Die althochdeutschen Adjektive auf -sam. 352520339X, 9783525203392

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Die althochdeutschen Adjektive auf -sam.
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V&R

Studien zum Althochdeutschen Herausgegeben von der Kommission für das Althochdeutsche Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen Band 24

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen

Ulrich Möllmann

Die althochdeutschen Adjektive auf -sam

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen

Gefördert mit Mitteln der Bund-Länder-Finanzierung Akademienprogramm

Die Deutsche Bibliothek -

CIP-Einheitsaufnahme

Möllmann, Ulrich: Die althochdeutschen Adjektive auf -sam / Ulrich Möllmann. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1994 (Studien zum Althochdeutschen; Bd. 24) ISBN 3-525-20339-X NE: G T

D6 © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994 Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Druck: Hubert & Co., Göttingen

MEINEN ELTERN

Vorwort Die vorliegende Arbeit hat in einer ersten Fassung der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster als Dissertation vorgelegen. Von April 1989 bis April 1992 wurde sie durch ein Promotionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (Institut für Begabtenförderung) unterstützt. Die Kommission für das Althochdeutsche Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen hat die Arbeit in die Reihe der Studien zum Althochdeutschen aufgenommen. Wichtige Hinweise von Professor Dr. Dr. h. c. Rudolf Schützeichel/Münster, Professor Dr. Lothar Voetz M.A./Heidelberg und Hochschuldozent Dr. Eckhard Meineke/Münster sind der endgültigen Fassung zugute gekommen. Allen, die mit ihrem Rat und ihrer Hilfe die Arbeit begleitet haben, gilt an dieser Stelle mein herzlicher Dank, insbesondere meiner Frau. Münster im September 1993

Ulrich Möllmann

Inhalt Abkürzungen

12

Literatur

14

I. II.

Einleitung

37

Das Material

43

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.

arbeitsam diondstsam druz(z)isam irsam gefolcsam fridusam frumasam gifuogsam gifuorsam fgruozjsam hantsam heil(e)sam holtsam hön(i)sam hörsam gihdrsam irrisam langsam leidsam gilihsam liobsam lobasam lustsam kemahsam mammuntsam managsam

freis(s)am

43 50 51 54 63 66 70 77 80 84 88 91 93 99 101 104 109 113 116 123 142 145 148 156 166 167 169

10

Inhalt

28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49.

gimeinsam minnasam ginuhtsam ginuogsam nuzzisam rätsam sibbisam situsam schartsam sorgsam unirsam unhdrsam unlobesam unmin(n)esam unwegasam unwerdsam unwunnisam werdsam fwjillasam win(n)isam wizzaksam wunnisam

III. Auswertung

173 180 184 201 202 205 207 209 212 216 224 226 227 229 230 234 237 241 243 244 249 251

266

1. Zur Verteilung der Adjektive auf -sam in den Quellen . .

266

2. Zur Flexion der Adjektive auf -sam

274

3. Formale Aspekte der Adjektive auf -sam

277

A.

Die Wortbildungsstruktur der Adjektive auf -sam..

277

a) Desubstantiva

278

b) Deadjektiva

279

c) Deverbativa

280

d) Mehrdeutige Bildungen

280

B.

Die Kompositionsfuge

282

C.

Lautveränderungen der ersten unmittelbaren Konstituente

285

Inhalt

4. Semantische Aspekte der Adjektive auf -sam A.

B.

V.

286

Die Bedeutungsstruktur der Adjektive auf -sam ...

286

a) Desubstantiva

288

b) Deadjektiva

292

c) Deverbativa

294

Modifizierungsfunktion und etymologischer Zusammenhang des Elements -sam

IV.

11

296

Zusammenfassung

300

Register

303

Abkürzungen Α. ADA. BEG. BMZ. BNF. BSLW. BV.

CCSL. CGL. CSEL. DGLG. DWB. EWNT. GH. GSp. HSH. JAC. KFW. LB. LH. MPL. MW. N. NF. NG. NW. OLD. PBB. PSHL. RhVB. SchW. StMOSB. StSG.

Anmerkung Auflage Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur W. Braune - H. Eggers, Althochdeutsche Grammatik G. [F.] Benecke - W. Müller - F. Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörterbuch Beiträge zur Namenforschung Biblia Sacra iuxta Latinam vulgatam versionem R. Bergmann, Verzeichnis der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften; Dritte Liste der in dem Verzeichnis der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften nachzutragenden Handschriften Corpus Christianorum. Series Latina Corpvs glossariorvm latinorvm Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum L. Diefenbach, Glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis J. Grimm - W. Grimm, Deutsches Wörterbuch Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament Κ. E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch E. G. Graff, Althochdeutscher Sprachschatz R. Hildebrandt, Summarium Heinrici Jahrbuch für Antike und Christentum E. Karg-Gasterstädt - Th. Frings, Althochdeutsches Wörterbuch Leuvense Bijdragen M. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch J.-P. Migne, Patrologi® cursus completus. Series Latina Mittellateinisches Wörterbuch Die Werke Notkers des Deutschen Neue Folge Notker-Glossar Notker-Wortschatz Oxford Latin Dictionary (H. Paul - W. Braune) Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Publications de la Section Historique de l'Institut G.-D. de Luxembourg Rheinische Vierteljahrsblätter R. Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige E. Steinmeyer - E. Sievers, Die althochdeutschen Glossen

Abkürzungen StSG. StSpD. StWG. ThLL. ThWNT. VL. WW. ZDA. ZDG. ZDL. ZDPh.

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E. Steinmeyer - E. Sievers, Die althochdeutschen Glossen Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Herausgegeben von E. von Steinmeyer T. Starck-J. C. Wells, Althochdeutsches Glossenwörterbuch Thesavrvs Lingvae Latinae Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon Wirkendes Wort Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik Zeitschrift für deutsche Philologie

Für die literarischen Denkmäler des Althochdeutschen werden die Siglen verwandt, die im Althochdeutschen Wörterbuch von R. Schützeichel erscheinen. Die für die biblischen Bücher verwandten Siglen entsprechen den Abkürzungen der Vulgata-Edition von R. Weber.

Literatur Λ Althochdeutsch. In Verbindung mit H. Kolb, K. Matzel, K. Stackmann herausgegeben von R. Bergmann, H. Tiefenbach, L. Voetz, I. Grammatik. Glossen und Texte; II. Wörter und Namen. Forschungsgeschichte, Germanische Bibliothek. NF. 3. Reihe: Untersuchungen, Heidelberg 1987 P. Anreiter, Rückläufiges Wörterbuch des Altsächsischen, Veröffentlichungen der Kommission zur Computergesteuerten Erstellung Linguistischer Hilfsmittel 1, Innsbruck 1989 Aratoris subdiaconi de actibus apostolorum. Ex recensione A. P. McKinlay, CSEL. 72, Vindobonae 1951

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Literatur

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16

Literatur

dicti edita, [V]. Liber Samuhelis ex interpretatione Sancti Hieronymi cum praefatione et variis capitulorum seriebus, Romae 1944 Biblia Sacra iuxta vulgatam versionem. Adiuvantibus B. Fischer, J. Gribomont, H. F. D. Sparks, W. Thiele recensuit et brevi apparatu instruxit R. Weber. Editio minor, 3. A. Stuttgart 1984 H. Birkhan, Etymologie des Deutschen, Germanische Lehrbuchsammlung 15, Bern Frankfurt am Main - New York 1985 B. Bischoff, Anecdota novissima. Texte des vierten bis sechzehnten Jahrhunderts, Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 7, Stuttgart 1984 -, Anlage, Schrift und Ausstattung der St. Galler -Handschrift, Das älteste deutsche Buch. Die < Abrogans >-Handschrift der Stiftsbibliothek St. Gallen, S. 61-82 - - J. Hofmann, Libri Sancti Kyliani. Die Würzburger Schreibschule und die Dombibliothek im VIII. und IX. Jahrhundert, Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 6, Würzburg 1952 - - P. Lehmann, Nachträge zu den althochdeutschen glossen, PBB. 52 (1928) S. 153-170 -, Lorsch im Spiegel seiner Handschriften, mit 14 Tafeln, Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung. Beiheft, München 1974 -, Paläographie, Deutsche Philologie im Aufriß. Herausgegeben von W. Stammler, I, 2. A. Berlin 1957, Nachdruck Berlin 1978, Sp. 379-452 -, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, Grundlagen der Germanistik 24, 2. A. Berlin 1986 -, Die südostdeutschen Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit. Teil I. Die bayrischen Diözesen, mit 32 Schriftproben, 3. A. Wiesbaden 1974; Teil II. Die vorwiegend österreichischen Diözesen. Mit 25 Schriftproben, Wiesbaden 1980 -, Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte, I-III, Stuttgart 1966-1981 H. Bischoff, Althochdeutsche Glossen zu den historischen Werken des Sallust und Lucan und ihr Zusammenhang, Dissertation Halle-Wittenberg 1951 [Maschinenschrift] U. Blech, Germanistische Glossenstudien zu Handschriften aus französischen Bibliotheken, Monographien zur Sprachwissenschaft 4, Heidelberg 1977 H. Boese, Die Handschriften der ehemaligen Hofbibliothek Stuttgart, II, 1. Codices Biblici (HB II 1-60). Codices dogmatici et polemici (HB III 1-59). Codices hermeneutici (HB IV 1-36), Die Handschriften der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Zweite Reihe. Die Handschriften der ehemaligen Königlichen Hofbibliothek II, 1, Wiesbaden 1975 Anicii Manlii Severini Boethii philosophise consolatio. Edidit L. Bieler, Anicii Manlii Severin! Boethii opera, I, CCSL. 94, Tvrnholti 1957 H. de Boor, Zum althochdeutschen Wortschatz auf dem Gebiet der Weissagung, PBB. 67 (1945) S. 65-110 J. Bosworth - Τ. N. Toller, An Anglo-Saxon Dictionary, Oxford 1898, Nachdruck 1976; Supplement by Τ. Ν. Toller. With Revised and Enlarged Addenda by A. Campbell, Oxford 1921, 1972, Nachdruck 1973 W. Braune, Althochdeutsch und angelsächsisch, PBB. 43 (1918) S. 361-445 - - H . E g g e r s , Althochdeutsche Grammatik, Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte. A. Hauptreihe Nr. 5, 14. A. Tübingen 1987 -, Gotische Grammatik. Mit Lesestücken und Wörterverzeichnis, neu bearbeitet von Ε. A. Ebbinghaus, Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte. A. Hauptreihe Nr. I, 19. A. Tübingen 1981

Literatur

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18

Literatur D

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Literatur

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Die Bücher I bis V. Zweiter Teil. Die Bücher VI bis X. Über die Märtyrer in Palästina, Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte 9, 1 . 2 , Leipzig 1903-1908

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Literatur

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I. Einleitung Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist es, die im Althochdeutschen bezeugten Adjektive auf -sam hinsichtlich ihrer Überlieferung, ihrer Bezeichnungsfunktionen sowie im Hinblick auf ihre formalen und semantischen Aspekte der Bildung näher zu untersuchen. Das Interesse der Arbeit gilt insbesondere der Frage, welche semantische Funktion und Leistung das Wortbildungsmittel -sam im Althochdeutschen erfüllt. Eine Arbeit, die sich unter den genannten Gesichtspunkten mit den althochdeutschen Adjektiven auf -sam befaßt, liegt bisher nicht vor. Sieht man einmal von der Behandlung dieses Bildungstypus in den einschlägigen Grammatiken und Wortbildungslehren1 ab, so finden sich in der sonstigen Literatur zum Althochdeutschen zumeist nur Angaben zu einzelnen Adjektiven auf -sam im Rahmen der jeweiligen Thematik. Auch die Untersuchung von M. Bürgisser 2 zu Form und Funktion denominaler Ableitungen in Texten aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts, und zwar in der Benediktinerregel, im Tatian und im Heliand, berücksichtigt, vornehmlich bedingt durch das zugrundegelegte Corpus, nur vier althochdeutsche Adjektive auf -sam. Mit Blick auf die Arbeit M. Bürgissers ist auf die Problematik hinzuweisen, die mit einer unter streng synchronem Aspekt getroffenen Corpuswahl, wie sie nach der Theorie 3 einer auf Strukturen und Funktionen gerichteten Sprachbeschreibung zu fordern ist, verbunden ist. Das Sprachmaterial, das zum Zwecke der synchronen Beschreibung des zu einem bestimmten Zeitpunkt im Althochdeutschen miteinander Funktionierenden

1

J. Grimm, Deutsche Grammatik, II, S. 563f., 656f., 677, 987; W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 372f.; H. Paul, Deutsche Grammatik, V, § 74; F. Kluge, Nominale Stammbildungslehre, § 239; H. Krähe - W. Meid, Germanische Sprachwissenschaft, III, § 169; W. Henzen, Deutsche Wortbildung, § 134; W. Fleischer - I. Banz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, S. 266; J. Erben, Einführung in die deutsche Wortbildungslehre, S. 94, 129; man vergleiche auch Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 373f. und passim. 2

Untersuchungen zur Wortbildung, S. 100-103, 145-148; dazu sieh die Besprechungen von H. Tiefenbach, BNF. NF. 19 (1984) S. 364f.; J. Elten, ADA. 96 (1985) S. 1-3. 3

Sieh E. Coseriu, Probleme der strukturellen Semantik, S. 34.

38

Einleitung

erhoben wurde, ist oftmals nicht ausreichend, um auch nur zu annäherungsweise sicheren Aussagen zu gelangen. Ferner gilt es zu bedenken, daß bei einer synchronen Betrachtung dieser Art selbst die auf einer breiteren Materialbasis erzielten Befunde nicht in jedem Fall als repräsentativ für den Sprachzustand des innerhalb des Althochdeutschen untersuchten Zeitraumes angesehen werden können. Das hängt wesentlich damit zusammen, daß das aus einem bestimmten Zeitraum des Althochdeutschen Überlieferte jeweils nur einen Ausschnitt und nicht das Gesamt der zu diesem Zeitpunkt im Althochdeutschen bestehenden sprachlichen Möglichkeiten beziehungsweise ihrer Realisationen bietet. Nun kann es aber gerade sein, daß jene Möglichkeiten, welche in der Überlieferung der jeweils untersuchten Synchronie nicht bezeugt werden, aber gegeben waren, gerade in Zeugnissen belegt sind, die zeitlich entweder früher oder später liegen. Aus diesem Umstand ergibt sich, daß eine streng synchrone Betrachtung althochdeutschen Sprachmaterials aufgrund der spezifischen Überlieferungssituation des Althochdeutschen nicht zweckmäßig ist, sofern man ein möglichst umfassendes Bild von dem zu untersuchenden Gegenstand gewinnen will. Vielmehr ist es geboten, zunächst jeweils das Gesamt der althochdeutschen Überlieferung zu berücksichtigen und das erhobene Material sodann im Hinblick auf zeitliche Unterschiede innerhalb des Althochdeutschen zu untersuchen 4 . Das hier angesprochene Problem einer funktionsbezogenen Betrachtung sprachlichen Materials älterer Sprachstufen stellt sich aber auch noch in anderer Hinsicht. Bei der historischen Einzelsprache 'Althochdeutsch' handelt es sich, wie bei jeder historischen Sprache, um ein Diasystem, das durch diatopische, diastratische und diaphasische Unterschiede, das heißt durch Unterschiede im geographischen Raum, zwischen den soziokulturellen Schichten sowie durch Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten der Ausdrucksweise 5 , gekennzeichnet ist. Grundlage für eine Untersuchung, die sich auf Strukturen und Funktionen von Sprache richtet, kann der Theorie nach aber nur eine funktionelle Sprache sein, also dasjenige, was derselben syntopischen, synstratischen und symphasischen Ebene angehört 6 . Aufgrund der bereits angesprochenen Zufälligkeit und Unvollständigkeit der Überlieferung sowie fehlender Sprachkompetenz ist es dem heutigen Bear4

Dazu R. Bergmann, Deutsche Sprachgeschichte, S. 86.

5

E . Coseriu, Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft, S. 280.

E. Coseriu, Probleme der strukturellen Semantik, S. 40f.; E . Coseriu, Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft, S. 285f. 6

Einleitung

39

beiter althochdeutschen Sprachmaterials aber nicht möglich, sichere Aussagen darüber zu treffen, ob etwa ein Wort dieser oder jener syntopischen, synstratischen oder symphasischen Einheit, diesem oder jenem Dialekt, Sprachniveau oder Sprachstil zuzuweisen ist. Das heißt die verschiedenen Sprachsysteme, die das Diasystem 'Althochdeutsch' bilden, sind letztlich nicht faßbar. Für die Behandlung des hier zu untersuchenden Gegenstandes ergibt sich daraus, daß die Adjektive auf -sam (wie bereits oben angedeutet) zunächst als Teil eines gemeinsamen Überlieferungszusammenhangs 'Althochdeutsch' vorgestellt werden und erst in einem zweiten Schritt hinsichtlich ihres zeitlichen Auftretens sowie mit Blick auf das Diasystem 'Althochdeutsch' soweit als möglich untersucht werden. Im folgenden sollen also möglichst alle in den althochdeutschen Textdenkmälern und im Bereich der Glossen belegten Adjektive auf -sam behandelt werden. Nicht berücksichtigt werden allerdings die lediglich auf Grund von entsprechenden Weiterbildungen 7 erschließbaren Adjektive 8 , da für diese keine sicheren Aussagen getroffen werden können. Für den Überlieferungsbereich der literarischen Denkmäler des Althochdeutschen wurde das Material zugrunde gelegt, das das Althochdeutsche Wörterbuch von R. Schützeichel9 bietet 10 . Zugleich wurde damit auch die dort gewählte obere zeitliche Grenze 11 bezüglich der Aufnahme volkssprachigen Materials aus Textdenkmälern übernommen. Das in den althochdeutschen Glossen bezeugte Material wurde auf der Grundlage der Edition von E. Steinmeyer und E. Sievers 12 erhoben, die durch das Althochdeutsche Glossenwörterbuch von T. Starck und J. C.

7 Man vcrglcichc R. Bergmann, Rückläufiges morphologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, S. 339f.; GSp. VI, Sp. 31 f.

® Dazu R. Bergmann, Prolegomena zu einem Rückläufigen Morphologischen Wörterbuch des Althochdeutschen, S. 51 f. 9

SchW.

10

Sieh auch R. Bergmann, Rückläufiges morphologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, S. 339f. 11 SchW. S. 30; zur Frage der 'Grenzen des Althochdeutschen' R. Schützeichel, Festschrift für Ingeborg Schröbler, S. 23-38; R. Schützeichel, Studia Linguistica et Philologica, S. 153-163; R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), S. 102f.; D. Geuenich, Sprachgeschichte, II, S. 982-984. 12

StSG.

40

Einleitung

Wells 13 erschlossen wurde. Ferner waren auch die in den zahlreichen Einzelpublikationen14 als Nachträge zu dem genannten Glossenwerk veröffentlichten Glossen bei der Corpusbildung zu berücksichtigen. Anders als bei den Textdenkmälern läßt sich für den Bereich der Glossenüberlieferung eine obere zeitliche Grenze kaum angeben, insofern hier vielfach älteres volkssprachiges Material auf dem Wege kopialer Überlieferung über Jahrhunderte hinweg bis weit in die mittelhochdeutsche Zeit und darüber hinaus tradiert wird 15 . Aus diesem Grunde waren auch Belege aus jüngeren Glossenhandschriften in die Untersuchung einzubeziehen. Die im folgenden kurz zu skizzierende Anlage der Arbeit orientiert sich in wesentlichen Punkten an einer Veröffentlichung von L. Voetz16, der die vorliegende Untersuchung zahlreiche methodische und inhaltliche Anregungen verdankt. Die auf der dargestellten Materialgrundlage ermittelten Adjektive auf -sam werden in einem ersten Kapitel der Arbeit in jeweils einzelnen Wortartikeln vorgestellt. Zu den Bezeichnungen, die den Artikeln vorangestellt sind und die auch im weiteren Gang der Arbeit verwandt werden, ist folgendes anzumerken. Bei den Adjektiven, die in verschiedener lautlicher Gestalt bezeugt sind, ist aus praktischen Gründen der Darstellung eine Bezugsform gewählt worden, die dem Lautstand der althochdeutschen Tatianübersetzung entspricht. Ist ein Adjektiv hingegen nur einmal oder immer in derselben Gestalt überliefert, so bildet diese auch die Grundlage für die Bezugsform. Liegt ferner ein Wort in Varianten vor, die sich in einer Bezugsform zusammenfassen lassen, so wurde dieses getan17. Die zu dem jeweiligen Adjektiv überlieferten Belege sind vor dem Hintergrund des jeweiligen Kontextes, das heißt unter Berücksichtigung des jeweiligen synchronen Überlieferungszusammenhangs im Hinblick auf ihre Bezeichnungsfunktionen zu untersuchen. Allein diese Bezeichnungsfunk-

13

StWG.; dazu H. Tiefenbach, BNF. NF. 7 (1972) S. 349-359; 9 (1974) S. 222-226; 11 (1976) S. 214-221; 15 (1980) S. 69-72; 17 (1982) S. 71-75; 19 (1984) S. 424-429; 26 (1991) S. 454-461. 14

Sieh etwa R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda zu Steinmeyers Glossensammlung, passim; R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (II), passim; R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), passim. 15

Sieh etwa B. Meineke, Althochdeutsches aus dem 15. Jahrhundert; St. Stricker, Basel ÖBU. Β 1X31. ^ 17

Komposita auf -man im Althochdeutschen, Altsächsischen und Altniederfränkischen.

Zum Verfahren insgesamt vergleiche man B. Meineke, Althochdeutsche -scaf(t)-Bildungen, S. 37.

Einleitung

41

tionen oder aktuellen Bedeutungen 18 sind dem Bearbeiter althochdeutschen Wortmaterials zugänglich; allein diese können daher die Basis für weitergehende Beobachtungen bilden 19 . Für die Bedeutungsbestimmung der Adjektive auf -scan wurden vor allem die einschlägigen Wörterbücher von R. Schützeichel20, E. Karg-Gasterstädt und Th. Frings 21 , T. Starck und J. C. Wells 22 sowie von E. G. Graff 2 3 herangezogen. Bei der Übersetzung der lateinischen Texte und Lemmata sind vornehmlich das Mittellateinische Wörterbuch 24 , das Wörterbuch von Κ. E. Georges 25 , das Oxford Latin Dictionary 26 sowie der Thesaurus Linguae Latinae 27 berücksichtigt worden. In den Wortartikeln werden ferner, soweit das im Rahmen dieser Arbeit möglich ist, Lexeme angeführt, die sich mit den hier untersuchten Adjektiven hinsichtlich ihrer Bezeichnungsfunktion oder ihres lemmatischen Bezugs vergleichen lassen. So wird zumindest ein Teil der paradigmatischen Beziehungen sichtbar, in welchen die einzelnen Adjektive zu anderen Lexemen im Althochdeutschen stehen. Ein Hinweis auf Bezeugungen des jeweiligen Adjektivs im Mittelhochdeutschen oder auf das Vorkommen entsprechender Bildungen in den anderen älteren germanischen Einzelsprachen beschließt in der Regel den jeweiligen Wortartikel. In einem zweiten Teil der Arbeit sind die in den Einzelartikeln gewonnenen Ergebnisse im Hinblick auf die Klasse der im Althochdeutschen überlieferten Adjektive auf -sam auszuwerten. Dabei ist zunächst der Blick auf das räumliche und zeitliche Vorkommen der Adjektive in den Quellen zu richten.

18

Sieh W. Schmidt, Lexikalische und aktuelle Bedeutung, S. 10, 24-28.

19

Zum weiteren Zusammenhang B. Meineke, in: R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), S. 195-199; B. Meineke, Althochdeutsche -scaf(t)-Bildungen, S. 117; E. Meineke, Sprachwissenschaft 15 (1990) S. 35. 20

SchW.

21

KFW.

22

StWG.

23

GSp.

24

MW.

25

GH.

26

OLD.

27

ThLL.

