Gesammelte Werke - Zweiter Band

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NOVALIS GESAMMELTE WERKE

Mit einem Lebensbericht herausgegeben

von

CARL SEELIG

BOHL-VERLAG /HERRLIBHRG*.2t)lUCIl

Schutisumscblag

von Waltet Kach

AUe Rechte

vorbehalten

Copyright 1945 by Biihl-Verkg AG., Hcrrliberg-Ziirich

Dmck: Bnchdmcketei Berichthaus Zurich Printed in Svritserknd

I

ZWEITER BAND

FRAGMENTE

Blutenstauh

Glauhen und Liebe Philosophische Studien

Blutenstauh

,,Blutenstati¥^ i$t die ersie Prosaarbeit, dieNovalis verdffentlicht hat.

Sie crschien im ersten Heft der Zeitschrift

,,Athenaiim"\ die v 07n

Mai xygS

bis

iSoo das Partei-

organ der Friihromaniikcr war, Hier wollten sie sick wie

auf dem RiitU zum ewigen Bilndnis verDie Sammlung ^^Blutenstaii¥\ in der Novalis als sprachlich schon sehr ztichtvoller Romaniiker dehuiierte, wurde offenbar auf Drdngen von Friedrich Schlegel, ihr bedem Imiianten des ^^Athendum*\ puhliziert.

die Eidgenossen einigen.

MU

Kurzform des Fragmentes, die fur die dltere Zeit der dcutschen Romantik charakteristisch isi und gleichsam ihr geisiiges Dynamit darstelU, der Boden, um g%nnt die

auf kecke Art ^dUchiigpfilndige Gedanken'^ losztmerden.

Hack

einer programmatischen Erkldrung von Schlegel

sollten sie nichis sein ,^als ein

geisiige

Lessingschcs Salz gegen die

Fdulnis, vielleicM erne zynische lanx satura

Stil des alien

im

Lucilius oder Horaz oder gar fermenta cogni-

zum Text des ZeitNach dem Beispiel von La Rochefoucauld^ MonLa Bruyire und Chamfort hat das raketenhaft

zur kriUschen Philosophies

ttonis

altersF iaigne.

aufsprilhende Fragment in Deutschland gemeinsam mit dem Sonett das altere Epigramm abgeldst Die oft geniale Polyphonic der romaniischen Fragmenienkunst hat Jean Paul in seiner ysVorschule der Asthetik^^

sinnig charakterisieri: ^,Nur das einseitige Talent

gibt

wie eine Klaviersaite unter

einen

dem HammerscUage

Ton; aber das Genie gleicM einer Windharfemaiie:

eine und dieselbe spielet sich selber zu mannigfachen

Tmen

dem mannigfachen Anwehen, Im Genius siehen alle Krdfte auf einmal in Blute, und die Phantasie ist darin vor

nicht die

BlumCs sondern die BlumengdUin, welche die zu-

9

sammenstauhenden Blumenkelche fur neue Mischungen ordnet, gleichsam die Kraft voUer Kraftef'

Die drei kursiv gedruckten Fragniente stammen nichi von Novalis selber, der die Fragmente als ein Werkzeug des werdenden

und nach Synthese sfrehenden

Schr^ft-

stellers betracMete, als y,Bruchstucke des fortlaufenden

Selbstgesprachs in mir Schlegel, der bei der

— Senker'^ sondern von Friedrich

Redaktion des „Bluienstau¥‘ seine

FroduMe ungeniert zwischen

eigenen

mischte, ,,damit die fraternale

die des Freundes

Wechselwirhmg recM

voll-

endet wird"\

Freunde, der Boden ausstreun,

1

2

3

ist

arm, wir mussen reichlichen Samen

daB uns doch nur maBige Erntea gedeihn.



it suchen xiberall das Unbedingte und finden immer nur Dinge. Die Bezeichnung dutch Tone und Striche ist eine bewundernswurdige Abstraktion. Viet Buchstaben bezeichnen mir Gott; einige Striche eine MilHon Dinge. Wie leicht wird hier die Handhabung des Universums, wie anschaulich die Konsientrizitat der Geisterwelt! Die Sprachlehre ist die Dynamik des Geisterreichs. Ein Kommandowort bewegt Armeen; das

Wort ^Freiheit^"^ Nationen, Der Weltstaat ist der Kdrper, den die schone Welt, die gesellige Welt beseelt. Er ist ihr notwendiges Organ.

4

Lehrjahre sind fur den poetischen, akademische Jahre fur den philosophischen Junger. Akademie sollte ein durchaus philosophisches Institut sein: nur eine Fakultat; die ganise Einrichtung 2:ur Erregung

und izweckmaBigen t)bung der Denkkraft organisiert.

10

Lehrjahre im yorziiglichen Sinn sind die Lehrjahre der Kunst 2u leben. Dutch planmaBig geordnete

Versuche lemt

man

erhalt die Fertigkeit,

5

Gmndsatee kennen und nach ihnen beliebig 2u ver-

ihre

fahren.

Ganiz begreifen werden wir uns nie, abet wir werden und konnen uns weit mehr als begreifen. Gewisse Hemmungen gleichen den Griffen eines Flotenspielers, der,

6

7

um verschiedene Tone hervorsiu-

bringen, bald diese, bald jene Offnung 5:uhalt

und

willkurHche Verkettungen stummer und t5nender machen scheint. OflFnungen Der Unterschied zwischen Wahn und Wahrheit liegt in der Different ihrer Lebensfunktionen. Der Wahn lebt von der Wahrheit; die Wahrheit lebt ihr

Leben in sich. Man vernichtet den Wahn, wie man Krankheiten vernichtet, und der Wahn ist also nichts als logische Entzundung oder Verloschung, Schwarmerei oder Philisterei. Jene hinterlaBt gewohnlich einen scheinbaren Mangel an Denkkraft, der dutch nichts zn heben ist, als eine abnehmende Reihe von Inzitamenten, Zwangsmitteln. Diese geht oft in eine triigliche Lebhaftigkeit liber, deren gefahrliche Revolutionssymptome nur dutch eine 5:unehmende Reihe gewaltsamer Mittel vertrieben werden konnen. Beide Dispositionen konnen nur dutch chronische, strong befolgte Kuren verandert werden. Unset samtliches Wahrnehmungsvermogengleicht dem Auge, Die Objekte miissen dutch entgegengesetiste Media dutch, um richtig auf det Pupille zn

s

9

etscheinen.

