitliche Bestimmung dieser ältesten Kultur Vorderasiens ermöglicht2). Da bisher nur ein kleiner Teil des gewaltigen Ausgrabungskomplexes untersucht ist, ist damit zu rechnen, daß künftige Ausgrabungen, die unbedingt gefordert und gefördert werden müssen, uns weitere wichtige Aufschlüsse über die älteste Kultur Subartus geben werden, und zwar nicht nur über ihren materiellen, sondern auch über ihren geistigen ') Vgl. §131. 2 ) Vgl. §132.

200

III. Ergebnisse (§ 138).

Gehalt'). Von letzterem erhalten wir erst aus späterer Zeit Kunde: durch die Steinbilder des Gebelet el-Beda und des Teil Halaf selbst. Die vielfach auf Vorurteilen beruhende falsche zeitliche Beurteilung, die die Teil Halaf-Skulpturen erfahren haben, sodaß man sie teilweise bis an den Anfang des ersten vorchristlichen Jahrtausends hinabgesetzt hat, ist teils durch den Ausgräber selbst, vor allem aber durch E. H E R Z F E L D S eingehende stilkritische Untersuchungen richtig gestellt worden 2 ): sie sind die wertvollsten Zeugen für die urtümliche, arteigene Kultur der subaräischen Rasse und zeigen, daß der subaräische Kulturkreis, der uns bereits durch seine Buntkeramik als ein maßgebender Faktor des alten Vorderen Orients entgegentritt, als selbständig neben dem babylonischen anerkannt werden muß. Namenthch verdankt die Kunst Assyriens einen großen Teil ihrer Eigenart der Kultur Subartus, auf dessen Boden das Zentrum des assyrischen Reiches lag. Auch im Hethiterreiche hat sich namentlich in dessen letzter Zeit der Einfluß der subaräischen Reichsteile in hohem Maße geltend gemacht: Hattusil III war seiner geistigen Einstellung nach ein »subaräischer Hethiter« 3). Es ist sehr wohl möglich, daß auch die sogenannte hethitische Bilderschrift, die ihrem ganzen Wesen nach keine Erfindung des ausgehenden zweiten Jahrtausends sein kann, eine Renaissance altsubaräischer Kultur bedeutet, die durch die Vorliebe der späthethitischen Herrscher für das Subaräertum hervorgerufen worden ist 4). Da aber der Boden des gewaltigen Subartu bisher nur wenig vom Spaten berührt ist, können wir uns von der wahren Bedeutung dieses Landes für die Kulturgeschichte des Vorderen Orients noch kein in allen Einzelheiten klares Bild machen. Soviel ist aber schon heute zu erkennen: Die Kultur des Vorderen Orients ist nicht allein eine Schöpfung der Sumerer, wenn wohl auch die wertvollsten geistigen Errungenschaften dieser Kultur ihnen zugeschrieben werden müssen. Auch das außerhalb des Alluviallandes von Euphrat und Tigris gelegene Mesopotamien nebst den im Westen, Osten und Norden angrenzenden Gebieten hat, bereits ehe die Sumerer in Babylonien einwanderten, eine ') ') 3) 4)

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

§133. § 134. § 135. § 136.

III. Ergebnisse (§ 138).

201

besondere Kultur besessen, die wir in ihren Ausmaßen und Auswirkungen erst allmählich zu erfassen vermögen, nämlich die s u b a r ä i s c h e . Sie spiegelt die Eigenart einer besonderen Rasse, der vorderasiatischen oder besser »subaräischen« wieder, deren Sprache ebenfalls als arteigenes Produkt ihres Geisteslebens zu werten ist. Trotz des verschwindend geringen Umfanges von Ausgrabungen auf dem Gebiete Subartus zeigt es sich, daß diese Kultur ihre eigene Entwicklung gehabt hat, die uns auf ihrem Höhepunkt ganz charakteristisch auf dem Teil Halaf im Chaburquellgebiet vor Augen tritt. Sie hat zweifellos einen großen Anteil an der Entwicklung des Alten Orients gehabt, den im einzelnen festzustellen erst die Zukunft ermöglichen wird. Die Aufmerksamkeit auf diesen Kulturfaktor zu lenken, war unsere Aufgabe; und wenn wir uns auch nicht verhehlen wollen, daß wir heute noch manche Einzelheiten schief oder gar unrichtig beurteilen dürften, so wird unsere Arbeit doch nicht vergeblich gewesen sein, falls sie dazu beitragen sollte, die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf den bisher fast ganz vernachlässigten Kulturkreis gelenkt zu haben, der uns hier beschäftigt hat: den s u b a r ä i s c h e n .