42

Einleitung

Auf der Grundlage der in der Überlieferung bezeugten Wortformen ist sodann ein Paradigma zu erstellen, das eine Übersicht über die Flexion der althochdeutschen Adjektive auf -sam bietet. Die Adjektive sind ferner hinsichtlich ihrer Wortbildungsstruktur zu untersuchen, wobei auf eventuelle Affinitäten des Wortbildungsmittels -sam zu achten sein wird. Zwei weitere Punkte der Auswertung betreffen die Gestaltung der sogenannten Kompositionsftige in den Adjektiven sowie lautliche Veränderungen der ersten unmittelbaren Konstituenten, die auf die lautliche Gestalt des Elements -sam zurückgeführt werden können. Die -iflm-Bildungen werden dann nach der jeweiligen semantischen Funktion des Elements -sam in Funktionsgruppen geordnet und im Hinblick auf ihre Bedeutungsstruktur und Bildungsmotivation erläutert. Die bezüglich der semantischen Leistung des Wortbildungsmittels -sam gewonnenen Ergebnisse sind schließlich vor dem Hintergrund des etymologischen Zusammenhangs, in dem das Element steht, näher zu beleuchten. In einem abschließenden Kapitel werden die Ergebnisse der Arbeit kurz zusammengefaßt.

Π. Das Material

1. arbeitsam Der früheste Beleg des Adjektivs ahd. arbeitsam1 findet sich im Abrogans der Handschrift St. Gallen, StiftsB. 911 2 , die am Ende des achten Jahrhunderts im Südwesten des deutschen Sprachgebiets geschrieben worden ist 3 . Auf p. 84 überliefert der Sangallensis die Glossierung Difficultas. unsemfdi. difficilitas. unodhi. siue tubitas. edho zuuiuili. uel labor, edho artpeitsam4. Quelle der lateinischen Lemmata ist das Abba-Glossar5 mit der Glossenreihe Difficultas: difficilitas, labor, dubietas6. In der Glossierung uel labor, edho artpeitsam7 ist das lateinische Substantiv durch ein althochdeutsches Adjektiv wiedergegeben worden, während die übrigen volkssprachigen Interpretamente dieser Glossengruppe wohl als Substan-

1 SchW. S. 70; KFW. I, Sp. 629f.; StWG. S. 33; GSp. I, Sp. 410; A. L. Lloyd - O. Springer, Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, I, Sp. 318. 2

BV. Nr. 253, S. 33 (Die in dieser Arbeit in den Bibliotheksbezeichnungen verwendeten Abkürzungen entsprechen den Abkürzungen in dem Verzeichnis der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften von R. Bergmann). 3 Zu Datierung und Lokalisierung B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 95; B. Bischoff, Das älteste deutsche Buch, S. 61-82, insbesondere S. 82; sieh auch R. Bergmann, Die althochdeutsche Glossenüberlieferung des 8. Jahrhunderts, S. 15. 4 StSG. I, 99,15-18; dazu sieh Das älteste deutsche Buch [Facsimile-Band], p. 84, Ζ. 913; (bezüglich der Frage der Großschreibung oder Kleinschreibung der lateinischen Lemmata im Sangallensis 911 richten sich die Angaben hier und im folgenden nach der Edition von E. Steinmeyer - E. Sievers; zum Zusammenhang J. Spielt, LB. 64 (1975) S. 30-37). 5

J. Splett, Abrogans-Studien, S. 164.

6

Glossaria Latina, V, S. 53, DI 126.

7

StSG. I, 99,18; zur Verschreibung in artpeitsam J. Splett, Abrogans-Studien, S. 164; KFW. I, Sp. 629.

44

Das Material

tive aufzufassen sind 8 . Mit Blick auf den Lemmabezug9 ist artpeitsam hier mit 'mühsam, beschwerlich' zu übersetzen. Dieser Befund gilt auch für den Parallelbeleg im Abrogans der Handschrift Paris, Bibliothfcque Nationale Ms. lat. 7640 10 , die in die erste Hälfte des neunten Jahrhunderts zu datieren und wahrscheinlich dem Regensburger Kreis um Bischof Baturich (a. 817-848) zuzuweisen ist 11 . Der Codex bezeugt auf fol. 129ra, Z. 2 die Glossierung uel labor edo arapaitsä12, mit Nasalstrich über dem letzten α für folgendes m. Ein weiterer Glossenbeleg des Adjektivs ahd. arbeitsam ist aus der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts überliefert. In der Handschrift München, BSB. Clm 1474713 findet sich auf fol. 87v zu Actiua uita der volkssprachige Eintrag arpeitsamolip^. Nach B. Bischoff 15 ist der Teil der Handschrift (fol. 63-165), der die Glossierung überliefert, im süddeutschen Raum von mehr als einer Hand etwa im dritten bis vierten Viertel des neunten Jahrhunderts geschrieben worden. Das lateinische Syntagma steht im weiteren Kontext der Homilie Bedas In natale sancti Iohannis evangelistae, in der die unterschiedlichen Lebensformen, die den Jüngern Petrus und Johannes von Jesus zugedacht sind, auf ... duas ecclesiae uitas ... actiuam scilicet et contemplatiuam ,.. 1 6 hin ausgelegt werden. Der nähere Textzusammenhang des Lemmas lautet folgendermaßen: Actiua quippe uita est studiosum Christi famulum iustis insistere laboribus et prius quidem se ipsum ab hoc saeculo inmaculatum custodire ... 1 7 'Das tätige Leben nämlich besteht darin, daß der Diener Christi eifrig an gerechten Werken festhält und zuerst jedenfalls sich selbst unbefleckt bewahrt vor dieser Welt ...'. Dem zitierten Passus schließt sich 8 J. Splett, Abrogans-Studien, S. 164; zur Wiedergabe lateinischer Substantive durch althochdeutsche Adjektive G. Baesecke, Der deutsche Abrogans, S. 112. 9 10

GH. II, Sp. 519-521; OLD. S. 991; ThLL. VII, 2, 2, Sp. 789-797. BV. Nr. 747, S. 87f.

11

B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 96-98; St. Sonderegger, Das älteste deutsche Buch, S. 95. 12

StSG. I, 98,18; dazu sieh fol. 129 r a , Z. 2 der Handschrift bei G. Baesecke, Lichtdrucke nach althochdeutschen Handschriften, Tafel 11. 13

BV. Nr. 611, S. 72.

14

StSG. II, 746,11.

15

Die südostdeutschen Schreibschulen, II, S. 245; ferner B. Bischoff, Anecdota novissima, S. 169 und Α. 1 (2. Hälfte des 9. Jahrhunderts). 16

CCSL. 122, S. 64,147f.

17

CCSL. 122, S. 64,151-153.

arbeitsam

45

in der Homilie Bedas eine Auflistung unterschiedlicher opera misercordiae nach Mt 25,35f. sowie weiterer Pflichten als Bestimmung der vita activa an 1 8 . Das ist insofern von Bedeutung, als dieser weitere Kontext für die Übersetzung des Adjektivs lat. activus19 mit ahd. arbeitsam bestimmend gewesen sein könnte. Das heißt, daß der Glossator die Wahl des Interpretaments vermutlich im Hinblick auf die Vorstellung der Mühe und Anstrengung traf, die das Leben in guten Werken erfordert. Hinsichtlich der Übersetzungstechnik könnte die Glosse arpeitsamoHp dann als eine Interpretationsübersetzung 20 angesprochen werden, die in kommentierender und interpretierender Form eine Stellungnahme des Glossators zum Text zum Ausdruck bringt. Zum Vergleich seien hier zwei andere Glossierungen angeführt. In den althochdeutschen Griffelglossen der Handschrift Rom, BV. Ottob. lat. 3295 21 liest H. Mayer 2 2 an einer Stelle das Interpretament uueraltliho, das sich auf ACIJUA des Syntagmas DE UITA ACIJUA, einer Kapitelüberschrift im Poenitentiale des Hiltgarius Camaracensis, bezieht. Das nach H. Mayer als Adverb, nach Angabe des Althochdeutschen Glossenwörterbuchs 23 hingegen als Adjektiv aufzufassende volkssprachige Interpretament bezeichnet hier wohl das weltliche Leben im Gegensatz zum Leben der Betrachtung im Kloster. Beim Notkerglossator ist das Substantiv ahd. kuotwerchUb 'ein Leben in guten Werken' 2 4 als Übersetzung von vita activa bezeugt. Im Rahmen der literarischen Denkmäler des Althochdeutschen begegnet ahd. arbeitsam ausschließlich in den Werken Notkers des Deutschen, wo

Man vergleiche CCSL. 122, S. 64,156-163: ... deinde etiam proximi necessitatibus iuxta uires succurrere esurienti cibum pol um siiierui algenti uestitum ministrando egenos uagosque in domum recipiendo infirmum uisitando mortuum sepeliendo eripiendo inopem de manu fortioris eius egenum et pauperem a rapientibus eum sed et erranti uiam ueritatis ostendendo ac ceteris se mancipando fraternae dilectionis obsequiis insuper et usque ad mortem pro iustitia certando. 19

MW. I, Sp. 134; GH. I, Sp. 92; OLD. S. 30; ThLL. I, Sp. 445.

2

® Zum Terminus K. Siewert, Die althochdeutsche Horazglossierung, S. 56f., 442 (und öfter). 21

BV. Nr. 792, S. 94.

22

Die althochdeutschen Griffelglossen, S. 54, Nr. 185 (danach auch die weiteren Angaben). 23 24

StWG. S. 711.

Ν. VIII, 99,25; SchW. S. 133; KFW. IV, Sp. 517; StWG. S. 244; GSp. II, Sp. 45; B.-M. Neese, Untersuchungen, S. 151 f.

46

Das Material

sich zehn Bezeugungen 25 finden. Das Adjektiv dient hier zur Kennzeichnung einer Tätigkeit, eines Geschicks sowie des Lebens überhaupt als mit Mühe und Beschwernis verbunden oder als von Drangsal und Unglück erfüllt. In Buch I, Kapitel 27 der Übersetzung und Bearbeitung von Martianus Capellas De nuptiis Philologiae et Mercurii, überliefert im Sangallensis 872, findet sich diese Stelle: An uero quisquam est qui asserat se nescire laborata peruigilia philologi% . et pallorem lucubrationum perennium? Ist ioman der sih chide ne-uuizeti dia ärbeitsamen uuächä philologiq . ünde dia bleichi iro emezigen unsläfes?26. Der althochdeutsche Text ist so zu übersetzen: 'Gibt es jemanden, der behauptete, er kenne nicht die mühsamen Nachtwachen der Philologie und die Blässe ihres immerwährenden Nicht-Schlafes?'. Ahd. arbeitsam bezieht sich hier auf lat. laboratus27 und ist mit 'mühsam' wiederzugeben. In dieser Bezeichnungsfunktion wird das Adjektiv von Notker auch im Psalter des Sangallensis 21 gebraucht. Die Vorlage Hoc labor est ante me2B des Psalmes 72,16, der den Zweifel des Psalmisten an Gottes Gerechtigkeit angesichts des Wohlergehens der Gottlosen ausdrückt, übersetzt und kommentiert Notker mit Daz ist aber ünsemfte ze tuönne . doh iz före Göte semfte si . före minen oügon ist iz ärbiit-sam29 'Das ist aber schwer zu verstehen; wenn es auch für Gott leicht verständlich ist, für meine Augen ist es mühsam'. Das prädikativ verwandte Adjektiv dient hier zur umschreibenden Wiedergabe des lateinischen Substantivs labor30 und steht dabei in Gegensatz zu ahd. semfte31. Das Merkmal des Mühebereitens und Beschwernisverursachens trägt ahd. arbeitsam als charakterisierende Größe auch in folgendem Textzusammenhang von Notkers Übersetzung der Consolatio philosophiae des Boethius, die vollständig im Sangallensis 825 überliefert ist: Sed uideo te iam dudum . et pondere questionis oneratum . et rationis prolixitate fatigatum . aliquam carminis expectare dulcedinem. Nü gesiho (h töh . täz föne suäri dero ärbeit-samün questionis . ünde föne mühi des länges änt-uuürtes . tih

25

NW. S. 26.

26

Ν. IV, 46,la-3.

27

GH. II, Sp. 521; ThLL. VII, 2, 2, Sp. 808f.

28

Ν. IX, 257,18.

29

Ν. IX, 257,18-20. Man vergleiche dazu weiter oben.

31

SchW. S. 222; StWG. S. 507; GSp. VI, Sp. 224f.

arbeitsam

47

äber süozes sänges längit32. Der althochdeutsche Text läßt sich so übertragen: 'Nun sehe ich aber, daß es dich wegen der Last der beschwerlichen Untersuchung und der Mühe der ausführlichen Antwort wiederum nach lieblichem Gesang verlangt'. Ein weiterer Beleg des Adjektivs ahd. arbeitsam findet sich in Buch IV, Kapitel 49 von Notkers Übersetzung des Boethius. Die lateinische Vorlage Cum omnis fortuna . iocunda uel aspera . tum remunerandi exercendiue bonos . tum puniendi corrigendiue improbos . causa deferatur . omnis bona . quam uel iustam constat esse uel utilem33 überträgt Notker mit Tänne ällero säldolth vuunnesamiu . i6h ärbeit-samiv . umbe däz keläzen uuirde . täz si güotin lönoe . älde sie biize . ünde übele ingelte . älde bizeroe . tänne Ist nöte güot. tiu reht älde nüzze ist34 'Da jedes Geschick, das angenehme und auch das beschwerliche, darum gegeben wird, daß es die Guten belohne oder sie erprobe und die Bösen bestrafe oder bessere, daher ist mit Gewißheit gut, welches gerecht und nützlich ist'. Ahd. arbeitsam übersetzt hier lat. asper35 und bildet den Gegensatz zu ahd. wunnisam36. Mit diesem Gebrauch von ahd. arbeitsam läßt sich die Verwendung des Adjektivs in folgendem Textzusammenhang vergleichen, in dem arbeitsam ahd. kemahsam37 entgegengesetzt ist: Sumelichin läzet k6t peidfu begägenen . ärbiit-sämiu . i6h kemähsamiu ding . näh iro müotes vuiolichi38 'Einigen läßt Gott beide zuteil werden, beschwerliche und angenehme Dinge, gemäß der Beschaffenheit ihrer Seele'. In der Psalmenübersetzung gebraucht Notker ahd. arbeitsam insbesondere als Kennwort 39 für das von Leid, Bedrängnis und Widrigkeiten erfüllte Leben des Gläubigen. Ps 59,5 Ostendisti populo tuo dura:40 übersetzt er mit Hertiü unde arbßitsämiü oügtost dü dtnemo liüte . in persecutione41 'Hartes und Beschwerliches zeigtest du deinem Volk in der Verfolgung'. Ahd. hertiü und arbeit32

N. III, 223,6-9.

33

N. III, 225,2-4.

34

N. III, 225,4-7.

35

MW. I, Sp. 1035-1037; GH. I, Sp. 621f.; OLD. S. 182f.; ThLL. II, Sp. 806-816.

36

SchW. S. 300; StWG. S. 747; GSp. I, Sp. 884f.; zu wunnisam sieh weiter unten.

37

SchW. S. 181; GSp. II, Sp. 638; zu kemahsam sieh weiter unten.

38

N. III, 220,12f.

39

KFW. I, Sp. 630.

40

Ν. IX, 204,8. Ν. IX, 204,8f.; zu inpersecutione

ist an dero ächtungo übergeschrieben.

48

Das Material

sämiü sind dem Bezugswort dura42 formal nachgebildet und als substantivisch gebrauchte Adjektive im Akkusativ Singular Neutrum der starken Flexion 43 zu bestimmen. Zur Kennzeichnung des irdischen Lebens im Gegensatz zu einem Leben in der Gegenwart Gottes dient ahd. arbeitsam in der Kommentierung Notkers zu Ps 83,2, der von den lieblichen Wohnungen Gottes handelt. Die Stelle lautet: Vuieo arbeitsam hiir ze lebenne ist. intorculhüsen44 . uuieo guot sament dir ze uuesenne ist. där ne-hiin pressura45 ne-ist46 'Wie beschwerlich es ist, hier zu leben in den Kelterhäusern; wie angenehm es ist, bei dir zu sein, wo keine Drangsal ist'. Des weiteren findet sich arbeitsam zweimal 47 in den Psalmen in attributiver Funktion in Verbindung mit dem starken Femininum ahd. wer// 48 , wobei im jeweiligen Kontext wiederum der Gegensatz zwischen diesseitigem und jenseitigem Leben angesprochen wird. Ps 43,20 Quoniam humiliasti nos in loco afflictionis49 überträgt Notker mit Vuanda du hübest unsih kediemudtet in dirro neizzeseligun stete . in dirro arbiit-sämun uuerlte50 'Denn du hast uns gedemütigt an diesem jammervollen Ort, in dieser elenden Welt'. Hierzu stellt sich folgender Beleg des Adjektivs aus Notkers Kommentierung zu Ps 133,1: Nü löbönt in in dirro arMitsämün uuerlte . daz ir in äne ärbeite löbdn mudzint in inero uuerlte51 'Nun preist ihn [den Herrn] in dieser elenden Welt, damit ihr ihn ohne Drangsal preisen könnt in jener Welt'. In den beiden Texten charakterisiert arbeitsam die substantivischen Bezugsgrößen als von Jammer und Drangsal erfüllt und ist am ehesten mit 'elend' zu übersetzen.

42

GH. I, Sp. 2320-2322; OLD. S. 582; ThLL. V, 1, Sp. 2302-2313.

43

KFW. I, Sp. 629; BEG. § 248.

44

Das Zeichen _ gibt hier und im folgenden den Trennungsbogen w in der Notker-Ausgabe von J. C. King und P. W. Tax wieder; man vergleiche dazu Ν. I, Einleitung, S. LIf. und S. LVIII Dazu ist fressa übergeschrieben. 46

Ν. IX, 306,21-24.

47

Ν. VIII, 150,26; X, 501,2.

48

SchW. S. 287; StWG. S. 711; GSp. I, Sp. 933-936; H. Burger, Zeit und Ewigkeit, S. 209-218, insbesondere S. 214f. 49

Ν. VIII, 150,24f.

50

Ν. VIII, 150,25 - 151,1.

51

Ν. X, 501,2f.

arbeitsam

49

Schließlich ist hier ein Notker-Beleg anzuführen, der in Buch I, Kapitel 1 der Übersetzung der Consolatio philosophiae des Boethius bezeugt ist. Im weiteren Textzusammenhang beklagt sich Boethius über die Unbeständigkeit des Glücks, über Leid und Unglück, die ihn frühzeitig ergrauen ließen 52 : Nunc quia mutauit nubila fallacem uultvm . protrahit impia uita ingratas moras. Uuända si mir äber nü gesuichen häbet . nü Unget mina urtst . min ärbiit-sämo lib53. Das althochdeutsche Adjektiv ist hier entsprechend dem lateinischen Bezugswort impius54 ebenfalls mit 'elend' wiederzugeben: 'Jetzt aber, da sie [Fortuna] mich verlassen hat, nun also verlängert mein elendes Leben meine Frist'. Ahd. arbeitsam ist eine desubstantivische Bildung 55 zu dem starken Femininum ahd. arbeit56. Das zu den /-Stämmen gehörende Substantiv hat zwar auch schon im Althochdeutschen die heute vornehmlich geltende Bedeutung 'Arbeit, Werk' 5 7 , vorwiegend meint es jedoch 'Drangsal, Unglück, Mühe, Mühsal, Last, Anstrengung' 58 . Das gilt vor allem für den Gebrauch von ahd. arbeit in religiös-biblischen Texten wie Notkers Psalter 59 , in dem das Substantiv als Übersetzung von lat. tribulatio 'Trübsal, Not, Drangsal' 60 synonym neben ahd. not61 undpina 6 2 steht 63 . Ein ahd. arbeitsam entsprechendes Adjektiv findet sich in den anderen älteren germanischen Sprachen im Altsächsischen mit as. arbetsam 'müh-

52

Sieh Ν. I, 6,26-30.

53

Ν. I, 7,12-14; zur Nachstellung des Subjekts im althochdeutschen Text A. Näf, Die Wortstellung in Notkers Consolatio, S. 322f. t 344f. 54

Dazu J. Gruber, Kommentar zu Boethius, S. 56.

55

I. Fleischer, Die Wortbildung bei Notker, S. 67; W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.1. 56 SchW. S. 70; KFW. I, Sp. 621-626; StWG. S. 33; GSp. I, Sp. 407-410; A. L. Lloyd - O. Springer, Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, I, Sp. 313-318. 57

SchW. S. 70; KFW. I, Sp. 626.

58

SchW. S. 70; KFW. I, Sp. 622-626; E. Urmoneit, Der Wortschatz des Ludwigsliedes, S. 224f.; H. Götz, Leitwörter des Minnesangs, S. 119-121; H. Geist, Luther-Jahrbuch 13 (1931) S. 85-87. 59

G. Schneidewind, PBB. 81 (Halle 1959) S. 182f.

60

GH. II, Sp. 3208.

61

SchW. S. 199f.; StWG. S. 444; GSp. II, Sp. 1032-1039.

62

SchW. S. 206; StWG. S. 464; GSp. II, Sp. 339f.

63

G. Schneidewind, PBB. 79 Sonderband (Halle 1957) S. 443-460.

50

Das Material

selig, beschwerlich' 64 . Nach der Bezeichnungsfunktion stellt sich hierher auch an. erfldissamr 'toilsome' 65 , das zu dem Neutrum an. erfldi 'Mühe, Arbeit, Anstregung, Mühsal, Last' 6 6 gebildet ist. Im Mittelhochdeutschen ist das Adjektiv in den Bedeutungen 'beschwerlich, mühselig' 6 7 belegt.

2.

dionostsam

Das Adjektiv ahd. dionöstsam68 ist in drei Handschriften des 10. und 11. Jahrhunderts bezeugt, die das Adjektiv in demselben Glossierungszusammenhang bieten. Die Handschrift Wien, ÖNB. Cod 2732 69 , die aus dem 10. Jahrhundert 70 stammt, überliefert auf fol. 144v die Glossierung Officiosissimis dionostsameri71. Das lateinische Lemma findet sich in Kapitel 1 des zweiten der beiden Bücher der Kirchengeschichte des Rufinus, die er seiner lateinischen Übersetzung der Kirchengeschichte des Eusebius hinzufügte. Bezüglich der Art und Weise, in der der neue Kaiser Jovian als Nachfolger Julians für die Kirche Sorge zu tragen beginnt, heißt es an der betreffenden Stelle: ... nec tarnen incaute ut Constantius egerat, sed lapsu prodecessoris admonitus honoriflcis et officiosissimis litteris Athanasium requirit72 '... doch nicht unbedacht wie Konstantius getan hatte, sondern, durch den Fall des Vorgängers gewarnt, wandte er sich an Athanasius mit einem ehrenvollen und überaus dienstfertigen Brief'. Dem lateinischen Bezugswort officiosus73 entsprechend kann auch das althochdeutsche Interpretament, das als Dativ Plural der starken Adjektiv-

64

Ε. H. Sehrt, Vollständiges Wörterbuch, S. 34; F. Holthausen, Altsächsisches Wörterbuch, S. 4; M. Bürgisser, Untersuchungen zur Wortbildung, S. 100, 102. 65

R. Cleasby - G. Vigfusson, An Icelandic-English Dictionary, S. 133.

66

W. Baetke, Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur, S. 116; R. Cleasby - G. Vigfusson, An Icelandic-English Dictionary, S. 133. 67

LH. I, Sp. 89; BMZ. I, S. 54.

68

StWG. S. 102; GSp. V, Sp. 96.

69

BV. Nr. 950, S. U2f.

70

StSG. IV, S. 654.

71

StSG. II, 606,28.

72

Eusebius Werke, II, 2, S. 1002,9-11 (Rufinus XI,1).

73

GH. II, Sp. 1330; OLD. S. 1243; ThLL. IX, 2, Sp. 517f.

druz(z)isam

51

flexion formale Angleichung im Kasus an den Ablativ des Lemmas zeigt, mit 'dienstfertig' übersetzt werden. Dieselbe Glossierung 74 tradieren zwei Parallelhandschriften zum Wiener Codex, und zwar die Handschriften München, BSB. Clm 19440 75 , die um a. 1000 in Westdeutschland oder Süddeutschland geschrieben 76 worden ist, sowie München, BSB. Clm 18140 77 , die wohl aus dem dritten Viertel des 11. Jahrhunderts stammt 78 . Morphologisch betrachtet ist ahd. diondstsam eine desubstantivische Bildung zu ahd. thiondst 'Dienst, Bedienung, Untertänigkeit, Knechtschaft' 7 9 . In den anderen älteren germanischen Sprachen 80 ist eine ahd. dionöstsam vergleichbare Bildung wohl allein im Altnordischen mit an. pjönustuiomr 8 1 bezeugt, das sich zu dem Femininum an. pjönustcP- stellt. Im Mittelhochdeutschen ist das Adjektiv nicht belegt.