Die Etfahrung ist die Probe des Rationalen und so umgekehrt. Die Una:uianglichkeit der bloBen Theorie in det Anwendung, uber die der Praktikcr oft kommentiert, findet sich gegenseitig in det tatioII

10

nalen

Anwendung

der bloBen Erfahrung

und wird

von den echten Philosophen, jedoch mit

Selbst-

bescheidung det Notwendigkeit dieses Erfolgs, vetnehmlich genug bemerkt. Der Praktiker verwirft deshalb die bloBe Theorie ganz, ohne zu ahnden, wie problematisch die Beantwortung der Frage sein

„Ob die Theorie fur die Anwendung oder Anwendung um der Theorie willen sei?^*^

diirfte:

die 11

Das Hdchste

ist

das Verstandlichste, das Nachste,

das Unentbehrlichste. 12

Wirkungen beschr^ken einander gegenseitig und machen zusammen ein Ganzes aus. Sie sind vereinigt, indem sie sich gegenseitig aufheben. Kein Wunder ohne Naturbegebenheit und umgekehrt. Die Natur ist Feindin ewiger Besitzungen. Sie zer-

Wunder

stehn mit naturgesetzlichen

in Wechsel:

13

stort

sie

nach festen Gesetzen

alle

Zeichen des Eigen-

Merkmale der Formation. Allen Geschlechtern gehort die Erde; jedes hat Anspruch auf alles. Die friihern diirfen diesem Primogeniturzufalle keinen Vorzug verdanken. ~ Das Eigentumsrecht erlischt zu bestimmten Zeiten. Die Amelioration und Deterioration steht unter unabanderlichen Bedingungen. Wenn aber der Korper ein Eigentum

tums, vertilgt

ist,

alle

vrodurch ich nur die Rechte eines aktiven Erdenkann ich durch den Verlust dieEigentums nicht mich selbst einbiiBen, Ich ver-

bxirgers erwerbe, so ses

liere nichts als die Stelle in dieser

trete in eine

Fiirstenschule

und

hohere Korporation, wohin mir meine

geliebten Mitschuler nachfolgen. 14

Leben ist der Anfang des Todes. Das Leben ist des Todes willen. Der Tod ist Endigung und Anfang zugleich, Scheidung und nahere Selbstverbindung zugleich. Durch den Tod wird die Reduk-

um

tion vollendet.

12

Auch die PhUosophie hat ihre Bluten. Das sind die Geman immer nicht mei/3 oh man sie

danken, von denen

1 5

,

schon Oder witzig nennen

soil.

Welt entweder in

16

die Hohe oder in die Tiefe oder in der Metempsychose 5:u uns. Wit traumen von Reisen dutch das Weltall ist denn das Weltall nicht in uns ? Die Tiefen unsers Geistes kennen wir nicht. - Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die AuBenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos, aber wie ganz anders wird es uns diinken, wenn diese Verfinsterung vorbei und der Schattenkorper hinweggeriickt ist! Wir werden mehr genieBen als je, denn unser Geist hat entbehrt. Darwin macht die Bemerkung, daB wir weniger vom Lichte beim Erwachen geblendet werden, wenn wir von sichtbaren Gegenstanden getraumt haben. Wohl also denen, die hier schon vom Sehen traumten! Sie werden friiher die Glorie jener Welt ertragen konnen. Wie kann ein Mensch Sinn fiir etwas haben, wenn er nicht den Keim davon in sich hat? Was ich verstehn soil, muB sich in mir organisch entwickeln; und was ich lernen scheme, ist nur Nahmng, Inisitament des Organismus. Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und AuBenwelt beriihren. sie sich durchdringen, ist er in jedem Punkte der Durchdringung,

17

Die Phantasie

setzt die kiinftige

:

18

19

Wo

Wenn man

in der Mitteilung der Gedanken zwischen

absolufem Verstehen und absolufem NicMverstehen ahwechselt, so darf das schon eine philosophische

Freund13

20

schaft genannt werden. Geht e$

nicht besser.

uns dock mit uns

selbst

Und ist das Leben eines denkendenMenschen

wohl etwas anderes als eine

stete

inner e SymphilosopMe?

Genie ist das Vermogen, von eingebildetenGegenstandenwie von wirklichen zu handeln und sie auch wie diese zu behandeln. Das Talent darzustellen, genau zu beobachten, zweckmaBig die Beobachtung zu beschreiben, ist also vom Genie verschieden. Ohne dieses Talent sieht man nur halb und ist nur ein halbes Genie; man kann genialische Anlage haben, die in Ermangelung jenes Talents nie zur Entwicklung

kommt. Das willkurlichste Vorurteil ist, daB dem Mcnschen das Vermogen, auBer sich zu sein, mit BewuBtsein jenseits der Sinne zu sein, versagt sei. Der Mensch vermag in jedem Augenblicke ein iibersinnliches Wesen zu sein. Ohne dies wate er nicht Weltburger, er ware ein Tier. Freilich ist die Besonnenheit, Sichselbstfindung in diesem Zustande sehr schwer, da er so unaufhorUch, so notwendig mit dem Wechsel unsrer ubrigen Zustande verbunden ist. Je mehr wir uns aber dieses Zustandes bewuBt zu sein vermogen, desto lebendiger, machtiger, zwingenderistdxeDberzeugung, die daraus entsteht; der Glaube an echte Offenbarung des Geistes. Es ist keinSchauen, Horen, Fiihlen; es ist aus alien dreien zusammengesetzt,

mehr

als alles

Dreies: eine

Empfindung unmittel-

barer GewiBheit, eine Ansicht meines wahrhaftesten, eigensten Lebens. Die Gedanken verwandein sich in

Wunsche in Erfiillungen. Fiir den Schwachen ist das Faktum dieses Moments ein Glaubensartikel. Auffallend wird die Erscheinung besonders beim Anblick mancher menschlichen Gestalten und Gesichter, vorzuglich bei der Erblickung manGesetze, die

cher Augen, mancher Mienen, mancher Bewegungen, beim Horen gewisser Worte, beim Lesen gewisser SteUen, bei gewissen Hinsichten auf Leben^

Welt und

Schicksal. Sehr viele Zufalle,

turereignisse, besonders Jahrs-

und

manche Na-

Tageszeiten,

lie-

fern nns solche Erfahrungen. Gewisse Stimmungen sind vorziiglich solchen OlFenbamngen giinstig. Die meisten sind augenblicklich, wenige verweilend, die wenigsten bleibend. Hier ist yiel Unterschied zwischen den Menschen. Einer hat mehr Offenbamngsfahigkeit als der andere. Einer hat mehr Sinn, der andere mehr Verstand fur dieselbe. Der letzte wird immer in ihrem sanften Lichte bleiben, wenn der erste nur abwechselnde Erleuchtungen, aber hellere

und falls

mannigfaltigere hat. Dieses Vermogen ist ebenkrankheitsfahig, was entweder OberfluB an Sinn

und Mangel an Verstand oder UberfluB an Verstand und Mangel an Sinn bezeichnet. Scham ist wohl einGefiihlder Profanation. Freundschaft, Liebe und Pietat sollten geheimnisvoll behandelt

werden.

