Schrifttafeln zum althochdeutschen Lesebuch 9783110952018, 9783484100084

197 79 12MB

German Pages 53 [60] Year 1966

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Schrifttafeln zum althochdeutschen Lesebuch
 9783110952018, 9783484100084

Table of contents :
Deutscher Abrogans
Deutsche Hermeneumata
St. Galler Paternoster und Credo
Interlinearversion der Benediktinerregel
Übersetzung von Isidor, De fide catholica
Übersetzung des Matthäusevangeliums
Interlinearversion ambrosianischer Hymnen
Weißenburger Katechismus
Fränkisches Taufgelöbnis
Tatian
Lorscher Beichte
Notkers Übersetzung von Boethius, De consolatione philosophiae
Notkers Übersetzung von Martianus Capella, De nuptiis philologiae
Hildebrandslied
Wessobrunner Schöpfungsgedicht
Muspilli
Merseburger Zaubersprüche
Wiener Hundesegen
Heliand
Otfrids Evangelienbuch
Georgslied
Petruslied
Christus und die Samariterin
Ludwigslied
Psalm 138
De Heinrico

Citation preview

Inhaltsverzeichnis

Tafel

Erläuterung

Deutscher Abrogans Deutsche Hermeneumata

la ib

3* 4* 5*

St. Galler Paternoster und Credo

2

Interlinearversion der Benediktinerregel

3

6*

Übersetzung von Isidor, De fide catholica Übersetzung des Matthäusevangeliums Interlinearversion ambrosianischer Hymnen Weißenburger Katechismus

4 5 6 7

7* 8* 9* 10*

Fränkisches Taufgelöbnis Tatian

8 9

n* u*

Lorscher Beichte

10

12*

Notkers Übersetzung von Boethius, De consolatione philosophiae

na

13*

Notkers Übersetzung von Martianus Capella, De nuptiis philologiae

nb

14*

12. 13 14

14* 15*

Muspilli Merseburger Zaubersprüche

15 163

16* 17*

Wiener Hundesegen

:6b

18*

Heliand

17

18*

Otfrids Evangelienbuch Georgslied

18 19

20* 22*

Petruslied Christus und die Samariterin

20 21

22* 23*

Ludwigslied Psalm 138

22 23

25* 25*

De Heinrico

24

26*

Hildebrandslied Wessobrunner Schöpfungsgedicht

Schrifttafeln zum althochdeutschen Lesebuch

Herausgegeben und erläutert von Hanns Fischer

Max Niemeyer Verlag Tübingen

© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1966 Printed in Germany Bildteil: A.Braxmaier, Reutlingen Text: H.Laupp jr, Tübingen

Vorwort lichkeit, die verschiedenen Schrift- und Überlieferungsarten dies also ein zweiter Auswahlgesichtspunkt - hinreichend zu belegen. In der Anordnung habe ich mich mit einer Ausnahme an die Reihenfolge des Althochdeutschen Lesebuchs gehalten. Es war selbstverständlich mein Bestreben, die Reproduktionen in der Größe der Originale zu bringen, doch standen dem in einigen Fällen technische Schwierigkeiten entgegen. So mußten folgende Tafeln verkleinert werden: (um ca. /6; Original: i6,8x 10,5 cm), 4(um ca. 1/6; Original: 24,5 Xi4,5 cm), 5 (um ca. / ; Original: 30 X 20 cm), 11 b (um ca. i/;; Original: 23,7 16,8 cm), i6a (um ca. 1/12; Original: 23 X 14,5 cm), i6b (um ca. i/io; Original: 21 X 14,8 cm), 20 (um ca. 1/6; Original: 31,8X24 cm), 2i (um ca. 1/6; Original: 23,5 Xi6,; cm). Wenn hier und da die Wiedergabequalität Wünsche offenläßt, so liegt der Grund darin, daß nicht alle Bibliotheken in der Lage waren, einwandfreie Negative bereitzustellen. Die Kommentarartikel behandeln jeweils die gesamte Überlieferung eines Denkmals, nicht nur jene Textzeugen - durch * gekennzeichnet —, die abgebildet sind. Sie gliedern sich in einen bibliographischen, einen überlieferungsgeschichtlichen und einen paläographischen Teil. Im bibliographischen Teil wird außer dem i. Band der Literaturgeschichte von EHRISMANN und dem Verfasserlexikon, die als Fundort für weitere bibliographische Information genannt sind, die Forschungsliteratur mit überlieferungs- und schriftgeschichtlicher Fragestellung nachgewiesen, dazu die maßgebenden wissenschaftlichen Ausgaben (samt der Editio princeps) und die wichtigsten Faksimiledrucke. Der überlieferungsgeschichtliche Teil will einen Eindruck vom Wesen und den Umständen der in Frage stehenden Überlieferung vermitteln, und der paläographische gibt — aus den dargelegten Gründen meist nur ganz knapp — Hinweise auf ihre schriftgeschichtliche Eigenart. Es wäre vielleicht erwünscht und nützlich gewesen, alle Tafeln in vollem Umfange zu transkribieren. Dies ließ jedoch der begrenzte Raum nicht zu, und so beschränken sich die beigegebenen Umschriften auf die Tafeln (oder deren Teile), deren Lesung dem Anfänger größere Schwierigkeiten bereitet, dazu auf jene, für die ihm im Althochdeutschen Lesebuch kein hergestellter Text als Hilfsmittel zur Verfügung steht. Anzumerken ist noch, daß alle Transkriptionen buchstaben- and zeilengetreu sind, daß aber bei lateinischen Texten die Worttrennung nach dem Sinn durchgeführt ist. Abkürzungen wurden aufgelöst, die ergänzten Buchstaben durch Kursivsatz gekennzeichnet. Die handschriftliche Interpunktion ließ sich oft nur annäherungsweise wiedergeben. Zu danken habe ich den vielen Bibliotheken, die meiner Bitte um Übersendung von photographischen Aufnahmen bereitwillig entsprachen, weiter Franz Brunhölzl, der mir verschiedentlich mit Ratschlägen zur Seite stand, ganz besonders aber Bernhard Bischoff, der in seiner bekannten Hilfsbereitschaft das ganze Manuskript einer Durchsicht unterzog und es um eine Fülle wertvoller Hinweise, vor allem auch auf noch unpublizierte Ergebnisse eigener Forschungen, bereicherte.

Es ist eine bedauernswerte aber wohl unausweichliche Begleiterscheinung des philologischen Fortschritts, daß die gebrauchsfertig aufbereiteten und dabei gleichsam aseptisch präparierten kritischen Ausgaben, die seinen Siegeszug markieren, an führender Stelle dazu beitragen, das Verständnis für die historische Lebensweise der Texte zu verschütten, weil sie den Blick auf Glanz und Elend ihrer einstmaligen Existenz verdunkeln, ja mitunter sogar verstellen. Ich war jedoch stets der Meinung, daß die Philologie - hier sei nur für die deutsche gesprochen vor diesem Befunde nicht resignieren darf, daß sie nicht darauf verzichten darf, ihre Adepten immer wieder mit den ursprünglichen Daseinsformen der literarischen Denkmäler zu konfrontieren, um auch auf diesem Wege an der Schulung ihres Geschichtsbewußtseins mitzuwirken, und das lebhafte Interesse der Teilnehmer meiner Seminarübungen an Fragen der Überlieferung hat mich darin bestärkt. Dieses Interesse ist es letztlich gewesen, was mich ermutigte, hier unter Nutzung der verbesserten technischen Mittel des modernen Drucks einiges wichtige Anschauungs- und Studienmaterial zur Frühperiode der deutschen Literaturgeschichte zu publizieren. Der ursprüngliche Plan sah die Schaffung zunächst eines großen Tafelwerks vor, das als Ersatz für die lange vergriffenen Werke von ENNECCERUS, GALLEE und PETZET-GLAUNING in weitem Umfang die Überlieferung unserer ältesten Literatur bis hin zu Notker dokumentieren und kommentieren sollte. Aus diesem sollte dann in einem zweiten Schritt eine verkürzte Studienausgabe abgeleitet werden, die, stärker auf die Bedürfnisse des akademischen Unterrichts zugeschnitten, sich in ihrer Auswahl am Kanon der im Althochdeutschen Lesebuch vertretenen Texte orientierte. Es war mir bei dieser Planung keinen Augenblick zweifelhaft, daß die wissenschaftlichen Erfordernisse des Textteüs die Kompetenz eines Germanisten überstiegen und die Mitwirkung eines Paläographen und Mittellateiners bedingten, und so hatte ich mich für die Aufgabe der Kommentierung mit Franz Brunhölzl verbunden. Leider stellte es sich, als die Tafeln bereits vor dem Druck standen, heraus, daß mein Mitarbeiter infolge anderer Verpflichtungen seinen Beitrag zum Kommentar nicht in der ins Auge gefaßten Frist zu liefern vermochte. Dies machte eine Änderung der ursprünglichen Konzeption notwendig, derzufolge nun zuerst (und zunächst nur) die Studienausgabe erscheint. Sie wird allein von mir verantwortet und kann deshalb in Dingen der Paläographie - abgesehen von einigen wenigen ausführlicheren Beschreibungen, die als Beispielfälle genommen werden wollen - nur ganz knappe Auskünfte geben. Wenn die große Ausgabe einmal fertiggestellt sein wird, soll dann nach Möglichkeit auch die Studienausgabe dem alten Plan entsprechen. Zur Auswahl der Abbildungen sei bemerkt, daß es mein Ziel •war, auf den zur Verfügung stehenden 24 Tafeln einmal - in je einem Beispiel - die Haupttypen unserer frühen Literatur (Glossar, Taufgelöbnis, Bibeldichtung, Zaubeispruch usw.), zum anderen ihre berühmtesten Denkmäler wie Hildebrandslied, Ludwigslied, Heliand oder Otfrids Evangelienbuch zur Anschauung zu bringen. Dabei ergab sich von selbst die Mög-

III

ppfT~ "

cl oses e*· t« A ,

AW?»tM %jd&ncc· u«r-ptt

rr uiiort>e

σ

fr' ι *)" fi*W-f · un-~wrtet-o mi»xLr· unrTi 'L L f H u . τ ίh

*·· Ι T*»ih«tr T

. ifn I >. t,

51 j ?kxir « j n - Λ τ η λ τ τ »w »^.t.^t

.Λτ-. ffe

ttrtiffttjltrta. fc

t/eU^fl J«

b. utc pAllcnav. f?ttt>ar*o βητ\γί M rn t H A7 Tc^f-rnv inftfif

f3rtrl|

trtt" ΒΛ-lt ff H rtu. eitt%ftMun r|f u

^ a frt>

• tH^cte dt K*t rP'^i^rt'tLfc fcttnw fhnrr - I

unti

^u

Hiiaebrandslied Landesbib othek Kassel Cod. theol. 2° 54, Bl. 76" 13

^

v

r 5) ' o·*. -·

ί· ^3 v' *" ^

~^Ί

"*

·»

b

*Ί'

* ·«,.

.·-

"f '-s ^ *·

*C

Γ*

^*

'-*-· r. s

· -£- l3 --i. **

^

t

ί

^4

* '

5— » S »Vif

"_.,

« ^

*" «Λ·^·

^ -j -rs3 >JT ^

lij g i «4J >-^4 ill a »·3 TS;-*·;?« K ^«iS



h

* **^3



U ^

J*' *»- '-f1 : ίί ; -w· s S ^ '^ ^Λ^ .3 """"i ?*

»f *~

l -^*- ?r

· · . · · >?

«'S

ι- „fr *

£ £ ^ Γ: o '"Sff. c =5 V

Γ μ ^ J
_i?i 5 ί U' --rTj

- f*

>"*

^ -»-T-HT* · ^i'·*

·_/· » "*

*" ^ v

?

"o

QO

S m

-d o U

i

'

-K ·

" : r ?-·

*

"

ift-l·«

ftt>a· -cmr ΐηχζ&π

d'

a

§_ uucrraun · iJUiAra tlvar&t

ittoeono Ltta

ren»uuim.- Γί»ΛΤ/Γί·αιΐΛίίί*η*^3ii

^vf^IJ : ; t | *Ei;*U ϊ ·1·'>p^i· !.1τΟ'£ ' r-*· . - S v ,π Ί '

M 7Ή ··1 n *liJi'A

S v i>' 4? J

^^ N

^H HlMiJtJ! • -s j? S

S - 3 j S ^ . . ti_5 β li

'5 1 iz§ t

*J l»i |M^Jl|·

fSi fmlirtiifsg. l_=«d

^ΐ,

Tafel i a

Deutscher Abrogans HANDSCHRIFTEN: Paris, Bibliotheque Nationale, Ms. ^.7640, Bl. I24 r -ij2 v (Pa) - Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Aug. CXI, Bl. 76^-279^ (Ra) - *St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.9ii, 8.4-289 (K) [8.4. s]

lustes im 17. oder 18. Jahrhundert heute nur noch die Buchstaben A bis I umfaßt. Dieser Codex, von G. BAESECKE (Abrogans, 8.4-11) mit Murbach in Verbindung gebracht, von B. BISCHOFF (Paläographie, 8.408) dagegen mit gewichtigen Gründen für Regensburg beansprucht, ist eine reine Glossarhandschrift, die außer dem lateinisch-deutschen ,Abrogans' (61.124-132) noch den nur lateinischen ,Abavus maior' (Bl. i bis 123), jeweils von mehreren verschiedenen Händen geschrieben, enthält. Die Karlsruher Handschrift, aus dem Skriptorium des Reichenauer Inselklosters stammend, ist im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts geschrieben. Die deutschen Interpretamente sind hier neben die lateinischen Lemmata gesetzt, ein Korrektor hat aber vereinzelt auch noch zusätzliche Interlinearglossen angebracht. Das lateinisch-deutsche Glossar erscheint eingeschaltet zwischen patristische Schriften und Exzerpte (Augustinus, Isidor, Junilius, Eucherius) und der ,Visio Wettini'. Die St. Galler Handschrift, einst infolge eines alten Forschungsirrtums als „Keronisches Glossar" bezeichnet, gehört noch dem Ausgang des S.Jahrhunderts an und ist damit der älteste der drei Überlieferungszeugen des ,Abrogans'. Entstanden ist sie nicht in St. Gallen, wegen der mangelnden Schreibdisziplin auch nicht in Murbach, aber jedenfalls irgendwo im südwestdeutschen Raum (alemannische Mundart 1). Der Codex ist aus zwei ursprünglich selbständigen Teilen zusammengebunden, deren erster 8.4-289 (8.3 und 8.190 leer; S. 1.2 Papiervorsatz), von verschiedenen Händen geschrieben, nur das Glossar enthält (über den zweiten s. zu Tafel 16). Die deutschen Interpretamente sind hier ebenfalls neben die lateinischen Lemmata gesetzt.

FAKSIMILIA: Baesecke, Lichtdrucke, Tafel 1-20 [Pa: Bl. 124' bis 132'], Tafel 21-23 [K: 8.4. ^ . 18. 44. ;6. 74. 88. 117. 152. 212. 263. 300], Tafel 24. 25 [Ra: B1.76r. 90'] - Baesecke, Abrogans, Tafel X [K: S. 120] - Könnecke S.8 [K: S.4] Längin 8.687 [ Ra: Bl. 84'] - Eis 3 [K: S. 120] AUSGABEN: E.G.Graff, Zwei zu Paris und Karlsruhe befindliche Handschriften einer großen Glossensammlung des S.Jahrhunderts. Diutiska i (1826) 8.122-280 (128-280) [Pa und Ra] - Hattemer I, 131-218 [K] - AhdGl I, 1-270 - AhdLb I, i LITERATUR : Ehr. S. 2 5 5 f. - VLII, 79 5 f. (H. Bork) - AhdGl IV, 595 f. [Pa]. 459 [K]. 401-403 [Ra] - Baesecke, Abrogans, passim - A. Holder, Die Reichenauer Handschriften. Bd. I. Leipzig 1906. 8.286-289 [Ra] - Längin 8.685 [Ra] - CLA VII, Nr.966 [K] - Scherrer S. 3 2 9 f. [K] - K. Löffler, Die St. Galler Schreibschule in der zweiten Hälfte des S.Jahrhunderts. Palaeographia latina 6 (1929) S. 5-66 (441".) [K] Das älteste Denkmal althochdeutscher Glossographie, der nach seinem ersten Lemma so genannte (deutsche) ,Abrogans', ist in seiner ältesten Gestalt - eine jüngere, heute als ,Samanunga' bezeichnete Redaktion ist etwas reicher überliefert - in drei Handschriften erhalten. Die zwar nicht älteste (Anfang des J.Jahrhunderts), aber in ihrer interlinearen Schreibweise urtümlichste und auch sprachlich (trotz einiger Alemannismen) dem bairischen Original am nächsten stehende ist die Aufzeichnung des Parisinus Latinus 7640, die infolge eines Lagenver-

Unsere Abbildung zeigt den Anfang des ,Abrogans'-Textes nach der St. Galler Handschrift.

INCIPIUNT CLOSAS EX UETERE TESTAMENTO Abrogans · dheomodi · humi lis: Samft moati · abba · fa terlih: pater · fiter: abnuere · feRlaucnen · Renuere · pauhnen · Recusare · Faruuazzan: Refutare: Fartriban · assque uetere · uzzanamoat scaffi: ab sque amicicia · uzzana fri untscaffi: Abincruentum: Anasceopandi · Abinmitten tes · Ana lazcende · Absit · fersi · Longe sit · Rumosi · Ab est · framist: deest · uuan ist · Abdicat · farchuuidhit Abominat · faruuazzit · de

5

15

uuidarzoami · Latens · ca porgan · Occultum · tunclo1 Remotum · caroarit · Ab stractum · farzocan: Sub ductum: farlaitit · Absur dum · ungafoari · dispar · ungamah · Inconcilium · un gamez · Abluit · aruuaskit · Emundat · cachrenit · la uat · thouuahit · Adseue rat · cafrumit · Adfirmat · cafastinod: Adminicolum · helfa · Subsidium · folzuht · Solatium · trost · Auxiliu« · helfa · Adiutorium · helfa · adnitentem · ilantem · Opito lantern · helffantem: Adiu uantem · Adnectit · far 1

3*

über c ein h

slahit · Asciscit · far spa 20 nit · Adiungit · camahcoht · Adnectens · farslahandi ·

nicat · farsahchit · Re 20 pudat · fartribit · Abstru hum · Uncafori · clandestinu«?