3. druz(z)isam Das Adjektiv ahd. druz(z)isam%3 ist in fünf Glossenhandschriften bezeugt, und zwar zu demselben lateinischen Bezugswort. Unter den Canonesglossen der Handschrift Salzburg, Salzburger Museum Carolino Augusteum Hs. 2163 8 4 , die K. Forstner 8 5 in das erste Viertel des 74

StSG. II, 606,28.

75

BV. Nr. 665, S. 78.

76

Ch. E. Eder, StMOSB. 83 (1972) S. 141.

77

BV. Nr. 637, S. 75.

78

Ch. E. Eder, StMOSB. 83 (1972) S. 113; B. Bischoff, Mittelalterüche Studien, II, S. 9 3 , A . 63. 79

SchW. S. 91; StWG. S. 102; GSp. V, Sp. 93-95; R. Wisniewski, Medisevalia litteraria, S. 55-66; H. Wesche, PBB. 61 (1937) S. 27f. 80

Sieh Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 91.

R. Cleasby - G. Vigfusson, An Icelandic-English Dictionary, S. 740: 'ready to serve, ministering'; W. Baetke, Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur, S. 775: 'dienstwillig, treu(dienend)'. 82

R. Cleasby - G. Vigfusson, An Icelandic-English Dictionary, S. 740; W. Baetke, Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur, S. 775. 83

StWG. S. 110; GSp. V, Sp. 249.

84

BV. Nr. 838, S. 98.

85

Die karolingischen Handschriften und Fragmente, S. 28; femer K. Forstner, Scriptorium 14 (1960) S. 251.

52

Das Material

neunten Jahrhunderts datiert, findet sich auf fol. 23 r die Glossierung Molesti druz zisame86. Das lateinische Lemma erscheint in den Canones des Konzils von Chalcedon, Canon IV, in dem nachstehenden Testzusammenhang: Nec ecclesiasticis vero, nec scecularibus negotiis communicent, vel in aliquo sint molesti . . . 8 7 'Weder aber sollen sie [sc. die Mönche] sich an kirchlichen noch an weltlichen Angelegenheiten beteiligen oder in irgendeiner lästig sein ...'. Das Interpretament druz zisame ist als Nominativ Maskulinum Plural 8 8 der starken Adjektivflexion zu bestimmen. Mit Blick auf das Lemma 8 9 sowie den Kontext ist es mit 'lästig' 9 0 zu übersetzen. Ein entsprechender Befund ergibt sich für die Parallelbezeugungen des Adjektivs in vier weiteren Handschriften. Zu dem Lemma molesti weist die Handschrift München, BSB. Clm 19417 91 , die in das erste Drittel des neunten Jahrhunderts 92 datiert wird, auf fol. 84 v das Interpretament druzzisame93 auf. In der Schreibung 94 davon abweichend überliefert der Clm 14747 aus der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts 95 auf fol. 71 r die Glosse druzisame96. Als druzisame97 ist das Adjektiv ferner auf p. 273 im Clm 19440 bezeugt. Der die Glosse überliefernde Teil (p. 268-282) wird in das 11. Jahrhundert da-

86

StSG. IV, 323,12.

87

MPL. 67, Sp. 172 C.

88

J. Schatz, Altbairische Grammatik, § 117; GSp. V, Sp. 249; BEG. § 248.

89

GH. II, Sp. 978; OLD. S. 1126; ThLL. VIII, Sp. 1351-1355.

9

® Man vergleiche StWG. S. 110: 'lästig, zudringlich'; H. Schwab, Ausdrücke der Abneigung im Althochdeutschen, S. 265: 'beschwerlich, lästig'. 91

BV. Nr. 663, S. 78.

92

B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen, I, S. 164.

93

StSG. II, 101,14.

94

Zu den Graphien und in druzzisame und druzisame als Repräsentanten des althochdeutschen Reibelautes aus germ, t J. Schatz, Althochdeutsche Grammatik, § 178 f. 95

Dazu sieh weiter oben.

96

StSG. II, 101,13.

97

StSG. II, 101,13.

druz(z)isam

53

tiert 98 . Ebenfalls druzisame" bietet der Clm 18140 aus dem dritten Viertel des 11. Jahrhunderts 100 auf fol. 246 v . Lat. molestus wird im Althochdeutschen neben druz(z)isam auch mit anderen Adjektiven wiedergegeben. Im Rahmen der literarischen Denkmäler findet sich etwa im althochdeutschen Tatian des Sangallensis 56 aus dem zweiten Viertel des neunten Jahrhunderts 101 an drei Textstellen 102 das Adjektiv ahd. hevig103 mit der Bedeutung 'beschwerlich, lästig' zu lat. molestus. Im Bereich der Glossen begegnet ahd. unsemfti104 mehrfach als Interpretament zu diesem Lemma. So überliefern beispielsweise die in Regensburg um a. 820-830 in die Handschrift Wien, ÖNB. Cod. 162 105 eingetragenen Samanunga 106 das Interpretament unsemfti107 'beschwerlich'. Im Glossar Ib Rd der Handschriften Oxford, BL. Jun. 25 1 0 8 und Karlsruhe, BLB. Aug. IC 1 0 9 wird Molesta (zu Gn 39,1ο) 110 durch die Doppelglosse urdruzzigiu unsenftiuni übertragen, die eine Bedeutungsangabe 'lästig' für unsenftiu nahelegt. Auf Benutzung einer Handschrift des Bibelglossars Ib Rd 1 1 2 weist neben einer großen Zahl anderer Glossen auch das volkssprachige Interpretament 98

Ch. E. Eder, StMOSB. 83 (1972) S. 112.

99

StSG. II, 113,71.

100

Dazu sieh weiter oben.

101

B. Bischoff, Mittelalterüche Studien, III, S. 78f.

102

T. 40,2; 122,5; 138,5.

103

SchW. S. 138; StWG. S. 273; GSp. IV, Sp. 824-827.

104

SchW. S. 272; StWG. S. 671; GSp. VI, Sp. 225f.; I. Rosengren, Inhalt und Struktur, S. 22-31. 105

BV. Nr. 895, S. 106.

106

Zu Datierung und Lokalisierung B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 82f.; B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen, I, S. 209f. 107

StSG. I, 29,1.

108

BV. Nr. 725, S. 84f.; B. Bischoff, Mittelalterüche Studien, III, S. 80 (Murbach, wohl frühes 9. Jahrhundert). 109

BV. Nr. 296, S. 38; B. Bischoff, Mittelalterüche Studien, III, S. 80 (Reichenau, frühes 9. Jahrhundert). 110

Bibüa Sacra, S. 58: huiuscemodi verbis per singulos dies et mulier molesta erat adulescenti et ille recusabat stuprum. 111

StSG. I, 284,2.

112

Dazu E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 51f., 362.

54

Das Material

unsenftiu113 in der Handschrift Saint-Mihiel, Bibliotheque Municipale Ms. 25 1 1 4 hin. Die aus dem 10. oder aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts 115 stammende Handschrift überliefert die Glosse zu dem Lemma molesta (zu Gn 39,10). Ferner ist auch ahd. ungimah116 als Übersetzung von lat. molestus bezeugt. So tradieren sechs Handschriften des 10. bis 13. Jahrhunderts der Bibelglossenfamilie Μ zu molestus der Textstelle Ruth 2,9 1 1 7 dieses Adjektiv 1 1 8 , das bei Annahme einer kontextgerechten Glossierung mit 'lästig, zudringlich' wiedergegeben werden kann. Die für ahd. druz(z)isam vorauszusetzende Basis ist im Althochdeutschen nicht als Simplex belegt. Anzusetzen ist ein zu den /-Stämmen gehörendes maskulines Substantiv ahd. *druz119, das sich als Verbalabstraktum zu dem im Althochdeutschen nur mit Präfigierung bezeugten starken Verb ahd,*-driozan < germ. *(-) preut-a 'müde werden' 1 2 0 stellt. Hinsichtlich der Bedeutung dieses Lexems lassen sich selbstverständlich keine sicheren Angaben machen. Doch läßt sich aufgrund der für ahd. druz(z)isam festzustellenden Bedeutung 'lästig', die mit 'Verdruß hervorrufend' paraphrasierbar ist, vermuten, daß das zu postulierende Substantiv etwa 'Uberdruß, Verdruß, Beschwernis' bedeutet haben wird. Nach Angaben der einschlägigen Wörterbücher ist ein ahd. druz(z)isam entsprechendes Adjektiv im Mittelhochdeutschen nicht bezeugt.

4. ersarn Das Adjektiv ahd. irsam121 ist sowohl im Bereich der Glossen als auch im literarischen Wortschatz des Althochdeutschen bezeugt. 113

E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 183, Nr. 399a; Althochdeutsche Glossen zum Alten Testament, S. 17, Z. 30. 114

BV. Nr. 1041, in: R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), S. 168. E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 46.

116

SchW. S. 269; StWG. S. 661; GSp. II, Sp. 634f.

117

Biblia Sacra, S. 360: ... mandavi enim pueris meis ut nemo tibi molestus

118

Sieh StSG. I, 390,6-8 und A. 6.

sit....

Sieh auch R. Hinderling, Studien zu den starken Verbalabstrakta des Germanischen, S. 131; man vergleiche auch E. Seebold, Vergleichendes und etymologisches Wörterbuch, S. 523. 120 E. Seebold, Vergleichendes und etymologisches Wörterbuch, S. 523f.; sieh femer C.-P. Herbermann, Etymologie und Wortgeschichte, S. 124-158. 121

SchW. S. 104; KFW. III, Sp. 429f.; StWG. S. 133, 805, 843; GSp. I, Sp. 446.

ersam

55

Im Rahmen der Glossenüberlieferung begegnet es im Zusammenhang der althochdeutschen Aratorglossierung 122 sowie in den Glossen zu Sallust. Die Handschrift Trier, Stadtbibliothek 1093/1694 (früher 1464) 123 , die in die Mitte des 11. Jahrhunderts zu datieren und wohl in Echternach entstanden ist 1 2 4 , überliefert auf fol. 200 r -231 r das Epos De actibus apostolorum des Arator mit 377 althochdeutschen Glossen 125 . Der größere Teil der wohl von einer Hand 1 2 6 in die Trierer Handschrift eingetragenen volkssprachigen Glossen zu Arator ist nach H. von Gadow 1 2 7 auf eine vermutlich oberdeutsche Vorlage zurückzuführen und weist sprachliche Merkmale auf, die an eine Entstehung der Glossen im 9. Jahrhundert denken lassen könnten 128 . Daneben tradiert der Codex Glossen, die als sprachliches Zeugnis des Mittelfränkischen im 11. Jahrhundert, dem Zeitpunkt der Anfertigung der Handschrift, anzusehen sind und dem Echternacher Abschreiber der Vorlage zugesprochen werden können 1 2 9 . Auf fol. 228Γ, Z. 13 bietet die Handschrift zu honeste die Interlinearglosse Uocatiuus.Ersamo13°. Das Lemma steht in dem folgenden Kontext der Dichtung des Arator: Gloria de meritis a te, delator honeste, / Non aliena foret, ... 1 3 1 'Der Ruhm deiner Verdienste, ehrenhafter Verräter, dürfte nicht ausbleiben, . . . ' 1 3 2 . Der Satz bezieht sich auf den Neffen des

122

Sieh die Zusammenstellung der Handschriften mit althochdeutschen Glossen zu den Schriften Arators bei H. Tiefenbach, Althochdeutsche Aratorglossen, S. 14-16. 123

BV. Nr. 881, S. 104.

124

Zu Datierung und Lokalisierung H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 20f.; R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 134f.; A. Steffen, PSHL. 62 (1928) S. 458; G. Kentenich, Die philologischen Handschriften, S. 22; I. Kelling, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 6; Th. Klein, Studien, S. 91. 125

H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 12.

126

Ebenda, S. 19.

127

Ebenda, S. 125, 145f., 161; sieh auch R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S.

138f. 128

H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 151, 161.

129

Ebenda, S. 145f., 151, 161f.

130

Ebenda, S. 68, Nr. 297; sieh dort auch die Abbildung von fol. 228 r (oberer Teil); man vergleiche StSG. II, 32,37. 131

CSEL. 72, S. 135 (II, V. 1023f.).

132

Übersetzung von H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 68.

56

Das Material

Paulus, der die gegen den Apostel gerichtete Verschwörung der Juden aufdeckte 133 . Das Lemma honeste134 ist als Vokativ Singular Maskulinum des Adjektivs lat. honestus 'ehrenhaft' 135 zu bestimmen. Bei der Wortform des Interpretaments Ersamo handelt es sich um den schwach flektierten Nominativ Singular Maskulinum 136 des althochdeutschen Adjektivs. Wie der lateinische Zusatz Uocatiuus137 zeigt, erfolgte die Glossierung des Lemmas, das bei isolierter Betrachtung auch als Adverb hätte aufgefaßt werden können, unter Berücksichtigung des syntagmatischen Zusammenhangs, in dem es steht. Die Glosse Ersamo ist demnach als eine Kontextübersetzung anzusprechen und mit 'ehrenhaft' zu übertragen. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf eine Eintragung, die neben dem Lemma honeste auf dem Außenrand von fol. 228 r , Z. 13 steht: quia in illa proditione honeste fecisti138 'weil du durch jenen Verrat ehrenhaft gehandelt hast'. Über dem hier als Adverb zu bestimmenden honeste steht die volkssprachige Glosse cusco 'ehrenhaft' 139 . Ein zweiter Beleg des Adjektivs ist in der Trierer Handschrift auf dem Rand von fol. 228Γ, Z. 24 bezeugt. Dort ist die Glosse Ersama140 neben das den Vers (Arator II, V. 1034) beendende lateinische Adjektiv modestam141 geschrieben. Über diesem steht interlinear honestam142. Der 133

Man vergleiche Act 23,16-22.

134

Zu den anderen Glossierungen, die die Trierer Handschrift an dieser Stelle aufweist, sieh H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 68f. 135

GH. I, Sp. 3071; OLD. S. 801; ThLL. VI, 3, Sp. 2901-2913.

136

H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 68, 116; KFW. III, Sp. 429; BEG. § 255. 137 In der Glossenedition von E. Steinmeyer - E. Sievers (StSG. II, 32,37) ist dieser Eintrag nicht abgedruckt; sieh dazu StSG. IV, S. 623, Z. 30f. 138

Man vergleiche H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 68; StSG. II, 32,37f.; beide Editionen geben den Eintrag nur bis honeste ohne fecisti wieder; sieh dagegen die Abbildung von fol. 228 Γ , Z. 13 bei H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen. 139

H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 68, Nr. 298; StSG. II, 32,38 und A. 5; sieh ferner Th. Frings - G. Müller, Erbe der Vergangenheit, S. 114, 130f. 14

® H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 69, Nr. 306; sieh dort auch die Abbildung von fol. 228 r (oberer Teil); man vergleiche StSG. II, 32,48. 141 142

GH. II, Sp. 963; OLD. S. 1122; ThLL. VIII, Sp. 1224-1226.

H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 69; die lateinische Glossierung ist in der Edition von E. Steinmeyer - E. Sievers nicht berücksichtigt.

57

ersam

lateinische Kontext lautet: "Optime praeses",

ait "dudum te novimus om-

nes / Iustitiae documenta sequi comitemque modestam / Consiliis hanc esse tuis . . . " 1 4 3 '"Bester Stadthalter", sagte er [Paulus], "schon lange wissen wir alle, daß du den Zeugnissen der Gerechtigkeit folgst und daß diese die besonnene Begleiterin in deinen Beratungen ist . . . " ' 1 4 4 . Dem Passus liegt der Anfang der Verteidigungsrede des Paulus vor dem Stadthalter Felix in Cäsarea zugrunde 1 4 5 . Die Glosse Ersama entspricht als Akkusativ Singular Femininum der starken Adjektivflexion 1 4 6 formal sowohl lat. modestam als auch honestam. Aufgrund der semantischen Nähe ist das althochdeutsche Interpretament jedoch am ehesten auf interlineares honestam zu beziehen und mit 'ehrenhaft' 1 4 7 wiederzugeben. Das besagt, daß die volkssprachige Glosse wohl durch die übergeschriebene lateinische Glossierung hervorgerufen wurde. In diesem Sinne beurteilt auch H. von Gadow 1 4 8 die Glossierung, indem er die Glosse althochdeutschen Interpretamenten der Trierer Handschrift zuordnet, die eine lateinische Einzelglosse übersetzen. Zu den angeführten Glossierungen der Trierer Handschrift finden sich Parallelen in zwei älteren Aratorglossenhandschriften, und zwar in der Handschrift Paris, BN. lat. 8318 1 4 9 , die wahrscheinlich mit dem Trierer Codex auf dieselbe Vorlage zurückgeht 150 , und in der Handschrift Rom, BV. Pal. lat. 1716 1 5 1 , deren Glossen nach A. Schlechter 152 auf einer Fassung basieren, die auch der gemeinsamen Vorlage des Trevirensis und des Parisiensis zugrunde lag.

143

CSEL. 72, S. 136, (II, V. 1033-1035).

144

Übersetzung von H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 69.

145

Man vergleiche Act 24,10.

146

H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 69, 115; KFW. III, Sp. 429; BEG. § 248. 147

Η. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 69.

148

Ebenda, S. 153 und A. 846.

149

BV. Nr. 750, S. 88.

150

A. Schlechter, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 339, 347f., 358; sieh ferner H. Tiefenbach, Althochdeutsche Aratorglossen, S. 30-32 151

BV. Nr. 814, S. 96; zu dem Überlieferungsträger sieh jetzt A. Schlechter, Die althochdeutschen Aratorglossen, passim. 152

Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 358.

58

Das Material

Die in der Pariser Handschrift überlieferten althochdeutschen Aratorglossen sind erstmalig von H. Tiefenbach e d i e r t ^ ^ u n ( j ausgewertet worden. Der aus vier nachträglich vereinigten Hauptteilen bestehende Codex enthält auf fol. 3 r -48 v unvollständig die Werke Arators mit 336 althochdeutschen Glossierungen 154 , die zugleich mit dem Text von mehreren Schreibern niedergeschrieben wurden, und zwar nach B. Bischoff in der Mitte des 10. Jahrhunderts 155 . H. Tiefenbach 156 erwägt eine Abschrift der Glossen, die ein Nebeneinander alemannischer und rheinfränkischer Sprachmerkmale aufweisen, im Raum um Speyer. Auf fol. 45 v bietet die Handschrift zu dem Textwort honeste (Arator II, V. 1023) interlinear uocats irsamo sowie die Randglosse quia in illa proditione honeste fecisti und chüsco über dem honeste der Marginalglosse 157 . Der Befund entspricht dem der Trierer Handschrift. Ebenfalls auf fol. 45 v überliefert der Codex zum Lemma modestä (Arator II, V. 1034) die interlineare lateinische Glossierung honestä mit dem volkssprachlichen Interpretament eAä 1 5 8 , jeweils mit Kürzung durch Nasalstrich. Abweichend vom Trierer Schwesterncodex steht hier zusätzlich neben ersä die Glosse chusche159. In der bereits genannten Handschrift Rom, BV. Pal. lat. 1716, die nach B. Bischoff 160 in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstanden ist und wohl aus Lorsch stammt 161 , ist ahd. irsam ebenfalls zweimal bezeugt. Unter den Aratorglossen des Codex, die ein Nebeneinander alemannischer Züge des 9. Jahrhunderts, spätalemannischer Merkmale sowie rheinfränkischer Erscheinungen vom Anfang des 11. Jahrhunderts aufweisen 162 , ist das Adjektiv auf fol. 54r- Z. 10 als ersamo163 zu dem Lemma honeste

153

H. Tiefenbach, Althochdeutsche Aratorglossen, S. 17-29; dazu H. Mayer, PBB. 102 (Tübingen 1980) S. 67f.; dazu klärend H. Tiefenbach, BNF. NF. 15 (1980) S. 70. 154

H. Tiefenbach, Althochdeutsche Aratorglossen, S. 13.

155

Dazu H. Mayer, PBB. 102 (Tübingen 1980) S. 67 und Α. 1.

156

Althochdeutsche Aratorglossen, S. 48.

157

Ebenda, S. 27 und A. 152.

158

Ebenda, S. 27.

159

Ebenda.

160

Lorsch im Spiegel seiner Handschriften, S. 77, A. 79; S. 84, A. 45.

161

Ebenda, S. 118.

162

A. Schlechter, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 253f., 341.

163

Die Lesung nach H. Thoma, PBB. 85 (Halle 1963) S. 240,12; man vergleiche StSG. II, 774,58 (ersamo); man vergleiche ferner A. Schlechter, Die althochdeutschen Arator-

ersam

59

(Arator II, V. 1023) bezeugt, zu dem sich die Randglosse quum illa prodicione honeste fecisti164 findet. Auf fol. 54Γ, Z. 21 überliefert die Handschrift dann ferner das volkssprachige Interpretament ersam165, das neben der das Textwort modestam (Arator II, V. 1034) glossierenden lateinischen Interlinerarglosse honestam steht. Auch in der Handschrift Frankfurt am Main, Stadt- und UB. Ms. Barth. 139 1 6 6 , deren Glossen nach I. Kelling 167 insgesamt rheinfränkischen Sprachstand zeigen, ist ahd. irsam einmal belegt. Der nicht zur Gruppe der drei oben genannten Aratorhandschriften gehörende Codex 1 6 8 stammt aus Deutschland aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts169. Er tradiert auf fol. 41 v die Glosse Honeste ersam110 (Arator II, V. 1023), die mit den entsprechenden Glossierungen in den anderen Handschriften vergleichbar ist. Schließlich ist hier ein Glossenbeleg anzuführen, der sich in der Handschrift Paris, BN. lat. 10195 171 findet. Die Handschrift, deren Echternacher Herkunft als gesichert gilt 1 7 2 , stammt aus dem 11. Jahrhundert173 und tradiert 116 althochdeutsche Sallustglossen von verschiedenen Händen

glossen, S. 173, Nr. 277, der die Glosse als ersamo ediert mit dem Kommentar: 'Mit E. Steinmeyer ist über er- ein Zirkumflex zu verzeichnen'. 164

A. Schlechter, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 173, Nr. 277.

165

Die Lesung nach H. Thoma, PBB. 85 (Halle 1963) S. 240,12; man vergleiche StSG. II, 774,64 (ersam); man vergleiche ferner A. Schlechter, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 175, Nr. 283, der die Glosse als ersam ediert mit dem Kommentar: 'Mit E. Steinmeyer ist über dem r ein Zirkumflex zu verzeichnen'. 166

BV. Nr. 158, S. 21.

167

Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 39.

168

Dazu I. Kelling, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 73-76.

169

G. Powitz - H. Buck, Die Handschriften des Bartholomaeusstifts, III, 2, S. 318.

170

StSG. II, 35,36.

171

BV. Nr. 758, S. 89f.

172

R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 130; A. Steffen, PSHL. 62 (1928) S. 406; Ή. Bischoff, Althochdeutsche Glossen zu den historischen Werken des Sallust und Lucan, S. 80. 173

R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 130; G. Glauche, Schullektüre im Mittelalter, S. 96; A. Steffen, PSHL. 62 (1928) S. 413.