Man

23

soUte nur in seltnen, vertrauten

Momenten davon reden, sich stillschweigend dariiber ist zu zart, um gedacht, noch mehres, um besprochen zu werden. SelbstentauBerung ist die Quelle aller Erniedrigung, so wie im Gegenteil der Grund aller echten Erhebung. Der erste Schritt wird Blick nach Innen, absondernde Beschauung unsers Selbst. Wer hier stehn bleibt, gerat nur halb. Der zweite Schritt muB wirksamer Blick nach auBen, selbsttMge, gehaltne Beobachtung der AuBenwelt sein, Derjenige wird nie als Darsteller etwas VorzxigHches ieisten, der nichts weiter darstellen mag als seine Erfahrungen, seine Lieblingsgegenstande, der es nicht uber sich gewinnen kann, auch einen ganz

einverstehen. Vieles

24

25

fremden, ihm gan5 urdnteressanten Gegenstand, mit FleiB 2u studieren und mit MuBe darzusteilen. Der Darsteller muB alles darstellen konnen und wollen. Dadurch entsteht der groBe Stil der Darstellung, den man mit Reclit an Goethe so sehr bewundert. ;

26

Eat man nun einmal die Liebhaberei ftirs A bsolute und kann nicht davon lassen: so bleibt einem kein Ausweg, als sick selbst immer zu widersprechen, und enfgegengeseizte Extreme zu verbinden, Um den Satz des Widerspruchs ist es dock unvermeidlich geschehen, und man hat nur dte Wahl, ob

man

man

sich dabe% leidend verhalten will, oder oh

die Notwendigkeit durch

Anerkennung zur

freien

Handlung adeln wilL 27

Eine merkwurdige Eigenheit Goethes bemerkt in seinen Verknupfungen kleiner, unbedeutender Vorfalle mit wichtigern Begebenheiten. Er scheint keine andre Absicht dabei 2u hegen, als die Einbildungskraft auf eine poetische Weise mit einem mysteriosen Spiel 2u beschaftigen. Auch hier ist der sonderbare Genius der Natur auf die Spur gekommen und hat ihr einen artigen Kunstgriif abgemerkt. Das gewohnliche Leben ist voll ahnlicher Zufalle. Sie machen ein Spiel aus, das wie alles Spiel auf tJberraschung und Tauschung hinauslauft. Mehre Sagen des gemeinen Lebens beruhn auf

man

einer Bemerkung dieses verkehrten Zusammenhangs.

So 2.B. bedeuten bose Traume Gliick; Totsagen lam ges Leben; ein Hase, der uber'n

Weg lauft, Ungliick.

Abergkube des gemeinen Volks beruht auf Deutungen dieses Spiels. Fast der ganze

28

Die hochste Aufgabe der Bildung ist^ sich seines transzendentalen Selbst 2u bemachtigen, das Ich seines Ichs 2ugleich 2u sein. Umso weniger befremdlich ist der

16

Mangel an voUst^digem Sinn und Ver-

Ohne vollendetes Selbstverstmdnis man nie andere wahrhaft verstehn lernen. Humor ist eine willkiirlich angenommene Manier. Das Willkiirliche ist das Pikante daran: Humor ist stand fur andre.

witd

29

Resultat einer freien Vermischung des Bedingtenund

Unbedingten. Durch Humor wird das eigentiimlich Bedingte allgemein interessant und erhalt objektiven Wert. Wo Phantasie und Urteilskraft sich beriihren, entsteht Witz; wo sich Vernunft und Willkiir paaren. Humor. Persiflage gehort zum Humor, ist aber um einen Grad geringer: sie ist nicht mehr rein artistisch

und viel

beschrankter.

Was

Fr. Schle-

gel so scharf als Ironie charakterisiert, ist

meinem

Bediinken nach nichts anders als die Folge, der Charakter der Besonnenheit, der wahrhaften Gegenwart des Geistes. Schlegels Ironie scheint mir echter

mor zu

sein.

Mehrere

Hu-

Namen sind einer Idee vorteil-

haft.

Das Unbedeutende, Gemeine, Rohe, HaBHche,

30

Ungesittete wird durch Witz allein gesellschaftsfahig.

seine

Es ist gleichsam nur um des Witzes Zweckbestimmung ist der Witz,

Um

das Gemeine, wenn

man

willen:

nicht selbst gemein

ist,

31

mit der Kraft imd mit der Leichtigkeit zu hehandeln^ aus der die

Anmut

entspringt, mufi

man

nichts sonderharer

und Sinn furs Sonderbare hdben, darin suchen und ahnden. Auf die Art kann auch

finden als das Gemeine viel

wohl ein Mensch, der in ganz andern Sphdren lebt, ge^ wbhnliche Naturen so hefriedigen, dafi sie gar kein Arg aus ihm haben, und ihn fur nichts weiter halten, als was sie unter sich liebenswilrdig

Wir

nennen,

sind auf einer Mission: zur Bildung der Erde

sind wir berufen.

2

Novaks^ Gesammelte

Werke

II

17

32

33

ein Geist erschiene, so wurden wir uns eignen Geistigkeit bemachtigen: wir unsrer sogleich sein dutch uns und den Geist zuinspiriert wurden

Wenn uns

gleich.

Ohne

Inspiration

Inspiration keine Geistererscheinung.

ist

Erscheinung und Gegenerscheinung,

Zueignung und Mitteilung 2ugleich. Der Mensch lebt, wirkt nur in der Idee fort, dutch die Erinnerung an sein Dasein* Vorderhand gibts kein anderes Mittel der Geisterwirkungen auf dieser

Welt. Daher ist es Pflicht, an die Verstorbenen zu denken. Es ist der einzige Weg, in Gemeinschaft mit ihnen zn bleiben. Gott selbst ist auf keine andere

55

36

Weise bei uns wirksam als dutch den Glauben. Interesse ist Teilnahme an dem Leiden und der Tatigkeit eines Wesens. Mich intercssiert etwas, wenn es mich zm Teilnahme zn erregen weiB. Kein Interesse ist interessanter, als was man an sich selbst nimmt; so wie der Grand einer merkwiirdigen Freundschaft und Liebe die Teilnahme ist, zu der mich ein Mensch reizt, der mit sich selbst beschaftigt ist, der mich dutch seine Mitteilung gleichsam einladet, an seinem Geschafte teilzunehmen. Wer den Witz erfunden haben mag ? Jede zm Besinnung gebrachte Eigenschaft, Handlungsweise unsers Geistes ist im eigentlichsten Sinn eine neuentdeckte Welt.

