Sämtliche Werke: Band 2 Salomon. Glückswechsel. Wie gewunnen so zerrunnen. Mammons Sold. Saul
 9783110866629, 9783110058833

Table of contents :
Salomon
Glückswechsel
Wie gewunnen
Mammons Sold
Saul
Variantenverzeichnis
Nachwort der Herausgeber
Inhalt des zweiten Bandes

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S P A N G E N B E R G , S Ä M T L I C H E W E R K E II

w DE

G

AUSGABEN D E U T S C H E R LITERATUR D E S XV. BIS XVIIL J A H R H U N D E R T S

unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roloff

WOLFHART

SPANGENBERG

SÄMTLICHE WERKE

WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • N E W Y O R K 1975

WOLFHART S P A N G E N B E R G SÄMTLICHE WERKE unter Mitwirkung von

ANDOR TARNAI herausgegeben von

ANDRÄS

VIZKELETY

ZWEITER

BAND

Salomon bearbeitet von

MARTIN BIRCHER Glückswechsel — Wie gewunnen so zerrunnen — Mammons Sold — Saul bearbeitet von

ANDRÄS

VIZKELETY

WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • N E W Y O R K 1975

CIP-Kur^titelaufnähme der Deutschen Bibliothek Spangenberg, Wolfhart [Sammlung] Sämtliche Werke / unter Mitw. von Andor Tarnai hrsg. von Andräs Vizkelety (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. [achtzehnten] Jahrhunderts) Bd. 2. Salomon / bearb. von Martin Bircher. Glückswechsel. Wie gewunnen so zerrannen. Mammons Sold. Saul / bearb. von Andräs Vizkelety. ISBN 3-11-005883-9

Copyright 1975 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit öc Comp. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz 6c Bauer, Berlin 61

D A S G E R I C H T SALOMONIS / E I N G E I S T L I C H E COMCEDIA, W I E SALOMO D E R K Ö N I G I N ISRAEL V O N G O T T W E M H E I T U N D V E R S T A N D B I T T E T / DASSELB E R L A N G E T : U N D DARAUFF EIN VERNÖNFFTIGES U R T H E I L / ZWISCHEN ZWEYEN W E I B E R N U N D I R E N K I N D E R N / F Ä L L E T . A U B D E M D R I T T E N C A P I T T E L / DEQ E R S T E N B U C H S D E R K Ö N I G E / G E N O M M E N : U N D NE= BEN A N D E R N UMBSTÄNDEN / SPIELWEIß VERFASSET / DURCH LYCOSTENEM P S E L L I O N O R O S A N D R O P E D I A C U M .

©aß ®m'd)t Sdmonty Q5tifX\X^t ComardiaÄft diurnofccrKtfmgto3fraeí cernitoti &iu«/t>a>(((& erlang«; ^iífcarauff(m»tmunff Daß auch offt fromme Eltern eben An Kindern groß hertzleyd erleben Wie dann der König David from Erlebt an seim Sohn Absolom.

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Wolf hart Spangenberg

275 Der so Gottloß über die Maß / Aller Kindlichen Trew vergaß. Verfolgt sein eignen Vatter sehr: Biß ihn Gott endtlich straffet schwer. Daß ihm mit drey Spiessen sein Hertz 280 Durchstochen ward mit grossem schmertz. Deßgleichen Davids erster Sohn Nämlich der schnöd unkeusch Amnon: Der auß unordentlicher Lieb / Mit seiner Schwester Blutschand trieb: 285 Weichs an ihm Absolom thet rächen Und ließ ihn an dem Tisch erstechen. BENAJAH.

Und wie thet Adonia auch: Der sich / nach auffrührischem brauch / Auffwarff für einen König eben / 290 Da doch David noch war im Leben : Und wolt also dadurch zugleich Dem Salomon entziehn das Reich. Weichs wie es ihm letzlich bekommen / Das habt ihr zweiffels ohn / vernommen. 295 Dann weil er über diese That / Noch freventlich begehret hat Die Abisag seins Vatters Weib / Hat Er sich gar bracht umb sein Leib. 7") Dann ich ihn / auffs Königs Gebot 300 Mit deß Schwertsschärffe schlug zü todt. ZADOCK.

David hat von sein Kindern zwar Viel Creutz / Leyden und groß Gefahr Erleben müssen. Doch endlich Hat er wider erfrewet sich

Gericht Sahmonis

305 Uber seinen Hertzlieben Sohn Den Gehorsamen Salomon / Der mit viel Tugendt ist geziert: Und auff seins Vatters Stul regiert. BENAJAH.

Mich wundert daß so grosse Tugendt 310 Leuchtet in seiner zarten Jugend. Dann Salomo der geht fürwar Nun erst ins vier und zwantzigst Jahr: Und hat doch so hohen verstand / Daß sich sein frewt das gantze Land. 315 Er ist Gottsförchtig auch darbey: Und liebet Gott von Hertzen frey. ZADOCK.

Das dritt Jahr wird jetzt erst gezehlt / Daß wir ihn zum König gewehlt: Und ihn gesalbet / wie ihr wist / 320 Auffs seins Vatters Befehl ohn List. Daß er nun so sitsam regiert / Und auch mit Tugend ist geziert: Solchs wir nechst Gott / zu dancken han Dem frommen Propheten Nathan: (A 8r) 325 Der ihn in seiner zarten Jugend: Gelehret alle Zucht und Tugend: Und ihn / mit Gottesfurcht darneben / Gewehnt zu eim züchtigen Leben.

BENAJAH.

Ja fürwar! Wo man nit helt Zucht / 330 Da wird die Jugendt halt verrucht: Und Gottloser von Tag zu Tag.

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Wolßart Spangenberg ZADOCK.

Es ist jetzt ein gemeine Klag, Bey allen Eltern vast gemein: Die geben nur die Schuld allein 335 Den Kindern: Daß sie rechter massen Sich nit mehr wollen ziehen lassen. Aber wann mans betracht wolan! So seind die Eltern schuldig dran: Die solchs im anfang nit betrachtn, 340 Und der Kinderzucht wenig achtn. Ja / weil ihr liebes Sönelein Noch ist ein Kind / hübsch / zart und fein / Muß man sittlich mit ihm umbgehn / Und ihm all Boßheit übersehn: 345 Auff daß man mit dem lieben Kind Ja nit etwan fahr zu geschwind. Da läst man ihm zu lang den Zaum: Biß daß erwachsen ist der Baum: Dann läst er sich nit biegen mehr: 350 Und ist umbsonst / Zucht, Straff und Lehr. ( A 8V)

BENAJAH.

Wolan I Ich danck ohn allen spott / Von Hertzen grund meim lieben Gott Daß er uns jetzo hat beschert Ein Frommen König hoch geehrt. 355 Der wöll ihn auch lang lassen leben Und ihm Verstand und Weißheit geben. ZADOCK.

Amen, daß wünsch ich gleicher gstalt. Doch Benajah wir werden balt Gen Hof jetzt müssen alle beyd: 360 Dann ich vom König hab bescheit, Daß er werd in eigner Person

Gericht Salomonis

Verreysen hin gen Gibeon, Dem H E R R N ein Opffer da zuthun. BENAJAH.

Wolan! So last uns gehen nun.

Der Ander Act. Seena I. N A B A L / DER N A R R .

365 E Y ! Wie geht mirs so wunderbar I Ich lauff umb wie ein ander Narr / Und such die Kluge weise Frawen. Aber ich kan sie nirgend schawen. In dem ich sie such hie und dort / 370 So zeucht dieweil der König fort. (B 1ry Ja / mein Herr König Salomon / Der zeucht dahin nach Gibeon: Und sagt mir davon nit ein Wort. Gott geb wo ich bleib: Er zeucht fort. 375 Nun muß ich erst dem hellen hauffen / Mit grosser Müh / zu Fuß nachlauffen. Den Weg hett ich wol können sparen Wer ich mit dem König gefahren. Pfuyl pfuyl Wie werde ich nur schwitzen 380 Ich will zuvor hie nider sitzen: Und mir ein zimlichs R&uschlein sauffen: So kan ich desto besser lauffen. Ehem! das war ein guter zug. Mich dünckt ich hab noch nit genug: 2 Spangcabcrg II

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Wolf bart Spangenberg

385 Ehem! das mag ein trunck wol seyn. Gott Lob, es wechst doch hewr auch Wein / Wans war ist wie die Bawren sagen. Soll ich die Fläsch dann mit mir tragen ? Ich furcht sie werde mir zu schwer. 390 Ich will sie außtrincken viel mehr. Soll ich sie tragen auff dem Rucken ? Es ist heyß: sie wird mich hart trucken. Ich trag den Wein sänffter im Bauch. Ich will sie frey außlehren auch. 395 Ehem! Eheml der Trunck der schmeckt. Ich mein ich hab mein Halß gestreckt Und kans doch nit außtrincken gar. Heyl es muß doch auch nicht seyn zwar. Ich will die Fläsch da lassen stehn: 400 Und eylen meinen Weg zu gehn.

MIRMA.

J a , du wirsts wähnen. L u g vor recht. MEROB.

Ach! es ist todt allerdings schlecht.

Gericht

Sahmonis

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MIRMA.

Ey! wie ist ihm geschehen dann ? MEROB.

Ach Gott! Ich solchs nit wissen kan. 875 Dann ich war eest endschlaffen kaum: Da kam mir für / gleich als ein Traum / Daß man mir von der Seiten mein Weg nehmen wolt mein Kindlein klein: Und dunckt mich auch / ich hets empfunden / 880 Drumb wacht ich eylend auff zur stunden: Und griff balt nach meim lieben Kind, Und wolt es da säugen geschwind. Da lag es mir an meinem Arm Strack und todt. Ach daß Gott erbarm! 885 Sein Geist war gantz von ihm verzuckt. MIRMA.

Du hasts etwan im Schlaff ertruckt P MEROB.

Ach nein! Ich hab allzeit gut acht. MIRMA. 890

Ich hab ein grosse W ä s c h i m H a u ß : 1200 Ich w e r d nit können k o m m e n auß. M a n n spar es auff ein ander zeit. SARCHA.

F r a w / du hast den kurtzen bescheid. K o m s t u nit so strafft man dich frey / U m b fünff Seckel. Das merck darbey. MIRMA.

1205

Straff man mich u m b fünff Seckel g l e i c h : M a n w i r d d a v o n nit werden reich. W a s ist mir dran g e l e g e n e b e n : Ich will ihn all mein Säckel geben, W a n n ich allein behalt mein G e l t : 1210 Es seynd viel Säckel in der Welt. SARCHA.

F r a w ! D u darffst kein Gespött d r a u ß treiben. 4:

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Wolfhart

Spangenberg

MIRMA.