Unziale als Auszeichnungsschrift in der Überschrift Z. i. 2. Größere Initiale mit Blattmotiven (auf anderen Blättern z. T. mit roten Punktsäumen, die Schulung an insularen Vorbildern verraten).

Vorkarolingische Minuskel des späten S.Jahrhunderts (die «-Form des a überwiegt) mit verhältnismäßig vielen Ligaturen (z.B. en infeRlaucnen Z. 6, re in uetere Z. 9, ri in fartriban Z. 9, nt in untscaffi Z. 12) und unregelmäßig verstreuten Majuskeln;

Tafel i b

Deutsche Hermeneumata Encyklopädie" (SCHERRER, a.a.O., S. 332), bestehend aus allerlei (z.T. patristischen) Exzerpten und einem Fragebüchlein in der Art der ,Joca monachorum' (vgl. BAESECKE, Vocabularius, S. 1-9). Es liegt hier also ein ähnliches Konglomerat vor wie in der Karlsruher Handschrift des .Abrogans' (s. zu Tafel i a). Unsere Abbildung zeigt Glossenmaterial aus den Abschnitten ,De membris humanis', ,De caelo' und ,De terra* (AhdLb I, 2, Z. 5-12).

HANDSCHRIFT: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.913, S. 181-206 [8.192. 193] FAKSIMILE: Baesecke,Vocabularius, Tafel i. 2 [S. 140. 141. 148. 149.180. 181. 187. 191. 198. 201] AUSGABEN : C. Lachmann, Specimina lingvae franciscae. Berlin 1825. S. i [Teiledition der Seiten 197-202] - Hattemer 1,5-14 AhdGl , i-8 - AhdLb I, 2 LITERATUR: Ehr. S.2;8f. - VL IV, 713-715 (E. Karg-Gasterstädt) - CLA VII, Nr.976 - Scherrer 8.331-333 - AhdGl IV, 459-461 - H.Brauer, Die Bücherei von St.Gallen und das althochdeutsche Schrifttum. Halle 1926. S. 8-io-K.Löffler,DieSt. Galler Schreibschule in der zweiten Hälfte des S.Jahrhunderts. Palaeographia latina 6 (1929) 8.5-66 (17) - Baesecke, Vocabularius, S. 1-32 - Baesecke, Vor- und Frühgeschichte, S. 147-149 Das letztlich auf einem lateinisch-griechischen Schulbuch der Spätantike beruhende und von G. BAESECKE danach benannte lateinisch-deutsche Realglossar (mit zwei Anhängen: Bruchstücke eines alphabetischen Glossars und Glossen zu Aldhelms ,De laudibus virginum') ist am besten und vollständigsten durch den Schlußteil (8.181-206) des St.Galler Cod-9i3 vertreten. Auf Grund dieses Textes (und zugleich wegen ihres •winzigen Formats und des geringwertigen Pergaments) erhielt die Handschrift in der älteren St. Galler Lokaltradition den Namen .Vocabularius Sti.Galli', wobei offenbar die Vorstellung eines Reisehandbüchleins des Heiligen wirksam war. Mit dem St. Galler Klostergründer (1627) freilich hat die Handschrift nicht das mindeste zu tun. Sie wurde ja, wie der paläographische Befund zeigt, überhaupt erst im späteren S.Jahrhundert geschrieben und steht zudem deutlich in angelsächsischer (so auch P.LEHMANN bei H.BRAUER, a.a.O., Anm. i), nicht irischer Tradition. Als Schreibort vermutete G. BAESECKE (Vocabularius S. 28 f.) entsprechend nicht St. Gallen sondern - ziemlich willkürlich - die oberelsässische Abtei Murbach, während er die Entstehung des lateinisch-deutschen Glossars selbst nach Fulda verlegte). Vor dem ,Vocabularius' enthält der Codex noch einen Brief des Hieronymus und eine „kleine theologische

stomahus umpiculol tRonus celus 5 sol luna Stellas aRchus gugeRnabes 10 uulgOR

uentus glaties gelus nebola tuRpines 5 tenebRe obscuRis lux leoht4 seRenus Radia cluRus tuRbuli

mago nabulo stool2 himil sunna mano steRRon pogo uuolcan uunst uuint

pluuia imbeR pluit nix prvina3 ROS gra gutta tellax tRiufit

Regan Regan Reganot sneo hRifo tau luft

IIS

fugit ascendit teRRa humos

scinit stigit eRda molta

puluis aRcilla uiRescit aRescit eRba aRboRes

stuppi laimo gRoit doRRet gRas pau ma

fROSt

nebul zui dinstRi dinstaR haitaR scimo hlutaR tRobi

tROpfo

1 2 3 gebessert aus umpilico das syveite o übergeschrieben v über i 4 geschrieben der Schreiber setzte das deutsche Interpretament versehentlich in die Unke Spalte und mußte nun das lateinische Lemma gan^ an den Blattrand drängen (das l heute im Fal^J

Angelsächsische Halbunziale in einer auf dem Kontinent entstandenen Varietät.

4*

Tafel z

St. Galler Paternoster und Credo Das St. Galler Paternoster und Credo füllt die freigebliebenen Seiten am Schluß der dem St. Galler Abrogans-Codex (s. zu Tafel i a) angebundenen zwei Quaternionen. Diese stellen eine ursprünglich selbständige, ebenfalls noch im S.Jahrhundert und an unbekanntem südwestdeutschen Schreibort entstandene Handschrift dar und enthalten vor unserem althochdeutschen Denkmal nur die Schrift ,De ecclesiasticis dogmatibus' des Gennadius von Marseille (MiGNE PL 58, 979-1054) (5.292 bis 319; der Schluß noch auf unserer ersten Abbildung; 8.291 leer).

HANDSCHRIFT: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.9ii, 5.319-322 FAKSIMILIA : Eiineccerus 18-20 [5.320-322]- Salzer S. 37 [S. 320] AUSGABEN: M.Freher, Orationis dominicae et symboli apostolici Alamamüca versio vetustissima. Heidelberg 1609 - MSD LVII - Sprachdenkmäler V - AhdLb VI LITERATUR: Ehr. S. 306 - CLA VII, Nr. 966 - AhdGl IV, 459 Scherrer S. 3 29 f.

5

dinascuntur et cum carnis moR tem finiuNtur · et ideo racioNe reguntur sicut pla to et alexander · potant set ad mo nia nature in in citamentum ducun tur fiNit,

t Pater NortiR

CREDO IN Kilaubu inkot fater al mäh ticum ki scat himiles entierda enti in Ihesum christ sunsinan aina cun unseran truhtin. der inphangan ist fo na uuihemu keiste kiporan fona mariun macadi euuikeru kimar trot in ki uualtiupila tes

Fater unseer thu pist inhimile uuihi namundinaN. qhuemerihhi din uuerde uuillo diin1 so inhimile sosa inerdu. prooth unseer emez zihic2 kipuns hiutu oblaz uns sculdi unseero souuir obla zem uns scul dikem enti ni unsih firleiti inkho runka uzzer lo si un sih fona ubile incruce pislacan tot enti picrapan stehic inuuizzi indrittin take erstoont fonatote»4 stehicinhimil6 sizit azze suun cotes fateres almah tikin dhanachuu/oftic* ist sonen qhuekhe entitote ki laubu inuuihan keist inuuiha khirihhun catholica uui hero kemeinitha urlaz suntikerofleiskes urstodali In liip euui kan; Am«»

1 3 das zweite i übergeschrieben * u. ausgewischt (absichtlich?) in allen bisherigen Ausgaben als DEO verlesen * hochgestelltes a mit t ligiert an h und m ist jeweils ein i ligiert ' der yueite Strich des ^weiten u fast gan% vom f verdickt

Vorkarolingische Minuskel des späten S.Jahrhunderts mit einzelnen unzialen Buchstaben und Relikten der Kursive.

5*

Tafel 3

Interlinearversion der Benediktinerregel HANDSCHRIFT: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.916, 8.2-159 [8.19. 20]

9. Jahrhunderts im Kloster Reichenau (so zuletzt A. BRUCKNER, Scriptoria medii aevi Helvetica. II. Genf 1936. 8.13, Anm.4) geschrieben, enthält S. i-i 5 8 als Hauptinhalt die Regula Sti. Benedict! in der interpolierten Rezension; die Seiten 159-172 wurden wahrscheinlich erst später hinzugefügt. In diese Handschrift wurde noch vor ihrer endgültigen Fertigstellung (es fehlte noch ein Teil der Kapitelüberschriften) von mehreren Schreibern interlinear eine deutsche Version Reichenauischer Prägung eingetragen, die sich aber immer wieder, in gegen das Ende zunehmendem Maße, zu Einzelglossen lichtet und schließlich ganz aussetzt. Grundlage der Übersetzung war nicht der im Sangallensis 916 vorliegende lateinische Text, sondern ein anderer, weniger fehlerhafter. In der Deutung des komplizierten Uberlieferungsbefunds im einzelnen und — damit verbunden - in der Beurteilung der Entstehungsgeschichte der althochdeutschen Version gehen die Ansichten der Forschung auseinander. Eine zweite, allerdings nur im Prolog deutsch glossierte Handschrift der Benediktinerregel verbrannte 1768 in St. Blasien, wohin sie aus St. Gallen verliehen war; eine dritte soll nach S.SINGER (AfdA 10, 1884, S.278f.) M.Goldast für seine ,Alamannicarvm rervm scriptores' (a. a. O.) noch vorgelegen haben. Die beiden abgebildeten Seiten enthalten den Schluß des i. Kapitels der Benediktinerregel (dieser ist unten transskribiert) und den Anfang des 2. Kapitels (Z. 1-26 des Abdrucks im AhdLb).

FAKSIMILIA: Baesecke, Abrogans, Tafel HI-V [8.27. 48. 58] P. Piper, Nachträge zur älteren deutschen Literatur. Stuttgart o.J. 8.33.65. 72 [S. 17. 51. 57]-Eis 7 [8.48] AUSGABEN : M. Goldast, Alamannicarvm rervm scriptores. II. Frankfurt und Leipzig 1606. 8.94-122 [lateinisch-deutsches Glossar aus dem Sprachmaterial der Interlinearversion] B.Franck, Keronis Monachi S.Galli, Interpretatio Regulae S.Benedicti Theotisca... Ulm 1726. In: J.Schilter, Thesaurus antiquitatum tevtonicarum... 1,4. Ulm 1728. S. 13-62-Sprachdenkmäler XXXVI - AhdLb VII - U.Daab, Die althochdeutsche Benediktinerregel des Cod.Sang.916. Tübingen 1959 LITERATUR: Ehr. 8.266 - VL V, 79-84 (S. Sudhoff) - Scherrer S. 3 39-343 - G. Baesecke, Unerledigte Vorfragen der ahd. Textkritik und Literaturgeschichte. Beitr. 69 (1947) S. 361-409 (372 bis 3 84) - U. Daab, Die Schreiber der althochdeutschen Benediktinerregel im Cod.Sang.9i6. Beitr. (Tübingen) 80 (1958) 8.379-403 Die St. Galler Handschrift 916, noch im ersten Viertel des uuannant

nalles

erlaubpan

putant

non

licere;

fiorda

keuuisso

Quartum uero

chunni

ist

genus

est monachor»«; quod aomina

min

cho

suuihharro

die

daz

allan

ist kenem lib

iro

tur. gyrouaguw. qui totam uitajw suam duruh

missilihho

lantscaffi

per

diuersas

prouincias ternis

feoriskeem tagum duruh quaternis diebus per las

sint kecastluamit hospitantur.

stati ge

indi

wirsirin

missilihho cello diuersorum cel

simbluz*. suuihhonte. Indi neonaldre searper uagi. et nuwquam

propnis

vnerlaubantlihheem inleceribris

edo

aut

eiganeem vvilloom

stabiles, et

vvirsirun riores

driskeem

deononte seruientes.

lihhisarum sarabaitis; übe

indi

uoluntatibus. et

cheluun

gule

indi duruh alli v et per omnia

fona dero De quor««z

allem

dete

desero

omnium

pezzira

miserrima conuersatione, Melius ist suui geen. est silere.

denne kisprohhan uuesan. qua«? loqui;

ze samanungu

desem keuuisso farlaz His ergo omissis [zanem

starachistin

ad coenobitarum fortissimum ge chunne

kesezzamees

zua helfanternv

truhtine

nus

disponendiw.

adiuuante

domino

qhuememees

ueniamus. ame»; QUALtt" DEBEAT ESSE ABBAS 6*

«' (Z.ya), ri (Z. 8b). Im glossierenden althochdeutschen Text findet man neben der üblichen Anfangskürzung (k = keuuisso Z. i a) auch die merkwürdige Methode angewandt, Wörter nur durch das Wortende anzudeuten (cho = municbo Z. z a) (s. auch zu Tafel 6).

Die Handschrift bietet ein schönes Beispiel für die Schriftpraxis bei interlinearen Übersetzungen. Text- und Glossenschrift: karolingische Minuskel alemannischer Prägung von verschiedenen Händen mit einzelnen Unzialis- und CapitalisBuchstaben an Satzanfängen; Auszeichnungsschrift (Z. 14): Capitalis rustica. Zahlreiche Ligaturen, z.B. nt (Z. i), ti (Z.7),

Tafel 4

Übersetzung von Isidor De fide catholica Library Oxford einige Sätzchen und Satzteile der Isidor-Übersetzung eingeschaltet finden.) Dieser Codex, am Anfang des 9. Jahrhunderts auf minderwertigem Pergament geschrieben (am wahrscheinlichsten für den Privatgebrauch eines Gelehrten), hat heute nach Verlust der ersten Lage (Quaternio) noch 88 Blätter. Von diesen nimmt der Isidor-Text Bl. ir-79r ein; dann folgen von anderen Händen verschiedene kleinere Eintragungen, unter ihnen der Anfang eines Glossars der AffatimGruppe und ein Lehrgespräch zwischen Meister und Schüler über Fragen der Trinität. Die Unvollständigkeit der deutschen Übersetzung, die ihrem lateinischen Vorbild (allerdings nicht der direkten Vorlage) als rechte Spalte zur Seite gesetzt wurde, ist bedingt einmal durch den Lagenverlust am Anfang, zum ändern durch den eigenartigen und schwer erklärbaren Umstand, daß der Schreiber die deutsche Spalte nur bis Bl. 22r füllte, von Bl. 22^-3 3* sie leer ließ und ab Bl-34r schließlich völlig aufgab, um die Seiten einspaltig mit dem lateinischen Text zu beschreiben. Die vielbehandelte Frage nach der Heimat der althochdeutschen Isidor-Übersetzung ist noch immer nicht befriedigend geklärt. Davon zu trennen ist die Frage nach der Schriftheimat des Pariser Codex (der ja nicht die Originalaufzeichnung darstellt). B. BISCHOFF hat sich dazu zuletzt (Panorama der Handschriftenüberlieferung aus der Zeit Karls des Großen. In: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben. Bd. 2: Das geistige Leben. Hrsg. von B.Bischoff. Düsseldorf 1965. 8.233-254; dort 8.243 Anm.yi) folgendermaßen geäußert: „Die von G.Baesecke u.a. angenommene Herkunft... aus Murbach ist paläographisch nicht zu stützen. Wegen der geometrischen Form der Initiale auf fol. 78V und einiger Einzelmotive möchte ich westliche, speziell frühfrankosächsische Einflüsse annehmen und die Entstehung in einem weiter nördlichen austrasischem Gebiet nahe der Sprachgrenze annehmen." Der Text der abgebildeten Seiten umfaßt Kap. III Z. 1-7 und Z. 85-94 des Abdrucks im AhdLb. Auf eine Transskription von Bl. 5 T wurde verzichtet, weil die Schrift dort stark abgerieben und im Faksimile stellenweise nicht mehr lesbar ist.

HANDSCHRIFTEN: *Paris, Bibliotheque Nationale, Ms.lat.z320, Bl. ir-79r (i r -22 r ) (P) [B1.2V. ;v] - Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3093*, (Hench XXXII-XXXVI) (M) FAKSIMILE: G.A.Hench, Der althochdeutsche Isidor, s.u., S.2-44 [P: Bl.ir-22r] AUSGABE: J.Ph.Palthen, Tatiani Alexandrini Harmoniae Evangelicae antiquissima Versio Theotisca ut et Isidori Hispalensis... Libri eadem Ungua conversi Fragmentum. Greifswald 1706. S. 2 3 7-270 [P] - Stephanus Endlicher et Hoffmann Fallerslebensis, Fragmenta theotisca versionis antiquissimae evangeüi S.Matthaei et aliquot homiliarum... Wien 1834. S. i8f. [M] — G. A. Hench, The Monsee Fragments. Newly collated text with introduction, notes, grammatical treatise and exhaustive glossary and a photo-lithographic fac-simile. Straßburg 1890. 8.50-59 [M] - G. A. Hench, Der althochdeutsche Isidor. Facsimileausgabe des Pariser Codex nebst critischem Texte der Pariser und Monseer Bruchstücke. Straßburg 1893 [P und M] - H. Eggers, Der althochdeutsche Isidor. Nach der Pariser Handschrift und den Monseer Fragmenten neu herausgegeben. Tübingen 1964 [P und M] - AhdLb VIII LITERATUR: Ehr. 8.273-280 - VL II, 558-560 (H.Brauer). V, 43 8 (K. Hannemann) - Bischoff, Katalog, S. 196f. - Menhardt II, 877-879 - B. Kirschstein, Sprachliche Untersuchungen zur Herkunft der althochdeutschen Isidorübersetzung, insbesondere zur „Murbacher These". Beitr. (Tübingen) 84 (1962) 8.5 bis 122 [mitVerwertung aller älteren Literatur zur Heimatfrage] Dieses Meisterwerk früher althochdeutscher Ubersetzungsarbeit ist doppelt überliefert, jedoch beidemal fragmentarisch: in fünf Blättern oder Blattresten des (Monseer) Wiener Cod. 3093* und im Parisinus Latinus 2326. (Eine dritte verlorene Handschrift, die sich in Murbach befunden habe, erschloß A.HOLTZMANN (Germ, i, 1856,8.462-475) aus der Tatsache, daß sich im Glossar Je des Codex Ms. Junius 25 der Bodleian Bl. 2V]

Hear quhidit umbi dhaz cruitfas got endi druhtin ist Aefter dhiu dhazs almah tiga gotes chiruni. dhera gotliihhun chr/rfes chibur di chimarit uuard. Hear saar after, nu mit gare uuem bilidum. dhes heilegin chiscribes eu izs archun

QUIA CHRISTUS OEUS ET DOAf/Ni/S EST Post declara turn chrz'.rti diuine 5 natiuitatis mys teriu/w deinde quia idem, et de»s dominas est exemplis saecteru» scribturaruOT adhi

7*

demes. dhazs ir selbo christ ist chiuuisso got ioh druhtin Ibu chrir/as auur 1 got niuuari. dhemu in psalmom chiquhedan uuard Dhiin sedhal got ist fona euuin ineuuin. rehtnissa garda ist garde dhines riihhes Dhu minnodos reht endi hazssedos unreht. bidhiu auur chisalboda dhih got dhiin got. mit freu uuidha olee fora dhinem chi lothzssom.

bitis demonstte mas. Si chtiitus deus noil est Cui dicitta in psalmis. Sedis tua deus in sec/dam secali uirga gqui 15 tatis. uirga reg ni tui. Dilexisti iustitia« et odisti iniquitatem prop terea unx/V te de«s. 20 dees runs oleo Igti tie pre consorti bus tuis.