Der Geist erscheint immer nur in fremder, luftiger

37

Gestalt.

nur hie und da Geist; wann wird im Ganzen regen? wann wird die

Jetzt regt sich

38

der Geist sich

Menschheit in Masse sich selbst zu besinnen anfangen? 39

Der Mensch besteht in der Wahrheit. Gibt er die Wahrheit preis, so gibt er sich selbst preis. Wer die Wahrheit verrat, verrat sich selbst. Es ist hier nicht 18

die

Rede vom

Liigen, sondern

vom

Handeln gegen

Uberzeugung. In heitern Seelen gibts keinen Witz. Witz 2:eigt ein gestortes Gleichgewicht an: er ist die Folge der Stoning und zugleich das Mittel der Herstellung, Den starksten Witz hat die Leidenschaft, Der Zustand der Auflosung aller Verhaitnisse, die Ver-

zweiflnng oder das geistige Sterben

ist

am

40

fiirch-

terlichsten witzig.

Von einem liebenswerten Gegenstande konnen wir nicht genug horen, nicht genug sprechen. Wir freuen uns iiber jedes neue, treffende, verherrlichende Wort. Es liegt nicht an uns, daB er nicht Gegenstand allcr Gegenstande wird. Wir halten einen leblosen StofF wegen seiner Beziehungen, seiner Formen fest. Wir lieben den Stofif, insofern er zu einem geliebten Wesen gehort, seine Spur tragt oder Ahniichkeit mit ihm hat. Ein echter Klub ist eine Mischung von Institut und Gesellschaft. Er hat einen Zweck wie das Institut; aber keinen bestimmten, sondern einen unbestimmten, freien: Humanitat liberhaupt. Aller Zweck ist ernsthaft; die Gesellschaft ist durchaus frohJich. Die Gegenstande der geseUschaftlichen Unterhaltung ^ind rdchts als Mittel der Belebung. Dies bestimmt ihre Wahl, ihren Wechsel, ihre Behandlung. Die Gesellschaft ist nichts als gemeinschaftliches Leben: eine unteilbare denkende und fuhlende Person. Jeder Mensch ist eine kleiae Gesellschaft. In sich zunickgehn bedeutet bei uns, von der AuBenwelt abstrahieren. Bei den Geistern heiBt analogisch das irdische Leben eine innere Betrachtung, ein in sich Hineingehn, ein immanentes Wirken. So entspringt das irdische

Leben aus

einer urspriingli-

chen Reflexion, einem primitiven Hineingehn, Sam-

41

42

43

44

45

mein in sich selbst, das so frei ist als unsre Reflexion. Umgekehrt entspringt das geistige Leben in dieser Welt aus einem Durchbrechen jener primitiven Reflexion. Der Geist entfaltet sich wiederum, geht aus sich selbst wieder heraus, hebt zum Teil jene Reflexion wieder auf, und in diesem Moment sagt er zum erstenmal Ich. Man sieht hier, wie relativ das Herausgehn und Hineingehn ist. Was wir Hineingehn nennen, ist eigentlich Herausgehn, eine Wiederannahme

46

der anfanglichen Gestalt. Ob sich nicht etwas fiir die neuerdings so sehr

gemiBhandelten AUtagsmenschen sagen lieBe? Gehort nicht zur beharrlichen MittelmaBigkeit die meiste Kraft? und soli der Mensch mehr als einer aus 47

dem Popolo

sein?

Wo echter Hang zum Nachdenken, nicht bloB zum Denken dieses oder jenes Gedankens, herrschend ist, auch Progressivitat. Sehr viele Gelehrte beHang nicht. Sie haben schlieBen und folgern gelernt wie ein Schuster das Schuhmachen, ohne je auf den Einfall zu geraten oder sich zu bemiihen, den Grund der Gedanken zu finden. Dennoch liegt das Heil auf keinem andern Wege. Bei vielen wahrt dieser Hang nur eine Zeitlang. Er wachst und nimmt ab, sehr oft mit den Jahren, oft mit dem Fund eines Systems, das sie nur suchten, um der Miihe des Nachdenkens ferner uberhoben zu da

ist

sitzen diesen

sein. 48

Irrtum und Vorurteil sind Fasten, indirekt reizende Mittel fiir den Selbsttatigen, jeder Last Gewachsenen. Fiir den Schwachen sind sie positiv schwachende Mittel.

Das Volk

49

ist

Wir soUen ein Volk werMensch ist ein kleines Volk.

eine Idee.

den. Ein vollkommener

Echte Popularitat ist das hochste Ziel des Menschen. 20

1

Jede Stufe der Bildung fangt mit Kindheit an. Daderam meisten gebildete, irdischeMensch dem Kinde so ahniich. J eder gelieb te Gegenstand ist der Mittelpunkt eines

50

herist

5

Paradieses.

Das

Interessante

selbst willen,

ist,

was mich, nicht

sondern nur

um

mein

52

als Mittel, als Glied, in

Bewegung setet. Das Klassische stort mich gar nicht; es affiiziert mich nur indirekt durch mich selbst. Es ist nicht fur mich da als klassisch, wenn ich es nicht setee als ein solches, das

mich nicht

affi2:ieren

wxirde,

wenn ich mich nicht selbst 2ur Hervorbringung desselben fur mich bestimmte, anregte; wenn ich nicht ein Stuck von mir selbst losrisse, und diesen Keim sich auf eine eigentiimliche Weise vor meinen Augen entwickeln lieBe. Eine Entwickelung, die oft nur einen Moment bedarf und mit der sinnlichen Wahr-

nehmung

des Objekts zusammenfallt, so daB ich ein Objekt vor mir sehe, in welchem das gemeine Objekt und das Ideal, wechselseitig durchdrungen, nur ein wunderbares Individuum bilden. Formeln fur Kunstindividuen finden, durch die sie im eigentlichsten Sinn erst verstanden werden, macht das Geschaft des artistischen Kritikers aus, dessen Arbeiten die Geschichte der Kunst vorberei-

53

ten.