Ich kan nit lang bey dir hie bleiben. Ich muß gehn Laug zur Wäsch auffgissen. Wolt daß ihr mich zu frieden Hessen. SARCHA.

1215 Hola! Wart Weib! Hör noch ein Wort. Schawt! das los Weib laufft immer fort. Halt! Ich will an der Thören klopffen. MIRMA.

Ey so klopff allers losen Tropffen Du wirst mir mein Kindlein auffwecken, 1220 Und mit deim klopffen gar erschrecken. >

SARCHA.

Hörstu Fraw! gib kurtzen bericht Wiltu erscheinen: oder nicht. MIRMA.

Was soll ich thun ? Wo soll ich hinn ? Die ich allein im Hause bin: 1225 Und hab darzu ein Siugents Kind. Ja warlich! Man machts sonst geschwind Für Gericht: So man höret Klag. Da muß man stehn ein halben Tag. Ja wol / das ist mir gar nit eben 1230 Wer wolt meim Kind zusaugen geben ? Ich kan vom Hauß so lang nit bleiben: Ich hab auch noch viel Zyn zureiben. SARCHA.

Wolan! Ich dir solchs jetzund sag. Wirstu gestrafft solchs mir nit klag.

Gericht Salomonis MIRMA.

1235 Ich glaub ihr seyt all nit gescheyd. Solt ich ein solche lange zeit Von meim Kind bleiben ? kanst erachten Es müst daheim vor durst verschmachten / Doch will ich lugen, kan ich gehen: 1240 Und wann ich kom, werd ihrs wol sehen. SARCHA.

Es darff nit viel trotziger Wort: Du solt erscheinen an dem Ort / Vor Gricht: Wie es ist Brauch und Sitt: Und auch dein Kindlein bringen mit. (D 4r) 1245 Das will man habn insonderheit. Thu was du wilt du hast dein bscheidt. MIRMA.

Ja / zeuch nur hin. Wann ich thun solt / Nach meinem Sinn; was ich thun wolt So würd mich gwißlich niemand sehen, 1250 Morgents tags für Gerichte stehen. Aber wie soll ich ihm dann thun ? Wolan / ich will erscheinen nun. Wir haben alle beyde eben / Niemand der uns k6nn Zeugnuß geben: 1255 Dieweil wir in dem Hauß allbeyd Allein gewohnt ein lange zeit. Wann sie ja sagt: so sag ich Nein: Sagt sie Nein: sag ich ja allein. Ich lieg und schwere der gestalt 1260 Daß ich doch endlich Recht behalt.

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Wolf hart Spangenberg

Der Fünffte Act. Seena I. SALOMO / DER K Ö N I G : Z A D O C K / DER P R I E S T E R : A S A R J A / DER FÜRST:

JOSAPHAT

/ DER

CANTZLER:

NABAL

/

DER

NARR.

NABAL. 1 WEicht

auß dem Weg! macht platz! ihr Leut! Dann mein Herr / der König / wird heut Gericht halten / auff diesem Plan: Darumb so sey still jederman. (D4 v y 1265 Jederman sey still / das sag ich. Oder werd ihr erzürnen mich. Und nit still seyn: Ich thus euch sagen. So werde ich gewiß drauff schlagen. Seyt still in Gottes Nahmen fein. 1270 Der König komt schon da herein. SALOMO

kniet vor dem Königlichen Stul / sampt seinen Rathen und

spricht. GOtt gib dem König dein Gericht: Dein Grechtigkeit versag ihm nicht: Damit er dein Volck allezeit Bringe zu der Gerechtigkeit. 1275 Laß die Berge den Frieden bringen: Damit dem Volck mög wol gelingen. Damit das Elend Volck auff Erd Bey guten Recht erhalten werd / Daß er dem Armen helffe zwar

Gericht Salomonis

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1280 Und die Laster zerschmeisse gar. GOtt! Mann wird dich fürchten auff Erd / So lang die Sonn und der Mon wert. O GOtt! durch dein Weißheit allein / Wollestu mich regieren fein: 1285 Auff daß der Arme der da schreyet Von seiner Noth werde gefreyet. Und der Elende in der Statt / Welcher sonst keinen helffer hat Zuflucht bey mir mög finden fein. 1290 Laß mein Hertz auch genddig seyn Dem geringen und armen Mann: Auff daß ich ihnen helff alsdann:

Und daß ich sie von allem Bösen / Vom Trug und Frevel mög erlösen. 1295 Hochgelobet sey unser GOtt: Der GOtt Israel / der ohn spott Allein so grosse Wunder thut. Gelobet sey sein Nahm so gut, Welcher so herrlich ist bekannt. 1300 Ja / HERR / es müssen alle Land / So viel deren hie seyn auff Erden Allezeit deiner Ehr voll werden Gelobet sey deß HErren Nahmen! ZADOCK.

Amen! Hiermit sit^t der König auff den Stul: der Priester legt das Gset% Buch auff einen Tisch o f f e n : vnd spricht weiter 1305 Höret deß HErrn Ernstes Gebot! So spricht Gott der HErr Zebaoth. Du solt falscher anklag mit nichten Glauben geben / noch darnach richten.

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Wolf hart

Spangenberg

Daß du einem Gottlosen auch / 1310 Beystand wöllst thun nach bösen brauch. Ja / du solt auch in dem Gericht Keine Person ansehen nicht: Sondern den kleinen hören balt / Wie den grossen / gleicher gestalt. 1315 Und für niemand anders Person dich schewen: Sondern richten nach recht und Trewen. Dann das Gericht Ampt Gottes ist Der solchs wird rächen zu der frist.

Wolf hart Spangenberg

Darvon wollen wir jetzt Rathschlagen. Zadock! was thut ihr darzu sagen ? ZADOCK.

GOtt viel Weißheit verliehen hat Ewr Königlichen Majestat: 1505 Daß sie ohn zweiffei wol wiß nun, Was in der Sachen sey zuthun. Dann ich muß diß bekennen frey / Daß diese Sach gantz wichtig sey, Und reicht weit über mein Verstand. i5io Zwar ist auß dem Gesetz bekannt, Daß der deß Todtes schuldig ist Der eine Seel stilt mit list Demnach das ein Weib klagen thut Wie die ander ihr Fleisch und Blut 1515 Gestohlen hab, von ihrer Seit. Aber da erhebt sich der Streit. Daß diese solches leugnet gar: Und jene nichts beweiset zwar. Und haben beyde an dem ort 1520 Zum Fundament nur blosse Wort Sie können auch kein Zeugen stellen / Darnach man m6g das Urthel fällen. Weil sie ohn jemandes Beyseyn In einem Hauß wohnen allein. 1525 Also wist ich nichts bessers nun / Wie dieser Sachen wer zu thun: Also daß man wegen dieser That / Deß HErrn Mund frage umb Rath.

Die alles wollen zu Golde machen, 1985 Hah! hah! Ich muß der Thorheit lachen, Sie können Gold machen so frey, Und seynd doch all Bettler darbey. Es seynd die freyen Freyharts Knaben Die (ja! so lange sie Gold haben) 1990 So können sie auch Gold drauß machen: Ich kan auß Mehl auch wol Brot bachen /

Gericht Salomonis Wann ich auch Fewr und Wasser hab. Sie schneiden nit viel Speck darab: Es fehlt nit viel daß sie verderben / 1995 Und darbey auch schier Hungers sterben: Dann sie fürwar in dieser Sachen Nicht Gold, sondern nur Schulden machen. MIDAS.

Halts Maul, Du Narr! das rath ich dir: Schawt! Liebe Leut, so geht es mir: 2000 Den Furwurff muß ich hören an, Und auch den Spott zum Schaden han. Jederman meinen Wunsch außlacht Und mich gleich zu eim Thoren macht. Darumb hab ich mir vorgenommen 2005 Ich will nit viel zu Leuten kommen, Sondern gantz einsam hinfort Leben, Und mich in einen Wald begeben. Weil mich die Leute so vexiren Und mit Spott und Hohn tribuliren. 2010 Schawt! Wer kompt jetzund da herbey? Ich glaub daß diß Apollo sey ? APOLLO

(F 3vy

kompt tregt ein Harpffe vnd spricht.

O Holdselige Musica! Dich lobt und preist man billich ja. Dann du (sag ich / ohn allen schertz) 2015 Erfrewest aller Menschen Hertz: Deiner Seyten lieblicher klang, Und ein Holdseliges Gesang Deß Menschen Seel / Hertz / Sinn und Mut So kräfftiglich erfrischen thut. 2020 Dir hab ich mich in diesem Leben Gleichsam als gantz zu eygen geben.

6 Spangenberg II

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Wolf hart Spangenberg

Durch dich will ich Gott allzeit preisen Und ihm viel Lob und Ehr beweisen. Ja dir zu Ehren auch jetzund 2025 Ein Lied singen mit meinem Mund. In deme er anfahen will auff.

singen / kamt ein Sackpfeiffer vnd p f e i f f t

N A B A L spricht vytm Sackpfeiffer. Hola! halt still mein Bruder Veit. Es ist jetzund nit pfeiffens zeit. Laß hören was dieser wird singen. V E I T DER S A C K P F E I F F E R . 2030

Ey was frag ich nach diesen dingen, Nach seinem Geplerr und Gesang. Mich erfrewt der Sackpfeiffen Klang. APOLLO.

Hör auff, sag ich dir / du Bachant! VEIT.

Ey was hastu auch für ein Schand ? Sing du für dich: Ich Pfeiff für mich.

getragen. Ich will dir wol ein anders sagen / Ich habs vor unserm Dorff gesehen: 180 Da sich mit Digen schlugen zween: Die hieben zsammen so grewlich / Daß das Blut sprützet übersieh:

Glücksaechsel Doch G O T T gab G l ü c k zur selben Stund / Daß ihrer keiner w a r d v e r w u n d . 185 Ich sah es alls mit F r e w d e n an / Und hette gar kein schewens dran. V E I T DER

LANDTSKNECHT.

W o l a n ! du hast ein Helden M u t : Weil du kein schewen hast a m Blut / Ich glaub du fürchtst den Teuffei nicht. L I E N D L DER

BAWR.