Index für wichtige Stellen. (Die Ziffern bezeichnen die Seiten.) Adab 32. Adad-nirari I 51. 55. Agabtag 140. ajarafii 96. Akkad 34. 69. 81. 82. Akkader 185. Akkadisch 16. Aleppo 51. 123. 134. 166. Alläni 172. Alzi 124. Amanus 117. Amarnatafeln 49. Ammizaduga 82. Amuniter 149. Amurru 69. 81. 160. Anäan 61. 81. 87. 89. 90. 114. 118. 119. Antiochus von Kommagene 186. Antu 171. Arallu 110. Arat 97. Arier 130. 161. Arinna 167. Ari-sen 143. Arman 51. Armenien 197. Arpachiye 178. Arrapha 104. 116. Asarhaddon 59. 125. Aääur 146. Assyrer 194. Assyrien 52. 54. 61. 92. 93. 123. 126. 187. Aätapen 171. 172. Astrologie 125. aätu 96. Aätüpinu 65. Aäur-ah-iddina 59. 125. A5ur-nä§ir-apli I I 59. 125. Aäur-uballit I 55. babilili 134. Babylon 134. Babylonisch 134. Bilderschrift 191.

Blau-Denkmäler 185. Blutindex 14. Boghazköi 51. 130. 153. Buntkeramik 21. 177.199. Chaburquellgebiet 163. Chian 162. Comana 123.

152.

Dattaääa 123. DSr 81. Derbendi-Seihän 145. Dezimalsystem 194. Dilbat 101. 140. Dulia, Dulija 106. 137. Dunip 158. Eanna 116. Eannatum 35. 36. 37. 114. Ebla 51. Elam 18. 69. 81. 84. 114. 119. ene 65. Enlil-nirari 60. Erzlagerstätten 180. Eänunna 81. 82. 103. 119. 121. 143. Euphrat 97. Fecherija 122. Ganhar 146. Gasur 136. Gebelet el-Be(}a 182. 185. 187. 188. Geburtsomen 94. öemdet Nasr-Periode 8. 185. 196. Geographische Listen 60. Gilgamesch 193. Gobryas 54. Greif 186. Gubaba 67. Gubarru; s. Gobryas.

Gutäer 151. Gutium 81. 87. 103. 110. 119. 120. Ç a j a n 162. Jiajani 98. IJaligalbat ; s. JJanigalbat. Qalpâ ( = Aleppo) 51.123. 166. Çamazi 119. Hammurapi 36. 45. 46. 47. 48. 119. Çanigalbat 140. hârali 95. Çattier 19. 175. JJattisch 15. 154. Çattuâa 154. H a t t u â i l I I I 144. 160.161. 189. 191. 200. Çawilum 142. 143. ÎJeba; s. Çepa. Helios 187. Hepa 138. 159. 168. Çepet 138. 159. 167. 168. 172. 188. Hethiter 16. 175. 176. 198. 199. hijaroha 97. Horiter 162. g u b u r 27. 109. 110. hurla 130. hurlili 130. 153. Çurrier 121. 132. 134. 135. 138. 157. 174. 197Hurrierwanderung 138. ilurriländer 134. Hurritisch 130. 132. 133. 153- 155- 198. &U1TU

131.

hurruhe 131. HurSit 144. hurwu 131. ¿urwuhe 131. Hutellurra 172. Htutena 172. Huwawa 192.

203

Index. Quzzija 191. Hyksos 161. Jasylykaja 188. Ibi-Sin 45. 89. 119. 136. Idole 188. Jerusalem 159. Indogermanen 1. Iran 18. Irqata 49. Irrite 169. Imipi 162. Iäbi-Era 91. ISJjara 172. Jupiter Dolichenus 187. Kadmuh 162. Kafcat 169. Kambuzija, Kambyses 54. KaneS 148. 149. Kapara 183. Kardaka 105. Karkemisch 179. 186. Kassiten 19. 52. 86. Kaukasussprachen 15.127. Kerkuk 128. Kikia 147. 148. Kikkule 147. Kisari 146. kiéSatu 81. m . 1 1 2 . Kommagene 187. König der Gesamtheit 81. 89. 92. 1 1 2 . 1 1 7 . König von Subartu 86. 1 1 2 . 125. Kültepe 1 4 8 . 1 4 9 . 1 5 0 . 1 5 1 . 198. Kumanni 123. 160. Kumarbi 64. 143. 172. Kupfer 179. Kurigalzu I I I 52. 60. Kurzköpie 13.