Je verworrener ein Mensch ist, man nennt die Veroft Dummk 5pfe, desto mehr kann durch fleiBiges Selbststudium aus ihm werden; dahingegen die geordneten Kopfe trachten mxissen, wahre Gelehrte, grundHche Enzyklopadisten m. werden. Die

worrenen

Verworrnen haben im Anfang mit machtigen Hindernissen m. kampfen, sie dringen nur langsam ein, sie lernen mit Miihe arbeiten dann aber sind sie auch Herrn und Meister auf immer. Der Geordnete kommt :

zi

54

;

geschwind hinein, aber auch geschwind heraus. Er erreicht bald die 2weite Stufe: aber da bleibt er auch gewohnlich stehn. Ihm werden die letzten Schritte beschwerlich, und selten kann er es liber sich gewinnen, schon bei einem gewissen Grade von Meisterschaft sich wieder in den Zustand eines Anfangers 2u verset2en. Verworrenheit deutet auf UberfiuB an Kraft und Vermogen, aber mangelhafte Verhaltnisse Bestimmtheit auf richtige Verhaltnisse, aber sparsames Vermogen und Kraft. Daher ist der Verworrne so progressiv, so perfektibel, dahingegen der Ordentliche so friih als Philister aufhort. Ordnung und

Bestimmtheit

allein ist nicht Deutlichkeit.

Durch

kommt

der Verworrene 2u jener 2u jener SelbsterDurchsichtigkeit, himmlischen leuchtung, die der Geordnete so selten erreicht. Das Selbstbearbeitung

wahre Genie verbindet diese Extreme. Es Geschwindigkeit mit

dem

let2ten

und

teilt

die

die Fiille mit

ersten.

Das Individuum

55

dem

interessiert nur,

daher

ist alles

Klassische nicht individuelL ist seiner Natur nach poetisch. Wit2 als Prin2ip der Verwandtschaften ist 2ugleich

Der wahre Brief

56

57

das

mmstrmm

universale.

Wit2ige Vermischungen

sind 2. B. Jude und Kosmopolit, Kindheit und Weisheit,

58

Tugend und Hetarie, und Mangel an Urteilskraft in der Naivitat

Rauberei und Edelmut,

llberfluB

und so fort ins Unendliche. Der Mensch erscheint am wurdigsten, wenn

sein

Eindruck der Eindruck eines absolut witzigcn Einfalls ist: namlich Geist xmd bestimmtes Individuum 2ugleich 2u sein. Einen jeden vorziiglichen Menschen muB gleichsam ein Geist 2u durchschweben scheinen, der die sichtbare Erscheinung idealisch

erster

parodiert, Bei

zz

manchen Menschen

ist es, als

ob

die-

ser Geist der sichtbaren Ersclieinung ein Gesicht sclinitte.

Gesellschaftstrieb ist Organisationstrieb. diese geistige Assimilation entsteht oft aus

Bestandteilen eine gute Gesellschaft

vollen

Das

Menschen

Durch

59

gemeinen

um einen geist-

her.

Interessante ist die Materie, die sich

um

die

60

Wo

Geist und Schdnheit ist, Schonheit bewegt. hauft sich in konzentrischen Schwingungen dasBeste aller Naturen. Der Deutsche ist lange das Hanschen gewesen. Er diirfte abet wohl bald der Hans aller Hanse werden. Es geht ihm, wie es vielen dummen Kindern gehn soil: er wird leben xind king sein, wenn seine friihklugen Geschwister langst vermodert sind, und er

nun allein Herr im Hause ist. Das Beste an den Wissenschaften ist ihr philosophisches Ingrediens, wie das Leben am organischen Korper.

62

Man

dephilosophiere die Wissenschaften: und Wasser. Menschheit ist eine humoristische Rolle. Unsere alte Nationalitat war, wie mich diinkt, echt romisch. Natiirlich, well wir auf eben dem Wege wie die Romer entstanden; und so ware der Name Romisches Reich wahrlich ein artiger, sinnreicher 2 u-

was

61

bleibt iibrig ? Erde, Luft

63

64

Deutschland ist Rom als Land. Ein Land ist Ort mit seinen Garten. Das Kapitol lieBe sich vielleicht nach dem Gansegeschrei vor den Galliern bestimmen. Die instinktartige Universalpolitik und Tendenz der Romer liegt auch im Deutschen Volk. Das Beste, was die Franzosen in der Revolution gewonnen haben, ist eine Portion fall.

ein groBer

Deutschheit. Gerichtshofe, Theater, Hof, Kirche, Regierung, difentliche

Zusammenkunfte, Akademien, Kollegien ^3

65

usw. sind gleichsam die spe2:iellen, innern Organe des mystischen Staatsindividuums. 66

Alle Zufalle unsers Lebens sind Materialien, aus denen wit machen konnen, was wir wollen. Wer viel Geisthat, macht viel aus seiaemLeben. JedeBekannt-

ware fiir den durchaus Geistiunendlichen Reihe, Anfang einer Glied gen eines unendlichen Romans, Der edie Kaufmannsgeist, der echte GroBhandel, hat nur im Mittelalter und besonders 2 ur Zeit der deutschen Hanse gebluht. Die Medicis, die Fugger schaft, jeder Vorfall,

erstes

67

waren Kaufleute, wie leute

im ganzen,

sie sein soliten.

die groBten nicht

Unsere Kauf-

ausgenommen,

sind nichts als Kramer, 68

Fine Uberseteung ist entweder grammatisch oder ver^dernd oder mythisch. Mythische Ubersetsiungen sind Ubersetzungen im hochsten Stil. Sie stellen

den reinen, vollendeten Charakter des individuellen Kunstwerks dar. Sie geben uns nicht das wirkliche Kunstwerk, sondern das Ideal desselben. Noch existiert, wie ich glaube, kein ganzes Muster derselben. Im Geist mancher Kritiken und Beschreibungen von Kunstwerken trifft man aber helle Spuren davon. Es gehort ein

Kopf dazu,

in

dem

sich poetischer Geist

und philosophischer Geist in

ihrer ganzen Fulle durchdrungen haben. Die griechische Mythologie ist zum Ted eine solche Obersetzung einer Nationalreligion,

Auch

die

moderne Madonna

ist

cin solcher

Mythus. Grammatische Obersetzungen sind die tJbersetzungen im gewohnlichen Sinn, Sie erfordern sehr viel Gelehrsamkeit, aber nur diskursive Fahigkeiten. Zu den verandernden Ubersetzungen gehort, wenn sie echt sein soUen, der hochste poetische Geist. Sie fallen leicht ins Travestieren, wie Burgers Homer in 24

Jamben, Popes Homer, die fransiosischen tJberset-* zungen insgesamt. Der wahre Ubersetzer dieser Aft

muB in der Tat der Kunstler selbst des

muB

sein

und

die Idee

geben konnen. Er der Dichter des Dichters sein und ihn also nach

Ganzen

beliebig so oder so

seiner und des Dichters eigner Idee zugleich reden lassen konnen. In einem ahnlichen Verhaltuisse steht

der Genius der Menschheit mit jedem einzelnen

Menschen. Nicht bloB Bucher,

alles

kann auf diese

drei

Arten

ubersetzt werden.