190 A m Helden M u t mir nichts gebricht. J a / ich sag dir dieses zu letzt: Mein Hertz sich gar für nichts entsetzt. (A 6r} Dann h 6 r ! was sich bey uns zutrug. In unserm Dorff w a r ein D u r c h z u g : 195 D a kamen viel Reutter u n d Knecht / Wolten uns B a w r e n pochen schlecht / U n d fielen ins Dorff / mit Gewalt / Und zündents mit F e w r an als b a l d : Nahmen all unser Vieh mit sich. 200 Aber ihr keiner hielt den stich. Sondern sie rissen alsbald auß. Da w a r d i m Dorff ein w i l d e r Strauß. M a n schlug an die S t u r m g l o c k e n hart / Damals mein Hertz recht lebend w a r d / 205 Mein Leib auch gantz erzittert gar / D a gdacht ich bei m i r : N u n für w a r ! A n dem zittern merck ich ohn schertz, D a ß g w i ß mein Leib ist lauter Hertz. W i r wolten ihnen auch nachjagen: 210 Forchten doch sie möchten uns schlagen / Und wider nach dem Dorff heim treiben: Liessens inn G O T T E S N a m e n bleiben.

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Wolfhart Spangenberg V E I T DER LANDSKNECHT.

Wolan: Ich mercke nun gar eben / Du wirst ein feinen Landsknecht geben. 215 Du bist geschickt in allen dingen. Darauff will ich den Trunck dir bringen LENTZ DER B A W R .

Gsegn GOTT! Hah! mein frommer Landsknecht ? Ich thu bscheid, wie billich und recht. ( A 6vy

V E I T DER LANDSKNECHT.

Thu bscheit! ich habs außtruncken zwar. 220 Versuch den Krieg ein halbes Jahr / Als dann wirdt die erfahrung dich / Viel mehr berichten als gleich ich. LENTZ DER B A W R .

Ey 1 Was sagst, von eim halben Jahr ? Wann ich ein mahl anbeisse zwar / 225 So bleib ich beym Krieg ohne dauren: Kein Teuffei macht mich mehr zum Bawren Im Krieg da will ich Ehr erlangen Und solt ich gleich werden gehangen.

Der ander Act. V E I T DER LANDSKNECHT: LIENDT DER B A W R : H E R R HANS / DER P F A F F . VEIT.

Mein Bawr, schaw! wer kommt dort herein ? 230 Was mag das für ein Priester seyn?

Glückswechsel LIENDL.

Mich dunckt / der Pfaff sey mir bekannt: Und werd Herr Hans Unfleiß genannt. Er ist nicht lustig: Er bleibt stahn: Halt still! was wirdt er fahen an ? H E R R HANS.

235

Ja wol! Solt ich ein Priester bleiben! Was hülff mich mein lesen und schreiben /

Wann ich nit mehr bringe davon Dann außholhüppen / spott und höhn ? Ich bin nun vorgestanden zwar / 240 Meinem Kirchspiel vast zwantzig Jahr. Jetzund führet der Teuffei her Den stoltzen Doctor ohngefehr. Der uns nun erst will reformiren Und nach seinem Kopff reguliren. 245 Es hett ihm angestanden bas / Er wer blieben bey seim Harmglaß: Und hett dafür Recept geschrieben. O wüst man was er hat getrieben. Er ist auch nicht so gar Glasrein. 250 Doch hofiert er damit allein / Dem schönen Jesuiter Orden / Ist unser Reformator worden: Es seynd fürwar wir armen Pfaffen / Doch nur der Jesuiter Affen: 255 Die uns mit ihrem reguliren So marter übel thun vexieren. Es ist doch je die Sach gering / Und zu thun umb ein schlechtes ding: Darumb der Doctor mich besagt / 260 Vor unserm Bischoff hat verklagt. Er kam in unser Kirch / als ich Die Meß gleich las andächtiglich:

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Wolf hart

Spangenberg

Da hat er mich in Worten schlecht Gefährt / gleichsam als wers nicht recht / 265 Weil ich im Credo diese wort / Auß Einfalt / hett gesungen fort: (A 7"} Credemus in DEUM Patrum. Das wil er mir gar stossen umb: Und sagt es sey nicht gut Latein. 270 Wie dann das ander auch soll seyn: Da ich im Agnus DEI bald Gesungen hab / solcher gestalt: Qui tollis peccata munda. Da spricht er; es seyn vitia. 275 Das kan ich zwar nun nicht verstehn: Und muß es so lassen geschehn. Ist ihm aber das DEUM recht ? So gilt mir auch das Patrum schlecht: Dann es wirdt ja beydes ohn spott / 280 Zugleich geredt von einem GOTT. So kan das ander auch allein / Sammer botz wurst! nit unrecht seyn. Und zwar ist inter i und a Ein schlechte Differentia. 285 Ich habs gelesen für zwey a Qui tollis peccata munda. Er macht ein i, a, drauß zur frist / Weil er ein grober Esel ist. Doch schawt nur seinen Übermut! 290 Was er mir über das noch thut. Ich wolt mein Ignorantz erkennen / Und mich frey einen Sünder nennen. Und sprach: Herr Doctor! merckt mich recht: Ich bin kein Doctor: sondern schlecht 295 Ein armer Peccatorius: Da hieß er mich ein Asinus: (A 8ry Sprach: Ich solt han gesagt darvor /

Glückswechsel

Ego sum pauper peccator. Solt dann Peccator (als ich mein) 300 Nicht Peccatorius auch seyn! So muß Pistor, nach seim bericht / Pistorius auch heissen nicht. Aber ich bleib endlich darbey / Daß doch einerley Meinung sey 305 Beyd Pistor und Pistorius Gleich wie Stultus und Asinus. Ich wolt daß er mit seim Latein Müst in den Newen Inseln seyn. Wolanl ich will das Pfaffenleben / 310 In kurtzer frist gäntzlich auffgeben: Und trachten nach eim andern Stand: Da ich mich nehr mit meiner Hand. Ich weiß ein reiche Wittfraw zwar / Die hab ich kennt nun etlich Jahr: 315 Und wie man im Sprichwort recht spricht, Die alte Lieb verrostet nicht. Also hat sie noch lust zu mir / Und gleiches falls auch ich zu ihr. Sie hat Hauß / Ecker / Wiesen frey 320 Besitzt darzu die Meyerey. Ich will werden ein reicher Bawr Inn kürtz, oder ich sey ein Laur. Solt ich also Pfaff sein fortan, Ich ließ es eh Sant Velten han! LIENDL.

325 Es ist Herr Hanß! das merck ich frey. ( A 8vy Herr Hans! kommt umb ein Trunck herbey! HERR

HANS.

Sieh! lieber Liendle: Ey wie gehts ?

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Wolf hart Spangenberg LLENDL.

Hey wol! Aber Herr Hans / wie stehts ? Was führt ihr da für schwere klag ? HERR

HANS.

330 Ich weiß schier selbst nit / was ich sag. Ich bin so müd im PfaffenLeben / Daß ich es gintzlich will auffgeben. LIENDL.

Ist es euch rechter Ernst ? Herr Hans / Wolan! so wagt mit mir die Schantz 335 Und last euch neben mir auch schreiben: Wir wollen ehrlich Landsknecht bleiben. VEIT.

Herr Hans / von hertzen ich zwar wolt / Daß ich mit euch jetzt tauschen solt: Meinen Landsknechtstand wolt ich eben / 340 Euch umb ewre Priesterschafft geben. HERR

HANS.

Sieh da! Landsman / mich dunckt ihr seyd Mein alter Schulgsell Bruder Veit ? VEIT.

Ja recht / Herr Hans / kennt ihr mich noch ? HERR HANS

Ey 1 warumb nicht ? hab ich euch doch (B 1r} 345 Erst vor eim Jahr zu Mentz gesehen / Vor ewres Vettern Thüren stehen Der ewres Vatters Bruder ist. Lebt ewre Mutter noch zur frist

Gliicksmchsel VEIT.

O ja / die Mutter hat kein not: 350 Man reicht ihr beydes Wein und Brot / Weil sie nun eine lange frist Manchs Priesters Köchin gwesen ist. HERR

HANS.

Ja, ewr Vatter der Thumbherr zwar, Ein sanftmütiger Herre war: 355 Er hielt sich auch gar Tugendhafft Gegen die Ehrsam Priesterschafft. Er war nit so streng und geschwind / Wie jetzt die stoltzen Doctor sindt. VEIT.

Ja / hett ich ihm gefolget fein / 360 So dörfft ich jetzt kein Landsknecht seyn. Er zog mich auff zum Studio / Drumb war ich im Collegio: Darinn ich auch studirt so fein / Daß ich könnt reden gut Latein: 365 Wie ich dann noch / jetzt diese Stund / Mit eim lateinisch reden kund: Dann ich in lateinischer Sprach Keinem Priester nichts gebe nach. Ja I ich hett über diß darbey 370 Empfangen schon die erste Weih. (B /"> Aber der Fürwitz mich da stach / Daß ich auch lieff der Trummel nach. Bin also beym Kriegswesen blieben / Und hab es so viel Jahr getrieben / 375 Daß ich nunmehr nicht wol kan fort: Und tracht nach eim rüwigerm ort / Da ich die übrig zeit mit Ehren / In Ruh und Ehren / mög verzehren.

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110

Wolfhart Spangenberg

380

Wann ich noch k6ndt ein Pfarrdienst han / Ich wolt ihn kecklich nehmen an. HERR

HANS.

Botz Mäußlein! ich wist jetzund nun / Wie dieser Sachen wer zu thun: Ich werd mein Pfarr willig auffgeben / Und trachten nach eim Bawren Leben. 385 So rath ich / daß ihr / also bald / Umb solche meine Pfarr anhalt. Dann weil ihr seyd vom Pfaffen Gschlecht / So kommt dasselb euch eben recht. Wann ewre Freunde für euch schreiben / 390 So wirdt euch meine Pfarr wol bleiben. Und weil ihr auch köndt gut Latein So kan man euch nichts reden ein. Halt ihr nur mit Vorschrifften an: Die Sach wirdt fein von statten gahn. VEIT.

395

Ich hab all meinen Mut und Sinn Einig gerichtet nur dahin Daß ich ein Priester werden will. Darumb zieh ich jetzt in der still Zum Thumbprobst / von dem mir zur frist

110

Iis

120

CUNTZ.

E y , ist d a n n all U n g l ü c k g e m e i n , D i s s J a h r zu m i r k o m m e n a l l e i n ! Ist d a n n k e i n G l ü c k m e h r i n n der W e l t ? Dass bey mir bleiben will kein Geldt! N u n h a b ich d o c h i n e i n e m J a h r , V e r s p i e l t f ü n f f h u n d e r t G u l d e n par. Ohn was ich sonsten hab verzehrt. E y : w i e h a t sich das G l ü c k v e r k e h r t ! Nun war mein Patrimonium A m G e l d t nicht ein g e r i n g e S u m m . D a s alles ist h i n d u r c h g e b r a c h t , W e i c h s m e i n sauffen u n d spielen m a c h t . Jetzt bin ich arm und hab kein Geldt: U n d w i l l m i r n i e m a n d i n der W e l t M e h r t r a w e n , b e y all m e i n e r E h r : So hab ich auch kein Kleider mehr. D a n n schawt: w i e g e h ich nur zurrissen. D e r Teuffei h a t m i c h g a r beschissen. N u n k a n i c h g l e i c h w o l solcher m a s s e n , M e i n f r e s s e n u n d sauffen n i c h t lassen. D a n n solt i c h k e i n G e l d t h a b e n f r e y : U n d ü b e l fressen a u c h d a r b e y .