1

Karolingische Minuskel; lateinische Überschriften in der Regel in Unziale; für die vergrößerten Anfangsbuchstaben ist vereinzelt auch Capitalis verwendet. Das Nomen sacrum ehrist

über der Zeile

(Z. 5) wird auch im deutschen Text in der für die lateinische Form üblichen Weise (mit den Buchstaben und p, die eigentlich griechisches und meinen) gekürzt.

Tafel

Übersetzung des Matthäusevangeliums + lat.VIII) und der oberste Streifen eines weiteren Blattes (Hench: ahd. X + lat. XI) wurden von ihrem Entdecker B.Pez zu Beginn des 18. Jahrhunderts an J. G. Eckhart gesandt und befinden sich heute in Hannover, wo sie erst 1873 wieder aufgefunden wurden. Der durch diese Fragmente repräsentierte Codex wurde um 810 im Skriptorium des Klosters Mondsee von einer Hand geschrieben. Er enthielt eine Sammlung geistlicher Prosatexte, lateinisch mit deutscher Übersetzung, aus der heute noch fünf individuelle Denkmäler unterscheidbar sind: Evangelium Matthaei (die Bruchstücke stammen aus den Kapiteln 8-10. 12. 13. 18-28),ein Traktat(?) über die Berufung allerVölker zum christlichen Glauben, Isidor ,De fide catholica', eine nicht näher bestimmte Homilie (?), Augustins Sermo 76 (Reihenfolge z.T. unsicher). Wir haben demnach hier die einzige noch erhaltene echte Sammelhandschrift althochdeutscher Literaturdenkmäler vor uns. Der Text der abgebildeten Seite umfaßt die Zeilen 1-19 des Abdrucks im AhdLb.

HANDSCHRIFT: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3093* - "Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek, Ms. I, 20 [Hench ahd. IV] FAKSIMILIA: G. A.Hench, s.u. [Hench VII] - W.Walther, Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters. III. Braunschweig 1889-1892. vor Sp.433- 434 [Hench ahd. I] AUSGABEN: Stephanus Endlicher et Hoffmann Fallerslebensis, Fragmenta theotisca versionis antiquissimae evangelii S.Matthaei et aliquot homiliarum... Wien 1834. 8.1-13 - G.A. Hench, The Monsee Fragments. Straßburg 1890. 8.2-39 ~ AhdLbIX LITERATUR: Ehr. 8.280-286 (282f.) - Menhardt II, 877-879 E. Friedländer/J. Zacher, Ein deutsches Bibelfragment aus dem achten Jahrhundert. ZfdPh 5 (1874) S. 381-392 [über die beiden Hannoverschen Blätter, mit Textabdruck] - R. Sonnleithner, Die Mondseer Bruchstücke der ältesten hochdeutschen Evangelienübersetzung. In: Festschrift der Nationalbibliothek in Wien. Wien 1926. 8.795-804

Karolingische Minuskel mit einzelnen Buchstaben aus Capitalis rustica (M in Muo% Z. 21) und Unziale (Initiale E in Enti Z. 19). Am Rand neben Z. 16 von jüngerer Hand (Alter?) canciones (dasselbe noch einmal neben Z. 27?). Z. 18 ein kursiver Eintrag des i;. Jahrhunderts: Homo quidam fecit (?) Esto mihi domine fons dulcedinis et cetera. Der Hinweis auf die entsprechende Bibelstelle über dem Text und neben Z. 31 stammt von junger Gelehrtenhand (B.Pez, J.G.Eckhart?)

Unter der Bezeichnung Cod. 3093* werden in Wien 220 größere und kleinere Pergamentbruchstücke einer im 15. Jahrhundert im Kloster Mondsee zerschnittenen Handschrift aufbewahrt, die erst in neuerer Zeit aus Bucheinbänden wiedergewonnen wurden. Zwei Blätter (Hench: ahd. IV + lat.V und ahd.VII

8*

Tafel 6

Interlinearversion ambrosianischer Hymnen HANDSCHRIFT: Oxford, Bodleian Library, Ms. Junius 25, Bl. Il6 r -II7 v . I22 V -I29 V [Bl.

Museum im Frühjahr 1871. Beitr. (Halle) 79 (1957) 5.321-335 (3 27 f.) - C.Vogel, L'hymnaire de Murbach contenu dans le manuscrit Junius 25 (Oxford Bodleian. 5137). Un temoin du cursus benedictin ou cursus occidental ancien. Archives de l'Eglise d'Alsace 2; (1958) 8.1-42

I22 V ]

FAKSIMILIA: G.Baesecke, Lichtdrucke, Tafel 28.31-35 [Bl. Ii6\ I22V. i23 r . I2Ö V ] - E.Sievers, s.u. [Bl.iio". i 2 2 v ] AUSGABEN: J.Grimm, Ad auspicia professionis philosophiae ordinariae... invitat. Inest hymnorum veteris ecclesiae XXVI. interpretatio theotisca nunc primum edita. Göttingen 1830 E. Sievers, Die Murbacher Hymnen, mit zwei lithographischen Facsimiles. Halle 1874. 8.27-58 [erste Ausgabe unmittelbar nach der Handschrift] - U.Daab, Drei Reichenauer Denkmäler der altalemannischen Frühzeit. Tübingen 1963. 5.29-76 AhdLb XI

Der Codex Ms. Junius 25, der 1678 aus dem Nachlaß des niederländischen Gelehrten Franciscus Junius an die Bodleian Library kam, ist ein vielleicht schon in Murbach in dieser Form vereinigtes Konvolut von elf ursprünglich selbständigen Faszikeln des 8. und 9.Jahrhunderts (s. E.SIEVERS, a.a.O., 8.1-4 und CLAII, Nr. 242), in deren sechstem und siebtem sich die Hymnen rinden. Der Faszikel VII (61.122-129; Bl. 129' stark verschmutzt, also ursprünglich Schlußblatt eines Bandes), der den Hauptteil der Hymnenüberlieferung mit den Hymnen I-XXI enthält, stammt von einer Reichenauer Hand aus dem ersten Viertel des 9. Jahrhunderts. Schon früh nach Murbach gelangt, wurde diesem Faszikel der heute sechste vorne angefügt, den eine gleichzeitige Murbacher Hand auf Bl. 116 - 17T mit Hymne XXII-XXVI und daran anschließend auf Bl. n8 r bis I2i v (zum Schluß noch auf Bl. 122' des Faszikels VII übergreifend) mit dem Glossar Je (AhdGl IV, 1-25) beschrieb.

LITERATUR: Ehr. 8.207-269 - R.Priebsch, Deutsche Handschriften in England. I. Erlangen 1896. S. 151 - F. Madan/ H.H.E.Craster/N.Denholm-Young, A Summary Catalogue of Western Manuscripts in the Bodleian Library at Oxford. II, 2. Oxford 1937. 8.969-971 - AhdGl IV, 588-590 - G.Baesecke, Das ahd. Schrifttum von Reichenau. Beitr. 51 (1927) S. 206-222 (213 f.) - W. Bulst, Zu den Murbacher Hymnen. ZfdA 80 (1944) 8.157-162 -D.Germann, Eduard Sievers' Bericht über seine Handschriftenfunde in der Bodleiana und dem Britischen

Unsere Abbildung zeigt die ersten 9 Strophen der i. Hymne.

INCIPIUNT HYMNI CANENDAE PER CIRCULUM ANNI HYMNUS AD NOCTURNUM DOMINICIS DIEB U S mittera nahti zite uuizac lichiu Mediae noctis tempore prophetica ma not admonet.

chuuedem dicam».!·

stimma uox

lop truh ne laudes domino.

vmihemu ouh atume duruh nohtiu Sancto quoqai sp/nVui. perfecta

fa re simbuluOT. ioh patri semper ac

ka so driunissa enim trinitas.

och dera einun capurti zalobone uns uniusq»« substantig laudanda nobis egison Terrorem

sune filio.

simbuluw semper

ist est.

zit daz hebit demu do uuastio tempus hoc habet, quo cum uastator

poto. chundo §gypte. toda anaprahta farcneit. erist poraniu. angelus. egypto mortes intulit. deleuit1 primogenita disiu uuila stunta. Haec hora

rehtem. heili iustis salus

ist. dea dare do est. quos ibidem tunc an

poto. katurstic. sclalchan2 uuizzinon ni uuas. zeicha' furihtanti gelus. ausus punire no« erat. signu» formidans ta. cho chindo. Egyptus flebat fortiter. natofim reuuir. nera. uuir Nos 1

no. ta solus gaudebat israM

auur. israhel liut. uero israiiel

gebessert aus del &

chrimmiu dira

z

bes ter agni protectus

pirum frauuoem sumor. laetemur

verschrieben für sclahan

8

l pluates'. fu [ sanguinis.4

indir in te

te. sanguine.

truhtin fi dua?me. hos

der Abkürqungsstrtcb über dem fehlt

9*

* gehört ^u Z. l o

ant,

farmanente

inti

tem spernentes et 15

selbaz

kiuuisso

zit

Ipsum profecto chu«ftiger uenturus inkaganlouffant. Occurrunt tragante auur

leot kar.

chrir/i defensi

demu

tempus erf. quo

prutigomo sponsus

Hot faz.

pilibant aruun

la/»padas. frustra

sanguine.

stimmi

euangelisceru.

uoce

euangelica.

uuiho magadi. cagan sanct$ uirgines. obuia/ff heitariu

kascirm te. pluate.

calaupit. ist rihces. creditor. regni

Stult? uero remanent. 20

christes

malu«?. ist.

gestantes claras tulisco

ubil.

himilisces. cglestis

felaho scheffo. conditor.

denne chumfti tune aduentui.

mihileru

froonte

mendi.

lawpadas. magno l§tantes gaudio. deo

arlasctiu.

eigun

qu? extinctas habent hlochonte

turi

pilohaneru

pulsantes ianuaw. clausa

giu

tarn

riches turi portun. regni regia. Gleichmäßige breite karolingische Minuskel alemannischer Prägung mit der charakteristischen Vorliebe für die »/-Ligatur (vgl. Z.6i>suhstantie_ u.ö.; auch sonst begegnen viele Ligaturen). Die deutschen Glossen zeigen sowohl Auslassung mittlerer Buchstaben (früh ne für truhtme,fa re für fatere Z. 43) als auch die

eigenartige Ersparung des Wortanfangs (ta für uuafta, cho für starchlicho in Z. 11 a, bei für lambes, ter für kaskirmter, te im pluate in Z. zi a), auf die bei der Interlinearversion der Benediktinerregel (Tafel 3) hingewiesen wurde. Die beiden Schriftdenkmäler stehen sich überhaupt in mancher Hinsicht nahe.

Tafel 7

Weißenburger Katechismus HANDSCHRIFT: Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. 91 Weißenburg, Bl. 149^-15ov. ij2 v -i;4 v [Bl. 154'. ij4 v ]

schen Briefe bis zu einem Incipit- und Explicit-Verzeichnis der Homilien Gregors des Großen in Evangelia und in Ezechielem reicht. Die deutschen Texte stehen inmitten einer katechetischen Partie, die Bl. I49r mit Fragen und Antworten über Meßopfer und Taufe beginnt. Dann folgt - die deutschen Texte von einer Hand - das deutsche Paternoster samt der Auslegung (Bl. I49v-i50v), dann unter lateinischer Überschrift das lateinisch-deutsche Verzeichnis von 20 Hauptsünden (Bl. I50T), weiter - lateinisch - eine Paternosterauslegung und eine erklärende Paraphrase des Symbolum apostolorum (Bl. 5 - 52 ), schließlich das apostolische (Bl. ij2 T -i;3 r ) und das athanasianische (Bl. i53 T -ij4 T ) Glaubensbekenntnis deutsch - letzteres mit lateinischer Überschrift Quicumque mit saluus esse et reliqua und lateinischem Schluß vermerk explicit fides catbolica — und das deutsche Gloria in excelsis (Bl. ij4 v ). Der Text der abgebildeten Seiten umfaßt die Zeilen 77-103 des Abdrucks im AhdLb.

FAKSIMILE: Enneccerus 21-28 [Bl. i49 v -ijo v . ij2 v -i54 v ] AUSGABEN: J.G.Eckhart, Incerti monachi Weissenburgensis catechesis theotisca... Hannover 1713. 8.60-73 ~ MSD LVI Sprachdenkmäler VI - AhdLb XIII LITERATUR: Ehr. 8.306-309 - O. v. Heinemann, Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel. II, 5. Wolfenbüttel 1905. 8.310-313 - H.Butzmann, Die Weissenburger Handschriften (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Neue Reihe X). Frankfurt 1964. 8.257-268 Der sogenannte ,Weißenburger Katechismus', das umfangreichste katechetische Denkmal der althochdeutschen Literatur, ist in einem aus sechs ursprünglich selbständigen Faszikeln bestehenden Codex des 9. Jahrhunderts überliefert. Die herkömmliche Ansicht, er sei in Weißenburg geschrieben worden, ist (B.BISCHOFF, mündlich) abzulehnen; Entstehung im Elsaß bleibt jedoch wahrscheinlich. Der hier allein interessierende j.Faszikel (61.127-160), geschrieben von verschiedenen Händen, die aber alle noch dem ersten Viertel des 9. Jahrhunderts angehören, zeigt einen außerordentlich bunten Inhalt, der von Versen aus Vergils .Georgica' über Inhaltsangaben der Paulini-

Karolingische Minuskel, im Schlußwort AmeN unaiales N; am unteren Rand von Bl. 15 4V in Capitalis rustica: IN NOMINE DOM/NI NOJTRI IH-EJV CHR/JTIATQVE SALVATORIS. IN HOC VOLVMINE CONTINENTLY OMELIAS SANCT1 GREGORH. NUMERO XL (= Überschrift für den folgenden Gregor-Abschnitt, s.o.). Die Randbemerkung Bl. i ;4T Z. 6 Gloria in excelsis stammt von einer Hand wohl des 19. Jahrhunderts. 10*

Tafel 8

Fränkisches Taufgelöbnis HANDSCHRIFT: Merseburg, Domstiftsbibliothek, Bl. i6r

Cod. 136,

j Forsahhistu allem them bluostruw indi dengelten · indi dengotum thie im heideneman · zigeldom · entizigo turn habent. ih fursahhu · Gilaubistu ingotfater almahtigan ih Gilaubistu inchrist · [gilaubu.. gotes sun nerienton: ihgilaubu., Gilaubistu inheilagangeist ihgilaub». Gilaubistu einangot · almahtigan · inthrinisse · inti in einisse · ihgilaub». i j Gilaubistu heilagagotes chirichun ihgilaubu. Gilaubistu thuruhtaufunga sunteono forlaznessi · ihgilaub». Gilaubistu lib aftertode. ihgilaub» exorcizatur malignus Spiritus ut 20 exeat et recedat dans locum d«x Exi ab eo Spiritus iNmunde et Redde honorem deo uiuo et uero. Accipe signum crucisJ chrir/i tarn in fronte quam in corde. Sume 2; fidem caelestium preceptorum. Talis esto morib»/ ut templum dei

FAKSIMILE: Enneccerus 6 AUSGABEN: J.Grimm, Über zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des deutschen Heidenthums. Abh. d. k. Akad. d.Wiss. Berlin 1842. S.2; [wiederholt: Kleinere Schriften II. Berlin 1865. S. 28] - MSD LII - Sprachdenkmäler IV - AhdLb XVI LITERATUR: Ehr. 8.298-301 - VL V, lojjf. Pongs 5.172-174

(C.Minis) -

Der Cod. 156 der Merseburger Domstiftsbibliothek ist ein Sammelband, der aus Resten sechs verschiedener Handschriften zusammengefügt wurde. Das erste Fragment, das die Blätter i-21 umfaßt, ist bis auf Füllseleinträge auf Bl. i v ganz in angelsächsischer Minuskel geschrieben und wohl im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts entstanden; als Schreibort könnte Fulda in Betracht kommen. Es enthält eine Auslegung der Messe und daran anschließend Bl. i6r-i9T ein Taufrituale für die Hand des Priesters (gedruckt: ZfdPh 8, 1877, 8.217-220), dessen Anfang die althochdeutschen Fragen und Antworten (diese in Rot) bilden. Außer dieser Überlieferung gab es noch eine zweite in einer jetzt verlorenen Speyerer Handschrift. Eine Abschrift davon ist erhalten in einem Exemplar von M. Goldasts Alamannicarvm rervm scriptores. II. Frankfurt und Leipzig 1606. 8.174 (München, Bayerische Staatsbibliothek, 2° Germ, g· 37)

1

darüber das Kreuzeszeichen

Die abgebildete Schrift (angelsächsische Minuskel mit einzelnen halbunzialen Elementen, besonders in der Überschrift, und Initialen aus Unziale (Z. 21) und Capitalis rustica (Z. 23)) gilt als Beispiel für die Ausbildung, die die angelsächsische Schrift bei der letzten Generation angelsächsisch geschulter Schreiber in Hessen und im Maingebiet erfuhr, als der Nachschub aus England bereits versiegt war (s. BISCHOFF, Paläographie, 8.406).