Im hochsten Schmerz tritt zuweilen eine Paralysis der Empfindsamkeit ein. Die Seele zersetzt sich. Daher der todJiche Frost, die freie Denkkraft, der schmetternde unaufhorliche Witz dieser Art von Verzweiflung. Keine Neigung ist mehr vorhanden; der Mensch steht wie eine verderbliche Macht allein. Unverbunden mit der iibrigen Welt verzehrt er sich allmahJich selbst und ist seinem Prinzip nach Misanthrop und Misotheos. Unsere Sprache ist entweder mechanisch, atomistisch, oder dynamisch. Die echt poetische Sprache soli aber organisch, lebendig sein. Wie oft fuhlt man die

Armut an Worten,

um

mehre Ideen mit

69

70

emm

Schlage zu treiSFenl Dichter und Priester waren im Anfang eins^ und nur spatere Zeiten haben sie getrennt. Der echte Dichter ist aber immer Priester, so wie der echte Priester immer Dichter gebUeben. Und soUte rdcht die Zukunft den alten Zustand der Diage wieder

71

herbeiftihren? Schriften sind die Gedanken des Staats, die Archive sein Gedachtnis. J e mehr sich unsere Sinne verfeinetn, desto fahiger werden sie zur Unterscheidung der Individuen. Der

25

72

75

h5chste Sinn ware die hdchste Empfanglichkeit fur eigentiimliche Natur. Ihm entsprache das Talent der Fixierung des Individuums, dessen Fertigkeit und Energie relativ ist. Wenn der Wille sich in Beiziehung auf diesen Sinn auBert, so entstehn die LeidenschaF ten fur oder gegen Individualitaten: Liebe und HaB. Die Meisterschaft im Spiel seiner eignen Rolle ver-

dankt

man

der Richtung dieses Sinns auf sich selbst

bei herrschender Vernunft. 74

Nichts

ist

mt wahren Religiositat unenfbehrlicher

das uns mit der Gottheit verbinUnmittelbar kann der Mensch schlechterdings nicht mit derselben in Verhaltnis stehn. In der Wahl dieses Mittelglieds muB der Mensch durchaus frei sein. Der mindeste Zwang hierin schadet seiner Rehals ein Mittelglied,

det.

gion.

Die Wahl

ist

charakteristisch,

und

es

werden

mithin die gebildeten Menschen ziemlich gleiche Mittelglieder wahlen, dahingegen der Ungebildete

gewohnlich durch Zufall hier bestimmt werden wird.

Da aber so wenig Menschen einer freicn Wahl iiberhaupt fahig sind, so werden manche Mittelglieder allgemeiner werden; sei es durch Zufall, durch Association, oder ihre besondre Schicklichkeit dacu. Auf diese Art entstehn Landesreligionen. Je selbstandiger der Mensch wird, desto mchr vermindert sich

QuaUtat verfeinert cu demselben werden

die Quantitat des Mittelglieds, die sich,

und

seine Verhaltnisse

mannigfaltiger

und

gcbildeter: Fetische, Gestirne,

Gottmensch. Man wie relativ diese Wahlen sind, und wird unvermerkt auf die Idee getrieben, daB das Wesen

Tiere, Helden, Gotzen, Gotter, ein sieht bald,

der Religion wohl nicht von der Beschaffenheit des Mittlers abhange, sondern lediglich in der Ansicht desselben, in

Es z6

ist

den Verhaltnissen zu ihm bestehe*

ein Gdtzendienst

im weitern

Sinn,

wenn ich

:

diesen Mittler in der Tat fur Gott selbst ansehe. Es wenn ich gar keinen Mittler annehme;

ist Irreligion,

insofern ist Aberglaube oder Gdtzendienst und Unglaube oder Theismus, den man auch altern Judaism nennen kann, beides Irreligion. Hingegen ist Atheism nur Negation aller Religion liberhaupt und hat also gar nichts mit der Religion zn schaffen.

und

Wahre Religion

ist,

die jenen Mittler als Mittler an-

nimmt, ihn gleichsam fur das Organ der Gottheit halt, fur ihre sinnliche Erscheinung. In dieser Hinsicht erhielten die Juden zm Zeit der babylonischen Gefangenschaft eine echt religiose Tendenz, eine religiose Hojffnung, einen Glauben an eine kunftige Religion, der sie auf eine wunderbare Weise von Grund aus umwandelte und sie in der merkwiirdigsten Bestandigkeit bis auf unsre Zeiten erhielt.

Die wahre Religion scheint aber bei einer nahem Betrachtung abermals antinomisch geteilt in Pantheismus und Monotheismus. Ich bediene mich hier einer Lizenz, indem ich Pantheism nicht im gewohnHchen Sinn nehme, sondern darunter die Idee verstehe, daB alles Organ der Gottheit Mittler sein konne, indem ich es dazu erhebe: so wie Monotheism im Gcgenteil den Glauben bezeichnet, dafi es nur em solches Organ in der Welt fiir uns gebe, das allein der Idee eines Mittlers angemessen sei und wodurch Gott allein sich vernehmen lasse, welches ich also zu wahlen durch mich selbst genotigt werde denn ohnedem wiirde der Monotheism nicht wahre Religion sein. So unvertraglich auch beide zu sein scheinen, so laCt sich doch ihre Vereinigung bewerkstelligen, wenn man den monotheistischen Mittler zum Mittler der Mittelwelt des Pantheism macht und diese 27

gleichsam durch ihn zentnttt^ so daB beide einander jedoch auf verschiedene Weise notwendig machen. Das Gebet oder der religiose Gedanke besteht also aus einer dreifach aufsteigenden, xinteilbaren

Abstraktion oder Setzung. Jeder Gegenstand kann dem Religiosen ein Tempel im Sinn der Anguren sein. Der Geist dieses Tempels ist der allgegenwartige Hohepriester, der monotheistische Mittler, welcher allein im unmittelbaren Verhaltnisse mit der Gottheit steht. 75

Die Basis aller ewigen Verbindung ist eine absolute Tendenz nach alien Richtungen, Darauf beruht die Macht der Hierarchie, der echten Magonnerie und des unsichtbaren Bundes echter Denker* Hierin liegt die Moglichkeit einer Universalrepublik, welche die Romer bis zu den Kaisern zu realisieren begonnen batten. Zuerst verlieB Augustus diese Basis, und Hadrian zerstorte sie ganz.

7/ ist die wahre Philosophie.)