Wie gewannen, so verrannen

Das wer doch zu gar viel Unglück: Wolan, ich muss auff List und Tück 125 Gedencken, und wie ich mit liegen Etwan m6cht gute Leut betriegen. Botz Ess Zinck Tauss! wie kommt so fein Der Selten Fromb jetzt dort herein. Den muss ich da umb Rath bald fragen: 130 E r weiss mir bald ein griff zu sagen. SELTENFROMB.

Spiel Cuntz, wie so trawrig ? wie stehts ? Was thust du da? sag mir: wie gehts? SPIEL

CUNTZ.

Übel genug: Ich hab kein Geldt. SELTENFROMB.

(A iiif

')

O es ist noch viel in der Welt. SPIEL

CUNTZ;.

135 Was hilffts: dass Geldt hab jederman, Wann ich sein nicht gemessen kan. Es will kein Heller mehr zu mir. SELTENFROMB.

Wie, wenn ich nur könnt helffen dir, Dass du zu Geldt möchst kommen fein. SPIEL

140

CUNTZ.

Seltenfromb, liebster Bruder mein, Weist du etwas verhalt mirs nicht, Und gib mir dess guten Bericht Ich wills widrumb vergelten dir. SELTENFROMB.

Wolan, wilt du versprechen mir 10«

147

148

Wolf hart Spangenberg

145 Halben Theil, so es dir gelingt, Das dir mein Kunst zu wegen bringt ? SPIEL CUNTZ.

Ja, warlich: schaw, bey meiner Ehr. SELTENFROMB.

Hast du sonst keine Kleider mehr ? SPIEL CUNTZ.

Nein, das sindt meine Lumpen all. SELTENFROMB.

150

So will ich dich auch in dem fall Fein Hofmännisch herasser putzen, Die Kleider mögen dir nichts nutzen. (A i i i f y Dann Ehrliche Leut trawen nicht Ein solch zurissnen Bösewicht. SPIEL CUNTZ.

155 Was muss ich aber weiter thun ? SELTENFROMB.

Das will ich dir jetzt sagen nun. Es wohnt ein Mann in dieser Statt, Der viel Geldt auszuleyhen hat Umb Zinss: und auch umb Unterpfand: 160 Der hat stets par Geldt in der Hand. Derselbig soll dir leyhen frey Ein hundert Cronen, oder zwey. SPIEL CUNTZ.

Ja; worauff? Ich hab kein Pfand nicht. SELTENFROMB.

Hör doch zuvor meinen Bericht,

Wie gewannen, so %errmnen 165 Und lass dich von mir recht bescheiden. Gantz Hofmännisch will ich dich kleiden. Deine Finger bestecken auch Mit Ringen, recht nach Adels Brauch: Und muss du dich bey ihm als dann 170 Aussgeben für ein Edelman. Und ihn, nach Adelichen sitten, Umb eine Summa Geldtes bitten: Die er dir wöll stellen zu hand, Umb ein köstliches Unterpfand. SPIEL CUNTZ.

(A vry 175 Was meinst, dass ich ihm geben solt: Ich hab weder Silber noch Goldt. SELTENFROMB.

Hör mir zu: Ich will dir darneben, Ein übergülte Ketten geben: Dieselb ist lauter Messing zwar: 180 Doch mit Goldt überzogen gar. Und übergültet recht mit Fleiss; Uff rechte Alchimistisch weiss. Es helt dermassen solche Prob, Dass auch ein Goldtschmid zweiffeit drob. 185 Drauff leiht er dir, sag ich fürwar, Zwey hundert Cronen also par. SPIEL CUNTZ.

Ich weiss wol du kanst in der Sachen, Mich bald zu einem Herren machen. Dann du steckst vollen Trug und List: 190 Dieweil du bist ein Alchimist. SELTENFROMB.

Wolan, es gilt gleich wer ich sey:

149

150

Wolfhart Spangenberg Ich w i l l dir helffen, glaub mir frey. Stell du dich nur fein Adelich, U n d lass fürs ander sorgen mich. 195 Doch soltest du auch bey dir haben, Einen Lakeyen oder Knaben, Der auff dich wart und dir nachtritt. SPIEL

CUNTZ.

In der eyl weiss ich keinen nit. SELTENFROMB.

(A v v y

Ich hab einen Lecker bey mir, 200 Denselben will ich leyhen dir. Der k a m zu mir erst diese Mess. Ein arger Schalck; ein rechts Tauss Ess. Ist auff all Schalckheit abgericht. D u könnst ihn besser wünschen nicht. SPIEL

CUNTZ.

205 Mein Bruder, ich seh dich, ohn schertz, Viel lieber als mein eigen Hertz. Ich bitt dich, lass unns dieser Sachen Jetzund alsbald ein Anfang machen. Dann ich hab nun kein frieden nicht, 210 Biss ich den Handel hab verricht. SELTENFROMB.

So geh her bald, u n d folge mir, Ich muss in der Sach geben dir Noch weittere Instruction. SPIEL

CUNTZ.

W o l a n : Geh fort: Ich folge schon.

Sie geben beyde miteinander hinweg.

Wie gewunnen, so %errmnen

151

Seena II. F R O M M M A N DER

BAWR.

215 A C h : wie ists doch in dieser Welt So arm D i n g , wann man nicht hat Geldt. Ich bin ja recht ein Armer Mann, ( A 6' } Der ich mich kaum erhalten kan. Ob ich schon bin ein Bawrsman zwar, 220 Nun lenger dann wol viertzig Jar. So hab ich doch mit grosser Noth Gewonnen k a u m das täglich Brot. W a s ist mir nun in diesen Landen Für gross U n g l ü c k gangen zu handen ? 225 Mit Kriegsvolk, Brandt, T h e w r u n g , Viehsterben, Was solt einer dabey erwerben ? M ü h und Arbeit w a r offt verloren, Wann mir die Reben gar erfroren. Und was ist mir geschehen zwar 230 Ein Zeitlang her nun etlich Jahr. Darob ich auch endlich zuletzt, All mein Rebäcker hab versetzt. Jetzt, da G O T T lob w o l steht der Wein, So ist kein Rebacker mehr mein. 235 U n d hab darzu kein Geldt, dass ich Sie wider köndt lösen an mich. A c h wenn ich doch zu dieser frist Etwan ein f r o m m e n Christen wist, Der mir Geldt auss Barmherzigkeit 240 Wolt leyhen, nur ein kleine zeit: Biss ich den Herbst hett eingebracht, U n d biss ich hett den W e i n gemacht. Ich wolts ihm redlich wider geben, Und auch ein Ohmen Weins darneben,

152

Wolfhart

Spangenberg

245 Mit grosser Danckbarkeit verehren, Von meinetwegen zu verzehren. Nun wist ich niemand in der Welt Den ich ansprechen möcht umb Geldt. (A 6V) Ach: Ich bin leider gar zu arm, 250 Und bin veracht dass GOTT erbarm! Hab nichts denn Armut, Angst und Noth, Kein Wein, kein Geldt, kein Frucht, kein Brot. Ist kein wunder so ich entlauff: Wann ich mich anschaw von Fuss auff, 255 Die Schu sindt zerbrochen und alt, Die Strumpf? zurissen gleicher gstalt, Die Hosen auch fornen und hinden, Glaub kaum dass ich würd einen finden, Der mir umb diesen Kittel eben 260 Gerne wurde sechs Plappert geben. Was soll ich sagen von meim Hut, Er ist doch weger auch nicht gut. Und hab dameben auch nicht minder, Nacket und bloss, viel kleine Kinder. 265 Die ich mit Arbeit und in Ehren Gleichwol soll aufferziehn und nehren. Ich mein! ich k6nn von Armut sagen. Doch wolt ichs alls gedultig tragen, Wann ich ein fromme Frawen hett. 270 Aber ich hab an meinem Bett, So gar ein Marter böses Weib, Die bringt mich schier umb Seel vnd Leib: Die mich zu Tag und Nacht stets plagt, Und mir das Hertz im Leib abnagt. 275 Will mit gewalt mich dahin treiben Ich soll lernen lesen und schreiben. Und nun erst in die Schule gehn, Dass ich auch könn ein Dienst versehn. Und etwan Schaffnerey verwalten,

Wie gewannen, so tgrrunmn

280

< A 7r>

Ach G O T T ! es thuts nicht mit uns Alten. Ich bin nun mehr ein alter Tropff, Und hab ein ungelehrten Kopff. Doch weiss ich wol, sie wirdt mich plagen, Und endlich in die Schule jagen: 285 Da werd ich müssen lernen schreiben, Sie lässt mich nicht daheime bleiben, Und solt ich alls verlernen zwar, Sie da! jetzt wirdt das Sprichwort war: Wenn man dess Wolfis gedenckt zur zeit, 290 So ist er gwisslich nicht mehr weit. MURR

G R E T H DIE

BÄWRIN.

E y ! stehst du noch da: du Unflat: Ich meint du werst schon in der Statt; Und hettest die Sachen verricht. Du nichtswertiger Bösewicht. 295 Dass dich botz krancket sehend! geh fort. FROMM

MAN.

Ey Murrgreth, Murr Greth, gib gut wort: Bin ich doch jetzt schon uff der Reyss. Was thust ? was fuhrst du für ein weiss ? MURR

GRETH.

Ich hör wol: Ich solt dir darneben 300 Noch viel guter wort darzu geben ? Du Bettler: was hab ich von dir, Der du doch kaum erwirbest mir Und dein Kindern das trocken Brot: Bey dir leyden wir Hungers Not: i i i j v y Doch nam ichs mit mir also bald, Und liess aussruffen, der gestalt, 1285 In der Statt, bald zur selben stunden, Aber es hatt sich niemand funden. Der solches hett von mir begehrt.