InteRROgatio SaceRdotis. Forsahhistu unholdun · ihfursahu · Forsahhistu unholdun uuerc · indiuuillon · ihfursahhu ·

Tafel 9

Tatian Tatian. Lateinisch und Althochdeutsch. Paderborn1i872.'1892 (unveränderter Nachdruck Darmstadt 1961) [Rez. E. Steinmeyer, ZfdPh 4, 1873, 8.473-478] - AhdLb XX

HANDSCHRIFT: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.56, 8.25-342 [8.25] FAKSIMILIA: Baesecke, Abrogans, Tafel VIII [S. 124], Tafel IX [S. 170] - Könnecke S. 10 [S. 68] - Eis 8 [S. 124]

LITERATUR: Ehr. 8.286-290 - VL IV, 370-373 (E.KargGasterstädt) - Scherrer 8.25-27 - E. Sievers, Tatianfragmente. ZfdA 17 (1874) 8.71-76 (72) [wiederholt: E. Sievers, Tatian. a.a.O., S.XVII] - G.Baesecke, Hrabans Isidorglossierung Walahfrid Strabus und das ahd. Schrifttum. ZfdA 58 (1921) 8.241-279 (251 f. 273f.) - E.Schröder, Evangelium Theudiscum. ZfdA 63 (1926) S.47f. - G.Baesecke, Die Überlieferung des althochdeutschen Tatian. Halle 1948 — W. G.Moulton, Scribe of the Old High German Tatian Translation. PMLA

AUSGABEN: J.Ph.Palthen, Tatiani Alexandrini Harmoniae Evangelicae antiquissima Versio Theotisca... Greifswald 1706. S. 1-236 [nach der Junius'schen Abschrift der verlorenen Handschrift des Bonaventura Vulcanius] - J.A. Schmeller, Ammonii Alexandrini quae et Tatiani dicitur Harmonia Evangeliorum in linguam latinam et inde ante annos mille in Francicam transkta. Wien 1841 [nach der St. Galler Handschrift] - E. Sievers, 11*

59 (T944) S-3°7~334 ~~ B.Bischoff, Eine Sammelhandschrift Walahfrid Strabos (Cod.Sang.878). In: Aus der Welt des Buches. Festgabe zum 70. Geburtstag von Georg Leyh. Leipzig 1950. 8.30-48

zeichnis der Kapitelüberschriften (Vorreden und Capitulatio = S. i. 2 und 19—24 von einer typisch Mainzer Hand; nach B. BISCHOFF, mündlich), ist um die Mitte des 9. Jahrhunderts und zwar, dem Dialekt nach zu schließen, in Fulda entstanden. Sechs Hände haben daran geschrieben; die letzte (t) — von G.BAESECKE (Die Überlieferung des ahd.T., a.a.O., 8.25) kühn mit Hraban identifiziert - hat zudem den ganzen Codex durchkorrigiert. Den Schreiber (8.124—164) hat man seit E. SCHRÖTER (Walahfrids deutsche Glossierung zu den biblischen Büchern Genesis bis Regum II und der althochdeutsche Tatian. Halle 1926. S. 140-147), zuletzt noch G.BAESECKE (Die Überlieferung des ahd.T., a.a.O., S. 18) für Walahfrid Strabo gehalten, bis B. BISCHOFF (Eine Sammelhandschrift Walahfrid Strabos, a. a. O.) dieser Legende auf Grund eines schriftgeschichtlichen Vergleichs mit einem sicheren Walahfrid-Autograph ein Ende bereiten konnte. Unsere Probe stammt von der Hand des Schreibers et und bietet den Anfang der Evangelienharmonie (AhdLb XX, i. z. 3, Z. 1-4).

Von der althochdeutschen Übersetzung der Evangelienharmonie des Tatian ist heute, abgesehen von den geringen Splittern, die im 10. Jahrhundert auf Blattränder des Parisinus Latinus 7641 eingetragen wurden, nur noch ein Textzeuge erhalten : der Codex Sangallensis 5 6. Drei weitere waren noch im i6./ij. Jahrhundert vorhanden und sind erst später in Verlust geraten: die Handschrift des Bonaventura Vulcanius (Proben daraus gedruckt in dessen Schrift ,De litteris et lingua Getarum sive Gothorum'. Leiden 1597; eine Teilabschrift befindet sich in der Bodleian Library Oxford als Ms.Junius 13), der Cod. pal. lat. j j, verschollen in der Vaticanischen Bibliothek vor 1798, und die Handschrift des Domkapitels von Langres (s. dazu noch E.SCHRÖDER, a.a.O.), wahrscheinlich 1689 entfremdet (vgl. E.SIEVERS, Tatian, a.a.O., S.XV-XVU). Die St. Galler Handschrift, die nur den lateinischen und deutschen Text der Evangelienharmonie enthält samt den dazugehörigen Vorreden des Bischofs Victor von Capua (ein Blatt daraus, das ursprünglich zweite der Handschrift, verloren), den Canones (Parallelstellenregister der vier Evangelien) und einem Ver-

Karolingische Minuskel in kalligraphischer Ausführung; Initialen in Capitalis. In der Ausbildung der offenen Form des a mit zwei Spitzen (vgl. narraciomm Z. 3 a u. ö.) ist eine direkte Nachwirkung angelsächsischer Tradition zu sehen.

Tafel

Lorscher Beichte HANDSCHRIFT: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod.pal. lat.485, B1.2*-3V [ 1·3 ]

Der aus der Reichsabtei Lorsch stammende und vermutlich auch dort - in seinem Grundstock vor 875 (B. BISCHOFF, mündlich) - entstandene Palatinus 48; der Vaticana ist eine von mehreren Händen geschriebene Sammelhandschrift komputistischen, kanonistischen, liturgischen und dogmatischen Inhalts. Die Blätter 2 und 3 nimmt unter der Überschrift Incipit confessio cuiuslibetsapientis ein erst später (viertes Viertel des 9. Jahrhunderts) eingetragener lateinischer Beichtordo ein, in den gegen Ende das Muster einer deutschen ,Confessio poenitentis* eingelegt ist. Die abschließende Anweisung für den Priester ist merkwürdigerweise (gegen die Regel) eine kurze Strecke weit in Deutsch gehalten (Inther priast quede danne statt Et sacerdos tune dicat), geht dann aber ins gewohnte Latein über (Segen und Indulgenzbitte). Der Text unserer Abbildung umfaßt die Zeilen 4-25 des Abdrucks im AhdLb.

FAKSIMILE: Salzer, Beilage 6 [Bl. 3r] AUSGABEN: MSD LXXIIb [Erstdruck in der 2. Auflage, Berlin 1873] - Sprachdenkmäler XLVI - AhdLb XXII, 2 LITERATUR: Ehr. 8.314 - Bartsch S. i87f. - L.Bethmann, Nachrichten über die von ihm für die Monumenta Germaniae Historica benutzten Sammlungen von Handschriften und Urkunden Italiens aus dem Jahre 1854. Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 12 (1874) 8.201-426 (335^0 ~ E.Dümmler, Zur Lorscher Beichte. ZfdA 18 (1875) S. 308 - H. Ehrensberger, Libri liturgici Bibliothecae ApostolicaeVaticanae manu scripti. Freiburg 1897. 8.396-398

Karolingische Minuskel des späteren 9. Jahrhunderts.

12*

Tafel na

Notkers Übersetzung von Boethius De consolatione philosophiae HANDSCHRIFTEN: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.Sz;, 8.4-271 (A) - *Zürich, ZentralbibHothek, Ms.Cizi, B1.49V-5iv (D) [Bl.,1«]

Notkers ,Boethius' ist nur in einer Handschrift vollständig auf uns gekommen. Diese Handschrift, der Sangallensis 825, ist erst sekundär aus drei verschiedenen Codices zusammengebunden. Der erste umfaßt die Seiten 4-274 (S. 3 und S. 272-274 leer) und enthält nur Notkers ,Boethius', bis auf eine kleine Unterbrechung auf den Seiten 177 und 178 von einer einzigen Hand des 11. Jahrhunderts im St. Galler Skriptorium geschrieben. Ein kurzes Exzerpt aus dem 3.Buch (Kap. 72 bei SEHRTSTARCK) überliefert auch der Züricher Codex C. izi, der ebenfalls aus dem St. Galler Skriptorium stammt und wieder ein Konvolut ursprünglich selbständiger Teile darstellt. Der uns hier allein beschäftigende erste Teil enthält zu Beginn das zweite Buch der Isidorschen ,Libri differentiarum' von einer Hand aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts (nach BRUCKNER), daran unmittelbar anschließend Bl. 28r Z. 3 bis Bl. 73r von mehreren Händen des n. Jahrhunderts Auszüge aus Schriften Notkers „und seiner Schule" (alle abgedruckt bei PIPER, Notker), an Übersetzungen nur den .Boethius'.

FAKSIMILE: Bruckner Tafel XLII [A: 8.97] AUSGABEN: E.G.Graff, Althochdeutsche, dem Anfange des uten Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der von Boethius verfaßten 5 Bücher De consolatione philosophiae. Berlin 1837 [Im selben Verlag erschien 1837 noch eine nur den althochdeutschen Text enthaltende Schulausgabe unter dem Titel: Althochdeutsches Lesebuch enthaltend die althochdeutsche Übersetzung der Consolatio philosophiae des Boethius] - Hattemer III, 7-255 [A] - Sehrt-Starck I, 1-403 AhdLb XXIII, 1-5 LITERATUR: Ehr. 8.426-430 - VL V, 775-790 (E. Karg-Gasterstädt)- Scherrer S.278f. [A] - Bruckner 8.118 [A], 8.127 P] - P. Piper, Aus Sanct Galler Handschriften. III. ZfdPh 13(1882) S·}O5-}}7 [A] - K.Mohlberg, Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich. I. Zürich 1952. 8.59 [D]

Der Text der abgebildeten Seite entspricht S. 192 Z. 7 - S. 194, Z. 14 der Ausgabe von SEHRT-STARCK.

Tu prouehis id est producis animas uitasqa« minores paribw causis hoc est bis causis ut ej-jent qui deo gratis obgdirent · Umbe gelichiu ding scufe du angelos · unde die in hinderoren mennisken · Uuaz uuas tiu causa? Taz sie dih iro skepfen bechennen · unde ereen · Uel sie · Mit keuchen1 dingen habest tu angelos unde homi nes füre gezucchet füre anderiu tier · ih meino ratione et intellectu · Et aptans sublimes · leuibus curribaj· · Unde sie hö er heuende insputigen sinnen · Seris in c^iarn terra/wqa« · Sezzest tu sie inhimele unde inerdo · Angelos inhimele · homines in erdo · Quas scilicet animas et uitas · facis tu cueuersas benigna mente2 comierti ad te · reduci igne · Tie tuost tu uuidersin nen 3 ze dir · an dih keuuante mit tinero uuola uuilligi · Da pater m«»ti · scilicet me§ · cssscendere augusta«? sedew · Tu daz tuost · kib sinemo sinne · daz er hina uf kestigen muge ze dinemo cheiserlichen stüole taz er himeliskiu ding fernemen muge · Da lustra re est inuenire fönte«? boni · Ketuo in uinden küotis 1

k über radiertem uu

2

n übergeschrieben

3

das zweite e aus u

Karolingische Minuskel des 11. Jahrhunderts mit einzelnen Capitalis-Buchstaben zur Bezeichnung der Satzanfänge. Die Notkerschen Akzente treten nur vereinzelt auf.

13*

Tafel l i b

Notkers Übersetzung von Martianus Capella De nuptiis philologiae HANDSCHRIFT: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod.Syz, 8.4-170 ü) [S-2]

Der St. Galler Codex 872, der als einziger Notkers MartianusCapella-Übersetzung erhalten hat, ist wiederum aus zwei Handschriften zusammengebunden, von denen die zweite (Commentarii in Evangelia) erst dem 12./i3. Jahrhundert angehört. Die erste (8.2-170) enthält, von mehreren St. Galler Händen des 11. Jahrhunderts geschrieben, nur das eine Notkersche Werk. Die meisten Blätter sind reskribiert und zeigen, rechtwinklig zum jüngeren Notker-Text verlaufend, Spuren einer älteren Beschriftung des i o. Jahrhunderts (grammatischer Traktat). Der Text der abgebildeten Seite umfaßt die Überschrift und die Zeilen 1-14 des Abdrucks im AhdLb (XXIII, 6).

FAKSIMILE: Bruckner Tafel XLII [8.29] AUSGABEN: E.G.Graff, Althochdeutsche, dem Anfange des uten Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der von Märt. Capella verfaßten 2 Bücher De nuptiis Mercurii et Philologiae. Berlin 1837 - Hattemer III, 257-372 Piper, Notker, I, 685-847 - Sehrt-Starck II, 1-220 - AhdLb , 6-i i LITERATUR : Ehr. S. 43 2-434 - VL V, 775-790 (E. Karg-Gasterstädt) - Bruckner S. 121 - Scherrer S. 302 - P. Piper, Aus Sanct Galler Handschriften. III. ZfdPh 13 (1882) 8.316-322

Karolingische Minuskel des 11. Jahrhunderts; Überschrift in Capitalis. Der Text ist nach Notkers Vorschrift (allerdings nicht ganz konsequent) akzentuiert: Zirkumflex auf den haupttonigen (z.T. auch den nebentonigen) Langvokalen, Akut auf den haupttonigen Kurzvokalen.

Tafel 12.13

Hildebrandslied HANDSCHRIFT: Kassel, Murhard'sche Bibliothek der Stadt Kassel und Landesbibliothek, Cod.theol. 2° 54, Bl. ir. 76V

es lohnend erscheinen, sich hier einmal - und dies zugleich als Beispiel für unter ähnlichen Bedingungen stehende Überlieferungen - die mutmaßliche Entstehungsgeschichte des Codex genauer zu vergegenwärtigen. Der Codex besteht aus 76 Blättern in 9 Lagen, von denen bis auf die Quinionen 6 und 9 alle Quaternionen sind. Der eigentliche Text, geschrieben im dritten Jahrzehnt des 9.Jahrhunderts (B. BISCHOFF, mündlich) von einer (wohl fuldischen) angelsächsischen Hand, beginnt erst mit der 2. und reicht bis zur 9. Lage: Bl. 9r-23r Liber Sapientiae, Bl. 23r-24v Kapitelüberschriften des Ecclesiasticus, Bl. 25r~76r Ecclesiasticus; der Rest der Seite wurde gefüllt mit einem Gebet Salomons in freiem Anschluß an Liber Regum 3,8,22-31. Dann wurde die erste Lage vorgesetzt (Bl. 1-8), die die angelsächsische Haupthand, Bl. i als Schutzblatt freilassend, aber nur von Bl. 2r bis Bl.41 beschrieb, d.h. soviel Raum nötig war, um die noch zum Liber sapientiae und zum Ecclesiasticus gehörigen Eintragungen vorzunehmen: Bl. 2r-2T die Vorrede des hl. Hieronymus zu den Büchern Salomons (MiGNE PL 29, 425-428), B1.2T-3r Vorrede des Enkels von Jesus Sirach zum Ecclesiasticus (MiGNE PL 29, 44; f.), Bl. 3v-4r Kapitelüberschriften des Liber Sapientiae. Somit waren noch leer: Bl. i. 4T-8V. 76T (das nicht ursprünglich zur Handschrift gehörige, insular mit Texten der Weihnachtsabend-Lektion beschriebene Blatt, das als Spiegel des Rückendeckels dient, bleibe außer Betracht). Nun wurde eine etwa gleich alte, in karolingischer Minuskel schreibende Hand tätig, die B1.4V-8V, so weit der Platz reichen wollte und mitten im Satz abbrechend, mit der 23.Homilie des Origenes in Numeros füllte (MiGNE PL 12, 746-752), dazu Bl. i v (die noch besser geschützte Seite des i.