Es kommt

alles

wissenschaftliche

auf die Stellung, die qualitative,

Form an, - geh ich den reinen Weg

der Methode, so kann ich zur Fiillung der Spharen ich will. Ihr Entgegenseiu ist nur dann erklarbar, wenn der

BegrMe (Worte) brauchen, welche

III

Gegenstand Gegensatz und der Gegensate Gegenstand sein kann.

etwas voraus - hat also - der Gegenstand xiberhaupt setet den Gegensatz iiberhaupt voraus, Oberhaupt sefczt uberhaupt das Allgemeine, das Aller Gegenstand

set2:t

urspriinglich seinen Gegensatz

Allgemeinere etc. voraus. Voraussetzen ist ein sehr willkornmner Ausdruck. Setzen muB in dem Sinne gebraucht werden, den es

dem Ansdrucke hat: ich set2e den Fall. Es ist die Handlung der Hypothese - Wirklichkeit und Not-

in

wendigkeit bedingt die Moglichkeit oder Wirklichkeit und Moglichkeit bedingt die Notwendigkeit oder Notwendigkeit und Moglichkeit bedingt die Wirklichkeit, kurz die Handlung des zweiten Gliedes der Relation,

vom Gegenstande geHandlung vor der Existenz, eine Antizipation, denn das Setzende wird erst moglich durch ein Setzen - dieses Setzen ist aber urspriinglich gleich - gegensetzen. Durch dieses Gegensetzen wird die Existen^ (bedeutungsvolle Ethymologie dieses Wortes) erst moghch, wirklich und notwendig. Der Gegenstand entsteht durch ein EntgegenVoraussetzen bedeutet,

braucht, eine

setzen.

Setzen

ist

Handlung, GegenHandlung des Gegensatzes produzierende Handlung des

die urspriingliche

setzen die produzierende

- E;2/gegensetzen Gegenstandes. gesetzt

die

Vom

Gegensatze heiBt

- vom Gegenstande,

es,

er wird

er entsteht.

BeideAusdruckehabensehrvielCharakteristisches. Entstehn driickt eine Selbsthervorbringung, eine Kausalitat, die sich selbst Kausalitat

ist,

eine Passivi-

durch eigne Aktivitat aus, Gesetzt warden: eine fremde Dependenz, eine

tat

II2

durch fremde Aktivitat aus. Der Satz kann man nicht sagen. Der Gegenstand

Passivitat

setzt

sich,

setzt

durch Gegensetzen. Setzen und Geaber eins. Die Freiheit des Geistes verwickelt ihn hier in scheinbare Widerspruche. Der Begriff der Tatigkeit enthalt lediglich schon die Data der Begriffe Setzen, Gegensetzen, Entstehn. AUe BewegungsbegrifFe, alle Verba (im eigentlichsten Verstand: Worte) enthalten den Transitus, auf welchem alles beruht. (Verbum, Subjekt und Pradikat oder Substantivum und Adjektivum - das sind die Materialien der Elementarphilosophie.) sich, mittelbar,

gensetzen

ist

Der Gegenstand

setzt sich,

indem

er entsteht

~

aber es sind nicht zwei unmittelbar korrespondierende Handlungen, sondern das Gegensetzen ...[?] ist das Medium. Er ist nur Gegenstand, inwiefern er entstanden ist, id est inwiefern er ^;^/gegengesetzt ist - oder sich gesetzt hat. Als der feste Punkt, von dem man ausgeht, heiBt er G&gcnsfand. Gegenstandlichkeit oder die Moglichkeit, Gegenstand zu werden, ausgeschlossen vom wirklichen Gegenstande, ist das Wesen des Gegensatzes. - Er wird Gegenstand, sobald sich die Reflexion zu ihm wendet. Das Zuwenden der Reflexion kann man Jinschauen

nennen und

ist

die genetische

Handlung des

Gegenstandes. Der Gegensatz wird nur durch den Gegenstand bestimmt et vice versa - hierin liegt fo] gender Satz: Da nur der Gegenstand Sphare des Bestimmten ist, so kann der Gegensatz nur als Gegenstand bestimmt werden. Soil aber der Gegenstand bestimmt werden, der es schon ist, so kann das auf keine andre Art geschehn, als daB er in die Sphare des Gegensatzes versetzt wird, daB er Gegensatz - unbestimmt

8

Novalts^

GcGammelte Werke

II

113

wird. Unbestimmtist abernuf eine Abstraktion, denn es ist im Grunde auch bestimmt, weil es ein Begriff

der Gegenstand abstrahiert von seinen Gmndbedingungen -- ist als Gegeixsate bestimmt ~ es wird von aller Bestimmung abstrahiert - und da bleibt Schema - bloBe Sphare. ist -*

Alle

257

Anschauung des Gegenstandes, denn

Refle-

xion ist auch Gegenstand, ist eine besondre, denn sie geht von Gegenstand zu Gegenstand. Freilich wird der Anschauende Gegensatz, und, um also recht prazis zu sein, muB man sagen Anschauung ist eine Beziehung von Gegensatz auf Gegenstand. Die Beziehung des Gegenstands auf den Gegensatz :

ist

naturlich ein Abwenden - eine Entziehung eigent-



- Reflexion und dieses war also die genetische Handlung des Gegensatzes. Man verwechsle aber hier nicht die Kausalitat mit der Dependenz - die Handlung mit dem Produkt. Die Kaulich

eine Abstraktion

salitat

des Anschauens Uegt

Reflexion

im Gegenstande.

im Gegensatz, (Reflexion

ist

die der

ein sehr

ausdrucksvoller Namen.)

Die Anschauung und die Reflexion sind besondre Handlungen. Faktum iiberhaupt ist die Sphare ihrer Totalitat. wirkliche Opposita der Reflexion zu

Um

sein,

muB

jede ein

homogenes und ein heterogenes

Merkmal haben. Ihr gemeinschaftlicher Charakter istTatigkeit oder Direktion iiberhaupt (Adversitat). Der besondre der

Anschauung Gesetztsein im Gegensatze - der besondre der Reflexion Gesetztsein im Gegenstande. (Reflexion will ich lieber Idee nennen. Unrealisierbarkeit, Notwendigkeit, Einheit, Unendlichkeit der Idee entwickelt sich hieraus sehr leicht.) (Idee

114

und Anschauung verhalten

sich also

wie

Gegensate und Gegenstand. Die Kausalitat der Anschauung liegt in der Idee, die Kausalitat der Idee in der Anschauung.) (Endlich und unendlich verhalten sich gerade wie bestimmt und unbestimmt, bedingt und unbedingt etc.)

Unendlich bestimmt ist bestimmungslos im aUgemeinen Sinne, denn xmendlich ist ebenfalls ein BestimmungsbegrifF -weiter kann unendlich bestimmt nicht bestimmt werden - fur die bestimmende Kraft ist es dann unbestimmt, denn es ist ja unendlich bestimmt - die Freiheit ist aufgehoben. Die Freiheit ist das Substrat, die Sphare des Gegensatzes, der Idee.