Wie gewunmn, so %errunmn

Drumb dacht ich, GOTT hat* dirs beschert. Weil es sonst niemand bey dir sucht. 1290 Umbs Geldt kaufit ich zwey viertel Frucht. Die Geig kam mir leiden wol. Dann Weil ich ein wenig geigen kan, So kam sie mir gar wol zu stewr. Wann mein Fraw anfieng ungehewr 1295 Zu murren, schnurren und zu fluchen: So thet ich bald das Geiglein suchen: Und geigte einen Psalmen fein. Vor Zorn so gumpt die Frawe mein. Und gab mir viel der bösen wort. 1300 Aber ich geigte immer fort. Und that letzlich ein Tdntzlein machen: Dass sie endlich musst meiner lachen. Also hab ich durchs Geiglein schlecht, Mein Weib offt widrumb bracht zurecht. 1305 Aber der Teuffei (als ich mein) Hatt es ihr letzlich geben ein Dass sie das Geiglein mir verbrennt. Ey dass sie alles Unglück schendt Das böss Weib. Schawt: ists nicht ein schand. 1310 Dass sie das Geiglein mir verbrandt Das Geiglein, das so wol kondt geigen, vr> O hett ichs noch, ich wolts euch zeigen: Wie ich so munter geigen kan. Es geigt so wol, es glaubst kein Mann. SPIEL CUNTZ.

1315 Ey geig, dass dich potz Marter sehend: Müssen wir dann an diesem End So lang zu hören diesem Narren. Herr Schults, ich kan nicht lenger harren. Ich wart zu lang. Muss warlich gehen: 1320 Und auch in andern Dörffern sehen. Spangeaberg II

194

Wolf hart Spangenberg

Mit dem Narren (als man wol sieht) Wirdt meine Sach nicht aussgericht. Es ist not dass ich geh und eyl. SCHULTS.

Juncker verzieht ein kleine weil 1325 Ich will ihn nur noch eines fragen. Hör Fromm Man, du must weiter sagen; Was hast du nun zum dritten funden ? SPIEL CUNTZ.

Was fragt ihr ihn viel: potz Kühwunden ? Weil ich zuhör den Fabeln seyn, 1330 So komm ich wol gar umb das mein. FROMM M A N .

Ey Juncker; hört das dritte auch. SPIEL CUNTZ.

Was frag ich nach deinem Geschwetz, du Gauch. Adel Herr Schults, bewar euch Gott. SCHULTS.

Ey Juncker, wartet ohne Spott: (D vvy 1335 Er muss vom dritten auch vor sagen. Sag Bawr: wie hat sichs dritt zutragen? SPIEL CUNTZ.

Was solt es seyn. Er ist ein Narr. SCHULTS.

Der Juncker noch ein kleines harr. SPIEL CUNTZ.

Ich hab zeit. Ich muss warlich fort. 1340 Hör Bawr: sags kurtz, mit einem wort:

Wie gewannen, so zemmmn Und mach nicht viel Gschwätz dieses falls: Oder ich schlag dich an den Halss. Ich glaub du meinst, wir seyen Narren: Dass wir auff dein Geschwetz da harren. FROMM M A N .

1345 O Juncker: wann ihr mich wolt schlagen, So will ich kein wörtlin mehr sagen. SPIEL CUNTZ.

So halts Maul; oder sag es frey Herauss, mit eim Wort oder drey. SCHULTS.

Mach nicht viel Wort. Sag her Fromm Man. FROMM M A N .

1350

Ich wills sagen, so kurtz ich kan. Das dritte so ich hab gefunden, Zu einer Glückhafftigen stunden, Das war ein Ledern Hafen fein. SPIEL CUNTZ.

Ey, meinst du dass wir Narren seyn: 1355 Dass dich botz Marter an dem End, Mit deinem ledern Hafen schendt!

GOTT geb, wie ich dein Red betracht. Ledern Hafen versteh ich nicht. Wolan gib mir fernem bericht: 1395 Was war im selben Hafen ? sag: Verstehst du mich, was ich dich frag ? FROMM M A N .

Es war Golt, Gelt, Golt: es war Gelt Ich red ja teutsch; potz alle Welt! SPIEL CUNTZ.

Wenn hast dus funden? das sag recht, 1400 So kan ich dich verstehen schlecht.

198

Wolf hart FROMM

Spangenberg MAN.

Der Juncker soll mich recht verstehn, Als ich solt auss der Schule gehn: Da fend ich das Gelt auff der Straßen. SPIEL

CUNTZ.

Ich verstehs noch nicht rechter massen. 1405 Wann giengst du auss der Schulen dann ? Meinst du dass ichs errahten kan. Sag mirs teutsch, dass ichs recht versteh. FROMM M A N .

1410

1415

1420

1425

Als ich lernte das A. B. C. Ich hat es auch gelernet Ja Doch weitter nicht, als auff das H. Da ich wolt heimgehn auss der Statt Am Halss ich mein Schulsickle hatt. Und mein Namenbüchlein darinnen. Unter wegs thet ich mich besinnen, Weil ich war in der Schul gewesen, Wolt ich mein Letzke überlesen, Und mir selbsten auffsagen wider: Drumb setzt ich in das Grass mich nider. Wie etwan disser zeit noch thun Die kleinen Schulerbüblein nun, Schawt Juncker! zu derselben stund, Als ich mein Letzke so wol kund, Und wolt nun widerumb auffstehen, Da hab ich den Hafen ersehen: Und demnach zu derselben stunden, Ein Ledern Hafen mit Gelt funden. SPIEL

CUNTZ.

Ich wolt dass du hettest dessfalls Den Ledern Hafen an den Halss,

Wie getvtmnen, so ^errunnen

1430

Und hiengst am Hechten Galgen hoch, Mein lieber Herr Schults sehet doch, Wie er treibt das Gespött mit mir. Bawr, Bawr, potz Hertz, Ich sage dir, Der Bossen mir nur nicht viel mach. FROMM M A N .

Es ist mir je ein seltzam Sach, 1435 Dass ich nicht soll die Warheit sagen, Von dem, so ihr beyd mich thut fragen. SPIEL CUNTZ.

Du sagst, du ungehenckter Bawr, Die Warheit wie ein ander Laur. Man fragt dich, was zu dieser zeit 1440 Geschehen sey ? So kommst du weit Daher gezogen: Sagst zur Frist Was vor viel Jahren geschehen ist: Da du bist in die Schul gegangen. Ich wolte dass du werst gehangen. 8r) 1445 Ja, Herr Schultheiss, was soll ich nun In meiner Sachen weiter thun ? Ich hett mein Sach schon lengst verricht, Wer dieser loser Hudler nicht. Aber Bawr, ich will dirs nicht schencken, 1450 Es kommt die Zeit, ich wills gedencken! Komm ich nicht wider zu dem meinen, So will ichs suchen bey den deinen. Ich will dir auff dein Haupt zur letzen, Glaub mir, ein Roten Hanen setzen. SCHULTS.

1455 Ey, Vester Juncker, thut gemach: Was wolte das seyn für ein Sach. Wolt ihr uns schädlich seyn im Land, Und uns bedrewen mit dem Brandt.

199

200

Wolfbart Spangenberg SPIEL CUNTZ.

Nicht euch, sondern dem losen Lauren. SCHULTS.

1460

Ey, das betrifft allsambt uns Bawren. Die Sache gehet mich auch an, Ich werd es nicht so bleiben lan. Ich rath euch, lasset solchs ewr drewen: Es m6cht euch sonst zur zeit gerewen. SPIEL CUNTZ.

1465 Gerewen? Ha! ha! potz allment; Ich hab wol eh' Bawren verbennt. 8") Ich merck wol, wie es ist gespitzt. Ihr stehet bey dem Bawren jetzt. Ihr habt ihn also unterricht, 1470 Damit er ja bekenne nicht, Dass er mein Geldt gefunden hab: Damit wolt ihr mich weisen ab. Ihr seyd betrieglich lose Kunden, Ewr einer hat mein Geldt gefunden. 1475 Ich hab es endlich wol gemerckt Das Ihr, Schults, habt den Bawren gesterckt. In seiner Schalckheit. Dann da er Vom Ledern Hafen sagt daher, Da Schwieg der Schults, und red kein wort. 1480 Und meint ich solt so gehen fort. Und mein Geldt lassen frey dahinden. Schults und Bawr was gilts ich will finden, Ein ander Oberkeit, so bald, Die mir zu recht helff der gestalt. SCHULTS. 1485

Niemand uns zu gebieten hatt, Als unser Herren in der Statt.

Wie gemmnen, so zerrunnen

Wolt ihr uns da verklagen eben. Wolan I wir wolln euch antwort geben. FROMM

MAN.

Er geht nur hinn als bald zur fahrt 1490 Ich hab auch ein Freund Herrn Reichhart. Der ist ein ansehnlicher Mann, Der mir ein Beystandt leisten kan. ( E 7r> Verklag er uns nur: ist er keck. SPIEL

CUNTZ.

Ey, dass euch all der Hencker streck, 1495 Dich und deinen Freund Herrn Reichhart, Und auch den Schultssen zu der fahrt: Die ihr mein Geldt mir habt verholen, Es ist doch gleich als wers gestohlen. FROMM

MAN.

Wolan I wann dann das Geldt ewr ist, 1500 Weichs ich fand zu derselben frist, Als ich gieng auss der Schul: wolan! So will ich euch zu recht drumb stahn, Und wills euch alles wider geben. SPIEL

CUNTZ.

Ich rede nicht von dem Gelt eben, 1505 Weichs du zur selben zeit hast funden. Dann ich damals, zur selben stunden, Noch nicht war zu der Welt geboren: Viel wenger hett ichs da verlohren. Aber ich merck doch so viel fast, 1510 Dass Du mein Gelt gefunden hast. FROMM

MAN.

Ich sag wie vor, Ists ewr Gelt eben: So will ichs euch frey wider geben.

201

202

Woljhart Spangenberg SCHULTS.

Was darfFs viel Wort. Der gute Mann Weiters sich nicht erbieten kan. 1515 Er sagt je alls, so viel er weiss. SPIEL CUNTZ.

Er leugnet mirs mit sonderm fleiss. Aber Bawr du wirst noch bekennen, Wann ich dir werd das Hauss abbrennen. SCHÖLTS.

Was ? Brennen ? wilt vom brennen sagen P 1520 Fromm Mann jetzt ists zeit drein zu schlagen, Komm her, und steh mir trewlich bey, Wir wollen dem Schufft zeigen frey: Wie er uns soll mit Fewr bedrewen. Komm her, lass uns ihn wol erplewen. SPIEL CUNTZ.

1525 Hola Bawr! hola Schuhs! halt, halt, Ey was thut ihr mir für Gewalt. Awe! Awe! ich armer Tropff: Awe! mein Arm: Awe mein Kopff. SCHÖLTS.

Gelt, gelt: Ich hab mich jetzt gerochen, 1530 Woltst du mich, als den Schultheiss pochen. Und auch die Bawren allzugleich. FROMM M A N .