60

Das Material

des 11. und 12. Jahrhunderts 174 . Nach R. Bergmann 175 lassen sich die Glossen aufgrund ihrer sprachlichen Merkmale dem Mittelfränkischen, womöglich Moselfränkischen, zuweisen. Als Entstehungsort des Archetypus der Sallustglossen vermutet er 1 7 6 gegen H. Bischoff 177 , die Lorsch als wahrscheinlich ansieht, Echternach. Auf fol. 56 v 2 bietet der Parisinus 10195 die Glossierung Honestus her ία/η 178 . Das lateinische Lemma erscheint in Sallusts De hello Iugurthino in folgendem Textzusammenhang: "Utinam emori fortunis meis honestus exitus esset, ..." 1 7 9 . Der Satz entstammt einer Rede König Adherbals vor dem Senat in Rom nach dem Verlust seines Königreiches durch den Überfall Jugurthas. Er ist folgendermaßen zu übersetzen: '"Wenn doch in den Tod zu gehen in meiner Lage ein ehrenhaftes Ende wäre, ..."'. Dem lateinischen Lemma entsprechend ist für die Glosse her sam eine Bedeutungsangabe 'ehrenhaft' angezeigt. Hingewiesen sei auch auf die von H. Mayer 180 edierte Glosse uns%n..., deren Belegangabe das Althochdeutsche Glossenwörterbuch 181 mit einem Fragezeichen unter den Nachträgen zum Artikel irsam verzeichnet. Da sich die Glosse aufgrund der Unsicherheit der Lesung 182 nicht zweifelsfrei identifizieren läßt, wird sie im folgenden nicht weiter berücksichtigt. Im literarischen Wortschatz des Althochdeutschen ist ahd. irsam ausschließlich in den Werken Notkers belegt. In der Übersetzung von Boethius' De consolatione verwendet Notker das Adjektiv zur Charakterisierung der Söhne des Boethius, die beide das Amt des Konsul erlangten: Quis non predicauit te felicissimum . cum tanto splendore socerum . tum pudore coniugis . tum quoque oportunitate mascul$ prolis? Uuer nechM t(h to saligen . söliches suires . unde 174

R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 131; A. Steffen, PSHL. 62 (1928) S. 413; H. Bischoff, Althochdeutsche Glossen zu den historischen Werken des Sallust und Lucan, S. 53. 175

Mittelfränkische Glossen, S. 132f.

176

Ebenda, S. 133.

177

Althochdeutsche Glossen zu den historischen Werken des Sallust und Lucan, S. 73-

76, 83. 178

StSG. II, 609,56; man vergleiche H. Bischoff, Althochdeutsche Glossen zu den historischen Werken des Sallust und Lucan, S. 20, 35, 40. 179

Gai Sallvsti Crispi qvae svpersvnt, I, S. 242,17 (Kap. 14,24).

180

Die althochdeutschen Griffelglossen, S. 35, Nr. 78.

181

StWG. S. 805.

182

H. Mayer, Die althochdeutschen Griffelglossen, S. 35.

61

ersam

sölichero suiger . so chiuskero chenün . so irsdmero c6men chindo ? 1 8 3 . In der Übersetzung läßt sich ahd. irsam mit 'trefflich' wiedergeben: 'Wer nannte dich damals nicht glücklich ob eines solchen Schwiegervaters und einer solchen Schwiegermutter, einer so tugendhaften Gattin, so trefflicher Söhne?'. In der Bedeutung 'anmutig' begegnet ahd. irsam zweimal in Notkers Übersetzung zu Martianus Capeila. In Buch I, Kapitel 26 findet es sich als Entsprechung zu lat. venustas 'Anmut, Schönheit, Liebreiz u.a.' 1 8 4 der Vorlage in diesem Textzusammenhang: Nam ilium iam pridem ait philology sentio amore torreri. Ih uuärd iu förn guär chäd er . in näh philologia chelen. ... Ipsum linguq insignis ornatibus fandi nimiam uenustatem quo placeret uirgini consecutum. IJnde iro zejiebe geuuiinnen häben . zü dero zierdo dero edelon uuörto . härto ersam gespräche1*5. Der althochdeutsche Text ist mit '"Ich habe schon lange bemerkt", sagte er [Juppiter], "daß er [Merkur] sich nach der Philologie verzehrt ... und daß er ihr zuliebe zusätzlich zu der Zierde der vornehmen Worte sehr anmutige Beredsamkeit erworben hat'" zu übersetzen. Mit diesem Gebrauch ist die Verwendung des Adjektivs in der Wiedergabe des Verbs lat. venustare 'anmutig machen, schmücken' 186 an der folgenden Stelle (Buch II, Kapitel 21) zu vergleichen: Et quicquid apprehenderant . uenustabantlsl überträgt Notker mit Linde so-uuäz sie geßengen . däz ketäten sie irsam188 'Und was auch immer sie [die drei Grazien] ergriffen, das machten sie anmutig'. Zweimal ist ahd. ersam in der Bedeutung 'ehrenhaft' bezeugt am Ende des achten Kapitels der Schrift De Syllogismis, überliefert in der Handschrift Zürich, ZB. Ms. C 121: Possumus autem non uno modo interpraetari honestum et turpe; Dicamus zimtg linde unzimtg . chiiisg linde linchuisg . era linde unera . uel differentius irsam linde unersam; Sed haec uidentur unum significare; Intellegimus tarnen irsam . sämint iron ...189 'Wir können aber honestum und turpe nicht nur auf eine Weise übersetzen. Wir können sagen geziemend und nicht geziemend, tugendhaft und laster183

Ν . I, 63,7-11; zur Übersetzung von masculf C H I N D und BARN im Hildebrandslied, S. 90. 184

GH. II, Sp. 3412f.; O L D . S. 2032.

185

Ν. IV, 44,18-45,2.

186

GH. II, Sp. 3413.

187

Ν. IV, 122,8f.

188

Ν. IV, 122,9f.

189

D i e Schriften Notkers, I, 605,8-13.

prolis

mit comen chindo

B. Meineke,

62

Das Material

haft, Ehre und Schande, oder etwas anders ehrenhaft und unehrenhaft. Aber diese scheinen eines zu bezeichnen. Wir verstehen doch ehrenhaft als zusammen mit Ehre Der Passus hat in der Literatur vor allem aufgrund der Tatsache Beachtung gefunden, daß das Substantiv ahd. ira190, das im Althochdeutschen überwiegend lat. honor191 übersetzt 192 , als Entsprechung von lat. honestwn193 wohl nur hier bezeugt ist 194 . Nach G. Müller 195 erhält das vornehmlich die Ehre als äußeres Ansehen bezeichnende Femininum hier bei Notker erstmalig den Gehalt von Ehre als auf sittlicher Güte basierender Würde 196 . Für die Fragestellung dieser Arbeit ist aber ein anderer Aspekt von Bedeutung. Der Text stellt ein althochdeutsches Zeugnis einer semantischen Paraphrase im Bereich der Wortbildung dar und als solcher eine metasprachliche Äußerung, die Auskunft gibt über das sprachliche Bewußtsein eines muttersprachlichen Sprechers des Althochdeutschen 197 . Um so erstaunlicher erscheint der Umstand, daß Notker das Adjektiv irsam, wie auch die anderen von ihm im weiteren Kontext der Stelle angeführten Adjektive auf -iam 1 9 8 , mittels der Präposition ahd. samint199 paraphrasiert: irsam . sämint iron 'ehrenhaft: zusammen mit Ehre'. Nach den für ahd. irsam vor allem auch in den Glossen feststellbaren Bezeichnungsfunktionen dient das Adjektiv wohl eher zur Kennzeichnung dessen, was der ira

190

SchW. S. 103; KFW. III, Sp. 346-352; StWG. S. 129; GSp. I, Sp. 441-443; E. Karg-Gasterstädt, PBB. 70 (1948) S. 308-331. 191

GH. I, Sp. 3073f.; OLD. S. 801f.; ThLL. VI, 3, Sp. 2916-2931.

192

Ε. Karg-Gasterstädt, PBB. 70 (1948) S. 308f.

193

GH. I, Sp. 3071; OLD. S. 801; ThLL. VI, 3, Sp. 2912.

194

G. Müller, PBB. 74 (1952) S. 311; Th. Frings - G. Müller, Erbe der Vergangenheit, S. 129f.; J. M. Jeep, Stabreimende Wortpaare, S. 137. 195

PBB. 74 (1952) S. 310, 313, 316.

196

Sieh auch Th. Frings, Grundlegung einer Geschichte der deutschen Sprache, S. 68; Th. Frings - G. Müller, Erbe der Vergangenheit, S. 132f; H.-O. Schwarz, Die Lehnbildungen der Notkerschen Psalmenübersetzung, S. 21; man vergleiche auch KFW. III, Sp. 351. 197

H. Tiefenbach, BNF. NF. 19 (1984) S. 364f.

19

® ... Siccut dicimus löbesam; Sämint loben; minnesam . sämint minnon; Häntsam . sämint händin; Lüstsam sämint geliistin. Rätsam sämint rate; Die Schriften Notkers, I, 605,13-16; dazu sieh die jeweiligen Wortartikel. 199

SchW. S. 218; StWG. S. 506; GSp. VI, Sp. 42f.

gefolcsam

63

entspricht, was ihr gemäß ist 200 . Dieser semantische Zug wird in Notkers Paraphrase irsam . sämint iron aber gerade nicht deutlich. Sie zeigt zwar den desubstantivischen Charakter der Bildung ahd. irsam an, als eine angemessene Bedeutungsparaphrase ist sie aber wohl nicht anzusehen 201 . Aus diesem Befund ergibt sich die Frage, worin Notkers Paraphrase gründet. Möglicherweise ist sie im Zusammenhang mit jenem auch sonst von Notker verwandten Verfahren der Worterklärung 202 zu sehen, das in der antiken und mittelalterlichen Etymologie als compositio203 bezeichnet wird. Gemeint ist die Methode der interpretatio per syllabas, die die tatsächlichen oder vermeintlichen Silben eines Wortes zum Ausgangspunkt der Erklärung nimmt und diese Silben auf eigenständige Wörter zurückführt, wobei oftmals lediglich einfache Anklänge das verbindende Element darstellen. Vor diesem Hintergrund ist womöglich auch Notkers Erläuterung des Wortbildungstypus der Adjektive auf -sam zu sehen. Auch hier mag die Deutung nach dem Prinzip der compositio und der certas assonationes, der lautlichen Assoziation, der bestimmende Grund für die Wahl der Präposition ahd. samint im Rahmen der Paraphrase gewesen sein. In den anderen älteren germanischen Einzelsprachen begegnet ein ahd. irsam entsprechendes Adjektiv wohl nur im Altfriesischen als afries. ersam 'ehrenwert, ehrenhaft' 204 . Im Mittelhochdeutschen ist mhd. irsam unter anderem in den Bedeutungen 'ehrbar, ehrenvoll, ehrenwert, geehrt, angesehen' 205 belegt.

5. gefolcsam Das Adjektiv gefolcsam206 ist erst aus mittelhochdeutscher Zeit bezeugt, und zwar in zwei Glossenhandschriften, die das Summarium Heinrici tradieren. 200

Man vergleiche auch W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 372.

201

Sieh auch J. Erben, Festschrift für Hans Eggers, S. 188; GSp. VI, Sp. 31.

202

Zu Notkers Etymologien H. Backes, Die Hochzeit des Merkurs und der Philologie, S. 78-123. 203

Dazu W. Sanders, WW. 17 (1967) S. 374; H. Backes, Die Hochzeit des Merkurs und der Philologie, S. 70. 204

F. Holthausen, Altfriesisches Wörterbuch, S. 20, 155; Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 153. 205

LH. I, Sp. 665f., III. (Nachträge), Sp. 161; BMZ. I, S. 445; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 48, 389. 206 K p w . I n S p 1 0 4 2 ; stWG. S. 206; LH. I, Sp. 964; BMZ. III, S. 368.

64

Das Material

Das Summarium Heinrici 207 , ein ursprünglich als Lehrbuch für den Lateinunterricht gedachtes Kompendium mittelalterlichen Schulwissens, zu dem über 4000 volkssprachige Glossen 208 überliefert sind, besteht in seiner ursprünglichen Fassung (Redaktion A) aus zehn sachlich geordneten Büchern sowie aus einem als Anhang zu diesen zu betrachtenden elften Buch, das alphabetisch geordnet ist. Die zehn sachlich geordneten Bücher der ursprünglichen Fassung haben eine Umarbeitung 209 in sechs Bücher erfahren, die als Redaktion Β bezeichnet wird. Als sicherer Terminus post quem der Entstehung des Summarium Heinrici gilt 2 1 0 aufgrund der Nennung der Stadt Bamberg als Bischofssitz im Summarium das Jahr 1007, in dem Bamberg zur Bischofsstadt erhoben worden ist. H. Tiefenbach 211 hat darüber hinaus anhand sprachlicher und außersprachlicher Kriterien die Entstehung des Werkes um das Jahr 1030 im ostfränkischen Würzburg wahrscheinlich zu machen versucht 212 . Bei den Glossenhandschriften, die das Adjektiv gefolcsam tradieren, handelt es sich um die Handschriften Wien, ÖNB. Cod. 2400 213 (Handschrift A) und München, BSB. Clm 2612 214 (Handschrift B). Der Wiener Codex (A), wahrscheinlich in dem bei Wien gelegenen Zisterzienserkloster Heili-

207

Zu dem Werk sieh etwa St. Stricker, Basel ÖBU. Β IX 31, S. 58-91; H. Tiefenbach, BNF. NF. 10 (1975) S. 241-280; 19 (1984) S. 419-424; L. Voetz, Sprachwissenschaft 5 (1980) S. 364-414; HSH. I, S. XIX-XXIV; II, S. XI-XXXV; R. HUdebrandt, ZDA. 101 (1972) S. 289-303; W. Wegstein, Studien zum >Summarium Heinrici repräsentiert, wie auch sonst häufiger in den Glossen der Handschrift, den aus ahd. luol entstandenen Monophthong, was zu anderen Lauterscheinungen stimmt, die auf eine mittelfränkische Heimat des Bearbeiters 482 schließen lassen. Weitergehende Deutungen der Schreibung, wie sie K. Matzel vornimmt, sind wohl nicht angezeigt. Auch in semantischer Hinsicht spricht nichts gegen die Auffassung, in der Glosse das Adjektiv [gruozjsam zu sehen. Das im Mittelhochdeutschen in den Bedeutungen 'zum Gruße geneigt, grußbeflissen, freundlich' 483 bezeugte Lexem wäre als eine durchaus treffende Übertragung des lateinischen Lemmas ajfabilis484 anzusprechen und mit 'freundlich' zu übersetzen. Als Grundlage des zu vermutenden Adjektivs sind zwei Lexeme in Betracht zu ziehen. Zum einen könnte das Adjektiv ein Deverbativum zu ahd. gruoz(z)en 'grüßen, ansprechen, anreden, anrufen, aufrufen u.a.' 4 8 5 sein 486 . Andererseits ist aber auch das wohl erst im Mittelhochdeutschen bezeugte starke Maskulinum mhd. gruoz 'das freundliche Ansprechen, Begrüßung, Gruß u.a.' 4 8 7 als Grundlage der Weiterbildung zu erwägen. In beiden Fällen läßt sich hinsichtlich der semantischen Modifizierungsfunktion des Elements -sam festhalten, daß es eine Neigung zu dem durch das zugrundeliegende Lexem Bezeichneten signalisiert.

481

Man vergleiche H. Reutercrona, Svarabhakti und Erleichterungsvokal im Althochdeutschen, S. 152; sieh auch die entsprechenden Belege zu ahd. gruozen KFW. IV, Sp. 463. 482

R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 306f.

483

LH. I, Sp. 1106; III (Nachträge), Sp. 221; BMZ. I, S. 584; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 77; man vergleiche auch A. Lübben, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, S. 130: grötsamicheit 'Beflissenheit zu grüßen'. 484

MW. I, Sp. 345; OLD. S. 76; GH. I, Sp. 219; ThLL. I, Sp. 1171.

485

SchW. S. 132; KFW. IV, Sp. 462-466; StWG. S. 243; GSp. IV, Sp. 337-340; F. Raven, Die schwachen Verben des Althochdeutschen, I, S. 61. 486 487

Sieh auch KFW. IV, Sp. 466.

LH. I, Sp. 1105f.; BMZ. I, S. 582f.; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 77, 403.

hantsam

91

12. hantsam Das Adjektiv ahd. hantsam488 ist erst und nur in den Schriften Notkers des Deutschen bezeugt. In Notkers Übersetzung von Martianus Capeila 'De nuptiis Philologiae et Mercurii', überliefert im Sangallensis 872, begegnet das Adjektiv in folgendem Zusammenhang: Hcec mox ut facta conspexit omnia subnotare . qu$ gerebantur in iouis consistorio . ad eorwn .s. fatorum libros et pugillarem paginam currit .s. quam albo dicunt. Sd diu gesäh parcas prieuen . älliu diu in iouis höue getän uuurten . Uuf st dära zedten brief-püochen . itnde ze_diro häntsdmun pagina . dia sie hiizent albo489. Der althochdeutsche Text ist so zu übersetzen: 'Sobald diese [Fortuna] sah, daß die Parzen alles aufschrieben, was an Juppiters Hof geschah, lief sie dorthin zu den Büchern für Eintragungen und zu der handlichen Tafel, die sie albo nennen'. Das Adjektiv häntsdmun liegt im Dativ Singular Femininum der nominalen Flexion in attributiver Funktion vor. Es überträgt pugillarem der Vorlage. Das lateinische Bezugswort bedeutet 'was man mit einer Faust fassen kann, faustgroß' 490 . Ahd. hantsam ist im gegebenen Zusammenhang wohl als Bezeichnung dessen zu verstehen, was einer Hand als Bezugsgröße der Größe nach entspricht und daher mit der Hand bequem gefaßt werden kann. Es ist hier mit 'handlich' zu übersetzen. Zwei andere volkssprachige Übertragungen des Adjektivs lat. pugillaris finden sich im Zusammenhang der Prudentiusglossierung. So überliefern die Parallelhandschriften Paris, BN. Nouv. acq. lat. 241 491 und München, BSB. Clm 14395 492 , beide aus dem 11. Jahrhundert, eine Glosse tauallihiv493 zu dem Lemma pugillares der folgenden Prudentiusstelle 494 : ... / confossa paruis membra figebant stilis, / unde pugillares solitipercurrere ceras / ... '... sie verwundeten die Glieder, indem sie sie mit kleinen Griffeln zerstachen, mit denen sie gewohnt waren, über faustgroße Wachstafeln zu eilen ...' 4 9 5 . 488

SchW. S. 136; KFW. IV, Sp. 704; GSp. IV, Sp. 971.

489

Ν. IV, 78,8-13; man vergleiche dazu Ν. IV A, S. 122.

490

GH. II, Sp. 2070; OLD. S. 1515.

491

BV. Nr. 771, S. 91.

492

BV. Nr. 579, S. 68.

493

StSG. II, 446,31; StWG. S. 623; GSp. V, Sp. 392.

494

CCSL. 126, S. 326 (Perist. IX. P. Cass. 14f.).

495

Übersetzung von B. Kölling, Kiel UB. Cod. MS. Κ. B. 145, S. 112.

92

Das Material

Das Adjektiv pugillares hat im gegebenen Kontext die Bedeutung 'faustgroß' 496 . Die althochdeutsche Glosse entspricht dem Bezugswort hinsichtlich der Wortart, weicht jedoch semantisch von ihm ab. Nach H. Lauffer 497 ist die Glossierung dahingehend zu erklären, daß der ursprüngliche Glossator wohl von der Bedeutung des substantivierten Adjektivs pugillares 'Schreibtafel' 498 ausging und dem Textwort eine Bedeutung 'schreibtafelartig' beilegte. Zur genauen Wiedergabe des so verstandenen lateinischen Adjektivs bildete er sodann ein althochdeutsches Adjektiv auf der Basis des schwachen Femininums ahd. tavala4", das im Althochdeutschen unter anderem zur Bezeichnung der 'Schreibtafel' dient 500 . Zu der von H. Lauffer 501 als Lehnübersetzung klassifizierten Bildung ahd. tavallth findet sich eine Entsprechung 502 unter den Prudentiusglossen 503 der Handschrift Brüssel, BR. 9987-91 504 , die aus der Mitte oder dem dritten Drittel des 9. Jahrhunderts datiert 505 . Sie bietet zu demselben Lemma das Interpretament handtaflicon506. Dieses ist gebildet zu einer als *handtafla zu lesenden Glosse hatidtbflb501, die sich auf lat. pugillar 'Schreibtafel' in einem lateinischen Scholion 508 zum Textwort bezieht. Das Scholion sowie die althochdeutsche Glosse sind auch in anderen Handschriften mit Prudentiusglossen überliefert 509 . Der Bearbeiter der Brüsseler Handschrift verstand nun das Textlemma als adjektivische Ablei-

496

Sieh zur Stelle GH. II, Sp. 2070.

497

Der Lehnwortschatz, S. 437.

498

GH. II, Sp. 2070; OLD. S. 1515.

499

SchW. S. 251; StWG. S. 623; GSp. V, Sp. 391f.

500

H. Lauffer, Der Lehnwortschatz, S. 133, 419.

501

Ebenda, S. 437.

502

Dazu H. Lauffer, Der Lehnwortschatz, S. 419.

503

Zum Sprachstand der Glossen R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 80f. (niederfränk.); Th. Klein, Studien, S. 57-68 (altsächsisch). 504

BV. Nr. 82, S. 11.

505

Th. Klein, Studien, S. 57 und Α. 1.

506

StSG. II, 572,19; StWG. S. 255; J. H. Gallde, Vorstudien, S. 126; Th. Klein, Studien, S. 65. 507 S t S G n 572,22 und A. 3; KFW. IV, Sp. 706; StWG. S. 255; GSp. V, Sp. 392. 508 509

StSG. II, 572,21 f.

StSG. II, 561,48; 481,38; sieh insbesondere B. Kölling, Kiel UB. Cod. MS. Κ. B. 145, S. 62, 64, 112, 212.

heil(e)sam

93

tung zu pugillar und bildete entsprechend der vorgefundenen Übertragung des lateinischen Substantivs mit handtbflb eine Ableitung handta flicon. Ein zweiter hier zu behandelnder Notker-Beleg des Adjektivs ahd. hantsam begegnet am Ende des achten Kapitels der Schrift De syllogismis, überliefert in der Züricher Handschrift Cod. C 121. Den Textzusammenhang bildet die bereits weiter oben erwähnte Reihung von Wortbeispielen, die Notker zur Erläuterung des Typus der Adjektive auf -sam anführt. Unter den Beispielen findet sich auch das folgende: Häntsam . sämint händin510. Notkers Erläuterung ist so wiederzugeben: 'Handlich: zusammen mit Händen'. Notkers Paraphrase sdmint händin kann wohl nicht als eine die Bedeutung des Adjektivs hantsam treffende Umschreibung bezeichnet werden, insofern ahd. hantsam, wie weiter oben gesagt, die Eignung eines Gegenstandes angibt, die sich aus seiner spezifischen Relation zu der durch das Basissubstantiv bezeichneten Entsprechungsgröße ergibt. Die Erläuterung sdmint händin verweist jedoch auf den desubstantivischen Charakter 511 der Bildung ahd. hantsam, deren Grundlage das starke Femininum ahd. hant 'Hand, Arm, Macht, Gewalt, Bereich, Besitz' 512 ist, das zu den u-Stämmen gehört 513 . Für das Mittelhochdeutsche ist das Adjektiv (so weit zu sehen ist) nicht bezeugt.

13. heil(e)sam Das Adjektiv ahd. heil(e)sam514 ist sowohl im Bereich der Glossen als auch im literarischen Wortschatz des Althochdeutschen bezeugt. In der Prudentiusglossenhandschrift St. Gallen, StiftsB. 134 aus dem 10. Jahrhundert findet sich auf p. 41 eine Glosse heilsamun515, die sich auf das Lemma salubri des folgenden Textes bezieht: Inhospitali namque secretus loco / quinis diebus octies labentibus / nullam ciborum uindicauit gratiam, / firmans salubri scilicet ieiunio / uas adpetendis inbecillum gaudiisS16 'Denn auch an einem unwirtlichen Ort, vierzig Tage lang abge510

Die Schriften Notkers, I, 605,14f.

511

Sieh auch I. Fleischer, Die Wortbildung bei Notker, S. 67.

512

SchW. S. 136; KFW. IV, Sp. 678-689; StWG. S. 253, 821; GSp. IV, Sp. 965-969.

513

BEG. § 2 2 0 d .

514

SchW. S. 139; StWG. S. 263; GSp. IV, Sp. 867.