Bestimmung ist Freiheit. Der - sie kann nie Gegenstand werden, so wenig wie der Gegensatz als solcher ~ alles Substrat des Gegensatzes kann Gegenstand werden, ist aber eben darum nicht eigentlicher Gegensatz. Alle Bestimmung des Gegensatzes, selbst seine Bestimmung als Gegensatz, ist er eigentlich

Der Gegensatz

aller

absolute Gegensatz

ist

Freiheit

nicht selbst.

Er hat

eigentlich keine Sphare,

denn

er schlieBt

Spharen aus. Alle Worte, aUe Begriffe sind vom Gegenstande entlehnt - Gegenstande, und darum kdnnen sie ihn nicht jEkieren. Namenlosigkeit macht gerade sein Wesen aus - darum muB ihn jedes Wort verjagen. Er ist Nichtwort, Nichtbegriff. Was soil Ech machen, wo nur Stimme ist? Indem wir aber bestimmen, erhalten wir etwas von ihm, denn er ist Alles - und nur im Alles bestimmen wir. Wenn er jedoch Alles ist, so muB er auch das Bestimmte sein, insofern er das Nichtbestimmte ist. Das Bestimmte, oder der Gegenstand, ist aber ein Zweifaches - ein Entgegengesetztes ~ insofern wir aber alien Gegenstand zum Gegenstande machen, so alle

mu6 def Gegensatz dieses Gegenstandes der besondre Gegensate liberhaupt sein. Die Allgemeinheit des Gegenstandes und die Besonderheit des Gegensatzes sind der Gegenstand und Gegensatz des Gegensatzes und Gegenstandes bestimmt - aufgehoben dutch den BegrifF von Bestimmung, der schon darin liegt. Un-

bestimmt enthalt im Grunde eine Bestimmung dutch den bloBen BegrifF Bestimmung - es driickt das nicht aus, was es ausdrucken solL Es soil Bestimmung ganzlich negieren. (Reell --

aufgehoben kann nichts werden - nur ideal vom Gegenstande, sondern

der Gegenstand nicht

nur vom Gegensatze, et vice versa.) Fur uns mr gibt es eine Negation, ein Unbestimmtes, ein Unbedingtes etc. Es ist nur Schein - Gegem standlichkeit des Gegensatzes, Gegensatzheit (Gegensatzhchlceit) des Gegenstandes. -Bedingtundunbedingt. - (Schema des Begriffs.) - Mdglichkeiten des Gegenstandes und des Gegensatzes liberhaupt. Das miissen die Kategorien sein. Urspriingliche Verhaltnisse derselben. Totalitat

und

denz - diese

Partialitat

-

Kausalitat

BegriflFe leiten sich

aus

und Depen-

dem

urspriing-

Faktums zu den Leitern her. Wir konnen das Faktum nur als Gegenstand beurteilen - aller Gegenstand hat abet einen Gegensatz - reales - ideales Faktum. Wir finden nur einen Gegenstand und einen Gegensatz. (Keinen Gegenstand des Gegenstandes liber-

lichen Verhaltnisse des

haupt

etc.)

Wenn man am

Gegenstande bloB auf sein Ver-

zum Gegensatze reflektiert, so reflektiert man auf die Form des Gegenstandes - reflektiert man auf haltnis

ihn

als

Erscheinung des Faktums, so

ist

er zweifach:

Stoff und Materie.

Form

Im

und

ersten Fall,

wenn man auf die

Gegenstand wird, reflektiert man auf das Faktum - wird der Gegensate 2um Gegenstande und also der Gegenstand ^um Gegensatze, so reflektiert man auf den Gehalt der Philosophic. Reflektiert man auf den Gegenstand selbst, reflektiert,

so erhalt

man reine

sie also

Naturlehre,

Es ist mit den vier Gegensatxen wie mit bestimmt und unbestimmt. Sie sind nicht eigentlich Gegensatze, sondern das Glied, worauf man gerade reflektiert, ist Gegenstand und das andre indessen Gegensatz - zusammen sind sie, als Teile eines Ganzen, entweder Gegenstand oder Gegensatz, je nachdem man auf

sie

beide zugleich oder auf die ihnen gemein-

Faktums reflektiert, welche sodann Gegenstand wird, und also nach den Gesetzen des Gegenstands beurteilt werden muB. Der Gegenstand wird vom Gegensatze ~ der Gegensatz vom Gegenstande bestimmt. Beide sind allein unbestimmt. Sie bestimmen sich also gegenschaftliche Sphare des

seitig.

(Ewigkeit a parte post und a parte ante.) Der Ausdruck „Unbestimmt"' ist ein Bestimmungsbegriff - er ist kein Gegensatz eines Gegensatzes,

sondern eigentliche Opposita. Gegenstand uberhaupt, sowie Gegensatz iiberhaupt kann die Totalitat und die Partikularitat ausdrucken, womit aber im Grunde einerlei ausgedruckt wird. Denn als Totalitat widerspricht sich der Be-

- ist nicht eins in sich. AUer Gegenstand schlieBt alien Gegensatz aus, aber dadurch geht beiden der Begriff der teilbaren Bestimmung verloren - sie sind nur als eingeschrankt auf ihre heterogriff wirklich

genen Merkmale zu konsiderieren. 117

259

Wechselbestimmung

ist

ihr

gemeinschaftliches

MerkmaL Aktive Kausalitat (bestimmend bestimmt) das inMerkmal des Gegenstandes. Passive Kausalitat (bestimmt bestimmend) das besondre Merkmal des Gegensatzes. dividuelle

Wird Wechselbestimmung Gegenstand und

soli

diesem apponiert werden, so kann ihm nicht entgegengeset2 t werden, denn daraus entst^de ein neuer Gegenstand, der schon unter ihm enthalten ist - das Naturgesetz treibt - es soil ein Gegenstand auBer den Bedingungen des Gegenstandes, eine Sphare ohne Sphare produziert werden - der Gegenstand widersteht seinem Triebe - der Gegenstand ist gefunden die Idee oder Reflexion ist der neue Gegenstand ~ Negation der Naturkraft ~ die Unmoglichkeit ist moglich geworden - die Stetigkeit der Befriedigung unterbrochen und eben dadurch befriedigt. Naturwidrigkeit ist Natur, das besondre Merkmal des Gegensatzes - aktive Passivitat ist der einzig m5gliche Gegensatz der Wechselbestimmung als Gegenstand.

Wechselbestimmung als Gegenstand ist nicht voll™ nichts ist mehr iibrig, als was ein Gegenstand werden kann, das besondre Merkmal des Gegensatzes “ aber diese Gegensetzung unterscheidet sich merklich von alien iibrigen Gegensetzungen. Alles librige Gegengesetzte konnte