FAKSIMILIA: G.Baesecke, Das Hildebrandlied. Halle 1945 Könnecke S.6. 7 - Enneccerus i. 2 - Salzer, Beilage 3 - Eis 4 [Bl. ir] - W.Traupel, Das Hildebrandslied. Kassel 1937 AUSGABEN: J.G.Eckhart, Commentarii de rebvs Franciae orientalis et episcopatvs VVircebvrgensis... I. Würzburg 1729. S. 864-866 - MSD II - Sprachdenkmäler I - AhdLb XXVIII LITERATUR: Ehr. 8.121-137 ~ VL II, 441-443 (H.Brauer). V, 411-413 (H. Rosenfeld) - F. G. C. Groß, Ueber den Hildebrandslied-Codex der Kasseler Landesbibliothek nebst Angaben und Vermutungen über die Schicksale der alten Fuldaer Handschriften-Bibliothek überhaupt. Zs. d.Ver.f. hess. Gesch. U.Landeskunde NF 8 (1880) 8.143-175 - H.Wilkens, The manuscript, orthography and dialect of the Hildebrandslied. PMLA 12 (1897) S.226f. - Pongs [dort alle Literatur bis 1913 verarbeitet] - E. Danielowski, Das Hiltibrantlied. Beitrag zur Uberlieferungsgeschichte auf paläographischer Grundlage. Mit zwei Schrifttafeln. Berlin 1919 [teilweise völlig abwegig] C. Seimer, Wie ich das Hildebrandslied in Amerika wiederfand. Wirk.Wort 6 (1955/56) 8.122-125 - W.Traupel, a.a.O., Abschnitt V Das .Hildebrandslied' ist nur als zufälliger Füllseleintrag in einer Fuldaer Handschrift des frühen 9. Jahrhunderts auf uns gekommen. Die besondere Bedeutung dieses Denkmals läßt 14*

Blattes) mit Oratio et preces contra obloquentes (Sacramentarium Fuldense. Hrsg. von G. RICHTER und A. SCHÖNFELDER. Fulda 1912. Nr.35o ohneVersikel 1980). Jetzt waren nur noch die beiden wenig geschützten Außenseiten des Buchblocks übrig, Bl. i r und y6v. Auf diesen wurde nun, (nach B. BISCHOFF, mündlich) im vierten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts, und zwar wiederum in Fulda, das .Hildebrandslied' eingetragen, von zwei in karolingischer Minuskel, aber mit gewissen insularen Reminiszenzen (s.u.) schreibenden Händen (die zweite nur Z. i-8 einschließlich du von Bl. y6v), dort abbrechend, wo der Schriftraum endete (vielleicht aber auch auf dem heute durch ein Blatt fremder Herkunft ersetzten Spiegel des hinteren Deckels zu Ende geführt). Der Codex, vor 1729, als ihn J. G. ECKHART dort benützte, bereits von Fulda nach Kassel gelangt, hatte nach dem zweiten Weltkrieg widrige Schicksale zu überstehen, in deren Verlauf er sein erstes Blatt mit dem Anfang des Hildebrandslieds einbüßte, das nun vielleicht für immer verloren ist. Von seinem Verlagerungsort Bad Wildungen wurde er 194; offenbar durch einen Angehörigen der US-Army entwendet und tauchte dann 1947 auf dem amerikanischen Büchermarkt auf, zunächst nur

erkannt von C. SELMER (s. seinen Bericht a. a. O.). Danach war er vier Jahre lang von neuem verschwunden und konnte erst 19; i von demselben Gelehrten in einer kleinen kalifornischen Privatsammlung wieder festgestellt werden. Seiner Mitteilung ist es zu verdanken, daß sich die amerikanische Regierung der Sache annahm und die Handschrift 1954 der Landesbibüothek Kassel zurückgab. Die Nachrichten über eine zweite Handschrift des Hildebrandsliedes, die W. SCHOOF (Die verlorene Handschrift. Wörter und Sachen NF 3, 1940, 8.53-60) referiert, klingen nicht glaubwürdig. Karolingische Minuskel; für den Laut w wird (wie auch in dem Mainzer Fragment der Lex-salica-Übersetzung) das Runenzeichen (Entlehnung aus dem angelsächsischen Schriftwesen: wen-Rune) verwendet, ein seltener Fall im deutschen Schriftwesen. Eine genaue Analyse des Schriftbilds, besonders im Hinblick auf Verschreibungen, Besserung, Rasuren, Marginalien findet sich im ersten Apparat des Textabdrucks der »Sprachdenkmäler*.

Tafel 14

Wessobrunner Schöpfungsgedicht „Wessobrunner Gebet" HANDSCHRIFT: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm. 22053, B1.65v-66r FAKSIMILIA : A. von Eckardt, Die Handschrift des Wessobrunner Gebets (mit Geleitwort von C. von Kraus). München 1922 - Enneccerus 9. 10 - Petzet-Glauning I - Eis 5 [B1.6jv] AUSGABEN: B.Pez, Thesaurus anecdotorum novissimus. Teil I. Augsburg 1721. Sp.4i8 - MSD I - Sprachdenkmäler II AhdLb XXIX LITERATUR: Ehr. 8.137-147 - VL II, 5 f. (H.Brauer) - C. von Kraus im Geleitwort zur Faksimile-Ausgabe (s. o.) - Bischoff, Schreibschulen, S. 18-21 - AhdGl IV, 575f. - G.Baesecke, St. Emmeramer Studien. Beitr. 46 (1922) 8.431-494 (441-444) G.Baesecke, Die karlische Renaissance und das deutsche Schrifttum. DVjs 23 (1949) 8.143-216 (215) - Baesecke, Vorund Frühgeschichte, 8.154. 156-163 Das ,Wessobrunner Schöpfungsgedicht' - dies eine korrektere Benennung des Denkmals, die sich langsam durchzusetzen beginnt - ist als einziger deutscher Text (neben ein paar deutschen Glossen) - und zwar in gleichwertiger Aufzeichnungsform in einer lateinischen Sammelhandschrift überliefert, die zu Beginn eine Fassung der Kreuzauffindungslegende enthält (Bl. ir-2ir), dann aber in eine wirre Folge von oft ganz kurzen gelehrten Exzerpten und Notizen übergeht, deren Symbiose neben Theologischem steht Geographisches und Metrologisches (vgl. die Probe Germania 2, 1857, 8.89-95) - noch keine befriedigende Erklärung gefunden hat (G.BAESECKE, Vor- und Frühgeschichte, S. 162 fühlte sich an den irischen „Schulheft"-

Typus erinnert). Das deutsche Gedicht folgt auf einen Vergleich der menschlichen Lebensalter mit den kanonischen Hoien unter der Überschrift Depoeta, die man seit langem dahingehend zu verstehen sucht, daß der Schreiber hier - und Zwar als Beispiel für die Bl. 03r unter den sieben Artes liberales genannte Redthorica idestphilosophia et poetica (glossiert: kayttngali) - etwas „vom Dichter", d.h. ein Stück Poesie habe mitteilen wollen. Die Handschrift ist, obwohl erst allmählich aus fünf (?) verschiedenen Teilen zusammengewachsen, bis auf wenige jünger« Nachträge von einer Hand geschrieben: vor dem Jahre 814, wie sich aus einem Eintrag auf dem Schlußblatt 99T (ab iticafnatione domini anni sunt DCCCX1IH...) ergibt. Als Schreibört hatte G.BAESECKE (St.Emmeramer Studien, S.441 f.) Regensburg vermutet, eine Ansicht, die bis heute im germanistischen Schrifttum weitertradiert wird, obwohl G.BAESECKE selbst zum Schluß davon abgerückt war (Vor- und Frühgeschichte, S. 16*). Nach B.BISCHOFF (Schreibschulen, a.a.O.) ist der Wessobrunner Codex dagegen aus einem Skriptorium der Diözese Augsburg hervorgegangen, am wahrscheinlichsten aus dem des Klosters Staffelsee (BISCHOFF, Paläographie, Sp. 408), das damit zum ersten Male in die Reihe der althochdeutschen Literaturorte einrückt. Während die Überschrift De poeta in Unziale geschrieben ist, herrscht im Text - abgesehen von den Anfangsbuchstaben eine klare, leicht rundliche karolingische Minuskel mit kräftig entwickelten Oberlängen. Offenes a in «--Form findet sich häufig (z. B. Bl.05V Z. 5 uuas); e caudata tritt nur in mar^o auf (B1.6sv Z.7), Ligatur siia meataundstein (Bl.6^ Z.). 6)u.ö. Von besonderem Interesse ist das Auftreten der senkrecht durchstrichenen Rune X für das Praefix ga- (B1.05T 2.14.

15*

Bl. 66 . 2. 8) sowie des tironischen Abkürzungszeichens (römische Kurzschrift) für et zur Bezeichnung der althochdeutschen Kopula enti(Bl. 6 j v Z. 9.11. u. ö.); beides sind Reminiszenzen aus angelsächsischem Schreibbrauch. Die Anfänge der drei Hauptabschnitte des Textes sind durch größere rote Anfangsbuchstaben hervorgehoben (B1.6;v Z.2. 8. 13). Zahlreiche Punkte knapp über der Zeile dienen als Interpunktion und markieren im Versteil die Vers- (z.T. auch die Halbvers-) Schlüsse. Der Schreibfehler stein für stein (Bl. 6j v Z. 6) dürfte

auf Verwechslung der Ligatur st mit der Ligatur sc beruhen. Das Wort gauurchanne (Bl. 66r Z. 8) zeigt die in deutschen Texten verbreitete Einsparung des dritten u in der Gruppe wu oder uiv. Oisginpmg (Bl. 6; v Z.;) ist aus c korrigiert; daher eine unziale Buchstabenform mitten im Minuskeltext. Unter dem deutschen Text folgt noch ein lateinischer Satz: Qui non uult peccata sua penitere ille uenit iterum ubi iam amplius illum non penitebunt. nee illora«? se ultra erubescit: (nach PETZET-GLAUNING, a.a.O.)

Tafel 15

Muspilli HANDSCHRIFT: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm.

Sermo ,De symbolo contra Judeos' eingetragen, die nach den Dedikationsversen auf Bl. 12 König Ludwig dem Deutschen von Erzbischof Adakam (821-836) geschenkt wurde. Es handelt sich hier um eine Füllseleintragung par excellence: der Schreiber hat nicht nur die leergebliebenen Anfangs- und Schlußseiten (6ir. I2o v -i2i v ) für seine Aufzeichnung benützt, sondern auch den breiteren unteren Rand der Blätter ii9 T und i2O r und vielleicht sogar - worauf die Unvollständigkeit des Gedichts vorne und hinten weisen könnte - die Innenseiten der Buchdeckel. Diese müssen verlorengegangen sein, als die alte Handschrift im Spätmittelalter mit einer Handschrift der .Formula novitiorum' des David von Augsburg zu einem Konvolut vereinigt wurde (heute wieder getrennt; die Blattzählung schließt aber die ,Formula novitiorum' mit ein). Die Frage nach der Person des Schreibers hat die Forschung stark beschäftigt. A. SCHMELLER war der Meinung (die zuletzt noch einmal von R. VAN DELDEN a. a. O. aufgenommen wurde), niemand anderer als König Ludwig selbst könne den Eintrag gemacht haben, K. MÜLLENHOFF dachte an Ludwigs Gattin Hemma. Eine sichere Antwort dürfte sich kaum gewinnen lassen, weil uns die Handschrift Ludwigs wie Hemmas unbekannt ist und wir auch nicht wissen, ob der Eintrag noch zu Lebzeiten Ludwigs erfolgte. Zu denken gibt auch, daß sich die Handschrift im 15. Jahrhundert noch im Besitz des St. Emmeramer Schulmeisters Hermann Poetzlinger (f 1469) befand und erst mit dessen gesamtem Büchernachlaß in die Klosterbibliothek einging (s. B. BISCHOFF, Studien zur Geschichte des Klosters St.Emmeram im Spätmittelalter (1324-1525). Studien u. Mitt. z.Gesch.d.Benediktiner-Ordens 65, 1953/4, 8.152-187; dort S. i67f. Anm.83)

14098, B1.6l r . I I 9 V . I20 r -I20 v . I 2 I r - I 2 I v [B1.II9 T . I20 r ]

FAKSIMILIA: Enneccerus i i-i6 [Bl. 6 . 119T-i2iv] - Könnecke S. 14 [81.119·*] - Petzet-Glauning VI [Bl. 119*. i2or] AUSGABEN: J.A.Schmeller, Muspilli. Bruchstück einer alliterierenden Dichtung vom Ende der Welt. Ältestes Denkmal hochdeutscher Poesie. Aus einer Handschrift der königl. Bibliothek zu München zu vorläufigem Abdruck mitgetheilt... Mit einem Facsimile des Originals. [Buchners und Zierls] Neue Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Geographie und Statistik i [München] (1852) 8.89-117 [wiederholt unter dem Titel: Muspilli. Bruchstück einer althochdeutschen alliterierenden Dichtung vom Ende der Welt. Aus einer Handschrift der königl. Bibliothek zu München herausgegeben... Mit Facsimile und Glossar. München 1832]- MSDIII - Sprachdenkmäler XIV - AhdLb XXX LITERATUR: Ehr. 8.147-156 - VL 111,465-467 (H.Brauer). V, 699f. (E.Karg-Gasterstädt) - P.Piper, Muspilli. ZfdPh i; (1883) 8.69-104 (69-79) - Pongs 8.143-151 - G.Baesecke, St.Emmeramer Studien. Beitr.46 (1922) 8.431-494 (431-441) - R. van Delden, Die sprachliche Gestalt des Muspilli und ihre Vorgeschichte im Zusammenhang mit der Abschreiberfrage. Beitr.6; (1942) 8.303-329 (317-320) Das von J. A. SCHMELLER .Muspilli' benannte Stabreimgedicht vom Weltende ist von einer auffallend ungeübten Hand des späteren 9. Jahrhunderts in eine aus dem Salzburger Skriptorium hervorgegangene Handschrift des pseudoaugustinischen

5

10

ACCIPE SUMME PUER PARUUAf HLUDOUUICE LIBELLUAf.

Iniurias inrogantem. Tolerat. quia patientiam exhibet sui sponsi, Expectans auras libertatis. ut uindi cetur ab eo eius humilitas. q»«»wm earn uiri sui obtinet ca ritas. Jpse est enim qui ui uit et regnat cum deo patre. et cum saacto spiritu in saecula saeculorum. AmeN;

;

QUEM TIBI DEUOTUS OPTULIT EN FAMULUS. SCILICET INDIGNUS IUUA UENSIS PASTOR OUILIS. DICTUS ADALRAMMUS SERUULUS IPSE TUUS.

16*

daz in · es sinmuot · kispane dazer kotes · uuillun · kernotuo end · hella fair · harto · uuise ·, pehhes · pinadar piutit · der satanaz, altist · heizzan · laue · somac huckan ·

15

zadiu · sorgendrato der · sih · suntigon1 uueiz, uue demo · inuinstri seal sino · uirina stuen ·, prinnan · in phhe dazist rehto · paluuic dink, daz der man haret ze gote entiimo · hilfaniquimit · 1

das o unsicher

lingischer Minuskel geschrieben, aber im Gegensatz zu der gleichmäßigen Schreiberhand des lateinischen Textes unbeholfen und unsicher. Die Buchstaben schwanken in ihrer Stellung, ihren Formen und Größenverhältnissen, und neben plumpen großen finden sich unverhältnismäßig klein geschriebene Wörter und Buchstaben, auch über der Zeile, z.B. in suntigon (Bl. i2o r Z. 12) das / und das o. Der Umstand, daß wir hier keine schulmäßige Schrift vor uns haben, macht eine genauere Altersbestimmung schwierig. Die Flecken in der Ecke links unten und rechts am Rande sowie über SCILICET rühren von der Anwendung chemischer Reagenzien her (nach PETZET-GLAUNING, a. a. O.).

Die karolingische Minuskel des lateinischen Textes ist von großer Klarheit, Sauberkeit und Gleichmäßigkeit. Die großen Buchstaben (T, E, I) sind Capitalis rustica, für die vor allem die Widmungsverse des Erzbischofs Adalram ein schönes Beispiel bieten. Nur einmal (Bl. 119» Z. 7) erscheint ein unziales/. Die Anfangsbuchstaben der 4 Verse sind rot geschrieben. Die lateinischen Randbemerkungen [Bl. 120' Z. 2 iste Hludouicor fuit (aus Caroli magni, Z. 10 temporibor Eugenij PaPae floruit uir doctissimKf ad que« Alcuinaj· pnzeceptor Caroli magni multos scripsit uersor. obiitznno 836 z. Maij] sind späte Zusätze in Kursive des XVI. Jahrhunderts. Der deutsche Text am unteren Blattrand ist ebenfalls in karo-

Tafel i6a

Merseburger Zaubersprüche LITERATUR: Ehr. S. 100-104-VLIV, ii24f. ii3o(WKrogmann)

HANDSCHRIFT: Merseburg, Domstiftsbibliothek, Cod. 136, Bl. 8;r [ältere Foliierung]

Die beiden Merseburger Zaubersprüche sind zusammen mit einem von anderer Hand stammenden liturgischen Gebet im i o. Jahrhundert auf das ursprünglich leere Vorsatzblatt (auf der Rückseite ein anderer Füllseleintrag: Gloria und Alleluia, neumiert) eines noch dem 9. Jahrhundert angehörigen Sakramentars eingetragen worden, dessen den Anfang umfassender Rest heute den sechsten Faszikel des oben (s. zu Tafel 8) behandelten Cod. 136 der Merseburger Domstiftsbibliothek bildet. Auch für diesen Eintrag wird auf Grund des Dialekts fuldische Entstehung angenommen.

FAKSIMILIA :Enneccerus 5 - Könnecke S. 5 - Salzer, Beilage 2 Eis 12 - G. Eis, Altdeutsche Zaubersprüche. Berlin 1964. Tafel II AUSGABEN: J.Grimm, Über zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des deutschen Heidenthums. Philol. u. bist. Abh. d. k. Akad. d.Wiss. Berlin 1842. 8.1-24 (8.4. iof.) [wiederholt: Kleinere Schriften II. Berlin 1865. 8.1-29] - MSD IV> · 2 Sprachdenkmäler LXII [über die Handschrift: Sprachdenkmäler IV] - AhdLb XXXI, i

5

15

Eiris sazun idisi sazun hera duoder suma hapt heptidun sumaherilezidun suma clu bodun umbicuonio uuidi insprinc hapt bandun inuaruigandun · H · * Phol2 ende uuodan uuorun ziholza duuuart demobalderes uolon sinuuoz birenkict thubiguolen sinhtgunt · sunnaerasuister thubiguolen friia uolla erasuister thu biguolen uuodan sohe uuola conda sosebenrenki sose bluotrenki soselidi renki ben zibena bluot zibluoda lid zigeliden sosegelimida sin · Omttipofens sanfte pater nostet di»s qui facis mirabilia mag na solus · prartende super famulus tuuw · N ·3 et super cunctas congregationes illis ccunmissas sptritum gratie salutaris · et ut in ueritate tibi conpla ceant perpetuum eis rorem tue benedictio nis infunde · per4

1 die Bedeutung des -H· bisher unerklärt z h übergeschrieben 3 N = nomen (der entsprechende Name ist hier einzusetzen) * Anfangsvort der Konkliuionsfarmel der Orationen: Per Dominum nostrum Jesurn Christum, Filium tuum...

Karolingische Minuskel des 10. Jahrhunderts.

17*

Tafel i6b

Wiener Hundesegen HANDSCHRIFT : Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5 51, Bl. i OJT

Der Wiener Cod. 552, nach B. BISCHOFF (mündlich) (im Gegensatz zu MENHARDT, a. a. O.) aus dem zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts stammend (die Schriftheimat ist noch nicht bestimmt: südostdeutsch?), ist ein Martyrologium, das die Passionen der heiligen Agnes, Emerentia, Agatha, Valerianus usw. enthält. Die erste Hand endet im oberen Drittel von Bl. ioy r mit der Passio Sti. Sebastian!, die zweite beginnt Bl. ioy v mit der Passio Sti.Kiliani. Dazwischen hat eine Hand des i o. Jahrhunderts als Blattfüllsel zwei Segen eingetragen, einen deutschen zum Schutz der Hunde und einen in ziemlich entstelltem Latein (ein „abacadabra" STEINMEYER) gegen Schlangen, endend in zwei Psalmenzitaten (Ps.117,16; PS.90,13). Die gemeinsame Aufzeichnung deutscher und lateinischer Texte ist wie bei Rezepten so auch bei Segen verbreitet.