515

StSG. II, 487,72.

516

CCSL. 126, S. 41 (Cath. VII. Hym. ieiun. 186-190).

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Das Material

sondert, hat er keine Annehmlichkeit von Speisen beansprucht, sondern das durch Verlangen nach Genüssen kraftlose Gefäß [der Seele] durch heilsames Fasten gestärkt'. Das Interpretament heilsamun ist in formaler Hinsicht als Dativ Singular Femininum der nominalen Flexion zu bestimmen. Es zeigt demnach Angleichung im Kasus an den Ablativ des Lemmas salubri. Bezüglich des Genus ist hingegen eine Inkongruenz zwischen Lemma und Interpretament festzustellen, da salubri mit Blick auf die lateinische Bezugsgröße ieiunio517 als Ablativ Singular Neutrum zu bestimmen ist. Die formale Differenz kann als ein Indiz für eine semantische Kontextglossierung gewertet werden. So hat der Glossator die Übersetzung von salubri mit heilsamun möglicherweise unter Berücksichtigung eines dem Substantiv ieiunio semantisch entsprechenden Femininums ahd. fasta 'Fasten' 518 vorgenommen, nach dem er das Genus des Interpretaments wählte. Aufgrund des Lemmabezugs 519 ist für die Glosse jedenfalls die Bedeutung 'heilsam' anzugeben. In den literarischen Textdenkmälern ist das Adjektiv ausschließlich in den Schriften Notkers belegt, wo sich fünf Bezeugungen 520 finden. Wie in den Glossenbelegen dient das Adjektiv auch bei Notker unter anderem zur Bezeichnung dessen, was der Gesundheit und dem Wohlbefinden förderlich ist. Auf lat. salubris der Vorlage bezieht es sich dabei in dem folgenden Passus aus Notkers Martianus Capella-Übersetzung: Illic sydus erat uiuifici temperamenti. Där uuds tir sterno . dero Ubchfcchün mächungo. Ac salubris effulgentia . blandis uibrata candoribus. I6h hiilesäm sktmo gltzendir injnänmendero uutzi521. Das althochdeutsche Adjektiv ist hier mit 'heilsam' wiederzugeben: 'Dort war der Stern der belebenden Wirkung und heilsamer Glanz, funkelnd in angenehmem Weiß'. Mit einer entsprechenden Bezeichnungsfunktion begegnet das Adjektiv an einer weiteren Stelle von Notkers Martianus Capella, wo es lat. salutaris522 der Vorlage übersetzt. Der weitere Kontext spricht von Apollo als demjenigen, der der Welt ze libe zihendiu uueter523 'Leben erweckende 517

GH. II, Sp. 29; OLD. S. 821; ThLL. VII, 1, Sp. 248f.

518

SchW. S. 108; KFW. III, Sp. 645-647; StWG. S. 142; GSp. III, Sp. 725.

519

GH. II, Sp. 2466f.; OLD. S. 1683.

520

NW. S. 253.

521

Ν. IV, 158,3-6.

522

GH. II, Sp. 2469f.; OLD. S. 1684.

523

Ν. IV, 29,12f.

heil(e)sam

95

Lüfte' oder suht524 'Seuche' bringende Luft schickt, je nachdem, ob die Welt ihm ergeben ist oder nicht. An der betreffenden Belegstelle heißt es nun, daß Virtus ihn heilsame Luft mischen sieht, was sie veranlaßt, einen griechischen Vers des Maeonius (Homers) zu zitieren: Tali dei tempera-

mento uirtus ammonita . magisque cum eum salutaris auras miscere conspiceret . c$ci poet$ graium uersum . mercurio comprobante commemorat. F6ne dero temparätun . linde dännan meist kemänetiu . däz st in säh miskelon hiilesama lüfl . spräh uirtus tisen chrtechisken uirs . tes plinden meonii. mercurio den löbentemo. ... 5 2 5 . Als Bedeutung ist für das althochdeutsche Adjektiv 'heilsam' festzuhalten. Eine Übersetzung des Adjektivs mit 'gesund' ist nach dem Kontext hingegen für die folgende Belegstelle aus Notkers Übersetzung der Consolatio des Boethius angezeigt: Pape autem uehementer ammiror . cur locatus in

tarn salubri sentenftenjtia ggrotes. (Jnde nü ist m(h härto uuiinder . z(u du an so heilesdmero redo ständo . döh uuänchoest526. Der Text ist Teil einer Replik der Philosophie auf die Versicherung des Boethius, es käme ihm niemals in den Sinn, zu meinen, daß die Welt nicht durch Vernunft gelenkt werde. Ahd. heil(e)sam überträgt hier wiederum lat. salubris, das in der Vorlage in Gegensatz zu dem Verb lat. aegrotare 'krank sein' 5 2 7 steht. Im althochdeutschen Text bilden hingegen ständo und uuänchoest das Gegensatzpaar: 'Aber nun wundere ich mich sehr, warum du, auf einer so gesunden Ansicht stehend, doch wankest'. Bezüglich der Verwendung von ahd. heil(e)sam läßt sich feststellen, daß es hier in übertragener Bedeutung gebraucht wird. Es dient mittels der Bedeutung 'gesund' zur Bezeichnung dessen, was richtig, den Tatsachen entsprechend oder zutreffend ist. Eine übertragene Verwendungsweise läßt sich auch für einen weiteren Beleg feststellen, der in dem folgenden Passus aus dem Hymnus Zachariae (Lc l,76f.) überliefert ist: Et tu puer propheta altissimi uocaberis . preibis

enim ante faciem domini parare uias eius. Vnde dt2 chint IOHANNES du uuirdest kehiizen des hohesten uuizego . du tudst die fureuart . imo ze rechenonne sine uuega. Ad dandam scientiam salutis plebi eius . in remissionem peccatorum eorum. Sinemo liüte ze gebenne heilesama uuizzentheit . diu in bringe ze äntläze dero sundon528. Notker gibt das substantivische 524

Ν. IV, 29,17.

525

Ν. IV, 29,20 - 30,3.

526

Ν. I, 37,7-10.

527

GH. I, Sp. 176f.; OLD. S. 63; ThLL. I, Sp. 954f.

528

Ν. X, 567,3-9.

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Das Material

Gefüge der Vorlage scientiam salutis 'Erkenntnis des Heils' durch ein adjektivisch attribuiertes Substantiv heilesama uuizzentheit wieder 529 , das durch den sich anschließenden Relativsatz im Konjunktiv Präsens näher bestimmt wird: '... (Wissen), das es [das Volk Gottes] zur Vergebung der Sünden führe'. Das Akkusativ-Syntagma heilesama uuizzentheit kann mit 'segenbringendes Wissen' übersetzt werden. Ein zweiter Beleg des Adjektivs ahd. heil(e)sam findet sich in Notkers Psalter im Zusammenhang von Ps 33,4 Et exaltemus nomen eivs in id ipsum Λ. in inuicem . uel in unum530, was Notker folgendermaßen überträgt und kommentiert: Vnde er-höhen säment sfnen nämen. Vuisen ungesciiden . an sd hiilsämemo uuerche531. Das Adjektiv läßt sich hier ebenfalls mit 'segenbringend' übersetzen: 'Und lasset uns zusammen seinen Namen erhöhen. Lasset uns unzertrennlich sein bei so segenbringendem Tun'. Nachfolgend seien einige althochdeutsche Adjektive angeführt, die sich mit ahd. heil(e)sam hinsichtlich ihrer Bezeichnungsfunktion vergleichen lassen. So findet sich etwa bei Notker einmal ein Adjektiv ahd. lähhenhafte532, das an der betreffenden Stelle 533 mit 'heilsam' zu übersetzen ist. Die Abrogans-Handschriften St. Gallen, StiftsB. 911 und Karlsruhe, BLB. Aug. CXI tradieren zu dem Lemma salubris die Glossierung 534 heilanlih beziehungsweise heilantlih. Auch die Samanunga des Wiener Codex 162 bieten heilantlih, das sich mit 'gesund, heilsam' übersetzen läßt. Entsprechendes gilt für das Interpretament heillih535, das das Samanunga-Fragment R5 5 3 6 bezeugt. Ahd. heillih ist sonst nur noch in der althochdeutschen Benediktinerregel des Sangallensis 916 belegt 537 , wo es sich ebenfalls auf lat. salubris bezieht und mit 'heilsam' 538 übersetzt werden kann. 529

Man vergleiche dagegen die Übersetzung im althochdeutschen Tatian (T. 4,17): ... zi gebanne uuisluom heili sinemo folke in forläznessi iro sunlono. 530

Ν. VIII, 105,5f.

531

Ν. VIII, 105,6f.

532

SchW. S. 166; GSp. II, Sp. 101.

533

N. III, 200,3.

534

StSG. I, 244,12; StWG. S. 262 0heilentlih); GSp. IV, Sp. 870.

535

StSG. I, 244,12; StWG. S. 263 (heillih); GSp. IV, Sp. 866.

536

Dazu J. Splett, Samanunga-Studien, S. 7.

537

StSpD. S. 203,4f.

538

SchW. S. 139; sieh auch M. Bürgisser, Untersuchungen zur Wortbildung, S. 129.

heil(e)sam

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Eine Bedeutungsangabe 'heilsam' ist auch für die Glosse heilhafter .t,539 angezeigt, die in den Glossae Salomonis der Handschrift London, BMMss. Add. 18379 540 aus dem 13. Jahrhundert lat. salutaris überträgt. Hinsichtlich der Wortbildungsstruktur läßt das Adjektiv ahd. heil(e)sam unterschiedliche Deutungen zu. Nach I. Fleischer 541 , F. Kluge 542 und W. Henzen 543 ist ahd. heil(e)sam als eine deadjektivische Bildung zu ahd. heil 'heil, gesund, ganz, vollkommen, unversehrt, errettet, erlöst' 544 zu betrachten. Auch W. Wilmanns 545 stellt ahd. heil(e)sam zu den zu Adjektiven gebildeten Adjektiven, betont jedoch, daß auch ein Substantiv 546 als Basis gedient haben könnte, und zwar das starke Neutrum ahd. heil 'Heil, Glück, Gesundheit, glücklicher Zufall' 5 4 7 . Ferner sieht er 5 4 8 die Möglichkeit einer deverbalen Deutung des Adjektivs, da ahd. heil(e)sam auch die Beziehung auf das yaw-Verb ahd. heilen 'heilen, erlösen, retten, erretten, heiligen, trösten' 549 zulasse. In Betracht 550 zu ziehen ist ferner auch das zu den i/nJ-Stämmen gehörende Femininum ahd. heilt 'Heil, Seligkeit, Wohl, Wohlergehen, Gesundheit, Heilung, Rettung u.a.' 5 5 1 als Grundlage des Adjektivs. Ein Indiz dafür könnte in dem Fugenvokal 552 e zu sehen sein, der immerhin bei vier von sechs Belegen des Adjektivs, allerdings nur bei Notker, auftritt.

539

StSG. IV, 158,61; StWG. S. 262 (heilhaft); GSp. IV, Sp. 866f.

540

BV. Nr. 391, S. 50.

541

Die Wortbildung bei Notker, S. 67.

542

Nominale Stammbildungslehre, § 239.

543

Deutsche Wortbildung, § 134.

544

SchW. S. 138; StWG. S. 262, 821; GSp. IV, Sp. 861-863.

545

Deutsche Grammatik, II, § 373.2.

546

Sieh auch H. Paul, Deutsche Grammatik, V, § 74; F. Kluge, Abriß der deutschen Wortbildungslehre, § 60. 547 SchW. S. 138; StWG. S. 262; GSp. IV, Sp. 864; L. Diemer, Die Substantivierung des Adjektivs, S. 23. 548

W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.3; sieh auch W. Henzen, Deutsche Wortbildung, § 134. 549

SchW. S. 139; StWG. S. 262; GSp. IV, Sp. 867-869; F. Raven, Die schwachen Verben des Althochdeutschen, I, S. 66f. 550

Sieh H. Osthoff, Das Verbum, S. 117f.

551

SchW. S. 139; StWG. S. 263; GSp. IV, Sp. 864.

552

Zum Fugenvokal der i/nJ-Stämme O. Gröger, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge, § 108.

98

Das Material

Bezüglich der angeführten Möglichkeiten der Deutung des Adjektivs ahd. heil(e)sam lassen sich folgende Überlegungen anstellen. Angesichts des insgesamt nominalen Gepräges der Bildungen auf -sam kann man davon ausgehen, daß es sich bei ahd. heil(e)sam wohl ursprünglich um ein Denominativum gehandelt haben wird 553 . Aufgrund seiner Bezeichnungsfunktion läßt sich das Adjektiv dabei eher auf ein Substantiv als auf ein Adjektiv beziehen und als 'Heil bringend, Gesundheit bewirkend' auslegen. Aus formalen Gründen ist dann ferner eher an das Neutrum heil als an das Femininum heilt zu denken. Denn während Bildungen mit langsilbigen nominalen α-Stämmen gewöhnlich keinen Vokal in der Fuge zeigen 554 , ist umgekehrt bei Bildungen mit /YnJ-Feminina ein Fugenvokal zu erwarten 555 . Nun zeigt aber der älteste Beleg des Adjektivs in den Glossen, heilsamun, gerade keinen Fugenvokal, so daß man zumindest diesen frühsten Beleg nicht als eine Bildung zu heili ansehen wird. Diese Möglichkeit ist aber zu erwägen für diejenigen Bezeugungen des Adjektivs, die einen Fugenvokal aufweisen. Diese ausschließlich bei Notker vorkommenden Belege, die daher als spezifisch für Notker zu betrachten sind, könnten somit womöglich als Zeugnisse einer Umdeutung des Adjektivs anzusprechen sein, in der heil(e)sam auf heilt bezogen wurde. Ob und inwieweit das Adjektiv heil(e)sam aber auch als eine deverbative Bildung zu ahd. heilen empfunden wurde, läßt sich nicht erkennen. In den anderen älteren germanischen Sprachen 556 findet sich zu ahd. heil(e)sam, das sich in mhd. heilsam 'Heil bringend, Glück bringend, heilsam, gesund, heil' 5 5 7 fortsetzt, wohl nur 558 im Altnordischen eine Parallele mit an. heilsamr 'salutary' 559 .

553

Sieh auch H. Osthoff, Das VeAum, S. 117f.

554

O. Gröger, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge, § 1, 13.

555

Ebenda, § 108.

556

Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 89.

557

LH. I, Sp. 1214; BMZ. I, S. 651; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 84. 558

Ein bei F. Holthausen, Altfriesisches Wörterbuch, S. 37, verzeichnetes hälsum ist nach D. Hofmann wohl zu streichen (man vergleiche die Einleitung des Wörterbuchs, S. XXf.). 559

R, Cleasby - G. Vigfusson, An Icelandic-English Dictionary, S. 249.

holtsam

99

14. holtsam Das Adjektiv ahd. holtsam560 ist für das Althochdeutsche lediglich einmal bezeugt, und zwar in der bereits genannten Prudentiusglossenhandschrift St. Gallen, StiftsB. 134 aus dem 10. Jahrhundert. Der Codex tradiert auf p. 41 die Glosse holtsama561, die sich auf das Textwort placabilem der folgenden Stelle bezieht: Hoc est quod atri liuor hostis inuidet, / mundi polique quod gubernator probat, / altaris aram quod facit placabilem, / , . . 5 6 2 'Dieses ist es, was der Neid des schwarzen Feindes mißgönnt, was der Lenker der Erde und des Himmels gutheißt, was den Opferaltar gnädig stimmt ...'. Im weiteren Kontext spricht Prudentius von dem Sieg, den der Geist über die Libido des Essens durch das Fasten erringt. In dem Vers altaris aram quod facit placabilem kommt dabei jenes Ziel als Merkmal des Fastens zum Ausdruck, das in der Versöhnung mit Gott, in der Erlangung seiner Gnade besteht. Für das Lemma placabilem56:i läßt sich demnach eine Übersetzung mit 'gnädig' rechtfertigen. Eine entsprechende Bedeutungsangabe ist auch für das althochdeutsche Interpretament holtsama angezeigt, das wohl im Akkusativ Singular Femininum der starken Adjektivflexion vorliegt. Das Althochdeutsche bezeugt eine Reihe weiterer Adjektive, die zur Wiedergabe von lat. placabilis dienen 564 . Insbesondere ist das Adjektiv ahd. hold565 hier anzuführen, das wohl der Bildung holtsam zugrundeliegt 566 . Das im literarischen Wortschatz des Althochdeutschen in den Bedeutungen 'geneigt, zugetan, gnädig, treu, ergeben' 5 6 7 belegte Adjektiv findet sich in der St. Galler Schularbeit, überliefert in den Handschriften St. Gallen, StiftsB. 556 (11. oder 12. Jahrhundert 568 ) und Zürich, ZB. Ms. C 129 (um a. 1100 569 ), als Übersetzung 5 6 0

StWG. S. 282; GSp. IV, Sp. 915.

561

StSG. II, 488,2.

5 6 2

CCSL. 126, S. 41 f. (Cath. VII. Hym. ieiun. 201-203).

563

GH. II, Sp. 1728; O L D . S. 1384f.

5 6 4

Sieh I. Rosengren, Inhalt und Struktur, S. 49.

565

SchW. S. 145; StWG. S. 282; GSp. IV, Sp. 913f.; I. Rosengren, Inhalt und Struktur, S. 51-55. 566 w wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.2; W. Henzen, Deutsche Wortbildung, § 134. 5 6 7

SchW. S. 145; E. Urmoneit, Der Wortschatz des Ludwigsliedes, S. 180f.

568

E. Hellgardt, Deutsche Handschriften, S. 57.

100

Das Material

von lat. placabilis in dem folgenden Kontext: Cui deus placabilis, huic exorabilis. Temo die heiligen hölt sint, ter mäg hörsko gebetdn510 'Wem die Heiligen gnädig sind, der kann zuversichtlich bitten.' Auch in der Glossenüberlieferung wird lat. placabilis mit ahd. hold übertragen. Unter den Genesisglossen der Handschrift Saint-Mihiel, Bibliothöque Municipale Ms. 25 5 7 1 , die aus dem 10. oder aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts 572 stammt, findet sich auf fol. 63 r das Interpretament holdan mit der Bedeutung 'gewogen' zum Lemma placabilem des lateinischen Vorlagetextes (Gn 43,14) 573 . Zu der Gruppe der lat. placabilis übersetzenden althochdeutschen Adjektive gehört auch ahd. holdlth574, das ebenso wie ahd. holtsam eine deadjektivische Bildung zu ahd. hold ist. Ahd. holdlth ist außer im Abrogans 5 7 5 , wo es zu lat. familiaris 'vertraut, freundschaftlich u. a.' 5 7 6 steht, sonst nur zweimal in den Werken Notkers bezeugt, wo es an einer Stelle 5 7 7 als Übersetzung von lat. placidus578 in der Bedeutung 'freundlich' begegnet und schließlich in anderem Zusammenhang 579 mit der Bedeutung 'barmherzig' in der Wiedergabe von lat. placabilis belegt ist. Schließlich sei hier auf das Adjektiv ahd. huldigaro 'gnädig' 580 verwiesen, das der Notkerglossator an einer Stelle 581 zur Übertragung von lat. placabilis verwendet. Das Deadjektivum ahd. holtsam hat auch im Mittelhochdeutschen wohl nur wenig Verbreitung gefunden. In den einschlägigen Wörterbüchern wird es nicht verzeichnet. Bezeugt ist es aber in der Williram-Handschrift Einsiedeln, Stiftsbibliothek cod. 34 aus dem zweiten Viertel des 12. Jahr-

569

Ebenda, S. 58.

570

StSpD. S. 121,lOf.

571

BV. Nr. 1041, in: R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), S. 168.

572

E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 46.

573

Ebenda, Nr. 501, S. 215.

574

SchW. S. 145; StWG. S. 282; GSp. IV, Sp. 915.

575

StSG. I, 142,11; 143,11; dazu J. Splett, Abrogans-Studien, S. 213.

576

GH. I, Sp. 2684.

577

Ν. I, 33,4.

578

GH. II, Sp. 1725f.

579

Ν. VIII, 74,21.

580

SchW. S. 148; StWG. S. 290; GSp. IV, Sp. 916f.

581

Ν. IX, 336,16.

hön(i)sam

101

hunderte 582 als holdsamsta5&J, während zwei stemmatisch 584 verwandte Handschriften, und zwar London, BL. cod. Harley 3014 (1. Hälfte des 12 Jahrhunderts) 585 und Wien, ÖNB. cod. 2686 (1. Hälfte oder 2. Viertel des 12. Jahrhunderts) 586 das Adjektiv nietsamasta587 bieten. Nach J. Seemüller 588 liegt eine Vertauschung von niet- mit hold- vor. In den anderen älteren germanischen Sprachen ist wohl keine Parallele zu ahd. holtsam bezeugt.

15. hön(i)sam Das Adjektiv ahd. hön(i)sam5i9 ist lediglich dreimal in Glossenhandschriften des 12. und 13. Jahrhunderts bezeugt. Die aus dem Baseler Dominikanerkloster 590 stammende Handschrift Basel, ÖBU. Β. V. 21 5 9 1 tradiert in ihrem zweiten Teil (fol. 97 r -167 v ), der in das 12. Jahrhundert 592 datiert wird, Gregors des Großen Cura pastoralis mit 59 althochdeutschen Glossen 593 , die ihrem Lautstand nach dem Alemannischen zuzuweisen sind 594 . Auf fol. 120r bietet die Handschrift zu dem lateinischen Textwort ignominiosum das althochdeutsche Interpretament honisam595. Das Lemma entstammt dem nachstehenden Textzusammenhang: ... cum spiritale ali582

K. Gärtner, Deutsche Handschriften, S. 23.

583

Ε. H. Bartelmez, The "Expositio in Cantica Canticorum", S. 149 (46 G 8.6).

584

Sieh das 'vorläufige Stemma' bei K. Gärtner, Deutsche Handschriften, S. 7; zu neueren Handschriftenfunden L. Voetz, Eine bisher unbekannte Williram-Handschrift, passim. 585

Κ. Gärtner, Deutsche Handschriften, S. 21.

586

Ebenda.

587

Ε. H. Bartelmez, The "Expositio in Cantica Canticorum", S. 149 (46 G 8.6); zu mhd. nietsam sieh LH. II, Sp. 80; BMZ. II, 1, S. 348; GSp. II, Sp. 1048f. 588

Die Handschriften und Quellen, S. 19.

589

StWG. S. 284; GSp. IV, Sp. 690.

590

G. Meyer - M. Burckhardt, Die mittelalterlichen Handschriften, I, S. 494.

591

BV. Nr. 26, S. 4.

592

G. Meyer - M. Burckhardt, Die mittelalterlichen Handschriften, I, S. 494.

593

Ebenda, S. 492.

594

Ebenda.

595

StSG. II, 198,35.

102

Das Material

quid a subditis Pastor inquiritur, ignominiosum valde est si tunc qucerat discere, cum qucestionem debet enodare596 '... wenn der Hirte in einer geistigen Angelegenheit von Untergebenen befragt wird, wäre es sehr schändlich, wenn er dann erst lernen müßte, wo er die Frage schon lösen soll'. Das althochdeutsche Interpretament honisam ist mit Hinblick auf das prädikativ gebrauchte lateinische Adjektiv 597 wohl als Nominativ Singular Neutrum der sogenannten unflektierten Form zu bestimmen und mit 'schimpflich' zu übersetzen. Die angeführte Glossierung hat eine Parallele in der Tegernseer Handschrift München, BSB. Clm 18550a 598 . Der Codex trägt auf fol. 154-156 eine lateinisch-althochdeutsche Glossensammlung zur Cura pastoralis, die der Handschrift noch vor Mitte des neunten Jahrhunderts 599 angefügt wurde. Auf fol. 155v überliefert sie zu dem Lemma ignominiosum der angegebenen Textstelle das althochdeutsche Interpretament unkuski600, das mit 'schändlich' 601 wiederzugeben ist. Das Adjektiv ahd. hon(i)sam ist des weiteren in zwei Handschriften bezeugt, die das Summarium Heinrici überliefern, und zwar in den Handschriften Wien, ÖNB. Cod. 2400 und München, BSB. Clm 2612. Die einer gemeinsamen Redaktion angehörenden Codices 602 tradieren unter den Additamenta zur Langfassung des alphabetisch geordneten XI. Buches zu dem Lemma Ridiculosus die Glossen 603 honsam3 beziehungsweise hoensanf, jeweils mit der Kürzung 5 für er. Die in Form der reinen Gegenüberstellung von lateinischem Bezugswort und volkssprachigem Interpretament bezeugten Parallelglossen sind aufgrund der Bedeutung des glossierten Lemmas 604 am ehesten mit 'lächerlich' zu übersetzen.