Mamma 100. Mandavolk 83. 84. Mardaman 137. 139. 144. Marhaäi 44. 110. 1 1 7 . Masri 1 3 1 . Mischgestalten 189. Mitannier 121. 135. 190. 198. Mitannisch 129. 198. Mitannu 51. 121. 127. 128. 130. 172. Muräd-Su 118. Muräil I 121. 134. 169. I I 161. Mygdonia 132. Nabû-aplu-uçur 53. Nabû-kudurri-uçur 53. Nabû-na'id 53. namallu 95. Ñamar; s. Nawar. namru 104. Naparbi 67. Naräm-Sin 43. 1 1 7 . 143. 153- 170. Nasier 175. Nawar 139. 142. 143. 144. Nemrud-Dagh 186. Nija 159. Niniveh 22. 149. 154. 170. 178. 195. Nippur 128. 141. Nu&aääe 28. 159. Nupatig 1 7 1 . Nuzi 136. 163. 190. Omentexte 69. Osttigrisland 142.

Lullu 18. Lullubu 146. Luwier 14. 198.

Palé 182. Parahäe; s. Marhaäi. Partâfci 68. Pasargadae 90. Pentib-äam 160. Pflanzennamen 98. Pigmentierung 104. Pir Hüseyin 98. 118. pitqu 96. Pitru 100. Pianokonvexe Ziegel 10. Puhija 144. Puli 140. putki 96. m Putu-Hepa 144. 160. 189.

Maëri 38. 152. Maiten 129. Malgû 119. Mamanu 61. 62.

Qatna 158. Qinça 51. 123. Qiçwadna 51. 123. 167. 189.

Lagaä 35. Lastwagen 95. 180. Leberschau 93. Libanon 118. Literatur, religiöse 61. Lugal-anni-mundu 31. 32. 36. 1 1 5 .

160.

Rabengesichter 174. Ras Samra 107. 155. Rasse amurritische 4. 17. aralische 4. 6. 104. 173. armenoide; s. subaräische. dinarische 14. hamitische 3. mediterrane 3. nordische 1. 2. orientalische; s. amurritische. subaräische 14. 23. 194. 196. 199. sumerische; s. aralische. vorderasiatische; s. subaräische. westische; s. mediterrane. R!b-Addi 50. Rlm-Anum 102. Sadikanni 67. sagir 109. Samanminuhe 67. Samnuha 67. Samuha 155. 170. 172. 189. 191. 192. sarme 95. Sarru-kin 34. 36. 39. Sasili 60. 124. Saäru 148. Sauäka 65. 154. 155. 170. 172. Sauääatar 129. äbr 107. Schilddrüse 2. Semiten 3. Sendjirli 184. 186. Setiräa 139. Siegelzylinder 186. Simike 169. 1 7 1 . 188. Simurru 144. 146. Sonnenadler 186. Sonnendarstellungen 188. Steilköpfe 13. 16. Steinskulpturen 182. Stierfiguren 188. Stierköpfe 188. Streitwagen 180. äu'ar(a) 1 1 1 . subar 109. 1 1 0 . Subar 102. Subaräer 54. 55. 56. 57. 58. 62. 101. 102. 105. 124. 132. 133. 136. 179. Subartu 23. 69 u. o.

204 Subaru, Subaru 29. 49. 50. 51. 60. 98. 99. 1 2 1 . 123. 124. subir 109. Subria 112. 1 1 3 . 123. subur 110. sugir 109. Sulmänu-aäared I 55. Sumerer 6. 7. 8. 9. 10. 1 1 . 12. 173. 185. 195. Suppiluliuma 161. 191. Süra 112. 1 1 3 . 123. Süria (Zvpia) i n . 1 1 3 . SuriaS 19. Suru 50. Sutium 116. Synchronistische Geschichte 59. TSdi 64. 67. 171. TellHalaf22.149.176.178. 181. 182. 189. 193. 195. Teil Ta'annek 159. Tempelturm 8. 9. 10.

Index. Teäeba 166. Teäup 65. 1 1 2 . 138. 140. 143. 147. 166. 168. 169. 188. Tierkapellen 183. Tiglathpilesar I 57. 123. 162. Tigris 98. Tilmun 81. Tukriä 18. 120. Tukulti-Nimurta I 55. I I 58. Turukki 118. Tuäratta 97. 127. 135. 153. 155- 190. Ubaid-Periode 8.178.195. Uda 167. Ugarît 107. 155. 158. 163. 171. UfeuSuman 169. ulnu 98. Ummi-Çepet 100.138.167. Ur 35. 84. 89. 90. 119.