FAKSIMILE: Enneccerus 7 AUSGABEN: Th. v. Karajan, Zwei bisher unbekannte deutsche Sprachdenkmäler aus heidnischer Zeit. WSB 2; (1858) S. 308 bis 325 - MSD IV, 3 - Sprachdenkmäler LXXVI - AhdLb XXXI, 2 · LITERATUR: Ehr. S. io4f. - Menhardt I, 42 - VLIV, 1123. 1130 (W.Krogmann)

5

aliquantos autem annos pax ecclesiae est reddita quae statim ut ecclesia gloriam pacis accepit., Domum suam ecclesiam fecit. Cui omnes opes suas ad chrzVrianorum requiem derelinquens fecit ipsam ecclesiam heredem chr«/o. Quicum deo patre et spirifu saacfo aequalis uiuit et regnat in unitate uirtutis. in saecala saec»lorum. EXPLICIT Christ uuartgaboren · er uuolf öde deiob · douuas saftete marti Christas hirti · derheiligochrist unta1 sancte marti · dergauuerdo uualten hiuta dero hunto · dero zohono · daz in uuolf · noh uulpa zascedin uuerdan 2 nemegi · seuuara segeloufan uualdes · odeuueges · öde heido · der heiligo christ unta saacte marti de fruw ma mirsa hiuto alia heraheimgasunta.,

ij

Contra3 serpente«? in chtisti nomine quinta dessia4 maria naria. Ziso dorxtno Ziso pra«cante näria nartancilla super sargarha uidens si esse in nomine; Dextera domiai; Super aspide» et basiliscuw;:

1 z a a«j e gebessert das zweite u über der Zeile fl darüber kaum leserlich, wahrscheinlich vom Schreiber getilgt: Contra aspe * das erste s über der Zeile

Karolingische Minuskel und Capitalis rustica (EXPLICIT und einige Anfangsbuchstaben). Man erkennt einen beträchtlichen Qualitätsunterschied zwischen der ausgewogenen, geschulten

Schrift des Matyrologiums und der ungleichmäßigen, unsicheren der Segensaufzeichnung.

Tafel 17

Heiland HANDSCHRIFTEN: *München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm.25 (M) [B1.2r] - Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod.pal.lat. 1447, B1.271. 32V (V) - London, British Museum, Ms.Cotton Caligula A VII (C) - Berlin, Museum für deutsche Geschichte, R 56/2537 (ehemals Prager Bruchstück) (P)

- W.Braune/K.Zangemeister s.u. [V] - Petzet-Glauning VII [M: Bl-43r] - Salzer, Beilage 7 [V: B1.27r] - R.Priebsch, The Heliand Manuscript, s.u., Tafel I-V [C: B1.7r. i2T. i03r. 5'. 3j T . ij v ] - Eis 10 [P] - R.Drögereit s.u., Tafel 14. 15. 18 [M: B1.6··; P; C: 61.163']

FAKSIMILIA: Gallee la [M: B1.6r], Ib [C: 1.5 ·4° ], Ic [P], XVUa [V: B1.271]-Könnecke S.n [M: 1.2 ; C: Bl.?"·. yv]

AUSGABEN: J.A.Schmeller, Heliand. Poema Saxonicum seculi noni... München, Stuttgart, Tübingen 1830 - E.Sievers, 18*

Heliand. Halle 1878 (Titelauflage vermehrt um das Prager Fragment des Heliand und das Vatikanische Fragment des Heliand und das Vatikanische Fragment von Heliand und Genesis. Halle und Berlin 1935) - O.Behaghel, Heliand. Halle 1882. 7. Auflage bearbeitet von W.Mitzka, Heliand und Genesis. Tübingen 1958 - H.Lambel, Ein neu entdecktes Blatt einer Heliandhandschrift.WSB 97 (1881)8.613-624 (621-624) [Erstveröffentlichung von P] - W. Braune/K. Zangemeister, Bruchstücke der altsächsischen Bibeldichtung aus der Biblioteca Palatina. Neue Heidelberger Jahrbücher 4 (1894) 8.205-294 (237-239). Sonderdruck Heidelberg 1894 [Erstveröffentlichung von V] - AhdLb XLIV A

Äußerlich (bis auf den fehlenden Schluß) vollständig, jedoch nicht ohne zahlreiche kleinere Auslassungen im Inneren, ist der Text der Handschrift C aus der Bibliothek des berühmten englischen Büchersammlers Robert Cotton (1570-1631). Aus dem auf Veranlassung Cottons hergestellten Konvolut des Ms. Caligula A VII interessiert hier nur die Heiland-Handschrift, die (nach der älteren Foliierung) die Blattzahlen 5-170 trägt. Nach den gründlichen Untersuchungen von R. PRIEBSCH (a. a. O.) scheint heute festzustehen, daß sie erst im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts und zwar — das ist hochbedeutsam für die Wirkungsgeschichte des Werks - in einem englischen Klosterskriptorium geschrieben wurde, nach B. BISCHOFF (Paläographie, Sp.407) von einem festländischen Schreiber, der angelsächsischen Duktus angenommen hatte. Das Prager Bruchstück (früher Cod. XVI D 42 der Universitätsbibliothek Prag, vor wenigen Jahren auf Grund einer Schenkung nach Berlin gelangt) bietet nur die Verse 9; 8 b bis looöa. Es diente jahrhundertelang als Deckelbezug eines Buches (daher ist es an der Außenseite stark berieben) und wurde erst 1880 wieder entdeckt. Der Codex, dem es entstammt, entstand in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts und zwar, wenn R.DRÖGEREIT (s.o.) recht hat, ebenfalls im Kloster Werden. Die zuletzt aufgefundene vierte Überlieferung, umfassend die Verse 1279-1358, hat die Gestalt eines Füllseleintrags im Palatinus Latinus 1/1/17 der Vaticana. Eine fünfte, heute verlorene Handschrift befand sich nach dem Zeugnis Melanchthons im Besitz Luthers und enthielt neben dem deutschen Text auch die beiden lateinischen Praefationen. Möglicherweise hat Flacius Illyricus für seine Mitteilung dieser Praefationen im Catalogus testium veritatis (2. Ausgabe 1562) aus dieser Handschrift geschöpft (s. O. CLEMEN, Eine Heliandhandschrift in Luthers Besitz. Zbl. 36, 1919, 8.256-258). Unsere Abbildung zeigt den Anfang des Heliandtextes in der Überlieferung des Cgm. 25, beginnend mit sieben radierten Zeilen, von denen nur noch einzelne Buchstabenreste erkennbar sind. Zeile 8: [ne] saea ne mndea... entspricht V.85 unserer Ausgaben. Das abgebildete Textstück reicht bis V. 111 a und erscheint ab Z. 14 = V. 94 im Abdruck des AhdLb.

LITERATUR: Ehr. 8.157-173 - VL II, 374-388 (O.BasIer). V, 370 (K. Hannemann) - E.Püning, Die Handschriften des Heliand. Programm Recklinghausen 1883. S.17-21-A.Hedler, Geschichte der Heliandforschung von den Anfängen bis zu Schmeller's Ausgabe. Diss. Rostock 1890. 8.14-21 - R. Priebsch, Deutsche Handschriften in England. I. Erlangen 1896. 8.1-5. H· Erlangen 1901. 8.20-25 ~ R.Priebsch, The Heliand Manuscript Cotton Caligula A VII in the British Museum. Oxford 1925 - H. Steinger, Das Verhältnis der Handschriften des Heliand. Diss. [Masch.] Königsberg 1922 H.Menhardt, Zum Bekanntwerden des Münchener Heliand. Beitr. 57 (1933) 8.417-421 - R.Drögereit, Werden und der Heliand. Studien zur Kulturgeschichte der Abtei Werden und zur Herkunft des Heliand. Essen o. J. [1951] [Rez.: B.Bischoff, AfdA 66 (1952) 8.7-12 (9-11)] Von dem älteren der beiden großen Bibelepen der KarolingerZeit sind uns vier Textzeugen erhalten geblieben. Der wichtigste unter ihnen ist, trotz größerer durch Blattverlust und Rasuren bedingter Lücken, der aus der Zeit um 900 stammende Cgm.25, der 1804 aus der Bamberger Dombibliothek nach München kam (zur Geschichte seines Bekanntwerdens s. H.MENHARDT, a.a.O.). Nach R.DRÖGEREIT (a.a.O.) ist er wahrscheinlich aus der Schreibstube des um 800 (wohl besonders für die Sachsenmission) gegründeten Benediktinerklosters Werden an der Ruhr hervorgegangen.

saca ne sundea · uuas im thoh an sorgun hugi · that si erbi uuard egan ni mostun acuuarun im barnolos · ThaN scolda he gibod godes tharan hierusalem · so oft so is gigengi gistod · that inatorht Hco tidi gimanodun · so scolda he atthem uuiha uualdandes geld helag bi huueruan hehancuninges · godes iungarskepi · gern uuas he suido that he it thurh ferhtan hugi frummean mosti ·

Kalligraphisch ausgeführte karolingische Minuskel (» am Wortende ist gelegentlich mit Majuskel geschrieben, z.B. Z.9 ThaN). Initialen und einzelne Anfangsbuchstaben in Capitalis

rustica. Unten an der Seite Constatfolijs 75. 1/2 von einer Hand des I8./I9·Jahrhunderts.

19*

Tafel 18

Otfrids Evangelienbuch HANDSCHRIFTEN: *Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod.2687 (V) [Bl. I45 V ] - Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. pal. lat. 5 2 (P) - Codex discissus (D): Berlin, Ehemals Preußische Staatsbibliothek, Mgq. 504 [Kriegsverlust] jWolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod.131. I 3 i a Extravagantes; Bonn, Universitätsbibliothek, Cod. S 499 (78) - München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm. 14 (F)

sein. Dies geht allein aus der Tatsache hervor, daß die drei Widmungen und das lateinische Begleitschreiben des Werks vier Dedikationsexemplare bedingten, von denen wohl keines mit den erhaltenen Handschriften identisch ist, schon deshalb nicht, weil sie mit Ausnahme des Frisingensis, der aus anderen Gründen ausscheidet (beim Discissus fehlt uns der Einblick), alle vier Beigaben aufweisen, wo doch für den Zweck einer Dedikation nur jeweils eine angebracht gewesen wäre. Zum ändern im Hinblick auf die Authentizität des Textes. P. PIPER (Otfrid und die übrigen Weißenburger Schreiber, a. a. O.) hatte seinerzeit mit Entschiedenheit die Auffassung verfochten, sowohl V als auch P seien in der Hauptsache von Otfrid selbst geschrieben, V als „Kladde", P. als Reinschrift. Die communis opinio ist ihm darin nicht gefolgt und läßt mit O.ERDMANN Otfrids eigenhändige Beteiligung auf die Korrekturen sowie auf ein paar Dutzend Verse des Textes von V (und allenfalls noch die Widmung an König Ludwig) beschränkt sein. (Die Schreiberfrage in P und V, die bisher immer stark von textkritischen Prämissen vorbelastet war, verdiente eine neue, sich ganz auf das Paläographische konzentrierende Untersuchung unter erneuter Heranziehung des Weißenburger Codex traditionum). Nach dieser herkömmlichen Auffassung gebührt V naturgemäß der erste Platz unter den Otfrid-Handschriften. Zugleich ist der Wiener Codex der einzige, der (auf 193 Blättern; Bll. 112'. ii2 T . I53 T sind Bildseiten: Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Kreuzigung) den vollständigen Text enthält. Entstanden ist er um 865/70 im Weißenburger Skriptorium unter der Beteiligung von vier Schreibern (dies und das folgende nach H. MENHARDT, a.a.O.), von denen der erste Bl.8r-23v Z. n und 23^ Z. 16 bis 142' Z. i schrieb (abzüglich zwei Zeilen der 4. Hand); der zweite Bl. ir~3r (Widmung an König Ludwig) und I42r Z. 2 bis 192*, sowie Randbemerkungen zu 141v (abzüglich eines Teils von Bl. I44V und der Bll. 145r. 145v); der dritte nur die vier Zeilen iz-ij auf Bl. 23V, der vierte (= Otfrid) B1.4r~7T (Ad Liutbertum; von ERDMANN einem eigenen fünften Schreiber zugewiesen), 31' Z.2i, 3i T 2.1, I44V Z. i6-i45T und i92T-i93T (Schluß der Widmung an Hartmut undWerinbert), sowie zahlreiche Verbesserungen und Randbemerkungen. (Unsere Tafel zeigt eine Seite von Otfrids Hand, die zugleich seine Praxis der Korrekturen und Marginalien erkennen läßt.) Es darf als wahrscheinlich gelten, daß sich in dieser Verteilung der Hände ebenso wie in bestimmten Erscheinungen der Lagenbildung entstehungsgeschichtliche Befunde abspiegeln, etwa von der Art, wie sie unlängst W. KROGMANN (a. a. O.) skizziert hat. Danach sieht es so aus, als sei die Niederschrift auf Bl. 9V (der Rückseite des ersten Blatts der ursprünglich ersten Lage) vom Schreiber I begonnen worden (INCIPIT LIBER EVANGELIORUM usw.). Dann ergab sich die Notwendigkeit, die vielleicht erst später verfaßten Widmungen voranzustellen. So wurde zunächst einmal dem ersten Quaternio (Bl. 9-16) vorne ein Blatt angeklebt (Bl. 8), auf dem der Schreiber I die Widmung an Bischof Salomo eintrug, wobei er allerdings auf das zunächst leergebliebene Bl. 9r übergreifen mußte. Dann wurde vom Schreiber II die Widmung an König Ludwig auf ein in ein Doppelblatt eingelegtes Einzelblatt (Bl. i), auf das zweite Blatt dieses Doppelblatts (Bl. 2) und auf ein weiteres Einzelblatt (Bl. 3* oben, der Rest blieb frei) geschrieben, schließlich vom Schreiber IV (= Otfrid), bzw. von dem sonst nicht vertretenen Schreiber V, auf ein Einzelblatt (Bl. 4), ein Doppelblatt (Bl. 5.6) und wieder ein Einzelblatt (Bl-7, dieVersoseite unten leer) die

FAKSIMILIA: P.Piper, Otfrid und die übrigen Weißenburger Schreiber... s.u. [V: B1.2*. 5', 5v. 9». 23v. 2y v. ,gv. I 3 „r. , 4 J v. I74V. 194'] [P: Bl.7r. ijv. 23^. 54·". 80''. 96^. i46'. 180*] [D: Bonn Bl. iv, Wolfenbüttel B1.2V] - O. Erdmann, Über die Wiener und Heidelberger Handschrift... s.u. [V: Bl.3Or. 59'. 144'] P: 61.30*. 188^]-Könnecke S. 12 [P: Bl.200'] - Enneccerus 44 [F: Bl. i2; r ] - Petzet-Glauning VIII [F: Bl. 125r] Salzer, Beilage 9 [V: Bl. 5 6v] AUSGABEN: Matthias Flacius Illyricus, Otfridi evangeliorum Über... Basel 1571 [P] - J.Kelle, Otfrids von Weißenburg Evangelienbuch. Regensburg 1856-1881 (Neudruck: Aalen 1963) - P. Piper, Otfrids Evangelienbuch. Freiburg und Tübingen. 2 i882-i884 - O.Erdmann, Otfrids Evangelienbuch. Halle 1882-AhdLb XXXII LITERATUR: Ehr. S. 178-203 - VL III, 653-658 (H.Brauer). V, 83of. (E. Karg-Gasterstädt) - P.Piper, Otfrid und die übrigen Weißenburger Schreiber des 9. Jahrhunderts. Mit 30 FaksimileTafeln... Frankfurt 1899 [Rez.: E.Steinmeyer, AfdA 25 (1899) 8.147-152; J.Seemüller, GGA 162 (1900) 8.795-805] O.Erdmann, Über die Wiener und Heidelberger Handschrift des Otfrid. Abh.d. k. Akad.d.Wiss. Berlin 1879. Abh.VII E. Dümmler/E. Schröder, Zum ersten Bekanntwerden Otfrids. ZfdA 44 (1900) S. 316-319 - W. Krogmann, Zur Überlieferung von Otfrids Evangelienbuch. In: Festgabe für Ulrich Pretzel. Berlin 1963. S. 13-21 - H. Butzmann, Die Weißenburger Handschriften (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel Neue Reihe X). Frankfurt 1964. 8.31. 44. 57. 60-63. 67 bis 72. 185. 202. - Menhardt I, 5.113-115 (V) - Bartsch S. 3f. (P) - H.Brauer, Die Heidelberger Handschrift von Otfrids Evangelienbuch und das althochdeutsche Georgslied. ZfdPh 55 093°) S.261-268 (P) - E.Jammers, Das mittelalterliche deutsche Epos und die Musik. Heidelberger Jahrbücher i (1957) 8.31-90 (35-49) (P) - H.Butzmann, Vom Schmuck der Heidelberger Otfrid-Handschrift. In: Bibliotheca docet. Festgabe für CarlWehmer. Amsterdam 1963.5.39-44 (P) - H. Herbst, Neue Wolfenbütteler Fragmente aus dem Codex discissus von Otfrids Evangelienbuch. Zs.f.dt. Geistesgesch. 2 (1936) 8.131 bis 15 2 (D) - H. Herbst, Die neuen Wolfenbütteler Otfrid-Fragmente. ZfdA 74 (1937) 8.117-125 (D) - H.Hempel, Bonner Otfrid-Splitter. ZfdA 74 (1937) S. 125-129 (D) - E.Petzet, Die deutschen Pergamenthandschriften Nr. 1-200. München 1920. 8.24-26 (F) - Bischoff, Schreibschulen, S.i29f. (F) Die Überlieferung des Otfridschen ,Evangelienbuches' ist in doppelter Hinsicht ein Unicum in der Uberlieferungsgeschichte unserer ältesten deutschen Literatur. Zunächst was die Breite angeht. Mit noch vier erhaltenen Textzeugen wird sie nur die viel spätere Notkersche Psalmenübersetzung bleibe hier außer Betracht - vom .Heliand' erreicht. Die Zahl der Handschriften muß aber einmal mindestens doppelt so groß gewesen 20*