Ey, ey, das war ein böser streich. Ey! ey! Herr Schults: das ist zu grob Er stirbet schon. Mir wirdt darob 1535 Schier angst und bang. Ich glaube frey

Wie genmnnen, so zerrtmmn

1565 So will ich ihn zeichnen dermassen: Dass Er uns soll zufriden lassen. FROMM

MAN.

Ich hoff uns soll behüten GOTT, Dass uns der Bub nicht bring inn Noth. Wann er schon braucht viel Tück und List: 1570 Ich weiss dass G O T T viel stärcker ist. Der beschützt uns durch der Engel schar, Dass uns nichts böses widerfahr Wann wir beten in Christi Namen So hilfft GOTT, das ist gewiss und Amen.

WARMUND,

Nachspiel. bringt die Glüchskugel auff den Plat

1575 Weicht doch ein wenig hindersich, Lieben Leut: Macht platz I schawt, wie ich Mich doch selbsten kan regen kaum, Weicht doch ein wenig, gebt uns räum. Es muss fürwar nur platz da seyn, 1580 Wann sich das Spiel soll enden fein. Weicht doch! und steht also fein still, nermt&abjubancfm. •ifc B t a r i t t m g 8 p i e l » « ß geWcfetet/ Qurdf (

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Personen dieses Spiels. Satan. Veit / der Landsknecht. Reichart / der Wucherer. Lentz / der Bawr. Neeß / deß Landsknechts Fraw. Anna / deß Wucherers Fraw. Greth / deß Bawren Fraw. Fraw Armut / mit ihren Kindern. Todt.

Mammons Sold

Der erste Act. (A i j r y

SATAN.

HOla! still / still / sey jederman: Und seht / was ich werd fangen an. Dann ich werd jetzt da haben Gdst, Und sie tractieren auff das best. 5 Darnach werd ich mit solchen Gsellen Ein kurtzweiligs jagen anstellen. E y 1 Ich muß doch mein selbsten lachen: Daß ich so gut Arbeit kan machen. Mit meinem Gleißnerischen liegen / 10 Und die Leut artig kan betriegen. Wer mich anficht, der meinet fein / Ich sey ein guter Engel rein: Wer aber meinen Gang betracht / Und hat mir auff die Füsse acht. 15 Der mercket bald / nach weissem Sinn / Was ich recht für ein Vogel bin. Ich hab erst newlich ihrer drey / Mit Betrug / angeführet frey: Die haben hie inn dieser Welt / 20 Getrachtet nur nach Gut und Gelt / Wie sie Reichthumb möchten bekommen. Als ich solch ihr Meinung vernommen / Hab ich mich bald zu ihnen geschlagen: (A i j v y Und mein Dienst ihnen angetragen: 25 Und ihnen geben solchen Rath / Der sie Reich machet in der That. Als sie mein Rath hetten verstanden. Hey! wie war da ein Frewd vorhanden ? 15 Spangeüberg II

226

Wolf hart Spangenberg

Wie waren sie so bald bereit Mir zu dienen / zu jederzeit: Nur umb deß Geitz und Geldes willen. Ich lachte bey mir in der stillen: Und gdacht: wart / wart / am End dort hinden. Da werdet ihr die Bone finden, 35 Doch stellt ich mich gantz Geistlich auch / Mit Gleißnerey (wie dann der Brauch) Und sagt eim jeden der gestalt / Wie er mir dienen solt alsbald: Und so ers würd außrichten eben / 40 So wolt ich ihnen gwißlich geben Reichthumb genug / ja Gelt und Gut / Damit sie hetten guten Mut. Nun hab ich sie zu dieser Stund, All für mich bescheiden jetzund: 45 Daß sie mir thun Relation / Was sie verrichtet haben schon. Schaw! da kommen sie eben fein Alle drey: jetzt zu mir herein. O ich muß meine Fuß verstecken: so Und jetzt mein Kleid darüber decken. Nun wolan, ihr Brüder / herbey, herbey! Was habet ihr verricht all drey ? 30

( A i i f y

VEIT.

Glück zu du weiser kluger Mann: Wo ist Fraw Reichthumb ? wirdt sie dann 55 Nicht schier ein mal / auff dieser Erden / Uns endlich übergeben werden? SATAN.

Ey wart, ein wenig. Thu gemach: Bericht zuvor / wie du dein Sach Verrichtet habst, nach meinem Sinn.

Mammons Sold

227

VEIT.

60

Deim Befehl ich nachkommen bin. Ich hab mit Mord / Schwerd / Fewr und Brand Verderbet Stätte / Leut und Land: Geplündert und geraubet auch: Wie dann in Kriegen ist der Brauch. 65 Ich hab gemacht viel armer Leut: Nur daß ich erlang reiche Beut. Kein Kauffman auff der Strassen awar / Niemals auch für mir sicher war. Dann ich allzeit nach deinem Sinn / 70 Ein Freybeuter gewesen bin. Ich hab geplackt / geraubt / genommen / Wo ich nur etwas hab bekommen. Ich meint / es wer nun recht und eben / Daß mir Fraw Reichthumb würd gegeben. SATAN.

75 Das wer recht. Sie wirdt seyn nicht ferr. Nun sagt mir auch / mein Alter Herr! 495 Dann von der Karten jeder frist Mein Lentz auch gwißlich nicht weit ist. Darzu schaw auch ? die Kand mit Wein. Mein Lentz wirdt gwißlich nicht weit seyn.

Mammons Sold

Ja / so recht! Hats so viel geschlagen? Jetzt darff man mir nichts weiters sagen. Ey I so saufft nun ihr vollen Sew. Ich hett ein Lust, bey meiner TrewI Ich wolt dich faulen Lentzen wecken, Daß dich gewiß der Todt muß strecken 505 Sie han sich voll gesoffen frey. Und schlaffen nun da alle drey. Huy, Lentz! huy auff! du fauler Tropff: Wie sieht er so bleich umb den Kopff. Er ist recht voll, wie man wol sieht / 510 Und hat schier keine Färb mehr nicht. Huy Lentz! auff / auff! Er schlifft fürwar Als wann er tod sey gantz und gar. Es ist wol war / wie man sagt frey / Der Schlaff deß Todes Bruder sey. 515 Wiewol es ist auch sonst sein art Daß er pflegt zu schlaffen hart / Sonderlich in der Truckenheit. Schawt doch! Er starret wie ein Scheit. Lentz / Lentz / auff auff / ermunter dich. 520 Ich rath dir, wach auff: dann so ich Mit gewalt dich soll munter machen, So wirst du es gewiß nicht lachen. Hola Lentz wilt du nicht auffstehn? Nun schlaff nur. Ich will bald heimgehn 525 Und meine OfenGabel bringen: Und dir damit den Joseph singen Daß dir der Schlaff vergehen soll. Schawt! da ligt er / und ist blind voll. Wolan / was darff es hie viel wort. 530 Ich will also bald gehen fort. 500

i ß vry

ANNA.

Ich glaub mein Mann hab mein vergessen.

245

246

Wolfhart Spangenberg

Dann ich bin nun daheim gesessen Seyd gestern, da er weg ist gangen: Und hab sein gewart mit verlangen. 535 Ich muß doch hie die Leute fragen / Ob mir villeicht jemand möcht sagen Wo doch mein Mann jetzund werd seyn. Schaw! da kommt Greth die Bäwrin mein Woher Greth ? Ey was wilt du nun 540 Mit dieser Ofengabel thun ? GRETH.

Ich will auffwecken meinen Mann. ANNA.

Wen ? dein Lentzen ? wo ist er dann ? GRETH.

Dort ligt er: und dein Mann darbey: Und auch Veit. Sie schlaffen all drey. 545 Siehst du sie nicht an jenem ort ? ANNA.

Was ist das ? Schleift mein man auch dort P Was mfist das für ein handel seyn ? GRETH.

Was solts seyn, liebe Anne mein 1

ANNA.

Ja zum alten hauffen. Wolan / Wann die zeit kommt, so muß ich dran.

Mammons

Sold

NEEB.

Hiermit Ade mein lieber Veit. Ich gdenck auch wol der lieben zeit / 645 Daß du trotzig mit deiner Klingen / Manchen Mann elend thetst umbbringen. Jetzt hast du dein theil auch bekommen: Drumb hab ich mir auch vorgenommen / Ein andern zu nehmen nach dir. 650 Heut ists an dir: Morgen an mir. Kommt und sitzt zu mir her allbeyd / Wir wollen vertrincken das Leyd. Auch uns mit kurtzweil und mit schwetzen Jetzt dieses unsers Leyds ergetzen. GRETH.

655 Wolan Lentz, Ich hab dich / ohn schertz Geliebet, als mein eigen Hertz. Jetzt thust du mir den Spott und Hohn / Stirbst und sagst mir kein wort davon, Und gibst mir nicht vor gute Nacht. 660 Ey nun so hab ich auch gut Macht Wider zu tretten in die Eh. Du bist schabab / mein Lentz. Ade I ANNA.

NEEC.

Wie ? alle drey ? In gmeinem Namen ? 970 Wolan: so wolln wir drey beysammen Stehn: und die Sach mit dir außtragen. Mit Gewalt wolln wir dich verjagen. Huy Ann! huy Greth! auff! es ist zeit. Ann hieher. Greth auff jene seit. 975 Habt ein Hertz. Last uns ihn umb ringen Daß wir ihn in die Mitte bringen. Geschwind herumb / und mercket drauff Damit er uns ja nicht entlauff Jetzund bietet ihm alle die Spitz. TODT.

980

Ey! ey! vor ängsten ich schier schwitz. Ich nam zu viel für auff ein mal / Drey b6se Weiber an der Zal. SATAN.

Hola! wie ist dir ? Bruder Todt.

266

Wolfhart

Spangenberg

TODT.

Ich weiß nicht. Ich komm schier inn Not. 985 Ey komm mir doch zu hülff herein. SATAN.

Es ist jetzt nicht rathsam. O nein! Ich will lieber zehen Mann jagen: Als mit drey bösen Weiber schlagen. TODT.

Lug doch, obs Stundenglaß schier auß sei. 990 < C 7R>

SATAN.

Es ist nicht viel mehr Sandt hierbey. TODT.

Ey / ey / so werd ich nicht bestahn / Ich habs zu früh gefangen an. Ich solt ein weil noch han verzogen. NEEB.

Geschwind leg hin den Pfeil und Bogen. 995 Und alsbald einen Eyd uns schwer / Daß du kein Anspruch habest mehr Zu uns der gstalt. Thust du das nicht So wirst du von uns hingericht. GRETH.