Urartäisch 164. 165. Urat 97. Urhi-Teäup 161. Urkiä 142. 143. 171. Ur-Nanäe 35. Uruk-Periode; s. WarkaPeriode. Urut 97. 118. Uäpia 146. 148. Warka-Periode 8. 196. Waäukanni 122. 129. 153. 163. 169. 182. WiäaiSaphi 172. Wollarten 94. Wollweberei 181. zalhu 96. Zedemgebirge 1 1 5 . 167. Zeus 187. Zigulae 119. 136. Ziribasan 135. Zizanu 65.

117.

HANDBUCH DER ALTORIENTALISCHEN GEISTESKULTUR Von Professor D. Dr. A l f r e d J e r e m i a s . Zweite, völlig erneuerte Auflage. Oktav. X V I I I , 508 Seiten. Mit 260 Bildern nach den Monumenten und einer Sternkarte und ausfuhrlichem Sachregister. 1929. R M 24.—, geb. 26.— »Mit dieser übersichtlichen Zusammenfassung alles dessen, was über die sumerisch-babylonische Religion, Mythologie und Kultusformen bekannt und für die vergleichenden Studien von Bedeutung ist, kommt der Verfasser einem dringenden Bedürfnis entgegen. Jeder Unbefangene wird den Eindruck gewinnen, daß das Bild, das hier von der altorientalischen Geisteskultur entrollt wird, im Sinne einer einheitlichen, auf der Harmonie der kosmischen und irdischen Vorgänge gegründeten Weltanschauung, die auch dem historischen Stil eine astrale Färbung gibt, richtig ist.« Deutsche Literaturzeitung.

ALTORIENTALISCHE TEXTE UND BILDER ZUM ALTEN TESTAMENT herausgegeben von Professor D. Dr. H u g o G r e s s m a n n . neugestaltete und vermehrte Auflage. Lex.-Oktav.

Zweite, völlig

ALTORIENTALISCHE T E X T E ZUM ALTEN TESTAMENT. In Verbindung mit Prof. Dr. Erich Ebeling, Prof. Dr. Hermann Ranke, Prof. Dr. Nikolaus Rhodokanakis herausgegeben von Prof. D. Dr. Hugo Greßmann. X , 478 Seiten. 1926. R M 27.—, geb. 28.80 A L T O R I E N T A L I S C H E B I L D E R Z U M A L T E N T E S T A M E N T . Gesammelt und beschrieben von Prof. D. Dr. Hugo Greßmann. Zweite, völlig neugestaltete und stark vermehrte Auflage. Mit einer Karte des alten Orients. X I I , 224 Seiten und 260 Tafeln auf Kunstdruckpapier. 1927. R M 34.20, geb. 36.— »Das Werk ist für ein geschichtliches Verständnis des Alten Testaments unentbehrlich und bietet durch seine Texte und seine Abbildungen eine prächtige und lebensvolle Illustration zu all den verschiedenen Stücken und Seiten des Alten Testaments. Daß alles, was die »Texte« mitsamt den Anmerkungen bieten, von vollkommener wissenschaftlicher Zuverlässigkeit ist, dafür bürgen die Namen des Herausgebers und der Mitarbeiter.« Kirchenblatt fiir die reform. Schweiz.

Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35, Woyrschstr. 13

REALLEXIKON DER ASSYRIOLOGIE Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter herausgegeben von E r i c h E b e l i n g und B r u n o

Meißner.

Lexikon-Oktav.

Vorgesehen sind

zwei Bände im Umfang von etwa 100 Bogen Text und ungefähr aoo Einschalttafeln. Band I : A—Bepaste.

X I , 483 Seiten, 59 Tafeln.

1932.

Subskriptionspreis R M 47.50, geb. 50.— In den Museen und Sammlungen der Alten und Neuen Welt hat sich im Laufe der Zeit ein ungeheures Material zur Geschichte und Kultur Vorderasiens angesammelt. Wohl kein Gelehrter ist heutzutage fähig, dieses auch nur soweit, wie es veröffentlicht vorliegt, zu umfassen. Eine Z u s a m m e n f a s s u n g des S t o f f e s in k u r z e r , z u v e r l ä s s i g e r F o r m war daher ein Desiderat der Wissenschaft. Dieses, unter Mithilfe zahlreicher Fachgelehrter, zu erfüllen, ist der Zweck und das Ziel des neu erscheinenden Reallexikons der Assyriologie. »Wenn man nun den Inhalt des ganzen I. Bandes überschaut, so ist anzuerkennen, daß überall die besten Sachkenner für die einzelnen Artikel gewonnen sind und daß man gut und ausführlich genug unterrichtet wird...« Theologische Literaturzeitung

BABYLON DIE H E I L I G E S T A D T NACH D E R BESCHREIBUNG DER BABYL O N I E R . Von E c k h a r d U n g e r .