Zuschrift ,Ad Liutbertum' (in P als Prolog mißverstanden, vgl. dort den Vermerk EXPLICIT PROLOGUS). Das Ganze •wurde nachträglich zu lagenähnlichen Gebilden vereinigt. Als schließlich noch die Widmung an die St. Galler Mönche hinzukam, die der ständischen Rangordnung nach natürlich nur an die vierte Stelle gepaßt hätte, bestand, da die Widmung an Salomo schon auf B1.9r hinüberreichte, keine Möglichkeit mehr, ein Blatt einzulegen, und so mußte sie notgedrungen ans Ende des Werks versetzt werden. Daß P diese technische Notlösung wieder reproduziert, scheint darauf zu weisen, daß diese Handschrift eine ganz mechanische Abschrift von V darstellt und jedenfalls nicht unter der unmittelbaren Aufsicht des Dichters zustande kam. Die der Wiener gleichzeitige Heidelberger Handschrift P, von deren Verhältnis zu V eben schon die Rede war, ist ebenfalls im Weißenburger Skriptorium hergestellt worden. Am Werk •waren zwei Schreiber, von denen der erste zugleich als Korrektor wirkte. Der Codex hat im Laufe seiner Geschichte eine Anzahl von Blättern verloren (jetzt z.T. durch leere Papierblätter ersetzt), so daß heute die Widmung an Ludwig sowie der Schluß des 5.Buches (ab V. 23, 265) und der Anfang der Widmung an Hartmut und Werinbert (bis V. 141) fehlen. Unmittelbar daran anschließend ist von späterer Hand das .Georgslied' eingetragen worden, nach H. BUTZMANN (a. a. O.) in St. Gallen, •wohin die Handschrift gleich nach der Fertigstellung als Geschenk gelangt sei. Eine Besonderheit der Heidelberger Überlieferung ist die (gleichzeitige?) Neumierung der zwei obersten Verse auf Bl. 17». Vom Codex discissus - aufbewahrt in Berlin (verloren), Bonn und Wolfenbüttel - haben sich nur Reste, von insgesamt etwa 30 Blättern stammend, erhalten, die aus Bucheinbänden wiedergewonnen wurden. Dieser Codex ist erst im i o. Jahrhundert, und zwar in Mainz geschrieben worden (nach B. BISCHOFF, mündlich) und darf nicht mit einem der Weißenburger Dedikationsexemplare identifiziert werden, wie das früher auf Grund der sorgfältigen Schrift (durchweg von einer Hand) mehrfach versucht wurde.

fides, et spes8

Die vierte Handschrift (F) ist, wenn auch nach der Neudatierung von D nicht mehr der einzige Nachzügler, so doch ein Außenseiter der Otfrid-Überlieferung. Sie ist nicht nur weitab vom Entstehungsort des ,Evangelienbuches' entstanden, sondern ihr fehlen auch das Begleitschreiben und die Widmungen, dazu das 2.Kapitel des i.Buches und die Zusammenfassungen der Kapitelüberschriften von Buch 1-4. Über den geistigen und manuellen Urheber der Abschrift unterrichtet uns eine Subscriptio auf Bl. 12 ;r. Danach wurde sie auf Veranlassung des Freisinger Bischofs Waldo (884-906) von einem (sonst nicht glaubhaft nachgewiesenen) Presbyter Sigihardus gefertigt, der fälschlich auch als Autor der folgenden Gebete angesehen wurde. Daß die Vorlage dafür aus Weißenburg kam, soll nach KELLES Behauptung (a. a. O. II, S. XIV) ein radierter, jedoch durch Anwendung von Reagenzien wieder lesbar gemachter Vermerk über die Ausleihe eines evangelium theodiscum an den Bischof von Freising im Ausleihverzeichnis dieses Klosters beweisen, das sich im Wolfenbüttler Cod. 3 5 Weißenburg (dort Bl. 113T) erhalten hat. Diese Ausleihe sei wahrscheinlich durch Waldos Freund, Erzbischof Hatto von Mainz, der seit 902 auch Abt von Weißenburg war, vermittelt worden, womit sich die wahrscheinliche Entstehungszeit des Frisingensis auf die Jahre 902-906 einenge. Die ganze Konstruktion wird aber hinfällig durch den Nachweis O. LERCHES (Das älteste Ausleihverzeichnis einer deutschen Bibliothek. Zbl. f. Bibl.wesen 27, 1910, 8.441-450), daß das Ausleihverzeichnis erst der zweiten Hälfte des i o. Jahrhunderts angehört. Außerdem erscheint es (nach O.LERCHE, 8.450) unglaubwürdig, daß KELLE an der fraglichen Stelle außer einigen Resten von Oberlängen überhaupt etwas erkennen konnte. (Zum heutigen Zustand des Ausleihverzeichnisses vgl. H. BUTZMANN, Die Weißenburger Hss., a.a.O., 8.39-41) Über die unsicheren Spuren weiterer verschollener OtfridHandschriften s. P. PIPER , Otfrids Evangelienbuch (s. o.) I, S. 240-249. Unsere Abbildung zeigt die Textpartie IV, 29,43-30,5 (Worttrennung nach dem Sinn geregelt).

Selbo si thaz uuolta. tho si kr/r/e scolta. thaz si in thera nahi. selbo iz al bisahi Theiz uuari in alalichi1. thera slnera Uchi uulht ni missihulli. sid sl sia selba2 spunni 5 Thaz niaman thar ni riafi. sid sl sia selbo scuafi thaz uuiht thar missihulli. thes lichamen folli. Suntar selb si in gähi. kristan anasahi ich selbon scouuoti ana uuänk. tho simo skuaf thaz3 gifänk Karitas thiu guata. si selbo iz sus gifuagta si noh hlutu ana uuänk. uuibit krisle4 sin6 gifänk. Nist uuiht so redihaftes. drof ni zuilfolo thut hes laz thir queman iz in muat. so thaz käritas giduat Si liuzit iz6 al thanana uz. zi themo druhtines hus si ist alia zit7 iouuänne. slmbolon. tharinne 15 Sumenes farent thanana. thio iro suester zua afur thisu in min uuär. ist emmizigen 9 thar10 XXX DE INRISIONE SACERDOTUAf ET OMNIUAf PS£TEREUNTIUM« Sih fuarun12 thrängonti. umbi inan tho thie Uuti interetun nan herton, mit iro skeltuuorton 20 Thar stuantun tho ginuage. inti häbetun nan zi huahe. zi bismere13 härto. mit iro selben uuorto Alle thie thar uuarun. ioh ouh14 thar furifuarun.

1 s 4 lichi auf Rasur * über a ein kleiner Kreis (= o?) der Vokal undeutlich: a oder i? nach e Worttrennungspunkt eingefügt * in mit Ein7 schaltungspunkt über der Zeile nachgetragen ein Akzent radiert, itiz auf Rasur z aus i gebessert 8 die Randglosse (von der Hand des Textschreibers?) 10 erklärt das Wort suester in Hinblick auf i. Kor. r;, 13 Nunc autem manent fides, spes, cbaritas ' ein Akzent radiert Akzent radiert " ein ver12 ls gessenes e in Minuskel eingefügt erstes u aus a gebessert m aus p gebessert " übergeschrieben mit Einschaltungspunkt nach ioh

21*

bungssilben der Halbzeile (seltener nur eine oder drei); die Schreibung . 14 und 16 weist darauf hin, daß das / vokalisch zu sprechen ist (diakritische im Gegensatz zur rhythmischen Akzentuierung). Die vielen Korrekturen auf Rasur und die Nachträge über der Zeile könnten darauf weisen, daß Otfrid noch während der Herstellung der Reinschrift an seinem Text gearbeitet hat.

Karolingische Minuskel und Capitalis (Initialen, lateinische Überschrift Z. 17). An Abkürzungen ist im deutschen Text nur die übliche (lateinische) Abbreviatur für den Namen Christi gebraucht (Z. i). Worttrennung ungeregelt. Interpunktion regelmäßig zwischen An- und Abvers (Versteüungspunkt), manchmal auch am Zeilenende. Auffallend starke Verwendung des Akuts: bezeichnet werden in der Regel zwei der vier He-

Tafel 19

Georgslied Das ,Georgslied', entstanden um das Jahr 900, ist erst um die Wende vom 10. zum u. Jahrhundert von einem alemannischen Schreiber namens Wisolf auf die leergebliebenen Schlußblätter der Heidelberger Handschrift von Otfrids ,Evangelienbuch' eingetragen worden. Die methodische Kompliziertheit der beispiellos eigenwilligen Orthographie — abschließend untersucht und gedeutet durch F.TSCHIRCH, a. a. O. - scheint die Beendigung der Niederschrift verhindert zu haben: sie bricht auf Bl. 2oi v ohne Raumnot mit dem Stoßseufzer neqmo Vuisolfdo. Unsere Abbildung zeigt den Schluß des Otfrid-Textes (An Hartmut undWerinbert V.i62-i68; von den rot hervorgehobenen Buchstaben des Akrostichons ist noch ein S in Z. 2 zu erkennen) und den Anfang des .Georgslieds' bis V. 16 (s. den diplomatischen Abdruck im AhdLb unter dem hergestellten Text).

HANDSCHRIFT: Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod.pal. lat. 5 2, Bl. 20ov-20iv [Bl. 2oov] FAKSIMILE: Enneccerus 37 [Bl. 2oov] AUSGABEN: B.C.Sandvig, Lectionum theotiscarum specimen. Carminis antiqvi de S.Georgio fragmentum. Kopenhagen 1783 - MSD XVII - Sprachdenkmäler XIX - AhdLb XXXV LITERATUR: Ehr. 8.220-228 - VL II, 2if (H.Brauer). V, 254 (K. Hannemann) - Bartsch S. 3 f. - Pongs S. 13 8-142 K.Siemers, Zum ahd. Georgslied. Beitr. 39 (1914) 8.98-115 H. Brauer, Die Heidelberger Handschrift von Otfrids Evangelienbuch und das althochdeutsche Georgslied. ZfdPh 5 5 (1930) S. 261-268 - F.T5chirch,Wisolf- eine mittelalterliche Schreiberpersönlichkeit. Zur Schreibung des althochdeutschen Georgsliedes. Beitr.73 (1951) 8.387-422 - H. de Boor, Eine unerklärte Stelle des ahd. Georgsliedes nebst Bemerkungen zu seiner Orthographie und Heimat. In: Festschrift Josef Quint anläßlich seines 6j.Geburtstages überreicht. Bonn 1964. 8.69-81

Karolingische Minuskel. Die Schrift des ,Georgslieds' deutlich jünger und weniger geschult. Die dunklen Flecken im Pergament rühren von der Anwendung chemischer Reagenzien her, die verblaßte Stellen wieder lesbar machen sollten. Die folgenden beiden Seiten sind dadurch nahezu völlig verdorben worden.

Tafel 20

Petruslied HANDSCHRIFT: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm.

8.129-146 (i4of.) - O.Ursprung, Das Freisinger Petruslied. Musikforschung 5 (1952) 8.17-21 - E.Jammers, Das mittelalterliche deutsche Epos und die Musik. Heidelberger Jahrbücher i (1957) 8.31-90 (82f.)

FAKSIMILIA: Enneccerus 39 - Petzet-Glauning IX AUSGABEN : J. B. Docen, Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur. I. München 1807. 8.4 - MSD IX - Sprachdenkmäler XXI - AhdLb XXXIII LITERATUR: Ehr. 8.203-207- VL V, 885-887 (E. Karg-Gasterstädt) - Bischoff, Schreibschulen, S. i2of. - Pongs S. i74f. — J.Müller-Blattau, Zur Form und Überlieferung der ältesten deutschen geistlichen Lieder. Zs. f. Musikwissenschaft 17(1935) 22*

Das .Petruslied' ist auf dem Schlußblatt einer im dritten Viertel des 9. Jahrhunderts in Freising geschriebenen Handschrift von Hrabans Genesiskommentar als Füllsel eingetragen worden und zwar von einer Freisinger Hand des beginnenden 10. Jahrhunderts. Die (über allen drei Strophen ausgeschriebenen) Neumen (zuletzt übertragen von O. URSPRUNG, a. a. O., kritisiert von E.JAMMERS, a.a.O.) zeigen, daß das Gedicht für den Gesangsvortrag bestimmt war.

quiescere optemus · Quod tune digne fit, si numerum annorum aetatis ipsius moribus imitemur · Centum ergo et decem uitae suae annis expletis mortuus est · et nos studeamus quod per decalogi obseruantiam · ad aeter nam beatitudinem, quam centenarius numerus designat pwueniamus · Conditus quoqatf est ipse aromatibus et repositus in loculo in aegypto · Locu lum est uäs repositorium1, ubi aliquod ad conseruandum commendatur · felix anima quae aromatibus uirtutum condita in hoc corpusculo degens cotidie proficiendo perenni uitae reseruatur · Sine dubio si tali condi mento2 · condita In fide spe et caritate custodita3 fuerit per gratiam chiisn > ad diuinae contemplationis speciem peruenire merebitur · Cuius adeptio perfecta est laetitia, quam psalmista oculis fidei aspiciens ait · Adimple bis me dow/ne laetitia cum uultu tuo · delectationes in dextera tua · usq»e In finem · amen · i HRABANI MAURI CONMENTARIORU^/ · IN GENESEOS LIBER QUARTUS · EXPLICIT · deo gratias

30

1

Suonhart Omnipotens dominus cunctis sua facta rependit. Unsar trohtin hat farsalt sancte petre giuualt daz er mac ginerian ze imo dingenten man · kyrie eleyson chiiste eleyson · Er hapet ouh mit vuortun · himilriches portun · dar inmacher skerian den er uuili nerian · kirie eleison chr;>/e Pitte mes den gotes trut alia samant uparlut · daz er uns firtanen giuuer do gina den · kirie eleyson chrir/e eleison ·

i über der Zeile

2

am Rand mit blasser Tinte: Quis est

Die Seite zeigt drei oder vier verschiedene Hände. In einer Mischung schöner roter Unzial- und Kapitalbuchstaben ist die Schlußschrift Z. 15-19 geschrieben. Der Schreiber des GenesisKommentars hat sich im übrigen einer sehr gleichmäßigen, etwas breiten karolingischen Minuskel bedient. Die r haben noch ihre alten Unterlängen (Z. i), neben dem jüngeren geschlossenen a (Z. i) findet sich wiederholt die ältere offene «•-Form (Z. 3: studeamus). Die Unterlängen des q sind manchmal durch einen Querstrich abgeschlossen (Z. 7). Die zweite lateinische Schreiberhand (Z. 13. 19. 27) hat im Gegensatz zur ersten ungemein dünne und zierliche Striche; in der Form aber entspricht sie der ersten und weist ebenfalls im d (Z. 19) die

3

ursprünglich custoditae; das e radiert

bezeichnende keulenförmige Verdickung auf, die auch in der deutschen Schrift (Z. 28) wiederkehrt. Die deutschen Verse sind nicht abgesetzt, aber durch Punkte voneinander getrennt. Die Strophen dagegen beginnen immer eine neue Zeile mit einem großen Buchstaben in Capitalis rustica, der etwas vorgerückt ist. Für den Gesang sind Neumen (Musiknotation) eingezeichnet, die Z. 31 sogar für das ausgelassene Wort eleyson gesetzt sind. Die Schrift ist flüchtiger und weniger sorgsam als die des lateinischen Haupttextes, aber nicht ungewandt. Unziales (Z. 28: das;) und gerades d (Z. 30: dar) wechseln, & wird auch im Wort angewendet (Z. 28: p&i. re), a> durch au (Z.28) und vu (Z.30) ausgedrückt (nach PETZET-GLAUNING, a.a.O.)

Tafel 2i

Christus und die Samariterin HANDSCHRIFT: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 515, Bl. 5' (mit Nachtrag eines Verses auf B1.4V)

schoff, Katalog, Nr. 343 - Menhardt I, 41 f. - Pongs S. 27f. 165-171 - Th. v. Grienberger, Althochdeutsche Texterklärungen. Beitr.45 (1921) 8.212-238 (221-226) - F.Maurer, Zur Frage nach der Heimat des Gedichtes von Christus und der Samariterin. ZfdPh 54 (1929) S. 175-179 - Längin S. 694

FAKSIMILIA: Enneccerus 38 [Bl.5'] - Eis n [Bl. 5'] - Salzer, Beilage [ 1.5*] AUSGABEN: P.Lambecius, Commentariorum de Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi über secundus. Wien 1669. Bd.II S.383f. - MSD X - Sprachdenkmäler XVII - AhdLb XXXIV

Das Gedicht ,Christus und die Samariterin', dessen Mundart jüngeres (10. Jahrhundert) alemannisches Gepräge (auf fränkischer Grundlage) zeigt, ist vermutlich erst im mittleren 10. Jahrhundert auf der Reichenau in die um 800 geschriebene Originalhandschrift der sog. .Lorscher Annalen' (vgl. W.WATTENBACH - W.LEVISON, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger II. Weimar 195 3.