IOOO

Last uns zuschlagen. Es ist zeit. Was fragen wir nach seinem Eyd. ANNA.

Ho! Last uns ihn nur gar umbbringen. Schlagt zu: sonst mag uns nicht gelingen.

Mammons Sold TODT.

W a n n ihr mich schon u m b b r i n g t mit Noth, So bin u n d bleib ich doch der Todt. 1005 W i e stehts umbs Stundglas ? Bruder m e i n ! Es w i r d t ja n u n mehr schier auß seyn. SATAN.

H a ! h a ! es ist nun auß fahr fort. TODT.

Darff ich auch trawen deinem w o r t ? SATAN.

E y meinst du das ich treibe Schertz. TODT.

1010

(C 7 vy

N u n w o l a n l so hab ich ein Hertz. J e t z u n d hab ich vollen Gewalt / K o m m du zum ersten her du A l t . W i e ! wolst du dich zur W e h r erst stellen ? M i t dem Pfeil w i l l ich dich bald fällen. ANNA.

1015 O w e h ! jetzund ich W e h l o ß bin. M i r entfällt mein Hertz / M u t h u n d Sinn. TODT.

W o l a n / da ligt mein erste F r a w J e t z u n d (mein lieber Bruder s c h a w ) B i n ich w i d r u m b ein W i t t w e r fein 1020 W o werden die z w o andern seyn ? SATAN.

Siehst du nicht daß dort eine steht.

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268

Wolf hart Spangenberg TODT.

Nun komm auch her du Bawren Greth. Was sperrst dich viel, hie hilfft kein zabeln, Ich frag nichts nach den OfenGabeln, 1025 Ich muß kundschafft machen mit dir. GRETH.

Weich Geist: du hast kein theil an mir Fleuch: ich schlag dich: wo du weichst nicht. O weh! mein Gabel mir zerbricht. Jetzt ist verlohren Glück und Heil. TODT.

1030

Schaw Grethle I jetzt hast du auch dein theil. Jetzund wirst du mich nit mehr schlagen. SATAN.

Bruder das leyd muß ich dir klagen, Weil du aber ein Wittwer bist. TODT.

Vom Spieß / Gabel und Krücken auch. Wir müssen heut sieden und braten / Weil uns das Wildprät ist gerathen Wolan ich geh. Komm bald hernach. TODT. IOSO

Also hab ich geübet Räch, An denen die so gar vermessen. Ihres GOTTES theten vergessen. Gehet ihr Leut das ist der Lohn Wann man nur dienet dem Mammon

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Wolf hart Spangenberg

1065 Und hat sich deß Reichthumbs beflissen, So gibts dann ein verzagt Gewissen. Dann das Sprichwort bleibet wol war, Daß man sagt von Geitzigen zwar, Wann sie allhier in dieser Welt, 1070 Nach nichts trachten als Gut und Gelt: Und wann sie nun dasselb erwerben: So legen sie sich hin und sterben. Wie sie dann han ein End genommen, Also sie auch in Himmel kommen: 1075 Dann wie der Baum fällt / gleich also Ligt er. Das mercket wol aldo Und Frombkeit nicht auffs letzte spart. Wann ich komm, ists zu lang gehart. Ich geh nicht lang umb mit der Sach 1080 Sondern ein kurtzes End dran mach. Dann ich bin dieses Lebens Ziel Darumb End ich auch dieses Spiel. ENDE.

SAÚL. EIN KLEGLICHE T R A G O E D I A / VOM G O T T LOSEN K Ö N I G E S A Ú L / UND SEINEM SCHRECKLICHEN UNTERGANG. E R S T N E W L I C H I N L A T E I N I S C H E R SPRACH B E S C H R I E B E N / UND ZU S T R A ß B U R G IM T H E A T R O A C A D É M I C O A N N O 1 6 0 6 . IM M O N A T JULIO AGIERT. A L L E N DER LATEINISCHEN SPRACH UNERFAHRNEN z u L I E B / AUB O B G E D A C H T E M E X E M P L A R / OHNG E F E H R I N UNSER M U T T E R S P R A C H V E R T I E R T VND V E R T E U T S C H E T . G E D R U C K T ZU S T R A S B U R G / B E I C O N R A D S C H E R / AM S T A D E N . I N VERLEGUNG PAULI L E D E R T Z

1606.

iAi/y Dem Ehinvesten Fürsichtigen und weisen Herrn Heinrich Widen / Burgern zu Straßburg unnd gewesenen Beisitzer des Grossen Rahts / meinem sonders Großgünstigen Herrn und Gevattern. Ehrnvester / Fürsichtiger und weiser Großgünstiger Herr und Gevatter. Demnach altem löblich und wolherbrachtem Gebrauch nach / abermaln inn dieser unserer Johanni Meßzeit / die allhieige Academi / zu nutzlicher ubung der Jugendt / als für Augen Stellung allerhand Weltlicher zufill / So dieselb bißher durch schöne Historien und Geschichten / auß heiliger / auch anderer fürtrefflicher Leut schrifften hat pflegen auff die ban und dazu geordneten Theatrum oder Schawplatz / menniglichen voi-(A //'">zubringen / Auch an itzo ein nicht weniger schöne / als wol zu bedencken klägliche Tagoedien / Mit verenderung des Jüdischen Königreichs / durch undergang des von Gott abgewichenen / als auch daher von demselben verlassenen König Saul: und Erhöhung des Davids durch seinen vom Herren verliehenen sig wider den grossen Risenmässigen Goliath / zu halten unnd zu agiren vorgenommen / Zu welchem dann ich mit meiner ringfügigkeit / inn Verlegung deren Exemplarien so wol Lateinisch als Teutsch / beydes den Agenten als Zusehem / und menniglichen zu lust / und sonder zweiffels darauß auch erfolgendem Nutzbarkeit mit meinem Pfündlin / auff ersuchen guter Herren und (A i i j r y Freundt dienen sollen und wöllen / Wann aber ich auch dabey sonderlich bewogen die vielfaltige Gunst und grosse Freundschaft / So ein E E vfester) diser zeit und sonderlichen auch noch itzo als mein Herr Gevatter mir erzeiget unnd bewiesen / 18 Spangenberg II

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Wolf hart Spangenberg

So habe ich nicht unterlassen können. Wie auch nit sollen / zu gleichwol einer nur sehr ringfügen anzeig / meiner im Hertzen unnd Gemüt hoch vorgenommener auch schuldiger Danckbarkeit / diese inn Teutsche Sprach / durch Herrn M. Wohlfahrt Spangenberg / als eines besondern wolgeübten Teutschen Poetens gebrachte Tragediam zu dediciren und zu offeriren / Dedicir und offerir dieselb E ( u r e n i y E>(hrnvesten} hiemit gantz unterdienstlich / mit bitt / die-selb als ein geringschetzige gaab in gunsten uff und anzunehmen / mich und die meinen deren jederzeit zu gunst auch hinforter wölle lassen befohlen sein. Das erkenn ich mich hinwider gegen E. E. und den seinigen nach eusserstem vermögen ungesparten vleisses zu verdienen schuldig / und thue dieselb sambt angehörigen allen Göttlicher Bewahrung / zu beständiger guter Leibsgesundheyt und aller wolfahrt bevehlende / Geben in Straßburg Mittwochs den andern Julii / im Jar Christi Ein Tausent sechshundert und sechs. E (urem*) E

(hrnvesteny

Dienstwilliger Gevatter Paulus Ledertz / Buchhändler und Burger daselbst.

(A

iii/y

Personen dieser Tragoedien. Saul / der König. David. Schildwacht. Eliab / | Abinadab / l Davids Bruder. Samma / J Abner / Feldhauptman. Goliath. Jonathan / des Königs Sohn. Jonathans Leib Jung. Raschates Alastor Apollyon Herold. Michal / des Königs Tochter. Trabanten. Zwen Boten. Warsagerin. Geist in gestalt Samuels. Das Gewissen. Jüdische Kriegsknecht. Philister. Waffenträger. Fürst der Philister.

18»

sorgen darneben / Fürs Gsind / Hauß / Vieh / Acker und Reben: 55 Und thun auch schwere Arbeit 2war: Doch ist die Arbeit ohn gefahr. Dann wir im külen Schatten sein Der Feigenbaum: und gniessen fein Der Frucht / so uns das Jar hat geben: 60 Und führen eyn Reygen darneben / Nach der Harpffen lieblichen Thon. Aber das ist ja spott und hon / Daß dieser mann sich selbst acht frey: Als wann ers Königs meister sey: 65 Und feit schändlich von ihn ab gschwind. Red von der Sach wie er ist gsint Er hat 2war erbärmlich geklagt / Wie mann ytzt undertrückt und plagt Das volck Israel / mit Tribut / 70 Den man erst new erdencken thut. Man Arbeite den gantzen Tag / Und des Nachts man kaum schlaffen mag. Daß auch die grosse Arbeit schwer Alle kräffte des Leibs verzehr. 75 Und bring man doch kaum der gestalt So viel zuweg / das man erhalt Sich und sein Weib: wie auch nit minder Ein hauffen vielfressiger Kinder. Will man den etwas / zum vor auß / 70 Villeicht ersparen / für sein Hauß: So muß man ihm selbst brechen ab / In allen darzu man lust hab. Ja man muß auch karg sein darneben / In dem / das nötig ist zum leben. 85 Und so man gleich etwas erspar Mit hunger durst und kleidung zwar So muß mans doch zur Schätzung tragen

Saul U n d als durch die K r i e g s G u r g e l J a g e n S o w a n s der B a w e r nit gleich erlegt 90 D i e Schätzung u n d bar gelt hintregt S o ist bald einer b e y der H a n d D e r k o m p t nimt mit g e w a l t ein pfand. W a s die A u g e n a m Ersten sehen D a s heissen die H ä n d mit sich g e h n 95 Kleider / Haußrath / S ä u g e n d e k ü h J a Geiß u n d Schaff u n d auch darzü D e n Ochsen der zur A r b e i t geht M i t sambt d e m p f l ü g der i m hoff steht D a ß m u ß alles sambt ins Ganthauß. 100 U n d ist daheime nichts v o r a u ß D a ß so h e y l i g u n d gfreiet w e r V o r solcher T y r a n n e y so schwer. U n d solt der A r m m a n n gleich verderben U n d daheim durst u n d h u n g e r sterben 105 E r ist f r o w e n n m a n n als hintregt D a ß m a n i h m nicht die Haut voll schlegt. W a s solt ich darzu sagen z w a r Ich k o n d t es nicht l e u g n e n f ü r w a r . D o c h m o c h t ich nicht mürrischer art no I h m also halten w i d e r p a r t D i e w e i l Er under einem n a h m e n W a r h e i t u n d L ü g e n flickt zusamen. 6vy D a n n E r hett mich g e w i ß behend M i t Schmachred geschmächt u n d geschend 115 D r u m b trat ich auff ein andre B a n U n d redet i h n fein glimpfflich an. J a ich stelt mich d a r n e b e n frey A l s w a n ich seiner m e i n u n g sey F r a g t w i e g r o ß sey sein gsindeshauff 120 r U n d w a s i h m järlich w o l geht d r a u f f ? D a seufftzet Er tieff u n d sprach ach J ä r l i c h ich g r o ß Uncosten mach

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Wolf hart Spangenberg

Das es nicht leichtlich glaubt ein Man. Ich sagt: hör wie vil hastu dan 125 Juchart Acker: järlich zu bawen Wieviel Rindvieh und Schaff in Awen ? Er sprach: des hab ich gnugsam zwar. So hastu / sagt ich / je fürwar Järlich ein vortrefflich Einkommen 130 Warum schmächstu dan jetzt den fromen König: weil dir doch nur geht ab Der zehend theil von deiner Hab. Wie müßtestu ihm alsdan thun Wann der feind mit gwalt einfil nun 135 Nem weg das Vieh / verderbt das Land Steckt hauß und schewren in der Brand Verstöhrte all Stätte geschwind Und schändet beydes Weib und Kind Nehm uns den Gottesdienst zumahl 140 Und führt uns weg gefangen all Entweder zur Leibstraff bereit Oder in stätig Dienstbarkeit.