Mit 56 einfarbigen und einer mehr-

farbigen Tafel und mit einem Stadtplan. Groß-Oktav. X V , 38a Seiten. 1931.

R M 26.10, geb. 28.80

» . . . eine äußerlich ebenso ansehnliche wie inhaltlich sehr beträchtliche Leistung dar, gemäß dem timfassenden Aufwand an Fleiß und wissenschaftlicher Forschung, jahrelanger Vorbereitung. . . .« Orientalische Literaturztg. Nr. 3, 1932.

Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35, Woyrschstr. 13

HETHITISCHE STUDIEN Von J o h a n n e s F r i e d r i c h . 1. D E R H E T H I T I S C H E SOLDATENEID. II. S P R A C H L I C H E S Z U DEN H E T H I T I S C H E N GESETZEN. Oktav.

50 Seiten.

1924.

R M 2.50

(Sonderabdruck aus der Zeitschrift fiir Assyriologie. Neue Folge. 1. und 2. Band.)

KLEINASIATISCHE SPRACHDENKMÄLER Zusammengestellt von J o h a n n e s F r i e d r i c h . Oktav. 157 Seiten.

1932.

R M 9.80

(Kleine Texte Nr. 163.)

SUMERISCHE UNTERSUCHUNGEN Von A r n o P ö b e l . I und I I .

Oktav.

54 Seiten.

1927.

R M 4.—

(Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Assyriologie. Neue Folge. 2. und 3. Band.) I I I und I V .

Oktav.

50 Seiten.

1929.

R M 5.—

(Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Assyriologie. Neue Folge. 4. und 5. Band.)

DIE ORIENTALISCHEN RELIGIONEN IM HELLENISTISCH-RÖMISCHEN ZEITALTER Eine Vortragsreihe.

Von H u g o G r e ß m a n n .

Text und 1 Karte. Oktav.

179 Seiten.

1930.

Mit 58 Abbildungen im R M 8.—, geb. 10.—

Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35, Woyrschstr. 13

IRANS AUFSTIEG Z U M NATIONALSTAAT IM FÜNFZEHNTEN JAHRHUNDERT Von W a l t e r H i n z , Dozent an der Universität Berlin. Mit 8 Tafeln und 4 Karten.

Groß-Oktav.

175 Seiten.

1936.

Gebunden R M 8.60

Das Buch schildert den Aufstieg Irans zum Nationalstaat, die Entstehung des Nationalreichs der Safaviden, eines Reiches, auf das auch das heutige Iran in seinen wesentlichen Bestandteilen zurückgeht. Es behandelt einen Geschichtsablauf, der sich über die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts erstreckt und in dem man eine Art morgenländisches Gegenstück zur gleichzeitigen Renaissance des Abendlandes erblicken kann, an Vielfalt und Buntheit der äußeren Erscheinungen dieser vergleichbar, bisher aber praktisch unerforscht.

DER ORIENT UND WIR Sechs Vorträge des Deutschen Orient-Vereins Berlin. Februar 1935.

Groß-Oktav.

Mit 16 Tafeln.

Oktober 1934 bis

V I I I , 137 Seiten.

1935.

Kart. R M 3.20 Inhaltsübersicht: W. W e b e r entwickelt die Triebkräfte der altorientalischen Geschichte aus dem Gegeneinanderwirken

der alten Stromtal-

kulturen und der in sie einbrechenden Völker des Nordens. H . H. S c h a e d e r verfolgt das Spannungsverhältnis Europa/Vorderasien von Alexander dem Großen bis zur Gegenwart.

E. K ü h n e l würdigt die Abhängigkeit und

Eigenleistung der islamischen Kunst und ihre Analogie zur nordischen Ornamentik. H. L ü d e r s überblickt das Ganze der indischen Kultur und ihrer Erforschung und O. F r a n k e die Entwicklungsstufen des chinesischen Staates. O. K ü m m e l charakterisiert die Hauptleistungen der chinesischen und japanischen Malerei und Plastik in ihrer Eigenart und ihrem Verhältnis zu Europa.

Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35, Woyrschstr. 13