596

MPL. 77, Sp. 50 A.

597

GH. II, Sp. 36; OLD. S. 824; ThLL. VII, 1, Sp. 305f.

598

BV. Nr. 652, S. 76.

599

B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen, I, S. 155, 159; sieh auch R. Bergmann, Die althochdeutsche Glossenüberlieferung des 8. Jahrhunderts, S. 24. 600

StSG. II, 223,10.

601

SchW. S. 271; StWG. S. 667; GSp. IV, Sp. 528f.; Th. Frings - G. Müller, Erbe der Vergangenheit, S. 110, 115, 125. 602

Dazu sieh weiter oben.

603

StSG. III, 255,63; HSH. II, S. 448 (R 01.13).

604

GH. II, Sp. 2392.

hön(i)sam

103

Mit ahd. hdn(i)sam sind hinsichtlich der feststellbaren Bezeichnungsfunktionen 'schimpflich, lächerlich' einige andere althochdeutsche Adjektive zu vergleichen. So begegnet bei Notker an einer Stelle 605 das Adjektiv ahd. hdni606 mit der Bedeutung 'schimpflich'. In Otfrids Evangelienharmonie ist es in der Bedeutung 'schmachbedeckt' 607 belegt. Otfrid verwendet einmal ahd. Λο/ι/ίΛ608 in der Bedeutung 'schimpflich' 6 0 9 . An anderen Stellen ist es mit 'entehrend' 610 beziehungsweise 'höhnisch' 6 1 1 zu übertragen. Auch in den Glossen ist das Adjektiv in der Bedeutung 'schimpflich' überliefert, zum Beispiel in der Handschrift Saint-Mihiel, Bibliothfcque Municipale Ms. 25, wo es in der flektierten Form hdnliches612 vorliegt. Mit 'schimpflich' sind auch die Interpretamente 613 honlicher und honlicher zu übersetzen, die in den oben genannten Handschriften zum Summarium Heinrici im Verband der Additamenta lat. inglorius614 übertragen. In der Bedeutung 'lächerlich' ist ahd. huohlth615 bei Notker an zwei Stellen 616 überliefert. Mit derselben Bezeichnungsfunktion ist es beispielsweise neben ahd. gamanlih617 in der Doppelglossierung camanlih hualih618 zu dem Lemma Ridiculum619 im Gregor-Glossar der Handschrift Berlin, PStB. Ms. lat. 4° 676 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica

605

Ν. II, 133,27.

6 0 6

SchW. S. 146; StWG. S. 284; GSp. IV, Sp. 689.

607

0.111,20,163.

6 0 8

SchW. S. 146; StWG. S. 284; GSp. IV, Sp. 689f.

609

Ο. H. 74.

6 1 0

Ο. IV, 1,43.

611

Ο. IV, 2 3 , 1 1 .

6 1 2

Zur Glossierung E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 65,

Nr. 22b. 613

StSG. III, 243,32; HSH. II, S. 3 4 2 (I 01.28).

6 1 4

GH. II, Sp. 264; O L D . S. 907; ThLL. VII, 1, Sp. 1555f.

615

SchW. S. 148; StWG. S. 293; GSp. IV, Sp. 687.

6 1 6

N. III, 2 4 3 , 9 ; VIII, l l , 1 2 f .

617

KFW. IV, Sp. 35; StWG. S. 189; GSp. IV, Sp. 207.

6 1 8

StSG. II, 2 4 8 , 3 5 .

6 1 9

Zu dem zugrundeliegenden Text sieh MPL. 77, Sp. 388 A (Ridiculum est valde, credimus quod ...); zum Lemma sieh GH. II, Sp. 2392f.; OLD. S. 1653f.

si

104

Das Material

18908) 620 aus dem neunten Jahrhundert belegt. Als huoli hiu621 begegnet es ferner in der Prudentiusglossenhandschrift Paris, BN. Nouv. acquis, lat. 241 aus dem 11. Jahrhundert, wo es das Textlemma ridenda622 glossiert und ebenfalls mit 'lächerlich' zu übersetzen ist. Hingewiesen sei auch auf das Adjektiv ahd. spotlth623, das bei Notker einmal 6 2 4 mit der Bedeutung 'lächerlich' begegnet. In ahd. hon(i)sam liegt wohl eine deadjektivische Bildung 625 zu dem bereits genannten Adjektiv ahd. hdni vor, das zu den ja-Stämmen gehört 6 2 6 . In den anderen älteren germanischen Sprachen hat ahd. hdnfi)sam, das auch im Mittelhochdeutschen wohl nur selten belegt ist 6 2 7 , offenbar keine Parallele.

16. hörsam Das Adjektiv ahd. horsam628 ist seit dem Ende des achten Jahrhunderts bezeugt. Der früheste Beleg und zugleich einzige Glossenbeleg begegnet im Abrogans des Sangallensis 911, der auf p. 219 die Glossierung Oboediens . horsam . dicto . quidi . parens . karo629 überliefert. In der Karlsruher Abrogans-Handschrift (Ra) aus dem frühen neunten Jahrhundert ist das lateinische Lemma oboediens630 dagegen mit kihorsam631 übersetzt worden. 620

BV. Nr. 44, S. 6.

621

StSG. II, 425,46 und A. 32.

622

Zum Kontext sieh CCSL. 126, S. 254 (Perist. I. P. Calag. 69: ".../ uosque qui ridenda uobis monstra diuosfingitis."); zum Lemma sieh GH. II, Sp. 2391. 623

SchW. S. 239; GSp. VI, Sp. 328.

624

N. III, 191,1.

625

W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.2; man vergleiche H. Osthoff, Das Verbum, S. 117. 626

Zur Fuge O. Gröger, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge, § 13, 70f. 627

LH. I, Sp. 1336; BMZ. I, S. 708.

628

SchW. S. 146; StWG. S. 286; GSp. IV, Sp. 1009.

629

StSG. I, 222,3-5; sieh dazu Das älteste deutsche Buch [Facsimile-Band], p. 219, Ζ. 13-15; zur Glossengruppe J. Splett, Abrogans-Studien, S. 318; zur Glossierung parens . karo sieh KFW. IV, Sp. 117 (Glossenwort); man vergleiche dagegen J. Splett, Abrogans-Studien, S. 450: 'bereit, gehorsam'. 630

GH. II, Sp. 1256; OLD. S. 1217; ThLL. IX, 2, Sp. 138f.

hörsam

105

Beide althochdeutschen Interpretamente liegen in der Bedeutung 'gehorsam' vor. In den literarischen Denkmälern des Althochdeutschen ist ahd. hörsam je einmal in der Benediktinerregel, in Otfrids Evangelienharmonie sowie in der sogenannten Pfälzer Beichte belegt. In der althochdeutschen Benediktinerregel des Sangallensis 916 aus dem frühen neunten Jahrhundert 632 findet sich das Adjektiv in dem Text horsamem kfeuuissoj indi mitiwareem ... dultigeem daz in pezzira framkangeen pisuuerran633 'Die Gehorsamen aber und die Sanftmütigen [und] die Geduldigen [soll der Abt] beschwören, daß sie im Besseren voranschreiten mögen' zur lateinischen Vorlage Oboedientes autem et mites et pacientes. ut melius proflciant obsecrare. Der Beleg horsamem ist als Dativ Plural der pronominalen Adjektivflexion zu bestimmen 634 . Das Adjektiv ist entsprechend dem lateinischen Bezugswort oboedientes substantivisch gebraucht. Die Bedeutung des Adjektivs ist 'gehorsam'. Mit dieser Bedeutung begegnet ahd. hörsam auch in Otfrids Evangelienbuch. Im weiteren Kontext der Belegstelle (Ο. I, 18,40) spricht Otfrid die Mahnung aus, auf dem Pfad der Tugend zu wandeln, da dieser allein heimführe in das Paradies. In diesem Zusammenhang stehen auch die folgenden, an den Leser gerichteten Worte 635 : Düa thir zi giuuürti scöno fiiriburti, / uuis hörsam ouh zi giiate, ni hori themo miiate636 'Mache dir zur Freude die herrliche Enthaltsamkeit 637 ; sei auch recht gehorsam und gib dem Verlangen nicht nach'. Die aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts 638 stammende Handschrift Rom, BV. Pal. lat. 555 enthält auf fol. 40 v die sogenannte Pfälzer

631

SlSG. I, 222,3; sieh dazu weiter unten.

632

B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 82; zum Überlieferungsträger und zur Überlieferung sieh insbesondere U. Wessing, Interpretatio Keronis in Regulam Sancti Benedikti, S. 94-172. 633

StSpD. S. 200,21-24.

634

Zur Wiedergabe des Akkusativs der Vorlage durch den Dativ sieh StSpD. S. 289; H. Ibach, PBB. 80 (Halle 1958) S. 210. 635

Zur Stelle sieh auch W. Betz, Sprachkontakt, S. 21.

636

Ο. I, 18,39f. und Apparat: 'hörsam (ο aus andrem Buchstaben, aus el m. a. D. durch Rasur und Correktur) P'. 637 638

Im althochdeutschen Text Plural.

B. Bischoff, Lorsch im Spiegel seiner Handschriften, S. 51, 112; B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 93.

106

Das Material

Beichte, die von einer Hand des 10. Jahrhunderts 639 eingetragen worden ist. Die hier zu behandelnde Textstelle lautet in der Edition E. v. Steinmeyers 640 folgendermaßen: ... fgijhorsam niuuas so ih be rehtemen scolία 641 '... (daß ich) nicht gehorsam war, wie ich von Rechts wegen sollte'. Wie aus dem kritischen Apparat zur Edition hervorgeht, bietet die Handschrift horsä642, mit Nasalstrich über dem a. Eine Konjektur des handschriftlich Überlieferten zu fgijhorsam643 ist hier nicht angezeigt. Dem handschriftlichen Befund entsprechend ist der Beleg vielmehr als Zeugnis des Adjektivs ahd. hörsam mit der Bedeutung 'gehorsam' anzusprechen. Neben ahd. horsam findet sich im Althochdeutschen mit entsprechender Bedeutung, abgesehen von dem weiter unten behandelten Adjektiv ahd. gihörsam, ahd. gihdrtg644. In dem um a. 800 645 in die Handschrift Paris, Bibliothfeque Nationale Ms. lat. 2326 eingetragenen althochdeutschen Isidor ist es zweimal 646 in der Bedeutung 'gehorsam' bezeugt. Hierher stellt sich auch ein Beleg 647 des Adjektivs im althochdeutschen Isidor der um a. 810 geschriebenen Monseer Fragmente. Mit 'gehorsam' ist das Adjektiv auch zu übersetzen im Priestereid 648 , der parallel in den Freisinger Handschriften München, BSB. Clm 6241 und Clm 27246, beide aus dem 10. Jahrhundert 649 , überliefert ist.

639 B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 93; B. Bischoff, Lorsch im Spiegel seiner Handschriften, S. 51. 640

StSpD. L, S. 331; sieh dazu die verbesserten Lesungen von H. Thoma, PBB. 85 (Halle 1963) S. 245. 641

StSpD. S. 331,12f. und A. 13: be rehtemen

642

StSpD. S. 331, A. 14.

scolla]t.

643

So auch fälschlich verzeichnet bei R.-M. S. Heffner, A Word-Index to the Texts of Steinmeyer, Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler, S. 62. 644

SchW. S. 146; StWG. S. 209; GSp. IV, Sp. 1008.

645

B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 108.

646

I. XI,17; XXVIII,22.

647

MF. XXXV,11.

648

StSpD. S. 64,3 und A. 6.

649

StSpD. S. 64; zum Clm 6241 sieh auch StSG. IV, S. 542.

hörsam

107

Auch in den Schriften Notkers begegnet das Adjektiv zweimal 650 , wobei es in den Bedeutungen 'gehorsam' 651 und 'folgsam' 652 belegt ist. Otfrid verwendet neben ahd. hörsam auch einmal das Adjektiv ahd. gilos653 in der Bedeutung 'gehorsam', und zwar in dem Satz Μ uuöltun uuir gilös sin654. Sonst findet sich das Adjektiv unter anderem mit der Bedeutung 'hörend' 6 5 5 . Die Wortbildungsstruktur von ahd. hörsam hat W. Betz an verschiedenen Stellen 656 überzeugend dargelegt. Danach handelt es sich bei dem Adjektiv um eine deverbative Bildung 657 zu ahd. hören 'hören, vernehmen, anhören, erhören, zuhören, gehorchen, folgen, nachgeben u. a.' 6 5 8 , die als Lehnübertragung von lat. oboediens anzusehen ist. Das Wortbildungselement -sam, das im lateinischen Vorbild keine Entsprechung hat, signalisiert dabei eine Neigung zu dem durch die Basis Bezeichneten, in diesem Fall zu der durch das Verb bezeichneten Tätigkeit. Eine etwas andere Deutung des Adjektivs ahd. hörsam, die auch M. Bürgisser 659 in Erwägung zieht, findet sich dagegen bei E. Seebold 660 . Sie sei im folgenden kurz besprochen. Der entscheidende Passus bei E. Seebold 661 lautet folgendermaßen: 'Man ... nahm Bildungen wie arbeitsam 'zur Arbeit geneigt' neben arbeit als Vorbild. Entsprechend nahm der Übersetzer nun den Infinitiv hören [sie] (da der Infinitiv ja auch als Substantiv verwendet werden kann) und bildete zu ihm ein Adjektiv horsam [sie] 'zum Hören geneigt' (bei Ableitungen aus dem Infinitiv wird das Infinitivzeichen -en unterdrückt). Unter diesem 650

NW.

s.

213.

651

Ν. II, 174,29.

652

Ν. VIII, 134,19.

653

SchW. S. 176; GSp. IV, Sp. 1104.

654

Ο. I, 18,15.

655

Sieh etwa MF. VIII,26; X,8.

656

W. Betz, Deutsch und Lateinisch, S. 140; W. Betz, Deutsche Wortgeschichte, I, S. 158f.; W. Betz, Sprachkontakt, S. 19f. 657

Sieh auch W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.3; W. Henzen, Deutsche Wortbildung, § 134; O. Gröger, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge, § 118. 658

SchW. S. 146; StWG. S. 284, 822; GSp. IV, Sp. 1001-1004; F. Raven, Die schwachen Verben des Althochdeutschen, I, S. 74. 659

Untersuchungen zur Wortbildung, S. 146.

660

Etymologie, S. 106f.

661

Ebenda, S. 107.

108

Das Material

Adjektiv konnte man sich nun etwas vorstellen, das dem lt. oboediens ziemlich nahe kam: von jemandem, der gerne auf andere hört, wird man auch annehmen können, daß er das tut, was er hört'. Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß das Adjektiv ahd. arbeitsam, das von E. Seebold als Beispiel für jenes Muster angeführt wird, nach welchem ahd. hörsatn gebildet sei, nun gerade nicht als Vorbild gedient haben kann, da es semantisch anders auszulegen ist. Denn ahd. arbeitsam ist nach den ermittelten Bedeutungen 'mühsam, beschwerlich' als 'arbeit bringend, bereitend' oder 'voll arbeit' zu verstehen. In der Bedeutungsparaphrase 'zur Arbeit geneigt' kontaminiert E. Seebold gleichsam das denominale Element der Bildung ahd. arbeitsam mit jenem Bedeutungszug 'Neigung', den das Adjektiv nhd. arbeitsam662 in der Gegenwartssprache aufweist, in der es bei synchroner Betrachtung als Deverbativum zu nhd. arbeiten anzusehen ist. Dieser Wandel basiert aber darauf, daß das ursprünglich denominale Adjektiv quasi in den Sog eines anderen, nämlich deverbalen Bildungsmusters geriet und nach diesem umgedeutet wurde. Dieses Muster ist bereits im Althochdeutschen mit ahd. hörsam gegeben. Damit kommt ein weiterer Punkt der Darstellung E. Seebolds in den Blick, wonach ahd. hörsam zu dem (substantivierten) Infinitiv ahd. hören gebildet sei, das heißt denominal aufzufassen sei. Ausschlaggebend für diese Deutung mag der intendierte Nachweis einer Analogie zwischen ahd. hörsam und dem vermeintlichen Musterbeispiel ahd. arbeitsam gewesen sein. Doch ist es ohnehin fragwürdig anzunehmen, ahd. hörsam sei nicht direkt zu dem Verbalstamm, sondern über den 'Umweg' des Infinitivs gebildet worden. Es wäre dann nämlich gerade zu erwarten, daß sich dieses auch in der Weiterbildung zeigte, das heißt morphologisch in Erscheinung träte. In den anderen älteren germanischen Sprachen ist ein ahd. hörsam entsprechendes Adjektiv im Altenglischen als ae. htrsum663 und im Altfriesischen als afries. härsum664 überliefert, wobei letzteres als Entlehnung anzusehen ist 665 . Im Mittelhochdeutschen ist mhd. hörsam666 nach den Belegangaben in den Wörterbüchern wohl nur vereinzelt bezeugt. 662

Man vergleiche I. Kühnhold - O. Putzer - H. Wellmann, Das Adjektiv, S. 383,

663

Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 124; J. Bosworth - Τ. N. Toller, An Anglo-Saxon Dictionary, S. 584; Supplement, S. 545; sieh auch W. Betz, Deutsch und Lateinisch, S. 141; W. Betz, Sprachkontakt, S. 20. 664

F. Holthausen, Altfriesisches Wörterbuch, S. 40.

665

W. Betz, Deutsch und Lateinisch, S. 141.

666

LH. I, Sp. 1343; BMZ. I, S. 714.

gihörsam

109

17. gihörsam Das Adjektiv ahd. gihörsam667 ist sowohl im Wortschatz der Glossen als auch in den literarischen Denkmälern bezeugt. Die frühesten Belege finden sich in Glossenhandschriften aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts. Im Abrogans der Handschrift Karlsruhe, BLB. Aug. CXI aus dem frühen neunten Jahrhundert begegnet das Adjektiv in der Glossierung Oboediens kihorsam dicto chuiti parens karo668, die es in der Bedeutung 'gehorsam' bezeugt. Der Sangallensis 911 vom Ende des achten Jahrhunderts bietet statt kihorsam das Interpretament horsam669. Unter den Glossen zur Cura pastoral is Gregors des Großen der Handschrift München, BSB. Clm 21525 670 , die in den Anfang des neunten Jahrhunderts datiert 671 wird, findet sich auf fol. l l r das Interpretament gahorsamei612, das sich auf das Lemma subiectus des folgenden Kontextes bezieht: Utrobique ergo humilis, utrobique subjectus, et prceesse populis semetipsum metiendo nolu.it, et tarnen de imperantis viribus prcesumendo consensit673 'In beiden Beziehungen war er [sc. Moses] demütig, in beiden unterwürfig und wollte in richtiger Selbsteinschätzung die Führung über das Volk nicht übernehmen, willigte aber ein im Vertrauen auf die Kraft dessen, der ihm den Auftrag gab' 6 7 4 . Mit Blick auf den Kontext und das Lemma 675 ist das Interpretament gahorsamer, das im Nominativ Singular Maskulinum der pronominalen Flexion vorliegt, wohl mit 'unterwürfig' zu übertragen. Eine Parallele zur Glossierung des Clm 21525 tradiert die Handschrift München, BSB. Clm 18550a676. In den noch im ausgehenden achten Jahrhundert geschriebenen Tegernseer Codex sind vor Mitte des neunten Jahrhunderts auf fol. 154-156 lateinische und althochdeutsche Glossen zu Gre667

SchW. S. 146; StWG. S. 209; GSp. IV, Sp. 1009.

668

StSG. I, 222,3-5; zur Glossengruppe J. Splett, Abrogans-Studien, S. 318.

669

StSG. I, 222,3; dazu sieh weiter oben.

670

BV. Nr. 677, S. 79.

(\71 B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen, I, S. 64. 672

StSG. II, 179,38.

673

MPL. 77, Sp. 20 D. Übersetzung von J. Funk, Des heiligen Papstes und Kirchenlehrers Gregor des Großen Buch von der Pastoralregel, S. 76. 675 GH. II, Sp. 2854; OLD. S. 1840. 674

676

BV. Nr. 652, S. 76.

110

Das Material

gors Cura eingetragen worden 677 , zu denen die auf fol. 154r überlieferte Glosse Subiectus gahorsamergehört. Nach der Reihenfolge der lateinischen Lemmata, die dem Text folgen, ist das Lemma dem weiter oben angeführten Textzusammenhang zuzuweisen. Bezüglich des Interpretaments gahorsamer gilt das weiter oben Bemerkte. Zeitlich schließt sich hier ein Beleg aus der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts an, der in Otfrids Evangelienharmonie überliefert ist. In Kapitel 3 des ersten Buches, das die Abstammung Jesu behandelt, wird Abraham, kristes ältano, mit folgenden Worten gerühmt: Sih äbrahäm gigüatta ioh druhtine ouh giliubta, / uuänt er uuas gihorsam; bl thiu ist er gii'rit nu sd främ619 'Abraham bewährte sich und erwarb sich auch Gottes Gunst, denn er war gehorsam; deswegen ist er nun so sehr ausgezeichnet'. Das althochdeutsche Adjektiv liegt hier in der Bedeutung 'gehorsam' vor. Ein Unterschied in der Bezeichnungsfunktion zwischen diesem und dem von Otfrid an einer anderen Stelle 680 verwendeten Adjektiv ahd. hörsam ist wohl nicht auszumachen. Die Handschrift Wien, ÖNB. Cod. 1888, deren Entstehung von H. Menhardt 681 um a. 950 angesetzt wird, enthält auf fol. 33 r -34 r die sogenannte Mainzer Beichte 682 , in der ahd. gihörsam in nachstehendem Kontext belegt ist: ... gihorsam niuuas so ih solta6i3 '... [daß ich] nicht gehorsam war, wie ich sollte'. In den Schriften Notkers des Deutschen sind fünf Bezeugungen des Adjektivs festzustellen 684 , wobei ein Beleg auf den Notkerglossator zurückgeht. 677

B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen, I, S. 155, 158f., 271; sieh auch R. Bergmann, Die althochdeutsche Glosseniiberlieferung des 8. Jahrhunderts, S. 24. 678

StSG. II, 220,44.

679

Ο. I, 3,13f.

680

Ο. I, 18,40; dazu sieh weiter oben.

68

1 Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften, I, S. 60f.