Die ärger als der Tod selbst ist. Als ich diß sagte zu der frist 145 Und im die Red kroch in die Nasen: Fieng Er zu pochen an der massen Und mich ein HoffSchmorotzer schalt Ein zärtlig / der ich solcher gstalt Mit müssigang ohn alle Ehr 150 In Schuln hat gelernt nichts mehr Als nur der arme Leutte Sachen Verderben und.nur ärger machen. Balt Er noch mehr im Zorn endbrandt Und lieff von mir alsbalt zuhand 155 Weil sich daselbst der Weg thet scheiden Nun diß Gespräch zwischen uns beyden Hat gemacht das ich auch vorbaß

Saul

Des langweiligen Wegs vergaß / Oder mein selbst / weil ich nicht eben 160 Dem Bawren Bäurisch antwort geben. Aber das ist an allem End Des gmeinen Pöfels groß Elend Das man sie nicht kan tüchtig achten Sich selbst noch andre zubetrachten. 165 Drumb ich meim Vatter jederzeit Schuldig bin höchste Dankbarkeit Der mich in meiner ersten Jugend Hat lassen lehren Kunst und Tugend Warheit und falsch zu underscheiden 170 Das Gut zu thun das B6ß zumeiden. (A 7") Da Ja Ich den ubermut K6nd zämen / wann das Glück ist Gut: Das Ich nicht würd Stoltz auffgeblasen / Und das im Elend gleicher massen / 175 Sie mir trost und hülff möchten geben / Und mich Erinneren darneben Meines Beruffs: so wol im Streit / Und unfrid / als zu Friedes zeit / Damit Ich bei den Menschen fein / 180 An allem Ort / ein mensch möcht sein. Und nicht wann / Ich die Ochsen treib / Ein Ochse bei dem andern bleib. Oder wann Ich seß auff eym Stein / Daß ich dem Stein nicht gleich solt sein. 185 Ja / diß ich auch zu meim Glück zehl / Daß zum Propheten Samuel Ich offtmals / gangen bin allein: Und bei ihm hab studieret fein Das soll auch nicht gerewen mich / 190 So lang mein Seel beweget sich. Aber schaw / wir sind jetzund Ja / Schon am Liger. Knab bistu da?

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Wolfhart Spangenberg

Fürwar du treibest liederlich Den Esel fort / was saumstu dich ? 195 Brauch den stecken und folge mir Treib auch geschwinder fort das Thier. 285 Mein Bruder wolt ansprechen dich Mit wenig Wort / so fern es sich Leiden möcht: wie Ich auch drumb bitt: Wanns andre Gschäfft verhindert nit. ABNER.

Mit drey worten geb Er Bescheyd. 290 Dann Ich hab jetzt nicht übrig Zeit. DAVID.

Viel Glück und Heyl Wünscht dir alhie / Durch mich / mein Vatter Isai: Und daß du mit Sieghaffter Hand / Die Feind mögst schlagen auß dem Land: 295 Darnach bitt auch der Vatter mein / Du wölst dir lan befohlen sein Trewlich / seine Söhn / sonderlich So etwan würd erzeigen sich Solch Gelegenheyt / da eyn Mann 300 Sein Sterck und Krafft beweisen kan: Da wölstu sie auch Exercieren / Und Ihr Mannliches Hertz probieren. Denn Er zu Nutz dem Vatterland / Kinder gezeugt: die mit der Hand 305 Und mit der That beweisen können / Daß sie dem Vatterland guts gönnen; Sofern man sie solt achten fein / Daß sie Ihrs Vatters Würdig sein. Endlich Mein Vatter sich erzeygt 3io Wie sein Hertz gegen dir geneigt: Und wie Er deiner Ehr gedenck /

Saul

(B 2")

287

Darumb schickt er dir diß Geschenck. Weichs obs schon ist eyn schlechtes ding / Und gegen deiner Würd gering: 315 So weiß Er doch / daß du ohn schertz / Viel mehr ansehen thust das Hertz Dessen / der dirs geschencket hab / Und achtest höher als die Gab. Abner.

Ich bedanck mich des Gruß und Segen / 320 Den du mir von Isai wegen Deins Vatters bringest so bequem. Das Gschenck ist mir auch angenehm: Dann was ein from Mann schenckt / ohn schimpff / Das bringt mit sich zweyfachen Glimpff. 325 Dann wers empfaht / hat davon Ehr: Und denckt auff Danckbarkeyt auch mehr. Was ich sonst weiter hab gethan Gegen deine Brüder: wolan Das ist geschehn / mit dem Bescheid / 330 Wegen ihrer Manhafftigkeyt: Die Ich gespürt in mancher Gfahr. Ich will auch dahin trachten zwar Hinfort: daß man hab Glegenheit Zubeweisen Manhafftigkeit. 335 Man darff zwar nicht weit darnach gehn: Man hat offt glegenheit gesehn / Jetzund die viertzig tag bißher: Wann jemand Lust hat und Begehr / Ein Mannliche That zu beweisen. 340 Gottes Nahmen dadurch zu preisen.

ALASTOR.

Ja / mit was Kunst wiltu ihn frey Bereden / daß dem also sey ? Diß ding glaubt Niemand leicht fürwar.

315

316

Wolf hart Spangenberg R ASCHATES.

1120

H a i f r a g s t u ? N i c h t s ist leichter zwar. Samuel hat I h n gesalbet frey / G l e i c h als w a n n E r s c h o n K ö n i g sey. D a r z u E r jetzt b e w i e s e n hat E i n TapfFer K ö n i g l i c h e T h a t .

1125 D a s v o l c k g i b t sich selbst in sein Schutz. I c h w e r in B o d e n d o c h nichts N u t z / W a n n I c h nit k ö n t den K ö n i g fein J e t z t l e n c k e n n a c h d e m Sinne m e i n : W e i l I c h so g u t U r s a c h v o r a b / 1130

U n d so feine G l e g e n h e i t hab. W a n n I c h n u r an m i c h n e h m e balt E i n b e q u e m P e r s o n u n d gestalt / D a r u n t e r I c h s verrichte fein. APOLLYON.

W a s müst das für eyn M u s t e r sein ? 1135 W a s für gestalt der h a b e n solt / D e r diß N e w w e r c k verrichten w o l t ? RASCHATES.

H o h l I c h acht / die G e s t a l t des L e i b s D e r A m m / des D ü r r e n alten W e i b s / D i e des K ö n i g s / als eyns K i n d s / pflag. 1140

A l s E r n o c h in den W i e g e n lag. D a n n E r ehrt sie an M u t t e r stat. APOLLYON.

I n r e c h t : du g i b s t eyn guten R a t h .

Und Räch üben an mein Blut eben. Wolan ich hab mein Freund beim Leben Erhalten: und rewet mich nicht: Was mir gleich nun weiter geschieht. 2225 Hett ich ihn nicht errett zur Zeit / Bey so guter Gelegenheit / Wer Ich doch Gottlos und Elend. Aber nun hab ich / an dem End / Mich vor der Schand gehütet fein : 2230 Gilt gleich ob ich muß Elend seyn. Doch was hilfft mich hie viel mein Klagen : Ich will Gott Lob / Ehr / und Dank sagen / Daß Er / auß so grosser Gefahr / Den hat erret / der ihm lieb war.

Saul

2235 Ja den David / welcher mit Noth Albereit war mitten im Todt: Und hett auch nicht mehr können leben / Wann Gott nicht in des Todts stund eben Ihm / nach seim allein weysen Rath / 2240 Geholffen hette / mit der That. Ja / starcker Gott / du hast allein Tod und Leben in Hinden dein. Ohn deinen Willen feilt fürwar Von unserm Haupt auch nicht ein Har. 2245 Ja / es stirbt auch kein Spätzlein klein / Ohn den Göttlichen Willen sein. Ich befehl mich nun gäntzlich dir Schutz und Schirm wolst verleyhen mir. 3005 So treibt sie solcher Spott zur Wehr: Nicht auß manheyt / sondern viel mehr / Daß mann sie nicht soll wehrloß achten. Und weil der Außgang in den Schlachten Zweiffelhafftig offt ist zu letzt: 3010 So haben sies dahin gesetzt / Ob unsere nachlässigkeyt Ihn den Sieg bringen möcht / im streit. Derhalben / so wir werden sein Wie wir allzeit gewest gemein / 3015 Vorsichtig und manhafft darbey: So wollen wir nicht zweifflen frey / Gott wird uns beistehen zur frist. Wir bschützen das / so unser ist / Und was uns Gott auch thut bescheren / 3020 Durch schweiß und Arbeyt / recht in Ehren. Sie aber fallen uns ins Land: Ja / uns / als Gottes volck genand / Wolln sie auß der gantzen weit jagen: Und den Gottesdienst von hinnen tragen / 3025 Auch denselben außrotten eben:

Saul

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Daß man Ihm Göttern platz soll geben / Die von Stein / Holtz und wachs gemacht. Ja unsre Grechte sach betracht Die würd außführen Gottes hand ? 3030 Und wer wolt bey Gottes beystand Verzagen und Kleinmütig sein. Ihr solt spüren die hülffe mein. Ich will als eyn Fürst vorher gehen / Und zu erst gegen den Feind stehen.