LITERATUR: Ehr. 8.207-211 - VL 1,379-381 (F.Maurer) CLA X, Nr. 1482. - Bischoff, Schreibschulen, S. 14; f. - Bi23*

S. 8 £; Textausgabe von G.H.PERTZ, MG.SS.I, 36-39) eingetragen worden (zwei Hände), als Füllsel in unmittelbarem Anschluß an den (heute vorne fragmentierten) Annalentext (El. j r mit Nachtrag eines vergessenen Verses auf Bl. 4T). Eine weitere Hand des i o. Jahrhunderts fügte auf dem noch leeren Bl. 5 T drei neumierte Responsorien hinzu. Die Bl. 6-8 folgende Homilie, die sog. .Lateinische Musterpredigt' (hrsg. von W.SCHERER, ZfdA i2, 1865, 8.436-446) gehörte dagegen möglicherweise bereits zum ursprünglichen Bestand, doch läßt Bl. j r]

j

10

15

20

25

30

der heutige Zustand der Handschrift keine Aussage über ihre ursprüngliche Stellung mehr zu. Der Schriftcharakter der alten Teile ist nach B.BISCHOFF (Katalog, a.a.O.) südwestdeutsch, ohne daß sich das Skriptorium bisher mit genügender Sicherheit bestimmen ließe. Immerhin stützt diese Beobachtung die Zuweisung des deutschen Eintrags an die Reichenau (von wo die Handschrift wahrscheinlich durch Wolfgang Lazius 1551 nach Wien verbracht wurde).

et emendare ubicumq»« necesse fuit : et emendatum legem scribere et ut iudices per scriptum iudicassent et munera non accepissent. sed omnes homines pauperes et diuites in regno suo iustitia» habuissent. et eo anno peruenit elefans in francia. DCCCIII Jpso anno Imperator karolus caelebra XXXVI uit apud aquis palatium pascha. et conuentum abuit ad mogontiam. et ipse sine hoste fecit eodem anno excepto quod scaras suas transmisit in circuitu ubi necesse fuit. Lesen vuir thaz fuori. ther heilant fart muodi1 zeuntarne vuizzun thaz er zeinen brunnon kisaz Qua« föne samario. ein quena sario. scephanthaz vuazzer thanna noh so saz er.2 Bat ersih ketren can daz3 vipthaz ther thara Biuuaz kerost thu guot man. daz ihthir geba trinkan ia ne nezant4 vuizze Christ5 thie iudon vnsera vuist uuip obee thu vuis sis vuielih' gotes gift8 ist vnte den ercantis mit themo do koso tis tubatis dir 9 unnen sines kecprunnen disiubuzza ist sotiuf zedero10 ih heimina11 liuf12 noh tu ne13 habis kiscirres daz thu thes ki scephes. vuar mäht thu guot man neman quec prunnan. nebistu liuten kelop. mer than iacob. ther gab uns thesan brunnan. träne eran ioh sina man. siniu smalenozzer nuzzon thaz vuazzer Ther trinkit thiz vuazzer be demo thurstit ina» mer der afar trinchit daz min. then lazit der durst sin iz sprangot imon pruston in euuon mit luston Herro ih thicho ze dir thaz vuazzer gabistdu mir daz ih mer ubar tac neliufi hera durstac vuib tudih14 arme uuaert hole herra dinen uirt siu quat sus libiti commen nehebiti vueiz ih daz duuar15 segist daz ducommen16 nehebist du hebitos herfinfe dir zi" uolliste dasz mattu sichure18 sin nuhebist enin19 dernis din20 Herro inthir uuigit sein daz thu mäht foruns er giborana betoton hiar in berega vnser altmaga21 suoh ton hia genada. thohir sagant kicorana thia bita in hierosol

1

darüber die Zahl DCCCVIII ' hinter er das Ven»eisungs%eicben für die Einfügung des Bl. 4" notierten Verses: vuurbon sina thegana besina lipleita 4 s d aus t gebessert verschrieben für niezant xtist (njer Schreibung s. Tafel 4) ' b auf Rasur ' vuie auf Rasur ' i übergeschrieben 10 11 12 ls ' d gebessert; voraus? auf Rasur; mm ursprünglichen Wort noch erkennbar de h halb über der Zeile nachgetragen 1 auf Rasur über der H 16 le 17 18 le Zeile nachgetragen auf Rasur uar auf Rasur due auf Rasur gebessert aus vol h über c nachgetragen henin mit radiertem h 20 al dernis din: bis auf das leiste n alles auf Rasur t über m nachgetragen 8

Karolingische Minuskel einer wenig geübten Hand; wenige Capitalisbuchstaben an Wortanfängen. Die Zahl der Korrekturen ist für eine Abschrift ungewöhnlich hoch; man hat den

Eindruck, daß der Kopist seiner Aufgabe nicht ganz gewach-

24*

Tafel 22

Ludwigslied HANDSCHRIFT : Valenciennes, Bibliotheque de laVüle, Ms. 150, Bl. 141^-1451 [Bl.i4iv. i42r] FAKSIMILIA: Enneccerus 40-43 - Könnecke 8.14 [Bl. I4iv] P.Lefrancq, s.u., nach S.S [Bl.i4iT. 142'] AUSGABEN: J.Schilter, Rhythmo Teutonico Ludovico Regi acclamatum, Cum Nortmannos an. DCCCLXXXIII. vicisset... Straßburg 1696. S. 10-21 H. Hoffmann de Fallersieben, Elnonensia. Monuments des langues romane et tudesque, dans le IXe siecle... Gent 1837 MSD XI - Sprachdenkmäler XVI - AhdLb XXXVI, LITERATUR: Ehr. 8.228-236 - VL III, 191-193 (H.Brauer). V, 634 (K. Hannemann) - Catalogue general des manuscrits des bibliotheques publiques de France 25. Paris 1894. S.2jof. E. Dekkers, De Bibliotheek van St. Rikiers in de middeleeuwen. Gent 1942. 8.17-49 - R. Harvey, The provenance of the Old High German Ludwigslied. Medium aevum 14 (1945) S. 1-20 — P. Lefrancq, Rhythmus teutonicus ou Ludwigslied. De la decouverte de Mabillon (Saint-Amand 1672) ä celle d'Hoffmann von Fallersleben (Valenciennes 1837). Paris 194;

sequenz' und einigen kleineren lateinischen Dichtungen auf den ursprünglich leeren Schlußblättern einer aus lotharingischem Gebiet, jedoch keinesfalls aus St.Amand stammenden (B. BISCHOFF) Handschrift des 9. Jahrhunderts (erste Hälfte) überliefert, die in der Hauptsache acht Werke des Gregor von Nazianz (f 589/90) in der Übersetzung des Rufinus von Marseille enthält. Die Handschrift kam erst 1791 aus dem Benediktinerkloster St. Amand nach Valenciennes, wo HOFFMANN VON FALLERSLEBEN 1837 das verloren geglaubte .Ludwigslied' von neuem auffand. Daß der deutsche und der französische Text (jEulalia') von derselben Hand geschrieben sind, könnte darauf deuten, daß die Niederschrift nahe der Sprachgrenze durch einen bilinguen Schreiber erfolgte. Unsere Abbildung zeigt den vollständigen Text der ,Eulaliasequenz' (abgedruckt z.B. bei K.VORETZSCH, Altfranzösisches Lesebuch. Tübingen 3i966. S.8-n) und die Verse 1-31 des ,Ludwigslieds'. Karoüngische Minuskel und Capitalis rustica (verwendet für die Überschrift Bl. 4 Z. 16. 17 und die Versanfänge). Bemerkenswert ist in beiden Texten die konsequent gehandhabte Worttrennung und die klare Gliederung der Verse in Zeilen und Halbzeilen; diese getrennt durch Interpunktion und Spatium.

Das ,Ludwigslied', aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahre 881/2 gedichtet, ist zusammen mit der altfranzösischen .Eulalia-

Tafel 23

Psalm 138 HANDSCHRIFT: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 1609, 61.69^-69^ FAKSIMILE : H. Menhardt, Die Überlieferung... (s. u.), nach S. 76 AUSGABEN: W.Lazius, De gentium aliquot migrationibus. Basel 1557. S.8i - MSD XIII - Sprachdenkmäler XXII AhdLb XXXVIII LITERATUR: Ehr. S.211 - Menhardt I, 51 - H.Menhardt, Die Überlieferung des ahd. 138.Psalms. ZfdA 77 (1940) 8.76-84 E.Dümmler, Das Formelbuch des Bischofs Salomo III. von Konstanz. Leipzig 1857. S. XXIII-XXVI - Pongs 8.154-165

von Konstanz - weise auf Freisinger Herkunft. Die Uberlieferungsgemeinschaft mit dem althochdeutschen Denkmal hat sich jedoch erst sekundär eingestellt: dieses wurde nämlich erst nachträglich auf das 69. Blatt eingetragen, das zusammen mit dem (bis auf Federproben unbeschriebenen) 70. zum Schutz des Buchblocks hinten angenäht worden war. Die Freisinger Herkunft wird von B. BISCHOFF (mündlich) angezweifelt. Karolingische Minuskel des frühen 10. Jahrhunderts mit einzelnen Majuskelbuchstaben aus der Capitalis rustica zur Bezeichnung bestimmter Zeilenanfänge (Strophenbildung?). Die zeilenweise Absetzung der Verspaare ist meist geglückt; dreimal jedoch mußte der Schreiber aus Raumnot Versschlüsse in andere Zeilen übertragen (B1.69r Z. 8; B1.09V Z. j. 10). Korrekturen sind häufig. Unter dem Text sind ohne ersichtlichen Grund drei Wörter des letzten Verspaares wiederholt. Hier finden sich außerdem zahlreiche Rasuren. Der getilgte Text ist teilweise noch lesbar, so z.B. Z. 17: du ginadigat cheri mib framort, Z. 19 puer meus. Weiter unten will MENHARDT noch den Namen hiricus gelesen haben, der nach seiner Meinung möglicherweise der Verfassername ist; doch ist diese Annahme wie die Lesung fragwürdig.

Nach H.MENHARDT (Die Überlieferung..., a.a.O.) haben wir in der Aufzeichnung des ,Psalms 138' wahrscheinlich eine direkte Abschrift des etwas wirren - daher die stellenweise gestörte Versfolge - Originalmanuskripts des Dichters vor uns. Diese Abschrift sei zu Beginn des i o. Jahrhunderts im Skriptorium des Freisinger Domstifts entstanden und gehöre damit in unmittelbare Nähe der Otfrid-Handschrift F (s. zu Tafel 18). Auch der sonstige Inhalt der Handschrift - neben kleineren Texten ist es vor allem das Formelbuch Bischofs Salomo III.

25*

Tafel 24

De Heinrico HANDSCHRIFT: Cambridge, University Library, Ms. Gg. 5. 35,

Das lateinisch-deutsche Gedicht ,De Heinrico' ist das 19. von insgesamt 49 „Liedern", die das Corpus der sog. Carmina Cantabrigiensia bilden. Die Sammlung, nach deutscher Vorlage im ii.Jahrhundert in England (vermutlich in Canterbury: BISCHOFF, Paläographie, Sp-407) geschrieben, ist Teil einer umfangreichen Sammelhandschrift (Inhalt: s. R.PRIEBSCH, a. a. O.), die schon im 12. Jahrhundert als Eigentum des Klosters St. Augustin in Canterbury nachweisbar ist. Unsere Abbildung zeigt den Text von Nr. 18 ab V. , 2 (das abecedarische Schema ist durch die ausgerückten Stropheninitialen verdeutlicht), Nr.i9 (,De Heinrico': B1.437rtl Z.27 - 61.437™ 2.23), Nr.20 (bis B1.437Tb 2.24), Nr.2i (bis 61.437^ 2.29) und Nr.22 (Anfang).

FAKSIMILIA: K.Breul, s.u., vor 8.13 und nach 8.14 [B1.437r. 437T] - K.Strecker, s.u., nach 8.138 [61.437'] AUSGABEN: J. G. Eckhart, Veterum monumentorum quaternio. Leipzig 1720. T. 3. 8.49-52 - MSD XVIII - Sprachdenkmäler XXIII - AhdLb XXXIX - K.Breul, The Cambridge Songs. A Goliard's Song Book of the Xlth Century. Cambridge 1915. S.i 3 f. -K. Strecker, Die Cambridger Lieder. Berlin 1926. S. 5 7-5 9 LITERATUR: Ehr. S. 236-241 - VL II, 369^ (H.Brauer). V, 369^ (E.Karg-Gasterstädt) - R.Priebsch, Deutsche Handschriften in England I. Erlangen 1 896. S. 20-27 B1.437Tl>]

(N)unc almus thero euuigero assis thiernun filius benignus fautor mihi thaz igiz cosan muozi 30 de quoda/» duce themo heron heinriche qui cum dignitate thero beiaro riche beuuarode Intrans nempe nuntius then keisar namoda her thuf.1 cur sedes 3 5 infit otdo. ther unsar keisar guodo hie adest heinrich bringt2 her hera kuniglich. dignum tibi fore thir selue moze sine Tunc surrexit otdo ther unsar 40 keisar guodo pertexit illi obuia»

B1.437™]

5

io

15

20

1

Schreibfehler fur thus ' Wertende kaum erkennbar Einschaltungs^eichen das erste i ebenso nachgetragen

3 1

dahinter ein syveites mid ausradiert s für { verschrieben

Karolingische Minuskel des 11. Jahrhunderts mit einzelnen Initialen und Anfangsbuchstaben der Capitalis rustica. BISCHOFF, Paläographie, Sp.4O7: „In England dringt zwar imX.Jh. von Frankreich her die karolingische Minuskel ein, und das Schriftwesen nimmt ein doppeltes Gesicht an: man schreibt zwar das Lateinische in gemeiner Minuskel, die im Duktus

inde uüo manig man et excepit ilium mid3 mihilon4 eron Primitus quoqee dixit uuillicumo heinrich ambo uos equiuoci be thiu goda endi mi. nee non et sotii uuillicumo5 sidigimi. Dato response fane heinriche sosco ne coniunxere manus her leida ina inthaz godes hus petier»»/ awbo thero godes genatheno. Oramine facto intsiegina6 auer otdo ducx// in concUuw mit michelon eron. et amisit illi so uuaz so her par hafode prefer apod regale thes thir heinrih nigerade. Tunc stetit althiu sprakha sub firmo heinricho quicquid otdo fee// algeriediz heinrih q»/cquid ac amisit ouch geriediz heinrihc. Hie non fuit ullus thes hafon ig guoda fulleist nobilis ac liberis thaz tid allaz uuar is cui non fecisset heinrich allero reh to gilich. 1

das spveite i über der Zeile nachgetragen; darunter das

leicht insular gefärbt ist, fällt aber bei Angelsächsischem, schon bei Namen, z. B. in Urkunden, sofort in die nationale Schrift zurück. Einen Reflex davon zeigen die ahd. Partien der ottonischen und salischen ,Cambridger Lieder'." Vgl. dazu das Auftreten des Runenzeichens b (thorn) in Par (B1.437va Z. 14).

26*

Abgekürzt zitierte Literatur

AhdGl

E. Steinmeyer - E. Sievers, Die althochdeutschen Glossen. Bd. 1-5. Berlin 1879-1922 AhdLb W.Braune - K.Helm - E.A.Ebbinghaus, Althochdeutsches Lesebuch. Tübingen "1962 u.ö. Baesecke, Abrogans G.Baesecke, Der deutsche Abrogans und die Herkunft des deutschen Schrifttums. Halle 1930 Baesecke, Lichtdrucke G.Baesecke, Lichtdrucke nach althochdeutschen Handschriften. Halle 1926 Baesecke, Vocabularius G.Baesecke, Der Vocabularius Sti.Galli in der angelsächsischen Mission. Halle 1933 Baesecke, Vor- und Frühgeschichte G.Baesecke, Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. Bd.z: Frühgeschichte. Halle 1950-1953 Bartsch K.Bartsch, Die altdeutschen Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg. Heidelberg 1887 BischorT, Katalog B.BischofT, Das geistige Leben. In: Karl der Große. Werk und Wirkung [Katalog der so betitelten Ausstellung Aachen 1965] Aachen 1965. S. 188-206 Bischoff, Paläographie B. Bischoff, Paläographie. Mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Kulturgebietes. In: Deutsche Philologie im Aufriß. I. Berlin 2 i957 BischorT, Schreibschulen B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit. Teil I: Die bayerischen Diözesen. Wiesbaden ^960 Bruckner A.Bruckner, Scriptoria medii aevi Helvetica. Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelaltcrs. Ill: Die Schreibschulen der Diözese Konstanz. St. Gallen U. Genf 1938 CLA F.. A. Löwe, Codices Latini Antiquiores. A palaeographical Guide to Latin Manuscripts prior to the ninth Century. II: Great Britain and Ireland. Oxford 1933 VII: Switzerland. Oxford 1956 X: Austria, Belgium, Czechoslovakia, Denmark, Egypt, and Holland. Oxford 1963 Ehr. G.F,hrismann, Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. I : Die althochdeutsche Literatur. München ^932 Eis G. Eis, Altdeutsche Handschriften. München 1949

F.nneccerus M.Enneccerus, Die ältesten deutschen Sprach-Denkmäler in Lichtdrucken. Frankfurt a. M. 1897 Gallce J. H. Gallee, Altsaechsische Sprachdenkmaeler. Leiden 1894 Hattemer H.Hattemer, Denkmahle des Mittelalters. St.Gallen's altteutsche Sprachschaetze. Bd. 1-3 St. Gallen 1844-1848 Könnecke G. Könnecke, Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallitteratur. Marburg [^1894] Längin Th. Längin, Altalemannische Sprachquellen aus der Reichenau. In: Die Kultur der Abtei Reichenau. Bd. 1.2. München 192 5 Menhardt H. Menhardt, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der österreichischen Nationalbibliothek. Bd. 1-3. Berlin 1960-1961 Migne PL J.P.Migne, Patrologiae cursus complctus. Series II latina. Paris 1844-1864 MSD K.Müllcnhoff - W.Schercr, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem V11I-XII, Jahrhundert. Bd.1.2. Dritte Ausgabe von E.Steinmeyer. Berlin 1892 Petzet-Glauning E.Petzet - O.Glauning, Deutsche Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jahrhunderts aus Handschriften der K.I lofund Staatsbibliothek in München. I.Abteilung: Althochdeutsche Schriftdenkmäler des IX.bis XI. Jahrhunderts. München 1910 Piper, Notker P. Piper, Die Schriften Notkers und seiner Schule. Bd. 1-3. Freiburg i.B. und Tübingen 1882-1883 Pongs H.Pongs, Das Hildebrandslicd, Überlieferung und Lautstand im Rahmen der ahd. Literatur. Diss. Marburg 1913 Salzer A. Salzer, Illustrierte Geschichte der Deutschen Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. I. Regensburg Sif)z6 Scherrer [G.Scherrer], Vcrzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St.Gallen. Halle 1875 Sehrt-Starck E.H.Sehrt - T. Starck, Notkers des Deutschen Werke. Bd.1-3. Halle 1933-1955 Sprachdenkmäler E. von Steinmeyer, Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Berlin 1916 VL W. Stammler - K.Langosch, Die deutsche Literatur des Mittelalters. Vcrfasserlexikon. Bd.1-5. Berlin 1933-1955