682

Bruchstücke der Mainzer Beichte finden sich auch am Rand von fol. 171 v der Handschrift Rom, BV. Pal. lat. 14, jedoch kein Beleg des hier in Rede stehenden Adjektivs (man vergleiche StSpD. S. 330, A. 14); zur Überlieferung der Mainzer Beichte sieh auch R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), S. 84, 97. 683

StSpD. S. 330,12f.; in der insgesamt besseren Edition des Textes im Althochdeutschen Lesebuch, XXII. 3, S. 59, die in Orthographie und Interpunktion im Gegensatz zu E. v. Steinmeyers Edition genau nach der Handschrift geht (Althochdeutsches Lesebuch, S. 168), fehlt unter anderem dieser Passus. 684

NW. S. 213.

gihörsam

111

In Notkers Übersetzung von Martianus Capellas De nuptiis Philologiae et Mercurii ist es in folgendem Zusammenhang bezeugt: Sed forsan pietas .s. dea sola recenseat . qu% parens Λ. obediens probitas .s. mercurii munera pensitet A. impleat. Nü mäg keskehen daz pietas einiu gezäldt . uuäz sin gehörsama güoti . dionestes ketüoe685. Augenfällig ist, daß das Adjektiv hier in attributiver Funktion auf ein Abstraktum bezogen ist, während es an den übrigen Belegstellen in den literarischen Denkmälern 686 ausschließlich prädikativ mit Bezug auf eine Person verwendet wird. Das lat. parens beziehungsweise obediens übertragende Adjektiv ist mit 'gehorsam' zu übersetzen: 'Nun aber berechnet vielleicht Pietas allein, was für einen Dienst seine [sc. Merkurs] gehorsame Rechtschaffenheit vollbringe'. Die übrigen Notker-Belege finden sich im Psalter, und zwar in einer auf Augustins Kommentar zu Psalm 70, l 6 8 7 basierenden Auslegung: Uues kemänot ünsih diser psalmus selbemo Dauidi gesungener? Daz tuöt ir filiorum688 ionadab . dii (ro fdter geböt uuireton . unde mit dero obedientia Götes Midi geuuünnen. Iro fäter gebot in . daz sii uuin ne-trünchin . hetme ne-uuärin . mibe üzze . unde in ίro gezilten. Daz uuireton sie sämo sö G6t selbo in iz ke-büte . uuanda er allen chinden häbet ke-böten daz sii iro parentibus689 kehdrsam sin. Dännän inphiengen sii benedictionem690 a domino691 . und uuard dllen diin Hüten ze in gezeigot föne ieremia propheta . der dis pöto uuas . do sie in captiuitatem692 gefiiöret uuürden . daz sii des eilendes kehdrsam G6te uuärin ... Nü sin also gehörsam Gote . daz er unsih inbinde dero captiuitatis693 . dia unspaulus zeigota an unseren liden ... 6 9 4 . In der Übersetzung des Textes ist das Adjektiv jeweils mit 'gehorsam' wiederzugeben: 'Woran erinnert uns dieser von David selbst gesungene Psalm? Er erinnert an die Söhne Jonadabs, die das Gebot ihres Vaters befolgten und durch den Gehorsam Gottes Gunst gewannen. Ihr Vater gebot ihnen, daß sie keinen Wein tränken [und] nicht zu Hause leben sollten, sondern draußen und in ihren Zel685

Ν. IV, 82,5-8; man vergleiche dazu Ν. IV A, S. 128.

686

Sieh auch weiter unten.

687

Man vergleiche dazu Ν. IX A, S. 310f.

fTQQ

Dazu ist dero süno übergeschrieben. 689

Dazu ist faterin

übergeschrieben.

69

® Dazu ist segen übergeschrieben.

69

1 Zu a domino ist fone Gote übergeschrieben. Zu in captiuilatem

ist in eilende übergeschrieben.

Dazu ist ellendi übergeschrieben. 694

Ν. IX, 244,5-19.

112

Das Material

ten. Das befolgten sie, gleichsam als ob Gott selbst es ihnen geboten hätte, denn er hat allen Kindern geboten, daß sie ihren Eltern gehorsam seien. Deshalb erhielten sie den Segen des Herrn, und das ganze Volk ward auf sie hingewiesen vom Propheten Jeremias, der dessen [des Herrn] Gesandter war, als es in die Gefangenschaft geführt wurde, damit es in der Gefangenschaft Gott gehorsam wäre ... Nun lasset uns also Gott gehorsam sein, damit er uns befreie von der Gefangenschaft, die uns Paulus an unseren Gliedern zeigte ...'. Auch in der Psalmenglossierung ist das Adjektiv gihdrsam, wie bereits erwähnt, bezeugt. Dabei ist lat. oboediens eines Philipper-Zitates 695 , das im Zusammenhang der Auslegung von Psalm 35,1 steht, vom Notkerglossator mit kehörsam übersetzt worden: kolis scalch

,

der dis scalchis pilide

an

Vuer ist hiir gendmot seruus domini? Ane der qui formam serui accipiens sih niminde

uuart ke-hörsam unzin άη din töd

factus est obediens usque ad mortem696. In zwei frühen Textdenkmälern, dem althochdeutschen Isidor des Parisinus 2326 sowie dem althochdeutschen Isidor der Monseer Fragmente, wird jenes oboediens aus dem Philipper-Brief dagegen mit chihoric697 beziehungsweise kahoric698 wiedergegeben. Ein jüngerer Glossenbeleg des Adjektivs ahd. gihdrsam findet sich schließlich im Glossar Id der Handschrift Oxford, Bodleian Library Jun. 83 aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts oder aus dem 13. Jahrhundert 6 9 9 , das die Glossierung Obediens gehorsam700 bezeugt, wie sie schon im Abrogans-Glossar Ra begegnet. In ahd. gihdrsam liegt entsprechend ahd. hörsam eine deverbale Bildung 701 vor, und zwar zu ahd. gihören 'hören, vernehmen, anhören, erhören, zuhören, gehorchen' 702 . 695

Man vergleiche Biblia Sacra, S. 1817 (Phil 2, 7f.)

696

Ν. VIII, 114,22-24.

697

I. XI,17 (17f.: ... uuordan uuardh chihoric untazs zi dode).

698

MF. XXXV, 11 (... uuortan uuard · kahoric • untaz zatode).

699

Dazu sieh weiter oben.

700

StSG. III, 385,15 und A. 2: darauf Obaudiens idem . Parens idem.

701

W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.3; W. Henzen, Deutsche Wortbildung, § 134; O. Gröger, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge, § 118; I. Fleischer, Die Wortbildung bei Notker, S. 68; Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 374; man vergleiche dagegen F. Kluge, Abriß der deutschen Wortbildungslehre, § 60; F. Kluge, Nominale Stammbildungslehre, § 239; H. Paul, Deutsche Grammatik, V, § 74 (jeweils mit desubstantivischer Deutung).

irrisam

113

Zu ahd. gihdrsam, das sich in mhd. gehorsam703 fortsetzt, findet sich ein entsprechendes Adjektiv im Altenglischen als ae. gehirsum704. Für das Altsächsische kann es vielleicht aufgrund der Weiterbildung ungihörsam705 vorausgesetzt werden, bei der es sich aber auch um eine Entlehnung 7 0 6 handeln könnte, da sie nur einmal bezeugt ist.

18. irrisam Das Adjektiv ahd. irrisam707 ist in einer Glossenhandschrift vom Ende des 10. Jahrhunderts sowie einmal in den Schriften Notkers bezeugt. Die Handschrift Berlin, PStB. Ms. Iat. 4° 939 7 0 8 , die lange Zeit als verschollen galt, jedoch vor wenigen Jahren in Krakau wiederentdeckt wurde 7 0 9 , tradiert auf fol. 3 r eine Subskription Froumunds von Tegernsee 7 1 0 Hunc ego Froumundus librum ecce colonie scripsi Atque hue deuexi tibi sanete QUIRINE Decreu f11, aus der hervorgeht, daß Froumund die Handschrift in Köln geschrieben und dem Quirinuskloster in Tegernsee geschenkt hat. Da bekannt ist, daß Froumund sich in den Jahren 990 bis 993 in dem Kloster St. Pantaleon in Köln aufgehalten hat, liegt neben dem Entstehungsort auch die Entstehungszeit des Codex recht genau fest 7 1 2 .

702 SchW. S. 146; StWG. S. 284; GSp. IV, Sp. 1004-1007; F. Raven, Die schwachen Verben des Althochdeutschen, I, S. 74-76. 703

LH. I, Sp. 792; III (Nachträge), Sp. 183; BMZ. I, S. 714.

704

Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 124, 374; J. Bosworth - Τ. N. Toller, An Anglo-Saxon Dictionary, S. 405; Supplement, S. 343; H. Koziol, Handbuch der englischen Wortbildungslehre, § 481. 705

StSpD. S. 319, 36; E. Wadstein, Kleinere altsächsische Sprachdenkmäler, S. 17, 11; J. H. Gallee, Vorstudien, S. 354; F. Holthausen, Altsächsisches Wörterbuch, S. 80. 706

W. Betz, Deutsch und Lateinisch, S. 141.

707

SchW. S. 152; StWG. S. 312; GSp. I, Sp. 451.

708

BV

Nr

45i s

6

709

K. Siewert, Althochdeutsch, I, S. 623 und A. 190; H. Tiefenbach, BNF. NF. 26 (1991) S. 457; W. Milde, Codices manuscripti 12 (1986) S. 88. 710

Ch. E. Ineichen-Eder, VL. II, Sp. 978-982.

711

StSG. IV, S. 500,27f.

712

R. Bergmann, ZDL. 50 (1983) S. 6f.; R. Bergmann, Mittel fränkische Glossen, S. 203f.; H. von Gadow, Die althochdeutschen Aratorglossen, S. 147; P. Pauly, Die althochdeutschen Glossen der Handschriften Pommersfelden 2671 und Antwerpen 17.4, S. 163; Ch. E. Eder, StMOSB. 83 (1972) S. 37-39.

114

Das Material

Die 113 Blätter umfassende Handschrift enthält auf fol. 3V-57V von Froumunds Hand die Schrift De consolatione Philosophiae des Boethius mit über einhundert althochdeutschen Glossen 713 , die nach R. Bergmann 714 mittelfränkischen Lautstand zeigen. Auf fol. 42 v überliefert der Codex die Glossierung Confusum (rrisam715. Das lateinische Lemma entstammt dem folgenden Kontext: Nec mirum, inquit, si quid ordinis ignorata ratione temerarium confusumque credatur; 716 ' " e s j s t a u c h n i c ht verwunderlich", sagte sie [die Philosophie], "wenn etwas für planlos und verworren gehalten wird, weil man den Grund der Ordnung nicht kennt; ..."'. Das althochdeutsche Interpretament {rrisam ist entsprechend dem prädikativ gebrauchten lateinischen Bezugswort confusum117 wohl ebenfalls mit 'verworren' wiederzugeben. Der Wortform nach liegt es in der sogenannten unflektierten Form des Nominativs Singular Neutrum vor. Notker 7 1 8 übersetzt den lateinischen Passus in seiner Boethiusbearbeitung mit Nehein vuünder chäd si . übe man άάζ uuänet sin ünrihttg . linde fervuörren . föne des ordine nehein reda geiiscdt neist719, wobei ünrihttg . ünde fervuörren mit 'regellos und verworren' zu übertragen ist. Auch der Notker-Beleg des Adjektivs ahd. irrisam findet sich in der Übersetzung der Consolatione philosophiae des Boethius, und zwar in demselben thematischen Zusammenhang wie die angeführte Glossierung. Auch hier geht es um die Frage der Ordnung, nach welcher Gott als Lenker der Welt den Guten und Schlechten teils Hartes, teils Angenehmes zukommen läßt, und ihrer Erkennbarkeit: Quo fit . tarn etsi uobis ordinem hunc . minime considerare ualentibus . confusa omnia perturbataque uideantur . nihilominus tarnen suus modus ad bonum dirigens . cuncta disponit. Τάηηάη ist täz . so uuto iu disen ordinem nebechennentin . älliu ding tünchin feruuörreniu . linde irresämiu . nieht türh täz min sin uuisa ze güote rämendiu . älliu ding kerdchenoe720. Der althochdeutsche Passus 713 Eine Zusammenstellung von über 20 Handschriften mit althochdeutschen Glossen zu Boethius findet sich bei U. Blech, Germanistische Glossenstudien, S. 157f. 714

ZDL. 50 (1983) S. 7-12; R. Bergmann, Mittelfränkische Glossen, S. 204-206.

715

StSG. II, 68,71.

716

CCSL. 94, S. 77,20f. (IV, p. 5).

717

GH. I, Sp. 1465; OLD. S. 404; ThLL. IV, Sp. 265-267.

718

Zum Verhältnis von althochdeutscher Boethiusglossierung und Notkers Übersetzung des Boethius I. Schröbler, Notker III von St. Gallen, S. 174-176. 719

N. III, 209,24-26.

720

N. III, 217,22-27.

irrisam

115

kann so übersetzt werden: 'Daher kommt es, daß, obgleich euch alle Dinge verworren und ohne Ordnung erscheinen, weil ihr diese Ordnung nicht erkennt, nichtsdestoweniger ihr Maß alle Dinge dem Guten zustrebend ordnet'. Ahd. (rresämiu ist als prädikativ gebrauchtes, pronominal flektiertes Adjektiv im Nominativ Plural Neutrum zu bestimmen. Unter Berücksichtigung des lateinischen Bezugswortes perturbatus721 sowie des Kontextes läßt sich (rresämiu als Glied des Wortpaares feruuörreniu . linde (rresämiu in Variation zu feruuörreniu 'verworren' mit 'ohne Ordnung, unklar' übertragen. Ahd. irrisam ist als eine deadjektivische Bildung 722 zu dem Adjektiv ahd. irri723 zu betrachten. Das zu den y'a-Stämmen gehörende Adjektiv zeigt in den hier behandelten Belegen irrisam und irresam eine der Regel entsprechende Erhaltung des Fugenvokals 724 . Im literarischen Wortschatz ist es in den Murbacher Hymnen, bei Otfrid, Notker und dem Notkerglossator in den Bedeutungen 'irrend, verirrt, unwissend' sowie in Wendungen mit unterschiedlichen Verben der Fortbewegung in den Bedeutungen 'irregehen, in die Irre gehen' belegt. Im Bereich der Glossen übersetzt es vornehmlich 725 lat. vagus 'umherschweifend, unstet' 7 2 6 . Ein Bedeutungsunterschied zwischen ahd. irrisam und ahd. irri, der sich als ein durch eine semantische Modifizierungsfunktion des Wortbildungselementes -sam bedingter Unterschied erklären ließe, kann hier wohl nicht festgestellt werden. Möglicherweise dominiert bei ahd. irri das Merkmal der unruhigen, ziellosen Bewegung und des Irregehens, während ahd. irrisam eher einen Zustand zu bezeichnen scheint. Doch ist dieser Unterschied wohl nicht durchgängig, wie sich mit Blick auf mhd. irresam zeigt, das in den Bedeutungen 'irrend, verirrt, zur verirrung verleitend, verwirrt, uneinig u . a . ' 7 2 7 belegt ist.

721

GH. II, Sp. 1656; OLD. S. 1361.

722

W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.2; H. Osthoff, Das Verb um, S. 117; I. Fleischer, Die Wortbildung bei Notker, S. 67; H. Tiefenbach, BNF. NF. 19 (1984) S. 364. 723

SchW. S. 152; StWG. S. 311, 850; GSp. I, Sp. 449f.

724

O. Gröger, Die althochdeutsche und altsächsische Kompositionsfuge, § 70, 72.

725

Sieh StSG. I, 294,36; IV, 106,10; V, 30,41; H. Thoma, PBB. 73 (1951) S. 222,25; A. Steffen, PSHL. 62 (1928) S. 448,25; sieh auch StSG. IV, 80,7-9 (zu muhivagus). 726

GH. II, 3352; OLD. S. 2004f.

727

LH. I, Sp. 1453; BMZ. I, S. 754.

116

Das Material

19. langsam Das Adjektiv ahd. langsam728 ist seit dem achten Jahrhundert überliefert. Zu den ältesten faßbaren Belegen des Adjektivs gehören zwei Glossenbelege im Glossar Rb der Handschrift Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Aug. IC 7 2 9 . Das Glossar Rb der wohl noch in das ausgehende achte Jahrhundert 730 zu datierenden Reichenauer Handschrift ist ein textfolgebezogenes lateinisch-althochdeutsches Glossar mit circa 1560 Glossen zu den Büchern des Alten Testaments und etwa 530 Glossen zu Gregors Homilien 731 . Auf fol. 94 r der Handschrift sind die Glossierungen Per cola duruh scemmi132 und Commata lancsamiu733 bezeugt. Die Lemmata entstammen der Präfatio des Hieronymus zum Buch Jesaja, in der Kirchenlehrer erklärt 734 , daß er den Text um eines besseren Verständnisses willen in der Weise geschrieben habe, wie es bei Demosthenes und Cicero zu pflegen geschehe, nämlich per cola ...et commata735, das heißt in längeren und kürzeren Sinneinheiten oder Leseabschnitten736. Die angeführten Glossierungen in Rb sind nun insofern bemerkenswert, als die volkssprachige Übertragung der Lemmata wohl unter Vertauschung der Bezüge erfolgte. Lat. colon131, das im Akkusativ Plural vorliegt, bezeichnet den längeren Abschnitt. Es wird durch ahd. scemmi wiedergeben, das als Akkusativ Plural des starken Femininums scemmi738 zu bestimmen ist. Die sonstigen Belege des Substantivs zeigen, daß das Lexem im Althochdeutschen zur Bezeichnung der Kürze dient, so zum Beispiel auch in der Samanunga-Handschrift Wien, ÖNB. Cod. 162, wo es zu dem Lemma 728

SchW. S. 166; StWG. S. 360; GSp. II, Sp. 229.

729

BV. Nr. 296, S. 38; Beschreibung der Handschrift bei A. Holder, Die Reichenauer Handschriften, I, S. 256-260. 730

B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 80; E. Meineke, Bernstein im Althochdeutschen, S. 218 und passim. 73

' R. Bergmann, Die althochdeutsche Glossenüberlieferung des 8. Jahrhunderts, S. 17.

732

StSG. I, 619,7.

733

StSG. I, 619,8.

734

Biblia Sacra, S. 1096, Z. 3-6.

735

Ebenda, Z. 4.

736

Zum Zusammenhang R. W. Müller, Rhetorische und syntaktische Interpunktion, S. 28, 70-72; W. Raible, Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen, S. 25. 737

MW. II, Sp. 881; GH. I, Sp. 1281; OLD. S. 355; ThLL. III, Sp. 1695-1697.

738

SchW. S. 229; StWG. S. 537; GSp. IV, Sp. 498.

langsam

117

Comma739 mit der Bedeutung 'kurzer Abschnitt' 740 bezeugt ist. Demnach ist zu vermuten, daß als eigentliches, das heißt semantisches Lemma von scemmi in Rb commata zu betrachten ist und entsprechend lancsamiu auf cola zu beziehen ist. Das althochdeutsche Adjektiv, das hinsichtlich der Wortform als Akkusativ Plural Neutrum aufzufassen ist, hat die Bedeutung 'lang'. Zu den Gregorglossen des Glossars Rb 7 4 1 gehört auch die auf fol. 80 v überlieferte Glossierung Prolixior langsamiro742. Das Lemma findet sich in der 19. Homilie des ersten Buches der Evangelienhomilien Gregors. Im weiteren Kontext berichtet Gregor von einem lasterhaften Mönch, der durch Krankheit geläutert wird. Der Textzusammenhang des Lemmas lautet: ...et durum cor ignis purgationis durior concremat, quia divina dispensatione agitur ut prolixiora vitia cegritudo prolixior exurat743 '... und das härtere Läuterungsfeuer bringt das harte Herz zum Schmelzen, weil es nach göttlicher Einrichtung geschieht, daß länger dauernde Krankheit länger währende Laster ausbrennt'. Das prolixior übersetzende langsamiro ist hinsichtlich der Wortform als Nominativ Maskulinum Singular Komparativ 744 zu bestimmen. Im Genus weicht es damit vom lateinischen Lemma ab, das entsprechend seinem Bezugswort cegritudo als Femininum aufzufassen ist. Die Inkongruenz zwischen Lemma und Glosse kann durch den Umstand bedingt sein, daß prolixior, das formal sowohl Maskulinum als auch Femininum sein kann, als Maskulinum aufgefaßt wurde. Möglicherweise ist in der grammatischen Differenz von Lemma und Interpretament ein Indiz für eine Vokabelglossierung 745 zu sehen. Doch fehlt hier ein sicheres semantisches Kriterium, das diese Annahme stützen könnte, da eine semantische Differenz zwischen dem lateinischen Textwort 7 4 6 und dem althochdeutschen Interpretament

739 StSG. I, 91,18; zum Lemma sieh MW. II, Sp. 932f.; GH. I, Sp. 1296; O L D . S. 361; T h L L . III, Sp. 1816f. 740

J. Spielt, Samanunga-Studien, S. 221.

741

Dazu W. Schröder, PBB. 65 (1942) S. 48-67; E. Meineke, Bernstein im Althochdeutschen, S. 84-86. 742

StSG. II, 313,69.

743

MPL. 76, Sp. 1159 A.

744

J. Schatz, Althochdeutsche Grammatik, § 399, 401.

74

^ Zu den Vokabelglossen in Rb E. Meineke, Bernstein im Althochdeutschen, S. 155166. 746

GH. II, Sp. 1981; OLD. S. 1483.

118

Das Material

nicht festzustellen ist. Die althochdeutsche Glosse hat entsprechend dem Lemma wohl auch die Bedeutung 'langdauernd'. Mit dieser Bedeutung findet sich das althochdeutsche Adjektiv auch im literarischen Wortschatz des Althochdeutschen, wo es nur einmal in der althochdeutschen Benediktinerregel der Handschrift St. Gallen, StiftsB. 916 aus dem frühen neunten Jahrhundert 747 belegt ist. Das erste Kapitel der Benediktinerregel behandelt die vier verschiedenen Arten von Mönchen, als zweite die Anachoreten 748 . Die lateinische Vorlage Deinde secundum genus est. anachoritarum! id est heremitarum; Horum qui non conuersationis feruore nouitiq! sed monasterii probatione diuturna qui didicerunt contra diabolum multorum solatio iam docti pugnare ... ist althochdeutsch übertragen worden mit danaan andraz chunni ist einchoranero daz ist waldlihhero dero die nalles des libes walme dera niuwii vzzan des munistres chorungu lancsameru die lirneton widar diubil managero helfu giv kileerte fehtan ,.. 7 4 9 'Die zweite Art dann ist die der Anachoreten, das heißt der Eremiten; jener, die nicht im Eifer des Lebenswandels des Noviziats, sondern nach langdauernder Prüfung im Kloster, durch die Hilfe vieler zuvor gelehrt, gegen den Teufel zu kämpfen gelernt haben Das entsprechend dem Bezugswort lat. diuturna150 nachgestellte Adjektiv ahd. lancsameru liegt in attributiver Funktion im Dativ Singular Femininum der pronominalen Flexion mit der Bedeutung 'langdauernd' 751 vor. Das Adjektiv meint also auch hier 'lang' in zeitlichem Sinne. Die Handschrift Oxford, BL. Jun. 25 7 5 2 tradiert auf fol. 122r, der ursprünglich leeren Seite des Reichenauischen Hymnen-Faszikels (fol. 122129), ein fünfspaltiges Glossar zur Benediktinerregel, das von derselben Murbacher Hand stammt, welche auch das Glossar 1c sowie einen Teil der Hymnen (XXII-XXVI) schrieb, wohl eben noch im ersten Viertel des neunten Jahrhunderts 753 .

747

B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 82.

748

Zum weiteren Zusammenhang H. Ibach, PBB. 78 (Halle 1956) S. 83-85.

749

StSpD. S. 196,11-17.

750

GH. I, Sp. 2243f.; OLD. S. 566; ThLL. V, 1, Sp. 1645-1647.

751

SchW. S. 166; sieh auch Die Althochdeutsche Benediktinerregel, S. 171; M. Bürgisser, Untersuchungen zur Wortbildung, S. 145f. 752 753

BV. Nr. 725, S. 84f.

B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S. 80; Schrifttafeln, S. 9*; MH., Einleitung, S. 2; StSG. IV, S. 589.

langsam

119

In der ersten Glossarspalte findet sich die folgende Interlinearglossierung: Diuturnitas lancsä zit uuilagiu754. Eine unmittelbare Zuordnung des Lemmas zu einer Textstelle der Benediktinerregel ist nicht möglich, da das lateinische Substantiv nicht im Text auftritt. Am ehesten ist zu vermuten, daß der Glossator das weiter oben angesprochene Adjektiv diuturna aus dem ersten Kapitel der Regel dem Lemma zugrundelegte 755 . Die Glossierung bietet insofern eine Schwierigkeit, als der volkssprachige Eintrag zit uuilagiu nicht ohne weiteres verständlich ist. Das Glossenwörterbuch von T. Starck und J. C. Wells 7 5 6 setzt ein sonst nicht belegtes Adjektiv ahd. zttwüag 'lange dauernd' an, und zwar mit der Lemmaangabe diuturnus, was so nicht zutreffend ist. Demgegenüber ist aber auch denkbar, daß zit als Substantiv 757 aufzufassen ist, das durch das Adjektiv lancsafmj attribuiert wird 7 5 8 , was als Übertragung des lateinischen Lemmas diuturnitas759 semantisch gut passen würde, wenngleich unter Annahme der attributivischen Funktion des Adjektivs eine flektierte Wortform, wie zum Beispiel *lancsamiu, zu erwarten wäre. Doch ist in diesem Zusammenhang auf die Kürzung durch Nasalstrich hinzuweisen, die auch das Flexionselement getroffen haben mag. Ferner zeigt auch die Reproduktion des die Glossierung tradierenden Blattes bei G. Baesecke 760 , daß der Abstand zwischen dem Adjektiv und zit geringer ist als zwischen diesem und dem folgenden, deutlich abgesetzten uuilagiu. Insgesamt dürfte dieser Deutung also mehr Wahrscheinlichkeit zukommen als einem Ansatz zttwtlag. Erklärungsbedürftig bliebe aber dann uuilagiu, zu dem E. G. Graff 7 6 1 einen mit Fragezeichen versehenen Adjektivansatz hwilac bildet. Das Lexem könnte ein desubstantivisches Adjektiv zu dem starken Femininum

754

StSG. II, 49,18; sieh die Abbildung von fol. 122 ra , Z. 11 der Handschrift bei G. Baesecke, Lichtdrucke nach althochdeutschen Handschriften, Tafel 30. 755 Man vergleiche StSG. II, 49, A. 11; sieh auch U. Daab, Studien zur althochdeutschen Benediktinerregel, S. 63, wo allerdings die Differenz zwischen tatsächlich glossiertem Lemma der Handschrift und dem nach dem Text der Regel zu erwartenden Lemma nicht angegeben wird. 756

StWG. S. 767.

757

Man vergleiche SchW. S. 306; StWG. S. 766; GSp. V, Sp. 633-636.

758

Sieh auch GSp. II, Sp. 229.

759

GH. I, Sp. 2243; OLD. S. 565f.; ThLL. V, 1, Sp. 1644f.

76

® Lichtdrucke nach althochdeutschen Handschriften, Tafel 30.

761

GSp. IV, Sp. 1227.

120

Das Material

ahd. (h)wtla 'Weile, Stunde, Zeit u.a.' 7 6 2 sein und als solches schon für sich ohne ein Erstglied zit- die Bedeutung 'langdauernd' haben. Für den Glossenbeleg lancsa[m] kann jedenfalls die Bedeutung 'lang, langdauernd' als gesichert gelten. Das althochdeutsche Adjektiv ist ferner bezeugt in vier Glossenhandschriften der Familie M, die dem 10., 10./11. und 12. Jahrhundert angehören, und zwar in den Handschriften Wien, ÖNB. Cod. 2723 und Cod. 2732 sowie München, BSB. Clm 19440 und Clm 14689 763 . Die Codices tradieren neben anderen Glossen zum Liber Comitis des Smaragdus von St. Mihiel übereinstimmend die Glossierung Quanto insolancsamemo764. Textbezug des lateinischen Lemmas ist Gal 4,1: dico autem quanto tempore heres parvulus est nihil differt servo cum sit dominus omnium765 'Ich aber sage: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, obwohl er Herr von allem ist'. Der lateinische Ausdruck quanto tempore ist im Neuhochdeutschen mit der temporalen Konjunktion solange wiederzugeben. In den Glossen wird das Lemma hingegen mit einer durch die Präposition ahd. in166 eingeleiteten präpositionalen Fügung im Dativ Singular, unter formaler Angleichung an den Ablativ der lateinischen Vorlage, übertragen. Das wohl als Dativ Singular Neutrum der starken Flexion zu bestimmende Adjektiv lancsamemo hat die Bedeutung 'lang'. Unter den Bibelglossen des bereits genannten Clm 19440 ist ferner p. 364 die Interlinearglossierung Longum lanchsa767 überliefert. Das lateinische Lemma ist folgendem Kontext aus dem Prolog des Hieronymus zum Zwölfprophetenbuch zuzuweisen: Et quia longum est nunc de omnibus dicere, hoc tantum vos, ο Paula et Eustochium, admonitas volo, unum librum esse duodecim Prophetarum ,.. 7 6 8 . Das Lemma longum769 ist hier zweifellos zeitlich aufzufassen und mit 'langdauernd' zu übersetzen, was auch für das althochdeutsche Interpretament lanchsafm] gilt.

762

SchW. S. 294; StWG. S. 728; GSp. IV, Sp. 1224-1226.

763

BV. Nr. 604, S. 71; zur Datierung der St. Emmeramer Handschrift B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, II, S. 94 (12. Jahrhundert). 764

StSG. I, 806,13.

765

Biblia Sacra, S. 1805.

766

SchW. S. 150; StWG. S. 299-301; GSp. I, Sp. 289-295.

767

StSG. I, 667,6; sieh auch V, S. 424, Z. 28.

768

Biblia Sacra, S. 1374, Z. 5-7.

769

GH. II, Sp. 700-702; OLD. S. 1042f.

langsam

121

Einen weiteren Beleg des althochdeutschen Adjektivs bezeugt der Clm 19440 auf p. 211 mit der Gregor-Glosse lancsamiu110, die in der Parallelhandschrift, dem Clm 18140, auf fol. 239v als lancsamiv überliefert ist 771 . Das Lemma ist prolixa aus Buch 1,19 der Homilien Gregors: In explanatione sua multa ad loquendum sancti Evangelii lectio postulat, quam volo, si possum, sub brevitate perstringere, ne vos et extensa processio, et prolixa expositio videatur onerare772. Dem Text zufolge will Gregor das, was die Lesung des Evangeliums zu ihrer Erklärung zu sagen verlangt, in aller Knappheit zusammenfassen, damit nicht außer einer weiten Prozession auch noch eine prolixa expositio die Zuhörer belaste. Das Lemma prolixa steht im Text in Opposition zu sub brevitate perstringere und charakterisiert von daher expositio als lang, langdauernd oder ausführlich, vielleicht auch als weitschweifig im Sinne eines Übermaßes, was mit Hinblick auf das Textwort onerare vermutet werden kann. Entsprechende Bezeichnungsfunktionen sind auch für das in den Varianten lancsamiu / lancsamiv vorliegende volkssprachige Adjektiv zu erwägen, das als Nominativ Singular Femininum zu bestimmen ist. Ahd. langsam ist eine deadjektivische Bildung 773 zu ahd. lang 'lang, lang dauernd, ausführlich, umständlich, schwer, langgestreckt' 774 . Während dieses sowohl im räumlichen als auch zeitlichen Sinne gebraucht wird, meint ahd. langsam ausschließlich 'lang' in zeitlicher Hinsicht. Nach M. Bürgisser 775 hat ahd. langsam damit exklusive Funktion. Neben ahd. langsam, dem in den anderen älteren germanischen Sprachen die Adjektive as. langsam776 und ae. langsum777 hinsichtlich ihrer Bildungsweise sowie ihrer Bedeutung entsprechen 778 , findet sich mit zeitli770

StSG. II, 293,3.

771

Zu den Gregor-Glossen der Überlieferungsträger W. Schröder, PBB. 65 (1942) S.

3-48. 772

MPL. 76, Sp. 1154 B.

773

W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.2; W. Henzen, Deutsche Wortbildung, § 134; H. Tiefenbach, BNF. NF. 19 (1984) S. 364; M. Bürgisser, Untersuchungen zur Wortbildung, S. 145. 774

775

SchW. S. 166; StWG. S. 359; GSp. II, Sp. 225-227. Untersuchungen zur Wortbildung, S. 146.

776

Ε. H. Sehrt, Vollständiges Wörterbuch, S. 322; F. Holthausen, Altsächsisches Wörterbuch, S. 45; M. Bürgisser, Untersuchungen zur Wortbildung, S. 145-147. 777

J. Bosworth - Τ. N. Toller, An Anglo-Saxon Dictionary, S. 620; Supplement, S. 606; H. Koziol, Handbuch der englischen Wortbildungslehre, § 481. 77R Sieh auch Ch. T. Carr, Nominal Compounds, S. 122; F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch, (21. A.) S. 422f.; (22. A.) S. 428.

122

Das Material

eher Bezeichnungsfunktion auch einmal ahd. langlth779, das nur in Otfrids Evangelienbuch in dem Ausdruck äna länglicha frist780 'ohne langes Zögern' bezeugt ist. Semantisch konkurriert mit ahd. langsam ferner das Adjektiv langseim 'langdauernd' 781 . Es dient Notker 782 zur Übersetzung von lat. diuturnus. Das Nebeneinander von ahd. langsam und langseim hat eine Entsprechung bei den dazu gebildeten Abstrakta ahd. langsami783 und langseimf84. So findet sich einmal längseimi785 'Dauer' in Notkers Übersetzung von Boethius' Bearbeitung der 'Categoriae' des Aristoteles im Sangallensis 825 (A), wo die Parallelhandschrift, der Sangallensis 818 (B), längsamf86 bietet. Die sich hier andeutenden semantischen Übereinstimmungen sind nicht ohne Folge für die weitere Bedeutungsentwicklung von ahd. langsam gewesen 787 . Wohl unter Einfluß von mhd. seine 'langsam, träge' 788 , das mit an. seinn 'langsam, spät' 789 und ae. scene 'slow, dull, sluggish, inactive' 7 9 0 zu vergleichen ist 791 , nahm mhd. lancseim die Bedeutung 'zögernd, langsam' 792 an und beeinflußte seinerseits mhd. lancsam 'lang,

779

SchW. S. 166; GSp. II, Sp. 228.

780

Ο. IV, 15,24.

781

SchW. S. 166; GSp. II, Sp. 229; man vergleiche StWG. S. 360.

782

N. III, 204,29.

783

SchW. S. 166; StWG. S. 360, 825; GSp. II, Sp. 229.

784

SchW. S. 166; GSp. II, Sp. 229.

785

Ν. V, 53,6f.

786

Ν. V, 53, Apparat.

787

Sieh dazu etwa DWB. VI, Sp. 179; W. Wilmanns, Deutsche Grammatik, II, § 373.2; F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch, (21. A.) S. 422f.; (22. A.) S. 428. 788

LH. II, Sp. 858; BMZ. II, 2, S. 242; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 190. 789

J. de Vries, Altnordisches etymologisches Wörterbuch, S. 469.

790

J. Bosworth - Τ. N. Toller, An Anglo-Saxon Dictionary, S. 811; Supplement, S.

692. 791

J. Pokorny, Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, I, S. 891; S. Feist, Vergleichendes Wörterbuch, S. 405. 792

LH. I, Sp. 1819; BMZ. II, 2, S. 243; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 121.

leidsam

123

lange dauernd, langsam' 793 , das schließlich die Bedeutung von mhd. lancseim übernahm und seine ursprüngliche ausklingen ließ.

20. leidsam Das Adjektiv ahd. leidsam794 ist seit dem achten Jahrhundert reich bezeugt 7 9 5 . Die frühesten Belege finden sich unter den Bibelglossen des Glossars Rb der Reichenauer Handschrift Karlsruhe, BLB. Aug. IC, die noch ins ausgehende achte Jahrhundert 796 datiert wird. Auf fol. 88 v bietet der Codex die Glosse Execrabilis leidsam191. Textbezug des Lemmas ist die folgende Stelle aus dem Liber proverbiorum (Prv 28,9): qui declinat aurem suam ne audiat legem oratio eius erit execrabilis798 'Wer sein Ohr abwendet, damit er das Gesetz nicht hört, dessen Gebet wird verabscheuungswert sein'. Bei Annahme einer kontextgerechten Glossierung ist das althochdeutsche Interpretament als Nominativ Singular Femininum, substantivisch flektiert, zu bestimmen und entsprechend dem lateinischen Lemma 799 mit 'verabscheuungswert' wiederzugeben. Als eine Vokabelübersetzung erweist sich die Glossierung Ius profanum reht leidsamaz800 des Glossars Rb, die auf fol. 98 r der Handschrift überliefert ist. Wie sich unter Berücksichtigung des dem Lemma zugrundeliegenden Kontextes ... qui comedunt carnem suillam et ius profanum in vasis eorum ... 8 0 1 (Is 65,4) zeigt, ist das Textwort lat. ius 'Brühe' 8 0 2 als lat. ius 'Recht' 8 0 3 aufgefaßt worden. Die Glosse reht stellt sich damit zu den 793 LH. I, Sp. 1819; III (Nachträge), Sp. 290; BMZ. II, 2, S. 243; Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 121. 794

SchW. S. 169; StWG. S. 367; GSp. II, Sp. 173f.

795

Eine unvollständige Zusammenstellung der Belege findet sich bei H. Schwab, Ausdrücke der Abneigung im Althochdeutschen, S. 126-130, der zudem für den jeweiligen Einzelbeleg keine Bedeutung angibt. 796

Dazu sieh weiter oben.

797

StSG. I, 542,50.

798

Biblia Sacra, S. 982.

799

GH. I, Sp. 2606; OLD. S. 654; ThLL. V, 2, Sp. 1834f.

800

StSG. I, 621,49.

801

Biblia Sacra, S. 1162.

802

GH. II, Sp. 500; OLD. S. 984; ThLL. VII, 2, 1, Sp. 704-706.

803

GH. II, Sp. 500-502; OLD. S. 984-986; ThLL. VII, 2, 1, Sp. 678-704.

124

Das Material

Fällen von semantischen Vokabelglossen 804 in Rb, die aufgrund einer ausdrucksseitigen Mehrdeutigkeit ein anderes Lexem im Lemma annehmen, als nach Ausweis des Textes gegeben ist. Auch in der Übersetzung von profanum mit leidsamaz liegt eine Vokabelglossierung vor, was gerade vor dem Hintergrund der kontextgerechten Glossierung des Lemmas mit dem Adjektiv ahd. unreini805 in mehreren Bibelglossenhandschriften der Familie M 8 0 6 deutlich wird. Dem Charakter nach ist sie aber von der obigen Vokabelglosse zu unterscheiden. Sie stellt jenen Typus von Vokabelübersetzung 807 dar, der eine andere Bedeutung des Lemmas aufnimmt als die vom Kontext her erforderliche, wobei eine falsche Auswahl aus den Bezeichnungsmöglichkeiten des lateinischen Wortes getroffen wird. Dabei ist aber im vorliegenden Fall zu berücksichtigen, daß das lateinische Adjektiv wohl nicht wie ein isoliert stehendes Lemma übersetzt wurde, sondern vielmehr als Glied der syntaktisch-semantischen Einheit Ius profanum. Das besagt für den zu postulierenden Übersetzungsvorgang, daß das Verständnis von ius als reht wesentlich mitbestimmend gewesen sein wird für die vom Glossator angenommene Bezeichnungsfunktion des Lemmas profanum. Bezüglich der Bedeutung des Interpretaments leidsamaz ist nun am ehesten davon auszugehen, daß der Glossator Ius profanum als Bezeichnung eines Rechts verstand, das dem Willen Gottes nicht entspricht und in diesem Sinne gottlos und verrucht ist. Die Glosse reht leidsamaz läßt sich daher wohl mit 'verruchtes Recht' übersetzen. Der zeitlichen Überlieferung nach schließt sich hier der einzige Beleg 8 0 8 des Adjektivs in der althochdeutschen Benediktinerregel des Sangallensis 916 aus dem frühen neunten Jahrhundert an.

Das Psalmenzitat (Ps 13,1) Corrupti sunt et abhominabiles facti sunt in uoluntatibus809 suis810 ist übersetzt worden mit zeprohhan sint indi leidsame wortane sint in uuilloom iro 8 1 1 'Verderbt sind sie, und verabscheu-

804 Dazu E. Meineke, Bernstein im Althochdeutschen, S. 155-166, hier insbesondere S. 159-162. 805

SchW. S. 272; StWG. S. 670; GSp. IV, Sp. 1160f.

806

StSG. I, 615,50-56.

807

Dazu E. Meineke, Bernstein im Althochdeutschen, S. 162-166.

808

Man vergleiche M. Bürgisser, Untersuchungen zur Wortbildung, S. 146.

809

StSpD. S. 212, A. 8: uoluntatibus] η zu ρ von 3. Hand korrigiert.

810

Nach StSpD. S. 212,14-16.

811

StSpD. S. 212,14-16; man vergleiche dazu die weiter unten angeführte Übersetzung des Psalms durch Notker, Ν. VIII, 39,3-6; zur Wiedergabe von lat. abominatio, abomi-

leidsam

125

ungswert sind sie geworden in ihren Absichten'. Das auf lat. abhominabi/w 8 1 2 sich beziehende Adjektiv ist mit 'verabscheuungswert' zu übertragen. Ein Zeugnis des Adjektivs ahd. leidsam überliefert ferner die Prudentiusglossenhandschrift Bern, Burgerbibliothek Cod. 264 8 1 3 , die nach E. J. Beer 8 1 4 frühestens gegen a. 900 oder sogar erst im ersten Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts, möglicherweise auf der Reichenau 815 , geschrieben wurde. Der Codex bietet p. 259 den in ^-/-^-Geheimschrift 816 vorliegenden Beleg Ifkdsbmxz617, lies leidsamuz818. Das volkssprachige Interpretament glossiert das lateinische Lemma infame in dem folgenden Kontext der Schrift Contra Symmachum: Aspice quam pleno subsellia nostra senatu decernant infame Iouis puluinar et omne idolium longe purgata ex urbe fugandum819 'Schau her, wie voll der Senat ist, in dem unsere Bänke beschließen, daß das verrufene Polster Jupiters und aller Götzendienst weit aus der Stadt verbannt werden muß, damit sie gereinigt ist'. Die in der Übertragung des Textes vorgenommene Übersetzung des Lemmas 8 2 0 mit 'verrufen' ist auch für das Interpretament angezeigt, das als Nominativ Singular Neutrum der pronominalen Flexion zu bestimmen ist. Unter den Glossen zu Gregors des Großen Cura pastoralis findet sich in der Handschrift Zürich, ZB. Ms. Rh. 35 8 2 1 aus dem zehnten Jahrhundert 8 2 2 auf p. 146 die Glossierung Execrandis :: leHsamen^. Das lateininabilis etc. G. A. R. de Smet, Gedenkschrift für Jost Trier, S. 235-241, insbesondere S. 237-239. 812

MW. I, Sp. 36; GH. I, Sp. 23; ThLL. I, Sp. 120f.

813

BV. Nr. 65, S. 8f.

814

Florilegium Sangallense, S. 15-70, insbesondere S. 21 f., 30, 37, 56f.

815

O. Homburger, Die illustrierten Handschriften, S. 139, Α. 1.

816

Dazu B. Bischoff, Paläographie, S. 234; B. Bischoff, Mittelalterliche Studien, III, S.

124. 817

StSG. II, 528,35.

818

StSG. II, 528, A. 32.

819

CCSL. 126, S. 206 (Contra Symm. 1,608-610).

820

GH. II, Sp. 226; OLD. S. 893f.; ThLL. VII, 1, Sp. 1339-1342.

821

BV. Nr. 1010, S. 120.

822

L. C. Mohlberg, Mittelalterliche Handschriften, S. 175.

823

StSG. II, 240,44.

126

Das Material

sehe Bezugswort entstammt dem nachstehenden Textzusammenhang: Cum enim Paulus fornicationis Vitium tot criminibus exsecrandis inseruit, cujus sit reatus indieavit ... 8 2 4 'Indem nämlich Paulus das Laster der Hurerei in eine Reihe mit so vielen fluchwürdigen Verbrechen stellt, zeigt er an, von welcher Sündhaftigkeit sie ist ...'. In Übereinstimmung mit dem lateinischen Lemma 825 ist das volkssprachige Interpretament, das wohl im Dativ Plural Neutrum der pronominal starken Flexion vorliegt, mit 'fluchwürdig' zu übertragen. Auf einer fehlerhaften Beurteilung des Lemmas informes beruht die Glosse leidsama&26, die in der Handschrift München, BSB. Clm 6242 827 , eine Freisinger Handschrift 828 des 10. Jahrhunderts 829 , sowie in den bereits mehrfach genannten Handschriften Wien, ÖNB. Cod. 2732 (10. Jahrhundert), München, BSB. Clm 19440 (um a. 1000) und München, BSB. Clm 18140 (3. Viertel des 11. Jahrhunderts) überliefert ist. Wie aus dem weiteren Textzusammenhang 830 des glossierten Lemmas hervorgeht, handelt es sich bei informes um die 2. Person Singular Konjunktiv Präsens Aktiv des Verbs lat. informare*31. Dagegen ist das Lemma nach Ausweis der Glosse, die im Nominativ oder Akkusativ Maskulinum Plural, substantivisch flektiert, vorliegt, als Nominativ oder Akkusativ Maskulinum Plural des Adjektivs lat. informis832 aufgefaßt worden. Demnach handelt es sich bei leidsama um eine Vokabelübersetzung, die das grammatische Wort verkennt und ein falsches Lexem im Lemma annimmt 833 . Welche Bezeichnungsfunktion des vermeintlichen Adjektivs durch das volkssprachige Interpretament wiedergegeben werden sollte, ist nicht ohne weiteres bestimmbar. Unter Berücksichtigung der möglichen Bezeichnungsfunktionen des lateinischen Adjektivs sowie der sonstigen

824

MPL. 77, Sp. 104 A.

825

GH. I, Sp. 2607; ThLL. V, 2, Sp. 1840.

826

StSG. II, 126,19.

827

BV. Nr. 509, S. 62.

828

B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen, I, S. lOOf.

829

StSG, IV, S. 524.

830

MPL. 67, Sp. 253 A (Decreta Innocentii XLI): ... ut et gaudium commune habeas, et eos informes qui pro Attici partibus intervenire consueverunt. 831

GH. II, Sp. 250f.; OLD. S. 903; ThLL. VII, 1, Sp. 1477-1480.

832

GH. II, Sp. 250; OLD. S. 903; ThLL. VII, 1, Sp. 1474-1477.

833

nobiscum

Sieh dazu auch weiter oben; ferner H. Götz, in: R. Große - S. Blum - H. Götz, Beiträge zur Bedeutungserschließung im althochdeutschen Wortschatz, S. 80f.

leidsam

127

Bezeugungen des althochdeutschen Adjektivs wird man für dieses jedoch wohl eine Bedeutung 'abscheulich' ansetzen können. Die Handschrift Saint-Mihiel, Bibliotheque Municipale Ms. 25 8 3 4 aus dem 10. oder dem Anfang des 11. Jahrhunderts 835 überliefert auf fol. 63 v die Glossierung Inlicitum. detestabile. leidsam.*36. Der dem lateinischen Lemma zugrundeliegende Text des Buches Genesis (Gn 43,32) lautet: ... inlicitum est enim Aegyptiis comedere cum Hebraeis et profanum putant huiuscemodi convivium837 '... es ist nämlich den Ägyptern nicht erlaubt, mit den Hebräern zu essen, und sie halten ein derartiges Mahl für gottlos' 8 3 8 . Als Bezugswort des althochdeutschen Interpretaments leidsam, das in der Form des Nominativ Singular Neutrum, substantivisch flektiert, vorliegt, ist demnach das lateinische Interpretament detestabile839 zu betrachten, an das sich die volkssprachige Glosse semantisch am ehesten anschließen läßt. Auf einer entsprechenden Beurteilung des Glossierungszusammenhangs basiert wohl auch E. Meinekes 840 Übersetzung der Glosse mit 'verabscheut'. In der Boethiushandschrift Berlin, PStB. Ms. lat. 4° 939 841 , die Froumund von Tegernsee in Köln wohl im letzten Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschrieben hat 842 , ist auf fol. 41 r die Glossierung Indignissima leitjam 8 4 3 überliefert. Den weiteren Textzusammenhang des Lemmas bildet der folgende Passus aus der Consolatio philosophiae: Id uero hactenus egimus ut quae indignissima tibi uidebatur malorum potestas earn nullam esse cognosceres ,.. 8 4 4 'Dieses aber haben wir so weit verhandelt, damit

834

BV. Nr. 1041, in: R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda (III), S. 168.

835

E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 46.

836

E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, Nr. 518, S. 220; Althochdeutsche Glossen zum Alten Testament, S. 23, Z. 2. 837

Biblia Sacra, S. 65f.

838

Übersetzung von E. Meineke, Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 220.

839

GH. I, Sp. 2102; OLD. S. 530; ThLL. V, 1, Sp. 808f.

840

Saint-Mihiel Bibliotheque Municipale Ms. 25, S. 220.

O i